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2023<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Konzeptgestützte<br />
Schwingfestigkeitsbewertung<br />
von reibgeschweißten<br />
Stahlverbindungen
Konzeptgestützte<br />
Schwingfestigkeitsbewertung<br />
von reibgeschweißten<br />
Stahlverbindungen<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 20.357 N<br />
DVS-Nr.: 09.1013<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Institut für Füge- und Schweißtechnik<br />
Fraunhofer-Gesellschaft e.V.<br />
Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit<br />
und Systemzuverlässigkeit LBF<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 20.357 N / DVS-Nr.: 09.1013 der Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die<br />
AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des<br />
Deutschen Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2023 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 576<br />
Bestell-Nr.: 170686<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-576-7<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung des<br />
Forschungsprojektes .......................................................................................... 1<br />
1.1 Zielsetzung ...................................................................................................... 1<br />
2 Stand von Wissenschaft und Technik ................................................................. 3<br />
2.1 Rotationsreibschweißen .................................................................................. 3<br />
2.2 Schwingfestigkeit ............................................................................................. 4<br />
2.2.1 Bewertungskonzepte ............................................................................. 5<br />
2.2.2 Eigenspannungen ................................................................................. 6<br />
2.2.3 Schwingfestigkeit von Reibschweißverbindungen ................................. 8<br />
3 Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten mit den Zielen des<br />
Forschungsvorhabens ...................................................................................... 10<br />
3.1 Arbeitsumfang des Forschungsprojektes ...................................................... 10<br />
3.1.1 Arbeitspaket 1: Probendesign, Materialbeschaffung und<br />
Probenherstellung ............................................................................... 10<br />
3.1.2 Arbeitspaket 2: Probencharakterisierung ............................................ 12<br />
3.1.3 Arbeitspaket 3: Zyklische Werkstoffkennwerte -<br />
Dehnungswöhlerlinien ......................................................................... 14<br />
3.1.4 Arbeitspaket 4: Schwingfestigkeitsversuche ....................................... 14<br />
3.1.5 Arbeitspaket 5: Num. Untersuchungen ................................................ 15<br />
3.1.6 Arbeitspaket 6: Ergebnisbewertung ..................................................... 15<br />
3.1.7 Arbeitspaket 7: Berichterstattung ........................................................ 15<br />
3.1.8 Arbeitspaket 8: Umsetzung ................................................................. 16<br />
4 Ausführliche Darstellung der Ergebnisse .......................................................... 17<br />
4.1 Charakterisierung der Grundwerkstoffe ......................................................... 17<br />
4.2 Durchführung der Schweißungen .................................................................. 18<br />
4.2.1 Prozessqualifizierung Serie 3 (P460NH-20MnV6) .............................. 19<br />
4.2.2 Spannungsarmglühen der Serie 1 (S355-S355 SA) ............................ 19<br />
4.3 Charakterisierung der Schweißungen ........................................................... 20<br />
