Wein-Boulevard 2009 - Pro Stuttgart eV
Wein-Boulevard 2009 - Pro Stuttgart eV
Wein-Boulevard 2009 - Pro Stuttgart eV
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Württemberger:<br />
<strong>Wein</strong>e aus gutem Holz<br />
Wasser predigen<br />
und <strong>Wein</strong> trinken<br />
Die Wiederentdeckung<br />
der <strong>Wein</strong>bergkräuter<br />
<strong>Wein</strong>dorf unter<br />
den Augen Schillers<br />
<strong>Wein</strong>wandern durch<br />
<strong>Stuttgart</strong>s steile Lagen<br />
Eine unkonventionelle<br />
<strong>Wein</strong>königin<br />
Bernd Kreis:<br />
Aromen im <strong>Wein</strong><br />
<strong>2009</strong>
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<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
<strong>Wein</strong>kulturmagazin für die Region <strong>Stuttgart</strong><br />
Inhalt<br />
Württemberger: <strong>Wein</strong>e aus gutem Holz . . . . . . 4<br />
Die Wiederentdeckung der <strong>Wein</strong>bergkräuter . . 8<br />
Das <strong>Wein</strong>gut der Stadt <strong>Stuttgart</strong> . . . . . . . . . . 13<br />
Wasser und <strong>Wein</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Schönste <strong>Wein</strong>laube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
Durch steile Lagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Aromen im <strong>Wein</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Dies Glas dem guten Geist . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Die unkonventionelle <strong>Wein</strong>königin . . . . . . . . 30<br />
Zur höheren Ehre des <strong>Wein</strong>es . . . . . . . . . . . . 34<br />
Daimlers Wengerter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Rezept: Maultaschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
<strong>Wein</strong>tipps der Wirte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
Frisch entkorkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
Veranstaltungstipps <strong>2009</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 3<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Pro</strong> <strong>Stuttgart</strong>-Verkehrsverein e.V.<br />
Lautenschlagerstraße 3<br />
70173 <strong>Stuttgart</strong><br />
Telefon: 0711 295010<br />
Telefax: 0711 293024<br />
Internet: www.prostuttgart.de<br />
E-Mail: info@prostuttgart.de<br />
Auflage:<br />
20 000 Exemplare<br />
Redaktion:<br />
Wulf Wager<br />
Mitarbeit:<br />
Christine Barth, Monika Bönisch,<br />
Claus-Peter Hutter, Bernd Kreis,<br />
Gunther Link, Nina Stolze,<br />
Veronika Wager, Karin Wiemer,<br />
Verlag:<br />
WAGER ! Kommunikation GmbH<br />
In der Halde 20<br />
72657 Altenriet<br />
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Anzeigen:<br />
Sabine Kaupp<br />
Layout + Gestaltung:<br />
Erik Clewe, Björn Locke, Wulf Wager<br />
Druck:<br />
Bechtle Druck & Service, Esslingen<br />
Fotos:<br />
Erik Clewe, Deutsches <strong>Wein</strong>institut,<br />
Archiv Fassnacht, Fellbacher<br />
<strong>Wein</strong>gärtner, Claus-Peter Hutter,<br />
Bernhard Nanz, Jan Petersen,<br />
Adalbert Poth, Silberburg Verlag,<br />
<strong>Stuttgart</strong> Marketing, Wulf Wager,<br />
WAGER ! Kommunikation,<br />
<strong>Wein</strong>manufaktur Untertürkheim
4<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
<strong>Wein</strong>e aus<br />
gutem Holz<br />
Großes Eichenfass, kleines Barrique –<br />
Württemberger <strong>Wein</strong> reift immer öfter<br />
im Holz, sogar in heimischem<br />
Kostbar: In den kleinen Holzfässern<br />
lagern die Schätze der Kellermeister. DWI<br />
Alte Holzfässer, zum Teil mit<br />
kunstvollen Schnitzereien, sind<br />
eine Zierde für jeden Gewölbekeller.<br />
Sie dienen aber nicht<br />
nur dekorativen Zwecken: Feine<br />
<strong>Wein</strong>e reifen in feinem Holz.<br />
Nicht nur in der viel gerühmten<br />
französischen Eiche, sondern<br />
auch in schwäbischem Holz.<br />
Werner Seibold, Kellermeister bei<br />
den Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtnern,<br />
lässt seine <strong>Wein</strong>e in Fässern aus<br />
heimischen Hölzern und aus denen<br />
der westlichen Nachbarn ruhen.<br />
„Den Unterschied merkt man<br />
im Aroma“, sagt er. Er füllt den<br />
gleichen <strong>Wein</strong> in verschiedenartige<br />
Fässer und erhält dabei unterschiedlich<br />
ausgeprägte und gereifte<br />
Tropfen. Nach einem halben<br />
Jahr schmecke man, dass der eine<br />
weicher, der andere noch herber<br />
sei. „In der schwäbischen<br />
Eiche werden die <strong>Wein</strong>e insgesamt<br />
eher weicher, mit einem runden<br />
Aroma, das für unsere <strong>Wein</strong>e<br />
gut passt“, umschreibt Seibold<br />
seine Erfahrungen. „Es ist aber<br />
schwer, das genau zu charakterisieren.“<br />
130 neue und gebrauchte<br />
Fässer lagern in den Fellbacher<br />
Gewölben, davon ein Drittel aus<br />
Bäumen schwäbischer Herkunft.<br />
Die befüllt er bevorzugt mit <strong>Wein</strong>en<br />
der fruchtigen Richtung, wie<br />
Spätburgunder, die französischen<br />
Fässer sollen zum Beispiel den<br />
eher kräftigen Cabernet-Kreuzungen<br />
ihre Reife verleihen.<br />
Wie das Holz, so der <strong>Wein</strong><br />
Aber was unterscheidet die einzelnen<br />
Hölzer voneinander? „Auf<br />
dem trockenen Juraboden der Alb<br />
zum Beispiel wachsen die Eichen<br />
langsamer und haben damit engere<br />
Poren“, erklärt Martin Kurrle,<br />
Kellermeister des Collegium<br />
Wirtemberg, dem Zusammenschluss<br />
der <strong>Wein</strong>gärtner Rotenberg<br />
und Uhlbach. Ähnlich viel<br />
Zeit lassen sich auch die Bäume<br />
aus dem französischen Allier, anders<br />
als etwa im Limousin, wo die<br />
Eichen auf feuchtem Untergrund<br />
und reichen Böden schnell wachsen<br />
und große Poren aufweisen.<br />
„Auch die amerikanische Eiche
wächst schnell und ist daher sehr<br />
offenporig“, weiß Kurrle, „die<br />
Fässer lassen dann auch viel Sauerstoff<br />
an den <strong>Wein</strong>.“ Für sogenannte<br />
„Cool climate“-<strong>Wein</strong>e,<br />
also <strong>Wein</strong>e aus eher kühlen Klimazonen<br />
wie in hiesigen Gefilden,<br />
hält er die grobporigen<br />
Hölzer für weniger geeignet.<br />
Schwäbische Fässer<br />
Allerdings macht jeder andere<br />
Erfahrungen mit seinen eigenen<br />
<strong>Wein</strong>en. Bernhard Nanz, Leiter des<br />
<strong>Wein</strong>guts der Stadt <strong>Stuttgart</strong>, füllte<br />
den 2007er Lemberger in amerikanische,<br />
slowenische und in<br />
Spessart-Eiche. Das geschmackliche<br />
Rennen machten die <strong>Wein</strong>e<br />
aus den Überseehölzern: Seinen<br />
2008er Barrique-Lemberger lässt<br />
er jetzt ausschließlich in amerikanischer<br />
Eiche bei leichter bis mittlerer<br />
Toastung reifen. „Das ist für<br />
uns das beste Holz für diesen<br />
<strong>Wein</strong>, schon vom Duft her. Im<br />
Mund ist er unheimlich weich, der<br />
schmeckt schon direkt aus dem<br />
Fass“, schmunzelt Bernhard Nanz.<br />
Auch der Weißburgunder aus<br />
amerikanischem Holz fand seine<br />
Liebhaber: Zwei Drittel der Kunden<br />
wollten ihn aber ohne Holznote,<br />
deshalb gibt es ihn zukünftig<br />
in zwei Varianten, wenn die Menge<br />
es zulässt. Den Spätburgunder<br />
lässt er am liebsten in gebrauchten<br />
französischen Fässern reifen: „Das<br />
ist angenehmer beim roten Burgunder“,<br />
so seine Erfahrung.<br />
Martin Kurrle hat derzeit rund<br />
250 Barriquefässer in der Kelter<br />
Collegium Wirtemberg, hauptsächlich<br />
aus französischer Eiche,<br />
aber ein Viertel ist auch aus<br />
schwäbischem Holz. Seine Erkenntnisse<br />
decken sich weitgehend<br />
mit denen der Fellbacher<br />
Kollegen: „Die schwäbischen Fässer<br />
sind besonders gut geeignet für<br />
die roten Burgundersorten und<br />
Chardonnay“, so Kurrle. „Die <strong>Wein</strong>e<br />
bekommen darin ein sehr feingliedriges<br />
Tannin und werden sehr<br />
filigran.“ In französischer Eiche<br />
lagern bei ihm unter anderem<br />
Lemberger, Cabernet Sauvignon,<br />
Dornfelder, Acolon und Syrah,<br />
eher die Sorten „für unseren inter-<br />
nationalen <strong>Wein</strong>stil“, wie der Kellermeister<br />
sagt. In den französischen<br />
Fässern würden die <strong>Wein</strong>e<br />
schneller reifen, außerdem erhielten<br />
sie einfach andere Gerbstoffe<br />
und mehr Vanilletöne: „Sie werden<br />
zum einen kräftiger, aber auch<br />
weicher“, umschreibt es Kurrle.<br />
Das Ausgangsmaterial müsse<br />
einen entsprechend kräftigen Körper<br />
und Struktur mitbringen. Diese<br />
Voraussetzungen erfüllt auch<br />
der Spätburgunder Grande Reserve,<br />
den er deshalb vier Jahre in<br />
neuer französischer Eiche lagert,<br />
bevor er auf die Flasche kommt.<br />
Holz karamellisiert<br />
bei der Toastung<br />
Der Kellermeister der WG Bad<br />
Cannstatt, Thomas Zerweck, verfolgt<br />
wieder eine andere Strategie:<br />
Er lagert den einzelnen <strong>Wein</strong><br />
nicht nur in einer Holzart, sondern<br />
verwendet sowohl französische<br />
als auch slowenische und<br />
schwäbische Eiche. Für ihn liegt<br />
das Hauptaugenmerk bei den Fässern<br />
weniger auf der Herkunft des<br />
Holzes als vielmehr auf der Erfahrung<br />
des Fassmachers und seinen<br />
Verfahren, wie der Toastung mit<br />
Dampf oder über offenem Feuer<br />
sowie dem Grad der Toastung, der<br />
zu unterschiedlich stark ausgeprägten<br />
Röststoffen führt. Denn<br />
der Küfer röstet die zuvor langsam<br />
getrockneten Dauben innen<br />
an, bevor er sie zum Fass vollendet.<br />
Beim Toasten karamellisieren<br />
die holzeigenen Inhaltsstoffe. Der<br />
Alkohol im <strong>Wein</strong> weitet anschließend<br />
die Poren und die Inhaltsstoffe<br />
können herausgelöst werden.<br />
Mehr oder weniger schnell,<br />
je nach Beschaffenheit des Holzes.<br />
Bei feinporigem Holz gehen<br />
die Stoffe langsamer durch die<br />
Poren in den <strong>Wein</strong> über. Das<br />
heißt, die <strong>Wein</strong>e haben in Holzfässern<br />
aus schwäbischer Eiche<br />
mehr Zeit zu reifen. Während der<br />
Lagerung geht die Vielfalt der<br />
Aromen zurück und nach etwa<br />
vier Jahren sind Aromastoffe<br />
und Tannine aus dem Holz ausgeschwemmt.<br />
Wenn Thomas Zerweck mit Holzfässern<br />
arbeitet, spielt auch die<br />
Fassbar: Reine Handarbeit steckt in<br />
einem schwäbischen Eichenfass. DWI<br />
Größe eine Rolle: Neben etwa<br />
160 Barriquefässern beherbergt<br />
die Cannstatter Genossenschaft<br />
noch 15 Fässer mit 300 Litern<br />
Fassungsvermögen und 30 große<br />
500-Liter-Holzfässer. In Zukunft<br />
will er die <strong>Wein</strong>e verstärkt traditionell<br />
im großen Holzfass ausbauen,<br />
auch die Standardqualitäten.<br />
Dabei geht es ihm in erster Linie<br />
gar nicht um die Holzaromen:<br />
„Selbst dem Trollinger bekommt<br />
der langsame Lufteintritt gut“, hat<br />
der Kellermeister festgestellt, „die<br />
Fassreife stabilisiert die Farbstoffe<br />
und lässt die <strong>Wein</strong>e noch harmonischer,<br />
runder und samtiger<br />
werden.“ Auch der Spätburgunder<br />
kommt bei ihm eher in große<br />
500-Liter-Gebinde: „Die Eigenstruktur<br />
der Rebsorte verträgt<br />
nicht so viele Tannine.“ Und je<br />
größer die Holzoberfläche im Verhältnis<br />
zum reifenden Rebensaft,<br />
umso geringer ist nachher die<br />
Gerbstoffmenge im <strong>Wein</strong>. Die<br />
Qualität der Gerbstoffe kann<br />
schon der Küfer positiv beeinflussen.<br />
Hermann Streib in Mössingen,<br />
der auf eine 90-jährige Unternehmensgeschichte<br />
im Küferhandwerk<br />
zurückblickt, lässt die<br />
zurechtgesägten Dauben mindestens<br />
vier Jahre im Freien trocknen.<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 5<br />
fließe, goldener<br />
<strong>Wein</strong> ist wie ein Tanz<br />
ohne Musik!<br />
Sprichwort
6<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
<strong>Wein</strong> ist ein<br />
kühner Redner!<br />
Sprichwort<br />
„<strong>Pro</strong> Zentimeter Holzdicke ein<br />
Jahr Lagerung“, so seine Faustformel.<br />
Dabei verändern sich die<br />
Holzinhaltsstoffe und als rau,<br />
grün oder bitter empfundene<br />
Komponenten werden abgebaut<br />
oder vom Regen ausgewaschen.<br />
Der erfahrene Küfer stellt Fässer<br />
von 15 bis zu 2500 Liter Inhalt für<br />
Kellereien und Schnapsbrennereien<br />
her, dabei verwendet er<br />
schon immer und ausschließlich<br />
heimische Hölzer. Dabei ist das<br />
Renommee des schwäbischen<br />
Holzes in den letzten Jahren gestiegen.<br />
Sei vor ein paar Jahren<br />
die Frage gewesen: „Habt ihr<br />
französische Eiche?“, würden die<br />
Betriebe heute gerne auf einheimische<br />
Hölzer zurückgreifen,<br />
erzählt Streib. „Das hat sich normalisiert“,<br />
sagt der Mössinger<br />
Fassküfer gelassen. Der Ulmer<br />
Obermeister der Küferinnung,<br />
Karl Fassnacht, fertigt pro Jahr<br />
rund 50 Barriquefässer aus<br />
schwäbischer Eiche. Die <strong>Wein</strong>güter<br />
Haidle und Ellwanger zählen<br />
zu seinen Kunden. Rieger Behälterbau<br />
in Bietigheim fertigt seine<br />
Fässer mit schwäbischer Eiche in<br />
Ungarn. Als fertige Fässer kommen<br />
sie zurück in die Heimat.<br />
Unschlagbar: Der Ulmer Küfermeister Karl Fassnacht treibt mit Hammer und Setze die<br />
metallenen Reifen fest. Archiv Fassnacht<br />
Schwäbisch-französisch<br />
Aber nicht alle Hölzer kehren zurück:<br />
So heißt es etwa, Venedig<br />
würde die schwäbischen Hölzer<br />
zur Befestigung ihrer Lagunenstadt<br />
kaufen, sodass der Tourist<br />
aus dem Ländle in Venedig quasi<br />
heimischen Boden betritt.<br />
Und viele Franzosen, auch aus<br />
der Gegend der ebenfalls stark<br />
nachgefragten Allier-Eiche,<br />
würden die langsam wachsenden<br />
Stieleichen aus Württemberg<br />
einkaufen, die Stämme<br />
spalten und bearbeiten. Ob das<br />
dann als schwäbische oder<br />
französische Allier-Eichenfässer<br />
zu gelten hat, ist eine Frage,<br />
die sich allerdings nicht jeder<br />
stellt, wie Hermann Streib erfahren<br />
hat: Ihr seht das doch viel zu<br />
Biegbar: Feuer macht die feuchten<br />
Holzdauben biegsam. Archiv Fassnacht<br />
eng mit der Herkunft, habe ihm<br />
mal ein Franzose gesagt. Tatsache<br />
ist, dass die Herkunft der Stämme<br />
auf dem fertigen Fass nicht unbedingt<br />
zu erkennen ist. „Bis Anfang<br />
des neuen Jahrtausends wurden<br />
nach dem Sturm ‚Lothar’ viele<br />
Stämme aus den heimischen Eichenwäldern<br />
nach Frankreich<br />
verkauft, auch für die Fassproduktion,“<br />
weiß Bernhard Nanz<br />
vom städtischen <strong>Wein</strong>gut. Da<br />
stellt sich doch die Frage: Warum<br />
nicht gleich Württemberger trinken,<br />
wenn der Bordeauxwein am<br />
Ende doch ein schwäbisches<br />
„Gschmäckle“ hat? Aber wenn die<br />
Qualität in der Flasche stimmt, ist<br />
der Rest eben einfach eine Frage<br />
des Geschmacks. Und die kann<br />
der Liebhaber feiner Tropfen auf<br />
dem <strong>Wein</strong>dorf in der Praxis beantworten.<br />
Karin Wiemer
<strong>Wein</strong>e für den gehobenen <strong>Wein</strong>genuss,<br />
körperreich und ausdrucksstark - fürstlich und edel.<br />
Württemberger<br />
Feierabend!<br />
Herzog Christoph von Württemberg<br />
(1515-1568) einer der produktivsten<br />
Gesetzgeber Alt-Württembergs, war<br />
ein großer Genießer und einem<br />
"guten <strong>Wein</strong>e” nie abgeneigt. Ihm zu<br />
Ehren wurden aus handverlesenen<br />
Trauben alter Reben mit größter<br />
Sorgfalt große <strong>Wein</strong>e ausgebaut.<br />
Starke Ertragsreduzierung, absolut gesunde,<br />
vollreife Trauben und die Lese<br />
von Hand in kleinen Kisten sorgen für<br />
unversehrtes Lesegut und damit für<br />
die bestmögliche Qualität.<br />
Die Rotweine erhalten Ihre typische<br />
Charakteristik durch die Lagerung im<br />
großen Holzfaß, die Weißweine ihre<br />
Fruchtigkeit durch gezügelte kühle<br />
Gärung und langer Lagerung auf der<br />
Feinhefe.<br />
Genießen Sie diese erlesenen<br />
<strong>Wein</strong>e in der Laube der “Zaißerei”<br />
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STUTTGARTER WEINDORF – Mittwoch, 26. August bis Sonntag, 6. September <strong>2009</strong><br />
Die Württemberger <strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaften in Laube 4 bei der alten Kanzlei<br />
Entdecken Sie die <strong>Wein</strong>e der Württemberger <strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaften / www.wwg.de
8<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Die Wiederentdeckung<br />
der<br />
<strong>Wein</strong>bergkräuter<br />
Neue Heimat für alte<br />
Kulturpflanzen<br />
Kräutergarten <strong>Wein</strong>berg<br />
Wie das duftet! Unweigerlich fühlt<br />
man sich in dem einen oder anderen<br />
Wengert – vor allem in so mancher<br />
Steillage an Tauber, Jagst, Kocher,<br />
Neckar oder Enz – an die <strong>Pro</strong>vence<br />
erinnert. Schon immer haben<br />
die Menschen die Wildpflanzen der<br />
<strong>Wein</strong>berge genutzt und auch wärmeliebende<br />
Würzkräuter und andere<br />
Pflanzen in die <strong>Wein</strong>berge eingebracht.<br />
Manche verwilderten und<br />
wurden im Laufe der letzten 1500<br />
Jahre Bestandteil der heimischen<br />
<strong>Wein</strong>bergvegetation. Mit der kulinarischen<br />
Begeisterung der Würt-<br />
temberger steigt wieder das Interesse<br />
an Kräutern und anderen für<br />
die Küche tauglichen Pflanzen. Und<br />
so kann neben einer guten Flasche<br />
<strong>Wein</strong> auch so manches Kräutlein<br />
dafür sorgen, dass das <strong>Wein</strong>erlebnisland<br />
Württemberg auch in der<br />
Küche erfahrbar und schmeckbar<br />
wird. Selbst in rebflurbereinigten<br />
Gebieten gibt es genug Platz – etwa<br />
am Beginn und Ende der Rebzei -<br />
len - um das eine oder andere Kraut<br />
zu pflanzen, das wiederum Lebensgrundlage<br />
für Schmetterlinge,<br />
Wildbienen und andere summende<br />
und brummende Helfer der Wengerter<br />
ist.<br />
Echter<br />
Salbei<br />
Das südliche<br />
Europa und das<br />
östliche Mittelmeergebiet<br />
sind Heimat des Echten Salbeis.<br />
Man nützt die Pflanze seit alters<br />
her nicht nur für Tees und Salbeibonbons,<br />
sondern auch als Würzbeigabe.<br />
Ein trockener heimischer<br />
Lemberger zu mit Salbei gewürztem<br />
Saltimbocca – dem typisch italienischen<br />
Kalbsmedaillon mit<br />
Schinken und Salbeiblättern –<br />
ist ein wahrer Genuss und zugleich<br />
ein internationaler kulinarischer<br />
Dialog.<br />
Während Spitzenköche wie<br />
Vincent Klink, Armin Karrer,<br />
Martin Öchsle und Bernhard<br />
Diers schon vor einigen Jahren<br />
<strong>Wein</strong>raute, Mauerpfeffer und<br />
Wilden Majoran für die Küche<br />
quasi als heimische Exoten wiederentdeckten,<br />
hat es doch einige<br />
Zeit gedauert, bis alte, früher<br />
weit verbreitete <strong>Wein</strong>bergbegleitpflanzen<br />
wieder mehr in<br />
das Blickfeld der Wengerter<br />
rückten. Wer weiß heute noch,<br />
dass die <strong>Wein</strong>raute wegen ihrer<br />
Gerbstoffe dem gärenden Traubenmost<br />
beigefügt wurde? Oder<br />
dass man mit den dunkelrotschwarzen<br />
Früchten<br />
der Kermesbeere<br />
den <strong>Wein</strong> färbte,<br />
womit diese<br />
Pflanze indirekt<br />
als der Vorläufer<br />
des ja ursprünglich<br />
als Deckwein gezüchteten<br />
Dornfelders gelten kann?<br />
Auch wenn wir gerne auf solche<br />
<strong>Wein</strong>e – wie sie unsere Vorfahren<br />
vor 100 Jahren trinken mus -<br />
sten – verzichten und erkennen,<br />
dass die scheinbar so gute alte<br />
Zeit beileibe nicht immer so gut<br />
gewesen sein kann, wie sie in verklärender<br />
Romantik immer noch<br />
beschrieben wird, ist es doch<br />
schade, wenn wir mit den alten<br />
<strong>Wein</strong>bergpflanzen auch ein Stück<br />
Kultur, blumenbunte Natur und<br />
damit Vielfalt in den <strong>Wein</strong>bergen<br />
verlieren. Sicherlich<br />
<strong>Wein</strong>raute<br />
Die in Südeuropa beheimatete<br />
Pflanze kam wohl schon mit<br />
den Römern nach Südwestdeutschland.<br />
Die Blätter hat man<br />
im Mittelalter wegen der Bitterstoffe<br />
einem aus Rot- und Weißwein<br />
bestehenden Würzwein beigegeben.<br />
Noch heute wird in Italien<br />
der Grappa della Ruta mit <strong>Wein</strong>raute<br />
gewürzt. Die<br />
Pflanze ist neben<br />
der Wilden<br />
Möhre für<br />
den Schwalbenschwanz,<br />
der daran sei-
waren es auch die Flurbereinigungen<br />
in den 60er- und 70er-<br />
Jahren des letzten Jahrhunderts,<br />
bei denen auf ökologische Aspekte<br />
zu wenig Wert gelegt wurde.<br />
Doch das Rad der Geschichte<br />
kann man nicht zurückdrehen,<br />
sondern nur verantwortungsvoll<br />
nach vorne. Und heute sind wir<br />
wieder ein Stück weiter. Als die<br />
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt<br />
für <strong>Wein</strong>- und Obstbau<br />
<strong>Wein</strong>sberg vor rund 15 Jahren<br />
gemeinsam mit der Umweltakademie<br />
Baden-Württemberg nach<br />
Brackenheim zu den ersten Kongressen<br />
zum Thema <strong>Wein</strong>bau und<br />
Umwelt einlud, hätten die Initiatoren<br />
selbst nicht geglaubt, dass<br />
die damals vorgestellten <strong>Wein</strong>bergbegrünungen<br />
schon nach<br />
wenigen Jahren zu nahezu<br />
80 <strong>Pro</strong>zent in die Rebflächen<br />
Württembergs einkehren. Auch<br />
hier hat es einige Zeit gedauert,<br />
bis Vielfalt das zunächst wegen<br />
des Boden- und Grundwasserschutzes<br />
eingebrachte Einheitsgrün<br />
verdrängen konnte.<br />
Kriechender Günsel<br />
„Am Anfang wussten wir nicht,<br />
was wir einsäen sollen, und sind<br />
halt in die einschlägigen landwirtschaftlichenErzeugergenossenschaften<br />
gegangen. Dort gab’s<br />
auch nicht viel anderes als Klee-<br />
Gras-Gemische oder Gerste“, erzählen<br />
Gert Aldinger und Hans-<br />
Peter Wöhrwag vom Vorstand des<br />
ne Eier ablegt, eine wichtige Lebensgrundlage.<br />
Feldsalat/Ackersalat<br />
Mit der hellgrünen Farbe und den<br />
schmalen Blättchen unterscheidet<br />
sich der heimische Ackersalat<br />
von den viel größer werdenden<br />
Zuchtsorten. Mit etwas Aufmerksamkeit<br />
kann man im Vorfrühling<br />
noch in manchem<strong>Wein</strong>berg<br />
die<br />
vitaminreichen<br />
Pflanzen<br />
entdecken.<br />
Berauschend: Leuchtend roter Klatschmohn im <strong>Wein</strong>berg Claus-Peter Hutter<br />
Verbandes der Prädikatsweingüter<br />
in Württemberg (VDP). Doch<br />
jetzt gibt es unterschiedliche<br />
Saatgutmischungen, die einer<br />
möglichst vielfältigen Bodendeckung<br />
nahekommen, und auch<br />
entsprechende Anbieter. So manche<br />
Wiesenpflanze, wie Schafgarbe,<br />
