möbel kultur 7/8/23
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ZKZ 4937<br />
7/8 I 20<strong>23</strong><br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
Der Wille<br />
muss da sein<br />
EMV: Fünf weibliche<br />
Führungspersönlichkeiten<br />
mit ihrem Blick<br />
auf die Branche<br />
Foto: Himolla<br />
Mehr Rentabilität<br />
Auf der K5 wird deutlich, dass auch die<br />
Onliner jetzt besser rechnen müssen<br />
EHI-MÖBELREPORT<br />
ZUWACHS: PLUS<br />
3,9 % IM HANDEL<br />
Beko & Grundig: In Hochstimmung<br />
Kika/Leiner-Pleite: Eiskalt erwischt<br />
Outdoor: Die Messe-Highlights<br />
Hausmesse Süd: Gelebte Nachhaltigkeit<br />
imm Spring Edition: Ausnahme-Show<br />
ABK Open: Geballte Schlafen-Kompetenz
TOP-THEMA/ROUNDTABLE EMV<br />
Der Wille<br />
muss da sein<br />
In der Möbelbranche arbeiten nach wie vor in der Mehrzahl Männer – in<br />
Leitungspositionen wird die Diskrepanz noch einmal besonders deutlich.<br />
In einem Roundtable mit weiblichen Führungspersönlichkeiten des Europa<br />
Möbel-Verbunds hat die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ ausgelotet, warum das so ist, was<br />
sich ändern müsste und wie der EMV aufgestellt ist.<br />
In der Nachfolgegeneration<br />
bei unseren<br />
Händlern rücken immer<br />
mehr die Töchter nach.<br />
Manuela Bayer<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Frau Birnkammer, Sie sind<br />
am längsten beim EMV, schon mehr als<br />
35 Jahre. Welche Vorstellungen hatten<br />
Sie von Ihrer Karriere als Sie damals<br />
starteten?<br />
Barbara Birnkammer: Ich war damals<br />
noch sehr jung, erst 26 Jahre alt,<br />
mein Start beim EMV, damals<br />
noch DMV, war bereits mein dritter<br />
Job. Und eigentlich hatte ich<br />
geplant, nach einigen Jahren wieder<br />
zu gehen, um meine Karriere<br />
voranzutreiben.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Aber dann sind Sie doch<br />
geblieben.<br />
Barbara Birnkammer: Ja, weil es ganz<br />
einfach gepasst hat.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was war die größte Veränderung,<br />
die Sie in den vielen Jahren<br />
in Bezug auf weibliche Führungskräfte<br />
erlebt haben?<br />
Barbara Birnkammer: Ehrlich gesagt,<br />
war das hier im Verband aus meiner<br />
Sicht nie ein Problem. Wir hatten<br />
beispielsweise über 20 Jahre mit<br />
Birgit Klotz eine Führungsperson<br />
im Kücheneinkauf, außerdem eine<br />
Prokuristin im Einkauf. Und heute<br />
gibt es beim EMV einige Frauen<br />
in Führungspositionen wie Sie an<br />
dieser Runde sehen. Auch Anja Erl,<br />
Leiterin Fachsortimente und Julia<br />
Dorn, Head of Brand & Strategy, die<br />
aus terminlichen Gründen nicht<br />
an diesem Interview teilnehmen<br />
können. Ich bin wirklich der Meinung,<br />
dass es hier beim EMV eine<br />
ganz große Offenheit dafür gibt,<br />
auch Mitarbeiterinnen zu fördern.<br />
Ich kann allerdings nicht für die<br />
Branche insgesamt sprechen, da<br />
ich zwar zu den Anschluss häusern<br />
Kontakt habe, aber nicht zur<br />
Industrie.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Frau Bayer, seit über zehn<br />
Jahren sind Sie hier verantwortlich als<br />
Einkäuferin für die Bereiche Schlafen,<br />
Jugend und Büro<strong>möbel</strong>. Es ist kein<br />
Geheimnis, dass Frauen in der Regel maßgeblich<br />
sind, wenn es um die Einrichtung<br />
geht. Gleichwohl entscheiden immer noch<br />
zum Großteil Männer – als Einkäufer in den<br />
Verbänden – welche Möbel überhaupt in<br />
den Möbelhäusern zum Verkauf angeboten<br />
werden. Das ist doch absurd. Wie erleben<br />
Sie Ihren beruflichen Alltag?<br />
Manuela Bayer: Ich kann definitiv<br />
sagen, dass sich in den letzten zehn<br />
Jahren einiges geändert hat. Es ist<br />
zwar so, dass auch bei uns in den<br />
Einkaufsausschüssen immer noch<br />
wenige Frauen dabei sind, aber es<br />
werden mehr. In der Nachfolgegeneration<br />
unserer Händler rücken die<br />
Töchter nach, die aktiv mit in der<br />
Geschäftsführung tätig sind.<br />
Ganz zu Beginn meiner Laufbahn,<br />
vor mittlerweile mehr als 25<br />
Jahren, waren die Frauen in der Regel<br />
die Einkäufer-Assistentinnen. Da gibt<br />
es jetzt ganz klar eine Entwicklung.<br />
Und ich möchte auch betonen, dass<br />
wir hier beim EMV schon gut aufgestellt<br />
sind, auch mit Mitarbeiterinnen,<br />
die lange diese Positionen ausfüllen.<br />
Bei anderen Verbundgruppen<br />
sehe ich weniger Frauen im Einkauf.<br />
Und wenn, dann meistens nur für<br />
kurze Zeit.<br />
Fotos: EMV/Rocco de Bauw<br />
30 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Sie kennen als Einkäuferin<br />
beide Seiten – den Handel und die<br />
Industrie. Wer ist schon weiter in Bezug<br />
auf weibliche Führungskräfte?<br />
Manuela Bayer: Aus meiner Sicht der<br />
Handel.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Frau Dietl, Sie sind seit<br />
zwei Jahren als Einkäuferin Wohnen und<br />
Speisen beim EMV, verfügen aber bereits<br />
über langjährige Erfahrung im Einkauf,<br />
u.a. bei Wagner Living. Welche Erfahrungen<br />
haben Sie in Ihrem beruflichen<br />
Alltag gemacht?<br />
Julia Dietl: Ich wurde vor zwei Jahren<br />
sowohl von der Industrie als auch in<br />
den Einkaufsausschüssen mit offenen<br />
Armen empfangen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Auch, weil eine Frau gekommen<br />
ist?<br />
Julia Dietl: Ja, schon, ich erinnere<br />
mich an meine erste M.O.W. im<br />
Herbst 2021. Da hieß es häufiger:<br />
Schön, dass in den Einkauf jetzt auch<br />
eine weibliche Note kommt. Und<br />
das spüre ich bis heute.<br />
Klar ist auch, dass wir, wie Frau<br />
Bayer auch sagte, immer noch Exoten<br />
in dieser männerdominierten<br />
Branche sind. Ich denke auch, dass<br />
sich im Grunde alle, egal ob Frau<br />
oder Mann, einfach einen Mix<br />
wünschen. Und dass wir irgendwann<br />
darüber gar nicht mehr reden<br />
müssen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Als Einkäuferinnen sind Sie<br />
beide viel unterwegs. Sind Sie in schon an<br />
Grenzen gestoßen, also nicht zwingend<br />
beim EMV, aber bei der Ausübung Ihres<br />
Berufs?<br />
Julia Dietl: Es gibt Situationen, in<br />
denen bleibt es herausfordernd,<br />
Familie und Beruf unter einen Hut<br />
zu bringen. Ich denke, dass ist für<br />
uns Frauen immer noch schwieriger<br />
als für Männer. Das wurde auch<br />
gerade in der Corona-Zeit noch einmal<br />
ganz deutlich, wenn man allen<br />
gerecht werden will. Wobei ich aus<br />
meiner Erfahrung sagen kann, dass<br />
ich stets Arbeitgeber hatte – und das<br />
gilt auch für den EMV – die mich voll<br />
unterstützt haben. Es ist dabei immer<br />
wichtig, offen miteinander zu reden.<br />
Dann findet man auch eine Lösung.<br />
Manuela Bayer: Ich glaube auch, dass<br />
weniger Frauen in Führungspositionen<br />
sind, weil es einfach schwierig<br />
bleibt, Familie und Job miteinander<br />
zu vereinbaren. Es beginnt ja schon<br />
bei den Kitaplätzen, die häufig<br />
immer noch nicht in der benötigten<br />
Anzahl zur Verfügung stehen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: In welchen Situationen ist<br />
es andererseits vielleicht als Frau sogar<br />
einfacher zum Ziel zu kommen?<br />
Julia Dietl: Das ist schwierig zu beantworten.<br />
Aber ja, solche Situationen<br />
gibt es ganz bestimmt auch, eben weil<br />
Frauen in der Möbelbranche immer<br />
noch eine Ausnahme sind. Gleichwohl<br />
müssen wir unseren Job genauso gut<br />
machen oder sogar noch besser, weil<br />
wir noch mehr beäugt werden.<br />
Das Wichtigste<br />
für alle wird sein,<br />
Führungspositionen<br />
auch in Teilzeit<br />
ausfüllen zu<br />
können.<br />
Barbara Birnkammer<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Frau Wallner, Sie sind<br />
Geschäftsführerin der Perspektive<br />
Werbe agentur, die zum EMV gehört und<br />
die dafür sorgt, dass die angeschlossenen<br />
Händler in allen Marketingfragen kompetent<br />
unterstützt werden. Wie läuft der<br />
Kontakt mit den EMV-Mitgliedern? Es ist<br />
ja definitiv so, dass Männer und Frauen<br />
unterschiedlich kommunizieren.<br />
Gabriele Wallner: Auf jeden Fall. Als<br />
ich damals im Alter von 25 Jahren<br />
als Leiterin der DMV-Werbeabteilung<br />
zu den Händler rausgefahren<br />
bin, hatte ich oft das Gefühl, dass<br />
ich nicht richtig ernst genommen<br />
werde. Da war sicherlich oft in<br />
den Köpfen der Gesellschafter: Oh<br />
Gott, da kommt jetzt so ein junges<br />
Mädel und will mir etwas<br />
erzählen.<br />
TEILNEHMERINNEN:<br />
Barbara Birnkammer, CAO, Leitung<br />
Rechnungswesen, HR und Verwaltung<br />
(seit 01.01.1987)<br />
Gabriele Wallner, Geschäftsführung<br />
Perspektive Werbeagentur<br />
(seit 01.10.1990)<br />
Manuela Bayer, Einkäuferin Schlafen,<br />
Jugend, Büro<strong>möbel</strong>, vorher SB<br />
(seit 01.08.2012)<br />
Julia Dietl, Einkäuferin Wohnen und<br />
Speisen (seit 01.06.2021)<br />
Kristina Brahmstaedt, Head of<br />
Marketing (seit 29.06.2020)<br />
www.emverbund.de<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 31
IMM SPRING EDITION<br />
Mit Sommerfeeling: Rund 30.000 Besucher:innen in Köln<br />
Keine gewöhnliche Messe<br />
Same<br />
procedure<br />
as every year? Das<br />
galt für die „imm Spring<br />
Edition“ sicherlich nicht.<br />
Sie war als Sonderausgabe<br />
geplant und so sollte die Branche<br />
die Messe auch begreifen.<br />
Die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“<br />
fasst die Highlights<br />
zusammen.<br />
Vielfach zu sehen waren nachhaltige<br />
Materialien. So auch bei Akante,<br />
das eine Keramik mit Muscheln<br />
vorstellte (r.).<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Oben: Beeindruckende<br />
Inszenierung des neuen<br />
Bad<strong>möbel</strong>-Programms<br />
„Vlineos“ von Voglauer.<br />
Josef Zwilling, Marketing,<br />
und die beiden Geschäftsführer<br />
Peter Grünwald und<br />
Martin R. Fütterer (v. l.)<br />
freuten sich über positives<br />
Feedback.<br />
Rechts: Premiere mit minimalistischen<br />
Kuben aus<br />
Massivholz, die mit Blüten,<br />
Gräsern und Heu beschichtet<br />
sind, feierten Silvia<br />
Lorger-Michel (r.) und Silke<br />
Schaub von Lomio.<br />
Flexibel, modular und langlebig:<br />
„All together“ von Brühl (o.). Links:<br />
Wimmer-Geschäftsführer Stefan Thür<br />
präsentiert „Terrafine“, hier in rustikaler<br />
