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Falstaff Magazin Schweiz Nr. 8/2023

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GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />

/ okt <strong>2023</strong><br />

WUNDER-WEINE<br />

DAS GEHEIMNIS<br />

VON PAUILLAC<br />

WILDBRET<br />

GESÜNDER<br />

GEHT’S NICHT<br />

WAADTLAND<br />

DIE HEIMAT DES<br />

CHASSELAS<br />

Dream Cruises<br />

08<br />

DIE TOLLSTEN KREUZFAHRTEN, DIE BESTEN ROUTEN<br />

SCHWEIZ-AUSGABE 08/<strong>2023</strong><br />

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08


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HERAUSGEBERBRIEF<br />

SCHIFF AHOI!<br />

LIEBE FEINSCHMECKERINNEN,<br />

LIEBE FEINSCHMECKER!<br />

Mehr als 300 Kreuzfahrtschiffe sollen es sein, die<br />

derzeit über die Weltmeere cruisen. Und das ist<br />

noch längst nicht das Ende der Fahnenstange.<br />

Aktuell sind zahlreiche weitere dieser Meeresgiganten in<br />

Bau, immer noch grösser, noch luxuriöser, noch aussergewöhnlicher.<br />

Kreuzfahrten, bestätigen Reiseveranstalter,<br />

sind DIE grossen Gewinner der Branche in den Post-<br />

Corona-Jahren. Und das ist nur logisch: Man gleitet<br />

majestätisch durch die grossartigsten Landschaften,<br />

ankert in den malerischsten Buchten und geht in den<br />

aufregendsten Hafenstädten an Land. Dazwischen<br />

verwöhnt einen die Crew nach Strich und Faden. Unsere<br />

Prognose: Kreuzfahrten werden weiter an Bedeutung<br />

gewinnen und eines der wichtigsten Tourismussegmente<br />

überhaupt werden. Wir tragen dieser Entwicklung Rechnung<br />

und beschäftigen uns in dieser Ausgabe mit den<br />

wichtigsten Kreuzfahrttrends. Etwa der Tatsache, dass<br />

inzwischen kaum mehr eine Reederei ohne Topköche<br />

auskommen mag. Oder welchen Entwicklungen im<br />

Kreuzfahrtbusiness die Zukunft gehört. Und natürlich<br />

präsentieren wir Ihnen sechs der aussergewöhnlichsten<br />

Kreuzfahrten im Jahr 2024.<br />

Aber natürlich gibt es auch sonst das übliche <strong>Falstaff</strong>-<br />

Paket für Sie: Im Wein-Teil widmen wir uns der einzigartigen<br />

Appellation Pauillac im Bordelais sowie dem<br />

Waadtland, das mit seiner Vielseitigkeit überrascht. Im<br />

Gourmet-Teil präsentieren wir die besten Wildrezepte<br />

und im Reiseteil nehmen wir Sie mit in den Norden – in<br />

die Genussstadt Kopenhagen.<br />

Viel Freude und gute Unterhaltung mit dieser neuen<br />

Ausgabe wünschen Ihnen<br />

WOLFGANG ROSAM<br />

Chefredaktor und Herausgeber<br />

<strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

ALOYS HIRZEL<br />

Verwaltungsratvorsitzender und<br />

Herausgeber <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

BENJAMIN HERZOG<br />

und DOMINIK VOMBACH<br />

Chefredaktion <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Fotos: Stefan Gergely, Ian Ehm, Andrea Ebener<br />

WOLFGANG M. ROSAM<br />

wolfgang.rosam@falstaff.com<br />

@RosamWolfgang<br />

DOMINIK VOMBACH<br />

dominik.vombach@falstaff.com<br />

ALOYS HIRZEL<br />

aloys.hirzel@falstaff.com<br />

BENJAMIN HERZOG<br />

benjamin.herzog@falstaff.com<br />

www.maison-blanche.ch<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

5


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08<br />

08<br />

OKTOBER<br />

142<br />

Fahrkarte ins Paradies:<br />

sechs der schönsten Kreuzfahrten<br />

für 2024 im <strong>Falstaff</strong>-Routencheck.<br />

/ okt <strong>2023</strong><br />

WUNDER-WEINE<br />

DAS GEHEIMNIS<br />

VON PAUILLAC<br />

GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />

WILDBRET<br />

GESÜNDER<br />

GEHT’S NICHT<br />

WAADTLAND<br />

DIE HEIMAT DES<br />

CHASSELAS<br />

COVER<br />

FOTO: LANA SAMCORP /<br />

SHUTTERSTOCK<br />

Dream Cruises<br />

DIE TOLLSTEN KREUZFAHRTEN, DIE BESTEN ROUTEN<br />

SCHWEIZ-AUSGABE 08/<strong>2023</strong><br />

CHF 14,–<br />

WWW.FALSTAFF.COM<br />

102<br />

Wilder Genuss: Wildbret<br />

ist gesund und wird<br />

immer beliebter.<br />

132<br />

Der Munsterkäse – ein göttlicher Stinker<br />

und nichts für Käseanfänger.<br />

COVER: DREAM CRUISES<br />

30 GROSSE WEINE AUF GROSSER FAHRT<br />

Das Angebot der feinen und raren Weine auf hoher See<br />

wird immer umfangreicher<br />

84 KURS AUF DEN GAUMEN<br />

Immer mehr Topköche versorgen auch<br />

Kreuzfahrtpassagiere mit ihren Spezialitäten<br />

94 SERIE KUNST, POLITIK UND KULINARIK<br />

Queen Elizabeth II. und ihre Yacht «Britannia»<br />

100 IN WEITER FERNE SO NAH<br />

Essay: Die Sehnsucht nach der Ferne<br />

142 FAHRKARTE INS PARADIES<br />

Die sechs schönsten Kreuzfahrten des Jahres 2024 im<br />

<strong>Falstaff</strong>-Routencheck<br />

166 WOHER DER WIND WEHT<br />

Für jeden Geschmack etwas – welche Trends sich in der<br />

Kreuzfahrt abzeichnen<br />

178 BLAUE WELLEN, GRÜNE ZIELE<br />

Nachhaltigkeit ist auch für Premiumkreuzfahrten<br />

zunehmend ein Thema<br />

WEIN & MEHR<br />

16 WEIN-NOTIZEN<br />

Die Chefredaktoren Benjamin Herzog und Dominik<br />

Vombach präsentieren das Neueste aus der Weinwelt<br />

18 PAUILLAC: DIE BESTE WEINREGION DER WELT<br />

Der unverwechselbare Stil einer kleinen Appellation<br />

5 HERAUSGEBERBRIEF<br />

207 IMPRESSUM<br />

218 SAGEN SIE EINMAL …<br />

18<br />

Traum-Appellation Pauillac:<br />

Das berühmte Anbaugebiet<br />

im Bordelais gilt Kennern als<br />

das beste der Welt.<br />

Fotos: tb-photography / Shutterstock, iStockphoto / Getty Images, StockFood, beigestellt<br />

6 falstaff okt <strong>2023</strong>


«Entdecken Sie jetzt<br />

unser vielseitiges Sortiment<br />

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freuen uns auf Ihren Besuch<br />

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Gernot Haack<br />

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OKTOBER<br />

38<br />

Mit Bacchus an der Seite:<br />

Das aufstrebende<br />

Weinland Serbien.<br />

120<br />

Das «Cheval Blanc» in Basel<br />

bleibt seiner Linie treu.<br />

38 WEIN-MEKKA SERBIEN<br />

Mit grossem Engagement zum neuen<br />

Hotspot für Weinkenner<br />

50 SERIE WEINBAUGEBIET<br />

Waadtland: spektakuläre Reb terrassen<br />

und rote Spezialitäten<br />

62 INSEL ZUM GENIESSEN<br />

Eine Weinreise durch die atemberaubenden<br />

Weingüter Mallorcas<br />

72 GIN … UND KEIN ENDE<br />

Die aktuellsten Gin-Trends<br />

GOURMET<br />

82 GOURMET-NOTIZEN<br />

Die Chefredaktoren Benjamin Herzog<br />

und Dominik Vombach mit<br />

kuli narischen News<br />

102 WILDER GENUSS<br />

Wildbret wird immer beliebter<br />

112 ON THE WILD SIDE<br />

Drei Spitzenköche verraten ihre<br />

Lieblingsrezepte mit Wildfleisch<br />

120 SERIE RESTAURANT-IKONEN<br />

Das «Cheval Blanc» in Basel<br />

127 SIXPACK<br />

Sechs Restaurants im Test<br />

132 SERIE KÄSE: MUNSTER AOP<br />

Der Elsässer Rotschmierkäse<br />

REISE<br />

140 TRAVEL-NOTIZEN<br />

Reisehighlights von<br />

Chefredaktor Sebastian Späth<br />

184 LONG WEEKEND KOPENHAGEN<br />

Tipps für ein perfektes<br />

Wochenende<br />

214 EVENTS<br />

JOURNAL<br />

TASTING<br />

194 TROPHY SYRAH<br />

200 TROPHY SERBIEN<br />

208 TROPHY BAROLO,<br />

BARBARESCO & ROERO<br />

DIE NÄCHSTE FALSTAFF-AUSGABE ERSCHEINT AM 10.11.<strong>2023</strong><br />

50<br />

Waadtland: das zweitgrösste<br />

Weinbaugebiet der <strong>Schweiz</strong>.<br />

112<br />

Herbstzeit ist Wildzeit:<br />

drei Spitzenköche setzen Reh, Hirsch<br />

und Hase raffiniert in Szene.<br />

Fotos: beigestellt, Claudia Schindlmaisser, Michal Stipek / Shutterstock, Lena Staal<br />

8 falstaff okt <strong>2023</strong>


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Sansibar, Tansania Foto: Denis Belitsky / Shutterstock<br />

10<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


MEER ...<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

11


cover / INTRO<br />

... FLUSS ...<br />

Assuan, Ägypten Foto: AlexAnton / Shutterstock<br />

12 falstaff okt <strong>2023</strong>


okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

13


cover / INTRO<br />

Lofoten, Norwegen Foto: mauritius images / Alamy Stock Photos / Nick Fox<br />

14<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


... FJORD.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

15


Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />

BENJAMIN HERZOG<br />

und DOMINIK VOMBACH<br />

WEIN<br />

FLASCHEN ZUM<br />

WASCHEN<br />

Die Idee ist nicht neu, die Innovationskraft<br />

aber gross: Vor einigen<br />

Wochen lancierten acht Waadtländer<br />

Weinbetriebe das Projekt «Bottle Back»,<br />

das Mehrwegflaschen für Wein wieder in<br />

der <strong>Schweiz</strong> etablieren will. Die Flaschen<br />

der Kunden werden gesammelt, zentral<br />

gewaschen und wiederverwendet anstatt<br />

dem Recycling zugeführt. So sollen CO₂-<br />

Emissionen minimiert werden. Unter den<br />

Gründerinnern und Gründern gibt es<br />

bekannte Gesichter: Catherine Cruchon<br />

vom Weingut Henri Cruchon ist genauso<br />

dabei wie Laura Paccot von der Domaine la<br />

Colombe. Weitere Produzenten sind bereits<br />

eingestiegen, darunter etwa der Walliser<br />

Betrieb Ô Fâya Farm von Ilona Hunkeler,<br />

mehr sollen bald folgen.<br />

bottleback.ch<br />

NASA IDENTIFIZIERT<br />

REBENKRANKHEIT<br />

Die NASA hat ein Verfahren zur Früherkennung<br />

der Bratrollkrankeit entwickelt – und<br />

zwar mittels Infrarotbildern aus einem<br />

Flugzeug. Die von Viren ausgelöste Rebenkrankheit<br />

ist nicht behandelbar und verursacht<br />

alleine in den USA jährlich Schäden<br />

von rund drei Milliarden Dollar.<br />

KRISENDESTILLATION<br />

AUCH IN DEUTSCHLAND?<br />

Nach Frankreich, Italien und Spanien könnte<br />

es auch in Deutschland zu krisenbedingter<br />

Destillation von Rot- und Roséweinen<br />

kommen. Wie das Bundesministerium für<br />

Ernährung und Landwirtschaft im September<br />

mitteilte, bereitet es die Entwürfe zu<br />

den entsprechenden Verordnungen vor.<br />

MASI SETZT VERSTÄRKT<br />

AUF SCHAUMWEINE<br />

Das für Amarone bekannte Weingut Masi<br />

hat einen Vorvertrag zur Übernahme der<br />

Tenuta Casa Re im Oltrepò Pavese in der<br />

Lombardei unterzeichnet. Dazu gehören<br />

13 Hektar Weinberge, die vorwiegend mit<br />

Pinot Noir bestockt sind. Masi will damit<br />

verstärkt auf Schaumweine setzen.<br />

16 falstaff okt <strong>2023</strong>


NOTIZEN<br />

PROSECCO: HISTORISCH SCHWIERIGE ERNTE<br />

Fotos: yurok / Shutterstock, Ervin Edward / Shutterstock, zhu difeng / Shutterstock, mibres / Shutterstock, Alessandro Guerriero / Shutterstock, beigestellt, barmalini / Shutterstock, NZW Inc / Yealands Estate, Richard Semik / Shutterstock<br />

Nicht nur Hitze und<br />

Hagelstürme machten<br />

das Rebjahr <strong>2023</strong> im<br />

Prosecco-Anbaugebiet<br />

herausfordernd. Laut der<br />

Tageszeitung «La Reppublica»<br />

fehlten bei Erntebeginn<br />

noch immer 3000<br />

bis 5000 Arbeiter, um die<br />

Trauben pünktlich lesen<br />

zu können. Sandro Bottega<br />

der gleichnamigen<br />

Kellerei spricht von der<br />

schwierigsten Ernte seit<br />

40 Jahren.<br />

EKLAT IN DER RIOJA<br />

Der Verband Bodegas Familiares de Rioja, bestehend<br />

aus 216 Mitgliedern, erklärte kürzlich, nicht<br />

länger Teil der Leitungsgremien des Consejo<br />

Reguladors von Rioja sein zu wollen. Ebenso<br />

verlassen die Mitglieder den interprofessionellen<br />

Ausschuss Organización Interprofesional del Vino<br />

de Rioja. Die Weine würden trotzdem weiterhin<br />

unter der Herkunftsbezeichnung Rioja DOCa<br />

vermarktet. Die Vereinigung wirft dem Consejo<br />

Regulador vor, sich mit seiner Stategie gegen kleine<br />

und mittlere Bodegas zu stellen und nur Menge<br />

zu fördern. In den letzten 20 Jahren sei der<br />

Preis eines Liters Rioja um 17 Prozent gestiegen,<br />

die Teuerung allein betrage aber das Dreifache.<br />

LUXUSBOUTIQUE<br />

VON SOTHEBY’S<br />

Das Auktionshaus Sotheby’s eröffnet<br />

im Zürcher Flagshipstore von<br />

Bucherer seine weltweit erste Ultra-<br />

Luxus-Boutique. Der Sotheby’s<br />

Salon bei Bucherer ist ein innovatives<br />

Einzelhandelskonzept, das die<br />

Vielfalt der bei Sotheby‘s angebotenen<br />

Kategorien repräsentiert und ein<br />

neues Einkaufserlebnis bietet.<br />

NEUSEELAND: MASSIVE<br />

STEIGERUNG IM EXPORT<br />

Die neuseeländische Weinindustrie konnte<br />

ihren Export im vergangen Jahr kräftig<br />

steigern – um 19 Prozent bei der Menge<br />

und um satte 23 Prozent beim Wert.<br />

Das zeigen die offiziellen Zahlen. Insbesondere<br />

Sauvignon Blanc ist nach wie<br />

vor beliebt, wichtigster Exportmarkt<br />

bleiben die USA.<br />

DIE WALLISER DOMAINE DU<br />

MONT D’OR WIRD 175 JAHRE ALT<br />

Die Domaine du Mont d’Or bei Sion feiert<br />

<strong>2023</strong> ihr 175-jähriges Jubiläum. Zu<br />

diesem Anlass wurde der legendäre<br />

terrassierte Weinberg mit den gelben<br />

Häuschen in eine grosse Outdoorgalerie<br />

verwandelt. Noch bis 11. November kann<br />

die Ausstellung besichtigt werden.<br />

montdor.ch<br />

ORNELLAIA-CEO GIOVANNI<br />

GEDDES GEHT IN RUHESTAND<br />

Der langjährige CEO von Ornellaia, Massetto<br />

und Frescobaldi, Giovanni Geddes,<br />

geht 78-jährig in den Ruhestand. Dies<br />

kündigte er am Rande der 15. Präsentation<br />

der Ornellaia Vendemmia d’Artista in<br />

Venedig an. Geddes stiess 1996 zur<br />

Frescobaldi-Gruppe.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

17


wein / PAUILLAC<br />

PAUILLAC<br />

DIE BESTE WEINREGION<br />

DER WELT<br />

Bordeaux ist an önologischen Superlativen ohnedies nicht arm.<br />

Doch die kleine Appellation Pauillac im Médoc mit ihren gerade<br />

einmal 1200 Hektar Weingärten gilt unter Kennern als beste<br />

Weinregion der Welt. Stellt sich die Frage: Was macht den Stil<br />

dieser Weine so unverwechselbar und begehrenswert?<br />

TEXT PETER MOSER<br />

Foto: Château Pichon Baron / Serge Chapuis<br />

18<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


Château Pichon-Baron<br />

präsentiert sich in vollem<br />

Glanz, der moderne<br />

Degustationspavillon<br />

fügt sich prächtig<br />

ins Gesamtbild.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

19


wein / PAUILLAC<br />

Ein typischer Rotwein aus<br />

Pauillac ist geprägt von der<br />

Rebsorte Cabernet Sauvignon,<br />

die in der Appellation – neben<br />

Merlot, Cabernet Franc und<br />

etwas Petit Verdot – den Hauptsatz bildet.<br />

Er verfügt über eine dunkle, tiefe Farbe.<br />

Neben den Edelholznuancen des Barriqueausbaus,<br />

vornehmlich in Zeder, dominieren<br />

schwarze Johannisbeere (vulgo Cassis),<br />

Brombeere, Walnuss, rauchig-mineralische<br />

und manchmal auch erdige Nuancen das<br />

Bukett. Die Weine sind körperreich,<br />

besitzen eine gute Säure und reiche Tannine<br />

und verfügen über ein ausgezeichnetes<br />

Reifepotenzial. In seiner Jugend ist das<br />

Bukett eines Pauillac im Vergleich zu seinen<br />

nördlichen Nachbarn aus Saint-Éstèphe<br />

etwas zurückhaltender, am Gaumen<br />

präsentieren sich die südlichen Nachbarn<br />

aus Saint-Julien etwas eleganter, geschmeidiger<br />

und zugänglicher.<br />

Die Böden in Pauillac bestimmen den Stil<br />

natürlich mit, auffällig ist die hohe Konstanz<br />

in der Qualität der hier erzeugten Weine.<br />

Es ist kein Zufall, dass die Appellation<br />

fast zur Gänze von klassifizierten Gewächsen,<br />

darunter drei der vier Premiers Crus<br />

Classés des Médoc, abgedeckt wird. Und so<br />

hat es sich bei vielen Bordeaux- Freunden<br />

eingebürgert, einen gesamten Jahrgang nach<br />

der Qualität im Pauillac zu beurteilen. Die<br />

Appellation gibt also den Takt vor – und<br />

beeinflusst dabei oftmals das Weinbaugeschehen<br />

über die Grenzen des Bordelais<br />

hinaus. Es sind Details bei der Beschaffenheit<br />

der Böden, beim Kleinklima,<br />

das Alter und die Art der<br />

Reben oder die Nähe zur<br />

Gironde, alles Faktoren,<br />

die in einem Gewächs<br />

ihre zumeist<br />

unverwechselbaren<br />

Spuren hinterlas-<br />

sen. Nur so ist es dem geübten Verkoster<br />

möglich, einen La fite von einem Latour zu<br />

unterscheiden. Denn in Sachen Stil haben<br />

die Kellermeis ter mit ihrem Beraterstab<br />

zwar im Laufe der letzten Jahrzehnte einige<br />

Korrekturen angebracht, aber je höher<br />

die Qualität der Herkunft, umso lauter<br />

«spricht» am Ende stets der Boden. Mit jedem<br />

Jahr der Reife gewinnt ein Pauillac an<br />

Präzision, und am Ende unterscheiden sich<br />

die Meisterwerke der Winzer so klar und<br />

deutlich voneinander wie ein Picasso von<br />

einem Monet oder einem Cézanne.<br />

HISTORISCHES<br />

KLASSEMENT<br />

Bereits in spätrömischer<br />

Zeit wurden im Médoc<br />

Weingärten bearbeitet.<br />

Ausonius, der Dichter,<br />

selbst in Aqui tanien<br />

geboren, erwähnte<br />

Die Sorte Cabernet<br />

Sauvignon ist die Basis<br />

des Erfolgs von Pauillac<br />

und Weinen wie dem Château<br />

Grand-Puy-Lacoste (unten).<br />

Heni blam qui beriorepra nobitaq<br />

uibusandi commodi sequis iliquia<br />

conet es molorum fugiand aectia<br />

sumquos aut ea vellam ea cor as<br />

ipsam untori<br />

Fotos: Serge Chapuis Photographe / Château Grand-Puy-Lacoste, Alain Benoit Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

20<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


Einer der besten<br />

Preis-Leistungs-Weine<br />

unter den klassifizierten<br />

Gewächsen in der<br />

Appellation: Château<br />

Grand-Puy-Lacoste.<br />

DER KLASSISCHE PAUILLAC<br />

IST GEPRÄGT VON CASSIS,<br />

MINZE, TABAK UND EDELHOLZ.<br />

ER IST KRAFTVOLL UND<br />

FRISCH, ENGMASCHIG,<br />

TANNINREICH UND<br />

ÄUSSERST LANGLEBIG.<br />

solche sowie die Siedlung Pauliacus um das<br />

Jahr 335 n. Chr. in seinen «Briefen an<br />

Theon». Die Kleinstadt Pauillac, die der<br />

Region heute ihren Namen gibt, liegt direkt<br />

an der Gironde. Und über ihren Hafen ist<br />

sie einst auch zu gewissem Wohlstand<br />

gekommen. Im 18. Jahrhundert konnte der<br />

Ort mit dem Weinhandel aufblühen. Denn<br />

damals wurde jenes Privileg aufgehoben,<br />

das der Stadt Bordeaux ein Handelsmonopol<br />

mit England einräumte. Mit dem stark<br />

zunehmenden Weinbau im 19. Jahrhundert<br />

profitierte auch der Handelsplatz Pauillac.<br />

Heute verfügt die Appellation Pauillac<br />

über eine Anbaufläche von 1213 Hektar –<br />

das sind nur etwa 7,5 Prozent der insgesamt<br />

rund 16.000 Hektar Weingärten im Médoc.<br />

Bewirtschaftet werden diese von 33 unabhängigen<br />

Erzeugern. Weitere 21 beliefern<br />

<<br />

Hier reifen Millionenwerte: die Vinothek des<br />

Premier Grand Cru Classé Château Latour.


wein / PAUILLAC<br />

<<br />

eine Genossenschaft. Erzeugt werden<br />

zwischen sieben und acht Millionen<br />

Flaschen pro Jahr. 18 der Weingüter gehören<br />

zu jenen, die im Jahr 1855 klassifiziert<br />

wurden. Keine andere Appellation weist eine<br />

höhere Zahl an Grands Crus Classés im Verhältnis<br />

zu ihrer Fläche auf, nur im grossen<br />

Margaux sind 21 Betriebe klassifiziert. Eine<br />

abnehmende Zahl an Gütern in Pauillac<br />

sind als Crus Bourgeois eingestuft. Viele<br />

«bürgerliche Gewächse» mit gutem Terroir<br />

haben sich klassifizierte Nachbarn einverleibt,<br />

manche der Verbleibenden verzichten<br />

auf die Teilnahme an der kostspieligen<br />

Klassifikation. Im aktuellen Klassement, das<br />

bis 2025 Gültigkeit hat, ist einzig Château<br />

Plantey offiziell als bürgerliches Gewächs in<br />

Pauillac angeführt. Das zur AXA-Gruppe<br />

gehörende Château Pibran, noch 2003 als<br />

Cru Bourgeois Supérieur eingestuft,<br />

verzichtet seit der Neubewertung auf seinen<br />

Rang.<br />

Bei den Grands Crus, die in<br />

insgesamt fünf Ränge<br />

eingeteilt werden, besitzt<br />

Pauillac drei der<br />

insgesamt fünf<br />

Premiers Crus im<br />

Médoc: Lafite-<br />

KEINE ANDERE<br />

APPELLATION<br />

WEIST EINE GRÖSSERE<br />

ZAHL AN GRANDS CRUS<br />

CLASSÉS IM VERHÄLTNIS<br />

ZU IHRER FLÄCHE<br />

AUF ALS PAUILLAC<br />

Rothschild, Latour und seit 1973 Mouton-<br />

Rothschild. Die beiden Pichon- Güter sind<br />

im zweiten Rang platziert, dritte Gewächse<br />

gibt es nicht, Duhart-Milon ist viertklassiert,<br />

und es gibt zwölf Fünft gewächse.<br />

Viele dieser Cinqui èmes sind allerdings in<br />

der Lage, Rotweine von einer Güte zu<br />

erzeugen, die heute ihre Klassi fi kation bei<br />

Weitem übertrifft.<br />

DIE SÜDLICHEN GEFILDE<br />

Fährt man über die Schlösserstrasse (D2)<br />

aus Bordeaux Richtung Norden in die<br />

Region Pauillac, markiert eine kleine Senke,<br />

in welcher das Bächlein Ruisseau de Juillac<br />

fliesst, die Grenze zu Saint-Julien im Süden.<br />

Hinter einer Mauer erstreckt sich hier<br />

<<br />

EIN ECHTER<br />

PIRAT<br />

CHÂTEAU DUHART-MILON<br />

(ROTHSCHILD)<br />

Ein exzellenter Wein, den niemand so richtig<br />

auf dem Radar hat, kommt vom einzigen<br />

im vierten Rang klassifizierten Weingut in<br />

Pauillac. Das Gut in Nachbarschaft zu Lafite<br />

und Mouton liegt in der Gemarkung Milon.<br />

Der namensgebende Sieur Duhart verbrachte<br />

hier seinen Lebensabend, nachdem er im<br />

Dienste König Ludwigs XV. als Kaperfahrer<br />

die Weltmeere unsicher gemacht hatte. Im<br />

19. Jahrhundert kam das Gut in den Besitz der<br />

Familie Castéja, um 1900 wurde es als eines<br />

der besten Häuser im Médoc tituliert, dessen<br />

«ausgezeichnete Rebsorten einen Wein ergeben,<br />

der mit Mouton- und Lafite-Rothschild<br />

vergleichbar ist». Das 20. Jahrhundert brachte<br />

zahlreiche Besitzerwechsel und den allmählichen<br />

Niedergang, die Gebäude verfielen.<br />

Heute ist Duhart ein «Château» ohne Schloss.<br />

Zur vorletzten Jahrhundertwende war die<br />

Produktion noch grösser als jene von Latour<br />

oder Mouton, als 1962 die Rothschild-Familie<br />

(Lafite) Duhart kaufte, waren nur mehr 17 der<br />

76 Hektar des Rebberges in Ertrag. Der heutige<br />

Besitzer hat durch grosse Investitionen in<br />

Neuanpflanzung, Drainage und Kellertechnik<br />

den Wein wieder dorthin geführt, wo er als<br />

Grand Cru Classé hingehört. Spätestens seit<br />

2015 gehört dieses «Aschenputtel» zu den<br />

heissesten Aktien am Pauillac-Markt, 2022 ist<br />

hier der beste Wein seit Jahrzehnten gelungen<br />

(96 <strong>Falstaff</strong>-Punkte), der mit 85 Euro gegenüber<br />

dem Carruades de Lafite 2022 (ebenfalls<br />

96 Punkte) mit einem Subskriptionspreis von<br />

rund 260 Euro als gehobenes Schnäppchen<br />

bezeichnet werden darf.<br />

Saskia de Rothschild<br />

ist bereits seit<br />

2018 Chairman der<br />

Domaine Baron<br />

de Rothschild und<br />

seit 2021 CEO und<br />

Generaldirektorin<br />

von Lafite-Rothschild.<br />

Fotos: beigestellt, Francois Poincet, Martin Bruno<br />

22<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


wein / PAUILLAC<br />

Das Château Haut-Bages<br />

Libéral rückt immer näher an<br />

die Besten der Region heran.<br />

BIO-LOGISCHE<br />

ENTWICKLUNG<br />

CHÂTEAU HAUT-BAGES LIBÉRAL<br />

Der Anteil der Betriebe in Pauillac, die<br />

zertifiziert organisch oder – wie in diesem<br />

Fall – biodynamisch arbeiten, ist im Vergleich<br />

mit anderen Appellationen in Bordeaux sehr<br />

gross. Claire Villars, Besitzerin von Haut-<br />

Bages Libéral, stieg 2016 auf Biodynamie um,<br />

nachdem Pontet-Canet ab 2005 und Château<br />

Latour 2015 diesen Weg einschlagen hatten.<br />

Pédesclaux folgte 2019, seit 2021 sind nun<br />

auch Lafite-Rothschild und Duhart-Milon in<br />

Umstellung auf biologisch. Und auch wenn<br />

es das atlantische Klima, der Mehltau und<br />

weitere Faktoren den Winzern nicht leicht<br />

machen, wächst die Zahl der klassifizierten<br />

Betriebe, die auf organischen Wein setzen, in<br />

jedem Jahr. Madame Villars und ihr Gemahl<br />

Gonzague Lurton zählen mit ihren zahlreichen<br />

Gewächsen wie Ferrière, La Gurgue<br />

und Durfort-Vivens zu den Wegbereitern<br />

der Biodynamie. Haut-Bages Libéral grenzt<br />

nördlich direkt an den L’Enclos von Latour und<br />

verfügt über drei Meter tiefe Kiesböden und<br />

mehr Lehm im Untergrund. In Jahren mit weniger<br />

Niederschlag wie zuletzt 2022 kann die<br />

geringere Drainage durchaus von Vorteil sein.<br />

Bereits 2009 wurden die ersten Parzellen<br />

umgestellt, auch im Keller wurden wesentliche<br />

Verbesserungen vorgenommen. So hat<br />

sich im Laufe der Zeit der Wein von seinem<br />

robust-voluminösen Stil verabschiedet und<br />

immer mehr die vorteilhaftesten Züge eines<br />

wahren Pauillac angenommen. Wer den tollen<br />

22er (95 <strong>Falstaff</strong>-Punkte) subskribiert hat, der<br />

zu je 40 Prozent in neuen und gebrauchten<br />

Fässern und zu 20 Prozent in Tonamphoren<br />

gereift wird, hat sich um ganze 45 Euro einen<br />

echten Klasse-Rotwein eingehandelt.<br />

Übrigens: Das «bürgerliche» Château<br />

Haut-Bages Monpelou war ursprünglich ein<br />

Teil von Duhart-Milon, ist im Besitz der Familie<br />

Castéja (Borie-Manoux) verblieben und bietet<br />

einen preiswerten, robusten Einstiegswein<br />

in die Welt von Pauillac.<br />

<<br />

rechts der Strasse der Weinberg von<br />

Château Latour, der der Wasserfläche der<br />

Gironde am nächsten kommt. Hier liegt<br />

feiner Kies, mit wenig Sand und Lehm<br />

durchsetzt. Dieses Terroir hat die beste<br />

Drainage aller Gewächse hier. Das ist der<br />

legendäre «L’Enclos» von Latour, und hier<br />

befindet sich auch die Kellerei.<br />

Aber nicht immer ist der Standort des<br />

Schlosses auch mit der Lage der Weingärten<br />

gleichzusetzen. Ein Beispiel ist Château<br />

Pichon-Comtesse. Von dessen Terrasse hat<br />

man einen schönen Ausblick auf die besten<br />

Reben von Latour. Zwischen der Strasse<br />

und einer Eisenbahntrasse im Westen liegt<br />

zunächst der Hauptplot von Pichon-Baron.<br />

Erst dann folgt der Kern der Weingärten der<br />

DER WEINBERG VON<br />

CHÂTEAU LATOUR<br />

AUS FEINEM KIES, DER<br />

VON SAND UND LEHM<br />

DURCHSETZT IST, HAT<br />

DIE BESTE DRAINAGE<br />

ALLER GEWÄCHSE HIER.<br />

Drei Geschwister teilen sich<br />

heute Mouton-Rothschild:<br />

Camille Sereys, Philippe Sereys<br />

und Julien de Beaumarchais,<br />

alle de Rothschild.<br />

Comtesse. Hinter den Gleisen liegen die<br />

Weingärten von Château Haut-Batailley<br />

rund um den gut sichtbaren Tour d’Aspic<br />

rechts der D 206. Hier grenzen im Süden<br />

einige Lagen von Château Lynch-Bages<br />

an – was erklärt, weshalb die Familie Cazes<br />

vor nicht allzu langer Zeit Haut-Batailley<br />

von den Besitzern von Château Grand-Puy-<br />

Lacoste erworben hat.<br />

An der westlichen Appellationsgrenze<br />

liegen noch weitere Weingärten von Baron,<br />

Comtesse und Lynch-Bages sowie im<br />

Norden jene von Grand-Puy-Ducasse. Folgt<br />

man der D 206 in nördlicher Richtung, so<br />

kommt zur Rechten bald Château Batailley,<br />

die Abzweigung nach links führt zu<br />

Château Lynch-Moussas, das aufwendig<br />

restauriert wurde.<br />

Die Stadt Pauillac liegt am Ufer des<br />

Flusses Gironde und teilt das Gebiet in<br />

einen nördlichen und einen südlichen Teil.<br />

Im Westen von Pauillac befindet sich das<br />

schöne Château Grand-Puy-Lacoste. Seit<br />

dem Kauf durch die Familie Borie und<br />

ihrem ersten Jahrgang 1978 wird hier ein<br />

eleganter Klassiker gekeltert, kernig und<br />

doch rotbeerig und frisch. Der Zweitwein,<br />

Lacoste-Borie, ist ebenfalls eine Bank.<br />

<<br />

Fotos: beigestellt, Alain Benoit / Deepix<br />

24 falstaff okt <strong>2023</strong>


DRINK RESPONSIBLY


wein / PAUILLAC<br />

<<br />

Im Osten gelangt man zum Château<br />

Croizet-Bages und schliesslich zu Lynch-<br />

Bages, weithin sichtbar mit seiner gläsernen<br />

Fassade und dem kleinen Dorf Bages,<br />

das von der Besitzerfamilie Cazes in einen<br />

feinen weintouristischen Hotspot verwandelt<br />

wurde. Das Café «Lavinal» ist hier<br />

längst eine Pflichtadresse für Gourmets<br />

und Weinfreunde gleichermassen, das<br />

Hotel restaurant «Château Cordeillan-Bages»<br />

betuchtem Publikum vorbehalten. An<br />

den oberen Teil von Latour schliesst das<br />

Terroir von Château Haut-Bages Libéral<br />

an, und hier ist die Tour durch das südliche<br />

Pauillac im Uhrzeigersinn auch schon<br />

abgeschlossen.<br />

PROMINENTER NORDEN<br />

Der Ort Pauillac selbst ist leider keine<br />

langen Reden wert, obwohl zuletzt in die<br />

Infrastruktur investiert wurde. Einzig<br />

das Gebäude von Grand-Puy-Ducasse<br />

am nördlichen Ende der Uferpromenade<br />

wäre ein Grund für Weinfreunde,<br />

hier haltzumachen, kämen die<br />

Umbauarbeiten je zu einem Ende. Wer<br />

den Ort im Westen umfährt, erreicht<br />

auf Höhe Padarnac zunächst das vom<br />

DIE ZAHL DER<br />

BETRIEBE, DIE<br />

SICH IN PAUILLAC<br />

DEM BIOLOGISCHEN<br />

WEINBAU ZUWENDEN,<br />

WÄCHST JÄHRLICH.<br />

Architekturbüro Wilmotte & Associés<br />

runderneuerte Château Pédesclaux. Biegt<br />

man links ab, sieht man das bezaubernde<br />

Anwesen von Château Pontet-Canet, folgt<br />

man der D2, kommt man in Le Pouyalet<br />

zu Château Mouton Rothschild, dahinter<br />

liegt Château d’Armailhac. Richtung<br />

St. Éstèphe liegt der schlichte Bau von<br />

Château Clerc Milon und das weltberühmte<br />

Château Lafite-Rothschild.<br />

Die hohe Qualität der klassifizierten<br />

Gewächse hier hat ihren Preis: Weine wie<br />

Croizet-Bages liegen bei rund 40 Euro, ein<br />

Lafite-Rothschild 2022 lag in Subskription<br />

bei 830 Euro. Château Latour ist erst<br />

erhältlich, wenn er die nötige Flaschenreife<br />

erreicht hat, zuletzt war das heuer<br />

der Jahrgang 2015 – Preis: 710 Euro. Es<br />

lohnt sich aber allemal, in die Weine von<br />

Pauillac zu investieren, denn diese haben<br />

den längsten Atem von allen Rotweinen<br />

der Welt. Grosse Jahrgänge reifen problemlos<br />

30 Jahre und zeigen sich dann<br />

in toller Verfassung wie etwa jene von<br />

1990. Aber auch Pauillacs aus 1982,<br />

1961, 1959, 1955 oder 1945 beweisen<br />

mit Nachdruck, dass eben gerade hier<br />

die besten Weine der Welt wachsen.<br />

<<br />

Stararchitekt J. M. Wilmotte<br />

verwandelte Château Pédesclaux<br />

in ein Juwel. Auch der Wein<br />

zählt zu den aufstrebenden<br />

Namen in Pauillac.<br />

Fotos: Rodolphe Escher, Nicolas Duffaure<br />

26<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


There are moments you wish would never end, shiny and precious<br />

like Gold, where every connection is powerful and intense.<br />

Ruffino Riserva Ducale Oro Gran Selezione is our most exquisite<br />

wine that celebrates Italian excellence.<br />

Made for your golden moments.<br />

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ruffinowines.eu<br />

PLEASE ENJOY OUR WINES RESPONSIBLY.


wein / PAUILLAC-LEGENDEN<br />

BEST OF<br />

PAUILLAC<br />

TASTING<br />

INFO<br />

WEITERE BEWERTUNGEN<br />

UND BESCHREIBUNGEN<br />

FINDEN SIE SIE AUF<br />

FALSTAFF.COM<br />

AB SEITE 148.<br />

100<br />

100<br />

97<br />

CHÂTEAU PICHON-COMTESSE<br />

DE LALANDE 2022<br />

Tiefdunkles Rubingranat, fast tintig,<br />

opaker Kern, violette Reflexe, zarte<br />

Randaufhellung. Cassis und Gewürznelken,<br />

dunkle Waldbeeren, reife Kirschen,<br />

feines Nougat, sehr einladendes<br />

Bukett. Stoffig, süss und elegant,<br />

schokoladige Textur, frisch und komplex,<br />

süsser Nachhall, enormer<br />

Druck, tolle Länge, Harmonie, salziges<br />

Finale, tolle Länge, ein Nachfolger<br />

für den legendären 1982er ist<br />

geboren, gerstl.ch, CHF 214,–<br />

(Subskription)<br />

CHÂTEAU MOUTON-ROTHSCHILD<br />

2009<br />

Dunkles Rubingranat, tiefer Farbkern,<br />

violette Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />

Einladende Nuancen von reifen<br />

Herzkirschen und frischen Feigen,<br />

ein Hauch von Nougatkaramell, feine<br />

Edelholzwürze mit etwas Bourbonvanille.<br />

Saftig, komplex, reife dunkle<br />

Beerenfrucht, feine Extraktsüsse,<br />

geschliffene, reife Tannine, mineralisch<br />

im Abgang, feines Säuregerüst,<br />

das dem Wein grosse Eleganz verleiht,<br />

tolle Länge, fantastisch balanciert.<br />

obrist.ch, CHF 950,–<br />

CHÂTEAU LYNCH BAGES 1989<br />

Dunkles Rubingranat, zarter Ockerrand,<br />

tiefe Farbe. Reife, fast opulent<br />

wirkende dunkle Beerenfrucht,<br />

Brombeeren, Cassis und ein Hauch<br />

von Eukalyptus, kandierte Orangenzesten,<br />

feine Kräuterwürze. Am<br />

Gaumen kraftvoll, sehr stoffige<br />

Textur, perfekt ausgereifte Frucht,<br />

feste, bestens integrierte Tannine,<br />

mineralisch, schwarzbeerige<br />

Nuancen im Abgang, sehr gut anhaltend,<br />

verfügt über gutes weiteres<br />

Reifepotenzial.<br />

winklerweine.ch, CHF 450,–<br />

100<br />

100<br />

96<br />

CHÂTEAU PONTET-CANET 2010<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Mit einem<br />

Hauch von Minze unterlegte schwarze<br />

Beerenfrucht, Tabak, Nuancen von<br />

Cassis und Lakritze, feine Mineralität,<br />

ein Hauch von Teebaumöl, faszinierende<br />

aromatische Tiefe. Saftig,<br />

elegant, Brombeeren und schwarze<br />

Johannisbeeren, präsentes Tannin,<br />

angenehme Süsse im Abgang, salzigmineralisch<br />

im Nachhall, ein grosser<br />

Wein mit Persönlichkeit und Länge.<br />

Sicheres Reifepotenzial für Jahre.<br />

lucullus.ch, CHF 216,–<br />

CHÂTEAU LATOUR 2009<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette<br />

Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />

Zart floral unterlegte kleine schwarze<br />

Beerenfrucht, ein Hauch von Edelholz,<br />

zart nach Nougat und Karamell,<br />

reifes Brombeer-Cassis-Konfit,<br />

tabakiger Touch, sehr facettenreiches<br />

Bukett. Komplex, kraftvoll, sehr<br />

saftig, vollreife Herzkirschen, tolle<br />

Extraktsüsse, reife Tannine, zeigt eine<br />

enorme Länge, wirkt kühl und frisch,<br />

mineralische Nuancen im Abgang.<br />

casadelvino.ch, CHF 1’561.65<br />

(Auf Anfrage)<br />

CHÂTEAU CLERC MILON 2010<br />

Dunkles Rubingranat, violette<br />

Reflexe, breitere Randaufhellung.<br />

Frisches Cassis, ein Hauch von<br />

Herzkirschen und Lakritze, feine<br />

Edelholznuancen, zartes Nougat,<br />

feine Kräuterwürze. Stoffig, gute<br />

Komplexität, süsse Beerenfrucht,<br />

angenehme Frische, reife, tragende<br />

Tannine, mineralisch und zugleich<br />

elegant, sehr gute Länge, verfügt<br />

über sicheres Reifepotenzial, spielt<br />

seine Terroirklasse voll aus.<br />

drozvins.ch<br />

CHF 105,–<br />

100<br />

98<br />

95<br />

CHÂTEAU LAFITE-ROTHSCHILD<br />

1996<br />

Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe,<br />

etwas aufgehellt, zarter Wasserrand.<br />

Stark rauchig-würzig unterlegtes<br />

Brombeergelee, Dörrzwetschken,<br />

ein Hauch von Bouillon, braucht sehr<br />

viel Luft. Dunkelbeerig, straffe,<br />

tragfähige Tannine, die noch ihre Zeit<br />

verlangen, ein wirklich vielschichtiger<br />

Wein, pfeffrige Noten im Abgang, im<br />

Nachhall nach Schlehen und Weichseln,<br />

dezent nach Edelschokolade im<br />

Rückgeschmack.<br />

vinpark.ch, CHF 960,–<br />

CHÂTEAU PICHON-BARON 2022<br />

Tiefdunkles Rubingranat, tintig,<br />

opaker Kern, violette Reflexe, zarte<br />

Randaufhellung. Reife dunkle Waldbeeren,<br />

ein Hauch von Edelholz,<br />

florale Nuancen, zart nach Erdbeeren,<br />

facettenreiches Bukett. Kräftig,<br />

reife dunkle Waldbeerfrucht, reife<br />

Kirschen, finessenreich strukturiert,<br />

präsente, integrierte Tannine,<br />

mineralisch, Nougat im Abgang,<br />

sehr gute Länge, salziger Touch im<br />

Nachhall, angelegt für viele<br />

kommende Jahre. gerstl.ch<br />

CHF 167.50 (Subskription)<br />

CHÂTEAU GRAND-PUY-LACOSTE<br />

2019<br />

Dunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Schwarze Waldbeeren, zart<br />

nach Vanille und Nougat, kandierte<br />

Orangenzesten. Saftig, süsse Frucht,<br />

frischer Säurebogen, kraftvolle,<br />

integrierte Tannine, schokoladiger<br />

Touch im Abgang, zeigt recht gute<br />

Länge, gute Frische, salzige<br />

Mineralität im Nachhall, verfügt<br />

über Reifepotenzial.<br />

casadelvino.ch<br />

CHF 69,–<br />

Fotos: beigestellt<br />

28 falstaff okt <strong>2023</strong>


Weit über seltene Jahrgänge hinaus<br />

Die Kreation des idealen Jahrgangs<br />

99/100<br />

98/100<br />

19/20<br />

Grand Siècle Nº23 in der Magnum-Flasche. Limitierte Edition - nur auf Anfrage.<br />

www.laurent-perrier.com


wein / SPITZENWEIN AUF HOHER SEE<br />

GROSSE WEINE<br />

AUF GROSSER<br />

FAHRT<br />

Weinkenner möchten auch auf einer Kreuzfahrt nicht auf<br />

den Genuss von Spitzenweinen verzichten. Die Schiffe des<br />

Luxussegments überbieten einander geradezu mit ihrem<br />

Angebot an Feinem und Rarem, Weinevents und Weinservice.<br />

TEXT ULRICH SAUTTER MITARBEIT AAKRITI DHAWAN<br />

Foto: freevideophotoagency / Shutterstock<br />

30 falstaff okt <strong>2023</strong>


Luxuskreuzfahrtschiffe<br />

versprechen einen<br />

Logenplatz am Wasser<br />

und erstklassigen<br />

Service bei den<br />

Speisen und auch<br />

beim Wein.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

31


wein / SPITZENWEIN AUF HOHER SEE<br />

VIER JAHRGÄNGE<br />

LA TÂCHE UND<br />

PÉTRUS: AUCH AN LAND<br />

HABEN NUR WENIGE<br />

RESTAURANTS SO<br />

ETWAS ZU BIETEN.<br />

D<br />

er Annonce einer Reederei<br />

kann man entnehmen, welche<br />

Fähigkeiten ein Sommelier für<br />

den Dienst an Bord mitbringen<br />

sollte: flüssige Sprachkenntnisse<br />

des Englischen, hervorragende Weinkenntnisse,<br />

gerne nach dem Ausbildungsstandard<br />

WSET Level 3, ausgeprägtes<br />

Wissen über die Harmonie von Wein und<br />

Speisen, Serviceorientierung, aussergewöhnliche<br />

kommunikative Fähigkeiten und die<br />

Eignung, «in einem kulturell diversen und<br />

dynamischen Umfeld» Teams zu führen.<br />

Auch in Sachen Weinservice sollen die<br />

Gäste an Bord auf ihrer Kreuzfahrt Besonderes<br />

erleben. Das lässt sich auch an den Weinkarten<br />

der Topschiffe ablesen. So umfasst die<br />

Weinkarte der Ritz-Carlton Yacht Collection<br />

rund 200 verschiedene Positionen. Die<br />

Raritäten auf der Karte lassen einem das<br />

Wasser im Mund zusammenlaufen: Château<br />

Lafite gibt es als Jahrgang 2015 und 1990,<br />

es gibt vier Jahrgänge des DRC-Monopols<br />

La Tâche (2015, 2005, 2003, 1999) und<br />

ebenso des Pomerol-Hochkaräters Pétrus<br />

(2016, 2009, 2000, 1990). Im Offenausschank<br />

kann man Corton-Charlemagne von<br />

Louis Latour geniessen, Opus One, Solaia<br />

oder Château d’Yquem. Auch an Land gibt<br />

es nicht viele Restaurants mit einem solchen<br />

Angebot. Die «Europa 2» von Hapag-Lloyd<br />

Cruises hält sogar 550 verschiedene Referenzen<br />

auf ihrer Karte vor, darunter alleine 150<br />

verschiedene Champagner inklusive Krug<br />

Clos du Mesnil, Dom Pérignon «Plénitude»<br />

P2 oder Roederer Cristal. Bei den Stillweinen<br />

reicht die Auswahl von Flaschenpreisen von<br />

30 bis 6000 Euro mit Namen wie Mouton<br />

Rothschild, Leflaive, Leroy oder Klaus Peter<br />

Keller. Die ebenfalls auf das Topsegment<br />

spezialisierte Reederei Crystal Cruises bietet<br />

in ihrem Restaurant «Waterside» 220 Positionen<br />

an, darunter Perlen wie den Bâtard<br />

Montrachet von Etienne Sauzet, mehrere<br />

Jahrgänge Romanée-Saint-Vivant von DRC,<br />

alle fünf Premiers Crus aus Bordeaux, Barbaresco<br />

Sorí Tildin von Angelo Gaja, Nicolás<br />

Catena Zapata aus Argentinien oder Edelsüsses<br />

von Kracher, Château d’Yquem und<br />

Royal Tokaji. Etwas bescheidener, aber unter<br />

Preis-Genuss-Aspekt durchaus stimmig geht<br />

es auf den Schiffen von Seabourn Cruises<br />

zu – mit einem Weinangebot, das Chablis<br />

Grand Cru Les Blanchots von La roche,<br />

Meursault von Louis Latour, Chateau neufdu-Pape<br />

beider Farben von Château La<br />

Nerthe, Amarone von Bertani oder Mas La<br />

Plana von Torres umfasst.<br />

WINZER AN BORD<br />

Die Anbieter der Luxusklasse legen nicht<br />

nur viel Wert auf ihre Weinauswahl, sie<br />

wissen auch um den Wert des Weins für die<br />

Unterhaltung von Gästen an Bord. So liess<br />

zuletzt die norwegische Linie Hurtigruten<br />

1700 Flaschen eines englischen Schaumweins<br />

ein halbes Jahr lang am Grund der<br />

Fotos: beigestellt, Hapag-Lloyd Cruises, The Ritz-Carlton Yacht Collection<br />

32 falstaff okt <strong>2023</strong>


«MS The World»<br />

Luxury Residences:<br />

An Bord ist alles für<br />

einen glamourösen<br />

und zugleich fachlich<br />

perfekt servierten<br />

Weingenuss<br />

vorhanden. Unten im<br />

Kreis: Begegnungen<br />

in der «Sansibar» auf<br />

der «Europa 2».<br />

arktischen See reifen, hob den Schatz im<br />

Mai und schenkt die Weine nun auf den<br />

Schiffen aus, Erzählungen inklusive. Fast alle<br />

Anbieter im gehobenen Segment bieten auch<br />

Wine-Pairing-Seminare, Verkostungskurse<br />

oder sogar Vertikalproben und Masterclasses<br />

an. Gerade der Verbindung von Kulinarik<br />

und Wein schenken die Linien besondere<br />

Aufmerksamkeit; so stehen auf dem Schiff<br />

«Evrima» aus der Ritz Carlton Yacht Collection<br />

derzeit israelische Küche und Weine<br />

aus Israel im Fokus.<br />

Spitzenwinzer sind überdies gern gesehene<br />

Gäste an Bord: So waren auf etwa der<br />

«Europa 2» schon «Black Print»-Kultwinzer<br />

Markus Schneider oder auch Günther Jauch<br />

(von Othegraven) zu Gast, bei Crystal Cruises<br />

haben unter anderem Christian Moueix<br />

(namhafte Pomerols und Dominus/Napa),<br />

Gerhard Kracher und Roman Niewodniczanski<br />

(Van Volxem) an Bord ihre Weine<br />

präsentiert, und sogar Jancis Robinson<br />

konnte schon für ein Weinseminar<br />

gewonnen werden. Regent Seven Seas<br />

bietet für seine Wine-&-Dine-Abende<br />

Doug Frost auf – einen der<br />

Ritz Carlton Yacht Collection:<br />

Die brandneue «Evrima» wurde im<br />

Jahr 2021 in Dienst gestellt.<br />

<<br />

DIE ERFINDUNG<br />

DES MADEIRA<br />

AUF HOHER SEE<br />

Schon Plinius der Ältere (24–79 n. Chr.) beschrieb<br />

in seiner «Naturalis historia», dass auf<br />

einem Schiff transportierter Wein schneller<br />

und komplexer reife. Im 17. Jahrhundert wurde<br />

die holländische Ostindien-Flotte zur Geburtsstätte<br />

eines neuen Weintyps: Die Schiffe luden<br />

auf der Hinfahrt nach Indien entweder in Lissabon<br />

kretische Süssweine, oder sie machten<br />

auf der Insel Madeira fest, um dortigen Wein<br />

zu laden, ihn um die halbe Welt und wieder<br />

zurück in die heimischen Häfen zu transportieren<br />

– mit dem Ziel der Qualitätsverbesserung.<br />

Auf diesem Weg blieben die Weine etwa ein<br />

halbes Jahr an Bord. Die Oxidation der Weine<br />

unter dem Einfluss der Hitze in den südlichen<br />

Breiten wurde zur Blaupause für den Madeira,<br />

wie wir ihn heute kennen – und gab Anlass zur<br />

Entwicklung des «Estufagem»-Verfahrens:<br />

Denn die Madeira-Erzeuger entdeckten bald,<br />

dass man praktisch denselben Effekt wie auf<br />

See erzielen konnte, wenn man die Weine zu<br />

Hause längere Zeit auf warmen Speichern<br />

oder direkt unter der Sonne grosser Hitze<br />

aussetzte. Heute kommen für einfachere<br />

Madeira-Qualitäten sogar beheizte Tanks zum<br />

Einsatz.<br />

Auch nach Ende des Ostindien-Handels hat<br />

es immer wieder Versuche gegeben, die<br />

Weinreifung auf hoher See zu nutzen: So<br />

hatte etwa die österreichische Fregatte «SMS<br />

Novara» bei einer Weltumsegelung 1857–59<br />

«Äquatorwein» der Firma Schlumberger an<br />

Bord. Ein heutiges Pendant ist der Bordeaux<br />

des namhaften biodynamisch wirtschaftenden<br />

Weinguts Château Le Puy, dessen<br />

Cuvée Retour des Îles zwölf Monate lang<br />

im Fass über die Weltmeere segelt, ehe er<br />

abgefüllt wird: Von der Bretagne aus<br />

führt ihn der Weg per Segelschiff über<br />

Lissabon nach Kap Verde, dann über<br />

den Atlantik nach Brasilien, zu den<br />

Karibischen Inseln, vorbei an Barbados<br />

und Dominikanischer Republik zurück<br />

nach Europa, wo die Fässer<br />

nach Stationen in England und<br />

Dänemark wieder in Frankreich<br />

angelandet werden.<br />

Château Le Puy Retour<br />

des Îles: Gewachsen in<br />

den Côtes de Francs im<br />

Osten des Bordelais,<br />

zwölf Monate gereift auf<br />

einem Segelschiff.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

33


wein / SPITZENWEIN AUF HOHER SEE<br />

<<br />

wenigen Menschen, die zugleich die Titel<br />

«Master Sommelier» und «Master of Wine»<br />

tragen. Auf der «The World» kann man<br />

demnächst Seminare mit Aurélio Montes<br />

aus Chile oder Jean-Emmanuel Danjoy<br />

von Mouton-Rothschild erleben. Die Linie<br />

Norwegian präsentiert in der Reihe «Meet<br />

the Winemaker» Rob Mondavi Jr., Antonio<br />

Hidalgo (Sherry La Gitana) oder Languedoc-Starwinzer<br />

Gérard Bertrand.<br />

EIGENTUMSWOHNUNG AUF SEE<br />

Die umfangreichste und vermutlich auch<br />

hochwertigste Weinkarte auf See bietet<br />

die «MS The World»: Beverage Manager<br />

Marinela Ivanova, die in Deutschland im<br />

«Schlosshotel Bühlerhöhe» tätig war, bevor<br />

sie 2008 zur «The World» stiess, gebietet<br />

Auf der «Europa 2» hat<br />

Hapag-Lloyd Corporate<br />

Sommelier Max<br />

Weber (rechts im Bild)<br />

rekordverdächtige 150<br />

Champagner im Angebot –<br />

und 400 weitere Weine.<br />

AUF SEE IST DER DURST GRÖSSER<br />

Max Weber, 25, Corporate Sommelier bei Hapag-Lloyd Cruises, über die Besonderheiten seines Berufs,<br />

über die Weinlogistik auf einem Kreuzfahrtschiff und über Vorlieben der Gäste.<br />

FALSTAFF Herr Weber, wie wird man<br />

Kreuzfahrt-Sommelier?<br />

MAX WEBER In meinem Fall war es so,<br />

dass mich ein Kollege längere Zeit bearbeitet<br />

hat und immer wieder gesagt hat: Mach<br />

das doch mal, da kannst du die Welt kennenlernen.<br />

Da ich schon immer viel unterwegs<br />

war und im Ausland gearbeitet habe,<br />

in Kambodscha, Kopenhagen und Paris,<br />

und ich gerne mit Menschen aus anderen<br />

Kulturkreisen zusammenarbeite, hat mich<br />

das gereizt. Im März 2021 bin ich dann auf<br />

die «Europa 2» gekommen.<br />

Wie kann man sich einen Weinkeller an<br />

Bord vorstellen?<br />

Ein «Schiffskeller» hat relativ wenig mit<br />

der Romantik eines gemauerten Kellergewölbes<br />

zu tun. Die Lagermöglichkeiten<br />

an Bord nennen wir «Provision». Hier<br />

lagern nicht nur Weine, sondern auch andere<br />

Waren, und der Platz ist effizient genutzt.<br />

Es geht vor allem um Hygiene, Sicherheit<br />

auf hoher See, Temperatur und (Rutsch-)<br />

Stabilität der Ware. Neben dem Zentrallager<br />

gibt es mehrere «Outlets», eine<br />

Art von Satellitenlagern, auf die die<br />

Restaurants zugreifen und die die Wege kurz<br />

halten.<br />

Die Gäste müssen also auch teure und<br />

seltene Weine nicht 24 Stunden im Voraus<br />

ordern?<br />

Nein, nein. Wer eine Magnum Krug<br />

Vintage haben möchte, bekommt sie<br />

sofort. So riesengross sind die Schiffe ja<br />

auch gar nicht, dass die Beschaffung aus<br />

dem Lager ewig dauern würde.<br />

Wie viele Flaschen nehmen Sie<br />

typischerweise mit auf eine Reise?<br />

Auf der «Europa 2» sind das meist 20.000<br />

bis 25.000 Flaschen, auf der etwas<br />

kleineren «Europa» 10.000 bis 15.000,<br />

maximal 17.000.<br />

Gewaltige Mengen! Passiert es trotzdem,<br />

dass mal ein Wein ausgetrunken ist?<br />

Bei einzelnen Weinen kann das schon<br />

passieren, ich habe es beispielsweise schon<br />

erlebt, dass der Ott Rosé aus war. Aber ein<br />

Weintyp als Ganzes kann uns nicht<br />

ausgehen, es gibt immer gute Alternativen<br />

auf der Karte.<br />

Vermutlich werden die Bestände vor allem<br />

am Heimathafen eingekauft …<br />

Zu 99 Prozent schon. Aber natürlich nützen<br />

wir es, dass die Schiffe weltweit unterwegs<br />

sind. Wenn wir Häfen anfahren, in deren<br />

Region guter Wein hergestellt wird,<br />

versuchen wir auch immer, lokale Produkte<br />

zu erwerben. Das kann in Portugal ein<br />

knackiger Vinho Verde sein, in Bordeaux<br />

gereifte Raritäten oder in Finnland auch<br />

mal ein paar ausgefallene Schnäpse.<br />

Unterscheiden sich Ihrer Erfahrung nach<br />

die Vorlieben der Gäste auf hoher See von<br />

denen in einem normalen Restaurant an<br />

Land?<br />

Die Vorlieben der Gäste sind fast<br />

unverändert wie zu Hause. Aber wenn ich<br />

in der «Sansibar» auf dem Heck der<br />

«Europa 2» sitze und aufs Meer schaue,<br />

schmeckt mir der Champagner dann<br />

natürlich noch besser als sonst. Auf einer<br />

Kreuzfahrt sind der Durst und die Lust auf<br />

Verwöhnmomente um ein Vielfaches<br />

grösser.<br />

Wir danken für dieses Gespräch.<br />

Fotos: Hapag-Lloyd Cruises, Jack Hardy, Norwegian Cruise Line<br />

34 falstaff okt <strong>2023</strong>


über eine Weinkarte mit 1400 Referenzen<br />

aus 19 Ländern. Dank des Coravin-Systems<br />

werden alleine 40 Weine auch glasweise ausgeschenkt.<br />

Bei Champagnern stehen neben<br />

grossen Marken auch Winzer champagner<br />

auf der Karte, etwa von Pierre Gimonnet,<br />

Larmandier-Bernier, de Sousa, oder Egly-Ouriet.<br />

Das Schlaraffenland setzt sich mit<br />

Burgundern und Bordeaux fort, etwa mit<br />

Meursault Les Perrières von Leroy, mit Clos<br />

de la Roche von Ponsot und sogar mit einem<br />

Corton-Vergennes, der eigens für die «The<br />

World» auf der Auktion des Hospice de Beaune<br />

ersteigert wurde. Aus Bordeaux findet<br />

man unter anderem sieben Jahrgänge Lynch-<br />

Bages auf der Liste, je drei Jahrgänge Lafite<br />

und Mouton, vier Jahrgänge Haut-Brion<br />

und alle anderen Hochkaräter mit einem bis<br />

zwei Jahrgängen. Die bittere Wahrheit ist<br />

jedoch, dass man eine Fahrt auf der «The<br />

World» nicht einfach buchen kann. Das<br />

Schiff definiert sich nicht als Kreuzfahrtschiff,<br />

sondern als «private residential ship».<br />

Das heisst: Man muss Eigentümer einer der<br />

165 Studios oder Appartements an Bord sein<br />

(oder werden), um von diesem Angebot zu<br />

profitieren. Laut der betreuenden Agentur<br />

stehen immer wieder Studios zum Verkauf –<br />

für Preise zwischen zwei und 15 Millionen<br />

US-Dollar zuzüglich jährlicher Kosten für<br />

den Unterhalt des Schiffs.<br />

Geführte<br />

Wine Tastings<br />

(hier auf der<br />

«Evrima»/Ritz<br />

Carlton Yacht<br />

Collection)<br />

gehören auf<br />

vielen Schiffen<br />

zum Angebot an<br />

Bord.<br />

BILLIGERE ANBIETER HABEN<br />

EIGENE GESETZE<br />

Die Durchsicht zahlreicher anderer Weinkarten<br />

zeigt, dass die Qualität der im<br />

Ausschank befindlichen Weine sehr rasch<br />

sinkt, wenn man sich von den absoluten<br />

Topanbietern entfernt. Bei vielen der Preislisten<br />

selbst im gehobenen Mittelfeld wird<br />

ganz offenkundig vor allem nach Marge<br />

eingekauft. Häufig werden auch Getränkepakete<br />

angeboten, die eine Art Flatrate für<br />

den Weinkonsum an Bord darstellen. Die<br />

allermeisten dieser Offerten sind eindeutig<br />

nicht empfehlenswert. Immerhin bietet<br />

Norwegian in diesem Genre ein «Premium<br />

Plus»-Paket an, das einige akzeptable<br />

bis gute Weine vorsieht, etwa Eroica aus<br />

Washington (Loosen/Château St. Michelle),<br />

Terrazas de los Andes Reserva Malbec oder<br />

Dow’s Quinta do Bomfim Port.<br />

Ein von <strong>Falstaff</strong> befragter Gast eines<br />

Kreuzfahrtschiffs der Mittelklasse erzählte,<br />

dass er die Weinbar an Bord trotz 5000 Reisegästen<br />

oft menschenleer angetroffen habe.<br />

Doch nichts ist so schlecht, dass es nicht<br />

auch gute Seiten hätte: Aus dem insgesamt<br />

mediokren Angebot habe ein Posten Champagner<br />

herausgeragt: Eine Flasche Dom<br />

Pérignon 2012 stand für 120 Dollar auf der<br />

Karte. Deutlich unter Ladenpreis. <<br />

Auf dem Schiff «Norwegian<br />

Joy» von Norwegian Cruises<br />

lädt die Weinbar «The Cellars»<br />

zum Weingenuss ein.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

35


wein / MARQUÉS DE MURRIETA<br />

Marqués de Murrieta wurde im Jahr 1852 von Luciano de<br />

Murrieta y García-Lemoine gegründet. Seit 1983 befindet es<br />

sich im Besitz der Familie Cebrián-Sagarriga.<br />

KEINE KOMPROMISSE<br />

Marqués de Murrieta gehört ohne Zweifel zu den legendärsten Weingütern der Welt. Weine<br />

wie der Castillo Ygay werden regelmässig mit Höchstnoten dotiert. Während andere sich da<br />

auf ihrem Erfolg ausruhen und zurücklehnen würden, strebt Murrieta-Besitzer Vicente<br />

Dalmau Cebrián-Sagarriga immer weiter nach Perfektion. TEXT DOMINIK VOMBACH<br />

Vicente Dalmau Cebrián-Sagarriga<br />

ist Perfektionist –<br />

durch und durch. «Für mich<br />

ist das manchmal nicht<br />

einfach, denn ich bin selten<br />

zufrieden. Ich bin immer auf der Suche nach<br />

Dingen, die ich optimieren kann», sagt der<br />

Besitzer von Marqués de Murrieta im<br />

Gespräch mit <strong>Falstaff</strong>. Selbst die Ikone des<br />

Weinguts aus der Rioja, den legendären<br />

Castillo Ygay Gran Reserva Especial,<br />

optimierte er in den letzten Dekaden und<br />

zementierte auf diese Weise dessen Legendenstatus<br />

in der Weinwelt. Seit dem Jahr<br />

2000 stammen die Trauben für den Wein<br />

ausschliesslich aus dem 30 Hektar grossen<br />

Plot namens La Plana. Zuvor war der<br />

Castillo Ygay Gran Reserva Especial ein<br />

Verschnitt der besten Weine des Weinguts.<br />

Auch bei der Zusammensetzung der<br />

Assemblage ging Dalmau Anfang der 2000er<br />

neue Wege. Er verbannte die Rebsorten<br />

Garnacha und Graciano, womit der Castillo<br />

Ygay heute nur noch aus Tempranillo und<br />

etwa 15 Prozent Mazuelo besteht. «Säure ist<br />

einer der wichtigsten Eckpfeiler, wenn es<br />

darum geht, Premiumweine zu erzeugen. Die<br />

hohen Temperaturen, die mittlerweile in der<br />

Rioja herrschen, machen es aber schwierig,<br />

sie in den Trauben zu erhalten», berichtet<br />

Cebrián-Sagarrigas. Um dem entgegenzuwirken,<br />

pflanzt Murrietta seit einigen Jahren<br />

verstärkt in Höhenlagen und setzt auf die<br />

vergleichsweise säurereichen Rebsorten<br />

Mazuelo und Graciano, die für Langlebigkeit<br />

und Frische sorgen.<br />

Fotos: beigestellt<br />

36 falstaff okt <strong>2023</strong>


Selbst legendäre<br />

Weine wie die<br />

Castillo Yagay<br />

Gran Reservas<br />

optimierte Vicente<br />

Dalmau Cebrián-<br />

Sagarriga in den<br />

letzten Dekaden.<br />

Das Weingut Murrieta befindet sich<br />

seit dem Jahr 1983 im Besitz von Vicente<br />

Dalmau Cebrián-Sagarrigas Familie. Als<br />

sein Vater, Vicente Cebrián-Sagarriga, im<br />

Jahr 1996 verstarb, übernahmen er und<br />

seine Schwester Christina die Leitung des<br />

Weinguts. Der Castillo Ygay ist der lebende<br />

Beweis für den Perfektionismus und<br />

das Streben nach höchster Qualität, den<br />

Cebrián-Sagarriga seitdem an den Tag legt.<br />

Bis sie zum finalen Blend zusammengestellt<br />

werden, verbringen die Grundweine drei bis<br />

vier Jahre in französischer Eiche. Anschliessend<br />

reift der Wein für weitere 14 bis 15<br />

Monate in Betontanks und weitere fünf Jahre<br />

auf der Flasche, bevor er letztendlich auf<br />

den Markt kommt. Zuletzt wurde der Jahrgang<br />

2011 veröffentlicht, im nächsten Jahr<br />

soll der Jahrgang 2012 folgen. Danach muss<br />

sich die Weinwelt laut Cebrián-Sagarriga<br />

jedoch gedulden, denn die Jahrgänge 2013,<br />

2014 und 2015 seien zwar gut, besitzen<br />

aber nicht die Eleganz und Finesse, die er<br />

voraussetzt, um sich in die legendäre Linie<br />

der Castillo-Ygay-Jahrgänge einzureihen.<br />

HISTORISCHES ERBE<br />

Noch strenger sind die Anforderungen<br />

an das weisse Pendant, den Castillo<br />

Ygay Blanco Gran Reserva Especial.<br />

Seit der Gründung von Marqués de<br />

Murrieta im Jahr 1852 wurde dieser<br />

Ausnahmeweisswein nur dreizehn Mal<br />

abgefüllt. 1986 ist somit der aktuelle<br />

Jahrgang. Dieser besteht zu 97 Prozent<br />

aus Viura und aus Malvasia aus dem<br />

Pago Capellanía am höchsten Punkt der<br />

300 Hektar grossen Finca von Marqués<br />

de Murrieta. Bevor der Wein im Jahr<br />

2014 abgefüllt wurde, reifte er unvorstellbare<br />

21 Jahre in Barriques aus<br />

amerikanischer Eiche und danach noch<br />

einmal 67 Monate im Betontank. Nächster<br />

Jahrgang wird voraussichtlich 1998,<br />

der in rund zehn Jahren auf den Markt<br />

kommen soll. «Aber nur, wenn wir uns<br />

absolut sicher sind», stellt Cebrián-Sagarriga<br />

fest. Denn wenn es um die Qualität<br />

und die Fortführung des Erbes von<br />

Marqués de Murrieta geht, ist er absolut<br />

kompromisslos. <<br />

100<br />

1986 CASTILLO YGAY GRAN RESERVA ESPECIAL<br />

BLANCO<br />

Marqués de Murrieta, Rioja, Spanien<br />

In der Nase Noten von kandierten Zitrusfrüchten,<br />

gedörrtem Kernobst und reifem gelbem Steinobst.<br />

Dazu Anklänge von gerösteten Nüssen und<br />

Gebäck sowie florale und kräutrig-würzige Nuancen.<br />

Sehr vielschichtig. Am Gaumen unglaublich<br />

frisch, mit saftiger, tragender Säure und schmelzigem<br />

Körper. Endlos langer, salzig-mineralisch<br />

anmutender Abgang.<br />

moevenpick-wein.com, CHF 990,–<br />

98<br />

2011 CASTILLO YGAY GRAN RESERVA ESPECIAL<br />

Marqués de Murrieta, Rioja, Spanien<br />

Komplexes Bouquet mit Noten von warmer Himbeere,<br />

Pflaume, Heidelbeere und dunkler Kirsche.<br />

Anklänge von dunkler Schokolade, Tabak und<br />

Karamell sowie balsamische und florale Nuancen.<br />

Zudem ein Hauch Kokosmatte. Am Gaumen frisch,<br />

elegant und ausgewogen, mit reifer Säure und<br />

samtigem, feinkörnigem Tannin. Langes Finale.<br />

moevenpick-wein.com, CHF 225,–<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

37


wein / SERBIEN<br />

Eine monumentale Bacchus-<br />

Plastik aus Sandstein wacht über<br />

die Vinothekschätze auf dem<br />

Weingut Aleksandrovic.<br />

Foto: Claudia Schindlmaisser<br />

38 falstaff okt <strong>2023</strong>


WEINMEKKA<br />

SERBIEN<br />

Mit grossem Engagement und rasantem Tempo<br />

entwickelt sich der Balkanstaat zu einem neuen<br />

Hotspot für Weinkenner. Neben internationalen<br />

sind es vor allem lokale Sorten wie Prokupac und<br />

Grašac, die ins Zentrum des Interesses rücken.<br />

TEXT PETER MOSER<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

39


wein / SERBIEN<br />

Es weht ein frischer Wind durch<br />

Serbiens Weinlandschaft, die<br />

sich auf drei Weinbauregionen<br />

mit insgesamt 22 Anbaugebieten<br />

unterschiedlicher Grösse<br />

und Bedeutung von der ungarischen<br />

Grenze bis in den Süden und Osten des<br />

Landes verteilt. Etwa 22.000 Hektar sind<br />

heute wieder mit einer grossen Vielfalt an<br />

internationalen, aber auch sehr spannenden<br />

lokalen Reben bepflanzt. Es wird<br />

spürbar in den Sektor investiert. Von den<br />

grossen Fortschritten konnten sich nicht<br />

zuletzt im vergangenen Herbst die<br />

Besucher der höchst erfolgreichen Premiere<br />

der Weinmesse «Wine Vision by<br />

Open Balkan» in Belgrad überzeugen.<br />

Die Weinkultur Serbiens ist tief in der<br />

Geschichte der Region verwurzelt. Neben<br />

Einflüssen der Thraker und Griechen<br />

waren es vor allem die Römer, die das gute<br />

Klima und die fruchtbaren Böden für den<br />

Weinbau nutzten. Nach einer längeren<br />

Periode, während der es ausserhalb des<br />

römischen Kernlandes verboten war, Wein<br />

zu erzeugen, wurde damit im dritten<br />

nachchristlichen Jahrhundert auf<br />

serbischem Boden zunächst in der Region<br />

Fruška Gora in der heutigen Vojvodina, die<br />

damals noch Syrmien hiess, aufs Neue<br />

begonnen. Ausschlaggebend dafür war der<br />

römische Kaiser Probus, geboren in<br />

VON DER<br />

SPÄTANTIKE BIS<br />

ZUM MITTELALTER<br />

BREITETE SICH DER<br />

WEINBAU AUF DEM<br />

GEBIET DES HEUTIGEN<br />

SERBIEN STETIG AUS.<br />

Sirmium, das heute Sremska Mitrovica<br />

heisst, der in vielen Teilen Europas von<br />

Weinfreunden und Winzern noch heute<br />

dafür verehrt wird, dass er das römische<br />

Weinmonopol abgeschafft hat. Auch Kaiser<br />

Konstantin der Grosse schätzte neben der<br />

landschaftlichen Schönheit den Rebensaft<br />

aus Naissus, dem heutigen Niš, wohin er<br />

seine Sommerresidenz verlegen liess. Von<br />

der Spätantike bis zum Mittelalter breitete<br />

sich der Weinbau am Gebiet des heutigen<br />

Serbien stetig aus. Der Adel und vor allem<br />

die zahlreichen Klöster waren mit Weinbergen<br />

begütert. Zar Stefan Dušan förderte<br />

den Weinbau im 14. Jahrhundert nach<br />

Kräften. Bis zur Eroberung durch die<br />

Osmanen erlebte die Weinkultur eine erste<br />

Blüte. Und auch wenn unter den Osmanen<br />

die Produktion offiziell verboten war,<br />

haben die Serben in der Folgezeit nicht auf<br />

ein gutes Glas Wein verzichtet, sondern<br />

ihre Weingärten weiterhin gepflegt.<br />

Nebojša Aleksić vom Weingut<br />

Temet (u.) hat sich nicht nur in<br />

den Hügeln von Lozovik seinen<br />

Traum verwirklicht.<br />

40 falstaff okt <strong>2023</strong>


Fotos: beigestellt, Claudia Schindlmaisser<br />

LANGE WEINBAUTRADITION<br />

Zu jenen Zeiten, als Jugoslawien noch<br />

Bestand hatte, verfügte Serbien über die<br />

grösste Rebfläche innerhalb der Ländergemeinschaft.<br />

Doch die Zeit des Sozialismus<br />

hatte ihre eigenen Regeln. Ohne private<br />

Weinwirtschaft war eine qualitätsorientierte<br />

Produktion in diesem Sektor nur<br />

sehr schwer möglich, Quantität stand klar<br />

vor Qualität, trotz bester natürlicher<br />

Bedingungen konnte der serbische Wein<br />

kein internationales Renomée erlangen.<br />

Aber das Blatt hat sich längst gewendet:<br />

Insbesondere in der letzten Dekade hat die<br />

Weinkultur Serbiens ordentlich Fahrt<br />

aufgenommen. Das Land verfügt über sehr<br />

unterschiedliche Terroirs und Klimazonen,<br />

dadurch kann hier eine grosse Vielfalt an<br />

Sorten und Stilen zu Weinen von erstaunlicher<br />

Qualität geführt werden. Es gibt<br />

elegante trockene Weissweine vom<br />

Grašac (oder Welschriesling)<br />

wie in der Fruška Gora,<br />

gelegen zwischen Donau<br />

und Save, über saftigen<br />

Sauvignon Blanc in der<br />

Šumadija oder auch<br />

eleganten Chardonnay<br />

– allen voran<br />

die muskatduftige<br />

Tamjanika oder die<br />

Weissweine aus Smederevka.<br />

Dazu kommen<br />

lagerfähige, würzige Rotweine<br />

aus unverwechselbaren<br />

autochthonen Rebsorten wie dem<br />

Vranac und originellen Kreuzungen. Die<br />

rote Flaggschiffsorte aber ist eindeutig<br />

Prokupac, die in ihrer Würze zwischen<br />

Blaufränkisch, Pinot Noir und Shiraz<br />

angesiedelt ist und sich immer mehr zum<br />

wahren Aushängeschild der Renaissance<br />

des serbischen Weines entwickelt. Komplexe<br />

rote Cuvées internationalen Zuschnitts<br />

wie aus Cabernet und Merlot<br />

kommen aus den Regionen Šumadija oder<br />

Negotin, die auf der Breite von Bordeaux<br />

liegen.<br />

ERSTAUNLICHE VIELFALT<br />

Heute verfügt Serbien in allen Anbaugebieten<br />

über modern ausgestattete<br />

Weingüter, die eine breite Palette an<br />

Qualitätsweinen herstellen. Neben den<br />

<<br />

Im Barriquekeller<br />

von Erdevik Estate<br />

lagern bereits einige<br />

hervorragende Weine.<br />

Immer mehr Menschen aus dem In- und<br />

Ausland besuchen die Rajac-Weinkeller<br />

(Rajačke pivnice) in der Nähe von Negotin.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

