Falstaff Magazin Schweiz Nr. 8/2023
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GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />
/ okt <strong>2023</strong><br />
WUNDER-WEINE<br />
DAS GEHEIMNIS<br />
VON PAUILLAC<br />
WILDBRET<br />
GESÜNDER<br />
GEHT’S NICHT<br />
WAADTLAND<br />
DIE HEIMAT DES<br />
CHASSELAS<br />
Dream Cruises<br />
08<br />
DIE TOLLSTEN KREUZFAHRTEN, DIE BESTEN ROUTEN<br />
SCHWEIZ-AUSGABE 08/<strong>2023</strong><br />
CHF 14,–<br />
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HERAUSGEBERBRIEF<br />
SCHIFF AHOI!<br />
LIEBE FEINSCHMECKERINNEN,<br />
LIEBE FEINSCHMECKER!<br />
Mehr als 300 Kreuzfahrtschiffe sollen es sein, die<br />
derzeit über die Weltmeere cruisen. Und das ist<br />
noch längst nicht das Ende der Fahnenstange.<br />
Aktuell sind zahlreiche weitere dieser Meeresgiganten in<br />
Bau, immer noch grösser, noch luxuriöser, noch aussergewöhnlicher.<br />
Kreuzfahrten, bestätigen Reiseveranstalter,<br />
sind DIE grossen Gewinner der Branche in den Post-<br />
Corona-Jahren. Und das ist nur logisch: Man gleitet<br />
majestätisch durch die grossartigsten Landschaften,<br />
ankert in den malerischsten Buchten und geht in den<br />
aufregendsten Hafenstädten an Land. Dazwischen<br />
verwöhnt einen die Crew nach Strich und Faden. Unsere<br />
Prognose: Kreuzfahrten werden weiter an Bedeutung<br />
gewinnen und eines der wichtigsten Tourismussegmente<br />
überhaupt werden. Wir tragen dieser Entwicklung Rechnung<br />
und beschäftigen uns in dieser Ausgabe mit den<br />
wichtigsten Kreuzfahrttrends. Etwa der Tatsache, dass<br />
inzwischen kaum mehr eine Reederei ohne Topköche<br />
auskommen mag. Oder welchen Entwicklungen im<br />
Kreuzfahrtbusiness die Zukunft gehört. Und natürlich<br />
präsentieren wir Ihnen sechs der aussergewöhnlichsten<br />
Kreuzfahrten im Jahr 2024.<br />
Aber natürlich gibt es auch sonst das übliche <strong>Falstaff</strong>-<br />
Paket für Sie: Im Wein-Teil widmen wir uns der einzigartigen<br />
Appellation Pauillac im Bordelais sowie dem<br />
Waadtland, das mit seiner Vielseitigkeit überrascht. Im<br />
Gourmet-Teil präsentieren wir die besten Wildrezepte<br />
und im Reiseteil nehmen wir Sie mit in den Norden – in<br />
die Genussstadt Kopenhagen.<br />
Viel Freude und gute Unterhaltung mit dieser neuen<br />
Ausgabe wünschen Ihnen<br />
WOLFGANG ROSAM<br />
Chefredaktor und Herausgeber<br />
<strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
ALOYS HIRZEL<br />
Verwaltungsratvorsitzender und<br />
Herausgeber <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
BENJAMIN HERZOG<br />
und DOMINIK VOMBACH<br />
Chefredaktion <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Fotos: Stefan Gergely, Ian Ehm, Andrea Ebener<br />
WOLFGANG M. ROSAM<br />
wolfgang.rosam@falstaff.com<br />
@RosamWolfgang<br />
DOMINIK VOMBACH<br />
dominik.vombach@falstaff.com<br />
ALOYS HIRZEL<br />
aloys.hirzel@falstaff.com<br />
BENJAMIN HERZOG<br />
benjamin.herzog@falstaff.com<br />
www.maison-blanche.ch<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
5
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08<br />
08<br />
OKTOBER<br />
142<br />
Fahrkarte ins Paradies:<br />
sechs der schönsten Kreuzfahrten<br />
für 2024 im <strong>Falstaff</strong>-Routencheck.<br />
/ okt <strong>2023</strong><br />
WUNDER-WEINE<br />
DAS GEHEIMNIS<br />
VON PAUILLAC<br />
GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />
WILDBRET<br />
GESÜNDER<br />
GEHT’S NICHT<br />
WAADTLAND<br />
DIE HEIMAT DES<br />
CHASSELAS<br />
COVER<br />
FOTO: LANA SAMCORP /<br />
SHUTTERSTOCK<br />
Dream Cruises<br />
DIE TOLLSTEN KREUZFAHRTEN, DIE BESTEN ROUTEN<br />
SCHWEIZ-AUSGABE 08/<strong>2023</strong><br />
CHF 14,–<br />
WWW.FALSTAFF.COM<br />
102<br />
Wilder Genuss: Wildbret<br />
ist gesund und wird<br />
immer beliebter.<br />
132<br />
Der Munsterkäse – ein göttlicher Stinker<br />
und nichts für Käseanfänger.<br />
COVER: DREAM CRUISES<br />
30 GROSSE WEINE AUF GROSSER FAHRT<br />
Das Angebot der feinen und raren Weine auf hoher See<br />
wird immer umfangreicher<br />
84 KURS AUF DEN GAUMEN<br />
Immer mehr Topköche versorgen auch<br />
Kreuzfahrtpassagiere mit ihren Spezialitäten<br />
94 SERIE KUNST, POLITIK UND KULINARIK<br />
Queen Elizabeth II. und ihre Yacht «Britannia»<br />
100 IN WEITER FERNE SO NAH<br />
Essay: Die Sehnsucht nach der Ferne<br />
142 FAHRKARTE INS PARADIES<br />
Die sechs schönsten Kreuzfahrten des Jahres 2024 im<br />
<strong>Falstaff</strong>-Routencheck<br />
166 WOHER DER WIND WEHT<br />
Für jeden Geschmack etwas – welche Trends sich in der<br />
Kreuzfahrt abzeichnen<br />
178 BLAUE WELLEN, GRÜNE ZIELE<br />
Nachhaltigkeit ist auch für Premiumkreuzfahrten<br />
zunehmend ein Thema<br />
WEIN & MEHR<br />
16 WEIN-NOTIZEN<br />
Die Chefredaktoren Benjamin Herzog und Dominik<br />
Vombach präsentieren das Neueste aus der Weinwelt<br />
18 PAUILLAC: DIE BESTE WEINREGION DER WELT<br />
Der unverwechselbare Stil einer kleinen Appellation<br />
5 HERAUSGEBERBRIEF<br />
207 IMPRESSUM<br />
218 SAGEN SIE EINMAL …<br />
18<br />
Traum-Appellation Pauillac:<br />
Das berühmte Anbaugebiet<br />
im Bordelais gilt Kennern als<br />
das beste der Welt.<br />
Fotos: tb-photography / Shutterstock, iStockphoto / Getty Images, StockFood, beigestellt<br />
6 falstaff okt <strong>2023</strong>
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OKTOBER<br />
38<br />
Mit Bacchus an der Seite:<br />
Das aufstrebende<br />
Weinland Serbien.<br />
120<br />
Das «Cheval Blanc» in Basel<br />
bleibt seiner Linie treu.<br />
38 WEIN-MEKKA SERBIEN<br />
Mit grossem Engagement zum neuen<br />
Hotspot für Weinkenner<br />
50 SERIE WEINBAUGEBIET<br />
Waadtland: spektakuläre Reb terrassen<br />
und rote Spezialitäten<br />
62 INSEL ZUM GENIESSEN<br />
Eine Weinreise durch die atemberaubenden<br />
Weingüter Mallorcas<br />
72 GIN … UND KEIN ENDE<br />
Die aktuellsten Gin-Trends<br />
GOURMET<br />
82 GOURMET-NOTIZEN<br />
Die Chefredaktoren Benjamin Herzog<br />
und Dominik Vombach mit<br />
kuli narischen News<br />
102 WILDER GENUSS<br />
Wildbret wird immer beliebter<br />
112 ON THE WILD SIDE<br />
Drei Spitzenköche verraten ihre<br />
Lieblingsrezepte mit Wildfleisch<br />
120 SERIE RESTAURANT-IKONEN<br />
Das «Cheval Blanc» in Basel<br />
127 SIXPACK<br />
Sechs Restaurants im Test<br />
132 SERIE KÄSE: MUNSTER AOP<br />
Der Elsässer Rotschmierkäse<br />
REISE<br />
140 TRAVEL-NOTIZEN<br />
Reisehighlights von<br />
Chefredaktor Sebastian Späth<br />
184 LONG WEEKEND KOPENHAGEN<br />
Tipps für ein perfektes<br />
Wochenende<br />
214 EVENTS<br />
JOURNAL<br />
TASTING<br />
194 TROPHY SYRAH<br />
200 TROPHY SERBIEN<br />
208 TROPHY BAROLO,<br />
BARBARESCO & ROERO<br />
DIE NÄCHSTE FALSTAFF-AUSGABE ERSCHEINT AM 10.11.<strong>2023</strong><br />
50<br />
Waadtland: das zweitgrösste<br />
Weinbaugebiet der <strong>Schweiz</strong>.<br />
112<br />
Herbstzeit ist Wildzeit:<br />
drei Spitzenköche setzen Reh, Hirsch<br />
und Hase raffiniert in Szene.<br />
Fotos: beigestellt, Claudia Schindlmaisser, Michal Stipek / Shutterstock, Lena Staal<br />
8 falstaff okt <strong>2023</strong>
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cover / INTRO<br />
Sansibar, Tansania Foto: Denis Belitsky / Shutterstock<br />
10<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
MEER ...<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
11
cover / INTRO<br />
... FLUSS ...<br />
Assuan, Ägypten Foto: AlexAnton / Shutterstock<br />
12 falstaff okt <strong>2023</strong>
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
13
cover / INTRO<br />
Lofoten, Norwegen Foto: mauritius images / Alamy Stock Photos / Nick Fox<br />
14<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
... FJORD.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
15
Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />
BENJAMIN HERZOG<br />
und DOMINIK VOMBACH<br />
WEIN<br />
FLASCHEN ZUM<br />
WASCHEN<br />
Die Idee ist nicht neu, die Innovationskraft<br />
aber gross: Vor einigen<br />
Wochen lancierten acht Waadtländer<br />
Weinbetriebe das Projekt «Bottle Back»,<br />
das Mehrwegflaschen für Wein wieder in<br />
der <strong>Schweiz</strong> etablieren will. Die Flaschen<br />
der Kunden werden gesammelt, zentral<br />
gewaschen und wiederverwendet anstatt<br />
dem Recycling zugeführt. So sollen CO₂-<br />
Emissionen minimiert werden. Unter den<br />
Gründerinnern und Gründern gibt es<br />
bekannte Gesichter: Catherine Cruchon<br />
vom Weingut Henri Cruchon ist genauso<br />
dabei wie Laura Paccot von der Domaine la<br />
Colombe. Weitere Produzenten sind bereits<br />
eingestiegen, darunter etwa der Walliser<br />
Betrieb Ô Fâya Farm von Ilona Hunkeler,<br />
mehr sollen bald folgen.<br />
bottleback.ch<br />
NASA IDENTIFIZIERT<br />
REBENKRANKHEIT<br />
Die NASA hat ein Verfahren zur Früherkennung<br />
der Bratrollkrankeit entwickelt – und<br />
zwar mittels Infrarotbildern aus einem<br />
Flugzeug. Die von Viren ausgelöste Rebenkrankheit<br />
ist nicht behandelbar und verursacht<br />
alleine in den USA jährlich Schäden<br />
von rund drei Milliarden Dollar.<br />
KRISENDESTILLATION<br />
AUCH IN DEUTSCHLAND?<br />
Nach Frankreich, Italien und Spanien könnte<br />
es auch in Deutschland zu krisenbedingter<br />
Destillation von Rot- und Roséweinen<br />
kommen. Wie das Bundesministerium für<br />
Ernährung und Landwirtschaft im September<br />
mitteilte, bereitet es die Entwürfe zu<br />
den entsprechenden Verordnungen vor.<br />
MASI SETZT VERSTÄRKT<br />
AUF SCHAUMWEINE<br />
Das für Amarone bekannte Weingut Masi<br />
hat einen Vorvertrag zur Übernahme der<br />
Tenuta Casa Re im Oltrepò Pavese in der<br />
Lombardei unterzeichnet. Dazu gehören<br />
13 Hektar Weinberge, die vorwiegend mit<br />
Pinot Noir bestockt sind. Masi will damit<br />
verstärkt auf Schaumweine setzen.<br />
16 falstaff okt <strong>2023</strong>
NOTIZEN<br />
PROSECCO: HISTORISCH SCHWIERIGE ERNTE<br />
Fotos: yurok / Shutterstock, Ervin Edward / Shutterstock, zhu difeng / Shutterstock, mibres / Shutterstock, Alessandro Guerriero / Shutterstock, beigestellt, barmalini / Shutterstock, NZW Inc / Yealands Estate, Richard Semik / Shutterstock<br />
Nicht nur Hitze und<br />
Hagelstürme machten<br />
das Rebjahr <strong>2023</strong> im<br />
Prosecco-Anbaugebiet<br />
herausfordernd. Laut der<br />
Tageszeitung «La Reppublica»<br />
fehlten bei Erntebeginn<br />
noch immer 3000<br />
bis 5000 Arbeiter, um die<br />
Trauben pünktlich lesen<br />
zu können. Sandro Bottega<br />
der gleichnamigen<br />
Kellerei spricht von der<br />
schwierigsten Ernte seit<br />
40 Jahren.<br />
EKLAT IN DER RIOJA<br />
Der Verband Bodegas Familiares de Rioja, bestehend<br />
aus 216 Mitgliedern, erklärte kürzlich, nicht<br />
länger Teil der Leitungsgremien des Consejo<br />
Reguladors von Rioja sein zu wollen. Ebenso<br />
verlassen die Mitglieder den interprofessionellen<br />
Ausschuss Organización Interprofesional del Vino<br />
de Rioja. Die Weine würden trotzdem weiterhin<br />
unter der Herkunftsbezeichnung Rioja DOCa<br />
vermarktet. Die Vereinigung wirft dem Consejo<br />
Regulador vor, sich mit seiner Stategie gegen kleine<br />
und mittlere Bodegas zu stellen und nur Menge<br />
zu fördern. In den letzten 20 Jahren sei der<br />
Preis eines Liters Rioja um 17 Prozent gestiegen,<br />
die Teuerung allein betrage aber das Dreifache.<br />
LUXUSBOUTIQUE<br />
VON SOTHEBY’S<br />
Das Auktionshaus Sotheby’s eröffnet<br />
im Zürcher Flagshipstore von<br />
Bucherer seine weltweit erste Ultra-<br />
Luxus-Boutique. Der Sotheby’s<br />
Salon bei Bucherer ist ein innovatives<br />
Einzelhandelskonzept, das die<br />
Vielfalt der bei Sotheby‘s angebotenen<br />
Kategorien repräsentiert und ein<br />
neues Einkaufserlebnis bietet.<br />
NEUSEELAND: MASSIVE<br />
STEIGERUNG IM EXPORT<br />
Die neuseeländische Weinindustrie konnte<br />
ihren Export im vergangen Jahr kräftig<br />
steigern – um 19 Prozent bei der Menge<br />
und um satte 23 Prozent beim Wert.<br />
Das zeigen die offiziellen Zahlen. Insbesondere<br />
Sauvignon Blanc ist nach wie<br />
vor beliebt, wichtigster Exportmarkt<br />
bleiben die USA.<br />
DIE WALLISER DOMAINE DU<br />
MONT D’OR WIRD 175 JAHRE ALT<br />
Die Domaine du Mont d’Or bei Sion feiert<br />
<strong>2023</strong> ihr 175-jähriges Jubiläum. Zu<br />
diesem Anlass wurde der legendäre<br />
terrassierte Weinberg mit den gelben<br />
Häuschen in eine grosse Outdoorgalerie<br />
verwandelt. Noch bis 11. November kann<br />
die Ausstellung besichtigt werden.<br />
montdor.ch<br />
ORNELLAIA-CEO GIOVANNI<br />
GEDDES GEHT IN RUHESTAND<br />
Der langjährige CEO von Ornellaia, Massetto<br />
und Frescobaldi, Giovanni Geddes,<br />
geht 78-jährig in den Ruhestand. Dies<br />
kündigte er am Rande der 15. Präsentation<br />
der Ornellaia Vendemmia d’Artista in<br />
Venedig an. Geddes stiess 1996 zur<br />
Frescobaldi-Gruppe.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
17
wein / PAUILLAC<br />
PAUILLAC<br />
DIE BESTE WEINREGION<br />
DER WELT<br />
Bordeaux ist an önologischen Superlativen ohnedies nicht arm.<br />
Doch die kleine Appellation Pauillac im Médoc mit ihren gerade<br />
einmal 1200 Hektar Weingärten gilt unter Kennern als beste<br />
Weinregion der Welt. Stellt sich die Frage: Was macht den Stil<br />
dieser Weine so unverwechselbar und begehrenswert?<br />
TEXT PETER MOSER<br />
Foto: Château Pichon Baron / Serge Chapuis<br />
18<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
Château Pichon-Baron<br />
präsentiert sich in vollem<br />
Glanz, der moderne<br />
Degustationspavillon<br />
fügt sich prächtig<br />
ins Gesamtbild.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
19
wein / PAUILLAC<br />
Ein typischer Rotwein aus<br />
Pauillac ist geprägt von der<br />
Rebsorte Cabernet Sauvignon,<br />
die in der Appellation – neben<br />
Merlot, Cabernet Franc und<br />
etwas Petit Verdot – den Hauptsatz bildet.<br />
Er verfügt über eine dunkle, tiefe Farbe.<br />
Neben den Edelholznuancen des Barriqueausbaus,<br />
vornehmlich in Zeder, dominieren<br />
schwarze Johannisbeere (vulgo Cassis),<br />
Brombeere, Walnuss, rauchig-mineralische<br />
und manchmal auch erdige Nuancen das<br />
Bukett. Die Weine sind körperreich,<br />
besitzen eine gute Säure und reiche Tannine<br />
und verfügen über ein ausgezeichnetes<br />
Reifepotenzial. In seiner Jugend ist das<br />
Bukett eines Pauillac im Vergleich zu seinen<br />
nördlichen Nachbarn aus Saint-Éstèphe<br />
etwas zurückhaltender, am Gaumen<br />
präsentieren sich die südlichen Nachbarn<br />
aus Saint-Julien etwas eleganter, geschmeidiger<br />
und zugänglicher.<br />
Die Böden in Pauillac bestimmen den Stil<br />
natürlich mit, auffällig ist die hohe Konstanz<br />
in der Qualität der hier erzeugten Weine.<br />
Es ist kein Zufall, dass die Appellation<br />
fast zur Gänze von klassifizierten Gewächsen,<br />
darunter drei der vier Premiers Crus<br />
Classés des Médoc, abgedeckt wird. Und so<br />
hat es sich bei vielen Bordeaux- Freunden<br />
eingebürgert, einen gesamten Jahrgang nach<br />
der Qualität im Pauillac zu beurteilen. Die<br />
Appellation gibt also den Takt vor – und<br />
beeinflusst dabei oftmals das Weinbaugeschehen<br />
über die Grenzen des Bordelais<br />
hinaus. Es sind Details bei der Beschaffenheit<br />
der Böden, beim Kleinklima,<br />
das Alter und die Art der<br />
Reben oder die Nähe zur<br />
Gironde, alles Faktoren,<br />
die in einem Gewächs<br />
ihre zumeist<br />
unverwechselbaren<br />
Spuren hinterlas-<br />
sen. Nur so ist es dem geübten Verkoster<br />
möglich, einen La fite von einem Latour zu<br />
unterscheiden. Denn in Sachen Stil haben<br />
die Kellermeis ter mit ihrem Beraterstab<br />
zwar im Laufe der letzten Jahrzehnte einige<br />
Korrekturen angebracht, aber je höher<br />
die Qualität der Herkunft, umso lauter<br />
«spricht» am Ende stets der Boden. Mit jedem<br />
Jahr der Reife gewinnt ein Pauillac an<br />
Präzision, und am Ende unterscheiden sich<br />
die Meisterwerke der Winzer so klar und<br />
deutlich voneinander wie ein Picasso von<br />
einem Monet oder einem Cézanne.<br />
HISTORISCHES<br />
KLASSEMENT<br />
Bereits in spätrömischer<br />
Zeit wurden im Médoc<br />
Weingärten bearbeitet.<br />
Ausonius, der Dichter,<br />
selbst in Aqui tanien<br />
geboren, erwähnte<br />
Die Sorte Cabernet<br />
Sauvignon ist die Basis<br />
des Erfolgs von Pauillac<br />
und Weinen wie dem Château<br />
Grand-Puy-Lacoste (unten).<br />
Heni blam qui beriorepra nobitaq<br />
uibusandi commodi sequis iliquia<br />
conet es molorum fugiand aectia<br />
sumquos aut ea vellam ea cor as<br />
ipsam untori<br />
Fotos: Serge Chapuis Photographe / Château Grand-Puy-Lacoste, Alain Benoit Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
20<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
Einer der besten<br />
Preis-Leistungs-Weine<br />
unter den klassifizierten<br />
Gewächsen in der<br />
Appellation: Château<br />
Grand-Puy-Lacoste.<br />
DER KLASSISCHE PAUILLAC<br />
IST GEPRÄGT VON CASSIS,<br />
MINZE, TABAK UND EDELHOLZ.<br />
ER IST KRAFTVOLL UND<br />
FRISCH, ENGMASCHIG,<br />
TANNINREICH UND<br />
ÄUSSERST LANGLEBIG.<br />
solche sowie die Siedlung Pauliacus um das<br />
Jahr 335 n. Chr. in seinen «Briefen an<br />
Theon». Die Kleinstadt Pauillac, die der<br />
Region heute ihren Namen gibt, liegt direkt<br />
an der Gironde. Und über ihren Hafen ist<br />
sie einst auch zu gewissem Wohlstand<br />
gekommen. Im 18. Jahrhundert konnte der<br />
Ort mit dem Weinhandel aufblühen. Denn<br />
damals wurde jenes Privileg aufgehoben,<br />
das der Stadt Bordeaux ein Handelsmonopol<br />
mit England einräumte. Mit dem stark<br />
zunehmenden Weinbau im 19. Jahrhundert<br />
profitierte auch der Handelsplatz Pauillac.<br />
Heute verfügt die Appellation Pauillac<br />
über eine Anbaufläche von 1213 Hektar –<br />
das sind nur etwa 7,5 Prozent der insgesamt<br />
rund 16.000 Hektar Weingärten im Médoc.<br />
Bewirtschaftet werden diese von 33 unabhängigen<br />
Erzeugern. Weitere 21 beliefern<br />
<<br />
Hier reifen Millionenwerte: die Vinothek des<br />
Premier Grand Cru Classé Château Latour.
wein / PAUILLAC<br />
<<br />
eine Genossenschaft. Erzeugt werden<br />
zwischen sieben und acht Millionen<br />
Flaschen pro Jahr. 18 der Weingüter gehören<br />
zu jenen, die im Jahr 1855 klassifiziert<br />
wurden. Keine andere Appellation weist eine<br />
höhere Zahl an Grands Crus Classés im Verhältnis<br />
zu ihrer Fläche auf, nur im grossen<br />
Margaux sind 21 Betriebe klassifiziert. Eine<br />
abnehmende Zahl an Gütern in Pauillac<br />
sind als Crus Bourgeois eingestuft. Viele<br />
«bürgerliche Gewächse» mit gutem Terroir<br />
haben sich klassifizierte Nachbarn einverleibt,<br />
manche der Verbleibenden verzichten<br />
auf die Teilnahme an der kostspieligen<br />
Klassifikation. Im aktuellen Klassement, das<br />
bis 2025 Gültigkeit hat, ist einzig Château<br />
Plantey offiziell als bürgerliches Gewächs in<br />
Pauillac angeführt. Das zur AXA-Gruppe<br />
gehörende Château Pibran, noch 2003 als<br />
Cru Bourgeois Supérieur eingestuft,<br />
verzichtet seit der Neubewertung auf seinen<br />
Rang.<br />
Bei den Grands Crus, die in<br />
insgesamt fünf Ränge<br />
eingeteilt werden, besitzt<br />
Pauillac drei der<br />
insgesamt fünf<br />
Premiers Crus im<br />
Médoc: Lafite-<br />
KEINE ANDERE<br />
APPELLATION<br />
WEIST EINE GRÖSSERE<br />
ZAHL AN GRANDS CRUS<br />
CLASSÉS IM VERHÄLTNIS<br />
ZU IHRER FLÄCHE<br />
AUF ALS PAUILLAC<br />
Rothschild, Latour und seit 1973 Mouton-<br />
Rothschild. Die beiden Pichon- Güter sind<br />
im zweiten Rang platziert, dritte Gewächse<br />
gibt es nicht, Duhart-Milon ist viertklassiert,<br />
und es gibt zwölf Fünft gewächse.<br />
Viele dieser Cinqui èmes sind allerdings in<br />
der Lage, Rotweine von einer Güte zu<br />
erzeugen, die heute ihre Klassi fi kation bei<br />
Weitem übertrifft.<br />
DIE SÜDLICHEN GEFILDE<br />
Fährt man über die Schlösserstrasse (D2)<br />
aus Bordeaux Richtung Norden in die<br />
Region Pauillac, markiert eine kleine Senke,<br />
in welcher das Bächlein Ruisseau de Juillac<br />
fliesst, die Grenze zu Saint-Julien im Süden.<br />
Hinter einer Mauer erstreckt sich hier<br />
<<br />
EIN ECHTER<br />
PIRAT<br />
CHÂTEAU DUHART-MILON<br />
(ROTHSCHILD)<br />
Ein exzellenter Wein, den niemand so richtig<br />
auf dem Radar hat, kommt vom einzigen<br />
im vierten Rang klassifizierten Weingut in<br />
Pauillac. Das Gut in Nachbarschaft zu Lafite<br />
und Mouton liegt in der Gemarkung Milon.<br />
Der namensgebende Sieur Duhart verbrachte<br />
hier seinen Lebensabend, nachdem er im<br />
Dienste König Ludwigs XV. als Kaperfahrer<br />
die Weltmeere unsicher gemacht hatte. Im<br />
19. Jahrhundert kam das Gut in den Besitz der<br />
Familie Castéja, um 1900 wurde es als eines<br />
der besten Häuser im Médoc tituliert, dessen<br />
«ausgezeichnete Rebsorten einen Wein ergeben,<br />
der mit Mouton- und Lafite-Rothschild<br />
vergleichbar ist». Das 20. Jahrhundert brachte<br />
zahlreiche Besitzerwechsel und den allmählichen<br />
Niedergang, die Gebäude verfielen.<br />
Heute ist Duhart ein «Château» ohne Schloss.<br />
Zur vorletzten Jahrhundertwende war die<br />
Produktion noch grösser als jene von Latour<br />
oder Mouton, als 1962 die Rothschild-Familie<br />
(Lafite) Duhart kaufte, waren nur mehr 17 der<br />
76 Hektar des Rebberges in Ertrag. Der heutige<br />
Besitzer hat durch grosse Investitionen in<br />
Neuanpflanzung, Drainage und Kellertechnik<br />
den Wein wieder dorthin geführt, wo er als<br />
Grand Cru Classé hingehört. Spätestens seit<br />
2015 gehört dieses «Aschenputtel» zu den<br />
heissesten Aktien am Pauillac-Markt, 2022 ist<br />
hier der beste Wein seit Jahrzehnten gelungen<br />
(96 <strong>Falstaff</strong>-Punkte), der mit 85 Euro gegenüber<br />
dem Carruades de Lafite 2022 (ebenfalls<br />
96 Punkte) mit einem Subskriptionspreis von<br />
rund 260 Euro als gehobenes Schnäppchen<br />
bezeichnet werden darf.<br />
Saskia de Rothschild<br />
ist bereits seit<br />
2018 Chairman der<br />
Domaine Baron<br />
de Rothschild und<br />
seit 2021 CEO und<br />
Generaldirektorin<br />
von Lafite-Rothschild.<br />
Fotos: beigestellt, Francois Poincet, Martin Bruno<br />
22<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
wein / PAUILLAC<br />
Das Château Haut-Bages<br />
Libéral rückt immer näher an<br />
die Besten der Region heran.<br />
BIO-LOGISCHE<br />
ENTWICKLUNG<br />
CHÂTEAU HAUT-BAGES LIBÉRAL<br />
Der Anteil der Betriebe in Pauillac, die<br />
zertifiziert organisch oder – wie in diesem<br />
Fall – biodynamisch arbeiten, ist im Vergleich<br />
mit anderen Appellationen in Bordeaux sehr<br />
gross. Claire Villars, Besitzerin von Haut-<br />
Bages Libéral, stieg 2016 auf Biodynamie um,<br />
nachdem Pontet-Canet ab 2005 und Château<br />
Latour 2015 diesen Weg einschlagen hatten.<br />
Pédesclaux folgte 2019, seit 2021 sind nun<br />
auch Lafite-Rothschild und Duhart-Milon in<br />
Umstellung auf biologisch. Und auch wenn<br />
es das atlantische Klima, der Mehltau und<br />
weitere Faktoren den Winzern nicht leicht<br />
machen, wächst die Zahl der klassifizierten<br />
Betriebe, die auf organischen Wein setzen, in<br />
jedem Jahr. Madame Villars und ihr Gemahl<br />
Gonzague Lurton zählen mit ihren zahlreichen<br />
Gewächsen wie Ferrière, La Gurgue<br />
und Durfort-Vivens zu den Wegbereitern<br />
der Biodynamie. Haut-Bages Libéral grenzt<br />
nördlich direkt an den L’Enclos von Latour und<br />
verfügt über drei Meter tiefe Kiesböden und<br />
mehr Lehm im Untergrund. In Jahren mit weniger<br />
Niederschlag wie zuletzt 2022 kann die<br />
geringere Drainage durchaus von Vorteil sein.<br />
Bereits 2009 wurden die ersten Parzellen<br />
umgestellt, auch im Keller wurden wesentliche<br />
Verbesserungen vorgenommen. So hat<br />
sich im Laufe der Zeit der Wein von seinem<br />
robust-voluminösen Stil verabschiedet und<br />
immer mehr die vorteilhaftesten Züge eines<br />
wahren Pauillac angenommen. Wer den tollen<br />
22er (95 <strong>Falstaff</strong>-Punkte) subskribiert hat, der<br />
zu je 40 Prozent in neuen und gebrauchten<br />
Fässern und zu 20 Prozent in Tonamphoren<br />
gereift wird, hat sich um ganze 45 Euro einen<br />
echten Klasse-Rotwein eingehandelt.<br />
Übrigens: Das «bürgerliche» Château<br />
Haut-Bages Monpelou war ursprünglich ein<br />
Teil von Duhart-Milon, ist im Besitz der Familie<br />
Castéja (Borie-Manoux) verblieben und bietet<br />
einen preiswerten, robusten Einstiegswein<br />
in die Welt von Pauillac.<br />
<<br />
rechts der Strasse der Weinberg von<br />
Château Latour, der der Wasserfläche der<br />
Gironde am nächsten kommt. Hier liegt<br />
feiner Kies, mit wenig Sand und Lehm<br />
durchsetzt. Dieses Terroir hat die beste<br />
Drainage aller Gewächse hier. Das ist der<br />
legendäre «L’Enclos» von Latour, und hier<br />
befindet sich auch die Kellerei.<br />
Aber nicht immer ist der Standort des<br />
Schlosses auch mit der Lage der Weingärten<br />
gleichzusetzen. Ein Beispiel ist Château<br />
Pichon-Comtesse. Von dessen Terrasse hat<br />
man einen schönen Ausblick auf die besten<br />
Reben von Latour. Zwischen der Strasse<br />
und einer Eisenbahntrasse im Westen liegt<br />
zunächst der Hauptplot von Pichon-Baron.<br />
Erst dann folgt der Kern der Weingärten der<br />
DER WEINBERG VON<br />
CHÂTEAU LATOUR<br />
AUS FEINEM KIES, DER<br />
VON SAND UND LEHM<br />
DURCHSETZT IST, HAT<br />
DIE BESTE DRAINAGE<br />
ALLER GEWÄCHSE HIER.<br />
Drei Geschwister teilen sich<br />
heute Mouton-Rothschild:<br />
Camille Sereys, Philippe Sereys<br />
und Julien de Beaumarchais,<br />
alle de Rothschild.<br />
Comtesse. Hinter den Gleisen liegen die<br />
Weingärten von Château Haut-Batailley<br />
rund um den gut sichtbaren Tour d’Aspic<br />
rechts der D 206. Hier grenzen im Süden<br />
einige Lagen von Château Lynch-Bages<br />
an – was erklärt, weshalb die Familie Cazes<br />
vor nicht allzu langer Zeit Haut-Batailley<br />
von den Besitzern von Château Grand-Puy-<br />
Lacoste erworben hat.<br />
An der westlichen Appellationsgrenze<br />
liegen noch weitere Weingärten von Baron,<br />
Comtesse und Lynch-Bages sowie im<br />
Norden jene von Grand-Puy-Ducasse. Folgt<br />
man der D 206 in nördlicher Richtung, so<br />
kommt zur Rechten bald Château Batailley,<br />
die Abzweigung nach links führt zu<br />
Château Lynch-Moussas, das aufwendig<br />
restauriert wurde.<br />
Die Stadt Pauillac liegt am Ufer des<br />
Flusses Gironde und teilt das Gebiet in<br />
einen nördlichen und einen südlichen Teil.<br />
Im Westen von Pauillac befindet sich das<br />
schöne Château Grand-Puy-Lacoste. Seit<br />
dem Kauf durch die Familie Borie und<br />
ihrem ersten Jahrgang 1978 wird hier ein<br />
eleganter Klassiker gekeltert, kernig und<br />
doch rotbeerig und frisch. Der Zweitwein,<br />
Lacoste-Borie, ist ebenfalls eine Bank.<br />
<<br />
Fotos: beigestellt, Alain Benoit / Deepix<br />
24 falstaff okt <strong>2023</strong>
DRINK RESPONSIBLY
wein / PAUILLAC<br />
<<br />
Im Osten gelangt man zum Château<br />
Croizet-Bages und schliesslich zu Lynch-<br />
Bages, weithin sichtbar mit seiner gläsernen<br />
Fassade und dem kleinen Dorf Bages,<br />
das von der Besitzerfamilie Cazes in einen<br />
feinen weintouristischen Hotspot verwandelt<br />
wurde. Das Café «Lavinal» ist hier<br />
längst eine Pflichtadresse für Gourmets<br />
und Weinfreunde gleichermassen, das<br />
Hotel restaurant «Château Cordeillan-Bages»<br />
betuchtem Publikum vorbehalten. An<br />
den oberen Teil von Latour schliesst das<br />
Terroir von Château Haut-Bages Libéral<br />
an, und hier ist die Tour durch das südliche<br />
Pauillac im Uhrzeigersinn auch schon<br />
abgeschlossen.<br />
PROMINENTER NORDEN<br />
Der Ort Pauillac selbst ist leider keine<br />
langen Reden wert, obwohl zuletzt in die<br />
Infrastruktur investiert wurde. Einzig<br />
das Gebäude von Grand-Puy-Ducasse<br />
am nördlichen Ende der Uferpromenade<br />
wäre ein Grund für Weinfreunde,<br />
hier haltzumachen, kämen die<br />
Umbauarbeiten je zu einem Ende. Wer<br />
den Ort im Westen umfährt, erreicht<br />
auf Höhe Padarnac zunächst das vom<br />
DIE ZAHL DER<br />
BETRIEBE, DIE<br />
SICH IN PAUILLAC<br />
DEM BIOLOGISCHEN<br />
WEINBAU ZUWENDEN,<br />
WÄCHST JÄHRLICH.<br />
Architekturbüro Wilmotte & Associés<br />
runderneuerte Château Pédesclaux. Biegt<br />
man links ab, sieht man das bezaubernde<br />
Anwesen von Château Pontet-Canet, folgt<br />
man der D2, kommt man in Le Pouyalet<br />
zu Château Mouton Rothschild, dahinter<br />
liegt Château d’Armailhac. Richtung<br />
St. Éstèphe liegt der schlichte Bau von<br />
Château Clerc Milon und das weltberühmte<br />
Château Lafite-Rothschild.<br />
Die hohe Qualität der klassifizierten<br />
Gewächse hier hat ihren Preis: Weine wie<br />
Croizet-Bages liegen bei rund 40 Euro, ein<br />
Lafite-Rothschild 2022 lag in Subskription<br />
bei 830 Euro. Château Latour ist erst<br />
erhältlich, wenn er die nötige Flaschenreife<br />
erreicht hat, zuletzt war das heuer<br />
der Jahrgang 2015 – Preis: 710 Euro. Es<br />
lohnt sich aber allemal, in die Weine von<br />
Pauillac zu investieren, denn diese haben<br />
den längsten Atem von allen Rotweinen<br />
der Welt. Grosse Jahrgänge reifen problemlos<br />
30 Jahre und zeigen sich dann<br />
in toller Verfassung wie etwa jene von<br />
1990. Aber auch Pauillacs aus 1982,<br />
1961, 1959, 1955 oder 1945 beweisen<br />
mit Nachdruck, dass eben gerade hier<br />
die besten Weine der Welt wachsen.<br />
<<br />
Stararchitekt J. M. Wilmotte<br />
verwandelte Château Pédesclaux<br />
in ein Juwel. Auch der Wein<br />
zählt zu den aufstrebenden<br />
Namen in Pauillac.<br />
Fotos: Rodolphe Escher, Nicolas Duffaure<br />
26<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
There are moments you wish would never end, shiny and precious<br />
like Gold, where every connection is powerful and intense.<br />
Ruffino Riserva Ducale Oro Gran Selezione is our most exquisite<br />
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wein / PAUILLAC-LEGENDEN<br />
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AB SEITE 148.<br />
100<br />
100<br />
97<br />
CHÂTEAU PICHON-COMTESSE<br />
DE LALANDE 2022<br />
Tiefdunkles Rubingranat, fast tintig,<br />
opaker Kern, violette Reflexe, zarte<br />
Randaufhellung. Cassis und Gewürznelken,<br />
dunkle Waldbeeren, reife Kirschen,<br />
feines Nougat, sehr einladendes<br />
Bukett. Stoffig, süss und elegant,<br />
schokoladige Textur, frisch und komplex,<br />
süsser Nachhall, enormer<br />
Druck, tolle Länge, Harmonie, salziges<br />
Finale, tolle Länge, ein Nachfolger<br />
für den legendären 1982er ist<br />
geboren, gerstl.ch, CHF 214,–<br />
(Subskription)<br />
CHÂTEAU MOUTON-ROTHSCHILD<br />
2009<br />
Dunkles Rubingranat, tiefer Farbkern,<br />
violette Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />
Einladende Nuancen von reifen<br />
Herzkirschen und frischen Feigen,<br />
ein Hauch von Nougatkaramell, feine<br />
Edelholzwürze mit etwas Bourbonvanille.<br />
Saftig, komplex, reife dunkle<br />
Beerenfrucht, feine Extraktsüsse,<br />
geschliffene, reife Tannine, mineralisch<br />
im Abgang, feines Säuregerüst,<br />
das dem Wein grosse Eleganz verleiht,<br />
tolle Länge, fantastisch balanciert.<br />
obrist.ch, CHF 950,–<br />
CHÂTEAU LYNCH BAGES 1989<br />
Dunkles Rubingranat, zarter Ockerrand,<br />
tiefe Farbe. Reife, fast opulent<br />
wirkende dunkle Beerenfrucht,<br />
Brombeeren, Cassis und ein Hauch<br />
von Eukalyptus, kandierte Orangenzesten,<br />
feine Kräuterwürze. Am<br />
Gaumen kraftvoll, sehr stoffige<br />
Textur, perfekt ausgereifte Frucht,<br />
feste, bestens integrierte Tannine,<br />
mineralisch, schwarzbeerige<br />
Nuancen im Abgang, sehr gut anhaltend,<br />
verfügt über gutes weiteres<br />
Reifepotenzial.<br />
winklerweine.ch, CHF 450,–<br />
100<br />
100<br />
96<br />
CHÂTEAU PONTET-CANET 2010<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Mit einem<br />
Hauch von Minze unterlegte schwarze<br />
Beerenfrucht, Tabak, Nuancen von<br />
Cassis und Lakritze, feine Mineralität,<br />
ein Hauch von Teebaumöl, faszinierende<br />
aromatische Tiefe. Saftig,<br />
elegant, Brombeeren und schwarze<br />
Johannisbeeren, präsentes Tannin,<br />
angenehme Süsse im Abgang, salzigmineralisch<br />
im Nachhall, ein grosser<br />
Wein mit Persönlichkeit und Länge.<br />
Sicheres Reifepotenzial für Jahre.<br />
lucullus.ch, CHF 216,–<br />
CHÂTEAU LATOUR 2009<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette<br />
Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />
Zart floral unterlegte kleine schwarze<br />
Beerenfrucht, ein Hauch von Edelholz,<br />
zart nach Nougat und Karamell,<br />
reifes Brombeer-Cassis-Konfit,<br />
tabakiger Touch, sehr facettenreiches<br />
Bukett. Komplex, kraftvoll, sehr<br />
saftig, vollreife Herzkirschen, tolle<br />
Extraktsüsse, reife Tannine, zeigt eine<br />
enorme Länge, wirkt kühl und frisch,<br />
mineralische Nuancen im Abgang.<br />
casadelvino.ch, CHF 1’561.65<br />
(Auf Anfrage)<br />
CHÂTEAU CLERC MILON 2010<br />
Dunkles Rubingranat, violette<br />
Reflexe, breitere Randaufhellung.<br />
Frisches Cassis, ein Hauch von<br />
Herzkirschen und Lakritze, feine<br />
Edelholznuancen, zartes Nougat,<br />
feine Kräuterwürze. Stoffig, gute<br />
Komplexität, süsse Beerenfrucht,<br />
angenehme Frische, reife, tragende<br />
Tannine, mineralisch und zugleich<br />
elegant, sehr gute Länge, verfügt<br />
über sicheres Reifepotenzial, spielt<br />
seine Terroirklasse voll aus.<br />
drozvins.ch<br />
CHF 105,–<br />
100<br />
98<br />
95<br />
CHÂTEAU LAFITE-ROTHSCHILD<br />
1996<br />
Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe,<br />
etwas aufgehellt, zarter Wasserrand.<br />
Stark rauchig-würzig unterlegtes<br />
Brombeergelee, Dörrzwetschken,<br />
ein Hauch von Bouillon, braucht sehr<br />
viel Luft. Dunkelbeerig, straffe,<br />
tragfähige Tannine, die noch ihre Zeit<br />
verlangen, ein wirklich vielschichtiger<br />
Wein, pfeffrige Noten im Abgang, im<br />
Nachhall nach Schlehen und Weichseln,<br />
dezent nach Edelschokolade im<br />
Rückgeschmack.<br />
vinpark.ch, CHF 960,–<br />
CHÂTEAU PICHON-BARON 2022<br />
Tiefdunkles Rubingranat, tintig,<br />
opaker Kern, violette Reflexe, zarte<br />
Randaufhellung. Reife dunkle Waldbeeren,<br />
ein Hauch von Edelholz,<br />
florale Nuancen, zart nach Erdbeeren,<br />
facettenreiches Bukett. Kräftig,<br />
reife dunkle Waldbeerfrucht, reife<br />
Kirschen, finessenreich strukturiert,<br />
präsente, integrierte Tannine,<br />
mineralisch, Nougat im Abgang,<br />
sehr gute Länge, salziger Touch im<br />
Nachhall, angelegt für viele<br />
kommende Jahre. gerstl.ch<br />
CHF 167.50 (Subskription)<br />
CHÂTEAU GRAND-PUY-LACOSTE<br />
2019<br />
Dunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Schwarze Waldbeeren, zart<br />
nach Vanille und Nougat, kandierte<br />
Orangenzesten. Saftig, süsse Frucht,<br />
frischer Säurebogen, kraftvolle,<br />
integrierte Tannine, schokoladiger<br />
Touch im Abgang, zeigt recht gute<br />
Länge, gute Frische, salzige<br />
Mineralität im Nachhall, verfügt<br />
über Reifepotenzial.<br />
casadelvino.ch<br />
CHF 69,–<br />
Fotos: beigestellt<br />
28 falstaff okt <strong>2023</strong>
Weit über seltene Jahrgänge hinaus<br />
Die Kreation des idealen Jahrgangs<br />
99/100<br />
98/100<br />
19/20<br />
Grand Siècle Nº23 in der Magnum-Flasche. Limitierte Edition - nur auf Anfrage.<br />
www.laurent-perrier.com
wein / SPITZENWEIN AUF HOHER SEE<br />
GROSSE WEINE<br />
AUF GROSSER<br />
FAHRT<br />
Weinkenner möchten auch auf einer Kreuzfahrt nicht auf<br />
den Genuss von Spitzenweinen verzichten. Die Schiffe des<br />
Luxussegments überbieten einander geradezu mit ihrem<br />
Angebot an Feinem und Rarem, Weinevents und Weinservice.<br />
TEXT ULRICH SAUTTER MITARBEIT AAKRITI DHAWAN<br />
Foto: freevideophotoagency / Shutterstock<br />
30 falstaff okt <strong>2023</strong>
Luxuskreuzfahrtschiffe<br />
versprechen einen<br />
Logenplatz am Wasser<br />
und erstklassigen<br />
Service bei den<br />
Speisen und auch<br />
beim Wein.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
31
wein / SPITZENWEIN AUF HOHER SEE<br />
VIER JAHRGÄNGE<br />
LA TÂCHE UND<br />
PÉTRUS: AUCH AN LAND<br />
HABEN NUR WENIGE<br />
RESTAURANTS SO<br />
ETWAS ZU BIETEN.<br />
D<br />
er Annonce einer Reederei<br />
kann man entnehmen, welche<br />
Fähigkeiten ein Sommelier für<br />
den Dienst an Bord mitbringen<br />
sollte: flüssige Sprachkenntnisse<br />
des Englischen, hervorragende Weinkenntnisse,<br />
gerne nach dem Ausbildungsstandard<br />
WSET Level 3, ausgeprägtes<br />
Wissen über die Harmonie von Wein und<br />
Speisen, Serviceorientierung, aussergewöhnliche<br />
kommunikative Fähigkeiten und die<br />
Eignung, «in einem kulturell diversen und<br />
dynamischen Umfeld» Teams zu führen.<br />
Auch in Sachen Weinservice sollen die<br />
Gäste an Bord auf ihrer Kreuzfahrt Besonderes<br />
erleben. Das lässt sich auch an den Weinkarten<br />
der Topschiffe ablesen. So umfasst die<br />
Weinkarte der Ritz-Carlton Yacht Collection<br />
rund 200 verschiedene Positionen. Die<br />
Raritäten auf der Karte lassen einem das<br />
Wasser im Mund zusammenlaufen: Château<br />
Lafite gibt es als Jahrgang 2015 und 1990,<br />
es gibt vier Jahrgänge des DRC-Monopols<br />
La Tâche (2015, 2005, 2003, 1999) und<br />
ebenso des Pomerol-Hochkaräters Pétrus<br />
(2016, 2009, 2000, 1990). Im Offenausschank<br />
kann man Corton-Charlemagne von<br />
Louis Latour geniessen, Opus One, Solaia<br />
oder Château d’Yquem. Auch an Land gibt<br />
es nicht viele Restaurants mit einem solchen<br />
Angebot. Die «Europa 2» von Hapag-Lloyd<br />
Cruises hält sogar 550 verschiedene Referenzen<br />
auf ihrer Karte vor, darunter alleine 150<br />
verschiedene Champagner inklusive Krug<br />
Clos du Mesnil, Dom Pérignon «Plénitude»<br />
P2 oder Roederer Cristal. Bei den Stillweinen<br />
reicht die Auswahl von Flaschenpreisen von<br />
30 bis 6000 Euro mit Namen wie Mouton<br />
Rothschild, Leflaive, Leroy oder Klaus Peter<br />
Keller. Die ebenfalls auf das Topsegment<br />
spezialisierte Reederei Crystal Cruises bietet<br />
in ihrem Restaurant «Waterside» 220 Positionen<br />
an, darunter Perlen wie den Bâtard<br />
Montrachet von Etienne Sauzet, mehrere<br />
Jahrgänge Romanée-Saint-Vivant von DRC,<br />
alle fünf Premiers Crus aus Bordeaux, Barbaresco<br />
Sorí Tildin von Angelo Gaja, Nicolás<br />
Catena Zapata aus Argentinien oder Edelsüsses<br />
von Kracher, Château d’Yquem und<br />
Royal Tokaji. Etwas bescheidener, aber unter<br />
Preis-Genuss-Aspekt durchaus stimmig geht<br />
es auf den Schiffen von Seabourn Cruises<br />
zu – mit einem Weinangebot, das Chablis<br />
Grand Cru Les Blanchots von La roche,<br />
Meursault von Louis Latour, Chateau neufdu-Pape<br />
beider Farben von Château La<br />
Nerthe, Amarone von Bertani oder Mas La<br />
Plana von Torres umfasst.<br />
WINZER AN BORD<br />
Die Anbieter der Luxusklasse legen nicht<br />
nur viel Wert auf ihre Weinauswahl, sie<br />
wissen auch um den Wert des Weins für die<br />
Unterhaltung von Gästen an Bord. So liess<br />
zuletzt die norwegische Linie Hurtigruten<br />
1700 Flaschen eines englischen Schaumweins<br />
ein halbes Jahr lang am Grund der<br />
Fotos: beigestellt, Hapag-Lloyd Cruises, The Ritz-Carlton Yacht Collection<br />
32 falstaff okt <strong>2023</strong>
«MS The World»<br />
Luxury Residences:<br />
An Bord ist alles für<br />
einen glamourösen<br />
und zugleich fachlich<br />
perfekt servierten<br />
Weingenuss<br />
vorhanden. Unten im<br />
Kreis: Begegnungen<br />
in der «Sansibar» auf<br />
der «Europa 2».<br />
arktischen See reifen, hob den Schatz im<br />
Mai und schenkt die Weine nun auf den<br />
Schiffen aus, Erzählungen inklusive. Fast alle<br />
Anbieter im gehobenen Segment bieten auch<br />
Wine-Pairing-Seminare, Verkostungskurse<br />
oder sogar Vertikalproben und Masterclasses<br />
an. Gerade der Verbindung von Kulinarik<br />
und Wein schenken die Linien besondere<br />
Aufmerksamkeit; so stehen auf dem Schiff<br />
«Evrima» aus der Ritz Carlton Yacht Collection<br />
derzeit israelische Küche und Weine<br />
aus Israel im Fokus.<br />
Spitzenwinzer sind überdies gern gesehene<br />
Gäste an Bord: So waren auf etwa der<br />
«Europa 2» schon «Black Print»-Kultwinzer<br />
Markus Schneider oder auch Günther Jauch<br />
(von Othegraven) zu Gast, bei Crystal Cruises<br />
haben unter anderem Christian Moueix<br />
(namhafte Pomerols und Dominus/Napa),<br />
Gerhard Kracher und Roman Niewodniczanski<br />
(Van Volxem) an Bord ihre Weine<br />
präsentiert, und sogar Jancis Robinson<br />
konnte schon für ein Weinseminar<br />
gewonnen werden. Regent Seven Seas<br />
bietet für seine Wine-&-Dine-Abende<br />
Doug Frost auf – einen der<br />
Ritz Carlton Yacht Collection:<br />
Die brandneue «Evrima» wurde im<br />
Jahr 2021 in Dienst gestellt.<br />
<<br />
DIE ERFINDUNG<br />
DES MADEIRA<br />
AUF HOHER SEE<br />
Schon Plinius der Ältere (24–79 n. Chr.) beschrieb<br />
in seiner «Naturalis historia», dass auf<br />
einem Schiff transportierter Wein schneller<br />
und komplexer reife. Im 17. Jahrhundert wurde<br />
die holländische Ostindien-Flotte zur Geburtsstätte<br />
eines neuen Weintyps: Die Schiffe luden<br />
auf der Hinfahrt nach Indien entweder in Lissabon<br />
kretische Süssweine, oder sie machten<br />
auf der Insel Madeira fest, um dortigen Wein<br />
zu laden, ihn um die halbe Welt und wieder<br />
zurück in die heimischen Häfen zu transportieren<br />
– mit dem Ziel der Qualitätsverbesserung.<br />
Auf diesem Weg blieben die Weine etwa ein<br />
halbes Jahr an Bord. Die Oxidation der Weine<br />
unter dem Einfluss der Hitze in den südlichen<br />
Breiten wurde zur Blaupause für den Madeira,<br />
wie wir ihn heute kennen – und gab Anlass zur<br />
Entwicklung des «Estufagem»-Verfahrens:<br />
Denn die Madeira-Erzeuger entdeckten bald,<br />
dass man praktisch denselben Effekt wie auf<br />
See erzielen konnte, wenn man die Weine zu<br />
Hause längere Zeit auf warmen Speichern<br />
oder direkt unter der Sonne grosser Hitze<br />
aussetzte. Heute kommen für einfachere<br />
Madeira-Qualitäten sogar beheizte Tanks zum<br />
Einsatz.<br />
Auch nach Ende des Ostindien-Handels hat<br />
es immer wieder Versuche gegeben, die<br />
Weinreifung auf hoher See zu nutzen: So<br />
hatte etwa die österreichische Fregatte «SMS<br />
Novara» bei einer Weltumsegelung 1857–59<br />
«Äquatorwein» der Firma Schlumberger an<br />
Bord. Ein heutiges Pendant ist der Bordeaux<br />
des namhaften biodynamisch wirtschaftenden<br />
Weinguts Château Le Puy, dessen<br />
Cuvée Retour des Îles zwölf Monate lang<br />
im Fass über die Weltmeere segelt, ehe er<br />
abgefüllt wird: Von der Bretagne aus<br />
führt ihn der Weg per Segelschiff über<br />
Lissabon nach Kap Verde, dann über<br />
den Atlantik nach Brasilien, zu den<br />
Karibischen Inseln, vorbei an Barbados<br />
und Dominikanischer Republik zurück<br />
nach Europa, wo die Fässer<br />
nach Stationen in England und<br />
Dänemark wieder in Frankreich<br />
angelandet werden.<br />
Château Le Puy Retour<br />
des Îles: Gewachsen in<br />
den Côtes de Francs im<br />
Osten des Bordelais,<br />
zwölf Monate gereift auf<br />
einem Segelschiff.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
33
wein / SPITZENWEIN AUF HOHER SEE<br />
<<br />
wenigen Menschen, die zugleich die Titel<br />
«Master Sommelier» und «Master of Wine»<br />
tragen. Auf der «The World» kann man<br />
demnächst Seminare mit Aurélio Montes<br />
aus Chile oder Jean-Emmanuel Danjoy<br />
von Mouton-Rothschild erleben. Die Linie<br />
Norwegian präsentiert in der Reihe «Meet<br />
the Winemaker» Rob Mondavi Jr., Antonio<br />
Hidalgo (Sherry La Gitana) oder Languedoc-Starwinzer<br />
Gérard Bertrand.<br />
EIGENTUMSWOHNUNG AUF SEE<br />
Die umfangreichste und vermutlich auch<br />
hochwertigste Weinkarte auf See bietet<br />
die «MS The World»: Beverage Manager<br />
Marinela Ivanova, die in Deutschland im<br />
«Schlosshotel Bühlerhöhe» tätig war, bevor<br />
sie 2008 zur «The World» stiess, gebietet<br />
Auf der «Europa 2» hat<br />
Hapag-Lloyd Corporate<br />
Sommelier Max<br />
Weber (rechts im Bild)<br />
rekordverdächtige 150<br />
Champagner im Angebot –<br />
und 400 weitere Weine.<br />
AUF SEE IST DER DURST GRÖSSER<br />
Max Weber, 25, Corporate Sommelier bei Hapag-Lloyd Cruises, über die Besonderheiten seines Berufs,<br />
über die Weinlogistik auf einem Kreuzfahrtschiff und über Vorlieben der Gäste.<br />
FALSTAFF Herr Weber, wie wird man<br />
Kreuzfahrt-Sommelier?<br />
MAX WEBER In meinem Fall war es so,<br />
dass mich ein Kollege längere Zeit bearbeitet<br />
hat und immer wieder gesagt hat: Mach<br />
das doch mal, da kannst du die Welt kennenlernen.<br />
Da ich schon immer viel unterwegs<br />
war und im Ausland gearbeitet habe,<br />
in Kambodscha, Kopenhagen und Paris,<br />
und ich gerne mit Menschen aus anderen<br />
Kulturkreisen zusammenarbeite, hat mich<br />
das gereizt. Im März 2021 bin ich dann auf<br />
die «Europa 2» gekommen.<br />
Wie kann man sich einen Weinkeller an<br />
Bord vorstellen?<br />
Ein «Schiffskeller» hat relativ wenig mit<br />
der Romantik eines gemauerten Kellergewölbes<br />
zu tun. Die Lagermöglichkeiten<br />
an Bord nennen wir «Provision». Hier<br />
lagern nicht nur Weine, sondern auch andere<br />
Waren, und der Platz ist effizient genutzt.<br />
Es geht vor allem um Hygiene, Sicherheit<br />
auf hoher See, Temperatur und (Rutsch-)<br />
Stabilität der Ware. Neben dem Zentrallager<br />
gibt es mehrere «Outlets», eine<br />
Art von Satellitenlagern, auf die die<br />
Restaurants zugreifen und die die Wege kurz<br />
halten.<br />
Die Gäste müssen also auch teure und<br />
seltene Weine nicht 24 Stunden im Voraus<br />
ordern?<br />
Nein, nein. Wer eine Magnum Krug<br />
Vintage haben möchte, bekommt sie<br />
sofort. So riesengross sind die Schiffe ja<br />
auch gar nicht, dass die Beschaffung aus<br />
dem Lager ewig dauern würde.<br />
Wie viele Flaschen nehmen Sie<br />
typischerweise mit auf eine Reise?<br />
Auf der «Europa 2» sind das meist 20.000<br />
bis 25.000 Flaschen, auf der etwas<br />
kleineren «Europa» 10.000 bis 15.000,<br />
maximal 17.000.<br />
Gewaltige Mengen! Passiert es trotzdem,<br />
dass mal ein Wein ausgetrunken ist?<br />
Bei einzelnen Weinen kann das schon<br />
passieren, ich habe es beispielsweise schon<br />
erlebt, dass der Ott Rosé aus war. Aber ein<br />
Weintyp als Ganzes kann uns nicht<br />
ausgehen, es gibt immer gute Alternativen<br />
auf der Karte.<br />
Vermutlich werden die Bestände vor allem<br />
am Heimathafen eingekauft …<br />
Zu 99 Prozent schon. Aber natürlich nützen<br />
wir es, dass die Schiffe weltweit unterwegs<br />
sind. Wenn wir Häfen anfahren, in deren<br />
Region guter Wein hergestellt wird,<br />
versuchen wir auch immer, lokale Produkte<br />
zu erwerben. Das kann in Portugal ein<br />
knackiger Vinho Verde sein, in Bordeaux<br />
gereifte Raritäten oder in Finnland auch<br />
mal ein paar ausgefallene Schnäpse.<br />
Unterscheiden sich Ihrer Erfahrung nach<br />
die Vorlieben der Gäste auf hoher See von<br />
denen in einem normalen Restaurant an<br />
Land?<br />
Die Vorlieben der Gäste sind fast<br />
unverändert wie zu Hause. Aber wenn ich<br />
in der «Sansibar» auf dem Heck der<br />
«Europa 2» sitze und aufs Meer schaue,<br />
schmeckt mir der Champagner dann<br />
natürlich noch besser als sonst. Auf einer<br />
Kreuzfahrt sind der Durst und die Lust auf<br />
Verwöhnmomente um ein Vielfaches<br />
grösser.<br />
Wir danken für dieses Gespräch.<br />
Fotos: Hapag-Lloyd Cruises, Jack Hardy, Norwegian Cruise Line<br />
34 falstaff okt <strong>2023</strong>
über eine Weinkarte mit 1400 Referenzen<br />
aus 19 Ländern. Dank des Coravin-Systems<br />
werden alleine 40 Weine auch glasweise ausgeschenkt.<br />
Bei Champagnern stehen neben<br />
grossen Marken auch Winzer champagner<br />
auf der Karte, etwa von Pierre Gimonnet,<br />
Larmandier-Bernier, de Sousa, oder Egly-Ouriet.<br />
Das Schlaraffenland setzt sich mit<br />
Burgundern und Bordeaux fort, etwa mit<br />
Meursault Les Perrières von Leroy, mit Clos<br />
de la Roche von Ponsot und sogar mit einem<br />
Corton-Vergennes, der eigens für die «The<br />
World» auf der Auktion des Hospice de Beaune<br />
ersteigert wurde. Aus Bordeaux findet<br />
man unter anderem sieben Jahrgänge Lynch-<br />
Bages auf der Liste, je drei Jahrgänge Lafite<br />
und Mouton, vier Jahrgänge Haut-Brion<br />
und alle anderen Hochkaräter mit einem bis<br />
zwei Jahrgängen. Die bittere Wahrheit ist<br />
jedoch, dass man eine Fahrt auf der «The<br />
World» nicht einfach buchen kann. Das<br />
Schiff definiert sich nicht als Kreuzfahrtschiff,<br />
sondern als «private residential ship».<br />
Das heisst: Man muss Eigentümer einer der<br />
165 Studios oder Appartements an Bord sein<br />
(oder werden), um von diesem Angebot zu<br />
profitieren. Laut der betreuenden Agentur<br />
stehen immer wieder Studios zum Verkauf –<br />
für Preise zwischen zwei und 15 Millionen<br />
US-Dollar zuzüglich jährlicher Kosten für<br />
den Unterhalt des Schiffs.<br />
Geführte<br />
Wine Tastings<br />
(hier auf der<br />
«Evrima»/Ritz<br />
Carlton Yacht<br />
Collection)<br />
gehören auf<br />
vielen Schiffen<br />
zum Angebot an<br />
Bord.<br />
BILLIGERE ANBIETER HABEN<br />
EIGENE GESETZE<br />
Die Durchsicht zahlreicher anderer Weinkarten<br />
zeigt, dass die Qualität der im<br />
Ausschank befindlichen Weine sehr rasch<br />
sinkt, wenn man sich von den absoluten<br />
Topanbietern entfernt. Bei vielen der Preislisten<br />
selbst im gehobenen Mittelfeld wird<br />
ganz offenkundig vor allem nach Marge<br />
eingekauft. Häufig werden auch Getränkepakete<br />
angeboten, die eine Art Flatrate für<br />
den Weinkonsum an Bord darstellen. Die<br />
allermeisten dieser Offerten sind eindeutig<br />
nicht empfehlenswert. Immerhin bietet<br />
Norwegian in diesem Genre ein «Premium<br />
Plus»-Paket an, das einige akzeptable<br />
bis gute Weine vorsieht, etwa Eroica aus<br />
Washington (Loosen/Château St. Michelle),<br />
Terrazas de los Andes Reserva Malbec oder<br />
Dow’s Quinta do Bomfim Port.<br />
Ein von <strong>Falstaff</strong> befragter Gast eines<br />
Kreuzfahrtschiffs der Mittelklasse erzählte,<br />
dass er die Weinbar an Bord trotz 5000 Reisegästen<br />
oft menschenleer angetroffen habe.<br />
Doch nichts ist so schlecht, dass es nicht<br />
auch gute Seiten hätte: Aus dem insgesamt<br />
mediokren Angebot habe ein Posten Champagner<br />
herausgeragt: Eine Flasche Dom<br />
Pérignon 2012 stand für 120 Dollar auf der<br />
Karte. Deutlich unter Ladenpreis. <<br />
Auf dem Schiff «Norwegian<br />
Joy» von Norwegian Cruises<br />
lädt die Weinbar «The Cellars»<br />
zum Weingenuss ein.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
35
wein / MARQUÉS DE MURRIETA<br />
Marqués de Murrieta wurde im Jahr 1852 von Luciano de<br />
Murrieta y García-Lemoine gegründet. Seit 1983 befindet es<br />
sich im Besitz der Familie Cebrián-Sagarriga.<br />
KEINE KOMPROMISSE<br />
Marqués de Murrieta gehört ohne Zweifel zu den legendärsten Weingütern der Welt. Weine<br />
wie der Castillo Ygay werden regelmässig mit Höchstnoten dotiert. Während andere sich da<br />
auf ihrem Erfolg ausruhen und zurücklehnen würden, strebt Murrieta-Besitzer Vicente<br />
Dalmau Cebrián-Sagarriga immer weiter nach Perfektion. TEXT DOMINIK VOMBACH<br />
Vicente Dalmau Cebrián-Sagarriga<br />
ist Perfektionist –<br />
durch und durch. «Für mich<br />
ist das manchmal nicht<br />
einfach, denn ich bin selten<br />
zufrieden. Ich bin immer auf der Suche nach<br />
Dingen, die ich optimieren kann», sagt der<br />
Besitzer von Marqués de Murrieta im<br />
Gespräch mit <strong>Falstaff</strong>. Selbst die Ikone des<br />
Weinguts aus der Rioja, den legendären<br />
Castillo Ygay Gran Reserva Especial,<br />
optimierte er in den letzten Dekaden und<br />
zementierte auf diese Weise dessen Legendenstatus<br />
in der Weinwelt. Seit dem Jahr<br />
2000 stammen die Trauben für den Wein<br />
ausschliesslich aus dem 30 Hektar grossen<br />
Plot namens La Plana. Zuvor war der<br />
Castillo Ygay Gran Reserva Especial ein<br />
Verschnitt der besten Weine des Weinguts.<br />
Auch bei der Zusammensetzung der<br />
Assemblage ging Dalmau Anfang der 2000er<br />
neue Wege. Er verbannte die Rebsorten<br />
Garnacha und Graciano, womit der Castillo<br />
Ygay heute nur noch aus Tempranillo und<br />
etwa 15 Prozent Mazuelo besteht. «Säure ist<br />
einer der wichtigsten Eckpfeiler, wenn es<br />
darum geht, Premiumweine zu erzeugen. Die<br />
hohen Temperaturen, die mittlerweile in der<br />
Rioja herrschen, machen es aber schwierig,<br />
sie in den Trauben zu erhalten», berichtet<br />
Cebrián-Sagarrigas. Um dem entgegenzuwirken,<br />
pflanzt Murrietta seit einigen Jahren<br />
verstärkt in Höhenlagen und setzt auf die<br />
vergleichsweise säurereichen Rebsorten<br />
Mazuelo und Graciano, die für Langlebigkeit<br />
und Frische sorgen.<br />
Fotos: beigestellt<br />
36 falstaff okt <strong>2023</strong>
Selbst legendäre<br />
Weine wie die<br />
Castillo Yagay<br />
Gran Reservas<br />
optimierte Vicente<br />
Dalmau Cebrián-<br />
Sagarriga in den<br />
letzten Dekaden.<br />
Das Weingut Murrieta befindet sich<br />
seit dem Jahr 1983 im Besitz von Vicente<br />
Dalmau Cebrián-Sagarrigas Familie. Als<br />
sein Vater, Vicente Cebrián-Sagarriga, im<br />
Jahr 1996 verstarb, übernahmen er und<br />
seine Schwester Christina die Leitung des<br />
Weinguts. Der Castillo Ygay ist der lebende<br />
Beweis für den Perfektionismus und<br />
das Streben nach höchster Qualität, den<br />
Cebrián-Sagarriga seitdem an den Tag legt.<br />
Bis sie zum finalen Blend zusammengestellt<br />
werden, verbringen die Grundweine drei bis<br />
vier Jahre in französischer Eiche. Anschliessend<br />
reift der Wein für weitere 14 bis 15<br />
Monate in Betontanks und weitere fünf Jahre<br />
auf der Flasche, bevor er letztendlich auf<br />
den Markt kommt. Zuletzt wurde der Jahrgang<br />
2011 veröffentlicht, im nächsten Jahr<br />
soll der Jahrgang 2012 folgen. Danach muss<br />
sich die Weinwelt laut Cebrián-Sagarriga<br />
jedoch gedulden, denn die Jahrgänge 2013,<br />
2014 und 2015 seien zwar gut, besitzen<br />
aber nicht die Eleganz und Finesse, die er<br />
voraussetzt, um sich in die legendäre Linie<br />
der Castillo-Ygay-Jahrgänge einzureihen.<br />
HISTORISCHES ERBE<br />
Noch strenger sind die Anforderungen<br />
an das weisse Pendant, den Castillo<br />
Ygay Blanco Gran Reserva Especial.<br />
Seit der Gründung von Marqués de<br />
Murrieta im Jahr 1852 wurde dieser<br />
Ausnahmeweisswein nur dreizehn Mal<br />
abgefüllt. 1986 ist somit der aktuelle<br />
Jahrgang. Dieser besteht zu 97 Prozent<br />
aus Viura und aus Malvasia aus dem<br />
Pago Capellanía am höchsten Punkt der<br />
300 Hektar grossen Finca von Marqués<br />
de Murrieta. Bevor der Wein im Jahr<br />
2014 abgefüllt wurde, reifte er unvorstellbare<br />
21 Jahre in Barriques aus<br />
amerikanischer Eiche und danach noch<br />
einmal 67 Monate im Betontank. Nächster<br />
Jahrgang wird voraussichtlich 1998,<br />
der in rund zehn Jahren auf den Markt<br />
kommen soll. «Aber nur, wenn wir uns<br />
absolut sicher sind», stellt Cebrián-Sagarriga<br />
fest. Denn wenn es um die Qualität<br />
und die Fortführung des Erbes von<br />
Marqués de Murrieta geht, ist er absolut<br />
kompromisslos. <<br />
100<br />
1986 CASTILLO YGAY GRAN RESERVA ESPECIAL<br />
BLANCO<br />
Marqués de Murrieta, Rioja, Spanien<br />
In der Nase Noten von kandierten Zitrusfrüchten,<br />
gedörrtem Kernobst und reifem gelbem Steinobst.<br />
Dazu Anklänge von gerösteten Nüssen und<br />
Gebäck sowie florale und kräutrig-würzige Nuancen.<br />
Sehr vielschichtig. Am Gaumen unglaublich<br />
frisch, mit saftiger, tragender Säure und schmelzigem<br />
Körper. Endlos langer, salzig-mineralisch<br />
anmutender Abgang.<br />
moevenpick-wein.com, CHF 990,–<br />
98<br />
2011 CASTILLO YGAY GRAN RESERVA ESPECIAL<br />
Marqués de Murrieta, Rioja, Spanien<br />
Komplexes Bouquet mit Noten von warmer Himbeere,<br />
Pflaume, Heidelbeere und dunkler Kirsche.<br />
Anklänge von dunkler Schokolade, Tabak und<br />
Karamell sowie balsamische und florale Nuancen.<br />
Zudem ein Hauch Kokosmatte. Am Gaumen frisch,<br />
elegant und ausgewogen, mit reifer Säure und<br />
samtigem, feinkörnigem Tannin. Langes Finale.<br />
moevenpick-wein.com, CHF 225,–<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
37
wein / SERBIEN<br />
Eine monumentale Bacchus-<br />
Plastik aus Sandstein wacht über<br />
die Vinothekschätze auf dem<br />
Weingut Aleksandrovic.<br />
Foto: Claudia Schindlmaisser<br />
38 falstaff okt <strong>2023</strong>
WEINMEKKA<br />
SERBIEN<br />
Mit grossem Engagement und rasantem Tempo<br />
entwickelt sich der Balkanstaat zu einem neuen<br />
Hotspot für Weinkenner. Neben internationalen<br />
sind es vor allem lokale Sorten wie Prokupac und<br />
Grašac, die ins Zentrum des Interesses rücken.<br />
TEXT PETER MOSER<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
39
wein / SERBIEN<br />
Es weht ein frischer Wind durch<br />
Serbiens Weinlandschaft, die<br />
sich auf drei Weinbauregionen<br />
mit insgesamt 22 Anbaugebieten<br />
unterschiedlicher Grösse<br />
und Bedeutung von der ungarischen<br />
Grenze bis in den Süden und Osten des<br />
Landes verteilt. Etwa 22.000 Hektar sind<br />
heute wieder mit einer grossen Vielfalt an<br />
internationalen, aber auch sehr spannenden<br />
lokalen Reben bepflanzt. Es wird<br />
spürbar in den Sektor investiert. Von den<br />
grossen Fortschritten konnten sich nicht<br />
zuletzt im vergangenen Herbst die<br />
Besucher der höchst erfolgreichen Premiere<br />
der Weinmesse «Wine Vision by<br />
Open Balkan» in Belgrad überzeugen.<br />
Die Weinkultur Serbiens ist tief in der<br />
Geschichte der Region verwurzelt. Neben<br />
Einflüssen der Thraker und Griechen<br />
waren es vor allem die Römer, die das gute<br />
Klima und die fruchtbaren Böden für den<br />
Weinbau nutzten. Nach einer längeren<br />
Periode, während der es ausserhalb des<br />
römischen Kernlandes verboten war, Wein<br />
zu erzeugen, wurde damit im dritten<br />
nachchristlichen Jahrhundert auf<br />
serbischem Boden zunächst in der Region<br />
Fruška Gora in der heutigen Vojvodina, die<br />
damals noch Syrmien hiess, aufs Neue<br />
begonnen. Ausschlaggebend dafür war der<br />
römische Kaiser Probus, geboren in<br />
VON DER<br />
SPÄTANTIKE BIS<br />
ZUM MITTELALTER<br />
BREITETE SICH DER<br />
WEINBAU AUF DEM<br />
GEBIET DES HEUTIGEN<br />
SERBIEN STETIG AUS.<br />
Sirmium, das heute Sremska Mitrovica<br />
heisst, der in vielen Teilen Europas von<br />
Weinfreunden und Winzern noch heute<br />
dafür verehrt wird, dass er das römische<br />
Weinmonopol abgeschafft hat. Auch Kaiser<br />
Konstantin der Grosse schätzte neben der<br />
landschaftlichen Schönheit den Rebensaft<br />
aus Naissus, dem heutigen Niš, wohin er<br />
seine Sommerresidenz verlegen liess. Von<br />
der Spätantike bis zum Mittelalter breitete<br />
sich der Weinbau am Gebiet des heutigen<br />
Serbien stetig aus. Der Adel und vor allem<br />
die zahlreichen Klöster waren mit Weinbergen<br />
begütert. Zar Stefan Dušan förderte<br />
den Weinbau im 14. Jahrhundert nach<br />
Kräften. Bis zur Eroberung durch die<br />
Osmanen erlebte die Weinkultur eine erste<br />
Blüte. Und auch wenn unter den Osmanen<br />
die Produktion offiziell verboten war,<br />
haben die Serben in der Folgezeit nicht auf<br />
ein gutes Glas Wein verzichtet, sondern<br />
ihre Weingärten weiterhin gepflegt.<br />
Nebojša Aleksić vom Weingut<br />
Temet (u.) hat sich nicht nur in<br />
den Hügeln von Lozovik seinen<br />
Traum verwirklicht.<br />
40 falstaff okt <strong>2023</strong>
Fotos: beigestellt, Claudia Schindlmaisser<br />
LANGE WEINBAUTRADITION<br />
Zu jenen Zeiten, als Jugoslawien noch<br />
Bestand hatte, verfügte Serbien über die<br />
grösste Rebfläche innerhalb der Ländergemeinschaft.<br />
Doch die Zeit des Sozialismus<br />
hatte ihre eigenen Regeln. Ohne private<br />
Weinwirtschaft war eine qualitätsorientierte<br />
Produktion in diesem Sektor nur<br />
sehr schwer möglich, Quantität stand klar<br />
vor Qualität, trotz bester natürlicher<br />
Bedingungen konnte der serbische Wein<br />
kein internationales Renomée erlangen.<br />
Aber das Blatt hat sich längst gewendet:<br />
Insbesondere in der letzten Dekade hat die<br />
Weinkultur Serbiens ordentlich Fahrt<br />
aufgenommen. Das Land verfügt über sehr<br />
unterschiedliche Terroirs und Klimazonen,<br />
dadurch kann hier eine grosse Vielfalt an<br />
Sorten und Stilen zu Weinen von erstaunlicher<br />
Qualität geführt werden. Es gibt<br />
elegante trockene Weissweine vom<br />
Grašac (oder Welschriesling)<br />
wie in der Fruška Gora,<br />
gelegen zwischen Donau<br />
und Save, über saftigen<br />
Sauvignon Blanc in der<br />
Šumadija oder auch<br />
eleganten Chardonnay<br />
– allen voran<br />
die muskatduftige<br />
Tamjanika oder die<br />
Weissweine aus Smederevka.<br />
Dazu kommen<br />
lagerfähige, würzige Rotweine<br />
aus unverwechselbaren<br />
autochthonen Rebsorten wie dem<br />
Vranac und originellen Kreuzungen. Die<br />
rote Flaggschiffsorte aber ist eindeutig<br />
Prokupac, die in ihrer Würze zwischen<br />
Blaufränkisch, Pinot Noir und Shiraz<br />
angesiedelt ist und sich immer mehr zum<br />
wahren Aushängeschild der Renaissance<br />
des serbischen Weines entwickelt. Komplexe<br />
rote Cuvées internationalen Zuschnitts<br />
wie aus Cabernet und Merlot<br />
kommen aus den Regionen Šumadija oder<br />
Negotin, die auf der Breite von Bordeaux<br />
liegen.<br />
ERSTAUNLICHE VIELFALT<br />
Heute verfügt Serbien in allen Anbaugebieten<br />
über modern ausgestattete<br />
Weingüter, die eine breite Palette an<br />
Qualitätsweinen herstellen. Neben den<br />
<<br />
Im Barriquekeller<br />
von Erdevik Estate<br />
lagern bereits einige<br />
hervorragende Weine.<br />
Immer mehr Menschen aus dem In- und<br />
Ausland besuchen die Rajac-Weinkeller<br />
(Rajačke pivnice) in der Nähe von Negotin.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
41
wein / SERBIEN<br />
Serbien besitzt viele<br />
orthodoxe Klöster, in<br />
Sachen Weinbau sind<br />
etwa die Klosterbrüder<br />
von Bukovo top.<br />
LOKALE SORTEN<br />
WIE GRAŠAC UND<br />
PROKUPAC SIND DIE<br />
GARANTEN FÜR<br />
DEN ERFOLG DER<br />
SERBISCHEN WEINE.<br />
<<br />
einheimischen Rebsorten wird auch der<br />
Nachfrage nach internationalen Spitzenrebsorten<br />
immer stärker Rechnung<br />
getragen. Die Bordeaux-Sorten Cabernet<br />
Sauvignon und Merlot sind zu jeweils<br />
neun Prozent in den serbischen Weinbergen<br />
verwurzelt. Damit liegen sie an<br />
erster Stelle unter den roten Sorten.<br />
Chardonnay (acht Prozent) und Sauvignon<br />
Blanc (fünf Prozent) sind ebenfalls auf<br />
Die «Vinarija RAJ» mit Sitz<br />
in der Region Negotin Krajina<br />
in Ostserbien bietet einen<br />
gediegenen kulinarischen<br />
Rahmen für Verkostungen.<br />
dem Vormarsch. Die weisse Nummer eins<br />
ist im Moment noch der feinwürzig-frische<br />