Hopfen, Klee, Wiesensalbei<br />
und kriechender Günsel, haben<br />
jetzt wieder eine Chance. Aber<br />
nur dann, wenn die Wengerter<br />
Mut zu mehr Natur in den <strong>Wein</strong>baugebieten<br />
aufbringen und<br />
nicht alles kurz und klein mähen.<br />
Dass im Wengert hervorragendes<br />
Lesegut heranreifen kann, auch<br />
wenn Blumen, Kräuter und Gräser<br />
bis zu einem halben Meter<br />
hoch stehen, zeigen die <strong>Wein</strong>berge<br />
von Hartmann Dippon, Inhaber<br />
des Schlossgutes Hohenbeilstein,<br />
unterhalb der markanten<br />
Wilder<br />
Majoran<br />
Die auch<br />
Dost genannte<br />
Pflanze ist<br />
eher als PizzagewürzOregano<br />
bekannt. Die<br />
rosa-weißlichen Blüten verströmen<br />
einen herrlichen Duft und locken<br />
zahlreiche Insekten an. Und<br />
wer denkt schon beim Verzehr einer<br />
leckeren Weißwurst daran,<br />
dass diese beträchtliche Mengen<br />
Majoran – allerdings die Kulturform<br />
– enthält.<br />
Burg Langhans in Beilstein. Damit<br />
neben den Wildpflanzen<br />
auch vergessene Nutzpflanzen<br />
und Küchenkräuter ihre einst<br />
angestammten Plätze wieder einnehmen<br />
können, gilt es, in den<br />
historischen, mit Naturstein-Trockenmauern<br />
terrassierten Lagen,<br />
etwa am Mauerkopf oder Mauerfuß<br />
oder entlang der Staffeln, Initialpflanzungen<br />
vorzunehmen.<br />
Auch muss mit der immer noch<br />
verbreiteten Unsitte Schluss gemacht<br />
werden, die <strong>Wein</strong>bergmauern<br />
mit Herbiziden abzuspritzen.<br />
Dies kostet nicht nur<br />
Geld, sondern ist auch gesetzlich<br />
verboten. Verschiedene <strong>Wein</strong>baugenossenschaften<br />
und Privatvermarkter<br />
haben jetzt im Verbund<br />
mit der Umweltakademie Baden-<br />
Württemberg begonnen, wieder<br />
Kermesbeere, <strong>Wein</strong>raute, Küchen-<br />
Frühlingszwiebel/<br />
Röhrenlauch<br />
An so mancher Mauerkrone<br />
gedeihen kräftige Büsche<br />
des Röhrenlauchs,<br />
auch Winter- oder Frühlingszwiebel<br />
genannt. In manchen<br />
Gegenden Württembergs<br />
sind die Röhren als erstes Frühjahrsgrün<br />
Zutat für leckere Maultaschen,<br />
und sie geben, zu kleinen<br />
Ringen geschnitten, eine herrliche<br />
Würze für Rahmkuchen, die man<br />
in manchen Gegenden auch Salzkuchen<br />
oder Blooz nennt. Eine<br />
solche schwäbische Pizza mit einem<br />
Trollinger lässt fröhliche<br />
Runden im Zweifel noch geselliger<br />
werden. Überall in den württembergischen<strong>Wein</strong>gegenden<br />
findet sich<br />
auch der wilde<strong>Wein</strong>berglauch<br />
sowie verschiedene<br />
andere<br />
Wildlaucharten.<br />
Informationen<br />
www.lebendiger-weinberg.de,<br />
www.umweltakademie.<br />
baden-wuerttemberg.de
Faszination Wengert<br />
Bei einer Fahrt mit dem Neckarfloß<br />
ohne erhobenen Zeigefinger, auf<br />
genussvolle Weise die Faszination<br />
der Rebterrassen und deren Bedeutung<br />
für die Tier- und Pflanzenwelt,<br />
das Landschaftsbild und den<br />
traditionsreichen <strong>Wein</strong>bau mit seinen<br />
ganz besonderen Erzeugnissen<br />
zu erleben, ist Ziel einer neuen Initiative<br />
der Umweltakademie Baden-Württemberg<br />
und der Neckar-Personen-Schifffahrt<br />
„Neckar<br />
Käpt’n“. Beim neu entwickelten Seminartyp<br />
„Steinreiches Neckartal“<br />
erhalten Gruppen ab 40 Personen<br />
auf der Strecke von <strong>Stuttgart</strong>-Bad<br />
Würzig: Die <strong>Wein</strong>raute ist sowohl Heilpflanze als auch kräftiges Gewürz. Im<br />
Mittelalter glaubte man, dass sie vor dem „bösen Blick“ schütze. Claus-Peter Hutter<br />
salbei, Wilden Majoran – besser bekannt<br />
als Oregano –, Zitronenmelisse,<br />
Rosmarin und Thymian in die<br />
<strong>Wein</strong>berge auszupflanzen. Mit dabei<br />
waren die zum Collegium Wirtemberg<br />
zusammengeschlossenen<br />
WG Rotenberg und Uhlbach, der<br />
Cannstatter <strong>Wein</strong>baubetrieb Manfred<br />
Zaiß, die Bottwartalkellerei,<br />
die <strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft<br />
Mundelsheim, die Wengerter der<br />
Felsengartenkellerei und die <strong>Wein</strong>gärtner<br />
Brackenheim. An Pflanzaktionen<br />
beteiligten sich auch Mitglieder<br />
der WG Dürrenzimmern,<br />
und von Anfang an mit dabei waren<br />
alle Betriebe des Verbands der<br />
Prädikatsweingüter.<br />
Cannstatt bis Besigheim (es sind<br />
nach entsprechender Vereinbarung<br />
auch andere, kürzere Streckenabschnitte<br />
möglich) bei einer erlebnisreichen<br />
Floßfahrt Erläuterungen<br />
und Hintergrundwissen zu den<br />
mar-kanten <strong>Wein</strong>bergterrassen,<br />
ihrer Pflanzenwelt und den <strong>Wein</strong>en<br />
sowie zum Neckar und zu Kultur<br />
und Natur im Neckartal. Den Floßreisenden<br />
soll die Fahrt auch kulinarisch<br />
in Erinnerung bleiben, deshalb<br />
gibt es – je nach Streckenabschnitt<br />
– immer die <strong>Wein</strong>e aus den<br />
<strong>Wein</strong>bergen, an denen das Floß<br />
vorbeigleitet. Gruppen aus Betrieben,<br />
Sportvereine, Familien oder<br />
Menschen, die zu Jahrgangstreffen<br />
Küchenstars von gestern<br />
„Wir haben gleichermaßen Verantwortung<br />
für Natur und Kultur“,<br />
so Michael Graf Adelmann<br />
aus Steinheim-Kleinbottwar. Er<br />
ging noch einen Schritt weiter<br />
und ließ ebenso wie der Privatwengerter<br />
und Unternehmer Karl<br />
Strenger unterhalb der Stauferburg<br />
Lichtenberg bei Oberstenfeld<br />
an verschiedenen Stellen<br />
einzelne Rebzeilen entfernen und<br />
pflanzte in den Wengert Heckensträucher<br />
wie <strong>Wein</strong>rose und<br />
Haselstrauch. „<strong>Wein</strong>baugebiete<br />
sollen sich zu Naturerlebnislandschaften<br />
entwickeln, da gehört<br />
unterwegs sind: Sie alle können die<br />
Fahrt „Steinreiches Neckartal“<br />
quasi als Seminar auf Abruf<br />
buchen. Fachkundige freie Mitarbeiter<br />
der Umweltakademie sind<br />
dann auf dem Floß, um auf Besonderheiten<br />
einzugehen.<br />
Die Umweltakademie beschreitet<br />
mit dem Seminartyp „Steinreiches<br />
Neckartal“ neue Wege und setzt<br />
Zeichen, um das Wissen um heimische<br />
Natur und Landschaft sowie<br />
um die <strong>Wein</strong>produkte aus dieser<br />
Landschaft, aber auch die Verletzlichkeit<br />
der Natur und konkrete<br />
Möglichkeiten des Naturschutzes<br />
den Menschen näherzubringen.<br />
eine intakte Tier- und Pflanzenwelt<br />
dazu“, so Karl Heinz Hirsch,<br />
Geschäftsführer beim Württembergischen<br />
<strong>Wein</strong>bauverband. Zur<br />
Vielfalt im Wengert gehören<br />
auch so manche Pflanzen, die<br />
nicht zwischen den Rebzeilen<br />
gedeihen können und mehr oder<br />
weniger frei stehen sollten. So<br />
etwa die Deutsche Schwertlilie,<br />
die Holunderschwertlilie oder die<br />
Osterluzei. Sie finden in flurbereinigten<br />
<strong>Wein</strong>berglagen am<br />
Anfang und Ende der Rebzeilen<br />
oder im Bereich von Wegekurven,<br />
wo etwa Lesesteinwälle<br />
angelegt werden können, einen<br />
Platz. Wenn noch mehr Wengerter<br />
mitmachen, „dann können<br />
wir schon in wenigen Jahren<br />
etwa im zeitigen Frühjahr im<br />
<strong>Wein</strong>berg ein wahres blaues<br />
Wunder erleben, wenn die<br />
Schwertlilien hellblau leuchtend<br />
die Landschaft verzieren“, so<br />
<strong>Pro</strong>f. Dr. Armin Gemmrich vom<br />
Lehrstuhl für <strong>Wein</strong>bau der Hochschule<br />
Heilbronn. Jetzt ist zu<br />
hoffen, dass die Küchen stars von<br />
gestern zusammen mit den verschiedenen<br />
einst typischen wilden<br />
<strong>Wein</strong>berg-Begleitpflanzen an<br />
den Hängen von Neckar und<br />
Rems, entlang der Enz, im Bottwartal<br />
und im Stromberg wieder<br />
eine Zukunft haben.<br />
www.lebendiger-weinberg.de<br />
Claus-Peter Hutter<br />
Weitere Informationen<br />
Umweltakademie Baden-Württemberg,<br />
www.umweltakademie.<br />
baden-wuerttemberg.de<br />
umweltakademie@um.bwl.de<br />
Tel. 0711 126-2808<br />
Neckar-Personen-Schifffahrt<br />
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<strong>Stuttgart</strong>, das sind Hightech-Unternehmen, das ist ein breiter<br />
Talkessel und sehr warmes, begünstigtes Klima mit hoher Sonneneinstrahlung.<br />
Zu <strong>Stuttgart</strong> gehört daher auch der <strong>Wein</strong>. Die Stadt<br />
befindet sich dabei in einer einmaligen Lage: Unter den größten<br />
<strong>Wein</strong>baugemeinden Deutschlands ist sie die einzige Großstadt mit<br />
einem eigenen städtischen <strong>Wein</strong>gut. In den 1930er-Jahren wurde<br />
der Ertrag der städtischen <strong>Wein</strong>berge zunächst versteigert. Seit<br />
1949 gibt es das <strong>Wein</strong>gut der Stadt <strong>Stuttgart</strong> in <strong>Stuttgart</strong>-Bad Cannstatt,<br />
das Anbau, Ausbau und Verkauf der <strong>Wein</strong>e in Eigenregie<br />
betreibt. Die Flaschen zieren Künstleretiketten, die etwa Schloss<br />
Solitude zeigen, die Staatsoper oder das Neue Schloss. Nicht zuletzt<br />
deshalb ein beliebtes „Mitbringsel“.<br />
Einzigartige<br />
Kulturlandschaft<br />
Mit seiner fast 60-jährigen Tradition<br />
hat das Gut bis heute Generationen<br />
von Winzern ausgebildet.<br />
Ein bis drei Auszubildende sind<br />
pro Jahr im <strong>Wein</strong>gut beschäftigt<br />
und helfen mit, die rund 17 Hektar<br />
Rebfläche zu bearbeiten. Keine<br />
leichte Aufgabe, denn der Betrieb<br />
besitzt die meisten Mauerterrassen<br />
im Stadtgebiet: 28 <strong>Pro</strong>zent,<br />
rund 4,9 Hektar, sind terrassierte<br />
Steillagen, die Betriebsleiter Bernhard<br />
Nanz und seine Mitarbeiter<br />
mit viel Aufwand und Einsatz das<br />
Jahr über pflegen und in denen sie<br />
die Trauben mühsam von Hand<br />
lesen müssen. Das <strong>Wein</strong>gut leistet<br />
damit einen wichtigen Beitrag<br />
zum Erhalt dieser einzigartigen<br />
Kulturlandschaft, die das „grüne“<br />
Bild der Stadt entscheidend mit<br />
prägt. Cannstatter Zuckerle,<br />
<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>steige und <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Mönchhalde sind die wichtigsten<br />
und bekanntesten Lagen,<br />
aus denen rund 180 000 Flaschen<br />
<strong>Wein</strong>, unter anderem von Lemberger,<br />
Saint Laurent und Riesling<br />
stammen.<br />
Von den Standardqualitäten bis<br />
zum Premiumbereich findet jeder<br />
<strong>Wein</strong>freund einen passenden<br />
Tropfen. Besondere Spezialitäten<br />
fanden in diesem Jahr denn auch<br />
reißenden Absatz: Ein Renner ist<br />
der neue „Blanc de Noir“. Der<br />
„Weiße aus roten Trauben“ vereint<br />
einen Spätburgunder in Auslesequalität<br />
und einen Trollinger mit<br />
80 Grad Oechsle. Ausschließlich<br />
aus dem Saftabzug vor der eigentlichen<br />
Traubenpresse ergibt das<br />
einen kräftig strukturierten <strong>Wein</strong>.<br />
Ein etwas anderer <strong>Wein</strong>genuss<br />
und zudem vielseitiger Begleiter<br />
kulinarischer Gaumenfreuden. Der<br />
Saint Laurent ist ebenfalls eine<br />
Spezialität, die das <strong>Wein</strong>gut auf<br />
0,5 Hektar anbaut. 5 000 Flaschen<br />
gibt es von dem fruchtig-würzigen<br />
<strong>Wein</strong> aus über 50 Jahre alten Reben,<br />
ein charmanter <strong>Wein</strong> aus<br />
einer Traube, die „durchaus mehr<br />
Aufmerksamkeit verdiente“, wie<br />
der Gault Millau Wineguide zu<br />
Recht schreibt. Das hat sich herumgesprochen<br />
und so haben sich<br />
<strong>Stuttgart</strong>s „In-Lokalitäten“ wie<br />
das Kunstmuseum und der Schellenturm<br />
einen Großteil der Flaschen<br />
gesichert. Auch der Rosé<br />
aus fruchtigem Trollinger und<br />
würzigem Lemberger hat sich diesen<br />
Sommer einen Lieblingsplatz<br />
unter den <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>en<br />
erobert: schmelzig-mild ist er ein<br />
idealer Terrassenwein und ein passender<br />
Begleiter für Fischgerichte.<br />
Stetig an die Spitze<br />
Betriebsleiter Bernhard Nanz hat<br />
in den letzten Jahren verstärkt auf<br />
den Premiumbereich gesetzt. Das<br />
hat sich gelohnt, wie das Ergebnis<br />
zeigt: Die <strong>Wein</strong>e in den kunstvollen<br />
„Wappenflaschen“, die das<br />
<strong>Stuttgart</strong>er Stadtwappen<br />
tragen,<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 13<br />
Wenn der <strong>Wein</strong><br />
eingeht, geht die<br />
zunge auf!<br />
Sprichwort<br />
<strong>Wein</strong>steige: Blick über die Neue<br />
<strong>Wein</strong>steige auf <strong>Stuttgart</strong>s Süden<br />
und die <strong>Wein</strong>berge der Karlshöhe<br />
Bernhard Nanz<br />
Großstadt mit<br />
eigenem <strong>Wein</strong>gut<br />
<strong>Stuttgart</strong>s <strong>Wein</strong>gut: Moderner <strong>Wein</strong> mit Tradition
14<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Zuweilen freut es<br />
mich, still und<br />
alleine, in kühler<br />
Stube ruhevoll zu<br />
zechen, mit einem<br />
alten, liebgewordenen<br />
<strong>Wein</strong>e ein gutes, treues<br />
Freundschaftswort zu<br />
sprechen.<br />
Hermann Hesse<br />
Genuss für alle Sinne Jan Petersen<br />
bilden heute die Spitze des Sortiments.<br />
Darunter der Riesling aus<br />
der Steillage Cannstatter Zuckerle<br />
mit biologischem Säureabbau:<br />
Ein „untypischer“ Riesling, der<br />
mit exotischen Fruchtaromen<br />
glänzt und besonders mild und<br />
geschmeidig daher kommt.<br />
Die anderen Weißen aus der Premiumlinie<br />
sind erst seit September<br />
gefüllt: Der „klassische Riesling“<br />
aus der Mönchhalde mit schönem<br />
Süße-Säure-Spiel und der im Barrique<br />
gereifte Weißburgunder, ein<br />
<strong>Wein</strong> mit leichten Fassaromen,<br />
ausgewogen und nachhaltig. Ein<br />
anerkanntes Highlight: der Lemberger<br />
aus dem Barrique. Er zeigt<br />
vielfältige Fruchtnoten und komplexe<br />
Aromen nach Zimt und<br />
Pfeffer – und hat damit auch die<br />
<strong>Wein</strong>kritiker überzeugt. So wurde<br />
er beim diesjährigen Lemberger-<br />
Preis „Vaihinger Löwe“ unter die<br />
Top Ten in der Kategorie der Barriqueweine<br />
gewählt.<br />
Nasenwein und<br />
Premium-Lemberger<br />
Die Qualität der städtischen<br />
<strong>Wein</strong>e hat sich in den letzten Jahren<br />
stetig gesteigert, was nicht zuletzt<br />
die zahlreichen Auszeichnungen<br />
bezeugen. Neben dem<br />
Erfolg des Premium-Lembergers<br />
im deutschlandweiten Wettbewerb<br />
konnte das Weißwein-Cuvée aus<br />
der <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>steige einen<br />
grenzüberschreitenden Erfolg verbuchen:<br />
Der echte „Nasenwein“<br />
wurde auf der Vinitaly in Verona<br />
für herausragende Qualität ausgezeichnet.<br />
Dabei beschränken sich<br />
die Prämierungen nicht auf die<br />
Die <strong>Stuttgart</strong>er Mönchhalde mit über 50 Jahre alten Reben Bernhard Nanz<br />
jüngere Zeit: Bereits 1997 wählte<br />
das Publikum auf der Württembergischen<br />
Messe für <strong>Wein</strong> und Sekt<br />
die 1994er Spätburgunder Auslese<br />
trocken als „besten Württemberger<br />
auf der Messe“.<br />
<strong>Wein</strong>-Krimi für alle Sinne<br />
Heutzutage reicht es allerdings<br />
nicht mehr, „nur“ hervorragende<br />
<strong>Wein</strong>qualität zu liefern. Die<br />
<strong>Wein</strong>freunde erwarten mehr, was<br />
auch Bernhard Nanz erkannt und<br />
erfolgreich umgesetzt hat: Im Zuge<br />
der modernen <strong>Wein</strong>vermarktung<br />
hat der Leiter des <strong>Wein</strong>guts<br />
einige innovative Veranstaltungen<br />
ins Leben gerufen. Darunter<br />
die „Krimiwoche im <strong>Wein</strong>gut“,<br />
mit rund 50 Gästen jeden Abend<br />
ausverkauft. Der vollbesetzte Travertinkeller<br />
des <strong>Wein</strong>guts verwandelte<br />
sich in eine stimmungsvolle<br />
Kulisse für den <strong>Wein</strong>berg-<br />
Krimi „Schwaben-Angst“ von<br />
Klaus Wanninger – umgesetzt mit<br />
Ton, Bild, Schauspiel und Lichteffekten<br />
– zu einem audiovisuellen<br />
Spektakel für alle Sinne. Wirklich<br />
für alle, denn bei der abschließen-<br />
Verkaufsstellen (Auswahl)<br />
<strong>Wein</strong>gut der Stadt <strong>Stuttgart</strong><br />
(beim Mineralbad), Sulzerrainstr.<br />
24, S-Bad Cannstatt,<br />
Tel. 0711 216-7140<br />
Optik Oster (neben der<br />
Markthalle), Dorotheenstr. 2,<br />
Tel. 0711 246233<br />
Hotel Wörtz, Restaurant<br />
Zur <strong>Wein</strong>steige, Hohenheimer<br />
den <strong>Wein</strong>verkostung kamen auch<br />
Geruchs- und Geschmackssinn<br />
voll auf ihre Kosten.<br />
Die Veranstaltungen<br />
gehen weiter<br />
Mit <strong>Wein</strong>bergführungen und Freiluftweinproben<br />
in der <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Mönchhalde am 27. September,<br />
dem „Tag des offenen <strong>Wein</strong>bergs“,<br />
steht bereits die nächste Veranstaltung<br />
an. Am 8. November gibt<br />
es im <strong>Wein</strong>gut Humorvolles,<br />
Wissenswertes und Flüssiges beim<br />
„Tag der offenen Tür“. Das abschließende<br />
Highlight des Jahres<br />
bildet der kulinarisch-literarische<br />
<strong>Wein</strong>abend: Korrespondierende<br />
<strong>Wein</strong>e des <strong>Wein</strong>guts der Stadt und<br />
literarische Einlagen begleiten das<br />
Mehrgangmenü in der Uhlbacher<br />
Krone. Wer’s verpasst, muss bis<br />
zum nächsten Jahr warten – und<br />
sich derweil mit den städtischen<br />
<strong>Wein</strong>en trösten. Beileibe kein<br />
schlechter Trost.<br />
www.stuttgart.de/weingut<br />
Str. 28-30, <strong>Stuttgart</strong>-Mitte,<br />
Tel. 0711 240163<br />
Karin Wiemer<br />
<strong>Wein</strong>haus Stetter, Rosenstr. 32,<br />
<strong>Stuttgart</strong>-Mitte, Tel. 0711 2367000<br />
Singer und Leibfried,<br />
Mahdentalstr. 54, Sindelfingen,<br />
Tel. 07031 813908<br />
<strong>Wein</strong>markt an der Laube,<br />
An der Laube 17, Konstanz,<br />
Tel. 07531 22131
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ihre herausragende Qualität<br />
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<strong>Wein</strong>gärtner Bad Cannstatt e.G.<br />
Rommelstrasse 20 · 70376 <strong>Stuttgart</strong><br />
Tel. 07 11/54 22 66 · Fax 07 11/55 72 91
16<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Im <strong>Wein</strong> und Bier<br />
ertrinken mehr denn<br />
in Wasser.<br />
Sprichwort<br />
Wasser<br />
und <strong>Wein</strong><br />
Eine gute Ergänzung<br />
Alle waren geletzt und lobten<br />
das herrliche Wasser:<br />
Säuerlich war’s und erquicklich,<br />
gesund zu trinken den Menschen.<br />
(Johann Wolfgang von Goethe,<br />
Hermann und Dorothea)<br />
Was Goethe schon wusste, hat<br />
sich auch bei uns heute herumgesprochen:<br />
Wasser ist gesund und<br />
erfrischt. Besonders Mineralwasser<br />
gehört zum Essen, zu Kaffee<br />
oder <strong>Wein</strong>; es ist das beste Mittel,<br />
um den Durst zu löschen, den<br />
Flüssigkeitsverlust des Körpers<br />
auszugleichen und die Leistungsfähigkeit<br />
zu steigern; auch bringt<br />
es das Gehirn auf Trab.<br />
Wichtig: der Mineralstoffcocktail<br />
im Wasser<br />
Jeder Mensch in Deutschland soll<br />
im Jahr 2008 fast 134 Liter Mineral-<br />
und Heilwasser getrunken<br />
haben. Natürliches Mineralwasser<br />
hat eine längere Reise hinter sich<br />
gebracht. Denn als Regenwasser<br />
sickerte es durch die Gesteinsschichten,<br />
wurde dadurch gefiltert<br />
und gereinigt. Und bediente<br />
sich gleich der Mineralien, Spurenelemente<br />
und Kohlensäure, die<br />
das Gestein bietet – je nach Art<br />
und Region in unterschiedlichen<br />
Mengen. Die Mineralwasservorkommen<br />
sind in den Tiefen der<br />
Erde vor Verunreinigungen geschützt<br />
und von „ursprünglicher<br />
Reinheit“; alle Inhaltsstoffe sind<br />
natürlichen Ursprungs. Es muss<br />
am Quellort abgefüllt und amtlich<br />
anerkannt werden. Lediglich Eisen<br />
und Schwefel dürfen aus dem<br />
Wasser entfernt, Kohlensäure darf<br />
entzogen oder zugesetzt werden.<br />
Ähnliches gilt für Heilwasser,<br />
allerdings hat es wegen seiner<br />
besonderen Zusammensetzung<br />
heilende, lindernde oder vorbeugende<br />
Wirkung und gilt als Arzneimittel.<br />
Diese beiden Wasserarten,<br />
Mineral- und Heilwasser,<br />
sind von Quell-, Tafel- und dem<br />
einfachen, aber ebenfalls bestens<br />
kontrollierten Leitungswasser zu<br />
unterscheiden, welche andere<br />
bzw. weniger Merkmale aufweisen.<br />
Das „Kleingedruckte“ auf dem<br />
Etikett der Mineralwasserflaschen<br />
gibt Aufschluss darüber, welche<br />
Mineralstoffe in welchen Mengen<br />
im Wasser stecken. Und sagt aus,<br />
wofür das jeweilige Wasser gut ist<br />
und nicht zuletzt auch, wie es<br />
schmeckt. So ist Wasser mit<br />
hohem Natriumanteil gut für<br />
Sportler und „Vielschwitzer“, es<br />
schmeckt in Verbindung mit<br />
Chlorid, mit dem es Kochsalz bildet,<br />
leicht salzig; viel Calcium<br />
stärkt die Knochen und gibt einen<br />
erdig-trockenen Geschmack, viel<br />
Magnesium wirkt sich positiv auf<br />
Knochen und Nerven aus und<br />
verleiht dem Wasser einen leicht<br />
metallischen Geschmack. Kaliumreiches<br />
Wasser wiederum<br />
wirkt regulierend auf Herz- und<br />
Muskeltätigkeit und entspannend<br />
auf die Nerven. Stilles Wasser<br />
mit entsprechenden Mineralstoffund<br />
Hydrogencarbonatanteilen<br />
soll sich positiv auf den Säure-<br />
Basen-Haushalt auswirken, Kohlensäure<br />
wiederum gut für die<br />
Magen-Darm-Funktion sein.<br />
Beim Thema „Kohlensäuregehalt“<br />
lässt so mancher passionierte<br />
Wassertrinker jedoch nicht mit<br />
sich spaßen – bei manchen muss<br />
das Wasser blubbern, was das<br />
Zeug hält, andere bevorzugen<br />
vornehme Zurückhaltung und<br />
stehen auf „medium“, während<br />
wieder andere dem gänzlich stillen<br />
Getränk den Vorzug geben.<br />
Erfrischend an heißen<br />
Tagen: die <strong>Wein</strong>schorle<br />
Auch soll es Zeitgenossen geben,<br />
denen der gesunde Mineralstoffcocktail<br />
in ihrem Wasser nicht<br />
reicht – sie müssen es mit <strong>Wein</strong><br />
anreichern. Sie kennen, besonders<br />
an heißen Tagen, nichts<br />
Erfrischenderes als eine Glas<br />
<strong>Wein</strong>schorle – gemischt aus einem<br />
nicht allzu kostbaren <strong>Wein</strong><br />
und einem guten Mineralwasser.<br />
Zumal auch Herr Goethe der<br />
<strong>Wein</strong>schorle seine Aufmerksamkeit<br />
gewidmet haben soll – so zumindest<br />
wird kolportiert.<br />
Wasser allein macht stumm,<br />
man sieht es im Bach am Fische.<br />
<strong>Wein</strong> allein macht dumm,<br />
man sieht es bei den Herren<br />
am Tische.<br />
Um nichts von beiden zu sein,<br />
vermische ich Wasser mit <strong>Wein</strong>!
