11.09.2023 Aufrufe

MAGNIFICAT Oktober 2023

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

OKTOBER <strong>2023</strong>


Zum Titelbild<br />

Das Angelusläuten<br />

Jean-François Millet, Öl auf Leinwand, 1857–1859,<br />

Musée d’Orsay, Paris,<br />

© akg-images / Erich Lessing<br />

1814 wird Jean-François Millet in Gruchy, einem kleinen Weiler an der Küste<br />

der Normandie, geboren. Die Eltern sind wohlhabende Landwirte. Nach erstem<br />

Malunterricht in der Heimat geht er an die renommierte École des Beaux-Arts<br />

in Paris. Im Landleben fest verwurzelt, flieht er vor der Großstadt in das kleine<br />

Dorf Barbizon südlich von Paris, wo sich bereits eine Malergruppe niedergelassen<br />

hatte. Dort stirbt er 1875.<br />

Millet lebte zunächst in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen, seine Bilder<br />

wurden von der französischen Kunstbourgeoisie nicht angenommen. Erst als<br />

er es ab dem Jahr 1848 wagte, das bäuerliche Leben zum Protagonisten seiner<br />

Bilder zu machen und die Arbeit der Landbevölkerung monumental in Szene zu<br />

setzen, wurden seine Bilder von republikanischen Kreisen gefeiert und er bekam<br />

das Etikett eines Revolutionärs und Sozialisten angeheftet, wogegen er sich aber<br />

immer wehrte. Millet brachte den Bauern höchsten Respekt entgegen und half<br />

ihnen nicht selten bei ihrer harten Arbeit.<br />

Die Maler von Barbizon wandten sich der Natur zu und wollten möglichst<br />

unter freiem Himmel, im unmittelbaren Kontakt mit der Natur, malen und höchstens<br />

die Feinarbeiten im Atelier ausführen. Dies war möglich, weil mittlerweile<br />

Ölfarben in Tuben erhältlich waren und die Malwerkstatt auf diese Weise transportabel<br />

wurde.<br />

Unser Titelbild wurde von einem amerikanischen Sammler bei Millet in Auftrag<br />

gegeben, aber nicht an diesen ausgehändigt. 1860 verkaufte Millet das Bild<br />

an einen belgischen Maler. 1932 wurde es im Louvre bei einem Messerangriff<br />

beschädigt. Es stellt einen Bauern und eine Bäuerin dar, die mitten in der Arbeit<br />

zum Gebet des Angelus innehalten.<br />

Heinz Detlef Stäps


Licht<br />

tränkt die Erde<br />

wir Menschen<br />

werfen Schatten<br />

ein Fenster zum Himmel<br />

im Herzen<br />

schon kann Gott<br />

unser Leben<br />

durchdringen<br />

lichten<br />

Heinz Detlef Stäps<br />

Das Angelusläuten<br />

Jean-François Millet, Öl auf Leinwand, 1857–1859,<br />

Musée d’Orsay, Paris,<br />

© akg-images / Erich Lessing<br />

Karte aus: <strong>MAGNIFICAT</strong>. Das Stundenbuch, Ausgabe: <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

© Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.magnificat.de


Benedictus<br />

epriesen sei der Herr, der Gott Israels! *<br />

Denn er hat sein Volk besucht und ihm<br />

Erlösung geschaffen;<br />

er hat uns einen starken Retter erweckt *<br />

im Hause seines Knechtes David.<br />

So hat er verheißen von alters her *<br />

durch den Mund seiner heiligen Propheten.<br />

Er hat uns errettet vor unsern Feinden *<br />

und aus der Hand aller, die uns hassen;<br />

er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet /<br />

und an seinen heiligen Bund gedacht, *<br />

an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;<br />

er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, /<br />

ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit *<br />

vor seinem Angesicht all unsre Tage.<br />

Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; /<br />

denn du wirst dem Herrn vorangehn *<br />

und ihm den Weg bereiten.<br />

Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken *<br />

in der Vergebung der Sünden.<br />

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes *<br />

wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,<br />

um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen<br />

und im Schatten des Todes, *<br />

und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *<br />

und dem Heiligen Geist.<br />

Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit *<br />

und in Ewigkeit. Amen.<br />

Lk 1, 68–79 – VIII. Ton, vgl. GL 1975 681 · KG 267,<br />

alternative Melodie im V. Ton: vgl. GL 617, 2


Magnificat<br />

eine Seele preist die Größe des Herrn, *<br />

und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.<br />

Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd<br />

hat er geschaut. *<br />

Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.<br />

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, *<br />

und sein Name ist heilig.<br />

Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht *<br />

über alle, die ihn fürchten.<br />

Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: *<br />

Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;<br />

er stürzt die Mächtigen vom Thron *<br />

und erhöht die Niedrigen.<br />

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben *<br />

und lässt die Reichen leer ausgehn.<br />

Er nimmt sich seines Knechtes Israel an *<br />

und denkt an sein Erbarmen,<br />

das er unsern Vätern verheißen hat, *<br />

Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lk 1, 46–55 – IX. Ton, vgl. GL 631, 4 · GL 1975 689 · KG 274<br />

Nunc dimittis<br />

un lässt du, Herr, deinen Knecht, *<br />

wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.<br />

Denn meine Augen haben das Heil gesehen, *<br />

das du vor allen Völkern bereitet hast,<br />

ein Licht, das die Heiden erleuchtet, *<br />

und Herrlichkeit für dein Volk Israel.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lk 2, 29–32 – III. Ton, vgl. GL 665, 3 · GL 1975 700, 3 · KG 290


<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Symbole des Glaubens<br />

Ernte<br />

Wenn dich der HERR, dein Gott, in allem gesegnet hat,<br />

in deiner Ernte und in der Arbeit deiner Hände,<br />

dann sollst du wirklich fröhlich sein.<br />

Buch Deuteronomium – Kapitel 16, Vers 15<br />

VERLAG BUTZON & BERCKER KEVELAER


Jahresthema 2<br />

Symbole des Glaubens<br />

Dezember 2022<br />

Januar <strong>2023</strong><br />

Februar <strong>2023</strong><br />

März <strong>2023</strong><br />

Die Heilige Woche <strong>2023</strong><br />

April <strong>2023</strong><br />

Mai <strong>2023</strong><br />

Juni <strong>2023</strong><br />

Juli <strong>2023</strong><br />

August <strong>2023</strong><br />

September <strong>2023</strong><br />

<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

November <strong>2023</strong><br />

Wort<br />

Stern<br />

Wüste<br />

Lamm<br />

Baum des Lebens<br />

See<br />

Taube<br />

Herz und Hand<br />

Burg<br />

Sonne<br />

Gesicht<br />

Ernte<br />

Jerusalem


3<br />

Inhalt<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Das Bild im Blick<br />

Das Gebet des Alltags . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Morgengebet, Texte zur Eucharistiefeier, Abendgebet 10<br />

Marienandacht<br />

Der brennende Dornbusch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335<br />

Thema des Monats<br />

Aussaat und Ernte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342<br />

Unter die Lupe genommen<br />

Kelter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345<br />

Für den Glauben gestorben: Märtyrer . . . . . . . . . . . . . . . . 349<br />

Singt dem Herrn ein neues Lied<br />

Du Licht des Himmels, großer Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . 351<br />

Engagiertes Christsein<br />

Pilgerin und Visionärin: Margery Kempe . . . . . . . . . . . . . . 353<br />

Die Mitte erschließen<br />

Begegnung im aktualis. Gedenken der Heilsgeschichte . . . 357<br />

Themen und Termine<br />

Gebetsanliegen des Papstes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Seliger des Monats: Jakob Franz Kern . . . . . . . . . . . . . . . . 360<br />

Bischofssynode tagt in Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361


Inhalt 4<br />

Gebete und Gesänge<br />

Confiteor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Erbarme dich, Herr, unser Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Eröffnung von Morgen- und Abendgebet . . . . . . . . . . . . . 364<br />

Marianische Antiphon Salve Regina . . . . . . . . . . . . . . . . . 365<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366<br />

Leserservice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367<br />

Quellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368<br />

Gottesdienste im ZDF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368<br />

DOMRADIO.DE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368<br />

Abkürzungen:<br />

GL: Gotteslob 2013<br />

GL 1975: Gotteslob 1975<br />

KG: Kath. Gebet- und Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz<br />

EG: Evangelisches Gesangbuch<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong> wird aus reinem Dünndruckpapier hergestellt und verbraucht<br />

daher 50 % weniger Nutzholz und Energie als herkömmliches<br />

Papier. Dünndruckpapier ist ein idealer Recycling-Rohstoff und leistet somit<br />

einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Umwelt.<br />

Wenn Sie den quartalsweise erscheinenden Newsletter von MAGNI-<br />

FICAT beziehen möchten, so melden Sie sich bitte auf der Seite www.<br />

magnificat.de ganz unten mit Ihrer E-Mail-Adresse an.


5Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Ich mag das klare Licht im <strong>Oktober</strong>, die Stoppelfelder, die zu Erntedank<br />

geschmückten Kirchen. Auch das jüdische Laubhüttenfest,<br />

das dieses Jahr mit unserm Erntedank zusammenfällt, ist ein<br />

Erntefest – man verbringt es in der Sukka, einer luftigen Hütte,<br />

durch deren Laubdach man den Himmel sieht. Als Symbol hat die<br />

Ernte mit Erfolg zu tun: Wird man die Früchte der eigenen Arbeit<br />

einbringen, den Gewinn feiern können? Wann? Unsere Gesellschaft<br />

scheint das Ideal zu verfolgen, möglichst schnell möglichst<br />

reich zu werden, jedenfalls wenn man sich die kometenhaften<br />

Karrieren von manchen Influencern anschaut. Der Erntedank und<br />

zumal das Laubhüttenfest, das an die Wüstenwanderung Israels<br />

erinnert, bringen demgegenüber ins Bewusstsein, dass Ernte und<br />

Erfolg nicht nur von mir und meinem Einsatz abhängen, sondern<br />

z. B. auch von meinen Lebensbedingungen, von den Menschen,<br />

die mich begleiten.<br />

Und was ist mit denen, die trotz aller Anstrengung die Wüste,<br />

um im Bild zu bleiben, ihr ganzes Leben lang nicht hinter sich lassen?<br />

Denen durchschlagender Erfolg versagt bleibt? Oft genug ist<br />

die Zeit für bestimmte Ideen nicht reif. Der tschechische Bürgerrechtler<br />

und spätere Präsident Václav Havel hat einmal gesagt, die<br />

Hoffnung sei „die Gewissheit, dass etwas seinen guten Sinn hat –<br />

egal wie es am Ende ausgehen wird“. Sie macht zwar die Mühsal<br />

und den Anschein des Scheiterns nicht erträglicher, aber sie lenkt<br />

den Blick auf die Innenseite, auf die Haltung und Motivation eines<br />

Menschen. Im Grunde formuliert Havel in seinen Worten das<br />

Geheimnis des Kreuzes: Äußerlich wie ein Verbrecher hingerichtet,<br />

hat Jesus von Nazaret die Weltgeschichte verändert. Wer seiner<br />

Haltung und Botschaft folgt, wird einen Anteil daran haben,<br />

wenn die Geschichte der Menschheit am Ende gut ausgeht.<br />

Ihr Johannes Bernhard Uphus


Das Bild im Blick 6<br />

Das Gebet des Alltags<br />

Jean-François Millet verdankt seinen Erfolg als Maler der entschlossenen<br />

Zuwendung zur harten Arbeit der Landbevölkerung<br />

seiner Zeit. In seinen Gemälden steigert er bäuerliche Figuren<br />

zu monumentalen Gestalten, die nicht selten an biblische<br />

Szenen erinnern. Die Bibel war zeitlebens eine wichtige Lektüre<br />

für ihn.<br />

Seine Farben sind erdgebunden, doch werden sie oft überstrahlt<br />

von einem fast verklärenden Himmelslicht, das seinen Figuren die<br />

eigentliche Würde verleiht.<br />

Das Angelusläuten<br />

Unser Bild zeigt einen Mann und eine Frau in einfacher Arbeitskleidung,<br />

die stehend innehalten. Die gebeugte Kopfhaltung und<br />

die gefalteten Hände, der Mann hat seinen Hut abgenommen und<br />

hält ihn in den Händen, zeigen, dass sie beten. Nicht zufällig ist<br />

hinter den Schultern der Frau der Kirchturm von Chailly-en-Bière<br />

in der Nähe von Barbizon zu sehen, der ein Ausrufezeichen in die<br />

Horizontlinie setzt. Es geht um das Läuten der Kirchturmglocken<br />

am Morgen, am Mittag und am Abend, das die Gläubigen einlädt,<br />

den „Engel des Herrn“ zu beten. Diese alte Gebetstradition<br />

dient der Heiligung des Alltags; durch die kurzen, regelmäßigen<br />

Gebetsunterbrechungen soll der Alltag selbst zum Gottesdienst<br />

und von der Ausrichtung auf Gott durchdrungen werden. Da das<br />

Angelusgebet eigentlich ein Wechselgebet zwischen einem/r Vorbeter/in<br />

und einem/r Nachbeter/in ist, eignet es sich am besten<br />

zum Gebet ab zwei Personen.<br />

Jeden Sonntag um 12.00 Uhr betet der Papst mit den auf dem<br />

Petersplatz versammelten Gläubigen den Angelus bzw. in der Osterzeit<br />

das Regina caeli.


7<br />

Das Bild im Blick<br />

Alltag der Landbevölkerung<br />

Zwischen den beiden Personen steht ein Korb mit Kartoffeln auf<br />

der Erde, weitere Kartoffeln liegen auf dem Acker. Die Grabgabel<br />

steckt hinter dem Mann, dessen blaue Hose hervorsticht, in<br />

der Erde. Hinter der Frau steht eine einrädrige Sackkarre, auf der<br />

bereits ein voller und ein halb angefüllter Sack mit Kartoffeln warten.<br />

Die beiden haben offensichtlich die Kartoffelernte spontan<br />

unterbrochen, als sie das Angelusläuten hörten. Wo die beiden<br />

stehen und rechts von ihnen ist der Acker bereits abgeerntet,<br />

während links noch die Reihen der Kartoffelpflanzen zu sehen<br />

sind. Die Landschaft öffnet sich hinten zu einer heideartig bewachsenen<br />

Fläche mit dem erwähnten Dorf im Hintergrund. Die<br />

Waagerechte der Horizontlinie wird vom Kirchturm und einigen<br />

Bäumen unterbrochen.<br />

Der Himmel wird leicht bewölkt gezeigt, die Sonne steht links;<br />

es scheint das Mittagsläuten zu sein. Die Farben der Wolkenformationen<br />

sind sehr sensibel variiert und wirken fast schon impressionistisch.<br />

Der Flug einiger schwarzer Vögel ist rechts oben zu<br />

sehen. Auch über die Vegetation der erdgebundenen Landschaft<br />

wirft der Himmel sein buntes Licht und ruft sanfte Farbakzente<br />

hervor. Dagegen sind die beiden Personen gegen das Licht verschattet.<br />

Es ist nicht eindeutig, wer die beiden sind. Sie kommen einer<br />

bäuerlichen Arbeit nach, aber sind es Mann und Frau oder Bauer<br />

und Magd? In jedem Fall scheinen sie ganz selbstverständlich in<br />

religiöse Strukturen eingebunden zu sein. Es bedarf keiner Absprache<br />

oder Diskussion: Beim Läuten der Glocken lassen sie ihre<br />

momentane Arbeit ruhen und beten gemeinsam. Dies ist in einem<br />

bäuerlichen Tagesablauf leicht möglich, in unserer heutigen komplexen,<br />

arbeitsteiligen und technisierten Arbeitswelt erscheint<br />

das sehr viel schwieriger.


Das Bild im Blick 8<br />

Eine ungewöhnliche These<br />

Der spanische Künstler Salvador Dalí kannte das Bild seit seiner<br />

Schulzeit. Er hat es mehrfach in seinen Bildern zitiert. Interessanterweise<br />

hat er die These aufgeworfen, dass es in dem Bild ursprünglich<br />

um das Begräbnis eines Kindes ging, und interpretierte<br />

es als Gebet der Eltern am Grab ihres Kindes.<br />

Er veranlasste die Röntgenuntersuchung des Bildes durch den<br />

Louvre, und tatsächlich wurde die Vorzeichnung einer Kiste unter<br />

dem Korb, der heute zwischen den beiden Personen zu sehen<br />

ist, gefunden. Dalí interpretierte diese Kiste als Kindersarg, doch<br />

ist es natürlich auch möglich, dass Millet zunächst eine Kartoffelkiste<br />

zwischen die beiden Protagonisten stellen wollte, sich dann<br />

aber doch für einen Korb entschied.<br />

Trotzdem bleibt die These Dalís eine interessante Spur, welche<br />

die ungewöhnliche Innigkeit der Gesten angesichts eines alltäglichen<br />

Gebets erklären würde.<br />

Sicherlich ist das Bild auch zur Zeit seiner Entstehung, gerade<br />

angesichts der Innigkeit der Körperhaltungen der beiden Personen,<br />

als idealisierend oder gar romantisierend empfunden worden.<br />

Es zeigt zwar eine alltägliche Handlung, die zweifellos zu<br />

dieser Zeit absolut gängig und üblich war, aber es übersteigert<br />

diese zur monumentalen Geste, zu vorbildhaftem religiösen Tun.<br />

Angesichts dieses monumentalen Vorbilds können wir uns fragen,<br />

ob unsere Zeit religiös so müde geworden ist und an solche<br />

Gesten bei Weitem nicht mehr heranreicht. Aber wir können uns<br />

auch vor Augen führen, dass es auch heute viele Menschen gibt,<br />

die versuchen, ihren Alltag zu heiligen und von Gott durchdringen<br />

zu lassen. Dazu kann das Angelusgebet eine gute Hilfe sein,<br />

aber es gibt auch andere. Das Stundengebet ist eine Möglichkeit<br />

dafür, und <strong>MAGNIFICAT</strong> versucht dazu eine Hilfe zu bieten. Das<br />

Gebet des Rosenkranzes ist eine andere Möglichkeit, das aber<br />

in unserer Zeit weniger Anhänger zu haben scheint als früher.<br />

Meinem Eindruck nach gibt es aber immer mehr Menschen, die


9<br />

Das Bild im Blick<br />

mit dem aus der Ostkirche stammenden Herzensgebet die Gegenwart<br />

Gottes in ihrem Alltag stärken, indem sie mit dem Einatmen<br />

„Herr Jesus Christus“ und mit dem Ausatmen „erbarme dich meiner“<br />

beten. Wichtig ist nicht, wie wir beten oder was wir beten.<br />

Wichtig ist, dass der Alltag mit Gott gelebt wird, dass Gott im<br />

Alltag gegenwärtig ist. Das Gebet im Alltag hilft, dass der Alltag<br />

zum Gebet wird.<br />

Heinz Detlef Stäps


1. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

26. Sonntag im Jahreskreis<br />

Namenstag: hl. Piatus von Tournai (Platon, Märtyrer, † um 300) · hl. Romanus<br />

der Melode (byz. Hymnendichter, † um 560) · hl. Bavo von Gent<br />

(Benediktiner, † vor 659) · hl. Giselbert von Zusmarshausen (Hirte, 11.<br />

Jh.) · sel. Werner von Wilten (Prämonstratenser, † 1332) · hl. Theresia<br />

vom Kinde Jesus (Karmelitin, Kirchenlehrerin, † 1897)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Obhut der Gottesgebärerin (slaw. Orthodoxie)<br />

· Anthony Ashley Cooper, 7. Earl of Shaftesbury (brit. Sozialreformer,<br />

1801–1885)<br />

Heute wird in vielen Gemeinden der Erntedanksonntag begangen.<br />

Noch bis kommenden Freitag, den 6. <strong>Oktober</strong>, feiern unsere jüdischen<br />

Mitbürger Sukkot, das Laubhüttenfest.<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt.<br />

Seiner Erlösungstat wollen wir gedenken.<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.<br />

Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit.<br />

Amen. Halleluja.


11<br />

Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Hymnus<br />

Zu diesem Hymnus finden Sie eine Auslegung auf den Seiten<br />

351–353.<br />

Du Licht des Himmels, großer Gott,<br />

der ausgespannt das Sternenzelt<br />

und der es hält mit starker Hand,<br />

du sendest Licht in unsre Welt.<br />

Die Morgenröte zieht herauf<br />

und überstrahlt das Sternenheer,<br />

der graue Nebel löst sich auf,<br />

Tau netzt die Erde segensschwer.<br />

Das Reich der Schatten weicht zurück,<br />

das Tageslicht nimmt seinen Lauf;<br />

und strahlend, gleich dem Morgenstern,<br />

weckt Christus uns vom Schlafe auf.<br />

Du, Christus, bist der helle Tag,<br />

das Licht, dem unser Licht entspringt,<br />

Gott, der mit seiner Allmacht Kraft<br />

die tote Welt zum Leben bringt.<br />

Erlöser, der ins Licht uns führt<br />

und aller Finsternis entreißt,<br />

dich preisen wir im Morgenlied<br />

mit Gott, dem Vater, und dem Geist. Amen.<br />

Nach: Deus, qui caeli lumen es; 5.–6. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 615 · GL 1979 229 · KG 473 – andere Melodie: EG 437<br />

Psalm 104 Verse 1–12<br />

Lobe den Herrn, meine Seele! /<br />

Herr, mein Gott, wie groß bist du! *<br />

Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.<br />

Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid, *<br />

du spannst den Himmel aus wie ein Zelt.


Morgen · Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> 12<br />

Du verankerst die Balken deiner Wohnung im Wasser. /<br />

Du nimmst dir die Wolken zum Wagen, *<br />

du fährst einher auf den Flügeln des Sturmes.<br />

Du machst dir die Winde zu Boten *<br />

und lodernde Feuer zu deinen Dienern.<br />

Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet; *<br />

in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken.<br />

Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Kleid, *<br />

die Wasser standen über den Bergen:<br />

Sie wichen vor deinem Drohen zurück, *<br />

sie flohen vor der Stimme deines Donners.<br />

Da erhoben sich Berge und senkten sich Täler *<br />

an den Ort, den du für sie bestimmt hast.<br />

Du hast den Wassern eine Grenze gesetzt, /<br />

die dürfen sie nicht überschreiten; *<br />

nie wieder sollen sie die Erde bedecken.<br />

Du lässt die Quellen hervorsprudeln in den Tälern, *<br />

sie eilen zwischen den Bergen dahin.<br />

Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, *<br />

die Wildesel stillen ihren Durst daraus.<br />

An den Ufern wohnen die Vögel des Himmels, *<br />

aus den Zweigen erklingt ihr Gesang.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du achtest auf deine Schöpfung und erhältst sie, treuer Gott. Lass<br />

uns deiner rettenden Macht vertrauen und mach uns bereit, deinen<br />

Willen zu tun.<br />

Lesung Ez 36, 25–27<br />

Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein.<br />

Ich reinige euch von aller Unreinheit, von all euren Götzen.<br />

Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in<br />

euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe


13<br />

Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch und<br />

bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote<br />

achtet und sie erfüllt.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Benedictus, Magnificat und Nunc dimittis finden Sie auf einem heraustrennbaren<br />

Gebetsblatt am Anfang des Heftes. Die dazugehörigen Antiphonen werden<br />

jeweils vor und nach diesen Gesängen aus dem Evangelium gebetet.<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Wer den Willen meines Vaters tut, kommt in das Himmelreich.<br />

Bitten<br />

Christus Jesus, Auferstandener, du gibst uns Anteil an deiner Sendung.<br />

Wir bitten dich:<br />

A: Hilf uns, dein Werk weiterzuführen.<br />

Du bist unser König, weil du den Willen des Vaters erfüllt hast;<br />

– wecke unsere Sinne, dass wir wahrnehmen, wo seine Herrschaft<br />

durch uns Wirklichkeit werden will.<br />

Du bist unser Hoherpriester, weil du den Vater in allem geehrt<br />

hast;<br />

– hilf uns, seinen Namen zu heiligen, indem wir einander beistehen<br />

und für die Schwachen eintreten.<br />

Du bist unser Erlöser, weil du dein Leben zum Zeugnis für die<br />

Güte des Vaters gegeben hast;<br />

– gib uns die Kraft, um der Liebe willen zurückzustehen und niemand<br />

aufzugeben, der uns anvertraut ist.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Großer Gott, du offenbarst deine Macht vor allem im Erbarmen<br />

und im Verschonen. Darum nimm uns in Gnaden auf, wenn uns<br />

auch Schuld belastet. Gib, dass wir unseren Lauf vollenden und zur<br />

Herrlichkeit des Himmels gelangen. Darum bitten wir durch Jesus


Eucharistie · Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> 14<br />

Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit<br />

des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Bei d e n Orationen, die mit „Darum bitten wir durch Jesus Christus“ enden, soll<br />

die oben angegebene abschließende Formel gebetet werden.<br />

Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater,<br />

und dem Herrn Jesus Christus.<br />

Vgl. Röm 1, 7<br />

Gloria<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 358, 3–5, 446, 455, 456, 543 · KG 46,<br />

66, 566, 567<br />

Alles, was du uns getan hast, o Herr,<br />

das hast du nach deiner gerechten Entscheidung getan,<br />

denn wir haben gesündigt,<br />

wir haben dein Gesetz übertreten.<br />

Verherrliche deinen Namen und rette uns<br />

nach der Fülle deines Erbarmens.<br />

Vgl. Dan 3, 31.29.30.43.42<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Ezechiel Ez 18, 25–28<br />

So spricht der Herr: Ihr sagt: Der Weg des Herrn ist nicht richtig.<br />

Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Weg soll nicht richtig<br />

sein? Sind es nicht eure Wege, die nicht richtig sind?<br />

Wenn ein Gerechter sich abkehrt von seiner Gerechtigkeit und<br />

Unrecht tut, muss er dafür sterben. Wegen des Unrechts, das er<br />

getan hat, wird er sterben. Wenn ein Schuldiger von dem Unrecht<br />

umkehrt, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit<br />

handelt, wird er sein Leben bewahren. Wenn er alle seine Verge-


15<br />

Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

hen, die er verübt hat, einsieht und umkehrt, wird er bestimmt<br />

am Leben bleiben. Er wird nicht sterben.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Im Alten Orient ist man von einem Zusammenhang von Tun<br />

und Ergehen überzeugt, der die Generationen übergreift. In der<br />

Verbannung kamen israelitische Männer und Frauen zu dem<br />

Schluss, Verfehlungen ihrer Vorfahren hätten die geschichtliche<br />

Katastrophe ausgelöst, deren Konsequenzen sie nun zu tragen<br />

hatten. Verbitterung und Resignation – was bleibt uns denn<br />

sonst? Und vor allem: wozu sich persönlich um eine gute Lebensführung<br />

bemühen, wenn man ohnehin die Verfehlungen<br />

anderer auszubaden hat? Der Prophet Ezechiel erkennt die tödliche<br />

Gefahr. Klar stellt er heraus, dass jeder und jede für sich,<br />

die eigene Gesinnung und die eigenen Taten einsteht. Wer zuvor<br />

gerecht lebte, nun aber Unrecht tut, muss dafür einstehen. Wer<br />

einst ungerecht lebte, jetzt aber bereut und umkehrt, gewinnt<br />

Leben. Darin erkennt der Religionsphilosoph Jacob Taubes<br />

(1923–1987) die Geburtsstunde des menschlichen Individuums,<br />

des unverwechselbaren und unersetzlichen, verantwortlichen<br />

Einzelnen. Unter dem Stern eines Gottes, dem nicht der Tod des<br />

Menschen gefällt, sondern dass er lebe, eine glückliche Geburt.<br />

Antwortpsalm Ps 25, 4–9<br />

Kehrvers:<br />

Gedenke deines Erbarmens, o HERR, und der Taten deiner Gnade!<br />

Zeige mir, HERR, deine Wege, *<br />

lehre mich deine Pfade!<br />

Führe mich in deiner Treue und lehre mich; /<br />

denn du bist der Gott meines Heiles. *<br />

Auf dich hoffe ich den ganzen Tag. – Kehrvers<br />

Gedenke deines Erbarmens, HERR, /<br />

und der Taten deiner Gnade; *<br />

denn sie bestehen seit Ewigkeit!


Eucharistie · Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> 16<br />

Gedenke nicht meiner Jugendsünden und meiner Frevel! *<br />

Nach deiner Huld gedenke meiner, HERR, denn du bist gütig!<br />

Kehrvers:<br />

Gedenke deines Erbarmens, o HERR, und der Taten deiner Gnade!<br />

Der HERR ist gut und redlich, *<br />

darum weist er Sünder auf den rechten Weg.<br />

Die Armen leitet er nach seinem Recht, *<br />

die Armen lehrt er seinen Weg. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 6ab, ferner GL 623, 2 oder GL 1975 170, 1<br />

oder KG 612 (II. Ton)<br />

Lesung aus dem Philipperbrief Phil 2, 1–11<br />

Kurzfassung: Phil 2, 1–5<br />

Schwestern und Brüder! Wenn es eine Ermahnung in Christus<br />

gibt, einen Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes,<br />

ein Erbarmen und Mitgefühl, dann macht meine Freude vollkommen,<br />

dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden,<br />

einmütig, einträchtig, dass ihr nichts aus Streitsucht und nichts<br />

aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher<br />

ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl,<br />

sondern auch auf das der anderen.<br />

Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus<br />

Jesus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest,<br />

Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie<br />

ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines<br />

Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis<br />

zum Tod am Kreuz.<br />

Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen,<br />

der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf<br />

der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen<br />

Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur<br />

Ehre Gottes, des Vaters.


17<br />

Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Ruf vor dem Evangelium Joh 10, 27<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich<br />

kenne sie und sie folgen mir.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 21, 28–32<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten<br />

des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er<br />

ging zum ersten und sagte: Mein Kind, geh und arbeite heute im<br />

Weinberg! Er antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn<br />

und er ging hinaus.<br />

Da wandte er sich an den zweiten und sagte zu ihm dasselbe.<br />

Dieser antwortete: Ja, Herr – und ging nicht hin.<br />

Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie<br />

antworteten: Der erste.<br />

Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, ich sage euch: Die Zöllner und<br />

die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.<br />

Denn Johannes ist zu euch gekommen auf dem Weg der Gerechtigkeit<br />

und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und<br />

die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen und doch<br />

habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.<br />

Credo<br />

Gabengebet<br />

Barmherziger Gott, nimm unsere Gaben an und öffne uns in dieser<br />

Feier die Quelle, aus der aller Segen strömt. Darum bitten wir<br />

durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken und das Werk deiner Gnade zu rühmen durch unseren<br />

Herrn Jesus Christus. Denn aus Erbarmen mit uns sündigen Men-


Eucharistie · Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> 18<br />

schen ist er Mensch geworden aus Maria, der Jungfrau. Durch<br />

sein Leiden am Kreuz hat er uns vom ewigen Tod befreit und<br />

durch seine Auferstehung uns das unvergängliche Leben erworben.<br />

Darum preisen dich deine Erlösten und singen mit den Chören<br />

der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers vgl. 1 Joh 3, 16<br />

Die Liebe Gottes haben wir daran erkannt, dass Christus sein Leben<br />

für uns gegeben hat. So müssen auch wir das Leben hingeben<br />

für die Brüder.<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger Gott, in der Feier der Eucharistie haben wir den<br />

Tod des Herrn verkündet. Dieses Sakrament stärke uns an Leib<br />

und Seele und mache uns bereit, mit Christus zu leiden, damit<br />

wir auch mit ihm zur Herrlichkeit gelangen, der mit dir lebt und<br />

herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Schlusssegen<br />

Gott, der allmächtige Vater, segne euch und schenke euch gedeihliches<br />

Wetter; er halte Blitz, Hagel und jedes Unheil von euch<br />

fern.<br />

Er segne die Felder, die Gärten und den Wald und schenke<br />

euch die Früchte der Erde.<br />

Er begleite eure Arbeit, damit ihr in Dankbarkeit und Freude<br />

gebrauchet, was durch die Kräfte der Natur und die Mühe des<br />

Menschen gewachsen ist.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn<br />

† und der Heilige Geist.


19<br />

Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> · Auslegung<br />

Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />

Von Hieronymus<br />

Zuerst also wird dem Volk der Heiden durch die Kenntnis des<br />

Naturgesetzes gesagt: „Geh und arbeite in meinem Weinberg“,<br />

das heißt: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg<br />

auch keinem anderen zu. Dieses aber gab eine hochmütige Antwort<br />

und daher folgt: „Dieser antwortete: Ich will nicht.“ Später<br />

jedoch, bei der Ankunft des Erlösers, tat das Heidenvolk Buße<br />

und arbeitete im Weinberg des Herrn und machte seine trotzige<br />

Antwort durch seine Arbeit wieder gut.<br />

Eusebius Sophronius Hieronymus (Bibelübersetzer, Kirchenlehrer,<br />

um 347–419), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea.<br />

Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser<br />

und Florian Kolbinger, 291, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Die vollständige Fassung der Eröffnung von Morgen- und Abendgebet finden Sie<br />

mit Noten auf Seite 364.<br />

Hymnus<br />

O Herr Jesu, Ehrenkönig,<br />

die Ernt ist groß, der Schnitter wenig,<br />

drum sende treue Zeugen aus.<br />

Send auch uns hinaus in Gnaden,<br />

viel arme Gäste dir zu laden<br />

zum Mahl in deines Vaters Haus.<br />

Wohl dem, den deine Wahl


Abend · Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> 20<br />

beruft zum Abendmahl<br />

im Reich Gottes!<br />

Da ruht der Streit,<br />

da währt die Freud<br />

heut, gestern und in Ewigkeit.<br />

Albert Knapp (1822) 1824<br />

EG 256, 3. Strophe · Melodie: GL 554 · GL 1975 110 · KG 210<br />

Psalm 115<br />

Nicht uns, o Herr, bring zu Ehren, /<br />

nicht uns, sondern deinen Namen, *<br />

in deiner Huld und Treue!<br />

Warum sollen die Völker sagen: *<br />

„Wo ist denn ihr Gott?“<br />

Unser Gott ist im Himmel; *<br />

alles, was ihm gefällt, das vollbringt er.<br />

Die Götzen der Völker sind nur Silber und Gold, *<br />

ein Machwerk von Menschenhand.<br />

Sie haben einen Mund und reden nicht, *<br />

Augen und sehen nicht;<br />

sie haben Ohren und hören nicht, *<br />

eine Nase und riechen nicht;<br />

mit ihren Händen können sie nicht greifen, /<br />

mit den Füßen nicht gehen, *<br />

sie bringen keinen Laut hervor aus ihrer Kehle.<br />

Die sie gemacht haben, sollen ihrem Machwerk gleichen, *<br />

alle, die den Götzen vertrauen.<br />

Israel, vertrau auf den Herrn! *<br />

Er ist für euch Helfer und Schild.<br />

Haus Aaron, vertrau auf den Herrn! *<br />

Er ist für euch Helfer und Schild.<br />

Alle, die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf den Herrn! *<br />

Er ist für euch Helfer und Schild.


21<br />

Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Der Herr denkt an uns, er wird uns segnen, /<br />

er wird das Haus Israel segnen, *<br />

er wird das Haus Aaron segnen.<br />

Der Herr wird alle segnen, die ihn fürchten, *<br />

segnen Kleine und Große.<br />

Es mehre euch der Herr, *<br />

euch und eure Kinder!<br />

Seid gesegnet vom Herrn, *<br />

der Himmel und Erde gemacht hat!<br />

Der Himmel ist der Himmel des Herrn, *<br />

die Erde aber gab er den Menschen.<br />

Tote können den Herrn nicht mehr loben, *<br />

keiner, der ins Schweigen hinabfuhr.<br />

Wir aber preisen den Herrn *<br />

von nun an bis in Ewigkeit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Barmherziger Gott, du segnest alle, die dich fürchten. Du hast<br />

Himmel und Erde gemacht und schenkst uns die Fülle deines<br />

Lebens. Dich wollen wir loben in Ewigkeit.<br />

Lesung 2 Thess 2, 13–14<br />

Wir müssen Gott zu jeder Zeit euretwegen danken, vom<br />

Herrn geliebte Brüder, weil Gott euch als Erstlingsgabe<br />

dazu auserwählt hat, aufgrund der Heiligung durch den Geist und<br />

aufgrund eures Glaubens an die Wahrheit gerettet zu werden.<br />

Dazu hat er euch durch unser Evangelium auch berufen; ihr sollt<br />

nämlich die Herrlichkeit Jesu Christi, unseres Herrn, erlangen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich<br />

kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters erfüllt.


Abend · Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> 22<br />

Fürbitten<br />

Gütiger Vater, wir heißen deine Kinder und sind es. Darum bitten<br />

wir dich:<br />

A: Erneuere in uns den Geist der Kindschaft.<br />

Unter uns Menschen herrschen weithin Misstrauen und Vorurteile;<br />

– befähige deine Glaubenden, aus dem Vertrauen zu dir ihren<br />

Mitmenschen unbefangen gegenüberzutreten.<br />

Wie sehr ist unsere Welt von dem Ziel beherrscht, möglichst zuoberst<br />

auf dem Treppchen zu stehen;<br />

– lass deine Kirche durch ihr Tun bezeugen, dass du dich dem<br />

Bedürftigen zuwendest und den Hilflosen schützt.<br />

Viele Menschen meinen, sie allein hätten ihr Leben in der Hand,<br />

und nicht wenige werden dadurch krank;<br />

– lass sie neu aus der Zuversicht handeln, dass du sie trägst und<br />

leitest.<br />

Unsere Endlichkeit ist in unserem Alltag kaum noch präsent;<br />

– segne alle, die Sterbende begleiten, und lass durch ihr Tun die<br />

Hoffnung auf bleibende Gemeinschaft bei dir erstarken.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Großer Gott, du offenbarst deine Macht vor allem im Erbarmen<br />

und im Verschonen. Darum nimm uns in Gnaden auf, wenn uns<br />

auch Schuld belastet. Gib, dass wir unseren Lauf vollenden und<br />

zur Herrlichkeit des Himmels gelangen. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Der treue Gott behüte unseren Schlaf,<br />

er halte Unheil von uns fern<br />

und führe uns in sein Reich.


Montag, 2. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heilige Schutzengel<br />

Im Hinblick auf die Schutzengel hält sich die Kirche an das, was die<br />

Bibel über das Wirken der Engel in der Geschichte des Volkes Gottes<br />

sagt. Die Lehre von den Schutzengeln ist nie in einer offiziellen<br />

Entscheidung dargelegt worden.<br />

Gottes Schutz durch seine Engel besingt der Psalmist (vgl. Ps<br />

91, 10–12), erfährt der junge Tobias (vgl. Tob 5, 17), und Jesus spricht<br />

von Gottes Schutz für jeden einzelnen Menschen: „Hütet euch davor,<br />

einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch:<br />

Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen<br />

Vaters.“ (Mt 18, 10) Als Petrus aus dem Kerker befreit wird, erkennt<br />

er dankbar: „Jetzt weiß ich, dass der Herr seinen Engel gesandt hat<br />

und mich der Hand des Herodes entrissen hat.“ (Apg 12, 11)<br />

Zusammen mit der Verehrung des Erzengels Michael verbreitete<br />

sich im 15. und 16. Jahrhundert die liturgische Verehrung der<br />

Schutzengel. Die bildhafte Darstellung des Schutzengels erfreut sich<br />

seit dem 16. Jahrhundert großer Beliebtheit. Dabei ist es wichtig, den<br />

Engel nicht zu verniedlichen, denn in ihm drückt sich Gottes Sorge<br />

um den Menschen aus. Die Tatsache, dass es Menschen gibt, die<br />

zwar an die Existenz von Engeln, aber nicht an Gott glauben, weist<br />

vielleicht auf die im Menschen tief verankerte Sehnsucht nach einem<br />

persönlichen Schutz hin.<br />

Ursprünglich wurde das Fest der Schutzengel am Michaelsfest mitgefeiert.<br />

Papst Pius X. legte den 2. <strong>Oktober</strong> als eigenen Gedenktag<br />

fest.<br />

Schrifttexte: alternative Lesung: Ex 23, 20–23a; Evangelium: Mt<br />

18, 1–5.10<br />

Namenstag: hl. Beregis von St-Hubert (Kaplan Pippins des Mittleren,<br />

Klostergründer, † nach 725) · Petrus, Hermann und Jakob von Neuzelle<br />

(Zisterzienser, Märtyrer, † 1429)


Morgen · Montag, 2. <strong>Oktober</strong> 24<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Dem Schöpfer-Gott sei Dank gebracht,<br />

dass er zum Lobe seiner Macht<br />

das Engelheer erschaffen hat<br />

und sie uns schickt zu Hilf und Rat.<br />

Lass, Herr, die Engel bei uns sein<br />

und schick sie in die Welt hinein<br />

mit deiner gnadenvollen Macht,<br />

dass sie uns schützen Tag und Nacht.<br />

Lass in der Engel Hochgesang<br />

einstimmen uns das Leben lang,<br />

und lass uns einst in Ewigkeit<br />

teilnehmen an der Herrlichkeit.<br />

Neues Stundenbuch<br />

Melodie: GL 539 · GL 1975 605 · KG 781 · EG 142<br />

Psalm 31 Verse 2–9<br />

Herr, ich suche Zuflucht bei dir. /<br />

Lass mich doch niemals scheitern; *<br />

rette mich in deiner Gerechtigkeit!<br />

Wende dein Ohr mir zu, *<br />

erlöse mich bald!<br />

Sei mir ein schützender Fels, *<br />

eine feste Burg, die mich rettet.<br />

Denn du bist mein Fels und meine Burg; *<br />

um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.


25<br />

Montag, 2. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Du wirst mich befreien aus dem Netz, *<br />

das sie mir heimlich legten; denn du bist meine Zuflucht.<br />

In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist; *<br />

du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.<br />

Dir sind alle verhasst, die nichtige Götzen verehren; *<br />

ich aber verlasse mich auf den Herrn.<br />

Ich will jubeln und über deine Huld mich freuen; /<br />

denn du hast mein Elend angesehn, *<br />

du bist mit meiner Not vertraut.<br />

Du hast mich nicht preisgegeben der Gewalt meines Feindes, *<br />

hast meinen Füßen freien Raum geschenkt.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du unser Fels, unsere Burg, wir suchen Zuflucht bei dir. Du wirst<br />

uns befreien aus dem Netz von Schuld und Sünde. In deine Hände<br />

legen wir vertrauend unser Leben.<br />

Lesung Ex 23, 20–21<br />

Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich<br />

auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich<br />

bestimmt habe. Achte auf ihn und hör auf seine Stimme! Widersetze<br />

dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr euch<br />

auflehnt, denn in ihm ist mein Name gegenwärtig.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Sie alle sind dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen,<br />

denen das Heil zuteilwerden soll.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der uns auf Schritt und Tritt begleitet. Zu ihm<br />

rufen wir:<br />

A: Führe uns deine Wege.


Eucharistie · Montag, 2. <strong>Oktober</strong> 26<br />

– Dass wir dir heute ein Stück näherkommen.<br />

A: Führe uns deine Wege.<br />

– Dass wir offen und hilfsbereit mit unseren Mitmenschen umgehen.<br />

– Dass wir nicht resignieren, wenn wir Ablehnung erfahren.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, in deiner Vorsehung sorgst du für alles, was du geschaffen<br />

hast. Sende uns deine heiligen Engel zu Hilfe, dass sie uns behüten<br />

auf allen unseren Wegen, und gib uns in der Gemeinschaft<br />

mit ihnen deine ewige Freude. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Der treue Gott geleite uns auf unserer Pilgerschaft,<br />

er bewahre uns heute vor Schuld<br />

und lasse uns seine Herrlichkeit schauen.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Sacharja Sach 8, 1–8<br />

Es erging das Wort des Herrn der Heere: So spricht der Herr der<br />

Heere: Mit großem Eifer trete ich ein für Zion, ich setze mich<br />

glühend ein für Jerusalem.<br />

So spricht der Herr: Ich kehre zurück nach Zion und wohne<br />

wieder in Jerusalem. Dann wird Jerusalem „Stadt der Treue“ heißen<br />

und der Berg des Herrn der Heere „Heiliger Berg“.<br />

So spricht der Herr der Heere: Greise und Greisinnen werden<br />

wieder auf den Plätzen Jerusalems sitzen; jeder hält wegen seines<br />

hohen Alters einen Stock in der Hand. Die Straßen der Stadt


27<br />

Montag, 2. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

werden voll Knaben und Mädchen sein, die auf den Straßen Jerusalems<br />

spielen.<br />

So spricht der Herr der Heere: Wenn das dem Rest dieses Volkes<br />

in jenen Tagen zu wunderbar erscheint, muss es dann auch<br />

mir zu wunderbar erscheinen? – Spruch des Herrn der Heere.<br />

So spricht der Herr der Heere: Seht, ich werde mein Volk befreien<br />

aus dem Land des Sonnenaufgangs und aus dem Land des<br />

Sonnenuntergangs. Ich werde sie heimbringen, und sie werden in<br />

Jerusalem wohnen. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr<br />

Gott sein, unwandelbar und treu.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Eine Stadt, die blüht und gedeiht. In der das Leben zu Hause ist.<br />

Ihr Ehrenzeichen sind spielende Kinder, die die Straßen bevölkern,<br />

und hochbetagte Männer und Frauen, die auf den Plätzen<br />

der Stadt sitzen; nicht ausgeschlossen, sondern mitten darin,<br />

geborgen, geschützt. Kleine Jungen und Mädchen und alte Menschen,<br />

die am Leben teilhaben, sie machen eine Stadt lebendig.<br />

Kinder und Greise sind die schwächsten Glieder einer Gesellschaft,<br />

ihre starke Präsenz ist, biblisch gesehen, untrüglicher<br />

Indikator für Lebensqualität. Nicht in den Himmel stechende<br />

Bankentürme, nicht spiegelnde Fassaden aus Glas und Stahl sprechen<br />

für die Qualität einer Stadt. Die fröhlichen Kinder und die<br />

sich ihres Lebens freuenden Betagten und Hochbetagten geben<br />

Zeugnis, ein unvergleichlich kostbares, ein lebendiges Zeugnis für<br />

das gute Leben der Stadt. Sie zeigen an, dass der Herr selbst,<br />

Schöpfer und Förderer und Heiler des Lebens, in ihr wohnt, der<br />

viel mehr ist als ein Gast zur Nacht. „Sie werden mein Volk sein,<br />

und ich werde ihr Gott sein, unwandelbar und treu.“<br />

Antwortpsalm Ps 102, 16–21.29.22<br />

Kehrvers:<br />

Der Herr baut Zion wieder auf und erscheint in all seiner Herrlichkeit.


Eucharistie · Montag, 2. <strong>Oktober</strong> 28<br />

Die Völker fürchten den Namen des Herrn *<br />

und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.<br />

Denn der Herr baut Zion wieder auf *<br />

und erscheint in all seiner Herrlichkeit. – Kehrvers<br />

Er wendet sich dem Gebet der Verlassenen zu, *<br />

ihre Bitten verschmäht er nicht.<br />

Dies sei aufgeschrieben für das kommende Geschlecht, *<br />

damit das Volk, das noch erschaffen wird, den Herrn lobpreise.<br />

Kehrvers:<br />

Der Herr baut Zion wieder auf und erscheint in all seiner Herrlichkeit.<br />

Der Herr schaut herab aus heiliger Höhe, *<br />

vom Himmel blickt er auf die Erde nieder;<br />

er will auf das Seufzen der Gefangenen hören *<br />

und alle befreien, die dem Tod geweiht sind. – Kehrvers<br />

Die Kinder deiner Knechte werden in Sicherheit wohnen, *<br />

ihre Nachkommen vor deinem Antlitz bestehen,<br />

damit sie den Namen des Herrn auf dem Zion verkünden *<br />

und sein Lob in Jerusalem. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 17, ferner GL 48, 1 (I. Ton) oder GL 1975 735, 1 (II. Ton)<br />

oder KG 615 (VII. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Ps 103, 21<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Lobt den Herrn, all seine Scharen, seine Diener, die seinen Willen<br />

vollziehen!<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 18, 1–5.10<br />

In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist<br />

im Himmelreich der Größte?


29<br />

Montag, 2. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte:<br />

Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die<br />

Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer<br />

so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der<br />

Größte. Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt,<br />

der nimmt mich auf.<br />

Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten!<br />

Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht<br />

meines himmlischen Vaters.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Denn er befiehlt all seinen Engeln,<br />

dich zu behüten auf all deinen Wegen.<br />

(Psalm 91, 11)<br />

• Was lässt bei mir Zuversicht und Sicherheit wachsen?<br />

• Kenne ich das Gefühl, auch in Unsicherheit oder gar in Bedrohung<br />

behütet zu sein?<br />

Confiteor – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Brüdern und<br />

Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe –<br />

ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken – durch<br />

meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld.<br />

Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen<br />

und euch, Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei Gott,<br />

unserem Herrn.


Abend · Montag, 2. <strong>Oktober</strong> 30<br />

Hymnus<br />

Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!<br />

Führet mich auf beiden Seiten,<br />

dass mein Fuß nicht möge gleiten!<br />

Aber lernt mich auch allhier<br />

euer großes Heilig singen<br />

und dem Höchsten Dank zu singen!<br />

Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!<br />

Aus: Johann Sebastian Bach, Kantate „Es erhub sich ein Streit“ BWV 19<br />

Psalm 91<br />

Wer im Schutz des Höchsten wohnt *<br />

und ruht im Schatten des Allmächtigen,<br />

der sagt zum Herrn: /<br />

„Du bist für mich Zuflucht und Burg, *<br />

mein Gott, dem ich vertraue.“<br />

Er rettet dich aus der Schlinge des Jägers *<br />

und aus allem Verderben.<br />

Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, /<br />

unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, *<br />

Schild und Schutz ist dir seine Treue.<br />

Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht<br />

nicht zu fürchten, *<br />

noch vor dem Pfeil, der am Tag dahinfliegt,<br />

nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, *<br />

vor der Seuche, die wütet am Mittag.<br />

Fallen auch tausend zu deiner Seite, /<br />

dir zur Rechten zehnmal tausend, *<br />

so wird es doch dich nicht treffen.<br />

Ja, du wirst es sehen mit eigenen Augen, *<br />

wirst zuschauen, wie den Frevlern vergolten wird.<br />

Denn der Herr ist deine Zuflucht, *<br />

du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt.


31<br />

Montag, 2. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Dir begegnet kein Unheil, *<br />

kein Unglück naht deinem Zelt.<br />

Denn er befiehlt seinen Engeln, *<br />

dich zu behüten auf all deinen Wegen.<br />

Sie tragen dich auf ihren Händen, *<br />

damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;<br />

du schreitest über Löwen und Nattern, *<br />

trittst auf Löwen und Drachen.<br />

„Weil er an mir hängt, will ich ihn retten; *<br />

ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen.<br />

Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören. /<br />

Ich bin bei ihm in der Not, *<br />

befreie ihn und bringe ihn zu Ehren.<br />

Ich sättige ihn mit langem Leben *<br />

und lasse ihn schauen mein Heil.“<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du unsere Zuflucht und unser Schutz, an dir hängt unser Leben.<br />

Sei uns nahe in der Not und lass uns dein Heil schauen.<br />

Lesung Apg 5, 17–20<br />

Voll Eifersucht erhoben sich der Hohepriester und alle, die auf<br />

seiner Seite standen, nämlich die Partei der Sadduzäer. Sie<br />

ließen die Apostel verhaften und in das öffentliche Gefängnis werfen.<br />

Ein Engel des Herrn aber öffnete nachts die Gefängnistore,<br />

führte sie heraus und sagte: Geht, tretet im Tempel auf und verkündet<br />

dem Volk alle Worte dieses Lebens!<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Ihre Engel schauen immerdar das Angesicht meines Vaters, der<br />

im Himmel ist.


Abend · Montag, 2. <strong>Oktober</strong> 32<br />

Fürbitten<br />

So viele Menschen sind tagtäglicher Bedrohung und Gewalt ausgeliefert.<br />

Für sie bitten wir Gott um Beistand:<br />

V/A: Sende deine Engel und schütze sie.<br />

– Wir beten für die Menschen in Kriegsgebieten, die Angriffe,<br />

Bedrohung, Mangel und Übergriffe erleiden.<br />

– Wir beten für alle, deren Lebensgrundlage durch die zunehmenden<br />

Dürren, Überschwemmungen und sonstigen Veränderungen<br />

ihrer Umwelt bedroht ist.<br />

– Wir beten für alle, besonders für die vielen Frauen und Kinder,<br />

die in einer zunehmenden Zahl von Ländern schutz- und rechtlos<br />

häuslicher Gewalt ausgesetzt sind.<br />

– Wir beten für die Arbeitsmigranten, die in der Fremde erkrankt<br />

sind, und für alle alten und kranken Menschen weltweit, die<br />

unbegleitet leben und unbegleitet sterben müssen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, in deiner Vorsehung sorgst du für alles, was du geschaffen<br />

hast. Sende uns deine heiligen Engel zu Hilfe, dass sie uns behüten<br />

auf allen unseren Wegen, und gib uns in der Gemeinschaft<br />

mit ihnen deine ewige Freude. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Der barmherzige Gott behüte unser Leben,<br />

er gebe uns Gesundheit an Leib und Seele<br />

und schenke uns sein Heil.<br />

Salve Regina (Seite 365)


Dienstag, 3. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Namenstag: hl. Dionysius vom Areopag (Bischof, † 96) · hl. Niketius<br />

von Trier (Bischof, † um 566) · hl. Leodegar von Autun (Lutgar, Léger,<br />

Bischof, Märtyrer, † 679) · hl. Ewald (angelsächs. Glaubensboten gleichen<br />

Namens, Märtyrer in Westfalen, † um 695) · sel. Utto von Metten<br />

(Udo, Benediktiner, 9. Jh.) · Irmgard von Baindt (Zisterzienserin, 13. Jh.)<br />

Ökumenischer Gedenktag: George Bell (brit. Bischof, Ökumeniker, Friedensstifter,<br />

1883–1958)<br />

Tag der deutschen Einheit<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

O Geist, vom Vater ausgesandt,<br />

o Kraft, vom Sohn verheißen:<br />

Ergieße dich in unser Herz<br />

und nimm es dir zu eigen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Wo du bist, flammt die Liebe auf,<br />

und Liebe will lobsingen.<br />

Die Liebe öffnet Herz und Hand,<br />

sie will sich ganz verschwenden.<br />

Lob sei dem Vater und dem Sohn,<br />

Lob sei dem Heil’gen Geiste,<br />

wie es von allem Anfang war,<br />

jetzt und für alle Zeiten.<br />

Nach: Nunc, Sancte, nobis, Spiritus; Ambrosius (?), † 397


Morgen · Dienstag, 3. <strong>Oktober</strong> 34<br />

Psalm 43<br />

Verschaff mir Recht, o Gott, /<br />

und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk! *<br />

Rette mich vor bösen und tückischen Menschen!<br />

Denn du bist mein starker Gott. *<br />

Warum hast du mich verstoßen?<br />

Warum muss ich trauernd umhergehen, *<br />

von meinem Feind bedrängt?<br />

Sende dein Licht und deine Wahrheit, *<br />

damit sie mich leiten;<br />

sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg *<br />

und zu deiner Wohnung.<br />

So will ich zum Altar Gottes treten, zum Gott meiner Freude. *<br />

Jauchzend will ich dich auf der Harfe loben, Gott, mein Gott.<br />

Meine Seele, warum bist du betrübt *<br />

und bist so unruhig in mir?<br />

Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, *<br />

meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gott unserer Hoffnung, wie grau ist unser Alltag, wie herzlos oft<br />

die Welt, die uns umgibt. Blick auf unser Elend und sende uns<br />

dein Licht; denn bei dir ist die Fülle des Lebens.<br />

Lesung 1 Thess 5, 4–5<br />

Brüder, ihr lebt nicht im Finstern, sodass euch der Tag nicht<br />

wie ein Dieb überraschen kann. Ihr alle seid Söhne des Lichts<br />

und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der<br />

Finsternis.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Aus den Händen aller, die uns hassen, errette uns, o Herr.


35<br />

Dienstag, 3. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Bitten<br />

Du unser Gott und Schöpfer, wenn wir dich ehren, kann dein<br />

Friede bei uns einziehen. Wir bitten dich:<br />

A: Gib uns deinen Segen.<br />

– Dass wir intensiver aus dir leben.<br />

– Dass wir erkennen, wo du uns heute brauchst.<br />

– Dass dein Geist uns mit unseren Mitmenschen verbindet.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr Jesus Christus, du wahres Licht, das alle Menschen erleuchtet,<br />

damit sie das Heil finden, gib uns die Kraft, deinem Frieden<br />

und deiner Gerechtigkeit den Weg zu bereiten. Der du in der Einheit<br />

des Heiligen Geistes mit Gott dem Vater lebst und herrschest<br />

in alle Ewigkeit.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, deinem Willen gehorsam, hat unser<br />

Erlöser Fleisch angenommen, er hat sich selbst erniedrigt und sich<br />

unter die Schmach des Kreuzes gebeugt. Hilf uns, dass wir ihm<br />

auf dem Weg des Leidens nachfolgen und an seiner Auferstehung<br />

Anteil erlangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Buch Sacharja Sach 8, 20–23<br />

So spricht der Herr der Heere: Es wird noch geschehen, dass<br />

Völker herbeikommen und die Einwohner vieler Städte. Die


Eucharistie · Dienstag, 3. <strong>Oktober</strong> 36<br />

Einwohner der einen Stadt werden zur andern gehen und sagen:<br />

Wir wollen gehen, um den Zorn des Herrn zu besänftigen und<br />

den Herrn der Heere zu suchen. – Auch ich will hingehen. – Viele<br />

Völker und mächtige Nationen werden kommen, um in Jerusalem<br />

den Herrn der Heere zu suchen und den Zorn des Herrn zu<br />

besänftigen.<br />

So spricht der Herr der Heere: In jenen Tagen werden zehn<br />

Männer aus Völkern aller Sprachen einen Mann aus Juda an seinem<br />

Gewand fassen, ihn festhalten und sagen: Wir wollen mit<br />

euch gehen; denn wir haben gehört: Gott ist mit euch.<br />

Antwortpsalm Ps 87, 2–5.7<br />

Kehrvers: Gott ist mit uns.<br />

Der Herr liebt Zion, seine Gründung auf heiligen Bergen; *<br />

mehr als all seine Stätten in Jakob liebt er die Tore Zions.<br />

Herrliches sagt man von dir, *<br />

du Stadt unseres Gottes. – Kehrvers<br />

Leute aus Ägypten und Babel *<br />

zähle ich zu denen, die mich kennen;<br />

auch von Leuten aus dem Philisterland, aus Tyrus und Kusch *<br />

sagt man: Er ist dort geboren. – Kehrvers<br />

Von Zion wird man sagen: /<br />

Jeder ist dort geboren. *<br />

Er, der Höchste, hat Zion gegründet.<br />

Und sie werden beim Reigentanz singen: *<br />

All meine Quellen entspringen in dir. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Sach 8, 23, ferner GL 68, 1 oder GL 1975 529, 7 · KG 500, 7 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Mk 10, 45<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Der Menschensohn ist gekommen, um zu dienen und sein Leben<br />

hinzugeben als Lösepreis für viele.<br />

Halleluja.


37<br />

Dienstag, 3. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 9, 51–56<br />

Als die Zeit herankam, in der Jesus in den Himmel aufgenommen<br />

werden sollte, entschloss er sich, nach Jerusalem zu<br />

gehen. Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein<br />

samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen.<br />

Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem<br />

war.<br />

Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie:<br />

Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie<br />

vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie<br />

gingen zusammen in ein anderes Dorf.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Reise nach Jerusalem. Doch der Reisebericht des Lukas beginnt<br />

mit einem Konflikt. Die alte Fehde zwischen Juden und Samaritanern<br />

führt zur Abweisung der Boten, die für Jesus Quartier<br />

machen sollen. Ein Affront! Eine Lästerung! Jakobus und Johannes<br />

sind von heiligem Zorn erfüllt. Sie drängen darauf, diese Zurückweisung<br />

mit loderndem Feuer vom Himmel zu beantworten.<br />

Jesus widerspricht leidenschaftlich. Er spielt nicht mit. Er spielt<br />

nicht mit dem Feuer. Er nimmt die Ablehnung an. Jesus, der Gottessohn,<br />

verzichtet auf die göttliche Macht, die seine Nachfolger<br />

in Anspruch nehmen, um Gegner zu strafen. Von Jesus lernen.<br />

Ohne Passion können wir seinen Weg nicht gehen.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Abend · Dienstag, 3. <strong>Oktober</strong> 38<br />

Innehalten am Abend<br />

Geh hin, wo du nicht kannst: sieh, wo du siehest nicht:<br />

Hör, wo nichts schallt und klingt, so bist du, wo Gott spricht.<br />

Angelus Silesius („Schlesischer Engel“, eigentlich Johannes Scheffler,<br />

deutscher Arzt, Priester und Dichter, 1624–1677)<br />

• Wo erfahre ich Einsamkeit, Stille – auch Grenzen?<br />

• Wohin weisen sie mich?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder:<br />

V: Erbarme dich, Herr, unser Gott, erbarme dich.<br />

A: Denn wir haben vor dir gesündigt.<br />

V: Erweise, Herr, uns deine Huld.<br />

A: Und schenke uns dein Heil.<br />

Hymnus<br />

Nun danket all und bringet Ehr,<br />

ihr Menschen in der Welt,<br />

dem, dessen Lob der Engel Heer<br />

im Himmel stets vermeldt.<br />

Ermuntert euch und singt mit Schall<br />

Gott, unserm höchsten Gut,<br />

der seine Wunder überall<br />

und große Dinge tut.<br />

Er gebe uns ein fröhlich Herz,<br />

erfrische Geist und Sinn<br />

und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz<br />

in Meerestiefen hin.<br />

Er lasse seinen Frieden ruhn<br />

auf unserm Volk und Land;<br />

er gebe Glück zu unserm Tun<br />

und Heil zu allem Stand.


39<br />

Dienstag, 3. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Solange dieses Leben währt,<br />

sei er stets unser Heil,<br />

und wenn wir scheiden von der Erd,<br />

verbleib er unser Teil.<br />

Er drücke, wenn das Herze bricht,<br />

uns unsre Augen zu<br />

und zeig uns drauf sein Angesicht<br />

dort in der ewgen Ruh.<br />

Paul Gerhardt 1647<br />

GL 403 · GL 1975 267 · KG 518 · EG 322<br />

Canticum vgl. 1 Kor 13, 1–8<br />

Antiphon:<br />

Die Antiphon wird zu Beginn und am Ende eines Canticums gebetet.<br />

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am<br />

größten unter ihnen ist die Liebe. Halleluja.<br />

Redaktion Magnificat nach 1 Kor 13, 13<br />

Wenn ich in den Sprachen<br />

der Menschen und Engel redete, /<br />

hätte aber die Liebe nicht, *<br />

wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.<br />

Und wenn ich prophetisch reden könnte /<br />

und alle Geheimnisse wüsste, *<br />

hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.<br />

Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, /<br />

und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, *<br />

hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.<br />

Die Liebe ist langmütig, *<br />

die Liebe ist gütig.<br />

Sie ereifert sich nicht, /<br />

sie prahlt nicht, *<br />

sie bläht sich nicht auf.


Abend · Dienstag, 3. <strong>Oktober</strong> 40<br />

Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, *<br />

trägt das Böse nicht nach.<br />

Sie freut sich nicht über das Unrecht, *<br />

sondern freut sich an der Wahrheit.<br />

Sie erträgt alles, glaubt alles, /<br />

hofft alles, hält allem stand. *<br />

Die Liebe hört niemals auf.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Antiphon:<br />

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am<br />

größten unter ihnen ist die Liebe. Halleluja.<br />

Redaktion Magnificat nach 1 Kor 13, 13<br />

Lesung <br />

Röm 3, 23–25ab<br />

Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.<br />

Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner<br />

Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott dazu<br />

bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam<br />

durch Glauben. So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die<br />

Vergebung der Sünden.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Großes hat an mir getan der Mächtige, sein Name ist heilig.<br />

Fürbitten<br />

Durch die Art, wie wir sprechen, und durch das, was wir von uns<br />

geben, beeinflussen wir Menschen unsere Umwelt. Bitten wir<br />

den Gott, der die Kommunikation mit uns sucht, um eine offene<br />

und verständnisbereite Gesinnung:<br />

V: Du unser Schöpfer, A: öffne uns Ohren und Herz.


41<br />

Dienstag, 3. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

– Dass jedem Menschen deutlich wird, wie viel er durch sein<br />

Sprechen und Tun bewegen kann, im Guten wie im Bösen.<br />

– Dass Meditation und Gebet, die Wege zum inneren Frieden, in<br />

ihrer Bedeutung für ein gelingendes Zusammenleben erkannt<br />

und gewürdigt werden.<br />

– Dass die gesellschaftlichen Gruppen in unserem Land und in<br />

Europa zu einem guten und fruchtbaren Umgang miteinander<br />

finden.<br />

– Dass die Angehörigen der unterschiedlichen Kulturen und Religionen<br />

unabhängig von ihrer Weltanschauung im konkreten<br />

Einsatz für ihre Mitmenschen zueinanderfinden.<br />

– Dass wir uns nicht mit der Herabsetzung anderer abfinden und<br />

die Erinnerung an die Menschen wachhalten, die zu Opfern<br />

von Lügen und Intrigen geworden sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, dein ist der Tag, und dein ist die Nacht. Lass<br />

Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, in unseren Herzen nicht<br />

untergehen, damit wir aus dem Dunkel dieser Zeit in das Licht<br />

gelangen, in dem du wohnst. Darum bitten wir durch ihn, Jesus<br />

Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Franz von Assisi<br />

Franz von Assisi (1181/82–1226), ein Sohn reicher Eltern, führte<br />

in seiner Jugend ein unbeschwertes, verschwenderisches Leben,<br />

bis sich durch Gefangenschaft und schwere Krankheit eine geistige<br />

Wende vollzog. Er trennte sich radikal vom Reichtum seiner Familie<br />

und führte fortan ein Leben als armer Wanderprediger. Man hielt<br />

ihn zunächst für verrückt, doch sein tiefer Ernst, seine große Liebe<br />

zu Gott und den Menschen und zu jedem Geschöpf beeindruckte<br />

die Menschen immer mehr. Zahlreiche gleichgesinnte junge Männer<br />

schlossen sich ihm an. Mit ihnen gründete er den Orden der Minderbrüder,<br />

der späteren Franziskaner. Mit Klara von Assisi gründete<br />

er einen „zweiten“ Orden, den Orden der Klarissen, und schließlich<br />

wegen des großen Andrangs von Laien den „Dritten Orden“, eine<br />

Laiengemeinschaft. Ein besonderes Geschenk, das von seiner Liebe<br />

zu allen Geschöpfen zeugt, hat er uns in seinem „Sonnengesang“<br />

hinterlassen. Es ist überliefert, dass er zwei Jahre vor seinem Tod<br />

die Wundmale Jesu empfing. Die Entbehrungen und die Erschöpfung<br />

zehrten an seiner Gesundheit. So waren die letzten Jahre seines Lebens<br />

von Krankheit und Leiden geprägt.<br />

Schrifttexte: Lesung: Gal 6, 14–18; Evangelium: Mt 11, 25–30<br />

Namenstag: hl. Marsus von Auxerre (Glaubensbote in Gallien, 3./4. Jh.) ·<br />

hl. Aurea (Benediktinerin, † 665) · sel. Franz Xaver Seelos (Redemptorist,<br />

Seelsorger in den USA, † 1867)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Rembrandt van Rijn (nl. Maler, 1606–1669)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


43<br />

Hymnus<br />

Herr,<br />

in deinen Armen bin ich sicher.<br />

Wenn du mich hältst,<br />

habe ich nichts zu fürchten.<br />

Ich weiß nichts von der Zukunft,<br />

doch ich vertraue auf dich.<br />

Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Franz von Assisi<br />

Canticum 1 Sam 2, 1b–10<br />

Antiphon:<br />

Mein Herz ist voll Freude über den Herrn; er erniedrigt, und er<br />

erhöht.<br />

Mein Herz ist voll Freude über den Herrn, *<br />

große Kraft gibt mir der Herr.<br />

Weit öffnet sich mein Mund gegen meine Feinde; *<br />

denn ich freue mich über deine Hilfe.<br />

Niemand ist heilig, nur der Herr; /<br />

denn außer dir gibt es keinen Gott; *<br />

keiner ist ein Fels wie unser Gott.<br />

Redet nicht immer so vermessen, *<br />

kein freches Wort komme aus eurem Mund;<br />

denn der Herr ist ein wissender Gott, *<br />

und bei ihm werden die Taten geprüft.<br />

Der Bogen der Helden wird zerbrochen, *<br />

die Wankenden aber gürten sich mit Kraft.<br />

Die Satten verdingen sich um Brot, *<br />

doch die Hungrigen können feiern für immer.<br />

Die Unfruchtbare bekommt sieben Kinder, *<br />

doch die Kinderreiche welkt dahin.<br />

Der Herr macht tot und lebendig, *<br />

er führt zum Totenreich hinab und führt auch herauf.