Grašac (sprich: Graschatz) mit 14 Prozent.<br />
Der lokale rote Prokupac (sprich: Prokupatz)<br />
wird sicher ebenfalls für internationale<br />
Furore sorgen, wenn er einem<br />
grösseren Publikum bekannt gemacht<br />
wird. Letztere Varietät hat Ähnlichkeiten<br />
mit Pinot Noir zum einen und Blaufränkisch<br />
zum anderen.<br />
Spannende Entwicklungen gibt es auch<br />
dank der Wiederentdeckung und Förderung<br />
mancher Rebsorten, die schon zu<br />
verschwinden drohten, etwa die weisse<br />
Bagrina in Negotin, die Seduša in der<br />
Fruška Gora oder die Morava und die<br />
Smederevka in Smederevo.<br />
Wie innovativ und lebendig die serbische<br />
Weinszene heute ist, davon zeugt die<br />
wachsende Zahl von Garagenwinzern<br />
<<br />
Fotos: Claudia Schindlmaisser, beigestellt<br />
42 falstaff okt <strong>2023</strong>
Die Familie Cotarella.<br />
Pflegt ihre Rebgärten.<br />
Hingebungsvoll.<br />
Die Eigenart des Terroirs.<br />
Spiegelt sich im Merlot.<br />
Jetzt bestellen!<br />
bindella.ch
wein / SERBIEN<br />
Am Weingut Aleksandrović<br />
werden in den Verkostungsräumlichkeiten<br />
regionale<br />
Spezialitäten angeboten.<br />
tourismus als Motor und Visitenkarte für<br />
gelebte Gastfreundschaft zu unterstützen.<br />
So entstehen nicht nur neue Weinkellereien,<br />
auch Restaurants und Hotelprojekte gehen<br />
mit diesem Trend Hand in Hand. Die wachsende<br />
Zahl der Prämierungen hat die<br />
internationale Weinwelt auf die Weine aus<br />
Serbien und deren tolle Qualitäten aufmerksam<br />
gemacht. Der <strong>Falstaff</strong> hat sich im<br />
August bei einer Reise durch die vielfältige<br />
Weinlandschaft des Landes ein Bild vom<br />
Stand der Entwicklung gemacht, dabei<br />
zahlreiche Winzer besucht sowie rund 200<br />
Weine probiert. Fazit: Wir waren von der<br />
Qualität begeistert. Und auf neuen Weinmessen<br />
wie der «Open Balkan Wine Fair»<br />
in Belgrad können sich Gäste und Weinfreunde<br />
aus dem In- und Ausland einen<br />
guten Überblick über den Stand der<br />
Entwicklung des serbischen Weins holen<br />
und direkt mit Winzern sprechen.<br />
<<br />
<<br />
und Orange- bzw. Natural-Wines, die<br />
besonders von der jüngeren Generation<br />
geschätzt werden. Oft sind diese Weine in<br />
den westlichen Exportmärkten leichter zu<br />
finden als auf Weinkarten in Belgrad.<br />
ZUKUNFTSORIENTIERT<br />
Aktuell sind rund 430 Erzeuger für die<br />
Herstellung von Weinen registriert. Die<br />
Zahl der Traubenproduzenten ist um<br />
ein Vielfaches grösser. Insgesamt<br />
produziert Serbien im Jahresschnitt<br />
etwa 30 Millionen Liter Wein. Die<br />
für die Zukunft mögliche Kapazität<br />
der Weinproduktion in Serbien<br />
wird auf potenzielle 70 Millionen<br />
Liter Wein geschätzt. Im Export<br />
wurden zuletzt Weine im Wert<br />
von 16,8 Millionen Euro<br />
abgesetzt. Dem stehen allerdings<br />
rund 34 Millionen Euro für<br />
importierte Weine gegenüber.<br />
Mengenmässig wurde mehr als<br />
die Hälfte der Gesamtweinproduktion<br />
exportiert: 5,5 Millionen Liter wurden nach<br />
Russland geliefert, was einem Drittel aller<br />
Exporte entspricht. 17 Prozent der<br />
Weinausfuhren waren für den EU-Raum<br />
bestimmt. Weitere grössere Anteile<br />
wurden nach Monte negro und Bosnien-Herzegowina<br />
ausgeführt.<br />
Die Grössenordnung der Weinerzeuger<br />
gliedert sich aktuell etwa so: Zwei<br />
Grossunternehmen verfügen über mehr<br />
als 1000 Hektar, sechs Betriebe<br />
bewirtschaften mehr als 100 Hektar,<br />
und etwa 60 Weingütern stehen<br />
jeweils zwischen zehn und 100<br />
Hektar zur Verfügung.<br />
GROSSES ENGAGEMENT<br />
Unverkennbar ist auch der<br />
politische Wille, den neuen Trend<br />
zur Herstellung von Qualitätsweinen<br />
und den damit einhergehenden<br />
aufblühenden Wein-<br />
MESSETIPP<br />
Die «Wine Vision by Open<br />
Balkan» lädt im November<br />
wieder nach Belgrad.<br />
ZU BESUCH BEI NACHBARN<br />
Die Schirmherrschaft der Veranstaltung liegt<br />
wie schon im letzten Jahr bei den Regierungen<br />
Serbiens, Nordmazedoniens und<br />
Albaniens. Ausserdem ist die Initiative «Open<br />
Balkan» beteiligt. Stattfinden wird die zweite<br />
Auflage der Weinmesse erneut in Belgrad.<br />
Von 16. bis 19. November stehen dann für drei<br />
Tage wieder mehr als 350 Ausstellerinnen<br />
und Aussteller für Gespräche, Verkostungen<br />
und Networking zur Verfügung. «In diesem<br />
Jahr haben wir ein noch reichhaltigeres Programm<br />
zusammengestellt», verspricht der<br />
Veranstalter auf seiner Website.<br />
FAIR.OPENBALKAN.COM<br />
Fotos: beigestellt, Peter Moser<br />
44 falstaff okt <strong>2023</strong>
GROSSE KUNST.<br />
OHNE ALLÜREN.<br />
Österreichs Weine sind daheim im<br />
Herzen Europas, wo kontinentale<br />
Wärme mit kühler Nordluft tanzt.<br />
In diesem einzigartigen Klima wachsen<br />
edle Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung<br />
– zu erkennen an der<br />
rotweissroten Banderole auf der Kapsel<br />
und der staatlichen Prüfnummer auf<br />
dem Etikett.<br />
österreichwein.at
wein / SERBIEN<br />
Unweit der ungarischen Grenze<br />
liegt am Palić-See bei Subotica<br />
das Weingut Zvonko Bogdan<br />
und sein liebevoll gestalteter<br />
Verkostungsraum.<br />
WEINGÜTER<br />
ZVONKO BOGDAN, BACKA-SUBOTICA<br />
Ein modernes Château verbindet gekonnt Weingut<br />
mit Hotelrestaurant. Das sehr gute Sortiment setzt<br />
den Schwerpunkt auf internationale Sorten in<br />
Weiss und Rot. Tipp: die Icon-Weine Merlot und<br />
Chardonnay. Kanjiški put 45, Palić<br />
T: +381 62 789 979<br />
vinarijazvonkobogdan.com<br />
VINARIJA PETRA, BACKA-SUBOTICA<br />
Liebevoll gestaltetes, kleines Boutiqueweingut mit<br />
Visitors Center direkt am Steppensee von Palić.<br />
Tipp: der Orange Wine aus Pinot Grigio.<br />
Novosadski put 222, Palić, T: +381 63 646600,<br />
vinarijapetra.com<br />
OSZKÁR MAURER, SREM/BACKA<br />
Der auch international bekannte Star der<br />
serbischen Natural-Wine-Szene punktet mit<br />
lokalen Sorten aus uralten Reben wie dem Kadarka<br />
1880. Einen Umweg wert, die Weine haben Klasse.<br />
Hajdukovo, T: +381 69 5336873, maurer.rs<br />
ERDEVIK ESTATE, SREM<br />
Auf uralte sirmische Winzertradition aufgebaut, mit<br />
erstaunlich unkonventionellem Sortiment. Am<br />
besten im hauseigenen Restaurant verkosten und<br />
sich auf hohem Niveau verwöhnen lassen.<br />
Erdevik, T: +381 64 8224327, erdevikestate.com<br />
VINČIĆ VINOGRADI VINARIJA, SREM<br />
Aleksandar «Saša» Vinčić konnte sich heuer schon<br />
über Platin («Best of Show») und 97 Punkte bei<br />
Decanter freuen, sein Grašac (Welschriesling) zählt<br />
zu den weissen Vorzeigeweinen der Region Fruška<br />
Gora und ganz Serbiens. Tolles Gesamtsortiment.<br />
Zlatka Šnajdera 2, Šid<br />
T: +381 22 715227, vinarijamolovin.rs<br />
VINARIJA DOJA, TOPLICA<br />
Rebzucht-Universitätsprofessorin Slavica Todić und<br />
ihr Gemahl Goran haben sich seit 2010 der Pflege<br />
der lokalen Rotweinsorte Prokupac verschrieben.<br />
Ihre Serie Breg zeigt das Potenzial der Region auf.<br />
Donja Jošanica bb, 18420 Blace<br />
T: +381 11 6555666, doja.rs<br />
DESPOTICA, SUMANDIJA<br />
In dieser State-of-the-Art-Weinkellerei wird auch<br />
mittels Weintourismus gezeigt, was die moderne<br />
serbische Weinkultur zu bieten hat.<br />
Vlaški Do, 11423 Smederevska Palanka<br />
T: +381 26 302126, vinarijadespotika.rs<br />
VINARIJA ALEKSANDROVIĆ, SUMANDIJA<br />
Hier steht eine der Wiegen der neuen serbischen<br />
Weinkultur. Das Weingut beeindruckt mit einer<br />
breiten Palette an Spitzenweinen, von der Serie<br />
Trijumf bis zu den exzellenten Schaumweinen.<br />
Vinča, Topola-Oplenac<br />
T: +381 34 826555, vinarijaaleksandrovic.rs<br />
MATIJAŠEVIĆ VINOGRADI, SUMANDIJA<br />
Ein junges Familienunternehmen, das sich mit<br />
seinen Sauvignon-Blanc-Weinen bereits einen<br />
exzellenten Ruf erworben hat.<br />
Orašac, T: +381 62 1310155, mv.vin<br />
ČOKOT (RADOVAN). TRI MORAVA/ŽUPA<br />
Hoch oben in den Hügeln über Aleksandrovac<br />
trohnt das schmucke Weingut eines der besten<br />
Önologen des Landes, der sich hier auf Topterroir<br />
mit Tamjanika und – vor allem – Prokupac befasst.<br />
Starci, T: +381 63 8312512<br />
IVANOVIĆ, TRI MORAVA/ŽUPA<br />
Der junge Spross einer alten Winzerfamilie ist ein<br />
Quereinsteiger, der seinem verstorbenen Vater<br />
gewidmete Procupac Gaga aus uralten Reben ist<br />
bereits eine Legende.<br />
10 Avgusta, Aleksandrovac<br />
T: +381 69 1554548, ivanovic.wine<br />
Am Weingut Petra wird mit<br />
unterschiedlichen Fasstypen<br />
und Gefässen experimentiert.<br />
MATALJ VINARIJA NEGOTIN<br />
Hier entstehen die besten Rotweine aus Cabernet<br />
Sauvignon, der Kremen Kamen und der neue<br />
Zamna sind dafür der beste Beweis. Das Restaurant<br />
mit Blick auf Donau, Rumänien und Bulgarien<br />
ist ein toller Ort für vertiefende Verkostungen.<br />
Bukovo, Negotin, T: +381 19 544720<br />
mataljvinarija.rs<br />
BUKOVO MONASTRY, NEGOTIN<br />
Seit 2009 haben die Klosterbrüder dieser<br />
malerischen Abtei wieder die Arbeit in den<br />
berühmten Weingärten von Bukovo aufgenommen.<br />
Die Serie Filigran zeigt bereits gutes Niveau, die<br />
schwarze Tamjanika ist eine Spezialität.<br />
Bukovski Put 66, Negotin<br />
T: +381 64 8003292, manastirbukovo.org<br />
<<br />
Fotos: Claudia Schindlmaisser, beigestellt<br />
46 falstaff okt <strong>2023</strong>
97<br />
2019 KREMEN KAMEN<br />
CABERNET SAUVIGNON<br />
Matalj Vinarija<br />
Dunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Zart nach reifen Zwetschken,<br />
reife Kirschen, feines Cassis und<br />
Brombeeren, helle Schokolade, sehr<br />
einladendes Bukett. Komplex, stoffig,<br />
dabei leichtfüssig und finessenreich,<br />
seidige Tannine, mineralisch und<br />
frisch unterlegt, zeigt eine ausgezeichnete<br />
Länge, salzig im Abgang,<br />
bereits antrinkbar, Potenzial für viele<br />
Jahre. myvinodeal.ch, CHF 79,90<br />
96<br />
2017 PROKUPAC GAGA<br />
Vinarija Ivanović<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feine<br />
Kräuterwürze, rotbeerige Nuancen,<br />
floraler Touch, ein Hauch von<br />
Preiselbeeren, Limettenzesten,<br />
mineralischer Touch. Saftig, feine<br />
Beerenfrucht, rote Kirschen, komplex,<br />
frisch und ungemein leichtfüssig,<br />
sehr finessenreicher Stil,<br />
perfekte Tannine, salzig im Nachhall,<br />
sehr lange anhaftend, das ist<br />
die Zukunft des serbischen Weins.<br />
ivanovic.wine, ca. ca. CHF 60,–<br />
95<br />
2021 KADARKA 1880<br />
Oszkar Maurer<br />
Helles Rubingranat, breite Ockerrandaufhellung.<br />
Mineralisch unterbautes<br />
Himbeermark, zart nach<br />
Ribiseln, Limettenzesten und Tabak,<br />
kirschige Nuancen. Saftig und<br />
finessenreich, zarte Fruchtsüsse, ein<br />
Hauch von kandierten Veilchen,<br />
salzig und lange anhaftend, Vieilles-<br />
Vignes-Charakter, kein Wunder bei<br />
140 Jahre alten wurzelechten<br />
Reben, delikater Nachhall. Wahres<br />
Gaumenkino.<br />
maurer.rs, ca. CHF 50,–<br />
BEST OF<br />
SERBIEN<br />
95<br />
2020 VINČIĆ GRAŠAC<br />
GRAND FRU<br />
Vinčić Vinogradi Vinarija<br />
Mittleres Gelbgrün, silberfarbene<br />
Reflexe. Zarte gelbe Tropenfrucht,<br />
ein Hauch von Mandeln und<br />
Marzipan, Ananas, feiner Akazienblütenhonig.<br />
Saftig, elegant, gute<br />
Komplexität, salzige Nuancen, feine<br />
weisse Tropenfrucht, zitroniger<br />
Touch im Abgang, ein vielseitiger<br />
Speisenbegleiter, gut balanciert,<br />
braucht noch seine Reifezeit.<br />
tvojavinoteka.rs<br />
ca. CHF 40,–<br />
95<br />
2019 DOJA PROKUPAC BREG<br />
Vinarija Doja<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette<br />
Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Schwarze Beeren, weisses Nougat,<br />
Himbeerkonfit, kandierte Orangenzesten,<br />
blumige Nuancen. Kraftvoll,<br />
engmaschig, Brombeeren, schwarze<br />
Kirschen, präsente, reife Tannine,<br />
frischer Säurebogen, mineralischsalziger<br />
Anklang, trockener Abgang,<br />
ohne jede Opulenz, ein toller Speisenbegleiter,<br />
ausgestattet mit Länge und<br />
Reifepotenzial.<br />
doja.rs, ca. CHF 40,–<br />
94<br />
2022 TRIJUMF GOLD<br />
Vinarija Aleksandrović<br />
Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />
Reflexe. Nuancen von frischen<br />
Guaven und Stachelbeeren, weisse<br />
Tropenfrucht, feine Kräuterwürze,<br />
zart rauchige Würze, einladendes<br />
Bukett. Elegant, feine weisse Kernobstnuancen,<br />
zarte Extraktsüsse,<br />
feine, integrierte Säure, mineralischsalzig<br />
im Abgang, sehr gut ausgewogen<br />
und lange nachklingend,<br />
etwas Mango im Nachhall.<br />
vinarijaaleksandrovic.rs<br />
ca. CHF 25,–<br />
TASTING<br />
INFO<br />
WEITERE BEWERTUNGEN<br />
UND BESCHREIBUNGEN<br />
FINDEN SIE SIE AB<br />
AB SEITE 200. 148.<br />
94<br />
2020 PROKUPAC RADOVAN 100%<br />
Podrum Čokot<br />
Kräftiges Rubingranat, violette<br />
Reflexe, dezente Ockerrandaufhellung.<br />
Feine Kräuterwürze, Anis,<br />
Dille, reife Kirschen, Waldbeeren,<br />
kandierte Orangenzesten, ein Hauch<br />
von Edelholz. Saftig, komplex, reife,<br />
süsse rote Kirschfrucht, präsente<br />
Tannine, mineralisch-salzig im<br />
Abgang, reife Zwetschken im<br />
Nachhall, zartes Nougat, braucht<br />
noch etwas Zeit, verfügt über gutes<br />
Potenzial.<br />
k.A., ca. CHF 30,-<br />
94<br />
2017 FURMINT KEW<br />
Ernő Sagmeister<br />
Helles Grüngelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Attraktives Bukett, mit<br />
Limettenabrieb unterlegte Nuancen<br />
von Quitten, floraler Touch, etwas<br />
Safran, an reifen Riesling erinnerndes<br />
frisches Bukett. Saftig, lässt<br />
auch am Gaumen wieder an Elsass<br />
denken, fruchtig und tief, feiner<br />
Honigtouch, sehr gute Länge, ein<br />
stoffiger Begleiter bei Tisch, ein<br />
Hauch von Karamell im langen-<br />
Nachhall.<br />
k.A., ca. CHF 35,–<br />
94<br />
2019 CHICHARDONNAY<br />
Vinarija Chichateau<br />
Helles Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Zarte Reduktion, ein<br />
Hauch von weissem Pfirsich,<br />
rauchig, mineralisch, Limettenzesten,<br />
weniger markanter Feuerstein<br />
als im Vorgängerjahr. Saftig,<br />
salzig, elegant, reife weisse Pfirsichfrucht,<br />
integriertes Säurespiel,<br />
bleibt haften, ein Wein voller<br />
gekonntem Understatement,<br />
sicheres Zukunftspotenzial.<br />
udruzenjevinara.rs<br />
ca. CHF 40,–<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
47
ALDI SUISSE<br />
SÜDLICHER SCHMEICHLER<br />
Weine aus Primitivo-Trauben gehören zu den beliebtesten der <strong>Schweiz</strong>.<br />
Die fruchtig-intensiven Gaumenschmeichler schmecken nach Sonne und<br />
Sommer und sind aus der hiesigen Trinkkultur nicht mehr wegzudenken.<br />
Das einzige, was an Primitivo<br />
nicht ganz so geschmeidig ist, ist<br />
der Name. Dieser hat übrigens<br />
nichts mit dem deutschen Begriff<br />
«primitiv» zu tun, sondern wurde vom<br />
Lateinischen «primativus» abgeleitet und<br />
bezieht sich auf die besonders frühe Reife<br />
der Sorte. Die Primitivo-Ernte beginnt in der<br />
Regel schon Mitte August, denn dann hat<br />
die Rebsorte vielerorts schon Trauben voller<br />
Zucker gebildet. Das merkt man auch dem<br />
fertigen Wein an: Guter Primitivo hat zwischen<br />
13 und 15 Volumenprozent Alkohol<br />
und die kommen letztlich vom Zucker in der<br />
Traube. Ansonsten präsentiert sich die<br />
Rebsorte mit Noten von Pflaume, dunklen<br />
Beeren, Zimt und schwarzem Pfeffer sowie<br />
einem kräftigen, saftigen Gaumen und feinen<br />
Gerbstoffen. Als Gegenpol dazu gibt es<br />
allerdings auch viele erfrischende, leichte<br />
und fruchtige Primitivo-Rosés.<br />
Ganz besonders bekannt für ihre Primitivo-Weine<br />
ist hingegen die Region um das<br />
Städtchen Manduria in der Nähe von<br />
Taranto. Dort entstehen besonders tiefgründige<br />
und kräftige Tropfen, die mit der Herkunftsbezeichnung<br />
«Primitivo di Manduria<br />
DOC» geschützt sind. Die Reben wachsen<br />
dort in relativ tiefen Lagen auf kargen, kalkigen<br />
Böden, die mit einer dünnen Schicht<br />
roter Erde bedeckt sind. Das Klima ist sehr<br />
warm, die Trauben werden überaus reif und<br />
mit einem hohen Zuckergehalt geerntet. Der<br />
fertige Wein darf bis zu 18 Gramm Restzucker<br />
pro Liter enthalten, wird allerdings<br />
meistens trocken ausgebaut. Dann erreicht<br />
der Alkoholgehalt auch gerne mal 15<br />
Volumenprozent – dank einer kräftigen Säure<br />
bleiben die Weine aber ausgeglichen.<br />
Dasselbe gilt für den «Primitivo di Manduria<br />
Riserva DOC», der, bevor er auf den<br />
Markt kommt, noch zwei Jahre reifen muss.<br />
COUSIN AUS ÜBERSEE<br />
Nicht nur die Region Manduria, sondern<br />
ganz Apulien ist Primitivo-Gebiet. Die Reben<br />
sind nämlich äusserst ergiebig und<br />
gedeihen im für die Region typischen,<br />
warmen Klima hervorragend. Im Süden,<br />
genannt Salento, gibt es die Herkunftsbezeichnung<br />
«Salento IGT». Die dortigen<br />
Weine sind oft süsser als die Manduria-<br />
Primitivos und meist etwas bodenständiger.<br />
Es gibt dort neben Rotwein auch viel Rosé.<br />
Primitivos aus allen anderen Gebieten<br />
Apuliens, die keine eigene Herkunftsbezeichnung<br />
besitzen, fallen unter «Puglia<br />
IGT». Und selbst in den USA finden sich<br />
Primitivo-Weine, auch wenn die Rebsorte<br />
dort anders genannt wird. Seit Mitte der<br />
90er-Jahre ist wissenschaftlich belegt, dass<br />
die kalifornische Traubensorte Zinfandel<br />
genetisch identisch mit Primitivo ist. Die<br />
Traube kam im 19. Jahrhundert via Österreich<br />
in die USA und ist heute eine der<br />
meistangebauten Sorten Kaliforniens. Die<br />
Zinfandel-Weine unterscheiden sich meist<br />
von ihren süditalienischen Cousins. Sie sind<br />
weniger alkoholisch, haben einen höheren<br />
Gerbstoffgehalt und etwas mehr Säure. Es<br />
war aber der grosse Erfolg der amerikanischen<br />
Zinfandel-Weine, welche die Winzer<br />
in Apulien dazu antrieb, Primitivo reinsortig<br />
zu keltern.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
vinoteca.aldi-suisse.ch<br />
Der Primitivo erlangte erst durch<br />
die Erkenntnis, dass er mit dem<br />
weltweit geschätzten Zinfandel<br />
identisch<br />
LOGO<br />
ist, auch in Italien seinen<br />
Ruhm. Vor dieser Entdeckung<br />
wurde der Primitivo oft mit anderen<br />
Rebsorten verschnitten.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Shutterstock<br />
48<br />
falstaff okt <strong>2023</strong>
PRIMITIVO<br />
DER KRAFTVOLLE, FRUCHTIGE<br />
WEIN<br />
99<br />
IL TEO<br />
PRIMITIVO<br />
DI MANDURIA DOP<br />
RONCO DI SASSI<br />
PRIMITIVO<br />
APPASSIMENTO IGT<br />
15.5 % Vol. 15 % Vol.<br />
17, 95 CHF 0.75 l<br />
17, 99 CHF 0.75 l<br />
Italien / Apulien<br />
Italien / Apulien<br />
Primitivo<br />
Primitivo<br />
2019<br />
Kalb, Rind, Lamm, Wild,<br />
Pasta, Pizza, Fondue,<br />
Raclette, Käse<br />
2022<br />
Kalb, Rind, Lamm, Wild,<br />
Pasta, Pizza, Fondue,<br />
Raclette, Käse<br />
ROVERSI<br />
PRIMITIVO<br />
PUGLIA IGT<br />
POGGIO VECCHIO<br />
PRIMITIVO<br />
DI MANDURIA DOC<br />
POGGIO VECCHIO<br />
PRIMITIVO<br />
DI MANDURIA DOC<br />
13.5 % Vol. 14.5 % Vol.<br />
14.5 % Vol.<br />
4, 95 CHF 0.75 l<br />
Italien / Apulien<br />
7, 99 CHF 0.75 l<br />
Italien / Apulien<br />
4, 99 CHF 0.375 l<br />
Italien / Apulien<br />
Primitivo<br />
Primitivo<br />
Primitivo<br />
2022<br />
2021<br />
2021<br />
Wild, Pasta, Käse<br />
Schwein, Lamm, Wild,<br />
Fondue, Käse<br />
Schwein, Lamm, Wild,<br />
Fondue, Käse
SCHWEIZER WEINBAUGEBIETE<br />
WAADTLAND<br />
WEINBAU<br />
MIT PANORAMA<br />
Foto: <strong>Schweiz</strong> Tourismus / Marcus Gyger<br />
50 falstaff okt <strong>2023</strong>
wein / WAADT<br />
Spektakuläre Rebterrassen, terroirgeprägte Weissweine<br />
und rote Spezialitäten wie Plant Robert machen den<br />
zweitgrössten Weinbaukanton des Landes zu einem Paradies<br />
für Weinliebhaber.<br />
TEXT DOMINIK VOMBACH<br />
Die eindrücklichen Rebterrassen<br />
des Lavaux gehören seit 2007<br />
zum UNESCO-Welterbe.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
51
wein / WAADT<br />
Die Rebsorte Chasselas<br />
liegt Laura und<br />
Raymond Paccot<br />
(unten) von der<br />
Domaine La Colombe<br />
ganz besonders<br />
Herzen. Seit 2017<br />
leitet Laura Paccot das<br />
Conservatoire Mondial<br />
du Chasselas in<br />
Mont-sur-Rolle.<br />
Unter den Weinanbaugebieten<br />
der <strong>Schweiz</strong> nimmt der<br />
Kanton Waadt eine Sonderstellung<br />
ein: Der zweitgrösste<br />
Weinbaukanton des Landes<br />
ist der einzige, in dem weisse Traubensorten<br />
dominieren. Fast 60 Prozent der<br />
Rebflächen sind mit Chasselas bestockt.<br />
Die Sorte bildet die DNA der gesamten<br />
Region, wobei sich deren Anteil je nach<br />
Anbauregion unterscheidet. Das<br />
Waadtland wird unterteilt in die unweit des<br />
Genfersees gelegenen Regionen Lavaux,<br />
Chablais und La Côte, Côtes de l’Orbe<br />
und Bonvillars zwischen Neuenburgersee<br />
und Jura sowie Vully am Murtensee.<br />
Um den Ursprungsort des Chasselas –<br />
der meistangebauten weissen Rebsorte der<br />
<strong>Schweiz</strong> – ranken sich zahlreiche Legenden.<br />
2009 konnten die Rebenforscher José<br />
Vouillamoz und Claire Arnold im Rahmen<br />
einer historisch-genetischen Studie an der<br />
Universität Neuenburg seine Herkunftsregion<br />
auf den Genferseeraum<br />
eingrenzen. Hier weist die<br />
Sorte ihre grösste biologische<br />
Vielfalt auf.<br />
EIN KONSERVATORIUM<br />
FÜR DEN CHASSELAS<br />
Im Jahr 1820 verzeichnete<br />
der Botaniker Augustin-Pyrame<br />
de Candolle 42 unterschiedliche<br />
Chasselas typen in seiner Sammlung, die<br />
heute leider verschwunden ist. Um einen<br />
Teil der biologischen Vielfalt des Chasselas<br />
in der Neuzeit zu erhalten, wurden alte<br />
Rebberge durchforstet und über 300 unterschiedliche<br />
Klone oder Biotypen des<br />
Chasslas aufgespürt. 19 davon finden sich<br />
heute in den Chasselas-Konservatorien<br />
von Rivaz und Mont-sur-Rolle. Die Idee<br />
zur Gründung eines Chasselas-Konservatoriums<br />
hatte der Waadtländer Ausnahmewinzer<br />
Louis-Philippe Bovard, als er<br />
zusammen mit dem damaligen Leiter der<br />
FAST 60 PROZENT<br />
DER GESAMTEN<br />
WAADTLÄNDER<br />
REBFLÄCHE SIND MIT<br />
DER WEISSEN<br />
REBSORTE CHASSELAS<br />
BESTOCKT.<br />
Fotos: Marc Ducrest, Catherine Gailloud, Michal Stipek / Shutterstock Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
52 falstaff okt <strong>2023</strong>
YVORNE, SAINT-<br />
SAPHORIN UND<br />
FÉCHY SIND NUR DREI<br />
DER RUND 150 ERFASS-<br />
TEN CHASSELAS-<br />
PRODUKTIONSORTE<br />
DES WAADTLANDS.<br />
Das altehrwürdige Château<br />
d’Aigle beheimatet seit<br />
1975 ein Weinbaumuseum.<br />
Zuvor diente es unter<br />
anderem als Gericht und<br />
Gefängnis.<br />
Önologie der Forschungsstation Agroscope<br />
das Terroir der Region studierte. 2010<br />
errichtete Bovard das erste Conservatoire<br />
Mondial du Chasselas oberhalb von Rivaz,<br />
2017 folgte jenes in Mont-sur-Rolle, das<br />
von der Winzerin Laura Paccot vom Weingut<br />
La Colombe geführt wird. Beides Betriebe,<br />
die mit ihren Chasselas-Gewächsen<br />
seit langer Zeit zu den Aushängeschildern<br />
der Region gehören.<br />
Die weisse Waadtländer Leitsorte ist<br />
subtil und spiegelt ihr Terroir wie kaum<br />
eine andere Traube wider – und im<br />
Waadtland ist dieses besonders divers.<br />
Diesem Umstand tragen die Waadtländer<br />
Weinproduzenten Rechnung, indem<br />
sie ihre Weine gerne mittels Herkunft<br />
und ohne Rebsortenangabe vermarkten:<br />
Yvorne, Saint-Saphorin oder Féchy<br />
sind nur drei von rund 150 erfassten<br />
Chasselas-Produktionsorten. Besonders<br />
heraus stechen hierbei die beiden Grands<br />
Crus Calamin und Dézaley im Lavaux,<br />
die unter Chasselas-Liebhabern Legendenstatus<br />
besitzen. Dank besonders günstiger<br />
Bedingungen besitzen die Chasselas-Trauben<br />
hier eine höhere phenolische Reife als<br />
anderswo im Waadtland. Die Gewächse<br />
sind kraftvoller und opulenter – aber auch<br />
deutlich langlebiger. Dies gilt insbesondere<br />
für Weine aus der 54 Hektar grossen Lage<br />
Dézaley, die wegen ihres Renommees<br />
immer wieder mit Lagen im Burgund verglichen<br />
wird. Die typischen Rebterrassen<br />
im Dézaley erstellten Zisterziensermönche<br />
bereits im zwölften Jahrhundert. Und<br />
auch wenn sich rund 2000 der insgesamt<br />
3782 Hektar Waadtländer Rebfläche in<br />
La Côte befinden, bildet das Lavaux zwischen<br />
Montreux und Lausanne das Herz<br />
der Region. Die eindrückliche Weinbauregion<br />
mit ihren etwa 10.000 Rebterrassen<br />
ist zweifelsohne eine der schönsten<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
53
wein / WAADT<br />
Louis-Philippe<br />
Bovards (oben)<br />
Dézaley Médinette<br />
Grand Cru zählt<br />
zu den Ikonen<br />
des Waadtländer<br />
Weinbaus.<br />
WAADT AUF EINEN BLICK<br />
GEOGRAFIE<br />
Mit seinen 3782 Hektar Rebfläche ist der Kanton<br />
Waadt der zweitgrösste Weinbaukanton der<br />
<strong>Schweiz</strong>. Unterteilt wird die Region in acht<br />
AOCs: Bonvillars zwischen Yverdon und dem<br />
Neuenburgersee, La Côte zwischen Nyon und<br />
Lausanne, Lavaux zwischen Lausanne und<br />
Montreux mit den Grands Crus Dézaley und<br />
Calamin, Côtes de l’Orbe rund um die Stadt<br />
Orbe und Chablais zwischen Villeneuve und<br />
dem Wallis und Vully zwischen den Ufern des<br />
Murtensees und dem Mont Vully.<br />
BÖDEN UND KLIMA<br />
Das Waadtländer Terroir ist äusserst vielfältig.<br />
In La Côte kommen schwere bis leichte kiesige<br />
Böden vor, während das Lavaux stark vom<br />
Rhônegletscher geprägt ist. Im Chablais sind die<br />
Böden steinig und der Föhn beeinflusst die Traubenreife.<br />
Besonders trocken ist es in den Côtes<br />
de l’Orbe, wo Kalk, Molasse und Ton zu finden<br />
sind. Bonvillars hingegen zeichnet sich durch<br />
mildes Klima und Kies- sowie Kalkböden aus.<br />
TRAUBENSORTEN<br />
Als einzige Weinbauregion der <strong>Schweiz</strong> wird<br />
das Waadtland klar von Weisswein dominiert.<br />
60 Prozent der gesamten Rebfläche des<br />
Weinbau kantons sind mit der Sorte Chasselas<br />
bestockt. Die meistangebaute weisse Rebsorte<br />
der <strong>Schweiz</strong> ist per se eher subtil und spiegelt ihr<br />
Terroir wie kaum eine andere wider, weshalb die<br />
Chasselas-Weine aus dem Waadtland hauptsächlich<br />
mit Herkunftsnamen vermarktet werden.<br />
Neben dem klassischen Pinot Noir und Gamay<br />
werden mittlerweile auch alte rote Sorten wie<br />
Plant Robert und neue wie Gamaret kultiviert.<br />
AUSWAHL WICHTIGER PRODUZENTEN<br />
Bernard Cavé<br />
bernardcavevins.ch<br />
Blaise Duboux<br />
blaiseduboux.ch<br />
Château de Châtagneréaz<br />
chatagnereaz.ch<br />
Château Maison Blanche<br />
maison-blanche.ch<br />
Domaine Henri Cruchon<br />
henricruchon.com<br />
Domaine La Colombe<br />
lacolombe.ch<br />
Domaine Louis Bovard<br />
domainebovard.com<br />
Domaine Monachon<br />
domainemonachon.com<br />
Henri Badoux<br />
henri-badoux.ch<br />
Hammel – Terres des Vins<br />
hammel.ch<br />
La Maison Massy<br />
massy-vins.ch<br />
Les Frères Dutruy<br />
lesfreresdutruy.ch<br />
<<br />
der <strong>Schweiz</strong>, wenn nicht ganz Europas<br />
und zählt seit 2007 zum UNESCO-Welterbe.<br />
Die Reben profitieren hier von den<br />
sogenannten «drei Sonnen», womit die<br />
direkte Sonneneinstrahlung, die Reflexion<br />
des Genfersees und die Abwärme der<br />
unzähligen Trockensteinmauern gemeint<br />
sind. Während die Böden im Lavaux vom<br />
Rhônegletscher geprägt sind, sind sie in<br />
La Côte zwischen Lausanne und Nyon<br />
leicht und kiesig, an den Hängen der Juraausläufer<br />
eher schwer. Im Chablais wiederum,<br />
das sich zwischen Villeneuve und<br />
dem Wallis befindet, bestehen sie teilweise<br />
aus Schutt von Bergstürzen. Klimatisch<br />
begünstigt hier der Föhn die Traubenreife.<br />
HEIMAT DES EIDECHSLIWY<br />
Der Kanton Waadt ist auch die Heimat<br />
des Aigle les Murailles – des wohl bekanntesten<br />
<strong>Schweiz</strong>er Weins überhaupt. Der<br />
Weisswein besteht ebenfalls aus Chasselas.<br />
Den namensgebenden Rebberg erwarb<br />
Henri Badoux im Jahr 1908, das legendäre<br />
Etikett kreierte der berühmte Waadtländer<br />
Maler Frédéric Rouge im Jahr 1919. Seitdem<br />
ziert den Wein die im Chablais beheimatete<br />
Smaragdeidechse, was dem Chasselas<br />
Aigle les Murailles den Spitznamen<br />
«Eidechsliwy» einbrachte. Heute umfasst<br />
die Linie von Badoux gleich vier Varianten,<br />
darunter auch einen Schaumwein und<br />
eine rote Version.<br />
<<br />
Fotos: beigestellt<br />
54 falstaff okt <strong>2023</strong>
WIR SEHEN UNS<br />
AM HAFEN.<br />
2. bis 16.11.<strong>2023</strong> an der Expovina Zürich
wein / WAADT<br />
EXPOVINA WEINSCHIFFE <strong>2023</strong><br />
GASTREGION<br />
WAADTLAND<br />
Das Waadtland ist Gastregion auf den diesjährigen<br />
Weinschiffen der Expovina, die vom 2. bis 16.<br />
November am Bürkliplatz in Zürich festmachen. Die<br />
Region lässt sich dort in all ihren Facetten entdecken:<br />
18 Waadtländer Weinbauern aus verschiedenen<br />
Anbauzonen präsentieren ihre Weine an Bord<br />
des Schiffs «Rosenstadt». expovina.ch<br />
<<br />
Klar dominiert die Rebsorte Chasselas<br />
das Waadtland, Rotweine aus dem Weinbaukanton<br />
machen aber immer mehr von<br />
sich reden. Neben klassischen roten Sorten<br />
wie Pinot Noir und Gamay existieren einige<br />
Spezialitäten im Kanton: Servagnin etwa,<br />
eine uralte Pinot-Noir-Mutation aus der Region<br />
von Morges, für die unter anderem das<br />
Weingut Henri Cruchon bekannt ist, oder<br />
Plant Robert, ein alter Gamay-Klon der ausschliesslich<br />
im Lavaux angebaut wird und<br />
dem unter anderem Winzer Blaise Duboux<br />
ZU DEN ROTEN<br />
SPEZIALITÄTEN DES<br />
WAADTLANDS ZÄHLEN<br />
DER URALTE GAMAY-<br />
KLON PLANT ROBERT<br />
UND DIE PINOT-<br />
MUTATION SERVAGNIN.<br />
Blaise Duboux (oben)<br />
ist einer der wenigen<br />
Winzer im Lavaux, die<br />
nach biodynamischen<br />
Prinzipien arbeiten.<br />
wieder Leben einhaucht. Das<br />
Zentrum der Waadtländer<br />
Rotweinproduktion befindet<br />
sich aber nicht am Genfersee,<br />
sondern im sogenannten Jura-<br />
Nord vaudois mit den beiden<br />
weniger bekannten Anbaugebieten<br />
Côte de l’Orbe und Bonvillars zwischen<br />
dem Neuenburgersee und den Jurahängen.<br />
In der Côte de l’Orbe finden sich kalkund<br />
tonhaltige Böden sowie Molasse und<br />
das Klima ist trockener als anderswo im<br />
Waadtland, was den Anbau von roten Sorten<br />
begünstigt. In Bonvillars ist das Klima<br />
mild und es finden sich Kies- und Kalkböden<br />
– ebenfalls ideal für rote Sorten. Etwa<br />
70 Prozent der 170 Hektar der Orbe sind<br />
mit roten Sorten bestockt, in Bonvillars sind<br />
es 60 Prozent von 180 Hektar. Hauptdarsteller<br />
sind hier Gamay, Pinot Noir, Merlot<br />
und die <strong>Schweiz</strong>er Neuzüchtungen Gamaret,<br />
Garanoir, Mara oder Galotta. Auch wenn<br />
das Waadtland vom Chasselas dominiert ist,<br />
für Vielfalt hat es auch in diesem Teil der<br />
<strong>Schweiz</strong> mehr als genug Platz.<br />
<<br />
Fotos: beigestellt, Gonzalez / laif / picturedesk.com<br />
56 falstaff okt <strong>2023</strong>
LA SÉLECTION <strong>2023</strong>:<br />
150 AUSGEZEICHNETE WEINE!<br />
Ende August fand in Basel die La Sélection statt, seit Jahren<br />
Partner und anerkannte Weinprämierung des Basler Weinfestivals.<br />
Auch in diesem Jahr nutzten zahlreiche Weinproduzenten<br />
und Weinhändler die Gelegenheit, Still- und Schaumweine aus<br />
aller Welt von der Fachjury der La Sélection bewerten zu lassen.<br />
Dieses Mal wurden ganze 150 Weine ausgezeichnet, darunter<br />
54 mit einer Goldmedaille und 96 mit einer Silbermedaille.<br />
<strong>Schweiz</strong>er Winzer reichten auch dank der mengen- und qualitäts -<br />
mässig guten Ernte 2022 erneut die meisten Weine ein. Davon<br />
wurden 32 mit Gold- und 66 mit Silbermedaillen ausgezeichnet.<br />
Unter den internationalen Einreichungen ragte besonders<br />
Südafrika heraus. Bei 21 eingereichten Weinen gab es 9 Goldund<br />
8 Silbermedaillen.<br />
Der durchschnittliche Verkaufspreis aller eingereichten Weine<br />
lag bei stolzen CHF 28.70. Die Goldmedaillengewinner haben<br />
im Schnitt einen Preis von CHF 33.80. Bei den Silbermedaillengewinnern<br />
liegt der durchschnittliche Verkaufspreis mit CHF<br />
28.35 etwas tiefer. Es gibt jedoch auch echte Schnäppchen unter<br />
den ausgezeichneten Weinen. Der preiswerteste Goldmedaillenwein<br />
ist bereits für CHF 10.70 erhältlich.<br />
Nutzen Sie die Empfehlungen der Fachjury bei Ihrer persönlichen<br />
Weinselektion. Wir möchten Sie ermutigen, die grossartigen<br />
Weine bei den Weinhändlern und Weinproduzenten, die an<br />
der Bewertung teilgenommen haben, zu entdecken und selbst<br />
zu degustieren. Wir sind zuversichtlich, dass Sie begeistert sein<br />
werden. Die Resultate der La Sélection <strong>2023</strong> finden Sie unter<br />
www.laselection.ch<br />
SELEKTION DES JAHRES<br />
Die Fachjury der Weinprämierung La Sélection krönte aus den best bewerteten Weiss- und Rotweinen<br />
je einen «Wein des Jahres»:<br />
Weisswein Sélection de l’année<br />
Morokanella 2022;<br />
Aes Ambelis Winery, CYP-Kalo Chorio Orinis, Nicosia<br />
Helles Zitronengelb; intensive und komplexe, würzige, terpenige<br />
Nase, auch mit Zitrusaromen; füllig im Gaumen mit eingebundener,<br />
präsenter Säure, sehr intensive, aromatische, intensive<br />
und komplexe Frucht, wiederum würzig, Quitten, reife Birnen,<br />
auch mit Zitrusaromen, sehr ausgewogen und harmonisch, mit<br />
langem Abgang. Intensiv aromatischer und äusserst attraktiver<br />
Weisswein.<br />
75 cl, 21.– Franken, erhältlich bei www.paphosweine.ch<br />
Rotwein Sélection de l’année<br />
Cornalin Selection AOC Valais 2018;<br />
Leukersonne Damian Seewer AG, CH-Susten<br />
Dichtes Granatrot; intensive, komplexe, reifbeerig-würzige Nase<br />
mit edlen, gut eingebundenen Röstaromen; fülliger Gaumen,<br />
reife, weiche Tannine, gut eingebundene Säure, intensive, sehr<br />
komplexe Frucht, viel Dichte und Tiefgang, edle Röstaromen,<br />
Nelken, Amarenakirschen, auch mineralisch, sehr stoffig, aus -<br />
gewogen und harmonisch, langer Abgang. Äusserst vielschichtiger,<br />
beeindruckender Cornalin.<br />
75 cl, 89.– Franken, erhältlich bei www.leukersonne.ch
wein / WAADT<br />
BEST OF<br />
WAADT<br />
94<br />
93<br />
92<br />
2022 ILEX CALAMIN GRAND CRU<br />
CHASSELAS<br />
Domaine Louis Bovard, Cully<br />
In der Nase Noten von Zitrusfrüchten,<br />
Honig und Lindenblüten. Am<br />
Gaumen filigran und ausbalanciert<br />
mit dezenter Säure und Noten von<br />
Mandarine, gelber Zwetschge und<br />
Apfel. Langer mineralischsalziger<br />
Abgang.<br />
domainebovard.com, CHF 27,–<br />
2020 DÉZALEY CHEMIN DE<br />
TERRE GRAND CRU<br />
La Maison Massy, Epesses<br />
Elegante reiffruchtige Nase mit<br />
Noten von konfierten Sauerkirschen,<br />
Himbeere und Holunderbeere.<br />
Anklänge von Mokka und Süssholz.<br />
Am Gaumen füllig und dennoch auf<br />
seine Weise elegant, mit saftiger<br />
Säure, Aroma von Sauerkirsche und<br />
dunklen Waldbeeren. Feinkörniges<br />
Tannin, langer Abgang.<br />
massy-vins.ch, CHF 43,–<br />
2022 CALAMIN GRAND CRU<br />
CUVÉE VINCENT<br />
Blaise Duboux, Epesses<br />
Elegantes, frisches Bukett mit zarter<br />
Zitrusfrucht und Noten von Ananas<br />
und Nektarine. Dezent würzige<br />
und florale Nuancen sowie Anklänge<br />
von Honig. Am Gaumen spannungsreich<br />
und angenehm füllig,<br />
mit dezenter Säure, frischer Zitrusfrucht<br />
und Honig. Lange anhaltend<br />
im stoffig-mineralischen Abgang.<br />
blaiseduboux.ch, CHF 26,–<br />
93<br />
93<br />
92<br />
2021 PETIT CLOS MONT-<br />
SUR-ROLLE GRAND CRU<br />
Domaine La Colombe, Féchy<br />
Elegante, dezente Nase mit Noten<br />
von Kräutern wie Melisse und<br />
Estragon, einnehmende Zitronennoten,<br />
dezent Butter. Am Gaumen<br />
angenehm schlank mit passendem<br />
Schmelz. Dezente Salznoten im<br />
langen Nachhall. Verbleibt saftig<br />
am Gaumen.<br />
vinothek-brancaia.ch, CHF 17,50<br />
2022 COTEAU DE VERSCHIEZ<br />
AMPHORE<br />
Bernard Cavé, Ollon<br />
Filigranes Bukett mit Noten von<br />
Agrumen, grünem Apfel und Nektarine.<br />
Anklänge von Lindenblütenhonig<br />
und würzige Nuancen. Am Gaumen<br />
elegant, mit Noten von gelbem<br />
Steinobst und Zitrus sowie Honig.<br />
Schöner Schmelz, endet lange auf<br />
Mirabelle und mineralischen Noten.<br />
vogel-vins.ch, CHF 54,–<br />
2011 CHÂTEAU DE CHÂTAGNE-<br />
RÉAZ 1ER GRAND CRU<br />
MONT-SUR-ROLLE LA CÔTE AOC<br />
Château de Châtagneréaz<br />
Essertines-sur-Rolle<br />
Glänzendes Honiggelb. In der Nase<br />
Noten von reifen Mirabellen und<br />
Quittengelee, dazu frische Haselnüsse.<br />
Feiner Schmelz im Ansatz,<br />
der von der präsenten, reifen Säure<br />
aufgefangen wird. Die ätherische<br />
Würze leitet in eine wunderbare<br />
elegante Herbe über.<br />
chatagnereaz.ch, CHF 17,80<br />
93<br />
93<br />
92<br />
2020 ALTESSE NATURE<br />
Domaine Henri Cruchon<br />
Echichens<br />
Altesse ohne jedwede Behandlungsmittel.<br />
In der Nase Noten von<br />
Aprikose, Bitterorange, Rhabarber,<br />
kräutrige Nuancen sowie dezent<br />
Birne. Am Gaumen angenehm weich<br />
mit eher zurückhaltender, reifer<br />
Säure. Schöne Intensität. Langer<br />
Nachhall mit pfeffrigem Eindruck.<br />
swissgrapes.ch<br />
CHF 29,–<br />
2019 HYPÉRION - CLOS DU<br />
CHÂTELARD, GRAND CRU<br />
VILLENEUVE<br />
Hammel – Terres de Vins, Rolle<br />
Sehr komplexe Nase. Duftet nach<br />
dunklen Waldbeeren, reifen Pflaumen<br />
sowie der diskreten Würze von<br />
dunklen Kräutern und etwas Tabak.<br />
Sanfter Auftakt, gefolgt von feinkörnigem<br />
Tannin und einer saftigen,<br />
sehr gut integrierten Säure.<br />
Langes, würziges Finale.<br />
hammel.ch, CHF 35,–<br />
2020 CABERNET FRANC CHÂ-<br />
TEAU MAISON BLANCHE GRAND<br />
CRU YVORNE CHABLAIS AOC<br />
Château Maison Blanche, Yvorne<br />
Glänzendes Rubin. Tiefgründige,<br />
komplexe Nase. Dunkle Beeren<br />
wie Cassis und Holunder, unterlegt<br />
mit intensiver Würze: Pfeffer, Macis<br />
und Gewürznelke. Kräftiger Gaumen<br />
mit herrlicher Säure und präziser<br />
Frucht, umhüllt von feinkörnigem<br />
Tannin.<br />
maison-blanche.ch, CHF 28,50<br />
Fotos: beigestellt<br />
58 falstaff okt <strong>2023</strong>
DOMAINE DE CHAMBLEAU<br />
DAS STREBEN NACH SINN<br />
Charlotte Burgat gehört zur neuen Generation, die einen Beruf wählen<br />
möchte, der mit ihren Überzeugungen im Einklang steht. Schon in jungen<br />
Jahren hat sie sich auf dem Familienweingut in Neuenburg engagiert und<br />
wurde vom Weinbauvirus gepackt – ihr Schicksal war besiegelt.<br />
Heute erscheint es mir manchmal<br />
noch schwindelerregend, so früh<br />
in meinem Erwachsenenleben<br />
einen Beruf gewählt zu haben,<br />
der mich in meiner Region verankert. Und<br />
doch ist es genau das, was Sinn macht: Wissen<br />
und Werte in einer gesunden und vertrauten<br />
Umgebung zu teilen, mir die Weine<br />
sowie die Vision des Unternehmens eigen zu<br />
machen, noch bevor ich erwachsen werde.»<br />
Charlotte Burgat (Mitte) absolvierte 2018 ihren Bachelor<br />
in Weinbau und Önologie. Danach gab es Stationen in<br />
der <strong>Schweiz</strong>, im Burgund und in Neuseeland. Seit 2022<br />
vinifiziert Charlotte die Weine des Weinguts.<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
92<br />
Punkte<br />
90<br />
Punkte<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
chambleau.ch<br />
EIN BIODYNAMISCHER<br />
WEINBAU IST DAS ZIEL<br />
Tradition und Respekt vor der Natur stehen<br />
bei Charlotte Burgat von der Domaine de<br />
Chambleau im Mittelpunkt. Da das Familiengut<br />
seit mehreren Jahren biologisch<br />
bewirtschaftet wird, hat die junge Winzerin<br />
den Ehrgeiz, in der Beziehung zur Natur<br />
noch einen Schritt weiterzugehen und den<br />
Weinbau auf eine vollständige biodynamische<br />
Weinbereitung auszurichten.<br />
Mit ihrem Bachelor in Önologie in der<br />
Tasche profitierte Charlotte von verschiedenen<br />
beruflichen Erfahrungen im Ausland –<br />
der rote Faden war immer der Pinot Noir.<br />
Sie konnte diese emblematische Rebsorte in<br />
all ihren Facetten beobachten, bevor sie diese<br />
auf dem Familienweingut etablierte, um<br />
ihre verschiedenen Terroirs zur Geltung zu<br />
bringen. Ihren ersten Jahrgang vinifizierte sie<br />
auf der Domaine de Chambleau 2022 – mit<br />
Leidenschaft und Freude an der Arbeit,<br />
wobei sie sich insbesondere auf die Parzellencuvées<br />
der Domaine «La Gavotte» und<br />
«Les Bovardes» fokussierte. Die ton- und<br />
kalkhaltigen Böden dieser Parzellen liegen<br />
nahe beieinander und bringen dennoch zwei<br />
gänzlich unterschiedliche Weine hervor – das<br />
ist die Magie des Pinot Noir.<br />
«La Gavotte» ist ein konzentrierter Wein,<br />
der einige Jahre braucht, um seinen Höhepunkt<br />
zu erreichen. In seiner Jugend kommen<br />
Aromen von Gewürzen zum Ausdruck.<br />
Diese entwickeln sich dann in Richtung<br />
frischer Früchte wie Sauerkirsche und<br />
Brombeere. Die Tanninstruktur verfeinert<br />
sich mit der Zeit. Die Entwicklung dieser<br />
Cuvée im Laufe der Jahre zu verfolgen, ist<br />
wunderbar.<br />
Sein Bruder, der Pinot Noir «Les<br />
Bovardes», bringt zu Beginn eine strahlende<br />
Frucht und eine seidige Tanninstruktur zum<br />
Ausdruck. Die köstliche Frucht harmoniert<br />
perfekt mit der des frischen Holzes. Diese<br />
Cuvée, die schon in jungen Jahren zugänglich<br />
ist, zeigt im Gegensatz zu «La Gavotte»<br />
eine völlig andere Facette des Terroirs der<br />
Domaine de Chambleau.<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 59
Der Herbst ist in kulinarischer Hinsicht eine ganz<br />
besondere Jahreszeit. Einerseits gibt es schon die<br />
ersten Weine des Jahrgangs <strong>2023</strong>, andererseits<br />
beginnt auch wieder die Wildsaison mit der dafür<br />
perfekten Rotweinbegleitung aus dem Jahr 2021.<br />
JUNG<br />
& WILD<br />
60 falstaff okt <strong>2023</strong>
SCHEIBLHOFER THE WINE<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Shutterstock; beigestellt<br />
Die Weinlese ist in ganz Österreich<br />
im vollen Gange und das<br />
Burgenland startete so ziemlich<br />
als erstes Bundesland, die<br />
Trauben in die Weinkeller zu bringen. Erich<br />
Scheiblhofer, der nicht nur für seine Rotweine<br />
berühmt ist, sondern auch Weissweine<br />
mit etwas niedrigerem Säuregehalt<br />
vinifiziert, um dadurch ein bekömmlicheres<br />
Profil zu erhalten, bietet mit Chardonnay,<br />
Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller<br />
einen ersten Vorgeschmack darauf, was<br />
vom Jahrgang <strong>2023</strong> noch zu erwarten ist.<br />
Wegen des kühleren Frühjahrs und trotz<br />
der grossen Hitzeperioden im Sommer<br />
wurden unter den sorgfältigen Händen der<br />
Scheiblhofer-Lesemannschaft Trauben<br />
geerntet, die sich durch ihre Frische und<br />
präzise Sortentypizität auszeichnen. Nach<br />
kurzer Ausbauzeit bereiten sie unkompliziertes<br />
Trinkvergnügen und machen Lust<br />
auf ein weiteres Glas. Glücklicherweise<br />
wurde die Region um Andau von den<br />
vielen Unwettern, die es heuer in Österreich<br />
gab, verschont und so darf man sich auf<br />
genussvolle Momente mit den ersten<br />
Vorboten des Hauses Scheiblhofer freuen.<br />
Der Herbst ist aber auch die Zeit für<br />
Wild, und was könnte hier besser passen, als<br />
ein schönes Glas Rotwein, das Rehrücken,<br />
Wildschweinbraten oder knusprigen Fasan<br />
zu einem kulinarischen Fest vereint. Wild<br />
steht für zartes und vor allem naturnahes<br />
Fleisch, denn die freie Wildbahn ist jedenfalls<br />
der bessere Stall. Naturnah werden<br />
auch die Weingärten bei Erich Scheiblhofer<br />
bewirtschaftet, seit einigen Jahren nicht nur<br />
im Osten des Neusiedler Sees, sondern auch<br />
am Leithaberg und im Mittelburgenland.<br />
DIE SONDEREDITIONEN<br />
Mordor, eine Rotweincuvée aus Blaufränkisch,<br />
Merlot und Cabernet Sauvignon,<br />
gewürzt mit einem Hauch Syrah, stammt<br />
aus dem Mittelburgenland oder wie es Erich<br />
Scheiblhofer nennt, aus Mittelerde und<br />
schon die Ausstattung der Flasche nimmt<br />
Bezug darauf. Aus seinen Blaufränkisch-<br />
Trauben, die in Jois gedeihen, zaubert der<br />
Rotweinmeister Jahr für Jahr einen explosiven<br />
Sortenvertreter, der seine Herkunft nicht<br />
verleugnet. Auch dieser Wein trägt ein Sonderetikett,<br />
das den Anbauort in den Vordergrund<br />
stellt und dem Leithaberg am Westufer<br />
des Neusiedler Sees alle Ehre macht.<br />
Mit Peak of Glory, einer Cuvée aus Zweigelt,<br />
Merlot und Cabernet Sauvignon, zeigt<br />
Erich Scheiblhofer den Geschmack seines<br />
Heimatortes Andau. Frucht, Schokolade und<br />
ein leicht rauchiger Touch machen auch<br />
diesen Wein, der sich ebenfalls mit einer<br />
Sonderausstattung in Szene setzt, zu einem<br />
perfekten Begleiter für verschiedenste Wildgerichte.<br />
Alle drei Rotweine sind aktuell<br />
vom Ausnahmejahrgang 2021. Hier hat<br />
klimatisch einfach alles gepasst und die Weine<br />
verfügen über ausgezeichneten Trinkfluss<br />
und sehr gute Länge. Hier stellt sich nur<br />
noch die Frage, welchen der drei Weine man<br />
ganz persönlich den Vorzug geben möchte,<br />
denn qualitativ liegen sie ziemlich gleichauf<br />
und zeigen bei aller Unterschiedlichkeit sehr<br />
eindringlich die Handschrift und die grosse<br />
Kunstfertigkeit des Winzers.<br />
Wein und Wild gehören einfach zusammen,<br />
und auf den Herbst mit Jungwein anzustossen,<br />
gleichzeitig auch den Rhythmus der<br />
Natur zu feiern und sich auf die Gaben von<br />
Mutter Erde zu besinnen, gehört eben zu den<br />
Highlights eines kulinarischen Jahresreigens.<br />
INFO<br />
Scheiblhofer The Wine<br />
Halbturnerstrasse 1a, 7163 Andau<br />
scheiblhofer.at<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 61
wein / WEINREISE MALLORCA<br />
Porto Cristo: ein malerisches Küstendorf<br />
auf Mallorca, wo sich das türkisblaue<br />
Mittelmeer sanft an den goldenen<br />
Sandstrand schmiegt.<br />
Foto: vulcano / Shutterstock<br />
62 falstaff okt <strong>2023</strong>
WEINREISE<br />
MALLORCA<br />
INSEL ZUM<br />
GENIESSEN<br />
Mallorca hat eine genussvolle Seite, die Weinliebhaber<br />
überraschen wird. Wer die ausgetretenen Pfade der Ferieninsel<br />
verlässt, entdeckt reizvolle Weingüter in atemberaubender<br />
Landschaft, exquisite Küche und köstliche Weine aus<br />
einheimischen Rebsorten.<br />
TEXT THOMAS GÖTZ<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
63
wein / WEINREISE MALLORCA<br />
Stimmungsvolles Dinner mit<br />
mallorquinischen Weinen in<br />
der Finca Can Coll.<br />
Mallorca erlebt eine Wein-<br />
Renaissance. Das sagen<br />
viele auf der Baleareninsel.<br />
Tatsächlich hat sich die<br />
Zahl der Weingüter hier in<br />
den letzten zehn Jahren auf über hundert<br />
verdoppelt. Gekeltert wird in jahrhundertealten<br />
Gebäuden ebenso wie in neuen,<br />
stylischen Bodegas. Einige der Boutique-<br />
Weingüter kann man auch spontan<br />
besuchen und die Weine in einem<br />
romantischen Innenhof, im Garten oder<br />
in der Vinothek geniessen. Kellerführungen<br />
oder ein Gourmetmenu mit<br />
Weinprobe gehören auch zum Angebot<br />
und sollten im Voraus gebucht werden.<br />
Aber der Reihe nach …<br />
Jede Mallorca-Reise beginnt in Palma.<br />
Für Foodies lohnt sich der Gang in die<br />
grösste Markthalle der 400.000-Einwohner-Stadt,<br />
den Mercat de l’Olivar.<br />
An zahlreichen Ständen kann man hier<br />
regionale Spezialitäten wie die luft-<br />
Fotos: beigestellt, Dasha Petrenko / Shutterstock, RAW-films / Shutterstock<br />
Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
64 falstaff okt <strong>2023</strong>
getrocknete Rohwurst Sobrasada kaufen<br />
oder gleich etwas essen und trinken. Vorwiegend<br />
lokale Zutaten kommen auch bei<br />
Sternekoch Marc Fosh im nach ihm benannten<br />
Restaurant im Hotel «Convent de la Missio»<br />
auf die Teller. Seine kreative mediterrane<br />
Küche begeistert Gourmets. Mit einer raffinierten<br />
Tapas-Kultur in schickem Ambiente<br />
wartet wiederum das angesagte «El Camino»<br />
im Herzen der Altstadt auf. Die wohl beste<br />
Weinkarte Palmas hält das Restaurant «Vinazo<br />
Morrofino» parat: Herausragend ist die<br />
spanische Sektion, in der auch viele mallorquinische<br />
Winzer vertreten sind wie die hochfeinen<br />
Weine von 4 Kilos, Soca-Rel und Can<br />
Xanet. In der alternativen Bar «La Sang», die<br />
Naturweine kredenzt, lässt man den Abend<br />
in Palma wunderbar ausklingen.<br />
RUND UM BINISSALEM<br />
Keine halbe Autostunde von der Inselmetropole<br />
entfernt liegt Binissalem. Das Städtchen<br />
ist ein Zentrum des mallorquinischen<br />
Weinbaus, sogar ein D.O.-Weingebiet trägt<br />
seinen Namen. Ausgedehnte Weinberge, jahrhundertealte<br />
Windmühlen und die Silhouette<br />
des fernen Tramuntana-Gebirges prägen das<br />
Landschaftsbild. Auf der Bodega Ribas wird<br />
seit über 300 Jahren ununterbrochen Wein<br />
gekeltert. Das älteste Weingut Mallorcas,<br />
in zehnter Familiengeneration geführt,<br />
Vom Weingut<br />
Ribas kommt<br />
ein frischer,<br />
feinwürziger Rosé<br />
aus der Rebsorte<br />
Mantonegro.<br />
bewirtschaftet 50 Hektar biologisch. Ausgezeichnete<br />
Weine, etwa jene aus den heimischen<br />
Trauben Mantonegro und Gorgollassa, können<br />
Besucher im historischen Innenhof auf der<br />
Weinbarterrasse verkosten. Man kann hier<br />
ganz spontan während der Öffnungszeiten<br />
vorbeischauen oder vorab eine geführte Tour<br />
durch das Weingut vereinbaren. Nur eine<br />
Parallelstrasse weiter bietet das Restaurant<br />
«Es Rústic» gehobene Küche mit Lammgerichten<br />
als Spezialität.<br />
Auch die Finca Biniagual blickt auf eine<br />
lange Geschichte zurück. Eigentlich ist es ein<br />
richtiges kleines Dorf, das man hier besucht.<br />
Das aus maurischer Zeit stammende Anwesen<br />
beherbergt neben Weinbergen, Kellerei und<br />
Vinothek auch eine Kapelle, mehrere Häuser<br />
und bezaubernde Gärten. Einen modernen<br />
Akzent setzt hingegen das wenige Kilometer<br />
entfernte Weingut Son Juliana. Zu den<br />
Bio-Weinbergen und Olivenhainen gesellt<br />
sich eine mit viel Glas transparent gestaltete<br />
Bodega, deren Mauern aus dem für Mallorca<br />
typischen beigen Marés-Kalkstein bestehen.<br />
Stellvertretend für viele Weingüter der Insel<br />
sind bei Son Juliana sowohl internationale<br />
Rebsorten wie Syrah und Chardonnay als<br />
auch einheimische Trauben wie Mantonegro<br />
und Giro Rós im Anbau. Nicht umsonst steht<br />
Mallorca für Lokalkolorit und Weltoffenheit<br />
gleichermassen.<br />
<<br />
Mehrmals täglich verkehrt zwischen<br />
Palma und dem Küstenort Sóller ein<br />
1912 in Betrieb genommener Holzzug,<br />
der sogenannte «Rote Blitz». Die etwa<br />
27 Kilometer weite Fahrt dauert eine<br />
Stunde. Das Weingut Oliver Moragues<br />
östlich von Palma de Mallorca (u. re.).<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
65
wein / WEINREISE MALLORCA<br />
Entspannung pur auf<br />
der Finca Can Coll.<br />
Im nahen Sóller<br />
bietet das Restaurant<br />
«Can Boqueta» feine<br />
mediterrane Küche<br />
(kleines Bild unten).<br />
vollen Zimmern und Suiten wird von zwei<br />
weinbegeisterten Deutschen geführt. Sie<br />
bieten unter anderem Weinkurse und exquisite<br />
Abendessen mit mallorquinischer Weinbegleitung<br />
an. Gäste erfreuen sich ferner<br />
an einer Weinkarte mit 160 Positionen von<br />
der Insel sowie einer vorzüglichen Champagnerauswahl.<br />
Das nahe gelegene Städtchen<br />
Sóller zählt zu den schönsten Mallorcas.<br />
Im dortigen Restaurant «Can Boqueta»<br />
kann man sich mit saisonaler mediterraner<br />
Küche verwöhnen lassen.<br />
DURCH DIE SIERRA DE<br />
TRAMUNTANA<br />
Der bergige Norden ist vielleicht der landschaftlich<br />
reizvollste Teil der Insel. Schmale<br />
Strassen führen durch die naturbelassene<br />
Berglandschaft der Sierra de Tramuntana,<br />
eines Unesco-Welterbes, das immer wieder<br />
den Blick auf das türkisblaue Meer, kleine<br />
Buchten und schroffe Klippen freigibt.<br />
In der Nähe von Pollenca, wenige<br />
Kilometer von der Küste entfernt, liegt das<br />
spektakuläre Weingut Can Axartell. Es gehört<br />
dem Hamburger Hans-Peter Schwarzkopf,<br />
einem Erben des Shampoo-Herstellers.<br />
Weitläufige Haine mit tausendjährigen<br />
Olivenbäumen und ökologisch kultivierte<br />
Weinberge wechseln sich auf dem 200 Hektar<br />
grossen Landgut ab. Ein Clou ist die<br />
Kellerei: Das Gebäude ist in einen grossen<br />
Felsen hineingebaut, auf den vier Etagen<br />
erfolgt die Weinbereitung mit Hilfe der<br />
Pollenca ist<br />
eines der<br />
reizvollen Dörfer<br />
im Norden<br />
Mallorcas in<br />
der Sierra de<br />
Tramuntana.<br />
DIE ZAHL DER<br />
WEINGÜTER HAT<br />
SICH AUF MALLORCA<br />
IN DEN LETZTEN<br />
ZEHN JAHREN AUF<br />
ÜBER HUNDERT<br />
VERDOPPELT.<br />
Schwerkraft. Die Weinerzeugung beginnt<br />
demnach auf der obersten und endet auf<br />
der untersten Ebene, ohne dass der Wein<br />
mechanisch umgepumpt werden muss.<br />
Die so gekelterten Weine sind ebenso<br />
durch die Bank empfehlenswert, wie es sich<br />
generell lohnt, einige Tage in dieser faszinierend<br />
schönen Bergregion zu verbringen.<br />
Ein hinreissender Ort ist dafür die Finca<br />
Can Coll. Das Landhaus mit sieben stil-<br />
IM LAND DES CALLET<br />
Die Südhälfte Mallorcas ist flacher<br />
und daher ideal für Radtouren.<br />
Wir befinden uns im Weingebiet<br />
D.O. Pla i Llevant, der Heimat<br />
der Rebsorte Callet, die in letzter<br />
Zeit unter Kennern von sich reden<br />
macht. Denn Callet bringt erstaunlich<br />
leichte, elegante und frische<br />
Rotweine hervor. Ein Paradebeispiel<br />
ist der schlanke, seidig texturierte Sotil<br />
von der biodynamischen Winzerin Barbara<br />
Mesquida. Ihr charmantes Weingut<br />
Mesquida Mora kann man direkt besuchen<br />
und in der Vinothek einige Weine und<br />
Tapas probieren. Überhaupt gehören die<br />
Weine von Mesquida Mora zu den besten<br />
der Insel, auch jene aus den autochthonen<br />
Weissweinsorten Prensal und Giró Ros.<br />
Einen Aufenthalt wert ist ausserdem das<br />
biodynamische Weingut Oliver Moragues<br />
in Algaida. Auf dem 500 Jahre alten<br />
Anwesen können Gäste zwischen Olivenbäumen<br />
und Weinreben feine Weine und<br />
mallorquinische Speisen geniessen. In der<br />
Nähe befindet sich die Olivenölmühle<br />
Finca Treurer, wo man zur Abwechslung<br />
einmal eine Olivenölverkostung buchen<br />
und in einem historischen Landhaus inmitten<br />
von Olivenhainen luxuriös nächtigen<br />
kann.<br />
Noch etwas weiter östlich, in der Nähe<br />
von Manacor, liegt das kleine, feine Weingut<br />
Ca’s Beato der deutschen Unternehmerfamilie<br />
Müller (Müller Drogeriemärkte).<br />
Mit Hilfe des spanischen Starwinzers<br />
Miquel Gelabert werden hier runde, charmante<br />
Weine nach ökologischen Grundsätzen<br />
produziert. Und wer ganz in den Süden<br />
der Insel fährt, sollte die Salinen von D’es<br />
Trenc besuchen, wo das kostbare Flor de<br />
Sal gewonnen wird. Dem Genuss sind hier<br />
kaum Grenzen gesetzt.<br />
<<br />
Fotos: Thilo Weimar, Seremity-H / Shutterstock, beigestellt<br />
66 falstaff okt <strong>2023</strong>
wein / WEINREISE MALLORCA<br />
Noble Eleganz im<br />
«Grand Hotel Son<br />
Net». Das Anwesen<br />
liegt nur wenige<br />
Kilometer von Palma<br />
entfernt.<br />
MESQUIDA MORA<br />
Ausdrucksstarke und feine Weine aus einheimischen<br />
Rebsorten. Spontaner Vinothek-Besuch<br />
möglich. Führungen nach Voranmeldung.<br />
Camí Pas de Frare, 07260 Porreres<br />
T: +34 971 647106<br />
mesquidamora.com<br />
WEINGÜTER<br />
BODEGA RIBAS<br />
Das älteste Weingut Mallorcas keltert seit 1711<br />
ununterbrochen Wein. Spontaner Vinothek-Besuch<br />
möglich. Führungen nach Voranmeldung.<br />
Carrer de Muntanya 2, 07330 Consell<br />
T: +34 971 622673<br />
bodegaribas.com<br />
FINCA BINIAGUAL<br />
Beeindruckendes Anwesen aus maurischen Zeiten.<br />
Die Vinothek ist für spontane Besuche geöffnet.<br />
Führungen nach Voranmeldung.<br />
Camí Vell de Muro, 07350 Binissalem<br />
T: +34 971 870111<br />
finca-biniagual.com<br />
VINS NADAL<br />
Sympathisches Familienweingut mit guten Weinen<br />
und historischer Kellerei. Führungen nach<br />
Voranmeldung.<br />
Calle de Ramon Llull 2, 07350 Binissalem<br />
T: +34 971 511058<br />
vinsnadal.es<br />
JOSÉ L. FERRER<br />
Ein beliebtes und bekanntes Weingut auf der Insel.<br />
Spontaner Vinothek-Besuch möglich. Führungen<br />
nach Voranmeldung.<br />
Carrer del Conquistador 103, 07350 Binissalem<br />
T: +34 971 511050<br />
vinosferrer.com<br />
SON JULIANA<br />
Zeitgenössische Architektur, ökologischer Weinbau,<br />
gute Weine. Führungen nach Voranmeldung.<br />
Carretera Santa Maria–Sencelles km 7.2<br />
07142 Santa Eugènia<br />
T: +34 681 264390<br />
sonjuliana.de<br />
MACIA BATLE<br />
Weingut aus dem 19. Jahrhundert mit vielfältigem<br />
Besuchserlebnis. Spontaner Vinothek-Besuch<br />
möglich. Führungen nach Voranmeldung.<br />
Cami Coanegra, s/n, 07320 Santa Maria del Cams<br />
T: +34 971 140014<br />
maciabatle.com<br />
SON MAYOL<br />
Weingut nahe Palma. Eindrucksvolle Architektur<br />
und elegante Weine aus französischen Rebsorten.<br />
Führungen nach Voranmeldung.<br />
Cami de Can Mallol 9, 07010 Establiments<br />
T: +34 608 224053<br />
bodegasonmayol.es<br />
CAN AXARTELL<br />
Architektonisch und landschaftlich spektakuläres<br />
Weingut. Führungen und auch ein exklusives Menü<br />
mit Sternekoch Adrian Quetglas können vorab<br />
arrangiert werden.<br />
Ctra. Vella de Pollenca a Campanet km 1.5<br />
07460 Pollenca<br />
T: +34 871 870353<br />
canaxartell.es<br />
Auf der Finca Biniagual<br />
werden mallorquinische<br />
und internationale<br />
Rebsorten wie<br />
Prensal Blanc und<br />
Chardonnay<br />
angebaut.<br />
BODEGAS BORDOY<br />
Reizendes Weingut, das viel mediterrane Atmosphäre<br />
verströmt. Führungen nach Voranmeldung.<br />
Camí de Muntanya, 07620 Llucmajor<br />
T: +34 971 774702<br />
bodegasbordoy.com<br />
OLIVER MORAGUES<br />
Biodynamischer Erzeuger mit prächtigem Anwesen<br />
und Weinen mit Fokus auf Frische und Persönlichkeit.<br />
Führungen nach Voranmeldung.<br />
Cami de ses Vinyes, 07210 Algaida<br />
T: +34 646 267254<br />
olivermoragues.com<br />
BODEGA CA’S BEATO<br />
Miquel Gelabert macht aus lokalen und internationalen<br />
Sorten Rot-, Weissweine und Rosé-Cuvée.<br />
Calle Baltasar Covas, 07580 Capdepera<br />
T: +34 971 566002<br />
WOHNEN<br />
GRAND HOTEL SON NET *****<br />
Mondänes Domizil am Fusse der Tramuntana-<br />
Berge. Mit prachtvollen Zimmern und<br />
Haute Cuisine.<br />
Castillo Son Net, 07194 Puigpunyent<br />
T: +34 971 147000<br />
sonnet.es<br />
FINCA CAN COLL ****<br />
Boutiquelandhaus mit romantischem Garten und<br />
Spitzenauswahl an mallorquinischen Weinen.<br />
Cami de Can Coll 1, 07100 Sóller<br />
T: +34 633 772855<br />
fincacancoll.com<br />
FINCA TREURER ****<br />
Charmantes Landhotel inmitten eines Olivenhains,<br />
das mediterranes Flair und Ruhe ausstrahlt.<br />
Ctra. Llucmajor km 5.7, 07210 Algaida<br />
T: +34 971 665994<br />
treurer.com<br />
<<br />
Fotos: Grand Hotel Son Net, beigestellt<br />
68 falstaff okt <strong>2023</strong>
EUROPA<br />
FÜR ALLE<br />
SINNE<br />
DIE GÜTESIEGEL UND IHRE BEDEUTUNG<br />
• Die Auszeichnung DOC (für Italienisch „Denominazione di origine controllata“)<br />
steht für die kontrollierte Ursprungsbezeichnung von Qualitätsweinen aus<br />
Italien, die von der EU als Angabe für die „geschützte Ursprungsbezeichnung“<br />
anerkannt ist.<br />
• Die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) garantiert, dass ein Produkt in<br />
einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem bestimmten Verfahren<br />
erzeugt, verarbeitet und hergestellt wurde. Alle Produktionsschritte müssen in der<br />
Ursprungsregion erfolgen.<br />
DIE PRODUKTE<br />
Selezione eccellente<br />
aus einzigartigen Landschaften<br />
Die Gütesiegel der Europäischen Union (EU)<br />
dienen Geniessern als Orientierungshilfe<br />
hinsichtlich der Herkunft, Qualität und Authentizität<br />
von Produkten. Das gilt auch für<br />
Südtirol DOC Wein, Etna DOC Wein und Pecorino<br />
Romano g.U. Käse. Mit EU-Gütesiegeln ausgezeichnet,<br />
stehen diese Produkte für Qualität<br />
aus einzigartigen Landschaften Italiens und<br />
beispielhaft für Qualität aus Europa. Das<br />
macht diese drei Produkte, die weit über die<br />
jeweiligen Anbauregionen hinaus bekannt<br />
sind, zu idealen Botschaftern einer Informationskampagne<br />
zur Bedeutung von geschützten<br />
Herkunftsbezeichnungen und ihrem<br />
Mehrwert für Konsumenten und Produzenten.<br />
europafuerallesinne.eu<br />
Die DOC-Herkunftsbezeichnung für Südtirol DOC Weine existiert seit 1975. Heute sind<br />
mehr als 98 Prozent der gesamten Rebfläche Südtirols DOC-klassifiziert. Alle DOC-<br />
Weine entstehen nach strengen Vorschriften betreffend Höchsterträgen, Mindestwerten<br />
für Alkohol- und Säuregehalt und vieles mehr. Dank seiner geografischen<br />
Lage und dem alpin-kontinentalen Klima stellt Südtirol auf 5.700 Hektar Rebfläche<br />
ein überaus facettenreiches Weinanbaugebiet dar, in dem über 20 verschiedene<br />
Rebsorten ausreifen.<br />
Der Ätna - eine UNESCO-Welterbestätte - liegt an der Ostküste Siziliens und beherbergt<br />
einige der ältesten Weinberge Italiens. Die geschützte Ursprungsbezeichnung<br />
für Etna DOC Wein wurde 1968 eingeführt - die erste DOC in Sizilien. An den Hängen<br />
des Ätna sind die Anbaugebiete in 133 «Contrade» unterteilt, die die Eigenheiten der<br />
Böden widerspiegeln. Das Terroir jeder „Contrada“ in Verbindung mit der Arbeit der<br />
Winzer sind die Faktoren, die jeden Etna-Wein einzigartig machen.<br />
Der Pecorino Romano g.U. Käse ist seit 1996 von der EU mit geschützter Ursprungsbezeichnung<br />
anerkannt und ist der wichtigste Schafskäse mit g.U.-Gütesiegel. Der<br />
von Natur aus laktosefreie Hartkäse wird zu mehr als 95 Prozent auf Sardinien und<br />
zum restlichen Teil in der Region Latium und in der Provinz Grosseto in der Toskana<br />
produziert. Die Verarbeitung ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Erfahrung,<br />
wobei die grundlegenden Schritte noch immer der Menschenhand anvertraut sind.<br />
Etna DOC Wein<br />
Südtirol DOC Wein<br />
Pecorino Romano g.U.<br />
Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln<br />
nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für die Forschung (REA) wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde<br />
können dafür verantwortlich gemacht werden.<br />
CONSORZIO<br />
TUTELA VINI<br />
ETNA<br />
D O C<br />
DIE EUROPÄISCHE UNION UNTERSTÜTZT<br />
KAMPAGNEN ZUR FÖRDERUNG DES<br />
ABSATZES LANDWIRTSCHAFTLICHER<br />
QUALITÄTSERZEUGNISSE.
