Bertel-Express 30
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2
Vorwort<br />
Willkommen zurück, liebe Leserinnen und Leser,<br />
der <strong>Bertel</strong> <strong>Express</strong> wird mit dieser Ausgabe kontinuiert! Mit diesem Neuanfang möchten wir Ihnen ein<br />
honoriges Journal bieten. Enthalten sind wie fast immer einige Comics und Zeichnungen unserer<br />
Lieblinge aus dem Duck-Universum. Natürlich werden Sie auch auf Artikel stoßen, die wir mit Freude<br />
für Sie geschrieben haben. Also viel Spaß mit der ersten Ausgabe seit über vier Jahren.<br />
Ihre <strong>Bertel</strong>-<strong>Express</strong>-Reducktion<br />
2
Inhaltsverzeichnis<br />
Neues aus der Disney-Welt 4<br />
70 Jahre Onkel Dagobert 6<br />
„Die Eule eult nicht mehr“: Don-Rosa-Neuübersetzungen 8<br />
Interview: Jano Rohleder 13<br />
Vielseitig: Die Gefangene am White-Agony Creek 16<br />
Rezension: Micky Maus reist zum Mond 20<br />
Macht Glück wirklich glücklich? 22<br />
Analyse: Eine geheimnisvolle Melodie 24<br />
Interview: Fabian Erlinghäuser <strong>30</strong><br />
Rezension: Das Geheimnis der Silberleuchter 31<br />
Rezension: Café Zombo 39<br />
Interview: Uli de Planque 40<br />
In welcher Zeitzone liegt Entenhausen? 41<br />
Aufgefallen: Das Zeitreisen-Paradoxon in „Donald im Jahre 2001“ 42<br />
Interview: Massimo Fecchi 44<br />
DuckTales 2017 45<br />
DuckTales: Easter Eggs und Anspielungen in „Woohoo“ 46<br />
Rezension: DuckTales Comics (IDW) #0+1 49<br />
Comic: Bankett 53<br />
Comic: Eine bleibende Erinnerung 56<br />
Comic: Verhängnisvolle Weihnachten 66<br />
Comic: Lucrum in arca 67<br />
Lyrics: The Rainbow Connection 83<br />
Impressum 85<br />
3
Neues aus der Disney-Welt<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
2017 war kein ruhiges Jahr im Hause Disney! Im Kino liefen „Die Schöne und das Biest“, „Pirates of the Caribbean: Salazars<br />
Rache“, „Cars 3: Evolution“ und Pixars „Coco - Lebendiger als das Leben“, im Fernsehen kommen die „DuckTales“ zurück<br />
und auch Rapunzel bekommt eine Serie, es wurden stillschweigend die Mega-Micky-Maus veröffentlicht und mit Riesenrummel<br />
die „Entenhausener Stars“, die Dagobert-Dokumentation „The Scrooge Mystery“ und das Don-Rosa-Fotobuch „I still get<br />
Chills“ kamen raus und die Dr. Dark-Saga erschien im Micky-Maus-Magazin und dem Lustigen Taschenbuch.<br />
Viel zu viel also für eine einzelne Ausgabe! Aber auf einige Neuigkeiten des Jahres können wir dennoch eingehen!<br />
„Entenhausen-Stars“-Sammelfiguren<br />
Zehn Disney-<br />
Sammelfiguren gab<br />
es ab Juli im<br />
Kiosk-Handel zu<br />
kaufen! Nach dem<br />
Wundertüten-<br />
Prinzip waren die<br />
Figuren allerdings<br />
blickdicht verpackt<br />
und es war reines<br />
Glück, ob man<br />
nun Donald oder<br />
Micky kaufte.<br />
© Egmont Ehapa<br />
Die Figuren sind<br />
aus Hartgummi und<br />
liebevoll bemalt. Bei der Authentizität der Farben<br />
schwanken die Figuren allerdings: Die Drillinge und<br />
Donald tragen schwarz und Dagobert rot wie in den<br />
Comics, aber die Kappen der Drillinge und<br />
Düsentriebs Weste sind zum Beispiel mit nur einer<br />
Farbe versehen. Dadurch, dass die Figuren in Tüten<br />
gesteckt wurden, können sie auch nicht immer aus<br />
eigener Kraft stehen, aber mit etwas tollkühnem Biegen<br />
lässt sich das ändern. Die Größenverhältnisse stimmen<br />
bei den meisten Figuren, nur Micky ist im Vergleich zu<br />
Donald und Goofy etwas groß geraten.<br />
Eine erste Überraschungs-Figur gab es als Extra zum<br />
Micky-Maus-Magazin 29/17, später gab es im Micky-<br />
Maus-Magazin 35/17 eine exklusive goldene Dagobert-<br />
Sammelfigur, nur leider ohne Comic.<br />
Zusätzlich zu den zehn Figuren gab es einen „coolen Mini-<br />
Comic“ mit dreireihigen Comics, die meist schon vorher im<br />
LTB oder dessen Nebenreihen veröffentlicht wurden:<br />
Donald kam mit „Marktforschung“, einer deutschen<br />
Erstveröffentlichung.<br />
Micky kam mit „Überwachung aus dem All“ aus dem<br />
Lustiges Taschenbuch 210.<br />
Dagobert kam mit „Genesung wider Willen“ aus dem<br />
Lustiges Taschenbuch 293.<br />
Tick, Trick und Track kamen mit „Das geheime Zimmer“ aus<br />
dem Lustiges Taschenbuch Enten-Edition 36.<br />
Daisy kam mit „Der Kochwettbewerb“ aus Onkel Dagobert<br />
39<br />
Daniel Düsentrieb kam mit „Der erfundene Erfinder“ aus<br />
dem Lustiges Taschenbuch 284.<br />
Goofy kam mit „Vernetzt im Urlaub“, einer deutschen<br />
Erstveröffentlichung.<br />
Phantomias kam mit „Phantomias Kalender“, einer<br />
deutschen Erstveröffentlichung.<br />
Der Panzerknacker 761-167 kam mit „Vandalen im<br />
Zündsteintal“ aus dem Lustiges Taschenbuch 293.<br />
Gundel Gaukeley kam mit „Überraschungsgäste“ aus dem<br />
Lustiges Taschenbuch Enten-Edition 35.<br />
Die Wundertüten kosten pro Packung 2,99 Euro, ein<br />
komplettes Set würde also mindestens 29,90 Euro<br />
Micky-Maus-Extra: Comics zum Sammeln<br />
Drei Micky-Maus-Extra-Bände sind 2016<br />
erschienen, „Die besten Witze zum Sammeln“ im<br />
Micky-Maus-Magazin 22/16, „Die besten Comics<br />
zum Sammeln“ im Micky-Maus-Magazin 31/16 und<br />
„Die besten Tricks zum Sammeln“ im Micky-Maus-<br />
Magazin 46/16. Ein Jahr später zeigte sich, welcher<br />
der drei Bände am erfolgreichsten war. Zwei weitere<br />
Bände erschienen im Micky-Maus-Magazin 14/17<br />
und im Micky-Maus-Magazin <strong>30</strong>/17, diesmal unter<br />
dem knackigeren Namen „Comics zum Sammeln“.<br />
Bei den Comics darin handelt es sich bis auf einen<br />
Einseiter um Nachdrucks aus dem Lustigen<br />
Taschenbuch und Nebenreihen sowie alten Donald-<br />
Duck-Ausgaben.<br />
4
Neues aus der Disney-Welt<br />
„Die Schöne und das Biest“<br />
Neuverfilmungen von Trickfilmen ist für den Disney-<br />
Konzern nichts Neues. Seitdem 1996 „101<br />
Dalmatiner“ mit Glenn Close ins Kino kam, wird<br />
immer wieder versucht, Zeichentrick-Zauber in<br />
Realverfilmungen zu übertragen. Dabei steht „Die<br />
Schöne und das Biest“ zwischen den Stühlen: Der<br />
Film bedient sich großzügig am Disney-Trickfilm<br />
von 1991, bringt Aspekte des französischen<br />
Märchens ein und stopft Plotlöcher durch eigene<br />
Ideen.<br />
Das Einfügen einer homosexuellen Figur führte zu<br />
einer höheren Altersfreigabe in Russland, in Kuwait<br />
durfte der Film unter anderem aus diesem Grund<br />
gar nicht erst gezeigt werden. In Deutschland blieb<br />
ein so weit reichender Skandal zum Glück aus,<br />
sodass der Film auf eigenen Füßen stehen kann. Es<br />
gibt sogar Gerüchte über eine mögliche Fortsetzung,<br />
wobei zu hoffen gilt, dass sich diese nicht an den<br />
Fortsetzungen des Trickfilms orientiert. Eine<br />
Realverfilmung von „Die Schöne und das Biest:<br />
Weihnachtszauber“ und „Belles zauberhafte Welt“<br />
braucht die Welt nicht.<br />
„The Scrooge Mystery“<br />
Morgann Gicquels Dokumentation soll zu<br />
Dagoberts siebzigsten Geburtstag erscheinen<br />
und behandeln, wie Carl Barks' vielleicht<br />
bekannteste Figur seine Fans inspirierte.<br />
Zumindest sagt das die Beschreibung. Im<br />
Trailervideo ist nämlich nur sehr prominent<br />
Don Rosa zu sehen, das Zugpferd des Films. Ein<br />
anderer Prominenter, der interviewt werden<br />
soll, ist Nightwish-Mitglied Tuomas<br />
Holopainen, der immerhin das Album „The Life<br />
and Times of Scrooge“ komponierte.<br />
Über Crowdfunding wurde der Vertrieb der<br />
Dokumentation auf DVD finanziert, der fertige<br />
Film lag uns noch nicht vor.<br />
5
70 Jahre Onkel Dagobert<br />
VON HUWEY<br />
Eine Sache haben die meisten Ducks gemeinsam – sie traten<br />
zuerst nur am Rand und als Nebenfigur auf. Donald neben<br />
Micky, Tick, Trick und Track neben Donald und Dagobert<br />
neben Donald und Tick, Trick und Track. Mittlerweile hat es<br />
Dagobert zu der wohl beliebtesten Figur Entenhausens<br />
geschafft – dementsprechend gebührt ihm auch zum 70.<br />
Geburtstag viel Ehre.<br />
Seite lebt die Tradition der vierreihigen Geschichten aus<br />
Amerika weiter, auf der anderen Seite beginnt ein italienischer<br />
Dokumentar-Regisseur Geschichten zu schreiben. Sein Name<br />
lautet Guido Martina und er arbeitete von 1948 bis 1984 für<br />
Mondadori, dem Verlag, der damals die Rechte für Disney-<br />
Comics in Italien hatte.<br />
Lasst uns erst mal zurück zu den Anfängen gehen: Die erste<br />
Geschichte, in der Dagobert vorkam, war „Die Mutprobe“<br />
(W OS 178-02). Allein seine ersten Worte zeugen davon, wie<br />
Barks Dagobert damals konzipiert hat.<br />
Als einen griesgrämigen, alten Geizkragen, der keinerlei Spaß<br />
am Leben hat, und deshalb auch allen anderen den Spaß am<br />
Leben nehmen möchte. Natürlich ist Dagobert schon lange<br />
nicht mehr so. Schon in seiner zweiten Geschichte „Das<br />
Gespenst von Duckenburgh“ (W OS 189-02) werden der<br />
schottische Ursprung und die Familienverhältnisse<br />
aufgedeckt, doch die klaren Linien, mit denen wir heute leben,<br />
wurden erst in „Der arme reiche Mann“ (W OS 386-02)<br />
gezogen. Diese lauten:<br />
– Dagobert hat sein Vermögen auf ehrliche Weise<br />
verdient, indem er „zäher als die Zähsten und schlauer<br />
als die Schlauesten war“.<br />
– Dagobert kommt aus einer verarmten schottischen<br />
Familie und hat sich sein Vermögen ganz allein<br />
aufgebaut.<br />
Diese Entscheidung erfolgte hauptsächlich dadurch, dass<br />
Dagobert in Amerika seine eigene Heftreihe bekam, und er ja<br />
nicht Held und Bösewicht in einem sein kann. Ab diesem<br />
Zeitpunkt teilt sich die Geschichte Dagoberts: Auf der einen<br />
© Luca Boschi<br />
Die italienische Linie, die sich am Anfang durch extreme<br />
Gewaltdarstellung und eine eine erbarmungslose Familie<br />
Duck auszeichnete, entwickelte sich von nun an vollkommen<br />
unabhängig von früheren Disney-Comics. Dagoberts<br />
Lebensgeschichte wurde deutlich skrupelloser und fieser.<br />
Hier ein paar Beispiele, was Dagobert laut italienischen<br />
Storys getan haben soll:<br />
– Er war professioneller Falschspieler, bevor er zum<br />
Yukon ging („Die Gedanken-Uhr“ in LTB 129)<br />
– Er war Hehler in Java („Onkel Dagobert auf<br />
Sensationssuche“ in LTB 50)<br />
– Er versetzte einem Geschäftspartner K.O.-Tropfen und<br />
setzte ihn auf einem Felsen im Ozean aus („Aus dem<br />
Leben Traugott Taugerichs“ in LTB 22)<br />
– Er betrog seinen Geschäftspartner um dessen<br />
Anteil („Onkel Dagoberts Unterschrift ist Gold wert!“ in<br />
LTB 4)<br />
– Er stahl professionell Kohle von einem Zug und<br />
verkaufte sie der Eisenbahngesellschaft wieder<br />
(„Der Überfall auf den Postzug“ in LTB 35)<br />
– Er stahl professionell Kohle von einem Zug und<br />
verkaufte sie der Eisenbahngesellschaft wieder<br />
(„Der Überfall auf den Postzug“ in LTB 35)<br />
6
70 Jahre Onkel Dagobert<br />
– Er raubte auf den Sandwichinseln mit Waffengewalt<br />
Reisende aus („Geldspeicher Nr. 23“ in LTB 24)<br />
– Er lieferte einen Geschäftspartner dem sicheren Tod<br />
aus („Der große Sarani“ in LTB 36)<br />
Doch auch in der Gegenwart ist Dagobert unehrlicher<br />
geworden, er flunkert andauernd und neigt zu emotionalen<br />
Übertreibungen.<br />
seine Geschichten veröffentlicht und verehrt, insbesondere<br />
seine Biografie von Dagobert Duck „The Life and Times of<br />
Scrooge McDuck“ erfreut sich der höchsten Beliebtheit. Das<br />
geht sogar so weit, dass der Finne Tuomas Holopainen einen<br />
offiziellen Soundtrack gemacht hat, der tatsächlich bei einem<br />
renommierten Label veröffentlicht wurde. Doch hinter der<br />
Erfolgsgeschichte verbirgt sich mehr. Laut einem Interview<br />
mit Don Rosa wollte nämlich zuerst Disney die Biografie in<br />
Auftrag geben. Don Rosa ist allerdings der Meinung, dass<br />
Disney die Figuren nicht gehören, da die Figuren nicht von<br />
Disney gemacht wurden, und so veröffentlichte Egmont die<br />
Biografie.<br />
Während die europäische Comickultur aufblüht, verfällt die<br />
amerikanische zunehmend. Die monatlichen Heftreihen des<br />
Verlags „Gold Key“ (der stellte übrigens seine<br />
Veröffentlichungen 1984 ein, dem gleichen Jahr in dem Guido<br />
Martina ausstieg) verkaufen sich sehr schlecht und bis heute<br />
pendeln die Lizenzen der Disney-Hefte zwischen<br />
verschiedenen Indipendentverlagen. Jahrelang zeichnet kein<br />
US-Amerikaner mehr Disney-Comics und der Markt wird<br />
hauptsächlich von dänischen (die Zeichner und Autoren<br />
kamen hauptsächlich aus Lateinamerika und Spanien) und<br />
italienischen Produktionen (Bis heute zeichnen und schreiben<br />
dort hauptsächlich Italiener, da die Skripte auf Italienisch<br />
abgegeben werden, bei Egmont in Dänemark allerdings auf<br />
Englisch). Zumindest bis der Redneck Keno Don Hugo Rosa<br />
in einem Comicheft den amerikanischen Namen „Marty<br />
Greim“ sieht. Rosa kannte Marty Greim von früher und<br />
wusste, dass er kein professioneller Zeichner war, sondern<br />
einfach ein Fan. Da er auch den Herausgeber Byron Erickson<br />
(dieser Mann war, wie sich später herausstellte, für die<br />
Entwicklung von Egmont-Micky Mitte der 90er<br />
verantwortlich) kannte, schmiss er seinen gut bezahlten Job<br />
beim Familienbetrieb „Keno Rosa Co.“ hin und begann für<br />
einen Hungerlohn zu schreiben und zu zeichnen. Der Rest ist<br />
Geschichte.<br />
Wieso ich Don Rosa hier erwähne? Nur ein unerfahrener<br />
Comicfan darf diese Frage stellen, Rosa stellte sich nämlich<br />
als absoluter Publikumsliebling heraus und bis heute werden<br />
Rosa bezieht sich in seinem Opus Magnum nur auf Barks-<br />
Comics und erfindet selber etwas dazu. Es gibt viele Fans, die<br />
Don Rosa verachten, weil er laut deren Meinung zu viele<br />
Freiheiten hat, zu kitschige Geschichten schreibt und allen<br />
anderen Zeichnern nicht mehr die Ehre gezeigt wird, die sie<br />
(angeblich) davor genossen. Andere Leser und Autoren<br />
(darunter Barks selber) sehen endlich einen Sinn in Dagoberts<br />
Lebensgeschichte und sehen Rosas Version als „offizielle“ an.<br />
Er selbst sagte jedoch „Es ging nie darum, eine amtliche Vita<br />
zu schreiben, sondern nur um meine persönliche Version“.<br />
Rosas Geschichten sind oft sehr pathetisch, in „A Little<br />
Something Special“ (D 96325) zum Beispiel geht es um die<br />
ganze Stadt Entenhausen, die Dagobert aufgebaut hat und nun<br />
nicht verlieren möchte. Rosas Geschichten verlaufen meist wie<br />
folgt:<br />
1. Akt: Dagobert ist ein harter Geschäftsmann, der alle hasst.<br />
2. Akt: Dagobert besinnt sich durch eine Begebenheit auf<br />
seine Grundwerte.<br />
3. Akt: Dagobert ist wieder ein „skrupelloser Geschäftsmann<br />
aus Entenhausen“.<br />
Dagobert war nie nur auf sein Geld fokussiert. Besonders<br />
mochte er auch das Abenteuer darum. Und das macht die<br />
Geschichten ja auch so lesenswert, oder? Teilweise werden in<br />
seinen Comics ja auch komplexe Themen behandelt, z. B. in<br />
„A Christmas for Shacktown“ (W OS 367-02). Dort geht es<br />
um unser Problem mit Weihnachten. Können wir es uns<br />
gutgehen lassen, während andere Leute nur einige Kilometer<br />
weg betteln müssen und unseren Luxus sich nur erträumen<br />
können?<br />
Die Geschichten mit Dagobert sind tatsächlich welche der<br />
besten im Anaversum. Happy Birthday, Scrooge!<br />
7
Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />
„Die Eule eult nicht mehr“<br />
Neuübersetzungen der Don-Rosa-Comics<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Als 2009 der fünfte „Hall of Fame“-Band mit Don Rosa<br />
erschien, waren einige Leser verwundert. Das waren nicht<br />
ganz die Comics, die sie damals in den Neunzigern gelesen<br />
hatten! Ein paar Titel wurden verändert, auch die<br />
Sprechblasen-Texte wichen leicht von vorherigen<br />
Veröffentlichungen ab. Mitverantwortlich für diese<br />
Änderungen war Jano Rohleder, der neue Name im<br />
Impressum der Reihe, beauftragt vom ungekrönten König<br />
der „Hall of Fame“-Reihe, Don Rosa.<br />
Rosa ist nicht nur in seinen Comics um Authentizität<br />
bemüht, sondern wünscht dies auch in den Übersetzungen.<br />
In Deutschland ist das eine kleine Neuheit, da seit der<br />
ersten deutschen Micky-Maus-Ausgabe die Übersetzungen<br />
oft frei waren und vieles eingedeutscht wurde.<br />
Also ließ Rosa ab Herbst 2008 nur noch originalgetreue<br />
Übersetzungen seiner Geschichten zu, mit der er Jano<br />
Rohleder beauftragte. Mit der Don-Rosa-Collection<br />
erschienen 2011 erstmals alle Rosa-Comics in<br />
überarbeiteter Form.<br />
Doch wo genau liegen die Unterschiede? Ist das Original<br />
immer besser oder ist eine freie Adaption angenehmer zu<br />
lesen? Wie gut hält sich die neue Fassung im Vergleich zur<br />
alten und umgekehrt?<br />
Titel<br />
Die meisten neuen Titel wurden dem englischen Original-<br />
Titel angepasst. So wurde aus dem träumerischen Titel<br />
„Reisende durch die Ewigkeit“, womit der Übersetzer<br />
Asteroide und Kometen umschrieb, das reißerische<br />
„Angriff der Weltraummonster“, welches an Pulp-<br />
Magazine erinnern soll.<br />
Mit zwei Titeln wurde „Ein ganz besonderer<br />
Weihnachtsbaum“ beziehungsweise „Kein schöner Baum<br />
in dieser Zeit...“ bestraft, „Tannenbaumtumult“ heißt die<br />
Geschichte dank Jano inzwischen einheitlich.<br />
Nichtssagende Überschriften wie „Tiere aus aller Welt“,<br />
„Eine verhängnisvolle Erfindung“ und „Der erste Erfolg“<br />
wurden dank der Zweitübersetzung spezifischer und lauten<br />
nun „Eine sagenhafte Tierschau“, „Die Zeitdiebe“ und<br />
„Düsentriebs erster Erfolg“. Bei „Wiedersehen mit Tralla<br />
La“ und „Zurück ins Land der Zwergindianer“ wurden mit<br />
„Rückkehr nach Xanadu“ und „Der Krieg der<br />
Wendigowak“ sogar Spoiler entfernt.<br />
Während „Duck“ im englischen Original sowohl der<br />
Nachname der Ducks ist als auch die Tierart, machte Jano<br />
daraus im Deutschen klar den Nachnamen: „Der Duck, der<br />
vom Himmel fiel“ und „Der Duck, den es nie gab“<br />
(vormals „Satellitenjäger“ und „Kein Tag wie jeder<br />
andere“) umschreiben ganz klar die Hauptperson Donald.<br />
Ob eine Geschichte nun schon im Titel zeigt, dass es sich<br />
um eine Fortsetzung handelt, bestimmt Rosa auch lieber<br />
selbst. „Superduck“ darf mit dem neuen Titel „Der<br />
Supermensch kehrt zurück“ gerne auf die Barks-<br />
Geschichte „Der Supermensch“ verweisen, während die<br />
oben genannten Geschichten über Tralla La und die<br />
Zwergindianer sich erst im Lauf der Geschichte als<br />
Fortsetzungen entpuppen.<br />
Viele Veränderungen sind auch nur minimal. Dagobert als<br />
„Finanzielles Schwergewicht“ treibt nun eher „Finanzielle<br />
Fitness“, „Die Krone der Kreuzritter“ ist nun „Die Krone<br />
der Kreuzfahrerkönige“.<br />
Der neue Titel von „Kometenrodeo“ ist einer, der fast<br />
schon vor Janos Überarbeitungen existierte: Im „Donald<br />
Duck Sonderheft“ hieß die Geschichte „Raketenträume“,<br />
bei Jano hingegen „Raketenträumerei“.<br />
„Der Schwarze Ritter sprotzt wieder“ wurde zu „Der<br />
Schwarze Ritter glorpt wieder“, da im Comic die Original-<br />
Soundwörter benutzt werden.<br />
Einige Titel-Übersetzungen ergeben erst mit etwas<br />
Recherche Sinn. Etwa ist „The Once and Future Duck“<br />
eine Anspielung an den Roman „The Once and Future<br />
King“ von T. H. White, der auf Deutsch mit „Der König<br />
auf Camelot“ übersetzt wurde. Also wurde aus „The Once<br />
and Future Duck“ in der Jano-Übersetzung „Verschollen<br />
in Camelot“.<br />
„Schrumpfende Onkels“ heißt im Original „The Incredible<br />
Shrinking Tightwad“. Prämisse und Titel verweisen auf<br />
den Science-Fiction-Film „The Incredible Shrinking Man“,<br />
der auf Deutsch als „Die unglaubliche Geschichte des<br />
Mister C.“ vermarktet wurde. Deshalb auch „Die<br />
unglaubliche Geschichte des Herrn D.“ als neuer Comic-<br />
Titel.<br />
Die Kapitel aus Dagoberts Comic-Biografie wurden nun<br />
wie im Original in ein einheitliches Schema gebracht: Erst<br />
eine Personenumschreibung und dann die Verbindung zu<br />
einem Ort. „Der Kupferkönig“ ist nun „Der Kupferkönig<br />
von Montana“, aus „Der Herrscher über Entenhausen“<br />
wurde „Der Eroberer von Fort Entenhausen“, „Der<br />
Geschäftsmann ohne Gewissen“ zeigt mit „Der<br />
gewissenlose Geschäftsmann aus Calisota“ seine Herkunft,<br />
die zusätzlichen Kapitel „Verschwörung der Gauner“ und<br />
„Abenteuer auf Java“ konnten mit „Die zwei Herzen des<br />
Yukon“ und „Der Cowboy-Käpt'n der Cutty Sark“<br />
ebenfalls angepasst werden.<br />
Alliterationen wie im letzten Beispiel hat Jano weitgehend<br />
beibehalten. „An Eye for Detail“ blieb „Scharfblick schützt<br />
vor Schaden nicht“, „The Beagle Boys vs. The Money Bin“<br />
blieb „Gauner gegen Geldspeicher“ und „Schund und<br />
Schätze“ wurde nur minimal zu „Schund oder Schatz?“<br />
geändert. Manchmal wird aus einer zweifachen Alliteration<br />
8
Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />
eine dreifache gemacht: „Das Geheimnis des<br />
Glückszehners“ wurde „Zehnerjagd zwischen den Zeiten“,<br />
was wie der Originaltitel „Of Ducks and Dimes and<br />
Destinies“ dreimal stabreimt.<br />
Besonders sinnvoll sind neue Titel bei Comics, deren erster<br />
Titel zu Verwechslungen führen kann. Ist mit „Das Gold<br />
der Inkas“ nun die Barks- oder die Rosa-Geschichte<br />
gemeint? Jetzt muss es Barks sein, denn bei Rosa heißt der<br />
Comic nun „Der Sohn der Sonne“. Meint man mit „Die<br />
drei Caballeros“ den Film oder den Comic, der die<br />
Fortsetzung zum Film bildet? Der Comic kann es nicht<br />
mehr sein, denn der ist „Die Rückkehr der drei<br />
Caballeros“. Schrieb Jules Verne oder Don Rosa die<br />
„Reise zum Mittelpunkt der Erde“? Der neue Comic-Titel<br />
„Der Alles-Auflöser“ löst auch dieses Problem!<br />
Doch nicht alle englischen Original-Titel wurden ins<br />
Deutsche übertragen, einige Geschichten tragen noch ihren<br />
alten Titel. Zum Beispiel schrieb Jano im Donald-Club zur<br />
Geschichte „Die Prüfung“ (Originaltitel „Nobody's<br />
Business“): „Heißt noch genauso. Unübersetzbares<br />
Wortspiel.“<br />
„Alles schwer verquer“ durfte auch bleiben, weil das<br />
Wortspiel im Originaltitel „A Matter of Some Gravity“<br />
nicht auf Deutsch funktioniert. „Fortune on the Rocks“<br />
blieb „Ein zweifelhaftes Geschäft“, „Fit to be pied“ blieb<br />
„Der Kürbiskampf“, „Cash Flow“ hat auf Deutsch mit<br />
„Eine schlüpfrige Angelegenheit“ einen anderen Wortwitz<br />
bekommen und „Metaphorically Spanking“ wurde zum<br />
leicht widersprüchlich klingenden „Schwänzen will gelernt<br />
sein“.<br />
Titel-Änderungen sind aber auch nur dann vorgenommen<br />
worden, wenn der deutsche Titel inhaltlich dem Original-<br />
Titel oder der Geschichte widersprach. Einige Titel<br />
klangen zwar ganz gut, gaben aber nicht ganz das wieder,<br />
was Rosa mit seinem Originaltitel beabsichtigt hatte. Eine<br />
interessant klingende Abenteuer- oder Mystery-Geschichte<br />
wird auf einmal als Fortsetzung entpuppt? Das war<br />
beabsichtigt. Ein Comic mit einem reißerischen Pulp-Titel<br />
wird tiefsinnig und ernst? Auch das wollte Don Rosa. Wenn<br />
eine Titel-Änderung den Twist verrät, ist es keine gute<br />
Änderung.<br />
Währung<br />
Titel-Änderungen bei deutschen Comics ist gang und gäbe,<br />
aber mit der Einführung des Dollars in Entenhausen hat<br />
Jano endgültig Neuland betreten. Seitdem in den ersten<br />
Ausgaben der „Micky Maus“ noch Mark und Pfennig<br />
benutzt wurden, gab es seitdem noch Taler und Kreuzer.<br />
(Eine Ausnahme bilden da die Disney-Bände aus dem<br />
Melzer-Verlag wie zum Beispiel "Ich Donald Duck" und<br />
"Ich Onkel Dagobert", in denen auch andere Währungen<br />
verwendet werden.) Taler gab es zwar in<br />
deutschsprachigen Ländern und Kreuzer ebenfalls, aber<br />
nie gleichzeitig im selben Land.<br />
„Das mit der Währung war - im Gegensatz zu anderen<br />
Dingen - keine zwingende Vorgabe, aber ich habe diese<br />
Entscheidung bewusst getroffen, um die bisherigen<br />
Logikprobleme zu umgehen, die sich zum Beispiel beim<br />
'Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden'-Band<br />
gezeigt hatten.“ Diese erklärt er im Detail: „Dagobert<br />
kommt wegen des Dimes nach Amerika, also muss es in der<br />
Geschichte zwingend eine amerikanische Münze sein. In<br />
späteren Geschichten daraus wieder zehn Kreuzer zu<br />
machen, wäre komisch. Dann ist er quer durch Amerika<br />
unterwegs und das auf seinen Abenteuern verdiente Geld<br />
landet im Speicher. Da wäre es ebenfalls komisch, wenn<br />
das später plötzlich Taler sind, während er im Rest der<br />
USA mit Dollar bezahlt hat. Und in den in der Gegenwart<br />
spielenden Geschichten wäre es auch seltsam, wenn<br />
Entenhausen als in den USA liegende Stadt plötzlich eine<br />
