Steinheimer Blickpunkt 636
Öko- und Bauernmarkt Ottenhausen Heimatapfel
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<strong>Steinheimer</strong> <strong>Blickpunkt</strong> Nr. <strong>636</strong> 21. September 2023 Seite 16<br />
VHS-ZV Kurse Nieheim<br />
Kurse ab September/Oktober 2023<br />
Gesellschaft<br />
• Richtig investieren in Aktien und ETFs (113H64A)<br />
Am 25.09.2023; 18:30 – 21:00 Uhr; Online<br />
• Auf dem Donauradweg von Wien nach Budapest<br />
(113H84)<br />
Am 25.09.2023; 19:00 – 20:30 Uhr; Online<br />
• vhs.wissen live: „Bekehret die Welt“. Geschichte der<br />
christlichen Mission (1LIVE53)<br />
Am 27.09.2023; 19:30 – 21:00 Uhr; Online<br />
• Reise zu den Sternen - Von Bad Driburg bis an den<br />
Rand des Universums (107H55A)<br />
Am 27.09.2023; 19:00 – 20:30 Uhr; Online<br />
• vhs.wissen live: Die Demokratie und ihre Zukünfte<br />
(1LIVE50)<br />
Am 29.09.2023; 19:30 – 21:00 Uhr; Online<br />
• vhs.wissen live: Fragile Sicherheit. Das Ende des<br />
Friedens und die neue Konfliktordnung (1LIVE55)<br />
Am 01.10.2023; 19:30 – 21:00 Uhr; Online<br />
• vhs.wissen live: Grausamer Despot oder kolonialer<br />
Held? - Léopold II. von Belgien in der europäischen<br />
Erinnerungskultur (1LIVE57)<br />
Am 08.10.2023; 19:30 – 21:00 Uhr; Online<br />
• vhs.wissen live: Veranstaltung mit dem Börsenverein<br />
und dem Sachbuchpreisträger 2023 (1LIVE59)<br />
Am 11.10.2023; 19:30 – 21:00 Uhr; Online<br />
Kultur<br />
• Strick-Trends für Herbst und Winter: Mustersocken<br />
an einem Wochenende stricken (206H50A)<br />
Ab 06.10.2023; Richterhaus; Richterstraße 5A<br />
Eltern&Familie<br />
• Hubbies Abenteuer im Weltall... Hubbies Reise zum<br />
Mond (713H03)<br />
Ab 11.10.2023; 18:00 – 18:45 Uhr; Online<br />
Junge VHS<br />
• Löwenkids Selbstbehauptungs- und Resilienztraining<br />
in den Herbstferien<br />
Für Kinder im Alter von 6 - 11 Jahren (800H15A)<br />
Ab 04.10.2023, 10:00 – 11:30 Uhr, Richterhaus;<br />
Richterstraße 5A<br />
Informationen und besondere Hinweise zu den Kursen erhalten<br />
Sie in der Verwaltung des VHS-ZV in Bad Driburg oder im Internet<br />
unter www.vhs-driburg.de<br />
Anmeldungen online über www.vhs-driburg.de sowie<br />
telefonisch unter 05253 97407-0 möglich<br />
Die Kapelle am Berg: Ein nach außen hin unscheinbares Juwel. Die Fotos zeigen die Kapelle 1933 und 1951.<br />
Ehemalige Kapelle in Himmighausen-Bahnhof<br />
Vom „Schwarzbau“ zum Beschützer christlicher Werte<br />
Eine ebenso spannende wie wechselvolle Geschichte umgibt die im Ortsteil<br />
Himmighausen-Bahnhof stehende, einstige Kapelle des evangelischen<br />
Kirchenkreises Marienmünster - Nieheim. Am Sonntag, 10. September 2023<br />
feierte der im Jahr 2017 gegründete Förderverein „Kapelle am Berg“ ihr<br />
90-jähriges Jubiläum mit einem feierlichen ökumenischen Gottesdienst.<br />
Eigentlich war sie ein „Schwarzbau“, denn eine offizielle Baugenehmigung<br />
gab es für das schlichte Holzgebäude im Jahr 1933 nicht. Und den<br />
Berichten zufolge waren die damaligen „Deutschen Volksvertreter“ nicht<br />
