Spanien zwischen Tradition und Moderne von Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne "Spanien: Zwischen Tradition und Moderne" ist ein fesselndes Buch welches hier als Auszug vorliegt. Das Buch bietet Ihnen einen umfassenden Einblick in die Geschichte, Kultur und Entwicklung Spaniens bietet. Der Autor, Alexander Gresbek, ist ein angesehener Experte für spanische Geschichte und Kultur und teilt sein Wissen und seine Leidenschaft in diesem Buch. Von den frühesten Anfängen der Besiedlung bis zur Gegenwart nimmt Sie das Buch mit auf eine spannende Reise durch die wichtigsten Phasen der spanischen Geschichte. Sie werden die muslimische Eroberung und die folgende Reconquista erleben, das goldene Zeitalter Spaniens kennenlernen und die Herausforderungen des Niedergangs und des Verlusts der Kolonien erkunden. Auch die Ära der Franco-Diktatur und den entscheidenden Übergang zur Demokratie werden ausführlich behandelt. Sie werden die lebendigen Traditionen, farbenfrohen Feste, köstliche Gastronomie und beeindruckende Kunst und Architektur Spaniens entdecken. Die Vielfalt der Regionen und die kulturelle Entwicklung Spaniens werden anschaulich dargestellt. Darüber hinaus hat der Autor weitere Bücher zu Spanien veröffentlicht, die Sie ebenfalls bei Amazon erwerben können. Diese bieten vertiefende Einblicke in spezifische Themen der spanischen Geschichte und Kultur, um Ihr Wissen weiter zu vertiefen. "Spanien: Zwischen Tradition und Moderne" ist eine inspirierende Lektüre, die Ihnen ein umfassendes Verständnis für die faszinierende Geschichte und die kulturelle Entwicklung Spaniens vermitteln wird. Tauchen Sie ein in dieses Buch und lassen Sie sich von der Schönheit und dem Reichtum Spaniens verzaubern. Entdecken Sie die spanische Welt durch die Augen von Alexander Gresbek.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
"Spanien: Zwischen Tradition und Moderne" ist ein fesselndes Buch welches hier als Auszug vorliegt. Das Buch bietet Ihnen einen umfassenden Einblick in die Geschichte, Kultur und Entwicklung Spaniens bietet. Der Autor, Alexander Gresbek, ist ein angesehener Experte für spanische Geschichte und Kultur und teilt sein Wissen und seine Leidenschaft in diesem Buch.
Von den frühesten Anfängen der Besiedlung bis zur Gegenwart nimmt Sie das Buch mit auf eine spannende Reise durch die wichtigsten Phasen der spanischen Geschichte. Sie werden die muslimische Eroberung und die folgende Reconquista erleben, das goldene Zeitalter Spaniens kennenlernen und die Herausforderungen des Niedergangs und des Verlusts der Kolonien erkunden. Auch die Ära der Franco-Diktatur und den entscheidenden Übergang zur Demokratie werden ausführlich behandelt.
Sie werden die lebendigen Traditionen, farbenfrohen Feste, köstliche Gastronomie und beeindruckende Kunst und Architektur Spaniens entdecken. Die Vielfalt der Regionen und die kulturelle Entwicklung Spaniens werden anschaulich dargestellt.
Darüber hinaus hat der Autor weitere Bücher zu Spanien veröffentlicht, die Sie ebenfalls bei Amazon erwerben können. Diese bieten vertiefende Einblicke in spezifische Themen der spanischen Geschichte und Kultur, um Ihr Wissen weiter zu vertiefen.
"Spanien: Zwischen Tradition und Moderne" ist eine inspirierende Lektüre, die Ihnen ein umfassendes Verständnis für die faszinierende Geschichte und die kulturelle Entwicklung Spaniens vermitteln wird. Tauchen Sie ein in dieses Buch und lassen Sie sich von der Schönheit und dem Reichtum Spaniens verzaubern.
Entdecken Sie die spanische Welt durch die Augen von Alexander Gresbek.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien:
Zwischen Tradition
und Moderne
Alexander Gresbek
ISBN: 9798853951006
© 2023 Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 2
3 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist mit großer Freude Ihnen dieses “Spanien: Zwischen Tradition und
Moderne” (ISBN: ISBN: 9798853951006 ) zu präsentieren. In den folgenden
Seiten möchten ich Sie auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte,
die Kultur und die gegenwärtigen Herausforderungen Spaniens mitnehmen.
Teil 1 des Buches widmet sich der spanischen Geschichte, die tief in die
Frühzeit zurückreicht. Schon in der Frühgeschichte Spaniens haben sich bedeutende
kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen vollzogen. Die Eroberung
durch die Muslime und die darauf folgende Reconquista haben das
Land nachhaltig geprägt. Der Niedergang und der Verlust der Kolonien im
Laufe der Zeit sind ebenfalls Meilensteine, die in der spanischen Geschichte
eine entscheidende Rolle spielten. Das 19. und 20. Jahrhundert brachten
politische Umbrüche mit sich, darunter die langwierige Franco-Diktatur
und schließlich den Übergang zur Demokratie sowie die Integration Spaniens
in die Europäische Union.
Teil 2 des Buches widmet sich den facettenreichen Traditionen Spaniens.
Die kulturelle Bandbreite Spaniens ist beeindruckend und von tief empfundener
Leidenschaft gezeichnet: Stierkämpfe, Flamenco und die berühmte
Paella sind nur einige der faszinierenden Aspekte der spanischen Tradition.
Das spanische Temperament, das sich in den lebhaften Fiestas widerspiegelt,
verleiht dem Land eine besondere Note. Wir beleuchten auch die Bedeutung
der Siesta im spanischen Alltag, die kulinarische Welt der Tapas sowie die
Bedeutung von Sangria und Wein in der spanischen Gesellschaft. Zudem erforschen
wir die globale Reichweite der spanischen Sprache und den hohen
Stellenwert von Familiensinn und Gastfreundschaft im Leben der Spanier-
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 4
5 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
innen und Spanier.
Teil 3 des Buches führt uns in die Moderne und wirft einen Blick auf das heutige
Spanien und die damit verbundenen Herausforderungen. Die spanische
Wirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen, darunter die Bewältigung
der Staatsverschuldung, Inflation und der Dualität des Arbeitsmarktes.
Die Frage nach der regionalen Autonomie und separatistischen Bestrebungen
ist von besonderer Relevanz. Auch die Themen Migration, Flüchtlingskrise,
Klimawandel und Umweltschutz sind in der heutigen Gesellschaft von
größter Bedeutung und prägen das soziale und politische Leben des Landes.
Teil 4 des Buches untersucht Spanien als Ziel für Auswanderer wir ziehen
auch ein Vergleich mit Deutschland. Wir beleuchten die Möglichkeiten und
Herausforderungen, die mit einer Auswanderung nach Spanien einhergehen,
um Ihnen eine umfassende Entscheidungshilfe zu bieten.
“Spanien: Zwischen Tradition und Moderne” ist eine Entdeckungsreise
durch ein Land mit einer faszinierenden Vergangenheit, einer lebendigen
Gegenwart und einer hoffnungsvollen Zukunft. Wir hoffen, dass dieses Buch
Ihnen ein besseres Verständnis für Spanien vermittelt und Ihnen die Schönheit
und Komplexität dieses einzigartigen Landes näherbringt.
Vielen Dank, dass Sie sich auf diese Reise mit uns begeben. Genießen Sie die
Lektüre!
Herzlichst,
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 6
7 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Inhalt
Vorwort 5
Teil 1: Die Spanische Geschichte 12
Frühgeschichte Spaniens 14
Muslimische Eroberung und die Reconquista 15
Der Niedergang und der Verlust der Kolonien 26
Das 19. und 20. Jahrhundert 27
Die Franco-Diktatur 30
Übergang zur Demokratie 32
Spanien in der Europäischen Union 34
Spanien Heute 35
Tourismus 38
Wichtige touristische Städte 38
Die bekanntesten Küsten Spaniens 44
Die bekanntesten Spanischen Inseln 45
Teil 2: Spanische Traditionen 50
Spanische Kultur 54
Stiere und Stierkämpfe 58
Flamenco 66
Paella 72
Fiestas 75
Kurz Erklärt: Die Fallas 78
Die Siesta: Erholung im spanischen Alltag 80
Tapas: Kulinarische Vielfalt 81
Sangria und Wein 83
Español: Eine Weltsprache 87
Familiensinn und Gastfreundschaft 93
Teil 3: “Moderne”: Spanien Heute
und Morgen 98
Wirtschaftliche Herausforderungen 100
Staatsverschuldung 108
Bruttoinlandsprodukt 110
Korruption in Spanien 112
Dualität 113
Inflation 114
Stärken und Schwächen der Spanischen Wirtschaft 116
Regionale Autonomie u. separatistische Bestrebungen 118
Migration und Flüchtlingskrise 124
Klimawandel und Umweltschutz 130
Soziale Herausforderungen 146
Bewertung der Wirtschaftspolitik 156
Politische Herausforderungen 158
Teil 4: Spanien als Auswanderungsziel
168
Spanien Für Auswanderer 170
Entscheidungshilfe 172
Vergleich zwischen Deutschland und Spanien 174
Über den Autor 180
Disclaimer 185
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 8
9 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 10
11 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Teil 1
Die Spanische Geschichte
• Frühgeschichte
• Frühgeschichte Spaniens
• Das Goldene Zeitalter Spaniens
• Niedergang und der Verlust der Kolonien
• Das 19. und 20. Jahrhundert
• Die Franco-Diktatur
• Übergang zur Demokratie
• Spanien in der Europäischen Union
• Spanien Heute
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 12
13 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Frühgeschichte Spaniens
Die Frühgeschichte Spaniens umfasst einen faszinierenden Zeitraum, der
von der frühesten Besiedlung bis zur muslimischen Eroberung reicht. Nachfolgend
werden wir einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse und
Entwicklungen in dieser Periode geben.
Die frühesten Spuren menschlicher Besiedlung auf der Iberischen Halbinsel
reichen bis zu 1,2 Millionen Jahre zurück. Archäologische Funde wie
Höhlenmalereien und Steinwerkzeuge zeugen von der Anwesenheit früher
Jäger und Sammler. Im Laufe der Jahrtausende entwickelten sich verschiedene
Kulturen, darunter das Altsteinzeitliche, das Mesolithikum und das
Neolithikum, deren Lebensweise stark von der Jagd, dem Sammeln und
später auch von der Landwirtschaft geprägt war.
Etwa ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Phönizier Handelskolonien
entlang der südlichen Küste Spaniens. Besonders bedeutend war die
Gründung von Gadir, dem heutigen Cádiz. Die Phönizier trieben regen
Handel mit den einheimischen Iberern und brachten neue Technologien
und kulturelle Einflüsse in die Region.
Im Laufe der Zeit übernahmen die Karthager die Kontrolle über die
phönizischen Kolonien. Sie erweiterten ihre Vorherrschaft im westlichen
Mittelmeer und brachten eine blühende Handelswirtschaft nach Spanien.
Die Karthager hatten großen Einfluss auf die lokale Kultur und Wirtschaft
und hinterließen ihre Spuren in Städten wie Carthago Nova (heutiges Cartagena).
Die Römer eroberten Spanien im 3. Jahrhundert v. Chr. und machten es zu
einer wichtigen Provinz ihres Reiches. Sie gründeten Städte, bauten Straßen
und Brücken und entwickelten eine fortschrittliche Verwaltung. Hispania,
wie die Römer Spanien nannten, wurde zu einem blühenden Zentrum des
Handels und der Kultur. Städte wie Tarraco (Tarragona) und Emerita Augusta
(Mérida) waren bedeutende Verwaltungs- und Handelszentren.
Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert n.
Chr. übernahmen die Westgoten die Kontrolle über Spanien. Sie waren ein
germanisches Volk, das das Land regierte, aber Schwierigkeiten hatte, sich
politisch zu stabilisieren. Die Westgoten brachten das Christentum nach
Spanien und förderten die kulturelle Entwicklung.
Im Jahr 711 n. Chr. begann die muslimische Eroberung Spaniens. Arabische
Truppen, angeführt von Tariq ibn Ziyad, überquerten die Straße von Gibraltar
und besiegten die Westgoten in der Schlacht von Guadalete. Die muslimischen
Eroberer gründeten das Kalifat von Córdoba und etablierten ihre
Herrschaft über weite Teile der Halbinsel. Diese Periode, bekannt als Al-Andalus,
war geprägt von einer kulturellen Blüte, in der Wissenschaft, Kunst
und Philosophie gediehen.
Die Frühgeschichte Spaniens legte den Grundstein für die spätere Entwicklung
des Landes. Die Einflüsse der Phönizier, Karthager, Römer, Westgoten
und der muslimischen Herrschaft haben die Kultur, die Sprache und die
Identität Spaniens nachhaltig geprägt.
Muslimische Eroberung und die Reconquista
Die muslimische Eroberung und die Reconquista sind zwei entscheidende
Epochen in der Geschichte Spaniens, die das politische, kulturelle und religiöse
Gefüge der Iberischen Halbinsel über einen Zeitraum von fast 800
Jahren maßgeblich geprägt haben.
Die muslimische Eroberung:
Im Jahr 711 n. Chr. überquerte eine muslimische Armee unter der Führung
von Tariq ibn Ziyad die Straße von Gibraltar und besiegte die Westgoten in
der Schlacht von Guadalete. Dieser Sieg ermöglichte den Muslimen die Eroberung
und Kontrolle über große Teile der Iberischen Halbinsel.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 14
15 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 16
17 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
18 19
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Die muslimischen Eroberer gründeten das Kalifat von Córdoba und errichteten
Al-Andalus, einen muslimischen Staat, der sich von den Pyrenäen
im Norden bis zum südlichen Teil der Halbinsel erstreckte. Das Kalifat von
Córdoba wurde zu einem Zentrum des Handels, der Wissenschaft, der Kunst
und der Kultur. Córdoba selbst entwickelte sich zu einer der bedeutendsten
Städte der damaligen Welt, bekannt für ihre prächtige Architektur, wie die
Große Moschee von Córdoba, und für ihre hochentwickelten Bildungs- und
Forschungseinrichtungen.
Unter der muslimischen Herrschaft blühte Al-Andalus auf kultureller und
wissenschaftlicher Ebene. Arabische, jüdische und christliche Gelehrte arbeiteten
zusammen und übersetzten antike griechische und römische Werke ins
Arabische, wodurch wertvolles Wissen bewahrt und weiterentwickelt wurde.
In den Bereichen Mathematik, Medizin, Philosophie, Astronomie und Landwirtschaft
erzielten die muslimischen Gelehrten bedeutende Fortschritte.
Die muslimische Herrschaft in Al-Andalus war von einer bemerkenswerten
religiösen und kulturellen Toleranz geprägt. Christen und Juden durften ihre
Religionen ausüben und hatten in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens
Freiheiten. Diese Periode der Koexistenz wird oft als Beispiel für interreligiösen
Dialog und kulturelle Blüte angeführt.
Die Reconquista:
Ab dem 8. Jahrhundert begannen christliche Königreiche im Norden der
Iberischen Halbinsel, Gebiete zurückzuerobern, die von den Muslimen kontrolliert
wurden. Dieser langwierige Prozess der Rückeroberung, bekannt als
Reconquista, erstreckte sich über mehrere Jahrhunderte.
Die Reconquista begann mit kleinen christlichen Königreichen wie Asturien
und Navarra, die sich im Norden Spaniens formierten. Diese Reiche dienten
als Ausgangspunkte für die langsame Expansion und Konsolidierung der
christlichen Macht. Mit der Zeit wurden größere Königreiche wie León, Kastilien
und Aragón gegründet, die ihre Ressourcen bündelten, um gegen die
muslimischen Herrscher vorzugehen.
Die Reconquista war von Konflikten, Kriegen und territorialen Verschiebungen
geprägt. Im 11. Jahrhundert erreichte sie eine neue Phase, als die christlichen
Königreiche begannen, große Offensiven zu starten und Gebiete im Zentrum
und im Süden der Halbinsel zurückzuerobern. Besonders bedeutend
war die Eroberung der Stadt Toledo im Jahr 1085 durch König Alfons VI.
von León und Kastilien.
Im 13. Jahrhundert kam es zu weiteren bedeutenden Erfolgen der christlichen
Königreiche. Im Jahr 1212 gewannen die Christen die Schlacht von Las
Navas de Tolosa gegen die Almohaden und ebneten damit den Weg für die
Eroberung südlicher Gebiete. In den folgenden Jahrzehnten wurden wichtige
Städte wie Córdoba (1236) und Sevilla (1248) erobert.
Die Reconquista erreichte schließlich ihren Höhepunkt im Jahr 1492 mit
der Eroberung des letzten muslimischen Königreichs, Granada, durch die
Katholischen Könige Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón.
Dieses Ereignis markierte das Ende der muslimischen Herrschaft auf der
Iberischen Halbinsel.
Die Reconquista hatte weitreichende Auswirkungen auf die Geschichte
Spaniens. Sie führte zur Bildung eines stark zentralisierten spanischen Königreichs
und legte den Grundstein für die spätere Entdeckung Amerikas und
die Kolonialisierung durch Spanien. Darüber hinaus hatte die Reconquista
eine tiefgreifende religiöse und kulturelle Wirkung.
Die katholischen Könige verfolgten eine Politik der religiösen Einheitlichkeit
und zwangen Muslime und Juden zur Konversion oder Vertreibung, was zu
tiefgreifenden sozialen und demografischen Veränderungen führte.
Die muslimische Eroberung und die Reconquista sind untrennbar mit der
Geschichte Spaniens verbunden. Sie haben das Land politisch, kulturell und
religiös geprägt und sind bis heute wichtige Bestandteile des spanischen
kollektiven Gedächtnisses und der nationalen Identität.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 20
21 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Das Goldene Zeitalter Spaniens
Das Goldene Zeitalter Spaniens, auch bekannt als Siglo de Oro, war eine
Periode kultureller und künstlerischer Blüte, die vom späten 15. bis zum
frühen 17. Jahrhundert dauerte. In dieser Zeit erlebte Spanien eine einzigartige
Kombination von politischer Stabilität, wirtschaftlichem Wohlstand und
kulturellem Aufschwung, die das Land zu einer der führenden Mächte in
Europa und der Welt machte.
El Greco, ein in Griechenland geborener Künstler, der in Spanien tätig war,
beeinflusste die Entwicklung des Manierismus und schuf expressive Gemälde
wie “Der Sturm auf den Esel”.
Das Goldene Zeitalter begann mit der Vereinigung der Königreiche Kastilien
und Aragón durch die Ehe von Ferdinand II. von Aragón und Isabella I.
von Kastilien im Jahr 1469. Unter ihrer Herrschaft wurde Spanien zu einer
politisch geeinten Nation. Dies führte zu einer Stärkung der königlichen Autorität
und zur Etablierung einer effektiven Zentralregierung.
Ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg Spaniens während des
Goldenen Zeitalters war die Entdeckung und Kolonisierung Amerikas. Mit
der Unterstützung der spanischen Krone unternahmen Entdecker wie Christoph
Kolumbus und Hernán Cortés bahnbrechende Expeditionen, die zu
neuen Ländern, Ressourcen und Reichtum führten. Der Fluss von Gold, Silber
und anderen Schätzen aus den Kolonien in Amerika nach Spanien trug
zur Finanzierung des kulturellen und künstlerischen Aufschwungs bei.
Das Goldene Zeitalter war auch geprägt von der Förderung von Kunst, Literatur
und Wissenschaft durch die königliche Familie und wohlhabende
Mäzene. In diesem kreativen Umfeld entstand eine bemerkenswerte Vielfalt
an Werken und Genies, die Spanien zu einem Zentrum des kulturellen
Schaffens machten.
In der Malerei erreichte die spanische Schule unter Künstlern wie Diego
Velázquez, El Greco und Francisco de Zurbarán ihren Höhepunkt. Velázquez,
der als einer der größten Maler aller Zeiten gilt, schuf Meisterwerke wie “Die
Spinnenfresserin” und “Las Meninas” (rechts).
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 22
23 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 24
25 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
In der Literatur erlebte Spanien eine bemerkenswerte Blütezeit mit Schriftstellern
wie Miguel de Cervantes, dem Autor von “Don Quijote”, einem der
wichtigsten Werke der Weltliteratur. Weitere bedeutende Autoren waren
Lope de Vega, Pedro Calderón de la Barca und Garcilaso de la Vega.
Die spanische Musik entwickelte sich ebenfalls zu einer bedeutenden Kunstform.
Der Komponist Tomás Luis de Victoria, ein Vertreter der Renaissance-Musik,
war einer der führenden spanischen Komponisten seiner
Zeit. Später im Goldenen Zeitalter wurde die Musik durch den Aufstieg der
Zarzuela, einer Form des spanischen Musiktheaters, weiter bereichert.
Das Goldene Zeitalter Spaniens endete mit dem Niedergang der spanischen
Macht im 17. Jahrhundert. Die Kosten der Kriege, wirtschaftliche Probleme
und politische Instabilität schwächten die spanische Krone. Dennoch bleibt
das Goldene Zeitalter als eine Zeit außergewöhnlicher kultureller und künstlerischer
Leistungen in der Geschichte Spaniens in Erinnerung.
Der Niedergang und der Verlust der Kolonien
Der Niedergang und der Verlust der Kolonien waren entscheidende Ereignisse
in der Geschichte Spaniens, die das Ende einer Ära markierten und
weitreichende Auswirkungen auf das Land hatten. Dieser Prozess war das
Ergebnis einer Kombination aus internen Problemen Spaniens und dem
Aufstieg anderer europäischer Mächte.
Spanien im 17. und 18. Jahrhundert:
Im 17. Jahrhundert begann Spanien, mit wirtschaftlichen und politischen
Problemen zu kämpfen. Die Kosten der Kriege und des Erhalts eines großen
Kolonialreiches führten zu einer Verschuldung des Staates. Korruption, ineffiziente
Verwaltung und der Niedergang der Wirtschaft trugen zur Verschlechterung
der Lage bei.
Gleichzeitig erstarkten andere europäische Mächte wie England, Frankreich
und die Niederlande, die ebenfalls Interesse an kolonialen Expansionen hatten.
Das 19. und 20. Jahrhundert
Das 19. und 20. Jahrhundert waren für Spanien eine Zeit großer Veränderungen
und Herausforderungen. In dieser Periode durchlief das Land politische
Instabilität, soziale Umwälzungen, wirtschaftliche Krisen und den Übergang
zu einer modernen Demokratie. Hier sind einige wichtige Ereignisse und
Entwicklungen:
Die napoleonischen Kriege und die daraus resultierenden Unabhängigkeitsbewegungen
hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die Geschichte Spaniens
im frühen 19. Jahrhundert. Hier sind einige wichtige Aspekte dieser Zeit:
Die Besetzung Spaniens:
Im Jahr 1808 nutzte Napoleon Bonaparte die Schwäche der spanischen
Monarchie aus und entsandte Truppen, um das Land zu besetzen. Er plante,
seinen Bruder Joseph Bonaparte zum König Spaniens zu machen und das
Land in das französische Kaiserreich einzubinden. Die Besetzung führte zu
weitreichenden politischen und sozialen Unruhen in Spanien.
Der Widerstand gegen die Besatzung:
Die spanische Bevölkerung leistete Widerstand gegen die napoleonische Besatzung.
Der Widerstand begann als spontane Volksbewegung, breitete sich
jedoch rasch aus und wurde von den verschiedenen Regionen und Städten
koordiniert. Guerillakämpfe, Partisanenaktionen und Aufstände gegen die
französische Armee wurden zu einem charakteristischen Merkmal des Widerstands.
Die Unabhängigkeitsbewegungen:
Die Besetzung Spaniens und der Widerstand gegen Napoleon führten zur
Entstehung von Unabhängigkeitsbewegungen in verschiedenen Teilen des
Landes. Diese Bewegungen wurden von verschiedenen politischen Gruppen
und Persönlichkeiten angeführt. In einigen Regionen, wie Katalonien, dem
Baskenland und Galicien, gewannen regionale Identitäten und nationalistische
Bestrebungen an Bedeutung.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 26
27 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Die Junta und die liberale Verfassung:
Während des Widerstands gegen die Besetzung bildeten sich regionale Regierungen,
sogenannte Juntas, die die Macht übernahmen und politische
Entscheidungen trafen. Diese Juntas strebten nach einer repräsentativen
Regierung und verabschiedeten liberale Verfassungen, die individuelle Freiheiten
und politische Teilhabe gewährleisteten.
Die Schlacht von Bailén und der Wendepunkt:
Die Schlacht von Bailén im Jahr 1808 war ein entscheidender Moment in
den napoleonischen Kriegen. Die spanischen Truppen erlitten einen bedeutenden
Sieg gegen die französische Armee und zwangen Napoleon zu einem
Rückzug. Dieser Sieg war ein Wendepunkt und inspirierte den Widerstand
in anderen Teilen des Landes.
Das Ende der napoleonischen Herrschaft:
Der Zusammenbruch des französischen Kaiserreichs und die Niederlage
Napoleons führten zum Ende der Besetzung Spaniens. Die zurückkehrende
spanische Monarchie unter Ferdinand VII. versuchte jedoch, die liberalen
Errungenschaften rückgängig zu machen und die absolute Monarchie wiederherzustellen.
Dies führte zu politischen Unruhen und erneutem Widerstand.
Die napoleonischen Kriege und die Unabhängigkeitsbewegungen hatten
weitreichende Auswirkungen auf Spanien. Sie stärkten das nationale Bewusstsein
und förderten die Idee des spanischen Nationalstaates.
Das 19. Jahrhundert in Spanien war durch politische Instabilität gekennzeichnet,
in dem das Land zwischen Monarchie und Republik hin und her
wechselte. Es gab eine Reihe von politischen Umbrüchen und Konflikten
zwischen verschiedenen politischen Strömungen.
Nach dem Ende der napoleonischen Kriege wurde 1814 Ferdinand VII. wieder
zum König von Spanien ausgerufen. Unter seiner Herrschaft wurden die
liberalen Errungenschaften der vorherigen Jahre rückgängig gemacht, und
eine Zeit der absoluten Monarchie und politischen Unterdrückung begann
Dies führte zu politischen Unruhen und Konflikten zwischen konservativen
und liberalen Kräften.
Im 19. Jahrhundert gab es auch Perioden, in denen Spanien von republikanischen
Regierungen regiert wurde.
Die erste Spanische Republik wurde 1873 ausgerufen, war jedoch von kurzer
Dauer und wurde 1874 wieder abgeschafft. Eine zweite Republik wurde 1931
ausgerufen und dauerte bis zum Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs
1936.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 28
29 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Die Franco-Diktatur
Die Franco-Diktatur war eine autoritäre Regierung, die von 1939 bis 1975
in Spanien unter der Führung von General Francisco Franco herrschte. Die
Diktatur entstand nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939)
und hatte erhebliche Auswirkungen auf das Land.
Aufstieg zur Macht:
Nach dem Sieg der nationalistischen Truppen unter General Franco im Spanischen
Bürgerkrieg wurde er zum Führer Spaniens ernannt. Er etablierte eine
Militärdiktatur, die auf einer ideologischen Grundlage des spanischen Nationalismus,
des konservativen Katholizismus und des Antikommunismus
beruhte. Franco konsolidierte seine Macht und ernannte sich selbst zum
Caudillo, dem absoluten Führer Spaniens.
Repression und Unterdrückung:
Die Franco-Diktatur war gekennzeichnet durch Unterdrückung, Repression
und politische Verfolgung. Politische Opposition wurde unterdrückt, Gewerkschaften
wurden verboten, und es wurden strenge Zensurgesetze eingeführt,
um die Meinungsfreiheit einzuschränken. Es gab umfangreiche Menschenrechtsverletzungen,
einschließlich willkürlicher Verhaftungen, Folter
und Hinrichtungen.
Zentralisierung und Regionalismus:
Franco verfolgte eine Politik der Zentralisierung, um die Macht des Zentralstaates
zu stärken. Regionale Autonomie und kulturelle Identitäten
wurden unterdrückt, insbesondere in Gebieten mit einer starken regionalen
Identität wie Katalonien, dem Baskenland und Galicien. Dies führte zu Unterdrückung
und Verboten regionaler Sprachen und Bräuche.
Wirtschaftliche Politik:
Die wirtschaftliche Politik der Franco-Diktatur war geprägt von einem autarken
Wirtschaftssystem und einer Betonung der staatlichen Kontrolle und
Intervention. Während der ersten Jahre der Diktatur führte eine autarke
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 30
31 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Wirtschaftspolitik zu wirtschaftlicher Isolation und Rückständigkeit. Später
öffnete sich Spanien jedoch teilweise für ausländische Investitionen und erlebte
ein gewisses Wirtschaftswachstum.
Internationale Isolation:
Während der Franco-Diktatur war Spanien international weitgehend isoliert.
Aufgrund seiner autoritären Regierung und der Menschenrechtsverletzungen
wurde Spanien von vielen westlichen Demokratien gemieden. Erst in
den 1950er und 1960er Jahren wurden Beziehungen zu einigen westlichen
Ländern wieder aufgenommen.
Die Franco-Diktatur hinterließ tiefe Spuren in der spanischen Gesellschaft
und Kultur. Die Repression und Unterdrückung während der Diktatur haben
zu langanhaltenden politischen und sozialen Konflikten geführt. Der
Übergang zur Demokratie und die Aufarbeitung der Vergangenheit haben
jedoch dazu beigetragen, Spanien zu einer modernen demokratischen Gesellschaft
zu entwickeln, die auf Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und
politischer Teilhabe basiert.
Übergang zur Demokratie
Der Übergang zur Demokratie in Spanien und die Integration des Landes in
die Europäische Union sind zwei eng miteinander verbundene Prozesse, die
Spanien in den letzten Jahrzehnten maßgeblich geprägt haben.
Der Übergang zur Demokratie:
Nach dem Tod von Francisco Franco im Jahr 1975 begann in Spanien ein
Prozess des Übergangs von der autoritären Diktatur zur Demokratie. König
Juan Carlos I. spielte eine entscheidende Rolle bei diesem Übergang und
zeigte sich als Verfechter demokratischer Prinzipien. Unter seiner Führung
wurden politische Reformen eingeleitet, um die Demokratie in Spanien zu
etablieren.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 32
33 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Eine der wichtigsten Meilensteine dieses Prozesses war die Verabschiedung
der spanischen Verfassung von 1978. Diese Verfassung legte die Grundlagen
für ein demokratisches Spanien fest, einschließlich der Gewährleistung
politischer Freiheiten, individueller Rechte und dem Schutz der kulturellen
Vielfalt und regionalen Autonomie.
Es wurden auch Mechanismen zur Dezentralisierung der Macht eingeführt,
um den verschiedenen Regionen Spaniens größere Autonomie zu gewähren.
Der Übergang zur Demokratie in Spanien war eine Erfolgsgeschichte und
verlief im Allgemeinen friedlich. Politische Parteien wurden zugelassen,
Wahlen wurden abgehalten, und die politische Teilhabe der spanischen
Bürger wurde gefördert. Dieser Prozess brachte politische Stabilität, die
Anerkennung der Menschenrechte und die Einbindung der Bürger in die
politischen Entscheidungen des Landes.
Spanien in der Europäischen Union
Ein weiterer wichtiger Schritt für Spanien war die Integration in die Europäische
Union. Spanien beantragte 1977 die Mitgliedschaft und trat 1986
der Europäischen Gemeinschaft bei, die später zur Europäischen Union
wurde. Der Beitritt zur EU hatte weitreichende Auswirkungen auf die spanische
Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.
Der EU-Beitritt Spaniens brachte zahlreiche wirtschaftliche Vorteile mit
sich, darunter Investitionen, Handelserleichterungen und den Zugang zu
europäischen Märkten. Die EU-Mitgliedschaft half dabei, die spanische
Wirtschaft zu modernisieren und zu diversifizieren. Spanien erhielt auch Unterstützung
aus den EU-Strukturfonds, um die Infrastruktur zu verbessern,
Bildung und Forschung zu fördern sowie soziale Programme umzusetzen.