Nun ja, die Sache mit dem <strong>Wein</strong>,<br />
der dumm machen soll, können<br />
wir so nicht bestätigen. Und<br />
auch der bekannteste <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Hauptkommissar, Ernst Bienzle,<br />
dürfte für Goethes Erkenntnis<br />
wenig Verständnis zeigen. Das<br />
Thema <strong>Wein</strong>schorle fertigt der<br />
<strong>Pro</strong>tagonist aus Felix Hubys Krimis<br />
kurzerhand ab: „Ich kann’s<br />
Wasser in den Schuhen schon<br />
nicht leiden und noch viel weniger<br />
im <strong>Wein</strong>!“ Und weiß damit<br />
den Berufsstand der Sommeliers<br />
und Sommelières geschlossen<br />
hinter sich, der die kostbaren<br />
<strong>Wein</strong>e eifrig davor bewahrt, verwässert<br />
zu werden.<br />
<strong>Wein</strong> und Mineralwasser:<br />
ein schönes Paar<br />
Doch Wasser und <strong>Wein</strong> – das lass<br />
durchaus nicht sein. Mineralwasser<br />
wird als Begleitgetränk zum<br />
<strong>Wein</strong> empfohlen, da es den<br />
Geschmack neutralisiert und die<br />
Geschmacksknospen der Zunge<br />
auf den <strong>Wein</strong>genuss vorbereitet –<br />
sofern das richtige Wasser serviert<br />
wird. Denn Mineralstoffe und<br />
Kohlensäure haben es in sich. Deshalb<br />
werden Sommeliers zunehmend<br />
auch zu Mineralwasserexperten.<br />
Sie wissen nicht nur, welcher<br />
<strong>Wein</strong> sich zu welchem Anlass<br />
und Essen besonders eignet und<br />
wie er schmeckt, sondern auch,<br />
mit welchem Mineralwasser als<br />
Gefährten jeweils ein guter bis optimaler<br />
<strong>Wein</strong>genuss zu erzielen ist.<br />
Die Mineralwasseranbieter wiederum<br />
nehmen den <strong>Wein</strong> ins Visier<br />
und dazu auch Sommeliers<br />
mit ins Boot. So präsentiert Teinacher<br />
im Internet ein „Portal für<br />
Genießer“, in dem Christina Hilker<br />
(Sommelière des Jahres 2005)<br />
eine „Wasser & <strong>Wein</strong>probe“ anbietet,<br />
monatliche <strong>Wein</strong>tipps gibt<br />
und gleich das zum <strong>Wein</strong> passende<br />
Mineralwasser empfiehlt. Dieses<br />
sollte ausgewogen sein, wie<br />
beispielsweise von Teinacher das<br />
Mineralwasser Teinacher Gourmet<br />
aus dem Schwarzwald. „Es<br />
zeichnet sich durch eine besonders<br />
harmonische Mineralisierung<br />
aus, was den Genuss von <strong>Wein</strong> erheblich<br />
steigern kann“, erläutert<br />
Heinz Breuer, Vorstandssprecher<br />
der Mineralbrunnen Überkingen-<br />
Teinach AG. Die Faustregel beim<br />
richtigen Wasser- und <strong>Wein</strong>genuss<br />
lautet: Je weniger Säure im<br />
<strong>Wein</strong>, desto mehr Kohlensäure im<br />
Mineralwasser verträgt er. Das<br />
feinperlende Teinacher Gourmet<br />
Medium ist der ideale Begleiter<br />
von frischen, säurearmen weißen<br />
Sommerweinen, harmoniert aber<br />
auch mit leichten, spritzigen Rotweinen.<br />
Teinacher Gourmet Naturell<br />
hingegen ist ein bekömmliches<br />
natürliches Mineralwasser,<br />
das beispielsweise besonders gut<br />
zu prickelnden Schaumweinen,<br />
Rosés sowie reifen Rot- und<br />
Weißweinen passt. Diese können<br />
sich in der Kombination mit einem<br />
stillen Mineralwasser am<br />
besten entfalten.<br />
Nina Stolze<br />
Damit Ihr <strong>Wein</strong>zahn nicht wackelt!<br />
Mit Implantaten schmeckt der <strong>Wein</strong> wieder nach <strong>Wein</strong> und nicht nach <strong>Pro</strong>these<br />
Zahnärztliche<br />
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Durst macht<br />
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<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 17<br />
aus Wasser <strong>Wein</strong>!<br />
Sprichwort<br />
18 Jahre<br />
erfolgreiche<br />
Implantologie
18<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Wie der held am<br />
siegesmahle ruhen<br />
wir um den pokale<br />
wo der edle wein<br />
erglüht, feurig arm<br />
in arm geschlungen<br />
trunken von<br />
begeisterung<br />
singen wir der<br />
freundschaft lied.<br />
Friedrich Hölderlin<br />
Schönste<br />
<strong>Wein</strong>laube<br />
Winkles Löwen in Uhlbach<br />
Zum zehnten Mal sind sie im Jahr 2008 beim <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf<br />
dabei gewesen und zum zehnten Mal haben sie einen Preis für eine<br />
der schönsten <strong>Wein</strong>lauben erhalten: Christine und Herbert Winkle<br />
von der <strong>Wein</strong>stube Löwen in Uhlbach. Kleine bunte Drachen<br />
leuchten vom Dach der Laube, ein Band von Deko-Sonnenblumen<br />
zieht sich über First und Trauf. Ein Keramikschäfer mit seinen<br />
Schäfchen neben dem Eingang empfängt die Besucher. „Wir möchten<br />
den Gästen unserer Laube dieselbe Gemütlichkeit vermitteln, die<br />
wir auch in unserer <strong>Wein</strong>stube haben“, erzählt der Wirt.<br />
Eine komplette<br />
Küche fürs <strong>Wein</strong>dorf<br />
Bevor das Wirtsehepaar, das den<br />
Löwen seit 1996 betreibt, auf dem<br />
<strong>Wein</strong>dorf einstieg, hieß es erst<br />
einmal kräftig investieren. „Wir<br />
haben eine zweite Küche angeschafft,<br />
extra fürs <strong>Wein</strong>dorf. Mit<br />
dem, was dort an Ausrüstung<br />
steht, könnte man ein zweites<br />
<strong>Wein</strong>lokal aufbauen“, sagt Wink -<br />
le. Backöfen, Mikrowellen, zwei<br />
Gasherde, eine Kombination aus<br />
Heißluft- und Dampfherd, zwei<br />
Spülmaschinen und die Spüle, alles<br />
auf großen Rollen, zum Transportieren.<br />
Und tausend weitere<br />
Lebenslust: Bei Winkles ist Geselligkeit Trumpf. <strong>Stuttgart</strong> Marketing<br />
Dinge: Möbel, Lampen, Polster,<br />
Dekoration. Alles zusammen füllt<br />
zwei große Seecontainer und eine<br />
Scheune im <strong>Stuttgart</strong>er Stadtteil<br />
Hedelfingen. In der Zeit zwischen<br />
dem <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf und<br />
dem Gastspiel des <strong>Wein</strong>dorfs in<br />
Hamburg lagert dort die Ausrüstung,<br />
die ein handwerklich geschickter<br />
Mann pflegt, streicht<br />
und repariert. Immer wieder müssen<br />
Ausstattungsteile ergänzt<br />
oder erneuert werden: „Wir haben<br />
einmal einen Gasgrill gekauft<br />
um 11000 Euro, einen Spanferkelgrill“,<br />
sagt Winkle. Doch vor<br />
einigen Jahren wurden bei der<br />
Explosion eines Gasofens auf<br />
dem Weihnachtsmarkt Menschen<br />
verletzt, nun sind Gasgeräte bei<br />
den <strong>Stuttgart</strong>er Festen und Märkten<br />
tabu. Sie müssen gegen Elektrogeräte<br />
ausgetauscht werden –<br />
bei Winkles sind es zwei Herde.<br />
Flammkuchen<br />
überholt Spanferkel<br />
Den Auf- und Abbau der fünf<br />
Lauben – drei dienen als Gasträume<br />
und in zweien ist die komplette<br />
Küche untergebracht – organisiert<br />
Herbert Winkle. „Wenn aber<br />
dann meine Frau kommt, dann<br />
stellt sie in der Küche nochmal alles<br />
um, und sie ist ja auch für die<br />
Dekoration zuständig.“<br />
Lange vor dem <strong>Wein</strong>dorf muss<br />
die Speisekarte festgelegt werden;<br />
Löwen-Wirtin und Wirt setzen<br />
dabei vor allem auf schwäbische<br />
Gerichte und reagieren<br />
auf den Kundengeschmack. So<br />
werden die Kalbsnierle, die zwar<br />
gut, aber wenig nachgefragt sind,<br />
demnächst von der Karte verschwinden.<br />
Der Flammkuchen<br />
dagegen hat sich zu einem solchen<br />
Renner entwickelt und sogar<br />
das Spanferkel an Beliebtheit<br />
überholt, dass zukünftig eine<br />
Person ausschließlich damit beschäftigt<br />
sein wird, die elsässische<br />
Köstlichkeit sowie Zwiebelkuchen<br />
und Camembert in Bierteig<br />
zu backen.<br />
Den <strong>Wein</strong> sucht das Wirtspaar<br />
zusammen mit den <strong>Wein</strong>gärtnern<br />
von Rotenberg und Uhlbach aus,
dem Collegium Wirtemberg; etwa<br />
95 <strong>Pro</strong>zent der in der Laube ausgeschenkten<br />
<strong>Wein</strong>e kommen von<br />
dort. Etwa der Acolon, ein fruchtig,<br />
herber, ganz dunkler Roter;<br />
vor allem jüngere Gäste bevorzugen<br />
diese Neuzüchtung aus<br />
Dornfelder und Lemberger. Oder<br />
Riesling und Trollinger vom Fass.<br />
Oder die neuen Kreationen des<br />
Collegiums Wirtemberg, die die<br />
Wirtsleute zum Schwärmen bringen:<br />
die „Alte Rebe“ von der Trollinger-<br />
bzw. von der Rieslingtraube.<br />
Diese <strong>Wein</strong>e werden aus<br />
den Trauben von über 30 Jahre<br />
alten Rebstöcken gemacht, die<br />
sehr tief wurzeln und viele Mineralstoffe<br />
aus der Tiefe aufnehmen.<br />
Sie bringen wenig Ertrag,<br />
aber einen ausgezeichneten, erlesenen<br />
trockenen Tropfen. „Beim<br />
Roten ... da werden Sie nie denken,<br />
dass Sie einen Trollinger<br />
trinken“, sagt Winkle. Ein besonderer,<br />
sehr trockener Weißwein,<br />
ebenfalls ein Riesling, heißt bezeichnenderweise<br />
„Sand“. Die Reben<br />
stehen am Fuß des Götzenbergs<br />
auf einem <strong>Wein</strong>berg, dessen<br />
Erde von Stubensandstein<br />
geprägt ist. Er erhitzt sich tagsüber<br />
und gibt nachts die Wärme<br />
an die Trauben ab. Dieser elegante<br />
Riesling ist ganz trocken,<br />
fruchtig, frisch und sehr mineralisch.<br />
Auf der Getränkekarte der<br />
Löwen-Laube stehen natürlich<br />
auch andere <strong>Wein</strong>e, wie Kerner,<br />
Grau- und Weißburgunder, Heroldrebe<br />
oder Dornfelder, auch<br />
Sektsorten, Bowle und Sommerschorle.<br />
Sogar die Trauben der<br />
Pergola über dem Gastgarten in<br />
Uhlbach landeten in den Gläsern<br />
auf dem <strong>Wein</strong>dorf – als frisch gepresster<br />
neuer <strong>Wein</strong>. „Die 90 Liter<br />
waren natürlich an einem Tag<br />
weg“, freut sich Winkle.<br />
Wer übrigens behauptet, auf dem<br />
<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf sei’s teuer,<br />
der wird vom Löwen-Wirt eines<br />
Besseren belehrt: „Wir verlangen<br />
dort für die meisten <strong>Wein</strong>e<br />
50 Cent weniger pro Viertel als in<br />
der <strong>Wein</strong>stube.“ Die <strong>Wein</strong>dorfgäste<br />
sind jedenfalls ganz nach<br />
dem Geschmack des Ehepaars<br />
Winkle: „Die <strong>Stuttgart</strong>er sind<br />
weinbewusst, sie wissen, was sie<br />
wollen, und sind auch Neuem gegenüber<br />
aufgeschlossen.“<br />
Ein Teil der servierten Gerichte<br />
wird in der Küche der <strong>Wein</strong>stube<br />
vorgekocht, etwa die Linsen oder<br />
das Sauerkraut. Rostbraten und<br />
Röstkartoffel kommen in der Lauben-Küche<br />
in die Pfanne, der<br />
Krustenbraten in den Ofen und<br />
sogar der Kartoffelsalat wird hier<br />
zubereitet. Allein ein Zentner<br />
Kartoffel, 25 bis 30 Kilogramm<br />
Fleisch für Krustenbraten, zwei<br />
bis drei Spanferkel à 20 Kilogramm<br />
werden für die Gäste der<br />
Löwen-Laube verarbeitet, und<br />
zwar täglich!<br />
Zuerst die<br />
Kartoffeln aufs Feuer<br />
Einige der acht Bedienungen sowie<br />
zwei, drei Küchenhilfen<br />
kommt aus Frankfurt bzw. Hamburg<br />
und übernachtet in den<br />
Fremdenzimmern des Löwen in<br />
Uhlbach. Jeden Morgen chauffiert<br />
Herbert Winkle seine Frau<br />
und die Mitarbeiterinnen mit dem<br />
Kleinbus aufs <strong>Wein</strong>dorf. Anschließend<br />
holt er die Ware, die<br />
vorgekochten Speisen und was<br />
sonst noch benötigt wird. Dann<br />
gilt Arbeitsteilung: Herbert<br />
Wink le kümmert sich um die<br />
<strong>Wein</strong>stube, während Christine<br />
Winkle Zepter und Kochlöffel in<br />
der <strong>Wein</strong>laube schwingt. Ihr stehen<br />
ein junger Koch und eine<br />
Köchin zur Seite. Nach der Ankunft<br />
auf dem <strong>Stuttgart</strong>er Schillerplatz<br />
gegen 8.30 Uhr werden<br />
erst einmal die Kartoffeln für den<br />
Kartoffelsalat auf den Herd gestellt,<br />
dann wird gefrühstückt.<br />
Anschließend helfen alle bei den<br />
Vorbereitungen mit, arbeiten<br />
also der Küche zu. Viel Zeit bleibt<br />
nicht, denn um elf Uhr, wenn das<br />
<strong>Wein</strong>dorf öffnet, stehen die ersten<br />
Gäste vor dem Tresen.<br />
Arbeiten im <strong>Wein</strong>dorf bedeutet<br />
zwölf Tage intensiver Einsatz: ab<br />
etwa neun Uhr morgens durch die<br />
Turbulenzen des Tages, und bis<br />
alles aufgeräumt ist, ist es Mitternacht.<br />
Herbert Winkle berichtet<br />
von drei Küchenhilfen, die so<br />
überfordert waren, dass sie bald<br />
<strong>Wein</strong>hock: In der blauen Stunde<br />
einer lauen Sommernacht ist das<br />
<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf am Schönsten.<br />
<strong>Stuttgart</strong> Marketing<br />
„die Segel streichen mussten, eine<br />
hat sogar einen Nervenzusammenbruch<br />
gekriegt“.<br />
Die Chefin dagegen scheint die<br />
Ruhe selbst zu sein, und ein Naturtalent.<br />
Christine Winkle ist<br />
zwar vor 50 Jahren in <strong>Stuttgart</strong><br />
geboren worden, doch ihre Wurzeln<br />
liegen in der einstigen DDR.<br />
Sie ist weder mit schwäbischer<br />
Kost aufgewachsen noch hat sie<br />
eine Ausbildung in der Gastronomie<br />
durchlaufen – und wurde<br />
doch eine Meisterin der schwäbischen<br />
Küche. Sie lässt sich’s nicht<br />
nehmen, die gut 250 Maultaschen,<br />
die während des <strong>Wein</strong>dorfs<br />
täglich in ihrer <strong>Wein</strong>laube verzehrt<br />
werden, nach einem alten<br />
Rezept in Uhlbach zu fabrizieren.<br />
Bei den schwäbischen Klassikern<br />
und den guten <strong>Wein</strong>en bleiben<br />
die Gäste gern unter den hellgelben<br />
Stoffbahnen der Laube sitzen;<br />
die in Orangetönen gehaltenen<br />
Tischdecken und Sitzpolster<br />
vermitteln Wärme und Behaglichkeit,<br />
die liebevolle Dekoration<br />
mit romantischen Puppen – einem<br />
Faible der Wirtin –, mit<br />
leuchtenden Stoffsonnenblumen,<br />
alten Leitern und Seilen geben<br />
dem Inneren eine ländlich-rustikale<br />
Note. Hier hält man sich gern<br />
an den Spruch, der auf einer<br />
Holztafel an der Wand zu lesen<br />
ist: Lieber meh essa als zwenig<br />
trenka!<br />
Monika Bönisch<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 19<br />
Der wein kommt in<br />
seiner polarität von<br />
herber säure und<br />
fruchtiger süße dem<br />
gegensätzlichen charakter<br />
der schwaben<br />
entgegen.<br />
Thaddäus Troll
20<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
ROTWEIN IST FÜR ALTE<br />
KNABEN, EINE VON DEN<br />
BESTEN GABEN,<br />
Wilhelm Busch<br />
Durch<br />
steile Lagen<br />
<strong>Wein</strong>wandern von Hedelfingen nach Rohracker<br />
Unsere Tour folgt zum Teil den beiden <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>wanderwegen<br />
„Hedelfingen“ und „Rohracker“. Sie führt uns durch die Hedelfinger<br />
und die Rohracker <strong>Wein</strong>-Einzellage Lenzenberg. Im Mix von<br />
rebflurbereinigten Hängen, extrem steilen Terrassenanlagen, aufgelassenen<br />
<strong>Wein</strong>bergen und den historischen Zentren der beiden<br />
<strong>Wein</strong>orte zeigt sie uns die Besonderheiten des <strong>Wein</strong>baus in <strong>Stuttgart</strong>.<br />
Und sie bietet zugleich Ausblicke auf das Neckartal bis zur Schwäbischen<br />
Alb. Unterwegs bestehen mehrere Gelegenheiten, den <strong>Wein</strong>,<br />
der hier wächst, auch zu probieren.<br />
Ausgangs- und<br />
Endpunkt:<br />
<strong>Stuttgart</strong>-Hedelfingen, Hedelfinger<br />
Platz. Öffentliche Verkehrsmittel:<br />
Stadtbahnlinien U 9 und U<br />
13, Buslinien 62, 65 und 103,<br />
Haltestelle „Hedelfingen“. Parkmöglichkeiten:<br />
beim Hedelfinger<br />
Platz. Anfahrt über die B 10, Ausfahrt<br />
Hedelfingen.<br />
Wegverlauf:<br />
Los geht’s auf dem Hedelfinger<br />
Platz zur Rohrackerstraße. Wir<br />
wenden uns etwa 250 Meter später<br />
nach rechts in den Beundweg,<br />
gehen den nächsten abzweigenden<br />
Weg wieder rechts, dann<br />
links einen Treppenaufgang hoch<br />
zum Alosenweg. Hier gehen wir<br />
in einer Links-rechts-Kombinati-<br />
on an einem kleinen Gebäude der<br />
<strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft Hedelfingen<br />
eG vorbei den Berg aufwärts.<br />
Das asphaltierte Sträßchen<br />
verläuft in einer Linkskurve zunächst<br />
durch Freizeitgrundstücke<br />
hindurch. Wir befinden uns hier<br />
auf einem Teilstück des <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Rundwanderweges.<br />
An der ersten Weggabelung halten<br />
wir uns links, ebenso wie wenige<br />
Meter danach bei der nächsten<br />
Weggabelung. Hier verlassen<br />
wir bereits wieder den <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Rundwanderweg. Unsere Tour<br />
führt weiter steil den Berg hinauf.<br />
Nicht lange, dann verläuft der<br />
Weg ebenerdig und der Blick öffnet<br />
sich zum Neckarhafen und<br />
den <strong>Wein</strong>bergen von Untertürkheim<br />
bis nach Mettingen. Links ist<br />
der Württemberg mit der Grabkapelle<br />
zu sehen. In einer Rechtskurve<br />
geht es hinein in die <strong>Wein</strong>berge<br />
von Hedelfingen, der Einzellage<br />
Lenzenberg. Rechts stehen Trollinger-,<br />
links Rieslingreben. Leicht<br />
bergabgehend taucht vor uns<br />
Rohracker auf und am Horizont<br />
der Fernsehturm. Ein Schild informiert<br />
uns über den Trollinger, und<br />
eine Bank lädt zur kurzen Rast<br />
und zum Genießen des schönen<br />
Ausblicks ein. Danach halten wir<br />
uns rechts, weiter den Berg<br />
hinauf. Hier befinden wir uns<br />
auch auf dem <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>wanderweg,<br />
der allerdings in entgegengesetzter<br />
Richtung verläuft.<br />
Eine Tafel des <strong>Stuttgart</strong>er Gartenbauamtes<br />
gibt Auskunft über den<br />
Riesling. Wir kommen zu einem<br />
querenden Sträßchen, mit Bänken<br />
und Gedenkstein zur Flurbereinigung.<br />
Wir wandern hier weiter<br />
nach links durch die <strong>Wein</strong>berge<br />
hindurch, leicht den Berg aufwärts.<br />
Wenig später geht es<br />
wieder abwärts, vorbei am Vereinsgarten<br />
des Obst- und Gartenbauvereins<br />
Hedelfingen e.V. und<br />
an Freizeitgrundstücken entlang.<br />
In einer Linkskurve quert ein weiteres<br />
Sträßchen. Auch hier halten<br />
wir uns links, es geht erneut eine<br />
kurze Strecke hinein in die <strong>Wein</strong>berge.<br />
Wir kommen jetzt auf den<br />
Engenbergweg. Überreste von<br />
Trockenmauern belegen, dass<br />
einst auch hier Rebstöcke standen.
