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Bertel-Express 30

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2


Vorwort<br />

Willkommen zurück, liebe Leserinnen und Leser,<br />

der <strong>Bertel</strong> <strong>Express</strong> wird mit dieser Ausgabe kontinuiert! Mit diesem Neuanfang möchten wir Ihnen ein<br />

honoriges Journal bieten. Enthalten sind wie fast immer einige Comics und Zeichnungen unserer<br />

Lieblinge aus dem Duck-Universum. Natürlich werden Sie auch auf Artikel stoßen, die wir mit Freude<br />

für Sie geschrieben haben. Also viel Spaß mit der ersten Ausgabe seit über vier Jahren.<br />

Ihre <strong>Bertel</strong>-<strong>Express</strong>-Reducktion<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Neues aus der Disney-Welt 4<br />

70 Jahre Onkel Dagobert 6<br />

„Die Eule eult nicht mehr“: Don-Rosa-Neuübersetzungen 8<br />

Interview: Jano Rohleder 13<br />

Vielseitig: Die Gefangene am White-Agony Creek 16<br />

Rezension: Micky Maus reist zum Mond 20<br />

Macht Glück wirklich glücklich? 22<br />

Analyse: Eine geheimnisvolle Melodie 24<br />

Interview: Fabian Erlinghäuser <strong>30</strong><br />

Rezension: Das Geheimnis der Silberleuchter 31<br />

Rezension: Café Zombo 39<br />

Interview: Uli de Planque 40<br />

In welcher Zeitzone liegt Entenhausen? 41<br />

Aufgefallen: Das Zeitreisen-Paradoxon in „Donald im Jahre 2001“ 42<br />

Interview: Massimo Fecchi 44<br />

DuckTales 2017 45<br />

DuckTales: Easter Eggs und Anspielungen in „Woohoo“ 46<br />

Rezension: DuckTales Comics (IDW) #0+1 49<br />

Comic: Bankett 53<br />

Comic: Eine bleibende Erinnerung 56<br />

Comic: Verhängnisvolle Weihnachten 66<br />

Comic: Lucrum in arca 67<br />

Lyrics: The Rainbow Connection 83<br />

Impressum 85<br />

3


Neues aus der Disney-Welt<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

2017 war kein ruhiges Jahr im Hause Disney! Im Kino liefen „Die Schöne und das Biest“, „Pirates of the Caribbean: Salazars<br />

Rache“, „Cars 3: Evolution“ und Pixars „Coco - Lebendiger als das Leben“, im Fernsehen kommen die „DuckTales“ zurück<br />

und auch Rapunzel bekommt eine Serie, es wurden stillschweigend die Mega-Micky-Maus veröffentlicht und mit Riesenrummel<br />

die „Entenhausener Stars“, die Dagobert-Dokumentation „The Scrooge Mystery“ und das Don-Rosa-Fotobuch „I still get<br />

Chills“ kamen raus und die Dr. Dark-Saga erschien im Micky-Maus-Magazin und dem Lustigen Taschenbuch.<br />

Viel zu viel also für eine einzelne Ausgabe! Aber auf einige Neuigkeiten des Jahres können wir dennoch eingehen!<br />

„Entenhausen-Stars“-Sammelfiguren<br />

Zehn Disney-<br />

Sammelfiguren gab<br />

es ab Juli im<br />

Kiosk-Handel zu<br />

kaufen! Nach dem<br />

Wundertüten-<br />

Prinzip waren die<br />

Figuren allerdings<br />

blickdicht verpackt<br />

und es war reines<br />

Glück, ob man<br />

nun Donald oder<br />

Micky kaufte.<br />

© Egmont Ehapa<br />

Die Figuren sind<br />

aus Hartgummi und<br />

liebevoll bemalt. Bei der Authentizität der Farben<br />

schwanken die Figuren allerdings: Die Drillinge und<br />

Donald tragen schwarz und Dagobert rot wie in den<br />

Comics, aber die Kappen der Drillinge und<br />

Düsentriebs Weste sind zum Beispiel mit nur einer<br />

Farbe versehen. Dadurch, dass die Figuren in Tüten<br />

gesteckt wurden, können sie auch nicht immer aus<br />

eigener Kraft stehen, aber mit etwas tollkühnem Biegen<br />

lässt sich das ändern. Die Größenverhältnisse stimmen<br />

bei den meisten Figuren, nur Micky ist im Vergleich zu<br />

Donald und Goofy etwas groß geraten.<br />

Eine erste Überraschungs-Figur gab es als Extra zum<br />

Micky-Maus-Magazin 29/17, später gab es im Micky-<br />

Maus-Magazin 35/17 eine exklusive goldene Dagobert-<br />

Sammelfigur, nur leider ohne Comic.<br />

Zusätzlich zu den zehn Figuren gab es einen „coolen Mini-<br />

Comic“ mit dreireihigen Comics, die meist schon vorher im<br />

LTB oder dessen Nebenreihen veröffentlicht wurden:<br />

Donald kam mit „Marktforschung“, einer deutschen<br />

Erstveröffentlichung.<br />

Micky kam mit „Überwachung aus dem All“ aus dem<br />

Lustiges Taschenbuch 210.<br />

Dagobert kam mit „Genesung wider Willen“ aus dem<br />

Lustiges Taschenbuch 293.<br />

Tick, Trick und Track kamen mit „Das geheime Zimmer“ aus<br />

dem Lustiges Taschenbuch Enten-Edition 36.<br />

Daisy kam mit „Der Kochwettbewerb“ aus Onkel Dagobert<br />

39<br />

Daniel Düsentrieb kam mit „Der erfundene Erfinder“ aus<br />

dem Lustiges Taschenbuch 284.<br />

Goofy kam mit „Vernetzt im Urlaub“, einer deutschen<br />

Erstveröffentlichung.<br />

Phantomias kam mit „Phantomias Kalender“, einer<br />

deutschen Erstveröffentlichung.<br />

Der Panzerknacker 761-167 kam mit „Vandalen im<br />

Zündsteintal“ aus dem Lustiges Taschenbuch 293.<br />

Gundel Gaukeley kam mit „Überraschungsgäste“ aus dem<br />

Lustiges Taschenbuch Enten-Edition 35.<br />

Die Wundertüten kosten pro Packung 2,99 Euro, ein<br />

komplettes Set würde also mindestens 29,90 Euro<br />

Micky-Maus-Extra: Comics zum Sammeln<br />

Drei Micky-Maus-Extra-Bände sind 2016<br />

erschienen, „Die besten Witze zum Sammeln“ im<br />

Micky-Maus-Magazin 22/16, „Die besten Comics<br />

zum Sammeln“ im Micky-Maus-Magazin 31/16 und<br />

„Die besten Tricks zum Sammeln“ im Micky-Maus-<br />

Magazin 46/16. Ein Jahr später zeigte sich, welcher<br />

der drei Bände am erfolgreichsten war. Zwei weitere<br />

Bände erschienen im Micky-Maus-Magazin 14/17<br />

und im Micky-Maus-Magazin <strong>30</strong>/17, diesmal unter<br />

dem knackigeren Namen „Comics zum Sammeln“.<br />

Bei den Comics darin handelt es sich bis auf einen<br />

Einseiter um Nachdrucks aus dem Lustigen<br />

Taschenbuch und Nebenreihen sowie alten Donald-<br />

Duck-Ausgaben.<br />

4


Neues aus der Disney-Welt<br />

„Die Schöne und das Biest“<br />

Neuverfilmungen von Trickfilmen ist für den Disney-<br />

Konzern nichts Neues. Seitdem 1996 „101<br />

Dalmatiner“ mit Glenn Close ins Kino kam, wird<br />

immer wieder versucht, Zeichentrick-Zauber in<br />

Realverfilmungen zu übertragen. Dabei steht „Die<br />

Schöne und das Biest“ zwischen den Stühlen: Der<br />

Film bedient sich großzügig am Disney-Trickfilm<br />

von 1991, bringt Aspekte des französischen<br />

Märchens ein und stopft Plotlöcher durch eigene<br />

Ideen.<br />

Das Einfügen einer homosexuellen Figur führte zu<br />

einer höheren Altersfreigabe in Russland, in Kuwait<br />

durfte der Film unter anderem aus diesem Grund<br />

gar nicht erst gezeigt werden. In Deutschland blieb<br />

ein so weit reichender Skandal zum Glück aus,<br />

sodass der Film auf eigenen Füßen stehen kann. Es<br />

gibt sogar Gerüchte über eine mögliche Fortsetzung,<br />

wobei zu hoffen gilt, dass sich diese nicht an den<br />

Fortsetzungen des Trickfilms orientiert. Eine<br />

Realverfilmung von „Die Schöne und das Biest:<br />

Weihnachtszauber“ und „Belles zauberhafte Welt“<br />

braucht die Welt nicht.<br />

„The Scrooge Mystery“<br />

Morgann Gicquels Dokumentation soll zu<br />

Dagoberts siebzigsten Geburtstag erscheinen<br />

und behandeln, wie Carl Barks' vielleicht<br />

bekannteste Figur seine Fans inspirierte.<br />

Zumindest sagt das die Beschreibung. Im<br />

Trailervideo ist nämlich nur sehr prominent<br />

Don Rosa zu sehen, das Zugpferd des Films. Ein<br />

anderer Prominenter, der interviewt werden<br />

soll, ist Nightwish-Mitglied Tuomas<br />

Holopainen, der immerhin das Album „The Life<br />

and Times of Scrooge“ komponierte.<br />

Über Crowdfunding wurde der Vertrieb der<br />

Dokumentation auf DVD finanziert, der fertige<br />

Film lag uns noch nicht vor.<br />

5


70 Jahre Onkel Dagobert<br />

VON HUWEY<br />

Eine Sache haben die meisten Ducks gemeinsam – sie traten<br />

zuerst nur am Rand und als Nebenfigur auf. Donald neben<br />

Micky, Tick, Trick und Track neben Donald und Dagobert<br />

neben Donald und Tick, Trick und Track. Mittlerweile hat es<br />

Dagobert zu der wohl beliebtesten Figur Entenhausens<br />

geschafft – dementsprechend gebührt ihm auch zum 70.<br />

Geburtstag viel Ehre.<br />

Seite lebt die Tradition der vierreihigen Geschichten aus<br />

Amerika weiter, auf der anderen Seite beginnt ein italienischer<br />

Dokumentar-Regisseur Geschichten zu schreiben. Sein Name<br />

lautet Guido Martina und er arbeitete von 1948 bis 1984 für<br />

Mondadori, dem Verlag, der damals die Rechte für Disney-<br />

Comics in Italien hatte.<br />

Lasst uns erst mal zurück zu den Anfängen gehen: Die erste<br />

Geschichte, in der Dagobert vorkam, war „Die Mutprobe“<br />

(W OS 178-02). Allein seine ersten Worte zeugen davon, wie<br />

Barks Dagobert damals konzipiert hat.<br />

Als einen griesgrämigen, alten Geizkragen, der keinerlei Spaß<br />

am Leben hat, und deshalb auch allen anderen den Spaß am<br />

Leben nehmen möchte. Natürlich ist Dagobert schon lange<br />

nicht mehr so. Schon in seiner zweiten Geschichte „Das<br />

Gespenst von Duckenburgh“ (W OS 189-02) werden der<br />

schottische Ursprung und die Familienverhältnisse<br />

aufgedeckt, doch die klaren Linien, mit denen wir heute leben,<br />

wurden erst in „Der arme reiche Mann“ (W OS 386-02)<br />

gezogen. Diese lauten:<br />

– Dagobert hat sein Vermögen auf ehrliche Weise<br />

verdient, indem er „zäher als die Zähsten und schlauer<br />

als die Schlauesten war“.<br />

– Dagobert kommt aus einer verarmten schottischen<br />

Familie und hat sich sein Vermögen ganz allein<br />

aufgebaut.<br />

Diese Entscheidung erfolgte hauptsächlich dadurch, dass<br />

Dagobert in Amerika seine eigene Heftreihe bekam, und er ja<br />

nicht Held und Bösewicht in einem sein kann. Ab diesem<br />

Zeitpunkt teilt sich die Geschichte Dagoberts: Auf der einen<br />

© Luca Boschi<br />

Die italienische Linie, die sich am Anfang durch extreme<br />

Gewaltdarstellung und eine eine erbarmungslose Familie<br />

Duck auszeichnete, entwickelte sich von nun an vollkommen<br />

unabhängig von früheren Disney-Comics. Dagoberts<br />

Lebensgeschichte wurde deutlich skrupelloser und fieser.<br />

Hier ein paar Beispiele, was Dagobert laut italienischen<br />

Storys getan haben soll:<br />

– Er war professioneller Falschspieler, bevor er zum<br />

Yukon ging („Die Gedanken-Uhr“ in LTB 129)<br />

– Er war Hehler in Java („Onkel Dagobert auf<br />

Sensationssuche“ in LTB 50)<br />

– Er versetzte einem Geschäftspartner K.O.-Tropfen und<br />

setzte ihn auf einem Felsen im Ozean aus („Aus dem<br />

Leben Traugott Taugerichs“ in LTB 22)<br />

– Er betrog seinen Geschäftspartner um dessen<br />

Anteil („Onkel Dagoberts Unterschrift ist Gold wert!“ in<br />

LTB 4)<br />

– Er stahl professionell Kohle von einem Zug und<br />

verkaufte sie der Eisenbahngesellschaft wieder<br />

(„Der Überfall auf den Postzug“ in LTB 35)<br />

– Er stahl professionell Kohle von einem Zug und<br />

verkaufte sie der Eisenbahngesellschaft wieder<br />

(„Der Überfall auf den Postzug“ in LTB 35)<br />

6


70 Jahre Onkel Dagobert<br />

– Er raubte auf den Sandwichinseln mit Waffengewalt<br />

Reisende aus („Geldspeicher Nr. 23“ in LTB 24)<br />

– Er lieferte einen Geschäftspartner dem sicheren Tod<br />

aus („Der große Sarani“ in LTB 36)<br />

Doch auch in der Gegenwart ist Dagobert unehrlicher<br />

geworden, er flunkert andauernd und neigt zu emotionalen<br />

Übertreibungen.<br />

seine Geschichten veröffentlicht und verehrt, insbesondere<br />

seine Biografie von Dagobert Duck „The Life and Times of<br />

Scrooge McDuck“ erfreut sich der höchsten Beliebtheit. Das<br />

geht sogar so weit, dass der Finne Tuomas Holopainen einen<br />

offiziellen Soundtrack gemacht hat, der tatsächlich bei einem<br />

renommierten Label veröffentlicht wurde. Doch hinter der<br />

Erfolgsgeschichte verbirgt sich mehr. Laut einem Interview<br />

mit Don Rosa wollte nämlich zuerst Disney die Biografie in<br />

Auftrag geben. Don Rosa ist allerdings der Meinung, dass<br />

Disney die Figuren nicht gehören, da die Figuren nicht von<br />

Disney gemacht wurden, und so veröffentlichte Egmont die<br />

Biografie.<br />

Während die europäische Comickultur aufblüht, verfällt die<br />

amerikanische zunehmend. Die monatlichen Heftreihen des<br />

Verlags „Gold Key“ (der stellte übrigens seine<br />

Veröffentlichungen 1984 ein, dem gleichen Jahr in dem Guido<br />

Martina ausstieg) verkaufen sich sehr schlecht und bis heute<br />

pendeln die Lizenzen der Disney-Hefte zwischen<br />

verschiedenen Indipendentverlagen. Jahrelang zeichnet kein<br />

US-Amerikaner mehr Disney-Comics und der Markt wird<br />

hauptsächlich von dänischen (die Zeichner und Autoren<br />

kamen hauptsächlich aus Lateinamerika und Spanien) und<br />

italienischen Produktionen (Bis heute zeichnen und schreiben<br />

dort hauptsächlich Italiener, da die Skripte auf Italienisch<br />

abgegeben werden, bei Egmont in Dänemark allerdings auf<br />

Englisch). Zumindest bis der Redneck Keno Don Hugo Rosa<br />

in einem Comicheft den amerikanischen Namen „Marty<br />

Greim“ sieht. Rosa kannte Marty Greim von früher und<br />

wusste, dass er kein professioneller Zeichner war, sondern<br />

einfach ein Fan. Da er auch den Herausgeber Byron Erickson<br />

(dieser Mann war, wie sich später herausstellte, für die<br />

Entwicklung von Egmont-Micky Mitte der 90er<br />

verantwortlich) kannte, schmiss er seinen gut bezahlten Job<br />

beim Familienbetrieb „Keno Rosa Co.“ hin und begann für<br />

einen Hungerlohn zu schreiben und zu zeichnen. Der Rest ist<br />

Geschichte.<br />

Wieso ich Don Rosa hier erwähne? Nur ein unerfahrener<br />

Comicfan darf diese Frage stellen, Rosa stellte sich nämlich<br />

als absoluter Publikumsliebling heraus und bis heute werden<br />

Rosa bezieht sich in seinem Opus Magnum nur auf Barks-<br />

Comics und erfindet selber etwas dazu. Es gibt viele Fans, die<br />

Don Rosa verachten, weil er laut deren Meinung zu viele<br />

Freiheiten hat, zu kitschige Geschichten schreibt und allen<br />

anderen Zeichnern nicht mehr die Ehre gezeigt wird, die sie<br />

(angeblich) davor genossen. Andere Leser und Autoren<br />

(darunter Barks selber) sehen endlich einen Sinn in Dagoberts<br />

Lebensgeschichte und sehen Rosas Version als „offizielle“ an.<br />

Er selbst sagte jedoch „Es ging nie darum, eine amtliche Vita<br />

zu schreiben, sondern nur um meine persönliche Version“.<br />

Rosas Geschichten sind oft sehr pathetisch, in „A Little<br />

Something Special“ (D 96325) zum Beispiel geht es um die<br />

ganze Stadt Entenhausen, die Dagobert aufgebaut hat und nun<br />

nicht verlieren möchte. Rosas Geschichten verlaufen meist wie<br />

folgt:<br />

1. Akt: Dagobert ist ein harter Geschäftsmann, der alle hasst.<br />

2. Akt: Dagobert besinnt sich durch eine Begebenheit auf<br />

seine Grundwerte.<br />

3. Akt: Dagobert ist wieder ein „skrupelloser Geschäftsmann<br />

aus Entenhausen“.<br />

Dagobert war nie nur auf sein Geld fokussiert. Besonders<br />

mochte er auch das Abenteuer darum. Und das macht die<br />

Geschichten ja auch so lesenswert, oder? Teilweise werden in<br />

seinen Comics ja auch komplexe Themen behandelt, z. B. in<br />

„A Christmas for Shacktown“ (W OS 367-02). Dort geht es<br />

um unser Problem mit Weihnachten. Können wir es uns<br />

gutgehen lassen, während andere Leute nur einige Kilometer<br />

weg betteln müssen und unseren Luxus sich nur erträumen<br />

können?<br />

Die Geschichten mit Dagobert sind tatsächlich welche der<br />

besten im Anaversum. Happy Birthday, Scrooge!<br />

7


Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />

„Die Eule eult nicht mehr“<br />

Neuübersetzungen der Don-Rosa-Comics<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Als 2009 der fünfte „Hall of Fame“-Band mit Don Rosa<br />