Darüber hinaus trug die Mitgliedschaft in der EU zur Konsolidierung der
Demokratie in Spanien bei. Die EU förderte die Achtung der Menschenrechte,
den Schutz der Minderheitenrechte und die Rechtsstaatlichkeit.
Spanien musste auch EU-Standards in Bereichen wie Umweltschutz, Arbeitsrecht
und Verbraucherschutz umsetzen.
Die Integration Spaniens in die EU ermöglichte auch eine verstärkte Zusammenarbeit
auf politischer und kultureller Ebene. Spanien spielt eine aktive
Rolle in den EU-Institutionen und beteiligt sich an der Gestaltung der europäischen
Politik. Gleichzeitig hat Spanien von der EU-Integration profitiert,
indem es als Brücke zwischen Europa und den spanischsprachigen
Ländern Lateinamerikas fungiert.
Der Übergang zur Demokratie und die Integration Spaniens in die Europäische
Union haben das Land grundlegend transformiert. Spanien ist
heute eine moderne Demokratie mit einer starken Wirtschaft und einer engen
Bindung an die europäische Gemeinschaft.
Die EU-Mitgliedschaft hat Spanien geholfen, sich als einflussreiches und dynamisches
Land auf der internationalen Bühne zu etablieren.
Spanien Heute
Spanien hat eine Reihe von Herausforderungen und Veränderungen erlebt,
die das Land geprägt haben. Hier sind einige wichtige Entwicklungen im
Überblick:
Wirtschaftliche Herausforderungen:
Spanien war von der globalen Finanzkrise ab 2008 stark betroffen. Das
Land erlebte einen Einbruch des Immobilienmarktes, eine hohe Arbeitslosigkeit
und eine Verschuldungskrise. Die Regierung musste umfassende
Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft ergreifen, darunter Sparmaßnahmen,
Strukturreformen und internationale Finanzhilfen. Trotz dieser
Herausforderungen hat Spanien in den letzten Jahren eine Erholung erlebt
und ein solides Wirtschaftswachstum verzeichnet.
Regionale Autonomie und separatistische Bestrebungen:
Bestrebungen nach regionaler Autonomie und separatistische Bewegungen
haben Spanien weiterhin beeinflusst. Katalonien ist eine der Regionen
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 34
35 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
mit den stärksten separatistischen Bestrebungen. Im Jahr 2017 fand ein
umstrittenes Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien statt, gefolgt von
politischen Konflikten zwischen der regionalen Regierung und der Zentralregierung
in Madrid. Die Frage nach der regionalen Autonomie und dem
Verhältnis zwischen den Regionen und dem Zentralstaat bleibt eine wichtige
politische Herausforderung.
Migration und Flüchtlingskrise:
Spanien hat eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung der Migrations- und
Flüchtlingskrise in Europa gespielt. Das Land hat einen Anstieg von Ankünften
über das Mittelmeer verzeichnet und sich bemüht, die humanitäre Hilfe
zu verstärken und eine angemessene Aufnahme und Integration von Migranten
zu gewährleisten.
Die Frage der Migration und der Umgang damit bleibt ein wichtiges Thema
in Spanien und der gesamten Europäischen Union.
Klimawandel und Umweltschutz:
Spanien ist von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und hat
Maßnahmen ergriffen, um den Umweltschutz zu stärken. Das Land hat sich
verpflichtet, erneuerbare Energien auszubauen, Energieeffizienz zu fördern
und den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Spanien ist auch von
Waldbränden und Wasserknappheit betroffen, was die Notwendigkeit weiterer
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel unterstreicht.
Soziale und politische Veränderungen:
Spanien hat eine zunehmend diverse Gesellschaft und eine jüngere Generation,
die eine aktivere Rolle in der Politik spielt. Die spanische Gesellschaft
hat sich in Bezug auf soziale Themen wie Geschlechtergleichstellung, LGBT-
Rechte und soziale Gerechtigkeit weiterentwickelt.
Die politische Landschaft hat sich ebenfalls verändert, wobei neue politische
Parteien aufsteigen und traditionelle Parteien an Zustimmung verlieren.
Tourismus und Nachhaltigkeit
Spanien ist weiterhin ein beliebtes Reiseziel und hat eine bedeutende Tourismusindustrie.
Das Land lockt Touristen mit seiner reichen Geschichte,
Kultur, Küche und seinen Stränden an. Gleichzeitig besteht die Herausforderung,
den Tourismus nachhaltig zu gestalten und die Auswirkungen
auf die Umwelt und die lokale Gemeinschaft zu berücksichtigen.
Spanien steht weiterhin vor Herausforderungen und Chancen im 21. Jahrhundert.
Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert eine nachhaltige
wirtschaftliche Entwicklung, eine starke Demokratie, die Förderung der regionalen
Autonomie und den Umgang mit globalen Fragen wie dem Klimawandel
und der Migration.
Gleichzeitig hat Spanien die Möglichkeit, seine kulturelle Vielfalt und sein
kulturelles Erbe zu stärken und als aktiver Akteur auf der internationalen
Bühne zu agieren.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 36
37 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Tourismus
Im Jahr 2017 war Spanien das am zweithäufigsten besuchte Land der Welt
und verzeichnete 82 Millionen Touristen, was den fünften aufeinanderfolgenden
Rekord darstellte. Der Hauptsitz der Welttourismusorganisation befindet
sich in Madrid.
Die geografische Lage, die beliebten Küsten, die vielfältigen Landschaften,
das historische Erbe, die lebhafte Kultur und die ausgezeichnete Infrastruktur
Spaniens haben dazu beigetragen, dass das Land eines der größten Touristenländer
der Welt ist.
In den letzten fünf Jahrzehnten hat der internationale Tourismus in Spanien
sich zu einem der größten der Welt in Bezug auf Ausgaben entwickelt, die
etwa 40 Milliarden Euro oder etwa 5% des BIP im Jahr 2006 ausmachten.
Wichtige touristische Städte
Madrid - die Hauptstadt und die größte Stadt des Landes, befindet sich in der
Mitte Spaniens. Madrid ist bekannt für seine kulturellen Sehenswürdigkeiten
wie den Prado-Museum, welches eine der bedeutendsten Kunstsammlungen
der Welt beherbergt, den Retiro-Park, einen der größten Parks der Stadt, und
den berühmten Fußballklub Real Madrid. Madrid ist auch bekannt für seine
kulinarischen Angebote, insbesondere Tapas (Foto nächste Seite: Königspalast
in Madrid).
Barcelona - die zweitgrößte Stadt in Spanien, befindet sich im Nordosten des
Landes. Barcelona ist bekannt für seine Architektur von Gaudí, insbesondere
die Basilika Sagrada Familia und das Park Güell, sowie das gotische Viertel
und den Strand Barceloneta. Die Stadt ist auch bekannt für ihre Festivals
und Feierlichkeiten, insbesondere die La Mercè-Feier im September und die
Fiestas de Gracia im August.
Valencia - die drittgrößte Stadt in Spanien, befindet sich im Osten des Landes.
Valencia ist bekannt für seine historische Altstadt mit dem Mercado
Central, einem der größten Markthallen Europas, die Stadt der Künste und
Wissenschaften, ein kulturelles und wissenschaftliches Zentrum, sowie die
Fallas-Feste im März, ein Fest, bei dem riesige Figuren aus Papier-Mâché
und Holz durch die Straßen getragen werden.
Sevilla - die viertgrößte Stadt in Spanien, befindet sich im Süden des Landes.
Sevilla ist bekannt für seine historische Altstadt, die Giralda-Kathedrale,
das Wahrzeichen der Stadt und ein ehemaliges Minarett der alten Moschee,
sowie die Real Alcázar, ein maurisches Palastkomplex aus dem 14. Jahrhundert.
Sevilla ist auch bekannt für seine Feierlichkeiten wie die Feria de Abril,
ein Frühlingsfest, und die Semana Santa, eine Karwoche, die mit Prozessionen
und Umzügen gefeiert wird.
Málaga - eine beliebte Küstenstadt im Süden Spaniens, befindet sich in
der Provinz Andalusien. Málaga ist bekannt für ihre Strände, das Alcazaba-Schloss,
eine maurische Festung aus dem 11. Jahrhundert, sowie die Geburtsstadt
des Malers Pablo Picasso, in dem es ein Museum gibt, das sein Leben
und sein Werk präsentiert. Málaga ist auch bekannt für seine historische
Altstadt, die Catedral de la Encarnación und die Casa Natal de Blas Infante,
ein Museum über die Geschichte Andalusiens.
Bilbao - eine wichtige Hafenstadt im Baskenland, befindet sich im Norden
Spaniens. Bilbao ist bekannt für das Guggenheim-Museum Bilbao, ein weltberühmtes
Museum für zeitgenössische Kunst, sowie die Altstadt Casco
Viejo, die engen Gassen und die alten Häuser beherbergt. Bilbao ist auch
bekannt für die Puente Colgante, eine Hängebrücke, welche die Stadt über
den Fluss Nervión verbindet.
Granada - eine Stadt im Süden von Spanien, befindet sich in der Provinz Andalusien.
Granada ist am bekanntesten für die Alhambra-Festung, ein maurisches
Palastkomplex aus dem 14. Jahrhundert, sowie die Generalife-Gärten,
ein Gartenkomplex, der Teil der Alhambra ist. Granada ist auch bekannt
für seine historische Altstadt.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 38
39 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 40
41 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
42 43
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Die bekanntesten Küsten Spaniens
Spanien hat eine lange Küste entlang dem Atlantischen Ozean und dem Mittelmeer.
Hier sind einige der wichtigsten Küsten Spaniens:
Costa del Sol - auch als die „Sonnenküste“ bekannt, ist eine Küste im Süden
Spaniens, die von Malaga bis Almeria reicht. Die Costa del Sol ist bekannt
für ihr warmes Klima, ihre Strände, ihr Nachtleben und ihre touristischen
Orte wie Marbella und Torremolinos.
Costa Blanca - eine Küste im Osten Spaniens, die von Denia bis Torrevieja
reicht. Die Costa Blanca ist bekannt für ihr warmes Klima, ihre Strände, ihre
historischen Orte wie Alicante und Elche, und ihre touristischen Orte wie
Benidorm (Fotos Folgeseiten: Küste bei Benidorm, Flaniermeile in Altea,
Calpe).
Costa Brava - eine Küste im Nordosten Spaniens, die von Blanes bis Portbou
reicht. Die Costa Brava ist bekannt für ihre Buchten, ihre Klippen, ihre historischen
Orte wie Girona und Tossa de Mar und ihre touristischen Orte wie
Lloret de Mar.
Costa de la Luz - eine Küste im Südwesten Spaniens, die von Tarifa bis Ayamonte
reicht. Die Costa de la Luz ist bekannt für ihre Strände, ihre Dünen,
ihre historischen Orte wie Cádiz und Huelva und ihre touristischen Orte wie
Isla Cristina.
Kanarische Inseln - eine Inselgruppe im Atlantischen Ozean, bestehend aus
Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria, Lanzarote und La Palma.
Die Kanarischen Inseln sind bekannt für ihr warmes Klima, ihre Strände,
ihre Landschaft und ihre historischen Orte wie Teguise und San Cristóbal de
La Laguna.
Balearen - eine Inselgruppe im Mittelmeer, bestehend aus Mallorca, Menorca,
Ibiza und Formentera. Die Balearen sind bekannt für ihre Strände, ihr
Nachtleben, ihre Landschaft und ihre historischen Orte.
Die bekanntesten Spanischen Inseln
Spanien hat einige der berühmtesten und beliebtesten Inseln Europas. Hier
sind einige der wichtigsten Inseln Spaniens mit einer kurzen Beschreibung:
Mallorca - die größte Insel der Balearen, bekannt für ihre Strände, ihr Nachtleben,
ihre Landschaft und ihre historischen Orte wie Palma de Mallorca
und Alcudia. Mallorca ist auch bekannt für seine Kulinarik, seine Golfplätze
und seine Wassersportmöglichkeiten.
Teneriffa - die größte Insel der Kanarischen Inseln, bekannt für ihr warmes
Klima, ihre Strände, ihre Landschaft und ihre historischen Orte wie Santa
Cruz de Tenerife und La Laguna. Teneriffa ist auch bekannt für seinen Nationalpark
Teide, den höchsten Berg Spaniens und einen der beliebtesten Orte
für Wandern und Trekking.
Fuerteventura - eine Insel der Kanarischen Inseln, bekannt für ihr warmes
Klima, ihre Strände und ihre Landschaft. Fuerteventura ist auch bekannt für
seine Dünenlandschaft und seine Wassersportmöglichkeiten wie Surfen und
Kitesurfen.
Gran Canaria - eine Insel der Kanarischen Inseln, bekannt für ihr warmes
Klima, ihre Strände, ihre Landschaft und ihre historischen Orte wie Las Palmas
de Gran Canaria.
Gran Canaria ist auch bekannt für seine Dünenlandschaft und seine Wassersportmöglichkeiten.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 44
45 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 46
47 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 48
49 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Teil 2
Spanische Traditionen
• Stiere und Stierkampf
• Flamenco
• Paella
• Spanisches Temperament
• Fiestas
• Siesta
• Tapas
• Sangria und Wein
• Sprache
• Familiensinn und Gastfreundschaft
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 50
51 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 52
53 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanische Kultur
Spanien ist ein faszinierendes Land mit einer reichen kulturellen Tradition,
die sich in verschiedenen Facetten des spanischen Lebens ausdrückt. Von
den pulsierenden Rhythmen des Flamenco bis hin zur köstlichen Vielfalt der
spanischen Küche gibt es zahlreiche kulturelle Besonderheiten, die das Land
einzigartig machen. Diese Besonderheiten prägen nicht nur den Alltag der
Spanier, sondern ziehen auch Besucher aus der ganzen Welt in ihren Bann
Für weitere Informationen zu Spaniens kulturellen Schätzen empfehlen wir
Alexsander Gresbek´s Buch “Spaniens Schätze: Kunst, Kultur und Kathedralen”
(ISBN: 9798851763526)
Eine der kontrovers diskutierten Traditionen in Spanien ist der Stierkampf,
auch bekannt als Corrida de Toros. Der Stierkampf hat eine lange Geschichte
in Spanien und ist ein integraler Bestandteil der spanischen Kultur. Dabei
tritt der Stierkämpfer, auch Torero genannt, gegen einen Stier an und versucht,
ihn mit ästhetischen und akrobatischen Bewegungen zu besiegen. Der
Stierkampf findet in einer speziellen Stierkampfarena statt, die meist eigens
für diesen Zweck erbaut wurde. Obwohl der Stierkampf Bewunderung und
Leidenschaft bei einigen hervorruft, gibt es auch starke Kritik an dieser Tradition,
insbesondere wegen des Leids, das den Tieren zugefügt wird. In einigen
Regionen Spaniens, wie den Kanarischen Inseln, Katalonien und den
Balearen, wurde der Stierkampf bereits abgeschafft. Dennoch bleibt er ein
kontroverses Thema, das die Gemüter erhitzt und die Identität des Landes
prägt.
Ein weiteres kulturelles Highlight in Spanien ist der Flamenco. Dieser leidenschaftliche
und expressive Musik- und Tanzstil hat seinen Ursprung in Andalusien
und ist zu einem Symbol für die spanische Kultur geworden. Der
Flamenco zeichnet sich durch kraftvolle Rhythmen, emotionale Gesänge,
virtuose Gitarrenklänge und elegante Tanzeinlagen aus. Diese traditionelle
Kunstform verkörpert das spanische Temperament und drückt tiefe Emotionen
wie Sehnsucht, Leidenschaft und Stolz aus. Flamenco-Shows und
-Vorführungen ziehen Touristen aus aller Welt an und bieten einen einzigartigen
Einblick in die reiche Kultur und Geschichte Spaniens.
Ein kulinarisches Highlight, das eng mit der spanischen Kultur verbunden
ist, ist die Paella. Dieses traditionelle Gericht stammt ursprünglich aus
der Region Valencia und ist zu einem Symbol für die spanische Küche geworden.
Die Paella wird in einer speziellen Pfanne zubereitet und besteht aus
Reis, verschiedenen Meeresfrüchten, Fleisch, Gemüse und Gewürzen. Das
Zubereiten und Genießen einer Paella ist ein geselliges Ereignis, bei dem
Familie und Freunde zusammenkommen, um gemeinsam zu essen und die
Freuden des Lebens zu feiern. Die Vielfalt der spanischen Küche geht jedoch
weit über die Paella hinaus, und jede Region Spaniens hat ihre eigenen traditionellen
Gerichte und Spezialitäten, die es zu entdecken gilt.
Das spanische Temperament ist eine weitere markante kulturelle Besonderheit.
Spanier sind bekannt für ihr leidenschaftliches und temperamentvolles
Wesen. Sie drücken ihre Gefühle offen aus und sind dafür bekannt, ihre
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 54
55 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Meinungen leidenschaftlich zu vertreten. Dieses Temperament spiegelt sich
in ihrer Lebensweise wider, sei es in ihrer Liebe zur Musik und zum Tanz, in
ihrer Hingabe zu Sport und Spielen oder in ihrer lebhaften Art, soziale Anlässe
zu feiern. Die Spanier genießen das Leben in vollen Zügen und sind für
ihre Gastfreundschaft und ihren Sinn für Geselligkeit bekannt.
Fiestas, traditionelle Feste und Feierlichkeiten, sind ein weiterer wichtiger
Bestandteil der spanischen Kultur. Jede Stadt, jedes Dorf und jede Region
Spaniens hat ihre eigenen einzigartigen Feste und Feiertage, die mit großer
Hingabe und Begeisterung gefeiert werden. Diese Feste beinhalten oft farbenfrohe
Paraden, traditionelle Musik und Tänze, Feuerwerke und kulinarische
Spezialitäten. Sie sind eine Gelegenheit, die lokale Kultur und Tradition
zu erleben und bieten einen Einblick in die tief verwurzelten Bräuche
und Rituale Spaniens.
Die Siesta ist eine weitere kulturelle Besonderheit, die eng mit dem spanischen
Lebensstil verbunden ist. Die Siesta ist eine Mittagspause, die oft in
den heißesten Stunden des Tages genommen wird, um der Hitze zu entkommen.
Während dieser Pause schließen viele Geschäfte und Büros ihre Türen,
und die Menschen nutzen die Zeit, um sich auszuruhen, ein Nickerchen zu
machen oder sich mit Familie und Freunden zu treffen. Die Siesta symbolisiert
die entspannte und gemächliche Lebensweise in Spanien, in der die Zeit
langsamer vergeht und man sich Zeit nimmt, das Leben zu genießen.
Tapas sind eine weitere kulinarische Tradition, die typisch für Spanien ist.
Tapas sind kleine Gerichte oder Häppchen, die oft mit Getränken serviert
werden. Sie können verschiedene Arten von Fleisch, Fisch, Gemüse oder
Käse umfassen und werden in Bars und Restaurants in ganz Spanien angeboten.
Das Teilen von Tapas mit Familie und Freunden ist eine beliebte soziale
Aktivität und ermöglicht es den Menschen, verschiedene Geschmacksrichtungen
zu genießen und die Vielfalt der spanischen Küche zu entdecken.
Spanien ist auch für seinen Wein und insbesondere für seine Sangria bekannt.
Sangria ist ein erfrischendes Sommergetränk, das aus Rotwein, Früchten,
Zucker und Gewürzen zubereitet wird. Es ist ein beliebtes Getränk bei geselligen
Zusammenkünften und Feierlichkeiten. Spanien hat eine lange Weintradition
und ist eines der größten Weinproduktionsländer der Welt. Von
den spritzigen Weißweinen der Region Rías Baixas bis zu den kraftvollen
Rotweinen der Region Rioja gibt es eine beeindruckende Vielfalt an spanischen
Weinen zu entdecken.
Die spanische Sprache, Spanisch oder auch Castellano genannt, ist eine der
meistgesprochenen Sprachen der Welt und ein wichtiger Teil der spanischen
Identität. Spanisch wird von über 460 Millionen Menschen weltweit als Muttersprache
gesprochen. Die spanische Sprache hat eine reiche literarische
Tradition und hat zahlreiche bekannte Schriftstellerhervorgebracht, wie zum
Beispiel Miguel de Cervantes, Federico García Lorca und Gabriel García
Márquez. Sie ist auch die offizielle Sprache in vielen Ländern Lateinamerikas
und wird von Millionen von Menschen als Zweitsprache erlernt.
Ein weiteres Merkmal der spanischen Kultur ist der hohe Stellenwert von
Familie und Gastfreundschaft. Die Familie hat eine zentrale Rolle im Leben
der Spanier und wird sehr geschätzt. Familienmitglieder kommen regelmäßig
zusammen, um Zeit miteinander zu verbringen, gemeinsam zu
essen und wichtige Momente zu feiern. Gastfreundschaft ist ein wesentlicher
Bestandteil der spanischen Kultur, und Spanier sind bekannt dafür, Besucher
herzlich willkommen zu heißen und ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit zu
vermitteln. Es ist üblich, Gäste mit offenen Armen zu empfangen, ihnen eine
gute Mahlzeit und gute Unterhaltung zu bieten.
Insgesamt spiegeln die kulturellen Besonderheiten in Spanien die Vielfalt,
Leidenschaft und Lebensfreude der Spanier wider. Von den lebhaften Rhythmen
des Flamenco über die köstliche Vielfalt der spanischen Küche bis hin
zur herzlichen Gastfreundschaft und dem starken Zusammenhalt der Familie
ist die spanische Kultur reich an Traditionen und Bräuchen. Spanien ist
ein Land, das stolz auf seine kulturelle Identität ist und seine Besucher mit
offenen Armen empfängt, um ihnen einen Einblick in diese einzigartige und
faszinierende Kultur zu geben.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 56
57 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Stiere und Stierkämpfe
Der Stier und der Stierkampf haben eine besondere Bedeutung in Spanien
und sind eng mit der spanischen Kultur und Tradition verbunden.
Der Stierkampf, auch bekannt als "corrida", ist eine ritualisierte Veranstaltung,
die in einer speziellen Stierkampfarena stattfindet. Der Torero, der
Stierkämpfer, stellt sich mutig einem ausgewachsenen Stier entgegen.
Die Bedeutung des Stieres im Stierkampf liegt in seiner symbolischen
Darstellung von Stärke, Mut und Tapferkeit. Der Stier wird als majestätisches
und mächtiges Tier betrachtet, das den Kampf gegen den Torero aufnimmt.
Der Stierkampf wird von vielen als eine Art menschlichen Kampfes mit dem
Tier gesehen, bei dem der Torero seine Fähigkeiten und seine Überlegenheit
unter Beweis stellt.
Wirtschaftlich hat der Stierkampf in Spanien eine gewisse Bedeutung. Er
schafft Arbeitsplätze in den Stierkampfarenen, bei den Züchtern von Kampfstieren,
den Stierkämpfern und den damit verbundenen Dienstleistungen.
Es gibt jedoch auch wirtschaftliche Herausforderungen für die Branche, insbesondere
in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen und eines zunehmenden
Widerstands gegen den Stierkampf.
Insgesamt ist der Stierkampf ein kontroverses Thema, das verschiedene Ansichten
und Meinungen hervorruft. Er ist tief in der spanischen Kultur und
Geschichte verwurzelt und wird von einigen als wichtiger Bestandteil des
nationalen Erbes angesehen, während andere ihn als Tierquälerei ablehnen.
Die Diskussion über den Stierkampf und seine Zukunft in Spanien wird
weiterhin geführt.
Der Stierkampf hat in Spanien eine lange Tradition und ist eng mit der Geschichte
und Kultur des Landes verbunden. Er hat sowohl Befürworter als
auch Gegner. Für die Befürworter ist der Stierkampf ein kulturelles Erbe, das
es zu bewahren gilt. Sie sehen darin eine Kunstform und eine Tradition, die
über Jahrhunderte hinweg gepflegt wurde. Für sie verkörpert der Stierkampf
die spanische Identität und den Stolz auf die eigene Kultur.
Auf der anderen Seite gibt es auch starke Kritik und Ablehnung des Stierkampfes.
Gegner des Stierkampfes sehen darin eine grausame und unnötige
Veranstaltung, bei der Tiere leiden und getötet werden. Sie argumentieren,
dass der Stierkampf nicht mehr zeitgemäß ist und nicht mit modernen Vorstellungen
von Tierschutz vereinbar ist. In einigen Regionen Spaniens, wie
Katalonien und den Kanarischen Inseln, wurde der Stierkampf bereits verboten.
D
er Ablauf des Stierkampfes lässt sich in drei Teile gliedern. Im ersten
Teil, dem tercio de varas, betritt der Stier die Arena und der Matador
lockt ihn mit der capote (einem großen Tuch) zu sich. Dabei studiert
der Matador das Verhalten des Stieres, um seine Strategie für den späteren
Kampf festzulegen. Anschließend treten die picadores auf, die den Stier
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 58
59 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 60
61 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
mit Lanzenstößen im Nackenbereich verwunden. Dies dient dazu, die Nacken-
und Schultermuskulatur des Stieres zu schwächen und seinen Kopf zu
senken, um die spätere Tötung durch den Matador zu ermöglichen.
Im zweiten Teil setzen die banderilleros dem Stier banderillas, lange Spieße
mit bunten Bändern, in den Rücken. Die banderilleros locken den Stier an
und stoßen die banderillas im richtigen Moment in seinen Nacken. Ziel ist
es, die Muskeln zwischen den Schulterblättern des Stieres zu verletzen und
zu schwächen, ohne den Zugang für den finalen tödlichen Stoß des Matadors
zu blockieren. Wenn der Stier im ersten Teil nicht das Pferd angegriffen hat,
werden ihm zuerst Strafbanderillas gesetzt, die mit Widerhaken versehen
sind.
Im dritten Teil, der faena, tritt der Matador allein mit einem Degen und einer
muleta (einem kleinen roten Tuch) gegen den Stier an. Der Matador reizt
den Stier mit der muleta zu Angriffen, während er selbst dem Stier ausweicht.
Hierbei führt der Matador verschiedene Bewegungen und Figuren aus,
um den Stier zu provozieren und seine eigene Überlegenheit zu demonstrieren.
Ziel ist es, den Degen von oben zwischen die Schulterblätter des Stieres
zu stoßen und sein Herz oder seine Aorta zu verletzen.
Wenn der Stier erschöpft ist und der Degen tief genug eingedrungen ist, wird
er von einem banderillero mit einem Dolchstoß ins Genick erlöst. Falls der
Stier noch nicht tot ist, wird ein weiterer Stoß vom Matador ausgeführt. Je
nach Publikumsreaktion werden dem Matador Ehrungen zuteil, wie zum
Beispiel das Abschneiden von Stierohren oder das Tragen auf den Schultern
aus der Arena.
Der Ablauf des Stierkampfes ist von traditionellen Ritualen und festgelegten
Handlungen geprägt, die den Kampf zwischen Mensch und Tier darstellen
und das Geschick, den Mut und die Kunstfertigkeit des Matadors zum Ausdruck
bringen. Der Stierkampf ist ein umstrittenes Thema, das die Gemüter
erregt und verschiedene Ansichten und Meinungen hervorruft.
Beim Stierkampf zu Pferd, auch bekannt als “corrida de rejones” oder
kurz “rejoneo”, handelt es sich um eine Variante des Stierkampfes,
bei der der gesamte Kampf auf dem Pferderücken ausgetragen wird. Der
Name “rejoneo” bezieht sich auf den “rejón”, eine Lanze mit einer Stahlspitze,
die der “rejoneador” (entsprechend dem Matador) verwendet, um den
Stier zu töten.
Der Ablauf des Stierkampfes zu Pferd ähnelt dem einer regulären corrida,
ist jedoch insofern unterschiedlich, als dass alle drei Drittel (tercios) von
einem einzigen rejoneador absolviert werden, der lediglich seine Pferde
wechselt. Wie beim klassischen Stierkampf werden die Drittel in bestimmte
Phasen unterteilt.
Im ersten Drittel werden dem Stier längere “rejones” gesetzt, das sind
Lanzenstöße, bei denen der rejoneador versucht, den Stier zu schwächen
und zu kontrollieren. Diese Lanzen sind speziell dafür konzipiert, den Stier
zu verletzen, jedoch wird darauf geachtet, dass die Verletzungen nicht
lebensbedrohlich sind.
Im zweiten Drittel setzt der rejoneador kürzere “banderillas” in den Stier.
Dabei handelt es sich um mit bunten Bändern versehene Spieße, die in den
Rücken des Stieres gestochen werden. Ziel ist es, die Muskeln zwischen
den Schulterblättern des Stieres zu verletzen und zu schwächen, um seine
Kampfkraft zu reduzieren.
Im letzten Drittel soll der Stier schließlich durch einen präzisen Lanzenstoß
zwischen die Schulterblätter getötet werden. Der rejoneador führt
diesen tödlichen Stoß mit dem “rejón” aus, um den Stier zu erlegen.
Beim Stierkampf zu Pferd werden die Stierhörner abgeschliffen, um Verletzungen
der Pferde zu vermeiden. Die Pferde müssen sehr beweglich
sein, um den schnellen Angriffen des Stieres ausweichen zu können. Anders
als bei den picadores in der regulären Corrida sind die Pferde nicht
durch eine Polsterung geschützt, da ihre Beweglichkeit entscheidend ist.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 62
63 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Der Stierkampf zu Pferd ist eine spektakuläre Variante des traditionellen
Stierkampfes und erfordert von den rejoneadores Geschicklichkeit, Präzision
und Mut.
Beim Stiertreiben, auch bekannt als encierro oder encierro de toros, handelt
es sich um eine weitere Variante des Stierkampfes, die vor allem in
der Region Navarra in Spanien bekannt ist. Dabei werden die Stiere durch
die Straßen der Stadt oder des Dorfes getrieben und die Teilnehmer versuchen,
vor den heranrasenden Stieren davonzulaufen.
Das bekannteste Stiertreiben findet während des Sanfermines-Festivals in
Pamplona statt, wo jeden Morgen während der Festwoche die Stiere durch
die engen Straßen in die Stierkampfarena getrieben werden. Tausende von
Menschen nehmen an diesem spektakulären Ereignis teil, bei dem Geschwindigkeit
und Mut gefragt sind, um den heranrasenden Stieren zu entkommen.
Beim Stiertreiben sind die Straßen mit Absperrungen gesichert, um die Sicherheit
der Teilnehmer zu gewährleisten. Dennoch birgt diese Tradition ein
gewisses Risiko, da es immer wieder zu Verletzungen kommt. Die Teilnehmer
müssen gut vorbereitet sein und wissen, wie sie sich im Falle einer Gefahr
verhalten sollen.
Stiertreiben ist ein faszinierendes und adrenalinförderndes Ereignis, das
sowohl Einheimische als auch Touristen anzieht. Es ist ein Symbol für Mut
und Tradition in der spanischen Kultur.
Der Stierkampf ist eine traditionelle Veranstaltung, die seit langem Kritik
von Tierschützern und Stierkampfgegnern auf sich zieht. Das gewichtigste
Argument der Stierkampfgegner ist der Vorwurf der Tierquälerei.
Es wird argumentiert, dass bereits vor einer Veranstaltung die Stiere in
Spanien tagelang im Dunkeln eingesperrt werden, was als unangemessene
Haltung betrachtet wird. Darüber hinaus wird behauptet, dass den Stieren
entgegen dem staatlichen Reglement die Hörner abgeschliffen werden, was
zu Schmerzen und Verletzungen führen kann.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft
den Ablauf des Stierkampfes
selbst. Es wird argumentiert, dass
der Einschluss in die Arena und
die permanenten Reizungen der
seitlich verschanzten Picadores
den natürlichen Fluchttrieb des
Tieres blockieren und zu unnatürlichem
Verhalten führen. Die Stiere
werden während des Kampfes mit
verschiedenen Gegenständen wie
Lanzen und banderillas verletzt,
was zu Leid und Schmerzen führt.
Auch das Leiden der im Stierkampf
eingesetzten Pferde wird kritisiert.
Oftmals werden den Pferden Augen
und Ohren verbunden, um
ihren natürlichen Fluchtinstinkt zu
verhindern. Trotz Schutzpolsterung kommt es bei den Pferden immer noch
häufig zu Todesfällen oder schweren Verletzungen, wie tiefen Fleischwunden
und Rippenbrüchen. Dies wird als Tierquälerei angesehen und steht im
Widerspruch zu den Grundsätzen des Tierschutzes.
