Sing, Juandalynn, sing!
Das Mädchen Juandalynn aus Montgomery liebt die Musik. Mit ihrer Stimme bewegt sie die Menschen um sich herum. Und was für eine Stimme sie hat! Juandalynn R. Abernathy spricht in diesem Buch als Zeitzeugin über ihr Leben als „erstes Kind der Freiheitsbewegung“, über ihren Vater Ralph David Abernathy, ihren Patenonkel Martin Luther King Jr., über Rassismus und den Kampf um Würde und gleiche Rechte. Erhältlich unter https://www.amazon.de/dp/3949326030
Das Mädchen Juandalynn aus Montgomery liebt die Musik. Mit ihrer Stimme bewegt sie die Menschen um sich herum. Und was für eine Stimme sie hat!
Juandalynn R. Abernathy spricht in diesem Buch als Zeitzeugin über ihr Leben als „erstes Kind der Freiheitsbewegung“, über ihren Vater Ralph David Abernathy, ihren Patenonkel Martin Luther King Jr., über Rassismus und den Kampf um Würde und gleiche Rechte.
Erhältlich unter
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representation
SING,
JUANDALYNN,
SING!
Versklavung
Versklavung bedeutet, dass Menschen
ihre Freiheit genommen
wird und sie zum Eigentum
anderer Menschen gemacht werden.
Versklavung gab es schon in
der Antike. Damals wurden im
Krieg besiegte Menschen versklavt.
Nach der allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte ist Versklavung
heutzutage verboten.
Allerdings gibt es auch heute
noch Menschen, die in Versklavung
leben. Dazu gehören
sogar Kinder.
Sklav:innenauktion
Versklavte Menschen wurden auf
Auktionen verkauft. Sie gingen
für den höchsten Preis, der
geboten wurde, an ihre:n neue:n
Besitzer:in und waren dann
dessen:deren Eigentum.
1619
Sklav:innenhandel
Bereits im Jahr 1526 erreichten
die ersten versklavten Menschen
den amerikanischen
Kontinent. Ab 1619 entstand
jedoch ein reger Handel mit
Personen, die von europäischen
Menschenhändler:innen in
Afrika gekauft und mit Schiffen
nach Amerika transportiert
wurden. Viele der Menschen
starben schon auf der langen
Reise, da sie auf den überfüllten
Schiffen nicht genug zu essen
bekamen, geschlagen oder krank
wurden.
In Amerika wurden die versklavten
Menschen auf Auktionen
weiterverkauft. Sie wurden
vor allem auf Plantagen als
Arbeitskräfte eingesetzt. Die
europäischen Länder verdienten
sehr viel Geld mit diesem
„Sklav:innenhandel”.
Insgesamt wurden etwa zwölf
Millionen Menschen versklavt
und nach Amerika verschifft.
Zwangsarbeit
auf Plantagen
In den amerikanischen Südstaaten
wurden Schwarze Menschen
lange Zeit von weißen Menschen
als sogenannte „Sklav:innen”
gehalten.
Versklavte Menschen mussten
hart arbeiten. Sie erhielten kein
Geld für ihre Arbeit und wurden
meist sehr schlecht behandelt.
Versklavte Menschen arbeiteten
als Bedienstete in den Häusern
weißer Menschen oder auf
Tabak-, Reis- und Baumwoll-
Plantagen.
1863
Abraham Lincoln
Abraham Lincoln war von 1861
bis zu seiner Ermordung im
Jahr 1865 der 16. Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika.
Im Jahr 1863 schaffte er mit der
Emanzipations-Proklamation die
Sklaverei in den Südstaaten der
USA ab.
1955
Emmett Till
1820
Harriet Tubman
Harriet Tubmans Großmutter
wurde mit einem Sklav:innenschiff
nach Amerika gebracht.
Sie und ihre Familie wurden zum
Besitz eines Plantagenbesitzers
in Maryland. Harriet Tubman
wurde um 1820 mit dem Namen
Araminta Ross geboren. Sie
war ihre gesamte Kindheit über
versklavt. Harriet Tubman
musste schwer arbeiten und
wurde regelmäßig schwer misshandelt.
Im Jahr 1844 heiratete sie den
freien Schwarzen Mann John
Tubman. Von da an nannte sie
sich Harriet. Im Jahr 1849 floh sie
nach Pennsylvania. Sie legte zu
Fuß etwa 145 Kilometer zurück.
Der Bundesstaat Pennsylvania
gehörte zu den Nordstaaten, in
denen es keine Sklaverei mehr
gab. Danach wurde Harriet
Tubman Fluchthelferin der
Organisation Underground
Railroad. Sie kehrte 13 Mal
nach Maryland zurück und
half etwa 70 Menschen, aus
der Versklavung zu entfliehen.
Später arbeitete Harriet Tubman
als Krankenschwester und
Köchin und engagierte sich
in der Frauenbewegung. Sie
starb im Jahr 1923.
1912
Bayard Rustin
Bayard Rustin wurde im Jahr
1912 in West Chester, Pennsylvania,
geboren. Er war Bürger:innenrechtsaktivist
und
einer der wichtigsten Anführer:innen
des Civil Rights
Movements. Er trat sein Leben
lang für soziale Gerechtigkeit,
Gewaltlosigkeit und Rechte für
queere Menschen ein.
Bayard Rustin organisierte
zusammen mit George Houser
die Freedom Rides. Im Jahr
1948 reiste er nach Indien, um
von den Anführer:innen der
Gandhi-Bewegung mehr über
den gewaltfreien Widerstand und
zivilen Ungehorsam zu lernen.
Im Jahr 1953 wurde Bayard Rustin
verhaftet, da er schwul war.
Homosexualität war damals in
den USA verboten. Daher hielt er
sich ab sofort im Hintergrund der
Bürger:innnenrechtsbewegung
auf. Im Jahr 1956 beriet Bayard
Rustin Ralph David Abernathy
und Martin Luther King Jr.,
die gerade den Busboykott von
Montgomery planten. Später
gründeten sie zusammen die
Southern Christian Leadership
Conference (SCLC).
Emmett Till wurde 1941 in Chicago
geboren. Chicago liegt im
Bundesstaat Illinois. Illinois
gehörte zu den Nordstaaten, wo es
damals keine „Rassentrennung”
mehr gab.
Im Jahr 1955 besuchte Emmett
Till seinen Onkel, der im Bundesstaat
Mississippi wohnte.
Dieser Bundesstaat gehörte zu
den Südstaaten, wo es die Segregation
gab, also getrennte
Schulen, Parks und öffentliche
Einrichtungen für Weiße und
Schwarze, wobei die für Schwarze
schlechter ausgestattet waren.
Emmett Till wollte in einem
kleinen Geschäft Süßigkeiten
und Limonade kaufen. Die Besitzerin
des Geschäfts, eine
weiße Frau, behauptete danach,
er habe sie angefasst und ihr
nachgepfiffen.
Vier Tage später wurde Emmett
Till von ihrem Ehemann und
dessen Halbbruder verschleppt,
gefoltert und getötet. Emmet Till
war 14 Jahre alt.
Die Täter:innen kamen vor ein
Gericht, wurden jedoch von einer
weißen Jury freigesprochen.
Die Ladenbesitzerin gab später
zu, dass Emmett Till sie weder
angefasst noch unhöflich behandelt
hatte.
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Möchtest du
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Möchtest du mehr über Juandalynn
R. Abernathy und ihr Leben
erfahren?
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findest du ausführlichere Informationen.
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für gleiche Rechte erfahren?
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findest du Zitate. Zitate sind
Sätze, die ein Mensch tatsächlich
gesagt oder geschrieben hat.
Representation in children’s books matters simply because all children
deserve to see themselves in the literary portraits of society. This gift
becomes an acknowledgement and celebration of each child’s existence.
Dr. Rudine Sims Bishop, who taught children’s literature, sees books as
mirrors which can act as reflections of ourselves and our world. She further
describes books as windows and sliding doors which give us the chance to
look and walk into worlds that reflect the lives of others.