erschien, waren einige Leser verwundert. Das waren nicht<br />

ganz die Comics, die sie damals in den Neunzigern gelesen<br />

hatten! Ein paar Titel wurden verändert, auch die<br />

Sprechblasen-Texte wichen leicht von vorherigen<br />

Veröffentlichungen ab. Mitverantwortlich für diese<br />

Änderungen war Jano Rohleder, der neue Name im<br />

Impressum der Reihe, beauftragt vom ungekrönten König<br />

der „Hall of Fame“-Reihe, Don Rosa.<br />

Rosa ist nicht nur in seinen Comics um Authentizität<br />

bemüht, sondern wünscht dies auch in den Übersetzungen.<br />

In Deutschland ist das eine kleine Neuheit, da seit der<br />

ersten deutschen Micky-Maus-Ausgabe die Übersetzungen<br />

oft frei waren und vieles eingedeutscht wurde.<br />

Also ließ Rosa ab Herbst 2008 nur noch originalgetreue<br />

Übersetzungen seiner Geschichten zu, mit der er Jano<br />

Rohleder beauftragte. Mit der Don-Rosa-Collection<br />

erschienen 2011 erstmals alle Rosa-Comics in<br />

überarbeiteter Form.<br />

Doch wo genau liegen die Unterschiede? Ist das Original<br />

immer besser oder ist eine freie Adaption angenehmer zu<br />

lesen? Wie gut hält sich die neue Fassung im Vergleich zur<br />

alten und umgekehrt?<br />

Titel<br />

Die meisten neuen Titel wurden dem englischen Original-<br />

Titel angepasst. So wurde aus dem träumerischen Titel<br />

„Reisende durch die Ewigkeit“, womit der Übersetzer<br />

Asteroide und Kometen umschrieb, das reißerische<br />

„Angriff der Weltraummonster“, welches an Pulp-<br />

Magazine erinnern soll.<br />

Mit zwei Titeln wurde „Ein ganz besonderer<br />

Weihnachtsbaum“ beziehungsweise „Kein schöner Baum<br />

in dieser Zeit...“ bestraft, „Tannenbaumtumult“ heißt die<br />

Geschichte dank Jano inzwischen einheitlich.<br />

Nichtssagende Überschriften wie „Tiere aus aller Welt“,<br />

„Eine verhängnisvolle Erfindung“ und „Der erste Erfolg“<br />

wurden dank der Zweitübersetzung spezifischer und lauten<br />

nun „Eine sagenhafte Tierschau“, „Die Zeitdiebe“ und<br />

„Düsentriebs erster Erfolg“. Bei „Wiedersehen mit Tralla<br />

La“ und „Zurück ins Land der Zwergindianer“ wurden mit<br />

„Rückkehr nach Xanadu“ und „Der Krieg der<br />

Wendigowak“ sogar Spoiler entfernt.<br />

Während „Duck“ im englischen Original sowohl der<br />

Nachname der Ducks ist als auch die Tierart, machte Jano<br />

daraus im Deutschen klar den Nachnamen: „Der Duck, der<br />

vom Himmel fiel“ und „Der Duck, den es nie gab“<br />

(vormals „Satellitenjäger“ und „Kein Tag wie jeder<br />

andere“) umschreiben ganz klar die Hauptperson Donald.<br />

Ob eine Geschichte nun schon im Titel zeigt, dass es sich<br />

um eine Fortsetzung handelt, bestimmt Rosa auch lieber<br />

selbst. „Superduck“ darf mit dem neuen Titel „Der<br />

Supermensch kehrt zurück“ gerne auf die Barks-<br />

Geschichte „Der Supermensch“ verweisen, während die<br />

oben genannten Geschichten über Tralla La und die<br />

Zwergindianer sich erst im Lauf der Geschichte als<br />

Fortsetzungen entpuppen.<br />

Viele Veränderungen sind auch nur minimal. Dagobert als<br />

„Finanzielles Schwergewicht“ treibt nun eher „Finanzielle<br />

Fitness“, „Die Krone der Kreuzritter“ ist nun „Die Krone<br />

der Kreuzfahrerkönige“.<br />

Der neue Titel von „Kometenrodeo“ ist einer, der fast<br />

schon vor Janos Überarbeitungen existierte: Im „Donald<br />

Duck Sonderheft“ hieß die Geschichte „Raketenträume“,<br />

bei Jano hingegen „Raketenträumerei“.<br />

„Der Schwarze Ritter sprotzt wieder“ wurde zu „Der<br />

Schwarze Ritter glorpt wieder“, da im Comic die Original-<br />

Soundwörter benutzt werden.<br />

Einige Titel-Übersetzungen ergeben erst mit etwas<br />

Recherche Sinn. Etwa ist „The Once and Future Duck“<br />

eine Anspielung an den Roman „The Once and Future<br />

King“ von T. H. White, der auf Deutsch mit „Der König<br />

auf Camelot“ übersetzt wurde. Also wurde aus „The Once<br />

and Future Duck“ in der Jano-Übersetzung „Verschollen<br />

in Camelot“.<br />

„Schrumpfende Onkels“ heißt im Original „The Incredible<br />

Shrinking Tightwad“. Prämisse und Titel verweisen auf<br />

den Science-Fiction-Film „The Incredible Shrinking Man“,<br />

der auf Deutsch als „Die unglaubliche Geschichte des<br />

Mister C.“ vermarktet wurde. Deshalb auch „Die<br />

unglaubliche Geschichte des Herrn D.“ als neuer Comic-<br />

Titel.<br />

Die Kapitel aus Dagoberts Comic-Biografie wurden nun<br />

wie im Original in ein einheitliches Schema gebracht: Erst<br />

eine Personenumschreibung und dann die Verbindung zu<br />

einem Ort. „Der Kupferkönig“ ist nun „Der Kupferkönig<br />

von Montana“, aus „Der Herrscher über Entenhausen“<br />

wurde „Der Eroberer von Fort Entenhausen“, „Der<br />

Geschäftsmann ohne Gewissen“ zeigt mit „Der<br />

gewissenlose Geschäftsmann aus Calisota“ seine Herkunft,<br />

die zusätzlichen Kapitel „Verschwörung der Gauner“ und<br />

„Abenteuer auf Java“ konnten mit „Die zwei Herzen des<br />

Yukon“ und „Der Cowboy-Käpt'n der Cutty Sark“<br />

ebenfalls angepasst werden.<br />

Alliterationen wie im letzten Beispiel hat Jano weitgehend<br />

beibehalten. „An Eye for Detail“ blieb „Scharfblick schützt<br />

vor Schaden nicht“, „The Beagle Boys vs. The Money Bin“<br />

blieb „Gauner gegen Geldspeicher“ und „Schund und<br />

Schätze“ wurde nur minimal zu „Schund oder Schatz?“<br />

geändert. Manchmal wird aus einer zweifachen Alliteration<br />

8


Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />

eine dreifache gemacht: „Das Geheimnis des<br />

Glückszehners“ wurde „Zehnerjagd zwischen den Zeiten“,<br />

was wie der Originaltitel „Of Ducks and Dimes and<br />

Destinies“ dreimal stabreimt.<br />

Besonders sinnvoll sind neue Titel bei Comics, deren erster<br />

Titel zu Verwechslungen führen kann. Ist mit „Das Gold<br />

der Inkas“ nun die Barks- oder die Rosa-Geschichte<br />

gemeint? Jetzt muss es Barks sein, denn bei Rosa heißt der<br />

Comic nun „Der Sohn der Sonne“. Meint man mit „Die<br />

drei Caballeros“ den Film oder den Comic, der die<br />

Fortsetzung zum Film bildet? Der Comic kann es nicht<br />

mehr sein, denn der ist „Die Rückkehr der drei<br />

Caballeros“. Schrieb Jules Verne oder Don Rosa die<br />

„Reise zum Mittelpunkt der Erde“? Der neue Comic-Titel<br />

„Der Alles-Auflöser“ löst auch dieses Problem!<br />

Doch nicht alle englischen Original-Titel wurden ins<br />

Deutsche übertragen, einige Geschichten tragen noch ihren<br />

alten Titel. Zum Beispiel schrieb Jano im Donald-Club zur<br />

Geschichte „Die Prüfung“ (Originaltitel „Nobody's<br />

Business“): „Heißt noch genauso. Unübersetzbares<br />

Wortspiel.“<br />

„Alles schwer verquer“ durfte auch bleiben, weil das<br />

Wortspiel im Originaltitel „A Matter of Some Gravity“<br />

nicht auf Deutsch funktioniert. „Fortune on the Rocks“<br />

blieb „Ein zweifelhaftes Geschäft“, „Fit to be pied“ blieb<br />

„Der Kürbiskampf“, „Cash Flow“ hat auf Deutsch mit<br />

„Eine schlüpfrige Angelegenheit“ einen anderen Wortwitz<br />

bekommen und „Metaphorically Spanking“ wurde zum<br />

leicht widersprüchlich klingenden „Schwänzen will gelernt<br />

sein“.<br />

Titel-Änderungen sind aber auch nur dann vorgenommen<br />

worden, wenn der deutsche Titel inhaltlich dem Original-<br />

Titel oder der Geschichte widersprach. Einige Titel<br />

klangen zwar ganz gut, gaben aber nicht ganz das wieder,<br />

was Rosa mit seinem Originaltitel beabsichtigt hatte. Eine<br />

interessant klingende Abenteuer- oder Mystery-Geschichte<br />

wird auf einmal als Fortsetzung entpuppt? Das war<br />

beabsichtigt. Ein Comic mit einem reißerischen Pulp-Titel<br />

wird tiefsinnig und ernst? Auch das wollte Don Rosa. Wenn<br />

eine Titel-Änderung den Twist verrät, ist es keine gute<br />

Änderung.<br />

Währung<br />

Titel-Änderungen bei deutschen Comics ist gang und gäbe,<br />

aber mit der Einführung des Dollars in Entenhausen hat<br />

Jano endgültig Neuland betreten. Seitdem in den ersten<br />

Ausgaben der „Micky Maus“ noch Mark und Pfennig<br />

benutzt wurden, gab es seitdem noch Taler und Kreuzer.<br />

(Eine Ausnahme bilden da die Disney-Bände aus dem<br />

Melzer-Verlag wie zum Beispiel "Ich Donald Duck" und<br />

"Ich Onkel Dagobert", in denen auch andere Währungen<br />

verwendet werden.) Taler gab es zwar in<br />

deutschsprachigen Ländern und Kreuzer ebenfalls, aber<br />

nie gleichzeitig im selben Land.<br />

„Das mit der Währung war - im Gegensatz zu anderen<br />

Dingen - keine zwingende Vorgabe, aber ich habe diese<br />

Entscheidung bewusst getroffen, um die bisherigen<br />

Logikprobleme zu umgehen, die sich zum Beispiel beim<br />

'Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden'-Band<br />

gezeigt hatten.“ Diese erklärt er im Detail: „Dagobert<br />

kommt wegen des Dimes nach Amerika, also muss es in der<br />

Geschichte zwingend eine amerikanische Münze sein. In<br />

späteren Geschichten daraus wieder zehn Kreuzer zu<br />

machen, wäre komisch. Dann ist er quer durch Amerika<br />

unterwegs und das auf seinen Abenteuern verdiente Geld<br />

landet im Speicher. Da wäre es ebenfalls komisch, wenn<br />

das später plötzlich Taler sind, während er im Rest der<br />

USA mit Dollar bezahlt hat. Und in den in der Gegenwart<br />

spielenden Geschichten wäre es auch seltsam, wenn<br />

Entenhausen als in den USA liegende Stadt plötzlich eine<br />

andere Währung als der Rest des Landes hätte, nachdem<br />

man den Aufstieg der Stadt in den 'Onkel Dagobert - Sein<br />

Leben, seine Milliarden'-Kapiteln miterlebt hat.“<br />

Diese Änderung ist auch ziemlich unauffällig in den<br />

Geschichten. Manchmal geht es zwar explizit um Geld und<br />

Geldeswert, aber ob Donald in „Die Münze“ nun einen<br />

Vierteldollar oder einen Taler bekommt, ändert nichts an<br />

der Handlung.<br />

Dagoberts Vermögen von fünf Fantastilliarden, neun<br />

Trillionen Taler und 16 Kreuzer sind übrigens, so Jano,<br />

„kein Barks-Zitat. Direkt übersetzen kann man sie trotzdem<br />

nicht, da sowohl Multiplujillions als auch Impossibidillions<br />

natürlich Fantasiebegriffe sind, die lediglich ausdrücken<br />

sollen, dass Dagobert unschätzbar viel Geld besitzt.“<br />

Und das hat er auf jedem Fall, egal in welcher Währung.<br />

Orte<br />

Einen gewaltigen Unterschied gibt aber das Abändern von<br />

Orten, wie es in „Seine Majestät Dagobert 1.“ geschah.<br />

Statt einfach die einen existierenden Länder durch andere<br />

zu ersetzen, wurden aus Briten Hachsen und aus Spaniern<br />

Tranzosen. Selbst wenn wir im Geiste darauf Franzosen<br />

und Sachsen machen, ergibt es keinen Sinn, denn die<br />

Schenkungsurkunde stammt vom sächsischen König Otto,<br />

obwohl der historische König Otto mit seinen vier weiteren<br />

Vornamen König von Bayern war. Im Original und der<br />

neuen Übersetzung ist dieser König übrigens King George<br />

der Dritte. Otto aus Bayern und George aus England<br />

haben nicht einmal zur selben Zeit gelebt. Ganz zu<br />

schweigen von Marco Polo (in der ersten Übersetzung<br />

Marko Molo genannt) und Sir Francis Drake!<br />

Gedichte<br />

Ob Donald in „Schwänzen will gelernt sein“ nun Mörike<br />

zitiert („Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern<br />

durch die Lüfte“, alte Übersetzung) oder adaptiert („Ah,<br />

Frühling! Ein Himmel wie blaue Seide, die Zeit der Ruhe<br />

und Entspannung“, neue Übersetzung), ändert nicht viel<br />

am sprachverliebten Donald.<br />

In „Der letzte Schlitten nach Dawson“ zitiert Dagobert<br />

einen Ausschnitt des Gedichts „The Spell of the Yukon“<br />

von Robert W. Service:<br />

9


Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />

There's gold and it's haunting and haunting,<br />

it's luring me on as of old!<br />

Yet it isn't the gold that I'm wanting<br />

so much as just finding the gold!<br />

It's the great, big, broad land 'way up yonder!<br />

It's the forests where silence has lease!<br />

It's the beauty that thrills me with wonder!<br />

It's the stillness that fills me with peace!<br />

Die alte deutsche Übersetzung nennt als Dichter einen<br />

Freddy Flenn, dessen Gedicht nur wenig mit Services<br />

Original zu tun hat:<br />

Wo der Blizzard pfeift,<br />

wo die Flechte reift,<br />

wo der Polarfuchs bellt,<br />

wo der Neuschnee fällt,<br />

da ist meine Heimat,<br />

da bin ich zu Haus.<br />

Wo der Leitwolf heult,<br />

wo die Eule eult,<br />

wo der Digger flucht,<br />

weil nach Gold er sucht,<br />

da ist meine Heimat,<br />

da bin ich zu Haus.<br />

Eine simple Aufzählung von den Tätigkeiten diverser Tiere<br />

mit Höhepunkten wie „wo die Eule eult“ klingt nicht<br />

gerade nach der Sorte Gedicht, die sich Dagobert merken<br />

würde, sondern eher fast wie ein Kinderreim.<br />

Die Bedeutungen der zwei Gedichte sind gegensätzlich.<br />

Dagobert bezeichnet auf einmal den Norden Amerikas als<br />

seine Heimat, obwohl sein Patriotismus in anderen Rosa-<br />

Comics ungebrochen ist.<br />

Jano hingegen hat das Gedicht an sich übersetzt, inklusive<br />

schwülstiger Sprache und mittelmäßiger Reime:<br />

Gold liegt dort und es ruft mich und ruft,<br />

schon immer, von alter Zeit her;<br />

Doch nicht das Gold selbst ist, was ich begehr,<br />

das Finden lieb ich viel mehr!<br />

Das große, weite Land da oben;<br />

Die Wälder, von Stille umhüllt!<br />

Die Schönheit hat mein Herz gehoben,<br />

der Friede mein Leben erfüllt!<br />

Statt dass der Yukon als Heimat Dagoberts bezeichnet<br />

wird, ist es nun die ehrliche Arbeit in schöner Landschaft,<br />

die er dort schätzt. Das trifft Dagoberts Einstellung weitaus<br />

besser als die plötzliche Verbundenheit zu einem Land, das<br />

er später kaum noch besucht.<br />

Ein weiteres Gedicht bot Rosa in „Rückkehr nachXanadu“,<br />

nämlich Samuel Taylor Coleridges „Kubla Khan“.<br />

Allerdings lässt Rosa die Drillinge das<br />

vierundfünfzig-versige Gedicht nicht komplett vorlesen,<br />

sondern nur Ausschnitte in drei Szenen.<br />

Coleridge beginnt das Gedicht wie folgt:<br />

In Xanadu did Kubla Khan<br />

A stately pleasure-dome decree:<br />

Where Alph, the sacred river, ran<br />

Through caverns measureless to man<br />

Down to a sunless sea.<br />

So twice five miles of fertile ground<br />

With walls and towers were girdled round:<br />

And there were gardens bright with sinuous rills,<br />

Where blossomed many an incense-bearing tree;<br />

And here were forests ancient as the hills,<br />

Enfolding sunny spots of greenery.<br />

Die alte Übersetzung traf die meisten Punkte auch genau,<br />

zumindest wenn man die ersten zwei Zeilen ignoriert:<br />

Die Mauern über Xanadu,<br />

dem Feind zum Trotz, dem Freund zur Ruh!<br />

Dort, beim sonnlosen See, dem heiligen Ort,<br />

schuf sich Kublai-Khan seinen heimlichen Hort.<br />

Zweimal fünf Meilen von fruchtbarem Grund,<br />

Mauern und Türme umschützen das Rund.<br />

Hier fanden sich Gärten voll blühender Pracht,<br />

weihrauchtragende Bäume zwischen Bäumlein sacht,<br />

und Wälder, alt wie das Felsgestein,<br />

schweigend und mächtig unter der Sonne Schein.<br />

Aber auch wenn die erste Übersetzung ziemlich<br />

originalgetreu war, hat Jano lieber die deutsche<br />

Übersetzung von Wolfgang Breitwieser zitiert, die 1959 im<br />

Lambert Schneider Verlag erschien:<br />

In Xanadu schuf Kubla Khan<br />

ein Lustschloss, stolz und kuppelschwer,<br />

wo Alph, der Fluss des Heiles, rann,<br />

durch Höhlen, die kein Mensch ermessen kann,<br />

in sonnloses Meer.<br />

So ward zehn Meilen Ackergrund<br />

mit Turm und Wall umfriedet rund.<br />

Dort glänzten Gärten von der Bäche Schein,<br />

dort blühte weihrauchträchtig mancher Baum.<br />

Dort schloss der Forst, uralt wie das Gestein,<br />

die Falten um manch sonnengrünen Raum.<br />

Der heilige Fluss wird von Coleridge auch noch im Detail<br />

beschrieben:<br />

Five miles meandering with a mazy motion<br />

Through wood and dale the sacred river ran,<br />

Then reached the caverns measureless to man,<br />

And sank in tumult to a lifeless ocean.<br />

Die alte Übersetzung raffte das ganze auf zwei Verse, die<br />

grob in dieselbe Richtung gehen:<br />

Durch Wälder und Täler drang der Fluss mit Macht,<br />

um endlich zu stürzen in ewige Nacht.<br />

10


Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />

Die Breitwieser-Fassung in Janos Überarbeitung hingegen<br />

ruht sich nicht auf so simple Reime aus:<br />

Fünf Meilen rann in Kehr und Gegenkehre<br />

das heilige Wasser ruhig durch Tal und Tann,<br />

durch Höhlen, die kein Mensch ermessen kann,<br />

bis tosend es versank im toten Meere.<br />

Bevor im Originalgedicht die Handlung erst richtig<br />

beginnt, schreibt Coleridge einen Zweizeiler zur<br />

Einstimmung:<br />

It was a miracle of rare device,<br />

A sunny pleasure-dome with caves of ice!<br />

Die alte Übersetzung und Breitwiesers Überarbeitung<br />

konnten in diesem Fall sogar auf denselben Reim<br />

zurückgreifen. In der ersten Fassung hieß es:<br />

Es ist ein Wunder, von dem ich weiß,<br />

ein sonnlichter Ort, umschlossen von Eis.<br />

Breitwieser formulierte es wie folgt:<br />

Ein Wunderwerk, wie man kein zweites weiß!<br />

Durchsonntes Lustschloss mit Gewölb von Eis!<br />

Eine ganz andere Sorte von Gedichten trifft man in „Die<br />

Jagd nach der Goldmühle“. Alle Figuren aus dem Kalevala<br />

(Väinämöinen, Tuoni, Louhi) sprechen im englischen<br />

Original nach dem Versmaß aus dem Kalevala, einem<br />

trochäischen Tetrameter.<br />

„Die alte Übersetzung“, so Jano, „hielt sich zum einen<br />

oftmals weder an das Versmaß mit der zwingend<br />

vorgegebenen Silbenzahl (acht pro Zeile) noch an den<br />

Originaltext.“ In der ursprünglichen Übersetzung wurden<br />

daraus meist mehr Text, viele Alliterationen und ganz<br />

vereinzelt sogar ein Reim: „Ilmarinen, Herr der Hämmer •<br />

schuf einst einen Wasserrechen • Um des Wassers Wehr zu<br />

brechen • um die Kantele zu greifen • schuf er Zinken, zehn<br />

an Zahl.“ Selbst wenn man ignoriert, dass der Rechen nur<br />

neun Zacken hat, bricht das Silbenmuster im letzten Vers<br />

zusammen. Janos Überarbeitung ist kürzer und<br />

durchgehend achtsilbig: „Ilmarinen, Herr der Hämmer -<br />

Schuf einst einen Wasserrechen - Für die Rettung der<br />

Kantele.“<br />

Donald jammert zu recht herum, dass Dagobert nun so<br />

klingt wie ein finnischer Zwergindianer, denn diese<br />

sprechen auch in achtsilbigen Versen, nicht nur im<br />

englischen Original, sondern dank Jano auch in der<br />

deutschen Fassung. Dadurch gewinnt „Der Krieg der<br />

Wendigowak“ ungeheuer an Qualität. Was in der ersten<br />

Fassung nach altmodisch-blumigen Formulierungen wie<br />

bei Klein-Adlerauge klang, gewinnt an einer gewissen<br />

Schönheit, ohne ihren Humor zu verlieren: „Uns're<br />

Hoffnung, großer Retter, wurd beim ersten Streich<br />

bezwungen! Früher waren diese bleichen Krieger noch aus<br />

and'rem Holze!“<br />

Und gerade dank diesen geschliffenen Formulierungen<br />

klingen Bedrohungen und der eskalierende Krieg gegen<br />

Ende der Geschichte glatt doppelt so grausam. Oder um es<br />

mit Dagoberts Worten zu sagen: „Er spricht in schönen<br />

Versen, aber sie klingen gar nicht gut!“<br />

Wortwitze<br />

Die größte Befürchtung, die viele Fans bei der<br />

Überarbeitung der Übersetzung hatten, war ein möglicher<br />

Verlust der vielen Wortwitze, welche die erste deutsche<br />

Fassung weitgehend ausmachte.<br />

Das stimmt schon, gelungene Wortwitze und misslungene<br />

werden stellenweise gestrichen, zum Beispiel wurde<br />

Donalds „Ich staune. Sonst gehst du doch immer stiften,<br />

wenn's ans Stiften geht!“ aus „Der Sohn der Sonne“ durch<br />

ein laues „Ich hätte nie gedacht, dass ich dich mal was<br />

stiften sehe, Onkel Dagobert!“ ersetzt. Damit klingt Donald<br />

weitaus weniger wortverliebt als zuvor.<br />

Ein anderes Beispiel ist das berüchtigte Beispiel aus dem<br />

Comic „Der Cowboy-Käpt'n der Cutty Sark“, in dem ein<br />

junger Dagobert mit einem „Lauft zu, ihr Michael<br />

Muhmachers“ motiviert. Auch die Sprechblase darauf<br />

besteht fast nur aus miesen Wortwitzen, die Jano komplett<br />

durch eine angemessenere Übersetzung strich.<br />

Auch nicht mehr ganz zeitgemäße Wortwitze auf Kosten der<br />

asiatischen Tralla-La-Bewohner konnte Jano mit seiner<br />

Übersetzung vermeiden: Der kleine Wash Zwang wurde<br />

kurzerhand zu Chang und muss sich nicht mehr dem Spott<br />

deutscher Leser aussetzen.<br />

Zu behaupten, dass Jano aber nur Wortwitze streicht, ohne<br />

welche hinzuzufügen, wäre falsch. Einer der Drillinge<br />

fordert in „Der Supermensch kehrt zurück“ beschämt seine<br />

Brüder auf, ihn heim zu treten, die drei beschweren sich in<br />

„Schwänzen will gelernt sein“ über Alliterationen und<br />

Vergleiche, nur um direkt danach Beispiele für beides von<br />

Donald zu bekommen.<br />

Beide Fälle sind aber eher die Ausnahme. Gerade Rosas<br />

frühe Comics sind voller Wortwitze, die sich eher schlecht<br />

als recht übersetzen lassen. (Als er nicht mehr für<br />

Gladstone arbeitete, sondern für Oberon und Egmont, hat<br />

er seine Wortwitze auf ein Minimum reduziert, da diese für<br />

einen nicht-amerikanischen Markt ohnehin unverständlich<br />

wären.) Also warum etwas reparieren, was nicht kaputt ist?<br />

Die billigen Ausreden, von wem Moneysacs Geldsäcke in<br />

„Sein goldenes Jubiläum“ stammen, sind geblieben. „Ein<br />

zweifelhaftes Geschäft“ ist weiterhin voller kleiner Gags<br />

und das Ohnepferdvehikel aus „Der Cowboy-Käpt'n der<br />

Cutty Sark“ hat weiterhin eine leichter zu merkende<br />

Abkürzung. Wo ist der Unterschied zwischen einer<br />

Alliteration und einer anderen Alliteration?<br />

Korrekturen<br />

Der zweifellos wichtigste Aspekt der Neuübersetzung ist die<br />

Korrektur diverser Fehler, die sich in die bisherige<br />

deutsche Fassung eingeschlichen haben.<br />

Dagobert beleidigt Mac Moneysacs Geldspeicher in „Der<br />

Sohn der Sonne“ als Protzvilla, was Jano korrekterweise<br />

11


Don-Rosa-Neuübersetzungen<br />

zum Minigeldspeicher ändern musste. Rosa macht damit<br />

Moneysac zum Spiegelbild von Dagobert, so wie er in „Die<br />

Jagd nach der Goldmühle“ Gundel Gaukeleys<br />

Zauberbedarf-Laden zum Gegenstück zu Düsentriebs<br />

Erfinder-Werkstatt macht. In der ersten Übersetzung stand<br />

über Gundels Heim nur „Hexenhaus“, obwohl der Leser<br />

schon aus der Erzählerbox weiß, dass es sich im Gundels<br />

„Hütte auf dem Vesuv“ handelt.<br />

In derselben Geschichte stellt Väinämöinen Dagobert vor<br />

die Entscheidung, ihm in die Wolken hinauf zu folgen oder<br />

auf der Erde sein eigenes Schicksal zu finden. Dagobert<br />

entscheidet sich für sein eigenes Schicksal, nachdem<br />

Väinämöinen ihn daran erinnert, dass am Yukon noch sein<br />

eigenes Kalevala und seine Liebe auf ihn wartet. Etwas<br />

kitschig, aber eindeutig, jedenfalls bei Janos Fassung.<br />

Die erste Fassung zeigt Väinämöinen, wie er Dagobert an<br />

den Yukon erinnert, „dorthin werd ich dich entführen“,<br />

denn seine Liebe „lang erwartet deine Rückkehr • Nun sag<br />

mir, bist du bereit?“ Väinämöinen bietet Dagobert also<br />

eine Reise zum Yukon an, aber Dagobert verneint. Da<br />

Dagobert danach im Schnee landet, ist in dieser Fassung<br />

unklar, ob er nun doch im Norden Amerikas landete oder<br />

doch wieder zurück in Finnland. Diese Möglichkeit wurde<br />

in Janos Überarbeitung zum Glück komplett gestrichen.<br />

Der Stein der Weisen wird dank Überarbeitung in „Der<br />

Sohn der Sonne“ auch korrekterweise zur „Leihgabe der<br />

internationalen Währungsbehörde“. Donalds Höhenangst<br />

war ursprünglich nur eine Unzufriedenheit wegen seiner<br />

Bezahlung und Dagobert behauptet nicht, dass er schon die<br />

viereckigen Eier gefunden habe. Dass Hobbypilot Donald<br />

Höhenangst habe, ist ja schon absurd, aber Don Rosas<br />

Fortsetzung „Zurück ins Land der viereckigen Eier“<br />

existierte damals noch nicht einmal!<br />

Einen großen Fehler fand man in der ursprünglichen<br />

deutschen Fassung von „Die zwei Herzen des Yukon“.<br />

Dort wurde Sam Steele überall als Oberst Bodo von<br />

Beinhardt übersetzt. Überall? Nein! Als dieser versucht,<br />

Dagobert aufzuhalten, kommentiert er dessen Aussehen mit<br />

„Wir können nicht alle wie Sam Steele aussehen, mein<br />

Junge!“ Irritierend, da dieser Steele vorher nie erwähnt<br />

wurde. Dadurch, dass die historische Persönlichkeit in<br />

Janos Übersetzung seinen Namen behalten darf, kommt es<br />

nicht zu solchen Malheuren.<br />

Fazit<br />

Es ist unmöglich, kreative Arbeiten wie Übersetzungen<br />

vernünftig zu vergleichen und zu bewerten, gerade bei<br />

Disney-Comics in Deutschland. Dank Dr. Erika Fuchs gab<br />

es von Anfang an eine sehr freie deutsche Fassung, bei der<br />

verschiedene Figuren unterschiedlich mit Sprache<br />

umgehen und oft der Inhalt der Sprechblase komplett<br />

umgekrempelt wird. Ist eine freie Übersetzung besser als<br />

eine originalgetreue? Manchmal. Manchmal sollte man<br />

aber auch nicht an etwas rumdoktoren, was nicht kaputt ist.<br />

Deshalb möchte ich abschließend meine eigenen Gedanken<br />

zu beiden Text-Fassungen äußern und meine<br />

Mutmaßungen, warum ich so denke.<br />

Mit der ersten Übersetzung der Rosa-Comics bin ich<br />

aufgewachsen. Redewendungen wie „Schmier's dir in die<br />

Haare“ schafften es in meinen Wortschatz und der<br />

trockene Humor von „Komm mir bescheuert vor“ und<br />

„Sind wir zu Scherzen aufgelegt“ begeisterte mich. Über<br />

die Geschichten von Don Rosa lernte ich die Comics von<br />

Carl Barks und somit die ebenfalls sehr freie Übersetzung<br />

von Dr. Erika Fuchs kennen. Nicht zuletzt dank den<br />

deutschen Texten verliebte ich mich in die Vielfalt der<br />

deutschen Sprache<br />

Als ich dann erfuhr, dass die Comics von Don Rosa neu<br />

übersetzt werden sollen, betrachtete ich das als Angriff auf<br />

meine Kindheit. Wer ist eigentlich dieser Rohleder, dass er<br />

sich erlaubt, Comics zu überarbeiten, die ich stellenweise<br />

Wort für Wort mitsprechen kann? Das entwertet die<br />

Fassung, mit der ich aufgewachsen bin, das darf nicht sein!<br />

Jahrelang weigerte ich mich, den neuen Texten eine<br />

Chance zu geben.<br />

Was für ein Fehler! Jano hat zwar in Entenhausen den<br />

Dollar eingeführt, aber sich sonst sehr liebevoll um die<br />

Geschichten gekümmert! Einige Geschichten wurden<br />

poetischer, andere haben in zwei Sätzen das ausgedrückt,<br />

was ursprünglich in vier stabreimenden Sätzen stecke. Was<br />

dank Michael Muhmacher gnadenlos ein Produkt der<br />

1990er-Jahre war, wurde dank Janos Einsatz zeitlos.<br />

Danke dafür.<br />

12


Interview mit Jano Rohleder<br />

VON FLOYD MONEYSAC UND DAVID BÜHRING<br />

Bevor du angefangen hast, Disney-Comics zu<br />

übersetzen, hast du diese schon lange gelesen. Was<br />

glaubst du, warum sich Geschichten aus Entenhausen<br />

so gut in Deutschland verkaufen? Gibt es einen Grund,<br />

weshalb sich die Micky Maus schlechter verkauft als<br />

das Lustige Taschenbuch?<br />

Keine Ahnung, aber ich denke, so überzogen die Figuren<br />

auch sind, gibt es doch immer wieder<br />

Identifikationspunkte. Natürlich will wohl niemand so<br />

super-knausrig wie Onkel Dagobert sein oder so<br />

mittellos (aber in der Regel zufrieden!) wie Donald …<br />

aber doch haben beide Eigenschaften, mit denen man<br />

sich identifizieren kann oder nach denen man streben<br />

möchte. Die besten Geschichten sind meiner Meinung<br />

nach daher auch die, in denen Onkel Dagobert und<br />

Donald zusammen auftreten. Die Charakterzüge von<br />

beiden ergänzen sich perfekt und sorgen für die<br />

unterhaltsamsten Storys. Geschichten nur mit Donald<br />

oder Dagobert sind hingegen immer etwas lahm (von<br />

solchen nur mit den Neffen oder einer anderen<br />

Nebenfigur in der Hauptrolle gar nicht erst zu reden …).<br />

Das Micky-Maus-Heft war seit jeher als<br />

Jugendzeitschrift ausgelegt und hat sich die meiste Zeit<br />

seines Bestehens deutlich besser als alle anderen<br />

Produkte verkauft. Den extremen Auflagenfall bzw. die<br />

Verschiebung der Käuferschaft eher hin zum LTB und<br />

seinen danach etablierten zig Nebenreihen gibt es erst<br />

seit so zehn, fünfzehn Jahren. Ich denke mal, dass es<br />

unter anderem daran liegt, dass Zeitschriften es generell<br />

inzwischen recht schwer haben und Jugendliche heute<br />

auch deutlich mehr Auswahl bei den<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten haben. Da ist dann eben<br />

