2023/7 - Next Step SHO
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NEXT<br />
STEP<br />
Der nächste Schritt ins Studium oder Berufsleben<br />
19. Juli <strong>2023</strong><br />
UNENDLICHE<br />
MÖGLICHKEITEN<br />
Egal ob IT, Natur, Soziales oder Technik:<br />
Die #Vielfalt in der Berufswelt ist groß.<br />
Azubis aus der Region geben<br />
spannende Einblicke<br />
KEINE ANGST VOR<br />
EINEM NEUSTART<br />
Die gewählte Ausbildung passt doch nicht zu dir?<br />
Zwei Expertinnen verraten, wie der Berufswechsel gelingt<br />
DIE LIEBE ZUR MUSIK<br />
Covermodel Jan Martin aus Untermünkheim will<br />
seinen Traum, Musiker zu werden, wahrmachen
2 | NEXT STEP<br />
Ihr Einstieg im<br />
Sondermaschinenbau<br />
Ausbildungsberufe (m/w/d) für 2024<br />
⚪<br />
Elektroniker für Automatisierungstechnik<br />
⚪ Mechatroniker<br />
⚪ Zerspanungsmechaniker<br />
⚪<br />
Technischer Produktdesigner<br />
Fachinformatiker,<br />
⚪<br />
Fachr. Systemintegration<br />
Industriekaufmann<br />
⚪<br />
(auch mit Zusatzqualifikation IWM)<br />
Duales Studium (m/w/d) für <strong>2023</strong>/2024<br />
⚪<br />
⚪<br />
⚪<br />
Elektrotechnik - <strong>2023</strong>/2024<br />
Maschinenbau - 2024<br />
Wirtschaftsingenieurwesen - 2024<br />
⚪<br />
Tolle Events für<br />
Auszubildende und<br />
Studenten<br />
⚪<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
⚪<br />
Flexible Arbeitszeiten<br />
⚪<br />
Innovative Technik<br />
Sehen Sie sich doch<br />
gleich an, was unsere<br />
Auszubildenden über<br />
ihre Ausbildung bei<br />
Optima erzählen.<br />
www.optima-packaging.com/ausbildung-studium
NEXT STEP |<br />
3<br />
EILEEN<br />
SCHEINER<br />
REDAKTEURIN<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
WOHIN<br />
DES<br />
WEGES?<br />
Impressum<br />
<strong>Next</strong> <strong>Step</strong> – der nächste Schritt ins<br />
Studium oder Berufsleben / Juli <strong>2023</strong><br />
Eine Kooperation der Verlagsbetriebe<br />
Haller Tagblatt, Hohenloher Tagblatt und<br />
Rundschau Gaildorf<br />
Verlag | Kontakt<br />
SÜDWEST PRESSE Hohenlohe<br />
GmbH & Co. KG<br />
Haalstraße 5 und 7<br />
74523 Schwäbisch Hall<br />
Telefon: 0791/ 4040<br />
Redaktion<br />
Heribert Lohr (verantw.), Adina Bauer,<br />
Alisa Grün, Claudia Linz, Kerstin Regner,<br />
Eileen Scheiner, Anne Schurr<br />
Fotos<br />
Titelfoto: Ufuk Arslan<br />
Fotos wie angegeben: Ufuk Arslan, Adina<br />
Bauer, Claudia Linz, Eileen Scheiner,<br />
Privatfotos, Firmenfotos, Stockadobe<br />
Anzeigen<br />
Vera Epple (verantw.), Ingo Bölz, Holger<br />
Gschwendtner, Martin Haas, Afsoon<br />
Kamrani, Kai Müller, Martin Naterski,<br />
Sebastian Nutsch, Julia Winterfeldt<br />
Grafik<br />
Franziska Oblinger<br />
www.mediaservice-ulm.de<br />
Druck<br />
DHO Druckzentrum<br />
Hohenlohe-Ostalb GmbH & Co. KG<br />
Ludwig-Erhard-Straße 109<br />
74564 Crailsheim<br />
Wer aktuell vor der Berufswahl steht,<br />
hat buchstäblich die Qual der Wahl:<br />
324 anerkannte Ausbildungsberufe<br />
gibt es in Deutschland, die in 16 unterschiedliche<br />
Berufsfelder eingeteilt<br />
sind. Kein Wunder also, dass einem<br />
bei diesem Angebot die Wahl des passenden<br />
Berufes schwerfällt.<br />
Dabei ist das noch lange nicht alles:<br />
Über 21 000 Studiengänge werden an<br />
deutschen Hochschulen angeboten –<br />
Tendenz steigend. Das Angebot wird<br />
immer diverser, neue Bereiche kommen<br />
hinzu, andere werden vertieft.<br />
Wer hier das passende für sich finden<br />
will, muss die eigenen Stärken und Talente<br />
in den Fokus setzen und sich viel<br />
Zeit für die Entscheidung nehmen.<br />
Und wer sich dann doch für den „falschen<br />
Weg“ entschieden hat, macht<br />
einen Neustart und wählt aus der Fülle<br />
an Berufen und Studiengängen<br />
eben etwas Neues aus – alles halb so<br />
wild!<br />
Niemand kann dir einen kompletten<br />
Durchblick im Berufe-Dschungel verschaffen.<br />
Wir versuchen aber in dieser<br />
Ausgabe, die #Vielfalt der Jobwelt vorzustellen<br />
und einen Einblick in ganz<br />
unterschiedliche Arbeitswelten zu liefern:<br />
Da ist auf der einen Seite Hauswirtschafterin<br />
Ellen Goldschmidt, die<br />
ganz eng mit Menschen zusammenarbeitet,<br />
Essen zubereitet und Zimmer<br />
reinigt. Auf der anderen Seite gibt<br />
es IT-Experte Lukas Benner, der in seinem<br />
Studium Wirtschaftsinformatik<br />
Data Science die Programmier- und<br />
Businesswelt kennengelernt hat. Besondere<br />
Einblicke liefert auch Nessim:<br />
Er absolviert einen Freiwilligen<br />
Wehrdienst bei der Bundeswehr.<br />
Zudem widmen wir uns in dieser Ausgabe<br />
dem Thema Musik. Unser Covermodel<br />
Jan Martin erzählt im Interview<br />
von seinem Traum, mit der Musik<br />
Geld zu verdienen und wie er das erreichen<br />
möchte. Das haben die drei<br />
Protagonisten in unserer kleinen Reportage<br />
bereits geschafft beziehungsweise<br />
sind auf dem besten Weg dorthin:<br />
Ferdinand Reutter, Klaus Jakob<br />
und Mariola Pult berichten von ihrer<br />
Liebe zur Musik.<br />
Daneben haben wir noch jede Menge<br />
weiteren Lesestoff für dich zusammengestellt:<br />
Geschichten von echten<br />
Machern, die die Karriereleiter bereits<br />
nach oben gestiegen sind, Wissenswertes<br />
zu den Themen Berufswechsel<br />
und Auslandserfahrungen sowie Infos<br />
rund ums richtige Lernen.<br />
Viel Spaß<br />
beim Schmökern<br />
wünscht
4 | NEXT STEP<br />
INHALT<br />
Editorial<br />
3<br />
<br />
JOBSTART<br />
DER VIELSEITIGE<br />
Jan Martin studiert an der Popakademie<br />
in Mannheim und möchte seine<br />
Leidenschaft Musik zum Beruf machen 8<br />
DIE UNTERSTÜTZERIN<br />
Kochen und reinigen: Als Hauswirtschafterin<br />
hilft Ellen Goldschmidt bei<br />
der Versorgung von Menschen 20<br />
DER PROBESOLDAT<br />
Nessim R. absolviert einen 23-monatigen<br />
Freiwilligen Wehrdienst bei der<br />
Bundeswehr in Niederstetten 22<br />
DIE TONANGEBER<br />
Ferdinand Reutter, Klaus Jakob und<br />
Mariola Pult erzählen, warum Musik<br />
in ihrem Leben die Hauptrolle spielt10<br />
DIE BLUMENFREUNDIN<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
Hannah-Marie Jaumann ist begeistert von<br />
ihrer Tätigkeit als Floristin, weil sie<br />
dabei so kreativ sein kann 12<br />
DER BIERBRAUER<br />
Von der Maische zum Bier – Benedikt<br />
Michelberger hat eine Ausbildung<br />
zum Brauer und Mälzer absolviert<br />
14<br />
JAN MARTIN<br />
DER KONSTRUKTEUR<br />
Der Technische Systemplaner<br />
Timo Wieland entwirft Bauteile<br />
und Montagepläne 16<br />
DER IT-SPEZIALIST<br />
Lukas Benner hat sein DH-Studium<br />
Wirtschaftsinformatik - Data Science<br />
erfolgreich abgeschlossen 18<br />
ANNA SCHWARZ<br />
Foto: Claudia Linz
NEXT STEP |<br />
5<br />
MACHER<br />
WISSEN<br />
DER ANPACKER<br />
Traumjob Unternehmer: Danny<br />
Denk hat 2019 seine Firma<br />
Ecosphere Automation gegründet26<br />
DIE ENGAGIERTE<br />
Anna Schwarz setzt sich als Regionalmanagerin<br />
für die Stärkung der<br />
ökologischen Landwirtschaft ein 28<br />
DIE STIMMBEGABTE<br />
Gesangscoach und App-<br />
Entwicklerin: Angelika Ullrich<br />
aus Öhringen lebt ihren Traum <br />
30<br />
GUT ZU WISSEN<br />
Fünf kuriose Fakten rund<br />
um Musik 32<br />
DEN HORIZONT ERWEITERN<br />
Unternehmen in der Region bieten<br />
ihren Azubis und Studierenden<br />
Auslandserfahrungen <br />
34<br />
SO KLAPPT DER<br />
RICHTUNGSWECHSEL<br />
Zwei Berufsberaterinnen erklären,<br />
was es bei einem Berufswechsel<br />
zu beachten gilt 36<br />
WELCHER LERNTYP BIN ICH?<br />
Verbal oder visuell? Wie man<br />
am besten lernt, ist von Mensch<br />
zu Mensch unterschiedlich 38<br />
REGIONALE<br />
HOCHSCHULEN<br />
Ein Überblick<br />
40<br />
FÜNF SCHRITTE ZUR<br />
TRAUMAUSBILDUNG<br />
Wie geht es nach der Schule weiter?<br />
Expertin Stefanie Klenk gibt<br />
hilfreiche Tipps 42<br />
Foto: privat<br />
NESSIM R.
6 | NEXT STEP
OB TECHNISCH, HANDWERKLICH<br />
ODER KREATIV –<br />
#VIELFALT IST AUCH IN<br />
DER ARBEITSWELT ANGESAGT.<br />
MIT DIESEN BERUFEN<br />
KANNST DU DURCHSTARTEN!<br />
JOBSTART<br />
Foto: deagreez/adobe.stock.com
8 | NEXT STEP JOBSTART<br />
Gitarre spielen, singen, auf<br />
der Bühne stehen und mit dem<br />
Publikum eine gute Zeit verbringen<br />
– das ist die Leidenschaft<br />
von Musiker Jan Martin<br />
aus Untermünkheim. Im<br />
Interview erzählt er, wie er<br />
seine Passion zum Beruf<br />
machen möchte.<br />
„DIE MUSIK<br />
HAT MICH NIE<br />
LOSGELASSEN“<br />
ZUR PERSON<br />
Jan Martin, Jahrgang 1998, wuchs in Untermünkheim-Übrigshausen<br />
auf. Nach seinem Abitur absolvierte er ein FSJ im Kindergarten<br />
in Untermünkheim. Anschließend ließ er sich zum staatlich<br />
geprüften Ensembleleiter für Popmusik am Music College in<br />
Regensburg ausbilden. Dort erwarb er auch eine pädagogische<br />
Zusatzqualifikation. Seit 2021 studiert er Popmusikdesign an der<br />
Popakademie in Mannheim.<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
Wenn Jan nach<br />
seinen aktuellen<br />
Musik- und<br />
Bandprojekten<br />
gefragt wird, muss er überlegen.<br />
„Es sind ganz schön viele“, sagt<br />
er grinsend. Seit 2014 ist er Mitglied<br />
bei der Live-Band „TETs“,<br />
außerdem ist er fester Bestandteil<br />
der David-Bowie-Tribute-<br />
Band „Heroes“ sowie der Bands<br />
„2weeksbefore“ und „Caravel“.<br />
Auch bei den Musikprojekten<br />
„in blue“ und bei den „Hohenloher<br />
Lieblingen“, bei denen<br />
sich jeweils je nach Veranstaltung<br />
eine ganz neue Formation<br />
zusammenfindet, ist er aktiv.<br />
Hinzu kommt sein Soloprojekt:<br />
Unter dem Namen „Casiolele“<br />
veröffentlicht er eigene, selbst<br />
produzierte Songs, oft gemeinsam<br />
mit anderen Künstlern.<br />
Trotz der Menge an Projekten<br />
und seinem Studium an der<br />
Popakademie in Mannheim bekommt<br />
Jan alles gut unter einen<br />
Hut. Musik ist sein Leben, sagt<br />
er.<br />
War Musiker zu sein, schon<br />
immer dein Traumberuf?<br />
Nein, ich hatte nie einen richtigen<br />
Traumberuf und war lange<br />
planlos, in welche berufliche<br />
Richtung es gehen soll. Aber die<br />
Musik hat mich einfach nie losgelassen.<br />
Deswegen war dann<br />
irgendwann klar: Ich will es<br />
jetzt einfach probieren und alle<br />
Möglichkeiten ausschöpfen.<br />
In welchem Alter hast du angefangen,<br />
ein Instrument zu<br />
spielen?<br />
Mit sieben Jahren hatte ich zum<br />
ersten Mal Gitarrenunterricht.<br />
Dass auch die Stimme dazupasst,<br />
merkte ich erst, als ich zu<br />
Schulzeiten die ersten Bandprojekte<br />
gestartet habe. Ich war<br />
eigentlich Gitarrist, hatte aber<br />
auch Lust darauf, zu singen und<br />
mich auszuprobieren. Ich habe<br />
es einfach genossen, mit dem<br />
Publikum in Kontakt zu treten –<br />
das funktioniert als Sänger einfach<br />
besser.<br />
Du spielst in mehreren<br />
Bands, bist aber auch solo<br />
unterwegs und produzierst<br />
Songs. Was reizt dich an den<br />
einzelnen Bereichen?<br />
Die Abwechslung! Sie macht jedes<br />
Projekt so erfrischend.<br />
Wenn ich nur eine Sache machen<br />
würde, würde schnell Langeweile<br />
aufkommen.<br />
Welche Musik hörst<br />
du privat?<br />
Das ist sehr bunt gemischt – viel<br />
Rock und Pop. Vor allem<br />
70s-Rock hat es mir angetan:<br />
Eagles, Dobbie Brothers oder<br />
„Crosby, Stills and Nash“. In<br />
letzter Zeit höre ich aber mehr<br />
Pop, da ich mich mit meinen eigenen<br />
Produktionen auch im<br />
Popbereich bewege und mir so<br />
Inspiration und Ideen hole.<br />
Du studierst aktuell an der<br />
Popakademie. Wie verlief<br />
das Aufnahmeverfahren?<br />
Zuerst muss man einen langen<br />
Fragebogen ausfüllen und drei<br />
Stücke einsenden, eigene Werke<br />
sind da natürlich gern gesehen.<br />
Da konnte ich wohl überzeugen<br />
und wurde zur<br />
Aufnahmeprüfung eingeladen.
