Ausgabe 26: 10 Juni 2008 - Museumszeitung für Museen in und um ...
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MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION NÜRNBERG<br />
Postkarten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Produkt der<br />
Massenkultur, <strong>und</strong> doch e<strong>in</strong> Medi<strong>um</strong><br />
<strong>für</strong> ganz private Botschaften.<br />
So <strong>in</strong>dividuell der Rückseitentext<br />
e<strong>in</strong>er Ansichtskarte auch se<strong>in</strong><br />
mag, die Vorderseite zeigt meist<br />
tausendfach reproduzierte Motive:<br />
der weiße Karibikstrand,<br />
die Nürnberger Kaiserburg, der<br />
strahlend blau kolorierte Himmel<br />
über dem Urlaubsort.<br />
Dass bei Postkarten Masse<br />
nicht gleich Klasse heißt, stellten<br />
auch die Teilnehmer der Fotoklasse<br />
Dollhopf im Rahmen des<br />
Projektes „H<strong>und</strong>ertfünf<strong>und</strong>fünfzig<br />
Quadratzentimeter Nürnberg“<br />
fest. Unter der Leitung von Fotodesigner<br />
Gerd Dollhopf hielten<br />
15 Fotografen ihre eigenen Vorstellungen<br />
e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen,<br />
modernen <strong>und</strong> kritischen Nürnberg-Bildes,<br />
das sie <strong>in</strong> die Welt<br />
kommunizieren wollen, auf Format<br />
A6 fest.<br />
Die <strong>in</strong>teressanten Ergebnisse<br />
s<strong>in</strong>d nun ab 27. <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> im<br />
Kulturladen Zeltnerschloss<br />
(Gleißhammerstraße 6, Di/Mi/<br />
Do 12–18 Uhr) zu sehen <strong>und</strong> bieten<br />
gleichzeitig den Ausgangspunkt <strong>für</strong><br />
den E<strong>in</strong>satz der Besucher. Für die Ausstellung<br />
„H<strong>und</strong>ertfünf<strong>und</strong>fünfzig Qua-<br />
ren. Damit erlauben ihre Briefe e<strong>in</strong>en<br />
Rückschluss auf die gesprochene<br />
Sprache vergangener Zeit, die vor Erf<strong>in</strong>dung<br />
der Sprachaufzeichnung nicht<br />
überliefert ist. Briefe – e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Quelle der Sprachwissenschaft.<br />
Postkarte h<strong>in</strong> – Postkarte her<br />
senschaftler untere<strong>in</strong>ander, geben aber<br />
auch E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den Stand der Forschung<br />
<strong>und</strong> Technik, beispielsweise<br />
der noch jungen Fotografie.<br />
Briefe – e<strong>in</strong>e wichtige Quelle der<br />
Wissenschaftsgeschichte.<br />
Familie<br />
Kunst<br />
Häufig kreisen private Briefe <strong>um</strong> „Ich hab gros lob<br />
familiäre Angelegenheiten. Die Kor- dordurch überk<strong>um</strong>en,<br />
respondenzen Nürnberger Patrizier aber wenig nutz.“ Stolz<br />
zeigen, dass mittelalterliche Ehen von berichtet Albrecht<br />
den Familien arrangiert wurden. Der Dürer se<strong>in</strong>em Nürn-<br />
als Faksimile gezeigte Brief Margareberger Fre<strong>und</strong>, dem<br />
the Behaims aus dem Jahr 1540, des- H<strong>um</strong>anisten Willibald<br />
sen Orig<strong>in</strong>al sich im Germanischen Pirckheimer, über den<br />
Nationalmuse<strong>um</strong> Nürnberg bef<strong>in</strong>det, großen Erfolg se<strong>in</strong>es<br />
spricht jedoch e<strong>in</strong>e ande- Gemäldes „Das Rosenre<br />
Sprache. Sie lehnt zwei kranzfest“. Insgesamt<br />
Ehemänner unmissver- zehn Briefe Albrecht<br />
ständlich ab, die ihre Vor- Dürers haben sich ermünder<br />
angeraten hatten: halten, die er während<br />