Ein weiterer Aspekt der Kritik betrifft die Behandlung der getöteten Stiere.
Ihnen werden oft als Trophäe Schwanz und Ohren abgeschnitten, ohne dass
ihr Tod zuverlässig festgestellt wird. Dies wird als respektlos und grausam
gegenüber dem Tier angesehen.
Die Kritiker des Stierkampfes argumentieren, dass diese Praktiken nicht mit
den heutigen ethischen Standards im Umgang mit Tieren vereinbar sind.
Sie fordern ein Verbot des Stierkampfes, um das Leiden der Tiere zu beenden
und den Schutz ihrer Rechte zu gewährleisten. Die Diskussion über den
Stierkampf und seine ethische Vertretbarkeit bleibt kontrovers und spaltet
die Meinungen sowohl in Spanien als auch international.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 64
65 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Flamenco
Der Flamenco ist ein Kunstgenre, das seit dem 19. Jahrhundert in Andalusien
und angrenzenden Regionen populär ist. Er besteht aus Liedern
und Tänzen, die durch eine charakteristische Vortragsweise gekennzeichnet
sind. Der Flamenco wurde im Jahr 2010 in die Liste des Immateriellen
Kulturerbes aufgenommen.
Das Wort "flamenco" hat im spanischen Sprachraum verschiedene Bedeutungen
und wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als Oberbegriff für ein
populäres Kunstgenre und das damit verbundene Milieu verwendet. Ursprünglich
wurde der Plural "Flamencos" als Synonym für die spanischen
Gitano-Gemeinschaften, insbesondere in Andalusien, verwendet. Später
wurde der Begriff adjektivisch in Wortkombinationen wie "Cante flamenco"
genutzt, bevor er im Singular "Flamenco" als internationale Bezeichnung
für das Genre etabliert wurde.
Die Herkunft und Verwendung des Begriffs "Flamenco" sind Gegenstand
zahlreicher Hypothesen, von denen einige umstritten sind. Eine Theorie
besagt, dass "flamenco" ursprünglich die spanische Bezeichnung für einen
Bewohner der Spanischen Niederlande war und sich später auf ein bestimmtes
Verhalten bezog, das als "frech, laut, anmaßend" empfunden wurde.
Eine andere Theorie besagt, dass der Begriff von der Silhouette der Flamingos
inspiriert wurde, die Ähnlichkeiten mit den Trachten der Stierkämpfer
und Señoritos hatten, die eng mit dem Flamenco-Milieu verbunden waren.
Es gibt auch eine Theorie, die besagt, dass "flamenco" eine phonetisch
korrumpierte Form eines angeblich arabischen Ausdrucks für "vertriebener
Landarbeiter" ist.
Die Theorie des Historikers Blas Infante, der den Ursprung des Flamenco
auf die Vertreibung der andalusisch-maurischen Landbevölkerung im 17.
Jahrhundert zurückführt, wird von der modernen Flamencoforschung als
spekulativ und pseudo-philologisch abgelehnt.
Insgesamt bleibt die Herkunft des Begriffs "Flamenco" und die Entwicklung
des Genres selbst Gegenstand weiterer Untersuchungen und Diskussionen
in der Kultur- und Flamencoforschung. Der Flamenco ist jedoch zweifellos
ein bedeutendes kulturelles Erbe, das weltweit für seine einzigartige Ausdruckskraft
und Leidenschaft geschätzt wird.
Die Entstehung des Flamenco ist eng mit der historischen, sozialen und
kulturellen Entwicklung der südspanischen Region Andalusien verbunden.
Die Bevölkerungsgruppe der andalusischen Gitanos spielte seit den
Anfängen des Flamenco eine herausragende Rolle, obwohl die These, dass
die Gitanos die alleinigen Schöpfer des Genres seien, seit den 1990er Jahren
nur noch von wenigen Autoren vertreten wird. Bereits im 19. Jahrhundert
stellte der Romanist Hugo Schuchardt fest, dass die Texte der Flamencogesänge
nicht als originäre Schöpfungen der Gitanos anzusehen seien, sondern
von einer Modewelle inspiriert wurden, die von der Sprache, Haltung und
Kleidung der Gitanos beeinflusst war.
In der ersten Phase der Flamencoforschung, die etwa von 1870 bis 1970
dauerte und von Liebhabern des Flamenco dominiert wurde, entstanden
zahlreiche Theorien zum Ursprung des Flamenco. Diese Theorien waren oft
spekulativ und basierten auf unzureichenden Quellen. Antonio Machado y
Álvarez, ein Mitbegründer der spanischen Folkloreforschung, widmete sich
im späten 19. Jahrhundert nicht nur der Sammlung von Flamenco-Versen,
sondern auch den Fragen des Ursprungs, des sozialen Umfelds und der künstlerischen
Perspektiven des Flamenco.
Im Jahr 1958 wurde in Jerez de la Frontera die Cátedra de Flamencología y
Estudios Folklóricos Andaluces gegründet, um die Flamencokunst und die
andalusische Folklore zu erforschen, zu fördern und zu verbreiten. Dieses
Zentrum entwickelte sich später zum Centro Andaluz de Flamenco. Erst
nach dem Ende der Franco-Diktatur in den 1980er Jahren konnte in Spanien
eine wissenschaftliche Forschungstätigkeit entstehen, die sich an modernen
wissenschaftlichen Standards orientierte und sich von den eher laienhaften
Aktivitäten der traditionellen Flamencologie abgrenzte.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 66
67 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 68
69 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Obwohl die jüngere Forschung die Annahmen der traditionellen Flamencologie
in vielen Fällen nicht bestätigen konnte oder widerlegt hat, werden diese
spekulativen Überlegungen und Mystifizierungen immer noch in der populärwissenschaftlichen
Literatur verbreitet. Die Geschichte des Flamenco ist
geprägt von zahlreichen wissenschaftlichen und ideologischen Kontroversen,
was zu einem uneinheitlichen Bild führt.
In Bezug auf die musikalischen Ursprünge des Flamenco gibt es verschiedene
Theorien. Einige Autoren vermuten Einflüsse der byzantinischen, arabischen,
indischen und jüdischen Musik auf die Entstehung des Flamenco.
Es wird auch diskutiert, ob Frühformen des Flamenco bereits in präromanischer
Zeit existierten oder ob der Einfluss des maurischen Al-Andalus und
der schwarzen afrikanischen Kultur eine Rolle spielten. Nordspanische Einflüsse
und das Interesse der europäischen Romantik an der andalusischen
Kultur trugen ebenfalls zur Entwicklung des Flamenco bei.
Der Zeitraum zwischen 1830 und 1880 wird als eine der bedeutendsten Entwicklungsphasen
des Flamenco angesehen. In dieser Zeit entstanden literarische
Texte, Zeitungsartikel und musikalische Quellen, die wichtige Einblicke
in die Entwicklung des Flamenco geben. Das gestiegene Interesse an
der andalusischen Kultur, sowohl innerhalb als auch außerhalb Spaniens,
trug zur Verbreitung des Flamenco bei.
Der Flamenco hat sich seitdem weiterentwickelt und ist zu einem bedeutenden
kulturellen Ausdruck geworden, der weltweit für seine Leidenschaft
und Ausdruckskraft geschätzt wird. Die Geschichte des Flamenco ist jedoch
immer noch von Fragen, Diskussionen und unterschiedlichen Positionen in
der Forschung geprägt.
Der Flamenco ist eine besondere Art von Musik, die für ihre einzigartigen
Rhythmen und Klänge bekannt ist. Zwei wichtige Merkmale des
Flamencos sind die rhythmischen Muster, die als “compás flamenco” bezeichnet
werden, und die speziellen Tonarten und Akkorde, die in der Musik
verwendet werden.
Die rhythmischen Muster im Flamenco bestehen aus wiederholten Schlägen,
die in Zyklen von acht bis zwölf Schlägen angeordnet sind. Diese Muster
bestimmen den Rhythmus und das Tempo der Musik. Man kann sie sich wie
den Herzschlag der Flamenco-Musik vorstellen. Manchmal haben die Muster
eine ungewöhnliche Betonung, was der Musik ihren charakteristischen
Klang verleiht.
Der Flamenco verwendet auch bestimmte Tonarten und Akkorde, die ihm
seinen unverwechselbaren Klang geben. Eine häufig verwendete Tonart ist
der “modo de mi”, der im Flamenco auch als Phrygisch bezeichnet wird.
Diese Tonart verleiht der Musik eine besondere Stimmung und Klangfarbe.
Neben dem “modo de mi” werden auch Moll- und Dur-Tonarten verwendet,
die den Flamenco mit unterschiedlichen Klangfarben bereichern.
Ein weiteres wichtiges Element des Flamencos ist die “Andalusische Kadenz”.
Das ist eine besondere Abfolge von Akkorden, die typisch für den Flamenco
ist. Diese Kadenz trägt zur harmonischen Struktur der Musik bei und verleiht
ihr eine gewisse Spannung und Ausdruckskraft.
Der Flamenco ist nicht nur für seine musikalischen Merkmale bekannt,
sondern auch für seine Ausdrucksstärke und Emotionalität. Die Kombination
aus rhythmischen Mustern, speziellen Tonarten und Akkorden
sowie leidenschaftlichem Gesang und Tanz verleiht dem Flamenco seine
einzigartige Intensität.
Im Flamenco gibt es verschiedene Stile und Formen, die als “Palos” bezeichnet
werden. Jeder Palo hat seinen eigenen Charakter und Ausdruck. Manche
Palos sind temperamentvoll und energiegeladen, während andere melancholisch
und tiefgründig sind. Jeder Palos hat spezifische rhythmische Muster
und harmonische Strukturen, die ihn einzigartig machen.
Der Gesang im Flamenco ist von großer Bedeutung und wird als “Cante”
bezeichnet. Die Flamenco-Sängerinnen und -Sänger, auch “Cantaor” oder
“Cantaora” genannt, bringen mit ihrer Stimme die Emotionen und Geschichten
der Musik zum Ausdruck. Der Gesang ist oft leidenschaftlich, kla-
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 70
71 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
gend und voller Ausdruckskraft. Die Texte der Flamenco-Lieder behandeln
oft Themen wie Liebe, Leidenschaft, Schmerz, Sehnsucht und das Leben auf
der Straße.
Der Flamenco-Tanz, auch “Baile” genannt, ist eine weitere bedeutende Ausdrucksform
im Flamenco. Der Tanz ist kraftvoll, anmutig und voller Leidenschaft.
Die Tänzerinnen und Tänzer interpretieren die Musik mit ihren Bewegungen
und verleihen ihr eine visuelle Dimension. Der Flamenco-Tanz
ist eine Kunstform für sich und erfordert viel Können, Ausdruckskraft und
Körperbeherrschung.
Zusammenfassend ist der Flamenco eine faszinierende Form der Musik und
des Tanzes, die tiefe Emotionen und kulturelle Traditionen vereint. Mit seiner
einzigartigen Kombination aus rhythmischen Mustern, speziellen Tonarten,
leidenschaftlichem Gesang und kraftvollem Tanz hat der Flamenco eine
starke Ausdruckskraft, die Menschen auf der ganzen Welt beeindruckt und
berührt.
Paella
Paella ist ein traditionelles spanisches Gericht, das weltweit für seinen
einzigartigen Geschmack, seine Vielfalt an Zutaten und seine bunte
Präsentation bekannt ist. Diese köstliche Reispfanne hat ihren Ursprung
in der Region Valencia und ist zu einem Symbol der spanischen Küche geworden.
Mit einer reichen Geschichte und einer Vielzahl von Variationen
verkörpert die Paella die reiche kulinarische Tradition und die kulturelle
Vielfalt Spaniens.
Die Ursprünge der Paella lassen sich bis ins 18. Jahrhundert in der Region
Valencia zurückverfolgen. Ursprünglich von den Bauern als einfaches
Gericht zubereitet, entwickelte sich die Paella im Laufe der Zeit zu einem
festlichen Gericht, das zu besonderen Anlässen und Feierlichkeiten serviert
wurde. Der Name “Paella” stammt von dem flachen, runden Pfannentopf ab,
in dem das Gericht traditionell zubereitet wird.
Die klassische Paella besteht aus einer Basis aus Reis, der mit Brühe, Olivenöl
und Safran gekocht wird. Zu dieser Grundlage werden je nach Variante verschiedene
Zutaten hinzugefügt, darunter Fleisch (wie Huhn, Kaninchen
oder Ente), Meeresfrüchte (wie Garnelen, Muscheln oder Tintenfisch) und
Gemüse (wie grüne Bohnen, Paprika oder Artischocken). Jede Region Spaniens
hat ihre eigene Interpretation der Paella, wodurch unzählige Variationen
entstanden sind.
Traditionell wird die Paella über offenem Feuer oder auf einem speziellen
Paella-Gasbrenner zubereitet, um eine gleichmäßige Hitzeverteilung zu
gewährleisten.
Die Zubereitung einer Paella erfordert Geduld und Zeit, was zu einer entspannten
und festlichen Atmosphäre beiträgt. In Spanien wird das Gericht oft
bei großen Zusammenkünften mit Familie und Freunden zubereitet und
geteilt. Es ist eine Gelegenheit, gemeinsam am Tisch zu sitzen, Geschichten
auszutauschen und das Essen zu genießen.
Die Paella hat auch internationalen Ruhm erlangt und ist zu einem Markenzeichen
der spanischen Küche geworden. In vielen Ländern wird sie in
Restaurants serviert und auf kulinarischen Festivals präsentiert. Touristen,
die Spanien besuchen, haben oft die Paella ganz oben auf ihrer Liste der zu
probierenden Gerichte.
Die Paella ist nicht nur ein kulinarisches Meisterwerk, sondern auch ein
Symbol für Geselligkeit und Gemeinschaft. Sie verkörpert die spanische
Kultur und bringt Menschen zusammen, um gemeinsam zu essen und das
Leben zu feiern.
Egal, ob traditionell oder mit modernen Variationen, die Paella ist eine Erfahrung
für die Sinne und ein Genuss, der die Menschen zusammenbringt.
Wer Spanien besucht, sollte es sich nicht entgehen lassen, dieses berühmte
Gericht zu probieren.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 72
73 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanisches Temperament
Das spanische Temperament ist weltweit bekannt für seine leidenschaftliche
und lebensfrohe Natur. Es ist ein wesentlicher Bestandteil der spanischen
Kultur und prägt das alltägliche Leben, die Traditionen, die Kunst
und die Musik des Landes. Das spanische Temperament spiegelt sich in der
Energie, dem Ausdruck und der Emotionalität der Menschen wider und verleiht
Spanien seinen charakteristischen Charme.
Die Spanier sind für ihre leidenschaftliche Art und ihre Ausdrucksstärke
bekannt. Egal ob beim Sprechen, Tanzen, Singen oder Diskutieren - Spanier
zeigen ihre Emotionen offen und lautstark. Sie gestikulieren, sprechen
mit lebhafter Mimik und nutzen eine reichhaltige Palette an Gesten, um ihre
Meinungen und Gefühle zu vermitteln. Die Kommunikation ist oft intensiv
und lebendig, mit einer Fülle von Emotionen, die in jeder Unterhaltung
spürbar sind.
Die Spanier haben auch eine ausgeprägte Liebe zum Feiern und zur Musik.
Von lebhaften Flamenco-Aufführungen bis hin zu mitreißenden Straßenfesten
und ausgelassenen Karnevalsumzügen - die spanische Kultur ist geprägt
von rhythmischen Klängen, Tanz und fröhlicher Musik. Musik und
Tanz sind Ausdruck der Lebensfreude und des Gemeinschaftsgefühls der
Spanier. Es ist nicht ungewöhnlich, dass spontane Flamenco-Tanzpartys auf
der Straße ausbrechen oder dass Menschen zusammenkommen, um zu singen
und zu musizieren.
Ein weiteres Merkmal des spanischen Temperaments ist die Hingabe an das
Genießen des Lebens. Die Spanier nehmen sich Zeit, um das Essen zu genießen,
sich mit Familie und Freunden zu treffen und die schönen Dinge
des Lebens zu zelebrieren. Lange Mittagspausen, in denen die Menschen gemeinsam
essen und sich entspannen, sind Teil des spanischen Lebensstils.
In Spanien wird das Essen als soziales Ereignis betrachtet, bei dem man sich
Zeit nimmt, um köstliche Speisen zu genießen und das Zusammensein zu
zelebrieren.
Das spanische Temperament zeigt sich auch in der Kunst und Literatur
des Landes. Spanische Künstler, Schriftsteller und Dichter haben oft intensive
und leidenschaftliche Werke geschaffen, die von Liebe, Leidenschaft,
Schmerz und Freude erfüllt sind. Werke wie die Gemälde von Salvador Dalí,
die Gedichte von Federico García Lorca und die Romane von Miguel de Cervantes
sind Beispiele für die künstlerische Ausdruckskraft und das Temperament
der spanischen Kultur.
Es ist wichtig anzumerken, dass das spanische Temperament nicht nur aus
Leidenschaft und Lebensfreude besteht, sondern auch eine Vielzahl anderer
Eigenschaften umfasst. Spanier sind oft stolz, gastfreundlich, familienorientiert
und besitzen eine starke Gemeinschaftsbindung. Sie zeigen Mitgefühl,
sind warmherzig und offen für neue Erfahrungen. Das spanische Temperament
hat viele Facetten und spiegelt die Vielfalt und den Reichtum der spanischen
Kultur wider.
Insgesamt ist das spanische Temperament ein Ausdruck von Lebensfreude,
Intensität und Leidenschaft. Es ist ein wesentlicher Teil der spanischen Identität
und prägt die Art und Weise, wie die Spanier ihr Leben führen, ihre Traditionen
pflegen und ihre Kunst und Musik schaffen. Wer Spanien besucht,
kann sich von diesem faszinierenden Temperament anstecken lassen und die
Energie und Vitalität des Landes erleben.
Fiestas
I
n Spanien gibt es eine reiche Tradition von Festen und Feierlichkeiten, die
als “fiestas” bekannt sind. Diese Feste sind ein wichtiger Bestandteil der
spanischen Kultur und des gesellschaftlichen Lebens. Sie bringen Menschen
aus verschiedenen Regionen und Städten zusammen, um gemeinsam zu feiern,
Traditionen zu pflegen und das reiche Erbe des Landes zu würdigen. Die
Fiestas sind ein Zeichen für die Freude, das Gemeinschaftsgefühl und den
lebendigen Geist der Spanier.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 74
75 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Die Fiestas in Spanien sind äußerst vielfältig und reichen von religiösen
Festen bis hin zu Volksfesten und kulturellen Veranstaltungen. Jede
Region, Stadt und sogar Dorf hat ihre eigenen einzigartigen Feste, die oft
eng mit der Geschichte, den Bräuchen und den Traditionen der jeweiligen
Region verbunden sind. Dadurch wird eine große Vielfalt an Festlichkeiten
geschaffen, die das ganze Jahr über stattfinden.
Einige der bekanntesten Fiestas in Spanien sind beispielsweise die “Feria de
Abril” in Sevilla, die “San Fermín” in Pamplona und die “Tomatina” in Buñol.
Diese Feste haben internationale Bekanntheit erlangt und ziehen jedes Jahr
tausende Besucher an. Die Feria de Abril ist ein farbenfrohes Volksfest, das
mit Flamenco, Pferdereitshows, traditionellen Kleidern und kulinarischen
Köstlichkeiten gefeiert wird. San Fermín ist vor allem für die berühmten
Stierläufe bekannt, bei denen mutige Teilnehmer vor den Stieren durch die
engen Gassen der Stadt laufen. Die Tomatina ist ein Fest, bei dem die Teilnehmer
Tomaten aufeinander werfen und sich inmitten eines fröhlichen
Chaos mit roter Soße bedecken.
Die religiösen Fiestas spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle in Spanien.
Osterprozessionen wie die “Semana Santa” (Karwoche) und Feste zu Ehren
von Schutzheiligen sind in vielen Städten und Dörfern des Landes zu finden.
Diese Feste sind oft von tiefem Glauben und einer starken spirituellen Atmosphäre
geprägt. Die Prozessionen zeigen religiöse Statuen und Symbole,
begleitet von Musik, Gesängen und Gebeten.
Ein weiteres wichtiges Element der spanischen Fiestas sind die traditionellen
Tänze und Musikdarbietungen. Flamenco, Sevillanas und andere regionale
Tänze sind ein fester Bestandteil vieler Feste. Die Musik begleitet die Feierlichkeiten
und schafft eine fröhliche und mitreißende Stimmung, in der die
Menschen tanzen, singen und ihre Freude zum Ausdruck bringen.
Die Fiestas sind auch eine Gelegenheit, die reiche kulinarische Vielfalt Spaniens
zu genießen. Traditionelle Gerichte und lokale Spezialitäten werden
während der Festlichkeiten zubereitet und serviert. Jede Region hat ihre eigenen
kulinarischen Traditionen und Köstlichkeiten, die den Besuchern eine
einzigartige gastronomische Erfahrung bieten.
Die Fiestas (Bild unten: Fallas) sind nicht nur ein Fest der Freude, sondern
auch eine Gelegenheit, die spanische Kultur und Geschichte zu erleben.
Viele Feste haben einen historischen Hintergrund und erzählen Geschichten
von vergangenen Zeiten und Traditionen. Die Menschen tragen oft traditionelle
Kleidung und nehmen an Prozessionen, Umzügen und verschiedenen
rituellen Handlungen teil, die das kulturelle Erbe des Landes widerspiegeln.
Die Fiestas sind ein Ausdruck des spanischen Gemeinschaftsgefühls und der
Zusammengehörigkeit. Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts
und Hintergrunds kommen zusammen, um zu feiern und eine gute Zeit zu
haben. Die Feste schaffen ein Gefühl der Einheit und stärken den sozialen
Zusammenhalt in den Gemeinschaften.
Insgesamt sind die Fiestas ein wichtiger Bestandteil des spanischen Lebens
und der spanischen Identität. Sie repräsentieren die Freude, die Leidenschaft
und die kulturelle Vielfalt des Landes.
Spanien ist bekannt für seine bunten und fröhlichen Feste, die Menschen aus
aller Welt anziehen und unvergessliche Erinnerungen schaffen.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 76
77 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Kurz Erklärt: Die Fallas
Die Fallas sind ein traditionelles Fest, das jedes Jahr im März in Valencia,
Spanien, gefeiert wird. Es handelt sich um eine der bekanntesten
und beliebtesten Festivitäten des Landes. Die Fallas sind eine Mischung aus
religiösen, kulturellen und sozialen Veranstaltungen, bei denen riesige Pappmaché-Figuren,
genannt "Fallas", aufgestellt und anschließend verbrannt
werden.
Die Ursprünge der Fallas gehen auf das Mittelalter zurück, als die Handwerker
von Valencia Holzlampen verwendeten, um ihre Werkstätten während
der dunklen Wintermonate zu beleuchten. Wenn der Frühling kam, brannten
sie diese Lampen als Zeichen des Neuanfangs ab. Im Laufe der Zeit entwickelte
sich diese Tradition zu einem größeren Fest, bei dem auch religiöse
Elemente eine Rolle spielten.
Das Fest dauert in der Regel fünf Tage und beginnt am 15. März mit der
Plantà, bei der die Fallas in den Straßen und Plätzen der Stadt aufgestellt
werden.
Diese Figuren sind oft satirische Darstellungen von bekannten Persönlichkeiten,
politischen Themen oder aktuellen Ereignissen. Sie werden von den
sogenannten "Falleros" und "Falleras" hergestellt, den Mitgliedern der Fallas-Gesellschaften,
die das ganze Jahr über an den Figuren arbeiten.
Während des Festes finden zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter Musik,
Tanz, Feuerwerke, Paraden und kulturelle Darbietungen. Ein Höhepunkt ist
die Blumenopferzeremonie, bei der die Falleras Blumen in die Stadt bringen,
um eine gigantische Blumenskulptur zu bilden.
Am 19. März, dem Tag des Heiligen Josef, dem Schutzpatron von Valencia,
werden die Fallas schließlich verbrannt. Dieser Tag wird als "La Cremà" bezeichnet
und ist das spektakulärste Ereignis des Festes.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 78
79 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Die Siesta: Erholung im spanischen Alltag
Die Siesta ist ein fester Bestandteil des spanischen Lebensstils und hat
eine lange Tradition im Land. Sie ist eine kurze Pause während des Tages,
in der die Menschen Zeit haben, sich auszuruhen und Energie zu tanken.
Die Siesta findet typischerweise am Nachmittag statt, nach dem Mittagessen
und dauert in der Regel ein bis zwei Stunden. Während dieser Zeit ruhen
sich die Menschen aus, entspannen sich und nehmen eine Auszeit von den
Anforderungen des Alltags.
Die Siesta hat ihren Ursprung in den warmen klimatischen Bedingungen
Spaniens. In den heißen Sommermonaten, insbesondere in Südspanien, steigen
die Temperaturen oft auf hohe Werte an. Die Siesta bietet den Menschen
die Möglichkeit, der Hitze zu entkommen und sich in kühleren Innenräumen
oder im Schatten auszuruhen. Es ist eine praktische Maßnahme, um
den Tag angenehmer zu gestalten und die körperliche und geistige Belastung
der heißen Stunden zu vermeiden.
Die Siesta hat jedoch nicht nur einen praktischen Nutzen, sondern ist auch
kulturell und sozial bedeutsam. Sie ist ein Ausdruck der Entschleunigung
und des Genusses des Lebens. Während der Siesta nehmen die Spanier sich
Zeit, um zur Ruhe zu kommen und dem Stress des Alltags zu entfliehen. Es
ist eine Zeit, um innezuhalten, zu reflektieren und sich auf das Wesentliche
zu konzentrieren.
Die Siesta bietet den Menschen auch die Möglichkeit, Zeit mit ihrer Familie
und ihren Freunden zu verbringen. Oftmals wird die Siesta gemeinsam mit
anderen verbracht, sei es zu Hause, in Parks oder in lokalen Bars und Cafés.
Es ist eine Zeit des Zusammenseins, des Austauschs und der Geselligkeit.
Die Menschen nutzen die Siesta, um sich zu unterhalten, zu lachen und gute
Gesellschaft zu genießen.
Ein weiterer Aspekt der Siesta ist die Bedeutung des Essens. In Spanien ist
das Mittagessen die größte Mahlzeit des Tages und wird oft als "La Comida"
bezeichnet. Nach dem ausgiebigen Mittagessen nehmen sich die Menschen
Zeit für die Siesta, um die Verdauung zu fördern und die Nachmittagsstunden
in einem entspannten Zustand zu verbringen. Diese Tradition spiegelt
auch die Wertschätzung für gutes Essen und die Freude am gemeinsamen
Essen wider.
Es ist wichtig anzumerken, dass die Siesta in den letzten Jahren in Spanien
etwas an Bedeutung verloren hat. In größeren Städten und urbanen Gebieten
wird die Siesta weniger praktiziert, da die Arbeitszeiten und der Lebensstil
sich verändert haben. Viele Unternehmen haben sich an die internationalen
Arbeitsstandards angepasst, bei denen eine durchgehende Arbeitszeit ohne
Siesta üblich ist. Dennoch wird die Siesta immer noch von vielen Menschen
in kleineren Städten, auf dem Land und in traditionelleren Berufen beibehalten.
Die Siesta ist ein faszinierender Aspekt des spanischen Alltags und ein Ausdruck
der entspannten und genussvollen Lebensweise der Spanier. Obwohl
ihre Praxis abnimmt, bleibt die Siesta ein Symbol für Entspannung, Erholung
und die Wertschätzung der kleinen Freuden des Lebens. Für Besucher
Spaniens kann es eine interessante Erfahrung sein, die Siesta zu erleben und
die Gelegenheit zu nutzen, sich zu entspannen und das spanische Lebensgefühl
zu genießen.
Tapas: Kulinarische Vielfalt
Tapas sind ein fester Bestandteil der spanischen Esskultur und repräsentieren
die Vielfalt und den Reichtum der spanischen Küche. Diese köstlichen
kleinen Häppchen sind einzigartig und charakteristisch für das Land.
Tapas werden in Bars, Restaurants und Tavernen in ganz Spanien serviert
und sind sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen sehr beliebt.
Der Begriff “Tapas” leitet sich von dem spanischen Wort “tapar” ab, was so
viel wie “abdecken” oder “zudecken” bedeutet. Die Tradition der Tapas geht
auf alte Bräuche zurück, bei denen ein kleines Stück Brot oder eine Scheibe
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 80
81 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Schinken auf ein Glas Wein gelegt wurde, um Insekten abzuhalten. Im Laufe
der Zeit wurden die Tapas zu einer kreativen und abwechslungsreichen Art
des Essens.
Tapas werden in einer Vielzahl von Variationen und Geschmacksrichtungen
serviert. Die Auswahl ist riesig und umfasst Fleisch-, Fisch- und
Gemüsegerichte. Zu den beliebtesten Tapas gehören Tortilla Española (spanisches
Omelett mit Kartoffeln), Patatas Bravas (gebratene Kartoffelwürfel mit
scharfer Tomatensoße), Gambas al Ajillo (Knoblauchgarnelen), Albóndigas
(Fleischbällchen) und Pimientos de Padrón (gebratene grüne Paprika). Jede
Region Spaniens hat ihre eigenen Spezialitäten und Kreationen.
Die Art und Weise, wie Tapas serviert werden, ist ebenfalls einzigartig. Oft
werden die Tapas in kleinen Schalen oder auf kleinen Tellern präsentiert und
auf der Bar ausgelegt. Die Gäste können sich frei bedienen und eine Auswahl
an Tapas nach ihrem Geschmack treffen. Dies ermöglicht es den Menschen,
verschiedene Geschmacksrichtungen zu probieren und ihre eigene individuelle
Kombination von Tapas zusammenzustellen. Tapas sind auch eine
soziale Erfahrung, da sie oft mit Freunden oder Familie geteilt und in einer
entspannten und geselligen Atmosphäre genossen werden.
Eine weitere Besonderheit der Tapas-Kultur ist die Gewohnheit, beim Bestellen
einer Getränkerunde kostenlose Tapas zu erhalten. In einigen Bars und
Tavernen wird zu jedem Getränk automatisch eine kleine Tapa serviert. Dies
ist eine großartige Möglichkeit, neue Gerichte auszuprobieren und die kulinarische
Vielfalt Spaniens zu entdecken.
Tapas sind nicht nur lecker, sondern auch gesund. Viele Tapas sind aufgrund
ihrer frischen Zutaten und der schonenden Zubereitung leicht und nahrhaft.
Sie enthalten oft eine Vielzahl von Gemüse, Fisch und Olivenöl, was zu einer
gesunden Ernährung beiträgt.
Die Tapas-Kultur ist nicht nur in Spanien, sondern auch in vielen anderen
Teilen der Welt beliebt geworden. Tapas-Bars und Restaurants sind in vielen
Ländern zu finden und bieten eine Auswahl an spanischen Tapas-Spezialitäten.
Dies zeigt die globale Wertschätzung für die spanische Küche und
ihre einzigartigen Aromen.
Tapas sind ein Fest für die Sinne und repräsentieren die Leidenschaft und
Kreativität der spanischen Küche. Sie bieten eine wunderbare Möglichkeit,
die Vielfalt der spanischen Gastronomie zu erkunden und verschiedene Geschmacksrichtungen
zu genießen. Egal, ob man sie in Spanien oder anderswo
probiert, Tapas sind eine Erfahrung, die man nicht verpassen sollte.
Sangria und Wein
Spanien ist weltweit bekannt für seinen exquisiten Wein und seine erfrischende
Sangria. Wein hat eine lange Geschichte in Spanien und ist ein
fester Bestandteil der spanischen Kultur und Tradition.
Spanischer Wein ist für seine Qualität und Vielfalt bekannt. Das Land
produziert eine große Auswahl an Weinsorten, darunter Rot-, Weiß- und
Roséweine. Jede Region Spaniens hat ihre eigenen Weinanbaugebiete und
Rebsorten, die jeweils einzigartige Geschmacksprofile und Charakteristika
aufweisen. Bekannte Weinregionen sind beispielsweise Rioja, Ribera del Duero,
Priorat und Rías Baixas. Spanischer Wein wird sowohl im Inland als
auch international geschätzt und hat zahlreiche Auszeichnungen und Anerkennungen
erhalten.