As societies, we should therefore work to create books that offer diverse
stories with diverse characters, who are given complex and positive
personalities and circumstances. Diverse, positive and multi-dimensional
depictions of characters not only have the power to make children feel
acknowledged and celebrated, but also help them identify with real and
imagined heroes.
Diverse stories and characters give all children the opportunity to engage
with others even if their immediate context does not always offer such
interactions. Diversity in books reminds children that although people are
different, we all share a common humanity, equal value and equal status.
This can inspire children to go into the wider world with positive ideas and
images of themselves and of all the differences around them. This will serve
them in the encounters they make along their life’s journey.
I therefore celebrate this book and all other books, authors and illustrators
who make it their mission to give all children the gift of love and affirmation
in book form.
Michell Sibongiseni Mpike
Ein Buch von Juandalynn R. Abernathy
Text von Philippe Zwick Eby
Illustrationen von Carolina Vázquez
Herausgegeben von Sarah B. Zwick-Eby und Philippe Zwick Eby
Fachliche Beratung: Donzaleigh Avis Abernathy, Kwame Luthuli Abernathy,
Dr. Silke Hackenesch, Leslie Casimir und Kathrin Meckel
Berater für Diversität: Guilherme Biri Francisco
Sensitivity Readerin: Nila Nurschams
Mit freundlicher Unterstützung von Dr. Janice R. Franklin, Andrea Westermann,
Michael Bürgi, Nicole Zwick-Eby und Günther Zwick
Herzlichen Dank, Leslie Casimir und Nicole Zwick Eby
© editions mālama
www.editionsmalama.com
ISBN 978-3-949326-03-5
SING,
JUANDALYNN,
SING!
ein Buch von Juandalynn R. Abernathy
Text von Philippe Zwick Eby I Illustrationen von Carolina Vázquez
Triggerwarnung
editions mālama
representation
Dieses Buch befasst sich mit
den sensiblen Themen (Polizei-)
Gewalt, Rassismus, Versklavung
und der Reproduktion des N-Wortes.
Diese Themen können für manche
Menschen belastend, verletzend
oder retraumatisierend sein. Falls
dir diese Themen gerade nicht
gut bekommen würden, lies
bitte nicht weiter.
Juandalynn R. Abernathy
Juandalynn Ralpheda Abernathy
wurde am 30. November 1954 in
der Stadt Montgomery im US-
Bundesstaat Alabama geboren.
Ihre Eltern waren Juanita Odessa
Jones Abernathy und Ralph David
Abernathy.
Juandalynn R. Abernathy ist
klassische Sängerin, Gesangslehrerin
und Chorleiterin. Dies ist
ihre wahre Geschichte.
Alabama
Alabama ist ein Bundesstaat der
Vereinigten Staaten von Amerika.
Insgesamt gibt es in den USA
heute 50 Bundesstaaten. Alabama
gehört zu den Südstaaten.
Hallo! Mein Name ist
Juandalynn Ralpheda Abernathy.
Ich bin in den USA im
Bundesstaat Alabama geboren.
Für Schwarze Menschen war das damals kein guter
Wohnort. Als Kind lebte ich ständig in Angst.
In diesem Buch werde ich dir erzählen,
warum.
Südstaaten
Die Südstaaten sind Staaten
im Südosten der USA. In den
Südstaaten war bis ins Jahr 1865
die Versklavung von Menschen
erlaubt.
United States
of America
Montgomery,
Alabama
Das sind meine Mama und mein Papa.
Meine Mama war Lehrerin an einer Hochschule.
Mein Papa war Pastor, er arbeitete in einer Kirche.
Beide waren immer sehr beschäftigt.
Juanita Abernathy
Juanita Odessa Jones Abernathy
wurde im Jahr 1931 in Uniontown,
Alabama, geboren. Sie war Hochschullehrerin,
Geschäftsfrau und
Bürger:innenrechtsaktivistin.
Juanita Abernathy hatte fünf
Kinder: Ralph David Abernathy
Jr., Juandalynn Ralpheda, Donzaleigh
Avis, Ralph David Abernathy
III und Kwame Luthuli
Abernathy.
Juanita Abernathy erhielt wegen
ihrer Aktivitäten für die Bürger:innenrechtsbewegung
mehrfach Morddrohungen, ließ
sich davon jedoch nicht einschüchtern.
Sie starb im Jahr 2019.
Ralph David Abernathy
Ralph David Abernathy wurde
im Jahr 1926 in Linden, Alabama,
geboren. Er war Lehrer an
einer Universität, Pastor einer
Baptist:innenenkirche und Bürger:innenrechtsaktivist.
Ralph David Abernathys Großvater
war versklavt worden. Sein
Vater war Farmer einer riesigen
Farm in Linden und unterstützte
eine Schule für Schwarze Kinder.
Ralph David Abernathy war
einer der wichtigsten Anführer
der US-amerikanischen Bürger:innenrechtsbewegung.
Er
war Mitbegründer der Montgomery
Improvement Association,
der Southern Christian Leadership
Conference (SCLC) und organisierte
Demonstrationen wie den
Busstreik von Montgomery. Nach
der Ermordung Martin Luther
King Jr.s im Jahr 1968 wurde er
Leiter der SCLC.
Er starb im Jahr 1990.
Ralph David Abernathy
sagt:
„Juandalynn, du bist das erste
Kind der Freiheitsbewegung.”
Segregation
Segregation oder „Rassentrennung”
bedeutet, dass Menschen
nach „Rassen” unterschieden und
beurteilt werden. Dabei spielt
meist das Aussehen eine Rolle.
In den USA war es lange Zeit verboten,
dass Schwarze Menschen
die gleichen Toiletten, Restaurants,
Kinos, Schulen und Geschäfte
wie weiße Menschen
benutzten. Es gab Trinkbrunnen
und Bänke „nur für Weiße” und
„nur für Schwarze”. In Bussen
durften Schwarze Menschen nur
hinten auf vorgegebenen Plätzen
sitzen.
2. März 1955
Claudette Colvin
Claudette Colvin wurde im Jahr
1939 in Birmingham, Alabama,
geboren. Sie war Krankenschwester
und Bürger:innenrechtsaktivistin.
Am 2. März 1955 wollte die
15-jährige Claudette Colvin nach
der Schule mit dem Bus nach
Hause fahren. Sie saß auf einem
Platz für Schwarze Menschen,
im hinteren Teil des Busses.
In dem Bus waren alle Plätze
belegt. Als eine weiße Frau einstieg,
forderte der Busfahrer
Claudette Colvin und drei weitere
Schwarze Frauen auf, ihre Plätze
freizumachen. Claudette Colvin
weigerte sich. Sie wurde von der
Polizei festgenommen und eingesperrt.
Später klagte Claudette Colvin
zusammen mit vier weiteren
Frauen gegen die Stadt Montgomery
und den Staat Alabama.
Am 5. Juni 1956 entschied das
Bezirksgericht, dass die Rassentrennung
in öffentlichen
Bussen verfassungswidrig sei.
Wir wohnten in der Stadt Montgomery.
Dort ist damals sehr viel passiert.
Die Schwarzen Menschen waren wütend,
da sie von den weißen Menschen ungerecht
behandelt wurden.
Ich erinnere mich sehr gut an unsere Kirche.
Mein Papa stand vorne und redete von
gleichen Rechten für alle Menschen.
Ich war zu jung, um alles zu verstehen.
Ich wollte vor allem den Chor singen hören.
1. Dezember 1955
Rosa Parks
Rosa Parks wurde im Jahr 1913
in Tuskegee, Alabama, geboren.
Sie arbeitete als Schneiderin und
war Sekretärin in der NAACP
(nationale Organisation für die
Förderung Schwarzer Menschen)
in Montgomery.
Am 1. Dezember 1955 wollte
Rosa Parks nach der Arbeit mit
dem Bus nach Hause fahren.
Sie setzte sich im hinteren Teil
des Busses auf einen Platz für
Schwarze Menschen. Doch
ein weißer Mann wollte, dass
sie ihm ihren Platz überließ.