„alle<strong>in</strong> das sych maynen se<strong>in</strong>er zweiten Venedi-<br />
villeicht, sych wollen myr greise an Pirckheimer<br />
e<strong>in</strong>en man geben, der yn richtete. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
gefelt <strong>und</strong> mir nit, da weren wichtiges Selbstzeugnis<br />
sych mich hart darzupr<strong>in</strong>- Dürers, e<strong>in</strong> Beleg <strong>für</strong><br />
gen.“ Langsam werden also se<strong>in</strong> künstlerisches Wir-<br />
die zukünftigen Ehepartner ken <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Dok<strong>um</strong>ent<br />
<strong>in</strong> die Auswahl e<strong>in</strong>bezogen. se<strong>in</strong>er Fre<strong>und</strong>schaft<br />
Briefe – e<strong>in</strong>e wichtige Quel- mit Pirckheimer. Briefe<br />
le der Kulturgeschichte. – e<strong>in</strong>e wichtige Quelle<br />
Wissenschaft<br />
der Kunstgeschichte.<br />
Zeitschriften veröffent- Biografie<br />
lichten lediglich die Ergeb- Feldpostbriefe aus e<strong>in</strong>em über<br />
nisse wissenschaftlicher 500 Schreiben <strong>um</strong>fassenden Kon-<br />
Forschungen. Über den volut zeigen den <strong>in</strong>dividuellen Um-<br />
langen Arbeitsprozess ergang e<strong>in</strong>es jungen Soldaten mit dem<br />
fahren wir heute oft nur aus Zweiten Weltkrieg auf. Betrachtete<br />
Briefen, mit denen sich die der junge Erik ihn anfangs freudig-<br />
Gelehrten untere<strong>in</strong>ander naiv als aufregendes Abenteuer, ver-<br />
austauschten <strong>und</strong> berieten. zweifelte er später an se<strong>in</strong>er eigenen<br />
Im letzten Jahr erwarb das Hilflosigkeit: „da kam mir unsere<br />
Muse<strong>um</strong> Briefe an Ernst Ohnmacht gegenüber der Gewalt<br />
Freiherr von Bibra (1806 – der Masse deutlicher denn je z<strong>um</strong><br />
1878), der zu den bedeu- Bewusstse<strong>in</strong>.“ Oft s<strong>in</strong>d Briefe die<br />
tenden Wissenschaftlern e<strong>in</strong>zigen H<strong>in</strong>terlassenschaften, die<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts zählt. von den Gedanken, Gefühlen <strong>und</strong><br />
Der studierte Jurist <strong>und</strong> Na- Erlebnissen e<strong>in</strong>es Menschen berichturwissenschaftler<br />
ließ sich ten. Briefe – e<strong>in</strong>e wichtige Quelle der<br />
nach zahlreichen Fernrei- Familiengeschichte.<br />
sen <strong>in</strong> Nürnberg nieder.<br />
Se<strong>in</strong>e Briefe zeugen von Briefgeschichte(n)<br />
der engen Vernetzung <strong>und</strong> Selbstverständlich muss nicht al-<br />
Zusammenarbeit der Wisles, was <strong>in</strong> Briefen steht, tatsächlich<br />
Neben den vergrößerten Exponaten<br />
liegen im Zeltnerschloss<br />
die Postkarten auch versandbereit<br />
<strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>algröße aus. Das<br />
Publik<strong>um</strong> ist noch bis z<strong>um</strong> 16.<br />
September <strong>2008</strong> aufgefordert,<br />
die künstlerisch gestalteten Karten<br />
an Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandte<br />
<strong>in</strong> aller Welt zu schicken, <strong>und</strong><br />
damit e<strong>in</strong>e weitere Ausstellung<br />
vorzubereiten. Die Absender<br />
fordern dabei die Empfänger der<br />
Nürnberg-Postkarten r<strong>und</strong> <strong>um</strong><br />
den Globus dazu auf, e<strong>in</strong>e möglichst<br />
orig<strong>in</strong>elle Karte zurückzuschicken.<br />
Die Deutsche Post AG<br />