Asteiche Natur mit Metallrahmen und<br />
beleuchteten Lehmrückwänden.<br />
36 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
KNALLFARBEN<br />
Links: Leuchtend und farbenfroh ging Bretz an den Start: Carolin Kutzera, Norbert Bretz, Moritz Bretz<br />
und Meike Steinberg (v.l.) zeigten sich mit dem internationalen Messebesuch zufrieden. Auch Schönbuch<br />
(o. l.) und Cor (o. r.) überzeugten mit Standgestaltungen in starken Tönen.<br />
Schon im Vorfeld der „imm<br />
Spring Edition“ war es zu<br />
erahnen: Mit 718 Ausstellern,<br />
davon 86 aus Deutschland, konnte<br />
von einer Abbildung des Marktes<br />
zweifelsohne nicht die Rede sein.<br />
Was in Gesprächen auf den Gängen<br />
von Seiten der Einkaufsverbände<br />
auch entsprechend angemerkt<br />
wurde. Gleichwohl<br />
waren alle Verbundgruppen<br />
vor Ort, um<br />
sich zu informieren.<br />
Insgesamt reisten<br />
30.000 Besucher:innen<br />
aus 116 Ländern<br />
zum Kölner Messegelände.<br />
Davon profitierten<br />
diejenigen<br />
Unternehmen, die<br />
sich trotz aller widrigen<br />
wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen<br />
und trotz der kompakteren<br />
Messe dazu<br />
entschlossen hatten,<br />
Neuheiten zu präsentieren.<br />
„Da der<br />
Wettbewerb fehlte,<br />
konnten wir sogar Neukunden<br />
gewinnen“, freute sich beispielsweise<br />
Oliver Ciezkowski, CEO von<br />
Nouvion. Koinor hatte sich ganz<br />
bewusst entschieden, ein komplett<br />
neues Systemprogramm vorzustellen<br />
und im Vorfeld – u.a. auf dem<br />
Titel der „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ – neugierig<br />
gemacht. Die Auflösung war<br />
allerdings nicht auf den ersten Blick<br />
sichtbar, sondern verbarg sich in der<br />
„Black Box“, um die Spannung bis<br />
zum Schluss hochzuhalten. „Elements“<br />
heißt die Neuheit. Mehr<br />
dazu auf S. 42/43. Ebenso nutzte<br />
Bretz die Gelegenheit, das neue Sofa<br />
„Poolside“ in knalligem Pink zu lancieren.<br />
Deutlich wurde zudem, dass<br />
Velours, der fast dreidimensional<br />
wirkt, für das Unternehmen immer<br />
mehr zum Markenzeichen wird.<br />
Brühl setzte einmal mehr auf<br />
das Thema Nachhaltigkeit, u. a. mit<br />
dem System<strong>möbel</strong> „all together“.<br />
Wimmer überraschte mit der Innovation<br />
„Terrafine“, einer Kombination<br />
aus Massivholz, Metall und<br />
Lehm, in die Gräser gebannt wurden<br />
– jedes Stück ein Unikat. Und<br />
auch Voglauer wusste mit Materialmix<br />
aus Massivholz, abgeleitet von<br />
Almstadl‘n-Fassaden und Alpengranit<br />
bei „Vlineos“ zu begeistern.<br />
Eine völlig andere Art der Präsentation<br />
gab es in der Halle11.2 mit<br />
dem „Pure Galleries“-Konzept. In<br />
der dunklen Halle kamen knallige<br />
Farben besonders gut zur Geltung.<br />
Das lässige Flanieren zwischen den<br />
kleineren Ständen kam insgesamt<br />
gut an, bestätigte Wolfgang Kettnaker.<br />
Das Unternehmen trumpfte<br />
mit zwei Innovationen auf. Zum<br />
einen mit „Case“, dem System<strong>möbel</strong><br />
4.0, das maximale Individualität in<br />
Serie liefert, sowie dem gemeinsam<br />
mit Leica aufgelegten TV-Möbel.<br />
Neuheiten gab es also einige zu<br />
entdecken. „Mit der ,imm Spring<br />
Edition‘ konnte aus Köln endlich<br />
wieder ein wichtiges Signal in den<br />
heimischen und den weltweiten<br />
Markt gesendet werden. Gemeinsam<br />
mit unseren Partnern aus der<br />
Industrie, dem VDM und dem Handel<br />
stellen wir nun die Weichen für die<br />
imm cologne 2024“, so Gerald Böse,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Koelnmesse. Bleibt zu hoffen,<br />
dass die Messe im Januar 2024 (14.-<br />
18.01.) in alter Stärke zurückkommt.<br />
<br />
RITA BREER,<br />
EVELYNE BECKMANN, SILJA BERNARD<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Via QR Code zum<br />
„<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“-<br />
Podcast mit<br />
Stimmen zur „imm<br />
Spring Edition“.<br />
Trumpfte doppelt auf: Wolfgang Kettnaker. Bei der Kooperation mit Leica verschwindet<br />
die Leinwand fürs TV elegant im Lowboard (o.). Von der Basis- bis zur Premiumversion<br />
bietet „Case“ maximale Planungsvielfalt – digitalisiert bis in die Fertigung.<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 37
IMM SPRING EDITION<br />
Intensiver Austausch<br />
über Neuheiten und<br />
individuelle Konzepte<br />
waren ein starker<br />
Pluspunkt in Köln. Von<br />
diesem Vorteil, den die<br />
„imm Spring Edition“<br />
bot, profitierten vor<br />
allem die Aussteller in<br />
den Hallen 10.1, 10.2<br />
und 11.2. Das Netzwerken<br />
ging nach<br />
der Messe auf der<br />
Piazza weiter.<br />
Gute Laune beim<br />
Branchentreffen auf<br />
der Piazza: BVDM-<br />
Präsident Markus<br />
Meyer (u. l.)und<br />
VDM-Präsident<br />
Elmar Duffner (u. r.).<br />
Ein kühles Kölsch nach der Messe in ungewohntem Sommerflair genossen Matthias Pollmann<br />
(Koelnmesse), Rainer Thiele (Koinor), Oliver Frese (Koelnmesse), Jan Kurth (VDM), Gerald Böse<br />
(Koelnmesse), Viktoria & Volker Irle (AMK) sowie Peter Faust (Möfa).<br />
Lässige Atmosphäre in den Hallen kam gut an<br />
Zeit für gute Gespräche<br />
Fotos: <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong><br />
Großer Andrang herrschte<br />
in der Halle 11.2 am Stand<br />
von Christine Kröncke.<br />
38 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
1 2<br />
3<br />
4<br />
6<br />
1 Wollten sich die „imm Spring Edition“ auf keinen Fall entgehen lassen:<br />
Frank Sommerlath (l.) und Nicolas Martin. Die Begros hatte am Vortag<br />
bereits ihre Verbandsmesse ebenfalls auf dem Kölner Messegelände über<br />
die Bühne gebracht. 2 Zwei Branchenfrauen unterwegs in Sachen Design:<br />
„Madame 100.000 Volt“ Annie Schifflers (l.) und Ute Bröker, Bröker<br />
Design. 3 Präsentierte u. a. das Funktions<strong>möbel</strong> „Edon“ aus der „Free<br />
Motion“-Familie: Koinor-Marketingleiter Harald Riemer. 4 Ideal für das<br />
Konzept der „Pure Galleries“: das neue System „Facet“von Raumplus mit<br />
kupferfarbenen Rahmen, das Kathrin Strauß, Art Director/Leitung Marketing,<br />
zeigte. 5 International weiter gewachsen: Finori. Geschäftsführer<br />
Stefan Finzel freute sich deshalb darüber, nach drei Jahren endlich wieder<br />
auf einer internationalen Messe ausstellen zu können. Mit im Gepäck:<br />
das Regal „Fyn“. 6 Schätzte die guten Gespräche auf der „imm spring<br />
5<br />
Edition“: Erpo-Geschäftsführer<br />
Stefan Bornemann. 7 Baute ein<br />
komplettes Apartment auf: Sudbrock-Geschäftsführerin<br />
Theres<br />
Sudbrock. 8 Freut sich, dass 12<br />
ehemalige Franz Fertig-Modelle<br />
nun von Strässle Switzerland gefertigt<br />
werden: Katja Schwander.<br />
9 Happy mit „Match“: Evelyne<br />
Hummel, GF Müller Möbelfabrikation.<br />
10 Profitierte davon, dass<br />
Wettbewerber nicht ausstellten:<br />
Nouvion-CEO Oliver Cieszkowski.<br />
11 Evelyne Beckmann (l.) und<br />
Rita Breer (beide „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“)<br />
im Austausch mit Christian<br />
Langwald, Leiter Wirtschaft &<br />
Statistik beim VDM.<br />
7 8<br />
9 10 11<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 39
HANDEL<br />
Der Handel<br />
in Pole-Position<br />
Fotos: Shutterstock/ NotionPic, Mittelstandsverbund ZGV<br />
Dr. Marc Zgaga,<br />
Geschäftsführer<br />
des Mittelstandsverbundes<br />
ZGV und<br />
und Sprecher der<br />
Fachgruppe Möbel<br />
und Küchen, betont,<br />
dass sich On- und<br />
Offline-Handel gut<br />
ergänzen.<br />
37,32 Mrd. Euro wurden hierzulande im vergangenen Jahr<br />
mit Möbeln umgesetzt. Verglichen mit 2021 ist das ein Plus<br />
von 3,9 Prozent. 73 Prozent davon entfallen auf den stationären<br />
Möbelfachhandel, wie der aktuelle EHI-Report, den<br />
der Mittelstandsverbund ZGV in Auftrag gegeben hat, zeigt.<br />
Anteile gewonnen haben demnach die Büro<strong>möbel</strong>branche<br />
sowie die Verbands<strong>möbel</strong>häuser. Wie hoch das Wachstum<br />
ausfällt und weitere wichtige Ergebnisse des EHI-Möbelreports<br />
lesen Sie exklusiv in der „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“.<br />
Die Zahlen klingen erst einmal<br />
ganz ordentlich: 2022 konnte<br />
der deutsche Möbelhandel mit<br />
einem Plus von 3,9 Prozent abschließen.<br />
Laut dem aktuellen EHI-Möbelreport<br />
des Mittelstandsverbunds ZGV<br />
betrug der Umsatz im vergangenen<br />
Jahr damit 37,32 Mrd. Euro. Jedoch<br />
liegt die Branche damit unter dem<br />
Niveau des gesamten Einzelhandels,<br />
der nach Zahlen des statistischen<br />
Bundesamtes einen Zuwachs von<br />
7,8 Prozent erwirtschaftet hat. Inflationsbereinigt<br />
liegt der Einzelhandelsumsatz<br />
jedoch um 0,6 Prozent<br />
unter dem von 2021. Entsprechend<br />
muss bei dem Plus im Möbelhandel<br />
auch die Inflation sowie die zuvor<br />
aufgrund von explodierenden Materialkosten<br />
von der Möbelindustrie<br />
vorgenommenen Preiserhöhungen<br />
berücksichtigt werden.<br />
„Von den Top 30 Möbelhandelsunternehmen<br />
haben Online<br />
Anbieter wie Otto und Home24<br />
deutlich schlechter als im Vorjahr<br />
abgeschnitten. Otto verzeichnete<br />
ein Minus von 6,7 Prozent und<br />
Home24 einen Rückgang von 5,7<br />
Prozent. Aber auch Möbeldiscounter<br />
wie Poco mit einem Minus von 4,8<br />
Prozent und Roller mit Minus 3,1<br />
Prozent konnten das Vorjahresergebnis<br />
nicht halten“, erklärt Dr. Marc<br />
Zgaga, Geschäftsführer des Mittelstandsverbundes<br />
und Sprecher der<br />
Fachgruppe Möbel und Küchen.<br />
„Überdurchschnittliche Zuwächse<br />
verzeichneten Ikea mit 7,1 Prozent<br />
und die XXXLutz-Gruppe mit 4,9<br />
Prozent. Aber auch hier liegt der<br />
reale Umsatzzuwachs noch unter<br />
der Inflationsrate.“<br />
Von den 37,32 Mrd. Euro Umsatz<br />
entfielen 3,06 Mrd. Euro auf den<br />
gewerblichen und 34,26 Mrd. Euro<br />
auf den privaten Gebrauch. Gute<br />
Zuwächse gab es bei Küchen- und<br />
Büro<strong>möbel</strong>n. So kletterte das inländische<br />
Marktangebot von Küchen<strong>möbel</strong>n<br />
im Inland von 5,10 Mrd.<br />
Euro 2021 um 7,5 Prozent auf 5,45<br />
Mrd. Euro nach oben. Die Exportquote<br />
der hiesigen Hersteller liegt<br />
bei mehr als 40 Prozent. „Dank des<br />
zunehmenden Verbraucherinteresses<br />
an energieeffizienten, umweltbewussten<br />
neuen Küchen und Geräten<br />