Rosa Parks weigerte sich. Der
Busfahrer rief die Polizei und
Rosa Parks wurde verhaftet.
1955-1956
Montgomery Busboykott
Am 5. Dezember 1955 wurde
Rosa Parks zu einer Geldstrafe
verurteilt. Für diesen Tag hatte
der Women’s Political Council
einen Busstreik organisiert.
Schwarze Menschen benutzten
an diesem Tag keine öffentlichen
Busse, sondern bildeten
Fahrgemeinschaften, fuhren
Taxi oder gingen zu Fuß. Fast
alle Schwarzen Menschen in
Montgomery machten mit.
Am selben Tag trafen sich etwa
50 Bürgerrechtsaktivist:innen,
darunter Ralph David Abernathy
und Martin Luther King Jr. und
gründeten die Montgomery
Improvement Association.
Martin Luther King Jr. wurde zum
Vorsitzenden der Organisation
gewählt. Noch am selben Abend
versammelten sich mehr als
7000 Menschen in der Holt Street
Baptist Church. Martin Luther
King Jr. kündigte an, dass der
Busboykott verlängert werde.
Insgesamt dauerte der Montgomery
Busboykott 381 Tage. Er
gilt als Beginn der Unabhängigkeitsbewegung.
Klassische Musik
Klassische Musik ist die Musik,
welche vom 13. bis zum frühen
20. Jahrhundert in Europa komponiert
wurde. Man sagt auch
Klassik.
Klassische Musik ist entweder
Instrumentalmusik (zum Beispiel
eine Symphonie, ein Konzert, eine
Fuge oder eine Sonate) oder eine
Mischung aus Gesang und
instrumentaler Musik (zum
Beispiel die Oper, die Kantate
und die Messe).
Im Hause der Abernathys lief
immer klassische Musik. Auch
in seiner Kirche bevorzugte
Ralph David Abernathy Klassik.
Seine Lieblingskomponisten
waren Bach, Beethoven, Brahms,
Händel, Haydn und Rossini.
Schon als Baby liebte ich Musik.
Jeden Morgen wachte ich mit Musik auf.
Die Musik kam aus dem Radio, das
neben meinem Kinderbett stand.
Es war wundervolle Musik.
Eines Tages, während ich schlief,
platzierte jemand eine Bombe
unter unserem Haus.
Meine Mama kam ins Schlafzimmer
geeilt, um mich aus
meinem Bettchen zu holen.
10. Januar 1957
Das Bombenattentat
Als Juandalynn R. Abernathy zwei
Jahre alt war, verübten weiße
Männer ein Bombenattentat auf
ihr Haus. Das bedeutet, dass sie
Juandalynn und ihre Familie mit
einer Bombe töten wollten. Zum
Glück wurde niemand verletzt.
Doch das Haus war total zerstört.
Die Familie Abernathy musste zu
Freund:innen ziehen.
10. Januar 1957
Gründung der Southern
Christian Leadership
Conference
Ralph David Abernathy und
Martin Luther King Jr. gründeten
im Jahr 1957 die Southern Christian
Leadership Conference (SCLC), um
den gewaltlosen Kampf gegen
die „Rassentrennung” im Süden
der USA zu organisieren. Martin
Luther King Jr. war Präsident
der Vereinigung. Ralph David
Abernathy wurde Schatzmeister
und Sekretär.
Martin Luther King Jr.
Martin Luther King Jr. wurde im
Jahr 1929 in Atlanta, Georgia,
geboren. Er war Baptistenprediger
und Bürger:innenrechtsaktivist.
Martin Luther King Jr. litt bereits
als Kind unter den Auswirkungen
der „Rassen“trennung. Sein
damaliger bester Freund war
weiß. Als die beiden Jungen
in die Schule kamen, wurden
sie voneinander getrennt, da
Schwarze Kinder nicht mit
weißen Kindern in eine Schule
gehen durften. Doch auch nach
der Schule durften die Freunde
sich nicht mehr sehen. Die Eltern
des weißen Jungen hatten es
verboten, da Martin Luther King
Jr. Schwarz war.
Martin Luther King Jr. setzte
sich bereits mit 14 Jahren gegen
Diskriminierung ein. Mit 16
Jahren hörte er in der Schule von
Mahatma Gandhi und dessen
Thesen zur Gewaltfreiheit. Er war
davon tief beeindruckt und blieb
sein gesamtes Leben von der Idee
des gewaltfreien Widerstandes
überzeugt.
Nach seinem Studium wurde
Martin Luther King Jr. Pastor in
der Dexter Avenue Baptist Church
in Montgomery, Alabama.
Ralph David Abernathy und
Martin Luther King Jr. lernten
sich bereits als Studenten kennen.
Sie wurden beste Freunde und
Wegbegleiter.
Auch bei uns zu Hause ist damals einiges passiert.
Wir hatten viel Besuch. Die Frauen und Männer
redeten und planten und aßen zusammen.
Meine Mutter kochte für unsere Gäste.
Manchmal roch es nach gebratenem Steak mit
Brokkoli und Okraschoten.
Dann wusste ich:
Onkel Martin
ist da.
Onkel Martins Tochter war meine beste Freundin.
Sie hieß Yolanda, doch alle nannten sie Yoki.
Wir gingen gemeinsam in die Krippe.
Wir konnten noch nicht sprechen.
Doch wir verstanden uns trotzdem.
Yolanda Denise King
Yolanda Denise King war das
erste Kind von Coretta Scott King
und Martin Luther King Jr.. Sie
war Bürger:innenrechtsaktivistin
und Schauspielerin.
Yolanda Denise King wurde
1955 in Montgomery, Alabama,
geboren. Ihre jüngeren Geschwister
waren Martin Luther King III,
Dexter Scott King und Bernice
Albertine King.
Coretta Scott King
Coretta Scott King wurde im
Jahr 1927 in Marion, Alabama,
geboren. Sie war Bürger:innenrechtsaktivistin.
Ihre Eltern waren Farmer:innen.
Als Kind musste Coretta Scott
King ihren Eltern beim Pflücken
von Baumwolle helfen. Später
studierte sie klassischen Gesang.
Im Jahr 1953 heiratete sie Martin
Luther King Jr. und unterstützte
fortan seine Arbeit.
1960
Umzug nach Atlanta
Im Jahr 1960 zog die Familie
King von Montgomery nach
Atlanta.
Atlanta
Atlanta ist die Hauptstadt des
Bundesstaates Georgia. Georgia
liegt im Südosten der USA.
Das Land wurde ursprünglich
von den Cherokee und Muskogee
bewohnt. Das waren amerikanische
Indigene. Sie tauften den
Ort Pakanahuihli, das bedeutet
„stehender Pfirsichbaum”.
Ab 1823 besiedelten die ersten
Weißen das Gebiet und vertrieben
die Indigenen. Sie tauften
die Stadt zunächst Terminus und
später Atlanta.
Yoki war sehr mutig. Ich war etwas schüchtern.
Doch gemeinsam waren wir ein Team.
Wir standen zueinander.
Dann zog Yoki mit ihrer Familie nach Atlanta.
Ich war sehr traurig.
„Wie soll ich ohne Yoki leben?”,
dachte ich.
United States
of America
Atlanta, Georgia
Montgomery,
Alabama
„Wir besuchen Onkel Martin in Atlanta!”,
verkündete Papa einige Monate später.
„Ich sehe Yoki wieder!”, rief ich glücklich.
„Doch denke daran”, sagte mein Papa,
„wir gehen nicht auf diese Toiletten im Zug.
Du musst also vorher gehen.”
Doch die Zugfahrt dauerte sehr lange
und ich musste trotzdem auf die Toilette.
Es war das einzige Mal, dass ich auf einer
„Toilette für Schwarze” war.
1962
Umzug nach Atlanta
Im Jahr 1962 zog die Familie
Abernathy von Montgomery nach
Atlanta.
Im nächsten Jahr zogen wir auch nach Atlanta.
Papa hatte dort eine neue Arbeit angenommen.
