NewHealthGuide 02/2023 Teaser
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Ausgabe <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
Ihr Weg in das digitale Gesundheitssystem<br />
„Wir brauchen einen<br />
Digitalisierungsprozess mit<br />
einheitlicher Struktur“<br />
Prof. Dr. Henriette Neumeyer<br />
von der DKG im Interview<br />
Datenharmonie pur?<br />
Von der Interoperabilität<br />
können alle profitieren – nur<br />
wann? Ein Überblick<br />
OP mit Joystick<br />
Wo Neuroradiologen präziser<br />
operieren – dank Roboter<br />
Multiple Sklerose an der<br />
Stimme erkennen?<br />
Über den Einsatz von KI bei<br />
Krankheitsdiagnosen<br />
Digitale Highlights<br />
Telemedizin-Kabine statt<br />
Arztpraxis, KI für die Wundversorgung<br />
und neue DiGA<br />
PREIS: 8,50 EUR
newhealth.guide #2<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser<br />
Wie weit wäre die Digitalisierung<br />
im Krankenhaus ohne<br />
das Krankenhauszukunftsgesetz<br />
(KHZG)? Diese Frage<br />
konnte man sich unter anderem<br />
auf der DMEA stellen,<br />
Europas führender Veranstaltung<br />
für die Digitalisierung<br />
des Gesundheitswesens.<br />
Von dort sind wir Ende April<br />
mit vielfältigen Eindrücken<br />
zurückgekehrt. Ins Auge fiel dabei<br />
besonders die Vielzahl der Anbieter<br />
von Patientenportalen – ohne<br />
das KHZG wäre dieser Schwerpunkt<br />
wohl nicht so ausgeprägt. Insofern<br />
hat das Gesetz einen wichtigen<br />
Impuls gesetzt, der nicht nur den<br />
Anbietern solcher Lösungen zugutekommt,<br />
sondern demnächst auch<br />
den Mitarbeitenden im Krankenhaus<br />
und den Patienten.<br />
Was aber passiert, wenn die<br />
jetzt genehmigten Patientenportale<br />
demnächst alle installiert<br />
sind? Werden Mitarbeitende und<br />
Patienten ohne Probleme damit<br />
zurechtkommen? Wohl kaum.<br />
Denn es geht dabei um nicht weniger<br />
als um eine Reise in völliges<br />
Neuland – und auf einer Reise<br />
braucht man häufig eine Übersetzungs-App.<br />
All das Neue muss<br />
noch in eine verständliche Sprache<br />
für diejenigen übersetzt werden,<br />
die es dann nutzen sollen. Gerade<br />
diese wichtige Frage scheint häufig<br />
noch nicht geklärt: Wie kann das,<br />
was sich IT und Technik ausgedacht<br />
haben, den Anwendern vermittelt<br />
werden? Auch hierbei wollen wir als<br />
NewHealth.Guide helfen.<br />
Ein wichtiges Thema in diesem<br />
Zusammenhang: die Verbesserung<br />
der Interoperabilität. Denn auch<br />
die technischen und die IT-Systeme<br />
müssen sich untereinander<br />
verstehen, damit gewinnbringender<br />
Datenaustausch stattfinden<br />
kann. Am Ende müssen sinnvolle<br />
Informationen in einer Form herauskommen,<br />
die die Gegenseite<br />
lesen und verstehen kann.<br />
Lesen Sie dazu in unserem<br />
Schwerpunkt, warum es sich lohnt,<br />
die Interoperabilität zu verbessern,<br />
und welche Schritte<br />
konkret zu gehen sind.<br />
Die anderen Systembeteiligten<br />
sozusagen zu ertüchtigen<br />
und die „digitale<br />
Literacy“ zu verbessern, ist ein<br />
weiterer wesentlicher Schritt.<br />
Darauf weist auch Frau Prof.<br />