41


wein / SERBIEN<br />

Serbien besitzt viele<br />

orthodoxe Klöster, in<br />

Sachen Weinbau sind<br />

etwa die Klosterbrüder<br />

von Bukovo top.<br />

LOKALE SORTEN<br />

WIE GRAŠAC UND<br />

PROKUPAC SIND DIE<br />

GARANTEN FÜR<br />

DEN ERFOLG DER<br />

SERBISCHEN WEINE.<br />

<<br />

einheimischen Rebsorten wird auch der<br />

Nachfrage nach internationalen Spitzenrebsorten<br />

immer stärker Rechnung<br />

getragen. Die Bordeaux-Sorten Cabernet<br />

Sauvignon und Merlot sind zu jeweils<br />

neun Prozent in den serbischen Weinbergen<br />

verwurzelt. Damit liegen sie an<br />

erster Stelle unter den roten Sorten.<br />

Chardonnay (acht Prozent) und Sauvignon<br />

Blanc (fünf Prozent) sind ebenfalls auf<br />

Die «Vinarija RAJ» mit Sitz<br />

in der Region Negotin Krajina<br />

in Ostserbien bietet einen<br />

gediegenen kulinarischen<br />

Rahmen für Verkostungen.<br />

dem Vormarsch. Die weisse Nummer eins<br />

ist im Moment noch der feinwürzig-frische<br />

Grašac (sprich: Graschatz) mit 14 Prozent.<br />

Der lokale rote Prokupac (sprich: Prokupatz)<br />

wird sicher ebenfalls für internationale<br />

Furore sorgen, wenn er einem<br />

grösseren Publikum bekannt gemacht<br />

wird. Letztere Varietät hat Ähnlichkeiten<br />

mit Pinot Noir zum einen und Blaufränkisch<br />

zum anderen.<br />

Spannende Entwicklungen gibt es auch<br />

dank der Wiederentdeckung und Förderung<br />

mancher Rebsorten, die schon zu<br />

verschwinden drohten, etwa die weisse<br />

Bagrina in Negotin, die Seduša in der<br />

Fruška Gora oder die Morava und die<br />

Smederevka in Smederevo.<br />

Wie innovativ und lebendig die serbische<br />

Weinszene heute ist, davon zeugt die<br />

wachsende Zahl von Garagenwinzern<br />

<<br />

Fotos: Claudia Schindlmaisser, beigestellt<br />

42 falstaff okt <strong>2023</strong>


Die Familie Cotarella.<br />

Pflegt ihre Rebgärten.<br />

Hingebungsvoll.<br />

Die Eigenart des Terroirs.<br />

Spiegelt sich im Merlot.<br />

Jetzt bestellen!<br />

bindella.ch


wein / SERBIEN<br />

Am Weingut Aleksandrović<br />

werden in den Verkostungsräumlichkeiten<br />

regionale<br />

Spezialitäten angeboten.<br />

tourismus als Motor und Visitenkarte für<br />

gelebte Gastfreundschaft zu unterstützen.<br />

So entstehen nicht nur neue Weinkellereien,<br />

auch Restaurants und Hotelprojekte gehen<br />

mit diesem Trend Hand in Hand. Die wachsende<br />

Zahl der Prämierungen hat die<br />

internationale Weinwelt auf die Weine aus<br />

Serbien und deren tolle Qualitäten aufmerksam<br />

gemacht. Der <strong>Falstaff</strong> hat sich im<br />

August bei einer Reise durch die vielfältige<br />

Weinlandschaft des Landes ein Bild vom<br />

Stand der Entwicklung gemacht, dabei<br />

zahlreiche Winzer besucht sowie rund 200<br />

Weine probiert. Fazit: Wir waren von der<br />

Qualität begeistert. Und auf neuen Weinmessen<br />

wie der «Open Balkan Wine Fair»<br />

in Belgrad können sich Gäste und Weinfreunde<br />

aus dem In- und Ausland einen<br />

guten Überblick über den Stand der<br />

Entwicklung des serbischen Weins holen<br />

und direkt mit Winzern sprechen.<br />

<<br />

<<br />

und Orange- bzw. Natural-Wines, die<br />

besonders von der jüngeren Generation<br />

geschätzt werden. Oft sind diese Weine in<br />

den westlichen Exportmärkten leichter zu<br />

finden als auf Weinkarten in Belgrad.<br />

ZUKUNFTSORIENTIERT<br />

Aktuell sind rund 430 Erzeuger für die<br />

Herstellung von Weinen registriert. Die<br />

Zahl der Traubenproduzenten ist um<br />

ein Vielfaches grösser. Insgesamt<br />

produziert Serbien im Jahresschnitt<br />

etwa 30 Millionen Liter Wein. Die<br />

für die Zukunft mögliche Kapazität<br />

der Weinproduktion in Serbien<br />

wird auf potenzielle 70 Millionen<br />

Liter Wein geschätzt. Im Export<br />

wurden zuletzt Weine im Wert<br />

von 16,8 Millionen Euro<br />

abgesetzt. Dem stehen allerdings<br />

rund 34 Millionen Euro für<br />

importierte Weine gegenüber.<br />

Mengenmässig wurde mehr als<br />

die Hälfte der Gesamtweinproduktion<br />

exportiert: 5,5 Millionen Liter wurden nach<br />

Russland geliefert, was einem Drittel aller<br />

Exporte entspricht. 17 Prozent der<br />

Weinausfuhren waren für den EU-Raum<br />

bestimmt. Weitere grössere Anteile<br />

wurden nach Monte negro und Bosnien-Herzegowina<br />

ausgeführt.<br />

Die Grössenordnung der Weinerzeuger<br />

gliedert sich aktuell etwa so: Zwei<br />

Grossunternehmen verfügen über mehr<br />

als 1000 Hektar, sechs Betriebe<br />

bewirtschaften mehr als 100 Hektar,<br />

und etwa 60 Weingütern stehen<br />

jeweils zwischen zehn und 100<br />

Hektar zur Verfügung.<br />

GROSSES ENGAGEMENT<br />

Unverkennbar ist auch der<br />

politische Wille, den neuen Trend<br />

zur Herstellung von Qualitätsweinen<br />

und den damit einhergehenden<br />

aufblühenden Wein-<br />

MESSETIPP<br />

Die «Wine Vision by Open<br />

Balkan» lädt im November<br />

wieder nach Belgrad.<br />

ZU BESUCH BEI NACHBARN<br />

Die Schirmherrschaft der Veranstaltung liegt<br />

wie schon im letzten Jahr bei den Regierungen<br />

Serbiens, Nordmazedoniens und<br />

Albaniens. Ausserdem ist die Initiative «Open<br />

Balkan» beteiligt. Stattfinden wird die zweite<br />

Auflage der Weinmesse erneut in Belgrad.<br />

Von 16. bis 19. November stehen dann für drei<br />

Tage wieder mehr als 350 Ausstellerinnen<br />

und Aussteller für Gespräche, Verkostungen<br />

und Networking zur Verfügung. «In diesem<br />

Jahr haben wir ein noch reichhaltigeres Programm<br />

zusammengestellt», verspricht der<br />

Veranstalter auf seiner Website.<br />

FAIR.OPENBALKAN.COM<br />

Fotos: beigestellt, Peter Moser<br />

44 falstaff okt <strong>2023</strong>


GROSSE KUNST.<br />

OHNE ALLÜREN.<br />

Österreichs Weine sind daheim im<br />

Herzen Europas, wo kontinentale<br />

Wärme mit kühler Nordluft tanzt.<br />

In diesem einzigartigen Klima wachsen<br />

edle Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung<br />

– zu erkennen an der<br />

rotweissroten Banderole auf der Kapsel<br />

und der staatlichen Prüfnummer auf<br />

dem Etikett.<br />

österreichwein.at


wein / SERBIEN<br />

Unweit der ungarischen Grenze<br />

liegt am Palić-See bei Subotica<br />

das Weingut Zvonko Bogdan<br />

und sein liebevoll gestalteter<br />

Verkostungsraum.<br />

WEINGÜTER<br />

ZVONKO BOGDAN, BACKA-SUBOTICA<br />

Ein modernes Château verbindet gekonnt Weingut<br />

mit Hotelrestaurant. Das sehr gute Sortiment setzt<br />

den Schwerpunkt auf internationale Sorten in<br />

Weiss und Rot. Tipp: die Icon-Weine Merlot und<br />

Chardonnay. Kanjiški put 45, Palić<br />

T: +381 62 789 979<br />

vinarijazvonkobogdan.com<br />

VINARIJA PETRA, BACKA-SUBOTICA<br />

Liebevoll gestaltetes, kleines Boutiqueweingut mit<br />

Visitors Center direkt am Steppensee von Palić.<br />

Tipp: der Orange Wine aus Pinot Grigio.<br />

Novosadski put 222, Palić, T: +381 63 646600,<br />

vinarijapetra.com<br />

OSZKÁR MAURER, SREM/BACKA<br />

Der auch international bekannte Star der<br />

serbischen Natural-Wine-Szene punktet mit<br />

lokalen Sorten aus uralten Reben wie dem Kadarka<br />

1880. Einen Umweg wert, die Weine haben Klasse.<br />

Hajdukovo, T: +381 69 5336873, maurer.rs<br />

ERDEVIK ESTATE, SREM<br />

Auf uralte sirmische Winzertradition aufgebaut, mit<br />

erstaunlich unkonventionellem Sortiment. Am<br />

besten im hauseigenen Restaurant verkosten und<br />

sich auf hohem Niveau verwöhnen lassen.<br />

Erdevik, T: +381 64 8224327, erdevikestate.com<br />

VINČIĆ VINOGRADI VINARIJA, SREM<br />

Aleksandar «Saša» Vinčić konnte sich heuer schon<br />

über Platin («Best of Show») und 97 Punkte bei<br />

Decanter freuen, sein Grašac (Welschriesling) zählt<br />

zu den weissen Vorzeigeweinen der Region Fruška<br />

Gora und ganz Serbiens. Tolles Gesamtsortiment.<br />

Zlatka Šnajdera 2, Šid<br />

T: +381 22 715227, vinarijamolovin.rs<br />

VINARIJA DOJA, TOPLICA<br />

Rebzucht-Universitätsprofessorin Slavica Todić und<br />

ihr Gemahl Goran haben sich seit 2010 der Pflege<br />

der lokalen Rotweinsorte Prokupac verschrieben.<br />

Ihre Serie Breg zeigt das Potenzial der Region auf.<br />

Donja Jošanica bb, 18420 Blace<br />

T: +381 11 6555666, doja.rs<br />

DESPOTICA, SUMANDIJA<br />

In dieser State-of-the-Art-Weinkellerei wird auch<br />

mittels Weintourismus gezeigt, was die moderne<br />

serbische Weinkultur zu bieten hat.<br />

Vlaški Do, 11423 Smederevska Palanka<br />

T: +381 26 302126, vinarijadespotika.rs<br />

VINARIJA ALEKSANDROVIĆ, SUMANDIJA<br />

Hier steht eine der Wiegen der neuen serbischen<br />

Weinkultur. Das Weingut beeindruckt mit einer<br />

breiten Palette an Spitzenweinen, von der Serie<br />

Trijumf bis zu den exzellenten Schaumweinen.<br />

Vinča, Topola-Oplenac<br />

T: +381 34 826555, vinarijaaleksandrovic.rs<br />

MATIJAŠEVIĆ VINOGRADI, SUMANDIJA<br />

Ein junges Familienunternehmen, das sich mit<br />

seinen Sauvignon-Blanc-Weinen bereits einen<br />

exzellenten Ruf erworben hat.<br />

Orašac, T: +381 62 1310155, mv.vin<br />

ČOKOT (RADOVAN). TRI MORAVA/ŽUPA<br />

Hoch oben in den Hügeln über Aleksandrovac<br />

trohnt das schmucke Weingut eines der besten<br />

Önologen des Landes, der sich hier auf Topterroir<br />

mit Tamjanika und – vor allem – Prokupac befasst.<br />

Starci, T: +381 63 8312512<br />

IVANOVIĆ, TRI MORAVA/ŽUPA<br />

Der junge Spross einer alten Winzerfamilie ist ein<br />

Quereinsteiger, der seinem verstorbenen Vater<br />

gewidmete Procupac Gaga aus uralten Reben ist<br />

bereits eine Legende.<br />

10 Avgusta, Aleksandrovac<br />

T: +381 69 1554548, ivanovic.wine<br />

Am Weingut Petra wird mit<br />

unterschiedlichen Fasstypen<br />

und Gefässen experimentiert.<br />

MATALJ VINARIJA NEGOTIN<br />

Hier entstehen die besten Rotweine aus Cabernet<br />

Sauvignon, der Kremen Kamen und der neue<br />

Zamna sind dafür der beste Beweis. Das Restaurant<br />

mit Blick auf Donau, Rumänien und Bulgarien<br />

ist ein toller Ort für vertiefende Verkostungen.<br />

Bukovo, Negotin, T: +381 19 544720<br />

mataljvinarija.rs<br />

BUKOVO MONASTRY, NEGOTIN<br />

Seit 2009 haben die Klosterbrüder dieser<br />

malerischen Abtei wieder die Arbeit in den<br />

berühmten Weingärten von Bukovo aufgenommen.<br />

Die Serie Filigran zeigt bereits gutes Niveau, die<br />

schwarze Tamjanika ist eine Spezialität.<br />

Bukovski Put 66, Negotin<br />

T: +381 64 8003292, manastirbukovo.org<br />

<<br />

Fotos: Claudia Schindlmaisser, beigestellt<br />

46 falstaff okt <strong>2023</strong>


97<br />

2019 KREMEN KAMEN<br />

CABERNET SAUVIGNON<br />

Matalj Vinarija<br />

Dunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Zart nach reifen Zwetschken,<br />

reife Kirschen, feines Cassis und<br />

Brombeeren, helle Schokolade, sehr<br />

einladendes Bukett. Komplex, stoffig,<br />

dabei leichtfüssig und finessenreich,<br />

seidige Tannine, mineralisch und<br />

frisch unterlegt, zeigt eine ausgezeichnete<br />

Länge, salzig im Abgang,<br />

bereits antrinkbar, Potenzial für viele<br />

Jahre. myvinodeal.ch, CHF 79,90<br />

96<br />

2017 PROKUPAC GAGA<br />

Vinarija Ivanović<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feine<br />

Kräuterwürze, rotbeerige Nuancen,<br />

floraler Touch, ein Hauch von<br />

Preiselbeeren, Limettenzesten,<br />

mineralischer Touch. Saftig, feine<br />

Beerenfrucht, rote Kirschen, komplex,<br />

frisch und ungemein leichtfüssig,<br />

sehr finessenreicher Stil,<br />

perfekte Tannine, salzig im Nachhall,<br />

sehr lange anhaftend, das ist<br />

die Zukunft des serbischen Weins.<br />

ivanovic.wine, ca. ca. CHF 60,–<br />

95<br />

2021 KADARKA 1880<br />

Oszkar Maurer<br />

Helles Rubingranat, breite Ockerrandaufhellung.<br />

Mineralisch unterbautes<br />

Himbeermark, zart nach<br />

Ribiseln, Limettenzesten und Tabak,<br />

kirschige Nuancen. Saftig und<br />

finessenreich, zarte Fruchtsüsse, ein<br />

Hauch von kandierten Veilchen,<br />

salzig und lange anhaftend, Vieilles-<br />

Vignes-Charakter, kein Wunder bei<br />

140 Jahre alten wurzelechten<br />

Reben, delikater Nachhall. Wahres<br />

Gaumenkino.<br />

maurer.rs, ca. CHF 50,–<br />

BEST OF<br />

SERBIEN<br />

95<br />

2020 VINČIĆ GRAŠAC<br />

GRAND FRU<br />

Vinčić Vinogradi Vinarija<br />

Mittleres Gelbgrün, silberfarbene<br />

Reflexe. Zarte gelbe Tropenfrucht,<br />

ein Hauch von Mandeln und<br />

Marzipan, Ananas, feiner Akazienblütenhonig.<br />

Saftig, elegant, gute<br />

Komplexität, salzige Nuancen, feine<br />

weisse Tropenfrucht, zitroniger<br />

Touch im Abgang, ein vielseitiger<br />

Speisenbegleiter, gut balanciert,<br />

braucht noch seine Reifezeit.<br />

tvojavinoteka.rs<br />

ca. CHF 40,–<br />

95<br />

2019 DOJA PROKUPAC BREG<br />

Vinarija Doja<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette<br />

Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Schwarze Beeren, weisses Nougat,<br />

Himbeerkonfit, kandierte Orangenzesten,<br />

blumige Nuancen. Kraftvoll,<br />

engmaschig, Brombeeren, schwarze<br />

Kirschen, präsente, reife Tannine,<br />

frischer Säurebogen, mineralischsalziger<br />

Anklang, trockener Abgang,<br />

ohne jede Opulenz, ein toller Speisenbegleiter,<br />

ausgestattet mit Länge und<br />

Reifepotenzial.<br />

doja.rs, ca. CHF 40,–<br />

94<br />

2022 TRIJUMF GOLD<br />

Vinarija Aleksandrović<br />

Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />

Reflexe. Nuancen von frischen<br />

Guaven und Stachelbeeren, weisse<br />

Tropenfrucht, feine Kräuterwürze,<br />

zart rauchige Würze, einladendes<br />

Bukett. Elegant, feine weisse Kernobstnuancen,<br />

zarte Extraktsüsse,<br />

feine, integrierte Säure, mineralischsalzig<br />

im Abgang, sehr gut ausgewogen<br />

und lange nachklingend,<br />

etwas Mango im Nachhall.<br />

vinarijaaleksandrovic.rs<br />

ca. CHF 25,–<br />

TASTING<br />

INFO<br />

WEITERE BEWERTUNGEN<br />

UND BESCHREIBUNGEN<br />

FINDEN SIE SIE AB<br />

AB SEITE 200. 148.<br />

94<br />

2020 PROKUPAC RADOVAN 100%<br />

Podrum Čokot<br />

Kräftiges Rubingranat, violette<br />

Reflexe, dezente Ockerrandaufhellung.<br />

Feine Kräuterwürze, Anis,<br />

Dille, reife Kirschen, Waldbeeren,<br />

kandierte Orangenzesten, ein Hauch<br />

von Edelholz. Saftig, komplex, reife,<br />

süsse rote Kirschfrucht, präsente<br />

Tannine, mineralisch-salzig im<br />

Abgang, reife Zwetschken im<br />

Nachhall, zartes Nougat, braucht<br />

noch etwas Zeit, verfügt über gutes<br />

Potenzial.<br />

k.A., ca. CHF 30,-<br />

94<br />

2017 FURMINT KEW<br />

Ernő Sagmeister<br />

Helles Grüngelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Attraktives Bukett, mit<br />

Limettenabrieb unterlegte Nuancen<br />

von Quitten, floraler Touch, etwas<br />

Safran, an reifen Riesling erinnerndes<br />

frisches Bukett. Saftig, lässt<br />

auch am Gaumen wieder an Elsass<br />

denken, fruchtig und tief, feiner<br />

Honigtouch, sehr gute Länge, ein<br />

stoffiger Begleiter bei Tisch, ein<br />

Hauch von Karamell im langen-<br />

Nachhall.<br />

k.A., ca. CHF 35,–<br />

94<br />

2019 CHICHARDONNAY<br />

Vinarija Chichateau<br />

Helles Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Zarte Reduktion, ein<br />

Hauch von weissem Pfirsich,<br />

rauchig, mineralisch, Limettenzesten,<br />

weniger markanter Feuerstein<br />

als im Vorgängerjahr. Saftig,<br />

salzig, elegant, reife weisse Pfirsichfrucht,<br />

integriertes Säurespiel,<br />

bleibt haften, ein Wein voller<br />

gekonntem Understatement,<br />

sicheres Zukunftspotenzial.<br />

udruzenjevinara.rs<br />

ca. CHF 40,–<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

47


ALDI SUISSE<br />

SÜDLICHER SCHMEICHLER<br />

Weine aus Primitivo-Trauben gehören zu den beliebtesten der <strong>Schweiz</strong>.<br />

Die fruchtig-intensiven Gaumenschmeichler schmecken nach Sonne und<br />

Sommer und sind aus der hiesigen Trinkkultur nicht mehr wegzudenken.<br />

Das einzige, was an Primitivo<br />

nicht ganz so geschmeidig ist, ist<br />

der Name. Dieser hat übrigens<br />

nichts mit dem deutschen Begriff<br />

«primitiv» zu tun, sondern wurde vom<br />

Lateinischen «primativus» abgeleitet und<br />

bezieht sich auf die besonders frühe Reife<br />

der Sorte. Die Primitivo-Ernte beginnt in der<br />

Regel schon Mitte August, denn dann hat<br />

die Rebsorte vielerorts schon Trauben voller<br />

Zucker gebildet. Das merkt man auch dem<br />

fertigen Wein an: Guter Primitivo hat zwischen<br />

13 und 15 Volumenprozent Alkohol<br />

und die kommen letztlich vom Zucker in der<br />

Traube. Ansonsten präsentiert sich die<br />

Rebsorte mit Noten von Pflaume, dunklen<br />

Beeren, Zimt und schwarzem Pfeffer sowie<br />

einem kräftigen, saftigen Gaumen und feinen<br />

Gerbstoffen. Als Gegenpol dazu gibt es<br />

allerdings auch viele erfrischende, leichte<br />

und fruchtige Primitivo-Rosés.<br />

Ganz besonders bekannt für ihre Primitivo-Weine<br />

ist hingegen die Region um das<br />

Städtchen Manduria in der Nähe von<br />

Taranto. Dort entstehen besonders tiefgründige<br />

und kräftige Tropfen, die mit der Herkunftsbezeichnung<br />

«Primitivo di Manduria<br />

DOC» geschützt sind. Die Reben wachsen<br />

dort in relativ tiefen Lagen auf kargen, kalkigen<br />

Böden, die mit einer dünnen Schicht<br />

roter Erde bedeckt sind. Das Klima ist sehr<br />

warm, die Trauben werden überaus reif und<br />

mit einem hohen Zuckergehalt geerntet. Der<br />

fertige Wein darf bis zu 18 Gramm Restzucker<br />

pro Liter enthalten, wird allerdings<br />

meistens trocken ausgebaut. Dann erreicht<br />

der Alkoholgehalt auch gerne mal 15<br />

Volumenprozent – dank einer kräftigen Säure<br />

bleiben die Weine aber ausgeglichen.<br />

Dasselbe gilt für den «Primitivo di Manduria<br />

Riserva DOC», der, bevor er auf den<br />

Markt kommt, noch zwei Jahre reifen muss.<br />

COUSIN AUS ÜBERSEE<br />

Nicht nur die Region Manduria, sondern<br />

ganz Apulien ist Primitivo-Gebiet. Die Reben<br />

sind nämlich äusserst ergiebig und<br />

gedeihen im für die Region typischen,<br />

warmen Klima hervorragend. Im Süden,<br />

genannt Salento, gibt es die Herkunftsbezeichnung<br />

«Salento IGT». Die dortigen<br />

Weine sind oft süsser als die Manduria-<br />

Primitivos und meist etwas bodenständiger.<br />

Es gibt dort neben Rotwein auch viel Rosé.<br />

Primitivos aus allen anderen Gebieten<br />

Apuliens, die keine eigene Herkunftsbezeichnung<br />

besitzen, fallen unter «Puglia<br />

IGT». Und selbst in den USA finden sich<br />

Primitivo-Weine, auch wenn die Rebsorte<br />

dort anders genannt wird. Seit Mitte der<br />

90er-Jahre ist wissenschaftlich belegt, dass<br />

die kalifornische Traubensorte Zinfandel<br />

genetisch identisch mit Primitivo ist. Die<br />

Traube kam im 19. Jahrhundert via Österreich<br />

in die USA und ist heute eine der<br />

meistangebauten Sorten Kaliforniens. Die<br />

Zinfandel-Weine unterscheiden sich meist<br />

von ihren süditalienischen Cousins. Sie sind<br />

weniger alkoholisch, haben einen höheren<br />

Gerbstoffgehalt und etwas mehr Säure. Es<br />

war aber der grosse Erfolg der amerikanischen<br />

Zinfandel-Weine, welche die Winzer<br />

in Apulien dazu antrieb, Primitivo reinsortig<br />

zu keltern.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

vinoteca.aldi-suisse.ch<br />

Der Primitivo erlangte erst durch<br />

die Erkenntnis, dass er mit dem<br />

weltweit geschätzten Zinfandel<br />

identisch<br />

LOGO<br />

ist, auch in Italien seinen<br />

Ruhm. Vor dieser Entdeckung<br />

wurde der Primitivo oft mit anderen<br />

Rebsorten verschnitten.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Shutterstock<br />

48<br />

falstaff okt <strong>2023</strong>


PRIMITIVO<br />

DER KRAFTVOLLE, FRUCHTIGE<br />

WEIN<br />

99<br />

IL TEO<br />

PRIMITIVO<br />

DI MANDURIA DOP<br />

RONCO DI SASSI<br />

PRIMITIVO<br />

APPASSIMENTO IGT<br />

15.5 % Vol. 15 % Vol.<br />

17, 95 CHF 0.75 l<br />

17, 99 CHF 0.75 l<br />

Italien / Apulien<br />

Italien / Apulien<br />

Primitivo<br />

Primitivo<br />

2019<br />

Kalb, Rind, Lamm, Wild,<br />

Pasta, Pizza, Fondue,<br />

Raclette, Käse<br />

2022<br />

Kalb, Rind, Lamm, Wild,<br />

Pasta, Pizza, Fondue,<br />

Raclette, Käse<br />

ROVERSI<br />

PRIMITIVO<br />

PUGLIA IGT<br />

POGGIO VECCHIO<br />

PRIMITIVO<br />

DI MANDURIA DOC<br />

POGGIO VECCHIO<br />

PRIMITIVO<br />

DI MANDURIA DOC<br />

13.5 % Vol. 14.5 % Vol.<br />

14.5 % Vol.<br />

4, 95 CHF 0.75 l<br />

Italien / Apulien<br />

7, 99 CHF 0.75 l<br />

Italien / Apulien<br />

4, 99 CHF 0.375 l<br />

Italien / Apulien<br />

Primitivo<br />

Primitivo<br />

Primitivo<br />

2022<br />

2021<br />

2021<br />

Wild, Pasta, Käse<br />

Schwein, Lamm, Wild,<br />

Fondue, Käse<br />

Schwein, Lamm, Wild,<br />

Fondue, Käse


SCHWEIZER WEINBAUGEBIETE<br />

WAADTLAND<br />

WEINBAU<br />

MIT PANORAMA<br />

Foto: <strong>Schweiz</strong> Tourismus / Marcus Gyger<br />

50 falstaff okt <strong>2023</strong>


wein / WAADT<br />

Spektakuläre Rebterrassen, terroirgeprägte Weissweine<br />

und rote Spezialitäten wie Plant Robert machen den<br />

zweitgrössten Weinbaukanton des Landes zu einem Paradies<br />

für Weinliebhaber.<br />

TEXT DOMINIK VOMBACH<br />

Die eindrücklichen Rebterrassen<br />

des Lavaux gehören seit 2007<br />

zum UNESCO-Welterbe.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

51


wein / WAADT<br />

Die Rebsorte Chasselas<br />

liegt Laura und<br />

Raymond Paccot<br />

(unten) von der<br />

Domaine La Colombe<br />

ganz besonders<br />

Herzen. Seit 2017<br />

leitet Laura Paccot das<br />

Conservatoire Mondial<br />

du Chasselas in<br />

Mont-sur-Rolle.<br />

Unter den Weinanbaugebieten<br />

der <strong>Schweiz</strong> nimmt der<br />

Kanton Waadt eine Sonderstellung<br />

ein: Der zweitgrösste<br />

Weinbaukanton des Landes<br />

ist der einzige, in dem weisse Traubensorten<br />

dominieren. Fast 60 Prozent der<br />

Rebflächen sind mit Chasselas bestockt.<br />

Die Sorte bildet die DNA der gesamten<br />

Region, wobei sich deren Anteil je nach<br />

Anbauregion unterscheidet. Das<br />

Waadtland wird unterteilt in die unweit des<br />

Genfersees gelegenen Regionen Lavaux,<br />

Chablais und La Côte, Côtes de l’Orbe<br />

und Bonvillars zwischen Neuenburgersee<br />

und Jura sowie Vully am Murtensee.<br />

Um den Ursprungsort des Chasselas –<br />

der meistangebauten weissen Rebsorte der<br />

<strong>Schweiz</strong> – ranken sich zahlreiche Legenden.<br />

2009 konnten die Rebenforscher José<br />

Vouillamoz und Claire Arnold im Rahmen<br />

einer historisch-genetischen Studie an der<br />

Universität Neuenburg seine Herkunftsregion<br />

auf den Genferseeraum<br />

eingrenzen. Hier weist die<br />

Sorte ihre grösste biologische<br />

Vielfalt auf.<br />

EIN KONSERVATORIUM<br />

FÜR DEN CHASSELAS<br />

Im Jahr 1820 verzeichnete<br />

der Botaniker Augustin-Pyrame<br />

de Candolle 42 unterschiedliche<br />

Chasselas typen in seiner Sammlung, die<br />

heute leider verschwunden ist. Um einen<br />

Teil der biologischen Vielfalt des Chasselas<br />

in der Neuzeit zu erhalten, wurden alte<br />

Rebberge durchforstet und über 300 unterschiedliche<br />

Klone oder Biotypen des<br />

Chasslas aufgespürt. 19 davon finden sich<br />

heute in den Chasselas-Konservatorien<br />

von Rivaz und Mont-sur-Rolle. Die Idee<br />

zur Gründung eines Chasselas-Konservatoriums<br />

hatte der Waadtländer Ausnahmewinzer<br />

Louis-Philippe Bovard, als er<br />

zusammen mit dem damaligen Leiter der<br />

FAST 60 PROZENT<br />

DER GESAMTEN<br />

WAADTLÄNDER<br />

REBFLÄCHE SIND MIT<br />

DER WEISSEN<br />

REBSORTE CHASSELAS<br />

BESTOCKT.<br />

Fotos: Marc Ducrest, Catherine Gailloud, Michal Stipek / Shutterstock Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

52 falstaff okt <strong>2023</strong>


YVORNE, SAINT-<br />

SAPHORIN UND<br />

FÉCHY SIND NUR DREI<br />

DER RUND 150 ERFASS-<br />

TEN CHASSELAS-<br />

PRODUKTIONSORTE<br />

DES WAADTLANDS.<br />

Das altehrwürdige Château<br />

d’Aigle beheimatet seit<br />

1975 ein Weinbaumuseum.<br />

Zuvor diente es unter<br />

anderem als Gericht und<br />

Gefängnis.<br />

Önologie der Forschungsstation Agroscope<br />

das Terroir der Region studierte. 2010<br />

errichtete Bovard das erste Conservatoire<br />

Mondial du Chasselas oberhalb von Rivaz,<br />

2017 folgte jenes in Mont-sur-Rolle, das<br />

von der Winzerin Laura Paccot vom Weingut<br />

La Colombe geführt wird. Beides Betriebe,<br />

die mit ihren Chasselas-Gewächsen<br />

seit langer Zeit zu den Aushängeschildern<br />

der Region gehören.<br />

Die weisse Waadtländer Leitsorte ist<br />

subtil und spiegelt ihr Terroir wie kaum<br />

eine andere Traube wider – und im<br />

Waadtland ist dieses besonders divers.<br />

Diesem Umstand tragen die Waadtländer<br />

Weinproduzenten Rechnung, indem<br />

sie ihre Weine gerne mittels Herkunft<br />

und ohne Rebsortenangabe vermarkten:<br />

Yvorne, Saint-Saphorin oder Féchy<br />

sind nur drei von rund 150 erfassten<br />

Chasselas-Produktionsorten. Besonders<br />

heraus stechen hierbei die beiden Grands<br />

Crus Calamin und Dézaley im Lavaux,<br />

die unter Chasselas-Liebhabern Legendenstatus<br />

besitzen. Dank besonders günstiger<br />

Bedingungen besitzen die Chasselas-Trauben<br />

hier eine höhere phenolische Reife als<br />

anderswo im Waadtland. Die Gewächse<br />

sind kraftvoller und opulenter – aber auch<br />

deutlich langlebiger. Dies gilt insbesondere<br />

für Weine aus der 54 Hektar grossen Lage<br />

Dézaley, die wegen ihres Renommees<br />

immer wieder mit Lagen im Burgund verglichen<br />

wird. Die typischen Rebterrassen<br />

im Dézaley erstellten Zisterziensermönche<br />

bereits im zwölften Jahrhundert. Und<br />

auch wenn sich rund 2000 der insgesamt<br />

3782 Hektar Waadtländer Rebfläche in<br />

La Côte befinden, bildet das Lavaux zwischen<br />

Montreux und Lausanne das Herz<br />

der Region. Die eindrückliche Weinbauregion<br />

mit ihren etwa 10.000 Rebterrassen<br />

ist zweifelsohne eine der schönsten<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

53


wein / WAADT<br />

Louis-Philippe<br />

Bovards (oben)<br />

Dézaley Médinette<br />

Grand Cru zählt<br />

zu den Ikonen<br />

des Waadtländer<br />

Weinbaus.<br />

WAADT AUF EINEN BLICK<br />

GEOGRAFIE<br />

Mit seinen 3782 Hektar Rebfläche ist der Kanton<br />

Waadt der zweitgrösste Weinbaukanton der<br />

<strong>Schweiz</strong>. Unterteilt wird die Region in acht<br />

AOCs: Bonvillars zwischen Yverdon und dem<br />

Neuenburgersee, La Côte zwischen Nyon und<br />

Lausanne, Lavaux zwischen Lausanne und<br />

Montreux mit den Grands Crus Dézaley und<br />

Calamin, Côtes de l’Orbe rund um die Stadt<br />

Orbe und Chablais zwischen Villeneuve und<br />

dem Wallis und Vully zwischen den Ufern des<br />

Murtensees und dem Mont Vully.<br />

BÖDEN UND KLIMA<br />

Das Waadtländer Terroir ist äusserst vielfältig.<br />

In La Côte kommen schwere bis leichte kiesige<br />

Böden vor, während das Lavaux stark vom<br />

Rhônegletscher geprägt ist. Im Chablais sind die<br />

Böden steinig und der Föhn beeinflusst die Traubenreife.<br />

Besonders trocken ist es in den Côtes<br />

de l’Orbe, wo Kalk, Molasse und Ton zu finden<br />

sind. Bonvillars hingegen zeichnet sich durch<br />

mildes Klima und Kies- sowie Kalkböden aus.<br />

TRAUBENSORTEN<br />

Als einzige Weinbauregion der <strong>Schweiz</strong> wird<br />

das Waadtland klar von Weisswein dominiert.<br />

60 Prozent der gesamten Rebfläche des<br />

Weinbau kantons sind mit der Sorte Chasselas<br />

bestockt. Die meistangebaute weisse Rebsorte<br />

der <strong>Schweiz</strong> ist per se eher subtil und spiegelt ihr<br />

Terroir wie kaum eine andere wider, weshalb die<br />

Chasselas-Weine aus dem Waadtland hauptsächlich<br />

mit Herkunftsnamen vermarktet werden.<br />

Neben dem klassischen Pinot Noir und Gamay<br />

werden mittlerweile auch alte rote Sorten wie<br />

Plant Robert und neue wie Gamaret kultiviert.<br />

AUSWAHL WICHTIGER PRODUZENTEN<br />

Bernard Cavé<br />

bernardcavevins.ch<br />

Blaise Duboux<br />

blaiseduboux.ch<br />

Château de Châtagneréaz<br />

chatagnereaz.ch<br />

Château Maison Blanche<br />

maison-blanche.ch<br />

Domaine Henri Cruchon<br />

henricruchon.com<br />

Domaine La Colombe<br />

lacolombe.ch<br />

Domaine Louis Bovard<br />

domainebovard.com<br />

Domaine Monachon<br />

domainemonachon.com<br />

Henri Badoux<br />

henri-badoux.ch<br />

Hammel – Terres des Vins<br />

hammel.ch<br />

La Maison Massy<br />

massy-vins.ch<br />

Les Frères Dutruy<br />

lesfreresdutruy.ch<br />

<<br />

der <strong>Schweiz</strong>, wenn nicht ganz Europas<br />

und zählt seit 2007 zum UNESCO-Welterbe.<br />

Die Reben profitieren hier von den<br />

sogenannten «drei Sonnen», womit die<br />

direkte Sonneneinstrahlung, die Reflexion<br />

des Genfersees und die Abwärme der<br />

unzähligen Trockensteinmauern gemeint<br />

sind. Während die Böden im Lavaux vom<br />

Rhônegletscher geprägt sind, sind sie in<br />

La Côte zwischen Lausanne und Nyon<br />

leicht und kiesig, an den Hängen der Juraausläufer<br />

eher schwer. Im Chablais wiederum,<br />

das sich zwischen Villeneuve und<br />

dem Wallis befindet, bestehen sie teilweise<br />

aus Schutt von Bergstürzen. Klimatisch<br />

begünstigt hier der Föhn die Traubenreife.<br />

HEIMAT DES EIDECHSLIWY<br />

Der Kanton Waadt ist auch die Heimat<br />

des Aigle les Murailles – des wohl bekanntesten<br />

<strong>Schweiz</strong>er Weins überhaupt. Der<br />

Weisswein besteht ebenfalls aus Chasselas.<br />

Den namensgebenden Rebberg erwarb<br />

Henri Badoux im Jahr 1908, das legendäre<br />

Etikett kreierte der berühmte Waadtländer<br />

Maler Frédéric Rouge im Jahr 1919. Seitdem<br />

ziert den Wein die im Chablais beheimatete<br />

Smaragdeidechse, was dem Chasselas<br />

Aigle les Murailles den Spitznamen<br />

«Eidechsliwy» einbrachte. Heute umfasst<br />

die Linie von Badoux gleich vier Varianten,<br />

darunter auch einen Schaumwein und<br />

eine rote Version.<br />

<<br />

Fotos: beigestellt<br />

54 falstaff okt <strong>2023</strong>


WIR SEHEN UNS<br />

AM HAFEN.<br />

2. bis 16.11.<strong>2023</strong> an der Expovina Zürich


wein / WAADT<br />

EXPOVINA WEINSCHIFFE <strong>2023</strong><br />

GASTREGION<br />

WAADTLAND<br />

Das Waadtland ist Gastregion auf den diesjährigen<br />

Weinschiffen der Expovina, die vom 2. bis 16.<br />

November am Bürkliplatz in Zürich festmachen. Die<br />

Region lässt sich dort in all ihren Facetten entdecken:<br />

18 Waadtländer Weinbauern aus verschiedenen<br />

Anbauzonen präsentieren ihre Weine an Bord<br />

des Schiffs «Rosenstadt». expovina.ch<br />

<<br />

Klar dominiert die Rebsorte Chasselas<br />

das Waadtland, Rotweine aus dem Weinbaukanton<br />

machen aber immer mehr von<br />

sich reden. Neben klassischen roten Sorten<br />

wie Pinot Noir und Gamay existieren einige<br />

Spezialitäten im Kanton: Servagnin etwa,<br />

eine uralte Pinot-Noir-Mutation aus der Region<br />

von Morges, für die unter anderem das<br />

Weingut Henri Cruchon bekannt ist, oder<br />

Plant Robert, ein alter Gamay-Klon der ausschliesslich<br />

im Lavaux angebaut wird und<br />

dem unter anderem Winzer Blaise Duboux<br />

ZU DEN ROTEN<br />

SPEZIALITÄTEN DES<br />

WAADTLANDS ZÄHLEN<br />

DER URALTE GAMAY-<br />

KLON PLANT ROBERT<br />

UND DIE PINOT-<br />

MUTATION SERVAGNIN.<br />

Blaise Duboux (oben)<br />

ist einer der wenigen<br />

Winzer im Lavaux, die<br />

nach biodynamischen<br />

Prinzipien arbeiten.<br />

wieder Leben einhaucht. Das<br />

Zentrum der Waadtländer<br />

Rotweinproduktion befindet<br />

sich aber nicht am Genfersee,<br />

sondern im sogenannten Jura-<br />

Nord vaudois mit den beiden<br />

weniger bekannten Anbaugebieten<br />

Côte de l’Orbe und Bonvillars zwischen<br />

dem Neuenburgersee und den Jurahängen.<br />

In der Côte de l’Orbe finden sich kalkund<br />

tonhaltige Böden sowie Molasse und<br />

das Klima ist trockener als anderswo im<br />

Waadtland, was den Anbau von roten Sorten<br />

begünstigt. In Bonvillars ist das Klima<br />

mild und es finden sich Kies- und Kalkböden<br />

– ebenfalls ideal für rote Sorten. Etwa<br />

70 Prozent der 170 Hektar der Orbe sind<br />

mit roten Sorten bestockt, in Bonvillars sind<br />

es 60 Prozent von 180 Hektar. Hauptdarsteller<br />

sind hier Gamay, Pinot Noir, Merlot<br />

und die <strong>Schweiz</strong>er Neuzüchtungen Gamaret,<br />

Garanoir, Mara oder Galotta. Auch wenn<br />

das Waadtland vom Chasselas dominiert ist,<br />

für Vielfalt hat es auch in diesem Teil der<br />

<strong>Schweiz</strong> mehr als genug Platz.<br />

<<br />

Fotos: beigestellt, Gonzalez / laif / picturedesk.com<br />

56 falstaff okt <strong>2023</strong>


LA SÉLECTION <strong>2023</strong>:<br />

150 AUSGEZEICHNETE WEINE!<br />

Ende August fand in Basel die La Sélection statt, seit Jahren<br />

Partner und anerkannte Weinprämierung des Basler Weinfestivals.<br />

Auch in diesem Jahr nutzten zahlreiche Weinproduzenten<br />

und Weinhändler die Gelegenheit, Still- und Schaumweine aus<br />

aller Welt von der Fachjury der La Sélection bewerten zu lassen.<br />

Dieses Mal wurden ganze 150 Weine ausgezeichnet, darunter<br />

54 mit einer Goldmedaille und 96 mit einer Silbermedaille.<br />

<strong>Schweiz</strong>er Winzer reichten auch dank der mengen- und qualitäts -<br />

mässig guten Ernte 2022 erneut die meisten Weine ein. Davon<br />

wurden 32 mit Gold- und 66 mit Silbermedaillen ausgezeichnet.<br />

Unter den internationalen Einreichungen ragte besonders<br />

Südafrika heraus. Bei 21 eingereichten Weinen gab es 9 Goldund<br />

8 Silbermedaillen.<br />

Der durchschnittliche Verkaufspreis aller eingereichten Weine<br />

lag bei stolzen CHF 28.70. Die Goldmedaillengewinner haben<br />

im Schnitt einen Preis von CHF 33.80. Bei den Silbermedaillengewinnern<br />

liegt der durchschnittliche Verkaufspreis mit CHF<br />

28.35 etwas tiefer. Es gibt jedoch auch echte Schnäppchen unter<br />

den ausgezeichneten Weinen. Der preiswerteste Goldmedaillenwein<br />

ist bereits für CHF 10.70 erhältlich.<br />

Nutzen Sie die Empfehlungen der Fachjury bei Ihrer persönlichen<br />

Weinselektion. Wir möchten Sie ermutigen, die grossartigen<br />

Weine bei den Weinhändlern und Weinproduzenten, die an<br />

der Bewertung teilgenommen haben, zu entdecken und selbst<br />

zu degustieren. Wir sind zuversichtlich, dass Sie begeistert sein<br />

werden. Die Resultate der La Sélection <strong>2023</strong> finden Sie unter<br />

www.laselection.ch<br />

SELEKTION DES JAHRES<br />

Die Fachjury der Weinprämierung La Sélection krönte aus den best bewerteten Weiss- und Rotweinen<br />

je einen «Wein des Jahres»:<br />

Weisswein Sélection de l’année<br />

Morokanella 2022;<br />

Aes Ambelis Winery, CYP-Kalo Chorio Orinis, Nicosia<br />

Helles Zitronengelb; intensive und komplexe, würzige, terpenige<br />

Nase, auch mit Zitrusaromen; füllig im Gaumen mit eingebundener,<br />

präsenter Säure, sehr intensive, aromatische, intensive<br />

und komplexe Frucht, wiederum würzig, Quitten, reife Birnen,<br />

auch mit Zitrusaromen, sehr ausgewogen und harmonisch, mit<br />

langem Abgang. Intensiv aromatischer und äusserst attraktiver<br />

Weisswein.<br />

75 cl, 21.– Franken, erhältlich bei www.paphosweine.ch<br />

Rotwein Sélection de l’année<br />

Cornalin Selection AOC Valais 2018;<br />

Leukersonne Damian Seewer AG, CH-Susten<br />

Dichtes Granatrot; intensive, komplexe, reifbeerig-würzige Nase<br />

mit edlen, gut eingebundenen Röstaromen; fülliger Gaumen,<br />

reife, weiche Tannine, gut eingebundene Säure, intensive, sehr<br />

komplexe Frucht, viel Dichte und Tiefgang, edle Röstaromen,<br />

Nelken, Amarenakirschen, auch mineralisch, sehr stoffig, aus -<br />

gewogen und harmonisch, langer Abgang. Äusserst vielschichtiger,<br />

beeindruckender Cornalin.<br />

75 cl, 89.– Franken, erhältlich bei www.leukersonne.ch


wein / WAADT<br />

BEST OF<br />

WAADT<br />

94<br />

93<br />

92<br />

2022 ILEX CALAMIN GRAND CRU<br />

CHASSELAS<br />

Domaine Louis Bovard, Cully<br />

In der Nase Noten von Zitrusfrüchten,<br />

Honig und Lindenblüten. Am<br />

Gaumen filigran und ausbalanciert<br />

mit dezenter Säure und Noten von<br />

Mandarine, gelber Zwetschge und<br />

Apfel. Langer mineralischsalziger<br />

Abgang.<br />

domainebovard.com, CHF 27,–<br />

2020 DÉZALEY CHEMIN DE<br />

TERRE GRAND CRU<br />

La Maison Massy, Epesses<br />

Elegante reiffruchtige Nase mit<br />

Noten von konfierten Sauerkirschen,<br />

Himbeere und Holunderbeere.<br />

Anklänge von Mokka und Süssholz.<br />

Am Gaumen füllig und dennoch auf<br />

seine Weise elegant, mit saftiger<br />

Säure, Aroma von Sauerkirsche und<br />

dunklen Waldbeeren. Feinkörniges<br />

Tannin, langer Abgang.<br />

massy-vins.ch, CHF 43,–<br />

2022 CALAMIN GRAND CRU<br />

CUVÉE VINCENT<br />

Blaise Duboux, Epesses<br />

Elegantes, frisches Bukett mit zarter<br />

Zitrusfrucht und Noten von Ananas<br />

und Nektarine. Dezent würzige<br />

und florale Nuancen sowie Anklänge<br />

von Honig. Am Gaumen spannungsreich<br />

und angenehm füllig,<br />

mit dezenter Säure, frischer Zitrusfrucht<br />

und Honig. Lange anhaltend<br />

im stoffig-mineralischen Abgang.<br />

blaiseduboux.ch, CHF 26,–<br />

93<br />

93<br />

92<br />

2021 PETIT CLOS MONT-<br />

SUR-ROLLE GRAND CRU<br />

Domaine La Colombe, Féchy<br />

Elegante, dezente Nase mit Noten<br />

von Kräutern wie Melisse und<br />

Estragon, einnehmende Zitronennoten,<br />

dezent Butter. Am Gaumen<br />

angenehm schlank mit passendem<br />

Schmelz. Dezente Salznoten im<br />

langen Nachhall. Verbleibt saftig<br />

am Gaumen.<br />

vinothek-brancaia.ch, CHF 17,50<br />

2022 COTEAU DE VERSCHIEZ<br />

AMPHORE<br />

Bernard Cavé, Ollon<br />

Filigranes Bukett mit Noten von<br />

Agrumen, grünem Apfel und Nektarine.<br />

Anklänge von Lindenblütenhonig<br />

und würzige Nuancen. Am Gaumen<br />

elegant, mit Noten von gelbem<br />

Steinobst und Zitrus sowie Honig.<br />

Schöner Schmelz, endet lange auf<br />

Mirabelle und mineralischen Noten.<br />

vogel-vins.ch, CHF 54,–<br />

2011 CHÂTEAU DE CHÂTAGNE-<br />

RÉAZ 1ER GRAND CRU<br />

MONT-SUR-ROLLE LA CÔTE AOC<br />

Château de Châtagneréaz<br />

Essertines-sur-Rolle<br />

Glänzendes Honiggelb. In der Nase<br />

Noten von reifen Mirabellen und<br />

Quittengelee, dazu frische Haselnüsse.<br />

Feiner Schmelz im Ansatz,<br />

der von der präsenten, reifen Säure<br />

aufgefangen wird. Die ätherische<br />

Würze leitet in eine wunderbare<br />

elegante Herbe über.<br />

chatagnereaz.ch, CHF 17,80<br />

93<br />

93<br />

92<br />

2020 ALTESSE NATURE<br />

Domaine Henri Cruchon<br />

Echichens<br />

Altesse ohne jedwede Behandlungsmittel.<br />

In der Nase Noten von<br />

Aprikose, Bitterorange, Rhabarber,<br />

kräutrige Nuancen sowie dezent<br />

Birne. Am Gaumen angenehm weich<br />

mit eher zurückhaltender, reifer<br />

Säure. Schöne Intensität. Langer<br />

Nachhall mit pfeffrigem Eindruck.<br />

swissgrapes.ch<br />

CHF 29,–<br />

2019 HYPÉRION - CLOS DU<br />

CHÂTELARD, GRAND CRU<br />

VILLENEUVE<br />

Hammel – Terres de Vins, Rolle<br />

Sehr komplexe Nase. Duftet nach<br />

dunklen Waldbeeren, reifen Pflaumen<br />

sowie der diskreten Würze von<br />

dunklen Kräutern und etwas Tabak.<br />

Sanfter Auftakt, gefolgt von feinkörnigem<br />

Tannin und einer saftigen,<br />

sehr gut integrierten Säure.<br />

Langes, würziges Finale.<br />

hammel.ch, CHF 35,–<br />

2020 CABERNET FRANC CHÂ-<br />

TEAU MAISON BLANCHE GRAND<br />

CRU YVORNE CHABLAIS AOC<br />

Château Maison Blanche, Yvorne<br />

Glänzendes Rubin. Tiefgründige,<br />

komplexe Nase. Dunkle Beeren<br />

wie Cassis und Holunder, unterlegt<br />

mit intensiver Würze: Pfeffer, Macis<br />

und Gewürznelke. Kräftiger Gaumen<br />

mit herrlicher Säure und präziser<br />

Frucht, umhüllt von feinkörnigem<br />

Tannin.<br />

maison-blanche.ch, CHF 28,50<br />

Fotos: beigestellt<br />

58 falstaff okt <strong>2023</strong>


DOMAINE DE CHAMBLEAU<br />

DAS STREBEN NACH SINN<br />

Charlotte Burgat gehört zur neuen Generation, die einen Beruf wählen<br />

möchte, der mit ihren Überzeugungen im Einklang steht. Schon in jungen<br />

Jahren hat sie sich auf dem Familienweingut in Neuenburg engagiert und<br />

wurde vom Weinbauvirus gepackt – ihr Schicksal war besiegelt.<br />

Heute erscheint es mir manchmal<br />

noch schwindelerregend, so früh<br />

in meinem Erwachsenenleben<br />

einen Beruf gewählt zu haben,<br />

der mich in meiner Region verankert. Und<br />

doch ist es genau das, was Sinn macht: Wissen<br />

und Werte in einer gesunden und vertrauten<br />

Umgebung zu teilen, mir die Weine<br />

sowie die Vision des Unternehmens eigen zu<br />

machen, noch bevor ich erwachsen werde.»<br />

Charlotte Burgat (Mitte) absolvierte 2018 ihren Bachelor<br />

in Weinbau und Önologie. Danach gab es Stationen in<br />

der <strong>Schweiz</strong>, im Burgund und in Neuseeland. Seit 2022<br />

vinifiziert Charlotte die Weine des Weinguts.<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