Mama und ich wollten nicht umziehen,
wir wollten lieber in Montgomery bleiben.
Zum Glück war Yoki in Atlanta.
Yokis Garten war von einem
hohen Zaun umgeben.
Dort fühlte ich mich in
Sicherheit.
Chor
Ein Chor ist eine Gruppe von
Menschen, die gemeinsam
singen. Sie singen in verschiedenen
Stimmlagen.
Frauen singen meist Sopran
(hohe Stimmlage) oder Alt (tiefe
Stimmlage).
Männer singen meist Tenor
(hohe Stimmlage) oder Bass
(tiefe Stimmlage).
Gemeinsam klingen die verschiedenen
Stimmen ganz besonders
schön.
Papas neue Kirche war sehr klein.
Ich war enttäuscht.
„Darf ich in den Chor?”, fragte ich Papa.
„Hier gibt es keinen Kinderchor”,
antwortete mein Papa.
Ich war noch enttäuschter.
Aber es gab einen Chor für Erwachsene.
Mrs. Miller und Mrs. Turner sangen Solo.
Sie sangen ein Musikstück, das mein Papa
besonders gerne mochte. Es hieß Inflammatus.
Solo
Solo ist italienisch und bedeutet
„allein“. Ein Solo zu spielen
bedeutet, dass ein:e Musiker:in
eine besonders schöne Melodie
allein spielt. Man nennt diese:n
Musiker:in dann Solist:in.
In vielen Musikstücken für
Orchester gibt es Solopartien
für Instrumente. Häufige Soloinstrumente
sind die Violine, die
Flöte, das Cello oder das Klavier.
Während des Solos hält sich der
Rest des Orchesters meist leise
im Hintergrund und begleitet
den:die Solist:in.
Auch für Sänger:innen gibt es
Solopartien. Man unterscheidet
zwischen einem Solo für Sopran,
Alt, Tenor und Bass.
Das Gegenteil von solo ist tutti.
Das ist wieder italienisch und
bedeutet „alle“.
Stabat Mater
Das Stabat Mater Dolorosa ist ein
Gedicht aus dem Mittelalter.
Es handelt von der trauernden
Maria, der Mutter von Jesus
Christus, der laut der Bibel an
einem Kreuz starb. Es ist nicht
bekannt, wer dieses Gedicht
verfasst hat.
Das Stabat Mater wurde von
verschiedenen Komponist:innen
vertont. Der Italiener Gioachino
Rossini schrieb zwischen 1831
und 1841 sein Stabat Mater für
Chor und Solist:innen. Rossinis
Komposition besteht aus zehn
Sätzen. Der achte Satz heißt
Inflammatus et accensus und ist
eine Arie für Sopran. Das bedeutet,
dass die Sopranstimme das Solo
singt.
Mahalia Jackson
Mahalia Jackson wurde 1911 in
New Orleans, Louisiana, geboren.
Sie war eine Gospelsängerin.
Mahalia Jackson sang zunächst
in einer Baptistenkirche. Im
Jahr 1928 zog sie nach Chicago
und sang mit der Gospelgruppe
Johnson Brothers. Später nahm sie
ihre ersten Alben auf. Der Song
Move on up a little higher (1948)
machte sie weltweit berühmt. Sie
bestritt Tourneen rund um die
ganze Welt und trat in Filmen
auf. Mahalia Jackson sang 1961
beim Amtsantritt von Präsident
Kennedy, 1963 beim Marsch auf
Washington und 1968 bei Martin
Luther King Jr.s Beerdigung.
Mahalia Jackson starb im Jahr
1972.
Manchmal kam Tante Mahalia zu uns zu Besuch.
Ich liebte sie sehr.
Einmal sagte sie zu mir:
„Sing für mich, mein Kind!”
Ich sang. Ich sang alle Töne, die ich konnte.
„Du wirst eine klassische Sängerin werden”,
sagte Tante Mahalia und lächelte mich an.
Juandalynn R. Abernathy
sagt:
„Tante Mahalia hat mir den
Grundstein gelegt. Ich wollte
Sängerin werden, so wie sie.
Sie war mein Vorbild.
Sie war phantastisch.“
Und dann sang Tante Mahalia in unserer Kirche.
Sie sang ganz anders.
Sie hatte eine Stimme, die meine Seele berührte.
Ihre Musik ging direkt in mein Herz.
Gospel
Das Wort Gospel kommt vom
englischen Begriff good spell, was
„Gute Botschaft” bedeutet.
Gospel ist eine afroamerikanische
Musikrichtung mit christlichen
Texten und entstand in den USA
im 20. Jahrhundert. Vorgänger
des Gospels sind der Blues, der
Jazz, der Ragtime und der African
American Spiritual, welches ebenfalls
afroamerikanische Musikrichtungen
sind. Gospels werden
meist gesungen.
Mahalia Jackson ist eine der
bekanntesten Gospelsängerinnen.
Man nennt sie die Königin
des Gospels.
„Negro Spiritual”
„Negro Spirituals” sind afroamerikanische
Lieder mit christlichen
Texten. Entstanden sind
„Negro Spirituals” während
der Sklaverei in den USA. Die
versklavten Menschen kamen
aus unterschiedlichen Regionen
Afrikas, sprachen verschiedene
Sprachen und konnten sich
deshalb oft nicht untereinander
verständigen. Deshalb entwickelten
sie gemeinsame Gesänge.
Diese waren oft schwermütig
und traurig und spiegelten
die Situation der versklavten
Menschen wider.
Auch beim Arbeiten auf
Plantagen sangen die versklavten
Menschen die „Negro Spirituals”.
Der Rhythmus der Musik passte
sich dem Rhythmus ihrer harten
Arbeit an. Die Musik brachte ihren
Glauben an Gott zum Ausdruck
und gab ihnen Hoffnung auf ein
besseres Leben nach dem Tod.
In einigen „Negro Spirituals”
waren Codes versteckt, die
geheime Informationen (z.B.
Hinweise zu Fluchtmöglichkeiten)
vermittelten.
Washington D.C.
Washington D.C. ist die Hauptstadt
der USA. Die Buchstaben
„D.C.” bedeuten „District of
Columbia”. Washington gehört
keinem Bundesstaat an. Es gibt
jedoch einen Bundesstaat, der
auch Washington heißt. Er liegt
weit entfernt von Washington
D.C. im Nordwesten der USA.
Ich erinnere mich noch gut an Washington.
Es kamen sehr, sehr viele Menschen,
um für ihre Rechte zu demonstrieren.
Ich erinnere mich vor allem an Marian Anderson.
Es war das erste Mal, dass ich eine Opernsängerin
hörte. Sie sang wunderschön.
Marian Anderson
Marian Elina-Blanche Anderson
war eine Opernsängerin. Sie
wurde 1897 in Philadelphia,
Pennsylvania, geboren. Sie gilt
als eine der besten Opernsängerinnen
ihrer Zeit.
Im Jahr 1939 sollte Marian
Anderson in Washington D.C.
ein Konzert geben. Eine Gruppe
weißer, rassistischer Frauen
sagte das Konzert wegen Marian
Andersons Hautfarbe ab.
Daraufhin organisierte Eleanor
Roosevelt, die Frau des
damaligen US-Präsidenten,
ein Ersatzkonzert. Am 9. April
1939, einem Ostersonntag,
sang Marian Anderson vor dem
Lincoln-Memorial in Washinton
D.C. vor 75.000 Menschen.
Dann sprach Onkel Martin.
„Martin, erzähl ihnen von deinem Traum”,
rief ihm Tante Mahalia zu.
Und das tat er.
28. August 1963
Marsch auf Washington
Der Marsch auf Washington für
Arbeit und Freiheit war eine
politische Demonstration gegen
Rassismus und Segregation.
Er fand vor dem Lincoln-Memorial
in Washington D.C. statt.
Die Demonstration wurde von
zahlreichen amerikanischen Bürger:innenrechtsgruppen
organisiert
und von dem damaligen
Präsidenten John F. Kennedy
unterstützt.
