Injection September 2023 | DE
Unser Kundenmagazin Injection vereint Neues aus der ENGEL Welt, Kurznachrichten aus unseren Niederlassungen, Technologiebeiträge über die neuesten Produktentwicklungen und Success Stories unserer Kunden.
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Das Magazin von ENGEL für die Kunststoffindustrie<br />
<strong>September</strong> | <strong>2023</strong><br />
Gemeinsames Ziel: Mehr Nachhaltigkeit<br />
ENGEL Mobility Days <strong>2023</strong><br />
mit mehr als 500 Gästen Seite 8<br />
e-connect: Ein Portal<br />
für alle Spritzgießmarken<br />
TechTalk mit Verena Schinnerl<br />
und Mateusz Rychlik von ENGEL Seite 10<br />
Hochflexibel für die unterschiedlichsten<br />
Kundenanforderungen<br />
AE Plast setzt auf holmlose<br />
ENGEL victory combi Maschinen Seite 28<br />
Eine Entscheidung für die Umwelt<br />
Orthex in Finnland produziert auf vollelektrischen e-mac Spritzgießmaschinen<br />
hochwertige Haushaltsprodukte Seite 20
e the first – auch wenn’s um das Klima geht<br />
Die Prozesse entlang unserer Wertschöpfungskette nachhaltiger zu gestalten<br />
ist uns bei ENGEL ein wichtiges und vor allem stetiges Anliegen. Denn wir<br />
wollen für Sie, unsere Kundinnen und Kunden, ein Partner bleiben, der<br />
Ihren Anforderungen an eine ressourcenoptimierte Supply Chain mehr als<br />
gerecht wird. Gemeinsam arbeiten wir so daran, dass die Menschen auf<br />
der ganzen Welt Kunststoffprodukte mit einem möglichst geringen CO 2 -<br />
Fußabdruck nutzen können.<br />
Dr. Stefan Engleder<br />
CEO ENGEL Holding<br />
Wir sind der Überzeugung: Klimaschutz und Kunststoff sind kein Widerspruch,<br />
sondern bedingen sich gegenseitig. Daher haben wir die ENGEL<br />
Nachhaltigkeitsstrategie auf der Grundlage des international anerkannten<br />
SBTi-Standards aufgebaut. Mit unserer Verpflichtung zu SBTi sind wir für Sie<br />
und die gesamte Öffentlichkeit zu 100 % transparent – mit unseren Zielen<br />
und sämtlichen Maßnahmen zu deren Erreichung.<br />
Konkret wird ENGEL bis 2030 alle Scope-1- und Scope-2-Emissionen um<br />
50 Prozent und die Scope-3-Emissionen um 42 Prozent gegenüber dem<br />
Jahr 2022 senken. Den größten Hebel zur Reduktion von Treibhausgasen<br />
sehen wir neben material- und energieschonenden Lösungen vor allem<br />
in der Digitalisierung der Produktionsprozesse und dem Aufbau einer<br />
Kreislaufwirtschaft.<br />
Diese Ausgabe der <strong>Injection</strong> zeugt davon, dass wir mit Ihnen gemeinsam<br />
genau an diesen Themen arbeiten. Dabei geht es zum Beispiel darum,<br />
die Voraussetzung ihres Produktionsstandortes optimal zu nutzen und<br />
Maschinenaufstellflächen zu verringern (Seite 26). Wir sind selbstverständlich<br />
auch an Ihrer Seite, wenn Sie Ihre Spritzgießprozesse in Richtung net zero<br />
entwickeln möchten (Seite 20). Und wir unterstützen Sie, wenn es darum<br />
geht, gebrauchte Anlagen für ein zweites Maschinenleben aufzubereiten<br />
und erneut in die Produktion zu integrieren (Seite 15).<br />
be the first gilt also auch, wenn es um das Klima geht. Mit sämtlichen<br />
Bestrebungen im Bereich der Nachhaltigkeit leisten wir alle als Teil der<br />
Kunststoffindustrie einen wichtigen Beitrag für ein modernes und gesundes<br />
Leben. Denn eine Zukunft wird es nur mit Kunststoff geben.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: ENGEL AUSTRIA GmbH | Ludwig- Engel-Straße 1, A-4311 Schwertberg, www. engelglobal.com<br />
Redaktion: Susanne Zinckgraf, ENGEL | Katharina Strohmayer, ENGEL (verantwortlich)<br />
Gestaltung: Marion Maria Fürlinger, ENGEL<br />
<strong>Injection</strong> ist das Kundenmagazin von ENGEL. Es erscheint regelmäßig in Deutsch, Englisch und weiteren Sprachen. Nachdruck von Beiträgen nach Abstimmung<br />
mit der Redaktion und mit Quellenhinweis gerne gestattet. Die in dieser Ausgabe genannten Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen und<br />
dgl. können auch ohne besondere Kennzeichnung Marken und als solche gesetzlich geschützt sein. Bei allen Fotoaufnahmen für diese Ausgabe haben<br />
wir die zum jeweiligen Zeitpunkt im jeweiligen Land geltenden Hygienevorgaben streng eingehalten. Die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter, Kunden<br />
und Partner haben für ENGEL zu jeder Zeit höchste Priorität. Sie möchten <strong>Injection</strong> in Zukunft nicht mehr lesen? Bitte schreiben Sie an: marketing@engel.at
News<br />
Rückblick<br />
Aktuelles<br />
4 ENGEL weltweit. vor Ort.<br />
Nachrichten aus der ENGEL Welt<br />
8 Gemeinsames Ziel: Mehr Nachhaltigkeit<br />
ENGEL Mobility Days <strong>2023</strong> mit mehr als 500 Gästen<br />
10 e-connect: Ein Portal für alle Spritzgießmarken<br />
TechTalk mit Verena Schinnerl und Mateusz Rychlik von ENGEL<br />
14 Überwachen leicht gemacht<br />
ENGEL präsentiert neues eco-flomo auf der Fakuma <strong>2023</strong><br />
15 Modernisieren ohne Zeitaufwand<br />
Interview mit Leopold Praher von ENGEL Used Machinery<br />
16 Darf’s ein bisschen schneller sein?<br />
iQ motion control für die Spritzgießmaschine<br />
18 Glasbauteile aus der Spritzgießmaschine<br />
ENGEL kooperiert mit Glassomer<br />
20 Eine Entscheidung für die Umwelt<br />
Orthex in Finnland produziert auf vollelektrischen e-mac Spritzgießmaschinen<br />
24 Prozessstabilität als Schlüssel<br />
Die sinit kunststoffwerke auf dem Weg zur automatisierten Null-Fehler-Produktion<br />
26 Optimierung der Produkionskapazitäten<br />
igus nutzt Performance von victory Maschinen für eine hochflexible Produktion<br />
28 Hochflexibel für die unterschiedlichsten Kundenanforderungen<br />
AE Plast Kft. setzt auf holmlose ENGEL victory combi Maschinen<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_3
ENGEL weltweit. vor Ort.<br />
Jubiläumsfeier mit 140 Gästen<br />
Zehn Jahre ENGEL Deutschland Technologieforum Stuttgart<br />
Johannes Kilian leitet globale<br />
Anwendungstechnik<br />
F&E noch stärker an Kundenbedürfnissen<br />
ausrichten<br />
Johannes Kilian<br />
Freuen sich über die sehr gute Geschäftsentwicklung des ENGEL Deutschland Technologieforums<br />
Stuttgart: Dr. Stefan Engleder (links), CEO der ENGEL Gruppe, und Claus Wilde, Geschäftsführer von<br />
ENGEL Deutschland am Standort Stuttgart.<br />
Kunden, Partner und Kollegen aus<br />
Deutschland und Österreich feierten<br />
gemeinsam das zehnjährige Jubiläum des<br />
ENGEL Deutschland Technologieforums<br />
Stuttgart. In legerer Atmosphäre im Hof<br />
eines Weinguts begrüßten Geschäftsführer<br />
Claus Wilde und sein Team 140<br />
Gäste. Neben spannender Unterhaltung<br />
und kulinarischen Genüssen gab<br />
es Einblicke in neue Entwicklungen und<br />
technologische Trends. Die südwestdeutsche<br />
Niederlassung von ENGEL blickt<br />
auf eine durchgehend sehr erfolgreiche<br />
Geschäftsentwicklung zurück und hat die<br />
Weichen für weiteres Wachstum gestellt.<br />
Zur Eröffnung im April 2013 zählte ENGEL<br />
in Stuttgart 22 Mitarbeiter. „Dieses Jahr<br />
werden es 65, und der Umsatz ist in<br />
ähnlicher Relation gestiegen“, freut sich<br />
Claus Wilde. „Wir haben hier im Südwesten<br />
Deutschlands sehr viele Neukunden<br />
hinzugewonnen.“ Baden-Württemberg<br />
genießt weltweit einen ausgezeichneten<br />
Ruf als Hochtechnologieregion, und<br />
die kunststoffverarbeitende Industrie im<br />
Land leistet hierzu einen starken Beitrag.<br />
Entsprechend ist ENGEL schon deutlich<br />
länger in der Region fest verwurzelt, betont<br />
ENGEL CEO Dr. Stefan Engleder während<br />
der Jubiläumsfeier. „Wir kennen die lokalen<br />
Anforderungen und begegnen unseren<br />
Kunden auf Augenhöhe“, so Engleder.<br />
„Damit sind wir ein idealer Partner für den<br />
Mittelstand, egal wie groß das Unternehmen<br />
ist. Gerade in unsicheren Zeiten sind<br />
starke Partnerschaften ein wertvolles Gut.“<br />
Dr. Johannes Kilian, Vice President<br />
Prozesstechnologien und inject 4.0 bei<br />
ENGEL, ist der neue Leiter der globalen<br />
Anwendungstechnik in der ENGEL Gruppe.<br />
Er übernahm diese Position von Prof.<br />
Dr. Norbert Müller, der einem Ruf zum<br />
Professor für Kunststoffverarbeitung an<br />
der Technischen Hochschule Rosenheim<br />
gefolgt ist.<br />
Mit dieser Personalentscheidung vereint<br />
ENGEL zwei zentrale Bereiche unter einer<br />
gemeinsamen Leitung: die Entwicklung<br />
von Prozesstechnologien und digitalen<br />
Produkten sowie die globale Anwendungstechnik.<br />
„Wir stellen damit sicher,<br />
unsere Forschung und Entwicklung in<br />
Zukunft noch stärker an den Kundenbedürfnissen<br />
auszurichten und können<br />
unsere Technologieführerschaft weiter<br />
ausbauen“, betont Dr. Gerhard Dimmler,<br />
CTO der ENGEL Gruppe.<br />
Johannes Kilian studierte sowohl Mechatronik,<br />
Robotik und Automatisierungstechnik<br />
als auch Wirtschaftswissenschaften<br />
und ist bereits seit zehn Jahren bei ENGEL<br />
beschäftigt.<br />
Als Professor für Kunststoffverarbeitung<br />
an der Technischen Hochschule Rosenheim<br />
widmet sich Norbert Müller unter<br />
anderem der Entwicklung neuer Faserverbundtechnologien<br />
und kann dabei auf<br />
viel Erfahrung aus seiner Zeit bei ENGEL<br />
aufbauen. „Für sein großes Engagement<br />
während seiner insgesamt acht Jahre bei<br />
ENGEL danken wir Herrn Müller herzlich“,<br />
sagt Gerhard Dimmler.<br />
4_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Gerhard Stangl<br />
ist neuer CPO<br />
Wechsel in der ENGEL<br />
Geschäftsführung<br />
Mit dem Ruhestand von Joachim Metzmacher<br />
rückt Gerhard Stangl, bisher<br />
Geschäftsbereichsleiter Produktion im<br />
Großmaschinenwerk St. Valentin, in die<br />
Geschäftsführung der ENGEL Unternehmensgruppe<br />
auf. Er übernimmt<br />
als Chief Production Officer (CPO) die<br />
Produktionsagenden.<br />
Gerhard Stangl studierte Maschinenbau<br />
an der Technischen Universität in Wien<br />
und startete 2006 als Geschäftsbereichsleiter<br />
Produktion im ENGEL Stammwerk<br />
Schwertberg.<br />
Joachim Metzmacher, der bisherige<br />
Geschäftsführer Produktion, verlässt<br />
nach 17 Jahren das Unternehmen, um<br />
seinen Ruhestand anzutreten. In seiner<br />
Funktion als Chief Production Officer<br />
begleitete er in den vergangenen Jahren<br />
unter anderem das mit mehr als 375 Mio.<br />
Euro größte Investitionsprogramm in der<br />
Unternehmensgeschichte.<br />
Gerhard Stangl<br />
Anders Nybäck leitet<br />
Technical Moulding &<br />
Teletronics<br />
Am Puls der Zeit bleiben<br />
Anders Nybäck, bisher Vertriebsleiter in<br />
der Business Unit Technical Moulding<br />
& Teletronics von ENGEL, hat als Vice<br />
President die Leitung dieser Business<br />
Unit übernommen. „Es freut uns, dass<br />
wir mit Herrn Nybäck einen langjährigen<br />
und international erfahrenen Kollegen für<br />
die Leitung der Business Unit gewonnen<br />
haben“, betont ENGEL CEO Stefan<br />
Engleder. Nybäck ist seit über 25 Jahren<br />
für den Spritzgießmaschinenbauer tätig,<br />
unter anderem als Geschäftsführer der<br />
finnischen Vertriebs- und Serviceniederlassung<br />
und als Vertriebsleiter bei ENGEL<br />
in Shanghai. „Für die Business Unit Technical<br />
Moulding & Teletronics liegt der<br />
Fokus in der strategischen Weiterentwicklung,<br />
um für unsere Kunden rund um den<br />
Globus am Puls der Zeit zu bleiben“, so<br />
Anders Nybäck.<br />
Anders Nybäck<br />
Christopher Vitz ist Geschäftsführer in der Schweiz<br />
Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit<br />
Christopher Vitz hat die Geschäftsführung<br />
der ENGEL (Schweiz) AG in Frauenfeld<br />
übernommen. Er folgt auf Markus<br />
Schertler. „Der Wechsel ist gut vorbereitet“,<br />
sagt ENGEL CEO Stefan Engleder. „Herr<br />
Vitz bringt sehr viel Branchenkenntnis und<br />
Erfahrung mit. Wir stellen damit für unsere<br />
Kunden in der Schweiz ein hohes Maß an<br />
Kontinuität sicher." Christopher Vitz trat vor<br />
mehr als 20 Jahren in die ENGEL Gruppe<br />
ein. Nach verschiedenen leitenden Positionen<br />
im Vertrieb und Service übernahm<br />
er die Geschäftsführung der ENGEL<br />
Deutschland GmbH am Standort Hannover.<br />
Seit 2020 trägt Vitz als Regional President<br />
Central Europe bereits übergeordnet<br />
Verantwortung für die Niederlassungen in<br />
Deutschland und der Schweiz. Er wird die<br />
ENGEL (Schweiz) AG nun sowohl strategisch<br />
als auch operativ weiterentwickeln.<br />
„Die Schweizer Kunststoffindustrie ist<br />
stark technologiegetrieben und ein Vorreiter,<br />
wenn es um Nachhaltigkeit geht“,<br />
betont Christopher Vitz. „Hier können wir<br />
mit unserem breiten Technologieangebot<br />
und unserer Digitalisierungskompetenz<br />
aus dem Vollen schöpfen. Wir entwickeln<br />
Christopher Vitz (rechts) und Markus Schertler<br />
für unsere Kunden in der Schweiz maßgeschneiderte<br />
Lösungen, die eine hohe<br />
Leistung und Präzision mit nachhaltiger<br />
Effizienz vereinen.“<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_5
ENGEL weltweit. vor Ort.<br />
Coole Bikes<br />
für die Krabbelstube<br />
ENGEL Technologie<br />
in Kinderlaufrädern<br />
Nachhaltigkeit von klein auf: ENGEL hat<br />
für die betriebseigene Krabbelstube<br />
vier Kinderlaufräder der Marke Affenzahn<br />
gekauft. Das Besondere daran:<br />
Der Rahmen ist aus besonders leichtem,<br />
recyclingfähigem Kunststoff mit<br />
Glasfaser-Anteil, entstanden durch ein<br />
Entwicklungsprojekt mit dem Ingenieurbüro<br />
Plastic Innovation und produziert auf<br />
ENGEL Spritzgießmaschinen.<br />
Zukünftig soll die Technologie auch für<br />
größere Fahrräder, e-Bikes, Motorroller<br />
und andere Strukturbauteile Einsatz<br />
finden. „Der mit ENGEL Maschinen hergestellte<br />
Rahmen der Kinderlaufräder<br />
hat gegenüber einem herkömmlichen<br />
Aluminium-Ramen einen um 43 Prozent<br />
geringeren CO 2 -Fußabdruck“, sagt Franz<br />
Füreder, Vice President ENGEL automotive<br />