unterstützt das Projekt dadurch,<br />
dass sie das Porto <strong>für</strong> alle <strong>in</strong> der<br />
Ausstellung geschriebenen <strong>und</strong><br />
adressierten Karten übernimmt,<br />
die Besucher im Zeltnerschloss<br />
zurücklassen.<br />
Postkarte h<strong>in</strong> – Postkarte<br />
her: Das Ergebnis dieser ungewöhnlichen<br />
Form e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>teraktiven<br />
Ausstellung wird dann<br />
im Herbst 2009 im Nürnberger<br />
Muse<strong>um</strong> <strong>für</strong> Kommunikation<br />
präsentiert. So werden Besucher<br />
zu Ausstellern, Absender zu<br />
Empfängern <strong>und</strong> kreative Fotoideen<br />
z<strong>um</strong> Anlass e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigartigen Kommunikation.<br />
Mart<strong>in</strong> Nejezchleba<br />
Nr. <strong>26</strong>/<strong>10</strong>. <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong><br />
Briefe als Quellen der Geschichte<br />
Neue Präsentation im Lesesaal des Muse<strong>um</strong>s <strong>für</strong> Kommunikation<br />
„Briefgeschichte(n) – Was Briefe<br />
erzählen“, unter diesem Motto erwartet<br />
die Besucher ab sofort e<strong>in</strong>e neue<br />
Präsentation zur Briefkultur <strong>in</strong> der<br />
Dauerausstellung. Bequem <strong>und</strong> <strong>in</strong> aller<br />
Ruhe darf <strong>in</strong> Briefen geschmökert<br />
werden <strong>und</strong> der reiche Quellenwert<br />
der Schreiben studiert werden. Vor<br />
den Augen des Betrachters entfaltet<br />
sich e<strong>in</strong> bunter Reigen vom mittelalterlichen<br />
Zeitungsbrief über das Gerichtsschreiben<br />
aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
bis h<strong>in</strong> z<strong>um</strong> modernen Newsletter<br />
<strong>und</strong> macht so anschaulich, wie Briefe<br />
befragt werden können. Vielleicht<br />
wird so der e<strong>in</strong>e oder andere Besucher<br />
angeregt, e<strong>in</strong>mal selbst <strong>in</strong> alten<br />
Familienunterlagen auf Quellensuche<br />
zu gehen.<br />
Sprache<br />
„Ich Kan daß nicht fer Stehen sie<br />
haben mir doch sonsten alle 14 dag<br />
e<strong>in</strong> Kibl dobac ab genohmen.“ Diese<br />
Worte, mit denen sich e<strong>in</strong> Nürnberger<br />
Tabakhändler 1818 bei se<strong>in</strong>em K<strong>und</strong>en<br />
über fehlende Bestellungen beschwert,<br />
s<strong>in</strong>d uns heute noch mühelos<br />
verständlich – z<strong>um</strong><strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Franken.<br />
Weniger rout<strong>in</strong>ierte Schreiber brachten<br />
im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert ihr Alltagsdeutsch<br />
zu Papier, so s<strong>in</strong>d eigentümliche<br />
Schreibweisen oft auf regionale<br />
Aussprachemerkmale zurückzufüh-<br />
riedrich Adolph Hornemann, Der Brief, Öl auf Le<strong>in</strong>wand, 1871<br />
Fotos: Muse<strong>um</strong>sstiftung Post <strong>und</strong> Telekommunikation<br />
Grüße aus Nürnberg – e<strong>in</strong>mal anders fotografiert<br />
Foto: Chris Rupp<br />
dratzentimeter Nürnberg“ wurden von<br />
jedem der fünfzehn Fotografierenden<br />
drei Arbeiten ausgewählt <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Format von 30 x 40 cm gebracht.<br />
Term<strong>in</strong>e<br />
Neu <strong>in</strong> der Dauerausstellung<br />
Briefgeschichten – Was<br />
Briefe erzählen<br />
Neue Präsentation zur Briefkultur<br />