NEXT STEP JOBSTART |<br />
9<br />
Foto: Marc Wilhelm<br />
Hier musste ich dann einen<br />
Theorietest schreiben, bei dem<br />
Musiktheorie abgefragt wurde.<br />
Außerdem war ein Aufsatz über<br />
ein popkulturelles Thema gefordert.<br />
Im Anschluss daran<br />
folgte die praktische Prüfung.<br />
Ich präsentierte zwei eigene<br />
Songs und musste noch einige<br />
weitere Musikstücke spielen,<br />
die vom Dozenten ad<br />
Ich will von<br />
meiner Musik<br />
leben können.<br />
hoc gefordert wurden.<br />
Schlussendlich hat es dann mit<br />
einem Studienplatz geklappt,<br />
worauf ich auch ein bisschen<br />
stolz bin. In jedem Jahrgang<br />
werden nur etwa 30 Personen<br />
angenommen.<br />
Hohenlohe oder<br />
Mannheim?<br />
Hohenlohe<br />
Film oder Serie?<br />
Serie<br />
Kleines intimes<br />
Konzert oder große<br />
Feier mit<br />
großer Bühne?<br />
Kleines intimes Konzert!<br />
Von Eileen Scheiner<br />
DIE POPAKADE-<br />
MIE IN MANN-<br />
HEIM<br />
Die Popakademie Baden-<br />
Württemberg ist Hochschuleinrichtung<br />
und Kompetenzzentrum<br />
für die Musik- und<br />
Kreativwirtschaft und ihre<br />
popkulturellen Szenen. Der<br />
Fokus des Studienangebotes<br />
liegt im Bereich der populären<br />
Musik – das ist einzigartig<br />
in Deutschland. Vier Studiengänge<br />
sind im Angebot: Popmusikdesign<br />
(B.A.), Musikbusiness<br />
(B.A.), Weltmusik<br />
(B.A.), Popular Music (M.A.)<br />
sowie Music & Creative Industries<br />
(M.A.). Bekannte Absolventen<br />
der Popakademie<br />
sind beispielsweise Alice<br />
Merton, Joris oder die Indie-Band<br />
„Get Well Soon“.<br />
Wie sehen die<br />
Studieninhalte aus?<br />
In den ersten zwei Semestern<br />
war es eine bunte Mischung aus<br />
Musik- und Business-Fächern.<br />
Mein Hauptfach ist Gitarre, hier<br />
habe ich alle zwei Wochen Unterricht;<br />
ebenso im Nebenfach,<br />
in meinem Fall „Producing“. Im<br />
dritten und vierten Semester<br />
konnte ich einige Kurse wählen,<br />
wie beispielsweise Texten oder<br />
Popkultur. Grundsätzlich wird<br />
im Studium viel Eigeninitiative<br />
und auch Output gefordert, was<br />
ich sehr gut finde.<br />
Wo siehst du dich in fünf<br />
Jahren?<br />
Im besten Fall werde ich viel<br />
Live-Musik machen und weitere<br />
Songs produzieren. Auch Unterrichten<br />
kann ich mir sehr gut<br />
vorstellen. Auf jeden Fall will<br />
ich von meiner Musik leben<br />
können!<br />
Zum Schluss noch eine<br />
Schnellfragerunde:<br />
Party-Songs oder Balladen?<br />
Balladen
10| NEXT STEP JOBSTART<br />
Natürlich sei es<br />
ein großer<br />
Spaß, Musik<br />
machen zu<br />
können, sagt Ferdinand<br />
Reutter. Doch vielmehr als<br />
das zähle für ihn die „ästhetische<br />
Erfahrung“. Etwa<br />
in einem Konzert. „Man<br />
spürt die Gänsehaut, die<br />
schwirrende Luft, die<br />
Spannung. Würde jemand<br />
eine Stecknadel fallen lassen,<br />
würde man das hören.<br />
Dazu komme der Zauber<br />
des Augenblicks, die Gewissheit,<br />
dass alles, was<br />
man auf der Bühne tut, gehört<br />
und gesehen wird, man<br />
Momente erschafft, die jetzt<br />
passieren, und danach sofort<br />
wieder vorbei sind.“ Ein<br />
Gemälde etwa, vergleicht er,<br />
könne man ansehen, sooft<br />
man wolle, doch die Momente<br />
auf der Bühne seien<br />
nicht reproduzierbar, sondern<br />
einmalig.<br />
TRAUMBERUF<br />
MUSIKER<br />
Die besondere Liebe zur<br />
Musik wurde Ferdinand<br />
schon in die Wiege gelegt.<br />
„Aufgrund ihrer<br />
klassischen Gesangsausbildung<br />
hat meine Mutter viel zu<br />
Hause gesungen. Mein Vater<br />
spielte Klavier und liebte seine<br />
Progressive Rock- und<br />
Jazz-Platten, die er häufig auflegte“,<br />
erzählt der 27-Jährige,<br />
wie er schon als Kind „diesen<br />
Drive zur Musik“ bekommen<br />
hat. Mit zehn Jahren begann er<br />
mit dem Klavierunterricht, war<br />
im Haller Erasmus-Widmann-Gymnasium<br />
Mitglied<br />
der Schulband „Logical Paradox“<br />
und studierte ab 2016 an<br />
der Musikhochschule Schulmusik<br />
und Deutsch. Im Anschluss<br />
übernahm er Lehraufträge<br />
für Schulpraktisches<br />
Klavierspiel an der pädagogischen<br />
Hochschule und der Musikhochschule<br />
Freiburg. Aktuell<br />
absolviert er ein Masterstudium<br />
im Fach Klavierimprovisation:<br />
„Man geht auf die Bühne,<br />
und improvisiert dort aus einer<br />
Melodie spontan ein ganzes<br />
Stück. Ich empfinde es als<br />
enorm spannend, nicht zu wissen,<br />
was gleich passieren wird“,<br />
erklärt er, „nur der Musik zu folgen<br />
und den Moment zu spüren“.<br />
Eigene Stücke schreiben<br />
Ohne Musik geht für Ferdinand<br />
gar nichts. Ferdinand ist Keyboarder<br />
bei der David Bowie<br />
Tribute Band „Heroes“, die<br />
durch ganz Deutschland tourt,<br />
und gründete im Breisgau das<br />
Ferdinand Reutter Trio. Aktuell<br />
arbeitet er an Stücken für verschiedene<br />
Besetzungen. Jüngst<br />
entstanden so die Kompositionen<br />
„Ilos“, ein Song für Piano,<br />
Synthesizer, Drums und<br />
Live-Elektronik, und „In My<br />
Head“, eine Komposition für<br />
sein Jazztrio. Insbesondere das<br />
künstlerische Experimentieren<br />
ist für ihn „ein wahnsinnig<br />
spannender und elementarer<br />
Prozess“, der ihm große Freude<br />
bereitet, sei es, dass man die<br />
Ferdinand Reutter studiert<br />
Musik und ist Keyboarder bei<br />
der David Bowie Tribute Band<br />
„Heroes“, die durch ganz<br />
Deutschland tourt. Fotos: privat<br />
Ferdinand Reutter aus Rosengarten, Klaus Jakob aus Bühlerzell und<br />
Mariola Pult aus Forchtenberg erzählen, warum Musik in ihrem Leben<br />
die Hauptrolle spielt und jeder ein Instrument lernen sollte.<br />
Musik um einen Text herum<br />
baut, oder das harmonische<br />
Gerüst am Anfang steht. „Seit es<br />
Musik gibt, haben Musiker Stü-<br />
Jakob Klaus leitet seit kurzem die Jugendkapelle in Bühlerzell und<br />
spielt leidenschaftlich gern Saxophon.
NEXT STEP JOBSTART |11<br />
cke selbst geschrieben,<br />
und<br />
so habe auch ich<br />
das Gefühl, dass<br />
meine eigenen<br />
Stücke meine<br />
musikalische Persönlichkeit<br />
in besonderem<br />
Maße repräsentieren.“<br />
Vor allem die Gemeinschaft<br />
ist es, die Jakob<br />
Klaus an der Musik fasziniert.<br />
Der 21-Jährige wurde<br />
als kleiner Junge beim<br />
Kellerwaldfest „infiziert“.<br />
„Meine Eltern erzählen<br />
oft, dass ich während des<br />
Auftritts der Bühlerzeller<br />
Musikkapelle am Mäuerchen<br />
stand und den Akteuren<br />
bewundernd zugehört<br />
habe.“<br />
Irgendwann später war<br />
„Instrumentenausprobiertag“<br />
für Kinder im<br />
Grundschulalter. Jakob ging hin<br />
und entschied sich für das Saxophon,<br />
„wahrscheinlich, weil<br />
es ein cooles Instrument ist und<br />
man relativ schnell viele Töne<br />
rauskriegt“, vermutet er rückblickend.<br />
Dem Saxophon und<br />
der Musikkapelle ist er treu geblieben.<br />
Klavier, Gesang und<br />
seit kurzem die große Tuba kamen<br />
über die Jahre hinzu. Heute<br />
ist Jakob Schüler an der Berufsfachschule<br />
für Musik in<br />
Dinkelsbühl, studiert ab Herbst<br />
in Stuttgart Schulmusik, leitet<br />
seit vier Monaten die Jugendkapelle<br />
in Bühlerzell und gibt mit<br />
den Zellermer Guggafatzern<br />
Party-Hits zum Besten. Musik<br />
füllt den größten Teil seines Lebens<br />
aus, und ein Leben ohne<br />
Musik kann und will sich der<br />
Blasmusiker gar nicht mehr<br />
vorstellen. Für ihn sei sie „Halt<br />
im Alltag“, „Ansporn zum<br />
Üben“ und sogar eine Art Lebenshilfe.<br />
„Durch sie habe ich<br />
erfahren, dass man mit konsequent<br />
guter Arbeit wirklich alles<br />
erreichen kann, was man<br />
möchte“, ist er überzeugt, und<br />
spielt damit vor allem auf das<br />
Instrumentaltraining an. Seiner<br />
Meinung nach sollte daher jeder<br />
nicht nur Musik hören, sondern<br />
auch Musik machen.<br />
Jakob Klaus<br />
Mit konsequent<br />
guter Arbeit kann<br />
man alles erreichen.<br />
Mit Stars auf der Bühne<br />
Das verbindende Element begeistert<br />
Mariola Pult aus Forchtenberg.<br />
„Egal, welches Alter,<br />
welcher kulturelle oder soziale<br />
Hintergrund – vor der Note ist<br />
jeder gleich“, formuliert es die<br />
49-Jährige. Mit diesem Ansatz<br />
gelinge es, unterschiedliche<br />
Menschen zusammenzubringen,<br />
„und das ist in dieser vielfältigen<br />
Welt ein toller Aspekt.“<br />
Außerdem findet sie es großartig,<br />
dass dieses Genre positive<br />
Gefühle auslösen kann. „Denn<br />
jeder Mensch hat wahrscheinlich<br />
mindestens ein Lieblingslied<br />
oder -stück.“ Mariola<br />
machte schon mit vier Jahren in<br />
ihrem Heimatland Polen Musik.<br />
Später studierte sie an der<br />
Musikhochschule in Stuttgart<br />
Violine, im Nebenfach Klavier.<br />
Seit 2001 ist sie als Profimusikerin<br />
unterwegs und trat mit<br />
namhaften Künstlern wie Udo<br />
Violinistin Mariola Pult stand<br />
mit großen Musikern wie Udo<br />
Jürgens auf der Bühne.<br />
Jürgens, Phil Collins,<br />
Michael Bublé<br />
und Sasha auf. Besonders<br />
in Erinnerung<br />
geblieben ist<br />
ihr „die Natürlichkeit<br />
und Bodenständigkeit<br />
der Musiker<br />
sowie ihre Professionalität<br />
in der Vorbereitung<br />
und Umsetzung<br />
ihrer Auftritte“. Sie<br />
selbst bevorzugt heute<br />
Crossover und spielt<br />
auf der Violine oder<br />
E-Violine vor allem<br />
moderne Stücke aus<br />
den Bereichen Rock,<br />
Pop und moderne Unterhaltungsmusik.<br />
Vor<br />
fünf Jahren gründete<br />
sie die Forchtenberger<br />
Musikschule La<br />
Bella Musica. Die<br />
Schüler lernten dort nicht nur<br />
neue Fähigkeiten, sondern<br />
auch, „dass, wer mit Ausdauer,<br />
Fleiß und Disziplin an etwas arbeitet,<br />
am Ende belohnt wird“.<br />
Auch ihr selbst habe diese Gewissheit<br />
in vielen Bereichen<br />
ihres Lebens geholfen. Es gebe<br />
keinen Tag, schließt Mariola, an<br />
dem die Musik ihren Alltag<br />
nicht beeinflusse oder bestimme.<br />
„Egal, ob ich selbst musiziere,<br />
übe oder Musik unterrichte,<br />
neben meiner Familie<br />
hat die Musik den höchsten<br />
Stellenwert in meinem Leben.“<br />
<br />
Von Claudia Linz
12| NEXT STEP JOBSTART<br />
Dass die 21-Jährige<br />
aus Ingelfingen ein<br />
Faible für Blumen<br />
hat, sieht man auf<br />
den ersten Blick. Hannah-Marie<br />
Jaumann hat sich Rosen auf<br />
ihren rechten Arm tätowieren<br />
lassen. Nicht irgendwelche,<br />
sondern ganz besonders schöne<br />
Exemplare, die sie vorher<br />
selbst fotografiert hatte. „Ich<br />
war schon immer gern draußen<br />
in der Natur“, erzählt die Floristin,<br />
die ihre Ausbildung bei der<br />
BAG Hohenlohe in Schwäbisch<br />
Hall absolviert hat und kürzlich<br />
übernommen wurde. Den Samen,<br />
der so prächtig aufging,<br />
hat ihre Großmutter aus Bayern<br />
gelegt. „Schon als kleines Kind<br />
habe ich den Blumenteppich<br />
bestaunt, den meine Oma zu<br />
Fronleichnam in der katholischen<br />
Kirche bereitet hat“, erinnert<br />
sich Hannah-Marie.<br />
„Und auch in ihrem Garten war<br />
ich sehr oft an ihrer Seite und<br />
habe mir erzählen lassen, was<br />
man über Pflanzen und ihren<br />
Anbau wissen muss.“<br />
Eine Lieblingsblume hat Hannah-Marie<br />
nicht. Das hänge<br />
stark von den Formen, den Farben<br />
und der Saison ab. Im Frühling<br />
mag sie Ranunkeln, Anemonen<br />
und Osterglocken<br />
besonders gern. Später im Jahr<br />
sind es die herrlich duftenden<br />
Pfingstrosen, der vielfarbige Lisianthus<br />
(Prärierose) oder die<br />
langstielige Rose Red Naomi.<br />
Ihre sehr große Blüte trägt<br />
bis zu 80 Blütenblätter und<br />
hat eine kräftige rote Farbe<br />
mit samtiger Schattierung.<br />
Aber auch besondere Züchtungen<br />
schaffen es in Hannah-Maries<br />
Top-Ten-Liste. Dazu<br />
gehöre die Spidergerbera,<br />
die mit ihren vielen feinen Blütenblättern<br />
ein Hingucker sei<br />
und gute Laune verbreite, findet<br />
die Floristin, und schildert<br />
ihren abwechslungsreichen Berufsalltag<br />
so.<br />
DIE BLUMENFREUNDIN<br />
Den ganzen Tag am Computer sitzen? Für Hannah-Marie Jaumann<br />
klang das alles andere als verlockend. Weil sie ihre Kreativität ausleben<br />
wollte und Blumen liebt, hat sie sich für eine Ausbildung zur Floristin<br />
entschieden.<br />
Morgens werden die Blumen<br />
vom Großmarkt ansprechend<br />
in Vasen drapiert. Zimmer- und<br />
Balkonpflanzen werden gegossen,<br />
die Blumendeko für Firmenfeiern<br />
zusammengestellt,<br />
Sträuße für verschiedene Anlässe<br />
und Kränze für Beerdigungen<br />
gebunden. Mehrmals in der<br />
Woche fahren Händler mit<br />
ihren LKW auf das Gelände des<br />
Raiffeisenmarktes hinter dem<br />
Haller Bahnhof und die Floristinnen<br />
wählen vom Wagen die<br />
Blumen für ihr Sortiment aus.<br />
Das sei jedes Mal etwas ganz<br />
Besonderes, schwärmt Hannah-Marie.<br />
Viele Aspekte gebe<br />
es bei der Auswahl zu berücksichtigen:<br />
Welche Blumen sind<br />
bei den Kundinnen und Kunden<br />
beliebt, wie lange sind sie<br />
haltbar, welche gibt es noch im<br />
Bestand und werden ausgefallen<br />
Züchtungen für besondere<br />
Anlässe benötigt. „Der Vorteil,<br />
wenn wir die Ware vom LKW<br />
kaufen, ist, dass wir die Qualität<br />
mit eigenen Augen beurteilen<br />
können“, erläutert die junge<br />
Floristin. Bei Bestellungen beim<br />
Großmarkt hingegen müsse<br />
Foto: Claudia Linz
NEXT STEP JOBSTART |13<br />
Ich war schon<br />
immer gern<br />
draußen in<br />
der Natur.<br />
man darauf <br />
vertrauen, dass die<br />
Ware frisch und in Ordnung sei.<br />
Neben dem Einkauf sind einfallsreiche<br />
Sträuße das Steckenpferd<br />
der Ingelfingerin. Besonders<br />
kreativ wird sie, wenn ein<br />
Kunde einen großen Strauß bestellt,<br />
ihr freie Hand lässt und<br />
der Preis keine Rolle spielt.<br />
„Doch das kommt nicht oft vor.<br />
Auch große Trauerkränze und<br />
üppige Brautsträuße seien seltener<br />
geworden. „Die meisten<br />
Kundinnen und Kunden geben<br />
eine Preisspanne vor, manche<br />
wählen bestimmte Blumen,<br />
Farben oder den Stil<br />
vorher aus. Tatsächlich<br />
würden auch Sträuße mit 50<br />
langstieligen roten Rosen<br />
bestellt. Dann wird es für die<br />
Floristinnen körperlich anstrengend,<br />
denn so ein Strauß<br />
sei schwer und nicht einfach zu<br />