Hedelfingen – Einzellage<br />
Lenzenberg – Rohracker –<br />
Frauenkopf – Rohracker –<br />
Alte Kelter – Hedelfingen<br />
Länge: 9 Kilometer<br />
Zeit: 4 Stunden<br />
Höhenunterschied: 347 Meter<br />
Empfohlene Karte: 1 : 15 000<br />
Stadtplan <strong>Stuttgart</strong>,<br />
Stadtmessungsamt <strong>Stuttgart</strong><br />
Einkehr: Hedelfingen, Rohracker<br />
<strong>Wein</strong>einkauf:<br />
Hedelfingen, Rohracker<br />
Sonstiges: Man geht auf festen<br />
Wegen, dazwischen auch einige<br />
Treppenauf- und -abgänge.<br />
An einer etwas unübersichtlichen<br />
Kreuzung, rechts sind wieder<br />
<strong>Wein</strong>berge zu sehen, halten wir<br />
uns links. Der Weg wird immer<br />
steiler. Unten an den ersten Häusern<br />
von Rohracker angekommen,<br />
führt eine kleine Brücke über den<br />
Dürrbach.<br />
Danach verläuft unser Weg nach<br />
links zur Dürrbachstraße, dort<br />
scharf nach rechts. Wir verlassen<br />
hier den <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>wanderweg.<br />
Die Straße macht am Ende<br />
der Häuser eine Linkskurve den<br />
Berg hinauf in Richtung Kirche.<br />
Vor der Kirche taucht wieder ein<br />
Schildchen des <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>wanderweges<br />
auf. Direkt gegenüber<br />
des Kirchturms geht rechts<br />
ein gepflasterter Weg ab. Vorbei<br />
an einer modernen Metallskulp-<br />
<strong>Wein</strong>ort Rohracker<br />
Urkundlich wird Rohracker 1282 zum ersten Mal erwähnt.<br />
Namensgeberin des Ortes war die Burg Rohreck,<br />
erbaut von den Herren von Bernhausen. Burg und Dorf<br />
kamen 1316 zu Württemberg. Von der Burg ist heute<br />
nichts mehr erhalten. 1937 wurde Rohracker als Stadtteil<br />
nach <strong>Stuttgart</strong> eingemeindet, später dem Stadtbezirk<br />
Hedelfingen zugeordnet.<br />
Bereits 1919 gründeten die Wengerter von Rohracker die<br />
<strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft Rohracker eG. Sie besteht<br />
heute noch aus 37 Mitgliedern. Auf acht Hektar nicht<br />
flurbereinigten <strong>Wein</strong>bergen in terrassierten Steillagen<br />
mit jahrhundertealten Trockenmauern reifen Trollinger,<br />
Spätburgunder, Lemberger, Silvaner, Riesling und Kerner.<br />
Frauenkopf<br />
Rohracker<br />
tur führt der Weg hier den Berg<br />
hinauf, zunächst durch einen<br />
Spielplatz hindurch, dann überqueren<br />
wir den Egerweg und<br />
wandern in Serpentinen durch<br />
eine Grünanlage. Wir verlassen<br />
die letzten Häuser von Rohracker.<br />
Am Ende eines Treppenaufgangs<br />
überqueren wir ein Sträßchen<br />
und wandern geradeaus weiter<br />
den Berg aufwärts; an der nächsten<br />
Weggabelung nach rechts.<br />
Über einen unbefestigten Weg<br />
geht es hinein in den Wald. Wieder<br />
öffnet sich der Blick nach<br />
links ins Neckartal. Am Wald entlang<br />
führt uns die Tour am Sportgelände<br />
des SKV Rohracker mit<br />
öffentlicher Gaststätte vorbei.<br />
100 Meter später kommen wir zur<br />
Haltestelle „Frauenkopf“. Wir<br />
passieren die Frauenkopfstraße<br />
Sehenswert in Rohracker:<br />
Fachwerkhäuser, die Bern -<br />
hardskirche aus dem<br />
15. Jahrhundert sowie<br />
das historische Gasthaus<br />
„Waldhorn“ (Rohrackerstraße<br />
283) mit dem<br />
sogenannten Schillererker.<br />
Hier soll<br />
angeblich Friedrich<br />
Schiller seinen Roman<br />
„Die Räuber“<br />
geschrieben haben.<br />
und gehen auf der anderen Seite<br />
die Rosengartenstraße entlang,<br />
hier wieder auf dem <strong>Stuttgart</strong>er<br />
<strong>Wein</strong>wanderweg. Am Eselweg<br />
besteht die Möglichkeit zu einem<br />
Abstecher nach links zu den<br />
<strong>Wein</strong>bergen unterhalb des Stadtteils<br />
Frauenkopf.<br />
Kurz vor dem Wald zweigt unser<br />
Weg von der bisherigen Straße<br />
nach links ab, geht in ein schmales<br />
Sträßchen über, hinein und<br />
hinunter in den Wald (jetzt auch<br />
Markierung roter Punkt). Am Ende<br />
des Waldes, nach einer scharfen<br />
Linkskurve, beginnen wieder<br />
<strong>Wein</strong>berge. Vorbei an der ehemaligen<br />
Burg Rohreck erreichen wir<br />
Rohracker über die gleichnamige<br />
Straße. Nach einer Linkskurve<br />
und dann in einer folgenden<br />
Hedelfingen<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 21<br />
Es gibt mehr<br />
alte weintrinker<br />
als alte ärzte<br />
Sprichwort<br />
Neckar
22<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Es ist besser,<br />
voll guten weines<br />
zu sterben,<br />
als voll durst.<br />
französisches Sprichwort<br />
<strong>Wein</strong>ort Hedelfingen<br />
Erstmals urkundlich genannt wird<br />
Hedelfingen (231m), am linken<br />
Ufer des Neckars gelegen, erst im<br />
Jahr 1246. Der Ort dürfte allerdings<br />
deutlich älter sein. 1922 kam<br />
er als Stadtteil zu <strong>Stuttgart</strong>. Nordwestlich<br />
von Hedelfingen wurden<br />
1926 bei Grabungen Reste einer<br />
Burg entdeckt.<br />
Sehenswert in Hedelfingen: die um<br />
1600 nach Plänen von Heinrich<br />
Schickhardt erbaute Kelter, das Alte<br />
Haus aus dem 16. Jahrhundert<br />
sowie die Friedhofskirche mit Fresken<br />
aus dem 15. Jahrhundert. Die<br />
<strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft He-<br />
Rechtskurve führt von der Rohrackerstraße<br />
nach links unser<br />
Wanderweg weiter ein Stück den<br />
Berg hinauf. Bereits nach<br />
100 Metern verläuft das asphaltierte<br />
Sträßchen scharf nach<br />
rechts unterhalb der <strong>Wein</strong>berge<br />
entlang. An der nächsten Weggabelung<br />
gehen wir nach rechts<br />
leicht abwärts. Der asphaltierte<br />
Weg geht bald in einen gekiesten<br />
über. Wieder nach rechts führt ein<br />
Treppenabgang zu den Häusern<br />
von Rohracker hinunter.<br />
Unten stoßen wir wieder auf die<br />
Rohrackerstraße und wenden<br />
uns nach links. Wenige Meter<br />
später, vor der Kirche, verlaufen<br />
erneut Treppen rechts hinunter.<br />
Wir folgen hier weiter der Markierung<br />
roter Punkt, vorbei an<br />
der evangelischen Bernhardskirche<br />
auf dem Geißhirtlesweg. Unten<br />
angekommen, ist links die<br />
Alte Kelter mit dem <strong>Wein</strong>verkauf<br />
der <strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft<br />
Rohr acker. Unmittelbar nach<br />
dem Restaurant mit Biergarten,<br />
derSonne, geht es bereits wieder<br />
nach rechts, einen schmalen<br />
Fußweg über den Bußenbach.<br />
Nach der Brücke führt ein Fußweg<br />
nach links am Bach entlang<br />
zur Dürrbachklause Da Domenico.<br />
Vor ihr gehen wir nach links<br />
durch ein Sportgelände und an<br />
einem Parkplatz entlang. Die<br />
Rohrackerstraße, auf die wir hier<br />
delfingen eG gründeten die Hedelfinger<br />
Wengerter 1955. Sie hat<br />
heute noch 40 Mitglieder, die auf<br />
16 Hektar Rebfläche <strong>Wein</strong>bau betreiben.<br />
Auf zum Teil terrassierten<br />
Steilhängen wachsen überwiegend<br />
Trollinger, Lemberger, Portugieser,<br />
Riesling und Müller-Thurgau. Auch<br />
Schillerwein haben die Hedelfinger<br />
im Angebot. Die <strong>Wein</strong>e werden,<br />
ebenso wie die von Rohracker, von<br />
der Württembergischen <strong>Wein</strong> -<br />
gärtner-Zentralgenossenschaft in<br />
Möglingen ausgebaut.<br />
Übrigens: Schillerwein ist keine<br />
Rebsorte, sondern eine echte<br />
württembergische Spezialität. Seit<br />
vielen Jahrhunderten wird der<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong>-Buchtipp<br />
22 Touren unterschiedlicher Länge<br />
und Schwierigkeitsgrade entlang<br />
des Neckars zwischen Heilbronn<br />
und der Schwäbischen Alb<br />
sind in diesem Wanderführer beschrieben.<br />
Sie bieten fotogene<br />
Ausblicke und wissenswerte Einblicke.<br />
Es geht durch <strong>Wein</strong>berge,<br />
vorbei an idyllischen Naturdenkmälern,<br />
zu herrlichen Aussichtspunkten<br />
und zu historischen Stätten.<br />
<strong>Wein</strong>lehrpfade informieren,<br />
welche Trauben wo wachsen, über<br />
die klimatischen Verhältnisse und<br />
vieles mehr. Die meisten der aus-<br />
wieder stoßen, gehen wir nach<br />
rechts und verlassen damit den<br />
<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>wanderweg. Vor<br />
dem Haus Rohrackerstraße 144<br />
wenden wir uns nach links, dann<br />
steigen wir geradeaus steil den<br />
Berg hinauf. Zwei Bänke laden<br />
zu einer kurzen Ruhepause ein,<br />
bevor wir weiter den Berg hinaufwandern.<br />
Nach einem Brunnen<br />
und einigen Treppenstufen<br />
wenden wir uns nach rechts.<br />
Oberhalb der Häuser von Hedelfingen<br />
und unterhalb der <strong>Wein</strong>berge<br />
wandern wir immer geradeaus,<br />
mal leicht aufwärts,<br />
dann wieder etwas abwärts und<br />
auch wieder auf dem <strong>Stuttgart</strong>er<br />
<strong>Wein</strong>wanderweg, bis zum Alo-<br />
Schillerwein (in Amtsdeutsch: Rotling)<br />
in Württemberg aus gemeinsam<br />
gepressten roten und weißen<br />
Trauben gewonnen. Er stammt aus<br />
einer Zeit, als – sozusagen zur<br />
Risikominimierung – rote und weiße,<br />
gegen Krankheiten und Klimaschwankungen<br />
unterschiedlich<br />
anfällige Traubensorten nebeneinander<br />
in den <strong>Wein</strong>bergen angepflanzt<br />
wurden. Hatte der Frost<br />
den Portugieser erwischt, glichen<br />
dies die anderen Sorten im gemischten<br />
Satz wieder aus. Die Gefahr<br />
eines vollständigen Ernteausfalls,<br />
wie er bei einem reinsortigen<br />
Anbau besteht, wurde so eingedämmt.<br />
Alle in Württemberg zugelassenen<br />
und angebauten Rebsor-<br />
gewählten<br />
Touren sind<br />
mit öffentlichenVerkehrsmitteln<br />
erreichbar.<br />
Das Buch ist<br />
im Silberburg-Verlag Tübingen erschienen<br />
und kostet 14,90 € .<br />
Zum Autor:<br />
Dr. Gunther Link, 1949 in <strong>Stuttgart</strong><br />
geboren, stammt aus einer<br />
alten Winzerfamilie. Er ist Abteilungsleiter<br />
beim SWR und Autor<br />
zahlreicher Bücher und Filme zum<br />
Thema „<strong>Wein</strong>“.<br />
senweg. Wir schließen unsere<br />
Wanderung allerdings nicht auf<br />
dem bereits bekannten Weg zurück<br />
zum Hedelfinger Platz ab,<br />
sondern wandern auf dem Alosenweg<br />
nach rechts, am Beundweg<br />
vorbei, und nehmen danach<br />
einen Treppenabgang nach links<br />
hinunter zur Rohrackerstraße.<br />
Wir überqueren diese und kommen<br />
über die Heumadener Straße<br />
zur Kelter der <strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft<br />
Hedelfingen. Und<br />
von dort, vorbei an der <strong>Wein</strong>stube<br />
Im Alten Haus und der Friedhofskirche,<br />
weiter zum Hedelfinger<br />
Platz.<br />
Gunther Link<br />
ten können für den Schillerwein<br />
verwendet werden. In welchem<br />
Mischungsverhältnis, bleibt dem<br />
<strong>Wein</strong>gärtner überlassen. Entsprechend<br />
variantenreich und dennoch<br />
unkompliziert sind die Schillerweine.<br />
Als frischen, leichten <strong>Wein</strong> kann<br />
man ihn besonders im Sommer genießen,<br />
und als Begleiter von vielen<br />
unterschiedlichen Speisen.<br />
Woher kommt der Name „Schillerwein“?<br />
Nicht vom schwäbischen<br />
Dichterfürsten Friedrich Schiller,<br />
sondern von der rötlich schillernden<br />
Farbe dieses <strong>Wein</strong>es. Obwohl,<br />
so ganz sicher sind sich die Historiker<br />
bei der Beantwortung dieser<br />
Frage nicht.
Verbinden Sie eine faszinierende <strong>Wein</strong>wanderung<br />
mit einer <strong>Wein</strong>verkostung im<br />
gemütlichen <strong>Wein</strong>stüble des<br />
<strong>Wein</strong>baumuseums in <strong>Stuttgart</strong>.<br />
März – November<br />
Samstag 14 – 18 Uhr · Sonntag 10 – 18 Uhr<br />
Weitere Informationen erhalten Sie bei der<br />
<strong>Stuttgart</strong>-Marketing GmbH · Tel. +49 (0)711/22 28 - 0<br />
www.stuttgarter-weinbaumuseum.de<br />
Zwei, drei Viertele kosten<br />
Sie den Führerschein.<br />
Oder 2,40 €*.<br />
Genießen Sie das <strong>Wein</strong>dorf – und fahren Sie<br />
mit uns nach Hause.<br />
* VVS-EinzelTicket Erwachsene 2 Zonen.<br />
Weitere Tarifinfos: www.vvs.de.
24<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Vielfalt: Über 1000 Aromen<br />
können sich im <strong>Wein</strong><br />
verstecken. Da ist ein feines<br />
Näschen gefragt.<br />
DWI<br />
Sackleinen,<br />
Nivea und<br />
Bittermandeln<br />
Aromen im <strong>Wein</strong><br />
Aromen sind in der <strong>Wein</strong>ansprache und -beurteilung heute<br />
wichtiger denn je. Während sich die <strong>Wein</strong>beurteilung früherer<br />
Zeiten hauptsächlich auf den Geschmack, also Süße, Säure, Körper,<br />
Fülle etc. konzentrierte und nur vereinzelt Aromen genannt<br />
wurden, bildet heute die Aromenansprache einen Kernpunkt in<br />
den <strong>Wein</strong>beschreibungen der Fachleute. Weit über 1000 Aromen<br />
sind im <strong>Wein</strong> nachgewiesen. Alle sind sie mithilfe der Gaschromatografie<br />
darstellbar. Sogar die ziemlich seltsam anmutenden<br />
Aromen wie Pferd, Katzenpisse und Achselschweiß sind tatsächlich,<br />
und zudem nicht einmal selten, in verschiedenen <strong>Wein</strong>en<br />
vorhanden.<br />
Neben der aufwändigen Aromenauswertung<br />
per Computer ist die<br />
herkömmliche Prüfung mit dem<br />
menschlichen Geruchssinn immer<br />
noch die beste Analysemethode.<br />
Die Aromen, vorausgesetzt das<br />
nötige Hintergrundwissen des<br />
Verkosters ist vorhanden, geben<br />
leutselig Auskunft über den einzelnen<br />
<strong>Wein</strong>, denn inzwischen<br />
sind die Hintergründe der meisten<br />
Düfte bekannt und ihre Ursachen<br />
in den Handbüchern der<br />
Önologen klar definiert.<br />
Gletschereisbonbons<br />
und Rosenduft<br />
Eine Vielzahl von Düften stammt<br />
direkt von den Trauben. Sie sind<br />
rebsortenspezifisch. Das ist der<br />
Pfirsich beim Riesling, die Erdbeere<br />
beim Spätburgunder, Sackleinen<br />
beim Silvaner, Gletschereisbonbon<br />
ist typisch für Kerner,<br />
Schwarzkirsche für Lemberger,<br />
Bittermandel für Trollinger und<br />
nach Nivea Creme duften viele<br />
Müller-Thurgau alias Rivaner.<br />
Genauso gut kann die Paprika für<br />
den Cabernet Sauvignon stehen<br />
wie auch für den Sauvignon<br />
blanc. Rosenduft ist für Gewürztraminer<br />
ebenso markant wie das<br />
Parfum frischer Trauben für Muskateller<br />
oder Pfefferaroma für<br />
Grünen Veltliner. Dies sind die sogenannten<br />
Primäraromen. Aus<br />
der Frucht stammend und wenig<br />
dauerhaft bilden sie maßgeblich<br />
das Bukett junger <strong>Wein</strong>e und einfacherer<br />
Gewächse, die möglichst<br />
rebsortentypisch sein sollen.<br />
Für anspruchsvolle Gewächse<br />
sind die Rebsortenaromen weniger<br />
bedeutend. Hier wird der<br />
Charakter mindestens im gleichen<br />
Umfang von Herkunft, Boden<br />
und Witterung des Jahrgangs<br />
geprägt. Diese Faktoren<br />
übertreffen in der Reifung des<br />
<strong>Wein</strong>s rasch die Fruchtaromen.<br />
Reben, die auf Schieferböden<br />
wachsen, werden fruchtigere<br />
Aromen in ihre <strong>Wein</strong>e bringen<br />
als solche, die im Kalk stehen.<br />
Dort gibt es die kernigeren, strengeren<br />
Varianten mit Zitrusnoten<br />
bei den Weißen und strahlend<br />
klar definierten Beerennoten bei<br />
den Roten. Schwäbische Sauvignon-blanc-<strong>Wein</strong>e<br />
weisen viel<br />
öfter das Aroma von Holunder-
lüten auf als die Sauvignons aus<br />
anderen Gebieten, und die Rieslinge<br />
aus dem Ländle zeichnen<br />
sich nicht selten durch eine herbe<br />
Apfelnote aus.<br />
Rotweine aus kühleren Jahrgängen<br />
duften oft nach roten Beeren<br />
(Himbeeren, Preiselbeeren, Rote<br />
Johannisbeeren), wogegen ihre<br />
Vettern aus warmen Jahrgängen<br />
vornehmlich Düfte schwarzer<br />
Beeren (Brombeeren, Schwarze<br />
Johannisbeeren, Heidelbeeren)<br />
verströmen. Insbesondere bei Cabernets<br />
kann man den Reifegrad<br />
der Trauben an den Aromen erkennen:<br />
Riecht der <strong>Wein</strong> nach ro-<br />
Wie entdecke ich<br />
den Pfirsich im Riesling?<br />
Aromarad des Deutschen<br />
<strong>Wein</strong>instituts neu aufgelegt<br />
<strong>Wein</strong> verkosten und genießen ist<br />
ein wunderbares und leichtes Vergnügen<br />
– seinen Geruch und Geschmack<br />
zu beschreiben, ist weitaus<br />
schwieriger. Kein Wunder, denn<br />
der Mensch ist zwar in der Lage, etwa<br />
10 000 verschiedene Gerüche<br />
wahrzunehmen, doch fehlen uns<br />
dafür oftmals die Worte. Auch <strong>Wein</strong><br />
enthält viele Hundert Aromen: Um<br />
nicht sprachlos zu bleiben, hilft das<br />
aktualisierte und neu gestaltete<br />
ter Paprika, kann davon ausgegangen<br />
werden, dass die Trauben<br />
aus einem eher kühlen Anbaugebiet<br />
und tendenziell guten Jahrgang<br />
stammen, bzw. gut ausgereift<br />
sind. Dies ist ein gutes Erkennungsmerkmal<br />
für Bordeauxweine<br />
aus guten bis sehr guten<br />
Jahren. Wenn der Rotwein aber<br />
nach grüner Paprika duftet, kann<br />
mit Sicherheit davon ausgegangen<br />
werden, dass die Trauben<br />
nicht ganz reif waren und es dem<br />
entsprechenden Gewächs mit Sicherheit<br />
an Alterungspotenzial<br />
fehlt.<br />
Die Umgebung<br />
prägt die Aromen<br />
Sogar Aromen aus der unmittelbaren<br />
Umgebung der <strong>Wein</strong>berge<br />
finden sich im <strong>Wein</strong> wieder. So<br />
duften viele <strong>Wein</strong>e aus Südfrankreich,<br />
Spanien und Süditalien<br />
nach den aromatischen Kräutern,<br />
wie Rosmarin, Thymian und<br />
Lorbeer, die dort in großen<br />
Mengen, oft sogar direkt in den<br />
<strong>Wein</strong>bergen, wachsen. Aus<br />
dem hiesigen Gebiet ist mir ein<br />
etwas weniger angenehmer<br />
Fall von Umgebungsgerüchen<br />
im <strong>Wein</strong> bekannt: Jauche. Nach<br />
dem vermeintlichen Ende der<br />
<strong>Wein</strong>lese düngte ein Landwirt nahe<br />
<strong>Wein</strong>sberg seine Felder, die direkt<br />
an die <strong>Wein</strong>berge angrenzten.<br />
Gut versteckt, dass sie von den ge-<br />
Aromarad des Deutschen <strong>Wein</strong> -<br />
instituts (DWI).<br />
Gerade die deutschen <strong>Wein</strong>e bestechen<br />
durch ihre enorme Aromenund<br />
Geschmacksvielfalt. Die beiden<br />
Aromaräder – eines für Weiß- und<br />
eines für Rotwein – bringen die<br />
Vielfalt der Nuancen, die im deutschen<br />
<strong>Wein</strong> riech- und schmeckbar<br />
sind, auf den Punkt. Das Weißwein-<br />
Aromarad nennt 91 Aromen, die –<br />
eingeteilt in acht übergeordnete<br />
Bereiche – vom gelben Pfirsich über<br />
Jasmin bis Karamell reichen. 75 wesentliche<br />
Aromen sind es bei den<br />
Rotweinen, von Erdbeere über Mokka<br />
bis zu Vanille. Außerdem be-<br />
fräßigen Staren nicht sofort entdeckt<br />
werden konnten, hatte ein<br />
Winzer dort noch eine ganz besonders<br />
schöne Partie Rieslingtrauben<br />
hängen lassen, um eine<br />
besonders hochwertige Spätlese<br />
zu produzieren. Nachdem es einige<br />
Male kräftig geregnet hatte<br />
und inzwischen beinahe zwei Wochen<br />
seit dem Düngen verstrichen<br />
waren, wurden die Trauben gelesen.<br />
Das Ergebnis war ein rassiger,<br />
gehaltvoller Riesling, der leider<br />
mehr als deutlich nach Jauche<br />
roch und somit ungenießbar war.<br />
Für die Aufnahme von Umgebungsgerüchen<br />
ist die Wachsschicht<br />
auf den Trauben verantwortlich.<br />
Die dort auftreffenden<br />
Aromenmoleküle bleiben haften<br />
und werden so unweigerlich in<br />
den Most bzw. in den <strong>Wein</strong> transportiert.<br />
Eichenbrand<br />
Auch <strong>Wein</strong>bereitung und -ausbau<br />
hinterlassen olfaktorische Fingerabdrücke,<br />
die mitunter sehr leicht<br />
zu erkennen sind. Ein besonders<br />
gutes Beispiel ist der Ausbau von<br />
<strong>Wein</strong>en in neuen Barriquefässern.<br />
Oft übertreffen die Aromen des<br />
schreiben die beiden Räder die typischen<br />
Aromaprofile der wichtigsten<br />
deutschen Rebsorten. So findet<br />
man beispielsweise im Riesling<br />
häufig Duftnoten, die an <strong>Wein</strong>bergpfirsich,<br />
Apfel, Grapefruit,<br />
Rosenblüte, Honig und frisches<br />
Gras erinnern können.<br />
Das Aromarad wurde vom DWI gemeinsam<br />
mit dem Bund Deutscher<br />
Oenologen unter Federführung von<br />
<strong>Pro</strong>fessor Dr. Ulrich Fischer entwickelt<br />
und gestaltet. Es ist ein prak-<br />
<strong>Wein</strong> ist der<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 25<br />