wein / WEINREISE MALLORCA<br />
Das Wahrzeichen von Palma<br />
ist die Kathedrale, deren<br />
Grundmauern aus dem<br />
13. Jahrhundert stammen.<br />
CAN SIMONETA *****<br />
Luxushotel mit Gourmetrestaurant und nahegelegenem<br />
Golfplatz. Paradiesische Lage an<br />
der Ostküste.<br />
Carretera Arta-Canyamel km 8, 07580 Canyamel<br />
T: 34 971 816110<br />
cansimoneta.com<br />
SANTUARI DE LLUC *<br />
Günstige Zimmer in einem Kloster mit Ursprung im<br />
13. Jahrhundert, inmitten einer atemberaubenden<br />
Berglandschaft.<br />
Plaça dels Pelegrins 1, 07315 Escorca-Lluc<br />
T: +34 971 871525<br />
lluc.net<br />
ESSEN<br />
MARC FOSH PALMA<br />
Moderne mediterrane Spitzenküche, vom Guide<br />
Michelin mit einem Stern ausgezeichnet.<br />
Carrer de la Missió 7, 07003 Palma<br />
T: +34 971 720114<br />
marcfosh.com<br />
EL CAMINO<br />
Innovative Tapas und stylisches Interieur. Gäste<br />
speisen hier an der wohl längsten Theke Palmas.<br />
Carrer de Can Brondo 4, 07001 Palma<br />
E-Mail: info@el-camino.es<br />
elcaminopalma.es<br />
VINAZO MORROFINO<br />
Restaurant mit brillanter Weinkarte. Besonders die<br />
spanische Sektion ist auf der Höhe der Zeit.<br />
Carrer de la Industria 8, 07013 Palma<br />
T: +34 685 185263<br />
morrofinopalma.com<br />
CAN BOQUETA<br />
Kreative wie klassische mediterrane Küche mit<br />
Fokus auf regionale und saisonale Produkte.<br />
Stilvolles und einladendes Ambiente.<br />
Gran Via 43, 07100 Sóller<br />
T: +34 971 638398<br />
canboqueta.com<br />
SA FORADADA<br />
Empfehlenswert ist die Paella. Die Lage auf einer<br />
Klippe und der Meerblick sind einzigartig. Nur mit<br />
Boot oder zu Fuss erreichbar.<br />
Diseminado Sa Foradada 2, 07179 Deià<br />
T: +34 616 087499<br />
restaurantesaforadada.com<br />
CAN MARCH<br />
Mallorquinische Küche auf zeitgemässe Art<br />
interpretiert. Ein Haus mit lebendiger Tradition.<br />
Hochwertige Produkte und Speisen.<br />
Carrer de València 7, 07500 Manacor<br />
T: +34 971 550002<br />
canmarch.com<br />
ES RÚSTIC<br />
Häusliches Ambiente und eine genussvolle<br />
traditionelle Küche. Zu den Spezialitäten des<br />
Hauses zählt die Lammschulter.<br />
Carrer del Rector Nadal Munar, 17, 07330 Consell<br />
T: +34 971 142020<br />
restaurantesrustic.com<br />
CELLER CAN LAU<br />
Rustikales Restaurant mit einer guten,<br />
authentischen Landküche, etwa die Gerichte vom<br />
mallorquinischen Schwarzschwein und Lamm.<br />
Carrer del Roser 5, 07300 Inca<br />
T: +34 971 506289<br />
BAR<br />
BAR LA SANG<br />
Stimmungsvolle Bar mit Naturweinen im<br />
Ausschank und guten Tapas dazu.<br />
Carrer d’Antoni Frontera 24, 07004 Palma<br />
T: +34 645 591393<br />
lundgrenwines.com/bar-la-sang<br />
BESUCHEN<br />
In der Markthalle Mercat de l’Olivar<br />
in Palma findet man frische Produkte<br />
der Insel. An vielen Ständen<br />
können Besucher auch gleich<br />
etwas essen und trinken.<br />
SALINAS D’ES TRENC<br />
Die Salinen liegen in einem Naturpark. Hier wird<br />
aus Meerwasser das edle Flor de Sal gewonnen.<br />
Tägliche Führungen nach Vereinbarung.<br />
Carretera Campos a Colonia S. Jordi km 8.5<br />
07630 Campos<br />
T: +34 673 433456<br />
salinasdestrenc.com<br />
CHATEAU VINO DE LA ISLA<br />
Ein «Weintempel» mit Weinlounge und Weinmanufaktur.<br />
Der Shop bietet ein breitgefächertes<br />
Sortiment an mallorquinischen Weinen.<br />
Carretera Palma-Manacor km 19, Exit 20<br />
07210 Algaida<br />
T: +34 971 211496, isla.wine<br />
MERCAT DE L’OLIVAR<br />
In der grössten Markthalle Palmas gibt es<br />
zahlreiche Ess- und Verkaufsstände mit regionalen<br />
und internationalen Spezialitäten.<br />
Placa de l’Olivar, 07002 Palma<br />
mercatolivar.com <<br />
Fotos: Serenity-H / Shutterstock, Christian Rueger / Shutterstock<br />
70 falstaff okt <strong>2023</strong>
BINDELLA<br />
AUFSTREBENDES,<br />
TOSK ANISCHES TERROIR<br />
Entlang des Küstenstreifens der Maremma, nur unweit des berühmten<br />
Bolgheri, mausert sich ein junges Weinbaugebiet zum nächsten grossen Ding.<br />
Das Terroir der Küstenregion Maremma<br />
bringt Spitzen-Cabernets hervor.<br />
2020 BOTROSECCO<br />
Maremma Toscana doc<br />
Le Mortelle, Toscana<br />
Cabernet Sauvignon,<br />
Cabernet Franc<br />
Zugängliche Cuvée aus den beiden<br />
Hauptsorten auf Le Mortelle:<br />
Cabernet Sauvignon und Cabernet<br />
Franc. Aromen von roten Früchten,<br />
Minze und Tabak, weiche Tannine.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Mauro Puccini; beigestellt<br />
Das beeindruckende 270 Hektar<br />
grosse Anwesen, das seit 1999<br />
der angesehenen Winzerfamilie<br />
Antinori gehört, liegt malerisch<br />
im südlichen Teil der Provinz Grosseto. Es<br />
fungiert als ganzheitliches ökologisches<br />
Projekt und bietet grosszügige Ausgleichsflächen,<br />
die von Seen durchzogen sind und<br />
somit einen reichen Lebensraum für die<br />
lokale Flora und Fauna schaffen.<br />
Gleich den berühmten Supertoskanern<br />
aus Bolgheri, basieren auch die Weine von<br />
«Le Mortelle» auf internationalen Rebsorten<br />
und Bordeaux-Blends. Die 170 Hektar<br />
Reben sind hauptsächlich mit Cabernet<br />
Franc und Cabernet Sauvignon bepflanzt.<br />
Doch die Cabernets von «Le Mortelle»<br />
unterscheiden sich merklich von ihren<br />
französischen Atlantikküsten-Pendants.<br />
Trotz der Meeresnähe zeichnen sie sich<br />
durch mehr Körper und mehr Intensität aus<br />
– Eigenheiten, die sich wegen des warmen<br />
Maremma-Klimas ergeben. Ein herausragendes<br />
Beispiel für diese Charakteristik ist<br />
zweifellos die lebendige Cuvée Botrosecco.<br />
UNTERIRDISCHE KELLEREI<br />
Die Kellerei thront auf einer sanften Anhö he<br />
und fügt sich fast nahtlos in die lauschige<br />
Umgebung ein. Zur Erhaltung des Landschaftsbilds<br />
wurde die Kellerei grösstenteils<br />
unterirdisch errichtet. Dabei wird die temperaturausgleichende<br />
Eigenschaft des Gesteins<br />
in tieferen Bodenschichten genutzt. Der<br />
architektonisch beeindruckende Bau<br />
erstreckt sich über drei Ebenen und folgt<br />
einem «kaskadierenden» Prozess, der alle<br />
Schritte der Weinherstellung abdeckt – von<br />
der Traubenernte bis zur Fasslagerung.<br />
Dieses pumpenfreie Verfahren spart nicht<br />
nur Energie, sondern gewährleistet auch<br />
erstklassige Qualität. Die hier gekelterten<br />
Weine spiegeln das Gebiet getreu wider, sie<br />
sind kraftvoll und elegant zugleich.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
bindella.ch<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 71
spirits / GIN-HYPE<br />
GIN …<br />
Der sagenhafte Gin-Hype wurde<br />
schon oft für beendet erklärt.<br />
Doch davon kann keine Rede sein.<br />
Gin ist gefragter denn je.<br />
Wir zeigen neue Trends und<br />
gehen der Frage nach, wie der<br />
Boom überhaupt entstanden ist.<br />
TEXT HERBERT HACKER<br />
Foto: E.K. Yap<br />
72 falstaff okt <strong>2023</strong>
…<br />
UND<br />
KEIN<br />
ENDE<br />
Kultstätte für alle «Gin-natics»:<br />
Die berühmte «Atlas Bar» in Singapur<br />
beeindruckt nicht nur durch ihre Optik,<br />
die sich an der Art-déco-Architektur<br />
der 1920er- und 1930er-Jahre<br />
anlehnt, sondern auch durch das<br />
weltgrösste Angebot an Gins. Mehr als<br />
1300 verschiedene Produkte aus der<br />
ganzen Welt kann man hier verkosten.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
73
spirits / GIN-HYPE<br />
Attestiert dem<br />
gegenwärtigen<br />
Gin-Hype noch<br />
ein langes Leben:<br />
der Wiener<br />
Barbesitzer und<br />
Spirituosenfachmann<br />
Gerhard Kozbach-Tsai.<br />
Eine Meldung, die reichlich<br />
kurios anmutet: Aus den Überresten<br />
der Produktion von<br />
Manner-Schnitten soll in Zukunft<br />
Gin gewonnen werden.<br />
Doch was auf den ersten Blick wie eine<br />
Zeitungsente wirkt, hat tatsächlich einen<br />
wahren Kern. Das Wiener Unternehmen<br />
Unverschwendet, dessen Geschäfts modell<br />
der nachhaltige Umgang mit Lebensmitteln<br />
ist, will zusammen mit dem traditionsreichen<br />
Süsswarenhersteller Manner und<br />
der steirischen Spirituosenmanufaktur<br />
Gölles tatsächlich aus Waffelresten Gin<br />
herstellen. Zwei spezielle Spirituosen sollen<br />
es sein, mit nicht minder kuriosen Namen:<br />
einerseits der «Kein Gin Dry» mit Wacholder<br />
und Zitrusnoten sowie der «Kein Gin<br />
Chocolate» auf Basis von Wacholder und<br />
Kakaobohnen.<br />
Die eigenwilligen Namen sind dem Lebensmittelgesetz<br />
geschuldet. Aus dem geht<br />
nämlich hervor, dass der Basisalkohol eines<br />
Gins aus landwirtschaftlicher Produktion<br />
stammen muss. Waffelreste fallen da nicht<br />
darunter. Also lautet das Motto: Gemacht<br />
wie Gin, schmeckt wie Gin – darf aber<br />
nicht so heissen. Also «Kein Gin«!<br />
So kurios das klingen mag, entspricht<br />
es doch dem gegenwärtigen Trend.<br />
Denn die Nachfrage nach ungewöhnlichen<br />
Gin-Kreationen scheint<br />
ungebrochen. Und das, obwohl der<br />
sagenhafte Gin-Hype schon geraume<br />
Zeit andauert. Doch noch<br />
immer gelangen laufend neue<br />
Kreationen auf den Markt.<br />
Und weil fast jeder Schnapsbrenner<br />
inzwischen einen Gin<br />
im Angebot hat, ist die Zahl<br />
der Hersteller und Produzenten<br />
längst unüberschaubar<br />
geworden. «Beim Gin ist<br />
einfach eine enorme Menge<br />
an Geschmackskomponenten<br />
möglich, von Wacholder über<br />
Thymian bis zu Ginger», sagt Gerhard<br />
Kozbach-Tsai auf die Frage, was<br />
denn eigentlich an Gin so faszinierend<br />
sei. Als Inhaber und<br />
Barkeeper der Wiener Kultbar<br />
«Tür 7» muss er es wissen:<br />
«Für mich ist Gin der bessere<br />
Wodka.»<br />
Aus Waffelresten hergestellt:<br />
der «Kein Gin Dry» des Nachhaltigkeits-Start-ups<br />
Unverschwendet,<br />
des Süsswarenherstellers<br />
Manner und der<br />
Spirituosenmanufaktur Gölles.<br />
GIN-HYPE MADE IN SWITZERLAND<br />
Der Gin-Hype ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich.<br />
In den 1990er-Jahren gab es etwa<br />
in der <strong>Schweiz</strong> kaum Gin-Produzenten,<br />
heute kommen nicht nur ständig neue dazu,<br />
es gibt mittlerweile auch einige etablierte<br />
<strong>Schweiz</strong>er Marken: Turicum-Gin aus Zürich<br />
oder der exzellente London Dry Gin von<br />
Terreni alla Maggia aus dem Tessin. Nur um<br />
zwei Namen zu nennen. In Österreich war<br />
es Hans Reisetbauer, der bereits 2003 seinen<br />
«Blue Gin» auf den Markt brachte. Berühmt<br />
geworden durch seine Obstbrände, war<br />
Reisetbauer schon immer ein Fan eines guten<br />
74 falstaff okt <strong>2023</strong>
Gin mit Zitrusaromen ist aktuell<br />
einer der grössten Trends. Der<br />
italienische Hersteller Malfy war<br />
mit seinem «Gin con Limone»<br />
Vorreiter dieser Welle.<br />
Fotos: mauritius images / The Picture Pantry / Alanna Taylor-Tobin, Julius Hirzberger, Unverschwendet, Fella_aaa / Shutterstock, Dominic Gentilcore PhD / Shutterstock, Powerofflowers / Shutterstock<br />
Gin Tonic. Als die bekannten Marken ihn<br />
nicht mehr begeistern konnten, entschloss<br />
er sich, eigenen Gin zu produzieren. Damit<br />
erwies sich Reisetbauer als Visionär, denn er<br />
konnte damals nicht ahnen, dass Gin einmal<br />
die Welt erobern würde.<br />
Gin ist weit mehr als einfach ein Wacholderschnaps,<br />
sagen die meisten Bartender.<br />
Denn die Möglichkeiten an geschmacksgebenden<br />
Rohstoffen – im Fachjargon<br />
«Botanicals» genannt – scheinen neben dem<br />
vorherrschenden Wacholder fast unbegrenzt.<br />
Jeder destilliert neben Wacholder noch<br />
zusätzlich, was er will, erlaubt ist so gut wie<br />
alles. Und das schon seit ewigen Zeiten. So<br />
wird etwa der im Jahr 1860 entstandene<br />
«Beefeater 24», aus Wacholderbeeren,<br />
Koriander, Angelikawurz, Mandeln, Süssholzwurzel,<br />
Liliensamen sowie Zitronen- und<br />
Orangenschalen gemacht. Oder der allseits<br />
bekannte «Bombay Sapphire» in der berühmten<br />
blauen Flasche: Für ihn werden so<br />
ungewöhnliche Botanicals wie Schwertlilie,<br />
Zimtkassie, Kubebenpfeffer oder Paradieskörner<br />
verwendet, um den Wacholdergeschmack<br />
etwas abzuschwächen.<br />
Für Verwirrung sorgen mitunter auch<br />
die unterschiedlichen Gin-Arten und -Stile<br />
wie etwa «London Dry Gin», «Aged Gin»,<br />
«Sloe Gin» oder «Gin Rosé».<br />
ES BEGANN IN AMSTERDAM<br />
Begonnen hat alles mit einem Mann namens<br />
Lucas Bols im Jahre 1575. Der Holländer<br />
brannte damals am Rande Amsterdams<br />
einen Wacholderschnaps, der eine für den<br />
Magen beruhigende Wirkung haben sollte.<br />
Dieses medizinische Getränk ist noch heute<br />
unter der Bezeichnung «Genever» in der<br />
holländischen Kultur fest verankert. Der<br />
«Genever» gilt allgemein als die Mutter des<br />
Gins, hat aber etwa mit einem London Dry<br />
Gin, wie man ihn heute kennt, wenig bis<br />
gar nichts zu tun. Die grossen und bekannten<br />
englischen Gin-Marken entstanden im<br />
18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, es<br />
waren Brennereien wie Gordon’s oder<br />
<<br />
IN DEN 1990ER-JAHREN GAB ES<br />
IN ÖSTERREICH KAUM MEHR<br />
GIN-PRODUZENTEN. HEUTE<br />
SIND ES ÜBER 130 BRENNER.<br />
Für Brenner mit Freude<br />
am Experimentieren ist<br />
Gin ein echtes Geschenk,<br />
denn zum Wacholder<br />
kann nahezu jedes<br />
Botanical verwendet<br />
werden.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
75
spirits / GIN-HYPE<br />
<<br />
Tanqueray. Erst im Jahr 2000 kam die<br />
Marke Hendrick’s zur Welt. Heute gibt es<br />
weltweit schier unendlich viele Gins, auch<br />
die Japaner haben sich längst dem Trend<br />
angeschlossen. Die Rohstoffe, die dafür verwendet<br />
werden, sind dementsprechend exotisch<br />
und für eine Spirituose mehr als ungewöhnlich.<br />
Auszug aus der Degustationsnotiz<br />
des japanischen Gins «Roku» von Beam<br />
Suntory: «Neben der dominierenden Note<br />
von Yuzu, einer japanischen Zitruspflanze,<br />
verwöhnen die Aromen von Kirschblüten<br />
und grünem Tee.«<br />
Es ist schon erstaunlich,<br />
dass bei einem Produkt wie<br />
Gin, den es inzwischen in allen erdenklichen<br />
Variationen gibt, noch immer neue<br />
Trends möglich sind. Gerhard Kozbach-<br />
Tsai: «Momentan sind besonders fruchtige<br />
und frische Gins gefragt, vorwiegend mit<br />
Zitrusnoten von Grapefruit bis Zitrone.»<br />
Der Vorteil dabei: Wacholder harmoniert<br />
geschmacklich wunderbar mit den frischen<br />
Noten unterschiedlicher Zitrusfrüchte.<br />
DIE NACHFRAGE<br />
NACH SPEZIELLEN<br />
REGIONALEN GIN-<br />
VARIANTEN IST HEUTE<br />
GRÖSSER DENN<br />
JE UND WÄCHST<br />
STETIG WEITER.<br />
Einer der Vorreiter dieses neuen Trends:<br />
der italienische Hersteller Malfy mit dem<br />
«Gin con Limone», einer Kombination<br />
aus Amalfi-Zitronen und Wacholder.<br />
Inzwischen gibt es viele Nachahmer wie<br />
etwa den «Yuzilla-Gin» mit importierten<br />
Bio-Yuzus aus Japan, kombiniert mit neun<br />
sonnigen Botanicals, darunter Mandarinen,<br />
Grapefruits, Limetten und Zitronengras.<br />
Ein mit Bergamotte und<br />
Kamille aromatisierter<br />
Gin Sour, garniert mit<br />
Eiweissschaum und einer<br />
Scheibe getrockneter<br />
Zitrone, erfrischt die<br />
sonnigen Tage.<br />
DIE AKTUELLEN TRENDS<br />
Auch Gin mit weniger Alkohol liegt derzeit<br />
im Trend. So brachte etwa Beefeater vor<br />
zwei Jahren eine Light-Variante mit 20 Volumenprozent<br />
auf den Markt. Ein klassischer<br />
Gin ist das allerdings nicht, denn der<br />
benötigt mindestens 37,5 Volumenprozent<br />
Alkohol. Geht es nach den Fachleuten der<br />
Branche, so ist auch das Segment der Gin-<br />
Liköre derzeit im Wachsen. Einige Hersteller<br />
haben schon vor Jahren entsprechende<br />
Gin-Liköre auf den Markt gebracht. Es<br />
sind Getränke mit wenig Alkohol, aber mit<br />
über 100 Gramm Zucker pro Liter angereichert.<br />
Und das ist nicht ganz unumstritten.<br />
Bei den meisten dieser Liköre dürfte der<br />
Begriff Gin gar nicht mit auf der Flasche<br />
stehen, denn der gesetzlich vorgeschriebene<br />
Mindestalkoholgehalt wird dabei nicht<br />
immer erreicht.<br />
Ein weiterer der aktuellen Gin-Trends ist<br />
gar nicht so neu, wie es scheint: Regionale<br />
Gin-Varianten gibt es schon seit Jahren.<br />
«Da wird sich aber noch viel mehr tun»,<br />
sagt Barbesitzer Kozbach-Tsai, «die Nachfrage<br />
nach speziellen Varianten aus ganz<br />
bestimmten Regionen ist grösser denn je.<br />
Die Fantasie kennt dabei keine Grenzen,<br />
je ausgefallener der Gin und je ungewöhnlicher<br />
die Gegend, aus der er stammt,<br />
desto mehr gefällt das den Leuten.» Der<br />
Gin-Hype ist noch längst nicht vorbei.<br />
<<br />
Fotos: New Africa / Shutterstock, mauritius images / The Picture Pantry / Jane Saunders<br />
76 falstaff okt <strong>2023</strong>
Erhältlich bei Coop und Denner.
spirits / GIN<br />
BEST OF<br />
GIN<br />
95<br />
94<br />
94<br />
HENDRICK’S ORBIUM<br />
New Western Style Gin<br />
Hendrick’s<br />
Florale Nase mit Nuancen<br />
von aromatischem Holz, die<br />
Wacholdernote ist vorhanden<br />
aber eher im Hintergrund. Sehr<br />
eigenständige aber präzise<br />
Aromatik. Am Gaumen weich und<br />
mild mit zunehmender Bittere im<br />
Gaumenlauf. Endet lang und<br />
verbleibt auf positive Weise bitter<br />
am Gaumen.<br />
drinks-and-style.ch, CHF 52,90<br />
BLUE GIN<br />
Distilled Gin<br />
Reisetbauer Qualitätsbrand<br />
Eine wacholdergeprägte Nase,<br />
die von klassischen Gewürzkomponenten<br />
und zestigen<br />
Anklängen begleitet ist. Am<br />
Gaumen stimmig mit geradezu<br />
klassischen Nuancen von Würze<br />
und leichter Frucht. Klassischer<br />
Allrounder.<br />
vinothek-brancaia.ch, CHF 52,–<br />
DELTA SPIRITS LONDON GIN<br />
London Dry Gin<br />
Terreni alla Maggia<br />
Sehr ausgewogenes, feines Bukett.<br />
Die einzelnen Komponenten sind klar<br />
erkennbar. Die Noten von Zitrusfrüchten<br />
(Yuzu) und Wacholder sowie<br />
Melisse sind in schönem Einklang.<br />
Die Gurkenkomponente erinnert an<br />
das berühmte Vorbild aus Grossbritannien.<br />
Am Gaumen rund und weich<br />
mit angenehmen Salbeinoten. Im<br />
langen Abgang würzig-zitrisch.<br />
terreniallamaggia.ch, CHF 49,–<br />
95<br />
94<br />
94<br />
LIND AND LIME GIN<br />
New Western Style Gin<br />
Port of Leith Distillery<br />
Die frisch geschnittene Gurke<br />
ist hier schon klassisch im Duft<br />
vorhanden, dazu eine feine<br />
Pfeffernote und blütige Untertöne.<br />
Am Gaumen bleibt die Frische<br />
gut erhalten, Limettenanklänge<br />
ergeben Frische.<br />
drinks.ch, CHF 54,90<br />
BLAGHEUR GIN AGRICOLO<br />
Distilled Gin<br />
Forum Vini - Franco Cavallero<br />
Klare, blasse, strohgelbe Farbe. In<br />
der Nase macht sich der Rohstoff<br />
stark bemerkbar, begleitet von gut<br />
ausgeprägten Kräuternoten, weissen<br />
Blüten, Rose, Majoran sowie<br />
Kiefer, schliesst mit würzigen und<br />
leicht minzigen Noten ab. Am Gaumen<br />
trocken und entschieden mit<br />
einem minzigen Abgang, schöne<br />
Frische. bottegaalcolica.com<br />
ca. CHF 45,–<br />
THE STIN «STYRIAN DRY GIN»<br />
DISTILLER’S CUT<br />
London Dry Gin<br />
Stin<br />
Dichte Duftaromen, die eine hohe<br />
Komplexität aufweisen. Klassische<br />
London-Dry-Noten sind mit ausgeprägter<br />
Orangenzeste akzentuiert.<br />
Am Gaumen vielschichtig mit<br />
Würze leicht im Vordergrund.<br />
Lange anhaltend.<br />
stin.at, ca. CHF 100,–<br />
94<br />
94<br />
94<br />
GINARTE<br />
Distilled Gin<br />
Ginarte<br />
Farblos, transparent. Sehr breite<br />
Palette von Aromen, Noten von<br />
Wacholder, Kiefer, Ginster, Bergminze,<br />
krautige und würzige Noten<br />
von weissem Pfeffer, Harze. Am<br />
Gaumen ist er trocken, warm und<br />
harmonisch, sehr anhaltend und<br />
hinterlässt einen frischen Nachgeschmack.<br />
glenfahrn.com, CHF 49,50<br />
ELEPHANT STRENGTH GIN<br />
Distilled Gin<br />
Elephant Gin GmbH<br />
Der hohe Alkohol bringt den<br />
Wacholder voll zur Geltung,<br />
eng gefolgt von Pfeffer und<br />
Süssholz. Kräftig im Antrunk<br />
mit trockenen Noten, langer<br />
Nachklang.<br />
casadeltequila.ch, CHF 52,–<br />
SCHLEHEN GIN (LIKÖR)<br />
Sloe Gin<br />
Destillerie Rogner<br />
In der Nase dunkelfruchtig,<br />
eine schön gearbeitete Ginwürze<br />
scheint komplex durch. Am Gaumen<br />
explodiert die Frucht geradezu, die<br />
sehr cremig wirkende Textur<br />
ummantelt den gesamten Mund.<br />
Tolle Frucht im Abgang, leichte<br />
Säure bringt viel Frische.<br />
destillerie-rogner.at, ca. CHF 30,–<br />
Fotos: beigestellt<br />
78 falstaff okt <strong>2023</strong>
LIQUITASTE<br />
TASTING BOX: FACTS & FIGURES<br />
- Wahl aus 4 Editionen: Touch of Lime,<br />
Pink Pepper, Hibiscus sowie Pomelo &<br />
Nepalese Berry<br />
- Auf je 500 Boxen limitiert & handnummeriert<br />
- Nur Original-Abfüllungen von Craft Gins<br />
- 10 Länder aus mindestens 3 Kontinenten<br />
- 11 Gin-Portionen (9 x˘4–5cl / 1 x 10cl)<br />
- 12 abgestimmte Schweppes Selection Tonics<br />
- Jeweils 1 x Snack, Gin-Seife, Gin-Kerze<br />
und Garnitur<br />
- Nostalgische Gin-&-Tonic-Blechpostkarte<br />
- 32-seitige Broschüre mit Infomaterial &<br />
spannenden Hintergrundinformationen<br />
- Angebot inkl. 2 Schweppes Tumbler-Gläser<br />
(solange Vorrat) & Versand innerhalb<br />
der <strong>Schweiz</strong><br />
Bei «LiquiTaste» gibt es –<br />
via verschiedene Gin-Tasting-<br />
Boxen – eine handverlesene<br />
Auswahl an hochwertigen<br />
Craft Gins zu entdecken.<br />
Zudem aktuell:<br />
Adventskalender<br />
von<br />
Quarantini mit<br />
24 verschiedenen<br />
Gin-Sorten<br />
zum Verkosten<br />
EINE REISE IN<br />
DIE WELT DES GINS<br />
Mit den Tasting-Boxen von «LiquiTaste» kann man<br />
die facettenreichen Geschmacksrichtungen des Gins entdecken.<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
Die Idee, exklusive Gin-Tasting-<br />
Sets zu entwickeln, entstand im<br />
Frühjahr 2020. In diesem Zeitraum<br />
hegte Patrick Krähenbühl,<br />
CEO & Founder von «LiquiTaste», auch<br />
den gelegentlichen Gedanken, eine neue Gin-<br />
Marke ins Leben zu rufen. Allerdings wurde<br />
ihm bewusst, dass in Anbetracht der regelrechten<br />
Flut von Gins auf dem Markt er<br />
lediglich einer von vielen sein würde. Daher<br />
entschied er stattdessen, sich auf die Suche<br />
nach interessanten Mini-Fläschchen aus aller<br />
Welt zu begeben.<br />
Nun, etwas mehr als drei Jahre später, ist<br />
das erste Projekt von «LiquiTaste» gestartet.<br />
Die Konzeption dieses Projekts wurde<br />
im Laufe der Zeit sorgfältig verfeinert und<br />
angepasst. Dabei habe Patrick Krähenbühl<br />
die Komplexität möglicherweise «etwas»<br />
unterschätzt – immerhin handelt es sich um<br />
20.000 Gin-Fläschchen von 32 Herstellern<br />
aus 18 Ländern und sechs Kontinenten, die<br />
auf 2000 limitierte Boxen verteilt sind.<br />
GIN-TASTING-BOXEN<br />
Die sorgfäl tig zusammengestellten Gin-<br />
Tasting-Boxen von «LiquiTaste» ermöglichen<br />
es, eine viel fältige Auswahl hochwertiger<br />
Gins zu erkun den und den<br />
Gaumen mit einer Fülle von<br />
Aromen zu verwöhnen.<br />
Dabei sind vier unterschiedliche<br />
Versionen<br />
erhältlich, die jeweils auf<br />
die Schweppes Selection<br />
Tonics «Touch of<br />
Lime», «Pink Pepper», «Hibiscus» sowie<br />
«Pomelo & Nepales Berry» abgestimmt<br />
sind. Davon werden folglich zwölf Fläschchen<br />
à 20 cl pro Tasting-Box mitgeliefert.<br />
INFO<br />
Weitere Infos unter<br />
liquitaste.ch<br />
Angebot inkl. 2 Schweppes<br />
Tumbler-Gläser (solange<br />
Vorrat) & Versand innerhalb<br />
der <strong>Schweiz</strong>.<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 79
Ian McDonald ist als Küfer seit<br />
54 Jahren ein fester Bestandteil<br />
der The-Balvenie-Familie.<br />
WHISKYKUNST<br />
IN PERFEKTION<br />
Seit über 125 Jahren brennt The Balvenie Whisky<br />
und bewahrt als einzige Brennerei in den schottischen Highlands<br />
alle fünf klassischen Handwerke der Whiskyherstellung.<br />
Inmitten der schottischen Highlands<br />
pflegen die Farmer von The Balvenie<br />
seit Generationen eine tiefe Verbindung<br />
zur Natur. Trotz der Unberechenbarkeit<br />
des Hochlandwetters wissen<br />
James Wiseman und sein Sohn Duncan<br />
genau, wann es Zeit ist, Gerste zu säen<br />
und zu ernten. Als die einzige Brennerei<br />
in den Highlands, die noch einen Teil ihrer<br />
eigenen Gerste anbaut und mälzt, ist<br />
The Balvenie stolz darauf, die Tradition<br />
der Landwirtschaft aufrechtzuerhalten.<br />
James gibt sein tiefes Wissen und die<br />
Kunst der Voraussicht an seinen Sohn<br />
Duncan weiter, der die langjährige<br />
Familientradition aufrechterhält und die<br />
Jahre der Rückschau in Jahre der Vorausschau<br />
verwandelt.<br />
Auf den «Malting Floors» beginnt der<br />
Mälzprozess nach der Ernte, wo die Gerste<br />
von Hand gewendet und gleichmässig<br />
gekeimt wird. Die Gerste wird 26 Stunden<br />
lang in regionalem Quellwasser eingeweicht<br />
und tropft anschliessend weitere<br />
23 Stunden lang ab. Diese entscheidenden<br />
Schritte erfordern fachkundiges Wissen<br />
und erfahrene Hände sowie die kontinuierliche<br />
Weitergabe von Robbie Gormley<br />
an seine Lehrlinge Roy Duffus und<br />
Matthew Paterson.<br />
EICHENEXPERTEN,<br />
KUPFERSCHMIEDE UND<br />
DESTILLATIONSVIRTUOSEN<br />
Nur wenige Personen in Schottland dürfen<br />
den Titel «Küfer» tragen. Die Küfer von The<br />
Balvenie gehören dazu und spielen eine entscheidende<br />
Rolle, wenn es darum geht, die<br />
Fässer für die Whiskyreifung zu reparieren,<br />
zu toasten, zu füllen und zu versiegeln. Ian<br />
McDonald beherrscht sein Handwerk perfekt<br />
und kann amerikanische Eiche von<br />
europäischer Eiche anhand seiner Hände<br />
unterscheiden. Jason Taylor, Lehrling bei<br />
Ian, lernt die alten Traditionen seines Grossvaters<br />
und wird zum Hüter des Fachwissens.<br />
80 falstaff okt <strong>2023</strong>
DETTLING & MARMOT<br />
Mit ihrem ausgeprägten Talent<br />
für Nosing und ihrer Leidenschaft<br />
für Whiskyherstellung ist Kelsey<br />
McKechnie (rechts im Kreis)<br />
eine der weltweit jüngsten Malt<br />
Masters. Nach einigen Jahren in<br />
der Ausbildung beim langjährigen<br />
Malt Master und heutigen Honory<br />
Ambassador David C. Stewart<br />
(links im Kreis) übernahm sie seine<br />
Position <strong>2023</strong>.<br />
THE BALVENIE CARIBBEAN CASK<br />
AGED 14 YEARS<br />
Produkt: Single Malt Whisky<br />
Herkunft: Dufftown, Speyside, Schottland<br />
Hersteller: The Balvenie<br />
Website: thebalvenie.com<br />
Fruchtig & karamell<br />
Dieser Single Malt reifte 14 Jahre in<br />
traditionellen Eichenfässern, bevor er zum<br />
Abschluss für ein paar Monate in Fässer<br />
umgefüllt wurde, die vorher karibischen Rum<br />
enthielten.<br />
Tasting Notes<br />
Nase: reich und süss, cremiges Karamell<br />
kombiniert mit frischen Fruchtnoten<br />
Geschmack: abgerundet mit Vanille und<br />
süssen Holznoten, fruchtiger Charakter, der<br />
sich mit der Zeit entwickelt<br />
Nachklang: weich, anhaltend<br />
Alkoholgehalt: 43 % vol.<br />
zahlreiche innovative Techniken entwickelt,<br />
die heute in der Branche Standard sind. Seine<br />
preisgekrönten Whiskys sind weltweit<br />
geschätzt. Queen Elizabeth II. ehrte ihn<br />
2016 mit einem MBE für seine herausragenden<br />
Leistungen.<br />
Kelsey McKechnie hat dieses Jahr – nach<br />
einigen Jahren der Ausbildung bei David C.<br />
Stewart – die äusserst prestigeträchtige Rolle<br />
des Malt Masters übernommen und wird<br />
damit eine lange Linie von Whisky-Tradition<br />
fortsetzen. Mit nur 26 Jahren wurde sie<br />
damals zur Apprentice Malt Master ernannt<br />
und ist eine der jüngsten Frauen weltweit, die<br />
diesen seltenen Titel führen. Ihre bemerkenswerte<br />
Karriere begann nach einem Studium<br />
der Biologie und biologischen Wissenschaften<br />
an der University of West Scotland,<br />
gefolgt von einem MSc in Brauereiwesen und<br />
Destillation an der Heriot-Watt University.<br />
All diese herausragenden Fachleute tragen<br />
dazu bei, Whiskys von Weltklasse zu schaffen,<br />
die mit ihrer unverwechselbaren Honignote<br />
und einer breiten Palette von Aromen<br />
beeindrucken. Die Meisterwerke von The<br />
Balvenie sind ein Tribut an die unermüdliche<br />
Hingabe zur Tradition und das Streben nach<br />
Perfektion in jedem Schluck.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
drinks-and-style.ch<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
Das unverwechselbare Honigaroma von<br />
The Balvenie ist den Kupferbrennblasen zu<br />
verdanken, die von den Kupferschmieden<br />
sorgfältig gepflegt werden, wodurch Reparaturen<br />
selten erforderlich sind. Dennis<br />
McBain arbeitet bereits seit 57 Jahren als<br />
Kupferschmied in der Whiskyproduktion<br />
und gibt sein profundes Wissen seit zwanzig<br />
Jahren an George Singer weiter, der<br />
seinerseits seinen Lehrling Jack in die Kunst<br />
der Kupferschmiede einführt.<br />
Der bisherige Malt Master und jetzige<br />
Honory Ambassador David C. Stewart hat<br />
sechs Jahrzehnte seiner Karriere der schottischen<br />
Whisky-Industrie gewidmet und<br />
In den über 125 Jahren hat<br />
sich die Tradition von The<br />
Balvenie kaum verändert.<br />
Heute gilt sie weltweit als<br />
eine der handwerklichsten<br />
Whiskybrennereien.<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 81
Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />
BENJAMIN HERZOG<br />
und DOMINIK VOMBACH<br />
GOURMET<br />
Jetzt anmelden –<br />
Wöchentlich aktuelle Nachrichten<br />
go.falstaff.com/newsletter<br />
DOMINIQUE GAUTHIER<br />
NEUES LOKAL FÜR<br />
DIE UHRENSTADT<br />
Der Spitzenkoch Dominique Gauthier<br />
leitete bis September dieses Jahres<br />
das legendäre «Le Chat-Botté» im<br />
Hotel «Beau-Rivage Genève». In 30 Jahren<br />
machte Gauthier daraus eine Ikone der<br />
Stadt. Nur kurze Zeit war unklar, wo der<br />
57-jährige Chef in Zukunft wirken wird.<br />
Gemeinsam mit dem bekannten Genfer<br />
Uhrmacher François-Paul Journe wird er<br />
das Lokal «F.P. Journe - Le Restaurant»<br />
eröffnen. Dieses wird zentral an der Rue du<br />
Rhône 49 in einem klassischen Genfer<br />
Lokal von 1912 eröffnet werden. Die Idee<br />
der beiden ist es, ein Restaurant zu erschaffen,<br />
das die Uhrmacher- mit der Küchenkunst<br />
verbindet. Die klassische, altehrwürdige<br />
und genau darum auch spektakuläre<br />
Location wird derzeit umgebaut. Eröffnung<br />
feiern will man bereits im November.<br />
BOTTURA ERÖFFNET NACHHALTIGES RESTAURANT<br />
Die Casa Maria Luigia, Massimo Botturas<br />
Luxus-Hideaway in Modena, ist um eine<br />
kulinarische Attraktion reicher. Ende<br />
September eröffnete der Spitzenkoch das<br />
Lokal «Al Gatto Verde», «Die grüne Katze».<br />
Laut Bottura handelt es sich dabei um «das<br />
nachhaltigste Restaurant der Welt.» Es<br />
befindet sich im Innenhof der Acetaia Maria<br />
Luigia, die im vergangenen Jahr mit 1400<br />
traditionellen Balsamico-Essigfässern aus<br />
den Jahren 1910 bis 1980 liebevoll restauriert<br />
wurde. Das Lokal ist im Gucci-Design<br />
gestylt, mit vielen grünen nachhaltigen<br />
Details. In der Küche des neuen Restaurants<br />
stehen Feuer und Rauch im Zentrum:<br />
Das Team arbeitet vorwiegend mit einem<br />
grossen Universo-Grill aus der Toskana und<br />
einem Holzofen aus Modena. Kulinarisch<br />
sollen klassisch italienische Einflüsse mit<br />
modernen Elementen kombiniert werden.<br />
Das Lokal ist erwartungsgemäss bereits<br />
über Wochen ausgebucht.<br />
casamarialuigia.com/al-gatto-verde<br />
82 falstaff okt <strong>2023</strong>
NOTIZEN<br />
BODEGA ESPAÑOLA UNTER NEUER FÜHRUNG<br />
Selten hat ein Pächterwechsel<br />
so viel zu reden<br />
gegeben. Die Gastrounternehmer<br />
Markus und<br />
Daniela Segmüller haben<br />
die Bodega Española im<br />
Zürcher Niederdorf übernommen.<br />
Geschäftsführer<br />
ist David Martínez<br />
Salvany. Ein Volltreffer,<br />
wie ein erster Besuch<br />
beweist: Das Ambiente<br />
ist unverändert kultig, die<br />
Küche erfuhr eine eindeutige<br />
Steigerung.<br />
NESPRESSO-KAPSEL OHNE ALU<br />
Lange Jahre hat Nespresso an seinen<br />
recyclebaren Alu-Kapseln festgehalten.<br />
Erst seit Kurzem bietet das Unternehmen<br />
auch eine kompostierbare Lösung<br />
an. Die neuen Nespresso-Kapseln auf<br />
Papierbasis lassen sich heimkompostieren<br />
und bieten dabei dieselben Vorteile<br />
wie die herkömmlichen Alukapseln.<br />
nespresso.com/paper<br />
NEUES POP-UP IM<br />
«DOLDER GRAND»<br />
Fotos: beigestellt, SUEO, Lido Vannucchi, Bienz Photography, Nestlé Nespresso SA, Coca-Cola<br />
BÜRGENSTOCK<br />
HILFT FAMILIEN<br />
Das «Bürgenstock Resort Lake<br />
Lucerne» gilt in der Szene als vorbildlicher<br />
Arbeitgeber. Seit September<br />
übernimmt das Fünf-Sterne-<br />
Resort einen Teil der Kosten für die<br />
Tagesbetreuung der Kinder der Mitarbeitenden.<br />
Dafür ging das Unternehmen<br />
eine Kooperation mit der Small<br />
Foot AG ein, die ganze fünf KiTas in<br />
der Umgebung des Resorts betreibt.<br />
Bis zu 55 Prozent der Betreuungskosten<br />
werden vom «Bürgenstock<br />
Resort Lake Lucerne» übernommen.<br />
Unter dem Motto «Darling, where is<br />
the beef?» kommen im renommierten<br />
Zürcher Hotel «The Dolder<br />
Grand» bis Ende Oktober ausgewählte<br />
Steak- und Fleischgerichte à<br />
la Heiko Nieder auf den Tisch. In der<br />
«The Grand Meatery» heisst es ab<br />
sofort «fettig, saftig und auf den<br />
Punkt». thedoldergrand.com<br />
KI KREIERT NEUES COLA ZERO<br />
Direkt aus dem Jahr 3000 soll das neue<br />
Cola Zero «Y3000» gesandt worden<br />
sein. Die limitierte Cola-Zero-Variante<br />
wurde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz<br />
kreiert, wie das genau von statten<br />
ging, bleibt unklar. Beim Geschmackstest<br />
in der <strong>Falstaff</strong>-Redaktion war man<br />
sich einig, dass der Begriff «künstlich»<br />
sehr gut zum Geschmacksprofil passt.<br />
KEINE NEWS MEHR<br />
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und Gourmets top informiert!<br />
Die <strong>Falstaff</strong>-Online-Redaktion versorgt<br />
Sie mit den aktuellsten Nachrichten<br />
und Informationen aus den Bereichen<br />
Wein, Gourmet und Reise. Dazu gibt<br />
es attraktive Gewinnspiele mit<br />
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okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
83
gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />
KURS AUF<br />
DEN GAUMEN<br />
Nie zuvor waren die Erwartungen an das gastronomische<br />
Angebot an Bord so hoch wie heute. Kein Wunder, dass<br />
kaum ein namhaftes Kreuzfahrtschiff mehr ohne einen<br />
prominenten Spitzenkoch in See sticht. Der Kampf um<br />
Passagiere wird längst auch in der Kombüse ausgetragen.<br />
TEXT SEBASTIAN SPÄTH<br />
Was aussieht wie der Speisesaal eines<br />
Superschurken in einem James-Bond-<br />
Film, ist ein Private-Dining-Room an<br />
Bord eines Schiffs der amerikanischen<br />
Oceania Cruises. High-Class-Kulinarik an<br />
Bord wird von immer mehr Reedereien<br />
als spielentscheidend angesehen.<br />
84<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong><br />
Foto: Oceania Cruises
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
85
gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />
Der Name «The Globe» ist<br />
Programm: An der Decke des<br />
in schlichtem Grün-, Grauund<br />
Brauntönen gehaltenen<br />
Restaurants an Bord der<br />
«MS Europa» schimmern<br />
Lampen wie Sterne wie<br />
am Firmament, in den<br />
Teppichen sind Längen- und<br />
Breitengrade eingewebt.<br />
MS EUROPA<br />
Seit ihrer Modernisierung im Jahr 2019<br />
führt Keving Fehling (l.) das Gourmetrestaurant<br />
«The Globe» an Bord der «MS Europa».<br />
Fehling und das Schiff haben eine besonders<br />
enge Verbindung: Deutschlands einstmals<br />
jüngster Drei-Sterne-Koch verbrachte von<br />
2002 an zwei Jahre als Souschef an Bord<br />
des Schiffs, damals im Restaurant «Venezia».<br />
Ein eigenes Schiffsrestaurant<br />
zu führen, war schon<br />
immer sein Traum.<br />
An Bord eines Kreuzfahrtschiffs<br />
sind die Aufgaben der<br />
Mannschaft klar definiert. In<br />
der internen Hierarchie allerdings<br />
kommt es immer wieder<br />
zu Verschiebungen: Eine Rolle, die in<br />
jüngster Vergangenheit geradezu kometenhaft<br />
an Bedeutung gewonnen hat, ist jene<br />
des Küchenchefs. Kein Wunder: Für viele<br />
Passagiere hat die kulinarische Vielfalt auf<br />
ihrer Reise längst einen höheren Stellenwert<br />
als etwa die angelaufenen Häfen oder<br />
die Zahl der Unterhaltungsangebote. Die<br />
Zielgruppe der zahlungskräftigen Gourmets<br />
wird für die Kreuzfahrt daher immer<br />
wichtiger. Und die Reedereien überbieten<br />
einander darin, den Ansprüchen ihrer Passagiere<br />
gerecht zu werden. Ein Blick auf<br />
die Angebote der Kreuzfahrtunternehmen<br />
zeigt: Die Frage lautet längst nicht mehr,<br />
welches Schiff einen Starkoch an Bord hat,<br />
sondern eher, welches keinen hat. Lesen Sie<br />
hier, wo sich die Mitfahrt ganz besonders<br />
lohnt.<br />
Fotos: Hapag-Lloyd Cruises, Susanne Baade für Hapag-Lloyd Cruises, Shutterstock, Explora Journeys<br />
86 falstaff okt <strong>2023</strong>
TRENDSETTER<br />
Das Hamburger Kreuzfahrtunternehmen<br />
Hapag-Lloyd Cruises hat den Trend um die<br />
seefahrenden Sterneköche mitbegründet:<br />
Bereits im Jahr 2010 gewann die Reederei<br />
mit Dieter Müller einen der besten Köche<br />
Deutschlands als Patron und Namensgeber<br />
für das damals neu konzipierte Gourmetrestaurant<br />
an Bord der MS Europa.<br />
Im Herbst 2019 investierte die Reederei<br />
nochmals mehrere Millionen Euro in die<br />
Modernisierung des inzwischen 24 Jahre<br />
alten einstigen Flaggschiffs, baute die Bordküchen<br />
um und heuerte mit Kevin Fehling<br />
einen nicht minder hochkarätigen Nachfolger<br />
für Dieter Müller an. In Hamburg betreibt<br />
Fehling mit «The Table» das einzige<br />
Drei-Sterne-Restaurant der Stadt. Zudem<br />
hat der Spitzenkoch eine ganz besondere<br />
Verbindung zur MS<br />
Europa. Zu Beginn seiner<br />
Karriere verbrachte er<br />
zwei Jahre als Souschef<br />
auf dem Schiff.<br />
Seitdem habe ihn die Seefahrt nicht mehr<br />
losgelassen, erzählt der heute 45-Jährige.<br />
Sein vor knapp drei Jahren an Bord eröffnetes<br />
Gourmetrestaurant «The Globe»<br />
trägt bis ins letzte Detail die Handschrift<br />
Fehlings: An den Wänden schimmert<br />
ein Sternemuster, in den Teppichboden<br />
sind Längen- und Breitengrade der Erde<br />
eingewoben, die Deckenlampen sind in<br />
Gruppen wie Himmelskörper aufgehängt,<br />
und das Amuse-Bouche wird auf einem<br />
gläsernen Globus serviert – alles Anspielungen<br />
auf Fehlings Vergangenheit als<br />
Schiffskoch und seine zweitgrösste Leidenschaft,<br />
die Astronomie. Noch beeindruckender<br />
als diese Freude am Detail ist nur<br />
der Ausblick durch die tiefen Fenster des<br />
«Globe»: Wenn man rechtzeitig eintrifft,<br />
kann man die untergehende Sonne<br />
dabei beobachten, wie<br />
sie auf der Meeresoberfläche<br />
ihr betörendes<br />
Glitzerspiel darbietet.<br />
Magisch!<br />
<<br />
EXPLORA I<br />
Eigentlich ist der mit drei Michelin-Sternen<br />
ausgezeichnete Mauro Uliassi (oben) im<br />
beschaulichen Senigallia an der italienischen<br />
Adriaküste zuhause. Für die Jungfernfahrt des<br />
Luxus-Kreuzfahrtschiffs «Explora I», das zur<br />
MSC-Gruppe gehört, machte der Spitzenkoch<br />
eine Ausnahme: Er tauschte seine Cucina<br />
gegen die Schiffskombüse des Bordrestaurants<br />
«Anthology», das zu den elf<br />
kulinarischen Angeboten am<br />
Bord gehört.<br />
Als erster Gastkoch<br />
tischte Mauro Uliassi<br />
mit seinem Team eine<br />
kunstvolle Mischung<br />
aus traditioneller<br />
und moderner<br />
italienischer Küche<br />
im «Anthology» an<br />
Bord der zur MSC-<br />
Gruppe gehörenden<br />
«Explora I» auf.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
87
gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />
VISTA<br />
Der Franzose Alexis Quaretti (links) ist<br />
bei der US-Reederei Oceania Cruises für das<br />
gesamte kulinarische Angebot zuständig – so<br />
auch für die elf Lokale des jüngsten Flottenmitglieds,<br />
der «Vista». Sein Handwerk lernte der<br />
Spitzenkoch an den besten Adressen seiner<br />
Heimat, darunter dem mit drei Sternen<br />
ausgezeichneten «L’Arpège» in Paris.<br />
Im Mai wurde er in die Riege der<br />
Maîtres Cuisiniers de France<br />
aufgenommen.<br />
DAS KULINARIK-<br />
ANGEBOT<br />
AN BORD STEHT<br />
HEUTE BEI VIELEN<br />
PASSAGIEREN AN<br />
ERSTER STELLE.<br />
<<br />
«Ein eigenes Gourmetrestaurant auf<br />
der ‹Europa› zu führen, war immer mein<br />
grosser Traum», erzählt Fehling. Daher<br />
habe er sich selbst als Nachfolger für<br />
Dieter Müller ins Spiel gebracht – die<br />
Verbindung zur Reederei hat er auch<br />
nach seiner Zeit als Schiffskoch nie abbrechen<br />
lassen und gehörte bald zur<br />
Stammbesetzung von «Europas Beste»,<br />
einem jährlich an Deck des Schiffs<br />
stattfindenden Show-Cooking-Event<br />
mit den besten Köchen Deutschlands und<br />
Österreichs.<br />
20 TAGE PRO JAHR AN BORD<br />
Doch so gross seine Freude über den<br />
wahrgewordenen Traum auch sein mag,<br />
so akribisch müsse Fehling die 20 Tage<br />
planen, die er jährlich an Bord verbringt,<br />
damit sie sich nicht mit dem Betrieb seines<br />
Hamburger Restaurants und den Ferien<br />
seiner drei Kinder überschneiden.<br />
Doch auch während seiner Abwesenheit<br />
bringt das Küchenteam Gerichte wie<br />
Rinderfilet mit geflämmter Gänseleber in<br />
Formvollendung auf die Teller. Dafür hat<br />
Die US-Reederei<br />
Oceania Cruises<br />
rühmt sich<br />
damit, dass das<br />
gastronomische<br />
Angebot an Bord<br />
ihrer Schiffe wie der<br />
«Vista» (l.) dem von<br />
Sterne-Restaurants<br />
an Land absolut<br />
ebenbürtig sei.<br />
Fotos: Shutterstock, beigestellt, Oceania Cruises, Costa Cruises<br />
88 falstaff okt <strong>2023</strong>
Für ihr<br />
Restaurant<br />
«Archipelago» an<br />
Bord der «Costa<br />
Smeralda»<br />
heuerte die<br />
italienische<br />
Reederei Costa<br />
Crociere gleich<br />
drei international<br />
bekannte<br />
Sterneköche an.<br />
Fehling für jede seiner Kreationen eigene<br />
Schritt-für-Schritt-Anleitungen angefertigt.<br />
Eigene Kreativität ist in Abwesenheit des<br />
Chefs nicht erwünscht.<br />
Unterstützt beim Betrieb seines Bordrestaurants<br />
wird Fehling zudem von der<br />
Firma Sea Chefs – das <strong>Schweiz</strong>er Unternehmen<br />
ging 1999 aus dem von Hapag-<br />
Lloyd Cruises abgespalteten Hotelsektor<br />
hervor und kümmert sich an Bord der<br />
MS Europa um alle Belange, die das leibliche<br />
Wohl der Gäste betreffen. Sea<br />
Chefs ist eine Art Strippenzieher in<br />
Hintergrund und verantwortet<br />
von der rechtzeitigen Belieferung<br />
des Schiffs mit Getränken und<br />
Lebensmitteln über die Konzeption<br />
des gastronomischen<br />
Gesamtangebots bis hin zur<br />
Zusammenstellung der Mannschaften<br />
für den Hotel- und<br />
Gastrobetrieb sämtliche notwendigen<br />
Dienstleistungen.<br />
«Die Versorgung eines Schiffs<br />
mit Lebensmitteln ist eine<br />
Herkulesaufgabe», erklärt<br />
<<br />
Die Spitzenköche<br />
Hélène Darroze,<br />
Ángel León und<br />
Bruno Barbieri (v. l.)<br />
haben gemeinsam<br />
bislang schon<br />
erstaunliche 18<br />
Michelin-Sterne<br />
erkocht.<br />
COSTA<br />
SMERALDA<br />
Im Restaurant «Archipelago» erwarten Passagiere<br />
Kreationen von gleich drei Spitzenköchen:<br />
Bruno Barbieri, Hélène Darroze und Ángel<br />
León. Der Italiener Barbieri hat bereits sieben<br />
Sterne erkocht, die Französin Darozze hat<br />
drei Restaurants und insgesamt sechs<br />
Michelin-Sterne. Der Spanier León<br />
hält aktuell bei fünf Sternen.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