4.3.1 Geometrie ........................................................................................... 21<br />
4.3.2 Gefüge ................................................................................................ 23<br />
4.3.3 Härte ................................................................................................... 25<br />
4.3.4 Eigenspannungen ............................................................................... 27<br />
4.3.5 Fazit der Charakterisierung ................................................................. 29<br />
4.4 Schwingfestigkeit der Verbindungen ............................................................. 30<br />
4.4.1 Schwingfestigkeit unter Axialbelastung ............................................... 30<br />
I
Inhaltsverzeichnis<br />
4.4.2 Schwingfestigkeit unter Torsionsbelastung .......................................... 37<br />
4.4.3 Abweichend gebrochene Proben / Ausreißer ...................................... 42<br />
4.4.4 Zusammenfassung der Schwingfestigkeitsversuche ........................... 44<br />
4.5 Zyklisches Dehnungsverhalten der Schweißungen ....................................... 44<br />
4.5.1 Probenfertigung ................................................................................... 44<br />
4.5.2 Dehnungsgeregelte Versuche ............................................................. 45<br />
4.5.3 Dehnungsfeldmessung ........................................................................ 48<br />
4.5.4 Örtliches Dehnungskonzept ................................................................. 53<br />
4.6 Methodische Auswahl eines geeigneten Modellierungsansatzes .................. 55<br />
4.6.1 Neigungsanpassung ............................................................................ 56<br />
4.7 Vorgeschlagenes Bemessungskonzept für Proben mit Wulst ....................... 58<br />
4.7.1 Eingangsgrößen (Modellerstellung und Härteermittlung) ..................... 58<br />
4.7.2 Rechnung für Nachweisort .................................................................. 60<br />
4.7.3 Nachweis für Bauteil – Bestimmen der höchsten Auslastung .............. 65<br />
4.7.4 Nachweis für Bauteil – Konstruktion der Wöhlerlinie ........................... 66<br />
4.7.5 Berücksichtigung der Eigenspannungen ............................................. 69<br />
4.7.6 Zusammenfassung .............................................................................. 72<br />
4.8 Anwendung des Bemessungskonzepts auf Proben ohne Wulst .................... 74<br />
4.8.1 Axiale Belastung .................................................................................. 74<br />
4.8.2 Torsionslast ......................................................................................... 75<br />
4.8.3 Zusammenfassung .............................................................................. 76<br />
4.9 Neubewertung von Literaturdaten .................................................................. 77<br />
4.9.1 Veröffentlichung von Hasegawa .......................................................... 77<br />
4.9.2 Veröffentlichung von Manteghi, Gibson und Johnston......................... 82<br />
5 Richtlinien und Einsatzempfehlungen ............................................................... 85<br />
5.1 Gliederung und Inhalt des DVS 2909-6 ......................................................... 85<br />
6 Schlussbemerkung ............................................................................................ 86<br />
7 Zusammenstellung aller Veröffentlichungen ..................................................... 89<br />
8 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 90<br />
9 Anhang .............................................................................................................. 93<br />