das Streamen der neuesten Game-of-Thrones-Folge oder<br />

irgendein YouTube-Star-Video interessanter, als ein<br />

vergleichsweise nicht sooo super-günstiges Comicheft zu<br />

kaufen, in dem vielleicht zwei, drei kurze Geschichten<br />

drin sind. Da bieten die Taschenbuchsachen halt<br />

deutlich mehr Inhalt und ein besseres Preis-Umfangs-<br />

Verhältnis. Daher greifen wohl auch viele Erwachsene<br />

eher zu ihnen.<br />

Es ist aber schon eine Leistung, dass es die Disney-<br />

Sachen überhaupt noch so weit verbreitet im<br />

Kioskbereich gibt. Denn die meisten Kioskcomics sind ja<br />

Anfang der 2000er von der Bildfläche verschwunden,<br />

nachdem es da einen großen Crash des Kioskmarkts<br />

gab. Als ich noch in der Schule war, gab es z. B. von<br />

Bastei unendlich viele Heftreihen zu allen möglichen<br />

Themen – Der kleine Vampir, Käpt’n Blaubär,<br />

Schlümpfe, Jurassic Park, Graf Duckula und was nicht<br />

alles. Wenn man sich mal vor Augen hält, dass Bastei<br />

früher einer der größten Verlage im<br />

Comicbereich war und jetzt gar keine mehr<br />

veröffentlicht, kann man schon froh sein, dass es<br />

überhaupt noch ein paar Disney-Titel jenseits des<br />

Buchhandels<br />

gibt.<br />

2006 hast du David Carradines Spirit of Shaolin über<br />

einen On-Demand-Service drucken lassen. Gab es da<br />

schon erste Pläne für einen eigenen Verlag oder kam<br />

dir die Idee erst später?<br />

Nein, das war völlig unabhängig davon. Zumal ich<br />

damals auch noch keine Zeit gehabt hätte, mich mit den<br />

ganzen rechtlichen und wirtschaftlichen Themen zu<br />

beschäftigen, die für den Betrieb eines Verlags – selbst<br />

wenn’s nur ein kleiner Ein-Mann-Verlag ist – zwingend<br />

erforderlich<br />

sind.<br />

Der Spirit-Band war eine recht spontane Sache nach<br />

einem Treffen mit David, weil ich den sehr interessant<br />

fand und mal Lust hatte, was anderes als Comics zu<br />

übersetzen.<br />

Im September 2010 hattest du auf deiner Homepage<br />

eine deutsche Version der neuen Darkwing-Duck-<br />

Comicreihe angeregt und sogar eine Übersetzung der<br />

ersten drei Seiten angefertigt. Hast du sonst irgendwie<br />

die deutsche Veröffentlichung beeinflusst oder<br />

entstand die komplett unabhängig von dir?<br />

Die letztliche Veröffentlichung der Darkwing-Sachen<br />

hatte nichts mit mir zu tun. Der Plan war eigentlich,<br />

dass die als Paperbacks o. Ä. in der Comic Collection<br />

erscheinen sollten (und von mir übersetzt worden<br />

wären). Die Redaktion hat sich zwar darum bemüht,<br />

aber dann ist letztlich doch nichts draus geworden, weil<br />

wie so oft Vertrieb und Controlling nicht so recht davon<br />

überzeugt waren. Dass es dann einige Jahre später<br />

diesen Abdruck im Premium-LTB gab, von dem ich erst<br />

einen Monat vor Erscheinen erfahren habe und<br />

entsprechend auch nicht dran beteiligt war, hatte nichts<br />

mit mir zu tun. Das wurde vom Kioskbereich<br />

völlig unabhängig gemacht (weshalb man dort auch<br />

nicht wusste, dass mir schon Jahre vorher versprochen<br />

worden war, die übersetzen zu können, wenn sie mal<br />

kommen).<br />

Ich persönlich bin auch ehrlich gesagt nicht so der<br />

allergrößte Fan dieser Premium-LTBs, da die<br />

enthaltenen Storys meiner Meinung nach eine etwas<br />

aufwendigere Bearbeitung verdient hätten, bei der z. B.<br />

was anderes als das übliche Arial-<br />

Maschinenschriftlettering zum Einsatz käme. Bei<br />

Darkwing oder auch den Phantomias- und Micky-<br />

Mystery-Sachen hätte man was richtig Cooles draus<br />

13


Interview mit Jano Rohleder<br />

machen können … aber jetzt ist’s halt in üblicher LTB-<br />

Bearbeitung gekommen. Für die Leser ist das natürlich<br />

immer noch besser als wenn es die Reihen überhaupt<br />

nicht auf Deutsch gäbe, aber hier wird trotzdem etwas<br />

Potenzial verschenkt, denke ich.<br />

Nachdem du die Nicht-Disney-Werke von Don Rosa<br />

und das als Graphic Novel umgesetzte Drehbuch Tale<br />

of Sand von Jim Henson veröffentlicht hast: Planst du<br />

weitere Veröffentlichungen der unbekannteren<br />

Arbeiten großer Stars? Nervous Rex von William Van<br />

Horn ist zum Beispiel nie komplett auf Deutsch<br />

erschienen.<br />

Da sowohl die Rosa-Classics als auch Tale of Sand nicht<br />

wirklich Bestseller waren (Rosa aber zumindest noch<br />

kostendeckend, während ich bei Henson fast 10.000<br />

Euro Minus gemacht habe), steht da in absehbarer Zeit<br />

erst mal nichts konkret an. Es ist natürlich nicht<br />

ausgeschlossen, dass es irgendwann mal wieder solche<br />

Sammlerausgaben geben wird, aber geplant ist derzeit<br />

nichts.<br />

Du hast nicht nur für deinen eigenen Verlag dani<br />

books, sondern auch für Ehapa, Splitter und Popcom<br />

übersetzt. Wie kommt es zu dieser großen Bandbreite?<br />

Hast du dich für die verschiedenen Verlage beworben,<br />

wurdest du empfohlen oder angeschrieben? Gibt es<br />

Unterschiede in der Arbeit für die verschiedenen<br />

Verlage?<br />

Na ja, wenn man bald 15 Jahre mit Comics arbeitet,<br />

kennt man sich natürlich in den entsprechenden Kreisen<br />

… und Egmont ist ja eh mein Stammverlag mit den<br />

Disney-Sachen. In den konkreten Fällen von Popcom<br />

und Splitter war es aber einfach so, dass man dort<br />

Reihen eingekauft hat, die ich selbst gern auf Deutsch<br />

gebracht hätte (Fairy Quest und Magda Ikklepotts) …<br />

was halt nicht wirklich schwierig ist, da ich so ziemlich<br />

der winzigste deutsche Comicverlag sein dürfte, den es<br />

gibt, und entsprechend jeder andere mehr für Lizenzen<br />

bieten kann. Daher hab ich mich dann dort fürs<br />

Übersetzen aufgeschwätzt, um zumindest in irgendeiner<br />

Form an den Bänden beteiligt zu sein … und die<br />

Kollegen waren dem auch nicht abgeneigt. ;-)<br />

Die eigentliche Textarbeit ist bei allen Verlagen ziemlich<br />

gleich, man schreibt die Texte halt durchnummeriert in<br />

eine Worddatei. Da gibt es lediglich kleine<br />

Abweichungen bezüglich Formatierungswünschen oder<br />

dass der eine Verlag jede Seite neu durchnummeriert<br />

haben möchte, während beim anderen die<br />

Nummerierung der Blasen über den ganzen Band<br />

hinweg<br />

erfolgt.<br />

War deine gute Beziehung zu Don Rosa der Grund,<br />

weshalb du Don-Rosa-Redakteur bei Egmont und<br />

Administrator seiner Facebook-Seite wurdest, oder ist<br />

das eher die Folge davon?<br />

Ich bin mit Don inzwischen seit rund 16 Jahren in gutem<br />

Kontakt. Das erste Mal habe ich ihn im Oktober 2000<br />

bei der Buchmesse in Frankfurt getroffen und zwei<br />

Monate später mit DuckMania die erste deutsche Don-<br />

Rosa-Website/-Fanpage veröffentlicht. Dafür war ich<br />

dann noch öfter in Mailkontakt mit ihm, genauso wie für<br />

die Übersetzung von „Ein Brief von daheim“ Ende<br />

2003, die ich bekommen habe, weil damals Peter<br />

Daibenzeiher keine Zeit hatte.<br />

Als dann 2008 die Neuausgabe von „Sein Leben, seine<br />

Milliarden“ anstand, habe ich mich als Übersetzer für<br />

die Kommentartexte angeboten und wurde im Zuge<br />

dessen auch gleich noch damit beauftragt, die<br />

Comictexte zu überarbeiten. Das war im Sommer des<br />

Jahres … und als Don dann im Herbst auf Signiertour<br />

war und sich mal wieder furchtbar über die nicht so toll<br />

bearbeiteten Hall-of-Fame-Bände aufgeregt hat (z. B.<br />

waren Fotos, die zu bestimmten Artikeln gehört haben,<br />

an völlig anderen Stellen im Buch, wo sie natürlich<br />

keinen Sinn mehr ergeben haben …), hat er bei der<br />

Buchmesse zur Redaktion gemeint, dass sie mich zum<br />

Redakteur der Bände machen sollen (weil er sich da halt<br />

sicher sein konnte, dass das Ergebnis so sein würde, wie<br />

es von ihm beabsichtigt war) und er sie nur noch seinen<br />

Namen auf Bänden<br />

verwenden lasse, die ich bearbeitet habe.<br />

Da ich ja vorher im Sommer schon für die<br />

Überarbeitung der „Sein Leben, seine Milliarden“-Texte<br />

angefragt worden war, denke ich mal, dass so was<br />

sowieso bereits angedacht gewesen war, aber das hat<br />

dann das Ganze auch noch mal offiziell gemacht.<br />

Seitdem habe ich zunächst für die restlichen „Hall of<br />

Fame“-Bände (ab „Don Rosa 5“) und danach für die<br />

Don-Rosa-Collection alle Geschichten entweder<br />

komplett neu übersetzt oder anhand der englischen<br />

Originaltexte mehr oder weniger stark nachbearbeitet.<br />

Da die ursprünglichen Texte aber fast immer extrem<br />

weit vom Original entfernt waren, dürften wohl maximal<br />

so etwa zehn, fünfzehn Storys nicht in kompletter<br />

Neuübersetzung von mir vorliegen.<br />

14


Interview mit Jano Rohleder<br />

Diese Fassungen sind nun auch die einzigen, die seitdem<br />

noch verwendet werden dürfen.<br />

Das mit der Facebookseite hat sich 2012 spontan<br />

ergeben, da AC, der dänische Fan, der die eingerichtet<br />

hatte, damals keine Zeit mehr hatte, sie selbst zu<br />

betreuen, und mich daher als zusätzlichen Administrator<br />

mit ins Boot geholt hat. Seitdem hab ich das Ganze noch<br />

etwas erweitert und ausgebaut, mit offiziellem<br />

Signierterminplan, regelmäßigen Updates, Livestreams<br />

während Dons Signierstunden etc., sodass die Seite<br />

mittlerweile bei über 35.000 Gefällt-mir-Angaben ist.<br />

Dadurch ist zwar meine eigene DuckMania-Seite etwas<br />

inaktiv geworden, aber ich denke, die Facebookseite ist<br />

nur die logische Weiterführung von ihr. Dort kann man<br />

einfach viel mehr Fans viel zeitnäher erreichen und ist<br />

immer in direktem Kontakt zu ihnen.<br />

Du bist Comicübersetzer und -herausgeber. Hast du<br />

schon einmal überlegt, weiter in die bunte Welt der<br />

Comics reinzuschnuppern und Comicautor zu werden?<br />

Ich hab mal vor vielen Jahren das Autoren-Starterset<br />

von Egmont in Dänemark bekommen, in dem ausführlich<br />

erklärt wird, wie Synopsen und Skripts etc. anzufertigen<br />

sind. Von daher könnte ich mir schon vorstellen, mal<br />

einen Comic zu schreiben, aber mir fehlen einfach<br />

wirklich gute Ideen. In dem Starterset steht z. B. extra<br />

drin, dass man Geschichten abliefern soll, die originell<br />

und noch nie dagewesen sind … woran sich<br />

zwaranscheinend eh keiner hält, wenn man sich mal<br />

anguckt, wie viele der Egmont-Standardstorys Themen<br />

und Situationen aufgreifen, die man so oder in leicht<br />

abgewandelter Form schon in Dutzenden Geschichten<br />

gelesen hat, aber für mich wäre das nichts. Wenn ich<br />

eine Geschichte schreibe, dann soll es eine sein, die<br />

wirklich gut ist, nicht eine lahme 08/15-Story von der<br />

Stange, die nur zum Geldverdienen dient.<br />

auch nicht sooo der aller riesigste Schreib- und<br />

Kostenaufwand.<br />

Was wäre dein Traumprojekt, egal ob von Disney oder<br />

ohne?<br />

Das mache ich bereits, denn ich veröffentliche ja schon<br />

die Gesamtausgabe von Monster Allergy, meiner<br />

eigenen Lieblingscomicreihe. ;-) Nachdem sie bereits<br />

zweimal auf Deutsch eingestellt worden war, war für<br />

mich klar, dass ich versuchen musste, sie nach<br />

Deutschland zurückzubringen, wenn es irgendwie<br />

möglich war … und zum Glück hat das auch<br />

funktioniert. Die Veröffentlichung geht zwar etwas<br />

lahmer vonstatten, als ich mir erhofft hatte, aber jetzt<br />

sollen bis Mitte 2017 endlich alle Bände der Hauptreihe<br />

vorliegen … und seit Herbst 2016 gibt es ja auch die<br />

Fortsetzung Monster Allergy: Evolution, von der in<br />

Italien immer eine neue Geschichte pro Jahr erscheinen<br />

soll.<br />

Ansonsten fände ich eine Gesamtausgabe der Käpt’n-<br />

Blaubär-Zeitungsstrips ganz cool, aber die würden am<br />

Ende wieder nicht genug Leute kaufen.<br />

Und natürlich wäre es nicht schlecht, irgendwas Neues<br />

von Don Rosa veröffentlichen zu können, ob nun einen<br />

Roman oder eine Nicht-Duck-Comicstory … aber er hat<br />

ja auf beides keinerlei Lust, da es für ihn immer nur<br />

interessant war, Geschichten mit Dagobert zu erzählen.<br />

Von daher wird da sicher auch nichts kommen. Schade<br />

eigentlich.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Foto: ©Jano Rohleder<br />

Spannend fände ich z. B. eine albenlange Story rund um<br />

die Suche nach dem Bernsteinzimmer … was aber<br />

aufgrund der Nazithematik nicht so wirklich toll<br />

verwendbar ist. Oder für Deutschland sicherlich auch<br />

ganz interessant wäre die Jagd nach dem Schatz der<br />

Nibelungen. Würde aber nur funktionieren, wenn so was<br />

so aufwendig recherchiert und mit historischen und<br />

geografischen Fakten untermauert wäre wie bei Don<br />

Rosa … und dafür fehlt mir zum einen die Zeit und bin<br />

ich zum anderen auch etwas zu faul.<br />

Von daher wird es wohl auf absehbare Zeit keine Duck-<br />

Comics von mir geben. Es ist aber gut möglich, dass es<br />

künftig hin und wieder mal von mir geschriebene<br />

Monster-Allergy-Gag-Einseiter geben wird. Ich überlege<br />

gerade, ob ich so was als Bonusmaterial für die<br />

kommenden Monster-Allergy-Evolution-Bände machen<br />

soll … und mit einem Einseiter pro Jahr wäre das jetzt<br />

15


Vielseitig: ein Comic, viele Meinungen<br />

In dieser neuen Rezensionsreihe stellen wir ab sofort in jeder Ausgabe eine einzelne Disney-Perle vor, die dann<br />

von mehreren Personen vielseitig rezensiert wird. Viel Spaß! Diesmal:<br />

Die Gefangene am White Agony Creek<br />

INHALTSANGABE VON DAVID BÜHRING<br />

Während seine Familie sich fragt, was wohl<br />

Dagoberts größter Schatz ist, träumt dieser von<br />

seiner Zeit am Klondike.<br />

Damals war er Golddigger und ist in Blackjacks<br />

Saloon auf eine ganz andere Art Golddigger<br />

gestoßen: Die betrügerische Sängerin Nelly<br />

betäubte ihn und raubte ihn aus. Einen Teil seines<br />

Golds konnte Dagobert sich damals zurückholen,<br />

doch den Rest ließ er die Dame auf seinem Claim<br />

abarbeiten.<br />

In der Zwischenzeit aber planten die Wildwest-<br />

Legenden Wyatt Earp, Bat Masterson und Richter<br />

Roy Bean Nellys Rettung. Nur möchte Nelly<br />

wirklich von einem Ort voller Gold gerettet<br />

werden?<br />

Manchmal neigt Don Rosa dazu, Dinge zu<br />

erklären, die man eigentlich nicht erklären muss.<br />

Zum Beispiel hat Dagobert zwar einen riesigen<br />

Tresor voller Schätze und Bargeld, aber dennoch<br />

wird ein einzelner Groschen separat unter einem<br />

Glassturz verwahrt. Es liegt daran, dass dieser<br />

Zehner das erste Geldstück war, das er je<br />

verdiente, und das somit den Grundstein für sein<br />

sehenswertes Vermögen bildete. Mit diesen<br />

wenigen Informationen erfahren wir viel<br />

Persönliches über Dagobert, ohne überhaupt<br />

etwas anderes von ihm zu wissen als seinen<br />

bloßen Besitz. Dagobert wird durch diese Infos<br />

auf einmal zu einem Geld sammelnden Messi, der<br />

seine Wurzeln nicht vergisst. Zu jemandem, der<br />

sich von ganz unten den Weg in die 1% erarbeitet<br />

hat und sich nicht allzu sehr auf seinen Lorbeeren<br />

ausruhen möchte, sondern durch den Blick auf<br />

seine erste Münze Motivation gewinnt.<br />

Vergleichen wir das ganze kurz mit Gustavs<br />

erstverdienten Zehner (aus Barks' „Eine peinliche<br />

Enthüllung“), den er als einzigen in einem Safe<br />

verwahrt. Gustav bekommt das Geldstück nie zu<br />

sehen, für ihn ist es eine Mahnung anstatt eine<br />

Motivation. Ohne diese Motivation wird Gustav<br />

auch nie reich werden, sondern als Dauer-<br />

Arbeitsloser stets nur so gerade über die Runden<br />

kommen.<br />

An für sich braucht man also keine Geschichte,<br />

die einem im Detail erklärt, was es mit dem<br />

Glückszehner auf sich hat.<br />

Ein anderes Beispiel: In einem Schließfach aus<br />

REZENSION VON DAVID BÜHRING:<br />

Dagoberts erster Bank in Whitehorse liegt schon<br />

seit Jahrzehnten Dagoberts Kaufurkunde für den<br />

Glatzenkogel und eine mysteriöse Locke. In<br />

„Seine Majestät Dagobert I.“ führt Don Rosa<br />

diese das erste Mal ein und lässt Donald fragen:<br />

„Was hast du denn da für eine goldene Locke<br />

aufgehoben?“ Dagobert weicht der Frage aus.<br />

Kaufvertrag und Schließfach stammen beide aus<br />

der Goldgräberzeit Dagoberts, wo er nur ein<br />

blondgelocktes Wesen kannte, das schon vorher<br />

sowohl bei Barks als auch Rosa eingeführt wurde.<br />

Es ist klar, wem die Locke gehört, warum<br />

Dagobert sie aufhebt und warum er auf<br />

Nachfragen nicht eingeht.<br />

Jahre später durfte Don Rosa die Biografie<br />

Dagoberts illustrieren und zeigte in „Der<br />

Milliardär im Hochmoor“ neben dem Schließfach<br />

und dem Kaufvertrag darin auch die Locke.<br />

Diesmal gehen wieder Verwandte darauf ein.<br />

Seine Schwester Matilda fragt: „Was ist das für<br />

eine Haarlocke, <strong>Bertel</strong>?“ Auch ohne Antwort weiß<br />

sie genau, was Sache ist: „<strong>Bertel</strong> hat 'ne<br />

Freundin! <strong>Bertel</strong> hat 'ne Freundin!“<br />

An für sich braucht man also keine weitere<br />

Geschichte, die einem im Detail erklärt, was es<br />

mit diesem Haarbüschel auf sich hat.<br />

Aber dann zeichnete Don Rosa seinen letzten<br />

Comic, in dem er alles kombinierte, was er schon<br />

immer gerne in vorherigen Comics behandelt hat:<br />

Dagoberts Vergangenheit, der Klondike und<br />

Nelly.<br />

16


Vielseitig: ein Comic, viele Meinungen<br />

Zu Beginn von „Die Gefangene am White Agony<br />

Creek“ diskutieren Dagoberts Neffe und<br />

Großneffen darüber, was wohl sein größter Schatz<br />

ist. Donald vermutet den Geldspeicher, die<br />

Krönung eines arbeitsreichen Lebens voller<br />

Entsagungen und eine schamlose Schaustellung<br />

seines Bargelds. Trick denkt eher an den<br />

Glückzehner, Ursprung und Motivation des<br />

Lebensstils, dem sich sein Großonkel widmete.<br />

Sein Bruder Track setzt eher auf das Straußenei-<br />

Nugget, da Dagobert keinen Hehl aus der<br />

Lieblingszeit seines Lebens macht. Oft erzählt er<br />

von der Zeit, in der er nicht nur seine erste Bank<br />

eröffnete, sondern auch seine erste Million<br />

verdiente, und das auf ehrliche Art im Schweiße<br />

seines Angesichtes. Tick wählt wie sein Onkel<br />

auch ein Gebäude, nämlich die Duckenburgh, das<br />

Dagobert schon von Kindesbeinen an faszinierte<br />

und seine schottischen, ärmlichen Wurzeln zeigt.<br />

Subtil zeigt Rosa die Prioritäten der vier Ducks,<br />

ohne Dagobert aus den Augen zu verlieren.<br />

Donald lebt lieber im protzigen Reichtum, als sich<br />

diesen hart verdienen zu wollen. Statt den Weg als<br />

Ziel zu nehmen, geht es ihm um den Triumph, am<br />

Ende gut da zu stehen, was man auch gut in<br />

seinen Wettkämpfen mit Zorngiebel und Gustav<br />

erkennen kann. Tick romantisiert die stolze<br />

Herkunft Dagoberts und somit auch die seine:<br />

Auch in seinen Adern fließt das Blut eines<br />

McDucks, der hoch hinaus möchte. Trick wählt<br />

den Glückszehner. Dieser symbolisiert den ersten<br />

Schritt eines Weges voller Abenteuer, was dem<br />

Träumer Trick wohl besonders gefällt. Track ist<br />

wohl eher auf Lob und Belohnung aus statt auf<br />

Träumerei, statt symbolischer Werte nimmt er das<br />

Sinnbild des ersten Erfolges Dagoberts, seinen<br />

Straußenei-Nugget. Beim Fähnlein Fieselschweif,<br />

wo man mit Medaillen und wertvollen Büchern<br />

nur so um sich wirft, würde sich Track besonders<br />

wohl<br />

fühlen.<br />

Ein Künstler, ein Träumer und ein Faulpelz also.<br />

Rosa hat in wenigen Panels die Neffen genauer<br />

unterschieden als andere in ihrem gesamten<br />

zeichnerischen<br />

Werk.<br />

Aber hat Rosa auch Nelly gut charakterisiert?<br />

Bei Barks wurde in „Wiedersehen mit Klondike“<br />

gezeigt, wie sie ihr Gehalt als Sängerin dadurch<br />

unterstützt, indem sie Digger betäubt und<br />

ausraubt. Als sie diese Masche (erfolgreich) bei<br />

Dagobert versucht, überwältigt er sie. Aber statt<br />

dass er sie dem Gesetz überlässt, entführt er sie<br />

und lässt sie für sich arbeiten, um ihr eine Lektion<br />

zu erteilen. Er bestraft Unrecht mit Unrecht, und<br />

einen Monat bezahlt Dagobert sie, was Nelly<br />

nicht zulässt. Ob es daran liegt, dass sie ihre<br />

Gesellschaft nicht als Dienstleistung sehen<br />

möchte oder ob sie nichts aus der gemeinsamen<br />

Zeit gelernt hat, zeigt sich Jahre später, wenn<br />

Dagobert und Nelly sich anschmachten, statt sich<br />

weiterhin gegenseitig in die Pfanne hauen zu<br />

wollen. In dem Monat ist also laut Barks etwas<br />

passiert, was lieber im Kopf des Lesers geklärt<br />

werden soll als auf dem Papier.<br />

Das sind Prinzipien, die Rosa zwar kennt, aber<br />

beim Finale seines Disney-Schaffens über Bord<br />

warf. Rosa bringt auf Papier, was Barks-Fans<br />

wissen. Rosa lässt Donald schmutzige<br />

Geheimnisse hinter dem Monat vermuten und<br />

Dagobert schockiert zusammen zucken. Subtile<br />

Andeutungen werden bei ihm gezeichnete Realität<br />

und Barks' Absicht völlig ignoriert.<br />

Und so kommt es zu „Die Gefangene am White<br />

Agony Creek“, eine kitschige, überzeichnete,<br />

unnötige, aber süße und unverzichtbare<br />

Geschichte, die nicht nur das eiskalte Herz von<br />

Nelly schmelzen lässt, sondern auch das von ihren<br />

Fans.<br />

So ist der Comic keine Hommage an Rosas eigene<br />

Ursprünge und keine Selbstbeweihräucherung,<br />

auch kein erster Meilenstein für künftige Erfolge,<br />

sondern eine Erinnerung an die schöne Zeit, die<br />

Rosa uns ermöglichte.<br />

Danke, Don, für einen krönenden Abschluss<br />

deiner Comics.<br />

17


Vielseitig: ein Comic, viele Meinungen<br />

REZENSION VON BORIS BRAUN:<br />

Don Rosas Geschichte „Die Gefangene von White<br />

Agony Creek“ ist meiner Meinung nach ein<br />

äußerst gelungenes Werk und fügt sich sehr gut in<br />

Don Rosas Epos „Onkel Dagobert – Sein Leben,<br />

Seine Milliarden ein“, da es – zum größten Teil -<br />

in Dagoberts Vergangenheit spielt, und zwar zu<br />

seiner Goldschürferzeit am Yukon. Dort trifft er<br />

auf Nugget Nelly, die dem Duck'schen Leser<br />

sicherlich ein Begriff ist. Die beiden sind sich<br />

einander zunächst überhaupt nicht grün und das<br />

auch aus gutem Grund. Doch mehr möchte ich<br />

denjenigen, die die Geschichte noch nicht kennen,<br />

vorerst nicht verraten. Der Konflikt zwischen dem<br />

zukünftig reichsten Mann der Welt und der mit<br />

allen Wassern gewaschenen Saloon-Dame gibt<br />

der Geschichte allerlei Zündstoff, ordentlich<br />

Dynamik und den ein oder anderen Moment zum<br />

Grinsen. Vor allem als erwachsener Leser kann<br />

man sich bei so mancher Andeutung ein wissendes<br />

Lächeln nicht verkneifen. Rosas breit gefächerte<br />

Charakterpalette bietet neben den<br />

Hauptcharakteren einen kleinen Auftritt von<br />

Dagoberts Widersacher „Shandy Schofel“ und,<br />

was mir besonders gefallen hat, die Einflechtung<br />

realer Western – Legenden, die keinem Fan dieser<br />

Zeit unbekannt sein sollten: Wyatt Earp,<br />

Bartholomew William Barclay „Bat“ Masterson<br />

und Richter Roy Bean. Lediglich letzterer ist der<br />

Anlass meiner einzigen Kritik. Seine omnipräsente<br />

Obsession, Leute für jedes noch so kleine und<br />

profane Vergehen hängen zu wollen, ist bis zum<br />

dritten Mal vielleicht noch witzig, ab einem<br />

gewissen Punkt weicht das Schmunzeln jedoch<br />

einem<br />

Augenrollen.<br />

Rosas Zeichnungen sind von gewohnt hoher<br />

Qualität und strotzen wie immer vor Detailfülle.<br />

Anfang und Ende der Story spielen in der<br />

Gegenwart, in Dagoberts Geldspeicher und<br />

zeigen neben einem zum Geld schaufeln<br />

verdonnerten Donald samt Neffen einen<br />

verträumten Onkel Dagobert. Die charamante<br />

Moral der Geschichte ist die, dass selbst für den<br />

reichsten Mann der Welt all sein Geld nicht sein<br />

wertvollster Schatz ist. Klare Leseempfehlung!<br />

REZENSION VON SIDNEY SCHERING:<br />

Welcher Aspekt von "Die Gefangene am White<br />

Agony Creek" hallt am meisten nach?<br />

Comichistorisch wohl der Umstand, dass es Don<br />

Rosas letzter Disney-Comic werden sollte. Und<br />

für alle, die dieses Addendum zu "Sein Leben,<br />

seine Milliarden" im Nachhinein lesen, nun, wo<br />

dieser Umstand bekannt ist, hat dieser Comic<br />

einen immensen Erwartungsdruck zu erfüllen.<br />

Rosa, einer der berühmtesten Enten-Zeichner,<br />

eine der kontroversesten Persönlichkeiten der<br />

erweiterten Disney-Maschinerie, verlässt nicht<br />

lange nach diesem Werk seinen Zeichentisch.<br />

Zwangsweise führt dieser Umstand dazu, dass<br />

automatisch ein regelrechter Sensationscomic<br />

erwartet wird. Und mit diesem Erwartungsdruck<br />

tut man "Die Gefangene am White Agony Creek"<br />

keinen<br />

Gefallen.<br />

Nicht, dass es damals bei der Erstveröffentlichung<br />

anders war. Rosa, wahrlich kein<br />

Fließbandzeichner, stand in den späteren Zügen<br />

seiner aktiven Disney-Karriere so sehr im<br />

Rampenlicht, dass jede seiner neuen Geschichten<br />

mit Eifeseifer und großer Sehnsucht erwartet<br />

wurde – oder von seinen Gegnern mit gewetzten<br />

Krallen herbeigesehnt wurde, um sie<br />

niedermetzeln zu können. Ein neuer Rosa-Comic<br />

war ein neues Disney-Comic-Event, ein<br />

Happening, ein Highlight im Ehapa-Jahr – und<br />

somit war die Fallhöhe für die späteren<br />

Geschichten des allmählich müde werdenden<br />

Zeichners und Autoren zu hoch, als dass dem<br />

Comic eine faire Rezeption vergönnt gewesen<br />

wäre.<br />

Ich für meinen Teil zähle mich zu denjenigen, die<br />

man als Fan Rosas bezeichnen könnte – und<br />

daher konnte ich es 2006 nicht erwarten, die<br />

"Micky Maus"-Ausgaben mit "Die Gefangene am<br />

White Agony Creek" in meinen Händen zu halten.<br />

Und, um Kontext für diese Review zu liefern: Ich<br />

war damals enttäuscht. Ein paar Mal habe ich<br />

geschmunzelt, insgesamt war es für mich aber ein<br />

großes Auf-der-Stelle-Treten in Dagoberts<br />

18


Vielseitig: ein Comic, viele Meinungen<br />

Stelle-Treten in Dagoberts Biografie. Und als sich<br />

dann rausstellte, dass es Rosas letzte Disney-<br />

Geschichte bleiben sollte, machte sich nur umso<br />

größere Ernüchterung breit.<br />

Nun werden mir manche vielleicht meinen fiktiven<br />

Fanausweis entreißen wollen (wie auch immer sie<br />

das bewerkstelligen möchten), aber: Während ich<br />

andere Rosa-Comics in den vergangenen elf<br />

Jahren mehrmals noch einmal gelesen habe,<br />

sollte mein erstes Mal mit "Die Gefangene am<br />

White Agony Creek" mein letztes Mal bleiben. Bis<br />

ich die Story, nun mit nüchternen Erwartungen,<br />

für diese Besprechung erneut aufgeschlagen habe.<br />

Und? Hat sich was an meiner Meinung geändert?<br />

Tja … Der Reihe nach …<br />

Die Geschichte eröffnet mit einer<br />

Rahmenhandlung, wie sie aus dem kleinen Rosa-<br />

Einmaleins scheint, hier ohne Verve umgesetzt:<br />

Donald und die Neffen mutmaßen, was Dagoberts<br />

wertvollster Besitz sein könnte. Vor Dagoberts<br />

innerem Auge werden Erinnerungen wach. Zack,<br />

wir befinden uns zur Pionierzeit im Klondike.<br />

Genauer gesagt zur Zeit, als Nelly mit Dagobert<br />

auf seinem Claim arbeitete. Nicht lange, und Rosa<br />

pfeffert seiner Leserschaft seine "Harte Schale,<br />

rauer Kern"-Sicht auf Dagobert um die Ohren –<br />

Dagobert verjagt mit grimmigem Gesicht einen<br />

Bären, erzählt Nelly prompt darauf, dass er ja<br />

gezwungen war, schnell erwachsen zu werden.<br />

Mit 13 hat er seine Heimat verlassen, und seither<br />

schlägt er sich durch, um seiner Familie<br />

auszuhelfen. Hach …<br />

Nicht falsch verstehen: Rosas ausdifferenzierte<br />

Darstellung Dagoberts gefällt mir (sonst wäre es<br />

für mich schwer geworden, Rosa-Fan zu werden),<br />

doch in "Die Gefangene am White Agony Creek"<br />

fehlt es an Subtilität und dramaturgischem<br />

Fingerspitzengefühl. Dagobert legt wiederholt<br />

seine sanfte Seite offen, und das oftmals ohne<br />

direkten, in der Geschichte gebotenen Anlass.<br />

Dass Rosa auch weniger forciert vorgehen kann,<br />

zeigt er beispielsweise gegen Ende des Comics,<br />

wenn Dagobert einer wütenden, zynischen, ihre<br />

Arbeit seelenlos verrichtenden Nelly den Rücken<br />

zudreht, und überlegt, ob er es wirklich zulassen<br />

möchte, dass sie noch hartherziger wird als er.<br />

Dabei erblickt er eine Blume. Er beginnt, mit<br />

Kalkül über ein Blumengeschenk nachzudenken,<br />

dann fließt ein romantischer Beigedanke mit ein –<br />

das ist schönes Figurenskizzieren!<br />

Vielleicht bricht Rosa die Dialektik des hartenzarten<br />

Dagobert Duck wiederholt übers Knie,<br />

weil er im Mittelteil viel Zeit für die Einführung<br />

und Weiterentwicklung von Butch Cassidy, Wyatt<br />

Earp und Sundance Kid sowie letztlich im finalen<br />

Drittel für ihren Rausschmiss aufwendet. Die<br />

Antagonisten nehmen dermaßen viel Raum in<br />

"Die Gefangene am White Agony Creek" ein, dass<br />

sich das Hin und Her zwischen Nelly und<br />

Dagobert sowie Dagoberts Auftauen,<br />

Wiedererhärten und erneutem Auftauen gerafft<br />

wird. Schade. Denn Rosas Passion liegt hier<br />

spürbar in der melancholischen Romantik dieser<br />

Geschichte – die Westernaction wirkt in diesem<br />

Maße aufgesetzt. Und dann ist sie auch noch<br />

maßlos übertrieben – Dagobert, Karibus auf einer<br />

Eisscholle auf einer Lawine reitend? Kann cool<br />

sein, geht im atmosphärischen Kontext dieses<br />

Comics aber zu weit und scheint nur Rosas reiner<br />

Heldenverehrung Dagoberts zu dienen. Aber ich<br />

bin ja auch ein Donald-Liebhaber, vielleicht bin<br />

ich da voreingenommen.<br />

Schlecht ist "Die Gefangene am White Agony<br />

Creek" in meinen Augen dennoch nicht. Rosas<br />

Detailfreude gefällt mir, selbst wenn die<br />

Proportionen der Figuren ungleich ausfällt. Und<br />

wenn die emotionaleren Momente mit Ruhe<br />

erzählt werden, räsonieren sie. Dennoch: Rosa<br />

konnte cleverer, pointierter, dramatischer.<br />

Oh. Was ich bisher nicht erwähnt habe: "Die<br />

Gefangene am White Agony Creek" ist berühmtberüchtigt<br />

in Disney-Fankreisen und auch bei<br />

neugierigen Popkulturbeobachtenden als "der<br />

Comic, wo Dagobert Duck Sex hat. Skandal!" Ich<br />

bin nicht näher auf diesen Ruf des Comics<br />

eingegangen, weil ich diese ganzen Reaktionen<br />

für übertrieben halte. Rosa macht in diesem<br />

Comic ein paar doppeldeutige Witze, und einer<br />

davon ist die Andeutung, dass Nelly und Dagobert<br />

vielleicht Versöhnungs- und/oder Wutsex haben –<br />

oder sich so lange zanken, bis sie umkippen. Oder<br />

sich im besten Screwball-Stil erst kloppen, dann<br />

küssen. Oder sonst etwas Unschuldiges tun – ganz<br />

wie es individuell beliebt. Ja, die Implikation ist<br />

sehr stark, aber es ist noch immer eine<br />

Implikation, und kein explizites Bild, wer also<br />

anders deuten will, kann das noch immer.<br />

Kurzum: Es ist nicht der erste und nicht der letzte<br />

Disney-Comic mit rauerem Witz. Stellt euch alle<br />

nicht so an.<br />

19


Rezension<br />

Micky Maus reist zum Mond<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Von 1975 bis 1978 erschien beim Delphin-Verlag<br />