im Lesesaal des Muse<strong>um</strong>s <strong>für</strong><br />
Kommunikation<br />
ab <strong>10</strong>.6.<strong>2008</strong><br />
Aktionsnachmittag am<br />
22.6.<strong>2008</strong>, 14–17 Uhr<br />
mit Führungen <strong>und</strong> Schreibwerkstatt<br />
Wechselausstellung<br />
Geld oder Leben!<br />
Vom Postkutschenüberfall z<strong>um</strong><br />
virtuellen Datenraub<br />
bis 31.8.<strong>2008</strong>. Kostenlose öffentliche<br />
Führung sonntags 15 Uhr<br />
Angebote <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der<br />
Wer kennt die Rohrpost?<br />
Volles Rohr – <strong>und</strong> ab geht<br />
die Post! (6–<strong>10</strong> J.)<br />
Sonntag, 15.6. / 6.7. / 20.7.<strong>2008</strong><br />
jeweils 14.30 –16.30 Uhr, Dauerausstellung,<br />
2. OG<br />
Du bist ja ne Marke! – Spielen<br />
mit der K<strong>in</strong>derpost (4–8 J.)<br />
Sonntag, 29.6. / 27.7.<strong>2008</strong><br />
so geschehen se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> lange nicht<br />
alles, was passiert ist, steht <strong>in</strong> Briefen.<br />
Am deutlichsten wird dies<br />
wohl zu Kriegszeiten: Die Feldpost<br />
der Soldaten nach Hause unterliegt<br />
e<strong>in</strong>er strengen Zensur; die Familien<br />
Nürnberger Geschäftsbrief, 1904<br />
zu Hause werden zu ermunternden,<br />
positiven Schreiben aufgefordert.<br />
Dennoch können Briefe heute<br />
wichtigen Aufschluss über Vergangenes<br />
geben – vorausgesetzt, ihr<br />
Entstehungszusammenhang <strong>und</strong><br />
die Überlieferungsgeschichte werden<br />
angemessen berücksichtigt.<br />
Am Sonntag, den 22.6.<strong>2008</strong>, gibt<br />
es von 14–17 Uhr e<strong>in</strong>en Aktionsnachmittag<br />
r<strong>und</strong> <strong>um</strong> den neu e<strong>in</strong>gerichteten<br />
Muse<strong>um</strong>sbereich. Die<br />
freie Kurator<strong>in</strong> Elke Kollar, die <strong>für</strong><br />
das Konzept verantwortlich ist,<br />
bietet Kurzführungen zu den Themen<br />
Kriegspost (14 Uhr), Familienkorrespondenzen<br />
(15 Uhr) <strong>und</strong><br />
Geschäftsbriefe (16 Uhr) an. Den<br />
ganzen Nachmittag ist die Schreibwerkstatt<br />
geöffnet: Federn, T<strong>in</strong>te<br />
<strong>und</strong> Siegelstempel stehen <strong>für</strong> eigene<br />
Versuche bereit. Elke Kollar<br />
jeweils 14.30 – 16.30 Uhr, K<strong>in</strong>derpostamt<br />
2. OG<br />
Hoch auf dem gelben<br />
Wagen – Reisen mit der<br />
Postkutsche<br />
E<strong>in</strong> Angebot <strong>für</strong> Schulklassen<br />
(Jahrgangstufen 1 bis 6)<br />
3.7.– 22.7.<strong>2008</strong><br />
Buchung beim KPZ unter Tel.<br />
(0911) 1331-241<br />
Internet-, Handy- <strong>und</strong><br />
Multimedia-Kurse <strong>für</strong><br />
Erwachsene<br />
Anmeldung unter:<br />
Tel.: (0911) 230 88 85<br />
Fax: (0911) 230 88 96<br />
20,- (<strong>in</strong>kl. Muse<strong>um</strong>se<strong>in</strong>tritt)<br />
Internet – Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Dienstag, 1.7., 14 – 16 Uhr<br />
Internet – Sicherheit<br />
Dienstag, 15.7.<strong>2008</strong>, 14 – 16 Uhr<br />
Internet – Suchen <strong>und</strong> F<strong>in</strong>den<br />
Dienstag, 17.6.<strong>2008</strong>, 14 – 16 Uhr<br />
E-Mail-Kurs<br />
Dienstag, 29.7.<strong>2008</strong>, 14 – 16 Uhr<br />
Handy – Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Telefonbuch<br />
Dienstag, 1.7.<strong>2008</strong>, 9.30 – 11.30<br />
Uhr<br />
Multimedia-Vortrag<br />
Dienstag, 15.7, 9.30 – 12.30 Uhr