& mobility. Seit 2016 betreibt ENGEL in<br />
Schwertberg eine eigene Krabbelstube.<br />
Forum Grüne Produktion<br />
Neues Konferenzangebot<br />
im <strong>September</strong> in Schwertberg<br />
Beim Energiesparen geht es um mehr als<br />
wettbewerbsfähige Stückkosten. Es geht<br />
darum, Verantwortung für die Umwelt, das<br />
Klima und die nachfolgenden Generationen<br />
zu übernehmen. Das Ziel, Energie zu sparen,<br />
ist in allen Unternehmen gesetzt. Doch welche<br />
Maßnahmen bringen wie viel? Und welche<br />
Besonderheiten des eigenen Betriebs<br />
gilt es zu berücksichtigen? – Diese Fragen<br />
sind nicht leicht zu beantworten. Mit einer<br />
neuen Veranstaltungsreihe bietet ENGEL<br />
spritzgießverarbeitenden Unternehmen<br />
hierbei Unterstützung. Premiere ist vom<br />
28. bis 29. <strong>September</strong> <strong>2023</strong> in Österreich.<br />
„Forum Grüne Produktion – Energieeffizienz<br />
und Klimaschutz in der Kunststoffindustrie“<br />
lautet der Titel der zweitägigen<br />
Konferenz, zu der ENGEL gemeinsam mit<br />
dem SKZ Würzburg und dem Kunststoff-<br />
Cluster Oberösterreich ins ENGEL Werk<br />
Schwertberg einlädt. „Beim Forum Grüne<br />
Produktion geben wir konkrete Tipps für die<br />
Praxis“, betont Kathrin Neunteufel-Steyer,<br />
Leiterin Globale Kundenschulungen von<br />
ENGEL. „Jeder Teilnehmer wird eine Art<br />
Fahrplan mit zurück in den Betrieb nehmen<br />
können, wie sich zugeschnitten auf<br />
die individuellen Gegebenheiten vor Ort<br />
Energie einsparen und Treibhausgasemissionen<br />
verringern lassen.“ Zielgruppe sind<br />
Facharbeiter, Techniker und Ingenieure,<br />
Abteilungs- und Projektleiter, Prozessund<br />
Produktverantwortliche, Mitglieder der<br />
Unternehmensleitung, Prozessoptimierer,<br />
KVP-Experten, Energie- und Umweltbeauftragte.<br />
Die Konferenz startet am Mittag des<br />
ersten Veranstaltungstags und endet am<br />
nächsten Tag um 15 Uhr. Die Konferenzsprache<br />
ist Deutsch. Die Teilnahmegebühr<br />
beträgt 690 Euro.<br />
Bild: iStock<br />
Erster Smart Day<br />
mit großem Erfolg<br />
Neue Workshopreihe<br />
bei ENGEL CZ<br />
Viel Praxiswissen konnten die Teilnehmer<br />
des ersten ENGEL Smart Day bei ENGEL<br />
CZ in Prag mitnehmen. In drei Themenblöcken<br />
– smart machine, smart service,<br />
smart factory – informierten Experten von<br />
ENGEL über die Chancen und Möglichkeiten,<br />
die die Digitalisierung für mehr Effizienz<br />
und Qualität in der Spritzgießproduktion<br />
eröffnen. Die Veranstaltung bot viel Raum<br />
für den Erfahrungsaustausch untereinander<br />
und individuelle Gespräche mit dem<br />
ENGEL Team. Wie lassen sich die Kosten<br />
in der Produktion und in der Instandhaltung<br />
senken? Wie lässt sich Energie einsparen?<br />
– Diese und weitere brennende Fragen<br />
wurden diskutiert und mit der Präsentation<br />
innovativer digitaler Lösungen beantwortet.<br />
Die Veranstaltung fand viel Zuspruch.<br />
Weitere Smart Days sind bei ENGEL CZ<br />
bereits in Planung.<br />
6_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Partner auf Augenhöhe<br />
ENGEL und Bühler feiern 30 Jahre Kooperation<br />
Bühler und ENGEL präsentieren gemeinsam die beeindruckende Carat 840 Megacasting Maschine.<br />
Die globale Automobilindustrie befindet<br />
sich in einem tiefgreifenden Wandel,<br />
angetrieben durch die Notwendigkeit<br />
einer nachhaltigeren Mobilität. Zentral<br />
ist, für die damit verbundenen Herausforderungen<br />
die richtigen Antworten zu<br />
finden. Die beiden Unternehmen Bühler<br />
und ENGEL nehmen eine Schlüsselrolle<br />
in der Gestaltung dieses Wandels ein.<br />
Energieeffizienz in der Produktion, neue<br />
Antriebskonzepte, Flexibilität bei Design<br />
und Produktion und vor allem deutliche<br />
Gewichtsreduktionen sind dafür Eckpfeiler.<br />
Leichtbaumaterialien wie Kunststoff<br />
und Aluminium werden weiter an Bedeutung<br />
gewinnen. Gemeinsam schaffen<br />
beide Unternehmen Lösungen, die es<br />
den Automobilherstellern ermöglichen,<br />
den Wandel in der Industrie mitzugehen.<br />
Mit der Carat 840 Megacasting Maschine<br />
präsentierten ENGEL und Bühler während<br />
des Bühler Open House Event, das im<br />
Großmaschinenwerk von ENGEL in St.<br />
Valentin stattfand, ein eindrucksvolles Beispiel.<br />
Für Stefan Scheiber, CEO der Bühler<br />
Group, ist die gemeinsame Veranstaltung<br />
ein wichtiges Signal: „Eine drei Jahrzehnte<br />
anhaltende gute Partnerschaft, in der<br />
man sich gegenseitig befruchtet und<br />
gemeinsam erfolgreich sein kann, erfüllt<br />
uns mit Stolz.“ Bühler und ENGEL arbeiten<br />
im Bereich Druckguss seit Jahrzehnten<br />
zusammen. Für die von Bühler entwickelten<br />
Megacasting-Anlagen werden<br />
die Schließeinheiten von ENGEL gebaut.<br />
Das Know-how von ENGEL bei Großanlagen<br />
ergänzt die innovativen Lösungen<br />
von Bühler.<br />
Automatisierungszentrum<br />
erweitert<br />
ENGEL North America wächst<br />
mit Automatisierung<br />
Mit der Erweiterung seines Automatisierungszentrums<br />
unterstreicht ENGEL North<br />
America mit Sitz in York, Pennsylvania,<br />
seine Kompetenz als globaler Anbieter<br />
von Komplettlösungen für die Spritzgießindustrie.<br />
Insgesamt umfassen die Produktions-,<br />
Büro- und Logistikbereiche 1.400<br />
Quadratmeter. Damit bietet das neue Automatisierungszentrum<br />
jetzt doppelt so viel<br />
Platz. 13 Projekte können parallel bearbeitet<br />
werden. Hierfür steht ein engagiertes<br />
Team von 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
zur Verfügung. „Von der Idee bis<br />
zum voll integrierten Produktionssystem<br />
sind unsere Automatisierungslösungen<br />
auf die besonderen Anforderungen der<br />
Das neue Automatisierungszentrum ist eröffnet:<br />
Vanessa Malena und Stefan Aberl durchschneiden<br />
das Band.<br />
Branchen unserer Kunden zugeschnitten.<br />
Angesichts der steigenden Arbeitskosten,<br />
des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften<br />
und der sinkenden Kosten für Roboter<br />
glauben wir fest an die Zukunft und das<br />
Wachstum dieses Marktsegments“, sagt<br />
Vanessa Malena, Geschäftsführerin von<br />
ENGEL North America.<br />
Cornel Mendler und Stefan Scheiber von Bühler, Stefan Engleder und Jochen Wallmüller von ENGEL (von links).<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_7
ENGEL Mobility Days <strong>2023</strong><br />
Gemeinsames Ziel: Mehr Nachhaltigkeit<br />
Von Automotive über Aviation bis zur urbanen Mobilität diskutierten Branchenexperten und Visionäre<br />
auf den ENGEL Mobility Days <strong>2023</strong> – supported by KTM Technologies – Herausforderungen<br />
und Trends, neue Marktchancen und technologische Möglichkeiten. Weit mehr als 500 Gäste aus 30<br />
Ländern reisten für die zweitägige Veranstaltung nach Linz und St. Valentin in Österreich – und waren<br />
begeistert. Von den herausragenden Vorträgen, den zukunftsweisenden Automobil- und Maschinenexponaten<br />
und vor allem von der Tatsache, dass es ENGEL und KTM Technologies geschafft haben,<br />
wirklich die gesamte Mobilitätsbranche zu versammeln. Hierfür gibt es bislang kein zweites Beispiel.<br />
„Lassen Sie uns zwei Tage lang<br />
Mobilität völlig neu denken“, begrüßte<br />
Gastgeber Stefan Engleder zu Beginn<br />
der ENGEL Mobility Days <strong>2023</strong> die<br />
Gäste im Design Center in Linz. Mobilität<br />
wird vielfältiger und das spiegelte<br />
sich im Konferenzprogramm wider.<br />
In den Vorträgen ging es um den<br />
Individualverkehr mit Pkw, Zweirad<br />
oder E-Scooter, um den öffentlichen<br />
Personenverkehr mittels Bus, Bahn,<br />
Peoplemover oder Flugtaxi, um die<br />
Luftfahrt sowie um logistische Mobilitätskonzepte<br />
bis hin zur Drohne. Alle<br />
Mobilitätsbereiche eint ein gemeinsames<br />
Ziel: Mobilität nachhaltiger<br />
zu gestalten. Ob neue Antriebskonzepte<br />
oder autonomes Fahren, die<br />
Trends verändern grundlegend die<br />
Anforderungen an die Mobilität und<br />
erfordern neue Material- und Herstellungskonzepte.<br />
Hieraus ergeben sich<br />
Chancen für die Spritzgießindustrie.<br />
„Kunststoffe spielen in der Mobilität<br />
der Zukunft eine noch größere Rolle<br />
als heute“, betonte Franz Füreder,<br />
Vice President ENGEL automotive &<br />
mobility. „Polymere Materialien sind<br />
Leichtbauwerkstoffe und unterstützen<br />
den schonenden Umgang mit<br />
Energie und Rohstoffen. Sie lassen<br />
sich effizient im Spritzguss verarbeiten,<br />
was innovative Technologien für<br />
den Massenmarkt zugänglich macht.“<br />
Kunststoffe fürs autonome Fahren<br />
Michael Fischer, Leiter Business<br />
Development Technologies von<br />
ENGEL, hob einen weiteren Vorteil der Werkstoffgruppe<br />
hervor: „Kunststoffe sind durchlässig für<br />
Schallwellen und elektromagnetische Strahlung und<br />
damit unverzichtbar für das autonome Fahren.“ Beim<br />
autonomen Fahren geht es um Konnektivität, die<br />
Kommunikation zwischen den Fahrzeugen untereinander<br />
sowie mit weiteren Verkehrsteilnehmern.<br />
Die dafür eingesetzten Sensoren nutzen elektromagnetische<br />
und akustische Methoden. „Kunststoffe<br />
lassen diese Wellen durch und haben deshalb im<br />
automobilen Front- und Heckbereich Aluminium und<br />
Stahl bereits verdrängt“, so Fischer. „Das autonome<br />
Fahren ist eine große Chance für den Kunststoffspritzguss.<br />
Effizienter als jede andere Methode<br />
der Kunststoffverarbeitung erlaubt es das Spritzgießen,<br />
Sensorik und elektronische Funktionalität mit<br />
einem ästhetischen Design zu verbinden.“<br />
ENGEL hat hierfür unter anderem die clearmelt<br />
Technologie entwickelt, ein Zwei-Komponenten-<br />
Verfahren, das IMD (In-Mould Decoration) mit Polyurethan-Überfluten<br />
kombiniert. BMW in Landshut<br />
zum Beispiel produziert auf dieser Technologiebasis<br />
im Reinraum „Nieren“ für den elektrischen BMW<br />
iX. Einst Kühlergrill kommt dem charakteristischen<br />
Designmerkmal mit der Elektrifizierung der Antriebe<br />
eine neue Aufgabe zu. Die Nieren schützen verschiedene<br />
Sensoren für das assistenzunterstützte und<br />
in Zukunft autonome Fahren. Damit die Sensoren<br />
auch im Winter zuverlässig funktionieren, hinterspritzt<br />
BMW eine beheizbare Funktionsfolie mit Polycarbonat<br />
und überflutet sie mit Polyurethan.<br />
Brennstoffzellen sind Innovationstreiber<br />
Die alternativen Antriebstechnologien eröffnen ebenfalls<br />
neue Potenziale. „Die Wasserstofftechnik wird<br />
derzeit in Europa besonders stark vorangetrieben,<br />
vor allem im Lkw-Bereich“, berichtet Fischer. „Mit<br />
dem Joint-Venture Cellcentric bündeln Daimler Truck<br />
und Volvo Group ihre Erfahrung in<br />
der Entwicklung und Produktion von<br />
Brennstoffzellensystemen und haben<br />
ENGEL als einen ihrer Technologielieferanten<br />
ausgewählt.“<br />
Die Kompetenz von ENGEL in der<br />
Verarbeitung von Elastomeren und<br />
insbesondere Flüssigsilikon (LSR)<br />
ist hier entscheidend. Brennstoffzellen<br />
erfordern viele Dichtungen,<br />
die zum Teil direkt auf Metall- oder<br />
Kunststoffkomponenten aufgespritzt<br />
werden. Hinzu kommen<br />
Kabeldurchführungen, die aus LSR<br />
produziert werden.<br />
Die Bipolarplatten, von denen pro<br />
Brennstoffzelle mehrere Hundert<br />
Stück benötigt werden, bestehen<br />
aus Metall, aber das könnte sich langfristig<br />
ändern, ist Fischer überzeugt.<br />
„Wir entwickeln bereits Spritzgießlösungen<br />
für Bipolarplatten auf Basis<br />
von Thermoplasten. Die Herausforderung<br />
besteht in der Plattendicke<br />
von nur wenigen Zehntelmillimetern,<br />
wofür wir Dünnwandtechnologien mit<br />
Spritzprägen kombinieren.“<br />
Auch für Batteriegehäuse und -wannen<br />
in Elektro-, Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeugen<br />
lösen Thermoplaste<br />
immer häufiger Stahl- und Aluminiumbleche<br />
ab. So entwickelt zum Beispiel<br />
Envalior – hervorgegangen aus<br />
DSM Engineering Materials und dem<br />
Geschäftsbereich High Performance<br />
Materials von Lanxess – eine neuartige<br />
Batteriewanne aus Polyamid mit<br />
einem hohen Glasfaseranteil.<br />
8_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Weltpremiere:<br />
Tape-Sandwich für mehr Bauraum<br />
bei identischer Steifigkeit<br />
Ein Motorradsitzbankboden erhielt während<br />
der Mobility Days besonders viel Aufmerksamkeit.<br />
Er wurde im Tape-Sandwich-Verfahren<br />
produziert, das die beiden Entwicklungspartner<br />
ENGEL und KTM Technologies erstmalig<br />
präsentierten. Ihr Ziel war es, den Sitzbankboden<br />
bei mindestens gleichen Eigenschaften<br />
kompakter und leichter zu gestalten. „Wir<br />
bringen im Fahrzeug immer mehr Elektronik<br />
unter und brauchen dafür Platz“, erklärt<br />
Hans Lochner von KTM Technologies. Das<br />
Tape-Sandwich-Verfahren arbeitet mit dünnen,<br />
einlagigen Verstärkungsmaterialien,<br />
wie Tapes und Gewebe mit PP-Matrix, die<br />
ohne Vorwärmen in beide Kavitätenhälften<br />
des Spritzgießwerkzeugs eingelegt werden,<br />
bevor die Kavität mit PP gefüllt wird. Aufgrund<br />
der spezifischen mechanischen Eigenschaften<br />
des Sandwichaufbaus lässt sich bereits<br />
mit einem einlagigen UD-Tape die für den Sitzbankboden<br />
erforderliche Steifigkeit erreichen.<br />
Damit benötigt das Tape-Sandwich-Verfahren<br />
weniger Energie und eine einfachere<br />
Anlagentechnik als herkömmliche Verfahren<br />
der Faserkunststoffverbundverarbeitung. Bei<br />
identischer Steifigkeit konnte der Bauraum<br />
um 66 Prozent und das Gewicht um 26 Prozent<br />
reduziert werden. Ein weiterer Vorteil ist,<br />
dass Standardthermoplaste in mechanisch<br />
beanspruchten Bauteilen zum Einsatz kommen<br />
können, da die Leistungsfähigkeit des<br />