binden. „Meistens machen wir<br />
es auf Etappen, binden Sträuße<br />
mit zehn Rosen und setzen am<br />
Schluss alle zusammen. Diejenige,<br />
die ihn dabei mit ausgestrecktem<br />
Arm halten muss,<br />
braucht richtig viel Kraft“, erklärt<br />
Hannah-Marie, die sich in<br />
ihrer Freizeit viel bewegt, reitet,<br />
mit ihrem Windhund spazieren<br />
geht und körperlich fit ist. Auch<br />
schwere Blumenkübel zu<br />
wuchten ist für sie kein Problem.<br />
Den Geschmack treffen<br />
Kreativität, Experimentierfreudigkeit<br />
und ein Auge für Ästhetik<br />
sind einige der Eigenschaften,<br />
die eine angehende<br />
Floristin mitbringen müsse,<br />
sagt Hannah-Marie. Genauso<br />
wichtig sei aber auch eine gute<br />
Menschenkenntnis. Handelt es<br />
sich um den klassischen romantischen<br />
Typ, der den Strauß<br />
bestellt, oder kommt ein modernes<br />
Arrangement gut an?<br />
„Ich glaube, dass es mir relativ<br />
leicht fällt, den Geschmack der<br />
Kundin oder des Kunden zu<br />
treffen“, sagt Hannah-Marie.<br />
Das ist ihr mit einem Strauß in<br />
Blau und Gelb gelungen, einer<br />
Kombination, von der die Kundin<br />
niemals gedacht hätte, dass<br />
die Farben und Blumen so gut<br />
harmonieren würde, und dann<br />
vollauf begeistert war. Sensibilität<br />
und Einfühlsamkeit seien<br />
bei Trauerfällen gefragt. Kränze<br />
für Beerdigungen, findet sie,<br />
müssen nicht aus den typischen<br />
Trauerblumen gebunden<br />
werden. Viel schöner sei es<br />
doch, wenn die Blumen die<br />
Persönlichkeit des Verstorbenen<br />
wiederspiegeln. War er zum<br />
Beispiel ein fröhlicher Mensch,<br />
würde sie persönlich das in der<br />
Trauerfloristik mit bunten<br />
Kombinationen zum Ausdruck<br />
bringen. Besondere Kränze und<br />
Sträuße, die sie gebunden hat,<br />
postet Hannah-Marie auf Instagram<br />
– und natürlich erzählt sie<br />
ihrer Oma davon. Die 86-Jährige,<br />
die inzwischen aus Bayern<br />
nach Ingelfingen gezogen ist,<br />
freut sich jedes Mal über die<br />
Kreationen ihrer einfallsreichen<br />
Enkelin.<br />
Von Claudia Linz
14| NEXT STEP JOBSTART<br />
Benedikt Michelberger ist Brauer und<br />
Mälzer bei der Herbsthäuser Brauerei.<br />
<br />
Foto: Claudia Linz<br />
HOPFEN UND MALZ …<br />
Von der Maische über die Würze bis zum Bier – Benedikt Michelberger hat in Herbsthausen<br />
eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer absolviert.<br />
Eigentlich strebte Benedikt<br />
Michelberger<br />
eine Ausbildung zum<br />
Chemielaboranten<br />
an. 50 Bewerbungen hatte er an<br />
Adressen in ganz Baden-Württemberg<br />
verschickt. Weil kein<br />
Ausbildungsplatz zu finden<br />
war, schaute er sich nach Alternativen<br />
in der nahen Umgebung<br />
um und stieß auf die<br />
Herbsthäuser Brauerei. Spontan<br />
rief er dort an, schickte seine<br />
Bewerbungsunterlagen und<br />
wurde kurze Zeit später zum<br />
Vorstellungsgespräch eingeladen.<br />
Der Rest war dann nur<br />
noch Formsache, die Ausbildung<br />
konnte beginnen.<br />
Heute ist der 26-Jährige aus Bad<br />
Mergentheim ausgelernter<br />
Brauer und Mälzer. Der Beruf<br />
macht ihm großen Spaß, nicht<br />
nur, weil er selbst auch gerne<br />
mal ein Helles oder ein Pils<br />
trinkt. Nach wie vor ist er fasziniert<br />
vom Herstellungsprozess<br />
des Bieres, das in Herbsthausen<br />
nach dem deutschen Reinheitsgebot<br />
lediglich aus den vier Zutaten<br />
Wasser, Hopfen, Malz und<br />
Hefe gebraut wird. Die Malzherstellung<br />
aus regionalem Getreide<br />
übernehmen Mälzereien<br />
in Süddeutschland. Damit Benedikt<br />
den Prozess von Anfang<br />
an lernen und sich anschließend<br />
Brauer und Mälzer nennen<br />
darf, absolvierte er zwei<br />
Praktika in Mälzereien in Mellrichstadt<br />
in der Rhön und in<br />
Bamberg. „In Deutschland verwenden<br />
wir ausschließlich<br />
Malz aus Gerste und Weizen<br />
zum Bierbrauen, in anderen<br />
Ländern wird oft auch Mais benutzt“,<br />
erläutert der Fachmann,<br />
der auch eine Vorliebe für Gartenarbeit<br />
hat. Um das Getreide<br />
in Malz umzuwandeln, fährt er<br />
fort, werde es zunächst in Wasser<br />
eingeweicht, bis es anfange<br />
zu keimen. Anschließend würden<br />
die Körner gedarrt, das<br />
heißt getrocknet. Je nach Intensität<br />
der Darrstufe entstünden<br />
auf diese Weise hellere und<br />
dunklere Malze und damit auch<br />
hellere und dunklere Biere, erläutert<br />
Benedikt. Anschließend<br />
werden die gemälzten Gerstenund<br />
Weizenkörner gereinigt<br />
und ausgesiebt. Aus Gerstenmalz<br />
wird später unter anderem<br />
ein Helles oder ein Pils, aus<br />
Weizenmalz, wie der Name<br />
schon sagt, Weizenbier.<br />
Maische stufenweise<br />
erwärmt<br />
In großen Silozügen gelangt das<br />
Malz nach Herbsthausen im<br />
Main-Tauber-Kreis. Dort setzen<br />
die Brauer im Sudhaus den so<br />
genannten Sud an. „Malz wird<br />
geschrotet und mit Wasser vermischt<br />
und dann die Maische<br />
stufenweise erwärmt, damit die<br />
Enzyme im Malz aktiviert werden<br />
können und so die Stärke<br />
abgebaut werden kann“, erklärt<br />
der junge Brauer den biochemischen<br />
Vorgang. „Die Stärke wird<br />
dadurch in Zucker umgewandelt,<br />
der später vergärt werden<br />
kann.“ Hopfen aus Tettnang<br />
und der Hallertau kommt hinzu<br />
und das Ganze wird so lange gekocht,<br />
bis sich die Bitterstoffe<br />
des Hopfens gelöst haben. Es<br />
entsteht die in der Fachsprache<br />
so genannte „Würze“, die zunächst<br />
abgekühlt wird. Erst<br />
wenn die Hefe hinzugegeben<br />
wurde, darf es sich Jungbier<br />
nennen. Im Gärtank wird mit<br />
Hilfe der Hefe in sechs bis sieben<br />
Tagen der Malzzucker in Alkohol<br />
umgewandelt. Danach<br />
wird das Bier in Lagertanks bei<br />
null Grad mindestens fünf bis<br />
sechs Wochen gelagert und ist<br />
ein unfiltriertes Bier. Danach<br />
können durch die Filtration Eiweiß,<br />
Trüb- und Gerbstoffe herausgefiltert<br />
werden. Letzte Station<br />
in der Produktion ist
NEXT STEP JOBSTART |15<br />
schließlich die Abfüllung<br />
in Fass oder Flaschen. Die<br />
Flaschenabfüllung ist aktuell<br />
Benedikts Arbeitsplatz. Vom<br />
Drucktank nach der Filtration,<br />
erklärt er, gelangt das Bier in<br />
den Füller und mit 4 Bar Druck<br />
schließlich in die vorher gereinigten,<br />
geprüften und mit Kohlensäure<br />
vorgespannten Flaschen.<br />
Dann kommen noch<br />
Kronkorken und das Etikett<br />
drauf, die Flaschen werden in<br />
die gereinigten Kisten gesetzt,<br />
und fertig. Im Anschluss kommen<br />
die gefüllten Kisten und<br />
Fässer in die Vollguthalle und<br />
stehen zur Verladung bereit.<br />
Obwohl gerade in der Abfüllung<br />
Maschinen eingesetzt werden,<br />
ist Brauer und Mälzer doch ein<br />
Handwerksberuf. Die Kombination<br />
aus Handwerk und chemischem<br />
Verständnis macht<br />
für Benedikt den besonderen<br />
In Richtung Kochertal<br />
wird mehr Gold-<br />
Märzen getrunken.<br />
Reiz<br />
dieses Berufs<br />
aus. „Und Bier sollte einem<br />
schmecken“, sagt er und<br />
schmunzelt. „Denn wer kein<br />
Bier mag, wird sich schwerlich<br />
mit dem Beruf identifizieren<br />
können“, ist der junge Mann<br />
überzeugt, der in Bad Mergentheim<br />
das Abitur in den<br />
Fachrichtungen Ernährungslehre<br />
und Chemie absolviert<br />
hat. In seiner Ausbildung hat er<br />
sich während des Blockunterrichts<br />
in der Berufsschule in<br />
Ulm mit den anderen angehenden<br />
Brauern ausgetauscht. „Jeder<br />
verwendet die gleichen vier<br />
Zutaten. Trotzdem gibt es in<br />
Deutschland<br />
rund 7500 verschiedene<br />
Biersorten,<br />
und alle<br />
schmecken unterschiedlich“,<br />
ist Benedikt nach<br />
wie vor von der Braukunst fasziniert.<br />
„Neben dem Hopfen und<br />
dem Hefestamm spielt dabei<br />
auch das Wasser eine große Rolle“,<br />
weiß der junge Mann aus<br />
Bad Mergentheim, und berichtet,<br />
dass das Wasser für das<br />
Herbsthäuser Bier aus der Dörteler<br />
Quelle stamme. 1581 wurde<br />
die Braustätte urkundlich erwähnt,<br />
das bayerische<br />
Reinheitsgebot wurde 1516 in<br />
Ingolstadt erlassen. Benedikt<br />
erklärt, wie es dazu kam. So habe<br />
man früher statt des vergleichsweisen<br />
teuren Hopfens<br />
dem Bier oft berauschende,<br />
aber hochgiftige Zutaten wie<br />
Bilsenkraut oder Tollkirsche<br />
beigemengt, weil das preiswerter<br />
war. „Das ging nicht immer<br />
gut aus.“<br />
Etwas Besonderes im Braueralltag<br />
sind natürlich neue Rezepturen,<br />
da die vorhandenen<br />
Rezepturen an die naturgegebenen<br />
Rohstoffe angepasst<br />
werden müssen. So sei 2016 ein<br />
naturtrübes Radler und 2017<br />
ein neues Helles kreiert worden.<br />
Das „Herbsthäuser Helles“<br />
habe es inzwischen nach den<br />
Sorten Edel-Pils, Gold-Märzen<br />
und Hefe-Weizen auf Rang Vier<br />
in der Beliebtheitsskala der<br />
Herbsthäuser Biere geschafft.<br />
Interessant sind laut Benedikt<br />
die gebietstypischen Vorlieben<br />
der Kunden. „In Richtung Taubertal<br />
schätzt man vor allem<br />
das Edel-Pils, in Richtung Kochertal<br />
wird mehr Gold-Märzen<br />
getrunken.“<br />
Von Claudia Linz
16| NEXT STEP JOBSTART<br />
Ein Großteil des Jobs spielt sich<br />
am PC ab. Hier entwirft Timo<br />
unter anderem 3-D-Modelle und führt<br />
Berechnungen durch. Foto: Adina Bauer<br />
WEGWEISER FÜR STROM,<br />
WASSER UND LUFT<br />
Der Technische Systemplaner Timo Wieland liebt an seinem Job vor allem die Vielfalt.<br />
Am Berufskolleg in Stuttgart dauert die Ausbildung nur drei Jahre.<br />
Ach, du macht Gas,<br />
Wasser, Sch…“, mit<br />
diesem Vorurteil<br />
wird Timo Wieland<br />
häufig konfrontiert. Und damit<br />
möchte der 25-jährige Technische<br />
Systemplaner, der seine<br />
Ausbildung vor wenigen Jahren<br />
bei der Windmüller Technik<br />
GmbH erfolgreich abgeschlossen<br />
hat, endgültig aufräumen.<br />
Vielmehr entwirft er während<br />
seiner Arbeitszeit nämlich mit<br />
Hilfe von Computerprogrammen<br />
Bauteile, Montagepläne<br />
oder 3-D-Modelle und sorgt so<br />
dafür, dass Wasser, Strom und<br />
Luft an der richtigen Stelle ankommen.<br />
Hierfür muss er unter anderem<br />
die genaue Größe der Bauteile<br />
und die Kühllasten berechnen<br />
oder Werkstoffe unterscheiden<br />
– je nach Einsatzgebiet wird das<br />
passende Material verwendet.<br />
Zudem überlegt der Systemplaner<br />
auch, wie sein Plan an der<br />
Baustelle umgesetzt wird und<br />
er fertigt die passenden Stücklisten<br />
an. Schlussendlich prüft<br />
er noch, ob sein Konstruktionsentwurf<br />
vor Ort auf Baustellen<br />
und in den Gebäuden auch<br />
wirklich planmäßig umgesetzt<br />
wurde.<br />
Für den Mainhardter war früh<br />
klar, dass er einen Handwerksberuf<br />
erlernen möchte: „Mein<br />
Vater als Zimmermann hat<br />
mich inspiriert“, verrät er. Da<br />
Timo Hörgeräte trägt, war er allerdings<br />
auf der Suche nach einem<br />
Beruf, der sich nicht unbedingt<br />
auf der lauten Baustelle<br />
abspielt. Während eines Praktikums<br />
bei der Windmüller Technik<br />
GmbH hat er schnell gemerkt,<br />
dass der Technischer<br />
Systemplaner genau der richtige<br />
Ausbildungsberuf für ihn ist:<br />
Schließlich gibt der Plan vor,<br />
das 98 Prozent der Arbeiten im<br />
Büro am Computer erfolgen,<br />
die restlichen zwei Prozent<br />
dann bei den Kunden vor Ort.<br />
Während der Ausbildung beim<br />
Haller Heizungs- und Klimatechnikbetrieb<br />
erlernte er zum<br />
Beispiel das Entwerfen von Lüftungssystemen<br />
in einem großen<br />
Gebäudekomplex oder wie<br />
die Sanitärräume mit Wasser<br />
versorgt werden. Dafür hat er<br />
einen ausgelernten Mitarbeiter<br />
begleitet und gleich von Anfang<br />
an richtig mitgearbeitet. Den<br />
schulischen Teil hat Timo, der<br />
in seiner Freizeit Volleyball in<br />
der Oberliga spielt, am Berufskolleg<br />
in Stuttgart absolviert.<br />
Hier hat er für den staatlich anerkannten<br />
Berufsabschluss<br />
statt 3,5 Jahre nur drei Jahre benötigt.<br />
„Und der große Vorteil<br />
am Berufskolleg ist, dass man<br />
dort gleich noch nebenher die<br />
Fachhochschulreife machen<br />
kann“, erklärt der 25-Jährige.<br />
Beim Blockunterricht, der immer<br />
sechs bis sieben Wochen<br />
dauerte, standen neben den allgemeinbildenden<br />
Fächer wie<br />
Deutsch, Englisch, Wirtschaftsund<br />
Sozialkunde auch fachspezifische<br />
Fächer wie Heizungstechnik,<br />
Sanitär-, Luft- und<br />
Klimatechnik oder Materialkunde<br />
auf dem Lehrplan.<br />
„Technisches Interesse ist absolut<br />
wichtig für die Ausbildung.<br />
Und wer sich für den Beruf interessiert,<br />
sollte auf jeden Fall
NEXT STEP JOBSTART |17<br />
Kein Arbeitstag<br />
gleicht dem<br />
anderen.<br />
Spaß an Zahlen sowie kaufmännisches<br />
Know-how besitzen.<br />
Zudem sollte er in der Lage<br />
sein, die erlernte Theorie dann<br />
auch in der Praxis anzuwenden“,<br />
gibt Timo Tipps. Er betont:<br />
„In der Schule wird das<br />
Basiswissen vermittelt, darauf<br />
wird dann im Betrieb aufgebaut<br />
und da lernt man noch einmal<br />
wesentlich mehr.“<br />
In den Praxiszeiten während<br />
seiner Ausbildung hat der Junghandwerker<br />
alle Bereiche und<br />
Abteilungen des Unternehmens<br />
durchlaufen. Jetzt arbeitet<br />
er im Segment der Industriegebäude.<br />
„Dieser<br />
Bereich liegt mir eher,<br />
das ist aber reine Geschmackssache“,<br />
meint Timo und führt<br />
aus: Bei Aufträgen in Einfamilienhäusern<br />
sind die Anlagen<br />
kleiner, die Projekte häufig<br />
nach ein bis zwei Tagen abgeschlossen.<br />
Bei Industriegebäuden<br />
hingegen sind die Aufgaben<br />
in der Regel umfangreicher.<br />
„Die Anlagen sind einfach<br />
größer und mit viel<br />
mehr Technik ausgestattet.<br />
Daher erstrecken<br />
sich diese Projekte meist<br />
über einen längeren Zeitraum.<br />
Das macht mir einfach<br />
mehr Spaß.“<br />
Besonders gut gefällt ihm die<br />
Abwechslung im Job: Vom Auftragseingang<br />
bis zum fertigen<br />
Produkt ist Timo an zahlreichen<br />
Arbeitsschritten beteiligt. Zudem<br />
arbeitet er in einer wahren<br />
Zukunftsbranche: „Technische<br />
Neuerungen oder die unterschiedlichen<br />
Energieträger –<br />
aktuell entwickelt sich so viel.<br />
Das ist wirklich spannend.“<br />
Und Timo schwärmt: „So wird<br />