sowie aufgrund eines wachsenden<br />
Ersatzbedarfs konnte auch 2022 der<br />
Umsatz gegenüber 2021 im Inland<br />
um rund sieben Prozent gesteigert<br />
werden“, erläutert Dr. Zgaga. Im<br />
Neugeschäft wurden etwa 60 Prozent<br />
Möbel und 40 Prozent E-Geräte<br />
verkauft. „Bei einem durchschnittlichen<br />
Kalkulationsfaktor von 1,5 pro<br />
Absatzweg ergibt sich für Küchen<br />
einschließlich E-Geräte für 2022<br />
ein Marktvolumen von 12,6 Mrd.<br />
Euro zu Endverbraucherpreisen.“<br />
2021 lag es bei 11,8 Mrd. Euro. Für<br />
die Küchen<strong>möbel</strong> allein betrug das<br />
Marktvolumen zu Endverbraucherpreisen<br />
7,6 Mrd. Euro.<br />
Wie schon in den Vorjahren sind<br />
die Möbel- und Einrichtungshäuser<br />
mit einem Anteil von 46 Prozent der<br />
größte Vertriebsweg, wenn es um<br />
die Küchen geht. Spezialisten halten<br />
32 Prozent. Den größten Zuwachs<br />
konnte der Direktverkauf an die Verbraucher:innen<br />
erzielen.<br />
Mit einem Plus von 6,9 Prozent<br />
trugen auch die Büro<strong>möbel</strong> überdurchschnittlich<br />
zur positiven Ent-<br />
48 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
Die Distribution von Möbeln 2022<br />
Darstellung der Warenbewegungen<br />
Quelle: EHI Möbelreport 2022<br />
Mit 73 Prozent bleibt der Möbel handel der<br />
stärkste Distributionskanal für Möbel.<br />
wicklung des gesamten Möbelumsatzes<br />
bei und setzten zudem ihren<br />
positiven Trend aus 2021 fort. So<br />
flossen 2,501 Mrd. Euro der Konsument:innen<br />
in die Warengruppe.<br />
Davon wurden knapp drei Viertel<br />
vom Möbelfachhandel generiert. Mit<br />
gut 70 Prozent Marktanteil am Büro<strong>möbel</strong>umsatz<br />
hat dabei nach wie vor<br />
der Fachhandel für Papier-, Büround<br />
Schreibwaren (PBS) sowie für<br />
Büromaschinen, Büro<strong>möbel</strong> und<br />
Organisations<strong>möbel</strong> (BBO) eine<br />
starke Stellung.<br />
Beim Vertrieb von Garten- und<br />
Balkon<strong>möbel</strong>n haben dagegen die<br />
Bau- und Heimwerkermärkte mit<br />
einem Marktanteil von 25,9 Prozent<br />
die Nase vorn. Platz zwei belegen<br />
Fachgartencenter mit 13,1 Prozent.<br />
„Der Gartenmarkt hat laut dem<br />
Industrieverband Garten ein Volumen<br />
von rund 20,5 Mrd. Euro zu<br />
Endverbraucherpreisen. Daran hält<br />
das Segment ,Garden Living‘ einen<br />
Anteil von rund 25 Prozent. Dieses<br />
umfasst die Sortimente ,Möbel und<br />
Ausstattung‘ mit einem Umsatzanteil<br />
von rund sieben Prozent, ,Auflagen‘,<br />
,Sonnenschirme‘, ,Dekoration‘,<br />
,Licht‘ und ,Grillen‘“, führt<br />
Dr. Zgaga aus. „Das Volumen des<br />
Garten- und Balkon<strong>möbel</strong>marktes<br />
betrug dabei 1,270 Mrd. Euro. 2021<br />
lag dieses bei 1,240 Mrd. Euro.“<br />
Plastik<strong>möbel</strong> wurden wie schon<br />
in den Vorjahren immer weniger<br />
nachgefragt. Stattdessen bevorzugen<br />
die Konsument:innen Produkte aus<br />
Holz und Metall.<br />
Hochwertiger wird auch die Ausstattung<br />
der Bäder, die gleichzeitig<br />
immer größer werden. „Der Trend<br />
geht immer mehr zum privaten<br />
Wellness-Center bei gleichzeitiger<br />
Polarisierung des Marktes“, betont<br />
Dr. Zgaga. „Zudem wird auch das<br />
Bad künftig immer schneller wechselnden<br />
Trends unterworfen. Sanitärhandel<br />
und -handwerk profitieren<br />
von dieser Entwicklung jedoch<br />
kaum. Über sie werden 38 Prozent<br />
des inländischen Marktangebotes<br />
vertrieben, während sanitärhandelsfremde<br />
Vertriebswege immer<br />
mehr an Bedeutung gewinnen.“<br />
Die Inlandsverfügbarkeit an Bad<strong>möbel</strong>n<br />
zu Herstellerabgabepreisen<br />
betrug 0,64 Mrd. Euro. Verglichen<br />
mit 2021 entspricht das einem Plus<br />
von 3,6 Prozent, wenn man einen<br />
Exportanteil von 15 Prozent und<br />
einen geschätzten Importanteil von<br />
40 Prozent unterstellt. Der Endverbraucherumsatz<br />
des Sanitärhandels<br />
und -handwerks belief sich auf 366<br />
Mio. Euro netto bei einem durchschnittlichen<br />
Kalkulationsaufschlag<br />
von 40 Prozent.<br />
„Über alle Warengruppen hinweg<br />
hält der Möbelfachhandel einen<br />
Marktanteil von 73 Prozent und hat<br />
sich damit auch 2022 gut behauptet.<br />
27 Prozent werden von den branchenfremden<br />
Möbelanbietern wie<br />
Bau- und Heimwerkermärkte belegt.<br />
Anteile gewonnen hat neben der<br />
Büro<strong>möbel</strong>branche auch der kooperierende<br />
Möbelhandel mit einem<br />
Plus von 5,7 Prozent“, erklärt Dr.<br />
Zgaga. „Insgesamt wurden über die<br />
branchenfremden Vertriebswege,<br />
Direktabsatz, der das Handwerk<br />
einschließt, und den Großhandel<br />
für das Objektgeschäft im Jahr 2022<br />
Möbel im Wert von 10,01 Mrd.<br />
Euro abgesetzt.“ Weitere Umsätze<br />
in Höhe von 1,05 Mrd. Euro wurden<br />
von SB-Warenhäusern, Supermärkten,<br />
Discountern, Kauf- und Waren-<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 49
HANDEL<br />
K5: Standortbestimmung in Berlin<br />
Es ist ernst<br />
Der Boom im E-Commerce ist vorüber. Die Online-<br />
Pure-Player hängen in diesem Jahr genauso in der<br />
Nachfragedelle wie alle anderen Handelsformate.<br />
Nun geht es darum, die Kosten zu reduzieren und<br />
den Draht zu den Kund:innen nicht zu verlieren, wie<br />
die K5 zeigte. Ein Bericht aus Berlin.<br />
Es kann einem schon Angst und<br />
Bange werden im Angesicht<br />
des „Black Ocean“. So lautete<br />
zumindest der Titel der diesjährigen<br />
K5 Konferenz in Berlin, die am 20.<br />
und 21.Juni über die Bühne ging. Als<br />
Untertitel setzen die beiden K5-Hosts<br />
Verena Schlüpmann und Sven Rittau<br />
allerdings noch einen konstruktiven<br />
Untertitel hinzu: „Erfolgreich handeln<br />
in unsicheren Zeiten“. Diese<br />
Suche nach Antworten wollten sich<br />
200 Aussteller, 250 Speaker:innen<br />
und 4.000 Besuchende nicht entgehen<br />
lassen – darunter wieder alles,<br />
was im deutschsprachigen Handel<br />
Namen Rang und Namen hat.<br />
Trotz der obligatorischen K5-<br />
Party herrschte in dem Konferenzhotel<br />
eine konzentrierte Anspannung.<br />
Oder wie es der Retail-Guru Stefan<br />
Wenzel ausdrückte: „Der Jurassic<br />
Park des Handels ist auch in unserem<br />
Gehege.“<br />
Die Unbeschwertheit der Corona-<br />
Boom-Jahre ist nach den Insolvenzen<br />
von Made.com, Keller Sports, Windeln.de<br />
und der Klingel Gruppe auf<br />
jeden Fall vorbei. „Die Investoren<br />
stehen gerade am Spielfeldrand und<br />
warten ab, was passiert“, beschrieb<br />
AboutYou-CEO Tarek Müller die<br />
Lage. Deshalb schrauben die meisten<br />
Shops gerade an der Rentabilität.<br />
Müller selbst geht dabei mit guten<br />
Beispiel voran. Getrieben durch disziplinierte<br />
Kostensenkungen in den<br />
Bereichen Marketing und Verwaltung<br />
erzielte die AboutYou-Gruppe<br />
in Q1 20<strong>23</strong>/2024 ein bereinigtes<br />
EBITDA von 4,2 Mio. Euro (Q1<br />
2022/20<strong>23</strong>: -28,8 Mio. Euro) bei<br />
einer hauchdünnen Marge von 0,8<br />
Prozent (Q1 2022/20<strong>23</strong>: -5,7%).<br />
Immerhin.<br />
Gleichzeitig wandten die K5-<br />
Expert:innen wie Dörte Kaschdailis,<br />
Stefan Wenzel, Erik Siekmann,<br />
Johannes Altmann und Marcel<br />
Brindöpke den Blick nach Osten.<br />
Denn aus China kommen die beiden<br />
(Fashion-lastigen) Marktplätze<br />
Fotos: K5 und <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong><br />
„Black Ocean“ lautete diesmal der K5-Titel. 200 Aussteller, 250 Speaker:innen und 4.000 Gäste versuchten<br />
den Kurs zu bestimmen, um durch die Untiefen der aktuellen Konjunktur zu navigieren.<br />
56 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
Obere Reihe v.l.: Thomas Schlosser war einer der drei Gewinner von<br />
K5-Tickets promotet by „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“. Mitte: Ruppert Bodmeier,<br />
CEO von Disrooptive, forderte wieder mehr E-Commerce mit Herz<br />
und Seele. Rechts: Auch dem K5-Gründungsvater Jochen Krisch<br />
gefiel die 11. Ausgabe der Retail-Konferenz.<br />
Temu und Shein, die Zalando in<br />
naher Zukunft wie ein „Karstadt<br />
ohne Rolltreppe“ aussehen lassen<br />
könnten, wie E-Commerce-Tausendsassa<br />
Alexander Graf bildhaft<br />
beschrieb. Der Umsatz von Shein<br />
beläuft sich international auf mehr<br />
als 20 Mrd. Euro, der von Zalando<br />
auf die Hälfte. Die entscheidende<br />
Frage ist allerdings, wem die größere<br />
Wachstumsdynamik zuzutrauen ist.<br />
Untere Reihe<br />
(v.l.): Marc<br />
Appelhoff mit<br />
einem lebendigen<br />
Home24- Update.<br />
Mitte: Das<br />
K5-Duo Verena<br />
Schlüpmann<br />
und Sven Rittau.<br />
Rechts: Luqom-<br />
CEO Vanessa<br />
Stützle stellte<br />
ihre Plattformstrategie<br />
vor.<br />
Sebastian Klauke, Chief Digital<br />
Officer von der Otto Group, weiß,<br />
wie schnell sich im E-Commerce<br />
die Gewichte verschieben können.<br />
Er glaubt, dass viele Unternehmen in<br />
der Hamburger Gruppe noch heute<br />
so stark sind, weil sie von echten<br />
Unternehmerpersönlichkeiten ge -<br />
führt werden, für die Transformation<br />
und Innovation Lebenselixier<br />
sind. Dazu gehört aber auch, sich<br />
von Geschäften zu trennen, wenn<br />
nicht mehr daran geglaubt wird.<br />
Beispiel: MyToys.<br />
Die zahlreich vertretene Einrichtungsgemeinde<br />
wartete mit Spannung<br />
auf das Update von Home24-<br />
CEO Marc Appelhoff, der scherzhaft<br />
zugab, dass er sich das schwierigste<br />
Vertical beruflich wohl nicht noch<br />
einmal aussuchen würde. Voller<br />
Ernst berichtete er aber von der<br />
(auch für Home24 zu dem Zeitpunkt<br />
recht überraschenden) Übernahme<br />
durch die Lutz-Gruppe. „Wir<br />
haben jetzt einen Gesellschafter mit<br />
Weitblick, der sich in der Materie<br />
auskennt. Die Seiferts sind einfach<br />
schlau“, so drückte es Appelhoff aus,<br />
zumal die Kaufsumme in Höhe von<br />
250 Mio. Euro ein Jahr zuvor wohl<br />
drei Mal so hoch gewesen wäre.<br />
Ebenfalls Thema bei Home24:<br />
Es braucht mehr stationäre Touchpoints,<br />
weshalb die Butlers-Filialen<br />
nun sukzessive umgeflaggt werden –<br />
als Butlers @Home24 mit mehr<br />
oder weniger großen Möbel-Sortimenten<br />
je nach Filialzuschnitt.<br />
Sollte die Stimmung zu Anfang<br />
der Konferenz wegen der Krise<br />
gedrückt gewesen sein, so spürte<br />
man am Ende großen Tatendrang,<br />
um das Business auch in unsicheren<br />