Morgen · Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> 44<br />

Der Herr macht arm und macht reich, *<br />

er erniedrigt, und er erhöht.<br />

Den Schwachen hebt er empor aus dem Staub *<br />

und erhöht den Armen, der im Schmutz liegt;<br />

er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, *<br />

einen Ehrenplatz weist er ihm zu.<br />

Ja, dem Herrn gehören die Pfeiler der Erde; *<br />

auf sie hat er den Erdkreis gegründet.<br />

Er behütet die Schritte seiner Frommen, /<br />

doch die Frevler verstummen in der Finsternis; *<br />

denn der Mensch ist nicht stark aus eigener Kraft.<br />

Wer gegen den Herrn streitet, wird zerbrechen, /<br />

der Höchste lässt es donnern am Himmel. *<br />

Der Herr hält Gericht bis an die Grenzen der Erde.<br />

Seinem König gebe er Kraft *<br />

und erhöhe die Macht seines Gesalbten.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Antiphon:<br />

Mein Herz ist voll Freude über den Herrn; er erniedrigt, und er<br />

erhöht.<br />

Lesung Jer 29, 11.13.14<br />

Ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe – Spruch des<br />

Herrn –, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will<br />

euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. Sucht ihr mich, so<br />

findet ihr mich. Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt,<br />

lasse ich mich von euch finden – Spruch des Herrn.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Franziskus, arm und gering auf Erden, zieht reich in den Himmel<br />

ein, und festlicher Gesang erklingt zu seiner Ehre.


45<br />

Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Bitten<br />

Gott, du behütest die schlichten Herzen. Wir rufen zu dir:<br />

A: Höre unsere Bitten.<br />

– Hilf uns, Jesus nachzufolgen.<br />

– Beschenke uns mit dem Reichtum deiner Liebe.<br />

– Lass uns im Einklang mit deiner Schöpfung leben.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Vater der Armen, du hast den heiligen Franz von Assisi<br />

auserwählt, in vollkommener Armut und Demut Christus ähnlich<br />

zu werden. Mache uns bereit, auf den Spuren des heiligen Franz<br />

deinem Sohn nachzufolgen, damit wir in Freude und Liebe mit<br />

dir verbunden bleiben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Unser Schöpfer und Erlöser schenke uns Frieden<br />

und gebe uns Anteil an allem Guten.<br />

Er segne uns im Kreuz seines Sohnes.<br />

Nach Franz von Assisi<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Einführung zur Bahnlesung aus dem Buch Nehemia<br />

Die biblischen Bücher Esra und Nehemia gehören eng zusammen.<br />

Sie deuten den gesellschaftlichen, politischen und religiösen<br />

Neuanfang nach dem Untergang der Königreiche Israel und<br />

Juda, nach dem Babylonischen Exil. Treue zu Tempel und Tora,<br />

Verbundenheit mit der Heilsgeschichte vor dem Exil und die Besinnung<br />

auf die Identität Israels sind entscheidend. Sie finden


Eucharistie · Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> 46<br />

ihre Verkörperung in den großen literarischen Gestalten des<br />

Schriftgelehrten Esra und des Statthalters Nehemia. Esra-Nehemia,<br />

dieses biblische Werk ist bleibend relevant. Es bezeugt, wie<br />

eine verunsicherte Gemeinschaft schöpferisch um ein toragemäßes<br />

Leben ringt, und es zeigt vorbildlich, wie man erfinderisch<br />

mit der Tradition, auch mit der Heiligen Schrift, umgehen kann,<br />

um die andrängenden Aufgaben und Anforderungen der Gegenwart<br />

zu bewältigen.<br />

Lesung aus dem Buch Nehemia Neh 2, 1–8<br />

Im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahr des Königs Artaxerxes,<br />

nahm ich den Wein und reichte ihn dem König – mein Amt war<br />

es nämlich, für den Wein zu sorgen.<br />

Nie zuvor hatte der König mein Aussehen schlecht gefunden;<br />

jetzt aber fragte er mich: Warum siehst du so schlecht aus? Du<br />

bist doch nicht etwa krank? Nein, du hast gewiss Kummer.<br />

Ich erschrak sehr; dann sagte ich zum König: Der König möge<br />

ewig leben. Wie sollte ich nicht schlecht aussehen? Die Stadt, in<br />

der die Gräber meiner Väter sind, liegt in Trümmern, und ihre<br />

Tore sind vom Feuer verzehrt.<br />

Der König erwiderte: Was möchtest du also?<br />

Da betete ich zum Gott des Himmels; dann sagte ich zum König:<br />

Wenn du, König, es für gut findest und wenn du deinem<br />

Knecht vertraust, so sende mich nach Juda, damit ich die Stadt<br />

wieder aufbaue, in der die Gräber meiner Väter sind.<br />

Darauf fragte mich der König, während die Königin neben ihm<br />

saß: Wie lang soll deine Reise dauern? Wann kommst du zurück?<br />

Ich nannte ihm eine bestimmte Zeit; der König war einverstanden<br />

und ließ mich ziehen.<br />

Ich sagte dem König noch: Wenn der König es für gut findet,<br />

dann gebe man mir Briefe mit an die Statthalter des Gebiets jenseits<br />

des Stroms, damit sie mich bis nach Juda durchreisen lassen;<br />

ferner einen Brief an Asaf, den Verwalter der königlichen Wälder:<br />

Er soll mir Bauholz liefern für die Tore der Tempelburg, für die<br />

Stadtmauer und für das Haus, in das ich ziehen will.


47<br />

Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Der König bewilligte es mir, weil die gütige Hand meines Gottes<br />

über mir war.<br />

Antwortpsalm Ps 137, 1–6<br />

Kehrvers:<br />

Wie könnte ich dich je vergessen, Jerusalem!<br />

An den Strömen von Babel, /<br />

da saßen wir und weinten, *<br />

wenn wir an Zion dachten.<br />

Wir hängten unsere Harfen *<br />

an die Weiden in jenem Land. – Kehrvers<br />

Dort verlangten von uns die Zwingherren Lieder, /<br />

unsere Peiniger forderten Jubel: *<br />

„Singt uns Lieder vom Zion!“<br />

Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn, *<br />

fern, auf fremder Erde? – Kehrvers<br />

Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, *<br />

dann soll mir die rechte Hand verdorren.<br />

Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, /<br />

wenn ich an dich nicht mehr denke, *<br />

wenn ich Jerusalem nicht<br />

zu meiner höchsten Freude erhebe. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 5a, ferner GL 74, 1 (I. Ton) oder GL 1975 529, 1 (II. Ton)<br />

oder KG 396, 2 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Phil 3, 8–9<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Ich habe alles aufgegeben, um Christus zu gewinnen und in ihm<br />

zu sein.<br />

Halleluja.


Eucharistie · Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> 48<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 9, 57–62<br />

In jener Zeit, als Jesus und seine Jünger auf ihrem Weg nach<br />

Jerusalem weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich<br />

will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die<br />

Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn<br />

aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.<br />

Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass<br />

mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte<br />

zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und<br />

verkünde das Reich Gottes!<br />

Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor<br />

aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte<br />

ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und<br />

nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Nachfolgen, ein fremdes Wort. Fans, Fanartikel und Fanclubs kennen<br />

wir, ganze Wirtschaftszweige hängen daran. Wir reden von<br />

Politikerinnen und Wirtschaftsführern, die Nachfolger aufbauen<br />

oder es versäumen, ihre Nachfolge zu regeln. Dann kommt es zu<br />

Nachfolgekämpfen. In den „sozialen Medien“ haben Menschen,<br />

die ihr Leben zur Schau stellen oder ihre Meinungen ausstellen,<br />

„Follower“, Nachfolger: vielleicht 55, vielleicht fünf Millionen.<br />

Und dennoch. Nachfolge, ein fremdes Wort. Die Evangelien berichten,<br />

dass Jesus Menschen angesprochen hat: Folge mir nach,<br />

die ganze Wirklichkeit Gottes zu verkünden. Der Ruf und viele<br />

Antworten sind radikal, bezeugen Verständnis und Entschiedenheit<br />

bis in die Wurzeln der Existenz. Wer mit Jesus gehen will,<br />

wird loslassen lernen – müssen? Das erfahren schmerzlich einige<br />

Jünger. Sie haben religiös begründete Pflichten zu erfüllen,<br />

die auch menschlich jeder versteht: den Vater begraben und sich<br />

von der Familie verabschieden – kann man das irgendwem verdenken?<br />

Wer es nicht tut, bricht die Brücken ab. Jesus verwehrt


49<br />

Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

es ihnen. Lukas will mit dieser bewusst anstößigen Geschichte<br />

zeigen: Die Entscheidung hier ist noch dringender und radikaler,<br />

als sie bei Elischa war, der Elija folgte (1 Kön 19, 19–21). Wer mit<br />

Jesus zieht, muss entschieden sein, aber nicht kopflos. Mitläufer<br />

braucht das Gottesreich nicht. Komm mit. Nachfolgen, ein fremdes<br />

Wort. Was kann ich loslassen, um dafür frei zu sein?<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Selig, wer sich vor Untergebenen so demütig benimmt, wie<br />

wenn er vor seinem Obern und Herrn stünde.<br />

Franz von Assisi (Heiliger des Tages)<br />

• Wo begegnen mir immer noch oder wieder Borniertheit und<br />

Standesdenken?<br />

• Was macht eine glaubwürdige Atmosphäre von Gleichheit und<br />

echter Wertschätzung verschiedener Gaben aus?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Gelobt seist du, Herr, mein herrlicher Gott,<br />

durch deiner Geschöpfe Wesen und Glanz<br />

und unseren Vater, den heiligen Franz.<br />

Er liebte die Erde und alles auf ihr,<br />

die Sterne und Blumen und alles Getier.


Abend · Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> 50<br />

Gelobt seist du, Herr, denn die Welt gehört dir.<br />

Gelobt seist du, Herr, mein herrlicher Gott!<br />

Er trug deine Armut als Kleid und als Kranz<br />

mit strahlenden Augen, der heilige Franz.<br />

Er hat ihr Geheimnis voll Jubel durchschaut<br />

und ihr als der „Herrin“ sich ganz anvertraut.<br />

Gelobt seist du, Herr, denn sie ist deine Braut.<br />

Gelobt seist du, Herr, mein herrlicher Gott!<br />

O Liebe, o Liebe, du wandeltst ihn ganz<br />

durch Sterben zum Leben, den heiligen Franz.<br />

Du hast ihn umfangen mit Seraphinsglut,<br />

da ward er getauft mit dem Geist und mit Blut.<br />

Gelobt sei die Liebe, die so etwas tut.<br />

aus: Silja Walter, Gesamtausgabe, Band 10,<br />

© 2005 Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br.<br />

Psalm 67 Verse 2–8<br />

Gott sei uns gnädig und segne uns! *<br />

Er lasse über uns sein Angesicht leuchten,<br />

damit auf Erden sein Weg erkannt wird *<br />

und unter allen Völkern sein Heil.<br />

Die Völker sollen dir danken, o Gott, *<br />

danken sollen dir die Völker alle.<br />

Die Nationen sollen sich freuen und jubeln. *<br />

Denn du richtest den Erdkreis gerecht.<br />

Du richtest die Völker nach Recht *<br />

und regierst die Nationen auf Erden.<br />

Die Völker sollen dir danken, o Gott, *<br />

danken sollen dir die Völker alle.<br />

Das Land gab seinen Ertrag. *<br />

Es segne uns Gott, unser Gott.


51<br />

Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Es segne uns Gott. *<br />

Alle Welt fürchte und ehre ihn.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lass uns dein Angesicht leuchten, Lenker der Welt, erweise uns<br />

deine Gnade. Den Völkern werde deine Güte bekannt.<br />

Lesung Röm 11, 33–36<br />

Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!<br />

Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie un-<br />

O<br />

erforschlich seine Wege! Denn wer hat die Gedanken des Herrn<br />

erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Wer hat ihm etwas<br />

gegeben, sodass Gott auch ihm etwas geben müsste? Denn aus<br />

ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Ihm<br />

sei Ehre in Ewigkeit. Amen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Im Kreuze unseres Herrn Jesus Christus muss ich mich rühmen,<br />

denn ich trage die Male Jesu an meinem Leib.<br />

Fürbitten<br />

Am Gedenktag des heiligen Franz von Assisi bitten wir:<br />

V: Gott des Erbarmens, A: höre unser Rufen.<br />

– Segne alle, die sich der Bedürftigen annehmen.<br />

– Segne alle, die sich für die Erhaltung der Vielfalt in Flora und<br />

Fauna einsetzen.<br />

– Segne alle, die der Freude in ihrem Leben Raum geben und<br />

anderen Freude bereiten.<br />

– Segne alle, die Schwerkranke begleiten bis zum Tod und ihnen<br />

die Angst vor dem „Bruder Tod“ nehmen.


Abend · Mittwoch, 4. <strong>Oktober</strong> 52<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Vater der Armen, du hast den heiligen Franz von Assisi<br />

auserwählt, in vollkommener Armut und Demut Christus ähnlich<br />

zu werden. Mache uns bereit, auf den Spuren des heiligen Franz<br />

deinem Sohn nachzufolgen, damit wir in Freude und Liebe mit<br />

dir verbunden bleiben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Gott der Hoffnung erfülle uns mit aller Freude<br />

und mit allem Frieden im Glauben,<br />

damit wir reich werden an Hoffnung<br />

in der Kraft des Heiligen Geistes.<br />

Vgl. Röm 15, 13<br />

Salve Regina (Seite 365)


Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heilige Faustina Kowalska<br />

Maria Faustina (eig. Faustyna) Kowalska (1905–1938) wurde<br />

als Helena Kowalska in Glogowiec in Polen geboren. Sie trat<br />

1925 in die Kongregation der „Schwestern der Muttergottes von der<br />

Barmherzigkeit“ in Krakau ein und starb dort 1938 an Tuberkulose.<br />

Als ihr Lebensthema erkannte sie in mystischer Schau den Auftrag,<br />

Apostelin der Barmherzigkeit Gottes zu sein. So setzte sie sich u. a.<br />

für die Einführung des „Sonntags der göttlichen Barmherzigkeit“ ein.<br />

Vor ihrem Tod legte Sr. Faustina die Konstitution für eine neue Ordensgemeinschaft<br />

fest, die 1947 gegründet wurde.<br />

Karoł Wojtyła förderte schon als Erzbischof von Krakau den Seligund<br />

Heiligsprechungsprozess von Maria Faustina Kowalska, die er<br />

1993 als Johannes Paul II. selig- und im Jahr 2000 heiliggesprochen<br />

hat. Papst Franziskus erinnerte 2015 „an die große Apostelin der<br />

Barmherzigkeit“.<br />

Schrifttexte: Lesung: Eph 3, 14–19; Evangelium: Mt 11, 25–30<br />

Namenstag: hl. Placidus von Subiaco (Schüler Benedikts, 6. Jh.) · hl.<br />

Meinolf von Böddeken (Klostergründer, Archidiakon, holte die Reliquien<br />

des hl. Liborius nach Paderborn, † 857) · hl. Anna Schäffer (Mystikerin,<br />

† 1925)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Wohl denen, die da wandeln<br />

vor Gott in Heiligkeit,<br />

nach seinem Worte handeln<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Morgen · Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> 54<br />

und leben allezeit.<br />

Die recht von Herzen suchen Gott<br />

und seiner Weisung folgen,<br />

sind stets bei ihm in Gnad.<br />

Von Herzensgrund ich spreche:<br />

Dir sei Dank allezeit,<br />

weil du mich lehrst die Rechte<br />

deiner Gerechtigkeit.<br />

Die Gnad auch ferner mir gewähr,<br />

zu halten dein Gebote;<br />

verlass mich nimmermehr.<br />

Mein Herz hängt treu und feste<br />

an dem, was dein Wort lehrt.<br />

Herr, tu bei mir das Beste,<br />

sonst ich zuschanden werd.<br />

Wenn du mich leitest, treuer Gott,<br />

so kann ich richtig gehen<br />

den Weg deiner Gebot.<br />

Nach Cornelius Becker 1602, nach Ps 119; AÖL 1973<br />

GL 543 · GL 1975 614 · KG 551 · EG 295<br />

Strophen 1–3<br />

Canticum Jes 12, 1b–6<br />

Antiphon:<br />

Herrliche Taten hat Gott vollbracht; die ganze Erde soll es wissen.<br />

Ich danke dir, Herr. /<br />

Du hast mir gezürnt, doch dein Zorn hat sich gewendet, *<br />

und du hast mich getröstet.<br />

Ja, Gott ist meine Rettung; *<br />

ihm will ich vertrauen und niemals verzagen.<br />

Denn meine Stärke und mein Lied ist der Herr. *<br />

Er ist für mich zum Retter geworden.


55<br />

Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude *<br />

aus den Quellen des Heils.<br />

An jenem Tag werdet ihr sagen: *<br />

Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an!<br />

Macht seine Taten unter den Völkern bekannt, *<br />

verkündet: Sein Name ist groß und erhaben!<br />

Preist den Herrn; denn herrliche Taten hat er vollbracht; *<br />

auf der ganzen Erde soll man es wissen.<br />

Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner von Zion, *<br />

denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung Röm 14, 17–19<br />

Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit,<br />

Friede und Freude im Heiligen Geist. Und wer Christus<br />

so dient, wird von Gott anerkannt und ist bei den Menschen geachtet.<br />

Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden und<br />

zum Aufbau der Gemeinde beiträgt.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Lass uns, Herr, dein Heil erfahren und vergib uns unsere Sünden.<br />

Bitten<br />

Lasst uns beten zu unserem Schöpfer, dessen Wort niemand widerstehen<br />

kann:<br />

A: Sende uns deinen Geist.<br />

– Lass uns heute deine Stimme hören.<br />

– Bereite unser Herz, damit es deinem Wort fruchtbaren Boden<br />

bietet.<br />

– Hilf uns, deine Güte in unserer Welt zu bezeugen.


Eucharistie · Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> 56<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr und Gott, du wahres Licht, gib, dass wir in der Tiefe unseres<br />

Herzens gläubig erfassen, was heilig ist, und in der Klarheit deines<br />

Lichtes diesen Tag verbringen. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, im Neuen Bund<br />

berufst du Menschen aus allen Völkern und führst sie im Heiligen<br />

Geist zur Einheit zusammen. Gib, dass deine Kirche ihrer Sendung<br />

treu bleibt, dass sie ein Sauerteig ist für die Menschheit, die<br />

du in Christus erneuern und zu einer Familie umgestalten willst.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Buch Nehemia Neh 8, 1–4a.5–6.7b–12<br />

In jenen Tagen versammelte sich das ganze Volk geschlossen<br />

auf dem Platz vor dem Wassertor und bat den Schriftgelehrten<br />

Esra, das Buch mit dem Gesetz des Mose zu holen, das der Herr<br />

den Israeliten vorgeschrieben hat.<br />

Am ersten Tag des siebten Monats brachte der Priester Esra<br />

das Gesetz vor die Versammlung; zu ihr gehörten die Männer<br />

und die Frauen und alle, die das Gesetz verstehen konnten. Vom<br />

frühen Morgen bis zum Mittag las Esra auf dem Platz vor dem<br />

Wassertor den Männern und Frauen und denen, die es verstehen<br />

konnten, das Gesetz vor. Das ganze Volk lauschte auf das Buch<br />

des Gesetzes.


57<br />

Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Der Schriftgelehrte Esra stand auf einer Kanzel aus Holz, die<br />

man eigens dafür errichtet hatte. Esra öffnete das Buch vor aller<br />

Augen; denn er stand höher als das versammelte Volk. Als er das<br />

Buch aufschlug, erhoben sich alle. Dann pries Esra den Herrn,<br />

den großen Gott; darauf antworteten alle mit erhobenen Händen:<br />

Amen, amen! Sie verneigten sich, warfen sich vor dem Herrn nieder,<br />

mit dem Gesicht zur Erde.<br />

Die Leviten erklärten dem Volk das Gesetz; die Leute blieben<br />

auf ihrem Platz. Man las aus dem Buch, dem Gesetz Gottes, in<br />

Abschnitten vor und gab dazu Erklärungen, sodass die Leute das<br />

Vorgelesene verstehen konnten.<br />

Der Statthalter Nehemia, der Priester und Schriftgelehrte Esra<br />

und die Leviten, die das Volk unterwiesen, sagten dann zum ganzen<br />

Volk: Heute ist ein heiliger Tag zu Ehren des Herrn, eures<br />

Gottes. Seid nicht traurig, und weint nicht! Alle Leute weinten<br />

nämlich, als sie die Worte des Gesetzes hörten. Dann sagte Esra<br />

zu ihnen: Nun geht, haltet ein festliches Mahl, und trinkt süßen<br />

Wein! Schickt auch denen etwas, die selbst nichts haben; denn<br />

heute ist ein heiliger Tag zur Ehre des Herrn. Macht euch keine<br />

Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.<br />

Auch die Leviten beruhigten das ganze Volk und sagten: Seid<br />

still, denn dieser Tag ist heilig. Macht euch keine Sorgen!<br />

Da gingen alle Leute nach Hause, um zu essen und zu trinken<br />

und auch andern davon zu geben und um ein großes Freudenfest<br />

zu begehen; denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen<br />

verkündet hatte.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Verstehst du das? Ich nicht! Dieser Stoßseufzer kann sich auf<br />

eine vertrackte Mathematikaufgabe beziehen, auf einen rätselhaften<br />

Satz aus Kants „Kritik der reinen Vernunft“ oder auf den<br />

aktuellen Steuerbescheid. Auch in der heutigen Lesung aus dem<br />

Buch Nehemia geht es ums Verstehen. Viermal verwendet der<br />

kurze Abschnitt das Wort. Verstehen ist nicht nur eine intellektuelle<br />

Leistung oder Herausforderung. Gott selbst wünscht sich


Eucharistie · Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> 58<br />

leidenschaftlich, von den Menschen verstanden zu werden,<br />

und die Menschen, so heißt es hier, wollen Gottes gutes Wort<br />

mit Leib und Seele verstehen. Denn wo dieses Wort verstanden<br />

wird, werden Besorgte von ihrer Sorge befreit und Eigenbrötler<br />

lernen teilen. Da werden Traurige froh und Fremde Freunde:<br />

„Da gingen alle Leute nach Hause, um zu essen und zu trinken<br />

und auch andern davon zu geben und um ein großes Freudenfest<br />

zu begehen; denn sie hatten die Worte verstanden, die man<br />

ihnen verkündet hatte.“ Da verstehen wir uns.<br />

Antwortpsalm Ps 19, 8–10<br />

Kehrvers:<br />

Die Befehle des Herrn sind richtig, sie erfreuen das Herz.<br />

Die Weisung des Herrn ist vollkommen, *<br />

sie erquickt den Menschen.<br />

Das Gesetz des Herrn ist verlässlich, *<br />

den Unwissenden macht es weise. – Kehrvers<br />

Die Befehle des Herrn sind richtig, *<br />

sie erfreuen das Herz;<br />

das Gebot des Herrn ist lauter, *<br />

es erleuchtet die Augen. – Kehrvers<br />

Die Furcht des Herrn ist rein, *<br />

sie besteht für immer.<br />

Die Urteile des Herrn sind wahr, *<br />

gerecht sind sie alle. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 9a, ferner GL 312, 7 · GL 1975 465 · KG 629 (II. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Mk 1, 15<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!<br />

Halleluja.


59<br />

Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 10, 1–12<br />

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere Jünger aus<br />

und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften,<br />

in die er selbst gehen wollte.<br />

Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig<br />

Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte<br />

auszusenden.<br />

Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.<br />

Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine<br />

Schuhe! Grüßt niemand unterwegs!<br />

Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem<br />

Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der<br />

Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er<br />

zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt,<br />

was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen<br />

Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!<br />

Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so<br />

esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und<br />

sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.<br />

Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht<br />

aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft: Selbst den<br />

Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch<br />

zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich<br />

sage euch: Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen<br />

wie dieser Stadt.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Abend · Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> 60<br />

Innehalten am Abend<br />

Heute sende Ich dich zu der ganzen Menschheit mit Meiner<br />

Barmherzigkeit.<br />

Aus dem Tagebuch von Faustina Kowalska (Heilige des Tages)<br />

• Sich gesendet, berufen wissen, berufen sein? Bei wem erfahre<br />

ich dies?<br />

• Wo kann ich heute prophetische Stimmen vernehmen, wenn<br />

ich genau hinhöre?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Lehr mich den Weg zum Leben,<br />

führ mich nach deinem Wort,<br />

so will ich Zeugnis geben<br />

von dir, mein Heil und Hort.<br />

Durch deinen Geist, Herr, stärke mich,<br />

dass ich dein Wort festhalte,<br />

von Herzen fürchte dich.<br />

Dein Wort, Herr, nicht vergehet,<br />

es bleibet ewiglich,<br />

so weit der Himmel gehet,<br />

der stets beweget sich.<br />

Dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit<br />

gleichwie der Grund der Erde,<br />

durch deine Hand bereit.<br />

Nach Cornelius Becker 1602, nach Ps 119; AÖL 1973<br />

GL 543 · GL 1975 614 · KG 551 · EG 295<br />

Strophen 4 und 5


61<br />

Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Psalm 119 <br />

Meine Seele klebt am Boden. *<br />

Durch dein Wort belebe mich!<br />

Verse 25–32 Dalet<br />

Ich habe dir mein Geschick erzählt, und du erhörtest mich. *<br />

Lehre mich deine Gesetze!<br />

Lass mich den Weg begreifen, den deine Befehle mir zeigen, *<br />

dann will ich nachsinnen über deine Wunder.<br />

Meine Seele zerfließt vor Kummer. *<br />

Richte mich auf durch dein Wort!<br />

Halte mich fern vom Weg der Lüge; *<br />

begnade mich mit deiner Weisung!<br />

Ich wählte den Weg der Wahrheit; *<br />

nach deinen Urteilen hab ich Verlangen.<br />

Ich halte an deinen Vorschriften fest. *<br />

Herr, lass mich niemals scheitern!<br />

Ich eile voran auf dem Weg deiner Gebote, *<br />

denn mein Herz machst du weit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Das Verlangen nach Wahrheit tragen wir in uns, treuer Gott.<br />

Mach unsere Herzen weit, und lehre uns deine Wege.<br />

Lesung 1 Petr 1, 22–23<br />

Der Wahrheit gehorsam, habt ihr euer Herz rein gemacht für<br />

eine aufrichtige Bruderliebe; darum hört nicht auf, einander<br />

von Herzen zu lieben. Ihr seid neu geboren worden, nicht aus<br />

vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen: aus Gottes<br />

Wort, das lebt und das bleibt.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Selig, die hungern nach der Gerechtigkeit; der Herr wird sie sättigen<br />

und mit seinen Gaben beschenken.


Abend · Donnerstag, 5. <strong>Oktober</strong> 62<br />

Fürbitten (Gebetsanliegen des Papstes)<br />

Beten wir für die Kirche,<br />

– dass die Gläubigen auf allen Ebenen einen Lebensstil führen,<br />

der vom Hören und vom Dialog geprägt ist, und sich vom Heiligen<br />

Geist an alle Orte und in alle Lebensbereiche der Menschen<br />

führen lässt.<br />

Näheres zu diesem Gebetsanliegen erfahren Sie auf www.magnificat.de/aktuelles.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gütiger Gott, nimm unser Abendopfer an. Gib, dass unser Herz<br />

niemals aufhört, über deine Weisung nachzusinnen, und schenke<br />

uns als Lohn das Licht des ewigen Lebens. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Bruno<br />

Herz-Jesu-Freitag<br />

Bruno (um 1030–1101) stammte aus Köln. Er studierte in Köln<br />

und Reims, wurde Stiftsherr in St. Kunibert (Köln) und übernahm<br />

1057 die Domschule in Reims. Einer seiner Schüler war der spätere<br />

Papst Urban II. 1081 wurde Bruno zum Erzbischof von Reims gewählt,<br />

musste jedoch zugunsten eines anderen Kandidaten zurücktreten.<br />

1083 ging er mit zwei Gefährten nach Frankreich, wo er bei<br />

Abt Robert von Molesme Mönch wurde und eine Eremitensiedlung<br />

einrichtete. 1084 erhielt er die Möglichkeit, sich mit sechs Gefährten<br />

in der Chartreuse (Cartusia), einer Wildnis in der Nähe von Grenoble,<br />

als Einsiedler niederzulassen. Die Männer lebten dort in Armut und<br />

strenger Askese. Zu den Regeln gehörte ein absolutes Schweigegebot,<br />

das nur eine Verständigung durch Zeichen erlaubte. Nur nachts<br />

kamen sie zusammen, feierten die Messe und sangen gregorianische<br />

Choräle. Aus dieser Gemeinschaft entstand der Kartäuserorden. Später<br />

gründete Bruno in Kalabrien weitere Kartäusereremitorien.<br />

Schrifttexte: Lesung: Phil 3, 8–14; Evangelium: Lk 9, 57–62<br />

Namenstag: Isaak und Jakob (biblische Gestalten) · hl. Fides von Agen<br />

(Märtyrerin, † um 307) · hl. Renatus von Angers (René, Bischof, 4./5.<br />

Jh.) · hl. Adalbero von Würzburg (Bischof, † 1090)<br />

Ökumenischer Gedenktag: William Tyndale (brit. Bibelübersetzer, um<br />

1484–1536)<br />

Von heute Abend bis Sonntag feiern unsere jüdischen Mitbürger Simchat<br />

Tora, das Fest der Torafreude.<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Morgen · Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> 64<br />

Hymnus<br />

Ehre sei dir, Christe,<br />

der du littest Not,<br />

an dem Stamm des Kreuzes<br />

für uns bittern Tod,<br />

herrschest mit dem Vater<br />

in der Ewigkeit:<br />

Hilf uns armen Sündern<br />

zu der Seligkeit.<br />

Kyrie, eleison.<br />

14. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 1975 499 · KG 388 · EG 75<br />

Psalm 51 Verse 3–21<br />

Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, *<br />

tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!<br />

Wasch meine Schuld von mir ab *<br />

und mach mich rein von meiner Sünde!<br />

Denn ich erkenne meine bösen Taten, *<br />

meine Sünde steht mir immer vor Augen.<br />

Gegen dich allein habe ich gesündigt, *<br />

ich habe getan, was dir missfällt.<br />

So behältst du recht mit deinem Urteil, *<br />

rein stehst du da als Richter.<br />

Denn ich bin in Schuld geboren; *<br />

in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.<br />

Lauterer Sinn im Verborgenen gefällt dir, *<br />

im Geheimen lehrst du mich Weisheit.<br />

Entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein; *<br />

wasche mich, dann werde ich weißer als Schnee.<br />

Sättige mich mit Entzücken und Freude! *<br />

Jubeln sollen die Glieder, die du zerschlagen hast.


65<br />

Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Verbirg dein Gesicht vor meinen Sünden, *<br />

tilge all meine Frevel!<br />

Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz *<br />

und gib mir einen neuen, beständigen Geist!<br />

Verwirf mich nicht von deinem Angesicht *<br />

und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!<br />

Mach mich wieder froh mit deinem Heil; *<br />

mit einem willigen Geist rüste mich aus!<br />

Dann lehre ich Abtrünnige deine Wege, *<br />

und die Sünder kehren um zu dir.<br />

Befrei mich von Blutschuld, Herr, du Gott meines Heiles, *<br />

dann wird meine Zunge jubeln über deine Gerechtigkeit.<br />

Herr, öffne mir die Lippen, *<br />

und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden.<br />

Schlachtopfer willst du nicht, ich würde sie dir geben; *<br />

an Brandopfern hast du kein Gefallen.<br />

Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, *<br />

ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz<br />

wirst du, Gott, nicht verschmähen.<br />

In deiner Huld tu Gutes an Zion; *<br />

bau die Mauern Jerusalems wieder auf!<br />

Dann hast du Freude an rechten Opfern, /<br />

an Brandopfern und Ganzopfern, *<br />

dann opfert man Stiere auf deinem Altar.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du richtest, treuer Gott, um das Unrecht zu tilgen. Reinige uns<br />

durch deine Güte, und lass uns in deiner Gerechtigkeit leben.<br />

Lesung Eph 2, 13–16<br />

Jetzt seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus<br />

Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn


Morgen · Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> 66<br />

er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile – Juden und<br />

Heiden – und riss durch sein Sterben die trennende Wand der<br />

Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz mit seinen Geboten und<br />

Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen<br />

neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte<br />

die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er<br />

hat in seiner Person die Feindschaft getötet.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes hat uns besucht das<br />

aufstrahlende Licht aus der Höhe.<br />

Bitten<br />

Lasst uns beten zu Jesus Christus, der uns besucht und befreit hat:<br />

A: Zeig uns dein Angesicht.<br />

– Wenn wir Schuld auf uns geladen haben.<br />

– Wenn wir zu sehr an materiellen Gütern hängen.<br />

– Wenn wir die Orientierung verloren haben.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, wir bringen dir unser Morgenlob dar. Gib, dass<br />

unser Lied einst sich vollende im Chor deiner Heiligen. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.


67<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Tagesgebet<br />

Heiliger Gott, in Christus hast du den Völkern deine ewige Herrlichkeit<br />

geoffenbart. Gib uns die Gnade, das Geheimnis unseres<br />

Erlösers immer tiefer zu erfassen, damit wir durch ihn zum unvergänglichen<br />

Leben gelangen, der in der Einheit des Heiligen<br />

Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Einführung zur Bahnlesung aus dem Buch Baruch<br />

Das Buch Baruch hat seinen Namen von dem Gefährten des Propheten<br />

Jeremia. Baruch, der Gesegnete, stand als Schreiber in<br />

Jeremias Dienst. Das Buch Baruch ist in vier Abschnitte gegliedert<br />

(1, 1–14; 1, 15 – 3, 8; 3, 9 – 4, 4; 4, 5 – 5, 9). Die Einleitung<br />

hat ganz Israel vor Augen stehen: Neues Heil gilt auch für Jerusalem!<br />

Die Krise von 586 v. Chr. sucht das Buch theologisch zu verarbeiten.<br />

Nach allen eigenen Verfehlungen und nach grausamen<br />

Enttäuschungen soll Gottes Verheißung für das Volk Wirklichkeit<br />

werden. Nur JHWH kennt den Weg zur Weisheit, doch seine<br />

Tora, die er Israel verliehen hat, weist den Weg. Habt Vertrauen!<br />

Lesung aus dem Buch Baruch Bar 1, 15–22<br />

Der Herr, unser Gott, ist im Recht; uns aber treibt es bis heute<br />

die Schamröte ins Gesicht, den Leuten von Juda und den<br />

Bewohnern Jerusalems, unseren Königen und Beamten, unseren<br />

Priestern und Propheten und unseren Vätern; denn wir haben<br />

gegen den Herrn gesündigt und ihm nicht gehorcht.<br />

Wir haben auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, nicht gehört<br />

und die Gebote nicht befolgt, die der Herr uns vorgelegt hat.<br />

Von dem Tag an, als der Herr unsere Väter aus Ägypten herausführte,<br />

bis auf den heutigen Tag waren wir ungehorsam gegen<br />

den Herrn, unseren Gott. Wir hörten sehr bald nicht mehr auf<br />

seine Stimme. So hefteten sich an uns das Unheil und der Fluch,


Eucharistie · Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> 68<br />

den der Herr durch seinen Diener Mose androhen ließ am Tag,<br />

als er unsere Väter aus Ägypten herausführte, um uns ein Land zu<br />

geben, in dem Milch und Honig fließen, und so ist es noch heute.<br />

Wir haben nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört<br />

und auf alle Reden der Propheten, die er zu uns gesandt<br />

hat. Jeder von uns folgte der Neigung seines bösen Herzens; wir<br />

dienten anderen Göttern und taten, was dem Herrn, unserem<br />

Gott, missfällt.<br />

Impuls zur Lesung<br />

„Worauf sollen wir hören?“ So fragt ein Gedicht von Lothar<br />

Zenetti (1926–2019). Am Anfang des Buches Baruch steht ein<br />

Schuldbekenntnis: Wir haben auf alles Mögliche gehört; auf<br />

die Stimme Gottes haben wir nicht gehört. Haben wir sie nicht<br />

gehört? Wir haben in unserem Leben allerlei Schwerpunkte gesetzt;<br />

Gottes Weisung ist dabei nicht ins Gewicht gefallen. „Worauf<br />

sollen wir hören?“ Die Antwort lautet in dem Lied aus dem<br />

20. Jahrhundert ebenso wie im biblischen Baruch-Buch: „E i n<br />

Wort ist wahr.“ Wir tappen nicht orientierungslos im Finstern. Es<br />

ist ja nicht so, als sei Gott wortlos und stumm geblieben. Durch<br />

den Mund prophetischer Menschen, durch seine stets bekräftigte<br />

und stets erneuerte Lebensweisung, die Tora, hat er unermüdlich<br />

die Stimme erhoben und mit den Menschen Kontakt<br />

aufgenommen. Er spricht uns an. Lassen wir uns ansprechen?<br />

Gott schenkt uns seine Stimme. Lassen wir uns einstimmen?<br />

Stimmen wir ein. Was stimmt? In unserem Lied heißt es am<br />

Ende, einfach und schwer zugleich: „Die Liebe zählt.“<br />

Antwortpsalm Ps 79, 1–5.8–9<br />

Kehrvers:<br />

Um deines Namens willen, Herr, befreie uns!<br />

Gott, die Heiden sind eingedrungen in dein Erbe, /<br />

sie haben deinen heiligen Tempel entweiht *<br />

und Jerusalem in Trümmer gelegt.


69<br />

Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Die Leichen deiner Knechte<br />

haben sie zum Fraß gegeben den Vögeln des Himmels, *<br />

die Leiber deiner Frommen den Tieren des Feldes. – Kehrvers<br />

Ihr Blut haben sie wie Wasser vergossen rings um Jerusalem, *<br />

und keiner hat sie begraben.<br />

Zum Schimpf sind wir geworden in den Augen der Nachbarn, *<br />

zu Spott und Hohn bei allen,<br />

die rings um uns wohnen. – Kehrvers<br />

Wie lange noch, Herr? Willst du auf ewig zürnen? *<br />

Wie lange noch wird dein Eifer lodern wie Feuer?<br />

Rechne uns die Schuld der Vorfahren nicht an! /<br />

Mit deinem Erbarmen komm uns eilends entgegen! *<br />

Denn wir sind sehr erniedrigt. – Kehrvers<br />

Um der Ehre deines Namens willen *<br />

hilf uns, du Gott unsres Heils!<br />

Um deines Namens willen reiß uns heraus *<br />

und vergib uns die Sünden! – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 9b, ferner GL 48, 1 (I. Ton) oder GL 1975 529, 1 (II. Ton)<br />

oder KG 396, 2 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Halleluja. Halleluja.<br />

vgl. Ps 95, 7d.8a<br />

Wenn ihr heute seine Stimme hört, verhärtet nicht euer Herz!<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 10, 13–16<br />

In jener Zeit sprach Jesus: Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida!<br />

Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären,<br />

die bei euch geschehen sind – man hätte dort in Sack und<br />

Asche Buße getan. Tyrus und Sidon wird es beim Gericht nicht so<br />

schlimm ergehen wie euch.<br />

Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel<br />

erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen.


Abend · Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> 70<br />

Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt<br />

mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt<br />

hat.<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Wenn der schwache Geist des Menschen von strenger Zucht …<br />

ermüdet ist, findet er oft Erquickung und Erholung in Betrachtungen<br />

der Schönheiten der Natur.<br />

Bruno (Heiliger des Tages)<br />

• Was hilft mir, wenn ich mich matt und müde fühle?<br />

• Wie oft gönne ich mir, zum Beispiel jetzt, in dieser oft goldenen<br />

Herbstzeit, die „Erquickung“ in der Natur?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Herr, unser Gott,<br />

du bist das Licht.<br />

Die Nacht kommt gegangen.<br />

Wir haben Verlangen<br />

nach deinem Gesicht,<br />

heiliger,<br />

herrlicher Gott.<br />

Herr, unser Gott,<br />

du bist die Ruh.<br />

Was immer wir tragen


71<br />

Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

in einsamen Tagen,<br />

das trägt uns dir zu,<br />

heiliger,<br />

herrlicher Gott.<br />

Herr, unser Gott,<br />

lass uns herein,<br />

zu ruhn und zu singen<br />

im Schutz deiner Schwingen,<br />

wir alle sind dein,<br />

heiliger,<br />

herrlicher Gott.<br />

Aus: Silja Walter, Gesamtausgabe, Band 10,<br />

© 2005 Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br.<br />

Psalm 59 Verse 2–5.10–11.17–18<br />

Entreiß mich den Feinden, mein Gott, *<br />

beschütze mich vor meinen Gegnern!<br />

Entreiß mich denen, die Unrecht tun, *<br />

rette mich vor den Mördern!<br />

Sieh her: Sie lauern mir auf, *<br />

Mächtige stellen mir nach.<br />

Ich aber habe keinen Frevel begangen und keine Sünde; *<br />

Herr, ich bin ohne Schuld.<br />

Sie stürmen vor und stellen sich auf. *<br />

Wach auf, komm mir entgegen, sieh her!<br />

Meine Stärke, an dich will ich mich halten, *<br />

denn du, Gott, bist meine Burg.<br />

Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen; *<br />

Gott lässt mich herabsehen auf meine Gegner.<br />

Ich aber will deine Macht besingen, *<br />

will über deine Huld jubeln am Morgen.<br />

Denn du bist eine Burg für mich, *<br />

bist meine Zuflucht am Tag der Not.


Abend · Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> 72<br />

Meine Stärke, dir will ich singen und spielen, *<br />

denn du, Gott, bist meine Burg, mein huldreicher Gott.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wir jubeln und singen dir, Gott, unsere Zuflucht. In der Bedrängnis<br />

komm uns entgegen, beschütze uns vor Verfolgung.<br />

Lesung <br />

Jer 14, 9bc<br />

Du bist in unsrer Mitte, Herr, und dein Name ist über uns<br />

ausgerufen. Verlass uns nicht, Herr, unser Gott!<br />

Nunc dimittis – Lobgesang des Simeon<br />

Antiphon zum Nunc dimittis:<br />

Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz,<br />

wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen in<br />

seinem Frieden.<br />

Fürbitten<br />

Gott Israels, du hältst den Deinen unverbrüchlich die Treue. 50<br />

Jahre nach Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges bitten wir dich:<br />

A: Segne und leite dein Volk in Ewigkeit.<br />

Der Staat Israel wird in seiner Umwelt noch immer weitgehend<br />

als Fremdkörper betrachtet;<br />

– lass die Völker im Nahen Osten einsehen, dass sie nur miteinander<br />

eine Zukunft haben.<br />

Im Heiligen Land leben die Anhänger der abrahamitischen Religionen<br />

auf engstem Raum beieinander;<br />

– lass sie ihre Gemeinsamkeiten im geistlichen Leben erkennen<br />

und durch dich zueinanderfinden.<br />

Weltweit leben Christen eng mit Juden und Muslimen zusammen;<br />

– hilf uns tun, was wir können, um miteinander nach deinem<br />

Willen zu leben.


73<br />

Freitag, 6. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Stärke die vielen Initiativen zur Versöhnung von Israelis und Palästinensern;<br />

– lass ihre kleinen Pflanzen der Hoffnung den Stein der Vorurteile<br />

durchbrechen.<br />

Sieh auf die Opfer von Selbstmordattentaten und Militäraktionen;<br />

– lass die Trauer über ihren Verlust die Sehnsucht nach wahrem<br />

Frieden stärken.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, dein eingeborener Sohn ist hinabgestiegen in<br />

die Nacht des Todes und auferstanden. Gib, dass wir alle Tage<br />

durch den Glauben ihm verbunden bleiben, damit wir einst mit<br />

ihm auferstehen zum neuen Leben. Darum bitten wir durch ihn,<br />

Christus, unseren Herrn.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz<br />

Das Rosenkranzgebet ist ein meditatives Gebet, das wichtige Stationen<br />

des Lebens Jesu zum Inhalt hat. Parallel zum Psalmengebet<br />

im Brevier der Priester und in den Klöstern (der Psalter umfasst<br />

150 Psalmen) entwickelte sich das Rosenkranzgebet als sogenanntes<br />

„Laien-Brevier“ (150 Ave Maria). Heute ist das Rosenkranzgebet<br />

weitgehend ein Bittgebet. Der Name Rosenkranz weist noch auf die<br />

ursprüngliche Bedeutung hin. In der Zeit des Minnesangs brachte<br />

man seiner „Dame“ oder „Unserer Lieben Frau“ einen Blumenkranz<br />

oder ein Minnegedicht als Gabe dar, „Rosarium“ genannt. So wurde<br />

der Rosenkranz ursprünglich als Minnedienst verstanden. Seine jetzige<br />

Form erhielt er im 15. Jahrhundert.<br />

Verbreitet wurde das Gebet durch verschiedene Orden, besonders<br />

durch die Dominikaner, die Rosenkranzbruderschaften gründeten. In<br />

den Bedrohungen der Türkenkriege rief Pius V. zum Rosenkranzgebet<br />

auf. Als Dank für den Sieg in der Seeschlacht bei Lepanto am 7.<br />

<strong>Oktober</strong> 1571 führte er das Fest „Maria vom Sieg“ ein, das nach dem<br />

endgültigen Sieg bei Peterwardein/Ungarn (1716) als „Rosenkranzfest“<br />

auf die ganze Kirche ausgedehnt wurde. Im Rosenkranz meditieren<br />

die Betenden die sogenannten freudenreichen, schmerzhaften<br />

oder glorreichen Geheimnisse des Lebens Jesu, die durch Papst Johannes<br />

Paul II. um die lichtreichen Geheimnisse erweitert wurden.<br />

Schrifttexte: Lesung: Apg 1, 12–14; Evangelium: Lk 1, 26–38<br />

Namenstag: Rosa (Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz) · hl. Justina von<br />

Padua (Märtyrerin, † um 304) · hl. Gerold von Köln (Pilger, † 1241) · sel.<br />

Georg von Pfronten-Kreuzegg (Kapuziner, † 1762)


75<br />

Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Meerstern, ich dich grüße, o Maria, hilf,<br />

Gottesmutter süße, o Maria, hilf!<br />

Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not!<br />

Rose ohne Dornen, o Maria, hilf,<br />

du von Gott erkorne, o Maria, hilf!<br />

Maria, hilf uns allen aus unsrer tiefen Not!<br />

Lilie ohnegleichen, o Maria, hilf,<br />

dir die Engel weichen, o Maria, hilf!<br />

Maria, hilf uns allen aus unsrer tiefen Not!<br />

Quelle aller Freuden, o Maria, hilf,<br />

Trösterin in Leiden, o Maria, hilf!<br />

Maria, hilf uns allen aus unsrer tiefen Not!<br />

Dich als Mutter zeige, o Maria, hilf,<br />

gnädig uns zuneige, o Maria, hilf!<br />

Maria, hilf uns allen aus unsrer tiefen Not!<br />

Gib ein reines Leben, o Maria, hilf,<br />

sichre Reis’ daneben, o Maria, hilf!<br />

Maria, hilf uns allen aus unsrer tiefen Not!<br />

Dass wir Jesum sehen, o Maria, hilf,<br />

fröhlich vor ihm stehen, o Maria, hilf!<br />

Maria, hilf uns allen aus unsrer tiefen Not!<br />

Köln 1638, Paderborn 1765, Kirchenlied 1938,<br />

GL 524 · GL 1975 (Anhänge)


Morgen · Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> 76<br />

Canticum Dtn 32, 1–7.9–12<br />

Antiphon:<br />

Preist die Größe unseres Gottes; denn er ist treu und gerecht.<br />

Hört zu, ihr Himmel, ich will reden, *<br />

die Erde lausche meinen Worten.<br />

Meine Lehre wird strömen wie Regen, *<br />

meine Botschaft wird fallen wie Tau,<br />

wie Regentropfen auf das Gras *<br />

und wie Tauperlen auf die Pflanzen.<br />

Ich will den Namen des Herrn verkünden; *<br />

preist die Größe unseres Gottes!<br />

Er heißt: Der Fels. Vollkommen ist, was er tut; *<br />

denn alle seine Wege sind recht.<br />

Er ist ein unbeirrbar treuer Gott, *<br />

er ist gerecht und gerade.<br />

Ein falsches, verdrehtes Geschlecht fiel von ihm ab, *<br />

Verkrüppelte, die nicht mehr seine Söhne sind.<br />

Ist das euer Dank an den Herrn, *<br />

du dummes, verblendetes Volk?<br />

Ist er nicht dein Vater, dein Schöpfer? *<br />

Hat er dich nicht geformt und hingestellt?<br />

Denk an die Tage der Vergangenheit, *<br />

lerne aus den Jahren der Geschichte!<br />

Frag deinen Vater, er wird es dir erzählen, *<br />

frag die Alten, sie werden es dir sagen.<br />

Der Herr nahm sich sein Volk als Anteil, *<br />

Jakob wurde sein Erbland.<br />

Er fand ihn in der Steppe, *<br />

in der Wüste, wo wildes Getier heult.<br />

Er hüllte ihn ein, gab auf ihn Acht *<br />

und hütete ihn wie seinen Augenstern,


77<br />

Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

wie der Adler, der sein Nest beschützt *<br />

und über seinen Jungen schwebt,<br />

der seine Schwingen ausbreitet, ein Junges ergreift *<br />

und es flügelschlagend davonträgt.<br />

Der Herr allein hat Jakob geleitet, *<br />

kein fremder Gott stand ihm zur Seite.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung Hld 6, 10<br />

Wer ist, die da erscheint wie das Morgenrot, wie der Mond<br />

so schön, strahlend rein wie die Sonne, prächtig wie Himmelsbilder?<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Selige Mutter, reinste Jungfrau, glorreiche Königin der Welt, lass<br />

alle deine Hilfe erfahren, die dieses heilige Fest begehen.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der uns seinen eingeborenen Sohn gesandt<br />

hat. Zu ihm lasst uns rufen:<br />

A: Mir geschehe nach deinem Wort.<br />

Durch Marias Ja ist Jesus als Mensch in unsere Zeit getreten;<br />

– mache auch uns bereit, dem Wachsen deines Reiches zu dienen.<br />

Marias Weg mit ihrem Sohn hat ihr bitterstes Leid, aber auch<br />

unsagbare Freude bereitet;<br />

– schenke uns das Vertrauen, dass du alles, was uns widerfährt,<br />

letztlich zu einem guten Ende führst.<br />

Gib uns die Kraft, auszuharren unter dem Kreuz,<br />

– und führe uns in der Gemeinschaft mit allen Glaubenden einst<br />

zur Vollendung.


Eucharistie · Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> 78<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.<br />

Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung<br />

Christi, deines Sohnes, erkannt. Höre auf die Fürsprache der seligen<br />

Jungfrau Maria und führe uns durch sein Leiden und Kreuz<br />

zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir durch ihn,<br />

Jesus Christus.<br />

Der Gott des Friedens<br />

schaffe in uns, was vor ihm wohlgefällig ist,<br />

durch Jesus Christus, dem die Ehre gebührt in alle Ewigkeit.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Baruch Bar 4, 5–12.27–29<br />

Hab Vertrauen, mein Volk, du trägst den Namen Israel. Ihr<br />

wurdet verkauft an die Völker, doch nicht zur Vernichtung.<br />

Weil ihr Gott erzürnt habt, wurdet ihr den Feinden preisgegeben.<br />

Denn ihr habt euren Schöpfer zum Zorn gereizt, da ihr den Dämonen<br />

und nicht Gott Opfer darbrachtet. Euren Ernährer habt<br />

ihr vergessen, den ewigen Gott. Ihr habt auch Jerusalem betrübt,<br />

die euch aufzog.<br />

Denn sie hat mit angesehen, wie Gottes Zorn über euch hereinbrach;<br />

da sprach sie: Hört, ihr Nachbarn Zions! Gott hat großes<br />

Leid über mich gebracht. Denn ich musste sehen, dass meine<br />

Söhne und Töchter verschleppt wurden, wie es der Ewige über<br />

sie verhängt hat. Mit Freude habe ich sie großgezogen, mit Weinen<br />

und Klagen musste ich sie ziehen lassen.


79<br />

Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Keiner juble, dass ich Witwe bin und von so vielen verlassen;<br />

der Sünden meiner Kinder wegen bin ich vereinsamt, denn sie<br />

sind abgewichen vom Gesetz Gottes.<br />

Habt Vertrauen, meine Kinder, schreit zu Gott! Denn er, der<br />

es verhängt hat, wird wieder an euch denken. Wie euer Sinn auf<br />

den Abfall von Gott gerichtet war, so zeigt nun zehnfachen Eifer,<br />

umzukehren und ihn zu suchen. Er, der über euch das Unheil<br />

gebracht hat, wird mit eurer Rettung euch ewige Freude bringen.<br />

Antwortpsalm Ps 69, 33–37<br />

Kehrvers:<br />

Der Herr hört auf die Armen.<br />

Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch; *<br />

ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz lebe auf!<br />

Denn der Herr hört auf die Armen, *<br />

er verachtet die Gefangenen nicht. – Kehrvers<br />

Himmel und Erde sollen ihn rühmen, *<br />

die Meere und was sich in ihnen regt.<br />

Denn Gott wird Zion retten, *<br />

wird Judas Städte neu erbauen. – Kehrvers<br />

Seine Knechte werden dort wohnen *<br />

und das Land besitzen,<br />

ihre Nachkommen sollen es erben; *<br />

wer seinen Namen liebt, soll darin wohnen. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 34a, ferner GL 76, 1 (I. Ton)<br />

oder GL 1975 698, 1 oder KG 287 (II. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Mt 11, 25<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Sei gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde; du hast die<br />

Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.<br />

Halleluja.


Eucharistie · Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> 80<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 10, 17–24<br />

In jener Zeit kehrten die Zweiundsiebzig zurück und berichteten<br />

voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir<br />

deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den<br />

Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die<br />

Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und<br />

die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch<br />

schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die<br />

Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen<br />

im Himmel verzeichnet sind.<br />

In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude<br />

aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde,<br />

weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen<br />

aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von<br />

meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der<br />

Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur<br />

der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.<br />

Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig<br />

sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele<br />

Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben<br />

es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es<br />

nicht gehört.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Wenn meine Patentante ein Päckchen zum Geburtstag oder<br />

Namenstag schickte, stand oft auf der Glückwunschkarte: „Viel<br />

Freude (mit dem neuen Buch, Füller usw.)!“ Freude ist auch der<br />

Hauptwunsch, das Hauptwort des heutigen Evangeliums. Die<br />

Boten des Gottesreiches kommen freudestrahlend zurück. Ein<br />

Anfang ist gemacht, und was für einer. Sie haben allen Grund,<br />

sich zu freuen – aber nicht schlicht und einfach über ihre Erfolge,<br />

sondern „darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet<br />

sind“. In das Buch des Lebens eingeschrieben zu sein, das<br />

bedeutet biblisch, in Gottes eigenes Leben hineingezogen zu


81<br />

Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

werden (vgl. Ex 32, 32; Jes 4, 3): an Gottes Begeisterung für die<br />

Menschen teilzuhaben, an seinem Mitleiden mit ihnen, an seiner<br />

Liebesfähigkeit, Freigebigkeit, Großzügigkeit. Es ist die Gabe,<br />

Gottes Leben zu leben. Viel Freude damit!<br />

Hymnus<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Zuhause sein in deinem Garten –<br />

froh schlägt mein Herz in Dankbarkeit.<br />

Du kommst, ich kann es kaum erwarten,<br />

die Sehnsucht brennt, ich bin bereit.<br />

Du Lichtblick, meines Leidens Ende,<br />

mein Anwalt gegen Lug und List.<br />

Kraftvoll erhebst du deine Hände,<br />

Dank dir, dass du mein Retter bist.<br />

Starr war ich oft und unbeweglich,<br />

schwer drückt mich meiner Fehler Last,<br />

doch selbst das Schwere wird erträglich,<br />

weil du mir längst vergeben hast.<br />

Will nicht verzweifeln, nicht mich ängsten,<br />

ich atme ruhig, fasse Mut.<br />

Auf dich vertrauen hilft am längsten,<br />

du bist bei mir und du bist gut.<br />

Ob ich nun wach bin oder schlafe:<br />

bei dir ist mir mein Platz bestimmt,


Abend · Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> 82<br />

du hast mich für das Glück erschaffen<br />

und dass mein Leben mir gelingt.<br />

Helmut Schlegel, nach Psalm 56,<br />

© Dehm-Verlag, Limburg,<br />

singbar nach GL 96 (Du lässt den Tag) o. GL 186 (Solang es Menschen gibt)<br />

Psalm 116 Verse 10–19<br />

Voll Vertrauen war ich, auch wenn ich sagte: *<br />

Ich bin so tief gebeugt.<br />

In meiner Bestürzung sagte ich: *<br />

Die Menschen lügen alle.<br />

Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, *<br />

was er mir Gutes getan hat?<br />

Ich will den Kelch des Heils erheben *<br />

und anrufen den Namen des Herrn.<br />

Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen *<br />

offen vor seinem ganzen Volk.<br />

Kostbar ist in den Augen des Herrn *<br />

das Sterben seiner Frommen.<br />

Ach Herr, ich bin doch dein Knecht, /<br />

dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd. *<br />

Du hast meine Fesseln gelöst.<br />

Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen *<br />

und anrufen den Namen des Herrn.<br />

Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen *<br />

offen vor seinem ganzen Volk,<br />

in den Vorhöfen am Hause des Herrn, *<br />

in deiner Mitte, Jerusalem.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Das Vertrauen zu dir, unserem Retter, trägt uns durch Höhen und<br />

Tiefen. Gib, dass wir dir mit unserem ganzen Leben danken.


83<br />

Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Lesung Jes 43, 1<br />

Jetzt aber – so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob,<br />

und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich<br />

habe dich losgekauft, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst<br />

mir.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel.<br />

Fürbitten<br />

In unserer Welt kommt es darauf an, dass jede, jeder einzelne<br />

Glaubende bereit ist, sich von Gott senden zu lassen. Darum lasst<br />

uns bitten:<br />

V: Du unser Gott, A: mach uns zu Zeugen deiner Güte.<br />

– Lass die jungen Menschen ihre Begabungen entdecken und in<br />

deinem Sinn entfalten.<br />

– Lass uns Glaubende Wege finden, unser geistliches Leben zu<br />

vertiefen.<br />

– Lass alle, die sich deine Kinder nennen, mutig für deine Gerechtigkeit<br />

und Liebe einstehen.<br />

– Lass die Angehörigen der Weltreligionen Hand in Hand für den<br />

Frieden arbeiten.<br />

– Lass alle, die in ihrem Leben für dich dagewesen sind, bei dir<br />

Erfüllung finden.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du gibst uns in deiner Güte mehr, als wir verdienen,<br />

und Größeres, als wir erbitten. Nimm weg, was unser<br />

Gewissen belastet, und schenke uns jenen Frieden, den nur deine


Abend · Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> 84<br />

Barmherzigkeit geben kann. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Gott, unser Schöpfer, segne,<br />

was wir mit unseren Händen beginnen.<br />

Er lasse unsere Arbeit gedeihen<br />

und führe zu einem guten Ausgang,<br />

was wir uns vorgenommen haben.<br />

Salve Regina (Seite 365)


85<br />

Samstag, 7. <strong>Oktober</strong> · Von Woche zu Woche<br />

Von Woche zu Woche<br />

Der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt<br />

(zu Phil 4, 6–9)<br />

Wir haben nichts zu lachen,<br />

wir haben Sorgen –<br />

das ist die stumme Botschaft vieler Gesichter,<br />

beim Einkaufen, auf der Straße, im Bus.<br />

Wer wollte widersprechen – nüchtern betrachtet?<br />

Doch ebenso nüchtern betrachtet,<br />

drücken Paulus wohl schwerere Sorgen.<br />

Er sitzt in Haft, wer weiß wie lange noch!<br />

Müsste er nicht vergehen vor Angst und Sorge<br />

um sein Lebenswerk, um sein Leben?<br />

Doch der geliebten, vertrauten Gemeinde<br />

ruft er nur einen Grund-Satz zu:<br />

Verhärtet nicht!<br />

Verheddert euch nicht in euren Ängsten,<br />

versteinert nicht, erstarrt nicht!<br />

„Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


8. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

27. Sonntag im Jahreskreis<br />

Namenstag: hl. Pelagia von Jerusalem (Büßerin, † 280) · hl. Demetrius<br />

von Thessaloniki (Märtyrer, † um 306) · sel. Gunther von Regensburg<br />

(Benediktiner, † 940) · Viktrizius Weiß (Kapuziner, Seelsorger, † 1924)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Wir wollen deinen Namen anrufen<br />

und nicht von dir weichen.<br />

Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf!<br />

Vgl. Ps 80, 19b.20a<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Ist Gott für mich, so trete<br />

gleich alles wider mich;<br />

so oft ich ruf und bete,<br />

weicht alles hinter sich.<br />

Hab ich das Haupt zum Freunde<br />

und bin geliebt bei Gott,<br />

was kann mir tun der Feinde<br />

und Widersacher Rott?


87<br />

Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Nun weiß und glaub ich feste,<br />

ich rühm’s auch ohne Scheu,<br />

dass Gott, der Höchst und Beste,<br />

mein Freund und Vater sei<br />

und dass in allen Fällen<br />

er mir zur Rechten steh<br />

und dämpfe Sturm und Wellen<br />

und was mir bringet Weh.<br />

Der Grund, da ich mich gründe,<br />

ist Christus und sein Blut;<br />

das machet, dass ich finde<br />

das ewge, wahre Gut.<br />

An mir und meinem Leben<br />

ist nichts auf dieser Erd;<br />

was Christus mir gegeben,<br />

das ist der Liebe wert.<br />

Paul Gerhardt 1653 nach Röm 8, 31–39<br />

EG 351, Strophen 1–3<br />

Psalm 148<br />

Lobet den Herrn vom Himmel her, *<br />

lobt ihn in den Höhen:<br />

Lobt ihn, all seine Engel, *<br />

lobt ihn, all seine Scharen;<br />

lobt ihn, Sonne und Mond, *<br />

lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne;<br />

lobt ihn, alle Himmel *<br />

und ihr Wasser über dem Himmel!<br />

Loben sollen sie den Namen des Herrn; *<br />

denn er gebot, und sie waren erschaffen.<br />

Er stellte sie hin für immer und ewig, *<br />

er gab ihnen ein Gesetz, das sie nicht übertreten.


Morgen · Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> 88<br />

Lobet den Herrn, ihr auf der Erde, *<br />

ihr Seeungeheuer und all ihr Tiefen,<br />

Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, *<br />

du Sturmwind, der sein Wort vollzieht,<br />

ihr Berge und all ihr Hügel, *<br />

ihr Fruchtbäume und alle Zedern,<br />

ihr wilden Tiere und alles Vieh, *<br />

Kriechtiere und gefiederte Vögel,<br />

ihr Könige der Erde und alle Völker, *<br />

ihr Fürsten und alle Richter auf Erden,<br />

ihr jungen Männer und auch ihr Mädchen, *<br />

ihr Alten mit den Jungen!<br />

Loben sollen sie den Namen des Herrn; /<br />

denn sein Name allein ist erhaben, *<br />

seine Hoheit strahlt über Erde und Himmel.<br />

Seinem Volk verleiht er Macht, /<br />

das ist ein Ruhm für all seine Frommen, *<br />

für Israels Kinder, das Volk, das ihm nahen darf.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Jung und alt freuen sich an dir, du unser Gott, die ganze Schöpfung<br />

verkündet dein Lob. Erhalte uns in deiner Gnade, dass wir<br />

deinem Willen entsprechen und aus deiner Kraft tun, was unserer<br />

Welt zu Heil und Frieden dient.<br />

Lesung <br />

1 Kor 15, 1–2a.3–4<br />

Ich erinnere euch, Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt<br />

habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf<br />

dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet. Vor<br />

allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe:<br />

Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und<br />

ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden,<br />

gemäß der Schrift.


89<br />

Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der uns in Jesus seine grenzenlose Liebe erwiesen<br />

hat. Zu ihm rufen wir:<br />

A: Schenke uns dein Leben.<br />

– Komm uns heute entgegen und lass uns deine Nähe spüren.<br />

– Halte unsere Augen offen für die Wunder, die du täglich an uns<br />

wirken willst.<br />

– Lass uns die Sorgen des Alltags getrost in deine Hände legen<br />

und uns mutig unseren Aufgaben stellen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du gibst uns in deiner Güte mehr, als wir verdienen,<br />

und Größeres, als wir erbitten. Nimm weg, was unser<br />

Gewissen belastet, und schenke uns jenen Frieden, den nur deine<br />

Barmherzigkeit geben kann. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Gnade, Erbarmen und Friede von Gott, dem Vater,<br />

und Christus Jesus, unserem Herrn.<br />

1 Tim 1, 2


Eucharistie · Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> 90<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 427, 429, 477, 481 · KG 381, 509, 573, 584<br />

Gloria<br />

Deiner Macht ist das All unterworfen, Herr,<br />

und niemand kann sich dir widersetzen;<br />

denn du hast Himmel und Erde gemacht<br />

und alles, was wir unter dem Himmel bestaunen.<br />

Du bist der Herr über alles.<br />

Est 13, 9–11 (Vulgata)<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 5, 1–7<br />

Ich will singen von meinem Freund, das Lied meines Liebsten<br />

von seinem Weinberg.<br />

Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.<br />

Er grub ihn um und entfernte die Steine und bepflanzte ihn mit<br />

edlen Reben. Er baute in seiner Mitte einen Turm und hieb zudem<br />

eine Kelter in ihm aus. Dann hoffte er, dass der Weinberg<br />

Trauben brächte, doch er brachte nur faule Beeren.<br />

Und nun, Bewohner Jerusalems und Männer von Juda, richtet<br />

zwischen mir und meinem Weinberg! Was hätte es für meinen<br />

Weinberg noch zu tun gegeben, das ich ihm nicht getan hätte?<br />

Warum hoffte ich, dass er Trauben brächte? Und er brachte nur<br />

faule Beeren!<br />

Jetzt aber will ich euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg<br />

mache: seine Hecke entfernen, sodass er abgeweidet wird;<br />

einreißen seine Mauer, sodass er zertrampelt wird. Zu Ödland<br />

will ich ihn machen. Nicht werde er beschnitten, nicht behackt,<br />

sodass Dornen und Disteln hochkommen. Und den Wolken gebiete<br />

ich, keinen Regen auf ihn fallen zu lassen.<br />

Denn der Weinberg des HERRN der Heerscharen ist das Haus<br />

Israel und die Männer von Juda sind die Pflanzung seiner Lust. Er


91<br />

Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

hoffte auf Rechtsspruch – doch siehe da: Rechtsbruch, auf Rechtsverleih<br />

– doch siehe da: Hilfegeschrei.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Ein Liebeslied. Ein Liebeskummerlied. Ausbeutung und Korruption<br />

quälen das Land. Der Prophet Jesaja prangert die Missstände<br />

an. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Er beschönigt nichts.<br />

Er übersetzt seine Erfahrung in ein Bild: Ein Mann, der liebe<br />

Freund des Erzählers, besitzt einen Weinberg in guter Lage. Viel<br />

Mühe, Zeit und Geld hat dieser Mann investiert, um am Ende<br />

süße Früchte zu ernten. Doch der gewaltige Aufwand steht in<br />

keinem Verhältnis zum Ertrag. Ein paar faulige Beeren, sonst<br />

nichts. Enttäuschte Liebe. Die Klage wird zur Anklage. Dieser<br />

Weinberg ist nicht zu retten! Es wird nicht mehr besser mit ihm.<br />

Die Anklage wird zum Gericht. Ich entziehe ihm meine Zuwendung.<br />

Fort mit der schützenden Hecke! Wildnis soll werden!<br />

Der Sänger gibt dem enttäuschten, dem getäuschten Liebenden<br />

recht: Indem sie Recht und Gerechtigkeit missachteten, haben<br />

die Männer von Juda Gottes Hege und Pflege verspielt. Im Hilferuf<br />

der Ausgeplünderten und Entrechteten findet Gottes Enttäuschung<br />

ihren Ausdruck. Ein Notschrei, der uns nichts angeht?<br />

Oder geht er uns zu Herzen? Vor diese Frage stellt der Sänger<br />

auch mich und meine Zeit.<br />

Antwortpsalm Ps 80, 9.12–16.19–20<br />

Kehrvers:<br />

Der Weinberg des HERRN ist das Haus Israel.<br />

Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten, *<br />

du hast Völker vertrieben und ihn eingepflanzt.<br />

Seine Ranken trieb er bis zum Meer *<br />

und seine Schösslinge bis zum Eufrat! – Kehrvers<br />

Warum rissest du seine Mauern ein? *<br />

Alle, die des Weges kommen, plündern ihn.


Eucharistie · Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> 92<br />

Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um, *<br />

es fressen ihn ab die Tiere des Feldes.<br />

Kehrvers:<br />

Der Weinberg des HERRN ist das Haus Israel.<br />

Gott der Heerscharen, kehre doch zurück, /<br />

blicke vom Himmel herab und sieh, *<br />

sorge für diesen Weinstock!<br />

Beschütze, was deine Rechte gepflanzt hat, *<br />

und den Sohn, den du dir stark gemacht! – Kehrvers<br />

Wir werden nicht von dir weichen. *<br />

Belebe uns und wir rufen deinen Namen an.<br />

HERR, Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her, *<br />

lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Jes 5, 7a, ferner GL 46, 1 oder GL 1975 529, 1 (II. Ton)<br />

oder KG 649 (I. Ton)<br />

Lesung aus dem Philipperbrief Phil 4, 6–9<br />

Schwestern und Brüder! Sorgt euch um nichts, sondern bringt<br />

in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor<br />

Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird<br />

eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.<br />

Im Übrigen, Brüder und Schwestern: Was immer wahrhaft,<br />

edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend<br />

heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht! Und was ihr gelernt<br />

und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut!<br />

Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Joh 15, 16<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt,<br />

dass ihr Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.<br />

Halleluja.