es nie langweilig, kein Arbeitstag<br />
gleicht dem anderen.“<br />
Eines möchte Timo Wieland,<br />
der Mitglied der Freiwilligen<br />
Feuerwehr ist, noch betonen:<br />
„Ob Technischer Systemplaner<br />
in der Industrie oder im Handwerk<br />
– das macht beim Job an<br />
sich keinen Unterschied.“ Er<br />
bedauert, dass das Handwerk<br />
völlig zu Unrecht ein so schlechtes<br />
Image hat. Künftig will Timo<br />
sich noch zum Techniker weiterbilden.<br />
Von Adina Bauer
18| NEXT STEP JOBSTART<br />
DATEN SIND DAS NEUE ÖL<br />
Lukas Benner hat sich von Berlin aus in die Videoschalte eingeklinkt.<br />
Der IT-Data Science-Spezialist hat im Oktober sein DHBW-Studium abgeschlossen<br />
und wurde sofort von seinem Ausbildungsbetrieb Würth IT übernommen.<br />
Es war immer mein<br />
Wunsch, mal rauszukommen",<br />
sagt der<br />
23-Jährige, der Kindheit<br />
und Schulzeit in Öhringen<br />
verbracht hat. Irgendwann will<br />
er wieder in den Hohenlohekreis<br />
zurückkommen, aber im<br />
Moment passt Berlin wunderbar<br />
in seine Lebensplanung.<br />
Ein großer Vorteil seiner Ausbildung<br />
ist, dass IT-Fachleute händeringend<br />
überall auf der Welt<br />
gesucht werden. Über seinen<br />
Arbeitgeber wäre derzeit auch<br />
ein Auslandseinsatz in Indien,<br />
der Schweiz oder in Italien<br />
möglich.<br />
Lukas hat relativ schnell gewusst,<br />
in welche Richtung seine<br />
beruflichen Wege führen sollen.<br />
Am Anfang haben<br />
ihn Computerspiele<br />
fasziniert,<br />
später wollte er<br />
wissen, wie man sie<br />
programmiert. Sein<br />
Ausbildungsweg führte<br />
ihn also an das TG<br />
Informatik, wo er sein<br />
Abitur machte. Hier entdeckte<br />
er, dass vielmehr der<br />
wirtschaftliche Bezug, die Business-Seite<br />
der IT, spannende<br />
und vielversprechende Berufsperspektiven<br />
eröffnet.<br />
Bewerbergespräch zwei<br />
Wochen nach Erstkontakt<br />
Da kam ihm ein schulisches<br />
Angebot gerade recht. Beim Tag<br />
der offenen Hochschule in<br />
Stuttgart besuchte er den Stand<br />
von Würth IT und informierte<br />
sich. Danach ging alles ganz<br />
schnell. Schon zwei Wochen<br />
später wurde er zum Bewerbungsgespräch<br />
eingeladen.<br />
Lukas Benner hat für seinen beruflichen Weg die richtige Wahl getroffen. Von Anfang an wurde er mit<br />
wichtigen Themen betraut.<br />
Foto: privat<br />
Wirtschaftsinformatik<br />
ist zukunftsträchtig und<br />
vielseitig.<br />
Im Sommer machte er ein Praktikum<br />
und dann stand fest: Er<br />
studiert Wirtschaftsinformatik<br />
in der Fachrichtung Data Science<br />
bei Würth IT.<br />
Als er 2018 seinen Ausbildungsvertrag<br />
unterzeichnete, steckte<br />
das Feld der Data Science noch<br />
in den Kinderschuhen. Die<br />
DHBW Mannheim war die erste<br />
Bildungseinrichtung, die diesen<br />
Studiengang anbot. Im September<br />
2019 begann er das Studium,<br />
im Semester darauf kam<br />
Corona. Von da an hieß es, von<br />
daheim aus zu arbeiten<br />
und die<br />
Kommilitonen nur<br />
noch virtuell zu sehen.<br />
Doch damit<br />
konnte Lukas recht<br />
gut umgehen: Schon<br />
im Abi hatte er sich<br />
vieles im Selbststudium<br />
erarbeitet. Auch heute hat<br />
er die Möglichkeit, zwei Tage in<br />
der Woche im Homeoffice zu<br />
arbeiten, ein Luxus, den er jetzt<br />
richtig zu schätzen weiß. Dienstag<br />
bis Donnerstag trifft er sich<br />
mit den Kollegen im Büro, Montag<br />
und Freitag kann er von<br />
überall aus arbeiten.<br />
Lukas Arbeitsmaterial sind riesige<br />
Mengen Daten. Big Data<br />
INFOS ZUM DUALEN STUDIUM<br />
Wirtschaftsinformatik – Data Sciene<br />
Campus Heilbronn und Campus Mannheim. Studienstart an<br />
der Hochschule 1. Oktober<br />
• Start bei Würth IT: 1. September<br />
• Praxisphasenstandorte: Künzelsau-Gaisbach, Bad Mergentheim<br />
und Berlin<br />
• Voraussetzungen: fachgebundene Hochschulreife mit Deltatest,<br />
Fachhochschulreife mit Deltatest oder die allgemeine<br />
Hochschulreife.<br />
• Skills: Hervorragende mathematische und analytische Fähigkeiten,<br />
Teamplayer mit Interesse an betriebswirtschaftlichen<br />
und informationstechnologischen Fragen, sehr gute Englischkenntnisse
NEXT STEP JOBSTART |19<br />
sozusagen, die heute so wichtig<br />
sind wie das Öl im industriellen<br />
Zeitalter.<br />
Schon in seinen Projektarbeiten<br />
dokumentierte er, wie man Daten<br />
aus verschiedenen Quellen<br />
extrahiert und damit Machine-Learning-Modelle<br />
füttert. In<br />
seiner Bachelorarbeit analysierte<br />
er Online-Shop- und App-Daten<br />
und erarbeitete daraus individuelle<br />
Kaufempfehlungen für<br />
Kunden. Dieses Thema beschäftigt<br />
ihn auch jetzt noch.<br />
Die theoretische Ausbildung<br />
kann jetzt auch an der DHBW in<br />
Heilbronn absolviert werden,<br />
wo es im Herbstsemester einen<br />
ersten Studiengang Data Science<br />
gibt. Auch nicht unerheblich:<br />
Während des Studiums bekam<br />
Lukas ein Azubi-Gehalt,<br />
was ihn unabhängig machte.<br />
Von Kerstin Regner
20| NEXT STEP JOBSTART<br />
KLEINE<br />
KOMPLIMENTE<br />
IM ALLTAG<br />
Ellen Goldschmidt macht eine Ausbildung<br />
zur Hauswirtschafterin. Sie ist überzeugt:<br />
„Hier lernt man fürs Leben.“<br />
Wie reinigt man<br />
eigentlich einen<br />
Parkettboden?<br />
Welche<br />
Inhaltsstoffe befinden sich in<br />
einem Dinkelbrötchen? Und<br />
bei wie viel Grad wäscht man<br />
Tischdecken? Fragen wie diese<br />
hat oder wird sich jeder von uns<br />
einmal stellen. Ellen Goldschmidt<br />
kann solche Fragen<br />
rund um den Haushalt mittlerweile<br />
ganz leicht beantworten:<br />
In ihrer Ausbildung im Samariterstift<br />
in Obersontheim bekommt<br />
sie alles rund um die<br />
hauswirtschaftliche Betreuung<br />
und Versorgung von Menschen<br />
beigebracht.<br />
Kochen, Essen ausgeben und<br />
Reinigen gehören zu ihren<br />
täglichen Aufgaben. „Während<br />
der Ausbildung durchläuft man<br />
verschiedene Bereiche. Dabei<br />
macht die Arbeit in der Küche<br />
allerdings den größten Teil<br />
aus“, erläutert die 18-Jährige.<br />
450 Essen werden im Samariterstift<br />
täglich zubereitet. Diese<br />
werden dann an die verschiedenen<br />
Einrichtungen im Landkreis<br />
verschickt. „Da sind sehr<br />
große Kochtöpfe und Pfannen<br />
von Nöten. Als Hauswirtschafterin<br />
muss man da natürlich<br />
anpacken können.“ Im zweiten<br />
Lehrjahr, in dem sie sich aktuell<br />
befindet, darf sie bei der Zubereitung<br />
der Beilagen helfen,<br />
Salate anrichten und Kuchen<br />
dekorieren. Im dritten Aus-<br />
bildungsjahr folgen die Hauptgerichte.<br />
Wo gekocht wird, entsteht auch<br />
Dreck: Deshalb gehört es auch<br />
zu Ellens Aufgaben, die Küche<br />
im Anschluss sauber zu machen.<br />
„Aber auch die fachlich<br />
korrekte Reinigung der Wohnungen<br />
und Zimmer unserer<br />
Bewohner im Samariterstift stehen<br />
auf meiner To-do-Liste“,<br />
ergänzt die Schwäbisch Hallerin.<br />
Aktuell arbeitet sie in der<br />
Essensausgabe im Zentrum für<br />
psychische Gesundheit. „Auch<br />
das macht mir sehr viel Spaß, da<br />
man hier direkt in Kontakt mit<br />
den Menschen kommt. Hier<br />
sind es die kleinen Komplimente<br />
und Wertschätzungen, die<br />
ich für meine Arbeit bekomme,<br />
die mich immer wieder begeistern:<br />
Ein ,Dankeschön‘ oder der<br />
Satz ,Ich freue mich, dich zu sehen‘<br />
versüßen mir wirklich den<br />
Tag!“, schwärmt sie.<br />
Kommunikation<br />
ist das A und O<br />
Ihr Handwerkszeug lernt die<br />
passionierte Reiterin in der Berufsschule<br />
in Heilbronn, die sie<br />
eineinhalb Tage in der Woche<br />
besucht. Ernährungslehre, Kochen,<br />
textiles Arbeiten, Wohnlehre,<br />
Wirtschaft, Gemeinschaftskunde<br />
und Fachrechnen<br />
stehen hier auf dem Stundenplan.<br />
Die Fächer sind sehr praxisorientiert<br />
und Ellen kann viel<br />
Ellen bringt Ordnung ins Chaos. Als Hauswirtschafterin kennt sie<br />
sich mit Kochen und Reinigen bestens aus. Fotos: Eileen Scheiner<br />
für ihren beruflichen Alltag mitnehmen:<br />
So lernt sie, wie sie<br />
Speisepläne und Rezepte erstellt,<br />
welche Materialien und<br />
Bodenbeläge zueinander passen<br />
und wie diese gepflegt werden<br />
müssen oder welche Inhaltsstoffe<br />
sich in einzelnen<br />
Lebensmitteln befinden. Ganz<br />
wichtig ist auch die Unterrichtseinheit<br />
„Beobachten und<br />
Wahrnehmen“. „Wir Hauswirtschafterinnen<br />
arbeiten ja<br />
schließlich mit Menschen zusammen.<br />
Oftmals haben sie<br />
spezielle Bedürfnisse, sind<br />
krank oder pflegebedürftig. Da<br />
ist es für uns wichtig zu wissen,<br />
wie wir mit den Personen umgehen<br />
und kommunizieren<br />
müssen, damit alles reibungslos<br />
funktioniert“, erläutert Ellen.<br />
Generell sei Kommunikation<br />
in ihrem Beruf das A und O.<br />
„Der Job lebt vom Miteinander<br />
und der Zusammenarbeit, egal<br />
ob mit den Kolleginnen oder<br />
den Bewohnern und Bewohnerinnen“,<br />
ist sie überzeugt.<br />
Immer in Bewegung<br />
Die 18-Jährige hat nach ihrem<br />
Realschulabschluss direkt mit<br />
der Ausbildung begonnen, damals<br />
noch in einem Pflegeheim<br />
in Gschwend. Als die Ausbildungsleiterin<br />
den Betrieb verlies,<br />
musste sich auch Ellen<br />
nach einem neuen Arbeitgeber<br />
umschauen und fand das Sa-
NEXT STEP |21<br />
Der Job lebt vom<br />
Miteinander und der<br />
Zusammenarbeit.<br />
nicht für den Job geeignet.<br />
„Bewohner und Klienten<br />
können manchmal nicht<br />
mehr alles so sauber halten,<br />
wie sie vielleicht möchten.<br />
Da darf man nicht zimperlich<br />
sein!“<br />
Die Arbeit an der Essensausgabe macht Ellen großen Spaß. Hier<br />
kommt sie mit den Klienten des Samariterstifts ins Gespräch.<br />
mariterstift in Obersontheim.<br />
„Ich selbst bin über einen<br />
Selbsttest bei der Agentur für<br />
Arbeit zum Beruf Hauswirtschafterin<br />
gekommen. Da mir<br />
Kochen und Backen schon immer<br />
gut gefallen haben, war das<br />
auf jeden Fall die richtige Ent-<br />
scheidung“, erinnert<br />
sie sich. Besonders<br />
gefällt ihr auch, dass<br />
sie so viel für ihr privates Leben<br />
mitnehmen kann.<br />
Als Hauswirtschafterin sollte<br />
man ihrer Meinung nach kommunikativ<br />
und motiviert sein<br />
und auch gern mit Menschen<br />
arbeiten wollen. „Es ist auch<br />
von Vorteil, wenn man schnell<br />
Verantwortung übernehmen<br />
kann und möchte. Denn oftmals<br />
bekommt man nur etwas<br />
kurz gezeigt und muss dann eigenständig<br />
weiterarbeiten.“<br />
Wer sich schnell ekelt, ist eher<br />
Ellen hat ihren Traumberuf gefunden.<br />
Deswegen steht für sie<br />
fest, dass sie sich nach ihrer<br />
Ausbildung weiterbilden möchte<br />
– entweder zur Hauswirtschaftsmeisterin<br />
oder zur<br />
Hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin.<br />
„Hauswirtschafterinnen<br />
halten den Laden, egal ob<br />
Hotel, Seniorenheim, Jugendeinrichtung<br />
oder Krankenhaus,<br />
am Laufen. Ohne sie geht<br />
nichts. Deswegen möchte ich<br />
unbedingt dabeibleiben und<br />
mich fortbilden – um noch<br />
mehr zu bewegen“, schließt Ellen<br />
ab.<br />
Von Eileen Scheiner
22| NEXT STEP JOBSTART<br />
Nessim R. absolviert einen<br />
Freiwilligen Wehrdienst in<br />
Niederstetten. Er ist sowohl<br />
im Gelände als auch in der<br />
Verwaltung im Einsatz. <br />
Fotos: privat<br />
„WIR VERLASSEN<br />
UNS AUFEINANDER“<br />
Nessim R.* hat noch keinen Tag bereut, sich für den Freiwilligen Wehrdienst bei der<br />
Bundeswehr in Niederstetten entschieden zu haben. Um sich ein vollständiges Bild machen<br />
zu können, möchte er 23 Monate dabeibleiben – vielleicht auch für immer.<br />
Auch wenn der Name<br />
das nicht vermuten<br />
lässt: Nessim ist<br />
Deutscher. Hätte er<br />
die deutsche Staatsbürgerschaft<br />
nicht, dürfte er nicht bei<br />
der Bundeswehr dienen. Weitere<br />
Voraussetzungen sind eine<br />
abgeschlossene Schulbildung,<br />
ein Mindestalter von 17 Jahren<br />
bei der Bewerbung und 18 Jahren<br />
für den Dienst an der Waffe<br />
sowie körperliche und geistige<br />
Fitness. „Man muss auch bereit<br />
sein, an seine Grenzen zu gehen“,<br />
weiß der 20-Jährige und<br />
ergänzt: „Vor allem in der<br />
Grundausbildung erreichen<br />
viele Kameraden ihr Limit.“<br />
Aber die gemeinsame Anstrengung<br />
schweiße die Truppe auch<br />
zusammen. Die oberste Anforderung<br />
sei schließlich die Landesverteidigung,<br />
und dabei<br />
müssen sich die Soldaten blind<br />
aufeinander verlassen und vertrauen<br />
können. „Ist ein Kamerad<br />
schwer verletzt, dann trage<br />
ich ihn notfalls kilometerweit,<br />
damit er überlebt“, nennt Nessim<br />
ein Beispiel. Auch müsse<br />
man bereit sein, eigenständig<br />
zu handeln, mitzudenken und<br />
nicht den Kopf auszuschalten.<br />
Eher Ansporn als<br />
Abschreckung<br />
Durch Informationsveranstaltungen<br />
und Ausbildungsmessen,<br />
vor allem aber durch Geschichten,<br />
die Bekannte über<br />
die Arbeit bei der Bundeswehr<br />
erzählt haben, ist Nessim auf<br />
den Beruf aufmerksam geworden.<br />
So habe ihm jemand von<br />
seinem spannenden Einsatz in<br />
Afghanistan und dem festen<br />
Zusammenhalt unter den Kameraden<br />
erzählt. Die Möglichkeit,<br />
zunächst einen Freiwilligen<br />
Wehrdienstes (FWD) von<br />
sieben bis 23 Monaten zu absolvieren,<br />
wertet Nessim als „super<br />
Angebot“. „Auf diese Weise<br />
kann ich mir alles anschauen<br />
und auf dieser Grundlage entscheiden,<br />
ob ich Berufssoldat<br />
werden möchte oder nicht.“<br />
Seine Tendenz zum jetzigen<br />
Zeitpunkt: „Ich bin begeistert<br />
und glaube, ich werde mich dafür<br />
entscheiden.“<br />
Der nun fast eineinhalb Jahre<br />
währende russische Angriffskrieg<br />
in der Ukraine ist für ihn<br />
eher Ansporn als Abschreckung.<br />
„Für mich ist das ein<br />
Grund mehr, mich für die Verteidigung<br />
meines Heimatlandes<br />
stark zu machen“, sagt der<br />
junge Mann aus Rothenburg ob<br />
der Tauber. Freunde und Familie<br />
stünden hinter ihm. Natürlich<br />
habe es anfangs auch Sorgen<br />
gegeben, vorwiegend<br />
vonseiten der Familie, inzwischen<br />
überwiege der Respekt.<br />
Nachdem er das Fachabitur in<br />
BWL und Recht in Ansbach ab-<br />
* Der Nachname ist der Redaktion bekannt, wird aber auf Wunsch der Bundeswehr nicht genannt.