92<br />

Punkte<br />

90<br />

Punkte<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

chambleau.ch<br />

EIN BIODYNAMISCHER<br />

WEINBAU IST DAS ZIEL<br />

Tradition und Respekt vor der Natur stehen<br />

bei Charlotte Burgat von der Domaine de<br />

Chambleau im Mittelpunkt. Da das Familiengut<br />

seit mehreren Jahren biologisch<br />

bewirtschaftet wird, hat die junge Winzerin<br />

den Ehrgeiz, in der Beziehung zur Natur<br />

noch einen Schritt weiterzugehen und den<br />

Weinbau auf eine vollständige biodynamische<br />

Weinbereitung auszurichten.<br />

Mit ihrem Bachelor in Önologie in der<br />

Tasche profitierte Charlotte von verschiedenen<br />

beruflichen Erfahrungen im Ausland –<br />

der rote Faden war immer der Pinot Noir.<br />

Sie konnte diese emblematische Rebsorte in<br />

all ihren Facetten beobachten, bevor sie diese<br />

auf dem Familienweingut etablierte, um<br />

ihre verschiedenen Terroirs zur Geltung zu<br />

bringen. Ihren ersten Jahrgang vinifizierte sie<br />

auf der Domaine de Chambleau 2022 – mit<br />

Leidenschaft und Freude an der Arbeit,<br />

wobei sie sich insbesondere auf die Parzellencuvées<br />

der Domaine «La Gavotte» und<br />

«Les Bovardes» fokussierte. Die ton- und<br />

kalkhaltigen Böden dieser Parzellen liegen<br />

nahe beieinander und bringen dennoch zwei<br />

gänzlich unterschiedliche Weine hervor – das<br />

ist die Magie des Pinot Noir.<br />

«La Gavotte» ist ein konzentrierter Wein,<br />

der einige Jahre braucht, um seinen Höhepunkt<br />

zu erreichen. In seiner Jugend kommen<br />

Aromen von Gewürzen zum Ausdruck.<br />

Diese entwickeln sich dann in Richtung<br />

frischer Früchte wie Sauerkirsche und<br />

Brombeere. Die Tanninstruktur verfeinert<br />

sich mit der Zeit. Die Entwicklung dieser<br />

Cuvée im Laufe der Jahre zu verfolgen, ist<br />

wunderbar.<br />

Sein Bruder, der Pinot Noir «Les<br />

Bovardes», bringt zu Beginn eine strahlende<br />

Frucht und eine seidige Tanninstruktur zum<br />

Ausdruck. Die köstliche Frucht harmoniert<br />

perfekt mit der des frischen Holzes. Diese<br />

Cuvée, die schon in jungen Jahren zugänglich<br />

ist, zeigt im Gegensatz zu «La Gavotte»<br />

eine völlig andere Facette des Terroirs der<br />

Domaine de Chambleau.<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 59


Der Herbst ist in kulinarischer Hinsicht eine ganz<br />

besondere Jahreszeit. Einerseits gibt es schon die<br />

ersten Weine des Jahrgangs <strong>2023</strong>, andererseits<br />

beginnt auch wieder die Wildsaison mit der dafür<br />

perfekten Rotweinbegleitung aus dem Jahr 2021.<br />

JUNG<br />

& WILD<br />

60 falstaff okt <strong>2023</strong>


SCHEIBLHOFER THE WINE<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Shutterstock; beigestellt<br />

Die Weinlese ist in ganz Österreich<br />

im vollen Gange und das<br />

Burgenland startete so ziemlich<br />

als erstes Bundesland, die<br />

Trauben in die Weinkeller zu bringen. Erich<br />

Scheiblhofer, der nicht nur für seine Rotweine<br />

berühmt ist, sondern auch Weissweine<br />

mit etwas niedrigerem Säuregehalt<br />

vinifiziert, um dadurch ein bekömmlicheres<br />

Profil zu erhalten, bietet mit Chardonnay,<br />

Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller<br />

einen ersten Vorgeschmack darauf, was<br />

vom Jahrgang <strong>2023</strong> noch zu erwarten ist.<br />

Wegen des kühleren Frühjahrs und trotz<br />

der grossen Hitzeperioden im Sommer<br />

wurden unter den sorgfältigen Händen der<br />

Scheiblhofer-Lesemannschaft Trauben<br />

geerntet, die sich durch ihre Frische und<br />

präzise Sortentypizität auszeichnen. Nach<br />

kurzer Ausbauzeit bereiten sie unkompliziertes<br />

Trinkvergnügen und machen Lust<br />

auf ein weiteres Glas. Glücklicherweise<br />

wurde die Region um Andau von den<br />

vielen Unwettern, die es heuer in Österreich<br />

gab, verschont und so darf man sich auf<br />

genussvolle Momente mit den ersten<br />

Vorboten des Hauses Scheiblhofer freuen.<br />

Der Herbst ist aber auch die Zeit für<br />

Wild, und was könnte hier besser passen, als<br />

ein schönes Glas Rotwein, das Rehrücken,<br />

Wildschweinbraten oder knusprigen Fasan<br />

zu einem kulinarischen Fest vereint. Wild<br />

steht für zartes und vor allem naturnahes<br />

Fleisch, denn die freie Wildbahn ist jedenfalls<br />

der bessere Stall. Naturnah werden<br />

auch die Weingärten bei Erich Scheiblhofer<br />

bewirtschaftet, seit einigen Jahren nicht nur<br />

im Osten des Neusiedler Sees, sondern auch<br />

am Leithaberg und im Mittelburgenland.<br />

DIE SONDEREDITIONEN<br />

Mordor, eine Rotweincuvée aus Blaufränkisch,<br />

Merlot und Cabernet Sauvignon,<br />

gewürzt mit einem Hauch Syrah, stammt<br />

aus dem Mittelburgenland oder wie es Erich<br />

Scheiblhofer nennt, aus Mittelerde und<br />

schon die Ausstattung der Flasche nimmt<br />

Bezug darauf. Aus seinen Blaufränkisch-<br />

Trauben, die in Jois gedeihen, zaubert der<br />

Rotweinmeister Jahr für Jahr einen explosiven<br />

Sortenvertreter, der seine Herkunft nicht<br />

verleugnet. Auch dieser Wein trägt ein Sonderetikett,<br />

das den Anbauort in den Vordergrund<br />

stellt und dem Leithaberg am Westufer<br />

des Neusiedler Sees alle Ehre macht.<br />

Mit Peak of Glory, einer Cuvée aus Zweigelt,<br />

Merlot und Cabernet Sauvignon, zeigt<br />

Erich Scheiblhofer den Geschmack seines<br />

Heimatortes Andau. Frucht, Schokolade und<br />

ein leicht rauchiger Touch machen auch<br />

diesen Wein, der sich ebenfalls mit einer<br />

Sonderausstattung in Szene setzt, zu einem<br />

perfekten Begleiter für verschiedenste Wildgerichte.<br />

Alle drei Rotweine sind aktuell<br />

vom Ausnahmejahrgang 2021. Hier hat<br />

klimatisch einfach alles gepasst und die Weine<br />

verfügen über ausgezeichneten Trinkfluss<br />

und sehr gute Länge. Hier stellt sich nur<br />

noch die Frage, welchen der drei Weine man<br />

ganz persönlich den Vorzug geben möchte,<br />

denn qualitativ liegen sie ziemlich gleichauf<br />

und zeigen bei aller Unterschiedlichkeit sehr<br />

eindringlich die Handschrift und die grosse<br />

Kunstfertigkeit des Winzers.<br />

Wein und Wild gehören einfach zusammen,<br />

und auf den Herbst mit Jungwein anzustossen,<br />

gleichzeitig auch den Rhythmus der<br />

Natur zu feiern und sich auf die Gaben von<br />

Mutter Erde zu besinnen, gehört eben zu den<br />

Highlights eines kulinarischen Jahresreigens.<br />

INFO<br />

Scheiblhofer The Wine<br />

Halbturnerstrasse 1a, 7163 Andau<br />

scheiblhofer.at<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 61


wein / WEINREISE MALLORCA<br />

Porto Cristo: ein malerisches Küstendorf<br />

auf Mallorca, wo sich das türkisblaue<br />

Mittelmeer sanft an den goldenen<br />

Sandstrand schmiegt.<br />

Foto: vulcano / Shutterstock<br />

62 falstaff okt <strong>2023</strong>


WEINREISE<br />

MALLORCA<br />

INSEL ZUM<br />

GENIESSEN<br />

Mallorca hat eine genussvolle Seite, die Weinliebhaber<br />

überraschen wird. Wer die ausgetretenen Pfade der Ferieninsel<br />

verlässt, entdeckt reizvolle Weingüter in atemberaubender<br />

Landschaft, exquisite Küche und köstliche Weine aus<br />

einheimischen Rebsorten.<br />

TEXT THOMAS GÖTZ<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

63


wein / WEINREISE MALLORCA<br />

Stimmungsvolles Dinner mit<br />

mallorquinischen Weinen in<br />

der Finca Can Coll.<br />

Mallorca erlebt eine Wein-<br />

Renaissance. Das sagen<br />

viele auf der Baleareninsel.<br />

Tatsächlich hat sich die<br />

Zahl der Weingüter hier in<br />

den letzten zehn Jahren auf über hundert<br />

verdoppelt. Gekeltert wird in jahrhundertealten<br />

Gebäuden ebenso wie in neuen,<br />

stylischen Bodegas. Einige der Boutique-<br />

Weingüter kann man auch spontan<br />

besuchen und die Weine in einem<br />

romantischen Innenhof, im Garten oder<br />

in der Vinothek geniessen. Kellerführungen<br />

oder ein Gourmetmenu mit<br />

Weinprobe gehören auch zum Angebot<br />

und sollten im Voraus gebucht werden.<br />

Aber der Reihe nach …<br />

Jede Mallorca-Reise beginnt in Palma.<br />

Für Foodies lohnt sich der Gang in die<br />

grösste Markthalle der 400.000-Einwohner-Stadt,<br />

den Mercat de l’Olivar.<br />

An zahlreichen Ständen kann man hier<br />

regionale Spezialitäten wie die luft-<br />

Fotos: beigestellt, Dasha Petrenko / Shutterstock, RAW-films / Shutterstock<br />

Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

64 falstaff okt <strong>2023</strong>


getrocknete Rohwurst Sobrasada kaufen<br />

oder gleich etwas essen und trinken. Vorwiegend<br />

lokale Zutaten kommen auch bei<br />

Sternekoch Marc Fosh im nach ihm benannten<br />

Restaurant im Hotel «Convent de la Missio»<br />

auf die Teller. Seine kreative mediterrane<br />

Küche begeistert Gourmets. Mit einer raffinierten<br />

Tapas-Kultur in schickem Ambiente<br />

wartet wiederum das angesagte «El Camino»<br />

im Herzen der Altstadt auf. Die wohl beste<br />

Weinkarte Palmas hält das Restaurant «Vinazo<br />

Morrofino» parat: Herausragend ist die<br />

spanische Sektion, in der auch viele mallorquinische<br />

Winzer vertreten sind wie die hochfeinen<br />

Weine von 4 Kilos, Soca-Rel und Can<br />

Xanet. In der alternativen Bar «La Sang», die<br />

Naturweine kredenzt, lässt man den Abend<br />

in Palma wunderbar ausklingen.<br />

RUND UM BINISSALEM<br />

Keine halbe Autostunde von der Inselmetropole<br />

entfernt liegt Binissalem. Das Städtchen<br />

ist ein Zentrum des mallorquinischen<br />

Weinbaus, sogar ein D.O.-Weingebiet trägt<br />

seinen Namen. Ausgedehnte Weinberge, jahrhundertealte<br />

Windmühlen und die Silhouette<br />

des fernen Tramuntana-Gebirges prägen das<br />

Landschaftsbild. Auf der Bodega Ribas wird<br />

seit über 300 Jahren ununterbrochen Wein<br />

gekeltert. Das älteste Weingut Mallorcas,<br />

in zehnter Familiengeneration geführt,<br />

Vom Weingut<br />

Ribas kommt<br />

ein frischer,<br />

feinwürziger Rosé<br />

aus der Rebsorte<br />

Mantonegro.<br />

bewirtschaftet 50 Hektar biologisch. Ausgezeichnete<br />

Weine, etwa jene aus den heimischen<br />

Trauben Mantonegro und Gorgollassa, können<br />

Besucher im historischen Innenhof auf der<br />

Weinbarterrasse verkosten. Man kann hier<br />

ganz spontan während der Öffnungszeiten<br />

vorbeischauen oder vorab eine geführte Tour<br />

durch das Weingut vereinbaren. Nur eine<br />

Parallelstrasse weiter bietet das Restaurant<br />

«Es Rústic» gehobene Küche mit Lammgerichten<br />

als Spezialität.<br />

Auch die Finca Biniagual blickt auf eine<br />

lange Geschichte zurück. Eigentlich ist es ein<br />

richtiges kleines Dorf, das man hier besucht.<br />

Das aus maurischer Zeit stammende Anwesen<br />

beherbergt neben Weinbergen, Kellerei und<br />

Vinothek auch eine Kapelle, mehrere Häuser<br />

und bezaubernde Gärten. Einen modernen<br />

Akzent setzt hingegen das wenige Kilometer<br />

entfernte Weingut Son Juliana. Zu den<br />

Bio-Weinbergen und Olivenhainen gesellt<br />

sich eine mit viel Glas transparent gestaltete<br />

Bodega, deren Mauern aus dem für Mallorca<br />

typischen beigen Marés-Kalkstein bestehen.<br />

Stellvertretend für viele Weingüter der Insel<br />

sind bei Son Juliana sowohl internationale<br />

Rebsorten wie Syrah und Chardonnay als<br />

auch einheimische Trauben wie Mantonegro<br />

und Giro Rós im Anbau. Nicht umsonst steht<br />

Mallorca für Lokalkolorit und Weltoffenheit<br />

gleichermassen.<br />

<<br />

Mehrmals täglich verkehrt zwischen<br />

Palma und dem Küstenort Sóller ein<br />

1912 in Betrieb genommener Holzzug,<br />

der sogenannte «Rote Blitz». Die etwa<br />

27 Kilometer weite Fahrt dauert eine<br />

Stunde. Das Weingut Oliver Moragues<br />

östlich von Palma de Mallorca (u. re.).<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

65


wein / WEINREISE MALLORCA<br />

Entspannung pur auf<br />

der Finca Can Coll.<br />

Im nahen Sóller<br />

bietet das Restaurant<br />

«Can Boqueta» feine<br />

mediterrane Küche<br />

(kleines Bild unten).<br />

vollen Zimmern und Suiten wird von zwei<br />

weinbegeisterten Deutschen geführt. Sie<br />

bieten unter anderem Weinkurse und exquisite<br />

Abendessen mit mallorquinischer Weinbegleitung<br />

an. Gäste erfreuen sich ferner<br />

an einer Weinkarte mit 160 Positionen von<br />

der Insel sowie einer vorzüglichen Champagnerauswahl.<br />

Das nahe gelegene Städtchen<br />

Sóller zählt zu den schönsten Mallorcas.<br />

Im dortigen Restaurant «Can Boqueta»<br />

kann man sich mit saisonaler mediterraner<br />

Küche verwöhnen lassen.<br />

DURCH DIE SIERRA DE<br />

TRAMUNTANA<br />

Der bergige Norden ist vielleicht der landschaftlich<br />

reizvollste Teil der Insel. Schmale<br />

Strassen führen durch die naturbelassene<br />

Berglandschaft der Sierra de Tramuntana,<br />

eines Unesco-Welterbes, das immer wieder<br />

den Blick auf das türkisblaue Meer, kleine<br />

Buchten und schroffe Klippen freigibt.<br />

In der Nähe von Pollenca, wenige<br />

Kilometer von der Küste entfernt, liegt das<br />

spektakuläre Weingut Can Axartell. Es gehört<br />

dem Hamburger Hans-Peter Schwarzkopf,<br />

einem Erben des Shampoo-Herstellers.<br />

Weitläufige Haine mit tausendjährigen<br />

Olivenbäumen und ökologisch kultivierte<br />

Weinberge wechseln sich auf dem 200 Hektar<br />

grossen Landgut ab. Ein Clou ist die<br />

Kellerei: Das Gebäude ist in einen grossen<br />

Felsen hineingebaut, auf den vier Etagen<br />

erfolgt die Weinbereitung mit Hilfe der<br />

Pollenca ist<br />

eines der<br />

reizvollen Dörfer<br />

im Norden<br />

Mallorcas in<br />

der Sierra de<br />

Tramuntana.<br />

DIE ZAHL DER<br />

WEINGÜTER HAT<br />

SICH AUF MALLORCA<br />

IN DEN LETZTEN<br />

ZEHN JAHREN AUF<br />

ÜBER HUNDERT<br />

VERDOPPELT.<br />

Schwerkraft. Die Weinerzeugung beginnt<br />

demnach auf der obersten und endet auf<br />

der untersten Ebene, ohne dass der Wein<br />

mechanisch umgepumpt werden muss.<br />

Die so gekelterten Weine sind ebenso<br />

durch die Bank empfehlenswert, wie es sich<br />

generell lohnt, einige Tage in dieser faszinierend<br />

schönen Bergregion zu verbringen.<br />

Ein hinreissender Ort ist dafür die Finca<br />

Can Coll. Das Landhaus mit sieben stil-<br />

IM LAND DES CALLET<br />

Die Südhälfte Mallorcas ist flacher<br />

und daher ideal für Radtouren.<br />

Wir befinden uns im Weingebiet<br />

D.O. Pla i Llevant, der Heimat<br />

der Rebsorte Callet, die in letzter<br />

Zeit unter Kennern von sich reden<br />

macht. Denn Callet bringt erstaunlich<br />

leichte, elegante und frische<br />

Rotweine hervor. Ein Paradebeispiel<br />

ist der schlanke, seidig texturierte Sotil<br />

von der biodynamischen Winzerin Barbara<br />

Mesquida. Ihr charmantes Weingut<br />

Mesquida Mora kann man direkt besuchen<br />

und in der Vinothek einige Weine und<br />

Tapas probieren. Überhaupt gehören die<br />

Weine von Mesquida Mora zu den besten<br />

der Insel, auch jene aus den autochthonen<br />

Weissweinsorten Prensal und Giró Ros.<br />

Einen Aufenthalt wert ist ausserdem das<br />

biodynamische Weingut Oliver Moragues<br />

in Algaida. Auf dem 500 Jahre alten<br />

Anwesen können Gäste zwischen Olivenbäumen<br />

und Weinreben feine Weine und<br />

mallorquinische Speisen geniessen. In der<br />

Nähe befindet sich die Olivenölmühle<br />

Finca Treurer, wo man zur Abwechslung<br />

einmal eine Olivenölverkostung buchen<br />

und in einem historischen Landhaus inmitten<br />

von Olivenhainen luxuriös nächtigen<br />

kann.<br />

Noch etwas weiter östlich, in der Nähe<br />

von Manacor, liegt das kleine, feine Weingut<br />

Ca’s Beato der deutschen Unternehmerfamilie<br />

Müller (Müller Drogeriemärkte).<br />

Mit Hilfe des spanischen Starwinzers<br />

Miquel Gelabert werden hier runde, charmante<br />

Weine nach ökologischen Grundsätzen<br />

produziert. Und wer ganz in den Süden<br />

der Insel fährt, sollte die Salinen von D’es<br />

Trenc besuchen, wo das kostbare Flor de<br />

Sal gewonnen wird. Dem Genuss sind hier<br />

kaum Grenzen gesetzt.<br />

<<br />

Fotos: Thilo Weimar, Seremity-H / Shutterstock, beigestellt<br />

66 falstaff okt <strong>2023</strong>


wein / WEINREISE MALLORCA<br />

Noble Eleganz im<br />

«Grand Hotel Son<br />

Net». Das Anwesen<br />

liegt nur wenige<br />

Kilometer von Palma<br />

entfernt.<br />

MESQUIDA MORA<br />

Ausdrucksstarke und feine Weine aus einheimischen<br />

Rebsorten. Spontaner Vinothek-Besuch<br />

möglich. Führungen nach Voranmeldung.<br />

Camí Pas de Frare, 07260 Porreres<br />

T: +34 971 647106<br />

mesquidamora.com<br />

WEINGÜTER<br />

BODEGA RIBAS<br />

Das älteste Weingut Mallorcas keltert seit 1711<br />

ununterbrochen Wein. Spontaner Vinothek-Besuch<br />

möglich. Führungen nach Voranmeldung.<br />

Carrer de Muntanya 2, 07330 Consell<br />

T: +34 971 622673<br />

bodegaribas.com<br />

FINCA BINIAGUAL<br />

Beeindruckendes Anwesen aus maurischen Zeiten.<br />

Die Vinothek ist für spontane Besuche geöffnet.<br />

Führungen nach Voranmeldung.<br />

Camí Vell de Muro, 07350 Binissalem<br />

T: +34 971 870111<br />

finca-biniagual.com<br />

VINS NADAL<br />

Sympathisches Familienweingut mit guten Weinen<br />

und historischer Kellerei. Führungen nach<br />

Voranmeldung.<br />

Calle de Ramon Llull 2, 07350 Binissalem<br />

T: +34 971 511058<br />

vinsnadal.es<br />

JOSÉ L. FERRER<br />

Ein beliebtes und bekanntes Weingut auf der Insel.<br />

Spontaner Vinothek-Besuch möglich. Führungen<br />

nach Voranmeldung.<br />

Carrer del Conquistador 103, 07350 Binissalem<br />

T: +34 971 511050<br />

vinosferrer.com<br />

SON JULIANA<br />

Zeitgenössische Architektur, ökologischer Weinbau,<br />

gute Weine. Führungen nach Voranmeldung.<br />

Carretera Santa Maria–Sencelles km 7.2<br />

07142 Santa Eugènia<br />

T: +34 681 264390<br />

sonjuliana.de<br />

MACIA BATLE<br />

Weingut aus dem 19. Jahrhundert mit vielfältigem<br />

Besuchserlebnis. Spontaner Vinothek-Besuch<br />

möglich. Führungen nach Voranmeldung.<br />

Cami Coanegra, s/n, 07320 Santa Maria del Cams<br />

T: +34 971 140014<br />

maciabatle.com<br />

SON MAYOL<br />

Weingut nahe Palma. Eindrucksvolle Architektur<br />

und elegante Weine aus französischen Rebsorten.<br />

Führungen nach Voranmeldung.<br />

Cami de Can Mallol 9, 07010 Establiments<br />

T: +34 608 224053<br />

bodegasonmayol.es<br />

CAN AXARTELL<br />

Architektonisch und landschaftlich spektakuläres<br />

Weingut. Führungen und auch ein exklusives Menü<br />

mit Sternekoch Adrian Quetglas können vorab<br />

arrangiert werden.<br />

Ctra. Vella de Pollenca a Campanet km 1.5<br />

07460 Pollenca<br />

T: +34 871 870353<br />

canaxartell.es<br />

Auf der Finca Biniagual<br />

werden mallorquinische<br />

und internationale<br />

Rebsorten wie<br />

Prensal Blanc und<br />

Chardonnay<br />

angebaut.<br />

BODEGAS BORDOY<br />

Reizendes Weingut, das viel mediterrane Atmosphäre<br />

verströmt. Führungen nach Voranmeldung.<br />

Camí de Muntanya, 07620 Llucmajor<br />

T: +34 971 774702<br />

bodegasbordoy.com<br />

OLIVER MORAGUES<br />

Biodynamischer Erzeuger mit prächtigem Anwesen<br />

und Weinen mit Fokus auf Frische und Persönlichkeit.<br />

Führungen nach Voranmeldung.<br />

Cami de ses Vinyes, 07210 Algaida<br />

T: +34 646 267254<br />

olivermoragues.com<br />

BODEGA CA’S BEATO<br />

Miquel Gelabert macht aus lokalen und internationalen<br />

Sorten Rot-, Weissweine und Rosé-Cuvée.<br />

Calle Baltasar Covas, 07580 Capdepera<br />

T: +34 971 566002<br />

WOHNEN<br />

GRAND HOTEL SON NET *****<br />

Mondänes Domizil am Fusse der Tramuntana-<br />

Berge. Mit prachtvollen Zimmern und<br />

Haute Cuisine.<br />

Castillo Son Net, 07194 Puigpunyent<br />

T: +34 971 147000<br />

sonnet.es<br />

FINCA CAN COLL ****<br />

Boutiquelandhaus mit romantischem Garten und<br />

Spitzenauswahl an mallorquinischen Weinen.<br />

Cami de Can Coll 1, 07100 Sóller<br />

T: +34 633 772855<br />

fincacancoll.com<br />

FINCA TREURER ****<br />

Charmantes Landhotel inmitten eines Olivenhains,<br />

das mediterranes Flair und Ruhe ausstrahlt.<br />

Ctra. Llucmajor km 5.7, 07210 Algaida<br />

T: +34 971 665994<br />

treurer.com<br />

<<br />

Fotos: Grand Hotel Son Net, beigestellt<br />

68 falstaff okt <strong>2023</strong>


EUROPA<br />

FÜR ALLE<br />

SINNE<br />

DIE GÜTESIEGEL UND IHRE BEDEUTUNG<br />

• Die Auszeichnung DOC (für Italienisch „Denominazione di origine controllata“)<br />

steht für die kontrollierte Ursprungsbezeichnung von Qualitätsweinen aus<br />

Italien, die von der EU als Angabe für die „geschützte Ursprungsbezeichnung“<br />

anerkannt ist.<br />

• Die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) garantiert, dass ein Produkt in<br />

einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem bestimmten Verfahren<br />

erzeugt, verarbeitet und hergestellt wurde. Alle Produktionsschritte müssen in der<br />

Ursprungsregion erfolgen.<br />

DIE PRODUKTE<br />

Selezione eccellente<br />

aus einzigartigen Landschaften<br />

Die Gütesiegel der Europäischen Union (EU)<br />

dienen Geniessern als Orientierungshilfe<br />

hinsichtlich der Herkunft, Qualität und Authentizität<br />

von Produkten. Das gilt auch für<br />

Südtirol DOC Wein, Etna DOC Wein und Pecorino<br />

Romano g.U. Käse. Mit EU-Gütesiegeln ausgezeichnet,<br />

stehen diese Produkte für Qualität<br />

aus einzigartigen Landschaften Italiens und<br />

beispielhaft für Qualität aus Europa. Das<br />

macht diese drei Produkte, die weit über die<br />

jeweiligen Anbauregionen hinaus bekannt<br />

sind, zu idealen Botschaftern einer Informationskampagne<br />

zur Bedeutung von geschützten<br />

Herkunftsbezeichnungen und ihrem<br />

Mehrwert für Konsumenten und Produzenten.<br />

europafuerallesinne.eu<br />

Die DOC-Herkunftsbezeichnung für Südtirol DOC Weine existiert seit 1975. Heute sind<br />

mehr als 98 Prozent der gesamten Rebfläche Südtirols DOC-klassifiziert. Alle DOC-<br />

Weine entstehen nach strengen Vorschriften betreffend Höchsterträgen, Mindestwerten<br />

für Alkohol- und Säuregehalt und vieles mehr. Dank seiner geografischen<br />

Lage und dem alpin-kontinentalen Klima stellt Südtirol auf 5.700 Hektar Rebfläche<br />

ein überaus facettenreiches Weinanbaugebiet dar, in dem über 20 verschiedene<br />

Rebsorten ausreifen.<br />

Der Ätna - eine UNESCO-Welterbestätte - liegt an der Ostküste Siziliens und beherbergt<br />

einige der ältesten Weinberge Italiens. Die geschützte Ursprungsbezeichnung<br />

für Etna DOC Wein wurde 1968 eingeführt - die erste DOC in Sizilien. An den Hängen<br />

des Ätna sind die Anbaugebiete in 133 «Contrade» unterteilt, die die Eigenheiten der<br />

Böden widerspiegeln. Das Terroir jeder „Contrada“ in Verbindung mit der Arbeit der<br />

Winzer sind die Faktoren, die jeden Etna-Wein einzigartig machen.<br />

Der Pecorino Romano g.U. Käse ist seit 1996 von der EU mit geschützter Ursprungsbezeichnung<br />

anerkannt und ist der wichtigste Schafskäse mit g.U.-Gütesiegel. Der<br />

von Natur aus laktosefreie Hartkäse wird zu mehr als 95 Prozent auf Sardinien und<br />

zum restlichen Teil in der Region Latium und in der Provinz Grosseto in der Toskana<br />

produziert. Die Verarbeitung ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Erfahrung,<br />

wobei die grundlegenden Schritte noch immer der Menschenhand anvertraut sind.<br />

Etna DOC Wein<br />

Südtirol DOC Wein<br />

Pecorino Romano g.U.<br />

Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln<br />

nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für die Forschung (REA) wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde<br />

können dafür verantwortlich gemacht werden.<br />

CONSORZIO<br />

TUTELA VINI<br />

ETNA<br />

D O C<br />

DIE EUROPÄISCHE UNION UNTERSTÜTZT<br />

KAMPAGNEN ZUR FÖRDERUNG DES<br />

ABSATZES LANDWIRTSCHAFTLICHER<br />

QUALITÄTSERZEUGNISSE.


wein / WEINREISE MALLORCA<br />

Das Wahrzeichen von Palma<br />

ist die Kathedrale, deren<br />

Grundmauern aus dem<br />

13. Jahrhundert stammen.<br />

CAN SIMONETA *****<br />

Luxushotel mit Gourmetrestaurant und nahegelegenem<br />

Golfplatz. Paradiesische Lage an<br />

der Ostküste.<br />

Carretera Arta-Canyamel km 8, 07580 Canyamel<br />

T: 34 971 816110<br />

cansimoneta.com<br />

SANTUARI DE LLUC *<br />

Günstige Zimmer in einem Kloster mit Ursprung im<br />

13. Jahrhundert, inmitten einer atemberaubenden<br />

Berglandschaft.<br />

Plaça dels Pelegrins 1, 07315 Escorca-Lluc<br />

T: +34 971 871525<br />

lluc.net<br />

ESSEN<br />

MARC FOSH PALMA<br />

Moderne mediterrane Spitzenküche, vom Guide<br />

Michelin mit einem Stern ausgezeichnet.<br />

Carrer de la Missió 7, 07003 Palma<br />

T: +34 971 720114<br />

marcfosh.com<br />

EL CAMINO<br />

Innovative Tapas und stylisches Interieur. Gäste<br />

speisen hier an der wohl längsten Theke Palmas.<br />

Carrer de Can Brondo 4, 07001 Palma<br />

E-Mail: info@el-camino.es<br />

elcaminopalma.es<br />

VINAZO MORROFINO<br />

Restaurant mit brillanter Weinkarte. Besonders die<br />

spanische Sektion ist auf der Höhe der Zeit.<br />

Carrer de la Industria 8, 07013 Palma<br />

T: +34 685 185263<br />

morrofinopalma.com<br />

CAN BOQUETA<br />

Kreative wie klassische mediterrane Küche mit<br />

Fokus auf regionale und saisonale Produkte.<br />

Stilvolles und einladendes Ambiente.<br />

Gran Via 43, 07100 Sóller<br />

T: +34 971 638398<br />

canboqueta.com<br />

SA FORADADA<br />

Empfehlenswert ist die Paella. Die Lage auf einer<br />

Klippe und der Meerblick sind einzigartig. Nur mit<br />

Boot oder zu Fuss erreichbar.<br />

Diseminado Sa Foradada 2, 07179 Deià<br />

T: +34 616 087499<br />

restaurantesaforadada.com<br />

CAN MARCH<br />

Mallorquinische Küche auf zeitgemässe Art<br />

interpretiert. Ein Haus mit lebendiger Tradition.<br />

Hochwertige Produkte und Speisen.<br />

Carrer de València 7, 07500 Manacor<br />

T: +34 971 550002<br />

canmarch.com<br />

ES RÚSTIC<br />

Häusliches Ambiente und eine genussvolle<br />

traditionelle Küche. Zu den Spezialitäten des<br />

Hauses zählt die Lammschulter.<br />

Carrer del Rector Nadal Munar, 17, 07330 Consell<br />

T: +34 971 142020<br />

restaurantesrustic.com<br />

CELLER CAN LAU<br />

Rustikales Restaurant mit einer guten,<br />

authentischen Landküche, etwa die Gerichte vom<br />

mallorquinischen Schwarzschwein und Lamm.<br />

Carrer del Roser 5, 07300 Inca<br />

T: +34 971 506289<br />

BAR<br />

BAR LA SANG<br />

Stimmungsvolle Bar mit Naturweinen im<br />

Ausschank und guten Tapas dazu.<br />

Carrer d’Antoni Frontera 24, 07004 Palma<br />

T: +34 645 591393<br />

lundgrenwines.com/bar-la-sang<br />

BESUCHEN<br />

In der Markthalle Mercat de l’Olivar<br />

in Palma findet man frische Produkte<br />

der Insel. An vielen Ständen<br />

können Besucher auch gleich<br />

etwas essen und trinken.<br />

SALINAS D’ES TRENC<br />

Die Salinen liegen in einem Naturpark. Hier wird<br />

aus Meerwasser das edle Flor de Sal gewonnen.<br />

Tägliche Führungen nach Vereinbarung.<br />

Carretera Campos a Colonia S. Jordi km 8.5<br />

07630 Campos<br />

T: +34 673 433456<br />

salinasdestrenc.com<br />

CHATEAU VINO DE LA ISLA<br />

Ein «Weintempel» mit Weinlounge und Weinmanufaktur.<br />

Der Shop bietet ein breitgefächertes<br />

Sortiment an mallorquinischen Weinen.<br />

Carretera Palma-Manacor km 19, Exit 20<br />

07210 Algaida<br />

T: +34 971 211496, isla.wine<br />

MERCAT DE L’OLIVAR<br />

In der grössten Markthalle Palmas gibt es<br />

zahlreiche Ess- und Verkaufsstände mit regionalen<br />

und internationalen Spezialitäten.<br />

Placa de l’Olivar, 07002 Palma<br />

mercatolivar.com <<br />

Fotos: Serenity-H / Shutterstock, Christian Rueger / Shutterstock<br />

70 falstaff okt <strong>2023</strong>


BINDELLA<br />

AUFSTREBENDES,<br />

TOSK ANISCHES TERROIR<br />

Entlang des Küstenstreifens der Maremma, nur unweit des berühmten<br />

Bolgheri, mausert sich ein junges Weinbaugebiet zum nächsten grossen Ding.<br />

Das Terroir der Küstenregion Maremma<br />

bringt Spitzen-Cabernets hervor.<br />

2020 BOTROSECCO<br />

Maremma Toscana doc<br />

Le Mortelle, Toscana<br />

Cabernet Sauvignon,<br />

Cabernet Franc<br />

Zugängliche Cuvée aus den beiden<br />

Hauptsorten auf Le Mortelle:<br />

Cabernet Sauvignon und Cabernet<br />

Franc. Aromen von roten Früchten,<br />

Minze und Tabak, weiche Tannine.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Mauro Puccini; beigestellt<br />

Das beeindruckende 270 Hektar<br />

grosse Anwesen, das seit 1999<br />

der angesehenen Winzerfamilie<br />

Antinori gehört, liegt malerisch<br />

im südlichen Teil der Provinz Grosseto. Es<br />

fungiert als ganzheitliches ökologisches<br />

Projekt und bietet grosszügige Ausgleichsflächen,<br />

die von Seen durchzogen sind und<br />

somit einen reichen Lebensraum für die<br />

lokale Flora und Fauna schaffen.<br />

Gleich den berühmten Supertoskanern<br />

aus Bolgheri, basieren auch die Weine von<br />

«Le Mortelle» auf internationalen Rebsorten<br />

und Bordeaux-Blends. Die 170 Hektar<br />

Reben sind hauptsächlich mit Cabernet<br />

Franc und Cabernet Sauvignon bepflanzt.<br />

Doch die Cabernets von «Le Mortelle»<br />

unterscheiden sich merklich von ihren<br />

französischen Atlantikküsten-Pendants.<br />

Trotz der Meeresnähe zeichnen sie sich<br />

durch mehr Körper und mehr Intensität aus<br />

– Eigenheiten, die sich wegen des warmen<br />

Maremma-Klimas ergeben. Ein herausragendes<br />

Beispiel für diese Charakteristik ist<br />

zweifellos die lebendige Cuvée Botrosecco.<br />

UNTERIRDISCHE KELLEREI<br />

Die Kellerei thront auf einer sanften Anhö he<br />

und fügt sich fast nahtlos in die lauschige<br />

Umgebung ein. Zur Erhaltung des Landschaftsbilds<br />

wurde die Kellerei grösstenteils<br />

unterirdisch errichtet. Dabei wird die temperaturausgleichende<br />

Eigenschaft des Gesteins<br />

in tieferen Bodenschichten genutzt. Der<br />

architektonisch beeindruckende Bau<br />

erstreckt sich über drei Ebenen und folgt<br />

einem «kaskadierenden» Prozess, der alle<br />

Schritte der Weinherstellung abdeckt – von<br />

der Traubenernte bis zur Fasslagerung.<br />

Dieses pumpenfreie Verfahren spart nicht<br />

nur Energie, sondern gewährleistet auch<br />

erstklassige Qualität. Die hier gekelterten<br />

Weine spiegeln das Gebiet getreu wider, sie<br />

sind kraftvoll und elegant zugleich.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

bindella.ch<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 71


spirits / GIN-HYPE<br />

GIN …<br />

Der sagenhafte Gin-Hype wurde<br />

schon oft für beendet erklärt.<br />

Doch davon kann keine Rede sein.<br />

Gin ist gefragter denn je.<br />

Wir zeigen neue Trends und<br />

gehen der Frage nach, wie der<br />

Boom überhaupt entstanden ist.<br />

TEXT HERBERT HACKER<br />

Foto: E.K. Yap<br />

72 falstaff okt <strong>2023</strong>


…<br />

UND<br />

KEIN<br />

ENDE<br />

Kultstätte für alle «Gin-natics»:<br />

Die berühmte «Atlas Bar» in Singapur<br />

beeindruckt nicht nur durch ihre Optik,<br />

die sich an der Art-déco-Architektur<br />

der 1920er- und 1930er-Jahre<br />

anlehnt, sondern auch durch das<br />

weltgrösste Angebot an Gins. Mehr als<br />

1300 verschiedene Produkte aus der<br />

ganzen Welt kann man hier verkosten.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