andere Währung als der Rest des Landes hätte, nachdem<br />
man den Aufstieg der Stadt in den 'Onkel Dagobert - Sein<br />
Leben, seine Milliarden'-Kapiteln miterlebt hat.“<br />
Diese Änderung ist auch ziemlich unauffällig in den<br />
Geschichten. Manchmal geht es zwar explizit um Geld und<br />
Geldeswert, aber ob Donald in „Die Münze“ nun einen<br />
Vierteldollar oder einen Taler bekommt, ändert nichts an<br />
der Handlung.<br />
Dagoberts Vermögen von fünf Fantastilliarden, neun<br />
Trillionen Taler und 16 Kreuzer sind übrigens, so Jano,<br />
„kein Barks-Zitat. Direkt übersetzen kann man sie trotzdem<br />
nicht, da sowohl Multiplujillions als auch Impossibidillions<br />
natürlich Fantasiebegriffe sind, die lediglich ausdrücken<br />
sollen, dass Dagobert unschätzbar viel Geld besitzt.“<br />
Und das hat er auf jedem Fall, egal in welcher Währung.<br />
Orte<br />
Einen gewaltigen Unterschied gibt aber das Abändern von<br />
Orten, wie es in „Seine Majestät Dagobert 1.“ geschah.<br />
Statt einfach die einen existierenden Länder durch andere<br />
zu ersetzen, wurden aus Briten Hachsen und aus Spaniern<br />
Tranzosen. Selbst wenn wir im Geiste darauf Franzosen<br />
und Sachsen machen, ergibt es keinen Sinn, denn die<br />
Schenkungsurkunde stammt vom sächsischen König Otto,<br />
obwohl der historische König Otto mit seinen vier weiteren<br />
Vornamen König von Bayern war. Im Original und der<br />
neuen Übersetzung ist dieser König übrigens King George<br />
der Dritte. Otto aus Bayern und George aus England<br />
haben nicht einmal zur selben Zeit gelebt. Ganz zu<br />
schweigen von Marco Polo (in der ersten Übersetzung<br />
Marko Molo genannt) und Sir Francis Drake!<br />
Gedichte<br />
Ob Donald in „Schwänzen will gelernt sein“ nun Mörike<br />
zitiert („Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern<br />
durch die Lüfte“, alte Übersetzung) oder adaptiert („Ah,<br />
Frühling! Ein Himmel wie blaue Seide, die Zeit der Ruhe<br />
und Entspannung“, neue Übersetzung), ändert nicht viel<br />
am sprachverliebten Donald.<br />
In „Der letzte Schlitten nach Dawson“ zitiert Dagobert<br />
einen Ausschnitt des Gedichts „The Spell of the Yukon“<br />
von Robert W. Service:<br />
9
Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />
There's gold and it's haunting and haunting,<br />
it's luring me on as of old!<br />
Yet it isn't the gold that I'm wanting<br />
so much as just finding the gold!<br />
It's the great, big, broad land 'way up yonder!<br />
It's the forests where silence has lease!<br />
It's the beauty that thrills me with wonder!<br />
It's the stillness that fills me with peace!<br />
Die alte deutsche Übersetzung nennt als Dichter einen<br />
Freddy Flenn, dessen Gedicht nur wenig mit Services<br />
Original zu tun hat:<br />
Wo der Blizzard pfeift,<br />
wo die Flechte reift,<br />
wo der Polarfuchs bellt,<br />
wo der Neuschnee fällt,<br />
da ist meine Heimat,<br />
da bin ich zu Haus.<br />
Wo der Leitwolf heult,<br />
wo die Eule eult,<br />
wo der Digger flucht,<br />
weil nach Gold er sucht,<br />
da ist meine Heimat,<br />
da bin ich zu Haus.<br />
Eine simple Aufzählung von den Tätigkeiten diverser Tiere<br />
mit Höhepunkten wie „wo die Eule eult“ klingt nicht<br />
gerade nach der Sorte Gedicht, die sich Dagobert merken<br />
würde, sondern eher fast wie ein Kinderreim.<br />
Die Bedeutungen der zwei Gedichte sind gegensätzlich.<br />
Dagobert bezeichnet auf einmal den Norden Amerikas als<br />
seine Heimat, obwohl sein Patriotismus in anderen Rosa-<br />
Comics ungebrochen ist.<br />
Jano hingegen hat das Gedicht an sich übersetzt, inklusive<br />
schwülstiger Sprache und mittelmäßiger Reime:<br />
Gold liegt dort und es ruft mich und ruft,<br />
schon immer, von alter Zeit her;<br />
Doch nicht das Gold selbst ist, was ich begehr,<br />
das Finden lieb ich viel mehr!<br />
Das große, weite Land da oben;<br />
Die Wälder, von Stille umhüllt!<br />
Die Schönheit hat mein Herz gehoben,<br />
der Friede mein Leben erfüllt!<br />
Statt dass der Yukon als Heimat Dagoberts bezeichnet<br />
wird, ist es nun die ehrliche Arbeit in schöner Landschaft,<br />
die er dort schätzt. Das trifft Dagoberts Einstellung weitaus<br />
besser als die plötzliche Verbundenheit zu einem Land, das<br />
er später kaum noch besucht.<br />
Ein weiteres Gedicht bot Rosa in „Rückkehr nachXanadu“,<br />
nämlich Samuel Taylor Coleridges „Kubla Khan“.<br />
Allerdings lässt Rosa die Drillinge das<br />
vierundfünfzig-versige Gedicht nicht komplett vorlesen,<br />
sondern nur Ausschnitte in drei Szenen.<br />
Coleridge beginnt das Gedicht wie folgt:<br />
In Xanadu did Kubla Khan<br />
A stately pleasure-dome decree:<br />
Where Alph, the sacred river, ran<br />
Through caverns measureless to man<br />
Down to a sunless sea.<br />
So twice five miles of fertile ground<br />
With walls and towers were girdled round:<br />
And there were gardens bright with sinuous rills,<br />
Where blossomed many an incense-bearing tree;<br />
And here were forests ancient as the hills,<br />
Enfolding sunny spots of greenery.<br />
Die alte Übersetzung traf die meisten Punkte auch genau,<br />
zumindest wenn man die ersten zwei Zeilen ignoriert:<br />
Die Mauern über Xanadu,<br />
dem Feind zum Trotz, dem Freund zur Ruh!<br />
Dort, beim sonnlosen See, dem heiligen Ort,<br />
schuf sich Kublai-Khan seinen heimlichen Hort.<br />
Zweimal fünf Meilen von fruchtbarem Grund,<br />
Mauern und Türme umschützen das Rund.<br />
Hier fanden sich Gärten voll blühender Pracht,<br />
weihrauchtragende Bäume zwischen Bäumlein sacht,<br />
und Wälder, alt wie das Felsgestein,<br />
schweigend und mächtig unter der Sonne Schein.<br />
Aber auch wenn die erste Übersetzung ziemlich<br />
originalgetreu war, hat Jano lieber die deutsche<br />
Übersetzung von Wolfgang Breitwieser zitiert, die 1959 im<br />
Lambert Schneider Verlag erschien:<br />
In Xanadu schuf Kubla Khan<br />
ein Lustschloss, stolz und kuppelschwer,<br />
wo Alph, der Fluss des Heiles, rann,<br />
durch Höhlen, die kein Mensch ermessen kann,<br />
in sonnloses Meer.<br />
So ward zehn Meilen Ackergrund<br />
mit Turm und Wall umfriedet rund.<br />
Dort glänzten Gärten von der Bäche Schein,<br />
dort blühte weihrauchträchtig mancher Baum.<br />
Dort schloss der Forst, uralt wie das Gestein,<br />
die Falten um manch sonnengrünen Raum.<br />
Der heilige Fluss wird von Coleridge auch noch im Detail<br />
beschrieben:<br />
Five miles meandering with a mazy motion<br />
Through wood and dale the sacred river ran,<br />
Then reached the caverns measureless to man,<br />
And sank in tumult to a lifeless ocean.<br />
Die alte Übersetzung raffte das ganze auf zwei Verse, die<br />
grob in dieselbe Richtung gehen:<br />
Durch Wälder und Täler drang der Fluss mit Macht,<br />
um endlich zu stürzen in ewige Nacht.<br />
10
Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />
Die Breitwieser-Fassung in Janos Überarbeitung hingegen<br />
ruht sich nicht auf so simple Reime aus:<br />
Fünf Meilen rann in Kehr und Gegenkehre<br />
das heilige Wasser ruhig durch Tal und Tann,<br />
durch Höhlen, die kein Mensch ermessen kann,<br />
bis tosend es versank im toten Meere.<br />
Bevor im Originalgedicht die Handlung erst richtig<br />
beginnt, schreibt Coleridge einen Zweizeiler zur<br />
Einstimmung:<br />
It was a miracle of rare device,<br />
A sunny pleasure-dome with caves of ice!<br />
Die alte Übersetzung und Breitwiesers Überarbeitung<br />
konnten in diesem Fall sogar auf denselben Reim<br />
zurückgreifen. In der ersten Fassung hieß es:<br />
Es ist ein Wunder, von dem ich weiß,<br />
ein sonnlichter Ort, umschlossen von Eis.<br />
Breitwieser formulierte es wie folgt:<br />
Ein Wunderwerk, wie man kein zweites weiß!<br />
Durchsonntes Lustschloss mit Gewölb von Eis!<br />
Eine ganz andere Sorte von Gedichten trifft man in „Die<br />
Jagd nach der Goldmühle“. Alle Figuren aus dem Kalevala<br />
(Väinämöinen, Tuoni, Louhi) sprechen im englischen<br />
Original nach dem Versmaß aus dem Kalevala, einem<br />
trochäischen Tetrameter.<br />
„Die alte Übersetzung“, so Jano, „hielt sich zum einen<br />
oftmals weder an das Versmaß mit der zwingend<br />
vorgegebenen Silbenzahl (acht pro Zeile) noch an den<br />
Originaltext.“ In der ursprünglichen Übersetzung wurden<br />
daraus meist mehr Text, viele Alliterationen und ganz<br />
vereinzelt sogar ein Reim: „Ilmarinen, Herr der Hämmer •<br />
schuf einst einen Wasserrechen • Um des Wassers Wehr zu<br />
brechen • um die Kantele zu greifen • schuf er Zinken, zehn<br />
an Zahl.“ Selbst wenn man ignoriert, dass der Rechen nur<br />
neun Zacken hat, bricht das Silbenmuster im letzten Vers<br />
zusammen. Janos Überarbeitung ist kürzer und<br />
durchgehend achtsilbig: „Ilmarinen, Herr der Hämmer -<br />
Schuf einst einen Wasserrechen - Für die Rettung der<br />
Kantele.“<br />
Donald jammert zu recht herum, dass Dagobert nun so<br />
klingt wie ein finnischer Zwergindianer, denn diese<br />
sprechen auch in achtsilbigen Versen, nicht nur im<br />
englischen Original, sondern dank Jano auch in der<br />
deutschen Fassung. Dadurch gewinnt „Der Krieg der<br />
Wendigowak“ ungeheuer an Qualität. Was in der ersten<br />
Fassung nach altmodisch-blumigen Formulierungen wie<br />
bei Klein-Adlerauge klang, gewinnt an einer gewissen<br />
Schönheit, ohne ihren Humor zu verlieren: „Uns're<br />
Hoffnung, großer Retter, wurd beim ersten Streich<br />
bezwungen! Früher waren diese bleichen Krieger noch aus<br />
and'rem Holze!“<br />
Und gerade dank diesen geschliffenen Formulierungen<br />
klingen Bedrohungen und der eskalierende Krieg gegen<br />
Ende der Geschichte glatt doppelt so grausam. Oder um es<br />
mit Dagoberts Worten zu sagen: „Er spricht in schönen<br />
Versen, aber sie klingen gar nicht gut!“<br />
Wortwitze<br />
Die größte Befürchtung, die viele Fans bei der<br />
Überarbeitung der Übersetzung hatten, war ein möglicher<br />
Verlust der vielen Wortwitze, welche die erste deutsche<br />
Fassung weitgehend ausmachte.<br />
Das stimmt schon, gelungene Wortwitze und misslungene<br />
werden stellenweise gestrichen, zum Beispiel wurde<br />
Donalds „Ich staune. Sonst gehst du doch immer stiften,<br />
wenn's ans Stiften geht!“ aus „Der Sohn der Sonne“ durch<br />
ein laues „Ich hätte nie gedacht, dass ich dich mal was<br />
stiften sehe, Onkel Dagobert!“ ersetzt. Damit klingt Donald<br />
weitaus weniger wortverliebt als zuvor.<br />
Ein anderes Beispiel ist das berüchtigte Beispiel aus dem<br />
Comic „Der Cowboy-Käpt'n der Cutty Sark“, in dem ein<br />
junger Dagobert mit einem „Lauft zu, ihr Michael<br />
Muhmachers“ motiviert. Auch die Sprechblase darauf<br />
besteht fast nur aus miesen Wortwitzen, die Jano komplett<br />
durch eine angemessenere Übersetzung strich.<br />
Auch nicht mehr ganz zeitgemäße Wortwitze auf Kosten der<br />
asiatischen Tralla-La-Bewohner konnte Jano mit seiner<br />
Übersetzung vermeiden: Der kleine Wash Zwang wurde<br />
kurzerhand zu Chang und muss sich nicht mehr dem Spott<br />
deutscher Leser aussetzen.<br />
Zu behaupten, dass Jano aber nur Wortwitze streicht, ohne<br />
welche hinzuzufügen, wäre falsch. Einer der Drillinge<br />
fordert in „Der Supermensch kehrt zurück“ beschämt seine<br />
Brüder auf, ihn heim zu treten, die drei beschweren sich in<br />
„Schwänzen will gelernt sein“ über Alliterationen und<br />
Vergleiche, nur um direkt danach Beispiele für beides von<br />
Donald zu bekommen.<br />
Beide Fälle sind aber eher die Ausnahme. Gerade Rosas<br />
frühe Comics sind voller Wortwitze, die sich eher schlecht<br />
als recht übersetzen lassen. (Als er nicht mehr für<br />
Gladstone arbeitete, sondern für Oberon und Egmont, hat<br />
er seine Wortwitze auf ein Minimum reduziert, da diese für<br />
einen nicht-amerikanischen Markt ohnehin unverständlich<br />
wären.) Also warum etwas reparieren, was nicht kaputt ist?<br />
Die billigen Ausreden, von wem Moneysacs Geldsäcke in<br />
„Sein goldenes Jubiläum“ stammen, sind geblieben. „Ein<br />
zweifelhaftes Geschäft“ ist weiterhin voller kleiner Gags<br />
und das Ohnepferdvehikel aus „Der Cowboy-Käpt'n der<br />
Cutty Sark“ hat weiterhin eine leichter zu merkende<br />
Abkürzung. Wo ist der Unterschied zwischen einer<br />
Alliteration und einer anderen Alliteration?<br />
Korrekturen<br />
Der zweifellos wichtigste Aspekt der Neuübersetzung ist die<br />
Korrektur diverser Fehler, die sich in die bisherige<br />
deutsche Fassung eingeschlichen haben.<br />
Dagobert beleidigt Mac Moneysacs Geldspeicher in „Der<br />
Sohn der Sonne“ als Protzvilla, was Jano korrekterweise<br />
11
Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />
zum Minigeldspeicher ändern musste. Rosa macht damit<br />
Moneysac zum Spiegelbild von Dagobert, so wie er in „Die<br />
Jagd nach der Goldmühle“ Gundel Gaukeleys<br />
Zauberbedarf-Laden zum Gegenstück zu Düsentriebs<br />
Erfinder-Werkstatt macht. In der ersten Übersetzung stand<br />
über Gundels Heim nur „Hexenhaus“, obwohl der Leser<br />
schon aus der Erzählerbox weiß, dass es sich im Gundels<br />
„Hütte auf dem Vesuv“ handelt.<br />
In derselben Geschichte stellt Väinämöinen Dagobert vor<br />
die Entscheidung, ihm in die Wolken hinauf zu folgen oder<br />
auf der Erde sein eigenes Schicksal zu finden. Dagobert<br />
entscheidet sich für sein eigenes Schicksal, nachdem<br />
Väinämöinen ihn daran erinnert, dass am Yukon noch sein<br />
eigenes Kalevala und seine Liebe auf ihn wartet. Etwas<br />
kitschig, aber eindeutig, jedenfalls bei Janos Fassung.<br />
Die erste Fassung zeigt Väinämöinen, wie er Dagobert an<br />
den Yukon erinnert, „dorthin werd ich dich entführen“,<br />
denn seine Liebe „lang erwartet deine Rückkehr • Nun sag<br />
mir, bist du bereit?“ Väinämöinen bietet Dagobert also<br />
eine Reise zum Yukon an, aber Dagobert verneint. Da<br />
Dagobert danach im Schnee landet, ist in dieser Fassung<br />
unklar, ob er nun doch im Norden Amerikas landete oder<br />
doch wieder zurück in Finnland. Diese Möglichkeit wurde<br />
in Janos Überarbeitung zum Glück komplett gestrichen.<br />
Der Stein der Weisen wird dank Überarbeitung in „Der<br />
Sohn der Sonne“ auch korrekterweise zur „Leihgabe der<br />
internationalen Währungsbehörde“. Donalds Höhenangst<br />
war ursprünglich nur eine Unzufriedenheit wegen seiner<br />
Bezahlung und Dagobert behauptet nicht, dass er schon die<br />
viereckigen Eier gefunden habe. Dass Hobbypilot Donald<br />
Höhenangst habe, ist ja schon absurd, aber Don Rosas<br />
Fortsetzung „Zurück ins Land der viereckigen Eier“<br />
existierte damals noch nicht einmal!<br />
Einen großen Fehler fand man in der ursprünglichen<br />
deutschen Fassung von „Die zwei Herzen des Yukon“.<br />
Dort wurde Sam Steele überall als Oberst Bodo von<br />
Beinhardt übersetzt. Überall? Nein! Als dieser versucht,<br />
Dagobert aufzuhalten, kommentiert er dessen Aussehen mit<br />
„Wir können nicht alle wie Sam Steele aussehen, mein<br />
Junge!“ Irritierend, da dieser Steele vorher nie erwähnt<br />
wurde. Dadurch, dass die historische Persönlichkeit in<br />
Janos Übersetzung seinen Namen behalten darf, kommt es<br />
nicht zu solchen Malheuren.<br />
Fazit<br />
Es ist unmöglich, kreative Arbeiten wie Übersetzungen<br />
vernünftig zu vergleichen und zu bewerten, gerade bei<br />
Disney-Comics in Deutschland. Dank Dr. Erika Fuchs gab<br />
es von Anfang an eine sehr freie deutsche Fassung, bei der<br />
verschiedene Figuren unterschiedlich mit Sprache<br />
umgehen und oft der Inhalt der Sprechblase komplett<br />
umgekrempelt wird. Ist eine freie Übersetzung besser als<br />
eine originalgetreue? Manchmal. Manchmal sollte man<br />
aber auch nicht an etwas rumdoktoren, was nicht kaputt ist.<br />
Deshalb möchte ich abschließend meine eigenen Gedanken<br />
zu beiden Text-Fassungen äußern und meine<br />
Mutmaßungen, warum ich so denke.<br />
Mit der ersten Übersetzung der Rosa-Comics bin ich<br />
aufgewachsen. Redewendungen wie „Schmier's dir in die<br />
Haare“ schafften es in meinen Wortschatz und der<br />
trockene Humor von „Komm mir bescheuert vor“ und<br />
„Sind wir zu Scherzen aufgelegt“ begeisterte mich. Über<br />
die Geschichten von Don Rosa lernte ich die Comics von<br />
Carl Barks und somit die ebenfalls sehr freie Übersetzung<br />
von Dr. Erika Fuchs kennen. Nicht zuletzt dank den<br />
deutschen Texten verliebte ich mich in die Vielfalt der<br />
deutschen Sprache<br />
Als ich dann erfuhr, dass die Comics von Don Rosa neu<br />
übersetzt werden sollen, betrachtete ich das als Angriff auf<br />
meine Kindheit. Wer ist eigentlich dieser Rohleder, dass er<br />
sich erlaubt, Comics zu überarbeiten, die ich stellenweise<br />
Wort für Wort mitsprechen kann? Das entwertet die<br />
Fassung, mit der ich aufgewachsen bin, das darf nicht sein!<br />
Jahrelang weigerte ich mich, den neuen Texten eine<br />
Chance zu geben.<br />
Was für ein Fehler! Jano hat zwar in Entenhausen den<br />
Dollar eingeführt, aber sich sonst sehr liebevoll um die<br />
Geschichten gekümmert! Einige Geschichten wurden<br />
poetischer, andere haben in zwei Sätzen das ausgedrückt,<br />
was ursprünglich in vier stabreimenden Sätzen stecke. Was<br />
dank Michael Muhmacher gnadenlos ein Produkt der<br />
1990er-Jahre war, wurde dank Janos Einsatz zeitlos.<br />
Danke dafür.<br />
12
Interview mit Jano Rohleder<br />
VON FLOYD MONEYSAC UND DAVID BÜHRING<br />
Bevor du angefangen hast, Disney-Comics zu<br />
übersetzen, hast du diese schon lange gelesen. Was<br />
glaubst du, warum sich Geschichten aus Entenhausen<br />
so gut in Deutschland verkaufen? Gibt es einen Grund,<br />
weshalb sich die Micky Maus schlechter verkauft als<br />
das Lustige Taschenbuch?<br />
Keine Ahnung, aber ich denke, so überzogen die Figuren<br />
auch sind, gibt es doch immer wieder<br />
Identifikationspunkte. Natürlich will wohl niemand so<br />
super-knausrig wie Onkel Dagobert sein oder so<br />
mittellos (aber in der Regel zufrieden!) wie Donald …<br />
aber doch haben beide Eigenschaften, mit denen man<br />
sich identifizieren kann oder nach denen man streben<br />
möchte. Die besten Geschichten sind meiner Meinung<br />
nach daher auch die, in denen Onkel Dagobert und<br />
Donald zusammen auftreten. Die Charakterzüge von<br />
beiden ergänzen sich perfekt und sorgen für die<br />
unterhaltsamsten Storys. Geschichten nur mit Donald<br />
oder Dagobert sind hingegen immer etwas lahm (von<br />
solchen nur mit den Neffen oder einer anderen<br />
Nebenfigur in der Hauptrolle gar nicht erst zu reden …).<br />
Das Micky-Maus-Heft war seit jeher als<br />
Jugendzeitschrift ausgelegt und hat sich die meiste Zeit<br />
seines Bestehens deutlich besser als alle anderen<br />
Produkte verkauft. Den extremen Auflagenfall bzw. die<br />
Verschiebung der Käuferschaft eher hin zum LTB und<br />
seinen danach etablierten zig Nebenreihen gibt es erst<br />
seit so zehn, fünfzehn Jahren. Ich denke mal, dass es<br />
unter anderem daran liegt, dass Zeitschriften es generell<br />
inzwischen recht schwer haben und Jugendliche heute<br />
auch deutlich mehr Auswahl bei den<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten haben. Da ist dann eben<br />
das Streamen der neuesten Game-of-Thrones-Folge oder<br />
irgendein YouTube-Star-Video interessanter, als ein<br />
vergleichsweise nicht sooo super-günstiges Comicheft zu<br />
kaufen, in dem vielleicht zwei, drei kurze Geschichten<br />
drin sind. Da bieten die Taschenbuchsachen halt<br />
deutlich mehr Inhalt und ein besseres Preis-Umfangs-<br />
Verhältnis. Daher greifen wohl auch viele Erwachsene<br />
eher zu ihnen.<br />
Es ist aber schon eine Leistung, dass es die Disney-<br />
Sachen überhaupt noch so weit verbreitet im<br />
Kioskbereich gibt. Denn die meisten Kioskcomics sind ja<br />
Anfang der 2000er von der Bildfläche verschwunden,<br />
nachdem es da einen großen Crash des Kioskmarkts<br />
gab. Als ich noch in der Schule war, gab es z. B. von<br />
Bastei unendlich viele Heftreihen zu allen möglichen<br />
Themen – Der kleine Vampir, Käpt’n Blaubär,<br />
Schlümpfe, Jurassic Park, Graf Duckula und was nicht<br />
alles. Wenn man sich mal vor Augen hält, dass Bastei<br />
früher einer der größten Verlage im<br />
Comicbereich war und jetzt gar keine mehr<br />
veröffentlicht, kann man schon froh sein, dass es<br />
überhaupt noch ein paar Disney-Titel jenseits des<br />
Buchhandels<br />
gibt.<br />
2006 hast du David Carradines Spirit of Shaolin über<br />
einen On-Demand-Service drucken lassen. Gab es da<br />
schon erste Pläne für einen eigenen Verlag oder kam<br />
dir die Idee erst später?<br />
Nein, das war völlig unabhängig davon. Zumal ich<br />
damals auch noch keine Zeit gehabt hätte, mich mit den<br />
ganzen rechtlichen und wirtschaftlichen Themen zu<br />
beschäftigen, die für den Betrieb eines Verlags – selbst<br />
wenn’s nur ein kleiner Ein-Mann-Verlag ist – zwingend<br />
erforderlich<br />
sind.<br />
Der Spirit-Band war eine recht spontane Sache nach<br />
einem Treffen mit David, weil ich den sehr interessant<br />
fand und mal Lust hatte, was anderes als Comics zu<br />
übersetzen.<br />
Im September 2010 hattest du auf deiner Homepage<br />
eine deutsche Version der neuen Darkwing-Duck-<br />
Comicreihe angeregt und sogar eine Übersetzung der<br />
ersten drei Seiten angefertigt. Hast du sonst irgendwie<br />
die deutsche Veröffentlichung beeinflusst oder<br />
entstand die komplett unabhängig von dir?<br />
Die letztliche Veröffentlichung der Darkwing-Sachen<br />
hatte nichts mit mir zu tun. Der Plan war eigentlich,<br />
dass die als Paperbacks o. Ä. in der Comic Collection<br />
erscheinen sollten (und von mir übersetzt worden<br />
wären). Die Redaktion hat sich zwar darum bemüht,<br />
aber dann ist letztlich doch nichts draus geworden, weil<br />
wie so oft Vertrieb und Controlling nicht so recht davon<br />
überzeugt waren. Dass es dann einige Jahre später<br />
diesen Abdruck im Premium-LTB gab, von dem ich erst<br />
einen Monat vor Erscheinen erfahren habe und<br />
entsprechend auch nicht dran beteiligt war, hatte nichts<br />
mit mir zu tun. Das wurde vom Kioskbereich<br />
völlig unabhängig gemacht (weshalb man dort auch<br />
nicht wusste, dass mir schon Jahre vorher versprochen<br />
worden war, die übersetzen zu können, wenn sie mal<br />
kommen).<br />
Ich persönlich bin auch ehrlich gesagt nicht so der<br />
allergrößte Fan dieser Premium-LTBs, da die<br />
enthaltenen Storys meiner Meinung nach eine etwas<br />
aufwendigere Bearbeitung verdient hätten, bei der z. B.<br />
was anderes als das übliche Arial-<br />
Maschinenschriftlettering zum Einsatz käme. Bei<br />
Darkwing oder auch den Phantomias- und Micky-<br />
Mystery-Sachen hätte man was richtig Cooles draus<br />
13
Interview mit Jano Rohleder<br />
machen können … aber jetzt ist’s halt in üblicher LTB-<br />
Bearbeitung gekommen. Für die Leser ist das natürlich<br />
immer noch besser als wenn es die Reihen überhaupt<br />
nicht auf Deutsch gäbe, aber hier wird trotzdem etwas<br />
Potenzial verschenkt, denke ich.<br />
Nachdem du die Nicht-Disney-Werke von Don Rosa<br />
und das als Graphic Novel umgesetzte Drehbuch Tale<br />
of Sand von Jim Henson veröffentlicht hast: Planst du<br />
weitere Veröffentlichungen der unbekannteren<br />
Arbeiten großer Stars? Nervous Rex von William Van<br />
Horn ist zum Beispiel nie komplett auf Deutsch<br />
erschienen.<br />
Da sowohl die Rosa-Classics als auch Tale of Sand nicht<br />
wirklich Bestseller waren (Rosa aber zumindest noch<br />
kostendeckend, während ich bei Henson fast 10.000<br />
Euro Minus gemacht habe), steht da in absehbarer Zeit<br />
erst mal nichts konkret an. Es ist natürlich nicht<br />
ausgeschlossen, dass es irgendwann mal wieder solche<br />
Sammlerausgaben geben wird, aber geplant ist derzeit<br />
nichts.<br />
Du hast nicht nur für deinen eigenen Verlag dani<br />
books, sondern auch für Ehapa, Splitter und Popcom<br />
übersetzt. Wie kommt es zu dieser großen Bandbreite?<br />
Hast du dich für die verschiedenen Verlage beworben,<br />
wurdest du empfohlen oder angeschrieben? Gibt es<br />
Unterschiede in der Arbeit für die verschiedenen<br />
Verlage?<br />
Na ja, wenn man bald 15 Jahre mit Comics arbeitet,<br />
kennt man sich natürlich in den entsprechenden Kreisen<br />
… und Egmont ist ja eh mein Stammverlag mit den<br />
Disney-Sachen. In den konkreten Fällen von Popcom<br />
und Splitter war es aber einfach so, dass man dort<br />
Reihen eingekauft hat, die ich selbst gern auf Deutsch<br />
gebracht hätte (Fairy Quest und Magda Ikklepotts) …<br />
was halt nicht wirklich schwierig ist, da ich so ziemlich<br />
der winzigste deutsche Comicverlag sein dürfte, den es<br />
gibt, und entsprechend jeder andere mehr für Lizenzen<br />