89
gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />
Die asiatisch inspirierten<br />
Spezialitätenrestaurants<br />
«Hanami» an Bord der<br />
«Mein Schiff»-Flotte<br />
werden vom deutschen<br />
Spitzenkoch Tim Raue<br />
kulinarisch geleitet.<br />
MEIN<br />
SCHIFF<br />
<<br />
Cheflogistiker Stefan Femerling. Eine<br />
gewaltige Menge von zwei Tonnen Lebensmitteln<br />
wird allein auf der MS Europa II,<br />
dem mit 500 Passagieren derzeit grössten<br />
Mitglied der Flotte, pro Tag konsumiert.<br />
Damit dem Schiff auf dem Weg zum Zielhafen<br />
der Proviant nicht ausgeht, werden<br />
die Lagerbestände bei jedem Zwischenstopp<br />
aufgefüllt. Bis zu acht Monate im<br />
Voraus plant Femerling die Anlieferung<br />
der Waren, auch wenn er und seine Kolle-<br />
gen den Verbrauch zu diesem Zeitpunkt<br />
nur schätzen können. Vor allem seine<br />
jahrzehntelange Erfahrung verhindere<br />
allzu grosse Schnitzer, so der Logistiker.<br />
In den meisten Fällen werden die<br />
Waren per Lkw oder Container an den<br />
jeweiligen Hafen geschickt. Regionale<br />
Einkäufe gebe es lediglich bei ausgewähltem<br />
Obst und Gemüse sowie bei Fisch und<br />
anderen Spezialitäten – und nur, wenn die<br />
hygienischen Standards erfüllt würden.<br />
<<br />
Sein Berliner Restaurant «Tim Raue» belegt<br />
aktuell Platz 31 auf der «The World’s 50 Best<br />
Restaurants»-Liste. Für TUI Cruises hat Zwei-<br />
Sterne-Koch Tim Raue (o.) das asiatisch inspirierte<br />
Spezialitätenrestaurant «Hanami»<br />
konzipiert, das sich an Bord von gleich<br />
vier Flottenmitgliedern befindet,<br />
nämlich von Mein Schiff 3 bis<br />
Mein Schiff 6.<br />
Niklas Ekstedt konzipierte für das<br />
Gourmetrestaurant «Chef’s Garden Kitchen»<br />
eine innovative Farm-to-Ocean-Speisekarte<br />
voll frischer und natürlicher Zutaten.<br />
MSC<br />
WORLD EUROPA<br />
Der Schwedische Starkoch Niklas Ekstedt<br />
betreibt an Bord der MSC World Europa mit<br />
dem «Chef’s Garden Kitchen» das erste<br />
Schiffsrestaurant mit Indoorgarten. Die<br />
Pflanzen gedeihen dort in Hydrokultur. In<br />
seinem Stockholmer Sterne-Restaurant<br />
«Ekstedt» indes bereitet der Koch<br />
alle Speisen ausschliesslich<br />
über offenem Feuer<br />
zu.<br />
Fotos: René Supper / TUI Cruises, TUI Cruises, Shutterstock, MSC Cruises<br />
90 falstaff okt <strong>2023</strong>
68. Zürcher<br />
Wein-Ausstellung<br />
2. bis 16. November <strong>2023</strong><br />
VAUD WINES<br />
G U EST OF H O N O R<br />
PS.Partners<br />
11 Schiffe am Bürkliplatz. Über 4000 Weine, Degustationen & Food Spezialitäten.
gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />
EVRIMA<br />
Zum 15. Mal in Folge hat das Restaurant<br />
«Aqua» im «Ritz-Carlton Wolfsburg» unter<br />
Küchenchef Sven Elverfeld (rechts) drei<br />
Michelin-Sterne erhalten. Im vergangenen Jahr<br />
erweiterte die Hotelmarke ihr Portfolio um eine<br />
eigene Kreuzfahrtflotte. Die Evrima trat als<br />
erste von drei eigens gefertigten Yachten<br />
ihre Jungfernfahrt an. Für das leibliche<br />
Wohl der Passagiere sorgen auch<br />
hier die Menükreationen von<br />
Sven Elverfeld.<br />
Ein Highlight an Bord<br />
der «Evrima» ist das<br />
«S.E.A. Restaurant» mit<br />
Menükreationen von Drei-<br />
Sterne-Koch Sven Elverfeld.<br />
AIDA MIT «ROSSINI»<br />
Auch im mittleren Segment hat man<br />
Spitzenküche inzwischen im Angebot. Die<br />
Kreuzfahrtlinie Aida etwa, die sich preislich<br />
an ein breites Publikum richtet, leistet<br />
sich an Bord all seiner zwölf Schiffe mit<br />
den «Rossini» genannten Gourmetrestaurants<br />
ebenfalls eine Fine-Dining-Linie.<br />
Nachdem Øistein Nilsen zehn Jahre lang<br />
als Koch in Oslo gearbeitet hatte, trat er<br />
2012 seinen Posten als Küchenchef an<br />
Bord der Postschiffe der Hurtigruten an.<br />
Verantwortlich dafür ist Franz Schned. Der<br />
Münchner kam 2003 an Bord und arbeitete<br />
sich nach oben – zuerst als Chefkoch<br />
im «Rossini» und letztlich als kulinarischer<br />
Botschafter von Aida. Dafür gab er<br />
sogar seinen Job im Drei-Sterne-Restaurant<br />
«Überfahrt» am Tegernsee auf – ohne<br />
langes Zögern: «Bis zur Coronapandemie<br />
POSTSCHIFFE<br />
Øistein Nilsen ist der kulinarische Leiter<br />
auf den Hurtigruten-Schiffen. Nachdem er<br />
zehn Jahre lang die Kunst des Kochens in Oslo<br />
gelernt hatte, begann Nilsen 2012, an Bord der<br />
Postschiffe der Reederei zu arbeiten, wo er<br />
sein kulinarisches Handwerk weiter verfeinerte.<br />
Besonders stolz ist er auf die Auswahl<br />
an Königskrabben an Bord, die Gäste<br />
noch lebend aus einem Aquarium<br />
im Restaurant «Torget» auswählen<br />
können.<br />
nutzten meine Küchencrew und ich die<br />
Landgänge, um alle Lebensmittel für den<br />
Abend frisch auf lokalen Märkten einzukaufen»,<br />
erinnert sich Schned. Nie zuvor<br />
habe er so viele unterschiedliche kulinarische<br />
Eindrücke und Erfahrungen sammeln<br />
können: «Die Arbeit an Bord eines Kreuzfahrtschiffs<br />
ist mit nichts vergleichbar.»<br />
<<br />
Fotos: Shutterstock, Jack Hardy, Ritz Carlton / Uwe Spoerl, Simen G. Fangel / Hurtigruten, Agurtxane Concellon / Hurtigruten<br />
92 falstaff okt <strong>2023</strong>
ROCCA DI MONTEGROSSI<br />
GR AN SELEZIONE VIGNETO SAN MARCELLINO:<br />
ESSENZ DES<br />
CHIANTI CLASSICO<br />
Tradition und Respekt für das Gebiet sind die Grundlage für den<br />
Gran Selezione Vigneto San Marcellino von Rocca di Montegrossi,<br />
einen intensiven und zugleich eleganten Wein.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Fani Kurti; beigestellt<br />
Reichtum und Intensität, kombiniert<br />
mit Eleganz, Finesse,<br />
Frische und Mineralität:<br />
Das sind die Eigenschaften,<br />
die das einzigartige Terroir von Monti in<br />
Chianti den Weinen von Marco Ricasoli<br />
Firidolfis Weinbaubetrieb Rocca di<br />
Montegrossi verleiht.<br />
Das Gebiet ist von den kalkhaltigen Bodenformationen<br />
Alberese und Galestro geprägt<br />
und eignet sich hervorragend für den Weinbau.<br />
Sein ganzes Potenzial wird im Chianti<br />
Classico Gran Selezione Vigneto San<br />
Marcellino 2018 zum Ausdruck gebracht.<br />
Der Wein wird ausschliesslich aus ausgewählten<br />
Trauben eines über 50 Jahre alten<br />
Weinbergs hergestellt, der sich in der Nähe<br />
der Kirche San Marcellino befindet. Die<br />
solide Basis aus Sangiovese (90 Prozent)<br />
wird durch Pugnitello-Trauben ergänzt.<br />
Hierbei handelt es sich um eine wenig<br />
bekannte lokale Sorte, die es vermag, die<br />
typischen Eigenschaften des Sangiovese<br />
noch besser zur Geltung zu bringen.<br />
Dank einer mindestens 24-monatigen<br />
Lagerung in Barriques und Tonneaux und<br />
einer ebenso langen Reifung auf der Flasche<br />
werden der Charakter und das Potenzial<br />
der Trauben, die in Monti in Chianti angebaut<br />
werden, sanft und in voller Harmonie<br />
mit der langsamen Entwicklung des<br />
Sangiovese hervorgekehrt.<br />
Der Chianti Classico Gran Selezione<br />
Vigneto San Marcellino wird nur in ausgewählten<br />
Jahrgängen produziert. Der Wein<br />
aus dem Jahr 2018 ist mit jedem Schluck eine<br />
Hommage an die Exzellenz dieser geschützten<br />
Ursprungsbezeichnung.<br />
INFO<br />
Grösse des Weinbaubetriebs insgesamt:<br />
100 Hektar<br />
Rebfläche: 20 Hektar<br />
Grösse des Weinbergs San Marcellino: 6,5 Hektar<br />
Lagerpotenzial des Weins: 15–20 Jahre<br />
Biologisch zertifiziert<br />
Vegan<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 93
gourmet / QUEEN ELIZABETH II.<br />
FALSTAFF-SERIE<br />
Teil 26<br />
«EIN SANDWICH<br />
HABE ICH FÜR DEN<br />
NOTFALL IMMER<br />
BEI MIR»<br />
Auf der königlichen Yacht «Britannia» reiste Queen Elizabeth II. von<br />
Grossbritannien mehrfach um die ganze Welt. Immer mit an Bord war ihr<br />
persönlicher Chefkoch, denn die Monarchin wollte, wo auch immer sie sich<br />
gerade aufhielt, nicht auf britische Kost verzichten.<br />
TEXT JUDITH HECHT<br />
Ihren Gefühlen liess die britische<br />
Königin in der Öffentlichkeit nur sehr<br />
selten freien Lauf. Einige wenige<br />
Momente gab es während ihrer mehr<br />
als 70 Jahre währenden Regentschaft<br />
allerdings, wo sie ihre Emotionen nicht<br />
verbergen konnte. Am 20. Juni 2013 war ein<br />
solcher Moment: Als beim legendären<br />
Gold-Cup-Rennen in Ascot ihr geliebtes Pferd<br />
Estimate an den Start ging, erlebten die<br />
Zuschauer auf der Tribüne eine sichtbar<br />
aufgeregte Queen. Und als Estimate als Erstes<br />
über die Ziellinie ging, klatschte die Königin<br />
begeistert und strahlte über das ganze<br />
Gesicht. So sehr freute sie sich.<br />
Gar nicht zum Lachen war Elizabeth II.<br />
hingegen am 11. Dezember 1997 zumute.<br />
An jenem Tag wurde die königliche Yacht<br />
«Britannia» in Portsmouth feierlich ausser<br />
Dienst gestellt. Am 16. April 1953<br />
hatte die damals noch gar nicht offiziell<br />
ge krönte Königin das Schiff mit einer<br />
Flasche Empire-Wein getauft. 44 Jahre<br />
lang diente es der königlichen Familie als<br />
«schwimmender Palast». An besagtem<br />
Dezembertag ging die Queen mit ihrem<br />
Ehemann Prinz Philip noch ein letztes Mal<br />
an Bord, um sich von der gesamten Crew<br />
zu verabschieden. Danach versammelte sie<br />
sich mit den wichtigsten Royals vor der<br />
«Britannia». Und als die ersten Takte der<br />
Nationalhymne erklangen und der Union<br />
Jack vom Besanmast eingeholt wurde,<br />
konnte die Monarchin ihre Tränen<br />
<<br />
Foto: mauritius images / TopFoto<br />
94 falstaff okt <strong>2023</strong>
Alle Teile der Serie unter<br />
go.falstaff.com/kunstkulinarik<br />
Als Oberhaupt einer Seefahrernation hatte Königin<br />
Elizabeth II. schon von Berufs wegen zeit ihres Lebens<br />
eine enge Verbindung zum Meer. Hier ist sie im Jahr<br />
1969 mit ihrem damaligen Flottenadmiral, Lord Louis<br />
Mountbatten, an Bord der königlichen Yacht «Britannia»<br />
bei der Besichtigung der britischen Westflotte.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
95
gourmet / QUEEN ELIZABETH II.<br />
Die letzte Fahrt:<br />
Am 22. November<br />
1997 lief die Royal<br />
Yacht «Britannia»<br />
zum letzten Mal<br />
in Portsmouth<br />
ein und wurde<br />
danach ausser<br />
Dienst gestellt.<br />
Die Königin zeigte<br />
sich bei diesem<br />
Anlass ungewohnt<br />
emotional.<br />
Lemon Drizzle Cake<br />
Rezept von Darren McGrady,<br />
ehemaliger Koch der Queen<br />
ZUTATEN<br />
1 Becher Sauerrahm, 3 Eier, ½ Tasse Pflanzenöl,<br />
2 EL Zitronenschale, 2 EL Zitronensaft,<br />
1 ½ Tassen Mehl, 1 Tasse Zucker,<br />
2 TL Backpulver, ½ TL Salz, 2 Tassen<br />
Puderzucker, 5 EL Zitronensaft<br />
ZUBEREITUNG DES KUCHENS<br />
– Den Backofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze<br />
vorheizen. Kastenform einfetten und mit<br />
Mehl bestäuben.<br />
– Eier, Sauerrahm, Pflanzenöl, Zitronenabrieb<br />
und Zitronensaft in eine Schüssel geben und<br />
mit einem Rührgerät schaumig aufschlagen.<br />
Mehl, Zucker, Backpulver und Salz in einer<br />
weiteren Schüssel vermengen. Trockene<br />
Zutaten langsam zu den feuchten geben<br />
und alles gut durchmischen. Teig in die<br />
Kastenform füllen.<br />
– Im vorgeheizten Ofen für etwa 35 bis 40 Minuten<br />
backen. Nach dem Backen den Kuchen<br />
in der Form für 10 Minuten auskühlen lassen<br />
und auf einem Kuchengitter platzieren.<br />
ZUBEREITUNG DER DOPPELGLASUR<br />
– Für die erste Glasur eine Tasse Puderzucker<br />
mit 3 EL Zitronensaft vermischen – die Glasur<br />
wird sehr flüssig. Den Kuchen oben mit<br />
einer Gabel mehrfach einstechen und die<br />
Glasur über den Kuchen giessen,<br />
damit die Glasur in den<br />
Kuchen ziehen kann. Das<br />
macht den Kuchen später<br />
besonders saftig.<br />
– Die zweite Glasur soll fester<br />
werden. Hierfür eine Tasse Puderzucker<br />
mit 1 bis 2 EL Zitronensaft<br />
vermengen und ebenfalls<br />
über den Kuchen giessen.<br />
– Zum Schluss etwas Zitronenabrieb<br />
über den Kuchen<br />
streuen und eventuell mit<br />
Zitronenscheiben garnieren.<br />
<<br />
nicht mehr zurückhalten. Rasch zog sie<br />
ihr weisses Taschentuch heraus und trocknete<br />
ihre feuchten Augen. Das Bild von der<br />
weinenden Queen ging um die Welt.<br />
PRIVATSPHÄRE AUF HOHER SEE<br />
Viele fragten sich seinerzeit, weshalb der<br />
sonst so reservierten Elizabeth ausgerechnet<br />
der Abschied von einem Schiff so<br />
schwerfiel. Dabei hatte sie die Antwort<br />
darauf viele Jahre zuvor bereits selbst<br />
gegeben: «Es ist der einzige Ort, an dem<br />
ich mich wirklich entspannen kann.»<br />
Nirgendwo sonst genoss die Queen so<br />
viel Privatsphäre wie auf der 126 Meter<br />
langen Yacht. Die grosszügigen Räumlichkeiten<br />
am obersten Deck waren allein der<br />
königlichen Familie vorbehalten, neben<br />
Schlaf- und Arbeitszimmern befand sich<br />
dort auch die «Sun Lounge». Es war der<br />
Lieblingsraum der Königin, wo sie sich<br />
am Nachmittag ihren Tee – mit Milch,<br />
aber ohne Zucker – servieren liess. Dazu<br />
ass sie mit Vorliebe Scones mit Erdbeermarmelade<br />
und Clotted Cream oder kleine<br />
Sandwiches mit Lachs und Gurke. Und<br />
bevor sie zu Bett ging, genoss sie es, ihren<br />
Schlaftrunk, eine Mischung aus Gin und<br />
Dubonnet mit einer Zitronenscheibe, dort<br />
zu sich zu nehmen.<br />
Nicht nur sie, auch Prinz Philip fühlte<br />
sich als ehemaliger Offizier der Royal Navy<br />
besonders wohl auf hoher See. Wenn er<br />
sich nicht gerade auf der Brücke der «Britannia»<br />
befand, um mit dem Kapitän zu<br />
fachsimpeln, genoss er es, am Achterdeck<br />
zu malen. Diese Leidenschaft teilte er mit<br />
seinem Sohn Charles. Dessen erste Frau,<br />
Prinzessin Diana, litt allerdings unter dem<br />
Hobby ihres Mannes. Als die beiden 1981<br />
ihre Flitterwochen auf der «Britannia»<br />
verbrachten und von einer Mittelmeerinsel<br />
zur anderen kreuzten, stand der damalige<br />
Thronfolger aus Sicht seiner jungen Frau<br />
viel zu viele Stunden vor der Staffelei,<br />
anstatt sich ihr zu widmen.<br />
Doch zurück zur Queen: Sie hat an<br />
Bord der «Britannia» zweifellos entspannte<br />
Stunden verbracht, viel häufiger jedoch<br />
Fotos: Rebecca Naden / PA / picturedesk.com, John Stillwell / PA / picturedesk.com, KseniyaBelova / Shutterstock, Guenther Schwering / laif / picturedesk.com<br />
96 falstaff okt <strong>2023</strong>
kam sie dort ihren königlichen Pflichten<br />
nach. Denn zu den wichtigsten Aufgaben<br />
der Monarchin gehörte es, ihre Nation im<br />
Ausland zu repräsentieren. Schon kurz nach<br />
ihrer Krönung traten sie und ihr Mann<br />
an Bord der «Britannia» eine zwölfmonatige<br />
Weltreise an, um möglichst viele<br />
Commonwealth-Staaten zu besuchen. Die<br />
königliche Yacht war bewusst luxuriös<br />
ausgestattet worden, sodass die Queen, wo<br />
auch immer ihr Schiff vor Anker lag, grosse<br />
Empfänge für Staatsoberhäupter geben<br />
konnte. Ihren Chefkoch und seine Gehilfen<br />
nahm sie daher auf jede ihrer Reisen mit,<br />
diese bekochten dann an Bord die Staatsmänner<br />
der Welt vom greisen Sir Winston<br />
Churchill über Nelson Mandela, Boris<br />
Jelzin und Helmut Kohl bis François<br />
Mitterrand und Ronald Reagan. Detail am<br />
Rande: Die Speisenfolge bei königlichen<br />
Empfängen, egal, ob sie im Buckingham<br />
Palace, auf Schloss Windsor oder eben auf<br />
der königlichen Yacht stattfinden, wird<br />
ausnahmslos auf Französisch abgefasst.<br />
KOCHEN AUF HOHER SEE<br />
Graham Newbould war einer der Köche, die<br />
die Queen in den 1980er-Jahren zu Lande<br />
DIE KÖNIGIN<br />
WAR KEINE<br />
FEINSCHMECKERIN.<br />
SIE HAT GEGESSEN<br />
UM ZU LEBEN, UND<br />
NICHT GELEBT,<br />
UM ZU ESSEN.<br />
Das Wohnzimmer der Queen an Bord der «Britannia».<br />
Die ehemalige königliche Yacht ist heute ein Museumsschiff und<br />
kann im Hafen von Leith bei Edinburgh besichtigt werden.<br />
und zu Wasser verwöhnt haben. Es sei nicht<br />
immer leicht gewesen, bei hohem Seegang<br />
unter Deck in der engen Küche so viele<br />
Menschen zu bekochen, erzählte er später.<br />
Doch irgendwie sei es immer gelungen. Denn<br />
die Queen habe grössten Wert darauf gelegt,<br />
an Bord ausschliesslich mit bodenständiger<br />
britischer Küche verköstigt zu werden. Zu<br />
ihren Lieblingsgerichten zählten Lammrücken<br />
in Rotweinsauce, Filetsteak mit Pilzen<br />
in Whiskysauce, Schokoladebrownies oder<br />
Zitronenkuchen. Der Hang zu vertrauten<br />
Speisen hatte seinen Grund: Die am weitesten<br />
gereiste Monarchin der Welt wurde bei<br />
ihren vielen Aufenthalten in fernen Ländern<br />
immer wieder mit exotischen Speisen<br />
<<br />
ROYALE KREUZ-<br />
FAHRTSCHIFFE<br />
DIE «RMS QUEEN ELIZABETH»<br />
Die «Queen Elizabeth» war nach der Frau<br />
von König George VI., im Volksmund «Queen<br />
Mum», benannt und wurde auch von ihr 1938<br />
getauft. Bis 1975 war sie das grösste Passagierschiff<br />
der Welt. Erst nach Beginn des<br />
Zweiten Weltkriegs, ab 3. März 1940, fand ihre<br />
Jungfernfahrt nach New York und weiter nach<br />
Australien statt. Ende 1968 wurde das Schiff<br />
ausser Dienst gestellt und als Touristenattraktion<br />
in die USA verkauft. 1970 ersteigerte es ein<br />
Unternehmen aus Hongkong. 1972 wurde es<br />
durch ein Feuer im Hafen von Hongkong schwer<br />
beschädigt und kenterte – in dem James-Bond-<br />
Film «Der Mann mit dem goldenen Colt» sieht<br />
man in einer Einstellung das schräg liegende<br />
Schiff im Hafenbecken. 1975 wurde die ehemalige<br />
«Queen Elizabeth» vor Ort verschrottet.<br />
DIE «RMS QUEEN ELIZABETH 2»<br />
Am 25. 9. 1967 stand Königin Elizabeth als<br />
Patin für das britische Passagierschiff «RMS<br />
Queen Elizabeth 2» («QE2») bereit. Die «QE2»<br />
wurde auf der Werft John Brown & Company<br />
in Clydebank in Schottland gebaut. Ihre<br />
Jungfernfahrt machte sie ab 2. Mai 1969 von<br />
Southampton nach New York. Während des<br />
Falklandkriegs 1982 diente sie als Truppentransporter.<br />
1995 wurde sie auf dem Weg<br />
nach New York vor Neufundland von einer<br />
Riesenwelle schwer beschädigt. 40 Jahre<br />
lang hat sie über 800 Mal für die britische<br />
Reederei Cunard Line den Atlantik überquert,<br />
bis sie 2004 von der «Queen Mary 2» abgelöst<br />
und schliesslich 2008 nach Dubai verkauft<br />
wurde. Heute ist die «QE2» ein schwimmendes<br />
Luxushotel im Hafen von Dubai.<br />
DIE «RMS QUEEN MARY 2»<br />
1998 gab die britische Reederei Cunard den Bau<br />
eines neuen Transatlantikliners für die Route<br />
Southampton–New York in Auftrag. Gleichzeitig<br />
sollte er jederzeit auch als Luxuskreuzfahrtschiff<br />
einsetzbar sein. Nach einer Bauzeit von<br />
nur zwei Jahren wurde die «Queen Mary 2» am<br />
22. Dezember 2003 übergeben. Der Kaufpreis<br />
des Schiffes betrug über 800 Millionen US-Dollar.<br />
Damit war die «Queen Mary 2» damals das<br />
grösste und teuerste Passagierschiff weltweit.<br />
Insgesamt bietet sie 2700 Gästen Platz. Die<br />
Crew besteht aus 1290 Mitgliedern.<br />
DIE «BRITANNIA»<br />
Das Kreuzfahrtschiff «Britannia» hat mit der<br />
ehemaligen königlichen Yacht «Britannia» nur<br />
zwei Dinge gemeinsam: Namen und Taufpatin.<br />
Queen Elizabeth II. taufte das 330 Meter lange<br />
Flaggschiff der Flotte von P&O Cruises am 10.<br />
März 2015. Das Kreuzfahrtschiff kann über<br />
3600 Menschen über die Meere tragen.<br />
DIE «QUEEN ELIZABETH»<br />
2010 stellte die Cunard Line ein neues Kreuzfahrtschiff<br />
in Dienst und gab ihm den Namen<br />
«Queen Elizabeth».<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
97
gourmet / QUEEN ELIZABETH II.<br />
Elizabeth II. vor der<br />
«Britannia» bei einem<br />
Staatsbesuch in Kanada.<br />
Die Monarchin absolvierte<br />
mehr als 40 Jahre lang<br />
Hunderte Reisen auf der<br />
königlichen Yacht.<br />
ELIZABETH II.<br />
Die Rekord-Monarchin<br />
• Queen Elizabeth II. war von 1952 bis 2022<br />
Königin des Vereinigten Königreichs von Grossbritannien<br />
und Nordirland. Gleichzeitig war<br />
sie Oberhaupt des Commonwealth of Nations.<br />
Ausserdem war sie weltliches Oberhaupt der<br />
anglikanischen Church of England. Mit einer<br />
Amtszeit von 70 Jahren und 214 Tagen war sie<br />
das längstdienende Staatsoberhaupt der Welt.<br />
• Elizabeth kam am 21. April 1926 in London<br />
als älteste Tochter von Herzog Albert, dem<br />
späteren König George VI., und der Duchess of<br />
York, der späteren «Queen Mum», zur Welt.<br />
• Als Teenager lernte sie Prinz Philip von<br />
Griechenland und Dänemark kennen. Am<br />
20. November 1947 heirateten die beiden in<br />
der Westminster Abbey. Ein Jahr später wurde<br />
der Thronfolger, Prinz Charles, geboren.<br />
<<br />
konfrontiert, die nicht unbedingt ihrem<br />
Geschmack entsprachen. Bei einem Staatsbesuch<br />
im mittelamerikanischen Staat Belize<br />
im Jahr 1985 etwa wurde ihr bei einem<br />
Staatsbankett als Landesspezialität gegrilltes<br />
Paka-Fleisch serviert. Als sie erfuhr, dass<br />
es sich dabei um eine Riesenratte handelte,<br />
verging ihr der Appetit augenblicklich …<br />
Dass die Königin kein Rattenfleisch essen<br />
wollte, stiess allseits auf grosses Verständnis.<br />
Für Kopfschütteln sorgte jedoch ihre Abneigung<br />
gegen italienische Küche. Als sie<br />
im Jahr 2000 Papst Johannes Paul II. einen<br />
Besuch abstattete, liess sie ausrichten, dass<br />
sie weder Pasta, Paradeissauce noch irgendetwas<br />
mit Zwiebeln oder Knoblauch essen<br />
wolle. Auch italienisches Mineralwasser<br />
lehnte sie ab. Stattdessen trank sie britisches,<br />
das extra mitgebracht wurde. Ihr Verhalten<br />
hatte freilich einen Grund: Die Queen<br />
wollte es tunlichst vermeiden, auf Reisen zu<br />
erkranken. Darum ass sie, wenn sie sich im<br />
Ausland aufhielt, auch nie Meeresfrüchte.<br />
Das empfand sie als zu riskant. Der Verzicht<br />
auf Muscheln, Garnelen und Austern<br />
dürfte ihr aber nicht allzu schwergefallen<br />
sein. «Die Königin war nie eine Feinschmeckerin,<br />
sie hat immer gegessen, um zu<br />
leben, und nicht gelebt, um zu essen», sagte<br />
Darren McGrady, der die königliche Familie<br />
15 Jahre lang bekochte.<br />
Von einem kleinen kulinarischen Geheimnis<br />
der Queen erfuhr die Öffentlichkeit erst<br />
zu ihrem 70-jährigen Thronjubiläum. In<br />
einem Video, das anlässlich der Feierlichkeiten<br />
gedreht wurde, sieht man, wie die<br />
96-jährige Monarchin die beliebte Kinderbuchfigur<br />
Paddington Bär zum Tee empfängt.<br />
Der tollpatschige Bär zieht dabei<br />
etwas aus seinem braunen Hut. «Vielleicht<br />
möchten Sie ein Marmelade-Sandwich? Ich<br />
habe immer eines für Notfälle bei mir!»,<br />
fragt er schuldbewusst. Die Queen lächelt<br />
verschmitzt: «Ich auch», antwortet sie und<br />
zieht ebenfalls ein Marmelade-Sandwich aus<br />
ihrer Handtasche. Ein Butler kommt und<br />
sagt: «Die Feier zu Ihrem Thronjubiläum<br />
wird gleich beginnen, Eure Majestät.» Paddington<br />
Bär zieht daraufhin erneut seinen<br />
Hut: «Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum,<br />
Ma’am!», sagt er mit rührendem Blick.<br />
«Und danke. Für alles!»<br />
<<br />
• Nach dem Tod ihres Vaters, König George VI.,<br />
am 6. Februar 1952 bestieg die 25-Jährige den<br />
Thron. Die Krönung fand am 2. Juni 1953 statt.<br />
• Während ihrer Regentschaft ernannte sie<br />
15 Premierminister, 14 US-Präsidenten fallen<br />
in ihre Regierungszeit. Über 180 Mal reiste die<br />
Queen in Staaten des Commonwealth und absolvierte<br />
zusätzlich Hunderte Staatsbesuche.<br />
• Während ihrer Regentschaft genoss die<br />
pflichtbewusste Queen beim britischen Volk<br />
hohes Ansehen. Übel nahmen ihr die Briten<br />
jedoch ihr Verhalten nach dem Tod von<br />
Prinzessin Diana. Während Tausende vor dem<br />
Buckingham Palace trauerten, zog es die<br />
Queen vor, weiter in ihrer Sommerresidenz in<br />
Schottland zu bleiben. Mit einer TV-Ansprache<br />
fünf Tage nach Dianas Tod gelang es ihr, die<br />
Anfeindungen in den Griff zu bekommen.<br />
• Die Queen zählte zu den reichsten Frauen<br />
der Welt. Sie besass neben dem Buckingham<br />
Palace, Windsor und Balmoral Castle noch<br />
fünf weitere Schlösser.<br />
• Am 9. April 2021 starb Prinz Philip mit<br />
99 Jahren. Im Juni 1922 feierte Elizabeth II.<br />
ihr Platin-Thronjubiläum und zeigte sich strahlend<br />
am Balkon des Buckingham Palace. Es<br />
war einer ihrer letzten öffentlichen Auftritte.<br />
Am 8. September starb sie auf Balmoral.<br />
Fotos: AP / picturedesk.com, Ben Birchall / PA / picturedesk.com<br />
98 falstaff okt <strong>2023</strong>
Unser Schwerpunkt:<br />
Ihre Leichtigkeit.<br />
Das ist, was bei uns zählt.<br />
Private Banking
gourmet / ESSAY<br />
IN WEITER<br />
FERNE, SO NAH<br />
Als «umgekehrtes Heimweh» beschrieb bereits der alte Geheimrat Goethe<br />
jene Sehnsucht, die nahezu jeden Menschen von Zeit zu Zeit befällt<br />
und ohne die der Alltag um einiges grauer aussehen würde. Gleichzeitig<br />
hilft Fernweh dabei, das eigene Leben objektiv zu betrachten.<br />
Schlechte Zeiten sind oft gut für<br />
grosse Fragen. So war es auch im<br />
Frühjahr 2020, als die Pandemie<br />
das Leben verengte und gleichzeitig<br />
neue gedankliche Räume<br />
schuf. «Wie können wir in Zukunft<br />
bewusster leben?» war eine davon. Oder<br />
«Wer sind eigentlich meine Nachbarn?».<br />
Zu einem Buch der Zeit avancierte damals<br />
Jenny Odells «How to Do Nothing», in<br />
dem die Autorin das Nichtstun – oder präziser<br />
ein Innehalten für die direkte Umgebung<br />
und umliegende Natur – als Akt des<br />
politischen Widerstands beschreibt.<br />
Ich weiss nicht, wie viele Menschen<br />
durch Corona eine nachhaltige Bewusstseinsveränderung<br />
dieser Art durchgemacht<br />
haben. Ob der gegenwärtigen ökonomischen<br />
Zustände würde ich tippen: nicht<br />
viele.<br />
EIN GEFÜHL, DAS JEDER KENNT<br />
Was ich aber weiss: Bei vielen Menschen<br />
wuchs im Laufe des ersten Pandemiejahres<br />
eine andere Sehnsucht, nämlich die nach<br />
fremden Menschen und Orten. Endlich<br />
einmal wieder etwas sehen, riechen und<br />
schmecken, das man nicht dauernd sieht,<br />
riecht und schmeckt. Fernweh – das Zauberwort<br />
der Tourismusbranche. Und ein<br />
Gefühl, das wohl jeder kennt. Fernweh, das<br />
ist die Träumerei vom Anderswo, meist<br />
auch ein diffuser Wunsch nach dem<br />
Anderssein. Fernweh kommt mit Ambivalenz:<br />
Man will weg und weiss zugleich,<br />
dass man sich selbst mitnehmen wird. Doch<br />
woher kommt der Begriff eigentlich?<br />
Geht man seinem Ursprung nach, landet<br />
man bei Hermann von Pückler-Muskau.<br />
Der preussische Graf, 1785 geboren, ist<br />
heute als Landschaftsplaner, Dandy und<br />
Reiseschriftsteller in Erinnerung. Dass er<br />
auch Sklavenhalter war, wird gerne verdrängt.<br />
In einer 1835 veröffentlichten<br />
Erzählung schuf Pückler-Muskau das Wort<br />
«Fernweh» und bezog sich damit auf ein<br />
Gefühl, das Goethe bereits vorher als<br />
«umgekehrtes Heimweh» beschrieben hatte.<br />
Reisen bedeutete für Pückler-Muskau<br />
jedoch neben der «tätigen Befriedigung von<br />
Neugierde» immer auch Geschäft. Es ging<br />
darum, «exotisches» Material zu sammeln,<br />
um Texte verkaufen zu können. Man kann<br />
in seinen Berichten durchaus eine kulturelle<br />
Begleitung des Kolonialismus sehen. Ganz<br />
unschuldig war Fernweh jedenfalls nie.<br />
Fernweh ist auch heute ein Business.<br />
Fünf-Sterne-Hotels, Billighostels, Reisekonzerne,<br />
Influencer, Travelblogs und Tourismusbehörden<br />
werben mit der Flucht in<br />
die Fremde. Es finden sogenannte «Fernweh-Festivals»<br />
statt, bei denen Reisebüros<br />
ihre aktuellen Angebote vorstellen, Fotografen<br />
Workshops geben und Outdoor-Marken<br />
ihre Kleidung feilbieten. Bei Amazon lassen<br />
sich Sachbücher mit Titeln wie «Handbuch<br />
Fotos: Everett Collection Old Visuals / picturedesk.com, Antonia Polkehn<br />
100 falstaff okt <strong>2023</strong>
LUKAS HERMSMEIER<br />
lebt seit 2014 in New York<br />
und arbeitet dort als freier<br />
Journalist und Autor.<br />
Er schreibt u. a. für<br />
«Zeit Online» und die<br />
«New York Times».<br />
2022 erschien sein<br />
Buch «Uprising –<br />
Amerikas neue<br />
Linke».<br />
Fernweh» oder «SOS Fernweh» bestellen.<br />
Kultiviert wird die Begierde nach der Ferne<br />
auch in Musik, Belletristik und Film. Fernweh<br />
zieht. Vor allem beim «bürgerlichen<br />
Reiseindividuum», wie die Herausgeber des<br />
Bandes «Fernweh nach der Romantik»<br />
schreiben. Sie erklären da rin, dass das Fernweh,<br />
wie wir es heute verstehen, nämlich<br />
vor allem sentimental und ein Konzept der<br />
Moderne sei. Genauso übrigens wie auch<br />
der Begriff vom «offenen Meer» nicht<br />
immer schon «zur Unendlichkeit und Weite»<br />
angeregt habe, sondern eine relativ neue<br />
Idee sei. Und so passt es dann auch, dass<br />
Fernweh sehr häufig durch Wasser bebildert<br />
wird. Wir denken an Strand, Wellen, Schiffsreisen.<br />
Und ich wette, dass ich nicht der Einzige<br />
bin, der selbst bei Ernest Hemingways<br />
tragischem Werk «Der alte Mann und das<br />
DAS REISEN<br />
INTENSIVIERT<br />
NICHT NUR DIE SINNE,<br />
SONDERN BRINGT SIE<br />
IN BALANCE. MAN<br />
GEWINNT SO DISTANZ<br />
ZUM EIGENEN LEBEN.<br />
Meer» eine gewisse Sehnsucht nach Ferne<br />
verspürt hat – trotz dessen endloser Qualen.<br />
FERNWEH JA – ABER DOSIERT<br />
Doch bleiben wir noch kurz beim Gefühl.<br />
Denn allein eine kulturelle oder kommerzielle<br />
Erfindung kann Fernweh ja schwer<br />
sein. Der Biopsychologe Peter Walschburger<br />
verweist darauf, dass sich Fernweh in der<br />
Pubertät oftmals durch einen Überdruss des<br />
Familiären entwickle. Viele Jugendliche<br />
lehnen die bisherigen Autoritäten ab und<br />
fühlen sich zum Andersartigen hingezogen<br />
– sie wollen schlicht raus.<br />
Die Reisepsychologin Martina Zschocke<br />
begründet das Bedürfnis nach Ferne als eine<br />
Art Selbsterhaltungstrieb, denn das Reisen<br />
intensiviere nicht nur die Sinne, sondern<br />
bringe sie auch in Balance. Man gewinne so<br />
wichtige Distanz zum eigenen Leben. Wer<br />
jedoch seinem Fernweh ständig nachgehe,<br />
laufe Gefahr, depressiv zu werden, wie der<br />
Jugendforscher Philipp Ikrath warnt. Alltag<br />
und Abenteuer werden quasi zu Gegnern.<br />
Fernweh ist längst Mainstream, so viel<br />
steht fest. Und wie alles, was sich im Mainstream<br />
etabliert hat, steht Fernweh damit<br />
kurz vor der Provinzialität. Wer ständig<br />
über erträumte oder erfüllte Reisen spricht,<br />
handelt sich in manchen Kreisen längst<br />
hochgezogene Augenbrauen ein. Nicht nur<br />
Emissionen spielen hier eine Rolle, sondern<br />
auch die Ablehnung von Massentourismus.<br />
So erklärt sich auch, dass es in immer mehr<br />
Städten Anti-Sightseeing-Touren gibt.<br />
Je länger man über Fernweh nachdenkt,<br />
desto komplizierter wird es also. Bestes Beispiel<br />
dafür ist der Name eines sehr populären<br />
Reiseführers, der dadurch zustande<br />
kam, dass Gründer Tony Wheeler in einem<br />
Lied nicht «lovely planet», sondern «lonely<br />
planet» verstand. Einsamer Planet? Seltsam,<br />
diese Verheissung. Wenn, dann sind es ja<br />
wir, die einsam sind.<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
101
gourmet / WILDER HERBST<br />
WILDER<br />
GENUSS<br />
Nachhaltig, regional, gesund – das<br />
Interesse an Wildbret wächst stetig,<br />
und das aus gutem Grund. Selbst<br />
Veganer gehen inzwischen auf die<br />
Jagd, und in der Küche weht ein<br />
frischer Wind: Auf dem Speiseplan<br />
stehen immer öfter Rehceviche<br />
und Hirschcarpaccio.<br />
TEXT VERENA CAROLA MAYER<br />
Foto: iStockphoto / Getty Images<br />
102<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
Fleisch vom Rothirsch gehört zum<br />
begehrtesten Wildfleisch überhaupt.<br />
Von jungen Tieren ist es besonders saftig<br />
und zart und eignet sich am besten<br />
zum Grillen. Das Fleisch älterer Tiere<br />
eignet sich eher für Schmorgerichte.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
103
gourmet / WILDER HERBST<br />
Als unsere Vorfahren vor rund<br />
12.000 Jahren sesshaft wurden<br />
begannen sie, Viehzucht<br />
zu betreiben und vermehrt<br />
von den kulinarischen Erträgen<br />
ihrer Haustiere zu leben. Doch was<br />
sind schon 12.000 Jahre in der Menschheitsgeschichte?<br />
Ein Wimpernschlag! Das<br />
Jagen liegt uns Menschen im Blut. Viele<br />
Hunderttausend Jahre lang zogen wir<br />
jagend über Wiesen und durch Wälder,<br />
um unser Überleben zu sichern. So etwas<br />
verlernt man nicht so rasch.<br />
JAGD – DER STATUS QUO<br />
Rund 30.000 Tonnen Wildfleisch verzehrten<br />
die Deutschen in der Jagdsaison<br />
2021/22, fünf Prozent mehr als im Vorjahr.<br />
Bezogen auf den gesamten Fleischkonsum<br />
macht Wild allerdings nur einen verschwin-<br />
dend geringen Teil aus – in der <strong>Schweiz</strong><br />
ist es etwa ein halbes Kilo Wildfleisch pro<br />
Kopf und Jahr, in Österreich etwa 0,7 Kilo.<br />
Aber die Nachfrage wächst. Nachhaltigkeit,<br />
Regionalität und Tierwohl sind die ernährungspolitischen<br />
Schlagworte der Stunde.<br />
Und Wildfleisch erfüllt sämtliche Kriterien:<br />
Die Tiere stammen aus heimischen Wäldern,<br />
ernähren sich von wilden Pflanzen,<br />
leben in freier Wildbahn und sterben auch<br />
WILD IST IMMER<br />
REGIONAL. DIE<br />
TIERE LEBEN BIS ZUM<br />
TÖDLICHEN SCHUSS IN<br />
IHRER NATÜRLICHEN<br />
UMGEBUNG.<br />
dort – ohne Transport- und Schlachtstress.<br />
Kein Wunder also, dass das Interesse an der<br />
Jagd seit Jahren steigt. Und zwar quer durch<br />
alle Alters- und Gesellschaftsschichten, wie<br />
Helmut Dammann-Tamke, Präsident des<br />
Deutschen Jagdverbands, sagt.<br />
Mehr als 407.000 Jäger verzeichnete die<br />
deutsche Jagdstatistik im vergangenen Jahr –<br />
so viele wie nie zuvor. Auch in der <strong>Schweiz</strong><br />
und in Österreich steigt die Zahl der Menschen<br />
mit Jagdschein. «Unter den heutigen<br />
Absolventen sind jedoch immer mehr, die<br />
bislang keinerlei familiäre Berührungspunkte<br />
zu dem Thema hatten», erklärt der<br />
61-Jährige. «Die Menschen haben vielmehr<br />
entdeckt, wie spannend die Natur ist.» Denn<br />
bei der Jagd gehe es nicht nur um das Erlegen<br />
von Tieren und den Wildgenuss. Jagd<br />
bedeute auch Entschleunigung und Naturerfahrung,<br />
Umwelt- und Klimaschutz.<br />
Fotos: Guenter Albers / Shutterstock, Salawa / DJV, Erik Mandre / Shutterstock, Kim Kuperkova / Shutterstock<br />
104 falstaff okt <strong>2023</strong>
Im Mittelalter war das<br />
weithin hörbare Jagdhorn<br />
heilig: Niemand ausser dem<br />
berechtigten Träger durfte es<br />
berühren oder gar blasen.<br />
Von allen Wildarten hat<br />
das Wildschwein den<br />
höchsten Fettanteil. Der<br />
sorgt dafür, dass sein<br />
dunkelrotes Fleisch als<br />
besonders aromatisch<br />
wahrgenommen wird.<br />
GELEBTER<br />
NATURSCHUTZ<br />
Denn zur Leibspeise von Reh und<br />
Co. zählen junge Triebe und Baumrinde.<br />
Ist eine Rehpopulation zu gross, hat der im<br />
Kampf gegen den Klimawandel so wichtige<br />
Wald aber keine Chance, wird durch Verbiss<br />
geschädigt, und die Bäume kämpfen<br />
selbst ums Überleben, anstatt CO₂ speichern<br />
zu können. Vor allem Jungwälder<br />
leiden stark unter Wildverbiss und sterben<br />
ab, ehe sie kräftig genug sind, um mit diesem<br />
Stress klarzukommen. Selbst mancher<br />
Veganer, sagt Dammann-Tamke, lasse sich<br />
daher vom «ethisch vertretbaren» Wildfleisch<br />
überzeugen und wird «Wildganer».<br />
GESUNDES FLEISCH<br />
Hinzu kommt: Wildbret ist besonders<br />
mager und deutlich kalorienärmer als<br />
<<br />
WILDFLEISCH ERFÜLLT<br />
SÄMTLICHE<br />
ERNÄHRUNGSPOLITISCHEN<br />
SCHLAGWÖRTER DER<br />
STUNDE: REGIONAL,<br />
BIO UND NACHHALTIG.<br />
Das Jagen liegt uns Menschen<br />
im Blut. Jahrtausendelang<br />
zogen unsere Urahnen durch<br />
die Flur und erjagten<br />
sich ihre Nahrung.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
105
gourmet / WILDER HERBST<br />
<<br />
sonstiges Fleisch. Es ist frei von Hormon-<br />
und Medikamentenrückständen, dafür<br />
reich an Vitaminen, Mineralstoffen und<br />
gesunden ungesättigten Fettsäuren, kurz:<br />
Wild ist mit Abstand eine der gesündesten<br />
Fleischarten.<br />
Am häufigsten auf den Tellern landet<br />
in Deutschland, in Österreich und in der<br />
<strong>Schweiz</strong> Wildschwein. Das saftige, dunkelrote<br />
Fleisch der Tiere hat zwar einen höheren<br />
Fettanteil im Vergleich zu anderem Wild, ist<br />
aber dennoch magerer als alles, was vom<br />
Hausschwein kommt. Rebhuhn, Fasan und<br />
Kaninchen schmecken deutlich milder und<br />
haben kaum den typischen Wildgeschmack.<br />
Zur Familie der Hirsche gehört neben Damund<br />
Rothirsch (oft Rotwild genannt und<br />
geschmacklich am ehesten mit Rind zu vergleichen)<br />
auch das Reh. Mit seinem zarten,<br />
sehr mageren Fleisch zählt es ebenfalls zu<br />
den am häufigsten verzehrten Wildfleischarten<br />
in Mitteleuropa.<br />
Aber egal, ob Wildschwein oder Reh, Fasan<br />
oder Hirsch, Viktoria Fahringer mag sie<br />
alle. Ein «absolutes Superfood» nennt es die<br />
25-Jährige, die<br />
zu Österreichs<br />
jüngsten Spitzenköchen<br />
zählt. Bereits<br />
vor sechs Jahren<br />
übernahm sie den elterlichen<br />
Betrieb, den «Tiroler<br />
Hof» in Kufstein. Sie liebt es,<br />
mit Wild zu kochen und im Rahmen ihrer<br />
Kochkurse andere dafür zu begeistern. Die<br />
von ihr verkochten Tiere stammen ausschliesslich<br />
aus saisonaler Eigenjagd, wobei<br />
nie sicher ist, wann genau man welches Tier<br />
zur Verarbeitung bekommt, das hängt vom<br />
Jagdglück ab. «Wer mit Wild arbeitet, muss<br />
flexibel sein», sagt Viktoria Fahringer.<br />
Nachdem die erlegten Tiere – je nach<br />
Grösse – fünf bis 14 Tage «in der Decke»,<br />
also mitsamt dem Fell gereift sind, zerlegt<br />
Fahringer sie in ihre Einzelteile. Ein<br />
Evergreen auf ihrer Karte: Carpaccio vom<br />
Reh- oder Hirschfilet, im Herbst serviert<br />
mit Steinpilzpesto. Die alte Regel, wonach<br />
Wildbret stets durchgegart werden sollte,<br />
ist längst überholt. Zarte Fleischstücke von<br />
Wild würzt sich<br />
bereits beim<br />
Fressen selbst.<br />
Denn es ernährt<br />
sich von jungen<br />
Gräsern, Trieben,<br />
Blüten und frischen<br />
Kräutern, die<br />
dem Fleisch<br />
seine besondere<br />
Note verleihen.<br />
der Schulter serviert Fahringer gerne rosagebraten<br />
– dazu als Gegenstück eine saisonale<br />
Kruste aus Kürbiskernen oder Maroni.<br />
Grundsätzlich, sagt sie, verträgt sich Wild<br />
auch gut mit Süsse. Zum Gulasch etwa empfiehlt<br />
sie Schoko-Zimt-Sauce.<br />
Natürlich hat nicht jedes Restaurant<br />
einen Jäger im Küchenteam oder Familienkreis.<br />
Und längst nicht jedes Lokal verarbeitet<br />
heimische Tiere. Rund ein Drittel<br />
des in Deutschland verzehrten Wildbrets<br />
stammt aus dem Ausland. In der <strong>Schweiz</strong><br />
liegt der Anteil ähnlich hoch, in Österreich<br />
sogar bei rund der Hälfte. Aber tiefgefrorener<br />
Hirsch aus Neuseeland oder Reh aus<br />
osteuropäischer Gatterhaltung? Für<br />
<<br />
Hunde sind,<br />
richtige Wahl<br />
und Ausbildung<br />
vorausgesetzt,<br />
perfekte Jagdpartner.<br />
Das<br />
Ablegen diverser<br />
Hundeprüfungen<br />
ist jedoch ein<br />
zeitintensives<br />
Unterfangen.<br />
Fotos: Stine Christiansen, Urbusphoto / Shutterstock, Kerstin zu Pan<br />
106 falstaff okt <strong>2023</strong>
WILD AUS<br />
HEIMISCHEN<br />
WÄLDERN IST<br />
NICHT NUR<br />
SCHMACKHAFT,<br />
SONDERN AUCH<br />
«BIO» – UND<br />
DAS GANZ OHNE<br />
GÜTESIEGEL.<br />
Beim Kauf von Wild sollte man auf<br />
die Festigkeit des Fleisches achten,<br />
daran erkennt man seine Frische.<br />
«EIN GUTER METZGER LÄSST<br />
SEINE KUNDEN DAS FLEISCH ANFASSEN»<br />
Mirko Göttfert betreibt in Kreuth am Tegernsee die Naturmetzgerei «Steakschmiede». Hier erklärt er, was<br />
hochwertiges Wild auszeichnet und welche Rolle der perfekte Schuss dabei spielt. INTERVIEW MORITZ HACKL<br />
FALSTAFF Herr Göttfert, woher beziehen<br />
Sie ihr Wild?<br />
MIRKO GÖTTFERT Ich arbeite mit den<br />
bayrischen Staatsforsten zusammen – im<br />
Speziellen mit zwei Jägern, von denen ich<br />
weiss, dass sie Schüsse in den Bauch, die<br />
Rippen oder die Keulen vermeiden, sondern<br />
aufs Blatt schiessen. Wenn dieser<br />
Schuss das Tier nicht unmittelbar tötet,<br />
führen der Blutdruckabfall und das Kollabieren<br />
der Lunge typischerweise innerhalb<br />
weniger Sekunden zur Bewusstlosigkeit<br />
und schliesslich zum Tod des Tieres.<br />
Sie schlachten die Rinder, die Sie hier<br />
verarbeiten, selbst. Bei Wild müssen Sie<br />
Vertrauen in die saubere Arbeit der Jäger<br />
haben …<br />
Das ist gar nicht so leicht, weil es grosse<br />
Unterschiede gibt. Es kam schon vor, dass<br />
ich Jäger mit ihrem Wild wieder weggeschickt<br />
habe, weil ich gesehen habe,<br />
dass das Fleisch zu hart war.<br />
Sie haben klare Vorstellungen von der<br />
Qualität, die sie anbieten.<br />
Das muss ich auch. Mich hat zwar schon<br />
der Förster angerufen, dass ich seine<br />
Jäger nicht einfach wieder wegschicken<br />
könne. Aber ich habe gesagt: Ich zahle ja<br />
Geld dafür, und wenn ich Geld zahle, will<br />
ich ordentliche Ware.<br />
Was zeichnet hochwertige Ware für Sie<br />
aus?<br />
Das Wild wird aufs Blatt geschossen und<br />
verblutet dann durch den Schuss. Nachdem<br />
es getroffen wurde, läuft es noch<br />
einige Hundert Meter weiter, bevor es<br />
stirbt. Wenn das Tier schnell stirbt, hat<br />
man eine gute Fleischqualität. Sass der<br />
Treffer jedoch nicht sauber, läuft das<br />
Wild einen halben Kilometer oder mehr.<br />
Der Hund vom Jäger spürt es dann auf.<br />
Dieses Fleisch jedoch wird labbrig, da<br />
sich wegen des Stresses, den das Tier auf<br />
seiner Flucht empfindet, Wassereinlagerungen<br />
im Bindegewebe bilden.<br />
Ein guter Schuss verhindert Stress?<br />
Wenn der Jäger nicht sauber trifft, lebt<br />
das verletzte Wild länger weiter, als der<br />
Adrenalinschub anhält. Dann merkt das<br />
Tier: Hoppla, hier stimmt etwas nicht.<br />
Milchsäure schiesst ins Fleisch und versaut<br />
es. Aber bei den Jägern, mit denen<br />
ich hier zusammenarbeite, weiss ich: Die<br />
schiessen sauber, die brechen das Wild<br />
ordentlich auf und lassen die toten Tiere<br />
nur vier Tage hängen, nicht länger.<br />
Wie geht es nach dem Schiessen weiter?<br />
Die Jäger reifen die Tiere drei bis vier<br />
Tage in der Wildkammer, dann kommt es<br />
zu mir, ich hänge es auf, häute es, und<br />
dann kommt es in den Kühlraum und<br />
reift weiter. Dann zerwirke ich es für die<br />
Gastronomie.<br />
Was stellen Sie alles her?<br />
Wir machen Hirschschinken, Hirschgulasch,<br />
Hirschsalami, Hirschwurzen,<br />
Wildwurzen, und zu Weihnachten<br />
machen wir viel Wildbraten.<br />
Und woran kann der Kunde in der<br />
Metzgerei erkennen, ob in der Auslage ein<br />
gutes Stück Wild liegt?<br />
Das Fleisch darf auf keinen Fall grau sein<br />
und sollte kleine Fetteinschüsse haben.<br />
Das kennt man auch vom Rind, zum Beispiel<br />
dem Wagyu, das eine schöne Marmorierung<br />
hat. Beim Wild ist das genauso.<br />
Es kann richtig dunkel sein, fast<br />
schwarz. Und man sollte beim Kauf<br />
immer darauf achten, dass das Fleisch<br />
fest ist. Daran erkennt man, dass keine<br />
Wassereinlagerungen drin sind, woraus<br />
man schliessen kann, dass das Tier auch<br />
keinen Stress hatte. Ein guter Metzger<br />
lässt seine Kunden das Fleisch anfassen.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
107
gourmet / WILDER HERBST<br />
Der «Tiroler Hof» in<br />
Kufstein: Hier lebt und<br />
arbeitet Viktoria Fahringer<br />
(ganz links, Bildmitte),<br />
wie sich bereits von aussen<br />
unschwer erkennen lässt …<br />
<<br />
Nicolas Darnauguilhem, Chefkoch im<br />
<strong>Schweiz</strong>er «La Pinte des Mossettes» im<br />
Kanton Freiburg, ein absolutes No-Go.<br />
«Wir haben hier so eine riesige Vielfalt an<br />
qualitativ hochwertigem Wildfleisch», sagt<br />
der Koch, der für seine Regionalküche im<br />
vergangenen Jahr vom Guide Michelin mit<br />
einem grünen Stern ausgezeichnet wurde.<br />
Viele Gerichte gibt es nur wenige Wochen,<br />
manches gar nur einige Tage. Darnauguilhems<br />
Kochstil ist eine augenzwinkernde<br />
Hommage an die französische Küche: «Ich<br />
spiele gerne mit klassischen Gerichten.»<br />
Aus Sauce Grand Veneur – einer dunklen<br />
Sauce mit Fleischfond und Blut, die häufig<br />
zu Wild serviert wird – macht Darnauguilhem<br />
eine gemüsebasierte Variante<br />
mit Mohn und geklärter Butter.<br />
Hirschtatar mischt er mit<br />
Roten Rüben – getreu seinem<br />
Motto «Mehr Gemüse,<br />
weniger Fleisch,<br />
dies dafür in bester<br />
Qualität». Für importiertes<br />
Wildfleisch, das<br />
noch dazu meist aus<br />
Gatterhaltung stammt,<br />
weil das die Produktivität<br />
erhöht, ist da kein Platz.<br />
PREISDUMPING<br />
Wild werde zu günstig gehandelt, findet André<br />
Peinhaupt vom Bio-Landgut Esterházy in<br />
Donnerskirchen im Burgenland. Einen Grund<br />
dafür sieht er im Import von Wildfleisch aus<br />
dem Ausland, wo Wildtiere als Farmwild gehalten<br />
und wie Rinder geschlachtet werden.<br />
Dazu kommt: Ein zertifizierter Verarbeitungsbetrieb<br />
wie das Bio-Landgut Esterházy hat<br />
strenge Hygienevorgaben und hohe Betriebskosten.<br />
Und natürlich wird die Verarbeitung<br />
von Fachpersonal durchgeführt. Das kostet.<br />
Wild aus freier Natur zu schiessen, kostet<br />
hingegen wesentlich mehr Zeit und Mühe<br />
und ist nicht exakt planbar. Ein Jäger, der<br />
ein Reh erlegt, muss es zunächst zu seinem<br />
Wagen tragen, es ausnehmen, und erst<br />
dann kann er es verkaufen, wobei<br />
Preise von 60 bis maximal<br />
120 Euro für ein komplettes,<br />
etwa 15 Kilo schweres Tier<br />
das Maximum sind, das der<br />
Markt hergibt – zu wenig für<br />
den Aufwand, der dahinter<br />
steckt, meinen zahlreiche<br />
Jagdexperten.<br />
Wildfleisch ist zu günstig, sagt<br />
André Peinhaupt vom<br />
Bio-Landgut Esterházy.<br />
WILD IST NAH<br />
Ein weiterer Vorteil von Wild: Im Idealfall<br />
stammen die Tiere aus der Region, erlegt in<br />
freier Wildbahn. Ausserdem wichtig: Das<br />
Tier muss rasch an Ort und Stelle ausgenommen<br />
werden. «Sonst bekommt es diesen<br />
strengen Wildgeschmack», sagt Christofer<br />
Radic. Der 43-jährige Jäger beliefert Berliner<br />
Toprestaurants wie das «Nobelhart &<br />
Schmutzig». Das weit verbreitete Vorurteil<br />
vom muffigen Wildbret komme nur von<br />
falscher Handhabung, erklärt er. Radic hat<br />
seinen Jagdschein vor fünf Jahren gemacht.<br />
In den neun Monaten der Ausbildung lernte<br />
er vieles zum Thema Jagd – nicht aber, wie<br />
man das Fleisch verarbeitet. Das hat er<br />
anderweitig nachgeholt. «Wild ist viel mehr<br />
als Gulasch und gebratene Rehkeule», sagt<br />
er. Was man daraus alles machen kann zeigt<br />
er in Kochkursen, in denen jeweils ein Tier<br />
im Fokus steht. Und er schwärmt vom lauwarmen<br />
philippinischen Wildfleischsalat,<br />
den Robert Burgmeier, Executive Chef der<br />
britischen Botschaft in Berlin, im einem<br />
Kochkurs vorstellte. Als Topping gab’s da<br />
den klein gewürfelten und im eigenen Fett<br />
gebratenen Bauch: «Das war grandios, ich<br />
konnte gar nicht aufhören, zu essen.» Als<br />
Radic letztens ein Reh geschossen hatte,<br />
Fotos: Artdirection4u GmbH / Julian Höck, Lisa Schulcz, Vivi d‘Angelo<br />
108 falstaff okt <strong>2023</strong>
IDEEN WIE DIE<br />
VERARBEITUNG VON<br />
WILD ZU ASIATISCHEN<br />
GERICHTEN ZEICHNEN<br />
VIELE JUNGE KÖCHE AUS.<br />
Asiatische<br />
Einflüsse<br />
machen die<br />
Wildgerichte<br />
von Viktoria<br />
Fuchs (oben)<br />
zu modernen<br />
Kreationen.<br />
Als Nachfolgerin<br />
ihres Vaters,<br />
des bekannten<br />
Wildkochs Karl-<br />
Josef Fuchs,<br />
führt sie das<br />
«Romantikhotel<br />
Spielweg» im<br />
Schwarzwald<br />
in sechster<br />
Generation.<br />
gab es hauchdünn aufgeschnittenes Ceviche,<br />
Tatar und lang geschmortes «Pulled<br />
Reh». Was nicht in den Kursen oder in Profiküchen<br />
verkocht wird, verkauft der Jäger<br />
in seiner Berliner Weinhandlung «Pracht».<br />
Die gestiegene Nachfrage spürt auch er.<br />
JUNG UND MODERN<br />
Noch vor zehn Jahren wurde Wild in die<br />
«nischige Weihnachtsschublade» geschoben,<br />
sagt Viktoria Fuchs, Küchenchefin im Restaurant<br />
«Spielweg». Heute sei die Jagd jung<br />
und modern. Im Zuge dessen kehrten auch<br />
auf dem Teller Experimentierfreude und Abwechslung<br />
ein. Im Fuchs’schen Familienbetrieb,<br />
gelegen im Schwarzwälder Münstertal,<br />
steht Wild seit jeher auf der Karte – allerdings<br />
nicht in Form von Frühlingsrollen<br />
oder Dim Sum. «Ich hatte keinen Bock,<br />
das 17. Rehragout anzusetzen», sagt<br />
Fuchs, die den elterlichen Betrieb<br />
2015 mit ihrer Schwester übernommen<br />
hat. «Ich wollte vielmehr eine<br />
Wildküche, die Spass macht, jung<br />
und modern ist.» Schon als Kind<br />
war sie mit ihrem Vater auf der<br />
Pirsch, ihr wurde der Kreislauf der<br />
Jagd nahegebracht, vom respektvollen<br />
Töten durch gezielten Schuss bis zur<br />
restlosen Verarbeitung in der Küche. Die<br />
33-Jährige liebt es, mit asiatischen Aromen<br />
zu spielen. Sie füllt Frühlingsrollen mit<br />
Fasan oder mischt stundenlang geschmortes<br />
Fleisch vom Wildschwein mit Gemüse,<br />
packt die scharf abgeschmeckte Masse in<br />
Teigtaschen und serviert sie in der rustikalen<br />
Gaststube im Dampfkörbchen. Ihr Tipp<br />
für die heimische Küche? Qualität! «Am<br />
besten beim Jäger des Vertrauens anrufen<br />
und fragen, was er gerade hat.»<br />
JÄGER-KOCH-NETZWERKE<br />
Um Jäger und Hobbyköche zusammenzubringen,<br />
sind in den letzten Jahren zahlreiche<br />
Projekte entstanden. 2020 ging die Onlineplattform<br />
«Wildes Österreich» an den<br />
Start, die regionale Wildanbieter, Manufakturen<br />
und Gastronomiebetriebe listet. Das<br />
deutsche Pendant «Waldfleisch» startete<br />
ein Jahr später. Die gewünschten Produkte<br />
können direkt am Handy bestellt werden.<br />
Eine interaktive Karte zeigt Jäger in der<br />
Nähe, und wer seinen Liebling gefunden<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
109
gourmet / WILDER HERBST<br />
Verena Rosenkranz<br />
ist Gründerin eines<br />
Onlineshops für<br />
Wildfleisch. Die Idee kam<br />
der passionierten Jägerin<br />
während der Corona-Zeit.<br />
VEGANES WILD<br />
Den wilden Genuss gibt es auch fleischlos –<br />
indem die klassischen Wildaromen mit<br />
pflanzlichen Zutaten kreiert werden. Wie das<br />
geht, erklärt Raphael Lüthy. Der <strong>Schweiz</strong>er<br />
Spitzenkoch lebt seit über 13 Jahren vegan<br />
und arbeitet bei der vegetarischen Restaurant-Kette<br />
«tibits» als Rezeptentwickler.<br />
Für sein herbstliches Comfort-Food, das in<br />
den acht «tibits»-Standorten auf dem Menü<br />
steht, lässt er sich von saisonalen Zutaten<br />
inspirieren.<br />
Oft Hauptakteure: Pilze in all ihrer Bandbreite<br />
und Faszination. Aber auch Maroni<br />
und nussig-süsse Topinambur. Als Anleihe<br />
dienen klassische Herbstgerichte: Zur dunklen<br />
Rotweinsauce – oft serviert zu Wildgerichten –<br />
gibt es Sour-Cream-Polenta und Kräuterseitlinge.<br />
Die Pastete wird mit allerlei Pilzen<br />
gefüllt, der «Tofu au Vin» mit Karotten, Knollensellerie<br />
und Champignons angereichert.<br />
Und Maroni, Champignons und Traubenbeeren<br />
werden mit Rotweinsauce, Polenta und Rotkraut<br />
zur fleischlosen Jägerpfanne.<br />
<<br />
hat, wird per Push-Nachricht über frisch<br />
geschossene Wildware informiert. Viele Jäger<br />
versuchen auch, die erlegten Tiere selbst<br />
zu vermarkten, denn der Wildhandel, sagt<br />
DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke,<br />
zahle meist nicht gut. Wie teuer Wildbret<br />
ist, hängt von Saison, Tier, Cut und Region<br />
ab. Je nach Angebot und Nachfrage müsse<br />
man für ein fertig ausgenommenes Reh mit<br />
etwa 15 Kilo zwischen 60 und 120 Euro<br />
zahlen, küchenfertige Stücke seien teurer.<br />
Zu den begehrtesten und damit teuersten<br />
Stücken zählt Rehrücken, Kilopreise beginnen<br />
hier ab ca. 35 Euro (inkl. Knochen).<br />
Und Wildschwein kostet in der Regel weniger<br />
als Reh oder Hirsch. Grundsätzlich gilt:<br />
Für regionales, nachhaltig erzeugtes Fleisch<br />
sind diese Preise immer noch verhältnismässig<br />
günstig.<br />
Auch die Generation Z hat das Thema<br />
inzwischen entdeckt: «Wild Meat» nennt<br />
sich das Unternehmen, das eine Gruppe<br />
von <strong>Schweiz</strong>er Schülern kürzlich gegründet<br />
hat, um «nachhaltiges Wild aus heimischer<br />
Jagd» unter das Volk zu bringen. Und Verena<br />
Rosenkranz ist Gründerin des Onlineshops<br />
«Wildviertel». Als in der Corona-Zeit<br />
110 falstaff okt <strong>2023</strong><br />
DIE JAGD WIRD<br />
IMMER JÜNGER –<br />
UND AUCH IMMER<br />
WEIBLICHER. UNTER<br />
JUNGJÄGERN LIEGT<br />
DIE FRAUENQUOTE<br />
BEI 30 PROZENT.<br />
sämtliche Gastronomiebetriebe geschlossen<br />
hatten, begann sie, Wildfleisch zu Wurst und<br />
Sugo zu veredeln. Die 32-Jährige aus dem<br />
Waldviertel ist selbst Jägerin und steht damit<br />
für gleich zwei Trends: Die Jagd wird immer<br />
jünger – und weiblicher. Unter Jungjägern<br />
liegt der Frauenanteil heute länderübergreifend<br />
bei fast 30 Prozent. Jünger, weiblicher,<br />
moderner – das gilt für die Jagd wie für die<br />
neue Wildküche. Waidmannsheil!<br />
Wildschweinkeule ist<br />
warm wie kalt eine<br />
absolute Spezialität.<br />
<<br />
Fotos: Chris Laistler / brandingbrothers.at, Verena Pelikan / Schlossstudio
GASTROSOPHINNEN<br />
EIN KULINARISCHES<br />
VERSPRECHEN<br />
Der Ausflug nach Bauen am Vierwaldstättersee war nicht nur ein Fest für die Sinne,<br />
sondern auch eine Reise in die schweizerische Gastfreundschaft und Tradition.<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
Mit grosser Vorfreude begaben<br />
sich die Gastrosophinnen auf<br />
ihren jährlichen Ausflug nach<br />
Bauen am Vierwaldstättersee.<br />
Das historische Zwyssighaus erwartete sie<br />
schon mit offenen Türen und einem Versprechen<br />
von gastronomischer Verzauberung.<br />
Die Köche in Bauen hatten sich selbst übertroffen<br />
und die Frauen mit ihren Meisterwerken<br />
der kulinarischen Kunst begeistert.<br />
Nach dem zauberhaften Mittagessen<br />
begaben sich die Gastrosophinnen auf eine<br />
Dorfführung – durch enge Gassen und vorbei<br />
an alten Gebäuden. Ein Spaziergang, der<br />
ihnen die reiche Geschichte und die charmante<br />
Atmosphäre von Bauen näherbrachte.<br />
WEITERE EVENTS<br />
Gastrosophinnen Träff im DAR<br />
bei Zizi Hattab<br />
16. November <strong>2023</strong><br />
Kochkurs «Terrinen & Pasteten»<br />
18. November <strong>2023</strong><br />
Panettone Workshop in Luzern<br />
01. Dezember <strong>2023</strong><br />
Dinner bei Stefan Heilemann<br />
07. Dezember <strong>2023</strong><br />
JETZT MITGLIED WERDEN<br />
UND FALSTAFF-ABO SICHERN!<br />
Frauen, die Freude am Kochen und am Essen,<br />
an schön gedeckten Tischen und am Ausprobieren<br />
und Austauschen von Rezepten haben,<br />
sind herzlich willkommen.<br />
Alle Mitglieder kommen in den<br />
Genuss folgender Vorteile:<br />
Teilnahme an exklusiven Anlässen und<br />
Kochkursen/Spezialangeboten<br />
Austausch mit Gleichgesinnten<br />
Freundschaften knüpfen und pflegen<br />
Jahresabonnement von <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Kosten: CHF 200,– pro Jahr<br />
zuzüglich einmaliger Eintrittsgebühr von CHF 70,–<br />
gastrosophinnen.ch<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 111
gourmet / REZEPTE<br />
112 falstaff okt <strong>2023</strong>
<strong>Falstaff</strong> Rezept-Newsletter -<br />
Rezeptideen kostenlos<br />
via E-Mail erhalten:<br />
go.falstaff.com/rezept-newsletter<br />
Mit dem Herbst ist auch<br />
die Wildsaison angebrochen.<br />
Nicht nur in Sachen<br />
Nachhaltigkeit weiss das<br />
Fleisch zu überzeugen, auch<br />
geschmacklich ist es delikat.<br />
Drei Topköche setzen Reh,<br />
Hirsch und Hase in Szene.<br />
ON THE<br />
FOTOS LENA STAAL<br />
KONZEPT & PRODUKTION ISABELLA HUBER<br />
FOODSTYLIST GITTE JAKOBSEN<br />
WILD SIDE<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
113
gourmet / REZEPTE<br />
114 falstaff okt <strong>2023</strong>
HIRSCHROULADE<br />
mit Süsskartoffeln und wildem Brokkoli<br />
(FÜR 4 PERSONEN)<br />
Ein wahrlich königlicher Genuss, den uns Hirsch an kühler werdenden Herbsttagen<br />
bereitet. Das Fleisch mit seiner charakteristisch tiefroten Farbe ist reich an<br />
Vitaminen B6 und B12 sowie an wertvollen Omega-3-Fettsäuren und Proteinen.<br />
Portrait: Vivi d'Angelo<br />
ZUTATEN FÜR DIE ROULADEN<br />
20 Shiitake-Pilze<br />
30 g Ingwer<br />
1 Stange Zitronengras<br />
2 Knoblauchzehen<br />
2 Schalotten<br />
16 Stängel Koriander<br />
Sonnenblumenöl zum Braten<br />
Salz<br />
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />
4 Scheiben Hirschrouladen-Fleisch aus der<br />
Oberschale<br />
4 Rouladennadeln<br />
Fond<br />
¼ Knollensellerie<br />
1 Karotte<br />
1/2 Stange Lauch<br />
4 Knoblauchzehen<br />
1 Zwiebel<br />
Sonnenblumenöl zum Braten<br />
1 TL Tomatenmark<br />
250 ml Rotwein<br />
1 l Gemüsebrühe<br />
1 Sternanis<br />
1 Zimtstange<br />
50 ml Sojasauce<br />
1 Stange Zitronengras<br />
evtl. etwas Speisestärke<br />
ZUTATEN FÜR DAS GEMÜSE<br />
2 Süsskartoffeln<br />
Salz<br />
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />
Zucker<br />
Olivenöl zum Beträufeln<br />
600 g wilder Brokkoli<br />
Sonnenblumenöl zum Braten<br />
Sesamöl<br />
gerösteter Sesam<br />
Eiswürfel für Eiswasser<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Für die Rouladen die Shiitake-Pilze vom Stiel<br />
befreien und in Scheiben schneiden. Den Ingwer<br />
schälen und in etwa 3 mm dicke Scheiben<br />
schneiden, diese fein würfeln. 1 Stange Zitronengras<br />
erst etwas andrücken, danach etwa 4 cm<br />
des unteren Stückes in sehr feine Ringe schneiden.<br />
Die Knoblauchzehen schälen und ebenfalls<br />
fein hacken. Die Schalotten schälen, halbieren<br />
und in feine Würfel schneiden. 6 Stängel<br />
Koriander fein schneiden.<br />
– Die Shiitake-Pilze in einer Bratpfanne mit etwas<br />
Sonnenblumenöl scharf anbraten. Ingwer,<br />
Zitronengras, Knoblauch und Schalotten<br />
hinzugeben, alles miteinander vermengen und<br />
gut anbraten. Die Pilze aus der Bratpfanne auf<br />
ein Schneidebrett geben. Mit einem Messer gut<br />
durchhacken, den Koriander hinzugeben und mit<br />
Salz und Pfeffer würzen.<br />
Rezept von Viktoria Fuchs, «Spielweg Hotel &<br />
Restaurant», Münstertal, Deutschland<br />
Ihre Wanderjahre führten die kreative Küchenchefin<br />
durch ganz Deutschland (u. a. Restaurant<br />
«Hirschen» in Sulzburg, «Le Canard» in Hamburg),<br />
bevor Fuchs 2015 das familiengeführte «Romantik<br />
Hotel & Restaurant Spielweg» – zusammen mit<br />
ihrer Schwester Kristin – übernahm. Ihre Leidenschaft<br />
gilt der Wildküche, die sie mit Einflüssen aus<br />
aller Welt zeitgemäss umsetzt.<br />
– Die Rouladenscheiben evtl. plattieren (Plattiereisen,<br />
kleine Bratpfanne). Die Scheiben auf ein<br />
Brett legen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Die<br />
Pilzmasse darauf verteilen, Scheiben aufrollen<br />
und jeweils mit einer Rouladennadel feststecken.<br />
– Für den Fond Sellerie, Karotte und Lauch<br />
waschen, trocken tupfen und in walnussgrosse<br />
Stücke schneiden. 2 Knoblauchzehen in der<br />
Schale zerdrücken. Die Zwiebel schälen und grob<br />
würfeln.<br />
– Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie und Karotte in einer<br />
Pfanne mit etwas Sonnenblumenöl anbraten.<br />
Das Tomatenmark hinzugeben und kurz mitrösten<br />
lassen. Mit dem Rotwein ablöschen und einkochen<br />
lassen. Mit 1 l Wasser oder Gemüsebrühe<br />
auffüllen. Sternanis, Zimtstange, Sojasauce,<br />
1 Stange Zitronengras und Lauch hinzugeben.<br />
– Die Rouladen in einer Pfanne mit etwas Sonnenblumenöl<br />
von allen Seiten kräftig anbraten. Zu<br />
dem Fond in die Pfanne geben und bei mittlerer<br />
Hitze etwa 3 Stunden leicht mit Deckel köcheln<br />
lassen.<br />
– Backofen auf 140 Grad vorheizen. Die Süsskartoffeln<br />
waschen, halbieren und mit Salz,<br />
Pfeffer und Zucker würzen. Mit Olivenöl beträufeln<br />
und für etwa 25 Minuten im Ofen garen.<br />
– Den Brokkoli von kleinen Blättern befreien und in<br />
reichlich gesalzenem Wasser kurz blanchieren.<br />
Herausnehmen und in Eiswasser abschrecken.<br />
– Die fertigen Rouladen aus dem Bräter nehmen,<br />
den Fond passieren und einkochen lassen.<br />
Ggf. mit etwas Speisestärke abbinden.<br />
– Brokkoli in einer Pfanne mit etwas Sonnenblumenöl<br />
anbraten, mit Salz, Pfeffer und Zucker<br />
würzen, mit etwas Sesamöl und geröstetem Sesam<br />
abschmecken. Zusammen mit jeweils einer<br />
halben Süsskartoffel und eine Roulade anrichten.<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
2018 Achkarren Schlossberg Spätburgunder<br />
Weingut Dr. Heger, Ihringen, Deutschland<br />
Die würzige, rauchige Note des Weins harmoniert<br />
sehr gut mit den Aromen des Gerichts, und die<br />
cremige Fülle dieses in Steillage gelesenen<br />
Burgunders bindet seine pikanten Elemente ein.<br />
gerstl.ch, CHF 58,50<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
115
gourmet / REZEPTE<br />
REHPFEFFER<br />
mit Brotcroûtons und Preiselbeeren<br />
(FÜR 8 PERSONEN)<br />
Als «Pfeffer» wird gemeinhin ein Ragout aus Wildbret bezeichnet.<br />
Ihre abschliessende Bindung bekommt die Sauce – das A und O des<br />
Gerichts – klassisch durch die Verwendung des tiereigenen Blutes.<br />
ZUTATEN FÜR DIE REHKEULE<br />
1 kg Rehkeule oder -schulter, in grobe Würfel<br />
geschnitten<br />
Beize<br />
1 l Rotwein<br />
100 ml Sherry<br />
1 Schuss Apfelbalsam- oder Rotweinessig<br />
4 Zwiebeln, gewürfelt<br />
150 g Karotten, geschält, gewürfelt<br />
150 g Knollensellerie, geschält, gewürfelt<br />
150 g Lauch, in grobe Blätter geschnitten<br />
1 Tomate, gewürfelt<br />
2 Äpfel, entkernt, gewürfelt<br />
4 Knoblauchzehen, halbiert<br />
2 Zweige Rosmarin<br />
4 Zweige Thymian<br />
10 Pfefferkörner<br />
2 Lorbeerblätter<br />
2 Nelken<br />
4 Pimentkörner<br />
10 Wacholderbeeren<br />
mit etwas Blut abbinden, nochmal abschmecken<br />
aber nicht mehr kochen lassen.<br />
– Das Weissbrot in kleine Würfel schneiden, in der<br />
Butter knusprig braten.<br />
– Den Rehpfeffer auf dem Teller anrichten, mit<br />
Preiselbeeren, Brotcroûtons und Rotkohl<br />
servieren.<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
2019 Cornas Lieu-dit Eygats<br />
Ferraton Père et Fils, Rhônetal, Frankreich<br />
Ein tiefdunkler Rotwein aus der Sorte Petite<br />
Syrah, der hier aus uralten Reben auf reinem<br />
Granit wächst. Ein Hauch von Teer, Maulbeeren,<br />
mineralisch und straff, am Gaumen dann überraschend<br />
fein und komplex, glänzt mit Nuancen<br />
von kandierten Veilchen und Lakritze.<br />
caveau-ferraton.fr, ca. CHF 50,–<br />
ZUTATEN FÜR DEN SCHMORFOND<br />
70 g geklärte Butter<br />
2 EL Mehl zum Bestäuben<br />
Salz<br />
1 l Kalbsfond<br />
100 ml Schweineblut<br />
ZUTATEN FÜR DIE CROÛTONS<br />
2 Scheiben Weissbrot<br />
70 g Butter<br />
Salz<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Das Gemüse, die Gewürze und die Kräuter kurz<br />
anbraten, mit Rotwein, Sherry und Essig ablöschen<br />
und aufkochen. Auskühlen lassen. Das<br />
Fleisch in eine Schüssel geben, mit der Beize<br />
übergiessen und 24 bis 36 Stunden in der Marinade<br />
liegen lassen. Das Fleisch herausnehmen<br />
und würzen. Mit etwas Mehl bestäuben und in einer<br />
Bratpfanne mit etwas geklärter Butter anbraten.<br />
In eine Pfanne geben und mit dem Kalbsfond<br />
aufgiessen.<br />
– Die Marinade aufkochen, reduzieren und zum<br />
Fleisch dazugeben. Circa 60–90 Minuten weich<br />
garen.<br />
– Ist das Fleisch gar, herausnehmen und zugedeckt<br />
beiseite stellen. Die Flüssigkeit bis zur gewünschten<br />
Saucendicke reduzieren. Abpassieren<br />
und das Fleisch zurück in die Sauce geben. Evtl.<br />
Rezept von Andreas Caminada, «Schauenstein<br />
Schloss Restaurant Hotel», Fürstenau, <strong>Schweiz</strong><br />
Seit mittlerweile 20 Jahren ist das Schloss<br />
Schauenstein Schauplatz für Andreas Caminadas<br />
herausragendes Spiel mit Geschmäckern und<br />
Texturen. Bei den Zutaten konzentriert man sich<br />
auf das, was die Region Graubünden zu bieten hat –<br />
warum auch in die Ferne schweifen, wenn das Gute<br />
liegt so nah? Caminada selbst bezeichnet seine mit<br />
drei Michelin-Sternen dekorierte Küche als<br />
«Haute Cuisine mit alpiner DNA».<br />
116 falstaff okt <strong>2023</strong>
Portrait: Veronique Hoegger<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
117
gourmet / REZEPTE<br />
118 falstaff okt <strong>2023</strong>
HASENRÜCKEN<br />
mit Physalis, Petersilienwurzeln<br />
und Chipotle-Chili<br />
(FÜR 4 PERSONEN)<br />
Von den Germanen aufgrund seiner vermeintlich potenzsteigernden<br />
Wirkung geschätzt, von Paul Bocuse in seinem Standardkochbuch<br />
gehuldigt, erlebt der Wildhase heute eine kulinarische Renaissance.<br />
Portrait: Martin Huber<br />
ZUTATEN FÜR DEN<br />
HASENRÜCKEN<br />
Hasenfiletstränge à 100 g<br />
Salz, schwarzer Pfeffer<br />
2 Esslöffel Butter<br />
1 Teelöffel Chipotle-Chilipulver<br />
ZUTATEN FÜR DAS GEMÜSE<br />
2 Schalotten<br />
300 g Petersilienwurzeln<br />
1 Esslöffel Butter<br />
Salz<br />
Schwarzer Pfeffer<br />
50 ml Gemüsebrühe, 2 Zweige Thymian<br />
200 g Physalis<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Den Hasenrücken von den Sehnen befreien und<br />
mit Salz und Pfeffer würzen. Den Backofen auf<br />
130 °C Umluft vorheizen. Den Hasenrücken in einer<br />
Pfanne mit 1 Esslöffel Butter anbraten. Den<br />
Hasenrücken herausnehmen. Die Pfanne beiseite<br />
stellen und den Hasenrücken auf einen Rost<br />
legen und im vorgeheizten Backofen 5–6 Minuten<br />
weitergaren (Kerntemperatur 55 °C). Herausnehmen<br />
und ruhen lassen.<br />
– In der Zwischenzeit für das Gemüse die Schalotten<br />
schälen und in Spalten schneiden, die Petersilienwurzeln<br />
schälen und schräg in 1 cm lange<br />
Stücke schneiden. In einer zweiten Pfanne die<br />
Butter aufschäumen und die Wurzeln und<br />
Schalotten 2 – 3 Minuten lang anbraten, ohne<br />
dass sie Farbe annehmen.<br />
– 1 EL Butter in der Hasenpfanne erhitzen,<br />
Chipotle-Chilipulver dazugeben. Den Hasenrücken<br />
in der Chilibutter schwenken.<br />
– Das Gemüse mit Salz und Pfeffer würzen und<br />
mit der Gemüsebrühe aufgiessen. Den Thymian<br />
dazugeben und zugedeckt 3 – 4 Minuten köcheln<br />
lassen, bis es gar ist. Die Physalis aus der Schale<br />
lösen. Die Frucht halbieren oder vierteln (je nach<br />
Grösse). Die Physalis zum Gemüse geben und<br />
durchschwenken. Das Gemüse anrichten. Den<br />
Hasenrücken in je 2 Stücke schneiden und auf<br />
das Gemüse legen.<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
2021 Traminer Vulkanland Steiermark DAC<br />
Ried Klöchberg<br />
Weingut Simon Engel, Tieschen, Vulkanland<br />
Steiermark, Österreich<br />
Der Wein besticht mit einem feinen Anklang von<br />
Rosenöl, frischer gelber Tropenfrucht und Orangenblüten.<br />
Komplex, stoffig und elegant, finessenreich<br />
strukturiert, zart nussig im Abgang, ein<br />
feiner trockener Sortenvertreter.<br />
weingut-engel.at, ca. CHF 20,–<br />
Rezept von Richard Rauch, «Geschwister Rauch»<br />
Trautmannsdorf, Österreich<br />
Nach Lehrjahren bei einigen der besten Köche der<br />
Gegenwart (u. a. Karl und Rudi Obauer, Hans Haas<br />
und Christian Petz) gehört Richard Rauch heute<br />
selbst zur kulinarischen Topriege Österreichs.<br />
Mit seiner Schwester Sonja verwandelte er den<br />
120-jährigen «Steira Wirt» in eine der spannendsten<br />
Adressen des Landes. Sein Erfolgsrezept?<br />
Fleiss, Mut und Bodenhaftung.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
119
gourmet / CHEVAL BLANC<br />
WELTKLASSE<br />
AM RHEINUFER<br />
Der deutsche Spitzenkoch Peter Knogl<br />
bleibt im Basler Drei-Sterne-Restaurant<br />
«Cheval Blanc» seiner Linie treu – und das<br />
bereits seit 16 Jahren. Seine klassische Küche<br />
mit zeitgenössischen Elementen passt perfekt<br />
ins Restaurant des Luxushotels «Les Trois Rois».<br />
TEXT LARISSA GRAF<br />
Foto: beigestellt<br />
120 falstaff okt <strong>2023</strong>
RESTAURANT-<br />
LEGENDEN<br />
TEIL 13<br />
Die nostalgische Einrichtung des<br />
«Cheval Blanc» entführt den Gast in<br />
die Belle Époque. Hier erwartet ihn ein<br />
besonderes Fine-Dining-Erlebnis.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
121
gourmet / CHEVAL BLANC<br />
Küchenchef Peter Knogl schafft es,<br />
mit seinen Kreationen eine Brücke<br />
zwischen klassischer und moderner<br />
Haute Cuisine zu schlagen.<br />
In zentraler Lage in Basel gleich neben<br />
der Mittleren Brücke befindet sich<br />
eines der prestigeträchtigsten<br />
Res taurants der <strong>Schweiz</strong>: das «Cheval<br />
Blanc». Es ist bis weit über die<br />
Landesgrenzen hinaus bekannt und gilt seit<br />
Jahren als eines der hundert besten Lokale<br />
der Welt. Das Restaurant ist Teil des<br />
renommierten Hotels «Les Trois Rois», das<br />
bereits im 17. Jahrhundert Gäste beherbergte.<br />
Darunter waren schon so illustre<br />
Persönlichkeiten wie Napoleon Bonaparte,<br />
Königin Elisabeth II. oder die Rolling<br />
Stones. Wer solch hochkarätige Gäste<br />
empfängt, muss diese auch standesgemäss<br />
verpflegen können. Dafür sorgt Küchenchef<br />
Peter Knogl, der seit 2007 am Herd des<br />
«Cheval Blanc» steht. Der gebürtige Bayer<br />
wuchs ganz bescheiden auf einem Bauernhof<br />
auf und lernte das Kochen erst bei der<br />
Mutter und dann in einem Restaurant im<br />
Bayerischen Wald. Seine eigentliche Karriere<br />
startete er unweit seiner Heimatstadt<br />
Deggendorf, als er bei Kochlegende Heinz<br />
Winkler anheuerte. Unter Winkler arbeitete<br />
Knogl einige Jahre sowohl im Münchner<br />
«Tantris» als auch in der «Residenz Heinz<br />
Winkler» in Aschau im bayerischen Chiemgau.<br />
Danach zog es ihn in die weite Welt<br />
hinaus, er kochte unter anderem im «Tristan»<br />
auf Mallorca, im «Le Chantecler» in<br />
Nizza und im «Saveur» in London. Auf<br />
diesen Stationen entwickelte er seinen<br />
eigenen Kochstil, den er heute als «klassisch<br />
französische Haute Cuisine, neu interpretiert<br />
mit mediterranen und asiatischen Einflüssen»<br />
bezeichnet.<br />
Knogl war seinerzeit gerade in Genf tätig,<br />
als er hörte, dass das «Les Trois Rois» für<br />
seine Wiedereröffnung nach einer Renovierung<br />
einen Küchenchef für das «Cheval<br />
Blanc» suchte, und beschloss kurzerhand,<br />
sich zu bewerben. Der Rest ist Geschichte:<br />
Bereits wenige Monate nach dem Start<br />
wurde er mit dem ersten Michelin-Stern<br />
ausgezeichnet. Im nächsten Guide waren es<br />
bereits zwei Sterne, seit 2015 gehört Knogl<br />
zu den vier Köchen in der <strong>Schweiz</strong>, die mit<br />
drei Sternen ausgezeichnet sind.<br />
QUALITÄT OHNE KOMPROMISSE<br />
Auf die Frage, was ihn, den früheren Weltenbummler,<br />
nun seit bereits 17 Jahren im<br />
«Cheval Blanc» hält, antwortet Knogl ganz<br />
pragmatisch: «Wir haben einen tollen Besitzer,<br />
der mir viele Freiheiten gibt. Ausserdem<br />
habe ich langfristige Ziele und diese stets vor<br />
Küche und<br />
Gastlichkeit von<br />
Weltformat geniesst<br />
man im eleganten<br />
Gastraum des<br />
«Cheval Blanc».<br />
Fotos: beigestellt, Ben Koechlin / Les Trois Rois<br />
122 falstaff okt <strong>2023</strong>
ICH HABE<br />
LANGFRISTIGE ZIELE<br />
UND DIESE STETS VOR<br />
AUGEN. AUF KURZE<br />
ZEIT KANN MAN SO<br />
ETWAS NICHT<br />
ERREICHEN.»<br />
PETER KNOGL,<br />
KÜCHENCHEF DES «CHEVAL BLANC»<br />
Selbst eine einfache<br />
Miesmuschel wird<br />
bei Peter Knogl<br />
(Bild links) zum<br />
Gesamtkunstwerk.<br />
Augen – auf kurze Zeit kann man so etwas<br />
nicht erreichen. Erfolg verpflichtet.»<br />
Knogls Küche ist zeitlos, hat eine klare,<br />
klassische Linie, welche die ausgesuchten<br />
Produkte in den Vordergrund rückt. «Bei<br />
der Qualität gehe ich keine Kompromisse<br />
ein», hält der Maestro fest. Der Sternekoch<br />
arbeitet gerne mit Luxusingredienzen<br />
wie Wagyu- Beef, Kaviar oder Hummer,<br />
serviert aber gleichzeitig auch Gerichte, die<br />
auf saisonalem Gemüse basieren. Vegane<br />
Gäste werden bei ihm allerdings nicht<br />
glücklich. Knogl möchte seiner eigenen<br />
Linie treu bleiben, und dazu gehört bei<br />
ihm, der von der klassischen französischen<br />
Küche geprägt ist, eben auch die Verwendung<br />
von Butter und Rahm. Knogl schätzt<br />
Konstanz, genau wie seine Stammgäste.<br />
Wenn es ein Gericht auf die Karte geschafft<br />
hat, bleibt es oft über längere Zeit dort.<br />
Trotzdem sträubt er sich keinesfalls gegen<br />
Veränderung: «Mein Kochstil verändert<br />
sich stetig, so wie sich auch die Welt und<br />
die Menschen stetig verändern. Meine Gerichte<br />
wurden mit der Zeit moderner und<br />
leichter, ich passe sie laufend an.» Immer<br />
wieder demonstriert er in seinen Gerichten<br />
auch, warum er häufig als «Saucenkönig»<br />
bezeichnet wird: Seine berühmten Saucen<br />
setzen mal einen filigranen, mal einen kräftigen<br />
Akzent auf dem Teller, schmiegen sich<br />
den Zutaten an und heben diese hervor,<br />
ohne sie jemals zu übertönen.<br />
WOHLTUEND NOSTALGISCH<br />
Klassisch und wie in längst vergangenen<br />
Zeiten ist das Ambiente im Gastraum des<br />
«Cheval Blanc». Draussen vor den grossen<br />
Fenstern zieht seit eh und je der breite Rhein<br />
vorbei, drinnen ist die Einrichtung des Speisesaals<br />
elegant, als Gast betritt man ein Portal<br />
in die Belle Époque. Kronleuchter hängen<br />
von der Decke, die runden Tische sind weiss<br />
eingedeckt und mit Kerzenständern<br />
<<br />
ZU GAST IM<br />
«CHEVAL<br />
BLANC»<br />
Das Restaurant im berühmten Hotel<br />
«Les Trois Rois» in Basel erstrahlt seit dem<br />
letzten grossen Umbau 2006 wieder im Glanz<br />
längst vergangener Zeiten. Chefkoch Peter<br />
Knogl gilt als einer der Besten seines Fachs,<br />
seit 2015 halten er und sein Team drei<br />
Michelin-Sterne. Es gibt neben einem<br />
Degustationsmenü auch À-la-carte-Gerichte.<br />
Wer hier speisen möchte, reserviert am<br />
besten weit im Voraus – der Gastraum ist klein<br />
und die Plätze sind äusserst beliebt.<br />
CHEVAL BLANC BY PETER KNOGL<br />
Blumenrain 8, 4001 Basel<br />
T: +41 61 2605007, chevalblancbasel.com<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
123
gourmet / CHEVAL BLANC<br />
VIELE WEISSE<br />
PFERDE …<br />
Im Weinkeller des «Les Trois Rois»<br />
lagern viele besondere Schätze.<br />
Neben unzähligen internationalen<br />
Weingrössen findet man auch<br />
Tropfen von weniger bekannten<br />
Winzern.<br />
So luxuriös und erstklassig wie im Toprestaurant<br />
in Basel geht es auch in den Hotels<br />
der Kette «Cheval Blanc» zu. Sie gehört zum<br />
weltgrössten Luxuskonzern LVMH und führt<br />
unter anderem Fünf-Sterne-Hotels in Paris,<br />
Saint-Tropez, Courchevel und St. Barths.<br />
Das Basler Hotel «Les Trois Rois» gehört seit<br />
Anfang des neuen Jahrtausends dem Unternehmer<br />
Thomas Straumann – das hauseigene<br />
Sternerestaurant «Cheval Blanc» hat<br />
somit nichts mit den Luxushotels der<br />
LVMH-Kette zu tun.<br />
<<br />
versehen. Die zahlreichen Kellner tragen<br />
klassische Jacketts und schwarze Fliegen<br />
und lesen dem Gast jeden Wunsch von den<br />
Augen ab.<br />
Für die beinahe schon andächtige Stimmung<br />
im Gastraum sorgt auch der äusserst<br />
aufmerksame Maître d’Hôtel Giuseppe<br />
Giliberti, der die Gäste des «Cheval Blanc»<br />
seit 2015 verwöhnt und seinen Beruf mit<br />
Leidenschaft und Charme ausübt.<br />
Auch er war früher<br />
im «Tantris», Heinz<br />
Winklers Münchner<br />
Talentschmiede, tätig.<br />
Giliberti weiss<br />
selbstverständlich<br />
über jedes Detail auf der Karte Bescheid und<br />
erklärt diese dem Gast mit Freude. Er und<br />
sein Team sind immer zur Stelle, wenn sie<br />
gebraucht werden, wissen aber im Gegenzug<br />
auch Distanz zu wahren.<br />
Bei so einer eingespielten und erfahrenen<br />
Equipe darf natürlich auch ein Sommelier<br />
von Weltformat nicht fehlen. Im<br />
«Cheval Blanc» kümmert sich mit Christoph<br />
Kokemoor einer der Besten seines<br />
Fachs um Weinkarte und -begleitung. Mit<br />
viel Geschick und seinem enormen Fachwissen<br />
vermählt er beste Tropfen mit<br />
den vielschichtigen Gerichten Knogls zu<br />
einem stimmigen Ganzen. Dabei kommen<br />
selbstverständlich renommierte Gewächse<br />
zum Zug, aber auch gerne mal ein Wein<br />
eines jungen, aufsteigenden Winzers oder<br />
einer unbekannten Weinproduzentin. Auch<br />
Kokemoor ist bereits seit geraumer Zeit im<br />
«Cheval Blanc» tätig, er trat seine Position<br />
2008 an.<br />
Diese Konstanz ist wohl ein grosser Teil<br />
des Erfolgsrezepts des einmaligen Restaurants<br />
– man sucht sie heute vielerorts längst<br />
vergebens. Die Stammgäste schätzen sie<br />
besonders, aber auch wer zum ersten Mal<br />
im «Cheval Blanc» zu Gast ist, spürt, dass<br />
hier ein eingespieltes Team am Werk ist.<br />
Es ist zu hoffen, dass dieses Dreiergespann<br />
noch viele weitere Jahre für gastronomische<br />
Glücksmomente sorgt.<br />
<<br />
Direkt am Rheinufer liegt das historische<br />
Hotel «Les Trois Rois» (in der Bildmitte).<br />
Hier übernachteten auch bereits Legenden<br />
wie Pablo Picasso.<br />
Fotos: Les Trois Rois, beigestellt<br />
124 falstaff okt <strong>2023</strong>
NINETEEN RESTAURANT & GOLF<br />
ADVERTORIAL Foto: © Shutterstock<br />
FAIRWAY-<br />
GENUSS<br />
Rund um die sanften grünen Oasen, die sich unter<br />
dem weiten Himmel der <strong>Schweiz</strong> erstrecken, können<br />
sich Genussliebhaber auf kulinarische Köstlichkeiten<br />
freuen und dabei zauberhafte Stunden erleben.<br />
PERSÖNLICH & STILVOLL<br />
IM NINETEEN FEIERN<br />
Das NINETEEN Restaurant & Club ist der ideale Ort<br />
für gesellige Anlässe von 15 bis 150 Personen.<br />
Feiern Sie mit festlichen Gaumenfreuden & erlesenen Weinen<br />
in unserem stilvollen Restaurant oder auf der<br />
grossen Terrasse mitten im Grünen.<br />
Das NINETEEN ist zentral gelegen, bietet ausreichend Parkplätze<br />
und ist mit dem Zug und einem kurzen Spaziergang gut erreichbar.<br />
Wir haben ein offenes Ohr für Ihre individuellen Wünsche<br />
und freuen uns auf Ihre Anfrage. Unser Gastgeber, Patrick Winter,<br />
erstellt Ihnen gerne eine massgeschneiderte Offerte.<br />
NINETEEN Restaurant & Club<br />
Golfclub Unterengstringen<br />
In den Schanzen 1<br />
CH-8103 Unterengstringen<br />
pw@golf-unterengstringen.ch<br />
044 733 55 45<br />
ALLE ANLÄSSE<br />
FIRMENANLÄSSE<br />
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STILVOLLES RESTAURANT<br />
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MIT HEIMELIGEM CHEMINÉE<br />
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Folgen Sie uns auf Instagram nineteenrestaurantzh<br />
Bis bald im NINETEEN.