Bereits am Vorabend waren
Menschen aus dem gesamten
Land angereist. Mittags waren
etwa 250 000 Menschen vor dem
Memorial versammelt. Auf der
Abschlusskundgebung sprachen
zahlreiche Redner:innen, darunter
John Lewis, A. Philipp
Randolph, Whitney M. Young
und Roy Wilkins.
Die Opernsängerinnen Camilla
Williams und Marian Anderson
sowie die Gospelsängerin
Mahalia Jackson gestalteten
das Programm musikalisch.
Martin Luther King Jr. hielt
seine berühmte Rede I Have a
Dream. Und am Ende sangen
die Folksängerin Joan Baez
und der Liedermacher Bob
Dylan zusammen mit allen Anwesenden
das Protestlied We
Shall Overcome.
Martin Luther King Jr. sagt:
„Ich habe einen Traum,
dass eines Tages auf den roten
Hügeln von Georgia die Söhne
früherer Sklaven und die
Söhne früherer Sklavenhalter
miteinander am Tisch der
Brüderlichkeit sitzen können.
(...)
Ich habe einen Traum,
dass meine vier kleinen Kinder
eines Tages in einer Nation
leben werden, in der man sie
nicht nach ihrer Hautfarbe,
sondern nach ihrem Charakter
beurteilen wird.”
Wahlrecht
In demokratischen Gesellschaften
werden Politiker:innen von der
Bevölkerung gewählt. Wahlrecht
bedeutet, dass die Bürger:innen
das Recht haben, zu wählen.
In den USA gab es lange Zeit
kein grundsätzliches Recht zu
wählen. Einzelne Bundesstaaten
erschwerten es Schwarzen und
ärmeren Menschen, sich an den
Wahlen zu beteiligen. Schwarze
Menschen mussten einen Leseund
Schreibtest machen. Dabei
wurde ihnen ein besonders
schwieriger Text vorgelegt.
Doch selbst wenn sie diesen
lesen konnten, wurde ihnen
das Wahlrecht oft verweigert.
Sie mussten eine Reihe von
sinnlosen und schwierigen
Fragen beantworten. Doch da die
Beamt:innen, die diese Fragen
stellten, immer Weiße waren,
wurde auch hier das Wahlrecht
oft verweigert, selbst wenn
die Fragen richtig beantwortet
wurden.
Die Wahlkreise wurden absichtlich
so eingeteilt, dass
Schwarze Menschen in der
Minderheit waren. Das ist bis
heute der Fall.
Eines Tages lag auf meinem Bett ein wunderschönes
Chorgewand mit einer roten Schleife.
„Es gibt jetzt auch einen Kinderchor”,
sagte mein Vater stolz. „Wenn du
möchtest, darfst du mitsingen.”
Die Chorleiterin hieß Miss Gloria Johnson.
Sie mochte es, wenn ich sang.
Sie ließ mich fast immer das Solo singen.
Ich sang nun jeden Tag.
Wenn ich sang, war ich glücklich.
Chorleitung
Die Chorleitung ist eine Person,
die einen Chor leitet. Sie sucht
Musikstücke aus, bringt diese den
Sänger:innen bei und dirigiert
den Chor. Die Chorleitung steht
meist vor dem Chor, um von
allen Sänger:innen gut gesehen
zu werden.
Fun Town
Fun Town war ein Vergnügungspark
in Atlanta. An den Wochenenden
gingen Familien in den
riesigen Park, um dort Karussell
und Achterbahn zu fahren,
Minigolf zu spielen, zu bowlen
und um Popcorn und Zuckerwatte
zu essen.
Schwarze Menschen durften Fun
Town nicht besuchen.
Jeden Samstag durften Yoki und ich Cartoons sehen.
Dazwischen gab es Werbung für Fun Town.
Fun Town war ein Vergnügungspark.
„Da gehen wir hin!”, sagte Yoki begeistert.
„Ich frage meinen Papa.”
Wenn Yoki etwas erreichen wollte,
dann schaffte sie es.
Immer.
Nach einigen Tagen fragte ich Yoki:
„Yoki, wann gehen wir endlich ins Fun Town?”
„Mein Papa hat gesagt, dass wir nicht dürfen”,
erzählte Yoki traurig.
„Warum nicht?”, fragte ich.
„Weil wir Schwarz sind”, antwortete Yoki leise.
Martin Luther King Jr.
sagt:
„Im Fernsehen gab es Werbung
für Fun Town. Sie rannte die
Treppe hinunter und sagte:
Papa, ich habe dir doch gesagt,
dass ich nach Fun Town möchte.
(...)
Ich stand sprachlos da.
Wie sollte ich einem 6-jährigen
Mädchen erklären, dass es nicht
nach Fun Town gehen darf,
weil es Schwarz ist?“
22. November 1963
Ermordung
John F. Kennedys
John F. Kennedy war von 1961
bis 1963 der 35. Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika.
Er war sehr beliebt. Seine Rede
zur Nation ebnete den Weg zum
Civil Rights Act von 1964.
John F. Kennedy wurde im Jahr
1963 in Dallas, Texas, ermordet.
In meiner Klasse war ich das einzige Schwarze Kind.
Die anderen Kinder schauten mich komisch an und
sprachen nicht mit mir.
Ein Junge mit blauen Augen beschimpfte mich.
Er beschimpfte mich jeden Tag. Er beschimpfte
mich, weil ich braune Haut habe.
Ich fühlte mich sehr einsam.
1964
Civil Rights Act
Der Civil Rights Act war eines
der wichtigsten Gesetze zur
Gleichstellung Schwarzer Menschen
in den USA. Das Gesetz
untersagte die Diskriminierung
von Menschen auf Grund ihrer
Hautfarbe, Religion, Geschlecht
oder Herkunft. Der Civil Rights
Act beendete damit die Rassentrennung
und garantierte
gleiches Wahlrecht.
Der Civil Rights Act wurde vom
Präsidenten John F. Kennedy
im Jahr 1963 vorgeschlagen
und am 2. Juli 1964 von seinem
Nachfolger Lyndon B. Johnson
unterzeichnet.
In meiner Klasse hatte ich keine Freundinnen.
Susan war das einzige Mädchen, das mit mir sprach.
Ich lud sie zu uns nach Hause ein.
Sie durfte das ganze Wochenende bei mir
übernachten. Wir gingen zusammen in den Chor.
Wir gingen zusammen in die Kirche. Wir gingen
mit der ganzen Familie ins Restaurant.
Es war ein tolles Wochenende.
18. Februar 1965
Jimmie Lee Jackson
Jimmie Lee Jackson wurde 1938
in Marion, Alabama, geboren. Er
war Soldat und Holzarbeiter.
Im Jahr 1965 nahm Jimmie
Lee Jackson in der Stadt
Marion an einer vom SCLC
organisierten Demonstration
teil. Obwohl es eine friedliche
Demonstration war, wurden
die Demonstrant:innen von der
Polizei angehalten. Es war bereits
dunkel. Plötzlich wurden die
Straßenlaternen ausgeschaltet
und die Polizist:innen prügelten
brutal auf Demonstrant:innen
und Journalist:innen ein. Viele
kamen wegen ihrer schweren
Verletzungen ins Krankenhaus.
Jimmie Lee Jackson floh in ein
Café. Mehrere Polizist:innen folgten
ihm. Einer von ihnen schoss
Jimmie Lee Jackson zweifach in
den Bauch. Jimmie Lee Jackson
starb einige Tage später im
Krankenhaus. Er war 26 Jahre alt.
7. März 1965
1. Marsch von Selma
nach Montgomery
Ungefähr 600 Menschen trafen
sich in Selma, einer Stadt in
Alabama, um nach Montgomery
zu marschieren. Sie protestierten
friedlich für ein gerechtes
Wahlrecht.
Sie kamen jedoch nicht weit:
Auf der Edmund-Pettus-Brücke
wurden sie von der Polizei mit
Schlagstöcken und Tränengas
brutal zurückgetrieben. Viele
Menschen wurden verletzt. Der
Tag wird seitdem als Bloody
Sunday bezeichnet (der „blutige
Sonntag“).