Spanischer Wein wird oft zu den Mahlzeiten genossen und spielt eine wichtige
Rolle in der spanischen Gastronomie. Er wird sorgfältig ausgewählt,
um die Aromen der Speisen zu ergänzen und zu verstärken. Spanische
Weine sind für ihre Vielseitigkeit bekannt und können zu einer Vielzahl von
Gerichten, von Tapas über Meeresfrüchte bis hin zu Fleisch, perfekt harmonieren.
Sie werden sowohl in gehobenen Restaurants als auch in traditionellen
Tapas-Bars serviert und tragen dazu bei, das kulinarische Erlebnis zu
vervollständigen.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 82
83 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 84
85 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Eine der bekanntesten spanischen Getränkespezialitäten ist die Sangria.
Sangria ist ein erfrischender Cocktail, der aus Wein, Früchten, Saft,
Zucker und manchmal auch Spirituosen wie Brandy oder Rum zubereitet
wird. Sie wird oft mit Orangen, Zitronen, Äpfeln und Beeren angereichert,
um einen fruchtigen und leicht süßen Geschmack zu erzielen. Sangria ist
besonders beliebt im Sommer und wird gerne bei gesellschaftlichen Zusammenkünften
und Feiern getrunken. Sie ist ein Symbol für Geselligkeit und
Genuss.
Sangria ist einfach zuzubereiten und kann nach individuellem Geschmack
angepasst werden. Es gibt unzählige Variationen und Rezepte, die je nach
Region und persönlicher Vorliebe variieren können. Die Basiszutat, der
Wein, ist entscheidend für den Geschmack und die Qualität der Sangria. Es
wird empfohlen, einen trockenen Rot- oder Roséwein zu verwenden, der
nicht zu schwer ist, um die Fruchtigkeit des Cocktails zu ergänzen.
Sowohl Wein als auch Sangria spielen eine wichtige Rolle in den spanischen
Festlichkeiten und Traditionen. Während des jährlichen Weinlesefestes, der
sogenannten Fiesta de la Vendimia, wird die Weinlese gefeiert und die Ernte
mit fröhlichen Veranstaltungen, Paraden und Weinproben zelebriert. In
einigen Regionen, wie beispielsweise in La Rioja, gibt es sogar traditionelle
Weinschlachten, bei denen die Menschen sich gegenseitig mit Wein bespritzen.
Spanien hat eine lange Tradition in der Weinherstellung und im Genuss von
Wein. Wein ist nicht nur ein Getränk, sondern ein kulturelles Erbe, das die
Geschichte und Traditionen des Landes widerspiegelt. Sangria ist ein erfrischendes
und geselliges Getränk, das den Genuss von Wein auf eine neue
und unterhaltsame Art und Weise präsentiert.
Egal, ob man einen spanischen Wein probiert oder eine erfrischende Sangria
genießt, diese Getränke bieten einen Einblick in die spanische Kultur, ihre
Liebe zum guten Essen und die Freude am Genuss des Lebens. Spanien ist
zweifellos ein Paradies für Weinliebhaber und Genießer.
Español: Eine Weltsprache
Die spanische Sprache, auch bekannt als Castellano oder Español, ist
eine der meistgesprochenen Sprachen der Welt. Mit ihren Wurzeln im
Lateinischen hat sie sich auf der Iberischen Halbinsel, dem heutigen Spanien,
entwickelt. Spanisch ist die Amtssprache in 21 Ländern und wird von
über 460 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Es ist auch
eine der sechs offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen.
Die Geschichte der spanischen Sprache reicht bis in die Zeit des Römischen
Reiches zurück. Als die Römer die Iberische Halbinsel eroberten, brachten
sie Latein als Amtssprache mit sich. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte
sich Latein auf der Halbinsel zu einer Variante, die als Vulgärlatein bekannt
ist. Aus dieser Variante entstand das Altspanische, das als Vorläufer des
modernen Spanischen gilt.
Im Mittelalter begann das Königreich Kastilien, eine Region im Norden
Spaniens, an Bedeutung zu gewinnen. Die Könige von Kastilien nutzten die
Sprache, um ihre Autorität im Land zu stärken. Im Laufe der Zeit wurde das
Kastilische zur dominierenden Variante des Altspanischen und entwickelte
sich zur heutigen spanischen Sprache.
Spanisch ist auch in vielen lateinamerikanischen Ländern die dominierende
Sprache. Zu den Ländern mit Spanisch als Amtssprache gehören Mexiko,
Kolumbien, Argentinien, Peru, Venezuela und viele andere. Die spanische
Sprache hat sich im Laufe der Kolonialisierung durch Spanien in der Neuen
Welt verbreitet und die Kultur und Identität dieser Länder geprägt.
Spanisch ist eine romanische Sprache und weist viele Gemeinsamkeiten mit
anderen romanischen Sprachen wie Portugiesisch, Italienisch und Französisch
auf. Die spanische Grammatik basiert auf Substantiven, Adjektiven,
Verben und anderen grammatikalischen Kategorien. Die Sprache verwendet
auch männliche und weibliche Geschlechter für Substantive und Adjektive.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 86
87 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Kurz Erklärt: Cervantes und “Don Quixote”
spanischen Gesellschaft und ihrer obsessiven Faszination für Ritterromane.
Cervantes nutzt den Charakter des Don Quixote, um die menschliche Natur,
die Macht der Phantasie und die Grenzen zwischen Realität und Illusion zu
erkunden. Die Arbeit ist reich an tiefsinnigen Botschaften über Wahnsinn,
Wahrheit, Ehre, Identität und den Wert der Literatur selbst.
Miguel de Cervantes Saavedra war ein spanischer Schriftsteller, der im
16. Jahrhundert lebte (geboren am 29. September 1547, gestorben am
22. April 1616). Er ist vor allem bekannt für sein berühmtes Werk “Don
Quixote” (spanischer Titel: “Don Quijote de la Mancha”), das als eines der
bedeutendsten literarischen Werke der Welt gilt.
“Don Quixote” wurde erstmals im Jahr 1605 veröffentlicht, gefolgt von einer
zweiten Ausgabe im Jahr 1615. Das Buch ist ein Meisterwerk der Weltliteratur
und wird oft als der erste moderne Roman angesehen. Es wird als ein
literarisches Werk von zeitloser Bedeutung betrachtet, das bis heute Generationen
von Lesern und Schriftstellern inspiriert hat.
Die Geschichte dreht sich um den fiktiven Charakter Alonso Quixano, der
sich von den Geschichten der Ritterromane (Ritterbücher) so sehr beeinflusst
fühlt, dass er beschließt, selbst ein Ritter zu werden und Abenteuer zu
erleben. Er nimmt den Namen Don Quixote an, kleidet sich in eine improvisierte
Rüstung und begibt sich auf eine Reise, um das Unrecht zu bekämpfen
und die Welt zu verbessern, ganz im Sinne der Ritterlichkeit und Ehre.
Jedoch ist Don Quixote in Wirklichkeit ein älterer, leicht verrückter Mann,
der von seinen Träumereien und Illusionen getrieben wird. Sein Verstand
ist durch das Lesen von zu vielen Ritterromanen verwirrt, und er nimmt die
Welt um ihn herum durch eine verzerrte, romantisierte Linse wahr. Er sieht
Windmühlen als riesige Riesen, Schafherden als feindliche Armeen und
Bauernmädchen als edle Damen.
Das Buch ist eine satirische und humorvolle Darstellung der damaligen
“Don Quixote” wurde von Anfang an ein großer Erfolg und fand in ganz
Europa große Anerkennung. Die Figur des Don Quixote ist zu einem Symbol
für Idealismus, Unermüdlichkeit und die Macht der Fantasie geworden.
Das Werk hat auch viele andere Schriftsteller und Künstler beeinflusst und
ist eine bedeutende kulturelle Ikone in der spanischen Literatur und darüber
hinaus.
Es wird oft als eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur betrachtet und
hat einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Romantik und der
modernen Literatur gehabt.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 88
89 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Eine Besonderheit der spanischen Sprache ist das Vorhandensein des
Buchstabens "ñ". Dieser Buchstabe, der in anderen Sprachen nicht existiert,
verleiht dem Spanischen eine einzigartige Identität. Außerdem verwendet
Spanisch Akzente und diakritische Zeichen, um die Betonung bestimmter
Silben in Wörtern zu markieren.
Spanisch ist auch für seine reiche literarische Tradition bekannt. Die spanische
Literatur hat eine lange und beeindruckende Geschichte, die bis ins
Mittelalter zurückreicht. Spanische Schriftsteller haben bedeutende Beiträge
zur Weltliteratur geleistet und ihre Werke haben die Literaturlandschaft nachhaltig
geprägt.
Einer der bekanntesten spanischen Schriftsteller ist Miguel de Cervantes,
der im 16. Jahrhundert lebte. Sein berühmtestes Werk ist “Don Quijote”, das
als einer der bedeutendsten Romane der Weltliteratur gilt. “Don Quijote”
erzählt die Geschichte eines adligen Ritters, der sich in den Kopf setzt, als
Ritter gegen das Böse zu kämpfen. Das Werk ist eine satirische Abhandlung
über Ritterromane und spielt mit den Vorstellungen von Realität und Fantasie.
Cervantes’ Schreibstil und seine Fähigkeit, komplexe Charaktere zu
erschaffen, haben ihn zu einem der größten Schriftsteller der spanischen Literatur
gemacht.
Ein weiterer bedeutender spanischer Schriftsteller ist Federico García Lorca,
der im 20. Jahrhundert lebte. Lorca war ein Dichter, Dramatiker und Theaterregisseur.
Seine Werke behandeln häufig Themen wie Liebe, Tod, Natur
und die spanische Kultur. Lorcas Gedichte sind für ihre lyrische Schönheit
und emotionale Tiefe bekannt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören “Romancero
gitano” (Gitanische Balladen) und “Bodas de sangre” (Bluthochzeit).
Lorca wurde während des Spanischen Bürgerkriegs aufgrund seiner
politischen Ansichten hingerichtet, doch sein Vermächtnis als Schriftsteller
lebt weiter.
Gabriel García Márquez, obwohl er in Kolumbien geboren wurde, wird
oft als einer der größten spanischsprachigen Schriftsteller angesehen. Sein
Werk “Hundert Jahre Einsamkeit” gehört zu den bedeutendsten Romanen
des magischen Realismus. Márquez’ Schreibstil zeichnet sich durch seine
detaillierten Beschreibungen, lebendige Charaktere und die Verschmelzung
von Realität und Fantasie aus. Er erhielt den Nobelpreis für Literatur im
Jahr 1982 und wurde für seine einzigartige Erzählweise und seine Fähigkeit,
komplexe Geschichten zu weben, gefeiert.
Diese drei Schriftsteller sind nur einige Beispiele für die beeindruckende
Vielfalt und Qualität der spanischen Literatur. Spanische Literatur umfasst
auch andere Genres wie Theaterstücke, Essays, Kurzgeschichten und mehr.
Viele andere Autoren wie Antonio Machado, Pablo Neruda, Julio Cortázar
und Isabel Allende haben ebenfalls bedeutende Beiträge zur spanischen Literatur
geleistet und ihre Werke sind in der ganzen Welt bekannt und geschätzt.
Die spanische Literatur hat im Laufe der Jahrhunderte eine beeindruckende
Vielfalt an Themen und Stilen hervorgebracht, die die spanische Kultur und
Identität widerspiegeln. Die Werke spanischer Schriftsteller haben nicht nur
dazu beigetragen, die Literatur als Kunstform zu bereichern, sondern auch
dazu, die Entwicklung der spanischen Kultur und Gesellschaft zu prägen.
Ein zentrales Thema in der spanischen Literatur ist die Liebe. Von den mittelalterlichen
Höfischen Romanzen bis hin zu den modernen Liebesgeschichten
haben spanische Schriftsteller die verschiedenen Facetten der Liebe
erkundet. Sie haben die romantische Liebe, die unerfüllte Liebe, die leidenschaftliche
Liebe und die tragische Liebe thematisiert und dabei oft die komplexen
menschlichen Emotionen und Beziehungen beleuchtet. Werke wie
“La Celestina” von Fernando de Rojas und “La Regenta” von Leopoldo Alas
haben die spanische Literaturlandschaft geprägt und die Liebe als zentrales
Thema behandelt.
Darüber hinaus haben spanische Schriftsteller auch soziale Ungerechtigkeit
und politische Spannungen in ihren Werken aufgegriffen. Insbesondere
während des 20. Jahrhunderts, das von politischen Umwälzungen und dem
Spanischen Bürgerkrieg geprägt war, haben Schriftsteller wie Antonio Machado,
Camilo José Cela und Arturo Pérez-Reverte die sozialen und politischen
Probleme ihrer Zeit thematisiert. Sie haben die Ungleichheit, Korruption,
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 90
91 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Unterdrückung und das Leiden der Menschen aufgezeigt und dabei eine
kritische Stimme erhoben.
Die spanische Literatur hat auch die Vielfalt der spanischen Kultur und Regionen
widerspiegelt. Spanien ist ein Land mit unterschiedlichen kulturellen
Traditionen, Sprachen und regionalen Identitäten, und diese Vielfalt spiegelt
sich in den Werken spanischer Schriftsteller wider. Autoren wie Miguel
Delibes, José María Merino und Rosa Montero haben in ihren Werken die
kulturellen Eigenheiten und die Identität verschiedener Regionen Spaniens
eingefangen. Sie haben die Schönheit der Landschaften, die Bräuche und
Traditionen, die Dialekte und die einzigartigen Geschichten der verschiedenen
Regionen Spaniens zum Ausdruck gebracht.
Die literarische Tradition Spaniens hat einen wichtigen Platz in der Weltliteratur
eingenommen. Spanische Schriftsteller haben bedeutende literarische
Bewegungen wie den Modernismo, den Generación del 27 und den Boom
Latinoamericano geprägt. Ihre Werke haben nicht nur die spanische Kultur
und Identität geformt, sondern auch einen Einfluss auf andere Schriftsteller
auf der ganzen Welt gehabt. Die spanische Sprache selbst, die als eine der
meistgesprochenen Sprachen der Welt gilt, hat dank der literarischen Werke
spanischer Schriftsteller eine internationale Anerkennung und Bedeutung
erlangt.
Insgesamt hat die spanische Literatur eine reiche Geschichte und eine bedeutende
Rolle in der Weltliteratur gespielt. Die Werke spanischer Schriftsteller
haben die spanische Kultur und Identität geprägt, indem sie Themen wie
Liebe, Leidenschaft, soziale Ungerechtigkeit und politische Spannungen behandelt
haben. Die Vielfalt der spanischen Literatur spiegelt die Vielfalt des
Landes wider und hat dazu beigetragen, die reiche Geschichte und Kultur
Spaniens zu erhalten und zu vermitteln.
Aufgrund der globalen Verbreitung und Bedeutung der spanischen Sprache
wird sie auch international als Fremdsprache studiert. Viele Menschen auf
der ganzen Welt lernen Spanisch, sei es aus beruflichen, akademischen oder
persönlichen Gründen. Spanischunterricht und -kurse werden weltweit angeboten,
und es gibt Zertifizierungen wie das DELE-Diplom, die die Sprachkompetenz
in Spanisch nachweisen.
Insgesamt ist die spanische Sprache ein wichtiger Bestandteil der Weltkultur.
Sie ermöglicht den Austausch von Ideen, Wissen und Kultur zwischen Menschen
verschiedener Länder und schafft eine Verbindung zwischen verschiedenen
Gesellschaften und Gemeinschaften. Die Schönheit und Vielfalt der
spanischen Sprache spiegelt sich in ihrer reichen Geschichte und globalen
Präsenz wider und wird auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen.
Familiensinn und Gastfreundschaft
Spanien ist für seinen starken Familiensinn und seine herzliche Gastfreundschaft
bekannt. Die Spanier hegen eine tiefe Wertschätzung für die
Familie und betrachten sie als Kernstück ihres sozialen Lebens. Familienbande
sind eng und spielen eine wichtige Rolle im täglichen Leben der Spanier.
Der Familiensinn in Spanien manifestiert sich in vielen verschiedenen Aspekten
des Alltags. Die Familie hat einen hohen Stellenwert und genießt
traditionell einen starken Zusammenhalt. Mehrere Generationen leben oft
unter einem Dach oder in unmittelbarer Nähe zueinander. Großeltern, Eltern,
Kinder und manchmal auch Geschwister teilen sich das familiäre Umfeld
und unterstützen sich gegenseitig in allen Belangen des Lebens. Es ist
üblich, dass die Familienmitglieder regelmäßig zusammenkommen, sei es
zum gemeinsamen Essen, für Feiern oder für andere Anlässe. Diese Zusammenkünfte
stärken den Familiensinn und fördern enge Bindungen zwischen
den Generationen.
Die Gastfreundschaft der Spanier ist ebenso bemerkenswert. Spanier sind
dafür bekannt, Gäste herzlich zu empfangen und sich um ihr Wohlergehen
zu kümmern. Wenn jemand zu Besuch kommt, wird er oft mit offenen Armen
empfangen und in das familiäre Umfeld integriert. Gäste werden mit
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 92
93 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
einer Fülle von Speisen und Getränken verwöhnt, und es ist üblich, dass die
Gastgeber alles tun, um sicherzustellen, dass sich ihre Gäste wohl und willkommen
fühlen.
Ein wichtiger Aspekt der Gastfreundschaft in Spanien ist die gemeinsame
Mahlzeit. Essen hat eine große Bedeutung in der spanischen Kultur und wird
oft als soziales Ereignis betrachtet. Wenn Gäste kommen, wird eine Vielzahl
von Tapas, Vorspeisen und Hauptgerichten serviert, um sicherzustellen, dass
niemand hungrig bleibt. Es ist üblich, dass sich die Gäste Zeit nehmen, um
die Speisen zu genießen, während sie sich in angeregten Gesprächen über
verschiedene Themen austauschen.
Darüber hinaus ist es in Spanien üblich, Freunde und Familie zu besuchen
und Zeit miteinander zu verbringen. Spanier schätzen die Gesellschaft anderer
Menschen und nehmen sich gerne Zeit, um sich zu treffen und gemeinsam
Aktivitäten zu unternehmen. Ob es sich um einen Spaziergang im
Park, einen Ausflug ans Meer oder einen Besuch in einer Bar handelt, das
soziale Miteinander ist ein wichtiger Bestandteil der spanischen Kultur.
Der starke Familiensinn und die herzliche Gastfreundschaft in Spanien prägen
die Art und Weise, wie die Menschen miteinander umgehen und wie
sie ihre sozialen Beziehungen gestalten. Diese Werte werden von Generation
zu Generation weitergegeben und sind ein wesentlicher Bestandteil der
spanischen Identität. Sie schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und
fördern den Zusammenhalt innerhalb der Familie und der Gemeinschaft.
Insgesamt spiegeln der Familiensinn und die Gastfreundschaft in Spanien
die warmherzige und offene Natur der Spanier wider. Sie sind Teil der spanischen
Kultur und tragen dazu bei, dass sich Einheimische und Besucher gleichermaßen
willkommen und geschätzt fühlen. Durch den starken Zusammenhalt
innerhalb der Familie und die Großzügigkeit gegenüber Gästen
präsentiert sich Spanien als ein Ort, an dem zwischenmenschliche Beziehungen
und das Wohlergehen anderer von großer Bedeutung sind.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 94
95 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 96
97 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Teil 3
“Moderne”:
Spanien Heute und Morgen
• Wirtschaftliche Herausforderungen
• Regionale Autonomie und separatistische Bestrebungen
• Migration und Flüchtlingskrise
• Klimawandel und Umweltschutz
• Soziale und politische Veränderungen
• Tourismus und Nachhaltigkeit
• Ausblick
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 98
99 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Wirtschaftliche Herausforderungen
Die Wirtschaft Spaniens gehört zu den bedeutendsten Volkswirtschaften
der Welt und weist eine bemerkenswerte Vielfalt an Wirtschaftszweigen
auf. Ein maßgeblicher Sektor ist der Tourismus, der eine zentrale Rolle in der
Wirtschaft des Landes spielt. Jährlich zieht Spanien Millionen von Touristen
aus aller Welt an, die die vielfältigen Attraktionen des Landes, darunter
Sonne, Strand, Kultur und Geschichte, genießen. Dieser florierende Tourismussektor
trägt erheblich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und schafft
zahlreiche Arbeitsplätze in den Bereichen Gastronomie, Hotelgewerbe,
Transport und Unterhaltung.
Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig ist die Kommunikations- und Informationstechnik.
Spanien hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche
Fortschritte im Bereich der Informationstechnologie und Telekommunikation
gemacht. Zahlreiche spanische Unternehmen sind in diesem Sektor
tätig und haben sich zu bedeutenden Akteuren auf dem internationalen
Markt entwickelt.
Die metallverarbeitende Industrie und der Maschinenbau sind ebenfalls von
großer Bedeutung für die spanische Wirtschaft. Spanien hat eine solide industrielle
Basis und produziert eine Vielzahl von Metallerzeugnissen und
Maschinen, die im In- und Ausland gefragt sind.
Die Landwirtschaft spielt trotz der zunehmenden Industrialisierung des
Landes immer noch eine wichtige Rolle in der spanischen Wirtschaft. Spanien
verfügt über ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen und ist einer der
größten Produzenten von Wein weltweit. Darüber hinaus werden eine Vielzahl
von landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Getreide, Zuckerrüben,
Gemüse, Oliven und Zitrusfrüchte angebaut, die sowohl im Inland als auch
im Ausland vermarktet werden.
Die Petrochemie ist ein weiterer bedeutender Wirtschaftszweig in Spanien.
Das Land verfügt über bedeutende Erdölraffinerien und Chemieanlagen,
die eine breite Palette von Produkten herstellen und sowohl auf dem inländischen
Markt als auch im Ausland Absatz finden.
Die Wirtschaftsbeziehungen Spaniens sind eng mit Frankreich und Deutschland.
Diese beiden Länder sind die wichtigsten Handelspartner Spaniens,
sowohl was den Export als auch den Import betrifft. Die geografische Nähe,
die Mitgliedschaft in der Europäischen Union und die kulturellen Verbindungen
tragen zu einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit bei.
Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes
misst, belegte Spanien 2019 den 23. Platz von 141 Ländern. Diese Platzierung
zeigt, dass Spanien im internationalen Vergleich eine starke Wirtschaftsposition
innehat. Allerdings gialt es auch, etliche Herausforderungen zu meistern.
Die Wirtschaftskrise in Spanien, die Ende der 2000er-Jahre begann und in
der Eurokrise ihren Höhepunkt erreichte, hatte gravierende Auswirkungen
auf das Land. Sie wurde maßgeblich durch die internationale Finanzkrise
ausgelöst, die ihren Ursprung in den USA hatte und sich rasch weltweit ausbreitete.
Spanien war besonders anfällig für die Krise aufgrund seiner starken
Abhängigkeit von Immobilien- und Bauaktivitäten, die in den Jahren zuvor
einen spektakulären Boom erlebt hatten.
Zu Beginn der Krise hatte Spanien ein etwa 15 Jahre anhaltendes überdurchschnittliches
Wirtschaftswachstum genossen, das jedoch durch die weltweite
Finanzkrise abrupt gestoppt wurde. Im zweiten Quartal 2008 trat das Land in
eine Rezession ein. Die von den Regierungen unter Ministerpräsident Zapatero
ergriffenen Maßnahmen schienen vorübergehend Wirkung zu zeigen,
aber die tiefgreifenden Probleme in den Bereichen Bau- und Bankensektor
wurden nicht nachhaltig gelöst. Die Eurokrise verstärkte die Krise zusätzlich,
und Spanien geriet in eine anhaltende Phase wirtschaftlicher Instabilität.
Die Arbeitslosigkeit in Spanien stieg dramatisch an, von etwa 8 % im Jahr
2007 auf über 20 % im Jahr 2011. Besonders betroffen waren junge Menschen,
deren Jugendarbeitslosigkeit zeitweise über 50 % erreichte. Dies
führte zu einer Generation von jungen Spaniern, die Schwierigkeiten hat-
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 100
101 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
ten, einen dauerhaften und gut bezahlten Job zu finden. Die wirtschaftlichen
Schwierigkeiten beeinflussten auch die sozialen Strukturen des Landes, da
viele junge Menschen gezwungen waren, wieder bei ihren Familien zu leben
und ihre Lebenspläne zu überdenken.
Die Staatsverschuldung Spaniens nahm während der Krise stark zu, da die
Regierung versuchte, die Wirtschaft durch Konjunkturmaßnahmen zu stützen.
Die Neuverschuldung des Staates stieg auf bedenkliche Niveaus, was die
Finanzmärkte verunsicherte und die Zinsen für spanische Staatsanleihen in
die Höhe trieb.
Der Immobilienmarkt in Spanien erlitt einen drastischen Einbruch. Die
Immobilienblase platzte, und zahlreiche Immobilienbesitzer mussten ihre
Häuser zwangsversteigern lassen, da sie die Hypotheken nicht mehr bedienen
konnten. Der Wert der Immobilien fiel um etwa ein Drittel, was zu
erheblichen Verlusten bei den Banken führte, die in großem Umfang Immobilienkredite
vergeben hatten. Einige Banken mussten verstaatlicht werden,
um einen Kollaps des Finanzsystems zu verhindern.
Die Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die über erhebliche Kompetenzen
in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sozialpolitik verfügen,
sahen sich mit massiven Einschnitten in ihren Etats konfrontiert. Die Zentralregierung
setzte harte Sparmaßnahmen durch, um das gesamtstaatliche
Haushaltsdefizit zu reduzieren. Dies führte zu Konflikten mit den Regionen,
die ihre Autonomie gefährdet sahen.
Die Krise und die damit einhergehenden Sparmaßnahmen führten zu massiven
Protesten in der Bevölkerung. Die Bewegung der “Empörten” (spanisch:
“indignados”) demonstrierte gegen die Sparpolitik, die hohen Arbeitslosenzahlen
und die Korruption in der Politik. Die sozialen Unruhen
verdeutlichten die Unzufriedenheit und die Sorgen der Bevölkerung über
ihre wirtschaftliche Zukunft.
Erst ab 2013 begann sich die spanische Wirtschaft langsam zu erholen. Das
Wirtschaftswachstum setzte wieder ein, die Arbeitslosigkeit ging zurück,
und die Zinsen für spanische Staatsanleihen sanken. Die Reformen der Regierung
Rajoy und die Unterstützung durch die Europäische Zentralbank
(EZB) halfen, das Vertrauen der Finanzmärkte zurückzugewinnen.
Trotz der wirtschaftlichen Erholung blieben die langfristigen Herausforderungen
für Spanien bestehen. Das Land musste weiterhin Reformen
durchführen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, die Arbeitslosigkeit
zu reduzieren und die Staatsverschuldung unter Kontrolle zu halten.
Die Krise hatte auch langfristige Auswirkungen auf das Vertrauen der Bürger
in die Politik und die Institutionen und legte Schwachstellen im spanischen
Wirtschaftssystem offen. Es wurde deutlich, dass einige grundlegende
Änderungen notwendig waren, um die langfristige Stabilität und Prosperität
des Landes zu gewährleisten.
Einige der strukturellen Veränderungen, die Spanien während und nach der
Krise umsetzte, waren:
-Diversifizierung der Wirtschaft: Die Abhängigkeit von bestimmten
Wirtschaftszweigen wie dem Baugewerbe und dem Immobilienmarkt erwies
sich als riskant. Um widerstandsfähiger gegen externe Schocks zu sein,
musste Spanien seine Wirtschaft diversifizieren und in innovative Branchen
investieren. Dies beinhaltete die Förderung von Forschung und Entwicklung,
die Unterstützung von Technologieunternehmen und die Stärkung
anderer Schlüsselsektoren wie dem Tourismus, der Landwirtschaft und der
erneuerbaren Energien.
-Arbeitsmarktreformen: Die hohe Arbeitslosigkeit und die starren Arbeitsgesetze
waren langjährige Probleme in Spanien. Die Krise verschärfte diese
Situation und machte eine Reform des Arbeitsmarktes dringend erforderlich.
Die Regierung führte Reformen ein, um die Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt
zu erhöhen und die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer zu
verbessern. Ziel war es, mehr Arbeitsplätze zu schaffen und den Wandel in
der Wirtschaft besser zu bewältigen.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 102
103 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
-Haushaltskonsolidierung: Die hohe Staatsverschuldung und die Defizite
waren ein zentrales Problem während der Krise. Spanien musste seine
Haushalte konsolidieren und eine nachhaltige Finanzpolitik verfolgen. Dies
beinhaltete Einsparungen in öffentlichen Ausgaben, eine effizientere Nutzung
der Ressourcen und eine Verbesserung der Steuereinnahmen.
-Bankenreform: Der Zusammenbruch des Immobilienmarktes und die faulen
Kredite in den Banken stellten das Finanzsystem vor eine enorme Herausforderung.
Die Regierung musste das Bankensystem restrukturieren und
notleidende Banken unterstützen, um einen Kollaps des Bankensektors zu
verhindern.
-Bildung und Fachkräfte: Investitionen in Bildung und die Förderung qualifizierter
Fachkräfte waren entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit der
Wirtschaft zu stärken und die Innovation voranzutreiben. Eine gut ausgebildete
und flexible Arbeitskraft würde dazu beitragen, die Anforderungen der
sich verändernden Wirtschaft zu erfüllen und den Arbeitsmarkt anzukurbeln.
-Förderung von Unternehmertum und Innovation: Um eine nachhaltige
und wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen, musste Spanien ein günstiges
Umfeld für Unternehmensgründungen und Innovationen schaffen. Die
Regierung ergriff Maßnahmen, um Unternehmer zu unterstützen, Start-ups
zu fördern und Investitionen in Forschung und Technologie zu steigern.
Diese strukturellen Veränderungen waren langwierige Prozesse und erforderten
die Zusammenarbeit von Regierung, Wirtschaft und Gesellschaft.
Insgesamt hat Spanien in den letzten Jahrzehnten eine beeindruckende
wirtschaftliche Entwicklung durchlaufen. Von der Zeit der Diktatur unter
Franco bis zur Demokratisierung und Integration in die Europäische Union
hat das Land bedeutende Fortschritte erzielt und sich zu einer modernen,
diversifizierten und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsnation entwickelt. Trotz
einiger wirtschaftlicher Herausforderungen wie der Arbeitslosigkeit und regionalen
Disparitäten bleibt Spanien eine attraktive Wahlheimat und ein interessanter
Standort für Investoren und Geschäftsaktivitäten.
Der Ausblick für Spanien ist in vielerlei Hinsicht positiv, da das Land nach den
Herausforderungen der Wirtschaftskrise wichtige strukturelle Veränderungen
vorgenommen hat. Obwohl die Zukunft immer Unsicherheiten birgt,
gibt es mehrere Aspekte, die auf ein vielversprechendes Szenario für Spanien
hindeuten:
-Wirtschaftliches Wachstum: Spanien hat sich von den Auswirkungen der
Wirtschaftskrise erholt und zeigt seit einigen Jahren ein solides wirtschaftliches
Wachstum. Die Diversifizierung der Wirtschaft und die Förderung
innovativer Branchen haben dazu beigetragen, dass das Land widerstandsfähiger
gegen externe Schocks geworden ist. Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
und der Exporte könnte weiteres Wachstum in verschiedenen
Sektoren ermöglichen.
-Investitionen und Infrastruktur: Die Regierung hat verstärkte Investitionen
in die Infrastruktur angekündigt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes
weiter zu stärken. Diese Investitionen könnten nicht nur zur Modernisierung
der Transport- und Kommunikationsnetze beitragen, sondern auch
neue Geschäftsmöglichkeiten und Arbeitsplätze schaffen.
-Technologischer Fortschritt: Spanien hat das Potenzial, sich weiterhin als
Innovationszentrum zu entwickeln, insbesondere im Bereich der Informationstechnologie,
erneuerbaren Energien und Biotechnologie. Die Förderung
von Start-ups und die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen könnten
zu neuen Durchbrüchen führen und das Land als führenden Akteur in
bestimmten High-Tech-Branchen etablieren.