die Reihe „Disney: Lesen macht Spaß“. „Micky<br />

Maus reist zum Mond“ erschien 1976 als der<br />

zwölfte Band in der Reihe. Es handelt sich um eine<br />

Übersetzung von Jocelyn Phillips' Geschichte<br />

„Mickey Mouse's Moon Trip“, die vorher schon in<br />

Großbritannien beim Purnell -Verlag erschien.<br />

Leider verschwand in den deutschen Fassungen<br />

jeder Hinweis auf die Autoren oder Illustratoren,<br />

stattdessen steht auf dem Cover jedes Bandes nur<br />

„Deutsch von Irene Koss“. Später wurde die Reihe<br />

unter dem Titel „Disney Wonderful World of<br />

Reading“ in den USA nachgedruckt.<br />

Die Handlung ist etwas absurd: Bei einem<br />

Wettbewerb werden fünfzigtausend Mark für<br />

denjenigen geboten, der als nächstes auf dem Mond<br />

landet. Für Micky ein reizendes Angebot, denn er<br />

hat mit Donald schon eine beinahe fertig gebaute<br />

Rakete außerhalb der Stadt.<br />

Fünfzigtausend Mark waren nach damaligem<br />

Umrechnungskurs etwa zwanzigtausend Dollar und<br />

somit etwa 0,00008% der Gesamtkosten des Apollo-<br />

Programms. Leider konnte ich den Preis einer<br />

Weltraum-Rakete nicht ermitteln, aber man kann<br />

sich sicher sein, dass dieses gemeinsame Hobby von<br />

Donald und Micky sicher kein günstiges ist.<br />

Deshalb und wegen des Preisgeldes möchte Micky<br />

die Rakete geheim halten. Und tatsächlich erfahren<br />

nur Minnie, Daisy und Goofy von der geplanten<br />

Mondfahrt.<br />

Oh, und ein geheimnisvoller Fremder, der vor dem<br />

Start nachts die Rakete entführt und sich selbst<br />

darin versteckt.<br />

Verdutzt finden die beiden Hobbybastler die Rakete<br />

und starten. Da taucht endlich der mysteriöse Mann<br />

auf und entpuppt sich als Kater Karl-, oh, äh, als<br />

Peter Schimmelpfennig. Er möchte die Rakete<br />

übernehmen, aber vorher noch Micky und Donald<br />

rauswerfen. Doch Donald überwältigt Peter<br />

Schimmelpfennig, sie landen auf dem Mond, hacken<br />

sich ein Stückchen davon ab und reisen zurück zur<br />

guten alten Erde. Und das war's.<br />

20


Rezension<br />

Wie man an den Abbildungen klar erkennt, ist Peter<br />

Schimmelpfennig natürlich Kater Karlo, aber das<br />

schien Irene Koss nicht zu wissen. Dafür lässt sie es<br />

sich nicht nehmen, ihn jedes Mal mit seinem<br />

vollständigen, urdeutschen und urkomischen neuen<br />

Namen zu nennen. Schön, schön!<br />

Obwohl Daisy in der Geschichte auftaucht, spricht<br />

sie kein einziges Wort, während Minnie zwölf Sätze<br />

sagen darf. Generell hat die Geschichte ihren Fokus<br />

auf den Maus-Charakteren, denn Donald wird nicht<br />

im Buchtitel genannt und ist auf dem Cover nur<br />

verschwindend klein zu sehen. Er wird zur Disney-<br />

Version von Buzz Aldrin, dem unbekannten Zweiten<br />

der Mondlandung.<br />

Nicht nur absurd, sondern auch nicht gut<br />

durchdacht ist die ganze Story. Der Schurke hat ein<br />

lachhaftes Motiv und lässt sich viel zu leicht<br />

überwältigen, obwohl er das einzige Hindernis<br />

zwischen Micky und seinem Ziel war. So wird das<br />

restliche Drittel der Geschichte zu einem reinen<br />

Spaziergang statt aufregender Action.<br />

Micky, eine Mary Sue wie immer, baut nicht nur<br />

eigenhändig eine komplette Rakete, sondern fliegt<br />

diese sicher von der Erde zum Mond und zurück.<br />

Nach der Landung auf der Erde wird er auch als<br />

einziger interviewt, Donalds Meinung interessiert<br />

anscheinend keinen.<br />

Dafür darf Donald Schwächen zeigen: Er soll zwar<br />

die Rakete verschweigen, verrät aber Goofy und<br />

indirekt auch Schimmelpfennig von der Rakete und<br />

ihrem Standort.<br />

Bei neunzehn Seiten sollte man natürlich keine<br />

hohen Erwartungen an die Geschichte haben, doch<br />

wirkt sie weniger nach „Lesen macht Spaß“ und<br />

eher nach einer schläfrigen Gute-Nacht-Geschichte.<br />

Zeichnung: Mikkel Hagen<br />

21


Macht Glück wirklich glücklich?<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Gewissen um den Schlaf, als er in „Familie Duck auf<br />