Zeiten voranzutreiben. „Die<br />
aktuellen Untiefen im Handel beanspruchen<br />
Muskelgruppen, die viele<br />
Unternehmen bislang nicht trainiert<br />
haben. Wie es gelingen kann, den<br />
Spagat zwischen Ergebnis- und<br />
Innovationsdruck zu schaffen, war<br />
eines der dominierenden Themen<br />
auf den Bühnen und Gängen der K5.<br />
Klares Take-Away: kein Anlass zur<br />
Resignation, relevante Kundenerlebnisse<br />
sind krisenfest“, fasste Stefan<br />
Wenzel das Geschehen zusammen.<br />
Die nächste K5 Future Retail<br />
Conference findet am 25. und<br />
26. Juni 2024 wieder im Berliner<br />
Estrel statt. SASCHA TAPKEN<br />
www.k5.de<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 57
KÜCHE<br />
Beko/Grundig: In Hoch-Stimmung gegen die Marktentwicklung<br />
Gutes für den Bauch<br />
der Gesellschaft<br />
Während die Küchenbranche seit Jahresstart fast überall eine deutliche Konsumabschwächung<br />
registriert, feiern die Schwestermarken Beko und Grundig aus dem<br />
türkischen Arçelik-Konzern gerade ihr Allzeithoch. Beim Pressemeeting im neu<br />
eröffneten Showroom in Eschborn glänzten nicht nur die Umsätze, sondern zeigten<br />
sich auch die Geräte von ihrer besten und vor allem „grünen“ Seite.<br />
Gleich im Eingang signalisiert das<br />
Leuchtdisplay mit dem Leitsatz „Nachhaltigkeit<br />
beginnt zu Hause“ einen der<br />
zentralen Schwerpunkte im Marktauftritt<br />
der beiden Marken Beko/Grundig.<br />
Seit einem Jahr hat Beko Grundig Deutschland<br />
sein Headquarter im modernen<br />
Bürokomplex „The Twist“ in Eschborn, wo<br />
auf drei Etagen mit flexiblen Arbeitsplätzen<br />
im „New Work“-Stil gearbeitet wird.<br />
Schon im Frühjahr 2022 zog<br />
die Deutschlandzentrale von<br />
Neu Isenburg ins Coworking-<br />
Space Eschborn, wo sich für die<br />
rund 200 Mitarbeiter:innen auf<br />
2.000 qm Fläche und drei Etagen<br />
zusammenfügte, was zuvor baulich<br />
getrennt war. In diesem Jahr wurde<br />
dazu nun der Showroom offiziell<br />
eröffnet, was Anlass für eine Fachpresseeinladung<br />
war – und einen<br />
Report über den Status quo des<br />
Unternehmens. Und in dieser Hinsicht<br />
braucht sich die deutsche Arçelik-Tochter<br />
offenbar keinesfalls zu<br />
verstecken, folgt man den Zahlen,<br />
die von Peter Herzberger, Vertriebsleiter<br />
für den Küchen- und Möbelhandel,<br />
präsentiert wurden.<br />
30 Prozent mehr Umsatz mit<br />
den in Einrichtungshäusern und<br />
Küchenstudios vertriebenen Einbaugeräten<br />
habe die deutsche<br />
Gesellschaft 2022 eingebracht. Und<br />
selbst im ersten Quartal 20<strong>23</strong> gab es<br />
noch ein Plus von 25 Prozent (bzw.<br />
48% bis April), berichtete Herzberger<br />
und fand eine ganze Reihe von<br />
Gründen für diesen enormen Erfolg.<br />
An erster Stelle steht das überzeugende<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
der Produkte, das nochmals durch<br />
die im Herbst 2022 lancierten<br />
Gerätelinien und beispielsweise den<br />
„meistverkauften Backofen“ manifestiert<br />
wurde. Auch die stärkere<br />
Diversifizierung der Markenstruktur<br />
in Verbindung mit der ausgewogenen<br />
Kanalstrategie im Vertrieb, die<br />
sich auf Industriepartner (insbesondere<br />
Nobilia bzw. Pino) sowie verschiedene<br />
Handelsstrukturen stützt,<br />
wird als Erfolgsbringer eingestuft.<br />
Der Schwerpunkt im Vertrieb liegt<br />
zwar ganz klar im Möbelhandel (75<br />
% Anteil), aber auch der Umsatz mit<br />
Küchenspezialisten (25% Anteil)<br />
sei gewachsen. Vor allem das separat<br />
agierende, auf die Einrichtungssparte<br />
spezialisierte Team mit elf<br />
Mitarbeiter:innen hält Herzberger<br />
für sehr wichtig. Zugleich habe sich<br />
die Anzahl der über 1.200 Handelspartner<br />
durch rund 4 Prozent<br />
Neukunden erhöht.<br />
Insgesamt stieg der Anteil der<br />
Einbaugeräte bei Beko/Grundig<br />
2022 von 34 auf 44 Prozent Anteil<br />
vom Umsatz in Deutschland (ca.<br />
300 Mio. Euro). Dabei sei Beko,<br />
ohnehin die Nr. 3 am europäischen<br />
Markt, die hierzulande am stärksten<br />
wachsende Einbaugerätemarke.<br />
Ein echter Shootingstar ist die erste<br />
strategische Marke für den Handel<br />
Flavel, die bisher in Großbritannien<br />
68 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
Peter Herzberger (l.) berichtete<br />
über die Erfolge<br />
mit den vier Marken im<br />
Einbaugerätebereich –<br />
die 2022 insgesamt 30<br />
Prozent mehr Umsatz<br />
einbrachten. Der Anteil<br />
am Gesamtumsatz der<br />
deutschen Vertriebsgesellschaft<br />
stieg damit<br />
auf 44 Prozent (u.)<br />
Erfolgreiches Teamwork (v.l.): Peter Herzberger (Vertriebsleiter Küchen- und Möbelhandel),<br />
Roland Wälde (Produktmanager/Pricing für Nordeuropa), Jessica Schnabel (PR),<br />
Marketingleiter Jens Grubert und Andreas Nirschl (Product Manager Built-In).<br />
FACTS<br />
❯ Beko Grundig Deutschland:<br />
Vertriebsgesellschaft der<br />
türkischen Muttergesellschaft<br />
Arçelik (Koç-Konzern) mit Sitz in<br />
Eschborn (2020 aus Grundig<br />
Intermedia GmbH und der<br />
Beko Deutschland GmbH<br />
hervorgegangen)<br />
❯ Beschäftigte: mehr als 200<br />
❯ Marken in Deutschland:<br />
Beko, Grundig, Flavel, Altus<br />
❯ Umsatz Deutschland:<br />
ca. 300 Mio. Euro, davon Anteil<br />
der Einbaugeräte 2022: 44 %<br />
❯ Position Beko als Hausgerätemarke<br />
in Europa: Nr. 3 nach<br />
Stückzahlen (laut Euromonitor,<br />
Basis 2021)<br />
www.bg-deutschland.de<br />
vertrieben wurde und seit vergangenem<br />
Jahr nun bei Poco grandiose<br />
Umsätze einfährt. Außerdem habe<br />
es innerhalb des Portfolios eine<br />
Verschiebung von Altus (-9%) hin<br />
zu Beko (+10% Umsatz) gegeben,<br />
was einer Aufwertung vor allem<br />
in der Kooperation mit Nobilia<br />
entspricht. Mit Abstand stärkste<br />
Marke im Einbaubereich ist Beko<br />
(64% Anteil), während Grundig<br />
mit 5 Prozent Anteil am Deutschland-Umsatz<br />
noch ausbaufähig ist.<br />
Altus steht jetzt bei 8 Prozent und<br />
Flavel bereits bei <strong>23</strong> Prozent Anteil.<br />
„Wir hätten noch mehr Marken,<br />
die wir zum Einsatz bringen könnten“,<br />
merkte Herzberger an, doch<br />
sieht er in der fokussierten Strategie<br />
eher den Erfolgsweg. Wie sich<br />
dies künftig nach der Übernahme<br />
von Whirlpool Europa gestaltet,<br />
konnte noch nicht beantwortet<br />
werden. Der Konzernkonsens lässt<br />
solche Aus sagen nicht zu, solange<br />
der Deal noch nicht in trockenen<br />
Tüchern ist. Die Sondierungsgespräche<br />
sollen im Herbst abgeschlossen<br />
werden.<br />
Was die Marken sonst noch stark<br />
macht, rückt der frisch bezogene<br />
500 qm große Showroom in den<br />
Blick. Schon im Eingang wird per<br />
Leuchtdisplay der Leitsatz vermittelt:<br />
„Nachhaltigkeit beginnt zu Hause.“<br />
Nachvollziehbar wird dies an einer<br />
Info-Wand, die von der Wieder-<br />
verwendung recycelter Materialien<br />
(zm Beispiel bei Kunststoffblenden<br />
aus Fischernetzen) über effiziente<br />
Technik bis zu umweltfreundlichen<br />
Verpackungen (Pappe statt Plastik)<br />
die Öko-Features erklärt. Bei den<br />
Geräten werden Autodos-Geschirrspüler<br />
sowie die einzigartigen „HarvestFresh“-Kühlschränke,<br />
die mit der<br />
3-Farben-Technologie dem natürlichen<br />
Sonnenzyklus folgen, angeführt.<br />
Für Marketingleiter Jens Grubert<br />
gilt es, „nicht für beide Marken<br />
die gleiche Geschichte zu erzählen“,<br />
aber gleichzeitig den gemeinsamen<br />
Nenner bei der nachhaltigen Mission<br />
deutlich zu machen.<br />
Innovative Technik und modernes<br />
Design in breiter Vielfalt zum<br />
„demokratischen“ Preis: Dies sei<br />
die Formel für die offensichtlich<br />
erfolgreiche Produktentwicklung,<br />
die direkt auf den Bauch der Gesellschaft<br />
zielt. Oder wie es Grubert<br />
formulierte: „Wir sind nicht der<br />
Mercedes, sondern eher der VW“,<br />
wobei die Bandbreite dennoch groß<br />
bleibt und Hightech eben ein halbes<br />
Jahr später als die Premiummarken,<br />
dafür aber deutlich günstiger in den<br />
Verkauf kommt. Immer mehr wird<br />
dabei auf Eigenfertigung gesetzt –<br />
schon jetzt kommen 90 Prozent der<br />
Einbau geräte aus den eigenen Werken<br />
in der Türkei und Rumänien.<br />
Sukzessive wird dies nun auch für<br />
Dunsthauben umgestellt. Die Stärke<br />
als global agierender Konzern, der<br />
trotz nicht unerheb licher Probleme<br />
zum Beispiel mit der Währung weiter<br />
expandiert, sorge eben auch für<br />
die Rückenstärkung beim Vorankommen<br />
am deutschen Markt.<br />
<br />
HEIKE LORENZ<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 69
HAUSMESSE SÜD<br />
Rauch<br />
Strenge Standards<br />
Für Rauch ist Nachhaltigkeit kein Trend-Thema, sondern mit den vier Produktionsstandorten<br />
in Deutschland schon immer sehr stark in der Unternehmensphilosophie<br />
verankert. So ist das Unternehmen bereits seit 1994 mit dem Umweltzeichen „Blauer<br />
Engel“ für emissionsarme, gesundheitlich unbedenkliche, nachhaltige Möbel ausgezeichnet.<br />
Als Unternehmensgruppe ist Rauch zudem nach den strengen Standards des<br />
Waldzertifizierungssystems FSC und PEFC zertifiziert. „Aus Kundensicht punkten wir<br />
als ,Möbelmarke‘ mit besonderem Engagement und erhalten deshalb die Auszeichnung<br />
Nr. 1 von ,Deutschland Test‘. Diese Auszeichnung ist für Rauch etwas ganz Besonderes<br />
und zeigt letztlich, dass die ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung<br />
auch bei den Konsumenten wahrgenommen wird“, sagt CCO Andreas Bremmer (Foto).<br />
„Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit der Einführung und dem Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagements.<br />
Die Besucher unserer Messe können sich auf eine Vielzahl<br />
von hochwertigen Schlafzimmern, praktischen Einzelschränken und durchdachten<br />
Stauraumlösungen freuen. Außerdem präsentieren wir exklusive Design-Kollektionen by<br />
Jochen Flacke sowie moderne und funktionale Babyzimmer mit eigener Kompetenzfläche.“<br />
www.rauchmoebel.de<br />
Sechs starke Showrooms mit nachhaltigen Ideen<br />
Natürlich im Süden<br />
Alle sprechen über Nachhaltigkeit, doch für die Teilnehmer der Hausmesse Süd gehört das<br />
Thema längst zum Tagesgeschäft. Dabei ist Qualität „Made in Germany“ die DNA aller sechs<br />
Unternehmen. Zertifizierungen und Siegel belegen das große Engagement der Firmen auf<br />