Henriette Neumeyer, stellvertretende<br />
Vorsitzende der<br />
DKG, hin. In unserem großen<br />
Interview in dieser Ausgabe<br />
schildert sie außerdem, wie<br />
der Umgang mit Studierenden<br />
ihr frische Ideen bringt,<br />
welche Herausforderungen<br />
die Umsetzung der Krankenhausplanung<br />
mit sich bringt<br />
und warum es so ein wichtiger<br />
Impuls des KHZG war, dass Digitalisierung<br />
nicht umsonst zu haben ist.<br />
Weitere Eindrücke, die von der<br />
DMEA in Erinnerung bleiben, sind<br />
die Aufnahme der aktuellen Podcast-Folgen<br />
direkt auf der Messe<br />
und die interessanten Gespräche<br />
an verschiedenen Ständen. Dazu<br />
möchte ich Ihnen abschließend<br />
den NewHealth.Guide zum Hören<br />
ans Herz legen: Folge 6 mit<br />
Dr. Markus Leyck Dieken, dem Geschäftsführer<br />
der gematik, die als<br />
nationale Agentur das Mandat für<br />
die Umsetzung der elektronischen<br />
Patientenakte (ePA) erhalten hat,<br />
und Folge 7 direkt von unserem<br />
DMEA-Rundgang, der Eindrücke<br />
von der Bandbreite der Angebote<br />
und Entwicklungen vermittelt.<br />
Viel Spaß beim Lesen und Hören!<br />
Dr. med. Gudrun Westermann<br />
Chefredakteurin<br />
2
newhealth.guide #2<br />
Inhalt<br />
COVER: GENE GLOVER; FOTOS: EVELYN DRAGAN, SOPHIA RACKL, KLINIKUM RECHTS DER ISAR/THOMAS EINBERGER<br />
04<br />
Aktuelles aus der Gesundheitsbranche:<br />
z. B. eine Telemedizin-Kabine für die medizinische<br />
Versorgung in ländlichen Regionen<br />
08<br />
Entbürokratisierung, eine neue digitale Infrastruktur<br />
und Kliniken als Teil eines Netzwerks:<br />
Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende<br />
Vorsitzende der DKG, im Interview<br />
14<br />
Die Verbesserung der Interoperabilität kann<br />
Kosten sparen und Ressourcen<br />
freisetzen. Aber wie gelingt das? Ein Überblick<br />
Newsletter<br />
Erhalten Sie das monatliche<br />
Update zu allen<br />
Fragen der Digitalisierung im<br />
Gesundheitswesen<br />
Podcast<br />
Experten und Vorreiter im Interview.<br />
Jeden Monat ein spannendes<br />
Hintergrundgespräch zum Thema<br />
New Health<br />
20<br />
OP mit Joystick: Im Münchner<br />
Universitätsklinikum rechts der Isar gehen<br />
Roboter Neuroradiologen zur Hand<br />
24<br />
Ein Besuch bei audEERING: Das Unternehmen<br />
hat eine KI entwickelt, die Krankheiten wie<br />
Depression oder MS anhand der Stimme erkennt<br />
28<br />
Digital fit für jetzt und die Zukunft?<br />
Hier sind Fortbildungen für Klinikpersonal<br />
30<br />
Wichtige Konferenzen und Tagungen<br />
im Überblick<br />
Website<br />
Die Plattform für alle Inhalte des<br />
NewHealth.Guide: schnell Wissen<br />
finden und abrufen, Podcasts<br />
laden oder Newsletter bestellen!<br />
3
newhealth.guide #2<br />
News + Trends + Future<br />
4
newhealth.guide #2<br />
Telemedizin<br />
Ersatz für<br />
die Arztpraxis<br />
Das französische Unternehmen<br />
H4D hat die erste<br />
Telemedizin-Kabine entwickelt.<br />
Patienten können hier<br />
Arzttermine wahrnehmen,<br />
ohne in die Praxis zu müssen.<br />
Per Videocall führt der<br />
Arzt die Patienten durch die<br />
Behandlung. Ein Video-Tutorial<br />