beste Gesellschafter!<br />
Sprichwort<br />
tischer Helfer sowohl für die private<br />
<strong>Wein</strong>probe als auch für die professionelle<br />
<strong>Wein</strong>verkostung. Es<br />
kann zudem auch für die optimale<br />
Abstimmung von <strong>Wein</strong> und Speisen<br />
nützlich sein.<br />
Das neue Aromarad kann gegen eine<br />
Gebühr von 3 € im Online-Shop<br />
des Deutschen <strong>Wein</strong>instituts auf<br />
www.deutscheweine.de unter dem<br />
Stichwort „Spielerisch genießen“<br />
oder gegen Rechnung beim Deutschen<br />
<strong>Wein</strong>institut, Postfach 2828,<br />
55018 Mainz bestellt werden.
26<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Das wasser gibt dem<br />
ochsen kraft,<br />
dem menschen gibt’s<br />
der rebensaft. drum,<br />
bruder, trinke aus den<br />
wein, du willst doch<br />
wohl kein ochse sein.<br />
Sprichwort<br />
Eichenholzes alle anderen Düfte<br />
an Intensität. Wenngleich das Eichenaroma<br />
von manchen <strong>Wein</strong>genießern<br />
geschätzt wird, ist es<br />
streng genommen ein Fehler,<br />
wenn ein <strong>Wein</strong> nach seinem Gefäß<br />
riecht oder schmeckt. Einigermaßen<br />
geübte Verkoster finden sogar<br />
am Duft heraus, ob das entsprechende<br />
Fass bei seiner Herstellung<br />
mehr oder weniger stark ausgebrannt<br />
wurde. Starke Kaffee-, Kakao-<br />
oder Karamellaromen weisen<br />
auf das Herstellungsverfahren hin.<br />
Pferdeschweiß durch Brett<br />
Mikroorganismen hinterlassen<br />
ebenfalls verräterische Duftspuren<br />
im <strong>Wein</strong>. Wenn der <strong>Wein</strong> eine<br />
Butternote aufweist, so ist das<br />
ein Resultat der Aktivitäten von<br />
Milchsäurebakterien. Die sogenannte<br />
Milchsäuregärung ist bei<br />
den meisten <strong>Wein</strong>en ein durchaus<br />
erwünschter natürlicher Vorgang,<br />
bei dem ein Teil der aggressiven<br />
Äpfelsäure des <strong>Wein</strong>s in<br />
milde Milchsäure umgewandelt<br />
wird. Der <strong>Wein</strong> schmeckt nach<br />
der Milchsäuregärung weicher,<br />
voller und ist obendrein bekömmlicher.<br />
Allerdings gibt es<br />
eine ganze Reihe verschiedener<br />
Milchsäurebakterienarten, die<br />
neben Milch- und Kohlensäure<br />
unterschiedliche Aromen produzieren.<br />
Am liebsten sind den<br />
Winzern die Stämme, welche ihre<br />
Arbeit mit weitgehender Duftneutralität<br />
ausführen. Meist<br />
bleibt dennoch eine mehr oder<br />
weniger zarte Butternote zurück.<br />
Auch die Aromen von Joghurt,<br />
Käse und sogar Sauerkraut zählen<br />
zum Repertoire einiger Milchsäurebakterienstämme.<br />
Obwohl<br />
Letztere allgemein als unpassend<br />
empfunden werden, gibt es<br />
durchaus unterschiedliche Auffassungen<br />
über das aromatische<br />
Ergebnis der Tätigkeit des Hefepilzes<br />
Brettanomyces bruxellensis,<br />
in der <strong>Wein</strong>sprache international<br />
„Brett“ genannt. Diese<br />
kleinen Kerle mögen warme Keller<br />
und halten sich gern in den<br />
Poren von Holzfässern auf. Oft<br />
geht ihrem Auftreten mangelnde<br />
Hygiene voraus, manchmal hat<br />
der betroffene Winzer einfach<br />
Goldene Nase: Der <strong>Stuttgart</strong>er Sommelier Bernd Kreis Wulf Wager<br />
nur Pech, wenn er Brett in seinem<br />
<strong>Wein</strong> feststellen muss. Dann<br />
riecht er nämlich mehr oder weniger<br />
stark nach Pferdeschweiß.<br />
Es gibt tatsächlich Liebhaber dieser<br />
animalischen Noten, darunter<br />
sogar namhafte <strong>Wein</strong>kritiker.<br />
Doch im eigentlichen Sinne ist<br />
das Auftreten des Pferdeschweißaromas<br />
als <strong>Wein</strong>fehler zu werten.<br />
Höchstens in kaum wahrnehmbarer<br />
Dosis kann es zur aromatischen<br />
Vielfalt eines Rotweins<br />
beitragen.<br />
Sensorik trainieren<br />
Der menschliche Geruchssinn ist<br />
weitaus leistungsfähiger, als allgemein<br />
bekannt ist. Wenige Moleküle<br />
reichen aus, um eine<br />
Wahrnehmung zu treffen, und oft<br />
sogar, um ein Aroma eindeutig zu<br />
identifizieren. Natürlich gibt es<br />
Menschen, die über eine besondere<br />
Begabung zur Verkostung verfügen,<br />
doch kann jeder mit ein<br />
wenig Übung seine Geruchsnerven<br />
soweit schärfen, dass schon<br />
in kurzer Zeit eine erhebliche Verfeinerung<br />
der Geruchswahrnehmung<br />
feststellbar ist. Zur Schulung<br />
des Geruchssinns werden<br />
Sortimente mit Aromenlösungen<br />
angeboten. Meist ist die Auswahl<br />
der Riechfläschchen thematisch<br />
geordnet. So kann man die Wahrnehmung<br />
typischer Düfte anhand<br />
der leider teuren Baukästen systematisch<br />
trainieren.<br />
Das geht allerdings auch viel<br />
günstiger. Denn allein ein bisschen<br />
Aufmerksamkeit für die un-<br />
endlich vielen Duftquellen im<br />
Alltag genügt, den Geruchssinn<br />
auf Vordermann zu bringen. Die<br />
Umgebung ist voll von Düften,<br />
von denen überraschend viele im<br />
<strong>Wein</strong> vorkommen. Darüber hinaus<br />
sind die originalen Düfte<br />
viel näher an den Aromen des<br />
<strong>Wein</strong>s als die synthetischen Essenzen.<br />
Atmen Sie einfach beim<br />
Anziehen Ihrer Schuhe den Duft<br />
des Leders ein, schnuppern Sie<br />
konzentriert am Obst und Gemüse<br />
bei der Zubereitung des Essens<br />
oder riechen Sie gelegentlich Ihre<br />
Gewürzsammlung ab. Die Welt<br />
ist voll von faszinierenden Aromen,<br />
man muss sie nur wahrnehmen<br />
wollen. Die bewusste Beschäftigung<br />
mit Düften erweitert<br />
das Riechvermögen in überraschender<br />
Geschwindigkeit. Dabei<br />
wird gleichzeitig das Aromengedächtnis<br />
trainiert. Denn nur ein<br />
gut funktionierendes Aromengedächtnis<br />
ist in der Lage, die einzelnen<br />
Düfte aus dem komplexen<br />
Bukett eines <strong>Wein</strong>es zu erkennen.<br />
Wenn es nicht gleich auf Anhieb<br />
klappt, die Vanille aus dem Barriquewein<br />
herauszuriechen oder<br />
den Pfeffer aus dem Grünen Veltliner,<br />
ist das nicht so schlimm. Einfach<br />
locker weiterüben und vorallem<br />
die Degustation entspannt<br />
angehen. Setzt man sich nicht<br />
selbst unter Leistungsdruck und<br />
sieht man die <strong>Wein</strong>verkostung<br />
als entspannende Beschäftigung,<br />
werden sich die Fortschritte beim<br />
Verkosten zügig einstellen.<br />
Bernd Kreis
Genießen Sie<br />
<strong>Stuttgart</strong>er<br />
Spitzenweine<br />
auf dem Schillerplatz.<br />
Besuchen Sie uns in der Laube<br />
„Zur <strong>Wein</strong>dorfwirtin“<br />
Schmieg Gastronomie GmbH<br />
www.vfb-restaurant.de<br />
www.badcannstatt-weine.de<br />
www.collegium-wirtemberg.de<br />
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28<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Ein Glas <strong>Wein</strong><br />
Kann seine Teufel<br />
vergöttern.<br />
Friedrich von Schiller<br />
Dies Glas<br />
dem guten Geist!<br />
<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf unter den Augen Schillers<br />
Der <strong>Wein</strong> gehört zu den echten schwäbischen Lebensgenüssen. Schon<br />
unser großer Dichterfürst Friedrich Schiller wusste um die Wohltat<br />
des <strong>Wein</strong>es – und tauchte seine Feder kräftig in den wohl vergorenen<br />
Rebensaft.<br />
Vor 250 Jahren wurde der Dichter,<br />
Philosoph, Dramatiker und Historiker<br />
Friedrich von Schiller<br />
(1759–1805) in Marbach am Neckar<br />
geboren. An <strong>Stuttgart</strong> hatte<br />
er keine guten Erinnerungen,<br />
denn Herzog Karl Eugen steckte<br />
ihn in die Hohe Karlsschule um<br />
einen Arzt aus ihm zu machen.<br />
Denk-Mal:<br />
Der Däne Bertel<br />
Thorwaldsen schuf die<br />
Statue des schwäbischen<br />
Dichterfürsten.<br />
Wulf Wager<br />
Aber Schiller ließ das Dichten<br />
nicht und verfasste noch während<br />
seiner Studienzeit das freiheitlich<br />
gesinnte Theaterstück „Die Räuber“,<br />
das zunächst anonym gedruckt<br />
wurde. Trotz Verbots reiste<br />
er zur Uraufführung nach<br />
Mannheim und wurde anschließend<br />
vom despotischen Herzog<br />
schwer gerüffelt. Herzog Karl<br />
Eugen warf den unbotmäßigen<br />
Dichter darauf vierzehn<br />
Tage lang ins Gefängnis<br />
und untersagte<br />
ihm bis auf Weiteres,<br />
Komödien „und dergleichen<br />
Zeugs“ zu<br />
schreiben.<br />
Württembergs großem<br />
Geist wurde der <strong>Wein</strong><br />
quasi kraft Schulordnung<br />
gereicht. Herzog Carl Eugen,<br />
Förderer des <strong>Wein</strong>baus, verordnete<br />
auf den Rat der Ärzte<br />
den Studenten an der Hohen<br />
Karlsschule in <strong>Stuttgart</strong> zu den<br />
Mahlzeiten bis zu einem halben<br />
Liter Rebensaft, vergoren, versteht<br />
sich’s und täglich.<br />
Seit 1839 steht Schiller als Denkmal<br />
des Dänen Bertel Thorwaldsen<br />
über dem Schillerplatz. Rund<br />
um den Sockel findet seit über<br />
dreißig Jahren das beliebteste<br />
deutsche <strong>Wein</strong>fest, das <strong>Stuttgart</strong>er<br />
<strong>Wein</strong>dorf statt. Exklusiv für dieses<br />
Magazin der <strong>Wein</strong>kultur<br />
konnten wir ein Interview mit<br />
dem Dichter über das weinselige<br />
Treiben zu seinen Füßen führen.<br />
Seit 170 Jahren stehen Sie<br />
bei Wind und Wetter hier auf<br />
dem nach Ihnen benannten<br />
Platz. Wie hielten Sie das so<br />
lange aus?<br />
Härte deinen Körper ab und<br />
stähle deinen Geist, denn nur ein<br />
gesunder Geist ist ein vollwertiges<br />
Glied in der menschlichen<br />
Gesellschaft.<br />
Herr von Schiller, alljährlich<br />
im August findet rund um Ihr<br />
Denkmal und auf dem Marktplatz<br />
das <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf<br />
statt. Was empfinden Sie, wenn<br />
Sie den Aufbau beobachten?<br />
Tausend fleiß’ge Hände regen,<br />
helfen sich in munterm Bund,<br />
und in feurigem Bewegen werden<br />
alle Kräfte kund.<br />
Was würden Sie sagen, wenn<br />
zwei Viertelesschlotzer, gemütlich<br />
beim <strong>Wein</strong>e sitzend, Sie<br />
einladen würden, von Ihrem<br />
Sockel herabzusteigen und mitzuzechen?<br />
Ich sei, gewährt mir die Bitte, in<br />
eurem Bunde der Dritte!<br />
Was man von der Minute ausgeschlagen,<br />
gibt keine Ewigkeit<br />
zurück. Nicht in die ferne Zeit<br />
verliere dich! Den Augenblick<br />
ergreife, der ist dein.<br />
Nicht nur Schwaben, auch viele<br />
Gäste aus dem Ausland (z.B.<br />
Bayern und Baden) besuchen<br />
das <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf. Sie<br />
haben den besten Überblick.<br />
Wer kommt zum Feiern?<br />
Wer zählt die Völker, nennt die<br />
Namen, die gastlich hier zusammenkamen?<br />
Gerade Politiker und Wirtschaftsführer<br />
lassen es sich auf
dem <strong>Wein</strong>dorf gerne gut gehen.<br />
Dabei löst sich auch die Zunge<br />
manches Zechers und es wird<br />
kraftvoll politisiert und agitiert.<br />
Gegen Dummheit kämpfen Götter<br />
selbst vergebens. Der <strong>Wein</strong><br />
erfindet nichts, er schwatzt's nur<br />
aus. Was ist der langen Rede<br />
kurzer Sinn?<br />
Auch Oberbürgermeister<br />
Schuster besucht immer wieder<br />
das <strong>Wein</strong>dorf.<br />
Durch diese hohle Gasse muss er<br />
kommen. Der Not gehorchend,<br />
nicht dem eignen Trieb. Der<br />
Mann muss hinaus ins feindliche<br />
Leben. Spät kommt er – doch er<br />
kommt! Der brave Mann denkt<br />
an sich selbst zuletzt ...<br />
Er wirkt oftmals ein bisschen<br />
spröde in der Öffentlichkeit.<br />
Dem Mann kann geholfen<br />
werden.<br />
Durch Württemberger<br />
<strong>Wein</strong>genuss?<br />
Wundervoll ist Bacchus' Gabe,<br />
Balsam fürs zerrissne Herz!<br />
Gerade dort, wo Ihr Blick<br />
ständig hingerichtet ist,<br />
kann man während des<br />
<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorfs die<br />
schönsten <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Frauen sehen. In der<br />
<strong>Wein</strong>dorfzeit ist das der<br />
Flirtplatz Nr. 1. Was<br />
empfinden Sie, wenn<br />
Sie das Treiben beäugen?<br />
O! zarte Sehnsucht,<br />
süßes Hoffen,<br />
Der ersten Liebe<br />
goldne Zeit,<br />
Das Auge sieht<br />
den Himmel offen,<br />
Es schwelgt das<br />
Herz in Seligkeit.<br />
O! dass sie ewig<br />
grünen bliebe,<br />
Die schöne Zeit<br />
der jungen Liebe!<br />
Was passiert<br />
denn, wenn<br />
Frauen zu viel<br />
des Rebensaftes<br />
genießen?<br />
Es steht und fällt ein Volk mit<br />
seinen Frauen. Wehe, wenn sie<br />
losgelassen. Da werden Weiber<br />
zu Hyänen.<br />
... und bei Männern?<br />
Freude, schöner Götterfunken,<br />
Tochter aus Elysium,<br />
Wir betreten feuertrunken,<br />
Himmlische, dein Heiligthum.<br />
Alle Menschen werden Brüder.<br />
Wie ist Ihr persönliches Verhältnis<br />
zum <strong>Wein</strong> aus der Region<br />
<strong>Stuttgart</strong>?<br />
Brüder, fliegt von euren Sitzen,<br />
Wenn der volle Römer kreist,<br />
Lasst den Schaum zum Himmel<br />
sprützen: Dieses Glas dem guten<br />
Geist.<br />
<strong>Stuttgart</strong> ist die einzige Großstadt,<br />
die <strong>Wein</strong>berge mitten in<br />
der City vorweisen kann. Lange<br />
Zeit war <strong>Stuttgart</strong>s <strong>Wein</strong><br />
außerhalb der Region fast unbekannt.<br />
Heute gibt es viele<br />
sehr renommierte <strong>Wein</strong>güter<br />
und Genossenschaften. Es<br />
braucht kundige <strong>Wein</strong>macher<br />
und Kellermeister, um<br />
qualitätsvolle <strong>Wein</strong>e zu erzeugen.<br />
Was ist Ihrer Erfahrung<br />
nach das Geheimnis<br />
des <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>es?<br />
Auf der Berge freien Höhen,<br />
in der Mittagsonne Schein,<br />
an des warmen Strahles<br />
Kräften zeugt Natur den<br />
goldnen <strong>Wein</strong>.<br />
An den Wochenenden<br />
geht es manchmal<br />
ganz schön eng<br />
zu in den Lauben<br />
der Wirte.<br />
Raum ist in der<br />
kleinsten Hütte. Noch<br />
ist nicht aller Tage<br />
Abend.<br />
Vieles haben Sie gedichtet,<br />
den Schweizern<br />
gar ihren<br />
Volkshelden gelie-<br />
Schillers Schiller:<br />
Die Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
erzeugten den offiziellen<br />
Schiller zum Schillerjahr.<br />
Erik Clewe<br />
Schillernd: Auf dem <strong>Stuttgart</strong>er<br />
<strong>Wein</strong>dorf, unter den Augen Schillers<br />
schmeckt der Schiller besonders gut.<br />
Wulf Wager<br />
fert. Ihre Heimat kommt in<br />
Ihren Dichtungen selten vor.<br />
Schenken Sie uns zum Schluss<br />
Worte mit heimischer Erdung?<br />
O lerne fühlen, welches Stamms<br />
du bist! Mit heißen Tränen wirst<br />
du dich dereinst heimsehnen<br />
nach den väterlichen Bergen.<br />
Ein Württemberger ohne <strong>Wein</strong>,<br />
kann der ein Württemberger<br />
sein?<br />
Schillerwein ist ein roséfarbener<br />
<strong>Wein</strong>, den man aus einem<br />
Gemisch von weißen und roten<br />
Trauben herstellt, die noch vor<br />
der Maische vermengt werden<br />
und die aus demselben <strong>Wein</strong>berg<br />
geerntet wurden. Man<br />
nimmt an, dass der <strong>Wein</strong> nicht<br />
nach Ihnen, dem Dichter Friedrich<br />
von Schiller, sondern bereits<br />
im Mittelalter nach seiner<br />
schillernden Farbe benannt<br />
wurde.<br />
Wohl dem, der gelernt hat, zu<br />
ertragen, was er nicht ändern<br />
kann, und preiszugeben mit<br />
Würde, was er nicht retten kann.<br />
Das Interview kreierte Wulf Wager<br />
<strong>Wein</strong> und<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 29<br />
Fröhlichkeit schließen<br />
Mund und Herzen auf.<br />
Friedrich von Schiller
Die unkonventionelle<br />
<strong>Wein</strong>königin<br />
Jungwinzerin Christl Schäfer als Ikone der „next Generation“<br />
Wie stellt man sich eine Württembergische<br />
<strong>Wein</strong>königin vor? Dirndl, Krönchen, traditionell,<br />
vielleicht ein bisschen hausbacken und spießig.<br />
Einen komplett anderen Eindruck vermittelt<br />
Christl Schäfer, sie erscheint in legerem Studenten-Outfit<br />
und mit strahlendem Gesicht. Die<br />
24-jährige Studentin der <strong>Wein</strong>betriebswirtschaft<br />
kommt aus Fellbach und ist Mitglied bei der heimischen<br />
Genossenschaft. Die Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
Genossenschaft mit 200 Mitgliedsfamilien<br />
ist die älteste Genossenschaft in ganz Würt-<br />
temberg. Tradition und Moderne verbinden sich<br />
in wunderbarer Weise. Denn 14 in der Genossenschaft<br />
tätige <strong>Wein</strong>gärtner haben nun ihren<br />
ersten gemeinsam gestalteten <strong>Wein</strong>, den „next<br />
Generation – Riesling S trocken“ auf den Markt<br />
gebracht. Die Jungwinzer haben alles selbst geplant<br />
und entwickelt. Von der Auswahl der Reblagen<br />
über die Ernte und den Ausbau bis zum<br />
Etikett. Mittendrin Christl Schäfer, die ungewöhnlich<br />
moderne Württembergische <strong>Wein</strong>königin<br />
2008/<strong>2009</strong>.