Bauteils über die Tape-Struktur gesteuert<br />
wird. Die Entwicklungspartner haben unterschiedliche<br />
Materialien getestet, darunter<br />
auch biobasierte und rezyklierte PP-Typen.<br />
nun haben ENGEL und KTM Technologies<br />
weitere Leichtbauanwendungen im Blick.<br />
Die beiden Unternehmen bieten das Tape-<br />
Sandwich-Verfahren gemeinsam an und<br />
entwickeln auf die jeweilige Anwendung<br />
<br />
passgenau zugeschnittene Lösungen.<br />
Der direkte Weg<br />
zu ENGEL<br />
automotive &<br />
mobility<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_9
e-connect: Ein Portal für alle Spritzgießmarken<br />
2015 ging e-connect, das Kundenportal von ENGEL, an den Start, und damit ist der Maschinenbauer<br />
ganz klar der Vorreiter in der Spritzgießwelt. Von Beginn an bot e-connect für die Anwender von<br />
ENGEL Spritzgießmaschinen, Robotern und Systemlösungen jede Menge Mehrwert. So wurde zum<br />
Beispiel die Abwicklung von Serviceanfragen und die Ersatzteilbestellung auf einen Schlag einfacher,<br />
schneller und transparenter. In den vergangenen acht Jahren hat die Digitalisierung enorme Sprünge<br />
gemacht, und e-connect ist mit den Herausforderungen gewachsen. Auf der Fakuma <strong>2023</strong> präsentiert<br />
sich das Kundenportal mit neuen Funktionen und Möglichkeiten. Entwicklungsingenieurin Verena<br />
Schinnerl und Produktmanager Mateusz Rychlik geben eine exklusive Vorschau.<br />
Frau Schinnerl, Herr Rychlik,<br />
lüften wir gleich zu Beginn das<br />
Geheimnis: Welche Innovation<br />
erwartet die Besucher auf der<br />
Fakuma am e-connect Expert<br />
Corner am ENGEL Messestand?<br />
VERENA SCHINNERL: Wir haben<br />
e-connect zu einem vollwertigen<br />
digitalen Ökosystem ausgebaut.<br />
Damit ist die Plattform in Zukunft der zentrale Einstiegspunkt<br />
in die Welt des digitalen Spritzgießens<br />
– und zwar unabhängig davon, ob der Verarbeiter<br />
ausschließlich mit ENGEL Maschinen produziert oder<br />
eine Vielzahl an unterschiedlichen Technologiemarken<br />
im Einsatz hat. Der gesamte Maschinenpark<br />
mit allen Maschinen, Robotern und<br />
peripheren Systemen lässt sich in<br />
e-connect verwalten und über die<br />
Plattform live monitoren.<br />
MATEUSZ RYCHLIK: Das Besondere<br />
an e-connect ist, dass es verschiedene<br />
Phasen des Produktlebenszyklus<br />
abdeckt, einschließlich der Designoptimierung,<br />
Produktion, Wartung<br />
10_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
SCHINNERL: Die Pakete sind ebenfalls<br />
ein Novum. Wir bieten damit<br />
noch mehr Flexibilität. Man kann mit<br />
einer einfachen Version in das Thema<br />
einsteigen und nach Bedarf jederzeit<br />
auf die nächsthöhere Stufe wechseln.<br />
Natürlich beraten wir unsere Kunden<br />
ausführlich, um die passende<br />
Lösung zu finden. Wir wissen, dass<br />
sehr viele vor allem kleinere und mittelständische<br />
Unternehmen mit der<br />
Digitalisierung starten möchten, dafür<br />
aber keine Kapazität in den Fachabteilungen<br />
haben. Hier sehen wir uns<br />
als Partner. Wir unterstützen unsere<br />
Kunden auf dem gesamten Weg zur<br />
smart factory.<br />
und Service. Durch die Integration all<br />
dieser Informationen und Prozesse in<br />
e-connect entsteht eine umfassende<br />
Transparenz im Spritzgießbetrieb, die<br />
die Steuerung und Überwachung der<br />
Produktionsabläufe erleichtert. In<br />
e-connect laufen alle Fäden zusammen.<br />
Das ermöglicht eine effiziente<br />
Verwaltung der Produktionszellen<br />
und trägt zur Optimierung der Prozesssicherheit<br />
und Produktivität bei.<br />
Als Ergebnis werden die Produktionskosten<br />
gesenkt und ein reibungsloser<br />
Betrieb gewährleistet.<br />
Was ist generell der Nutzen<br />
eines Kundenportals?<br />
RYCHLIK: Es gibt eine Analogie zum<br />
täglichen Leben. Auf meinem Smartphone<br />
habe ich verschiedene Apps<br />
Von links: Susanne Zinckgraf, Verena Schinnerl, Mateusz Rychlik<br />
für ganz unterschiedliche Zwecke, sei es zum Telefonieren,<br />
Verwalten meiner Termine, Musikhören oder<br />
Reisen. Ebenso bietet das Kundenportal e-connect<br />
verschiedene Anwendungen für alle Aspekte der<br />
Spritzgießproduktion. Diese Anwendungen können<br />
miteinander vernetzt werden, um den Betrieb noch<br />
besser überwachen, steuern und optimieren zu können.<br />
Beispiele für solche Anwendungen sind das<br />
Echtzeit-Monitoring des gesamten Maschinenparks,<br />
die Zustandsüberwachung von Verschleißteilen,<br />
die Analyse von Prozessdaten zur Identifizierung<br />
von Optimierungspotenzialen oder die schnelle<br />
Identifizierung und Bestellung von Ersatzteilen. Um<br />
den individuellen Anforderungen jedes Unternehmens<br />
gerecht zu werden, gibt es das Kundenportal<br />
e-connect in verschiedenen Ausbaustufen, die sich<br />
im Funktionsumfang unterscheiden.<br />
In Summe kommen in e-connect<br />
viele Funktionen und Anwendungen<br />
zusammen. Wie behält der<br />
Anwender den Überblick?<br />
SCHINNERL: Mit dieser Frage haben<br />
wir uns in der Entwicklung intensiv<br />
beschäftigt. Wir haben von Beginn<br />
an Kunden in die Produktentwicklung<br />
einbezogen, um deren Herausforderungen<br />
im Detail zu verstehen und<br />
mit den neuen Lösungen wirklich<br />
viel Komfort bieten zu können. So<br />
gewährleisten wir zum Beispiel mit<br />
dem User-zentrierten Ansatz eine<br />
hohe Akzeptanz der Anwender. Alle<br />
Funktionen werden in e-connect<br />
nach Einsatzbereichen kategorisiert.<br />
Diese Kategorisierung erleichtert es<br />
dem Personal im Spritzgießbetrieb,<br />
die relevanten Anwendungen zu finden<br />
und auf sie zuzugreifen. Durch<br />
die klare Struktur und Organisation<br />
können Anwender schnell diejenigen<br />
Apps identifizieren, die für ihre spezifischen<br />
Anforderungen relevant sind.<br />
RYCHLIK: Das ist wirklich ein wichtiger<br />
Punkt. Denn das oberste Ziel<br />
von e-connect ist ja, Dinge zu vereinfachen<br />
und nicht umgekehrt. Wir<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_11
Das oberste Ziel von e-connect ist<br />
es, Dinge zu vereinfachen. Mit<br />
e-connect unterstützen wir unsere<br />
Kunden, das volle Potenzial der Produktionssysteme<br />
auszuschöpfen.<br />
Mateusz Rychlik<br />
e-connect ist der zentrale<br />
Einstiegspunkt in die Welt des<br />
digitalen Spritzgießens –<br />
unabhängig davon, wie viele<br />
Maschinenmarken im Einsatz sind.<br />
Verena Schinnerl<br />
Fakuma-Aktion:<br />
Messebesucher, die e-connect<br />
basic kaufen, erhalten für einen<br />
Testzeitraum kostenfrei das<br />
e-connect advanced Paket.<br />
Unterstützung und Beratung<br />
gibt es von ENGEL inklusive.<br />
12_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
sehen, dass die Produktionsanlagen<br />
mit dem technologischen Fortschritt<br />
immer komplexer werden. Diese Komplexität<br />
gilt es einfach und sicher zu<br />
beherrschen. Und dabei dürfen wir<br />
nicht die demografische Entwicklung<br />
aus den Augen verlieren. Der Fachkräftemangel<br />
wird weiter zunehmen.<br />
Deshalb ist es eine ganz wesentliche<br />
Aufgabe der Digitalisierung, durchgehend<br />
für eine hohe Effizienz und Qualität<br />
zu sorgen, unabhängig davon,<br />
wie viel Personal zur Verfügung steht<br />
und wie viel Know-how und Erfahrung<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mitbringen. Mit e-connect unterstützen<br />
wir unsere Kunden, das volle<br />
Potenzial der Produktionssysteme<br />
auszuschöpfen.<br />
Wie wird das konkret geleistet?<br />
SCHINNERL: Im Kundenportal sind<br />
die Anwendungen miteinander vernetzt.<br />
Das eröffnet umfangreiche<br />
Möglichkeiten, Daten, die von den<br />
einzelnen Systemen generiert werden,<br />
miteinander in Beziehung zu<br />
bringen und im Gesamtkontext zu<br />
betrachten. Auf diese Weise wird zum<br />
Beispiel die Gesamtanlageneffektivität<br />
– OEE, Overall Equipment Efficiency<br />
– messbar. e-connect ermöglicht<br />
damit neue Wege des Produktions-<br />
Managements. Ob Betriebs- und<br />
Ausfallzeiten, Ausfallursachen, Zykluszeiten<br />
oder der Produktionsfortschritt<br />
– alle Kennzahlen können sowohl im<br />
Einzelnen als auch im Gesamtkontext<br />
überwacht und analysiert werden.<br />
RYCHLIK: Process insights heißt<br />
eine sehr spannende Funktion, die<br />
den Anwendern umfassende Einblicke<br />
in die Produktionsprozesse<br />
gewährt. Das System bietet fortschrittliche<br />
Datenanalysefunktionen,<br />
um Produktionsdaten zu erfassen und auszuwerten.<br />
Durch die kontinuierliche Erfassung und Analyse der<br />
Produktionsdaten können Anwender Muster, Trends<br />
und Abweichungen identifizieren. Dadurch erhalten<br />
sie wertvolle Informationen zur Verbesserung der<br />
Prozessleistung, zur Erhöhung der Effizienz und zur<br />
Optimierung der Produktivität. Auch der iQ process<br />
observer wird über die neue Webversion in e-connect<br />
bereitgestellt. Die intelligente, vollautomatisierte<br />
Prozessanalyse schafft damit neue Vorteile für die<br />
Anwender.<br />
Wie ist das e-connect Portal<br />
datentechnisch aufgesetzt?<br />
RYCHLIK: Das e-connect-Portal ist vollständig in der<br />
Cloud aufgesetzt. Dies bedeutet, dass keine lokale,<br />
teure und aufwändige Serverinfrastruktur erforderlich<br />
ist. Ein wesentlicher Vorteil dieser Cloud-basierten<br />
Struktur besteht darin, dass das System sehr einfach<br />
skalierbar ist, von einer einzelnen Maschine bis hin zu<br />
einem globalen Produktionsnetzwerk mit verschiedenen<br />
Standorten weltweit.<br />
SCHINNERL: So kann auf einfachem Wege ein<br />
Produktionsleiter im e-connect Portal von einem<br />
Produktionsstandort zu einem anderen wechseln<br />
und dort die Produktion einsehen und analysieren,<br />
auch wenn Tausende Kilometer dazwischenliegen.<br />
Welche Maßnahmen setzt ENGEL um, um<br />
die Sicherheit der Daten zu gewährleisten?<br />
RYCHLIK: ENGEL legt großen Wert auf die Sicherheit<br />
der Daten und hat verschiedene Maßnahmen<br />
implementiert, um einen effektiven Schutz zu<br />
gewährleisten. Das zentrale Element ist das ENGEL<br />
Edge Device, das als Tor zur Nutzung vieler digitaler<br />
Lösungen dient. Der Fokus liegt hier auf „Security by<br />
Design“. Das bedeutet, dass von Anfang an Sicherheitsaspekte<br />
in die Entwicklung integriert werden.<br />
Vorrangiges Ziel ist es, eine verbesserte Datenintegrität<br />
und Vertraulichkeit sowie Schutz vor einer Vielzahl<br />
an Bedrohungen zu gewährleisten. ENGEL hat eine<br />
Reihe von Sicherheitsmerkmalen implementiert, um<br />
das zu erreichen. Bereits die Architektur des Edge<br />
Device zielt darauf ab, maximale Sicherheit gegen<br />
unbefugten Zutritt und Manipulation zu gewährleisten.<br />
SCHINNERL: Die Sicherheitsmechanismen unterziehen<br />
wir regelmäßig Audits. Am Ende sind wir selbst<br />
ja nicht nur Anbieter, sondern auch Anwender. Auch<br />
wir achten darauf, dass niemand auf unsere Daten<br />
zugreifen kann. Entsprechend setzen wir die Datensicherheit<br />
auch für unsere Kunden um. Die Technologie<br />
und Architektur von e-connect erlaubt es, regelmäßig<br />
und zuverlässig neue Updates bereitzustellen.<br />
e-connect ist also ein lebendiges System.<br />
RYCHLIK: Ganz genau. Die Spritzgießtechnik entwickelt<br />
sich sehr schnell und dynamisch. Genau<br />
das müssen unsere Kunden auch<br />
von unserem Kundenportal erwarten<br />
dürfen. Dass es sich immer wieder an<br />
die neuen Anforderungen und Möglichkeiten<br />
anpasst.<br />
Darüber hinaus belegen ja gerade<br />
die neuen Funktionalitäten, dass<br />
es sich um ein mitwachsendes<br />
System handelt. Gibt es weitere<br />
neue Funktionalitäten oder Apps?<br />
RYCHLIK: Auf der Fakuma werden<br />
wir den neuen e-connect part finder<br />
für die sehr bequeme und schnelle<br />
Ersatzteilbestellung präsentieren.<br />
Gerade wenn es sich um kleinere<br />
Maschinenkomponenten handelt, die<br />
selten gewechselt werden, hat man<br />
die Bezeichnung nicht immer parat.<br />
Mit dem neuen e-connect part finder<br />
lässt sich die Komponente jetzt<br />
ganz einfach mit Hilfe eines Fotos<br />
identifizieren. Ebenso funktioniert die<br />
Suche anhand der Teilenummer, einer<br />
Beschreibung, den Abmessungen<br />
oder anderer spezifischer Merkmale.<br />
So kann sehr flexibel, schnell und<br />
einfach nach spezifischen Teilen oder<br />
Komponenten gesucht werden. Damit<br />
spart der neue part finder wertvolle<br />
Zeit. Das Angebot an Funktionen,<br />
Informationen und Ressourcen in<br />
e-connect wird von uns kontinuierlich<br />
erweitert und aktualisiert.<br />
SCHINNERL: Neu ist außerdem das<br />
shopfloor monitoring. Es ermöglicht<br />
die Überwachung und die Analyse der<br />
gesamten Produktion zu jeder Zeit an<br />
einem zentralen Ort. Es liefert Kennzahlen<br />
zur Ausschussrate, Stillstandzeiten,<br />
Zykluszeiten und vieles mehr.<br />
Damit schafft das Tool Transparenz<br />
über den gesamten Maschinenpark<br />
und zeigt Optimierungspotenziale auf.<br />
Ziel auch hier: die Gesamteffizienz<br />
<br />
steigern.<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_13
Fakuma <strong>2023</strong><br />
Überwachung leicht gemacht<br />
Die Werkzeugtemperierung hat erheblichen Einfluss auf die Produktqualität und die Energieeffizienz des<br />
Verarbeitungsprozesses. Um das daraus resultierende Potenzial zur Prozessoptimierung noch umfangreicher<br />
auszuschöpfen, ermöglicht ENGEL ab der Fakuma <strong>2023</strong> mit dem neuen Temperierwasserverteiler<br />
eco-flomo einen einfachen Einstieg in die elektronische Temperaturdifferenzüberwachung.<br />
eco-flomo eignet sich zur permanenten<br />
Überwachung sämtlicher<br />
Kühl- und Temperierkreisläufe von<br />
Spritzgießwerkzeugen und sorgt für<br />
Transparenz im Temperierprozess.<br />
Es erkennt Abweichungen und trägt<br />