diesem Gebiet. Die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ hat bei den Protagonisten der Hausmesse Süd nachgefragt,<br />
was sie in Sachen ökologischer Kompetenz schon erreicht haben, welche Ziele sie sich stecken<br />
und auf welche Neuheiten sich die Besucher:innen vom 25. bis 29. September freuen können.<br />
Ruf Betten<br />
Umfangreiche Investitionen<br />
Bereits im vierten Jahr in Folge ist Ruf Betten als Gesamtunternehmen klimaneutral<br />
(DGM) zertifiziert und hat in den letzten Jahren viel in das Thema<br />
Nachhaltigkeit investiert, u. a. in die Implementierung eines ESG Management, zur<br />
Energieeinsparung. „Made in Germany“ gilt ohnehin uneingeschränkt, denn seit<br />
1926 produziert Ruf Betten ausschließlich in Rastatt. „Zudem sind alle Lieferanten<br />
im Sinne des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes durch uns auditiert“, ergänzt<br />
Geschäftsführer Heiner Goossens (Foto) die lange Liste des Klimaengagements.<br />
„Unsere vielfältigen Auszeichnungen belegen, dass wir uns seit Jahrzehnten für<br />
mehr Nachhaltigkeit stark machen. Dies begründet unseren ,Ruf‘ als deutsche Qualitätsmarke<br />
mit hohem Vertrauensbonus bei den Kunden.“ Neben Investitionen in<br />
eine Photovoltaikanlage steckt das Unternehmen viel Geld in zwei CNC-Stoffcutter<br />
sowie zwei CNC-BAZ im Gestellbauzuschnitt zur höchstmöglichen Verschnittoptimierung.<br />
Modellseitig dürfen sich Händler und Kunden auf attraktive Geburtstagskonzepte<br />
freuen, denn das umsatzstarke Individual Line „Casa“ feiert seinen 20.<br />
Geburtstag. Insgesamt wird Ruf Betten darüber hinaus wieder designorientierte<br />
verkaufsstarke Produktneuheiten mit vielen Ideen zeigen. www.ruf-betten.de<br />
76 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
Gwinner<br />
Furnier ist ressourcenschonend<br />
In diesen turbulenten und unsicheren Zeiten der Veränderung, hat sich das Gwinner-Team die Frage<br />
nach der Essenz des Unternehmens gestellt. „Dieser Weg hat uns durch fast ein Jahrhundert Tradition<br />
geführt, zurück in die einst so kleine Schreinerei im Nordschwarzwald, wo alles begann. Das Handwerk,<br />
die Kunst, die Liebe zu dem Werkstoff Holz. Wenn Sie an Gwinner denken, denken Sie an Furnier und<br />
genau diese Furnierkompetenz, möchten wir Ihnen in all ihrer Liebe zum Detail und Handwerkskunst<br />
diese Saison präsentieren“, sagt Tamara Gwinner, Brand Management und Gesellschafterin (Foto, mit<br />
ihrem Bruder Robin Henssler, Technischer Leiter). „Wir werden zwei Modellneuheiten vorstellen, welche<br />
das Handwerk und das so essenzielle Thema Nachhaltigkeit in Perfektion vereinen. Wir möchten mit<br />
unseren Handelspartnern den Weg gemeinsam gehen und das Thema Furnierintarsie in einer modernen<br />
Neuinterpretation zeigen.“ www.gwinner.de<br />
3S Franken<strong>möbel</strong><br />
Klimaneutral<br />
Seit 2021 ist 3S Franken<strong>möbel</strong> ein klimaneutrales<br />
Unternehmen. Das äußert sich in vielen Details, wie<br />
z. B. Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung, E-Autos<br />
im Fuhrpark, Geschäftsreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />
Homeoffice, mehr Onlinemeetings und reicht bis<br />
hin zur Blumenwiese auf dem Betriebsgelände für Insekten.<br />
Doch die Arbeit in Sachen Klimaschutz setzt sich fort.<br />
„Wir verringern weiter unseren CO2-Ausstoß, entwickeln<br />
uns in Richtung papierloses Büro und im Herbst werden<br />
wir mit der Universität Würzburg im Forst Sailershausen<br />
eine Baumpflanzaktion starten“, erzählt Prokurist<br />
Thomas Lörzer (Foto) vom Nachhaltigkeitsengagement<br />
des Unternehmens aus Unterhaid. „Unter dem Motto<br />
,Gemeinsam Wachsen – Massiv Holz Erleben‘ erwarten<br />
unsere Besucher einige Highlights zur Hausmesse Süd.“<br />
www.3s-frankenmoebel.de<br />
Paidi<br />
Verantwortung<br />
für die Zukunft<br />
Als Hersteller von Möbeln für Babys, Kinder und<br />
Teenager sieht es Paidi als seine Verantwortung, an<br />
die Zukunft zu denken und so schonend wie möglich<br />
mit den Ressourcen umzugehen. Bereits seit 2016 ist<br />
das Unternehmen der erste klimaneutrale Kinder<strong>möbel</strong>hersteller.<br />
„Wir sind diesen Schritt gegangen,<br />
bevor Nachhaltigkeit zu dem großen Thema wurde, das<br />
es heute ist“, sagt Anne-Laure Bigot, Vorsitzende der<br />
Geschäftsführung. Das Holz stammt aus umweltverträglich<br />
wirtschaftenden Forstbetrieben. Außerdem unterstützt<br />
Paidi regelmäßig Aufforstungsprojekte und den<br />
Ausbau regenerativer Energien. Neben dem Recycling ist<br />
das Reduzieren direkter und indirekter Emissionen ein<br />
weiterer Baustein des nachhaltigen Gesamtkonzepts.<br />
„Unserer prägenden Rolle in der Branche werden wir<br />
auch auf der Hausmesse 20<strong>23</strong> mit neuartigen technischen<br />
Lösungen wieder gerecht. Die Erfolgsgeschichte<br />
fing mit unserem Original-Babybett vor fast 90 Jahren<br />
an. Dieses haben wir mit dem ersten kindersicheren<br />
Schiebetürenschrank und unserem patentierten<br />
Schlupfsprossenmechanismus fortgesetzt. So viel sei<br />
verraten: unsere Innovation stellt Nachhaltigkeit in den<br />
Mittelpunkt und wird das Leben der Konsumenten und<br />
Händler vereinfachen.“ www.paidi.de<br />
Himolla<br />
Energiewende ist große Herausforderung<br />
Nachhaltigkeit war weit vor dem gegenwärtigen Marketingtrend bereits „Himolla Standard“ und Teil der DNA. Seit jeher<br />
werden Himolla Produkte nach RAL-GZ 430 unabhängig geprüft (1980); wird ressourcensparendes Umweltmanagement<br />
nach EMAS betrieben (1998) und die gesamte Polster<strong>möbel</strong>kollektion mit dem Blauen Engel, der Bundesregierung zum<br />
Schutz von Mensch und Umwelt für emissionsarme Polster<strong>möbel</strong> zertifiziert (2011). „Ein Beleg dafür, dass unsere Produkte<br />
in all ihren Bestandteilen umweltgerecht und mit großer Nachhaltigkeit erzeugt werden.“<br />
Dieses Jahr freuen sich Tamara Härty, Chefdesignerin und Head of Product and Marketing, sowie CEO Ralph Bestgen<br />
(Foto) ganz besonders über 20 Jahre Umweltpakt Bayern. Aktuell arbeitet ein festes Umweltteam unentwegt an übergreifenden<br />
zukunftstauglichen Energieeffizienzstrategien, bis hin in den Bereich Facility Management von Produktion und Gebäude.<br />
Darüber hinaus bleibt das Produkt Herzstück der Aktivitäten. Die Ziele: Langlebige Qualität zu schaffen um ein Wegwerfen zu<br />
vermeiden, langlebige Designs, Recycling ermöglichen, sowie eine möglichst verträgliche Verpackung. www.himolla.com<br />
Foto: AdobeStock<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 77
GO GREEN<br />
„imm Spring Edition“: Summit zur „Circular Economy“<br />
Haltung, um<br />
zu verändern<br />
1<br />
Im Rahmen der „imm Spring Edition“ veranstaltete die<br />
Koelnmesse gemeinsam mit dem VDM und dem BVDM den<br />
Summit „Circular Economy“. Denn Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft<br />
werden auch künftig eine zen trale Rolle in<br />
sämtlichen Geschäftsprozessen spielen. Die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“<br />
fasst die wichtigsten Punkte zusammen.<br />
2 3 4 5<br />
1 Christian Haeser (BVDM)<br />
und Jan Kurth (VDM) (v.l.)<br />
führten gemeinsam durch die<br />
Veranstaltung. 2 Wünscht<br />
sich, dass im Umbau zur<br />
Kreislaufwirtschaft mehr<br />
Chancen als Risiken gesehen<br />
werden: VDM-Präsident<br />
Elmar Duffner. 3 Markus<br />
Meyer, BVDM-Präsident,<br />
betonte, dass der Handel u.a.<br />
dazu aufgerufen ist, Alt<strong>möbel</strong><br />
auch als Wertstoff zu sehen.<br />
4 Messemacher Matthias<br />
Pollmann stellte den Circular<br />
Living Award „Cilia“ vor, der<br />
2025 das erste Mal verliehen<br />
werden soll. 5 Sagte, dass<br />
auch eine lange Lebensdauer<br />
von Einrichtungsobjekten ein<br />
wichtiger Punkt in der Nachhaltigkeits-Diskussion<br />
ist:<br />
Koelnmesse-Geschäftsführer<br />
Oliver Frese.<br />
Reduce, Reuse, Recyle: Nachhaltigkeit<br />
und Kreislaufwirtschaft<br />
sind die Themen, die auch in<br />
den nächsten Jahren oberste Priorität<br />
haben werden. Das zeigte sich<br />
auch auf der „imm Spring Edition“.<br />
Viele Unternehmen, sowohl auf<br />
Handels-, als auch auf Industrieseite<br />
haben das entsprechend im Blick.<br />
Die Macher der Messe nutzten die<br />
Sonderausgabe der „imm cologne“<br />
deshalb dazu, um gemeinsam mit<br />
dem Verband der Deutschen Möbelindustrie<br />
(VDM) und dem Handelsverband<br />
Möbel und Küchen (BVDM)<br />
am ersten Messetag den Summit<br />
„Circular Economy“ zu veranstalten.<br />
Dabei konnten interessante Speaker<br />
auf die Bühne geholt werden.<br />
Schade, dass bei der Premiere des<br />
Summits die Teilnehmerzahl noch<br />
ausbaufähig war; für künftige Konferenzen<br />
kann diese aber sicherlich<br />
gesteigert werden.<br />
Wie zirkulär ticken die Möbler?<br />
Was kommt auf die Branche zu?<br />
„Eine ganze Menge – ökonomisch,<br />
ökologisch und sozial“, sagte VDM-<br />
Präsiden Elmar Duffner. Dabei sei<br />
die Industrie in einigen Punkten<br />
schon ganz gut dabei, beispielsweise<br />
wenn es um Rezyklate geht<br />
oder um Wärmegewinnung durch<br />
Holzreste. Doch ausreichen wird<br />
das für die Zukunft nicht. BVDM-<br />
Präsident Markus Meyer betonte<br />
zudem, dass die gesamte Branche<br />
– Handel und Industrie – in einem<br />
Boot sitzt, weshalb es auch ein wichtiges<br />
Zeichen war, das die beiden<br />
Verbände hier gemeinsam auftraten.<br />
Denn die gesamte Wertschöpfungskette<br />
bis zu den Kund:innen müsste<br />
betrachtet werden. Und der Handel<br />
hat eben den direkten Kontakt zu<br />
den Endverbraucher:innen.<br />
Dr. Christoph Epping aus dem<br />
Bundesumweltministerium machte<br />
deutlich, dass es bei diesem Thema<br />
natürlich auch den Anstoß aus der<br />
Politik brauche. Die Kreislaufwirtschaft<br />
sei unmittelbar für die Menschen<br />
spürbar. Er verwies darauf, dass<br />
in Deutschland bislang nur 13 Prozent<br />
Sekundärrohstoffe verarbeitet<br />
würden. Hier ist also noch Luft nach<br />
oben. Weitere wichtige Punkte seien<br />
u.a. die Langlebigkeit von Produkten<br />
und die Reparierbarkeit. Er führte<br />
zudem den European Green Deal an,<br />
der neue Regularien mit sich bringt.<br />
Sehr anschaulich machte Gregor<br />
Zwingmann, der 2000 Polster Aktuell<br />