Königswein: Christl Schäfer mit der<br />
ersten Jungwinzeredition „next Generation“,<br />
einem fruchtig trockenen Riesling<br />
Wulf Wager<br />
Worin besteht Ihre Aufgabe als<br />
Württembergische <strong>Wein</strong>königin?<br />
Ich repräsentiere den Württemberger<br />
<strong>Wein</strong>bau im Land, aber natürlich<br />
auch in Deutschland für<br />
ein Jahr lang. Rund 150 Termine<br />
gilt es da wahrzunehmen.<br />
Denken Sie, dass die Fellbacher<br />
<strong>Wein</strong>gärtner durch Ihr Amt als<br />
Württembergische <strong>Wein</strong>königin<br />
frischen Wind erfahren werden?<br />
Wer möchte nicht die Württembergische<br />
<strong>Wein</strong>königin in seinem<br />
Betrieb haben? Wenn man sehr<br />
stark in der Öffentlichkeit steht,<br />
erzählt man natürlich, wo man<br />
herkommt. Frischen Wind gewinnt<br />
die Genossenschaft eher<br />
durch das <strong>Pro</strong>jekt „next Generation“.<br />
Und da bin ich mit dabei.<br />
Warum sind gerade der Spätburgunder<br />
und der Justinus K<br />
Ihre Lieblingsweine?<br />
Der Spätburgunder ist ein toller,<br />
vollmundiger und kräftiger <strong>Wein</strong>,<br />
richtig samtig und seidig. Es ist<br />
ein <strong>Wein</strong>, in den ich mich richtig<br />
reinlegen könnte. Eher für den<br />
Winter und zu einem tollen Essen.<br />
Der Justinus K. fasziniert mich<br />
einfach, weil es ein Kerner ist, der<br />
aber durch die Ertragsregulierung<br />
so anders ausgebaut ist. Er ist ein<br />
schöner, spritziger, fruchtiger und<br />
toller <strong>Wein</strong>.<br />
Gibt’s im Hause der <strong>Wein</strong>königin<br />
täglich <strong>Wein</strong>?<br />
Ja, zum Essen gibt es bei uns<br />
grundsätzlich <strong>Wein</strong>. Es dient natürlich<br />
auch der Schulung der<br />
Sensorik.<br />
Wie beurteilen Sie Ihre bisherige<br />
Amtszeit als Württembergische<br />
<strong>Wein</strong>königin?<br />
Interessant, zeitaufwändig, und<br />
man reist viel. Es gibt tolle Termine<br />
wie das <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf in<br />
Hamburg. Die Baden-Württemberg<br />
Classics in den Großstädten<br />
Duisburg, Hamburg, München<br />
und Berlin. Oder auch das Sommerfest<br />
des Bundespräsidenten.<br />
Sind Sie Vorzeigekönigin oder<br />
wirkliche Botschafterin?<br />
Es ist schon mehr eine Botschafterin,<br />
denn man möchte den Leuten<br />
ja schon <strong>Wein</strong>wissen vermitteln.<br />
Deshalb ist es auch Sinn der<br />
Sache, dass sich die <strong>Wein</strong>königin<br />
auskennt und <strong>Wein</strong>wissen mitbringt.<br />
Ich halte ja Vorträge über<br />
die <strong>Wein</strong>e und bei den Veranstaltungen<br />
finden Verkostungen<br />
statt. Da möchte ich, dass die Leute<br />
mit mehr Wissen rausgehen als<br />
sie hereingekommen sind. Im<br />
Nachhinein gibt es oft auch Diskussionen,<br />
wobei man Stellung<br />
nehmen muss. Was natürlich<br />
auch den Meinungsaustausch mit<br />
Fachleuten beinhaltet. Beim Amt<br />
der <strong>Wein</strong>königin geht es wirklich<br />
ums Fachwissen.<br />
Denken Sie, dass Sie durch Ihr<br />
Amt an eigener Persönlichkeit<br />
gewonnen haben?<br />
Ja, gerade durch die vielen Vorträge<br />
und Seminare lernt man vor<br />
Leuten frei reden zu können. Da<br />
nimmt man für die Persönlichkeit<br />
schon viel mit.<br />
Sie haben viele prominente Leute<br />
kennengelernt. Wer war der<br />
Sympathischste?<br />
Bundespräsident Köhler war mir<br />
sehr sympathisch. Aber wir hatten<br />
nicht so die Gelegenheit, ins<br />
Gespräch zu kommen, man durfte<br />
halt eben kurz die Hand schütteln<br />
und ihm nicht näherkommen.<br />
Aber auch die Bundeskanzlerin<br />
und Ministerpräsident Oettinger<br />
durfte ich kennenlernen.<br />
In Ihrer bisherigen Zeit haben<br />
Sie viel erlebt, was war bisher<br />
für Sie das schönste Erlebnis?<br />
Sicherlich das Sommerfest bei<br />
Herrn Köhler im Schloss Bellevue.<br />
Aber auch kleinere und persönlichere<br />
Feste. Dort wird man sehr<br />
offenherzig von den Leuten empfangen<br />
und sie kümmern sich<br />
rührend um einen. Auf einen<br />
schönsten Moment kann ich mich<br />
nicht festlegen. Aber ein interessantes<br />
Erlebnis war, beim Ratstrunk<br />
im Remstal Lothar Späth<br />
kennenzulernen, den ich in seiner<br />
aktiven Amtszeit als Ministerpräsident<br />
nicht mehr erlebt habe.<br />
Was erhoffen Sie sich für die<br />
Wahl der deutschen <strong>Wein</strong>königin<br />
am 9. Oktober <strong>2009</strong> in Heilbronn?<br />
Sind Sie die vierte Deutsche<br />
<strong>Wein</strong>königin aus der Region<br />
Württemberg?<br />
Mal abwarten. Ich habe die anderen<br />
Kandidatinnen bei einem Treffen<br />
schon kennengelernt. Meines<br />
Erachtens zählt hierzu aber auch<br />
das Wissen, gut präsentieren zu<br />
können und Schlagfertigkeit.<br />
Was sind denn Ihre Berufswünsche<br />
und Vorstellungen, wenn<br />
das Studium vorüber ist?<br />
Da ich ja <strong>Wein</strong>betriebswirtschaft<br />
mit dem Schwerpunkt Marketing<br />
studiere, denke ich schon, werde<br />
ich wohl beim Marketing und in<br />
der <strong>Wein</strong>branche bleiben. Aber<br />
konkrete Vorstellungen habe ich<br />
noch nicht.<br />
Würden Sie gerne einmal Ihren<br />
elterlichen <strong>Wein</strong>baubetrieb<br />
übernehmen?<br />
Das weiß ich noch nicht. Die Option<br />
wäre aber da und es ist nicht<br />
auszuschließen.<br />
Wie entstand die Idee von „next<br />
Generation“?<br />
Bei den Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtnern<br />
sind viele junge Mitglieder, sodass<br />
sich eine Gruppe Jungwinzer<br />
zusammensetzte und die Idee diskutierte,<br />
einen eigenen <strong>Wein</strong> zu<br />
kreieren. Durch unsere fachlichen<br />
Ausbildungen besitzen wir das<br />
benötigte Wissen. Dieses Wissen<br />
ein- und umzusetzen ist dann<br />
noch ein zusätzlicher Reiz gewesen.<br />
Vor allem auch im Keller mitzuarbeiten,<br />
da wir als Wengerter<br />
eher draußen die <strong>Wein</strong>lese und<br />
Laubarbeiten machen, also die<br />
Arbeiten, welche im <strong>Wein</strong>berg<br />
anfallen. Im Endeffekt sind 14<br />
Jungwinzer am <strong>Pro</strong>jekt „next Generation“<br />
beteiligt.<br />
Diese Jungwinzer aus der „next<br />
Generation“ haben dann auch<br />
die Rieslingtrauben aus ihrem<br />
<strong>Wein</strong>berg dazu beigetragen oder<br />
war das nur die gemeinsame<br />
Idee?<br />
Wir haben uns für den Riesling<br />
entschieden, weil er jung und<br />
spritzig ist und man aus ihm viel<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 31<br />
ein mädchen und<br />
ein gläschen wein,<br />
sind die retter in der<br />
not, denn wer nicht<br />
trinkt und wer nicht<br />
küsst, der ist so gut<br />
wie tot.<br />
Johann Wolfgang von Goethe
32<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
machen kann. Bezüglich der Rebstöcke<br />
haben wir jetzt überwiegend<br />
alte Rebanlagen ausgesucht,<br />
da diese ertragsreduziert sind und<br />
somit nicht mehr so viel Menge<br />
an Trauben erbringen, dafür aber<br />
bessere Qualität. Insgesamt haben<br />
wir jetzt zehn <strong>Wein</strong>berge für unseren<br />
Riesling.<br />
Handarbeit: Christl Schäfer bei der Lese<br />
des Rieslings der „next Generation“<br />
Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
Aber das Thema „next Generation“<br />
als Marke wollen Sie weiter<br />
ausbauen?<br />
Das <strong>Pro</strong>jekt stieß auf großen Anklang,<br />
vor allem auch die Neuigkeit,<br />
dass sich Jungwinzer aktiv<br />
einbringen. Die Hälfte der Auflage<br />
ist schon weg.<br />
Denken Sie dann auch, dass Sie<br />
durch den Riesling „next Generation“<br />
auch mehr jüngere Verbraucherschichten<br />
ansprechen<br />
werden?<br />
Ja, auf jeden Fall, die Aufmachung<br />
vom Etikett spricht schon<br />
auch eher die „jüngere“ Zielgruppe<br />
an. Aber natürlich soll der<br />
<strong>Wein</strong> durch Qualität bestechen.<br />
Welchen Tipp fürs <strong>Wein</strong>trinken<br />
würden Sie als Württembergische<br />
<strong>Wein</strong>königin jungen Leuten,<br />
die sich das erste Mal mit <strong>Wein</strong><br />
beschäftigen, geben?<br />
Ich würde für den Einstiegsbereich<br />
leichte, fruchtige, eher halbtrockene<br />
<strong>Wein</strong>e empfehlen. Jugendliche<br />
müssen sich erst an<br />
diesen Geschmack gewöhnen,<br />
besonders auch an die Gerbstoffe.<br />
Es ist wie beim Essen, wenn man<br />
schärfer würzt, muss man sich<br />
auch erst einmal dran gewöhnen<br />
und herantasten.<br />
Wenn Sie jetzt eine Gruppe von<br />
zehn bis zwanzig Jugendlichen<br />
hätten und für sie eine <strong>Wein</strong>probe<br />
machen würden, was würden<br />
Sie den Jugendlichen für <strong>Wein</strong>e<br />
empfehlen und vorstellen?<br />
Also die <strong>Pro</strong>be könnte man in<br />
drei Stufen einteilen. Zuerst einen<br />
lieblichen <strong>Wein</strong>, beispielsweise<br />
unseren <strong>Wein</strong>cocktail „Frutto“. Er<br />
enthält Sauerkirsch-, Pfirsichsaft<br />
und <strong>Wein</strong> und hat nur 6,5 <strong>Pro</strong>zent<br />
Alkoholanteil. Als nächstes würde<br />
ich einen halbtrockenen <strong>Wein</strong><br />
anbieten, evtl. den Blanc de Noir<br />
aus unserer Kiebitz-Serie. Die<br />
<strong>Wein</strong>e der Kiebitz-Serie sind sehr<br />
fruchtig und leicht. Zum Schluss<br />
dann noch einen eher trockenen<br />
<strong>Wein</strong>, damit die Jugendlichen alles<br />
sehen und auch kennenlernen.<br />
Was wäre der letzte <strong>Wein</strong>, den<br />
Sie vorstellen würden?<br />
Bei Jugendlichen anstatt einer<br />
Auslese vielleicht eher noch mal<br />
etwas Lieblicheres, evtl. einen<br />
Spätburgunder.<br />
Oder wie wäre es mit einem<br />
Christl Schäfer Rotwein-Cuvée?<br />
Ja, der ist natürlich auch toll, aber<br />
ich weiß nicht, ob das für Neueinsteiger<br />
so geeignet ist, weil er im<br />
Holzfass gelagert war, und er hat<br />
deswegen noch mal kräftigere<br />
und schwerere Aromen. Ich denke,<br />
das ist dann eher für den fortgeschrittenen<br />
<strong>Wein</strong>trinker was.<br />
Wird der Klimawandel Auswirkungen<br />
auf den <strong>Wein</strong>anbau und<br />
speziell auf den Riesling haben?<br />
Beim Riesling haben wir es im<br />
Jahrgang 2003 gesehen. Das wa-<br />
ren ein sehr trockener, heißer und<br />
sonniger Sommer und Herbst.<br />
Somit war dann die Säure in den<br />
<strong>Wein</strong>en erheblich reduziert.<br />
Wenn man das verhindern möchte,<br />
könnte man die Trauben evtl.<br />
schon früher ernten, sodass man<br />
noch die spritzige Säure in den<br />
Trauben hat. Unsere ganzen<br />
heimischen württembergischen<br />
Rebsorten werden sich verändern,<br />
wenn der Klimawandel so<br />
fortschreitet, die Temperaturen<br />
steigen und es trockener wird.<br />
Dann können wir keine so großen<br />
Trollingerbeeren mehr ernten.<br />
Die Beeren werden von<br />
vornherein schon nicht mehr so<br />
groß, dann vielleicht wird auch<br />
die Beerenhaut dicker, damit<br />
nicht so viel Wasser verdunstet.<br />
Das alles hat natürlich dann Einfluss<br />
auf das Aroma, sodass wir<br />
kräftigere <strong>Wein</strong>e haben. Vielleicht<br />
haben wir dann mehr Farbe<br />
im Trollinger.<br />
Aber Sie werden deshalb keine<br />
anderen Rebsorten anbauen? Sie<br />
bleiben bei den traditionellen?<br />
Vorrangig schon. Das Nationalgetränk<br />
der Württemberger ist<br />
der Trollinger. Er ist eine einmalige<br />
Rebsorte, fruchtig und leicht.<br />
Man muss ja nicht alles kopieren<br />
und übernehmen, nur weil es<br />
jetzt hier möglich ist, sondern<br />
man kann sich ja trotzdem noch<br />
mit den eigenen Rebsorten differenzieren.<br />
Wie ist die Philosophie der Fellbacher<br />
<strong>Wein</strong>gärtner zu diesem<br />
Thema?<br />
Wir sind ja sowieso eine Rotweingemeinde,<br />
also zwei Drittel<br />
Rotweine, und von diesen zwei<br />
Drittel sind dann 50 <strong>Pro</strong>zent Trollinger.<br />
Die Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
behalten die traditionellen<br />
Sorten bei, die hier auch erwartet<br />
werden und die unsere Kunden<br />
auch gerne kaufen. Wir experimentieren<br />
zwar auch gerne mit<br />
einem Chardonnay, der sich einfach<br />
hier gut etablieren lässt bzw.<br />
auch etabliert hat. Aber ansonsten<br />
bleiben wir ganz klar den<br />
regionalen Sorten treu.<br />
Das Interview führte Christine Barth
W Cvom<br />
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An einer guten rede<br />
habe ich eine flasche<br />
lang geschrieben.<br />
Theodor Heuss<br />
Zur höheren Ehre<br />
des <strong>Wein</strong>es<br />
Die Organisationsform<br />
wurde<br />
an alte Orden angelehnt,<br />
um „ein gewisses Niveau,<br />
Werte und Stil zu bewahren“.<br />
Zwar führt die Bezeichnung „Bruderschaft“<br />
mitunter auch zu Vorurteilen,<br />
doch diese schwänden<br />
schnell, wenn Gäste eine Veranstaltung<br />
miterlebten. „Wir haben<br />
nicht die Absicht, etwas Geheimnisvolles<br />
zu initiieren“, sagt Ordensmeister<br />
Ulrich Bechtel,<br />
„Chef“ der Bruderschaft. Mit dem<br />
religiösen Charakter früherer Orden<br />
hat die Organisation nichts zu<br />
tun, ebenso wenig ist sie parteipolitisch<br />
oder kommerziell geprägt.<br />
Für Gaumen,<br />
Geist und Geselligkeit<br />
Die Mitglieder der 1969 gegründeten<br />
<strong>Wein</strong>bruderschaft mit Sitz<br />
in <strong>Stuttgart</strong>, die „<strong>Wein</strong>ritter“,<br />
wählen aus ihren Reihen ihre Gremien,<br />
Ordensrat und Ordenskapitel,<br />
sowie die Ehrenritter. Die<br />
Mehrzahl der etwa hundert Mit-<br />
Die <strong>Wein</strong>bruderschaft Baden-Württemberg<br />
Tafelrunde, Ordenskapitel, Majordomus – diese Begriffe sucht man<br />
eher in einer alten Rittersage als bei einer Organisation des 21. Jahrhunderts,<br />
die sich dem <strong>Wein</strong> verschrieben hat. Doch für die Mitglieder<br />
der <strong>Wein</strong>bruderschaft Baden-Württemberg sind diese Vokabeln<br />
selbstverständlich, benennen sie doch Einrichtungen ihres Vereinslebens.<br />
Bei der <strong>Wein</strong>bruderschaft handelt es sich nicht um eine Ansammlung<br />
verknöcherter Traditionalisten, sondern um weinfreundlich gesinnte,<br />
weinverständige Männer, die sich mit der Geschichte und Kultur des<br />
<strong>Wein</strong>es vertraut machen, ihr Wissen um den <strong>Wein</strong> fördern, die <strong>Wein</strong>kultur pflegen<br />
und würdigen – so wie es ihr Wahlspruch ausdrückt: „Ad majorem<br />
vini gloriam“ – „Zur höheren Ehre des <strong>Wein</strong>es“.<br />
glieder kommt aus verschiedensten<br />
Berufsgruppen, darunter sind<br />
Notar, Unternehmensberater, Ingenieur,<br />
Sachbearbeiter, Selbstständige<br />
und Angestellte. Nur etwa<br />
fünf <strong>Pro</strong>zent haben beruflich<br />
mit <strong>Wein</strong> zu tun oder besitzen<br />
<strong>Wein</strong>güter. Diese wenigen <strong>Wein</strong>profis<br />
in der Bruderschaft erleichtern<br />
den Kontakt zur „<strong>Wein</strong>szene“,<br />
zu <strong>Wein</strong>baubetrieben, deren<br />
<strong>Pro</strong>dukte die <strong>Wein</strong>ritter kennenlernen<br />
wollen. Denn sechsmal im<br />
Jahr schulen diese bei <strong>Wein</strong>proben<br />
Gaumen und Zunge. Die<br />
<strong>Wein</strong>ritter sind nicht nur den<br />
sinnlichen Genüssen zugetan, sie<br />
streben auch danach, viel über<br />
das Objekt ihrer Leidenschaft zu<br />
erfahren. Etwa in den Fachvorträgen,<br />
die die Bruderschaft einmal<br />
im Jahr organisiert und in denen<br />
Experten Einblick in aktuelle,<br />
auch brisante wissenschaftliche<br />
und praxisnahe Themen geben,<br />
zum Beispiel Gentechnik im<br />
<strong>Wein</strong>bau oder die Reifung im Barrique<br />
oder Metallfass. Entsprechende<br />
Kostproben vertiefen die<br />
Theorie und befeuern die Dis -<br />
kussion nach dem Vortrag.<br />
<strong>Wein</strong>probe, Bruderschaftstagung,<br />
Exkursion, Ordensfest, Herbstfest<br />
– das Jahresprogramm der Bru-<br />
derschaft lässt den <strong>Wein</strong>rittern<br />
kaum Zeit, um sich in Ruhe auszutauschen.<br />
Hierzu werden die<br />
monatlichen Tafelrunden in<br />
<strong>Stuttgart</strong> genutzt, eine Art<br />
Stammtisch, bei dem ungezwungen<br />
geredet, gegessen, ein guter<br />
Tropfen getrunken, kurz: die Geselligkeit<br />
gepflegt wird. Trotz all<br />
dieser weinseligen Termine – ein<br />
Hort zügelloser Ausschweifung ist<br />
die <strong>Wein</strong>bruderschaft nicht. Die<br />
Ritter legen bei ihren Aktivitäten<br />
Wert auf Stil, „auf einen sauberen<br />
Ablauf. Wir wollen uns so benehmen,<br />
dass wir gerne wiederkommen<br />
dürfen“, in ein <strong>Wein</strong>gut, zu<br />
einer <strong>Wein</strong>probe, zu einer <strong>Wein</strong>bergbegehung.<br />
Von einer Allesumsonst-Mentalität<br />
und Trinkgelagen<br />
setzen sie sich ab. „Wir sind<br />
guter Stimmung bei einer <strong>Wein</strong>probe,<br />
aber dass zu viel getrunken<br />
wurde, das gab es noch nie.“<br />
Die <strong>Wein</strong>begeisterung hat die Ritter<br />
schon in die <strong>Wein</strong>güter und<br />
Keller Frankens, Rheinhessens,<br />
Griechenlands, des Trentino und<br />
sogar Südafrikas gebracht. „Über<br />
den Tellerrand hinausschauen“<br />
nennt Ulrich Bechtel diese Exkursionen.<br />
Doch dem eigenen Land<br />
ist die Bruderschaft, die die Bezeichnung<br />
„Baden-Württemberg“
Genießen im<br />
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<strong>Wein</strong> wandern · <strong>Wein</strong> erleben · <strong>Wein</strong> genießen
36<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Vergeblich klopft,<br />
wer ohne wein ist, an<br />
der muse pforte.<br />
Platon<br />
in ihrem Namen trägt, besonders<br />
verbunden. Sie pflegt gute Kontakte<br />
zu den heimischen <strong>Wein</strong>bauverbänden<br />
und Winzern. Deshalb<br />
haben <strong>Wein</strong>e von hier für die<br />
Ordensbrüder oberste Priorität. So<br />
werden beim jährlichen Ordensfest<br />
im einen Jahr badische <strong>Wein</strong>e,<br />
im anderen Württemberger<br />
kredenzt. Ein Zeichen der Verbundenheit<br />
mit dem Land ist auch<br />
der Ehrenpreis, den die <strong>Wein</strong>bruderschaft<br />
stiftet und der bei der<br />
badischen und württembergischen<br />
Landesweinprämierung der<br />
<strong>Wein</strong>bauverbände vergeben wird.<br />
Mit feierlichem<br />
Ritterschlag<br />
Der jährliche „glanzvolle Höhepunkt<br />
des gesellschaftlichen Ordenslebens“,<br />
das Ordensfest, findet<br />
in stilvollem Ambiente statt,<br />
Kloster, Kurhaus oder ein Schloss<br />
bieten den würdigen Rahmen. Einige<br />
Männer dürften diesem Fest<br />
jeweils besonders entgegenfiebern<br />
– die Aspiranten, die in einem Zeremoniell<br />
in den Orden aufgenommen<br />
werden. „Wir legen Wert darauf,<br />
dies würdig zu gestalten und<br />
zu zeigen, dass es etwas Besonderes<br />
ist, <strong>Wein</strong>ritter der <strong>Wein</strong>bruderschaft<br />
zu werden. Das geht bis zur<br />
festlichen Kleidung“, sagt Ordensmeister<br />
Bechtel. Für die Aufnahme<br />
wird vorausgesetzt, dass der Bewerber<br />
zwei Bürgen unter den Rittern<br />
hat, sechs Veranstaltungen<br />
des Ordens besucht und bereits an<br />
einem Ordensfest als Gast teilge-<br />
nommen hat – dass man sich also<br />
kennenlernen konnte. Auch<br />
muss er eine gewisse <strong>Wein</strong>kenntnis<br />
bewiesen und eine Prüfung vor<br />
den zehn Männern des Ordenskapitels<br />
abgelegt haben. Dabei probiert<br />
der Aspirant sechs <strong>Wein</strong>e und<br />
ordnet sie sechs Etiketten zu, versucht<br />
also, die <strong>Wein</strong>e zu identifizieren.<br />
„Das ist eine interessante<br />
und kribbelige Geschichte, der<br />
Aspirant muss schon etwas wissen“,<br />
erzählt Bechtel.<br />