damit dazu bei, die Prozessstabilität<br />
und -sicherheit zu steigern. eco-flomo<br />
ist in die CC300 Steuerung der<br />
ENGEL Spritzgießmaschine integriert.<br />
Dafür nutzt das neue Temperiersystem<br />
iQ flow control, die von ENGEL<br />
entwickelte Softwareplattform für die<br />
Werkzeugtemperierung. Die Druck-,<br />
Temperatur- und Durchflusswerte<br />
werden auf dem Maschinendisplay<br />
übersichtlich dargestellt und für eine<br />
lückenlose Dokumentation – zum Beispiel<br />
im Rahmen der Nachweispflicht<br />
in der Medizintechnik oder Automobilindustrie<br />
– im System gespeichert.<br />
Mehr Leistung inklusive<br />
eco-flomo wird in zwei Ausführungen<br />
angeboten, einer Basisversion für<br />
die reine Durchfluss- und Temperaturdifferenzüberwachung<br />
sowie der<br />
eco-flomo plus Version, die darüber<br />
hinaus Handventile besitzt. Mit den<br />
Handventilen kann der Maschinenbediener<br />
den Durchfluss in den einzelnen<br />
Temperierkreisläufen entsprechend<br />
dem individuellen Bedarf manuell<br />
einstellen. Gegenüber dem Vorgängerprodukt,<br />
dem flomo, wurden die<br />
Leistungsmerkmale des eco-flomo<br />
gesteigert. Die maximale Temperatur<br />
wurde auf 120 °C erhöht. Der maximale<br />
Druck liegt bei 10 bar.<br />
Passt sich neuen Aufgaben an<br />
Mit der Einführung des ersten elektronischen<br />
Temperierwasserverteilers<br />
flomo brachte ENGEL bereits zur<br />
Das neue eco-flomo trägt zu einer hohen Stabilität von Spritzgießprozessen<br />
bei und steigert damit sowohl die Reproduzierbarkeit<br />
als auch die Energieeffizienz der Anwendung.<br />
K 2010 Bewegung in die Werkzeugtemperierung. Die<br />
Basis für mehr Transparenz und Konstanz wurde von<br />
ENGEL früh gelegt. Wenige Jahre später folgte das<br />
e-flomo, das über die Durchflussüberwachung hinaus<br />
in der Lage ist, wahlweise die Durchflussmengen oder<br />
die Temperaturdifferenz in allen Einzelkreisen automatisch<br />
zu regeln. Mit iQ flow control geht ENGEL noch<br />
einen Schritt weiter. Die Software kann die Temperiergeräte<br />
der Serie e-temp und die Spritzgießmaschine<br />
über OPC UA zu einer Einheit vernetzen und auf Basis<br />
der von e-flomo gemessenen Werte die Drehzahl der<br />
Pumpen in den Temperiergeräten bedarfsabhängig<br />
steuern. Dadurch werden Energieeinsparungen von<br />
bis zu 85 Prozent erzielt. Um das volle Potenzial der<br />
integrierten Temperierung auszuschöpfen, hat ENGEL<br />
das eco-flomo und eco-flomo plus so entwickelt, dass<br />
ein Upgrade auf e-flomo möglich ist. Hierfür muss<br />
lediglich die Hardware getauscht werden.<br />
Live auf der Fakuma <strong>2023</strong><br />
Auf der Fakuma <strong>2023</strong> vom 17. bis 21. Oktober in<br />
Friedrichshafen präsentiert ENGEL in Halle A5 das<br />
neue eco-flomo mit mehreren herausfordernden<br />
Anwendungen. So ist zum Beispiel die e-victory<br />
Spritzgießmaschine zur Herstellung hochpräziser<br />
Schirmventile aus LSR komplett mit<br />
dem neuen Temperierwasserverteiler<br />
ausgerüstet. Die Schirmventile haben<br />
einen Durchmesser von lediglich<br />
7 mm und werden in einem 64-fach-<br />
Werkzeug produziert. Eine konstante<br />
Temperierung ist hier essenziell für<br />
eine durchgehend hohe Teilequalität.<br />
Im Medical-Exponat am Messestand<br />
von ENGEL werden Nadelschutzaufsätze<br />
für Injektionsspritzen aus<br />
Polypropylen in einem 96-fach-<br />
Werkzeug auf einer vollelektrischen<br />
e-mac Spritzgießmaschine hergestellt.<br />
In dieser Anwendung werden<br />
die Temperierkreise auf eco-flomo<br />
und e-flomo aufgeteilt. Die Messwerte<br />
beider Systeme werden auf<br />
einer gemeinsamen Bildschirmseite<br />
in der CC300 Steuerung der e-mac<br />
Maschine dargestellt.<br />
Neuentwicklungen auf Basis<br />
einer langjährigen Erfahrung<br />
Temperierfehler sind nach wie vor eine<br />
sehr häufige Ursache für Ausschuss<br />
in der Spritzgießproduktion. Außerdem<br />
macht die Temperierung mehr<br />
als 40 Prozent des Energieverbrauchs<br />
beim Spritzgießen aus. Diese beiden<br />
Faktoren sind für ENGEL die Motivation,<br />
sich bereits seit fast 15 Jahren<br />
intensiv mit den Temperierprozessen<br />
beim Spritzgießen zu befassen und<br />
seine Produktplattform für die integrierte,<br />
elektronisch überwachte und<br />
effizienzgeregelte Prozesstemperierung<br />
kontinuierlich<br />
<br />
auszubauen.<br />
Für konstante<br />
Temperierverhältnisse<br />
14_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Modernisieren ohne Zeitaufwand<br />
Jeder Umzug ist eine aufregende Sache und unterliegt einem Zeitdruck. Vor allem dann, wenn es<br />
sich um eine Spritzgießmaschine handelt, die verlagert wird und schnellstmöglich wieder ihre Arbeit<br />
aufnehmen muss. ENGEL Used Machinery leistet hier Unterstützung. Jüngstes Beispiel eine ENGEL<br />
duo 35050/1500 WP von Rehau, die von Nord- nach Süddeutschland umgezogen wurde und sich<br />
zugleich einer Verjüngungskur unterzog, wie Leopold Praher, Geschäftsführer der ENGEL Used Machinery,<br />
berichtet.<br />
ENGEL bietet die Verlagerungsdienstleistung im<br />
Unternehmen ENGEL Used Machinery an. Wie<br />
passt das zum Geschäft mit Gebrauchtmaschinen?<br />
Als ENGEL Used Machinery verlängern wir die<br />
Maschinennutzungs- und -lebensdauer. Damit leisten<br />
wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Seit unserer<br />
Gründung haben wir mehr als 130 Anlagen gekauft,<br />
aufbereitet und wieder verkauft, zahlreiche Maschinen<br />
verlagert, und zudem vermitteln wir auch Lagerkapazitäten,<br />
zum Beispiel für den Fall, dass eine Maschine<br />
für eine bestimmte Zeit nicht benötigt wird.<br />
Leopold Praher ist Geschäftsführer von ENGEL Used Machinery.<br />
Herr Praher, vor welche Herausforderung<br />
stellte Sie dieses Projekt?<br />
Leopold Praher: Wir haben es hier mit<br />
einer großen Maschine zu tun, was<br />
logistisch gut geplant werden muss.<br />
Das Besondere war zudem, dass sie<br />
von Grund auf modernisiert werden<br />
sollte – ohne zusätzliche Stillstandzeit.<br />
Was genau galt es zu modernisieren?<br />
Ziel war es, die Maschine mit Baujahr<br />
2009 technologisch sowie in Bezug<br />
auf die Energieeffizienz auf den aktuellen<br />
Stand zu bringen. Außerdem<br />
galt es, eine neue Plastifiziereinheit<br />
mit einer hochverschleißfesten Barriereschnecke<br />
einzubauen. Rehau hat<br />
die Chance, die die Verlagerung bot,<br />
optimal genutzt. Wir haben sämtliche<br />
Hydraulikschläuche und Dichtungen<br />
erneuert. Solche umfangreichen<br />
Instandhaltungsmaßnahmen lassen<br />
sich umso effizienter durchführen, wenn<br />
die Maschine ohnehin zerlegt werden<br />
muss. Der Kunde spart viel Zeit und<br />
Geld, weil vieles parallel laufen kann.<br />
Wie viel Zeit nahm die<br />
Modernisierung in Anspruch?<br />
Alle Um- und Nachrüstungen liefen<br />
während der Inbetriebnahme, so dass<br />
die Modernisierung keine zusätzliche<br />
Stillstandzeit erforderte. ENGEL Used<br />
Machinery hat für solche Aufträge<br />
eigene Techniker, die Hand in Hand<br />
mit unseren lokalen Serviceteams<br />
arbeiten. Das heißt, alle beteiligten<br />
Techniker kennen die ENGEL Produkte<br />
bis in die Tiefe. Auch das reduziert den<br />
Zeitaufwand und ist zudem ein Garant<br />
für eine hochwertige Umrüstung.<br />
Wann sollte sich der Kunde melden,<br />
wenn eine Verlagerung ansteht?<br />
So früh wie möglich! So können wir<br />
optimal planen. Wenn viele Ersatzteile<br />
und – wie im Falle von Rehau – eine<br />
neue Plastifziereinheit benötigt werden,<br />
muss das koordiniert werden, damit alle<br />
benötigten Einheiten rechtzeitig an der<br />
Anlage sind.<br />
Sie sprechen von Anlagen nicht von Maschinen.<br />
Bei rund 40 Prozent aller Aufträge handelt es sich um<br />
Systemlösungen mit integriertem Roboter. Ein weiteres<br />
Feld sind Plastifiziereinheiten. Wir haben immer<br />
eine Reihe fast neuwertiger gebrauchter Einheiten<br />
zu einem attraktiven Preis im Angebot. Der Vorteil:<br />
Diese Plastifiziereinheiten sind sehr schnell lieferbar.<br />
Was passiert mit den zurückgekauften Produkten?<br />
Jede Maschine und jeder Roboter wird bei uns im<br />
Haus geprüft und aufbereitet. Sobald eine Maschine<br />
verkauft ist, können wir – in einem bestimmten Umfang<br />
– die Maschine an die Anforderungen anpassen. Hierfür<br />
stehen Standardoptionen und auch iQ Produkte<br />
zur Verfügung, um die Anlagen für die Digitalisierung<br />
zu rüsten. Jeder Kunde bekommt von uns eine komplett<br />
funktionsgeprüfte Anlage.<br />
Wie entwickelt sich das Geschäft?<br />
Gebrauchtmaschinen werden stark nachgefragt. Wir<br />
verzeichnen Wachstum, vor allem in Europa, aber auch<br />
international. Wir haben eine Niederlassung in Mexiko<br />
eröffnet und in Nordamerika einen Agenten eingestellt.<br />
Inzwischen haben wir Maschinen nach Indien verkauft<br />
und evaluieren den Markt in<br />
Südostasien. In der Ukraine gibt<br />
es ein Projekt, das mir sehr am<br />
Herzen liegt. Wir haben eine Verpackungsmaschine<br />
vermittelt und<br />
Gebrauchtmaschinen geliefert.<br />
Damit helfen wir, dass der Verarbeiter<br />
weiter produzieren kann. <br />
Mehr zu ENGEL<br />
Used Machinery<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_15
Bild 1: Die Produktion von<br />
Dünnwandbehältern macht<br />
das Potenzial von iQ motion<br />
control für kürzere<br />
Zykluszeiten deutlich.<br />
Darf’s ein bisschen schneller sein?<br />
Zykluszeiten von drei bis vier Sekunden sind beim Spritzgießen von Verpackungsteilen Alltag, und der<br />
Druck, noch schneller zu sein, steigt weiter. Eine um eine zehntel Sekunde kürzere Zykluszeit erhöht<br />
den Output bereits um drei Prozent. iQ motion control von ENGEL macht genau das möglich.<br />
Das von ENGEL entwickelte intelligente<br />
Assistenzsystem vermag es, die<br />
Beschleunigungsphasen von Bewegungsabläufen<br />
automatisch zu optimieren<br />
und führt damit zu schnelleren<br />
Bewegungen. Den Anfang machten<br />
die ENGEL viper Linearroboter. Inzwischen<br />
ist iQ motion control auch für<br />
die Formbewegung der Spritzgießmaschine<br />
verfügbar. Vor allem die<br />
Verpackungsindustrie profitiert, denn<br />
bei schnelllaufenden Anwendungen<br />
ist die Zeit, die die Spritzgießmaschine<br />
zum Öffnen und Schließen der Form<br />
benötigt, ein wesentlicher Bestandteil<br />
der Zykluszeit. Deutlich wird dies bei<br />
der Produktion von Dünnwandbehältern<br />
in einem 4-Kavitäten-Werkzeug<br />
auf einer ENGEL e-speed 280 Spritzgießmaschine<br />
(Bild 1). Die Gesamtzykluszeit<br />
liegt bei 3,15 Sekunden.<br />
Dabei macht die Einspritzzeit nur<br />
0,08 Sekunden und die Kühlzeit<br />
lediglich 0,8 Sekunden aus. Die Entformung<br />
der Teile braucht damit 2,27<br />
Sekunden, und davon sind nur 1,0<br />
Sekunden der Entnahme durch den<br />
Roboter zuzuordnen. Die Formbewegung<br />
benötigt also die restlichen<br />
1,27 Sekunden, was 40 Prozent der<br />
Produktionszeit entspricht.<br />
Parallele Bewegungsabläufe sind in der Verpackungsindustrie<br />
Stand der Technik. So erfolgt<br />
bei der Produktion der Dünnwandbehälter der<br />
Schließkraftabbau bereits während der Kühlzeit. Das<br />
anschließende Öffnen der Form benötigt 0,5 Sekunden.<br />
Der Side-Entry-Roboter kann zwar bereits, kurz<br />
bevor die Form die Öffnungsposition erreicht, mit der<br />
Entnahmebewegung starten, die Entnahme selbst<br />
beginnt jedoch erst, sobald die Form- und Roboterbewegung<br />
abgeschlossen sind. Für eine kürzestmögliche<br />
Entnahme stoßen Luftventile die Bauteile<br />
mit Impulsen auf den Vakuumgreifer des Roboters.<br />
Blitzartig bewegt sich der Roboter aus dem Gefahrenbereich<br />
der Form, womit diese sich zu schließen<br />
beginnt. Das Schließen benötigt inklusive Schließkraftaufbau<br />
0,77 Sekunden. Um die Zykluszeit zu<br />
minimieren, beginnt der Einspritzvorgang bereits bei<br />
70 Prozent der eingestellten Schließkraft. Ein noch<br />
früherer Start ist nicht möglich, da das Material sonst<br />
in die Trennebene des Werkzeugs fließen könnte.<br />
Bei einer Einspritzdauer von lediglich 0,08 Sekunden<br />
ist hier das Potenzial ohnehin überschaubar. Durch<br />
Parallelbewegungen kann damit keine weitere Zeit<br />
eingespart werden. Um die Zykluszeit zu reduzieren,<br />
bleibt nur, die Maschinenbewegungen weiter<br />
zu optimieren.<br />
Perfekte Abstimmung der<br />
Formbewegung auf den Prozess<br />
0,77 Sekunden fürs Formschließen<br />
sind für einen Hub von 285 mm<br />
inklusive Schließkraftaufbau bereits<br />
sportlich. Der Antrieb ist im ständigen<br />
Wechsel zwischen Beschleunigen<br />
und Abbremsen (Bild 2). Um<br />
die Bewegungszeit zu reduzieren,<br />
muss man wissen, wann wie stark<br />
beschleunigt beziehungsweise verzögert<br />
werden kann. Dies hängt<br />
sowohl vom Antrieb als auch von<br />
der Anwendung ab. iQ motion control<br />
setzt an dieser Stelle an. Der Assistent<br />
wertet die Zusammenhänge aus und<br />
berechnet die optimalen Beschleunigungen.<br />
So wird die Formbewegung<br />
im Durchschnitt um zehn Prozent<br />
verkürzt.<br />
Um die Funktionsweise zu beschreiben,<br />
ist ein Blick auf das mechatronische<br />
Antriebssystem notwendig.<br />
Der Motor ist über eine Spindel mit<br />
dem Kniehebel verbunden, und<br />
dieser wiederum ist mit der beweglichen<br />
Aufspannplatte und dem<br />
Werkzeug gekoppelt. Die variable<br />
Übersetzung des Kniehebels sorgt<br />
bei langen Öffnungswegen für hohe<br />
Formgeschwindigkeiten und unter<br />
16_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Schließkraft für eine hohe Kraftübersetzung<br />
von Motor zu Form (Bild<br />
3). Mit der Übersetzung verändert<br />
sich jedoch auch die auf den Motor<br />
wirksame Gesamtträgheit. In der<br />