93<br />

Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 21, 33–44<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten<br />

des Volkes: Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein<br />

Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen<br />

Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete<br />

er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.<br />

Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern,<br />

um seine Früchte holen zu lassen. Die Winzer aber packten<br />

seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie<br />

um, wieder einen anderen steinigten sie. Darauf schickte er andere<br />

Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es<br />

genauso.<br />

Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor<br />

meinem Sohn werden sie Achtung haben.<br />

Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist<br />

der Erbe. Auf, wir wollen ihn umbringen, damit wir sein Erbe in<br />

Besitz nehmen. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg<br />

hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Herr des Weinbergs<br />

kommt: Was wird er mit jenen Winzern tun?<br />

Sie sagten zu ihm: Er wird diese bösen Menschen vernichten<br />

und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die<br />

Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.<br />

Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen:<br />

Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein<br />

geworden; vom Herrn ist das geschehen und es ist wunderbar in<br />

unseren Augen?<br />

Und wer auf diesen Stein fällt, wird zerschellen; auf wen der<br />

Stein aber fällt, den wird er zermalmen.<br />

Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen<br />

und einem Volk gegeben werden, das die Früchte des Reiches<br />

Gottes bringt.<br />

Credo


Eucharistie · Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> 94<br />

Gabengebet<br />

Allmächtiger Gott, nimm die Gaben an, die wir nach deinem<br />

Willen darbringen. Vollende in uns das Werk der Erlösung und<br />

der Heiligung durch die Geheimnisse, die wir zu deiner Verherrlichung<br />

feiern. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger,<br />

ewiger Gott, immer und überall zu danken. Denn wir<br />

erkennen deine Herrlichkeit in dem, was du an uns getan hast:<br />

Du bist uns mit der Macht deiner Gottheit zu Hilfe gekommen<br />

und hast uns durch deinen menschgewordenen Sohn Rettung<br />

und Heil gebracht aus unserer menschlichen Sterblichkeit. So<br />

kam uns aus unserer Vergänglichkeit das unvergängliche Leben<br />

durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen wir jetzt<br />

und in Ewigkeit dein Erbarmen und singen mit den Chören der<br />

Engel das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Klgl 3, 25<br />

Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn<br />

sucht.<br />

Schlussgebet<br />

Gott und Vater, du reichst uns das Brot des Lebens und den Kelch<br />

der Freude. Gestalte uns nach dem Bild deines Sohnes, der im<br />

Sakrament unsere Speise geworden ist. Darum bitten wir durch<br />

ihn, Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Der allmächtige Gott gewähre euch Segen und Heil; er offenbare<br />

euch die Wege seiner Weisheit.<br />

Er stärke euren Glauben durch sein Wort und schenke euch die<br />

Gnade, nach seinen Geboten zu leben, damit in allem sein Wille<br />

geschehe.


95<br />

Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> · Auslegung<br />

Er lenke eure Schritte auf den Weg des Friedens; er mache euch<br />

beharrlich im Guten und vollende euch in der Liebe.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn<br />

† und der Heilige Geist.<br />

Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />

Von Franz Kamphaus<br />

Der Eckstein<br />

Gott denkt anders. Die Gewalt hat nicht das letzte Wort in dieser<br />

dunklen Geschichte. Da steckt viel mehr in dem Schriftzitat<br />

(42). Es ist nicht ein Anhängsel, sondern die Spitze des Gleichnisses.<br />

Der Stein, der von den Bauleuten weggeworfen wird, ist<br />

in Wahrheit der Eckstein. Die Botschaft ist klar: Der Sohn und<br />

Erbe, den die Pächter aus dem Weinberg geworfen und getötet<br />

haben, ist der Hoffnungsträger. Gott hat in Sachen Gewalt eine<br />

andere Lösung gefunden als die gängige Logik der Wiedervergeltung.<br />

Er sagt auch nicht: „Halb so schlimm, alles wieder gut.“ Es<br />

ist schlimm genug. Jesus hat die menschliche Gewalt am eigenen<br />

Leib erlitten und ist ihr Opfer geworden. Man hat ihn hinausgeworfen<br />

und gekreuzigt „außerhalb des Lagers“ (Hebr 13, 12 f.).<br />

Indem er sich der Gewalt aussetzte, hat er sie überwunden. Gott<br />

hat ihn nicht dem Tod überlassen; er hat ihn auferweckt und damit<br />

das Leben erschlossen, das den Tod hinter sich hat.<br />

Franz Kamphaus (Bischof em. von Limburg, * 1932),<br />

aus: ders., Tastender Glaube. Inspirationen zum Matthäus-Jahr, 163,<br />

© Patmos Verlag, Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG,<br />

Ostfildern 2. Auflage 2017,<br />

www.verlagsgruppe-patmos.de


Abend · Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> 96<br />

Hymnus<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Dreifaltigkeit, dreiein’ger Gott,<br />

du Licht voll Glut und Seligkeit:<br />

nun, da der Sonnenball versinkt,<br />

geh du in unsrem Herzen auf.<br />

Dich preist am Morgen unser Lied,<br />

dich rufen wir am Abend an,<br />

zu dir erhebt sich unser Herz<br />

an jedem Tag, den du uns schenkst.<br />

Du ew’ger Vater, du Gott Sohn,<br />

du, beider Odem, Heil’ger Geist:<br />

Erhöre gütig unser Flehn,<br />

allmächtige Dreifaltigkeit. Amen.<br />

Nach: O lux, beata Trinitas; 7.–8. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 539 · GL 1975 605 · KG 781 · EG 142<br />

Canticum <br />

vgl. Offb 19, 1b.2a.5b.6b–7<br />

Antiphon:<br />

Der Herr, unser Gott, ist König, er, der Herrscher über das All.<br />

Halleluja.<br />

Halleluja.<br />

Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht<br />

ist bei unserm Gott. *<br />

Seine Urteile sind wahr und gerecht. Halleluja.<br />

Halleluja.<br />

Preist unsern Gott, all seine Knechte *<br />

und alle, die ihn fürchten, Große und Kleine! Halleluja.


97<br />

Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Halleluja.<br />

Denn König geworden ist der Herr, unser Gott, *<br />

der Herrscher über die ganze Schöpfung. Halleluja.<br />

Halleluja.<br />

Wir wollen uns freuen und jubeln *<br />

und ihm die Ehre erweisen. Halleluja.<br />

Halleluja.<br />

Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes, *<br />

und seine Frau hat sich bereit gemacht. Halleluja.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung 1 Kor 13, 4–7<br />

Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich<br />

nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt<br />

nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum<br />

Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über<br />

das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles,<br />

glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Den Bösen wird er ein böses Ende bereiten und den Weinberg<br />

anderen verpachten, die ihm Früchte liefern zur rechten Zeit.<br />

Fürbitten<br />

Niemand hat Gottes Verheißungen für sich gepachtet. Was zählt,<br />

ist unser eigenes Maßnehmen an Gottes langmütiger Menschenliebe.<br />

So rufen wir zu ihm:<br />

V/A: Höre und erhöre uns.<br />

– Für die vielen, deren Alltagsleben durch Terror und Krieg bedroht<br />

oder zerstört wurde und die jetzt auf der Flucht sind.<br />

– Für alle, die nicht nach dem äußeren Schein urteilen und ihre<br />

eigenen Urteile und Positionen überdenken.


Abend · Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> 98<br />

– Für die jungen Menschen, die in Freiwilligenorganisationen ihren<br />

Horizont erweitern und lernen, Verantwortung für andere<br />

zu übernehmen.<br />

V/A: Höre und erhöre uns.<br />

– Für alle, die in ihrem Alltag Traurigkeit und Einsamkeit erkennen<br />

und dort helfen, wo es nottut.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du gibst uns in deiner Güte mehr, als wir verdienen,<br />

und Größeres, als wir erbitten. Nimm weg, was unser<br />

Gewissen belastet, und schenke uns jenen Frieden, den nur deine<br />

Barmherzigkeit geben kann. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Christus Jesus, du birgst unsere Vergangenheit<br />

in deinem Herzen und willst uns Zukunft eröffnen.<br />

Segne uns, du unser Friede.<br />

Salve Regina (Seite 365)


Montag, 9. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Dionysius und Gefährten<br />

Heiliger Johannes Leonardi<br />

Dionysius wurde nach einem Bericht von Gregor von Tours im<br />

dritten Jahrhundert mit weiteren Gefährten von Papst Fabianus<br />

als Glaubensbote nach Gallien geschickt. Er war vermutlich der<br />

erste Bischof von Paris, dem römischen Lutetia. Auf Veranlassung<br />

des damaligen römischen Gouverneurs soll er später aufgrund seines<br />

Glaubens verhaftet und mit dem Schwert enthauptet worden sein.<br />

Auch seine Gefährten Rustikus und Eleutherius werden als Märtyrer<br />

erwähnt. Dionysius ist ein Nationalheiliger Frankreichs und wird zu<br />

den 14 Nothelfern gezählt.<br />

Schrifttexte: Lesung: 2 Kor 6, 4–10; Evangelium: Mt 5, 13–16<br />

Johannes Leonardi (1541–1609) lebte in Italien. Er wurde 1573<br />

Priester. 1574 gründete er die „Bruderschaft der christlichen Lehre“<br />

zur Erziehung der Jugend und die „Kongregation reformierter<br />

Priester“, die späteren „Regularkleriker der Mutter Gottes“, für die<br />

Seelsorge und die Unterweisung der Armen. In Rom gründete er ein<br />

Missionskolleg, förderte das Schul- und Krankenhauswesen und reformierte<br />

im Auftrag des Papstes verschiedene Kongregationen.<br />

Schrifttexte: Lesung: 2 Kor 4, 1–2.5–7; Evangelium: Lk 5, 1–11<br />

Namenstag: Abraham und Sara (biblische Gestalten) · hl. Theofrid von<br />

Amiens (erster Abt in Corbie, Bischof, † nach 683) · sel. Gunther von<br />

Thüringen (Benediktiner, Einsiedler, Glaubensbote im Bayerischen<br />

Wald, † 1045) · sel. Sibylle von Gages (Zisterzienserin, † um 1250) ·<br />

Emanuela Theresia von Bayern (Klarissin, † 1750) · hl. John Henry Newman<br />

(engl. Theologe, Konvertit, Kardinal, † 1890)


Morgen · Montag, 9. <strong>Oktober</strong> 100<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich hören?<br />

Wie lass ich mich bezaubern und betören!<br />

Die kurze Freud, die kurze Zeit vergeht,<br />

und meine Seel noch so gefährlich steht.<br />

Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich kommen?<br />

Ich hab so lang die treue Stimm vernommen.<br />

Ich wusst es wohl: ich war nicht, wie ich sollt.<br />

Er winkte mir, ich habe nicht gewollt.<br />

Gott rufet noch. Wie, dass ich mich nicht gebe!<br />

Ich fürcht sein Joch und doch in Banden lebe.<br />

Ich halte Gott und meine Seele auf.<br />

Er ziehet mich; mein armes Herze, lauf!<br />

Gott rufet noch. Ob ich mein Ohr verstopfet,<br />

er stehet noch an meiner Tür und klopfet.<br />

Er ist bereit, dass er mich noch empfang.<br />

Er wartet noch auf mich; wer weiß, wie lang?<br />

Gib dich, mein Herz, gib dich nun ganz gefangen.<br />

Wo willst du Trost, wo willst du Ruh erlangen?<br />

Lass los, lass los; brich alle Band entzwei!<br />

Dein Geist wird sonst in Ewigkeit nicht frei.<br />

Gerhard Tersteegen 1735 – EG 392, Strophen 1–5


101<br />

Montag, 9. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Psalm 50 Verse 7–15<br />

„Höre, mein Volk, ich rede. /<br />

Israel, ich klage dich an, *<br />

ich, der ich dein Gott bin.<br />

Nicht wegen deiner Opfer rüge ich dich, *<br />

deine Brandopfer sind mir immer vor Augen.<br />

Doch nehme ich von dir Stiere nicht an *<br />

noch Böcke aus deinen Hürden.<br />

Denn mir gehört alles Getier des Waldes, *<br />

das Wild auf den Bergen zu Tausenden.<br />

Ich kenne alle Vögel des Himmels, *<br />

was sich regt auf dem Feld, ist mein eigen.<br />

Hätte ich Hunger, ich brauchte es dir nicht zu sagen, *<br />

denn mein ist die Welt und was sie erfüllt.<br />

Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen *<br />

und das Blut von Böcken trinken?<br />

Bring Gott als Opfer dein Lob, *<br />

und erfülle dem Höchsten deine Gelübde!<br />

Rufe mich an am Tag der Not; *<br />

dann rette ich dich, und du wirst mich ehren.“<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Nicht irgend etwas verlangst du von uns, heiliger Gott, uns selbst<br />

rufst du in deine Gegenwart. Öffne unser Herz, damit wir dir<br />

ganz nahe sind.<br />

Lesung Jak 2, 12–13<br />

Redet und handelt wie Menschen, die nach dem Gesetz der<br />

Freiheit gerichtet werden! Denn das Gericht ist erbarmungslos<br />

gegen den, der kein Erbarmen gezeigt hat. Barmherzigkeit<br />

aber triumphiert über das Gericht.


Eucharistie · Montag, 9. <strong>Oktober</strong> 102<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Gepriesen sei der Herr, unser Gott.<br />

Bitten<br />

Lebendiger Gott, heute und alle Tage richtest du dein Wort an<br />

uns. Wir bitten dich:<br />

A: Lass uns deine Stimme hören.<br />

– In den Wundern deiner Schöpfung.<br />

– In den Rufen der Armen und Leidenden.<br />

– In den Fragen der Suchenden.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr Jesus Christus, König des Himmels und der Erde, lenke und<br />

heilige heute unser Herz und unseren Leib, unsere Gedanken,<br />

Worte und Werke. Gib, dass wir tun, was du gebietest, damit wir<br />

mit deiner Hilfe das Heil erlangen und frei werden hier und auf<br />

ewig. Darum bitten wir dich, der du in der Einheit des Heiligen<br />

Geistes mit Gott dem Vater lebst und herrschest in alle Ewigkeit.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gott. In Jesus von Nazaret hast du der Welt den neuen Menschen<br />

gegeben. Wir danken dir, dass wir ihn kennen dürfen; dass sein<br />

Wort und Beispiel in dieser Stunde unter uns lebendig wird. Öffne<br />

uns für seine Gegenwart. Rühre uns an mit seinem Geist. Mach


103<br />

Montag, 9. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

durch ihn auch uns zu neuen Menschen. Darum bitten wir durch<br />

ihn, Jesus Christus.<br />

Einführung zur Bahnlesung aus dem Buch Jona<br />

Die Entstehung des biblischen Jona-Buches wird auf die zweite<br />

Hälfte des vierten oder auf den Beginn des dritten Jahrhunderts<br />

v. Chr. datiert. Das Hosea-Buch bezeichnet das Volk Israel in<br />

Kap. 7, 11 und in Kap. 11, 11 als Taube (hebräisch: jona), Israels<br />

typische Reaktion auf Gottes Zuwendung ist ein ständiges<br />

Davonlaufen. Auch der Protagonist des Buches Jona läuft vor<br />

Gott davon. Er läuft zwar nicht anderen Göttern nach, doch mit<br />

dem einen und einzigen Gott, der die ganze Schöpfung liebt und<br />

leitet, lehnt Jona letztlich sein eigenes Leben ab. Jona soll auf<br />

Gottes Geheiß mit einer Gerichtsbotschaft nach Ninive gehen,<br />

in die ehemalige assyrische Hauptstadt nordöstlich von Israel.<br />

Doch Jona, die Taube mit dem starken Fluchtimpuls, macht sich<br />

stattdessen wortlos auf den gefährlichen Weg in den äußersten<br />

Westen, nach Tarschisch, dem südspanischen Tarteus. – Das<br />

Buch Jona wird gerne als religiöses Kinderbuch eingesetzt. Die<br />

märchenhaften Elemente, das Motiv des verschlingenden großen<br />

Fisches, der dunkle, bergende Fischbauch, der sagenhaft<br />

schnell wachsende Rizinus, sprechen dafür. Und doch wäre das<br />

kleine Werk unterschätzt und missverstanden, begriffe man es<br />

nur als biblisches Märchen für die Kleinen. Das Buch Jona ist<br />

eine lehrhafte Erzählung, die nicht historische Ereignisse und<br />

Gestalten vergegenwärtigen, sondern lebensbedeutsame theologische<br />

Fragen provozieren will. Die oft wunderbaren Züge wie<br />

auch die bisweilen geradezu humoristisch überzeichneten Züge<br />

der Geschehnisse sind bewusst eingesetzt. Das zweite Kapitel<br />

enthält die berühmte Fischepisode und einen Psalm, den Jona<br />

im Bauch des Fisches betet: „Aus der Tiefe der Unterwelt schrie<br />

ich um Hilfe / … Du hast mich in die Tiefe geworfen, / in das<br />

Herz der Meere“, und endet mit wunderbarer Rettung: „Da befahl<br />

der Herr dem Fisch, Jona ans Land zu speien.“ (2, 11) Jona,<br />

der Gott fliehen wollte, beklagt in diesem Gebet „de profundis“


Eucharistie · Montag, 9. <strong>Oktober</strong> 104<br />

seine Verstoßung aus Gottes Nähe, die er nun erfleht und zu<br />

ersehnen lernt, denn „Vom Herrn kommt die Rettung“! (2, 10)<br />

Lesung aus dem Buch Jona Jona 1, 1 – 2, 1.11<br />

Das Wort des Herrn erging an Jona, den Sohn Amittais: Mach<br />

dich auf den Weg, und geh nach Ninive, in die große Stadt,<br />

und droh ihr das Strafgericht an! Denn die Kunde von ihrer<br />

Schlechtigkeit ist bis zu mir heraufgedrungen.<br />

Jona machte sich auf den Weg; doch er wollte nach Tarschisch<br />

fliehen, weit weg vom Herrn. Er ging also nach Jafo hinab und<br />

fand dort ein Schiff, das nach Tarschisch fuhr. Er bezahlte das<br />

Fahrgeld und ging an Bord, um nach Tarschisch mitzufahren,<br />

weit weg vom Herrn.<br />

Aber der Herr ließ auf dem Meer einen heftigen Wind losbrechen;<br />

es entstand ein gewaltiger Seesturm, und das Schiff drohte<br />

auseinanderzubrechen. Die Seeleute bekamen Angst, und jeder<br />

schrie zu seinem Gott um Hilfe. Sie warfen sogar die Ladung ins<br />

Meer, damit das Schiff leichter wurde.<br />

Jona war in den untersten Raum des Schiffes hinabgestiegen,<br />

hatte sich hingelegt und schlief fest. Der Kapitän ging zu ihm und<br />

sagte: Wie kannst du schlafen? Steh auf, ruf deinen Gott an; vielleicht<br />

denkt dieser Gott an uns, sodass wir nicht untergehen.<br />

Dann sagten sie zueinander: Kommt, wir wollen das Los werfen,<br />

um zu erfahren, wer an diesem unserem Unheil schuld ist.<br />

Sie warfen das Los, und es fiel auf Jona.<br />

Da fragten sie ihn: Sag uns, was treibst du für ein Gewerbe, und<br />

woher kommst du, aus welchem Land und aus welchem Volk? Er<br />

antwortete ihnen: Ich bin ein Hebräer und verehre Jahwe, den<br />

Gott des Himmels, der das Meer und das Festland gemacht hat.<br />

Da bekamen die Männer große Angst und sagten zu ihm: Warum<br />

hast du das getan? Denn sie erfuhren, dass er vor Jahwe auf<br />

der Flucht war; er hatte es ihnen erzählt. Und sie sagten zu ihm:<br />

Was sollen wir mit dir machen, damit das Meer sich beruhigt und<br />

uns verschont? Denn das Meer wurde immer stürmischer.


105<br />

Montag, 9. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Jona antwortete ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer,<br />

damit das Meer sich beruhigt und euch verschont. Denn ich<br />

weiß, dass dieser gewaltige Sturm durch meine Schuld über euch<br />

gekommen ist. Die Männer aber ruderten mit aller Kraft, um wieder<br />

an Land zu kommen; doch sie richteten nichts aus, denn das<br />

Meer stürmte immer heftiger gegen sie an. Da riefen sie zu Jahwe:<br />

Ach Herr, lass uns nicht untergehen wegen dieses Mannes, und<br />

rechne uns, was wir jetzt tun, nicht als Vergehen an unschuldigem<br />

Blut an. Denn wie du wolltest, Herr, so hast du gehandelt.<br />

Dann nahmen sie Jona und warfen ihn ins Meer, und das Meer<br />

hörte auf zu toben. Da ergriff die Männer große Furcht vor Jahwe,<br />

und sie schlachteten für Jahwe ein Opfer und machten ihm viele<br />

Gelübde.<br />

Der Herr aber schickte einen großen Fisch, der Jona verschlang.<br />

Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches. Da<br />

befahl der Herr dem Fisch, Jona ans Land zu speien.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Ein Abgrund, aus dem wir nie und nimmer emporsteigen können.<br />

Eine Tiefe, die so viel tiefer taucht als das Empfinden, unten<br />

zu sein und nicht mehr oben. Die Bibel erzählt von einem<br />

Menschen, den es an einen solchen Ort verschlagen hat. Es ist<br />

Jona, der widerwillige Prophet, der flüchtige Rufer. Der Weltstadt<br />

Ninive sollte er die Botschaft des Herrn überbringen. Ninive aber<br />

ist der Mittelpunkt eines machtlüsternen Reiches, ein Ort der<br />

Finsternis. Was wird Gottes Wort da ausrichten können, und<br />

wozu soll Jona es ausrichten, unter Gefahr für Leib und Leben?<br />

Doch der Prophet, der sich aus dem Staub machen will, treibt<br />

geradewegs in die nasse Katastrophe hinein. Jona sucht den ruhigen<br />

Winkel und landet im stürmischen Meer. Wird sich das<br />

Unwetter noch beruhigen? Werden fremde Schiffer ihn an Bord<br />

nehmen? Doch was sich naht, ist nicht rasche Rettung. Es ist<br />

von ungeahnter Unheimlichkeit. Ein Meeresungeheuer kommt<br />

und verschlingt den ganzen Mann. Drei Tage und drei Nächte


Eucharistie · Montag, 9. <strong>Oktober</strong> 106<br />

wird er in der Tiefe bleiben. Lebendigen Leibes begraben in der<br />

Todeszelle. Der die lärmende Stadt mied, ist nun von aller Welt<br />

verlassen, ganz allein. Doch Gottes Arm, dem der Prophet nichts<br />

zugetraut hat, er reicht bis in die Tiefen der Meere, bis in die Eingeweide<br />

von Ungeheuern. Er erreicht den Todgeweihten, schon<br />

zu den Toten Gezählten. Der Fischbauch wird zur bergenden<br />

Höhle und zugleich zur rettenden Hand. Licht, Luft und festes<br />

Land werden dem Gottesflüchtling geschenkt. Eine Taufe, eine<br />

neue Geburt. Nimm die Gaben an!<br />

Antwortpsalm Jona 2, 3–6.8.10<br />

Kehrvers:<br />

Du holtest mich lebendig herauf aus dem Grab, Herr, mein Gott.<br />

In meiner Not rief ich zum Herrn, *<br />

und er erhörte mich.<br />

Aus der Tiefe der Unterwelt schrie ich um Hilfe,*<br />

und du hörtest mein Rufen. – Kehrvers<br />

Du hast mich in die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere; *<br />

mich umschlossen die Fluten,<br />

all deine Wellen und Wogen *<br />

schlugen über mir zusammen. – Kehrvers<br />

Ich dachte: Ich bin aus deiner Nähe verstoßen. *<br />

Wie kann ich deinen heiligen Tempel wieder erblicken?<br />

Das Wasser reichte mir bis an die Kehle, *<br />

die Urflut umschloss mich. – Kehrvers<br />

Als mir der Atem schwand, dachte ich an den Herrn, *<br />

und mein Gebet drang zu dir, zu deinem heiligen Tempel.<br />

Ich will dir opfern und laut dein Lob verkünden. /<br />

Was ich gelobt habe, will ich erfüllen. *<br />

Vom Herrn kommt die Rettung. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 7c, ferner GL 629, 1 · KG 607 (I. Ton)<br />

oder GL 1975 172, 4 oder 527, 6 (II. Ton)


107<br />

Montag, 9. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Joh 13, 34ac<br />

So spricht der Herr: Ein neues Gebot gebe ich euch: Wie ich euch<br />

geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 10, 25–37<br />

In jener Zeit wollte ein Gesetzeslehrer Jesus auf die Probe stellen.<br />

Er fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben<br />

zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was<br />

liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott,<br />

lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft<br />

und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben<br />

wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet.<br />

Handle danach, und du wirst leben.<br />

Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte<br />

zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?<br />

Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem<br />

nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten<br />

ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und<br />

ließen ihn halbtot liegen.<br />

Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und<br />

ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging<br />

weiter.<br />

Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er<br />

ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf<br />

seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier,<br />

brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.<br />

Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem<br />

Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst,<br />

werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.<br />

Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste<br />

dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der


Abend · Montag, 9. <strong>Oktober</strong> 108<br />

Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt<br />

hat.<br />

Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Wer eine ernsthafte religiöse und moralische Erneuerung durchführen<br />

will, muss wie ein guter Arzt vor allem eine gründliche<br />

Diagnose der Übel vornehmen, welche der Kirche Schmerz bereiten.<br />

Nur so wird er imstande sein, für jedes dieser Übel ein<br />

angemessenes Heilmittel anzuwenden.<br />

Johannes Leonardi (Heiliger des Tages)<br />

• Wo sehe ich ernsthaftes Bemühen um eine „gründliche Diagnose“<br />

der Übel in der Kirche?<br />

• Und wo nehme ich den Willen wahr, „Heilmittel“ gegen die<br />

Übel auch tatsächlich anzuwenden?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Gott locket mich; nun länger nicht verweilet!<br />

Gott will mich ganz; nun länger nicht geteilet!<br />

Fleisch, Welt, Vernunft, sag immer, was du willt,<br />

meins Gottes Stimm mir mehr als deine gilt.<br />

Ich folge Gott, ich will ihm ganz genügen.<br />

Die Gnade soll im Herzen endlich siegen.


109<br />

Montag, 9. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Ich gebe mich; Gott soll hinfort allein<br />

und unbedingt mein Herr und Meister sein.<br />

Ach nimm mich hin, du Langmut ohne Maße;<br />

ergreif mich wohl, dass ich dich nie verlasse.<br />

Herr, rede nur, ich geb begierig acht;<br />

führ, wie du willst, ich bin in deiner Macht.<br />

Gerhard Tersteegen 1735 – EG 392, Strophen 6–8<br />

Psalm 123<br />

Ich erhebe meine Augen zu dir, *<br />

der du hoch im Himmel thronst.<br />

Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, *<br />

wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin,<br />

so schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, *<br />

bis er uns gnädig ist.<br />

Sei uns gnädig, Herr, sei uns gnädig, *<br />

denn übersatt sind wir vom Hohn der Spötter,<br />

übersatt ist unsre Seele von ihrem Spott, *<br />

von der Verachtung der Stolzen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Die Menschen, die dir dienen, werden oft angefeindet, weil sie<br />

treu zu dir stehen. Stärke sie, verborgener Gott, dass sie ihren<br />

Weg weiter vor deinem Angesicht gehen.<br />

Lesung Jak 4, 11–12<br />

Verleumdet einander nicht, Brüder! Wer seinen Bruder verleumdet<br />

oder seinen Bruder verurteilt, verleumdet das Gesetz<br />

und verurteilt das Gesetz; wenn du aber das Gesetz verurteilst,<br />

handelst du nicht nach dem Gesetz, sondern bist sein Richter.<br />

Nur einer ist der Gesetzgeber und Richter: er, der die Macht hat,<br />

zu retten und zu verderben. Wer aber bist du, dass du über deinen<br />

Nächsten richtest?


Abend · Montag, 9. <strong>Oktober</strong> 110<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Meine Seele preist die Größe des Herrn; denn auf die Niedrigkeit<br />

seiner Magd hat er geschaut.<br />

Fürbitten<br />

Jesus Christus stellt uns den barmherzigen Samariter als Beispiel<br />

vor Augen. Darum bitten wir:<br />

V: Herr, erbarme dich. A: Christus, erbarme dich.<br />

– Für die Menschen, die nach Sinn suchen und nach dem Weg<br />

zum ewigen Leben fragen.<br />

– Für die Opfer von Verbrechen, Kriegen und Gewalttaten.<br />

– Für die Samariter unserer Zeit, die sich um Kranke sorgen, zu<br />

Hause, im Krankenhaus, im Pflegeheim.<br />

– Für alle Glaubenden, dass sie diese Woche gestalten nach dem<br />

Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott Israels, in deinem Sohn Jesus Christus hast du dich uns zugewendet<br />

und uns dein Erbarmen erwiesen. Heile, was an uns<br />

krank ist, und belebe, was erlahmt ist, damit unsere Freude an<br />

deiner Güte hineinwirkt in unsere Welt. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.<br />

Redaktion Magnificat<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Dienstag, 10. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Namenstag: hl. Gereon von Köln (Angehöriger der Thebäischen Legion,<br />

Märtyrer, 3. Jh.) · hl. Kassius und hl. Florentius (Angehörige der Thebäischen<br />

Legion, Märtyrer in Bonn, 3. Jh.) · hl. Viktor von Xanten (Angehöriger<br />

der Thebäischen Legion, Märtyrer, 3. Jh.) · sel. Tuto von Regensburg<br />

(Benediktiner, † 930) · Jakob Spiegel (Zisterzienser, † 1642) · hl.<br />

Daniel Comboni (Afrikamissionar, Ordensgründer, † 1881)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

All Morgen ist ganz frisch und neu<br />

des Herren Gnad und große Treu;<br />

sie hat kein End den langen Tag,<br />

drauf jeder sich verlassen mag.<br />

O Gott, du schöner Morgenstern,<br />

gib uns, was wir von dir begehrn:<br />

Zünd deine Lichter in uns an,<br />

lass uns an Gnad kein Mangel han.<br />

Treib aus, o Licht, all Finsternis;<br />

behüt uns, Herr, vor Ärgernis,<br />

vor Blindheit und vor aller Schand,<br />

und reich uns Tag und Nacht dein Hand,<br />

zu wandeln als am lichten Tag,<br />

damit, was immer sich zutrag,


Morgen · Dienstag, 10. <strong>Oktober</strong> 112<br />

wir stehn im Glauben bis ans End<br />

und bleiben von dir ungetrennt.<br />

Johannes Zwick, um 1541<br />

GL 710 (Anhang München-Freising) · GL 1975 666 · KG 670 · EG 440<br />

Psalm 85 Verse 2–14<br />

Einst hast du, Herr, dein Land begnadet *<br />

und Jakobs Unglück gewendet,<br />

hast deinem Volk die Schuld vergeben, *<br />

all seine Sünden zugedeckt,<br />

hast zurückgezogen deinen ganzen Grimm *<br />

und deinen glühenden Zorn gedämpft.<br />

Gott, unser Retter, richte uns wieder auf, *<br />

lass von deinem Unmut gegen uns ab!<br />

Willst du uns ewig zürnen, *<br />

soll dein Zorn dauern von Geschlecht zu Geschlecht?<br />

Willst du uns nicht wieder beleben, *<br />

sodass dein Volk sich an dir freuen kann?<br />

Erweise uns, Herr, deine Huld *<br />

und gewähre uns dein Heil!<br />

Ich will hören, was Gott redet: /<br />

Frieden verkündet der Herr seinem Volk *<br />

und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen.<br />

Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. *<br />

Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land!<br />

Es begegnen einander Huld und Treue; *<br />

Gerechtigkeit und Friede küssen sich.<br />

Treue sprosst aus der Erde hervor; *<br />

Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.<br />

Auch spendet der Herr dann Segen, *<br />

und unser Land gibt seinen Ertrag.


113<br />

Dienstag, 10. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Gerechtigkeit geht vor ihm her, *<br />

und Heil folgt der Spur seiner Schritte.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen wir uns, Gott Jakobs.<br />

Deine Huld erweise uns, gewähre uns dein Heil!<br />

Lesung Dtn 30, 2–3a<br />

Wenn du zum Herrn, deinem Gott, zurückkehrst und auf seine<br />

Stimme hörst in allem, wozu ich dich heute verpflichte,<br />

du und deine Kinder, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele:<br />

dann wird der Herr, dein Gott, dein Schicksal wenden, er wird<br />

sich deiner erbarmen, sich dir zukehren und dich aus allen Völkern<br />

zusammenführen, unter die der Herr, dein Gott, dich verstreut<br />

hat.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Einen starken Retter hat der Herr uns erweckt, wie er verheißen<br />

hat durch den Mund seiner Propheten.<br />

Bitten<br />

Christus Jesus, auf dich schauend vergewissern wir uns der bleibenden<br />

Güter. Wir rufen zu dir:<br />

A: Kehr bei uns ein, du Weisheit des Vaters.<br />

– Mit der Aufrichtigkeit deiner Worte.<br />

– Mit deinem Mut, auf Menschen zuzugehen.<br />

– Mit der Ernsthaftigkeit deines Zuhörens.<br />

Vaterunser


Eucharistie · Dienstag, 10. <strong>Oktober</strong> 114<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, alles, was du erschaffen hast, ist gut und<br />

schön. Lass uns diesen Tag in deinem Namen freudig beginnen<br />

und in Wort und Tat aus Liebe zu dir und den Menschen vollenden.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Herr, unser Gott. Wir danken dir für das Geschenk dieser Zusammenkunft.<br />

Sie hält in uns lebendig, was wir allein vergessen und<br />

verlieren würden. Zeig uns heute neu den Sinn unseres Lebens.<br />

Festige unsere Gemeinschaft mit dir und miteinander. Schenk uns<br />

den Geist deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, der in<br />

der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle<br />

Ewigkeit.<br />

Lesung aus dem Buch Jona Jona 3, 1–10<br />

Das Wort des Herrn erging zum zweiten Mal an Jona: Mach<br />

dich auf den Weg, und geh nach Ninive, in die große Stadt,<br />

und droh ihr all das an, was ich dir sagen werde. Jona machte sich<br />

auf den Weg und ging nach Ninive, wie der Herr es ihm befohlen<br />

hatte.<br />

Ninive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage,<br />

um sie zu durchqueren. Jona begann, in die Stadt hineinzugehen;<br />

er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage, und Ninive ist<br />

zerstört!<br />

Und die Leute von Ninive glaubten Gott. Sie riefen ein Fasten<br />

aus, und alle, Groß und Klein, zogen Bußgewänder an.


115<br />

Dienstag, 10. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Als die Nachricht davon den König von Ninive erreichte, stand<br />

er von seinem Thron auf, legte seinen Königsmantel ab, hüllte<br />

sich in ein Bußgewand und setzte sich in die Asche.<br />

Er ließ in Ninive ausrufen: Befehl des Königs und seiner Großen:<br />

Alle Menschen und Tiere, Rinder, Schafe und Ziegen, sollen<br />

nichts essen, nicht weiden und kein Wasser trinken. Sie sollen<br />

sich in Bußgewänder hüllen, Menschen und Tiere. Sie sollen laut<br />

zu Gott rufen, und jeder soll umkehren und sich von seinen bösen<br />

Taten abwenden und von dem Unrecht, das an seinen Händen<br />

klebt.<br />

Wer weiß, vielleicht reut es Gott wieder, und er lässt ab von<br />

seinem glühenden Zorn, sodass wir nicht zugrunde gehen.<br />

Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, dass sie umkehrten und sich<br />

von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das<br />

er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Diesmal lässt Jona sich senden. Aus dem Fischbauch befreit,<br />

geht er in die Höhle des Löwen. Und obwohl er nur einen Tag<br />

lang predigt und nur ein Drittel der Metropole durchwandert,<br />

findet seine Botschaft in Ninive, der gottlosen, gewalttätigen,<br />

rücksichtslosen Riesenstadt, ungeahnte Resonanz. Die Leute lachen<br />

den seltsamen Heiligen nicht aus, sie lassen sich auf seine<br />

Botschaft ein. Sie giften ihn nicht an, sie wollen ihr Leben entgiften.<br />

Sie sperren den Spinner nicht ein, sondern öffnen sich für<br />

Gottes Wort. Sie blasen sich nicht mehr auf, sondern entscheiden,<br />

bescheiden zu leben. Mit Fasten und rituellen Bußgesten<br />

zeigen sie Umkehrwillen. Auch der König reagiert spontan. Er<br />

segnet den Aufbruch amtlich ab und bezieht obendrein noch die<br />

Nutztiere ein. Ein Wunder. Und Gott steht zu seinem Wort. So<br />

abgründig ungerecht sie vorher gelebt haben, ein Neuanfang ist<br />

den Menschen von Ninive möglich. In Gottes Wortschatz gibt es<br />

kein achselzuckendes „zu spät“!


Eucharistie · Dienstag, 10. <strong>Oktober</strong> 116<br />

Antwortpsalm <br />

Ps 130, 1–7a.8<br />

Kehrvers:<br />

Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, Herr, wer könnte<br />

bestehen?<br />

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: *<br />

Herr, höre meine Stimme!<br />

Wende dein Ohr mir zu, *<br />

achte auf mein lautes Flehen! – Kehrvers<br />

Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, *<br />

Herr, wer könnte bestehen?<br />

Doch bei dir ist Vergebung, *<br />

damit man in Ehrfurcht dir dient. – Kehrvers<br />

Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, *<br />

ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.<br />

Meine Seele wartet auf den Herrn *<br />

mehr als die Wächter auf den Morgen. – Kehrvers<br />

Mehr als die Wächter auf den Morgen *<br />

soll Israel harren auf den Herrn.<br />

Ja, er wird Israel erlösen *<br />

von all seinen Sünden. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 3, ferner GL 518 · GL 1975 191, 1 · KG 400 (VII. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Lk 11, 28<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 10, 38–42<br />

In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf, und eine Frau namens Marta<br />

nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria<br />

hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen<br />

Worten zu.


117<br />

Dienstag, 10. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu<br />

sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht,<br />

dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag<br />

ihr doch, sie soll mir helfen!<br />

Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen<br />

und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere<br />

gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Man kann seine Seele nicht ständig mit „petitesse“ sättigen.<br />

Ellen Ammann (geb. Sundström, setzte sich als prägende Gestalt der katholischen<br />

Frauenbewegung für Emanzipation, Bildung und soziale Teilhabe von<br />

Frauen ein; 1911 gründete sie den bayerischen Landesverband des Katholischen<br />

Frauenbundes; 1923 trug sie als Mitglied des bayerischen Landtags<br />

entscheidend zur Niederschlagung des Hitlerputsches bei; 1870–1932)<br />

• Was will ich bewirken?<br />

• Was sättigt meine Seele?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Herr, dein Wort, die edle Gabe,<br />

diesen Schatz erhalte mir;<br />

denn ich zieh es aller Habe<br />

und dem größten Reichtum für.<br />

Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten,<br />

worauf soll der Glaube ruhn?


Abend · Dienstag, 10. <strong>Oktober</strong> 118<br />

Mir ist’s nicht um tausend Welten,<br />

aber um dein Wort zu tun.<br />

Halleluja, Ja und Amen!<br />

Herr, du wollest auf mich sehn,<br />

dass ich mög in deinem Namen<br />

fest bei deinem Worte stehn.<br />

Lass mich eifrig sein beflissen,<br />

dir zu dienen früh und spat<br />

und zugleich zu deinen Füßen<br />

sitzen, wie Maria tat.<br />

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf 1725 (1. Str.),<br />

Christian Gregor 1778, nach Joachim Neander 1680 (2. Str.) – EG 198<br />

Psalm 119 <br />

Verse 97–104 Mem<br />

Wie lieb ist mir deine Weisung; *<br />

ich sinne über sie nach den ganzen Tag.<br />

Dein Gebot macht mich weiser als all meine Feinde; *<br />

denn immer ist es mir nahe.<br />

Ich wurde klüger als all meine Lehrer; *<br />

denn über deine Vorschriften sinne ich nach.<br />

Mehr Einsicht habe ich als die Alten, *<br />

denn ich beachte deine Befehle.<br />

Von jedem bösen Weg halte ich meinen Fuß zurück; *<br />

denn ich will dein Wort befolgen.<br />

Ich weiche nicht ab von deinen Entscheiden, *<br />

du hast mich ja selbst unterwiesen.<br />

Wie köstlich ist für meinen Gaumen deine Verheißung, *<br />

süßer als Honig für meinen Mund.<br />

Aus deinen Befehlen gewinne ich Einsicht, *<br />

darum hasse ich alle Pfade der Lüge.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Dem Menschen, der deine Weisung liebt, schenkst du Weisheit<br />

und Einsicht. Lass dein Wort uns allezeit nahe sein.


119<br />

Dienstag, 10. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Lesung Röm 12, 9–12<br />

Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet<br />

fest am Guten. Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan,<br />

übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Lasst nicht nach in eurem<br />

Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!<br />

Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich<br />

im Gebet!<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Mein Geist jubelt über Gott, meinen Herrn und meinen Retter.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten für alle, die in caritativen Diensten tätig sind:<br />

V: Gott, unser Vater, A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />

– Für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von<br />

Caritas und Diakonie.<br />

– Für die aktiven Mitglieder der Hilfsorganisationen.<br />

– Für alle, die ihr Leben nicht geschont haben, um anderen zu<br />

helfen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gütiger Gott, unser Abendgebet steige zu dir empor und dein<br />

Segen komme auf uns herab, damit wir mit deiner Hilfe das Heil<br />

erlangen und frei werden, hier und auf ewig. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Johannes XXIII.<br />

Angelo Guiseppe Roncalli wurde 1881 in Sotto il Monte bei Bergamo<br />

geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen mit 12 Geschwistern<br />

auf. Durch die Förderung des Gemeindepfarrers kam der begabte<br />

Junge ins Priesterseminar. Seine theologischen Studien absolvierte er<br />

in Rom. Nach seiner Priesterweihe 1904 und einer Zeit als Sekretär<br />

seines Heimatbischofs lehrte Angelo Guiseppe Roncalli am Priesterseminar<br />

in Bergamo. 1915 wurde er zum Militärdienst eingezogen und<br />

1916 verwundet; bis 1919 war er Sanitätssoldat und Militärseelsorger.<br />

1921 wurde er in die vatikanische Kongregation für die Evangelisierung<br />

der Völker berufen, 1922 in den Generalat des Päpstlichen<br />

Werkes der Glaubensverbreitung. Nach Stationen als Apostolischer Visitator<br />

1925 und als Apostolischer Delegat 1934 wurde er 1944 Apostolischer<br />

Nuntius für Paris. 1953 erhob ihn der Papst zum Kardinal<br />

und ernannte ihn zum Patriarchen von Venedig. Am 28. <strong>Oktober</strong> 1958<br />

wurde er zum Papst gewählt. Seine Menschenfreundlichkeit öffnete<br />

ihm die Herzen. Im Januar 1959 kündete Papst Johannes XXIII. ein<br />

Ökumenisches Konzil an, das am 11. <strong>Oktober</strong> 1962 im Vatikan feierlich<br />

eröffnet und mit großer Aufmerksamkeit von der Weltöffentlichkeit<br />

begleitet wurde. Roncallis Mut zu historischen Veränderungen,<br />

seine bahnbrechenden Schritte hin zur Ökumene und zum „Aggiornamento“,<br />

zum Heutigwerden der Kirche, waren beispielhaft wie seine<br />

persönliche Bescheidenheit: An seinem Krönungstag stellte sich Papst<br />

Johannes mit Bezug auf seinen Taufnamen der Weltöffentlichkeit mit<br />

den Worten vor: „Ich bin Josef, euer Bruder.“ (Gen 54, 4) Er starb am<br />

3. Juni 1963. Durch Papst Franziskus wurde er am 27. April 2014<br />

heiliggesprochen.<br />

Schrifttexte: Lesung: Ez 34, 11–16; Evangelium: Joh 21, 1.15–17<br />

Namenstag: hl. Ethelburg von Barking (Benediktinerin, † 664) · hl. Jodokus<br />

(Jobst, Jost, Einsiedler, † um 669) · hl. Bruno von Köln (Bischof,<br />

† 965) · sel. Jakob Griesinger von Ulm (Dominikaner, Glasmaler, † 1491)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Huldrych Zwingli (Zürcher Reformator,<br />

1484–1531)


121<br />

Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Ich glaube, Herr, dass du es bist,<br />

durch den wir sind und leben.<br />

Ich glaube auch, dass Jesus Christ<br />

für uns sich hingegeben.<br />

Ich glaube an den Heilgen Geist,<br />

der uns im Guten unterweist<br />

und uns zum Heile führet.<br />

Bonn (Bierbaum) 1830<br />

GL 801 (Anhang Aachen/Lüttich) · GL 1975 (Anhänge)<br />

Psalm 89 Verse 2–19<br />

Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen, *<br />

bis zum fernsten Geschlecht laut deine Treue verkünden.<br />

Denn ich bekenne: Deine Huld besteht für immer und ewig; *<br />

deine Treue steht fest im Himmel.<br />

„Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten *<br />

und David, meinem Knecht, geschworen:<br />

Deinem Haus gebe ich auf ewig Bestand, *<br />

und von Geschlecht zu Geschlecht richte ich deinen Thron auf.“<br />

Die Himmel preisen, Herr, deine Wunder *<br />

und die Gemeinde der Heiligen deine Treue.<br />

Denn wer über den Wolken ist wie der Herr, *<br />

wer von den Göttern ist dem Herrn gleich?<br />

Gewaltig ist Gott im Rat der Heiligen, *<br />

für alle rings um ihn her ist er groß und furchtbar.


Morgen · Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> 122<br />

Herr, Gott der Heerscharen, wer ist wie du? *<br />

Mächtig bist du, Herr, und von Treue umgeben.<br />

Du beherrschst die Empörung des Meeres; *<br />

wenn seine Wogen toben – du glättest sie.<br />

Rahab hast du durchbohrt und zertreten, *<br />

deine Feinde zerstreut mit starkem Arm.<br />

Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; *<br />

den Erdkreis und was ihn erfüllt hast du gegründet.<br />

Nord und Süd hast du geschaffen, *<br />

Tabor und Hermon jauchzen bei deinem Namen.<br />

Dein Arm ist voll Kraft, *<br />

deine Hand ist stark, deine Rechte hoch erhoben.<br />

Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen deines Thrones, *<br />

Huld und Treue schreiten vor deinem Antlitz her.<br />

Wohl dem Volk, das dich als König zu feiern weiß! *<br />

Herr, sie gehen im Licht deines Angesichts.<br />

Sie freuen sich über deinen Namen zu jeder Zeit, *<br />

über deine Gerechtigkeit jubeln sie.<br />

Denn du bist ihre Schönheit und Stärke, *<br />

du erhöhst unsre Kraft in deiner Güte.<br />

Ja, unser Schild gehört dem Herrn, *<br />

unser König dem heiligen Gott Israels.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du unser König, leite uns. Lass uns dein Angesicht leuchten und<br />

gib uns Kraft; hilf uns mit dir die Erde erneuern.<br />

Lesung 1 Petr 5, 1–4<br />

Eure Ältesten ermahne ich, da ich ein Ältester bin wie sie und<br />

ein Zeuge der Leiden Christi und auch an der Herrlichkeit teilhaben<br />

soll, die sich offenbaren wird: Sorgt als Hirten für die euch<br />

anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig,<br />

wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Nei-


123<br />

Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

gung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder<br />

für die Herde! Wenn dann der oberste Hirt erscheint, werdet<br />

ihr den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit empfangen.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Glaube – das ist die Heiterkeit, die von Gott kommt.<br />

Redaktion Magnificat nach Johannes XXIII.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, unser gütiger Vater. Zu ihm lasst uns rufen:<br />

A: Geheiligt werde dein Name.<br />

Du, der voll Liebe in seiner Schöpfung waltet:<br />

– Lass uns Spuren deiner Gegenwart finden, wo immer wir uns<br />

heute aufhalten.<br />

Der du allezeit für uns da bist:<br />

– Hilf uns sehen, wer heute unserer Nähe bedarf.<br />

Du, der keinen Menschen je vergisst:<br />

– Lass uns dankbar und fürbittend der Menschen gedenken, die<br />

uns bisher begegnet sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, im heiligen Papst Johannes hast du der<br />

Welt ein lebendiges Abbild Christi, des guten Hirten, aufleuchten<br />

lassen. Gib uns auf seine Fürsprache die Kraft, dass wir den Reichtum<br />

christlicher Liebe mit Freude weiterschenken. Darum bitten<br />

wir durch Jesus Christus.<br />

Gott, der Quell unserer Freude,<br />

schenke uns fröhlichen Sinn,<br />

einen aufrichtigen Blick<br />

und ein ermutigendes Lachen.


Eucharistie · Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> 124<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Du, der du uns deinen Namen genannt und uns Mut gemacht<br />

hast, dich anzusprechen, wir kommen zu dir und sagen: Gott,<br />

unser Vater, wir danken dir, dass du für uns da bist. Hilf uns, dass<br />

auch wir für dich leben – und für die Menschen, in denen du uns<br />

begegnest. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Buch Jona Jona 3, 10b; 4, 1–11<br />

Gott reute das Unheil, das er den Leuten angedroht hatte, und<br />

er führte die Drohung nicht aus.<br />

Das missfiel Jona ganz und gar, und er wurde zornig. Er betete<br />

zum Herrn und sagte: Ach Herr, habe ich das nicht schon<br />

gesagt, als ich noch daheim war? Eben darum wollte ich ja nach<br />

Tarschisch fliehen; denn ich wusste, dass du ein gnädiger und<br />

barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld und dass<br />

deine Drohungen dich reuen.<br />

Darum nimm mir jetzt lieber das Leben, Herr! Denn es ist für<br />

mich besser zu sterben als zu leben. Da erwiderte der Herr: Ist es<br />

recht von dir, zornig zu sein?<br />

Da verließ Jona die Stadt und setzte sich östlich vor der Stadt<br />

nieder. Er machte sich dort ein Laubdach und setzte sich in seinen<br />

Schatten, um abzuwarten, was mit der Stadt geschah.<br />

Da ließ Gott, der Herr, einen Rizinusstrauch über Jona emporwachsen,<br />

der seinem Kopf Schatten geben und seinen Ärger vertreiben<br />

sollte. Jona freute sich sehr über den Rizinusstrauch. Als<br />

aber am nächsten Tag die Morgenröte heraufzog, schickte Gott einen<br />

Wurm, der den Rizinusstrauch annagte, sodass er verdorrte.<br />

Und als die Sonne aufging, schickte Gott einen heißen Ostwind.<br />

Die Sonne stach Jona auf den Kopf, sodass er fast ohnmächtig<br />

wurde. Da wünschte er sich den Tod und sagte: Es ist besser<br />

für mich zu sterben als zu leben.


125<br />

Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Gott aber fragte Jona: Ist es recht von dir, wegen des Rizinusstrauches<br />

zornig zu sein? Er antwortete: Ja, es ist recht, dass<br />

ich zornig bin und mir den Tod wünsche.<br />

Darauf sagte der Herr: Dir ist es leid um den Rizinusstrauch, für<br />

den du nicht gearbeitet und den du nicht großgezogen hast. Über<br />

Nacht war er da, über Nacht ist er eingegangen.<br />

Mir aber sollte es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in<br />

der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die nicht<br />

einmal rechts und links unterscheiden können – und außerdem<br />

so viel Vieh?<br />

Impuls zur Lesung<br />

Jona wird böse, weil Ninive nicht mehr böse ist. Weil Gott Ninive<br />

nicht mehr böse ist. Nun ist es heraus: Die Ahnung, dass am<br />

Ende nicht eine eindrucksvolle Strafaktion, sondern ein Umdenken<br />

der Übeltäter und Gottes grenzenlose Gnade stehen könnten,<br />

war Jonas Fluchtmotiv. Wenn wir an das Leid denken, das<br />

die Großkopferten der Mega-Stadt mit ihrem ausbeuterischen<br />

Lebensstil über unendlich viele Menschen gebracht haben, dann<br />

ist Jonas Haltung mehr als verständlich. Lenken wir den Blick<br />

auf die Bereitschaft aller, ganz neu anzufangen, dann freuen wir<br />

uns mit ihnen über des Herrn Barmherzigkeit. Und schauen wir<br />

genau hin: Gott gibt sich nicht bloß alle Mühe mit Ninive. Erfindungsreich<br />

und geduldig wirbt er auch um Jona, den verstörten<br />

Gotteskrieger, um s e i n e Einsicht, um s e i n e Umkehr. Wer<br />

den Verlust einer einzigen Grünpflanze, die ihm gerade einmal<br />

über den Kopf gewachsen ist, kaum verschmerzt, der wird doch<br />

auch das Unbegreifliche begreifen: Die schlimme, die jetzt umkehrwillige<br />

Stadt, und alles Leben in ihr, ist dem Herrn ans Herz<br />

gewachsen. Gott hat sein Herz in Ninive verloren!


Eucharistie · Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> 126<br />

Antwortpsalm Ps 86, 3–6.9–10<br />

Kehrvers:<br />

Voll Langmut bist du, Herr, und reich an Huld und Treue.<br />

Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, o Herr! *<br />

Den ganzen Tag rufe ich zu dir.<br />

Herr, erfreue deinen Knecht; *<br />

denn ich erhebe meine Seele zu dir. – Kehrvers<br />

Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen, *<br />

für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.<br />

Herr, vernimm mein Beten, *<br />

achte auf mein lautes Flehen! – Kehrvers<br />

Alle Völker kommen und beten dich an, *<br />

sie geben, Herr, deinem Namen die Ehre.<br />

Denn du bist groß und tust Wunder; *<br />

du allein bist Gott. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 15b, ferner GL 517 · GL 1975 527, 5 · KG 613 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Röm 8, 15bc<br />

Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den<br />

Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 11, 1–4<br />

Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet<br />

hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten,<br />

wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu<br />

ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht:<br />

Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns<br />

täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden;<br />

denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe<br />

uns nicht in Versuchung.


127<br />

Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Alles an uns sei groß und weit: das Suchen und die Verehrung<br />

der Wahrheit.<br />

Johannes XXIII. (Heiliger des Tages)<br />

• Was hilft mir, meinen Blick zu weiten und auch die Wahrheit<br />

des anderen zu sehen?<br />

• Wo ist mein Blick nicht groß und weit, wo hat er sich möglicherweise<br />

verengt?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Nun ruhen alle Wälder,<br />

Vieh, Menschen, Städt und Felder,<br />

es schläft die ganze Welt.<br />

Ihr aber, meine Sinnen,<br />

auf, auf, ihr sollt beginnen,<br />

was eurem Schöpfer wohlgefällt.<br />

Wo bist du, Sonne, blieben?<br />

Die Nacht hat dich vertrieben,<br />

die Nacht, des Tages Feind.<br />

Fahr hin; ein andre Sonne,<br />

mein Jesus, meine Wonne,<br />

gar hell in meinem Herzen scheint.<br />

Der Tag ist nun vergangen,<br />

die güldnen Sternlein prangen


Abend · Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> 128<br />

am blauen Himmelssaal;<br />

also werd ich auch stehen,<br />

wenn mich wird heißen gehen<br />

mein Gott aus diesem Jammertal.<br />

Der Leib eilt nun zur Ruhe,<br />

legt ab das Kleid und Schuhe,<br />

das Bild der Sterblichkeit;<br />

die zieh ich aus. Dagegen<br />

wird Christus mir anlegen<br />

den Rock der Ehr und Herrlichkeit.<br />

Paul Gerhardt 1647<br />

GL 101 · EG 477, Strophen 1–4<br />

Psalm 126<br />

Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, *<br />

da waren wir alle wie Träumende.<br />

Da war unser Mund voll Lachen *<br />

und unsere Zunge voll Jubel.<br />

Da sagte man unter den andern Völkern: *<br />

„Der Herr hat an ihnen Großes getan.“<br />

Ja, Großes hat der Herr an uns getan. *<br />

Da waren wir fröhlich.<br />

Wende doch, Herr, unser Geschick, *<br />

wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland.<br />

Die mit Tränen säen, *<br />

werden mit Jubel ernten.<br />

Sie gehen hin unter Tränen *<br />

und tragen den Samen zur Aussaat.<br />

Sie kommen wieder mit Jubel *<br />

und bringen ihre Garben ein.<br />

Ehre sei dem Vater ...


129<br />

Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Sei gepriesen, Gott Israels, Großes tust du an uns. Du wendest<br />

unser Geschick, du befreist uns aus Bedrängnis und Sorge. Lass<br />

uns den Menschen voll Freude von deiner Güte erzählen.<br />

Lesung Eph 3, 20–21<br />

Gott, der durch die Macht, die in uns wirkt, unendlich viel<br />

mehr tun kann, als wir erbitten oder uns ausdenken können,<br />

er werde verherrlicht durch die Kirche und durch Christus Jesus<br />

in allen Generationen, für ewige Zeiten. Amen.<br />

Nunc dimittis – Lobgesang des Simeon<br />

Antiphon zum Nunc dimittis:<br />

Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz,<br />

wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen in<br />

seinem Frieden.<br />

Fürbitten<br />

Am Gedenktag des heiligen Papstes Johannes XXIII. bitten wir um<br />

Gottes Lebenskraft für Kirche und Welt:<br />

V: Sende aus deinen Geist, A: mach neu das Antlitz der Erde.<br />

Stärke die Menschen, die dein Wort verkündigen,<br />

– und hilf ihnen, das lebendige Wort Gottes den Menschen unserer<br />

Zeit glaubwürdig zuzusagen.<br />

Stärke all jene, die das vielfältige Unrecht auf dieser Erde erkennen<br />

und benennen,<br />

– und hilf ihnen, mutig die Schritte zu unternehmen, die Lebenschancen<br />

eröffnen, Leid mildern und Hunger stillen.<br />

Stärke die Menschen, die ihre Lebenszeit und -energie für die<br />

Erneuerung der Kirche einbringen,<br />

– und hilf ihnen, im Geist Johannes’ XXIII. die verdunkelte Frohe<br />

Botschaft erneut zum Leuchten zu bringen.<br />

Stärke alle, die um einen nahen Menschen trauern,<br />

– und sende ihnen deinen Trost.


Abend · Mittwoch, 11. <strong>Oktober</strong> 130<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr Jesus Christus, du bist gütig und von Herzen demütig. Das<br />

Joch, das du denen auflegst, die dir nachfolgen, ist nicht drückend,<br />

und deine Last ist leicht. Nimm gnädig an, was wir uns<br />

heute vorgenommen und was wir vollbracht haben. Erneuere uns<br />

durch die Ruhe der Nacht und mache uns morgen eifriger in deinem<br />

Dienst. Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Namenstag: hl. Maximilian von Celeia († um 284) · hl. Edistus (Horestes,<br />

Märtyrer, † um 304) · hl. Edwin (König von Northumbrien, Märtyrer,<br />

† 633) · hl. Herlind von Aldeneyk (Benediktinerin, † um 750) ·<br />

sel. Gottfried von Arnstein (Prämonstratenser, † 1151) · Jakob Rem (Jesuit,<br />

Gründer der ersten Marianischen Kongregation in Deutschland,<br />

† 1618) · Willi Graf (Mitglied der Weißen Rose, † 1943) · Otto Müller<br />

(Diözesanpräses der KAB in Köln, Gegner des Nationalsozialismus,<br />

† 1944)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Sonne der Gerechtigkeit,<br />

gehe auf zu unsrer Zeit;<br />

brich in deiner Kirche an,<br />

dass die Welt es sehen kann.<br />

Erbarm dich, Herr.<br />

Weck die tote Christenheit<br />

aus dem Schlaf der Sicherheit,<br />

mache deinen Ruhm bekannt,<br />

überall im ganzen Land.<br />

Erbarm dich, Herr.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Schaue die Zertrennung an,<br />

der kein Mensch sonst wehren kann;<br />

sammle, großer Menschenhirt,


Morgen · Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> 132<br />

alles, was sich hat verirrt.<br />

Erbarm dich, Herr.<br />

Tu der Völker Türen auf,<br />

deines Himmelreiches Lauf<br />

hemme keine List noch Macht.<br />

Schaffe Licht in dunkler Nacht.<br />

Erbarm dich, Herr.<br />

Christian David 1741; Christian Gottlob Barth 1827; Johann Christian Nehring<br />

1704 – EG 263, Strophen 1–4; Melodie: GL 481 · GL 1975 644 · KG 509<br />

Psalm 99<br />

Der Herr ist König: Es zittern die Völker. *<br />

Er thront auf den Kerubim: Es wankt die Erde.<br />

Groß ist der Herr auf Zion, *<br />

über alle Völker erhaben.<br />

Preisen sollen sie deinen großen, majestätischen Namen. *<br />

Denn er ist heilig.<br />

Stark ist der König, er liebt das Recht. /<br />

Du hast die Weltordnung fest begründet, *<br />

hast Recht und Gerechtigkeit in Jakob geschaffen.<br />

Rühmt den Herrn, unsern Gott; /<br />

werft euch am Schemel seiner Füße nieder! *<br />

Denn er ist heilig.<br />

Mose und Aaron sind unter seinen Priestern, /<br />

Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen; *<br />

sie riefen zum Herrn, und er hat sie erhört.<br />

Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen; /<br />

seine Gebote hielten sie, *<br />

die Satzung, die er ihnen gab.<br />

Herr, unser Gott, du hast sie erhört; /<br />

du warst ihnen ein verzeihender Gott, *<br />

aber du hast ihre Frevel vergolten.


133<br />

Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Rühmt den Herrn, unsern Gott, /<br />

werft euch nieder an seinem heiligen Berge! *<br />

Denn heilig ist der Herr, unser Gott.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du, unser König, liebst die Gerechtigkeit, denn du bist heilig. Lass<br />

uns deine Gebote befolgen, auf dass die Völker deinen Namen<br />

preisen.<br />

Lesung 1 Petr 4, 10–11c<br />

Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes,<br />

jeder mit der Gabe, die er empfangen hat! Wer redet,<br />

der rede mit den Worten, die Gott ihm gibt; wer dient, der diene<br />

aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott verherrlicht<br />

durch Jesus Christus.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Dienet dem Herrn in Heiligkeit, denn er befreit uns aus der Hand<br />

unserer Feinde.<br />

Bitten<br />

Jesus hat uns ermutigt zu bitten, zu suchen und anzuklopfen.<br />

Darum lasst uns zu ihm rufen:<br />

A: Öffne uns die Augen, Herr.<br />

Lass uns bittend erkennen, wie bedürftig wir sind,<br />

– damit wir um das bitten, dessen wir wirklich bedürfen.<br />

Lass uns suchend erkennen, was uns schon gegeben ist,<br />

– damit wir finden, was der Vater in und durch uns zur Entfaltung<br />

bringen will.<br />

Lass uns anklopfend erkennen, wie verschlossen wir sind,<br />

– damit wir uns für die anderen öffnen, die sich an uns wenden.<br />

Vaterunser


Eucharistie · Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> 134<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, erleuchte die Völker, die im Schatten des Todes<br />

sitzen, mit dem Licht jener Herrlichkeit, mit der uns der Aufgang<br />

aus der Höhe heimgesucht hat, Jesus Christus, unser Herr.<br />

Der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht<br />

in alle Ewigkeit.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gott, unser Vater, alles Gute kommt allein von dir, ohne dich vermögen<br />

wir nichts. Erweise allen, die zu dir rufen, deine Liebe.<br />

Halte fern, was uns schadet, und gewähre, was uns zum Heile<br />

dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Buch Maleachi Mal 3, 13–20a<br />

Was ihr über mich sagt, ist kühn, spricht der Herr. Doch ihr<br />

fragt: Was sagen wir denn über dich? Ihr sagt: Es hat keinen<br />

Sinn, Gott zu dienen. Was haben wir davon, wenn wir auf seine<br />

Anordnungen achten und vor dem Herrn der Heere in Trauergewändern<br />

umhergehen?<br />

Darum preisen wir die Überheblichen glücklich, denn die Frevler<br />

haben Erfolg; sie stellen Gott auf die Probe und kommen doch<br />

straflos davon. –<br />

Darüber redeten die miteinander, die den Herrn fürchten. Der<br />

Herr horchte auf und hörte hin, und man schrieb vor ihm ein<br />

Buch, das alle in Erinnerung hält, die den Herrn fürchten und<br />

seinen Namen achten.


135<br />

Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Sie werden an dem Tag, den ich herbeiführe – spricht der Herr<br />

der Heere –, mein besonderes Eigentum sein. Ich werde gut zu<br />

ihnen sein, wie ein Mann gut ist zu seinem Sohn, der ihm dient.<br />

Dann werdet ihr wieder den Unterschied sehen zwischen dem<br />

Gerechten und dem, der Unrecht tut, zwischen dem, der Gott<br />

dient, und dem, der ihm nicht dient.<br />

Denn seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden<br />

alle Überheblichen und Frevler zu Spreu, und der Tag, der<br />

kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere. Weder<br />

Wurzel noch Zweig wird ihnen bleiben.<br />

Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne<br />

der Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung.<br />

Antwortpsalm Ps 1, 1–4.6<br />

Kehrvers:<br />

Gesegnet, wer auf den Herrn sich verlässt.<br />

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, /<br />

nicht auf dem Weg der Sünder geht, *<br />

nicht im Kreis der Spötter sitzt,<br />

sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, *<br />

über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. – Kehrvers<br />

Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, /<br />

der zur rechten Zeit seine Frucht bringt *<br />

und dessen Blätter nicht welken.<br />

Alles, was er tut, *<br />

wird ihm gut gelingen. – Kehrvers<br />

Nicht so die Frevler: *<br />

Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.<br />

Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, *<br />

der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Jer 17, 7, ferner GL 31, 1 oder GL 1975 708, 1<br />

oder KG 606 (IV. Ton)


Eucharistie · Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> 136<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Halleluja. Halleluja.<br />

vgl. Apg 16, 14b<br />

Herr, öffne uns das Herz, dass wir auf die Worte deines Sohnes<br />

hören.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 11, 5–13<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn einer von<br />

euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und<br />

sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der<br />

auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts<br />

anzubieten!, wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Lass<br />

mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder<br />

schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?<br />

Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm<br />

seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen<br />

seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.<br />

Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht,<br />

dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn<br />

wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft,<br />

dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem<br />

Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder<br />

einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?<br />

Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was<br />

gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen<br />

Geist denen geben, die ihn bitten.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Kennen Sie Eltern, die ihre hungrigen Kinder mit Skorpionen<br />

und Schlangen abspeisen? Nicht persönlich, nehme ich an. Zur<br />

Zeit Jesu wird es kaum anders gewesen sein. Ist die Frage „Ist<br />

unter euch ...?“ also rein rhetorisch? Denken wir einmal nicht an<br />

die Eltern. Stellen wir uns vor, wir seien das hungrige Kind. Wie


137<br />

Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

selbstverständlich ist es uns zu bitten? Wie gewiss sind wir, das<br />

Erbetene zu erhalten? Fisch und Ei sind nährstoffreiche Lebensmittel,<br />

wichtige Mittel zum Leben. Schlange und Skorpion sind<br />

gefährliche, todbringende Wesen. An Fischen und Eiern mangelt<br />

es bei uns nicht. Aber es gibt Lebens-Mittel, Mittel zum Leben,<br />

die in unserem wohlhabenden Land und in unserem eigenen Leben<br />

Mangelware sind. Jede und jeder von uns hat Hunger – nach<br />

Aufmerksamkeit und Zuneigung, nach Wohlwollen und Geduld.<br />

Ich glaube, wir haben nicht viel Übung darin, um solche Fische<br />

und Eier zu bitten. Fürchten wir, Skorpione und Schlangen zu<br />

erhalten, wenn wir unseren Mangel eingestehen? Freundlichkeit<br />

und Beachtung, Großzügigkeit und Geduld: Jesus macht uns<br />

Mut, um das zu bitten, was wir zum Leben brauchen wie das<br />

tägliche Brot.<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Man muss die Musik des Lebens hören. Die meisten hören nur<br />

die Dissonanzen.<br />

Theodor Fontane (deutscher Dichter, 1819–1898)<br />

• Die Musik des Lebens – wie kann ich sie wieder deutlicher<br />

vernehmen?<br />

• Das Geschenk des Lebens, wie kann ich es wieder spüren,<br />

erfahren?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)


Abend · Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> 138<br />

Hymnus<br />

Guter König und Herr,<br />

der uns das Licht erschuf,<br />

der dem Wechsel der Zeit<br />

sichere Ordnung gab –<br />

da die Sonne nun sinkt<br />

und sich das Dunkel mehrt,<br />

sei uns Leuchte und Licht,<br />

Christus, dein Angesicht.<br />

Wie du Israels Volk<br />

einst durch die Nacht geführt,<br />

ihm als feuriger Schein<br />

Richtung und Weg gezeigt,<br />

so geleite auch uns,<br />

die wir im Finstern gehn,<br />

zieh uns leuchtend voran,<br />

Flamme, die nie erlischt.<br />

Was kann würdiger sein,<br />

nun, da der Tag sich neigt,<br />

als dem währenden Licht<br />

Lob und Gesang zu weihn:<br />

Gott, der strahlend im Glanz<br />

ewiger Helle wohnt,<br />

ihm sei Ehre und Preis<br />

jetzt und durch alle Zeit. Amen.<br />

Nach: Inventor rutili, dux bone, luminis; Prudentius, † nach 405<br />

Psalm 134<br />

Wohlan, nun preiset den Herrn, *<br />

all ihr Knechte des Herrn,<br />

die ihr steht im Hause des Herrn *<br />

zu nächtlicher Stunde.