-Tourismus und Gastgewerbe: Spanien bleibt ein attraktives Reiseziel für
Touristen aus der ganzen Welt. Der Tourismussektor spielt eine bedeutende
Rolle in der spanischen Wirtschaft und bietet Chancen für Beschäftigung
und Einnahmen. Durch nachhaltige Tourismusstrategien kann das Land
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 104
105 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
den Tourismussektor weiter stärken und gleichzeitig Umweltschutz und kulturelle
Bewahrung fördern.
Herausforderungen: Obwohl der Ausblick positiv ist, stehen auch einige
Herausforderungen bevor. Dazu gehören die Bewältigung der demografischen
Veränderungen, um die alternde Bevölkerung zu unterstützen und die
Arbeitskräftebedürfnisse zu decken.
Auch die soziale Gerechtigkeit und die Verringerung der Einkommensungleichheit
bleiben wichtige Ziele für die Regierung.
Internationale Zusammenarbeit: Spanien ist ein aktives Mitglied der Europäischen
Union und hat ein Interesse daran, die europäische Integration
zu stärken. Durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit anderen EU-Ländern
kann Spanien von Handelsabkommen und gemeinsamen Initiativen
profitieren.
Insgesamt zeigt sich Spanien nach den strukturellen Veränderungen und Reformen
in einer vielversprechenden Position, um eine nachhaltige und widerstandsfähige
Wirtschaft aufzubauen, die den Bedürfnissen der Bevölkerung
gerecht wird.
Die strategische Ausrichtung auf Innovation, Diversifizierung und Infrastrukturinvestitionen
könnte dem Land dabei helfen, langfristig wettbewerbsfähig
zu bleiben und eine positive wirtschaftliche Entwicklung zu verzeichnen.
Dennoch wird es wichtig sein, sich den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen
zu stellen und Maßnahmen zu ergreifen, um ein nachhaltiges
und inklusives Wachstum für die gesamte Bevölkerung in Zukunft weiterhin
sicher zu stellen.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 106
107 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Staatsverschuldung
Die Staatsverschuldung Spaniens bezieht sich auf die Schulden des Staates,
der Länder und Gemeinden sowie der Institutionen der öffentlichen
Hand wie z.B. die Sozialversicherungen. Der Schuldenhaushalt lag im
Zeitraum von 2000 bis 2021 zwischen 280,7 Milliarden und 1,21 Billionen
Euro. Im zuletzt ausgewerteten Jahr 2021 wurde mit 1,2 Billionen Euro die
höchste Summe der letzten 21 Jahre erreicht. Das Haushaltsdefizit lag im
selben Jahr bei 82,9 Milliarden Euro.
Gemessen an der Zahl der Einwohner entspricht dies in Spanien einer Verschuldung
von 25.513 Euro pro Person. Zum Vergleich: die durchschnittliche
Pro-Kopf-Verschuldung innerhalb der EU lag im gleichen Jahr bei
29.901 Euro.
Die Staatsschulden in Spanien werden gemäß des Maastricht-Vertrages für
den Bund, Länder und Kommunen sowie staatliche Institutionen zusammengefasst,
beinhalten also die Schulden aller öffentlichen Haushalte. Da es
sich um Bruttoschulden handelt, werden die Aktivposten des Staates nicht
abgezogen. Nach den EU-Konvergenzkriterien muss jedes EU-Land bestimmte
Auflagen erfüllen. Für den Schuldenhaushalt sind vor allem diese beiden
Auflagen maßgebend: Der konsolidierte Bruttoschuldenstand darf 60% des
Bruttoinlandsproduktes (BIP) nicht überschreiten. Das Haushaltsdefizit,
also die jährliche Neuverschuldung, darf höchstens 3% des BIP betragen.
Zwischen 2000 und 2021 hat Spanien 12 Mal die Obergrenze von 60% überschritten.
Das Haushaltsdefizit lag 14 Mal jenseits der 3-Prozent-Grenze.
Wenn ein Land diese Grenzen wiederholt nicht einhält, können seitens der
EU Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet werden. Insbesondere während
der Corona-Phase wurden Hilfsprogramme in den meisten Ländern aufgelegt,
die die Folgen des wirtschaftlichen Abschwungs ausgleichen sollten.
Rund die Hälfte aller EU-Länder konnte daher diese Grenzwerte nicht einhalten.
Zum Ende des Jahres 2021 lag die Verschuldung aller EU-Staaten bei
durchschnittlich 92 Prozent.
In den letzten 10 Jahren hat sich die Staatsverschuldung Spaniens deutlich
erhöht, und das Haushaltsdefizit wies ebenfalls Schwankungen auf.
Von 2012 bis 2015 nahm die Staatsverschuldung kontinuierlich zu, von
722,14 Milliarden Euro im Jahr 2012 auf 1.004,23 Milliarden Euro im Jahr
2015. Dies entsprach einem Anstieg um mehr als 38% in nur vier Jahren. In
dieser Zeit lag die Pro-Kopf-Verschuldung 2015 bei etwa 21.622 Euro, verglichen
mit 15.439 Euro im Jahr 2012.
Ab 2016 begann die Staatsverschuldung leicht zu sinken und erreichte im Jahr
2018 einen Tiefstand von 1.024,06 Milliarden Euro. Dies entsprach einem
Rückgang um etwa 18 Milliarden Euro in nur drei Jahren. Die Pro-Kopf-Verschuldung
lag 2018 bei etwa 21.883 Euro.
In den Jahren 2019 und 2020 stieg die Verschuldung erneut an, wobei
sie 2020 einen Höchststand von 1.174,08 Milliarden Euro erreichte. Die
Pro-Kopf-Verschuldung betrug im Jahr 2020 etwa 24.787 Euro.
Im Jahr 2021 verzeichnete die Staatsverschuldung einen leichten Rückgang
auf 1.209,74 Milliarden Euro, was jedoch immer noch eine hohe Verschuldung
darstellt. Die Pro-Kopf-Verschuldung lag 2021 bei etwa 25.513 Euro.
Das Haushaltsdefizit schwankte in den letzten 10 Jahren stark. Von 2012 bis
2015 verzeichnete Spanien ein jährliches Haushaltsdefizit, das von 89,98% des
BIP im Jahr 2012 auf 103,35% des BIP im Jahr 2015 anstieg. Dies entsprach
einem Anstieg um mehr als 13% in nur vier Jahren.
Ab 2016 begann das Haushaltsdefizit zu sinken, und 2019 erreichte es mit
98,31% des BIP einen Tiefststand. In den Jahren 2020 und 2021 stieg das
Defizit jedoch wieder an, und im Jahr 2021 lag es bei 118,55% des BIP.
Die Staatsverschuldung und das Haushaltsdefizit sind entscheidende Faktoren
für die wirtschaftliche Stabilität eines Landes. Eine nachhaltige Finanzpolitik
ist unerlässlich, um diese Herausforderungen zu bewältigen und
langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 108
109 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Bruttoinlandsprodukt
Die wirtschaftliche Entwicklung Spaniens in den kommenden Jahren
zeigt eine Mischung aus Herausforderungen und Chancen. Basierend
auf den veröffentlichten Daten und Prognosen von Bruno Urmersbach für
das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Spaniens bis zum Jahr 2028 lässt sich erkennen,
dass die spanische Wirtschaft eine turbulente Zeit durchläuft und vor
verschiedenen wirtschaftlichen Herausforderungen steht.
Im Jahr 2022 erreichte das BIP Spaniens etwa 1,4 Billionen US-Dollar und
für das Jahr 2023 wird eine Prognose von rund 1,49 Billionen US-Dollar
gemacht. Diese Prognose deutet auf eine gewisse Erholung hin, nachdem
die spanische Wirtschaft im Jahr 2020 einen starken Einbruch von rund 11
Prozent verzeichnete. Dieser Einbruch war eine Folge der Corona-Pandemie,
die das Land mit hohen Infektionszahlen und mehreren harten Lockdowns
schwer getroffen hat.
Die wirtschaftliche Bilanz der turbulenten Amtszeit in Spanien zeigt eine
gemischte Entwicklung. Obwohl das Land als eines der letzten in der EU
endlich wieder das Vorkrisenniveau von 2019 bei der Wirtschaftsleistung
erreicht hat, sind die Prognosen für die kommenden Jahre positiv, mit einem
erwarteten Wachstum von 1,9 Prozent im Jahr 2023 und 2,0 Prozent
im Jahr 2024. Damit liegt das Wachstumstempo nun über dem Durchschnitt
der Eurozone und der gesamten EU. Diese positiven Aussichten sind ein erfreuliches
Zeichen für die spanische Wirtschaft, doch es ist wichtig, weiterhin
effektive Maßnahmen zu ergreifen, um das Wachstum zu fördern und
nachhaltig zu gestalten.
Ein wichtiger Beitrag zu diesem wirtschaftlichen Aufschwung leistet der
Tourismussektor, der sich auf einen neuen Höhenflug vorbereitet. Für die
Sommersaison 2023 werden rund 55 Millionen ausländische Gäste erwartet,
die voraussichtlich etwa 68 Milliarden Euro im Land ausgeben werden. Dies
ist ein ermutigendes Signal für die spanische Wirtschaft und zeigt, dass der
Tourismussektor eine bedeutende Rolle bei der wirtschaftlichen Erholung
und dem Wachstum des Landes spielt. Die Förderung des Tourismus und
die Schaffung eines nachhaltigen Tourismusmodells sind daher von großer
Bedeutung, um langfristiges und nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten.
Trotz der Erholung bleibt die Arbeitslosigkeit in Spanien ein anhaltendes
Problem. Obwohl sich die Arbeitslosenquote seit ihrem Höchststand im Jahr
2013 zeitweise halbiert hat, bleibt sie dennoch die höchste Arbeitslosenquote
innerhalb der Europäischen Union. Insbesondere die hohe Jugendarbeitslosigkeit
stellt weiterhin eine soziale Herausforderung dar und hat zur Abwanderung
junger Menschen aus dem Land geführt, die bessere berufliche Perspektiven
im Ausland suchen. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die
Schaffung von Arbeitsplätzen müssen daher weiterhin prioritäre Ziele für
die spanische Regierung sein, um die soziale Stabilität und das Wirtschaftswachstum
des Landes zu fördern.
Ein Teil des Rückgangs der Arbeitslosigkeit ist darauf zurückzuführen, dass
viele arbeitslose Spanier in den vergangenen Jahren ausgewandert sind, um
bessere berufliche Möglichkeiten im Ausland zu suchen. Dies unterstreicht
die Notwendigkeit, das Potenzial der heimischen Arbeitskräfte zu nutzen
und attraktive Rahmenbedingungen für die Beschäftigung im Inland zu
schaffen, um die Abwanderung zu reduzieren und das Fachkräftepotenzial
des Landes zu stärken.
Insgesamt stehen Spanien in den kommenden Jahren sowohl Chancen als
auch Herausforderungen bevor. Die wirtschaftliche Erholung und das positive
Wachstumstempo sind ermutigende Zeichen, die darauf hindeuten, dass
das Land auf dem richtigen Weg ist. Es ist jedoch wichtig, dass die Regierung
weiterhin zielgerichtete Maßnahmen ergreift, um die Arbeitslosigkeit zu
bekämpfen, den Tourismussektor nachhaltig zu fördern und die wirtschaftliche
Stabilität des Landes zu sichern.
Durch eine verantwortungsbewusste und nachhaltige Wirtschaftspolitik
kann Spanien sein Potenzial als eine der führenden Volkswirtschaften Europas
weiter ausbauen und langfristiges Wachstum und Wohlstand für seine
Bürgerinnen und Bürger gewährleisten.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 110
111 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Korruption in Spanien
Korruption ist ein Phänomen, das in vielen Ländern weltweit existiert und
die Integrität und Effizienz des öffentlichen Sektors untergraben kann.
Transparency International, eine gemeinnützige Organisation, veröffentlicht
jährlich den sogenannten Corruption Perceptions Index (CPI), der die
wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor verschiedener Länder
misst. Im Jahr 2022 erreichte Spanien einen CPI-Wert von 40 Punkten, was
bedeutet, dass die Wahrnehmung von Korruption im Vergleich zu anderen
Ländern durchschnittlich ist. Es belegte den 38. Platz auf der Liste.
Ein leichter Anstieg der Korruption im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr
könnte darauf hin deuten, dass die Bemühungen zur Korruptionsbekämpfung
nicht ausreichend waren.
Die Ursachen für Korruption sind komplex und können politischer und kultureller
Natur sein. Eine ineffektive Strafverfolgung kann Korruption begünstigen
und zu einem Anstieg beitragen.
Betrachten wir die Entwicklung des Korruptionsindexes in Spanien von
2003 bis 2022, sehen wir, dass es Schwankungen gab. Allerdings ist seit 2016
ein leichter Aufwärtstrend zu erkennen, der besorgniserregend ist. Es bedarf
verstärkter Bemühungen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die
Korruption einzudämmen.
Neben dem Corruption Perceptions Index untersucht Transparency International
auch die Bereitschaft von Unternehmen, im Ausland Bestechungsund
Schmiergelder zu zahlen.
Spanien erreichte mit einem Score von 8,0 Punkten den 12. Platz von 28
führenden Volkswirtschaften, was darauf hindeutet, dass noch Raum für
Verbesserungen besteht.
Dualität
Die spanische Wirtschaftsstruktur weist einen deutlichen Dualismus auf,
der von zwei sehr unterschiedlichen Gesichtern geprägt ist. Einerseits
ist das Land ein bedeutender Industriestandort, der insbesondere größere
Exportunternehmen beherbergt, die auf einem hohen technischen Niveau
produzieren. Spanien ist weltweit führend in der Produktion von Kraftfahrzeugen,
Werkzeugmaschinen, Verbundstoffkomponenten für die Luftfahrtindustrie,
Windkraftanlagen und Schienenfahrzeugen. Zudem sind
spanische Infrastrukturbau- und Konzessionskonzerne international stark
vertreten, insbesondere auf dem amerikanischen Kontinent.
Auf der anderen Seite dominieren rund 99 Prozent Klein- und Kleinstunternehmen
sowie Selbstständige die Wirtschaftslandschaft. Viele dieser Unternehmen
haben eine geringe Produktivität und sind stark vom Binnenmarkt
abhängig. Die Auswirkungen der Coronakrise waren für sie besonders
spürbar, da sie häufig nicht über ausreichende finanzielle Reserven verfügen.
Um diese kleinen Unternehmen zu unterstützen, sind Fördermittel aus dem
Aufbau- und Resilienzplan vorgesehen, darunter das Digitalisierungsprogramm
"Kit Digital".
Neben wirtschaftlichen Herausforderungen ist die politische Situation in
Spanien ebenfalls herausfordernd. Die Regierungskoalition muss Zugeständnisse
an Partner machen, um Mehrheiten zu erreichen, was insbesondere
die Verhandlungsmacht kleiner Regionalparteien stärkt. Die politischen und
ideologischen Gräben im Land sind tief, und Auseinandersetzungen werden
oft unnachgiebig geführt. Ein Beispiel dafür ist der Katalonienkonflikt, der
sich mittlerweile vor allem um den Spanisch-Anteil in den Schulen der Region
sowie den Umgang mit den Beteiligten des umstrittenen Referendums
von 2017 dreht.
Diese Dualität in der Wirtschaftsstruktur und die politische Unsicherheit in
herausfordernden Zeiten stellen Spanien vor vielfältige Herausforderungen
und zeigen die Notwendigkeit einer ausgewogenen politischen Führung.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 112
113 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Inflation
Die Inflation in Spanien hat in den letzten Monaten erhebliche Auswirkungen
auf die Lebenshaltungskosten der Bürger gehabt und war eine der
größten Sorgen vieler Haushalte. Insbesondere bei Grundnahrungsmitteln
wie Brot, Olivenöl und Milch waren starke Preisanstiege zu verzeichnen, was
die finanzielle Belastung für die Verbraucher deutlich erhöhte. Ende 2022
waren diese Produkte um bis zu 30 Prozent teurer als im Vorjahr, was zu
einem Anstieg der Lebenshaltungskosten führte.
Um der Inflation entgegenzuwirken und die wirtschaftliche Situation zu stabilisieren,
hat die spanische Regierung zum Jahresbeginn ein Entlastungspaket
eingeführt. Seit dem 1. Januar gilt für einen Zeitraum von sechs Monaten
eine vollständige Befreiung vom ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Grundnahrungsmittel.
Dies bedeutet, dass auf diese Produkte keine Mehrwertsteuer
erhoben wird, was zu einer finanziellen Entlastung für die Verbraucher
führen soll. Darüber hinaus wurde der Mehrwertsteuersatz für Öl und
Teigwaren auf fünf Prozent gesenkt, während er zuvor bei zehn Prozent lag.
Diese Maßnahmen sollen helfen, die Inflation weiter zu bremsen und die
finanzielle Belastung der Bevölkerung zu mildern.
Der Erfolg der Maßnahmen zeigt sich darin, dass Spanien im Vergleich zu
anderen Ländern der Eurozone insgesamt besser dasteht. Im Dezember 2022
betrug die Inflationsrate in Spanien 5,6 Prozent, während sie in Deutschland
bei 9,6 Prozent lag. Experten führen diese positive Entwicklung unter anderem
auf den bereits im Mai eingeführten Gas-Strom-Preisdeckel zurück. In
Spanien war der Stromtarif an den Großhandelsmarkt gekoppelt, was dazu
führte, dass die Verbraucher bereits frühzeitig mit hohen Strompreisen konfrontiert
wurden. Die Einführung des Preisdeckels begrenzte die Kosten und
half dabei, die Inflation einzudämmen.
Obwohl die Maßnahmen zur Senkung der Lebenshaltungskosten und der
Inflation erfolgreich waren, gibt es auch kritische Stimmen. Die Verbraucherschutzorganisation
FACUA hat aufgedeckt, dass einige Einzelhandelsketten
die Senkung der Mehrwertsteuer nicht vollständig an die Kunden weitergegeben
haben. Dies wirft die Frage auf, ob die Entlastungen tatsächlich
die Verbraucher erreichen und ihre finanzielle Situation verbessern. Es ist
wichtig, dass die tatsächliche Umsetzung und Wirkung dieser Maßnahmen
weiterhin genau beobachtet werden, um sicherzustellen, dass sie den gewünschten
Effekt haben.
Insgesamt zeigt das Beispiel Spanien, dass gezielte Maßnahmen wie der
Gas-Strom-Preisdeckel und die Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel
dazu beitragen können, die Inflation zu bremsen und die
Lebenshaltungskosten für die Bevölkerung zu senken. Die Bemühungen der
Regierung haben dazu geführt, dass Spanien im Vergleich zu anderen Ländern
der Eurozone besser abschneidet. Dennoch bleiben Herausforderungen
wie die gerechte Verteilung der Entlastungen und die politische Unsicherheit
bestehen, die weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung des Landes
beeinflussen.
Für das Jahr 2023 wird erwartet, dass sich die Inflation auf rund 4,30 Prozent
abschwächt, was eine gewisse Entlastung für die Verbraucher bringen könnte.
Die Prognosen für die kommenden Jahre sehen eine kontinuierliche Abschwächung
der Inflationsrate in Spanien vor. Zwischen 2023 und 2028 wird
erwartet, dass die durchschnittliche Inflationsrate um insgesamt 2,6 Prozentpunkte
sinkt. Diese Entwicklung ist positiv zu bewerten, da eine niedrigere
Inflation dazu beitragen kann, die Lebenshaltungskosten zu stabilisieren und
die Kaufkraft der Bevölkerung zu erhalten.
Im Jahr 2028 wird die durchschnittliche Inflationsrate in Spanien voraussichtlich
bei etwa 1,7 Prozent liegen. Die sinkende Inflation könnte somit
langfristig positive Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Leben der
Menschen in Spanien haben, vorausgesetzt, dass die wirtschaftliche Entwicklung
stabil bleibt und weitere gezielte Maßnahmen ergriffen werden,
um die Herausforderungen anzugehen, die das Land möglicherweise noch
zu bewältigen hat.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 114
115 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Negative Seiten:
Stärken und Schwächen der Spanischen Wirtschaft
Positive Seiten:
1. Starkes Wirtschaftswachstum: Im Vergleich zu anderen europäischen
Ländern erlebt Spanien ein bemerkenswertes Wirtschaftswachstum.
Während Deutschland im ersten Quartal in eine Rezession gerutscht ist,
verzeichnete Spanien ein Wachstum von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.
Das zeigt, dass die spanische Wirtschaft trotz der Herausforderungen
der COVID-19-Pandemie auf dem Weg der Erholung ist.
2. Rekordbeschäftigung: Im Mai erreichte die Zahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in Spanien mit 20,8 Millionen einen Rekord.
Dies ist ein ermutigendes Zeichen dafür, dass immer mehr Menschen in Beschäftigung
sind und zur Stärkung der Wirtschaft beitragen.
3. Diversifizierung der Exporte: Spanien hat sich erfolgreich von seiner
starken Abhängigkeit vom Tourismussektor diversifiziert. Die Exporte von
nicht touristischen Dienstleistungen und Gütern sind seit Ende 2019 um 30
Prozent bzw. 5 Prozent gestiegen. Dies deutet darauf hin, dass spanische Unternehmen
wettbewerbsfähiger werden und ihre Produkte und Dienstleistungen
erfolgreich auf internationalen Märkten vermarkten.
4. Gesunkene Inflation: Die Inflationsrate in Spanien ist niedrig,
hauptsächlich aufgrund der gesunkenen Energiepreise. Die Inflation ohne
Berücksichtigung von Energie und frischen Lebensmitteln liegt mit 5,9
Prozent ähnlich hoch wie im Rest der EU. Eine niedrige Inflation kann dazu
beitragen, die Kaufkraft der Verbraucher zu stärken und das allgemeine
Wirtschaftsklima zu verbessern.
1. Hohe Arbeitslosigkeit: Die hohe Arbeitslosenquote von 13,3 Prozent
ist nach wie vor eine Herausforderung für die spanische Wirtschaft. Obwohl
die Quote im historischen Vergleich niedrig ist, gibt es immer noch viele
Menschen ohne Arbeit, insbesondere mit prekären Beschäftigungsverhältnissen
wie Teilzeit- und Saisonverträgen.
2. Hohe Staatsschulden: Spanien hat eine hohe Verschuldung von 113
Prozent des BIP. Hohe Staatsschulden können zu Problemen führen, insbesondere
wenn die Zinsen steigen und die Schuldentilgung belasten.
3. Niedrige Produktivität: Die Produktivität der Unternehmen in Spanien
liegt 14 Prozent unter dem Durchschnitt der Euro-Zone. Dies könnte
das langfristige Wachstumspotenzial des Landes begrenzen und die Wettbewerbsfähigkeit
auf internationaler Ebene beeinträchtigen.
4. Rentenversicherung: Spanien steht vor Herausforderungen in der
Rentenversicherung, da eine ungünstige Altersstruktur zu steigenden Kosten
führen kann. Die Rentenhöhe wurde bereits um 8,5 Prozent erhöht, was als
nicht nachhaltig angesehen wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Spanien trotz einiger positiver Entwicklungen
noch mit strukturellen Problemen und Herausforderungen zu
kämpfen hat. Eine hohe Arbeitslosigkeit, hohe Staatsschulden, niedrige Produktivität
und Rentenprobleme erfordern weitere Reformen und eine nachhaltige
wirtschaftliche Entwicklung.
Dennoch zeigen die positiven Aspekte wie das starke Wirtschaftswachstum
und die Diversifizierung der Exporte, dass Spanien über das Potenzial verfügt,
seine Wirtschaft weiter voranzubringen und erfolgreich zu sein.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 116
117 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Regionale Autonomie und separatistische
Bestrebungen
In Spanien gibt es seit langem separatistische Bestrebungen einzelner
Landesteile, die sich nach Unabhängigkeit oder mehr Autonomie vom Zentralstaat
sehnen. Besonders prominent sind diese Bestrebungen in Katalonien
und im Baskenland zu beobachten. Massenproteste in Katalonien
verdeutlichten den tief verwurzelten Wunsch vieler Menschen in diesen Regionen
nach politischer Selbstbestimmung.
Die Geschichte der Autonomiebestrebungen hat ihre Wurzeln in der Zeit der
Franco-Diktatur, die von 1939 bis 1975 dauerte. Während Francos Herrschaft
wurden die regionalen Selbstverwaltungsrechte weitgehend abgeschafft, und
die verschiedenen Regionen und Nationalitäten wurden politisch entmündigt.
Die Unterdrückung von Kultur, Sprache und politischen Ansprüchen in
den Regionen, insbesondere im Baskenland und Katalonien, führte zu einer
wachsenden Frustration und dem Streben nach Unabhängigkeit.
Nach Francos Tod versuchten verschiedene Regionen den Übergang von
der Diktatur zur Demokratie zu nutzen, um ihre Autonomiebestrebungen
zu verwirklichen. Die spanische Verfassung von 1978, die nach einem Referendum
in Kraft trat, gewährte den Regionen die Möglichkeit, sich als autonome
Gemeinschaft (Comunidad Autónoma) zu konstituieren und eigene
Statute zu verabschieden. Am 25. Oktober 1979 stimmten die Menschen in
Katalonien und im Baskenland mit großer Mehrheit für die Annahme dieser
Statute, die ihren Regionen Selbstverwaltungsrechte einräumten.
Allerdings blieb das Verhältnis zwischen dem spanischen Zentralstaat
und den autonomen Regionen auch nach der Einführung der Autonomiestatute
konfliktbehaftet. Die spanische Verfassung enthält einen gewissen
Widerspruch, da sie einerseits die “unauflösliche Einheit der Nation” betont,
andererseits aber auch das Recht auf Autonomie für “Nationalitäten”
und “Regionen” vorsieht, ohne diese Begriffe klar zu definieren. Dies führt
zu unterschiedlichen Interpretationen und Spannungen zwischen den Einheitsstaatsbefürwortern
und den Befürwortern regionaler Autonomie.
Katalonien
Am 1. Oktober 2017 fand in Katalonien ein kontroverses Unabhängigkeitsreferendum
statt, das von der spanischen Zentralregierung als illegal betrachtet
wurde. Die katalanische Regionalregierung, unter der Führung von Carles
Puigdemont, verfolgte damit das Ziel, die Unabhängigkeit von Spanien zu
erlangen und das Streben nach mehr Selbstverwaltung und größerer Steuerhoheit
für die Region umzusetzen. Dieses Streben nach Unabhängigkeit hat
historische Wurzeln und reicht Jahrhunderte zurück.
Katalonien, eine Region im Nordosten Spaniens, hat eine eigene Sprache
und Kultur, die von vielen Einwohnern als Kern ihrer Identität betrachtet
wird. Im Laufe der Geschichte wurden die katalanische Kultur und Sprache
immer wieder unterdrückt, insbesondere während der Franco-Diktatur von
1939 bis 1975. Nach Francos Tod versuchten verschiedene Strömungen in
Katalonien den Übergang von der Diktatur zur Demokratie zu nutzen, um
mehr Selbstbestimmungsrechte zu fordern und die sprachlichen und kulturellen
Wurzeln zu bewahren.
Die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien wuchs in den letzten Jahren,
und das Referendum war ein zentrales Wahlversprechen der bei den Regionalwahlen
von 2015 gewählten katalanischen Regierungsfraktionen. Das
spanische Verfassungsgericht erklärte das Referendum jedoch für rechtswidrig,
da die spanische Verfassung keine Abstimmungen über die Unabhängigkeit
einer Autonomen Gemeinschaft vorsieht.
Trotz des Verbots durch das Verfassungsgericht wurde das Referendum abgehalten,
und die katalanische Regionalregierung meldete eine hohe Zustimmung
zur Unabhängigkeit bei einer Wahlbeteiligung von etwa 43%. Die
Ergebnisse wurden jedoch aufgrund der Umstände des Referendums und
der Proteste schwer zu überprüfen.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 118
119 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Die Ausrufung einer “unabhängigen Republik” durch das katalanische Parlament
am 27. Oktober 2017 führte zu einer Verfassungskrise, und die spanische
Regierung ergriff drastische Maßnahmen. Sie setzte die katalanische
Regionalregierung ab, übernahm die Eigenverwaltung der Region und
kündigte Neuwahlen zum Regionalparlament an. Es folgten juristische Verfahren
gegen Puigdemont und andere Separatisten, einige wurden verhaftet
und andere flohen ins Ausland.
Die nachfolgenden Neuwahlen im Dezember 2017 brachten erneut eine
knappe Mehrheit für separatistische Parteien, aber es gelang nicht, Carles
Puigdemont als katalanischen Ministerpräsidenten einzusetzen. Die Situation
blieb komplex und angespannt. Erst Mitte Mai 2018 wurde der Separatist
Quim Torra zum neuen Ministerpräsidenten gewählt.
für die Einheit des Landes. Die Zukunft des Verhältnisses zwischen Katalonien
und der spanischen Zentralregierung bleibt weiterhin ungewiss und
umstritten.
Baskenland
Die Autonome Gemeinschaft Baskenland, wie sie heute existiert, wurde 1979
etabliert. Als eine der drei Landesteile, die bereits unter der spanischen Republik
Autonomie besessen hatten, erhielt sie als eine der ersten Regionen
wieder einen Autonomiestatus, der durch eine Volksabstimmung verabschiedet
wurde. Allerdings wird das derzeitige Autonomiestatut nicht von
allen politischen Kräften im Baskenland unterstützt.
Es gibt Unstimmigkeiten hinsichtlich des Ausmaßes der Autonomie und der
Zugehörigkeit zur spanischen Zentralregierung sowie um die territorialen
Grenzen der Autonomen Region.
Die Autonomie des Baskenlandes stützt sich nicht nur auf die Bestimmungen
der spanischen Verfassung von 1978 bezüglich der Gründung von Autonomen
Gemeinschaften, sondern auch auf historische Rechte, die von der
Verfassung anerkannt wurden. Diese historischen Rechte sind Grundlage
für die vollständige finanzielle Autonomie der Provinzen Bizkaia, Gipuzkoa,
Araba und Navarra. Diese Provinzen bzw. Autonomen Gemeinschaften ziehen
die Steuern auf ihrem Gebiet selbst ein und führen lediglich eine vereinbarte
Summe an den spanischen Zentralstaat ab.
Trotz der Ernennung einer neuen Regionalregierung endete der Konflikt
zwischen Katalonien und der Zentralregierung nicht. Der politische Streit
um die Unabhängigkeit und die Autonomierechte der Region prägt weiterhin
das politische Geschehen in Spanien und bleibt eine Herausforderung
Trotz des Autonomiestatuts gibt es im Baskenland weiterhin eine aktive Unabhängigkeitsbewegung.
Mehrere baskische Parteien und die terroristische
Untergrundorganisation ETA setzen sich für die Unabhängigkeit eines
vereinten Baskenlandes ein, einschließlich Navarra und der baskischen historischen
Territorien in Frankreich.
Seit 1979 ist die Baskische Nationalistische Partei (Eusko Alderdi Jeltzalea-Partido
Nacionalista Vasco) die stärkste Partei, die eine Erweiterung der
Autonomierechte anstrebt.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 120
121 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Im Parlament des spanischen Baskenlandes hatten die baskisch-nationalen
Parteien bis zum Verbot der linksnationalen Parteien eine Mehrheit inne,
sind aber untereinander nicht immer einig und bilden daher oft Koalitionen
mit gesamtspanischen Parteien.
Das Baskenland geriet oft wegen der Anschläge der ETA in die Schlagzeilen
der Medien Westeuropas.
Umfragen unter der Bevölkerung des Baskenlandes zeigen, dass die große
Mehrheit eine friedliche Beilegung des Konflikts wünscht, aber mit dem erreichten
Autonomiestatus nicht zufrieden ist.
Verschiedene Ansätze zur Lösung des Konflikts wurden in den letzten 15
Jahren präsentiert, jedoch verliefen viele Gespräche ergebnislos. Kritiker
werfen der spanischen Regierung vor, an Maximalpositionen festzuhalten,
während gleichzeitig die Haftbedingungen für ETA-Mitglieder umstritten
sind und das gewaltsame Vorgehen der ETA in den Jahresberichten von Amnesty
International regelmäßig negativ bewertet wird.