Kniebeuge ist das Werkzeuggewicht<br />
entscheidend, während es<br />
sich am Formschlusspunkt kaum<br />
bemerkbar macht. Soll der Antrieb<br />
nun optimal betrieben werden, muss<br />
die Beschleunigung in jeder Position<br />
der wirksamen Trägheit nachgeführt<br />
werden, und genau das übernimmt iQ<br />
motion control. Das Assistenzsystem<br />
berechnet für jeden einzelnen Punkt<br />
auf Basis des Antriebsmoments,<br />
der relevanten Trägheiten und der<br />
Schließkraft die mögliche Beschleunigung<br />
und verbindet diese Punkte zu<br />
einer Motorbewegung. So kann trotz<br />
der sich verändernden Verhältnisse<br />
die Maschine dynamisch und harmonisch<br />
betrieben werden. Erkennbar ist<br />
dies nicht nur am Antriebsmoment.<br />
Auch am Formschlusspunkt resultiert<br />
ein kontrolliertes Abbremsen und ein<br />
sanftes Schließen. Das Assistenzsystem<br />
übernimmt die Feinabstimmung<br />
der Formbewegung. Der Anwender<br />
profitiert durch kürzere Trockenlaufzeiten.<br />
Zudem vereinfacht sich die<br />
Bedienung der Maschine.<br />
Beim Anfahren folgt der Bediener dem<br />
gewohnten Prozess. Er stellt den Öffnungshub<br />
und die Schließkraft auf<br />
Basis seiner Vorgaben und Erfahrung<br />
ein und reduziert – wenn gewünscht<br />
– die Geschwindigkeit, indem er das<br />
Bewegungsprofil oder die Beschleunigungsphasen<br />
über den Profildynamik-Schieber<br />
anpasst. Neu ist, dass<br />
der Bediener zusätzlich das Gewicht<br />
der bewegten Werkzeughälften eingeben<br />
kann. Ist dieses nicht bekannt,<br />
reicht bereits eine Abschätzung auf<br />
Basis der Werkzeuggröße und Stahldichte<br />
aus. Alles Weitere übernimmt<br />
iQ motion control. Verändert sich ein<br />
für die Formbewegung relevanter<br />
Parameter, berechnet das System in<br />
kürzester Zeit die optimale Bewegung<br />
und übergibt diese bereits für den<br />
ersten Zyklus an den Antrieb.<br />
Um fünf Prozent schneller<br />
Bei der Produktion der eingangs vorgestellten<br />
Dünnwandbehälter konnte<br />
mit Hilfe von iQ motion control die Zykluszeit von 3,15<br />
auf 3,0 Sekunden reduziert werden. Bezogen auf die<br />
Trockenlaufzeit ergibt dies eine Reduktion von 12 Prozent<br />
– 1,12 statt 1,27 Sekunden. Bild 4 zeigt anhand<br />
der Motorbewegung und des Antriebsmoments, an<br />
welchen Stellen im Zyklus Zeit eingespart wird. Durch<br />
die Definition von Maximalwerten stellt die Maschine<br />
sicher, dass es nicht zu einer erhöhten Belastung der<br />
Mechanik und Antriebstechnik kommt. Der Vergleich<br />
mit der Referenzkurve ohne iQ motion control zeigt,<br />
dass das größte Optimierungspotenzial in den ersten<br />
0,3 bis 0,5 Sekunden der Schließbewegung liegt.<br />
Motordrehzahl<br />
Kniehebel – Übersetzung<br />
Motordrehzahl<br />
Formschluss<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8<br />
Zeit in Sekunden<br />
Offen Formposition Geschlossen<br />
Referenz<br />
iQ motion control<br />
Formschluss<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8<br />
Zeit in Sekunden<br />
ENGEL hat iQ motion control in den<br />
Standardumfang der e-speed und<br />
e-cap Baureihen aufgenommen.<br />
Über das gesamte Schließkraftspektrum<br />
reduzieren sich die Trockenlaufzeiten,<br />
und bereits heute sind beide<br />
Maschinen in ihrem Einsatzbereich<br />
die schnellsten am Markt. Zukünftig<br />
wird ENGEL für e-cap und e-speed<br />
Maschinen iQ motion control auch<br />
zum Nachrüsten anbieten. Dies ist<br />
möglich, weil das Assistenzsystem<br />
keine größeren Anschlussleistungen<br />
benötigt, sondern das vorhandene<br />
Potenzial besser ausnutzt. <br />
Bild 2: Beim Schließen der Form<br />
befindet sich der Antrieb im ständigen<br />
Wechsel zwischen Beschleunigen,<br />
um die Geschwindigkeit für das<br />
Schließen aufzubauen, und<br />
Abbremsen, um die Geschwindigkeit<br />
am Formschlusspunkt zu reduzieren,<br />
gefolgt von einem ebenfalls<br />
dynamischen Schließkraftaufbau.<br />
Bild 3: Die variable Übersetzung des<br />
Kniehebels sorgt bei langen Öffnungswegen<br />
(Kniebeuge bei geöffneter Form)<br />
für hohe Formgeschwindigkeiten und<br />
unter Schließkraft (Knie ausgestreckt<br />
bei geschlossener Form) für eine hohe<br />
Kraftübersetzung von Motor zu Form.<br />
Bild 4: Die Drehzahl des Schließmotors (links) und das Antriebsmoment (rechts) machen deutlich,<br />
an welchen Stellen im Zyklus Zeit eingespart wird. Die grüne Kurve zeigt das Verhalten mit aktivem iQ motion<br />
control. Grau ist die Referenzkurve ohne iQ motion control.<br />
Antriebsmoment<br />
Bis zu 12 Prozent<br />
kürzere Trockenlaufzeiten<br />
Referenz<br />
iQ motion control<br />
Formschluss<br />
0 0.2 0.4 0.6 0.8<br />
Zeit in Sekunden<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_17
Glasbauteile aus der Spritzgießmaschine<br />
Glas ist ein Hochleistungswerkstoff mit Eigenschaften, auf die in vielen Bereichen nicht verzichtet<br />
werden kann. In der Optik, der Chemieindustrie und der Medizintechnik werden hochpräzise Formteile<br />
aus Glas benötigt. Die klassische Glasverarbeitung setzt dem Bauteildesign – vor allem im Bereich<br />
sehr kleiner Strukturen – jedoch Grenzen. Hier bietet sich das Spritzgießen als Alternative an, das<br />
zudem energieeffizienter, wirtschaftlicher und nachhaltiger ist. Gemeinsam mit Glassomer erschließt<br />
ENGEL dieses Potenzial.<br />
Von mikro bis makro lassen sich sehr präzise Strukturen im Glasspritzgießprozess erzeugen.<br />
Das von Glassomer in Freiburg im<br />
Breisgau entwickelte neue Verfahren<br />
macht es möglich, transparentes<br />
Quarzglas in der Kunststoffspritzgießmaschine<br />
zu verarbeiten. Sowohl<br />
dickwandige als auch dünnwandige<br />
Bauteile und hochkomplexe Formen<br />
lassen sich auf diese Weise aus<br />
Quarzglas herstellen. Dieser neue<br />
Denkansatz eröffnet viel Potenzial<br />
für die Effizienz und Wirtschaftlichkeit.<br />
Denn alle herkömmlichen Verarbeitungstechnologien<br />
für Glas,<br />
wie Gießen, Schleifen oder Ätzen,<br />
erfordern entweder sehr hohe Temperaturen<br />
oder toxische Chemikalien.<br />
Die Formgebung von Glas in der<br />
Spritzgießmaschine dagegen fördert<br />
nicht nur die Designfreiheit, sondern<br />
verbessert auch die energetische<br />
Bilanz der Glasherstellung.<br />
Das Verfahren zur Formgebung von<br />
transparentem Glas im Spritzguss<br />
beruht auf einem neuartigen Granulat,<br />
welches einen hohen Anteil an Glaspartikeln<br />
enthält. Die verwendeten<br />
Glaspartikel fallen bei der Herstellung von Formkörpern<br />
für die Glasfaserherstellung an und besitzen<br />
dadurch eine besonders hohe Reinheit. Zur Herstellung<br />
des Granulats wird das hochreine Glaspulver mit<br />
einem Binder vermengt, das Gemisch extrudiert und<br />
granuliert. Das erhaltene Granulat kann wie ein gefüllter<br />
Kunststoff in der Spritzgießmaschine verarbeitet<br />
werden, das heißt bei Temperaturen im Bereich von<br />
130 °C und mit Zykluszeiten von unter 20 Sekunden.<br />
Oberflächenbeschaffenheit gezielt steuern<br />
Das Material wurde so entwickelt, dass es abriebarm<br />
verarbeitet werden kann. Alle Bestandteile sind<br />
ungiftig und enthalten gängige Kunststoffbinder. Der<br />
im Spritzguss erzeugte Grünkörper wird in einem<br />
Wasserbad vom Großteil des Binders befreit und<br />
das Bauteil anschließend in einem Ofen bei 600 °C<br />
vom restlichen Binder befreit. So entsteht ein verdichteter<br />
Pulverbraunling, der aufgrund der großen<br />
Gesamtoberfläche der Glaspartikel stabil ist. Der<br />
vorverdichtete Pulverbraunling wird anschließend zu<br />
hochreinem Glas gesintert.<br />
Der beim Sintern entstehende Schrumpf liegt bei rund<br />
16 Prozent, lässt sich über die verwendete Pulvermenge<br />
aber steuern. Da das Bauteil in alle Raumrichtungen<br />
gleichmäßig schrumpft, kann dieser Prozess bei<br />
der Planung präzise kalkuliert werden. Der einheitliche<br />
Schrumpf ermöglicht die Herstellung formtreuer Bauteile,<br />
zum Beispiel mit perfekt sphärischen Löchern.<br />
Die Oberflächenqualität lässt sich<br />
direkt über die Beschaffenheit der<br />
Kavitätenoberflächen im Werkzeug<br />
steuern. Die Bauteile können milchig<br />
oder transparent sein. Beim Einsatz<br />
entsprechend hochwertiger Werkzeuge<br />
erhalten die Oberflächen ohne<br />
Nachbehandlung optische Qualitäten.<br />
Vollelektrische Spritzgießmaschine<br />
für höchste Präzision<br />
So simpel die Verarbeitung des Glassomer-Materials<br />
klingt, erfordert sie<br />
dennoch eine absolut präzise arbeitende<br />
Spritzgießmaschine. Jeder<br />
noch so kleine Defekt am spritzgegossenen<br />
Grünling wäre am gesinterten<br />
Glasbauteil sichtbar. Bei Glassomer<br />
kommen deshalb Maschinen der<br />
vollelektrischen und holmlosen Baureihe<br />
e-motion TL von ENGEL zum<br />
Einsatz, wie sie auch zum Beispiel<br />
für die Herstellung von Smartphone-<br />
Kameralinsen aus Polycarbonat und<br />
Cycloolefin-Copolymeren verwendet<br />
werden.<br />
Das eingesetzte Quarzglas zeichnet<br />
sich durch seine hohe thermische<br />
Stabilität, gepaart mit einem verschwindend<br />
kleinen thermischen<br />
Ausdehnungskoeffizienten, aus. Auch<br />
bei großen Temperaturunterschieden<br />
dehnt es sich nur wenig aus. So kann<br />
es zum Beispiel nach einer Behandlung<br />
mit 800 °C problemlos mit kaltem<br />
Wasser abgeschreckt werden. Diese<br />
Eigenschaft wird unter anderem im<br />
Bereich der Optik benötigt, wo die<br />
Herstellung immer kleinerer Lichtquellen<br />
für immer höhere Energiedichten<br />
feine Linsenstrukturen in chemisch<br />
18_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
und thermisch hochstabilem Glas<br />
erfordert. Weitere Anwendungen<br />
finden sich in der Sensorik, wo die<br />
Betriebstemperaturen und Umgebungsbedingungen<br />
oft ebenfalls<br />
starken Schwankungen unterliegen.<br />
In vielen Anwendungen sind die<br />
spritzgießfähigen Materialien von<br />
Glassomer sogar herkömmlichem<br />
Quarzglas überlegen. Die Qualität<br />
von Quarzglas ergibt sich aus dem<br />
Gehalt an Hydroxygruppen, den enthaltenen<br />
Verunreinigungen in Form<br />
von positiv geladenen Ionen sowie<br />
den damit verbundenen negativen<br />
Ladungen im Glasgerüst. Da das<br />
Quarzglas von Glassomer für optische<br />
Anwendungen unter Vakuum<br />
gesintert wird, weist es nur geringe Mengen an<br />
Hydroxygruppen und eine hohe Reinheit auf.<br />
Kooperation mit Zukunft<br />
Glassomer und ENGEL haben bereits die ersten<br />
Glasspritzgießanwendungen industriell umgesetzt.<br />
In den neuen Produktionshallen von Glassomer<br />
in Freiburg entstehen gespritzte Glasbauteile im<br />
Hochdurchsatz.<br />
Die Zusammenarbeit profitiert vom Know-how und<br />
der langjährigen Expertise von ENGEL in den Anwendungsfeldern<br />
Optik und Mikrospritzgießen einerseits<br />
und der Erfahrung mit Serienprozessen im Bereich<br />
hoher Stückzahlen andererseits. Ziel der gemeinsamen<br />
Entwicklungsarbeit ist, die Hürden für den<br />
Einstieg in diese neue Technologie<br />
durch den Einsatz von sehr effizienten<br />
und wirtschaftlichen Prozessen und<br />
Maschinen zu senken, um damit der<br />
Serienproduktion von Glasbauteilen<br />
auf Spritzgießmaschinen den Weg zu<br />
ebnen. Insbesondere die Feinstrukturierung<br />
von Glas wird zukünftig<br />
eine immer größere Rolle spielen.<br />
Ein Einsatzbereich ist die chemische<br />
und pharmazeutische Synthese. Hier<br />
liegt die Zukunft in der parallelisierten<br />
Herstellung von beispielsweise Wirkstoffen<br />
in Lab-on-a-chip-Systemen.<br />
Feine Kanäle, Reaktoren und Mischer-<br />
Strukturen können die Synthese optimieren<br />
und ermöglichen neue Wege<br />
<br />
für das Wirkstoffscreening.<br />
Die Feinstrukturierung<br />
von Glas wird immer<br />
wichtiger, zum Beispiel<br />
im Bereich der<br />
chemischen und<br />
pharmazeutischen<br />
Synthese. Bereits heute<br />
können im neuen<br />
Verfahren Präzisionskanäle<br />
hergestellt werden.<br />
Bild: Glassomer<br />
Das patentierte Glassomer-Granulat wird<br />
in einer herkömmlichen, aber hochpräzisen<br />
Spritzgießmaschine geformt und das Bauteil<br />
anschließend im Ofen zu hochreinem<br />
Quarzglas umgesetzt.<br />
Der Kooperationsvertrag legt die Basis für die gemeinsame weitere Entwicklung der Glasspritzgießtechnologie.<br />
Von links: Rudolf Ehrenweber, Verkaufsleiter Teletronics bei ENGEL, Frederik Kotz-Helmer, CSO,<br />
und Dorothea Helmer, CEO von Glassomer, und Clemens Kastner, Produktmanager bei ENGEL.<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_19
Eine Entscheidung für die Umwelt<br />
Formschön und zugleich praktisch – Design mit einer hohen Funktionalität zu vereinen, ist das erklärte<br />
Ziel der finnischen Orthex Gruppe. Innovationstreiber Nummer eins aber ist die Nachhaltigkeit. Der<br />
Anteil an biobasiertem und recyceltem Kunststoff in den Produkten des Haushaltswarenherstellers<br />
steigt an. Zum Beispiel in den Aufbewahrungsboxen der Produktreihe smart store compact clear aus<br />
glasklarem Styrol-Acrylnitril, kurz SAN. Produziert werden sie auf vollelektrischen Spritzgießmaschinen<br />
von ENGEL.<br />
„Wir wollen bis 2030 klimaneutral<br />
sein“, gibt Alexander Rosenlew,<br />
CEO von Oy Orthex Finland Ab, das<br />
Ziel vor. „In vielen Bereichen sind wir<br />
schon heute Pionier und Vorbild.“<br />
Wir befinden uns im Showroom der<br />
Unternehmensgruppe am Standort<br />
Lohja im Süden von Finnland<br />
nur eine Autostunde außerhalb der<br />
Hauptstadt Helsinki. Auf den ersten<br />
Blick meint man in einem gut sortierten<br />
Haushaltswarengeschäft zu sein.<br />
Lösungen zum Aufbewahren und Entsorgen,<br />
Produkte zum Kochen und<br />
Backen in modischen Farben und<br />
Formen, so dass man sie nicht im<br />
Küchenschrank verstecken möchte.<br />