139<br />

Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Erhebt eure Hände zum Heiligtum *<br />

und preiset den Herrn!<br />

Es segne dich der Herr vom Zion her, *<br />

der Herr, der Himmel und Erde gemacht hat.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wir preisen dich, ewiger Gott; du rufst uns und führst uns zusammen.<br />

Dir wenden wir uns zu, wo immer wir gerade sind: Segne<br />

uns, deine Kinder.<br />

Lesung 1 Petr 3, 8–9<br />

Seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe,<br />

seid barmherzig und demütig! Vergeltet nicht Böses mit Bösem<br />

noch Kränkung mit Kränkung! Statt dessen segnet; denn ihr<br />

seid dazu berufen, Segen zu erlangen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.<br />

Fürbitten<br />

Gott und Vater Christi Jesu, durch deinen Geist erneuerst du deine<br />

Schöpfung. Wir bitten dich:<br />

A: Vollende an uns dein Erbarmen.<br />

Sei allen nahe, die dein Wort zu fernen Völkern und Kulturen<br />

tragen;<br />

– gib ihnen eine glückliche Hand, das Evangelium in die Sprache<br />

der Menschen zu übersetzen.<br />

Gib den jungen Kirchen Selbstbewusstsein im Glauben;<br />

– stecke die europäischen Kirchen mit ihrer Freude an.<br />

Steh allen bei, die ihres Glaubens wegen verfolgt werden;<br />

– stärke sie durch das Kreuz deines Sohnes.


Abend · Donnerstag, 12. <strong>Oktober</strong> 140<br />

Du bist treu und vergisst niemanden, der zu dir ruft;<br />

– belebe unsere Verstorbenen neu und lass sie wohnen bei dir.<br />

A: Vollende an uns dein Erbarmen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, wir sagen dir Dank für den Tag, der nun zu<br />

Ende geht. Bewahre uns deine Huld und verzeihe uns, was wir<br />

in unserer Schwachheit gesündigt haben. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Namenstag: hl. Lubentius von Kobern (4./5. Jh.) · hl. Sintpert von Augsburg<br />

(Simbert, Bischof, † um 807) · hl. Gerald von Aurillac (Klostergründer,<br />

† 909) · hl. Koloman (irischer Pilger, ermordet bei Wien, † 1012) ·<br />

Madeleine Delbrêl (frz. Sozialarbeiterin, Schriftstellerin und Mystikerin,<br />

† 1964)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Gott, du schenkst uns diese Welt, du, der sie am Leben hält.<br />

Du gibst ihr von innen Halt, gibst ihr Schönheit und Gestalt.<br />

Doch wir missachten deinen Plan, steuern eigne Ziele an.<br />

Gott, bewahre diese Welt, dass sie nicht in Staub zerfällt.<br />

Gott, du bist in dieser Welt, du, der sie in Atem hält,<br />

der ihr Feuer gibt und Kraft, immer neues Leben schafft.<br />

Doch wir sind blind oft für dein Licht, trauen unsrer eignen Sicht.<br />

Gott, bewahre deine Welt, dass sie nicht ins Leere fällt.<br />

Gott, du sorgst dich um die Welt, du, der ihre Wunden zählt,<br />

der die Schwachen hoch erhebt, alles retten will, was lebt.<br />

Doch wir umgehen dein Gebot, dass ein schlimmes Ende droht.<br />

Gott, bewahre unsre Welt, dass sie nicht dem Tod verfällt.<br />

Raymund Weber, © 2016/2021 beim Autor


Morgen · Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> 142<br />

Psalm 69 Verse 14–22<br />

Ich bete zu dir, *<br />

Herr, zur Zeit der Gnade.<br />

Erhöre mich in deiner großen Huld, *<br />

Gott, hilf mir in deiner Treue!<br />

Entreiß mich dem Sumpf, *<br />

damit ich nicht versinke!<br />

Zieh mich heraus aus dem Verderben, *<br />

aus dem tiefen Wasser!<br />

Lass nicht zu, dass die Flut mich überschwemmt, /<br />

die Tiefe mich verschlingt, *<br />

der Brunnenschacht über mir seinen Rachen schließt.<br />

Erhöre mich, Herr, in deiner Huld und Güte, *<br />

wende dich mir zu in deinem großen Erbarmen!<br />

Verbirg nicht dein Gesicht vor deinem Knecht; *<br />

denn mir ist angst. Erhöre mich bald!<br />

Sei mir nah und erlöse mich! *<br />

Befrei mich meinen Feinden zum Trotz!<br />

Du kennst meine Schmach und meine Schande. *<br />

Dir stehen meine Widersacher alle vor Augen.<br />

Die Schande bricht mir das Herz, *<br />

ganz krank bin ich vor Schmach;<br />

umsonst habe ich auf Mitleid gewartet, *<br />

auf einen Tröster, doch ich habe keinen gefunden.<br />

Sie gaben mir Gift zu essen, *<br />

für den Durst reichten sie mir Essig.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wende dich uns zu in unserer Not! Gott, wer sollte uns helfen,<br />

wenn du es nicht tust?


143<br />

Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Lesung 2 Kor 12, 9b–10<br />

Ich will mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft<br />

Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine<br />

Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und<br />

Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin,<br />

dann bin ich stark.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Der Herr hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen.<br />

Bitten<br />

Gott, du Anfang, Mitte und Ziel unseres Lebens, wir bitten dich:<br />

A: Lass dein Licht in uns leuchten.<br />

– Dass wir erkennen, welche Aufgabe du uns in Kirche und Welt<br />

zugedacht hast.<br />

– Dass wir Anteil nehmen an dem, was die Menschen um uns<br />

bewegt.<br />

– Dass wir uns im Vertrauen auf dich mit den Werten und Vorstellungen<br />

unserer Zeit auseinandersetzen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Vater, komm in unser Herz und erleuchte es durch<br />

dein Licht, damit wir deine Weisungen erkennen und dir als unserem<br />

König folgen auf dem Weg, den du uns führst. Darum bitten<br />

wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.


Eucharistie · Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> 144<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, in der Menschwerdung deines Sohnes<br />

hat alles menschliche Streben nach dir seinen Ursprung und<br />

kommt darin zur Vollendung. Lass uns zu Christus gehören, in<br />

dem das Heil aller Menschen begründet ist, der in der Einheit des<br />

Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Einführung zur Bahnlesung aus dem Buch Joël<br />

Große Erzählkunst. Das zweite Kapitel der Joëlschrift spricht den<br />

Leser unmittelbar an. Kunstvoll komponiert ist dieses biblische<br />

Buch, reflektiert und bewusst, und doch alles andere als blutleer,<br />

abstrakt und grau. Vermutlich ist es in der ersten Hälfte des vierten<br />

Jahrhunderts v. Chr. entstanden. Zwei große Teile lassen sich<br />

unterscheiden, 1, 2 – 2, 17 und 2, 18 – 4, 21. Im ersten Teil wird<br />

ein dramatisiertes Szenario des näher rückenden, bedrohlichen<br />

JHWH-Tages für Juda und besonders für Jerusalem entwickelt.<br />

Der zweite Teil stellt in mehreren Schritten die Hoffnungsperspektive<br />

vor Augen, die sich aus der Umkehr der Menschen und<br />

Gottes selbst ergibt. Die Vorstellung von der Geistausgießung in<br />

3, 1–5 wird in der Predigt des Petrus in Apg 2, 17–21 aufgegriffen<br />

werden. Der Tag des Herrn ist und bleibt der Tag der Entscheidung.<br />

Hoffnung auf Rettung liegt in der Umkehr zu ihm.<br />

Lesung aus dem Buch Joël Joël 1, 13–15; 2, 1–2<br />

Legt Trauer an und klagt, ihr Priester! Jammert, ihr Diener des<br />

Altars! Kommt, verbringt die Nacht im Trauergewand, ihr<br />

Diener meines Gottes! Denn Speiseopfer und Trankopfer bleiben<br />

dem Haus eures Gottes versagt.<br />

Ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! Versammelt<br />

die Ältesten und alle Bewohner des Landes beim Haus<br />

des Herrn, eures Gottes, und schreit zum Herrn: Weh, was für ein<br />

Tag! Denn der Tag des Herrn ist nahe; er kommt mit der Allgewalt<br />

des Allmächtigen.


145<br />

Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Auf dem Zion stoßt in das Horn, schlagt Lärm auf meinem<br />

heiligen Berg! Alle Bewohner des Landes sollen zittern; denn es<br />

kommt der Tag des Herrn, ja, er ist nahe, der Tag des Dunkels und<br />

der Finsternis, der Tag der Wolken und Wetter.<br />

Wie das Morgenrot, das sich über die Berge hinbreitet, kommt<br />

ein Volk, groß und gewaltig, wie es vor ihm noch nie eines gab<br />

und nach ihm keines mehr geben wird bis zu den fernsten Geschlechtern.<br />

Antwortpsalm Ps 9, 2–3.6.16.8–9<br />

Kehrvers: Der Herr richtet den Erdkreis gerecht.<br />

Ich will dir danken, Herr, aus ganzem Herzen, *<br />

verkünden will ich all deine Wunder.<br />

Ich will jauchzen und an dir mich freuen, *<br />

für dich, du Höchster, will ich singen und spielen. – Kehrvers<br />

Du hast die Völker bedroht, die Frevler vernichtet, *<br />

ihren Namen gelöscht für immer und ewig.<br />

Völker versanken in der Grube, die sie selber gegraben; *<br />

im Netz, das sie heimlich gelegt,<br />

hat ihr Fuß sich verfangen. – Kehrvers<br />

Der Herr thront für ewig; *<br />

er stellt seinen Thron auf zum Gericht.<br />

Er richtet den Erdkreis gerecht, *<br />

er spricht den Völkern das Urteil, das sie verdienen. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 9a, ferner GL 64, 1 (II. Ton) oder GL 1975 745, 1 (I. Ton)<br />

oder KG 500, 6 (V. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Joh 12, 31b.32<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen,<br />

und wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle<br />

an mich ziehen.<br />

Halleluja.


Eucharistie · Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> 146<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 11, 14–26<br />

In jener Zeit trieb Jesus einen Dämon aus, der stumm war. Als<br />

der Dämon den Stummen verlassen hatte, konnte der Mann reden.<br />

Alle Leute staunten. Einige von ihnen aber sagten: Mit Hilfe<br />

von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen<br />

aus. Andere wollten ihn auf die Probe stellen und forderten<br />

von ihm ein Zeichen vom Himmel.<br />

Doch er wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes<br />

Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden, und ein Haus ums<br />

andere stürzt ein. Wenn also der Satan mit sich selbst im Streit<br />

liegt, wie kann sein Reich dann Bestand haben? Ihr sagt doch,<br />

dass ich die Dämonen mit Hilfe von Beelzebul austreibe. Wenn<br />

ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben<br />

dann eure Anhänger sie aus? Sie selbst also sprechen euch das<br />

Urteil. Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe,<br />

dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen.<br />

Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist<br />

sein Besitz sicher; wenn ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt,<br />

dann nimmt ihm der Stärkere all seine Waffen weg, auf die<br />

er sich verlassen hat, und verteilt die Beute.<br />

Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir<br />

sammelt, der zerstreut.<br />

Ein unreiner Geist, der einen Menschen verlassen hat, wandert<br />

durch die Wüste und sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn<br />

er keinen findet, sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das<br />

ich verlassen habe.<br />

Und wenn er es bei seiner Rückkehr sauber und geschmückt<br />

antrifft, dann geht er und holt sieben andere Geister, die noch<br />

schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich<br />

nieder. So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden<br />

als vorher.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Lukas gibt uns Einblick in eine Hausbesetzerszene eigener Art.<br />

Am Anfang steht etwas Wunderbares: Ein stummer, ein sprach-


147<br />

Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

loser Mensch – spricht. Jesus hat ihn von einem bösen Geist<br />

befreit. Nicht wenige sind beeindruckt. Aber auch misstrauische<br />

Stimmen werden laut: Dieser Jesus hat seine Macht nicht<br />

von Gott, sondern von Gottes Gegenspieler! Jesus mahnt: Besinnt<br />

euch! Wenn ich Dämonen austreibe, bedeutet das, dass<br />

Gottes Reich schon zu euch gekommen ist. Durch den „Finger<br />

Gottes“, durch eine Kraft, die so eng mit Gott verbunden ist<br />

wie unsere beweglichen Finger mit uns selbst, vertreibt Jesus<br />

die Unheilsmächte, die sich in die Menschen einschleichen,<br />

sie blind, stumm, taub, gewalttätig werden lassen. Und schon<br />

Gottes Finger genügt, um den quälenden Hausbesetzungen ein<br />

Ende zu machen! So besteht Hoffnung: für die innerste Kammer,<br />

das menschliche Herz, und für das ganze Haus, die Schöpfung<br />

selbst.<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Dort, wo Freude ohne jeden Bezug zum Leid, zur Trauer steht,<br />

verliert sie ebenso ihren Sinn wie Freiheit ohne Verantwortung.<br />

Rita Süssmuth (deutsche Politikerin, langjährige Präsidentin<br />

des deutschen Bundestages, * 1937)<br />

• Was macht mich froh?<br />

• Was intensiviert und belebt meine Freude – und was gibt ihr<br />

Dauer?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)


Abend · Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> 148<br />

Hymnus<br />

Des Menschen Bildner, Gott und Herr,<br />

nach deinem Plan entstand die Welt;<br />

was auf der Erde lebt und west,<br />

bringt sie auf dein Geheiß hervor.<br />

Dein Wort gab aller Kreatur,<br />

ob klein, ob groß, Gestalt und Art;<br />

dass sie ihm diene, hast du sie<br />

der Hand des Menschen unterstellt.<br />

Vertreibe durch dein mächt’ges Wort,<br />

was unser Herz befleckt und trübt,<br />

was heimlich unsern Sinn verwirrt<br />

und dreist sich drängt in unser Tun.<br />

Mach uns von Streit und Zwietracht frei<br />

und schließ um uns des Friedens Band.<br />

Lass uns in deiner Gnade stehn,<br />

in deiner Freude selig ruhn.<br />

Dies schenk uns, Vater voller Macht,<br />

und du, sein Sohn und Ebenbild,<br />

die ihr in Einheit mit dem Geist<br />

die Schöpfung zur Vollendung führt. Amen.<br />

Nach: Plasmator hominis Deus; 7.–8. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 147 · GL 1975 516 · KG 199 · EG 155<br />

Psalm 22 Verse 13–22<br />

Viele Stiere umgeben mich, *<br />

Büffel von Baschan umringen mich.<br />

Sie sperren gegen mich ihren Rachen auf, *<br />

reißende, brüllende Löwen.<br />

Ich bin hingeschüttet wie Wasser, /<br />

gelöst haben sich all meine Glieder. *<br />

Mein Herz ist in meinem Leib wie Wachs zerflossen.


149<br />

Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, /<br />

die Zunge klebt mir am Gaumen, *<br />

du legst mich in den Staub des Todes.<br />

Viele Hunde umlagern mich, /<br />

eine Rotte von Bösen umkreist mich. *<br />

Sie durchbohren mir Hände und Füße.<br />

Man kann all meine Knochen zählen; *<br />

sie gaffen und weiden sich an mir.<br />

Sie verteilen unter sich meine Kleider *<br />

und werfen das Los um mein Gewand.<br />

Du aber, Herr, halte dich nicht fern! *<br />

Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe!<br />

Entreiße mein Leben dem Schwert, *<br />

mein einziges Gut aus der Gewalt der Hunde!<br />

Rette mich vor dem Rachen des Löwen, *<br />

vor den Hörnern der Büffel rette mich Armen!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Menschenverachtender Wahn entstellt unsere Welt. Erweise uns<br />

deine Huld, du Hoffnung der Entrechteten, und schenke uns dein<br />

Heil!<br />

Lesung Jes 12, 2<br />

Gott ist meine Rettung; ihm will ich vertrauen und niemals<br />

verzagen. Denn meine Stärke und mein Lied ist der Herr. Er<br />

ist mir zum Retter geworden.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Der Herr nimmt sich seiner Kinder an und denkt an sein Erbarmen.


Abend · Freitag, 13. <strong>Oktober</strong> 150<br />

Fürbitten<br />

Du unser Gott, du schaust auf die Niedrigen und die, die deinen<br />

Namen ehren. Wir bitten dich:<br />

A: Komm allen zu Hilfe, die zu dir rufen.<br />

Viele Menschen wissen nicht, wovon sie sich heute ernähren sollen;<br />

– hilf, dass alle genug zu essen bekommen.<br />

Vor allem die Kinder leiden in armen Ländern an Unterernährung<br />

und Krankheiten;<br />

– lass uns das Nötige tun, dass sie zu gesunden und hoffnungsvollen<br />

Menschen werden.<br />

Viele Schwerkranke können ihr Leiden kaum mehr ertragen;<br />

– lass sie Linderung erfahren in ihrer Not.<br />

Unsere Verstorbenen haben auf dich ihre Hoffnung gesetzt;<br />

– geleite sie heim in deine Herrlichkeit.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du liebst deine Geschöpfe, und es ist deine Freude, bei<br />

den Menschen zu wohnen. Gib uns ein neues und reines Herz,<br />

das bereit ist, dich aufzunehmen. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Samstag, 14. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Kallistus I.<br />

Kallistus (Kalixtus) war ein besonders lebensfroher und aktiver<br />

Papst der frühen Christenheit. Er wurde im zweiten Jahrhundert<br />

geboren und starb 222. Er war ein ehemaliger Sklave, den Papst<br />

Zephyrinus zum Diakon erhob und mit der Verwaltung der Begräbnisstätten<br />

an der Via Appia betraute. Diese heißen deshalb noch heute<br />

Kallistus-(Kalixtus-)Katakomben. Nach dem Tode des Zephyrinus<br />

wurde Kallistus vom Klerus und Volk von Rom zu dessen Nachfolger<br />

(Papst Kallistus I.) gewählt. Das stieß auf den Widerstand konservativer<br />

Kreise, die ihn zu Unrecht der Irrlehren und der Laxheit beschuldigten<br />

und Hippolyt zum Gegenpapst wählten. Damit kam es zum<br />

ersten Schisma in der Papstgeschichte. Kallistus konnte sich gegen<br />

Hippolyt durchsetzen. Er bekämpfte Irrlehren, trat für eine mildere<br />

Bußpraxis ein und erlaubte die Ehe zwischen hochgestellten Römerinnen<br />

und Sklaven. Als Erster ließ er Kirchen mit Malereien ausschmücken.<br />

Späteren Legenden zufolge starb er als Märtyrer.<br />

Schrifttexte: Lesung: 1 Petr 5, 1–4; Evangelium: Lk 22, 24–30<br />

Namenstag: hl. Fortunata (Märtyrerin) · Hildegund von Münchaurach<br />

(† um 1100)<br />

Heute wird in vielen Kirchen das Hochfest vom Jahrestag der Kirchweihe<br />

begangen.<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Morgen · Samstag, 14. <strong>Oktober</strong> 152<br />

Hymnus<br />

ob sonnengetränkt<br />

oder grau verhangen<br />

das grün ist gefallen<br />

ob lichtherzig<br />

oder schwer beladen<br />

das neue kommt<br />

meinen ersten schritt<br />

muss ich tun ob offen<br />

oder ängstlich<br />

ein engel<br />

legte schon seine spur<br />

voller liebe für mich<br />

ich schwinge mich ein<br />

in seine lebensspur<br />

voller hoffnung<br />

Michael Lehmler, © beim Autor<br />

Canticum Weish 9, 1–6.9–11<br />

Antiphon:<br />

Herr, deine Weisheit sei bei mir und teile mit mir alle Mühe.<br />

Gott der Väter und Herr des Erbarmens, *<br />

du hast das All durch dein Wort gemacht.<br />

Den Menschen hast du durch deine Weisheit erschaffen, *<br />

damit er über deine Geschöpfe herrscht.<br />

Er soll die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit leiten *<br />

und Gericht halten in rechter Gesinnung.<br />

Gib mir die Weisheit, die an deiner Seite thront, *<br />

und verstoß mich nicht aus der Schar deiner Kinder!<br />

Ich bin ja dein Knecht, der Sohn deiner Magd, /<br />

ein schwacher Mensch, dessen Leben nur kurz ist, *<br />

und gering ist meine Einsicht in Recht und Gesetz.


153<br />

Samstag, 14. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Wäre einer auch vollkommen unter den Menschen, *<br />

er wird kein Ansehen genießen, wenn ihm deine Weisheit fehlt.<br />

Mit dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt *<br />

und die zugegen war, als du die Welt erschufst.<br />

Sie weiß, was dir gefällt *<br />

und was recht ist nach deinen Geboten.<br />

Sende sie vom heiligen Himmel *<br />

und schick sie vom Thron deiner Herrlichkeit,<br />

damit sie bei mir sei und alle Mühe mit mir teile *<br />

und damit ich erkenne, was dir gefällt.<br />

Denn sie weiß und versteht alles; /<br />

sie wird mich in meinem Tun besonnen leiten *<br />

und mich in ihrem Lichtglanz schützen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung Phil 2, 14–15<br />

Tut alles ohne Murren und Bedenken, damit ihr rein und ohne<br />

Tadel seid, Kinder Gottes ohne Makel mitten in einer verdorbenen<br />

und verwirrten Generation, unter der ihr als Lichter in der<br />

Welt leuchtet.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Licht aus der Höhe, leuchte allen, die in Finsternis sind und im<br />

Schatten des Todes.<br />

Bitten<br />

Gelobt sei Jesus Christus, der uns zu seinen Zeugen berufen hat.<br />

Ihn lasst uns bitten:<br />

A: Jesus, komm uns zu Hilfe.<br />

– Dass wir zur Ruhe kommen und deine Stimme in uns hören.<br />

– Dass wir unseren Mitmenschen freundlich und aufrichtig begegnen.


Eucharistie · Samstag, 14. <strong>Oktober</strong> 154<br />

– Dass wir tatkräftig handeln, wo es gerade auf uns ankommt.<br />

A: Jesus, komm uns zu Hilfe.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Quell und Ursprung unseres Heils, mach unser ganzes<br />

Leben zu einem Loblied deiner Herrlichkeit, damit wir einst im<br />

Himmel dich preisen können ohne Ende. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gott. Wir danken dir, dass du uns hier zusammengeführt hast.<br />

Lass uns erkennen, was wir sind. Lass uns glauben, was wir beten.<br />

Lass uns tun, was du uns sagst. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Lesung aus dem Buch Joël Joël 4, 12–21<br />

So spricht der Herr: Die Völker sollen aufbrechen und heraufziehen<br />

zum Tal Joschafat. Denn dort will ich zu Gericht sitzen<br />

über alle Völker ringsum. Schwingt die Sichel; denn die Ernte ist<br />

reif. Kommt, tretet die Kelter; denn sie ist voll, die Tröge fließen<br />

über. Denn ihre Bosheit ist groß.<br />

Getöse und Getümmel herrscht im Tal der Entscheidung; denn<br />

der Tag des Herrn ist nahe im Tal der Entscheidung. Sonne und<br />

Mond verfinstern sich, die Sterne halten ihr Licht zurück. Der<br />

Herr brüllt vom Zion her, aus Jerusalem dröhnt seine Stimme,


155<br />

Samstag, 14. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

sodass Himmel und Erde erbeben. Doch für sein Volk ist der Herr<br />

eine Zuflucht, er ist eine Burg für Israels Söhne.<br />

Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr, euer Gott, bin<br />

und dass ich auf dem Zion wohne, meinem heiligen Berg. Jerusalem<br />

wird heilig sein, Fremde werden nie mehr hindurchziehen.<br />

An jenem Tag triefen die Berge von Wein, die Hügel fließen<br />

über von Milch, und in allen Bächen Judas strömt Wasser. Eine<br />

Quelle entspringt im Haus des Herrn und tränkt das Schittim-Tal.<br />

Ägypten wird zur Wüste, Edom wird zur verödeten Steppe,<br />

wegen der Gewalttat an Judas Söhnen, in deren Land sie unschuldiges<br />

Blut vergossen.<br />

Juda aber bleibt für immer bewohnt, und Jerusalem besteht von<br />

Geschlecht zu Geschlecht, ich erkläre ihr Blut für unschuldig, das<br />

ich vorher nicht für unschuldig erklärte, und der Herr wohnt auf<br />

dem Zion.<br />

Antwortpsalm Ps 97, 1–2.5–6.11–12<br />

Kehrvers:<br />

Ihr Gerechten, freut euch am Herrn!<br />

Der Herr ist König. Die Erde frohlocke. *<br />

Freuen sollen sich die vielen Inseln.<br />

Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel, *<br />

Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Throns. – Kehrvers<br />

Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, *<br />

vor dem Antlitz des Herrschers aller Welt.<br />

Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, *<br />

seine Herrlichkeit schauen alle Völker. – Kehrvers<br />

Ein Licht erstrahlt den Gerechten *<br />

und Freude den Menschen mit redlichem Herzen.<br />

Ihr Gerechten, freut euch am Herrn, *<br />

und lobt seinen heiligen Namen! – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 12a, ferner GL 56,1 · GL 1975 722,1 · KG 623 (V. Ton)


Abend · Samstag, 14. <strong>Oktober</strong> 156<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Lk 11, 28<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 11, 27–28<br />

In jener Zeit, als Jesus zum Volk redete, rief eine Frau aus der<br />

Menge ihm zu: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und<br />

deren Brust dich genährt hat.<br />

Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes<br />

hören und es befolgen.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Ein klares Wort, das die gläubige Frau aus der Menge auf ihrem<br />

künftigen Glaubensweg leiten und begleiten wird. Ein befreiendes<br />

Wort. Maria hat nicht einfach biografisch Glück gehabt, sie<br />

hat nicht einfach das große Los gezogen, indem sie die Mutter<br />

Jesu wurde. Dieses Los fällt vielmehr allen zu, die Leib und Leben<br />

Gott öffnen. Dabei geht es nicht darum, Leib und Seele,<br />

leibliche und geistliche Fruchtbarkeit, gegeneinander auszuspielen.<br />

Wo anders sollte Gottes Wort und Weisung denn verspürt<br />

und verwirklicht werden als in dieser unserer einen, leiblichen,<br />

lebendigen Existenz?<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


157<br />

Samstag, 14. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Hymnus<br />

Gönnt euren Augen keinen Schlaf<br />

und wacht, bis unser Herr erscheint!<br />

Mit Lichtern in den Händen steht<br />

und haltet Ausschau, bis er kommt!<br />

Nur eine kleine Weile noch,<br />

bis schallt der Ruf: Der Herr ist da!<br />

Dann ziehn wir alle mit ihm ein<br />

zum königlichen Hochzeitsmahl.<br />

Drum fort mit aller Müdigkeit!<br />

Bereitet froh euch für den Herrn!<br />

Entzündet hell der Liebe Licht<br />

und feget alles Schlechte aus!<br />

Der Geist, die Braut, sie sprechen: Komm!<br />

Und wer es hört, der rufe auch:<br />

Komm bald, Herr Jesus, bleib bei uns,<br />

damit wir dich für immer schaun!<br />

Singt laut dem Vater in der Nacht<br />

und ruft, dass er den Sohn uns schickt<br />

und dass sein Heilger Gottesgeist<br />

die ganze Erde neu erschafft. Amen.<br />

© Bernardin Schellenberger 2013<br />

Psalm 117<br />

Lobet den Herrn, alle Völker, *<br />

preist ihn, alle Nationen!<br />

Denn mächtig waltet über uns seine Huld, *<br />

die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Auf deine Treue bauen wir, ewiger Gott. Mache dein Heil unter<br />

den Völkern bekannt.


Abend · Samstag, 14. <strong>Oktober</strong> 158<br />

Lesung <br />

Jes 2, 3bcd<br />

Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus<br />

des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden<br />

wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn,<br />

aus Jerusalem kommt sein Wort.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Der Herr der Heere wird allen Völkern ein Mahl bereiten auf seinem<br />

heiligen Berg.<br />

Fürbitten<br />

Verborgener Gott, auf vielfältige Weise baust du uns Brücken zu<br />

dir. Wir bitten dich:<br />

A: Tu uns den Himmel auf!<br />

– Wenn wir Mahl miteinander halten.<br />

– Wenn wir dein Wort miteinander hören und gemeinsam beten.<br />

– In unserem Streben nach Versöhnung in unseren Lebensgemeinschaften<br />

und Glaubensfamilien.<br />

– Im dankbaren Gedenken an unsere Verstorbenen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, deine Gnade komme uns zuvor und begleite<br />

uns, damit wir dein Wort im Herzen bewahren und immer bereit<br />

sind, das Gute zu tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der gütige Gott,<br />

der Herr über Zeit und Ewigkeit,<br />

unser Gestern und unser Morgen,<br />

er lasse uns sein Licht in dieser Nacht leuchten.<br />

Salve Regina (Seite 365)


159<br />

Samstag, 14. <strong>Oktober</strong> · Von Woche zu Woche<br />

Von Woche zu Woche<br />

Anteil geben, Anteil nehmen<br />

(zu Phil 4,12–14.19–20)<br />

Paulus und seine Lieblingsgemeinde:<br />

eine besondere Geschichte.<br />

Weder Abhängigkeiten<br />

noch Zwänge prägen sie,<br />

vielmehr dankbares Geben und Nehmen.<br />

Versorgt Paulus die Gemeinde<br />

oder die Gemeinde Paulus?<br />

Wer versorgt wen?<br />

Wer stützt, wer trägt,<br />

wer hilft, wer nimmt Anteil?<br />

Anteil geben, Anteil nehmen –<br />

Kernbestand des Christlichen!<br />

Nicht stoisch ertragen,<br />

sondern teilen, trösten,<br />

Trost empfangen.<br />

„Alles vermag ich durch den, der mich stärkt.“<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


15. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

28. Sonntag im Jahreskreis<br />

Namenstag: hl. Thekla von Kitzingen (Äbtissin, † um 790) · sel. Aurelia<br />

von Regensburg (Reklusin bei St. Emmeram, † 1027) · hl. Theresia von<br />

Jesus (von Ávila, Mystikerin, Reformerin des Karmelitenordens, † 1582)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Du stillst unser Verlangen<br />

und leitest uns auf rechten Pfaden.<br />

Deinem Namen wollen wir singen.<br />

Nach Ps 23, 3<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Kommt, bringet Ehre, Dank und Ruhm<br />

dem Herrn im höchsten Heiligtum,<br />

dem Vater, dessen Wort die Welt<br />

aus nichts erschuf und noch erhält.<br />

Preist den, der auf dem ewgen Thron<br />

allmächtig herrscht, den ein’gen Sohn,<br />

der für uns Mensch ward, für uns starb<br />

und uns die Seligkeit erwarb.


161<br />

Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Bringt Ehre Gott, dem Heiligen Geist,<br />

der uns den Weg zum Himmel weist,<br />

der uns mit Licht und Tugend schmückt<br />

und uns mit seinem Trost erquickt.<br />

Hochheilige Dreieinigkeit,<br />

dir sei hienieden in der Zeit,<br />

noch herrlicher in Ewigkeit<br />

Anbetung, Preis und Dank geweiht.<br />

Cincinnati 1839 (Wilhelm Nast?) – GL 784 (Anhang Köln)<br />

Psalm 150<br />

Lobet Gott in seinem Heiligtum, *<br />

lobt ihn in seiner mächtigen Feste!<br />

Lobt ihn für seine großen Taten, *<br />

lobt ihn in seiner gewaltigen Größe!<br />

Lobt ihn mit dem Schall der Hörner, *<br />

lobt ihn mit Harfe und Zither!<br />

Lobt ihn mit Pauken und Tanz, *<br />

lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel!<br />

Lobt ihn mit hellen Zimbeln, *<br />

lobt ihn mit klingenden Zimbeln!<br />

Alles, was atmet, *<br />

lobe den Herrn!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Deine Güte wollen wir loben Tag für Tag, du unser Gott. Mach<br />

unsre Herzen weit, dass wir die Freude, die du uns schenkst, mit<br />

allen Menschen teilen.<br />

Lesung <br />

Jes 62, 11b–12a<br />

Sagt der Tochter Zion: Sieh her, jetzt kommt deine Rettung.<br />

Siehe, er bringt seinen Siegespreis mit: Alle, die er gewonnen<br />

hat, gehen vor ihm her. Dann nennt man sie „Das heilige Volk“,<br />

„Die Erlösten des Herrn“.


Eucharistie · Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> 162<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Geht hinaus auf die Straßen und ladet alle zur Hochzeit ein, so<br />

viele ihr findet.<br />

Bitten<br />

Jesus, du bist unser Leben. Wir bitten dich:<br />

A: Weise uns deine Wege.<br />

– Dass wir dich in der Stille finden.<br />

– Dass wir mit dir zu den Menschen gehen.<br />

– Dass wir Grenzen überwinden und Gemeinschaft stiften.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, deine Gnade komme uns zuvor und begleite<br />

uns, damit wir dein Wort im Herzen bewahren und immer bereit<br />

sind, das Gute zu tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes<br />

und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.<br />

Vgl. 2 Kor 13, 13<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 216, 225, 549, 552, 554, 1–2 · KG 134,<br />

148, 210, 522, 588<br />

Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten,<br />

Herr, wer könnte bestehen?<br />

Doch bei dir ist Vergebung, Gott Israels.<br />

Ps 130, 3–4


163<br />

Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Gloria<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 25, 6–10a<br />

An jenem Tag wird der HERR der Heerscharen auf diesem Berg<br />

– dem Zion – für alle Völker ein Festmahl geben mit den<br />

feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten,<br />

fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen. Er verschlingt<br />

auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, und die Decke,<br />

die alle Nationen bedeckt.<br />

Er hat den Tod für immer verschlungen und GOTT, der Herr,<br />

wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und die Schande<br />

seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde, denn der HERR hat<br />

gesprochen.<br />

An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn<br />

haben wir gehofft, dass er uns rettet. Das ist der HERR, auf ihn<br />

haben wir gehofft. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine<br />

rettende Tat. Denn die Hand des HERRN ruht auf diesem Berg.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Was für ein Bild! Ein gemeinsames Festmahl aller Völker auf dem<br />

Berg Zion. Sich miteinander an einen Tisch zu setzen, das ist ein<br />

Zeichen des Friedens, eines in der Tiefe wirksamen, schöpferischen,<br />

neuschöpferischen Friedens. Jesaja entwirft dieses Bild<br />

zu Zeiten, wo nichts darauf hindeutet, dass man mit den aggressiven<br />

Nachbarstaaten friedlich werde feiern können – und schon<br />

gar nicht mit allen zugleich. Es ist wohl der Kern dieses Bildes,<br />

dass der Tod für immer besiegt ist. Nicht nur besiegt, bis zur<br />

nächsten Krise, bis zum nächsten Krieg, sondern völlig vernichtet,<br />

einfach entmachtet, vorbei. Alles, was wir gespeichert haben,<br />

an Hass, Qual, Neid, Misstrauen, Rachewünschen, Furcht<br />

und Schrecken, Kränkung, Übersehen-Werden, Schuldgefühlen,<br />

Zu-kurz-gekommen-Sein – es ist vergangen. Es zählt nicht mehr,<br />

es quält und schmerzt und treibt und drängt nicht mehr. Und all


Eucharistie · Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> 164<br />

das ohne Gewalt, ohne Gehirnwäsche, ohne Enteignung, ohne<br />

Lüge. Sondern als Geschenk. Das ist die Hoffnung der Menschen<br />

aller Religionen, Zeiten und Regionen.<br />

Antwortpsalm Ps 23<br />

Kehrvers:<br />

Im Haus des HERRN werde ich wohnen für immer und ewig.<br />

Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. /<br />

Er lässt mich lagern auf grünen Auen *<br />

und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.<br />

Meine Lebenskraft bringt er zurück. *<br />

Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit,<br />

getreu seinem Namen. – Kehrvers<br />

Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, *<br />

ich fürchte kein Unheil;<br />

denn du bist bei mir, *<br />

dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. – Kehrvers<br />

Du deckst mir den Tisch *<br />

vor den Augen meiner Feinde.<br />

Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, *<br />

übervoll ist mein Becher. – Kehrvers<br />

Ja, Güte und Huld *<br />

werden mir folgen mein Leben lang<br />

und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN *<br />

für lange Zeiten. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 6b, ferner GL 37, 1 · GL 1975 718, 1 · KG 611 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 527, 4 · KG 100, 2 (VIII. Ton)<br />

Lesung aus dem Philipperbrief Phil 4, 12–14.19–20<br />

Schwestern und Brüder! Ich weiß Entbehrungen zu ertragen,<br />

ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht:<br />

in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles


165<br />

Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

vermag ich durch den, der mich stärkt. Doch ihr habt recht daran<br />

getan, an meiner Bedrängnis Anteil zu nehmen.<br />

Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr<br />

nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken.<br />

Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre in alle Ewigkeit!<br />

Amen.<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Eph 1, 17–18<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Der Vater unseres Herrn Jesus Christus erleuchte die Augen unseres<br />

Herzens, damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir<br />

berufen sind.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 22, 1–14<br />

Kurzfassung: Mt 22, 1–10<br />

In jener Zeit erzählte Jesus den Hohepriestern und den Ältesten<br />

des Volkes das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es<br />

wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.<br />

Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit<br />

rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen.<br />

Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den<br />

Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das<br />

Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!<br />

Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf<br />

seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen<br />

über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.<br />

Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder<br />

töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.<br />

Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet,<br />

aber die Gäste waren nicht würdig. Geht also an die<br />

Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit<br />

ein! Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle


Eucharistie · Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> 166<br />

zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte<br />

sich mit Gästen.<br />

Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte<br />

er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte.<br />

Er sagte zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand<br />

hereingekommen? Der aber blieb stumm.<br />

Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und<br />

Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird<br />

Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind gerufen, wenige<br />

aber auserwählt.<br />

Credo<br />

Gabengebet<br />

Herr und Gott, nimm die Gebete und Opfergaben deiner Gläubigen<br />

an. Lass uns diese heilige Feier mit ganzer Hingabe begehen,<br />

damit wir einst das Leben in der Herrlichkeit des Himmels erlangen.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

Wir danken dir, Vater im Himmel, und rühmen dich durch unseren<br />

Herrn Jesus Christus. Denn durch seine Geburt hat er den<br />

Menschen erneuert, durch sein Leiden unsere Sünden getilgt,<br />

in seiner Auferstehung den Weg zum Leben erschlossen und in<br />

seiner Auffahrt zu dir das Tor des Himmels geöffnet. Durch ihn<br />

rühmen dich deine Erlösten und singen mit den Chören der Engel<br />

das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Ps 34, 11<br />

Reiche müssen darben und hungern. Wer aber den Herrn sucht,<br />

braucht kein Gut zu entbehren.<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger Gott, in der heiligen Opferfeier nährst du deine<br />

Gläubigen mit dem Leib und dem Blut deines Sohnes. Gib uns


167<br />

Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> · Auslegung<br />

durch dieses Sakrament auch Anteil am göttlichen Leben. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns tröstet<br />

in jeder Not, segne euch und lenke eure Tage in seinem Frieden.<br />

Er bewahre euch vor aller Verwirrung und festige eure Herzen<br />

in seiner Liebe.<br />

In diesem Leben mache er euch reich an guten Werken; und im<br />

künftigen sei er selbst euer unvergänglicher Lohn.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn<br />

† und der Heilige Geist.<br />

Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />

Von Jan Bots<br />

Sie aber wollten nicht kommen. Sie aber kümmerten sich nicht<br />

darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in<br />

seinen Laden.<br />

G<br />

erufen zu sein schließt immer auch ein, von etwas weggerufen<br />

zu werden. Das kann der Mensch im Umgang mit<br />

Gott sehr wohl merken. Wenn Gott zum Gebet, zur Nachfolge<br />

Jesu ruft, dann empfinde ich das manchmal wie eine Bedrohung<br />

oder Einschränkung meiner Freiheit, meiner Pläne. In dem Augenblick,<br />

da Gott mich ruft, kann mir alles andere wichtiger und<br />

attraktiver erscheinen als er: die Arbeit, die Sorgen, das Studium,<br />

die Bedürfnisse des Alltags. Es sind oft nicht einmal schlechte<br />

Dinge, die uns von Gott abziehen. Der Acker, die Heirat, Geld,<br />

Essen und Trinken sind ja nicht verwerflich. Nicht die Dinge sind<br />

schlecht, sondern unser Verhältnis zu den Dingen ist oft falsch,<br />

egoistisch. Die Schöpfung wird leicht zum Götzen, das heißt los-


Abend · Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> 168<br />

gelöst von der tieferen Orientierung auf Gott hin. Nicht Gott tritt<br />

in Konkurrenz zu seiner Schöpfung, sondern wir treten in Konkurrenz<br />

zu Gott, wir laufen zum eigenen Acker, statt auf Gottes<br />

Erntefeld zu gehen.<br />

Jan Bots SJ (* 1930, Kirchenhistoriker, Exerzitienmeister),<br />

aus: Ders., Mir geschehe nach deinem Wort (Lesejahr A), 361–362,<br />

© 1997 Verlag Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.bube.de<br />

Hymnus<br />

Kommt her, ihr seid geladen,<br />

der Heiland rufet euch;<br />

der süße Herr der Gnaden,<br />

an Huld und Liebe reich,<br />

der Erd und Himmel lenkt,<br />

will Gastmahl mit euch halten<br />

und wunderbar gestalten,<br />

was er in Liebe schenkt.<br />

Kommt her, verzagte Sünder,<br />

und werft die Ängste weg,<br />

kommt her, versöhnte Kinder,<br />

hier ist der Liebesweg.<br />

Empfangt die Himmelslust,<br />

die heilge Gottesspeise,<br />

die auf verborgne Weise<br />

erquicket jede Brust.<br />

Kommt her, betrübte Seelen,<br />

die Not und Jammer drückt,<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


169<br />

Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

mit Gott euch zu vermählen,<br />

der wunderbar beglückt.<br />

Kommt, legt auf ewig ab<br />

der Sünde bange Säumnis;<br />

empfanget das Geheimnis,<br />

das Gott vom Himmel gab.<br />

O Wonne kranker Herzen,<br />

die mir von oben kam!<br />

Verwunden sind die Schmerzen,<br />

getröstet ist der Gram.<br />

Was von dem Himmel fließt,<br />

hat lieblich sich ergossen;<br />

mein Herz ist gar durchflossen<br />

vom süßen Liebesgeist.<br />

Ernst Moritz Arndt 1819<br />

EG 213, Strophen 1–4<br />

Psalm 72 Verse 12–19<br />

Der Herr rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, *<br />

den Armen und den, der keinen Helfer hat.<br />

Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, *<br />

er rettet das Leben der Armen.<br />

Von Unterdrückung und Gewalttat befreit er sie, *<br />

ihr Blut ist in seinen Augen kostbar.<br />

Er lebe, und Gold von Saba soll man ihm geben! /<br />

Man soll für ihn allezeit beten, *<br />

stets für ihn Segen erflehen.<br />

Im Land gebe es Korn in Fülle. *<br />

Es rausche auf dem Gipfel der Berge.<br />

Seine Frucht wird sein wie die Bäume des Libanon. *<br />

Menschen blühn in der Stadt wie das Gras der Erde.<br />

Sein Name soll ewig bestehen; *<br />

solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name.


Abend · Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> 170<br />

Glücklich preisen sollen ihn alle Völker *<br />

und in ihm sich segnen.<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! *<br />

Er allein tut Wunder.<br />

Gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! *<br />

Seine Herrlichkeit erfülle die ganze Erde.<br />

Amen, ja amen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gott, unser Vater, du lenkst unsere Welt in Barmherzigkeit. Gib<br />

uns deinen Geist, dass wir für unsere armen Schwestern und Brüder<br />

sorgen.<br />

Lesung Hebr 12, 22–24<br />

Ihr seid zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen<br />

Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln,<br />

zu einer festlichen Versammlung und zur Gemeinschaft der<br />

Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind; zu Gott, dem<br />

Richter aller, zu den Geistern der schon vollendeten Gerechten,<br />

zum Mittler eines neuen Bundes, Jesus, und zum Blut der Besprengung,<br />

das mächtiger ruft als das Blut Abels.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Sagt den Geladenen: Seht, ich habe mein Mahl bereitet. Kommt<br />

zur Hochzeit.<br />

Fürbitten<br />

Gottes Einladung ergeht, aber es wird für viele Menschen immer<br />

schwerer, sie zu hören. So rufen wir:<br />

V: Treuer Gott, A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />

– Wir beten für alle, die die Stimme der Verantwortung hören,<br />

sich politisch engagieren und sich für Gleichheit und Gerechtigkeit<br />

einsetzen.


171<br />

Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

– Wir beten für alle, die die Stimme der Liebe hören und geduldig<br />

und vertrauensvoll gegenüber ihren Nächsten sind.<br />

– Wir beten für alle, die die Stimme der bedrohten Schöpfung<br />

hören und sich einsetzen für die Erhaltung der Natur und vielfältigen<br />

Umwelt.<br />

– Wir beten für alle, die die Stimme der Hoffnung hören und in<br />

der Begleitung kranker Angehöriger Hoffnung und Zuversicht<br />

schenken.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, deine Gnade komme uns zuvor und begleite<br />

uns, damit wir dein Wort im Herzen bewahren und immer bereit<br />

sind, das Gute zu tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Schöpfer des Alls und Herr der Zeiten<br />

bewahre uns in seiner Liebe<br />

und sei unser Schutz in der Nacht.<br />

Salve Regina (Seite 365)


Montag, 16. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heilige Hedwig von Andechs<br />

Heiliger Gallus<br />

Heilige Margareta Maria Alacoque<br />

Hedwig (1174–1243), die Schutzpatronin Schlesiens, war eine<br />

Tochter des Grafen von Andechs-Meran und Tante der heiligen<br />

Elisabeth von Thüringen. Mit 12 oder 13 Jahren nahm Herzog<br />

Heinrich I. von Schlesien sie zur Frau. Sie wurde Mutter von sieben<br />

Kindern, bewog ihren Mann dann aber 1209, mit ihr zusammen das<br />

Gelübde der Enthaltsamkeit abzulegen. Mit Heinrich förderte Hedwig<br />

die Einwurzelung christlichen Gedankenguts in ihrem Lande. Sie<br />

unterstützte die Armen, pflegte Kranke. Sie gründete Frauenklöster<br />

und half verschiedenen Orden bei der Gründung von Niederlassungen.<br />

Nach dem Tod ihres Mannes (1238) zog sie sich in das von ihr<br />

gegründete Kloster Trebnitz zurück. Dort führte sie bis zu ihrem Tod<br />

ein strenges asketisches Leben.<br />

Schrifttexte: Lesung: Gal 6, 7b–10; Evangelium: Mk 10, 42–45<br />

Der irische Mönch Gallus (um 550 – um 640) kam um 590 mit<br />

Kolumban und weiteren Mönchen über das Frankenreich nach<br />

Alemannien. Bei ihren Missionsversuchen wurden sie immer wieder<br />

vertrieben und wanderten so bis in die Bodenseegegend. Hier missionierten<br />

sie mehrere Jahre. Dann zog Kolumban weiter nach Italien,<br />

während Gallus blieb und mit einigen Gefährten eine Einsiedelei<br />

erbaute. Gallus war sehr geachtet wegen seiner Frömmigkeit, Menschenliebe<br />

und Naturverbundenheit. Das Ansinnen, Abt oder Bischof<br />

zu werden, lehnte er ab und blieb in seiner Einsiedelei. Dort starb er<br />

im hohen Alter von etwa 95 Jahren. Aus der kleinen Einsiedelei entwickelte<br />

sich später das bedeutende Benediktinerkloster St. Gallen.<br />

Schrifttexte: Lesung: Gen 12, 1–4a; Evangelium: Mt 19, 27–29<br />

A<br />

uf die Bemühungen der Margareta Maria Alacoque (1647–1690)<br />

geht die Einführung des Herz-Jesu-Freitags und des Herz-Jesu-<br />

Festes zurück. Margareta lebte in Burgund. Schon früh hatte sie den<br />

Wunsch, Ordensfrau zu werden, den sie 1671 gegen den Widerstand


173<br />

Montag, 16. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

ihrer Familie durchsetzte. Sie trat in den „Orden der Heimsuchung<br />

Mariens“ (Salesianerinnen) ein. Sie hatte Visionen, in denen sie den<br />

Auftrag erhielt, sich für die besondere Verehrung des Herzens Jesu<br />

einzusetzen. Ihre mystischen Erlebnisse stießen bei ihren Mitschwestern<br />

und Oberinnen auf Misstrauen. Voll Geduld ertrug sie Ablehnung<br />

und Demütigungen. Es dauerte lange, bis an die Echtheit ihrer<br />

Visionen geglaubt wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts führte Papst<br />

Pius IX. das Herz-Jesu-Fest für die Gesamtkirche ein.<br />

Schrifttexte: Lesung: Eph 3, 14–19; Evangelium: Mt 11, 25–30<br />

Namenstag: hl. Longinus der Hauptmann (1. Jh.) · hl. Lullus (Benediktiner,<br />

Schüler des Bonifatius, Bischof von Mainz, † 786) · hl. Heriburg<br />

(Benediktinerin, Schwester Liudgers, erste Äbtissin in Nottuln, † nach<br />

834) · sel. Luitgard von Wittichen (Franziskaner-Terziarin, Klostergründerin,<br />

† 1348) · hl. Gerhard Majella (it. Redemptorist, † 1755) · Maria<br />

Sophie Watteyne (Ordensfrau, † 1895)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Komm, Heil’ger Geist, vom ew’gen Thron,<br />

eins mit dem Vater und dem Sohn;<br />

durchwirke unsre Seele ganz<br />

mit deiner Gottheit Kraft und Glanz.<br />

Erfüll mit heil’ger Leidenschaft<br />

Geist, Zunge, Sinn und Lebenskraft;<br />

mach stark in uns der Liebe Macht,<br />

dass sie der Brüder Herz entfacht.<br />

Lass gläubig uns den Vater sehn,<br />

sein Ebenbild, den Sohn, verstehn


Morgen · Montag, 16. <strong>Oktober</strong> 174<br />

und dir vertraun, der uns durchdringt<br />

und uns das Leben Gottes bringt. Amen.<br />

Nach: Nunc, Sancte, nobis Spiritus; Ambrosius (?), † 397<br />

Melodie: GL 342 · GL 1975 241 · KG 481<br />

Psalm 73 Verse 1–12<br />

Lauter Güte ist Gott für Israel, *<br />

für alle Menschen mit reinem Herzen.<br />

Ich aber – fast wären meine Füße gestrauchelt, *<br />

beinahe wäre ich gefallen.<br />

Denn ich habe mich über die Prahler ereifert, *<br />

als ich sah, dass es diesen Frevlern so gut ging.<br />

Sie leiden ja keine Qualen, *<br />

ihr Leib ist gesund und wohlgenährt.<br />

Sie kennen nicht die Mühsal der Sterblichen, *<br />

sind nicht geplagt wie andere Menschen.<br />

Darum ist Hochmut ihr Halsschmuck, *<br />

wie ein Gewand umhüllt sie Gewalttat.<br />

Sie sehen kaum aus den Augen vor Fett, *<br />

ihr Herz läuft über von bösen Plänen.<br />

Sie höhnen, und was sie sagen, ist schlecht; *<br />

sie sind falsch und reden von oben herab.<br />

Sie reißen ihr Maul bis zum Himmel auf *<br />

und lassen auf Erden ihrer Zunge freien Lauf.<br />

Darum wendet sich das Volk ihnen zu *<br />

und schlürft ihre Worte in vollen Zügen.<br />

Sie sagen: „Wie sollte Gott das merken? *<br />

Wie kann der Höchste das wissen?“<br />

Wahrhaftig, so sind die Frevler: *<br />

Immer im Glück, häufen sie Reichtum auf Reichtum.<br />

Ehre sei dem Vater ...


175<br />

Montag, 16. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Bosheit, Hochmut und Gewaltbereitschaft entstellen unsere Welt.<br />

Treuer Gott, hilf uns, für Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit einzutreten.<br />

Lesung <br />

Sach 1, 3b–4b<br />

Kehrt um zu mir – Spruch des Herrn der Heere –, dann kehre<br />

ich um zu euch, spricht der Herr der Heere. Seid nicht wie<br />

eure Väter, denen die früheren Propheten verkündeten: So spricht<br />

der Herr der Heere: Kehrt doch um von euren heillosen Wegen<br />

und von euren heillosen Taten.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels. Er hat uns besucht und<br />

befreit.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei unser Gott, unser Leben und unsere Hoffnung. Zu<br />

ihm lasst uns rufen:<br />

A: Gib uns deinen Segen.<br />

Lass uns deinem Geheimnis in unserem täglichen Leben auf die<br />

Spur kommen<br />

– und durchwirke uns mit deiner Gegenwart.<br />

Öffne unsere Augen für deine Fingerzeige<br />

– und lass uns auf deinen Ruf in den Armen und Benachteiligten<br />

hören.<br />

Sei in unserer Mitte, wenn wir uns in deinem Namen versammeln,<br />

– und führe die Deinen in Eintracht zusammen.<br />

Vaterunser


Eucharistie · Montag, 16. <strong>Oktober</strong> 176<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du gebietest über Himmel und Erde, du hast<br />

Macht über die Herzen der Menschen. Darum kommen wir voll<br />

Vertrauen zu dir; stärke alle, die sich um die Gerechtigkeit mühen,<br />

und schenke unserer Zeit deinen Frieden. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gott des Lebens. Durch die Auferstehung deines Sohnes wissen<br />

wir: Der Tod ist überwunden, der Weg zu dir steht offen, unser<br />

Leben ist unvergänglich. Hilf uns, in dieser Gewissheit unser Leben<br />

anzunehmen und daraus zu machen, was du von uns erwartest.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Einführung zur Bahnlesung aus dem Römerbrief<br />

Den Brief an die wachsende römische Gemeinde hat Paulus am<br />

Wendepunkt seines missionarischen Wirkens verfasst. Seine Arbeit<br />

im Osten des Reiches sieht der Apostel als beendet an und<br />

will nun im Westen, speziell in Spanien, die Verkündigung fortsetzen.<br />

Zuvor will er nach Jerusalem reisen, um Spenden zu übergeben.<br />

Damit soll materielle Not der Urgemeinde gelindert, aber<br />

auch deren heilsgeschichtlicher Vorrang anerkannt werden. Vor<br />

allem möchte Paulus jedoch so das gefährdete Band zwischen<br />

Juden- und Heidenchristen festigen. Vermutlich schrieb Paulus<br />

den Römerbrief in Korinth im Frühjahr 56 n. Chr., Überbringerin<br />

war die Diakonin Phoebe. Paulus stellt sich im Römerbrief<br />

mit seiner Theologie ausführlich vor, da er den wenigsten römischen<br />

Christen persönlich bekannt war und ihre Unterstützung


177<br />

Montag, 16. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

für die geplante Spanienmission und in seinem Jerusalemer Anliegen<br />

benötigte. Die mehrheitlich aus dem Osten des Reiches<br />

stammenden römischen Christen waren in der Abfassungszeit<br />

des Briefes in selbstständigen Hausgemeinden organisiert, viele<br />

Gemeindeaufgaben wurden von Frauen wahrgenommen. Im<br />

Römerbrief müht sich Paulus, mit der römischen Gemeinde zu<br />

einem Einverständnis zu gelangen und seine Theologie als sachgemäße<br />

Auslegung des christlichen Glaubens darzulegen: Allein<br />

im heilbringenden Evangelium offenbart sich die Gerechtigkeit<br />

Gottes all denen, die an Jesus Christus glauben, seien es Juden<br />

oder Griechen. Allein im Christusgeschehen offenbarte sich die<br />

von Gott ausgehende und im Glauben zugeeignete Gerechtigkeit,<br />

die allein aus Gnade den Menschen rechtfertigt. In Röm 9–11<br />

ringt Paulus darum, die unbedingte Treue Gottes zu seinem Volk<br />

Israel zu erweisen. Die Erwählung Israels, die Verheißungen an<br />

die Väter und die Bundesschlüsse haben Bestand! Wenn Gott<br />

nicht bei seinen großen Zusagen und Verheißungen bleibt, wie<br />

könnte dann glaubhaft das Evangelium verkündet werden?<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 1, 1–7<br />

Paulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, auserwählt,<br />

das Evangelium Gottes zu verkündigen, das er durch seine<br />

Propheten im Voraus verheißen hat in den heiligen Schriften: das<br />

Evangelium von seinem Sohn, der dem Fleisch nach geboren ist<br />

als Nachkomme Davids, der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt<br />

ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den<br />

Toten, das Evangelium von Jesus Christus, unserem Herrn.<br />

Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um<br />

in seinem Namen alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu<br />

führen; zu ihnen gehört auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen<br />

seid.<br />

An alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen:<br />

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und<br />

dem Herrn Jesus Christus.


Eucharistie · Montag, 16. <strong>Oktober</strong> 178<br />

Antwortpsalm Ps 98, 1–4<br />

Kehrvers:<br />

Der Herr hat sein Heil enthüllt vor den Augen der Völker.<br />

Singet dem Herrn ein neues Lied; *<br />

denn er hat wunderbare Taten vollbracht.<br />

Er hat mit seiner Rechten geholfen *<br />

und mit seinem heiligen Arm. – Kehrvers<br />

Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht *<br />

und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.<br />

Er dachte an seine Huld *<br />

und an seine Treue zum Hause Israel. – Kehrvers<br />

Alle Enden der Erde *<br />

sahen das Heil unsres Gottes.<br />

Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde, *<br />

freut euch, jubelt und singt! – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 2, ferner GL 55, 1 oder GL 1975 149, 1 · KG 363 (VIII. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Halleluja. Halleluja.<br />

vgl. Ps 95, 7d.8a<br />

Wenn ihr heute seine Stimme hört, verhärtet nicht euer Herz!<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 11, 29–32<br />

In jener Zeit, als immer mehr Menschen zu Jesus kamen, sagte<br />

er: Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es<br />

wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona.<br />

Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war,<br />

so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein.<br />

Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen die Männer<br />

dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam<br />

vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber<br />

ist einer, der mehr ist als Salomo.


179<br />

Montag, 16. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation<br />

auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach<br />

der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als<br />

Jona.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Von der „Generation X“ über die „Generation Golf“ zur „Generation<br />

Z“. Den Soziologen fällt immer wieder etwas ein. Hier geht<br />

es um die „Generation Jesus“. Ausgerechnet die Bewohner der<br />

Stadt Ninive werden beim Gericht als Belastungszeugen gegen<br />

die Generation Jesu auftreten? Und wirklich und wahrhaftig die<br />

Königin des Südens, eine Frau, eine Fremde, eine Heidin? Doch<br />

die verrufenen Niniviten hatten zu guter Letzt gut zugehört, und<br />

Sabas Herrscherin hatte Salomo aufgesucht, seine Weisheit anerkannt<br />

und von ganzem Herzen einen Gott gelobt, der nicht<br />

der ihre war. Jesus ist der Künder der Königsherrschaft Gottes<br />

für alle, und in seinem Wirken ist mehr als Salomo und Jona.<br />

Doch gerade jene, denen er alltäglich nahe ist, gerade die lassen<br />

sich von seiner Botschaft nicht berühren und bewegen? Ein<br />

altes Lied. In den prophetischen Büchern der Bibel erklingt es<br />

wieder und wieder. Höchste Gefahrenstufe für alle, die Gottes<br />

Nähe nicht sehen, nicht annehmen wollen – aber, weil Gottes<br />

eigene Weisheit in Jesus unwiderruflich Wohnung genommen<br />

hat, höchste Rettungsstufe zugleich.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Abend · Montag, 16. <strong>Oktober</strong> 180<br />

Innehalten am Abend<br />

Das anbetungswürdige Herz Jesu will das Reich Seiner Liebe in<br />

allen Herzen aufrichten … weil es all jenen große Verheißungen<br />

macht, die mit gutem Willen und mit ganzem Herzen dafür arbeiten,<br />

entsprechend dem Vermögen und den Erleuchtungen,<br />

die es ihnen geben wird.<br />

Margareta Maria Alacoque (Heilige des Tages)<br />

• Wofür kann und will ich mich mit ganzem Herzen einsetzen?<br />

• Was sind meine Talente, Begabungen – worin besteht mein<br />

ganz besonderes Vermögen?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Dich, hoher Schöpfer,<br />

lobe der Mensch mit<br />

Leib und Seele,<br />

Heil sich erhoffend.<br />

Klein und gering nur<br />

steht er im Weltall.<br />

Doch er allein trägt,<br />

Schöpfer, dein Abbild<br />

leuchtend im Geiste,<br />

wenn er im Leben<br />

lauteren Herzens,<br />

Höchster, dir huldigt.<br />

Gott unsrer Seele,<br />

Licht unsres Lebens,<br />

Lob unsrer Lippen:<br />

Fülle das Herz uns,<br />

dass wir dich lieben,<br />

Vater im Himmel.<br />

Nach: Te homo laudet; Alkuin, † 804


181<br />

Montag, 16. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Canticum vgl. Eph 1, 3–10<br />

Antiphon:<br />

Das Geheimnis seines Willens hat Gott uns kundgetan: in der<br />

Fülle der Zeiten alles in Christus zu vereinen.<br />

Gepriesen sei Gott, *<br />

der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.<br />

Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet *<br />

durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.<br />

Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, *<br />

damit wir heilig und untadelig leben vor Gott;<br />

er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, *<br />

seine Söhne zu werden durch Jesus Christus<br />

und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, *<br />

zum Lob seiner herrlichen Gnade.<br />

Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn; /<br />

durch sein Blut haben wir die Erlösung,<br />

die Vergebung der Sünden *<br />

nach dem Reichtum seiner Gnade.<br />

Durch sie hat er uns reich beschenkt *<br />

mit aller Weisheit und Einsicht<br />

und hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, *<br />

wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat:<br />

die Fülle der Zeiten heraufzuführen in Christus *<br />

und alles, was im Himmel und auf Erden ist, in ihm zu vereinen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung 1 Thess 3, 12–13<br />

Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe<br />

zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben, damit<br />

euer Herz gefestigt wird und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor<br />

Gott, unserem Vater, wenn Jesus, unser Herr, mit allen seinen<br />

Heiligen kommt.


Abend · Montag, 16. <strong>Oktober</strong> 182<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Meine Seele preise dich allezeit, Gott, du mein Retter.<br />

Fürbitten<br />

Christus Jesus, du unsere Hoffnung, wir bitten dich für alle, die<br />

dein Evangelium zu den Menschen bringen:<br />

A: Stärke sie durch deinen Geist.<br />

Sei allen nahe, die das Predigtamt ausüben,<br />

– dass sie durch ihr Wort die Herzen der Menschen erreichen.<br />

Hilf allen, die ihren Glauben in einer nichtchristlichen Umgebung<br />

leben,<br />

– dass ihre Freude überspringt auf ihre Mitmenschen.<br />

Erweise allen deine Treue, die um deinetwillen verfolgt werden,<br />

– dass ihre Hoffnung sie hindurchträgt durch alle Bedrängnis.<br />

Gib allen Kraft, die sich der Verwahrlosten und Sterbenden annehmen,<br />

– dass sie ihnen durch ihre Nähe die Hoffnung vermitteln, dass du<br />

sie im Tode empfängst.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Bleibe bei uns, Herr Jesus, denn es wird Abend. Begleite uns auf<br />

dem Weg, mache unser Herz brennen und wecke unsere Hoffnung.<br />

Gib, dass wir in der Gemeinschaft der Brüder, in den Heiligen<br />

Schriften und beim Brechen des Brotes dich erkennen. Der<br />

du mit Gott, dem Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes lebst<br />

und herrschest in alle Ewigkeit.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Ignatius von Antiochia<br />

Ignatius wird zu den apostolischen Vätern gerechnet und ist einer<br />

der frühesten und wichtigsten Zeugen der alten Kirche. Er soll<br />

Schüler des Apostels Johannes gewesen sein und war Bischof von<br />

Antiochia. Er gab sich selbst den Beinamen „Theophoros“ (Gottesträger).<br />

Unter Kaiser Trajan wurde er Anfang des zweiten Jahrhunderts<br />

wegen seines Glaubens verhaftet und nach Rom gebracht, wo<br />

er später den Märtyrertod starb. Auf der mühseligen Reise dorthin<br />

schrieb er sieben Briefe an verschiedene Gemeinden. Diese gehören<br />

zu den wichtigsten Quellen für die Kirchen- und Dogmengeschichte.<br />

Er betonte darin die bischöfliche Autorität und den Vorrang der Gemeinde<br />

von Rom. Als Erster gebrauchte er den Begriff „katholische“<br />

(= weltumspannende) Kirche.<br />

Schrifttexte: Lesung: Phil 3, 17–4,1; Evangelium: Joh 12, 24–26<br />

Namenstag: Anselm von Wien (Franziskaner, † 1535) · sel. Contardo<br />

Ferrini (Jurist, Rechtswissenschaftler, † 1902)<br />

Welttag gegen Armut und Ausgrenzung<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Von einem Land, einem Fluß und den Seen<br />

Im Land der tiefen Seen und der Libellen,<br />

den Mund erschöpft ans Urgestein gepreßt,<br />

ruft einer nach dem Geist der ersten Helle,<br />

eh er für immer dieses Land verläßt.


Morgen · Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> 184<br />

Im Schaumkraut badet er die wehen Augen;<br />

kalt und entzaubert sieht er, was er sah.<br />

Was unbesiegbar macht, wird ihm gegeben:<br />

das weite Herz und die Harmonika.<br />

Es ist die Zeit des Apfelmosts, der Schwalben;<br />

den Fässern wird das Spundloch eingedrückt.<br />

Wer jetzt trinkt, trinkt auf schwarze Vogelzüge,<br />

und jede Ferne macht sein Herz verrückt.<br />

Er schließt die Schmieden, Mühlen und Kapellen,<br />

er geht durchs Maisfeld, schlägt die Kolben ab,<br />

die Körner springen auf mit goldnen Funken,<br />

und es erlischt schon, was ihm Nahrung gab.<br />

Zum Abschied schwören die Geschwister<br />

auf ihren Bund aus Schweigen und Vertraun.<br />

Der Klettenkranz wird aus dem Haar gerissen,<br />

und keines wagt, vom Boden aufzuschaun.<br />

Die Vogelnester stürzen aus den Ästen,<br />

der Zunder brennt, das Feuer wühlt im Laub,<br />

und an den blauen Bienenstöcken rächen<br />

die Engel den verjährten Honigraub.<br />

O Engelstille, wenn im Gehn die Fäden<br />

in alle Lüfte ausgeworfen sind!<br />

Zu allem frei, wird sich die Hand nicht lösen,<br />

die einen fängt vorm Gang ins Labyrinth.<br />

Ingeborg Bachmann (1926–1973),<br />

Von einem Land, einem Fluß und den Seen,<br />

aus: dies., Werke Bd. 1. Sämtliche Gedichte,<br />

© 1978 Piper Verlag GmbH, München<br />

Psalm 102 Verse 2–11<br />

Herr, höre mein Gebet: *<br />

Mein Schreien dringe zu dir.


185<br />

Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! /<br />

Wenn ich in Not bin, wende dein Ohr mir zu! *<br />

Wenn ich dich anrufe, erhöre mich bald!<br />

Meine Tage sind wie Rauch geschwunden, *<br />

meine Glieder wie von Feuer verbrannt.<br />

Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz, *<br />

sodass ich vergessen habe, mein Brot zu essen.<br />

Vor lauter Stöhnen und Schreien *<br />

bin ich nur noch Haut und Knochen.<br />

Ich bin wie eine Dohle in der Wüste, *<br />

wie eine Eule in öden Ruinen.<br />

Ich liege wach, und ich klage *<br />

wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.<br />

Den ganzen Tag schmähen mich die Feinde;<br />

die mich verhöhnen, *<br />

nennen meinen Namen beim Fluchen.<br />

Staub muss ich essen wie Brot, *<br />

mit Tränen mische ich meinen Trank,<br />

denn auf mir lasten dein Zorn und dein Grimm; *<br />

du hast mich hochgerissen und zu Boden geschleudert.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wende dein Ohr uns zu in der Not, Gott des Erbarmens; denn wir<br />

hoffen allein auf dich. Lass unser Herz nicht verdorren!<br />

Lesung Dtn 4, 29b–31<br />

Du wirst den Herrn, deinen Gott, finden, wenn du dich mit<br />

ganzem Herzen und mit ganzer Seele um ihn bemühst.<br />

Wenn du in Not bist, werden alle diese Worte dich finden. In<br />

späteren Tagen wirst du zum Herrn, deinem Gott, zurückkehren<br />

und auf seine Stimme hören. Denn der Herr, dein Gott, ist ein<br />

barmherziger Gott. Er lässt dich nicht fallen und gibt dich nicht


Morgen · Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> 186<br />

dem Verderben preis und vergisst nicht den Bund mit den Vätern,<br />

den er ihnen beschworen hat.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Ihn suche ich, der für uns starb, nach ihm verlange ich, der für<br />

uns auferstand.<br />

Bitten<br />

Ignatius hat sein ganzes Leben auf Gott ausgerichtet und ist Jesus<br />

nachgefolgt bis in den Tod. Darum lasst uns beten:<br />

V: Du Leben deiner Heiligen, A: erbarme dich unser.<br />

– Sieh auf unsere Schwachheit und unsere Angst, das Leben zu<br />

verlieren.<br />

– Stehe uns im entscheidenden Augenblick bei, dass wir zu tun<br />

vermögen, was du uns vorgelebt hast.<br />

– Hilf uns in der Bedrängnis, auf die Macht des Betens zu vertrauen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, das Blutzeugnis deiner Märtyrer ist der<br />

Ruhm der ganzen Kirche. Gib, dass das glorreiche Leiden, das den<br />

heiligen Ignatius zur ewigen Herrlichkeit führte, uns deinen beständigen<br />

Schutz erwirke. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der treue und barmherzige Gott wohne in unserer Mitte,<br />

er lasse uns seine Gegenwart spüren<br />

und schenke uns Ruhe und Sicherheit.