bieten kann. Daher hab ich mich dann dort fürs<br />
Übersetzen aufgeschwätzt, um zumindest in irgendeiner<br />
Form an den Bänden beteiligt zu sein … und die<br />
Kollegen waren dem auch nicht abgeneigt. ;-)<br />
Die eigentliche Textarbeit ist bei allen Verlagen ziemlich<br />
gleich, man schreibt die Texte halt durchnummeriert in<br />
eine Worddatei. Da gibt es lediglich kleine<br />
Abweichungen bezüglich Formatierungswünschen oder<br />
dass der eine Verlag jede Seite neu durchnummeriert<br />
haben möchte, während beim anderen die<br />
Nummerierung der Blasen über den ganzen Band<br />
hinweg<br />
erfolgt.<br />
War deine gute Beziehung zu Don Rosa der Grund,<br />
weshalb du Don-Rosa-Redakteur bei Egmont und<br />
Administrator seiner Facebook-Seite wurdest, oder ist<br />
das eher die Folge davon?<br />
Ich bin mit Don inzwischen seit rund 16 Jahren in gutem<br />
Kontakt. Das erste Mal habe ich ihn im Oktober 2000<br />
bei der Buchmesse in Frankfurt getroffen und zwei<br />
Monate später mit DuckMania die erste deutsche Don-<br />
Rosa-Website/-Fanpage veröffentlicht. Dafür war ich<br />
dann noch öfter in Mailkontakt mit ihm, genauso wie für<br />
die Übersetzung von „Ein Brief von daheim“ Ende<br />
2003, die ich bekommen habe, weil damals Peter<br />
Daibenzeiher keine Zeit hatte.<br />
Als dann 2008 die Neuausgabe von „Sein Leben, seine<br />
Milliarden“ anstand, habe ich mich als Übersetzer für<br />
die Kommentartexte angeboten und wurde im Zuge<br />
dessen auch gleich noch damit beauftragt, die<br />
Comictexte zu überarbeiten. Das war im Sommer des<br />
Jahres … und als Don dann im Herbst auf Signiertour<br />
war und sich mal wieder furchtbar über die nicht so toll<br />
bearbeiteten Hall-of-Fame-Bände aufgeregt hat (z. B.<br />
waren Fotos, die zu bestimmten Artikeln gehört haben,<br />
an völlig anderen Stellen im Buch, wo sie natürlich<br />
keinen Sinn mehr ergeben haben …), hat er bei der<br />
Buchmesse zur Redaktion gemeint, dass sie mich zum<br />
Redakteur der Bände machen sollen (weil er sich da halt<br />
sicher sein konnte, dass das Ergebnis so sein würde, wie<br />
es von ihm beabsichtigt war) und er sie nur noch seinen<br />
Namen auf Bänden<br />
verwenden lasse, die ich bearbeitet habe.<br />
Da ich ja vorher im Sommer schon für die<br />
Überarbeitung der „Sein Leben, seine Milliarden“-Texte<br />
angefragt worden war, denke ich mal, dass so was<br />
sowieso bereits angedacht gewesen war, aber das hat<br />
dann das Ganze auch noch mal offiziell gemacht.<br />
Seitdem habe ich zunächst für die restlichen „Hall of<br />
Fame“-Bände (ab „Don Rosa 5“) und danach für die<br />
Don-Rosa-Collection alle Geschichten entweder<br />
komplett neu übersetzt oder anhand der englischen<br />
Originaltexte mehr oder weniger stark nachbearbeitet.<br />
Da die ursprünglichen Texte aber fast immer extrem<br />
weit vom Original entfernt waren, dürften wohl maximal<br />
so etwa zehn, fünfzehn Storys nicht in kompletter<br />
Neuübersetzung von mir vorliegen.<br />
14
Interview mit Jano Rohleder<br />
Diese Fassungen sind nun auch die einzigen, die seitdem<br />
noch verwendet werden dürfen.<br />
Das mit der Facebookseite hat sich 2012 spontan<br />
ergeben, da AC, der dänische Fan, der die eingerichtet<br />
hatte, damals keine Zeit mehr hatte, sie selbst zu<br />
betreuen, und mich daher als zusätzlichen Administrator<br />
mit ins Boot geholt hat. Seitdem hab ich das Ganze noch<br />
etwas erweitert und ausgebaut, mit offiziellem<br />
Signierterminplan, regelmäßigen Updates, Livestreams<br />
während Dons Signierstunden etc., sodass die Seite<br />
mittlerweile bei über 35.000 Gefällt-mir-Angaben ist.<br />
Dadurch ist zwar meine eigene DuckMania-Seite etwas<br />
inaktiv geworden, aber ich denke, die Facebookseite ist<br />
nur die logische Weiterführung von ihr. Dort kann man<br />
einfach viel mehr Fans viel zeitnäher erreichen und ist<br />
immer in direktem Kontakt zu ihnen.<br />
Du bist Comicübersetzer und -herausgeber. Hast du<br />
schon einmal überlegt, weiter in die bunte Welt der<br />
Comics reinzuschnuppern und Comicautor zu werden?<br />
Ich hab mal vor vielen Jahren das Autoren-Starterset<br />
von Egmont in Dänemark bekommen, in dem ausführlich<br />
erklärt wird, wie Synopsen und Skripts etc. anzufertigen<br />
sind. Von daher könnte ich mir schon vorstellen, mal<br />
einen Comic zu schreiben, aber mir fehlen einfach<br />
wirklich gute Ideen. In dem Starterset steht z. B. extra<br />
drin, dass man Geschichten abliefern soll, die originell<br />
und noch nie dagewesen sind … woran sich<br />
zwaranscheinend eh keiner hält, wenn man sich mal<br />
anguckt, wie viele der Egmont-Standardstorys Themen<br />
und Situationen aufgreifen, die man so oder in leicht<br />
abgewandelter Form schon in Dutzenden Geschichten<br />
gelesen hat, aber für mich wäre das nichts. Wenn ich<br />
eine Geschichte schreibe, dann soll es eine sein, die<br />
wirklich gut ist, nicht eine lahme 08/15-Story von der<br />
Stange, die nur zum Geldverdienen dient.<br />
auch nicht sooo der aller riesigste Schreib- und<br />
Kostenaufwand.<br />
Was wäre dein Traumprojekt, egal ob von Disney oder<br />
ohne?<br />
Das mache ich bereits, denn ich veröffentliche ja schon<br />
die Gesamtausgabe von Monster Allergy, meiner<br />
eigenen Lieblingscomicreihe. ;-) Nachdem sie bereits<br />
zweimal auf Deutsch eingestellt worden war, war für<br />
mich klar, dass ich versuchen musste, sie nach<br />
Deutschland zurückzubringen, wenn es irgendwie<br />
möglich war … und zum Glück hat das auch<br />
funktioniert. Die Veröffentlichung geht zwar etwas<br />
lahmer vonstatten, als ich mir erhofft hatte, aber jetzt<br />
sollen bis Mitte 2017 endlich alle Bände der Hauptreihe<br />
vorliegen … und seit Herbst 2016 gibt es ja auch die<br />
Fortsetzung Monster Allergy: Evolution, von der in<br />
Italien immer eine neue Geschichte pro Jahr erscheinen<br />
soll.<br />
Ansonsten fände ich eine Gesamtausgabe der Käpt’n-<br />
Blaubär-Zeitungsstrips ganz cool, aber die würden am<br />
Ende wieder nicht genug Leute kaufen.<br />
Und natürlich wäre es nicht schlecht, irgendwas Neues<br />
von Don Rosa veröffentlichen zu können, ob nun einen<br />
Roman oder eine Nicht-Duck-Comicstory … aber er hat<br />
ja auf beides keinerlei Lust, da es für ihn immer nur<br />
interessant war, Geschichten mit Dagobert zu erzählen.<br />
Von daher wird da sicher auch nichts kommen. Schade<br />
eigentlich.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Foto: ©Jano Rohleder<br />
Spannend fände ich z. B. eine albenlange Story rund um<br />
die Suche nach dem Bernsteinzimmer … was aber<br />
aufgrund der Nazithematik nicht so wirklich toll<br />
verwendbar ist. Oder für Deutschland sicherlich auch<br />
ganz interessant wäre die Jagd nach dem Schatz der<br />
Nibelungen. Würde aber nur funktionieren, wenn so was<br />
so aufwendig recherchiert und mit historischen und<br />
geografischen Fakten untermauert wäre wie bei Don<br />
Rosa … und dafür fehlt mir zum einen die Zeit und bin<br />
ich zum anderen auch etwas zu faul.<br />
Von daher wird es wohl auf absehbare Zeit keine Duck-<br />
Comics von mir geben. Es ist aber gut möglich, dass es<br />
künftig hin und wieder mal von mir geschriebene<br />
Monster-Allergy-Gag-Einseiter geben wird. Ich überlege<br />
gerade, ob ich so was als Bonusmaterial für die<br />
kommenden Monster-Allergy-Evolution-Bände machen<br />
soll … und mit einem Einseiter pro Jahr wäre das jetzt<br />
15
Vielseitig: ein Comic, viele Meinungen<br />
In dieser neuen Rezensionsreihe stellen wir ab sofort in jeder Ausgabe eine einzelne Disney-Perle vor, die dann<br />
von mehreren Personen vielseitig rezensiert wird. Viel Spaß! Diesmal:<br />
Die Gefangene am White Agony Creek<br />
INHALTSANGABE VON DAVID BÜHRING<br />
Während seine Familie sich fragt, was wohl<br />
Dagoberts größter Schatz ist, träumt dieser von<br />
seiner Zeit am Klondike.<br />
Damals war er Golddigger und ist in Blackjacks<br />
Saloon auf eine ganz andere Art Golddigger<br />
gestoßen: Die betrügerische Sängerin Nelly<br />
betäubte ihn und raubte ihn aus. Einen Teil seines<br />
Golds konnte Dagobert sich damals zurückholen,<br />
doch den Rest ließ er die Dame auf seinem Claim<br />
abarbeiten.<br />
In der Zwischenzeit aber planten die Wildwest-<br />
Legenden Wyatt Earp, Bat Masterson und Richter<br />
Roy Bean Nellys Rettung. Nur möchte Nelly<br />
wirklich von einem Ort voller Gold gerettet<br />
werden?<br />
Manchmal neigt Don Rosa dazu, Dinge zu<br />
erklären, die man eigentlich nicht erklären muss.<br />
Zum Beispiel hat Dagobert zwar einen riesigen<br />
Tresor voller Schätze und Bargeld, aber dennoch<br />
wird ein einzelner Groschen separat unter einem<br />
Glassturz verwahrt. Es liegt daran, dass dieser<br />
Zehner das erste Geldstück war, das er je<br />
verdiente, und das somit den Grundstein für sein<br />
sehenswertes Vermögen bildete. Mit diesen<br />
wenigen Informationen erfahren wir viel<br />
Persönliches über Dagobert, ohne überhaupt<br />
etwas anderes von ihm zu wissen als seinen<br />
bloßen Besitz. Dagobert wird durch diese Infos<br />
auf einmal zu einem Geld sammelnden Messi, der<br />
seine Wurzeln nicht vergisst. Zu jemandem, der<br />
sich von ganz unten den Weg in die 1% erarbeitet<br />
hat und sich nicht allzu sehr auf seinen Lorbeeren<br />
ausruhen möchte, sondern durch den Blick auf<br />
seine erste Münze Motivation gewinnt.<br />
Vergleichen wir das ganze kurz mit Gustavs<br />
erstverdienten Zehner (aus Barks' „Eine peinliche<br />
Enthüllung“), den er als einzigen in einem Safe<br />
verwahrt. Gustav bekommt das Geldstück nie zu<br />
sehen, für ihn ist es eine Mahnung anstatt eine<br />
Motivation. Ohne diese Motivation wird Gustav<br />
auch nie reich werden, sondern als Dauer-<br />
Arbeitsloser stets nur so gerade über die Runden<br />
kommen.<br />
An für sich braucht man also keine Geschichte,<br />
die einem im Detail erklärt, was es mit dem<br />
Glückszehner auf sich hat.<br />
Ein anderes Beispiel: In einem Schließfach aus<br />
REZENSION VON DAVID BÜHRING:<br />
Dagoberts erster Bank in Whitehorse liegt schon<br />
seit Jahrzehnten Dagoberts Kaufurkunde für den<br />
Glatzenkogel und eine mysteriöse Locke. In<br />
„Seine Majestät Dagobert I.“ führt Don Rosa<br />
diese das erste Mal ein und lässt Donald fragen:<br />
„Was hast du denn da für eine goldene Locke<br />
aufgehoben?“ Dagobert weicht der Frage aus.<br />
Kaufvertrag und Schließfach stammen beide aus<br />
der Goldgräberzeit Dagoberts, wo er nur ein<br />
blondgelocktes Wesen kannte, das schon vorher<br />
sowohl bei Barks als auch Rosa eingeführt wurde.<br />
Es ist klar, wem die Locke gehört, warum<br />
Dagobert sie aufhebt und warum er auf<br />
Nachfragen nicht eingeht.<br />
Jahre später durfte Don Rosa die Biografie<br />
Dagoberts illustrieren und zeigte in „Der<br />
Milliardär im Hochmoor“ neben dem Schließfach<br />
und dem Kaufvertrag darin auch die Locke.<br />
Diesmal gehen wieder Verwandte darauf ein.<br />
Seine Schwester Matilda fragt: „Was ist das für<br />
eine Haarlocke, <strong>Bertel</strong>?“ Auch ohne Antwort weiß<br />
sie genau, was Sache ist: „<strong>Bertel</strong> hat 'ne<br />
Freundin! <strong>Bertel</strong> hat 'ne Freundin!“<br />
An für sich braucht man also keine weitere<br />
Geschichte, die einem im Detail erklärt, was es<br />
mit diesem Haarbüschel auf sich hat.<br />
Aber dann zeichnete Don Rosa seinen letzten<br />
Comic, in dem er alles kombinierte, was er schon<br />
immer gerne in vorherigen Comics behandelt hat:<br />
Dagoberts Vergangenheit, der Klondike und<br />
Nelly.<br />
16
Vielseitig: ein Comic, viele Meinungen<br />
Zu Beginn von „Die Gefangene am White Agony<br />
Creek“ diskutieren Dagoberts Neffe und<br />
Großneffen darüber, was wohl sein größter Schatz<br />
ist. Donald vermutet den Geldspeicher, die<br />
Krönung eines arbeitsreichen Lebens voller<br />
Entsagungen und eine schamlose Schaustellung<br />
seines Bargelds. Trick denkt eher an den<br />
Glückzehner, Ursprung und Motivation des<br />
Lebensstils, dem sich sein Großonkel widmete.<br />
Sein Bruder Track setzt eher auf das Straußenei-<br />
Nugget, da Dagobert keinen Hehl aus der<br />
Lieblingszeit seines Lebens macht. Oft erzählt er<br />
von der Zeit, in der er nicht nur seine erste Bank<br />
eröffnete, sondern auch seine erste Million<br />
verdiente, und das auf ehrliche Art im Schweiße<br />
seines Angesichtes. Tick wählt wie sein Onkel<br />
auch ein Gebäude, nämlich die Duckenburgh, das<br />
Dagobert schon von Kindesbeinen an faszinierte<br />
und seine schottischen, ärmlichen Wurzeln zeigt.<br />
Subtil zeigt Rosa die Prioritäten der vier Ducks,<br />
ohne Dagobert aus den Augen zu verlieren.<br />
Donald lebt lieber im protzigen Reichtum, als sich<br />
diesen hart verdienen zu wollen. Statt den Weg als<br />
Ziel zu nehmen, geht es ihm um den Triumph, am<br />
Ende gut da zu stehen, was man auch gut in<br />
seinen Wettkämpfen mit Zorngiebel und Gustav<br />
erkennen kann. Tick romantisiert die stolze<br />
Herkunft Dagoberts und somit auch die seine:<br />
Auch in seinen Adern fließt das Blut eines<br />
McDucks, der hoch hinaus möchte. Trick wählt<br />
den Glückszehner. Dieser symbolisiert den ersten<br />
Schritt eines Weges voller Abenteuer, was dem<br />
Träumer Trick wohl besonders gefällt. Track ist<br />
wohl eher auf Lob und Belohnung aus statt auf<br />
Träumerei, statt symbolischer Werte nimmt er das<br />
Sinnbild des ersten Erfolges Dagoberts, seinen<br />
Straußenei-Nugget. Beim Fähnlein Fieselschweif,<br />
wo man mit Medaillen und wertvollen Büchern<br />
nur so um sich wirft, würde sich Track besonders<br />
wohl<br />
fühlen.<br />
Ein Künstler, ein Träumer und ein Faulpelz also.<br />
Rosa hat in wenigen Panels die Neffen genauer<br />
unterschieden als andere in ihrem gesamten<br />
zeichnerischen<br />
Werk.<br />
Aber hat Rosa auch Nelly gut charakterisiert?<br />
Bei Barks wurde in „Wiedersehen mit Klondike“<br />
gezeigt, wie sie ihr Gehalt als Sängerin dadurch<br />
unterstützt, indem sie Digger betäubt und<br />
ausraubt. Als sie diese Masche (erfolgreich) bei<br />
Dagobert versucht, überwältigt er sie. Aber statt<br />
dass er sie dem Gesetz überlässt, entführt er sie<br />
und lässt sie für sich arbeiten, um ihr eine Lektion<br />
zu erteilen. Er bestraft Unrecht mit Unrecht, und<br />
einen Monat bezahlt Dagobert sie, was Nelly<br />
nicht zulässt. Ob es daran liegt, dass sie ihre<br />
Gesellschaft nicht als Dienstleistung sehen<br />
möchte oder ob sie nichts aus der gemeinsamen<br />
Zeit gelernt hat, zeigt sich Jahre später, wenn<br />
Dagobert und Nelly sich anschmachten, statt sich<br />
weiterhin gegenseitig in die Pfanne hauen zu<br />
wollen. In dem Monat ist also laut Barks etwas<br />
passiert, was lieber im Kopf des Lesers geklärt<br />
werden soll als auf dem Papier.<br />
Das sind Prinzipien, die Rosa zwar kennt, aber<br />
beim Finale seines Disney-Schaffens über Bord<br />
warf. Rosa bringt auf Papier, was Barks-Fans<br />
wissen. Rosa lässt Donald schmutzige<br />
Geheimnisse hinter dem Monat vermuten und<br />
Dagobert schockiert zusammen zucken. Subtile<br />
Andeutungen werden bei ihm gezeichnete Realität<br />
und Barks' Absicht völlig ignoriert.<br />
Und so kommt es zu „Die Gefangene am White<br />
Agony Creek“, eine kitschige, überzeichnete,<br />
unnötige, aber süße und unverzichtbare<br />
Geschichte, die nicht nur das eiskalte Herz von<br />
Nelly schmelzen lässt, sondern auch das von ihren<br />
Fans.<br />
So ist der Comic keine Hommage an Rosas eigene<br />
Ursprünge und keine Selbstbeweihräucherung,<br />
auch kein erster Meilenstein für künftige Erfolge,<br />
sondern eine Erinnerung an die schöne Zeit, die<br />
Rosa uns ermöglichte.<br />
Danke, Don, für einen krönenden Abschluss<br />
deiner Comics.<br />
17
Vielseitig: ein Comic, viele Meinungen<br />
REZENSION VON BORIS BRAUN:<br />
Don Rosas Geschichte „Die Gefangene von White<br />
Agony Creek“ ist meiner Meinung nach ein<br />
äußerst gelungenes Werk und fügt sich sehr gut in<br />
Don Rosas Epos „Onkel Dagobert – Sein Leben,<br />
Seine Milliarden ein“, da es – zum größten Teil -<br />
in Dagoberts Vergangenheit spielt, und zwar zu<br />
seiner Goldschürferzeit am Yukon. Dort trifft er<br />
auf Nugget Nelly, die dem Duck'schen Leser<br />
sicherlich ein Begriff ist. Die beiden sind sich<br />
einander zunächst überhaupt nicht grün und das<br />
auch aus gutem Grund. Doch mehr möchte ich<br />
denjenigen, die die Geschichte noch nicht kennen,<br />
vorerst nicht verraten. Der Konflikt zwischen dem<br />
zukünftig reichsten Mann der Welt und der mit<br />
allen Wassern gewaschenen Saloon-Dame gibt<br />
der Geschichte allerlei Zündstoff, ordentlich<br />
Dynamik und den ein oder anderen Moment zum<br />
Grinsen. Vor allem als erwachsener Leser kann<br />
man sich bei so mancher Andeutung ein wissendes<br />
Lächeln nicht verkneifen. Rosas breit gefächerte<br />
Charakterpalette bietet neben den<br />
Hauptcharakteren einen kleinen Auftritt von<br />
Dagoberts Widersacher „Shandy Schofel“ und,<br />
was mir besonders gefallen hat, die Einflechtung<br />
realer Western – Legenden, die keinem Fan dieser<br />
Zeit unbekannt sein sollten: Wyatt Earp,<br />
Bartholomew William Barclay „Bat“ Masterson<br />
und Richter Roy Bean. Lediglich letzterer ist der<br />
Anlass meiner einzigen Kritik. Seine omnipräsente<br />
Obsession, Leute für jedes noch so kleine und<br />
profane Vergehen hängen zu wollen, ist bis zum<br />
dritten Mal vielleicht noch witzig, ab einem<br />
gewissen Punkt weicht das Schmunzeln jedoch<br />
einem<br />
Augenrollen.<br />
Rosas Zeichnungen sind von gewohnt hoher<br />
Qualität und strotzen wie immer vor Detailfülle.<br />
Anfang und Ende der Story spielen in der<br />
Gegenwart, in Dagoberts Geldspeicher und<br />
zeigen neben einem zum Geld schaufeln<br />
verdonnerten Donald samt Neffen einen<br />
verträumten Onkel Dagobert. Die charamante<br />
Moral der Geschichte ist die, dass selbst für den<br />
reichsten Mann der Welt all sein Geld nicht sein<br />
wertvollster Schatz ist. Klare Leseempfehlung!<br />
REZENSION VON SIDNEY SCHERING:<br />
Welcher Aspekt von "Die Gefangene am White<br />
Agony Creek" hallt am meisten nach?<br />
Comichistorisch wohl der Umstand, dass es Don<br />
Rosas letzter Disney-Comic werden sollte. Und<br />
für alle, die dieses Addendum zu "Sein Leben,<br />
seine Milliarden" im Nachhinein lesen, nun, wo<br />
dieser Umstand bekannt ist, hat dieser Comic<br />
einen immensen Erwartungsdruck zu erfüllen.<br />
Rosa, einer der berühmtesten Enten-Zeichner,<br />
eine der kontroversesten Persönlichkeiten der<br />
erweiterten Disney-Maschinerie, verlässt nicht<br />
lange nach diesem Werk seinen Zeichentisch.<br />
Zwangsweise führt dieser Umstand dazu, dass<br />
automatisch ein regelrechter Sensationscomic<br />
erwartet wird. Und mit diesem Erwartungsdruck<br />
tut man "Die Gefangene am White Agony Creek"<br />
keinen<br />
Gefallen.<br />
Nicht, dass es damals bei der Erstveröffentlichung<br />
anders war. Rosa, wahrlich kein<br />
Fließbandzeichner, stand in den späteren Zügen<br />
seiner aktiven Disney-Karriere so sehr im<br />
Rampenlicht, dass jede seiner neuen Geschichten<br />
mit Eifeseifer und großer Sehnsucht erwartet<br />
wurde – oder von seinen Gegnern mit gewetzten<br />
Krallen herbeigesehnt wurde, um sie<br />
niedermetzeln zu können. Ein neuer Rosa-Comic<br />
war ein neues Disney-Comic-Event, ein<br />
Happening, ein Highlight im Ehapa-Jahr – und<br />
somit war die Fallhöhe für die späteren<br />
Geschichten des allmählich müde werdenden<br />
Zeichners und Autoren zu hoch, als dass dem<br />
Comic eine faire Rezeption vergönnt gewesen<br />
wäre.<br />
Ich für meinen Teil zähle mich zu denjenigen, die<br />
man als Fan Rosas bezeichnen könnte – und<br />
daher konnte ich es 2006 nicht erwarten, die<br />
"Micky Maus"-Ausgaben mit "Die Gefangene am<br />
White Agony Creek" in meinen Händen zu halten.<br />
Und, um Kontext für diese Review zu liefern: Ich<br />
war damals enttäuscht. Ein paar Mal habe ich<br />
geschmunzelt, insgesamt war es für mich aber ein<br />
großes Auf-der-Stelle-Treten in Dagoberts<br />
18
Vielseitig: ein Comic, viele Meinungen<br />
Stelle-Treten in Dagoberts Biografie. Und als sich<br />
dann rausstellte, dass es Rosas letzte Disney-<br />
Geschichte bleiben sollte, machte sich nur umso<br />
größere Ernüchterung breit.<br />
Nun werden mir manche vielleicht meinen fiktiven<br />
Fanausweis entreißen wollen (wie auch immer sie<br />
das bewerkstelligen möchten), aber: Während ich<br />
andere Rosa-Comics in den vergangenen elf<br />
Jahren mehrmals noch einmal gelesen habe,<br />
sollte mein erstes Mal mit "Die Gefangene am<br />
White Agony Creek" mein letztes Mal bleiben. Bis<br />
ich die Story, nun mit nüchternen Erwartungen,<br />
für diese Besprechung erneut aufgeschlagen habe.<br />
Und? Hat sich was an meiner Meinung geändert?<br />
Tja … Der Reihe nach …<br />
Die Geschichte eröffnet mit einer<br />
Rahmenhandlung, wie sie aus dem kleinen Rosa-<br />
Einmaleins scheint, hier ohne Verve umgesetzt:<br />
Donald und die Neffen mutmaßen, was Dagoberts<br />
wertvollster Besitz sein könnte. Vor Dagoberts<br />
innerem Auge werden Erinnerungen wach. Zack,<br />
wir befinden uns zur Pionierzeit im Klondike.<br />
Genauer gesagt zur Zeit, als Nelly mit Dagobert<br />
auf seinem Claim arbeitete. Nicht lange, und Rosa<br />
pfeffert seiner Leserschaft seine "Harte Schale,<br />
rauer Kern"-Sicht auf Dagobert um die Ohren –<br />
Dagobert verjagt mit grimmigem Gesicht einen<br />
Bären, erzählt Nelly prompt darauf, dass er ja<br />
gezwungen war, schnell erwachsen zu werden.<br />
Mit 13 hat er seine Heimat verlassen, und seither<br />
schlägt er sich durch, um seiner Familie<br />
auszuhelfen. Hach …<br />
Nicht falsch verstehen: Rosas ausdifferenzierte<br />
Darstellung Dagoberts gefällt mir (sonst wäre es<br />
für mich schwer geworden, Rosa-Fan zu werden),<br />
doch in "Die Gefangene am White Agony Creek"<br />
fehlt es an Subtilität und dramaturgischem<br />
Fingerspitzengefühl. Dagobert legt wiederholt<br />
seine sanfte Seite offen, und das oftmals ohne<br />
direkten, in der Geschichte gebotenen Anlass.<br />
Dass Rosa auch weniger forciert vorgehen kann,<br />
zeigt er beispielsweise gegen Ende des Comics,<br />
wenn Dagobert einer wütenden, zynischen, ihre<br />
Arbeit seelenlos verrichtenden Nelly den Rücken<br />
zudreht, und überlegt, ob er es wirklich zulassen<br />
möchte, dass sie noch hartherziger wird als er.<br />
Dabei erblickt er eine Blume. Er beginnt, mit<br />
Kalkül über ein Blumengeschenk nachzudenken,<br />
dann fließt ein romantischer Beigedanke mit ein –<br />
das ist schönes Figurenskizzieren!<br />
Vielleicht bricht Rosa die Dialektik des hartenzarten<br />
Dagobert Duck wiederholt übers Knie,<br />
weil er im Mittelteil viel Zeit für die Einführung<br />
und Weiterentwicklung von Butch Cassidy, Wyatt<br />
Earp und Sundance Kid sowie letztlich im finalen<br />
Drittel für ihren Rausschmiss aufwendet. Die<br />
Antagonisten nehmen dermaßen viel Raum in<br />
"Die Gefangene am White Agony Creek" ein, dass<br />
sich das Hin und Her zwischen Nelly und<br />
Dagobert sowie Dagoberts Auftauen,<br />
Wiedererhärten und erneutem Auftauen gerafft<br />
wird. Schade. Denn Rosas Passion liegt hier<br />
spürbar in der melancholischen Romantik dieser<br />
Geschichte – die Westernaction wirkt in diesem<br />
Maße aufgesetzt. Und dann ist sie auch noch<br />
maßlos übertrieben – Dagobert, Karibus auf einer<br />
Eisscholle auf einer Lawine reitend? Kann cool<br />
sein, geht im atmosphärischen Kontext dieses<br />
Comics aber zu weit und scheint nur Rosas reiner<br />
Heldenverehrung Dagoberts zu dienen. Aber ich<br />
bin ja auch ein Donald-Liebhaber, vielleicht bin<br />
ich da voreingenommen.<br />
Schlecht ist "Die Gefangene am White Agony<br />
Creek" in meinen Augen dennoch nicht. Rosas<br />
Detailfreude gefällt mir, selbst wenn die<br />
Proportionen der Figuren ungleich ausfällt. Und<br />
wenn die emotionaleren Momente mit Ruhe<br />
erzählt werden, räsonieren sie. Dennoch: Rosa<br />
konnte cleverer, pointierter, dramatischer.<br />
Oh. Was ich bisher nicht erwähnt habe: "Die<br />
Gefangene am White Agony Creek" ist berühmtberüchtigt<br />
in Disney-Fankreisen und auch bei<br />
neugierigen Popkulturbeobachtenden als "der<br />
Comic, wo Dagobert Duck Sex hat. Skandal!" Ich<br />
bin nicht näher auf diesen Ruf des Comics<br />
eingegangen, weil ich diese ganzen Reaktionen<br />
für übertrieben halte. Rosa macht in diesem<br />
Comic ein paar doppeldeutige Witze, und einer<br />
davon ist die Andeutung, dass Nelly und Dagobert<br />