„Diese Produkte zeigen sehr gut<br />
unsere Nachhaltigkeitsinitiativen auf“,<br />
erklärt Rosenlew. „Wir arbeiten intensiv<br />
daran, den Carbonfootprint immer<br />
weiter zu reduzieren. Dafür setzen wir<br />
neue Materialien ein und investieren<br />
in moderne Produktionstechnologien.“<br />
Wichtig über allem aber sind die<br />
Produktqualität und das Design. Denn<br />
auch diese beiden Aspekte tragen<br />
zum Umwelt- und Klimaschutz bei.<br />
Nachhaltig ist das Design zum Beispiel<br />
dann, wenn sich die Produkte platzsparend<br />
stapeln lassen und weniger<br />
Lkw-Volumen beanspruchen. Und<br />
zeitlos soll das Design sein, denn die<br />
Produkte von Orthex sind langlebig.<br />
„Selbst in die größten unserer Boxen<br />
können Sie Bücher stapeln, ohne<br />
dass der Boden bricht“, betont Tom<br />
Die Welt dreht sich schnell.<br />
Deshalb brauchen wir<br />
Partner, die eine hohe Innovationskraft<br />
haben, von der<br />
wir profitieren können.<br />
Alexander Rosenlew, CEO von Orthex<br />
Ståhlberg, Betriebsleiter in Lohja. „Unsere Produkte<br />
schmeißt man nicht nach einmaligem Gebrauch weg.“<br />
Als Familienunternehmen gegründet, ist Orthex heute<br />
börsennotiert. Der Gründer – er ist über 90 Jahre alt –<br />
lebt neben der Fabrik und verfolgt weiterhin stolz die<br />
Erfolgsgeschichte seiner Firma, die inzwischen auch<br />
in Schweden zwei Produktionsstandorte besitzt. Die<br />
Boxen der smart store compact clear Serie werden in<br />
Lohja im Spritzguss aus glasklarem SAN produziert.<br />
Sie gibt es in zehn Größen mit Schussgewichten von<br />
100 bis 1000 Gramm. SAN kommt ohne PBA aus und<br />
hat eine Lebensmittelzulassung. So finden sich die<br />
smart store compact clear Boxen vielfach im Kühlschrank.<br />
Gegenüber anderen transparenten Materialien<br />
wie Polycarbonat hat SAN hier klare Vorteile.<br />
Fokus auf Produktivität und Energieeffizienz<br />
Auch in der Produktion definiert die Nachhaltigkeit<br />
die Strategie. Wichtig dabei ist, dass die Stückkosten<br />
nicht steigen. „Wir setzen den Fokus auf zwei Aspekte“,<br />
macht Ståhlberg deutlich. „Eine hohe Produktivität<br />
durch kurze Zyklen und energieeffiziente Maschinen.“<br />
Bei glasklaren Produkten nicht zu vergessen eine<br />
hohe Präzision und ein stabiler Prozess, denn Schlieren<br />
sind im Endprodukt nicht akzeptabel. „SAN ist in<br />
der Verarbeitung anspruchsvoller als PP“, so Ståhlberg.<br />
„Schon kleinste Unregelmäßigkeiten, Kratzer<br />
und Deformationen führen zu Ausschuss.“<br />
Für die smart store compact clear Serie investierte<br />
Orthex deshalb in vollelektrische Spritzgießmaschinen<br />
der Baureihe e-mac von ENGEL. Die<br />
neuen e-macs stehen in drei verschiedenen Größen<br />
– mit 160, 280 und 380 Tonnen Schließkraft –<br />
in der Produktionshalle. Alle automatisiert<br />
mit viper Linearrobotern<br />
aus dem eigenen Automatisierungsprogramm<br />
des österreichischen<br />
Spritzgießmaschinenbauers.<br />
„Die elektrischen Maschinenbewegungen<br />
sind absolut präzise, die<br />
Zyklen gleichmäßig“, erklärt Christoph<br />
Schützeneder, Produktmanager<br />
für vollelektrische Maschinen bei<br />
ENGEL, weshalb auch außerhalb des<br />
Hochleistungssegments immer mehr<br />
Verarbeiter zu vollelektrischen Maschinen<br />
wechseln.“ Verstärkt wird dieser<br />
Trend durch die massiv steigenden<br />
Energiepreise. „Für viele Anwendungen<br />
liegt der Return on Invest für eine<br />
vollelektrische Maschine inzwischen<br />
nur noch bei einigen Monaten statt<br />
Jahren“, so Schützeneder.<br />
Maschine und Roboter im Duett<br />
ENGEL hat mehrere vollelektrische<br />
Maschinenserien im Programm. „Wir<br />
evaluieren gemeinsam mit unserem<br />
Kunden für jedes Projekt die<br />
Anforderungen, um den passenden<br />
Maschinentyp und die optimale<br />
Maschinengröße zu finden“, sagt<br />
Mikko Ketonen von ENGEL Finland<br />
Oy. „Kein Overengineering – so lautet<br />
die Prämisse. Denn nur so können wir<br />
das Nachhaltigkeitspotenzial wirklich<br />
ausschöpfen.“<br />
Die e-mac Baureihe trifft für die<br />
Anforderungen von Orthex genau<br />
ins Schwarze. Sie wurde gezielt für<br />
20_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Praktisches kann auch<br />
schön sein. Das Design<br />
spielt bei den Produkten<br />
der smart store<br />
compact clear Serie von<br />
Orthex eine große Rolle.<br />
Die Produktionsfläche wird<br />
bei Orthex optimal genutzt.<br />
Die kompakte Bauart der<br />
ENGEL e-mac Spritzgießmaschinen<br />
macht es möglich,<br />
nachfolgende Prozessschritte<br />
sehr leicht zu integrieren.<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_21
das mittlere Leistungssegment mit<br />
Zykluszeiten oberhalb von vier Sekunden<br />
entwickelt und durch und durch<br />
auf Effizienz getrimmt. Sie vereint bei<br />
vergleichsweise niedrigen Investitionskosten<br />
eine hohe Leistung mit<br />
Energieeffizienz und einem äußerst<br />
kompakten Maschinendesign. Die<br />
e-mac Maschinen gehören zu den<br />
kürzesten ihrer jeweiligen Leistungsklasse<br />
am Markt. Wertvolle Produktionsfläche<br />
wird dadurch eingespart.<br />
Dass die e-mac Maschinen sehr kompakt<br />
sind, macht es Orthex möglich,<br />
sehr einfach periphere Prozesse in<br />
die Spritzgießzelle zu integrieren. So<br />
werden die smart store compact<br />
clear Boxen unmittelbar nach dem<br />
Spritzgießprozess direkt neben der<br />
e-mac Maschine mit den Verkaufslabeln<br />
bestückt und versandfertig verpackt.<br />
„Je mehr wir integrieren, desto<br />
wettbewerbsfähiger sind wir“, betont<br />
Rosenlew. Der viper Roboter bietet<br />
hier viel Flexibilität. Er übernimmt<br />
heute bereits auch das Handling der<br />
bedruckten Papiereinleger.<br />
Spritzgießmaschine und Roboter<br />
wurden von ENGEL als integrierte<br />
Systemlösung geliefert. Das heißt,<br />
die Robotersteuerung ist in die<br />
CC300 Steuerung der Spritzgießmaschinen<br />
vollständig integriert und<br />
der Gesamtprozess lässt sich zentral<br />
über das Maschinenpanel steuern.<br />
Ein weiterer Vorteil dieser Integration<br />
ist, dass Maschine und Roboter eine<br />
gemeinsame Datenbasis besitzen.<br />
Der Roboter weiß zu jeder Zeit, was<br />
die Maschine macht und kann sich<br />
schon während der Formöffnungsbewegung<br />
in Entnahmeposition<br />
bringen. In manchen Anwendungen<br />
verkürzt das die Zykluszeit.<br />
Für Orthex ist ein hoher Automatisierungsgrad<br />
ein wesentlicher Teil der<br />
Produktionsstrategie. „Unser Mitbewerb produziert<br />
zu einem großen Teil in Asien. Bei uns dagegen<br />
kommen 90 Prozent der Produkte aus der eigenen<br />
Produktion in Nordeuropa, und darauf sind wir<br />
stolz“, so Rosenlew. „Nur wenn wir es selbst machen,<br />
haben wir die Qualität unter Kontrolle.“<br />
Wir werden mit iQ weight<br />
control den Rezyklatanteil<br />
in unseren Produkten<br />
weiter steigern können.<br />
Tom Ståhlberg, Produktionsleiter bei Orthex<br />
Intelligente Assistenz für stabilere Prozesse<br />
Um langfristig eine hohe Qualität wettbewerbsfähig<br />
zu produzieren, befasst sich das Orthex Management<br />
mit der Digitalisierung der Produktionsprozesse.<br />
Hierzu gehören die Assistenzsysteme aus der iQ Produktfamilie<br />
von ENGEL. Verschiedene Systeme sind<br />
auf den e-mac Maschinen installiert, werden derzeit<br />
ausgetestet und sukzessive in Betrieb genommen.<br />
Vielversprechend ist für Ståhlberg iQ weight control.<br />
„Wir werden damit den Rezyklatanteil in unseren Produkten<br />
steigern können.“ iQ weight control analysiert<br />
während des Einspritzens die Spritzdruckkurve mit<br />
einem Referenzzyklus und passt für jeden Schuss<br />
einzeln die Prozessparameter an die aktuellen Bedingungen<br />
an. Schwankungen in der Umgebung und im<br />
Rohmaterial werden ausgeglichen, bevor Ausschuss<br />
produziert wird. Da Rezyklat stärkeren Schwankungen<br />
unterliegt als Neuware, eröffnet iQ weight control<br />
für die Kreislaufwirtschaft viel Potenzial.<br />
Orthex setzt Rohmaterialien nach dem Mass Balance<br />
Approach ein. Aktuell erreicht das Unternehmen<br />
über die gesamte Produktion – und das sind allein<br />
im Werk Lohja rund zwei Millionen Kunststoffteile pro<br />
Jahr – einen Anteil von 20 Prozent an rezyklierten und<br />
biobasierten Materialien. Das für die Produkte der<br />
smart store compact clear Serie eingesetzte SAN<br />
stammt zu einem Teil aus gebrauchtem Speiseöl.<br />
Das Material ist ISCC-Plus-zertifiziert. Die “International<br />
Sustainablity and Carbon Certification” garantiert<br />
den Materialursprung aus nachhaltigen Quellen und<br />
eine lückenlose Nachverfolgung der Lieferketten.<br />
Partnerschaft mit kurzen Wegen<br />
Orthex behält die technologische Weiterentwicklung<br />
im Auge. Zukünftig könnten auch Sandwichtechnologien<br />
wie die von ENGEL angebotenen Verfahren<br />
coinjection und skinmelt interessant sein. Hier wird<br />
Rezyklat in einen Mantel aus Neuware eingebettet,<br />
um recycelten Kunststoff auch in regulierte<br />
Anwendungen mit hohen Anforderungen<br />
an die Oberflächen zu bringen.<br />
Bei all seinem Tun denkt Orthex an<br />
die nachfolgenden Generationen.<br />
Der Antrieb, die Nachhaltigkeit immer<br />
weiter zu steigern, kommt von innen.<br />
Als Bestätigung seines Engagements<br />
verknüpft die Unternehmensgruppe<br />
die Finanzierung neuer Projekte mit<br />
den Nachhaltigkeitszielen. „Je nachhaltiger<br />
wir sind, desto günstiger sind<br />
unsere Kredite“, so Rosenlew. Zu den<br />
Kennzahlen, die mit den Banken verhandelt<br />
werden, gehören der Einsatz<br />
von Rezyklat und Biokunststoff, die<br />
Ausschussreduktion und die Energieeffizienz.<br />
Die neuen vollelektrischen<br />
e-mac Spritzgießmaschinen geben<br />
Orthex hier viel Sicherheit.<br />
„Die Welt dreht sich schnell. Deshalb<br />
brauchen wir Partner, die eine<br />
hohe Innovationskraft haben, von<br />
der wir profitieren können“, betont<br />
Alexander Rosenlew. Bereits seit<br />
mehr als 40 Jahren arbeiten Orthex<br />
und ENGEL zusammen. „Wenn wir<br />
bei ENGEL anrufen, wissen wir, dass<br />
uns schnell jemand hilft und wir mit<br />
jemandem sprechen, der sofort versteht,<br />
um was es geht“, unterstreicht<br />
Tom Ståhlberg. Die finnische Niederlassung<br />
von ENGEL ist in Helsinki<br />
und damit in unmittelbarer Nähe. Am<br />
Ende sind es auch die kurzen Wege,<br />
die Sicherheit geben und Orthex auf<br />
seinem Wachstumskurs unterstützen.<br />
Die smart store compact clear Serie<br />
ist bereits in ganz Europa, in den<br />
USA und in Australien. Sie wird über<br />
Supermärkte und Baumärkte vertrieben.<br />
„Unser größter Markt sind derzeit<br />
die nordischen Länder“, sagt Rosenlew.<br />
„In Deutschland, Frankreich,<br />
Polen und der Schweiz aber wachsen<br />
wir besonders schnell. Unser Ziel ist<br />
es, im Bereich Storage in Europa die<br />
Nummer 1 zu sein.“<br />
<br />
22_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Der viper Roboter zieht die SAN-Behälter vom Werkzeugkern, legt die Verkaufslabel ein und stapelt die Boxen auf dem Förderband.<br />
Die smart store compact clear Boxen verlassen<br />
verkaufsfertig die Spritzgießzelle.<br />
Recycelte Fischernetze<br />
und Papierabfälle<br />
Außer den smart store compact clear Boxen<br />
entdecken wir im Showroom von Orthex<br />
im Produktionswerk Lohja viele weitere<br />
Produkte aus nachhaltigen, innovativen<br />
Materialien mit zum Teil überraschenden<br />
Eigenschaften. Der grüne Eimer und die<br />
Toolbox, die Alexander Rosenlew (links)<br />
und Tom Ståhlberg (rechts) hier präsentieren,<br />
haben ihren Ursprung in der Fischereiwirtschaft.<br />
Das Material stammt von einer<br />
dänischen Initiative, die alte Fischernetze<br />
aus dem Meer holt und recycelt.<br />
ENGEL<br />
Technologien<br />
für mehr<br />
Nachhaltigkeit<br />
Gemeinsam auf nachhaltiger Mission: Tom Ståhlberg und<br />
Alexander Rosenlew von Orthex, Mikko Ketonen, Christoph<br />
Schützeneder und Daniel Lignell von ENGEL (von links).<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_23
Prozessstabilität als Schlüssel<br />
Hohe Teilevielfalt und tiefgehende Entwicklungskompetenz im Spritzguss und im Werkzeugbau charakterisieren<br />
die sinit kunststoffwerke. Dabei setzt das Unternehmen am Standort Rödental zu 100<br />
Prozent auf ENGEL Maschinen, um eine hochautomatisierte Spritzgießproduktion zu errichten. Aus anspruchsvollen<br />
Werkstoffen werden millionenfach präzise Teile für die Industrieautomation produziert.<br />
Die Herstellung der CrossBoards stellt hohe<br />
Anforderungen an die Präzision.<br />
Thomas Wisser, Geschäftsführer der sinit<br />
kunststoffwerke, erläutert die Herausforderungen<br />
bei der Produktion des CrossBoards<br />
und der Komponenten zum Aufrasten auf<br />
das Energieverteilsystem.<br />
Schon beim Betreten des Firmengebäudes<br />
lässt sich die Innovationsfreude<br />
und Entwicklungskompetenz der sinit<br />
kunststoffwerke erahnen. Der Claim<br />
„the solution factory“ gibt Hinweise auf<br />
die DNA des Kunststoffverarbeiters.<br />
Die sinit kunststoffwerke sind Teil der<br />
Wöhner Industries Holding, zu der<br />
auch die Wöhner GmbH & Co. KG als<br />
ein führender Hersteller für Energieverteilsysteme<br />
und Komponenten für<br />
die Industrieautomatisierung gehört.<br />
Die enge Zusammenarbeit beider<br />
Unternehmen verkürzt die in dieser<br />
Branche wichtige Time-to-Market neuer<br />
Produkte. „Unsere Projekte sind in<br />
drei Phasen gegliedert: Machbarkeit,<br />
Konstruktion und Industrialisierung“,<br />
beschreibt Tobias Büttner, Produktmanager<br />
bei Wöhner. Auch die Entwicklung<br />
des Energieverteilsystems<br />
CrossBoard begleiteten die Experten<br />