187<br />

Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 1, 16–25<br />

Schwestern und Brüder! Ich schäme mich des Evangeliums<br />

nicht: Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt, zuerst<br />

den Juden, aber ebenso den Griechen. Denn im Evangelium<br />

wird die Gerechtigkeit Gottes offenbart aus Glauben zum Glauben,<br />

wie es in der Schrift heißt: Der aus Glauben Gerechte wird<br />

leben.<br />

Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider alle<br />

Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit<br />

durch Ungerechtigkeit niederhalten. Denn was man von Gott<br />

erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart.<br />

Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an<br />

den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen,<br />

seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar.<br />

Denn sie haben Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott geehrt und<br />

ihm nicht gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit,<br />

und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Sie behaupteten,<br />

weise zu sein, und wurden zu Toren. Sie vertauschten die Herrlichkeit<br />

des unvergänglichen Gottes mit Bildern, die einen vergänglichen<br />

Menschen und fliegende, vierfüßige und kriechende<br />

Tiere darstellen.<br />

Darum lieferte Gott sie durch die Begierden ihres Herzens der<br />

Unreinheit aus, sodass sie ihren Leib durch ihr eigenes Tun entehrten.<br />

Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie<br />

beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers<br />

– gepriesen ist er in Ewigkeit. Amen.<br />

Antwortpsalm Ps 19, 2–5b<br />

Kehrvers:<br />

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes.


Eucharistie · Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> 188<br />

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, *<br />

vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.<br />

Ein Tag sagt es dem andern, *<br />

eine Nacht tut es der andern kund.<br />

Kehrvers:<br />

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes.<br />

Ohne Worte und ohne Reden, *<br />

unhörbar bleibt ihre Stimme.<br />

Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, *<br />

ihre Kunde bis zu den Enden der Erde. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 2a, ferner GL 35, 1 (VII. Ton) oder GL 1975 529,6<br />

oder 713, 1 (VIII. Ton) oder KG 639 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Hebr 4, 12<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Lebendig ist das Wort Gottes und kraftvoll. Es richtet über die<br />

Regungen und Gedanken der Herzen.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 11, 37–41<br />

In jener Zeit lud ein Pharisäer Jesus zum Essen ein. Jesus ging<br />

zu ihm und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, dass er<br />

sich vor dem Essen nicht die Hände wusch, war er verwundert.<br />

Da sagte der Herr zu ihm: O ihr Pharisäer! Ihr haltet zwar Becher<br />

und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raubgier<br />

und Bosheit. Ihr Unverständigen! Hat nicht der, der das Äußere<br />

schuf, auch das Innere geschaffen?<br />

Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für<br />

euch alles rein.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Wofür, für wen, leben wir? Für die Augen der Nachbarn? Für<br />

den Eindruck der Wohlanständigkeit oder der Wohlhabenheit?


189<br />

Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Für unsere „innere Sicherheit“? Für die anerkennenden Blicke<br />

derer, die unsere Automarke oder das kleine Emblem an meiner<br />

neuen Sonnenbrille oder wenigstens den Wert meines Smartphones<br />

erkennen? Waschen mich diese Blicke rein? Oder wann<br />

fühle ich mich rein? Nach der Fahrt im neuen Luxus-Cabriolet?<br />

Nach dem Frühjahrsputz? Wenn es nicht Jesus wäre, würde in<br />

der Kirche nicht mancher über seine schlichte soziale Lösung<br />

den Kopf schütteln? „Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den<br />

Armen, dann ist für euch alles rein.“<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Keinen blähe seine Stellung auf; das Ganze nämlich ist Glaube<br />

und Liebe; diese übertrifft nichts.<br />

Ignatius von Antiochia (Heiliger des Tages)<br />

• Wo nehme ich Haltungen wahr, die dem christlichen Gleichheits-<br />

und Liebesgedanken im Kern widersprechen?<br />

• Welche Signale gehen von mir aus?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Denkmal, das uns mahnet<br />

an des Herren Tod!<br />

Du gibst uns das Leben,<br />

o lebendig Brot.<br />

Werde gnädig Nahrung


Abend · Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> 190<br />

meinem Geiste du,<br />

dass er deine Wonnen<br />

koste immerzu.<br />

Gleich dem Pelikane<br />

starbst du, Jesu mein;<br />

wasch in deinem Blute<br />

mich von Sünden rein.<br />

Schon ein kleiner Tropfen<br />

sühnet alle Schuld,<br />

bringt der ganzen Erde<br />

Gottes Heil und Huld.<br />

Jesus, den verborgen<br />

jetzt mein Auge sieht,<br />

stille mein Verlangen,<br />

das mich heiß durchglüht:<br />

Lass die Schleier fallen<br />

einst in deinem Licht,<br />

dass ich selig schaue,<br />

Herr, dein Angesicht.<br />

Nach: O memoriale mortis Domini (Adoro te devote);<br />

Thomas von Aquin, † 1274 – Melodie: GL 497 · GL 1975 546<br />

Psalm 88 Verse 2–9<br />

Herr, du Gott meines Heils, *<br />

zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht.<br />

Lass mein Gebet zu dir dringen, *<br />

wende dein Ohr meinem Flehen zu!<br />

Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, *<br />

mein Leben ist dem Totenreich nahe.<br />

Schon zähle ich zu denen, die hinabsinken ins Grab, *<br />

bin wie ein Mann, dem alle Kraft genommen ist.<br />

Ich bin zu den Toten hinweggerafft, *<br />

wie Erschlagene, die im Grabe ruhen;


191<br />

Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

an sie denkst du nicht mehr, *<br />

denn sie sind deiner Hand entzogen.<br />

Du hast mich ins tiefste Grab gebracht, *<br />

tief hinab in finstere Nacht.<br />

Schwer lastet dein Grimm auf mir, *<br />

all deine Wogen stürzen über mir zusammen.<br />

Die Freunde hast du mir entfremdet, /<br />

mich ihrem Abscheu ausgesetzt; *<br />

ich bin gefangen und kann nicht heraus.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Treuer Gott, wir bitten dich für alle, die elend und einsam sind,<br />

die dein Licht nicht mehr sehen. Wende dich ihnen zu, tröste sie<br />

in deiner Güte. Mach uns sensibel für ihre Not.<br />

Lesung Hebr 13, 12–15<br />

Jesus hat, um durch sein eigenes Blut das Volk zu heiligen, außerhalb<br />

des Tores gelitten. Lasst uns also zu ihm vor das Lager<br />

hinausziehen und seine Schmach auf uns nehmen. Denn wir<br />

haben hier keine Stadt, die bestehen bleibt, sondern wir suchen<br />

die künftige. Durch ihn also lasst uns Gott allezeit das Opfer des<br />

Lobes darbringen, nämlich die Frucht der Lippen, die seinen Namen<br />

preisen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Gottes Brot will ich essen, das Fleisch Jesu Christi, der aus Davids<br />

Samen stammt, und sein Blut will ich trinken, die unvergängliche<br />

Liebe.<br />

Fürbitten<br />

Inmitten vieler Sorgen und Nöte rufen wir:<br />

V: Gott des Lebens, A: höre unsere Bitten.


Abend · Dienstag, 17. <strong>Oktober</strong> 192<br />

– Für alle, die im geistlichen Amt und im Dienst der Verkündigung<br />

müde geworden sind.<br />

V: Gott des Lebens, A: höre unsere Bitten.<br />

– Für alle, die versuchen, in ihrem Alltag freundlich, gut und gerecht<br />

zu leben.<br />

– Für die Kinder, die in Armut und mit geringen sozialen Chancen<br />

aufwachsen müssen.<br />

– Für alle, die sich angesichts des Klimawandels um eine nachhaltige<br />

Lebensweise bemühen.<br />

– Für alle, die über ihren engen Lebenskreis hinausschauen und<br />

sich zum Wohle anderer engagieren.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, das Blutzeugnis deiner Märtyrer ist der<br />

Ruhm der ganzen Kirche. Gib, dass das glorreiche Leiden, das den<br />

heiligen Ignatius zur ewigen Herrlichkeit führte, uns deinen beständigen<br />

Schutz erwirke. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Christus Jesus,<br />

der sich für uns zu Brot gemacht hat,<br />

stärke uns zum Dienst an seinem Reich<br />

und schenke uns seinen Frieden.<br />

Salve Regina (Seite 365)


ukas<br />

Mittwoch<br />

18. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Lukas, der Verfasser des dritten Evangeliums und der Apostelgeschichte,<br />

stammte vermutlich aus Antiochia in Syrien, wo er als<br />

Arzt tätig war. Wann er selbst zum Glauben fand und ob er Jesus persönlich<br />

begegnet ist, wissen wir nicht. In der Einleitung seines Evangeliums<br />

(Lk 1, 1–4) zählt er sich nicht zu den Augenzeugen des Lebens<br />

Jesu. Er schreibt sein Evangelium vor allem für Heidenchristen.<br />

Der Überlieferung zufolge begleitete er zeitweise den Apostel Paulus<br />

auf seinen Missionsreisen und auch während seiner römischen Gefangenschaft.<br />

Für die heutige Forschung ist jedoch der Begleiter des<br />

Paulus nicht mit dem Evangelisten Lukas identisch.<br />

In seinem Evangelium stellt Lukas seinen Leserinnen und Lesern<br />

besonders die „barmherzige Liebe unseres Gottes“ (Lk 1, 78) vor Augen.<br />

Die Liebe Gottes zu den Randexistenzen der Gesellschaft, zu allen<br />

Menschen in Not, ist deshalb sein großes Thema. Ihm verdanken<br />

wir u. a. die Gleichnisse vom „barmherzigen Samariter“ (Lk 10, 25–<br />

37) und vom „barmherzigen Vater“ (Lk 15, 11–32). Er spricht auch<br />

mehr über den Heiligen Geist, über das Gebet und über Maria als<br />

Markus und Matthäus. Sein Symbol als Evangelist ist der Stier.<br />

Nach dem Tod des Paulus in Rom (67) soll Lukas in Achaia gewirkt<br />

haben, wo er sein Evangelium verfasst hat. Hierfür konnte er auf den<br />

Text des Markusevangeliums und weitere Quellen zurückgreifen, die<br />

er jedoch eigenständig verarbeitete. In der Apostelgeschichte schildert<br />

er die Entstehung und Entfaltung der jungen Kirche unter dem<br />

Wirken des Heiligen Geistes. Der Überlieferung zufolge starb er im<br />

Alter von 84 Jahren in Böotien. Offen bleibt, ob er eines friedlichen<br />

Todes oder als Märtyrer gestorben ist. Seine Gebeine sollen 357 nach<br />

Konstantinopel und später nach Padua überführt worden sein. Ein<br />

Teil seines Kopfes befindet sich im Veitsdom in Prag, der andere Teil<br />

im Panteleimon-Kloster auf dem Athos.<br />

Namenstag: hl. Petrus von Alcántara (Franziskaner, † 1562)


Morgen · Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> 194<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Danken sollen dir, Herr, all deine Werke<br />

und deine Frommen dich preisen.<br />

Ps 145, 10<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

„Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!“,<br />

singet der Himmlischen selige Schar.<br />

„Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!“,<br />

stammeln auch wir, die die Erde gebar.<br />

Staunen nur kann ich, und staunend mich freun;<br />

Vater der Welten! Doch stimm ich mit ein:<br />

„Ehre sei Gott in der Höhe!“<br />

„Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!“,<br />

kündet der Sterne strahlendes Heer.<br />

„Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!“,<br />

säuseln die Lüfte, brauset das Meer.<br />

Feiernder Wesen unendlicher Chor<br />

jubelt im ewigen Danklied empor:<br />

„Ehre sei Gott in der Höhe!“<br />

Johann Philipp Neumann 1827<br />

GL 413<br />

Psalm 146<br />

Lobe den Herrn, meine Seele! /<br />

Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, *<br />

meinem Gott singen und spielen, solange ich da bin.<br />

Verlasst euch nicht auf Fürsten, *<br />

auf Menschen, bei denen es doch keine Hilfe gibt.


195<br />

Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Haucht der Mensch sein Leben aus /<br />

und kehrt er zurück zur Erde, *<br />

dann ist es aus mit all seinen Plänen.<br />

Wohl dem, dessen Halt der Gott Jakobs ist *<br />

und der seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt.<br />

Der Herr hat Himmel und Erde gemacht,<br />

das Meer und alle Geschöpfe; *<br />

er hält ewig die Treue.<br />

Recht verschafft er den Unterdrückten, /<br />

den Hungernden gibt er Brot; *<br />

der Herr befreit die Gefangenen.<br />

Der Herr öffnet den Blinden die Augen, *<br />

er richtet die Gebeugten auf.<br />

Der Herr beschützt die Fremden *<br />

und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht.<br />

Der Herr liebt die Gerechten, *<br />

doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre.<br />

Der Herr ist König auf ewig, *<br />

dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Jesus, du hast uns die Treue des Vaters offenbart: Du hast den<br />

Unterdrückten Recht verschafft und die Kranken geheilt. Sei du<br />

unser Halt und lass uns nicht abirren von dem Weg, den du mit<br />

uns gehen willst.<br />

Lesung Apg 15, 7b–9<br />

Brüder, wie ihr wisst, hat Gott schon längst hier bei euch die<br />

Entscheidung getroffen, dass die Heiden durch meinen Mund<br />

das Wort des Evangeliums hören und zum Glauben gelangen sollen.<br />

Und Gott, der die Herzen kennt, bestätigte dies, indem er<br />

ihnen ebenso wie uns den Heiligen Geist gab. Er machte keinerlei<br />

Unterschied zwischen uns und ihnen; denn er hat ihre Herzen<br />

durch den Glauben gereinigt.


Morgen · Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> 196<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Lukas, ein Bote des Evangeliums, hat uns Christus verkündet, das<br />

Licht, das aufstrahlt aus der Höhe.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Jesus von Nazaret, der den Armen Gottes Treue<br />

zugesagt hat. Zu ihm lasst uns rufen:<br />

A: Stärke uns durch dein Wort.<br />

– Dass wir die Barmherzigkeit des Vaters durch Wort und Tat<br />

verkünden.<br />

– Dass wir unsere Armut und Bedürftigkeit einsehen und annehmen.<br />

– Dass wir uns mehr auf dein stilles Wirken als auf die Mittel der<br />

Rhetorik verlassen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, du hast den Evangelisten Lukas auserwählt, in<br />

Wort und Schrift das Geheimnis deiner Liebe zu den Armen zu<br />

verkünden. Gib, dass alle, die sich Christen nennen, ein Herz und<br />

eine Seele sind, und lass alle Völker der Erde das Heil schauen,<br />

das du ihnen bereitet hast. Darum bitten wir durch Christus, unseren<br />

Herrn.<br />

Gott, die Quelle des Lebens,<br />

gebe uns Kraft und Mut,<br />

dass wir voll Freude mitbauen an seinem Reich.


197<br />

Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Eucharistiefeier<br />

Gloria<br />

Willkommen ist der Freudenbote,<br />

der den Frieden ankündigt,<br />

der gute Nachricht bringt und die Rettung verheißt.<br />

Jes 52, 7<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem zweiten Timotheusbrief 2 Tim 4, 10–17b<br />

Mein Sohn! Demas hat mich aus Liebe zu dieser Welt verlassen<br />

und ist nach Thessalonich gegangen; Kreszenz ging<br />

nach Galatien, Titus nach Dalmatien. Nur Lukas ist noch bei mir.<br />

Bring Markus mit, denn er wird mir ein guter Helfer sein. Tychikus<br />

habe ich nach Ephesus geschickt. Wenn du kommst, bring<br />

den Mantel mit, den ich in Troas bei Karpus gelassen habe, auch<br />

die Bücher, vor allem die Pergamente.<br />

Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses getan; der Herr wird<br />

ihm vergelten, wie es seine Taten verdienen. Nimm auch du dich<br />

vor ihm in Acht, denn er hat unsere Lehre heftig bekämpft.<br />

Bei meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten;<br />

alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet<br />

werden.<br />

Aber der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit<br />

durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie<br />

hören.<br />

Antwortpsalm <br />

Ps 145, 10–13b.17–18<br />

Kehrvers:<br />

Deine Heiligen, o Herr, künden von der Herrlichkeit deines Königtums.


Eucharistie · Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> 198<br />

Danken sollen dir, Herr, all deine Werke *<br />

und deine Frommen dich preisen.<br />

Sie sollen von der Herrlichkeit deines Königtums reden, *<br />

sollen sprechen von deiner Macht.<br />

Kehrvers:<br />

Deine Heiligen, o Herr, künden von der Herrlichkeit deines Königtums.<br />

Sie sollen den Menschen deine machtvollen Taten verkünden *<br />

und den herrlichen Glanz deines Königtums.<br />

Dein Königtum ist ein Königtum für ewige Zeiten, *<br />

deine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht. – Kehrvers<br />

Gerecht ist der Herr in allem, was er tut, *<br />

voll Huld in all seinen Werken.<br />

Der Herr ist allen, die ihn anrufen, nahe, *<br />

allen, die zu ihm aufrichtig rufen. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 12a, ferner GL 454 oder KG 36 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 529, 6 (II. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Joh 15, 16<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt,<br />

dass ihr Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 10, 1–9<br />

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere Jünger aus<br />

und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften,<br />

in die er selbst gehen wollte.<br />

Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig<br />

Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte<br />

auszusenden.


199<br />

Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.<br />

Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine<br />

Schuhe! Grüßt niemand unterwegs!<br />

Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem<br />

Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der<br />

Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er<br />

zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt,<br />

was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen<br />

Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!<br />

Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so<br />

esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und<br />

sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Was kann das heute heißen: das Wort Gottes zu verkündigen,<br />

ohne Geldbeutel, Vorratstasche und ein zweites Paar Schuhe<br />

mitzunehmen? In fast zweitausend Jahren ist die Habe der Kirche<br />

um einiges schwerer geworden – in jeder Hinsicht. Die entscheidende<br />

Frage an uns und unsere Fracht lautet: Handelt es<br />

sich noch um Marschgepäck?<br />

Gabengebet<br />

Herr, unser Gott, heile unsere Schwächen in diesem Opfer, das<br />

wir am Fest des heiligen Lukas feiern, und gib uns durch das heilige<br />

Sakrament die Kraft, dir in Freiheit zu dienen und zur unvergänglichen<br />

Herrlichkeit zu gelangen. Darum bitten wir durch<br />

Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn hast du<br />

die Kirche auf das Fundament der Apostel gegründet, damit sie<br />

bis ans Ende der Tage fortbestehe als Zeichen deiner Herrlichkeit


Abend · Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> 200<br />

und allen Menschen die Botschaft des Heiles verkünde. Darum<br />

preisen wir das Werk deiner Liebe und singen mit den Chören der<br />

Engel das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Lk 10, 1.9<br />

Der Herr schickte seine Jünger voraus in alle Städte und trug ihnen<br />

auf, zu verkündigen: Das Reich Gottes ist euch nahe.<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger Gott, das Brot des Lebens, das wir von deinem Altar<br />

empfangen haben, heilige uns. Es festige uns im Glauben an die<br />

Frohe Botschaft, die der heilige Lukas verkündet hat. Darum bitten<br />

wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Der allmächtige Gott segne euch durch unseren Herrn Jesus<br />

Christus, der seine Kirche auf das Fundament der Apostel gegründet<br />

hat.<br />

Der heilige Lukas hat mit Freimut das Evangelium Christi verkündet;<br />

Gott stärke euch durch seine Botschaft zum Zeugnis für<br />

die Wahrheit.<br />

Das Beispiel der Apostel festige euch im Glauben, ihre Fürsprache<br />

geleite euch zur ewigen Heimat.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn<br />

† und der Heilige Geist.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


201<br />

Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Innehalten am Abend<br />

Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die,<br />

dass man zu ihm Vertrauen hat.<br />

Matthias Claudius (deutscher Dichter, 1740–1815)<br />

• Bei wem kann ich ganz ich selbst sein?<br />

• Wem gegenüber spüre ich tiefes Vertrauen?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Gelobt sei Gott im hohen Thron,<br />

gelobt durch die zwölf Boten,<br />

durch die das Wort von seinem Sohn,<br />

der aufstand von den Toten,<br />

gewaltig ward hinausgesandt,<br />

dass jedes Volk und alles Land<br />

sein Heil in Gnaden schaute.<br />

In alle Welt ihr Rufen drang<br />

von Christ, dem Herrn und Gotte.<br />

Kein Marter sie zum Schweigen zwang,<br />

sie trotzten Schmach und Spotte<br />

und tranken aus dem Kelch der Not.<br />

Aus ihrem Blut und ihrem Tod<br />

ist Christi Reich erstanden.<br />

Sie tragen aller Gnaden Last<br />

in hochgeweihten Händen.<br />

Wonach die Menschheit dürstend fasst,<br />

gab ihnen Gott zu spenden,<br />

zu künden seine Treu und Huld,<br />

zu lösen alle Sündenschuld<br />

und Christi Leib zu reichen.


Abend · Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> 202<br />

Ob ihrer Treu’ und großen Macht<br />

frohlocken wir in Freuden;<br />

durch sie hat Gottes Gnad’ vollbracht<br />

des Reiches Herrlichkeiten.<br />

Als Fürsten thronen sie im Licht<br />

und schauen Gottes Angesicht,<br />

die seine Freunde heißen.<br />

Neues Stundenbuch<br />

Melodie: GL 256 · KG 333 · EG 37 – andere Melodie: GL 1975 141<br />

Psalm 94 Verse 12–23<br />

Wohl dem Mann, den du, Herr, erziehst, *<br />

den du mit deiner Weisung belehrst.<br />

Du bewahrst ihn vor bösen Tagen, *<br />

bis man dem Frevler die Grube gräbt.<br />

Ja, der Herr wird sein Volk nicht verstoßen *<br />

und niemals sein Erbe verlassen.<br />

Nun spricht man wieder Recht nach Gerechtigkeit; *<br />

ihr folgen alle Menschen mit redlichem Herzen.<br />

Wer wird sich für mich gegen die Frevler erheben, *<br />

wer steht für mich ein gegen den, der Unrecht tut?<br />

Wäre nicht der Herr meine Hilfe, *<br />

bald würde ich im Land des Schweigens wohnen.<br />

Wenn ich sage: „Mein Fuß gleitet aus“, *<br />

dann stützt mich, Herr, deine Huld.<br />

Mehren sich die Sorgen des Herzens, *<br />

so erquickt dein Trost meine Seele.<br />

Kann sich mit dir der bestechliche Richter verbünden, *<br />

der willkürlich straft, gegen das Gesetz?<br />

Sie wollen das Leben des Gerechten vernichten *<br />

und verurteilen schuldlose Menschen.<br />

Doch meine Burg ist der Herr, *<br />

mein Gott ist der Fels meiner Zuflucht.


203<br />

Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Er wird ihnen ihr Unrecht vergelten /<br />

und sie wegen ihrer Bosheit vernichten; *<br />

vernichten wird sie der Herr, unser Gott.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du erziehst uns in Geduld, lieber Vater, du lehrst uns, auf deine<br />

Weisung zu achten. Schenke uns deine Gerechtigkeit, dann werden<br />

wir sicher leben.<br />

Lesung 1 Joh 2, 3–6<br />

Wenn wir die Gebote Christi halten, erkennen wir, dass wir<br />

ihn erkannt haben. Wer sagt: Ich habe ihn erkannt!, aber<br />

seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht<br />

in ihm. Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe<br />

wahrhaft vollendet. Wir erkennen daran, dass wir in ihm sind.<br />

Wer sagt, dass er in ihm bleibt, muss auch leben, wie er gelebt<br />

hat.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

In seinem heiligen Bericht hat Lukas uns Christi Güte und Erbarmen<br />

bezeugt, darum preist ihn heute die ganze Kirche.<br />

Fürbitten<br />

Am Gedenktag des Evangelisten Lukas bitten wir für die Menschen<br />

im Dienst der Verkündigung:<br />

V: Gott, du unser Licht und unser Leben,<br />

A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />

– Für die Amtsträger in der Kirche um die belebende Kraft des<br />

Geistes, der ihnen hilft, das zu leben, was sie verkündigen.<br />

– Für die vielen Frauen im Dienst der Verkündigung von Amazonien<br />

bis Zimbabwe, dass sie sich nicht entmutigen lassen, sondern<br />

ihrer Berufung folgen.


Abend · Mittwoch, 18. <strong>Oktober</strong> 204<br />

– Für die Ordenschristen, die weltweit durch Wort und Tat Jesus<br />

Christus, den Lebendigen, bezeugen.<br />

V: Gott, du unser Licht und unser Leben,<br />

A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />

– Für alle, die sich als Gemeinde versammeln, um durch Gottes<br />

Wort Stärkung und Belebung zu erfahren und andere zu stärken<br />

für jeden neuen Tag.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, du hast den Evangelisten Lukas auserwählt, in<br />

Wort und Schrift das Geheimnis deiner Liebe zu den Armen zu<br />

verkünden. Gib, dass alle, die sich Christen nennen, ein Herz und<br />

eine Seele sind, und lass alle Völker der Erde das Heil schauen,<br />

das du ihnen bereitet hast. Darum bitten wir durch Christus, unseren<br />

Herrn.<br />

Friede sei mit den Brüdern und Schwestern,<br />

Liebe und Glaube von Gott, dem Vater,<br />

und Jesus Christus, dem Herrn.<br />

Nach Eph 6, 23<br />

Salve Regina (Seite 365)


Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Johannes de Brébeuf,<br />

heiliger Isaak Jogues und Gefährten<br />

Heiliger Paul vom Kreuz<br />

Johannes de Brébeuf und Isaak Jogues gehörten zu den ersten Märtyrern<br />

Nordamerikas, die 1930 heiliggesprochen wurden.<br />

Der Jesuit Jean de Brébeuf (1593–1649) ging 1625 nach Kanada,<br />

um den Indianerstamm der Huronen zu missionieren. Er baute<br />

dort die ersten Missionsstationen der Jesuiten auf. Er verfasste ein<br />

Wörterbuch, eine Grammatik und einen Katechismus in der Sprache<br />

der Huronen. Nach einem Überfall auf eine Huronenmissionsstation<br />

durch die Irokesen erlitt er mit einigen Gefährten einen qualvollen<br />

Tod am Marterpfahl.<br />

Auch der Jesuit Isaak Jogues (1607–1646) kam als Indianermissionar<br />

nach Kanada (1636). Er wirkte dort am Huron-See in Missionsstationen,<br />

die Jean de Brébeuf gegründet hatte. Auch er wurde von<br />

Irokesen gefangen genommen und gefoltert. Es gelang ihm, viele seiner<br />

Peiniger zu bekehren und zu taufen. Nach langer qualvoller Gefangenschaft<br />

konnte er fliehen und nach Frankreich zurückkehren.<br />

Schon ein Jahr später ging er wieder nach Kanada und wurde mit<br />

der Vermittlung zwischen den Franzosen und dem Indianerstamm<br />

der Mohawks betraut. Nach anfänglichen Erfolgen kam es zu erneuten<br />

Konflikten, bei denen er gefangen genommen und von Mohawks<br />

nach grausamer Marter erschlagen wurde.<br />

Schrifttexte: Lesung: 2 Kor 4, 7–15; Evangelium: Mt 28, 16–20<br />

Paul vom Kreuz (1694–1775) war mystisch begnadet und einer der<br />

erfolgreichsten Prediger des 18. Jahrhunderts. Als Neunzehnjähriger<br />

erkannte er seine Berufung. Er begann ein Leben voll strenger<br />

Bußpraktiken. 1725 ging er nach Rom und erhielt von Papst Benedikt<br />

XIII. mündlich die Erlaubnis, Gefährten um sich zu sammeln. 1727<br />

wurde er zum Priester geweiht. 1731 erteilte ihm Papst Klemens XII.<br />

die Erlaubnis zur Missionspredigt. 1737 entstand in Orbetello die erste<br />

Niederlassung der von ihm gegründeten „Kongregation vom Leiden


Morgen · Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> 206<br />

Christi“ (Passionisten), deren Mitglieder (Priester und Laienbrüder)<br />

Gebet und Predigt, Kontemplation und aktives apostolisches Leben<br />

miteinander verbinden. Die von Paul verfasste Ordensregel wurde<br />

zunächst wegen ihrer großen Strenge vom Papst abgelehnt und erst<br />

später in einer milderen Fassung genehmigt. 1771 entstand das erste<br />

Kloster des weiblichen Zweigs, der Passionistinnen. Die Leidensmystik<br />

Pauls war von der spätmittelalterlichen Mystik geprägt und ließ ihn bis<br />

zu seinem Tod in unerbittlicher Strenge gegen sich selbst leben.<br />

Schrifttexte: Lesung: 1 Kor 1, 18–25; Evangelium: Mt 16, 24–27<br />

Namenstag: hl. Frideswida von Oxford (Frieda, Klostergründerin,<br />

† 735) · sel. Jerzy Popiełuszko (poln. Priester im Widerstand gegen das<br />

kommunistische Regime, Märtyrer, † 1984)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Schon schreitet rasch der Tag voran,<br />

wir schauen auf zu Gott, dem Herrn,<br />

der, dreifach reich an Liebeskraft,<br />

zum rechten Handeln uns bewegt.<br />

Das ist die Stunde, da der Geist<br />

sich den Aposteln mitgeteilt,<br />

ihr Herz für Christi Dienst entflammt<br />

und sie als Zeugen ausgesandt.<br />

Auch uns erfülle Gottes Geist,<br />

der in uns lebt und durch uns wirkt,<br />

mit neuer Kraft und Zuversicht<br />

als Christi Boten in der Welt.


207<br />

Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Den ew’gen Vater preisen wir<br />

und Jesus Christus, seinen Sohn,<br />

den Beistand auch, den Heil’gen Geist,<br />

der uns erleuchtet, stärkt und führt. Amen.<br />

Nach: Certum tenentes ordinem; 7.–8. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 144 · GL 1975 474 · KG 40 · EG 288<br />

Psalm 143 Verse 1–11<br />

Herr, höre mein Gebet, vernimm mein Flehen; *<br />

in deiner Treue erhöre mich, in deiner Gerechtigkeit!<br />

Geh mit deinem Knecht nicht ins Gericht; *<br />

denn keiner, der lebt, ist gerecht vor dir.<br />

Der Feind verfolgt mich, tritt mein Leben zu Boden, *<br />

er lässt mich in der Finsternis wohnen wie längst Verstorbene.<br />

Mein Geist verzagt in mir, *<br />

mir erstarrt das Herz in der Brust.<br />

Ich denke an die vergangenen Tage, /<br />

sinne nach über all deine Taten, *<br />

erwäge das Werk deiner Hände.<br />

Ich breite die Hände aus und bete zu dir; *<br />

meine Seele dürstet nach dir wie lechzendes Land.<br />

Herr, erhöre mich bald, *<br />

denn mein Geist wird müde;<br />

verbirg dein Antlitz nicht vor mir, *<br />

damit ich nicht werde wie Menschen, die längst begraben sind.<br />

Lass mich deine Huld erfahren am frühen Morgen; *<br />

denn ich vertraue auf dich.<br />

Zeig mir den Weg, den ich gehen soll; *<br />

denn ich erhebe meine Seele zu dir.<br />

Herr, entreiß mich den Feinden! *<br />

Zu dir nehme ich meine Zuflucht.


Morgen · Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> 208<br />

Lehre mich, deinen Willen zu tun;<br />

denn du bist mein Gott. *<br />

Dein guter Geist leite mich auf ebenem Pfad.<br />

Um deines Namens willen, Herr, erhalt mich am Leben, *<br />

führe mich heraus aus der Not in deiner Gerechtigkeit!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Vater, durch deinen Sohn lehrst du uns, auf deine Stimme zu hören<br />

und deinen Willen zu tun. Stärke uns durch deinen Geist,<br />

damit wir auf deinem Weg bleiben.<br />

Lesung 1 Kor 1, 27b–30<br />

Das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke<br />

zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und<br />

das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was<br />

etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann<br />

vor Gott. Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für<br />

uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und<br />

Erlösung.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Lass uns, Herr, dein Heil erfahren und vergib uns unsere Sünden.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der alle Menschen mit seiner Gnade beschenkt.<br />

Zu ihm rufen wir:<br />

A: Lass deinen Frieden unter uns herrschen.<br />

– Hilf, dass wir unser Denken an deinen Maßstäben ausrichten.<br />

– Lass uns dankbar sein, dass wir an deinem Reich mitarbeiten<br />

dürfen.<br />

– Mach uns bereit, anderen zu gönnen, was du ihnen gibst.<br />

Vaterunser


209<br />

Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Oration<br />

Herr, lass uns heute und immerdar bedenken, dass wir erlöst und<br />

aus Feindeshand befreit sind. Gib, dass wir dir furchtlos dienen<br />

in Heiligkeit und Gerechtigkeit alle Tage unseres Lebens. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Verborgener Gott. Du lässt uns Menschen gewähren, du wartest<br />

und greifst nicht ein. Du gibst uns Zeit, du öffnest uns Wege, du<br />

redest zu uns in Langmut und Liebe. Wir danken dir für deine<br />

Geduld. Bring uns heute zur Besinnung. Mach uns offen für dich.<br />

Lass die ganze verlorene Menschheit hinfinden zu dir. Darum bitten<br />

wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 3, 21–30a<br />

Schwestern und Brüder! Jetzt ist unabhängig vom Gesetz die<br />

Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, bezeugt vom Gesetz<br />

und von den Propheten: die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben<br />

an Jesus Christus, offenbart für alle, die glauben.<br />

Denn es gibt keinen Unterschied: Alle haben gesündigt und die<br />

Herrlichkeit Gottes verloren.<br />

Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner<br />

Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott dazu<br />

bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam<br />

durch Glauben. So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die<br />

Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit seiner Geduld,<br />

begangen wurden; er erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen<br />

Zeit, um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht<br />

macht, der an Jesus glaubt.


Eucharistie · Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> 210<br />

Kann man sich da noch rühmen? Das ist ausgeschlossen. Durch<br />

welches Gesetz? Durch das der Werke? Nein, durch das Gesetz<br />

des Glaubens. Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch<br />

gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes.<br />

Ist denn Gott nur der Gott der Juden, nicht auch der Heiden?<br />

Ja, auch der Heiden, da doch gilt: Gott ist „der Eine“.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Die feinen Unterschiede, wir brauchen sie, so scheint es, wie<br />

das tägliche Brot. Wir sind anders, wir sind besser. Nicht nur<br />

graduell, sondern prinzipiell. Paulus macht einen Strich durch<br />

unsere narzisstischen Rechnungen. Anders als die deutsche<br />

Übersetzung lässt der griechische Text nämlich offen, ob Gottes<br />

Gerechtigkeit durch den Glauben an Jesus Christus offenbar<br />

wird – oder durch den Glauben Jesu Christi. Das eine ist aber<br />

vom anderen nicht zu trennen, weil wir durch unseren Glauben<br />

an Christus an seinem Vertrauen in den Vater teilhaben und so<br />

Kinder Gottes werden. Durch unseren Glauben an ihn und mit<br />

ihm werden wir zu Gerechten gemacht: Jesus, der Christus, ist<br />

unser Zugang zu Gott – zu seiner Lebensart. Das heißt, zu einem<br />

Leben im befreiten Loslassen, im Verzicht auf die feinen Unterschiede.<br />

Gott ist „der Eine“, der allein alle rettet und eint.<br />

Antwortpsalm Ps 130, 1–6b<br />

Kehrvers:<br />

Beim Herrn ist die Huld, bei ihm ist Erlösung in Fülle.<br />

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: *<br />

Herr, höre meine Stimme!<br />

Wende dein Ohr mir zu, *<br />

achte auf mein lautes Flehen! – Kehrvers<br />

Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, *<br />

Herr, wer könnte bestehen?


211<br />

Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Doch bei dir ist Vergebung, *<br />

damit man in Ehrfurcht dir dient. – Kehrvers<br />

Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, *<br />

ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.<br />

Meine Seele wartet auf den Herrn *<br />

mehr als die Wächter auf den Morgen. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 7bc, ferner GL 518 · GL 1975 191, 1 · KG 400 (VII. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Joh 14, 6<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das<br />

Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 11, 47–54<br />

In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler<br />

für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden.<br />

Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie<br />

haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten.<br />

Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten<br />

und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von<br />

ihnen töten und andere verfolgen, damit das Blut aller Propheten,<br />

das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser<br />

Generation gerächt wird, vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias,<br />

der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde.<br />

Ja, das sage ich euch: An dieser Generation wird es gerächt<br />

werden.<br />

Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur<br />

Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen,<br />

und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.<br />

Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten<br />

und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen;<br />

sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich<br />

in seinen eigenen Worten verfange.


Abend · Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> 212<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Ruhe dich einfach aus in Seinem Göttlichen Schoß, wie ein Kind<br />

im Schoß seiner Mutter; tue es aber mit großem Vertrauen.<br />

Paul vom Kreuz (Heiliger des Tages)<br />

• Vertrauen – was lässt oder ließ es schwinden?<br />

• Vertrauen – wodurch kann es wieder wachsen?<br />

Confiteor (Seite 29), Erbarme dich (Seite 38) – oder:<br />

V: Du unser Richter und Retter,<br />

A: wir erkennen unsere bösen Taten.<br />

V: Unsere Sünde steht uns vor Augen.<br />

A: Wir haben getan, was dir missfällt.<br />

V: Verbirg dein Gesicht vor unseren Sünden.<br />

A: Tilge all unsere Frevel.<br />

V: Erschaffe uns, Gott, ein reines Herz.<br />

A: Mach uns wieder froh mit deinem Heil.<br />

Hymnus<br />

O Gott, du höchster Gnadenhort,<br />

verleih, dass uns dein göttlich Wort<br />

von Ohren so zu Herzen dring,<br />

dass es sein Kraft und Schein vollbring.<br />

Der einig Glaub ist diese Kraft,<br />

der fest an Jesus Christus haft’;<br />

die Werk der Lieb sind dieser Schein,<br />

dadurch wir Christi Jünger sein.<br />

Nach Ps 51


213<br />

Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Verschaff bei uns auch, lieber Herr,<br />

dass wir durch deinen Geist je mehr<br />

in dein’r Erkenntnis nehmen zu<br />

und endlich bei dir finden Ruh.<br />

Konrad Hubert 1545<br />

EG 194 · Melodie: GL 147 · GL 1975 516 · KG 199<br />

Psalm 128<br />

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt *<br />

und der auf seinen Wegen geht!<br />

Was deine Hände erwarben, kannst du genießen; *<br />

wohl dir, es wird dir gut ergehn.<br />

Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau *<br />

drinnen in deinem Haus.<br />

Wie junge Ölbäume sind deine Kinder *<br />

rings um deinen Tisch.<br />

So wird der Mann gesegnet, *<br />

der den Herrn fürchtet und ehrt.<br />

Es segne dich der Herr vom Zion her. *<br />

Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen<br />

und die Kinder deiner Kinder sehen. *<br />

Frieden über Israel!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du, Gott Israels, bist unser Friede. Gewähre uns durch deinen<br />

Sohn, dass wir in deiner Gegenwart leben und dein Heil zu unseren<br />

Mitmenschen tragen.<br />

Lesung Kol 1, 23<br />

Ihr müsst unerschütterlich und unbeugsam am Glauben festhalten<br />

und dürft euch nicht von der Hoffnung abbringen lassen,<br />

die euch das Evangelium schenkt. In der ganzen Schöpfung unter<br />

dem Himmel wurde das Evangelium verkündigt; und ihr habt es<br />

gehört.


Abend · Donnerstag, 19. <strong>Oktober</strong> 214<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Selig, die hungern nach der Gerechtigkeit; der Herr wird sie sättigen<br />

und mit seinen Gaben beschenken.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten für alle, die unter den Folgen von Naturkatastrophen<br />

leiden:<br />

V: Jesus, unsere Hoffnung, A: lass sie nicht allein.<br />

– Für die Erdbebenopfer.<br />

– Für die Menschen, die durch Wirbelstürme zu Schaden gekommen<br />

sind.<br />

– Für alle, die von Hochwasser und Überschwemmungen betroffen<br />

sind.<br />

– Für alle, deren Ernährung durch Dürre gefährdet ist.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, höre auf unser Abendgebet. Gib, dass wir dem Beispiel deines<br />

Sohnes folgen und in Geduld einander jene Liebe erweisen,<br />

die er den Seinen am Abend vor seinem Leiden erwiesen hat.<br />

Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Freitag, 20. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Wendelin<br />

Wendelin war der Überlieferung nach ein iroschottischer Königssohn,<br />

der um die Mitte des sechsten Jahrhunderts auf der<br />

Suche nach einem Ort, an dem er Gott dienen konnte, bis nach Trier<br />

kam. Die zahlreichen Legenden, die sich um seine Person ranken,<br />

verdunkeln das historische Bild. So soll er in den Vogesen zunächst<br />

als Hirte und später als Einsiedler gelebt haben. Ungewiss ist, ob er<br />

tatsächlich Gründer und Abt des Klosters Tholey (Saarland) war. Der<br />

Ort St. Wendel, wo sein Grab um das Jahr 1000 bezeugt ist, verdankt<br />

ihm seinen Namen.<br />

Schrifttexte: Lesung: 1 Kor 1, 26–31; Evangelium: Mt 19, 27–29<br />

Namenstag: hl. Cornelius (biblische Gestalt) · hl. Vitalis von Salzburg<br />

(Benediktiner, Bischof, Glaubensbote im Pinzgau, † um 730) · Johanna<br />

Merzenich (Ordensfrau, † 1652) · sel. Jakob Franz Kern (österr. Prämonstratenser,<br />

† 1924; siehe den Beitrag auf den Seiten 360–361)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ach bleib mit deiner Gnade<br />

bei uns, Herr Jesu Christ,<br />

dass uns hinfort nicht schade<br />

des bösen Feindes List.<br />

Ach bleib mit deinem Worte<br />

bei uns, Erlöser wert,<br />

dass uns sei hier und dorte<br />

dein Güt und Heil beschert.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Morgen · Freitag, 20. <strong>Oktober</strong> 216<br />

Ach bleib mit deinem Glanze<br />

bei uns, du wertes Licht;<br />

dein Wahrheit uns umschanze,<br />

damit wir irren nicht.<br />

Ach bleib mit deinem Segen<br />

bei uns, du reicher Herr;<br />

dein Gnad und alls Vermögen<br />

in uns reichlich vermehr.<br />

Ach bleib mit deiner Treue<br />

bei uns, mein Herr und Gott;<br />

Beständigkeit verleihe,<br />

hilf uns aus aller Not.<br />

Josua Stegmann 1627<br />

GL 436 · EG 347 – Melodie: GL 1975 537 · KG 136<br />

Canticum <br />

Tob 13, 10c–13.15e–g.16 f.17a<br />

Antiphon:<br />

Freue dich, Jerusalem! Die Völker werden sich in dir versammeln<br />

und den Herrn lobpreisen.<br />

Jerusalem, du heilige Stadt! /<br />

Der Herr bestraft die Taten deiner Kinder, *<br />

doch er hat wieder Erbarmen mit den Gerechten.<br />

Bekenne dich zum Herrn in rechter Weise, *<br />

preise den ewigen König,<br />

damit sein Zelt von Neuem errichtet wird, *<br />

dir zur großen Freude!<br />

Er mache in dir die Gefangenen wieder froh /<br />

und schenke denen, die im Elend leben, seine Liebe, *<br />

für alle Zeiten bis in Ewigkeit.<br />

Von weither werden die Völker kommen, *<br />

um den Namen des Herrn, unsres Gottes, zu preisen.


217<br />

Freitag, 20. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Sie tragen Geschenke herbei, /<br />

Geschenke für den himmlischen König. *<br />

Alle Menschen jubeln dir zu.<br />

Wohl denen, die dich lieben; *<br />

sie werden sich freuen über den Frieden, den du schenkst.<br />

Meine Seele preise Gott, den großen König. *<br />

Denn Jerusalem wird wieder aufgebaut.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung Gal 2, 19b–20<br />

Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe,<br />

sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser<br />

Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich<br />

geliebt und sich für mich hingegeben hat.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes hat uns besucht das<br />

aufstrahlende Licht aus der Höhe.<br />

Bitten<br />

Jesus hat es vermocht, auch den Verzweifelten neuen Mut zu<br />

geben. Darum lasst uns ihn bitten:<br />

A: Komm, Herr, belebe uns neu.<br />

– Dass wir spüren, was unsere Mitmenschen brauchen.<br />

– Dass wir mit denen, die nicht weiterwissen, nach gangbaren<br />

Wegen suchen.<br />

– Dass wir den Ratlosen unsere Nähe schenken und schlicht da<br />

sind, wenn uns die Worte fehlen.<br />

Vaterunser


Eucharistie · Freitag, 20. <strong>Oktober</strong> 218<br />

Oration<br />

Herr und Gott, schenk uns den Reichtum deiner Gnade und lenke<br />

unsere Schritte auf dem Weg deiner Gebote, damit wir schon<br />

in diesem Leben Trost und Frieden finden und einst die ewige<br />

Freude erlangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gott, du bist da. Deine Gegenwart umhüllt und durchdringt uns<br />

wie die Luft, die wir atmen, ohne die wir nicht leben können.<br />

Gib, dass wir dir ganz vertrauen und leben ohne Angst. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 4, 1–8<br />

Schwestern und Brüder! Müssen wir nicht fragen: Was hat unser<br />

leiblicher Stammvater Abraham erlangt? Wenn Abraham<br />

aufgrund von Werken Gerechtigkeit erlangt hat, dann hat er zwar<br />

Ruhm, aber nicht vor Gott.<br />

Denn die Schrift sagt: Abraham glaubte Gott, und das wurde<br />

ihm als Gerechtigkeit angerechnet.<br />

Dem, der Werke tut, werden diese nicht aus Gnade angerechnet,<br />

sondern er bekommt den Lohn, der ihm zusteht. Dem aber,<br />

der keine Werke tut, sondern an den glaubt, der den Gottlosen<br />

gerecht macht, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.<br />

Auch David preist den Menschen selig, dem Gott Gerechtigkeit<br />

unabhängig von Werken anrechnet: Selig sind die, deren Frevel<br />

vergeben und deren Sünden bedeckt sind. Selig ist der Mensch,<br />

dem der Herr die Sünde nicht anrechnet.


219<br />

Freitag, 20. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Antwortpsalm Ps 32, 1–2.5.10–11<br />

Kehrvers:<br />

Du bist mein Schutz, o Herr, du rettest mich und hüllst mich in<br />

Jubel.<br />

Wohl dem, dessen Frevel vergeben *<br />

und dessen Sünde bedeckt ist.<br />

Wohl dem Menschen,<br />

dem der Herr die Schuld nicht zur Last legt *<br />

und dessen Herz keine Falschheit kennt. – Kehrvers<br />

Ich bekannte dir meine Sünde *<br />

und verbarg nicht länger meine Schuld vor dir.<br />

Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Frevel bekennen. *<br />

Und du hast mir die Schuld vergeben. – Kehrvers<br />

Der Frevler leidet viele Schmerzen, *<br />

doch wer dem Herrn vertraut,<br />

den wird er mit seiner Huld umgeben.<br />

Freut euch am Herrn und jauchzt, ihr Gerechten, *<br />

jubelt alle, ihr Menschen mit redlichem Herzen! – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 7, ferner GL 517 · GL 1975 527, 5 · KG 613 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Ps 33, 22<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Lass deine Güte über uns walten, o Herr, denn wir schauen aus<br />

nach dir.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 12, 1–7<br />

In jener Zeit strömten Tausende von Menschen zusammen, sodass<br />

es ein gefährliches Gedränge gab. Jesus wandte sich zuerst<br />

an seine Jünger und sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer,<br />

das heißt vor der Heuchelei.


Abend · Freitag, 20. <strong>Oktober</strong> 220<br />

Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen,<br />

was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr<br />

im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander<br />

hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf<br />

den Dächern verkünden.<br />

Euch aber, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet euch nicht vor<br />

denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können.<br />

Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet euch vor<br />

dem, der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat, euch auch<br />

noch in die Hölle zu werfen. Ja, das sage ich euch: Ihn sollt ihr<br />

fürchten.<br />

Verkauft man nicht fünf Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch<br />

vergisst Gott nicht einen von ihnen. Bei euch aber sind sogar die<br />

Haare auf dem Kopf alle gezählt.<br />

Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

„Weißt du, wie viel Sternlein stehen“, fragt das Lied und gibt<br />

die Antwort gleich selbst. Du kannst es nicht wissen, doch sei<br />

getrost: „Gott der Herr hat sie gezählet, / dass ihm auch nicht<br />

eines fehlet, / an der ganzen großen Zahl“. Ein Kinderlied? Ein<br />

Lied für alle: „Verkauft man nicht fünf Spatzen für ein paar Pfennig?<br />

Und doch vergisst Gott nicht einen von ihnen. Bei euch<br />

aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.“ Die Welt ist<br />

schwindelerregend groß, hoffnungslos unüberschaubar, kalt und<br />

gleichgültig. Nur Mut. Denn dein Gott ist unfassbar groß – und<br />

doch ganz zugewandt, Achtsamkeit und schonende Liebe.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


221<br />

Freitag, 20. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Innehalten am Abend<br />

Nicht lange Gebete, sondern großmütige Handlungen rühren<br />

das Herz Gottes.<br />

Arnold Janssen (deutscher Missionar und Gründer der Steyler Missionare,<br />

2003 heiliggesprochen; 1837–1909)<br />

• Wer war mir Vorbild in echter Frömmigkeit?<br />

• Wo habe ich das selbstverständliche Tun des Guten – wirklich<br />

großmütiges Handeln – erfahren?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Ewiger Gott, aus dem Nichts<br />

hast du das Weltall geschaffen;<br />

lag doch kein Urstoff bereit,<br />

neben dir, ewig wie du.<br />

Ebenso wird einst dein Wille<br />

die Welt von Grund auf verwandeln;<br />

doch du bleibst immer dir gleich,<br />

so wie von jeher du warst.<br />

Klein ist die Spanne der Zeit,<br />

durch die unsre Jahrhunderte gleiten,<br />

kurz bemessen die Frist,<br />

heilig zu werden wie du.<br />

König der Welten, lass uns<br />

in Treue dir dienen auf Erden<br />

und zum heiligen Kampf<br />

schenk uns göttliche Kraft.<br />

Nach: Tu, qui de nihilo; Fulbert von Chartres, † 1028


Abend · Freitag, 20. <strong>Oktober</strong> 222<br />

Psalm 119 <br />

Fürsten verfolgen mich ohne Grund, *<br />

doch mein Herz fürchtet nur dein Wort.<br />

Ich freue mich über deine Verheißung *<br />

wie einer, der reiche Beute gemacht hat.<br />

Ich hasse die Lüge, sie ist mir ein Greuel, *<br />

doch deine Weisung habe ich lieb.<br />

Siebenmal am Tag singe ich dein Lob *<br />

wegen deiner gerechten Entscheide.<br />

Verse 161–168 Schin<br />

Alle, die deine Weisung lieben, empfangen Heil in Fülle; *<br />

es trifft sie kein Unheil.<br />

Herr, ich hoffe auf deine Hilfe *<br />

und befolge deine Gebote.<br />

Meine Seele beachtet, was du gebietest, *<br />

und liebt es von Herzen.<br />

Ich folge deinen Vorschriften und Befehlen; *<br />

denn alle meine Wege liegen offen vor dir.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wir lieben deine Weisung, gütiger Vater, sie ist unser Heil. In allem,<br />

was wir tun, werde dein Wille verwirklicht. Mach unser<br />

Leben zu einem Loblied deiner Güte.<br />

Lesung Röm 8, 1–2<br />

Jetzt gibt es keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus<br />

Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, des Lebens in Christus<br />

Jesus, hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Denke, Herr, an dein Erbarmen, das du unseren Vätern verheißen<br />

hast.


223<br />

Freitag, 20. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten für alle, die hungern:<br />

V: Herr, erbarme dich. A: Christus, erbarme dich.<br />

– Für alle, deren Ernte durch Trockenheit gefährdet oder vernichtet<br />

wird.<br />

– Für alle, die in den Armenvierteln der Megastädte täglich um<br />

ihr Überleben ringen.<br />

– Für alle, auf deren Armut andere ihre Gewinne gründen.<br />

– Für alle, die heute an Hunger oder Mangelernährung gestorben<br />

sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, so sehr hast du die Welt geliebt, dass du deinen<br />

einzigen Sohn dahingabst für das Heil der Welt. Schenke deiner<br />

Kirche die Bereitschaft, sich dir als lebendiges Opfer zu weihen,<br />

damit sie ganz erfüllt werde von deiner Liebe. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heilige Ursula und Gefährtinnen<br />

Ursula wurde vermutlich im 3. Jahrhundert in England geboren<br />

und starb im 3./4. Jahrhundert in Köln. Über ihr Leben gibt es<br />

zahlreiche Legenden, die den historischen Kern überdecken. Diesen<br />

Legenden nach war Ursula eine englische Königstochter. Obwohl sie<br />

Jungfräulichkeit gelobt hatte, wollte ihr Vater sie mit einem heidnischen<br />

Prinzen vermählen. Sie erbat sich eine dreijährige Frist für eine<br />

Wallfahrt nach Rom. Die Zahl ihrer vermutlich elf Begleiterinnen<br />

wird wohl aufgrund eines Lesefehlers mit elftausend genannt. Bei<br />

ihrer Rückkehr aus Rom soll sie mit ihren Gefährtinnen in Köln von<br />

den Hunnen niedergemetzelt worden sein. Eine Inschrift in der Ursulakirche<br />

in Köln weist auf eine alte Basilika an dieser Stelle hin, die<br />

zu Ehren von Märtyrerjungfrauen errichtet wurde. In der Nähe hatte<br />

man im 12. Jahrhundert Grabstätten gefunden, die man Ursula und<br />

ihren Gefährtinnen zuordnete. Tatsächlich handelte es sich dabei<br />

aber um ein römisches Gräberfeld. Ursula ist die Stadtpatronin von<br />

Köln. Von hier aus verbreitete sich ihre Verehrung über das ganze<br />

Abendland.<br />

Schrifttexte: Lesung: Röm 8, 32b–39; Evangelium: Joh 15, 18–21<br />

Namenstag: hl. Antonia (Märtyrerin, 4. Jh.) · hl. Clementine (Märtyrerin,<br />

4. Jh.) · hl. Hilarion der Große (ägypt. Mönch, † 371) · sel. Karl von<br />

Habsburg (letzter österr. Kaiser und König von Ungarn, † 1922)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


225<br />

Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Hymnus<br />

Hoffnung, Quelle in der Wüste,<br />

vielleicht versickerst du im Sand,<br />

vielleicht geht deine Kraft verloren.<br />

Und dennoch such ich dich, weil du<br />

den Durst mir stillst und mich erfrischst.<br />

Hoffnung, Löwenzahn am Wegrand,<br />

vielleicht zertritt ein Stiefel dich,<br />

vielleicht verblühst du unbeachtet.<br />

Und dennoch freu ich mich, weil du<br />

vom Sieg des Lebens Zeugnis gibst.<br />

Hoffnung, Frage in den Worten,<br />

vielleicht vergesse ich dich schnell,<br />

vielleicht verschweige ich dich feige.<br />

Und dennoch brauch ich dich, weil du<br />

mich aufweckst aus der Schläfrigkeit.<br />

Hoffnung, Jesus Menschenbruder,<br />

vielleicht hast du die Welt enttäuscht,<br />

vielleicht bist du kein Gott wie andre.<br />

Und dennoch folg ich dir, weil du<br />

zum Leben auferstanden bist.<br />

Text: Helmut Schlegel 2016; Musik: Stephan Sahm 2007,<br />

© Dehm Verlag, Limburg<br />

Canticum Ez 36, 24–28<br />

Antiphon:<br />

Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist.<br />

Ich hole euch heraus aus den Völkern, /<br />

ich sammle euch aus allen Ländern *<br />

und bringe euch in euer Land.<br />

Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. *<br />

Ich reinige euch von aller Unreinheit, von all euren Götzen.


Morgen · Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> 226<br />

Ich schenke euch ein neues Herz *<br />

und lege einen neuen Geist in euch.<br />

Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust *<br />

und gebe euch ein Herz von Fleisch.<br />

Ich lege meinen Geist in euch /<br />

und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt, *<br />

auf meine Gebote achtet und sie erfüllt.<br />

Dann werdet ihr in dem Lande wohnen, *<br />

das ich euren Vätern gab.<br />

Ihr werdet mein Volk sein, *<br />

und ich werde euer Gott sein.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Antiphon:<br />

Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist.<br />

Lesung 2 Petr 3, 13–14<br />

Gottes Verheißung gemäß erwarten wir einen neuen Himmel<br />

und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt. Weil<br />

ihr das erwartet, liebe Brüder, bemüht euch darum, von ihm ohne<br />

Makel und Fehler und in Frieden angetroffen zu werden!<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Herr, lenke unsre Schritte auf den Weg des Friedens.<br />

Bitten<br />

„Schwerer ist es, das Gedächtnis der Namenlosen zu ehren als<br />

das der Berühmten“, so sagte der jüdische Kulturwissenschaftler<br />

und Philosoph Walter Benjamin. Im Vertrauen auf den, der jedes<br />

seiner Geschöpfe beim Namen kennt, bitten wir:<br />

A: Halte in uns die Hoffnung lebendig.


227<br />

Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

– Dass wir einen Moment innehalten, wenn uns Menschen in<br />

den Sinn kommen, denen wir einmal begegnet sind.<br />

– Dass wir die Menschen in lebendiger Erinnerung bewahren,<br />

denen wir unseren Platz im Leben verdanken.<br />

– Dass wir die Menschen segnend bedenken, die uns einmal aus<br />

der Not geholfen haben, ohne dass wir ihre Namen erfahren<br />

haben.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du wahres Licht und ewiger Tag, du schenkst<br />

uns im Kreislauf der Zeit immer wieder einen neuen Morgen.<br />

Vertreibe die Nacht des Bösen und erleuchte unser Herz durch<br />

den hellen Glanz deines Kommens. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gott, du hast die Herzen deiner Gläubigen durch die Erleuchtung<br />

des Heiligen Geistes gelehrt. Gib, dass wir in diesem Geist<br />

erkennen, was recht ist, und allezeit seinen Trost und seine Hilfe<br />

erfahren. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 4, 13.16–18<br />

Schwestern und Brüder! Abraham und seine Nachkommen<br />

erhielten nicht aufgrund des Gesetzes die Verheißung, Erben<br />

der Welt zu sein, sondern aufgrund der Glaubensgerechtigkeit.


Eucharistie · Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> 228<br />

Deshalb gilt: „aus Glauben“, damit auch gilt: „aus Gnade“. Nur so<br />

bleibt die Verheißung für alle Nachkommen gültig, nicht nur für<br />

die, welche das Gesetz haben, sondern auch für die, welche wie<br />

Abraham den Glauben haben.<br />

Nach dem Schriftwort: Ich habe dich zum Vater vieler Völker<br />

bestimmt, ist er unser aller Vater vor Gott, dem er geglaubt hat,<br />

dem Gott, der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist,<br />

ins Dasein ruft.<br />

Gegen alle Hoffnung hat er voll Hoffnung geglaubt, dass er der<br />

Vater vieler Völker werde, nach dem Wort: So zahlreich werden<br />

deine Nachkommen sein.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Gott gibt einem Menschen sein Ja-Wort – und wendet sich gerade<br />

so der ganzen Menschheit zu. Für Paulus ist Abraham Vater<br />

aller Glaubenden. Abraham, ein uralter Mann; seine Frau Sara<br />

kann nach menschlichem Ermessen keine Kinder mehr gebären,<br />

als Gott ihm verheißt, Vater einer Menge von Völkern zu werden<br />

(Gen 17, 5). Klingt es nicht wie Hohn, wenn der Herr ihn als<br />

Vater anredet? Doch Gott hat Abraham sein Wort gegeben. Und<br />

Abraham hält sich an Gottes Wort, denn Gott hält Wort. Und bei<br />

Gott ist kein Ding unmöglich. Abraham glaubt es. Glaubt ihm,<br />

dem göttlichen Gegenüber. Realistisch im Blick auf die eigene<br />

Begrenztheit, mutig im Blick auf Gottes Kraft: So wird Abraham<br />

Vater der Glaubenden, aller Menschen, die sich trauen, dem<br />

ganz Anderen zu vertrauen.<br />

Antwortpsalm Ps 105, 6–9.42–43<br />

Kehrvers: Halleluja – oder:<br />

Der Herr ist unser Gott; ewig denkt er an seinen Bund.<br />

Bedenkt es, ihr Nachkommen seines Knechtes Abraham, *<br />

ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat.<br />

Er, der Herr, ist unser Gott. *<br />

Seine Herrschaft umgreift die Erde. – Kehrvers


229<br />

Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Ewig denkt er an seinen Bund, *<br />

an das Wort, das er gegeben hat für tausend Geschlechter,<br />

an den Bund, den er mit Abraham geschlossen, *<br />

an den Eid, den er Isaak geschworen hat. – Kehrvers<br />

Er dachte an sein heiliges Wort *<br />

und an Abraham, seinen Knecht.<br />

Er führte sein Volk heraus in Freude, *<br />

seine Erwählten in Jubel. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Verse 7a.8a, ferner GL 60, 1 · GL 1975 233, 7 · KG 271 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Halleluja. Halleluja.<br />

vgl. Joh 15, 26b.27a<br />

So spricht der Herr: Der Geist der Wahrheit wird Zeugnis geben<br />

für mich, und auch ihr sollt Zeugen sein.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 12, 8–12<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Wer<br />

sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch<br />

der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen. Wer mich<br />

aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln<br />

Gottes verleugnet werden.<br />

Jedem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben<br />

werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht<br />

vergeben.<br />

Wenn man euch vor die Gerichte der Synagogen und vor die<br />

Herrscher und Machthaber schleppt, dann macht euch keine Sorgen,<br />

wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt. Denn der<br />

Heilige Geist wird euch in der gleichen Stunde eingeben, was ihr<br />

sagen müsst.


Abend · Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> 230<br />

Hymnus<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Nun jauchzt dem Herren, alle Welt.<br />

Kommt her, zu seinem Dienst euch stellt;<br />

kommt mit Frohlocken, säumet nicht,<br />

kommt vor sein heilig Angesicht.<br />

Erkennt, dass Gott ist unser Herr,<br />

der uns erschaffen ihm zur Ehr,<br />

und nicht wir selbst; durch Gottes Gnad<br />

ein jeder Mensch sein Leben hat.<br />

Er ist voll Güt und Freundlichkeit,<br />

voll Lieb und Treu zu jeder Zeit.<br />

Sein Gnad währt immer dort und hier<br />

und seine Wahrheit für und für.<br />

Gott Vater in dem höchsten Thron<br />

und Jesus Christus, seinem Sohn,<br />

dem Tröster auch, dem Heilgen Geist,<br />

sei immerdar Lob, Ehr und Preis.<br />

1.–6. Str. nach David Denicke 1646, nach Cornelius Becker 1602, nach Ps 100,<br />

7. Str. Lüneburg 1652,<br />

GL 144 · GL 1975 474 · KG 40 · EG 288, Strophen 1, 2, 6 und 7<br />

Psalm 96<br />

Singet dem Herrn ein neues Lied, *<br />

singt dem Herrn, alle Länder der Erde!<br />

Singt dem Herrn und preist seinen Namen, *<br />

verkündet sein Heil von Tag zu Tag!


231<br />

Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Erzählt bei den Völkern von seiner Herrlichkeit, *<br />

bei allen Nationen von seinen Wundern!<br />

Denn groß ist der Herr und hoch zu preisen, *<br />

mehr zu fürchten als alle Götter.<br />

Alle Götter der Heiden sind nichtig, *<br />

der Herr aber hat den Himmel geschaffen.<br />

Hoheit und Pracht sind vor seinem Angesicht, *<br />

Macht und Glanz in seinem Heiligtum.<br />

Bringt dar dem Herrn, ihr Stämme der Völker, *<br />

bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!<br />

Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, *<br />

spendet Opfergaben und tretet ein in sein Heiligtum!<br />

In heiligem Schmuck werft euch nieder vor dem Herrn, *<br />

erbebt vor ihm, alle Länder der Erde!<br />

Verkündet bei den Völkern: *<br />

Der Herr ist König.<br />

Den Erdkreis hat er gegründet, sodass er nicht wankt. *<br />

Er richtet die Nationen so, wie es recht ist.<br />

Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, *<br />

es brause das Meer und alles, was es erfüllt.<br />

Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. *<br />

Jubeln sollen alle Bäume des Waldes<br />

vor dem Herrn, wenn er kommt, *<br />

wenn er kommt, um die Erde zu richten.<br />

Er richtet den Erdkreis gerecht *<br />

und die Nationen nach seiner Treue.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Es ist Zeit, Gott der Barmherzigkeit, dass du aufstehst und Recht<br />

sprichst unter den Völkern. Sieh das Unheil an, das deine Schöpfung<br />

entstellt, und bewege uns Menschen zur Umkehr.


Abend · Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> 232<br />

Lesung Röm 11, 33–36<br />

Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!<br />

Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie un-<br />

O<br />

erforschlich seine Wege! Denn wer hat die Gedanken des Herrn<br />

erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Wer hat ihm etwas<br />

gegeben, sodass Gott auch ihm etwas geben müsste? Denn aus<br />

ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Ihm<br />

sei Ehre in Ewigkeit. Amen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Vom Osten bis zum Westen sollen alle erkennen, dass es außer<br />

mir keinen Gott gibt. Ich bin der Herr, und sonst niemand.<br />

Fürbitten<br />

Gott, dein Weg verläuft quer zu dem, was unter uns Menschen<br />

Geltung beansprucht. Wir bitten dich:<br />

A: Mach dein Heil auf Erden bekannt.<br />

Höher, schneller, weiter – mit dieser Formel lässt sich das Streben<br />

vieler beschreiben;<br />

– lass uns Glaubende deinen liebenden Abstieg und deine barmherzige<br />

Zuwendung bezeugen.<br />

Viele unserer Zeitgenossen haben Luxus, Geld, Macht oder Ansehen<br />

als Gipfel des Glücks vor Augen;<br />

– erweise du dich ihnen als Grund und Ziel ihrer Sehnsucht.<br />

In unserer Gesellschaft werden viele zu Außenseitern, die den<br />

Ansprüchen der anderen nicht genügen;<br />

– schick ihnen Menschen, die sie annehmen und ihnen Nähe<br />

schenken.<br />

Durch die Pandemie ist der Tod wieder in unser gesellschaftliches<br />

Bewusstsein gerückt;<br />

– stärke in uns das Verlangen nach Sinn und die Hoffnung auf ein<br />

neues Leben mit unseren Verstorbenen.


233<br />

Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren<br />

Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns<br />

ein Herz, das dir aufrichtig dient. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Der verborgene Gott,<br />

der uns allezeit nahe ist,<br />

lasse uns sein Angesicht schauen<br />

und schenke uns seinen Frieden.