vielleicht Versöhnungs- und/oder Wutsex haben –<br />
oder sich so lange zanken, bis sie umkippen. Oder<br />
sich im besten Screwball-Stil erst kloppen, dann<br />
küssen. Oder sonst etwas Unschuldiges tun – ganz<br />
wie es individuell beliebt. Ja, die Implikation ist<br />
sehr stark, aber es ist noch immer eine<br />
Implikation, und kein explizites Bild, wer also<br />
anders deuten will, kann das noch immer.<br />
Kurzum: Es ist nicht der erste und nicht der letzte<br />
Disney-Comic mit rauerem Witz. Stellt euch alle<br />
nicht so an.<br />
19
Rezension<br />
Micky Maus reist zum Mond<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Von 1975 bis 1978 erschien beim Delphin-Verlag<br />
die Reihe „Disney: Lesen macht Spaß“. „Micky<br />
Maus reist zum Mond“ erschien 1976 als der<br />
zwölfte Band in der Reihe. Es handelt sich um eine<br />
Übersetzung von Jocelyn Phillips' Geschichte<br />
„Mickey Mouse's Moon Trip“, die vorher schon in<br />
Großbritannien beim Purnell -Verlag erschien.<br />
Leider verschwand in den deutschen Fassungen<br />
jeder Hinweis auf die Autoren oder Illustratoren,<br />
stattdessen steht auf dem Cover jedes Bandes nur<br />
„Deutsch von Irene Koss“. Später wurde die Reihe<br />
unter dem Titel „Disney Wonderful World of<br />
Reading“ in den USA nachgedruckt.<br />
Die Handlung ist etwas absurd: Bei einem<br />
Wettbewerb werden fünfzigtausend Mark für<br />
denjenigen geboten, der als nächstes auf dem Mond<br />
landet. Für Micky ein reizendes Angebot, denn er<br />
hat mit Donald schon eine beinahe fertig gebaute<br />
Rakete außerhalb der Stadt.<br />
Fünfzigtausend Mark waren nach damaligem<br />
Umrechnungskurs etwa zwanzigtausend Dollar und<br />
somit etwa 0,00008% der Gesamtkosten des Apollo-<br />
Programms. Leider konnte ich den Preis einer<br />
Weltraum-Rakete nicht ermitteln, aber man kann<br />
sich sicher sein, dass dieses gemeinsame Hobby von<br />
Donald und Micky sicher kein günstiges ist.<br />
Deshalb und wegen des Preisgeldes möchte Micky<br />
die Rakete geheim halten. Und tatsächlich erfahren<br />
nur Minnie, Daisy und Goofy von der geplanten<br />
Mondfahrt.<br />
Oh, und ein geheimnisvoller Fremder, der vor dem<br />
Start nachts die Rakete entführt und sich selbst<br />
darin versteckt.<br />
Verdutzt finden die beiden Hobbybastler die Rakete<br />
und starten. Da taucht endlich der mysteriöse Mann<br />
auf und entpuppt sich als Kater Karl-, oh, äh, als<br />
Peter Schimmelpfennig. Er möchte die Rakete<br />
übernehmen, aber vorher noch Micky und Donald<br />
rauswerfen. Doch Donald überwältigt Peter<br />
Schimmelpfennig, sie landen auf dem Mond, hacken<br />
sich ein Stückchen davon ab und reisen zurück zur<br />
guten alten Erde. Und das war's.<br />
20
Rezension<br />
Wie man an den Abbildungen klar erkennt, ist Peter<br />
Schimmelpfennig natürlich Kater Karlo, aber das<br />
schien Irene Koss nicht zu wissen. Dafür lässt sie es<br />
sich nicht nehmen, ihn jedes Mal mit seinem<br />
vollständigen, urdeutschen und urkomischen neuen<br />
Namen zu nennen. Schön, schön!<br />
Obwohl Daisy in der Geschichte auftaucht, spricht<br />
sie kein einziges Wort, während Minnie zwölf Sätze<br />
sagen darf. Generell hat die Geschichte ihren Fokus<br />
auf den Maus-Charakteren, denn Donald wird nicht<br />
im Buchtitel genannt und ist auf dem Cover nur<br />
verschwindend klein zu sehen. Er wird zur Disney-<br />
Version von Buzz Aldrin, dem unbekannten Zweiten<br />
der Mondlandung.<br />
Nicht nur absurd, sondern auch nicht gut<br />
durchdacht ist die ganze Story. Der Schurke hat ein<br />
lachhaftes Motiv und lässt sich viel zu leicht<br />
überwältigen, obwohl er das einzige Hindernis<br />
zwischen Micky und seinem Ziel war. So wird das<br />
restliche Drittel der Geschichte zu einem reinen<br />
Spaziergang statt aufregender Action.<br />
Micky, eine Mary Sue wie immer, baut nicht nur<br />
eigenhändig eine komplette Rakete, sondern fliegt<br />
diese sicher von der Erde zum Mond und zurück.<br />
Nach der Landung auf der Erde wird er auch als<br />
einziger interviewt, Donalds Meinung interessiert<br />
anscheinend keinen.<br />
Dafür darf Donald Schwächen zeigen: Er soll zwar<br />
die Rakete verschweigen, verrät aber Goofy und<br />
indirekt auch Schimmelpfennig von der Rakete und<br />
ihrem Standort.<br />
Bei neunzehn Seiten sollte man natürlich keine<br />
hohen Erwartungen an die Geschichte haben, doch<br />
wirkt sie weniger nach „Lesen macht Spaß“ und<br />
eher nach einer schläfrigen Gute-Nacht-Geschichte.<br />
Zeichnung: Mikkel Hagen<br />
21
Macht Glück wirklich glücklich?<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Gewissen um den Schlaf, als er in „Familie Duck auf<br />
Nordpolfahrt“ Gustav in die arktische Wildnis lockt.<br />
„Was hast du gegen mich?“, fragt Gustav in „Das<br />
Frühlingspicknick“ seine verehrte Daisy. „Ich sehe<br />
gut aus, bin intelligent, stets tadellos frisiert und das<br />
Glück ist mir hold!“ Die Frage könnte er genauso gut<br />
dem Leser stellen.<br />
Dieser sieht Gustav nämlich häufig aus der<br />
Perspektive von Donald: Ein Nebenbuhler um Daisy,<br />
ein Prahlhans im Glück, in anderen Worten aber auch<br />
einer, der ihm selbst nicht unähnlich ist. Auch Donald<br />
ist ein Dauer-Arbeitsloser, auch Donald umwirbt<br />
Frauen, obwohl er bereits mit einer verlobt ist, und<br />
auch Donald wird zum Angeber, sobald er Erfolg in<br />
etwas hat.<br />
Denn Donald liegt etwas an seinem Cousin. Don Rosa<br />
zeigt in „Gustav, der Pechvogel“, wie Gustav sich<br />
schon als kleiner Junge mit Donald misst. Besonders<br />
sozial verhält er sich dabei nicht, was bei einem Blick<br />
auf Don Rosas Stammbaum der Ducks nicht weiter<br />
verwundert: Gustav ist ein Einzelkind, während<br />
Donald und seine Zwillingsschwester Della sich so<br />
nahe stehen, dass Della nicht nur auf zahllosen<br />
Zeichnungen auch einen Matrosenanzug trägt,<br />
sondern ihre Kinder lieber in die Hände eines<br />
cholerischen Arbeitslosen gibt als Jemanden aus der<br />
Familie ihres Gatten. Es wäre interessant zu wissen,<br />
wie Donalds Vater Degenhard und Wastels Vater<br />
Teddy mit Gustavs Mutter Daphne auskamen. Die<br />
Dame wird wie Gustav als Glückskind beschrieben,<br />
doch ob sie verträglicher ist als ihr Sohn oder ob<br />
Degenhard und Daphne so stritten wie Donald und<br />
Gustav, ist unbekannt.<br />
Diese Ähnlichkeit ist sicher kein Zufall. In seinem<br />
ersten Comic-Auftritt in „Die Wette“ begrüßt Gustav<br />
seinen Cousin Donald mit „alter Freund und<br />
Kupferstecher“, in seinem ersten deutschen Auftritt in<br />
„Die Perlsamen“ streitet er mit ihm, als wäre das<br />
nicht das erste Mal. Denn das ist es mit Sicherheit<br />
nicht. Gustav wird zu Familienfesten eingeladen,<br />
obwohl es so wirkt, als würde ihn kein Entenhausener<br />
leiden können, zumindest nicht wenn es um<br />
Preisausschreiben geht. Und obwohl Donald beim<br />
Kampf gegen Dagobert zu Dampfbaggern greift und<br />
beim Streit mit seinem Nachbarn Zorngiebel zu noch<br />
kreativeren Mitteln, bringt ihn ein schlechtes<br />
22
Macht Glück wirklich glücklich?<br />
Die Rückblende in „Gustav, der Pechvogel“ erklärt<br />
einiges. So belästigt Gustav mit dem proletenhaften<br />
Aufzählen seiner Gewinne und Glücksgriffe immer<br />
wieder Donald statt zum Beispiel seinen Großonkel<br />
Dagobert oder seine weiteren Cousins Dussel oder<br />
Franz. Gustav hat einen Narren an Donald gefressen<br />
und will sich vor ihm profilieren.<br />
ihn Gustavs Angeberei daran, wie gerne Donald<br />
genau wie sein Vetter leben würde.<br />
Obwohl Gustav sich als gutaussehend, gepflegt und<br />
intelligent bezeichnet, jagt er in den meisten<br />
Geschichten nur Daisy hinterher. Der größte Grund<br />
dafür ist sicher Daisys Spielchen, bei dem sie<br />
einerseits auf Gustavs Annäherungen eingeht, ihn aber<br />
oft zurückweist. Einen Mann, der sonst nur Glück im<br />
Leben kennt, wird natürlich neugierig und bleibt bei<br />
Daisy, obwohl diese nicht die einzige hübsche Dame<br />
in Entenhausen ist. Dass sie dasselbe Spielchen auch<br />
mit Donald treibt, fällt den beiden Männern nicht auf:<br />
Liebesblind zoffen sie sich miteinander um die Gunst<br />
einer Dame, die vorgibt, sich nicht entscheiden zu<br />
wollen.<br />
Man darf also davon ausgehen, dass Gustav beim<br />
Heranwachsen nur Donald als Bekannten im selben<br />
Alter hatte. Als Sohn eines Generals und einer<br />
Farmerin hat er erst dank Donald das Faulenzen<br />
gelernt und das Interesse am anderen Geschlecht. Als<br />
kleine Jungen haben die beiden sich häufig geprügelt<br />
(„Das letzte Mal, als sie zusammen waren, hat es<br />
schrecklich viele Tränen gegeben“, erinnert sich Oma<br />
Duck in „Gustav, der Pechvogel“) und mussten sich<br />
aneinander messen. Da Gustav nicht arbeitet, kann er<br />
nur seine gewonnenen Preise als Erfolge aufzählen,<br />
während Donald nach und nach bemerkte, dass sein<br />
Schüler ihn im Faulenzen langsam überholte.<br />
Spätestens, als er für drei kleine Kinder verantwortlich<br />
wurde, war Donald gezwungen, dauerhaft auf<br />
Arbeitssuche zu gehen. Gustav als ewiger Junggeselle<br />
gibt damit an, dass er nie einen Beruf ergreifen<br />
musste, und vertuscht vehement die Tatsache, dass<br />
auch er einmal in einem schwachen Moment für Geld<br />
gearbeitet hat (laut „Eine peinliche Enthüllung“).<br />
Obwohl Donald mit Gustav aufgewachsen ist, erinnert<br />
Zum Glück ist nicht jede Geschichte mit Donald und<br />
Gustav ein Wettstreit. Als Donald in „Weihnachten für<br />
Kummersdorf“ verzweifelt nach etwas Geld für einen<br />
guten Zweck sucht, hindert ihn sein Stolz nicht daran,<br />
Gustav zu fragen. Und Gustav hilft ihm ohne zu<br />
spotten. Auch Donalds Alter Ego Phantomias lässt<br />
sich gerne von Gustav helfen, unter anderem in<br />
„Übler Hexenzauber“. Dort spottet Phantomias auch<br />
etwas über Donald, um Gustav zu schmeicheln, so<br />
sehr mag der Mann unter der Maske seinen Cousin.<br />
Denn auch wenn der Leser Gustav Gans nicht<br />
schätzen kann, so weiß wenigstens Donald, was er an<br />
diesem hat.<br />
23
Besonders viele Probleme plagen Drehbuchautor<br />
Micky eigentlich nicht. Jedenfalls nicht, bis er ein<br />
Originalskript von Shakespeare im dunklen Zug<br />
verlor. Vermutlich hat die Dame neben ihm dieses<br />
versehentlich eingesteckt. Doch wie soll Micky diese<br />
nur wiederfinden, wenn er nicht einmal ihr Gesicht<br />
kennt?<br />
Die erste Begegnung vom schweizer Zeichner Bernard<br />
"Cosey" Cosandey und dem großen Konzern Disney<br />
war nicht dieser Comic. 1978 suchte er bei den Disney<br />
Studios in Burbank einen Job, bekam aber nur einen<br />
als Inbetweener angeboten. Cosey wollte seine<br />
kreative Freiheit nicht als "Fließbandzeichner"<br />
aufgeben und lehnte ab.<br />
Seine ein Jahr zuvor begonnene Jonathan-Reihe führte<br />
er weiter und ließ 1986 einen Teil des elften Bands<br />
"Greyshore Island" in Disneyland spielen. Ein Micky-<br />
Schlüsselanhänger hat sogar eine prominente Rolle in<br />
der Geschichte.<br />
„Eine geheimnisvolle Melodie oder Wie Micky seine<br />
Minnie traf“ ist Coseys Hommage an die Entstehung<br />
der vielleicht berühmtesten Maus der Welt. Aber außer<br />
einer romantischen Mystery-Geschichte ist der Comic<br />
auch noch voller kleiner Anspielungen an das Erbe,<br />
das Walt Disney der Welt hinterließ.<br />
Der Titel „Eine geheimnisvolle Melodie“ ist<br />
höchstwahrscheinlich eine Anspielung an Disneys<br />
„Silly Symphony“-Cartoons (1929 bis 1939) oder<br />
deren Konkurrenz, Warner Brothers „Merrie<br />
Melodies“ (1931 bis 1969) bzw. „Looney Tunes“<br />
(19<strong>30</strong> bis 1969).<br />
Analyse<br />
Eine geheimnisvolle Melodie:<br />
Eine Analyse<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
nämlich Milch. Schließlich hat Micky oft Werbung für<br />
Milch gemacht, unter anderem für Hoffmans<br />
Milchprodukte und Moore Brothers.<br />
Seite 3<br />
Die Widmung gilt Walt Disney, seinem ersten<br />
Trickfilm-Zeichner und mutmaßlicher Micky-Erfinder<br />
Ub Iwerks, dem Zeitungsstrips-Zeichner Floyd<br />
Gottfredon und dem Team der Disney-Studios.<br />
Das Buch „Mickey on his way back“ existiert nicht,<br />
aber Micky ist tatsächlich mit „Eine geheimnisvolle<br />
Melodie“ auf dem Weg zurück in die Bücherregale der<br />
Fans.<br />
In Mickys Glas ist eine weiße Flüssigkeit zu sehen,<br />
24
Analyse<br />
Seite 5<br />
2015 hat der französische Verlag Glénat angekündigt,<br />
neue Micky-Maus-Comics von bekannten Comic-<br />
Zeichnern zu beauftragen und zu veröffentlichen. Die<br />
Reihe „Disney by Glénat“ war mit den ersten beiden<br />
Bänden „Eine geheimnisvolle Melodie“ und<br />
„Mickey’s craziest adventures“ geboren.<br />
Wie es bei Disney Tradition ist, findet man auch hier<br />
den Storycode des Comics: F DBG 01, also<br />
Frankreich, „Disney by Glénat“, Album 1.<br />
Die gepunktete Rasterfolie, die für die gefilmten<br />
Szenen benutzt wird, spielt an die Zeitungsstrips von<br />
Floyd Gottfredson an, bei der auch schwarze<br />
Rasterfolie für die Schwarzweiß-Comics unter der<br />
Woche und farbige Rasterfolie für den Sonntags-Strip<br />
verwendet wurde.<br />
Seite 7, Panel 3<br />
„Gezeichnet: Micky Maus, Juni 1927.“<br />
Die Geschichte spielt Juni bis Juli 1927. (Die Angabe<br />
„July 1927“ findet man auf Seite 35, Panel 6.)<br />
Mickys Abenteuer spielt also vor seinem ersten<br />
Disney-Cartoon „Plane Crazy“ (1928), in dem Micky<br />
und Minnie sich schon kennen.<br />
Seite 7, Panel 4<br />
Micky hatte früher ein Faible für Käse! Vor allem in<br />
den Zeitungsstrips von Gottfredson sah man ihn immer<br />
wieder in ein Stückchen Käse beißen, zum Beispiel in<br />
„Micky Maus im Tal des Todes“ (1.4. bis 20.9.<strong>30</strong>).<br />
Die hier dargestellte Handlung stammt meines<br />
Wissens aus keinem Disney-Cartoon. In „Mickey's<br />
Orphans“ (1931) versteht sich Pluto allerdings ganz<br />
gut mit Katzenbabys, in „Mickey's Pal Pluto“ (1933)<br />
rettet Pluto im tiefsten Winter eine Bande Katzenbabys<br />
erst aus einem Fluss und dann aus einem Brunnen und<br />
nach einem Alptraum in „Pluto's Judgement Day“<br />
(1935) freundet sich Pluto mit einem Kätzchen an.<br />
Seite 6, Panel 3<br />
Die hier abgebildeten Tiere sind im selben Stil wie die<br />
Tiere auf Mickys Bauernhof im Cartoon „Plane<br />
Crazy“ (1928) und den ersten Micky-Maus-<br />
Zeitungsstrips, zum Beispiel in „Micky gegen Ratzo“<br />
(22.9. bis 29.12.<strong>30</strong>).<br />
Seite 8, Panel 2<br />
Diese Szene ist eine visuelle Anspielung an den<br />
Cartoon „The Grocery Boy“ (1932), in dem Micky<br />
Minnie beim Backen hilft.<br />
Seite 8, Panel 5<br />
„Sorry, we're closed“ - besitzt Micky ein Geschäft?<br />
25
Analyse<br />
Seite 9, Panel 5<br />
Bei dem Zug, den man fast nur als Silhouette sieht,<br />
handelt es sich um Casey Junior aus dem Film<br />
„Dumbo“ (1941).<br />
Der Schaffner davor ähnelt dem Schaffner aus<br />
Gottfredsons "Micky und der königliche<br />
Doppelgänger" (9.8.37 bis 5.2.38), hier trägt er<br />
allerdings keine Brille.<br />
Seite 10, Panel 3-4<br />
Später sieht man ihn etwas besser, aber hier ist<br />
Donald Duck auf seinem Hausboot zu sehen, beides<br />
aus dem Kurzfilm „The wise little Hen“ („Die kluge<br />
kleine Henne“, 1934). Erst ab „Self Control“ (1938)<br />
sieht man Donald in seinem eigenen Haus.<br />
Seite 11, Panel 1<br />
Das Symbol auf dem „Shooting Star Building“ ist gar<br />
keine Sternschnuppe. Eine Sternschnuppe fällt von<br />
oben nach unten, hier ist der Schweif aber unter dem<br />
Stern.<br />
Seite 12, Panel 2<br />
William Shakespeare muss wahrscheinlich nicht<br />
explizit vorgestellt werden. Als Klassiker wird er noch<br />
immer in amerikanischen Schulen unterrichtet und<br />
muss oft als Beispiel für Kultur herhalten.<br />
So auch, als Walt Disney sich die Namen der Zwerge<br />
in „Schneewittchen“ (1937) ausdenken musste. Neben<br />
zeitlosen Namen wie Sleepy (in Deutschen Schlafmütz)<br />
und Grumpy (Brummbär) würde ein Name wie Dopey<br />
(Seppl) negativ auffallen würde. Das Wort sei zu<br />
Dreißiger, bekam Disney zu hören, doch dieser hatte<br />
den perfekten Grund, den Namen dennoch zu<br />
verwenden: Immerhin habe schon William<br />
Shakespeare den Begriff verwendet, und was gut<br />
genug für Shakespeare ist, ist auch gut genug für<br />
Disney!<br />
Keiner recherchierte diese Aussage, und so schaffte es<br />
Dopey ins Kino. Dabei hat Shakespeare nie „dopey“<br />
in seinen Werken verwendet.<br />
Aber Gerüchte über Shakespeare sind Micky sicher<br />
nichts neues, wenn er glaubt, dass er immer saubere<br />
Hände beim Schreiben seiner Stücke hatte.<br />
Seite 14, Panel 1<br />
Die Bücher vor Goofys Second-Hand-Buchladen<br />
spielen an zahlreiche frühe Disney-Filme an. „Alice's<br />
Adventures in Wonderland“ kam 1951 als „Alice im<br />
Wunderland“ ins Kino. „Peter Pan in Kensington<br />
Gardens“ ist eigentlich nur ein Kapitel in James<br />
Matthew Barries „The Little White Bird“, Peter Pan<br />
flog jedenfalls 1953 über die große Leinwand. Rechts<br />
daneben liegt „The Sleeping Beauty“, 1959 als<br />
Dornröschen verfilmt, und daneben „Pinocchio“,<br />
Disneys zweiter spielfilmlange Zeichentrickfilm, aus<br />
dem Jahr 1940. Dahinter ist noch „Cinderella“ (1950)<br />
und Disneys erster spielfilmlanger Zeichentrickfilm<br />
„Snow White“ (1937).<br />
Seite 16, Panel 3<br />
Beim Boot rechts handelt es sich um das Bötchen Toot<br />
aus „Musik, Tanz und Rhythmus“ (1948). Wenn man<br />
die Soundwörter über dem Boot beachtet, kommt man<br />
sicher schnell drauf, wie das Boot zu seinem Namen<br />
kam.<br />
Seite 11, Panel 4<br />
Der Big Boss sieht aus wie Inspektor Issel, was<br />
wahrscheinlich nur ein Verweis auf die Intelligenz und<br />
Kompetenz des Polizisten sein soll.<br />
Issel wurde 1938 von Floyd Gottfreson erfunden im<br />
Zeitungsstrip "Die Klempner-Bande" (2.7. bis<br />
10.12.38)<br />
26
Analyse<br />
Seite 17, Panel 4<br />
Das Pärchen gegenüber von Micky hielt ich zuerst für<br />
Walt und Lillian Disney, aber Walt trug nur selten<br />
eine Fliege und nie eine Brille.<br />
Seite 17, Panel 5-6<br />
Ob Dante, Proust und Shakespeare saubere Hände<br />
beim Verfassen ihrer Werke hatten, konnte ich nicht<br />
herausfinden, aber es gilt zu bezweifeln.<br />
Seite 20, Panel 2<br />
Donald benutzt ein Gewehr, was für die damalige Zeit<br />
nichts allzu ungewöhnliches für eine Zeichentrick-<br />
Figur ist, gerade für eine so gewaltbereite wie Donald<br />
selbst.<br />
Seite 21, Panel 1<br />
Micky bezeichnet seine mysteriöse Waggon-Partnerin<br />
als „Dornröschen“, vermutlich inspiriert von Goofys<br />
Bücher zweiter Hand. Der englische Titel „Sleeping<br />
Beauty“ wäre vermutlich charmanter gewesen!<br />
Seite 22, Panel 3<br />
Die Szenen aus Mickys Traum sind aus Disneys<br />
Cartoon „Flowers and trees“ (1932), der als erster<br />
Film den Oscar in der Kategorie „bester animierter<br />
Kurzfilm“ gewann. Das Lied ist hingegen nicht im<br />
Cartoon zu hören.<br />
Jedenfalls bis 2006, als Disney-CEO Bob Iger mit<br />
NBC-Universal die Rechte zurück erlangte im Tausch<br />
gegen die vorzeitige Befreiung vom Vertrags mit<br />
Sportmoderator Al Michaels, der nun von NBC<br />
übernommen wurde. So konnte Oswald in beiden<br />
„Micky Epic“-Videospielen auftreten und die Oswald-<br />
Cartoons von 1927 und -28 konnten vom Disney-<br />
Konzern veröffentlicht werden.<br />
Seite 32, Panel 4<br />
Die Zeitung meldet „We'll not have any more<br />
Wallstreet crashes in our time“, was etwas sehr<br />
optimistisch war.<br />
Seite 32, Panel 5<br />
Kater Karlo ist eine der wenigen noch verwendeten<br />
Disney-Figuren, die noch älter sind als Micky selbst.<br />
Obwohl Micky das erste Mal im Cartoon „The<br />
Gallopin' Gaucho“ (1928) auf Karlo traf, hatte dieser<br />
vorher schon Begegnungen mit Alice in den „Alice<br />
Comedies“ (1923-1927).<br />
Seite 36, Panel 1<br />
Die Hundedame Dolly ist mir nicht bekannt. Sie ist<br />
weder Minnies Hund Fifi (erfunden von Floyd<br />
Gottfredson als Minnies Hund) noch Dinah (Plutos<br />
Freundin in Cartoons ab "The Sleepwalker", 1942).<br />
Optisch ähnelt sie am ehesten Peggy aus „Susi und<br />
Strolch“ (1955).<br />
Chirpy Chick sieht vor allem gegen Ende der<br />
Geschichte auf Seite 63 und 64 aus wie die Sängerin<br />
Clara Cluck.<br />
Seite 31, Panel 4<br />
Oswald, der lustige Hase, gilt heute als Vorgänger von<br />
Micky Maus.<br />
Walt Disney und sein Team entwickelten die Figur<br />
1927 für Universal Pictures-Produzenten Charles<br />
Mintz und George Winkler und handelte einen Vertrag<br />
über 24 Cartoons mit dem Hasen aus. Ein Jahr später<br />
wollte Disney den Vertrag verlängern, doch Mintz und<br />
Disney konnten sich nicht über die Bezahlung einigen.<br />
Da Oswalds Rechte zu Universal gehörten, konnte<br />
Disney die Figur nicht mehr verwenden.<br />
Seite 37, Panel 3<br />
Die Promis von gestern sind heute nicht immer noch<br />
ein Begriff.<br />
Rudolph Valentino ist nur ein Jahr vor der Handlung<br />
des Comics gestorben. Als Latin Lover und einem der<br />
ersten Sex-Symbole Hollywoods, seine bekanntesten<br />
Filme sind „Die vier Reiter der Apokalypse“ (1921)<br />
und „Der Scheich“ (1921).<br />
Buster Keaton war als Stummfilm-Star bekannt, der<br />
mit ernster Miene gewaltige Slapstick-Stunts<br />
ausführte. Dasselbe Pokerface bewahrt er auch in<br />
seinem Gastauftritt im Micky-Cartoon „Mickey's Gala<br />
Premier“ (1933). Als Drehbuchautor für die Marx-<br />
Brothers und mit seiner eigenen Show wusste er auch<br />
lange nach Beginn des Tonfilms zu begeistern.<br />
Charlie Chaplin ist in seiner Rolle als „Tramp“ auch<br />
heute noch bekannt und war einer der wichtigsten<br />
Inspirationen für den Charakter von Micky Maus in<br />
den ersten Cartoons. „Alle meine Filme bauen auf der<br />
Idee auf, mich in Schwierigkeiten zu bringen, damit<br />
ich mich nachher verzweifelt ernsthaft darum bemühen<br />
kann, als normaler kleiner Gentleman aufzutreten“, so<br />
27
Analyse<br />
Chaplin über seine Rolle. Während der Handlung von<br />
„Eine geheimnisvolle Melodie“ (1927) ließ sich<br />
Chaplin von Lita Grey scheiden, mit der er zwei<br />
Kinder hatte. 1933 schmuggelt sich eine Chaplin-<br />
Karrikatur in „Mickey's Gala Premier“ und amüsiert<br />
sich dort königlich. Was sich im selben Cartoon als<br />
Traum entpuppt, scheint 1936 Realität zu werden: Da<br />
spielte „Mickey's Polo Team“ gegen Chaplin und<br />
andere Prominente. Disney war ein großer Fan von<br />
Charlie Chaplin und ließ zum Beispiel 1931 in<br />
„Mickey's Orphans“ ein Katzenbaby seine<br />
Zuckerstange schwingen lassen wie Chaplin seinen<br />
Stock schwang. In „Santa's Workshop“ (1932) ließ er<br />
einen Spielzeug-Tramp vor einem Polizisten<br />
davonlaufen, Micky selbst imitiert seinen „Tramp“ in<br />
„Mickey plays Papa“ (1934), um ein Findelkind zu<br />
erheitern - erfolglos. Und 1936 imitierte schließlich<br />
ein Seehund Chaplin in „Mickey's Circus“. Disney<br />
selbst traf 1933 auf Chaplin, den er selbst schon seit<br />
Kindertagen an imitierte.<br />
Die Königin von England war zu der Zeit übrigens<br />
Königin Maria von Teck (engl. Mary of Teck) als<br />
Gattin von König Georg dem Fünften. Anders als die<br />
anderen aufgezählten Prominenten ist sie kein<br />
Schauspieler.<br />
Seite 45, Panel 2<br />
Franz Gans wurde 1937 von Carl Barks und Jack<br />
Hannah für den nicht entstandenen Cartoon „Interior<br />
Decorators“ erdacht, musste aber zwei Jahre warten,<br />
bis er in „Donald's Cousin Gus“ (1939) seine<br />
Trickfilm-Premiere haben durfte.<br />
Vorher durfte Franz in Al Taliaferros Donald-<br />
Zeitungsstrips auftreten, zuerst als Foto an der Wand<br />
(6.4.38) und dann schließlich in Person (9.5.38).<br />
Seite 51, Panel 4<br />
Für jemanden im Jahr 1927 ist es nicht allzu<br />
ungewöhnlich, den Kaiser von Japan im Hinterkopf zu<br />
haben, immerhin ist ein Jahr zuvor Hirohito zum<br />
Regenten Japans geworden.<br />
Seite 51 Panel 7<br />
Für für ein einziges Bild verwandeln sich Mickys<br />
Knopfaugen in seine späteren Augen mit Iris und<br />
Sclera.<br />
Seite 55, Panel 6<br />
Micky rasiert sich. Das ist ein seltener Anblick,<br />
passiert aber auch in den Zeitungsstrips von Floyd<br />
Gottfredson, zum Beispiel in „Micky als Boxer“ (26.2.<br />
bis 29.4.31).<br />
Seite 44, Panel 4<br />
„Wir machen jetzt Tonfilm“, kündigt der Big Boss an.<br />
Mit Tonfilm wurde schon 1922 experimentiert, aber<br />
erst der Film „The Jazz Singer“ (1927) brachte den<br />
notwendigen Erfolg, um den Tonfilm die Zukunft zu<br />
ebnen. Also ganz zufällig genau das Jahr, in dem<br />