SIXPACK<br />
RESTAURANTS IM TEST<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
RESTAURANT WÖSCHI<br />
Seestrasse 457<br />
8038 Zürich<br />
MULTERTOR<br />
Am Multertor<br />
9000 St Gallen<br />
BÄREN GONTEN/<br />
BÄRESTOBE<br />
Dorfstasse 40<br />
9108 Gonten<br />
SONNE<br />
Ohringerstrasse 2<br />
8472 Seuzach<br />
ARVENSTUBE<br />
im Hotel Edelweiss<br />
Via da Marias 63<br />
7514 Sils-Maria<br />
ELMIRA<br />
Limmatstrasse 254<br />
8005 Zürich<br />
Kreationen wie diese<br />
begeisterten unseren<br />
Tester in der «Wöschi».<br />
UNSERE TESTER<br />
BENNY EPSTEIN (EPS)<br />
ist Gastrojournalist, mag die vermeintlich<br />
einfache Küche, Gourmetabende,<br />
Pinot Noir aus der Bündner<br />
Herrschaft und Riesling von der Mosel.<br />
WERNER VON HAMBERG (WVH)<br />
ist seit 30 Jahren Gastrokritiker im<br />
gesamten deutschsprachigen Raum.<br />
HANS-THEO STAMP (HTS)<br />
ist Gastrokritiker und schreibt über<br />
Restaurants in allen Sparten, wenig<br />
bekannte Weinregionen und<br />
Küchentrends.<br />
NEU EINGEDECKT<br />
Foto: Aly Aesch Photo and Video<br />
JETZT<br />
GRATIS<br />
RESTAURANT-<br />
GUIDE APP<br />
Erstbesuche in der Zürcher «Wöschi» und in Tobias Funkes<br />
«Multertor», ein ambitionierter Küchenchef in der «Bärenstobe»<br />
in Gonten und ein erstklassiger Businesslunch in der Seuzacher<br />
«Sonne». Die <strong>Falstaff</strong>-Tester waren wieder für Sie unterwegs.<br />
95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
127
gourmet / SIXPACK<br />
RESTAURANT<br />
WÖSCHI<br />
Zürich<br />
In der «Wöschi» in Wollishofen<br />
speist man hervorragend und<br />
mit freiem Blick auf den See.<br />
1Und dieser Betrieb soll nicht gut laufen?<br />
Knapp ein Jahr ist es her, als<br />
David Klocksin und Stephanie Ospelt<br />
die «Wöschi» in Zürich Wollishofen übernahmen.<br />
Davor scheiterte ein Pächter nach<br />
dem anderen an der vermeintlichen Oase am<br />
See. Ein herrliches Plätzchen unter Sonnenschirmen,<br />
wunderbar begrünt, auch die<br />
Innenplätze garantieren dank viel Glas<br />
Seesicht. Da könnte man es sich in der Küche<br />
einfach machen – aber nicht Klocksin, der im<br />
«20/20 by Mövenpick» bereits auf Sterneniveau<br />
kochte. Ein Teller mit gepickeltem<br />
und fermentiertem Gemüse zum Start:<br />
Rettich, Karotte, Blumenkohl, Radieschen,<br />
Spargel, Schalotten, Süsskartoffel. Sie harmonieren<br />
wunderbar mit den dazu servierten<br />
Pilzen. Hier etwas Knackiges, dort ein Avocadopüree<br />
oder ein Zitrusgel. Den Sud zum<br />
Gericht zieht der Küchenchef aus Fermen-<br />
tationslake und Basilikumöl. Sehr viel Aufwand<br />
für noch mehr Genuss. Highlight beim<br />
zweiten Gang ist nebst der roh marinierten<br />
Gelbflossenmakrele das leicht scharfe Gurkensorbet.<br />
Zum Steinbutt passen die warmen,<br />
herbstlichen Aromen von Sellerie und<br />
Steinpilz ebenso exzellent wie der dazu kredenzte<br />
Zürcher Barrique-Chardonnay. Ohnehin<br />
glänzt der «Wöschi»-Service mit Fachkompetenz<br />
wie mit natürlich wirkender Aufmerksamkeit.<br />
Der Hauptgang: am Knochen<br />
geschmorter Tafelspitz mit Miso-Aubergine,<br />
geröstetem Zwiebelpüree und Butter-Dashi.<br />
Den Abschluss des fair bepreisten Überraschungsmenüs<br />
bilden Zitrusfrüchte mit<br />
Joghurtsorbet, Kokosmilch, Karamell und<br />
Mandeln. Klocksin jagt in der «Wöschi»<br />
keine Michelin-Sterne, sondern überzeugt<br />
mit einer Wohlfühlküche für den Gast.<br />
Dafür hätte er einen Stern verdient. EPS<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
46 von 50<br />
19 von 20<br />
18 von 20<br />
9 von 10<br />
92 von 100<br />
RESTAURANT WÖSCHI<br />
Seestrasse 457<br />
8038 Zürich<br />
T: + 41 43 2431889<br />
woeschi.ch<br />
MULTERTOR<br />
St. Gallen<br />
2Ein Globus-Warenhaus könnte<br />
man sich auch ohne repräsentative<br />
Gastronomie vorstellen. In der<br />
St. Galler Filiale macht das Einkaufen aber<br />
dank des neuen Restaurants «Multertor»<br />
zusätzlichen Spass. Mehr noch: Die Stadt<br />
hat einen neuen Treffpunkt gewonnen.<br />
Die Kaffeetrinker strömen nur so hinein –<br />
nach dem Einkauf, davor oder stattdessen.<br />
Aber auch die Hungrigen und die<br />
Weinkenner finden Ansprechendes. Der<br />
auf der Karte angepriesene offene<br />
Bordeaux war zwar schon aus, aber die<br />
Flaschenkarte bietet vieles – bis hinauf zu<br />
feinen Burgundern im deutlich dreistelligen<br />
Segment und bis zu den italienischen<br />
Trouvaillen Ornellaia und Quintarelli.<br />
Sogar die Prestige Cuvée von Laurent-<br />
Perrier servieren Tobias Funke («Fernsicht»<br />
in Heiden) und sein Team hier<br />
glasweise. Viel Geld ausgeben muss aber<br />
niemand. Der Castelfeder-Grauburgunder,<br />
per Deziliter zu haben, schmeckte prima,<br />
und die Wildwasser garnelen samt Sauerteig-Focaccia,<br />
Cognac-Mayonnaise und<br />
Tomatencrunch (Fr. 28.-) waren ebenso<br />
auf den Punkt gegart und gewürzt wie die<br />
Petersilien-Penne mit Sbrinzcreme und<br />
getrockneten Tomaten (28 CHF). Unser<br />
Highlight aber war das Pastetli aus französischem<br />
Blätterteig samt Kalbsblankett,<br />
Ochsenherz-Rüebli, Zuckererbsencreme<br />
und Pilzen (42 CHF). Wo um Himmels<br />
willen bekommt man so was noch? Der<br />
nette, motivierte Service und die offene<br />
Küche machen ebenfalls einiges her, die<br />
Glasfront und die hohe Decke allein lohnen<br />
den Besuch im neuen gastronomischen<br />
Wahrzeichen der Stadt. Fischstäbchen vom<br />
Wildfang-Kabeljau und Schwarzwälder<br />
Crème brûlée probieren wir ein anderes<br />
Mal.<br />
WVH<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
45 von 50<br />
18 von 20<br />
18 von 20<br />
9 von 10<br />
90 von 100<br />
MULTERTOR<br />
Am Multertor<br />
9000 St Gallen<br />
T: + 41 71 5718989<br />
multertor.ch<br />
Das Ambiente im<br />
«Multertor» ist urban<br />
und kosmopolitisch.<br />
Fotos: Aly Aesch Photo and Video, beigestellt, Reto Guntli<br />
128 falstaff okt <strong>2023</strong>
BÄRESTOBE IM<br />
BÄREN GONTEN<br />
Gonten<br />
Die urchige holzverkleidete<br />
«Bärestobe» in Gonten<br />
versprüht Gemütlichkeit.<br />
3Es tut sich Gewaltiges im beschaulichen<br />
Gonten. Hinter dem altehrwürdigen<br />
«Bären» öffnen sich riesige<br />
Baugruben. Nicht weniger als vier Einheiten<br />
sind hier geplant, sie sollen auch der Hotellerie<br />
und Gastronomie zugutekommen. Auf<br />
der gegenüberliegenden Strassenseite wurde<br />
das historische «Huus Löwen» neu gestaltet<br />
und zum Vier-Sterne-Hotel aufgewertet, samt<br />
Restaurant mit leicht verständlicher Kost. All<br />
dies soll zum Konglomerat «Appenzellerhuus»<br />
verschmelzen. Beim Alten bleibt es<br />
vorerst im Gourmetrestaurant «Bärestobe»<br />
im Haupthaus – ausser dass seit Anfang Jahr<br />
Peter Prüfer die Küche dirigiert. Man kennt<br />
ihn von der grenznahen «Mühle» in Binzen<br />
und vom «Prüfer’s» in Hinterzarten. Prüfer<br />
tritt mit viel Selbstvertrauen an. Die Website<br />
bezeichnet die «Bärestobe» als «beste Adresse<br />
für Gourmetküche im Appenzellerland».<br />
Das hätten wir uns angesichts der Nachbarschaft<br />
von Silvia Manser und Tobias Funke<br />
wohl nicht zu schreiben getraut. Aber Prüfer<br />
zeigt Originalität und Mut zum Neuen,<br />
besonders im Bereich der vegetarischen Kost.<br />
Beispiel: Die Aubergine mit Baba Ganoush,<br />
Minzöl, Pinienkernen und Tapioka transformieren<br />
die charakteristische Auberginen-<br />
Aromatik zu einem schillernden exotischen<br />
Bukett. Kreativ gestaltet ist das Frutiger Eglifilet<br />
in Reistempura. Es ist durch die Garung<br />
zu einer Form aufgeworfen worden, dass es<br />
aussieht wie ein Fabelwesen. Freude macht<br />
auch der Rehrücken aus Ostschweizer Jagd<br />
mit generös eingesetztem Topinambur,<br />
gebranntem Lauch, Kartoffelkrapfen und<br />
Wachholderjus. Auf ganz hohem Niveau<br />
bewegt sich die Weinkarte – und die Spatzen<br />
pfeifen von den Dächern, dass sie noch<br />
weiter wachsen soll.<br />
HTS<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
43 von 50<br />
18 von 20<br />
19 von 20<br />
9 von 10<br />
89 von 100<br />
BÄREN GONTEN/BÄRESTOBE<br />
Dorfstasse 40<br />
9108 Gonten<br />
T: + 41 71 7954010<br />
appenzellerhuus.ch<br />
SONNE<br />
Seuzach<br />
4<br />
Von Krise in der Gastronomie<br />
sprechen viele, doch in der<br />
«Sonne» in Seuzach war davon an<br />
diesem Mittag nichts zu spüren. Kürzlich<br />
hat der Gastronom Armin Waldvogel den<br />
Betrieb übernommen, und weder an<br />
Gästen noch an Mitarbeitern herrschte<br />
Mangel. Der Businesslunch lockte, und auf<br />
der Karte, die mittags kleiner ausfällt als<br />
abends, standen ein paar dezent modernisierte<br />
Köstlichkeiten. Klassik à la Chateaubriand<br />
war ebenso im Angebot wie spannendes<br />
Fleischfreies. Doch zunächst zum<br />
Wein. Offenweine seien nicht in der Karte<br />
verzeichnet, sagte der Chef und empfahl<br />
etwa einen Riesling-Sylvaner von Stephan<br />
Herter aus der unmittelbaren Umgebung.<br />
Wer flaschenweise trinken wollte, müsste<br />
sich durch ein umfangreiches und durch<br />
Jahrgangstiefe geprägtes Angebot arbeiten.<br />
Unzählige Varianten des Kultweins Sine<br />
Qua Non aus Kalifornien stellen das<br />
Tüpfelchen auf dem I dar. Ein Rindstatar<br />
mit Eigelbcreme, Röstzwiebeln, Schnittlauch<br />
und Brioche (mittags 22 CHF als<br />
Vorspeise, zehn Franken mehr als Hauptgang)<br />
war prima abgeschmeckt. Die<br />
ge backene Aubergine wiederum (mittags<br />
32 CHF) profitierte von schmackhafter<br />
aromatischer Umrandung: Koriander,<br />
Chiliöl, Joghurt, Hummus. Die Küche sollte<br />
sich allerdings überlegen, die Auberginenschale<br />
künftig zu entfernen oder knusprig<br />
zu veredeln. Der Rüeblikuchen mit Mascarponeschaum<br />
und Cheesecake-Glace (mittags<br />
9 CHF) war ein saftiger Nachtisch, der<br />
eher auf der süssen Seite angesiedelt war,<br />
aber doch viel Freude bereitete. Dazu einen<br />
1946er (!) Montilla-Moriles-Süsswein zu<br />
bestellen, trauten wir uns an einem Mittag<br />
dann doch nicht – aber verführerisch klang<br />
diese Option schon.<br />
WVH<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
45 von 50<br />
17 von 20<br />
19 von 20<br />
8 von 10<br />
89 von 100<br />
Die «Sonne» bietet eine<br />
schöne Mischung aus<br />
Klassik und Modernität.<br />
SONNE<br />
Ohringerstrasse 2<br />
8472 Seuzach<br />
T: + 41 52 3380808<br />
sonne-seuzach.ch<br />
95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
129
gourmet / SIXPACK<br />
ARVENSTUBE<br />
Sils Maria<br />
Alpinen Charme gibt es<br />
in der «Arvenstube» im<br />
historischen «Edelweiss».<br />
5Bei allem Respekt: Das legendäre<br />
«Waldhaus» ist nicht das einzige<br />
stimmungsvolle Hotel in Sils-Maria.<br />
Das 1876 erbaute «Edelweiss» kann in manchen<br />
Punkten mithalten. Nietzsche war hier<br />
Stammgast, zu seiner Zeit gab es das «Waldhaus»<br />
noch gar nicht. Im heutigen Nietzsche-<br />
Haus gleich nebenan verbrachte er ganze sieben<br />
Sommer. Ein besonders starker Punkt ist<br />
im «Edelweiss» der denkmalgeschützte Jahrhundertwende-Saal,<br />
wo zur Saison sanfte<br />
Klaviermusik auf die Gäste perlt. Hier befindet<br />
sich auch das «Grand Restaurant» des<br />
Hauses. Der Gourmetküche gewidmet ist<br />
hingegen die mehr im heimischen Stil gehaltene<br />
«Arvenstube». Die Küchenverantwortung<br />
trägt im «Edelweiss» schon seit einigen<br />
Jahren Stephan Gose. Seine grosse Stärke ist<br />
die Flexibilität – jeden Abend wechselt er die<br />
Gerichte aus. Auch als wendigen Improvisa-<br />
tor haben wir ihn schon erlebt, wenn ein<br />
Produkt gerade nicht verfügbar war. Das<br />
Menu basiert auf dem À-la-carte-Angebot,<br />
aus dem man frei kombinieren kann. Fixpunkte<br />
sind dabei die Signature-Dishes<br />
Châteaubriand und Forelle blau. Besonders<br />
angetan hat es uns die Variation von der<br />
Artischocke aus gebratenen Artischockenböden<br />
und knusprig gebackener Mini-Artischocke<br />
samt Artischocken-Kartoffel-Creme,<br />
konfierten Datteltomaten und Sakura-Kresse.<br />
Bei den Vorspeisen gefallen uns die marinierten,<br />
gegrillten Zucchini mit Hummus, Taggiasca-Oliven<br />
und blauen Kartoffelchips. Bei<br />
den Hauptgängen ist das Buntbarschfilet<br />
unser Favorit: Gose brät es in der Parmesanhülle<br />
und legt es auf Römersalat. Die Weinkarte<br />
kommt ohne Überseeisches aus und<br />
konzentriert sich auf Flaschen aus der<br />
<strong>Schweiz</strong> und den Nachbarländern. HTS<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
43 von 50<br />
18 von 20<br />
18 von 20<br />
9 von 10<br />
88 von 100<br />
ARVENSTUBE<br />
im Hotel Edelweiss<br />
Via da Marias 63<br />
7514 Sils-Maria<br />
T: + 41 81 8384242<br />
hotel-edelweiss.ch<br />
ELMIRA<br />
Zürich<br />
6<br />
Hier bezahlt der Gast im Voraus<br />
und entscheidet sich für fünf oder<br />
sieben Gänge mit Fisch und Fleisch<br />
oder pflanzlich inklusive Wein- oder Saftbegleitung.<br />
Das Portemonnaie bleibt im<br />
Restaurant «Elmira» in der Hosentasche.<br />
In der Gastrowelt noch ziemlich ungewohnt,<br />
im Kino, beim Konzert oder Sportevent<br />
hingegen ganz normal. Und letztlich<br />
eine sinnvolle Absicherung in einer Zeit, in<br />
der sich viele bis zuletzt alle Möglichkeiten<br />
offen lassen, um allenfalls in letzter Minute<br />
abzusagen oder gar unentschuldigt fernzubleiben.<br />
Auf Frust und Verlust bleibt dann<br />
meist das Restaurant sitzen. Nicht so im<br />
«Elmira». Erfrischender Start mit eingelegten<br />
Eierschwämmli in der Tartelette und<br />
einer kurz abgeflämmten Tranche vom<br />
Saibling mit Dashi-Gel und Saiblingsrogen.<br />
Das Aroma der Gazpacho würde sich im<br />
Tässchen besser entfalten als im Reagenzglas.<br />
Beim Brot setzt Küchenchef Vilson<br />
Krasnic auf das wohl beste des Landes:<br />
«Eigenbrötler» Daniel Amreins Sauerteigbrot,<br />
Knoblauchbutter, Olivenöl – zum<br />
Eintauchen lecker. Es folgt eine schön verspielte<br />
Variation von Enikerhof-Tomaten.<br />
Der Tomaten-Chili-Shrub ist der beste<br />
Shrub des Abends. Die beiden anderen duften<br />
gar etwas nach Essig. Gelbe und grüne<br />
Zucchini begleiten einen perfekt gegarten<br />
Zander, der Safranschaum rundet harmonisch<br />
ab. Wer die Fleischvariante wählt,<br />
geniesst im Hauptgang Appenzeller Ente<br />
mit Brombeere, Mais und Rande. Die<br />
Entenhaut dürfte krosser sein, ansonsten<br />
eine tadellose Kombination. Der modernisierten<br />
Version der Pêche Melba zum<br />
Abschluss würden wir Escoffiers Klassiker<br />
aus dem 19. Jahrhundert vorziehen. Viel<br />
Leidenschaft, viel Kreativität, viel Potenzial<br />
nach oben.<br />
EPS<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
44 von 50<br />
18 von 20<br />
17 von 20<br />
8 von 10<br />
87 von 100<br />
Ambitioniert ist das<br />
Konzept des «Elmira» in<br />
Zürichs Industriegebiet.<br />
ELMIRA<br />
Limmatstrasse 254<br />
8005 Zürich<br />
T: + 41 44 2448052<br />
elmira.zuerich<br />
Fotos: ProKontakt GmbH / Natascha Wagner-Berger, hurrah.ch<br />
130 falstaff okt <strong>2023</strong> 95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte
RUF LANZ
gourmet / ROTSCHMIERKÄSE<br />
MUNSTER AOP<br />
GÖTTLICHER<br />
STINKER<br />
Perfekt gereifter Munsterkäse ist<br />
weich und samtig, aber noch nicht<br />
flüssig. Er wird gerne mit Brot serviert,<br />
gewöhnlich wird die Rinde dabei<br />
auch gegessen.<br />
Foto: StockFood<br />
132 falstaff okt <strong>2023</strong>
Der Munsterkäse ist wahrlich nichts für<br />
Käse-Anfänger. Mit seinem eindrücklichen<br />
Geruch hat er schon so manchen Gourmet<br />
abgeschreckt. Wer allerdings trotzdem wagt,<br />
den Elsässer Rotschmierkäse zu probieren,<br />
wird von seinem ausgeglichenen Geschmack<br />
und seiner cremigen Konsistenz überrascht.<br />
falstaff-Serie<br />
KÄSE,<br />
DEN JEDER KENNEN<br />
SOLLTE<br />
TEXT LARISSA GRAF<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
133
gourmet / ROTSCHMIERKÄSE<br />
Limburger stammt<br />
ursprünglich aus Belgien,<br />
wird jedoch bereits seit dem<br />
19. Jahrhundert auch<br />
im Allgäu gekäst.<br />
Typisch für den deutschen Limburger<br />
(im Kreis) sind seine rechteckige Form<br />
und sein relativ fester Käseteig.<br />
Munster und seine Cousins<br />
Epoisses, Mont d’Or und<br />
Limburger gelten als<br />
extrem geruchsintensiv.<br />
Böse Zungen behaupten, sie<br />
riechen wie alte Socken oder nach Stall. Der<br />
Schriftsteller Mark Twain schrieb sogar eine<br />
Kurzgeschichte, in der ein Limburger Käse<br />
zwei Zugreisende beinahe in den Wahnsinn<br />
treibt, weil sie meinen, der Gestank stamme<br />
von einer Leiche in ihrem Wagen. Es liegt<br />
also auf der Hand, dass diese Weichkäse<br />
nicht jedermanns Sache sind. Allerdings<br />
finden eingefleischte Fans oft: Je mehr ein<br />
Käse stinkt, desto besser schmeckt er. Am<br />
Gaumen sind die intensiv riechenden Käse<br />
dann tatsächlich meist viel milder, als der<br />
Geruch es vermuten lässt, sie sind cremig,<br />
salzig und vollmundig.<br />
Diese Käsesorten gehören alle zur Gruppe<br />
der Rotschmierweichkäse. Während ihrer<br />
Reifelagerung werden die Laibe regelmässig<br />
mit Salzlake, Bier, Wein, Schnaps oder Cidre<br />
gepflegt und entwickeln so ihre charakteristische,<br />
rötliche Rinde. Der Ur-Rotschmierkäse<br />
ist allerdings der Munster, der bereits im<br />
siebenten Jahrhundert hergestellt wurde. Als<br />
sein Erfindungsort gilt das Kloster Sankt Gregor<br />
im Elsässer Munstertal. Die dort ansässigen<br />
Mönche sorgten für den Unterhalt der<br />
klösterlichen Ländereien, die Felder, Obstgärten<br />
und Weiden umfassten. Die landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnisse wie Wein oder Käse<br />
dienten zur Verpflegung der Mönche und<br />
wurden an die lokale Bevölkerung verkauft,<br />
um den Unterhalt des Klosters zu finanzieren.<br />
KÖSTLICHER UNFALL<br />
Laut lokaler Legende entstand der Munster<br />
wie so viele Käsesorten zufällig: So soll ein<br />
junger Mönch damit beauftragt worden sein,<br />
MUNSTER-<br />
VARIANTEN<br />
Munsterkäse hat seinen Ursprung in den<br />
Hochvogesen. Im Elsass wird er unter dem<br />
Namen Munster produziert, in Lothringen wird<br />
der praktisch gleiche Käse Munster-Géromé<br />
genannt. Seit 1996 sind beide Versionen<br />
europaweit mit der Herkunftsbezeichnung<br />
AOP geschützt. Es gibt ihn in verschiedenen<br />
Grössen und Varianten. Ein Käselaib kann einen<br />
Durchmesser von sieben bis 19 Zentimetern<br />
aufweisen. Ist er jedoch kleiner als zwölf<br />
Zentimeter, heisst der Käse Petit Munster. Das<br />
Produktionshandbuch erlaubt die Herstellung<br />
auf Bauernhöfen, in Kooperativen oder in<br />
Käsefabriken. Im ersten Fall heisst er Fermier<br />
und ist aus Rohmilch. Die als Industriel<br />
kategorisierten Munster können auch aus<br />
pasteurisierter Milch gekäst werden. Trotz des<br />
AOP-Status gibt es in verschiedenen weiteren<br />
Ländern Munster mit Tradition: In Deutschland<br />
und in der <strong>Schweiz</strong> werden diese meist<br />
unter dem Namen Münsterkäse verkauft, in<br />
den USA als Munster Cheese.<br />
Fotos: mauritius images / Alamy Stock Photos / Collection PJ, Picture Partners / Shutterstock, iStockphoto / Getty Images, mauritius images / Hemis.fr / Tristan Vuano<br />
134 falstaff okt <strong>2023</strong>
DEN GERUCH VON<br />
ROTSCHMIERKÄSE<br />
MIT JENEM VON<br />
ALTEN SOCKEN<br />
ZU VERGLEICHEN,<br />
IST DURCHAUS<br />
GERECHTFERTIGT.<br />
Taleggio-Laibe in einem<br />
Reifekeller in Norditalien.<br />
Sie sind viereckig und für<br />
Rotschmierkäse relativ gross.<br />
den Käsekeller zu putzen. Dazu verwendete<br />
er Salzlake, die einen leicht desinfizierenden<br />
Effekt hatte. Er sah, dass einige der dort<br />
lagernden Käselaibe einen unappetitlichen<br />
Schimmelrasen entwickelt hatten. Kurzerhand<br />
wischte er sie mit seinem in Salzlake getränkten<br />
Putzlappen ab. Nach ein paar Tagen<br />
war der Schimmel zurück, also wischte er die<br />
Käse erneut ab. Dieser Prozess wiederholte<br />
sich noch ein paar Mal, bis die Käse eine rötliche,<br />
klebrige Rinde entwickelt hatten. Der<br />
junge Mönch suchte daraufhin Rat bei seinen<br />
Ordensbrüdern, aber niemand hatte so einen<br />
Käse bisher gesehen. Es wurde beschlossen,<br />
dass er ihn probieren sollte. Er tat es und<br />
fand ihn so gut, dass er die Brüder dazu aufforderte,<br />
es ihm gleich zu tun. Der intensive,<br />
fast speckige Geschmack des Käses mundete<br />
ihnen hervorragend, und so begannen die<br />
St.-Gregor-Mönche, gezielt Rotschmierkäse<br />
herzustellen.<br />
Ob diese Geschichte stimmt, weiss heute<br />
niemand mehr. Es kann durchaus auch sein,<br />
dass seine Entwicklung nicht zufällig geschah<br />
und Käselaibe absichtlich mit Salzlake, Wein,<br />
Bier oder Schnaps eingerieben wurden, um<br />
die Rinde vor dem Austrocknen zu schützen<br />
und das Wachstum gesundheitsgefährdender<br />
Pilze und Bakterien zu verhindern. Fest steht,<br />
DIE RINDE ESSEN?<br />
Die Frage stellt sich oft: Soll man die Rinde essen?<br />
Grundsätzlich ist jede Käserinde geniessbar,<br />
sofern sie nicht mit Wachs oder Plastik beschichtet<br />
ist. Beim Rotschmierkäse wird sie meist<br />
mitgegessen und trägt zum Geschmackserlebnis<br />
bei, ist allerdings auch Geschmackssache. Es<br />
gilt: Je reifer der Käse, desto intensiver die Rinde.<br />
Am besten probiert man ein kleines Stück des<br />
Käseteigs mit Rinde. Wenn man den Geschmack<br />
mag, steht dem Rindengenuss nichts im Weg.<br />
Riecht ein Käse allerdings eine Stunde nach dem<br />
Auspacken noch stark nach Ammoniak, hat die<br />
Rinde Risse oder sieht schleimig aus, sollte man<br />
den ganzen Käse entsorgen.<br />
Aus dem grünen Jura stammt<br />
der intensive und meist sehr<br />
cremige Mont d’Or Käse.<br />
dass der Käse der Elsässer Ordensbrüder<br />
berühmt wurde und schnell viele Nachahmer<br />
fand. Nach und nach entstanden andere Rotschmierkäsesorten<br />
wie Epoisses, Mont d’Or,<br />
Taleggio, Livarot und Limburger.<br />
EIN BESONDERES BAKTERIUM<br />
Munster wird aus frischer, ungesäuerter<br />
Milch gekäst, die vorher manchmal pasteurisiert<br />
wird. Sie wird mit Lab dickgelegt und<br />
gerinnt so zu einer gelartigen Masse, die dann<br />
fein zerkleinert wird, um die Molke freizusetzen.<br />
Diese wird aus dem Käsekessel abgelassen,<br />
der feste Teil der Milch – Bruch genannt<br />
– kommt zum weiteren Abtropfen in<br />
kleine Käseformen. Dort verbinden sich die<br />
Bruchstücke zu einer festen Masse, die aus<br />
der Form genommen und gesalzen wird.<br />
Diese frischen Käselaibe kommen dann in<br />
einen Reifekeller mit einer Temperatur von<br />
elf bis 15 Grad und einer Luftfeuchtigkeit<br />
von rund 95 Prozent, wo sie mindestens drei<br />
Wochen verbleiben. Während dieser Zeit<br />
werden sie dreimal wöchentlich mit einer<br />
Mischung aus Salzlake und Bakterienkulturen<br />
eingerieben.<br />
Obwohl Rotschmierkäse bereits seit über<br />
einem Jahrtausend existiert, weiss man erst<br />
seit der Moderne, dass das Bakterium<br />
Brevibacterium linens für die Entstehung der<br />
rötlichen, klebrigen Rinde verantwortlich ist.<br />
Dieses liebt eine feuchte Umgebung und<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
135
gourmet / ROTSCHMIERKÄSE<br />
VERWANDTE<br />
SORTEN<br />
MONT D’OR<br />
Der Rotschmierer aus dem<br />
Juragebirge wird nur im<br />
Herbst und Winter produziert.<br />
In der <strong>Schweiz</strong> ist der Vacherin<br />
Mont-d’Or aus thermisierter<br />
Milch, in Frankreich wird er aus<br />
Rohmilch gekäst und heisst<br />
Mont d’Or oder Vacherin du<br />
Haut-Doubs. Verpackt wird er<br />
in einer Schachtel aus lokalem<br />
Fichtenholz.<br />
<<br />
einen salzreichen Untergrund. B. linens<br />
trägt nicht nur zum besonderen Geruch und<br />
Geschmack des Käses bei, sondern unterstützt<br />
auch seine Reifung – durch das<br />
Bakterium wird er schneller cremig und<br />
weich. B. linens ist übrigens auch auf dem<br />
menschlichen Körper beheimatet, zum<br />
Beispiel auf den Fusssohlen. Den Geruch von<br />
Rotschmierkäse mit dem alter Socken zu<br />
vergleichen, ist also durchaus gerechtfertigt.<br />
VIELSEITIGE KÄSEFAMILIE<br />
Die verschiedenen Rotschmierkäsesorten<br />
werden alle mit B. linens geschmiert, unterscheiden<br />
sich aber sonst in puncto Herstellung<br />
und Dauer der Reifelagerung erheblich<br />
voneinander. So vielfältig wie sie selbst sind<br />
auch ihre Verwendungsmöglichkeiten. Besonders<br />
reife, weiche Exemplare von Käse<br />
wie Epoisses und Mont d’Or lässt man<br />
gewöhnlich in der Spanholzbox, in der sie<br />
verkauft werden. Man entnimmt den Käse<br />
mit einem Löffel oder tunkt sein Brot hinein.<br />
In Frankreich und der Westschweiz ist auch<br />
der Mont d’Or au four beliebt. Mit einem<br />
Schuss Weisswein versehen lässt sich dieser<br />
Käse in seiner Box im Ofen erhitzen. Nach<br />
etwa einer halben Stunde ist er geschmolzen<br />
und wird mit Brotstücken oder Erdäpfeln<br />
zum köstlichen Minifondue. Im Allgäu ist<br />
Ursprünglich stammte<br />
die Milch für den Elsässer<br />
Munsterkäse ausschliesslich<br />
von Vogesenrindern (im Bild),<br />
heute aber auch von<br />
anderen Kuhrassen.<br />
«Saurer Käs» aus Limburger oder Romadur<br />
beliebt. Dazu wird der Käse aufgeschnitten,<br />
in einer Vinaigrette mariniert und mit<br />
Zwiebeln und Erdäpfeln serviert. Auf der<br />
Alpensüdseite, in Norditalien, wird Taleggio<br />
oft zum Kochen verwendet; durch ihn wird<br />
zum Beispiel Polenta besonders gut und<br />
cremig. Der Ur-Rotschmierkäse Munster<br />
hingegen wird meist für sich alleine oder mit<br />
Brot gegessen, manchmal wird dazu noch<br />
Kümmel gereicht. Dazu passt ein Glas Elsässer<br />
Weisswein, am besten ein Gewürztraminer<br />
oder ein Pinot Gris mit etwas Restsüsse.<br />
Délicieux!<br />
STECKBRIEF<br />
Typ: Rotschmierkäse<br />
Produktionsgebiet: Elsass und Lothringen<br />
in Frankreich<br />
Geschmack: vollmundig, mit zunehmender<br />
Reife immer würziger, pikanter und intensiver<br />
Konsistenz: sehr cremig bis fliessend<br />
Gewicht eines Laibs: 450 Gramm bis<br />
1 Kilogramm<br />
Reifezeit: 4 bis 5 Wochen<br />
<<br />
EPOISSES<br />
Aromatischer Käse aus dem<br />
Burgund. Die Kuhmilch wird<br />
mit Milchsäurebakterien<br />
dickgelegt. Er reift sechs<br />
Wochen und wird mit einer<br />
Mischung aus Salzlake und<br />
Marc de Bourgogne gepflegt.<br />
TALEGGIO<br />
Viereckiger, relativ fester und<br />
milder Käse aus der nördlichen<br />
Lombardei, aus Rohoder<br />
pasteurisierter Milch. Er<br />
reift sechs bis zehn Wochen<br />
und wird einmal wöchentlich<br />
mit Salzlake gepflegt.<br />
LIMBURGER/<br />
FROMAGE DE HERVE<br />
Aus der Gegend des ehemaligen<br />
Herzogtums Limburg.<br />
Wird in verschiedenen Regionen<br />
Deutschlands hergestellt, aber<br />
auch in Belgien unter dem<br />
Namen Fromage de Herve. Die<br />
Reifezeit beträgt zwei Wochen<br />
bis drei Monate.<br />
LIVAROT<br />
Intensiver Käse aus der Normandie.<br />
Wird mit Papierstreifen<br />
oder Riedgrashalmen in Form<br />
gehalten und meist fünf bis acht<br />
Wochen gereift. Die Salzlake,<br />
mit der er gewaschen wird, enthält<br />
oft den Farbstoff Annatto.<br />
SIBRATSGFÄLLER<br />
BACHENSTEINER<br />
Dieser Käse wird im Bregenzerwald<br />
von der Sennerei<br />
Sibratsgfäll aus silofreier,<br />
pasteurisierter Rohmilch<br />
hergestellt. Er ist ein enger<br />
Verwandter des Limburgers.<br />
Fotos: Shutterstock, mauritius images / imageBROKER / Jürgen Pfeiffer, Bagros / dpa Picture Alliance / picturedesk.com, Sennerei Sibratsgfäll<br />
136 falstaff okt <strong>2023</strong>
CHLI<br />
PASSE<br />
MUESS ES.<br />
Finde alles für dein perfektes<br />
Raclette oder Fondue.<br />
Offizielle Partner:
«CASA FERLIN»<br />
MEDITERRANE LEBENS<br />
FREUDE MITTEN IN<br />
DER STADT ZÜRICH<br />
Das «Casa Ferlin» ist berühmt für hausgemachte<br />
Ravioli, Kalbsfilet an Zitronensauce und Mousse au<br />
Chocolat – Kulinarik, die nicht nur von der Prominenz<br />
geschätzt wird. Auch die Mitglieder des Club Prosper<br />
Montagné treffen sich hier regelmässig zum Essen.<br />
138 falstaff okt <strong>2023</strong>
CLUB PROSPER MONTAGNÉ<br />
Zentral gelegen und nur fünf Gehminuten<br />
vom Hauptbahnhof<br />
Zürich entfernt, liegt die bekannte<br />
«Casa Ferlin».<br />
In der fünften Generation blicken Franz<br />
Ferlin und sein Team auf eine bewegte Vergangenheit<br />
zurück. Im Eingangsbereich<br />
zeugt ein Relief vom Ritterschlag für Franz<br />
Ferlins Vater durch die italienische Regierung<br />
– für die Verdienste für die italienische<br />
Küche ausserhalb Italiens. Sehr bekannt ist<br />
das Restaurant für seine hausgemachten<br />
Ravioli, für das Kalbsfilet an Zitronensauce<br />
sowie für das sämige Mousse au Chocolat.<br />
Viel Prominenz gab sich hier ein Stelldichein,<br />
so zum Beispiel der Erfolgsautor<br />
John le Carré, der durch seine Spionageromane<br />
und Krimis wie etwa «Der Spion,<br />
der aus der Kälte kam» international<br />
bekannt wurde. Auch der Schah von Persien<br />
und seine Familie sowie viele weitere<br />
bekannte Namen trafen sich hier.<br />
Der Club Prosper Montagné<br />
trifft sich seit 2001 regelmässig<br />
in diesem bekannten<br />
Refugium. Am 18. 3. <strong>2023</strong><br />
waren 40 Mitglieder<br />
und Gäste aus der ganzen <strong>Schweiz</strong> zum<br />
«Déjeuner amical» in diesem Traditionshaus<br />
anwesend. Die Ankündigung des Menus<br />
liess das Wasser im Munde zusammenlaufen<br />
– in Realität gab es noch erlesene Weine<br />
dazu. Schon bei der Vorspeise mit den butterzarten<br />
«Ravioli all’ Angelo» spürte man<br />
mit allen Sinnen, was Federico Fellini mit<br />
seinem Ausspruch «La vita e una combinazione<br />
di magia e pasta» oder «Das Leben<br />
ist eine Kombination von Magie und Pasta»<br />
gemeint haben könnte. Der Fischgang –<br />
die Seezunge an Champagnersauce – zeugt<br />
von Meisterschaft der venezianischen<br />
Küche.<br />
Verwöhnt wurden die Mitglieder nicht nur<br />
kulinarisch – südländische Lebensfreude<br />
zeigte sich auch in den angeregten Diskussionen<br />
untereinander. Getreu dem Motto:<br />
Chi mangia solo crepa solo, chi mangia<br />
in compagnia, vive in allegria. Übersetzt:<br />
Wer allein isst, stirbt allein – wer in Gesellschaft<br />
isst, lebt in Heiterkeit.<br />
– Gert Kirchdorfer,<br />
Ambassadeur der Kantone<br />
Zürich, Glarus, Schwyz<br />
und Aargau.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
club-prosper-montagne.ch<br />
MENÜ<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Shutterstock; beigestellt<br />
Das Team von «Casa Ferlin»<br />
pflegt einen familiären<br />
und persönlichen Umgang<br />
mit Neukunden und den<br />
zahlreichen Stammgästen.<br />
Stuzzichini vari<br />
***<br />
Ravioli all’ Angelo (Casa Meno)<br />
***<br />
Filetti di Sogliola allo Champagne, Spinaci<br />
***<br />
Sgroppino al Limone con Prosecco<br />
***<br />
Filetto di Manzo Rossini,<br />
Carotte e Taglierini bianchi<br />
***<br />
St. Honoré<br />
WEINE<br />
Prosecco Bellenda, Metodo Classico Brut 2018<br />
Yvorne, Clos de la George<br />
Premier Grand Cru 2020<br />
Gavi DOCG 2021, Pio Cesare<br />
Vignamaggio Obsession IGT 2013<br />
Château Roumieu Sauterne<br />
AC Cuvée Prestige 2011<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 139
Chefredakteur<br />
Deutschland<br />
SEBASTIAN<br />
SPÄTH<br />
REISE<br />
VENEDIG<br />
FÜNF-EURO-<br />
TICKET<br />
Lange war sie angekündigt, nun hat<br />
der Stadtrat von Venedig tatsächlich<br />
eine Eintrittsgebühr für Touristen<br />
beschlossen. Ab kommenden Jahr sollen<br />
Kurzbesucher, die nur ein paar Stunden in<br />
der Lagunenstadt verweilen und nicht dort<br />
übernachten, für ihren Aufenthalt fünf<br />
Euro bezahlen. Kinder bis 14 Jahre sind<br />
davon ausgenommen. Die Neuregelung<br />
soll zunächst probeweise an 30 Tagen<br />
gelten, bevor sie 2025 regulär eingeführt<br />
wird. Die genauen Termine, zu denen man<br />
bezahlen muss, stehen noch nicht fest. Ein<br />
Limit an Tickets soll es nicht geben. Kontrolliert<br />
wird das «Venedig-Ticket» vor<br />
allem am Bahnhof und an den Bootsanlegestellen.<br />
Ein Verstoss soll mit bis zu<br />
300 Euro Strafe geahndet werden. Von der<br />
Gebühr verspricht sich die Stadt 13 Millionen<br />
Euro an Einnahmen pro Jahr. Sie<br />
sollen dazu verwendet werden, die Müllabgaben<br />
für die Bewohner zu senken<br />
und Umweltprojekte zu fördern.<br />
veneziaunica.it<br />
LUXUS-KOOPERATION<br />
BEGEHRTES GEPÄCK<br />
Der deutsche Kofferhersteller Rimowa und<br />
die US-Schmuckmarke Tiffany haben<br />
zusammen Reisegepäck entwickelt, das wie<br />
Diamanten funkelt. Das dreiteilige Set ist<br />
aussen mit dem sogenannten «Rock Cut»-<br />
Design verziert. Dafür wurde in die für Rimowa<br />
typische, geriffelte Aluminiumoberfläche<br />
ein Muster aus geometrischen Formen eingearbeitet,<br />
das an den Schliff von Diamanten<br />
erinnern soll. Die «Rimowa x Tiffany»-<br />
Kollektion ist seit 26. September auf den<br />
Markt und auf der Website von Rimowa und<br />
Tiffany sowie in ausgewählten Läden in New<br />
York erhältlich. rimowa.com<br />
BAD GASTEIN<br />
ALPINE WOHLFÜHLOASE<br />
«The cōmodo» verzaubert als brandneues<br />
Boutiquehotel seine Gäste mit noblem Mid-<br />
Century-Stil. Das ehemalige Klinikgebäude<br />
wurde 2022 komplett renoviert und mit grosser<br />
Detailliebe als Wohlfühlort neu erfunden.<br />
Dafür gab es den «Hotel Design Award <strong>2023</strong>».<br />
thecomodo.com<br />
140 falstaff okt <strong>2023</strong>
NOTIZEN<br />
HAMBURG<br />
NEUER «GRILL»<br />
Nach einer umfangreichen Renovierung<br />
öffnet das Restaurant «Grill» im Hamburger<br />
Luxushotel «Fairmont Vier Jahreszeiten»<br />
wieder seine Pforten. Ein<br />
Höhepunkt ist die neue Martini-Bar, die<br />
sich vom Originalentwurf von Architekt<br />
Emil Fahrenkamp aus dem Jahr 1926<br />
inspirieren lässt. Das Lokal selbst<br />
wurde um den benachbarten «Ovalen<br />
Salon» erweitert, der, mit handbemalten<br />
Tapeten versehen, die exotische<br />
Welt des Hamburger Feenteichs zeigt.<br />
Den Hauptraum zieren wertvolle<br />
Malereien der international bekannten<br />
Künstlerin Jorinde Voigt, die eine Brücke<br />
in die Gegenwart schlagen. hvj.de<br />
NEUE GASTKÖCHIN AUF EXPLORA<br />
Die schwedische Zwei-Sterne-Köchin<br />
Emma Bengtsson vom New Yorker Restaurant<br />
«Aquavit» wird die Gäste des<br />
Kreuzfahrtschiffs «Explora I» auf der Reise<br />
von Nordamerika in die Karibik mit<br />
ihren Menüs verwöhnen. Sie folgt auf<br />
Mauro Uliassi. explorajourneys.com<br />
Fotos: Cara-Foto / Shutterstock, Tiffany & Co, PION Studio, beigestellt, Max Arens, Aerial-motion / Shutterstock, Eric Vitale Photography<br />
SUPERJACHTEN<br />
WER HAT DIE LÄNGSTE?<br />
Alle zwei Jahre veröffentlicht die Fachzeitschrift<br />
«Boote Exclusiv» eine Rangliste der<br />
weltweit grössten Segeljachten. Auf Platz<br />
zwei findet sich in diesem Jahr ein prominenter<br />
Neuzugang: «Koru», die 125 Meter<br />
lange Neuanschaffung von Amazon-Gründer<br />
Jeff Bezos (gilt aktuell als drittreichster<br />
Mensch der Welt). Das Schiff wurde von der<br />
niederländischen Werft Oceano gebaut und<br />
stach in diesem Frühjahr zu ihrer Jungfernfahrt<br />
in See. Am Bug des Dreimasters mit<br />
mehr als 4000 Quadratmeter Segelfläche<br />
gibt es eine Galionsfigur, die grosse Ähnlichkeit<br />
mit Bezos’ Verlobter Lauren Sanchez<br />
aufweist. Die Superjacht soll Insidern zufolge<br />
rund eine halbe Milliarde US-Dollar<br />
gekostet haben. Angeführt wird das Ranking<br />
seit mittlerweile sechs Jahren von der<br />
142,81 Meter langen «Sailing Yacht A»,<br />
einem Dreimaster, die der russische Oligarch<br />
und Milliardär Andrej Melnitschenko bei der<br />
deutschen Werft German Naval Yards<br />
in Kiel bauen liess. boote-magazin.de<br />
IKONE IM NEUEM GLANZ<br />
Nach einjähriger Modernisierung feiert<br />
das Fünf-Sterne-Hotel «El Fuerte» seine<br />
Wiedereröffnung. Es war das erste Hotel<br />
überhaupt in Marbella. Als Neuerung findet<br />
sich auf der Dachterrasse des Luxushotels<br />
nun ein Fine-Dining-Restaurant von<br />
Zwei-Sterne-Koch Paco Peréz. Im zweiten<br />
neuen Restaurant, dem «Levante» im<br />
Erdgeschoss, verschmelzen andalusische<br />
Spezialitäten mit internationalen Einflüssen.<br />
Definitiv eine Reise wert!<br />
elfuertemarbella.com<br />
HOTEL VON TENNIS-ASS<br />
Tennis-Altmeister Rafael Nadal hat mit<br />
der Hotelgruppe Meliá ein Hotel auf Mallorca<br />
eröffnet. Zum umfangreichen Angebot<br />
des «Zel Mallorca» gehört eine Insel-<br />
Tour, die der zweifache olympische Goldmedaillengewinner<br />
selbst kuratiert hat.<br />
melia.com<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
141
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
Paradies aus der Vogelperspektive:<br />
Die atemberaubende Insel Saona in der<br />
Dominikanischen Republik im Herzen des<br />
Karibischen Meers. Das klare, tiefblaue Wasser<br />
umgibt dieses tropische Juwel, während<br />
weisse Sandstrände die Küste säumen.<br />
Foto: tb-photography / Shutterstock<br />
142 falstaff okt <strong>2023</strong>
FAHRK ARTE<br />
INS PAR ADIES<br />
Kreuzfahrten boomen – mehr als 300 Schiffe gleiten derzeit über die<br />
Weltmeere, das Angebot an Routen ist inzwischen vielfältig wie nie zuvor und<br />
kaum mehr überschaubar. <strong>Falstaff</strong> hat sechs der schönsten Kreuzfahrten,<br />
die in den kommenden Monaten auf dem Programm stehen, ausgewählt.<br />
TEXT DETLEF BERG, PHILIPP LAAGE, SEBASTIAN SPÄTH<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
SÜDOSTEN DER USA UND KARIBIK<br />
Betörendes Farbenspiel: Florida, Keys und Jungferninseln<br />
auf der «Explora I» erleben (ab S. 144)<br />
AUSTRALIEN UND NEUSEELAND<br />
Ozeanien kompakt: Mit der «Europa II» in<br />
Regenwälder und pulsierende Metropolen<br />
eintauchen (ab S. 146)<br />
BARCELONA UND ROM<br />
Perlen des Mittelmeers: Mit der «Celebrity Ascent»<br />
nach Italien, Frankreich und Spanien (ab S. 150)<br />
KAPSTADT UND ISTANBUL<br />
Paradies auf Erden: Mit der «Hamburg» durch den<br />
Indischen Ozean und den Suezkanal (ab S. 154)<br />
SÜDAMERIKA UND ANTARKTIS<br />
Reise ins Ewige Eis: Mit der «Seven Seas Voyager»<br />
von Rio de Janeiro bis in die Antarktis (ab S. 158)<br />
BERGEN UND NORDKAP<br />
Mit Hurtigruten Norwegens Fjorde entlang<br />
bis zum nördlichsten Punkt Europas (ab S. 162)<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
143
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
Dass Kreuzfahrten nach der Coronapandemie<br />
nun ein so erfolgreiches<br />
Comeback feiern,<br />
ist wohl im Wesen solcher Reisen<br />
begründet: Höchst gegensätzliche<br />
Städte und Länder lassen sich dabei<br />
ohne Reisestress in wenigen Tagen oder<br />
Wochen verbinden, das schwimmende Hotel<br />
reist immer mit – und bietet dabei Annehmlichkeiten,<br />
die höchsten Genuss und beste<br />
Erholung sicherstellen. Ein Schiff gelangt<br />
bequem an Reiseziele, die sonst nur schwer<br />
zugänglich sind. Naturräume wie die norwegischen<br />
Fjorde, die karibischen Inseln<br />
oder die Antarktis entfalten gerade von der<br />
Wasserseite aus ihre ganze Schönheit. Und<br />
manch einer geniesst es vor allem, an einem<br />
Tag auf See einfach über das schier endlose<br />
Meer zu schauen. Die Reedereien fahren<br />
heute die entlegensten Winkel der Erde an,<br />
ob mit Megalinern oder Luxusyachten, ob<br />
Tropengürtel oder Ewiges Eis, ob mit viel<br />
Bordspektakel für Familien oder puristisch<br />
für Globetrotter mit Bucket-Liste. <strong>Falstaff</strong><br />
stellt sechs Toprouten des Jahres 2024 für<br />
jeden Typ und Geschmack vor.<br />
Miami mit seinen Art-déco-<br />
Gebäuden und seiner berühmten<br />
Flaniermeile Ocean Drive gehört<br />
zu den beliebtesten Reisezielen<br />
in den USA.<br />
«DETOXEN» IM<br />
KARIBIK-PARADIES<br />
Die Karibik ist auch ein Paradies<br />
für Vogelbeobachtungen.<br />
Auf der Reise von Florida nach Guadeloupe erlebt man traumhafte<br />
Strände, malerische Kolonialbauten und hinreissende Palmenbuchten.<br />
Eine Kreuzfahrt durch die Karibik, die verzaubert!<br />
Puerto Rico begeistert<br />
mit historischen Bauten,<br />
makellosen Stränden und<br />
einer atemberaubenden<br />
Landschaft.<br />
Die Karibik ist ein Sehnsuchtsort,<br />
der sofort Bilder im Kopf entstehen<br />
lässt: puderweisse Strände, windschiefe<br />
Palmen und türkisfarbenes Wasser<br />
wie in einem gigantischen Infinitypool. Von<br />
Florida aus steuern Riesenschiffe mit Tausenden<br />
Passagieren die tropische Inselwelt<br />
an, sie haben Kartbahnen oder Wasserrutschen<br />
über zehn Decks an Bord. Weniger<br />
hektisch ist eine Karibik-Seereise auf einem<br />
Schiff wie der neuen «Explora I» mit Platz<br />
für maximal 900 Gäste.<br />
In der Lifestylemetropole Miami mit<br />
seinem Art-déco-Viertel und vibrierenden<br />
Nachtleben beziehen die Reisenden<br />
ihre Suiten, um sich in den folgenden zwei<br />
144<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
Erst in diesem Jahr ist die hochmoderne<br />
«Explora I» als jüngstes Flottenmitglied von<br />
Explora Cruises vom Stapel gelaufen.<br />
Fotos: Dmitry Tkachenko Photo / Shutterstock, Tupungato / Shutterstock, iStockphoto / Getty Images, Explora Journeys Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
Wochen möglichst allem Trubel zu entziehen.<br />
Mit einem Zwischenstopp an einem<br />
der klangvollsten Landzipfel der Welt – Key<br />
West – geht es in Richtung Süden. Zwei<br />
Seetage bieten nun die Gelegenheit, letzte<br />
heimatliche Sorgen hinter sich zu lassen,<br />
bevor die Karibik ihr intensives Farbenspiel<br />
aufführen darf.<br />
In Spanish Town, einem verschlafenen<br />
Örtchen auf Virgin Gorda, der drittgrössten<br />
der Britischen Jungferninseln, ist man<br />
endlich angekommen. Der schönste Landausflug<br />
führt zu The Baths: Granitblöcke<br />
formen dort Grotten im glasklaren Wasser.<br />
Gleich hinter dem Strand türmen sich die<br />
geschliffenen Felsen wild über der sattgrünen<br />
Vegetation auf, als wollten sie ein<br />
Piratenversteck vor neugierigen Blicken verbergen.<br />
Noch ruhiger wird es am nächsten<br />
Tag in Deshaies auf Guadeloupe, einem<br />
französischen Übersee-Department, wo ein<br />
Spaziergang durch den Orchideengarten<br />
das Auge erfreut. Pralles Leben erwartet<br />
die Passagiere erst wieder in San Juan, der<br />
Hauptstadt Puerto Ricos mit seiner geschützten<br />
Altstadt und der Unesco-Welterbe-Festung<br />
La Fortaleza. Weitere Karibik-Perlen<br />
folgen – die «Explora I» legt in<br />
Basseterre im kleinen Inselstaat St. Kitts<br />
und Nevis an. Saint-Pierre dient wiederum<br />
als Ausgangspunkt für Erkundungen<br />
der Blumeninsel Martinique. Ausflüge führen<br />
in Fischerdörfer, zum Rum-Destillieren<br />
und in den tropischen Regenwald. Weiter<br />
südlich warten Stopps auf St. Lucia und den<br />
Amerikanischen Jungferninseln, wo man<br />
sich noch einmal vom tropischen Karibikblau<br />
betören lassen kann. Zwei Tage dauert<br />
die Reise zurück nach Miami. Genug Zeit,<br />
um die Eindrücke zu verarbeiten.<br />
<<br />
EXPLORA I<br />
Die «Explora I» ist das erste von sechs Luxusschiffen,<br />
die von der Reederei MSC Cruises<br />
aus Italien unter der Marke Explora<br />
Journeys auf die Weltmeere geschickt<br />
werden. Jungfernfahrt war im August<br />
<strong>2023</strong>. Das Schiff verfügt über 461<br />
Suiten mit Meerblick und bodentiefen<br />
Fenstern, vier Pools und einen 700<br />
m² grossen Wellnessbereich. Design<br />
und Ambiente an Bord sind europäisch,<br />
die Gästeschar international,<br />
die Bordsprache ist Englisch.<br />
explorajourneys.com<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
145
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
Vom rotglühenden Outback<br />
durch tropische Regenwälder<br />
und Traumstrände entlang,<br />
über schneebedeckte Berge –<br />
das alles erleben Sie auf<br />
diesem Trip durch Ozeanien.<br />
Foto: Moment RF / Getty Images<br />
146 falstaff okt <strong>2023</strong>
OZEANIENS<br />
WUNDER<br />
ERLEBEN<br />
Filmreife Landschaften mit faszinierenden Fjorden und mystischer<br />
Maori-Kultur in Neuseeland, dann als krönender Abschluss<br />
der Reise das Einlaufen in einen der schönsten Häfen der Welt –<br />
all das bietet die spektakuläre Fahrt von Auckland nach Sydney.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
147
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
Der ikonische, über 300 Meter<br />
hohe Sky Tower ist Fixpunkt<br />
von Aucklands Skyline.<br />
EIN GROSSTEIL DER<br />
OZEANISCHEN INSELN IST<br />
VULKANISCHEN URSPRUNGS.<br />
Maori-Kultur und mystische<br />
Fjorde in Neuseeland,<br />
Regenwälder und artenreiche<br />
Natur in Tasmanien,<br />
zum krönenden Abschluss<br />
die Weltstadt Sydney: Dieses facettenreiche<br />
Programm lässt sich in 19 Tagen auf einer<br />
Kreuzfahrt mit der «MS Europa II» von<br />
Hapag-Lloyd Cruises kombinieren.<br />
An Bord geht es auf Neuseelands Nordinsel,<br />
in Auckland mit seinem Sky-Tower.<br />
Bei einem ersten Stopp können Reisende<br />
die Geysire und Thermalquellen von<br />
Rotoura besuchen oder einen Ausflug in<br />
J. R. R. Tolkiens Auenland unternehmen,<br />
ins Hobbit-Dorf aus den «Herr der Ringe»-<br />
Filmen. Auch einen Helikopterflug zum<br />
aktiven Vulkan White Islands bietet die<br />
Reederei an. Nach einem Seetag folgen die<br />
Marlborough Sounds, ein Netz aus Flusstälern,<br />
die der Pazifik einst überflutet hat. Die<br />
Gegend ist auch Weinanbaugebiet, Weingüter<br />
laden zur Kostprobe ein. Nach Stopps<br />
unter anderem in Wellington und Christchurch<br />
folgt ein Landschaftstraum: Einen<br />
Tag lang kreuzt die «MS Europa II» in den<br />
einsamen Fjorden der Südinsel, etwa im<br />
Milford Sound, was selbst bei regnerischem<br />
Wetter seinen eigenen Reiz hat.<br />
Während das übrige Australien eher<br />
heiss ist, präsentiert sich das Klima auf der<br />
Der Kiwi ist das Nationalsymbol Neuseelands<br />
und wird umgangssprachlich auch als Begriff<br />
für die Bewohner des Inselstaates verwendet.<br />
Der Milford Sound ist eine von<br />
Neuseeland beeindruckendsten<br />
Naturattraktionen. Der 16 Kilometer<br />
lange Fjord wird auch als «achtes<br />
Weltwunder» gehandelt.<br />
148 falstaff okt <strong>2023</strong>
Fotos: Klanarong Chitmung / Shutterstock, Vee Snijders / Shutterstock, Natheepat Kiatpaphaphong / Shutterstock, f11photo / Shutterstock, Hapag-Lloyd Cruises Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
vorgelagerten Insel Tasmanien im Süden<br />
milder und gemässigter. Das hat eine<br />
überbordende Flora und reiche Tierwelt<br />
hervorgebracht. Zwar bleibt auf einem<br />
Landgang keine Zeit, tief in die Wildnis<br />
vorzudringen. Kängurus, Koalas und<br />
Wombats lassen sich aber auch ohne<br />
viel Aufwand im Bonorong-Wildpark<br />
beschauen. Auf das putzige Tiererleb-<br />
MS EUROPA II<br />
Die «MS Europa II» von Hapag-Lloyd Cruises<br />
gilt als bestes Kreuzfahrtschiff der Welt. Der<br />
Berlitz Cruise Guide vergibt für sie seit<br />
Jahren die Bestnote fünf Sterne plus.<br />
Platz bietet das Schiff für maximal 500<br />
zahlende Gäste, die in Suiten mit eigener<br />
Veranda reisen. Der Luxus an Bord<br />
definiert sich zeitgemäss über viel<br />
Platz und die persönliche Betreuung<br />
durch die Crew. Trotz der hohen<br />
Tagesreisepreise herrscht eine<br />
legere Atmosphäre. Bordsprache<br />
ist Deutsch.<br />
hl-cruises.de<br />
Melbourne ist<br />
Australiens Mekka<br />
für alles, was trendig<br />
und gut ist.<br />
Die 2012 in Betrieb<br />
genommene «MS Europa II»<br />
gilt als eines der luxuriösesten<br />
Kreuzfahrtschiffe weltweit.<br />
nis folgt ein düsteres Kapitel der Geschichte:<br />
Port Arthur, einst Australiens grösste<br />
Sträflingskolonie.<br />
Die «Europa II» schlägt schliesslich<br />
Kurs ein in Richtung australisches Festland.<br />
Die Zwölf Apostel, bis zu 60 Meter<br />
aufragende Kalksteinfelsen, sind für<br />
Seereisende weithin sichtbar. Ein Stopp<br />
auf Kangaroo Island führt zu Wallabys,<br />
Seelöwen und Schnabeltieren, bevor man<br />
in die entspannte australische Lebensweise<br />
eintauchen kann: erst in Adelaide, dann<br />
in der Surfstadt Melbourne, schliesslich in<br />
Sydney. Die Einfahrt in den Hafen führt<br />
vorbei am weltberühmten Opernhaus.<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
149
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
DAS<br />
MITTELMEER<br />
ENTDECKEN<br />
Die Engelsbrücke und der Petersdom<br />
sind nur zwei der schier unzähligen<br />
Attraktionen Roms.<br />
Foto: AlexAnton / Shutterstock<br />
150<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
Das Beste von Italien, Frankreich und Spanien auf einer<br />
Kreuzfahrt von Barcelona nach Rom entdecken: die Felder<br />
und Bergdörfer der Provence, die glamourösen Strände der<br />
Côte d’Azur, die bonbonfarbenen Fischerdörfer der<br />
italienischen Cinque Terre und die monumentale<br />
Baukultur der italienischen Hauptstadt.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
151
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
Malta lockt mit einzigartigem<br />
Flair, prächtigen<br />
Städten, historischen<br />
Sehenswürdigkeiten – und vor<br />
allem wunderbaren Stränden.<br />
Städtehopping rund ums Mittelmeer<br />
klappt wunderbar, ohne<br />
immer wieder den Koffer packen<br />
zu müssen – per Schiff. Das Fahrgebiet<br />
haben natürlich auch die<br />
deutschen Kreuzfahrtanbieter im Programm.<br />
Wer an Bord jedoch internationales<br />
Publikum und amerikanische Smalltalk-<br />
Konventionen schätzt, ist bei Celebrity<br />
Cruises richtig. Die US-Reederei schickt ihr<br />
jüngstes Flaggschiff, die «Celebrity Ascent»,<br />
im Frühjahr 2024 nach Europa.<br />
Die zehntägige Seereise im Juni durch<br />
das westliche Mittelmeer beginnt in einer<br />
der populärsten Metropolen des Kontinents:<br />
Barcelona. Die Sagrada Família, der<br />
Park Güell und die Ramblas sind für viele<br />
Pflichtstopp, bevor es an Bord geht. Doch<br />
fraglos ist die Stadt überlaufen. Ruhe kehrt<br />
ein auf dem ersten Seetag, der die Reisenden<br />
an die französische Riviera bringt.<br />
Auch wenn man den Hafen von Cannes<br />
nicht stilecht auf der eigenen Segelyacht<br />
erreicht, kann man dennoch in die Bootsschuhe<br />
schlüpfen und dem mondänen Flair<br />
nachspüren. Und dann: Bella Italia! In La<br />
Spezia fällt die Wahl des Ausflugs nicht<br />
leicht. Cinque Terre liegt gleich nebenan,<br />
jener vielgerühmte Küstenstreifen mit<br />
seinen fünf Dörfern, die dramatisch auf<br />
die Klippen zwischen Bergkette und Meer<br />
gesetzt wurden. Pisa hat den Schiefen Turm.<br />
Und Florenz steht ebenso bereit, um einmal<br />
seinen Dom, den Ponte Vecchio und die<br />
Uffizien zu zeigen. Mehr Pracht geht kaum.<br />
Anläufe in Ajaccio und Cagliari laden dazu<br />
ein, die Inseln Korsika und Sardinien zu<br />
erkunden. Dann nimmt das Schiff Kurs auf<br />
Malta, wo man den Landgang ganz der<br />
Festungsstadt Valletta widmen kann, die<br />
wie eine maritime Trutzburg von drei Seiten<br />
vom Meer umgeben ist. Der Rückweg<br />
nach Rom führt über Sizilien und Neapel,<br />
diesen liebenswürdig chaotischen Moloch<br />
am Fusse des Vesuvs, wo die Verlockungen<br />
des Lebens wegen der steten Bedrohung<br />
durch den Vulkan ein bisschen drängender<br />
zu sein scheinen als in der Hauptstadt. Die<br />
Ewige Stadt Rom in all ihrer Pracht ist für<br />
die Kreuzfahrtgäste ein würdiger Höhepunkt<br />
am Ende der Reise.<br />
Am 1. Dezember <strong>2023</strong><br />
ist es soweit – dann wird<br />
das vierte Schiff der<br />
Premium-Kreuzfahrtlinie<br />
Celebrity Cruises, die<br />
«Celebrity Ascent»,<br />
getauft.<br />
<<br />
Kataloniens<br />
Hauptstadt<br />
Barcelona ist für<br />
Kunstwerke und<br />
Architektur bekannt.<br />
CELEBRITY ASCENT<br />
Die «Celebrity Ascent» mit Platz für bis zu<br />
3260 Passagiere ist das vierte Schiff der<br />
sogenannten Edge-Klasse von Celebrity<br />
Cruises. Am exklusivsten reist man in<br />
einer der zweistöckigen «Edge Villen».<br />
Besonderheit der Schiffsklasse ist eine<br />
freischwebende Plattform an der Seite.<br />
Der «Magic Carpet» erinnert an einen<br />
Balkon über dem offenen Meer, man<br />
kann auf ihm zwischen den Decks<br />
nach oben und unten fahren. An<br />
Bord wird Englisch gesprochen.<br />
celebritycruises.de<br />
Fotos: In Green / Shutterstock, dimbar76 / Shutterstock, Celebrity Cruises Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
152 falstaff okt <strong>2023</strong>
OCEANIA CRUISES<br />
BOUTIQUE-<br />
KREUZFAHRTSCHIFFE<br />
Kleine luxuriöse Schiffe, persönliches Ambiente, exzellente Kulinarik und<br />
aussergewöhnliche Reiseziele auf der ganzen Welt: Dafür steht Oceania Cruises.<br />
Atemberaubende Innenräume und<br />
harmonische Flächen – die «Vista», das<br />
neueste Flottenmitglied, setzt neue<br />
Massstäbe für Luxuskreuzfahrten.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © <strong>2023</strong> VRX Studios<br />
Glückliche Erinnerungen und einmalige<br />
Erlebnisse – davon zehren<br />
wir ein Leben lang. Diese besonderen<br />
Momente schafft Oceania<br />
Cruises mit ihren Kreuzfahrten, und das auf<br />
allerfeinste Art.<br />
Die sieben kleinen modernen Schiffe mit<br />
der «Vista» als neuestem Flottenmitglied entdecken<br />
die entlegensten Winkel der Erde. Beinahe<br />
grenzenloser Luxus und Komfort sowie<br />
detailverliebter Service stehen dabei im Vordergrund.<br />
Als weltweit führende Kreuzfahrtreederei<br />
ist Oceania Cruises bei ihren Gästen<br />
besonders für eine exzellente Kulinarik sowie<br />
die aussergewöhnlich breit gefächerten Reiseziele<br />
beliebt. Über 600 Destinationen welt<br />
weit mit einer Reisedauer ab sieben Tagen<br />
und eine 180-tägige Weltreise werden geboten.<br />
Durch lange Liegezeiten und viele Über-<br />
Nacht-Aufenthalte tauchen Passagiere noch<br />
intensiver in die besuchten Orte ein.<br />
FEINSTE KÜCHE AUF SEE<br />
Während Passagiere von einem aufregenden<br />
Reiseziel zum nächsten kreuzen, werden sie<br />
jeden Tag von der vorzüglichen Bordküche<br />
verwöhnt. Um dem Anspruch der Feinsten<br />
Küche auf See gerecht zu werden, arbeitet<br />
das Team an immer neuen, exklusiven<br />
Kreationen. In den Spezialitätenrestaurants<br />
geniessen Gäste einen angenehmen Abend<br />
auf gehobenem Niveau. Von Italienisch<br />
über Panasiatisch oder klassisch Amerikanisch<br />
bis hin zu gesunden Gerichten – die<br />
Vielfalt ist überwältigend. Auch im prächtigen<br />
Speisesaal geniessen Gäste täglich<br />
wechselnde Mehr-Gänge-Menus.<br />
INFO<br />
Die Kreuzfahrten und alle Specials sind<br />
bei Kuoni Cruises buchbar:<br />
T: +41 44 2775200<br />
info@kuoni-cruises.ch<br />
kuoni-cruises.ch<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 153
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
Das Luxusmekka Dubai hat eine<br />
Gesamtfläche von rund 4000<br />
Quadratkilometern – mehr als<br />
90 Prozent davon sind nach<br />
wie vor Wüste.<br />
Foto: Moment RF / Getty Images<br />
154<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
AUFBRUCH<br />
ZUR GUTEN<br />
HOFFNUNG<br />
Auf der Reise von Afrikas Südspitze quer über den Indischen<br />
Ozean bis nach Istanbul reihen sich sagenhafte Orte<br />
aneinander, die als Symbole für die Reisesehnsucht<br />
schlechthin taugen. Eine mehrmonatige Kreuzfahrt,<br />
die man wohl nur einmal im Leben unternimmt.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
155
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
Prächtige Villen mit Meeresblick,<br />
riesige Einkaufszentren, Golfplätze,<br />
Weingüter, hippe Bars und Clubs:<br />
Kapstadt ist bunt wie das Leben selbst.<br />
Die fantastischen<br />
Traumstrände der<br />
Seychellen versprechen<br />
Urlaub wie im Paradies.<br />
Tafelberg und Taj Mahal,<br />
Madagaskar und Malediven,<br />
die Pyramiden von Gizeh und<br />
die Klagemauer in Jerusalem:<br />
Auf dieser Kreuzfahrt überlappen<br />
sich so viele sagenhafte Orte und<br />
Namen, die als Symbole für die Reisesehnsucht<br />
schlechthin taugen, so viele unverwechselbare<br />
Eindrücke, dass einem beinahe<br />
ein wenig schwindelig werden kann. Von<br />
Südafrika geht es in 67 Tagen durch den<br />
Indischen Ozean, den Persischen Golf und<br />
den Suezkanal nach Europa, bis hinauf<br />
nach Istanbul. Eine Schiffsreise, die man<br />