Von Woche zu Woche · Samstag, 21. <strong>Oktober</strong> 234<br />

Von Woche zu Woche<br />

Freiheit und Mündigkeit<br />

(zu Mk 12, 13–17)<br />

Jetzt wird das unruhige Judäa<br />

an die römische Kandare genommen:<br />

Ein Statthalter greift durch,<br />

römische Auflagen drücken und bedrücken.<br />

Die Steuerlisten für die Kopfsteuer<br />

sind doppelte Bürde: wirtschaftliche<br />

und drückende theologische Last –<br />

ist doch Gott alleine Herr in Judäa!<br />

Die Frage der Kopfsteuer ist toxisch,<br />

sie scheint unlösbar –<br />

die Frage an Jesus somit eine Scheinfrage.<br />

Doch auch eine Scheinfrage ist eine Frage.<br />

Und Jesu Antwort<br />

verweist nicht auf Rom!<br />

Jesu Antwort entlässt die Fragenden<br />

nicht aus ihrer Verantwortung.<br />

„Und sie waren sehr erstaunt über ihn.“<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


22. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

29. Sonntag im Jahreskreis<br />

Namenstag: hl. Cordula (Märtyrerin, 4. Jh.) · hl. Ingbert (Einsiedler im<br />

Saarland, 6. Jh.) · Blandina Ridder (Kölner Cellitin, Röntgenschwester<br />

im Bürgerhospital, † 1916) · hl. Johannes Paul II. (Papst, † 2005)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Jeremias Gotthelf (Schweizer Schriftsteller,<br />

1797–1854)<br />

Heute ist Weltmissionssonntag.<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Dem Herrn lasst uns singen ein neues Lied,<br />

bei den Völkern von seinen Wundern erzählen!<br />

Nach Ps 96, 1.3<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Christus, göttlicher Herr,<br />

dich liebt, wer nur Kraft hat zu lieben:<br />

unbewusst, wer dich nicht kennt;<br />

sehnsuchtsvoll, wer um dich weiß.<br />

Christus, du bist meine Hoffnung,<br />

mein Friede, mein Glück, all mein Leben:


Morgen · Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> 236<br />

Christus, dir neigt sich mein Geist;<br />

Christus, dich bete ich an.<br />

Christus, an dir halt ich fest<br />

mit der ganzen Kraft meiner Seele:<br />

Dich, Herr, lieb ich allein –<br />

suche dich, folge dir nach.<br />

Nach: Christe Deus, vitae verae fabricator (Ad Christum Precatio);<br />

Alphanus von Salerno, † 1085<br />

Psalm 1<br />

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, /<br />

nicht auf dem Weg der Sünder geht, *<br />

nicht im Kreis der Spötter sitzt,<br />

sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, *<br />

über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.<br />

Er ist wie ein Baum, *<br />

der an Wasserbächen gepflanzt ist,<br />

der zur rechten Zeit seine Frucht bringt *<br />

und dessen Blätter nicht welken.<br />

Alles, was er tut, *<br />

wird ihm gut gelingen.<br />

Nicht so die Frevler: *<br />

Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.<br />

Darum werden die Frevler im Gericht nicht bestehen *<br />

noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.<br />

Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, *<br />

der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Auf dich blicken wir, an dir richten wir uns aus, du Mitte unseres<br />

Lebens. Lehre uns sehen, welchen Weg du uns weist, und richte<br />

dein Reich unter uns auf.


237<br />

Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Lesung Am 4, 13<br />

Siehe, er formt die Berge, er erschafft den Wind, er verkündet<br />

den Menschen, was er im Sinn hat, er macht das Morgenrot<br />

und die Finsternis, er schreitet über die Höhen der Erde dahin –<br />

Jahwe, Gott der Heere, ist sein Name.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und in Wahrheit<br />

den Weg Gottes lehrst.<br />

Bitten<br />

Lebendiges Wort des Vaters, Jesus von Nazaret, du bist uns Weg,<br />

Wahrheit und Leben. Wir rufen zu dir:<br />

A: Wohne in unseren Herzen.<br />

– Dass wir den Weg zu unseren Mitmenschen finden.<br />

– Dass wir die Liebe des Vaters durch unser Leben bezeugen.<br />

– Dass dein ewiges Leben schon hier und jetzt für uns beginnt.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren<br />

Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns<br />

ein Herz, das dir aufrichtig dient. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Die Gnade Jesu Christi, unseres Herrn, sei mit uns allen.<br />

Vgl. Röm 16, 24


Eucharistie · Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> 238<br />

Gloria<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 365, 392, 405, 467, 551 · KG 40, 103,<br />

211, 236, 523<br />

Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich.<br />

Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede!<br />

Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges,<br />

birg mich im Schatten deiner Flügel.<br />

Ps 17, 6.8<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 45, 1.4–6<br />

So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, zu Kyrus: Ich habe<br />

ihn an seiner rechten Hand gefasst, um ihm Nationen zu unterwerfen;<br />

Könige entwaffne ich, um ihm Türen zu öffnen und<br />

kein Tor verschlossen zu halten:<br />

Um meines Knechtes Jakob willen, um Israels, meines Erwählten,<br />

willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen; ich habe dir<br />

einen Ehrennamen gegeben, ohne dass du mich kanntest.<br />

Ich bin der HERR und sonst niemand; außer mir gibt es keinen<br />

Gott. Ich habe dir den Gürtel angelegt, ohne dass du mich kanntest,<br />

damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang<br />

erkennt, dass es außer mir keinen Gott gibt. Ich bin der HERR und<br />

sonst niemand.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Der persische Großkönig Kyros verfolgt große geopolitische Pläne.<br />

Das babylonische Reich hat er bereits in der Tasche. Noch<br />

lebt die Gemeinde der einst verschleppten Israeliten und Israelitinnen<br />

in der Fremde, doch die politische Großwetterlage ist<br />

günstig. Kyros gilt in prophetischen Kreisen als Hoffnungsträger.<br />

Ein kühner Gedanke bricht sich Bahn: Dieser heidnische Herr-


239<br />

Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

scher ist der Gesandte, ja der Gesalbte des Herrn. Er wird dem<br />

Volk Israel die Heimkehr nach Jerusalem und Juda gewähren.<br />

Aber kann ein fremder König der Messias des Gottes Israels<br />

sein? Sollte der Herr einen Herrscher erwählen, der gar nichts<br />

von ihm weiß? Kann das gut gehen? Ein Fremder, ein Ausländer,<br />

ein Heide als Retter? Die prophetische Antwort hat Mut zum<br />

Blickwechsel und mutet uns die neue Perspektive zu: JHWH<br />

ist aller Herren Herr. Er hat alles erschaffen, erhält alles, lenkt<br />

Geschicke und Geschichte. Kyros kann nicht ihn, aber er kann<br />

einen Kyros in seinen Dienst nehmen. Der Großkönig ist ein<br />

Helfer, geführt von Gottes Hand.<br />

Antwortpsalm <br />

Kehrvers: Bringt dar dem HERRN Ehre und Macht!<br />

Singet dem HERRN ein neues Lied, *<br />

singt dem HERRN, alle Lande!<br />

Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, *<br />

bei allen Völkern von seinen Wundern! – Kehrvers<br />

Denn groß ist der HERR und hoch zu loben, *<br />

mehr zu fürchten als alle Götter.<br />

Ps 96, 1.3–5.7–10ab.d<br />

Denn alle Götter der Völker sind Nichtse, *<br />

aber der HERR ist es, der den Himmel gemacht hat. – Kehrvers<br />

Bringt dar dem HERRN, ihr Stämme der Völker, *<br />

bringt dar dem HERRN Ehre und Macht,<br />

bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens! *<br />

Bringt Gaben und tretet ein in die Höfe<br />

seines Heiligtums! – Kehrvers<br />

Werft euch nieder vor dem HERRN in heiligem Schmuck! *<br />

Erbebt vor ihm, alle Lande!<br />

Verkündet bei den Nationen: Der HERR ist König! *<br />

Er richtet die Völker so, wie es recht ist. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 7b, ferner GL 54, 1 (VIII. Ton) oder GL 1975 529, 6 (II. Ton)<br />

oder KG 647 (IV. Ton)


Eucharistie · Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> 240<br />

Lesung aus dem ersten Thessalonicherbrief<br />

1 Thess 1, 1–5b<br />

Paulus, Silvanus und Timotheus an die Kirche der Thessalonicher,<br />

die in Gott, dem Vater, und in Jesus Christus, dem Herrn,<br />

ist: Gnade sei mit euch und Friede!<br />

Wir danken Gott für euch alle, sooft wir in unseren Gebeten<br />

an euch denken; unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem<br />

Vater, an das Werk eures Glaubens, an die Mühe eurer Liebe und<br />

an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf Jesus Christus, unseren<br />

Herrn.<br />

Wir wissen, von Gott geliebte Brüder und Schwestern, dass ihr<br />

erwählt seid. Denn unser Evangelium kam zu euch nicht im Wort<br />

allein, sondern auch mit Kraft und mit dem Heiligen Geist und<br />

mit voller Gewissheit.<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Halleluja. Halleluja.<br />

vgl. Phil 2, 15d.16a<br />

Haltet fest am Worte Christi; dann leuchtet ihr als Lichter in der<br />

Welt.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 22, 15–21<br />

In jener Zeit kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen,<br />

Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.<br />

Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des<br />

Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass<br />

du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und<br />

auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die<br />

Person. Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser<br />

Steuer zu zahlen, oder nicht?<br />

Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler,<br />

warum versucht ihr mich? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure<br />

Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin.


241<br />

Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten<br />

ihm: Des Kaisers.<br />

Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser<br />

gehört, und Gott, was Gott gehört!<br />

Credo<br />

Gabengebet<br />

Hilf uns, Herr, dass wir den Dienst am Altar mit freiem Herzen<br />

vollziehen. Befreie uns durch diese Feier von aller Schuld, damit<br />

wir rein werden und dir gefallen. Darum bitten wir durch Christus,<br />

unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben. Denn du<br />

hast die Welt mit all ihren Kräften ins Dasein gerufen und sie<br />

dem Wechsel der Zeit unterworfen. Den Menschen aber hast du<br />

auf dein Bild hin geschaffen und ihm das Werk deiner Allmacht<br />

übergeben. Du hast ihn bestimmt, über die Erde zu herrschen,<br />

dir, seinem Herrn und Schöpfer, zu dienen und das Lob deiner<br />

großen Taten zu verkünden durch unseren Herrn Jesus Christus.<br />

Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln, den Thronen<br />

und Mächten und mit all den Scharen des himmlischen Heeres<br />

den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Ps 33, 18–19<br />

Das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren,<br />

die nach seiner Güte ausschauen. Denn er will sie dem Tod entreißen<br />

und in der Hungersnot ihr Leben erhalten.<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger Gott, gib, dass die heiligen Geheimnisse, die wir gefeiert<br />

haben, in uns Frucht bringen. Schenke uns Tag für Tag, was


Auslegung · Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> 242<br />

wir zum Leben brauchen, und führe uns zur ewigen Vollendung.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Gott, der allmächtige Vater, segne euch; er bewahre euch vor Unheil<br />

und Schaden.<br />

Er öffne eure Herzen für sein göttliches Wort und bereite sie für<br />

die unvergänglichen Freuden.<br />

Er lasse euch erkennen, was zum Heile dient, und führe euch<br />

auf dem Weg seiner Gebote zur Gemeinschaft der Heiligen.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn<br />

† und der Heilige Geist.<br />

Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />

Von Eugen Biser<br />

D<br />

as Politische ist für Jesus zwar keineswegs irrelevant; es ist im<br />

Gegenteil hochbedeutsam, besonders der Menschen wegen,<br />

die unter den politischen Verhältnissen zu leiden haben und sich<br />

in ihnen bewähren müssen. Aber es ist nicht seine Sache. „Mein<br />

Reich“, so versichert er vor Pilatus stehend, „ist nicht von dieser<br />

Welt. Wäre es von dieser Welt, dann würden meine Anhänger für<br />

mich kämpfen. So aber ist mein Reich nicht von hier.“ Das drückt<br />

sich in unserem Evangelium in dieser etwas befremdlichen Art<br />

aus, wie Jesus auf die Frage eingeht. Er scheint aus einer ganz<br />

anderen Welt zu kommen, in der es weder Denare noch Steuern<br />

gibt, so dass er sich die Steuermünze überhaupt erst zeigen lassen<br />

muss. Er fragt denn auch nachstoßend: „Wessen Bildnis und Umschrift<br />

ist das?“ Und sie müssen es ihm erklären: „Des Kaisers.“<br />

Das ist die erste Auskunft. Jesus wird auf die Frage, die man ihm<br />

vorlegt, nicht gleichsinnig antworten; nicht wie einer, der selbst<br />

in die politischen Verhältnisse verstrickt ist und aus dieser Aus-


243<br />

Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

einandersetzung heraus zur Frage nach der Steuergerechtigkeit<br />

Stellung nimmt. Nein, er kommt gleichsam senkrecht von oben,<br />

aus einer ganz anderen Welt, wo man weder Steuern noch Denare<br />

kennt, und von daher gibt er seine Stellungnahme ab.<br />

Eugen Biser (dt. Theologe, 1918–2014),<br />

aus: Ders., Gott für uns. Predigten zum Lesejahr A, Düsseldorf 1995, 156,<br />

© Eugen-Biser-Stiftung, München<br />

Hymnus<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Ob deiner Auferstehung, o Herr,<br />

frohlocken Himmel und Erde.<br />

Das All erstrahlt in göttlichem Licht,<br />

das Paradies hat die Pforten geöffnet.<br />

Die ganze Schöpfung will dir lobsingen.<br />

Wir beten dich an und verehren dich,<br />

denn durch dein Kreuz kam die Freude zu uns.<br />

Du hast die verderbte Natur geheilt<br />

zu unvergänglichem Leben.<br />

Die ganze Schöpfung will dir lobsingen.<br />

Die Tore des Todes hast du zertrümmert<br />

und seine ehernen Riegel zermalmt.<br />

Der Unterwelt hast du die Beute entrissen.<br />

Heiliger, starker, unsterblicher Gott!<br />

Die ganze Schöpfung will dir lobsingen.<br />

Neues Stundenbuch


Abend · Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> 244<br />

Psalm 118 Verse 10–18<br />

Alle Völker umringen mich; *<br />

ich wehre sie ab im Namen des Herrn.<br />

Sie umringen, ja, sie umringen mich; *<br />

ich wehre sie ab im Namen des Herrn.<br />

Sie umschwirren mich wie Bienen, /<br />

wie ein Strohfeuer verlöschen sie; *<br />

ich wehre sie ab im Namen des Herrn.<br />

Sie stießen mich hart, sie wollten mich stürzen; *<br />

der Herr aber hat mir geholfen.<br />

Meine Stärke und mein Lied ist der Herr; *<br />

er ist für mich zum Retter geworden.<br />

Frohlocken und Jubel erschallt in den Zelten der Gerechten: *<br />

„Die Rechte des Herrn wirkt mit Macht!<br />

Die Rechte des Herrn ist erhoben, *<br />

die Rechte des Herrn wirkt mit Macht!“<br />

Ich werde nicht sterben, sondern leben, *<br />

um die Taten des Herrn zu verkünden.<br />

Der Herr hat mich hart gezüchtigt, *<br />

doch er hat mich nicht dem Tod übergeben.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Noch immer herrschen in unserer Welt Aufruhr und Krieg. Du<br />

unsere Stärke und unser Lied, erhebe deine Hand, rette deine<br />

Kinder vor dem Verderben!<br />

Lesung Offb 22, 4–5<br />

Sie werden sein Angesicht schauen, und sein Name ist auf ihre<br />

Stirn geschrieben. Es wird keine Nacht mehr geben, und sie<br />

brauchen weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne.<br />

Denn der Herr, ihr Gott, wird über ihnen leuchten, und sie werden<br />

herrschen in alle Ewigkeit.


245<br />

Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.<br />

Fürbitten<br />

Am Sonntag der Weltmission bitten wir um das Wachsen des Reiches<br />

Gottes in unserer Welt und unserer Zeit:<br />

V/A: Komm, Heiliger Geist.<br />

– Lass dein Reich wachsen durch die Menschen, die sich für<br />

Gleichheit und Gerechtigkeit einsetzen.<br />

– Lass dein Reich wachsen durch alle, denen der Schutz deiner<br />

Schöpfung Aufgabe und Auftrag ist.<br />

– Lass dein Reich wachsen durch die Menschen, denen die Armut<br />

weltweit nicht gleichgültig ist.<br />

– Lass dein Reich wachsen durch alle, die die Trennung der Christenheit<br />

nicht hinnehmen und die Einheit aller Getauften suchen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren<br />

Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns<br />

ein Herz, das dir aufrichtig dient. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Deinen Frieden, Herr, gib uns vom Himmel,<br />

und dein Friede bleibe in unseren Herzen.<br />

Lass uns schlafen in Frieden und wachen in dir,<br />

auf dass wir vor keinem Grauen der Nacht uns fürchten.<br />

Alkuin<br />

Salve Regina (Seite 365)


Montag, 23. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Johannes von Capestrano<br />

Johannes von Capestrano (1386–1456) gilt als einer der größten<br />

Wanderprediger seines Jahrhunderts. Er lebte zunächst in Italien,<br />

war dort Richter, bevor er dann Franziskaner von der strengen<br />

Observanz wurde. Seine vierzigjährige Predigttätigkeit, die er 1417<br />

begann, führte ihn durch Italien und Mitteleuropa. Er predigte fast<br />

täglich. Die Massen strömten ihm zu, um ihn zu hören und bei ihm<br />

zu beichten. Er wurde von Päpsten und Fürsten als Ratgeber geschätzt.<br />

Er stiftete Frieden zwischen streitenden Parteien, gründete<br />

Krankenhäuser, organisierte Sozialarbeit. Ab 1451 bemühte er sich<br />

sehr erfolgreich um die Rekatholisierung der Hussiten. 1456 trug er<br />

als Kreuzzugprediger gegen die Türken mit zur Rettung Belgrads bei.<br />

Er hinterließ viele theologische Schriften, Bußbücher und Briefe.<br />

Schrifttexte: Lesung: 2 Kor 5, 14–20; Evangelium: Lk 9, 57–62<br />

Namenstag: hl. Severin von Köln (Bischof, † um 400) · hl. Oda (Mutter<br />

Arnulfs von Metz, 7. Jh.)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Du bist die Zukunft, großes Morgenrot<br />

über den Ebenen der Ewigkeit.<br />

Du bist der Hahnschrei nach der Nacht der Zeit,<br />

der Tau, die Morgenmette und die Maid,<br />

der fremde Mann, die Mutter und der Tod.<br />

Du bist die sich verwandelnde Gestalt,<br />

die immer einsam aus dem Schicksal ragt,


247<br />

Montag, 23. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

die unbejubelt bleibt und unbeklagt<br />

und unbeschrieben wie ein wilder Wald.<br />

Du bist der Dinge tiefer Inbegriff,<br />

der seines Wesens letztes Wort verschweigt<br />

und sich den Andern immer anders zeigt:<br />

dem Schiff als Küste und dem Land als Schiff.<br />

Rainer Maria Rilke (1875–1926)<br />

Psalm 29<br />

Bringt dar dem Herrn, ihr Himmlischen, *<br />

bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!<br />

Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, *<br />

werft euch nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck!<br />

Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern. /<br />

Der Gott der Herrlichkeit donnert, *<br />

der Herr über gewaltigen Wassern.<br />

Die Stimme des Herrn ertönt mit Macht, *<br />

die Stimme des Herrn voll Majestät.<br />

Die Stimme des Herrn zerbricht die Zedern, *<br />

der Herr zerschmettert die Zedern des Libanon.<br />

Er lässt den Libanon hüpfen wie ein Kalb, *<br />

wie einen Wildstier den Sirjon.<br />

Die Stimme des Herrn sprüht flammendes Feuer, /<br />

die Stimme des Herrn lässt die Wüste beben, *<br />

beben lässt der Herr die Wüste von Kadesch.<br />

Die Stimme des Herrn wirbelt Eichen empor, /<br />

sie reißt ganze Wälder kahl. *<br />

In seinem Palast rufen alle: O herrlicher Gott!<br />

Der Herr thront über der Flut, *<br />

der Herr thront als König in Ewigkeit.<br />

Der Herr gebe Kraft seinem Volk! *<br />

Der Herr segne sein Volk mit Frieden!<br />

Ehre sei dem Vater ...


Morgen · Montag, 23. <strong>Oktober</strong> 248<br />

Von deiner Herrlichkeit ist die Erde erfüllt, ewiger Gott. Lass uns<br />

auf deine Stimme hören und deinen Willen tun.<br />

Lesung 2 Thess 3, 10b–13<br />

Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Wir hören aber,<br />

dass einige von euch ein unordentliches Leben führen und<br />

alles Mögliche treiben, nur nicht arbeiten. Wir ermahnen sie und<br />

gebieten ihnen im Namen Jesu Christi, des Herrn, in Ruhe ihrer<br />

Arbeit nachzugehen und ihr selbstverdientes Brot zu essen. Ihr<br />

aber, Brüder, werdet nicht müde, Gutes zu tun!<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Gepriesen sei der Herr, unser Gott.<br />

Bitten<br />

Du unser Gott und Vater, du hast uns erschaffen, damit wir Tag<br />

für Tag im Licht deines Angesichts leben. Wir rufen zu dir:<br />

A: Höre unsere Bitten.<br />

– Lass uns fest im Glauben gegründet sein und stets darin wachsen.<br />

– Hilf uns beten in der Kraft deines Geistes.<br />

– Lass uns festhalten an deiner Liebe.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, komm unserem Beten und Arbeiten mit deiner<br />

Gnade zuvor und begleite es, damit alles, was wir beginnen, bei<br />

dir seinen Anfang nehme und durch dich vollendet werde. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.


249<br />

Montag, 23. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Gott, du Ursprung unseres Heils, durch die Wiedergeburt in der<br />

Taufe hast du uns gerecht gemacht und uns befähigt, ewiges Leben<br />

zu empfangen. Schenke uns die Fülle dieses Lebens in deiner<br />

Herrlichkeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 4, 20–25<br />

Schwestern und Brüder! Abraham zweifelte nicht im Unglauben<br />

an der Verheißung Gottes, sondern wurde stark im Glauben,<br />

und er erwies Gott Ehre, fest davon überzeugt, dass Gott die<br />

Macht besitzt zu tun, was er verheißen hat. Darum wurde der<br />

Glaube ihm als Gerechtigkeit angerechnet.<br />

Doch nicht allein um seinetwillen steht in der Schrift, dass der<br />

Glaube ihm angerechnet wurde, sondern auch um unseretwillen;<br />

er soll auch uns angerechnet werden, die wir an den glauben, der<br />

Jesus, unseren Herrn, von den Toten auferweckt hat.<br />

Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben, wegen unserer<br />

Gerechtmachung wurde er auferweckt.<br />

Antwortpsalm Lk 1, 68–75<br />

Kehrvers:<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat sein Volk<br />

besucht.<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! *<br />

Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;<br />

er hat uns einen starken Retter erweckt *<br />

im Hause seines Knechtes David. – Kehrvers<br />

So hat er verheißen von alters her *<br />

durch den Mund seiner heiligen Propheten.<br />

Er hat uns errettet vor unseren Feinden *<br />

und aus der Hand aller, die uns hassen. – Kehrvers


Eucharistie · Montag, 23. <strong>Oktober</strong> 250<br />

Er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet *<br />

und an seinen heiligen Bund gedacht.<br />

Er hat an den Eid gedacht, *<br />

den er unserm Vater Abraham geschworen hat.<br />

Kehrvers:<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat sein Volk<br />

besucht.<br />

Er hat uns geschenkt, *<br />

dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen<br />

in Heiligkeit und Gerechtigkeit *<br />

vor seinem Angesicht all unsre Tage. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 68, ferner GL 62, 1 (V. Ton)<br />

oder GL 1975 693, 1 · KG 280 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Mt 5, 3<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 12, 13–21<br />

In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag<br />

meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte<br />

ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch<br />

gemacht?<br />

Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder<br />

Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin,<br />

dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss<br />

lebt.<br />

Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines<br />

reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin<br />

und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte<br />

unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich<br />

werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde


251<br />

Montag, 23. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann<br />

kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat,<br />

der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu<br />

dich des Lebens!<br />

Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird<br />

man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das<br />

gehören, was du angehäuft hast?<br />

So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber<br />

vor Gott nicht reich ist.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Dem Mann ist eigentlich nichts vorzuwerfen. Ein gesellschaftlicher<br />

Leistungsträger, kein Hungerleider. Ein Arbeitgeber, tatkräftige<br />

Tagelöhner gesucht. Es ist vernünftig, angesichts sich abzeichnender<br />

guter Erträge geräumigere Scheunen zu bauen und<br />

die zu klein gewordenen Gebäude abzureißen. Dieser Grundbesitzer,<br />

der es ja bereits zu etwas gebracht hat, handelt plan- und<br />

zweckmäßig. Dass Erträge gesteigert und Umsätze und Gewinnspannen<br />

vergrößert werden müssen, das sind Grundpfeiler unserer<br />

Welt. Natürlich will ich, nein, muss ich Gewinn machen!<br />

Selbstverständlich will ich mich vergrößern! Wo also ist das Problem?<br />

Genau hier ist das Problem: „Ich will mich vergrößern!“<br />

Das kann aber kein Mensch. Verräterisch ist, dass der Mann ein<br />

Leben, jedenfalls ein Gleichnis lang, ein Selbstgespräch führt.<br />

Sechsmal kommt in seinem einsamen und gottlosen Monolog<br />

das Wörtchen „ich“ vor, viermal „mein“. Und mit seiner Seele<br />

bzw. seinem Leben – im Griechischen steht für beides das Wort<br />

„psyche“ – rechnet er in seinem Selbstgespräch gerade so wie<br />

mit dem Ernteertrag und dem Stauraum. Aber das ist unmenschlich.<br />

Der Mann, der mit seinem Leben rechnet wie mit einem<br />

Sack Mehl, hat am Ende seine Seele verloren. Das ausgerechnete<br />

Leben lebt nicht. Der Monolog wird monoton; wenn er verstummt,<br />

springt kein Du ein, wird es keine Antwort, wird keiner<br />

Antwort geben. Doch, Gott mischt sich ein: Du Narr.


Abend · Montag, 23. <strong>Oktober</strong> 252<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht.<br />

Marie von Ebner-Eschenbach (österreichische Schriftstellerin, 1830–1916)<br />

• Wie kann ich auf Unrecht und Ungerechtigkeit hinweisen?<br />

• Wo will ich Unrecht im Alltag, vielleicht auch im Raum der<br />

Kirche entgegenwirken, mit wem kann ich mich verständigen<br />

und verbünden?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Bleib in unsrer Mitte in der schweren Zeit.<br />

Bleib bei uns, sei bei uns, in unsrer Mitte bleib.<br />

Öffne unsere Augen, das Leben ist bedroht,<br />

öffne unsere Ohren, für jeden Ton der Not.<br />

Stärke unsern Glauben an dich und deine Welt,<br />

nähre unsere Hoffnung, die uns zusammenhält.<br />

Höre unsre Bitte, schenk du uns deinen Geist,<br />

lenke unsre Schritte zum Weg, der Frieden heißt.<br />

Bleib in unsrer Mitte in der schweren Zeit.<br />

Bleib bei uns, sei bei uns, in unsrer Mitte bleib.<br />

Text: Hans-Jürgen Netz, Musik: Christoph Lehmann,<br />

aus: Solange die Erde noch steht, 1985,<br />

alle Rechte im tvd-Verlag Düsseldorf


253<br />

Montag, 23. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Psalm 11<br />

Beim Herrn finde ich Zuflucht. *<br />

Wie könnt ihr mir sagen: „In die Berge flieh wie ein Vogel“?<br />

Schon spannen die Frevler den Bogen, *<br />

sie legen den Pfeil auf die Sehne,<br />

um aus dem Dunkel zu treffen *<br />

die Menschen mit redlichem Herzen.<br />

Gerät alles ins Wanken, *<br />

was kann da der Gerechte noch tun?<br />

Der Herr weilt in seinem heiligen Tempel, *<br />

der Thron des Herrn ist im Himmel.<br />

Seine Augen schauen herab, *<br />

seine Blicke prüfen die Menschen.<br />

Der Herr prüft Gerechte und Frevler; *<br />

wer Gewalttat liebt, den hasst er aus tiefster Seele.<br />

Auf die Frevler lasse er Feuer und Schwefel regnen; *<br />

sengender Wind sei ihr Anteil.<br />

Denn der Herr ist gerecht, er liebt gerechte Taten; *<br />

wer rechtschaffen ist, darf sein Angesicht schauen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wenn wir nicht wissen wohin, lass uns dein Angesicht schauen,<br />

du Mitte und Ziel unseres Lebens. Bewahre uns auf deinem Weg<br />

und hilf uns voran, ewiger Gott.<br />

Lesung Kol 1, 9b–11<br />

Wir hören nicht auf, inständig für euch zu beten, dass ihr<br />

in aller Weisheit und Einsicht, die der Geist schenkt, den<br />

Willen des Herrn ganz erkennt. Denn ihr sollt ein Leben führen,<br />

das des Herrn würdig ist und in allem sein Gefallen findet. Ihr<br />

sollt Frucht bringen in jeder Art von guten Werken und wachsen<br />

in der Erkenntnis Gottes. Er gebe euch in der Macht seiner Herrlichkeit<br />

viel Kraft, damit ihr in allem Geduld und Ausdauer habt.


Abend · Montag, 23. <strong>Oktober</strong> 254<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Meine Seele preist die Größe des Herrn; denn auf die Niedrigkeit<br />

seiner Magd hat er geschaut.<br />

Fürbitten<br />

An Jesus, unseren Freund und Bruder, wenden wir uns voll Hoffnung<br />

inmitten der Nöte unserer Zeit:<br />

V: Du unser Licht und unser Leben,<br />

A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />

– Wir bitten dich heute für unsere Verwandten, unsere Eltern<br />

und Geschwister, für alle, die uns Liebe geschenkt haben und<br />

uns treu begleiten.<br />

– Wir bitten dich für die Menschen, die in Kriegsgebieten leben<br />

müssen, und für alle, die einen nahen Menschen verloren haben.<br />

– Wir bitten für die Menschen, die auf der Straße leben und den<br />

nun kälter werdenden Tagen und Nächten oft schutzlos ausgesetzt<br />

sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Dich, großer Gott, preise unser Lobgesang. Um unseres Heiles<br />

willen hast du auf die Niedrigkeit der Jungfrau Maria geschaut<br />

und sie erhöht. Erhöhe auch uns und schenke uns die Fülle der<br />

Erlösung. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Antonius Maria Claret<br />

Antonius Maria Claret (1807–1870) war als Volksmissionar, Ordensgründer<br />

und Erzbischof ein Mann von außergewöhnlicher<br />

Tatkraft. Er lebte in Spanien. 1835 wurde er Priester und begann<br />

einige Jahre später seine Tätigkeit als Volksmissionar. Zur Unterstützung<br />

dieser Arbeit gründete er 1849 den Missionsorden „Söhne des<br />

unbefleckten Herzens Mariä“ (Claretiner) und 1855 das „Apostolische<br />

Bildungsinstitut von der Unbefleckten Empfängnis“ (Claretinerinnen)<br />

zur Erziehung der weiblichen Jugend. Von 1850–1857 war<br />

er Erzbischof von Santiago de Cuba. Dort bemühte er sich besonders<br />

um die Erneuerung des christlichen Lebens, die geistliche und pastorale<br />

Erneuerung des Klerus, die Gründung von Ordensgemeinschaften,<br />

die Bildung der Jugend und die Krankenpflege. Ab 1857 war er<br />

Beichtvater der Königin Isabella II. von Spanien. Er verfasste mehr als<br />

200 Schriften zur Volkserziehung und Priesterbildung.<br />

Schrifttexte: Lesung: Jes 52, 7–10; Evangelium: Mk 1, 14–20<br />

Namenstag: hl. Arethas und Gefährten (Märtyrer im Jemen, † 523) · hl.<br />

Evergislus (erster bekannter fränkischer Bischof von Köln, † vor 594)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Leonid von Optina (russ. Starez, 1768–<br />

1841)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Erwartet den Herrn,<br />

steht als Knechte bereit an der Tür.


Morgen · Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> 256<br />

Schon jauchzt jeder Stern,<br />

seht, er kommt, seht, er kommt, wir sind hier.<br />

Komm, Herr Jesus, Maranatha.<br />

Entzündet die Lampen, ihr Mägde,<br />

erglühet im Geist<br />

im Kommen des Ewig-Geliebten,<br />

der Kyrios heißt.<br />

Komm, Herr Jesus, Maranatha.<br />

Du wirfst dein Feuer zur Erde<br />

und willst, dass es brennt,<br />

und wir sind der Mund,<br />

der anbetend dein Kommen bekennt.<br />

Komm, Herr Jesus, Maranatha.<br />

Zeitgenössisch (Urheberin: Silja Walter)<br />

Melodie: Benediktinisches Antiphonale 1, 15 f.<br />

Psalm 24<br />

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, *<br />

der Erdkreis und seine Bewohner.<br />

Denn er hat ihn auf Meere gegründet, *<br />

ihn über Strömen befestigt.<br />

Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, *<br />

wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?<br />

Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, *<br />

der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.<br />

Er wird Segen empfangen vom Herrn *<br />

und Heil von Gott, seinem Helfer.<br />

Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, *<br />

die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.<br />

Ihr Tore, hebt euch nach oben, /<br />

hebt euch, ihr uralten Pforten; *<br />

denn es kommt der König der Herrlichkeit.


257<br />

Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Wer ist der König der Herrlichkeit? *<br />

Der Herr, stark und gewaltig,<br />

der Herr, mächtig im Kampf.<br />

Ihr Tore, hebt euch nach oben, /<br />

hebt euch, ihr uralten Pforten; *<br />

denn es kommt der König der Herrlichkeit.<br />

Wer ist der König der Herrlichkeit? *<br />

Der Herr der Heerscharen,<br />

er ist der König der Herrlichkeit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Heiliger Gott, du kommst den Menschen nahe, die ein reines<br />

Herz haben. Befreie uns von allem, was uns von dir fernhält, und<br />

schenke uns deinen Segen.<br />

Lesung <br />

Röm 13, 11b–13a<br />

Die Stunde ist gekommen, sich vom Schlaf zu erheben. Denn<br />

jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig<br />

wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst<br />

uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des<br />

Lichts! Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Einen starken Retter hat der Herr uns erweckt, wie er verheißen<br />

hat durch den Mund seiner Propheten.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, unser Herr, auf den wir warten. Ihn lasst uns<br />

bitten:<br />

A: Halte uns wach für dein Kommen.<br />

Unsern Gürtel lass uns nicht ablegen,<br />

– damit wir bereit sind, dorthin zu gehen, wo du uns brauchst.


Eucharistie · Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> 258<br />

Unsere Lampen lass uns nicht ausgehen,<br />

– damit wir den Menschen leuchten, die dich suchen.<br />

A: Halte uns wach für dein Kommen.<br />

An der Tür lass uns auf dich warten,<br />

– damit wir dir öffnen, wenn du anklopfst.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, neige dein Ohr und vernimm das Morgengebet deiner Gläubigen.<br />

Erhelle und heile, was in der Tiefe unseres Herzens krank<br />

ist, damit kein Begehren uns in seinem Bann gefangen hält, die<br />

wir erleuchtet wurden durch das Licht der himmlischen Gnade.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Barmherziger Gott, du selber weckst in uns das Verlangen, dir zu<br />

dienen. Heilige uns durch Werke der Buße, erleuchte und stärke<br />

uns, damit wir treu den Weg deiner Gebote gehen. Darum bitten<br />

wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 5, 12.15b.17–19.20b–21<br />

Schwestern und Brüder! Durch einen einzigen Menschen kam<br />

die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf<br />

diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.


259<br />

Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheimgefallen,<br />

so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die<br />

durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt<br />

worden ist, den vielen reichlich zuteilgeworden.<br />

Ist durch die Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft gekommen,<br />

durch diesen einen, so werden erst recht alle, denen<br />

die Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit reichlich zuteilwurde,<br />

leben und herrschen durch den einen, Jesus Christus.<br />

Wie es also durch die Übertretung eines Einzigen für alle Menschen<br />

zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte<br />

Tat eines Einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen,<br />

die Leben gibt. Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen<br />

die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den<br />

Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.<br />

Wo jedoch die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß<br />

geworden. Denn wie die Sünde herrschte und zum Tod<br />

führte, so soll auch die Gnade herrschen und durch Gerechtigkeit<br />

zu ewigem Leben führen, durch Jesus Christus, unseren Herrn.<br />

Antwortpsalm Ps 40, 7–10.17<br />

Kehrvers:<br />

Mein Gott, ich komme; deinen Willen zu tun, macht mir Freude.<br />

An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, *<br />

Brand- und Sündopfer forderst du nicht.<br />

Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; /<br />

darum sage ich: Ja, ich komme. *<br />

In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist. – Kehrvers<br />

Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, *<br />

deine Weisung trag ich im Herzen.<br />

Gerechtigkeit verkünde ich in großer Gemeinde, *<br />

meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es. – Kehrvers<br />

Alle, die dich suchen, frohlocken; *<br />

sie mögen sich freuen in dir.


Eucharistie · Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> 260<br />

Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: *<br />

Groß ist Gott, der Herr.<br />

Kehrvers:<br />

Mein Gott, ich komme; deinen Willen zu tun, macht mir Freude.<br />

Kehrvers vgl. Verse 8a.9a, ferner GL 31, 1 (IV. Ton)<br />

oder GL 1975 528, 1 · KG 794 (I. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Lk 21, 36<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Wacht und betet allezeit, damit ihr hintreten könnt vor den Menschensohn.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 12, 35–38<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Legt euren Gürtel<br />

nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen,<br />

die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit<br />

ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft.<br />

Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt!<br />

Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen<br />

lassen und sie der Reihe nach bedienen.<br />

Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache<br />

und findet sie wach – selig sind sie.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Sept sur sept (an sieben Wochentagen geöffnet), das habe ich in<br />

den 80er-Jahren in Paris kennengelernt. In der Bundesrepublik<br />

herrschten damals rigide Ladenschlusszeiten. Diese Entgrenzung,<br />

24/7 heißt es heute, ist in Zeiten des Internets zur Normalität<br />

geworden. Es geht rund, rund um die Uhr. Das mit einem<br />

Gürtel geraffte lange Untergewand signalisierte in der Welt Jesu:<br />

bei der Arbeit. Die Nacht, die um sechs Uhr abends mit dem<br />

Entzünden der Lampe beginnt, teilt Lukas in drei vierstündige


261<br />

Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Wachen ein. Wie die Hirten in der Heiligen Nacht die erste Ankunft<br />

des Herrn nicht verschliefen (Lk 2, 8), so sollen die Jünger<br />

und Jüngerinnen seine zweite Ankunft erwarten. Und dann?<br />

Von ihrem Herrn bedient zu werden, davon konnten selbst die<br />

Treuesten der treuen Diener nicht träumen. Und dennoch wird<br />

es ihnen hier verheißen. Das Reich Gottes verändert die Welt.<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Die wichtigste Tugend ist die Liebe.<br />

Antonius Maria Claret (Heiliger des Tages)<br />

• Wessen Tun war von Liebe geleitet, als ich Kind war?<br />

• Was leitet mein Tun und Lassen?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Führ, mildes Licht, im Dunkel rings um mich,<br />

führ mich voran!<br />

Dunkel die Nacht. Fern von daheim bin ich.<br />

Führ mich voran!<br />

Bewahr du meinen Fuß. Ich will nicht sehn<br />

die Ferne mehr, nur einen Schritt jetzt gehn.<br />

Nicht immer dacht’ ich so, bat nicht, dass du<br />

mich führst voran.


Abend · Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> 262<br />

Gern wählte selbst ich meinen Pfad, doch nun:<br />

Führ mich voran!<br />

Ich liebte grellen Tag. Trotz Furchtsamkeit<br />

regierte Stolz mein Herz. Vergiss vergangne Zeit!<br />

So lang gab Segen deine Hand. Gewiss<br />

führt sie voran:<br />

Durch Moor und Sumpf, längs Fels und Sturzbach, bis<br />

die Nacht verrann,<br />

bis morgens licht mich grüßt der Engel Chor,<br />

die längst ich liebt’, doch eine Weil’ verlor.<br />

John Henry Newman (1801–1890)<br />

Psalm 20 Verse 2–10<br />

Der Herr erhöre dich am Tage der Not, *<br />

der Name von Jakobs Gott möge dich schützen.<br />

Er sende dir Hilfe vom Heiligtum *<br />

und stehe dir bei vom Zion her.<br />

An all deine Speiseopfer denke er, *<br />

nehme dein Brandopfer gnädig an.<br />

Er schenke dir, was dein Herz begehrt, *<br />

und lasse all deine Pläne gelingen.<br />

Dann wollen wir jubeln über deinen Sieg, /<br />

im Namen unsres Gottes das Banner erheben. *<br />

All deine Bitten erfülle der Herr.<br />

Nun bin ich gewiss: *<br />

der Herr schenkt seinem Gesalbten den Sieg;<br />

er erhört ihn von seinem heiligen Himmel her *<br />

und hilft ihm mit der Macht seiner Rechten.<br />

Die einen sind stark durch Wagen, die andern durch Rosse, *<br />

wir aber sind stark im Namen des Herrn, unsres Gottes.<br />

Sie sind gestürzt und gefallen; *<br />

wir bleiben aufrecht und stehen.


263<br />

Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Herr, verleihe dem König den Sieg! *<br />

Erhör uns am Tag, da wir rufen!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

In deinem Namen allein sind wir stark, Gott, unser Heil. Steh uns<br />

bei und gib uns Mut, dass wir tun, was du mit uns vorhast.<br />

Lesung 1 Petr 1, 13–14<br />

Umgürtet euch und macht euch bereit! Seid nüchtern und<br />

setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch bei der<br />

Offenbarung Jesu Christi geschenkt wird! Seid gehorsame Kinder<br />

und lasst euch nicht mehr von euren Begierden treiben wie früher,<br />

in der Zeit eurer Unwissenheit!<br />

Nunc dimittis – Lobgesang des Simeon<br />

Antiphon zum Nunc dimittis:<br />

Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz,<br />

wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen in<br />

seinem Frieden.<br />

Fürbitten<br />

Fünfzig Jahre nach dem Ende des Jom-Kippur-Krieges bitten wir<br />

Gott für die Menschen in Israel:<br />

A: Segne sie mit Frieden.<br />

– Dass sie Wege finden, die Gräben zwischen den unterschiedlichen<br />

Gruppen zu überwinden.<br />

– Dass sie die Bedrohungen der Demokratie in ihrem Land in den<br />

Griff bekommen.<br />

– Dass sie gute Beziehungen zu ihren arabischen Nachbarn aufbauen.<br />

– Dass sie von Krieg und Terror verschont bleiben.<br />

Vaterunser


Abend · Dienstag, 24. <strong>Oktober</strong> 264<br />

Oration<br />

Herr, gütiger Vater, sei du unsere Leuchte im Dunkel der Nacht.<br />

Gib, dass wir in Frieden schlafen, damit wir uns beim Anbruch<br />

des neuen Tages in deinem Namen freudig erheben. Darum bitten<br />

wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Ach, Herr, bring doch Hilfe!<br />

Ach, Herr, gib doch Gelingen!<br />

Gott, der Herr, erleuchte uns.<br />

Ps 118, 25.27


Mittwoch, 25. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Namenstag: hl. Krispin und hl. Krispinian (Märtyrer, † um 287) · hl.<br />

Chrysanthus und hl. Daria (Märtyrer, † um 304) · hl. Gaudentius (Bischof<br />

von Brescia, 5. Jh.) · sel. Ludwig III. von Arnstein (Prämonstratenser,<br />

Klostergründer, † 1185)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Philipp Nicolai (dt. Dichter, 1556–1608)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Morgenglanz der Ewigkeit,<br />

Licht vom unerschaffnen Lichte,<br />

schick uns diese Morgenzeit<br />

deine Strahlen zu Gesichte<br />

und vertreib durch deine Macht<br />

unsre Nacht.<br />

Deiner Güte Morgentau<br />

fall auf unser matt Gewissen;<br />

lass die dürre Lebens-Au<br />

lauter süßen Trost genießen<br />

und erquick uns, deine Schar,<br />

immerdar.<br />

Gib, dass deiner Liebe Glut<br />

unsre kalten Werke töte,<br />

und erweck uns Herz und Mut<br />

bei entstandner Morgenröte,<br />

dass wir, eh wir gar vergehn,<br />

recht aufstehn.<br />

Christian Knorr von Rosenroth 1684; teilweise nach Martin Opitz 1634<br />

EG 450, Strophen 1–3 · mit anderem Text: GL 84 · GL 1975 668 · KG 671


Morgen · Mittwoch, 25. <strong>Oktober</strong> 266<br />

Canticum <br />

Antiphon:<br />

Herr, du bist groß und wunderbar in deiner Macht.<br />

Jdt 16, 1–2a.13–15<br />

Stimmt ein Lied an für meinen Gott unter Paukenschall, *<br />

singt für den Herrn unter Zimbelklang!<br />

Preist ihn und singt sein Lob, /<br />

rühmt seinen Namen und ruft ihn an! *<br />

Denn der Herr ist ein Gott, der den Kriegen ein Ende setzt.<br />

Ich singe meinem Gott ein neues Lied; *<br />

Herr, du bist groß und voll Herrlichkeit.<br />

Wunderbar bist du in deiner Stärke, *<br />

keiner kann dich übertreffen.<br />

Dienen muss dir deine ganze Schöpfung. *<br />

Denn du hast gesprochen, und alles entstand.<br />

Du sandtest deinen Geist, um den Bau zu vollenden. *<br />

Kein Mensch kann deinem Wort widerstehen.<br />

Meere und Berge erbeben in ihrem Grund, /<br />

vor dir zerschmelzen die Felsen wie Wachs. *<br />

Doch wer dich fürchtet, der erfährt deine Gnade.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung <br />

Tob 4, 15a.16a.18–19a<br />

Was dir selbst verhasst ist, das mute auch einem anderen<br />

nicht zu! Gib dem Hungrigen von deinem Brot und dem<br />

Nackten von deinen Kleidern. Such nur bei Verständigen Rat;<br />

einen brauchbaren Ratschlag verachte nicht! Preise Gott, den<br />

Herrn, zu jeder Zeit; bitte ihn, dass dein Weg geradeaus führt und<br />

dass alles, was du tust und planst, ein gutes Ende nimmt.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Vollende an uns dein Erbarmen, o Herr, und denk an deinen heiligen<br />

Bund.


267<br />

Mittwoch, 25. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der uns seine Nähe schenkt. Ihn bitten wir:<br />

A: Lass uns deine Stimme hören.<br />

– In den Farben und Klängen, an denen wir uns heute freuen.<br />

– In den Worten der Menschen, die heute mit uns sprechen.<br />

– Im Spiel der Kinder, denen wir heute begegnen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Erhöre uns, Gott, unser Heiland, und gib, dass wir in deinem<br />

Lichte leben und die Wahrheit tun; denn als Kinder des Lichtes<br />

sind wir aus dir geboren. Mache uns zu deinen Zeugen unter den<br />

Menschen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Herr, unser Gott, sende uns den Geist der Einsicht, der Wahrheit<br />

und des Friedens. Lass uns erkennen, was du von uns verlangst,<br />

und gib uns die Bereitschaft, einmütig zu erfüllen, was wir als<br />

deinen Auftrag erkannt haben. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 6, 12–18<br />

Schwestern und Brüder! Die Sünde soll euren sterblichen Leib<br />

nicht mehr beherrschen, und seinen Begierden sollt ihr nicht<br />

gehorchen. Stellt eure Glieder nicht der Sünde zur Verfügung als<br />

Waffen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch Gott zur Verfü-


Eucharistie · Mittwoch, 25. <strong>Oktober</strong> 268<br />

gung als Menschen, die vom Tod zum Leben gekommen sind,<br />

und stellt eure Glieder als Waffen der Gerechtigkeit in den Dienst<br />

Gottes. Die Sünde soll nicht über euch herrschen; denn ihr steht<br />

nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.<br />

Heißt das nun, dass wir sündigen dürfen, weil wir nicht unter<br />

dem Gesetz stehen, sondern unter der Gnade? Keineswegs! Ihr<br />

wisst doch: Wenn ihr euch als Sklaven zum Gehorsam verpflichtet,<br />

dann seid ihr Sklaven dessen, dem ihr gehorchen müsst; ihr<br />

seid entweder Sklaven der Sünde, die zum Tod führt, oder des<br />

Gehorsams, der zur Gerechtigkeit führt.<br />

Gott aber sei Dank; denn ihr wart Sklaven der Sünde, seid jedoch<br />

von Herzen der Lehre gehorsam geworden, an die ihr übergeben<br />

wurdet. Ihr wurdet aus der Macht der Sünde befreit und<br />

seid zu Sklaven der Gerechtigkeit geworden.<br />

Antwortpsalm Ps 124<br />

Kehrvers:<br />

Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.<br />

Hätte sich nicht der Herr für uns eingesetzt *<br />

– so soll Israel sagen –,<br />

hätte sich nicht der Herr für uns eingesetzt, *<br />

als sich gegen uns Menschen erhoben. – Kehrvers<br />

Sie hätten uns lebendig verschlungen, *<br />

als gegen uns ihr Zorn entbrannt war.<br />

Dann hätten die Wasser uns weggespült, *<br />

hätte sich über uns ein Wildbach ergossen. – Kehrvers<br />

Die Wasser hätten sich über uns ergossen, *<br />

die wilden und wogenden Wasser.<br />

Gelobt sei der Herr, *<br />

der uns nicht ihren Zähnen als Beute überließ. – Kehrvers<br />

Unsre Seele ist wie ein Vogel<br />

dem Netz des Jägers entkommen; *<br />

das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.


269<br />

Mittwoch, 25. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Unsre Hilfe steht im Namen des Herrn, *<br />

der Himmel und Erde gemacht hat. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 8a, ferner GL 60, 1 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 528, 2 · KG 385, 7 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Mt 24, 42a.44<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Seid wachsam und haltet euch bereit! Denn der Menschensohn<br />

kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 12, 39–48<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Bedenkt: Wenn der<br />

Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt,<br />

so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet<br />

auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer<br />

Stunde, in der ihr es nicht erwartet.<br />

Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns<br />

oder auch all die anderen?<br />

Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter,<br />

den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur<br />

rechten Zeit die Nahrung zuteilt?<br />

Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn<br />

er kommt! Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter<br />

seines ganzen Vermögens machen.<br />

Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange<br />

nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen;<br />

wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an<br />

einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu<br />

einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke<br />

hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen.<br />

Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht<br />

darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge<br />

bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas<br />

tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen.


Abend · Mittwoch, 25. <strong>Oktober</strong> 270<br />

Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert<br />

werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man<br />

umso mehr verlangen.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Wir sind vernünftig. Wir haben gelernt, für uns und für unsere<br />

Zukunft Verantwortung zu übernehmen. Nach Möglichkeit. Wir<br />

sichern unsere Gesundheit, unser Heim und unsere Fahrzeuge.<br />

Wir schließen Versicherungen ab gegen Gefahren aller Art. Wir<br />

sind vorsichtig. Wir sind umsichtig. Wir kalkulieren unser Risiko.<br />

Meistens jedenfalls. Wie vernünftig ist denn eure Vernunft? Wie<br />

sicher sind eure Versicherungen? Wer verantwortet eure Verantwortung?<br />

Das fragt nicht einer, der Ängste schüren und uns eine<br />

weitere Police verkaufen will. So fragt einer, der von alten Ängsten<br />

befreit und einen neuen Blick aufs Leben, ja neues Leben schenkt.<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Es gibt ein sicheres Zeichen der Selbsterkenntnis: Wenn man an<br />

sich selbst mehr Fehler bemerkt als an anderen.<br />

Christian Friedrich Hebbel (deutscher Dramatiker und Lyriker, 1813–1863)<br />

• Bei wem nehme ich einen unbefangenen und sogar wertschätzenden<br />

Blick auf andere, auf Fremde und Fremdes wahr?<br />

• Worauf fällt mein Blick, worauf achte ich – bei mir und bei<br />

anderen?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)


271<br />

Mittwoch, 25. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Hymnus<br />

In jeder Nacht, die mich bedroht,<br />

ist immer noch dein Stern erschienen.<br />

Und fordert es, Herr, dein Gebot,<br />

so naht dein Engel, mir zu dienen.<br />

In welchen Nöten ich mich fand,<br />

du hast dein starkes Wort gesandt.<br />

Hat banger Zweifel mich gequält,<br />

hast du die Wahrheit nie entzogen.<br />

Dein großes Herz hat nicht gezählt,<br />

wie oft ich mich und dich betrogen.<br />

Du wusstest ja, was mir gebricht.<br />

Dein Wort bestand: Es werde Licht!<br />

Hat schwere Sorge mich bedrängt,<br />

ward deine Treue mir verheißen.<br />

Den Strauchelnden hast du gelenkt<br />

und wirst ihn stets vom Abgrund reißen.<br />

Wann immer ich den Weg nicht sah:<br />

dein Wort wies ihn. Das Ziel war nah.<br />

Hat meine Sünde mich verklagt,<br />

hast du den Freispruch schon verkündet.<br />

Wo hat ein Richter je gesagt,<br />

er sei dem Schuldigen verbündet?<br />

Was ich auch über mich gebracht,<br />

dein Wort hat stets mein Heil bedacht.<br />

In jeder Nacht, die mich umfängt,<br />

darf ich in deine Arme fallen,<br />

und du, der nichts als Liebe denkt,<br />

wachst über mir, wachst über allen.<br />

Du birgst mich in der Finsternis.<br />

Dein Wort bleibt noch im Tod gewiss.<br />

Jochen Klepper (1903–1942), Trostlied am Abend


Abend · Mittwoch, 25. <strong>Oktober</strong> 272<br />

Psalm 17 Verse 8–15<br />

Herr, behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges, *<br />

birg mich im Schatten deiner Flügel<br />

vor den Frevlern, die mich hart bedrängen, *<br />

vor den Feinden, die mich wütend umringen.<br />

Sie haben ihr hartes Herz verschlossen, *<br />

sie führen stolze Worte im Mund,<br />

sie lauern mir auf, jetzt kreisen sie mich ein; *<br />

sie trachten danach, mich zu Boden zu strecken,<br />

so wie der Löwe voll Gier ist zu zerreißen, *<br />

wie der junge Löwe, der im Hinterhalt lauert.<br />

Erheb dich, Herr, tritt dem Frevler entgegen! *<br />

Wirf ihn zu Boden, mit deinem Schwert entreiß mich ihm!<br />

Rette mich, Herr, mit deiner Hand vor diesen Leuten, *<br />

vor denen, die im Leben schon alles haben.<br />

Du füllst ihren Leib mit Gütern, /<br />

auch ihre Söhne werden noch satt *<br />

und hinterlassen den Enkeln, was übrig bleibt.<br />

Ich aber will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen, *<br />

mich sattsehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Allgegenwärtiger Gott, du birgst uns im Schutz deiner Flügel. Gib<br />

uns eine ruhige Nacht und lass uns am Morgen dein Angesicht<br />

schauen.<br />

Lesung 1 Thess 5, 9–10<br />

Gott hat uns nicht für das Gericht seines Zornes bestimmt,<br />

sondern dafür, dass wir durch Jesus Christus, unseren Herrn,<br />

das Heil erlangen. Er ist für uns gestorben, damit wir vereint mit<br />

ihm leben, ob wir nun wachen oder schlafen.


273<br />

Mittwoch, 25. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Großes hat an mir getan der Mächtige, sein Name ist heilig.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten für alle, die durch menschliche Schuld oder Fahrlässigkeit<br />

zu Schaden kommen:<br />

V: Jesus, unser Retter, A: erbarme dich unser.<br />

– Für alle, die von Chemie- oder Atomunfällen und Grubenunglücken<br />

betroffen sind.<br />

– Für alle, deren Lebensgrundlagen durch Umweltverschmutzung<br />

zerstört werden.<br />

– Für alle, die in der Freizeit oder im Straßenverkehr durch den<br />

Leichtsinn anderer in Not geraten.<br />

– Für alle, die von einem Eisenbahnunglück oder Flugzeugabsturz<br />

betroffen sind oder Schiffbruch erleiden.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Höre unser Gebet, o Herr, und beschütze uns bei Tag und bei<br />

Nacht. Wir sind dem Wandel der Zeit unterworfen; schenke uns<br />

festen Halt in dir, dem unwandelbaren Gott. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Namenstag: hl. Amandus von Straßburg (Bischof, 4. Jh.) · hl. Witta (Albuin,<br />

Bischof, † nach 760) · sel. Gerwich und sel. Wigand von Waldsassen<br />

(Zisterzienser, 12. Jh.) · sel. Josephine Leroux (Klarissin, Märtyrerin<br />

in der frz. Revolution, † 1794)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Demetrios von Thessaloniki (Märtyrer,<br />

† 306)<br />

Österreichischer Nationalfeiertag<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

An Gott den heiligen Geist<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

O Feuer wahrer Lieb! O Brunn der guten Gaben!<br />

O Meister aller Kunst! O höchste Heiligkeit!<br />

O dreimal großer Gott! O Lust, die alles Leid vertreibt!<br />

O keusche Taub! O Furcht der Höllenraben!<br />

Die, eh das wüste Meer mit Bergen rings umgraben,<br />

eh’r Luft und Erden ward, eh das gestirnte Kleid<br />

dem Himmel angelegt, vor Anbeginn der Zeit,<br />

die Zwei, die ganz dir gleich, von sich gelassen haben!<br />

O Weisheit ohne Maß! O reiner Seelengast!<br />

O teure Gnadenquell! O Trost in herber Last!<br />

O Regen, der in Angst mit Segen uns befeuchtet!


275<br />

Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Ach lass ein Tröpflein nur von deinem Lebenstau<br />

erfrischen meinen Geist! Hilf, dass ich doch nur schau<br />

ein Fünklein deiner Glut! So bin ich ganz erleuchtet.<br />

Andreas Gryphius (1616–1664)<br />

Psalm 48 Verse 2–15<br />

Groß ist der Herr und hoch zu preisen *<br />

in der Stadt unseres Gottes.<br />

Sein heiliger Berg ragt herrlich empor; *<br />

er ist die Freude der ganzen Welt.<br />

Der Berg Zion liegt weit im Norden; *<br />

er ist die Stadt des großen Königs.<br />

Gott ist in ihren Häusern bekannt *<br />

als ein sicherer Schutz.<br />

Denn seht: Die Könige vereinten sich *<br />

und zogen gemeinsam heran;<br />

doch als sie aufsahen, erstarrten sie vor Schreck, *<br />

sie waren bestürzt und liefen davon.<br />

Dort packte sie das Zittern, *<br />

wie die Wehen eine gebärende Frau,<br />

wie der Sturm vom Osten, *<br />

der die Schiffe von Tarschisch zerschmettert.<br />

Wie wir’s gehört hatten, so erlebten wir’s jetzt *<br />

in der Stadt des Herrn der Heere,<br />

in der Stadt unseres Gottes; *<br />

Gott lässt sie ewig bestehen.<br />

Über deine Huld, o Gott, denken wir nach *<br />

in deinem heiligen Tempel.<br />

Wie dein Name, Gott, so reicht dein Ruhm<br />

bis an die Enden der Erde; *<br />

deine rechte Hand ist voll von Gerechtigkeit.


Morgen · Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> 276<br />

Der Berg Zion freue sich, *<br />

die Töchter Judas sollen über deine gerechten Urteile jubeln.<br />

Umkreist den Zion, umschreitet ihn, *<br />

zählt seine Türme!<br />

Betrachtet seine Wälle, geht in seinen Palästen umher, *<br />

damit ihr dem kommenden Geschlecht erzählen könnt:<br />

„Das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. *<br />

Er wird uns führen in Ewigkeit.“<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du unsere Zuflucht und unser Schutz, erweise uns deine Huld;<br />

denn mächtige Sorgen bedrängen uns. Belebe uns neu, dass Zions<br />

Kinder über dich jubeln.<br />

Lesung Hld 8, 6b–7<br />

Stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die<br />

Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen.<br />

Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; auch<br />

Ströme schwemmen sie nicht weg. Böte einer für die Liebe den<br />

ganzen Reichtum seines Hauses, nur verachten würde man ihn.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Dienet dem Herrn in Heiligkeit, denn er befreit uns aus der Hand<br />

unserer Feinde.<br />

Bitten<br />

Jeder Mensch ist dazu fähig, Mitgefühl zu empfinden. Davon war<br />

jedenfalls der bedeutende Humanist Albert Schweitzer überzeugt.<br />

Wir rufen zu Gott:<br />

A: Entzünde in uns deine Liebe.<br />

– Dass wir auf die Menschen eingehen, die uns heute begegnen.<br />

– Dass wir die Menschen wahrnehmen, die sich in einer Notlage<br />

befinden.


277<br />

Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

– Dass wir ein Gespür auch für unsere Mitgeschöpfe entwickeln.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, am Abend, am Morgen und am Mittag<br />

preisen wir deine göttliche Herrlichkeit und bitten: Vertreibe aus<br />

unserem Herzen die Finsternis der Sünde, damit wir zum wahren<br />

Licht gelangen, zu Christus, deinem Sohn, unserem Herrn<br />

und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und<br />

herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gott, nach deinem geheimnisvollen Ratschluss lässt du die Kirche<br />

am Leiden deines Sohnes teilhaben. Stärke unsere Brüder, die wegen<br />

des Glaubens verfolgt werden. Gib ihnen Geduld und Liebe,<br />

damit sie in ihrer Bedrängnis auf dich vertrauen und sich als deine<br />

Zeugen bewähren. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 6, 19–23<br />

Schwestern und Brüder! Wegen eurer Schwachheit rede ich<br />

nach Menschenweise: Wie ihr eure Glieder in den Dienst<br />

der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit gestellt habt, sodass ihr<br />

gesetzlos wurdet, so stellt jetzt eure Glieder in den Dienst der<br />

Gerechtigkeit, sodass ihr heilig werdet.<br />

Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr der Gerechtigkeit<br />

gegenüber frei. Welchen Gewinn hattet ihr damals? Es waren<br />

Dinge, deren ihr euch jetzt schämt; denn sie bringen den Tod.


Eucharistie · Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> 278<br />

Jetzt, da ihr aus der Macht der Sünde befreit und zu Sklaven<br />

Gottes geworden seid, habt ihr einen Gewinn, der zu eurer Heiligung<br />

führt und das ewige Leben bringt. Denn der Lohn der Sünde<br />

ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus<br />

Jesus, unserem Herrn.<br />

Antwortpsalm Ps 1, 1–4.6<br />

Kehrvers:<br />

Gesegnet, wer auf den Herrn sich verlässt.<br />

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, /<br />

nicht auf dem Weg der Sünder geht, *<br />

nicht im Kreis der Spötter sitzt,<br />

sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, *<br />

über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. – Kehrvers<br />

Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, /<br />

der zur rechten Zeit seine Frucht bringt *<br />

und dessen Blätter nicht welken.<br />

Alles, was er tut, *<br />

wird ihm gut gelingen. – Kehrvers<br />

Nicht so die Frevler: *<br />

Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.<br />

Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, *<br />

der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Jer 17, 7, ferner GL 31, 1 oder GL 1975 708, 1<br />

oder KG 606 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Phil 3, 8.9<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Ich habe alles aufgegeben, um Christus zu gewinnen und in ihm<br />

zu sein.<br />

Halleluja.


279<br />

Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 12, 49–53<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen,<br />

um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde<br />

schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich<br />

bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist.<br />

Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen?<br />

Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn<br />

von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen<br />

Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei<br />

stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der<br />

Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter<br />

gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter<br />

und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Brandgefährlich. Vor einiger Zeit las ich im Lokalteil unserer Zeitung:<br />

Hinter der Brandserie steckte ein Mitglied der Freiwilligen<br />

Feuerwehr, das sich endlich einmal beweisen wollte. Jesus<br />

ist keiner, der sich etwas beweisen muss, keiner, der mutwillig<br />

mit dem Feuer spielt, auch kein eiskalter Ästhet, der sich am<br />

grandiosen Spiel der Flammen berauscht wie, so heißt es, Nero<br />

einst im brennenden Rom. Das Feuer, das Jesus von Gottes Nahekommen<br />

erhofft, das Feuer, das Jesus selbst bringt, will, was<br />

es erfasst, nicht zerstören, sondern heilen, will Leben nicht<br />

auslöschen, sondern entfachen. Zweifellos birgt Jesu Botschaft<br />

von Gottes Nahen Zündstoff, sie ruft zur Entscheidung, bringt<br />

schwelende Konflikte zum Ausbruch. Doch dieser Preis ist nicht<br />

zu hoch, ruft das Evangelium. Der Dornbusch, der brennt, aber<br />

nicht verbrennt. Der biblische Gott ist kein Feuerteufel. Frohe<br />

Botschaft, Botschaft des Friedens. Einladung nicht zu Furcht und<br />

Hass, sondern Ermutigung zu Gottes Neubeginn: „Wie froh wäre<br />

ich, es würde schon brennen!“


Abend · Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> 280<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Wo man Liebe aussäet, da wachset Freude empor.<br />

Johann Michael Sailer (deutscher katholischer Theologe,<br />

Bischof von Regensburg, verfasste zahlreiche theologische,<br />

philosophische und pädagogische Schriften, 1751–1832)<br />

• Wer hat in meiner Kindheit Liebe ausgesät?<br />

• Was kann ich aussäen, damit Freude wachsen kann?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Angelangt an der Schwelle des Abends,<br />

schauen wir Christus, das ewige Licht,<br />

und preisen durch ihn den Vater im Geist.<br />

Du bist der Weg, die Wahrheit, das Leben,<br />

Abbild und Spiegel des ewigen Vaters.<br />

Du bist der Heilige, du unser Herr.<br />

Ja, es ist würdig, dich zu besingen,<br />

Gottes Sohn, Urheber ewigen Lebens;<br />

die ganze Schöpfung schuldet dir Lob.<br />

Zeitgenössisch – Melodie: GL 1975 701 · KG 684<br />

Psalm 30 Verse 2–13<br />

Ich will dich rühmen, Herr, /<br />

denn du hast mich aus der Tiefe gezogen *<br />

und lässt meine Feinde nicht über mich triumphieren.


281<br />

Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Herr, mein Gott, ich habe zu dir geschrien, *<br />

und du hast mich geheilt.<br />

Herr, du hast mich herausgeholt aus dem Reich des Todes, *<br />

aus der Schar der Todgeweihten mich zum Leben gerufen.<br />

Singt und spielt dem Herrn, ihr seine Frommen, *<br />

preist seinen heiligen Namen!<br />

Denn sein Zorn dauert nur einen Augenblick, *<br />

doch seine Güte ein Leben lang.<br />

Wenn man am Abend auch weint, *<br />

am Morgen herrscht wieder Jubel.<br />

Im sicheren Glück dachte ich einst: *<br />

Ich werde niemals wanken.<br />

Herr, in deiner Güte *<br />

stelltest du mich auf den schützenden Berg.<br />

Doch dann hast du dein Gesicht verborgen. *<br />

Da bin ich erschrocken.<br />

Zu dir, Herr, rief ich um Hilfe, *<br />

ich flehte meinen Herrn um Gnade an.<br />

Ich sagte: /<br />

Was nützt dir mein Blut, wenn ich begraben bin? *<br />

Kann der Staub dich preisen, deine Treue verkünden?<br />

Höre mich, Herr, sei mir gnädig! *<br />

Herr, sei du mein Helfer!<br />

Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, *<br />

hast mir das Trauergewand ausgezogen<br />

und mich mit Freude umgürtet.<br />

Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen. *<br />

Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Ewiges Schöpferwort, Jesus, neues Leben schenkst du jedem, der<br />

dich aufnimmt. Überwinde unsere tote Selbstsucht. Öffne uns<br />

Herzen und Hände für unsere Schwestern und Brüder.