Die Presse berichtete weltweit
von den Vorfällen. In vielen
Städten der USA demonstrierten
Menschen, um ihre Solidarität
zu zeigen. Präsident Lyndon B.
Johnson verurteilte die Gewalt
gegen die Demonstrant:innen.
Ralph David Abernathy
sagt:
„Gewalt ist die Waffe
der Schwachen.”
John Lewis
John Lewis war ein Politiker,
Bürger:innenrechtler und Autor.
Er wurde im Jahr 1940 in Troy,
Alabama, geboren.
Als Student organisierte John
Lewis gewaltfreie Student:innenproteste
gegen die Segregation.
Mit 18 Jahren traf er Martin
Luther King Jr. und wurde
eine wichtige Person der Bürger:innenrechtsbewegung.
John Lewis war einer von
mehreren Organisator:innen
des Marsches auf Washington
und Redner bei der Abschlusskundgebung.
Er führte im Jahr
1965 zusammen mit Hosea
Williams den ersten Selmanach-Montgomery-Marsch
an
und wurde dabei von der Polizei
schwer am Kopf verletzt.
Ab 1987 bis zu seinem Tod
im Jahr 2020 war John Lewis
Abgeordneter für die demokratische
Partei im Kongress.
Am Montag sprach Susan nicht mehr mit mir.
„Was ist los?”, fragte ich.
Susan beschimpfte mich wegen meiner Hautfarbe
und bespuckte mich.
Ich jagte ihr hinterher und spuckte zurück.
Als mein Vater davon erfuhr, wurde er wütend.
Ich musste mich bei Susan entschuldigen.
Sie hat sich nicht entschuldigt.
Ich fand das ungerecht.
John Lewis sagt:
„Als ich am 7. März 1965 am
Fuße der Edmund-Pettus-
Brücke von einem Polizisten
mit einem Schlagstock am Kopf
getroffen wurde, dachte ich,
ich würde sterben. Ich dachte,
ich hätte den Tod gesehen.
Dennoch würde ich niemals die
Philosophie der Gewaltfreiheit in
Frage stellen.“
Die Lehrerin mochte mich auch nicht.
Aber sie mochte es, wenn ich ihr vorsang.
Also sang ich.
Schnell bemerkte ich, dass die weißen Menschen
nicht viel für mich übrig hatten. Aber wenn ich
sang, hörten sie mir zu.
Nationalhymne
Eine Nationalhymne ist ein ganz
spezielles Lied: Das Lied eines
Landes. Jedes Land auf dieser
Welt hat eine Nationalhymne.
Die meiste Menschen können
die Nationalhymne ihres Landes
mitsingen.
Als Juandalynn R. Abernathy in
die Schule ging, mussten die
Kinder morgens aufstehen, ihre
Hand auf ihr Herz legen und die
amerikanische Nationalhymne
singen.
Juandalynn R. Abernathy
sagt:
„Wenn ich sang, konnte ich die
Menschen für mich gewinnen.
Die Musik öffnete mir Türen.”
9. März 1965
2. Marsch von Selma
nach Montgomery
Zum zweiten Marsch von
Selma nach Montgomery waren
Menschen aus dem ganzen Land
angereist. Etwa 2500 Menschen
hatten sich in Selma versammelt.
Wieder hatten sich zahlreiche
bewaffnete Polizist:innen auf
der anderen Seite der Edmund-
Pettus-Brücke aufgestellt. Martin
Luther King Jr. führte den Marsch
an. Doch auch dieses Mal kamen
die Demonstrant:innen nicht bis
in die Hauptstadt Montogomery.
Denn Martin Luther King Jr. hielt
den Demonstrationszug kurz vor
der Edmund-Pettus-Brücke an.
Ralph David Abernathy sprach
mit allen Teilnehmer:innen ein
Gebet. Dann drehten sie freiwillig
wieder um und gingen zurück.
Wenn ein Mensch wegen seiner Hautfarbe
benachteiligt wird, dann nennt man das Rassismus.
Ich erlebte oft Rassismus.
Ich erinnere mich noch genau, wie es sich anfühlte.
9. März 1965
James Reeb
James Reeb wurde im Jahr 1927
in Wichita, Kansas, geboren. Er
war Pfarrer und Theologe. James
Reeb war weiß und Mitglied der
SCLC.
Als James Reeb im Fernsehen
vom Bloody Sunday erfuhr,
reiste er sofort von Boston nach
Selma, um am zweiten Selmanach-Montgomery-Marsch
teilzunehmen.
Am Abend des 9. März wurde
James Reeb von weißen Rassisten
auf der Straße mit Schlagstöcken
niedergeschlagen. Er erlitt
schwere Kopfverletzungen und
starb zwei Tage später im Krankenhaus.
Es war das erste Mal, dass ich in einer Eishalle war.
„Du darfst hier nicht rein!”, brummte der Mann am
Eingang und beschimpfte mich mit dem N-Wort.
Er wollte mich als einzige nicht hineinlassen.
Die anderen Kinder kuckten und lachten.
Ich habe mich so geschämt.
Eine mutige Mutter schimpfte den Mann.
Danach durfte ich auch Schlittschuh laufen.
Aber es machte mir keinen Spaß mehr.
Diskriminierung
Wenn Menschen z.B. wegen ihres
Geschlechts, ihres Aussehens,
ihrer Herkunft, ihrer sexuellen
Orientierung, ihrer Behinderung,
ihres Alters oder ihrer Religion
benachteiligt werden, nennt man
das Diskriminierung.
Rassismus
Rassismus ist eine Form von
Diskriminierung und bedeutet,
dass Menschen nach „Rassen”
unterschieden und beurteilt werden.
Dabei spielt oft die Hautfarbe
oder die Herkunft eine
Rolle. Rassistische Menschen
denken, sie selbst wären mehr
wert als andere Menschen. Es
gibt jedoch keine verschiedenen
Menschenrassen. Alle Menschen
gehören zur selben Art des homo
sapiens.
Das N-Wort
Früher sagte man zu Schwarzen
Menschen „Neger”. Doch dieses
Wort erinnert an die Sklaverei
und Segregation und ist heute
eine rassistische Bezeichnung,
die Schwarze Menschen und
Menschen afrikanischer Herkunft
als Schimpfwort empfinden.
Genauso ist es mit den Bezeichnungen
„Farbige:r” oder
„Mohr”. Deshalb solltest du
diese Wörter nicht benutzen.
Wenn es überhaupt notwendig
ist, Menschen wegen ihres Aussehens
zu unterscheiden, dann
kannst du Black People of Color
(BPoC), Menschen of Color oder
Schwarze Menschen sagen. Mit
„Schwarz” ist dann nicht die
Hautfarbe gemeint, sondern,
dass diese Personen aufgrund
ihres Aussehens Erfahrung mit
Rassismus machten und machen.
Deshalb schreibt man „Schwarz”
groß.
Martin Luther King Jr.
sagt:
„Die Zeit ist immer richtig,
um das Richtige zu tun.“
21. März 1965
3. Marsch von Selma
nach Montgomery
Am 21. März marschierten
ungefähr 3200 Menschen in
Selma los. Ihr Ziel war wieder
die Stadt Montgomery. Dieses
Mal wurden sie nicht von der
Polizei aufgehalten. Sie liefen
etwa 20 Kilometer pro Tag und
schliefen unter freiem Himmel.
Meine Mama, mein Papa und Onkel Martin
protestierten mit vielen anderen Menschen gegen
diesen Rassismus. Sie kämpften für ein Land,
in dem alle Menschen die gleichen Rechte haben.
Viele von ihnen wurden dabei verletzt oder starben.
Trotzdem protestierten sie immer friedlich.
We Shall Overcome
Während des Marsches sangen
die Menschen Lieder. Eines der
Lieder hieß We Shall Overcome.
Das war ein Gospel, das später
zu einem berühmten Protestlied
wurde. We Shall Overcome bedeutet
„Wir werden es überwinden!“
Manchmal durfte ich dabei sein.