solviert hatte,<br />
trat Nessim<br />
am 4. Oktober<br />
2022 den Dienst<br />
bei der Bundeswehr<br />
an. Von Anfang<br />
an hat er sich für den<br />
längsten Zeitraum, also 23 Monate,<br />
entschieden, um sich ein<br />
vollständiges Bild machen zu<br />
können.<br />
Los ging es mit der Grundausbildung<br />
im thüringischen Bad<br />
Salzungen. „Eine meiner besten<br />
Erfahrungen“, sagt Nessim<br />
rückblickend, obwohl täglich<br />
um 5.30 Uhr der Wecker geklingelt<br />
habe und er bei Wind und<br />
Wetter raus musste. „Wir haben<br />
uns gegenseitig motiviert, alle<br />
haben trotz größter körperlicher<br />
Herausforderungen komplett<br />
durchgehalten, ein super<br />
Erlebnis in Sachen Kameradschaft.“<br />
Seither habe er viel gelernt,<br />
bei jedem Wetter Sport<br />
gemacht und sei körperlich viel<br />
fitter und leistungsfähiger geworden.<br />
Schießübungen in<br />
der Anlage<br />
„Fünf Minuten vor der Zeit, ist<br />
des Soldaten Pünktlichkeit“,<br />
heißt es bei der Bundeswehr.<br />
Das gilt freilich auch in der Hermann-Köhl-Kaserne<br />
in Niederstetten,<br />
die nach dem Luftfahrtpionier,<br />
der 1928 als erster<br />
Mensch den Atlantik von Ost<br />
nach West überflogen hat, benannt<br />
ist. Bei normalem Tagesbetrieb<br />
im Innendienst bedeutet<br />
das für Nessim 6.55 Uhr. Er<br />
ist dann mit organisatorischen<br />
Tätigkeiten betreut, kümmert<br />
sich etwa um die Urlaubsanträge<br />
und unterstützt die Vorgesetzten<br />
bei deren Aufgaben.<br />
Seien Übungen anberaumt, variiere<br />
der Dienstbeginn. Er fährt<br />
dann beispielsweise mit den<br />
Kameraden zum Übungsplatz,<br />
wo das richtige Werfen von<br />
Handgranaten geprobt wird,<br />
oder übt auf der Schießanlage<br />
das scharfe Schießen. „Dabei<br />
geht es auch um den nötigen<br />
Respekt. Ich weiß, dass ich mit<br />
dem Gewehr, das ich in der<br />
Hand halte, jemanden töten<br />
Ich bin begeistert und<br />
glaube, ich werde mich<br />
dafür entscheiden.<br />
NEXT STEP JOBSTART |23<br />
DIENSTGRADE<br />
Bei der Bundeswehr beginnt man grundsätzlich in der Laufbahngruppe der Mannschaften im<br />
Dienstgrad Schütze, Flieger oder Matrose. Nach der Grundausbildung wird man Gefreiter und<br />
kann bis zum Oberstabsgefreiten, in bestimmten Verwendungen auch bis zum Stabskorporal aufsteigen.<br />
Je nachdem, wie lange man dabei ist und wie gut die Leistungen sind. Die Laufbahngruppe<br />
der Unteroffiziere beginnt beim Dienstgrad Unteroffizier und kann bis zum Oberstabsfeldwebel<br />
gehen. In der Laufbahn der Offiziere ist der Leutnant der erste Offiziersdienstgrad. Es geht dann<br />
weiter mit dem Oberleutnant, Hauptmann und kann bis zum General gehen.
24| NEXT STEP JOBSTART<br />
Ich weiß, dass ich mit dem Gewehr,<br />
das ich in der Hand halte, jemanden<br />
töten kann.<br />
INFO<br />
Wer sich für den Freiwilligen Wehrdienst (FWD) bei der<br />
Bundeswehr in Niederstetten entscheidet, verdient (als Lediger)<br />
je nach Dienstgrad etwa 1425 bis 1680 Euro netto im<br />
Monat. Ein normaler Arbeitstag dauert von 7 bis 16.30 Uhr.<br />
Während des Freiwilligen Wehrdienstes haben die Soldaten<br />
auch Urlaub (30 Tage im Jahr) und dienstfreie Wochenenden.<br />
Ab Freitagnachmittag können sie das Kasernengelände nach<br />
Feierabend verlassen und müssen sich am Sonntagabend wieder<br />
dort melden. Die Übernachtung in der Kaserne ist frei. Die<br />
Verpflegung vom Frühstück bis zum Abendessen kostet 9 Euro.<br />
Wer nur zu Mittag isst, zahlt 3,50 Euro. Überstunden aufgrund<br />
von anfallenden Übungen werden mit Freizeit wieder abgebaut.<br />
Als FWDler kann man den Soldatenberuf in einem Zeitraum von<br />
7 bis 23 Monaten mit all seinen Facetten kennenlernen und<br />
dann entscheiden, ob man bei der Bundeswehr bleiben möchte.<br />
Verschiedene Bereiche wie Heer, Luftwaffe, Marine, Sanitätsdienst,<br />
Streitkräftebasis oder Cyber- und Informationsraum sind<br />
möglich. Man kann aber auch gleich als Zeitsoldat in die Laufbahn<br />
der Unteroffiziere oder Offiziere einsteigen.<br />
kann.“ Vor kurzem standen die<br />
Wach- und Sicherungssoldatenausbildung,<br />
der Umgang<br />
mit neuen Waffen und die Sanitätsausbildung<br />
an, bei der Nessim<br />
einen verletzten Kameraden<br />
darstellte. Weil es in<br />
Niederstetten auch fliegende<br />
Staffeln gibt, war er auch schon<br />
an Bord eines Helikopters dabei.<br />
Später eine Ausbildung<br />
zum Bordsicherungssoldaten<br />
zu machen, kann sich Nessim<br />
gut vorstellen. Aber auch eine<br />
Tätigkeit in der Flugbetrieb-Unterstützungsstaffel,<br />
die die<br />
Funktion des Regiments mit<br />
Feldküche, Wartung der Fahrzeuge<br />
und der Beobachtung<br />
des Wetters aufrechterhält,<br />
komme für ihn infrage, sagt er.<br />
Grundsätzlich mag er es, dass<br />
sich Tätigkeiten drinnen und<br />
draußen abwechseln. „Einerseits<br />
am Schreibtisch und andererseits<br />
im Gelände, das ist für<br />
mich eine gute Mischung.“<br />
<br />
Von Claudia Linz<br />
Foto: privat
MACHER<br />
VIEL ENGAGEMENT,<br />
GUTE IDEEN UND SPASS AN<br />
DER ARBEIT – SO HABEN<br />
UNSERE „MACHER“ DIE<br />
KARRIERELEITER<br />
ERKLOMMEN.<br />
Foto: deagreez/adobe.stock.com
26| NEXT STEP MACHER<br />
Danny Denk präsentiert einen Roboter<br />
im hauseigenen Experience<br />
Center. Die Roboter übernehmen<br />
einfache Tätigkeiten wie Sortieren<br />
oder Einpacken, für die man heute<br />
nur schwer Mitarbeiter findet.<br />
<br />
Foto: Eileen Scheiner<br />
Stolz blickt sich Danny<br />
Denk in seinem „Experience<br />
Center“ am Firmensitz<br />
in Fichtenau-Unterdeuffstetten<br />
um.<br />
Zahlreiche Roboterarme, sogenannte<br />
Co-Bots, sind hier aufgebaut.<br />
„Das Experience Center<br />
haben wir erst im März dieses<br />
Jahres eröffnet und es ist schon<br />
ein voller Erfolg. Zahlreiche<br />
Firmen und Kunden kamen<br />
vorbei und konnten sich hier<br />
ein Bild von den Robotern machen",<br />
erzählt der 39-Jährige.<br />
Manchmal kann er selbst gar<br />
nicht glauben, was er und sein<br />
Team in nur vier Jahren geschaffen<br />
haben: Im Jahr 2019<br />
gründete Danny zusammen<br />
mit Ingenieur Maximilian Kröper<br />
und Projektleiter Simon Rögele<br />
das Unternehmen Ecosphere<br />
Automation. „Wir haben<br />
uns auf modularen Maschinenbau<br />
und Automatisierungstechnik<br />
spezialisiert. Firmen,<br />
die ihre Produktionslinien automatisieren<br />
und verbessern<br />
möchten, bekommen von uns<br />
verschiedene Möglichkeiten<br />
mit Robotern zur Verfügung gestellt<br />
– ganz nach dem Baukasten-Prinzip“,<br />
erläutert er. Das<br />
Konzept kommt an: Kooperationen<br />
mit internationalen Unternehmen<br />
ließen das Start-up<br />
schnell wachsen. „Heute sind<br />
wir insgesamt 23 Mitarbeiter –<br />
ein wirklich klasse Team!“.<br />
EIN VOLLBLUT-<br />
UNTERNEHMER<br />
2019 gründete Danny Denk aus<br />
Fichtenau seine Firma „Ecosphere<br />
Automation“. Nur vier Jahre später<br />
beschäftigt er bereits 23 Mitarbeiter.<br />
Von Crailsheim nach<br />
Dubai und zurück<br />
Danny hat als Mechatronik-<br />
Azubi angefangen. Die Lehre<br />
hat er nach seinem Hauptschul-Abschluss<br />
bei Procter &<br />
Gamble in Crailsheim begonnen.<br />
„Es war die perfekte Mischung<br />
aus Mechanik und Elektrik<br />
– genau das, was ich haben<br />
wollte“, erinnert sich der Fichtenauer.<br />
Auch nach seiner Ausbildung<br />
blieb er dem Unternehmen<br />
treu, übernahm immer<br />
mehr Verantwortung und betreute<br />
spannende Projekte. Zusätzlich<br />
besuchte er die Fortbildung<br />
zum Industriemeister. Als<br />
die von ihm angestrebte Stelle
NEXT STEP MACHER |27<br />
wegfiel,<br />
suchte<br />
sich<br />
Danny<br />
etwas Neues und fing<br />
bei Proveo, einem jungen<br />
IT-Unternehmen in Crailsheim<br />
an, das Software für Logistikprozesse<br />
an Flughäfen entwickelte.<br />
„Rückblickend waren<br />
das die besten viereinhalb Jahre<br />
meines Lebens“, resümiert<br />
Danny. Als Projektleiter betreute<br />
er den Flughafen in Dubai,<br />
lebte dort sogar für ein Jahr. Ende<br />
der 2000er-Jahre wurde die<br />
Firma an einen US-Konzern<br />
verkauft. „Das gefiel mir nicht.<br />
Deshalb habe ich mich erneut<br />
nach einem neuen Projekt umgesehen<br />
und landete schließlich<br />
bei einem Ingenieurbüro in<br />
Crailsheim.“ Hier betreute er<br />
Projekte für seinen ehemaligen<br />
Arbeitgeber Procter & Gamble,<br />
baute neue Niederlassungen in<br />
Europa mit auf und half bei der<br />
Ich konnte aus den Gesprächen<br />
mit den Firmenchefs so viel<br />
mitnehmen.<br />
Weiterentwicklung<br />
der Abteilung<br />
„Montage & Engineering“.<br />
2018 folgte dann die Krise,<br />
die beruflichen Vollgas-Jahre<br />
machten sich bemerkbar: „Mir<br />
ging es mental nicht<br />
mehr gut, ich musste<br />
die Reißleine ziehen<br />
und brauchte eine<br />
Pause. Da war viel Zeit,<br />
um über die Zukunft<br />
nachzudenken.“ Für den Familienvater<br />
war nun die richtige<br />
Zeit gekommen, um seine Vision<br />
„Ecosphere Automation“ in<br />
die Tat umzusetzen.<br />
Zahlreiche Gäste kamen zur Eröffnung des Experience Center im<br />
Frühjahr dieses Jahres.<br />
Foto: Ecosphere Automation<br />
Gespräche mit<br />
Firmenchefs<br />
Danny und seine Kollegen<br />
konnten sich in einem abgetrennten<br />
Bereich einer Produktionshalle<br />
der Firma Linder in<br />
Unterdeufstetten niederlassen,<br />
mittlerweile belegen sie das gesamte<br />
Gebäude. Besonders<br />
überrascht hat ihn die Hilfsbereitschaft<br />
anderer namhafter<br />
Unternehmer aus der Region,<br />
die ihm in der Gründungszeit<br />
mit Rat und Tat zur Seite standen<br />
– ganz uneigennützig.<br />
„Das hat mir unheimlich geholfen<br />
und ich konnte aus den Gesprächen<br />
mit den Firmenchefs<br />
so viel mitnehmen.“ Deshalb<br />
lautet sein Rat an potenzielle<br />
Gründer: „Sprecht mit so vielen<br />
Unternehmerpersönlichkeiten<br />
wie möglich. Sie sind durch den<br />
gleichen Prozess gegangen und<br />
wissen, auf was man achten<br />
muss.“<br />
Von Eileen Scheiner
28| NEXT STEP MACHER<br />
MEHR BIO IN HALL<br />
UND HOHENLOHE<br />
Anna Schwarz zeigt einen der Geschenkkörbe<br />
mit Bio-Sterne-Produkten der<br />
Bio-Musterregion Hohenlohe im Ehrenhof<br />
vor dem Kirchberger Schloss.<br />
<br />
Foto: Claudia Linz<br />
Anna Schwarz setzt sich als Regionalmanagerin der Bio-Musterregion Hohenlohe für die<br />
Stärkung der ökologischen Landwirtschaft und die Vermarktung der Lebensmittel ein.<br />
Hätte Anna Schwarz<br />
einen Wunsch frei,<br />
dann wünschte sie<br />
sich einen Anteil<br />
von 30 Prozent Bio-Lebensmitteln<br />
in der Schul- und Kindergartenverpflegung.<br />
Die 32-Jährige<br />
ist seit Februar <strong>2023</strong><br />
Regionalmanagerin der<br />
Bio-Musterregion Hohenlohe.<br />
Träger ist die Stiftung Haus der<br />
Bauern. Seit fünf Monaten<br />
macht sie sich dafür stark, den<br />
ökologischen Landbau zu erweitern<br />
und die Nachfrage nach<br />
Bio-Produkten zu erhöhen. Dazu<br />
vernetzt sie die Landwirte<br />
mit Verarbeitern und Vermarktern<br />
wie Gastronomiebetrieben.<br />
Mit dem Projekt „Regio-<br />
BioMatch“ etwa soll es möglich<br />
sein, mit wenigen Klicks die<br />
Verfügbarkeit von regionalen<br />
Bio-Erzeugnissen herauszufinden<br />
und Impulse für die Zubereitung<br />
zu erhalten.<br />
Anna bietet Informationsveranstaltungen,<br />
hält Vorträge und<br />
veranstaltet Märkte, auf denen<br />
sich die Erzeuger mit ihren Produkten<br />
präsentieren können.<br />
Ein Beispiel ist die Initiative<br />
„BioBitte“, die das Ziel hat, dass<br />
in Schulen, Kindergärten und<br />
Betriebskantinen mehr Bio-Lebensmittel<br />
auf den Tisch kommen.<br />
„Schließlich essen sechs<br />
Millionen Menschen in<br />
Deutschland Tag für Tag außer<br />
Haus, was die Gemeinschaftsgastronomie<br />
zu einem wichtigen<br />
Hebel macht, wenn es um<br />
den Absatz heimischer Bio-Produkte<br />
und um gesunde Ernährung<br />
geht“, heißt es in einer<br />
Pressemitteilung des Bundesministeriums<br />
für Ernährung<br />
und Landwirtschaft. Besonders<br />
freut sich Anna schon auf ihre<br />
berufliche Reise im September<br />
nach Dänemark. In dem skandinavischen<br />
Land hat die Außer-Haus-Verpflegung<br />
mit Bioprodukten<br />
bereits einen Anteil<br />
von über 90 Prozent erreicht.<br />
Weitere Aktionen sind Informationstage<br />
zur Bio-Schweinehaltung<br />
und die die Initiative „Hohenloher<br />
Lebensmittelschule“.<br />
Dieses Projekt setzt Anna gemeinsam<br />
mit den Landkreisen<br />
Schwäbisch Hall und Hohenlohe,<br />
dem Hotel- und Gaststättenverband<br />
sowie den Kreislandfrauen<br />
Schwäbisch Hall<br />
um. Ziel ist es, Auszubildende<br />
aus Hotel-, Gaststättengewerbe<br />
und Hauswirtschaft sowie Verbraucherinnen<br />
und Verbrauchern<br />
ein zusätzliches Angebot<br />
zu bieten, welches traditionelles<br />
Handwerk, zeitgemäße<br />
Kochkunst und regional erzeugte<br />
Bio-Lebensmittel verbindet.<br />
Eine restlos ausgebuchte<br />
Veranstaltung rund um den<br />
Anbau und die Verarbeitung<br />
von Holunderblüten hat bereits<br />
stattgefunden; im Spätsommer<br />
soll der Kürbis Thema der „Hohenloher<br />
Lebensmittelschule“<br />
werden.