73


spirits / GIN-HYPE<br />

Attestiert dem<br />

gegenwärtigen<br />

Gin-Hype noch<br />

ein langes Leben:<br />

der Wiener<br />

Barbesitzer und<br />

Spirituosenfachmann<br />

Gerhard Kozbach-Tsai.<br />

Eine Meldung, die reichlich<br />

kurios anmutet: Aus den Überresten<br />

der Produktion von<br />

Manner-Schnitten soll in Zukunft<br />

Gin gewonnen werden.<br />

Doch was auf den ersten Blick wie eine<br />

Zeitungsente wirkt, hat tatsächlich einen<br />

wahren Kern. Das Wiener Unternehmen<br />

Unverschwendet, dessen Geschäfts modell<br />

der nachhaltige Umgang mit Lebensmitteln<br />

ist, will zusammen mit dem traditionsreichen<br />

Süsswarenhersteller Manner und<br />

der steirischen Spirituosenmanufaktur<br />

Gölles tatsächlich aus Waffelresten Gin<br />

herstellen. Zwei spezielle Spirituosen sollen<br />

es sein, mit nicht minder kuriosen Namen:<br />

einerseits der «Kein Gin Dry» mit Wacholder<br />

und Zitrusnoten sowie der «Kein Gin<br />

Chocolate» auf Basis von Wacholder und<br />

Kakaobohnen.<br />

Die eigenwilligen Namen sind dem Lebensmittelgesetz<br />

geschuldet. Aus dem geht<br />

nämlich hervor, dass der Basisalkohol eines<br />

Gins aus landwirtschaftlicher Produktion<br />

stammen muss. Waffelreste fallen da nicht<br />

darunter. Also lautet das Motto: Gemacht<br />

wie Gin, schmeckt wie Gin – darf aber<br />

nicht so heissen. Also «Kein Gin«!<br />

So kurios das klingen mag, entspricht<br />

es doch dem gegenwärtigen Trend.<br />

Denn die Nachfrage nach ungewöhnlichen<br />

Gin-Kreationen scheint<br />

ungebrochen. Und das, obwohl der<br />

sagenhafte Gin-Hype schon geraume<br />

Zeit andauert. Doch noch<br />

immer gelangen laufend neue<br />

Kreationen auf den Markt.<br />

Und weil fast jeder Schnapsbrenner<br />

inzwischen einen Gin<br />

im Angebot hat, ist die Zahl<br />

der Hersteller und Produzenten<br />

längst unüberschaubar<br />

geworden. «Beim Gin ist<br />

einfach eine enorme Menge<br />

an Geschmackskomponenten<br />

möglich, von Wacholder über<br />

Thymian bis zu Ginger», sagt Gerhard<br />

Kozbach-Tsai auf die Frage, was<br />

denn eigentlich an Gin so faszinierend<br />

sei. Als Inhaber und<br />

Barkeeper der Wiener Kultbar<br />

«Tür 7» muss er es wissen:<br />

«Für mich ist Gin der bessere<br />

Wodka.»<br />

Aus Waffelresten hergestellt:<br />

der «Kein Gin Dry» des Nachhaltigkeits-Start-ups<br />

Unverschwendet,<br />

des Süsswarenherstellers<br />

Manner und der<br />

Spirituosenmanufaktur Gölles.<br />

GIN-HYPE MADE IN SWITZERLAND<br />

Der Gin-Hype ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich.<br />

In den 1990er-Jahren gab es etwa<br />

in der <strong>Schweiz</strong> kaum Gin-Produzenten,<br />

heute kommen nicht nur ständig neue dazu,<br />

es gibt mittlerweile auch einige etablierte<br />

<strong>Schweiz</strong>er Marken: Turicum-Gin aus Zürich<br />

oder der exzellente London Dry Gin von<br />

Terreni alla Maggia aus dem Tessin. Nur um<br />

zwei Namen zu nennen. In Österreich war<br />

es Hans Reisetbauer, der bereits 2003 seinen<br />

«Blue Gin» auf den Markt brachte. Berühmt<br />

geworden durch seine Obstbrände, war<br />

Reisetbauer schon immer ein Fan eines guten<br />

74 falstaff okt <strong>2023</strong>


Gin mit Zitrusaromen ist aktuell<br />

einer der grössten Trends. Der<br />

italienische Hersteller Malfy war<br />

mit seinem «Gin con Limone»<br />

Vorreiter dieser Welle.<br />

Fotos: mauritius images / The Picture Pantry / Alanna Taylor-Tobin, Julius Hirzberger, Unverschwendet, Fella_aaa / Shutterstock, Dominic Gentilcore PhD / Shutterstock, Powerofflowers / Shutterstock<br />

Gin Tonic. Als die bekannten Marken ihn<br />

nicht mehr begeistern konnten, entschloss<br />

er sich, eigenen Gin zu produzieren. Damit<br />

erwies sich Reisetbauer als Visionär, denn er<br />

konnte damals nicht ahnen, dass Gin einmal<br />

die Welt erobern würde.<br />

Gin ist weit mehr als einfach ein Wacholderschnaps,<br />

sagen die meisten Bartender.<br />

Denn die Möglichkeiten an geschmacksgebenden<br />

Rohstoffen – im Fachjargon<br />

«Botanicals» genannt – scheinen neben dem<br />

vorherrschenden Wacholder fast unbegrenzt.<br />

Jeder destilliert neben Wacholder noch<br />

zusätzlich, was er will, erlaubt ist so gut wie<br />

alles. Und das schon seit ewigen Zeiten. So<br />

wird etwa der im Jahr 1860 entstandene<br />

«Beefeater 24», aus Wacholderbeeren,<br />

Koriander, Angelikawurz, Mandeln, Süssholzwurzel,<br />

Liliensamen sowie Zitronen- und<br />

Orangenschalen gemacht. Oder der allseits<br />

bekannte «Bombay Sapphire» in der berühmten<br />

blauen Flasche: Für ihn werden so<br />

ungewöhnliche Botanicals wie Schwertlilie,<br />

Zimtkassie, Kubebenpfeffer oder Paradieskörner<br />

verwendet, um den Wacholdergeschmack<br />

etwas abzuschwächen.<br />

Für Verwirrung sorgen mitunter auch<br />

die unterschiedlichen Gin-Arten und -Stile<br />

wie etwa «London Dry Gin», «Aged Gin»,<br />

«Sloe Gin» oder «Gin Rosé».<br />

ES BEGANN IN AMSTERDAM<br />

Begonnen hat alles mit einem Mann namens<br />

Lucas Bols im Jahre 1575. Der Holländer<br />

brannte damals am Rande Amsterdams<br />

einen Wacholderschnaps, der eine für den<br />

Magen beruhigende Wirkung haben sollte.<br />

Dieses medizinische Getränk ist noch heute<br />

unter der Bezeichnung «Genever» in der<br />

holländischen Kultur fest verankert. Der<br />

«Genever» gilt allgemein als die Mutter des<br />

Gins, hat aber etwa mit einem London Dry<br />

Gin, wie man ihn heute kennt, wenig bis<br />

gar nichts zu tun. Die grossen und bekannten<br />

englischen Gin-Marken entstanden im<br />

18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, es<br />

waren Brennereien wie Gordon’s oder<br />

<<br />

IN DEN 1990ER-JAHREN GAB ES<br />

IN ÖSTERREICH KAUM MEHR<br />

GIN-PRODUZENTEN. HEUTE<br />

SIND ES ÜBER 130 BRENNER.<br />

Für Brenner mit Freude<br />

am Experimentieren ist<br />

Gin ein echtes Geschenk,<br />

denn zum Wacholder<br />

kann nahezu jedes<br />

Botanical verwendet<br />

werden.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

75


spirits / GIN-HYPE<br />

<<br />

Tanqueray. Erst im Jahr 2000 kam die<br />

Marke Hendrick’s zur Welt. Heute gibt es<br />

weltweit schier unendlich viele Gins, auch<br />

die Japaner haben sich längst dem Trend<br />

angeschlossen. Die Rohstoffe, die dafür verwendet<br />

werden, sind dementsprechend exotisch<br />

und für eine Spirituose mehr als ungewöhnlich.<br />

Auszug aus der Degustationsnotiz<br />

des japanischen Gins «Roku» von Beam<br />

Suntory: «Neben der dominierenden Note<br />

von Yuzu, einer japanischen Zitruspflanze,<br />

verwöhnen die Aromen von Kirschblüten<br />

und grünem Tee.«<br />

Es ist schon erstaunlich,<br />

dass bei einem Produkt wie<br />

Gin, den es inzwischen in allen erdenklichen<br />

Variationen gibt, noch immer neue<br />

Trends möglich sind. Gerhard Kozbach-<br />

Tsai: «Momentan sind besonders fruchtige<br />

und frische Gins gefragt, vorwiegend mit<br />

Zitrusnoten von Grapefruit bis Zitrone.»<br />

Der Vorteil dabei: Wacholder harmoniert<br />

geschmacklich wunderbar mit den frischen<br />

Noten unterschiedlicher Zitrusfrüchte.<br />

DIE NACHFRAGE<br />

NACH SPEZIELLEN<br />

REGIONALEN GIN-<br />

VARIANTEN IST HEUTE<br />

GRÖSSER DENN<br />

JE UND WÄCHST<br />

STETIG WEITER.<br />

Einer der Vorreiter dieses neuen Trends:<br />

der italienische Hersteller Malfy mit dem<br />

«Gin con Limone», einer Kombination<br />

aus Amalfi-Zitronen und Wacholder.<br />

Inzwischen gibt es viele Nachahmer wie<br />

etwa den «Yuzilla-Gin» mit importierten<br />

Bio-Yuzus aus Japan, kombiniert mit neun<br />

sonnigen Botanicals, darunter Mandarinen,<br />

Grapefruits, Limetten und Zitronengras.<br />

Ein mit Bergamotte und<br />

Kamille aromatisierter<br />

Gin Sour, garniert mit<br />

Eiweissschaum und einer<br />

Scheibe getrockneter<br />

Zitrone, erfrischt die<br />

sonnigen Tage.<br />

DIE AKTUELLEN TRENDS<br />

Auch Gin mit weniger Alkohol liegt derzeit<br />

im Trend. So brachte etwa Beefeater vor<br />

zwei Jahren eine Light-Variante mit 20 Volumenprozent<br />

auf den Markt. Ein klassischer<br />

Gin ist das allerdings nicht, denn der<br />

benötigt mindestens 37,5 Volumenprozent<br />

Alkohol. Geht es nach den Fachleuten der<br />

Branche, so ist auch das Segment der Gin-<br />

Liköre derzeit im Wachsen. Einige Hersteller<br />

haben schon vor Jahren entsprechende<br />

Gin-Liköre auf den Markt gebracht. Es<br />

sind Getränke mit wenig Alkohol, aber mit<br />

über 100 Gramm Zucker pro Liter angereichert.<br />

Und das ist nicht ganz unumstritten.<br />

Bei den meisten dieser Liköre dürfte der<br />

Begriff Gin gar nicht mit auf der Flasche<br />

stehen, denn der gesetzlich vorgeschriebene<br />

Mindestalkoholgehalt wird dabei nicht<br />

immer erreicht.<br />

Ein weiterer der aktuellen Gin-Trends ist<br />

gar nicht so neu, wie es scheint: Regionale<br />

Gin-Varianten gibt es schon seit Jahren.<br />

«Da wird sich aber noch viel mehr tun»,<br />

sagt Barbesitzer Kozbach-Tsai, «die Nachfrage<br />

nach speziellen Varianten aus ganz<br />

bestimmten Regionen ist grösser denn je.<br />

Die Fantasie kennt dabei keine Grenzen,<br />

je ausgefallener der Gin und je ungewöhnlicher<br />

die Gegend, aus der er stammt,<br />

desto mehr gefällt das den Leuten.» Der<br />

Gin-Hype ist noch längst nicht vorbei.<br />

<<br />

Fotos: New Africa / Shutterstock, mauritius images / The Picture Pantry / Jane Saunders<br />

76 falstaff okt <strong>2023</strong>


Erhältlich bei Coop und Denner.


spirits / GIN<br />

BEST OF<br />

GIN<br />

95<br />

94<br />

94<br />

HENDRICK’S ORBIUM<br />

New Western Style Gin<br />

Hendrick’s<br />

Florale Nase mit Nuancen<br />

von aromatischem Holz, die<br />

Wacholdernote ist vorhanden<br />

aber eher im Hintergrund. Sehr<br />

eigenständige aber präzise<br />

Aromatik. Am Gaumen weich und<br />

mild mit zunehmender Bittere im<br />

Gaumenlauf. Endet lang und<br />

verbleibt auf positive Weise bitter<br />

am Gaumen.<br />

drinks-and-style.ch, CHF 52,90<br />

BLUE GIN<br />

Distilled Gin<br />

Reisetbauer Qualitätsbrand<br />

Eine wacholdergeprägte Nase,<br />

die von klassischen Gewürzkomponenten<br />

und zestigen<br />

Anklängen begleitet ist. Am<br />

Gaumen stimmig mit geradezu<br />

klassischen Nuancen von Würze<br />

und leichter Frucht. Klassischer<br />

Allrounder.<br />

vinothek-brancaia.ch, CHF 52,–<br />

DELTA SPIRITS LONDON GIN<br />

London Dry Gin<br />

Terreni alla Maggia<br />

Sehr ausgewogenes, feines Bukett.<br />

Die einzelnen Komponenten sind klar<br />

erkennbar. Die Noten von Zitrusfrüchten<br />

(Yuzu) und Wacholder sowie<br />

Melisse sind in schönem Einklang.<br />

Die Gurkenkomponente erinnert an<br />

das berühmte Vorbild aus Grossbritannien.<br />

Am Gaumen rund und weich<br />

mit angenehmen Salbeinoten. Im<br />

langen Abgang würzig-zitrisch.<br />

terreniallamaggia.ch, CHF 49,–<br />

95<br />

94<br />

94<br />

LIND AND LIME GIN<br />

New Western Style Gin<br />

Port of Leith Distillery<br />

Die frisch geschnittene Gurke<br />

ist hier schon klassisch im Duft<br />

vorhanden, dazu eine feine<br />

Pfeffernote und blütige Untertöne.<br />

Am Gaumen bleibt die Frische<br />

gut erhalten, Limettenanklänge<br />

ergeben Frische.<br />

drinks.ch, CHF 54,90<br />

BLAGHEUR GIN AGRICOLO<br />

Distilled Gin<br />

Forum Vini - Franco Cavallero<br />

Klare, blasse, strohgelbe Farbe. In<br />

der Nase macht sich der Rohstoff<br />

stark bemerkbar, begleitet von gut<br />

ausgeprägten Kräuternoten, weissen<br />

Blüten, Rose, Majoran sowie<br />

Kiefer, schliesst mit würzigen und<br />

leicht minzigen Noten ab. Am Gaumen<br />

trocken und entschieden mit<br />

einem minzigen Abgang, schöne<br />

Frische. bottegaalcolica.com<br />

ca. CHF 45,–<br />

THE STIN «STYRIAN DRY GIN»<br />

DISTILLER’S CUT<br />

London Dry Gin<br />

Stin<br />

Dichte Duftaromen, die eine hohe<br />

Komplexität aufweisen. Klassische<br />

London-Dry-Noten sind mit ausgeprägter<br />

Orangenzeste akzentuiert.<br />

Am Gaumen vielschichtig mit<br />

Würze leicht im Vordergrund.<br />

Lange anhaltend.<br />

stin.at, ca. CHF 100,–<br />

94<br />

94<br />

94<br />

GINARTE<br />

Distilled Gin<br />

Ginarte<br />

Farblos, transparent. Sehr breite<br />

Palette von Aromen, Noten von<br />

Wacholder, Kiefer, Ginster, Bergminze,<br />

krautige und würzige Noten<br />

von weissem Pfeffer, Harze. Am<br />

Gaumen ist er trocken, warm und<br />

harmonisch, sehr anhaltend und<br />

hinterlässt einen frischen Nachgeschmack.<br />

glenfahrn.com, CHF 49,50<br />

ELEPHANT STRENGTH GIN<br />

Distilled Gin<br />

Elephant Gin GmbH<br />

Der hohe Alkohol bringt den<br />

Wacholder voll zur Geltung,<br />

eng gefolgt von Pfeffer und<br />

Süssholz. Kräftig im Antrunk<br />

mit trockenen Noten, langer<br />

Nachklang.<br />

casadeltequila.ch, CHF 52,–<br />

SCHLEHEN GIN (LIKÖR)<br />

Sloe Gin<br />

Destillerie Rogner<br />

In der Nase dunkelfruchtig,<br />

eine schön gearbeitete Ginwürze<br />

scheint komplex durch. Am Gaumen<br />

explodiert die Frucht geradezu, die<br />

sehr cremig wirkende Textur<br />

ummantelt den gesamten Mund.<br />

Tolle Frucht im Abgang, leichte<br />

Säure bringt viel Frische.<br />

destillerie-rogner.at, ca. CHF 30,–<br />

Fotos: beigestellt<br />

78 falstaff okt <strong>2023</strong>


LIQUITASTE<br />

TASTING BOX: FACTS & FIGURES<br />

- Wahl aus 4 Editionen: Touch of Lime,<br />

Pink Pepper, Hibiscus sowie Pomelo &<br />

Nepalese Berry<br />

- Auf je 500 Boxen limitiert & handnummeriert<br />

- Nur Original-Abfüllungen von Craft Gins<br />

- 10 Länder aus mindestens 3 Kontinenten<br />

- 11 Gin-Portionen (9 x˘4–5cl / 1 x 10cl)<br />

- 12 abgestimmte Schweppes Selection Tonics<br />

- Jeweils 1 x Snack, Gin-Seife, Gin-Kerze<br />

und Garnitur<br />

- Nostalgische Gin-&-Tonic-Blechpostkarte<br />

- 32-seitige Broschüre mit Infomaterial &<br />

spannenden Hintergrundinformationen<br />

- Angebot inkl. 2 Schweppes Tumbler-Gläser<br />

(solange Vorrat) & Versand innerhalb<br />

der <strong>Schweiz</strong><br />

Bei «LiquiTaste» gibt es –<br />

via verschiedene Gin-Tasting-<br />

Boxen – eine handverlesene<br />

Auswahl an hochwertigen<br />

Craft Gins zu entdecken.<br />

Zudem aktuell:<br />

Adventskalender<br />

von<br />

Quarantini mit<br />

24 verschiedenen<br />

Gin-Sorten<br />

zum Verkosten<br />

EINE REISE IN<br />

DIE WELT DES GINS<br />

Mit den Tasting-Boxen von «LiquiTaste» kann man<br />

die facettenreichen Geschmacksrichtungen des Gins entdecken.<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

Die Idee, exklusive Gin-Tasting-<br />

Sets zu entwickeln, entstand im<br />

Frühjahr 2020. In diesem Zeitraum<br />

hegte Patrick Krähenbühl,<br />

CEO & Founder von «LiquiTaste», auch<br />

den gelegentlichen Gedanken, eine neue Gin-<br />

Marke ins Leben zu rufen. Allerdings wurde<br />

ihm bewusst, dass in Anbetracht der regelrechten<br />

Flut von Gins auf dem Markt er<br />

lediglich einer von vielen sein würde. Daher<br />

entschied er stattdessen, sich auf die Suche<br />

nach interessanten Mini-Fläschchen aus aller<br />

Welt zu begeben.<br />

Nun, etwas mehr als drei Jahre später, ist<br />

das erste Projekt von «LiquiTaste» gestartet.<br />

Die Konzeption dieses Projekts wurde<br />

im Laufe der Zeit sorgfältig verfeinert und<br />

angepasst. Dabei habe Patrick Krähenbühl<br />

die Komplexität möglicherweise «etwas»<br />

unterschätzt – immerhin handelt es sich um<br />

20.000 Gin-Fläschchen von 32 Herstellern<br />

aus 18 Ländern und sechs Kontinenten, die<br />

auf 2000 limitierte Boxen verteilt sind.<br />

GIN-TASTING-BOXEN<br />

Die sorgfäl tig zusammengestellten Gin-<br />

Tasting-Boxen von «LiquiTaste» ermöglichen<br />

es, eine viel fältige Auswahl hochwertiger<br />

Gins zu erkun den und den<br />

Gaumen mit einer Fülle von<br />

Aromen zu verwöhnen.<br />

Dabei sind vier unterschiedliche<br />

Versionen<br />

erhältlich, die jeweils auf<br />

die Schweppes Selection<br />

Tonics «Touch of<br />

Lime», «Pink Pepper», «Hibiscus» sowie<br />

«Pomelo & Nepales Berry» abgestimmt<br />

sind. Davon werden folglich zwölf Fläschchen<br />

à 20 cl pro Tasting-Box mitgeliefert.<br />

INFO<br />

Weitere Infos unter<br />

liquitaste.ch<br />

Angebot inkl. 2 Schweppes<br />

Tumbler-Gläser (solange<br />

Vorrat) & Versand innerhalb<br />

der <strong>Schweiz</strong>.<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 79


Ian McDonald ist als Küfer seit<br />

54 Jahren ein fester Bestandteil<br />

der The-Balvenie-Familie.<br />

WHISKYKUNST<br />

IN PERFEKTION<br />

Seit über 125 Jahren brennt The Balvenie Whisky<br />

und bewahrt als einzige Brennerei in den schottischen Highlands<br />

alle fünf klassischen Handwerke der Whiskyherstellung.<br />

Inmitten der schottischen Highlands<br />

pflegen die Farmer von The Balvenie<br />

seit Generationen eine tiefe Verbindung<br />

zur Natur. Trotz der Unberechenbarkeit<br />

des Hochlandwetters wissen<br />

James Wiseman und sein Sohn Duncan<br />

genau, wann es Zeit ist, Gerste zu säen<br />

und zu ernten. Als die einzige Brennerei<br />

in den Highlands, die noch einen Teil ihrer<br />

eigenen Gerste anbaut und mälzt, ist<br />

The Balvenie stolz darauf, die Tradition<br />

der Landwirtschaft aufrechtzuerhalten.<br />

James gibt sein tiefes Wissen und die<br />

Kunst der Voraussicht an seinen Sohn<br />

Duncan weiter, der die langjährige<br />

Familientradition aufrechterhält und die<br />

Jahre der Rückschau in Jahre der Vorausschau<br />

verwandelt.<br />

Auf den «Malting Floors» beginnt der<br />

Mälzprozess nach der Ernte, wo die Gerste<br />

von Hand gewendet und gleichmässig<br />

gekeimt wird. Die Gerste wird 26 Stunden<br />

lang in regionalem Quellwasser eingeweicht<br />

und tropft anschliessend weitere<br />

23 Stunden lang ab. Diese entscheidenden<br />

Schritte erfordern fachkundiges Wissen<br />

und erfahrene Hände sowie die kontinuierliche<br />

Weitergabe von Robbie Gormley<br />

an seine Lehrlinge Roy Duffus und<br />

Matthew Paterson.<br />

EICHENEXPERTEN,<br />

KUPFERSCHMIEDE UND<br />

DESTILLATIONSVIRTUOSEN<br />

Nur wenige Personen in Schottland dürfen<br />

den Titel «Küfer» tragen. Die Küfer von The<br />

Balvenie gehören dazu und spielen eine entscheidende<br />

Rolle, wenn es darum geht, die<br />

Fässer für die Whiskyreifung zu reparieren,<br />

zu toasten, zu füllen und zu versiegeln. Ian<br />

McDonald beherrscht sein Handwerk perfekt<br />

und kann amerikanische Eiche von<br />

europäischer Eiche anhand seiner Hände<br />

unterscheiden. Jason Taylor, Lehrling bei<br />

Ian, lernt die alten Traditionen seines Grossvaters<br />

und wird zum Hüter des Fachwissens.<br />

80 falstaff okt <strong>2023</strong>


DETTLING & MARMOT<br />

Mit ihrem ausgeprägten Talent<br />

für Nosing und ihrer Leidenschaft<br />

für Whiskyherstellung ist Kelsey<br />

McKechnie (rechts im Kreis)<br />

eine der weltweit jüngsten Malt<br />

Masters. Nach einigen Jahren in<br />

der Ausbildung beim langjährigen<br />

Malt Master und heutigen Honory<br />

Ambassador David C. Stewart<br />

(links im Kreis) übernahm sie seine<br />

Position <strong>2023</strong>.<br />

THE BALVENIE CARIBBEAN CASK<br />

AGED 14 YEARS<br />

Produkt: Single Malt Whisky<br />

Herkunft: Dufftown, Speyside, Schottland<br />

Hersteller: The Balvenie<br />

Website: thebalvenie.com<br />

Fruchtig & karamell<br />

Dieser Single Malt reifte 14 Jahre in<br />

traditionellen Eichenfässern, bevor er zum<br />

Abschluss für ein paar Monate in Fässer<br />

umgefüllt wurde, die vorher karibischen Rum<br />

enthielten.<br />

Tasting Notes<br />

Nase: reich und süss, cremiges Karamell<br />

kombiniert mit frischen Fruchtnoten<br />

Geschmack: abgerundet mit Vanille und<br />

süssen Holznoten, fruchtiger Charakter, der<br />

sich mit der Zeit entwickelt<br />

Nachklang: weich, anhaltend<br />

Alkoholgehalt: 43 % vol.<br />

zahlreiche innovative Techniken entwickelt,<br />

die heute in der Branche Standard sind. Seine<br />

preisgekrönten Whiskys sind weltweit<br />

geschätzt. Queen Elizabeth II. ehrte ihn<br />

2016 mit einem MBE für seine herausragenden<br />

Leistungen.<br />

Kelsey McKechnie hat dieses Jahr – nach<br />

einigen Jahren der Ausbildung bei David C.<br />

Stewart – die äusserst prestigeträchtige Rolle<br />

des Malt Masters übernommen und wird<br />

damit eine lange Linie von Whisky-Tradition<br />

fortsetzen. Mit nur 26 Jahren wurde sie<br />

damals zur Apprentice Malt Master ernannt<br />

und ist eine der jüngsten Frauen weltweit, die<br />

diesen seltenen Titel führen. Ihre bemerkenswerte<br />

Karriere begann nach einem Studium<br />

der Biologie und biologischen Wissenschaften<br />

an der University of West Scotland,<br />

gefolgt von einem MSc in Brauereiwesen und<br />

Destillation an der Heriot-Watt University.<br />

All diese herausragenden Fachleute tragen<br />

dazu bei, Whiskys von Weltklasse zu schaffen,<br />

die mit ihrer unverwechselbaren Honignote<br />

und einer breiten Palette von Aromen<br />

beeindrucken. Die Meisterwerke von The<br />

Balvenie sind ein Tribut an die unermüdliche<br />

Hingabe zur Tradition und das Streben nach<br />

Perfektion in jedem Schluck.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

drinks-and-style.ch<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

Das unverwechselbare Honigaroma von<br />

The Balvenie ist den Kupferbrennblasen zu<br />

verdanken, die von den Kupferschmieden<br />

sorgfältig gepflegt werden, wodurch Reparaturen<br />

selten erforderlich sind. Dennis<br />

McBain arbeitet bereits seit 57 Jahren als<br />

Kupferschmied in der Whiskyproduktion<br />

und gibt sein profundes Wissen seit zwanzig<br />

Jahren an George Singer weiter, der<br />

seinerseits seinen Lehrling Jack in die Kunst<br />

der Kupferschmiede einführt.<br />

Der bisherige Malt Master und jetzige<br />

Honory Ambassador David C. Stewart hat<br />

sechs Jahrzehnte seiner Karriere der schottischen<br />

Whisky-Industrie gewidmet und<br />

In den über 125 Jahren hat<br />

sich die Tradition von The<br />

Balvenie kaum verändert.<br />

Heute gilt sie weltweit als<br />

eine der handwerklichsten<br />

Whiskybrennereien.<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 81


Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />

BENJAMIN HERZOG<br />

und DOMINIK VOMBACH<br />

GOURMET<br />

Jetzt anmelden –<br />

Wöchentlich aktuelle Nachrichten<br />

go.falstaff.com/newsletter<br />

DOMINIQUE GAUTHIER<br />

NEUES LOKAL FÜR<br />

DIE UHRENSTADT<br />

Der Spitzenkoch Dominique Gauthier<br />

leitete bis September dieses Jahres<br />

das legendäre «Le Chat-Botté» im<br />

Hotel «Beau-Rivage Genève». In 30 Jahren<br />

machte Gauthier daraus eine Ikone der<br />

Stadt. Nur kurze Zeit war unklar, wo der<br />

57-jährige Chef in Zukunft wirken wird.<br />

Gemeinsam mit dem bekannten Genfer<br />

Uhrmacher François-Paul Journe wird er<br />

das Lokal «F.P. Journe - Le Restaurant»<br />

eröffnen. Dieses wird zentral an der Rue du<br />

Rhône 49 in einem klassischen Genfer<br />

Lokal von 1912 eröffnet werden. Die Idee<br />

der beiden ist es, ein Restaurant zu erschaffen,<br />

das die Uhrmacher- mit der Küchenkunst<br />

verbindet. Die klassische, altehrwürdige<br />

und genau darum auch spektakuläre<br />

Location wird derzeit umgebaut. Eröffnung<br />

feiern will man bereits im November.<br />

BOTTURA ERÖFFNET NACHHALTIGES RESTAURANT<br />

Die Casa Maria Luigia, Massimo Botturas<br />

Luxus-Hideaway in Modena, ist um eine<br />

kulinarische Attraktion reicher. Ende<br />

September eröffnete der Spitzenkoch das<br />

Lokal «Al Gatto Verde», «Die grüne Katze».<br />

Laut Bottura handelt es sich dabei um «das<br />

nachhaltigste Restaurant der Welt.» Es<br />

befindet sich im Innenhof der Acetaia Maria<br />

Luigia, die im vergangenen Jahr mit 1400<br />

traditionellen Balsamico-Essigfässern aus<br />

den Jahren 1910 bis 1980 liebevoll restauriert<br />

wurde. Das Lokal ist im Gucci-Design<br />

gestylt, mit vielen grünen nachhaltigen<br />

Details. In der Küche des neuen Restaurants<br />

stehen Feuer und Rauch im Zentrum:<br />

Das Team arbeitet vorwiegend mit einem<br />

grossen Universo-Grill aus der Toskana und<br />

einem Holzofen aus Modena. Kulinarisch<br />

sollen klassisch italienische Einflüsse mit<br />

modernen Elementen kombiniert werden.<br />

Das Lokal ist erwartungsgemäss bereits<br />

über Wochen ausgebucht.<br />

casamarialuigia.com/al-gatto-verde<br />

82 falstaff okt <strong>2023</strong>


NOTIZEN<br />

BODEGA ESPAÑOLA UNTER NEUER FÜHRUNG<br />

Selten hat ein Pächterwechsel<br />

so viel zu reden<br />

gegeben. Die Gastrounternehmer<br />

Markus und<br />

Daniela Segmüller haben<br />

die Bodega Española im<br />

Zürcher Niederdorf übernommen.<br />

Geschäftsführer<br />

ist David Martínez<br />

Salvany. Ein Volltreffer,<br />

wie ein erster Besuch<br />

beweist: Das Ambiente<br />

ist unverändert kultig, die<br />

Küche erfuhr eine eindeutige<br />

Steigerung.<br />

NESPRESSO-KAPSEL OHNE ALU<br />

Lange Jahre hat Nespresso an seinen<br />

recyclebaren Alu-Kapseln festgehalten.<br />

Erst seit Kurzem bietet das Unternehmen<br />

auch eine kompostierbare Lösung<br />

an. Die neuen Nespresso-Kapseln auf<br />

Papierbasis lassen sich heimkompostieren<br />

und bieten dabei dieselben Vorteile<br />

wie die herkömmlichen Alukapseln.<br />

nespresso.com/paper<br />

NEUES POP-UP IM<br />

«DOLDER GRAND»<br />

Fotos: beigestellt, SUEO, Lido Vannucchi, Bienz Photography, Nestlé Nespresso SA, Coca-Cola<br />

BÜRGENSTOCK<br />

HILFT FAMILIEN<br />

Das «Bürgenstock Resort Lake<br />

Lucerne» gilt in der Szene als vorbildlicher<br />

Arbeitgeber. Seit September<br />

übernimmt das Fünf-Sterne-<br />

Resort einen Teil der Kosten für die<br />

Tagesbetreuung der Kinder der Mitarbeitenden.<br />

Dafür ging das Unternehmen<br />

eine Kooperation mit der Small<br />

Foot AG ein, die ganze fünf KiTas in<br />

der Umgebung des Resorts betreibt.<br />

Bis zu 55 Prozent der Betreuungskosten<br />

werden vom «Bürgenstock<br />

Resort Lake Lucerne» übernommen.<br />

Unter dem Motto «Darling, where is<br />

the beef?» kommen im renommierten<br />

Zürcher Hotel «The Dolder<br />

Grand» bis Ende Oktober ausgewählte<br />

Steak- und Fleischgerichte à<br />

la Heiko Nieder auf den Tisch. In der<br />

«The Grand Meatery» heisst es ab<br />

sofort «fettig, saftig und auf den<br />

Punkt». thedoldergrand.com<br />

KI KREIERT NEUES COLA ZERO<br />

Direkt aus dem Jahr 3000 soll das neue<br />

Cola Zero «Y3000» gesandt worden<br />

sein. Die limitierte Cola-Zero-Variante<br />

wurde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz<br />

kreiert, wie das genau von statten<br />

ging, bleibt unklar. Beim Geschmackstest<br />

in der <strong>Falstaff</strong>-Redaktion war man<br />

sich einig, dass der Begriff «künstlich»<br />

sehr gut zum Geschmacksprofil passt.<br />

KEINE NEWS MEHR<br />

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Die <strong>Falstaff</strong>-Online-Redaktion versorgt<br />

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und Informationen aus den Bereichen<br />

Wein, Gourmet und Reise. Dazu gibt<br />

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okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

83


gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />

KURS AUF<br />

DEN GAUMEN<br />

Nie zuvor waren die Erwartungen an das gastronomische<br />

Angebot an Bord so hoch wie heute. Kein Wunder, dass<br />

kaum ein namhaftes Kreuzfahrtschiff mehr ohne einen<br />

prominenten Spitzenkoch in See sticht. Der Kampf um<br />

Passagiere wird längst auch in der Kombüse ausgetragen.<br />

TEXT SEBASTIAN SPÄTH<br />

Was aussieht wie der Speisesaal eines<br />

Superschurken in einem James-Bond-<br />

Film, ist ein Private-Dining-Room an<br />

Bord eines Schiffs der amerikanischen<br />

Oceania Cruises. High-Class-Kulinarik an<br />

Bord wird von immer mehr Reedereien<br />

als spielentscheidend angesehen.<br />

84<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong><br />

Foto: Oceania Cruises


okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

85


gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />

Der Name «The Globe» ist<br />

Programm: An der Decke des<br />

in schlichtem Grün-, Grauund<br />

Brauntönen gehaltenen<br />

Restaurants an Bord der<br />

«MS Europa» schimmern<br />

Lampen wie Sterne wie<br />

am Firmament, in den<br />

Teppichen sind Längen- und<br />

Breitengrade eingewebt.<br />

MS EUROPA<br />

Seit ihrer Modernisierung im Jahr 2019<br />

führt Keving Fehling (l.) das Gourmetrestaurant<br />

«The Globe» an Bord der «MS Europa».<br />

Fehling und das Schiff haben eine besonders<br />

enge Verbindung: Deutschlands einstmals<br />

jüngster Drei-Sterne-Koch verbrachte von<br />

2002 an zwei Jahre als Souschef an Bord<br />

des Schiffs, damals im Restaurant «Venezia».<br />

Ein eigenes Schiffsrestaurant<br />

zu führen, war schon<br />

immer sein Traum.<br />

An Bord eines Kreuzfahrtschiffs<br />

sind die Aufgaben der<br />

Mannschaft klar definiert. In<br />

der internen Hierarchie allerdings<br />

kommt es immer wieder<br />

zu Verschiebungen: Eine Rolle, die in<br />

jüngster Vergangenheit geradezu kometenhaft<br />

an Bedeutung gewonnen hat, ist jene<br />

des Küchenchefs. Kein Wunder: Für viele<br />

Passagiere hat die kulinarische Vielfalt auf<br />

ihrer Reise längst einen höheren Stellenwert<br />

als etwa die angelaufenen Häfen oder<br />

die Zahl der Unterhaltungsangebote. Die<br />

Zielgruppe der zahlungskräftigen Gourmets<br />

wird für die Kreuzfahrt daher immer<br />

wichtiger. Und die Reedereien überbieten<br />

einander darin, den Ansprüchen ihrer Passagiere<br />

gerecht zu werden. Ein Blick auf<br />

die Angebote der Kreuzfahrtunternehmen<br />

zeigt: Die Frage lautet längst nicht mehr,<br />

welches Schiff einen Starkoch an Bord hat,<br />

sondern eher, welches keinen hat. Lesen Sie<br />

hier, wo sich die Mitfahrt ganz besonders<br />

lohnt.<br />

Fotos: Hapag-Lloyd Cruises, Susanne Baade für Hapag-Lloyd Cruises, Shutterstock, Explora Journeys<br />