9.1 Dehnungsgeregelte Versuche ....................................................................... 93<br />
9.2 Spannungsgeregelte Versuche ...................................................................... 94<br />
9.2.1 Axial mit Wulst ..................................................................................... 94<br />
9.2.2 Axial ohne Wulst .................................................................................. 96<br />
9.2.3 Torsion ................................................................................................. 98<br />
II
Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung des<br />
Forschungsprojektes<br />
1 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />
des Forschungsprojektes<br />
Reibschweißungen bieten Potential zur wirtschaftlichen und ökologischen Fertigung<br />
von rotationssymmetrischen Bauteilen in übergreifenden Branchen des Maschinenbaus.<br />
Weiterhin lassen sich durch das Reibschweißen viele, konventionell nicht<br />
schweißbare, Werkstoffkombinationen fügen. Ein Zusatzwerkstoff wird im Prozessablauf<br />
nicht benötigt. Hierdurch bietet das Verfahren gute Möglichkeiten zum ressourceneffizienten<br />
und modernen Einsatz. Bei ordnungsgemäßer Ausführung weisen die<br />
Schweißnähte eine im Vergleich zum Grundwerkstoff höhere statische Festigkeit auf.<br />
Auch eine gute Ermüdungsfestigkeit wurde in vereinzelten Veröffentlichungen bereits<br />
festgestellt. Zur Auslegung und Bewertung dieser Verbindungen im Hinblick auf ein<br />
Ermüdungsversagen liegen aktuell jedoch keine gesonderten Regelwerke vor.<br />
In Veröffentlichungen wurden bereits Werkstoffeinflüsse auf die Schweißnahtfestigkeit<br />
identifiziert. Zudem wurden durch den Prozess eingebrachte Druckeigenspannungen<br />
nahe der Wulst beobachtet. Hinsichtlich der geometrischen Schweißnahtausbildung<br />
wird die für eine Anwendung des Kerbspannungskonzepts benötigte Mindestkerbwirkung<br />
an den Wulstgrundkerben unter Umständen nicht erreicht, während die Fügeflächenkerbe<br />
spitz ausgeprägt sein kann. Diese Eigenschaften liegen bei konventionell<br />
geschweißten Verbindungen (z. B. Metall-Schutzgas-Schweißen, MSG) in der Regel<br />
nicht vor. Zum anderen werden bei Reibschweißungen oftmals die für den Prozess<br />
charakteristischen Schweißwulste mechanisch abgearbeitet, was wiederum zu einer<br />
metallurgischen Kerbe führen kann. Hierdurch bietet sich kein von Lichtbogenschweißungen<br />
bekanntes Konzept unmittelbar zur Übertragung auf Reibschweißverbindungen<br />
an [1, 2, 3]. Die Schwingfestigkeit sollte dennoch durch die Verwendung lokaler<br />
Konzepte zur Bestimmung der Belastung der Werkstoffe beschreibbar sein. Entsprechend<br />
lag dem Forschungsvorhaben die Arbeitshypothese zugrunde, dass die<br />
Schwingfestigkeit von Reibschweißverbindungen mithilfe von globalen und lokalen Beanspruchungsgrößen<br />
berechnet werden kann.<br />
Die Entwicklungsarbeit großer Konzerne wird heutzutage zunehmend ausgelagert,<br />
weshalb kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) eigenständig Entwicklung<br />
betreiben müssen. Besonders in der Fahrzeugindustrie werden die Zulieferer mit der<br />
Erarbeitung von technischen Lösungen gemäß vorgegebener Lastenhefte beauftragt<br />
[4]. Die notwendigen Ressourcen zur selbsttätigen Produktentwicklung und dem experimentellen<br />
Nachweis der Schwingfestigkeit stehen KMU in der Regel nicht zur Verfügung.<br />
Eine angewendete Herangehensweise ist das Überdimensionieren von Bauteilen,<br />
was jedoch aus materieller und energetischer Sicht ineffizient ist. Schlussendlich<br />
wird der Einsatz von reibgeschweißten Verbindungen maßgeblich durch das Fehlen<br />
von rechnerischen Möglichkeiten zur Auslegung verhindert. Eine rechnerische Nachweismöglichkeit<br />
würde KMU wesentliche Kosten- und Zeiteinsparung sowie die Herstellung<br />