Nordpolfahrt“ Gustav in die arktische Wildnis lockt.<br />

„Was hast du gegen mich?“, fragt Gustav in „Das<br />

Frühlingspicknick“ seine verehrte Daisy. „Ich sehe<br />

gut aus, bin intelligent, stets tadellos frisiert und das<br />

Glück ist mir hold!“ Die Frage könnte er genauso gut<br />

dem Leser stellen.<br />

Dieser sieht Gustav nämlich häufig aus der<br />

Perspektive von Donald: Ein Nebenbuhler um Daisy,<br />

ein Prahlhans im Glück, in anderen Worten aber auch<br />

einer, der ihm selbst nicht unähnlich ist. Auch Donald<br />

ist ein Dauer-Arbeitsloser, auch Donald umwirbt<br />

Frauen, obwohl er bereits mit einer verlobt ist, und<br />

auch Donald wird zum Angeber, sobald er Erfolg in<br />

etwas hat.<br />

Denn Donald liegt etwas an seinem Cousin. Don Rosa<br />

zeigt in „Gustav, der Pechvogel“, wie Gustav sich<br />

schon als kleiner Junge mit Donald misst. Besonders<br />

sozial verhält er sich dabei nicht, was bei einem Blick<br />

auf Don Rosas Stammbaum der Ducks nicht weiter<br />

verwundert: Gustav ist ein Einzelkind, während<br />

Donald und seine Zwillingsschwester Della sich so<br />

nahe stehen, dass Della nicht nur auf zahllosen<br />

Zeichnungen auch einen Matrosenanzug trägt,<br />

sondern ihre Kinder lieber in die Hände eines<br />

cholerischen Arbeitslosen gibt als Jemanden aus der<br />

Familie ihres Gatten. Es wäre interessant zu wissen,<br />

wie Donalds Vater Degenhard und Wastels Vater<br />

Teddy mit Gustavs Mutter Daphne auskamen. Die<br />

Dame wird wie Gustav als Glückskind beschrieben,<br />

doch ob sie verträglicher ist als ihr Sohn oder ob<br />

Degenhard und Daphne so stritten wie Donald und<br />

Gustav, ist unbekannt.<br />

Diese Ähnlichkeit ist sicher kein Zufall. In seinem<br />

ersten Comic-Auftritt in „Die Wette“ begrüßt Gustav<br />

seinen Cousin Donald mit „alter Freund und<br />

Kupferstecher“, in seinem ersten deutschen Auftritt in<br />

„Die Perlsamen“ streitet er mit ihm, als wäre das<br />

nicht das erste Mal. Denn das ist es mit Sicherheit<br />

nicht. Gustav wird zu Familienfesten eingeladen,<br />

obwohl es so wirkt, als würde ihn kein Entenhausener<br />

leiden können, zumindest nicht wenn es um<br />

Preisausschreiben geht. Und obwohl Donald beim<br />

Kampf gegen Dagobert zu Dampfbaggern greift und<br />

beim Streit mit seinem Nachbarn Zorngiebel zu noch<br />

kreativeren Mitteln, bringt ihn ein schlechtes<br />

22


Macht Glück wirklich glücklich?<br />

Die Rückblende in „Gustav, der Pechvogel“ erklärt<br />

einiges. So belästigt Gustav mit dem proletenhaften<br />

Aufzählen seiner Gewinne und Glücksgriffe immer<br />

wieder Donald statt zum Beispiel seinen Großonkel<br />

Dagobert oder seine weiteren Cousins Dussel oder<br />

Franz. Gustav hat einen Narren an Donald gefressen<br />

und will sich vor ihm profilieren.<br />

ihn Gustavs Angeberei daran, wie gerne Donald<br />

genau wie sein Vetter leben würde.<br />

Obwohl Gustav sich als gutaussehend, gepflegt und<br />

intelligent bezeichnet, jagt er in den meisten<br />

Geschichten nur Daisy hinterher. Der größte Grund<br />

dafür ist sicher Daisys Spielchen, bei dem sie<br />

einerseits auf Gustavs Annäherungen eingeht, ihn aber<br />

oft zurückweist. Einen Mann, der sonst nur Glück im<br />

Leben kennt, wird natürlich neugierig und bleibt bei<br />

Daisy, obwohl diese nicht die einzige hübsche Dame<br />

in Entenhausen ist. Dass sie dasselbe Spielchen auch<br />

mit Donald treibt, fällt den beiden Männern nicht auf:<br />

Liebesblind zoffen sie sich miteinander um die Gunst<br />

einer Dame, die vorgibt, sich nicht entscheiden zu<br />

wollen.<br />

Man darf also davon ausgehen, dass Gustav beim<br />

Heranwachsen nur Donald als Bekannten im selben<br />

Alter hatte. Als Sohn eines Generals und einer<br />

Farmerin hat er erst dank Donald das Faulenzen<br />

gelernt und das Interesse am anderen Geschlecht. Als<br />

kleine Jungen haben die beiden sich häufig geprügelt<br />

(„Das letzte Mal, als sie zusammen waren, hat es<br />

schrecklich viele Tränen gegeben“, erinnert sich Oma<br />

Duck in „Gustav, der Pechvogel“) und mussten sich<br />

aneinander messen. Da Gustav nicht arbeitet, kann er<br />

nur seine gewonnenen Preise als Erfolge aufzählen,<br />

während Donald nach und nach bemerkte, dass sein<br />

Schüler ihn im Faulenzen langsam überholte.<br />

Spätestens, als er für drei kleine Kinder verantwortlich<br />

wurde, war Donald gezwungen, dauerhaft auf<br />

Arbeitssuche zu gehen. Gustav als ewiger Junggeselle<br />

gibt damit an, dass er nie einen Beruf ergreifen<br />

musste, und vertuscht vehement die Tatsache, dass<br />

auch er einmal in einem schwachen Moment für Geld<br />

gearbeitet hat (laut „Eine peinliche Enthüllung“).<br />

Obwohl Donald mit Gustav aufgewachsen ist, erinnert<br />

Zum Glück ist nicht jede Geschichte mit Donald und<br />

Gustav ein Wettstreit. Als Donald in „Weihnachten für<br />

Kummersdorf“ verzweifelt nach etwas Geld für einen<br />

guten Zweck sucht, hindert ihn sein Stolz nicht daran,<br />

Gustav zu fragen. Und Gustav hilft ihm ohne zu<br />

spotten. Auch Donalds Alter Ego Phantomias lässt<br />

sich gerne von Gustav helfen, unter anderem in<br />

„Übler Hexenzauber“. Dort spottet Phantomias auch<br />

etwas über Donald, um Gustav zu schmeicheln, so<br />

sehr mag der Mann unter der Maske seinen Cousin.<br />

Denn auch wenn der Leser Gustav Gans nicht<br />

schätzen kann, so weiß wenigstens Donald, was er an<br />

diesem hat.<br />

23


Besonders viele Probleme plagen Drehbuchautor<br />

Micky eigentlich nicht. Jedenfalls nicht, bis er ein<br />

Originalskript von Shakespeare im dunklen Zug<br />

verlor. Vermutlich hat die Dame neben ihm dieses<br />

versehentlich eingesteckt. Doch wie soll Micky diese<br />

nur wiederfinden, wenn er nicht einmal ihr Gesicht<br />

kennt?<br />

Die erste Begegnung vom schweizer Zeichner Bernard<br />

"Cosey" Cosandey und dem großen Konzern Disney<br />

war nicht dieser Comic. 1978 suchte er bei den Disney<br />

Studios in Burbank einen Job, bekam aber nur einen<br />

als Inbetweener angeboten. Cosey wollte seine<br />

kreative Freiheit nicht als "Fließbandzeichner"<br />

aufgeben und lehnte ab.<br />

Seine ein Jahr zuvor begonnene Jonathan-Reihe führte<br />

er weiter und ließ 1986 einen Teil des elften Bands<br />

"Greyshore Island" in Disneyland spielen. Ein Micky-<br />

Schlüsselanhänger hat sogar eine prominente Rolle in<br />

der Geschichte.<br />

„Eine geheimnisvolle Melodie oder Wie Micky seine<br />

Minnie traf“ ist Coseys Hommage an die Entstehung<br />

der vielleicht berühmtesten Maus der Welt. Aber außer<br />

einer romantischen Mystery-Geschichte ist der Comic<br />

auch noch voller kleiner Anspielungen an das Erbe,<br />

das Walt Disney der Welt hinterließ.<br />

Der Titel „Eine geheimnisvolle Melodie“ ist<br />

höchstwahrscheinlich eine Anspielung an Disneys<br />

„Silly Symphony“-Cartoons (1929 bis 1939) oder<br />

deren Konkurrenz, Warner Brothers „Merrie<br />

Melodies“ (1931 bis 1969) bzw. „Looney Tunes“<br />

(19<strong>30</strong> bis 1969).<br />

Analyse<br />

Eine geheimnisvolle Melodie:<br />

Eine Analyse<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

nämlich Milch. Schließlich hat Micky oft Werbung für<br />

Milch gemacht, unter anderem für Hoffmans<br />

Milchprodukte und Moore Brothers.<br />

Seite 3<br />

Die Widmung gilt Walt Disney, seinem ersten<br />

Trickfilm-Zeichner und mutmaßlicher Micky-Erfinder<br />

Ub Iwerks, dem Zeitungsstrips-Zeichner Floyd<br />

Gottfredon und dem Team der Disney-Studios.<br />

Das Buch „Mickey on his way back“ existiert nicht,<br />

aber Micky ist tatsächlich mit „Eine geheimnisvolle<br />

Melodie“ auf dem Weg zurück in die Bücherregale der<br />

Fans.<br />

In Mickys Glas ist eine weiße Flüssigkeit zu sehen,<br />

24


Analyse<br />

Seite 5<br />

2015 hat der französische Verlag Glénat angekündigt,<br />

neue Micky-Maus-Comics von bekannten Comic-<br />

Zeichnern zu beauftragen und zu veröffentlichen. Die<br />

Reihe „Disney by Glénat“ war mit den ersten beiden<br />

Bänden „Eine geheimnisvolle Melodie“ und<br />

„Mickey’s craziest adventures“ geboren.<br />

Wie es bei Disney Tradition ist, findet man auch hier<br />

den Storycode des Comics: F DBG 01, also<br />

Frankreich, „Disney by Glénat“, Album 1.<br />

Die gepunktete Rasterfolie, die für die gefilmten<br />

Szenen benutzt wird, spielt an die Zeitungsstrips von<br />

Floyd Gottfredson an, bei der auch schwarze<br />

Rasterfolie für die Schwarzweiß-Comics unter der<br />

Woche und farbige Rasterfolie für den Sonntags-Strip<br />

verwendet wurde.<br />

Seite 7, Panel 3<br />

„Gezeichnet: Micky Maus, Juni 1927.“<br />

Die Geschichte spielt Juni bis Juli 1927. (Die Angabe<br />

„July 1927“ findet man auf Seite 35, Panel 6.)<br />

Mickys Abenteuer spielt also vor seinem ersten<br />

Disney-Cartoon „Plane Crazy“ (1928), in dem Micky<br />

und Minnie sich schon kennen.<br />

Seite 7, Panel 4<br />

Micky hatte früher ein Faible für Käse! Vor allem in<br />

den Zeitungsstrips von Gottfredson sah man ihn immer<br />

wieder in ein Stückchen Käse beißen, zum Beispiel in<br />

„Micky Maus im Tal des Todes“ (1.4. bis 20.9.<strong>30</strong>).<br />

Die hier dargestellte Handlung stammt meines<br />

Wissens aus keinem Disney-Cartoon. In „Mickey's<br />

Orphans“ (1931) versteht sich Pluto allerdings ganz<br />

gut mit Katzenbabys, in „Mickey's Pal Pluto“ (1933)<br />

rettet Pluto im tiefsten Winter eine Bande Katzenbabys<br />

erst aus einem Fluss und dann aus einem Brunnen und<br />

nach einem Alptraum in „Pluto's Judgement Day“<br />

(1935) freundet sich Pluto mit einem Kätzchen an.<br />

Seite 6, Panel 3<br />

Die hier abgebildeten Tiere sind im selben Stil wie die<br />

Tiere auf Mickys Bauernhof im Cartoon „Plane<br />

Crazy“ (1928) und den ersten Micky-Maus-<br />

Zeitungsstrips, zum Beispiel in „Micky gegen Ratzo“<br />

(22.9. bis 29.12.<strong>30</strong>).<br />

Seite 8, Panel 2<br />

Diese Szene ist eine visuelle Anspielung an den<br />

Cartoon „The Grocery Boy“ (1932), in dem Micky<br />

Minnie beim Backen hilft.<br />

Seite 8, Panel 5<br />

„Sorry, we're closed“ - besitzt Micky ein Geschäft?<br />

25


Analyse<br />

Seite 9, Panel 5<br />

Bei dem Zug, den man fast nur als Silhouette sieht,<br />

handelt es sich um Casey Junior aus dem Film<br />

„Dumbo“ (1941).<br />

Der Schaffner davor ähnelt dem Schaffner aus<br />

Gottfredsons "Micky und der königliche<br />

Doppelgänger" (9.8.37 bis 5.2.38), hier trägt er<br />

allerdings keine Brille.<br />

Seite 10, Panel 3-4<br />

Später sieht man ihn etwas besser, aber hier ist<br />

Donald Duck auf seinem Hausboot zu sehen, beides<br />

aus dem Kurzfilm „The wise little Hen“ („Die kluge<br />

kleine Henne“, 1934). Erst ab „Self Control“ (1938)<br />

sieht man Donald in seinem eigenen Haus.<br />

Seite 11, Panel 1<br />

Das Symbol auf dem „Shooting Star Building“ ist gar<br />

keine Sternschnuppe. Eine Sternschnuppe fällt von<br />

oben nach unten, hier ist der Schweif aber unter dem<br />

Stern.<br />

Seite 12, Panel 2<br />

William Shakespeare muss wahrscheinlich nicht<br />

explizit vorgestellt werden. Als Klassiker wird er noch<br />

immer in amerikanischen Schulen unterrichtet und<br />

muss oft als Beispiel für Kultur herhalten.<br />

So auch, als Walt Disney sich die Namen der Zwerge<br />

in „Schneewittchen“ (1937) ausdenken musste. Neben<br />

zeitlosen Namen wie Sleepy (in Deutschen Schlafmütz)<br />

und Grumpy (Brummbär) würde ein Name wie Dopey<br />

(Seppl) negativ auffallen würde. Das Wort sei zu<br />

Dreißiger, bekam Disney zu hören, doch dieser hatte<br />

den perfekten Grund, den Namen dennoch zu<br />

verwenden: Immerhin habe schon William<br />

Shakespeare den Begriff verwendet, und was gut<br />

genug für Shakespeare ist, ist auch gut genug für<br />

Disney!<br />

Keiner recherchierte diese Aussage, und so schaffte es<br />

Dopey ins Kino. Dabei hat Shakespeare nie „dopey“<br />

in seinen Werken verwendet.<br />

Aber Gerüchte über Shakespeare sind Micky sicher<br />

nichts neues, wenn er glaubt, dass er immer saubere<br />

Hände beim Schreiben seiner Stücke hatte.<br />

Seite 14, Panel 1<br />

Die Bücher vor Goofys Second-Hand-Buchladen<br />

spielen an zahlreiche frühe Disney-Filme an. „Alice's<br />

Adventures in Wonderland“ kam 1951 als „Alice im<br />

Wunderland“ ins Kino. „Peter Pan in Kensington<br />

Gardens“ ist eigentlich nur ein Kapitel in James<br />

Matthew Barries „The Little White Bird“, Peter Pan<br />

flog jedenfalls 1953 über die große Leinwand. Rechts<br />

daneben liegt „The Sleeping Beauty“, 1959 als<br />

Dornröschen verfilmt, und daneben „Pinocchio“,<br />

Disneys zweiter spielfilmlange Zeichentrickfilm, aus<br />

dem Jahr 1940. Dahinter ist noch „Cinderella“ (1950)<br />

und Disneys erster spielfilmlanger Zeichentrickfilm<br />

„Snow White“ (1937).<br />

Seite 16, Panel 3<br />

Beim Boot rechts handelt es sich um das Bötchen Toot<br />

aus „Musik, Tanz und Rhythmus“ (1948). Wenn man<br />

die Soundwörter über dem Boot beachtet, kommt man<br />

sicher schnell drauf, wie das Boot zu seinem Namen<br />

kam.<br />

Seite 11, Panel 4<br />

Der Big Boss sieht aus wie Inspektor Issel, was<br />

wahrscheinlich nur ein Verweis auf die Intelligenz und<br />

Kompetenz des Polizisten sein soll.<br />

Issel wurde 1938 von Floyd Gottfreson erfunden im<br />

Zeitungsstrip "Die Klempner-Bande" (2.7. bis<br />

10.12.38)<br />

26


Analyse<br />

Seite 17, Panel 4<br />

Das Pärchen gegenüber von Micky hielt ich zuerst für<br />

Walt und Lillian Disney, aber Walt trug nur selten<br />

eine Fliege und nie eine Brille.<br />

Seite 17, Panel 5-6<br />

Ob Dante, Proust und Shakespeare saubere Hände<br />

beim Verfassen ihrer Werke hatten, konnte ich nicht<br />

herausfinden, aber es gilt zu bezweifeln.<br />

Seite 20, Panel 2<br />

Donald benutzt ein Gewehr, was für die damalige Zeit<br />

nichts allzu ungewöhnliches für eine Zeichentrick-<br />

Figur ist, gerade für eine so gewaltbereite wie Donald<br />

selbst.<br />

Seite 21, Panel 1<br />

Micky bezeichnet seine mysteriöse Waggon-Partnerin<br />

als „Dornröschen“, vermutlich inspiriert von Goofys<br />

Bücher zweiter Hand. Der englische Titel „Sleeping<br />

Beauty“ wäre vermutlich charmanter gewesen!<br />

Seite 22, Panel 3<br />

Die Szenen aus Mickys Traum sind aus Disneys<br />

Cartoon „Flowers and trees“ (1932), der als erster<br />

Film den Oscar in der Kategorie „bester animierter<br />

Kurzfilm“ gewann. Das Lied ist hingegen nicht im<br />

Cartoon zu hören.<br />

Jedenfalls bis 2006, als Disney-CEO Bob Iger mit<br />

NBC-Universal die Rechte zurück erlangte im Tausch<br />

gegen die vorzeitige Befreiung vom Vertrags mit<br />

Sportmoderator Al Michaels, der nun von NBC<br />

übernommen wurde. So konnte Oswald in beiden<br />

„Micky Epic“-Videospielen auftreten und die Oswald-<br />

Cartoons von 1927 und -28 konnten vom Disney-<br />

Konzern veröffentlicht werden.<br />

Seite 32, Panel 4<br />

Die Zeitung meldet „We'll not have any more<br />

Wallstreet crashes in our time“, was etwas sehr<br />

optimistisch war.<br />

Seite 32, Panel 5<br />

Kater Karlo ist eine der wenigen noch verwendeten<br />

Disney-Figuren, die noch älter sind als Micky selbst.<br />

Obwohl Micky das erste Mal im Cartoon „The<br />

Gallopin' Gaucho“ (1928) auf Karlo traf, hatte dieser<br />

vorher schon Begegnungen mit Alice in den „Alice<br />

Comedies“ (1923-1927).<br />

Seite 36, Panel 1<br />

Die Hundedame Dolly ist mir nicht bekannt. Sie ist<br />

weder Minnies Hund Fifi (erfunden von Floyd<br />

Gottfredson als Minnies Hund) noch Dinah (Plutos<br />

Freundin in Cartoons ab "The Sleepwalker", 1942).<br />

Optisch ähnelt sie am ehesten Peggy aus „Susi und<br />

Strolch“ (1955).<br />

Chirpy Chick sieht vor allem gegen Ende der<br />

Geschichte auf Seite 63 und 64 aus wie die Sängerin<br />

Clara Cluck.<br />

Seite 31, Panel 4<br />

Oswald, der lustige Hase, gilt heute als Vorgänger von<br />

Micky Maus.<br />

Walt Disney und sein Team entwickelten die Figur<br />

1927 für Universal Pictures-Produzenten Charles<br />

Mintz und George Winkler und handelte einen Vertrag<br />

über 24 Cartoons mit dem Hasen aus. Ein Jahr später<br />

wollte Disney den Vertrag verlängern, doch Mintz und<br />

Disney konnten sich nicht über die Bezahlung einigen.<br />

Da Oswalds Rechte zu Universal gehörten, konnte<br />

Disney die Figur nicht mehr verwenden.<br />

Seite 37, Panel 3<br />

Die Promis von gestern sind heute nicht immer noch<br />

ein Begriff.<br />

Rudolph Valentino ist nur ein Jahr vor der Handlung<br />

des Comics gestorben. Als Latin Lover und einem der<br />

ersten Sex-Symbole Hollywoods, seine bekanntesten<br />

Filme sind „Die vier Reiter der Apokalypse“ (1921)<br />

und „Der Scheich“ (1921).<br />

Buster Keaton war als Stummfilm-Star bekannt, der<br />

mit ernster Miene gewaltige Slapstick-Stunts<br />

ausführte. Dasselbe Pokerface bewahrt er auch in<br />

seinem Gastauftritt im Micky-Cartoon „Mickey's Gala<br />

Premier“ (1933). Als Drehbuchautor für die Marx-<br />

Brothers und mit seiner eigenen Show wusste er auch<br />

lange nach Beginn des Tonfilms zu begeistern.<br />

Charlie Chaplin ist in seiner Rolle als „Tramp“ auch<br />

heute noch bekannt und war einer der wichtigsten<br />

Inspirationen für den Charakter von Micky Maus in<br />

den ersten Cartoons. „Alle meine Filme bauen auf der<br />

Idee auf, mich in Schwierigkeiten zu bringen, damit<br />

ich mich nachher verzweifelt ernsthaft darum bemühen<br />

kann, als normaler kleiner Gentleman aufzutreten“, so<br />

27


Analyse<br />

Chaplin über seine Rolle. Während der Handlung von<br />

„Eine geheimnisvolle Melodie“ (1927) ließ sich<br />

Chaplin von Lita Grey scheiden, mit der er zwei<br />

Kinder hatte. 1933 schmuggelt sich eine Chaplin-<br />

Karrikatur in „Mickey's Gala Premier“ und amüsiert<br />

sich dort königlich. Was sich im selben Cartoon als<br />

Traum entpuppt, scheint 1936 Realität zu werden: Da<br />

spielte „Mickey's Polo Team“ gegen Chaplin und<br />

andere Prominente. Disney war ein großer Fan von<br />

Charlie Chaplin und ließ zum Beispiel 1931 in<br />

„Mickey's Orphans“ ein Katzenbaby seine<br />

Zuckerstange schwingen lassen wie Chaplin seinen<br />

Stock schwang. In „Santa's Workshop“ (1932) ließ er<br />

einen Spielzeug-Tramp vor einem Polizisten<br />

davonlaufen, Micky selbst imitiert seinen „Tramp“ in<br />

„Mickey plays Papa“ (1934), um ein Findelkind zu<br />

erheitern - erfolglos. Und 1936 imitierte schließlich<br />

ein Seehund Chaplin in „Mickey's Circus“. Disney<br />

selbst traf 1933 auf Chaplin, den er selbst schon seit<br />

Kindertagen an imitierte.<br />

Die Königin von England war zu der Zeit übrigens<br />

Königin Maria von Teck (engl. Mary of Teck) als<br />

Gattin von König Georg dem Fünften. Anders als die<br />

anderen aufgezählten Prominenten ist sie kein<br />

Schauspieler.<br />

Seite 45, Panel 2<br />

Franz Gans wurde 1937 von Carl Barks und Jack<br />

Hannah für den nicht entstandenen Cartoon „Interior<br />

Decorators“ erdacht, musste aber zwei Jahre warten,<br />

bis er in „Donald's Cousin Gus“ (1939) seine<br />

Trickfilm-Premiere haben durfte.<br />

Vorher durfte Franz in Al Taliaferros Donald-<br />

Zeitungsstrips auftreten, zuerst als Foto an der Wand<br />

(6.4.38) und dann schließlich in Person (9.5.38).<br />

Seite 51, Panel 4<br />

Für jemanden im Jahr 1927 ist es nicht allzu<br />

ungewöhnlich, den Kaiser von Japan im Hinterkopf zu<br />

haben, immerhin ist ein Jahr zuvor Hirohito zum<br />

Regenten Japans geworden.<br />

Seite 51 Panel 7<br />

Für für ein einziges Bild verwandeln sich Mickys<br />

Knopfaugen in seine späteren Augen mit Iris und<br />

Sclera.<br />

Seite 55, Panel 6<br />

Micky rasiert sich. Das ist ein seltener Anblick,<br />

passiert aber auch in den Zeitungsstrips von Floyd<br />

Gottfredson, zum Beispiel in „Micky als Boxer“ (26.2.<br />

bis 29.4.31).<br />

Seite 44, Panel 4<br />

„Wir machen jetzt Tonfilm“, kündigt der Big Boss an.<br />

Mit Tonfilm wurde schon 1922 experimentiert, aber<br />

erst der Film „The Jazz Singer“ (1927) brachte den<br />

notwendigen Erfolg, um den Tonfilm die Zukunft zu<br />

ebnen. Also ganz zufällig genau das Jahr, in dem<br />

„Eine geheimnisvolle Melodie“ spielt.<br />

Ein Jahr später entstand mit „Steamboat Willie“ der<br />

erste erfolgreiche vertonte Cartoon und ebnete den<br />

Weg für Walt Disney und Micky Maus.<br />

Seite 57, Panel 2<br />

Minnie spielt Klavier, so wie auch im Cartoon „When<br />

the Cat's Away“ (1929) und „The Gorilla Mystery“<br />

(19<strong>30</strong>).<br />

Vermutlich beherrscht sie auch die anderen<br />

Instrumente in ihrem Haus: In „Steamboat Willie“<br />

(1928) ist immerhin auch eine Gitarre in ihrem<br />

Gepäck.<br />

28


Analyse<br />

Seite 64, Panel 5<br />

Eine Micky-Geschichte, die mit einem Festmahl mit<br />

allen Freunden endet, ist in den Zeitungsstrips von<br />

Gottfredson ein alter Hut. Vier Beispiele wären die<br />

Story „Micky gegen Ratzo“ (22.9. bis 29.12.<strong>30</strong>),<br />

„Micky und Minnie im Wilden Westen“ (<strong>30</strong>.4. bis<br />

28.7.34), „Der magische Stern“ (15.10. bis 29.12.34)<br />

und „Klarabellas Tresor“ (3.6. bis 28.9.35).<br />

Seite 59<br />

Die Blumen erinnern stark an „Alice im Wunderland“<br />

(1951), vor allem die mit Gesichtern im ersten Panel.<br />

Seite 64, Panel 7<br />

Der Rahmen von „The End“ entspricht dem Abspann<br />

früherer Micky-Cartoons, der schon seit dem ersten<br />

Micky-Cartoon „Plane Crazy“ (1928) verwendet<br />

wurde.<br />

29


Interview mit Fabian Erlinghäuser<br />

VON FLOYD MONEYSAC<br />

Lieber Fabian,<br />

Wie bekommen Sie Ihre Plots? Können Sie sich die<br />

einfach aussuchen, oder sagt jemand von Egmont,<br />

welche Geschichte zu Papier bringen sollen?<br />

Aussuchen kann ich mir die Geschichten eigentlich<br />

nicht. Die Leute von Egmont schicken mir eine<br />

Geschichte, die schon geschrieben wurde. Ich habe<br />

aber viele Freiheiten und kann visuell alles alleine<br />

entscheiden. Natürlich schaut Egmont am Ende<br />

nochmal drauf und manchmal muss ich auch noch<br />

etwas ändern. Aber generell habe ich da viele<br />

Freiheiten, solange es immer acht Bilder pro Seite<br />

sind.<br />

Werden Sie auch mal selbst die Ideen für Ihre<br />

Geschichten entwickeln?<br />

Vielleicht irgendwann einmal. Das ist eine gute Idee.<br />

Aber momentan konzentriere ich mich erst mal aufs<br />

zeichnen.<br />

Welche anderen Autoren und Zeichner haben Sie<br />

geprägt? Welche bewundern Sie? Ich habe gehört,<br />

dass Sie – wie fast jeder Leser/Zeichner – Carl Barks<br />

sehr bewundern, aber auch Daniel Branca. Mögen<br />

Sie auch Geschichten von Don Rosa, der meiner<br />

Meinung nach großartige Comics gezeichnet und<br />

geschrieben hat? Und wie gefallen Ihnen die<br />

Geschichten der Italiener wie zum Beispiel Romano<br />

Scarpa oder Giorgio Cavazzano?<br />

Die Barks-Geschichten sind einfach so interessant<br />

geschrieben. Zum Beispiel die Geschichte im Land der<br />

viereckigen Eier ist einfach genial. Aber ich mag auch<br />

sehr das Entenhausen, das Vicar so zeichnet. Branca<br />

ist meiner Meinung nach vielleicht der beste<br />

Entenzeichner, einfach vom Talent her. Wie er so mit<br />

dem Design spielt und es so beherrscht, ist einfach<br />

bewundernswert.<br />

Don Rosa hat viele Fans und ich finde gut, dass er<br />

eigene Geschichten schreibt, aber ich persönlich mag<br />

andere Zeichner lieber:<br />

Von den Italienern gefallen mir ein paar auch sehr<br />

gut. Ich habe sehr viele Geschichten von Romano<br />

Scarpa gelesen und mag seinen Stil ziemlich gerne.<br />

Cavazzano ist auch gut, aber mittlerweile gibt es<br />

soviele Zeichner, die alle wie Cavazzano zeichen<br />

wollen.<br />

Ich würde mich sehr über einen Micky-Maus-Comic<br />

von Ihnen freuen. Allerdings hörte ich, dass Sie<br />

Micky nicht so mögen. Was gefällt Ihnen an Micky<br />

nicht? Dass er nie Fehler macht, anders als Donald?<br />

Da hast du Recht – Micky ist so perfekt. Am<br />

spannendsten finde ich aber Figuren, die Fehler<br />

machen: Homer Simpson, Donald, solche Figuren sind<br />

charakterlich nicht perfekt, aber gerade deswegen<br />

finde ich sie interessant. Aber es gibt natürlich eine<br />

Menge guter Micky-Geschichten und Mickyzeichner,<br />

klar. Nur mich selbst reizt es momentan noch nicht,<br />

ihn zu zeichnen. Aber das kommt vielleicht noch.<br />

Ich glaube, Sie kennen Floyd Gottfredson – gefallen<br />

Ihnen wenigstes seine Strips?<br />

Ja, Gottfredson ist super, und seine Strips lese ich<br />

auch sehr gerne.<br />

Wer ist Ihre Lieblingsfigur im Duck-Universum und<br />

warum? Wahrscheinlich Donald, oder?<br />

Die Bösewichte sind oft interessant. Moneysac zum<br />

Beispiel ist eine tolle Figur. Ich mag auch ganz gern<br />

Daniel Düsentrieb. Und Gundel Gaukeley! Ich habe<br />

vor ein par Monaten eine Geschichte mit ihr<br />

gezeichnet, die Figur finde ich sehr interessant. Aber<br />

auch Goofy! Am liebsten aber Donald, weil er einfach<br />

so viele verschiedene Facetten hat.<br />

Seit wann sind Sie Fan der Duck-Comics? Schon seit<br />

Ihrer Kindheit? War es schon immer Ihr<br />

Traumberuf, Comiczeichner werden?<br />

Da hast du Recht, ich habe mit Comics Lesen gelernt<br />

und wollte das dann auch als Beruf machen. Das war<br />

mein Traumberuf und ist auch, glaube ich, das einzige<br />

(neben Trickfilm), was ich 100% machen will und<br />

kann In anderen Berufen hätte ich vielleicht mehr<br />

Probleme!<br />

Viele Grüße,<br />

Floyd Moneysac<br />

Vielen Dank für deine Fragen, Floyd.<br />

Fabian (39 Jahre)<br />

<strong>30</strong>


Rezension<br />

„Das Geheimnis der Silberleuchter“<br />

VON MAX IMPROVING<br />

Den meisten ist Victor Hugos „Die Elenden“ als der<br />

weltweite Musical-Erfolg „Les Miserables“ bekannt<br />

und viele haben wohl mittlerweile vergessen, dass es<br />

durchaus eine literarische Vorlage gibt, die von Fans<br />

liebevoll aufgrund ihrer Länge „The Brick“ genannt<br />

wird.<br />

Nicht so aber die Lustige-Taschenbuch-Geschichte<br />

„Das Geheimnis der Silberleuchter“, die sich diesen<br />

Ziegelstein zum Vorbild genommen hat und ihn<br />

stellenweise tatsächlich nur so weit behauen hat, wie<br />

es eine Comicadaption im Entenhausener Stil nötig<br />

hat.<br />

Die Geschichte geht mit Donalds Neffen los, die<br />

entsetzlich schreien und jammern, da sie nicht den<br />

ersten Teil der Verfilmung „Die Elenden“ im<br />

Fernsehen sehen können (wohl die Adaption von 1982,<br />

die 1984 als Zweiteiler unter dem Namen „Die Legion<br />

der Verdammten“ im ZDF übertragen wurde). Zum<br />

Glück schneit Onkel Dagobert herein, auf der Flucht<br />

vor dem Steuerfahnder, der ihm ganze 5 Taler<br />

Sondersteuer abknöpfen will (oh Schreck!) und<br />

eröffnet, dass sein Vorfahre als Inspiration für Victor<br />

Hugo gedient hat. Und so startet die Geschichte von<br />

Jean Dagojean (im Original Jean Valjean), die Onkel<br />

Dagobert schillernd zum Besten gibt.<br />

Die erste große Änderung zum Original ist der Start<br />

1815 in Waterloo. Zwar ist dieses Datum auch das<br />

chronologisch erste im Roman, jedoch startet der<br />

Roman selber bei Bischof Myriel und weit weg von<br />

dem, selbst für den gewillten Leser, 60+ Seiten<br />

Martyriums das Waterloo bildet. Was dabei besonders<br />

gefällt, ist, dass Hugos Grundgedanke, dass Waterloo<br />

für den Umbruch im 19. Jahrhundert gesorgt hat, auf<br />

genau ein Panel und eine Sprechblase reduziert<br />

wurde.<br />

Daraufhin lernen wir Monsieur Thénardier kennen,<br />

der im Comic von Kater Karlo verkörpert wird. Er<br />

wird als verschlagener, prahlender Gauner<br />

beschrieben, was den Thénardier des Buches zwar<br />

noch verharmlost, aber ansonsten perfekt<br />

zusammenfasst. Ebenfalls wird Madame „Trudy“<br />

Thénardier vorgestellt, die mit ihrem Mann in der<br />

Spelunke arbeitet. Ihre Kinder (zwei Töchter, perfekt<br />

übernommen, denn auch im Buch haben die<br />

Thénardiers zwei Töchter, Azelma und Eponine. Hier<br />

haben sie allerdings keine Namen und spielen keine<br />

weitere große Rolle) verweigern die Mitarbeit im<br />

Haushalt und so schickt Madame Thénardier die<br />

kleine Cosette los, um Wasser für die Gäste zu holen.<br />

Cosette wird mit Besen und Eimer gezeigt, verarmt,<br />

weinend. Ihr erstes Auftreten ist schon fast ikonisch,<br />

wenn man bedenkt, dass das bekannteste Bild, dass<br />

man mit Les Miserables verbindet die kleine Cosette in<br />

Lumpen und mit Besen ist.<br />

Der nächste große Unterschied kommt nun vor:<br />

Cosette wurde von den Thénardiers lediglich<br />

"gefunden". Im Roman übergibt ihrer Mutter Fantine<br />

sie den Thénardiers zur „Pflege“, da sie als<br />

unverheiratete Frau mit Kind keine Anstellung<br />

bekommen würde. Monsieur Thénardier presst<br />

Fantine über die Zeit bis auf den letzten Sous aus,<br />

sodass sie sie nach der Veräußerung ihrer<br />

Habseligkeiten, ihrer Haare und vorderen<br />

Schneidezähne sich der Prostition zuwenden muss, um<br />

die Raten an Thénardier noch bezahlen zu können.<br />

Wieso diese äußerst dramatische Begebenheit<br />

herausgeschnitten wurde, ist in Anbetracht des<br />

eigentlichen Zielpublikums, nämlich Kinder, durchaus<br />

klar. Andere Adaptionen taten sich auch schon immer<br />

schwer mit der „Problematik“ eine Prostituierte<br />

sympathisch, gar bemitleidenswert darzustellen.<br />

Dementsprechend ist die Entscheidung Fantine<br />

schlichteweg weg zu lassen durchaus verständlich.<br />

Zum Problem, das sich daraus ergibt – nämlich die<br />

31


Rezension<br />

Motivation Dagojeans in Bezug auf Cosette – jedoch<br />

später mehr.<br />

Szenenwechsel:<br />

Dagojean schleicht im Wald umher und versteckt<br />

einen Schatz. Interessanterweise „obgleich er<br />

niemanden fürchtete“ – ganz im Gegensatz zu seinem<br />

Buch-Alter-Ego Valjean, der durchaus während der<br />

ganzen Geschichte über eine gewisse Paranoia im<br />

Nacken verfügt. Nachdem er sein Werk vollbracht hat,<br />

ist er schon gedanklich auf der Suche nach einer<br />

Bleibe für die Nacht, da findet er die singende,<br />

eimerschleppende Cosette (wahrscheinlich eine<br />

direkte Anspielung an das Musical, wo es sogar ein<br />

extra Musikstück gibt für die Begegnung von Cosette<br />

und Valjean) und bietet ihr an den Eimer zu tragen im<br />

Gegenzug dafür, dass sie ihn zur Schänke führt. Dort<br />

angekommen sieht er, wie schlecht Cosette behandelt<br />

wird und empört sich innerlich darüber. Thénardier<br />

fragt – ganz der schleimende Wirt –, was er alles<br />

bräuchte und Dagojean verlangt nach Essen, Lager<br />

und Kutsche mit Pferd, da er am nächsten Tag nach<br />

Paris weiter müsse.<br />

Da diese Wünsche natürlich nicht günstig sind,<br />

wundert sich Thénardier über die zerschlissene<br />

Kleidung von Dagojean und plant ihn auszurauben.<br />

Ein Schlafmittel soll helfen. Cosette bekommt den Plan<br />

der beiden Thénardiers allerdings mit und warnt<br />

Dagojean nichts von dem versetzten Getränk zu sich<br />

zu nehmen. Beide begeben sich zu Bett und die<br />

Thénardiers finden nur noch ein leeres Bett vor mit<br />

genug Geld für Kutsche, Pferd und Longee.<br />

Dagojean flieht mit der Kutsche und muss zu seinem<br />

ersten Entsetzen feststellen, dass Cosette sich mit in<br />

die Kutsche geschlichen hat. Sie hat beschlossen, dass<br />

Dagojean eine Tochter braucht. Glücklich ist er über<br />

diese Tatsache nicht, fügt sich aber.<br />

Wie schon vorher erwähnt, wirft das Fehlen von<br />

Fantine ein großes Problem auf: Dagojeans<br />

Motivation überhaupt Cosette mitzunehmen. Valjean<br />

verspricht der sterbenden Fantine im Roman, sich um<br />

ihre Tochter zu kümmern. Dieses Versprechen gibt es<br />

nicht und der Leser, der noch hoffnungsvoll dachte,<br />

Dagojean möchte der kleinen Cosette aus Mitleid und<br />

Güte helfen, irrt sich leider… es war Cosettes List, die<br />

sie rettet vor einem noch längeren Leben unter den<br />

Thénardiers. Und obwohl sie Dagojean sogar vor den<br />

Machenschaften der Thénardiers gewarnt hat, muss<br />

sie selber für ihr Glück sorgen. Zwar sehr emanzipiert,<br />

aber nicht gerade im Sinne des Originals. Noch dazu<br />

wirft es ein sehr unsympathisches Licht auf Dagojean.<br />

Vor allem, wenn er sich darüber beschwert, wie arm<br />

dran er doch wäre, wo er doch nur wenige Stunden<br />

zuvor den kleinen gequälten Wurm gesehen hat. Man<br />

wundert sich fast, warum er Cosette nicht hochkant<br />

vom Wagen wirft, und zwar nicht nur wegen seiner<br />

"anderen Problemen".<br />

Ein neuer Charakter taucht derweil bei den<br />

Thénardiers auf. Javert, der unerbittliche Inspektor ist<br />

auf der Suche nach Dagojean. Er erhält auch Auskunft<br />

von den gaunerischen Gastwirten und kann somit die<br />

Verfolgung aufnehmen.<br />

Da sich natürlich nicht nur der Leser fragt, was<br />

Dagojeans wohl Schlimmes verbrochen hat, fragen<br />

Tick, Trick und Track ihren Onkel Dagobert, was<br />

Dagojean ausgefressen hat. Dagobert erklärt dies nur<br />

zu gern in einer Rückblende – übrigens auch eine<br />

Parallele zum Roman, denn viele Begebenheiten<br />

werden in plötzlichen Rückblenden erläutert, so<br />

plötzlich oder so spät, dass man sich teilweise<br />

wundert, was gewisse Kapitel einem sagen wollten.<br />

Daher ist die leicht verwirrende Erzählweise der<br />

chronologischen Ereignisse durchaus im Stil und<br />

Sinne Hugos.<br />

Dagojeans Verbrechen bestand darin, ein Brot<br />

gestohlen zu haben, ganz wie seine Romanvorlage<br />

Valjean. Der Unterschied besteht nur darin, dass<br />

Dagojean das Brot für sich gestohlen hat und nicht<br />

wie Valjean für die hungernden Kinder seiner<br />

Schwester, um die er sich kümmern musste. Zu<br />

Gefängnis wurden beide verurteilt. Wo Dagojean<br />

jedoch lediglich zwei Jahre absitzen muss, hat Valjean<br />

fünf Jahre aufgebrummt bekommen. Und obwohl<br />

Dagojean eigentlich nur zwei Jahre hinter<br />

schwedischen Gardinen sitzen musste, unternahm er<br />

mehrere Fluchtversuche, ausgelöst durch seine<br />

Nervosität und damit Bewegungsdrang. Über viele<br />

Jahre häuft Dagojean so einen beachtlichen Rekord in<br />

Fluchtversuchen an, die jedes Mal von Inspektor<br />

Javert vereitelt wurden. Zwar versuchte auch Valjean<br />

zu fliehen, jedoch waren seine Fluchtversuche relativ<br />

32


Rezension<br />

überschaubar, seine dadurch verlängerte<br />

Gefängnisstrafe auf 19 Jahren umso bemerkenswerter.<br />

Im Gegensatz zu Dagojean, der bei einem<br />