gerade erfreut über dieses öffentliche Zeichen christlichen Glaubens. Dass<br />
die Kapelle dennoch bis zum heutigen Tag liebevoll gehegt und gepflegt<br />
wird, spricht für die Bewohnerinnen und Bewohner des Eggedorfs, denen<br />
Landrat Michael Stickeln während der Jubiläumsfeier seine Anerkennung<br />
und höchstes Lob aussprach. Namentlich erwähnte er Angela Uber, die<br />
gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann, Ernst Heinrich Uber,<br />
die Gründung des Fördervereins auf den Weg gebracht hatte.<br />
Zitat: „Sehr geehrte Frau Uber,<br />
Ihnen und ihren Vereinsmitgliedern<br />
danke ich am heutigen Tag ganz<br />
besonders. Ohne Ihr Engagement<br />
wären wir hier heute sicherlich<br />
nicht zusammengekommen. Natürlich<br />
gebührt mein Dank auch allen<br />
Spenderinnen und Spendern, deren<br />
Beitrag ebenfalls unverzichtbar<br />
war. …die Kapelle am Berg steht<br />
mit ihrer Geschichte heute für die<br />
tiefe Verwurzelung des christlichen<br />
Glaubens in unserer Heimat. Aber sie<br />
ist auch ein wunderbares Beispiel für<br />
das bürgerschaftliche Engagement,<br />
das in unserem Kreis Höxter einen<br />
enormen Stellenwert genießt und in<br />
diesem Fall dazu beigetragen hat,<br />
die auch für ganz unterschiedliche<br />
kulturelle Veranstaltungsformen zu<br />
öffnen; was allen Bürgerinnen und<br />
Bürgern einen erheblichen Mehrwert<br />
bietet. Ich danke allen Menschen von<br />
Herzen, die dieses Engagement mit<br />
Leben füllen.“ Geleitet wurde die<br />
ökumenische Andacht von Pfarrer<br />
Volker Walle und Pastor Jürgen<br />
Bischoff. Für die wunderschöne<br />
musikalische Begleitung sorgten<br />
der Organist Dennis Pape und die<br />
Cellistin Anastasia Tcaregorodtceva.<br />
Geschichte der Kapelle<br />
Zur Geschichte der Kapelle am<br />
Berg schrieb der Autor in der Heimatzeitung<br />
„Warte“ im Mai 2018:<br />
„Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
der Bahnhof Himmighausen durch<br />
die zunehmende Holzindustrie an<br />
Bedeutung gewann und vermehrt<br />
Eisenbahner und Holzarbeiter<br />
evangelischen Glaubens in die vom<br />
Katholizismus geprägte Ortschaft zogen,<br />
wurde alsbald periodisch alle 14<br />
Tage Gottesdienst gehalten. Geschah<br />
dies zunächst im Bahnhofsgebäude<br />
oder in den Häusern der Gläubigen,<br />
fanden später die Gottesdienste im<br />
nahe gelegenen Kinderheim des<br />
Landkreises Düsseldorf-Mettmann<br />
statt. Von eben diesem Landkreis<br />
erwarb die evangelische Kirchengemeinde<br />
Marienmünster-Nieheim<br />
ein nahe gelegenes Grundstück und<br />
baute sich mit viel Fleiß, enormer<br />
Eigenleistung und Spenden der<br />
Bürger eine eigene Kapelle. So entstand<br />
auf einem Bruchsteinsockel ein<br />
Blockhaus, für das die Familie von<br />
der Borch, Holzhausen, die Hälfte<br />
des benötigten Holzes spendete. Das<br />
restliche Holz schenkten der Freiherr<br />
von Oeynhausen, Grevenburg, und<br />
der Graf von Oeynhausen, Reelsen.<br />
Zunächst bestand das Gebäude<br />