gegründet hat, deutlich, was er<br />
in den vergangenen fünf Jahren alles<br />
angestoßen und umgesetzt hat, um<br />
ökologische Verantwortung zu übernehmen<br />
und den Filialisten nachhaltiger<br />
aufzustellen. In enger Zusammenarbeit<br />
mit der TH Lübeck gehört<br />
dazu beispielsweise Bezugsstoffe aus<br />
PET-Flaschen herzustellen oder Ver-<br />
80 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
6 7 8<br />
9 10 11<br />
6 „Einfach machen“, lautet die Devise<br />
bei Gregor Zwingmann, Polster Aktuell.<br />
7 Zeigt Haltung: Paul Jonas, Co-Founder<br />
von Revive. 8 Bei Sven Urselmann von<br />
Urselmann-Interior aus Düsseldorf geht<br />
es um die komplette Inneneinrichtung und<br />
nicht nur um einzelne Möbel, die möglichst<br />
ressourcenschonend sein sollte. 9 Setzt auf<br />
den Netzwerk-Gedanken unter Einbeziehung<br />
aller Stakeholder: André Hempel, Lab<br />
of Rent, ebenso wie Christof Flötotto (10),<br />
Inhaber der Königlich Preußischen Innovationsakademie.<br />
11 Dr. Maik Schickel kümmert<br />
sich bei Nobilia um die Themen, die<br />
mit Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft<br />
zu tun haben. 12 Aus der Politik hatten die<br />
Veranstalter Dr. Christoph Epping aus dem<br />
Bundesumweltministerium geladen.<br />
packungen wieder dem Wirtschaftskreislauf<br />
zurückzuführen. Bei ca.<br />
30.000 Kundenkommissionen im<br />
Jahr gäbe es jetzt bereits eine Einsparung<br />
von 120.000 kg Material.<br />
PV-Anlagen zur Stromgewinnung<br />
führen heute schon dazu, dass Polster<br />
Aktuell mehr Strom erzeugt als<br />
selbst verbraucht. Sein Credo: „Einfach<br />
machen.“ Als nächstes steht bei<br />
ihm an, Relaxsessel unter die Lupe<br />
zu nehmen und zu untersuchen,<br />
wie diese zu 100 Prozent recycelt<br />
werden könnten.<br />
Dr. Maik Schlickel, Sustainibility<br />
Manager bei Nobilia, zeigte<br />
auf, dass bei dem größten Küchenbauer<br />
Deutschlands schon einiges in<br />
puncto Zirkularität unternommen<br />
wird. Bereits beim Start eines neuen<br />
Designs gehört das bei Nobilia zur<br />
Produktentwicklung. Künftig müsste<br />
zudem noch mehr als bisher der<br />
Fokus auf Reparier- und Demontier-<br />
barkeit gerichtet und das Portfolio<br />
entsprechend angepasst werden. Ein<br />
weiteres Best Practice-Beispiel erläuterte<br />
Paul Jonas, Co-Founder und<br />
Management Director von Revive,<br />
einer Plattform für gebrauchte Designer<strong>möbel</strong>.<br />
Bis dato hat das Unternehmen<br />
rund 20.000 Produkte gekauft,<br />
wieder aufgearbeitet und weiterverkauft.<br />
Ihm geht es ganz stark auch<br />
um die Haltung, die man braucht,<br />
um etwas verändern und bewegen<br />
zu wollen. Als kooperative Partner<br />
von Seiten der Industrie nannte er<br />
Ligne Roset und Cor, die Revive<br />
mit Ersatzteilen, Stoffen etc. unterstützen.<br />
Auch Sven Urselmann von<br />
Urselmann-Interior möchte Dinge<br />
wiederverwerten, am besten gleich<br />
die gesamte Inneneinrichtung – inspiriert<br />
von der Cradle-to-Cradle-Idee<br />
und mit dem Ziel, eine nachhaltige<br />
Einrichtung mit moderner Ästhetik<br />
zu entwickeln. Sein überzeugendes<br />
Beispiel: Ein 250 qm großer Co-<br />
Working-Space in Münster, bei dem<br />
neben aufgearbeiteten Möbeln auch<br />
die Beleuchtung, Wandpaneele oder<br />
Glastrennwände wiederverwertet<br />
wurden. Ganz wichtig sei es, ein<br />
Netzwerk aufzubauen. Das betonte<br />
auch André Hempel, Inhaber von<br />
Lab of Rent, einer Denkfabrik für<br />
Kreislaufwirtschaft, der am Folgetag<br />
durch den „Circular Cooperation<br />
Network Day“ führte, auf dem<br />
viele Themen noch näher beleuchtet<br />
wurden.<br />
Zum Ende des Summits kündigte<br />
Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter<br />
der Koelnmesse, an,<br />
dass es künftig mit „Cilia“ einen<br />
Circular Living Award – in fünf Kategorien<br />
– geben wird, für „zirkuläre<br />
Innovationen in der Einrichtungsbranche“.<br />
2025 soll es die erste<br />
Preisver leihung geben.<br />
EVELYNE BECKMANN<br />
12<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 81
INDUSTRIE<br />
ABK Open: Gelungene Veranstaltung<br />
Geballte Schlafen-Kompetenz<br />
Den gesamten Sortimentsbereich Schlafen unter einem Dach gab es auf der ABK Open Mitte Juni in Bad<br />
Salzuflen zu erleben. Viele Branchen-Player waren vor Ort und sie hatten deutlich an ihren Inszenierungen<br />
geschraubt. Auch die Frequenz stimmte: Mehr als 1.300 Besucher:innen – überwiegend aus der DACH-<br />
Region – zog das kompakte Event an.<br />
Die Veranstaltung hat das Potenzial,<br />
sich zu einer Leitmesse<br />
im Bereich Schlafen zu entwickeln“,<br />
unterstrich Lattoflex-<br />
Geschäftsführer Boris Thomas. Der<br />
aktuelle Stellenwert der ABK Open,<br />
die am 21. und 22. Juni in Bad Salzuflen<br />
stattfand, wurde bereits an der<br />
Ausstellerliste deutlich. Von Badenia,<br />
Elica, F.A.N. Frankenstolz und Froli<br />
über Grosana, Hasena, Malie und<br />
Metzeler bis hin zu Röwa, Rummel,<br />
Tempur, Swissflex und Werkmeister<br />
reichte die Auswahl allein<br />
im Matratzen-/Unterfederungs-/<br />
Bettensegment. Hinzu kamen zahlreiche<br />
Hersteller von Bettwaren und<br />
-wäsche sowie Heimtextilien. Insgesamt<br />
160 Lieferanten und Dienstleister<br />
– und damit so viele wie nie<br />
zuvor – präsentierten sich auf der<br />
Messe, die sich erstmals über zwei<br />
Hallen erstreckte.<br />
Sie trafen auf rund 1.300 angemeldete<br />
Besucher:innen sowie<br />
triebsleiter Helmut Stauner war mit<br />
„großen Erwartungen“ gekommen,<br />
und sah diese „noch übertroffen“.<br />
Auf rund 1.000 qm präsentierten<br />
sich ABK und Garant. Sie hatten<br />
ihr gesamtes Portfolio im Gepäck<br />
und unterstrichen mit der neuen<br />
Sortimentspolitik ihren gemeinsamen<br />
Weg: Die Marken „Notturno“<br />
(Garant) und „Aventura“ (ABK) gibt<br />
es nicht mehr. Der Fokus liegt jetzt<br />
auf „Royal Dream“ für das Hochwert-Segment<br />
und „Morgana“ für<br />
die Mitte. Zudem wurde u.a. ein<br />
neues Garant-Werbekonzept für<br />
Schlafen-Partner mit den Slogans<br />
„Ich bin Schlafberater“, „Ich bin<br />
Schlafexperte“ oder „Ich bin Schlafdesigner“<br />
vorgestellt (2). Es hilft<br />
Partnern, ihre Händleridentität und<br />
Positionierung zu schärfen und den<br />
Firmenauftritt zu modernisieren.<br />
„Wir wachsen immer stärker zusammen.<br />
Dies zeigt sich nicht zuletzt<br />
daran, dass die Warenkommissionen<br />
weitere Gäste, die sich spontan auf<br />
den Weg nach Ostwestfalen gemacht<br />
hatten. Mit dabei Bettenfach- und<br />
Möbelhändler sowie Vertreter:innen<br />
von Verbänden, Großfläche<br />
und E-Commerce-Playern. Die<br />
große Mehrheit kam aus Deutschland.<br />
Hinzu reisten Interessierte<br />
aus Österreich, der Schweiz, Belgien<br />
und Holland an. Sogar eine<br />
chinesische Lattoflex-Delegation<br />
zeigte Flagge. Einhelliges Fazit der<br />
Aussteller: Qualität und Frequenz<br />
der Besucher:innen stimmten. Einzig<br />
die Zahl der potenziellen Neukunden<br />
und die Internationalität<br />
hätten laut einiger Hersteller höher<br />
sein dürfen.<br />
Wie attraktiv die ABK Open –<br />
zurzeit ja noch eine Verbandsmesse<br />
– inzwischen ist, zeigte sich auch<br />
an der Entscheidung des MZE, erstmals<br />
in Bad Salzuflen dabei zu sein<br />
und dafür auf eigene Messeformate<br />
zu verzichten. Das Team um Verder<br />
Mitglieder selbstständig entschieden<br />
haben, was wir hier zeigen“,<br />
unterstrichen ABK-Geschäftsführer<br />
Thomas Fehr (1, r.) und Stefan<br />
Wieselhuber, Leiter Garant Gutes<br />
Schlafen (1, l.). Als nächster Step<br />
folgt im Juni 2024 die Entscheidung<br />
der ABK-Gesellschafter, sich<br />
aufzulösen. Sollten sie einen solchen<br />
Beschluss fassen, würde die ABK im<br />
nächsten Schritt liquidiert. „Nahezu<br />
alle Gesellschafter gehen diesen Weg<br />
mit uns und sehen sehr optimistisch<br />
in die Zukunft“, so Thomas Fehr.<br />
Generell war die Stimmung auf<br />
der Messe bestens – trotz der zahlreichen<br />
Herausforderungen und der<br />
Konsumflaute. Da die Umsatzrückgänge<br />
vor allem den Discountbereich<br />
und die Großfläche treffen, gab<br />
es vielfach die Meinung, dass jetzt<br />
„die Stunde des mittelständischen<br />
Möbel- und Bettenfachhandels<br />
schägt“. Und so überwog die Freude<br />
am Live-Austausch, an der familiä-<br />
1 2<br />
82 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
3<br />
Denmark“. Gleichzeitig stellt es<br />
seine nachhaltigen Argumente wie<br />
die Verwendung von hundertprozentig<br />
recycelter Wolle heraus. Wichtige<br />
Änderung: Das Unternehmen heißt<br />
inzwischen Ry Sengefabrik, das die<br />
Marken Akva und Rye führt.<br />
Ein Polsterbett mit integriertem<br />
Bettkasten (3) ergänzt das Sortiment<br />
von Badenia/Brinkhaus. Möglich<br />
macht dies eine stabile Gasdruckfeder.<br />
Weitere News waren die überren<br />
Atmosphäre und dem kompakten<br />
Format. Gespannt zeigten sich<br />
viele, wie die Messe künftig heißen<br />
und wie sie sich weiterentwickeln<br />
wird. „Es ist wichtig, den Markt hier<br />
abzubilden und internationaler zu<br />
werden. Aber die Veranstaltung darf<br />
ihre DNA nicht verlieren“, betonten<br />
viele Branchenkenner.<br />
Wichtigster Produkttrend war<br />
auch hier die Nachhaltigkeit. So<br />
hatten Grosana und Metzeler ihre<br />
Sortimente um hundertprozentige<br />
Naturlatex-Matratzen erweitert.<br />
Elastica präsentierte mit „Loop“<br />
sein erstes komplett kreislauffähiges<br />
und recycelbares Schlafsystem und<br />
bei Zoeppritz gab es einen Teppich<br />
aus PET-Flaschen zu sehen. Zudem<br />
beschäftigen sich viele Unternehmen<br />
mit der Optimierung der Verpackungen.<br />
Statt Plastik kommen<br />
verstärkt Stoffbeutel oder Kartons<br />
zum Einsatz.<br />
Weiteres großes Thema ist der<br />
Einstieg in neue Produktsegmente,<br />
mit denen frische Zielgruppen aktiviert<br />
werden sollen. Dazu gehörten<br />
der MZE und Centa-Star, die beide<br />
Sportler:innen im Blick haben.<br />
Häussling wiederum wendet sich<br />
mit „Artemica“ an Outdoor-Fans<br />
(siehe dazu auch S. 8).<br />
Bei den Produkten gab es Komfortbetten<br />
für ältere Menschen, kühlende<br />
Stoffe bei Matratzen, Decken<br />
und Kissen sowie besonders flache<br />
Motor- und Rollrahmen für Betten<br />