Gefangenentransport über See fliehen kann und für tot<br />

gehalten wird, wird Valjean nach der abgesessenen<br />

Strafe frei gelassen, jedoch nur auf Bewährung, die<br />

auch eine ständige Rückmeldung erfordert. Nun ist<br />

auch klar, warum Dagojean soviel besser abtauchen<br />

konnte, als Valjean selber. Nach einem Toten sucht<br />

man nicht, nach einem ehemaligen Insassen, der nicht<br />

zum Abstempeln kam, schon.<br />

Nach seiner erfolgreichen Flucht stiehlt Dagojean<br />

einer Vogelscheuche ein paar Kleider, um seine<br />

Gefängniskluft loszuwerden und versucht ehrliche<br />

Arbeit zu finden, wird allerdings überall abgewiesen.<br />

Ähnlich erging es auch Valjean, der zwar ehrlich und<br />

hart arbeitete, jedoch durch seinen gelben Ausweis,<br />

der ihn als ehemaligen Gefangenen brandmarkte, in<br />

der Behandlung und der Bezahlung diskriminiert<br />

wurde.<br />

In seiner Verzweiflung erscheint Dagojean dann ein<br />

wohlgesinnter Herr, Monsieur Myriel, der ihn zu sich<br />

nach Hause einlädt, zum Speisen und Schlafen.<br />

Auffällig dabei ist, dass es sich hier „nur“ um<br />

Monsieur Myriel handelt und nicht wie im Roman um<br />

den Bischhof Myriel. Die Tatsache, dass auf die<br />

religiöse Komponente verzichtet wurde, wo sie ein<br />

zentrales Thema des Romans ist, leuchtet allerdings<br />

wieder ein.<br />

nach dieser schicksalshaften Begegnung ergangen ist:<br />

Er verkauft das Silber, außer natürlich die Leuchter,<br />

um das Startkapital für einen Textilbetrieb zu haben,<br />

die er unter dem Pseudonym Monsieur Madeleine<br />

leitet. Durch seinen tüchtigen Geschäftssinn kommt er<br />

schnell an mehr Geld und stiftet so auch dem kleinen<br />

Städtchen ein Krankenhaus. Durch seine Verdienste<br />

wird er zum Bürgermeister gewählt und wiederum tief<br />

gerührt nimmt Dagojean die Wahl an.<br />

Die Paralle zu Valjean ist hier besonders deutlich.<br />

Auch er verkaufte das Silber, nahm das Alias<br />

Monsieur Madeline an und gründete dann auch eine<br />

Fabrik. Allerdings eine, die eine neue Methode zur<br />

Gewinnung von schwarzen Glas für Rosenkränze<br />

benutzt. Diese Methode konnte sich Valjean in seiner<br />

Gefängniszeit aneignen und nutzt so sein erworbenes<br />

Wissen klug um das Städtchen zu Wohlstand zu führen.<br />

Auch er soll Bürgermeister werden, jedoch stimmt<br />

Madeleine erst beim dritten Mal zu das Städtchen als<br />

Bürgermeister zu leiten, nicht aus Bescheidenheit wie<br />

von den Bewohnern angenommen, sondern aus Angst<br />

enttarnt zu werden.<br />

Durchaus gleich sind Dagojeans und Valjeans Taten<br />

nachdem sie aufgenommen wurden. Sie speisen,<br />

schlafen bei Myriel und stehlen dann in der Nacht das<br />

kostbare Silberbesteck. Beide werden gefasst und<br />

prompt zurückgeschliffen zum Bestohlenen, der dann<br />

eine unglaubliche Behauptung aufstellt, nämlich, dass<br />

er das Silber verschenkt hätte und sogar noch die<br />

kostbaren Silberleuchter mitgibt. Der einzige kleine<br />

Unterschied ist, dass Valjean diese Geschichte selber<br />

behauptet hat und sie nur vom Bischhof unabhängig<br />

bestätigt wird, während Monsieur Myriel der alleinige<br />

Erfinder dieser Geschichte ist.<br />

Fassungslos fragt Dagojean, warum Myriel das getan<br />

hat, worauf er antwortet, dass er Vertrauen in ihm<br />

hätte. Gerührt schwört Dagojean unter Tränen, dass<br />

er ein neues Leben beginnen wird und deklariert kurz<br />

darauf die Silberleuchter zu seinem Schatz und als<br />

„Symbol menschlicher Güte“. Die wortwörtliche<br />

Absicht Hugos mit dem Motiv der Silberleuchter so<br />

deutlich ausgeschrieben zu sehen, freut und belustigt<br />

zugleich, da damit eines der Leitmotive des Buches<br />

kurz, prägnant und passend zusammengefasst wird.<br />

Ein kleiner Zeitsprung offenbart, wie es Dagojean<br />

Für Dagojean läuft es also gut, bis zu dem Tag an dem<br />

sich der neue Inspektor vorstellt – kein anderer als<br />

Javert, der Madeleine auch sofort verdächtigt der tot<br />

geglaubte Dagojean zu sein.<br />

Dagojean beschließt daraufhin seine ehrlich<br />

verdienten Gewinne und die geschenkten<br />

Silberleuchter in Sicherheit zu bringen und flieht aus<br />

der Stadt, um ein Versteck für sie zu finden. Und in<br />

dem Wald, in dem er ein sicheres Versteck gefunden<br />

hat, trifft er dann auf Cosette. Durch sein<br />

Verschwinden ist Javert dann sicher, dass es<br />

Dagojean sein muss und nimmt die Verfolgung auf.<br />

33


Rezension<br />

Die Umstände von Valjeans Entdeckung sind um<br />

Einiges komplizierter. Zwar hat auch hier Javert den<br />

Verdacht, Valjean vor sich zu haben, geht aber erst<br />

darauf ein, nachdem Madeleine seine Stellung als<br />

Bürgermeister genutzt hat, um die Prostituierte<br />

Fantine vor der Gefängniszelle zu bewahren. Javert<br />

formuliert einen Brief nach Paris in dem er Madeleine<br />

beschuldigt Valjean zu sein. Die Antwort aus Paris<br />

folgt prompt: Man hätte den wahren Valjean<br />

gefunden, der nun vor Gericht gestellt werden solle.<br />

Valjean erfährt hiervon und obwohl er es nicht<br />

wirklich will, macht er sich auf den Weg um den<br />

fälschlich Angeklagten zu entlasten. Madeleine gibt<br />

vor dem Gericht selber zu, Valjean zu sein, bekräftigt<br />

es sogar mit Beweisen und als er zurück bei der<br />

sterbenden Fantine ist, stellt Javert ihn, sperrt ihn<br />

sogar ein, doch gelingt ihm die Flucht und die<br />

Weiterreise um Cosette abzuholen.<br />

Nun wissen wir, wie Dagojean genau in den Wald<br />

gekommen ist, in dem die kleine Cosette unterwegs<br />

war. Bemerkenswert bei dieser Origin ist, dass die<br />

Orte absolut identisch mit denen im Roman sind.<br />

Valjean ist Madeleine in Montreuil-sur-Mer und trifft<br />

Cosette im Wald von Montfermeil und bei seiner<br />

Flucht versteckt auch er sein Hab und Gut in eben<br />

besagten Wald.<br />

Kommen wir aber wieder zurück zu der eigentlichen<br />

Geschichte.<br />

Bei den Thénardiers: Thénardier möchte gerade mit<br />

seiner Lebensgeschichte prahlen, da spricht ihn eine<br />

Gestalt an. Eine neue Figur tritt auf, nämlich<br />

„Canard, Sekretär Napoleons“. Es kommt nun heraus,<br />

dass die Silberleuchter eigentlich zum Privatschatz<br />

Napoleons gehörten, die Canard zwar bei der Schlacht<br />

um Waterloo versuchte zu schützen, allerdings<br />

vergeblich, da Thénardier sie stehlen und danach<br />

veräußern konnte. Mit dem gewonnen Geld eröffnete<br />

er sein Wirtshaus. Monsieur Myriel hatte die<br />

Silberleuchter in einem Trödelladen erstanden und sie,<br />

wie wir ja schon wissen, an Dagojean Jahre später<br />

weitergegeben. Das wäre alles kein Problem, wenn<br />

nicht die Silberleuchter der Schlüssel zu einem Schatz<br />

Karls des Großen wären, auf den Carnard<br />

verständlicherweise scharf ist. Thénardier und<br />

Carnard beschließen, ebenfalls nach Paris zu gehen,<br />

um Dagojean und somit die Leuchter zu finden.<br />

Dieser Handlungsstrang ist definitiv die größte<br />

Abweichung zum Roman und bietet nun die Erklärung,<br />

warum die Geschichte „Das Geheimnis der<br />

Silberleuchter“ heißt. Zwar hat Thénardier auf dem<br />

Schlachtfeld von Waterloo geplündert, jedoch gibt es<br />

im Roman weder Carnard noch die Tatsache, dass die<br />

Silberleuchter einst Napoleon gehört hätten. Etwas,<br />

was Hugo sicherlichlich nicht gefallen hätte, da es<br />

Napoleons Nachfahren waren, die ihn ins Exil<br />

zwangen, wo er dann Les Miserables geschrieben hat.<br />

Für den Abenteuer-Part im LTB ist es aber natürlich<br />

nützlich, hier von der eigentlichen Geschichte<br />

abzuweichen.<br />

Doch wieder zurück zu Dagojean und Cosette. Zur<br />

Tarnung hat sich Dagojean in ein ärmliches Quartier<br />

in Paris eingemietet und denkt dabei über die Zukunft<br />

seiner neuen Verwandtschaft nach, die erstaunlich<br />

schnell zu „Sinn und Zweck“ seines Lebens wurde.<br />

Und seine Sorgen sind berechtigt: Javert, verkleidet<br />

als Bettler, entdeckt die beiden und Dagojean flieht<br />

mit Cosette über die Dächer von Paris, Javert dicht an<br />

seinen Fersen. Als letzte Möglichkeit zur Flucht sieht<br />

Dagojean nur noch das Abwassersystem in Paris. Zum<br />

Glück helfen ihm die Gebrüder Rauhbein, eine Bande,<br />

die in den Kanälen haust, bei der Flucht, sogar ohne<br />

eine geldliche Gegenleistung zu verlangen. Auch<br />

Thénardier und Canard suchen Dagojean, finden ihn<br />

aber nicht.<br />

Manche Fans des Buches und der verschiedenen<br />

Adaptionen würden wohl nun grinsend behaupten,<br />

dass endlich der Hauptcharakter des Buches<br />

aufgetaucht ist – nämlich die Abwasserkanäle in<br />

Paris. Obwohl sie erst um einiges später eine Rolle im<br />

Roman spielen sind sie neben den silbernen<br />

Kerzenleuchter das, was mit der größten Konstanz in<br />

den verschiedenen Adaptionen auftaucht. Wohl der<br />

Tatsache geschuldet, dass – ähnlich wie Waterloo –<br />

die Kapitel, die in der Kloake von Paris spielen, sehr<br />

ausgedehnt sind. Sigmund Freud hätte wahrlich seine<br />

Freude an Hugos fäkalen Ergüssen gehabt.<br />

Ebenfalls auffallend sind die Gebrüder Rauhbein, die<br />

in gewisser Weise die Patron Minette des Romans<br />

wiederspiegeln. Dabei handelt es sich um eine Bande,<br />

die Thénardier in seiner Zeit in Paris anführt. Auch<br />

die Flucht über die Dächer ist ein Bestandteil des<br />

Romans, jedoch endet sie nicht irgendwo, sondern in<br />

einem Pariser Konvent in dem Madeleine und Cosette<br />

Unterschlupf finden und untertauchen können. Aber<br />

auch hier wurde lieber ein Bogen um alles Religiöse<br />

gemacht und Dagojean findet selbst eine passende<br />

unauffällige Bleibe für sich und Cosette.<br />

Nach einem erneuten Zeitsprung lernen wir die nun<br />

erwachsene Cosette kennen, die uns vorgestellt wird<br />

als eine kluge junge Frau, die auf den besten Schulen<br />

in Paris war – im Gegensatz zum Roman, in dem sie<br />

im Konvent ihre Bildung genossen hat – und Dagojean<br />

lebt mittlerweile als Leblanc (das ist auch im Roman<br />

tatsächlich ein Alias von Valjean, zu diesem Zeitpunkt<br />

nennt er sich allerdings Ultime Fauchelevent –<br />

wahrscheinlich etwas schwerer zu lesen und betonen<br />

und deswegen ausgetauscht) in Paris.<br />

34


Rezension<br />

Cosettes Hauptproblem besteht wohl darin, dass sie<br />

sich nicht modisch genug anziehen kann, weil ihr<br />

Ziehvater ein großer Geizhals ist, der aber bei genug<br />

Gejammer nachgibt und wieder einmal von seinem<br />

versteckten Schatz Geld holt, damit sich Cosette neu<br />

einkleiden kann. Dabei träumt sie ständig von ihrem<br />

Märchenprinzen, während Dagojean sich fürchtet<br />

Javert zu begegnen.<br />

Nicht ganz so plump oberflächlich kommt Cosette im<br />

Roman daher: Sie entscheidet sich erst voll in die<br />

Pariser Mode einzusteigen, als sie hört, wie sich zwei<br />

Studenten lästernd über ihr Erscheinungsbild äußern.<br />

Danach blüht sie förmlich auf und auch wenn es nicht<br />

viel tiefgründiger ist, als im Comic ist sie bei weitem<br />

nicht das verwöhnte Klischeemädchen, das schreit und<br />

dann bekommt, was sie will.<br />

Auf den nächsten Seiten tritt nun Donaldius<br />

Pontmercy auf. Beschrieben als definitv kein<br />

Märchenprinz, allerdings immerhin adelig. Adelig,<br />

Dichter und Träumer von Beruf. Schreibenderweise ist<br />

er in dem Park unterwegs, in dem auch Dagojean und<br />

Cosette spazieren gehen und überlegt an einem neuen<br />

Gedicht (die alle Anspielungen auf oder direkte Zitate<br />

von Gedichten bekannter Dichtern sind). Dabei stößt<br />

er mit Dagojean zusammen und Cosette ist direkt hin<br />

und weg von seinem romantischen Gesülze. Jedoch<br />

werden weitere Avancen von Dagojean zunichte<br />

gemacht und sie gehen. Was Donaldius jedoch nicht<br />

aufhält den beiden nach Hause zu folgen, wobei<br />

Dagojean denkt, sie würden von Javert verfolgt<br />

werden.<br />

Mit Donaldius Pontmercy ist das Comicgegenstück zu<br />

Marius Pontmercy in Erscheinung getreten, der zwar<br />

auch adelig und bedingt Träumer, jedoch kein<br />

Dichter, sondern Student ist. Diese Änderung wurde<br />

wahrscheinlich vor allem deswegen gemacht, um die<br />

verschiedenen Gedichtzitate einzubringen, die<br />

durchaus witzig eingebaut sind. Und tatsächlich sieht<br />

auch Marius im Roman seine Angebetete Cosette zum<br />

ersten Mal in einem Park, nur dass sie monatelang<br />

kein Wort wechseln und er sie tatsächlich in bester<br />

Stalkermanier verfolgt, beschattet und beobachtet –<br />

mit dem traurigen Höhepunkt, dass er noch nicht mal<br />

ihren Namen kennt und denkt, das Taschentuch, dass<br />

eigentlich Valjean gehört, ihres sei und sie aufgrund<br />

der Initialen (U.F.) kurzerhand Ursule tauft.<br />

Was beide gleich haben ist ihre Armut und eine<br />

gewisse ungeschickte Art. Und während Donaldius vor<br />

allem arm ist, da er in einer brotlosen Kunst arbeitet,<br />

ist Marius arm, da er sich aufgrund von<br />

Familienangelegenheiten mit seinem Großvater<br />

35


Rezension<br />

verkracht hat und beschlossen hat, ohne seine<br />

finanzielle Unterstützung zu leben.<br />

Der arme Dichter dieser Geschichte lebt also nicht<br />

nur sehr karg, sondern gerade auch sehr unglücklich,<br />

da er denkt, dass er wegen seiner Armut niemals<br />

Cosette haben könnte. An dieser Stelle tauchen<br />

Gavroche und seine Brüder auf, die von ihrer Arbeit<br />

als Schornsteinfeger vorbeikommen. Sie sind Freunde<br />

von Donaldius und bringen ihm sogar Essen, während<br />

sie dem Gejammer des Dichters lauschen. Kurzerhand<br />

versprechen sie ihm einen ordentlichen Anzug zu<br />

besorgen.<br />

Tatsächlich gibt es Gavroche und seine Brüder auch<br />

im Roman. Sie arbeiten zwar nicht als<br />

Schornsteinfeger, sondern verdienen ihr tägliches Brot<br />

mit Gaunereien, aber das tatsächlich die drei Brüder<br />

genommen wurden, um sie geschickt in die Geschichte<br />

einzubauen, ist wirklich clever. Es ist nur etwas<br />

schade, dass die Brüder von Gavroche keine eigenen<br />

Namen mehr bekommen haben, denn die hätte es<br />

durchaus im Roman gegeben und somit wäre man<br />

noch näher am Roman gewesen. Was ausgelassen<br />

wird, ist, dass Gavroche (und seine Brüder, die er im<br />

Buch lediglich von der Straße gesammelt hat und gar<br />

nicht weiß, dass es seine leiblichen Brüder sind)<br />

eigentlich das Kind von Madame und Monsieur<br />

Thénardier sind und er eigentlich noch zwei<br />

Schwestern namens Eponine und Azelma hat, die<br />

ihrem Vater bei seinen betrügerischen Taten helfen.<br />

Eponine verliebt sich im Roman außerdem in Marius,<br />

was zu einem längeren Handlungsstrang führt im<br />

Roman, der aber im LTB sicher sehr bewusst<br />

herausgeschnitten wurde.<br />

Tick, Trick und Track sind erstaunt, dass Gavroche<br />

und seine Brüder arbeiten müssen und Dagobert<br />

erklärt die Umstände der damaligen Zeit in der viele<br />

Menschen unter Armut litten; eine sowohl historische<br />

als auch literarische Parallele.<br />

Dass auch die Thénardiers von Armut betroffen sind,<br />

ist ebenfalls eine direkte Verbindung zum Roman. Sie<br />

haben ihr Wirtshaus verloren, im Comic sogar die<br />

Mitgift der Töchter ausgegeben, im Roman geflohen<br />

vor den Schuldnern. Madame Thénardier geigt<br />

Carnard und ihren Mann die Meinung und wirft sie<br />

hinaus, dass sie endlich Dagojean und den Schatz<br />

finden sollen. Die Gebrüder Rauhbein haben das<br />

Gespräch mit angehört, holen sie in den Pariser<br />

Untergrund und stellen ihnen Großvater Rauhbein<br />

vor, den „König aller Wegelagerer“. Die Rauhbein<br />

Bande beschwert sich, dass Javert am Rückgang der<br />

Kriminalität Schuld sei und beschließt ebenfalls<br />

Dagojean und die Leuchter zu suchen und arbeiten<br />

somit mit Thénardier und Carnard zusammen.<br />

Währenddessen kommen Gavroche und seine Brüder<br />

mit neuen Anzug, Hut und Blumen zurück zu<br />

Donaldius und dieser geht prompt zu Dagojean, um<br />

um Cosettes Hand anzuhalten. Auf die Frage, ob der<br />

gute Dichter denn Geld hätte, antwortet er<br />

wahrheitsgemäß mit nein und wird hochkannt<br />

hinausgeworfen, was Cosette dazu veranlasst, laut<br />

weinend zu klagen, dass sie nun unglücklich wäre und<br />

ins Kloster gehen würde und sie wieder für die<br />

Thénardiers schuften müsste. Die Rauhbein Bande<br />

hört das Wehklagen und zieht ihre Schlüsse, selbst<br />

Dagojeans Warnung diese Namen nicht mehr<br />

auszusprechen kommen zu spät. Nun folgen auch<br />

schon die schandhaften Taten der Rauhbein Bande, sie<br />

dringen mit Thénardier ins Haus ein und verkünden,<br />

dass sie Cosette entführt hätten und sie nur im<br />

Austausch für die Silberleuchter frei kommt.<br />

Wie man merkt, weicht der Comic nun mehr und mehr<br />

von der Vorlage ab. Von Kleinigkeiten, dass Marius<br />

nie mit Valjean direkt spricht oder offiziell zu Besuch<br />

ist, bis hin zu der Tatsache, dass Thénardier Valjean<br />

von alleine wiedererkennt, nachdem er ihn in einem<br />

Bittbrief um Geld für seine arme Familie gebeten hat<br />

und Valjean auch tatsächlich vorbeikommt um zu<br />

helfen. Auch wird Cosette niemals entführt, ganz zu<br />

schweigen als Druckmittel für die Silberleuchter<br />

benutzt. Auch beim Austauschort, „unter dem<br />

Denkmal von Heinrich dem IV.“ gab es nie ein<br />

Treffen.<br />

Auch, dass Donaldius zurückkommt um sein Glück<br />

doch noch einmal mit einem Ständchen zu versuchen,<br />

dass er von der Entführung erfährt und sowohl<br />

Dagojean als auch er darauf handeln sind nur im<br />

LTB-LesMis-Universum Canon.<br />

Dagojean reitet nach Montfermeil, um die Leuchter zu<br />

holen und Donaldius hat eine Idee. Cosette ist<br />

währenddessen Gefangene der Thénardiers, inklusive<br />

der Drohung von Madame Thénardier, dass sie wieder<br />

den Besen schwingen müsste.<br />

Schneller als gedacht ist Dagojean mit den Leuchtern<br />

zurück in seinem trauten Heim, wo er erschrocken<br />

feststellen muss, das Donaldius die Polizei und damit<br />

Javert verständigt hat. Javert erkennt Dagojean<br />

natürlich und verfolgt ihn, Donaldius eilt hinterher.<br />

Da Dagojean einen Unterschlupf braucht, führt<br />

Donaldius ihn zu Gavroche und seinen Brüdern, die<br />

die beiden mit zu sich nach Hause nehmen, nämlich<br />

einem Elefanten Monument. Dort erstmal in Sicherheit<br />

erzählt Dagojean seine Geschichte – dabei wird nicht<br />

wirklich klar, ob die Ganze, oder nur den Teil mit<br />

Cosettes Entführung – und Gavroche erkennt dabei<br />

die Form, die die Silberleuchter haben, wieder. Sie<br />

gehen nachts, im Schutze der Dunkelheit, zu dem<br />

Treffpunkt und finden dank der Silberleuchter ein<br />

36


Rezension<br />

Geheimfach mit einem Zettel, dass den genauen<br />

Standort des Schatzes beschreibt.<br />

Wieder sind Kleinigkeiten aus dem Roman in dem<br />

großen Schwall der Abweichungen hängen geblieben –<br />

so arbeitet Marius tatsächlich auch mit Javert<br />

zusammen, um die ansässige Verbrecherbande<br />

dingfest zu machen und führt Javert somit ohne die<br />

Hintergründe zu kennen an Valjean heran. Gavroche<br />

und seine Brüder leben tatsächlich in einem<br />

verlassenen, ausgehöhlten Elefanten aus der<br />

Napoleonzeit, der auch in anderen Adaptionen zu<br />

sehen ist. Ansonsten wird hier ein ganz eigener<br />

Spannungsbogen aufgebaut und erzählt, wodurch klar<br />

wird, dass eben nur ein kleiner Teil des Romans<br />

adaptiert wurde.<br />

Kurze Zeit darauf tauchen Thénardier und Carnard<br />

auf und nehmen den Zettel mit den Hinweisen an sich.<br />

Einer der Brüder von Gavroche schnappt sich den<br />

Zettel und sie rennen weg und klettern bei einer wilden<br />

Flucht vor der Rauhbeinbande auf die Spitze von<br />

Notre Dame. Dort angekommen erkennen sie des<br />

Rätsels Lösung.<br />

Und somit kommen wir wohl zu dem letzten kleinen<br />

Easter Egg, das noch irgendetwas mit Hugo zu tun<br />

hat, da der Verweis auf Notre Dame sehr<br />

wahrscheinlich eine Anspielung auf „Der Glöckner<br />

von Notre Dame“ ist, den Victor Hugo ebenfalls<br />

verfasst hat. Was folgt, hat nichts mehr direkt mit dem<br />

Roman zu tun und die Anspielungen, die existieren<br />

muss man schon fast krampfhaft hineinlesen.<br />

Des Rätsels Lösung war mit Verweis auf Heinrich den<br />

IV. "ganz einfach" zu lösen und so gehen die Brüder,<br />

Dagojean und Donaldius wieder in den Pariser<br />

Untergrund um Schatz und Cosette zu suchen.<br />

Der Leser bekomt noch erklärt, dass Javert den<br />

fantastischen Plan hat, die Unterwasserkanäle unter<br />

Paris durch eine Explosion zu fluten, um die<br />

Rauhbeinbande endgültig zu schnappen. Damit die<br />

Bösewichte auch eine faire Warnung erhalten, kriegen<br />

sie eine Nachricht überbracht und die Rauhbeinbande,<br />

die eh gerade mit Carnard an dem Rätsel verzweifelt,<br />

rennen panisch zu den Ausgängen und lassen Cosette<br />

dabei frei. Nur Madame Thénardier und ihr Mann<br />

bleiben zurück und warten auf das Eintreffen der<br />

Anderen, da Thénardier vermutet, dass Gavroche und<br />

seine Brüder das Rätsel gelöst haben könnten.<br />

Die Gruppe ist wieder vereint, herzlich begrüßen sich<br />

Cosette, Dagojean und Donaldius. Trotz der knappen<br />

Zeit, da die Sprengung kurz bevorsteht, setzen sie die<br />

Suche nach dem Schatz von Karl des Großen fort, um<br />

Gavroche und seinen Brüdern ein besseres Leben zu<br />

ermöglichen. Natürlich gibt es einige Hindernisse bei<br />

dieser Suche, bei der Donaldius seinen Teil an<br />

Slapstick abbekommt, der dann von Donaldius selber<br />

mit „rassigen Reimen, die besser ungedruckt bleiben“<br />

kommentiert wird.<br />

Schlussendlich finden sie den Schatz mit einem<br />

Pergament von Heinrich IV versehen (der plötzlich<br />

Henri heißt, oh ihr Tippfehler!) und erfahren, dass<br />

dieser Schatz von Heinrichs Archäologen gefunden<br />

wurde und auf Karl dem Großen zurückgeführt<br />

werden konnte. Da Dagojean aufgrund von<br />

unerklärlicher Intuition ein Problem vermutet, bereitet<br />

er mit den Kindern etwas vor. Und wie schon von<br />

Dagojean vermutet – woher auch immer – stehen die<br />

Thénardiers bereit um die Schatztruhe von ihnen zu<br />

stehlen. Mit einer lauten Explosion donnert nun die<br />

Überschwemmung der Abwasserkanäle die Gänge<br />

entlang und bei der Flucht treffen die Thénardiers die<br />

Rauhbeinbande wieder, die nun auch ihren Teil vom<br />

Schatz will – in der Kiste sind allerdings nur Steine.<br />

Fluchender- und streitenderweise wird die Bande<br />

mitsamt Canard und den Thénardiers nach draußen<br />

gespült, wo sie verhaftet werden.<br />

Auch unsere Helden werden hinausgespült, genau vor<br />

die Füße von Inspektor Javert und Dagojean hat<br />

genug vom Weglaufen und ergibt sich ihm – was<br />

Javert sehr freut, da er ihm endlich sagen kann, dass<br />

er schon vor einiger Zeit begnadigt wurde. Der<br />

Einsatz seiner treuen Bürger in Montreuil-sur-mer<br />

beim König hat dies möglich gemacht und Javert hatte<br />

nie vor ihn wieder einzusperren.<br />

Wutentbrannt schimpft Dagojean darüber, wofür er<br />

dann immer wieder geflohen sei und sie gehen zurück<br />

zu seinem Haus, wo er den Schatz wieder offenbart,<br />

der sicher unter seiner Kleidung versteckt war. Die<br />

Kinder beschließen dann, den Schatz dem<br />

Bürgermeister von Paris zu übergeben, mit dem<br />

heldenhaften Ausruf „Er gehört allen Franzosen!“.<br />

Und tatsächlich verspricht der Bürgermeister Heime<br />

und Schulen für Straßenkinder zu bauen.<br />

Tick, Trick und Track fragen, was aus Gavroche und<br />

seinen Brüdern geworden ist und Dagobert erklärt,<br />

dass sie sich der revolutionären Bewegungen von<br />

1832 angeschlossen hätten und dass die Leute<br />

erzählten, dass man ihre Lieder des Nachts von den<br />

Dächern hören könnte. Letzteres kann man schon fast<br />

als Musical Anspielung verstehen und dem wohl<br />

bekanntesten Lied „Do you hear the people sing?/Das<br />

Lied des Volkes“. Was auch stimmt, ist, dass<br />

Gavroche sich im Roman der Studentenrevolte<br />

anschließt, nicht aber seine Brüder, die er in<br />

Sicherheit wissen will. Das wurde natürlich zugunsten<br />

der Dreierkonstellation von Tick/Trick/Track<br />

entsprechend abgeändert, da die drei gleichwertig<br />

sein sollen. Somit wird aber auch andeutungsweise<br />

37


Gavroches Schicksal – der Tod an der Barrikade –<br />

auch auf seine Brüder übertragen, allen voran mit der<br />

fast geisterhaft anmutenden Behauptung der Leute,<br />

dass man sie des Nachts immer noch singen hören<br />

könnte.<br />

Rezension<br />

Dagojean holte nach diesem Abenteuer seine Habe<br />

und ging nach Montreuil zurück um dort wieder<br />

Bürgermeister und Geschäftsmann zu sein. Er wurde<br />

noch reicher und lebte lange und zufrieden mit vielen<br />

Enkelkindern mit Donaldius und Cosette zusammen.<br />

Man sieht, wie die Silberleuchter hell erleuchtet auf<br />

dem Kaminsims stehen, Donaldius auf die vielen<br />

Kinder aufpassst und wie Cosette im Hintergrund auf<br />

der Straße für Frauenrechte demonstriert. Als<br />

Dagobert mit der Geschichte endet, kommentiert<br />

Donald, dass es durchaus einige Unterschiede gibt<br />

zum Roman. Dagobert meint daraufhin nur „Vielleicht<br />

hat Victor Hugo ein wenig übertrieben?“ und kommt<br />

danach mit der Hilfe seiner Neffen zur Erkenntnis,<br />

dass auch er seine Flucht vor dem Gesetz bzw. dem<br />

Finanzamt beenden und die Sondersteuer schlichtweg<br />

zahlen sollte, jedoch würde er sich dann wie der<br />

Elendste der Elenden vorkommen.<br />

Damit schließt die wilde Abenteuergeschichte ab und<br />

hat damit den oft traumatisierten Les Mis Fan ein<br />

versöhnliches Ende geschenkt: Dagojean lebt im<br />

Gegensatz zu seinem elenden Gegenstück Valjean<br />

zusammen mit Cosette und ihrem Liebsten und sieht<br />

sogar die Enkelkinder groß werden. Und auch wenn<br />

Cosette mit den Suffragetten-Einsatz um einiges zu<br />

früh ist, ist es schön zu sehen, dass sie ebenfalls<br />

demonstrieren und für eine bessere Welt kämpfen darf,<br />

im Gegensatz zu ihrer Romanvorlage, die gerade mal<br />

Brot an die Armen und Kinder verteilen durfte. Auch<br />

bleibt Valjean ewig ein Getriebener, da er zwar<br />

Javerts Klauen entkommt, aber nur, weil dieser<br />

Selbstmord beging. Er sieht die Gefahr der<br />

Denunzierung sein ganzes Leben lang über sich<br />

schweben und sogar Marius veranlasst ihn<br />

wegzujagen, von Cosette fernzuhalten, weswegen er an<br />

gebrochenen Herzen und Alter stirbt und erst am<br />

Totenbett die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Die<br />

ganze Wahrheit in dem Fall, dass Valjean Marius<br />

gerettet hat als die Barrikaden und Marius Freunde<br />

fielen, alles Teile, die in diesem Comic nicht behandelt<br />

wurden, zu Gunsten der leicht verwirrenden<br />

Schatzjagd.<br />

Trotz allem hat diese Adaption viele Anspielungen und<br />

Parallelen zum Roman und ist definitiv eine niedliche<br />

Alternative diesen schweren Klassiker der<br />

französischen Literatur an Kinder heranzuführen. Für<br />

Kenner des Werkes hält es auch einige Schmankerl<br />

bereit, an denen man sich erfreuen kann.<br />

Wer allerdings nur das Musical kennt und dadurch<br />

zum Comic gegriffen hat, ist wahrscheinlich ziemlich<br />

verwirrt, da sich hier natürlich viel weniger Parallelen<br />

ergeben (da sich das Musical ja selbst eher am Roman<br />

orientiert anstatt ihn vorlagengetreu zu adaptieren).<br />

Allein, dass Eponine komplett wegfällt und wie schon<br />

gesagt die Revolte von 1832 nur einen kurzen<br />

Nebensatz erhält, lassen nur noch die grundsätzlichen<br />

Jean-Valjean-Handlungsstränge übrig.<br />

Mit dem Weglassen der Studentenrevolte umging das<br />

LTB allerdings auch einen umfangreichen<br />

Handlungsstrang, der eine eigene Geschichte wert<br />

gewesen wäre. Nichtsdestotrotz ist die<br />

Charakterverteilung oft sehr gut gelungen, gerade die<br />

Verteilung von Gavroche und seinen Brüdern ist ein<br />

kleiner Geniestreich, genauso wie Marius und Donald<br />

zu fusionieren. Auch Dagojean ist eine relativ getreue<br />

Valjean Nachbildung, nur das Dagojean um einiges<br />

geiziger ist und nicht ganz so aufopferungswillig. Die<br />

Abenteuergeschichte um die Silberleuchter<br />

einzubinden diente sicher vor allem dazu, das<br />

namensgebenden Elend umschiffen und trotzdem eine<br />

Erzählung präsentieren zu können, die die wesentliche<br />

Elemente des Romans enthält. Spaß machen auch die<br />

humoristischen Änderungen, wie die Enthüllung<br />

Javerts, dass er Dagojean nur verfolgt hatte, um ihn<br />

mitzuteilen, dass er begnadigt wurde.<br />

Alles in allem ist „Das Geheimnis der Silberleuchter“<br />

eine lesenswerte Variante von Les Miserables in<br />

Entenhausener Manier, die von jemanden gemacht<br />

wurde, der sich definitiv mit dem Roman<br />

auseinandergesetzt und viele Gedanken dazu gemacht<br />

hat. So fallen auch die Kleinigkeiten auf, die während<br />

der abweichenden Handlung noch immer eine<br />

Verbindung zur Vorlage herstellen. Definitiv eine<br />

Adaption, die bei keinem Les-Miserables-Fan in der<br />

Sammlung fehlen sollte.<br />

38


Rezension<br />

„Café Zombo“<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Als Micky und Rudi von ihrem gemeinsamen Camping-<br />

Urlaub mit Minnie und Klarabella sowie Donald und<br />

Pluto heimkehren, hat in ihrer Nachbarschaft der reiche<br />

Tycoon Rock Füller alle Nachbarhäuser im Westen<br />

zusammengekauft, um stattdessen einen Golfplatz<br />

aufzubauen. Doch als Minnie und Klarabella sich<br />

weigern, greift Füller mit seinen Partnern Kater Karlo<br />

und Balduin Beutelschneider zu ganz anderen Mitteln,<br />

um die beiden zum Verkauf zu nötigen. Währenddessen<br />

ist Goofy ganz versessen auf diese neue Kaffee-Marke<br />

„Café Zombo“, die aus den Männern der Nachbarschaft<br />

willenlose Sklaven gemacht hat.<br />

Können Micky und Rudi nicht nur ihre Freunde, sondern<br />

auch die ganze Stadt vor den illegalen Machenschaften<br />

Füllers retten?<br />

Der dritte Disney-Band von Glénat stammt vom<br />

französischen Comiczeichner Régis Loisel, dem Autoren<br />

und Zeichner von „Auf der Suche nach dem Vogel der<br />

Zeit“ sowie der „Peter Pan“-Reihe. Seine Zeichnungen<br />

sind etwas stilisiert und mit zahlreichen Details, sodass<br />

manche Bilder fast schon wie Kupferstiche wirken. Er<br />

gilt als einer der besten noch lebenden Zeichner.<br />

Obwohl Loisel seinen ersten Disney-Band vielen<br />

Zeichnern widmet, ist „Café Zombo“ eindeutig ein<br />

gigantischer Liebesbrief an Floyd Gottfredson. Das Buch<br />

ist bewusst im selben Format wie die Gottfredson-<br />

Sammelbände, der Comic sieht wie eine Sammlung von<br />

Zeitungsstrips (einige sind sogar nummeriert),<br />

gelegentlich mit zusammenfassenden Erzählertexten am<br />

Anfang, die gegen Ende mit (in diesem Fall nie<br />

eingesetzten) Werbe-Illustrationen aufgefüllt wurde. Die<br />

Geschichte spielt zur Wirtschaftskrise, und wie in vielen<br />

der ersten Gottfredson-Comics ist Rudi die zweite<br />

Hauptrolle statt Goofy. Kleinere Anspielungen zu<br />

Disney-Cartoons finden sich (etwa Mickys Wohnwagen,<br />

Donalds Hausboot und Gags mit einer Schnapp-<br />

Schildkröte), aber auch die Namen einiger neuer Figuren<br />

referieren den Tycoon Rockefeller (in Form von Rock<br />

Füller) oder die Fast-Food-Kette McDonald's (als die<br />

beiden Hamburger-Händler Max und Ronald).<br />

Einige Aspekte hat Loisel mit Humor überzeichnet:<br />

Goofy ist etwas dämlicher und Minnie etwas treudoofer<br />

als sonst. Generell wurde hier eine Welt gestaltet, die<br />

bewusst altmodisch und voller überholter Stereotypen<br />

steckt. Karlo trennt die klugen Frauen von ihren leicht<br />

manipulierbaren Männern, die ohne Gattin daheim ihr<br />

Essen kaufen müssen. Der arbeitslose Rudi wird von<br />

Klarabella schikaniert, obwohl Klarabella streng<br />

genommen auch arbeitslos ist, während Minnie Goofy zu<br />

Schwerst-Arbeit antreibt.<br />

Solche altbackenen Ansichten sind aber schnell<br />

vergessen, wenn man an jeder anderen Stelle bemerkt,<br />

wie haargenau Loisel die Charaktere unserer bekannten<br />

Helden trifft. So beschreibt er in der Erzählerbox Goofy<br />

auf eine ganz neue Weise, die Goofys Verhältnis zu<br />

seinen Freunden aber so genau trifft, als hätte Loisel nie<br />

etwas anderes als Disney-Comics geschrieben.<br />

Seine liebevollen Zeichnungen hat Loisel mit einer<br />

aquarellartigen Farbgebung versehen, die jedes Bild<br />

noch weiter optimiert. Die Figurendesigns weichen<br />

gerade bei Close-Ups ziemlich vom sauberen<br />

Gottfredson-Stil ab. Auch überschreitet die Handlung<br />

Grenzen, die selbst die etwas brutaleren Frühwerke nicht<br />

berührten, doch bleibt beides in einem geschmackvollen<br />

Rahmen.<br />

Für völlige Disney-Frischlinge wird „Café Zombo“<br />

nichts sein. Bekannte Figuren wie Donald haben nur<br />

Gastauftritte, und auch der altmodische Stil könnte neue<br />

Leser eher überraschen als begeistern. Sind diese<br />

Comics wirklich nur für Fans gedacht?<br />

Als nächste deutsche Glénat-Ausgabe ist „Die jungen<br />

Jahre von Micky“ von Tebo geplant.<br />

39


Interview mit Uli de Planque<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Als Hans von Storch 1976 in der "Hamburg Szene" die<br />

Anzeige "Duck-Freunde lesen: Der Hamburger<br />

Donaldist" mit seiner Telefonnummer schalten ließ,<br />

konnte er noch nicht ahnen, dass vierzig Jahre später über<br />

tausend Mitglieder aus und außerhalb von Deutschland zu<br />

diesen Duck-Freunden zählen würden.<br />

Schon ein Jahr später wurde die Deutsche Organisation<br />

nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus,<br />

kurz D.O.N.A.L.D., in Hamburg von einem Haufen<br />

Akademikern gegründet. Inspiriert durch die Comic-<br />

Geschichten von Carl Barks erforschen die Donaldisten<br />

seither die Welt Entenhausens. Warum Donald in einigen<br />

Abbildungen Zähne hat und in anderen nicht und warum<br />

sein zorniger Nachbar auf sieben verschiedene Namen<br />

hört, sind nur zwei der Themen, welche die Donaldisten<br />

behandeln, natürlich mit ein wenig Augenzwinkern.<br />

Einmal jährlich findet der Kongress der D.O.N.A.L.D.<br />

statt, bei dem sich die Mitglieder treffen und neue<br />

Forschungsergebnisse vortragen. Weitere donaldische<br />

Treffen sind die Stammtische in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz, das Mairennen und die<br />