86 falstaff okt <strong>2023</strong>


TRENDSETTER<br />

Das Hamburger Kreuzfahrtunternehmen<br />

Hapag-Lloyd Cruises hat den Trend um die<br />

seefahrenden Sterneköche mitbegründet:<br />

Bereits im Jahr 2010 gewann die Reederei<br />

mit Dieter Müller einen der besten Köche<br />

Deutschlands als Patron und Namensgeber<br />

für das damals neu konzipierte Gourmetrestaurant<br />

an Bord der MS Europa.<br />

Im Herbst 2019 investierte die Reederei<br />

nochmals mehrere Millionen Euro in die<br />

Modernisierung des inzwischen 24 Jahre<br />

alten einstigen Flaggschiffs, baute die Bordküchen<br />

um und heuerte mit Kevin Fehling<br />

einen nicht minder hochkarätigen Nachfolger<br />

für Dieter Müller an. In Hamburg betreibt<br />

Fehling mit «The Table» das einzige<br />

Drei-Sterne-Restaurant der Stadt. Zudem<br />

hat der Spitzenkoch eine ganz besondere<br />

Verbindung zur MS<br />

Europa. Zu Beginn seiner<br />

Karriere verbrachte er<br />

zwei Jahre als Souschef<br />

auf dem Schiff.<br />

Seitdem habe ihn die Seefahrt nicht mehr<br />

losgelassen, erzählt der heute 45-Jährige.<br />

Sein vor knapp drei Jahren an Bord eröffnetes<br />

Gourmetrestaurant «The Globe»<br />

trägt bis ins letzte Detail die Handschrift<br />

Fehlings: An den Wänden schimmert<br />

ein Sternemuster, in den Teppichboden<br />

sind Längen- und Breitengrade der Erde<br />

eingewoben, die Deckenlampen sind in<br />

Gruppen wie Himmelskörper aufgehängt,<br />

und das Amuse-Bouche wird auf einem<br />

gläsernen Globus serviert – alles Anspielungen<br />

auf Fehlings Vergangenheit als<br />

Schiffskoch und seine zweitgrösste Leidenschaft,<br />

die Astronomie. Noch beeindruckender<br />

als diese Freude am Detail ist nur<br />

der Ausblick durch die tiefen Fenster des<br />

«Globe»: Wenn man rechtzeitig eintrifft,<br />

kann man die untergehende Sonne<br />

dabei beobachten, wie<br />

sie auf der Meeresoberfläche<br />

ihr betörendes<br />

Glitzerspiel darbietet.<br />

Magisch!<br />

<<br />

EXPLORA I<br />

Eigentlich ist der mit drei Michelin-Sternen<br />

ausgezeichnete Mauro Uliassi (oben) im<br />

beschaulichen Senigallia an der italienischen<br />

Adriaküste zuhause. Für die Jungfernfahrt des<br />

Luxus-Kreuzfahrtschiffs «Explora I», das zur<br />

MSC-Gruppe gehört, machte der Spitzenkoch<br />

eine Ausnahme: Er tauschte seine Cucina<br />

gegen die Schiffskombüse des Bordrestaurants<br />

«Anthology», das zu den elf<br />

kulinarischen Angeboten am<br />

Bord gehört.<br />

Als erster Gastkoch<br />

tischte Mauro Uliassi<br />

mit seinem Team eine<br />

kunstvolle Mischung<br />

aus traditioneller<br />

und moderner<br />

italienischer Küche<br />

im «Anthology» an<br />

Bord der zur MSC-<br />

Gruppe gehörenden<br />

«Explora I» auf.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

87


gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />

VISTA<br />

Der Franzose Alexis Quaretti (links) ist<br />

bei der US-Reederei Oceania Cruises für das<br />

gesamte kulinarische Angebot zuständig – so<br />

auch für die elf Lokale des jüngsten Flottenmitglieds,<br />

der «Vista». Sein Handwerk lernte der<br />

Spitzenkoch an den besten Adressen seiner<br />

Heimat, darunter dem mit drei Sternen<br />

ausgezeichneten «L’Arpège» in Paris.<br />

Im Mai wurde er in die Riege der<br />

Maîtres Cuisiniers de France<br />

aufgenommen.<br />

DAS KULINARIK-<br />

ANGEBOT<br />

AN BORD STEHT<br />

HEUTE BEI VIELEN<br />

PASSAGIEREN AN<br />

ERSTER STELLE.<br />

<<br />

«Ein eigenes Gourmetrestaurant auf<br />

der ‹Europa› zu führen, war immer mein<br />

grosser Traum», erzählt Fehling. Daher<br />

habe er sich selbst als Nachfolger für<br />

Dieter Müller ins Spiel gebracht – die<br />

Verbindung zur Reederei hat er auch<br />

nach seiner Zeit als Schiffskoch nie abbrechen<br />

lassen und gehörte bald zur<br />

Stammbesetzung von «Europas Beste»,<br />

einem jährlich an Deck des Schiffs<br />

stattfindenden Show-Cooking-Event<br />

mit den besten Köchen Deutschlands und<br />

Österreichs.<br />

20 TAGE PRO JAHR AN BORD<br />

Doch so gross seine Freude über den<br />

wahrgewordenen Traum auch sein mag,<br />

so akribisch müsse Fehling die 20 Tage<br />

planen, die er jährlich an Bord verbringt,<br />

damit sie sich nicht mit dem Betrieb seines<br />

Hamburger Restaurants und den Ferien<br />

seiner drei Kinder überschneiden.<br />

Doch auch während seiner Abwesenheit<br />

bringt das Küchenteam Gerichte wie<br />

Rinderfilet mit geflämmter Gänseleber in<br />

Formvollendung auf die Teller. Dafür hat<br />

Die US-Reederei<br />

Oceania Cruises<br />

rühmt sich<br />

damit, dass das<br />

gastronomische<br />

Angebot an Bord<br />

ihrer Schiffe wie der<br />

«Vista» (l.) dem von<br />

Sterne-Restaurants<br />

an Land absolut<br />

ebenbürtig sei.<br />

Fotos: Shutterstock, beigestellt, Oceania Cruises, Costa Cruises<br />

88 falstaff okt <strong>2023</strong>


Für ihr<br />

Restaurant<br />

«Archipelago» an<br />

Bord der «Costa<br />

Smeralda»<br />

heuerte die<br />

italienische<br />

Reederei Costa<br />

Crociere gleich<br />

drei international<br />

bekannte<br />

Sterneköche an.<br />

Fehling für jede seiner Kreationen eigene<br />

Schritt-für-Schritt-Anleitungen angefertigt.<br />

Eigene Kreativität ist in Abwesenheit des<br />

Chefs nicht erwünscht.<br />

Unterstützt beim Betrieb seines Bordrestaurants<br />

wird Fehling zudem von der<br />

Firma Sea Chefs – das <strong>Schweiz</strong>er Unternehmen<br />

ging 1999 aus dem von Hapag-<br />

Lloyd Cruises abgespalteten Hotelsektor<br />

hervor und kümmert sich an Bord der<br />

MS Europa um alle Belange, die das leibliche<br />

Wohl der Gäste betreffen. Sea<br />

Chefs ist eine Art Strippenzieher in<br />

Hintergrund und verantwortet<br />

von der rechtzeitigen Belieferung<br />

des Schiffs mit Getränken und<br />

Lebensmitteln über die Konzeption<br />

des gastronomischen<br />

Gesamtangebots bis hin zur<br />

Zusammenstellung der Mannschaften<br />

für den Hotel- und<br />

Gastrobetrieb sämtliche notwendigen<br />

Dienstleistungen.<br />

«Die Versorgung eines Schiffs<br />

mit Lebensmitteln ist eine<br />

Herkulesaufgabe», erklärt<br />

<<br />

Die Spitzenköche<br />

Hélène Darroze,<br />

Ángel León und<br />

Bruno Barbieri (v. l.)<br />

haben gemeinsam<br />

bislang schon<br />

erstaunliche 18<br />

Michelin-Sterne<br />

erkocht.<br />

COSTA<br />

SMERALDA<br />

Im Restaurant «Archipelago» erwarten Passagiere<br />

Kreationen von gleich drei Spitzenköchen:<br />

Bruno Barbieri, Hélène Darroze und Ángel<br />

León. Der Italiener Barbieri hat bereits sieben<br />

Sterne erkocht, die Französin Darozze hat<br />

drei Restaurants und insgesamt sechs<br />

Michelin-Sterne. Der Spanier León<br />

hält aktuell bei fünf Sternen.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

89


gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />

Die asiatisch inspirierten<br />

Spezialitätenrestaurants<br />

«Hanami» an Bord der<br />

«Mein Schiff»-Flotte<br />

werden vom deutschen<br />

Spitzenkoch Tim Raue<br />

kulinarisch geleitet.<br />

MEIN<br />

SCHIFF<br />

<<br />

Cheflogistiker Stefan Femerling. Eine<br />

gewaltige Menge von zwei Tonnen Lebensmitteln<br />

wird allein auf der MS Europa II,<br />

dem mit 500 Passagieren derzeit grössten<br />

Mitglied der Flotte, pro Tag konsumiert.<br />

Damit dem Schiff auf dem Weg zum Zielhafen<br />

der Proviant nicht ausgeht, werden<br />

die Lagerbestände bei jedem Zwischenstopp<br />

aufgefüllt. Bis zu acht Monate im<br />

Voraus plant Femerling die Anlieferung<br />

der Waren, auch wenn er und seine Kolle-<br />

gen den Verbrauch zu diesem Zeitpunkt<br />

nur schätzen können. Vor allem seine<br />

jahrzehntelange Erfahrung verhindere<br />

allzu grosse Schnitzer, so der Logistiker.<br />

In den meisten Fällen werden die<br />

Waren per Lkw oder Container an den<br />

jeweiligen Hafen geschickt. Regionale<br />

Einkäufe gebe es lediglich bei ausgewähltem<br />

Obst und Gemüse sowie bei Fisch und<br />

anderen Spezialitäten – und nur, wenn die<br />

hygienischen Standards erfüllt würden.<br />

<<br />

Sein Berliner Restaurant «Tim Raue» belegt<br />

aktuell Platz 31 auf der «The World’s 50 Best<br />

Restaurants»-Liste. Für TUI Cruises hat Zwei-<br />

Sterne-Koch Tim Raue (o.) das asiatisch inspirierte<br />

Spezialitätenrestaurant «Hanami»<br />

konzipiert, das sich an Bord von gleich<br />

vier Flottenmitgliedern befindet,<br />

nämlich von Mein Schiff 3 bis<br />

Mein Schiff 6.<br />

Niklas Ekstedt konzipierte für das<br />

Gourmetrestaurant «Chef’s Garden Kitchen»<br />

eine innovative Farm-to-Ocean-Speisekarte<br />

voll frischer und natürlicher Zutaten.<br />

MSC<br />

WORLD EUROPA<br />

Der Schwedische Starkoch Niklas Ekstedt<br />

betreibt an Bord der MSC World Europa mit<br />

dem «Chef’s Garden Kitchen» das erste<br />

Schiffsrestaurant mit Indoorgarten. Die<br />

Pflanzen gedeihen dort in Hydrokultur. In<br />

seinem Stockholmer Sterne-Restaurant<br />

«Ekstedt» indes bereitet der Koch<br />

alle Speisen ausschliesslich<br />

über offenem Feuer<br />

zu.<br />

Fotos: René Supper / TUI Cruises, TUI Cruises, Shutterstock, MSC Cruises<br />

90 falstaff okt <strong>2023</strong>


68. Zürcher<br />

Wein-Ausstellung<br />

2. bis 16. November <strong>2023</strong><br />

VAUD WINES<br />

G U EST OF H O N O R<br />

PS.Partners<br />

11 Schiffe am Bürkliplatz. Über 4000 Weine, Degustationen & Food Spezialitäten.


gourmet / KÖSTLICHE KREUZFAHRTEN<br />

EVRIMA<br />

Zum 15. Mal in Folge hat das Restaurant<br />

«Aqua» im «Ritz-Carlton Wolfsburg» unter<br />

Küchenchef Sven Elverfeld (rechts) drei<br />

Michelin-Sterne erhalten. Im vergangenen Jahr<br />

erweiterte die Hotelmarke ihr Portfolio um eine<br />

eigene Kreuzfahrtflotte. Die Evrima trat als<br />

erste von drei eigens gefertigten Yachten<br />

ihre Jungfernfahrt an. Für das leibliche<br />

Wohl der Passagiere sorgen auch<br />

hier die Menükreationen von<br />

Sven Elverfeld.<br />

Ein Highlight an Bord<br />

der «Evrima» ist das<br />

«S.E.A. Restaurant» mit<br />

Menükreationen von Drei-<br />

Sterne-Koch Sven Elverfeld.<br />

AIDA MIT «ROSSINI»<br />

Auch im mittleren Segment hat man<br />

Spitzenküche inzwischen im Angebot. Die<br />

Kreuzfahrtlinie Aida etwa, die sich preislich<br />

an ein breites Publikum richtet, leistet<br />

sich an Bord all seiner zwölf Schiffe mit<br />

den «Rossini» genannten Gourmetrestaurants<br />

ebenfalls eine Fine-Dining-Linie.<br />

Nachdem Øistein Nilsen zehn Jahre lang<br />

als Koch in Oslo gearbeitet hatte, trat er<br />

2012 seinen Posten als Küchenchef an<br />

Bord der Postschiffe der Hurtigruten an.<br />

Verantwortlich dafür ist Franz Schned. Der<br />

Münchner kam 2003 an Bord und arbeitete<br />

sich nach oben – zuerst als Chefkoch<br />

im «Rossini» und letztlich als kulinarischer<br />

Botschafter von Aida. Dafür gab er<br />

sogar seinen Job im Drei-Sterne-Restaurant<br />

«Überfahrt» am Tegernsee auf – ohne<br />

langes Zögern: «Bis zur Coronapandemie<br />

POSTSCHIFFE<br />

Øistein Nilsen ist der kulinarische Leiter<br />

auf den Hurtigruten-Schiffen. Nachdem er<br />

zehn Jahre lang die Kunst des Kochens in Oslo<br />

gelernt hatte, begann Nilsen 2012, an Bord der<br />

Postschiffe der Reederei zu arbeiten, wo er<br />

sein kulinarisches Handwerk weiter verfeinerte.<br />

Besonders stolz ist er auf die Auswahl<br />

an Königskrabben an Bord, die Gäste<br />

noch lebend aus einem Aquarium<br />

im Restaurant «Torget» auswählen<br />

können.<br />

nutzten meine Küchencrew und ich die<br />

Landgänge, um alle Lebensmittel für den<br />

Abend frisch auf lokalen Märkten einzukaufen»,<br />

erinnert sich Schned. Nie zuvor<br />

habe er so viele unterschiedliche kulinarische<br />

Eindrücke und Erfahrungen sammeln<br />

können: «Die Arbeit an Bord eines Kreuzfahrtschiffs<br />

ist mit nichts vergleichbar.»<br />

<<br />

Fotos: Shutterstock, Jack Hardy, Ritz Carlton / Uwe Spoerl, Simen G. Fangel / Hurtigruten, Agurtxane Concellon / Hurtigruten<br />

92 falstaff okt <strong>2023</strong>


ROCCA DI MONTEGROSSI<br />

GR AN SELEZIONE VIGNETO SAN MARCELLINO:<br />

ESSENZ DES<br />

CHIANTI CLASSICO<br />

Tradition und Respekt für das Gebiet sind die Grundlage für den<br />

Gran Selezione Vigneto San Marcellino von Rocca di Montegrossi,<br />

einen intensiven und zugleich eleganten Wein.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Fani Kurti; beigestellt<br />

Reichtum und Intensität, kombiniert<br />

mit Eleganz, Finesse,<br />

Frische und Mineralität:<br />

Das sind die Eigenschaften,<br />

die das einzigartige Terroir von Monti in<br />

Chianti den Weinen von Marco Ricasoli<br />

Firidolfis Weinbaubetrieb Rocca di<br />

Montegrossi verleiht.<br />

Das Gebiet ist von den kalkhaltigen Bodenformationen<br />

Alberese und Galestro geprägt<br />

und eignet sich hervorragend für den Weinbau.<br />

Sein ganzes Potenzial wird im Chianti<br />

Classico Gran Selezione Vigneto San<br />

Marcellino 2018 zum Ausdruck gebracht.<br />

Der Wein wird ausschliesslich aus ausgewählten<br />

Trauben eines über 50 Jahre alten<br />

Weinbergs hergestellt, der sich in der Nähe<br />

der Kirche San Marcellino befindet. Die<br />

solide Basis aus Sangiovese (90 Prozent)<br />

wird durch Pugnitello-Trauben ergänzt.<br />

Hierbei handelt es sich um eine wenig<br />

bekannte lokale Sorte, die es vermag, die<br />

typischen Eigenschaften des Sangiovese<br />

noch besser zur Geltung zu bringen.<br />

Dank einer mindestens 24-monatigen<br />

Lagerung in Barriques und Tonneaux und<br />

einer ebenso langen Reifung auf der Flasche<br />

werden der Charakter und das Potenzial<br />

der Trauben, die in Monti in Chianti angebaut<br />

werden, sanft und in voller Harmonie<br />

mit der langsamen Entwicklung des<br />

Sangiovese hervorgekehrt.<br />

Der Chianti Classico Gran Selezione<br />

Vigneto San Marcellino wird nur in ausgewählten<br />

Jahrgängen produziert. Der Wein<br />

aus dem Jahr 2018 ist mit jedem Schluck eine<br />

Hommage an die Exzellenz dieser geschützten<br />

Ursprungsbezeichnung.<br />

INFO<br />

Grösse des Weinbaubetriebs insgesamt:<br />

100 Hektar<br />

Rebfläche: 20 Hektar<br />

Grösse des Weinbergs San Marcellino: 6,5 Hektar<br />

Lagerpotenzial des Weins: 15–20 Jahre<br />

Biologisch zertifiziert<br />

Vegan<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 93


gourmet / QUEEN ELIZABETH II.<br />

FALSTAFF-SERIE<br />

Teil 26<br />

«EIN SANDWICH<br />

HABE ICH FÜR DEN<br />

NOTFALL IMMER<br />

BEI MIR»<br />

Auf der königlichen Yacht «Britannia» reiste Queen Elizabeth II. von<br />

Grossbritannien mehrfach um die ganze Welt. Immer mit an Bord war ihr<br />

persönlicher Chefkoch, denn die Monarchin wollte, wo auch immer sie sich<br />

gerade aufhielt, nicht auf britische Kost verzichten.<br />

TEXT JUDITH HECHT<br />

Ihren Gefühlen liess die britische<br />

Königin in der Öffentlichkeit nur sehr<br />

selten freien Lauf. Einige wenige<br />

Momente gab es während ihrer mehr<br />

als 70 Jahre währenden Regentschaft<br />

allerdings, wo sie ihre Emotionen nicht<br />

verbergen konnte. Am 20. Juni 2013 war ein<br />

solcher Moment: Als beim legendären<br />

Gold-Cup-Rennen in Ascot ihr geliebtes Pferd<br />

Estimate an den Start ging, erlebten die<br />

Zuschauer auf der Tribüne eine sichtbar<br />

aufgeregte Queen. Und als Estimate als Erstes<br />

über die Ziellinie ging, klatschte die Königin<br />

begeistert und strahlte über das ganze<br />

Gesicht. So sehr freute sie sich.<br />

Gar nicht zum Lachen war Elizabeth II.<br />

hingegen am 11. Dezember 1997 zumute.<br />

An jenem Tag wurde die königliche Yacht<br />

«Britannia» in Portsmouth feierlich ausser<br />

Dienst gestellt. Am 16. April 1953<br />

hatte die damals noch gar nicht offiziell<br />

ge krönte Königin das Schiff mit einer<br />

Flasche Empire-Wein getauft. 44 Jahre<br />

lang diente es der königlichen Familie als<br />

«schwimmender Palast». An besagtem<br />

Dezembertag ging die Queen mit ihrem<br />

Ehemann Prinz Philip noch ein letztes Mal<br />

an Bord, um sich von der gesamten Crew<br />

zu verabschieden. Danach versammelte sie<br />

sich mit den wichtigsten Royals vor der<br />

«Britannia». Und als die ersten Takte der<br />

Nationalhymne erklangen und der Union<br />

Jack vom Besanmast eingeholt wurde,<br />

konnte die Monarchin ihre Tränen<br />

<<br />

Foto: mauritius images / TopFoto<br />

94 falstaff okt <strong>2023</strong>


Alle Teile der Serie unter<br />

go.falstaff.com/kunstkulinarik<br />

Als Oberhaupt einer Seefahrernation hatte Königin<br />

Elizabeth II. schon von Berufs wegen zeit ihres Lebens<br />

eine enge Verbindung zum Meer. Hier ist sie im Jahr<br />

1969 mit ihrem damaligen Flottenadmiral, Lord Louis<br />

Mountbatten, an Bord der königlichen Yacht «Britannia»<br />

bei der Besichtigung der britischen Westflotte.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

95


gourmet / QUEEN ELIZABETH II.<br />

Die letzte Fahrt:<br />

Am 22. November<br />

1997 lief die Royal<br />

Yacht «Britannia»<br />

zum letzten Mal<br />

in Portsmouth<br />

ein und wurde<br />

danach ausser<br />

Dienst gestellt.<br />

Die Königin zeigte<br />

sich bei diesem<br />

Anlass ungewohnt<br />

emotional.<br />

Lemon Drizzle Cake<br />

Rezept von Darren McGrady,<br />

ehemaliger Koch der Queen<br />

ZUTATEN<br />

1 Becher Sauerrahm, 3 Eier, ½ Tasse Pflanzenöl,<br />

2 EL Zitronenschale, 2 EL Zitronensaft,<br />

1 ½ Tassen Mehl, 1 Tasse Zucker,<br />

2 TL Backpulver, ½ TL Salz, 2 Tassen<br />

Puderzucker, 5 EL Zitronensaft<br />

ZUBEREITUNG DES KUCHENS<br />

– Den Backofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze<br />

vorheizen. Kastenform einfetten und mit<br />

Mehl bestäuben.<br />

– Eier, Sauerrahm, Pflanzenöl, Zitronenabrieb<br />

und Zitronensaft in eine Schüssel geben und<br />

mit einem Rührgerät schaumig aufschlagen.<br />

Mehl, Zucker, Backpulver und Salz in einer<br />

weiteren Schüssel vermengen. Trockene<br />

Zutaten langsam zu den feuchten geben<br />

und alles gut durchmischen. Teig in die<br />

Kastenform füllen.<br />

– Im vorgeheizten Ofen für etwa 35 bis 40 Minuten<br />

backen. Nach dem Backen den Kuchen<br />

in der Form für 10 Minuten auskühlen lassen<br />

und auf einem Kuchengitter platzieren.<br />

ZUBEREITUNG DER DOPPELGLASUR<br />

– Für die erste Glasur eine Tasse Puderzucker<br />

mit 3 EL Zitronensaft vermischen – die Glasur<br />

wird sehr flüssig. Den Kuchen oben mit<br />

einer Gabel mehrfach einstechen und die<br />

Glasur über den Kuchen giessen,<br />

damit die Glasur in den<br />

Kuchen ziehen kann. Das<br />

macht den Kuchen später<br />

besonders saftig.<br />

– Die zweite Glasur soll fester<br />

werden. Hierfür eine Tasse Puderzucker<br />

mit 1 bis 2 EL Zitronensaft<br />

vermengen und ebenfalls<br />

über den Kuchen giessen.<br />

– Zum Schluss etwas Zitronenabrieb<br />

über den Kuchen<br />

streuen und eventuell mit<br />

Zitronenscheiben garnieren.<br />

<<br />

nicht mehr zurückhalten. Rasch zog sie<br />

ihr weisses Taschentuch heraus und trocknete<br />

ihre feuchten Augen. Das Bild von der<br />

weinenden Queen ging um die Welt.<br />

PRIVATSPHÄRE AUF HOHER SEE<br />

Viele fragten sich seinerzeit, weshalb der<br />

sonst so reservierten Elizabeth ausgerechnet<br />

der Abschied von einem Schiff so<br />

schwerfiel. Dabei hatte sie die Antwort<br />

darauf viele Jahre zuvor bereits selbst<br />

gegeben: «Es ist der einzige Ort, an dem<br />

ich mich wirklich entspannen kann.»<br />

Nirgendwo sonst genoss die Queen so<br />

viel Privatsphäre wie auf der 126 Meter<br />

langen Yacht. Die grosszügigen Räumlichkeiten<br />

am obersten Deck waren allein der<br />

königlichen Familie vorbehalten, neben<br />

Schlaf- und Arbeitszimmern befand sich<br />

dort auch die «Sun Lounge». Es war der<br />

Lieblingsraum der Königin, wo sie sich<br />

am Nachmittag ihren Tee – mit Milch,<br />

aber ohne Zucker – servieren liess. Dazu<br />

ass sie mit Vorliebe Scones mit Erdbeermarmelade<br />

und Clotted Cream oder kleine<br />

Sandwiches mit Lachs und Gurke. Und<br />

bevor sie zu Bett ging, genoss sie es, ihren<br />

Schlaftrunk, eine Mischung aus Gin und<br />

Dubonnet mit einer Zitronenscheibe, dort<br />

zu sich zu nehmen.<br />

Nicht nur sie, auch Prinz Philip fühlte<br />

sich als ehemaliger Offizier der Royal Navy<br />

besonders wohl auf hoher See. Wenn er<br />

sich nicht gerade auf der Brücke der «Britannia»<br />

befand, um mit dem Kapitän zu<br />

fachsimpeln, genoss er es, am Achterdeck<br />

zu malen. Diese Leidenschaft teilte er mit<br />

seinem Sohn Charles. Dessen erste Frau,<br />

Prinzessin Diana, litt allerdings unter dem<br />

Hobby ihres Mannes. Als die beiden 1981<br />

ihre Flitterwochen auf der «Britannia»<br />

verbrachten und von einer Mittelmeerinsel<br />

zur anderen kreuzten, stand der damalige<br />

Thronfolger aus Sicht seiner jungen Frau<br />

viel zu viele Stunden vor der Staffelei,<br />

anstatt sich ihr zu widmen.<br />

Doch zurück zur Queen: Sie hat an<br />

Bord der «Britannia» zweifellos entspannte<br />

Stunden verbracht, viel häufiger jedoch<br />

Fotos: Rebecca Naden / PA / picturedesk.com, John Stillwell / PA / picturedesk.com, KseniyaBelova / Shutterstock, Guenther Schwering / laif / picturedesk.com<br />

96 falstaff okt <strong>2023</strong>


kam sie dort ihren königlichen Pflichten<br />

nach. Denn zu den wichtigsten Aufgaben<br />

der Monarchin gehörte es, ihre Nation im<br />

Ausland zu repräsentieren. Schon kurz nach<br />

ihrer Krönung traten sie und ihr Mann<br />

an Bord der «Britannia» eine zwölfmonatige<br />

Weltreise an, um möglichst viele<br />

Commonwealth-Staaten zu besuchen. Die<br />

königliche Yacht war bewusst luxuriös<br />

ausgestattet worden, sodass die Queen, wo<br />

auch immer ihr Schiff vor Anker lag, grosse<br />

Empfänge für Staatsoberhäupter geben<br />

konnte. Ihren Chefkoch und seine Gehilfen<br />

nahm sie daher auf jede ihrer Reisen mit,<br />

diese bekochten dann an Bord die Staatsmänner<br />

der Welt vom greisen Sir Winston<br />

Churchill über Nelson Mandela, Boris<br />

Jelzin und Helmut Kohl bis François<br />

Mitterrand und Ronald Reagan. Detail am<br />

Rande: Die Speisenfolge bei königlichen<br />

Empfängen, egal, ob sie im Buckingham<br />

Palace, auf Schloss Windsor oder eben auf<br />

der königlichen Yacht stattfinden, wird<br />

ausnahmslos auf Französisch abgefasst.<br />

KOCHEN AUF HOHER SEE<br />

Graham Newbould war einer der Köche, die<br />

die Queen in den 1980er-Jahren zu Lande<br />

DIE KÖNIGIN<br />

WAR KEINE<br />

FEINSCHMECKERIN.<br />

SIE HAT GEGESSEN<br />

UM ZU LEBEN, UND<br />

NICHT GELEBT,<br />

UM ZU ESSEN.<br />

Das Wohnzimmer der Queen an Bord der «Britannia».<br />

Die ehemalige königliche Yacht ist heute ein Museumsschiff und<br />

kann im Hafen von Leith bei Edinburgh besichtigt werden.<br />

und zu Wasser verwöhnt haben. Es sei nicht<br />

immer leicht gewesen, bei hohem Seegang<br />

unter Deck in der engen Küche so viele<br />

Menschen zu bekochen, erzählte er später.<br />

Doch irgendwie sei es immer gelungen. Denn<br />

die Queen habe grössten Wert darauf gelegt,<br />

an Bord ausschliesslich mit bodenständiger<br />

britischer Küche verköstigt zu werden. Zu<br />

ihren Lieblingsgerichten zählten Lammrücken<br />

in Rotweinsauce, Filetsteak mit Pilzen<br />

in Whiskysauce, Schokoladebrownies oder<br />

Zitronenkuchen. Der Hang zu vertrauten<br />

Speisen hatte seinen Grund: Die am weitesten<br />

gereiste Monarchin der Welt wurde bei<br />

ihren vielen Aufenthalten in fernen Ländern<br />

immer wieder mit exotischen Speisen<br />

<<br />

ROYALE KREUZ-<br />

FAHRTSCHIFFE<br />

DIE «RMS QUEEN ELIZABETH»<br />

Die «Queen Elizabeth» war nach der Frau<br />

von König George VI., im Volksmund «Queen<br />

Mum», benannt und wurde auch von ihr 1938<br />

getauft. Bis 1975 war sie das grösste Passagierschiff<br />

der Welt. Erst nach Beginn des<br />

Zweiten Weltkriegs, ab 3. März 1940, fand ihre<br />

Jungfernfahrt nach New York und weiter nach<br />

Australien statt. Ende 1968 wurde das Schiff<br />

ausser Dienst gestellt und als Touristenattraktion<br />

in die USA verkauft. 1970 ersteigerte es ein<br />

Unternehmen aus Hongkong. 1972 wurde es<br />

durch ein Feuer im Hafen von Hongkong schwer<br />

beschädigt und kenterte – in dem James-Bond-<br />

Film «Der Mann mit dem goldenen Colt» sieht<br />

man in einer Einstellung das schräg liegende<br />

Schiff im Hafenbecken. 1975 wurde die ehemalige<br />

«Queen Elizabeth» vor Ort verschrottet.<br />

DIE «RMS QUEEN ELIZABETH 2»<br />

Am 25. 9. 1967 stand Königin Elizabeth als<br />

Patin für das britische Passagierschiff «RMS<br />

Queen Elizabeth 2» («QE2») bereit. Die «QE2»<br />

wurde auf der Werft John Brown & Company<br />

in Clydebank in Schottland gebaut. Ihre<br />

Jungfernfahrt machte sie ab 2. Mai 1969 von<br />

Southampton nach New York. Während des<br />

Falklandkriegs 1982 diente sie als Truppentransporter.<br />

1995 wurde sie auf dem Weg<br />

nach New York vor Neufundland von einer<br />

Riesenwelle schwer beschädigt. 40 Jahre<br />

lang hat sie über 800 Mal für die britische<br />

Reederei Cunard Line den Atlantik überquert,<br />

bis sie 2004 von der «Queen Mary 2» abgelöst<br />

und schliesslich 2008 nach Dubai verkauft<br />

wurde. Heute ist die «QE2» ein schwimmendes<br />

Luxushotel im Hafen von Dubai.<br />

DIE «RMS QUEEN MARY 2»<br />

1998 gab die britische Reederei Cunard den Bau<br />

eines neuen Transatlantikliners für die Route<br />

Southampton–New York in Auftrag. Gleichzeitig<br />

sollte er jederzeit auch als Luxuskreuzfahrtschiff<br />

einsetzbar sein. Nach einer Bauzeit von<br />

nur zwei Jahren wurde die «Queen Mary 2» am<br />

22. Dezember 2003 übergeben. Der Kaufpreis<br />

des Schiffes betrug über 800 Millionen US-Dollar.<br />

Damit war die «Queen Mary 2» damals das<br />

grösste und teuerste Passagierschiff weltweit.<br />

Insgesamt bietet sie 2700 Gästen Platz. Die<br />

Crew besteht aus 1290 Mitgliedern.<br />

DIE «BRITANNIA»<br />

Das Kreuzfahrtschiff «Britannia» hat mit der<br />

ehemaligen königlichen Yacht «Britannia» nur<br />

zwei Dinge gemeinsam: Namen und Taufpatin.<br />

Queen Elizabeth II. taufte das 330 Meter lange<br />

Flaggschiff der Flotte von P&O Cruises am 10.<br />

März 2015. Das Kreuzfahrtschiff kann über<br />

3600 Menschen über die Meere tragen.<br />

DIE «QUEEN ELIZABETH»<br />

2010 stellte die Cunard Line ein neues Kreuzfahrtschiff<br />

in Dienst und gab ihm den Namen<br />

«Queen Elizabeth».<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

97


gourmet / QUEEN ELIZABETH II.<br />

Elizabeth II. vor der<br />

«Britannia» bei einem<br />

Staatsbesuch in Kanada.<br />

Die Monarchin absolvierte<br />

mehr als 40 Jahre lang<br />

Hunderte Reisen auf der<br />

königlichen Yacht.<br />

ELIZABETH II.<br />

Die Rekord-Monarchin<br />

• Queen Elizabeth II. war von 1952 bis 2022<br />

Königin des Vereinigten Königreichs von Grossbritannien<br />

und Nordirland. Gleichzeitig war<br />

sie Oberhaupt des Commonwealth of Nations.<br />

Ausserdem war sie weltliches Oberhaupt der<br />

anglikanischen Church of England. Mit einer<br />

Amtszeit von 70 Jahren und 214 Tagen war sie<br />

das längstdienende Staatsoberhaupt der Welt.<br />

• Elizabeth kam am 21. April 1926 in London<br />

als älteste Tochter von Herzog Albert, dem<br />

späteren König George VI., und der Duchess of<br />

York, der späteren «Queen Mum», zur Welt.<br />

• Als Teenager lernte sie Prinz Philip von<br />

Griechenland und Dänemark kennen. Am<br />

20. November 1947 heirateten die beiden in<br />

der Westminster Abbey. Ein Jahr später wurde<br />

der Thronfolger, Prinz Charles, geboren.<br />

<<br />

konfrontiert, die nicht unbedingt ihrem<br />

Geschmack entsprachen. Bei einem Staatsbesuch<br />

im mittelamerikanischen Staat Belize<br />

im Jahr 1985 etwa wurde ihr bei einem<br />

Staatsbankett als Landesspezialität gegrilltes<br />

Paka-Fleisch serviert. Als sie erfuhr, dass<br />

es sich dabei um eine Riesenratte handelte,<br />

verging ihr der Appetit augenblicklich …<br />

Dass die Königin kein Rattenfleisch essen<br />

wollte, stiess allseits auf grosses Verständnis.<br />

Für Kopfschütteln sorgte jedoch ihre Abneigung<br />

gegen italienische Küche. Als sie<br />

im Jahr 2000 Papst Johannes Paul II. einen<br />

Besuch abstattete, liess sie ausrichten, dass<br />

sie weder Pasta, Paradeissauce noch irgendetwas<br />

mit Zwiebeln oder Knoblauch essen<br />

wolle. Auch italienisches Mineralwasser<br />

lehnte sie ab. Stattdessen trank sie britisches,<br />

das extra mitgebracht wurde. Ihr Verhalten<br />

hatte freilich einen Grund: Die Queen<br />

wollte es tunlichst vermeiden, auf Reisen zu<br />

erkranken. Darum ass sie, wenn sie sich im<br />

Ausland aufhielt, auch nie Meeresfrüchte.<br />

Das empfand sie als zu riskant. Der Verzicht<br />

auf Muscheln, Garnelen und Austern<br />

dürfte ihr aber nicht allzu schwergefallen<br />

sein. «Die Königin war nie eine Feinschmeckerin,<br />

sie hat immer gegessen, um zu<br />

leben, und nicht gelebt, um zu essen», sagte<br />

Darren McGrady, der die königliche Familie<br />

15 Jahre lang bekochte.<br />

Von einem kleinen kulinarischen Geheimnis<br />

der Queen erfuhr die Öffentlichkeit erst<br />

zu ihrem 70-jährigen Thronjubiläum. In<br />

einem Video, das anlässlich der Feierlichkeiten<br />

gedreht wurde, sieht man, wie die<br />

96-jährige Monarchin die beliebte Kinderbuchfigur<br />

Paddington Bär zum Tee empfängt.<br />

Der tollpatschige Bär zieht dabei<br />

etwas aus seinem braunen Hut. «Vielleicht<br />

möchten Sie ein Marmelade-Sandwich? Ich<br />

habe immer eines für Notfälle bei mir!»,<br />

fragt er schuldbewusst. Die Queen lächelt<br />

verschmitzt: «Ich auch», antwortet sie und<br />

zieht ebenfalls ein Marmelade-Sandwich aus<br />

ihrer Handtasche. Ein Butler kommt und<br />

sagt: «Die Feier zu Ihrem Thronjubiläum<br />

wird gleich beginnen, Eure Majestät.» Paddington<br />

Bär zieht daraufhin erneut seinen<br />

Hut: «Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum,<br />

Ma’am!», sagt er mit rührendem Blick.<br />

«Und danke. Für alles!»<br />

<<br />

• Nach dem Tod ihres Vaters, König George VI.,<br />

am 6. Februar 1952 bestieg die 25-Jährige den<br />

Thron. Die Krönung fand am 2. Juni 1953 statt.<br />

• Während ihrer Regentschaft ernannte sie<br />

15 Premierminister, 14 US-Präsidenten fallen<br />

in ihre Regierungszeit. Über 180 Mal reiste die<br />

Queen in Staaten des Commonwealth und absolvierte<br />

zusätzlich Hunderte Staatsbesuche.<br />

• Während ihrer Regentschaft genoss die<br />

pflichtbewusste Queen beim britischen Volk<br />

hohes Ansehen. Übel nahmen ihr die Briten<br />

jedoch ihr Verhalten nach dem Tod von<br />

Prinzessin Diana. Während Tausende vor dem<br />

Buckingham Palace trauerten, zog es die<br />

Queen vor, weiter in ihrer Sommerresidenz in<br />

Schottland zu bleiben. Mit einer TV-Ansprache<br />

fünf Tage nach Dianas Tod gelang es ihr, die<br />

Anfeindungen in den Griff zu bekommen.<br />

• Die Queen zählte zu den reichsten Frauen<br />

der Welt. Sie besass neben dem Buckingham<br />

Palace, Windsor und Balmoral Castle noch<br />

fünf weitere Schlösser.<br />

• Am 9. April 2021 starb Prinz Philip mit<br />

99 Jahren. Im Juni 1922 feierte Elizabeth II.<br />

ihr Platin-Thronjubiläum und zeigte sich strahlend<br />

am Balkon des Buckingham Palace. Es<br />

war einer ihrer letzten öffentlichen Auftritte.<br />

Am 8. September starb sie auf Balmoral.<br />

Fotos: AP / picturedesk.com, Ben Birchall / PA / picturedesk.com<br />

98 falstaff okt <strong>2023</strong>


Unser Schwerpunkt:<br />

Ihre Leichtigkeit.<br />

Das ist, was bei uns zählt.<br />

Private Banking


gourmet / ESSAY<br />

IN WEITER<br />

FERNE, SO NAH<br />

Als «umgekehrtes Heimweh» beschrieb bereits der alte Geheimrat Goethe<br />

jene Sehnsucht, die nahezu jeden Menschen von Zeit zu Zeit befällt<br />

und ohne die der Alltag um einiges grauer aussehen würde. Gleichzeitig<br />

hilft Fernweh dabei, das eigene Leben objektiv zu betrachten.<br />

Schlechte Zeiten sind oft gut für<br />

grosse Fragen. So war es auch im<br />

Frühjahr 2020, als die Pandemie<br />

das Leben verengte und gleichzeitig<br />

neue gedankliche Räume<br />

schuf. «Wie können wir in Zukunft<br />

bewusster leben?» war eine davon. Oder<br />

«Wer sind eigentlich meine Nachbarn?».<br />

Zu einem Buch der Zeit avancierte damals<br />

Jenny Odells «How to Do Nothing», in<br />

dem die Autorin das Nichtstun – oder präziser<br />

ein Innehalten für die direkte Umgebung<br />

und umliegende Natur – als Akt des<br />

politischen Widerstands beschreibt.<br />

Ich weiss nicht, wie viele Menschen<br />

durch Corona eine nachhaltige Bewusstseinsveränderung<br />

dieser Art durchgemacht<br />

haben. Ob der gegenwärtigen ökonomischen<br />

Zustände würde ich tippen: nicht<br />

viele.<br />

EIN GEFÜHL, DAS JEDER KENNT<br />

Was ich aber weiss: Bei vielen Menschen<br />

wuchs im Laufe des ersten Pandemiejahres<br />

eine andere Sehnsucht, nämlich die nach<br />

fremden Menschen und Orten. Endlich<br />

einmal wieder etwas sehen, riechen und<br />

schmecken, das man nicht dauernd sieht,<br />

riecht und schmeckt. Fernweh – das Zauberwort<br />

der Tourismusbranche. Und ein<br />

Gefühl, das wohl jeder kennt. Fernweh, das<br />

ist die Träumerei vom Anderswo, meist<br />

auch ein diffuser Wunsch nach dem<br />

Anderssein. Fernweh kommt mit Ambivalenz:<br />

Man will weg und weiss zugleich,<br />

dass man sich selbst mitnehmen wird. Doch<br />

woher kommt der Begriff eigentlich?<br />

Geht man seinem Ursprung nach, landet<br />

man bei Hermann von Pückler-Muskau.<br />

Der preussische Graf, 1785 geboren, ist<br />

heute als Landschaftsplaner, Dandy und<br />

Reiseschriftsteller in Erinnerung. Dass er<br />

auch Sklavenhalter war, wird gerne verdrängt.<br />

In einer 1835 veröffentlichten<br />

Erzählung schuf Pückler-Muskau das Wort<br />

«Fernweh» und bezog sich damit auf ein<br />

Gefühl, das Goethe bereits vorher als<br />

«umgekehrtes Heimweh» beschrieben hatte.<br />

Reisen bedeutete für Pückler-Muskau<br />

jedoch neben der «tätigen Befriedigung von<br />

Neugierde» immer auch Geschäft. Es ging<br />

darum, «exotisches» Material zu sammeln,<br />

um Texte verkaufen zu können. Man kann<br />

in seinen Berichten durchaus eine kulturelle<br />

Begleitung des Kolonialismus sehen. Ganz<br />

unschuldig war Fernweh jedenfalls nie.<br />

Fernweh ist auch heute ein Business.<br />

Fünf-Sterne-Hotels, Billighostels, Reisekonzerne,<br />

Influencer, Travelblogs und Tourismusbehörden<br />

werben mit der Flucht in<br />

die Fremde. Es finden sogenannte «Fernweh-Festivals»<br />

statt, bei denen Reisebüros<br />

ihre aktuellen Angebote vorstellen, Fotografen<br />

Workshops geben und Outdoor-Marken<br />

ihre Kleidung feilbieten. Bei Amazon lassen<br />

sich Sachbücher mit Titeln wie «Handbuch<br />

Fotos: Everett Collection Old Visuals / picturedesk.com, Antonia Polkehn<br />

100 falstaff okt <strong>2023</strong>


LUKAS HERMSMEIER<br />

lebt seit 2014 in New York<br />

und arbeitet dort als freier<br />

Journalist und Autor.<br />

Er schreibt u. a. für<br />

«Zeit Online» und die<br />

«New York Times».<br />

2022 erschien sein<br />

Buch «Uprising –<br />

Amerikas neue<br />

Linke».<br />

Fernweh» oder «SOS Fernweh» bestellen.<br />

Kultiviert wird die Begierde nach der Ferne<br />

auch in Musik, Belletristik und Film. Fernweh<br />

zieht. Vor allem beim «bürgerlichen<br />

Reiseindividuum», wie die Herausgeber des<br />

Bandes «Fernweh nach der Romantik»<br />

schreiben. Sie erklären da rin, dass das Fernweh,<br />

wie wir es heute verstehen, nämlich<br />

vor allem sentimental und ein Konzept der<br />

Moderne sei. Genauso übrigens wie auch<br />

der Begriff vom «offenen Meer» nicht<br />

immer schon «zur Unendlichkeit und Weite»<br />

angeregt habe, sondern eine relativ neue<br />

Idee sei. Und so passt es dann auch, dass<br />

Fernweh sehr häufig durch Wasser bebildert<br />

wird. Wir denken an Strand, Wellen, Schiffsreisen.<br />

Und ich wette, dass ich nicht der Einzige<br />

bin, der selbst bei Ernest Hemingways<br />

tragischem Werk «Der alte Mann und das<br />

DAS REISEN<br />

INTENSIVIERT<br />

NICHT NUR DIE SINNE,<br />

SONDERN BRINGT SIE<br />

IN BALANCE. MAN<br />

GEWINNT SO DISTANZ<br />

ZUM EIGENEN LEBEN.<br />

Meer» eine gewisse Sehnsucht nach Ferne<br />

verspürt hat – trotz dessen endloser Qualen.<br />

FERNWEH JA – ABER DOSIERT<br />

Doch bleiben wir noch kurz beim Gefühl.<br />

Denn allein eine kulturelle oder kommerzielle<br />

Erfindung kann Fernweh ja schwer<br />

sein. Der Biopsychologe Peter Walschburger<br />

verweist darauf, dass sich Fernweh in der<br />

Pubertät oftmals durch einen Überdruss des<br />

Familiären entwickle. Viele Jugendliche<br />

lehnen die bisherigen Autoritäten ab und<br />

fühlen sich zum Andersartigen hingezogen<br />

– sie wollen schlicht raus.<br />

Die Reisepsychologin Martina Zschocke<br />

begründet das Bedürfnis nach Ferne als eine<br />

Art Selbsterhaltungstrieb, denn das Reisen<br />

intensiviere nicht nur die Sinne, sondern<br />

bringe sie auch in Balance. Man gewinne so<br />

wichtige Distanz zum eigenen Leben. Wer<br />

jedoch seinem Fernweh ständig nachgehe,<br />

laufe Gefahr, depressiv zu werden, wie der<br />

Jugendforscher Philipp Ikrath warnt. Alltag<br />

und Abenteuer werden quasi zu Gegnern.<br />

Fernweh ist längst Mainstream, so viel<br />

steht fest. Und wie alles, was sich im Mainstream<br />

etabliert hat, steht Fernweh damit<br />

kurz vor der Provinzialität. Wer ständig<br />

über erträumte oder erfüllte Reisen spricht,<br />

handelt sich in manchen Kreisen längst<br />

hochgezogene Augenbrauen ein. Nicht nur<br />

Emissionen spielen hier eine Rolle, sondern<br />

auch die Ablehnung von Massentourismus.<br />

So erklärt sich auch, dass es in immer mehr<br />

Städten Anti-Sightseeing-Touren gibt.<br />

Je länger man über Fernweh nachdenkt,<br />

desto komplizierter wird es also. Bestes Beispiel<br />

dafür ist der Name eines sehr populären<br />

Reiseführers, der dadurch zustande<br />

kam, dass Gründer Tony Wheeler in einem<br />

Lied nicht «lovely planet», sondern «lonely<br />

planet» verstand. Einsamer Planet? Seltsam,<br />

diese Verheissung. Wenn, dann sind es ja<br />

wir, die einsam sind.<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

101


gourmet / WILDER HERBST<br />

WILDER<br />

GENUSS<br />

Nachhaltig, regional, gesund – das<br />

Interesse an Wildbret wächst stetig,<br />

und das aus gutem Grund. Selbst<br />

Veganer gehen inzwischen auf die<br />

Jagd, und in der Küche weht ein<br />

frischer Wind: Auf dem Speiseplan<br />

stehen immer öfter Rehceviche<br />

und Hirschcarpaccio.<br />

TEXT VERENA CAROLA MAYER<br />

Foto: iStockphoto / Getty Images<br />

102<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


Fleisch vom Rothirsch gehört zum<br />

begehrtesten Wildfleisch überhaupt.<br />

Von jungen Tieren ist es besonders saftig<br />

und zart und eignet sich am besten<br />

zum Grillen. Das Fleisch älterer Tiere<br />

eignet sich eher für Schmorgerichte.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