mit geringer Einlegetiefe zu entdecken.<br />
Darüber hinaus haben die<br />
Unternehmen an ihren Auftritten<br />
und am Marketing gefeilt und in<br />
digitale Händlerunterstützungen<br />
investiert.<br />
DIE NEWS IM EINZELNEN<br />
Da es den Endkund:innen immer<br />
wichtiger wird, woher die Produkte<br />
kommen, setzt Akva verstärkt<br />
auf Heimat und betont „made in<br />
7<br />
arbeitete Brinkhaus-Schaummatratzenkollektion<br />
– u.a. mit optimierter<br />
Schulterzone – und die TFK-Matratze<br />
„Turin“ mit einseitiger Latexauflage.<br />
Neben speziellen Sport- und<br />
Wellness-Produkten, die die Regeneration<br />
fördern, stand bei Centa-<br />
Star die eigene digitale Schulungsplattform<br />
für Händler im Fokus. In<br />
kompakten Lerneinheiten werden<br />
vielfältige Informationen rund um<br />
den gesunden Schlaf sowie zu den<br />
Produkten der Marke, zu Nachhaltigkeitsaspekten<br />
und der Bedeutung<br />
von Qualitätslabels vermittelt. Für<br />
jede erfolgreiche Lerneinheit erhält<br />
der Teilnehmer ein Zertifikat.<br />
In Skandinavien beheimatet ist<br />
Dykon (4). Während der Deckenund<br />
Kissenhersteller mit Marken<br />
wie Engmo Dun und Ringsted Dun<br />
in den nordischen Ländern zu den<br />
Marktführern gehört, ist er hierzulande<br />
noch nicht breit vertreten.<br />
Das soll sich nun ändern. Daher<br />
nahm das Unternehmen erstmals<br />
an der Messe teil und zeigte sich<br />
sehr zufrieden mit dem Feedback.<br />
Auf Kreislaufwirtschaft setzt<br />
Elastica mit dem „Loop“-Matratzenkonzept.<br />
Der Bezug ist komplett<br />
recyclingfähig. Mittels RFID-Chip<br />
(5) kann er identifiziert und zur<br />
Produktion von neuem Garn für<br />
Textilien oder Bezüge verwendet<br />
werden. Der Kern besteht aus nicht<br />
geklebtem Hybridschaum, lässt<br />
sich daher einfach trennen und im<br />
Downcycling-Prozess einem neuen<br />
Verwendungszweck zuführen. Der<br />
Betteinsatz ist aus unbehandeltem<br />
Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />
gefertigt. Durch den Verzicht<br />
auf Chemikalien, Kleber und Folien<br />
ergeben sich viele Möglichkeiten der<br />
Wiederverwendung.<br />
4<br />
Als Prototyp hatte Froli einen<br />
Rollrost dabei. Ultraflach und dennoch<br />
ergonomisch wendet sich das<br />
Produkt an die Besitzer:innen von<br />
Betten mit geringer Einlegetiefe.<br />
Wie sich die Verbraucher:innen<br />
ihre individuelle Matratze konfigurieren<br />
können, zeigte F.A.N. Frankenstolz.<br />
Außerdem jetzt im Angebot:<br />
ein Schnelllieferprogramm für<br />
Betten (lieferbar in 13 Arbeitstagen).<br />
Der Endkunde hat dabei die<br />
Wahl zwischen zwei bestimmten<br />
Matratzen sowie einer Vielzahl an<br />
Kopfteilen, Füßen und Stoffen.<br />
Eine Premiere feierte Grosana.<br />
Der Hersteller präsentierte seine<br />
5<br />
erste hundertprozentige Naturlatex-<br />
Matratze (6). Das Segment bleibe<br />
zwar ein Nischenprodukt, habe<br />
aber dennoch Potenzial. Das Modell<br />
besitzt ein praktisches Griffband.<br />
Als Private-Label-Lieferant für<br />
Boxspringbetten will Hilding Anders<br />
Denmark hierzulande jetzt durchstarten.<br />
Angesiedelt sind die Modelle<br />
im mittleren Preissegment, da in<br />
diesem Bereich die Nachfrage hoch,<br />
aber das Angebot noch nicht so groß<br />
sei, so Commercial Director Thomas<br />
SØrensen. Die Fertigung ist in Dänemark<br />
und die Auslieferung erfolgt<br />
mit eigener Logistik.<br />
6<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 83
INTERNATIONAL<br />
„3 Days of Design“: 290 Marken in Kopenhagen<br />
Design-Festival im Norden<br />
Zehn Jahre haben die „3 Days of Design“ gebraucht, um eines der wichtigsten internationalen<br />
Einrichtungs-Events zu werden. Kopenhagen besticht als Veranstaltungsort mit vielen<br />
großen (und kleinen) Marken, einer optimalen Infrastruktur und einem auch in Krisenzeiten<br />
unerschütter lichen Glauben daran, dass Design etwas Gutes bewirken kann.<br />
Das „BLOX“ hat sich zu einem beliebten<br />
Treffpunkt für Design-Enthusiasten entwickelt<br />
– während der „3 Days of Design“ ganz<br />
besonders. Unten v.l.: Das House of Craft von<br />
Carl Hansen in der Bredgade. Mitte: String<br />
Furniture im Odd Fellow Palace. Rechts: Fritz<br />
Hansen inszenierte seine Klassiker spektakulär<br />
im Schloss Charlottenborg.<br />
Es ist schon eine Herausforderung<br />
für das Understatement<br />
bei so viel Wertschätzung nicht<br />
abzuheben. Aber mit dem typischen<br />
nüchternen Pragmatismus führten<br />
die Kopenhagener in diesem Frühsommer<br />
gleich zwei Events mit großer<br />
internationaler Strahlkraft aus.<br />
Zum einen fand in der diesjährigen<br />
„Unesco World Capital of Architecture“<br />
ein großer Architektenkongress<br />
statt, zum anderen feierten<br />
die „3 Days of Design“ ihr zehnjähriges<br />
Jubiläum. Mit 290 Marken<br />
in 13 Design Districts ist das Event<br />
so groß geworden, dass es kaum<br />
noch möglich ist, sich alles innerhalb<br />
von drei Tagen anzuschauen,<br />
Premiere für das „vielleicht am wenigsten<br />
ikonische“ Möbelstück aus dem House of<br />
Finn Juhl, wie die Marke den Sessel selbst<br />
beschreibt. Der Showroom war pickepackevoll,<br />
als der „77 Chair“ enthüllt wurde.<br />
zumal immer mehr internationale<br />
Labels von dem Charme der „3<br />
Days“ partizipieren möchten und<br />
sich nach Ausstellungsmöglichkeiten<br />
umschauen. Auch die großen Kaufhäuser<br />
wie Illums Bolighus oder das<br />
Magasin du Nord beteiligen sich an<br />
dem Konzept, das von Beginn an von<br />
der Festival-Managerin Sygne Byrdal<br />
Terenziani geleitet und weiter entwickelt<br />
worden ist.<br />
Allerdings ist es zumindest noch<br />
im Bereich des Möglichen sehr viel<br />
von dem Dargebotenen zu sehen,<br />
90 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
Menu und by Lassen sind<br />
zu dem neuen Label Audo<br />
Copenhagen zusammengeführt<br />
worden. Im Audo<br />
House in Nordhavn lässt<br />
sich die Strahlkraft der<br />
neuen Marke mit allen<br />
Sinnen erleben.<br />
denn noch herrschen in Kopenhagen<br />
keine Mailänder Verhältnisse in Bezug<br />
auf die Anzahl der Events, die Menschenmassen<br />
und die zu bewältigenden<br />
Distanzen. Die Showrooms<br />
liegen oft nur wenige Meter voneinander<br />
entfernt, viele Besucher:innen<br />
sind deshalb mit dem Fahrrad unterwegs<br />
und auf der Design-Hauptstraße<br />
Bredgade liegen die Stores der großen<br />
Marken wie Carl Hansen, Montana<br />
oder House of Finn Juhl, sodass<br />
die Top-Destinationen innerhalb<br />
weniger Stunden besucht werden<br />
können. In der Frederiksgade 1 und<br />
im romantischen Odd Fellow Palace<br />
stellten gleich 28 bzw. 36 Marken<br />
gemeinsam aus, sodass das Gedränge<br />
hier am größten war.<br />
Ebenfalls in Schlagdistanz und<br />
sehr sehenswert: Der American<br />
Hardwood Export Council (kurz<br />
AHEC) organisierte unter dem Titel<br />
„Three“ eine Ausstellung, die das<br />
kreative Potenzial von drei amerikanischen<br />
Laubhölzern (Ahorn,<br />
Kirsche und Roteiche) und einer<br />
jungen, weiblichen Generation<br />
skandinavischen Designs erforschte<br />
(siehe „Abriss“, S.114).<br />
Die Frage nach den Trends lässt<br />
sich auf den „3 Days of Design“<br />
schwerer beantworten als vielleicht<br />
anderswo. Denn hier ist Nachhaltigkeit<br />
kein Trend, sondern seit jeher<br />
ein Wesenskern entlang der skandinavischen<br />
Wertschöpfungskette von<br />
Möbeln. Und auch das reduzierte<br />
Scandi Design ist im Norden nicht<br />
außergewöhnlich, sondern Normalzustand.<br />
Vielleicht wird aktuell noch<br />
mehr auf Material-Mix mit Leder<br />
und Geflecht oder sogar Papierkordel<br />
wie bei Carl Hansens „PK 1“<br />
gesetzt, runde Formen werden eher<br />
eingesetzt als eckige und punktuell<br />
dürfen es auch mal richtig knallige,<br />
intensive Farben sein wie bei String<br />
Furniture. Und da auch die skandinavischen<br />
Sommer momentan wärmer<br />
werden, kümmern sich immer<br />
Etwas weiter vom Zentrum entfernt<br />
liegt das Viertel Nordhavn, das<br />
große Ähnlichkeit mit der Hamburger<br />
Hafencity aufweist und im Übrigen<br />
die Keimzelle der „3 Days of Design“<br />
ist: Vier dänische Marken starteten<br />
die Veranstaltung von hier aus als<br />
gemeinsame Initiative: Montana,<br />
Erik Jørgensen (heute im Besitz von<br />
Fredericia Furniture), Anker & Co<br />
und Kvadrat. Zu dieser Zeit fehlte<br />
in Kopenhagen eine Designveranstaltung,<br />
nachdem die Möbelmesse<br />
im Bella Center einige Jahre zuvor<br />
eingestellt worden war.<br />
Der Nordhavn ist seit diesem Jahr<br />
noch um eine Attraktion reicher. Das<br />
neue Audo House zog viele Gäste an,<br />
schließlich war es die erste Gelegenheit,<br />
um die neue Heimat der Marke<br />
Audo Copenhagen zu erleben. Sie<br />
ist aus der Fusion von Menu und by<br />
Lassen hervorgegangen und gehört<br />
zum Portfolio der Design Holding<br />
Spaces, beherbergt das Designhaus<br />
ein Café und Restaurant, einen<br />
Concept Store und eine exklusive<br />
Residenz zum Übernachten. „Es ist<br />
ein kreativer Ort für starke Ideen,<br />
schönes Design und Inspirationen”,<br />
sagt Joachim Kornbek-Engell Hansen,<br />
Design & Brand Director von<br />
Audo Copenhagen.<br />
Die „3 Days of Design“ haben<br />
mit dem Jubiläumsevent ihre Markierung<br />
auf der Design-Weltkarte<br />
weiter vertieft, weshalb vielen<br />
Messemacher:innen etwas mulmig<br />
werden kann. Denn so gibt es ein<br />
Paradebeispiel für ein B2B-Event,<br />
das völlig ohne klassisches Messegelände<br />
auskommt. Etwas Ähnliches<br />
entsteht gerade in London mit der<br />
Clerkenwell Design Week. Auch dort<br />
ist das Ausstellungsareal die Stadt.<br />
Die nächsten „3 Days of Design“<br />
finden wieder im Juni statt – vom<br />
12. bis 14.6.2024.<br />
mehr Marken um das Outdoor-Segment<br />
wie ebenfalls Carl Hansen mit<br />
Group, zu der auch Labels wie Flos,<br />
B&B Italia und Louis Poulsen zählen.<br />
<br />
SASCHA TAPKEN<br />
der „AH“-Serie. Neben Coworking- und Event<br />
www.3daysofdesign.dk<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 91
OUTDOOR<br />
4<br />
5<br />
1<br />
2<br />
1 „Social Gardens – Orte der Begegnung“ war das Leitthema der diesjährigen<br />
Messe, das die Verantwortlichen emotional in Szene setzten. Damit<br />