„Eine geheimnisvolle Melodie“ spielt.<br />
Ein Jahr später entstand mit „Steamboat Willie“ der<br />
erste erfolgreiche vertonte Cartoon und ebnete den<br />
Weg für Walt Disney und Micky Maus.<br />
Seite 57, Panel 2<br />
Minnie spielt Klavier, so wie auch im Cartoon „When<br />
the Cat's Away“ (1929) und „The Gorilla Mystery“<br />
(19<strong>30</strong>).<br />
Vermutlich beherrscht sie auch die anderen<br />
Instrumente in ihrem Haus: In „Steamboat Willie“<br />
(1928) ist immerhin auch eine Gitarre in ihrem<br />
Gepäck.<br />
28
Analyse<br />
Seite 64, Panel 5<br />
Eine Micky-Geschichte, die mit einem Festmahl mit<br />
allen Freunden endet, ist in den Zeitungsstrips von<br />
Gottfredson ein alter Hut. Vier Beispiele wären die<br />
Story „Micky gegen Ratzo“ (22.9. bis 29.12.<strong>30</strong>),<br />
„Micky und Minnie im Wilden Westen“ (<strong>30</strong>.4. bis<br />
28.7.34), „Der magische Stern“ (15.10. bis 29.12.34)<br />
und „Klarabellas Tresor“ (3.6. bis 28.9.35).<br />
Seite 59<br />
Die Blumen erinnern stark an „Alice im Wunderland“<br />
(1951), vor allem die mit Gesichtern im ersten Panel.<br />
Seite 64, Panel 7<br />
Der Rahmen von „The End“ entspricht dem Abspann<br />
früherer Micky-Cartoons, der schon seit dem ersten<br />
Micky-Cartoon „Plane Crazy“ (1928) verwendet<br />
wurde.<br />
29
Interview mit Fabian Erlinghäuser<br />
VON FLOYD MONEYSAC<br />
Lieber Fabian,<br />
Wie bekommen Sie Ihre Plots? Können Sie sich die<br />
einfach aussuchen, oder sagt jemand von Egmont,<br />
welche Geschichte zu Papier bringen sollen?<br />
Aussuchen kann ich mir die Geschichten eigentlich<br />
nicht. Die Leute von Egmont schicken mir eine<br />
Geschichte, die schon geschrieben wurde. Ich habe<br />
aber viele Freiheiten und kann visuell alles alleine<br />
entscheiden. Natürlich schaut Egmont am Ende<br />
nochmal drauf und manchmal muss ich auch noch<br />
etwas ändern. Aber generell habe ich da viele<br />
Freiheiten, solange es immer acht Bilder pro Seite<br />
sind.<br />
Werden Sie auch mal selbst die Ideen für Ihre<br />
Geschichten entwickeln?<br />
Vielleicht irgendwann einmal. Das ist eine gute Idee.<br />
Aber momentan konzentriere ich mich erst mal aufs<br />
zeichnen.<br />
Welche anderen Autoren und Zeichner haben Sie<br />
geprägt? Welche bewundern Sie? Ich habe gehört,<br />
dass Sie – wie fast jeder Leser/Zeichner – Carl Barks<br />
sehr bewundern, aber auch Daniel Branca. Mögen<br />
Sie auch Geschichten von Don Rosa, der meiner<br />
Meinung nach großartige Comics gezeichnet und<br />
geschrieben hat? Und wie gefallen Ihnen die<br />
Geschichten der Italiener wie zum Beispiel Romano<br />
Scarpa oder Giorgio Cavazzano?<br />
Die Barks-Geschichten sind einfach so interessant<br />
geschrieben. Zum Beispiel die Geschichte im Land der<br />
viereckigen Eier ist einfach genial. Aber ich mag auch<br />
sehr das Entenhausen, das Vicar so zeichnet. Branca<br />
ist meiner Meinung nach vielleicht der beste<br />
Entenzeichner, einfach vom Talent her. Wie er so mit<br />
dem Design spielt und es so beherrscht, ist einfach<br />
bewundernswert.<br />
Don Rosa hat viele Fans und ich finde gut, dass er<br />
eigene Geschichten schreibt, aber ich persönlich mag<br />
andere Zeichner lieber:<br />
Von den Italienern gefallen mir ein paar auch sehr<br />
gut. Ich habe sehr viele Geschichten von Romano<br />
Scarpa gelesen und mag seinen Stil ziemlich gerne.<br />
Cavazzano ist auch gut, aber mittlerweile gibt es<br />
soviele Zeichner, die alle wie Cavazzano zeichen<br />
wollen.<br />
Ich würde mich sehr über einen Micky-Maus-Comic<br />
von Ihnen freuen. Allerdings hörte ich, dass Sie<br />
Micky nicht so mögen. Was gefällt Ihnen an Micky<br />
nicht? Dass er nie Fehler macht, anders als Donald?<br />
Da hast du Recht – Micky ist so perfekt. Am<br />
spannendsten finde ich aber Figuren, die Fehler<br />
machen: Homer Simpson, Donald, solche Figuren sind<br />
charakterlich nicht perfekt, aber gerade deswegen<br />
finde ich sie interessant. Aber es gibt natürlich eine<br />
Menge guter Micky-Geschichten und Mickyzeichner,<br />
klar. Nur mich selbst reizt es momentan noch nicht,<br />
ihn zu zeichnen. Aber das kommt vielleicht noch.<br />
Ich glaube, Sie kennen Floyd Gottfredson – gefallen<br />
Ihnen wenigstes seine Strips?<br />
Ja, Gottfredson ist super, und seine Strips lese ich<br />
auch sehr gerne.<br />
Wer ist Ihre Lieblingsfigur im Duck-Universum und<br />
warum? Wahrscheinlich Donald, oder?<br />
Die Bösewichte sind oft interessant. Moneysac zum<br />
Beispiel ist eine tolle Figur. Ich mag auch ganz gern<br />
Daniel Düsentrieb. Und Gundel Gaukeley! Ich habe<br />
vor ein par Monaten eine Geschichte mit ihr<br />
gezeichnet, die Figur finde ich sehr interessant. Aber<br />
auch Goofy! Am liebsten aber Donald, weil er einfach<br />
so viele verschiedene Facetten hat.<br />
Seit wann sind Sie Fan der Duck-Comics? Schon seit<br />
Ihrer Kindheit? War es schon immer Ihr<br />
Traumberuf, Comiczeichner werden?<br />
Da hast du Recht, ich habe mit Comics Lesen gelernt<br />
und wollte das dann auch als Beruf machen. Das war<br />
mein Traumberuf und ist auch, glaube ich, das einzige<br />
(neben Trickfilm), was ich 100% machen will und<br />
kann In anderen Berufen hätte ich vielleicht mehr<br />
Probleme!<br />
Viele Grüße,<br />
Floyd Moneysac<br />
Vielen Dank für deine Fragen, Floyd.<br />
Fabian (39 Jahre)<br />
<strong>30</strong>
Rezension<br />
„Das Geheimnis der Silberleuchter“<br />
VON MAX IMPROVING<br />
Den meisten ist Victor Hugos „Die Elenden“ als der<br />
weltweite Musical-Erfolg „Les Miserables“ bekannt<br />
und viele haben wohl mittlerweile vergessen, dass es<br />
durchaus eine literarische Vorlage gibt, die von Fans<br />
liebevoll aufgrund ihrer Länge „The Brick“ genannt<br />
wird.<br />
Nicht so aber die Lustige-Taschenbuch-Geschichte<br />
„Das Geheimnis der Silberleuchter“, die sich diesen<br />
Ziegelstein zum Vorbild genommen hat und ihn<br />
stellenweise tatsächlich nur so weit behauen hat, wie<br />
es eine Comicadaption im Entenhausener Stil nötig<br />
hat.<br />
Die Geschichte geht mit Donalds Neffen los, die<br />
entsetzlich schreien und jammern, da sie nicht den<br />
ersten Teil der Verfilmung „Die Elenden“ im<br />
Fernsehen sehen können (wohl die Adaption von 1982,<br />
die 1984 als Zweiteiler unter dem Namen „Die Legion<br />
der Verdammten“ im ZDF übertragen wurde). Zum<br />
Glück schneit Onkel Dagobert herein, auf der Flucht<br />
vor dem Steuerfahnder, der ihm ganze 5 Taler<br />
Sondersteuer abknöpfen will (oh Schreck!) und<br />
eröffnet, dass sein Vorfahre als Inspiration für Victor<br />
Hugo gedient hat. Und so startet die Geschichte von<br />
Jean Dagojean (im Original Jean Valjean), die Onkel<br />
Dagobert schillernd zum Besten gibt.<br />
Die erste große Änderung zum Original ist der Start<br />
1815 in Waterloo. Zwar ist dieses Datum auch das<br />
chronologisch erste im Roman, jedoch startet der<br />
Roman selber bei Bischof Myriel und weit weg von<br />
dem, selbst für den gewillten Leser, 60+ Seiten<br />
Martyriums das Waterloo bildet. Was dabei besonders<br />
gefällt, ist, dass Hugos Grundgedanke, dass Waterloo<br />
für den Umbruch im 19. Jahrhundert gesorgt hat, auf<br />
genau ein Panel und eine Sprechblase reduziert<br />
wurde.<br />
Daraufhin lernen wir Monsieur Thénardier kennen,<br />
der im Comic von Kater Karlo verkörpert wird. Er<br />
wird als verschlagener, prahlender Gauner<br />
beschrieben, was den Thénardier des Buches zwar<br />
noch verharmlost, aber ansonsten perfekt<br />
zusammenfasst. Ebenfalls wird Madame „Trudy“<br />
Thénardier vorgestellt, die mit ihrem Mann in der<br />
Spelunke arbeitet. Ihre Kinder (zwei Töchter, perfekt<br />
übernommen, denn auch im Buch haben die<br />
Thénardiers zwei Töchter, Azelma und Eponine. Hier<br />
haben sie allerdings keine Namen und spielen keine<br />
weitere große Rolle) verweigern die Mitarbeit im<br />
Haushalt und so schickt Madame Thénardier die<br />
kleine Cosette los, um Wasser für die Gäste zu holen.<br />
Cosette wird mit Besen und Eimer gezeigt, verarmt,<br />
weinend. Ihr erstes Auftreten ist schon fast ikonisch,<br />
wenn man bedenkt, dass das bekannteste Bild, dass<br />
man mit Les Miserables verbindet die kleine Cosette in<br />
Lumpen und mit Besen ist.<br />
Der nächste große Unterschied kommt nun vor:<br />
Cosette wurde von den Thénardiers lediglich<br />
"gefunden". Im Roman übergibt ihrer Mutter Fantine<br />
sie den Thénardiers zur „Pflege“, da sie als<br />
unverheiratete Frau mit Kind keine Anstellung<br />
bekommen würde. Monsieur Thénardier presst<br />
Fantine über die Zeit bis auf den letzten Sous aus,<br />
sodass sie sie nach der Veräußerung ihrer<br />
Habseligkeiten, ihrer Haare und vorderen<br />
Schneidezähne sich der Prostition zuwenden muss, um<br />
die Raten an Thénardier noch bezahlen zu können.<br />
Wieso diese äußerst dramatische Begebenheit<br />
herausgeschnitten wurde, ist in Anbetracht des<br />
eigentlichen Zielpublikums, nämlich Kinder, durchaus<br />
klar. Andere Adaptionen taten sich auch schon immer<br />
schwer mit der „Problematik“ eine Prostituierte<br />
sympathisch, gar bemitleidenswert darzustellen.<br />
Dementsprechend ist die Entscheidung Fantine<br />
schlichteweg weg zu lassen durchaus verständlich.<br />
Zum Problem, das sich daraus ergibt – nämlich die<br />
31
Rezension<br />
Motivation Dagojeans in Bezug auf Cosette – jedoch<br />
später mehr.<br />
Szenenwechsel:<br />
Dagojean schleicht im Wald umher und versteckt<br />
einen Schatz. Interessanterweise „obgleich er<br />
niemanden fürchtete“ – ganz im Gegensatz zu seinem<br />
Buch-Alter-Ego Valjean, der durchaus während der<br />
ganzen Geschichte über eine gewisse Paranoia im<br />
Nacken verfügt. Nachdem er sein Werk vollbracht hat,<br />
ist er schon gedanklich auf der Suche nach einer<br />
Bleibe für die Nacht, da findet er die singende,<br />
eimerschleppende Cosette (wahrscheinlich eine<br />
direkte Anspielung an das Musical, wo es sogar ein<br />
extra Musikstück gibt für die Begegnung von Cosette<br />
und Valjean) und bietet ihr an den Eimer zu tragen im<br />
Gegenzug dafür, dass sie ihn zur Schänke führt. Dort<br />
angekommen sieht er, wie schlecht Cosette behandelt<br />
wird und empört sich innerlich darüber. Thénardier<br />
fragt – ganz der schleimende Wirt –, was er alles<br />
bräuchte und Dagojean verlangt nach Essen, Lager<br />
und Kutsche mit Pferd, da er am nächsten Tag nach<br />
Paris weiter müsse.<br />
Da diese Wünsche natürlich nicht günstig sind,<br />
wundert sich Thénardier über die zerschlissene<br />
Kleidung von Dagojean und plant ihn auszurauben.<br />
Ein Schlafmittel soll helfen. Cosette bekommt den Plan<br />
der beiden Thénardiers allerdings mit und warnt<br />
Dagojean nichts von dem versetzten Getränk zu sich<br />
zu nehmen. Beide begeben sich zu Bett und die<br />
Thénardiers finden nur noch ein leeres Bett vor mit<br />
genug Geld für Kutsche, Pferd und Longee.<br />
Dagojean flieht mit der Kutsche und muss zu seinem<br />
ersten Entsetzen feststellen, dass Cosette sich mit in<br />
die Kutsche geschlichen hat. Sie hat beschlossen, dass<br />
Dagojean eine Tochter braucht. Glücklich ist er über<br />
diese Tatsache nicht, fügt sich aber.<br />
Wie schon vorher erwähnt, wirft das Fehlen von<br />
Fantine ein großes Problem auf: Dagojeans<br />
Motivation überhaupt Cosette mitzunehmen. Valjean<br />
verspricht der sterbenden Fantine im Roman, sich um<br />
ihre Tochter zu kümmern. Dieses Versprechen gibt es<br />
nicht und der Leser, der noch hoffnungsvoll dachte,<br />
Dagojean möchte der kleinen Cosette aus Mitleid und<br />
Güte helfen, irrt sich leider… es war Cosettes List, die<br />
sie rettet vor einem noch längeren Leben unter den<br />
Thénardiers. Und obwohl sie Dagojean sogar vor den<br />
Machenschaften der Thénardiers gewarnt hat, muss<br />
sie selber für ihr Glück sorgen. Zwar sehr emanzipiert,<br />
aber nicht gerade im Sinne des Originals. Noch dazu<br />
wirft es ein sehr unsympathisches Licht auf Dagojean.<br />
Vor allem, wenn er sich darüber beschwert, wie arm<br />
dran er doch wäre, wo er doch nur wenige Stunden<br />
zuvor den kleinen gequälten Wurm gesehen hat. Man<br />
wundert sich fast, warum er Cosette nicht hochkant<br />
vom Wagen wirft, und zwar nicht nur wegen seiner<br />
"anderen Problemen".<br />
Ein neuer Charakter taucht derweil bei den<br />
Thénardiers auf. Javert, der unerbittliche Inspektor ist<br />
auf der Suche nach Dagojean. Er erhält auch Auskunft<br />
von den gaunerischen Gastwirten und kann somit die<br />
Verfolgung aufnehmen.<br />
Da sich natürlich nicht nur der Leser fragt, was<br />
Dagojeans wohl Schlimmes verbrochen hat, fragen<br />
Tick, Trick und Track ihren Onkel Dagobert, was<br />
Dagojean ausgefressen hat. Dagobert erklärt dies nur<br />
zu gern in einer Rückblende – übrigens auch eine<br />
Parallele zum Roman, denn viele Begebenheiten<br />
werden in plötzlichen Rückblenden erläutert, so<br />
plötzlich oder so spät, dass man sich teilweise<br />
wundert, was gewisse Kapitel einem sagen wollten.<br />
Daher ist die leicht verwirrende Erzählweise der<br />
chronologischen Ereignisse durchaus im Stil und<br />
Sinne Hugos.<br />
Dagojeans Verbrechen bestand darin, ein Brot<br />
gestohlen zu haben, ganz wie seine Romanvorlage<br />
Valjean. Der Unterschied besteht nur darin, dass<br />
Dagojean das Brot für sich gestohlen hat und nicht<br />
wie Valjean für die hungernden Kinder seiner<br />
Schwester, um die er sich kümmern musste. Zu<br />
Gefängnis wurden beide verurteilt. Wo Dagojean<br />
jedoch lediglich zwei Jahre absitzen muss, hat Valjean<br />
fünf Jahre aufgebrummt bekommen. Und obwohl<br />
Dagojean eigentlich nur zwei Jahre hinter<br />
schwedischen Gardinen sitzen musste, unternahm er<br />
mehrere Fluchtversuche, ausgelöst durch seine<br />
Nervosität und damit Bewegungsdrang. Über viele<br />
Jahre häuft Dagojean so einen beachtlichen Rekord in<br />
Fluchtversuchen an, die jedes Mal von Inspektor<br />
Javert vereitelt wurden. Zwar versuchte auch Valjean<br />
zu fliehen, jedoch waren seine Fluchtversuche relativ<br />
32
Rezension<br />
überschaubar, seine dadurch verlängerte<br />
Gefängnisstrafe auf 19 Jahren umso bemerkenswerter.<br />
Im Gegensatz zu Dagojean, der bei einem<br />
Gefangenentransport über See fliehen kann und für tot<br />
gehalten wird, wird Valjean nach der abgesessenen<br />
Strafe frei gelassen, jedoch nur auf Bewährung, die<br />
auch eine ständige Rückmeldung erfordert. Nun ist<br />
auch klar, warum Dagojean soviel besser abtauchen<br />
konnte, als Valjean selber. Nach einem Toten sucht<br />
man nicht, nach einem ehemaligen Insassen, der nicht<br />
zum Abstempeln kam, schon.<br />
Nach seiner erfolgreichen Flucht stiehlt Dagojean<br />
einer Vogelscheuche ein paar Kleider, um seine<br />
Gefängniskluft loszuwerden und versucht ehrliche<br />
Arbeit zu finden, wird allerdings überall abgewiesen.<br />
Ähnlich erging es auch Valjean, der zwar ehrlich und<br />
hart arbeitete, jedoch durch seinen gelben Ausweis,<br />
der ihn als ehemaligen Gefangenen brandmarkte, in<br />
der Behandlung und der Bezahlung diskriminiert<br />
wurde.<br />
In seiner Verzweiflung erscheint Dagojean dann ein<br />
wohlgesinnter Herr, Monsieur Myriel, der ihn zu sich<br />
nach Hause einlädt, zum Speisen und Schlafen.<br />
Auffällig dabei ist, dass es sich hier „nur“ um<br />
Monsieur Myriel handelt und nicht wie im Roman um<br />
den Bischhof Myriel. Die Tatsache, dass auf die<br />
religiöse Komponente verzichtet wurde, wo sie ein<br />
zentrales Thema des Romans ist, leuchtet allerdings<br />
wieder ein.<br />
nach dieser schicksalshaften Begegnung ergangen ist:<br />
Er verkauft das Silber, außer natürlich die Leuchter,<br />
um das Startkapital für einen Textilbetrieb zu haben,<br />
die er unter dem Pseudonym Monsieur Madeleine<br />
leitet. Durch seinen tüchtigen Geschäftssinn kommt er<br />
schnell an mehr Geld und stiftet so auch dem kleinen<br />
Städtchen ein Krankenhaus. Durch seine Verdienste<br />
wird er zum Bürgermeister gewählt und wiederum tief<br />
gerührt nimmt Dagojean die Wahl an.<br />
Die Paralle zu Valjean ist hier besonders deutlich.<br />
Auch er verkaufte das Silber, nahm das Alias<br />
Monsieur Madeline an und gründete dann auch eine<br />
Fabrik. Allerdings eine, die eine neue Methode zur<br />
Gewinnung von schwarzen Glas für Rosenkränze<br />
benutzt. Diese Methode konnte sich Valjean in seiner<br />
Gefängniszeit aneignen und nutzt so sein erworbenes<br />
Wissen klug um das Städtchen zu Wohlstand zu führen.<br />
Auch er soll Bürgermeister werden, jedoch stimmt<br />
Madeleine erst beim dritten Mal zu das Städtchen als<br />
Bürgermeister zu leiten, nicht aus Bescheidenheit wie<br />
von den Bewohnern angenommen, sondern aus Angst<br />
enttarnt zu werden.<br />
Durchaus gleich sind Dagojeans und Valjeans Taten<br />
nachdem sie aufgenommen wurden. Sie speisen,<br />
schlafen bei Myriel und stehlen dann in der Nacht das<br />
kostbare Silberbesteck. Beide werden gefasst und<br />
prompt zurückgeschliffen zum Bestohlenen, der dann<br />
eine unglaubliche Behauptung aufstellt, nämlich, dass<br />
er das Silber verschenkt hätte und sogar noch die<br />
kostbaren Silberleuchter mitgibt. Der einzige kleine<br />
Unterschied ist, dass Valjean diese Geschichte selber<br />
behauptet hat und sie nur vom Bischhof unabhängig<br />
bestätigt wird, während Monsieur Myriel der alleinige<br />
Erfinder dieser Geschichte ist.<br />
Fassungslos fragt Dagojean, warum Myriel das getan<br />
hat, worauf er antwortet, dass er Vertrauen in ihm<br />
hätte. Gerührt schwört Dagojean unter Tränen, dass<br />
er ein neues Leben beginnen wird und deklariert kurz<br />
darauf die Silberleuchter zu seinem Schatz und als<br />
„Symbol menschlicher Güte“. Die wortwörtliche<br />
Absicht Hugos mit dem Motiv der Silberleuchter so<br />
deutlich ausgeschrieben zu sehen, freut und belustigt<br />
zugleich, da damit eines der Leitmotive des Buches<br />
kurz, prägnant und passend zusammengefasst wird.<br />
Ein kleiner Zeitsprung offenbart, wie es Dagojean<br />
Für Dagojean läuft es also gut, bis zu dem Tag an dem<br />
sich der neue Inspektor vorstellt – kein anderer als<br />
Javert, der Madeleine auch sofort verdächtigt der tot<br />
geglaubte Dagojean zu sein.<br />
Dagojean beschließt daraufhin seine ehrlich<br />
verdienten Gewinne und die geschenkten<br />
Silberleuchter in Sicherheit zu bringen und flieht aus<br />
der Stadt, um ein Versteck für sie zu finden. Und in<br />
dem Wald, in dem er ein sicheres Versteck gefunden<br />
hat, trifft er dann auf Cosette. Durch sein<br />
Verschwinden ist Javert dann sicher, dass es<br />
Dagojean sein muss und nimmt die Verfolgung auf.<br />
33
Rezension<br />
Die Umstände von Valjeans Entdeckung sind um<br />
Einiges komplizierter. Zwar hat auch hier Javert den<br />
Verdacht, Valjean vor sich zu haben, geht aber erst<br />
darauf ein, nachdem Madeleine seine Stellung als<br />
Bürgermeister genutzt hat, um die Prostituierte<br />
Fantine vor der Gefängniszelle zu bewahren. Javert<br />
formuliert einen Brief nach Paris in dem er Madeleine<br />
beschuldigt Valjean zu sein. Die Antwort aus Paris<br />
folgt prompt: Man hätte den wahren Valjean<br />
gefunden, der nun vor Gericht gestellt werden solle.<br />
Valjean erfährt hiervon und obwohl er es nicht<br />
wirklich will, macht er sich auf den Weg um den<br />
fälschlich Angeklagten zu entlasten. Madeleine gibt<br />
vor dem Gericht selber zu, Valjean zu sein, bekräftigt<br />
es sogar mit Beweisen und als er zurück bei der<br />
sterbenden Fantine ist, stellt Javert ihn, sperrt ihn<br />
sogar ein, doch gelingt ihm die Flucht und die<br />
Weiterreise um Cosette abzuholen.<br />
Nun wissen wir, wie Dagojean genau in den Wald<br />
gekommen ist, in dem die kleine Cosette unterwegs<br />
war. Bemerkenswert bei dieser Origin ist, dass die<br />
Orte absolut identisch mit denen im Roman sind.<br />
Valjean ist Madeleine in Montreuil-sur-Mer und trifft<br />
Cosette im Wald von Montfermeil und bei seiner<br />
Flucht versteckt auch er sein Hab und Gut in eben<br />
besagten Wald.<br />
Kommen wir aber wieder zurück zu der eigentlichen<br />
Geschichte.<br />
Bei den Thénardiers: Thénardier möchte gerade mit<br />
seiner Lebensgeschichte prahlen, da spricht ihn eine<br />
Gestalt an. Eine neue Figur tritt auf, nämlich<br />
„Canard, Sekretär Napoleons“. Es kommt nun heraus,<br />
dass die Silberleuchter eigentlich zum Privatschatz<br />
Napoleons gehörten, die Canard zwar bei der Schlacht<br />
um Waterloo versuchte zu schützen, allerdings<br />
vergeblich, da Thénardier sie stehlen und danach<br />
veräußern konnte. Mit dem gewonnen Geld eröffnete<br />
er sein Wirtshaus. Monsieur Myriel hatte die<br />
Silberleuchter in einem Trödelladen erstanden und sie,<br />
wie wir ja schon wissen, an Dagojean Jahre später<br />
weitergegeben. Das wäre alles kein Problem, wenn<br />
nicht die Silberleuchter der Schlüssel zu einem Schatz<br />
Karls des Großen wären, auf den Carnard<br />
verständlicherweise scharf ist. Thénardier und<br />
Carnard beschließen, ebenfalls nach Paris zu gehen,<br />
um Dagojean und somit die Leuchter zu finden.<br />
Dieser Handlungsstrang ist definitiv die größte<br />
Abweichung zum Roman und bietet nun die Erklärung,<br />
warum die Geschichte „Das Geheimnis der<br />
Silberleuchter“ heißt. Zwar hat Thénardier auf dem<br />
Schlachtfeld von Waterloo geplündert, jedoch gibt es<br />
im Roman weder Carnard noch die Tatsache, dass die<br />
Silberleuchter einst Napoleon gehört hätten. Etwas,<br />
was Hugo sicherlichlich nicht gefallen hätte, da es<br />
Napoleons Nachfahren waren, die ihn ins Exil<br />
zwangen, wo er dann Les Miserables geschrieben hat.<br />
Für den Abenteuer-Part im LTB ist es aber natürlich<br />
nützlich, hier von der eigentlichen Geschichte<br />
abzuweichen.<br />
Doch wieder zurück zu Dagojean und Cosette. Zur<br />
Tarnung hat sich Dagojean in ein ärmliches Quartier<br />
in Paris eingemietet und denkt dabei über die Zukunft<br />
seiner neuen Verwandtschaft nach, die erstaunlich<br />
schnell zu „Sinn und Zweck“ seines Lebens wurde.<br />
Und seine Sorgen sind berechtigt: Javert, verkleidet<br />
als Bettler, entdeckt die beiden und Dagojean flieht<br />
mit Cosette über die Dächer von Paris, Javert dicht an<br />
seinen Fersen. Als letzte Möglichkeit zur Flucht sieht<br />
Dagojean nur noch das Abwassersystem in Paris. Zum<br />
Glück helfen ihm die Gebrüder Rauhbein, eine Bande,<br />
die in den Kanälen haust, bei der Flucht, sogar ohne<br />
eine geldliche Gegenleistung zu verlangen. Auch<br />
Thénardier und Canard suchen Dagojean, finden ihn<br />
aber nicht.<br />
Manche Fans des Buches und der verschiedenen<br />
Adaptionen würden wohl nun grinsend behaupten,<br />
dass endlich der Hauptcharakter des Buches<br />
aufgetaucht ist – nämlich die Abwasserkanäle in<br />
Paris. Obwohl sie erst um einiges später eine Rolle im<br />
Roman spielen sind sie neben den silbernen<br />
Kerzenleuchter das, was mit der größten Konstanz in<br />
den verschiedenen Adaptionen auftaucht. Wohl der<br />
Tatsache geschuldet, dass – ähnlich wie Waterloo –<br />
die Kapitel, die in der Kloake von Paris spielen, sehr<br />
ausgedehnt sind. Sigmund Freud hätte wahrlich seine<br />
Freude an Hugos fäkalen Ergüssen gehabt.<br />
Ebenfalls auffallend sind die Gebrüder Rauhbein, die<br />
in gewisser Weise die Patron Minette des Romans<br />
wiederspiegeln. Dabei handelt es sich um eine Bande,<br />
die Thénardier in seiner Zeit in Paris anführt. Auch<br />
die Flucht über die Dächer ist ein Bestandteil des<br />
Romans, jedoch endet sie nicht irgendwo, sondern in<br />
einem Pariser Konvent in dem Madeleine und Cosette<br />
Unterschlupf finden und untertauchen können. Aber<br />
auch hier wurde lieber ein Bogen um alles Religiöse<br />
gemacht und Dagojean findet selbst eine passende<br />
unauffällige Bleibe für sich und Cosette.<br />
Nach einem erneuten Zeitsprung lernen wir die nun<br />
erwachsene Cosette kennen, die uns vorgestellt wird<br />
als eine kluge junge Frau, die auf den besten Schulen<br />
in Paris war – im Gegensatz zum Roman, in dem sie<br />
im Konvent ihre Bildung genossen hat – und Dagojean<br />
lebt mittlerweile als Leblanc (das ist auch im Roman<br />
tatsächlich ein Alias von Valjean, zu diesem Zeitpunkt<br />
nennt er sich allerdings Ultime Fauchelevent –<br />
wahrscheinlich etwas schwerer zu lesen und betonen<br />
und deswegen ausgetauscht) in Paris.<br />
34
Rezension<br />
Cosettes Hauptproblem besteht wohl darin, dass sie<br />
sich nicht modisch genug anziehen kann, weil ihr<br />
Ziehvater ein großer Geizhals ist, der aber bei genug<br />