Die ETA setzte in ihrem Kampf vorwiegend auf terroristische Mittel und
führte zahlreiche Anschläge durch, bei denen insgesamt etwa 830 Menschen
getötet wurden. Am 2. Mai 2018 hat sich die ETA offiziell aufgelöst. Während
ihrer aktiven Zeit gab es auch politische Parteien, welche die Ziele der ETA
unterstützten und sich für die baskische Autonomie einsetzten. Die Aktivitäten
der ETA sorgten für jahrzehntelange Konflikte und Gewalt im Baskenland
und in ganz Spanien.
Bewertung der Autonomiebewegungen
Die Autonomiestatute und -gesetze wurden in den letzten Jahrzehnten geschaffen,
um den regionalen Unterschieden Rechnung zu tragen und den
Regionen mehr Autonomie zu gewähren. Dies hat dazu beigetragen, dass
einige der wichtigsten Kulturen und Identitäten innerhalb Spaniens besser
geschützt und gefördert wurden.
Allerdings haben diese Bewegungen auch zu Konflikten mit der Zentralregierung
geführt, insbesondere wenn es um die Frage der Unabhängigkeit
geht. Einige Autonomiebewegungen streben eine vollständige Loslösung
von Spanien an, während andere nach mehr Autonomie innerhalb des Landes
suchen.
Die Bewertung der Autonomiebewegungen hängt stark von der Perspektive
ab. Einige sehen die Autonomie als ein Mittel, um die kulturelle Vielfalt
Spaniens zu bewahren und eine bessere regionale Vertretung zu gewährleisten.
Andere sind der Meinung, dass solche Bewegungen die Einheit des Landes
gefährden und politische Instabilität verursachen könnten.
Es ist wichtig zu betonen, dass politische Auseinandersetzungen und Konflikte
in einer Demokratie normal sind und es ist entscheidend, dass diese
Fragen im Rahmen des Rechts und der Verfassung gelöst werden.
Der Dialog und eine offene Debatte sind entscheidend, um Kompromisse zu
finden und Konflikte friedlich zu lösen.
Letztendlich ist es an den Menschen in Spanien, ihre politischen Angelegenheiten
zu gestalten und über die Zukunft des Landes zu entscheiden.
Eine respektvolle und konstruktive Herangehensweise kann dazu beitragen,
die Bedenken und Wünsche der verschiedenen Regionen und Bevölkerungsgruppen
zu berücksichtigen, während gleichzeitig die Einheit und Stabilität
des Landes bewahrt werden.
Der Hauptzweck der nationalistischen Bewegungen, das Überleben der
jeweiligen Identität zu sichern, dürfte erreicht sein. Das Fortbestehen der
baskischen, katalanischen oder galicischen Nationalität ist durch die Existenz
von Regierungen und Institutionen sichergestellt, die über weit mehr
Kompetenzen verfügen, als je eine nicht-zentralstaatliche Exekutive hatte.
Wenn das Ziel von Nationalismus darin besteht, die Selbstregierung der eigenen
Ethnie zu erlangen, um das Überleben der kollektiven Identität sicherzustellen,
dann waren die verschiedenen nationalistischen Bewegungen im
spanischen Staat zweifellos erfolgreich.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 122
123 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Migration und Flüchtlingskrise
Die zentrale Zuständigkeit für Migrationsfragen liegt beim Ministerium
für Eingliederung, soziale Sicherheit und Migration, das im Januar 2020
gegründet wurde. Es übernahm die Aufgaben des ehemaligen Staatssekretariats
für Migration, der Generaldirektion für Migration und der Generaldirektion
für internationalen Schutz und humanitäre Hilfe. Diese Zusammenführung
soll eine effiziente und umfassende Steuerung der Migration
ermöglichen.
Die Integrationspolitik in Spanien beruht auf einem Modell der Mehrebenenverwaltung,
bei dem die Zentralregierung, die autonomen Gemeinschaften,
die Stadt- und Gemeinderäte sowie die Zivilgesellschaft eng zusammenarbeiten.
Drei Gremien unterstützen die Koordination zwischen den verschiedenen
Ebenen: die Interministerielle Kommission für Ausländerfragen, die
Sektorkonferenz Einwanderung und das Forum für die soziale Integration
von Eingewanderten. Durch diese Zusammenarbeit sollen die Migrationspolitik
auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene koordiniert und auf die
spezifischen Bedürfnisse der Migrantinnen und Migranten eingegangen
werden.
In der Vergangenheit wurden mehrere Strategiepläne zur Förderung der Integration
von Eingewanderten umgesetzt. Dazu gehören die Strategischen
Pläne für Staatsbürgerschaft und Integration, die darauf abzielten, die gesellschaftliche
Integration von Migrantinnen und Migranten zu fördern.
Diese Pläne wurden in den Jahren 2007-2010 und 2011-2014 umgesetzt,
wobei der zweite Plan aufgrund der wirtschaftlichen Krise nicht vollständig
umgesetzt werden konnte. Des Weiteren wurde der Nationale Aktionsplan
für soziale Inklusion 2013-2016 entwickelt, der spezifische Maßnahmen enthielt,
um die Integration der Migrationsbevölkerung zu verbessern und eine
Gleichbehandlung zu gewährleisten.
Aktuell arbeitet die Generaldirektion für internationalen Schutz und humanitäre
Hilfe an einem neuen Strategieplan für Staatsbürgerschaft und Integration.
In der Zwischenzeit wurde ein Förderprogramm für Nichtregierungsorganisationen
(NROs) ins Leben gerufen, die sich für das Zusammenleben
und den sozialen Zusammenhalt einsetzen. NROs und zivilgesellschaftliche
Organisationen, einschließlich Vereine und Verbände von Eingewanderten,
spielen eine entscheidende Rolle bei der Integration von Migrantinnen und
Migranten, da sie regionale und lokale Integrationsmaßnahmen fördern und
oft eigene Projekte entwickeln, die verschiedene Aspekte der Integration
abdecken, wie Bildung, Gesundheitsfürsorge, Spracherwerb und interkulturelle
Mediation.
Eine der wichtigsten Herausforderungen im Umgang mit Einwanderung
ist die Gestaltung eines harmonischen Zusammenlebens und sozialen
Zusammenhalts. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine stärkere Investition
in öffentliche Einrichtungen erforderlich, die sowohl die Koexistenz als
auch das Diversitätsmanagement fördern. Darüber hinaus müssen gleiche
Rechte für Kinder von Eingewanderten im Vergleich zu spanischen Kindern
gewährleistet werden. Dies erfordert Strategien gegen einwandererfeindliche,
rassistische und fremdenfeindliche Diskurse sowie eine integrative Bildungspolitik.
In Bezug auf die Migrationsbewegungen hat sich Spanien in den letzten
Jahrzehnten von einem traditionellen Auswanderungsland zu einem Einwanderungsland
entwickelt. Die Zuwanderung wurde durch den Wirtschaftsboom
der späten 1990er Jahre angezogen, der Beschäftigungsmöglichkeiten
in verschiedenen Branchen schuf. Obwohl der weltweite Wirtschaftsabschwung
zwischen 2007 und 2014 die Zuwanderung bremste, blieben die
meisten bereits ansässigen Migrantinnen und Migranten in Spanien. Zum 1.
Januar 2021 lebten etwa 5,4 Millionen ausländische Staatsangehörige in Spanien,
was 11,4 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Die Haupt-Herkunftsgebiete
waren die EU-27, Afrika und Südamerika. Die zugewanderte
Bevölkerung ist im Durchschnitt jünger als die spanische Bevölkerung,
was auf die hauptsächlich erwerbstätigen Migrantinnen und Migranten zurückzuführen
ist. Die Integration und Förderung des Zusammenlebens der
verschiedenen Kulturen und Gesellschaften sind wichtige Herausforderungen,
denen sich Spanien im Umgang mit der Migration stellen muss.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 124
125 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Kurz Erklärt: Einwanderung nach Spanien
Die Entwicklung Spaniens von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland
hat sich seit den 1980er Jahren schrittweise vollzogen.
In den Anfangsjahren suchten vor allem Nord- und Westeuropäer aufgrund
des angenehmen Klimas einen Alterswohnsitz in Spanien. Mit den
Veränderungen der Wanderungsbewegungen in Europa, insbesondere verstärkten
Süd-Nord-Wanderungen aus der “Dritten Welt” und nach dem Fall
des “Eisernen Vorhangs” auch aus Mittel- und Osteuropa, begann jedoch
eine Zunahme der Einwanderung von Arbeitsuchenden. Dies wurde auch
durch das anhaltende Wirtschaftswachstum in Spanien begünstigt.
Die Zahl der Ausländer in Spanien stieg von etwa 200.000 im Jahr 1975
auf rund eine Million bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Bis Ende 2007
wurden rund 3,98 Millionen Aufenthaltstitel an Ausländer vergeben, wobei
die jährlichen Zuwachsraten seit 2000 in der Regel bei etwa 20 % lagen. Die
Gesamtzahl der ausländischen Wohnbevölkerung war jedoch höher und
wurde auf 5,22 Millionen geschätzt. Das bedeutete, dass Ausländer Anfang
2008 etwa 11,3 % der Gesamtbevölkerung von 46,1 Millionen ausmachten.
Die starke Zuwanderung insgesamt war maßgeblich für das erhebliche
Bevölkerungswachstum Spaniens verantwortlich. Die Zuwachsraten lagen
deutlich vor anderen europäischen Staaten. Der spanische Arbeitsmarkt
hatte Bedarf an Arbeitskräften, da in einigen Bereichen keine spanischen
Arbeitskräfte mehr zu gewinnen waren und es auch an ungelernten Kräften
in den Städten mangelte. Die Ausdehnung der informellen Wirtschaft schuf
zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten für Einwanderer.
Der Wandel Spaniens von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland
wurde durch verschiedene Faktoren begünstigt. Dazu gehörten
die Mitgliedschaft Spaniens in der EG/EU, ein kontinuierliches
Wirtschaftswachstum und eine zunächst kaum definierte Grenz- und Einwanderungspolitik.
Die Ausrichtung auf den Tourismus trug ebenfalls dazu
bei, dass es zunächst wenige Hindernisse für Zuwanderer gab. Als restriktivere
Maßnahmen zur Kontrolle der Zuwanderung eingeführt wurden,
hatten sich jedoch bereits Migrationsnetzwerke und Verwandtschafts- und
Freundschaftsverbindungen entwickelt, die den Bemühungen um Migrationsbegrenzung
teilweise entgegenwirkten.
Auch äußere Faktoren spielten eine Rolle, wie die strengeren Restriktionen
bei der Zulassungspolitik in anderen europäischen Staaten und den USA,
die Spanien für Migranten aus Lateinamerika und von den Philippinen
attraktiv machten. Die politischen Umbrüche in Lateinamerika und in der
ehemaligen Kolonie Äquatorialguinea führten ebenfalls zu Migrationen, die
anfangs politisch begründet waren, später jedoch zunehmend wirtschaftlich
motiviert.
Die geographische Lage Spaniens an der Straße von Gibraltar, einem
Verbindungsweg zwischen Europa und Afrika, spielte ebenfalls eine Rolle
bei der Auswahl als Migrationsziel. Hier treffen verschiedene demographische,
soziale und ökonomische Faktoren aufeinander, was zu großen
Unterschieden in Bezug auf Bevölkerungswachstum, wirtschaftliche Entwicklung,
Pro-Kopf-Einkommen und Beschäftigungsmöglichkeiten führt.
Insgesamt führten also eine Kombination aus innen- und außenpolitischen
Faktoren dazu, dass Spanien sich zu einem Einwanderungsland entwickelte
und in den letzten Jahrzehnten einen bedeutenden Anstieg der ausländischen
Bevölkerung verzeichnete. Diese Entwicklung hat das Land
kulturell bereichert, aber auch Herausforderungen in Bezug auf Integration
und soziale Gerechtigkeit mit sich gebracht
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 126
127 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 128
129 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Klimawandel und Umweltschutz
Spanien erlebt wie viele andere Teile der Welt eine Reihe extremer Wetterereignisse,
die die Merkmale eines sich ändernden Klimas tragen. Verheerende
Überschwemmungen in Deutschland, wütende Waldbrände in
Griechenland, glühende Hitzewellen und sogar der Anblick von Vögeln, die
tot von Bäumen fallen, aufgrund intensiven Eises und Schnees in Madrid,
malen ein lebendiges Bild einer apokalyptischen Realität. Bei der Untersuchung
der Auswirkungen des Klimawandels in Spanien wird deutlich, dass
sich die Auswirkungen nicht auf eine einzige Region beschränken, sondern
sich auf den gesamten Globus erstrecken.
Meteotsunamis und Sahara-Staub
Die Bewohner von Santa Pola waren überrascht, als eine plötzliche Meteotsunami
die Straßen überflutete und eine Spur der Verwüstung hinterließ.
Ähnliche Phänomene wurden in anderen Regionen, darunter Guardamar,
gemeldet. Die Ursache für diese unerwarteten Ereignisse liegt in der
Wechselwirkung zwischen heißer Sahara-Luft und dem Meer. Die intensive
Hitzewelle, die Spanien ergriffen hat, führte zu einem signifikanten Luftdruckabfall
über dem Meer, der diese lokalisierten Tsunamis auslöste. Mit
ihrem plötzlichen Auftreten und ihrer Unberechenbarkeit verdeutlichen
Meteotsunamis die wachsende Auswirkung des Klimawandels auf die Wettermuster.
Zusätzlich spielt die Sahara-Wüste, eine geografisch entfernte Region, eine
Rolle im sich verändernden Klima Spaniens. Die Winde tragen braunen
Staub aus der Sahara in Richtung Norden und führen zu ungewöhnlichen
Ereignissen wie “braunem Regen”. Der Staub hat sich beobachtet lassen, dass
er Pools, Häuser, Autos und Terrassen verschmutzt und das alltägliche Leben
stört. Die Häufigkeit dieser Ereignisse hat erheblich zugenommen, wobei
allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2021 alarmierende 25 solcher
Ereignisse verzeichnet wurden.
Intensivierung der Niederschläge
Spanien hat auch verstärkte Niederschlagsereignisse erlebt, die durch
schwere Regenfälle und starke Winde gekennzeichnet sind. Diese Ereignisse,
als “dana” oder “gota fria” bekannt, haben zwischen den Balearischen
Inseln, der Levante und Katalonien Verwüstung angerichtet. Ein verheerendes
Ereignis ereignete sich in Sant Llorenç, Mallorca, wo aufgrund starker
Regenfälle tragischerweise 13 Menschenleben verloren gingen. Die Unberechenbarkeit
dieser Wetterphänomene wird durch ihre lokale Natur verdeutlicht,
die eine Region beeinflusst, während eine andere verschont bleibt. Die
Bewohner Spaniens werden nun zunehmend mit der zerstörerischen Kraft
dieser Wetteranomalien vertraut.
Der Zusammenhang mit dem Klimawandel:
Während einzelne extreme Wetterereignisse sporadisch auftreten können,
verdeutlichen die zunehmende Häufigkeit und Intensität dieser
Phänomene eindeutig eine beschleunigende Klimakrise. José Miguel Viñas,
ein Physiker vom Wetterdienst Meteored, warnt davor, dass das, was einmal
als außergewöhnlich galt, nun zur Norm wird.
Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Weltorganisation
für Meteorologie betont die Notwendigkeit, sich an steigende Temperaturen,
lang anhaltende Hitzewellen und andere langfristige Veränderungen
in unserem Leben anzupassen.
Spanien erlebt bereits die Auswirkungen des Klimawandels, die über Vorhersagen
hinausgehen. Die steigenden Luft- und Wassertemperaturen trotzen
den Erwartungen, während die alarmierende Verringerung der Schneemengen
in den Pyrenäen eine erhebliche Sorge darstellt. Jorge Olcina, Präsident
der spanischen Vereinigung für Geographie (AGE), betont, dass die Auswirkungen
des Klimawandels in Spanien bereits “klar erkennbar” sind und
unterstreicht die Dringlichkeit, diese globale Herausforderung anzugehen.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 130
131 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen
Die jüngsten Erfahrungen Spaniens mit extremen Wetterereignissen - sei
es verheerende Überschwemmungen, Meteotsunamis oder intensivierte
Niederschläge - dienen als deutliche Erinnerung an die Klimakrise, mit
der die Welt konfrontiert ist. Die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen,
um den Klimawandel zu bekämpfen und seine Folgen zu mildern, ist
jetzt wichtiger denn je.
Die Anpassung an eine “neue Normalität”, in der 40-Grad-Sommer und
lang anhaltende Hitzewellen zur Regel werden, ist keine Wahl, sondern eine
Notwendigkeit. Es ist unerlässlich, Strategien umzusetzen, die nachhaltige
Praktiken priorisieren, Treibhausgasemissionen reduzieren und erneuerbare
Energiequellen fördern. Spanien verfügt über reichlich Solarenergie- und
Windressourcen und hat das Potenzial, eine Vorreiterrolle in der Produktion
sauberer Energie einzunehmen und anderen Nationen ein Beispiel zu geben.
Darüber hinaus sollte ein umfassender Ansatz zur Bewältigung des Klimawandels
proaktive Maßnahmen umfassen, wie die Stärkung der Infrastrukturresilienz,
die Verbesserung von Frühwarnsystemen und die Umsetzung
wirksamer Katastrophenmanagementstrategien. Die Aufklärung von Gemeinschaften
über die Risiken extremer Wetterereignisse und die Förderung
einer Kultur der Umweltverantwortung sind entscheidende Schritte auf dem
Weg zu einer nachhaltigen Zukunft.
Folgen des Klimawandels
Es ist nicht nur Spanien, das diese alarmierenden Veränderungen erlebt;
die gesamte Welt ringt mit den Folgen des Klimawandels. Die internationale
Gemeinschaft muss sich vereinen und gemeinsam daran arbeiten, seine
Auswirkungen zu mildern, indem sie sich auf die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen,
den Schutz von Ökosystemen und die Förderung nachhaltiger
Entwicklung konzentriert.
Die Dringlichkeit, dem Klimawandel entgegenzuwirken, ist nicht länger eine
Wahl, sondern eine Notwendigkeit. Wir müssen jetzt handeln, um das empfindliche
Gleichgewicht unseres Planeten zu bewahren und eine lebenswerte
Zukunft für kommende Generationen zu sichern.
Um diese globale Herausforderung anzugehen, müssen wir auf internationaler
Ebene zusammenarbeiten und gemeinsame Maßnahmen ergreifen.
Es ist wichtig, dass Länder ihre Bemühungen verstärken, ihre Klimaziele zu
erreichen und ehrgeizige Pläne zur Emissionsreduktion umzusetzen. Die
Umstellung auf erneuerbare Energien und der Ausbau nachhaltiger Infrastrukturen
müssen vorangetrieben werden, um die Abhängigkeit von fossilen
Brennstoffen zu verringern und den Kohlenstoffausstoß zu minimieren.
Darüber hinaus müssen wir unsere Ökosysteme schützen und wiederherstellen,
da sie eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Klimas spielen
und den Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten bieten.
Der Erhalt der Biodiversität ist von entscheidender Bedeutung, um die
Ökosysteme widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels
zu machen.
Die Förderung einer klimafreundlichen Landwirtschaft und die Umstellung
auf nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sind weitere wichtige
Schritte, die ergriffen werden müssen, um den ökologischen Fußabdruck zu
verringern und Ressourcen effizienter zu nutzen.
Darüber hinaus müssen wir die Anpassung an den Klimawandel vorantreiben,
da einige der Auswirkungen bereits unvermeidlich sind. Dies bedeutet,
unsere Städte und Infrastrukturen widerstandsfähiger gegen Extremwetterereignisse
zu machen, Frühwarnsysteme zu verbessern und Maßnahmen zu
ergreifen, um die Gemeinschaften vor den Auswirkungen des Klimawandels
zu schützen.
Die globale Klimakrise erfordert eine engagierte und koordinierte Anstrengung
von Regierungen, Unternehmen, Zivilgesellschaft und Einzelpersonen.
Jeder hat eine Rolle zu spielen, um den Klimawandel zu bekämpfen und eine
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 132
133 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
nachhaltige Zukunft für unseren Planeten zu sichern.
In Spanien und auf der ganzen Welt müssen wir unsere Verantwortung
erkennen und entschlossen handeln, um den Klimawandel einzudämmen
und die Folgen zu mildern. Indem wir jetzt handeln, können wir eine bessere
Zukunft für uns alle schaffen und unseren Planeten für kommende Generationen
erhalten. Es ist an der Zeit, dass wir gemeinsam als globale Gemeinschaft
handeln und den Klimawandel als das dringendste Problem unserer
Zeit anerkennen. Die Zukunft unseres Planeten hängt davon ab.
Extreme Wetterereignisse und die Auswirkungen des Klimawandels setzen
Spanien weiterhin schwer zu und hinterlassen eine Spur der Zerstörung und
Störung.
Die Durchschnittstemperatur im Land ist in den letzten sechs Jahrzehnten
um mehr als ein Grad Celsius gestiegen, was zu einer Zunahme der Dauer,
Häufigkeit und Intensität extremer Wetterphänomene und Hitzewellen
führt. In bestimmten Gebieten im Süden und Osten Spaniens haben sich
tropische Nächte seit 1980 um das Fünffache vermehrt.
Besonders die Mittelmeerregion ist zum Hotspot der globalen Erwärmung
geworden, mit einer Erwärmung des Meeres um 1,4 Grad Celsius in nur 40
Jahren.
Diese Veränderungen in der Temperaturdynamik haben Veränderungen in
der Thermodynamik ausgelöst und die Wahrscheinlichkeit von extremen
Regenfällen in Spanien verstärkt. Mit der Erwärmung der Atmosphäre über
den Ozeanen, wo sich Stürme bilden, verstärkt sich die überschüssige Energie
und erhöht deren Intensität, wodurch mehr Feuchtigkeit für Niederschläge
verfügbar wird.
Starker Regenfall ist eine der gefürchtetsten Folgen des Klimawandels, der
Bäche in reißende Ströme verwandeln und zu schnellen und verheerenden
Überschwemmungen führen kann. In Toledo fielen Anfang September 2019
beispielsweise 20 Liter pro Quadratmeter in nur 20 Minuten, was der typischen
Regenmenge für den gesamten Monat entspricht. In Daroca, Zaragoza,
fielen innerhalb einer Stunde 43 Liter pro Quadratmeter, während Madrid
32,5 Liter pro Quadratmeter erlebte.
Angesichts dieser Episoden von Starkregen fühlen wir uns oft machtlos.
“Es ist unmöglich, Überschwemmungen zu verhindern, weil das Land oft
schlecht entwickelt ist”, sagt Olcina, ein Professor für geografische Analyse
und Leiter des Klima-Labors an der Universität Alicante. Gebiete, die in
Spanien als Überschwemmungsgebiete gekennzeichnet sind, werden zunehmend
mit Straßen, Häusern, Parkplätzen und Industrieanlagen bebaut.
Entwässerungssysteme sind unzureichend gestaltet, und bei starken Regenfällen
verwandeln sich Senken und trockene Gebiete plötzlich in reißende
Flüsse. Dies ist seit Jahrzehnten ein bekanntes Problem.
Leider führt starker Regen nicht zur Linderung von Dürrebedingungen. Das
renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat verschiedene
Klimamodelle für die Mittelmeerregion analysiert und kommt immer wieder
zu demselben Schluss: Die Niederschläge in der Mittelmeerregion werden
in den kommenden Jahrzehnten im Winter um 40 Prozent abnehmen. Zwei
wahrscheinliche Folgen des Klimawandels sind hier maßgeblich beteiligt.
Zum einen verändert sich die Dynamik des atmosphärischen Luftstroms
in der oberen Atmosphäre, und zum anderen verringert sich der Temperaturunterschied
zwischen Wasser und Land. Die Regionen, die am stärksten
von Dürre betroffen sein werden, sind voraussichtlich Nordostafrika, einschließlich
Marokko, sowie die westliche Mittelmeerregion und die Türkei.
Dürre, Waldbrände und Veränderungen im Meer sind jedoch nicht die
einzigen Sorgen. Auch die Vulnerabilität der Ökosysteme ist ein bedeutendes
Problem. Die Forscher der Spanischen Vereinigung für Geographie
(AGE) bestätigen diese Entwicklung und weisen darauf hin, dass die Unregelmäßigkeit
der Niederschlagsmuster zu schwereren Dürreperioden führt.
Dies wirkt sich wiederum auf die landwirtschaftliche Produktion, die Vertei-
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 134
135 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
lung von Vegetation und Fauna, insbesondere in bergigen Gebieten, sowie
auf die Häufigkeit und Intensität von Waldbränden in Spanien aus, wie es der
massive Brand in der Sierra Bermeja nahe Málaga zeigt, bei dem innerhalb
von nur sechs Tagen 10.000 Hektar zerstört wurden.
Die Folgen des Klimawandels in Spanien werden immer deutlicher, mit häufigeren
und intensiveren extremen Wetterereignissen und Umweltstörungen.
Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass dringendes Handeln erforderlich
ist, um diese globale Krise zu bewältigen. Spanien, wie viele andere Länder,
muss umfassende Strategien umsetzen, die nachhaltige Praktiken priorisieren,
den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren und den Übergang zu sauberen
Energiequellen fördern.
Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastrukturresilienz,
die Stärkung der Frühwarnsysteme und die Umsetzung wirksamer
Strategien für das Katastrophenmanagement entscheidend, um die Auswirkungen
dieser extremen Wetterereignisse auf Gemeinschaften und Ökosysteme
zu minimieren.
Es ist entscheidend, Nachhaltigkeit in der Stadtplanung und Landnutzung zu
priorisieren, um sicherzustellen, dass zukünftige Entwicklungen die potenziellen
Risiken des Klimawandels berücksichtigen.
Darüber hinaus ist es unerlässlich, die Anpassungsstrategien und Resilienz
an die veränderten Klimamuster zu stärken. Dies umfasst den Ausbau robuster
Infrastrukturen, die extremen Wetterereignissen standhalten können,
die Einführung effektiver Wassermanagementsysteme und Maßnahmen
zum Schutz gefährdeter Küstengebiete vor steigenden Meeresspiegeln und
Sturmfluten.
Zusätzlich sind Investitionen in Frühwarnsysteme, die Verbesserung der
Notfallreaktion und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Risiken
des Klimawandels wichtige Elemente, um Resilienz auf individueller und
Gemeinschaftsebene aufzubauen.
Als Reaktion auf die eskalierenden Herausforderungen des Klimawandels
hat die spanische Regierung Schritte unternommen, um dem Problem entgegenzuwirken.
Es wurden Anstrengungen unternommen, erneuerbare Energiequellen
wie Solarenergie und Windkraft zu fördern, wobei erhebliche
Investitionen in die erneuerbare Energieinfrastruktur getätigt wurden.
Jedoch muss noch mehr getan werden. Experten und Wissenschaftler betonen
die Bedeutung, die Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu
beschleunigen und ehrgeizige Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels
zu ergreifen. Dazu gehört die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen
Brennstoffen, Investitionen in erneuerbare Energietechnologien und die
Einführung strengerer Vorschriften zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen.
Die Bewältigung des Klimawandels erfordert auch eine internationale
Zusammenarbeit aufgrund seiner globalen Auswirkungen. Spanien muss
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 136
137 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
gemeinsam mit anderen Ländern aktiv an globalen Klimaabkommen und
Initiativen teilnehmen, um ehrgeizige Ziele zur Begrenzung der globalen Erwärmung
und zur Minderung ihrer Auswirkungen zu erreichen.
Die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, Forschern und politischen
Entscheidungsträgern aus aller Welt kann den Austausch von Wissen, bewährten
Verfahren und innovativen Lösungen fördern, um dem Klimawandel
effektiv entgegenzuwirken.
umgesetzt und nachhaltige Praktiken gefördert werden, kann Spanien zu
den globalen Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels beitragen
und eine widerstandsfähigere und nachhaltigere Zukunft schaffen.
Die Herausforderungen des Klimawandels in Spanien und auf der ganzen
Welt sind erheblich und erfordern dringende und gemeinschaftliche
Maßnahmen. Angesichts der zunehmend häufigen und intensiven extremen
Wetterereignisse ist es von größter Bedeutung, Nachhaltigkeit, die Reduzierung
von Treibhausgasemissionen und den Aufbau von Widerstandsfähigkeit
zu priorisieren. Durch entschlossenes Handeln können wir jetzt die
schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels mildern und eine nachhaltigere
und widerstandsfähigere Zukunft für kommende Generationen schaffen.
Es ist eine Verantwortung, die wir uns selbst, den zukünftigen Generationen
und dem Planeten, den wir unser Zuhause nennen, schuldig sind.
Bildung und Bewusstsein spielen eine entscheidende Rolle, um ein gemeinsames
Verständnis der Herausforderungen des Klimawandels zu fördern. Indem
die Öffentlichkeit über wissenschaftliche Erkenntnisse und potenzielle
Konsequenzen informiert wird, können Einzelpersonen fundierte Entscheidungen
treffen und zu nachhaltigen Praktiken in ihrem täglichen Leben beitragen.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Stimmen von Wissenschaftlern
und Experten, die den Klimawandel erforschen, zu unterstützen und zu verstärken,
um politische Maßnahmen und Entscheidungsprozesse zu gestalten.
Obwohl die Warnungen beunruhigend sein mögen, dienen sie als Aufruf
zum Handeln. Spanien, zusammen mit anderen Nationen, muss mutige
Schritte unternehmen, um den Klimawandel anzugehen und Nachhaltigkeit
zu priorisieren.
Indem erneuerbare Energien gefördert, wirksame Anpassungsmaßnahmen
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 138
139 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 140
141 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Kurz Erklärt: El Niño und Klimawandel
El Niño ist ein meteorologisches und ozeanographisches Phänomen, das
in unregelmäßigen Abständen im tropischen Pazifik auftritt. Es wird
als ein Teil des sogenannten El Niño-Southern Oscillation (ENSO) -Systems
betrachtet, das auch La Niña einschließt. El Niño ist spanisch und
bedeutet "das Kind", weil es normalerweise kurz vor oder während der
Weihnachtszeit auftritt.
Das ENSO-System ist ein komplexes Zusammenspiel von Wechselwirkungen
zwischen dem Ozean und der Atmosphäre und hat weitreichende
Auswirkungen auf das Klima weltweit. El Niño tritt auf, wenn die normalen
Meeresströmungen entlang des Äquators schwächer werden oder sich
umkehren, wodurch warmes Oberflächenwasser vom westlichen Pazifik in
Richtung Osten strömt. Dadurch kommt es zu einer signifikanten Erwärmung
der Meeresoberfläche im zentralen und östlichen tropischen Pazifik.
Die Auswirkungen von El Niño sind vielfältig und können weltweit spürbar
sein. Zu den typischen Folgen zählen:
Veränderungen des Wettermusters: El Niño kann die Regenmuster beeinflussen
und zu Dürren in normalerweise feuchten Regionen und zu heftigen
Niederschlägen in anderen Gebieten führen. Dies kann Auswirkungen
auf die Landwirtschaft, Wasserversorgung und Waldbrände haben.
Auswirkungen auf die Meeresfauna: Die Änderungen der Wassertemperatur
können das Nahrungsangebot für viele Meeresorganismen beeinflussen
und Fischereiressourcen verändern.
Häufigere Tropenstürme: In einigen Regionen können sich während eines
El Niño-Ereignisses mehr tropische Stürme bilden.
Auswirkungen auf das globale Klima: El Niño kann die Oberflächentemperatur
der Erde beeinflussen und so zu globalen Temperaturanomalien
führen.
Auf der anderen Seite gibt es das Gegenteil von El Niño, genannt La Niña,
bei dem die normale Situation verstärkt wird, und es kommt zu einer Abkühlung
der Meeresoberflächentemperaturen im zentralen und östlichen
tropischen Pazifik.
Die Vorhersage von El Niño-Ereignissen ist wichtig, da sie es Regierungen
und Gemeinschaften ermöglicht, sich auf mögliche Auswirkungen vorzubereiten
und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um die Folgen zu mildern.