Ich erinnere mich an den Tag, an dem wir mit der
ganzen Familie nach Selma fuhren.
Es war nass und kalt.
In Selma angekommen sahen wir Tausende von
Menschen. Entlang der Straße standen weiße
Polizisten, die uns böse ansahen.
Sie beschimpften uns. Sie spuckten vor uns auf den
Boden. Sie machten mir Angst.
Stars for Freedom
Am 24. März, dem vierten
Tag des Marsches, kam der
Demonstrationszug in der
Hauptstadt Montgomery an. Es
waren inzwischen etwa 25 000
Menschen.
Am Abend fand ein von dem
Sänger, Schauspieler und Bürger:innenrechtler
Harry Belafonte
organisiertes Konzert statt.
Die Stars for Freedom waren
berühmte Künstler:innen:
Joan Baez, James Baldwin, Tony
Bennett, Leonard Bernstein,
Sammy Davis Jr., Bob Dylan,
Judy Garland, Dick Gregory, Lena
Horne, Mahalia Jackson, Odetta,
Nina Simone, Peter, Paul and
Mary, Sidney Poitier und viele
mehr.
Politisches Engagement war
für Stars zur damaligen Zeit
nicht üblich. Die Künster:innen
riskierten mit diesem Auftritt
ihre Karriere.
25. März 1965
Ankunft in Montgomery
Während des Marsches kamen
immer mehr Menschen zu der
Demonstration hinzu. Am 25.
März, nach fünf Tagen Fußmarsch,
erreichte der Protestzug
die Stadt Montgomery.
Dann marschierten wir.
Wir marschierten von Selma bis nach Montgomery.
Wir marschierten fünf Tage lang.
Wir waren sehr viele. Mama und Papa.
Meine Geschwister. Onkel Martin
und Tante Coretta.
Ich erinnere mich an die Lieder,
die wir gemeinsam sangen.
Die Musik gab uns Kraft.
Plötzlich hatte ich gar keine Angst mehr.
Nina Simone
Nina Simone war eine Sängerin,
Pianistin, Songschreiberin und
Bürger:innenrechtlerin. Sie wurde
1933 mit dem Namen Eunice
Kathleen Waymon in Tryon,
North Carolina, geboren.
Bereits im Alter von vier Jahren
begann Nina Simone mit dem
Klavierspielen. Nach ihrem
Studium wurde sie Klavierlehrerin
und spielte und sang
in Bars. Dort nahm sie ihren
Künstlerinnennamen Nina
Simone an.
Im Jahr 1959 wurde sie mit ihrem
ersten Album Little Girl Blue
weltberühmt. Etwas später wurde
Nina Simone die „Stimme der
Bürger:innenrechtsbewegung”.
Im Jahr 1963 schrieb sie den Song
Mississippi Goddamn als Protest
gegen den Bombenanschlag auf
eine Kirche in Birmingham,
bei dem vier junge Schwarze
Mädchen getötet wurden.
Nina Simone starb im Jahr 2003.
25. März 1965
Viola Gregg Liuzzo
Viola Gregg Liuzzo war eine
Bürgerrechtsaktivistin. Sie wurde
1925 in der Stadt California,
Pennsylvania geboren.
Als Viola Gregg Liuzzo im
Fernsehen die Berichte über den
Bloody Sunday sah, entschloss sie
sich nach Selma zu reisen.
Am Abend des 25. März 1965
fuhr sie den jungen Bürgerrechtsaktivisten
Leroy Moton
in ihrem Auto von Montgomery
zurück nach Selma. Während der
Fahrt wurden sie von einem Auto
mit vier weißen Mitgliedern der
rassistischen Organisation Klu-
Klux-Klan eingeholt. Die Männer
schossen mit Gewehren auf
die beiden. Viola Gregg Liuzzo
starb sofort. Leroy Moton blieb
unverletzt. Die Täter wurden
niemals wegen Mordes verurteilt.
Juandalynn R. Abernathy
sagt:
„Ich wollte so sein wie Leontyne
Price. Sie war mein Idol.“
Schließlich kam der Tag, an dem ich in unserer
Kirche das Solo singen durfte.
Leontyne Price
Mary Violet Leontyne Price ist eine
Konzert- und Opernsängerin.
Sie wurde 1927 in Laurel,
Mississippi, geboren und trat
auf den größten Bühnen der Welt
auf. Sie war die erste Schwarze
Sängerin am berühmten Opernhaus
Scala in Mailand. Sie sang
dort die Rolle der Aida. Diese
Rolle machte sie weltberühmt.
Aida
Aida ist eine berühmte Oper
des italienischen Komponisten
Giuseppe Verdi. Die Oper erzählt
die Geschichte von Aida, einer
Schwarzen Königstochter aus
Äthiopien. Aida wird nach einem
Krieg versklavt und nach Ägypten
verschleppt. Der ägyptische
Heerführer Radamès verliebt sich
in sie. Doch er soll die Tochter des
ägyptischen Pharaos heiraten.
Es war das Solo, das ich so oft von Mrs. Miller
und Mrs. Turner gehört hatte. Es war das
Musikstück, das mein Vater so gerne mochte.
„Sing, Juandalynn, sing!”, sagte mein Vater.
„Sing from your heart!”
Und ich sang.
Aus vollem Herzen.
6. August 1965
Voting Rights Act
Am 6. August 1965 unterzeichnete
der US-amerikanische
Präsident Lyndon B. Johnson den
Voting Rights Act.
Damit wurde das Wahlrecht ein
grundsätzliches Recht für alle
Bürger:innen der USA.
Martin Luther King Jr. hatte
bereits im Dezember 1964 dieses
Gesetz gefordert. Doch Präsident
Johnson behauptete, dass solch
ein Gesetz so kurz nach dem Civil
Rights Act nicht umsetzbar sei.
Nach den Selma-nach-Montgomery-Protesten
änderte er
jedoch seine Meinung.
Der Voting Rights Act gilt als das
wichtigste Gesetz im Kampf um
gleiche Bürger:innenrechte in
den USA.
Kamala Harris sagt:
„Eine der Stärken unserer
Nation liegt in unserem Kampf
für Fortschritt. Ein Maß für
Fortschritt ist die Ausweitung
der Rechte. Nicht die
Einschränkung von Rechten.“
Ralph David Abernathy
sagt:
„Du kannst den Träumer töten,
jedoch nicht den Traum.“
Civil Rights Movement
Die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung
(das Civil Rights
Movement) engagierte sich für
die Bürgerrechte Schwarzer und
armer Menschen. Die Bürgerrechtler:innen
kämpften immer
friedlich. Man nennt das einen
„gewaltfreien Widerstand”.
Mit dem Busboykott von Montgomery
im Jahr 1955 gewann
die Bürgerrechtsbewegung an
Sichtbarkeit im ganzen
Land. Das berühmteste
Mitglied des Civil
Rights Movements
ist Martin Luther
King Jr..
Es gab jedoch
zahlreiche weitere
Menschen, die sich
für die Rechte der
Bürger:innen einsetzten.
Einige von ihnen sind:
Seitdem singe ich.
Ich singe in verschiedenen Ländern
und auf verschiedenen Kontinenten.
Ich singe auf großen und auf kleinen Bühnen.
Ich singe fröhliche Musik.
Ich singe traurige Musik.
Ich singe laut
und ich singe leise.
Ralph David Abernathy
Ella Baker
Stokely Carmichael
Angela Davis
James Farmer
Fanny Lou Hamer
Jesse Jackson
John Lewis
Dianne J. Nash
Huey P. Newton
Rosa Parks
Adam Clayton Powell
Asa Philip Randolph
Bayard Rustin
Fred L Shuttlesworth
Glenn E. Smiley
Ida B. Wells
Walter Francis White
Roy Wilkins
Hosea Williams
Malcolm X
Andrew J. Young
Whitney Young Jr.
Ich singe für meinen Vater.
Ich singe für meine Mutter.
Ich singe für Onkel Martin.