Zwischenzeremonie. Neben der Fachzeitschrift "Der<br />

Hamburger Donaldist", die 1985 als "Der Donaldist"<br />

fortgeführt wurde, erscheinen innerhalb der Organisation<br />

fachbezogene Sonderhefte, Kalender und<br />

Weihnachtsgaben.<br />

"Der rührselige Cowboy", den Donald für den<br />

Cäcilienverlag textete und auch mehrfach sang, wurde<br />

vertont und zur Hymne der Donaldisten. Der Gesang soll<br />

Lawinen auslösen können.<br />

Im Lauf der Jahrzehnte sind mehrere<br />

Forschungsergebnisse und Indizes auch bei Ehapa und<br />

anderen Verlagen erschienen, etwa Grotes "Carl Barks:<br />

Gesamtverzeichnis der Comics" und Bahners<br />

"Entenhausen: Die ganze Wahrheit".<br />

Heute sprechen wir mit der diesjährigen Präsidente der<br />

D.O.N.A.L.D, Uli de Planque, 59 Jahre alt, verheiratet, 2<br />

Kinder, Jurist, Mitglied des Hamburger Stammtisches.<br />

Hallo, werte Leserinnen und Leser des <strong>Bertel</strong>-<strong>Express</strong>,<br />

Euch als Fachpublikum kann ich es ja ruhig verraten. Die<br />

aktive Beschäftigung mit dem Donaldismus ist ein Quell nie<br />

endenden Vergnügens, macht glücklich, erweitert den<br />

Horizont, hält jung, begründet Freundschaften, wirkt<br />

ausgleichend, mobilisiert, fordert und fördert Leidenschaft.<br />

Es ist nie zu spät, noch damit anzufangen. Ihr müsst es nur<br />

wollen.<br />

Seit wann liest du Comics?<br />

Ach, das ist schon ewig her, seufz. Mit ca. fünf Jahren<br />

begann es mit Lurchi und Mecki, dann kamen Fix und Foxi,<br />

Micky Maus, Bessy, das Hansrudi Wäscher-Werk sowie<br />

Super- und Batman hinzu, später ergänzt noch durch Tim<br />

und Struppi, Zack, Asterix, Lucky Luke, Andy Morgan und<br />

Blueberry. Also alles, was das jugendliche Herz begehrte.<br />

Wie hast du damals von der D.O.N.A.L.D erfahren?<br />

Ich bin 1977 zum Studieren nach Hamburg gezogen und<br />

hörte bzw. las über die Jahre des Öfteren etwas von der<br />

D.O.N.A.L.D. Aber erst als ich 1988 von zwei Personen<br />

völlig unabhängig voneinander Hinweise auf den nächsten<br />

Stammtischtermin erhielt, ging ich hin, blieb dabei und habe<br />

es nie bereut. Und jetzt bin ich sogar Präsidente, freu!<br />

In den über 40 Jahren Geschichte Forschung wurden<br />

schon zahllose Aspekte Entenhausens thematisiert. Wo<br />

liegt Entenhausen, warum tragen nur die weiblichen<br />

Ducks Schuhe, was genau ist eine Fantastilliarde und<br />

vieles mehr. Welches ist dein Lieblings-<br />

Forschungsthema?<br />

Nun, ich selbst bin kein Forscher, sondern fröne dem<br />

gelebten Donaldismus getreu dem Motto „Entenhausen ist<br />

überall“. Den Forschern unter uns bringe ich stets<br />

Hochachtung entgegen, egal ob es um Häkelarbeiten oder<br />

um die Frage geht, wie der Toast auf den Mond kommt. Es<br />

ist schon faszinierend, wie sich bei jedem Kongress neue<br />

Forschungsfelder auftun.<br />

Das Dr.-Erika-Fuchs-Haus, der Reiseführer<br />

Entenhausens, das "Geheimwissen der Donaldisten" im<br />

Donald-Duck-Sonderheft - der Donaldismus scheint<br />

inzwischen bei Duck-Fans endgültig angekommen zu sein.<br />

Auch bei den Kongressen sieht man Jahr um Jahr immer<br />

mehr junge Gesichter. Wie sieht die Zukunft des<br />

Donaldismus aus?<br />

Da bin ich mir nicht sicher. Jugendlicher Nachwuchs hält<br />

sich leider in Grenzen. Wenn wir langfristig fortbestehen<br />

wollen, sollten wir uns neben Carl Barks und Dr. Erika<br />

Fuchs verstärkt mit anderen Duck-Künstlern beschäftigen<br />

und auch reinen LTB-Lesern eine Basis bieten – für mich<br />

kein Problem.<br />

Wie wird man Donaldist?<br />

Im höheren Sinne hat es nichts mit der Mitgliedschaft in der<br />

D.O.N.A.L.D. zu tun. Entweder man ist schon einer oder<br />

man wird es nie. Wer sich nicht sicher ist, dem empfehle ich<br />

zum Herausfinden die Kontaktaufnahme zum<br />

nächstgelegenen Stammtisch. Überzeugte können die<br />

Mitgliedschaft ganz einfach direkt über unsere Homepage<br />

www.donald.org beantragen.<br />

Liest du noch aktuelle Disney-Comics oder beschränkst du<br />

dich auf Barks?<br />

Barks-Berichte aus Entenhausen sind etwas ganz<br />

Besonderes, aber die DDSH-Reihe und Ehapa-<br />

Sondereditionen führe ich mir genauso wie die Alben von<br />

Don Rosa zu Gemüte. Und natürlich auch noch viele<br />

Comics ganz anderer Art.<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

40


In welcher Zeitzone liegt Entenhausen?<br />

Um böse Geister zurück in ihren Käfig zu schicken, müssen<br />

die Ducks zu Halloween um Mitternacht eine<br />

Höllenmaschine betätigen. Doch es ist schon sechs Uhr<br />

morgens, ist es dazu nicht schon zu spät?<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Das ist das Problem in „Die Geister sind los“, abgedruckt<br />

in der Micky-Maus 39/17. Doch den Drillingen fällt auf,<br />

dass die Maschine in Harlem hergestellt wurde und sich<br />

nach der Zeit dort richtet. Was in Entenhausen also „kurz<br />

vor sechs“ ist, ist an der amerikanischen Ostküste „in<br />

wenigen Sekunden Mitternacht“.<br />

(Dass mit „kurz vor sechs“ 6 Uhr statt 18 Uhr gemeint ist,<br />

bemerkt man übrigens wenige Seiten später am<br />

Sonnenaufgang.)<br />

Harlem liegt in New York und hat die Zeitzone UTC-05:00,<br />

während Deutschland zum Beispiel die Zeitzone UTC+1:00<br />

hat. Dank Zeitzonen gibt es sechs Stunden Unterschied<br />

zwischen Deutschland und der Ostküste der USA: Wenn<br />

hier sechs Uhr morgens ist, ist in den USA noch<br />

Mitternacht.<br />

Im selben Comic behauptet Donald einem verhexten<br />

Karussell gegenüber, dass die Küste „übrigens bloß einen<br />

Steinwurf entfernt“ läge. Dadurch, dass die Bäume im<br />

Comic während Halloween kahl sind, kann man davon<br />

ausgehen, dass sich der Handlungsort auf der nördlichen<br />

Halbkugel befindet.<br />

In Kombination grenzt das die Suche nach Entenhausen<br />

natürlich nicht gerade ein.<br />

Länder in der Zeitzone UTC+1:00 auf der nördlichen<br />

Halbkugel mit Anschluss ans Meer wären immerhin<br />

Norwegen und Schweden, das Vereinte Königreich,<br />

Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien und die<br />

Niederlande, Deutschland und Dänemark, Polen, Albanien,<br />

Montenegro, Kroatien, Slowenien, Italien, Malta, Tunesien<br />

und Algerien. Neunzehn Länder, vielleicht sogar noch mehr.<br />

Dadurch, dass ich hier mit meinem Latein am Ende bin,<br />

muss ich mich wohl doch mit der alten Aussage<br />

zufriedengeben, dass Entenhausen überall wäre. Also<br />

überall außer in Österreich und der Schweiz.<br />

Entschuldigung, Freunde!<br />

Idee, Zeichnung und Kolorierung: Hidde<br />

41


Aufgefallen<br />

Das Zeitreisen-Paradoxon in „Donald im Jahre 2001“<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Mit Entsetzen erfährt Donald, dass er ebenso geizig<br />

wurde wie Dagobert, und versucht in der Gegenwart,<br />

sich enterben zu lassen.<br />

Das ist zumindest die grobe Handlung. Donald erfährt<br />

von seinem Schicksal und versucht es zu verhindern.<br />

Ob es ihm gelingt, da ihm nur eine mögliche Zukunft<br />

gezeigt wurde, oder ob sein Schicksal unausweichlich<br />

ist, wird nicht geklärt. Das muss es ja auch nicht.<br />

Zeitreisen sind zwar kein leichtes Thema, werden aber<br />

immer wieder in Filmen und Comics aufgegriffen. Im<br />

ersten Lustigen Taschenbuch zum Beispiel schickt<br />

Dagobert seinen Neffen und Großneffen vierzig Jahre<br />

in die Zukunft, um zu erfahren, ob Donald sich als<br />

würdiger Erbe entpuppt hat.<br />

Dafür zeigen sich andere Logikbrüche in der<br />

Handlung. Als der zeitreisende 1970-Donald seinem<br />

geizigem 2001-Ich begegnet, ist sein künftiges Ich<br />

überrascht: „Persönlichkeitsspaltung! Ich werd'<br />

verrückt!“<br />

Als 2001-Donald wieder alleine ist, recherchiert er, ob<br />

1970-Donald die Wahrheit sagte. Zukunfts-Donald<br />

kann sich also nicht an seine Zeitreise damals im<br />

Jahre 1970 erinnern und schlägt im Familien-Album<br />

nach. Dort steht: „Ein unerklärlicher Vorgang<br />

ereignete sich im Jahre 1970. Vier Mitglieder der<br />

Familie Duck verschwanden auf geheimnisvolle<br />

Weise. Es geht das Gerücht um, dass sie in die Zukunft<br />

versetzt worden seien. Es ist daher nichts über ihr<br />

weiteres Leben bekannt.“<br />

42


Aufgefallen<br />

Und schon bricht die Zeitreisen-Geschichte unter<br />

ihrem eigenen Gewicht zusammen.<br />

Wenn Donald und die Jungs 1970 verschwanden und<br />

laut Familien-Album nie wieder auftauchten, kann<br />

Donald auch nicht zum Alleinerben Dagoberts<br />

geworden sein und 2001 ein glückliches Leben als<br />

Wirtschafts-Magnat führen. Seine Existenz im Jahre<br />

2001 beweist, dass Donald zurückkehren wird, auch<br />

wenn er sich nicht daran erinnert.<br />

Doch 1970-Donald ist das einerlei. Als er 2001-<br />

Donald begegnet, fordert er seinen Anteil am Erbe. In<br />

anderen Worten denkt er gar nicht erst daran, wieder<br />

zurück zu reisen. Stattdessen möchte er sich mit den<br />

Drillingen und jeder Menge Zukunfts-Geld das Leben<br />

im Jahr 2001 schön gestalten. Damit erfüllt er zwar<br />

die Aussage im Familienalbum, aber verhindert, dass<br />

er zu Dagoberts Erben wird. Denn wenn Donald<br />

zwischen 1970 und 2001 nicht da ist, um Dagobert zu<br />

beerben, ist jeder Streit zwischen 2001-Donald und<br />

1970-Donald überflüssig, denn 2001-Donald existiert<br />

nicht und hat dementsprechend auch kein Vermögen<br />

zum Teilen.<br />

Es gibt also nur zwei Möglichkeiten.<br />

Möglichkeit eins: Donald reist aus dem Jahr 1970 in<br />

das Jahr 2001, begegnet seinem zukünftigen Ich, reist<br />

zurück und beerbt in ferner Zukunft Dagobert, um das<br />

2001 möglich zu machen, was er damals sah.<br />

Dem widerspricht nur der Eintrag im Familien-Album,<br />

nach welchem Donald spurlos verschwand. Die<br />

Rückreise fand laut Album nie statt. Außerdem kann<br />

sich 2001-Donald nicht an diese Zeitreise erinnern.<br />

Möglichkeit zwei: Donald reist aus dem Jahr 1970 in<br />

das Jahr 2001 und kehrt nie wieder, so wie es das<br />

Familien-Album auch vorschreibt.<br />

Dem widerspricht nur seine Begegnung mit 2001-<br />

Donald, dessen ganze Existenz nur darauf basiert,<br />

dass Donald wieder zurück ins Jahr 1970 findet.<br />

Sollte es beabsichtigt sein, dass Donald zwischen zwei<br />

Realitäten schwankt und mit seinem Besuch die<br />

Existenz des 2001-Donald aufs Spiel setzt, hat es der<br />

Comic nicht sehr deutlich ausgedrückt. Zumal ich<br />

keine Möglichkeit sehe, dass dies beabsichtigt war.<br />

Wer weiß mehr?<br />

Idee, Zeichnung und Kolorierung: Tigon<br />

43


Interview mit Massimo Fecchi<br />

Foto aus dem BE-Archiv<br />

VON MALTE MORGENSTERN<br />

vier „Odysseus“-Bände erschienen 1996 und 97<br />

bei VPM bzw. Verlagsunion Pabel Moewig. Anm.<br />

der Red.)<br />

Ob ich künftig Comics schreiben werde, weiß ich<br />

nicht, aber aktuell zeichne ich gerne Donald-<br />

Comics!<br />

Sind Sie ein Fan von anderen Comics außerhalb<br />

der Donald- und Micky-Comics?<br />

Ja, ich habe immer die franko-belgischen Comics<br />

gemocht.<br />

Sie zeichnen bevorzugt Donald-Comics, haben<br />

auch schon einige Micky-Comics im<br />

Wochenformat erstellt. Zeichnen Sie lieber<br />

Donald oder Micky? Zeichnen Sie auch<br />

Vierreiher mit Erstgenanntem als<br />

Hauptcharakter?<br />

Ich zeichne bevorzugt Donald und vor einigen<br />

Jahren habe ich habe begonnen, Micky-Storys im<br />

Wochenformat zu zeichnen. Auf jeden Fall mag<br />

ich Micky und besonders Goofy.<br />

Ich zeichne keine 4-reihigen Donald-Comics, weil<br />

Donald in diesen Storys meist im Barks-Stil<br />

dargestellt wird.<br />

Was hat Ihren einzigartigen Charakterstil<br />

geprägt?<br />

Ich zeichnete etwa 25 Jahren lang für die<br />

deutsche Comicproduktion, insbesondere „Fix<br />

und Foxi“.<br />

Dann kam ich 1997 zu Disney. Ich war zwar ein<br />

erfahrener Zeichner, habe aber wie die besten<br />

italienischen Künstler Cavazzano und De Vita<br />

anfangs mit Modellen gezeichnet.<br />

Schreiben Sie auch selbst Comics oder planen<br />

Sie es?<br />

Ich habe meine Comics bereits geschrieben und<br />

gezeichnet, der aktuellste wurde vor Beginn<br />

meiner Zusammenarbeit mit Disney veröffentlicht,<br />

in Deutschland heißt er ODYSSEUS. (Drei von<br />

Lesen Sie das italienische Topolino?<br />

Leider nicht, ich bin zu sehr mit dem Zeichnen der<br />

Geschichten beschäftigt.<br />

Aber als Kind las ich das Topolino; meine<br />

Lieblingsautoren waren Scarpa, Bottaro und der<br />

großartige Angelo Bioletto.<br />

Mit welchen Comics sind Sie sonst noch<br />

aufgewachsen?<br />

Mit den Comics von Flash Gordon und „Asterix“.<br />

Der Zeitungsstand war sehr wichtig für mich. Ich<br />

war ein großer Comicsammler.<br />

Wollten Sie schon immer Comiczeichner<br />

werden?<br />

Ja, es war schon mein Traumberuf als Kind. Mit<br />

17 Jahren konnte ich den Wunsch realisieren.<br />

Kennen Sie Giorgio Cavazzano? Wie schätzen<br />

Sie seine Zeichnungen ein?<br />

Persönlich kenne ich ihn nicht, weil ich nie für<br />

Disney Italia gearbeitet habe. Ich denke, er ist ein<br />

großartiger Zeichner und, wie bereits gesagt,<br />

waren er und Massimo de Vita meine Vorbilder,<br />

als ich 1997 begann, Donald-Comics zu zeichnen.<br />

Stehen Sie in Kontakt mit anderen Disney-<br />

Zeichnern?<br />

Ja, ich stehe mit vielen Disney-Künstlern in<br />

Kontakt, die allerdings alle für Egmont arbeiten.<br />

Bei den italienischen Künstlern bin ich mit<br />

Luciano Gatto befreundet.<br />

Schauen Sie auf den Autor, wenn Sie einen<br />

Comic zeichnen sollen? Favorisieren Sie einen<br />

bestimmten Künstler?<br />

Wenn ich zeichne, schaue ich nicht auf den Autor<br />

des Skripts, aber ich versuche immer wieder, mich<br />

zu verbessern.<br />

44


DuckTales 2017<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

„This is Not a Drill“, meldete am 25.2.15 Disney.com,<br />

„We’re Getting New DuckTales in 2017“. Zum<br />

dreißigjährigen Jubiläum würde DuckTales als eine<br />

der ersten Disney-Zeichentrickserien ein Reboot<br />

bekommen. Im Dezember 2016 erschienen die ersten<br />

Promo-Bilder und einen ersten Teaser, wenige Tage<br />

später wurde der Sprecher-Cast bekannt gegeben.<br />

Tick, Trick und Track werden von Danny Pudi<br />

(bekannt als Abed Nadir aus der Serie „Community“),<br />

Ben Schwartz (Jean-Ralphio aus „Parks and<br />

Recreation“) und Bobby Moynihan (Panda aus „We<br />

Bare Bears - Bären wie wir“) gesprochen. Seit<br />

„QuackPack“ ist es das erste Mal, dass die drei im<br />

Original von unterschiedlichen Sprechern<br />

synchronisiert werden. (In Deutschland passierte das<br />

zusätzlich in der ersten Synchronfassung der 1987-<br />

DuckTales.) Ihr Onkel Dagobert wird diesmal von<br />

einem gebürtigen Schotten gesprochen, nämlich David<br />

Tennant (der zehnte Doctor aus „Doctor Who“). Die<br />

einzigen Sprecher, die ihre Rollen aus der 1987-Serie<br />

übernehmen konnten, war Tony Anselmo als<br />

(Standard-)Stimme für Donald Duck und Corey<br />

Burton als Primus von Quack. Der ausführende<br />

Produzent der Serien ist Matt Youngberg („Ben 10:<br />

Omniverse“), Co-Produzent und Story-Editor ist<br />

Francisco Angones („Sie nannten ihn Wander“) und<br />

Art-Director Sean Jimenez („Willkommen in Gravity<br />

Falls“).<br />

Die erste Staffel würde aus 21 halbstündigen Folgen<br />

und zwei einstündigen Specials bestehen. Das erste<br />

Special würde am 12. August 2017 ausgestrahlt<br />

werden, die 21 Folgen beginnen ab dem 23. September<br />

2017.<br />

Am 9. und 16. Juni 2017 wurden als Vorgeschmack je<br />

drei Kurzfilme auf YouTube veröffentlicht, die erste<br />

Eindrücke der neu interpretierten Figuren<br />

vermittelten. Dass das Datum (Donalds 83. Jahrestag)<br />

nicht willkürlich gewählt wurde, zeigt schon der erste<br />

Cartoon „Donald’s Birthday“. Darin präsentieren die<br />

Ducks und Nicky zu Donalds Geburtstag ihm eine<br />

Torte mit unlöschbarer Kerze darauf, die Donald zur<br />

Weißglut reizt. In „Meet Huey“ wird gezeigt, wie Tick<br />

mit Hilfe des Schlauen Buches nicht nur draußen<br />

zeltet, sondern auch noch Bigfoot fängt. „Meet<br />

Scrooge“ schließt das erste Cartoon-Trio ab. Track<br />

entdeckt darin eine als Standuhr getarnte<br />

Zeitmaschine, welche Dagobert durch die Zeit schickt.<br />

Dieser Kurzfilm könnte mit seiner Zeitreisen-Thematik<br />

auch eine Anspielung an David Tennants ehemalige<br />

Rolle in der Serie „Doctor Who“ sein, in der er in<br />

einer Polizei-Notrufzelle durch Raum und Zeit reiste.<br />

Eine Woche später wurde „Meet Launchpad<br />

McQuack“ hochgeladen. Pilot Quack schreibt darin<br />

kleine Notizen, um kleinere Blechschäden an fremden<br />

Autos zu klären. „Meet Webby Vanderquack“ zeigt<br />

Nicky, die sich aus der Keksdose bedienen möchte,<br />

doch Trick kam ihr zuvor. Und als vorerst letzter<br />

Cartoon sieht man in „Meet Mrs. Beakley“, wie<br />

Frieda neben dem Schmutz im Haushalt auch noch die<br />

Geister loswird, welche die Kinder aufriefen.<br />

Anfang Juli wurde in der Disney-XD-App auch noch<br />

ein Generator freigeschaltet, mit dem man einen<br />

Entenhausener seiner Wahl gestalten kann. Leider ist<br />

diese App aber nicht in Deutschland verfügbar.<br />

Wenige Wochen später wurde für die D23 ein Mini-<br />

Pool mit Geldstücken als Werbung für die Serie<br />

aufgebaut, in dem sich Besucher fotografieren lassen<br />

durften. Auf derselben Con wurde auch ein Ausschnitt<br />

der Folge „Daytrip of Doom“ gezeigt. Ein weiterer<br />

Ausschnitt (diesmal aus der Pilotfolge „Woohoo“)<br />

wurde auf der San-Diego-Comic-Con gezeigt,<br />

zusammen mit einem Panel mit den Sprechern David<br />

Tennant, Ben Schwartz, Kate Micucci, Danny Pudi,<br />

Toks Olagundoye und Beck Bennett sowie die<br />

Produzenten Francisco Angones und Matt Youngberg.<br />

Am Ende des Monats wurde das 360°-Video „The Lost<br />

Key of Tralla La“ im Internet veröffentlicht, Anfang<br />

August gab es einen Clip fürs Kino mit der Bitte,<br />

während der Vorführung das Handy auszustellen.<br />

Am 12. August 2017 war es endlich soweit: Das<br />

einstündige Special wurde 24-mal auf Disney XD<br />

ausgestrahlt, also volle 24 Stunden lang. Das Konzept<br />

zahlte sich aus: Insgesamt gab es an dem Tag für<br />

Disney XD 5,4 Millionen Zuschauer!<br />

Ab Ende September bis Ende Oktober erschienen<br />

sieben weitere Folgen, wenn auch nicht in der<br />

Reihenfolge, welche die Macher beabsichtigten. Frank<br />

Angones erläuterte auf Twitter die geplante<br />

Reihenfolge: Nach dem ersten Special „Woohoo“<br />

kommt „Daytrip of Doom“, danach eine bis<br />

Redaktionsschluss unbekannte Folge mit Tick, dann<br />

„The Great Dime Chase“, „The Beagle Birthday<br />

Massacre“, „The House of the Lucky Gander“, „The<br />

Infernal Internship of Mark Beaks“, „The Living<br />

Mummies of Toth-Ra“ und „Terror of the Terrafirmians“.<br />

Diese Mischung der Folgen beeinflusst<br />

natürlich nicht nur die Rahmenhandlung, sondern<br />

leider auch einzelne Charakter-Entwicklungen.<br />

In Deutschland ist die Ausstrahlung des Specials<br />

„Woohoo“ unter dem Namen „Das Abenteuer<br />

beginnt“ für den 22. Dezember 2017 geplant.<br />

45


DuckTales 2017<br />

Easter-Eggs und Anspielungen in „Woohoo“<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Die Pilotfolge der neuen DuckTales-Serie steckt voller<br />