Dann beim Ordensfest erfolgen<br />
die letzten Weihen. Mit dem Verspruch<br />
verpflichtet sich der künftige<br />
<strong>Wein</strong>ritter, sich um den<br />
pfleglichen und respektvollen<br />
Umgang mit dem Kulturgut <strong>Wein</strong><br />
zu bemühen und den heimatlichen<br />
<strong>Wein</strong> hoch zu schätzen; er<br />
verspricht, den <strong>Wein</strong> zu ehren<br />
und zu würdigen und die hohe<br />
Kultur des <strong>Wein</strong>es und insbesondere<br />
seine Reinheit zu pflegen.<br />
Der Ritterschlag besiegelt die<br />
Aufnahme. Mit der Ordensplakette<br />
am Ordensband dekoriert – das<br />
Emblem auf der Plakette zeigt eine<br />
Sonne –, kann sich der neue<br />
Ritter anschließend mit seinen<br />
„<strong>Wein</strong>brüdern“ und deren Partnerinnen<br />
einem fürstlichen Menü<br />
und erlesenen <strong>Wein</strong>en hingeben.<br />
Nachwuchs willkommen<br />
Die Bruderschaft bemüht sich<br />
ständig, neue und jüngere Mitglieder<br />
zu gewinnen. Denn der<br />
Wandel in der Organisation ist<br />
groß, mal tritt jemand aus, mal<br />
stirbt ein Ritter, mal muss einer<br />
wegen des Berufs die Region verlassen.<br />
„Deshalb nehmen wir auch<br />
jährlich zwei bis fünf neue Mitglieder<br />
auf.“ Von Ende 20 bis 89<br />
reicht die Altersspanne derzeit bei<br />
den <strong>Wein</strong>rittern. Das Durchschnittsalter<br />
liegt bei etwa 55 Jahren.<br />
Dass junge Leute am <strong>Wein</strong> interessiert<br />
sind, das wurde Ulrich<br />
Bechtel bei einer privaten <strong>Wein</strong>probe<br />
mit dem jugendlichen Sohn<br />
von Freunden und dessen Kumpels<br />
bestätigt. „Das war prima, da<br />
<strong>Wein</strong>verspruch: Aufnahmeritual eines<br />
neuen <strong>Wein</strong>ritters beim Ordensfest<br />
<strong>Wein</strong>bruderschaft BW<br />
INFOVERANSTALTUNG<br />
Die <strong>Wein</strong>bruderschaft Baden-<br />
Württemberg stellt sich in einer<br />
Veranstaltung am 6. Februar<br />
2010 im Haus der Wirtschaft in<br />
<strong>Stuttgart</strong> vor, auch um neue<br />
Mitglieder zu gewinnen.<br />
Informationen über das<br />
Ordenssekretariat: Adalbert<br />
Poth, 07231 769088, und zu gegebener<br />
Zeit über die Internetadresse:<br />
www.wb-bw.de<br />
bin ich richtig stolz drauf“, freut<br />
sich der 55-Jährige. Inzwischen<br />
waren die jungen Männer auch<br />
Gäste der <strong>Wein</strong>bruderschaft. Offenbar<br />
haben alte und junge<br />
<strong>Wein</strong>freunde wenig Berührungsängste.<br />
Das Wissen über den <strong>Wein</strong><br />
an Jüngere weiterzugeben, ist für<br />
den Ordensmeister eine wichtige<br />
Aufgabe, „und eine Freude“.<br />
Allerdings – die Leserinnen und<br />
Leser haben es längst bemerkt – ist<br />
der <strong>Wein</strong>orden eine „Bruderschaft,<br />
ein Männerbund“. Frauen können<br />
nicht Mitglied werden. Doch bei<br />
den meisten Anlässen kann die<br />
Partnerin „ihren Ritter“ begleiten.<br />
Und seit 2005 dürfen „weininteressierte<br />
Damen“ auch an den<br />
<strong>Wein</strong>proben teilnehmen. „Frauen<br />
sind als Gäste stets willkommen.<br />
Zumal es Damen gibt, die sich sehr<br />
viel besser mit <strong>Wein</strong> auskennen als<br />
manche Herren.“<br />
Die Mitglieder der <strong>Wein</strong>bruderschaft<br />
werden zu Insidern, erhalten<br />
Einblick in die <strong>Wein</strong>wirtschaft,<br />
erweitern ihr Wissen um den <strong>Wein</strong><br />
und tragen es weiter. Sie sind Verbraucher,<br />
die den Erzeugern ermöglichen,<br />
ihnen ihre <strong>Pro</strong>dukte<br />
näherzubringen; die probieren und<br />
lernen, über die Qualität eines<br />
<strong>Wein</strong>es zu urteilen. „Selbst wenn<br />
man tausend <strong>Wein</strong>proben gemacht<br />
hat, ist die nächste so spannend<br />
wie die erste. Es gibt neue Sorten,<br />
neue Verfahren im Keller, und es<br />
ist hochinteressant, neue Trends zu<br />
beobachten“, weiß der Ordensmeister.<br />
Der Umgang mit dem<br />
<strong>Wein</strong> wird nicht langweilig.<br />
Monika Bönisch
Der Treffpunkt auf<br />
dem <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf<br />
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38<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
gute wirthin vieler<br />
zecher! So gefällt<br />
mir’s, flink und frisch;<br />
kommst du mit dem<br />
wein im becher, liegt<br />
das brot schon auf<br />
dem tisch.<br />
Ludwig Uhland<br />
Daimlers<br />
Wengerter<br />
Im Hauptberuf bei Daimler,<br />
im Nebenerwerb Winzer<br />
Durchs Neckartal in <strong>Stuttgart</strong> zieht sich das riesige Werksgelände der<br />
Daimler AG, vom Motorenwerk in Bad Cannstatt bis zur Gießerei<br />
in Esslingen-Mettingen. Fast parallel dazu an den Südhängen des<br />
Tals der Kontrast: <strong>Wein</strong>berg reiht sich an <strong>Wein</strong>berg, hinauf zur Grabkapelle<br />
auf dem Rotenberg und bis hinein nach Esslingen. Durch beide<br />
Wirtschaftszweige, den <strong>Wein</strong>- wie den Automobilbau, hat sich die<br />
Region einen guten Ruf erworben.<br />
Bevor die Industrie im Neckartal<br />
Einzug hielt, war die Landwirtschaft,<br />
besonders der <strong>Wein</strong>bau,<br />
die bedeutendste Erwerbsquelle<br />
in den Neckarvororten von<br />
<strong>Stuttgart</strong>; etwa in Untertürkheim<br />
und Obertürkheim, Uhlbach oder<br />
Rotenberg. Heute werden die Rebflächen<br />
meistens von größeren<br />
<strong>Wein</strong>baubetrieben bewirtschaftet,<br />
aber auch Nebenerwerbswinzer<br />
mischen kräftig mit. Darunter etliche,<br />
die in qualifizierten Berufen<br />
beim Autobauer Daimler arbeiten.<br />
So wie der Werkzeugmacher Erwin<br />
Kurrle aus Uhlbach, 53, und<br />
Kai-Uwe Fuchslocher aus Rotenberg,<br />
45 und als Teamleiter Facility<br />
Management tätig.<br />
Verantwortung<br />
für das Erbe<br />
Erwin Kurrles Vater war lange<br />
Jahre Kellermeister bei der <strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft<br />
in Uhl-<br />
bach. Nebenher bewirtschaftete er<br />
mit seiner Frau den eigenen kleinen<br />
<strong>Wein</strong>baubetrieb. Als der Senior<br />
1976 starb, hatte Sohn Erwin<br />
gerade seine Ausbildung bei<br />
Daimler abgeschlossen und musste<br />
sich der Frage stellen, wie es<br />
mit dem 70 Ar großen <strong>Wein</strong>berg<br />
weitergehen sollte. Erst wenige<br />
Jahre zuvor, 1970, war die Rebflurbereinigung<br />
in Uhlbach abgeschlossen<br />
worden. Endlich war es<br />
so weit, dass die <strong>Wein</strong>berge, die<br />
man nach der Flurbereinigung<br />
hatte neu bepflanzen müssen,<br />
wieder einen vollen Ertrag brachten.<br />
„Die Flurbereinigung hat<br />
unheimlich viel Geld und Arbeitskraft<br />
gekostet, da kannst du das<br />
nicht einfach hergeben“, sagte<br />
sich der zwischen <strong>Wein</strong>stöcken<br />
aufgewachsene Sohn. Zusammen<br />
mit seiner Mutter übernahm er<br />
den Kleinbetrieb. Später kam<br />
seine Frau hinzu. Kurrle erweiterte<br />
den Fuhrpark, etwa mit einem<br />
Schmalspurtraktor, um die <strong>Wein</strong>berge<br />
im Direktzug zu bewirtschaften.<br />
Mit <strong>Wein</strong>gärten, die ihm<br />
Vettern und Basen antrugen,<br />
wuchs der Betrieb auf 1,3 Hektar<br />
an. Tagsüber ging Kurrle weiterhin<br />
„zum Daimler“, wie auch heute<br />
noch.<br />
Kai-Uwe Fuchslocher dagegen<br />
hatte zunächst mit dem <strong>Wein</strong>bau<br />
nichts am Hut. Er war ebenso wie<br />
sein Umfeld, seine Freunde, in<br />
der Industrie tätig. Einen <strong>Wein</strong>berg<br />
betrat er erstmals, nachdem<br />
er sich in eine Winzerstochter<br />
verliebt hatte – den <strong>Wein</strong>berg<br />
seines späteren Schwiegervaters.<br />
Fuchslocher trank bis dahin nicht<br />
mal <strong>Wein</strong>; deshalb war es „ein<br />
Aha-Erlebnis, als ich zum ersten<br />
Mal mit meiner Frau bei einem<br />
<strong>Wein</strong>fest war. Da habe ich, als<br />
Biertrinker, den <strong>Wein</strong> so getrunken<br />
wie Bier.“ Das hatte Folgen;<br />
doch dieses Erlebnis hielt Fuchslocher<br />
keineswegs davon ab, zusammen<br />
mit seiner Frau den<br />
<strong>Wein</strong>baubetrieb weiterzuführen,<br />
als ihn der Schwiegervater nicht<br />
mehr bewirtschaften konnte. Inzwischen<br />
ist Fuchslocher Nebenerwerbswinzer<br />
mit 20-jähriger<br />
Erfahrung – und vom Biertrinker<br />
zum <strong>Wein</strong>genießer geworden.<br />
Auch er hat den Betrieb modernisiert<br />
und vergrößert, auf stolze<br />
2,5 Hektar.<br />
Die Familie<br />
hilft kräftig mit<br />
„Wir Daimlermitarbeiter“, sagt<br />
Fuchslocher offen, „wir müssen<br />
das nicht unbedingt wegen dem<br />
Geld tun. Da muss Überzeugung<br />
da sein.“ Beiden Männern ist klar,<br />
dass ihre Haupterwerbsarbeit<br />
nicht unter dem <strong>Wein</strong>bau leiden<br />
darf. „Wir haben anspruchsvolle<br />
Jobs, und wer heute im Nebenerwerb<br />
in den <strong>Wein</strong>bau einsteigt
und sich vergrößert, der kann das<br />
nur mit Leidenschaft tun. Das<br />
kann auch nichts sein, was einen<br />
belastet“, stellt Fuchslocher klar.<br />
Eher umgekehrt. „Wenn ich etwas<br />
aus dem Betrieb mit rausnehme“,<br />
etwa Ärger, „und geh in den<br />
<strong>Wein</strong>berg, dann ist das eine Viertelstunde<br />
später weg. Für mich ist<br />
das entspannend.“<br />
Allerdings räumen die beiden ein,<br />
dass sie ohne ihre Frauen die<br />
<strong>Wein</strong>berge kaum halten könnten.<br />
Die Ehefrauen (und die eine oder<br />
andere fleißige Hand aus der Familie)<br />
machen einen Großteil der<br />
Arbeit; während der Hauptsaison,<br />
die im Mai beginnt, ein Fulltimejob.<br />
Anspruchsvolle Handarbeit,<br />
die den <strong>Wein</strong>maßgeblich beeinflusst.<br />
In den Monaten Juni<br />
und Juli wächst das Laub bis zu<br />
zehn Zentimeter täglich, in der<br />
Woche also einen halben Meter.<br />
Nun heißt es, die Triebe in den<br />
Drahtrahmen einflechten, einkürzen<br />
und die Geiztriebe entfernen.<br />
„Und was ganz wichtig, aber<br />
auch zeitintensiv ist“, erläutert<br />
Erwin Kurrle, „das sind die qualitätsfördernden<br />
Maßnahmen,<br />
das Ausdünnen der Trauben.“<br />
Denn im heutigen <strong>Wein</strong>bau ist<br />
nicht Quantität, sondern Qualität<br />
gefragt. Die sogenannte Grünernte<br />
bedeutet, von den nichtgereiften<br />
Trauben wegzuschneiden<br />
oder sie zu halbieren. Dadurch<br />
gedeihen die verbleibenden<br />
Trauben besser.<br />
Die Dimension der Handarbeit ist<br />
enorm: „Auf einem Ar sind circa<br />
40 Stöcke mit jeweils sechs Trieben,<br />
rechnen Sie mal auf einen<br />
Hektar hoch, wie viel da zusammenkommt.<br />
Jeder muss einzeln<br />
behandelt werden“, sagt Fuchslocher.<br />
Bei einem Hektar also 4000<br />
Stöcke und 24 000 Triebe! Kein<br />
Wunder, dass die beiden Nebenerwerbswinzer<br />
selbst die Arbeit mit<br />
den Maschinen im Wengert bevorzugen<br />
...<br />
Die <strong>Wein</strong>lese im Herbst, von Romantikern<br />
oft als Inbegriff der<br />
Arbeit im <strong>Wein</strong>berg verklärt, ist<br />
dann nur noch das i-Tüpfelchen:<br />
„Das ist wie Erntedank. Das sieht<br />
man nicht als Arbeit an, sondern<br />
als Erfolg von dem, was man das<br />
ganze Jahr über gemacht hat“, so<br />
Erwin Kurrle.<br />
Der Genossenschaft<br />
eng verbunden<br />
Die Winzerfamilien Kurrle und<br />
Fuchslocher verfügen über jede<br />
Menge Know-how; sie haben<br />
viel von Eltern oder Schwiegereltern<br />
über <strong>Wein</strong>bau erfahren,<br />
sie haben sich einen theoretischen<br />
Hintergrund angeeignet,<br />
Schulungen besucht, Spritzprüfungen<br />
abgelegt und gelernt, die<br />
Zeichen der Natur zu verstehen.<br />
Deshalb können sie auch selbstbewusst<br />
sagen, dass sie sich im<br />
<strong>Wein</strong>bau wohl kaum von hauptberuflichen<br />
Winzern unterscheiden.<br />
„Die Anforderungen sind<br />
für alle gleich, wir müssen das<br />
gleiche hochwertige Traubengut<br />
abliefern wie unsere Vollerwerbskollegen“,<br />
stellt Fuchslocher<br />
klar. „Man muss eine Topqualität<br />
bringen“, sagt Kurrle;<br />
schlechtes Lesegut können sie<br />
sich nicht leisten, das verarbeitet<br />
und vergütet niemand. Auch ein<br />
Nebenerwerbler muss wirtschaftlich<br />
arbeiten. Ohne Erfolg<br />
würden sich die beiden Familien<br />
sicher nicht derart stark im<br />
<strong>Wein</strong>bau engagieren und immer<br />
wieder investieren – Kurrles haben<br />
erst vor zwei Jahren einen<br />
neuen <strong>Wein</strong>berg angelegt. Und<br />
sicher auch nicht ohne starke<br />
Genossenschaft im Rücken: Die<br />
beiden Winzer liefern ihre Trauben<br />
an das renommierte Collegium<br />
Wirtemberg, das 2007 aus<br />
den Winzergenossenschaften<br />
Uhlbach und Rotenberg entstanden<br />
ist. Man merkt, dass sich<br />
Kurrle und Fuchslocher mit ihrer<br />
Genossenschaft identifizieren,<br />
ja stolz auf deren Erfolg<br />
sind, der auch der ihre ist. Der<br />
Ausbau der <strong>Wein</strong>e erfolgt in der<br />
Genossenschaft; doch bei vielen<br />
anderen Arbeiten, die übers Jahr<br />
dort anfallen, müssen die „Collegen“<br />
die Ärmel hochkrempeln:<br />
beim Keltereinsatz, bei der Weiterverarbeitung,<br />
der Vermarktung,<br />
beim Organisieren von<br />
Veranstaltungen.<br />
Die Tradition<br />
soll weitergehen<br />
Ob die Kinder der beiden die<br />
<strong>Wein</strong>berge weiterbetreiben werden?<br />
Da sind sich die Familienväter<br />
nicht so sicher. Fuchslocher<br />
sieht die Zukunft für Nebenerwerbler<br />
eher düster: Es werde immer<br />
schwieriger. Die Ansprüche<br />
seien sehr, sehr hoch, man müsse<br />
viel investieren; der Trend geht<br />
eher zum Berufswinzer. Doch<br />
auch Fuchslocher hofft, dass die<br />
Tradition, die er übernommen hat,<br />
weitergeht, dass eines seiner Kinder<br />
sich später für den <strong>Wein</strong>bau<br />
begeistern kann. Jedenfalls haben<br />
er und seine Frau die Sprösslinge<br />
schon mal rangeführt ans Metier;<br />
ihnen, der Sohn war zehn, die<br />
Tochter acht, einen eigenen kleinen<br />
<strong>Wein</strong>berg überantwortet;<br />
„damit sie ein Gefühl dafür bekommen,<br />
wie sich so was entwickelt“.<br />
Die Kinder haben Reben<br />
gepflanzt, von Anbeginn bis heute<br />
ihren <strong>Wein</strong>berg selbst bewirtschaftet<br />
und natürlich auch den<br />
Erlös erhalten. Doch für die heute<br />
15- und 17-Jährigen wurde die<br />
Schule wichtiger, demnächst steht<br />
die Ausbildung an. Bis jetzt gehen<br />
sie noch mit in den <strong>Wein</strong>berg.<br />
Noch gibt es sie, die Nebenerwerbswinzer<br />
wie die Kurrles und<br />
Fuchslochers. Allein in den Abteilungen<br />
der beiden bei der Daimler<br />
AG gibt es vier weitere Kollegen,<br />
die ihren Feierabend, viele<br />
Samstage und auch den einen<br />
oder anderen Urlaubstag arbeitsam<br />
im <strong>Wein</strong>berg zubringen. Und<br />
zwangsläufig mit den Berufswinzern<br />
konkurrieren müssen.<br />
„Wir haben an den <strong>Wein</strong>berg dieselben<br />
Ansprüche wie für unsere<br />
Autos, die wir bauen: Das Beste<br />
ist nur gut genug“, sagt Kurrle<br />
lachend. Und Fuchslocher bestätigt:<br />
„Das ist völlig richtig. Das ist<br />
mein Anspruch und das ist auch<br />
der Anspruch in der Firma. Wenn<br />
ich hinter dem Ergebnis nicht stehen<br />
kann, kann ich mich auch<br />
dort nicht verwirklichen.“<br />
Ganz oder gar nicht – im Hauptberuf<br />
wie im Nebenerwerb.<br />
Monika Bönisch<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 39<br />
und am hügel<br />
hinab, wo du den sonnigen<br />
boden ihnen<br />
gebaut, neigen und<br />
schwingen sich deine<br />
freudigen reben,<br />
trunken, purpurner<br />
trauben voll.<br />
Friedrich Hölderlin
40<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Kein fest ohne<br />
wein – kein wein<br />
aber auch, der den<br />
tag nicht zum fest<br />
machen würde.<br />
Willy Reichert<br />
Maultaschen<br />
Die Maultasche ist die schwäbischste<br />
aller Spezialitäten. Die<br />
„Herrgottsbscheißerle“, wie die<br />
ursprüngliche Fastenspeise auch<br />
genannt wird, hat es in sich. Im<br />
Teigrock versteckt sich Leckeres.<br />
Die Zubereitungszeit beträgt etwa<br />
1 Stunde.<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
Für den Teig:<br />
3 frische Eier<br />
1 TL <strong>Wein</strong>essig<br />
etwas Salz<br />
3 EL Wasser<br />
350 g Mehl<br />
Für die Füllung:<br />
1 Zwiebel<br />
50 g Butter<br />
2 altbackene Brötchen<br />
1 Paar Landjäger<br />
300 g Schweinehackfleisch<br />
3 frische Eier<br />
etwas gehackte Petersilie<br />
etwas Salz<br />
schwarzer Pfeffer (Mühle)<br />
geriebene Muskatnuss<br />
Zum Kochen:<br />
1 1/2 l Fleischbrühe<br />
Zubereitung<br />
Eier, Essig und etwas Salz mit drei<br />
Esslöffeln Wasser verschlagen.<br />
Dann das Mehl darunterkneten.<br />
Den Teig kräftig durcharbeiten,<br />
dann etwa 30 Minuten zugedeckt<br />
stehen lassen. Inzwischen für die<br />
Füllung die Zwiebel schälen, fein<br />
würfeln und in der Butter anbraten.<br />
Die Brötchen in Wasser einweichen<br />
und dann gut ausdrücken.<br />
Die Würste in sehr kleine<br />
Würfel schneiden. Alles mit Hackfleisch<br />
und Eiern mischen. Mit Petersilie<br />
und den Gewürzen pikant<br />
abschmecken. Den Teig auf einer<br />
bemehlten Arbeitsplatte sehr<br />
dünn ausrollen (er soll 12 Quadrate<br />
von je 15 cm Kantenlänge ergeben).<br />
Jeweils einen Teil der Füllung<br />
in die Mitte der Teigstücke<br />
geben. Die Ränder der Teigstücke<br />
mit etwas Wasser bestreichen und<br />
zu Dreiecken zusammenklappen.<br />
Die Ränder fest andrücken (vorher<br />
die Luft herauslassen).<br />
Die Fleischbrühe erhitzen und die<br />
Maultaschen darin etwa 10 Minuten<br />
garen. Mit einer Schöpfkelle<br />
Die Maultasche<br />
Eine neue genial-schwäbische Idee<br />
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herausnehmen und heiß mit etwas<br />
Brühe übergossen servieren.<br />
Beilagen<br />
Kartoffelsalat und grüner Salat<br />
Tipp<br />
Maultaschen werden in Württemberg<br />
entweder in der Brühe gereicht,<br />
wie es das vorstehende Rezept<br />
beschreibt, oder mit Butter<br />
und Zwiebel übergossen. Dazu<br />
1 gewürfelte Zwiebel in 3 EL Butter<br />
braun braten. Hier in Süddeutschland<br />
nennt man das „geschmälzt“.<br />
Variation<br />
Viele Köchinnen strecken die Füllung<br />
ihrer Maultaschen mit Spinat.<br />
Das ist für die Augen, aber<br />
auch für den Magen in unserer kalorienzählenden<br />
Zeit eine Freude.<br />
<strong>Wein</strong>empfehlung<br />
Zu geschmälzten Maultaschen<br />
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<strong>Stuttgart</strong>, über den Killesberg und die<br />
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Römerkastell und dann über den Mühlsteg<br />
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Bad Cannstatt. <strong>Wein</strong>baumeister<br />
Rainer Dürr und <strong>Wein</strong>gutsleiter Bernhard<br />
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Termine: Freitag, 11. September<br />
<strong>2009</strong> und 2. Oktober <strong>2009</strong><br />
Treffpunkt ist um 16 Uhr (bzw. 15 Uhr)<br />
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42<br />
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schwingen sich deine<br />
freudigen reben,<br />
trunken, purpurner<br />
trauben voll.<br />
Friedrich Hölderlin<br />
Die <strong>Wein</strong>tipps<br />
der <strong>Wein</strong>dorf-Wirte<br />
Riesling, Lemberger oder Trollinger - Vielfalt ist angesagt<br />
Auf dem <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf - dem schönsten und größten im Lande - versammeln sich alljährlich<br />
Ende August die <strong>Wein</strong>liebhaber auf dem <strong>Stuttgart</strong>er Marktplatz und dem Schillerplatz. Vergebens wird<br />