von sinit über alle Projektphasen –<br />
von den ersten kunststoffgerechten<br />
Entwürfen, der Vorabkalkulation über die innovativen<br />
Werkzeugkonzepte bis hin zur Fertigung. Die offene<br />
Systemwelt CrossBoard besteht aus dem Energieverteilsystem<br />
CrossBoard selbst sowie einer Vielzahl<br />
an Aufbaukomponenten, wie zum Beispiel Einspeisemöglichkeiten,<br />
Lasttrennschaltern mit Sicherungen,<br />
Adaptern, Netzteilen und Motorstartern. „Für das<br />
Fertigen des CrossBoards sind eine besonders hohe<br />
Präzision und sehr enge Toleranzen erforderlich. Es<br />
hat unsere Fähigkeiten im Spritzgießen herausgefordert<br />
und damit auch uns selbst technologisch einen<br />
großen Schritt weitergebracht“, resümiert Thomas<br />
Wisser, Geschäftsführer der sinit kunststoffwerke.<br />
Lösbar: Wärmedehnung und enge Toleranzen<br />
Die größte Herausforderung für die Produktion des<br />
CrossBoards sei die unterschiedliche Wärmedehnung<br />
der Materialien Kupfer und Kunststoff gewesen.<br />
Denn im Inneren des CrossBoards befindet<br />
sich die geschlitzte stromführende Kupferschiene,<br />
die im vorgegebenen 4,5-mm-Steckraster genau<br />
im Gehäuse platziert sein muss. Die<br />
ebenfalls geschlitzte Abdeckung des<br />
CrossBoards muss diese Abstände<br />
über ein breites Einsatzspektrum von<br />
0 bis über 60 °C einhalten, damit das<br />
Raster von Kupferschiene und Abdeckung<br />
zu jeder Zeit deckungsgleich<br />
ist. Je länger das CrossBoard, umso<br />
größer wird diese Herausforderung:<br />
Die zweite Generation umfasst Board-<br />
Längen bis 1100 mm. „Notwendige<br />
Voraussetzungen zum konstruktiven<br />
Kompensieren der Längenausdehnung<br />
sind zum einen ein sehr genaues<br />
Werkzeug, aber auch die sichere und<br />
maßhaltige Ausbildung der Schlitze<br />
im Spritzgießprozess“, verrät Wisser.<br />
„Die Fertigungstoleranzen dürfen 0,2<br />
Millimeter über die Gesamtlänge des<br />
Boards nicht überschreiten.“<br />
Auch beim Design legt Wöhner einen<br />
hohen Maßstab an. Die Transparenz<br />
der Abdeckungen des Motorstarters<br />
Motus C14 aus Polycarbonat im<br />
24_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Die hochautomatisierte<br />
Produktion läuft über<br />
holmlose victory<br />
Spritzgießmaschinen.<br />
Die CrossBoard-Module werden von ENGEL viper Robotern<br />
aus dem Werkzeug entnommen.<br />
Tobias Büttner, Produktmanager bei Wöhner, zeigt die präzisen Details der hinteren<br />
Abdeckung, wo das CrossBoard rückseitig eingespeist werden kann.<br />
spezifischen Blau ist nicht nur ein optisches Highlight,<br />
sondern sorgt außerdem dafür, dass LEDs<br />
und die durch die Komponenten im Schaltschrank<br />
angezeigten Funktionen für den Anwender direkt<br />
sichtbar sind. Das Board und viele weitere Komponenten<br />
bestehen aus faserverstärktem PA 6 mit<br />
ausgeprägtem Flammschutz. Das Material verlangt<br />
hohe Verarbeitungstemperaturen von über 120 °C.<br />
Wartungs- und Reinigungszyklen für die Werkzeuge<br />
müssen wegen der ausgasenden Flammschutz-<br />
Additive häufiger eingeplant werden. Hinzu kommen<br />
die hohen Anforderungen an die Verschleißfestigkeit<br />
der Spritzeinheiten.<br />
Maschinenlaufzeiten maximieren<br />
Etwa 132 Millionen Teile werden pro Jahr auf 21<br />
Spritzgießmaschinen hergestellt – nicht allein für<br />
Wöhner, sondern auch für Kunden in der Automobil-,<br />
Elektronik- und Lebensmittelindustrie. Die<br />
hohe Anzahl unterschiedlicher Teile verlangt eine<br />
große Flexibilität bei den Maschinen. Als entscheidend<br />
für eine effiziente Produktion mit maximierter<br />
Maschinenlaufzeit sind kurze Rüstzeiten und eine<br />
einheitliche Maschinensteuerung.<br />
„Die Rüstfreundlichkeit der holmlosen Spritzgießmaschinen<br />
ist eines der entscheidenden Merkmale“,<br />
begründet Mike Stößel, Leiter der Kunststofffertigung<br />
bei sinit, dass die Produktion ausnahmslos mit holmlosen<br />
ENGEL victory Maschinen ausgestattet ist.<br />
Assistenz für stabile Prozesse<br />
„Wir haben in der Spritzerei eine sehr<br />
gute technische Ausrüstung“, erläutert<br />
Mike Stößel. „Regelmäßig validieren<br />
wir die von ENGEL angebotenen<br />
Assistenzsysteme.“ iQ weight control<br />
und iQ flow control zum Beispiel<br />
unterstützen die Qualität der Produkte<br />
durch stabile Prozesse. Mike Stößel<br />
hat damit gute Erfahrungen gemacht<br />
und wird deren Einsatz weiter ausbauen:<br />
„Mit iQ weight control geht die<br />
Schwankung des Schussgewichts<br />
wirklich fast gegen null. In unserem<br />
Test mit nicht vorgetrocknetem POM<br />
ging die Schwankung von 0,05 g auf<br />
etwa 0,01 g zurück. Das ist beachtlich<br />
und der Effekt sollte bei getrocknetem<br />
Granulat noch besser sein.“ Optimiert<br />
wird das Einspritzvolumen im<br />
laufenden Prozess: iQ weight control<br />
vergleicht für jeden Zyklus die Spritzdruckkurve<br />
mit einer Referenzkurve<br />
und reagiert auf externe Einflussfaktoren.<br />
Somit bleibt das Gewicht der<br />
Bauteile konstant.<br />
„Wir haben schon sehr wenig Ausschuss,<br />
es wird schwer, noch besser<br />
zu werden. Unser Ziel ist eine Null-<br />
Fehler-Produktion“, so Wisser. Für ihn<br />
ist dieses Ziel ein Baustein zu mehr<br />
Nachhaltigkeit, ebenso wie das Optimieren<br />
des Energieverbrauchs.<br />
Servomotoren, weniger Hydraulik und<br />
Assistenzsysteme verbessern die<br />
Energieeffizienz. Auch wenn man das<br />
in Rödental noch nicht quantifiziert<br />
hat, so ist es dank stetiger Erneuerung<br />
des Maschinenparks doch spürbar,<br />
berichtet Wisser: „Unser Output<br />
steigt, aber der Stromverbrauch bleibt<br />
konstant.“ So tragen die sinit kunststoffwerke<br />
auf ihre Weise dazu bei,<br />
dass auch die Schwester Wöhner ihre<br />
Nachhaltigkeitsziele erreicht. Zum<br />
100-jährigen Firmenjubiläum 2029<br />
will die Wöhner Gruppe klimapositiv<br />
sein.<br />
<br />
Holmlosvorteile<br />
ausnutzen<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_25
Optimierung der Produktionskapazitäten<br />
Als Hersteller von Energieketten sowie Gleitlagern ist igus weltweit führend. 64 Spritzgießmaschinen<br />
mit Schließkräften von 50 bis 220 Tonnen der ENGEL victory Baureihe stehen am Standort Köln für<br />
die Herstellung der anspruchsvollen Thermoplastkomponenten bereit. Für Dirk Krines, Prokurist und<br />
Leiter Fabrik e-Kettensysteme, gaben die Holmlos-Technologie dieses Bautyps sowie ein gemeinsam<br />
mit ENGEL erarbeitetes Konzept zur Verringerung der Maschinenaufstellfläche den Ausschlag für die<br />
Entscheidung.<br />
Besucht man im Kölner Stadtteil Lind<br />
die igus-Werke, offenbart sich bereits<br />
von der Autobahn A59 ein imposanter<br />
Blick auf die architektonisch signifikant<br />
gestalteten Produktionshallen und Verwaltungsgebäude.<br />
Ebenso signifikant<br />
ist die Anordnung der Spritzgießmaschinen<br />
im Herzstück des Unternehmens<br />
– der Produktion. „Platz ist immer<br />
unser wertvollstes Gut“, betont Dirk<br />
Krines. Denn das räumliche Angebot<br />
wachse nicht im gleichen Tempo wie<br />
das Unternehmen expandiert. Und<br />
so werde intern auf der Basis eines<br />
definierten Konzepts zur Maschinenaufstellung<br />
jeder Quadratzentimeter<br />
Produktionsfläche effizient genutzt,<br />
um die verfügbare Kapazität zu optimieren.<br />
Beispielsweise wird dafür<br />
ausschließlich ein Maschinentyp in<br />
einer Maschinenreihe aufgestellt. Jede<br />
Maschine gleicht hier wie ein Ei dem<br />
anderen. „So kann unser Planer die<br />
Entscheidung treffen, das Werkzeug<br />
beispielsweise in Reihe 3 zu rüsten,<br />
egal auf welcher Maschine.“<br />
Innovativ: Produkte werden<br />
stirnseitig ausgegeben<br />
Um die Flächenproduktivität voranzutreiben,<br />
hat ENGEL den neuen<br />
victory Maschinen für igus eine<br />
Schlankheitskur verordnet, wodurch<br />
jede Maschine in der Konsequenz nun<br />
40 Zentimeter schmaler geworden ist.<br />
Die Maschinengitter wurden dafür an<br />
den Rahmen der Maschine gebaut<br />
und der Angussabwurfschacht wurde<br />
in der Tiefe um die Hälfte reduziert. Zudem werden<br />
sowohl die Angüsse als auch die fertigen Bauteile<br />
über zwei Transportbänder über die Schließeinheit<br />
hinweg auf der Stirnseite der Maschine ausgegeben.<br />
Das heißt, die Maschinen können noch enger aneinanderrücken.<br />
Igus verfolgt mit dieser Sonderlösung<br />
zwei Ziele: „Zum einen, dass der Mitarbeiter, der<br />
die Teile abtransportiert, nicht mehr zwischen den<br />
Maschinen hergehen muss“, erklärt Krines. Und zum<br />
zweiten will man künftig „den Abtransport mit AGVs<br />
gewährleisten.“ Die mannlosen Transportsysteme,<br />
die bei igus bereits vielfältig ihren Dienst verrichten,<br />
seien aber nicht dafür ausgelegt, zwischen sehr eng<br />
beieinanderstehenden Maschinen zu fahren. „Diese<br />
Herausforderung haben wir seinerzeit von igus als<br />
Durch den Einsatz von<br />
iQ clamp control konnten<br />
wir die Zuhaltekräfte an<br />
der Maschine um ein<br />
Drittel senken.<br />
Dirk Krines, Prokurist und Leiter Fabrik<br />
e-Kettensysteme von igus<br />
Aufgabenstellung mit nach Österreich genommen“,<br />
erinnert sich Udo Riethmüller, Vertriebsingenieur von<br />
ENGEL Deutschland, der dann gemeinsam mit der<br />
Entwicklungsabteilung die neue, besonders schlanke<br />
Lösung umgesetzt hat.<br />
Dabei ist der Flächenverbrauch der Spritzgießmaschinen<br />
nur einer von vielen Aspekten, um in Sachen<br />
Produktivität ein Optimum zu erzielen. So sprachen<br />
für die Anschaffung der ENGEL victory Spritzgießmaschinen<br />
weitere Kriterien, wie die holmlose<br />
Schließeinheit. „Wir wollten die Holmlostechnik bei<br />
größeren Maschinen testen, insbesondere mit dem<br />
Fokus auf schnelles und einfaches Rüsten“, erklärt<br />
Krines. Hierfür wurde jede Spritzgießmaschine<br />
zudem mit einem eigenen Rüstkran ausgestattet. Bei<br />
rund 1300 aktiven Werkzeugen wird im Durchschnitt<br />
jede Produktionsmaschine, auf der<br />
vor allem Polyamid mit Glasfaseranteilen<br />
verarbeitet wird, einmal am Tag<br />
umgerüstet. Der freie Zugang zum<br />
Werkzeugraum spart hier viel Zeit<br />
und steigert damit die Produktivität.<br />
Darüber hinaus schafft die Holmlostechnik<br />
einen weiteren Beitrag zum<br />
Platzgewinn, weil mit großen Werkzeugen<br />
auf vergleichsweise kleinen<br />
Maschinen produziert werden kann.<br />
Die Werkzeugaufspannplatten lassen<br />
sich bis an den Rand ausnutzen.<br />
pic A ist Teil der integrierten Lösung<br />
Sämtliche victory Maschinen bei<br />
igus sind mit einem ENGEL pic A<br />
ausgestattet, einem pneumatischen<br />
Angusspicker, der dank Schwenkarm<br />
besonders wenig Platz benötigt.<br />
Für igus bringt die Komplettlösung<br />
mehrere Vorteile. Zum einen legte<br />
man Wert darauf, dass die Angusspicker<br />
über die Maschinensteuerung<br />
programmiert werden können. Und<br />
zum anderen schließt die Integration<br />
die CE-Zertifizierung für die gesamte<br />
Produktionszelle ein. „Und nicht<br />
zuletzt“, schmunzelt Dirk Krines, „sind<br />
bei den ENGEL Robotern, wie auch<br />
bei den ENGEL Spritzgießmaschinen,<br />
einige igus-Produkte verbaut.“<br />
Energieeffizienz ein großes Thema<br />
Eine grundsätzliche Anforderung von<br />
igus ist eine hohe Energieeffizienz.<br />
Bereits im Standard arbeiten die<br />
victory Maschinen mit der Servo-<br />
26_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
hydraulik ecodrive, die neben dem<br />
Stromverbrauch den Kühlwasserbedarf<br />
reduziert. „Wir haben Messungen<br />
durchgeführt und festgestellt, dass<br />
die Maschinen unseren Energieeffizienzansprüchen<br />
entsprechen“, wie<br />
Krines deutlich macht.<br />
Ein weiterer Pluspunkt war die Performance<br />
der victory Maschinen<br />
hinsichtlich der Digitalisierung mit<br />
Hilfe intelligenter Assistenz. „iQ clamp<br />
control hatte im Vorfeld unser Interesse<br />
geweckt“, betont Krines. Bei iQ clamp<br />
control handelt es sich um eine Software,<br />
die für die jeweilige Anwendung<br />
auf Basis der Werkzeugatmung die<br />
optimale Schließkraft berechnet und<br />
einstellt. Fehlerhafte Teile durch Brenner oder Gratbildung<br />
werden ausgeschlossen. Zudem werden die<br />
Belastungen für Werkzeug und Maschine reduziert.<br />
Da meistens eine geringere Schließkraft als ursprünglich<br />
eingestellt ausreicht, sinkt der Energieverbrauch.<br />
„Durch den Einsatz von iQ clamp control konnten<br />
wir die Zuhaltekräfte an der Maschine um ein Drittel<br />
senken“, berichtet Krines.<br />
Chainge-Programm: Energieketten aus Rezyklat<br />
Nachhaltigkeit geht bei igus aber deutlich weiter. Das<br />
Chainge-Projekt befasst sich mit dem nachhaltigen Einsatz<br />
von Materialien, insbesondere der Verwendung<br />
von Rezyklaten. „Wir nehmen die Energieketten, die<br />
das Ende des Produktlebenszyklus erreicht haben,<br />
von unseren Kunden zurück“, erklärt Lena Naumann<br />
von der Business Unit Chainge. Diese werden dann<br />
bei einem externen Partner gereinigt, gemahlen und<br />
zu einem wiederverwertbaren Material aufgearbeitet.<br />
Gegenüber dem Ursprungsmaterial wird eine Reinheit<br />
von fast 100 Prozent erreicht. Durch das<br />
Beimischen von Glasfasern werden die<br />
Materialeigenschaften an die der Neuware<br />
angepasst. Mit der E 2.1-Kette<br />
bietet igus bereits ein erstes rein aus<br />
Rezyklat hergestelltes Produkt an.<br />
„Unser Ziel ist, den Einsatz von Rezyklaten<br />
auf möglichst viele Kettentypen<br />
auszuweiten“, sagt Lena Naumann.<br />
Allein im Jahr 2022 sind 30 Tonnen<br />
Material von den Kunden zurückgeführt<br />
worden – Tendenz steigend. Um<br />
den Aufwand für die Kunden gering<br />
zu halten, bietet igus an, bei der Montage<br />
neuer Ketten die demontierten<br />
Ketten zurückzunehmen und dem<br />