aus dem heutigen Kirchensaal mit<br />
zweimal drei Fenstern. Auf alten<br />
Postkarten zu sehende unverputzte<br />
Wände, sowie ein aus heutiger Sicht<br />
spärliches Interieur lassen erahnen,<br />
unter welch schwierigen Bedingungen<br />
sich die evangelischen Christen<br />
„ihr“ Gotteshaus zusammensparten.<br />
Das mit Höxterplatten (Wesersandstein)<br />
gedeckte Satteldach ziert ein<br />
Türmchen (Dachreiter), das jedoch<br />
zur Aufnahme einer Glocke wohl<br />
nicht reichte.<br />
Die feierliche Dedicato erfolgte<br />
am Donnerstag, 24. August 1933<br />
durch den Münsteraner Generalsuperintendenten<br />
Wilhelm Weirich. Als<br />
nach 1945 infolge des Zuzugs von<br />
Heimatvertriebenen der Platz nicht<br />
mehr ausreichte, erhielt die Kapelle<br />
in den Jahren 1951/52 im Rahmen<br />
des Diasporakirchenprogramms<br />
der Evangelischen Kirche von<br />
Westfalen einen 5,90 Meter langen<br />
Anbau. Die Erweiterung erfolgte in<br />
Fachwerkbauweise und enthielt, auf<br />
zwei Geschoße verteilt, „zuschaltbare“<br />
Jugend- und Gemeinderäume.<br />
Gleichzeitig wurde die Kapelle mit<br />
einer Stützmauer aus Bruchsteinen<br />
gegen Erdrutsche gesichert. Als<br />
Tag der Wiedereinweihung ist der<br />
16. Dezember 1951 verzeichnet. Im<br />
Zuge dieser Erweiterung erfolgte<br />
die im Jahr 1952 abgeschlossene<br />
sehenswerte Bemalung der als Segmentbogendecke<br />
(Tonnengewölbe)<br />
konzipierten Decke.<br />
Eine deutlich sichtbare optische<br />
Aufwertung erfuhr der Kapelle<br />
durch die einheitliche Verschalung<br />
der alten und neuen Bauwerke und<br />
den später aufgebrachten hellen<br />
Außenputz im östlichen Teil. Man<br />
schreibt das Jahr 1954, als neben<br />
der Kapelle ein Glockenträger (Turm<br />
in Rahmenholzbauweise) errichtet<br />
wird. In den Aufzeichnungen den<br />
Ev. Kirche Marienmünster -Nieheim<br />
ist dazu vermerkt, dass die beiden<br />
Glocken (ca. 150 bis 200 kg) „ein<br />
Geschenk aus CR-Ickern“ sind. Eine<br />
bis dato unter dem Kapellenvordach<br />
aufgehängte kleine Glocke wird in<br />
einen transportablen Glockenträger<br />
gehängt und dient der Kirchengemeinde<br />
bis heute bei Feiern im Freien<br />
als Gebetsruferin.<br />
Umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen<br />
waren 1958 erforderlich,<br />
als Fachleute Schwamm im Gebäude<br />
feststellten. Im Zuge dieser<br />
Sanierung erfolgt der Anbau eines<br />
Toilettenhäuschens. Die kleine<br />
„Schwalbennestorgel“ (1 Manual<br />
/ Pedal / 4 ½ Register geteilt) zog<br />
1959 in die Kapelle ein. Ihr Erbauer<br />
ist der Orgelbaumeister Bernhard<br />
Stegerhoff, der bis 1973 in Steinheim<br />
seinem Handwerk nachging. Im Jahr<br />
1971 wird der Vorraum im Erdgeschoß<br />
zur besseren Beheizung geteilt.<br />
Im Jubiläumsjahr 2003 erhielt die<br />
Kapelle einen neuen Anstrich und<br />
neue Leuchten, außerdem eine neue<br />
Dachabdichtung. Den exakt am 70.<br />
Weihetag gefeierten Jubiläumsgottesdienst<br />
nutzte der damalige Pfarrer<br />