Klimamodelle und Beobachtungen sind derzeit die Hauptinstrumente
zur Vorhersage von ENSO-Ereignissen wie El Niño.
Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass der Klimawandel
eine Rolle bei der Intensivierung und Häufigkeit von El Niño-Ereignissen
spielen könnte. Der genaue Zusammenhang ist jedoch komplex
und noch nicht vollständig verstanden. Es ist wichtig zu betonen, dass El
Niño ein natürliches Klimaphänomen ist, das durch die Wechselwirkungen
zwischen dem Ozean und der Atmosphäre im tropischen Pazifik verursacht
wird.
Einige der aktuellen wissenschaftlichen Hypothesen und Beobachtungen
sind:
Zunahme der Intensität: Der Klimawandel könnte dazu beitragen, dass El
Niño-Ereignisse stärker werden. Durch die Erwärmung der Erdoberfläche
und der Meere könnten die Temperaturen im tropischen Pazifik noch
weiter ansteigen, was möglicherweise zu intensiveren El Niño-Ereignissen
führt.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 142
143 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 144
145 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Soziale Herausforderungen
Spanien steht vor einer Vielzahl sozialer Herausforderungen, die intensiv
diskutiert und debattiert werden. In den letzten Jahren haben sich bestimmte
Themen in der spanischen Gesellschaft in den Vordergrund gerückt,
während andere weiterhin kontrovers diskutiert werden.
Diese sozialen Probleme spiegeln die vielfältigen und sich entwickelnden
Aspekte der spanischen Gesellschaft wider und zeigen, dass es noch immer
Raum für Fortschritte gibt, um eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft
zu schaffen.
Ein wichtiges Thema, das in Spanien stark in den Fokus gerückt ist, ist der
Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Spanien hat hier mit dem beeindruckenden
Programm “VioGén” weltweit Anerkennung gefunden.
Es umfasst Maßnahmen zum Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt und
zur Unterstützung von Betroffenen. Doch trotz dieser Bemühungen bleibt
geschlechtsspezifische Gewalt nach wie vor ein drängendes Problem, das die
Gesellschaft herausfordert.
Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein weiteres zentrales Anliegen. Obwohl
Fortschritte in der Förderung der Rechte von Frauen und LGBTQ+-Personen
erzielt wurden, sind weitere Schritte notwendig, um eine echte Gleichberechtigung
zu erreichen. Hier spielen Themen wie die Einführung einer
Frauenquote in Unternehmen, die Förderung von Frauenrechten und Gesundheitsversorgung
sowie die Anerkennung der Geschlechtsidentität eine
entscheidende Rolle.
Auch der Umgang mit den Folgen des Klimawandels wird in Spanien kontrovers
diskutiert. Das Land ist von Hitze, Dürre und Waldbränden stark betroffen,
was die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise
verdeutlicht. Die Regierung von Pedro Sánchez hat sich ehrgeizige Ziele
für grüne Energie gesetzt, während die Opposition unterschiedliche Ansätze
verfolgt, insbesondere in Bezug auf Kernkraft und erneuerbare Energien.
Spanien hat sich in den letzten Jahren als progressiver Vorreiter in Bezug auf
soziale Fortschritte und Gleichberechtigung erwiesen. Verschiedene soziale
Errungenschaften zeichnen das Land als ein Beispiel für den erfolgreichen
Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt, die Förderung der Gleichberechtigung
und Inklusion von Menschen unterschiedlicher Geschlechtsidentitäten
sowie die Stärkung der Frauenrechte aus.
Spaniens Arbeitsmarkt bleibt eine Herausforderung, besonders für die junge
Generation. Die jungen Spanier kämpfen mit hoher Arbeitslosigkeit und befristeten
Verträgen, die ihre finanzielle Unabhängigkeit beeinträchtigen.
Die kürzlich verabschiedete Arbeitsmarktreform soll die Unsicherheit mindern,
doch ihre langfristige Wirkung bleibt abzuwarten.
Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt
Spanien hat mit dem Programm "VioGén" ein beeindruckendes Instrument
geschaffen, das als weltweit einzigartig gilt. Dieses Programm hat
sich dem Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt verschrieben und bietet
umfangreiche Unterstützung für Betroffene. Durch spezielle Gerichte und
harte Strafen für häusliche Gewalt hat Spanien effektive Maßnahmen ergriffen,
um Frauen vor Gewalttätern zu schützen.
Die Verwendung von GPS-Armbändern für Täter, die Kontaktverbote missachten,
ist ein weiterer innovativer Ansatz, der dazu beiträgt, die Sicherheit
der Opfer zu gewährleisten.
Rechte und Gesundheitsversorgung für Frauen
Spanische Frauen haben das Recht, sich bei Menstruationsschmerzen
krankzumelden und werden dennoch bezahlt. Diese Anerkennung der
körperlichen Bedürfnisse von Frauen stärkt ihre Rechte und ihre Position im
Arbeitsleben. Zudem ist die Pille danach kostenlos verfügbar, was Frauen eine
bessere Gesundheitsversorgung und mehr Selbstbestimmung ermöglicht.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 146
147 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Gleichberechtigung in der Geschlechtsidentität
Spanien hat einen
wichtigen Schritt zur
Anerkennung der Geschlechtsidentität
unternommen,
indem es z.B.
Personen ab 16 Jahren
ermöglicht, ihren Geschlechtseintrag
unkompliziert
zu ändern.
Dies ist ein bedeutender
Schritt für die Anerkennung
der Rechte von
Menschen unterschiedlicher
Geschlechtsidentitäten.
Gleichgeschlechtliche Ehe
Spanien war bereits 2005 eines der ersten Länder weltweit, das die gleichgeschlechtliche
Ehe legalisierte. Dieser Schritt markierte einen Meilenstein
für die LGBTQ+-Gemeinschaft und setzte ein wichtiges Zeichen für die
Gleichstellung von Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.
Frauenquote in Unternehmen
Die spanische Regierung hat ein Gesetz verabschiedet, das eine Frauenquote
von 40 Prozent in Aufsichtsräten von größeren Unternehmen
vorschreibt. Diese Maßnahme soll die Geschlechtergleichstellung in
wirtschaftlichen Entscheidungsgremien fördern und die Präsenz von Frauen
in Führungspositionen stärken.
Paritätisches Elterngeld
In Spanien wird das Elterngeld paritätisch aufgeteilt, was bedeutet, dass
sowohl Mütter als auch Väter gleichermaßen die Möglichkeit haben, Elternzeit
zu nehmen und die Verantwortung für die Betreuung der Kinder zu
teilen. Diese Maßnahme fördert die Gleichstellung der Geschlechter in der
Familie und trägt dazu bei, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen.
Klimawandel
Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels ist in Spanien ein äußerst
kontroverses Thema, das die politische Landschaft spaltet. Das Land
ist von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen, da es
regelmäßig mit extremen Hitzeperioden, Dürren und verheerenden Waldbränden
konfrontiert ist. Angesichts dieser Herausforderungen hat die Regierung
von Pedro Sánchez ehrgeizige Ziele für grüne Energie und die Umwandlung
der Wirtschaft in eine klimafreundliche Richtung gesetzt. Auf der
anderen Seite gibt es jedoch auch eine Opposition von Parteien wie der Partido
Popular (PP), die unterschiedliche Ansätze und Prioritäten in Bezug auf
den Klimaschutz haben.
Erneuerbare Energien
Die Regierung von Pedro Sánchez hat sich das Ziel gesetzt, Spanien zu
einem Vorreiter in Bezug auf erneuerbare Energien zu machen. Dafür
hat sie verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Nutzung von sauberer
Energie zu fördern und den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Ein
bedeutender Schritt war beispielsweise das Verbot neuer Erdöl- und Erdgasbohrungen,
das die Regierung im Jahr 2019 beschlossen hat. Zusätzlich
wurden Förderungen für erneuerbare Energieprojekte erhöht, um den Ausbau
von Solar- und Windenergieanlagen zu unterstützen.
Die PP hingegen setzt eher auf eine Fortführung der bestehenden Ener-
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 148
149 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
giepolitik, einschließlich der Kernkraft. Die Partei hat vorgeschlagen, die
Laufzeit der bestehenden Kernkraftwerke zu verlängern, um die Energieversorgung
zu sichern. Dieser Ansatz stößt bei vielen Klimaschützern auf Kritik,
da Kernkraftwerke zwar keine CO2-Emissionen verursachen, aber mit
Problemen wie radioaktiven Abfällen und potenziellen Sicherheitsrisiken
verbunden sind.
Ein weiterer Streitpunkt ist die Gebührenregelung für erneuerbare Energieprojekte.
Die PP hat vorgeschlagen, Gebühren für den Anschluss erneuerbarer
Energieanlagen an das Stromnetz zu erheben, um angebliche zusätzliche
Kosten für die Netzstabilität auszugleichen.
Befürworter erneuerbarer Energien sehen dies jedoch als Rückschritt und
Argumentation gegen den Ausbau der sauberen Energieerzeugung.
In Spanien gibt es also unterschiedliche Ansätze und Visionen für den
Umgang mit dem Klimawandel. Die Regierung von Pedro Sánchez verfolgt
das Ziel, Spanien zu einem Vorreiter im Bereich erneuerbarer Energien zu
machen und den Kohleausstieg bis 2030 zu erreichen. Die PP hingegen setzt
eher auf eine Fortführung der bestehenden Energiepolitik, die auch Atomkraft
und Gebühren für erneuerbare Energieprojekte einschließt.
Die Debatte um den Klimawandel ist in Spanien leidenschaftlich und komplex.
Während die einen eine mutige Umstellung auf erneuerbare Energien
fordern, sehen die anderen die Notwendigkeit, die bestehenden Energieressourcen
zu nutzen, um eine sichere und zuverlässige Energieversorgung zu
gewährleisten.
Letztendlich steht Spanien vor der Herausforderung, einen Weg zu finden,
um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen und gleichzeitig die Bedürfnisse
und Interessen aller Bürgerinnen und Bürger zu berücksichtigen.
Die Zukunft des Landes und seine Rolle im globalen Kampf gegen den Klima
wandel hängen von den Entscheidungen und Maßnahmen ab, die von der
Politik und der Gesellschaft gemeinsam getroffen werden.
Elektromobilität
Elektromobilität hat in Spanien einen hohen Stellenwert in der Energieund
Klimapolitik. Die spanische Regierung hat sich das Ziel gesetzt, den
Verkehrssektor zu dekarbonisieren und bis 2050 klimaneutral zu gestalten,
im Einklang mit den Zielen der Europäischen Union. Die Förderung der
Elektromobilität spielt dabei eine zentrale Rolle, um den CO2-Ausstoß zu
reduzieren und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.
Bisher verkaufen sich in Spanien vor allem nicht aufladbare Hybride besser
als vollelektrische Fahrzeuge. Laut Angaben des Fahrzeugherstellerverbands
Anfac wurden im Jahr 2022 knapp 243.300 Hybridfahrzeuge ohne Ladeoption
verkauft, während nur etwa 48.200 aufladbare Hybride und knapp
36.500 batterieelektrische Fahrzeuge verkauft wurden. Der Markt für Elektrofahrzeuge
ist noch stark fragmentiert, aber es gibt einige Modelle, die besonders
beliebt sind, wie der Tesla Model 3, der Fiat 500 und der Tesla Model
Y bei den vollelektrischen Pkw.
Ein Grund für die langsamere Verbreitung der Elektromobilität in Spanien
ist der Preisunterschied zu herkömmlichen Fahrzeugen sowie Schwierigkeiten
bei der Nutzung. Die Infrastruktur für das Laden von Elektrofahrzeugen
muss weiter ausgebaut werden, um die Reichweitenangst zu reduzieren und
die Nutzung von Elektrofahrzeugen zu erleichtern. Ende 2021 gab es in Spanien
rund 13.400 öffentlich zugängliche Ladepunkte, aber laut Anfac müsste
diese Zahl etwa verdoppelt werden, um den Bedarf bis 2030 zu decken.
Trotz der Herausforderungen hat die spanische Regierung eine klare Vision
für die Elektromobilität. Der Energie- und Klimaplan der Regierung sieht
vor, bis 2030 einen Fahrzeugpark von 5 Millionen elektrisch betriebenen
Fahrzeugen zu erreichen, darunter 3 Millionen Elektro-Pkw und 2 Millionen
Lieferwagen, Autobusse und Motorräder. Bis 2040 sollen alle neu zugelassenen
Pkw und leichten Nutzfahrzeuge ohne CO2-Ausstoß auskommen.
Um diese Ziele zu erreichen, hat die Regierung das Programm Moves III
ins Leben gerufen, das den Kauf von Elektrofahrzeugen und die Installation
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 150
151 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
von Ladepunkten fördert. Mit einem Budget von 1,2 Milliarden Euro wurde
Moves III bis Ende November 2022 von über 90.000 Antragstellern gut angenommen.
Das Programm ist ein wichtiger Schritt, um die Elektromobilität
in Spanien weiter voranzutreiben und das Land zu einem Vorreiter in der
grünen Mobilität zu machen.
Elektromobilität ist nicht nur in den großen Städten, sondern auch in ländlichen
Gebieten möglich. Ein Beispiel dafür ist die Provinz Badajoz, die zu einem
Vorreiter in Elektromobilität geworden ist. Im Rahmen des Programms
Movem wurden hier 6 Millionen Euro für den Kauf von 200 Fahrzeugen
und den Ausbau von öffentlichen Ladestationen investiert. Dies zeigt, dass
Elektromobilität auch außerhalb der Ballungszentren ein Konzept für eine
nachhaltige Mobilität sein kann.
Insgesamt ist Elektromobilität in Spanien auf dem Vormarsch und die spanische
Regierung ist entschlossen, die Transformation hin zu einer klimafreundlichen
Mobilität voranzutreiben. Die Förderung von Elektrofahrzeugen
und der Ausbau der Ladeinfrastruktur sind dabei zentrale Bausteine, um die
klimapolitischen Ziele zu erreichen und Spanien zu einem Vorreiter in der
Elektromobilität zu machen.
Solarenergie
Solarenergie hat in den letzten Jahren in Spanien einen beeindruckenden
Boom im Ausbau erneuerbarer Energien erlebt, insbesondere im Bereich
der Solaranlagen. Die Solarkapazität hat sich innerhalb kurzer Zeit auf rund
19 Gigawatt nahezu vervierfacht. Im Gegensatz dazu verläuft der Ausbau
erneuerbarer Energien in Deutschland langsamer, und es gibt Diskussionen
darüber, wie viel in welche grünen Technologien investiert werden sollte.
Der Erfolg Spaniens beim Ausbau erneuerbarer Energien kann auf eine
klare politische Strategie zurückgeführt werden. Während in Deutschland
verschiedene Optionen und Richtungen debattiert werden, hat Spanien eine
klare politische Vorgabe für den Ausbau erneuerbarer Energien festgelegt.
Diese klare Richtlinie hat es ermöglicht, dass die Solarkapazität in kürzester
Zeit erheblich gesteigert wurde.
Der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien in Spanien ist nicht nur für das
Land selbst von Bedeutung, sondern hat auch potenziell positive Auswirkungen
auf die gesamte Europäische Union. Ein größerer Anteil erneuerbarer
Energien in Spanien könnte dazu beitragen, dass die EU weniger abhängig
von russischem Gas wird und die Energiesicherheit in der Region gestärkt
wird.
Spanien hat die Chance ergriffen, erneuerbare Energien gezielt zu fördern
und als zentralen Bestandteil der Energiepolitik zu etablieren. Die Investitionen
in Solarenergie haben dazu geführt, dass das Land in diesem Bereich
zu einem Vorreiter in Europa geworden ist. Die Nutzung von Sonnenenergie
als saubere und nachhaltige Energiequelle kann nicht nur zur Reduzierung
der CO2-Emissionen beitragen, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen
Brennstoffen verringern und langfristig eine klimafreundliche Energieversorgung
ermöglichen.
Spanien könnte mit seinem Erfolg bei der Solarenergie als Vorbild für andere
EU-Länder dienen, um den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben
und die gemeinsamen Ziele der EU in Bezug auf Klimaschutz und Energiewende
zu erreichen. Eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien in
Europa könnte nicht nur zur Verbesserung der Umwelt beitragen, sondern
auch neue Chancen für Arbeitsplätze und Innovationen schaffen.
Arbeitsmarkt
Die Arbeitsmarktsituation in Spanien ist seit langem ein kontrovers diskutiertes
Thema, das die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des
Landes maßgeblich beeinflusst. Insbesondere für die junge Generation stellt
der Arbeitsmarkt eine Achillesferse dar, da sie mit erheblichen Unsicherheiten
und Herausforderungen konfrontiert ist.
Die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Spanierinnen und Spaniern ist ein
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 152
153 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
zentrales Problem. Aktuell ist etwa ein Drittel der jungen Bevölkerung in
Spanien arbeitslos, und diejenigen, die eine Anstellung finden, haben häufig
befristete Verträge mit kurzen Laufzeiten. Dies führt zu einer hohen Fluktuation
in Beschäftigungsverhältnissen und einem Mangel an finanzieller
Stabilität.
Die Situation hat gravierende Auswirkungen auf die Lebensplanung und
wirtschaftliche Unabhängigkeit der jungen Menschen. Viele sind gezwungen,
länger bei ihren Eltern zu wohnen, da sie sich aufgrund der unsicheren
Arbeitsverhältnisse kein eigenständiges Leben leisten können. Die damit
einhergehende finanzielle Unsicherheit erschwert es ihnen, wichtige Lebensentscheidungen
zu treffen und langfristige Pläne zu schmieden.
Die jüngsten Bemühungen der Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez
zur Reform des Arbeitsmarkts zielen darauf ab, diese Unsicherheiten
zu reduzieren und die Beschäftigungsbedingungen zu verbessern. Die Arbeitsmarktreform
enthält neue Regelungen für befristete Arbeitsverhältnisse,
die stärker eingeschränkt werden sollen. Zudem sollen Formen der dualen
Ausbildung gefördert werden, um die berufliche Qualifizierung junger Menschen
zu verbessern. Auch das Eindämmen von Tarifvertragsumgehungen
durch Outsourcing-Maßnahmen steht auf der Agenda.
Die Effekte dieser Reform sind jedoch noch nicht abschließend zu bewerten.
Während die Regierung von einer Rekordanzahl an unbefristeten Verträgen
berichtet, bleibt abzuwarten, ob die Reform langfristig zu einer nachhaltigen
Verbesserung der Arbeitsmarktsituation führen wird. Experten betonen,
dass die langfristigen Auswirkungen erst im Laufe des Jahres sichtbar
werden dürften.
Vier-Tage-Woche
Die Arbeitsmarktlandschaft in Spanien befindet sich im Wandel, und die
Einführung einer vielversprechenden Initiative zur Vier-Tage-Woche
bei vollem Lohnausgleich zeigt deutlich das Bestreben, die Work-Life-Balance
der Arbeitnehmer zu verbessern. Immer mehr Menschen in Spanien,
insbesondere jüngere Arbeitnehmer, begrüßen die Idee einer kürzeren Arbeitswoche,
da sie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglicht.
Die Regierung in Madrid hat beschlossen, diesen innovativen Vorschlag zu
testen, indem sie finanzielle Unterstützung für Unternehmen mit weniger als
250 Beschäftigten bereitstellt. Für den Versuch wurden insgesamt 9,6 Millionen
Euro reserviert, und interessierte Unternehmen haben einen Monat
Zeit, sich zu bewerben. Diese Testphase bietet eine einzigartige Möglichkeit,
die Machbarkeit und Auswirkungen einer Vier-Tage-Woche in der Praxis zu
evaluieren.
Die Einführung einer Vier-Tage-Woche würde bedeuten, dass Arbeitnehmer
anstatt der üblichen fünf Tage nur vier Tage pro Woche arbeiten, wobei
sie den vollen Lohnausgleich erhalten. Diese Maßnahme könnte dazu beitragen,
den Arbeitsstress zu reduzieren, die Produktivität zu steigern und die
Lebensqualität der Beschäftigten zu erhöhen. Eine verbesserte Work-Life-
Balance ist insbesondere in Zeiten zunehmender Arbeitsanforderungen und
-belastungen von großer Bedeutung.
Die Initiative verdeutlicht auch, dass sich die Arbeitswelt im Umbruch befindet
und Arbeitnehmer verstärkt nach flexibleren Arbeitszeitmodellen und
-bedingungen suchen. Die Einführung der Vier-Tage-Woche könnte daher
nicht nur in Spanien, sondern auch in anderen Ländern als wegweisendes
Experiment dienen, um die Arbeitskultur zu modernisieren und den Bedürfnissen
der Arbeitnehmer gerecht zu werden.Obwohl der Testlauf zunächst
nur für Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten geplant ist, könnte
der Erfolg und die Akzeptanz der Vier-Tage-Woche möglicherweise dazu
führen, dass diese Idee in Zukunft auf eine breitere Palette von Unternehmen
und Branchen ausgedehnt wird.
Insgesamt zeigt sich Spanien mit diesem Vorstoß als Vorreiter in Richtung
einer modernen und zukunftsorientierten Arbeitskultur, die den Arbeitsmarkt
an die Bedürfnisse und Wünsche der Arbeitnehmer anpasst und eine
gesündere, flexiblere und produktivere Arbeitsumgebung schafft.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 154
155 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Der Testlauf der Vier-Tage-Woche ist zweifellos ein bedeutender Schritt auf
dem Weg zu einer Arbeitswelt, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Insgesamt bleibt die Arbeitsmarktsituation in Spanien jedoch eine Herausforderung,
die eine umfassende und nachhaltige Lösung erfordert.
Die Sicherung von stabilen Beschäftigungsverhältnissen und wirtschaftlicher
Unabhängigkeit für die junge Generation ist ein zentrales Anliegen,
das nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen verbessert, sondern auch
langfristige positive Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben kann.
Es bedarf weiterer Anstrengungen von Politik und Wirtschaft, um die Arbeitsmarktbedingungen
in Spanien nachhaltig zu verbessern und jungen Menschen
eine bessere Zukunftsperspektive zu bieten.
Bewertung der Wirtschaftspolitik
Spaniens Wirtschaft erlebt ein bemerkenswertes Wachstum von 2,5 Prozent,
während der Durchschnitt des Euro-Raums bei lediglich 0,9 Prozent liegt.
Diese Differenz zeigt, dass die politischen Maßnahmen der spanischen Sozialdemokraten
unter der Führung von Ministerpräsident Pedro Sánchez
positive Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes haben könnten.
Ein Faktor, der zu diesem schnellen Wachstum beigetragen hat, ist die Arbeitsmarktreform.
Indem sie die Arbeitsgesetze gelockert und den Einstieg in
den Arbeitsmarkt erleichtert haben, versuchen die spanischen Behörden, die
Beschäftigungsquote zu erhöhen. Flexiblere Arbeitsbedingungen könnten
Unternehmen dazu ermutigen, mehr Mitarbeiter einzustellen und somit das
Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Ein weiterer Aspekt ist die Anhebung der Mindestlöhne. Durch die Erhöhung
des Mindestlohns möchte die Regierung das Einkommen der Arbeitnehmer
steigern und gleichzeitig den Binnenkonsum ankurbeln. Ein höherer Mindestlohn
kann dazu führen, dass die Verbraucher mehr Geld ausgeben und
somit die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen steigt. Dies könnte
sich positiv auf die Wirtschaft auswirken.
Trotz dieser positiven Aussichten birgt das schnelle Wirtschaftswachstum
auch Risiken. Eine der besorgniserregenden Folgen ist die steigende Staatsverschuldung.
Um das Wachstum zu unterstützen, hat die Regierung
möglicherweise höhere Ausgaben und Investitionen getätigt. Dies kann
jedoch zu einem Anstieg der öffentlichen Schulden führen, wenn die Einnahmen
nicht mit den Ausgaben Schritt halten.
Eine erhöhte Staatsverschuldung kann langfristig zu finanziellen Herausforderungen
führen, da die Regierung mehr Geld für den Schuldendienst
aufbringen muss, was die Möglichkeiten für andere Investitionen und Sozialprogramme
einschränken könnte.
Zusätzlich besteht die Gefahr steigender Zinsen. Wenn die internationalen
Gläubiger Bedenken hinsichtlich der Schuldenlast Spaniens haben, könnten
sie höhere Zinsen für die Kredite verlangen. Dies würde die Schuldentilgung
erschweren und das Land vor finanzielle Schwierigkeiten stellen.
Um diese potenziellen Probleme anzugehen, muss die Regierung ein ausgewogenes
und nachhaltiges Wirtschaftswachstum anstreben. Dies könnte
bedeuten, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Staatsausgaben
zu kontrollieren und effiziente Steuerpolitiken umzusetzen, um die Einnahmen
zu steigern.
Auch die Förderung von langfristigen Investitionen und die Diversifizierung
der Wirtschaft könnten helfen, die Abhängigkeit von bestimmten Sektoren
zu verringern und die wirtschaftliche Resilienz zu stärken.
Insgesamt ist das schnelle Wirtschaftswachstum Spaniens ein vielversprechendes
Zeichen für die positive Wirkung der politischen Maßnahmen. Allerdings
muss die Regierung die langfristigen Auswirkungen auf die Staatsverschuldung
und die finanzielle Stabilität sorgfältig im Blick behalten, um eine
nachhaltige und stabile Wirtschaftsentwicklung sicherzustellen.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 156
157 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Politische Herausforderungen
In Spanien sind sechs Parteien oder Parteienbündnisse im Parlament vertreten
und landesweit aktiv: Die sozialdemokratische Spanische Sozialistische
Arbeiterpartei (Partido Socialista Obrero Español, PSOE), die konservative
Volkspartei (Partido Popular, PP), die rechtsnationale VOX, das linke Bündnis
Unidas Podemos (bestehend aus Podemos und Izquierda Unida), die liberale
Ciudadanos (C’s) und die links-ökologische Más País. Zusätzlich spielen
regionale Parteien aufgrund der verschiedenen Nationalitäten innerhalb
Spaniens eine wichtige Rolle.
Bis Mitte der 1980er Jahre blieb die spanische Parteienlandschaft über drei
Jahrzehnte hinweg bemerkenswert stabil, im Gegensatz beispielsweise zur
Situation in Italien. Jedoch änderte sich dies mit den Europawahlen 2014
und den Regional- und Kommunalwahlen im Mai 2015. Neben den bereits
etablierten Parteien PSOE, PP, IU und UPyD traten die neue Linkspartei Podemos
sowie die bisher vorwiegend in Katalonien präsente Partei Ciudadanos
(C’s) und später VOX (bei den spanischen Parlamentswahlen im April
2019) auf landesweiter Ebene in Erscheinung.
Vox wurde als Reaktion auf die politische Entwicklung in Spanien gegründet
und erlangte in den letzten Jahren zunehmende Popularität. In der Vergangenheit
war Spanien von einem Zwei-Parteien-System geprägt, in dem
die konservative Volkspartei (PP) und die sozialistische Partei (PSOE) die
politische Landschaft dominierten. Dies änderte sich jedoch mit dem Aufkommen
von Vox im Jahr 2013 und der Herausbildung populistischer rechter
Strömungen in Europa.
Vox hat es geschafft, eine gewisse Unterstützung in Teilen der spanischen
Bevölkerung zu gewinnen, die unzufrieden mit den etablierten Parteien war.
Besonders in konservativen Regionen wie Madrid fand Vox Anklang bei
Wählern, die die PP als nicht rechtsgerichtet genug empfanden. Die Partei
hat ihre populistische Agenda genutzt, um sich als Stimme des “Volkes” zu
präsentieren und Themen wie Immigration, nationale Identität und Souveränität
zu betonen.
Nach den Regionalwahlen im Juli 2023 zeichnet sich ab, dass die konservative
PP nicht die absolute Mehrheit erreichen wird. Somit müssen Koalitionspartner
gefunden werden, um eine Regierung zu bilden. Obwohl die PP in
der Vergangenheit angekündigt hatte, nicht mit Vox zusammenzuarbeiten,
scheint sie jetzt zunehmend bereit zu sein, die Unterstützung von Vox zu
akzeptieren, um eine Regierung zu bilden.
Die Möglichkeit einer Koalition mit Vox birgt jedoch Risiken für die PP. Vox
vertritt radikale Ansichten, leugnet die Existenz geschlechtsbasierter Gewalt
und möchte den Begriff “Gewalt gegen Frauen” aus offiziellen Mitteilungen
streichen. Eine Zusammenarbeit mit einer solchen Partei könnte zu einem
Imageverlust führen und die politische Landschaft in Spanien weiter polarisieren.
Die Parlamentswahl in Spanien am 23. Juli 2023 hat das Land vor Augen
geführt, wie tief die politische Spaltung in der Gesellschaft verankert ist. Der
Wahlkampf wurde von einer immer aggressiveren Rhetorik zwischen den
politischen Lagern geprägt, wobei Gegner niedergebrüllt und Diskussionen
immer mehr von persönlichen Angriffen überschattet wurden. Diese zunehmende
Polarisierung hat das demokratische Miteinander in Spanien auf
eine harte Probe gestellt und verdeutlicht, dass das Land nicht immun gegen
rechtspopulistische Ideen ist.
Bis vor Kurzem sah sich Spanien oft als “Insel der Glückseligen” gegenüber
dem Rechtspopulismus, da das kollektive Gedächtnis der Franco-Diktatur
Widerstand gegen extremistische Ideen suggerierte. Doch mit dem Aufstieg
der rechtspopulistischen Partei Vox änderte sich das Bild. Vox gelang
es, sich aus dem Schatten zu lösen und in die politische Arena einzutreten.
2018 zog die Partei mit elf Prozent der Stimmen ins Regionalparlament von
Andalusien ein und erwies sich als möglicher Koalitionspartner für andere
rechtskonservative Parteien.
Die Volkspartei (PP), eine etablierte konservative Partei, hat dabei von Vox
gelernt und sich deren aggressiver Taktiken bedient, um ihre politische
Agenda voranzutreiben. Während des Wahlkampfs für die vorgezogene
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 158
159 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Parlamentswahl nutzte die PP beispielsweise die Briefwahl, um Zweifel
am demokratischen Prozess zu säen. Die spanische Post (Correos) musste
sich gegen Anschuldigungen des konservativen Spitzenkandidaten Alberto
Núñez Feijóo verteidigen, dass das Briefwahlverfahren in Spanien nicht sicher
sei. Diese Methode zielte darauf ab, Misstrauen gegenüber demokratischen
Institutionen zu schüren und die Stimmung im Land weiter anzuheizen.
Ein weiteres Beispiel ist der Wahltag selbst. Als aufgrund eines Tunnelbrandes
vorübergehend keine Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Valencia
und Madrid verkehrten, deuteten Stimmen aus der PP einen Zusammenhang
mit der Wahl an, um die Regierung in Misskredit zu bringen und das
Vertrauen in den demokratischen Prozess zu erschüttern.
Allerdings ist die Linke ebenfalls nicht frei von Schuld an der Verschärfung
der politischen Polarisierung. Ministerpräsident Pedro Sánchez verweigerte
Gespräche mit vermeintlich konservativen Medien, und sein Koalitionspartner
Unidas Podemos ging mit Kritikern oft rücksichtslos und beleidigend
um, indem sie sie mit diffamierenden Begriffen wie “Nazi”, “Faschist” oder
“Macho” bezeichneten. Diese Art des Diskurses und die fehlende Bereitschaft
zum Dialog trugen dazu bei, dass die politische Spaltung auf die gesamte
Gesellschaft übergriff und das Miteinander ins Wanken geriet.
Besonders bedenklich ist das gezielte Säen von Zweifeln an demokratischen
Institutionen und Prozessen, da dies langfristig die liberale Demokratie gefährden
kann. Diskurse werden vergiftet, Menschen verunsichert und das
Vertrauen in die demokratischen Grundwerte untergraben. Es ist entscheidend,
dass die demokratischen Kräfte in Spanien erkennen, welche Gefahren
in diesem Verhalten liegen, und einen konstruktiveren Weg einschlagen, um
das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die demokratischen Institutionen
wiederherzustellen.