wohl nur einmal im Leben unternimmt.<br />
Organisiert wird die grosse Fahrt von<br />
der kleinen deutschen Reederei Plantours.<br />
Zum Einsatz kommt die «Hamburg», das<br />
kleinste deutsche Kreuzfahrtschiff, das vor<br />
vier Jahren umfassend renoviert wurde. Die<br />
deutschsprachigen Gäste finden an Bord<br />
eine vertraute Umgebung vor, maximal 400<br />
Passagiere können mitreisen. Das Schiff legt<br />
auch in Häfen an, die den Megalinern verwehrt<br />
bleiben – und die auf den üblichen<br />
kurzen Seereisen meist eher links liegen<br />
gelassen werden.<br />
Fotos: iStockphoto / Getty Images, Jenny Sturm / Shutterstock, Plantours Kreuzfahrten Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
156 falstaff okt <strong>2023</strong>
Die «Hamburg» wurde<br />
2020 umfassend renoviert<br />
und bietet Platz für<br />
lediglich 400 Passagiere.<br />
So finden sich im Programm Weltmetropolen<br />
wie Kapstadt, Mumbai und Dubai,<br />
aber auch unbekanntere Ziele wie Mosambiks<br />
portugiesisch geprägte Hauptstadt<br />
Maputo, Galle in Sri Lanka, das omanische<br />
Salala und Dschidda in Saudi-Arabien.<br />
Wer sich gerne tropischen Inselträumen<br />
hingibt – und sei es nur für einen Tag des<br />
Landgangs –, kann mehrere Reisetage im<br />
Kalender anstreichen. Honeymoonziele<br />
wie Réunion und die Seychellen finden<br />
sich im Programm. Die Passagiere können<br />
aber auch auf Big-Five-Fotosafari im Busch<br />
gehen, Lemuren beobachten, durch intakte<br />
Korallenriffe schnorcheln, die blütenweissen<br />
Sultanspaläste und die Megawolkenkratzer<br />
arabischer Herrscher bestaunen<br />
und in die Geschichte von gleich vier Weltregionen<br />
eintauchen. So zeigt sich ein schillerndes<br />
Panorama der Erde mit ihren Natur-<br />
und Kulturschätzen. Reizarme Seetage<br />
sind nötig, um zwischendurch überhaupt<br />
noch den Überblick zu behalten.<br />
<<br />
Elefanten gelten in Sri Lanka<br />
als heilige Tiere. Doch trotz der<br />
grossen Wertschätzung sind<br />
sie eine aussterbende Spezies.<br />
MS HAMBURG<br />
Die «Hamburg» von Plantours Kreuzfahrten<br />
aus Bremen ist häufig auf ausgefallenen Routen<br />
in entfernten Gewässern unterwegs. Mit<br />
einer Kapazität von 400 Gästen zählt sie zu<br />
den kleinen Kreuzfahrtschiffen. Die Wege<br />
auf den lediglich sechs Decks sind kurz,<br />
auf die sonst oft übliche Dauerbespassung<br />
wird verzichtet. Im Fokus stehen<br />
die Reiseziele, nicht das Bordleben.<br />
Man vermarktet sich als familiäres<br />
Schiff ohne Schnickschnack<br />
für Weltenbummler.<br />
plantours-partner.de<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
157
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
REISE INS<br />
EWIGE EIS<br />
Von den Traumstränden der Copacabana führt die Reise<br />
nach Santiago de Chile, vorbei an mächtigen Eisbergen<br />
und faszinierend riesigen Pinguinkolonien. Kein Trip<br />
hat mehr Kontraste zu bieten.<br />
Pinguinkolonien auf der<br />
antarktischen Halbinsel gehören<br />
zu den grössten Attraktionen<br />
dieser Reise.<br />
Foto: iStockphoto / Getty Images<br />
158<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
Eisschollen sind eine wichtige<br />
Anlaufstelle für Kaiserpinguine:<br />
Von ihnen aus straten sie ihre<br />
anstrengenden Tauchgängen auf<br />
der Suche nach Futter und nutzen<br />
sie im Anschluss zur Rast.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
159
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
Rio de Janeiro – wer einmal da<br />
war, sagt, es gibt keine schönere<br />
Stadt auf Erden (o.).<br />
Im flimmrig heissen Rio de Janeiro<br />
begegnet einem das pralle Leben an<br />
jeder Ecke, das leichte und luftige<br />
Spiel der Körper, ob beim Samba<br />
und Bossa Nova oder an den ikonischen<br />
Stränden von Copacabana und<br />
Ipanema, wo man nur Bikini oder Badehose<br />
trägt. In der Antarktis dagegen lassen<br />
die Temperaturen dem Leben nur wenig<br />
Spielraum, hier wächst wenig bis nichts,<br />
das Land liegt wie erstarrt unter dem<br />
Eis, und der Mensch muss sich in<br />
dicke Daunenkleidung hüllen,<br />
die jede Bewegung umständlich<br />
und ungelenk<br />
macht. Beide Orte – das<br />
pulsierende Rio und<br />
den Weissen Kontinent<br />
– verbindet die<br />
«Seven Seas Voyager»<br />
auf ihrer Reise. In 25<br />
Tagen fährt das Schiff<br />
von Brasilien auf die<br />
andere Seite Südamerikas,<br />
nach Santiago in Chile. So<br />
landet die Badehose ebenso<br />
Die knapp 40 Meter hohe<br />
Christusstatue auf dem<br />
Berg Corcovado ist das<br />
bekannteste Wahrzeichen<br />
von Rio de Janeiro.<br />
Ganz Montevideo<br />
trifft sich am<br />
Sonntag<br />
auf dem<br />
weitläufigen<br />
Markt<br />
Tristan<br />
Narvajas.<br />
im Koffer wie Mütze und Handschuhe.<br />
Doch den Reisenden bleibt etwas Zeit, um<br />
sich an die Kälte zu gewöhnen. Von Rio<br />
aus cruist man zunächst zur Ilha Grande,<br />
die dem nahekommt, was sich die meisten<br />
unter einem tropischen Paradies vorstellen:<br />
dichter Regenwald, makellose Strände und<br />
glasklares Wasser. Auf dem Weg nach Süden<br />
macht das Schiff unter anderem in Uruguays<br />
Hauptstadt Montevideo Halt. Und<br />
für Buenos Aires, die vielleicht europäischste<br />
Metropole des Kontinents und Heimat<br />
Fotos: Diego Grandi / Shutterstock, Birdiegal / Shutterstock, marchello74 / Shutterstock, Dmitry Pichugin / Shutterstock, RSSC Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
160<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
In Chile schöpft<br />
die Natur aus<br />
dem Vollen: wilde<br />
Vulkanlandschaften,<br />
tiefblaue Seen und<br />
Jahrtausende<br />
alte Wälder.<br />
des Tango, bleiben sogar zwei ganze Tage,<br />
bevor die Reise endgültig Expeditionscharakter<br />
annimmt.<br />
Die Falkland-Inseln sind bereits ein<br />
einsamer Flecken Erde, der – von wenigen<br />
Kreuzfahrttouristen abgesehen – vor<br />
allem wilden Tieren gehört, die an das<br />
raue Klima im Südatlantik angepasst sind:<br />
Königspinguine, Seeelefanten, Seelöwen,<br />
Schwarzbrauenalbatrosse, sogar Orcas.<br />
Dann wartet das Highlight: die Antarktis,<br />
eine der letzten weitgehend unberührten<br />
Gegenden der Erde, wo der Kapitän vorsichtig<br />
navigiert und Eisberge die Route<br />
diktieren. Die bizarre Landschaft lässt sich<br />
in Zodiac-Schnellbooten entdecken. Der<br />
Rückweg durch die gefürchtete Drake-<br />
Passage mit stürmischem Wind und extrem<br />
hohen Wellen verleidet manchem Gast an<br />
Bord das Abendessen. Spätestens wenn das<br />
Schiff die chilenischen Fjorde ansteuert,<br />
sollte man wieder bei Kräften sein.<br />
<<br />
Majestätisch weiss leuchtet die<br />
«Seven Seas Voyager» im Hafen<br />
von Rio de Janeiro.<br />
SEVEN SEAS VOYAGER<br />
Die «Seven Seas Voyager» von Regent Seven<br />
Seas Cruises verfügt ausschliesslich über<br />
Suiten mit Privatbalkonen, maximal 698<br />
Gäste finden an Bord Platz. In Dienst<br />
gestellt wurde das Schiff bereits 2003.<br />
Die Luxusreederei Regent aus Miami<br />
verfolgt ein All-inclusive-Konzept, das<br />
auch die Landausflüge umfasst, die<br />
auf anderen Kreuzfahrten<br />
ins Geld gehen können.<br />
Bordsprache: Englisch.<br />
rssc.com<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
161
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
IMMER<br />
RICHTUNG<br />
NORDEN<br />
Mal grün, mal gelb, mal lila:<br />
Polarlichter legen sich als<br />
farbige Schleier über den hohen<br />
Norden – ein beeindruckendes<br />
Naturschauspiel.<br />
Foto: Moment RF / Getty Images<br />
162<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
Mit dem Postschiff Richtung Nordkap geht’s vorbei an<br />
spektakulären Fjorden, beschaulichen Fischerdörfchen und<br />
gewaltigen Gletschern, bis man schliesslich die nördlichste<br />
Spitze Europas erreicht. Eine unvergesslische Reise.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
163
eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />
Eine Seereise in den hohen<br />
Norden Europas zählt zu den<br />
Kreuzfahrtklassikern. Am<br />
traditionsreichsten ist die Tour<br />
auf einem der Postschiffe von<br />
Hurtigruten, die schon seit dem Jahr 1893<br />
im Linienverkehr entlang der norwegischen<br />
Küste unterwegs sind. Touristen können in<br />
zwölf Tagen einmal von Bergen über das<br />
Nordkap bis Kirkenes mitfahren – und<br />
wieder zurück.<br />
Auf den 2500 Seemeilen laufen die Schiffe<br />
34 Gemeinden an der Küste an. In manchen<br />
Dörfern legen sie nur eine Viertelstunde<br />
an, um Fracht abzuladen, teils nachts. In<br />
grösseren Orten können die Mitreisenden<br />
an Land gehen. Besonders charmant ist<br />
Ålesund mit seinem Ensemble an bunten<br />
Jugendstilhäusern, auch die Studentenstadt<br />
Trondheim lohnt einen<br />
ausgedehnten Tagesausflug.<br />
Aber natürlich ist es<br />
vor allem die nordische Natur,<br />
die Menschen auf diese Kreuzfahrt<br />
lockt. Der Geirangerfjord mit den Sieben<br />
Schwestern, einem spektakulär schönen<br />
Wasserfall, kommt dem Idealbild nordischer<br />
Wildnis ziemlich nahe. Die Lofoten<br />
nördlich des Polarkreises gleichen einer<br />
Kulisse für epische Sagen, wild und rau<br />
und anmutig tauchen sie am Horizont auf.<br />
Immer weiter nach Norden geht es nach<br />
Tromsø, wo einst Arktisexpeditionen in<br />
See stachen, und weiter zur Insel Kvaløya<br />
mit ihren Rentierherden bis zum Nordkap,<br />
dem nördlichsten Punkt des europäischen<br />
Festlands. Die letzten Kilometer dorthin<br />
überwindet der Bus.<br />
Postschiffe<br />
garantieren auch<br />
während der<br />
strengen Winter<br />
mit unpassierbaren<br />
Strassen die<br />
Versorgung<br />
abgelegener Orte.<br />
Das ganze Jahr über verkehren Hurtigruten-Schiffe<br />
auf der Postschiffroute. Im<br />
Winter sei die Kreuzfahrt zum Nordkap<br />
sogar noch schöner, sagen manche. Rund<br />
um den 70. Breitengrad warten dann alle<br />
sehnsüchtig auf das magische Flimmern<br />
am Himmel: das Leuchten der Polarlichter.<br />
Dafür steht man abends trotz bitterer Kälte<br />
noch lange beseelt an der Reling. Und<br />
morgens, wenn die Sonne beginnt, sich<br />
langsam in den Tag zu schieben, glimmen<br />
die verschneiten Berge rosarot.<br />
<<br />
HURTIGRUTEN<br />
Hurtigruten hat zwar auch Hightech-<br />
Expeditionsschiffe in der Flotte. Bekannt sind<br />
die Norweger aber für ihre Fracht- und Kreuzfahrtschiffe,<br />
die auf der historischen Postschiffroute<br />
zwischen Bergen und Kirkenes<br />
verkehren. Komfort und Ausstattung sind<br />
nicht mit modernen Schiffen zu vergleichen,<br />
für die meisten Gäste wichtiger ist<br />
hier aber ohnehin das Naturerlebnis. Auf<br />
der Postschiffroute steht Gästen aus<br />
dem D-A-CH-Raum ein deutschsprachiges<br />
Expertenteam<br />
an Bord zur Seite.<br />
hurtigruten.de<br />
Fotos: Andrea Klaussner / Hurtigruten, Grisha Bruev / Shutterstock Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
164 falstaff okt <strong>2023</strong>
eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />
Reisen auf Schiffen mit geringer<br />
Passagierzahl gehören zu den aktuellen<br />
Kreuzfahrt-Trends. Die Segeljacht «Sea<br />
Cloud Spirit» mit 136 Betten bietet ein<br />
besonders exklusives Reiseerlebnis.<br />
Foto: Sea Cloud Cruises<br />
166<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
WOHER DER<br />
WIND WEHT<br />
Kreuzfahrten boomen, und die Angebote der<br />
Reedereien werden immer vielfältiger und spezifischer.<br />
Motto: Für jeden Geschmack das passende Schiff.<br />
<strong>Falstaff</strong> hat erkundet, welche Trends sich in den<br />
nächsten Jahren am stärksten entwickeln werden.<br />
TEXT LISA ARNOLD<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
167
eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />
TASTING<br />
TREND<br />
INFO NR. 1<br />
WEITERE BEWERTUNGEN<br />
UND<br />
FLUSS-KREUZ-<br />
BESCHREIBUNGEN<br />
FAHRTEN<br />
FINDEN SIE<br />
AB SEITE 148.<br />
FLUSSKREUZFAHRTEN<br />
(Z)IMMER MIT AUSSICHT<br />
Warum an Land über Strassen düsen, wenn man gemächlich<br />
über den Fluss gleiten kann? Und dank der ständigen Nähe zu<br />
zwei Uferseiten wird der Ausblick dabei nie langweilig.<br />
Stilmix vom Feinsten:<br />
Die <strong>2023</strong> gelaunchte «Viking<br />
Aton» ist ganz und gar<br />
nordisch gestaltet. Ihre<br />
Reisen führen allerdings<br />
über den Nil.<br />
Flüsse sind die Lebensadern der<br />
europäischen Geschichte, denn<br />
alle grossen historischen Städte<br />
liegen an Flüssen (oder selten<br />
auch an Seen). Früher, als der<br />
Warentransport überwiegend per Schiff erfolgte,<br />
war es logistisch auch gar nicht anders<br />
möglich. Ausserdem hatte man so Zugang zu<br />
Trinkwasser und konnte mit der Erhebung<br />
von Brückenzoll Geld in die Stadtkasse spülen.<br />
Es liegt also nahe, sich Europas Traumstädten<br />
vom Wasser aus zu nähern.<br />
Genau dieses Erlebnis bieten Flusskreuzfahrten,<br />
die in gemächlichem Tempo allerlei<br />
sehenswerte Orte anfahren. Dass dabei Flussschleifen<br />
und flachere Gewässer zu bewältigen<br />
sind, hat den angenehmen Nebeneffekt,<br />
dass die Schiffe viel kleiner ausfallen als bei<br />
Hochseekreuzfahrten. Mehr als 200 Gäste<br />
sind an Bord nicht zu erwarten. «Klasse statt<br />
Masse» ist bei Flusskreuzfahrten das Leitmotiv,<br />
denn den wenigen glücklichen Mitfahrern<br />
wird von der doch meistens üppig vorhandenen<br />
Crew viel geboten.<br />
Die in Hamburg ansässige Reederei Riverside<br />
Luxury Cruises wurde erst Ende 2022<br />
gegründet und befährt die europäischen<br />
Fliessgewässer seit April diesen Jahres. Ihre<br />
vier Schiffe – allesamt nach Komponisten benannt<br />
– zeichnen sich vor allem durch hohen<br />
Servicelevel aus. Auf nur vier Gäste kommen<br />
zwei Besatzungsmitglieder – dieses Verhältnis<br />
übertrifft sogar die auf Fünf- Sterne-Schiffen<br />
üblichen fünf bis sechs Gäste pro zwei Crewmitglieder.<br />
Die «Riverside Mozart» gilt als grösstes<br />
und luxuriösestes Schiff auf der Donau.<br />
Vor Corona hatte der damalige Eigentümer,<br />
das US-amerikanische Unternehmen<br />
Crystal Cruises, der ehemalige Trendsetter in<br />
Sachen Flusskreuzfahrten, Millionen Dollar<br />
in ihre Renovierung gesteckt. Bald wurde<br />
das Schiff vom Hamburger Unternehmen<br />
Seaside Hotel Collection übernommen, das<br />
bereits elf Hotels in Städten und am Meer<br />
führt. Für die Inhaber in zweiter Generation,<br />
das Geschwisterpaar Gregor und Anouchka<br />
Gerlach, sind die Schiffe schwimmende<br />
Fotos: Viking Cruises, Belmond, beigestellt<br />
168 falstaff okt <strong>2023</strong>
Das<br />
Panoramadeck<br />
ist der beste<br />
Platz auf der<br />
«Coquelicot».<br />
Im Kreis: Beim<br />
«Excellence<br />
Gourmetfestival»<br />
steht das Essen<br />
im Mittelpunkt.<br />
AN BORD<br />
Riverside Luxury Cruises<br />
riverside-cruises.com<br />
Belmond<br />
belmond.com/boats<br />
Reisebüro Mittelthurgau<br />
mittelthurgau.ch<br />
Viking River Cruises<br />
vikingrivercruises.com<br />
Luxushotels. Statt<br />
Kabinen gibt es<br />
auf der Riverside<br />
Mozart ausschliesslich<br />
Suiten: 81 Stück<br />
mit Grössen zwischen<br />
19 und 82 Quadratmetern<br />
und eigenem Butler. Den 100 bis<br />
150 Passagieren stehen vier Restaurants zur<br />
Auswahl. Das Angebot spiegelt wider, durch<br />
welche Region das Schiff gerade gleitet.<br />
Während die «Mozart» alle sehenswerten<br />
Orte entlang der Donau in verschiedenen<br />
Kombinationen anfährt, sind ihre Schwesterschiffe<br />
«Ravel», «Bach» und «Debussy» am<br />
Rhein, auf der Rhône sowie auf Main, Mosel<br />
und Saône unterwegs.<br />
Ein weiterer verführerischer Neuzugang<br />
findet sich bei Belmond, dem britischen<br />
Spezialisten für Luxusreisen: Auf den<br />
«Venice-Simplon Orient Express» folgte<br />
heuer das Flusskreuzfahrtschiff «Coquelicot»,<br />
das seit Mai fährt. Unter dem Motto<br />
«Wining & Dining» gleitet es durch die<br />
Champagne und nimmt dabei jeweils nur<br />
sechs Gäste in drei geräumigen Suiten mit.<br />
Wie bei den restlichen sechs Belmond-Booten<br />
(Les Bateaux Belmond) gibt es keine<br />
festen Termine für<br />
individuell buchbare<br />
Routen, vielmehr<br />
muss die «Coquelicot»<br />
von einer Gruppe<br />
gechartert werden. Je nach<br />
den persönlichen Vorlieben der<br />
Gäste wird die Champagnerbar an<br />
Bord vor der Reise neu bestückt.<br />
Das Herzstück des Schiffs, das innen<br />
im Art-Nouveau-Stil gestaltet ist, ist das<br />
Hauptdeck: Es verfügt über zwei elegante<br />
Lounges im Freien, eine offene Küche und<br />
einen schattigen Essbereich. Doch genauso<br />
charmant wie das einmalige Wasserfahrzeug<br />
ist die Umgebung. Mit Maison Ruinart, dem<br />
ältesten Champagnerhersteller Frankreichs,<br />
als Partner kann Belmond exklusive Führungen<br />
und Verkostungen auf dem Weingut anbieten.<br />
Und die Küchenchefin des legendären<br />
Hauses, Valérie Radou, verzaubert die Gäste<br />
an Bord der «Coquelicot» mit einem Fünf-<br />
Gänge-Menü.<br />
Dass Spitzenköche auch in schwimmenden<br />
Küchen zu Höchstform auflaufen, beweist<br />
das jährliche «Excellence Gourmetfestival»,<br />
das seit zehn Jahren vom <strong>Schweiz</strong>er<br />
Reisebüro Mittelthurgau organisiert wird.<br />
Über mehrere Wochen im Oktober und November<br />
werden insgesamt 37 Kurzfahrten<br />
mit je einer Übernachtung zwischen Strassburg<br />
und Basel angeboten, die von einem<br />
bekannten Koch oder einer Köchin begleitet<br />
werden. Höhepunkt des Miniurlaubs ist ein<br />
Galaabend mit Ver kostungsmenü, Weinbegleitung<br />
und Livemusik.<br />
AUF DEM NIL –<br />
IM NORDISCHEN STIL<br />
Auf den modernen Schiffen kommt der Inneneinrichtung<br />
eine besondere Bedeutung zu.<br />
Auf Flusskreuzfahrten kann es nämlich auch<br />
Flusstage geben, an denen man die Landschaft<br />
vorbeiziehen sieht. Und das macht in einer<br />
gemütlichen Lounge oder einer heimeligen<br />
Suite am meisten Freude. Man denke nur an<br />
die erst im August <strong>2023</strong> gelaunchte «Viking<br />
Aton», die auf dem Nil verkehrt: Die 41<br />
Staterooms (allesamt aussen) könnten einem<br />
skandinavischen Wohnmagazin entsprungen<br />
sein. Und im Gegensatz zu Hochseekreuzfahrten<br />
wird der Ausblick nie eintönig, weil<br />
immer das Ufer im Blick bleibt. Das ist Entschleunigung<br />
mit Aussicht: Bei Flusskreuzfahrten<br />
lassen sich bekannte Regionen aus<br />
einer neuen Perspek tive entdecken.<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
169
eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />
TASTING<br />
TREND<br />
INFO NR. 2<br />
WEITERE BEWERTUNGEN<br />
UND BESCHREIBUNGEN<br />
KLEIN,<br />
ABER FINDEN OHO SIE<br />
AB SEITE 148.<br />
KLEIN, ABER OHO<br />
NOBLE NUSSSCHALEN<br />
Schiffe mit Platz für weniger als tausend Gäste gelten in der<br />
Welt der Kreuzfahrten als klein. Die exklusivsten Touren<br />
finden mit nur wenigen Hundert Mitreisenden statt.<br />
Während die klassischen<br />
Kreuzer für den<br />
breiten Markt bis zu<br />
7000 Passagiere befördern<br />
können, sind<br />
die Kapazitäten der exklusiveren Wasserfahrzeuge<br />
auf unter 1000 Gäste beschränkt.<br />
Wer mitfährt, geht nicht nur dem üblichen<br />
Gedränge aus dem Weg, sondern geniesst<br />
auch ein grosszügigeres Verhältnis zwischen<br />
Anzahl der Gäste, Grösse der Crew und verfügbarem<br />
Platz auf dem Schiff. Mit anderen<br />
Worten: Auf jeden Gast kommen mehr freie<br />
Quadratmeter und mehr Service.<br />
Seit dem Sommer 2022 fährt die «Evrima»<br />
– eine Superjacht der Ritz-Carlton-<br />
Flotte – in nahe und ferne Traumregionen.<br />
Ob Mittelmeerraum, Barbados, Puerto<br />
Rico oder Rundfahrt an der Küste der USA:<br />
Wer sich eine dieser einwöchigen Kreuzfahrten<br />
gönnt, findet sich in einer Gästeschar<br />
mit nur 298 weiteren Personen wieder.<br />
An Bord stehen fünf Restaurants und<br />
sechs Lounges zur Verfügung, jede Suite hat<br />
Meerblick. Es stehen sogar zweistöckige<br />
Maisonette- Kabinen mit separatem Wohnund<br />
Essbereich zur Auswahl.<br />
Ein exklusives Erlebnis ist auch ein Segeltörn<br />
auf der «Sea Cloud»: Diese Viermastbark<br />
wurde 1931 in Kiel gebaut, und zwar<br />
für Marjorie Merriweather Post (1887–<br />
1973), eine der vermögendsten Amerikanerinnen<br />
ihrer Zeit. Sie selbst wählte die<br />
Einrichtung mit Goldarmaturen, Marmor<br />
im Bad, Möbeln aus Edelhölzern und vielen<br />
weiteren Annehmlichkeiten. Das mondäne<br />
Schiff bietet Platz für 136 Gäste. In der kalten<br />
Jahreszeit durchkreuzt es die Karibik.<br />
Es sind diese schwimmenden Boutiquehotels,<br />
die in der Kreuzfahrtszene derzeit<br />
die höchsten Wellen schlagen: Man geht<br />
davon aus, dass sich ihre Anzahl bis 2030<br />
verdoppelt. Es ist ein Trend, der durch<br />
die Coronapandemie angekurbelt wurde:<br />
Die Reisenden sehnen sich nach Zurückgezogenheit<br />
und gleichzeitig nach unvergesslichen<br />
Erlebnissen, am besten vor der<br />
Kulisse einmaliger Landschaften. Kleine<br />
Schiffe können das leisten, weil sie an<br />
abgelegene Häfen herankommen, die die<br />
grossen Kreuzer nicht aufnehmen können.<br />
Den Rekord als kleinstes Kreuzfahrtschiff<br />
der Welt hält übrigens die «Celebrity<br />
Xploration» mit nur acht Kabinen, gefolgt<br />
von der «Safari Quest» von UnCruise Adventures<br />
– auf ihr fahren 22 Gäste und elf<br />
Crewmitglieder.<br />
<<br />
AN BORD<br />
The Ritz-Carlton Yacht Collection<br />
ritzcarltonyachtcollection.com<br />
Sea Cloud<br />
seacloud.com<br />
Celebrity Cruises<br />
celebritycruises.de<br />
UnCruise Adventures<br />
uncruise.com<br />
Die edel eingerichtete<br />
«Sea Cloud» nimmt<br />
Gäste, die sich das<br />
Besondere wünschen,<br />
mit auf einen Segeltörn<br />
in der Karibik.<br />
Fotos: Sea Cloud Cruises<br />
170 falstaff okt <strong>2023</strong>
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eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />
TASTING<br />
TREND<br />
INFO NR. 3<br />
WEITERE BEWERTUNGEN<br />
KREUZFAHRT<br />
UND BESCHREIBUNGEN<br />
ALS<br />
EXPEDITION<br />
FINDEN SIE<br />
AB SEITE 148.<br />
KREUZFAHRT ALS EXPEDITION<br />
GANZ NAH AN DEN ELEMENTEN<br />
Steckt nicht in jedem von uns ein neugieriger Forscher, der hin und wieder aus dem Alltag<br />
aussteigen und auf eine Expedition aufbrechen möchte? Hochmoderne, komfortable Schiffe<br />
ermöglichen unvergessliche Abenteuer, ohne dafür seine Gesundheit riskieren zu müssen.<br />
Der führende Anbieter von Expeditionskreuzfahrten<br />
ist die norwegische<br />
Reederei Hurtigruten.<br />
Was 1893 als Postschiffroute<br />
(«hurtig» heisst «schnell») entlang<br />
der norwegischen Westküste begann, ist<br />
heute eine weltbekannte Touristenattraktion.<br />
Weil die Kapazitäten in der kalten Jahreszeit<br />
aber nicht ausgelastet sind, setzt die Reederei<br />
ihre modernsten Schiffe seit etwa 20 Jahren<br />
auch für Expeditionskreuzfahrten auf der<br />
Südhalbkugel ein: 2002 steuerte die 211<br />
Kabinen starke «Nordnorge» erstmals die<br />
Antarktis an, kurz darauf ging es von Nordnorwegen<br />
nach Argentinien.<br />
Während Urlaubskreuzer ihre Gäste in der<br />
Zeit zu Wasser mit Erlebnisbädern, Glücks-<br />
spielen und Broadwayshows unterhalten,<br />
lauschen die Teilnehmer der Expeditionsseereisen<br />
Vorträgen von Fachleuten und erfahren<br />
Wissenswertes über Orte und Landschaften<br />
entlang der Route. So tauchen sie auch<br />
gedanklich tief in die Region ein und lernen,<br />
sie mit neuen Augen zu sehen. Und was man<br />
besser kennt, schliesst man bekanntlich auch<br />
leichter ins Herz.<br />
Mit der Premiere der «Nordnorge» am<br />
Südpol begann für Hurtigruten eine neue<br />
Ära. Die Flotte der Expeditionsschiffe ist<br />
mittlerweile auf acht Fahrzeuge angewachsen.<br />
Die jüngsten Neuzugänge heissen «Roald<br />
Amund sen» und «Fridtjof Nansen»: Die<br />
nach den grössten norwegischen Entdeckern<br />
benannten Zwillingsschiffe wurden zwischen<br />
2019 und 2020 gebaut, sind aber erst<br />
seit der Saison 2022 regelmässig im Einsatz:<br />
in der Antarktis, um die Inselgruppe Spitzbergen,<br />
in Alaska und bei den artenreichen<br />
Galapagos-Inseln. Und die Durchfahrung<br />
der Nordwestpas sage – von Island über<br />
Grönland nach Kanada – bietet Einblicke in<br />
besonders wilde und abgelegene Gebiete. Als<br />
Expeditionsschiff der neuen Generation hat<br />
die «Fridtjof Nansen» ein zweigeschossiges<br />
Aussichtsdeck, eine thematisch passende Bibliothek<br />
und ein Sciencecenter mit modernster<br />
Technologie, das Wissen greifbar und<br />
verständlich aufbereitet.<br />
Weil die Hurtigruten-Schiffe die faszinierendsten<br />
Ecken der Erde nicht nur erreichbar<br />
machen, sondern auch schützen wollen,<br />
Der «Fjord der Ewigkeit»<br />
im Süden Grönlands liegt<br />
an der Route mehrerer<br />
Sommerkreuzfahrten von<br />
Hurtigruten Expeditions.<br />
Fotos: Ted Gatlin / Hurtigruten, Andrea Klaussner / Hurtigruten, mauritius images / age fotostock / Michael S. Nolan, Clara Tuma / Hurtigruten<br />
172<br />
falstaff<br />
okt <strong>2023</strong>
AN BORD<br />
Hurtigruten Expeditions<br />
hurtigruten.com/de-de/expeditions<br />
Lindblad Expeditions<br />
world.expeditions.com<br />
Quark Expeditions<br />
quarkexpeditions.com<br />
In der Arktis zeigen sich Eisberge, auf<br />
der Südhalbkugel unter anderem<br />
antarktische Seebären.<br />
haben sie Hybridantrieb, der mit dieselelektrischem<br />
und reinem Elektroantrieb funktioniert.<br />
Der Trend hin zu Abenteuerkreuzfahrten<br />
geht nämlich Hand in Hand mit<br />
einem stärkeren Umweltbewusstsein bei den<br />
Passagieren. Perspektivisch will Hurtigruten<br />
vollkommen emissionsfrei fahren. Schweröl<br />
wird seit zehn Jahren nicht mehr verwendet,<br />
und auch Produkte aus Einwegplastik sind<br />
von den Schiffen verbannt – eine Weltpremiere<br />
unter den Reiseanbietern dieser Grössenordnung.<br />
NORDISCHER ENTDECKERGEIST<br />
IN AMERIKA<br />
Doch Hurtigruten ist bei Weitem nicht der<br />
einzige Anbieter von Expeditionen. Einige<br />
weitere haben in den USA ihre Basis, darunter<br />
die Reederei Lindblad Expeditions. Sie<br />
wurde – wenig überraschend – von einem<br />
gebürtigen Schweden namens Lars-Eric<br />
Lindblad (1927–1994) gegründet. Seit 2004<br />
besteht eine exklusive Zusammenarbeit<br />
mit National Geographic: Auf den Schiffen<br />
kommen Expeditionsleiter, Naturforscher<br />
und Historiker von Lindblad mit Wissenschaftern<br />
und Filmemachern von National<br />
Eine «Expedition Suite»<br />
mit Balkon auf der «Fridtjof<br />
Nansen», dem neuesten Schiff<br />
der Hurtigruten-Flotte.<br />
Geographic zusammen. Die Passagiere können<br />
von den Profis sogar das Handwerk der<br />
Naturfotografie erlernen. Die in Deutschland<br />
gebaute «National Geographic Orion»<br />
bietet mit nur 53 Kabinen ein intimes Reiseerlebnis,<br />
bei dem die Gäste leicht in Kontakt<br />
mit den Experten kommen können. Sie ist<br />
vor allem im Südpazifik unterwegs, beispielsweise<br />
in Polynesien.<br />
Wer sich zu den Erdpolen hingezogen<br />
fühlt, ist bei Quark Expeditions gut aufgehoben.<br />
Die in Seattle ansässige Reederei<br />
ist seit 1991 auf Polarfahrten spezialisiert.<br />
Ihr Fuhrpark umfasst vier Schiffe, die alle<br />
mit weniger als 200 Gästen unterwegs<br />
sind. Ausserdem kann man mit einem<br />
authentischen Eisbrecher fahren: Die<br />
«50 Years of Victory» bewältigt bis<br />
zu 2,5 Meter dicke Eisschichten.<br />
Beim zweiwöchigen «Ultimate Arctic<br />
Adventure» ist neben Wandern und<br />
Ausfahrten im Festrumpfschlauchboot<br />
auch «Flightseeing» inklusive:<br />
Ausflüge an «Land» per Helikopter.<br />
Fridtjof Nansen musste Grönland im Jahr<br />
1888 noch auf Ski überqueren.<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
173
eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />
TASTING<br />
TREND<br />
INFO NR. 4<br />
WEITERE BEWERTUNGEN<br />
UND BESCHREIBUNGEN<br />
CRUISING<br />
FINDEN SOLOSIE<br />
AB SEITE 148.<br />
ALLEIN AUF HOHER SEE<br />
CRUISING SOLO<br />
Vom schrägen Vogel zum Trendsetter: Alleinreisende auf<br />
Kreuzfahrten haben sich in wenigen Jahren zu einer wichtigen<br />
Zielgruppe entwickelt und werden mit exklusiven Angeboten bedacht.<br />
Die Norwegian Cruise Line<br />
war die erste Reederei, die<br />
dezidierte Einzelkabinen<br />
designt und eingerichtet hat.<br />
Mittlerweile gibt es für Solo-<br />
Reisende auch Lounges.<br />
AN BORD<br />
Norwegian Cruise Line<br />
ncl.com/de<br />
Celebrity Cruises<br />
celebritycruises.de<br />
Bisher schienen Kreuzfahrten<br />
Paaren und Familien vorbehalten<br />
zu sein, doch nun entdecken<br />
immer mehr Alleinreisende<br />
das sanfte Abenteuer auf hoher<br />
See für sich. Dabei waren es ausgerechnet<br />
die Entwicklungen in der Corona-Zeit,<br />
die ihnen in die Hände gespielt haben: Bis<br />
dahin wurden Passagiere, die solo unterwegs<br />
waren, mit Einzelzimmerzuschlägen<br />
bestraft, die zwar verständlich sind, aber<br />
dennoch bitter aufstossen. Als aber plötzlich<br />
niemand mehr mitfahren wollte, liessen<br />
viele Reedereien von diesen Zusatzkosten<br />
ab, um einen Anreiz zu schaffen. Aus<br />
dieser Aktion hat sich ein Trend entwickelt:<br />
Mittlerweile werden Alleinreisende nicht<br />
mehr bloss «geduldet», sondern mit neuen<br />
Angeboten bedacht, die nur ihnen vorbehalten<br />
sind.<br />
Die Norwegian Cruise Line hat das Potenzial<br />
zuerst bemerkt: Auf der 2010 vom<br />
Stapel gelassenen «Norwegian Epic» gab<br />
es die ersten Einzelkabinen, die als solche<br />
konzipiert sind – ganze 128 Stück. Damit<br />
die Gäste alleine, aber nicht einsam reisen,<br />
gibt es für sie eine eigene Lounge. Seitdem<br />
hat sich das Konzept weiterentwickelt, und<br />
auch die 2022 gebaute «Norwegian Prima»<br />
hat gemütliche Kabinen für einsame Seewölfe.<br />
Diese «Studios» bilden eine eigene<br />
Kategorie unter den Staterooms. Auf acht<br />
Quadratmetern haben Bett und Bad Platz;<br />
als externes Wohnzimmer dient die Studio<br />
Lounge mit viel Holz und gedämpftem<br />
Licht.<br />
Auch im Luxussegment stellen sich die<br />
Reedereien auf mehr Alleinreisende ein.<br />
Die ebenfalls 2022 gelaunchte «Celebrity<br />
Beyond» trägt immerhin 32 Edge Single<br />
Staterooms (von insgesamt 1626 Kabinen).<br />
Und die sind nicht etwa irgendwo<br />
im Innenbereich versteckt, sondern haben<br />
allesamt die verglaste Fensterfront namens<br />
«Infinite Veranda».<br />
Die meisten Reedereien haben den Trend<br />
bemerkt und zeigen beim Ausstatten neuer<br />
Schiffe die ebenfalls neue Sichtweise auf<br />
Alleinreisende: Statt halben Portionen stellen<br />
sie eine eigenständige Zielgruppe dar.<br />
Sie wählen das Reiseformat der Kreuzfahrt,<br />
weil es ihnen Sicherheit bietet – eine gute<br />
Basis, um die eigene Komfortzone schrittweise<br />
zu verlassen. <<br />
Foto: Norwegian Cruise Line<br />
174 falstaff okt <strong>2023</strong>
LEUKERBAD<br />
WELLNESS 365 IN DER<br />
DESTINATION LEUKERBAD<br />
Wellness im Herbst:<br />
die Magie von Leukerbad entdecken.<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
Der Herbst ist eine Zeit der Veränderung,<br />
eine Zeit, in der die<br />
Natur in ein warmes Farbenspiel<br />
eintaucht und die Gedanken<br />
sanft zur Ruhe kommen. Die Blätter<br />
fallen, die Temperaturen sinken, und der<br />
Herbst schleicht sich langsam ein. Doch in<br />
Leukerbad, dem idyllischen Ort inmitten<br />
der <strong>Schweiz</strong>er Alpen, bedeutet der Herbst<br />
eine Zeit der Erneuerung und Entspannung.<br />
Inmitten der atemberaubenden Bergkulisse<br />
offenbart sich ein reiches Repertoire an<br />
Erlebnissen für Wellness-Enthusiasten,<br />
Weinliebhaber und Feinschmecker gleichermassen.<br />
WELLNESS<br />
FÜR KÖRPER & SEELE:<br />
ENTSPANNUNG IN DEN<br />
THERMALBÄDERN<br />
Das Herzstück von Leukerbad sind seine<br />
heissen Thermalquellen. Das warme,<br />
mineralreiche Wasser sprudelt aus den Tiefen<br />
der Erde und verspricht eine angenehme<br />
Erholung für Körper und Geist. Das Wasser<br />
der Thermalquellen wirkt wohltuend auf<br />
Muskeln und Gelenke, während man die<br />
malerische Berglandschaft im Hintergrund<br />
bewundert – in dieser entspannenden<br />
Umgebung kann man getrost den<br />
Alltagsstress hinter sich lassen.<br />
WELLNESSANWENDUNGEN<br />
FÜR PURE ENTSPANNUNG<br />
Neben den Thermalbädern und Saunen bieten<br />
die Wellness-Einrichtungen in Leukerbad<br />
eine breite Palette von Anwendungen.<br />
Hier kann man sich von professionellen<br />
Therapeuten verwöhnen lassen und neue<br />
Energie tanken. Die Auswahl ist vielfältig<br />
und sorgt dafür, dass man sich danach wie<br />
neugeboren fühlt.<br />
DIE GOLDENE UMARMUNG DER<br />
NATUR: HERBSTLICHE PANO<br />
RAMEN IN LEUKERBAD<br />
Das Beste am Herbst in Leukerbad sind zweifellos<br />
die atemberaubenden Landschaften. Die<br />
umliegenden Berge und das Rhonetal erstrahlen<br />
in warmen Herbstfarben, die klare Bergluft<br />
belebt die Sinne. Bei Wanderungen oder<br />
Spaziergängen kann man die Schönheit der<br />
Natur in ihrer reinsten Form entdecken.<br />
QUELLEN ZUM GREIFEN NAH<br />
Der Thermalquellensteg, majestätisch über<br />
600 Meter in der wilden Dalaschlucht,<br />
bietet dramatische und poetische Herbstimpressionen.<br />
Besucher können das warme<br />
Thermalwasser aus Quellen in der Nähe<br />
selbst ziehen und auf einer beeindruckenden<br />
Hängebrücke den tosenden 35-Meter-<br />
Wasserfall erleben – eine herbstliche<br />
Naturerfahrung der Extraklasse.<br />
PRODUKTEMPFEHLUNG «UNSER TIPP:<br />
DIE LEUKERBAD SUMMER CARD» *<br />
Mit dem einzigartigen Kombi-Abo Leukerbad<br />
Summer Card profitieren Gäste von den öffentlichen<br />
Thermalbädern sowie von den Bergbahnen:<br />
In den Thermalquellen entspannen und<br />
die herbstliche Pracht der Walliser Alpen von<br />
den Gipfeln aus erleben – die perfekte Kombination<br />
für einen unvergesslichen Herbsturlaub.<br />
INFO<br />
Leukerbad Summer Card<br />
leukerbad.ch/summercard<br />
* Summer Card gültig bis zum 29.10.<strong>2023</strong>, Winter Card ab 16.12.<strong>2023</strong> bis 07.04.2024<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 175
DAS ABENTEUER<br />
K ANN BEGINNEN<br />
Mit großer Entdeckungslust legte Hurtigruten Expeditions bereits im Jahr 1896<br />
den Grundstein für die ersten Seereisen mit Expeditionsgedanken. Heute blickt<br />
das Unternehmen auf fast 130 Jahre norwegischer Pioniergeschichte zurück<br />
und gilt weltweit als führender Anbieter von Expeditions-Seereisen.<br />
176 falstaff okt <strong>2023</strong>
HURTIGRUTEN EXPEDITIONS<br />
Riesige Eisberge funkeln in verschiedenen<br />
Schattierungen von<br />
Blau. Majestätisch erheben sie<br />
sich in der endlosen Weite der<br />
vereisten Landschaft: Die Antarktis pulsiert<br />
vor Leben, bevölkert von zahllosen Pinguinen,<br />
Robben und Walen. Hier ein Knacken,<br />
dort ein dumpfes Grollen aus der Ferne. Es<br />
wird immer lauter. Sie werden Zeuge, wie<br />
das Eis vom Gletscher abbricht. Ihre Reise<br />
mit Hurtigruten Expeditions an Bord<br />
der weltweit ersten Hybrid-Expeditionsschiffe<br />
führt Sie auf eine<br />
nachhaltige Entdeckungstour.<br />
Die Expeditionsschiffe «MS<br />
Roald Amundsen» und «MS<br />
Fridtjof Nansen» sind weltweit<br />
führend bei nachhaltigen Seereisen.<br />
Mit fortschrittlichen<br />
Technologien, strenger Umweltkonformität<br />
und hochwertigen<br />
Annehmlichkeiten bieten sie elegante<br />
und komfortable Reiseerlebnisse. Diese<br />
Hybridschiffe setzen neue Maßstäbe für<br />
eine umweltschonende Seefahrt und beweisen,<br />
dass Hybridantriebe auch bei großen<br />
Schiffen effizient genutzt werden können.<br />
Spannende Vorträge über Wissenschaft,<br />
Umweltschutz und die Geschichte der<br />
Antarktis sowie Wanderungen durch eisige<br />
Landschaften sind fixer Bestandteil einer<br />
Antarktis-Reise mit Hurtigruten Expeditions.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Werner Kruse; Espen Mills; Dan Avila; Hurtigruten Oscar Farrera; beigestellt<br />
WARUM DIE ANTARKTIS?<br />
Beobachten Sie furchtlose Pinguine, Robben<br />
und Seevögel und lassen Sie sich von den<br />
faszinierenden Begegnungen von der Tierwelt<br />
des Südlichen Ozeans verzaubern, darunter<br />
majestätische Kolonien von Königspinguinen.<br />
Erkunden Sie die eisigen Weiten<br />
des kältesten, wildesten Kontinents der Erde<br />
und tauchen Sie ein in die einzigartigen<br />
Meereswelten des Südpolarmeers mit seinen<br />
monumentalen Tafeleisbergen, grollenden<br />
Gletschern und massiven Eisschollen. Erleben<br />
Sie hautnah die Geschichte dieses unberührten<br />
Kontinents, der nie von Menschen<br />
besiedelt wurde, und erfahren Sie mehr über<br />
die Entdecker, Walfänger und Wissenschafter,<br />
die sich trotz der unwirtlichen Umgebung<br />
der Herausforderung stellten, den<br />
Siebten Kontinent zu erkunden, auszubeuten<br />
und zu erforschen. Tauchen Sie in informative<br />
Vorträge ein, die internationale Forschungsprojekte,<br />
Umweltschutz und die<br />
Geschichte der Antarktis beleuchten. Und<br />
wenn Sie Interesse haben, können Sie sich<br />
aktiv an wissenschaftlichen Forschungsprogrammen<br />
beteiligen. Das deutschsprachige<br />
Expeditionsteam begleitet Sie, und das<br />
Schiff bietet Ihnen komfortable Außenkabinen,<br />
viele davon mit Balkon. Genießen Sie<br />
Vollpension mit Tischgetränken, Snacks am<br />
Vor- und Nachmittag sowie kostenloses<br />
WLAN an Bord.<br />
INFO<br />
Mehr erfahren unter:<br />
T: +49 40 79769188<br />
Hurtigruten GmbH<br />
Große Bleichen 23, 20354 Hamburg<br />
Veranstalter der Reisen ist die Hurtigruten<br />
Global Sales AS, Langkaia 1, 0150 Oslo, Norwegen<br />
HURTIGRUTEN EXPEDITIONS<br />
Ihr Angebot für 2024/2025:<br />
15 Tage Antarktis an Bord der «MS Fridtjof<br />
Nansen» ab 9.068 Euro p. P. inkl. Flug und<br />
500 Euro Bordguthaben*<br />
Ihre Vorteile:<br />
• Flug ab/bis Deutschland<br />
• 500 Euro Bordguthaben<br />
• Deutschsprachiges Expeditionsteam<br />
• Täglicher Landausflug<br />
• Vollpension mit Getränken<br />
* Pro Kabine bei Doppelbelegung und Buchung bis 30. 11. <strong>2023</strong>.<br />
Limitiertes Kontingent.<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff<br />
177
eise / DIE ZUKUNFT DER LUXUSLINER<br />
NACHHALTIGKEIT:<br />
BLAUE WELLEN,<br />
GRÜNE ZIELE<br />
Die Welt der Premiumkreuzfahrten steht vor dem grössten<br />
Wandel, den die Branche je erfahren hat. Neue Schiffe verändern<br />
die Standards in puncto Grösse und Luxus, während das Thema<br />
Nachhaltigkeit gleichzeitig massiv an Bedeutung gewinnt.<br />
Der Schutz von Fauna und Flora sowie der Erhalt der lokalen<br />
Strukturen in den angelaufenen Regionen gehören dabei<br />
zu den wichtigsten Zielen der Kreuzfahrtunternehmen.<br />
TEXT ANTHONY TORNO<br />
Foto: Dietmar Denger / laif / picturedesk.com<br />
178 falstaff okt <strong>2023</strong>
Die Umwelt vergisst nicht: Der Einfluss, den<br />
Kreuzfahrten auf Tier- und Pflanzenwelt<br />
haben, sollte nicht unterschätzt werden. Immer<br />
mehr Reedereien bemühen sich daher, ihren<br />
ökologischen Fussabdruck zu verringern.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
179
eise / DIE ZUKUNFT DER LUXUSLINER<br />
Die private Insel Bahamas CocoCay<br />
wurde von der Reederei Royal Caribbean<br />
Group zu einem Vergnügungspark<br />
umgestaltet, gleichzeitig unterliegt sie<br />
strengsten Umweltschutzregeln<br />
und ist ein Meeresschutzgebiet.<br />
K<br />
reuzfahrten sind<br />
eine der elegantesten<br />
und faszinierendsten<br />
Arten des Unterwegsseins.<br />
Galten sie früher<br />
als Synonym für luxuriöses Reisen<br />
schlechthin, so hat sich das Angebot inzwischen<br />
längst diversifiziert. Klassische<br />
Luxusdampfer interpretieren heute die<br />
Eleganz vergangener Tage neu, während<br />
moderne Kreuzfahrtschiffe entspannte,<br />
aber dennoch nicht minder hochklassige<br />
Atmosphäre versprechen. Und die gigantischen<br />
Megaliner diverser Reedereien für<br />
5000 oder noch mehr Passagiere bieten<br />
ohnedies für jeden Geschmack etwas, eine<br />
bunte Vielfalt an Aktivitäten und Unterhaltung<br />
an Bord, beinahe so, als hätte man<br />
eine Shoppingmall, ein Entertainmentcenter,<br />
ein Megafreibad und ein 3000-Betten-Hotel<br />
in eine Hülle gesteckt und aufs<br />
Wasser gelegt.<br />
Jedoch ist das Image der Branche in den<br />
letzten Jahren auch gehörig in die Kritik<br />
geraten. Den Giganten wird vorgeworfen,<br />
die Meere zu verschmutzen, Unmengen an<br />
oft besonders schädlichen Treibstoffen zu<br />
verbrennen, den Massentourismus auch<br />
an entlegenste Orte zu bringen und deren<br />
soziales Gefüge dadurch nachhaltig zu<br />
gefährden und generell die Umwelt durch<br />
einen megalomanischen ökologischen<br />
Fussabdruck massiv zu schädigen. Wurden<br />
derartige Vorhaltungen früher meist einfach<br />
weggeschwiegen, zwingt der Megatrend<br />
Nachhaltigkeit die Branche mittlerweile<br />
zum Umdenken. Und so setzen<br />
einige Reedereien inzwischen auf<br />
die grösstmögliche Minimierung<br />
der schädlichen Auswirkungen ihres<br />
Business auf die Natur und deren<br />
Bewohner an Land und im Wasser.<br />
DER ABENTEURER<br />
Hapag-Lloyd Cruises, eine Tochterfirma<br />
von TUI, ist eine der renommiertesten Marken<br />
für Expeditionsreisen. Ihr exklusives<br />
Expeditionsschiff «Hanseatic Spirit» wurde<br />
im Jahr 2021 in Norwegen gebaut und ist<br />
das jüngste von drei Schwesterschiffen, zu<br />
denen auch die «Hanseatic Nature» und<br />
die «Hanseatic Inspiration» gehören. Mit<br />
Platz für 230 Gäste auf sieben Decks bietet<br />
die «Hanseatic Spirit» Expeditionsreisen<br />
auf Fünf-Sterne-Niveau. Ein besonderer<br />
Schwerpunkt im Programmangebot liegt<br />
dabei auf der Wissensvermittlung für umweltbewusste<br />
Gäste. Mit Experten-Key notes<br />
und entsprechender Fachliteratur in den<br />
Bücherregalen der Bordbibliothek haben<br />
Interessierte die Möglichkeit, sich während<br />
Fotos: Royal Caribbean International, SaltedLife / Shutterstock, Stone RF / Getty Images<br />
180 falstaff okt <strong>2023</strong>
EINER DER<br />
SCHWERPUNKTE<br />
VIELER REEDEREIEN<br />
LIEGT AUF DER<br />
BEWUSSTSEINSBILDUNG<br />
FÜR PASSAGIERE.<br />
ihrer Expeditionsfahrt intensiv mit der Umwelt<br />
und den Besonderheiten der bereisten<br />
Regionen auseinanderzusetzen.<br />
DIE KÖNIGIN<br />
Die Reederei Regent Seven Seas gehört mit<br />
ihren Seven-Seas-Cruisern zu den Spitzenreitern<br />
der Branche, und Ende <strong>2023</strong> wird<br />
mit der «Seven Seas Grandeur» ein weiteres<br />
Prachtstück in See stechen. Mit 224 Metern<br />
Länge und Platz für 750 Gäste auf 20 Decks<br />
setzt dieser neue Super-Cruiser Massstäbe in<br />
Sachen Komfort und Raumangebot. Die 375<br />
Suiten mit Grössen von 20 bis 271 Quadratmetern<br />
bieten den Gästen grosszügig<br />
bemessene Rückzugsorte.<br />
Im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms<br />
«Sail and Sustain» legt der Mutterkonzern<br />
der Regent-Schiffe, Norwegian<br />
Cruise Line, besonderen Fokus auf umweltschonende<br />
Massnahmen, darunter auch<br />
innovative Schritte im Wassermanagement.<br />
Moderne Hochdruckpumpen, Wasserfilter<br />
und Aufbereitungsanlagen ermöglichen<br />
etwa die Umwandlung von Salzwasser in<br />
Süsswasser. So müssen die Ozeanriesen<br />
in den Häfen kein Wasser mehr tanken,<br />
in den Destinationen bleibt das ohnedies<br />
meist knappe Trinkwasser bei der lokalen<br />
Bevölkerung.<br />
LAS VEGAS AUF DEM MEER<br />
Die Royal Caribbean Group, einer der<br />
grössten Player der Branche, baut mit der<br />
«Utopia of the Seas» aktuell ein wahres<br />
Wunderwerk der modernen Schifffahrt. Mit<br />
18 Decks, Platz für 5668 Passagiere und<br />
2000 Crewmitglieder bietet das Schiff eine<br />
schier unüberblickbare Palette an möglichen<br />
Aktivitäten, darunter 17 Wasserrutschen,<br />
einen Surfsimulator oder eine<br />
Zipline über das gesamte Deck. Für die<br />
gastronomischen Highlights sorgen 40 Restaurants<br />
und 21 Bars mit Livemusik, dazu<br />
unterschiedlichste Showprogramme.<br />
Jedes Schiff der Royal Caribbean Group<br />
kann auf CocoCay in den Bahamas anle-<br />
<<br />
Korallenriffe<br />
gehören zu den<br />
empfindlichsten<br />
Lebensräumen unter<br />
Wasser. Entsprechend<br />
rigoros sollten<br />
diese einzigartigen,<br />
farbenprächtigen<br />
Biotope vor den<br />
Auswirkungen des<br />
Schiffsverkehrs<br />
geschützt werden.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
181
eise / DIE ZUKUNFT DER LUXUSLINER<br />
<<br />
gen, einer Privatinsel der Reederei, die an<br />
Vergnügungsparks wie Disneyland erinnert.<br />
Falls die Unterhaltungsmöglichkeiten an<br />
Bord für Passagiere nicht ausreichen, bietet<br />
die Insel zusätzliche Attraktionen. Unabhängig<br />
davon gelten für dieses private Atoll der<br />
Luxusreederei strenge Umweltschutzregeln,<br />
und es gilt als Meeresschutzgebiet.<br />
Die Caribbean-Gruppe unternimmt aber<br />
noch weitere Schritte, um einen Beitrag<br />
zum Umweltschutz zu leisten. Jüngstes<br />
Beispiel ist das im Herbst 2022 eröffnete<br />
Kreuzfahrtterminal in Galveston, Texas.<br />
Es ist der erste Hafen weltweit, der 100<br />
Prozent seiner benötigten Energie aus einer<br />
Fläche von insgesamt 30.000 Quadratmetern<br />
mit Solarpaneelen bezieht. Dieses<br />
Terminal hat die prestigeträchtige LEED-<br />
DER KREUZFAHRT-<br />
HAFEN IN<br />
GALVESTON BEZIEHT<br />
BEREITS 100 PROZENT<br />
SEINES STROMS AUS<br />
SOLARPANEELEN.<br />
Zertifizierung<br />
(Leadership<br />
in Energy and<br />
Environmental<br />
Design) erhalten,<br />
ein Label, das<br />
bei internationalen<br />
Investoren hoch<br />
geschätzt wird.<br />
DER NEWCOMER<br />
Im Jahr 2022 verkündete der Hotelgigant<br />
Ritz-Carlton seinen Einstieg in die Welt der<br />
Megajachten und stellte damit die Weichen<br />
für eine neue Dimension des exklusiven<br />
Reisens. Die erste Jacht dieser neuen Flotte<br />
trägt den Namen «Evrima», der aus dem<br />
Griechischen stammt und «Entdeckung»<br />
bedeutet. Die «Evrima» bietet Platz für<br />
298 Gäste in insgesamt 149 Suiten, jede mit<br />
einer eigenen Terrasse. Was diese Luxusjacht<br />
jedoch wirklich auszeichnet, ist die<br />
Übertragung des typischen Ritz- Carlton-<br />
Hotel-Feelings auf das Wasser. Jede Suite<br />
wird, wenn gewünscht, von einem persönlichen<br />
Butler betreut, der für das Wohlergehen<br />
seiner Gäste sorgt. Eine weitere<br />
bemerkenswerte Eigenschaft der «Evrima»<br />
ist Familienfreundlichkeit. An Bord wird<br />
Mit der Natur, nicht<br />
gegen sie: Das<br />
Beobachten von<br />
Meerestieren in<br />
ihren natürlichen<br />
Lebensräumen<br />
gehört auch für<br />
Schiffspassagiere<br />
zu den<br />
eindrucksvollsten<br />
Erlebnissen.<br />
nicht nur Unterhaltung für Kinder geboten,<br />
sondern auch ein pädagogisches Programm<br />
offeriert, das auf vier Säulen basiert: Meeresleben,<br />
lokale Kultur, nautische Navigation,<br />
Umweltbewusstsein. Ritz-Carlton legt<br />
grossen Wert darauf, dass bereits die jüngsten<br />
Gäste nicht bloss unterhalten werden,<br />
sondern auch Werte und Wissen für die<br />
Zukunft vermittelt bekommen. Damit zeigt<br />
das Unternehmen, wie Luxus und Bildung<br />
miteinander verschmelzen können, während<br />
man die Welt auf einer der nobelsten<br />
Jachten erkundet.<br />
DIE VORREITERIN<br />
Die «MSC Euribia» von MSC Cruises<br />
hat erst im Juni <strong>2023</strong> ihre Jungfernfahrt<br />
angetreten. Benannt nach der griechischen<br />
Auch wenn ein Luxusliner im<br />
Hafen anlegt, bleiben alle mit<br />
fossilen Brennstoffen befeuerten<br />
Stromgeneratoren in Betrieb. Das soll<br />
sich mit neuen Hafenkonzepten ändern.<br />
RUEFA:<br />
KREUZFAHRTEN<br />
WEITER IM<br />
TREND<br />
Die Kreuzfahrtbranche blickt zuversichtlich<br />
in die Zukunft. Alle Prognosen sagen ein Umsatzwachstum<br />
auf Vor-Corona-Niveau voraus.<br />
Besonders erfreulich zeige sich diese Entwicklung<br />
bei den Kreuzfahrten im west lichen<br />
und östlichen Mittelmeer, konstatiert die Geschäftsführung<br />
von Ruefa, das österreichweit<br />
mehr als 70 Reisebüros betreibt. Kreuzfahrten<br />
konnten sich zuletzt bereits als Alternative<br />
zum stationären Urlaub und besonders bei<br />
Familien bestens positionieren und lieferten<br />
ein Umsatzplus von 50 Prozent gegenüber<br />
dem Sommer 2022; im «Destinationsranking»<br />
belege die Kreuzfahrt Platz sechs. Für den<br />
Winter sieht man bei Ruefa Destinationen<br />
vor allem im Norden im Trend. Hier verzeichnete<br />
man zuletzt ebenfalls einen deutlichen<br />
Nachfrageschub.<br />
Fotos: Scupix / Shutterstock, Bäcker Stephan / Lookphotos / picturedesk.com, Sea Cloud Cruises<br />
182 falstaff okt <strong>2023</strong>
Nahezu ganz ohne fossile Treibstoffe fährt die<br />
«Sea Cloud» über die Weltmeere. Der Luxusliner<br />
setzt auf Windantrieb und damit auf das<br />
ursprünglichste aller Schifffahrtserlebnisse.<br />
Meeresgöttin Eurybia, zu Deutsch «die<br />
Gewaltige», trägt sie diesen Namen vollkommen<br />
zu Recht, da sie Platz für mehr<br />
als 6300 Passagiere in 2.419 Kabinen auf<br />
zehn Decks bietet. Die Atmosphäre an<br />
Bord ist locker, leger und familienfreundlich,<br />
wodurch sie ein breites Publikum anspricht.<br />
Was MSC (Mediterranean Shipping<br />
Company) besonders auszeichnet, ist das<br />
Engagement für umweltfreundliche Schiffsreisen.<br />
Die Reederei mit Sitz in Genf legt<br />
grossen Wert auf das Verhältnis zwischen<br />
Energieverbrauch und Effizienz mit dem<br />
Ziel, die gesamte Flotte bis zum Jahr 2050<br />
klimaneutral zu machen.<br />
BEINAHE JEDE<br />
RENOMMIERTE<br />
REEDEREI HAT SICH<br />
UMWELTBEWUSSTEN<br />
ZIELEN VERSCHRIEBEN.<br />
Die «MSC Euribia» verfügt über einen<br />
Liquefied-Natural-Gas(LNG)-Antrieb, ein<br />
umweltfreundlicher Kraftstoff, der schwefelfrei<br />
ist und die Treibhausgasemissionen<br />
um bis zu 25 Prozent reduzieren kann.<br />
Bereits seit 2017 werden zudem alle neuen<br />
Schiffe mit Landstromanschluss gebaut, um<br />
den Energieverbrauch in den Häfen zu minimieren,<br />
weil dadurch die Motoren nicht<br />
mehr rund um die Uhr laufen müssen.<br />
DIE ALTERNATIVEN<br />
Wer die Ozeane auf wirklich traditionelle<br />
Art erleben möchte, hat die Möglichkeit,<br />
eine Segelkreuzfahrt bei Star Clippers oder<br />
bei Sea Cloud Cruises zu buchen. Überdimensionale<br />
Segel sorgen hier für den<br />
Vortrieb der eher klein gehaltenen Schiffe –<br />
die «Sea Cloud» etwa kann maximal<br />
64 Passagiere aufnehmen.<br />
Die «MS Roald Amundsen» von Hurtigruten<br />
Expeditions ist ein wegweisendes<br />
Schiff der umweltfreundlichen Schifffahrt<br />
und trägt das Label des ersten Hybrid-Expeditionsschiffs<br />
der Welt. Mit ihrem elektrischen<br />
Antrieb und ihrer technologischen<br />
Fortschrittlichkeit setzt sie Massstäbe für<br />
nachhaltiges Reisen auf dem Wasser. Das<br />
Schiff nutzt erneuerbare Energien und ist<br />
besonders geeignet für die Erkundung entlegener<br />
Destinationen, da seine emissionsarme<br />
Technologie dazu beiträgt, die Ökosysteme<br />
dieser Destinationen zu schützen.<br />
NACHHALTIGKEIT BOOMT<br />
Fast jede renommierte Reederei hat sich<br />
mittlerweile umweltbewussten Zielen verschrieben.<br />
Jährliche Nachhaltigkeitsberichte<br />
sowie eigene Abteilungen für Nachhaltigkeit,<br />
Forschung und Umweltinnovationen<br />
legen Zeugnis für die Bemühungen ab, die<br />
Luxusschifffahrt zukunftsfit zu machen.<br />
Insbesondere die kritischen Stimmen im<br />
Mainstream haben dazu geführt, dass die<br />
Kreuzfahrtbranche ihr Image neu ausrichten<br />
muss, um wieder auf den richtigen Kurs<br />
zu gelangen. Denn von ihrer Faszination haben<br />
Kreuzfahrten kein bisschen verloren. Es<br />
geht nur darum, künftig mit wirklich gutem<br />
Gewissen ablegen zu können. <<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
183
eise / LONG WEEKEND – KOPENHAGEN<br />
ZAUBER<br />
DES NORDENS<br />
In Kopenhagen dreht sich heuer alles um das Thema Baukunst, denn<br />
Dänemarks Metropole gilt als Welthauptstadt der Architektur <strong>2023</strong>.<br />
Im späten Herbst, wenn keine Blätter mehr die Sicht verdecken, kann man sich<br />
an den historischen und modernen Vorzeigebauten der Stadt besonders gut<br />
erfreuen. Zum Aufwärmen geht’s in spannende Restaurants, Cafés und Museen.<br />
TEXT LISA ARNOLD<br />
Foto: Oleksiy Mark / Shutterstock<br />
184 falstaff okt <strong>2023</strong>
Nyhavn – der «neue Hafen» – ist<br />
Kopenhagens fotogenste Ecke.<br />
Hier wohnte u. a. der bekannte<br />
Märchenerzähler Hans<br />
Christian Andersen.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
185
eise / LONG WEEKEND – KOPENHAGEN<br />
FREITAG<br />
Ein morgendlicher<br />
Besuch im dänischen<br />
Architekturzentrum<br />
schult das Auge, und<br />
über den Ausklang mit<br />
Sterneküche freut sich<br />
der Gaumen.<br />
Mit der «RUG Bakery»<br />
hat die exklusive<br />
«Villa Copenhagen»<br />
eine eigene kleine<br />
Oase der dänischen<br />
Backkunst.<br />
Dänisches Design hat längst Kultstatus,<br />
aber was hat es mit dänischer<br />
Architektur auf sich? Was zeichnet<br />
die Baukunst in diesem verhältnismässig<br />
kleinen Inselstaat aus, der zwischen<br />
Deutschland und Schweden in der Nordsee<br />
schwimmt? Antworten auf diese Fragen<br />
gibt «So Danish!», die im März eröffnete<br />
Dauerausstellung im dänischen Architekturzentrum<br />
DAC. Dort beginnt unser langes<br />
Wochenende, um im Jahr, in dem Kopenhagen<br />
als weltweite Architekturhauptstadt<br />
im Rampenlicht steht, am Puls der Zeit zu<br />
sein. Nach diesem Streifzug durch 1200<br />
Jahre Baugeschichte «liest» man die Stadt<br />
anders, bewusster. Man erkennt Merkmale<br />
bestimmter Stile und schätzt die subtile<br />
Schönheit harmonischer Strassenzüge.<br />
Und dann beginnt die Schatzsuche im<br />
Freien: Zu den Wahrzeichen der dänischen<br />
Hauptstadt gehören der runde Turm von<br />
1642, die Marmorkirche von 1894 und die<br />
Stadtbibliothek namens «Schwarzer<br />
Diamant» von 1999. Und acht Kilometer<br />
«Weit draussen im Meere ist<br />
das Wasser so blau wie<br />
die Blätter der schönsten<br />
Kornblume …» – so beginnt<br />
Andersens «Kleine<br />
Meerjungfrau».<br />
nördlich des Zentrums erhebt sich die 1940<br />
fertiggestellte Grundtvigskirche mit ihrer<br />
einmaligen Silhouette.<br />
Ein bauliches Kuriosum ist auch das<br />
«Central Hotel & Café» im gemütlichen<br />
Viertel Vesterbro: Umgeben von modernen<br />
Wohnblöcken hat dort ein historisches<br />
Zwergenhäuschen überlebt: Das Erdgeschoss<br />
stammt aus dem 18. Jahrhundert<br />
und beherbergt ein winziges Café. Obenauf<br />
sitzt das einzige Gästezimmer – die 1920<br />
zugebaute Wohnung eines Schuhmachers.<br />
Wer dänische «Hygge» in ihrer reinsten<br />
Form erleben möchte, kehrt hier auf eine<br />
Tasse Kaffee ein oder sichert sich eine<br />
Übernachtung in dem wahrscheinlich<br />
kleinsten Hotel der Welt. Drum herum gibt<br />
es Einkaufsmöglichkeiten, etwa einen Ableger<br />
der dänischen Modemarke Ganni.<br />
Am Abend ist nordische Kochkunst vom<br />
Feinsten angesagt: Am Rand des Stadtparks<br />
Fælledparken, im achten Stock des nationalen<br />
Fussballstadions, liegt das Drei-Sterne-<br />
Restaurant «Geranium». Erst 2022 erreichte<br />
Küchenchef Rasmus Kofoed den Höhepunkt<br />
seiner Karriere, als sein Lokal die Liste «The<br />
World’s 50 Best Restaurants» anführte. In<br />
Kopenhagen war diese Spitzenplatzierung<br />
bislang nur dem «Noma» gelungen. Der<br />
Clou: Im selben Jahr erklärte der Gründer<br />
das «Geranium» zur fleischlosen Zone und<br />
serviert seitdem ein Verkostungsmenu, das<br />
aus Fisch, Meeresfrüchten und Bio-Gemüse<br />
besteht. Die Zutaten dafür werden aus<br />
Dänemark und Skandinavien bezogen. ><br />
Fotos: beigestellt, Pcala / Shutterstock, Claes Bech-Poulsen, Rasmus Hjortshoj, Jon Norstrøm<br />
186 falstaff okt <strong>2023</strong>
Im Drei-Sterne-Restaurant<br />
«Geranium» sitzt jeder Handgriff<br />
perfekt – nicht ohne Grund wurde<br />
es 2022 zur Nummer eins der<br />
Liste der «World’s 50 Best<br />
Restaurants» gewählt.<br />
Ein bauliches Kuriosum<br />
in Kopenhagen: das<br />
zweistöckige «Central<br />
Hotel & Café».<br />
Im Architekturzentrum<br />
DAC<br />
wird Wissen –<br />
typisch für<br />
dänische<br />
Museen –<br />
interaktiv und<br />
ansprechend<br />