Wertstoffkreislauf zuzuführen. <br />
Entnahme optimiert: Angüsse und Fertigteile werden aus der Maschine über die Schließeinheit hinweg jeweils stirnseitig abtransportiert.<br />
Dirk Krines: „Zielsetzung war, die<br />
Assistenzsysteme vor allem für die<br />
größeren Spritzgießmaschinen<br />
auszuprobieren. Insbesondere<br />
das iQ clamp control hat im<br />
Vorfeld unser Interesse geweckt.“<br />
Mit iQ clamp<br />
control Teile<br />
ressourcenschonend<br />
produzieren<br />
igus ist für ENGEL Kunde und<br />
Zulieferer zugleich. Igus Energieketten<br />
sind auch in Spritzgießmaschinen<br />
und Robotern von ENGEL verbaut.<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_27
Hochflexibel für die<br />
unterschiedlichsten Kundenanforderungen<br />
Als Kunststoffverarbeiter im Bereich technische Teile benötigt AE Plast Kft. in Ungarn vor allem eines:<br />
viel Flexibilität. Zumal es die Anwendungen in sich haben. Mehrkomponentenspritzgießprozesse sind<br />
das tägliche Geschäft. Um hier Präzision mit Effizienz zu verbinden, setzt AE Plast auf Spritzgießmaschinen<br />
von ENGEL. Die holmlose Schließeinheit der victory Baureihe gab den Ausschlag.<br />
AE Plast in Császártöltés im Süden<br />
Ungarns wurde 2006 als Joint Venture<br />
gegründet mit dem Ziel, Kunden<br />
aus den Bereichen Weiße Ware und<br />
Power Tools mit technischen Kunststoffteilen<br />
zu beliefern. Robert Bosch<br />
Power Tools gehört ebenso zum<br />
Kundenstamm wie Bosch Siemens<br />
Hausgeräte und inzwischen auch viele<br />
Automobilzulieferer. „Wir sind nicht<br />
der klassische Lohnspritzgießer, sondern<br />
bringen selbst viel Know-how in<br />
die Kundenprojekte ein und entwickeln<br />
auch die Spritzgießwerkzeuge<br />
mit“, betont Geschäftsführer Thomas<br />
Herpertz. „Damit haben wir uns einen<br />
sehr guten Ruf erarbeitet.“ AE Plast<br />
produziert für die weltweiten Märkte.<br />
Die Gehäusekomponenten für das<br />
Multifunktionsrotationswerkzeug<br />
MM20V zum Schneiden, Schleifen<br />
und Fräsen zum Beispiel sind für<br />
den US-Markt bestimmt. 80.000<br />
Baugruppen wird AE Plast in diesem<br />
Jahr an Dremel liefern. Die Baugruppe<br />
besteht aus einem Topfgehäuse,<br />
das im fertigen Produkt den Drehkopf<br />
aufnimmt, und zwei Halbschalen, die<br />
den Handgriff formen und den Akku<br />
umschließen.<br />
„Wichtig ist vor allem die Stabilität“,<br />
beschreibt Herpertz die Anforderungen<br />
seines Kunden an die Spritzgießkomponenten.<br />
„Das Dremel-Gehäuse<br />
muss den Falltest aus zwei Metern<br />
Höhe unbeschadet überstehen.“<br />
Wir können offen<br />
miteinander reden und<br />
gehen aufeinander zu.<br />
Das verstehen wir unter<br />
Partnerschaft.<br />
Thomas Herpertz, Geschäftsführer von AE Plast<br />
Weiters relevant sind ein attraktives Design sowie<br />
viel Ergonomie im rauen Baustellenalltag. Die Drei-<br />
Komponenten-Auslegung wird allen Anforderungen<br />
gleichermaßen gerecht. Die graue Basiskomponente<br />
besteht aus Polyamid mit einem Glasfaseranteil von<br />
35 Prozent und sorgt für die Stabilität. Die schwarzen<br />
Bereiche bestehen aus TPE, um eine hohe Griffigkeit<br />
zu gewährleisten. Die blauen Streifen sind Zierelemente,<br />
die ebenfalls aus glasfaserverstärktem Polyamid<br />
bestehen, um eine optimale Haftung zwischen<br />
den beiden Thermoplast-Komponenten zu erzielen.<br />
Drei Komponenten in zwei<br />
Schritten verarbeiten<br />
Produziert wird auf einer victory combi Spritzgießmaschine<br />
mit 400 Tonnen Schließkraft, einem vertikalen<br />
Drehteller, drei Spritzeinheiten und integriertem<br />
ENGEL viper Linearroboter. Zwei Werkzeuge gibt<br />
es für die Baugruppe, ein 2-fach-Werkzeug für das<br />
Topfgehäuse und ein 2+2-fach-Werkzeug für die<br />
beiden Halbschalen. „Am anspruchsvollsten ist das<br />
Topfgehäuse“, erklärt Szabolcs Balla, Projektleiter bei<br />
AE Plast. „Wir benötigen hier im Werkzeug einen großen<br />
Kern mit Backen. Über Schieber werden dann<br />
die blauen Zierstreifen angespritzt. Die Mechanik mit<br />
insgesamt zehn Schiebern macht einen 27-Zonen-<br />
Heißkanal erforderlich.“ Auch die unterschiedlichen<br />
Schussgewichte fordern die victory Maschine heraus.<br />
Für die Grundgehäuse werden pro Schuss 120<br />
Gramm graues PA verarbeitet, die blaue Komponente<br />
hat ein Gesamtschussgewicht von lediglich<br />
5 Gramm und für die TPE-Komponente sind pro<br />
Schuss 20 Gramm Rohmaterial erforderlich. Die sehr<br />
präzise Prozessregelung sowie die ausgezeichnete<br />
Plattenparallelität und gleichmäßige<br />
Schließkraftverteilung der holmlosen<br />
Schließeinheit sorgen hier für eine<br />
hohe Reproduzierbarkeit.<br />
Das Besondere des Spritzgießprozesses:<br />
Die Drei-Komponenten werden<br />
in lediglich zwei Spritzgießschritten<br />
verarbeitet. Im ersten Schritt werden<br />
die zwei grauen Basiskomponenten<br />
produziert. In der zweiten Position des<br />
Drehtellers werden das blaue PA und<br />
das schwarze TPE gleichzeitig angespritzt.<br />
Damit dies möglich ist, wurde<br />
das Design so ausgelegt, dass sich<br />
die blauen und schwarzen Bereiche<br />
im Bauteil an keiner Stelle berühren.<br />
„Wir steigern damit die Produktionseffizienz“,<br />
sagt Balla.<br />
Das grundlegende Bauteildesign war<br />
vom Kunden vorgegeben, für die<br />
Auslegung des Spritzgießprozesses<br />
führte AE Plast im eigenen Haus<br />
umfangreiche DFM-Analysen und<br />
Füllstudien durch. „Wo spritzen wir<br />
an, wie trennen wir, und wie halten wir<br />
das Werkzeug auch beim Einspritzen<br />
des niedrigviskosen TPEs dicht? –<br />
Diese Fragen standen im Raum und<br />
dabei mussten wir jeweils die Schwindung<br />
der einzelnen Komponenten im<br />
Blick behalten“, berichtet Balla. Eine<br />
zusätzliche Herausforderung brachte<br />
die Corona-Pandemie mit sich: Die<br />
gesamte Abstimmung zwischen<br />
dem Kunden in den USA und dem<br />
Werkzeugbauer in Asien erfolgte<br />
28_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Für Dremel produziert<br />
AE Plast anspruchsvolle<br />
Gehäusekomponenten<br />
im Drei-Komponentenspritzguss.<br />
2008 wurde die erste ENGEL victory Maschine an AE Plast geliefert. Aktuell stehen acht victory Maschinen im Maschinenpark.<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_29
virtuell. „Reisen war zu dieser Zeit<br />
nicht möglich“, erklärt Herpertz. „Wir<br />
mussten uns auf die Abmusterung in<br />
Asien verlassen. Mit Versuchswerkzeugen<br />
wurde simuliert, wie sich die<br />
drei Komponenten am effizientesten<br />
verarbeiten lassen.“<br />
Holmlostechnik<br />
beschleunigt das Rüsten<br />
2008 hielt die erste von heute insgesamt<br />
acht ENGEL victory Maschinen<br />
Einzug ins AE Plast Produktionswerk.<br />
Entscheidend war die Holmlostechnik,<br />
die bis heute ein Alleinstellungsmerkmal<br />
des österreichischen<br />
Spritzgießmaschinenbauers ENGEL<br />
ist. Der freie Zugang zum Werkzeugraum<br />
beschleunigt das Rüsten und<br />
steigert damit gerade bei vielen Werkzeugwechseln,<br />
wie sie für Lohnspritzgießer<br />
typisch sind, die Verfügbarkeit<br />
der Maschinen. Haben die Dremel-<br />
Teile zwar sehr lange Laufzeiten, werden<br />
andere Maschinen im Werk sehr<br />
häufig gerüstet. Pro Schicht stehen<br />
im Schnitt zwei Werkzeugwechsel<br />
an. In einer Fünf-Tage-Woche im<br />
Drei-Schichtbetrieb schöpfen die<br />
holmlosen Spritzgießmaschinen ein<br />
entsprechend großes Effizienzpotenzial<br />
aus. Auch die Höhe der Halle, die<br />
mit fünf Metern vergleichsweise niedrig<br />
ist, schlägt hier zu Buche. „Hätten<br />
wir Spritzgießmaschinen mit Holmen,<br />
müssten wir zum Rüsten einen Holm<br />
ziehen“, betont der Betriebsleiter<br />
Gábor Frémer.<br />
Vom freien Zugang zum Werkzeugraum<br />
profitiert zudem die Automatisierung.<br />
Der Roboterarm kann ohne<br />
Störkantenumfahrung direkt von der<br />
Seite aus die Kavitäten erreichen. In<br />
einigen Anwendungen reduziert das<br />
die Gesamtzykluszeit.<br />
Zur Flexibilität des Maschinenparks<br />
tragen weitere Aspekte bei, insbesondere<br />
die individuellen Anpassungen,<br />
die ENGEL für seinen Kunden umgesetzt hat. „Wir<br />
können den Düsenabstand der Einspritzaggregate<br />
zwischen 160 und 300 mm variieren und damit die<br />
unterschiedlichsten Kundenwerkzeuge sehr einfach<br />
aufspannen“, freut sich Frémer. „ENGEL hat das sehr<br />
schnell und problemlos für uns umgesetzt.“ Auch<br />
die Bohrbilder auf den Aufspannplatten und die Auswerferbohrungen<br />
passte ENGEL an die individuellen<br />
Anforderungen von AE Plast an.<br />
Ein weiteres Plus: Schon zu Beginn der Zusammenarbeit<br />
im Jahr 2008 sprach die Steuerung der ENGEL<br />
Spritzgießmaschinen ohne Mehrkosten ungarisch.<br />
Wenn wir die ersten<br />
gelieferten Maschinen mit<br />
den zuletzt gelieferten vergleichen,<br />
messen wir im<br />
Durchschnitt Energieeinsparungen<br />
von 25 Prozent.<br />
Gábor Frémer, Betriebsleiter AE Plast<br />
„Bei anderen Spritzgießmaschinenanbietern war das<br />
zu dieser Zeit noch eine teure Sonderoption“, berichtet<br />
Herpertz. „Wir können im Steuerungsinterface<br />
flexibel zwischen Deutsch und Ungarisch hin- und<br />
herschalten. Das ist für uns ein Riesenvorteil, da<br />
wir viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst<br />
ausbilden.“<br />
Den Lehrberuf des Kunststoffformgebers gibt es<br />
in Ungarn nicht. Beim Training on the job erhält AE<br />
Plast viel Unterstützung von ENGEL-HUNGÁRIA<br />
Kft., der Vertriebs- und Serviceniederlassung von<br />
ENGEL in Budapest. „Wir bekommen Schulungen<br />
in der Muttersprache unserer Mitarbeiter und das<br />
hilft uns sehr“, so Herpertz, der die insgesamt sehr<br />
guten persönlichen Kontakte und kurzen Wege<br />
unterstreicht: „Wir spüren deutlich, dass ENGEL ein<br />
Familienunternehmen ist. Wir können offen miteinander<br />
reden und gehen aufeinander zu. Vieles regeln<br />
wir auf dem kurzen Dienstweg. Das verstehen wir<br />
unter Partnerschaft.“<br />
Weniger Energieverbrauch und mehr Rezyklat<br />
AE Plast plant mit ENGEL in die Zukunft. Das Thema<br />
Nachhaltigkeit steht weit oben auf der Agenda.<br />
Vieles ist hier schon passiert, und auch die neuen<br />
Herausforderungen gehen die beiden Partner<br />
gemeinsam an.<br />
Die Energieeffizienz zum Beispiel gewinnt stark an<br />
Bedeutung. „Manche unserer Kunden sind bereits<br />
CO 2 -neutral und erwarten auch von ihren Zulieferern,<br />
dass sie hier immer besser werden“, betont Frémer.<br />
„Die Spritzgießmaschinen gehören zu<br />
den großen Energieverbrauchern,<br />
deshalb schauen wir hier ganz genau<br />
hin und erfassen auch die langfristigen<br />
Trends. Wenn wir die ersten<br />
2008 gelieferten Maschinen mit den<br />
zuletzt gelieferten victory Maschinen<br />
vergleichen, messen wir im Durchschnitt<br />
Energieeinsparungen von 25<br />
Prozent.“<br />
Die moderne Servohydraulik ecodrive<br />
– bei ENGEL victory längst im Standard<br />
– trägt hierzu einen erheblichen<br />
Teil bei. Steht die Maschine still, zum<br />
Beispiel während des Kühlens, ruhen<br />
die Motoren. Verlustenergien werden<br />
so vermieden. Bei den Topfgehäusen<br />
für die Dremel-Werkzeuge ist<br />
das Energiesparpotenzial besonders<br />
groß. Die Kühlzeit macht hier fast die<br />
Hälfte der Gesamtzykluszeit von 52<br />
Sekunden aus.<br />
„Auch das Thema Rezyklatverarbeitung<br />
ist in immer mehr neuen Projekten<br />
ein Thema“, berichtet Herpertz. „Das<br />
Einmahlen von Angüssen hat seinen<br />
schlechten Ruf verloren. Für jedes<br />
Produkt evaluieren wir gemeinsam<br />
mit unserem Kunden, ob und wie viel<br />
Rezyklat beigemischt werden kann.“<br />
Mit einer sehr hohen Plastifizierkompetenz<br />
im eigenen Haus, innovativen<br />
Verarbeitungstechnologien und<br />
digitaler Assistenz begleitet ENGEL<br />
seine Kunden auf dem Weg zur<br />
Kreislaufwirtschaft. Als Systemanbieter<br />
stellt ENGEL sicher, dass alle<br />
Anlagenkomponenten, Technologien<br />
und das Digitalisierungskonzept<br />
optimal aufeinander abgestimmt sind.<br />
„Das Alles-aus-einer-Hand-Konzept<br />
macht es für uns sehr einfach, von der<br />
Projektierung über die Inbetriebnahme<br />
bis hin zum After-Sales-Service“,<br />
betont Herpertz. „Egal wo es klemmt,<br />
rufen wir ENGEL an und bekommen<br />
sehr schnell geholfen.“<br />
<br />
30_ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>
Die drei Materialien werden in zwei Schritten verarbeitet. Im ersten Schritt wird der Grundköper<br />
ausgeformt. Im zweiten Schritt werden die blauen Zierstreifen und das schwarze TPE angespritzt.<br />
Gelebte Partnerschaft: Szabolcs Balla von AE Plast, Albert<br />
Vincze, Geschäftsführer von ENGEL Hungária, Thomas<br />
Herpertz und Gábor Frémer von AE Plast (von links).<br />
Geballte<br />
Technologiekompetenz<br />
von<br />
ENGEL<br />
Nichts zu beanstanden: Die servohydraulischen ENGEL victory<br />
Spritzgießmaschinen arbeiten hochpräzise.<br />
ENGEL <strong>Injection</strong>-<strong>September</strong>-<strong>2023</strong>_31
Be the first ...<br />
Get connected –<br />
mit Lösungen von<br />
ENGEL<br />
Mit<br />
iQ weight control<br />
konnten wir die<br />
Reklamationen<br />
auf nahezu<br />
null<br />
senken.<br />
Stefan Burtscher,<br />
Prozessentwicklung bei<br />
Lercher Werkzeugbau,<br />
Österreich<br />
... damit Produktreklamationen<br />
zur<br />
Ausnahme werden.<br />
Der digitale Assistent – iQ weight control optimiert das Einspritzvolumen direkt im<br />
Prozess. Ergebnis: bessere Teilequalität und höhere Produktivität. Die einfache<br />
Bedienbarkeit der ENGEL Assistenzsysteme ist ein Schlüsselfaktor. Bei Lercher<br />
Werkzeugbau wurden Reklamationen mit iQ weight control auf nahezu null gesenkt.<br />
www.engelglobal.com/iq-weight-control