kleiner Gags und Verweise auf andere Werke. Hier eine<br />

Liste der Anspielungen, die ich gefunden habe:<br />

• Donald lebt auf einem Hausboot wie in seinem<br />

allerersten Auftritt überhaupt in "The wise little hen"<br />

(1934)<br />

• "You gotta dress for the job you want, not the job you<br />

have, which is... no job." Track/Louie spricht Donalds<br />

permanente Jobsuche an, was meines Wissens vorher<br />

außerhalb der Comics nie Thema war.<br />

• Gleichzeitig verbrutzelt er die blaue Matrosenbluse (mit<br />

gelber Krempe und roter Fliege eine Anspielung an<br />

Comic-Cover), später bei Moneysac/Glomgold bekommt<br />

er eine schwarzweiße Matrosenbluse ähnlich wie in den<br />

Comics selbst - nur ohne rote Fliege.<br />

• "Allright, boys, we'll get to Cape Suzette and back before<br />

anyone realizes we're gone." Track erwähnt Cape<br />

Suzette, das man in Deutschland besser als Kap Suzette<br />

aus "Käpt’n Balu und seine tollkühne Crew" kennt.<br />

• Kein Easter-Egg an sich, aber die Jungs nennen sich<br />

Hubert und Dewford als volle Versionen von Tick/Huey<br />

und Trick/Dewey. Mal gucken, wie das übersetzt wird.<br />

Patrick als volle Fassung von Trick?<br />

• "I heard he's so epic he defeated a rock giant and carved<br />

a statue of himself out of its legs!" Diese Statue sieht<br />

man später in Dagoberts Garage.<br />

• "I heard he's so smart he solved the mystery of the<br />

chupacabra. Turns out it was just a shaved bear!" Ein<br />

Gemälde vom Chupacabra ist ebenfalls in Dagoberts<br />

Garage.<br />

• "With business expanding in the Spoonerville and St.<br />

Canard markets, noted in Appendices C, G and 5F,<br />

we're also cutting funding to unneccessary<br />

departments..." Die CEOs erwähnen<br />

Hundshausen/Spoonerville aus "Goofy und Max" sowie<br />

Sankt Erpelsburg/St. Canard aus "Darkwing Duck". Es<br />

heißt, dass Darkwing Duck in späteren Folgen auftreten<br />

wird.<br />

• Dagobert trägt einen roten Bürofrack wie in den Comics<br />

statt einen blauen wie in der klassischen DuckTales-<br />

Serie.<br />

• Als Dagobert vom Geldspeicher zum McDuck-Manor<br />

gefahren wird, überholt sein Auto einen gelben<br />

Kleinwagen. Dieser und sein behüteter Passagier ist<br />

eine Anspielung an "Das Schloss des Cagliostro", einer<br />

der Lupin-III-Verfilmungen, der herausschauende Mann<br />

ist Jigen Daisuke.<br />

• Dagobert fährt am Café "Morning Joe" vorbei,<br />

vermutlich eine Anspielung an den Café-Besitzer Joe,<br />

den er in mehreren Einseiter-Comics um Kaffee<br />

betrogen hat (z.B. in "Diner Dilemma", "Deep<br />

Decision", "Doughnut Dare" und "Coffee for Two").<br />

• "Mrs. B. said that you would watch the boys! Can<br />

you do that without losing them?! [...] Remember,<br />

no tricks, no lies, no trouble." Donald spielt<br />

vermutlich auf das Schicksal von Della Duck an, die<br />

zusammen mit Donald und Dagobert Abenteuer<br />

erlebte.<br />

• In Dagoberts Wohnzimmer hängen einige Gemälde,<br />

die von Barks' Olgemälden inspiriert wurden. Über<br />

seinen Kamin hängt "Always Another Rainbow",<br />

rechts daneben ein titelloses Gemälde von 1972.<br />

Links von "Always Another Rainbow" ist ein Bild<br />

der Duckenburgh (aus den Comics "Das Gespenst<br />

von Duckenburgh" und "Der Hund der<br />

Whiskervilles" sowie der DuckTales-Folge "Das<br />

Geisterschloss") und ein Bild vom jungen Dagobert<br />

(aus der DuckTales-Folge "Reise in die<br />

Vergangenheit").<br />

In einer Nahaufnahme sieht man ein Foto von<br />

Degenhard Duck. Dasselbe Foto sieht man später<br />

auch auf Nickys Pinnwand. Degenhards Aussehen<br />

mit dem Schnurrbart orientiert sich eher am Duck-<br />

Stammbaum von Mark Worden statt an dem von<br />

Don Rosa.<br />

• Gegenüber des Esstischs ist ein Bild von Dagoberts<br />

Eltern direkt über den Drillingen zu sehen. Das<br />

Aussehen der beiden orientiert sich an ihr Design aus<br />

Don Rosas Duck-Stammbaum und Comics.<br />

• "So, do children still like marbles or?" - Murmeln<br />

waren ein Fokus der klassischen DuckTales-Serie,<br />

vor allem in der Folge "Die Perle der Weisheit".<br />

• Dagobert weist die Drillinge zurück, sie wohnen in<br />

einem kreiförmigen alten Zimmer, Dagobert schimpft<br />

auf sie, was die Drillinge mitbekommen - all das sind<br />

Elemente der Pilotfolge der klassischen DuckTales-<br />

Serie.<br />

• In einem anderen Zimmer, das überraschenderweise<br />

nicht von Frieda gesäubert wird, sieht man das Barks-<br />

Gemälde "Nobody's Spending Fool" und unter einer<br />

Lampe ein Motiv, das Barks dreimal malte ("McDuck of<br />

Duckburg", "The Tycoon" und "The Money Collector").<br />

Den Taucheranzug sieht man in einer Rückblende im<br />

Comic "Der arme alte Mann". Das Ölgemälde<br />

"Nobody's Spending Fool" basiert übrigens ebenfalls auf<br />

einer Rückblende aus "Der arme alte Mann".<br />

Auf dem Boden liegt eine angerissene Zeitung mit der<br />

Schlagzeile "McDuck hangs spats after-", was.<br />

46


DuckTales 2017<br />

mit dem Verschwinden Dellas zusammenhängen<br />

könnte.<br />

• Nickys Pinnwand steckt voller Details. Die Fotos zeigen<br />

Donald Duck, seine Eltern Degenhard und Dortel,<br />

seinen Onkel Dagobert und dessen Eltern Dietbert und<br />

Dankrade (hier ohne Namen). Bei den Fotos der Eltern<br />

werden noch Dagoberts Schwester Matilda und<br />

Dagoberts Großvater väterlicherseits (laut Don Rosa<br />

wäre das Grubel-Gustel Duck) genannt, aber nicht<br />

gezeigt. Weiter rechts ist ein Foto von Gustav Gans und<br />

Frieda.<br />

Hinter Degenhards Foto werden die Ahnen Dagoberts<br />

aufgezählt, rechts daneben steht "Scotty McDuck" auf<br />

einem Zettel (Scotty war auf Barks' Stammbaum-<br />

Unterlagen der ursprüngliche Name für Dietbert und ist<br />

auch unter diesem Namen auf Mark Wordens Duck-<br />

Stammbaum). Ein Dokument vom Fähnlein<br />

Fieselschweif hängt oben links. Unten sieht man einen<br />

Zeitungsausschnitt mit der Schlagzeile "Skypirates<br />

spotted above Plain Awful", was mit Sicherheit "Im Land<br />

der viereckigen Eier" referiert, mit den Sky-Pirates<br />

vermutlich auch Don Kanaille aus "Käpt'n Balu und<br />

seine tollkühne Crew".<br />

Rechts wird die Familie der Panzerknacker aufgezählt<br />

und ein Foto wurde von Nicky mit "Friend or F.O.W.L."<br />

kommentiert. F.O.W.L. ist die Fiese Organisation für<br />

weltweite Lumpereien aus "Darkwing Duck".<br />

Als Nicky das Foto der Drillinge aufhängt, kann man die<br />

Schlagzeile "Terra-Fermians Sighting" lesen. Die<br />

Erdfermianer bzw. Kuller kennt man aus dem Comic<br />

"Land unter der Erdkruste" und der klassischen<br />

DuckTales-Folge "Das Erdbeben".<br />

Man sieht auch eine gekritzelte Zeichnung von Nicky in<br />

ihrem klassischen DuckTales-Outfit.<br />

Weitere Notizen erwähnen die Dismal Downs und Castle<br />

McDuck.<br />

• "Who sent you? Ma Beagle? Glomgold? Answer me!"<br />

Nicky erwähnt Oma Knack und Mac Moneysac. Mac<br />

Moneysac wird später in derselben Folge auftauchen.<br />

Rechts neben der Weltkarte sieht man Nickys Puppe<br />

• "Huey, Dewey, and Louie Duck, Scrooge McDuck's<br />

great-nephews on his sister Hortense's side with<br />

Quackmore Duck twice removed!" Nicky erwähnt Dortel<br />

und ihren Gatten Degenhard Duck.<br />

• Im Flur hängt Dagoberts Kilt eingerahmt an der Wand.<br />

• "I'm Scrooge McDuck. I made my name being tougher<br />

than the toughies and smarter than the smarties. And I<br />

made my money square." Ein Zitat aus den Comics<br />

("Der arme alte Mann"), das Dagobert aber auch in den<br />

klassischen DuckTales gerne einbrachte.<br />

• Im "Wing of Secrets" bzw. Dagoberts Garage sieht man<br />

eine goldene Sonne aus der klassischen DuckTales-<br />

Folge "Das Tal der goldenen Sonne", die Wunderlampe<br />

aus "DuckTales, der Film", Armstrongs Roboterkopf aus<br />

"Armstrong macht's möglich" (die Geschichte hinter<br />

dieser Armstrong-Version wird in der Folge "The Great<br />

Dime Chase!" wieder aufgegriffen), ein Gemälde und<br />

eine Statue bestätigen zudem die Geschichten, welche<br />

die Drillinge vorher in Donalds Wagen erzählten.<br />

Ein Gemälde zeigt Dagobert, Donald und Della im<br />

Kampf gegen Captain Peghook. Wenn Peghook der<br />

Fluch des Flusses Styx ist und Styx hier wie in der<br />

griechischen Mythologie der Fluss der Unterwelt ist,<br />

müssten die drei Ducks auf dem Gemälde auf demselben<br />

Fluss sein.<br />

• "The Deus Excalibur! It won't rest until its target's<br />

slain!" Das Deus Excalibur wurde nach "deus ex<br />

machina" benannt, was eine Plot-Änderung aus dem<br />

Nichts, die ein Problem löst, bezeichnet.<br />

• "The headless man-horse" ist eine Anspielung an den<br />

"headless horseman" aus Sleepy Hollow.<br />

• "What in dismal downs is going on in here?" Dagobert<br />

erwähnt die Dismal Downs in Schottland, die<br />

Hochmoore seiner Vorfahren.<br />

• "There are four of us and three of them." Die Drillinge<br />

zählen entweder Dagobert und Nicky nicht mit.<br />

• "Pixiu, the Gold-Hunting Dragon" Ein Pixiu oder auch<br />

Bixie ist ein Wesen der chinesisischen Mythologie,<br />

welches wie ein geflügelter Löwe aussieht.<br />

Normalerweise sollen sie böse Geister vertreiben und<br />

nicht Gold verspeisen.<br />

• Der "Oblivion Mirror" ist eine Anspielung an die Serie<br />

"Sie nannten ihn Wander".<br />

• "Now, let's go find the lost city of Atlantis!" Das machen<br />

die Ducks auch im Comic "Der verlorene Zehner" und<br />

der klassischen DuckTales-Folge "Die versunkene<br />

Stadt". Die Bewohner von Atlantis sind auch kleinere<br />

Gegner im DuckTales-Nintendospiel.<br />

• Das Intro beginnt und endet mit zehn Cent, die durchaus<br />

der Glückszehner von Dagobert sein können.<br />

Donald wird verfolgt von den Panzerknackern,<br />

Helferlein, Gabby McStabberson, Hack und Slash<br />

Smashkinov, Mark Beaks, Captain Peghook und Mac<br />

Moneysac.<br />

Während des Comic-ähnlichen Szenenwechsels sieht<br />

man Mark Beaks nochmal in einem Auto und Daniel<br />

Düsentrieb mit einem Sicherheitsroboter für Dagobert.<br />

Später sieht man die riesige Büste, die auch in<br />

Dagoberts Garage steht.<br />

Einige Szenen spielen an Barks' Ölgemälde an, als da<br />

wären "Cave of Ali Baba", "Flying Dutchman", "Far<br />

Out Safari" und zum Teil "Cave of the Minotaur". Einige<br />

der Monster wurden allerdings durch neue<br />

ausgetauscht.<br />

Wie im klassischen DuckTales-Intro werden die Ducks<br />

von einer Mumie verfolgt, hier entwickeln sie diese aber<br />

wie im DuckTales-Nintendo-Spiel.<br />

• Das Intro trennt auch die beiden Folgen. Zusammen<br />

werden sie als "Woohoo" vermarktet, die zweite Folge<br />

47


DuckTales 2017<br />

• wird einzeln auch oft als "Escape to Atlantis" oder<br />

"Escape from Atlantis" bezeichnet.<br />

• Das gelbe U-Boot könnte durchaus eine Anspielung an<br />

den Beatles-Song "Yellow Submarine" sein.<br />

• Meines Wissens sieht man in dieser Folge das erste Mal<br />

ein Klo innerhalb der DuckTales. Dass die Drillinge zu<br />

dritt draufgehen, ignorieren wir mal geflissenlich.<br />

• Moneysac, der vorgibt, Schotte zu sein, benutzt den<br />

"Kein wahrer Schotte"-Trugschluss, um sich als wahren<br />

Schotten zu bezeichnen: "He thinks his so rich and so<br />

Scottish, but I'm wearing a kilt, McDuck, a kilt!"<br />

Der Trugschluss ergibt sich in diesem Fall dadurch,<br />

dass Schotten natürlich nicht immer einen Kilt tragen.<br />

Zusätzlich deutet er an, dass Moneysac vielleicht doch<br />

"Kein wahrer Schotte" ist...<br />

• "You've got to work smarter, lad, not harder." - Ein Zitat<br />

aus den klassischen DuckTales-Folge "Reise in die<br />

Vergangenheit": "I want you to work smarter, nor<br />

harder, lad!"<br />

• Tick erwähnt das Fähnlein Fieselschweif: "Junior<br />

Woodchuck Rule 841: There's always another way<br />

around."<br />

• "Maybe I could just hire some family. Then they'd have<br />

to listen to me." Dagobert bezahlt seine Familie in den<br />

Comics tatsächlich fürs Mitreisen.<br />

• Als Donald sich über das zufließende Wasser aufregt,<br />

mimt er genau die Pose, die er auch in seinen alten<br />

Cartoons einnahm, wenn er sich ärgerte.<br />

• Ein blauer Edelstein, der Atlantis mit Energie versorgt,<br />

war auch der gesuchte Schatz in Disneys Kinofilm<br />

"Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt" (2001).<br />

• Eine der Reporter saß vorher neben Donald, als dieser<br />

auf Moneysac wartete.<br />

• Eine Reporterin referiert das Titellied: "Reclusive<br />

adventure capitalist Scrooge McDuck is back, with<br />

family in tow, solving mysteries and rewriting history."<br />

Sie wird im Abspann Roxanne Featherly genannt und<br />

von Kari Wahlgren gesprochen, die auch in "Gravity<br />

Falls" eine Reporterin sprach, nämlich Shandra<br />

Jimenez.<br />

Idee, Zeichnung und Kolorierung: Tim Artz<br />

48


Rezension<br />

DuckTales Comics (IDW)<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Heft #0<br />

Einen Monat vor der ersten neuen DuckTales-Folge<br />

konnten Fans ihre Neugier mit dem ersten Comic<br />

stillen, der auf der Serie basiert. Die DuckTales-<br />

Nullnummer hat ihren Platz nicht nur vor der<br />

eigentlichen Start der Comic-Reihe, sondern handelt<br />

von den Ducks vor der ersten DuckTales-Folge.<br />

Von der bemerkt man in dem Comic noch wenig:<br />

Dadurch, dass die Geschichten vor der ersten neuen<br />

DuckTales-Folge spielen, taucht Dagobert noch nicht<br />

auf. Dafür muss sich Donald von Job zu Job ackern,<br />

um seine drei Neffen und sich zu ernähren.<br />

Wie so oft beim Comicverlag IDW wurde auch diese<br />

Ausgabe mit mehreren, teilweise exklusiven Covern<br />

verkauft. Drei davon stammen vom Italiener Marco<br />

Ghiglione und ein weiteres wurde exklusiv von<br />

Zeichner-Legende und Barks-Fan Jeff Smith für eine<br />

Convention-Ausgabe gefertigt. Zwei der Ghiglione-<br />

Cover erinnern an Barks' actionlastige, aber leicht<br />

humorvollen Titelbilder, während Smith' Cover mit<br />

der kompletten DuckTales-Gruppe und viel Grün eher<br />

an die Marketingbilder der klassischen DuckTales-<br />

Trickserie erinnert.<br />

49


Rezension<br />

„Eagle's Pinky Toe Motel“ im kalten Norden auf<br />

Vordermann bringen, um wohlhabende Gäste<br />

anzulocken. Doch der bekannte Filmregisseur Mallard<br />

Hitchcock möchte dort einen Gruselfilm drehen und<br />

hält Donald damit ordentlich auf Trab!<br />

In der ersten Geschichte „Big Trouble at Little Lake“<br />

arbeitet Donald als Fremdenführer am<br />

„weltbekannten Little Lake“. Doch als ein altkluger<br />

Tourist glaubt, Donalds Job besser machen zu können,<br />

kriegt dieser seine Wut und landet mit Touristen und<br />

Drillingen auf der einzigen Insel des Little Lake.<br />

Elektrische Schwämme verhindern die Heimkehr, doch<br />

die Drillinge haben schon eine Idee...<br />

Eine Geschichte weiter will Donald im Comic „The<br />

repeating Revenge of the Screaming Duck“ das<br />

Beide Comics stammen vom Comic-Autoren Joe<br />

Caramagna und haben ein recht ähnliches Schema:<br />

Donald versucht sich an einem Beruf, dieser misslingt<br />

ihm, doch gegen Ende wird ihn ein neuer Job<br />

angeboten, denn Donald panisch ablehnt. Natürlich<br />

gibt es viele solche Muster in Duck-Comics (gerade in<br />

dem „Meister seines Fachs“-Genre), doch hier fällt es<br />

durch die unmittelbare Aneinanderreihung der beiden<br />

Geschichten besonders auf.<br />

Die Zeichnungen wissen dafür zu überzeugen! Der<br />

etwas hölzerne Stil der Trickserie wirkt hier<br />

dynamisch und rund, die Retro-Farben der Serie<br />

wurden ebenfalls adaptiert. Mit Handy-Fotos per<br />

Selfie-Stick zeigen Hintergrund-Figuren eindeutig,<br />

dass der Comic in der Gegenwart spielt, ohne dies zu<br />

sehr in den Mittelpunkt zu drängen.<br />

Dort ist nämlich die Beziehung zwischen Donald und<br />

seinen Jungs. Übervorsichtig möchte er die drei vor<br />

allen möglichen Gefahren schützen, selbst wenn es<br />

dazu Schutzhelme oder Peilsender braucht. Die<br />

Drillinge selbst haben ihre Persönlichkeit von der<br />

Trickserie übernommen. Besonders fällt hier auf, dass<br />

nur Tick bei den Fieselschweiflingen war und Track<br />

ziemlich geldgierig ist.<br />

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Anspielungen in<br />

den Geschichten, gerade mit Hitchcock in der zweiten<br />

Geschichte, die zahlreiche Horrorfilme auf den Arm<br />

nimmt.<br />

Die Jobs, die Donald am Ende der Geschichten<br />

ablehnt, sind voller Abenteuer und Aufregung, also<br />

Teil eines Lebens, das Donald in den neuen<br />

DuckTales-Folgen schon hinter sich ließ, als die<br />

Drillinge noch gar nicht auf der Welt waren. Die zwei<br />

Comics in dieser Nullnummer wirken zwar etwas flach<br />

und haben einen offensichtlichen Fokus auf Humor,<br />

aber sie können durchaus über ihre Darstellung von<br />

Donald auf etwas hindeuten, was in der Serie noch zu<br />

einem größeren Thema wird, nämlich die gemeinsame<br />

Vergangenheit von Donald, Dagobert und einem<br />

geheimnisvollen Dritten.<br />

Weitere Ausgaben mit unregelmäßigen<br />

Erscheinungsdaten werden dieser „Nullnummer“<br />

folgen.<br />

Ausgabe Null bis zwei werden in den USA im<br />

Paperback "DuckTales: Treasure Trove"<br />

nachgedruckt, ein weiteres Paperback von Ausgabe<br />

drei bis fünf ist mit dem Titel "DuckTales: Mysteries<br />

and Mallards" geplant.<br />

Eine deutsche Veröffentlichung ist noch nicht<br />

abzusehen.<br />

50


Rezension<br />

Heft #1<br />

Wenige Tage nach der Ausstrahlung der zweiten<br />

DuckTales-Folge „Daytrip of Doom!“ erschien die<br />

zweite Ausgabe der Comic-Reihe. Obwohl damit schon<br />

zwei Folgen etablierten, dass Donald und die<br />

Drillinge nun bei Dagobert wohnen, hangelt sich<br />

Donald auch in diesem Heft von Job zu Job.<br />

Ursprünglich sollte die Ausgabe zehn Tage vor der<br />

Serienpremiere erscheinen, verspätete sich aber leider<br />

um zwei Wochen und somit zwei DuckTales-Folgen.<br />

Wie zuvor gibt es diese Ausgabe mit mehreren Covern,<br />

zwei davon Schwarzweiß-Fassungen von vorherigen<br />

DuckTales-Covern (das Jeff-Smith-Cover von #0 und<br />

eine Convention-exklusive mit einem der Cover von<br />

#1). Die drei weiteren, farbigen Cover sind alle von<br />

Marco Ghiglione, der auch für die meisten Cover von<br />

Ausgabe 0 zuständig war. Wie bei Ausgabe 0 sind<br />

seine Cover weiterhin voller Action und mit einer sehr<br />

stimmungsvollen Kolorierung!<br />

Inzwischen lässt sich langsam ein Muster der „retailer<br />

incentive“-Variant-Cover erkennen. (Wortwörtlich<br />

heißen diese „verkaufsfördernd“ und werden bei<br />

größeren Vertriebs-Bestellungen als Sammelausgabe<br />

dazu gegeben. Eine deutsche Entsprechung davon ist<br />

mir nicht bekannt.) Statt eines actiongefüllten<br />

Szenenbildes sieht man bei den RI-Covern eine der<br />

DuckTales-Figuren mit einem knappen Steckbrief.<br />

Ausgabe 0 zeigt Dagobert Duck mit den Anmerkungen<br />

„the richest duck in the world“, „born in 1967“, „a<br />

life of adventure has kept him youthful“, „loves to<br />

swim in his money bank“, weitere Pfeile deuten auf<br />

seine Gamaschen mit „Designer spats“ und auf sein<br />

Stöckchen, „his all-purpose tool and weapon“.<br />

Donald Duck in Ausgabe 1 hat weniger Anmerkungen<br />

bekommen. Donald sei „devoted to his family“ und<br />

„lives on a houseboat“, „his sailor hat was a gift“.<br />

Dass seine Matrosenmütze ein Geschenk war, kann<br />

eine Anspielung auf eine künftige DuckTales-Folge<br />

sein.<br />

51


Rezension<br />

Die beiden Comics hinter dem Cover spielen weiterhin<br />

vor der ersten DuckTales-Folge.<br />

Die zweite Geschichte hat auch keinen aufregenderen<br />

Titel: „The great Experiment of the Washing<br />

Machine“. Im Experten-Gremium „Bombastic Band of<br />

Brains“ widmen sich Akademiker den Problemen der<br />

einfachen Leute. Wie soll man arbeiten, wenn der<br />

Fernseher läuft? Welche Modifikationen sorgen dafür,<br />

dass die Waschmaschine ihre Wäsche nicht<br />

zerknittert? Und wie kann man verhindern, dass im<br />

Getränke-Automat nicht Donalds Limonade stecken<br />

bleibt? Ohne dass dieser es weiß, mischen sich die<br />

Drillinge verkleidet unter die Experten und sorgen für<br />

das Chaos in der Chaos-Theorie.<br />

Als Museumsführer eines Leuchtturms in der Wüste<br />

versucht sich Donald in „The chilling Secret of the<br />

Lighthouse“. Gebaut wurde diese Touristenattraktion<br />

von Captain Spirula, dem faulsten und langweiligsten<br />

aller Piraten, der den Leuchtturm mit der angeblichen<br />

Existenz unterirdischer Flüsse rechtfertigte, bevor er<br />

verschwand. Tatsächlich scheinen nicht nur die Flüsse<br />

legendär zu sein: Die Drillinge finden im Leuchtturm<br />

Hinweise, die der Pirat hinterließ. Was für ein Schatz<br />

wohl auf die Ducks wartet?<br />

Wieder stammen beide Comics vom Comic-Autoren<br />

Joe Caramagna und weisen auch dasselbe Schema der<br />

ersten Ausgabe auf: „Meister seines Fachs“-<br />

Geschichten, in denen die Drillinge für Chaos sorgen,<br />

aber Donald gegen Ende ein neuer, gefährlicherer Job<br />

angeboten wird.<br />

Im Vergleich zur ersten Ausgabe sind die beiden<br />

Geschichten aber gelungener: Sie haben eine sehr<br />

hohe Gag-Dichte, verlieren sich nicht in Anspielungen<br />

und charakterisieren klar die Hauptfiguren, ohne sich<br />

zu stark auf eine zu beschränken. Dass Track als<br />

Bewohner eines Hausboots sich eine eigene Jacht<br />

wünscht, ist etwas ungewöhnlich. Ein kleiner<br />

Druckfehler findet sich auf der dritten Seite von „The<br />

great Experiment of the Washing Machine“, wo ein<br />

Sprechblasentext nicht von einer Sprechblase<br />

umrahmt ist. Keiner dieser Kleinigkeiten kann aber<br />

von der Qualität der Comics ablenken, die wie das<br />

Cover eine fantastische und atmosphärische<br />

Kolorierung bekommen haben.<br />

Langsam wird das Muster der Geschichten langweilig,<br />

aber das Cover von DuckTales #2 verspricht den<br />

Auftritt Dagoberts und den eines geheimnisvollen<br />

Dritten!<br />

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Comic<br />

Bankett<br />

Story und Zeichnungen: Sarah Jolley; Übersetzung: Stefan Binter<br />

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Comic<br />

Story und Zeichnungen: Scrooge; Übersetzung: David Bühring<br />

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Comic<br />

Story und Zeichnungen: Donald Duck34; Kolorierung: David Bühring<br />

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Comic<br />

Lucrum in arca<br />

Story, Zeichnungen und Kolorierung: Sarah Jolley; Übersetzung: David Bühring<br />

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Lyrics<br />

The Rainbow Connection / Glücks-Regenbogen<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Warum gibt es so viele Lieder über Regenbögen, fragt sich Kermit am Anfang vom "Muppet Movie". Der Oscar-nominierte<br />

Song erfüllt im ersten Muppet-Film dieselbe Funktion wie "When you wish upon a Star" in Pinocchio und "Somewhere over<br />

the Rainbow" in "Der Zauberer von Oz", indem das Lied die Hauptfigur durch seine gesungenen Träume und Wünsche<br />

beschreibt. Hier beschreibt die "Rainbow Connection" den Weg zwischen Kermit und seinen Zielen. Die deutsche<br />

Synchronfassung des Liedes beinhaltet nur ein einziges Mal das Wort "Regenbogen", während "Rainbow" im englischen<br />

Original sechsmal auftaucht.<br />

Im Finale des Films wird das Lied erneut gespielt, diesmal gesungen von allen Muppets.<br />

Why are there so many songs about rainbows<br />

And what's on the other side?<br />

Rainbows are visions, but only illusions<br />

And rainbows have nothing to hide.<br />

So we've been told and some choose to believe it,<br />

I know they're wrong, wait and see.<br />

Some day we'll find it,<br />

The rainbow connection,<br />

The lovers, the dreamers, and me.<br />

Who said that every wish<br />

Would be heard and answered<br />

When wished on the morning star?<br />

Somebody thought of that<br />

And someone believed it<br />

And look what it's done so far.<br />

What's so amazing,<br />

That keeps us stargazing<br />

And what do we think we might see?<br />

Someday we'll find it,<br />

The rainbow connection,<br />

The lovers, the dreamers, and me-<br />

All of us under its spell,<br />

we know that it's probably magic.<br />

Have you been half asleep?<br />

And have you heard voices?<br />

I've heard them calling my name.<br />

Is this the sweet sound<br />

That called the young sailors?<br />

The voice might be one in the same.<br />

I've heard it too many times to ignore it,<br />

It's something that I'm supposed to be.<br />

Someday we'll find it,<br />

The rainbow connection,<br />

The lovers, the dreamers and me.<br />

La da da di da da dum<br />

da duh da da dum di da ohhh<br />

Wer schreibt das Rätsel bunt an den Himmel<br />

und was mag dahinter sein?<br />

Zwischen dem Regentropfengewimmel<br />

spannt farbig und hoch sich sein Schein.<br />

Wer malte dich, oh Regenbogen, sag es,<br />

bist du nur Täuschung, dann sprich!<br />

wir lösen das Rätsel<br />

schon noch eines Tages,<br />

die Träumer, Verliebten und ich.<br />

Wer sagt, dass jeder Wunsch,<br />

der jemals gewünscht wird,<br />

erfüllt wird vom Morgenstern?<br />

wer sich das ausgedacht,<br />

ob der sich nicht doch geirrt,<br />

ich glaube es ja so gern.<br />

Was ist so fantastisch,<br />

dass der Stern es erfüllet,<br />

und stimmt es, was bringt es für mich?<br />

Wir wissen die Lösung<br />

des Rätsels im Stillen,<br />

die Träumer, Verliebten und ich.<br />

Wir alle stehen wie gebannt<br />

und glauben, dass Zauber im Spiel ist.<br />

Hörst du im Traum wie ich,<br />

die lockende Stimme,<br />

sie flüstert wie das Laub im Baum.<br />

Sie lockt dich und sieht<br />

zwischen Blüten dich schwimmen,<br />

sie fallen vom Wunschtraum im Traum...<br />

Ich habe ihr Flüstern schon zu oft vernommen,<br />

sie flüstert vom Glück auch für dich.<br />

Und hinter ihr Rätsel,<br />

da werden wir schon kommen,<br />

die Träumer, Verliebten und ich.<br />

La, la-la-li, la-la-lu<br />

La-la-la-la-la-li-la-la<br />

– aus „Muppet Movie“ (1979) –<br />

Text und Musik: Paul Williams und Kenneth Ascher<br />

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Lyrics<br />

In den Jahrzehnten darauf wurde das Lied noch mehrfach gesungen, unter anderem sowohl in der Muppet-Show (1981) als<br />

auch in der Serie Muppets (2015). Beide Male wurde der Text in der deutschen Ausstrahlung nicht übersetzt. Erst im Film<br />

"Die Muppets" wurde das Lied erneut eingedeutscht. Diesmal nicht nur mit mehr Erwähnungen von Regenbögen, sondern<br />

auch mit einer Parodie des Liedes, gesungen von Fozzie im Pechoolo Casino.<br />

Why are there so many songs about rainbows<br />

And what's on the other side?<br />

Rainbows are visions, but only illusions<br />

And rainbows have nothing to hide.<br />

So we've been told and some choose to believe it,<br />

I know they're wrong, wait and see.<br />

Some day we'll find it,<br />

The rainbow connection,<br />

The lovers, the dreamers, and me.<br />

Who said that every wish<br />

Would be heard and answered<br />

When wished on the morning star?<br />

Somebody thought of that<br />

And someone believed it<br />

And look what it's done so far.<br />

What's so amazing,<br />

That keeps us stargazing<br />

And what do we think we might see?<br />

Someday we'll find it,<br />

The rainbow connection,<br />

The lovers, the dreamers, and me-<br />

All of us under its spell,<br />

we know that it's probably magic.<br />

Have you been half asleep?<br />

And have you heard voices?<br />

I've heard them calling my name.<br />

Is this the sweet sound<br />

That called the young sailors?<br />

The voice might be one in the same.<br />

I've heard it too many times to ignore it,<br />

It's something that I'm supposed to be.<br />

Someday we'll find it,<br />

The rainbow connection,<br />

The lovers, the dreamers and me.<br />

La da da di da da dum<br />

da duh da da dum di da ohhh<br />

Wieso singt jeder gern vom Regenbogen<br />

und findet man dort sein Glück?<br />

Ein Regenbogen bringt jeden zum Träumen,<br />

doch lässt dich alleine zurück.<br />

Was davon wahr ist und soll man es glauben,<br />

weiß nur dein Herz und nicht ich.<br />

Ich glaub', es gibt ihn,<br />

den Glücks-Regenbogen<br />

für Träumer, Verliebte und mich.<br />

Wer sagt, dass jeder Wunsch<br />

erhört und erfüllt wird<br />

vom leuchtenden Morgenstern?<br />

Sind die Geschichten wahr<br />

und kann man sie glauben?<br />

Ich würde es ja so gern.<br />

Wieso erfüllt uns<br />

der Blick in den Himmel<br />

mit Sehnsucht und auch Zuversicht?<br />

Ich glaub', es gibt ihn,<br />

den Glücks-Regenbogen<br />

für Träumer, Verliebte und mich.<br />

Wenn du nur fest daran glaubst,<br />

wird seine Magie dich auch finden.<br />

Liegst du hellwach im Bett<br />

und hörst du dann Stimmen?<br />

Locken sie dich in den Schlaf?<br />

Das ist der Klang<br />

aus dem Land deiner Träume.<br />

Die Stimme gibt dir wieder Kraft.<br />

Selbst wenn ich wollte, ich kann mich nicht wehren.<br />

Mein Herz sagt, er ist für dich da.<br />

Ich werd' ihn finden,<br />

den Glücks-Regenbogen<br />

für Träumer, Verliebte und mich.<br />

La, la-la-li, la-la-lu<br />

La-la-la-la-la-li-la-lu<br />

– aus „Die Muppets“ (2011) –<br />

Text und Musik: Paul Williams und Kenneth Ascher<br />

deutsche Fassung: Christine Roche & Klaus-Rüdiger Paulus<br />

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Impressum<br />

Ausgabe <strong>30</strong> – 27.04.2018<br />

Chefredakteur (V. i. S. d. P.):<br />

Donald Duck34<br />

Stellvertretung: David Bühring<br />

Mitarbeiter an dieser Ausgabe:<br />

Stefan Binter, Floyd Moneysac, Huwey, Donald-<br />

Phantomias, Malte Morgenstern, Topolino<br />

Gestaltung:<br />

Karsten Bracker, Dagolart, Topolino<br />

Titelbild:<br />

Idee: Stefan Binter, Donald-Phantomias<br />

Zeichnung, Tusche und Kolorierung: Stefan Binter<br />

Bearbeitung: David Bühring<br />

Bild Rückseite:<br />

Idee und Zeichnung: Donald-Phantomias<br />

Kolorierung und Bearbeitung: David Bühring<br />

Illustationen auf Seiten 5 und 12:<br />

Idee und Zeichnung: <strong>Bertel</strong>hausener<br />

Kolorierung: David Bühring<br />

Illustrationen auf Seiten 2 und 3:<br />

Stefan Binter<br />

Internet:<br />

www.bertel-express.eu<br />

www.issuu.com/bertel-express<br />

Dieses Dokument wurde mit MS Word 2003 erstellt.<br />

Alle Zeichnungen bzw. Graphiken, sofern nicht anders angegeben,<br />

© The Walt Disney Company<br />

DANKE AN ALLE, DIE DIESES PROJEKT MÖGLICH GEMACHT HABEN...<br />

Idee, Zeichnung und Kolorierung: Sildesalaten<br />

https://sildesalaten.deviantart.com<br />

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