aufbereitet.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
187
eise / LONG WEEKEND – KOPENHAGEN<br />
Im märchenhaften Schloss Rosenborg<br />
(unten) liegt eine faszinierende<br />
Schatzkammer verborgen.<br />
SAMSTAG<br />
Tagsüber entspannt durch Nørrebro<br />
schlendern – und abends im «Koan» (r.)<br />
dessen originelle Küche kennenlernen.<br />
Royals, Märchen und leckeres Gebäck:<br />
ein Streifzug zu dänischen Klassikern.<br />
K<br />
openhagen bietet Kultur im Übermass,<br />
und nach dem Frühstück ist<br />
es Zeit für einen Rundgang durch<br />
die Innenstadt mit ihrer hohen Dichte an<br />
Museen und anderen Sehenswürdigkeiten.<br />
Gleich zwei Schlösser liegen dort: Das von<br />
Grün umgebene Lustschloss Rosenborg<br />
beherbergt die dänischen Kronjuwelen. Und<br />
Amalienborg, bestehend aus vier Palais,<br />
dient der Königsfamilie seit 1794 als<br />
Zuhause. Das dazugehörige Amalienborg-<br />
Museum gibt spannende Einblicke in die<br />
Welt der dänischen Royals.<br />
All diese Eindrücke lassen sich beim Mittagessen<br />
im Restaurant «Lumskebugten»<br />
verarbeiten. Die namensgebende «Bucht<br />
mit den trügerischen Sandbänken» ist<br />
jedem dänischen Seemann ein Begriff:<br />
Wer hier nicht aufpasst, kann leicht hängenbleiben.<br />
Und genauso kommt man aus<br />
der 1854 eröffneten Gaststätte nur schwer<br />
wieder weg. Was damals eine von Seebären<br />
frequentierte Hafentaverne war, ist heute<br />
eine Traditionsbeiz mit weissen Tischdecken,<br />
dänischen Fischspezialitäten und<br />
Smørrebrød.<br />
Der Verdauungsspaziergang führt um das<br />
Kastell von Kopenhagen herum und hin zur<br />
kleinen Meerjungfrau. Ihr Erfinder, der<br />
dänische Märchenautor Hans Christian<br />
Andersen (1805–1875), stammte zwar von<br />
der Insel Fünen, verbrachte aber den Grossteil<br />
seines Lebens in Kopenhagen. Am fotogenen<br />
Hafen Nyhavn bewohnte er nacheinander<br />
die Nummern 18, 20 und 67. Von<br />
dort sind es 15 Minuten mit dem Taxi zum<br />
landschaftlich schönen Friedhof Assistens<br />
Kirkegård, wo sich die letzte Ruhestätte des<br />
dänischen Nationaldichters befindet.<br />
In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei<br />
der besten Cafés der Stadt: «Andersen &<br />
Maillard» und «Meyers Bageri». Letzteres<br />
gehört zum kulinarischen Imperium von<br />
Claus Meyer (geb. 1963), dem Pionier der<br />
neuen nordischen Küche und Mitbegründer<br />
des «Noma». Seine vier Filialen sind für<br />
saftiges Sauerteigbrot bekannt. Wer selbst<br />
gerne mit Brotherstellung experimentiert,<br />
kann sich in einem mitgebrachten Gefäss<br />
eine Starterkultur geben lassen und sich zu<br />
Hause an einem Sauerteiglaib versuchen.<br />
Das Viertel Nørrebro, in dem wir uns<br />
jetzt befinden, ist als Kreativviertel mit<br />
Einflüssen aus aller Welt bekannt. Die<br />
Jaegersborggade ist von kleinen Geschäften<br />
gesäumt, in denen sich so manches aussergewöhnliche<br />
Mitbringsel findet. Zum Beispiel<br />
ist dort «Wilgart» angesiedelt – der<br />
letzte Hutmacher in den nordischen Ländern.<br />
Die handgefertigten Kopfbedeckungen<br />
des Mittdreissigers Silas Skram sind<br />
dänisches Design in einmaliger Form.<br />
Bald heisst es aber wieder «Hut ab»:<br />
nämlich angesichts der Kreationen von<br />
Kristian Baumann. Er betreibt zwei koreanisch<br />
inspirierte Gaststätten in Kopenhagen,<br />
die beide heuer vom Guide Michelin<br />
entdeckt wurden. Das «Koan» ist gleich mit<br />
zwei Sternen eingestiegen, und das un prätentiöse<br />
Bistro «Juju» gilt als Tipp für<br />
entspannte Mahlzeiten.<br />
Fotos: Oliver Foerstner / Shutterstock, f11photo / Shutterstock, Neve Qaraday, Kanalhuset CPH, Artmim / Shutterstock, CatalinT / Shutterstock<br />
188 falstaff okt <strong>2023</strong>
Die Lounge<br />
im Hotel<br />
«Kanalhuset»<br />
und Smørrebrød,<br />
die dänische<br />
Spezialität<br />
der offenen<br />
belegten Brote.<br />
SONNTAG<br />
Kultur, Kaufrausch und Kaffeecocktails:<br />
unvergessliche Ecken der dänischen Hauptstadt.<br />
Am kühlen Sonntagmorgen liegt eine<br />
entspannte Atmosphäre über<br />
Kopenhagen. Vereinzelt radeln<br />
Familien mit Cargobikes an den Seen entlang,<br />
Freunde treffen sich zum Brunch, und<br />
in der Einkaufsmeile Strøget bummeln die<br />
Ersten an den (noch) geschlossenen<br />
Geschäften entlang.<br />
Durch die verschlafene Metropole spazieren<br />
wir zur dänischen Nationalgalerie SMK<br />
(Statens Museum for Kunst). Sie liegt malerisch<br />
im Stadtpark Østre Anlæg, durch den<br />
sich längliche Gewässer ziehen. Das Museum<br />
verfügt über die grösste Kunstsammlung<br />
des Landes, die aus rund 260.000<br />
Kunstwerken besteht. Dabei handelte es<br />
sich ursprünglich um die Sammlung der<br />
dänischen Könige, doch mit der Einführung<br />
der Demokratie in Dänemark Mitte des<br />
19. Jahrhunderts wurden die Schätze der<br />
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aus<br />
dem riesigen Fundus stellt die Galerie<br />
immer wieder neue Themenausstellungen<br />
zusammen. Noch bis 5. November ist die<br />
Schau «Barock – raus aus der Dunkelheit»<br />
zu sehen: mit ganz viel Sinnlichkeit,<br />
Dramatik und Opulenz.<br />
Einen Kilometer weiter liegt das dänische<br />
Designmuseum. Die Hauptausstellung<br />
«Magie der Form» skizziert die Geschichte<br />
des dänischen Designs. Sie erinnert an Klassiker,<br />
zeigt aber auch Strömungen und Produkte,<br />
die es nicht zu Weltruhm geschafft<br />
haben. Daneben gibt es Sonderausstellungen,<br />
die sich vor allem mit der Zukunft des<br />
Designs und Möglichkeiten einer nachhaltigeren<br />
Produktion beschäftigen.<br />
Nach den Museumsbesuchen bietet sich<br />
die Chance, in den vielen sonntags geöffneten<br />
Geschäften letzte Mitbringsel einzusammeln.<br />
Wenn es um schöne Dinge geht, ist<br />
vor allem auf «Illums Bolighus» Verlass:<br />
Das 1925 gegründete Edelkaufhaus versorgt<br />
die Dänen – inklusive der königlichen<br />
Familie – mit Mode, Wohnaccessoires,<br />
Schönheitsprodukten, Lampen und<br />
Möbeln. Es ist ein Tempel des dänischen<br />
Designs, für den man eine Stunde einplanen<br />
sollte.<br />
Ein stilvoller Abschied von der Hauptstadt<br />
der nordischen Coolness gelingt im<br />
Café «The Artisan». Dort werden die<br />
Bohnen aus der eigenen Rösterei nicht nur<br />
zu klassischem Flat White und Co. verarbeitet,<br />
sondern auch zu Cocktails. Darf es<br />
ein Espresso Martini sein und dazu ein<br />
Smørrebrød als leichtes Mittagessen?<br />
Hellwach, unbeschwert und in bester Laune<br />
erfolgt schliesslich die Abreise aus Kopenhagen.<br />
Skål!<br />
><br />
Blick auf den innerstädtischen St.-Joergens-<br />
See mit dem markanten Planetarium (links).<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
189
eise / LONG WEEKEND – KOPENHAGEN<br />
TIPPS &<br />
ADRESSEN<br />
HOTELS<br />
VILLA COPENHAGEN***** (1)<br />
In diesem Fünf-Sterne-Hotel wird Wellness grossgeschrieben:<br />
Es gibt eine Sauna und einen 25 Meter<br />
langen Pool auf dem Dach. Gute Lage nahe Tivoli<br />
und Nationalmuseum.<br />
Tietgensgade 35–39, 1704 Kopenhagen<br />
T: +45 78 730000, villacopenhagen.com<br />
GRAND JOANNE**** (2)<br />
Erst im April ist dieses Lifestylehotel in ein renoviertes<br />
Gebäude aus dem 19. Jahrhundert eingezogen.<br />
Die 162 individuell gestalteten Zimmer und<br />
Suiten bestechen mit Designmöbeln in beruhigenden<br />
Farben. Und es gibt eine Bar auf dem Dach.<br />
Vesterbrogade 9A, 1620 Kopenhagen<br />
T: +45 78 714010, grandjoanne.dk<br />
KANALHUSET (3)<br />
Das charmante «Kanalhaus» von 1754 beherbergt<br />
seit 2020 ein Boutiquehotel mit zwölf Zimmern und<br />
14 Wohnungen. Jeden Abend um 19 Uhr wird ein<br />
Tagesgericht in geselliger Runde serviert.<br />
Overgaden Oven Vandet 62 a, 1415 Kopenhagen<br />
T: +45 28 141530, kanalhusetcph.com<br />
HOTEL OTTILIA BY BRØCHNER HOTELS**** (4)<br />
Im Carlsberg-Viertel liegt dieses exklusive Hotel,<br />
das seine Gäste täglich mit einer «Wine Hour»<br />
verwöhnt. In den Zimmern mit coolem Industrial-<br />
Touch finden sich dänische Designklassiker.<br />
Bryggernes Plads 7, 1799 Kopenhagen<br />
T: +45 33 387030, brochner-hotels.com<br />
RESTAURANTS<br />
GERANIUM*** (1)<br />
Küchenchef Rasmus Kofoed ist Kopenhagens<br />
kulinarischer Überflieger – im doppelten Sinne:<br />
Sein Restaurant liegt luftig im achten Stock und<br />
gilt derzeit als das beste auf der ganzen Welt.<br />
Per Henrik Lings Allé 4, 2100 Kopenhagen<br />
T: +45 69 960020<br />
geranium.dk<br />
KADEAU** (2)<br />
Zusätzlich zu den zwei Sternen, die das Restaurant<br />
seit 2018 hält, kam heuer noch ein grüner Stern<br />
hinzu. Was nicht selbst angebaut oder geerntet<br />
werden kann, wird von biodynamisch arbeitenden<br />
Lieferanten ergänzt.<br />
Wildersgade 10B, 1408 Kopenhagen<br />
T: +45 33 252223, kadeau.dk<br />
KOAN** (3)<br />
Dieses Restaurant mit dem koreanischstämmigen<br />
Küchenchef Kristian Baumann an der Spitze ist<br />
heuer von null auf zwei Sterne gesprungen.<br />
Langeliniekaj 5, 2100 Kopenhagen<br />
T: +45 28 747840, koancph.dk<br />
JUJU (4)<br />
Dass koreanische Küche in Kopenhagen ein hohes<br />
Niveau erreicht hat, beweist auch dieses Restaurant.<br />
Authentisch zubereitete Gerichte wie Brathähnchen<br />
und Mandoo vom Schwein liefern eine<br />
angenehme Portion Exotik.<br />
Øster Farimagsgade 8, 2100 Kopenhagen<br />
T: +45 28 749340, jujucph.dk<br />
LUMSKEBUGTEN (5)<br />
An der «heimtückischen Bucht» – und nur fünf<br />
Gehminuten von der kleinen Meerjungfrau entfernt<br />
– liegt dieses gutbürgerliche Restaurant, das<br />
traditionelle dänische Küche serviert.<br />
Esplanaden 21, 1263 Kopenhagen<br />
T: +45 33 156029, lumskebugten.dk<br />
BISTRO LUPA (6)<br />
Dieses beliebte moderne Bistro im Viertel Østerbro<br />
setzt ganz auf pflanzliche Küche. Die gesunden<br />
Kreationen ehrt der Guide Michelin mit dem<br />
Bib Gourmand.<br />
Marstalsgade 8, 2100 Kopenhagen<br />
T: +45 34 100101, bistrolupa.dk<br />
DONDA DELI (7)<br />
Dieser 2022 eröffnete Ableger des erfolgreichen<br />
Restaurants «Donda» überrascht mit einem kulinarischen<br />
Streifzug durch Südamerika, zubereitet<br />
aus dänischen Zutaten.<br />
Dybbølsgade 5, 1721 Kopenhagen<br />
T: +45 60 131721, donda.dk/deli<br />
CAFÉS<br />
MEYERS BAGERI (1)<br />
Die 2010 eröffnete, erste Filiale von mittlerweile<br />
vier Niederlassungen. Dahinter steckt Claus Meyer,<br />
ein Pionier der neuen nordischen Koch- und Backkunst.<br />
Jægersborggade 9, 2200 Kopenhagen<br />
T: +45 25 101134, meyers.dk<br />
THE ARTISAN (2)<br />
Mekka für Fans von Kaffeespezialitäten: Wer einen<br />
«Personal Roast» bucht, bekommt die Bohnen für<br />
seinen Kaffee individuell geröstet – binnen zwölf<br />
Minuten. Ausserdem gibt es Kaffeecocktails.<br />
Sortedam Dossering 45A, 2200 Kopenhagen<br />
theartisan.dk<br />
ANDERSEN & MAILLARD (3)<br />
Diese angesagte Kombination aus Rösterei und<br />
Bäckerei versorgt die Kopenhagener seit 2018 mit<br />
süssen Leckereien. Die Spezialität des Hauses ist<br />
das Croissant in Würfelform.<br />
Nørrebrogade 62, 2200 Kopenhagen<br />
T: +45 33 322322, andersenmaillard.dk<br />
CENTRAL HOTEL & CAFÉ (4)<br />
Kleiner geht’s nicht: Das winzige Haus beherbergt<br />
unten ein Café und darüber ein Hotel mit einem<br />
einzigen Zimmer.<br />
Tullinsgade 1, 1618 Kopenhagen<br />
T: +45 33 210095, centralhotelogcafe.dk<br />
ANREISE<br />
Der internationale Flughafen Kopenhagen-Kastrup ist<br />
der grösste der nordischen Länder und wird aus fast<br />
170 Städten weltweit angeflogen. Allein die Fluglinie<br />
SAS, die dort ihre Hauptbasis hat, fliegt direkt über<br />
hundert Ziele an, darunter München und Zürich. Aus<br />
Wien kommt man unter anderem mit Austrian Airlines<br />
direkt nach Kopenhagen. Ab Innsbruck fliegt<br />
ausserdem Eurowings. Die acht Kilometer vom Flughafen<br />
in die Stadt legt man entweder per Zug (knapp<br />
15 Minuten bis København H) oder mit dem Taxi<br />
zurück, das allerdings 20 bis 30 Minuten braucht.<br />
Mehr Städtereise-Tipps<br />
für lange Wochenenden<br />
go.falstaff.com/longweekend<br />
><br />
Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
190 falstaff okt <strong>2023</strong>
FERIENREGION GSTAAD<br />
COME UP,<br />
SLOW DOWN<br />
In der Ferienregion Gstaad verschmelzen Ursprünglichkeit<br />
und Natur zu einer einzigartigen Symbiose. Inmitten einer<br />
märchenhaften Winterlandschaft werden erstklassiges<br />
Skivergnügen, aussergewöhnliche Unterkünfte und<br />
kulinarische Genüsse zu einer unvergleichlichen Erfahrung.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Mike Rabensteiner<br />
Die imposante Hängebrücke<br />
«Peak Walk by Tissot», welche<br />
zwei Berggipfel miteinander<br />
verbindet, ist zweifellos eine der<br />
faszinierendsten Attraktionen im<br />
Reich des Glacier 3000.<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 191
Märchenhaft thront das<br />
«Gstaad Palace» über<br />
dem verschneiten Dorf<br />
Gstaad – a real<br />
fairy tale.<br />
Wer zum ersten Mal in die<br />
Winterlandschaft von<br />
Gstaad eintaucht, wird die<br />
Einzigartigkeit dieses Ortes<br />
und seine tief verwurzelten Traditionen zu<br />
schätzen lernen. Schon im 18. Jahrhundert<br />
beschrieben Reisende die Schönheit des Tals,<br />
doch erst im 19. Jahrhundert wurde es ein<br />
Reiseziel. Die Montreux-Oberland-Bahn, die<br />
Gstaad 1905 mit der Aussenwelt verband,<br />
legte schliesslich den Grundstein für den<br />
Tourismus. Ab 1906 entstanden die ersten<br />
Tourismusvereine und zahlreiche Hotels.<br />
Heute ist die Ferienregion Gstaad ein<br />
<strong>Schweiz</strong>er Vorzeigebeispiel für Tourismusorganisationen<br />
und bewahrt die Geschichte<br />
und Anziehungskraft der Region im Berner<br />
Oberland. Es ist die Ursprünglichkeit von<br />
Gstaad, die bis heute erhalten blieb und Gäste<br />
aus aller Welt in seinen Bann zieht.<br />
Das legendäre «Gstaad Palace», das 1913<br />
eröffnet wurde und wahrhaftig das Aushängeschild<br />
von Gstaad darstellt, wird von einer<br />
beeindruckenden Auswahl an Wellness-<br />
Hotels ergänzt. Eines davon ist «The Alpina<br />
Gstaad», das mit seinem Six Senses Spa<br />
Wellness auf allerhöchstem<br />
Niveau bietet. Ein<br />
weiteres Juwel ist das «Ermitage<br />
Wellness- & Spa-Hotel» in<br />
Schönried oberhalb von Gstaad, dessen<br />
beheiztes Solbad die Sinne verwöhnt.<br />
Es verwundert nicht, dass die Hotels dieser<br />
Region regelmässig in den vordersten<br />
Reihen von renommierten Auszeichnungen<br />
zu finden sind. In Gstaad ist erstklassige<br />
Gastlichkeit und exzellente Hotellerie ein<br />
kontinuierliches Credo – viele dieser etablierten<br />
Hotels sind immer noch in Familienbesitz,<br />
was die persönliche Betreuung und<br />
Gastfreundschaft in den Mittelpunkt stellt.<br />
PARADIES FÜR WINTERSPORT<br />
Gstaad präsentiert sich als der perfekte<br />
Schauplatz für unvergessliche Winterabenteuer,<br />
sei es beim Skifahren oder Langlaufen.<br />
Das Skigebiet erstreckt sich über acht<br />
majestätische Berge, die sich bis auf 3000<br />
Meter erheben, darunter das faszinierende<br />
Glacier3000-Erlebnis, das bereits im<br />
November für den Wintersport seine Pforten<br />
öffnet. Insgesamt finden sich in der<br />
Region 200 Kilometer<br />
bestens präparierter Skipisten,<br />
aber auch grossartige<br />
Möglichkeiten für Langläufer<br />
und Schneewanderer mit 132 Kilometern<br />
Loipen, 143 Kilometern Winterwanderwegen,<br />
78 Kilometern Schneeschuhrouten<br />
und 34 Kilometern Rodelbahnen.<br />
Das weitläufige Skigebiet bietet eine beeindruckende<br />
Vielfalt an Pisten. Ein besonderes<br />
Highlight ist der »Mike von Grünigen Run«<br />
am Horneggli oberhalb von Schönried, wo<br />
passionierte Carver die Spuren des einheimischen<br />
Riesenslalom-Weltmeisters verfolgen<br />
können. Ebenso fordert die »Nathalie von<br />
Siebenthal Training Turbach«, eine Trainingsstrecke<br />
der ehemaligen Profisportlerin<br />
Nathalie von Siebenthal, Langläufer dazu<br />
heraus, ihre Zeiten zu unterbieten, während<br />
sie den atemberaubenden Ausblick auf die<br />
umliegende Bergwelt geniessen.<br />
Langläufer, die es etwas ruhiger angehen<br />
wollen, sind auf den verschneiten und wildromantischen<br />
Loipen von Lauenen bestens<br />
aufgehoben. Das malerische Bergdorf, mit<br />
seinen historischen Holzhäusern und einer<br />
192<br />
falstaff okt <strong>2023</strong>
GSTAAD<br />
ehrwürdigen Kirche aus dem 16. Jahrhundert,<br />
liegt nur einen Katzensprung entfernt<br />
vom geschäftigen Treiben des Skiorts Gstaad.<br />
Hier können Langlaufenthusiasten und solche,<br />
die es noch werden wollen, unberührte<br />
Landschaften in vollen Zügen geniessen.<br />
GENUSS ABSEITS DER PISTEN<br />
Neben den Traditionen und Brauchtümern,<br />
die von über 10.000 Kühen und 350 Bauernhöfen<br />
geprägt sind, spielt auch die Kunst eine<br />
herausragende Rolle. Gstaad bietet zahlreiche<br />
Kunstgalerien, Skulpturen entlang der<br />
Promenade und nicht zuletzt das faszinierende<br />
»Elevation 1049«-Projekt, das Kunstinstallationen<br />
und Präsentationen in der natürlichen<br />
Umgebung präsentiert. Eine treibende<br />
Kraft hinter diesem kreativen Aufblühen ist<br />
unter anderem Maja Hoffmann von der<br />
Luma Foundation, die auch die Position der<br />
Präsidentin des Locarno Film Festivals innehat.<br />
Die Wintermonate bringen zudem herausragende<br />
klassische Veranstaltungen wie<br />
das Gstaad New Year Music Festival und das<br />
Sommets Musicaux de Gstaad mit sich, die<br />
das kulturelle Erbe der Region bereichern.<br />
Neben romantischen Pferdekutschenfahrten<br />
durch bezaubernde Winterlandschaften<br />
und vielen weiteren Erlebnissen fernab der<br />
Pisten überzeugt die Destination Gstaad<br />
aber auch in Sachen Kulinarik – mit insgesamt<br />
278 GaultMillau-Punkten, einem<br />
Michelin-Stern und zwölf <strong>Falstaff</strong>-Gabeln.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
gstaad.ch<br />
TIPPS &<br />
ADRESSEN<br />
MICHEL’S STALLBEIZLI<br />
«Michel’s Stallbeizli» ist ein umgebauter Kuhstall,<br />
der einen einzigartigen Ort für Fonduegenuss<br />
bietet, während man die Kühe durch<br />
das Schaufenster beobachten kann. Diese<br />
aussergewöhnliche Gaststätte wird von der<br />
Familie Michel betrieben.<br />
Gsteigstrasse 41, 3780 Gstaad<br />
T: +41 33 744 16 83<br />
stallbeizli.ch<br />
SOMMET<br />
Liebhaber von vegetarischer Gaumenfreude<br />
werden im Restaurant «Sommet by Martin<br />
Göschel» im «The Alpina Gstaad» in<br />
Entzücken geraten. Ob mediterrane oder<br />
südostasiatische Einflüsse – die kulinarischen<br />
Reisen des Spitzenkochs spiegeln sich in den<br />
Geschmacks erlebnissen auf dem Teller wider.<br />
Alpinastrasse 23, 3780 Gstaad<br />
T: +41 33 888 98 66<br />
thealpinagstaad.ch<br />
THE OFFCUT FOODTRUCK<br />
Ob Fischtempura, Fleischbällchen oder Früchtebrot<br />
– das Food-Angebot des «The Offcut Food<br />
Truck» verwertet Abschnitte und Übriggebliebenes<br />
zu neuen köstlichen Gerichten. Auch diesen<br />
Winter lohnt es sich, auf dem Eggli die Augen<br />
nach dem Gstaader Foodtruck offenzuhalten.<br />
Alpinastrasse 23, 3780 Gstaad<br />
thealpinagstaad.ch<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Gstaad Palace; Destination Gstaad / Melanie Uhkötter; beigestellt<br />
Gstaad ist die Genussdestination<br />
für entspanntes Skivergnügen<br />
auf vielseitigen Traumpisten,<br />
abseits des Massentourismus.<br />
BERGRESTAURANT WASSERNGRAT<br />
Das Bergrestaurant liegt direkt an der Skipiste<br />
mit toller Terrasse und Panoramablick auf<br />
Gstaad. Der Wasserngrat, das kleinste Skigebiet<br />
in der Region, ist auch das sportlichste.<br />
Der Tiger Run ist die spektakulärste und<br />
steilste Piste rund um Gstaad.<br />
Bissedürriweg 16, 3780 Gstaad<br />
T: +41 33 744 96 22<br />
wasserngrat.ch/restaurant<br />
BOCHTEHUS BEIZLI<br />
Unter der liebevollen Leitung der Familie<br />
Reichenbach erwartet die Gäste im über<br />
300 Jahre alten Bauernhaus eine reichhaltige<br />
Auswahl, darunter Fondue, Suppen, verlockende<br />
Kuchen und weitere Köstlichkeiten sowie<br />
Fondue Chinoise und Raclette auf Bestellung.<br />
Lauenenseestrasse 62, 3782 Lauenen<br />
T: +41 33 765 30 34<br />
bochtehus-beizli.ch<br />
RESTAURANT SONNENHOF<br />
Die schweizerisch-italienisch-französisch<br />
inspirierte Küche bietet erstklassige saisonale<br />
Köstlichkeiten. Bei einer Auswahl von über<br />
300 Spitzenweinen aus der <strong>Schweiz</strong> sowie<br />
edlen Tropfen von ausserhalb findet sich hier<br />
für jedes Gericht der richtige Partner.<br />
Sonnenhofweg 33, 3792 Saanen<br />
T: +41 33 744 10 23<br />
restaurantsonnenhof.ch<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 193
tasting<br />
SYRAH-TROPHY<br />
Der grösste Teil der <strong>Schweiz</strong>er<br />
Syrah-Rebflächen befindet<br />
sich im Wallis. Etwa im<br />
Rebberg der Domaine<br />
de Mont d’Or in Sion.<br />
RHÔNETAL IN<br />
REINKULTUR<br />
Die Sorte Syrah besetzt in der <strong>Schweiz</strong> eine Nische. Angesichts der<br />
exzellenten Qualität der Weine mag das überraschen – insbesondere im<br />
<strong>Schweiz</strong>er Rhônetal, dem Wallis, gedeiht die Sorte exzellent.<br />
TEXT BENJAMIN HERZOG NOTIZEN DOMINIK VOMBACH, BENJAMIN HERZOG<br />
Fotos: Eric Kolly / Shutterstock, beigestellt<br />
194 falstaff okt <strong>2023</strong>
Die Traubensorte Syrah hat in<br />
den letzten 60 Jahren einen<br />
wahren Siegeszug hingelegt.<br />
Allein in Frankreich wuchsen<br />
die Rebflächen von rund<br />
1600 Hektar Ende der 1950er-Jahre auf<br />
heute rund 70.000 Hektar an. In der<br />
<strong>Schweiz</strong> aber ist die Traubensorte bis heute<br />
nicht aus der Nische hervorgetreten. Bereits<br />
1926 wurden die ersten Syrah-Rebstöcke ins<br />
Wallis gebracht, seither wird die Sorte hier<br />
erfolgreich kultiviert – dennoch entfallen<br />
auch heute nur rund 172 Hektar im Wallis<br />
sowie 36 Hektar in der gesamten Restschweiz<br />
auf die Traubensorte. Das ist wirklich<br />
wenig, bedenkt man die Tatsache, dass<br />
das Wallis der nördlichste Teil des Rhônetals<br />
ist und die Traubensorte hier nicht selten<br />
geniale Weine hervorbringt. Den ersten Platz<br />
der <strong>Falstaff</strong> Syrah-Trophy <strong>2023</strong> belegt einer<br />
der legendärsten Syrah-Weine der <strong>Schweiz</strong>:<br />
Der Cayas Réserve der Domaine Jean-René<br />
Germanier aus dem Jahrgang 2020. Der<br />
Wein wird aus Trauben von bis zu 15 Plots<br />
kultiviert, der warme und eher trockene<br />
Jahrgang 2020 sorgt für einen konzentrierten,<br />
komplexen Wein mit cremig-schmelziger<br />
Textur, dunkler Beerenfrucht und balsamisch-würzigen<br />
Noten. Auch auf dem zweiten<br />
Platz befindet sich kein Unbekannter:<br />
Der Syrah L’Enfer de la Patience 2019 der<br />
Domaine Histoire d’Enfer. Der Wein steht in<br />
puncto Komplexität sowie Harmonie dem<br />
Cayas um nichts nach, die Tanninstruktur<br />
zeigt sich derzeit etwas kräftiger, was mitunter<br />
an der Verwendung von Ganztrauben<br />
liegen kann. Zwei erstklassige Walliser<br />
Syrahs, die heute schon Spass bereiten, aber<br />
mit einigen Jahren der Reife sicherlich noch<br />
höhere Sphären erreichen werden. Auf Platz<br />
drei der diesjährigen Trophy landete der<br />
Syrah 2022 vom Weingut Albert Mathier &<br />
Fils. Ein Wein, der eine ganz andere Stilistik<br />
zeigt, mehr auf Frische und Frucht gebaut<br />
ist und genau damit begeistert. Syrah ist eine<br />
relativ anfällige Traubensorte mit hohen<br />
Ansprüchen. Sie gelingt vor allem in heissen<br />
Jahren perfekt. Damit könnte sie für die<br />
Zukunft ja wie gemacht sein. Vielleicht ist<br />
ihr Boom in der <strong>Schweiz</strong> ganz einfach noch<br />
ausstehend? ><br />
PLATZ<br />
2020 CAYAS RÉSERVE<br />
DOMAINE JEAN-RENÉ<br />
GERMANIER<br />
Kraftvoll und elegant.<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/<br />
syrah-trophy-ch-23<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
195
tasting<br />
SYRAH-TROPHY<br />
mineralisch anmutender<br />
Abgang.<br />
varonier.ch, CHF 32,–<br />
PLATZ<br />
2019 SYRAH L’ENFER DE LA<br />
PATIENCE, HISTOIRE D’ENFER<br />
Geschmeidig und elegant.<br />
95 Punkte<br />
1. Platz<br />
•<br />
2020 Cayas Syrah Réserve<br />
Domaine Jean-René Germanier<br />
Vétroz<br />
13,6 Vol.-%, NK. Komplexes Bukett mit<br />
Noten von dunklen Waldbeeren, Lakritze,<br />
Pfeffer und etwas Mokka. Am Gaumen<br />
kraftvoll und elegant, mit saftiger reifer<br />
Säure und cremig-schmelziger Textur.<br />
Dunkle Beerenfrucht und balsamischwürzige<br />
Noten. Reifes, leicht spürbares<br />
Tannin und langer Abgang.<br />
jrgermanier.ch<br />
CHF 48,–<br />
2. Platz<br />
•<br />
BIO 2019 Syrah L’Enfer de<br />
la Patience<br />
Domaine Histoire d’Enfer SA<br />
Corin-sur-Sierre<br />
14,5 Vol.-%, DIAM. Einladendes, komplexes<br />
Bukett mit Noten von Schwarzkirsche,<br />
confierten und frischen Waldbeeren<br />
sowie Zwetschge. Umgarnt<br />
wird das Ganze von einer balsamischen<br />
Würze und Noten von Pfeffer. Am<br />
Gaumen geschmeidig und elegant, mit<br />
reifer Säure, kühler Beerenfrucht und<br />
würzig-balsamischen Noten und feinem<br />
Tannin. Langer Abgang mit dezenter<br />
pfeffriger Schärfe.<br />
histoiredenfer.ch, CHF 56,–<br />
93 Punkte<br />
3. Platz<br />
•<br />
2022 Syrah<br />
Albert Mathier & Fils, Salgesch<br />
13,4 Vol.-%, NK. Frische kühle Beerenfrucht<br />
in der Nase mit Noten von Brombeere,<br />
Schlehe und Pflaume. Zudem<br />
Anklänge von Pfeffer, Lorbeerblatt, Veilchen<br />
und Lakritze. Am Gaumen elegant,<br />
mit frischer Säure und dunkler Waldbeerenfrucht<br />
sowie kräutrig-würzigen<br />
Noten. Kompaktes feinkörniges Tannin,<br />
langer Abgang. mathier.ch, CHF 26,–<br />
•<br />
2019 «Rives» Syrah Réserve AOC<br />
VS, Domaine Jean-René Germanier<br />
Vétroz<br />
13,5 Vol.-%, NK. Intensives, elegantes<br />
Bukett mit Noten von Zwetschge,<br />
Schattenmorelle und Holunder- und<br />
Heidelbeere. Anklänge von Lakritze<br />
und kräutrig-würzige Noten. Am<br />
Gaumen eleganter Auftakt, frische<br />
Säure, schmelzig-cremiger<br />
Körper und seidiges Tannin. Im<br />
Finale Noten von Nougat.<br />
jrgermanier.ch, CHF 79,–<br />
92 Punkte<br />
•<br />
2021 Syrah Vieilles Vignes<br />
AOC, Valais, La Madeleine –<br />
André Fontannaz et Filles, Vétroz<br />
13,2 Vol.-%, NK. In der Nase Noten von gedörrter<br />
Feige, Schwarzkirsche und Datteln.<br />
Dazu Anklänge von Karamell, etwas<br />
Pfeffer und Tabak. Am Gaumen erstaunlich<br />
elegant, frische Säure und dezenter<br />
Schmelz. Aroma von confierten sowie<br />
frischen Waldbeeren und Karamell.<br />
Feinkörniges Tannin, langer Abgang.<br />
fontannaz.ch, CHF 34,–<br />
91 Punkte<br />
•<br />
2019 Syrah Réserve Domaine<br />
du Grand Brûlé<br />
Walliser Staatskellerei – Domaine<br />
du Grand Brûlé, Leytron<br />
145 Vol.-%, NK. Intensive Nase mit Noten<br />
von confierten dunklen Waldbeeren, Lakritze<br />
und Piment. Zudem kräutrig-würzige<br />
und florale Nuancen. Am Gaumen<br />
kompakt und konzentriert, mit dunkler<br />
Waldbeerenfrucht und würzigen Noten.<br />
Leicht spürbares Tannin, langer Abgang.<br />
vs.ch, CHF 25,–<br />
•<br />
2020 Syrah Anástasi<br />
Thierry Constantin<br />
Pont-de-la-Morge (Sion)<br />
13,9 Vol.-%, NK. Fruchtig-würziges<br />
Bukett mit Noten von Schwarzkirsche,<br />
frischer Himbeere und reifer Brombeerkonfitüre.<br />
Dazu florale und kräutrigwürzige<br />
Anklänge. Am Gaumen kraftvoll<br />
und weich, mit reifer Säure und dunkler<br />
Waldbeerenfrucht. Leicht spürbares<br />
Tannin, langer Abgang.<br />
thierryconstantin.ch, CHF 29,–<br />
90 Punkte<br />
•<br />
2018 Syrah Gold Barrique<br />
Trouvaille<br />
C. Varonier & Söhne, Varen<br />
13,5 Vol.-%, NK. Reife Fruchtaromatik<br />
in der Nase mit Noten<br />
von Sauerkirsche, Himbeere<br />
und Heidelbeere. Anklänge von<br />
Karamell, Kokos, Kubebenpfeffer<br />
und florale Nuancen.<br />
Am Gaumen präsente Säure,<br />
mittlerer cremiger Körper, feinkörniges<br />
Tannin, langer salzig-<br />
•<br />
2019 Iconique Syrah<br />
Jean-Michel Novelle, Satigny<br />
13,6 Vol.-%, NK. Intensive Nase mit Noten<br />
von gedörrten und confierten Waldbeeren.<br />
Anklänge von Milchschokolade,<br />
Bratenjus und kräutrig-würzige Aspekte.<br />
Am Gaumen weich und füllig, mit dezenter<br />
Säure und spürbarem Tannin. Langes<br />
ätherisch-würziges Finish mit Kakaoeinschlag.<br />
novelle.wine, CHF 40,–<br />
•<br />
2022 Syrah de Vétroz AOC Valais<br />
La Madeleine – André Fontannaz et<br />
Filles, Vétroz<br />
13,7 Vol.-%, NK. In der Nase warme<br />
Fruchtaromatik mit Noten von Himbeere,<br />
Kirsche und Zwetschge. Dazu<br />
Anklänge von Kakao und Bouquet garni.<br />
Am Gaumen schmeichelnd und rund,<br />
mit weicher Säure und leicht spürbarem<br />
Tannin. Dezente Herbe im langen<br />
Abgang.<br />
fontannaz.ch, CHF 26,50<br />
•<br />
2021 Syrah Anástasi<br />
Thierry Constantin<br />
Pont-de-la-Morge (Sion)<br />
13,9 Vol.-%, NK. In der Nase Noten von<br />
confierten Waldbeeren, vor allem Himbeere<br />
und Heidelbeere. Dazu kräutrigwürzige<br />
Anklänge mit Pfeffer und<br />
Thymian. Am Gaumen mittelgewichtig,<br />
mit reifer Säure, Waldbeerenfrucht und<br />
viel Würze. Leicht spürbares Tannin,<br />
langer dezent herber Abgang.<br />
thierryconstantin.ch, CHF 29,–<br />
LEGENDE<br />
Weißwein, trocken<br />
•<br />
Rotwein, trocken<br />
• Süßwein<br />
95 – 100 Klassiker<br />
93 – 94 ausgezeichnet<br />
91 – 92 exzellent<br />
88 – 90 sehr gut<br />
85 – 87 empfehlenswert<br />
DIAM<br />
DV<br />
KK<br />
NK<br />
VL<br />
Verschluss aus gepresstem<br />
Korkgranulat<br />
Drehverschluss<br />
Kunststoffkork<br />
Naturkork<br />
Vinolok<br />
zertifiziert nachhaltig (Österreich)<br />
><br />
Fotos: ImYanis / Shutterstock, beigestellt<br />
196 falstaff okt <strong>2023</strong>
*VALAIS AOC SYRAH CAYAS<br />
JEAN-RENÉ GERMANIER 2019,<br />
75 CL<br />
49.95 (10 CL = 6.66)<br />
94<br />
Robert<br />
Parker<br />
* SHIRAZ MCLAREN VALE<br />
AUSTRALIEN ANGELS’SHARE<br />
TWO HANDS 2019, 75 CL<br />
27.50 (10 CL = 3.67)<br />
92<br />
James<br />
Suckling 95<br />
James<br />
Suckling<br />
* SHIRAZ BAROSSA & EDEN<br />
VALLEYS AUSTRALIA<br />
POWELL & SON 2016, 75 CL<br />
49.50 (10 CL = 6.60)<br />
Highlights aus dem<br />
Mondovino-Sortiment<br />
Exklusiv online erhältlich:<br />
mondovino.ch/highlights<br />
Preis- und Jahrgangsänderungen sind vorbehalten.<br />
Coop verkauft keinen Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren.<br />
*Nur auf mondovino.ch erhältlich.
tasting<br />
SYRAH-TROPHY<br />
Die Traubensorte Syrah<br />
profitiert von warmen,<br />
trockenen Jahren. Sie<br />
scheint für die Zukunft<br />
wie gemacht zu sein.<br />
•<br />
2020 Clos de la George<br />
Syrah, Grand Cru Yvorne<br />
Hammel, Terres de Vins, Rolle<br />
13,5 Vol.-%, DIAM. Elegantes, fruchtiges<br />
Bukett mit Noten von gedörrten und frischen<br />
dunklen und roten Waldbeeren sowie<br />
Kirsche. Dazu Anklänge von getrockneten<br />
Kräutern wie Thymian und wildem<br />
Fenchel. Am Gaumen mittelgewichtig<br />
und frisch, mit reifer Säure und samtigem<br />
Tannin. Dezenter Herbe im langen<br />
Abgang. hammel.ch, CHF 45,–<br />
89 Punkte<br />
•<br />
2020 Syrah Réserve 2020 Domaine<br />
de Châteauneuf<br />
Walliser Staatskellerei – Domaine du<br />
Grand Brûlé, Leytron<br />
14,5 Vol.-%, NK. Intensives Bukett mit<br />
Noten von Heidelbeere, Brombeere und<br />
Kirsche. Ausserdem Noten von Pfeffer<br />
und wildem Fenchel. Am Gaumen kraftvoll<br />
und stoffig, mit dezenter Säure, leicht<br />
spürbarem Tannin und dunkler Beerenfrucht<br />
sowie viel balsamischer Würze im<br />
Finale. vs.ch, CHF 24,–<br />
•<br />
2021 Hämmerli Syrah<br />
Weingut Hämmerli, Ins<br />
12,5 Vol.-%, DIAM. In der Nase Noten von<br />
frischer Pflaume, Brombeere und Kirsche.<br />
Anklänge von gedörrter Feige, Pfeffer und<br />
Karamell. Am Gaumen mittelgewichtig,<br />
mit frischer Säure und Waldbeerenfrucht.<br />
Dezentes Tannin, mittellang.<br />
weingut-haemmerli.swiss, CHF 31,–<br />
•<br />
2022 Syrah AOC Valais<br />
Domaine Jean-René Germanier<br />
Vétroz<br />
13,2 Vol.-%, NK. Warmfruchtiges Bukett<br />
mit Noten von Himbeere, Brombeere und<br />
Kirsche sowie etwas Pflaume. Anklänge<br />
von Pfeffer und kräutrig-würzige Noten.<br />
Am Gaumen mittelgewichtig, mit reifer<br />
Säure, dunkler Waldbeerenfrucht und<br />
leicht spürbarem Tannin. Würziger<br />
mittellanger Abgang.<br />
jrgermanier.ch, CHF 19,50<br />
•<br />
2022 Syrah<br />
Caves Défayes & Crettenand, Leytron<br />
14 Vol.-%, NK. In der Nase Noten von warmer<br />
Himbeere, Heidelbeere und Pflaume.<br />
Dazu eine ordentliche Portion dunkle<br />
kräutrige Würze. Am Gaumen kraftvoll,<br />
mit reifer Säure und leicht spürbarem<br />
198 falstaff okt <strong>2023</strong><br />
SORTENPROFIL<br />
SYRAH<br />
Syrah gehört zu den grossen Rotweinsorten der Welt – sie wird in<br />
Frankreich, aber auch in grossem Masse in Übersee kultiviert, dort<br />
wird sie als Shiraz bezeichnet. Die Herkunft der Sorte war lange ungeklärt,<br />
heute gilt als gesichert, dass die Traubensorte als natürliche<br />
Kreuzung aus Mondeuse Blanche und Dureza an der oberen Rhône<br />
entstanden ist und somit auch mit Pinot Noir verwandt ist.<br />
VERBREITUNG IN DER SCHWEIZ<br />
Das Rhônetal ist die Heimat der Traubensorte Syrah – insofern<br />
macht es Sinn, dass die Traubensorte in der <strong>Schweiz</strong> vor allem im<br />
Wallis Verbreitung findet. 2022 waren in der ganzen <strong>Schweiz</strong> rund<br />
208 Hektar mit der Sorte bestockt – mehr als 172 davon im Wallis.<br />
PLATZ<br />
2022 SYRAH<br />
ALBERT MATHIER & FILS<br />
Frische, kühle Beerenfrucht,<br />
kompakt und elegant.<br />
Das <strong>Schweiz</strong>er<br />
Rhônetal ist<br />
hervorragendes<br />
Syrah-Terroir.<br />
Tannin. Balsamisch-würziges mittellanges<br />
Finale. defayes.com, CHF 23,–<br />
•<br />
2021 Syrah<br />
Domaine Jean Duboux<br />
Bourg-en-Lavaux<br />
14 Vol.-%, NK. In der Nase Noten von confierten<br />
Brombeeren und Heidelbeeren sowie<br />
schwarzer Kirsche. Dazu würzige Anklänge<br />
von Pfeffer und Lorbeerblatt. Am<br />
Gaumen weich und kraftvoll, mit präsenter<br />
Säure und Waldbeerenaromatik. Gut<br />
eingebundenes reifes Tannin, mittellang.<br />
domaine-duboux.ch, CHF 32,–<br />
88 Punkte<br />
•<br />
2022 Syrah du Valais<br />
«Johannestrunk», Johanniterkellerei<br />
Kuonen & Grichting AG, Salgesch<br />
13,4 Vol.-%, NK. Fruchtig-würziges Bukett<br />
mit Noten von Himbeere, Amarenakirsche<br />
und getrockneten Kräutern. Dazu etwas<br />
Kakao und Karamell. Am Gaumen schlank,<br />
mit weicher Säure und reifer Beerenfrucht.<br />
Leicht spürbares Tannin, mittellanger<br />
balsamisch-würziger Abgang.<br />
johanniterkellerei.ch, CHF 18,– <<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/<br />
syrah-trophy-ch-23<br />
Fotos: barmalini / Shutterstock, beigestellt, Robin Lardon / Shutterstock
SYRAH<br />
ELEGANZ<br />
IM GLAS<br />
Auf den sonnenverwöhnten<br />
Walliser Hängen erblüht Syrah<br />
zu einem würzigen, tiefroten,<br />
eleganten Wein von höchster<br />
Qualität und beeindruckender<br />
Lagerfähigkeit.<br />
ADVERTORIAL Foto: © Shutterstock; Beigestellt<br />
Die Rhône, die Alpen, die Syrah.<br />
Cayas hat die qualitative Revolution der Walliser<br />
Weine und den Respekt vor der Umwelt vorangetrieben,<br />
indem er sich mit seiner zweijährigen Reifung<br />
im Holz von der Masse abhob. Seit seiner Gründung<br />
im Jahr 1995 wurde er sowohl auf nationaler als<br />
auch auf internationaler Ebene von der Presse begeistert<br />
aufgenommen und mit zahlreichen Preisen<br />
ausgezeichnet. Parker verleiht dem Wein Jahr für<br />
Jahr Spitzenbewertungen – sechs Jahrgänge mit<br />
94 Punkten. Es ist also kein Zufall, dass jeder gute<br />
Sommelier auf der ganzen Welt an Cayas denkt,<br />
wenn er den <strong>Schweiz</strong>er Wein erwähnt.<br />
Die Architekten dieses Erfolgs, Jean-René<br />
Germanier und Gilles Besse, haben den Syrah zum<br />
Botschafter des Abenteuers und der Erneuerung<br />
gewählt. Beide verstehen sofort die Sprache des<br />
Weins, die aus würzigen Noten wie Pfeffer und<br />
Nelken, Waldbeeren und roten Früchten wie Kirsche,<br />
schwarze Johannisbeere, Himbeere und Brombeere<br />
besteht, und sind sich seines Potenzials bewusst.<br />
Syrah wird immer häufiger im Wallis angebaut. Diese<br />
beiden werden dieser bekannten Sprache im Fass die<br />
Zunge lösen und ihr mehr als nur eine schöne Rede<br />
bieten! Das Wallis ist der erste Ort, an dem Syrah<br />
angebaut wird.<br />
Olivier Poussier, der im Jahr 2000 zum besten<br />
Sommelier der Welt gewählt wurde, kommentierte<br />
das Walliser Klima folgendermassen: Die nördliche<br />
Grenze für den Anbau von Syrah ist das Wallis! In<br />
der Tat ist es schwierig, nördlicher als das Wallis zu<br />
reisen. Dieser südliche Teil der Rhône zeichnet sich<br />
durch geringe Niederschläge und alpine Einflüsse<br />
aus, die die Weinberge mit grossen Temperaturschwankungen<br />
umhüllen – ein kontinentales Klima,<br />
das perfekt für Syrah geeignet ist, dessen späte<br />
Reifung die aromatische Komplexität verstärkt. Hinzu<br />
kommen Böden, die aus Schiefer, Schwemmland<br />
und Gletschermoränen bestehen, die einen qualitativ<br />
hochwertigen Wasserstress begünstigen. Ein<br />
klimatisches Paradoxon, das der Rebsorte Frische,<br />
Eleganz und Originalität verleiht.<br />
DOMAINE JEAN-RENÉ GERMANIER<br />
Balavaud<br />
Route Cantonale 291<br />
1963 Vétroz<br />
T: +41 27 3461216, jrgermanier.ch<br />
okt <strong>2023</strong> falstaff 199
tasting<br />
SERBIEN<br />
Auf den Weinhügeln um das<br />
Städtchen Aleksandrovac im<br />
südlichen Zentralserbien fühlt<br />
sich die lokale Rebsorte<br />
Prokupac besonders wohl.<br />
SERBISCHE<br />
VIELFALT<br />
Foto: coki10 / Shutterstock<br />
200 falstaff okt <strong>2023</strong>
Für viele Weinfreunde ist Serbien als Weinland bislang noch ein unbeschriebenes Blatt –<br />
ein Umstand, der sich aber bereits in naher Zukunft wohl ändern wird. Denn zu gut und zu<br />
vielfältig ist das Angebot an spannenden Erzeugnissen, die diese Weinregion anzubieten hat.<br />
TEXT & NOTIZEN VON PETER MOSER<br />
Im September 2022 begann mit der<br />
Premiere einer neuen Weinmesse<br />
namens «Wine Vision by Open<br />
Balkan» in Belgrad eine neue Zeitrechnung<br />
für die serbische Wein-wirtschaft<br />
und ihre Partner aus Nordmazedonien<br />
und Albanien. Reges Besucherinteresse von<br />
Fachleuten aus Westeuropa und Übersee<br />
belegte, dass die Zeit reif ist, einen<br />
weissen Fleck auf der internationalen Weinlandkarte<br />
zu explorieren. Sommeliers und<br />
Vertreter des Weinhandels hatten in der<br />
serbischen Kapitale die Gelegenheit, sich ein<br />
Bild vom Stand der Entwicklung in den<br />
serbischen Weingütern zu machen – und sie<br />
waren durchweg beeindruckt. In relativ kurzer<br />
Zeit hat sich hier dank grosser Investitionen<br />
eine lebendige, moderne Weinszene entwickelt,<br />
deren Angebot kaum Wünsche offen<br />
lässt. Das landschaftlich ebenso schöne wie<br />
vielfältige Land bietet zahlreichen Rebsorten<br />
optimale Bedingungen, und so haben die<br />
üblichen Verdäch tigen aus dem internationalen<br />
Pflichtsor timent hier längst Einzug gehalten:<br />
Chardonnay und Sauvignon Blanc ebenso<br />
wie Cabernet Sauvignon und Merlot findet<br />
man hier in bester Qualität. Die wahre<br />
Stärke der Weinregion liegt aber bei den<br />
lokalen und autochthonen Rebsorten. Serbien<br />
erzeugt mehr Weisswein als Rotwein, und<br />
da hat das Land gleich mehrere heisse Eisen<br />
im Feuer. Da wäre die Grašac, hinter der die<br />
Sorte Welschriesling steckt, die speziell in der<br />
Appellation Srem zu Höchstleistungen aufläuft.<br />
Die Tamjanica ergibt facettenreiche<br />
Muskatweine, die man im ganzen Land<br />
antreffen kann, aber ebenfalls in Zentralserbien<br />
ihre Bestleistungen bringt – wie auch<br />
der rote Prokupac, dem heute schon eine<br />
steile internationale Karriere vorhergesagt<br />
werden kann.<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/tasting-serbien-23<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
201
tasting<br />
SERBIEN<br />
TASTING SERBIEN<br />
Weisswein<br />
95 Punkte<br />
•<br />
2020 Vinčić Grašac Grand Fru<br />
Vinčić Vinogradi Vinarija, Šid<br />
13 Vol.-%, NK. Mittleres Gelbgrün, silberfarbene<br />
Reflexe. Zarte gelbe Tropenfrucht, ein<br />
Hauch von Mandeln und Marzipan,<br />
Ananas, feiner Akazienblütenhonig. Saftig,<br />
elegant, gute Komplexität, salzige Nuancen,<br />
feine weisse Tropenfrucht, zitroniger<br />
Touch im Abgang, ein vielseitiger Speisenbegleiter,<br />
gut balanciert, braucht seine<br />
Reifezeit. vinarijamolovin.rs<br />
•<br />
2012 Vinčić Grasač White Reserve<br />
Vinčić Vinogradi Vinarija, Šid<br />
Leuchtendes, mittleres Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Feiner Blütenhonig, reife<br />
gelbe Tropenfrucht, Ananas, ein Hauch von<br />
kandierten Orangenzesten. Saftig, elegant,<br />
feine Fruchtsüsse, reife Mango, zarte Säurestruktur,<br />
Honigtouch im Abgang, ein gut<br />
gereifter Speisenbegleiter, zitronig-salziger<br />
Nachhall. Etwas Minze und Verveine im<br />
Rückgeschmack, sehr gute Balance und<br />
Länge, hat seinen Trinkhöhepunkt erreicht,<br />
grosser Wein.<br />
vinarijamolovin.rs<br />
94 Punkte<br />
•<br />
2022 Trijumf Gold<br />
Vinarija Aleksandrović, Topola<br />
13,5 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />
Reflexe. Nuancen von frischen<br />
Guaven und Stachelbeeren, weisse Tropenfrucht,<br />
feine Kräuterwürze, zart rauchige<br />
Würze, einladendes Bukett. Elegant, feine<br />
weisse Kernobstnuancen, zarte Extraktsüsse,<br />
feine, integrierte Säure, mineralischsalzig<br />
im Abgang, sehr gut ausgewogen<br />
und lange nachklingend, etwas Mango im<br />
Nachhall, antrinkbar, gutes Reifepotenzial.<br />
vinobre.at, ca. CHF 20,90<br />
•<br />
2017 Furmint Kew<br />
Ernő Sagmeister, Magyarkanizsa<br />
13,5 Vol.-%, DIAM. Helles Grüngelb, Silberreflexe.<br />
Attraktives Bukett, mit Limettenabrieb<br />
unterlegte Nuancen von Quitten,<br />
floraler Touch, etwas Safran, an reifen<br />
Riesling erinnerndes frisches Bukett.<br />
Saftig, lässt wieder an Elsass denken,<br />
fruchtig und tief, feiner Honigtouch, sehr<br />
gute Länge, ein stoffiger Begleiter bei<br />
Tisch, ein Hauch von Karamell im Nachhall.<br />
samovino.com, ca. CHF 32,–<br />
•<br />
2021 Matijašević Sovi Noa Fumé<br />
Blanc, Matijašević vinogradi, Orasac<br />
13,5 Vol.-%, NK. Helles Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Frische Mango, aber auch<br />
reife Tropenfrucht, zarte Blütenfrucht,<br />
Komplex, saftig, reife Frucht, hochelegant,<br />
gelbe Fruchtnuancen, gut integrierte<br />
Säurestruktur, bereits sehr gut ausgewogen,<br />
finessenreich strukturiert, ein<br />
stoffiger Speisenbegleiter, tolles<br />
Reifepotenzial, Grapefruit im Nachhall.<br />
mv.vin, ca. CHF 35,80<br />
•<br />
2019 ChiChardonnay<br />
Vinarija Chichateau, Ležimir<br />
13,5 Vol.-%, NK, Helles Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Zarte Reduktion, ein<br />
Hauch von weissem Pfirsich, rauchig,<br />
mineralisch, Limettenzesten, weniger<br />
markanter Feuerstein als im Vorgängerjahr.<br />
Saftig, salzig, elegant, reife weisse<br />
Pfirsichfrucht, integriertes Säurespiel,<br />
bleibt haften, ein Wein voller gekonntem<br />
Understatement, Zukunftspotenzial.<br />
samovino.com, ca. CHF 39,–<br />
•<br />
2019 Baša Tamjanika<br />
(Natural Wine) Bojan Baša<br />
14 Vol.-%, DIAM. Helles Orangegold, Silberreflexe.<br />
Verführerisch vielschichtiges<br />
Bukett nach Holunderblüten, Pfirsich,<br />
etwas Litschi, aber auch Jasmin und<br />
Limettenzesten. Am Gaumen straff, engmaschig,<br />
gelbe und weisse Fruchtnuancen,<br />
gute Frische, mineralisch-steinige Noten<br />
im trockenen Abgang, zart salzig, ein<br />
Hauch von Kiefernöl und Marshmallows im<br />
Nachhall. samovino.com, ca. CHF 45,–<br />
•<br />
2022 Bagrina Buksovska<br />
Matalj Vinarija, Negotin<br />
13 Vol.-%, NK. Sehr helles Gelbgrün, silberfarbene<br />
Reflexe. Ein Hauch von Jasmintee,<br />
Orangenblüten und Akazienhonig. Saftig,<br />
elegant, feine gelbe Steinobstnuancen,<br />
finessenreiche Säurestruktur, ein Hauch<br />
von reifem Pfirsich, gut anhaftend, balanciert<br />
und mineralisch, zeigt gute Länge und<br />
Reife, ein Wein von Delikatesse, eine<br />
ausgesprochen vielversprechende Sorte.<br />
mataljvinarija.rs<br />
93 Punkte<br />
•<br />
2019 Furmint Kanias<br />
Ernő Sagmeister, Magyarkanizsa<br />
13,5 Vol.-%, DIAM. Helles Goldgelb, Silberreflexe.<br />
Ein Hauch von Walnuss und Wiesenkräuter,<br />
zart nach Birne und Pfirsich,<br />
etwas Biskuit im Hintergrund. Stoffig, frisches<br />
weisses Kernobst, feine Fruchtsüsse,<br />
elegant und balanciert, bleibt gut haften,<br />
bereits zugänglich und antrinkbar, zitronigmineralisch,<br />
ein leichtfüssig wirkender<br />
Speisenwein.<br />
samovino.com, ca. CHF 19,95<br />
•<br />
2021 Orion Medenac Beli (Honigler)<br />
(Natural Wine), Oszkar Maurer<br />
14 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes, zart getrübtes<br />
Orangegold. Zart nach Kräutern<br />
und Marillen, Akazienblüten und kandierte<br />
Kumquatzesten, etwas Blütenhonig.<br />
Kraftvoll, mineralisch, stoffiges Mundgefühl,<br />
feine Süsse, reife gelbe Frucht, lange<br />
anhaftend, ein komplexer Speisenbegleiter,<br />
zeigt Länge, vielseitig einsetzbar, dezenter<br />
Gerbstoff im angenehm trockenen Finish.<br />
samovino.com, ca. CHF 24,–<br />
•<br />
2022 Tamjanika<br />
Radovan 100%<br />
Podrum Čokot, Starci<br />
13 Vol.-%, NK. Helles Goldgelb,<br />
silberfarbene Reflexe. Feine Sur-Lie-Nuancen,<br />
ein Hauch von hellem Karamell, zart<br />
nach Litschi und Ananas, einladende<br />
Frucht. Komplex, lebendig, gute<br />
Komplexität, feine gelbe Frucht,<br />
bleibt sehr gut haften, mineralisch,<br />
feiner Säurebogen, ein<br />
Wein mit Länge und Reifepotenzial,<br />
vielseitig einsetzbar.<br />
samovino.com, ca. CHF<br />
24,50<br />
•<br />
2020 Uncensored Traminac<br />
Bikicki, Banoštor<br />
14,5 Vol.-%, DIAM. Helles, getrübtes<br />
Orangegelb, Silberreflexe. Typische Nuancen<br />
von Rosen, Jasmin und Kumquatzesten,<br />
zarte Kräuterwürze, mineralischer<br />
Touch. Saftig, kraftvoll, cremige Textur,<br />
etwas reife Grapefruit, ein Hauch von<br />
Pfirsich und Litschi im Abgang, salzigstraff<br />
im Nachhall, zarte Süsse im Rückgeschmack,<br />
ein feinwürziger Speisenwein.<br />
samovino.com, ca. CHF 29,–<br />
•<br />
2022 Trijumf Terroir<br />
Vinarija Aleksandrović, Topola<br />
14 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Zart nussig unterlegte gelbe<br />
Apfelfrucht, ein Hauch von Feuerstein, reife<br />
gelbe Tropenfrucht, etwas Mango, zartes<br />
Nougat. Komplex, kräftig, feine gelbe<br />
Frucht, feiner Säurebogen, mineralischsalzig<br />
im Abgang, ein ruhiger, balancierter<br />
Speisenbegleiter, wird mit entsprechender<br />
Reife noch sehr gut zulegen.<br />
vinobre.at, ca. CHF 21,90<br />
•<br />
2020 Icon Campana Albus<br />
Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />
13,5 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />
Reflexe. Zarte Kräuterwürze,<br />
Nuancen von Stachelbeeren und Litschi,<br />
Grapefruitzesten, feine weisse Blütenaromen,<br />
mineralischer Touch. Saftig, ein<br />
Hauch von Weingartenpfirsich, feiner<br />
Säurebogen, saliner Touch, zitronig, bereits<br />
ausgewogen, gut anhaftend, ein facettenreicher<br />
Speisenbegleiter.<br />
mabat-int.si, ca. CHF 36,90<br />
•<br />
2019 Baša Pinot Grigio Jantar<br />
(Natural Wine), Bojan Baša<br />
14,5 Vol.-%, DIAM. Helles Kupferrot,<br />
Orangereflexe, breitere Randaufhellung.<br />
Feine rote Waldbeernuancen, ein Hauch<br />
Fotos: beigestellt, carmirko / Shutterstock, Kzenon / Shutterstock<br />
202 falstaff okt <strong>2023</strong>
SORTENPROFIL<br />
TAMJANICA<br />
Dieser in Serbien seit langer Zeit kultivierte<br />
Weisswein ist duftig, blumig und erfrischend<br />
und ist eine trockene Variante des feinen<br />
Gelben Muskatellers, manchmal auch von<br />
Muskat Ottonel.<br />
PROKUPAC<br />
Diese Sorte aus Zentralserbien erlebt seit<br />
einigen Jahren eine wahre Renaissance. Sie<br />
nimmt heute an der Seite der internationalen<br />
Sorten die Flaggschiffrolle für Rotweine ein<br />
und ergibt karminrote Weine mit feiner roter<br />
und schwarzer Beerenfrucht, festen Tanninen<br />
und kräftigem Körper. Im Stil ist sie zwischen<br />
Pinot Noir und Blaufränkisch angesiedelt.<br />
von Honig, subtile Frucht, mit Luft etwas<br />
helles Karamell. Saftig, feine, reife Birnenfrucht,<br />
integrierte Tannine, ein Hauch von<br />
Süsse über dem zarten Gerbstoff, gute<br />
Länge, balanciert, vielschichtiger Speisenbegleiter.<br />
samovino.com, ca. CHF 38,–<br />
•<br />
2019 Baša Furmint (Natural Wine)<br />
Bojan Baša<br />
14 Vol.-%, DIAM. Zart getrübtes Orangegold,<br />
Silberreflexe. Kandierte Mandarinenzesten,<br />
etwas Honig, reife gelbe Birnenfrucht, etwas<br />
Ginster, zurückhaltend. Elegant,<br />
feine cremige Textur, dezente Fruchtsüsse,<br />
gelber Pfirsich, weisser Nougat, etwas Marzipan,<br />
gut anhaftend, ein facettenreicher<br />
Begleiter bei Tisch,<br />
samovino.com, ca. CHF 42,–<br />
•<br />
2019 Blake Sauvignon Blanc<br />
Vinarija Chichateau, Ležimir<br />
13,5 Vol.-%, DIAM Leuchtendes Goldgelb,<br />
silberfarbene Reflexe. Ein Hauch von<br />
frischen Guaven, Nuancen von Mango,<br />
kandierte Grapefruitzesten, zarter Blütenhonig,<br />
etwas eingelegte Litschi, einladendes<br />
Bukett. Saftig, elegant, reife Frucht,<br />
feiner Säurebogen, wieder etwas Ananas<br />
und Mango, stoffig, ein komplexer Speisenbegleiter,<br />
sicheres Reifepotenzial.<br />
shishatovac@yahoo.com<br />
•<br />
2020 Inat Rajnski Rizkling<br />
Vinarija Molovin, Šid<br />
13 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />
Reflexe. Feine Nuancen nach gelbe Tropenfrucht,<br />
etwas Honigmelone, zart nach<br />
Limettenzesten und Frangipani-Creme. Am<br />
Gaumen zarte Pfirsichfrucht, leichtfüssig,<br />
ein Hauch von Marzipan, finessenreich<br />
strukturiert, mineralisch, balanciert und<br />
lange anhaftend, ein eleganter Speisenbegleiter<br />
mit Reifepotenzial.<br />
vinarijamolovin.rs<br />
•<br />
2017 Zvonko Bogdan Chardonnay<br />
Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />
13,5 Vol.-%, NK. Mittleres, leuchtendes<br />
Grüngelb, silberfarbene Reflexe. Zart<br />
nussig unterlegte, reife gelbe Tropenfrucht,<br />
ein Hauch von Mango und Blütenhonig,<br />
kandierte Limettenzesten. Am Gaumen<br />
seidig, zarte Süsse, etwas weisser<br />
Spargel und zartes Karamell, ein Hauch<br />
von weissem Nugat im Abgang, gut<br />
entwickelt, vielseitig.<br />
vinarijazvonkobogdan.com<br />
•<br />
2021 Matijašević Sovi Noa<br />
Sauvignon Blanc<br />
Matijašević vinogradi, Orasac<br />
13,5 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Feine Würze, zart nach<br />
Stachelbeeren, weisse Blüten, feine dunkle<br />
Mineralität, Saftig, elegant, weisser Pfirsich,<br />
dezente Fruchtsüsse, balanciert, zart<br />
nach Melone, straff und kraftvoll im Abgang,<br />
besitzt Länge und Entwicklungspotenzial,<br />
feine Mangofrucht im Nachhall, ein<br />
eleganter Speisenbegleiter. mv.vin<br />
•<br />
2022 Belina<br />
Matijašević vinogradi, Orasac<br />
14 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Zarte Nuancen von<br />
Wiesenkräutern, ein Hauch von Grapefruitzesten,<br />
ein Hauch von frischer weisser<br />
Birne, etwas Anis. Leichtfüssig und doch<br />
komplex, straff, engmaschig, finessenreiche<br />
Struktur, mineralisch, salzig im<br />
Abgang, lebendiger Speisenbegleiter.<br />
mv.vin<br />
•<br />
2017 Vinčić Grašac Amphora<br />
Vinčić Vinogradi Vinarija, Šid<br />
13 Vol.-%, NK. Leuchtendes Orangegelb,<br />
zarte Kupferreflexe. Intensiv nach<br />
Orangenzesten und frischen grünen<br />
Mandeln, weisser Pfirsich, dezente Kräuterwürze,<br />
floraler Touch. Frisch, feine Mineralität,<br />
blitzsauber, salzige Nuancen, Limettentouch,<br />
ein leichtfüssiger Amphorenwein<br />
ohne jede übertriebene Gerbstoffnuancen,<br />
sehr vielseitig einsetzbar.<br />
vinarijamolovin.rs<br />
92 Punkte<br />
•<br />
2022 Tamjanika Experiment<br />
Podrum Čokot, Starci<br />
12 Vol.-% NK,. Helles Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Zarte weisse Tropenfrucht,<br />
ein Hauch von Grapefruitzesten,<br />
mineralisch und floral, ein Hauch von<br />
Holunderblüten. Saftig, zart traubiger<br />
Touch, ein Hauch von Muskatnuss, zitroniger<br />
Touch, salzige Mineralität, bleibt gut<br />
haften. Der perfekte Sommerwein.<br />
medinarium.com, ca. CHF 14,70<br />
•<br />
2021 Tamjanika Bellucci<br />
Vinarija Erdevik, Erdevik<br />
13,5 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />
Reflexe. Zartes, einladendes Bukett,<br />
Honigmelone, Holundersirup, zart nach<br />
Grapefruit. Feine traubige Frucht, elegant<br />
und stoffig, feine Fruchtsüsse, finessenreiche<br />
Säurestruktur, balanciert, gut<br />
anhaftend, sicheres Potenzial.<br />
samovino.com, ca. CHF 14,95<br />
•<br />
2019 Zvonko Bogdan Pinot Blanc<br />
Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />
13 Vol.-%, NK. Mittleres Grüngelb, silber<br />
farbene Reflexe. Zart nach Wiesenkräutern,<br />
ein Hauch von gelber Birnenfrucht, ein<br />
Hauch von Karamell, kandierte Orangenzesten.<br />
Saftig, elegant, feine weisse Kernobstnoten,<br />
gute Frische, ein Hauch von<br />
Mandarinen im Abgang, ausgewogen, ein<br />
gut gereifter Speisenbegleiter.<br />
mabat-int.si, ca. CHF 16,–<br />
•<br />
2022 Fabula Mala bela Chardonnay<br />
Vinarija Chichateau, Ležimir<br />
14 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Frische Birnenfrucht, zart<br />
nach Mango, ein Hauch von Zitruszesten.<br />
Saftig, elegant, zarte Röstaromen, reife<br />
gelbe Tropenfrucht, frischer Säurebogen,<br />
zarte Fruchtsüsse im Abgang, ein balancierter<br />
Speisenbegleiter, mineralischer<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
203
tasting<br />
SERBIEN<br />
Nachhall, vielseitig einsetzbar.<br />
samovino.com, ca. CHF 17,95<br />
•<br />
2021 Babba, Oszkar Maurer<br />
11,5 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes, zart<br />
getrübtes Orangegold. Intensive Kumquatnuancen,<br />
feiner Honig, kandierte Orangenzesten<br />
und getrock-nete Marillen, trockenes<br />
Stroh. Mittlere Komplexität, weisses<br />
Obst, zart nach Pfirsich, straffe Mineralität,<br />
leichtfüssig und, facettenreicher<br />
Speisenbegleiter.<br />
samovino.com, ca. CHF 18,–<br />
•<br />
2019 LH Zero Harslevelü<br />
(Natural Wine)<br />
Ernő Sagmeister, Magyarkanizsa<br />
13 Vol.-%, DIAM. Mittleres, getrübtes<br />
Goldgelb, Silberreflexe. Zart nach Akazienholz,<br />
weisse Blüten, Orangenzesten,<br />
Honig, dezent blättrige Würze.<br />
Mittlere Komplexität, feine gelbe Apfel-<br />
Marillenfrucht, zarter Gerbstoff, der gut<br />
integriert ist, salzig-zitronig im Rückgeschmack,<br />
ein gut ausgewogener Essensbegleiter.<br />
samovino.com, ca. CHF 19,50<br />
•<br />
2021 CU Pinot Grigio (Natural Wine)<br />
Bikicki, Banoštor<br />
13,5 Vol.-%, DIAM. Zart getrübtes Kupferrot<br />
mit Orangereflexen. Nuancen von rotem<br />
Waldbeerkonfit, etwas Karamell, floraler<br />
Touch, etwas grüner Tee, tabakige Noten.<br />
Saftig, fruchtige Süsse, reife Kirschenfrucht,<br />
zartes Säurespiel, mineralischsalziger<br />
Touch im Abgang, ein eleganter<br />
Orangenwein, vielseitig einsetzbar.<br />
samovino.com, ca. CHF 24,–<br />
•<br />
2020 Omnibus Lector Chardonnay<br />
Vinarija Erdevik, Erdevik<br />
13,5 Vol.-%, NK,. Mittleres Grüngelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Dezentes Bukett, zarte<br />
gelbe Tropenfrucht, zarte Holzwürze, mineralischer<br />
Touch. Straff, elegant, weisse<br />
Fruchtnuancen, lebendige Säurestruktur,<br />
mineralisch-salzig im Abgang, ein gut<br />
anhaftender, vielseitiger Speisenbegleiter,<br />
zitroniger Nachhall.<br />
samovino.com, ca. CHF 50,–<br />
•<br />
2021 No 3/4 Tamjanika<br />
Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />
15,3 Vol.-%, NK. Leuchtendes Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Kandierte Orangenzesten,<br />
Orangenblüten, reifer gelber Apfel,<br />
etwas Akazienhonig, getrocknete Marillen,<br />
feine Süsse im Nachhall, ein balancierter<br />
Wein, feinwürziger Rückgeschmack.<br />
ivanovicvino.com<br />
•<br />
2022 Tamjanika<br />
Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />
13 Vol.-%, NK. Helles Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Feine traubige Nuancen, ein<br />
Hauch von Ingwer, kandierte Mandarinenzesten.<br />
Saftig, elegant, engmaschig, reife<br />
Tropenfrucht, etwas Litschi, komplex, zarte<br />
Fruchtsüsse, mineralisch, zitronig, vielseitig<br />
einsetzbar, zeigt gute Länge, ein versatiler<br />
Speisenbegleiter. ivanovicvino.com<br />
•<br />
2021 Inat Traminac<br />
Vinarija Molovin, Šid<br />
13 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, Frangipani-<br />
Creme. Zarte Nuancen nach Marshmallows,<br />
zart blättrig, dezentes Bukett, Hauch<br />
von weissen Blüten. Elegant, aus gewogen,<br />
weisser Pfirsich, feines Säurespiel, dunkle<br />
Mineralität, bleibt gut haften, salziger<br />
Nachhall, gutes Reifepotenzial.<br />
vinarijamolovin.rs<br />
•<br />
2021 Manastir Bukovo Chardonnay<br />
Oaked, Monastery Bukovo, Negotin<br />
14 Vol.-%, NK. Helles Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Ein Hauch von neuem<br />
Holz, reife gelbe Tropenfrucht, etwas<br />
Mango, zart nach Vanille. Elegant, rund<br />
und harmonisch, zartes Säuregerüst,<br />
balanciert, ein Hauch von Marille und<br />
hellem Karamell, keine Spur von Opulenz,<br />
mineralisch, ein facettenreicher Speisenbegleiter,<br />
Entwicklungspotenzial.<br />
manastirbukovoprodavnica.com<br />
•<br />
2019 Quet Grašac KPK PDO<br />
Fruškogorski Vinogradi, Banoštor<br />
14 Vol.-%, DIAM. Mittleres Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Zart nach Honigmelone,<br />
ein Hauch von kandierten Mandarinenzesten,<br />
tabakige Nuancen. Kraftvoll, elegant,<br />
feine gelbe Steinobstnuancen, zart nach<br />
Kamille und Blütenhonig im Abgang, ausgewogen,<br />
feine Kräuterwürze im Abgang,<br />
feiner Säurekern, dezent nussig im Abgang,<br />
ein komplexer Speisenbegleiter, gute<br />
Länge, sicheres Reifepotenzial. fruvin.com<br />
•<br />
2022 Terasa Chardonnay<br />
Matalj Vinarija, Negotin<br />
13,5 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, Silberreflexe.<br />
Zarte weisse Tropenfrucht, ein<br />
Hauch von Mango, zart nach Holz und Limette,<br />
floraler Touch. Saftig, ein Hauch von<br />
Blick über die Rebberge in der<br />
Fruska Gora auf die Donau.<br />
Honigmelone, dezente Säure, feine Fruchtsüsse<br />
im Abgang, ein balancierter Speisenbegleiter,<br />
vielseitig einsetzbar, bereits<br />
entwickelt. mataljvinarija.rs<br />
•<br />
2022 Terasa Sauvignon Blanc<br />
Matalj Vinarija, Negotin<br />
13,5 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />
Reflexe. Feine weisse Tropenfrucht,<br />
ein Hauch von Stachelbeeren, zart nach<br />
Cassis und Grapefruitzesten, mineralischer<br />
Touch. Saftig, feine gelbe Mangonote, integrierte<br />
Säurestruktur, mineralisch, balanciert<br />
und gut anhaftend, macht Lust auf einen<br />
zweiten Schluck. mataljvinarija.rs<br />
Rotwein<br />
97 Punkte<br />
•<br />
2019 Kremen Kamen Cabernet<br />
Sauvignon , Matalj Vinarija, Negotin<br />
15 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, opaker<br />
Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Zart nach reifen Zwetschken, reife<br />
Kirschen, feine Cassis-Noten und Brombeeren,<br />
helle Schokolade, sehr einladendes<br />
Bukett. Komplex, stoffig, dabei leichtfüssig<br />
und finessenreich, seidige Tannine, mineralisch<br />
und frisch unterlegt, zeigt eine ausgezeichnete<br />
Länge, salzig im Abgang, bereits<br />
antrinkbar, ausgestattet mit Potenzial<br />
myvinodeal.ch, CHF 79,90<br />
96 Punkte<br />
•<br />
2020 Kremen Kamen<br />
Cabernet Sauvignon<br />
Matalj Vinarija, Negotin<br />
15 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, opaker<br />
Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Kleine schwarze Waldbeeren,<br />
schwarzer Pfeffer, feine Edelholzwürze,<br />
Brombeeren, kandierte Orangenzesten.<br />
Komplex, straff und engmaschig, reife<br />
schwarze Kirschen, feine, tragende Tannine,<br />
angenehme Mineralität, frisch und anhaftend,<br />
rotbeerige Nuancen im Abgang, zitroniger<br />
Touch im Rückgeschmack, sichere<br />
Zukunft. medinarium, ca. CHF 77,30<br />
•<br />
2020 Zamna Cabernet Sauvignon<br />
Matalj Vinarija, Negotin<br />
15 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, opaker<br />
Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Reife Zwetschken, schwarze Kirschen,<br />
tabakige Würze, reifes Cassis und<br />
kandierte Orangenzesten sind unterlegt.<br />
Saftig, feine dunkle Beerenfrucht, reife, extrem<br />
seidige Tannine, lange anhaltend,<br />
gute Frische, feine Mineralität, noch sehr<br />
jugendlich, verfügt über unglaubliche Länge,<br />
eine Art Château Margaux aus Negotin.<br />
mataljvinarija.rs<br />
Fotos: beigestellt, ColorWorld1 / Shutterstock, Valery Shanin / Shutterstock, Damir Vujkovic / Shutterstock<br />
204 falstaff okt <strong>2023</strong>
•<br />
2017 Prokupac Gaga<br />
Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />
14,5 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte<br />
Randaufhellung. Feine Kräuterwürze, rotbeerige Nuancen,<br />
floraler Touch, ein Hauch von Preiselbeeren, Limettenzesten,<br />
mineralischer Touch. Saftig, feine Beerenfrucht, rote<br />
Kirschen, komplex, frisch und ungemein leichtfüssig, sehr<br />
finessenreicher Stil, perfekte Tannine, salzig im Nachhall,<br />
sehr lange anhaftend, das ist die Zukunft des serbischen<br />
Weines. ivanovicvino.com<br />
95 Punkte<br />
•<br />
2021 Kadarka 1880 (Natural Wine)<br />
Oszkar Maurer, Hajdukovo<br />
13 Vol.-%, DIAM. Helles Rubingranat, breite Ockerrandaufhellung.<br />
Mineralisch unterbautes Himbeermark, zart nach<br />
Ribisel, Limettenzesten und Tabak, kirschige Nuancen. Saftig<br />
und finessenreich, zarte Fruchtsüsse, ein Hauch von kandierten<br />
Veilchen, salzig und lange anhaftend, Vieilles-Vignes-Charakter,<br />
kein Wunder bei 140 Jahre alten wurzelechten<br />
Reben, delikater Nachhall. Wahres Gaumenkino.<br />
samovino.com, ca. CHF 48,–<br />
•<br />
2019 Doja Prokupac Breg<br />
Vinarija Doja, Donje Svarče<br />
14,5 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />
violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Schwarze Beeren,<br />
weisses Nougat, Himbeerkonfit, kandierte Orangenzesten,<br />
blumige Nuancen. Kraftvoll, engmaschig, Brombeeren,<br />
schwarze Kirschen, reife Tannine, frischer Säurebogen,<br />
mineralisch-salziger Anklang, trockener Abgang, ohne jede<br />
Opulenz, ein toller Speisenbegleiter, ausgestattet mit<br />
Länge und Potenzial. doja.rs<br />
•<br />
2010 Vinčić Red Reserve<br />
Vinčić Vinogradi Vinarija, Šid<br />
14 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe. Reife Zwetschken, Nugat, etwas Vanille,<br />
Gewürznuancen, kandierte Orangenzesten. Komplex, frisch,<br />
feine Mineralität, lebendige Struktur, rote Kirschen, zarte<br />
Extraktsüsse im Nachhall, sicheres weiteres Reifepotenzial,<br />
ein vielseitiger Speisenbegleiter. vinarijamolovin.rs<br />
94 Punkte<br />
•<br />
2019 Cuvée No 1<br />
Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />
14 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />
tiefer Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Ein<br />
Hauch von Vanille und Nougat, zarte Holzwürze, dunkle<br />
Waldbeeren, Brombeeren, einladendes Bukett. Saftig, ausgewogen,<br />
elegant, dezente Fruchtsüsse, feine Tannine, zeigt<br />
gute Länge, bereits antrinkbar, salzig und trinkfreudig, feine<br />
schokoladige Nuancen im Nachhall, bereits zugänglich, ein<br />
facettenreicher Stil. mabat-int.si, ca. CHF 25,–<br />
•<br />
2020 Prokupac Radovan 100%,<br />
Podrum Čokot, Starci<br />
14 Vol.-%, NK. Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, dezente<br />
Ockerrandaufhellung. Feine Kräuterwürze, Anis, Dille,<br />
reife Kirschen, Waldbeeren, kandierte Orangenzesten, ein<br />
Hauch von Edelholz. Saftig, komplex, reife, süsse rote<br />
Kirschfrucht, präsente Tannine, mineralisch-salzig im<br />
Abgang, reife Zwetschken im Nachhall, zartes Nougat,<br />
braucht noch etwas Zeit, hat Potenzial.<br />
medinarium.com, ca. CHF 27,30<br />
•<br />
2019 Stifler‘s Mom Shiraz<br />
Vinarija Erdevik, Erdevik<br />
16 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarte Randaufhellung. Feine Edelholzwürze, süsse<br />
Kirschfrucht, ein Hauch von reifen Zwetschken, kandierte<br />
Mandarinenzesten, ein Hauch von Gewürznelken. Saftig,<br />
elegant, feines Nougat, schwarze Kirschen, gut integriertes<br />
Holz, reife Tannine, mineralisch, ein kraftvoller Speisenbegleiter,<br />
sicheres Entwicklungspotenzial.<br />
weinkollektion.com.ca. CHF 39,95<br />
•<br />
2019 Rodoslov Grand Reserve<br />
Vinarija Aleksandrović, Topola<br />
14,5 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />
violette Reflexe, dezente Ockerrandauf-hellung. Feine Edelholzwürze,<br />
Brombeerfrucht, feines Cassis, etwas Vanille,<br />
zarte Gewürznuancen. Stoffig, elegant, frisch und balanciert,<br />
integrierte Tannine, mineralisch, feine Fruchtsüsse im<br />
Abgang, bleibt gut haften, bereits antrinkbar, Brombeeren<br />
und Kirschen im Nachhall, ein saftiger, vielschichtiger<br />
Speisenbegleiter. vinobre.at, ca. CHF 49,90<br />
•<br />
2019 Doja Cabernet<br />
Sauvigon Breg<br />
Vinarija Doja, Donje Svarče<br />
15,5 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Cassis, schwarze Kirschen, schokoladig,<br />
Nuancen von Edelholz, mit rotbeerigen Nuancen<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
205
tasting<br />
SERBIEN<br />
unterlegt. Kraftvoll, schokoladig und<br />
komplex, integrierte Holzwürze, ein<br />
voluminöser Wein, der keine Spur von<br />
Opulenz zeigt, würzig und mineralisch,<br />
verfügt über grosse Frische und Länge,<br />
braucht aber noch Zeit, sollte nicht vor<br />
2025 angetrunken werden. doja.rs<br />
•<br />
2017 Prokupac<br />
Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />
14 Vol.-%. Dunkles Rubingranat, violette<br />
Reflexe, dezente Randaufhellung. Floral,<br />
kandierte Veilchen, Brombeerkonfit, feine<br />
Waldbeeren im Hintergrund, kandierte<br />
Mandarinenzesten. Saftig, seidig und<br />
elegant, finessenreicher Säurebogen,<br />
mineralisch, extraktsüss im Abgang, feine<br />
salzige Nuancen im Nachhall, gut<br />
entwickelt, ivanovicvino.com<br />
•<br />
2018 No ½<br />
Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />
16 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette<br />
Reflexe, zarte Randaufhellung. Dunkle<br />
Beerenfrucht, etwas Nougat, schwarze<br />
Kirschen, Trockenkräuter, kandierte Orangenzesten,<br />
ein Hauch von reifen Zwetschken.<br />
Stoffig, süsse Pflaumen, reife Tannine,<br />
kraftvoll und von reifen Tanninen getragen,<br />
opulent, bereits gut antrinkbar.<br />
ivanovicvino.com<br />
•<br />
2019 Merlot Single Vineyard<br />
Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />
14 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, tiefer<br />
Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Kräuterwürzig, schwarze Kirschen,<br />
dunkle Nuancen, zart nach Maulbeeren, tabakig,<br />
ein Hauch von Edelholz. Saftig, rote<br />
Kirschen, frisch strukturiert, dezente Süsse,<br />
reife Tannine, elegant und bereits gut<br />
entwickelt, ein zugänglicher Speisenbegleiter,<br />
zarte Schokonuancen im Nachhall,<br />
gutes Zukunftspotenzial.<br />
vinarijazvonkobogdan.com<br />
93 Punkte<br />
•<br />
2019 Prokupac Experiment<br />
Podrum Čokot, Starci<br />
14 Vol.-%, NK. Kräftiges Rubingranat,<br />
violette Reflexe, dezente Ockerrandaufhellung.<br />
Feine Kräuterwürze,<br />
schwarze Kirschen, vielschichtig, voll<br />
mit reifer Beerenfrucht, Orangenzesten,<br />
Malven. Komplex, straff, rotbeerig,<br />
feste Tannine, frischer Säurebogen,<br />
feine Extraktsüsse im Abgang, sehr<br />
gute Länge, würzig-salziger Nachhall,<br />
tolles Entwicklungspotenzial.<br />
samovino.com, ca. CHF 14,90<br />
•<br />
2019 Kadarka Devas<br />
Ernő Sagmeister,<br />
Magyarkanizsa<br />
13,5 Vol.-%, DIAM. Helles<br />
Karminrot, Ockerreflexe, breite<br />
Randaufhellung. Zart nach Brom-<br />
beerkonfitüre, aber auch Kletzennuancen,<br />
ein Hauch von Himbeermark, Wacholderbeeren,<br />
sonnendurchfluteter Waldboden.<br />
Komplex, stoffig, eingelegte Kirschen, feinstrukturierte<br />
Säure, mineralisch-salzig im<br />
Abgang, gute Länge, leichtfüssiger Stil,<br />
bleibt haften und füllt den Gaumen gut<br />
aus, dezente Fruchtsüsse im Finale, bereits<br />
gut entwickelt.<br />
samovino.com, ca. CHF 20,–<br />
•<br />
2017 Grand Trianon<br />
Vinarija Erdevik, Erdevik<br />
14 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette<br />
Reflexe, dezenter Wasserrand. Dunkle<br />
Kirschen, feine Kräuterwürze, zart nach<br />
Brombeeren, kandierte Orangenzesten.<br />
Kraftvoll, reife Waldbeeren, frische Säurestruktur,<br />
integrierte Tannine, mineralischsalzig<br />
im Abgang, balanciert und gut anhaftend,<br />
sehr jugendlich.<br />
weinkollektion.com, ca. CHF 26,95<br />
•<br />
2021 Kadarka Gravitation,<br />
Oszkar Maurer, Hajdukovo<br />
14 Vol.-%, DIAM. Dezentes Karmingranat,<br />
breite Ockerrandaufhellung. Zart nach<br />
Himbeeren, süssem Tabak und Trockenkräutern,<br />
etwas frische Feige, florale Akzente.<br />
Saftig, seidig, rotbeerige Frucht,<br />
wirkt sehr balanciert, eingelegte Kirschen,<br />
mineralischer Touch, ein sehr finessenreicher<br />
Wein mit zitronig-salzigem Finish, ungemein<br />
animierend, subtiler Speisenwein.<br />
samovino.com, ca. CHF 38,–<br />
•<br />
2017 Marlon Delon<br />
Vinarija Erdevik, Erdevik<br />
15,5 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette<br />
Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />
Rauchig-würzig unterlegte Edelholznote,<br />
schwarze Beeren, Cassis und Lakritze,<br />
frische Orangenzesten, einladendes Bukett.<br />
Saftig, komplex, reife Brombeeren,<br />
dunkle Kirschen, tragende, reife Tannine,<br />
mineralisch im Abgang, noch sehr jugendlich,<br />
salziger Nachhall, frisch und animierend,<br />
ein kraftvoller Speisenbegleiter.<br />
samovino.com, ca. CHF 48,–<br />
•<br />
2019 Icon Campana Rubimus<br />
Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />
15 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />
tiefer Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Tabakig, schwarze Waldbeeren,<br />
reife Zwetschken, kandierte<br />
Orangenzesten, Nuancen von Feigen<br />
und Nougat. Komplex, stoffig, kraftvoll,<br />
aber nicht feurig, verfügt über Süsse<br />
und Eleganz, runde Tannine, schokoladig<br />
und gut anhaftend, ein feinwürziger<br />
Speisenbegleiter.<br />
mabat-int.si, ca. CHF 73, 50<br />
Bestes Klima, sonnenverwöhnte<br />
Weingärten und interessante Sorten<br />
sorgen für Vielfalt in der serbischen<br />
Weinlandschaft.<br />
•<br />
2017 Krunski Dokas<br />
Grand Reserve<br />
Despotika Winery,<br />
Smederevska<br />
15 Vol.-%, NK. Kräftiges Rubingranat,<br />
ockerfarbene Reflexe, zarte Ockerrandaufhellung.<br />
Feine Edelholzwürze, reife<br />
dunkle Waldbeerfrucht, Herzkirschen und<br />
Cassis, intensives, einladendes Bukett.<br />
Kraftvoll, dezente Extraktsüsse, würzig,<br />
feiner Gerbstofftouch im Abgang, salziger<br />
Nachhall, zeigt Länge und weiteres Reifepotenzial,<br />
ein stoffiger Begleiter bei Tisch.<br />
vinarijadespotika.rs<br />
•<br />
2020 Merlot Tri Doline<br />
Matijašević vinogradi, Orasac<br />
15 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />
opaker Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Feines Nougat, reife Herzkirschen,<br />
kandierte Orangenzesten, zarte<br />
Edelholznuancen. Saftig, Brombeere, frischer<br />
Säurebogen, integrierte Tannine,<br />
dunkles Nougat, balanciert, mineralisch,<br />
bleibt gut haften, bereits antrinkbar, ein<br />
lebendiger Speisenbegleiter. mv.vin<br />
•<br />
2019 Doja Prokupac<br />
Vinarija Doja, Donje Svarče<br />
14 Vol.-%, NK .Kräftiges Rubingranat, violette<br />
Reflexe, dezente Ockerrandaufhellung.<br />
Feinwürzig, dunkle Beerenfrucht, reife<br />
Zwetschken, rote Frucht, florale Nuancen,<br />
einladendes Bukett. Saftig, elegant, zart<br />
nach Himbeeren und Preiselbeeren, frisch<br />
strukturiert, mineralisch, dezente Extraktsüsse,<br />
ein animierender Speisenbegleiter<br />
mit Länge und Reifepotenzial. doja.rs<br />
•<br />
2019 Doja Merlot Breg<br />
Vinarija Doja, Donje Svarče<br />
14,5 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette<br />
Reflexe, zarte Randaufhellung. Reife<br />
Kirschen, Kräuter, Nuancen von Cranberry,<br />
zarte Holznuancen, etwas helles Nougat,<br />
einladendes Bukett. Saftig, feine rote<br />
Fruchtnuancen, frische Säurestruktur, integrierte<br />
Tannine, schokoladiger Touch, feine<br />
Mineralität, saliner Abgang, gute Länge,<br />
Entwicklungspotenzial. doja.rs<br />
Schaumwein<br />
93 Punkte<br />
•<br />
2018 Trijumf Chardonnay Brut<br />
Vinarija Aleksandrović, Topola<br />
Helles Gelbgrün, silberfarbene Reflexe,<br />
feines, lebendiges Mousseux. Zarte gelbe<br />
Kernobstnuancen, ein Hauch von Apfel und<br />
Honigmelone, Granatapfel, feine Zitruszesten,<br />
auch Grapefruit, mineralischer Touch.<br />
Engmaschig, feine gelbe Frucht auch am<br />
Gaumen, feiner Säurebogen, zeigt Komplexität<br />
und Länge, gut ausgewogen, ein<br />
Hauch von reifer Ananas im Abgang.<br />
samovino.com, ca. CHF 28,95<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/tasting-serbien-23<br />
<<br />
Fotos: Elena Elisseeva / Shutterstock, beigestellt<br />
206 falstaff okt <strong>2023</strong>
“An den Mond”, sagte Nuto,<br />
“muβ man selbstverständlich<br />
glauben.Sogar die Pfropfreiser<br />
kommen nicht an, wenn man<br />
sie nicht in den ersten Tagen<br />
des jungen Mondes setzt”.<br />
Cesare Pavese<br />
OKTOBER <strong>2023</strong><br />
IMPRESSUM<br />
INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT<br />
FÜR ESSEN, TRINKEN UND REISEN<br />
Die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge sind<br />
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<strong>Falstaff</strong> Österreich (100 %)<br />
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Gültig in der <strong>Schweiz</strong><br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
207
tasting<br />
TROPHY BAROLO, BARBARESCO & ROERO<br />
La Morra ist der am höchsten gelegene Ort<br />
des Barolo-Gebiets. Von hier geniesst man<br />
einen wunderbaren Rundblick über<br />
die Hügel der Langhe.<br />
GROSSES<br />
KINO<br />
Foto: essevu / Shutterstock<br />
208 falstaff okt <strong>2023</strong>
Barolo und Barbaresco werden im Hügelland der Langhe im südlichen Piemont angebaut.<br />
Beide Weine entstehen aus derselben Sorte, nämlich Nebbiolo. Und auch der rote Roero,<br />
der am westlichen Ufer des Tanaro-Flusses reift, hat die Nebbiolo-Traube als Grundlage.<br />
TEXT OTHMAR KIEM NOTIZEN OTHMAR KIEM, SIMON STAFFLER<br />
Barolo und Barbaresco erlebten<br />
in den letzten Jahren einen<br />
Höhenflug ohnegleichen, und<br />
zwar sowohl in der Beliebtheit<br />
als auch beim Preis. Dabei sind<br />
weder Barolo noch Barbaresco Weine, die<br />
sich dem Weinfreund unmittelbar erschliessen.<br />
Beide Weine wachsen in den Langhe,<br />
dem Hügelland rund um die Kleinstadt<br />
Alba im südlichen Piemont. Grund lage für<br />
beide Weine ist dieselbe Traubensorte: Nebbiolo.<br />
Ausser im südlichen Piemont wird<br />
diese Sorte nur noch im Norden der Region<br />
sowie im Valtellina in der Lombardei in<br />
nennenswertem Umfang angebaut.<br />
Barolo wächst im Süden, Barbaresco nördlich<br />
von Alba. Getrennt durch den Tanaro-<br />
Fluss liegt im Westen der Stadt zudem das<br />
Anbaugebiet für den Roero. Während aber<br />
Barolo und Barbaresco ausschliesslich aus<br />
Nebbiolo bestehen, kann roter Roero bis zu<br />
fünf Prozent andere Sorten enthalten.<br />
Nebbiolo-Weine zeigen kraftvolles, ausgeprägtes<br />
Tannin und eine akzentuierte<br />
Säure. Diese beiden Komponenten machen<br />
Barolo und Barbaresco in ihrer Jugend oft<br />
eher unzugänglich. Aber durch Modifikationen<br />
im Anbau und Änderungen im Keller<br />
hat sich hier schon viel getan, und die Weine<br />
sind inzwischen deutlich früher trinkbar<br />
als in der Vergangenheit. Von Gaumenschmeichlern<br />
sind sie trotzdem weit entfernt<br />
– Barolo und Barbaresco brauchen<br />
Reife. Vor allem aber benötigen sie eine<br />
Speisenbegleitung in Form von fett- oder<br />
proteinreichen Gerichten. Wenn aber alles<br />
stimmt, bieten sie ein nachhaltiges Genusserlebnis.<br />
Vom Jahrgang 2019 sollte man<br />
übrigens viel einlagern – er brachte lange<br />
lagerfähige, prächtige Barolos.<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/trophy-barolobarbaresco-und-roero-23<br />
<<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
209
tasting<br />
TROPHY BAROLO, BARBARESCO & ROERO<br />
TROPHY BAROLO,<br />
BARBARESCO & ROERO<br />
Barolo<br />
100 Punkte<br />
•<br />
Barolo DOCG 2019<br />
Bartolo Mascarello, Barolo<br />
14 Vol.-%, NK. Glänzendes, funkelndes Rubingranat.<br />
Duftende und einladende Nase<br />
nach reifen Himbeeren, Zitrusfrüchten, kaltem<br />
Rauch, filigranes Unterholz, Grafit, im<br />
Nachhall ein Hauch Kastanienhonig. Am<br />
Gaumen elegant und geschliffen, mit herzhaftem,<br />
kompaktem Tannin, tiefgründig,<br />
kraftvoll, mit enormer Länge.<br />
barolodibarolo.com, ca. CHF 360,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Brunate 2019<br />
Giuseppe Rinaldi, Barolo<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, glänzendes Rubingranat<br />
mit zart aufhellendem Rand. In<br />
der Nase sehr klar und duftend, nach frischen<br />
Kirschen, Orangen, erinnert an Walderdbeeren,<br />
dazu feine helle Würze, Zitronenthymian,<br />
im Nachhall nach satter<br />
Pflaume. Am Gaumen elegant und präzise,<br />
eng verwoben, perfekte Balance zwischen<br />
Säure, Tannin und Frucht, fliesst dahin wie<br />
aus einem Guss, lange, gross.<br />
rinaldigiuseppe.com, ca. CHF 420,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Romirasco 2019<br />
Poderi Aldo Conterno, Monforte d’Alba<br />
15 Vol.-%, NK. Intensiv funkelndes Rubingranat<br />
mit hellem Rand. Intensive Nase mit<br />
Noten nach weisser Trüffel, etwas Leder,<br />
dann nach Brombeere, Zwetschke und<br />
dunkler Kirsche. Stoffig und satt in Ansatz<br />
und Verlauf, klar herausgearbeitete Noten<br />
nach Himbeere und Zwetschke, dichtes,<br />
verwobenes Tannin mit seidigem Kern,<br />
spannt einen weiten Bogen.<br />
poderialdoconterno.com, ca. CHF 240,–<br />
99 Punkte<br />
•<br />
Barolo DOCG Cannubi 2019<br />
Elio Altare, La Morra<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubingranat.<br />
In der Nase edel und einprägsam, nach saftiger<br />
Blutorange, Walderdbeeren, mit feinen<br />
blumigen Komponenten, süssen Himbeeren<br />
und heller Würze. Am Gaumen sehr<br />
kompakt und sehr druckvoll, zeigt sich sehr<br />
elegant verwoben und mit engmaschigstem<br />
Tannin, baut sich lange auf, ohne überheblich<br />
zu wirken, gross.<br />
elioaltare.com, ca. CHF 188,–<br />
98 Punkte<br />
•<br />
Barolo DOCG Vignarionda Ester<br />
Canale Rosso 2019<br />
Giovanni Rosso, Serralunga d’Alba<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubingranat<br />
mit aufhellendem Rand. Einladende und<br />
fein gezeichnete Nase nach reifen Waldbeeren,<br />
Himbeeren, Sardellen, einem<br />
Hauch Minze und einem Hauch Grafit. Am<br />
Gaumen mit geschliffenem Eintritt und toll<br />
herausgearbeiteter Frucht auf Orangen<br />
und Himbeeren, mit engmaschigem Tannin,<br />
breitet sich lange aus, im Finale auf<br />
feinstem Schmelz und lange ausklingend.<br />
giovannirosso.com, ca. CHF 350,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Tre Tine 2019<br />
Giuseppe Rinaldi, Barolo<br />
14 Vol.-%, NK. Aufhellendes, strahlendes<br />
Rubingranat. Tolle und ausdrucksstarke<br />
Nase nach kandierten Zitrusschalen, Himbeeren,<br />
versteckt nach frisch gebackenem<br />
Schwarzbrot, etwas kandiertes Rosenblatt,<br />
im Nachhall fein nach Chinarinde.<br />
Schmelziger Gaumeneintritt, mit klarer,<br />
strahlender Frucht, eng verwoben, mit viel<br />
saftigem Tannin, herzhaft, druckvoll, auf<br />
satter Waldbeerfrucht, sehr lange.<br />
rinaldigiuseppe.com, ca. CHF 410,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Le Vigne 2019<br />
Luciano Sandrone, Barolo<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, edles Rubinrot<br />
mit dezent aufhellendem Rand. In der<br />
Nase zunächst edle erdige Noten nach<br />
Trüffel, dann kandierte Kirsche, ein Hauch<br />
Siegellack, Sardellen, Rosmarin, im Nachhall<br />
auf Grafit. Am Gaumen mit kompaktem<br />
Tannin, druckvoll, kommt in vielen<br />
Schichten daher, lange, salzig und saftig.<br />
sandroneluciano.com, ca. CHF 90,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Cicala 2019<br />
Poderi Aldo Conterno, Monforte d’Alba<br />
15 Vol.-%, NK. Kraftvolles, leuchtendes<br />
Rubingranat. Kompakte Nase mit ansprechenden<br />
Noten nach Rosenblättern,<br />
Hagebutten, Himbeeren und etwas Leder.<br />
Am Gaumen viel satte Beerenfrucht, entfaltet<br />
sich im Verlauf mit dichtmaschigem,<br />
straffem Tannin, viel Druck im Finale, hallt<br />
sehr lange nach.<br />
poderialdoconterno.com, ca. CHF 160,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Monvigliero 2019<br />
Comm. G.B. Burlotto, Verduno<br />
14 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubingranat. In<br />
der Nase klar und ausdrucksstark, floral,<br />
nach süssen Blutorangen, Rosenblatt,<br />
saftigen Kirschen, ein Hauch Kardamom,<br />
im Nachhall entfernte Anklänge von Chinarinde<br />
und Granatapfel. Cremiger Gaumeneintritt<br />
mit klar herausgearbeiteter Frucht,<br />
strahlend und energiereich, eng verwoben,<br />
mit saftigem Tannin, druckvoll, elegant,<br />
mit hohem Trinkfluss, auf Blutorange.<br />
burlotto.com, ca. CHF 490,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Monvigliero 2019<br />
Vietti, Castiglione Falletto<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, glänzendes<br />
Rubingranat. In der Nase ausdrucksstark,<br />
nach rotem Pfirsich, reifen Walderdbeeren,<br />
Blutorangen, dazu feine blumige Komponenten,<br />
vielschichtig und einprägsam. Am<br />
Gaumen mit leichtfüssiger Komplexität,<br />
eng verwobenes, feinkörniges Tannin, tolle<br />
Saftigkeit und Präzision, klar herausgearbeitete<br />
Frucht, kommt lange salzig wieder.<br />
vietti.com, ca. CHF 210,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Unoperuno 2019<br />
Elio Altare, La Morra<br />
14,5 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubinrot. Einladende<br />
Nase, nach reifen Himbeeren,<br />
Pfefferminze, weissem Pfeffer, balsamisch,<br />
nach Edelholz und minimal nach kaltem<br />
Rauch, sehr einladend. Zeigt sich sehr geschliffen<br />
am Gaumen, mit ausgeprägter<br />
Frucht und perfekt eingebundenem Tannin,<br />
kraftvoll, mit Druck, bleibt lange haften.<br />
elioaltare.com, ca. CHF 255,–<br />
97 Punkte<br />
•<br />
BIO Barolo DOCG Bussia 2019<br />
Ceretto, Alba<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />
zart aufhellendem Rand. Ausdrucksstark<br />
und klar in der Nase nach Himbeeren, Zedernholz<br />
und etwas kaltem Rauch, im<br />
Nachhall auf kandierter Zitrusfrucht. Am<br />
Gaumen kompakt und eng verwoben, mit<br />
toller Spannung und sattem Druck, viel<br />
Salz, tolle Länge!<br />
ceretto.com, ca. CHF 140,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Sperss 2019<br />
Gaja, Barbaresco<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubingranat<br />
mit lichtem Rand. Zeigt sich zunächst etwas<br />
verschlossen, mit betont mineralischen<br />
Komponenten, dann viel Himbeere,<br />
satte dunkle Rosenblätter, viel frische<br />
Zwetschke. Am Gaumen sehr präzise herausgearbeitete<br />
Frucht, überaus geschliffenes<br />
Tannin, im Nachhall betont salzig.<br />
gaja.com, a. A.<br />
•<br />
Barolo DOCG Bussia 2019<br />
Giuseppe Rinaldi, Barolo<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtend-glänzendes<br />
Rubingranat. In der Nase zunächst nach<br />
Zedernholz, Grafit, dann ein Hauch Minze<br />
und reife Himbeerfrucht, Zitrus, erinnert im<br />
Nachhall an roten Pfirsich, dazu edle Würze.<br />
Am Gaumen geschliffen, mit dunkelbeeriger<br />
Frucht, engmaschig und kompakt,<br />
nimmt den Trunk vollkommen ein, stoffig,<br />
mit saftigem, sehr langem Ausklang.<br />
rinaldigiuseppe.com, ca. CHF 550,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Aleste sibi et paucis<br />
2013, Luciano Sandrone, Barolo<br />
14,5 Vol.-%, NK. Intensives, dunkles Granat,<br />
aufhellender Rand. Zeigt in der Nase Noten<br />
nach Leder, etwas Teer, dann viel Zwetschke,<br />
auf Trüffel, dazu Waldhimbeere. Viel<br />
Fotos: beigestellt, Kzenon / Shutterstock<br />
210 falstaff okt <strong>2023</strong>
stoffiges Tannin am Gaumen, dunkle<br />
Frucht, nach Tabak und Leder, zupackendes,<br />
sattes Tannin, zeigt sich noch überaus<br />
jung, viel Druck, kann noch viele<br />
Jahre lagern.<br />
sandroneluciano.com, a. A.<br />
•<br />
Barolo DOCG Margheria 2019<br />
Massolino Vigna Rionda<br />
Serralunga d’Alba<br />
14,5 Vol.-%, DIAM. Intensives, funkelndes<br />
Rubingranat. Einladende Nase mit Noten<br />
nach Rosenblättern, reife dunkle Kirschen,<br />
Himbeere und etwas Kardamom. Viel<br />
präsentes, dichtmaschiges Tannin, sehr<br />
gut eingebunden in feinen, süssen<br />
Schmelz, breitet sich lange aus, salzig.<br />
massolino.it, ca. CHF 90,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Ravera 2019<br />
Paolo Scavino<br />
Castiglione Falletto<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, glänzendes Rubin<br />
mit granatrotem Rand. In der Nase<br />
nach Orangenzesten, Kerzenwachs, kandierten<br />
Himbeeren, im Nachhall ein Hauch<br />
Siegellack. Am Gaumen mit tiefgründigem,<br />
salzigem Tannin, sehr vielschichtig, kraftvoll,<br />
pur, sehr lange, im Finale auf kandierten<br />
Himbeeren und feinen Teenoten.<br />
paoloscavino.com, ca. CHF 85,–<br />
•<br />
BIO Barolo DOCG Mosconi 2019<br />
Pira – Chiara Boschis, Barolo<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, intensives<br />
Rubin mit zart aufhellendem Rand. In der<br />
Nase nach reifen Waldbeeren, Zeder, dazu<br />
Süssholz, erinnert entfernt an Milchschokolade,<br />
Kerzenwachs, im Nachhall nach<br />
Weihrauch, Preiselbeeren, Rosmarin. Am<br />
Gaumen herzhafter Eintritt, mit griffigem,<br />
eng verwobenem Tannin und punktgenauer<br />
Säure, wie aus einem Guss, kommt immer<br />
wieder, tolle Länge, sehr harmonisch.<br />
pira-chiaraboschis.com<br />
ca. CHF 85,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Bric dël Fiasc 2019<br />
Paolo Scavino, Castiglione Falletto<br />
14 Vol.-%, NK. Aufhellendes, glänzendes<br />
Rubingranat. In der Nase nach Granatapfel,<br />
Geranien, Orangenzesten, Rhabarber, etwas<br />
Chinarinde, Himbeere, kalter Rauch.<br />
Am Gaumen mit geschliffenem Kern, eingebettet<br />
in saftiges, engmaschiges Tannin,<br />
dazu feine Minze, roter Pfirsich, schöne<br />
Länge, elegant und kraftvoll.<br />
paoloscavino.com, ca. CHF 100,–<br />
<<br />
GEBIETSPROFIL<br />
DAS GEBIET<br />
Barolo, Barbaresco, Roero – alle drei Sorten zählen zu den kraftvollen,<br />
strukturierten Rotweinen. Barolo muss mindestens vier Jahre im Keller<br />
reifen, Barbaresco kann schon nach drei Jahren in den Handel.<br />
Bei Roero verkürzt sich die Mindestreifezeit auf zwei Jahre.<br />
DIE SORTE<br />
Weine aus Nebbiolo haben eine etwas hellere Farbe, zeigen neben Rubinimmer<br />
auch Granatnuancen. Charakteristisch ist der Duft nach Himbeere,<br />
Zwetschke und Lakritze. Am Gaumen überraschen sie durch kraftvoll<br />
ausgeprägtes Tannin und eine akzentuierte Säure.<br />
Vom herrlichen Weingut<br />
Feudo croce Von tinazzi<br />
im herzen apuliens stammt<br />
der aglianico nyktós<br />
TINAZZI.IT
tasting<br />
TROPHY BAROLO, BARBARESCO & ROERO<br />
96 Punkte<br />
•<br />
BIO Barolo DOCG Rocche di Castiglione<br />
2019, Brovia, Castiglione Falletto<br />
14,5 Vol.-%, NK. Funkelndes Rubin mit leichtem<br />
Granatschimmer. Eröffnet mit leicht<br />
rauchigen Komponenten, dann viel<br />
Zwetschke und Waldhimbeere, etwas Trüffel,<br />
spannend. Rund und stoffig in Ansatz<br />
und Verlauf, breitet sich satt aus, viel reife<br />
Frucht, eingebettet in ein sattes Gerüst aus<br />
griffigem Tannin, hallt sehr lange nach.<br />
brovia.net, ca. CHF 550,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Brea Vigna Ca'Mia 2019<br />
Brovia, Castiglione Falletto<br />
14,5 Vol.-%, NK. Intensives funkelndes Rubin,<br />
leicht aufhellender Rand. Ansprechende<br />
Nase mit ausgeprägten Noten nach<br />
Himbeere, etwas Zimt, dann nach Safran.<br />
Kerniges, dichtmaschiges Tannin, stoffig<br />
und zupackend, mineralisch und tiefgründig,<br />
hallt lange nach, erdige Noten im Finale.<br />
brovia.net, ca. CHF 120,–<br />
•<br />
BIO Barolo DOCG Brunate 2019<br />
Ceretto, Alba<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />
zart aufhellendem Rand. In der Nase klar<br />
und deutlich gezeichnet, nach Bergminze,<br />
rotem Apfel, Himbeere, erinnert entfernt<br />
auch an roten Pfirsich. Am Gaumen eng<br />
verwoben, mit herzhaftem Tannin, dazu<br />
schöne Saftigkeit, wirkt ausgewogen und<br />
stimmig, kommt immer wieder.<br />
ceretto.com, ca. CHF 140,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Cerretta 2019<br />
Giovanni Rosso, Serralunga d’Alba<br />
14 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes Rubingranat<br />
mit glänzendem Kern. In der Nase tiefgründig,<br />
nach Erde und Eisen, zarte Kräuternoten,<br />
ganz dezent nach Himbeere, wirkt<br />
kühl, nach kaltem Wachs. Am Gaumen sehr<br />
stoffig, mit ausgeprägtem, engmaschigem<br />
Tannin, präsent, kommt lange wieder, im<br />
Finale saftig auf kandierten Orangen.<br />
giovannirosso.com, ca. CHF 90,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Colonnello 2019<br />
Poderi Aldo Conterno, Monforte d’Alba<br />
15 Vol.-%, NK. Leuchtendes, mitteldichtes<br />
Rubingranat. Offene und fein gezeichnete<br />
Nase, duftet nach Himbeeren, frischen<br />
Zwetschken, etwas Blutorange und Safran.<br />
Am Gaumen überraschend präsentes,<br />
dichtmaschiges Tannin, baut sich in vielen<br />
Schichten auf, erzeugt satten Druck<br />
im hinteren Verlauf, noch sehr jung.<br />
poderialdoconterno.com<br />
ca. CHF 160,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Castelletto 2019<br />
Comm. G.B. Burlotto, Verduno<br />
14 Vol.-%, NK. Strahlend-glänzendes Rubingranat.<br />
Enorm duftige und herzhafte Nase<br />
nach edlem Holz, Hagebutten, kandierten<br />
Himbeeren, Walderdbeeren, dazu ganz<br />
leicht nach kaltem Rauch, im Nachhall<br />
edle Würze. Am Gaumen geschliffen und<br />
präzise, sehr saftig, sehr klar, leichtfüssig,<br />
tänzelnd, im Ausklang mit noch jungem<br />
Tannin, bleibt lange präsent.<br />
burlotto.com, ca. CHF 430,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Cannubi 2019<br />
Comm. G.B. Burlotto, Verduno<br />
14 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubingranat. In<br />
der Nase nach Zeder und Unterholz, dann<br />
auf Hagebutten und Waldbeeren, erinnert<br />
an Buttergebäck und frisch gebackenes<br />
Brot. Am Gaumen mit sehr griffigem, jungem<br />
Tannin, packend, dazu klare Frucht,<br />
viel Saft, griffig und zupackend, braucht<br />
noch viel Zeit in der Flasche.<br />
burlotto.com, ca. CHF 430,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Ravera Bricco Pernice<br />
2018, Elvio Cogno, Novello<br />
14,5 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes, glänzendes<br />
Rubingranat mit aufhellendem Rand. Tolle,<br />
einladende Nase nach frischer Minze,<br />
Brombeeren, Lakritze, dann Himbeeren<br />
und kandiertes Rosenblatt. Sehr geschliffen<br />
und mit cremiger Textur. Am Gaumen,<br />
engmaschig-salziges Tannin umhüllt die<br />
klare Frucht, feine Noten von Blutorange,<br />
sehr elegant und lange.<br />
elviocogno.com, ca. CHF 99,–<br />
•<br />
BIO Barolo DOCG Ravera 2018, Réva,<br />
Monforte d’Alba<br />
14,5 Vol.-%, NK. Funkelnd-glänzendes Rubinrot.<br />
Duftende und ausdrucksstarke Nase<br />
nach frischen Walderdbeeren, Wassermelone,<br />
Pfefferminze, helle Gewürze im Nachhall<br />
sowie getrocknetes Potpourri von roten<br />
Blüten. Am Gaumen saftig und fruchtig,<br />
mit schwingendem Verlauf, Minz- und<br />
Himbeeraromen spielen gekonnt miteinander,<br />
finessenreich und mit hohem Trinkfluss.<br />
revawinery.com, ca. CHF 100,–<br />
•<br />
Aeroplanservaj Barolo DOCG del<br />
Comune di Serralunga d'Alba 2019<br />
Domenico Clerico, Monforte d’Alba<br />
14,5 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubinrot mit<br />
granatfarbenem Rand. In der Nase zunächst<br />
auf feinen erdigen Tönen, etwas kalter<br />
Rauch, nach etwas Zeit nach Assam-<br />
Tee, reifen Himbeeren, Preiselbeeren, Edelholz.<br />
Am Gaumen mit geschliffen-cremiger<br />
Frucht, zeigt sich äusserst energiereich und<br />
mit vibrierender Säure, das Tannin bindet<br />
sich kraftvoll und bestimmt ein, noch etwas<br />
jung und weitmaschig, wird gut reifen.<br />
domenicoclerico.com, ca. CHF 110,–<br />
•<br />
BIO Barolo DOCG Cannubi 2019<br />
Pira – Chiara Boschis, Barolo<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, edles Rubingranat.<br />
In der Nase auf satten schwarzen Ribiseln,<br />
Lakritze, leicht nach Herzkirschen,<br />
Jasmin, Zedernholz. Am Gaumen geschliffen,<br />
elegant, mit saftigem Tannin und sehr<br />
gut herausgearbeiteter Frucht, harmonisch<br />
im Wechselspiel, tolle Länge.<br />
pira-chiaraboschis.com, ca. CHF 120,–<br />
•<br />
BIO Barolo DOCG Prapò 2019<br />
Ceretto, Alba<br />
14,5 Vol.-%, NK. Intensives Rubin mit leichtem<br />
Granatrand. Zeigt Noten nach<br />
Schwarztee, etwas Trüffel, dann viel Himbeere.<br />
Stoffig und dicht am Gaumen, zeigt<br />
viel präsentes Tannin, ist sehr gut eingebunden,<br />
nach Zwetschken und Himbeere,<br />
feiner Schmelz im Finale.<br />
ceretto.com, ca. CHF 130,–<br />
•<br />
BIO Barolo DOCG Cannubi 2019<br />
Réva, Monforte d’Alba<br />
14,5 Vol.-%, NK. Sehr leuchtendes Rubin mit<br />
funkelndem Kern. In der Nase einladend<br />
nach Himbeersirup, dazu feine blumige Nuancen,<br />
etwas Orangen, kalter Stein. Am<br />
Gaumen mit engmaschig gewobenem Tannin,<br />
sehr tolle Saftigkeit, wirkt leichtfüssig<br />
und komplex zugleich, im Ausklang auf edlen<br />
Kräuternoten, schwingend.<br />
revawinery.com, ca. CHF 150,–<br />
•<br />
Barolo DOCG Ravera 2019<br />
Vietti, Castiglione Falletto<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, glänzendes Rubingranat.<br />
In der Nase nach rotem Pfirsich,<br />
rotbackigem, frischem Apfel, dazu Brombeeren,<br />
im Nachhall auf Granatapfel und<br />
feinem Siegellack. Am Gaumen dicht gewoben,<br />
herzhaft, mit tiefgründigem Tannin,<br />
kommt in vielen Schichten, aber auch mit<br />
viel Tannin, braucht noch länger Zeit, aktuell<br />
etwas rau, im Finale auf edlen Schwarzteenoten.<br />
vietti.com, ca. CHF 210,–<br />
Barolo Riserva<br />
98 Punkte<br />
•<br />
Barolo Riserva DOCG Vigna Rionda<br />
2017, Massolino Vigna Rionda<br />
Serralunga d’Alba<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />
glänzendem Kern. Elegante Nase, auch<br />
nach rotbackigem Apfel, minimaler Hauch<br />
Pfirsich, dann Himbeeren, Preiselbeeren,<br />
im Nachhall ein Hauch Edelholz und Siegellack.<br />
Am Gaumen spannungsvoll, baut sich<br />
langsam auf, mit kompaktem Tannin und<br />
klarer Frucht, wirkt sehr tiefgründig, im Abgang<br />
Salz und tolle Saftigkeit, sehr lange.<br />
massolino.it, ca. CHF 159,–<br />
97 Punkte<br />
•<br />
BIO Barolo Riserva DOCG Lazzarito<br />
2017, Réva, Monforte d’Alba<br />
14,5 Vol.-%, NK. In der Nase zart balsamisch-erdig,<br />
mit eleganten Anklängen von<br />
Minze, Blutorangen und getrockneten<br />
Kräutern, etwas nasser Stein. Am Gaumen<br />
geschliffen-klarer Fruchtschmelz, mit sattem<br />
Tannin, dazu gut eingebundene Säure,<br />
wirkt sehr gut ausbalanciert, tolle Länge.<br />
revawinery.com, ca. CHF 300,–<br />
96 Punkte<br />
•<br />
Barolo Riserva DOCG Bussia Vigna<br />
Mondoca 2017<br />
Oddero Poderi e Cantine, La Morra<br />
14,5 Vol.-%, NK. In der Nase zunächst<br />
nach Edelholz und kaltem Stein, dann auf<br />
kandierte Himbeernoten, Schwarztee, etwas<br />
Jod, Blutorange, rotbackiger Pfirsich,<br />
einladend. Am Gaumen sehr kompakt<br />
und eng verwoben, mit elegantem<br />
Tannin, dazu schöne Saftigkeit, wirkt geschliffen<br />
und hallt lange nach, mit Finesse<br />
im Nachhall. oddero.it, ca. CHF 101,–<br />
•<br />
Barolo Riserva DOCG<br />
Ceretta, Vigna Bricco 2017<br />
Elio Altare, La Morra<br />
15,5 Vol.-%, NK. In der Nase nach reifen<br />
Preiselbeeren, Schwarzkirschen, etwas<br />
Pflaumen, dazu feines Edelholz, erinnert<br />
im Nachhall dezent an Milchschokolade.<br />
Am Gaumen mit edlem balsamischem<br />
Ton, herzhaft, mit reifer dunkler Beerenfrucht,<br />
zeigt ordentlich Druck, im Nachhall<br />
reichlich und noch junges Tannin.<br />
elioaltare.com, ca. CHF 110,–<br />
•<br />
Barolo Riserva DOCG Ravera Vigna<br />
Elena 2017, Elvio Cogno, Novello<br />
15 Vol.-%, DIAM. Fein gezeichnete Nase<br />
mit satten Noten nach Himbeere, etwas<br />
eingelegter Pfirsich, frische Zwetschke<br />
im Hintergrund. Zeigt sich am Gaumen<br />
sehr verwoben, kerniges Tannin, im weiteren<br />
Verlauf gut eingebunden, hat satten<br />
Druck, im Nachhall feine Würze, viel<br />
Tabak. elviocogno.com, ca. CHF 136,–<br />
•<br />
Barolo Riserva DOCG Vignarionda<br />
2017, Oddero Poderi e Cantine,<br />
La Morra<br />
14,5 Vol.-%, NK. Fein gezeichnete Nase<br />
nach kandierten Blutorangen, Himbeeren,<br />
kaltem Stein, dazu ein Hauch Steinfrucht,<br />
Meersalz, Edelholz, vielschichtig<br />
und geheimnisvoll. Am Gaumen kompakt,<br />
eng verwoben, tiefgründig, breitet sich<br />
lange über die Zunge, mit vielen Schichten,<br />
im Nachhall aktuell noch etwas raues<br />
Tannin. oddero.it, ca. CHF 153,–<br />
Fotos: BlackMac / Shutterstock, beigestellt<br />
212 falstaff okt <strong>2023</strong>
•<br />
BIO Barolo Riserva DOCG Vigna<br />
San Giuseppe 2017Cavallotto,<br />
Castiglione Falletto<br />
15 Vol.-%, NK. In der Nase nach harzigen<br />
Preiselbeeren, nasser Erde, Minze, dann<br />
nach Himbeeren, getrockneten Steinpilzen,<br />
im Nachhall auf saftigen Brombeeren.<br />
Am Gaumen mit engmaschigem<br />
Tannin, druckvoll, griffig, mit edlen erdigen<br />
Tönen, sehr lange und präzise, ein<br />
echter Kerl.<br />
cavallotto.com, ca. CHF 170,–<br />
Barbaresco<br />
98 Punkte<br />
•<br />
Barbaresco DOCG Sorì Tildìn 2020<br />
Gaja, Barbaresco<br />
14 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubingranat<br />
mit leicht hellem Rand. Duftig und frisch<br />
in der Nase, zeigt Noten nach frischem<br />
Ingwer, Himbeere und reife Kirsche prägen<br />
den Gesamteindruck. Im Ansatz präsente,<br />
rote Frucht, öffnet sich mit feinmaschigem<br />
Tannin, strömt ruhig dahin,<br />
im Finale langer Nachhall, feiner<br />
Schmelz.<br />
gaja.com, a. A.<br />
97 Punkte<br />
•<br />
Barbaresco DOCG Sorì San Lorenzo<br />
2020, Gaja, Barbaresco<br />
14 Vol.-%, NK. Überaus fein gezeichnete<br />
Nase mit Noten nach Rosen, Himbeere<br />
und etwas Preiselbeere, im Hintergrund<br />
nach Gewürznelken. Entfaltet sich nach<br />
etwas zögerlichem Ansatz mit erstaunlich<br />
stoffigem Tannin, saftige Himbeerfrucht,<br />
spannt einen weiten Bogen,<br />
im Finale satter Druck.<br />
gaja.com, a. A.<br />
96 Punkte<br />
•<br />
Barbaresco DOCG Costa Russi<br />
2020, Gaja, Barbaresco<br />
14 Vol.-%, NK. Überaus fein gezeichnete<br />
Nase, eröffnet mit Noten nach Granatapfel,<br />
dann dunkle Kirsche und etwas Blutorange.<br />
Feinmaschiges Tannin in vielen<br />
Schichten prägt den Gaumen, strömt ruhig<br />
dahin, im Nachhall feine Himbeernote,<br />
satter Druck im Finale.<br />
gaja.com, a. A.<br />
•<br />
Barbaresco DOCG Currà 2019<br />
Bruno Rocca, Barbaresco<br />
14 Vol.-%, NK. Tolle und einladende Nase,<br />
nach Bergminze, reifer Himbeere, ein<br />
Hauch Walderdbeeren, erinnert im Nachhall<br />
an Johannisbrot. Geschliffen am<br />
Gaumen, strahlend, mit herzhafter<br />
Frucht und klarem Spiel, salzig, im Finale<br />
zielgerade, aktuell noch etwas jung.<br />
brunorocca.it<br />
ca. CHF 85,–<br />
Barbaresco Riserva<br />
97 Punkte<br />
•<br />
Barbaresco Riserva DOCG Camp<br />
Gros Martinenga 2018<br />
Tenute Cisa Asinari dei Marchesi di<br />
Grèsy, Barbaresco<br />
14,5 Vol.-%, NK. In der Nase komplex,<br />
nach edlen Waldbeeren, Blutorangen,<br />
dazu frisch gebackenes Brot. Am Gaumen<br />
kompakt, druckvoll, mit engmaschigem<br />
Tannin, zeigt spannenden Verlauf,<br />
vielschichtig und komplex, tolle Harmonie,<br />
salzig, lange, herausragend.<br />
marchesidigresy.com, ca. CHF 110,–<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/trophy-barolobarbaresco-und-roero-23<br />
NACHBERICHT<br />
FRANCIACORTA TASTING IN ZÜRICH<br />
EIN ABEND VOLL PRICKELNDER GENÜSSE<br />
Ein aussergewöhnliches<br />
Franciacorta Tasting<br />
begeisterte Weinliebhaber<br />
mit einer spannenden<br />
Masterclass, welche die<br />
Geschichte der Region<br />
spannend beleuchtet sowie<br />
die Entwicklung der Weine<br />
aufgezeigt hat.<br />
Die «Kunsthaus Bar» in<br />
Zürich war das perfekte Setting für<br />
einen Abend rund um die illustren<br />
Perlen aus der Franciacorta. Der<br />
Präsident des Franciacorta-<br />
Konsortiums, Silvano Brescianini,<br />
und Event-Managerin Sara Buizza<br />
haben die Gäste im Namen des<br />
Consorzios willkommen geheissen.<br />
Das Zusammenkommen<br />
hatte zum Ziel, die<br />
Vielfalt und Qualität der<br />
Franciacorta-Weine<br />
gebührend zu<br />
zelebrieren und<br />
gleichzeitig die<br />
Beziehung zwischen<br />
dem erstklassigen<br />
italienischen<br />
Weinbaugebiet und dem<br />
<strong>Schweiz</strong>er Markt zu<br />
vertiefen.<br />
Am 5. September fand in<br />
der renommierten<br />
«Kunsthaus Bar» in<br />
Zürich ein spektakuläres<br />
Franciacorta Tasting statt, das<br />
Weinliebhaber und Connaisseurs<br />
gleichermassen in seinen<br />
Bann zog. Die Veranstaltung,<br />
die von den beiden <strong>Falstaff</strong>-<br />
Italien-Chefredaktoren Othmar<br />
Kiem und Simon Staffler persönlich<br />
geleitet wurde, bot den<br />
Gästen eine aufregende Masterclass<br />
und die Möglichkeit,<br />
die Vielfalt dieses einzigartigen<br />
Weinbaugebiets zu erkunden.<br />
Das Highlight des Abends<br />
waren zweifelsohne die verschiedenen<br />
Franciacorta-Stile,<br />
die präsentiert wurden. Von<br />
erfrischendem Brut bis hin zum<br />
verführerischen Satèn – die<br />
Bandbreite der Franciacorta-<br />
Weine konnte die Gaumen der<br />
Gäste auf einzigartige Weise<br />
verwöhnen. Besonders beeindruckten<br />
die hervorragenden<br />
Rosé-Schäumer sowie die<br />
strammen Pas-Dosé-Variationen,<br />
die mit ihrer Raffinesse<br />
und Eleganz begeisterten.<br />
Die <strong>Schweiz</strong> gilt als der<br />
wichtigste Exportmarkt für<br />
Franciacorta, und das Konsortium<br />
hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
diesen Markt weiter zu pflegen<br />
und auszubauen. Die<br />
<strong>Schweiz</strong>er, bekannt für<br />
ihre Weinsensibilität,<br />
sollen von den hochwertigen<br />
italienischen<br />
Flaschengärern beeindruckt<br />
werden, um die<br />
Marke Franciacorta<br />
weiter am Markt zu<br />
stärken.<br />
Fotos: Jeton Shali, beigestellt, David Biedert<br />
214 falstaff okt <strong>2023</strong>
NACHBERICHT FOOD ZURICH <strong>2023</strong><br />
FOOD ZURICH: EIN FESTIVAL MIT GEHALT<br />
Zürich hat sich in den letzten<br />
Jahren als Kulinarikmetropole<br />
mit internationaler<br />
Ausstrahlung etabliert. Dies<br />
lässt sich vordergründig auf die<br />
lebendige Gastronomieszene der<br />
Limmatstadt zurückführen, aber<br />
auch Initiativen wie das Festival<br />
Food Zurich haben einen wertvollen<br />
Beitrag dazu geleistet.<br />
Letzteres ging von 7. bis 17. September<br />
zum bereits achten Mal<br />
über die Bühne. Mit über 160<br />
Events, angelegt in der ganzen<br />
Stadt, war die Food Zurich auch<br />
<strong>2023</strong> wieder ein voller Erfolg.<br />
Dem nicht genug, verwandelten<br />
die Veranstalter die Europaallee<br />
beim Hauptbahnhof während der<br />
elf Festivaltage wieder in einen<br />
Food-Hotspot mit zahlreichen<br />
kulinarischen Angeboten.<br />
Gleichzeitig ist die Food Zurich<br />
kein beliebiges Food-Festival. Die<br />
Veranstaltung will Jahr für Jahr<br />
zum Denken anregen und setzte<br />
sich dafür auch diesmal das<br />
Motto «Kulinarik der Zukunft».<br />
Die Ausgabe <strong>2023</strong> war gleichzeitig<br />
die erste, die unter neuer<br />
Festivalleitung stattfand. Geleitet<br />
wurde das Festival erstmals von<br />
Nicole Giger und Violanta von<br />
Salis als Zweierteam.<br />
Den ersten Festival-Höhepunkt<br />
bildete gleich zu Beginn die grosse<br />
Opening-Party im Jelmoli<br />
Food Market mitten im Herzen<br />
von Zürich. Weitere Highlights:<br />
Im Rahmen des Slow-Food-Markets<br />
kamen die Besucher mit Produzenten<br />
und Slow-Wine-Winzern<br />
ins Gespräch, beim zweitägigen<br />
Sauerteig-Workshop galt der<br />
volle Fokus dem Grundnahrungsmittel<br />
Brot. Gleich ein<br />
ganzer Festivaltag wurde dem<br />
Thema Food Waste gewidmet.<br />
Der Termin für 2024 steht<br />
übrigens bereits fest: Im nächsten<br />
Jahr wird die Food Zurich<br />
von 6. bis 16. Juni stattfinden.<br />
Mehr als 160<br />
Veranstaltungen<br />
haben auch in<br />
diesem Jahr wieder<br />
zum Geniessen<br />
eingeladen.<br />
Diskutiert wurden<br />
u. a. aktuelle<br />
Themen wie Plantbased,<br />
Foodsave und<br />
Nachhaltigkeit.<br />
Das Festivalzentrum<br />
in der Europaallee<br />
beim Hauptbahnhof<br />
war elf Tage lang<br />
Dreh- und<br />
Angelpunkt für<br />
Foodies in Zürich.<br />
okt <strong>2023</strong><br />
falstaff<br />
215
NACHBERICHT<br />
BINDELLA TORCICODA BIG BOTTLE PARTY<br />
«MAKE PRIMITIVO GREAT AGAIN»<br />
Im Rahmen der Food Zurich<br />
fand am 7. September im<br />
Zürcher Lokal «Bank» die<br />
Torcicoda Big Bottle Party für<br />
alle Fans des Primitivo statt. Sandra<br />
Rapold und Sebastian Blaich<br />
von Bindella hatten insgesamt<br />
zehn Magnum-Flaschen Primitivo<br />
Torcicoda mit dabei. Empfangen<br />
wurden die Gäste mit einem<br />
Rosé, ebenfalls vom Weingut Antinori,<br />
der einen idealen Auftakt<br />
für den Abend darstellte. Als kulinarisches<br />
Intermezzo wurden<br />
delikate Häppchen wie Bulgursalat,<br />
Burrata oder Ceviche vom<br />
Lachs gereicht.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung<br />
konnten die Gäste an einer spannenden<br />
Blindverkostung teilneh-<br />
men, bei der die Teilnehmer<br />
den Primitivo Torcicoda unter<br />
drei verschiedenen Weinen<br />
erkennen mussten. Unter allen<br />
Gewinnern wurden Preise verlost.<br />
Den Hauptgewinn bildete ein<br />
exklusiver Urlaub auf dem<br />
Bindella-Weingut in Montepulciano.<br />
Unter dem klingenden<br />
Motto «Make Primitivo<br />
great again»<br />
wurde bis in die<br />
späten Abendstunden<br />
gemeinsam verkostet<br />
und das<br />
ein oder andere<br />
Geheimnis der<br />
Rebsorte gelüftet.<br />
Alle lieben Primitivo! Deshalb wurde Apuliens<br />
Paradesorte am 7. September in der «Bank» in Zürich<br />
auch gebührend gefeiert.<br />
Neben dem Trend-Primitivo Torcicoda im Grossformat<br />
erwartete die Gäste eine spannende Blindverkostung sowie<br />
maritimes Fingerfood.<br />
NACHBERICHT<br />
SCHULER<br />
PARABUIO – EIN TOSKANER DER SUPERLATIVE<br />
Am 18. September stellte<br />
Schuler Weine den neuen<br />
Jahrgang des Castellodi-Meleto-Weins<br />
«Parabuio»<br />
vor. Das Schuler-Weingut keltert<br />
in der toskanischen Gegend<br />
Chianti Classico seit fast 800<br />
Jahren edle Tropfen. Heute ist es<br />
das grösste Anwesen Italiens mit<br />
Bio-Zertifikat. Bekannt wurde es<br />
vor allem durch seine Sangiovese-Weine,<br />
seit der Lancierung<br />
des reinen Merlots «Parabuio»<br />
2018 bewegt sich das Weingut<br />
allerdings qualitativ in anderen<br />
Sphären. Eigens für den Wein-<br />
Talk mit anschliessendem Lunch<br />
und Degustation reiste Chefönologe<br />
Alberto Stella aus der Toskana<br />
an, und das, obwohl die<br />
Die Weine von<br />
Meleto haben in<br />
den letzten 20<br />
Jahren zahllose<br />
Medaillen und<br />
Auszeichnungen<br />
erhalten .<br />
Ernte dort bereits in vollem<br />
Gange war. Neben dem «Parabuio<br />
2019» hatte er den erfrischenden<br />
Sangiovese Rosé-<br />
Schaumwein «Colto alle Bolle»,<br />
den charmanten «Chianti Clas-<br />
sico 2021» und die drei hervorragenden<br />
Lagen-Sangioveses<br />
«Poggiarso», «Trebbio» und<br />
«Casi» des Jahrgangs 2019 dabei.<br />
Degustiert wurden sie während<br />
des Lunches. Besonders gut<br />
mit den vom ersten <strong>Schweiz</strong>er<br />
Fleischsommelier Roberto Mascaro<br />
grillierten gereiften Angus-<br />
Steaks harmonierte natürlich der<br />
Star des Tages, der «Parabuio<br />
2019». Ein extrem ausgeglichener<br />
Wein, der grosse Kraft und<br />
eine ausserordentliche Eleganz in<br />
sich vereint. Zum Dessert wurde<br />
dann noch ein «Metodo Classico»-Schaumwein<br />
aus dem Jahr<br />
2008 geöffnet, der ganze 170<br />
Monate auf der Feinhefe reifte.<br />
Köstlich!<br />
Fotos: <strong>Falstaff</strong>, Castello di Meleto / Martino Dini<br />
216 falstaff okt <strong>2023</strong>
BOUQUET<br />
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28.10. bis 5.11.<strong>2023</strong><br />
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epilog / NACHGEFRAGT<br />
In seinem neuen Buch<br />
«Schlank auf Rezept» berichtet<br />
der Mediziner Siegfried Meryn<br />
gemeinsam mit Bianca Karla Itariu<br />
von bahnbrechenden wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen zu Übergewicht, gezieltem<br />
Abnehmen und der Steigerung<br />
von Gesundheit und<br />
Lebensqualität.<br />
SAGEN SIE EINMAL,<br />
HERR PROFESSOR MERYN …<br />
UNIV.-PROF.<br />
DR. SIEGFRIED MERYN<br />
ist Facharzt für Innere Medizin an<br />
der Neuen Wiener Privatklinik. Er ist<br />
dazu seit 15 Jahren als Gesundheitsexperte<br />
und Vorsitzender des ORF-Gesundheitsbeirats<br />
für den ORF tätig. Meryn<br />
ist Autor von über 200 wissenschaftlichen<br />
Publikationen sowie von mehr als<br />
zehn Büchern, darunter Bestseller<br />
wie z. B. «Wer gesund<br />
stirbt, hat mehr vom<br />
Leben».<br />
WAS KANN DIE<br />
ABNEHMSPRITZE?<br />
INTERVIEW SEBASTIAN SPÄTH<br />
FALSTAFF Herr Professor Meryn, Liraglutid und Semaglutid sind hochwirksame Medikamente, die ursprünglich für Patienten<br />
mit Typ-2-Diabetes und starkem Übergewicht entwickelt wurden. Seit Prominente wie Elon Musk dank dieser Wirkstoffe<br />
schnell abgenommen haben, gelten sie als Wunder-Diätmittel. Wird diese Abnehmspritze bald Diäten ersetzen?<br />
SIEGFRIED MERYN Jein. Ersetzen nicht, auch wenn es meiner Meinung nach nie zuvor ähnlich revolutionäre Diät-Medikamente<br />
gab, die so wirkungsvoll sind und zugleich so arm an Nebenwirkungen. Liraglutid und Semaglutid ahmen körpereigene<br />
Sättigungshormone, sogenannte Inkretine, nach. Sie wirken einerseits im Gehirn und erzeugen ein Sättigungsgefühl. Andererseits<br />
verlangsamen sie die Magenentleerung. Um dauerhaft schlank zu bleiben, kommt es aber auf mehrere Faktoren an,<br />
nämlich eine gesunde, ausgewogene Ernährung und eine Steigerung der körperlichen Aktivitäten. Liraglutid und Semaglutid<br />
sollten also nur als Ergänzung zu einem umfänglichen Lebensstilwandel verstanden werden.<br />
Wie wurde das Medikament überhaupt entdeckt? Und warum erst jetzt?<br />
Das lief ähnlich ab wie bei Viagra. Das wurde ursprünglich zur Blutdrucksenkung entwickelt, wies aber als Nebenwirkung<br />
eine Verbesserung der Erektionsfähigkeit der Probanden auf. Ein Arzneimittel gegen Impotenz war gefunden.<br />
Die gewichtssenkende Wirkung der Diabetesmittel Liraglutid und Semaglutid wurde ebenfalls nur zufällig<br />
entdeckt. 2022 wurden sie von der Arzneimittelbehörde in den USA dann als Abnehmspritze zugelassen.<br />
Würden Sie sich die Spritze auch selbst injizieren?<br />
Das habe ich bereits. Ich habe den Wirkstoff über vier Monate genommen. Ich halte nichts davon,<br />
meinen Patienten etwas nur in der Theorie erklären zu können. Ich habe durch die Spritze<br />
dreieinhalb Kilo abgenommen und nach dem Absetzen des Medikaments wieder zweieinhalb<br />
Kilo zugenommen. Aber ich hatte auch keinen medizinischen Grund,<br />
abzunehmen beziehungsweise meinen gesunden Lebensstil zu ändern.<br />
Fotos: PopTika / Shutterstock, Lukas Beck, beigestellt, kitzcorner / Shutterstock, mamagio / Shutterstock<br />
218 falstaff okt <strong>2023</strong>
© Monika Flückiger<br />
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