103


gourmet / WILDER HERBST<br />

Als unsere Vorfahren vor rund<br />

12.000 Jahren sesshaft wurden<br />

begannen sie, Viehzucht<br />

zu betreiben und vermehrt<br />

von den kulinarischen Erträgen<br />

ihrer Haustiere zu leben. Doch was<br />

sind schon 12.000 Jahre in der Menschheitsgeschichte?<br />

Ein Wimpernschlag! Das<br />

Jagen liegt uns Menschen im Blut. Viele<br />

Hunderttausend Jahre lang zogen wir<br />

jagend über Wiesen und durch Wälder,<br />

um unser Überleben zu sichern. So etwas<br />

verlernt man nicht so rasch.<br />

JAGD – DER STATUS QUO<br />

Rund 30.000 Tonnen Wildfleisch verzehrten<br />

die Deutschen in der Jagdsaison<br />

2021/22, fünf Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Bezogen auf den gesamten Fleischkonsum<br />

macht Wild allerdings nur einen verschwin-<br />

dend geringen Teil aus – in der <strong>Schweiz</strong><br />

ist es etwa ein halbes Kilo Wildfleisch pro<br />

Kopf und Jahr, in Österreich etwa 0,7 Kilo.<br />

Aber die Nachfrage wächst. Nachhaltigkeit,<br />

Regionalität und Tierwohl sind die ernährungspolitischen<br />

Schlagworte der Stunde.<br />

Und Wildfleisch erfüllt sämtliche Kriterien:<br />

Die Tiere stammen aus heimischen Wäldern,<br />

ernähren sich von wilden Pflanzen,<br />

leben in freier Wildbahn und sterben auch<br />

WILD IST IMMER<br />

REGIONAL. DIE<br />

TIERE LEBEN BIS ZUM<br />

TÖDLICHEN SCHUSS IN<br />

IHRER NATÜRLICHEN<br />

UMGEBUNG.<br />

dort – ohne Transport- und Schlachtstress.<br />

Kein Wunder also, dass das Interesse an der<br />

Jagd seit Jahren steigt. Und zwar quer durch<br />

alle Alters- und Gesellschaftsschichten, wie<br />

Helmut Dammann-Tamke, Präsident des<br />

Deutschen Jagdverbands, sagt.<br />

Mehr als 407.000 Jäger verzeichnete die<br />

deutsche Jagdstatistik im vergangenen Jahr –<br />

so viele wie nie zuvor. Auch in der <strong>Schweiz</strong><br />

und in Österreich steigt die Zahl der Menschen<br />

mit Jagdschein. «Unter den heutigen<br />

Absolventen sind jedoch immer mehr, die<br />

bislang keinerlei familiäre Berührungspunkte<br />

zu dem Thema hatten», erklärt der<br />

61-Jährige. «Die Menschen haben vielmehr<br />

entdeckt, wie spannend die Natur ist.» Denn<br />

bei der Jagd gehe es nicht nur um das Erlegen<br />

von Tieren und den Wildgenuss. Jagd<br />

bedeute auch Entschleunigung und Naturerfahrung,<br />

Umwelt- und Klimaschutz.<br />

Fotos: Guenter Albers / Shutterstock, Salawa / DJV, Erik Mandre / Shutterstock, Kim Kuperkova / Shutterstock<br />

104 falstaff okt <strong>2023</strong>


Im Mittelalter war das<br />

weithin hörbare Jagdhorn<br />

heilig: Niemand ausser dem<br />

berechtigten Träger durfte es<br />

berühren oder gar blasen.<br />

Von allen Wildarten hat<br />

das Wildschwein den<br />

höchsten Fettanteil. Der<br />

sorgt dafür, dass sein<br />

dunkelrotes Fleisch als<br />

besonders aromatisch<br />

wahrgenommen wird.<br />

GELEBTER<br />

NATURSCHUTZ<br />

Denn zur Leibspeise von Reh und<br />

Co. zählen junge Triebe und Baumrinde.<br />

Ist eine Rehpopulation zu gross, hat der im<br />

Kampf gegen den Klimawandel so wichtige<br />

Wald aber keine Chance, wird durch Verbiss<br />

geschädigt, und die Bäume kämpfen<br />

selbst ums Überleben, anstatt CO₂ speichern<br />

zu können. Vor allem Jungwälder<br />

leiden stark unter Wildverbiss und sterben<br />

ab, ehe sie kräftig genug sind, um mit diesem<br />

Stress klarzukommen. Selbst mancher<br />

Veganer, sagt Dammann-Tamke, lasse sich<br />

daher vom «ethisch vertretbaren» Wildfleisch<br />

überzeugen und wird «Wildganer».<br />

GESUNDES FLEISCH<br />

Hinzu kommt: Wildbret ist besonders<br />

mager und deutlich kalorienärmer als<br />

<<br />

WILDFLEISCH ERFÜLLT<br />

SÄMTLICHE<br />

ERNÄHRUNGSPOLITISCHEN<br />

SCHLAGWÖRTER DER<br />

STUNDE: REGIONAL,<br />

BIO UND NACHHALTIG.<br />

Das Jagen liegt uns Menschen<br />

im Blut. Jahrtausendelang<br />

zogen unsere Urahnen durch<br />

die Flur und erjagten<br />

sich ihre Nahrung.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

105


gourmet / WILDER HERBST<br />

<<br />

sonstiges Fleisch. Es ist frei von Hormon-<br />

und Medikamentenrückständen, dafür<br />

reich an Vitaminen, Mineralstoffen und<br />

gesunden ungesättigten Fettsäuren, kurz:<br />

Wild ist mit Abstand eine der gesündesten<br />

Fleischarten.<br />

Am häufigsten auf den Tellern landet<br />

in Deutschland, in Österreich und in der<br />

<strong>Schweiz</strong> Wildschwein. Das saftige, dunkelrote<br />

Fleisch der Tiere hat zwar einen höheren<br />

Fettanteil im Vergleich zu anderem Wild, ist<br />

aber dennoch magerer als alles, was vom<br />

Hausschwein kommt. Rebhuhn, Fasan und<br />

Kaninchen schmecken deutlich milder und<br />

haben kaum den typischen Wildgeschmack.<br />

Zur Familie der Hirsche gehört neben Damund<br />

Rothirsch (oft Rotwild genannt und<br />

geschmacklich am ehesten mit Rind zu vergleichen)<br />

auch das Reh. Mit seinem zarten,<br />

sehr mageren Fleisch zählt es ebenfalls zu<br />

den am häufigsten verzehrten Wildfleischarten<br />

in Mitteleuropa.<br />

Aber egal, ob Wildschwein oder Reh, Fasan<br />

oder Hirsch, Viktoria Fahringer mag sie<br />

alle. Ein «absolutes Superfood» nennt es die<br />

25-Jährige, die<br />

zu Österreichs<br />

jüngsten Spitzenköchen<br />

zählt. Bereits<br />

vor sechs Jahren<br />

übernahm sie den elterlichen<br />

Betrieb, den «Tiroler<br />

Hof» in Kufstein. Sie liebt es,<br />

mit Wild zu kochen und im Rahmen ihrer<br />

Kochkurse andere dafür zu begeistern. Die<br />

von ihr verkochten Tiere stammen ausschliesslich<br />

aus saisonaler Eigenjagd, wobei<br />

nie sicher ist, wann genau man welches Tier<br />

zur Verarbeitung bekommt, das hängt vom<br />

Jagdglück ab. «Wer mit Wild arbeitet, muss<br />

flexibel sein», sagt Viktoria Fahringer.<br />

Nachdem die erlegten Tiere – je nach<br />

Grösse – fünf bis 14 Tage «in der Decke»,<br />

also mitsamt dem Fell gereift sind, zerlegt<br />

Fahringer sie in ihre Einzelteile. Ein<br />

Evergreen auf ihrer Karte: Carpaccio vom<br />

Reh- oder Hirschfilet, im Herbst serviert<br />

mit Steinpilzpesto. Die alte Regel, wonach<br />

Wildbret stets durchgegart werden sollte,<br />

ist längst überholt. Zarte Fleischstücke von<br />

Wild würzt sich<br />

bereits beim<br />

Fressen selbst.<br />

Denn es ernährt<br />

sich von jungen<br />

Gräsern, Trieben,<br />

Blüten und frischen<br />

Kräutern, die<br />

dem Fleisch<br />

seine besondere<br />

Note verleihen.<br />

der Schulter serviert Fahringer gerne rosagebraten<br />

– dazu als Gegenstück eine saisonale<br />

Kruste aus Kürbiskernen oder Maroni.<br />

Grundsätzlich, sagt sie, verträgt sich Wild<br />

auch gut mit Süsse. Zum Gulasch etwa empfiehlt<br />

sie Schoko-Zimt-Sauce.<br />

Natürlich hat nicht jedes Restaurant<br />

einen Jäger im Küchenteam oder Familienkreis.<br />

Und längst nicht jedes Lokal verarbeitet<br />

heimische Tiere. Rund ein Drittel<br />

des in Deutschland verzehrten Wildbrets<br />

stammt aus dem Ausland. In der <strong>Schweiz</strong><br />

liegt der Anteil ähnlich hoch, in Österreich<br />

sogar bei rund der Hälfte. Aber tiefgefrorener<br />

Hirsch aus Neuseeland oder Reh aus<br />

osteuropäischer Gatterhaltung? Für<br />

<<br />

Hunde sind,<br />

richtige Wahl<br />

und Ausbildung<br />

vorausgesetzt,<br />

perfekte Jagdpartner.<br />

Das<br />

Ablegen diverser<br />

Hundeprüfungen<br />

ist jedoch ein<br />

zeitintensives<br />

Unterfangen.<br />

Fotos: Stine Christiansen, Urbusphoto / Shutterstock, Kerstin zu Pan<br />

106 falstaff okt <strong>2023</strong>


WILD AUS<br />

HEIMISCHEN<br />

WÄLDERN IST<br />

NICHT NUR<br />

SCHMACKHAFT,<br />

SONDERN AUCH<br />

«BIO» – UND<br />

DAS GANZ OHNE<br />

GÜTESIEGEL.<br />

Beim Kauf von Wild sollte man auf<br />

die Festigkeit des Fleisches achten,<br />

daran erkennt man seine Frische.<br />

«EIN GUTER METZGER LÄSST<br />

SEINE KUNDEN DAS FLEISCH ANFASSEN»<br />

Mirko Göttfert betreibt in Kreuth am Tegernsee die Naturmetzgerei «Steakschmiede». Hier erklärt er, was<br />

hochwertiges Wild auszeichnet und welche Rolle der perfekte Schuss dabei spielt. INTERVIEW MORITZ HACKL<br />

FALSTAFF Herr Göttfert, woher beziehen<br />

Sie ihr Wild?<br />

MIRKO GÖTTFERT Ich arbeite mit den<br />

bayrischen Staatsforsten zusammen – im<br />

Speziellen mit zwei Jägern, von denen ich<br />

weiss, dass sie Schüsse in den Bauch, die<br />

Rippen oder die Keulen vermeiden, sondern<br />

aufs Blatt schiessen. Wenn dieser<br />

Schuss das Tier nicht unmittelbar tötet,<br />

führen der Blutdruckabfall und das Kollabieren<br />

der Lunge typischerweise innerhalb<br />

weniger Sekunden zur Bewusstlosigkeit<br />

und schliesslich zum Tod des Tieres.<br />

Sie schlachten die Rinder, die Sie hier<br />

verarbeiten, selbst. Bei Wild müssen Sie<br />

Vertrauen in die saubere Arbeit der Jäger<br />

haben …<br />

Das ist gar nicht so leicht, weil es grosse<br />

Unterschiede gibt. Es kam schon vor, dass<br />

ich Jäger mit ihrem Wild wieder weggeschickt<br />

habe, weil ich gesehen habe,<br />

dass das Fleisch zu hart war.<br />

Sie haben klare Vorstellungen von der<br />

Qualität, die sie anbieten.<br />

Das muss ich auch. Mich hat zwar schon<br />

der Förster angerufen, dass ich seine<br />

Jäger nicht einfach wieder wegschicken<br />

könne. Aber ich habe gesagt: Ich zahle ja<br />

Geld dafür, und wenn ich Geld zahle, will<br />

ich ordentliche Ware.<br />

Was zeichnet hochwertige Ware für Sie<br />

aus?<br />

Das Wild wird aufs Blatt geschossen und<br />

verblutet dann durch den Schuss. Nachdem<br />

es getroffen wurde, läuft es noch<br />

einige Hundert Meter weiter, bevor es<br />

stirbt. Wenn das Tier schnell stirbt, hat<br />

man eine gute Fleischqualität. Sass der<br />

Treffer jedoch nicht sauber, läuft das<br />

Wild einen halben Kilometer oder mehr.<br />

Der Hund vom Jäger spürt es dann auf.<br />

Dieses Fleisch jedoch wird labbrig, da<br />

sich wegen des Stresses, den das Tier auf<br />

seiner Flucht empfindet, Wassereinlagerungen<br />

im Bindegewebe bilden.<br />

Ein guter Schuss verhindert Stress?<br />

Wenn der Jäger nicht sauber trifft, lebt<br />

das verletzte Wild länger weiter, als der<br />

Adrenalinschub anhält. Dann merkt das<br />

Tier: Hoppla, hier stimmt etwas nicht.<br />

Milchsäure schiesst ins Fleisch und versaut<br />

es. Aber bei den Jägern, mit denen<br />

ich hier zusammenarbeite, weiss ich: Die<br />

schiessen sauber, die brechen das Wild<br />

ordentlich auf und lassen die toten Tiere<br />

nur vier Tage hängen, nicht länger.<br />

Wie geht es nach dem Schiessen weiter?<br />

Die Jäger reifen die Tiere drei bis vier<br />

Tage in der Wildkammer, dann kommt es<br />

zu mir, ich hänge es auf, häute es, und<br />

dann kommt es in den Kühlraum und<br />

reift weiter. Dann zerwirke ich es für die<br />

Gastronomie.<br />

Was stellen Sie alles her?<br />

Wir machen Hirschschinken, Hirschgulasch,<br />

Hirschsalami, Hirschwurzen,<br />

Wildwurzen, und zu Weihnachten<br />

machen wir viel Wildbraten.<br />

Und woran kann der Kunde in der<br />

Metzgerei erkennen, ob in der Auslage ein<br />

gutes Stück Wild liegt?<br />

Das Fleisch darf auf keinen Fall grau sein<br />

und sollte kleine Fetteinschüsse haben.<br />

Das kennt man auch vom Rind, zum Beispiel<br />

dem Wagyu, das eine schöne Marmorierung<br />

hat. Beim Wild ist das genauso.<br />

Es kann richtig dunkel sein, fast<br />

schwarz. Und man sollte beim Kauf<br />

immer darauf achten, dass das Fleisch<br />

fest ist. Daran erkennt man, dass keine<br />

Wassereinlagerungen drin sind, woraus<br />

man schliessen kann, dass das Tier auch<br />

keinen Stress hatte. Ein guter Metzger<br />

lässt seine Kunden das Fleisch anfassen.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

107


gourmet / WILDER HERBST<br />

Der «Tiroler Hof» in<br />

Kufstein: Hier lebt und<br />

arbeitet Viktoria Fahringer<br />

(ganz links, Bildmitte),<br />

wie sich bereits von aussen<br />

unschwer erkennen lässt …<br />

<<br />

Nicolas Darnauguilhem, Chefkoch im<br />

<strong>Schweiz</strong>er «La Pinte des Mossettes» im<br />

Kanton Freiburg, ein absolutes No-Go.<br />

«Wir haben hier so eine riesige Vielfalt an<br />

qualitativ hochwertigem Wildfleisch», sagt<br />

der Koch, der für seine Regionalküche im<br />

vergangenen Jahr vom Guide Michelin mit<br />

einem grünen Stern ausgezeichnet wurde.<br />

Viele Gerichte gibt es nur wenige Wochen,<br />

manches gar nur einige Tage. Darnauguilhems<br />

Kochstil ist eine augenzwinkernde<br />

Hommage an die französische Küche: «Ich<br />

spiele gerne mit klassischen Gerichten.»<br />

Aus Sauce Grand Veneur – einer dunklen<br />

Sauce mit Fleischfond und Blut, die häufig<br />

zu Wild serviert wird – macht Darnauguilhem<br />

eine gemüsebasierte Variante<br />

mit Mohn und geklärter Butter.<br />

Hirschtatar mischt er mit<br />

Roten Rüben – getreu seinem<br />

Motto «Mehr Gemüse,<br />

weniger Fleisch,<br />

dies dafür in bester<br />

Qualität». Für importiertes<br />

Wildfleisch, das<br />

noch dazu meist aus<br />

Gatterhaltung stammt,<br />

weil das die Produktivität<br />

erhöht, ist da kein Platz.<br />

PREISDUMPING<br />

Wild werde zu günstig gehandelt, findet André<br />

Peinhaupt vom Bio-Landgut Esterházy in<br />

Donnerskirchen im Burgenland. Einen Grund<br />

dafür sieht er im Import von Wildfleisch aus<br />

dem Ausland, wo Wildtiere als Farmwild gehalten<br />

und wie Rinder geschlachtet werden.<br />

Dazu kommt: Ein zertifizierter Verarbeitungsbetrieb<br />

wie das Bio-Landgut Esterházy hat<br />

strenge Hygienevorgaben und hohe Betriebskosten.<br />

Und natürlich wird die Verarbeitung<br />

von Fachpersonal durchgeführt. Das kostet.<br />

Wild aus freier Natur zu schiessen, kostet<br />

hingegen wesentlich mehr Zeit und Mühe<br />

und ist nicht exakt planbar. Ein Jäger, der<br />

ein Reh erlegt, muss es zunächst zu seinem<br />

Wagen tragen, es ausnehmen, und erst<br />

dann kann er es verkaufen, wobei<br />

Preise von 60 bis maximal<br />

120 Euro für ein komplettes,<br />

etwa 15 Kilo schweres Tier<br />

das Maximum sind, das der<br />

Markt hergibt – zu wenig für<br />

den Aufwand, der dahinter<br />

steckt, meinen zahlreiche<br />

Jagdexperten.<br />

Wildfleisch ist zu günstig, sagt<br />

André Peinhaupt vom<br />

Bio-Landgut Esterházy.<br />

WILD IST NAH<br />

Ein weiterer Vorteil von Wild: Im Idealfall<br />

stammen die Tiere aus der Region, erlegt in<br />

freier Wildbahn. Ausserdem wichtig: Das<br />

Tier muss rasch an Ort und Stelle ausgenommen<br />

werden. «Sonst bekommt es diesen<br />

strengen Wildgeschmack», sagt Christofer<br />

Radic. Der 43-jährige Jäger beliefert Berliner<br />

Toprestaurants wie das «Nobelhart &<br />

Schmutzig». Das weit verbreitete Vorurteil<br />

vom muffigen Wildbret komme nur von<br />

falscher Handhabung, erklärt er. Radic hat<br />

seinen Jagdschein vor fünf Jahren gemacht.<br />

In den neun Monaten der Ausbildung lernte<br />

er vieles zum Thema Jagd – nicht aber, wie<br />

man das Fleisch verarbeitet. Das hat er<br />

anderweitig nachgeholt. «Wild ist viel mehr<br />

als Gulasch und gebratene Rehkeule», sagt<br />

er. Was man daraus alles machen kann zeigt<br />

er in Kochkursen, in denen jeweils ein Tier<br />

im Fokus steht. Und er schwärmt vom lauwarmen<br />

philippinischen Wildfleischsalat,<br />

den Robert Burgmeier, Executive Chef der<br />

britischen Botschaft in Berlin, im einem<br />

Kochkurs vorstellte. Als Topping gab’s da<br />

den klein gewürfelten und im eigenen Fett<br />

gebratenen Bauch: «Das war grandios, ich<br />

konnte gar nicht aufhören, zu essen.» Als<br />

Radic letztens ein Reh geschossen hatte,<br />

Fotos: Artdirection4u GmbH / Julian Höck, Lisa Schulcz, Vivi d‘Angelo<br />

108 falstaff okt <strong>2023</strong>


IDEEN WIE DIE<br />

VERARBEITUNG VON<br />

WILD ZU ASIATISCHEN<br />

GERICHTEN ZEICHNEN<br />

VIELE JUNGE KÖCHE AUS.<br />

Asiatische<br />

Einflüsse<br />

machen die<br />

Wildgerichte<br />

von Viktoria<br />

Fuchs (oben)<br />

zu modernen<br />

Kreationen.<br />

Als Nachfolgerin<br />

ihres Vaters,<br />

des bekannten<br />

Wildkochs Karl-<br />

Josef Fuchs,<br />

führt sie das<br />

«Romantikhotel<br />

Spielweg» im<br />

Schwarzwald<br />

in sechster<br />

Generation.<br />

gab es hauchdünn aufgeschnittenes Ceviche,<br />

Tatar und lang geschmortes «Pulled<br />

Reh». Was nicht in den Kursen oder in Profiküchen<br />

verkocht wird, verkauft der Jäger<br />

in seiner Berliner Weinhandlung «Pracht».<br />

Die gestiegene Nachfrage spürt auch er.<br />

JUNG UND MODERN<br />

Noch vor zehn Jahren wurde Wild in die<br />

«nischige Weihnachtsschublade» geschoben,<br />

sagt Viktoria Fuchs, Küchenchefin im Restaurant<br />

«Spielweg». Heute sei die Jagd jung<br />

und modern. Im Zuge dessen kehrten auch<br />

auf dem Teller Experimentierfreude und Abwechslung<br />

ein. Im Fuchs’schen Familienbetrieb,<br />

gelegen im Schwarzwälder Münstertal,<br />

steht Wild seit jeher auf der Karte – allerdings<br />

nicht in Form von Frühlingsrollen<br />

oder Dim Sum. «Ich hatte keinen Bock,<br />

das 17. Rehragout anzusetzen», sagt<br />

Fuchs, die den elterlichen Betrieb<br />

2015 mit ihrer Schwester übernommen<br />

hat. «Ich wollte vielmehr eine<br />

Wildküche, die Spass macht, jung<br />

und modern ist.» Schon als Kind<br />

war sie mit ihrem Vater auf der<br />

Pirsch, ihr wurde der Kreislauf der<br />

Jagd nahegebracht, vom respektvollen<br />

Töten durch gezielten Schuss bis zur<br />

restlosen Verarbeitung in der Küche. Die<br />

33-Jährige liebt es, mit asiatischen Aromen<br />

zu spielen. Sie füllt Frühlingsrollen mit<br />

Fasan oder mischt stundenlang geschmortes<br />

Fleisch vom Wildschwein mit Gemüse,<br />

packt die scharf abgeschmeckte Masse in<br />

Teigtaschen und serviert sie in der rustikalen<br />

Gaststube im Dampfkörbchen. Ihr Tipp<br />

für die heimische Küche? Qualität! «Am<br />

besten beim Jäger des Vertrauens anrufen<br />

und fragen, was er gerade hat.»<br />

JÄGER-KOCH-NETZWERKE<br />

Um Jäger und Hobbyköche zusammenzubringen,<br />

sind in den letzten Jahren zahlreiche<br />

Projekte entstanden. 2020 ging die Onlineplattform<br />

«Wildes Österreich» an den<br />

Start, die regionale Wildanbieter, Manufakturen<br />

und Gastronomiebetriebe listet. Das<br />

deutsche Pendant «Waldfleisch» startete<br />

ein Jahr später. Die gewünschten Produkte<br />

können direkt am Handy bestellt werden.<br />

Eine interaktive Karte zeigt Jäger in der<br />

Nähe, und wer seinen Liebling gefunden<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

109


gourmet / WILDER HERBST<br />

Verena Rosenkranz<br />

ist Gründerin eines<br />

Onlineshops für<br />

Wildfleisch. Die Idee kam<br />

der passionierten Jägerin<br />

während der Corona-Zeit.<br />

VEGANES WILD<br />

Den wilden Genuss gibt es auch fleischlos –<br />

indem die klassischen Wildaromen mit<br />

pflanzlichen Zutaten kreiert werden. Wie das<br />

geht, erklärt Raphael Lüthy. Der <strong>Schweiz</strong>er<br />

Spitzenkoch lebt seit über 13 Jahren vegan<br />

und arbeitet bei der vegetarischen Restaurant-Kette<br />

«tibits» als Rezeptentwickler.<br />

Für sein herbstliches Comfort-Food, das in<br />

den acht «tibits»-Standorten auf dem Menü<br />

steht, lässt er sich von saisonalen Zutaten<br />

inspirieren.<br />

Oft Hauptakteure: Pilze in all ihrer Bandbreite<br />

und Faszination. Aber auch Maroni<br />

und nussig-süsse Topinambur. Als Anleihe<br />

dienen klassische Herbstgerichte: Zur dunklen<br />

Rotweinsauce – oft serviert zu Wildgerichten –<br />

gibt es Sour-Cream-Polenta und Kräuterseitlinge.<br />

Die Pastete wird mit allerlei Pilzen<br />

gefüllt, der «Tofu au Vin» mit Karotten, Knollensellerie<br />

und Champignons angereichert.<br />

Und Maroni, Champignons und Traubenbeeren<br />

werden mit Rotweinsauce, Polenta und Rotkraut<br />

zur fleischlosen Jägerpfanne.<br />

<<br />

hat, wird per Push-Nachricht über frisch<br />

geschossene Wildware informiert. Viele Jäger<br />

versuchen auch, die erlegten Tiere selbst<br />

zu vermarkten, denn der Wildhandel, sagt<br />

DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke,<br />

zahle meist nicht gut. Wie teuer Wildbret<br />

ist, hängt von Saison, Tier, Cut und Region<br />

ab. Je nach Angebot und Nachfrage müsse<br />

man für ein fertig ausgenommenes Reh mit<br />

etwa 15 Kilo zwischen 60 und 120 Euro<br />

zahlen, küchenfertige Stücke seien teurer.<br />

Zu den begehrtesten und damit teuersten<br />

Stücken zählt Rehrücken, Kilopreise beginnen<br />

hier ab ca. 35 Euro (inkl. Knochen).<br />

Und Wildschwein kostet in der Regel weniger<br />

als Reh oder Hirsch. Grundsätzlich gilt:<br />

Für regionales, nachhaltig erzeugtes Fleisch<br />

sind diese Preise immer noch verhältnismässig<br />

günstig.<br />

Auch die Generation Z hat das Thema<br />

inzwischen entdeckt: «Wild Meat» nennt<br />

sich das Unternehmen, das eine Gruppe<br />

von <strong>Schweiz</strong>er Schülern kürzlich gegründet<br />

hat, um «nachhaltiges Wild aus heimischer<br />

Jagd» unter das Volk zu bringen. Und Verena<br />

Rosenkranz ist Gründerin des Onlineshops<br />

«Wildviertel». Als in der Corona-Zeit<br />

110 falstaff okt <strong>2023</strong><br />

DIE JAGD WIRD<br />

IMMER JÜNGER –<br />

UND AUCH IMMER<br />

WEIBLICHER. UNTER<br />

JUNGJÄGERN LIEGT<br />

DIE FRAUENQUOTE<br />

BEI 30 PROZENT.<br />

sämtliche Gastronomiebetriebe geschlossen<br />

hatten, begann sie, Wildfleisch zu Wurst und<br />

Sugo zu veredeln. Die 32-Jährige aus dem<br />

Waldviertel ist selbst Jägerin und steht damit<br />

für gleich zwei Trends: Die Jagd wird immer<br />

jünger – und weiblicher. Unter Jungjägern<br />

liegt der Frauenanteil heute länderübergreifend<br />

bei fast 30 Prozent. Jünger, weiblicher,<br />

moderner – das gilt für die Jagd wie für die<br />

neue Wildküche. Waidmannsheil!<br />

Wildschweinkeule ist<br />

warm wie kalt eine<br />

absolute Spezialität.<br />

<<br />

Fotos: Chris Laistler / brandingbrothers.at, Verena Pelikan / Schlossstudio


GASTROSOPHINNEN<br />

EIN KULINARISCHES<br />

VERSPRECHEN<br />

Der Ausflug nach Bauen am Vierwaldstättersee war nicht nur ein Fest für die Sinne,<br />

sondern auch eine Reise in die schweizerische Gastfreundschaft und Tradition.<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

Mit grosser Vorfreude begaben<br />

sich die Gastrosophinnen auf<br />

ihren jährlichen Ausflug nach<br />

Bauen am Vierwaldstättersee.<br />

Das historische Zwyssighaus erwartete sie<br />

schon mit offenen Türen und einem Versprechen<br />

von gastronomischer Verzauberung.<br />

Die Köche in Bauen hatten sich selbst übertroffen<br />

und die Frauen mit ihren Meisterwerken<br />

der kulinarischen Kunst begeistert.<br />

Nach dem zauberhaften Mittagessen<br />

begaben sich die Gastrosophinnen auf eine<br />

Dorfführung – durch enge Gassen und vorbei<br />

an alten Gebäuden. Ein Spaziergang, der<br />

ihnen die reiche Geschichte und die charmante<br />

Atmosphäre von Bauen näherbrachte.<br />

WEITERE EVENTS<br />

Gastrosophinnen Träff im DAR<br />

bei Zizi Hattab<br />

16. November <strong>2023</strong><br />

Kochkurs «Terrinen & Pasteten»<br />

18. November <strong>2023</strong><br />

Panettone Workshop in Luzern<br />

01. Dezember <strong>2023</strong><br />

Dinner bei Stefan Heilemann<br />

07. Dezember <strong>2023</strong><br />

JETZT MITGLIED WERDEN<br />

UND FALSTAFF-ABO SICHERN!<br />

Frauen, die Freude am Kochen und am Essen,<br />

an schön gedeckten Tischen und am Ausprobieren<br />

und Austauschen von Rezepten haben,<br />

sind herzlich willkommen.<br />

Alle Mitglieder kommen in den<br />

Genuss folgender Vorteile:<br />

Teilnahme an exklusiven Anlässen und<br />

Kochkursen/Spezialangeboten<br />

Austausch mit Gleichgesinnten<br />

Freundschaften knüpfen und pflegen<br />

Jahresabonnement von <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Kosten: CHF 200,– pro Jahr<br />

zuzüglich einmaliger Eintrittsgebühr von CHF 70,–<br />

gastrosophinnen.ch<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 111


gourmet / REZEPTE<br />

112 falstaff okt <strong>2023</strong>


<strong>Falstaff</strong> Rezept-Newsletter -<br />

Rezeptideen kostenlos<br />

via E-Mail erhalten:<br />

go.falstaff.com/rezept-newsletter<br />

Mit dem Herbst ist auch<br />

die Wildsaison angebrochen.<br />

Nicht nur in Sachen<br />

Nachhaltigkeit weiss das<br />

Fleisch zu überzeugen, auch<br />

geschmacklich ist es delikat.<br />

Drei Topköche setzen Reh,<br />

Hirsch und Hase in Szene.<br />

ON THE<br />

FOTOS LENA STAAL<br />

KONZEPT & PRODUKTION ISABELLA HUBER<br />

FOODSTYLIST GITTE JAKOBSEN<br />

WILD SIDE<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

113


gourmet / REZEPTE<br />

114 falstaff okt <strong>2023</strong>


HIRSCHROULADE<br />

mit Süsskartoffeln und wildem Brokkoli<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

Ein wahrlich königlicher Genuss, den uns Hirsch an kühler werdenden Herbsttagen<br />

bereitet. Das Fleisch mit seiner charakteristisch tiefroten Farbe ist reich an<br />

Vitaminen B6 und B12 sowie an wertvollen Omega-3-Fettsäuren und Proteinen.<br />

Portrait: Vivi d'Angelo<br />

ZUTATEN FÜR DIE ROULADEN<br />

20 Shiitake-Pilze<br />

30 g Ingwer<br />

1 Stange Zitronengras<br />

2 Knoblauchzehen<br />

2 Schalotten<br />

16 Stängel Koriander<br />

Sonnenblumenöl zum Braten<br />

Salz<br />

Schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />

4 Scheiben Hirschrouladen-Fleisch aus der<br />

Oberschale<br />

4 Rouladennadeln<br />

Fond<br />

¼ Knollensellerie<br />

1 Karotte<br />

1/2 Stange Lauch<br />

4 Knoblauchzehen<br />

1 Zwiebel<br />

Sonnenblumenöl zum Braten<br />

1 TL Tomatenmark<br />

250 ml Rotwein<br />

1 l Gemüsebrühe<br />

1 Sternanis<br />

1 Zimtstange<br />

50 ml Sojasauce<br />

1 Stange Zitronengras<br />

evtl. etwas Speisestärke<br />

ZUTATEN FÜR DAS GEMÜSE<br />

2 Süsskartoffeln<br />

Salz<br />

Schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />

Zucker<br />

Olivenöl zum Beträufeln<br />

600 g wilder Brokkoli<br />

Sonnenblumenöl zum Braten<br />

Sesamöl<br />

gerösteter Sesam<br />

Eiswürfel für Eiswasser<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Für die Rouladen die Shiitake-Pilze vom Stiel<br />

befreien und in Scheiben schneiden. Den Ingwer<br />

schälen und in etwa 3 mm dicke Scheiben<br />

schneiden, diese fein würfeln. 1 Stange Zitronengras<br />

erst etwas andrücken, danach etwa 4 cm<br />

des unteren Stückes in sehr feine Ringe schneiden.<br />

Die Knoblauchzehen schälen und ebenfalls<br />

fein hacken. Die Schalotten schälen, halbieren<br />

und in feine Würfel schneiden. 6 Stängel<br />

Koriander fein schneiden.<br />

– Die Shiitake-Pilze in einer Bratpfanne mit etwas<br />

Sonnenblumenöl scharf anbraten. Ingwer,<br />

Zitronengras, Knoblauch und Schalotten<br />

hinzugeben, alles miteinander vermengen und<br />

gut anbraten. Die Pilze aus der Bratpfanne auf<br />

ein Schneidebrett geben. Mit einem Messer gut<br />

durchhacken, den Koriander hinzugeben und mit<br />

Salz und Pfeffer würzen.<br />

Rezept von Viktoria Fuchs, «Spielweg Hotel &<br />

Restaurant», Münstertal, Deutschland<br />

Ihre Wanderjahre führten die kreative Küchenchefin<br />

durch ganz Deutschland (u. a. Restaurant<br />

«Hirschen» in Sulzburg, «Le Canard» in Hamburg),<br />

bevor Fuchs 2015 das familiengeführte «Romantik<br />

Hotel & Restaurant Spielweg» – zusammen mit<br />

ihrer Schwester Kristin – übernahm. Ihre Leidenschaft<br />

gilt der Wildküche, die sie mit Einflüssen aus<br />

aller Welt zeitgemäss umsetzt.<br />

– Die Rouladenscheiben evtl. plattieren (Plattiereisen,<br />

kleine Bratpfanne). Die Scheiben auf ein<br />

Brett legen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Die<br />

Pilzmasse darauf verteilen, Scheiben aufrollen<br />

und jeweils mit einer Rouladennadel feststecken.<br />

– Für den Fond Sellerie, Karotte und Lauch<br />

waschen, trocken tupfen und in walnussgrosse<br />

Stücke schneiden. 2 Knoblauchzehen in der<br />

Schale zerdrücken. Die Zwiebel schälen und grob<br />

würfeln.<br />

– Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie und Karotte in einer<br />

Pfanne mit etwas Sonnenblumenöl anbraten.<br />

Das Tomatenmark hinzugeben und kurz mitrösten<br />

lassen. Mit dem Rotwein ablöschen und einkochen<br />

lassen. Mit 1 l Wasser oder Gemüsebrühe<br />

auffüllen. Sternanis, Zimtstange, Sojasauce,<br />

1 Stange Zitronengras und Lauch hinzugeben.<br />

– Die Rouladen in einer Pfanne mit etwas Sonnenblumenöl<br />

von allen Seiten kräftig anbraten. Zu<br />

dem Fond in die Pfanne geben und bei mittlerer<br />

Hitze etwa 3 Stunden leicht mit Deckel köcheln<br />

lassen.<br />

– Backofen auf 140 Grad vorheizen. Die Süsskartoffeln<br />

waschen, halbieren und mit Salz,<br />

Pfeffer und Zucker würzen. Mit Olivenöl beträufeln<br />

und für etwa 25 Minuten im Ofen garen.<br />

– Den Brokkoli von kleinen Blättern befreien und in<br />

reichlich gesalzenem Wasser kurz blanchieren.<br />

Herausnehmen und in Eiswasser abschrecken.<br />

– Die fertigen Rouladen aus dem Bräter nehmen,<br />

den Fond passieren und einkochen lassen.<br />

Ggf. mit etwas Speisestärke abbinden.<br />

– Brokkoli in einer Pfanne mit etwas Sonnenblumenöl<br />

anbraten, mit Salz, Pfeffer und Zucker<br />

würzen, mit etwas Sesamöl und geröstetem Sesam<br />

abschmecken. Zusammen mit jeweils einer<br />

halben Süsskartoffel und eine Roulade anrichten.<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

2018 Achkarren Schlossberg Spätburgunder<br />

Weingut Dr. Heger, Ihringen, Deutschland<br />

Die würzige, rauchige Note des Weins harmoniert<br />

sehr gut mit den Aromen des Gerichts, und die<br />

cremige Fülle dieses in Steillage gelesenen<br />

Burgunders bindet seine pikanten Elemente ein.<br />

gerstl.ch, CHF 58,50<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

115


gourmet / REZEPTE<br />

REHPFEFFER<br />

mit Brotcroûtons und Preiselbeeren<br />

(FÜR 8 PERSONEN)<br />

Als «Pfeffer» wird gemeinhin ein Ragout aus Wildbret bezeichnet.<br />

Ihre abschliessende Bindung bekommt die Sauce – das A und O des<br />

Gerichts – klassisch durch die Verwendung des tiereigenen Blutes.<br />

ZUTATEN FÜR DIE REHKEULE<br />

1 kg Rehkeule oder -schulter, in grobe Würfel<br />

geschnitten<br />

Beize<br />

1 l Rotwein<br />

100 ml Sherry<br />

1 Schuss Apfelbalsam- oder Rotweinessig<br />

4 Zwiebeln, gewürfelt<br />

150 g Karotten, geschält, gewürfelt<br />

150 g Knollensellerie, geschält, gewürfelt<br />

150 g Lauch, in grobe Blätter geschnitten<br />

1 Tomate, gewürfelt<br />

2 Äpfel, entkernt, gewürfelt<br />

4 Knoblauchzehen, halbiert<br />

2 Zweige Rosmarin<br />

4 Zweige Thymian<br />

10 Pfefferkörner<br />

2 Lorbeerblätter<br />

2 Nelken<br />

4 Pimentkörner<br />

10 Wacholderbeeren<br />

mit etwas Blut abbinden, nochmal abschmecken<br />

aber nicht mehr kochen lassen.<br />

– Das Weissbrot in kleine Würfel schneiden, in der<br />

Butter knusprig braten.<br />

– Den Rehpfeffer auf dem Teller anrichten, mit<br />

Preiselbeeren, Brotcroûtons und Rotkohl<br />

servieren.<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

2019 Cornas Lieu-dit Eygats<br />

Ferraton Père et Fils, Rhônetal, Frankreich<br />

Ein tiefdunkler Rotwein aus der Sorte Petite<br />

Syrah, der hier aus uralten Reben auf reinem<br />

Granit wächst. Ein Hauch von Teer, Maulbeeren,<br />

mineralisch und straff, am Gaumen dann überraschend<br />

fein und komplex, glänzt mit Nuancen<br />

von kandierten Veilchen und Lakritze.<br />

caveau-ferraton.fr, ca. CHF 50,–<br />

ZUTATEN FÜR DEN SCHMORFOND<br />

70 g geklärte Butter<br />

2 EL Mehl zum Bestäuben<br />

Salz<br />

1 l Kalbsfond<br />

100 ml Schweineblut<br />

ZUTATEN FÜR DIE CROÛTONS<br />

2 Scheiben Weissbrot<br />

70 g Butter<br />

Salz<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Das Gemüse, die Gewürze und die Kräuter kurz<br />

anbraten, mit Rotwein, Sherry und Essig ablöschen<br />

und aufkochen. Auskühlen lassen. Das<br />

Fleisch in eine Schüssel geben, mit der Beize<br />

übergiessen und 24 bis 36 Stunden in der Marinade<br />

liegen lassen. Das Fleisch herausnehmen<br />

und würzen. Mit etwas Mehl bestäuben und in einer<br />

Bratpfanne mit etwas geklärter Butter anbraten.<br />

In eine Pfanne geben und mit dem Kalbsfond<br />

aufgiessen.<br />

– Die Marinade aufkochen, reduzieren und zum<br />

Fleisch dazugeben. Circa 60–90 Minuten weich<br />

garen.<br />

– Ist das Fleisch gar, herausnehmen und zugedeckt<br />

beiseite stellen. Die Flüssigkeit bis zur gewünschten<br />

Saucendicke reduzieren. Abpassieren<br />

und das Fleisch zurück in die Sauce geben. Evtl.<br />

Rezept von Andreas Caminada, «Schauenstein<br />

Schloss Restaurant Hotel», Fürstenau, <strong>Schweiz</strong><br />

Seit mittlerweile 20 Jahren ist das Schloss<br />

Schauenstein Schauplatz für Andreas Caminadas<br />

herausragendes Spiel mit Geschmäckern und<br />

Texturen. Bei den Zutaten konzentriert man sich<br />

auf das, was die Region Graubünden zu bieten hat –<br />

warum auch in die Ferne schweifen, wenn das Gute<br />

liegt so nah? Caminada selbst bezeichnet seine mit<br />

drei Michelin-Sternen dekorierte Küche als<br />

«Haute Cuisine mit alpiner DNA».<br />

116 falstaff okt <strong>2023</strong>


Portrait: Veronique Hoegger<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