Gejammer nachgibt und wieder einmal von seinem<br />
versteckten Schatz Geld holt, damit sich Cosette neu<br />
einkleiden kann. Dabei träumt sie ständig von ihrem<br />
Märchenprinzen, während Dagojean sich fürchtet<br />
Javert zu begegnen.<br />
Nicht ganz so plump oberflächlich kommt Cosette im<br />
Roman daher: Sie entscheidet sich erst voll in die<br />
Pariser Mode einzusteigen, als sie hört, wie sich zwei<br />
Studenten lästernd über ihr Erscheinungsbild äußern.<br />
Danach blüht sie förmlich auf und auch wenn es nicht<br />
viel tiefgründiger ist, als im Comic ist sie bei weitem<br />
nicht das verwöhnte Klischeemädchen, das schreit und<br />
dann bekommt, was sie will.<br />
Auf den nächsten Seiten tritt nun Donaldius<br />
Pontmercy auf. Beschrieben als definitv kein<br />
Märchenprinz, allerdings immerhin adelig. Adelig,<br />
Dichter und Träumer von Beruf. Schreibenderweise ist<br />
er in dem Park unterwegs, in dem auch Dagojean und<br />
Cosette spazieren gehen und überlegt an einem neuen<br />
Gedicht (die alle Anspielungen auf oder direkte Zitate<br />
von Gedichten bekannter Dichtern sind). Dabei stößt<br />
er mit Dagojean zusammen und Cosette ist direkt hin<br />
und weg von seinem romantischen Gesülze. Jedoch<br />
werden weitere Avancen von Dagojean zunichte<br />
gemacht und sie gehen. Was Donaldius jedoch nicht<br />
aufhält den beiden nach Hause zu folgen, wobei<br />
Dagojean denkt, sie würden von Javert verfolgt<br />
werden.<br />
Mit Donaldius Pontmercy ist das Comicgegenstück zu<br />
Marius Pontmercy in Erscheinung getreten, der zwar<br />
auch adelig und bedingt Träumer, jedoch kein<br />
Dichter, sondern Student ist. Diese Änderung wurde<br />
wahrscheinlich vor allem deswegen gemacht, um die<br />
verschiedenen Gedichtzitate einzubringen, die<br />
durchaus witzig eingebaut sind. Und tatsächlich sieht<br />
auch Marius im Roman seine Angebetete Cosette zum<br />
ersten Mal in einem Park, nur dass sie monatelang<br />
kein Wort wechseln und er sie tatsächlich in bester<br />
Stalkermanier verfolgt, beschattet und beobachtet –<br />
mit dem traurigen Höhepunkt, dass er noch nicht mal<br />
ihren Namen kennt und denkt, das Taschentuch, dass<br />
eigentlich Valjean gehört, ihres sei und sie aufgrund<br />
der Initialen (U.F.) kurzerhand Ursule tauft.<br />
Was beide gleich haben ist ihre Armut und eine<br />
gewisse ungeschickte Art. Und während Donaldius vor<br />
allem arm ist, da er in einer brotlosen Kunst arbeitet,<br />
ist Marius arm, da er sich aufgrund von<br />
Familienangelegenheiten mit seinem Großvater<br />
35
Rezension<br />
verkracht hat und beschlossen hat, ohne seine<br />
finanzielle Unterstützung zu leben.<br />
Der arme Dichter dieser Geschichte lebt also nicht<br />
nur sehr karg, sondern gerade auch sehr unglücklich,<br />
da er denkt, dass er wegen seiner Armut niemals<br />
Cosette haben könnte. An dieser Stelle tauchen<br />
Gavroche und seine Brüder auf, die von ihrer Arbeit<br />
als Schornsteinfeger vorbeikommen. Sie sind Freunde<br />
von Donaldius und bringen ihm sogar Essen, während<br />
sie dem Gejammer des Dichters lauschen. Kurzerhand<br />
versprechen sie ihm einen ordentlichen Anzug zu<br />
besorgen.<br />
Tatsächlich gibt es Gavroche und seine Brüder auch<br />
im Roman. Sie arbeiten zwar nicht als<br />
Schornsteinfeger, sondern verdienen ihr tägliches Brot<br />
mit Gaunereien, aber das tatsächlich die drei Brüder<br />
genommen wurden, um sie geschickt in die Geschichte<br />
einzubauen, ist wirklich clever. Es ist nur etwas<br />
schade, dass die Brüder von Gavroche keine eigenen<br />
Namen mehr bekommen haben, denn die hätte es<br />
durchaus im Roman gegeben und somit wäre man<br />
noch näher am Roman gewesen. Was ausgelassen<br />
wird, ist, dass Gavroche (und seine Brüder, die er im<br />
Buch lediglich von der Straße gesammelt hat und gar<br />
nicht weiß, dass es seine leiblichen Brüder sind)<br />
eigentlich das Kind von Madame und Monsieur<br />
Thénardier sind und er eigentlich noch zwei<br />
Schwestern namens Eponine und Azelma hat, die<br />
ihrem Vater bei seinen betrügerischen Taten helfen.<br />
Eponine verliebt sich im Roman außerdem in Marius,<br />
was zu einem längeren Handlungsstrang führt im<br />
Roman, der aber im LTB sicher sehr bewusst<br />
herausgeschnitten wurde.<br />
Tick, Trick und Track sind erstaunt, dass Gavroche<br />
und seine Brüder arbeiten müssen und Dagobert<br />
erklärt die Umstände der damaligen Zeit in der viele<br />
Menschen unter Armut litten; eine sowohl historische<br />
als auch literarische Parallele.<br />
Dass auch die Thénardiers von Armut betroffen sind,<br />
ist ebenfalls eine direkte Verbindung zum Roman. Sie<br />
haben ihr Wirtshaus verloren, im Comic sogar die<br />
Mitgift der Töchter ausgegeben, im Roman geflohen<br />
vor den Schuldnern. Madame Thénardier geigt<br />
Carnard und ihren Mann die Meinung und wirft sie<br />
hinaus, dass sie endlich Dagojean und den Schatz<br />
finden sollen. Die Gebrüder Rauhbein haben das<br />
Gespräch mit angehört, holen sie in den Pariser<br />
Untergrund und stellen ihnen Großvater Rauhbein<br />
vor, den „König aller Wegelagerer“. Die Rauhbein<br />
Bande beschwert sich, dass Javert am Rückgang der<br />
Kriminalität Schuld sei und beschließt ebenfalls<br />
Dagojean und die Leuchter zu suchen und arbeiten<br />
somit mit Thénardier und Carnard zusammen.<br />
Währenddessen kommen Gavroche und seine Brüder<br />
mit neuen Anzug, Hut und Blumen zurück zu<br />
Donaldius und dieser geht prompt zu Dagojean, um<br />
um Cosettes Hand anzuhalten. Auf die Frage, ob der<br />
gute Dichter denn Geld hätte, antwortet er<br />
wahrheitsgemäß mit nein und wird hochkannt<br />
hinausgeworfen, was Cosette dazu veranlasst, laut<br />
weinend zu klagen, dass sie nun unglücklich wäre und<br />
ins Kloster gehen würde und sie wieder für die<br />
Thénardiers schuften müsste. Die Rauhbein Bande<br />
hört das Wehklagen und zieht ihre Schlüsse, selbst<br />
Dagojeans Warnung diese Namen nicht mehr<br />
auszusprechen kommen zu spät. Nun folgen auch<br />
schon die schandhaften Taten der Rauhbein Bande, sie<br />
dringen mit Thénardier ins Haus ein und verkünden,<br />
dass sie Cosette entführt hätten und sie nur im<br />
Austausch für die Silberleuchter frei kommt.<br />
Wie man merkt, weicht der Comic nun mehr und mehr<br />
von der Vorlage ab. Von Kleinigkeiten, dass Marius<br />
nie mit Valjean direkt spricht oder offiziell zu Besuch<br />
ist, bis hin zu der Tatsache, dass Thénardier Valjean<br />
von alleine wiedererkennt, nachdem er ihn in einem<br />
Bittbrief um Geld für seine arme Familie gebeten hat<br />
und Valjean auch tatsächlich vorbeikommt um zu<br />
helfen. Auch wird Cosette niemals entführt, ganz zu<br />
schweigen als Druckmittel für die Silberleuchter<br />
benutzt. Auch beim Austauschort, „unter dem<br />
Denkmal von Heinrich dem IV.“ gab es nie ein<br />
Treffen.<br />
Auch, dass Donaldius zurückkommt um sein Glück<br />
doch noch einmal mit einem Ständchen zu versuchen,<br />
dass er von der Entführung erfährt und sowohl<br />
Dagojean als auch er darauf handeln sind nur im<br />
LTB-LesMis-Universum Canon.<br />
Dagojean reitet nach Montfermeil, um die Leuchter zu<br />
holen und Donaldius hat eine Idee. Cosette ist<br />
währenddessen Gefangene der Thénardiers, inklusive<br />
der Drohung von Madame Thénardier, dass sie wieder<br />
den Besen schwingen müsste.<br />
Schneller als gedacht ist Dagojean mit den Leuchtern<br />
zurück in seinem trauten Heim, wo er erschrocken<br />
feststellen muss, das Donaldius die Polizei und damit<br />
Javert verständigt hat. Javert erkennt Dagojean<br />
natürlich und verfolgt ihn, Donaldius eilt hinterher.<br />
Da Dagojean einen Unterschlupf braucht, führt<br />
Donaldius ihn zu Gavroche und seinen Brüdern, die<br />
die beiden mit zu sich nach Hause nehmen, nämlich<br />
einem Elefanten Monument. Dort erstmal in Sicherheit<br />
erzählt Dagojean seine Geschichte – dabei wird nicht<br />
wirklich klar, ob die Ganze, oder nur den Teil mit<br />
Cosettes Entführung – und Gavroche erkennt dabei<br />
die Form, die die Silberleuchter haben, wieder. Sie<br />
gehen nachts, im Schutze der Dunkelheit, zu dem<br />
Treffpunkt und finden dank der Silberleuchter ein<br />
36
Rezension<br />
Geheimfach mit einem Zettel, dass den genauen<br />
Standort des Schatzes beschreibt.<br />
Wieder sind Kleinigkeiten aus dem Roman in dem<br />
großen Schwall der Abweichungen hängen geblieben –<br />
so arbeitet Marius tatsächlich auch mit Javert<br />
zusammen, um die ansässige Verbrecherbande<br />
dingfest zu machen und führt Javert somit ohne die<br />
Hintergründe zu kennen an Valjean heran. Gavroche<br />
und seine Brüder leben tatsächlich in einem<br />
verlassenen, ausgehöhlten Elefanten aus der<br />
Napoleonzeit, der auch in anderen Adaptionen zu<br />
sehen ist. Ansonsten wird hier ein ganz eigener<br />
Spannungsbogen aufgebaut und erzählt, wodurch klar<br />
wird, dass eben nur ein kleiner Teil des Romans<br />
adaptiert wurde.<br />
Kurze Zeit darauf tauchen Thénardier und Carnard<br />
auf und nehmen den Zettel mit den Hinweisen an sich.<br />
Einer der Brüder von Gavroche schnappt sich den<br />
Zettel und sie rennen weg und klettern bei einer wilden<br />
Flucht vor der Rauhbeinbande auf die Spitze von<br />
Notre Dame. Dort angekommen erkennen sie des<br />
Rätsels Lösung.<br />
Und somit kommen wir wohl zu dem letzten kleinen<br />
Easter Egg, das noch irgendetwas mit Hugo zu tun<br />
hat, da der Verweis auf Notre Dame sehr<br />
wahrscheinlich eine Anspielung auf „Der Glöckner<br />
von Notre Dame“ ist, den Victor Hugo ebenfalls<br />
verfasst hat. Was folgt, hat nichts mehr direkt mit dem<br />
Roman zu tun und die Anspielungen, die existieren<br />
muss man schon fast krampfhaft hineinlesen.<br />
Des Rätsels Lösung war mit Verweis auf Heinrich den<br />
IV. "ganz einfach" zu lösen und so gehen die Brüder,<br />
Dagojean und Donaldius wieder in den Pariser<br />
Untergrund um Schatz und Cosette zu suchen.<br />
Der Leser bekomt noch erklärt, dass Javert den<br />
fantastischen Plan hat, die Unterwasserkanäle unter<br />
Paris durch eine Explosion zu fluten, um die<br />
Rauhbeinbande endgültig zu schnappen. Damit die<br />
Bösewichte auch eine faire Warnung erhalten, kriegen<br />
sie eine Nachricht überbracht und die Rauhbeinbande,<br />
die eh gerade mit Carnard an dem Rätsel verzweifelt,<br />
rennen panisch zu den Ausgängen und lassen Cosette<br />
dabei frei. Nur Madame Thénardier und ihr Mann<br />
bleiben zurück und warten auf das Eintreffen der<br />
Anderen, da Thénardier vermutet, dass Gavroche und<br />
seine Brüder das Rätsel gelöst haben könnten.<br />
Die Gruppe ist wieder vereint, herzlich begrüßen sich<br />
Cosette, Dagojean und Donaldius. Trotz der knappen<br />
Zeit, da die Sprengung kurz bevorsteht, setzen sie die<br />
Suche nach dem Schatz von Karl des Großen fort, um<br />
Gavroche und seinen Brüdern ein besseres Leben zu<br />
ermöglichen. Natürlich gibt es einige Hindernisse bei<br />
dieser Suche, bei der Donaldius seinen Teil an<br />
Slapstick abbekommt, der dann von Donaldius selber<br />
mit „rassigen Reimen, die besser ungedruckt bleiben“<br />
kommentiert wird.<br />
Schlussendlich finden sie den Schatz mit einem<br />
Pergament von Heinrich IV versehen (der plötzlich<br />
Henri heißt, oh ihr Tippfehler!) und erfahren, dass<br />
dieser Schatz von Heinrichs Archäologen gefunden<br />
wurde und auf Karl dem Großen zurückgeführt<br />
werden konnte. Da Dagojean aufgrund von<br />
unerklärlicher Intuition ein Problem vermutet, bereitet<br />
er mit den Kindern etwas vor. Und wie schon von<br />
Dagojean vermutet – woher auch immer – stehen die<br />
Thénardiers bereit um die Schatztruhe von ihnen zu<br />
stehlen. Mit einer lauten Explosion donnert nun die<br />
Überschwemmung der Abwasserkanäle die Gänge<br />
entlang und bei der Flucht treffen die Thénardiers die<br />
Rauhbeinbande wieder, die nun auch ihren Teil vom<br />
Schatz will – in der Kiste sind allerdings nur Steine.<br />
Fluchender- und streitenderweise wird die Bande<br />
mitsamt Canard und den Thénardiers nach draußen<br />
gespült, wo sie verhaftet werden.<br />
Auch unsere Helden werden hinausgespült, genau vor<br />
die Füße von Inspektor Javert und Dagojean hat<br />
genug vom Weglaufen und ergibt sich ihm – was<br />
Javert sehr freut, da er ihm endlich sagen kann, dass<br />
er schon vor einiger Zeit begnadigt wurde. Der<br />
Einsatz seiner treuen Bürger in Montreuil-sur-mer<br />
beim König hat dies möglich gemacht und Javert hatte<br />
nie vor ihn wieder einzusperren.<br />
Wutentbrannt schimpft Dagojean darüber, wofür er<br />
dann immer wieder geflohen sei und sie gehen zurück<br />
zu seinem Haus, wo er den Schatz wieder offenbart,<br />
der sicher unter seiner Kleidung versteckt war. Die<br />
Kinder beschließen dann, den Schatz dem<br />
Bürgermeister von Paris zu übergeben, mit dem<br />
heldenhaften Ausruf „Er gehört allen Franzosen!“.<br />
Und tatsächlich verspricht der Bürgermeister Heime<br />
und Schulen für Straßenkinder zu bauen.<br />
Tick, Trick und Track fragen, was aus Gavroche und<br />
seinen Brüdern geworden ist und Dagobert erklärt,<br />
dass sie sich der revolutionären Bewegungen von<br />
1832 angeschlossen hätten und dass die Leute<br />
erzählten, dass man ihre Lieder des Nachts von den<br />
Dächern hören könnte. Letzteres kann man schon fast<br />
als Musical Anspielung verstehen und dem wohl<br />
bekanntesten Lied „Do you hear the people sing?/Das<br />
Lied des Volkes“. Was auch stimmt, ist, dass<br />
Gavroche sich im Roman der Studentenrevolte<br />
anschließt, nicht aber seine Brüder, die er in<br />
Sicherheit wissen will. Das wurde natürlich zugunsten<br />
der Dreierkonstellation von Tick/Trick/Track<br />
entsprechend abgeändert, da die drei gleichwertig<br />
sein sollen. Somit wird aber auch andeutungsweise<br />
37
Gavroches Schicksal – der Tod an der Barrikade –<br />
auch auf seine Brüder übertragen, allen voran mit der<br />
fast geisterhaft anmutenden Behauptung der Leute,<br />
dass man sie des Nachts immer noch singen hören<br />
könnte.<br />
Rezension<br />
Dagojean holte nach diesem Abenteuer seine Habe<br />
und ging nach Montreuil zurück um dort wieder<br />
Bürgermeister und Geschäftsmann zu sein. Er wurde<br />
noch reicher und lebte lange und zufrieden mit vielen<br />
Enkelkindern mit Donaldius und Cosette zusammen.<br />
Man sieht, wie die Silberleuchter hell erleuchtet auf<br />
dem Kaminsims stehen, Donaldius auf die vielen<br />
Kinder aufpassst und wie Cosette im Hintergrund auf<br />
der Straße für Frauenrechte demonstriert. Als<br />
Dagobert mit der Geschichte endet, kommentiert<br />
Donald, dass es durchaus einige Unterschiede gibt<br />
zum Roman. Dagobert meint daraufhin nur „Vielleicht<br />
hat Victor Hugo ein wenig übertrieben?“ und kommt<br />
danach mit der Hilfe seiner Neffen zur Erkenntnis,<br />
dass auch er seine Flucht vor dem Gesetz bzw. dem<br />
Finanzamt beenden und die Sondersteuer schlichtweg<br />
zahlen sollte, jedoch würde er sich dann wie der<br />
Elendste der Elenden vorkommen.<br />
Damit schließt die wilde Abenteuergeschichte ab und<br />
hat damit den oft traumatisierten Les Mis Fan ein<br />
versöhnliches Ende geschenkt: Dagojean lebt im<br />
Gegensatz zu seinem elenden Gegenstück Valjean<br />
zusammen mit Cosette und ihrem Liebsten und sieht<br />
sogar die Enkelkinder groß werden. Und auch wenn<br />
Cosette mit den Suffragetten-Einsatz um einiges zu<br />
früh ist, ist es schön zu sehen, dass sie ebenfalls<br />
demonstrieren und für eine bessere Welt kämpfen darf,<br />
im Gegensatz zu ihrer Romanvorlage, die gerade mal<br />
Brot an die Armen und Kinder verteilen durfte. Auch<br />
bleibt Valjean ewig ein Getriebener, da er zwar<br />
Javerts Klauen entkommt, aber nur, weil dieser<br />
Selbstmord beging. Er sieht die Gefahr der<br />
Denunzierung sein ganzes Leben lang über sich<br />
schweben und sogar Marius veranlasst ihn<br />
wegzujagen, von Cosette fernzuhalten, weswegen er an<br />
gebrochenen Herzen und Alter stirbt und erst am<br />
Totenbett die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Die<br />
ganze Wahrheit in dem Fall, dass Valjean Marius<br />
gerettet hat als die Barrikaden und Marius Freunde<br />
fielen, alles Teile, die in diesem Comic nicht behandelt<br />
wurden, zu Gunsten der leicht verwirrenden<br />
Schatzjagd.<br />
Trotz allem hat diese Adaption viele Anspielungen und<br />
Parallelen zum Roman und ist definitiv eine niedliche<br />
Alternative diesen schweren Klassiker der<br />
französischen Literatur an Kinder heranzuführen. Für<br />
Kenner des Werkes hält es auch einige Schmankerl<br />
bereit, an denen man sich erfreuen kann.<br />
Wer allerdings nur das Musical kennt und dadurch<br />
zum Comic gegriffen hat, ist wahrscheinlich ziemlich<br />
verwirrt, da sich hier natürlich viel weniger Parallelen<br />
ergeben (da sich das Musical ja selbst eher am Roman<br />
orientiert anstatt ihn vorlagengetreu zu adaptieren).<br />
Allein, dass Eponine komplett wegfällt und wie schon<br />
gesagt die Revolte von 1832 nur einen kurzen<br />
Nebensatz erhält, lassen nur noch die grundsätzlichen<br />
Jean-Valjean-Handlungsstränge übrig.<br />
Mit dem Weglassen der Studentenrevolte umging das<br />
LTB allerdings auch einen umfangreichen<br />
Handlungsstrang, der eine eigene Geschichte wert<br />
gewesen wäre. Nichtsdestotrotz ist die<br />
Charakterverteilung oft sehr gut gelungen, gerade die<br />
Verteilung von Gavroche und seinen Brüdern ist ein<br />
kleiner Geniestreich, genauso wie Marius und Donald<br />
zu fusionieren. Auch Dagojean ist eine relativ getreue<br />
Valjean Nachbildung, nur das Dagojean um einiges<br />
geiziger ist und nicht ganz so aufopferungswillig. Die<br />
Abenteuergeschichte um die Silberleuchter<br />
einzubinden diente sicher vor allem dazu, das<br />
namensgebenden Elend umschiffen und trotzdem eine<br />
Erzählung präsentieren zu können, die die wesentliche<br />
Elemente des Romans enthält. Spaß machen auch die<br />
humoristischen Änderungen, wie die Enthüllung<br />
Javerts, dass er Dagojean nur verfolgt hatte, um ihn<br />
mitzuteilen, dass er begnadigt wurde.<br />
Alles in allem ist „Das Geheimnis der Silberleuchter“<br />
eine lesenswerte Variante von Les Miserables in<br />
Entenhausener Manier, die von jemanden gemacht<br />
wurde, der sich definitiv mit dem Roman<br />
auseinandergesetzt und viele Gedanken dazu gemacht<br />
hat. So fallen auch die Kleinigkeiten auf, die während<br />
der abweichenden Handlung noch immer eine<br />
Verbindung zur Vorlage herstellen. Definitiv eine<br />
Adaption, die bei keinem Les-Miserables-Fan in der<br />
Sammlung fehlen sollte.<br />
38
Rezension<br />
„Café Zombo“<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Als Micky und Rudi von ihrem gemeinsamen Camping-<br />
Urlaub mit Minnie und Klarabella sowie Donald und<br />
Pluto heimkehren, hat in ihrer Nachbarschaft der reiche<br />
Tycoon Rock Füller alle Nachbarhäuser im Westen<br />
zusammengekauft, um stattdessen einen Golfplatz<br />
aufzubauen. Doch als Minnie und Klarabella sich<br />
weigern, greift Füller mit seinen Partnern Kater Karlo<br />
und Balduin Beutelschneider zu ganz anderen Mitteln,<br />
um die beiden zum Verkauf zu nötigen. Währenddessen<br />
ist Goofy ganz versessen auf diese neue Kaffee-Marke<br />
„Café Zombo“, die aus den Männern der Nachbarschaft<br />
willenlose Sklaven gemacht hat.<br />
Können Micky und Rudi nicht nur ihre Freunde, sondern<br />
auch die ganze Stadt vor den illegalen Machenschaften<br />
Füllers retten?<br />
Der dritte Disney-Band von Glénat stammt vom<br />
französischen Comiczeichner Régis Loisel, dem Autoren<br />
und Zeichner von „Auf der Suche nach dem Vogel der<br />
Zeit“ sowie der „Peter Pan“-Reihe. Seine Zeichnungen<br />
sind etwas stilisiert und mit zahlreichen Details, sodass<br />
manche Bilder fast schon wie Kupferstiche wirken. Er<br />
gilt als einer der besten noch lebenden Zeichner.<br />
Obwohl Loisel seinen ersten Disney-Band vielen<br />
Zeichnern widmet, ist „Café Zombo“ eindeutig ein<br />
gigantischer Liebesbrief an Floyd Gottfredson. Das Buch<br />
ist bewusst im selben Format wie die Gottfredson-<br />
Sammelbände, der Comic sieht wie eine Sammlung von<br />
Zeitungsstrips (einige sind sogar nummeriert),<br />
gelegentlich mit zusammenfassenden Erzählertexten am<br />
Anfang, die gegen Ende mit (in diesem Fall nie<br />
eingesetzten) Werbe-Illustrationen aufgefüllt wurde. Die<br />
Geschichte spielt zur Wirtschaftskrise, und wie in vielen<br />
der ersten Gottfredson-Comics ist Rudi die zweite<br />
Hauptrolle statt Goofy. Kleinere Anspielungen zu<br />
Disney-Cartoons finden sich (etwa Mickys Wohnwagen,<br />
Donalds Hausboot und Gags mit einer Schnapp-<br />
Schildkröte), aber auch die Namen einiger neuer Figuren<br />
referieren den Tycoon Rockefeller (in Form von Rock<br />
Füller) oder die Fast-Food-Kette McDonald's (als die<br />
beiden Hamburger-Händler Max und Ronald).<br />
Einige Aspekte hat Loisel mit Humor überzeichnet:<br />
Goofy ist etwas dämlicher und Minnie etwas treudoofer<br />
als sonst. Generell wurde hier eine Welt gestaltet, die<br />
bewusst altmodisch und voller überholter Stereotypen<br />
steckt. Karlo trennt die klugen Frauen von ihren leicht<br />
manipulierbaren Männern, die ohne Gattin daheim ihr<br />
Essen kaufen müssen. Der arbeitslose Rudi wird von<br />
Klarabella schikaniert, obwohl Klarabella streng<br />
genommen auch arbeitslos ist, während Minnie Goofy zu<br />
Schwerst-Arbeit antreibt.<br />
Solche altbackenen Ansichten sind aber schnell<br />
vergessen, wenn man an jeder anderen Stelle bemerkt,<br />
wie haargenau Loisel die Charaktere unserer bekannten<br />
Helden trifft. So beschreibt er in der Erzählerbox Goofy<br />
auf eine ganz neue Weise, die Goofys Verhältnis zu<br />
seinen Freunden aber so genau trifft, als hätte Loisel nie<br />
etwas anderes als Disney-Comics geschrieben.<br />
Seine liebevollen Zeichnungen hat Loisel mit einer<br />
aquarellartigen Farbgebung versehen, die jedes Bild<br />
noch weiter optimiert. Die Figurendesigns weichen<br />
gerade bei Close-Ups ziemlich vom sauberen<br />
Gottfredson-Stil ab. Auch überschreitet die Handlung<br />
Grenzen, die selbst die etwas brutaleren Frühwerke nicht<br />
berührten, doch bleibt beides in einem geschmackvollen<br />
Rahmen.<br />
Für völlige Disney-Frischlinge wird „Café Zombo“<br />
nichts sein. Bekannte Figuren wie Donald haben nur<br />
Gastauftritte, und auch der altmodische Stil könnte neue<br />
Leser eher überraschen als begeistern. Sind diese<br />
Comics wirklich nur für Fans gedacht?<br />
Als nächste deutsche Glénat-Ausgabe ist „Die jungen<br />
Jahre von Micky“ von Tebo geplant.<br />
39
Interview mit Uli de Planque<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Als Hans von Storch 1976 in der "Hamburg Szene" die<br />
Anzeige "Duck-Freunde lesen: Der Hamburger<br />
Donaldist" mit seiner Telefonnummer schalten ließ,<br />
konnte er noch nicht ahnen, dass vierzig Jahre später über<br />
tausend Mitglieder aus und außerhalb von Deutschland zu<br />
diesen Duck-Freunden zählen würden.<br />
Schon ein Jahr später wurde die Deutsche Organisation<br />
nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus,<br />
kurz D.O.N.A.L.D., in Hamburg von einem Haufen<br />
Akademikern gegründet. Inspiriert durch die Comic-<br />
Geschichten von Carl Barks erforschen die Donaldisten<br />
seither die Welt Entenhausens. Warum Donald in einigen<br />
Abbildungen Zähne hat und in anderen nicht und warum<br />
sein zorniger Nachbar auf sieben verschiedene Namen<br />
hört, sind nur zwei der Themen, welche die Donaldisten<br />
behandeln, natürlich mit ein wenig Augenzwinkern.<br />
Einmal jährlich findet der Kongress der D.O.N.A.L.D.<br />
statt, bei dem sich die Mitglieder treffen und neue<br />
Forschungsergebnisse vortragen. Weitere donaldische<br />
Treffen sind die Stammtische in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz, das Mairennen und die<br />
Zwischenzeremonie. Neben der Fachzeitschrift "Der<br />
Hamburger Donaldist", die 1985 als "Der Donaldist"<br />
fortgeführt wurde, erscheinen innerhalb der Organisation<br />
fachbezogene Sonderhefte, Kalender und<br />
Weihnachtsgaben.<br />
"Der rührselige Cowboy", den Donald für den<br />
Cäcilienverlag textete und auch mehrfach sang, wurde<br />
vertont und zur Hymne der Donaldisten. Der Gesang soll<br />
Lawinen auslösen können.<br />
Im Lauf der Jahrzehnte sind mehrere<br />
Forschungsergebnisse und Indizes auch bei Ehapa und<br />
anderen Verlagen erschienen, etwa Grotes "Carl Barks:<br />
Gesamtverzeichnis der Comics" und Bahners<br />