NEXT STEP MACHER |29<br />
Die<br />
erfolgreiche<br />
Aktion<br />
„Hohenloher<br />
Bio-Sterne“<br />
setzt Anna mit<br />
viel Einsatz fort. Voraussetzung<br />
für die Auszeichnung der<br />
Produkte sind neben einer gültigen<br />
Bio-Zertifizierung, der<br />
Regionalität des Unternehmens<br />
und der wichtigsten Rohwaren<br />
auch ein positiver Beitrag<br />
zum Umwelt- und<br />
Klimaschutz. Die Entscheidung<br />
fällt eine zwölfköpfige unabhängige<br />
Jury. Mittlerweile ist<br />
die Bio-Sternefamilie der Region<br />
auf stolze 34 Mitglieder angewachsen.<br />
Die Erzeuger werden<br />
sich auf einem Hohenloher<br />
Bio-Sterne-Markttag im Freilandmuseum<br />
Wackershofen<br />
dem Publikum präsentieren.<br />
„Natürlich gibt es die Bio-Sterne-Produkte<br />
auch zum Probieren“,<br />
verspricht die Expertin.<br />
Anna hat nach dem Abitur an<br />
Wer unzufrieden ist,<br />
sollte den Schritt ins<br />
Ungewisse wagen.<br />
der Schwäbisch Haller<br />
Waldorfschule<br />
begonnen, in Koblenz Bio-Geo-<br />
Wissenschaften zu studieren.<br />
Zweieinhalb Jahre beschäftigte<br />
sie sich mit Projekten zur Abfall-<br />
und Bodenanalytik im<br />
Fels- und Bodenlabor (FeBo-<br />
Lab) in Westheim im mittelfränkischen<br />
Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.<br />
Die Arbeit im Team hat ihr großen<br />
Spaß gemacht, die Tätigkeit<br />
weniger. Daher hat sie gekündigt,<br />
ohne etwas Neues zu<br />
haben. Durch Zufall erfuhr sie<br />
von der freien Stelle als Regionalmanagerin,<br />
bewarb sich und<br />
erhielt den Zuschlag. „Wer,<br />
auch wenn die Rahmenbedingungen<br />
stimmen, in seinem Job<br />
unzufrieden ist oder das Gefühl<br />
hat, dass es Zeit für etwas Neues<br />
ist, sollte den Schritt ins Ungewisse<br />
wagen“, rät sie anderen<br />
jungen Menschen. Für sie war<br />
es das Richtige und sie fühlt<br />
sich rundum wohl in ihrem<br />
neuen Job im dritten Stock des<br />
Kirchberger Schlosses, das 1240<br />
als mittelalterliche Burg errichtet,<br />
später ausgebaut wurde,<br />
2015 von der gemeinnützigen<br />
Stiftung Haus der Bauern erworben<br />
wurde und heute auch<br />
Sitz der Akademie für Ökologische<br />
Land- und Ernährungswirtschaft<br />
sowie eines Bio-Hotels<br />
ist.<br />
<br />
Von Claudia Linz
30| NEXT STEP MACHER<br />
Jeder kann singen<br />
lernen – davon ist<br />
Angelika Ullrich aus<br />
Öhringen überzeugt.<br />
Ihre Erfahrungen gibt<br />
sie als Gesangslehrerin<br />
in Übungsstunden<br />
und via App an ihre<br />
Schüler weiter.<br />
Neben ihrer Tätigkeit als<br />
Gesangscoach ist Angelika<br />
Ullrich auch als Solo-Sängerin<br />
unterwegs und begleitet<br />
Hochzeiten oder Taufen.<br />
<br />
Foto: Dirk König<br />
Grau, schrecklich,<br />
öde!“ So beschreibt<br />
Angelika<br />
Ullrich eine Welt<br />
ohne Musik. Die 39-Jährige aus<br />
Öhringen ist passionierte Sängerin<br />
und Gesangscoach und<br />
lebt damit ihren Traum. „Musik<br />
ist Heilung“, ist sie überzeugt.<br />
„Ich habe, wie viele Menschen,<br />
auch schwierige Zeiten im Leben<br />
erlebt und da war Musik<br />
immer mein rettendes Ufer. Sie<br />
schafft es, uns auf tiefgründige<br />
Art und Weise zu berühren und<br />
setzt in uns Energien frei.“<br />
Dass Angelika<br />
Sängerin werden<br />
möchte,<br />
stand schon<br />
früh fest.<br />
„Schon in der<br />
zweiten Klasse<br />
habe ich zu meinem<br />
Lehrer gesagt, dass das<br />
mein Berufswunsch ist. Der<br />
meinte daraufhin, dass das<br />
nichts für mich wäre, denn als<br />
Sängerin sei man ja ständig unterwegs.<br />
Das spornte mich jedoch<br />
nur noch mehr an. Für<br />
mich war klar: Jetzt erst recht!“<br />
Nach dem Abitur war sie für ein<br />
Jahr als Au-pair in den USA tätig.<br />
Zurück in Deutschland hat<br />
sie ein Soziologie-Studium in<br />
Trier begonnen. „Einige Inhalte<br />
waren toll, aber BWL, was einen<br />
großen Teil des Studiums ausmachte,<br />
ist mir total gegen den<br />
Strich gegangen“, erinnert Angelika<br />
sich. Sie brach das Studium<br />
ab und wagte sich erneut<br />
nach Amerika. „Ich hatte noch<br />
einen Kontakt zur Musikbranche<br />
aus meinem Au-pair-Jahr.<br />
Ich musste es einfach probieren<br />
Ich wollte meine<br />
Liebe zum Gesang<br />
weitergeben.<br />
und wollte meinen<br />
eigenen Weg gehen<br />
– ohne zu wissen, wohin dieser<br />
mich genau führen wird.“ In<br />
Kalifornien arbeitete sie daran,<br />
ihren eigenen Stil zu finden,<br />
schrieb viele Songs und war als<br />
„Recording-Artist“ tätig. „Ich<br />
stand eigentlich nur im Studio<br />
und habe Songs aufgenommen.<br />
Live-Erfahrung hatte ich<br />
nicht.“ Mit verschiedenen Nebenjobs<br />
konnte sie sich ein gutes<br />
Leben in Amerika aufbauen<br />
und gleichzeitig ihren Traum<br />
als Sängerin leben. „Es waren<br />
tolle Erfahrungen. Aber das<br />
Highlight war auf jeden Fall, als<br />
ich als Backgroundsängerin<br />
2015 und 2016 mit der Reggae-Band<br />
,E.N Young & Imperial<br />
Sound‘ auf US-Tour gehen<br />
durfte“, sagt Angelika.<br />
„MUSIK IST<br />
HEILUNG“<br />
Der Wille zählt<br />
Nach elfeinhalb Jahren in Amerika<br />
packte sie das Heimweh<br />
und sie zog zurück zu ihrer Familie<br />
nach Öhringen. „Mir wurde<br />
dann die Stelle als Gesangslehrerin<br />
in der Musikschule ,In<br />
Takt‘ angeboten, die ich anfangs<br />
gar nicht annehmen wollte.<br />
Ich hatte ja gar keine Erfahrungen<br />
im Unterrichten.<br />
Trotzdem hat mich der Job gereizt.<br />
Ich wollte meine Liebe<br />
zum Gesang weitergeben.“<br />
Mittlerweile sind fünfeinhalb<br />
Jahre vergangen und Angelika<br />
hat immer noch große Freude<br />
an ihrer Tätigkeit.<br />
Das macht sich auch bei ihrer<br />
App und ihrem Projekt<br />
„VocalVault“ bemerkbar, das<br />
sie während der Corona-Pandemie<br />
initiierte. Angehende<br />
Gesangstalente können in der<br />
App mit entsprechenden<br />
Übungen ihre Stimme stärken.<br />
„Ich bin überzeugt davon, dass<br />
jeder singen lernen kann. Man<br />
braucht nur den nötigen Willen<br />
und muss bereit sein, Zeit zu investieren.<br />
Dann ist es auch<br />
zweitrangig, ob man Talent mitbringt<br />
oder nicht“, sagt die Gesangslehrerin.<br />
Von Eileen Scheiner<br />
Foto: DanielKoell/
INS AUSLAND WÄHREND<br />
AUSBILDUNG ODER STUDIUM,<br />
TIPPS FÜR DEN BERUFSWECHSEL<br />
ODER SPANNENDE FAKTEN<br />
RUND UM MUSIK – ENTDECKE<br />
WISSENSWERTES!<br />
WISSEN<br />
Foto: deagreez/adobe.stock.com
32| NEXT STEP WISSEN<br />
GUT ZU WISSEN<br />
Sieben kuriose<br />
Fakten rund<br />
um Musik von Alisa Grün<br />
1,316 Sekunden<br />
dauert der kürzeste veröffentlichte Song der Welt. „You<br />
Suffer“ von der Band Napalm Death besteht logischerweise<br />
auch nur aus einer kurzen Textzeile: „You suffer but why“.<br />
<br />
Foto: Style-o-Mat-Design /adobe.stock.com<br />
144 Mal …<br />
„around the world“ – das sind die Lyrics von Daft Punks<br />
Super-Hit. Eigentlich ganz einfach zu merken, oder? <br />
<br />
Foto: 1xpert/adobe.stock.com<br />
Fünf Jahre alt<br />
war Wolfgang Amadeus Mozart, als er sein erstes Stück<br />
komponierte. <br />
Foto: Juulijs/adobe.stock.com<br />
Unfassbare 139 Dezibel<br />
wurden bei einem Konzert der Heavy-Metal-Band Manowar<br />
gemessen. Es zählt damit zu einem der lautesten Konzerte<br />
ever. Zum Vergleich: Ein Düsenjet erreicht „nur“ 130 Dezibel.<br />
<br />
Foto: saludos /adobe.stock.com
NEXT STEP WISSEN |33<br />
Sieben<br />
Siege<br />
verzeichnet Irland beim<br />
Eurovision Song Contest.<br />
Seit diesem Jahr sind die<br />
Iren aber nicht mehr allein<br />
auf der Top-Position,<br />
denn Schweden hat mit<br />
dem Sieg <strong>2023</strong> in Liverpool<br />
gleichgezogen.<br />
Foto: vernStudio/adobe.stock.com<br />
Moonboots<br />
als Inspiration<br />
Der Name des DJ-Duos „Moonbootica" kam durch ihre überdimensionalen<br />
Schuhgrößen zustande – die beiden tragen<br />
Größe 47 und 48 an den Füßen!<br />
<br />
Foto: KPad/adobe.stock.com
34| NEXT STEP WISSEN<br />
DEN HORIZONT<br />
ERWEITERN<br />
Auslandserfahrungen in Unternehmen stehen<br />
bei Azubis und Studierenden hoch im Kurs.<br />
Neben der Möglichkeit, ein anderes Land<br />
kennenzulernen, können sie dabei helfen, die<br />
eigene Persönlichkeit zu stärken und ein<br />
Verständnis für andere Kulturen zu entwickeln.<br />
Wer seinen Schulabschluss in der Tasche hat, möchte oft erst<br />
einmal etwas von der Welt sehen. Work and Travel, Freiwilligenarbeit<br />
oder eine Tätigkeit als Au-Pair sind bei Jugendlichen beliebt.<br />
Doch auch, wer nicht auf Reisen geht und direkt mit der<br />
Ausbildung beginnt, muss auf Auslandserfahrungen nicht verzichten.<br />
Zahlreiche Firmen in der Region bieten ihren Azubis<br />
und Studierenden an, zeitweise im Ausland zu arbeiten.<br />
<br />
Von Claudia Linz<br />
Für eine Weile im Ausland zu arbeiten klingt verlockend.<br />
Auch Unternehmen in der Region bieten Erfahrungen in<br />
fernen Ländern an. <br />
Foto: Contrastwerkstatt/Adobe Stock<br />
Tanja Bullinger, Leiterin der Unternehmenskommunikation<br />
bei Bausch + Ströbel in Ilshofen:<br />
Wir haben eine Niederlassung in den USA,<br />
die gerade ausgebaut wurde und in ein neues<br />
Gebäude eingezogen ist, und außerdem das<br />
Tochterunternehmen Wilco in der Schweiz. Für unsere<br />
Azubis mit Zusatzqualifikation Internationales Wirtschaftsmanagement<br />
gehört ein Einsatz in den USA fest zur<br />
Ausbildung dazu. Zudem können die Jahrgangsbesten des<br />
zweiten Ausbildungsjahres aus unterschiedlichen Ausbildungsgängen<br />
Erfahrungen in den USA sammeln. Eine<br />
Möglichkeit, die das Unternehmen auch Dualen Studenten<br />
bietet, die in den USA konkrete Projekte umsetzen dürfen.<br />
Sowohl Auslandserfahrung als auch die Erfahrung<br />
mit einer neuen Produktwelt können diejenigen Dualen<br />
Studierenden und Auszubildenden sammeln, die beim<br />
Tochterunternehmen Wilco in der Schweiz auf Zeit mitarbeiten.<br />
In beiden Ländern wird den jungen Leute aus<br />
Deutschland nicht nur das Arbeitsleben gezeigt, sie lernen<br />
auch die Umgebung von Connecticut und Wohlen im Kanton<br />
Aargau kennen.<br />
Monika<br />
Fischer,<br />
Recaro<br />
Aircraft<br />
Seating in<br />
Schwäbisch Hall:<br />
Neben unserem Stammsitz<br />
in Schwäbisch Hall<br />
gehören auch Standorte<br />
in Qingdao (China), Fort<br />
Worth/Texas (USA),<br />
Swiebodzin (Polen) und<br />
Somerset West (Südafrika)<br />
zu Recaro Aircraft<br />
Seating. Seit 2010 werden<br />
Auslandsaufenthalte<br />
angeboten. Die Entsendung<br />
für Azubis wird<br />
im Rahmen des EU-Förderprogrammes<br />
Erasmus+<br />
organisiert. Gewerblich-technische<br />
Auszubildende wählen<br />
ein englischsprachiges<br />
Land, etwa<br />
Großbritannien,<br />
Irland oder Norwegen.<br />
Kaufmännischen<br />
Auszubildenden<br />
werden abhängig<br />
von der gewählten<br />
Fremdsprache Aufenthalte<br />
in Frankreich oder<br />
Spanien angeboten. Neben<br />
Freiwilligkeit sind<br />
gute Leistungen Voraussetzung.<br />
DH-Studierende<br />
können im Rahmend<br />
des Studiums ein bis<br />
zwei Auslandssemester<br />
nutzen. Projektarbeiten<br />
während der Praxisphasen<br />
an einem anderen<br />
Recaro-Standort, etwa<br />
in den USA, sind möglich.<br />
Lydia-Kathrin Hilpert, Leiterin der Unternehmenskommunikation<br />
bei Groninger in Crailsheim:<br />
Unser Konzept basiert auf drei Säulen.<br />
Eine bietet den beiden jahrgangsbesten Azubis<br />
eines Abschlussjahres exklusiv die Möglichkeit,<br />
für mehrere Wochen an unseren Standort in Charlotte,<br />
USA, zu reisen, und vor Ort mitzuarbeiten. Die Kosten werden<br />
übernommen. Zum zweiten bieten wir seit einigen Jahren<br />
eine Ausbildungspartnerschaft in Form eines Azubi-Austausches<br />
mit einem unserer Kunden in<br />
Großbritannien. Des Weiteren nehmen wir an Erasmus+<br />
teil. Das EU-Programm bietet jungen Menschen in der<br />
Erstausbildung die Möglichkeit, ein mehrwöchiges Auslandspraktikum<br />
in Europa zu absolvieren. Die Zeit des Auslandsaufenthaltes<br />
wird als Ausbildungszeit anerkannt und<br />
entsprechend von uns bezahlt.
NEXT STEP WISSEN |35<br />
Melanie Spiegler,<br />
Ausbildungsleitung<br />
für kaufmännische<br />
Ausbildungsberufe und<br />
duale Studiengänge bei Alfred<br />
Kärcher in Winnenden:<br />
Alle unsere dual Studierenden<br />
dürfen im vierten Semester<br />
für zehn Wochen ins<br />
Ausland. Dort arbeiten sie in<br />
der Praxis bei einer unserer<br />
Auslandsgesellschaften. Wir<br />
kümmern uns dabei um die<br />
Rainer Grill, Pressesprecher<br />
bei Ziehl-<br />
Abegg in Künzelsau:<br />
Jeder Azubi und dual<br />
Studierende erhält die<br />
Möglichkeit zu einem Auslandsaufenthalt<br />
in einer<br />
unserer Niederlassungen,<br />
zum Beispiel in Ungarn,<br />
Schweden, Spanien,<br />
Frankreich, Thailand, Indien,<br />
USA, Italien oder Polen.<br />
Die Dauer des Aufenthalts<br />
beträgt zwei bis sechs<br />
Wochen. Vor Ort übernehmen<br />
sie Projekte, unterstützen<br />
im Tagesgeschäft<br />
und arbeiten in der Produktion<br />
mit. Je nach Niederlassung<br />
und Ausbildungsberuf<br />
sind die<br />
Tätigkeiten unterschiedlich.<br />
Organisation und die<br />
Finanzierung. Unsere<br />
Azubis gehen entweder<br />
für vier Wochen in eine unserer<br />
Auslandsgesellschaften<br />
oder zu einem Praktikumsunternehmen.<br />
Die Auslandsaufenthalte<br />
sind freiwillig.<br />
Bei Industriekaufleuten mit<br />
Zusatzqualifikation Sprachen<br />
gehört auch eine zweiwöchige<br />
Sprachreise zum<br />
Angebot.<br />
Lukas Bubeck, <br />
Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation<br />
bei der Bausparkasse<br />
Schwäbisch Hall: Die<br />
dual Studierenden haben<br />
die Möglichkeit, einen<br />
dreimonatigen Auslandsaufenthalt<br />
zu absolvieren –<br />
sowohl in der Theorie- als<br />
auch in der Praxisphase, etwa<br />
beim Mutterkonzern<br />
DZ Bank in Hongkong. Je<br />
nach Studiengang stehen<br />
etwa 30 unterschiedliche,<br />
von der Dualen Hochschule<br />
Baden-Württemberg anerkannte<br />
Partnerhochschulen<br />
im<br />
Ausland zur Auswahl.<br />
Ausbildungsvergütung<br />
wird weiterhin<br />
gezahlt. Derzeit<br />
verbringt ein dualer Student<br />
seine Theoriephase in Neuseeland,<br />
im vergangenen<br />
Jahr war eine Studentin in<br />
Südkorea. Unsere Personalabteilung<br />
unterstützt die<br />
Studierenden im Bewerbungs-<br />
und Organisationsprozess<br />
des Auslandaufenthalts.<br />
Auslandsangebote für<br />
Azubis gibt es nicht.<br />
Ilka Rölke, Ausbildungsleiterin<br />
bei Gemü Gebr.<br />
Müller in Ingelfingen-Criesbach:<br />
Wir bieten<br />
allen unseren Azubis und<br />
Studierenden Auslandsaufenthalte<br />
in einer unserer<br />
internationalen Niederlassungen<br />
an. Da wir<br />
26 Tochtergesellschaften<br />
im Ausland haben, kommt<br />
so ein großes Spektrum<br />
an Möglichkeiten zusammen.<br />
So waren beispielsweise<br />
schon Azubis in<br />
England, Irland, Schweden,<br />
Dänemark, USA, Brasilien,<br />
China, Schweiz und<br />
vielen anderen Ländern.<br />
Die Aufenthalte dauern<br />
regulär zwischen zwei<br />
und fünf Wochen.