Ich singe für Yoki.
Ich singe für Tante Mahalia.
Für Jimmie Lee Jackson. Für James Reeb.
Für John Lewis. Für Leontyne Price.
Für Tamir Rice und George Floyd.
Für Barack Obama und Kamala Harris.
Ich singe für dich, mein Kind.
Damit du niemals erleben musst,
was wir erlebt haben.
Tamir Rice
Tamir Rice wurde im Jahr 2014
mit nur zwölf Jahren in Cleveland,
USA, von einem Polizisten
erschossen. Tamir Rice hatte
in einem Park mit seiner Spielzeugwaffe
gespielt. Der Polizist
wurde freigesprochen.
Say their names!
Noch heute werden in den USA
Schwarze Menschen wegen ihrer
Hautfarbe ermordet. Lasst uns
ihre Namen nicht vergessen:
Amadou Diallo
Aiyana Mo’Nay Stanley Jones
Trayvon Martin
Rekia Boyd
Malissa Williams
Eric Garner
Michael Brown Jr.
Tamir Rice
John Crawford
Meagan Hockaday
Walter Lamar Scott
Sandra Bland
Corey Jones
Alton Sterling
Philando Castile
Charleena Lyles
Stephon Clark
Decynthia Clements
Botham Jean
Elijah McClain
Pamela Turner
Atatiana Jefferson
Ahmaud Arbery
Breonna Taylor
George Floyd
Rayshard Brooks
Daunte Wright
Jayland Walker
Tyre Nichols
Sonya Massey
Brandon Durham
und viele, viele mehr.
1980
Jean-Michel Basquiat
1967
Thurgood Marshall
Thurgood Marshall wurde im
Jahr 1908 in Bethesda, Maryland
geboren. Er war Jurist.
In seinem erfolgreichsten Fall
wurde eine nach Hautfarbe getrennte
Schulbildung an öffentlichen
Schulen für rechtswidrig
erklärt.
Thurgood Marshall war von
1967 bis 1991 der erste Schwarze
Richter am Obersten Gerichtshof
der USA. Er starb im Jahr 1993.
16. Oktober 1968
Tommie Smith
Tommie Smith war ein
Leichtathlet. Er wurde 1944
in Clarksville in den USA
geboren. Bei den Olympischen
Spielen 1968 in Mexiko City
gewann er die Goldmedaille
im 200-Meter-Lauf. Bei der
Siegerehrung streckte Tommie
Smith seine Faust nach oben.
Das war das Symbol der Black-
Power-Bewegung, die gegen
die Diskriminierung Schwarzer
Menschen protestierte. Tommie
Smith musste daraufhin das
Olympische Dorf verlassen.
1972
Shirley Chisholm
Shirley Chisholm wurde im Jahr
1924 in New York City geboren.
Sie war eine Politikerin für die
Demokratische Partei.
Shirley Chisholm war die erste
Schwarze Abgeordnete im US-
Repräsentantenhaus. Sie bewarb
sich im Jahr 1972 als erste
Schwarze Frau für das Amt als
Präsidentin der USA.
Shirley Chisholm sagt:
„Für den Fall, dass du keinen
Platz am Tisch bekommst,
bringe einen Klappstuhl mit.“
Jean-Michel Basquiat wurde
im Jahr 1960 in New York City
geboren. Er war Maler und gilt
als der erfolgreichste Schwarze
Künstler.
Als junger Mann begann Jean-
Michel Basquiat, in den Straßen
von New York Kunst zu machen.
Später malte er vor allem auf
Leinwand und in Notizbücher.
Aber eigentlich malte Jean-
Michel Basquiat auf alles, was er
finden konnte. Seine Kunstwerke
thematisieren Rassismus, Sklaverei,
Gerechtigkeit, Jazz-Musik,
Alltagsgeschehen und Kunst.
In vielen seiner Gemälde findet
sich das Symbol einer Krone. Mit
dieser Krone krönte Jean-Michel
Basquiat sich selbst und alle
Menschen, die er bewunderte:
Musiker:innen, Sportler:innen,
Schriftsteller:innen und Künstler:innen.
In nur acht Jahren schuf Jean-
Michel Basquiat über 2000
Zeichnungen und 1000 Gemälde.
Er starb mit 27 Jahren.
2016
Colin Kaepernick
Colin Kaepernick wurde 1987 in
Milwaukee, Wisconsin, geboren.
Er ist American-Football-Spieler.
Der erfolgreiche Quarterback
protestierte gegen rassistische
Polizeibrutalität, indem er
während der Nationalhymne zu
Beginn des Spiels niederkniete.
Colin Kaepernick verlor deshalb
seinen Job.
Colin Kaepernick sagt:
„Ich werde nicht aufstehen
und stolz für eine Fahne
demonstrieren, die für ein
Land steht, das Schwarze und
andere Menschen of Color
unterdrückt.“
2021
2009
Barack Obama
Barack Hussein Obama wurde
1961 in Honolulu, auf der Insel
Oahu, Hawaii, geboren. Er ist
Rechtsanwalt und Politiker für
die US-amerikanische Demokratische
Partei.
Barack Obama wurde im Jahr
2009 zum 44. Präsidenten der
USA gewählt. Er war der erste
Schwarze Mensch in diesem Amt.
Barack Obama wurde im Jahr
2012 erneut gewählt und blieb
bis 2017 Präsident. Er setzte sich
für Umweltschutz, Bürgerrechte,
schärfere Waffengesetze und
eine allgemeine Krankenversicherung
ein. Im Jahr 2009
erhielt Barack Obama den
Friedensnobelpreis.
2020
Black Lives Matter
Black Lives Matter ist eine in den
USA entstandene Bewegung. Sie
setzt sich gegen Gewalt gegen
Schwarze und Menschen of Color
ein. Sie wurde im Jahr 2013 von
Alicia Garza, Patrisse Cullors
und Opal Tometti als Reaktion
auf den Tod des jungen Trayvon
Martin gegründet.
Zunächst handelte es sich um
eine Online-Kampagne unter
dem Hashtag #BlackLivesMatter.
Doch schon im Jahr 2014,
nachdem der Schwarze Michael
Brown mit 18 Jahren von einem
Polizisten erschossen wurde,
organisierte die Bewegung eine
friedliche Demonstration in der
Stadt Ferguson.
Seitdem hat #BlackLivesMatter
mehr als 1000 Demonstrationen
organisiert.
Im Jahr 2020 starb der Schwarze
Georges Floyd durch brutale
Polizeigewalt. Daraufhin gab es
weltweite Black-Lives-Matter-
Proteste mit Millionen von
Teilnehmer:innen.
Kamala Harris
Kamala Devi Harris wurde im
Jahr 1964 in Oakland, Kalifornien,
geboren. Sie ist Rechtsanwältin
und Politikerin.
Kamala Harris wurde im Jahr
2021 die erste Vizepräsidentin der
USA. Das ist das zweitwichtigste
politische Amt des Landes.
Kamala Harris ist damit die
erste Frau in dieser bedeutenden
Position. Sie ist gleichzeitig die
erste Schwarze und asiatischamerikanische
Person in diesem
Amt.
Kamala Harris setzt sich für
die Rechte Homosexueller, für
Umweltschutz, Frauenrechte,
Rechte von Migrant:innen und
schärfere Waffengesetze ein.
Das Mädchen Juandalynn aus Montgomery liebt die Musik.
Mit ihrer Stimme Wer kennt bewegt sie nicht, sie die berühmte Menschen Geschichte um sich herum.
Und vom was mutigen für eine Ritter, Stimme der auszog, sie hat!
um einen bösen Drachen zu töten.
Juandalynn R. Abernathy spricht in diesem Buch als Zeitzeugin
Wie wäre es, wenn wir diese Geschichte
über ihr Leben heute als „erstes einmal etwas Kind anders Freiheitsbewegung“,
erzählten?
über ihren Vater Ralph David Abernathy, ihren Patenonkel Martin Luther King Jr.,
über Rassismus und den Kampf um Würde und gleiche Rechte.
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