man französische, spanische oder gar <strong>Wein</strong>e aus Übersee suchen. Die Wirte schenken ausschließlich<br />
heimische Gewächse aus. Und die können sich international durchaus messen. Viele Wirte auf dem <strong>Stuttgart</strong>er<br />
<strong>Wein</strong>dorf sind ja selbst <strong>Wein</strong>gärtner. Im WEIN-BOUELEVARD geben die Wirte ihre ganz<br />
persönlichen Favoriten preis. Machen Sie sich auf zur Testrunde durch die herrlich geschmückten,<br />
gemütlichen Lauben des <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorfs.<br />
ZUR ZAISSEREI Dieter und Siegfried Zaiß<br />
Unser <strong>Wein</strong>tipp:<br />
Zaißerei, Bad Cannstatt<br />
2008er Riesling trocken<br />
„Diesen spritzig frischen Riesling empfehlen wir zu Fisch<br />
oder Blattsalaten. Er ist außerdem eine idealer Trinkwein<br />
an warmen Abenden, z.B. am <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf.“<br />
WEINLAUBE TILMANN RUOFF Tilmann Ruoff<br />
Mein <strong>Wein</strong>tipp:<br />
<strong>Wein</strong>bau Ruoff, Obertürkheim<br />
Esslinger Schenkenberg Schillerwein trocken „T. Ruoff“<br />
„Ein frischer Sommerwein, genau das Richtige an lauen<br />
Abenden.“<br />
STUTTGARTER RATSKELLER Birgit Grupp<br />
Mein <strong>Wein</strong>tipp:<br />
Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
Fellbacher Grauer Burgunder<br />
„Frische Finesse und große Aromen kennzeichnen meinen<br />
Lieblingswein auf dem <strong>Wein</strong>dorf.“<br />
GASTHOF-WEINSTUBE WALDHORN Christian Straub<br />
Mein <strong>Wein</strong>tipp:<br />
<strong>Wein</strong>manufaktur Untertürkheim<br />
Grauer Burgunder trocken**<br />
„Er ist ein junger, feinrassiger Sommerwein mit<br />
angenehmer Säure. Er passt zum guten Essen genauso gut<br />
wie zum gemütlichen Plausch in der Abendsonne.“
KREHL’S LINDE Volker Krehl<br />
Mein <strong>Wein</strong>tipp:<br />
<strong>Wein</strong>gärtner Bad Cannstatt<br />
Travertin** Rotwein Cuveé<br />
„Dolce Vita aus Bad Canstatt. Ein moderner <strong>Wein</strong>, der<br />
alle Attribute eines kräftigen Rotweins erfüllt. Passt zu<br />
allem, was gut gekocht ist.“<br />
STUTTGARTER STÄFFELE Michael Wilhelmer<br />
Mein <strong>Wein</strong>tipp:<br />
<strong>Wein</strong>manufaktur Untertürkheim<br />
Grauer Burgunder** trocken<br />
„Sein würziges Aroma mit der leichten Süße lässt die<br />
vollreife Frucht exzellent zur Entfaltung bringen. Sehr<br />
schön an sommerlichen Abenden zu genießen.“<br />
RALPHS SCHLOSSSTUBE Ralph Benda<br />
Mein <strong>Wein</strong>tipp:<br />
Wilhelm Kern, Fellbach<br />
2008 Cannstatter Rotberger rosé<br />
„Als ,Novum‘ auf dem <strong>Wein</strong>dorf empfehle ich Cannstatter<br />
Rotberger rosé. Mit seinem aromatischen Bouquet sommerlicher<br />
Früchte ist er ein exzellenter Begleiter durch den Abend.“<br />
ZUM WEIN-ZAISS Helmut Zaiss<br />
Mein <strong>Wein</strong>tipp:<br />
<strong>Wein</strong>hof Am Württemberg Helmut Zaiss, Untertürkheim<br />
2008 TROLLIN-O<br />
„TROLLIN-O = Trollinger, weiß gekeltert, feine Fruchtaromen,<br />
fruchtige Raffinesse.“<br />
GASTHOF LINDE OBERBOIHINGEN Jörg Ebermann<br />
Mein <strong>Wein</strong>tipp:<br />
Collegium Wirtemberg, Rotenberg /Uhlbach<br />
Edition Wirtemberg Lemberger trocken<br />
„Ein <strong>Wein</strong> wie ich: jung, frisch, mit viel Temperament –<br />
passend zu jedem Anlass.“<br />
HASENWIRT UHLBACH Josef Stritzelberger<br />
Mein <strong>Wein</strong>tipp:<br />
<strong>Wein</strong>gut Zaiß, Obertürkheim<br />
2007 Riesling Spätlese trocken<br />
„Dieser spritzige Riesling mit seinen feinen Aromen von<br />
<strong>Wein</strong>bergpfirsich und Rosenblüten passt sehr gut zu Fisch<br />
oder gegrilltem Gemüse.“<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 43<br />
Was ist das für ein<br />
durstig jahr! die kehle<br />
lechzet immerdar. die<br />
leber dorrt mir ein.<br />
ich bin ein fisch auf<br />
trockenem sand, ich<br />
bin ein dürres ackerland.<br />
o, schafft mir<br />
wein, schafft wein!<br />
Ludwig Uhland
44<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Wohlauf noch<br />
getrunken den<br />
funkelnden wein.<br />
ade nun ihr lieben,<br />
geschieden muss sein.<br />
Justinus Kerner<br />
Frisch entkorkt<br />
Neuigkeiten, Aktuelles, Informationen und Wissenswertes<br />
<strong>Wein</strong>manufaktur Untertürkheim<br />
ist beste Genossenschaft<br />
Deutschlands<br />
Es ist fraglos eine der erstaunlichsten<br />
und ungewöhnlichsten<br />
<strong>Wein</strong>geschichten, die da im traditionsreichen<br />
<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>bau-Stadtteil<br />
Untertürkheim geschrieben<br />
worden ist. Innerhalb<br />
weniger Jahre ist aus einer ehrbaren<br />
<strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft,<br />
die solide schwäbische Tropfen<br />
auf den Markt brachte, der<br />
Spitzenerzeuger <strong>Wein</strong>manufaktur<br />
Untertürkheim geworden. Die<br />
Untertürkheimer „<strong>Wein</strong>macher<br />
aus Leidenschaft“ gehören heute<br />
zu dem kleinen, ansonsten nur<br />
aus Privatwinzern bestehenden<br />
Trupp der schwäbischen Gipfelstürmer,<br />
die in der deutschen<br />
<strong>Wein</strong>szene derzeit für Furore sorgen<br />
und Preis um Preis ins Württembergische<br />
holen.<br />
Im Fall <strong>Wein</strong>manufaktur heißt<br />
das: dreimal in Folge erster Platz<br />
beim Deutschen Rotweinpreis –<br />
ein Kunststück, das zuvor noch<br />
keiner deutschen Genossenschaft<br />
gelungen war, und ein weiterer<br />
Beweis dafür, dass der Schritt von<br />
der <strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft<br />
zur <strong>Wein</strong>manufaktur mehr war<br />
als ein Namenswechsel. Manufaktur<br />
statt Genossenschaft – das<br />
war eine kleine Revolution, steht<br />
für einen radikalen Bruch mit der<br />
seitherigen Firmenphilosophie.<br />
Das Jahr <strong>2009</strong> ist ein außerordentlich<br />
erfolgreiches Jahr für die<br />
Spezialisten von der <strong>Wein</strong>manufaktur<br />
Untertürkheim. Anfang<br />
des Jahres haben Genossen die<br />
dritte Traube im Gault Millau erhalten<br />
und sind somit zur besten<br />
Genossenschaft in Deutschland,<br />
gemeinsam mit den Winzer aus<br />
Mayschoss, aufgestiegen. Des<br />
Weiteren hat die 1887 gegründe-<br />
Stolz: Kellermeister Jürgen Off mit einem Spitzentropfen aus seinem Keller.<br />
<strong>Wein</strong>manufaktur Untertürkheim<br />
te Genossenschaft beim diesjährigen<br />
Artvinum Award, welcher<br />
vom Land Baden-Württemberg<br />
ausgeschrieben wurde, gleich in<br />
zwei Kategorien den ersten Platz<br />
belegt. Zum einen wurden die 40<br />
<strong>Wein</strong>gärtner als beste Genossenschaft<br />
und zum anderen mit dem<br />
besten Genossenschaftswein bewertet.<br />
Im Juni haben sie den<br />
ersten Platz bei der Sommerwein-<br />
<strong>Wein</strong>manufaktur<br />
Untertürkheim<br />
Rebfläche: 92 Hektar<br />
Zahl der Mitglieder: 87<br />
Jahresproduktion:<br />
750 000 Flaschen<br />
Beste Lagen: Untertürkheimer<br />
Mönchberg und Altenberg,<br />
Obertürkheimer Kirchberg<br />
Boden: Keuper-Verwitterung<br />
Rebsorten:<br />
36% Trollinger, 18% Riesling,<br />
12% Spätburgunder, 11% Lemberger,<br />
4% Müller-Thurgau,<br />
3% Kerner, 16% übrige Sorten<br />
Durchschnittsertrag: 91 hl/ha<br />
Beste Jahrgänge:<br />
2003, 2005, 2007<br />
www.weinmanufaktur.de<br />
verkostung des Wirtschaftsmagazins<br />
„Capital“ überreicht bekommen.<br />
Diese Erfolge sind zu einem<br />
großen Teil auf die absolute Qualitätsphilosophiezurückzuführen.<br />
Qualität vor Quantität und<br />
Unverwechselbarkeit von Menge,<br />
sind das Credo der <strong>Wein</strong>gärtner<br />
im Neckartal.<br />
Fazit: Die <strong>Wein</strong>manufaktur hat<br />
Einzug in die Elite des deutschen<br />
<strong>Wein</strong>baus gehalten. Wenn das so<br />
weitergeht, werden die <strong>Wein</strong>macher<br />
aus Leidenschaft ihr Ziel<br />
bald erreicht haben: Dass beim<br />
Stichwort „Sterne aus Untertürkheim“<br />
nicht allein an Autos der<br />
Spitzenklasse gedacht wird.<br />
<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>krimi<br />
In der Reihe mit lokalen Krimis<br />
bringt der Tübinger Silberburg-<br />
Verlag endlich einen <strong>Stuttgart</strong>er<br />
<strong>Wein</strong>krimi in die Buchläden. „Tod<br />
im Trollinger“ heißt der vielversprechende<br />
Titel des Krimis von<br />
Sigrid Ramge. Wer hat den jungen,<br />
smarten Industriellen Rolf<br />
Ranberg so gehasst, dass er ihm<br />
tödliches Gift in sein Abendviertele<br />
schüttete?
Der abgeklärte Hauptkommissar<br />
Schmoll und seine engagierte<br />
junge norddeutsche Kollegin Irma<br />
Eichhorn nehmen die Ermittlungen<br />
auf und stoßen auf ein<br />
Wespennest aus Hass und Intrigen:<br />
Jetzt erscheint der Saubermann<br />
Ranberg in einem völlig<br />
anderen Licht. Als plötzlich Claire,<br />
die Ehefrau des Toten, und der<br />
Gärtner Max Busch, ein Jugendfreund<br />
Ranbergs, gleichzeitig wie<br />
vom Erdboden verschluckt sind,<br />
scheint der Fall klar zu sein: Der<br />
Täter ist immer der Gärtner!<br />
Wenn Irma Eichhorn daran nicht<br />
noch ihre Zweifel hätte ...<br />
Sigrid Ramge<br />
Tod im Trollinger<br />
Ein <strong>Stuttgart</strong>-Krimi<br />
208 Seiten, 9,90 €<br />
ISBN 978-3-87407-854-2<br />
Keine Angst vorm Winzer<br />
„Tannin“, „Abgang“, „Mineralik“?<br />
Wem derlei Begriffe rätselhaft<br />
sind, der fühlt sich leicht<br />
ausgeschlossen, wenn <strong>Wein</strong>experten<br />
fachsimpeln. Jetzt gibt es<br />
professionelle Hilfe.<br />
Vor allem beim Einkauf im <strong>Wein</strong>gut<br />
oder beim Fachhändler<br />
kommt der <strong>Wein</strong>freund nicht um<br />
das Gespräch mit dem Erzeuger<br />
oder Händler herum. Über <strong>Wein</strong><br />
sprechen heißt: Mehr Spaß und<br />
Genuss mit <strong>Wein</strong>! Wer scheut<br />
nicht die „Blamage“, sich als blutiger<br />
<strong>Wein</strong>laie zu entlarven? Welcher<br />
angehende <strong>Wein</strong>liebhaber<br />
hat nicht schon mal das Gefühl<br />
gehabt: Man müsste doch mehr<br />
über <strong>Wein</strong> wissen!<br />
Das Buch „Keine Angst vorm<br />
Winzer“ zeigt, wovon und wie<br />
Winzer reden und warum ihnen<br />
Themen wie Rebsorten, Ausbau<br />
und Boden so wichtig sind. Mit<br />
situationsbezogenen Tipps und<br />
Hintergrundwissen bietet es dem<br />
<strong>Wein</strong>käufer eine optimale Hilfe,<br />
um die erste Hemmschwelle – die<br />
Sprachlosigkeit in Sachen <strong>Wein</strong><br />
– zu überwinden. Wie der Winzer<br />
arbeitet, wie man Qualität<br />
beurteilt und beschreibt, Mängel<br />
erkennt und vor allem <strong>Wein</strong>e<br />
ausfindig macht, die schmecken<br />
und zum jeweiligen Anlass passen,<br />
ob bei der Kellerbesichtigung<br />
oder im Restaurant – das<br />
alles steht im Buch. Viel mehr<br />
noch: Der Leser findet nicht nur<br />
die nötigen Erklärungen, sondern<br />
auch konkrete Formulierungshilfen.<br />
In einem Selbsttest<br />
kann er zudem ermitteln, wie<br />
weit seine <strong>Wein</strong>leidenschaft<br />
schon fortgeschritten ist.<br />
Tanja Klein, Rolf Klein<br />
Keine Angst vorm Winzer<br />
Der kompakte Ratgeber für den<br />
Direkteinkauf bei Winzern und<br />
Händlern<br />
224 Seiten mit zahlreichen Illustrationen,<br />
16,90 €<br />
B3 Verlag, Frankfurt am Main,<br />
ISBN 978-3-938783-49-8<br />
Wir Württemberger<br />
<strong>Wein</strong>gärtner<br />
Dieses verschwenderisch reichhaltige<br />
Bilder- und Lesebuch versteht<br />
sich als Hausbuch der<br />
Württemberger <strong>Wein</strong>gärtner genossenschaften.<br />
Es ist zugleich<br />
das Kaleidoskop einer einzigartigen<br />
Kulturlandschaft entlang des<br />
Neckars und seiner Zuflüsse, zwischen<br />
Albrand und Unterland,<br />
von Hohenlohe bis <strong>Stuttgart</strong>. Dieses<br />
Buch ist eine Liebeserklärung<br />
an die – nur hier in Württemberg<br />
so genannten – <strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaften:<br />
an ihre Funktionsweise<br />
und ihre Sinnstiftung,<br />
ihren Nutzen – und natürlich ihren<br />
<strong>Wein</strong>. In knapp 50 Geschichten,<br />
Porträts, historischen Rückblicken<br />
und kleinen Reportagen<br />
werden wir Innen- und Außenleben<br />
der WGs beschrieben,<br />
die Menschen und deren Arbeit<br />
gezeigt.<br />
Ein Bildband zum Lesen und Spazierengucken,<br />
zum Genießen und<br />
Appetitbekommen, mit allen Adressen<br />
und vielen Informationen.<br />
Ute Böttinger,<br />
Andreas Braun, Kurt Huber<br />
Wir Württemberger<br />
<strong>Wein</strong>gärtner<br />
Mit 210 farbigen Fotografien,<br />
206 Seiten; € 45,-<br />
ISBN 978-3-926260-72-7<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 45<br />
Fließe, goldener<br />
regen, glühe, dunkles<br />
naß.<br />
Eduard Mörike
46<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Dort am gestade<br />
schwingen sich die<br />
reben – so sagt, wo<br />
habt ihr wein?<br />
im doppelstrom<br />
durchschwimmen<br />
wir das leben,<br />
schenkt ein,<br />
schenkt ein,<br />
schenkt ein!<br />
Gustav Schwab<br />
Veranstaltungstipps <strong>2009</strong><br />
17. bis 20. Juli<br />
<strong>Wein</strong>gut Knauß<br />
Sommerweintage rund ums<br />
<strong>Wein</strong>gut<br />
<strong>Wein</strong>stadt-Strümpfelbach<br />
Nolten 2<br />
Tel. 07151 606345<br />
www.weingut-knauss.com<br />
7. bis 17. August<br />
<strong>Wein</strong>gut Zaiß Obertürkheim<br />
31. Haus- und Hoffest<br />
S-Obertürkheim<br />
Mörgelenstr. 24<br />
Tel. 0711 324282<br />
www.zaiss.com<br />
22. und 23. August<br />
<strong>Wein</strong>kellerei Kölle<br />
Kelter-Hocketse<br />
Bönnigheim<br />
Schmiedsberger Weg 38<br />
Tel. 07143 24748<br />
www.weinkellerei-koelle.de<br />
25. August<br />
bis 24. September<br />
<strong>Wein</strong>gut und Besenwirtschaft<br />
Wöhrwag<br />
Besen<br />
S-Obertürkheim<br />
Klingenbachstr. 13<br />
Tel. 0711 328891<br />
www.karl-woehrwag.de<br />
28. bis 30. August<br />
<strong>Wein</strong>gut Kuhnle<br />
<strong>Wein</strong>serenade rund ums alte<br />
Forsthaus<br />
<strong>Wein</strong>stadt-Strümpfelbach<br />
Hauptstr. 49<br />
Tel. 07151 61293<br />
www.weingut-kuhnle.de<br />
29. bis 31. August<br />
<strong>Wein</strong>gut Berthold<br />
Hof und <strong>Wein</strong>fest<br />
Neckarsulm<br />
Reutweg 4<br />
Tel. 07132 37117<br />
www.weingut-berthold.de<br />
5. September<br />
Remstalkellerei<br />
Große Herbstverkostung<br />
<strong>Wein</strong>stadt-Beutelsbach<br />
Kaiserstr. 13<br />
Tel. 07151 69080<br />
www.remstalkellerei.de<br />
11. bis 13. September<br />
<strong>Wein</strong>gärtner Cleebronn-<br />
Güglingen<br />
<strong>Wein</strong>festival<br />
Ranspacherstr. 1<br />
Tel. 07135 98030<br />
www.cleebronner-winzer.de<br />
11. bis 14. September<br />
Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
<strong>Wein</strong>erlebnis am Kappelberg /<br />
Tag der offenen Tür<br />
<strong>Wein</strong>fest rund um die Neue Kelter<br />
und in den <strong>Wein</strong>bergen.<br />
Samstags mit Sektbar.<br />
Kappelbergstr. 48<br />
Tel. 0711 57880332<br />
www.fellbacher-weine.de<br />
26. August bis<br />
6. September<br />
<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Wein</strong>dorf<br />
Marktplatz, Schillerplatz<br />
und Kirchstraße<br />
im Herzen<br />
der Landeshauptstadt<br />
Tel. 0711 295010<br />
www.stuttgarterweindorf.de<br />
12. September<br />
Remstalkellerei<br />
<strong>Wein</strong> und Courage<br />
<strong>Wein</strong>stadt-Beutelsbach<br />
Kaiserstr. 13<br />
Tel. 07151 69080<br />
www.remstalkellerei.de<br />
13. September<br />
Bottwartal-Kellerei<br />
3-Burgen-Sonntag<br />
Großbottwar<br />
Alte Kelter<br />
Tel. 07148 96000<br />
www.3burgen-sonntag.de<br />
18. und 19. September<br />
Remstalkellerei<br />
Nacht der Keller<br />
<strong>Wein</strong>stadt-Beutelsbach<br />
Kaiserstr. 13<br />
Tel. 07151 69080<br />
www.remstalkellerei.de<br />
18. bis 21. September<br />
Kelter der <strong>Wein</strong>manufaktur<br />
Untertürkheim<br />
Untertürkheimer <strong>Wein</strong>- und<br />
Heimatfest<br />
S-Untertürkheim<br />
Strümpfelbacher Str. 47<br />
Tel. 0711 333000<br />
www.weinfest-untertuerkheim.de<br />
25. September<br />
bis 11. Oktober<br />
Cannstatter Oberamt<br />
Cannstatter Volksfest<br />
S-Bad Cannstatt<br />
Wasen<br />
Tel. 0711 8401349<br />
www.zaisserei.de<br />
1. bis 11. Oktober<br />
<strong>Wein</strong>hof Württemberg<br />
Schwäbisches Törggelen-<br />
Besenwirtschaft<br />
S-Untertürkheim<br />
Württembergstr. 48<br />
Tel. 0711 331422<br />
www.weinhof-zaiss.de
2. Oktober<br />
Kelter der <strong>Wein</strong>manufaktur<br />
Untertürkheim<br />
Schokolade & <strong>Wein</strong><br />
S-Untertürkheim<br />
Strumpfelbacher Str. 47<br />
Tel. 0711 333000<br />
www.weinmanufakturuntertuerkheim.de<br />
3. und 4. Oktober<br />
<strong>Wein</strong>gärtner Bad Cannstatt<br />
Tag der offenen Kelter<br />
S-Bad Cannstatt<br />
Rommelstraße 20<br />
Tel. 0711 542266<br />
www.badcannstatt-weine.de<br />
4. Oktober<br />
Bottwartal-Kellerei<br />
<strong>Wein</strong>erlebnistag<br />
Großbottwar<br />
Oberstenfelder Str. 80<br />
Tel. 07148 96000<br />
www.bottwartal-kellerei.de<br />
8. Oktober<br />
Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
Große <strong>Wein</strong>probe in der<br />
Schwabenlandhalle Fellbach<br />
Kappelbergstr. 48<br />
Tel. 0711 57880332<br />
www.fellbacher-weine.de<br />
9. bis 12. Oktober<br />
Fellbacher Herbst<br />
Erntedank-, Heimat- und<br />
<strong>Wein</strong>fest<br />
Tel. 0711 5851242<br />
www.fellbach.de<br />
13. bis 15. Oktober<br />
<strong>Wein</strong>gut Christel Currle<br />
Besenwirtschaft<br />
S-Uhlbach · Tirolerstr. 17<br />
Tel. 0711 322451<br />
www.weingut-currle.de<br />
16. Oktober<br />
Remstalkellerei<br />
<strong>Wein</strong>lesung Krimi „Rattes Gift“<br />
<strong>Wein</strong>stadt-Beutelsbach<br />
Kaiserstr. 13<br />
Tel. 07151 69080<br />
www.remstalkellerei.de<br />
17. und 18. Oktober<br />
Bottwartal-Kellerei<br />
Herbstfest / Bottwartal-<br />
Marathon<br />
Großbottwar<br />
Oberstenfelder Str. 80<br />
Tel. 07148 96000<br />
www.bottwartal-kellerei.de<br />
31. Oktober<br />
und 1. November<br />
<strong>Wein</strong>gut Zaißerei<br />
Kulturfest und Kelterfest<br />
ab 12 Uhr<br />
S-Münster<br />
Austr. 371<br />
Tel. 0711 8401349<br />
www.zaisserei.de<br />
7. November<br />
<strong>Wein</strong>gut Zaißerei<br />
Kulinarische <strong>Wein</strong>probe<br />
ab 18 Uhr<br />
Anmeldung erforderlich<br />
S-Münster<br />
Austr. 371<br />
Tel. 0711 8401349<br />
www.zaisserei.de<br />
20. bis 21. November<br />
Kelter der <strong>Wein</strong>manufaktur<br />
Untertürkheim<br />
Festliche <strong>Wein</strong>probe<br />
in der <strong>Wein</strong>manufaktur<br />
Einlass 19 Uhr<br />
S-Untertürkheim<br />
Strümpfelbacher Str. 47<br />
Tel. 0711 333000<br />
www.weinmanufakturuntertuerkheim.de<br />
6. bis 20. Dezember<br />
Trollingerhöfle<br />
Edelbrandwoche<br />
S-Untertürkheim<br />
Württembergstr. 46<br />
Tel. 0711 333000<br />
www.trollingerhoefle.de<br />
Jeden 1. Samstag im Monat<br />
Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
<strong>Wein</strong>proben mit Kellerführung<br />
um 19 Uhr, 6er-<strong>Wein</strong>probe mit<br />
Imbiss für 15 €<br />
Kappelbergstr. 48<br />
Tel. 0711 57880332<br />
www.fellbacher-weine.de<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 47<br />
Wie lieblich jene<br />
sanften Hügel, jene<br />
berge, mit obst und<br />
wein besetzt, jene<br />
fruchtbaren täler<br />
mit bächen und<br />
flüssen, dazu ein<br />
milder himmel und<br />
ein guter, kräftiger<br />
schlag von menschen.<br />
Wilhelm Hauff
Vergrößer‘ den<br />
Genuss!<br />
Teinacher. Eine Empfehlung des Hotel- und<br />
Gaststättenverbandes DEHOGA Baden-Württemberg.