"Entenhausen: Die ganze Wahrheit".<br />
Heute sprechen wir mit der diesjährigen Präsidente der<br />
D.O.N.A.L.D, Uli de Planque, 59 Jahre alt, verheiratet, 2<br />
Kinder, Jurist, Mitglied des Hamburger Stammtisches.<br />
Hallo, werte Leserinnen und Leser des <strong>Bertel</strong>-<strong>Express</strong>,<br />
Euch als Fachpublikum kann ich es ja ruhig verraten. Die<br />
aktive Beschäftigung mit dem Donaldismus ist ein Quell nie<br />
endenden Vergnügens, macht glücklich, erweitert den<br />
Horizont, hält jung, begründet Freundschaften, wirkt<br />
ausgleichend, mobilisiert, fordert und fördert Leidenschaft.<br />
Es ist nie zu spät, noch damit anzufangen. Ihr müsst es nur<br />
wollen.<br />
Seit wann liest du Comics?<br />
Ach, das ist schon ewig her, seufz. Mit ca. fünf Jahren<br />
begann es mit Lurchi und Mecki, dann kamen Fix und Foxi,<br />
Micky Maus, Bessy, das Hansrudi Wäscher-Werk sowie<br />
Super- und Batman hinzu, später ergänzt noch durch Tim<br />
und Struppi, Zack, Asterix, Lucky Luke, Andy Morgan und<br />
Blueberry. Also alles, was das jugendliche Herz begehrte.<br />
Wie hast du damals von der D.O.N.A.L.D erfahren?<br />
Ich bin 1977 zum Studieren nach Hamburg gezogen und<br />
hörte bzw. las über die Jahre des Öfteren etwas von der<br />
D.O.N.A.L.D. Aber erst als ich 1988 von zwei Personen<br />
völlig unabhängig voneinander Hinweise auf den nächsten<br />
Stammtischtermin erhielt, ging ich hin, blieb dabei und habe<br />
es nie bereut. Und jetzt bin ich sogar Präsidente, freu!<br />
In den über 40 Jahren Geschichte Forschung wurden<br />
schon zahllose Aspekte Entenhausens thematisiert. Wo<br />
liegt Entenhausen, warum tragen nur die weiblichen<br />
Ducks Schuhe, was genau ist eine Fantastilliarde und<br />
vieles mehr. Welches ist dein Lieblings-<br />
Forschungsthema?<br />
Nun, ich selbst bin kein Forscher, sondern fröne dem<br />
gelebten Donaldismus getreu dem Motto „Entenhausen ist<br />
überall“. Den Forschern unter uns bringe ich stets<br />
Hochachtung entgegen, egal ob es um Häkelarbeiten oder<br />
um die Frage geht, wie der Toast auf den Mond kommt. Es<br />
ist schon faszinierend, wie sich bei jedem Kongress neue<br />
Forschungsfelder auftun.<br />
Das Dr.-Erika-Fuchs-Haus, der Reiseführer<br />
Entenhausens, das "Geheimwissen der Donaldisten" im<br />
Donald-Duck-Sonderheft - der Donaldismus scheint<br />
inzwischen bei Duck-Fans endgültig angekommen zu sein.<br />
Auch bei den Kongressen sieht man Jahr um Jahr immer<br />
mehr junge Gesichter. Wie sieht die Zukunft des<br />
Donaldismus aus?<br />
Da bin ich mir nicht sicher. Jugendlicher Nachwuchs hält<br />
sich leider in Grenzen. Wenn wir langfristig fortbestehen<br />
wollen, sollten wir uns neben Carl Barks und Dr. Erika<br />
Fuchs verstärkt mit anderen Duck-Künstlern beschäftigen<br />
und auch reinen LTB-Lesern eine Basis bieten – für mich<br />
kein Problem.<br />
Wie wird man Donaldist?<br />
Im höheren Sinne hat es nichts mit der Mitgliedschaft in der<br />
D.O.N.A.L.D. zu tun. Entweder man ist schon einer oder<br />
man wird es nie. Wer sich nicht sicher ist, dem empfehle ich<br />
zum Herausfinden die Kontaktaufnahme zum<br />
nächstgelegenen Stammtisch. Überzeugte können die<br />
Mitgliedschaft ganz einfach direkt über unsere Homepage<br />
www.donald.org beantragen.<br />
Liest du noch aktuelle Disney-Comics oder beschränkst du<br />
dich auf Barks?<br />
Barks-Berichte aus Entenhausen sind etwas ganz<br />
Besonderes, aber die DDSH-Reihe und Ehapa-<br />
Sondereditionen führe ich mir genauso wie die Alben von<br />
Don Rosa zu Gemüte. Und natürlich auch noch viele<br />
Comics ganz anderer Art.<br />
Vielen Dank für das Interview!<br />
40
In welcher Zeitzone liegt Entenhausen?<br />
Um böse Geister zurück in ihren Käfig zu schicken, müssen<br />
die Ducks zu Halloween um Mitternacht eine<br />
Höllenmaschine betätigen. Doch es ist schon sechs Uhr<br />
morgens, ist es dazu nicht schon zu spät?<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Das ist das Problem in „Die Geister sind los“, abgedruckt<br />
in der Micky-Maus 39/17. Doch den Drillingen fällt auf,<br />
dass die Maschine in Harlem hergestellt wurde und sich<br />
nach der Zeit dort richtet. Was in Entenhausen also „kurz<br />
vor sechs“ ist, ist an der amerikanischen Ostküste „in<br />
wenigen Sekunden Mitternacht“.<br />
(Dass mit „kurz vor sechs“ 6 Uhr statt 18 Uhr gemeint ist,<br />
bemerkt man übrigens wenige Seiten später am<br />
Sonnenaufgang.)<br />
Harlem liegt in New York und hat die Zeitzone UTC-05:00,<br />
während Deutschland zum Beispiel die Zeitzone UTC+1:00<br />
hat. Dank Zeitzonen gibt es sechs Stunden Unterschied<br />
zwischen Deutschland und der Ostküste der USA: Wenn<br />
hier sechs Uhr morgens ist, ist in den USA noch<br />
Mitternacht.<br />
Im selben Comic behauptet Donald einem verhexten<br />
Karussell gegenüber, dass die Küste „übrigens bloß einen<br />
Steinwurf entfernt“ läge. Dadurch, dass die Bäume im<br />
Comic während Halloween kahl sind, kann man davon<br />
ausgehen, dass sich der Handlungsort auf der nördlichen<br />
Halbkugel befindet.<br />
In Kombination grenzt das die Suche nach Entenhausen<br />
natürlich nicht gerade ein.<br />
Länder in der Zeitzone UTC+1:00 auf der nördlichen<br />
Halbkugel mit Anschluss ans Meer wären immerhin<br />
Norwegen und Schweden, das Vereinte Königreich,<br />
Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien und die<br />
Niederlande, Deutschland und Dänemark, Polen, Albanien,<br />
Montenegro, Kroatien, Slowenien, Italien, Malta, Tunesien<br />
und Algerien. Neunzehn Länder, vielleicht sogar noch mehr.<br />
Dadurch, dass ich hier mit meinem Latein am Ende bin,<br />
muss ich mich wohl doch mit der alten Aussage<br />
zufriedengeben, dass Entenhausen überall wäre. Also<br />
überall außer in Österreich und der Schweiz.<br />
Entschuldigung, Freunde!<br />
Idee, Zeichnung und Kolorierung: Hidde<br />
41
Aufgefallen<br />
Das Zeitreisen-Paradoxon in „Donald im Jahre 2001“<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Mit Entsetzen erfährt Donald, dass er ebenso geizig<br />
wurde wie Dagobert, und versucht in der Gegenwart,<br />
sich enterben zu lassen.<br />
Das ist zumindest die grobe Handlung. Donald erfährt<br />
von seinem Schicksal und versucht es zu verhindern.<br />
Ob es ihm gelingt, da ihm nur eine mögliche Zukunft<br />
gezeigt wurde, oder ob sein Schicksal unausweichlich<br />
ist, wird nicht geklärt. Das muss es ja auch nicht.<br />
Zeitreisen sind zwar kein leichtes Thema, werden aber<br />
immer wieder in Filmen und Comics aufgegriffen. Im<br />
ersten Lustigen Taschenbuch zum Beispiel schickt<br />
Dagobert seinen Neffen und Großneffen vierzig Jahre<br />
in die Zukunft, um zu erfahren, ob Donald sich als<br />
würdiger Erbe entpuppt hat.<br />
Dafür zeigen sich andere Logikbrüche in der<br />
Handlung. Als der zeitreisende 1970-Donald seinem<br />
geizigem 2001-Ich begegnet, ist sein künftiges Ich<br />
überrascht: „Persönlichkeitsspaltung! Ich werd'<br />
verrückt!“<br />
Als 2001-Donald wieder alleine ist, recherchiert er, ob<br />
1970-Donald die Wahrheit sagte. Zukunfts-Donald<br />
kann sich also nicht an seine Zeitreise damals im<br />
Jahre 1970 erinnern und schlägt im Familien-Album<br />
nach. Dort steht: „Ein unerklärlicher Vorgang<br />
ereignete sich im Jahre 1970. Vier Mitglieder der<br />
Familie Duck verschwanden auf geheimnisvolle<br />
Weise. Es geht das Gerücht um, dass sie in die Zukunft<br />
versetzt worden seien. Es ist daher nichts über ihr<br />
weiteres Leben bekannt.“<br />
42
Aufgefallen<br />
Und schon bricht die Zeitreisen-Geschichte unter<br />
ihrem eigenen Gewicht zusammen.<br />
Wenn Donald und die Jungs 1970 verschwanden und<br />
laut Familien-Album nie wieder auftauchten, kann<br />
Donald auch nicht zum Alleinerben Dagoberts<br />
geworden sein und 2001 ein glückliches Leben als<br />
Wirtschafts-Magnat führen. Seine Existenz im Jahre<br />
2001 beweist, dass Donald zurückkehren wird, auch<br />
wenn er sich nicht daran erinnert.<br />
Doch 1970-Donald ist das einerlei. Als er 2001-<br />
Donald begegnet, fordert er seinen Anteil am Erbe. In<br />
anderen Worten denkt er gar nicht erst daran, wieder<br />
zurück zu reisen. Stattdessen möchte er sich mit den<br />
Drillingen und jeder Menge Zukunfts-Geld das Leben<br />
im Jahr 2001 schön gestalten. Damit erfüllt er zwar<br />
die Aussage im Familienalbum, aber verhindert, dass<br />
er zu Dagoberts Erben wird. Denn wenn Donald<br />
zwischen 1970 und 2001 nicht da ist, um Dagobert zu<br />
beerben, ist jeder Streit zwischen 2001-Donald und<br />
1970-Donald überflüssig, denn 2001-Donald existiert<br />
nicht und hat dementsprechend auch kein Vermögen<br />
zum Teilen.<br />
Es gibt also nur zwei Möglichkeiten.<br />
Möglichkeit eins: Donald reist aus dem Jahr 1970 in<br />
das Jahr 2001, begegnet seinem zukünftigen Ich, reist<br />
zurück und beerbt in ferner Zukunft Dagobert, um das<br />
2001 möglich zu machen, was er damals sah.<br />
Dem widerspricht nur der Eintrag im Familien-Album,<br />
nach welchem Donald spurlos verschwand. Die<br />
Rückreise fand laut Album nie statt. Außerdem kann<br />
sich 2001-Donald nicht an diese Zeitreise erinnern.<br />
Möglichkeit zwei: Donald reist aus dem Jahr 1970 in<br />
das Jahr 2001 und kehrt nie wieder, so wie es das<br />
Familien-Album auch vorschreibt.<br />
Dem widerspricht nur seine Begegnung mit 2001-<br />
Donald, dessen ganze Existenz nur darauf basiert,<br />
dass Donald wieder zurück ins Jahr 1970 findet.<br />
Sollte es beabsichtigt sein, dass Donald zwischen zwei<br />
Realitäten schwankt und mit seinem Besuch die<br />
Existenz des 2001-Donald aufs Spiel setzt, hat es der<br />
Comic nicht sehr deutlich ausgedrückt. Zumal ich<br />
keine Möglichkeit sehe, dass dies beabsichtigt war.<br />
Wer weiß mehr?<br />
Idee, Zeichnung und Kolorierung: Tigon<br />
43
Interview mit Massimo Fecchi<br />
Foto aus dem BE-Archiv<br />
VON MALTE MORGENSTERN<br />
vier „Odysseus“-Bände erschienen 1996 und 97<br />
bei VPM bzw. Verlagsunion Pabel Moewig. Anm.<br />
der Red.)<br />
Ob ich künftig Comics schreiben werde, weiß ich<br />
nicht, aber aktuell zeichne ich gerne Donald-<br />
Comics!<br />
Sind Sie ein Fan von anderen Comics außerhalb<br />
der Donald- und Micky-Comics?<br />
Ja, ich habe immer die franko-belgischen Comics<br />
gemocht.<br />
Sie zeichnen bevorzugt Donald-Comics, haben<br />
auch schon einige Micky-Comics im<br />
Wochenformat erstellt. Zeichnen Sie lieber<br />
Donald oder Micky? Zeichnen Sie auch<br />
Vierreiher mit Erstgenanntem als<br />
Hauptcharakter?<br />
Ich zeichne bevorzugt Donald und vor einigen<br />
Jahren habe ich habe begonnen, Micky-Storys im<br />
Wochenformat zu zeichnen. Auf jeden Fall mag<br />
ich Micky und besonders Goofy.<br />
Ich zeichne keine 4-reihigen Donald-Comics, weil<br />
Donald in diesen Storys meist im Barks-Stil<br />
dargestellt wird.<br />
Was hat Ihren einzigartigen Charakterstil<br />
geprägt?<br />
Ich zeichnete etwa 25 Jahren lang für die<br />
deutsche Comicproduktion, insbesondere „Fix<br />
und Foxi“.<br />
Dann kam ich 1997 zu Disney. Ich war zwar ein<br />
erfahrener Zeichner, habe aber wie die besten<br />
italienischen Künstler Cavazzano und De Vita<br />
anfangs mit Modellen gezeichnet.<br />
Schreiben Sie auch selbst Comics oder planen<br />
Sie es?<br />
Ich habe meine Comics bereits geschrieben und<br />
gezeichnet, der aktuellste wurde vor Beginn<br />
meiner Zusammenarbeit mit Disney veröffentlicht,<br />
in Deutschland heißt er ODYSSEUS. (Drei von<br />
Lesen Sie das italienische Topolino?<br />
Leider nicht, ich bin zu sehr mit dem Zeichnen der<br />
Geschichten beschäftigt.<br />
Aber als Kind las ich das Topolino; meine<br />
Lieblingsautoren waren Scarpa, Bottaro und der<br />
großartige Angelo Bioletto.<br />
Mit welchen Comics sind Sie sonst noch<br />
aufgewachsen?<br />
Mit den Comics von Flash Gordon und „Asterix“.<br />
Der Zeitungsstand war sehr wichtig für mich. Ich<br />
war ein großer Comicsammler.<br />
Wollten Sie schon immer Comiczeichner<br />
werden?<br />
Ja, es war schon mein Traumberuf als Kind. Mit<br />
17 Jahren konnte ich den Wunsch realisieren.<br />
Kennen Sie Giorgio Cavazzano? Wie schätzen<br />
Sie seine Zeichnungen ein?<br />
Persönlich kenne ich ihn nicht, weil ich nie für<br />
Disney Italia gearbeitet habe. Ich denke, er ist ein<br />
großartiger Zeichner und, wie bereits gesagt,<br />
waren er und Massimo de Vita meine Vorbilder,<br />
als ich 1997 begann, Donald-Comics zu zeichnen.<br />
Stehen Sie in Kontakt mit anderen Disney-<br />
Zeichnern?<br />
Ja, ich stehe mit vielen Disney-Künstlern in<br />
Kontakt, die allerdings alle für Egmont arbeiten.<br />
Bei den italienischen Künstlern bin ich mit<br />
Luciano Gatto befreundet.<br />
Schauen Sie auf den Autor, wenn Sie einen<br />
Comic zeichnen sollen? Favorisieren Sie einen<br />
bestimmten Künstler?<br />
Wenn ich zeichne, schaue ich nicht auf den Autor<br />
des Skripts, aber ich versuche immer wieder, mich<br />
zu verbessern.<br />
44
DuckTales 2017<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
„This is Not a Drill“, meldete am 25.2.15 Disney.com,<br />
„We’re Getting New DuckTales in 2017“. Zum<br />
dreißigjährigen Jubiläum würde DuckTales als eine<br />
der ersten Disney-Zeichentrickserien ein Reboot<br />
bekommen. Im Dezember 2016 erschienen die ersten<br />
Promo-Bilder und einen ersten Teaser, wenige Tage<br />
später wurde der Sprecher-Cast bekannt gegeben.<br />
Tick, Trick und Track werden von Danny Pudi<br />
(bekannt als Abed Nadir aus der Serie „Community“),<br />
Ben Schwartz (Jean-Ralphio aus „Parks and<br />
Recreation“) und Bobby Moynihan (Panda aus „We<br />
Bare Bears - Bären wie wir“) gesprochen. Seit<br />
„QuackPack“ ist es das erste Mal, dass die drei im<br />
Original von unterschiedlichen Sprechern<br />
synchronisiert werden. (In Deutschland passierte das<br />
zusätzlich in der ersten Synchronfassung der 1987-<br />
DuckTales.) Ihr Onkel Dagobert wird diesmal von<br />
einem gebürtigen Schotten gesprochen, nämlich David<br />
Tennant (der zehnte Doctor aus „Doctor Who“). Die<br />
einzigen Sprecher, die ihre Rollen aus der 1987-Serie<br />
übernehmen konnten, war Tony Anselmo als<br />
(Standard-)Stimme für Donald Duck und Corey<br />
Burton als Primus von Quack. Der ausführende<br />
Produzent der Serien ist Matt Youngberg („Ben 10:<br />
Omniverse“), Co-Produzent und Story-Editor ist<br />
Francisco Angones („Sie nannten ihn Wander“) und<br />
Art-Director Sean Jimenez („Willkommen in Gravity<br />
Falls“).<br />
Die erste Staffel würde aus 21 halbstündigen Folgen<br />
und zwei einstündigen Specials bestehen. Das erste<br />
Special würde am 12. August 2017 ausgestrahlt<br />
werden, die 21 Folgen beginnen ab dem 23. September<br />
2017.<br />
Am 9. und 16. Juni 2017 wurden als Vorgeschmack je<br />
drei Kurzfilme auf YouTube veröffentlicht, die erste<br />
Eindrücke der neu interpretierten Figuren<br />
vermittelten. Dass das Datum (Donalds 83. Jahrestag)<br />
nicht willkürlich gewählt wurde, zeigt schon der erste<br />
Cartoon „Donald’s Birthday“. Darin präsentieren die<br />
Ducks und Nicky zu Donalds Geburtstag ihm eine<br />
Torte mit unlöschbarer Kerze darauf, die Donald zur<br />
Weißglut reizt. In „Meet Huey“ wird gezeigt, wie Tick<br />
mit Hilfe des Schlauen Buches nicht nur draußen<br />
zeltet, sondern auch noch Bigfoot fängt. „Meet<br />
Scrooge“ schließt das erste Cartoon-Trio ab. Track<br />
entdeckt darin eine als Standuhr getarnte<br />
Zeitmaschine, welche Dagobert durch die Zeit schickt.<br />
Dieser Kurzfilm könnte mit seiner Zeitreisen-Thematik<br />
auch eine Anspielung an David Tennants ehemalige<br />
Rolle in der Serie „Doctor Who“ sein, in der er in<br />
einer Polizei-Notrufzelle durch Raum und Zeit reiste.<br />
Eine Woche später wurde „Meet Launchpad<br />
McQuack“ hochgeladen. Pilot Quack schreibt darin<br />
kleine Notizen, um kleinere Blechschäden an fremden<br />
Autos zu klären. „Meet Webby Vanderquack“ zeigt<br />
Nicky, die sich aus der Keksdose bedienen möchte,<br />
doch Trick kam ihr zuvor. Und als vorerst letzter<br />
Cartoon sieht man in „Meet Mrs. Beakley“, wie<br />
Frieda neben dem Schmutz im Haushalt auch noch die<br />
Geister loswird, welche die Kinder aufriefen.<br />
Anfang Juli wurde in der Disney-XD-App auch noch<br />
ein Generator freigeschaltet, mit dem man einen<br />
Entenhausener seiner Wahl gestalten kann. Leider ist<br />
diese App aber nicht in Deutschland verfügbar.<br />
Wenige Wochen später wurde für die D23 ein Mini-<br />
Pool mit Geldstücken als Werbung für die Serie<br />
aufgebaut, in dem sich Besucher fotografieren lassen<br />
durften. Auf derselben Con wurde auch ein Ausschnitt<br />
der Folge „Daytrip of Doom“ gezeigt. Ein weiterer<br />
Ausschnitt (diesmal aus der Pilotfolge „Woohoo“)<br />
wurde auf der San-Diego-Comic-Con gezeigt,<br />
zusammen mit einem Panel mit den Sprechern David<br />
Tennant, Ben Schwartz, Kate Micucci, Danny Pudi,<br />
Toks Olagundoye und Beck Bennett sowie die<br />
Produzenten Francisco Angones und Matt Youngberg.<br />
Am Ende des Monats wurde das 360°-Video „The Lost<br />
Key of Tralla La“ im Internet veröffentlicht, Anfang<br />
August gab es einen Clip fürs Kino mit der Bitte,<br />
während der Vorführung das Handy auszustellen.<br />
Am 12. August 2017 war es endlich soweit: Das<br />
einstündige Special wurde 24-mal auf Disney XD<br />
ausgestrahlt, also volle 24 Stunden lang. Das Konzept<br />
zahlte sich aus: Insgesamt gab es an dem Tag für<br />
Disney XD 5,4 Millionen Zuschauer!<br />
Ab Ende September bis Ende Oktober erschienen<br />
sieben weitere Folgen, wenn auch nicht in der<br />
Reihenfolge, welche die Macher beabsichtigten. Frank<br />
Angones erläuterte auf Twitter die geplante<br />
Reihenfolge: Nach dem ersten Special „Woohoo“<br />
kommt „Daytrip of Doom“, danach eine bis<br />
Redaktionsschluss unbekannte Folge mit Tick, dann<br />
„The Great Dime Chase“, „The Beagle Birthday<br />
Massacre“, „The House of the Lucky Gander“, „The<br />
Infernal Internship of Mark Beaks“, „The Living<br />
Mummies of Toth-Ra“ und „Terror of the Terrafirmians“.<br />
Diese Mischung der Folgen beeinflusst<br />
natürlich nicht nur die Rahmenhandlung, sondern<br />
leider auch einzelne Charakter-Entwicklungen.<br />
In Deutschland ist die Ausstrahlung des Specials<br />
„Woohoo“ unter dem Namen „Das Abenteuer<br />
beginnt“ für den 22. Dezember 2017 geplant.<br />
45
DuckTales 2017<br />
Easter-Eggs und Anspielungen in „Woohoo“<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Die Pilotfolge der neuen DuckTales-Serie steckt voller<br />
kleiner Gags und Verweise auf andere Werke. Hier eine<br />
Liste der Anspielungen, die ich gefunden habe:<br />
• Donald lebt auf einem Hausboot wie in seinem<br />
allerersten Auftritt überhaupt in "The wise little hen"<br />
(1934)<br />
• "You gotta dress for the job you want, not the job you<br />
have, which is... no job." Track/Louie spricht Donalds<br />
permanente Jobsuche an, was meines Wissens vorher<br />
außerhalb der Comics nie Thema war.<br />
• Gleichzeitig verbrutzelt er die blaue Matrosenbluse (mit<br />
gelber Krempe und roter Fliege eine Anspielung an<br />
Comic-Cover), später bei Moneysac/Glomgold bekommt<br />
er eine schwarzweiße Matrosenbluse ähnlich wie in den<br />
Comics selbst - nur ohne rote Fliege.<br />
• "Allright, boys, we'll get to Cape Suzette and back before<br />
anyone realizes we're gone." Track erwähnt Cape<br />
Suzette, das man in Deutschland besser als Kap Suzette<br />
aus "Käpt’n Balu und seine tollkühne Crew" kennt.<br />
• Kein Easter-Egg an sich, aber die Jungs nennen sich<br />
Hubert und Dewford als volle Versionen von Tick/Huey<br />
und Trick/Dewey. Mal gucken, wie das übersetzt wird.<br />
Patrick als volle Fassung von Trick?<br />
• "I heard he's so epic he defeated a rock giant and carved<br />
a statue of himself out of its legs!" Diese Statue sieht<br />
man später in Dagoberts Garage.<br />
• "I heard he's so smart he solved the mystery of the<br />
chupacabra. Turns out it was just a shaved bear!" Ein<br />
Gemälde vom Chupacabra ist ebenfalls in Dagoberts<br />
Garage.<br />
• "With business expanding in the Spoonerville and St.<br />
Canard markets, noted in Appendices C, G and 5F,<br />
we're also cutting funding to unneccessary<br />
departments..." Die CEOs erwähnen<br />
Hundshausen/Spoonerville aus "Goofy und Max" sowie<br />
Sankt Erpelsburg/St. Canard aus "Darkwing Duck". Es<br />
heißt, dass Darkwing Duck in späteren Folgen auftreten<br />
wird.<br />
• Dagobert trägt einen roten Bürofrack wie in den Comics<br />
statt einen blauen wie in der klassischen DuckTales-<br />
Serie.<br />
• Als Dagobert vom Geldspeicher zum McDuck-Manor<br />
gefahren wird, überholt sein Auto einen gelben<br />
Kleinwagen. Dieser und sein behüteter Passagier ist<br />
eine Anspielung an "Das Schloss des Cagliostro", einer<br />
der Lupin-III-Verfilmungen, der herausschauende Mann<br />
ist Jigen Daisuke.<br />
• Dagobert fährt am Café "Morning Joe" vorbei,<br />
vermutlich eine Anspielung an den Café-Besitzer Joe,<br />
den er in mehreren Einseiter-Comics um Kaffee<br />
betrogen hat (z.B. in "Diner Dilemma", "Deep<br />
Decision", "Doughnut Dare" und "Coffee for Two").<br />
• "Mrs. B. said that you would watch the boys! Can<br />
you do that without losing them?! [...] Remember,<br />
no tricks, no lies, no trouble." Donald spielt<br />
vermutlich auf das Schicksal von Della Duck an, die<br />
zusammen mit Donald und Dagobert Abenteuer<br />
erlebte.<br />
• In Dagoberts Wohnzimmer hängen einige Gemälde,<br />
die von Barks' Olgemälden inspiriert wurden. Über<br />
seinen Kamin hängt "Always Another Rainbow",<br />
rechts daneben ein titelloses Gemälde von 1972.<br />
Links von "Always Another Rainbow" ist ein Bild<br />
der Duckenburgh (aus den Comics "Das Gespenst<br />
von Duckenburgh" und "Der Hund der<br />
Whiskervilles" sowie der DuckTales-Folge "Das<br />
Geisterschloss") und ein Bild vom jungen Dagobert<br />
(aus der DuckTales-Folge "Reise in die<br />
Vergangenheit").<br />
In einer Nahaufnahme sieht man ein Foto von<br />
Degenhard Duck. Dasselbe Foto sieht man später<br />
auch auf Nickys Pinnwand. Degenhards Aussehen<br />
mit dem Schnurrbart orientiert sich eher am Duck-<br />
Stammbaum von Mark Worden statt an dem von<br />
Don Rosa.<br />
• Gegenüber des Esstischs ist ein Bild von Dagoberts<br />
Eltern direkt über den Drillingen zu sehen. Das<br />
Aussehen der beiden orientiert sich an ihr Design aus<br />
Don Rosas Duck-Stammbaum und Comics.<br />
• "So, do children still like marbles or?" - Murmeln<br />
waren ein Fokus der klassischen DuckTales-Serie,<br />
vor allem in der Folge "Die Perle der Weisheit".<br />
• Dagobert weist die Drillinge zurück, sie wohnen in<br />
einem kreiförmigen alten Zimmer, Dagobert schimpft<br />
auf sie, was die Drillinge mitbekommen - all das sind<br />
Elemente der Pilotfolge der klassischen DuckTales-<br />
Serie.<br />
• In einem anderen Zimmer, das überraschenderweise<br />
nicht von Frieda gesäubert wird, sieht man das Barks-<br />
Gemälde "Nobody's Spending Fool" und unter einer<br />
Lampe ein Motiv, das Barks dreimal malte ("McDuck of<br />
Duckburg", "The Tycoon" und "The Money Collector").<br />
Den Taucheranzug sieht man in einer Rückblende im<br />
Comic "Der arme alte Mann". Das Ölgemälde<br />
"Nobody's Spending Fool" basiert übrigens ebenfalls auf<br />
einer Rückblende aus "Der arme alte Mann".<br />
Auf dem Boden liegt eine angerissene Zeitung mit der<br />
Schlagzeile "McDuck hangs spats after-", was.<br />
46
DuckTales 2017<br />
mit dem Verschwinden Dellas zusammenhängen<br />
könnte.<br />
• Nickys Pinnwand steckt voller Details. Die Fotos zeigen<br />
Donald Duck, seine Eltern Degenhard und Dortel,<br />
seinen Onkel Dagobert und dessen Eltern Dietbert und<br />
Dankrade (hier ohne Namen). Bei den Fotos der Eltern<br />
werden noch Dagoberts Schwester Matilda und<br />
Dagoberts Großvater väterlicherseits (laut Don Rosa<br />
wäre das Grubel-Gustel Duck) genannt, aber nicht<br />
gezeigt. Weiter rechts ist ein Foto von Gustav Gans und<br />
Frieda.<br />
Hinter Degenhards Foto werden die Ahnen Dagoberts<br />
aufgezählt, rechts daneben steht "Scotty McDuck" auf<br />
einem Zettel (Scotty war auf Barks' Stammbaum-<br />
Unterlagen der ursprüngliche Name für Dietbert und ist<br />
auch unter diesem Namen auf Mark Wordens Duck-<br />
Stammbaum). Ein Dokument vom Fähnlein<br />
Fieselschweif hängt oben links. Unten sieht man einen<br />
Zeitungsausschnitt mit der Schlagzeile "Skypirates<br />
spotted above Plain Awful", was mit Sicherheit "Im Land<br />
der viereckigen Eier" referiert, mit den Sky-Pirates<br />