besserer Bauteile ermöglichen.<br />
1.1 Zielsetzung<br />
Im Rahmen dieses Vorhabens wird auf Basis experimenteller Versuche ein rechnerisches<br />
Bewertungskonzept für die Schwingfestigkeitsbewertung von reibgeschweißten<br />
Stahlverbindungen mit und ohne Wulst entwickelt. Auf Basis der lokalen Geometrie und<br />
1
Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung des<br />
Forschungsprojektes<br />
Werkstoffhärte bietet das Konzept die Möglichkeit zur Abschätzung der Schwingfestigkeit.<br />
Eigenspannungen können gegebenenfalls zur Präzisionsverbesserung verwendet<br />
werden. Hierdurch kann der experimentelle Schwingfestigkeitsnachweis auf einzelne<br />
Versuche zur Bestätigung des Rechenergebnisses reduziert werden.<br />
Zur Erreichung dieses Ziels wird die Schwingfestigkeit von industrierelevanten<br />
Reibschweißverbindungen anhand von Probenkörpern experimentell bestimmt. Durch<br />
eine Charakterisierung der obengenannten Einflüsse wird die Grundlage geschaffen,<br />
ein Berechnungskonzept zu entwickeln. Bereits von Lichtbogenschweißungen und<br />
Bauteilauslegung bekannte Konzepte werden auf Reibschweißungen angewendet und<br />
mittels der experimentellen Versuchsdaten validiert.<br />
Durch das entwickelte Konzept wird KMU eine wirtschaftlichere Bauteilauslegung bei<br />
gleichzeitiger Verkürzung der Entwicklungszeit ermöglicht werden.<br />
2
Stand von Wissenschaft und Technik<br />
2 Stand von Wissenschaft und Technik<br />
2.1 Rotationsreibschweißen<br />
Das Reibschweißen ist ein Pressschweißprozess, in welchem Reibung zwischen den<br />
Fügeteilen die zur Verbindungsbildung notwendige Wärme erzeugt. Es tritt keine<br />
schmelzflüssige Phase auf. Durch Vermeiden der Schmelze können Verbindungen aus<br />
einer Vielzahl von Materialen hergestellt werden, welche konventionell nicht schweißbar<br />
sind. Beispielweise sind Stahl-Aluminium-Verbindungen herstellbar [5]. Der Prozess<br />
kommt ohne einen Zusatzwerkstoff aus. Eine im Kontext der Pressschweißverfahren<br />
vergleichsweise große Relevanz besitzt das Rotationsreibschweißen zur Verbindung<br />
rotationssymmetrischer Teile. In Deutschland ist ein Verfahren mit kontinuierlichem<br />
Antrieb verbreitet, im amerikanischen Raum hingegen der Schwungradantrieb.<br />
Ein solcher Reibschweißprozess mit kontinuierlichem Antrieb lässt sich in vier Prozessphasen<br />
einteilen, siehe Abbildung 1. Für den Prozessablauf wird einer der Fügepartner<br />
fixiert eingespannt und der zweite Fügepartner wird in Rotation versetzt. Beide Partner<br />
können über einen axialen Vorschubmechanismus aufeinandergepresst werden. Zu<br />
Beginn wird der drehende Fügepartner beschleunigt und in einer Anreibphase der Kontakt<br />
der Halbzeuge zueinander hergestellt, wobei Erhebungen auf der Fügefläche eingeebnet<br />
werden. In der anschließenden Reibphase wird bei konstanter Drehzahl und<br />
einer vorgegebenen axialen Pressung die Prozesswärme mithilfe der Reibung generiert.<br />
Durch das Aufheizen erweichen die Fügeteile lokal und erweichtes Material wird<br />
teilweise nach außen gedrückt. Hierdurch beginnt eine axiale Verkürzung der Halbzeuge<br />
und die Materialverdrängung führt zur Entstehung der verfahrenstypischen<br />
Wulst. Anschließend wird der Antrieb in der Bremsphase abgebremst und mit Einleiten<br />
der Stauchphase eine erhöhte Axialkraft, die Stauchkraft, aufgebracht. Diese wird für<br />
die Dauer der Stauchphase gehalten. Hierbei treten eine weitere Verkürzung und<br />
Wulstbildung auf [6]. Durch die Materialverdrängung im Prozess können auch Verunreinigungen<br />
aus der Fügezone heraustransportiert werden, wodurch das Verfahren als<br />
vergleichsweise robust gilt und gelegentlich auch als selbstreinigend bezeichnet wird<br />
[6, 7].<br />
Abbildung 1: Aufbau und Ablauf eines Reibschweißprozesses [8]<br />
3