Abend · Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> 282<br />

Lesung 1 Petr 1, 6–9<br />

Ihr seid voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter<br />

mancherlei Prüfungen leiden müsst. Dadurch soll sich euer<br />

Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist<br />

als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist. So<br />

wird eurem Glauben Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung<br />

Jesu Christi. Ihn habt ihr nicht gesehen, und dennoch<br />

liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn<br />

und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter<br />

Freude, da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.<br />

Fürbitten<br />

Jesus, du Urgrund unseres Glaubens, wir bitten dich:<br />

A: Erfülle uns mit deiner Liebe.<br />

– Dass alle, die deinen Namen tragen, glaubhafte Zeugen deiner<br />

Güte sind.<br />

– Dass die Suchenden den Weg zum Sinn ihres Daseins finden.<br />

– Dass die Armen und Unterdrückten Helfer und Fürsprecher<br />

finden.<br />

– Dass die Glaubenden aller Kulturen gemeinsam dem Frieden<br />

dienen.<br />

– Dass unsere Verstorbenen unvergängliche Freude genießen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du bist unser Licht in der Nacht und schenkst uns nach der<br />

Finsternis einen neuen Tag. Beschütze uns vor der Macht des


283<br />

Donnerstag, 26. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

bösen Feindes, damit wir heil durch das Dunkel der kommenden<br />

Nacht gelangen und am Morgen vor deinem Angesicht dir Dank<br />

sagen können. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Freitag, 27. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Namenstag: hl. Wolfhard von Verona (Einsiedler, † 1127)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Nestor von Thessaloniki (Märtyrer, † 306)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Der Geist hilft unser Schwachheit auf,<br />

denn wir wissen nicht, was wir beten sollen,<br />

wie sichs gebühret;<br />

sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste<br />

mit unaussprechlichem Seufzen.<br />

Der aber die Herzen forschet,<br />

der weiß, was des Geistes Sinn sei;<br />

denn er vertritt die Heiligen<br />

nach dem, das Gott gefället.<br />

Du heilige Brunst, süßer Trost,<br />

nun hilf uns, fröhlich und getrost<br />

in deinem Dienst beständig bleiben,<br />

die Trübsal uns nicht abtreiben.<br />

O Herr, durch dein Kraft uns bereit<br />

und stärk des Fleisches Blödigkeit,<br />

dass wir hie ritterlich ringen,<br />

durch Tod und Leben zu dir dringen.<br />

Halleluja, halleluja.<br />

Aus der Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ von<br />

Johann Sebastian Bach (BWV 226), Quellen: Röm 8, 26–27;<br />

Choral „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“ (Martin Luther 1524, EG 125)


285<br />

Freitag, 27. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Psalm 100 Verse 1b–5<br />

Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde! /<br />

Dient dem Herrn mit Freude! *<br />

Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!<br />

Erkennt: Der Herr allein ist Gott. /<br />

Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum, *<br />

sein Volk und die Herde seiner Weide.<br />

Tretet mit Dank durch seine Tore ein! /<br />

Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels! *<br />

Dankt ihm, preist seinen Namen!<br />

Denn der Herr ist gütig, /<br />

ewig währt seine Huld, *<br />

von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Mit Freude wollen wir dir danken, du Hirt deines Volkes. Vor deinem<br />

Antlitz versammeln wir uns; bleibe bei uns in deiner Treue.<br />

Lesung Eph 4, 29–32<br />

Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein<br />

gutes, das den, der es braucht, stärkt und dem, der es hört,<br />

Nutzen bringt. Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen<br />

Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung! Jede Art von Bitterkeit,<br />

Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus<br />

eurer Mitte! Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander,<br />

weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat!<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Der Herr hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen.<br />

Bitten<br />

Jesus hat seine Jünger aufgefordert, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen<br />

und sie zu deuten. Darum bitten wir:


Eucharistie · Freitag, 27. <strong>Oktober</strong> 286<br />

V: Jesus, Meister, A: öffne uns die Augen.<br />

– Dass wir Glaubenden aus dem Suchen vieler Menschen nach<br />

Sinn neue Hoffnung schöpfen.<br />

– Dass wir uns an der Seite der jungen Generation mutig den<br />

Herausforderungen des Klimawandels stellen.<br />

– Dass wir die hohe Zahl von Erwerbslosen und prekär Beschäftigten<br />

als Gelegenheit wahrnehmen, in unserer Gesellschaft<br />

stärker auf das Miteinander zu achten und uns gegenseitig zu<br />

helfen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, durch das Licht deines Wortes vertreibst du das Dunkel der<br />

Unwissenheit. Mehre in unserem Herzen die Kraft des Glaubens,<br />

damit das Feuer, das deine Gnade in uns entfacht hat, durch keine<br />

Anfechtung ausgelöscht wird. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gütiger Gott. Bei dir ist Freude über jeden Menschen, der umkehrt<br />

und Buße tut. Denn du bist der Vater, der für alle ein Herz<br />

hat. Lass uns darauf vertrauen und deinem Ruf folgen. Hilf uns,<br />

dass auch wir einander vergeben, wie du uns vergibst. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.


287<br />

Freitag, 27. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 7, 18–25a<br />

Schwestern und Brüder! Ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem<br />

Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist bei mir vorhanden,<br />

aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen. Denn ich tue<br />

nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will.<br />

Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann bin nicht mehr<br />

ich es, der so handelt, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich stoße<br />

also auf das Gesetz, dass in mir das Böse vorhanden ist, obwohl<br />

ich das Gute tun will. Denn in meinem Innern freue ich mich am<br />

Gesetz Gottes, ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern,<br />

das mit dem Gesetz meiner Vernunft im Streit liegt und mich<br />

gefangen hält im Gesetz der Sünde, von dem meine Glieder beherrscht<br />

werden.<br />

Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich aus diesem dem Tod<br />

verfallenen Leib erretten? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unseren<br />

Herrn!<br />

Antwortpsalm Ps 119, 66.68.76–77.93–94<br />

Kehrvers: Herr, lehre mich deine Gesetze!<br />

Lehre mich Erkenntnis und rechtes Urteil! *<br />

Ich vertraue auf deine Gebote.<br />

Du bist gut und wirkst Gutes. *<br />

Lehre mich deine Gesetze! – Kehrvers<br />

Tröste mich in deiner Huld, *<br />

wie du es deinem Knecht verheißen hast.<br />

Dein Erbarmen komme über mich, damit ich lebe; *<br />

denn deine Weisung macht mich froh. – Kehrvers<br />

Nie will ich deine Befehle vergessen; *<br />

denn durch sie schenkst du mir Leben.<br />

Ich bin dein, errette mich! *<br />

Ich frage nach deinen Befehlen. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 68b, ferner GL 312, 7 · GL 1975 465 · KG 629<br />

oder GL 1975 170, 1 (II. Ton)


Eucharistie · Freitag, 27. <strong>Oktober</strong> 288<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Mt 11, 25<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Sei gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde; du hast die<br />

Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 12, 54–59<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Sobald ihr im Westen<br />

Wolken aufsteigen seht, sagt ihr: Es gibt Regen. Und es kommt<br />

so. Und wenn der Südwind weht, dann sagt ihr: Es wird heiß.<br />

Und es trifft ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des<br />

Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen<br />

dieser Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon von selbst<br />

das rechte Urteil?<br />

Wenn du mit deinem Gegner vor Gericht gehst, bemüh dich<br />

noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen. Sonst wird er dich<br />

vor den Richter schleppen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener<br />

übergeben, und der Gerichtsdiener wird dich ins<br />

Gefängnis werfen.<br />

Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den<br />

letzten Pfennig bezahlt hast.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Alle reden vom Wetter, Jesus auch. Für Bauern und Fischer ist<br />

es wichtig, lebenswichtig, sich auf die Gesetzmäßigkeiten der<br />

Witterung, Wolken, Wind und Wellen, zu verstehen und einen<br />

Wetterwechsel durch aufmerksame Beobachtung vorhersagen<br />

zu können. Und zumeist gelingt eine Prognose, die das rechte,<br />

rechtzeitige, Handeln, Tun oder Lassen möglich macht. Der<br />

Westwind bringt die Regenwolken, der Südwind Staub und sengende<br />

Hitze. Stimmt! Warum seid ihr aber so stumpf gegenüber<br />

den Zeichen dieser Zeit? Gott kommt, es ist Entscheidungszeit.<br />

Als Gemeinde Jesu Christi sind wir nicht beauftragt, uns einem


289<br />

Freitag, 27. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

gerade laut dröhnenden Zeitgeist anzudienen – umso mehr jedoch<br />

zu mitgehender, mutig-entschiedener Zeitgenossenschaft<br />

in seinem Geist. Geist der Liebe, der geschöpflichen Gleichheit,<br />

Gleichheit der Erlösten. Geist der Verantwortung des einen für<br />

den anderen. Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. Handelt,<br />

sonst wird über euch verhandelt.<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Das bedeutendste Ergebnis der Erziehung ist die Toleranz.<br />

Helen Keller (taubblinde amerikanische Schriftstellerin, 1880–1968)<br />

• Wer hat mir Toleranz als positiven Urgrund des Lebens vermittelt?<br />

• Wo erlebe ich heute echte Toleranz, nämlich den freien, nicht<br />

wertenden und abwertenden Blick?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Wie kann ich dir vertrauen,<br />

wenn mich die Angst zerfrisst,<br />

wenn alles einmal endet,<br />

wenn Liebe endlich ist?<br />

Wie kann ich dir vertrauen?<br />

Wie soll ich dir vertrauen?<br />

Ich spüre dich nicht mehr.


Abend · Freitag, 27. <strong>Oktober</strong> 290<br />

Du lässt dich nicht mehr blicken,<br />

kein Zeichen schickst du mir.<br />

Wie soll ich dir vertrauen?<br />

Wie will ich dir vertrauen,<br />

die Welt dreht sich so schnell.<br />

Ich bin hier nicht zu Hause,<br />

hab’ keinen, der mich hält.<br />

Wie will ich dir vertrauen?<br />

Ich weiß, dass nur Vertrauen<br />

das Leben möglich macht,<br />

am Morgen und am Abend<br />

und auch in jeder Nacht:<br />

Ich weiß, ich muss vertrauen.<br />

Du, Gott, lass mich vertrauen,<br />

dass du in allem bist.<br />

Im Dunkel und im Zweifel,<br />

sei meine Zuversicht.<br />

Du, Gott, lass mich vertrauen.<br />

Text: Thomas Laubach; Musik: Thomas Quast,<br />

aus: Ruhama-Chorbuch_2, 2018,<br />

alle Rechte im tvd-Verlag, Düsseldorf<br />

Psalm 28 Verse 1–3.6–9<br />

Zu dir rufe ich, Herr, mein Fels. *<br />

Wende dich nicht schweigend ab von mir!<br />

Denn wolltest du schweigen, *<br />

würde ich denen gleich, die längst begraben sind.<br />

Höre mein lautes Flehen, wenn ich zu dir schreie, *<br />

wenn ich die Hände zu deinem Allerheiligsten erhebe.<br />

Raff mich nicht weg mit den Übeltätern und Frevlern, /<br />

die ihren Nächsten freundlich grüßen, *<br />

doch Böses hegen in ihrem Herzen.


291<br />

Freitag, 27. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Der Herr sei gepriesen! *<br />

Denn er hat mein lautes Flehen erhört.<br />

Der Herr ist meine Kraft und mein Schild, *<br />

mein Herz vertraut ihm.<br />

Mir wurde geholfen. Da jubelte mein Herz; *<br />

ich will ihm danken mit meinem Lied.<br />

Der Herr ist die Stärke seines Volkes, *<br />

er ist Schutz und Heil für seinen Gesalbten.<br />

Hilf deinem Volk und segne dein Erbe, *<br />

führe und trage es in Ewigkeit!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gepriesen seist du, unser Gott, du hörst unser Flehen. Sei uns<br />

Kraft und Schild, gib uns ein vertrauendes Herz.<br />

Lesung Röm 15, 1–3<br />

Wir müssen als die Starken die Schwäche derer tragen, die<br />

schwach sind, und dürfen nicht für uns selbst leben. Jeder<br />

von uns soll Rücksicht auf den Nächsten nehmen, um Gutes zu<br />

tun und die Gemeinde aufzubauen. Denn auch Christus hat nicht<br />

für sich selbst gelebt; in der Schrift heißt es vielmehr: Die Schmähungen<br />

derer, die dich schmähen, haben mich getroffen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Der Herr nimmt sich seiner Kinder an und denkt an sein Erbarmen.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns um Versöhnung bitten für die Länder, die von langjährigen<br />

Konflikten erschüttert sind:<br />

V: Barmherziger Gott, A: gib uns deinen Frieden.<br />

– Für die Ukraine, Zypern und das ehemalige Jugoslawien.


Abend · Freitag, 27. <strong>Oktober</strong> 292<br />

– Für Libyen, Ägypten, Algerien, Südsudan, Somalia, Zentralafrika,<br />

Nigeria und Kongo.<br />

V: Barmherziger Gott, A: gib uns deinen Frieden.<br />

– Für den Jemen, für Israel, Palästina, Syrien und Irak.<br />

– Für Afghanistan, Korea, Myanmar und Indonesien.<br />

– Für Kolumbien, Venezuela, Peru, Mexiko, Guatemala und El<br />

Salvador.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, wir schauen hin auf das Kreuz deines Sohnes. Gib, dass<br />

wir sein Leiden und Sterben besser verstehen und fähig werden,<br />

sein Joch auf uns zu nehmen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus<br />

Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


imon und Judas<br />

Samstag<br />

28. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Der Beiname des Apostels Simon, „Zelotes“, weist darauf hin, dass<br />

er vor seiner Berufung wohl Mitglied in der Gruppe der Zeloten<br />

war, die mit Gewalt versuchten, die römische Besatzungsmacht abzuschütteln.<br />

Dass Jesus ihn in den Kreis der Zwölf beruft, zeigt: Das<br />

Reich Gottes steht allen offen. Simon ist nicht mit dem „Herrenbruder“<br />

Simon gleichzusetzen. Sein Wirkungsfeld als Glaubensbote lag<br />

vermutlich in Palästina. Unklar ist, wann und wo er gestorben ist.<br />

Judas Thaddäus, der nur an einzelnen Stellen im Neuen Testament<br />

erwähnt wird, gehört zu den weniger bekannten Aposteln. Dass<br />

der Name Judas meistens nicht mit der vollen Bezeichnung Judas<br />

Thaddäus genannt wird, hat in der kirchlichen Überlieferung zu Verwirrungen<br />

geführt. Ob er den Judasbrief verfasst hat, ist umstritten.<br />

Vermutlich war er der Sohn eines Jakobus, hat in Vorderasien und<br />

Phönizien den Glauben verkündet und ist dort als Märtyrer gestorben.<br />

Seine Verehrung als Helfer in aussichtslosen Nöten stieg seit<br />

dem Ende des 18. Jahrhunderts stetig.<br />

Namenstag: Alfred der Große (angelsächs. König, † 900)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes,<br />

vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.<br />

Ps 19, 2<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Morgen · Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> 294<br />

Hymnus<br />

Gleichwie mich mein Vater gesandt hat,<br />

so sende ich euch.<br />

Er hat mich gesandt, zu predigen<br />

den Gefangenen, dass sie los sein sollen,<br />

und ich sende euch, zu predigen<br />

den Gefangenen, dass sie los sein sollen.<br />

Er hat mich gesandt, zu predigen<br />

den Zerschlagenen, dass sie frei sein sollen,<br />

und ich sende euch, zu predigen<br />

den Zerschlagenen, dass sie frei sein sollen.<br />

Gleichwie mich mein Vater gesandt hat,<br />

so sende ich euch.<br />

Joh 20, 21 / Lk 4, 18<br />

GL 800 (Anhang München-Freising) · GL 1975 641 · KG 511<br />

Psalm 132 Verse 1–10<br />

O Herr, denk an David, *<br />

denk an all seine Mühen,<br />

wie er dem Herrn geschworen, *<br />

dem starken Gott Jakobs gelobt hat:<br />

„Nicht will ich mein Zelt betreten *<br />

noch mich zur Ruhe betten,<br />

nicht Schlaf den Augen gönnen *<br />

noch Schlummer den Lidern,<br />

bis ich eine Stätte finde für den Herrn, *<br />

eine Wohnung für den starken Gott Jakobs.“<br />

Wir hörten von seiner Lade in Efrata, *<br />

fanden sie im Gefilde von Jáar.<br />

„Lasst uns hingehen zu seiner Wohnung *<br />

und niederfallen vor dem Schemel seiner Füße!“


295<br />

Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

„Erheb dich, Herr, komm an den Ort deiner Ruhe, *<br />

du und deine machtvolle Lade!“<br />

Deine Priester sollen sich bekleiden mit Gerechtigkeit, *<br />

und deine Frommen sollen jubeln.<br />

„Weil David dein Knecht ist, *<br />

weise deinen Gesalbten nicht ab!“<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Groß sind die Mühen deiner Berufenen, Gott Israels. Komm zu<br />

uns, bleib bei uns. Gib uns Mut und Kraft, dass wir dir unermüdlich<br />

dienen.<br />

Lesung 1 Thess 2, 2b–4<br />

Wir haben im Vertrauen auf unseren Gott das Evangelium<br />

Gottes trotz harter Kämpfe freimütig und furchtlos bei euch<br />

verkündigt. Denn wir predigen nicht, um euch irrezuführen, in<br />

schmutziger Weise auszunutzen oder zu betrügen, sondern wir<br />

tun es, weil Gott uns geprüft und uns das Evangelium anvertraut<br />

hat, nicht also um den Menschen, sondern um Gott zu gefallen,<br />

der unsere Herzen prüft.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Auf zwölf Steine ist die heilige Stadt gegründet. Sie tragen die<br />

Namen der Apostel des Lammes. Und das Lamm ist die Leuchte<br />

der Stadt.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der uns zu Zeugen des Evangeliums berufen<br />

hat. Ihn bitten wir:<br />

A: Stärke unsern Glauben.<br />

– Dass wir nicht müde werden zu berichten, wie du an uns gehandelt<br />

hast.


Eucharistie · Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> 296<br />

– Dass wir Vertrauen bewahren, auch wenn nicht aufzugehen<br />

scheint, was wir gesät haben.<br />

A: Stärke unsern Glauben.<br />

– Dass wir lernen, mit den uns Anvertrauten und mit uns selbst<br />

Geduld zu haben.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, durch die Botschaft der Apostel hast du uns<br />

zur Erkenntnis deines Namens geführt. Mehre auf die Fürsprache<br />

der Heiligen Simon und Judas die Zahl der Gläubigen und festige<br />

in der Kirche das Vertrauen auf deine Hilfe. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Der ewige Gott,<br />

der ist, der war und der kommen wird,<br />

sei bei uns heute und alle Tage,<br />

bis wir auf immer sein Angesicht schauen.<br />

Gloria<br />

Eucharistiefeier<br />

Diese Heiligen hat der Herr in Liebe erwählt,<br />

er gab ihnen seine Herrlichkeit.<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Brief an die Epheser Eph 2, 19–22<br />

Schwestern und Brüder! Ihr seid jetzt nicht mehr Fremde ohne<br />

Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen<br />

Gottes. Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten<br />

gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst.


297<br />

Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst<br />

zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr<br />

im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut.<br />

Antwortpsalm Ps 19, 2–5b<br />

Kehrvers: Ihre Botschaft geht hinaus in die ganze Welt.<br />

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, *<br />

vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.<br />

Ein Tag sagt es dem andern, *<br />

eine Nacht tut es der andern kund, – Kehrvers<br />

ohne Worte und ohne Reden, *<br />

unhörbar bleibt ihre Stimme.<br />

Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, *<br />

ihre Kunde bis zu den Enden der Erde. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 5a, ferner GL 35, 1 (VII. Ton) oder GL 1975 529, 6<br />

oder 713, 1 (VIII. Ton) oder KG 639 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Dich, Gott, loben wir, dich, Herr, preisen wir. Dich preist der glorreiche<br />

Chor der Apostel.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 6, 12–19<br />

In jenen Tagen ging Jesus auf einen Berg, um zu beten. Und er<br />

verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.<br />

Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus<br />

ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel.<br />

Es waren Simon, dem er den Namen Petrus gab, und sein Bruder<br />

Andreas, dazu Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus,<br />

Matthäus und Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus,<br />

und Simon, genannt der Zelot, Judas, der Sohn des Jakobus, und<br />

Judas Iskariot, der zum Verräter wurde.


Eucharistie · Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> 298<br />

Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit<br />

einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus<br />

ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und<br />

Sidon strömten herbei. Sie alle wollten ihn hören und von ihren<br />

Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten<br />

wurden geheilt.<br />

Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft<br />

von ihm aus, die alle heilte.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

In allen Kulturen und Religionen sind Berge Orte der Begegnung<br />

mit dem Göttlichen. So ist es auch hier. Jesus zieht sich auf eine<br />

Anhöhe zurück, um sich zu besinnen und dem Höchsten nahe<br />

zu sein. Doch das Gipfeltreffen ist keine geschlossene Veranstaltung<br />

für religiöse Spitzenkräfte. Die Tür dieses Privatissimums<br />

steht weit offen: Jesus versammelt die Zwölf, um sie zu senden.<br />

Der Aufstieg dient dem Abstieg in die Ebene, in die Niederungen:<br />

Die Menschen warten schon.<br />

Gabengebet<br />

Erhabener Gott, wir rühmen die Herrlichkeit, die du den Aposteln<br />

Simon und Judas gegeben hast. Nimm unsere Gebete und<br />

Gaben an und lass uns die heiligen Geheimnisse würdig begehen.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger,<br />

ewiger Gott, immer und überall zu danken. Denn du<br />

bist der ewige Hirt, der seine Herde nicht verlässt, du hütest sie<br />

allezeit durch deine heiligen Apostel. Du hast sie der Kirche als<br />

Hirten gegeben, damit sie ihr vorstehen als Stellvertreter deines<br />

Sohnes. Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln, den<br />

Thronen und Mächten und mit all den Scharen des himmlischen<br />

Heeres den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit.


299<br />

Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Kommunionvers Joh 14, 23<br />

So spricht der Herr: Wer mich liebt, wird mein Wort festhalten;<br />

mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und<br />

bei ihm wohnen.<br />

Schlussgebet<br />

Herr, unser Gott, in dieser Opferfeier haben wir der Apostel Simon<br />

und Judas gedacht und ihr Leiden geehrt. Der Heilige Geist,<br />

der sie erfüllt hat, bewahre auch uns in der Treue und in der Liebe<br />

zu dir bis zum Tod. Darum bitten wir durch Christus, unseren<br />

Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Der allmächtige Gott segne euch durch unseren Herrn Jesus<br />

Christus, der seine Kirche auf das Fundament der Apostel gegründet<br />

hat.<br />

Die heiligen Apostel Simon und Judas haben mit Freimut das<br />

Evangelium Christi verkündet; Gott stärke euch durch ihre Botschaft<br />

zum Zeugnis für die Wahrheit.<br />

Das Beispiel der Apostel festige euch im Glauben, ihre Fürsprache<br />

geleite euch zur ewigen Heimat.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn<br />

† und der Heilige Geist.<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Abend · Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> 300<br />

Hymnus<br />

Wir haben einen Gott und Herrn,<br />

sind eines Leibes Glieder;<br />

drum diene deinem Nächsten gern;<br />

denn wir sind alle Brüder.<br />

Gott schuf die Welt nicht bloß für mich,<br />

mein Nächster ist sein Kind wie ich.<br />

Was ich den Armen hier getan,<br />

dem Kleinsten auch von diesen,<br />

das sieht er, mein Erlöser, an,<br />

als hätt ich’s ihm erwiesen.<br />

Und ich, ich sollt ein Mensch noch sein<br />

und Gott in Brüdern nicht erfreun?<br />

Ein unbarmherziges Gericht<br />

wird über den ergehen,<br />

der nicht barmherzig ist, der nicht<br />

die rettet, die ihn flehen.<br />

Drum gib mir, Gott, durch deinen Geist<br />

ein Herz, das dich durch Liebe preist.<br />

Christian Fürchtegott Gellert 1757<br />

EG 412, Strophen 4, 7 und 8 – Melodie: GL 461 · GL 1975 616<br />

Canticum <br />

Röm 8, 31b–35.37–38a.39b<br />

Antiphon:<br />

Alles überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.<br />

Redaktion Magnificat nach Röm 8, 37<br />

Ist Gott für uns, *<br />

wer ist dann gegen uns?<br />

Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, /<br />

sondern ihn für uns alle hingegeben – *<br />

wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?


301<br />

Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? /<br />

Gott ist es, der gerecht macht. *<br />

Wer kann sie verurteilen?<br />

Christus Jesus, der gestorben ist,<br />

mehr noch: der auferweckt worden ist, *<br />

sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein.<br />

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? /<br />

Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, *<br />

Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?<br />

Doch all das überwinden wir durch den, *<br />

der uns geliebt hat.<br />

Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben<br />

noch irgendeine [andere] Kreatur /<br />

können uns scheiden von der Liebe Gottes, *<br />

die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung Kol 1, 2b–6<br />

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater. Wir<br />

danken Gott, dem Vater Jesu Christi, unseres Herrn, jedes<br />

Mal, wenn wir für euch beten. Denn wir haben von eurem Glauben<br />

an Christus Jesus gehört und von der Liebe, die ihr zu allen<br />

Heiligen habt, weil im Himmel die Erfüllung eurer Hoffnung für<br />

euch bereitliegt. Schon früher habt ihr davon gehört durch das<br />

wahre Wort des Evangeliums, das zu euch gelangt ist. Wie in der<br />

ganzen Welt, so trägt es auch bei euch Frucht und wächst seit<br />

dem Tag, an dem ihr den Ruf der göttlichen Gnade vernommen<br />

und in Wahrheit erkannt habt.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Die Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe; wer den Nächsten liebt,<br />

hat das Gesetz erfüllt.


Abend · Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> 302<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten zu Jesus Christus, der uns auffordert, uns den<br />

Menschen am Rande zuzuwenden:<br />

A: Kyrie, eleison.<br />

– Für die Obdachlosen und Armen in unserer Stadt.<br />

– Für die Menschen mit Behinderung.<br />

– Für alle, die vereinsamt sind.<br />

– Für alle, die sich bei uns fremd fühlen.<br />

– Für alle, die heute ungetröstet gestorben sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, mehre in uns den Glauben, die Hoffnung<br />

und die Liebe. Gib uns die Gnade, zu lieben, was du gebietest,<br />

damit wir erlangen, was du verheißen hast. Darum bitten<br />

wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr behüte uns vor allem Bösen, er behüte unser Leben.<br />

Der Herr behüte unseren Ausgang und Eingang,<br />

von nun an bis in Ewigkeit.<br />

Vgl. Ps 121, 7–8<br />

Salve Regina (Seite 365)


303<br />

Samstag, 28. <strong>Oktober</strong> · Von Woche zu Woche<br />

Von Woche zu Woche<br />

So leicht, so schwer<br />

(zu Mt 22, 34–40)<br />

Ich denke an ein fröhliches Bilderbuch<br />

mit dem Titel: So leicht, so schwer.<br />

Was ist leicht und was ist schwer?<br />

Das ist gar nicht leicht zu sagen.<br />

Schwer ist die Frage der Pharisäer,<br />

welches Gebot das wichtigste sei.<br />

Doch die Antwort, die Jesus gibt,<br />

scheint einfach, kurz und knapp.<br />

„Gott lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele“<br />

und den „Nächsten lieben wie dich selbst“.<br />

Je mehr das eine beherzigt wird,<br />

desto mehr wird das andere verwirklicht –<br />

so leicht, so schwer …<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

30. Sonntag im Jahreskreis<br />

Namenstag: hl. Ermelind von Meldaert (Reklusin, 6. Jh.) · sel. Maria<br />

Restituta Kafka (Franziskanerin, Krankenschwester, Gegnerin des Nationalsozialismus,<br />

Märtyrerin, † 1943)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Henri Dunant (Schweizer Humanist, Initiator<br />

des Roten Kreuzes, 1828–1910)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Preist den Herrn, er ist unsere Stärke, unser Fels, unsre Burg,<br />

unser Retter. Ihn wollen wir lieben.<br />

Nach Ps 18, 2<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

1. So prüfet euch doch selbst,<br />

ob ihr im Glauben stehet,<br />

ob Christus in euch ist,<br />

ob ihr ihm auch nachgehet<br />

in Demut und Geduld,<br />

in Sanftmut, Freundlichkeit;<br />

in Lieb dem Nächsten stets<br />

zu dienen seid bereit.<br />

2. Der Glaube ist ein Licht,<br />

im Herzen tief verborgen,<br />

bricht als ein Glanz hervor,<br />

scheint als der helle Morgen,<br />

erweiset seine Kraft,<br />

macht Christus gleich gesinnt,<br />

erneuert Herz und Mut,<br />

macht uns zu Gottes Kind.


305<br />

3. Er schöpft aus Christus Heil,<br />

Gerechtigkeit und Leben<br />

und tut in Einfalt es<br />

dem Nächsten wieder geben;<br />

dieweil er überreich<br />

in Christus worden ist,<br />

preist er die Gnade hoch,<br />

bekennet Jesus Christ.<br />

Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

4. Er hofft in Zuversicht,<br />

was Gott im Wort zusaget;<br />

drum muss der Zweifel fort,<br />

die Schwermut wird verjaget.<br />

Sieh, wie der Glaube bringt<br />

die Hoffnung an den Tag;<br />

hält Sturm und Wetter aus,<br />

besteht in Ungemach.<br />

5. Aus Hoffnung wächst die Lieb,<br />

weil man aus Gottes Händen<br />

nimmt alle Dinge an,<br />

nicht zürnen tut, nicht schänden;<br />

denn alles uns zu Nutz<br />

und Besten ist gemeint,<br />

drum dringt die Liebe durch<br />

auf Freunde und auf Feind.<br />

Gotthelf August Francke 1736,<br />

EG 643 (Bayern), Strophen 1–5<br />

Psalm 104 Verse 24–35<br />

Herr, wie zahlreich sind deine Werke! /<br />

Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, *<br />

die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.<br />

Da ist das Meer, so groß und weit, *<br />

darin ein Gewimmel ohne Zahl: kleine und große Tiere.<br />

Dort ziehen die Schiffe dahin, *<br />

auch der Leviátan, den du geformt hast,<br />

um mit ihm zu spielen.<br />

Sie alle warten auf dich, *<br />

dass du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit.<br />

Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein; *<br />

öffnest du deine Hand, werden sie satt an Gutem.


Morgen · Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> 306<br />

Verbirgst du dein Gesicht, sind sie verstört; /<br />

nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin *<br />

und kehren zurück zum Staub der Erde.<br />

Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, *<br />

und du erneuerst das Antlitz der Erde.<br />

Ewig währe die Herrlichkeit des Herrn; *<br />

der Herr freue sich seiner Werke.<br />

Er blickt auf die Erde, und sie erbebt; *<br />

er rührt die Berge an, und sie rauchen.<br />

Ich will dem Herrn singen, solange ich lebe, *<br />

will meinem Gott spielen, solange ich da bin.<br />

Möge ihm mein Dichten gefallen. *<br />

Ich will mich freuen am Herrn.<br />

Doch die Sünder sollen von der Erde verschwinden, /<br />

und es sollen keine Frevler mehr da sein. *<br />

Lobe den Herrn, meine Seele!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wir freuen uns, Gott, dass du dich uns zuwendest. Du suchst uns<br />

von Ewigkeit, du willst uns heilen, uns dein eigenes Leben schenken.<br />

Bereite uns, dass wir dich aufnehmen. Hilf uns, in deinem<br />

Sinn zu handeln.<br />

Lesung Ez 36, 25–27<br />

Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein.<br />

Ich reinige euch von aller Unreinheit, von all euren Götzen.<br />

Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in<br />

euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe<br />

euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch und<br />

bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote<br />

achtet und sie erfüllt.


307<br />

Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.<br />

Bitten<br />

Gott, du willst uns Menschen Wege weisen, dass wir einander<br />

verstehen und miteinander in Frieden leben. Wir bitten dich:<br />

A: Schenke uns deine Weisheit.<br />

– Dass wir vorbehaltlos auf andere Menschen zugehen und einander<br />

als Geschwister annehmen.<br />

– Dass wir auf die Ängste und Nöte unserer Mitmenschen achten<br />

und sie ernst nehmen.<br />

– Dass wir die Beziehungen zu unseren Mitmenschen höher<br />

schätzen als materiellen Reichtum.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, mehre in uns den Glauben, die Hoffnung<br />

und die Liebe. Gib uns die Gnade, zu lieben, was du gebietest,<br />

damit wir erlangen, was du verheißen hast. Darum bitten<br />

wir durch Jesus Christus.<br />

Der ewige Gott sei uns gnädig,<br />

er erfülle uns mit seinem Geist<br />

und schenke uns sein Leben.


Eucharistie · Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> 308<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 148, 381, 414, 483, 491 · KG 143, 444, 547, 709<br />

Freuen sollen sich alle, die den Herrn suchen.<br />

Sucht den Herrn und seine Macht, sucht sein Antlitz allezeit.<br />

Ps 105, 3–4<br />

Gloria<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Exodus Ex 22, 20–26<br />

So spricht der Herr: Einen Fremden sollst du nicht ausnützen<br />

oder ausbeuten, denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde<br />

gewesen. Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. Wenn du<br />

sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei<br />

hören. Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch<br />

mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und<br />

eure Söhne zu Waisen werden.<br />

Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir<br />

wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Gläubiger<br />

benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Zins fordern. Nimmst du<br />

von einem Mitbürger den Mantel zum Pfand, dann sollst du ihn<br />

bis Sonnenuntergang zurückgeben; denn es ist seine einzige Decke,<br />

der Mantel, mit dem er seinen bloßen Leib bedeckt. Worin<br />

soll er sonst schlafen? Wenn er zu mir schreit, höre ich es, denn<br />

ich habe Mitleid.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Die Gewissheit, dass der Herr den Schrei der Rechtlosen hört<br />

und die Rechtsbrecher zur Rechenschaft zieht, hat Folgen für<br />

das Zusammenleben in Israel. Im Mittelpunkt der Erneuerung<br />

stehen nicht Drohungen und Strafen, sondern der Appell an<br />

Einfühlung und Einsicht: Wenn du deinem Schuldner, eigentlich


309<br />

Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

ganz legal, den Mantel nimmst – worin soll er dann heute Nacht<br />

schlafen? Was zählt, ist die Solidarität, die aus der kollektiven Erinnerung<br />

kommt, und letztlich aus der Erinnerung an das eine,<br />

verletzliche Menschsein: Vergesst nicht – auch ihr seid Fremde<br />

in Ägypten gewesen! (Dtn 10, 19)<br />

Antwortpsalm Ps 18, 2–4.47.51.50<br />

Kehrvers:<br />

Ich will dich lieben, HERR, meine Stärke.<br />

Ich will dich lieben, HERR, meine Stärke, *<br />

HERR, du mein Fels und meine Burg und mein Retter;<br />

mein Gott, mein Fels, bei dem ich mich berge, *<br />

mein Schild und Horn meines Heils, meine Zuflucht. – Kehrvers<br />

Ich rufe: Der HERR sei hoch gelobt! *<br />

und ich werde vor meinen Feinden gerettet.<br />

Es lebt der HERR, gepriesen sei mein Fels. *<br />

Der Gott meiner Rettung sei hoch erhoben. – Kehrvers<br />

Seinem König verleiht er große Hilfe, /<br />

Huld erweist er seinem Gesalbten, *<br />

David und seinem Stamm auf ewig.<br />

Darum will ich dir danken, HERR, inmitten der Nationen, *<br />

ich will deinem Namen singen und spielen. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 2, ferner GL 49, 1 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 528, 4 · KG 631 (I. Ton)<br />

Lesung aus dem ersten Thessalonicherbrief<br />

1 Thess 1, 5c–10<br />

Schwestern und Brüder! Ihr wisst, wie wir bei euch aufgetreten<br />

sind, um euch zu gewinnen. Und ihr seid unserem Beispiel<br />

gefolgt und dem des Herrn; ihr habt das Wort trotz großer Bedrängnis<br />

mit der Freude aufgenommen, die der Heilige Geist gibt.<br />

So wurdet ihr ein Vorbild für alle Glaubenden in Mazedonien und<br />

in Achaia.


Eucharistie · Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> 310<br />

Von euch aus ist das Wort des Herrn aber nicht nur nach Mazedonien<br />

und Achaia gedrungen, sondern überall ist euer Glaube<br />

an Gott bekannt geworden, sodass wir darüber nichts zu sagen<br />

brauchen.<br />

Denn man erzählt sich überall, welche Aufnahme wir bei euch<br />

gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt<br />

habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und<br />

seinen Sohn vom Himmel her zu erwarten, Jesus, den er von<br />

den Toten auferweckt hat und der uns dem kommenden Zorn<br />

entreißt.<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Joh 14, 23<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Wer mich liebt, hält mein Wort. Mein Vater<br />

wird ihn lieben und wir werden bei ihm Wohnung nehmen.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 22, 34–40<br />

In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer<br />

zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie am selben Ort<br />

zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn versuchen<br />

und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das<br />

wichtigste?<br />

Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben<br />

mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen<br />

Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot.<br />

Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben<br />

wie dich selbst.<br />

An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.<br />

Credo


311<br />

Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Gabengebet<br />

Allmächtiger Gott, sieh gnädig auf die Gaben, die wir darbringen,<br />

und lass uns dieses Opfer so feiern, dass es dir zur Ehre gereicht.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu<br />

danken und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben. Denn in<br />

dir leben wir, in dir bewegen wir uns und sind wir. Jeden Tag<br />

erfahren wir aufs Neue das Wirken deiner Güte. Schon in diesem<br />

Leben besitzen wir den Heiligen Geist, das Unterpfand ewiger<br />

Herrlichkeit. Durch ihn hast du Jesus auferweckt von den Toten<br />

und uns die sichere Hoffnung gegeben, dass sich an uns das österliche<br />

Geheimnis vollendet. Darum preisen wir dich mit allen<br />

Chören der Engel und singen vereint mit ihnen das Lob deiner<br />

Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Eph 5, 2<br />

Christus hat uns geliebt und sich für uns hingegeben als Gabe und<br />

Opfer, das Gott wohlgefällt.<br />

Schlussgebet<br />

Herr, unser Gott, gib, dass deine Sakramente in uns das Heil wirken,<br />

das sie enthalten, damit wir einst als unverhüllte Wirklichkeit<br />

empfangen, was wir jetzt in heiligen Zeichen begehen. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Gott, unser Vater, segne euch mit allem Segen des Himmels, damit<br />

ihr rein und heilig lebt vor seinem Angesicht.<br />

Er lehre euch durch das Wort der Wahrheit; er bilde euer Herz<br />

nach dem Evangelium Christi und gebe euch Anteil an seiner<br />

Herrlichkeit.


Auslegung · Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> 312<br />

Er schenke euch jene brüderliche Liebe, an der die Welt die<br />

Jünger Christi erkennen soll.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn<br />

† und der Heilige Geist.<br />

Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />

Von Pseudo-Chrysostomus<br />

Liebe den Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit<br />

deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Geist! „Liebe!“<br />

sagte er, nicht: „Fürchte!“ Denn Lieben ist mehr als Fürchten.<br />

Fürchten ist typisch für Sklaven, Lieben aber für Söhne. Furcht<br />

unterliegt dem Zwang, Liebe aber vollzieht sich in Freiheit. Wer<br />

in Furcht dem Herrn dient, der entgeht zwar der Strafe, erhält<br />

aber keinen Lohn für seine Gerechtigkeit, weil er unwillig das<br />

Gute aus Furcht tat. Gott will also nicht in sklavischer Weise von<br />

den Menschen gefürchtet werden wie ein Herr, sondern wie ein<br />

Vater geliebt werden. Denn er hat den Menschen den Geist der<br />

Gotteskindschaft verliehen.<br />

Pseudo-Chrysostomus, hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar<br />

zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian<br />

Kolbinger, 304–305, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


313<br />

Hymnus<br />

6. Wir waren Gottes Feind:<br />

er gibt zum Gnadenthrone<br />

sein eingebornes Kind,<br />

er liebt uns in dem Sohne,<br />

setzt Liebe gegen Hass;<br />

wer gläubig dies erkennt,<br />

wird bald in Lieb entzündt,<br />

die allen Hass verbrennt.<br />

8. So prüfe dich denn wohl,<br />

ob Christus in dir lebet;<br />

ihm nachzufolgen ist’s,<br />

wonach der Glaube strebet:<br />

erst machet er gerecht,<br />

dann heilig, wirket Lust<br />

zu allem guten Werk;<br />

sieh, ob du auch so tust.<br />

Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

7. Wie uns nun Gott getan,<br />

tun wir dem Nächsten eben:<br />

droht er uns mit dem Tod,<br />

wir zeigen ihm das Leben;<br />

flucht er, so segnen wir.<br />

In Schande, Spott und Hohn<br />

ist unser bester Trost<br />

des Himmels Ehrenkron.<br />

9. O Herr, so mehre doch<br />

in mir den wahren Glauben,<br />

so kann mich keine Macht<br />

der guten Werk berauben.<br />

Wo Licht ist, geht der Schein<br />

freiwillig davon aus.<br />

Du bist mein Gott und Herr,<br />

bewahr mich als dein Haus.<br />

Gotthelf August Francke, 1736,<br />

EG 643 (Bayern), Strophen 6–9<br />

Psalm 23<br />

Der Herr ist mein Hirte, *<br />

nichts wird mir fehlen.<br />

Er lässt mich lagern auf grünen Auen *<br />

und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.<br />

Er stillt mein Verlangen; *<br />

er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.<br />

Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, *<br />

ich fürchte kein Unheil;<br />

denn du bist bei mir, *<br />

dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.


Abend · Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> 314<br />

Du deckst mir den Tisch *<br />

vor den Augen meiner Feinde.<br />

Du salbst mein Haupt mit Öl, *<br />

du füllst mir reichlich den Becher.<br />

Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, *<br />

und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lebendiger Gott, nach deiner Gegenwart haben wir Verlangen.<br />

Du lässt uns zur Ruhe kommen. Leite uns auf deinen Wegen, lass<br />

uns ganz aus dir leben.<br />

Lesung 2 Thess 2, 13–14<br />

Wir müssen Gott zu jeder Zeit euretwegen danken, vom<br />

Herrn geliebte Brüder, weil Gott euch als Erstlingsgabe<br />

dazu auserwählt hat, aufgrund der Heiligung durch den Geist und<br />

aufgrund eures Glaubens an die Wahrheit gerettet zu werden.<br />

Dazu hat er euch durch unser Evangelium auch berufen; ihr sollt<br />

nämlich die Herrlichkeit Jesu Christi, unseres Herrn, erlangen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen.<br />

Fürbitten<br />

Gott, du bist uns näher, als wir selbst uns sind. Du bist der Grund<br />

unseres und allen Lebens. Wir bitten:<br />

V: Gott, du bist die Liebe: A: höre unser Rufen.<br />

Für die Kirche, den Papst, alle Bischöfe, Priester und Diakone,<br />

– dass das Gebot der Liebe und der Barmherzigkeit ihr Tun und<br />

Handeln prägt.<br />

Für alle Kranken und Menschen mit einer Behinderung, die auf<br />

die Liebe und Fürsorge ihrer Mitmenschen angewiesen sind,


315<br />

Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

– dass sie Zuneigung spüren und verlässliche Hilfe erfahren.<br />

Für alle, die die Liebe zu sich selbst nicht entfalten konnten und<br />

sich auch in der Liebe zum Nächsten schwertun,<br />

– dass ihnen die grundlegende Erfahrung langmütiger Liebe geschenkt<br />

wird.<br />

Für alle Eltern, die ihre Kinder treu und liebevoll auch durch<br />

schwierige Phasen ihres Lebens begleiten,<br />

– dass sie gestärkt werden durch Gottes Geist.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, mehre in uns den Glauben, die Hoffnung<br />

und die Liebe. Gib uns die Gnade, zu lieben, was du gebietest,<br />

damit wir erlangen, was du verheißen hast. Darum bitten<br />

wir durch Jesus Christus.<br />

Gnade und unvergängliches Leben sei mit allen,<br />

die Jesus Christus, unseren Herrn, lieben.<br />

Eph 6, 24<br />

Salve Regina (Seite 365)


Montag, 30. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Namenstag: Bernhard Schwentner (Gegner des Nationalsozialismus,<br />

Märtyrer, † 1944)<br />

Hymnus<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Erwacht und singt in der Nacht;<br />

es kommt das göttliche Wort,<br />

der Sohn, der Himmel und Erde gemacht,<br />

vom Thron in unsre Zeit und Niedrigkeit.<br />

Erhebt euch, Menschen, und gebt ihm Ehr’,<br />

der über das All ward gesetzt,<br />

dem Kyrios Christ, der lebt im Jetzt<br />

von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.<br />

Zeitgenössisch (Urheberin: Silja Walter)<br />

Psalm 31 Verse 10–17<br />

Herr, sei mir gnädig, denn mir ist angst; *<br />

vor Gram zerfallen mir Auge, Seele und Leib.<br />

In Kummer schwindet mein Leben dahin, *<br />

meine Jahre verrinnen im Seufzen.<br />

Meine Kraft ist ermattet im Elend, *<br />

meine Glieder sind zerfallen.<br />

Zum Spott geworden bin ich all meinen Feinden, /<br />

ein Hohn den Nachbarn, ein Schrecken den Freunden; *<br />

wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir.


317<br />

Montag, 30. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, *<br />

bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.<br />

Ich höre das Zischeln der Menge – Grauen ringsum. /<br />

Sie tun sich gegen mich zusammen; *<br />

sie sinnen darauf, mir das Leben zu rauben.<br />

Ich aber, Herr, ich vertraue dir, *<br />

ich sage: „Du bist mein Gott.“<br />

In deiner Hand liegt mein Geschick; *<br />

entreiß mich der Hand meiner Feinde und Verfolger!<br />

Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, *<br />

hilf mir in deiner Güte!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Treuer Gott, in deiner Güte stehst du uns bei. Gib uns offene<br />

Augen und ein waches Herz, damit auch wir für jene da sind, die<br />

uns brauchen.<br />

Lesung <br />

Dan 6, 27b–28a<br />

Der Gott Israels ist der lebendige Gott; er lebt in Ewigkeit. Sein<br />

Reich geht niemals unter; seine Herrschaft hat kein Ende. Er<br />

rettet und befreit; er wirkt Zeichen und Wunder am Himmel und<br />

auf der Erde.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels. Er hat uns besucht und<br />

befreit.<br />

Bitten<br />

Das Leben stellt uns vor Herausforderungen, die manchmal<br />

schwer auszuhalten sind. Wir können immerhin versuchen, sie<br />

aus Gottes Perspektive zu betrachten. Bitten wir darum unseren<br />

Schöpfer:


Eucharistie · Montag, 30. <strong>Oktober</strong> 318<br />

A: Lehre uns deinen Blick.<br />

– Dass wir Mut fassen, uns den Spannungen zu stellen, mit denen<br />

die Gegenwart uns konfrontiert.<br />

– Dass wir Lösungen finden für die Probleme, die uns umtreiben.<br />

– Dass wir unserm Gespür vertrauen lernen und im rechten Augenblick<br />

handeln.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, allmächtiger Gott, du hast uns diesen neuen Tag geschenkt.<br />

Bewahre uns an ihm vor Unheil und Sünde und lenke unsere<br />

Gedanken, Worte und Werke, dass wir stets deinen Willen tun.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Tagesgebet<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Gott, unser Vater. Bedrückt vom Elend unserer Zeit, kommen wir<br />

zu dir. Sieh auf die Not und Hilflosigkeit so vieler Menschen. Lass<br />

sie an ihrem Schicksal nicht zerbrechen. Stärke unter uns das Bewusstsein<br />

der Verantwortung füreinander, damit wir anfangen,<br />

brüderlich zu teilen und einander beizustehn. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 8, 12–17<br />

Wir sind nicht dem Fleisch verpflichtet, Brüder, sodass wir<br />

nach dem Fleisch leben müssten. Wenn ihr nach dem<br />

Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die<br />

sündigen Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben.


319<br />

Montag, 30. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne<br />

Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch<br />

zu Sklaven macht, sodass ihr euch immer noch fürchten müsstet,<br />

sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen<br />

macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!<br />

So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes<br />

sind. Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben<br />

Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um<br />

mit ihm auch verherrlicht zu werden.<br />

Antwortpsalm <br />

Kehrvers:<br />

Gott ist ein Gott, der uns Rettung bringt.<br />

Gott steht auf, seine Feinde zerstieben; *<br />

die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesicht.<br />

Ps 68, 2.4.6–7b.20–21<br />

Die Gerechten aber freuen sich und jubeln vor Gott; *<br />

sie jauchzen in heller Freude. – Kehrvers<br />

Ein Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen *<br />

ist Gott in seiner heiligen Wohnung.<br />

Gott bringt die Verlassenen heim, *<br />

führt die Gefangenen hinaus in das Glück. – Kehrvers<br />

Gepriesen sei der Herr, Tag für Tag! *<br />

Gott trägt uns, er ist unsre Hilfe.<br />

Gott ist ein Gott, der uns Rettung bringt, *<br />

Gott, der Herr, führt uns heraus aus dem Tod. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 21a, ferner GL 69, 1 (IX. Ton)<br />

oder GL 1975 753, 1 · KG 632 (II. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Joh 17, 17<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Dein Wort, o Herr, ist Wahrheit; heilige uns in der Wahrheit!<br />

Halleluja.


Eucharistie · Montag, 30. <strong>Oktober</strong> 320<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 13, 10–17<br />

In jener Zeit lehrte Jesus am Sabbat in einer Synagoge. Dort saß<br />

eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem<br />

Dämon geplagt wurde; ihr Rücken war verkrümmt, und sie<br />

konnte nicht mehr aufrecht gehen.<br />

Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von<br />

deinem Leiden erlöst. Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen<br />

Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott.<br />

Der Synagogenvorsteher aber war empört darüber, dass Jesus<br />

am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum<br />

Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und lasst euch heilen,<br />

nicht am Sabbat!<br />

Der Herr erwiderte ihm: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von<br />

euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und<br />

führt ihn zur Tränke?<br />

Diese Tochter Abrahams aber, die der Satan schon seit achtzehn<br />

Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden<br />

dürfen?<br />

Durch diese Worte wurden alle seine Gegner beschämt; das<br />

ganze Volk aber freute sich über all die großen Taten, die er vollbrachte.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Wer ist diese Frau, die von Jesus geheilt wird? Sie bleibt ohne Namen,<br />

ihr Lobpreis ist uns nicht im Wortlaut überliefert. In ihrem<br />

Körper haben sich grausame Spuren eingeschrieben. Erniedrigt,<br />

gebeugt, bleibt die Frau doch nicht passiv, Hoffnung und Glauben<br />

hat sie nicht verloren. Mit ihrem Leiden wagt sie sich in<br />

die Öffentlichkeit, sie nimmt in der Synagoge am Sabbat-Gottesdienst<br />

teil, wo sie Gottes Heil begegnen kann. Dass sie sich nicht<br />

enttäuscht von Gott zurückzieht, schafft die Voraussetzung für<br />

ihre wunderbare Befreiung von dem quälenden Krankheitsgeist.<br />

Am Ende der Erzählung freut sich das ganze Volk mit ihr: ein<br />

durch Besatzung und Fremdherrschaft schwer bedrücktes und<br />

ausgebeutetes Volk. Die Freude der erlösten Frau und des ge-


321<br />

Montag, 30. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

fesselten Volkes, das sie in ihrem Leiden und in ihrer Befreiung<br />

verkörpert, ist auch die Freude von Maria und Elisabet (vgl. Lk<br />

1). Die Aufrichtung der Gebeugten, dieser Tochter Abrahams, ist<br />

ein Zeichen für die Großtaten Gottes, die das Magnificat besingt:<br />

Der Herr nimmt sich seines Volkes Israel an und erhöht die Erniedrigten.<br />

Magnificat anima mea Dominum!<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Bewahre in allen Dingen die Freiheit des Geistes und sieh zu,<br />

wohin er dich führt.<br />

Ignatius von Loyola, (eigentlich Íñigo López Oñaz y Loyola, spanischer Offizier,<br />

später Einsiedler, Gründer der Gesellschaft Jesu, 1491–1556)<br />

• Wohin will mich die Freiheit des Geistes – auch heute noch –<br />

führen?<br />

• Für welche neuen Räume, Denk- und Sichtweisen kann und<br />

will ich mich öffnen?<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Bevor des Tages Licht vergeht,<br />

o Herr der Welt, hör dies Gebet:<br />

Behüte uns in dieser Nacht<br />

durch deine große Güt’ und Macht.<br />

Hüllt Schlaf die müden Glieder ein,<br />

lass uns in dir geborgen sein


Abend · Montag, 30. <strong>Oktober</strong> 322<br />

und mach am Morgen uns bereit<br />

zum Lobe deiner Herrlichkeit.<br />

Dank dir, o Vater, reich an Macht,<br />

der über uns voll Güte wacht<br />

und mit dem Sohn und Heil’gen Geist<br />

des Lebens Fülle uns verheißt. Amen.<br />

1. Strophe nach: Te lucis ante terminum; 5.–6. Jahrhundert,<br />

2. Strophe nach: Christe precamur, adnue; 6. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 663 · GL 1975 696 · KG 284 – alternative Melodie: EG 469<br />

Psalm 86<br />

Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich, Herr! *<br />

Denn ich bin arm und gebeugt.<br />

Beschütze mich, denn ich bin dir ergeben! *<br />

Hilf deinem Knecht, der dir vertraut!<br />

Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, o Herr! *<br />

Den ganzen Tag rufe ich zu dir.<br />

Herr, erfreue deinen Knecht; *<br />

denn ich erhebe meine Seele zu dir.<br />

Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen, *<br />

für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.<br />

Herr, vernimm mein Beten, *<br />

achte auf mein lautes Flehen!<br />

Am Tag meiner Not rufe ich zu dir; *<br />

denn du wirst mich erhören.<br />

Herr, unter den Göttern ist keiner wie du, *<br />

und nichts gleicht den Werken, die du geschaffen hast.<br />

Alle Völker kommen und beten dich an, *<br />

sie geben, Herr, deinem Namen die Ehre.<br />

Denn du bist groß und tust Wunder; *<br />

du allein bist Gott.<br />

Weise mir, Herr, deinen Weg; *<br />

ich will ihn gehen in Treue zu dir.


323<br />

Montag, 30. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Richte mein Herz darauf hin, *<br />

allein deinen Namen zu fürchten!<br />

Ich will dir danken, Herr, mein Gott, aus ganzem Herzen, *<br />

will deinen Namen ehren immer und ewig.<br />

Du hast mich den Tiefen des Totenreichs entrissen. *<br />

Denn groß ist über mir deine Huld.<br />

Gott, freche Menschen haben sich gegen mich erhoben, /<br />

die Rotte der Gewalttäter trachtet mir nach dem Leben; *<br />

doch dich haben sie nicht vor Augen.<br />

Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, *<br />

du bist langmütig, reich an Huld und Treue.<br />

Wende dich mir zu und sei mir gnädig, /<br />

gib deinem Knecht wieder Kraft *<br />

und hilf dem Sohn deiner Magd!<br />

Tu ein Zeichen und schenke mir Glück! /<br />

Alle, die mich hassen, sollen es sehen und sich schämen, *<br />

weil du, Herr, mich gerettet und getröstet hast.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wir danken dir, Ewiger, für deine Güte. Du rufst uns, du erhältst<br />

uns am Leben. Lass unser Loblied Fleisch annehmen in Taten der<br />

Liebe und des Erbarmens.<br />

Lesung 1 Thess 5, 9–10<br />

Gott hat uns nicht für das Gericht seines Zornes bestimmt,<br />

sondern dafür, dass wir durch Jesus Christus, unseren Herrn,<br />

das Heil erlangen. Er ist für uns gestorben, damit wir vereint mit<br />

ihm leben, ob wir nun wachen oder schlafen.<br />

Nunc dimittis – Lobgesang des Simeon<br />

Antiphon zum Nunc dimittis:<br />

Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz,<br />

wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen in<br />

seinem Frieden.


Abend · Montag, 30. <strong>Oktober</strong> 324<br />

Fürbitten<br />

Mit deinem Handeln, Jesus, hast du die Menschen deiner Zeit<br />

Unerhörtes erfahren lassen. Wir bitten dich:<br />

A: Lass das Neue deiner Botschaft unter uns aufleuchten.<br />

– Dass wir Wege aus Markt- und Konsumzwängen finden.<br />

– Dass wir Armut und Hunger überwinden.<br />

– Dass deine Kirche die Menschen von heute erreicht.<br />

– Dass Kranke und Sterbende Hoffnung schöpfen.<br />

– Dass wir unseren Verstorbenen die Treue halten.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, schenke uns eine ruhige Nacht und erholsamen Schlaf. Was<br />

wir heute durch Wort und Werk an Gutem ausgesät haben, das<br />

lass Wurzel schlagen und wachsen und heranreifen für die ewige<br />

Ernte. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.


Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong><br />

Heiliger Wolfgang<br />

Wolfgang (924–994), Patron Bayerns und Diözesanpatron des<br />

Bistums Regensburg, war hochgebildet und zugleich ein Mann<br />

der Askese und des Gebets. Er stammte aus schwäbischem Adel und<br />

wurde im Kloster Reichenau erzogen. Von dort ging er mit seinem<br />

Studienfreund Heinrich nach Würzburg. 956 wurde Heinrich Erzbischof<br />

von Trier und machte Wolfgang zum Lehrer an der Domschule<br />

und zum Domdekan und Kanzler. Nach dem Tode des Freundes<br />

trat Wolfgang 964/65 ins Benediktinerkloster Einsiedeln ein, wo er<br />

auch die Priesterweihe empfing. Für kurze Zeit ging er 971 als Missionar<br />

nach Ungarn. Dann wurde er 972 Bischof von Regensburg.<br />

Er bemühte sich besonders um die innere Reform der Klöster und<br />

versuchte, die Bildung und das geistliche Leben von Klerus und Volk<br />

zu fördern. Durch seine Menschenfreundlichkeit, Güte und Bescheidenheit<br />

war er in seinem Bistum außerordentlich beliebt.<br />

Schrifttexte: Lesung: 2 Kor 4, 1–2.5–7; Evangelium: Mt 9, 35 – 10, 1<br />

Namenstag: hl. Quintin (Märtyrer, † um 300) · hl. Notburga von Köln<br />

(Benediktinerin, † um 700) · sel. Jutta von Bedburg (Prämonstratenserin,<br />

† um 1200) · hl. Alfons Rodriguez (Jesuit, Mystiker, † 1617) · Josef<br />

Lingens (Rechtsanwalt in Aachen, † 1902)<br />

Reformationstag<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Morgen · Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> 326<br />

Hymnus<br />

1. Auf meinen lieben Gott<br />

trau ich in Angst und Not;<br />

der kann mich allzeit retten<br />

aus Trübsal, Angst und Nöten,<br />

mein Unglück kann er wenden,<br />

steht alls in seinen Händen.<br />

3. Ob mich der Tod nimmt hin,<br />

ist Sterben mein Gewinn,<br />

und Christus ist mein Leben;<br />

dem tu ich mich ergeben;<br />

ich sterb heut oder morgen,<br />

mein Seel wird er versorgen.<br />

2. Ob mich mein Sünd anficht,<br />

will ich verzagen nicht;<br />

auf Christus will ich bauen<br />

und ihm allein vertrauen,<br />

ihm tu ich mich ergeben<br />

im Tod und auch im Leben.<br />

4. O mein Herr Jesu Christ,<br />

der du geduldig bist<br />

für mich am Kreuz gestorben:<br />

hast mir das Heil erworben,<br />

auch uns allen zugleiche<br />

das ewig Himmelreiche.<br />

5. Amen zu aller Stund<br />

sprech ich aus Herzensgrund;<br />

du wollest selbst uns leiten,<br />

Herr Christ, zu allen Zeiten,<br />

auf dass wir deinen Namen<br />

ewiglich preisen. Amen.<br />

Lübeck vor 1603, Wittenberg und Nürnberg 1607<br />

EG 345<br />

Psalm 65 Verse 2–14<br />

Dir gebührt Lobgesang, Gott, auf dem Zion, *<br />

dir erfüllt man Gelübde.<br />

Du erhörst die Gebete. *<br />

Alle Menschen kommen zu dir unter der Last ihrer Sünden.<br />

Unsere Schuld ist zu groß für uns, *<br />

du wirst sie vergeben.<br />

Wohl denen, die du erwählst und in deine Nähe holst, *<br />

die in den Vorhöfen deines Heiligtums wohnen.<br />

Wir wollen uns am Gut deines Hauses sättigen, *<br />

am Gut deines Tempels.


327<br />

Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> · Morgen<br />

Du vollbringst erstaunliche Taten, *<br />

erhörst uns in Treue, du Gott unsres Heiles,<br />

du Zuversicht aller Enden der Erde *<br />

und der fernsten Gestade.<br />

Du gründest die Berge in deiner Kraft, *<br />

du gürtest dich mit Stärke.<br />

Du stillst das Brausen der Meere, *<br />

das Brausen ihrer Wogen, das Tosen der Völker.<br />

Alle, die an den Enden der Erde wohnen, /<br />

erschauern vor deinen Zeichen; *<br />

Ost und West erfüllst du mit Jubel.<br />

Du sorgst für das Land und tränkst es; *<br />

du überschüttest es mit Reichtum.<br />

Der Bach Gottes ist reichlich gefüllt, *<br />

du schaffst ihnen Korn; so ordnest du alles.<br />

Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen, *<br />

machst sie weich durch Regen, segnest ihre Gewächse.<br />

Du krönst das Jahr mit deiner Güte, *<br />

deinen Spuren folgt Überfluss.<br />

In der Steppe prangen die Auen, *<br />

die Höhen umgürten sich mit Jubel.<br />

Die Weiden schmücken sich mit Herden, /<br />

die Täler hüllen sich in Korn. *<br />

Sie jauchzen und singen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Überreich sind deine Gaben, du unser Schöpfer. Wir können es<br />

nicht fassen: Uns Sünder erwählst du und holst uns in dein Heiligtum.<br />

Dir sei Lob in Ewigkeit.<br />

Lesung Joël 2, 12–13<br />

Spruch des Herrn: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen, mit<br />

Fasten, Weinen und Klagen. Zerreißt eure Herzen, nicht eure


Morgen · Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> 328<br />

Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott! Denn er ist gnädig<br />

und barmherzig, langmütig und reich an Güte, und es reut ihn,<br />

dass er das Unheil verhängt hat.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Aus den Händen aller, die uns hassen, errette uns, o Herr.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der uns zu Boten seiner Güte beruft. Ihn bitten<br />

wir:<br />

V: Ewiger Vater, A: lass deinen Geist in uns atmen.<br />

– Dass wir für alle offen sind, die uns um Rat fragen.<br />

– Dass wir erkennen, was wir zur Einheit der Kirche beitragen<br />

können.<br />

– Dass wir tun, was an uns liegt, um unsere Welt zu erneuern.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr Jesus Christus, du wahres Licht, das alle Menschen erleuchtet,<br />

damit sie das Heil finden, gib uns die Kraft, deinem Frieden<br />

und deiner Gerechtigkeit den Weg zu bereiten. Der du in der Einheit<br />

des Heiligen Geistes mit Gott dem Vater lebst und herrschest<br />

in alle Ewigkeit.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.


329<br />

Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> · Eucharistie<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, im Neuen Bund berufst<br />

du aus allen Völkern dein Volk und führst es zusammen im<br />

Heiligen Geist. Gib, dass deine Kirche ihrer Sendung treu bleibt,<br />

dass sie ein Sauerteig ist für die Menschheit, die du in Christus<br />

erneuern und zu deiner Familie umgestalten willst. Darum bitten<br />

wir durch ihn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt<br />

und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 8, 18–25<br />

Schwestern und Brüder! Ich bin überzeugt, dass die Leiden<br />

der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der<br />

Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Denn die ganze<br />

Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne<br />

Gottes.<br />

Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus<br />

eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat;<br />

aber zugleich gab er ihr Hoffnung: Auch die Schöpfung soll von<br />

der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und<br />

Herrlichkeit der Kinder Gottes.<br />

Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen<br />

Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir<br />

als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen<br />

und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als<br />

Söhne offenbar werden.<br />

Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber,<br />

die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man<br />

auf etwas hoffen, das man sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir<br />

nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.


Eucharistie · Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> 330<br />

Antwortpsalm Ps 126<br />

Kehrvers:<br />

Großes hat der Herr an uns getan. Da waren wir fröhlich.<br />

Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, *<br />

da waren wir alle wie Träumende.<br />

Da war unser Mund voll Lachen *<br />

und unsere Zunge voll Jubel. – Kehrvers<br />

Da sagte man unter den andern Völkern: *<br />

„Der Herr hat an ihnen Großes getan.“<br />

Ja, Großes hat der Herr an uns getan. *<br />

Da waren wir fröhlich. – Kehrvers<br />

Wende doch, Herr, unser Geschick, *<br />

wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland.<br />

Die mit Tränen säen, *<br />

werden mit Jubel ernten. – Kehrvers<br />

Sie gehen hin unter Tränen *<br />

und tragen den Samen zur Aussaat.<br />

Sie kommen wieder mit Jubel *<br />

und bringen ihre Garben ein. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 3, ferner GL 69, 1 (IX. Ton)<br />

oder GL 1975 753, 1 · KG 632 (II. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Mt 11, 25<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Sei gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde; du hast die<br />

Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 13, 18–21<br />

In jener Zeit sprach Jesus: Wem ist das Reich Gottes ähnlich,<br />

womit soll ich es vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, das ein<br />

Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde


331<br />

Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen<br />

Zweigen.<br />

Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen?<br />

Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen<br />

Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

So viel schweres Mehl im Trog! Wer kann das bewegen? Doch<br />

so gewiss ich bin, dass mir das bisschen Sauerteig am Ende das<br />

ganze Mehl durchsäuern wird, so zuversichtlich kann ich sein,<br />

dass Gott in meinem Leben am Werk ist. Ich muss es nicht unablässig<br />

kontrollieren. Ich sehe ja auch nicht ständig nach, ob<br />

sich das Mehl bewegt. Ich bin ganz ruhig. Ich mache mir keine<br />

Sorgen. Ich vertraue darauf: Es wird. Und ebenso vertraue ich<br />

darauf, dass Gott da ist, in meiner Nähe, und dass seine Nähe<br />

wirkt. Es wird. Weil ich nicht pausenlos grübeln und auch nicht<br />

ständig den Teig untersuchen, mein Leben überprüfen muss,<br />

habe ich Zeit, habe ich den Kopf und die Hände frei. Weil ich<br />

Vertrauen habe, habe ich das Herz frei, bin ich frei.<br />

Innehalten am Abend<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Es fällt ihm [dem Menschen] mehr auf, was ihm fehlt, als das,<br />

was er besitzt.<br />

Johann Wolfgang von Goethe (deutscher Dichter, 1749–1832)<br />

• Auf was schaue ich in meinem Leben?<br />

• Worauf kann und möchte ich schauen?


Abend · Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> 332<br />

Confiteor (Seite 29) – oder – Erbarme dich (Seite 38)<br />

Hymnus<br />

Himmlische Chöre preisen den Höchsten.<br />

Engel und Menschen danken ihm ewig.<br />

Sterbliche Wesen rief er zum Leben,<br />

gab seine Gnade Sündern und Armen.<br />

Heilige Freunde, Zeichen der Hoffnung.<br />

Tod und Verderben habt ihr bestanden.<br />

Ihr seid vollendet, lebt in der Freude.<br />

Uns ruft von ferne eure Gemeinschaft.<br />

Jenseits des Todes wartet das Leben,<br />

das für uns alle Christus erwirkt hat.<br />

Ihm sei die Ehre, der uns berufen,<br />

ewig im Lichte vor ihm zu stehen. Amen.<br />

Zeitgenössisch (Verfasser: Bernardin Schellenberger)<br />

Melodie: Benediktinisches Antiphonale 1, 964<br />

Psalm 147 Verse 12–20<br />

Jerusalem, preise den Herrn, *<br />

lobsinge, Zion, deinem Gott!<br />

Denn er hat die Riegel deiner Tore fest gemacht, *<br />

die Kinder in deiner Mitte gesegnet;<br />

er verschafft deinen Grenzen Frieden *<br />

und sättigt dich mit bestem Weizen.<br />

Er sendet sein Wort zur Erde, *<br />

rasch eilt sein Befehl dahin.<br />

Er spendet Schnee wie Wolle, *<br />

streut den Reif aus wie Asche.<br />

Eis wirft er herab in Brocken, *<br />

vor seiner Kälte erstarren die Wasser.


333<br />

Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> · Abend<br />

Er sendet sein Wort aus, und sie schmelzen, *<br />

er lässt den Wind wehen, dann rieseln die Wasser.<br />

Er verkündet Jakob sein Wort, *<br />

Israel seine Gesetze und Rechte.<br />

An keinem anderen Volk hat er so gehandelt, *<br />

keinem sonst seine Rechte verkündet.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du unser Gott, wir preisen dich. Mit allen, die du ins Leben gerufen<br />

hast, danken wir dir für deine Güte und Treue.<br />

Lesung Jes 65, 18–19<br />

Ihr sollt euch ohne Ende freuen und jubeln über das, was ich<br />

erschaffe. Denn ich mache aus Jerusalem Jubel und aus seinen<br />

Einwohnern Freude. Ich will über Jerusalem jubeln und mich<br />

freuen über mein Volk. Nie mehr hört man dort lautes Weinen<br />

und lautes Klagen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Dich preist der glorreiche Chor der Apostel, dich der Propheten<br />

lobwürdige Schar, dich der Märtyrer leuchtendes Heer; einmütig<br />

preisen dich alle Heiligen und Erwählten, heiligste Dreifaltigkeit,<br />

ewiger Gott.<br />

Fürbitten<br />

Christus Jesus, du auferweckst uns schon hier zu deinem neuen<br />

Leben. Wir rufen zu dir:<br />

V: Kyrie, eleison. A: Christe, eleison.<br />

Bewahre deine Glaubenden davor, dich nur mit den Lippen zu<br />

bekennen;<br />

– lass sie ihren Mitmenschen deine Liebe erweisen.<br />

Berufe in unserer Zeit Männer und Frauen zum Dienst in der<br />

Kirche,


Abend · Dienstag, 31. <strong>Oktober</strong> 334<br />

– damit sie die Menschen auf dem Weg zu einem Leben in Fülle<br />

begleiten.<br />

V: Kyrie, eleison. A: Christe, eleison.<br />

Gewähre allen Trauernden die Gnade, die bleibende Gemeinschaft<br />

mit ihren Verstorbenen zu erfahren,<br />

– und sende ihnen Menschen, die ihnen neue Freude am Leben<br />

schenken.<br />

Vollende das neue Leben, das du deinen Glaubenden einpflanzt,<br />

an unseren Verstorbenen<br />

– und erwecke sie zu deiner Herrlichkeit.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du schenkst uns die Freude, am heutigen<br />

Fest die Verdienste aller deiner Heiligen zu feiern. Erfülle auf<br />

die Bitten so vieler Fürsprecher unsere Hoffnung und schenke uns<br />

dein Erbarmen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 365)<br />

Christus Jesus,<br />

unser Weg, unsere Wahrheit<br />

und unser Leben,<br />

lasse uns seine Stimme hören<br />

und führe uns ins Haus des Vaters.