vermutlich auch Don Kanaille aus "Käpt'n Balu und<br />
seine tollkühne Crew".<br />
Rechts wird die Familie der Panzerknacker aufgezählt<br />
und ein Foto wurde von Nicky mit "Friend or F.O.W.L."<br />
kommentiert. F.O.W.L. ist die Fiese Organisation für<br />
weltweite Lumpereien aus "Darkwing Duck".<br />
Als Nicky das Foto der Drillinge aufhängt, kann man die<br />
Schlagzeile "Terra-Fermians Sighting" lesen. Die<br />
Erdfermianer bzw. Kuller kennt man aus dem Comic<br />
"Land unter der Erdkruste" und der klassischen<br />
DuckTales-Folge "Das Erdbeben".<br />
Man sieht auch eine gekritzelte Zeichnung von Nicky in<br />
ihrem klassischen DuckTales-Outfit.<br />
Weitere Notizen erwähnen die Dismal Downs und Castle<br />
McDuck.<br />
• "Who sent you? Ma Beagle? Glomgold? Answer me!"<br />
Nicky erwähnt Oma Knack und Mac Moneysac. Mac<br />
Moneysac wird später in derselben Folge auftauchen.<br />
Rechts neben der Weltkarte sieht man Nickys Puppe<br />
• "Huey, Dewey, and Louie Duck, Scrooge McDuck's<br />
great-nephews on his sister Hortense's side with<br />
Quackmore Duck twice removed!" Nicky erwähnt Dortel<br />
und ihren Gatten Degenhard Duck.<br />
• Im Flur hängt Dagoberts Kilt eingerahmt an der Wand.<br />
• "I'm Scrooge McDuck. I made my name being tougher<br />
than the toughies and smarter than the smarties. And I<br />
made my money square." Ein Zitat aus den Comics<br />
("Der arme alte Mann"), das Dagobert aber auch in den<br />
klassischen DuckTales gerne einbrachte.<br />
• Im "Wing of Secrets" bzw. Dagoberts Garage sieht man<br />
eine goldene Sonne aus der klassischen DuckTales-<br />
Folge "Das Tal der goldenen Sonne", die Wunderlampe<br />
aus "DuckTales, der Film", Armstrongs Roboterkopf aus<br />
"Armstrong macht's möglich" (die Geschichte hinter<br />
dieser Armstrong-Version wird in der Folge "The Great<br />
Dime Chase!" wieder aufgegriffen), ein Gemälde und<br />
eine Statue bestätigen zudem die Geschichten, welche<br />
die Drillinge vorher in Donalds Wagen erzählten.<br />
Ein Gemälde zeigt Dagobert, Donald und Della im<br />
Kampf gegen Captain Peghook. Wenn Peghook der<br />
Fluch des Flusses Styx ist und Styx hier wie in der<br />
griechischen Mythologie der Fluss der Unterwelt ist,<br />
müssten die drei Ducks auf dem Gemälde auf demselben<br />
Fluss sein.<br />
• "The Deus Excalibur! It won't rest until its target's<br />
slain!" Das Deus Excalibur wurde nach "deus ex<br />
machina" benannt, was eine Plot-Änderung aus dem<br />
Nichts, die ein Problem löst, bezeichnet.<br />
• "The headless man-horse" ist eine Anspielung an den<br />
"headless horseman" aus Sleepy Hollow.<br />
• "What in dismal downs is going on in here?" Dagobert<br />
erwähnt die Dismal Downs in Schottland, die<br />
Hochmoore seiner Vorfahren.<br />
• "There are four of us and three of them." Die Drillinge<br />
zählen entweder Dagobert und Nicky nicht mit.<br />
• "Pixiu, the Gold-Hunting Dragon" Ein Pixiu oder auch<br />
Bixie ist ein Wesen der chinesisischen Mythologie,<br />
welches wie ein geflügelter Löwe aussieht.<br />
Normalerweise sollen sie böse Geister vertreiben und<br />
nicht Gold verspeisen.<br />
• Der "Oblivion Mirror" ist eine Anspielung an die Serie<br />
"Sie nannten ihn Wander".<br />
• "Now, let's go find the lost city of Atlantis!" Das machen<br />
die Ducks auch im Comic "Der verlorene Zehner" und<br />
der klassischen DuckTales-Folge "Die versunkene<br />
Stadt". Die Bewohner von Atlantis sind auch kleinere<br />
Gegner im DuckTales-Nintendospiel.<br />
• Das Intro beginnt und endet mit zehn Cent, die durchaus<br />
der Glückszehner von Dagobert sein können.<br />
Donald wird verfolgt von den Panzerknackern,<br />
Helferlein, Gabby McStabberson, Hack und Slash<br />
Smashkinov, Mark Beaks, Captain Peghook und Mac<br />
Moneysac.<br />
Während des Comic-ähnlichen Szenenwechsels sieht<br />
man Mark Beaks nochmal in einem Auto und Daniel<br />
Düsentrieb mit einem Sicherheitsroboter für Dagobert.<br />
Später sieht man die riesige Büste, die auch in<br />
Dagoberts Garage steht.<br />
Einige Szenen spielen an Barks' Ölgemälde an, als da<br />
wären "Cave of Ali Baba", "Flying Dutchman", "Far<br />
Out Safari" und zum Teil "Cave of the Minotaur". Einige<br />
der Monster wurden allerdings durch neue<br />
ausgetauscht.<br />
Wie im klassischen DuckTales-Intro werden die Ducks<br />
von einer Mumie verfolgt, hier entwickeln sie diese aber<br />
wie im DuckTales-Nintendo-Spiel.<br />
• Das Intro trennt auch die beiden Folgen. Zusammen<br />
werden sie als "Woohoo" vermarktet, die zweite Folge<br />
47
DuckTales 2017<br />
• wird einzeln auch oft als "Escape to Atlantis" oder<br />
"Escape from Atlantis" bezeichnet.<br />
• Das gelbe U-Boot könnte durchaus eine Anspielung an<br />
den Beatles-Song "Yellow Submarine" sein.<br />
• Meines Wissens sieht man in dieser Folge das erste Mal<br />
ein Klo innerhalb der DuckTales. Dass die Drillinge zu<br />
dritt draufgehen, ignorieren wir mal geflissenlich.<br />
• Moneysac, der vorgibt, Schotte zu sein, benutzt den<br />
"Kein wahrer Schotte"-Trugschluss, um sich als wahren<br />
Schotten zu bezeichnen: "He thinks his so rich and so<br />
Scottish, but I'm wearing a kilt, McDuck, a kilt!"<br />
Der Trugschluss ergibt sich in diesem Fall dadurch,<br />
dass Schotten natürlich nicht immer einen Kilt tragen.<br />
Zusätzlich deutet er an, dass Moneysac vielleicht doch<br />
"Kein wahrer Schotte" ist...<br />
• "You've got to work smarter, lad, not harder." - Ein Zitat<br />
aus den klassischen DuckTales-Folge "Reise in die<br />
Vergangenheit": "I want you to work smarter, nor<br />
harder, lad!"<br />
• Tick erwähnt das Fähnlein Fieselschweif: "Junior<br />
Woodchuck Rule 841: There's always another way<br />
around."<br />
• "Maybe I could just hire some family. Then they'd have<br />
to listen to me." Dagobert bezahlt seine Familie in den<br />
Comics tatsächlich fürs Mitreisen.<br />
• Als Donald sich über das zufließende Wasser aufregt,<br />
mimt er genau die Pose, die er auch in seinen alten<br />
Cartoons einnahm, wenn er sich ärgerte.<br />
• Ein blauer Edelstein, der Atlantis mit Energie versorgt,<br />
war auch der gesuchte Schatz in Disneys Kinofilm<br />
"Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt" (2001).<br />
• Eine der Reporter saß vorher neben Donald, als dieser<br />
auf Moneysac wartete.<br />
• Eine Reporterin referiert das Titellied: "Reclusive<br />
adventure capitalist Scrooge McDuck is back, with<br />
family in tow, solving mysteries and rewriting history."<br />
Sie wird im Abspann Roxanne Featherly genannt und<br />
von Kari Wahlgren gesprochen, die auch in "Gravity<br />
Falls" eine Reporterin sprach, nämlich Shandra<br />
Jimenez.<br />
Idee, Zeichnung und Kolorierung: Tim Artz<br />
48
Rezension<br />
DuckTales Comics (IDW)<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Heft #0<br />
Einen Monat vor der ersten neuen DuckTales-Folge<br />
konnten Fans ihre Neugier mit dem ersten Comic<br />
stillen, der auf der Serie basiert. Die DuckTales-<br />
Nullnummer hat ihren Platz nicht nur vor der<br />
eigentlichen Start der Comic-Reihe, sondern handelt<br />
von den Ducks vor der ersten DuckTales-Folge.<br />
Von der bemerkt man in dem Comic noch wenig:<br />
Dadurch, dass die Geschichten vor der ersten neuen<br />
DuckTales-Folge spielen, taucht Dagobert noch nicht<br />
auf. Dafür muss sich Donald von Job zu Job ackern,<br />
um seine drei Neffen und sich zu ernähren.<br />
Wie so oft beim Comicverlag IDW wurde auch diese<br />
Ausgabe mit mehreren, teilweise exklusiven Covern<br />
verkauft. Drei davon stammen vom Italiener Marco<br />
Ghiglione und ein weiteres wurde exklusiv von<br />
Zeichner-Legende und Barks-Fan Jeff Smith für eine<br />
Convention-Ausgabe gefertigt. Zwei der Ghiglione-<br />
Cover erinnern an Barks' actionlastige, aber leicht<br />
humorvollen Titelbilder, während Smith' Cover mit<br />
der kompletten DuckTales-Gruppe und viel Grün eher<br />
an die Marketingbilder der klassischen DuckTales-<br />
Trickserie erinnert.<br />
49
Rezension<br />
„Eagle's Pinky Toe Motel“ im kalten Norden auf<br />
Vordermann bringen, um wohlhabende Gäste<br />
anzulocken. Doch der bekannte Filmregisseur Mallard<br />
Hitchcock möchte dort einen Gruselfilm drehen und<br />
hält Donald damit ordentlich auf Trab!<br />
In der ersten Geschichte „Big Trouble at Little Lake“<br />
arbeitet Donald als Fremdenführer am<br />
„weltbekannten Little Lake“. Doch als ein altkluger<br />
Tourist glaubt, Donalds Job besser machen zu können,<br />
kriegt dieser seine Wut und landet mit Touristen und<br />
Drillingen auf der einzigen Insel des Little Lake.<br />
Elektrische Schwämme verhindern die Heimkehr, doch<br />
die Drillinge haben schon eine Idee...<br />
Eine Geschichte weiter will Donald im Comic „The<br />
repeating Revenge of the Screaming Duck“ das<br />
Beide Comics stammen vom Comic-Autoren Joe<br />
Caramagna und haben ein recht ähnliches Schema:<br />
Donald versucht sich an einem Beruf, dieser misslingt<br />
ihm, doch gegen Ende wird ihn ein neuer Job<br />
angeboten, denn Donald panisch ablehnt. Natürlich<br />
gibt es viele solche Muster in Duck-Comics (gerade in<br />
dem „Meister seines Fachs“-Genre), doch hier fällt es<br />
durch die unmittelbare Aneinanderreihung der beiden<br />
Geschichten besonders auf.<br />
Die Zeichnungen wissen dafür zu überzeugen! Der<br />
etwas hölzerne Stil der Trickserie wirkt hier<br />
dynamisch und rund, die Retro-Farben der Serie<br />
wurden ebenfalls adaptiert. Mit Handy-Fotos per<br />
Selfie-Stick zeigen Hintergrund-Figuren eindeutig,<br />
dass der Comic in der Gegenwart spielt, ohne dies zu<br />
sehr in den Mittelpunkt zu drängen.<br />
Dort ist nämlich die Beziehung zwischen Donald und<br />
seinen Jungs. Übervorsichtig möchte er die drei vor<br />
allen möglichen Gefahren schützen, selbst wenn es<br />
dazu Schutzhelme oder Peilsender braucht. Die<br />
Drillinge selbst haben ihre Persönlichkeit von der<br />
Trickserie übernommen. Besonders fällt hier auf, dass<br />
nur Tick bei den Fieselschweiflingen war und Track<br />
ziemlich geldgierig ist.<br />
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Anspielungen in<br />
den Geschichten, gerade mit Hitchcock in der zweiten<br />
Geschichte, die zahlreiche Horrorfilme auf den Arm<br />
nimmt.<br />
Die Jobs, die Donald am Ende der Geschichten<br />
ablehnt, sind voller Abenteuer und Aufregung, also<br />
Teil eines Lebens, das Donald in den neuen<br />
DuckTales-Folgen schon hinter sich ließ, als die<br />
Drillinge noch gar nicht auf der Welt waren. Die zwei<br />
Comics in dieser Nullnummer wirken zwar etwas flach<br />
und haben einen offensichtlichen Fokus auf Humor,<br />
aber sie können durchaus über ihre Darstellung von<br />
Donald auf etwas hindeuten, was in der Serie noch zu<br />
einem größeren Thema wird, nämlich die gemeinsame<br />
Vergangenheit von Donald, Dagobert und einem<br />
geheimnisvollen Dritten.<br />
Weitere Ausgaben mit unregelmäßigen<br />
Erscheinungsdaten werden dieser „Nullnummer“<br />
folgen.<br />
Ausgabe Null bis zwei werden in den USA im<br />
Paperback "DuckTales: Treasure Trove"<br />
nachgedruckt, ein weiteres Paperback von Ausgabe<br />
drei bis fünf ist mit dem Titel "DuckTales: Mysteries<br />
and Mallards" geplant.<br />
Eine deutsche Veröffentlichung ist noch nicht<br />
abzusehen.<br />
50
Rezension<br />
Heft #1<br />
Wenige Tage nach der Ausstrahlung der zweiten<br />
DuckTales-Folge „Daytrip of Doom!“ erschien die<br />
zweite Ausgabe der Comic-Reihe. Obwohl damit schon<br />
zwei Folgen etablierten, dass Donald und die<br />
Drillinge nun bei Dagobert wohnen, hangelt sich<br />
Donald auch in diesem Heft von Job zu Job.<br />
Ursprünglich sollte die Ausgabe zehn Tage vor der<br />
Serienpremiere erscheinen, verspätete sich aber leider<br />
um zwei Wochen und somit zwei DuckTales-Folgen.<br />
Wie zuvor gibt es diese Ausgabe mit mehreren Covern,<br />
zwei davon Schwarzweiß-Fassungen von vorherigen<br />
DuckTales-Covern (das Jeff-Smith-Cover von #0 und<br />
eine Convention-exklusive mit einem der Cover von<br />
#1). Die drei weiteren, farbigen Cover sind alle von<br />
Marco Ghiglione, der auch für die meisten Cover von<br />
Ausgabe 0 zuständig war. Wie bei Ausgabe 0 sind<br />
seine Cover weiterhin voller Action und mit einer sehr<br />
stimmungsvollen Kolorierung!<br />
Inzwischen lässt sich langsam ein Muster der „retailer<br />
incentive“-Variant-Cover erkennen. (Wortwörtlich<br />
heißen diese „verkaufsfördernd“ und werden bei<br />
größeren Vertriebs-Bestellungen als Sammelausgabe<br />
dazu gegeben. Eine deutsche Entsprechung davon ist<br />
mir nicht bekannt.) Statt eines actiongefüllten<br />
Szenenbildes sieht man bei den RI-Covern eine der<br />
DuckTales-Figuren mit einem knappen Steckbrief.<br />
Ausgabe 0 zeigt Dagobert Duck mit den Anmerkungen<br />
„the richest duck in the world“, „born in 1967“, „a<br />
life of adventure has kept him youthful“, „loves to<br />
swim in his money bank“, weitere Pfeile deuten auf<br />
seine Gamaschen mit „Designer spats“ und auf sein<br />
Stöckchen, „his all-purpose tool and weapon“.<br />
Donald Duck in Ausgabe 1 hat weniger Anmerkungen<br />
bekommen. Donald sei „devoted to his family“ und<br />
„lives on a houseboat“, „his sailor hat was a gift“.<br />
Dass seine Matrosenmütze ein Geschenk war, kann<br />
eine Anspielung auf eine künftige DuckTales-Folge<br />
sein.<br />
51
Rezension<br />
Die beiden Comics hinter dem Cover spielen weiterhin<br />
vor der ersten DuckTales-Folge.<br />
Die zweite Geschichte hat auch keinen aufregenderen<br />
Titel: „The great Experiment of the Washing<br />
Machine“. Im Experten-Gremium „Bombastic Band of<br />
Brains“ widmen sich Akademiker den Problemen der<br />
einfachen Leute. Wie soll man arbeiten, wenn der<br />
Fernseher läuft? Welche Modifikationen sorgen dafür,<br />
dass die Waschmaschine ihre Wäsche nicht<br />
zerknittert? Und wie kann man verhindern, dass im<br />
Getränke-Automat nicht Donalds Limonade stecken<br />
bleibt? Ohne dass dieser es weiß, mischen sich die<br />
Drillinge verkleidet unter die Experten und sorgen für<br />
das Chaos in der Chaos-Theorie.<br />
Als Museumsführer eines Leuchtturms in der Wüste<br />
versucht sich Donald in „The chilling Secret of the<br />
Lighthouse“. Gebaut wurde diese Touristenattraktion<br />
von Captain Spirula, dem faulsten und langweiligsten<br />
aller Piraten, der den Leuchtturm mit der angeblichen<br />
Existenz unterirdischer Flüsse rechtfertigte, bevor er<br />
verschwand. Tatsächlich scheinen nicht nur die Flüsse<br />
legendär zu sein: Die Drillinge finden im Leuchtturm<br />
Hinweise, die der Pirat hinterließ. Was für ein Schatz<br />
wohl auf die Ducks wartet?<br />
Wieder stammen beide Comics vom Comic-Autoren<br />
Joe Caramagna und weisen auch dasselbe Schema der<br />
ersten Ausgabe auf: „Meister seines Fachs“-<br />
Geschichten, in denen die Drillinge für Chaos sorgen,<br />
aber Donald gegen Ende ein neuer, gefährlicherer Job<br />
angeboten wird.<br />
Im Vergleich zur ersten Ausgabe sind die beiden<br />
Geschichten aber gelungener: Sie haben eine sehr<br />
hohe Gag-Dichte, verlieren sich nicht in Anspielungen<br />
und charakterisieren klar die Hauptfiguren, ohne sich<br />
zu stark auf eine zu beschränken. Dass Track als<br />
Bewohner eines Hausboots sich eine eigene Jacht<br />
wünscht, ist etwas ungewöhnlich. Ein kleiner<br />
Druckfehler findet sich auf der dritten Seite von „The<br />
great Experiment of the Washing Machine“, wo ein<br />
Sprechblasentext nicht von einer Sprechblase<br />
umrahmt ist. Keiner dieser Kleinigkeiten kann aber<br />
von der Qualität der Comics ablenken, die wie das<br />
Cover eine fantastische und atmosphärische<br />
Kolorierung bekommen haben.<br />
Langsam wird das Muster der Geschichten langweilig,<br />
aber das Cover von DuckTales #2 verspricht den<br />
Auftritt Dagoberts und den eines geheimnisvollen<br />
Dritten!<br />
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Comic<br />
Bankett<br />
Story und Zeichnungen: Sarah Jolley; Übersetzung: Stefan Binter<br />
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Comic<br />
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Comic<br />
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Comic<br />
Story und Zeichnungen: Scrooge; Übersetzung: David Bühring<br />
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Comic<br />
Story und Zeichnungen: Donald Duck34; Kolorierung: David Bühring<br />
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Comic<br />
Lucrum in arca<br />
Story, Zeichnungen und Kolorierung: Sarah Jolley; Übersetzung: David Bühring<br />
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Lyrics<br />
The Rainbow Connection / Glücks-Regenbogen<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Warum gibt es so viele Lieder über Regenbögen, fragt sich Kermit am Anfang vom "Muppet Movie". Der Oscar-nominierte<br />
Song erfüllt im ersten Muppet-Film dieselbe Funktion wie "When you wish upon a Star" in Pinocchio und "Somewhere over<br />
the Rainbow" in "Der Zauberer von Oz", indem das Lied die Hauptfigur durch seine gesungenen Träume und Wünsche<br />
beschreibt. Hier beschreibt die "Rainbow Connection" den Weg zwischen Kermit und seinen Zielen. Die deutsche<br />
Synchronfassung des Liedes beinhaltet nur ein einziges Mal das Wort "Regenbogen", während "Rainbow" im englischen<br />
Original sechsmal auftaucht.<br />
Im Finale des Films wird das Lied erneut gespielt, diesmal gesungen von allen Muppets.<br />
Why are there so many songs about rainbows<br />
And what's on the other side?<br />
Rainbows are visions, but only illusions<br />
And rainbows have nothing to hide.<br />
So we've been told and some choose to believe it,<br />
I know they're wrong, wait and see.<br />
Some day we'll find it,<br />
The rainbow connection,<br />
The lovers, the dreamers, and me.<br />
Who said that every wish<br />
Would be heard and answered<br />
When wished on the morning star?<br />
Somebody thought of that<br />
And someone believed it<br />
And look what it's done so far.<br />
What's so amazing,<br />
That keeps us stargazing<br />
And what do we think we might see?<br />
Someday we'll find it,<br />
The rainbow connection,<br />
The lovers, the dreamers, and me-<br />
All of us under its spell,<br />
we know that it's probably magic.<br />
Have you been half asleep?<br />
And have you heard voices?<br />
I've heard them calling my name.<br />
Is this the sweet sound<br />
That called the young sailors?<br />
The voice might be one in the same.<br />
I've heard it too many times to ignore it,<br />
It's something that I'm supposed to be.<br />
Someday we'll find it,<br />
The rainbow connection,<br />
The lovers, the dreamers and me.<br />
La da da di da da dum<br />
da duh da da dum di da ohhh<br />
Wer schreibt das Rätsel bunt an den Himmel<br />
und was mag dahinter sein?<br />
Zwischen dem Regentropfengewimmel<br />
spannt farbig und hoch sich sein Schein.<br />
Wer malte dich, oh Regenbogen, sag es,<br />
bist du nur Täuschung, dann sprich!<br />
wir lösen das Rätsel<br />
schon noch eines Tages,<br />
die Träumer, Verliebten und ich.<br />
Wer sagt, dass jeder Wunsch,<br />
der jemals gewünscht wird,<br />
erfüllt wird vom Morgenstern?<br />
wer sich das ausgedacht,<br />
ob der sich nicht doch geirrt,<br />
ich glaube es ja so gern.<br />
Was ist so fantastisch,<br />
dass der Stern es erfüllet,<br />
und stimmt es, was bringt es für mich?<br />
Wir wissen die Lösung<br />
des Rätsels im Stillen,<br />
die Träumer, Verliebten und ich.<br />
Wir alle stehen wie gebannt<br />
und glauben, dass Zauber im Spiel ist.<br />
Hörst du im Traum wie ich,<br />
die lockende Stimme,<br />
sie flüstert wie das Laub im Baum.<br />
Sie lockt dich und sieht<br />
zwischen Blüten dich schwimmen,<br />
sie fallen vom Wunschtraum im Traum...<br />
Ich habe ihr Flüstern schon zu oft vernommen,<br />
sie flüstert vom Glück auch für dich.<br />
Und hinter ihr Rätsel,<br />
da werden wir schon kommen,<br />
die Träumer, Verliebten und ich.<br />
La, la-la-li, la-la-lu<br />
La-la-la-la-la-li-la-la<br />
– aus „Muppet Movie“ (1979) –<br />
Text und Musik: Paul Williams und Kenneth Ascher<br />
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Lyrics<br />
In den Jahrzehnten darauf wurde das Lied noch mehrfach gesungen, unter anderem sowohl in der Muppet-Show (1981) als<br />
auch in der Serie Muppets (2015). Beide Male wurde der Text in der deutschen Ausstrahlung nicht übersetzt. Erst im Film<br />
"Die Muppets" wurde das Lied erneut eingedeutscht. Diesmal nicht nur mit mehr Erwähnungen von Regenbögen, sondern<br />
auch mit einer Parodie des Liedes, gesungen von Fozzie im Pechoolo Casino.<br />
Why are there so many songs about rainbows<br />
And what's on the other side?<br />
Rainbows are visions, but only illusions<br />
And rainbows have nothing to hide.<br />
So we've been told and some choose to believe it,<br />
I know they're wrong, wait and see.<br />
Some day we'll find it,<br />
The rainbow connection,<br />
The lovers, the dreamers, and me.<br />
Who said that every wish<br />
Would be heard and answered<br />
When wished on the morning star?<br />
Somebody thought of that<br />
And someone believed it<br />
And look what it's done so far.<br />
What's so amazing,<br />
That keeps us stargazing<br />
And what do we think we might see?<br />
Someday we'll find it,<br />
The rainbow connection,<br />
The lovers, the dreamers, and me-<br />
All of us under its spell,<br />
we know that it's probably magic.<br />
Have you been half asleep?<br />
And have you heard voices?<br />
I've heard them calling my name.<br />
Is this the sweet sound<br />
That called the young sailors?<br />
The voice might be one in the same.<br />
I've heard it too many times to ignore it,<br />
It's something that I'm supposed to be.<br />
Someday we'll find it,<br />
The rainbow connection,<br />
The lovers, the dreamers and me.<br />
La da da di da da dum<br />
da duh da da dum di da ohhh<br />
Wieso singt jeder gern vom Regenbogen<br />
und findet man dort sein Glück?<br />
Ein Regenbogen bringt jeden zum Träumen,<br />
doch lässt dich alleine zurück.<br />
Was davon wahr ist und soll man es glauben,<br />
weiß nur dein Herz und nicht ich.<br />
Ich glaub', es gibt ihn,<br />
den Glücks-Regenbogen<br />
für Träumer, Verliebte und mich.<br />
Wer sagt, dass jeder Wunsch<br />
erhört und erfüllt wird<br />
vom leuchtenden Morgenstern?<br />
Sind die Geschichten wahr<br />
und kann man sie glauben?<br />
Ich würde es ja so gern.<br />
Wieso erfüllt uns<br />
der Blick in den Himmel<br />
mit Sehnsucht und auch Zuversicht?<br />
Ich glaub', es gibt ihn,<br />
den Glücks-Regenbogen<br />
für Träumer, Verliebte und mich.<br />
Wenn du nur fest daran glaubst,<br />
wird seine Magie dich auch finden.<br />
Liegst du hellwach im Bett<br />
und hörst du dann Stimmen?<br />
Locken sie dich in den Schlaf?<br />
Das ist der Klang<br />
aus dem Land deiner Träume.<br />
Die Stimme gibt dir wieder Kraft.<br />
Selbst wenn ich wollte, ich kann mich nicht wehren.<br />
Mein Herz sagt, er ist für dich da.<br />
Ich werd' ihn finden,<br />
den Glücks-Regenbogen<br />
für Träumer, Verliebte und mich.<br />
La, la-la-li, la-la-lu<br />
La-la-la-la-la-li-la-lu<br />
– aus „Die Muppets“ (2011) –<br />
Text und Musik: Paul Williams und Kenneth Ascher<br />
deutsche Fassung: Christine Roche & Klaus-Rüdiger Paulus<br />
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Impressum<br />
Ausgabe <strong>30</strong> – 27.04.2018<br />
Chefredakteur (V. i. S. d. P.):<br />
Donald Duck34<br />
Stellvertretung: David Bühring<br />
Mitarbeiter an dieser Ausgabe:<br />
Stefan Binter, Floyd Moneysac, Huwey, Donald-<br />
Phantomias, Malte Morgenstern, Topolino<br />
Gestaltung:<br />
Karsten Bracker, Dagolart, Topolino<br />
Titelbild:<br />
Idee: Stefan Binter, Donald-Phantomias<br />
Zeichnung, Tusche und Kolorierung: Stefan Binter<br />
Bearbeitung: David Bühring<br />
Bild Rückseite:<br />
Idee und Zeichnung: Donald-Phantomias<br />
Kolorierung und Bearbeitung: David Bühring<br />
Illustationen auf Seiten 5 und 12:<br />
Idee und Zeichnung: <strong>Bertel</strong>hausener<br />
Kolorierung: David Bühring<br />
Illustrationen auf Seiten 2 und 3:<br />
Stefan Binter<br />
Internet:<br />
www.bertel-express.eu<br />
www.issuu.com/bertel-express<br />
Dieses Dokument wurde mit MS Word 2003 erstellt.<br />
Alle Zeichnungen bzw. Graphiken, sofern nicht anders angegeben,<br />
© The Walt Disney Company<br />
DANKE AN ALLE, DIE DIESES PROJEKT MÖGLICH GEMACHT HABEN...<br />
Idee, Zeichnung und Kolorierung: Sildesalaten<br />
https://sildesalaten.deviantart.com<br />
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