36| NEXT STEP WISSEN<br />
Christiana Proikaki (links) und Irina-Alexandra Rosu-Poidl (rechts)<br />
stehen bei Fragen rund um Ausbildung und Beruf mit Rat und Tat<br />
zur Seite. <br />
Fotos: Agentur für Arbeit<br />
„EIN WECHSEL SOLLTE<br />
GUT ÜBERLEGT<br />
UND GEPLANT SEIN“<br />
Ein Berufswechsel, egal ob während oder nach der Ausbildung, ist keine Seltenheit. Christiana<br />
Proikaki und Irina-Alexandra Rosu-Poidl, Berufsberaterinnen bei der Agentur für Arbeit<br />
Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, erklären, was es dabei zu beachten gilt.<br />
Nicht immer gestaltet sich<br />
die Ausbildung so, wie man<br />
es sich vorstellt. Bei einigen<br />
Azubis kommen dann Zweifel<br />
an ihrer Berufswahl auf.<br />
Welche Gründe sprechen für<br />
einen Wechsel der Ausbildung?<br />
Christiana Proikaki: Die Gründe,<br />
die für einen Wechsel der<br />
Ausbildung sprechen, können<br />
sehr vielseitig sein. In den häufigsten<br />
Fällen stellt sich während<br />
der Ausbildung heraus,<br />
dass der gewählte Beruf nicht<br />
den eigenen Vorstellungen, Interessen<br />
oder Stärken entspricht.<br />
Ein Ausbildungswechsel<br />
kann sinnvoll sein, um einen<br />
passenden Beruf zu finden, der<br />
diese Interessen und Stärken<br />
besser abdeckt.<br />
Zudem können sich im Laufe<br />
der Ausbildung auch unvorhergesehene<br />
Veränderungen der<br />
eigenen Lebensumstände ergeben,<br />
zum Beispiel familiäre Veränderungen,<br />
gesundheitliche<br />
Einschränkungen oder auch finanzielle<br />
Schwierigkeiten. Ein<br />
Wechsel in eine Ausbildung, die<br />
den veränderten Lebensumständen<br />
angepasster ist, kann<br />
dann von Vorteil sein, um die<br />
Zufriedenheit und das Wohlbefinden<br />
zu steigern.<br />
Muss ich mir Sorgen machen,<br />
dass sich ein solcher<br />
Wechsel negativ auf meinen<br />
Lebenslauf oder auf zukünftige<br />
Bewerbungen auswirkt?<br />
Irina-Alexandra Rosu-Poidl:<br />
Ein Ausbildungswechsel ist bei<br />
weitem nicht so negativ und<br />
selten, wie man es sich im ersten<br />
Moment vielleicht vorstellt.<br />
Tatsächlich hat jede vierte Person<br />
schon mal einen solchen<br />
Wechsel durchlebt.<br />
Entscheidend ist jedoch, wie<br />
man den Ausbildungswechsel
NEXT STEP WISSEN |37<br />
in zukünftigen Bewerbungen<br />
und Vorstellungsgesprächen<br />
bei potenziellen Arbeitgebern<br />
kommuniziert und begründet.<br />
Man sollte stets offen und ehrlich<br />
über die eigene Motivation<br />
sowie die gewonnenen Erkenntnisse<br />
aus dem Wechsel<br />
sprechen. Nicht selten nehmen<br />
potenzielle Arbeitgeber einen<br />
Ausbildungswechsel sogar positiv<br />
wahr, da er ein Zeichen der<br />
Selbstreflexion und beruflichen<br />
Orientierung sein kann. Die<br />
Azubis bringen zudem schon<br />
berufliche Vorerfahrungen und<br />
Fähigkeiten mit, die ein wertvoller<br />
Nutzen für den potenziellen<br />
Arbeitgeber sein könnten.<br />
Welche Dinge muss ich bei<br />
einem Ausbildungswechsel<br />
beachten?<br />
Proikaki: Ein Ausbildungswechsel<br />
ist eine große Entscheidung,<br />
die gut überlegt und sorgfältig<br />
geplant sein sollte. Es<br />
sollte zu Beginn eine gründliche<br />
Reflexion über die eigenen<br />
Gründe, die für einen Ausbildungswechsel<br />
sprechen, stattfinden.<br />
Wieso will ich die Ausbildung<br />
wechseln? Welche<br />
Erwartungen und Ziele habe<br />
ich und kann ein Wechsel diese<br />
besser erfüllen?<br />
Wenn man diese Fragen für sich<br />
beantwortet hat, sollte man<br />
frühzeitig mit dem Ausbildungsbetrieb<br />
das Gespräch suchen<br />
und ihm die Entscheidung<br />
kommunizieren. Wichtig ist es<br />
hierbei, die eigenen Beweggründe<br />
zu erklären und versuchen,<br />
eine für beide Parteien<br />
einvernehmliche Lösung zu<br />
finden. Dabei sollte man stets<br />
respektvoll und professionell<br />
bleiben, auch wenn das Thema<br />
nicht immer ganz leicht ist.<br />
Rosu-Poidl: Zuletzt sollten die<br />
rechtlichen und organisatorischen<br />
Aspekte beachtet werden.<br />
Gibt es<br />
Fristen, die ich<br />
einhalten muss?<br />
Kann ich mir<br />
meine bisher erlangten<br />
Fähigkeiten anerkennen<br />
lassen? Wie überbrücke ich<br />
die Zeit bis zum Beginn meiner<br />
neuen Ausbildung? Hierbei<br />
sollten auch die finanziellen Aspekte<br />
nicht vergessen werden.<br />
Man sollte sich vorab Gedanken<br />
gemacht haben, wie man<br />
sich die neue Ausbildung finanzieren<br />
kann beziehungsweise<br />
wie man die Überbrückung bis<br />
zum Beginn der neuen Ausbildung<br />
finanziell regelt.<br />
Manche Azubis merken,<br />
dass die gewählte Ausbildung<br />
nicht zu ihnen passt,<br />
ziehen die Lehre aber trotzdem<br />
durch. Nach dem Abschluss<br />
bietet sich eine gute<br />
Gelegenheit für einen Berufswechsel.<br />
Wie geht man<br />
dabei am besten vor?<br />
Proikaki: In der Berufsberatung<br />
sprechen wir von einem<br />
Prozess: Orientieren, Entscheiden,<br />
Bewerben. Es sollte eine<br />
Orientierung stattfinden und<br />
Informationen gesammelt werden.<br />
Hier geht es um die Fragen<br />
„Welche Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
gibt es?“, „Welche<br />
Zweitausbildung könnte zu mir<br />
passen?“ oder „Welche Berufe<br />
kann ich mit dem von mir erlernten<br />
Beruf noch ausüben?“.<br />
Erst wenn man alle Informationen<br />
hat, kann man eine für sich<br />
passende Entscheidung treffen,<br />
um sich letztendlich auch zu<br />
bewerben. Gerne begleiten wir<br />
als Berufsberaterinnen diesen<br />
Prozess.<br />
Wann macht eine zweite<br />
Ausbildung Sinn, wann eine<br />
Umschulung?<br />
Rosu-Poidl: Diese Frage lässt<br />
sich nicht ganz allgemein<br />
Nicht selten nehmen<br />
potenzielle Arbeitgeber<br />
einen Ausbildungswechsel<br />
sogar positiv wahr.<br />
beantworten. Das<br />
ist eine ganz individu-<br />
elle Entscheidung. So<br />
kann eine zweite Ausbildung<br />
sinnvoll sein, wenn man sich<br />
beruflich in einem völlig anderen<br />
Bereich als bisher sieht und<br />
sich dieses Wissen und diese<br />
Fähigkeiten in aller Tiefe aneignen<br />
möchte. Dagegen ist eine<br />
Umschulung an bestimmte<br />
Voraussetzungen gebunden,<br />
nicht zuletzt auch die<br />
Voraussetzung, dass<br />
ein Arbeitgeber eine<br />
Umschulung anbietet. Sinnvoll<br />
kann eine Umschulung sein,<br />
wenn man aufgrund von gesundheitlichen<br />
Gründen den<br />
erlernten Beruf nicht mehr ausüben<br />
kann und sich aus diesem<br />
Grund beruflich umorientieren<br />
muss. Oder wenn man zwar einen<br />
Beruf gelernt hat, in diesem<br />
aber seit vielen Jahren nicht<br />
mehr gearbeitet hat und als<br />
„wieder ungelernt“ gilt.<br />
Von Eileen Scheiner
38| NEXT STEP WISSEN<br />
WIE LERNE ICH EIGENTLICH?<br />
Die einen schreiben alles fünf Mal ab, den anderen genügt ein Video und die nächsten<br />
rennen beim Lernen im Kreis: Wie man lernt, ist von Mensch zu Mensch ganz<br />
unterschiedlich.<br />
Bei der Frage: „Wie lerne<br />
ich eigentlich?“<br />
zieht mit Sicherheit<br />
der ein oder andere<br />
Schulabgänger die Augenbraue<br />
hoch. Schließlich ist<br />
man ein alter Hase in Sachen<br />
Lernen und mit allen Wassern<br />
gewaschen. Da das Lernen natürlich<br />
auch während der Ausbildung<br />
weitergeht, lohnt es<br />
sich allerdings, mal ein paar<br />
Gedanken über die eigene Art<br />
des Lernens zu machen.<br />
Ich höre, also lerne ich<br />
In der Ausbildung fährt man<br />
zweigleisig: Die praktische Seite<br />
des Berufes bekommt man direkt<br />
vor Ort am Arbeitsplatz<br />
vermittelt. Hier zeigen Ausbilderinnen<br />
und Ausbilder beziehungsweise<br />
Kolleginnen und<br />
Kollegen, worauf es ankommt.<br />
Die Berufsschule bildet den<br />
theoretischen Block der Ausbildung.<br />
Hier werden – ähnlich<br />
wie zuvor in der Schule – unterschiedliche<br />
Fächer gepaukt.<br />
Und an dieser Stelle kommt<br />
Frederic Vester ins Spiel. Er gilt<br />
als Begründer der vier Lerntypen,<br />
die da wären: der auditive<br />
Typ, der visuelle Typ, der haptische<br />
Typ und der verbal-abstrakte<br />
Typ. Nach Vesters Auffassung<br />
hat jeder Mensch eine<br />
ganz eigene Art und Weise, Informationen<br />
aufzunehmen, zu<br />
verarbeiten und sich zu merken<br />
– um sie im richtigen Moment<br />
dann<br />
abzurufen.<br />
INFO:<br />
Wer war eigentlich Frederic Vester?<br />
Frederic Vester (1925 – 2003) war ein<br />
deutscher Biochemiker, Uniprofessor<br />
und Autor. Außerdem gehörte er zu<br />
den Gründern des „Bund für Umweltund<br />
Naturschutz in Deutschland“<br />
(BUND). Zu seinen Forschungsgebieten<br />
gehörte das vernetzte Denken,<br />
das sich auch in seiner Theorie zu den<br />
Lerntypen widerspiegelt.<br />
35 Prozent<br />
der Jugendlichen sagen, dass sie das<br />
Online-Lernen als sehr gut empfunden<br />
haben. <br />
Quelle: Statista<br />
69 Prozent<br />
der Eltern sind laut einer Umfrage der<br />
Meinung, dass Bücher wichtig für den<br />
schulischen Erfolg der Kinder sind. <br />
<br />
Quelle: Statista<br />
FOTO: TRUEFFELPIX/ADOBESTOCK, ILLUSTRATION: ORFEEV/ADOBESTOCK
1<br />
DER AUDITIVE LERNTYP:<br />
Ohne die Ohren läuft bei diesem Lerntyp überhaupt nichts.<br />
Wer zu dieser Gruppe gehört, nimmt Informationen am besten<br />
dadurch auf, dass er sie hört. Ihm reicht es zum Beispiel<br />
nicht einfach aus, dass ihm im Unterricht eine Tabelle gezeigt<br />
wird – sie muss ihm auch erklärt werden. Auditive<br />
Lerntypen merken sich Dinge am besten, wenn sie diese<br />
einmal laut gehört haben, zum Beispiel bei einem Referat,<br />
einem Vortrag, in einem Podcast oder durch das Anschauen<br />
– vor allem aber auch Anhören – einer Dokumentation. Sich<br />
selbst Dinge laut vorzulesen ist für auditive Lerntypen eine<br />
prima Möglichkeit zu Lernen.<br />
2<br />
NEXT STEP WISSEN |39<br />
DER VISUELLE LERNTYP:<br />
Wer sich nicht in der Gruppe der auditiven Lerntypen<br />
wiederfindet, der gehört vielleicht zu den visuellen<br />
Lerntypen. Bei diesen Menschen dreht sich alles um<br />
die Augen. Fotos, Grafiken, Mindmaps oder auch Filme<br />
sind genau ihr Ding. Wichtig: Wer sich in dieser Gruppe<br />
zu Hause fühlt, sollte bei Vorträgen oder in der Berufsschule<br />
auf jeden Fall mitschreiben. So kann man sich<br />
die Informationen später zu Hause nochmal im wahrsten<br />
Sinne des Wortes vor Augen führen.<br />
3<br />
DER HAPTISCHE LERNTYP:<br />
Lass mich mal fühlen! Klingt komisch, hilft haptischen<br />
Lerntypen aber enorm, sich Dinge einzuprägen. Dieser<br />
Lerntyp möchte beim Lernprozess dabei sein und zum<br />
Beispiel Knöpfe drücken, Maschinen bedienen oder<br />
Werksstoffe selbst in die Hand nehmen. Und muss doch<br />
mal Theorie gepaukt werden, kann es für haptische Lerntypen<br />
hilfreich sein, sich zu bewegen und zum Beispiel im<br />
Zimmer auf und ab zu gehen.<br />
4<br />
DER VERBAL-ABSTRAKTE<br />
LERNTYP:<br />
Immer was zu sagen und ständig Lust auf eine Diskussion?<br />
Wer diese Frage mit „Ja“ beantworten kann, der gehört vermutlich<br />
zur Gruppe der verbal-abstrakten Lerntypen. Mitglieder<br />
dieser Gruppe können sich Informationen am besten<br />
merken, wenn sie sich mit anderen darüber austauschen,<br />
diskutieren oder sogar streiten. Und da man dafür immer anderen<br />
Menschen braucht, fühlen sich verbal-abstrakte Lerntypen<br />
auch nicht beim einsamen Lernen in der Bibliothek<br />
oder zu Hause wohl, sondern treffen sich zum Lernen lieber<br />
mit anderen und tauschen sich aus.<br />
Wer jetzt denkt: „Hilfe, ich finde mich in keiner der vier Gruppen<br />
wieder!“ – dem sei gesagt: keine Panik. In den meisten<br />
Menschen schlummern verschiedene Kombinationen der<br />
Lerntypen. Und das ist auch gut so. So kann man je nach Bedarf<br />
einen seiner Lerntypen abrufen und sich wichtige Informationen<br />
erfolgreich merken – und zum richtigen<br />
Zeitpunkt wieder abrufen.<br />
ILLUSTRATION: KUROKSTA/ADOBESTOCK, ORFEEV/ADOBESTOCK
40| NEXT STEP WISSEN<br />
STUDIEREN IN<br />
NÄCHSTER NÄHE<br />
Baden-Württemberg<br />
bietet viele<br />
attraktive Hochschulen<br />
LEGENDE<br />
Universitäten<br />
Pädagogische Hochschulen<br />
Kunst- und Musikhochschulen<br />
Akademie für Darstellende Kunst<br />
Filmakademie<br />
Popakademie<br />
Hochschulen für<br />
angewandte Wissenschaften<br />
Hauptsitz<br />
Standort<br />
Duale Hochschule BW<br />
Präsidium<br />
Standort<br />
Campus<br />
Nichtstaatliche Hochschulen<br />
Private Universitäten<br />
Offenburg<br />
Gengenbach<br />
Schwetzingen<br />
Kehl<br />
Bad Liebenzell<br />
Rottenburg<br />
Mannheim<br />
Karlsruhe<br />
Pforzheim<br />
Hohenheim<br />
Horb<br />
Heidelberg<br />
Mosbach<br />
Ludwigsburg<br />
Göppingen<br />
Nürtingen<br />
Tübingen<br />
Heilbronn<br />
Stuttgart<br />
Esslingen<br />
Reutlingen<br />
Bad Mergentheim<br />
Künzelsau<br />
Schwäbisch Hall<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Geislingen<br />
Ulm<br />
Aalen<br />
Heidenheim<br />
Villingen-Schwenningen<br />
Freiburg<br />
Furtwangen<br />
Albstadt<br />
Trossingen Riedlingen<br />
Biberach<br />
Sigmaringen<br />
Tuttlingen<br />
Weingarten<br />
Ravensburg<br />