hilft ihnen, mit einfach zu<br />
bedienenden Messgeräten<br />
in der Kabine Herzrhythmus,<br />
Blutzucker oder Sauerstoffgehalt<br />
im Blut selbst zu messen<br />
und über den Bildschirm<br />
die weitere Behandlung mit<br />
dem Arzt zu besprechen.<br />
Vor allem für ländliche<br />
Regionen ein spannendes<br />
Versorgungskonzept.<br />
www.h4d.com<br />
FOTO: MAURITIUS IMAGES/SCIENCE PHOTO LIBRARY/KATERYNA KON<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Schnelles Handeln<br />
bei Sepsis<br />
Blutvergiftungen sind die dritt häufigste<br />
Todesursache in Deu tschland.<br />
Laut Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) sterben circa<br />
35 Prozent der Patientinnen<br />
und Patienten mit einer Sepsis.<br />
Die Deutsche Telekom und das<br />
Start-up Telehealth Competence<br />
Center Analytics (TCC AI & Analytics)<br />
aus Hamburg haben nun<br />
eine KI-Lösung entwickelt, die<br />
Ärztinnen und Ärzten dabei hilft<br />
einzuschätzen, ob ihre Patienten<br />
gefährdet sind. Standardschnittstellen<br />
erfassen die Vitaldaten<br />
der Patienten und analysieren<br />
sie in der sicheren Open Telekom<br />
Cloud mit einem selbstlernenden<br />
Algorithmus. Dieser soll rund zehn<br />
Stunden vor dem Ausbruch einer<br />
Sepsis das individuelle Risiko vorhersagen<br />
können und über ein<br />
Dashboard den Ärztinnen und<br />
Ärzten anzeigen, sodass sie schnell<br />
handeln können. Aktuell wird die<br />
KI in zwei Krankenhäusern pilotiert.<br />
www.tcc-clinicalsolutions.de<br />
https://tinyurl.com/sepsis-telekom<br />
5
newhealth.guide #2<br />
News + Trends + Future<br />
Pflege<br />
Radar statt<br />
Video<br />
Ziel des Projekts Omni-<br />
Connect des Fraunhofer-<br />
Instituts ist es, zukünftig<br />
Gefahrensituationen<br />
bei pflegebedürftigen<br />
Menschen schneller zu<br />
erkennen – ohne Video.<br />
Mithilfe von Radarstrahlen<br />
werden Räume und<br />
Bewegungen von<br />
Menschen darin erfasst.<br />
Passive Tags in der Kleidung<br />
schicken relevante<br />
Infos an Sende-Empfangs-Module<br />
an der<br />
Zimmerdecke. Das System<br />
schlägt sofort Alarm,<br />
falls eine Person stürzt.<br />
www.fraunhofer.de<br />
Forschungsprojekt<br />
Wundanalyse mit KI<br />
„Nur etwa 20 Prozent aller<br />
chronischen Wunden, mit<br />
denen die Pflegenden in der<br />
ambulanten Alten pflege<br />
konfrontiert sind, werden<br />
adäquat behandelt“, sagt<br />
Julien Maarten Akay. Der<br />
26-jährige Data-Science-<br />
Masterstudent an der Fachhochschule<br />
Bielefeld will<br />
das ändern. Im Rahmen eines<br />
Forschungsprojekts entwickelt<br />
er gemeinsam mit<br />
der Softwarefirma Connext<br />
Communication eine Software<br />
zur Wundanalyse, -einschätzung<br />
und -versorgung.<br />
So soll zukünftig die Pflegekraft<br />
lediglich ein Foto von<br />
der Wunde aufnehmen und<br />
dieses in der Software Vivendi<br />
hochladen. Dort ordnet<br />
eine KI das Bild einer Wundart<br />
zu. Die Pflegekraft erhält<br />
somit eine Zweitmeinung für<br />
die weitere Behandlung der<br />
Wunde.<br />
www.hsbi.de<br />
Befundung<br />
Erstes deutsches KI-Teleradiologienetz<br />