Martin Spindler für eine öffentliche<br />
Danksagung an die Familie des<br />
Küsters Gerhard Zänger, der diese<br />
Aufgabe 1985 von seinem Vater Paul<br />
übernommen hatte (Gerhard Zänger<br />
übte dieses Amt mehr als 30 Jahre<br />
aus). In seiner Festpredigt nannte<br />
der Pfarrer die Kapelle einen Ort<br />
der abrahamitischen Ökumene, an<br />
dem jeder willkommen sei.<br />
Nach dem Jubiläumsgottesdienst<br />
erinnerte sich die damals 81-jährige<br />
Rosa Wiechers daran, dass die<br />
Kanzel bei der Kirchenweihe im<br />
deutschen Schicksalsjahr 1933 mit<br />
einem Kranz aus Heide geschmückt<br />
war. Andere Kirchenbesucherinnen<br />
berichteten von dem friedlichen<br />
und freundschaftlichen Miteinander<br />
zwischen katholischen und evangelischen<br />
Christen. So fühlten sich<br />
die Katholiken in der evangelischen<br />
Kirche „warm aufgenommen“<br />
und mehrere evangelische Frauen<br />
schlossen sich der katholischen<br />
Frauengemeinschaft (kfd) an.<br />
Das Zusammenleben zwischen Katholiken<br />
und Protestanten gestaltete<br />
sich, den Schilderungen der älteren<br />
Dorfbewohner zufolge, in Himmighausen<br />
damit wohl „friedlicher“,<br />
als in einigen anderen Gemeinden<br />
des Kreises Höxter, in denen sich<br />
die Christen unterschiedlicher Konfessionen<br />
nach den sonntäglichen<br />
Gottesdiensten und Messfeiern in<br />
den 1950er Jahren noch prügelten.<br />
Im tausendsten Jubiläumsjahr des<br />
Dorfes Himmighausen feierte die<br />
ganze Gemeinde am 28. Juni 2015<br />
an der evangelischen Kapelle einen<br />
von Superintendentin Anke Schröder<br />
geleiteten Festgottesdienst.<br />
Die Frage, ob die vom Presbyterium<br />
der Evangelischen Kirchengemeinde<br />
Marienmünster-Nieheim Ende 2016<br />
aufgrund der rückläufigen Kirchenbesucher<br />
und knapper werdender<br />
Kassen angekündigte Entwidmung<br />
der Kapelle stattfinden würde, gestaltete<br />
sich zunächst sehr spannend.<br />
Dass dieser unschöne Akt dann doch<br />
nicht vollzogen werden musste, ist<br />
ausschließlich der sich spontan bildenden<br />
Initiative „Kapelle am Berg“<br />
zu verdanken. Sie erwarb das kleine<br />
Gotteshaus für einen symbolischen<br />
Preis und ist seitdem eigenverantwortlicher<br />
Besitzer.<br />
Laut Kreisheimatpfleger Hans<br />
Werner Gorzolka wurde sie in den<br />
folgenden Jahren mit ihrer Arbeit<br />
zu einem „vorbildlichen Erhalter<br />
und Beschützer abendländischer und<br />
christlicher Werte.“ Und mit einem<br />
schelmischen Schmunzeln fügt der<br />
ehemalige Bauamtsleiter des Kreises<br />
Höxter augenzwinkernd hinzu:<br />
„Was so alles aus einem ehemaligen<br />
Schwarzbau werden kann…“<br />
Jede der Kirchenbänke ist mit<br />
einer Blume verziert.<br />
Die Konfirmandin Lena Weise-Emden<br />
ist die Enkelin des<br />
langjährigen Küsters Gerhard<br />
Zänger. Während des Jubiläumsgottesdienstes<br />
erinnerte sie<br />
an die Kapellen-Erzählungen des<br />
Großvaters.<br />
Für das Jubiläumsfoto nahmen Ehrengäste und Geehrte vor dem Altar Aufstellung.