sollte das Bewusstsein für die positiven Effekte von Gärten als soziale<br />
Treffpunkte geschärft werden. 2 Räder präsentierte verschiedene Formen,<br />
darunter auch eckige Silhouetten. 3 Mit einem gusseisernen Grilltopf, der<br />
sich für den In- und Outdoorbereich eignet, hat Fiskars seine „Norden“-<br />
Linie erweitert. 4 Die Ton-Blumentöpfe der Linie „Mediterranean Living“<br />
von Scheurich vermitteln den Eindruck, sie seien aus Kork gefertigt.<br />
3<br />
„spoga+gafa 20<strong>23</strong>“: Mehr Besucher:innen als 2022<br />
Herausforderungen<br />
die Stirn bieten<br />
20 Prozent mehr Besucher:innen als 2022 und eine optimistische Stimmung:<br />
Die diesjährige „spoga+gafa“ konnte ein positives Fazit ziehen. Und auch<br />
die Aussteller zeigten sich relativ zuversichtlich – auch wenn die Herausforderungen<br />
im Handel ihnen derzeit einiges abverlangen.<br />
Mit rund 30.000 Fachbesucher:innen<br />
aus 122<br />
Ländern ist Ende Juni die<br />
„spoga+gafa 20<strong>23</strong>“ zu Ende gegangen.<br />
Verglichen mit dem Vorjahr<br />
(25.000 Besucher:innen aus 112<br />
Ländern) ist das ein Anstieg von<br />
20 Prozent. Gleichzeitig konnte<br />
die internationale Reichweite um<br />
zehn Nationen ausgebaut werden.<br />
Die meisten Gäste kamen neben<br />
Deutschland vor allem aus Großbritannien,<br />
Italien, Spanien, Frankreich<br />
und den Niederlanden. Das stärkste<br />
Wachstum an Fachbesucher:innen<br />
verzeichneten Großbritannien, Italien,<br />
die USA und Kanada.<br />
Drei Tage lang hatten in den Kölner<br />
Messehallen 1.853 Aussteller aus<br />
58 Ländern ihre Produkte für die<br />
92 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
5 Um sein Grillsortiment auszuweiten, hat Severin<br />
für seine „E-BBQ Welt“ eine Kooperation mit Gefu<br />
gestartet. Im Rahmen der Zusammenarbeit werden die<br />
Tischgrills von Severin mit passendem Zubehör von<br />
Gefu gemeinsam vermarktet. 6 Hartmann stellte mit<br />
„Le Soleil“ einen komplett recycelten Outdoor-Stuhl<br />
in fünf verschiedenen Farben vor. 7 Die bequemen<br />
„Ego“-Liegen von Kettler laden mit ihren voluminösen<br />
Polstern zum Entspannen ein.<br />
6 7<br />
8<br />
Garten- und BBQ-Saison vorgestellt.<br />
Darunter noch mehr Unternehmen<br />
aus Europa sowie interkontinentalen<br />
Ländern wie Asien und den USA.<br />
„Die Aussteller und das internationale<br />
Fachpublikum zeigten sich vor<br />
allem mit der Qualität der Gespräche<br />
und der Produkte äußerst zufrieden.<br />
Die großartige Atmosphäre in<br />
den Messehallen unterstrich dies<br />
eindrucksvoll. Mit einem starken<br />
Besucherplus aus Deutschland und<br />
gleichzeitig rund 70 Prozent Fachbesuchenden<br />
aus dem Ausland<br />
bestätigt die ,spoga+gafa‘ einmal<br />
mehr ihre Relevanz als wichtigste<br />
internationale Handels- und Netzwerkplattform<br />
der Branche“, erklärt<br />
Oliver Frese, Geschäftsführer der<br />
Koelnmesse.<br />
Trotz der aktuell herausfordernden<br />
Lage im Handel und den dort<br />
teils noch recht vollen Lagern aufgrund<br />
der wettertechnisch erst spät<br />
gestarteten Saison sowie der Kaufzurückhaltung<br />
der Verbraucher:innen<br />
zeigten sich die Aussteller<br />
optimistisch und waren vor allem<br />
von der Qualität des internationalen<br />
Fachpublikums überzeugt. „Die<br />
,spoga+gafa‘ ist für uns und unsere<br />
ausstellenden Mitglieder auch in<br />
diesem Jahr wieder erfolgreich<br />
verlaufen. Es hat sich gezeigt, dass<br />
die Begegnungen in einem solchen<br />
Rahmen einfach nicht zu ersetzen<br />
sind. Man trifft Kolleginnen und<br />
Kollegen, Bekannte und alle wichtigen<br />
Entscheider der Branche. Insbesondere<br />
für die Hersteller ist es<br />
enorm wichtig, auf einer derartigen<br />
Plattform ihre Produkte live – also<br />
zum Erleben und Anfassen – zu präsentieren.<br />
Wir freuen uns schon jetzt<br />
auf die ,spoga+gafa‘ im kommenden<br />
Jahr“, betont Anna Hackstein,<br />
Geschäftsführerin Industrieverband<br />
Garten (IVG). Und Dr. Peter O. Wüst,<br />
Hauptgeschäftsführer Handelsverband<br />
Heimwerken, Bauen und Garten<br />
(BHB), fügt hinzu: „Wir waren<br />
aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
relativ skeptisch,<br />
wie die Messe verlaufen wird – wie<br />
die Stimmung der Besucher, der<br />
Aussteller, der Einkäufer sein wird.<br />
Jedoch hat uns die Begeisterung<br />
aller Beteiligten für die Branche, die<br />
Saison, Umsätze und Innovationen<br />
positiv überrascht. Die Message ist<br />
deutlich: Allen war es wichtig, ausreichend<br />
Zeit für Gespräche und<br />
den Austausch untereinander zu<br />
nehmen. Wir stehen voll und ganz<br />
10<br />
9<br />
8 + 9. Burkhard Temme,<br />
Vertriebsleiter von<br />
Niehoff Garden, konnte<br />
ein internationales Publikum<br />
auf seinem Stand<br />
begrüßen. Im Gepäck<br />
hatte er helle, natürliche<br />
Farben. So u.a. auch die<br />
Polster-Gruppe „Barcelona“,<br />
deren Armlehnen<br />
mit einem Geflecht aus<br />
einer melierten Kordel<br />
gearbeitet sind.<br />
10. „Lucan“ heißt der<br />
neue Outdoor-Dining-<br />
Stuhl von Hartmann.<br />
Das Möbel ist mit einer<br />
angenehm weichen<br />
Polsterung sowie einem<br />
Sunbrella-Stoff ausgestattet.<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 93
OUTDOOR<br />
Gardiente: 2024 wieder im September<br />
Vielfalt mit<br />
familiärem Flair<br />
Rund 50 Aussteller präsentierten zur neunten Ausgabe der<br />
Gardiente ihre Sortimente aus den Bereichen Garten<strong>möbel</strong>,<br />
Sonnenschirme, BBQ und Accessoires. Im Ergebnis verlief die<br />
Veranstaltung – im Hinblick auf die aktuelle Marktsituation –<br />
sehr zufriedenstellend. Trotzdem soll die Messe 2024 wieder in<br />
den September rücken.<br />
Mit positiven Resonanzen ist<br />
die Gardiente im Messezentrum<br />
Hofheim Wallau<br />
am 3. Juli zu Ende gegangen. Nach<br />
anfänglichen Startschwierigkeiten<br />
am Messesamstag waren die Hallen<br />
in den darauffolgenden zwei Tagen<br />
gut besucht. Vom Fachhandel bis<br />
zur Großfläche waren alle Vertriebsformen<br />
vertreten. Trotz des guten<br />
Ergebnisses haben die Aussteller und<br />
der Messeveranstalter bereits jetzt<br />
beschlossen, die Gardiente im kommenden<br />
Jahr wieder in den September<br />
zu verlagern. Gründe dafür seien<br />
die Nähe zur „spoga+gafa“, die nur<br />
zwei Wochen zuvor stattgefunden<br />
hat sowie der bessere Orderzeitpunkt<br />
– vor allem für den Fachhandel<br />
und die Grillhersteller, die<br />
in diesem Jahr so gut wie gar nicht<br />
vertreten waren. Der Termin und die<br />
Tagfolge stehen bislang noch nicht<br />
fest, sollen aber zeitnah bekannt<br />
gegeben werden.<br />
Richtig bunt und<br />
manchmal etwas<br />
unkonventionell<br />
geht‘s bei Jan Kurtz<br />
zu. Dazu bestückte<br />
der Designer neben<br />
Lafuma auch die neue<br />
Show-Case-Fläche<br />
auf der Gardiente.<br />
96 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 7/8/20<strong>23</strong>
Anhaltend angespannt zeigt sich<br />
nach wie vor die Marktsituation. Die<br />
Branche rechnet noch bis Anfang<br />
2025 mit stagnierenden bzw. sinkenden<br />
Umsätzen. Volle Lager, die<br />
gesunkene Konsumlaune und der<br />
späte Start in den Sommer lassen<br />
die Unternehmen weiter in die<br />
roten Zahlen rutschen – allerdings<br />
auf hohem Niveau, nach den vergangenen<br />
drei sehr erfolgreichen<br />
Corona-Jahren. Joachim Strobel,<br />
Geschäftsführer Best Freizeit<strong>möbel</strong>,<br />
sieht noch jede Menge Potenzial.<br />
Trotz Corona gäbe es längst keine<br />
Marktsättigung. „Die Branche steckt<br />
in der Krise. Trotzdem entwickeln<br />
wir regelmäßig neue Produkte und<br />
runden unser Sortiment in die<br />
höheren Preislagen ab.“<br />
Zusammen mit den Marken<br />
Lafuma Mobilier und Jan Kurtz<br />
sowie der Trendagentur Gabriela<br />
Kaiser hat die Gardiente dem Fach<br />
Markensegment, ein zunehmend<br />
entscheidender Faktor“, sagt Verena<br />
Westphal als Projektleiterin der<br />
Gardiente.<br />
Unter dem Motto „Herausragend“<br />
feierte der Gardiente Award<br />
mit neuem Namen und neuem<br />
Konzept sein Comeback. Eine<br />
hochkarätige Fachjury prämierte<br />
am ersten Messetag die besten drei<br />
„Outdoor-Living-Stars“ anhand<br />
der Kriterien Ästhetik, Innovation,<br />
Funktion und Nachhaltigkeit. Den<br />
Wettbewerb gewann Lafuma Mobilier<br />
und erhielt den „Outdoor-<br />
Living-Stars“-Award in Gold für<br />
die Möbelserie „Balcony II“. Silber<br />
ging an 4 Seasons Outdoor für die<br />
Lounge „Sardinia“ und in der Kategorie<br />
Bronze durfte Bogason für die<br />
Edelstahl-Outdoorküche „Bogason<br />
Quasar“ die Auszeichnung entgegennehmen.<br />
Alle Gewinner und<br />
nominierten Bewerbungen wurden<br />
auf der „Trend Area“ ansprechend<br />
inszeniert. Damit aber nicht genug.<br />
Auch auf den einzelnen Messeständen<br />
hatten die Unternehmen<br />
Neuheiten und Produkterweiterungen<br />
im Gepäck. So zeigte Schaffner<br />
Eine Fachjury prämierte die drei<br />
Gewinner des „Outdoor-Living-Stars“.<br />
Gold ging an Lafuma, Silber an 4 Seasons<br />
Outdoor und Bronze erhielt der<br />
Outdoor- Küchenhersteller Bogason.<br />
Zeigten sich zufrieden: Gardiente<br />
Projektleiterin Verena Westphal und<br />
Muveo-Geschäftsführer Jens Frey.<br />
handel auf einer neuen Showcase-<br />
Fläche wertvolle und adaptierbare<br />
Impulse für die Gestaltung der eigenen<br />
Verkaufsfläche geboten. Hierbei<br />
handelte es sich um eine kuratierte<br />
Gemeinschaftsfläche für Möbel und<br />
korrespondierende Accessoires.<br />
„Gerade in Zeiten des sinkenden<br />
Konsums ist es wichtig, im stationären<br />
Handel das Kauferlebnis ganzheitlich<br />
zu verstärken. Denn neben<br />
der persönlichen Beratung ist eine<br />
ansprechende und inspirierende<br />
Kaufatmosphäre für den Kunden,<br />
insbesondere im hochwertigen<br />
Foto: Gardiente – Jennifer Wolters<br />
Oben: In der Trend-Aera<br />
wurden alle Nominierungen<br />
und Gewinner des „Outdoor-<br />
Living-Stars“ ausgestellt.<br />
Links: Gabriele Kaiser zeigte<br />
Händlern in ihren Workshops,<br />
wie sie im Handumdrehen ihre<br />
Ausstellung optimieren und<br />
verändern können.<br />
7/8/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 97
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