In über 900 medizinischen Zentren weltweit wird die KI-Technologie des israelischen<br />
Unternehmens Aidoc bei bildgebenden Verfahren genutzt.<br />
Jetzt setzt auch das erste Teleradiologienetz in Deutschland, das Unternehmen<br />
Reif & Möller, bei der Befundung darauf. Die KI unterstützt vor allem in der<br />
Detektion, Priorisierung und Kommunikation verschiedener Anomalien – und soll<br />
so Radiologen von Routineaufgaben entlasten.<br />
www.diagnostic-network-ag.de<br />
6
newhealth.guide #2<br />
Digitale Medizinprodukte<br />
DiGA<br />
Kaia Rückenschmerzen<br />
Die Kaia Rückenschmerzen<br />
App behandelt nach<br />
einem individuellen Therapieprogramm<br />
sowohl<br />
Symptome als auch Ursachen<br />
der Beschwerden.<br />
Bewegungsübungen,<br />
Atem- und Entspannungstechniken<br />
sowie Wissenseinheiten,<br />
die Tipps für<br />
den Alltag bereithalten,<br />
sind Teil des Konzepts.<br />
Die App ist dauerhaft<br />
in das DiGA-Verzeichnis<br />
aufgenommen.<br />
Diagnostik<br />
Chip erkennt Krebs<br />
Das Forschungszentrum für Medizintechnik und<br />
Biotechnologie (fzmb) im thüringischen Bad<br />
Langensalza entwickelt derzeit einen Chip zur Früherkennung<br />
von hämatologischen Malignomen. Er basiert<br />
auf der Microarray-Technologie und soll exakte Informationen<br />
darüber liefern, welche Biomarker in der<br />
Patientenprobe vorliegen. Das Projekt wird vom Horizon<br />
Europe Programme der Europäischen Kommission<br />
gefördert und bald in klinischer Umgebung getestet.<br />
https://tinyurl.com/knochenmarkkrebs<br />
FOTOS: FRAUNHOFER IZM, P. POLLMEIER/FH BIELEFELD, KAIA HEALTH, ISTOCK/DA-KUK<br />
Elevida<br />
Ein Symptom der Multiplen<br />
Sklerose ist das<br />
Fatigue-Syndrom. Die Online-Anwendung<br />
Elevida<br />
unterstützt Patienten mithilfe<br />
von therapeutischen<br />
Techniken und Übungen<br />
im Umgang mit ihrer Fatigue<br />
und reduziert diese<br />
im besten Fall. Elevida<br />
ist ebenfalls dauerhaft<br />
in das DiGA-Verzeichnis<br />
aufgenommen.<br />
Cara Care für Reizdarm<br />
Die DiGA Cara Care<br />
liefert Anleitungen, wie<br />
man die Symptome<br />
Bauchkrämpfe, Blähbauch<br />
& Co. mit darmfreundlicher<br />
Ernährung<br />
und einem stressärmeren<br />
Lebensstil (z. B. durch audiogeführte<br />
Hypnose) verbessern<br />
kann. Die App ist<br />
vorläufig in das DiGA-Verzeichnis<br />
aufgenommen.<br />
Radiologie<br />
Update der RZV-EFA<br />
Die elektronische Fallakte (EFA)<br />
des Rechenzentrums Volmarstein<br />
(RZV) kann ab sofort<br />
auch radiologische Bilder verarbeiten.<br />
Hierfür wurde ein DI-<br />
COM-Archiv über IHE-Standards<br />
an das EFA-Backend angebunden.<br />
Bilder und Serien aus Röntgen,<br />
CT oder MRT lassen sich<br />
nun sicher importieren und über<br />
einen webbasierten Viewer betrachten.<br />
RZV ist einer der ersten<br />
Anbieter von intersektoralen<br />
Aktensystemen, die eine direkte<br />
Verknüpfung mit einem zentralen<br />
DICOM-Archiv bieten. Dies<br />
ermöglicht Ärzten einen umfassenden<br />
Blick auf das Behandlungsgeschehen.<br />
www.rzv.de<br />
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