335Marienandacht<br />

Der brennende Dornbusch<br />

Diese Andacht kann alleine still betrachtet oder, so wie es möglich ist, in Teilen<br />

gesungen werden. In Gemeinschaft bietet es sich an, zumindest die Psalmen,<br />

ggf. aber auch die Liedstrophen, von Kantor(in) und allen abwechselnd singen<br />

zu lassen. Anrufungen und Impulse sollten wie die Lesungen von einem/r<br />

Lektor(in) vorgetragen, die Gebete jedoch gemeinsam gesprochen werden.<br />

Eröffnung<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe,<br />

Herr, eile mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn<br />

und dem Heiligen Geist,<br />

wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit<br />

und in Ewigkeit. Amen.<br />

Hymnus zur Eröffnung<br />

Maria durch ein Dornwald ging. Kyrie eleison.<br />

Maria durch ein Dornwald ging,<br />

der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen.<br />

Jesus und Maria.<br />

Was trug Maria unter ihrem Herzen? Kyrie eleison.<br />

Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,<br />

das trug Maria unter ihrem Herzen.<br />

Jesus und Maria.<br />

Da haben die Dornen Rosen getragen. Kyrie eleison.<br />

Als das Kindlein durch den Wald getragen,<br />

da haben die Dornen Rosen getragen.<br />

Jesus und Maria.<br />

geistl. Volkslied, nach: August von Haxthausen 1850<br />

GL 224 · KG 314


Marienandacht 336<br />

Einführung<br />

Ein Adventshymnus im <strong>Oktober</strong>? Ist das nicht etwas früh?<br />

Nicht, wenn wir Marias Situation in den Blick nehmen. Unterwegs<br />

zu ihrer Verwandten Elisabet trägt sie ihr Kind durch den<br />

verdorrten Wald, das Kind, von dem sie Großes gehört hat, aber<br />

noch nicht ahnen kann, welchen Lebensweg es nehmen – und<br />

wie sie selbst es darauf begleiten wird. Auf symbolischer Ebene<br />

nimmt das Lied diesen verflochtenen Weg von Mutter und<br />

Sohn vorweg: im unfruchtbaren Dornenwald blühen dank dieser<br />

Mutter und ihres Kindes Rosen auf. Die große Verwandlung, die<br />

dieses Kind bringen wird, leuchtet schon vor seiner Geburt auf<br />

– auch dank seiner Mutter, die es unter dem Herzen trägt und<br />

später auf seinem dornigen Lebensweg bis zum blutigen Ende begleiten<br />

wird.<br />

Mit Dornen und unfruchtbaren, öden Wegstrecken bekommt es<br />

jeder Mensch in seinem Leben zu tun. Es kommt darauf an, wie<br />

man damit umgeht. Und hier kommt ein Symbol ins Spiel, das seit<br />

alter Zeit mit Maria verbunden wird: der brennende Dornbusch.<br />

Lassen Sie uns diesem Zusammenhang ein wenig nachgehen.<br />

Anrufungen<br />

Du Gott, der sich uns zeigt:<br />

– Wir loben dich, wir preisen dich.<br />

Du Gott, der uns liebt:<br />

– Wir loben dich, wir preisen dich.<br />

Du Gott, der durch uns wirkt:<br />

– Wir loben dich, wir preisen dich.


337Marienandacht<br />

Grüßen wir die Frau, die uns als Mutter und Vorbild begleitet.<br />

Glauben können wie du:<br />

Das Leben bejahen, wie Gott es mir gab,<br />

und hören mit fröhlichem Herzen sein Wort<br />

und singen mit dir: „Großes hat er getan.“<br />

So will ich glauben, Maria.<br />

Hoffen können wie du:<br />

Den Frieden bereiten; das Mögliche tun<br />

und Jesus vertrauen, dem Freund, der mich kennt,<br />

und folgen dem Wort: „Was er euch sagt, das tut!“<br />

So will ich hoffen, Maria.<br />

Lieben können wie du:<br />

Berühren mich lassen von Freude und Schmerz<br />

und sehen den Schöpfer in jedem Geschöpf<br />

und sagen wie du: „Mir geschehe dein Wort.“<br />

So will ich lieben, Maria.<br />

Helmut Schlegel 2009, © Dehm-Verlag, Limburg<br />

GL 885 (Anhang Limburg)<br />

Dornen, wohin du auch schaust<br />

Aus dem Buch Jesaja Jes 7, 23–25<br />

An jenem Tag wird jedes Grundstück, auf dem tausend Weinstöcke<br />

im Wert von tausend Silberstücken stehen, den Dornen<br />

und Disteln gehören. Nur mit Pfeil und Bogen geht man<br />

dorthin; denn das ganze Land wird Dornen und Disteln sein. Alle<br />

Berge, die mit der Hacke behackt werden – dorthin geht man<br />

nicht mehr, aus Furcht vor Dornen und Disteln.


Marienandacht 338<br />

Aus dem Buch Richter Ri 9, 14–15<br />

Da sagten alle Bäume zum Dornenstrauch: *<br />

Geh du hin, sei unser König!<br />

Der Dornenstrauch sagte zu den Bäumen: /<br />

Wenn ihr mich wirklich zu eurem König salben wollt, *<br />

kommt, bergt euch in meinem Schatten!<br />

Wenn aber nicht,<br />

dann soll vom Dornenstrauch Feuer ausgehen *<br />

und die Zedern des Libanon fressen.<br />

– kurze Stille –<br />

Impuls<br />

Dornen durchziehen das Leben. Überall wuchern sie, auch da,<br />

wo man sie nicht erwartet. Manche wachsen besonders schnell,<br />

kaum ist ihnen beizukommen. Auch unter Menschen. Jotams<br />

Fabel aus dem Richterbuch bringt es auf den Punkt: der Nichtsnutz<br />

Dornstrauch gelangt mühelos an die Spitze, weil die anderen<br />

Bäume Besseres zu tun haben; doch am Ende knechtet er sie alle.<br />

Ein ewiger sinnloser Kampf, den am Ende nur ein großes Feuer<br />

entscheiden kann?<br />

Gebet<br />

Wohin wir kommen und schauen, überall Widrigkeiten. Damit<br />

nicht genug: Wir selbst machen uns das Leben schwer, uns und<br />

unseren Mitmenschen. Gott, der uns trägt: Bahne uns den Weg,<br />

dass wir den Weg in die Freiheit finden.


339Marienandacht<br />

Feuer, das nicht verbrennt?<br />

Aus dem Buch Exodus Ex 3, 1–4<br />

Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters<br />

Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh<br />

über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort<br />

erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten<br />

aus dem Dornbusch. Er schaute hin: Der Dornbusch brannte im<br />

Feuer, aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt. Mose sagte: Ich<br />

will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung<br />

ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? Als der<br />

HERR sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief<br />

Gott ihm mitten aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete:<br />

Hier bin ich.<br />

Aus dem Buch Jesaja Jes 10, 17<br />

Israels Licht wird zum Feuer *<br />

und sein Heiliger wird zur Flamme.<br />

Sie brennt und verzehrt seine Dornen und seine Disteln *<br />

an einem einzigen Tag.<br />

– kurze Stille –<br />

Impuls<br />

Dorngestrüpp gehört vernichtet. Verbrannt. Aber was bleibt<br />

dann? Von meiner Welt, meinem Leben? Das Buch Exodus öffnet<br />

eine andere Perspektive: Der Dornbusch brennt – und verbrennt<br />

doch nicht. Ein Bild, das frühere Zeiten auf Maria bezogen haben:<br />

sie trägt Gott in sich und verbrennt doch nicht. Kunstgeschichtlich<br />

hat es eindrucksvolle Blüten getragen. Doch es greift zu kurz,<br />

es nur auf die Zeit bis zur Geburt in Betlehem zu beziehen; Maria<br />

hat ihr ganzes Leben im Geist des lebendigen Gottes gelebt, bis<br />

hin zur Finsternis unter dem Kreuz. Gilt das nur für Maria, oder


Marienandacht 340<br />

nicht auch für Menschen, die vom Feuer der göttlichen Geistkraft<br />

erfüllt sind?<br />

In der spätgotischen Marienbasilika im hessischen Gelnhausen<br />

ist der Leuchter, auf dem Besucherinnen und Besucher brennende<br />

Lichter aufstellen können, wie ein Strauch gestaltet: durch unsere<br />

Kerzen wird er zum brennenden Dornbusch.<br />

Nehmen Sie sich etwas Zeit, um den Bildern und Gedanken in<br />

sich nachzugehen, die in Ihnen dazu aufsteigen. Wie treten Dornen<br />

und Feuer für Sie in Beziehung? Wo sehen Sie sich in diesem<br />

Spannungsfeld?<br />

– Stille –<br />

Beim Propheten Ezechiel heißt es:<br />

Aus dem Buch Ezechiel Ez 28, 24<br />

Dann droht dem Haus Israel kein stechender Dorn und kein<br />

verletzender Stachel mehr von allen ringsum, die sie verachten.<br />

Daran werden sie erkennen, dass ich GOTT, der Herr, bin.<br />

Vertrauen wir auf den, der seine Liebe in uns entzündet hat, und<br />

beten wir zum Abschluss:<br />

Gebet<br />

Du, Gott Israels, hast uns im Feuer deinen Namen offenbart. Richte<br />

uns auf durch dein Wort. Mach uns widerstandsfähig. Bleib uns<br />

nah. Wie Maria.


341Marienandacht<br />

Schlusshymnus<br />

Göttliches Wort, der Gottheit Schrein,<br />

führ uns in dein Geheimnis ein.<br />

Brennender Dornbusch, der nicht verbrennt,<br />

nenn uns den Namen, den niemand kennt.<br />

Wolkensäule voll Herrlichkeit,<br />

geh uns voran im Dunkel der Zeit.<br />

Schlüssel Davids, der öffnet und schließt,<br />

weis uns die Quelle, die immer fließt.<br />

Logos, Wort und Antwort zugleich,<br />

erschließe uns das Gottesreich.<br />

Zeitgenössisch<br />

Segne uns, Ewiger, mit allem Guten,<br />

bewahre uns vor dem Bösen.<br />

Erleuchte unser Herz mit Einsicht,<br />

die uns zum Leben führt,<br />

und gib uns die Gnade,<br />

deine ewige Wahrheit zu erkennen.<br />

Lass dein gütiges Antlitz über uns leuchten,<br />

uns zu ewigem Frieden.<br />

Nach einem Segensspruch aus Qumran<br />

Die Andacht wurde zusammengestellt<br />

von Johannes Bernhard Uphus


Thema des Monats 342<br />

Aussaat und Ernte<br />

Niemals, solange die Erde besteht, werden aufhören Aussaat<br />

und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und<br />

Nacht.“ (Gen 8, 22)<br />

Nach der Flut ist vor der Flut?<br />

Dieses große und großmütige Versprechen gibt Gott „in seinem<br />

Herzen“ (Gen 8, 21) nach dem Abebben der großen Flut beim beruhigenden<br />

Duft von Noachs Dank- und Brandopfer. Diese Flut,<br />

so deutet die biblische Erzählung hier an, hat Gott selbst gewandelt<br />

– während die lernunwilligen Menschen sich nicht änderten<br />

und nach der Flut so sind, wie sie sind, was Gott in diesem Selbstgespräch<br />

resigniert-realistisch äußert – in dem festen Willen, die<br />

Erde dennoch zu erhalten. „Ich werde den Erdboden wegen des<br />

Menschen nie mehr verfluchen. Ich werde nie mehr alles Lebendige<br />

schlagen.“ (Gen 8, 21) Nach der Flut wäre also, vom Menschen<br />

her gesehen, vor der Flut, doch Gott gelobt, die Erde nie<br />

mehr todbringend zu überfluten. Was auch immer die Menschen<br />

zukünftig tun oder lassen werden, der Schöpfer sagt zu, an seiner<br />

Erde und seinen Menschen festzuhalten. In vier Wortpaaren verspricht<br />

Gott, dass der Erdboden der Lebensraum der Menschen<br />

bleiben werde mit allem, wessen sie bedürfen. „Aussaat und Ernte“:<br />

die Erde wird hervorbringen, was ihre menschlichen Bewohner<br />

und was „alles Lebendige“ zum Leben braucht. Gott selbst<br />

will über den Rhythmus der Zeiten – „Kälte und Hitze, Sommer<br />

und Winter, Tag und Nacht“ – wachen.<br />

Alles hat seine Zeit<br />

Der Wandel der Natur macht das Jahr erlebbar, Zeiten der Ernte<br />

folgen auf Zeiten der Aussaat, Licht folgt auf Dunkelheit, warme<br />

und kalte, trockene und Regenzeiten lösen einander ab. Eine


343<br />

Thema des Monats<br />

agrarisch orientierte Gesellschaft wie das biblische Israel erlebt<br />

die natürlichen Zyklen besonders intensiv. Säen und Ernten – alles<br />

hat seine Zeit (vgl. Koh 3). Die Wiederkehr geprägter Zeiten<br />

garantiert Stabilität; dies zeigt die oben zitierte, tröstende und<br />

stärkende, menschliche Ängste wegnehmende Gottesrede (Gen<br />

8, 22).<br />

Erntedank<br />

In seinen Festen verknüpft Israel die agrarisch-natürlich geprägten<br />

Zeiten mit heilsgeschichtlich herausragenden Erfahrungen der<br />

Nähe Gottes zu seinem Volk. Die für die Glaubensgemeinschaft<br />

und die kollektive Erinnerung bedeutsamen religiösen Feste der<br />

Bibel, das Pascha-, das Wochen- und das Laubhüttenfest, waren<br />

zunächst, und sie bewahrten diese Prägung, Erntedankfeste. Das<br />

biblisch bezeugte Garbenfest, die Darbietung der Erstlingsfrüchte,<br />

ist nicht in den jüdischen oder christlichen Festkalender eingegangen,<br />

steht aber ebenfalls mit der Freude über die Ernte und<br />

dem Brauch des Erntedanks an Gott in Beziehung.<br />

Dank für die Ernte im Gelobten Land<br />

In Kanaan, der unmittelbaren Umgebung des biblischen Israel,<br />

waren vor allem der Gott Baal und die Göttin Aschera für die<br />

Fruchtbarkeit des Landes zuständig, für Regen zur rechten Zeit,<br />

für sprossendes Grün nach dem toten Winter. Der Gott Israels<br />

ist kein Fruchtbarkeitsgott, dennoch wird ihm bei der Ernte gedankt.<br />

Ihm nämlich ist es zu verdanken, dass Israel im Lande<br />

lebt, dass es eine Ernte hat, die es im eigenen Land einholen und<br />

feiern kann. Das biblisch beliebte Inbild guten Lebens, unter dem<br />

eigenen Weinstock und dem eigenen Feigenbaum zu sitzen und<br />

deren Früchte zu genießen, zeigt, wie wenig selbstverständlich es<br />

für Israel war, über Früchte des eigenen Landes zu verfügen, und<br />

wie nahe die Erfahrung, dass andere das ernten, was man selbst


Thema des Monats 344<br />

gesät hat, und andere in den Häusern wohnen, die man bauen<br />

musste.<br />

Lese und Nachlese<br />

Gott hat das Land gegeben, auf dem man säen und ernten und<br />

dessen Früchte man genießen darf. Doch kein Israelit ist absoluter<br />

Landes-Herr. Gottes Landgabe ist ein Lehen. Dem Lehensherrn,<br />

diesem Lehensherrn, zeigt man Dankbarkeit nicht nur durch eine<br />

Abgabe vom Ertrag des Landes, sondern im verantwortlichen Verhalten<br />

gegenüber den bedürftigen Mitmenschen; Fremde, Witwen<br />

und Waisen sind im Blick. Eine bei der Ernte auf dem Feld<br />

vergessene Garbe soll man gegen den Impuls, umzukehren und<br />

sie zu holen, für die Fremden, Waisen und Witwen stehen lassen.<br />

Und wenn du „in deinem Weinberg die Trauben geerntet hast,<br />

sollst du keine Nachlese halten. Sie soll den Fremden, Waisen und<br />

Witwen gehören.“ Die Begründung dieser Bestimmung: „Denk<br />

daran, du bist in Ägypten Sklave gewesen. Darum mache ich es<br />

dir zur Pflicht, diese Bestimmung einzuhalten.“ (Dtn 24, 21 f.)<br />

Die Freude der befreiten und beschenkten Israeliten, säen und<br />

ernten zu dürfen im eigenen Land, soll den Blick für die Not anderer<br />

nicht verengen, sondern weiten und dazu führen, ihnen Hand<br />

und Herz zu öffnen.<br />

Es geht durch unsere Hände, kommt aber her von Gott<br />

„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, / doch<br />

Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand“ heißt es<br />

in dem bekannten Lied von Matthias Claudius, das in Erntedankgottesdiensten<br />

gerne gesungen wird. Dass wir bei all unseren unbestreitbaren<br />

hohen Kompetenzen, Fertigkeiten und Fähigkeiten<br />

nicht Herren und Herrinnen über „Wachstum und Gedeihen“<br />

sind, auf den landwirtschaftlich bestellten Feldern unseres Landes,<br />

auf den Feldern unseres Lebens, daran erinnert Matthias


345<br />

Unter die Lupe genommen<br />

Claudius’ Lied eindrücklich. Nicht resigniert oder verzagt, sondern,<br />

im Vertrauen auf den treuen Schöpfer und Erhalter der<br />

Welt, in Heiterkeit und Dankbarkeit: „Er sendet Tau und Regen<br />

und Sonn- und Mondenschein, / er wickelt seinen Segen gar zart<br />

und künstlich ein / und bringt ihn dann behände in unser Feld<br />

und Brot: / es geht durch unsere Hände, kommt aber her von<br />

Gott.“ Der Mensch ist zum Säen und Ernten bestellt, und doch<br />

gilt: „es geht durch unsere Hände, kommt aber her von Gott“.<br />

In der ursprünglichen, in den heutigen Fassungen nicht erhaltenen<br />

ersten Liedstrophe war der Dichter noch deutlicher: „Im<br />

Anfang war’s auf Erden / nur finster, wüst und leer; / und sollt<br />

was sein und werden, / musst’ es woanders her.“<br />

Susanne Sandherr<br />

Kelter<br />

Die Bibel kennt viele Bilder aus der Kultur des Weinbaus. Der<br />

Weinberg ist eines davon, der Weinstock und die Reben<br />

sind weitere vertraute Metaphern. Auch der Wein selbst kommt<br />

in der Bibel an verschiedenen Stellen und in unterschiedlichen<br />

Funktionen vor. Weniger bekannt ist wohl das Verbindungsstück<br />

zwischen den geernteten Trauben und dem fertigen Produkt: die<br />

Kelter. Doch auch sie dient in der biblischen und christlichen<br />

Theologie in verschiedenen Zusammenhängen als ausdrucksstarkes<br />

Bildwort.<br />

Antike Keltern<br />

Wie Keltern zu biblischen Zeiten aussahen, ist durch archäologische<br />

Funde und bildliche Darstellungen bekannt. Die Kelter<br />

bestand aus zwei Becken. In das größere und etwas höher gele-


Unter die Lupe genommen 346<br />

gene Becken wurden die geernteten Trauben hineingetan, und<br />

dort wurden sie mit bloßen Füßen zertreten. Über eine Rinne<br />

floss der gepresste Saft in ein zweites, kleineres Becken, das etwas<br />

tiefer lag. Aus diesem Becken wurde der zukünftige Wein dann<br />

in Krüge abgefüllt. Zum Zertreten der Früchte stiegen mehrere<br />

Menschen gleichzeitig in das große Becken, und man kann sich<br />

leicht vorstellen, dass dies eine gesellige und fröhliche Angelegenheit<br />

war. Das lässt ein Vers des Propheten Jesaja vermuten, in dem<br />

er allerdings genau das Gegenteil beschreibt: „Der Kelterer tritt<br />

keinen Wein mehr in den Keltern. Dem Freudengeschrei habe<br />

ich ein Ende gemacht.“ (Jes 16, 10) Und dass mehreren Psalmen<br />

die Anweisung „Nach dem Kelterlied“ vorangestellt ist (Ps 8; 81;<br />

84), lässt vermuten, dass beim Traubentreten gesungen wurde.<br />

Bild des Überflusses<br />

Das Bild der Kelter ist noch an einer weiteren Stelle ausgesprochen<br />

positiv belegt. Der Prophet Joël beschreibt die Zuwendung<br />

Gottes zu seinem Volk zunächst mit dem Bild der Sorge um das<br />

leibliche Wohl: „Seht, ich sende euch Korn, Wein und Öl, damit<br />

ihr davon satt werdet.“ (Joël 2, 19) Wenige Verse später steigert er<br />

es zum Bild einer überreichen Ernte: „Die Tennen sind voll von<br />

Getreide, die Keltern fließen über von Wein und Öl.“ (Joël 2, 24)<br />

Im wahrsten Sinne des Wortes wird die Kelter zum Ort des Überflusses<br />

– und damit zum Bild für die wunderbare Sorge Gottes für<br />

sein Volk: „Ihr werdet essen und satt werden und den Namen des<br />

Herrn, eures Gottes, preisen, der für euch solche Wunder getan<br />

hat“ (Joël 2, 26).<br />

Bild der Erwartung<br />

Beim Propheten Jesaja hat das Bild der Kelter noch eine andere<br />

Sinnspitze. Im Lied vom Weinberg (Jes 5, 1–7) erzählt der Prophet,<br />

wie sein Freund – JHWH – einen Weinberg – gemeint ist


347<br />

Unter die Lupe genommen<br />

das Volk Israel – anlegt, indem er ihn umgräbt und mit edlen<br />

Reben bepflanzt. Weiter heißt es: „Er baute in seiner Mitte einen<br />

Turm und hieb zudem eine Kelter in ihm aus.“ (Jes 5, 2) Die Anlage<br />

einer Kelter unterstreicht die Erwartung, dass der Weinberg<br />

zur Zeit der Ernte Früchte hervorbringt, denn sonst wäre eine<br />

Kelter nutzlos. So bringt es auch Jesaja ins Wort: „Dann hoffte<br />

er, dass der Weinberg Trauben brächte, doch er brachte nur faule<br />

Beeren.“ (Jes 5, 2) Die leere Kelter wird zum Bild der Enttäuschung<br />

über einen ertraglosen Weinberg.<br />

Bild des Gerichts<br />

Die Kelter-Metapher findet sich bei Jesaja ein weiteres Mal, in<br />

einem anderen Zusammenhang, nämlich als Bild für das Gericht.<br />

Dies ist die häufigste und wohl auch stärkste Verwendung des<br />

Kelter-Bilds in der Bibel. Jesaja blickt zunächst auf die konkrete<br />

Arbeit in der Kelter: „Warum ist dein Gewand so rot, sind deine<br />

Kleider wie die eines Mannes, der die Kelter tritt?“ (Jes 63, 2)<br />

Das Spritzen des Traubensafts beim Zertreten der Früchte bietet<br />

hier den Bezugspunkt. Die Farbe des Safts leitet zum Folgenden<br />

über: „Ich allein trat die Kelter; von den Völkern war niemand bei<br />

mir. Da zertrat ich sie voll Zorn, zerstampfte sie in meiner Wut.“<br />

(Jes 63, 3) Das Zerquetschen der Früchte ist Ausdruck des Zorns,<br />

der sich hier gegen die Frevler innerhalb des Volkes Israel richtet.<br />

Und diesen Zorn lebt JHWH ganz allein aus, ohne dass er sich<br />

ein anderes Volk zu Hilfe nimmt. Die Kelter dient indes auch als<br />

Metapher für das Gericht JHWHs über die Völker. „Kommt, tretet<br />

die Kelter“, heißt es im Buch Joël, „denn sie ist voll, die Tröge fließen<br />

über.“ (Joël 4, 13) Wieder taucht das Bild der überfließenden<br />

Kelter auf. Doch diesmal ist es nicht die überreiche Traubenernte,<br />

sondern die Bosheit der Völker, die überfließt und die JHWH zum<br />

Gericht herausgefordert hat.<br />

Als Metapher für das Gericht wird die Kelter auch im Neuen<br />

Testament herangezogen. Unter Rückgriff auf den Propheten Joël


Unter die Lupe genommen 348<br />

ist in der Offenbarung die Rede von der „großen Kelter des Zornes<br />

Gottes“, in die die Trauben vom „Weinstock der Erde“ (Offb<br />

14, 19) geworfen werden. Der ausströmende Saft ist indes kein<br />

Wein – „Blut strömte aus der Kelter“ (Offb 14, 20) und bedeckt<br />

weithin die Erde. Mit Füßen getreten und ausgequetscht zu werden,<br />

bis das Blut rinnt – drastischer könnte das Weltgericht kaum<br />

ausgemalt werden.<br />

Christus und die Kelter<br />

Bereits in der Offenbarung wird Jesus Christus als einer vorgestellt,<br />

der „mit einem blutgetränkten Gewand“ bekleidet ist und<br />

„die Kelter des Weines, des rächenden Zornes Gottes“ (Offb<br />

19, 13.15), tritt. Daraus entstand in der christlichen Ikonografie<br />

das Bild der mystischen Kelter, die Jesus als Keltertreter zeigt und<br />

häufig vom JHWH-Wort aus dem Propheten Jesaja begleitet wird:<br />

„Ich trat die Kelter allein.“ Doch die frühkirchliche und mittelalterliche<br />

Theologie sahen in Christus nicht nur denjenigen, der<br />

die Kelter tritt, sondern auch denjenigen, der zertreten wird. So<br />

schrieb Gregor der Große, Christus habe allein die Kelter getreten,<br />

in der er selbst ausgepresst worden sei. Infolge dieser Deutung<br />

wurde die Kelter im Laufe des 14. Jahrhunderts zu einem<br />

Bild für die Passion. Bildliche Darstellungen zeigen Christus als<br />

Schmerzensmann, der in einer Kelter von einem Kreuz niedergedrückt<br />

wird. Später wurde diese Form der Darstellung eucharistisch<br />

erweitert, wenn das Blut aus der Kelter in einen Kelch floss.<br />

So ist aus dem Bild des Gerichts schließlich doch wieder eine<br />

heilsame Vorstellung geworden, deren Trost und Stärkung bis in<br />

die Gegenwart reicht.<br />

Stefan Voges


349<br />

Unter die Lupe genommen<br />

Für den Glauben gestorben: Märtyrer<br />

Menschen, die für ihr Glaubensbekenntnis sterben, bezeichnet<br />

man als Märtyrer. Der Begriff stammt aus dem Griechischen<br />

(martys) und bedeutet „Zeuge“. Seit dem zweiten Jahrhundert<br />

gebrauchte man das Wort, auch um diese Gruppe von den<br />

sogenannten „Bekennern“ (confessores) abzugrenzen, die für das<br />

Zeugnis ihres Glaubens Verfolgung und Folter erleiden, aber nicht<br />

sterben. Dass Menschen für ihren Glauben das Leben lassen, ist<br />

keineswegs nur ein Phänomen der frühen Christenheit. Noch<br />

heute werden viele Christen um ihres Glaubens willen verfolgt<br />

und auch getötet.<br />

Keine Angst vor dem Tod<br />

Märtyrer zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie keine Angst<br />

vor dem Sterben haben, vielmehr sogar „freudig“ in den Tod gehen,<br />

da sie davon überzeugt sind, direkt zu Gott zu gelangen und<br />

im Himmel auch für ihr Zeugnis belohnt zu werden. Daher ist<br />

in der Regel der Sterbetag des Märtyrers auch der Tag, an dem<br />

sein liturgisches Gedächtnis begangen wird. Vor allem in den Anfängen<br />

des Christentums wurden Gläubige systematisch verfolgt<br />

und hingerichtet. Man hat Christen in der Antike allerdings auch<br />

vorgeworfen, geradezu eine Sehnsucht nach dem Blutzeugnis zu<br />

besitzen; manche hätten den eigenen Tod sogar provoziert, da sie<br />

sich eine himmlische Belohnung erwarteten. Daher haben einige<br />

antike christliche Autoren davor gewarnt, den eigenen Tod bewusst<br />

suchen zu wollen.<br />

Leiden in der Nachfolge Christi<br />

Für christliche Märtyrer sind das Leiden Christi und sein gewaltsamer<br />

Tod am Kreuz Vorbild der unabdingbaren Liebe, die sogar


Unter die Lupe genommen 350<br />

die eigene Existenz einsetzt. Mit der Standhaftigkeit und schließlich<br />

dem eigenen Tod ahmt der Märtyrer Christus nach und gibt<br />

Gott die Ehre durch sein eigenes Leiden und Sterben. Als erster<br />

Märtyrer wird Stephanus verehrt, der für sein Bekenntnis zu Jesus<br />

Christus gesteinigt worden ist und im Zeitpunkt seines Todes<br />

den Himmel offen sah (vgl. Apg 7, 55). Bereits früh setzte die<br />

Verehrung der Märtyrer ein. Zunächst wurde an den Gräbern von<br />

Märtyrerinnen und Märtyrern ihres Todestages gedacht. Kaiser<br />

Konstantin führte es ein, an den Gedenktagen einen Gottesdienst<br />

zu feiern, und ließ auch Märtyrerkirchen bauen. Oft wurden in<br />

den Kirchen auch die Gebeine der Märtyrer aufbewahrt, woraus<br />

sich die Reliquienverehrung entwickelte.<br />

Bis heute viele Märtyrer<br />

Als das Christentum im Römischen Reich erlaubt und später sogar<br />

Staatsreligion wurde, gab es zunächst deutlich weniger Märtyrer.<br />

Als die Missionstätigkeit stark anstieg, gerade auch in bislang<br />

vom Christentum völlig freien Gebieten, gab es jedoch viele Missionare,<br />

die ihr Glaubenszeugnis mit dem Leben bezahlten. Die<br />

Hochschätzung der Märtyrer zeigt sich in den sogenannten Märtyrerakten,<br />

in denen das Leben und Sterben der Märtyrer festgehalten<br />

und überliefert wurden. In der „legenda aurea“, einer Zusammenstellung<br />

von Heiligenbiografien des Dominikanermönchs<br />

Jacobus de Voragine (1228/29–1298) sind etwa zwei Drittel<br />

Märtyrern gewidmet. Meist nimmt die Darstellung des Todes<br />

mehr Raum ein als die Lebensstationen. Auch in der bildenden<br />

Kunst besteht eine große Tradition von Märtyrer-Darstellungen.<br />

Insbesondere die Martyrien und Hinrichtungen der zwölf Apostel<br />

und des Stephanus werden häufig in der Kunst aufgegriffen.<br />

Das 20. Jahrhundert hat man als das „Jahrhundert der Märtyrer“<br />

bezeichnet, vor allem wegen der großen Zahl von Martyrien während<br />

der Nazi-Diktatur. Angesichts der bis heute großen Zahl von<br />

Martyrien aus verschiedenen Konfessionen sprechen viele auch


351<br />

Singt dem Herrn ein neues Lied<br />

von einer „wahren Ökumene der Märtyrer, einer Ökumene aus<br />

Blut“ (Kurt Kardinal Koch).<br />

Marc Witzenbacher<br />

Du Licht des Himmels, großer Gott<br />

Lied vom Licht<br />

Den Text des Liedes finden Sie auf Seite 11.<br />

Du Licht des Himmels, großer Gott“ ist im „Gotteslob“ (Nr.<br />

615) als Hymnus zu den Laudes vorgesehen, eignet sich<br />

aber auch zum Einsatz in weiteren Gottesdienstformen. Das in<br />

der Spätantike, im fünften/sechsten Jahrhundert, entstandene<br />

lateinische Preislied „Deus qui coeli lumen es“ (Gott, der du das<br />

Licht des Himmels bist) wurde von dem Eichstätter Priester, Professor<br />

für Systematische Theologie und Pädagogik sowie Verfasser<br />

geistlicher Lieder Friedrich Dörr (1908–1993) 1978 ins Deutsche<br />

übersetzt. Erhard Quack (1904–1983) hatte 1941 eine aus dem<br />

16. Jahrhundert stammende Melodie überarbeitet, die sich schon<br />

in Johann Leisentrits einflussreicher katholischer Sammlung geistlicher<br />

Lieder und Psalmen aus dem Jahr 1584 findet und schließlich<br />

zur Melodie unseres Liedes wurde.<br />

Du sendest Licht in unsre Welt<br />

Der Morgenhymnus preist den großen Gott als Urheber und Ursprung<br />

allen Lichtes (1. Strophe). Die Erfahrung des Sonnenaufgangs<br />

ist überwältigend; sie war und ist es wohl für Menschen<br />

aller Kulturen, Religionen und Zeiten. Die erste Strophe stellt<br />

aber, ganz im Sinne des ersten biblischen Schöpfungsberichts, die


Singt dem Herrn ein neues Lied 352<br />

Größen- und Abhängigkeitsverhältnisse klar: Die Gestirne und die<br />

Sonne sind nicht ihrerseits göttlich, der eine Gott und Schöpfer<br />

des Alls hat das Sternenzelt ausgespannt und hält es weiterhin<br />

„mit starker Hand“. Er ist es, der Licht in unsere Welt sendet,<br />

er ist der Urheber der nach- und untergeordneten Lichtquellen<br />

Sonne, Mond und Sterne. „… du sendest Licht in unsere Welt“,<br />

damit scheint aber bereits Christus, das „Licht vom Licht“ und<br />

„jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht“, wie<br />

ihn das Credo bekennt und das Exsultet besingt, in den Blick zu<br />

kommen.<br />

Der ausgespannt das Sternenzelt<br />

Die zweite und dritte Strophe schildern die bahnbrechende Bedeutung<br />

der Morgenstunde und ihres Lichtes für Kosmos und<br />

Mensch. Alles Graue, Nebulöse muss der Morgenröte weichen<br />

und der Morgentau erquickt die Erde „segensschwer“. Im letzten<br />

Vers der dritten Strophe werden „Tageslicht“ und „Morgenstern“<br />

als biblisch gegründete Christus-Bilder kenntlich gemacht: „und<br />

strahlend, gleich dem Morgenstern, / weckt Christus uns vom<br />

Schlafe auf“.<br />

Der ins Licht uns führt<br />

Österliche Bezüge durchziehen und prägen das ganze Lied. Der<br />

Sonnenaufgang evoziert den Ostermorgen, den befreienden Sieg<br />

der aufsteigenden Sonne über die fesselnden Mächte der Dunkelheit.<br />

Die vierte und fünfte Strophe wechseln von der dritten Person<br />

zur Du-Anrede und rühmen Christus, das Mensch gewordene<br />

Gotteswort: „Du, Christus, bist der helle Tag, / das Licht, dem<br />

unser Licht entspringt“ (4. Strophe), wie Gottes Wort und Weisung<br />

in biblischer Sicht den Menschen erleuchten und ihm Licht<br />

in der Finsternis sind. Christus wird schließlich als „Erlöser“ angesprochen,<br />

der „uns“, die singende und feiernde Gemeinde, aus


353<br />

Engagiertes Christsein<br />

der Herrschaft der Finsternis befreit, „aller Finsternis“, und der<br />

uns nicht hinters, sondern ins Licht führt. „Erlöser, der ins Licht<br />

uns führt“ (5. Strophe), in Gottes eigenes Licht. Hier scheint der<br />

Kolosserbrief nahe zu sein (Kol 1, 12–14). Eindringlich fordert der<br />

Verfasser die Adressaten auf, dem Vater mit Freude zu danken,<br />

da dieser sie befähigte, mit den Heiligen „im Licht“ zu sein, also<br />

Anteil zu haben an der Sphäre Gottes und der Versklavung durch<br />

die „Macht der Finsternis“ zu entkommen, frei zu werden, Erlösung<br />

zu erfahren.<br />

Wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe<br />

Das „Morgenlied“, von dem die Schlussstrophe spricht, ist es<br />

das Loblied, das die Gemeinde in eben diesem Moment singt?<br />

Ist das „Benedictus“ des kirchlichen Morgengebets gemeint und<br />

Zacharias’ Glaubensgewissheit: „Durch die barmherzige Liebe<br />

unseres Gottes / wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus<br />

der Höhe, / um allen zu leuchten, / die in Finsternis sitzen und<br />

im Schatten des Todes, / und unsere Schritte zu lenken auf den<br />

Weg des Friedens.“ (Lk 1, 78 f.)?<br />

Susanne Sandherr<br />

Pilgerin und Visionärin:<br />

Margery Kempe<br />

V<br />

on manchen wird ihr berühmtes Buch „The Book of Margery<br />

Kempe“ (Das Buch der Margery Kempe) als die erste<br />

Autobiografie in englischer Sprache angesehen. Die Ende des 14.<br />

Jahrhunderts geborene Margery Kempe war Mystikerin und Visionärin,<br />

aber vor allem auch Pilgerin. In ihrem Buch beschreibt sie<br />

ausführlich ihre Reisen zu verschiedenen heiligen Stätten, unter


Engagiertes Christsein 354<br />

anderem auch nach Deutschland zur Wunderblutkirche in Bad<br />

Wilsnack in der Prignitz.<br />

Eine bekannte Persönlichkeit<br />

Margery Kempe wurde um das Jahr 1373 in Norfolk, England, als<br />

Tochter des Bürgermeisters von Lynn (heute King’s Lynn, nördlich<br />

von Cambridge gelegen) geboren. In ihrer Kindheit und Jugend<br />

fiel Margery schon als sehr fromm und gleichzeitig auch etwas<br />

exzentrisch auf. Sie ging häufig zur Kirche und hatte wohl auch<br />

schon als Kind mystische Erfahrungen, wie sie selbst berichtet.<br />

Mit 20 Jahren wurde sie mit dem Kaufmann Johannes Kempe,<br />

einem angesehenen Bürger von Lynn, verheiratet. Nach der Geburt<br />

ihres ersten Kindes stürzte sie in eine tiefe Krise, in der sie<br />

viele belastende Visionen erlebte. Der Teufel habe sie dabei mit<br />

einer nie näher benannten Sünde in ihrer Jugend konfrontiert.<br />

Großen Beistand erfuhr sie von ihrem Beichtvater Johannes von<br />

Bridlington (1320–1379), der sie auch in der Echtheit ihrer Visionen<br />

bestärkte. Vergeblich versuchte sie, im Einverständnis mit<br />

ihrem Mann eine Ehe in Keuschheit zu führen. 14 Kinder hat sie<br />

geboren, erst dann willigte ihr Mann ein, fortan ein kontemplatives<br />

Leben zu führen.<br />

Mystische Erfahrungen<br />

Margery Kempe war in Lynn angesehen und hatte sogar versucht,<br />

eine Brauerei und eine Müllerei zu betreiben, was aber erfolglos<br />

blieb. Im Jahr 1413 starb ihr Vater, ein großer Einschnitt in<br />

Margerys Leben. Sie zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und<br />

erlebte wieder mehrfach Visionen. In ihnen hielt sie Zwiesprache<br />

mit Christus und Maria, die ihr ihre Berufung als christliche<br />

Pilgerin offenbart haben sollen. So machte sich Margery auf und<br />

besuchte heilige Stätten. Ihr Pilgerweg führte sie im Jahr 1414<br />

nach Rom und Jerusalem. Auf dem Rückweg erlebte sie eine vi-


355<br />

Engagiertes Christsein<br />

sionäre „Heirat“ mit Christus. Sie trug nun weiße Kleider, um als<br />

Braut Christi angesehen zu werden. Margery wurde von vielen<br />

Weinkrämpfen geschüttelt, die sie selbst als Mitleiden mit Christi<br />

Schmerzen deutete, als „Tränengeschenk“ (donum lacrimarum),<br />

das in der Tradition als Reinigung und mystische Vereinigung mit<br />

Christus verstanden wurde.<br />

Vorwurf der Ketzerei<br />

Sie beschrieb ihre Visionen später als ein „Außer-sich-Sein“, begleitet<br />

von Gesängen und Melodien, Gerüchen, Licht- und Feuererscheinungen<br />

oder fliegenden Gegenständen. Auch wenn<br />

Margery mit ihrer mystischen Erfahrung nicht alleine war, lösten<br />

ihre außerordentlichen Berichte und Erfahrungen große Skepsis<br />

aus. Man warf ihr vor, eine Lollardin zu sein. Lollarden (englisch<br />

Lollards, auch „Wiklifiten“) folgten den Lehren John Wyclifs<br />

(1330–1384) und widersetzten sich der Kirchenhierarchie. Die<br />

Lollarden traten für die Rechtfertigung durch den Glauben sowie<br />

Predigten und Bibellesungen in der Landessprache ein und<br />

lehnten verschiedene kirchliche Dogmen ab. Eine Verurteilung<br />

Margerys durch das Kirchengericht konnte nur knapp verhindert<br />

werden.<br />

Reisen quer durch Europa<br />

Margery unternahm bis ins Jahr 1434 zahlreiche Pilgerreisen, die<br />

sie quer durch Europa und sogar nach Asien führten. Auf den<br />

Reisen soll sie viele visionäre Begegnungen mit Heiligen erlebt<br />

haben. Zuletzt reiste sie über Norwegen nach Danzig und Aachen.<br />

Auf dieser Reise besuchte sie auch die Wunderblutkirche in<br />

Bad Wilsnack. Der Ort war Ende des 14. Jahrhunderts zu einem<br />

sehr bedeutenden Wallfahrtsziel geworden. Die Wilsnacker Kirche<br />

wurde 1383 von Rittern niedergebrannt. In einem verkohlten<br />

Balken sollen drei Hostien unversehrt geblieben und am fol-


Engagiertes Christsein 356<br />

genden Tag auf dem Altar gelegen haben. Jede Hostie trug einen<br />

Blutstropfen. Die Kirche wurde wieder aufgebaut, mehrere wundersame<br />

Ereignisse machten den Ort in der Prignitz weit bekannt.<br />

In der Reformation verbrannte der erste evangelische Pfarrer die<br />

Hostien, die Kirche St. Nicolai wurde evangelisch. Doch wird<br />

heute wieder in der Kirche an die große Zeit der Pilgerfahrten<br />

nach Wilsnack erinnert.<br />

Das Buch der Margery Kempe<br />

Nach den Reisen diktierte Margery einem Schreiber ihre Erfahrungen,<br />

sie selbst war Analphabetin. Das daraus entstandene<br />

„Book of Margery Kempe“ gilt als die früheste erhaltene englischsprachige<br />

Autobiografie. Der Text gibt viele wertvolle Einblicke in<br />

die damalige Zeit, den Alltag einer christlichen Frau im Spätmittelalter<br />

und die Form der damaligen Pilgerreisen. Zudem berichtet<br />

Margery darin von ihren Visionen und mystischen Erlebnissen.<br />

Die endgültige Fassung des Buches wurde 1436 fertiggestellt und<br />

muss sich einer gewissen Beliebtheit erfreut haben, denn Auszüge<br />

wurden schon 1501 gedruckt. Margery Kempe starb nach<br />

1438. Das Buch selbst war jahrhundertelang verschollen, bis das<br />

Manuskript 1936 in einem Schrank eines Offiziers in Chesterfield<br />

gefunden und beglaubigt wurde. Es gilt heute als Klassiker<br />

der mittelalterlichen Literatur. Am einprägsamsten ist das Buch<br />

jedoch wegen der Ehrlichkeit der Stimme der Autorin, wenn sie<br />

von ihrer Beziehung zu Gott und ihren Abenteuern erzählt.<br />

Marc Witzenbacher


357<br />

Die Mitte erschließen<br />

Begegnung im aktualisierenden<br />

Gedenken der Heilsgeschichte<br />

Eucharistiegebet (I)<br />

Es mag eigenartig erscheinen, bei der Eucharistie in Bezug auf<br />

die Gottes- und Christusbegegnung nicht direkt auf die Kommunion<br />

zu sprechen zu kommen. Für Gläubige vieler Jahrhunderte<br />

war „dazwischen“ allein die „Wandlung“ der Gaben, deren<br />

Vollzug durch Erhebung angezeigt wurde, um diese „schauen“ zu<br />

können. Das Eucharistische Hochgebet, in das die Einsetzungsworte<br />

einfügt sind, wurde vom Priester lateinisch und leise gebetet,<br />

sodass die Gläubigen davon wenig mitbekamen. Dabei ist das<br />

Hochgebet eine Begegnung im Gebet und von erheblicher theologischer<br />

Bedeutung, wie wir in diesem und im nächsten Beitrag<br />

genauer erörtern wollen.<br />

Hochschätzung des Eucharistiegebets<br />

Für die Gläubigen wurde das Eucharistiegebet der römisch-katholischen<br />

Kirche, der Canon Romanus, überhaupt erst wieder im 20.<br />

Jahrhundert in breiterem Maße zugänglich, als er in liturgischen<br />

Hilfen oder Gebetbüchern abgedruckt und übersetzt wurde. In<br />

der Theologie nahm die Kenntnis der vielfältigen Eucharistiegebete<br />

der frühen und östlichen Kirchen zu, und es wurde deren<br />

theologische Tiefe und Relevanz deutlich. Unter diesen nahm der<br />

Canon Romanus eine Sonderstellung ein, weil er symmetrisch um<br />

die Einsetzungsworte „gebaut“ war, während die östlichen Texte<br />

einer logischen Abfolge entlanggingen.<br />

Aufgrund der Neubewertung und einer päpstlichen Anordnung<br />

stellte die Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil neben<br />

den Canon Romanus weitere Hochgebete, die anders aufgebaut<br />

waren, und ermöglichte zügig deren Beten in der Muttersprache.


Die Mitte erschließen 358<br />

Das Eucharistiegebet soll nun verständlich vom Priester im Namen<br />

der Kirche und der ganzen Gemeinde vorgetragen werden,<br />

damit die Gemeinde es innerlich mitvollziehen und am Schluss<br />

im gemeinsamen Amen „bestätigen“ kann. In der Praxis ist heute<br />

der Canon Romanus, das erste Hochgebet, weitgehend durch das<br />

zweite, an eine antike Vorlage angelehnte Hochgebet als Standard<br />

verdrängt worden.<br />

Eröffnung und Präfation<br />

Bereits der Dialog zur Eröffnung gibt die inhaltliche Richtung vor,<br />

wenn der Priester ruft: „Lasset uns danken dem Herrn, unserm<br />

Gott“, und die Gemeinde antwortet: „Das ist würdig und recht.“<br />

Es folgt eine Begegnung mit Gott im danksagenden Gebet, das<br />

von der Gemeinde und der ganzen Kirche vollzogen wird. Diese<br />

Danksagung (griechisch „eucharistia“) richtet sich an Gott, den<br />

Vater, zu dem wir mit und durch Christus sprechen können.<br />

Regelmäßig wird in der folgenden „Präfation“ das Motiv des<br />

Dankes aufgenommen. Während östliche Liturgien (und mit ihnen<br />

das vierte Hochgebet) vor dem Sanctus Gott für die Schöpfung<br />

des Himmels und der Erde und seine Herrlichkeit preisen<br />

und danken, stellt die römische Tradition in der Präfation den Bezug<br />

zur jeweiligen Festzeit her. Sie benennt den zentralen Festinhalt<br />

als Grund für den Dank und den Lobpreis im nachfolgenden<br />

Sanctus. In dem an Jes 6, 3 und Offb 4, 8 angelehnten Sanctus-Ruf<br />

klinkt sich die feiernde Gemeinde in den himmlischen Gesang<br />

der Engel ein, verbindet somit den Lobpreis der Kirche mit der<br />

himmlischen Liturgie. Durch die Hosanna-Rufe (vgl. Mt 21, 9) geschieht<br />

eine christologische Akzentuierung, mit der auf den weiteren<br />

Verlauf vorausgeschaut wird: Das Sanctus wird zur Begrüßung<br />

für den in den eucharistischen Gestalten präsent werdenden<br />

Herrn. So wird die „Ankunft Christi“ auf Erden gepriesen, wird<br />

aus einer „Liturgie des Himmels“ zugleich eine „himmlische Liturgie“<br />

der realen Präsenzwerdung Jesu Christi in der Eucharistie.


359<br />

Die Mitte erschließen<br />

Vergegenwärtigendes Gedenken und Einsetzungsworte<br />

Östliche Eucharistiegebete schließen an das Sanctus einen gedenkenden<br />

Abschnitt an, der die Heilstaten Gottes in der Geschichte<br />

vergegenwärtigt und einen Bogen von der Schöpfung über die<br />

Heilstaten Gottes an Israel hin zum Wirken Jesu Christi schlägt,<br />

um dann in die Einsetzungsworte überzugehen. In der römischen<br />

Liturgie konzentrieren sich die Hochgebete zumeist auf das Gedenken<br />

der Heilstaten Jesu Christi.<br />

In diese werden die Einsetzungsworte vom letzten Abendmahl<br />

eingefügt, mit denen Jesus das Brechen und Verteilen des Brotes<br />

und das Reichen des Kelches mit Wein auf sein nahendes Todesgeschick<br />

hin deutet. Mit ihnen ist verheißen, dass die Gemeinschaft<br />

mit der Person Jesu und der in ihm endgültig angebrochenen<br />

Gottesherrschaft durch die Teilnahme am Mahl auch uns über<br />

den Tod Jesu hinaus gewährt wird. Die Eucharistie ist also nicht<br />

allein sakramentale Vergegenwärtigung des Stiftungsereignisses,<br />

zu der der Gedächtnisbefehl auffordert: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“<br />

Sie stellt zugleich die sakramentale Vorwegnahme der<br />

Durchsetzung dieser Gottesherrschaft dar.<br />

Spezielle Anamnese und Darbringungsaussage<br />

Auf diesen Gedächtnisbefehl bezieht sich die anschließende, mit<br />

einer Darbringungsaussage verbundene „spezielle Anamnese“:<br />

„Darum, gütiger Vater, feiern wir das Gedächtnis des Todes und<br />

der Auferstehung deines Sohnes und bringen dir so das Brot des<br />

Lebens und den Kelch des Heiles dar. Wir danken dir, dass du<br />

uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen.“ (EHG II)<br />

Sie kennzeichnet die aktuelle Feier, das jetzige liturgische Handeln,<br />

als Erfüllung des Wiederholungsbefehls. Anders als unsere<br />

Hochgebete heute vermuten lassen, ist die Kategorie der Darbringung<br />

eine sekundäre, während die Verbindung von Gedächtnis<br />

und Danksagung grundlegend ist.


Themen und Termine 360<br />

Inhalt des Gedächtnisses an dieser Stelle sind Tod und Auferstehung<br />

Jesu Christi. Nicht wenige Hochgebete benennen zudem<br />

das Motiv der Himmelfahrt Christi und die Erwartung seiner Wiederkunft.<br />

Immer geht es um das zentrale Heilsmysterium christlichen<br />

Glaubens, dessen die Kirche gedenkt, indem sie die Danksagung<br />

beim Brot- und Becherritus vollzieht. Sie vergegenwärtigt<br />

nicht nur sich selbst dieses Heilsmysterium, sondern durch den<br />

Gebetsvollzug auch Gott selbst. Sie gibt ihm so den Grund an,<br />

warum sie nachfolgend die zentrale Bitte um Wirksamkeit der<br />

Feier in der sogenannten „Epiklese“ zu artikulieren wagt.<br />

Friedrich Lurz<br />

Seliger des Monats: Jakob Franz Kern<br />

Sein mit großer Geduld getragenes Leiden war für viele ein<br />

Vorbild und Hilfe in eigenen Nöten und Schmerzen. Der Prämonstratenser<br />

aus dem niederösterreichischen Stift Geras wurde<br />

nur 27 Jahre alt und hat doch große Spuren hinterlassen. Sein<br />

Gedenktag ist der 20. <strong>Oktober</strong>.<br />

Aus armen Verhältnissen<br />

Jakob Franz Kern stammte aus einer armen Wiener Familie. Sein<br />

Vater hatte eine Stelle als Nachtportier. Geboren wurde er am<br />

11. April 1897 im heutigen 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing.<br />

Trotz großer Armut konnte der vor allem musikalisch begabte<br />

Junge das erzbischöfliche Knabenseminar in Hollabrunn besuchen.<br />

Bereits 1912 entschloss er sich, eine geistliche Laufbahn<br />

einzuschlagen, und trat in den Dritten Orden der Franziskaner<br />

ein. Dabei legte er das Keuschheitsgelübde ab.


361<br />

Themen und Termine<br />

Schwere Verwundung im Ersten Weltkrieg<br />

In die Zeit des Ersten Weltkriegs fiel seine Maturaprüfung. Er meldete<br />

sich freiwillig für einen einjährigen Militäreinsatz und konnte<br />

die Offiziersausbildung in Vöcklabruck beginnen. Bei einem Einsatz<br />

wurde er im italienischen Pasubio schwer verwundet und vom<br />

Militärdienst befreit. Trotz der schweren Verwundung, die ihn in<br />

Lebensgefahr brachte, verfolgte er seinen geistlichen Weg weiter<br />

und trat in das Wiener Priesterseminar ein. Obwohl Jakob Franz<br />

Kern stets schwere Schmerzen hatte, wurde er erneut eingezogen<br />

und musste den Militärdienst 1918 fortsetzen. Nach dem Krieg beendete<br />

er sein Studium und trat 1920 in Stift Geras in den Orden<br />

der Prämonstratenser ein. Am 23. Juli 1922 wurde er zum Priester<br />

geweiht. Seine große Leidenschaft galt der Seelsorge. Doch machten<br />

ihm seine Leiden den Dienst nahezu unmöglich. Bei einer Operation<br />

wurden ihm bei lediglich lokaler Betäubung vier Rippen entfernt.<br />

Seine schier unerträglichen Schmerzen sah Jakob Franz als<br />

solidarisches Leiden mit Christus an. Weitere Operationen folgten,<br />

doch ließ sich Jakob Franz nicht davon abbringen, weiterhin als<br />

Seelsorger zu wirken. Während einer Operation am 20. <strong>Oktober</strong><br />

1924 starb er im Allgemeinen Krankenhaus Wien. Just an diesem<br />

Tag sollte er seine ewige Profess ablegen. Jakob Franz Kern galt als<br />

großes Vorbild, seine Gebeine wurden 1956 in die Stiftsbasilika in<br />

Geras umgebettet und ein Seligsprechungsprozess eingeleitet. Erst<br />

1997 kam dieser zum Abschluss. Papst Johannes Paul II. sprach ihn<br />

am 12. April 1998 auf dem Wiener Heldenplatz selig.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Bischofssynode tagt in Rom<br />

M<br />

it hohen Erwartungen werden die Teilnehmenden der Bischofssynode<br />

beobachtet, die sich vom 4. bis 29. <strong>Oktober</strong><br />

in Rom treffen. Es ist die erste Sitzung der XVI. Ordentlichen Ge-


Themen und Termine 362<br />

neralversammlung der Bischofssynode, die zweite abschließende<br />

Sitzung soll im <strong>Oktober</strong> 2024 in Rom stattfinden. Ursprünglich<br />

sollte die erste Sitzung bereits im Jahr 2022 einberufen werden,<br />

doch Papst Franziskus verlängerte den Zeitraum, „um mehr Zeit<br />

für die Unterscheidung zu haben“, wie er nach dem Angelusgebet<br />

am 16. <strong>Oktober</strong> 2021 sagte. Die bislang gesammelten Früchte seien<br />

sehr zahlreich und sollten ihre „volle Reife“ entfalten können.<br />

Für eine synodale Kirche<br />

Der Weg zur Bischofssynode wurde von Papst Franziskus bereits<br />

im <strong>Oktober</strong> 2021 eröffnet. Unter dem Motto „Für eine synodale<br />

Kirche: Gemeinschaft – Teilhabe – Sendung“ sind alle Bistümer<br />

weltweit in verschiedenen Phasen in den Prozess einbezogen. Es<br />

gab eine diözesane, eine kontinentale und abschließend nun auch<br />

eine weltkirchliche Phase. Erstmals in der Kirchengeschichte ist<br />

somit die gesamte Kirche in einer Synode einbezogen. Synodalität<br />

bedeute, aufeinander zu hören, um zu lernen, wohin Gottes Geist<br />

die Kirche führen will, betonte Papst Franziskus. Dies sei ein geistlicher<br />

Weg, den man nicht mit einfachen Mehrheiten entscheiden<br />

könne.<br />

Gremium besteht seit 1965<br />

Die sogenannte Weltbischofssynode besteht schon seit 1965. Papst<br />

Paul VI. hatte sie als Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils eingerichtet.<br />

Die Synode beschließt keine Dekrete, kann aber mit einer<br />

Zweidrittelmehrheit Beschlüsse fassen. Diese kann der Papst<br />

in einem nachsynodalen Schreiben veröffentlichen, muss sich aber<br />

nicht zwingend an sie halten. Papst Franziskus will die Synodalität<br />

insgesamt fördern, zumal verschiedene Prozesse an verschiedenen<br />

Orten der Welt bereits in Gang gesetzt waren. Vor den Familiensynoden<br />

2014 und 2015 ließ er an die Bistümer Fragebögen<br />

schicken, zudem lud er zu einer Vorsynode junger Menschen vor


363<br />

Themen und Termine<br />

der Jugendsynode 2018 in Rom ein. Vor der Amazonas-Synode<br />

2019 gab es einen breiten Konsultationsprozess in Lateinamerika.<br />

Franziskus geht es um ein anderes Miteinander, das die Synodalität<br />

der frühen Kirche als Leitbild versteht.<br />

Beteiligung von Laien<br />

Bei der jetzt im <strong>Oktober</strong> tagenden Synode werden nicht nur Ordensmänner,<br />

sondern auch Schwestern mit Stimmrecht vertreten<br />

sein, daneben weitere 70 Mitglieder mit Stimmrecht, die keine Bischöfe<br />

sind. Die Hälfte dieser aus den Ortskirchen vorgeschlagenen<br />

Personen sind Frauen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz<br />

(DBK), Bischof Georg Bätzing, nannte die Entscheidung,<br />

Laien bei der künftigen Bischofssynode sichtbar zu beteiligen,<br />

„historisch“. Der Papst zeige damit, dass Verantwortung in der katholischen<br />

Kirche künftig nur gemeinsam getragen werden könne.<br />

Im Vorfeld der Synode hatte es zwischen Rom und der deutschen<br />

Kirche im Blick auf den Prozess sowie die Ergebnisse des „synodalen<br />

Weges“ in Deutschland Spannungen gegeben. Papst Franziskus<br />

betonte dabei, dass der von ihm gestartete synodale Prozess in der<br />

Tradition der Kirche verwurzelt und gleichzeitig offen für das Neue<br />

sei. Die Tradition bleibe die Quelle der Inspiration für die Suche<br />

nach neuen Wegen, wobei „die gegensätzlichen Versuchungen der<br />

Unbeweglichkeit und des improvisierten Experimentierens vermieden<br />

werden müssen“. Für Jean-Claude Kardinal Hollerich soll die<br />

Weltbischofssynode eine „Ikone der ganzen Kirche“ werden. Der<br />

luxemburgische Kardinal ist zusammen mit Mario Kardinal Grech<br />

aus Italien für die Organisation der Synode verantwortlich. Die beiden<br />

warnten jedoch davor, die kommende Bischofssynode mit zu<br />

großen Erwartungen zu überfrachten. Alle Informationen zur Weltbischofssynode<br />

finden Sie auf einer Themenseite der DBK unter<br />

https://www.dbk.de/themen/bischofssynoden/bischofssynodesynodale-kirche-2021-2024.<br />

Marc Witzenbacher


Eröffnung von Morgen- und Abengebet 364<br />

Eröffnung des Morgengebetes<br />

Eröffnung des Abendgebetes


365<br />

Marianische Antiphon


Impressum 366<br />

Impressum<br />

Lizenzgeber: Pierre-Marie Dumont, Magnificat SAS, Paris<br />

Schirmherr: Weihbischof Rolf Lohmann, Xanten<br />

Redaktion:<br />

Dr. Johannes Bernhard Uphus, Hennef (Sieg): Chefredakteur · Morgen- und Abendgebet;<br />

Prof. Dr. Susanne Sandherr, München: Impulse · Thema des Monats · Unter<br />

die Lupe genommen · Singt dem Herrn ein neues Lied; Dorothee Sandherr-Klemp,<br />

Bonn: Tageseinführungen · Fürbitten · Innehalten am Abend · Von Woche zu<br />

Woche · Unter die Lupe genommen; Domkapitular Msgr. Dr. Heinz Detlef Stäps,<br />

Rottenburg: Das Bild im Blick · Zum Titelbild; Prälat Dr. Marc Witzenbacher, Freiburg/Br.:<br />

Engagiertes Christsein · Themen und Termine<br />

Beiräte: Dipl.-Theol. Tobias Licht, Karlsruhe; Pfarrer Dr. Stefan Rau, Münster<br />

Gastautoren/innen: Dr. Stefan Voges, Aachen<br />

Schriftleitung und Satz: Dr. Friedrich Lurz, Köln<br />

Druck: C. H. Beck, Nördlingen<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

ISSN 1254-7697<br />

© 1994 Magnificat SAS, Paris<br />

Deutsche Ausgabe © 2000 Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer<br />

Verlag Butzon & Bercker<br />

Hoogeweg 100 · 47623 Kevelaer · Deutschland<br />

Telefon: (0 28 32) 9 29-1 92 · Telefax: (0 28 32) 9 29-2 11<br />

E-Mail: Verlag@magnificat.de<br />

Internet: www.bube.de<br />

Redaktion<br />

Bitte richten Sie Ihre inhaltlichen Anfragen – wenn möglich schriftlich – an:<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong><br />

Redaktion<br />

Oktavianstraße 15a · 50968 Köln · Deutschland<br />

Telefon: (02 21) 9 43 37 61 · Telefax: (02 21) 9 43 37 63<br />

E-Mail: Redaktion@magnificat.de<br />

Internet: www.magnificat.de<br />

Ansprechpartner: Herr Dr. Friedrich Lurz


367Leserservice<br />

Für Deutschland und Österreich:<br />

Leserservice<br />

Bestellung · Lieferung · Rechnung<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong> Leserservice · Verlag Butzon & Bercker<br />

Hoogeweg 100 · 47623 Kevelaer · Deutschland<br />

Telefon: (0 28 32) 9 29-1 92 · Telefax: (0 28 32) 9 29-2 11<br />

Montags bis freitags von 8.30 bis 14.00 Uhr<br />

E-Mail: Service@magnificat.de<br />

Ansprechpartnerin: Frau Ilona Balon<br />

Für die Schweiz:<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong> Leserservice · Verlag Neue Stadt<br />

Heidengasse 5 · 6340 Baar · Schweiz · Telefon: 044 482 60 11<br />

E-Mail: verlag@neuestadt.ch · Internet: www.dasmagnificat.ch<br />

Ansprechpartnerin: Frau Brigitte Gaberell<br />

Bezugspreise (Stand: Juli <strong>2023</strong>), Herstellung in Deutschland<br />

Aufgrund gestiegener Allgemein- und Herstellungskosten mussten wir ab<br />

1. Juli <strong>2023</strong> die Bezugspreise für <strong>MAGNIFICAT</strong> wie folgt anpassen:<br />

Deutschland: Einzelheft: € 7,00 (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 65,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Österreich: Einzelheft: € 7,20 (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 68,80 (inkl. Versandkosten)<br />

Schweiz: Einzelheft: Fr 11,60 (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: Fr 101,90 (inkl. Versandkosten)<br />

Europäische Union: Einzelheft: € 7,00 (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 79,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Übriges Ausland: Einzelheft: € 7,00 (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 95,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Sonderheft:<br />

„Die Feier des Stundengebetes. Die Wort-Gottes-Feier. Die Feier der Eucharistie“:<br />

€ 5,50 (D) / € 5,70 (A) / Fr 7,60 (zzgl. Versandkosten)<br />

Version im PDF- oder Epub-Format unter www.magnificat.de/digital.<br />

Einzelheft: € 4,99 (D) / € 5,15 (A) / Fr 5,90. Jahres-Abonnement: € 35,99<br />

(D) / € 37,– (A) / Fr 49,–, bei gleichzeitigem Abonnement der gedruck ten<br />

Ausgabe: € 17,99 (D) / € 18,50 (A) / Fr 24,50. Sonderheft „Die Feier des<br />

Stundengebetes. Die Wort-Gottes-Feier. Die Feier der Eucharistie“: € 3,99 (D)<br />

/ € 4,10 (A) / Fr 4,90.<br />

App für Apple-Geräte im iTunes Store, für Android-Geräte im Google Store.<br />

Es gelten die dort hinterlegten Preise.


Quellennachweis<br />

Die Ständige Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher<br />

im deutschen Sprachgebiet erteilte für die aus diesen Büchern entnommenen<br />

Texte die Abdruckerlaubnis. Die darin enthaltenen biblischen Texte sind Bestandteil<br />

der von den Bischofskonferenzen des deutschen Sprachgebietes approbierten<br />

Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift.<br />

Leider war es nicht in allen Fällen möglich, den Rechtsinhaber ausfindig zu<br />

machen. Entsprechende Hinweise nimmt der Verlag gerne entgegen.<br />

Gottesdienste im ZDF<br />

• Sonntag, 1. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong> – 9.30 Uhr<br />

Garten Gethsemane, Jerusalem (kath.)<br />

• Sonntag, 8. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong> – 9.30 Uhr<br />

Freie evangelische Gemeinde, Nürnberg (freikirchlich)<br />

• Sonntag, 15. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong> – 9.30 Uhr<br />

Katharinenkrankenhauskapelle, Frankfurt/Main (kath.)<br />

• Sonntag, 22. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong> – 9.30 Uhr<br />

Ev. Pfarrgemeinde, Wien-Simmering (Österreich) (ev.)<br />

• Sonntag, 29. <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong> – 9.30 Uhr<br />

Gemeinde bei Redaktionsschluss noch unbekannt (kath.)<br />

DOMRADIO.DE<br />

• Eine aktuelle Auslegung des in <strong>MAGNIFICAT</strong> abgedruckten Tagesevangeliums<br />

hören Sie von Montag bis Samstag im DOMRADIO ab ca. 7.45 Uhr. Für die lebensnahe<br />

und tiefgründige Auslegung des Textes lädt DOMRADIO wöchentlich<br />

einen Priester oder qualifizierten Laien zu Live-Gesprächen ein. Sendung verpasst?<br />

Dann nutzen Sie das Archiv oder das Podcast-Angebot auf www.domradio.de.<br />

• Montags bis samstags überträgt DOMRADIO.DE um 8 Uhr die Heilige Messe aus<br />

dem Kölner Dom. Jeden Sonn- und Feiertag sind die Kapitels- oder Pontifikalämter<br />

aus dem Kölner Dom ab 10 Uhr auf www.domradio.de zu sehen.<br />

• Bei Fragen erreichen Sie DOMRADIO unter Tel. 02 21 / 25 88 60.


Liturgischer Kalender<br />

(H) Hochfest – (F) Fest – (G) Gebotener Gedenktag – (g) Nichtgebotener Gedenktag.<br />

Lesejahr für die Sonntage: A.<br />

Leseordnung der Wochentage im Jahreskreis: Reihe I.<br />

So 1.10. 26. Sonntag im Jahreskreis Stundenbuch 2. Woche<br />

Mo 2.10. Heilige Schutzengel (G)<br />

Di 3.10. 26. Woche im Jahreskreis<br />

Mi 4.10. Hl. Franz von Assisi (G)<br />

Do 5.10. Hl. Faustina Kowalska (g)<br />

Fr 6.10. Hl. Bruno (g); Herz-Jesu-Freitag<br />

Sa 7.10. Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz (G)<br />

So 8.10. 27. Sonntag im Jahreskreis 3. Woche<br />

Mo 9.10. Hl. Dionysius u. Gefährten (g); Hl. Johannes Leonardi (g)<br />

Di 10.10. 27. Woche im Jahreskreis<br />

Mi 11.10. Hl. Johannes XXIII. (g)<br />

Do 12.10. 27. Woche im Jahreskreis<br />

Fr 13.10. 27. Woche im Jahreskreis<br />

Sa 14.10. Hl. Kallistus I. (g)<br />

So 15.10. 28. Sonntag im Jahreskreis 4. Woche<br />

Mo 16.10. Hl. Hedwig von Andechs (g); Hl. Gallus (g);<br />

Hl. Margareta Maria Alacoque (g)<br />

Di 17.10. Hl. Ignatius von Antiochia (G)<br />

Mi 18.10. HL. LUKAS (F)<br />

Do 19.10. Hl. Johannes de Brébeuf, hl. Isaak Jogues u. Gef. (g);<br />

Hl. Paul vom Kreuz (g)<br />

Fr 20.10. Hl. Wendelin (g)<br />

Sa 21.10. Hl. Ursula und Gefährtinnen (g)<br />

So 22.10. 29. Sonntag im Jahreskreis 1. Woche<br />

Mo 23.10. Hl. Johannes von Capestrano (g)<br />

Di 24.10. Hl. Antonius Maria Claret (g)<br />

Mi 25.10. 29. Woche im Jahreskreis<br />

Do 26.10. 29. Woche im Jahreskreis<br />

Fr 27.10. 29. Woche im Jahreskreis<br />

Sa 28.10. HL. SIMON UND HL. JUDAS (F)<br />

So 29.10. 30. Sonntag im Jahreskreis 2. Woche<br />

Mo 30.10. 30. Woche im Jahreskreis<br />

Di 31.10. Hl. Wolfgang (g)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!