Europas Christdemokraten sollten aus den Entwicklungen in Spanien lernen
und aufhören, Methoden rechtspopulistischer Kräfte zu kopieren. Stattdessen
müssen sie sich als verantwortungsbewusste demokratische Konservative
präsentieren und sich gegen rechtsextreme Tendenzen entschieden zur
Wehr setzen. Nur so können sie langfristig ihre Position als tragende Säule
der Demokratie in Europa behaupten und den extremistischen Kräften erfolgreich
entgegentreten.
Die demokratischen Parteien in Spanien müssen aus dem politischen Patt
bei der Wahl die richtigen Lehren ziehen. Es ist dringend erforderlich, den
respektvollen Dialog wiederherzustellen und eine Kultur des Miteinanders
zu fördern. Die Politik lebt von Kompromissen, Verhandlungen und dem
Versuch, zu überzeugen, anstatt ideologische Fronten aufzubauen und die
Position des politischen Gegners zu dämonisieren.
Spanien braucht eine Politik der Zusammenarbeit und des Austauschs,
um die politische Spaltung zu überwinden und eine stabile Regierung zu
bilden. Die demokratischen Kräfte sollten sich darauf konzentrieren, die
Bedürfnisse der Wählerinnen und Wähler ernst zu nehmen, die politische
Agenda zu verfeinern und konstruktive Lösungen für die Herausforderungen
des Landes zu finden. Nur durch ein gemeinsames Engagement für die
demokratischen Grundwerte kann Spanien die politische Spaltung überwinden
und eine geeinte, starke Gesellschaft aufbauen.
Ein möglicher Rechtsruck und die Beteiligung von Vox an der Regierung
könnten auch internationale Auswirkungen haben. Spanien spielt eine wichtige
Rolle in der Europäischen Union und hat derzeit die EU-Präsidentschaft
inne. Die EU ist mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, und Spaniens
Rolle als “Goldene Präsidentschaft” ist von großer Bedeutung.
Es wird entscheidend sein, wie die PP in einer Koalition mit Vox in Fragen
der Außenpolitik agieren wird. Wenn die PP in der Lage ist, die Kontrolle
über die Außenpolitik zu behalten und eine einheitliche Linie mit der PSOE
beizubehalten, könnte sich Spaniens Image in der Welt nicht wesentlich ändern.
Allerdings besteht die Gefahr, dass interne Meinungsverschiedenheiten
die Effizienz und Glaubwürdigkeit der spanischen Regierung beeinträchtigen
könnten.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 160
161 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Kurz Erklärt: Populisten im Vormarsch
Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als Präsident der Vereinigten
Staaten im Jahr 2017 hat sich eine bemerkenswerte Entwicklung in der
politischen Parteienlandschaft weltweit vollzogen. Der rechtsgerichtete Populismus
erlebte einen Aufschwung, während populistische Führer und autokratische
Politiker zunehmend an Beliebtheit gewinnen. Diese Bewegung
hat nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Teilen der Welt spürbare
Auswirkungen gezeigt. Einige der bekanntesten Beispiele sind Jair Bolsonaro
in Brasilien, Marine Le Pen in Frankreich und die Alternative für Deutschland
(AfD) in Europa.
Donald Trump und der Aufstieg des rechtsgerichteten Populismus
Donald Trump trat sein Amt als 45. Präsident der Vereinigten Staaten mit
einer populistischen Rhetorik und einer "America First"-Agenda an. Seine
Kampagne stützte sich auf nationalistische, anti-immigrantische und protektionistische
Standpunkte, die bei vielen Menschen auf Resonanz stießen.
Trump versprach, die Interessen des "einfachen Volkes" zu vertreten und
versuchte, eine vermeintliche Elite und das politische Establishment zu
bekämpfen.
Während seiner Amtszeit wurden Themen wie Einwanderung, Handel und
internationale Zusammenarbeit zum Zentrum der politischen Debatte.
Trumps polarisierender Stil und seine populistische Agenda spalteten die
amerikanische Gesellschaft und führten zu einer tiefen Polarisierung.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 162
163 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Jair Bolsonaro in Brasilien: Der "Trump der Tropen"
Jair Bolsonaro, der ehemalige Militärkapitän und Kongressabgeordnete,
wurde 2018 zum Präsidenten von Brasilien gewählt und wird oft als der
"Trump der Tropen" bezeichnet. Bolsonaro stützt sich auf eine rechtsgerichtete
Plattform, die auf Law-and-Order-Politik, Wirtschaftsliberalismus
und eine harte Hand gegen Kriminalität und Korruption setzt.
Seine populistische Rhetorik und kontroverse Aussagen haben ihm eine
treue Anhängerschaft eingebracht, während er gleichzeitig starke Kritik von
Menschenrechtsaktivisten, Umweltschützern und der internationalen Gemeinschaft
erfahren hat. Bolsonaros Regierung steht in der Kritik wegen
ihrer Politik gegen indigene Völker und Umweltschutzmaßnahmen im Amazonasgebiet.
Marine Le Pen und der Aufstieg des Rechtspopulismus in Frankreich
Marine Le Pen, die Vorsitzende der französischen Partei Rassemblement National
(ehemals Front National), ist eine prominente Vertreterin des rechtspopulistischen
Spektrums in Europa. Sie verfolgt eine anti-europäische, anti-immigrantische
Agenda und betont den Schutz nationaler Identität und
Souveränität.
Obwohl Le Pen bei der Präsidentschaftswahl 2017 nicht erfolgreich war, hat
sie ihre Position in der französischen Politik gefestigt und ihre Partei gewinnt
an Zustimmung. Die Zunahme der Unterstützung für rechtspopulistische
Bewegungen hat das politische Klima in Frankreich geprägt und die traditionellen
Parteien herausgefordert.
Die Alternative für Deutschland (AfD) in Deutschland
Die Alternative für Deutschland (AfD) ist eine rechtspopulistische Partei in
Deutschland, die seit ihrer Gründung im Jahr 2013 starken Zulauf erhalten
hat. Die AfD hat sich vor allem gegen die deutsche Einwanderungspolitik
und die Europäische Union ausgesprochen.
Die Partei nutzt anti-immigrantische und nationalistische Rhetorik, um Unterstützung
zu gewinnen und hat sich als führende Oppositionskraft etabliert.
Ihr Erfolg bei den Landtagswahlen und der Einzug in den Bundestag haben
die deutsche Politik grundlegend verändert und zu einer erhöhten Polarisierung
beigetragen.
Auswirkungen des Rechtsrucks:
Der Aufstieg des rechtsgerichteten Populismus hat zu einer zunehmenden
Polarisierung und Spaltung der Gesellschaften geführt. Populistische Führer
und autokratische Politiker haben oft einfache Lösungen für komplexe Probleme
versprochen und dabei Feindbilder geschaffen, um Unterstützung zu
gewinnen.
Diese Entwicklung hat auch die internationale Zusammenarbeit und das
Vertrauen in demokratische Institutionen beeinträchtigt. Die Politik der
Abschottung, nationalistische Tendenzen und die Ablehnung multilateraler
Zusammenarbeit haben zu Spannungen zwischen Ländern geführt und internationale
Beziehungen belastet.
Fazit:
Der Aufstieg des rechtsgerichteten Populismus und die Beliebtheit von populistischen
und autokratischen Führern wie Donald Trump, Jair Bolsonaro,
Marine Le Pen und der AfD haben die politische Landschaft weltweit
verändert. Die Zunahme nationalistischer und anti-immigrantischer Standpunkte
hat zu einer tiefen Polarisierung und Spaltung der Gesellschaften geführt.
Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Zukunft der Demokratie,
internationale Beziehungen und die Bewältigung globaler Herausforderungen
sind von großer Bedeutung und bleiben Gegenstand intensiver Debatten.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 164
165 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 166
167 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Teil 4
Spanien als
Auswanderungsziel
• Spanien Für Auswanderer
• Entscheidungshilfe
• Vergleich zwischen Deutschland und Spanien
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 168
169 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien Für Auswanderer
Spanien ist seit langem ein beliebtes Ziel für deutsche Auswanderer, und
die Anzahl derjenigen, die ihren Wohnsitz auf die iberische Halbinsel verlegen,
wächst stetig. Jährlich sind es im Schnitt rund 6000 Bundesbürger, die
den Schritt wagen und nach Spanien ziehen. Insbesondere auf den Balearen,
allen voran Mallorca, haben sich viele Deutsche niedergelassen, wodurch
sich eine lebendige deutsche Gemeinschaft auf der Insel gebildet hat.
und kostengünstig per Flugzeug erreichbar, was Besuche bei Familie und
Freunden erleichtert.
Natürlich gibt es auch Herausforderungen beim Auswandern nach Spanien.
Doch auch andere Regionen Spaniens, wie die Costa del Sol, Valencia oder
die Kanarischen Inseln, sind bei deutschen Auswanderern sehr beliebt.
Ein großer Anreiz für deutsche Auswanderer ist zweifelsohne das angenehme
Klima und die Lebensqualität in Spanien. Die mediterrane Lebensweise, mit
viel Sonne, gutem Essen und dem entspannten Lebensrhythmus, spricht
viele Menschen an. Die schönen Strände, das Meer und die Natur machen
Spanien zu einem attraktiven Ort zum Leben.
Ein weiterer Pluspunkt ist die bezahlbare Lebenshaltung in Spanien. Die
Durchschnittsgehälter liegen tendenziell unter denen in Deutschland, was
das Leben dort für deutsche Auswanderer finanziell erschwinglich machen
kann. Zudem sind die Miet- und Immobilienpreise in vielen Regionen
Spaniens im Vergleich zu deutschen Großstädten oft deutlich niedriger, was
die Möglichkeit bietet, ein eigenes Haus oder eine Wohnung zu einem erschwinglichen
Preis zu erwerben.
Der Umzug nach Spanien gestaltet sich für deutsche Auswanderer vergleichsweise
unkompliziert. Dank der EU-Mitgliedschaft Spaniens können
EU-Bürger ihren Wohnsitz frei wählen und sich ohne allzu große
bürokratische Hürden in Spanien niederlassen. Ein gültiger Personalausweis
oder Reisepass genügt in der Regel, um sich offiziell in Spanien anzumelden.
Zudem spielt die Nähe zu Deutschland und die gute Erreichbarkeit eine
wichtige Rolle. Die meisten deutschen Städte sind von Spanien aus schnell
Sprachbarrieren können anfangs eine Hürde darstellen, aber viele Deutsche
lernen schnell die spanische Sprache, insbesondere in den Regionen mit
einer starken deutschen Gemeinschaft. Auch kulturelle Unterschiede und
bürokratische Aufgaben sollten nicht unterschätzt werden, doch mit einer
guten Vorbereitung und Offenheit für das neue Lebensumfeld können diese
Herausforderungen gemeistert werden.
Alles in allem bietet Spanien deutschen Auswanderern ein ansprechendes
Gesamtpaket aus Lebensqualität, angenehmem Klima, bezahlbarem Lebensstandard
und guter Erreichbarkeit von Deutschland aus. Diese Kombination
macht Spanien zu einem der beliebtesten Auswanderungsziele für deutsche
Staatsangehörige.
Für potentielle Auswanderer möchten wir Ihnen Alexander Gresbeks Buch:
“Von Deutschland nach Spanien: Ihre Reise in ein neues Leben: Tipps für
Aussteiger, Umsteiger oder Ruheständler” (ISBN 979-8376009239) ans Herz
legen. Das Buch ist auch als eBook und Hardcover erhältlich.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 170
171 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Entscheidungshilfe
Im Vergleich zwischen Deutschland und Spanien zeigen sich einige
bemerkenswerte Unterschiede, die bei der Entscheidung für eine potenzielle
Wahlheimat berücksichtigt werden sollten. Eine Entscheidungshilfe
ob Spanien als Auswanderungsland in Betracht kommt und wie es im
Vergleich zu anderen Ländern abschneidet bietet die Seite: “https://www.
laenderdaten.info/”
Der erste Themenbereich ist die "Wirtschaftliche und politische Stabilität".
Hier werden Indikatoren für die mittel- bis langfristige Stabilität eines Landes
berücksichtigt. Dazu gehören die politische Stabilität und die Effektivität
der Regierung, die durch das Projekt "Worldwide Governance Indicators"
der World Bank ermittelt werden. Ebenfalls einbezogen werden die Inflationsrate,
Regierungsschulden, Haushaltsdefizite und die Arbeitslosenquote
als Faktoren, die die wirtschaftliche Stabilität beeinflussen.
Im Bereich "Rechtssystem und Bürgerrechte" werden die Einhaltung des
"Rule Of Law" und die regulatorische Qualität der Regierung bewertet.
Zudem fließen demokratische Mitsprachemöglichkeiten der Bevölkerung
und der Korruptionsindex von Transparency.org mit ein.
Der Gesundheitssektor wird unter dem Themenbereich "Gesundheitswesen"
betrachtet. Hier spielt die durchschnittliche Lebenserwartung die entscheidende
Rolle, die von weiteren Faktoren wie Ernährungsgewohnheiten,
Trinkwasserversorgung, Anzahl der Ärzte und Krankenhausbetten in Relation
zur Einwohnerzahl begleitet wird.
Die Sicherheit eines Landes wird im Themenbereich "Sicherheit" bewertet.
Der Global Peace Index des Institute for Economics & Peace ist hierbei ein
entscheidender Faktor, der die allgemeine Sicherheit und Stabilität eines
Landes widerspiegelt. Zudem werden Mordraten, Gewaltverbrechen und
Angaben zu Vertriebenen und Kriegen berücksichtigt.
Quelle: https://www.laenderdaten.info/
Unter dem Reiter "Lebensqualität im Vergleich" befindet sich ein Ranking,
das auf einer umfassenden Bewertung von 35 Faktoren basiert, die in 7 Themenbereiche
unterteilt wurden. Die Gewichtung der Faktoren kann individuell
angepasst werden, um ein ganzheitliches Bild der Lebensqualität in
verschiedenen Ländern zu ermitteln. Die Daten für die Bewertung stammen
aus verschiedenen Quellen und Studien.
Das "Klima" eines Landes hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Lebensqualität.
Es werden verschiedene Studien herangezogen, die ein optimales
Klima mit bestimmten Temperatur- und Regenwerten definieren, um die
Bewertung vorzunehmen.
Im Bereich "Kosten und Ausgaben" werden die nationalen Lebenshaltungskosten
als Hauptfaktor für die finanzielle Tragfähigkeit eines Landes betrachtet.
Das Jahreseinkommen wird in Bezug zu den Lebenshaltungskosten
gesetzt, und die maximalen Unternehmens- und Einkommensteuersätze
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 172
173 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
werden berücksichtigt. Zudem fließt der Ease of Doing Business Index der
Weltbank in die Bewertung mit ein.
Schließlich wird auch die "Popularität" eines Landes als subjektiver Faktor
betrachtet. Die allgemeine Migrationsrate, die Anzahl der ausländischen
Touristen und der World Happiness Report der Vereinten Nationen werden
hier als Indikatoren für die Beliebtheit eines Landes herangezogen. Die
Flüchtlingssituation wird ebenfalls berücksichtigt.
Das Ranking unter dem Reiter "Lebensqualität im Vergleich" ermöglicht es,
die verschiedenen Faktoren, die die Lebensqualität in einem Land beeinflussen,
zu vergleichen und eine ganzheitliche Einschätzung der Lebensbedingungen
in verschiedenen Ländern zu erhalten. Es ist wichtig zu beachten,
dass die Gewichtung der Faktoren individuell angepasst werden kann, um
Vergleich zwischen Deutschland und Spanien
Basierend auf “laenderdaten.imfo” ergibt sich folgender Vergleich
zwischen Deutschland und Spanien.
Aspekt Deutschland Spanien
Politische Stabilität Hoch Gemäßigt
Gesundheitssystem Gut Gut
Sicherheit Hoch Hoch
Klima Gemäßigt Mediterran
Lebenshaltungskosten Hoch Niedrig
Beliebtheit Beliebt Beliebt
Quelle: https://www.laenderdaten.info/
Deutschland punktet mit seiner politischen Stabilität und dem gut organisierten
Gesellschaftssystem. Die langjährige demokratische Tradition und die
starke Wirtschaft tragen zu einem hohen Grad an Stabilität bei. Die Achtung
der Bürgerrechte und individuellen Freiheiten wird in Deutschland hoch
geschätzt, was das Land zu einem attraktiven Ziel für viele macht.
Spanien erreicht ebenfalls solide Bewertungen in den meisten Kategorien,
zeigt jedoch einige Herausforderungen in puncto politische Stabilität auf.
Regional bedingte Unabhängigkeitsbestrebungen haben in der Vergangenheit
zu Unsicherheiten geführt. Dennoch bleibt Spanien ein beliebtes Reiseziel,
vor allem dank seines angenehmen mediterranen Klimas und seiner
entspannten Lebensweise.
Im Bereich der Gesundheitssysteme erzielen sowohl Deutschland als auch
Spanien gute Bewertungen. Deutschland wird für sein hochwertiges und für
alle zugängliches Gesundheitssystem gelobt. Spanien verfügt ebenfalls über
eine gute medizinische Versorgung, wobei regionale Unterschiede hier eine
Rolle spielen könnten.
Die Sicherheit ist sowohl in Deutschland als auch in Spanien vergleichsweise
hoch, wobei beide Länder niedrige Kriminalitätsraten aufweisen. Diese Sicherheit
trägt dazu bei, dass beide Länder sowohl für Touristen als auch für
Auswanderer attraktiv sind.
Ein großer Unterschied besteht im Klima. Spanien profitiert von seinem
milden mediterranen Klima mit angenehmen Wintern und warmen Sommern,
während Deutschland ein gemäßigtes Klima mit kälteren Wintern
und moderaten Sommern hat.
Ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung für eine Wahlheimat sind die
Lebenshaltungskosten. In diesem Punkt schneidet Spanien besser ab, da die
Preise für Waren und Dienstleistungen im Allgemeinen niedriger sind als in
Deutschland. Dies macht Spanien besonders attraktiv für diejenigen, die e
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 174
175 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Im Vergleich zwischen Deutschland und Spanien bezüglich der Lebenshaltungskosten
zeigt sich, dass beide Länder ihre Vorzüge haben. Deutschland
hat tendenziell höhere Lebenshaltungskosten, aber auch eine höhere
Kaufkraft, wodurch den Menschen mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
Spanien hingegen bietet niedrigere Lebenshaltungskosten, aber auch
eine geringere durchschnittliche Kaufkraft.
Die Entscheidung für eine der beiden Länder als potenzielle Wahlheimat
hängt jedoch von vielen individuellen Faktoren ab. Neben den Lebenshaltungskosten
spielen auch andere Aspekte wie die medizinische Versorgung,
politische Stabilität, Bildungssystem und kulturelle Vorlieben eine wichtige
Rolle. Beide Länder haben ihre einzigartigen kulturellen und sozialen Merkmale,
die für verschiedene Menschen attraktiv sein können. Der Lebenshaltungskosten-Index
für Spanien beträgt 88,7, was bedeutet, dass die üblichen
Kosten des täglichen Bedarfs in Spanien um etwa 11,3 Prozent geringer sind
als in Deutschland, das als Basis mit einem Index von 100 gesetzt wurde.
Das durchschnittliche Monatseinkommen in Spanien beträgt 2.092 Euro. Im
Vergleich dazu liegt das Monatseinkommen in Deutschland bei 3.640 Euro.
Der Kaufkraft-Index für Spanien beträgt 64,8, was darauf hinweist, dass die
Bevölkerung in Spanien weniger wohlhabend ist als die in Deutschland, wo
der Kaufkraft-Index 100 beträgt.
Die höheren Lebenshaltungskosten in Deutschland im Vergleich zu Spanien
erklären sich durch verschiedene Faktoren wie höhere Mieten, Lebensmittel-
und Energiepreise sowie allgemein höhere Ausgaben für den täglichen
Bedarf. Spanien verzeichnet jedoch auch ein niedrigeres durchschnittliches
Monatseinkommen, was die Kaufkraft der Bevölkerung beeinflusst.
Trotz der geringeren Lebenshaltungskosten in Spanien sind die Menschen
in Deutschland aufgrund ihres höheren Durchschnittseinkommens in der
Lage, sich insgesamt mehr leisten zu können. Der Kaufkraft-Index von 64,8
bedeutet, dass die durchschnittliche Person in Spanien etwa 35,2 Prozent
weniger Kaufkraft hat als eine Person in Deutschland.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zahlen auf Durchschnittswerten basieren
und individuelle Lebenshaltungskosten und Kaufkraft variieren
können. Regionale Unterschiede innerhalb eines Landes und persönliche
finanzielle Situationen spielen ebenfalls eine Rolle bei der Beurteilung der
tatsächlichen Lebenshaltungskosten und Kaufkraft der Bevölkerung.
Die Entscheidung zwischen Deutschland und Spanien als Wahlheimat hängt
von individuellen Prioritäten und Lebenszielen ab. Beide Länder haben ihre
eigenen Vorzüge und bieten eine hohe Lebensqualität, die unterschiedliche
Bedürfnisse ansprechen.
Deutschland zieht Menschen an, die wirtschaftliche Möglichkeiten und
eine starke Wirtschaft schätzen. Das Land ist bekannt für seine vielfältigen
kulturellen Angebote und Bildungsmöglichkeiten. Die politische Stabilität
und die exzellente Gesundheitsversorgung machen Deutschland zu einem
attraktiven Ziel für diejenigen, die auf Sicherheit und gute medizinische
Betreuung Wert legen.
Auf der anderen Seite lockt Spanien mit seinem entspannten Lebensstil, den
malerischen Stränden und dem mediterranen Flair. Das angenehme Klima
und die niedrigeren Lebenshaltungskosten machen Spanien besonders
für Menschen attraktiv, die ein kostengünstigeres Leben wünschen und die
Vorzüge einer entspannten Lebensweise genießen möchten.
Beide Länder sind bei Menschen aus aller Welt beliebt und bieten jeweils
einzigartige Vorzüge. Letztendlich sollte die Wahl zwischen Deutschland
und Spanien gut überlegt sein und von den individuellen Bedürfnissen,
Präferenzen und Lebenszielen abhängen.
Die Entscheidung für ein Land als Wahlheimat ist eine persönliche und
wichtige Lebensentscheidung, die sorgfältig abgewogen werden sollte, um
das bestmögliche Umfeld für ein erfülltes Leben zu finden.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 176
177 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 178
179 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Über den Autor
Alexander Gresbek, geboren im Jahr
1965, ist ein renommierter Author
und Fotograf, der in London, Großbritannien,
seinen Ursprung hat. Seine
künstlerische Reise begann bereits in
jungen Jahren, als er seine Leidenschaft
für Fotografie entdeckte. Nach dem
Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre
mit Schwerpunkt
Marketing und Außenhandel entschied
sich Alexander jedoch zunächst für
eine Karriere als Manger im Bereich der
Logistik.
Trotz seines Erfolgs in der Geschäftswelt
blieb Alexanders künstlerischer Geist
immer lebendig. Seine Leidenschaft für
die Fotografie führte dazu, dass er in
seiner Freizeit zahlreiche Reisen unternahm,
um faszinierende Orte und Menschen
auf der ganzen Welt einzufangen.
Die Kamera wurde zu seinem ständigen
Begleiter, mit der er die Schönheit und
Vielfalt der Welt festhielt.
Im Jahr 2018 entschied Alexander, seinem
kreativen Ruf zu folgen und seinen
Lebensmittelpunkt zu verändern.
Zusammen mit seiner Frau Anuschka
zog er an die sonnenverwöhnte Costa
Blanca in Spanien. Hier fand er die Inspiration
und den Frieden, um sich ganz der
Kunst und Fotografie zu widmen. Das
mediterrane Lebensgefühl und
die atemberaubende Schönheit
der spanischen Landschaften
wurden zu seiner neuen Quelle
der Inspiration.
Als Autor und Fotograf hat Alexander
Gresbek seitdem eine
Vielzahl von beeindruckenden
Werken geschaffen.
Durch seine Bücher möchte
Alexander die Schönheit und
Vielfalt der Welt teilen und Menschen
dazu ermutigen, neue
Orte zu entdecken und die kleinen
Details des Lebens zu schätzen.
Weitere Bücher
Kultur- und Reiseführer zu Spaniens Kunst- und Kulturschätzen von Alexander
Gresbek
Von Kim Wodtke, CBN
Spanien ist nicht nur für Strandurlauber, sondern auch für alle Kulturinteressierten
einen Besuch wert. Wer jedoch nicht weiß, wo die Kultur Spaniens
am besten zu ergründen ist, sollte unbedingt den Reiseführer von Alexander
Gresbek in den Koffer packen.
In seinem neu erschienenen Buch „Spaniens Schätze: Kunst, Kultur und
Kathedralen“ ist der Autor in die historische und zugleich moderne Kultur
eingetaucht. Gresbek hat schon mehrere Ratgeber rund um das Thema
Reisen in Spanien geschrieben, jedoch hat er sich diesmal einen neuen
Blickwinkel verschafft, um seinen Lesern die Schönheit und Vielfältigkeit
Spaniens näher zu bringen.
„Es gibt so viele Reiseführer über die Strände Spaniens, aber wenige über
die Kultur des Landes“, erläutert er die Beweggründe für sein neustes Werk.
Der Autor macht sich auf die Suche nach der Kultur, stürzt sich in Recherchen
über die Werke von Picasso, beliest sich zu Stierkämpfen und besucht
architektonische Meisterwerke. Über all diese Beispiele schreibt er in Kapiteln
seines Buches, welches sich auf 262 Seiten in vier Teilen mit der spanischen
Kultur, historischen Bauwerken, moderner spanischer Architektur
und der spanischen Kunstszene auseinandersetzt. Die Bilder in dem Buch
sind alle selbst geschossen.
„Ich habe schon immer gerne fotografiert“, erzählt der passionierte Hobbyfotograf.
Mit einer reiselustigen Biografie wie der von Alexander Gresbek –
1965 geboren in London, aufgewachsen in Südafrika, studiert und gearbe-
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 180
181 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
itet in Düsseldorf – ist die Leidenschaft zur Fotografie naheliegend. Mit 57
Jahren lässt er es jetzt etwas ruhiger angehen, seine dauerhafte Wahlheimat
ist die Kleinstadt Gata de Gorgos nahe Dénia geworden.
Als der Deutsche vor ein paar Jahren beschloss, seinen Job zu kündigen
und mit seiner Frau zusammen nach Spanien auszuwandern, war schnell
klar, ein Haus auf Mallorca oder Ibiza wird es nicht. „Auf die Inseln wollten
wir nicht, von dort aus ist Deutschland schwerer zu erreichen.“ Wenn
es nach Deutschland geht, fährt das Paar lieber mit dem Auto als zu fliegen.
Auch das heiße Andalusien war keine Option, die Gegend rund um
Dénia war aufgrund der klimatischen Bedingungen perfekt für die beiden
Deutschen.
(S)eine Liebe zu Gehry und Dalí
Besonders die moderne Architektur hat es ihm sehr angetan. In Valencia,
auch als Stadt der Künste bekannt, steht ein beeindruckendes Gebäude
neben dem nächsten. Mit dem Palau de la Música, der Ciudad de las Artes
y de las Ciencias und dem L’Oceanogràfic, dem größten Aquariums Europas,
sind nur drei der vielen Baukonstruktionen genannt, die der Stadt ein
futuristisches Flair verleihen. Hier kommen Kunst- und Architekturkenner
gleichermaßen auf ihre Kosten. Die besonderen Formen der Gebäude seien
einmalig, schwärmt Gresbek.
Auch das Guggenheim-Museum in Bilbao bezaubert ihn mit einer
außergewöhnlichen Konstellation aus Stahl, Stein und Titan. Gebaut wurde
es von dem berühmten Architekten Frank Gehry, der unter anderem auch
die Walt Disney Konzerthalle in Los Angeles entwarf. „Gehry erschafft fernab
von festen Formen Dinge, die es so nicht gibt“, erklärt der Architekturliebhaber
seine Begeisterung für das Gebäude und Gehry.
Auf dem Cover des Buches ist neben einer Flamencotänzerin und einem
Stier auch der spanische Künstler Salvador Dalí zu sehen. Auch ihm ist ein
Kapitel in dem Buch gewidmet. Der dunkelhaarige Mann mit einem etwas
schrägen Blick und exzentrischem Schnurrbart war im 20. Jahrhundert einer
der bekanntesten Vertreter des Surrealismus. Besonders zu dem berühmtesten
Gemälde Dalís, die „Beständigkeit der Zeit“, auch die zerrinnende
Zeit genannt, verspürt der Autor eine Verbindung.
Das Gemälde zeigt Uhren, die in der Wüste auf einem Baum hängen oder
auf dem Boden liegen. Er deutet die Aussage des Bildes so, dass Zeit eine
relative Sache ist. So möchte auch Gresbek sein Leben bewusst leben, da die
Zeit vergänglich ist. „Es ist nichts konstant, es ist nichts fix auf der Welt“,
unterstreicht er den Vergleich zu seinem eigenen Leben.
Sein Lieblingswerk von Pablo Picasso, von dem zweiten Juwel der spanischen
Kunstszene, ist „Guernica“. Das Ölbild zeigt Menschen und Tiere,
die schreien und scheinbar vor etwas fliehen. Picasso spielt in seinem Werk
auf den Spanischen Bürgerkrieg an, da Guernica eine Stadt im Baskenland
war, die infolge des Bürgerkrieges 1937 von einer deutschen Legion ohne
jeglichen Grund dem Erdboden gleichgemacht wurde.
Das Bild weist für Gresbek Parallelen zur Ukraine auf. Regelmäßig verfolgt
er die Lage vor Ort, ist besorgt und schockiert: „So etwas hat es in der Nähe
seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben, und das passiert nur circa
zwei Flugstunden von hier entfernt.“ Jedoch möchte er nicht nur untätig
rumsitzen. Gresbek möchte helfen. Die Einnahmen für das neue Buch will
er für die Ukraine spenden.
„Spaniens Schätze: Kunst, Kultur und Kathedralen“ ist für 28,88 Euro auf
Amazon erhältlich.
ISBN: 979-8851763526
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 182
183 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Wir können Alexander Gresbeks Bücher zum Thema
Spanien nur wärmstens empfehlen:
Disclaimer
Die Informationen, Beschreibungen und Empfehlungen, die in diesem
Buch bereitgestellt werden, dienen ausschließlich Informationszwecken.
Wir übernehmen keine Haftung für Fehler oder Auslassungen in den Informationen,
noch für Schäden oder Verluste, die durch die Verwendung
dieser Informationen entstehen.
Die in diesem Fotobuch gezeigten Fotografien ,Bilder und Abbildungen
dienen nur zur Veranschaulichung und sind möglicherweise nicht immer
vollständig oder repräsentativ für die tatsächlichen Orte oder Sehenswürdigkeiten.
Wir können nicht garantieren, dass die aufgeführten
Orte und Sehenswürdigkeiten jederzeit verfügbar sind oder dass ihre
Beschreibungen und Bewertungen immer aktuell oder korrekt sind.
Bitte beachten Sie auch, dass wir keine Verantwortung für die Umsetzung
von Reiseplänen oder Aktivitäten übernehmen, die auf der Grundlage
der Informationen in diesem Buch unternommen werden. Wir empfehlen
Ihnen dringend, alle Informationen und Ratschläge in diesem Buch
im Zusammenhang mit anderen Quellen und Experten zu überprüfen,
bevor Sie Entscheidungen treffen oder Maßnahmen ergreifen.
Spaniens Schätze:
Kunst, Kultur und Kathedralen
ISBN979-8851763526
Die Informationen wurden sorgfältig recheriert, es kann dennoch nicht
die Richtigkeit garantiert werden. Wir sind uns bewusst, dass sich die
Informationen und Empfehlungen im Laufe der Zeit ändern können.
Alle Inhalte dieses Buches sind durch das Urheberrecht geschützt. Jegliche
unautorisierte Vervielfältigung, Verbreitung oder Verwendung dieser
Inhalte ist untersagt und kann strafrechtlich verfolgt werden. Jegliche
Verwendung von Inhalten aus diesem Fotobuch bedarf der ausdrücklichen
schriftlichen Zustimmung des Urhebers.
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 184
185 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne
Alexander Gresbek
ISBN: 9798853951006
Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 186