Lörrach<br />
Konstanz<br />
Friedrichshafen<br />
Isny im Allgäu<br />
QUELLE: MWK.BADEN-WU-<br />
ERTTEMBERG.DE/DE/HOCH-<br />
SCHULEN-STUDIUM/<br />
ICH WILL<br />
STUDIEREN!<br />
Detaillierte Infos zu allen<br />
Studienangeboten in<br />
Baden-Württemberg und<br />
die interaktive Hochschulkarte<br />
findest du auf der<br />
Internetseite:<br />
www.studieninfo-bw.<br />
de
NEXT STEP WISSEN |41<br />
HS HEILBRONN<br />
Hier treffen sich Tüftler, Mathe-Fans<br />
und BWLer: An der Hochschule Heilbronn<br />
gibt es Studiengänge in den<br />
Bereichen Technik, Wirtschaft und<br />
Informatik. Zum Beispiel stehen Maschinenbau,<br />
Robotik und Tourismusmanagement<br />
zur Auswahl.<br />
www.hs-heilbronn.de<br />
KÜNZELSAU<br />
Mit Technik und Wirtschaft haben die<br />
Studiengänge am Campus Künzelsau<br />
der Hochschule Heilbronn zu tun.<br />
Beispiele sind Wirtschaftsingenieurwesen-Energiemanagement,<br />
Elektrotechnik,<br />
BWL und Sozialmanagement<br />
oder BWL und Kultur-,<br />
Freizeit-, Sportmanagement.<br />
www.hs-heilbronn.de/campus-kuenzelsau<br />
Am Campus Schwäbisch Hall der Hochschule<br />
Heilbronn. Foto: HHN<br />
SCHWÄBISCH HALL<br />
Am Campus Schwäbisch Hall dreht<br />
sich alles ums Management: Von Finanzen<br />
über Personalwesen bis hin<br />
zum klassischen Vertrieb – der familiäre<br />
Campus hat genau darin seine<br />
Stärken.<br />
www.hs-heilbronn.de/campus-schwaebisch-hall<br />
DHBW HEILBRONN<br />
Theoriephasen an der Hochschule<br />
und Praxisphasen im Unternehmen<br />
wechseln sich ab. Angeboten werden<br />
etwa BWL mit Foodmanagement, Handel<br />
und Dienstleistungsmanagement,<br />
Wein – Technologie – Management<br />
sowie BWL – Digital Business Management<br />
und Wirtschaftsinformatik.<br />
www.heilbronn.dhbw.de<br />
Duale Hochschule Baden-Württemberg in<br />
Heilbronn. Foto: Christiane Zahnder<br />
German Graduate School<br />
of Management & Law in Heilbronn. Foto: privat<br />
HEILBRONN<br />
Durch die Eröffnung des Campus der<br />
TU München kannst du in Heilbronn<br />
Uni-Luft schnuppern. Wenn du Ambitionen<br />
hast, später in die Führungsetage<br />
aufzusteigen, könntest du mit<br />
den Management-Studiengängen hier<br />
goldrichtig liegen.<br />
www.wi.tum.de<br />
HEILBRONN<br />
Wenn Wirtschaft und Recht dein Ding<br />
sind, schau dich mal an der German<br />
Graduate School of Management &<br />
Law um. Die Hochschule bietet Master-Studiengänge<br />
zu Wirtschaftswissenschaften<br />
und Wirtschaftsrecht.<br />
www.ggs.de<br />
Hochschule Aalen. Foto: Jan Walford<br />
DHBW MOSBACH<br />
Studiengänge rund um die Digitalisierung,<br />
international ausgelegte<br />
Wirtschaftswissenschaften oder<br />
doch eher ein Ingenieurstudium? Die<br />
DHBW Mosbach und ihr Campus<br />
Bad Mergentheim bieten viele duale<br />
Studienmöglichkeiten.<br />
www.mosbach.dhbw.de<br />
AALEN<br />
Die Hochschule Aalen ist eine der<br />
forschungsstärksten Hochschulen in<br />
Deutschland. Mitten im Süden bietet<br />
sie über 60 innovative Studienmöglichkeiten,<br />
darunter Angebote wie<br />
Business Analytics, Digital Health<br />
Management, International Marketing<br />
and Sales, Leichtbau oder Wirtschaftsinformatik.<br />
www.hs-aalen.de<br />
Pädagogische Hochschule<br />
Schwäbisch Gmünd. Foto: ph-sg<br />
SCHWÄBISCH GMÜND<br />
Wer sich für Themen wie Bildung,<br />
Gesundheit und Kulturen interessiert,<br />
ist in der Pädagogischen Hochchule<br />
Schwäbisch Gmünd richtig. Dort stehen<br />
Lehramt, Pflegewissenschaft und<br />
Integration zur Wahl.<br />
www.ph-sg.de<br />
SCHWÄBISCH GMÜND<br />
Wenn du besonders kreativ bist,<br />
dann solltest du die Hochschule<br />
für Gestaltung im Blick behalten. In<br />
Schwäbisch Gmünd lassen sich Produkt-,<br />
Kommunikations- oder Interaktionsgestaltung<br />
sowie das Internet<br />
der Dinge studieren.<br />
www.hfg-gmuend.de
42| NEXT STEP WISSEN<br />
FÜNF SCHRITTE<br />
ZUR TRAUMAUSBILDUNG<br />
Das Abschlussjahr steht an, aber wie geht es danach weiter? Stefanie Klenk, verantwortlich für<br />
das Azubi-Marketing bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall, gibt Tipps, wie junge Menschen<br />
ihre Traumausbildung finden können.<br />
Der Start ins Abschlussjahr<br />
steht<br />
für viele Real- und<br />
Gemeinschaftsschüler<br />
sowie Gymnasiasten<br />
kurz bevor – und damit die Frage<br />
nach der beruflichen Zukunft:<br />
„Welchen Weg will ich<br />
einschlagen?“ Es lohnt sich, das<br />
Thema frühzeitig anzugehen:<br />
Beliebte Ausbildungsplätze<br />
sind schnell vergeben, wie das<br />
Beispiel Bausparkasse Schwäbisch<br />
Hall zeigt. Das Unternehmen<br />
nimmt bereits Bewerbungen<br />
für 2024 entgegen. Stefanie<br />
Klenk, verantwortlich für das<br />
Azubi-Marketing bei Schwäbisch<br />
Hall, nennt fünf Tipps,<br />
um die richtige Ausbildung für<br />
sich zu finden.<br />
1. Eigene Fähigkeiten und<br />
Interessen einschätzen<br />
Am Anfang steht die Frage: Was<br />
will ich und was kann ich? Das<br />
zu hinterfragen und den<br />
Wunschberuf an die eigenen<br />
Faktoren anzupassen,<br />
lohnt sich allemal. „Wenn<br />
sich jemand beispielsweise<br />
für Geld und Finanzen<br />
interessiert,<br />
digital affin ist und<br />
gerne mit Menschen<br />
zu tun hat,<br />
könnte eine Ausbildung<br />
zu Bankkauffrau<br />
oder -mann spannender<br />
sein als vielleicht<br />
zunächst gedacht“, so<br />
Stefanie Klenk.<br />
2. Top fünf Berufe<br />
ermitteln<br />
Jobbörsen, Websites<br />
und Social Media-Auftritte<br />
von Unternehmen<br />
sowie die Angebote der Bundesagentur<br />
für Arbeit helfen<br />
dabei, sich einen Überblick<br />
über die verschiedenen Berufsfelder<br />
zu verschaffen. Daraus<br />
lässt sich eine Liste erstellen:<br />
Ganz oben steht der Lieblingsberuf.<br />
Es folgen alle Berufe, die<br />
ebenfalls in Frage kommen. Im<br />
nächsten Schritt können Lehrer,<br />
Freunde oder die Familie<br />
ihre Einschätzung<br />
abgeben, ob der<br />
Beruf passen<br />
könnte.<br />
Fingers crossed – um eine<br />
Ausbildung im Traumberuf<br />
beginnen zu können, gehört etwas<br />
mehr dazu, als ein Quäntchen Glück.<br />
<br />
Foto: Mix and Match Studio/Adobestock<br />
3. Arbeitgeber-Check<br />
Neben der Ausbildung an sich<br />
sollten sich Schülerinnen und<br />
Schüler laut Klenk überlegen:<br />
„Welche Kriterien sind mir<br />
wichtig am zukünftigen Arbeitgeber,<br />
dem Arbeitsumfeld und<br />
dem Entgelt wie auch zusätzlichen<br />
Leistungen?“ Aspekte wie<br />
flexible Arbeitszeiten, individuelle<br />
Förderung, gute Übernahmechancen,<br />
Jobtickets<br />
und Altersvorsorge<br />
sollten in die Entscheidung<br />
einbezogen<br />
werden.<br />
4. Bewerbungsunterlagen<br />
sorgfältig zusammenstellen<br />
Die passende Ausbildung gefunden?<br />
Dann heißt es jetzt: Bewerben!<br />
Ein Muss sind Lebenslauf<br />
– idealerweise tabellarisch<br />
aufgebaut, übersichtlich und<br />
lückenlos –, Schulzeugnisse sowie<br />
etwaige Praktikumsbescheinigungen<br />
oder Zertifikate.<br />
Ob ein Unternehmen Wert auf<br />
ein Bewerbungsanschreiben<br />
legt, lässt sich in der Regel auf<br />
der Website nachsehen. Immer<br />
mehr Betriebe fordern inzwischen<br />
keines mehr. Sollte doch<br />
eines nötig sein: „Das Anschreiben<br />
ist wie eine Visitenkarte<br />
und sollte eine persönliche Note<br />
enthalten“, so Stefanie Klenk.<br />
5. Gute Vorbereitung<br />
Unternehmen kombinieren in<br />
Bewerbungsverfahren mittlerweile<br />
häufig Online-Tests und<br />
Interviews – persönlich oder<br />
online. An das Interview<br />
schließt häufig eine Fargerunde<br />
an: Es werden verschiedene<br />
Fragen zum persönlichen<br />
Hintergrund und zum Berufswunsch<br />
an die Bewerber<br />
gestellt und umgekehrt<br />
können sie selbst<br />
Fragen stellen. Außerdem<br />
geben die Beobachter<br />
Einblicke ins<br />
Unternehmen. „Je besser<br />
sich jemand auf das Auswahlverfahren<br />
vorbereitet<br />
hat, desto sicherer kann<br />
sie oder er im persönlichen<br />
Gespräch auftreten“,<br />
ist Stefanie Klenk überzeugt.<br />
<br />
pm
NEXT STEP |<br />
3<br />
Ausbildung:<br />
Fachangestellter (m/w/d)<br />
für Bäderbetriebe<br />
Elektroniker (m/w/d)<br />
für Betriebstechnik<br />
Fachinformatiker (m/w/d)<br />
für Systemintegration<br />
Fachinformatiker (m/w/d)<br />
Daten- und Prozessanalyse<br />
Fachinformatiker (m/w/d)<br />
Anwendungsentwicklung<br />
Kaufmann (m/w/d)<br />
für IT-Systemmanagement<br />
Industriekaufmann (m/w/d)<br />
Bauzeichner (m/w/d)<br />
Tief-, Straßen- und Landschaftsbau<br />
Studium:<br />
Bachelor of Arts (B.A.) (m/w/d)<br />
BWL - Digital Business Management<br />
Bachelor of Engineering (B.Eng.) (m/w/d)<br />
Maschinenbau, Versorgungsund<br />
Energiemanagement<br />
Bachelor of Science (B.Sc.) (m/w/d)<br />
Wirtschaftsinformatik - Application Management<br />
Bei Fragen wende Dich gerne an<br />
Luisa Mebert, Rufnummer 0791 401-757.<br />
Mehr Infos:<br />
www.stadtwerke-hall.de/<br />
ausbildung<br />
Hier gehts zu unserem Azubi-Interview<br />
sowie zu unserer Ausbildungsbroschüre<br />
stadtwerkesha<br />
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Früh Verantwortung bekommen und übernommen<br />
Dennis Bossenz ist ein lockerer Typ. Hochgewachsen, entspannte<br />
Art, lässig gekleidet. Er ist 16 Jahre alt, wohnt in Mainhardt und<br />
macht bei den Stadtwerken Schwäbisch Hall seine Ausbildung<br />
zum Fachinformatiker für Systemintegration. „Computer, Technik,<br />
Software, Hardware: Das hat mich immer interessiert“, erzählt<br />
er. „Ich habe schon früh an meinem eigenen PC Sachen ausprobiert<br />
und gewerkelt. Da merkte ich: ich möchte das beruflich<br />
machen.“<br />
Also schaute sich Dennis nach größeren Firmen in der Nähe seines<br />
Wohnorts um. Denn für ihn war klar: wenn IT, dann mit großer<br />
Systemlandschaft. Er stieß online auf das Ausbildungsangebot<br />
der Stadtwerke Schwäbisch Hall. „Die haben ja einige IT-Stellen<br />
im Angebot, da muss echt was geboten sein“, dachte er sich und<br />
bewarb sich. Einen erfolgreich absolvierten Eignungstest und ein<br />
Bewerbungsgespräch später hatte er die Zusage.<br />
Direkt rein in die IT-Welt<br />
Am 1. September 2022 startete er<br />
ins Berufsleben. Frisch die Realschule<br />
beendet und gleich den<br />
Schritt zu einem Unternehmen,<br />
dessen Branche gerade harte Zeiten<br />
durchlebt? „Ach, ich habe das<br />
einfach auf mich zukommen lassen“,<br />
sagt er mit entspanntem Gesichtsausruck.<br />
In den Einführungstagen<br />
lernte Dennis die anderen<br />
Auszubildenden sowie Dualen<br />
Studenten, das Unternehmen und<br />
seine Ausbilderin kennen. „Das hat<br />
mir ein gutes Gefühl gegeben.“<br />
Fester Arbeitsplatz, Laptop, Lernmaterial und schon ging es los.<br />
Direkt rein in die IT-Welt der Stadtwerke, direkt rein in den Service<br />
Desk. Dort schlagen Mitarbeiter und externe Kunden auf,<br />
die Unterstützung mit der Technik brauchen. „Die Service-Desk-<br />
Mitarbeiter bereiten auch die Hardware für neue Mitarbeiter<br />
vor. Da durfte ich sofort mit anpacken. Genau mein Ding“, berichtet<br />
Dennis. Parallel geht er an zwei Tagen in der Woche in die<br />
Berufsschule in Schwäbisch Hall.<br />
Von Tag eins ab war Dennis fester Teil der Stadtwerke-IT. „Ich<br />
bekam schnell erste Aufgaben, dann immer mehr To-Dos und<br />
auch eigene Projekte.“ Hat ihn das überfordert? „Nein, denn<br />
es ist immer jemand da, der einen unterstützt“, antwortet der<br />
Nachwuchsinformatiker. Betreuung gibt es aber nicht nur innerhalb<br />
des Teams, bei welchem er gerade Station macht. Es gibt<br />
auch eine feste Ausbilderin für ihn, mit der er sich häufig trifft.<br />
Ihr kann der 16-Jährige Fragen stellen, ihr von Erlebtem berichten<br />
oder ihr Sorgen und Probleme anvertrauen. „Für die ersten<br />
Wochen habe ich zudem einen Paten an die Hand bekommen.<br />
Das ist ein Azubi im höheren Lehrjahr. War total hilfreich, weil<br />
er mir zum Beispiel gezeigt hat, wie ich mich an den einzelnen<br />
Standorten der Stadtwerke zurechtfinde“, erzählt Dennis.<br />
Mittlerweile ist der Mainhardter schon fast ein halbes Jahr beim<br />
Energieversorger. „Ich fühle mich echt wohl, komme gut mit<br />
den Kollegen klar und habe innerhalb der Azubis schon Freundschaften<br />
geschlossen. An der IT begeistert mich, dass die Stadtwerke<br />
ein eigenes Rechenzentrum haben. Das ist echt etwas Besonderes.“<br />
Einsatz für die Ausbildung<br />
Der Auszubildende hat früh Verantwortung bekommen und das<br />
zahlt er zurück, indem er sie auch übernimmt. Dennis Bossenz<br />
hat sich der Wahl zum Jugend- und Auszubildendenvertreter<br />
(JAV) gestellt – und er wurde gewählt. „Ich will, dass die jungen<br />
Leute ein bestmögliches Ausbildungserlebnis bei den Stadtwerken<br />
Schwäbisch Hall haben“, erläutert Dennis sein Ziel. In<br />
seiner neuen Rolle vertritt er die Nachwuchskräfte gegenüber<br />
dem Unternehmen, er ist Teil des Betriebsrats und er organsiert<br />
Azubi-Events mit. Letzteres gibt es regelmäßig – sei es ein Grillen<br />
im Sommer oder ein Besuch des Weihnachtsmarkts im Winter.