Stand von Wissenschaft und Technik<br />
Die Reibschweißparameter sind abhängig von der zu fügenden Geometrie und den<br />
Werkstoffen. Bestimmend sind hier Wärmeleitfähigkeit und Warmfestigkeit. Je höher<br />
die Warmfestigkeit und die Wärmeleitfähigkeit, desto größere Reibkraft und Reibzeit<br />
werden benötigt, um eine ausreichende Temperatur in der Fügezone zu erzeugen [1].<br />
Es steht in der Regel ein breites Prozessfenster zur Verfügung, in dem gute Verbindungen<br />
erzeugt werden können. Hierdurch bestehen für den Anwender Möglichkeiten,<br />
den Prozess zielgerichtet zu beeinflussen [6]. Außerdem weist das Rotationsreibschweißen<br />
gemäß DVS-Merkblatt 2909 gute Verfahrenseigenschaften auf. Aufgrund<br />
der Rotationssymmetrie liegt im Allgemeinen gute Maßhaltigkeit vor und es tritt kaum<br />
Verzug auf. Die erreichbare Plan- und Rundlaufgenauigkeit wird von der Anlagentechnik<br />
bestimmt [6]. Weiterhin erreichen korrekt geschweißte Verbindung in der Regel die<br />
statische Festigkeit des Grundwerkstoffs bei gleichzeitig hoher Beanspruchbarkeit gegen<br />
schwingende und schlagartige Beanspruchungen [6].<br />
In der Ingenieurwissenschaft übernimmt die digitale Betrachtung der Fragestellungen<br />
weiterhin steigende Bedeutung. Auch beim Reibschweißen werden entsprechende<br />
Maßnahmen unternommen, durch simulative Möglichkeiten den Prozess nachzubilden<br />
und weiterzuentwickeln. Angepasste Modellierungstechniken sind in der Lage, die Verbindungsbildung<br />
zweckmäßig zu beschreiben und können darüber hinaus verbesserte<br />
Informationen über Materialeigenschaften, Wärmebeeinflussung und Eigenspannungen<br />
liefern [9]. Von der Anwendung numerischer Verfahren kann eine Beschleunigung<br />
und Kostensenkung der Produktentwicklung erwartet werden.<br />
2.2 Schwingfestigkeit<br />
Die Schwingfestigkeit von Bauteilen aus geschweißten Metallen ist eine komplexe Fragestellung,<br />
deren Ergebnis von verschiedenen Größen abhängt [10]. Eine häufig angewandte<br />
Betrachtungsweise ist das Gegenüberstellen von Beanspruchung und Beanspruchbarkeit<br />
[1]. Auf der Beanspruchungsseite finden sich beispielsweise die<br />
Schwingbreite, Mittellast, die Geometrie und z.B. der Einfluss korrosiver Medien. Auf<br />
der Beanspruchbarkeitsseite gibt es beispielweise Einflüsse des Werkstoffs. Je nach<br />
Betrachtungsart auf beiden Seiten einzuordnen sind zum Beispiel Einflüsse von Defekten<br />
oder die Größe des beanspruchten Materialvolumens (statistischer Größeneinfluss).<br />
Diese Merkmale sind wiederum abhängig vom Schweißprozesses und der Geometrie.<br />
Gemäß Radaj steht eine Vielzahl von rechnerischen und experimentellen Verfahren<br />
zur Betrachtung der Schwingfestigkeit zur Verfügung, jedoch „[…] sind wichtige<br />
Detailfragen nach wie vor unzureichend geklärt“, da es sich um ein „[…] nicht entkoppelbares<br />
Vielparameterproblem“ handele [10].<br />
Vor diesem Hintergrund existiert eine Vielzahl an Ansätzen und Regelwerken, welche<br />
ähnliche Fragestellungen betrachten und doch unterschiedlich sind, bspw., weil sie in<br />
ihrem jeweiligen Anwendungsfeld entstanden. Einen Auszug stellen hier zum Beispiel<br />
die allgemein gehaltenen IIW-Empfehlungen [1], DIN 15018 aus dem Kranbau, der Eurocode<br />
3 [3], die FKM-Richtlinie rechnerischer Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile<br />
[11], das Kerbspannungskonzept nach DVS Merkblatt 0905 [2], der Bruchmechanische<br />
Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile des FKM [12] oder DNVGL-RP-<br />
C203 für Offshore-Strukturen dar. Für Reibschweißungen existiert jedoch kein aktuelles<br />
Regelwerk zur Bewertung der Schwingfestigkeit. In der Literatur gibt es keine Untersuchungen<br />
oder Empfehlungen zur Anwendbarkeit der „konventionellen“ Bemessungskonzepte<br />
auf Reibschweißverbindungen.<br />
4