117


gourmet / REZEPTE<br />

118 falstaff okt <strong>2023</strong>


HASENRÜCKEN<br />

mit Physalis, Petersilienwurzeln<br />

und Chipotle-Chili<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

Von den Germanen aufgrund seiner vermeintlich potenzsteigernden<br />

Wirkung geschätzt, von Paul Bocuse in seinem Standardkochbuch<br />

gehuldigt, erlebt der Wildhase heute eine kulinarische Renaissance.<br />

Portrait: Martin Huber<br />

ZUTATEN FÜR DEN<br />

HASENRÜCKEN<br />

Hasenfiletstränge à 100 g<br />

Salz, schwarzer Pfeffer<br />

2 Esslöffel Butter<br />

1 Teelöffel Chipotle-Chilipulver<br />

ZUTATEN FÜR DAS GEMÜSE<br />

2 Schalotten<br />

300 g Petersilienwurzeln<br />

1 Esslöffel Butter<br />

Salz<br />

Schwarzer Pfeffer<br />

50 ml Gemüsebrühe, 2 Zweige Thymian<br />

200 g Physalis<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Den Hasenrücken von den Sehnen befreien und<br />

mit Salz und Pfeffer würzen. Den Backofen auf<br />

130 °C Umluft vorheizen. Den Hasenrücken in einer<br />

Pfanne mit 1 Esslöffel Butter anbraten. Den<br />

Hasenrücken herausnehmen. Die Pfanne beiseite<br />

stellen und den Hasenrücken auf einen Rost<br />

legen und im vorgeheizten Backofen 5–6 Minuten<br />

weitergaren (Kerntemperatur 55 °C). Herausnehmen<br />

und ruhen lassen.<br />

– In der Zwischenzeit für das Gemüse die Schalotten<br />

schälen und in Spalten schneiden, die Petersilienwurzeln<br />

schälen und schräg in 1 cm lange<br />

Stücke schneiden. In einer zweiten Pfanne die<br />

Butter aufschäumen und die Wurzeln und<br />

Schalotten 2 – 3 Minuten lang anbraten, ohne<br />

dass sie Farbe annehmen.<br />

– 1 EL Butter in der Hasenpfanne erhitzen,<br />

Chipotle-Chilipulver dazugeben. Den Hasenrücken<br />

in der Chilibutter schwenken.<br />

– Das Gemüse mit Salz und Pfeffer würzen und<br />

mit der Gemüsebrühe aufgiessen. Den Thymian<br />

dazugeben und zugedeckt 3 – 4 Minuten köcheln<br />

lassen, bis es gar ist. Die Physalis aus der Schale<br />

lösen. Die Frucht halbieren oder vierteln (je nach<br />

Grösse). Die Physalis zum Gemüse geben und<br />

durchschwenken. Das Gemüse anrichten. Den<br />

Hasenrücken in je 2 Stücke schneiden und auf<br />

das Gemüse legen.<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

2021 Traminer Vulkanland Steiermark DAC<br />

Ried Klöchberg<br />

Weingut Simon Engel, Tieschen, Vulkanland<br />

Steiermark, Österreich<br />

Der Wein besticht mit einem feinen Anklang von<br />

Rosenöl, frischer gelber Tropenfrucht und Orangenblüten.<br />

Komplex, stoffig und elegant, finessenreich<br />

strukturiert, zart nussig im Abgang, ein<br />

feiner trockener Sortenvertreter.<br />

weingut-engel.at, ca. CHF 20,–<br />

Rezept von Richard Rauch, «Geschwister Rauch»<br />

Trautmannsdorf, Österreich<br />

Nach Lehrjahren bei einigen der besten Köche der<br />

Gegenwart (u. a. Karl und Rudi Obauer, Hans Haas<br />

und Christian Petz) gehört Richard Rauch heute<br />

selbst zur kulinarischen Topriege Österreichs.<br />

Mit seiner Schwester Sonja verwandelte er den<br />

120-jährigen «Steira Wirt» in eine der spannendsten<br />

Adressen des Landes. Sein Erfolgsrezept?<br />

Fleiss, Mut und Bodenhaftung.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

119


gourmet / CHEVAL BLANC<br />

WELTKLASSE<br />

AM RHEINUFER<br />

Der deutsche Spitzenkoch Peter Knogl<br />

bleibt im Basler Drei-Sterne-Restaurant<br />

«Cheval Blanc» seiner Linie treu – und das<br />

bereits seit 16 Jahren. Seine klassische Küche<br />

mit zeitgenössischen Elementen passt perfekt<br />

ins Restaurant des Luxushotels «Les Trois Rois».<br />

TEXT LARISSA GRAF<br />

Foto: beigestellt<br />

120 falstaff okt <strong>2023</strong>


RESTAURANT-<br />

LEGENDEN<br />

TEIL 13<br />

Die nostalgische Einrichtung des<br />

«Cheval Blanc» entführt den Gast in<br />

die Belle Époque. Hier erwartet ihn ein<br />

besonderes Fine-Dining-Erlebnis.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

121


gourmet / CHEVAL BLANC<br />

Küchenchef Peter Knogl schafft es,<br />

mit seinen Kreationen eine Brücke<br />

zwischen klassischer und moderner<br />

Haute Cuisine zu schlagen.<br />

In zentraler Lage in Basel gleich neben<br />

der Mittleren Brücke befindet sich<br />

eines der prestigeträchtigsten<br />

Res taurants der <strong>Schweiz</strong>: das «Cheval<br />

Blanc». Es ist bis weit über die<br />

Landesgrenzen hinaus bekannt und gilt seit<br />

Jahren als eines der hundert besten Lokale<br />

der Welt. Das Restaurant ist Teil des<br />

renommierten Hotels «Les Trois Rois», das<br />

bereits im 17. Jahrhundert Gäste beherbergte.<br />

Darunter waren schon so illustre<br />

Persönlichkeiten wie Napoleon Bonaparte,<br />

Königin Elisabeth II. oder die Rolling<br />

Stones. Wer solch hochkarätige Gäste<br />

empfängt, muss diese auch standesgemäss<br />

verpflegen können. Dafür sorgt Küchenchef<br />

Peter Knogl, der seit 2007 am Herd des<br />

«Cheval Blanc» steht. Der gebürtige Bayer<br />

wuchs ganz bescheiden auf einem Bauernhof<br />

auf und lernte das Kochen erst bei der<br />

Mutter und dann in einem Restaurant im<br />

Bayerischen Wald. Seine eigentliche Karriere<br />

startete er unweit seiner Heimatstadt<br />

Deggendorf, als er bei Kochlegende Heinz<br />

Winkler anheuerte. Unter Winkler arbeitete<br />

Knogl einige Jahre sowohl im Münchner<br />

«Tantris» als auch in der «Residenz Heinz<br />

Winkler» in Aschau im bayerischen Chiemgau.<br />

Danach zog es ihn in die weite Welt<br />

hinaus, er kochte unter anderem im «Tristan»<br />

auf Mallorca, im «Le Chantecler» in<br />

Nizza und im «Saveur» in London. Auf<br />

diesen Stationen entwickelte er seinen<br />

eigenen Kochstil, den er heute als «klassisch<br />

französische Haute Cuisine, neu interpretiert<br />

mit mediterranen und asiatischen Einflüssen»<br />

bezeichnet.<br />

Knogl war seinerzeit gerade in Genf tätig,<br />

als er hörte, dass das «Les Trois Rois» für<br />

seine Wiedereröffnung nach einer Renovierung<br />

einen Küchenchef für das «Cheval<br />

Blanc» suchte, und beschloss kurzerhand,<br />

sich zu bewerben. Der Rest ist Geschichte:<br />

Bereits wenige Monate nach dem Start<br />

wurde er mit dem ersten Michelin-Stern<br />

ausgezeichnet. Im nächsten Guide waren es<br />

bereits zwei Sterne, seit 2015 gehört Knogl<br />

zu den vier Köchen in der <strong>Schweiz</strong>, die mit<br />

drei Sternen ausgezeichnet sind.<br />

QUALITÄT OHNE KOMPROMISSE<br />

Auf die Frage, was ihn, den früheren Weltenbummler,<br />

nun seit bereits 17 Jahren im<br />

«Cheval Blanc» hält, antwortet Knogl ganz<br />

pragmatisch: «Wir haben einen tollen Besitzer,<br />

der mir viele Freiheiten gibt. Ausserdem<br />

habe ich langfristige Ziele und diese stets vor<br />

Küche und<br />

Gastlichkeit von<br />

Weltformat geniesst<br />

man im eleganten<br />

Gastraum des<br />

«Cheval Blanc».<br />

Fotos: beigestellt, Ben Koechlin / Les Trois Rois<br />

122 falstaff okt <strong>2023</strong>


ICH HABE<br />

LANGFRISTIGE ZIELE<br />

UND DIESE STETS VOR<br />

AUGEN. AUF KURZE<br />

ZEIT KANN MAN SO<br />

ETWAS NICHT<br />

ERREICHEN.»<br />

PETER KNOGL,<br />

KÜCHENCHEF DES «CHEVAL BLANC»<br />

Selbst eine einfache<br />

Miesmuschel wird<br />

bei Peter Knogl<br />

(Bild links) zum<br />

Gesamtkunstwerk.<br />

Augen – auf kurze Zeit kann man so etwas<br />

nicht erreichen. Erfolg verpflichtet.»<br />

Knogls Küche ist zeitlos, hat eine klare,<br />

klassische Linie, welche die ausgesuchten<br />

Produkte in den Vordergrund rückt. «Bei<br />

der Qualität gehe ich keine Kompromisse<br />

ein», hält der Maestro fest. Der Sternekoch<br />

arbeitet gerne mit Luxusingredienzen<br />

wie Wagyu- Beef, Kaviar oder Hummer,<br />

serviert aber gleichzeitig auch Gerichte, die<br />

auf saisonalem Gemüse basieren. Vegane<br />

Gäste werden bei ihm allerdings nicht<br />

glücklich. Knogl möchte seiner eigenen<br />

Linie treu bleiben, und dazu gehört bei<br />

ihm, der von der klassischen französischen<br />

Küche geprägt ist, eben auch die Verwendung<br />

von Butter und Rahm. Knogl schätzt<br />

Konstanz, genau wie seine Stammgäste.<br />

Wenn es ein Gericht auf die Karte geschafft<br />

hat, bleibt es oft über längere Zeit dort.<br />

Trotzdem sträubt er sich keinesfalls gegen<br />

Veränderung: «Mein Kochstil verändert<br />

sich stetig, so wie sich auch die Welt und<br />

die Menschen stetig verändern. Meine Gerichte<br />

wurden mit der Zeit moderner und<br />

leichter, ich passe sie laufend an.» Immer<br />

wieder demonstriert er in seinen Gerichten<br />

auch, warum er häufig als «Saucenkönig»<br />

bezeichnet wird: Seine berühmten Saucen<br />

setzen mal einen filigranen, mal einen kräftigen<br />

Akzent auf dem Teller, schmiegen sich<br />

den Zutaten an und heben diese hervor,<br />

ohne sie jemals zu übertönen.<br />

WOHLTUEND NOSTALGISCH<br />

Klassisch und wie in längst vergangenen<br />

Zeiten ist das Ambiente im Gastraum des<br />

«Cheval Blanc». Draussen vor den grossen<br />

Fenstern zieht seit eh und je der breite Rhein<br />

vorbei, drinnen ist die Einrichtung des Speisesaals<br />

elegant, als Gast betritt man ein Portal<br />

in die Belle Époque. Kronleuchter hängen<br />

von der Decke, die runden Tische sind weiss<br />

eingedeckt und mit Kerzenständern<br />

<<br />

ZU GAST IM<br />

«CHEVAL<br />

BLANC»<br />

Das Restaurant im berühmten Hotel<br />

«Les Trois Rois» in Basel erstrahlt seit dem<br />

letzten grossen Umbau 2006 wieder im Glanz<br />

längst vergangener Zeiten. Chefkoch Peter<br />

Knogl gilt als einer der Besten seines Fachs,<br />

seit 2015 halten er und sein Team drei<br />

Michelin-Sterne. Es gibt neben einem<br />

Degustationsmenü auch À-la-carte-Gerichte.<br />

Wer hier speisen möchte, reserviert am<br />

besten weit im Voraus – der Gastraum ist klein<br />

und die Plätze sind äusserst beliebt.<br />

CHEVAL BLANC BY PETER KNOGL<br />

Blumenrain 8, 4001 Basel<br />

T: +41 61 2605007, chevalblancbasel.com<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

123


gourmet / CHEVAL BLANC<br />

VIELE WEISSE<br />

PFERDE …<br />

Im Weinkeller des «Les Trois Rois»<br />

lagern viele besondere Schätze.<br />

Neben unzähligen internationalen<br />

Weingrössen findet man auch<br />

Tropfen von weniger bekannten<br />

Winzern.<br />

So luxuriös und erstklassig wie im Toprestaurant<br />

in Basel geht es auch in den Hotels<br />

der Kette «Cheval Blanc» zu. Sie gehört zum<br />

weltgrössten Luxuskonzern LVMH und führt<br />

unter anderem Fünf-Sterne-Hotels in Paris,<br />

Saint-Tropez, Courchevel und St. Barths.<br />

Das Basler Hotel «Les Trois Rois» gehört seit<br />

Anfang des neuen Jahrtausends dem Unternehmer<br />

Thomas Straumann – das hauseigene<br />

Sternerestaurant «Cheval Blanc» hat<br />

somit nichts mit den Luxushotels der<br />

LVMH-Kette zu tun.<br />

<<br />

versehen. Die zahlreichen Kellner tragen<br />

klassische Jacketts und schwarze Fliegen<br />

und lesen dem Gast jeden Wunsch von den<br />

Augen ab.<br />

Für die beinahe schon andächtige Stimmung<br />

im Gastraum sorgt auch der äusserst<br />

aufmerksame Maître d’Hôtel Giuseppe<br />

Giliberti, der die Gäste des «Cheval Blanc»<br />

seit 2015 verwöhnt und seinen Beruf mit<br />

Leidenschaft und Charme ausübt.<br />

Auch er war früher<br />

im «Tantris», Heinz<br />

Winklers Münchner<br />

Talentschmiede, tätig.<br />

Giliberti weiss<br />

selbstverständlich<br />

über jedes Detail auf der Karte Bescheid und<br />

erklärt diese dem Gast mit Freude. Er und<br />

sein Team sind immer zur Stelle, wenn sie<br />

gebraucht werden, wissen aber im Gegenzug<br />

auch Distanz zu wahren.<br />

Bei so einer eingespielten und erfahrenen<br />

Equipe darf natürlich auch ein Sommelier<br />

von Weltformat nicht fehlen. Im<br />

«Cheval Blanc» kümmert sich mit Christoph<br />

Kokemoor einer der Besten seines<br />

Fachs um Weinkarte und -begleitung. Mit<br />

viel Geschick und seinem enormen Fachwissen<br />

vermählt er beste Tropfen mit<br />

den vielschichtigen Gerichten Knogls zu<br />

einem stimmigen Ganzen. Dabei kommen<br />

selbstverständlich renommierte Gewächse<br />

zum Zug, aber auch gerne mal ein Wein<br />

eines jungen, aufsteigenden Winzers oder<br />

einer unbekannten Weinproduzentin. Auch<br />

Kokemoor ist bereits seit geraumer Zeit im<br />

«Cheval Blanc» tätig, er trat seine Position<br />

2008 an.<br />

Diese Konstanz ist wohl ein grosser Teil<br />

des Erfolgsrezepts des einmaligen Restaurants<br />

– man sucht sie heute vielerorts längst<br />

vergebens. Die Stammgäste schätzen sie<br />

besonders, aber auch wer zum ersten Mal<br />

im «Cheval Blanc» zu Gast ist, spürt, dass<br />

hier ein eingespieltes Team am Werk ist.<br />

Es ist zu hoffen, dass dieses Dreiergespann<br />

noch viele weitere Jahre für gastronomische<br />

Glücksmomente sorgt.<br />

<<br />

Direkt am Rheinufer liegt das historische<br />

Hotel «Les Trois Rois» (in der Bildmitte).<br />

Hier übernachteten auch bereits Legenden<br />

wie Pablo Picasso.<br />

Fotos: Les Trois Rois, beigestellt<br />

124 falstaff okt <strong>2023</strong>


NINETEEN RESTAURANT & GOLF<br />

ADVERTORIAL Foto: © Shutterstock<br />

FAIRWAY-<br />

GENUSS<br />

Rund um die sanften grünen Oasen, die sich unter<br />

dem weiten Himmel der <strong>Schweiz</strong> erstrecken, können<br />

sich Genussliebhaber auf kulinarische Köstlichkeiten<br />

freuen und dabei zauberhafte Stunden erleben.<br />

PERSÖNLICH & STILVOLL<br />

IM NINETEEN FEIERN<br />

Das NINETEEN Restaurant & Club ist der ideale Ort<br />

für gesellige Anlässe von 15 bis 150 Personen.<br />

Feiern Sie mit festlichen Gaumenfreuden & erlesenen Weinen<br />

in unserem stilvollen Restaurant oder auf der<br />

grossen Terrasse mitten im Grünen.<br />

Das NINETEEN ist zentral gelegen, bietet ausreichend Parkplätze<br />

und ist mit dem Zug und einem kurzen Spaziergang gut erreichbar.<br />

Wir haben ein offenes Ohr für Ihre individuellen Wünsche<br />

und freuen uns auf Ihre Anfrage. Unser Gastgeber, Patrick Winter,<br />

erstellt Ihnen gerne eine massgeschneiderte Offerte.<br />

NINETEEN Restaurant & Club<br />

Golfclub Unterengstringen<br />

In den Schanzen 1<br />

CH-8103 Unterengstringen<br />

pw@golf-unterengstringen.ch<br />

044 733 55 45<br />

ALLE ANLÄSSE<br />

FIRMENANLÄSSE<br />

FAMILIENFESTE<br />

WEIHNACHTSESSEN<br />

EINLADUNGEN<br />

PRÄSENTATIONEN<br />

LOCATION<br />

STILVOLLES RESTAURANT<br />

GROSSE TERRASSE<br />

STYLISCHE LOUNGE<br />

MIT HEIMELIGEM CHEMINÉE<br />

SITZUNGSZIMMER<br />

Folgen Sie uns auf Instagram nineteenrestaurantzh<br />

Bis bald im NINETEEN.


SIXPACK<br />

RESTAURANTS IM TEST<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

RESTAURANT WÖSCHI<br />

Seestrasse 457<br />

8038 Zürich<br />

MULTERTOR<br />

Am Multertor<br />

9000 St Gallen<br />

BÄREN GONTEN/<br />

BÄRESTOBE<br />

Dorfstasse 40<br />

9108 Gonten<br />

SONNE<br />

Ohringerstrasse 2<br />

8472 Seuzach<br />

ARVENSTUBE<br />

im Hotel Edelweiss<br />

Via da Marias 63<br />

7514 Sils-Maria<br />

ELMIRA<br />

Limmatstrasse 254<br />

8005 Zürich<br />

Kreationen wie diese<br />

begeisterten unseren<br />

Tester in der «Wöschi».<br />

UNSERE TESTER<br />

BENNY EPSTEIN (EPS)<br />

ist Gastrojournalist, mag die vermeintlich<br />

einfache Küche, Gourmetabende,<br />

Pinot Noir aus der Bündner<br />

Herrschaft und Riesling von der Mosel.<br />

WERNER VON HAMBERG (WVH)<br />

ist seit 30 Jahren Gastrokritiker im<br />

gesamten deutschsprachigen Raum.<br />

HANS-THEO STAMP (HTS)<br />

ist Gastrokritiker und schreibt über<br />

Restaurants in allen Sparten, wenig<br />

bekannte Weinregionen und<br />

Küchentrends.<br />

NEU EINGEDECKT<br />

Foto: Aly Aesch Photo and Video<br />

JETZT<br />

GRATIS<br />

RESTAURANT-<br />

GUIDE APP<br />

Erstbesuche in der Zürcher «Wöschi» und in Tobias Funkes<br />

«Multertor», ein ambitionierter Küchenchef in der «Bärenstobe»<br />

in Gonten und ein erstklassiger Businesslunch in der Seuzacher<br />

«Sonne». Die <strong>Falstaff</strong>-Tester waren wieder für Sie unterwegs.<br />

95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

127


gourmet / SIXPACK<br />

RESTAURANT<br />

WÖSCHI<br />

Zürich<br />

In der «Wöschi» in Wollishofen<br />

speist man hervorragend und<br />

mit freiem Blick auf den See.<br />

1Und dieser Betrieb soll nicht gut laufen?<br />

Knapp ein Jahr ist es her, als<br />

David Klocksin und Stephanie Ospelt<br />

die «Wöschi» in Zürich Wollishofen übernahmen.<br />

Davor scheiterte ein Pächter nach<br />

dem anderen an der vermeintlichen Oase am<br />

See. Ein herrliches Plätzchen unter Sonnenschirmen,<br />

wunderbar begrünt, auch die<br />

Innenplätze garantieren dank viel Glas<br />

Seesicht. Da könnte man es sich in der Küche<br />

einfach machen – aber nicht Klocksin, der im<br />

«20/20 by Mövenpick» bereits auf Sterneniveau<br />

kochte. Ein Teller mit gepickeltem<br />

und fermentiertem Gemüse zum Start:<br />

Rettich, Karotte, Blumenkohl, Radieschen,<br />

Spargel, Schalotten, Süsskartoffel. Sie harmonieren<br />

wunderbar mit den dazu servierten<br />

Pilzen. Hier etwas Knackiges, dort ein Avocadopüree<br />

oder ein Zitrusgel. Den Sud zum<br />

Gericht zieht der Küchenchef aus Fermen-<br />

tationslake und Basilikumöl. Sehr viel Aufwand<br />

für noch mehr Genuss. Highlight beim<br />

zweiten Gang ist nebst der roh marinierten<br />

Gelbflossenmakrele das leicht scharfe Gurkensorbet.<br />

Zum Steinbutt passen die warmen,<br />

herbstlichen Aromen von Sellerie und<br />

Steinpilz ebenso exzellent wie der dazu kredenzte<br />

Zürcher Barrique-Chardonnay. Ohnehin<br />

glänzt der «Wöschi»-Service mit Fachkompetenz<br />

wie mit natürlich wirkender Aufmerksamkeit.<br />

Der Hauptgang: am Knochen<br />

geschmorter Tafelspitz mit Miso-Aubergine,<br />

geröstetem Zwiebelpüree und Butter-Dashi.<br />

Den Abschluss des fair bepreisten Überraschungsmenüs<br />

bilden Zitrusfrüchte mit<br />

Joghurtsorbet, Kokosmilch, Karamell und<br />

Mandeln. Klocksin jagt in der «Wöschi»<br />

keine Michelin-Sterne, sondern überzeugt<br />

mit einer Wohlfühlküche für den Gast.<br />

Dafür hätte er einen Stern verdient. EPS<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

46 von 50<br />

19 von 20<br />

18 von 20<br />

9 von 10<br />

92 von 100<br />

RESTAURANT WÖSCHI<br />

Seestrasse 457<br />

8038 Zürich<br />

T: + 41 43 2431889<br />

woeschi.ch<br />

MULTERTOR<br />

St. Gallen<br />

2Ein Globus-Warenhaus könnte<br />

man sich auch ohne repräsentative<br />

Gastronomie vorstellen. In der<br />

St. Galler Filiale macht das Einkaufen aber<br />

dank des neuen Restaurants «Multertor»<br />

zusätzlichen Spass. Mehr noch: Die Stadt<br />

hat einen neuen Treffpunkt gewonnen.<br />

Die Kaffeetrinker strömen nur so hinein –<br />

nach dem Einkauf, davor oder stattdessen.<br />

Aber auch die Hungrigen und die<br />

Weinkenner finden Ansprechendes. Der<br />

auf der Karte angepriesene offene<br />

Bordeaux war zwar schon aus, aber die<br />

Flaschenkarte bietet vieles – bis hinauf zu<br />

feinen Burgundern im deutlich dreistelligen<br />

Segment und bis zu den italienischen<br />

Trouvaillen Ornellaia und Quintarelli.<br />

Sogar die Prestige Cuvée von Laurent-<br />

Perrier servieren Tobias Funke («Fernsicht»<br />

in Heiden) und sein Team hier<br />

glasweise. Viel Geld ausgeben muss aber<br />

niemand. Der Castelfeder-Grauburgunder,<br />

per Deziliter zu haben, schmeckte prima,<br />

und die Wildwasser garnelen samt Sauerteig-Focaccia,<br />

Cognac-Mayonnaise und<br />

Tomatencrunch (Fr. 28.-) waren ebenso<br />

auf den Punkt gegart und gewürzt wie die<br />

Petersilien-Penne mit Sbrinzcreme und<br />

getrockneten Tomaten (28 CHF). Unser<br />

Highlight aber war das Pastetli aus französischem<br />

Blätterteig samt Kalbsblankett,<br />

Ochsenherz-Rüebli, Zuckererbsencreme<br />

und Pilzen (42 CHF). Wo um Himmels<br />

willen bekommt man so was noch? Der<br />

nette, motivierte Service und die offene<br />

Küche machen ebenfalls einiges her, die<br />

Glasfront und die hohe Decke allein lohnen<br />

den Besuch im neuen gastronomischen<br />

Wahrzeichen der Stadt. Fischstäbchen vom<br />

Wildfang-Kabeljau und Schwarzwälder<br />

Crème brûlée probieren wir ein anderes<br />

Mal.<br />

WVH<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

45 von 50<br />

18 von 20<br />

18 von 20<br />

9 von 10<br />

90 von 100<br />

MULTERTOR<br />

Am Multertor<br />

9000 St Gallen<br />

T: + 41 71 5718989<br />

multertor.ch<br />

Das Ambiente im<br />

«Multertor» ist urban<br />

und kosmopolitisch.<br />

Fotos: Aly Aesch Photo and Video, beigestellt, Reto Guntli<br />

128 falstaff okt <strong>2023</strong>


BÄRESTOBE IM<br />

BÄREN GONTEN<br />

Gonten<br />

Die urchige holzverkleidete<br />

«Bärestobe» in Gonten<br />

versprüht Gemütlichkeit.<br />

3Es tut sich Gewaltiges im beschaulichen<br />

Gonten. Hinter dem altehrwürdigen<br />

«Bären» öffnen sich riesige<br />

Baugruben. Nicht weniger als vier Einheiten<br />

sind hier geplant, sie sollen auch der Hotellerie<br />

und Gastronomie zugutekommen. Auf<br />

der gegenüberliegenden Strassenseite wurde<br />

das historische «Huus Löwen» neu gestaltet<br />

und zum Vier-Sterne-Hotel aufgewertet, samt<br />

Restaurant mit leicht verständlicher Kost. All<br />

dies soll zum Konglomerat «Appenzellerhuus»<br />

verschmelzen. Beim Alten bleibt es<br />

vorerst im Gourmetrestaurant «Bärestobe»<br />

im Haupthaus – ausser dass seit Anfang Jahr<br />

Peter Prüfer die Küche dirigiert. Man kennt<br />

ihn von der grenznahen «Mühle» in Binzen<br />

und vom «Prüfer’s» in Hinterzarten. Prüfer<br />

tritt mit viel Selbstvertrauen an. Die Website<br />

bezeichnet die «Bärestobe» als «beste Adresse<br />

für Gourmetküche im Appenzellerland».<br />

Das hätten wir uns angesichts der Nachbarschaft<br />

von Silvia Manser und Tobias Funke<br />

wohl nicht zu schreiben getraut. Aber Prüfer<br />

zeigt Originalität und Mut zum Neuen,<br />

besonders im Bereich der vegetarischen Kost.<br />

Beispiel: Die Aubergine mit Baba Ganoush,<br />

Minzöl, Pinienkernen und Tapioka transformieren<br />

die charakteristische Auberginen-<br />

Aromatik zu einem schillernden exotischen<br />

Bukett. Kreativ gestaltet ist das Frutiger Eglifilet<br />

in Reistempura. Es ist durch die Garung<br />

zu einer Form aufgeworfen worden, dass es<br />

aussieht wie ein Fabelwesen. Freude macht<br />

auch der Rehrücken aus Ostschweizer Jagd<br />

mit generös eingesetztem Topinambur,<br />

gebranntem Lauch, Kartoffelkrapfen und<br />

Wachholderjus. Auf ganz hohem Niveau<br />

bewegt sich die Weinkarte – und die Spatzen<br />

pfeifen von den Dächern, dass sie noch<br />

weiter wachsen soll.<br />

HTS<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

43 von 50<br />

18 von 20<br />

19 von 20<br />

9 von 10<br />

89 von 100<br />

BÄREN GONTEN/BÄRESTOBE<br />

Dorfstasse 40<br />

9108 Gonten<br />

T: + 41 71 7954010<br />

appenzellerhuus.ch<br />

SONNE<br />

Seuzach<br />

4<br />

Von Krise in der Gastronomie<br />

sprechen viele, doch in der<br />

«Sonne» in Seuzach war davon an<br />

diesem Mittag nichts zu spüren. Kürzlich<br />

hat der Gastronom Armin Waldvogel den<br />

Betrieb übernommen, und weder an<br />

Gästen noch an Mitarbeitern herrschte<br />

Mangel. Der Businesslunch lockte, und auf<br />

der Karte, die mittags kleiner ausfällt als<br />

abends, standen ein paar dezent modernisierte<br />

Köstlichkeiten. Klassik à la Chateaubriand<br />

war ebenso im Angebot wie spannendes<br />

Fleischfreies. Doch zunächst zum<br />

Wein. Offenweine seien nicht in der Karte<br />

verzeichnet, sagte der Chef und empfahl<br />

etwa einen Riesling-Sylvaner von Stephan<br />

Herter aus der unmittelbaren Umgebung.<br />

Wer flaschenweise trinken wollte, müsste<br />

sich durch ein umfangreiches und durch<br />

Jahrgangstiefe geprägtes Angebot arbeiten.<br />

Unzählige Varianten des Kultweins Sine<br />

Qua Non aus Kalifornien stellen das<br />

Tüpfelchen auf dem I dar. Ein Rindstatar<br />

mit Eigelbcreme, Röstzwiebeln, Schnittlauch<br />

und Brioche (mittags 22 CHF als<br />

Vorspeise, zehn Franken mehr als Hauptgang)<br />

war prima abgeschmeckt. Die<br />

ge backene Aubergine wiederum (mittags<br />

32 CHF) profitierte von schmackhafter<br />

aromatischer Umrandung: Koriander,<br />

Chiliöl, Joghurt, Hummus. Die Küche sollte<br />

sich allerdings überlegen, die Auberginenschale<br />

künftig zu entfernen oder knusprig<br />

zu veredeln. Der Rüeblikuchen mit Mascarponeschaum<br />

und Cheesecake-Glace (mittags<br />

9 CHF) war ein saftiger Nachtisch, der<br />

eher auf der süssen Seite angesiedelt war,<br />

aber doch viel Freude bereitete. Dazu einen<br />

1946er (!) Montilla-Moriles-Süsswein zu<br />

bestellen, trauten wir uns an einem Mittag<br />

dann doch nicht – aber verführerisch klang<br />

diese Option schon.<br />

WVH<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

45 von 50<br />

17 von 20<br />

19 von 20<br />

8 von 10<br />

89 von 100<br />

Die «Sonne» bietet eine<br />

schöne Mischung aus<br />

Klassik und Modernität.<br />

SONNE<br />

Ohringerstrasse 2<br />

8472 Seuzach<br />

T: + 41 52 3380808<br />

sonne-seuzach.ch<br />

95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

129


gourmet / SIXPACK<br />

ARVENSTUBE<br />

Sils Maria<br />

Alpinen Charme gibt es<br />

in der «Arvenstube» im<br />

historischen «Edelweiss».<br />

5Bei allem Respekt: Das legendäre<br />

«Waldhaus» ist nicht das einzige<br />

stimmungsvolle Hotel in Sils-Maria.<br />

Das 1876 erbaute «Edelweiss» kann in manchen<br />

Punkten mithalten. Nietzsche war hier<br />

Stammgast, zu seiner Zeit gab es das «Waldhaus»<br />

noch gar nicht. Im heutigen Nietzsche-<br />

Haus gleich nebenan verbrachte er ganze sieben<br />

Sommer. Ein besonders starker Punkt ist<br />

im «Edelweiss» der denkmalgeschützte Jahrhundertwende-Saal,<br />

wo zur Saison sanfte<br />

Klaviermusik auf die Gäste perlt. Hier befindet<br />

sich auch das «Grand Restaurant» des<br />

Hauses. Der Gourmetküche gewidmet ist<br />

hingegen die mehr im heimischen Stil gehaltene<br />

«Arvenstube». Die Küchenverantwortung<br />

trägt im «Edelweiss» schon seit einigen<br />

Jahren Stephan Gose. Seine grosse Stärke ist<br />

die Flexibilität – jeden Abend wechselt er die<br />

Gerichte aus. Auch als wendigen Improvisa-<br />

tor haben wir ihn schon erlebt, wenn ein<br />

Produkt gerade nicht verfügbar war. Das<br />

Menu basiert auf dem À-la-carte-Angebot,<br />

aus dem man frei kombinieren kann. Fixpunkte<br />

sind dabei die Signature-Dishes<br />

Châteaubriand und Forelle blau. Besonders<br />

angetan hat es uns die Variation von der<br />

Artischocke aus gebratenen Artischockenböden<br />

und knusprig gebackener Mini-Artischocke<br />

samt Artischocken-Kartoffel-Creme,<br />

konfierten Datteltomaten und Sakura-Kresse.<br />

Bei den Vorspeisen gefallen uns die marinierten,<br />

gegrillten Zucchini mit Hummus, Taggiasca-Oliven<br />

und blauen Kartoffelchips. Bei<br />

den Hauptgängen ist das Buntbarschfilet<br />

unser Favorit: Gose brät es in der Parmesanhülle<br />

und legt es auf Römersalat. Die Weinkarte<br />

kommt ohne Überseeisches aus und<br />

konzentriert sich auf Flaschen aus der<br />

<strong>Schweiz</strong> und den Nachbarländern. HTS<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

43 von 50<br />

18 von 20<br />

18 von 20<br />

9 von 10<br />

88 von 100<br />

ARVENSTUBE<br />

im Hotel Edelweiss<br />

Via da Marias 63<br />

7514 Sils-Maria<br />

T: + 41 81 8384242<br />

hotel-edelweiss.ch<br />

ELMIRA<br />

Zürich<br />

6<br />

Hier bezahlt der Gast im Voraus<br />

und entscheidet sich für fünf oder<br />

sieben Gänge mit Fisch und Fleisch<br />

oder pflanzlich inklusive Wein- oder Saftbegleitung.<br />

Das Portemonnaie bleibt im<br />

Restaurant «Elmira» in der Hosentasche.<br />

In der Gastrowelt noch ziemlich ungewohnt,<br />

im Kino, beim Konzert oder Sportevent<br />

hingegen ganz normal. Und letztlich<br />

eine sinnvolle Absicherung in einer Zeit, in<br />

der sich viele bis zuletzt alle Möglichkeiten<br />

offen lassen, um allenfalls in letzter Minute<br />

abzusagen oder gar unentschuldigt fernzubleiben.<br />

Auf Frust und Verlust bleibt dann<br />

meist das Restaurant sitzen. Nicht so im<br />

«Elmira». Erfrischender Start mit eingelegten<br />

Eierschwämmli in der Tartelette und<br />

einer kurz abgeflämmten Tranche vom<br />

Saibling mit Dashi-Gel und Saiblingsrogen.<br />

Das Aroma der Gazpacho würde sich im<br />

Tässchen besser entfalten als im Reagenzglas.<br />

Beim Brot setzt Küchenchef Vilson<br />

Krasnic auf das wohl beste des Landes:<br />

«Eigenbrötler» Daniel Amreins Sauerteigbrot,<br />

Knoblauchbutter, Olivenöl – zum<br />

Eintauchen lecker. Es folgt eine schön verspielte<br />

Variation von Enikerhof-Tomaten.<br />

Der Tomaten-Chili-Shrub ist der beste<br />

Shrub des Abends. Die beiden anderen duften<br />

gar etwas nach Essig. Gelbe und grüne<br />

Zucchini begleiten einen perfekt gegarten<br />

Zander, der Safranschaum rundet harmonisch<br />

ab. Wer die Fleischvariante wählt,<br />

geniesst im Hauptgang Appenzeller Ente<br />

mit Brombeere, Mais und Rande. Die<br />

Entenhaut dürfte krosser sein, ansonsten<br />

eine tadellose Kombination. Der modernisierten<br />

Version der Pêche Melba zum<br />

Abschluss würden wir Escoffiers Klassiker<br />

aus dem 19. Jahrhundert vorziehen. Viel<br />

Leidenschaft, viel Kreativität, viel Potenzial<br />

nach oben.<br />

EPS<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

44 von 50<br />

18 von 20<br />

17 von 20<br />

8 von 10<br />

87 von 100<br />

Ambitioniert ist das<br />

Konzept des «Elmira» in<br />

Zürichs Industriegebiet.<br />

ELMIRA<br />

Limmatstrasse 254<br />

8005 Zürich<br />

T: + 41 44 2448052<br />

elmira.zuerich<br />

Fotos: ProKontakt GmbH / Natascha Wagner-Berger, hurrah.ch<br />

130 falstaff okt <strong>2023</strong> 95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte


RUF LANZ


gourmet / ROTSCHMIERKÄSE<br />

MUNSTER AOP<br />

GÖTTLICHER<br />

STINKER<br />

Perfekt gereifter Munsterkäse ist<br />

weich und samtig, aber noch nicht<br />

flüssig. Er wird gerne mit Brot serviert,<br />

gewöhnlich wird die Rinde dabei<br />

auch gegessen.<br />

Foto: StockFood<br />

132 falstaff okt <strong>2023</strong>


Der Munsterkäse ist wahrlich nichts für<br />

Käse-Anfänger. Mit seinem eindrücklichen<br />

Geruch hat er schon so manchen Gourmet<br />

abgeschreckt. Wer allerdings trotzdem wagt,<br />

den Elsässer Rotschmierkäse zu probieren,<br />

wird von seinem ausgeglichenen Geschmack<br />

und seiner cremigen Konsistenz überrascht.<br />

falstaff-Serie<br />

KÄSE,<br />

DEN JEDER KENNEN<br />

SOLLTE<br />

TEXT LARISSA GRAF<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

133


gourmet / ROTSCHMIERKÄSE<br />

Limburger stammt<br />

ursprünglich aus Belgien,<br />

wird jedoch bereits seit dem<br />

19. Jahrhundert auch<br />

im Allgäu gekäst.<br />

Typisch für den deutschen Limburger<br />

(im Kreis) sind seine rechteckige Form<br />

und sein relativ fester Käseteig.<br />

Munster und seine Cousins<br />

Epoisses, Mont d’Or und<br />

Limburger gelten als<br />

extrem geruchsintensiv.<br />

Böse Zungen behaupten, sie<br />

riechen wie alte Socken oder nach Stall. Der<br />

Schriftsteller Mark Twain schrieb sogar eine<br />

Kurzgeschichte, in der ein Limburger Käse<br />

zwei Zugreisende beinahe in den Wahnsinn<br />

treibt, weil sie meinen, der Gestank stamme<br />

von einer Leiche in ihrem Wagen. Es liegt<br />

also auf der Hand, dass diese Weichkäse<br />

nicht jedermanns Sache sind. Allerdings<br />

finden eingefleischte Fans oft: Je mehr ein<br />

Käse stinkt, desto besser schmeckt er. Am<br />

Gaumen sind die intensiv riechenden Käse<br />

dann tatsächlich meist viel milder, als der<br />

Geruch es vermuten lässt, sie sind cremig,<br />

salzig und vollmundig.<br />

Diese Käsesorten gehören alle zur Gruppe<br />

der Rotschmierweichkäse. Während ihrer<br />

Reifelagerung werden die Laibe regelmässig<br />

mit Salzlake, Bier, Wein, Schnaps oder Cidre<br />

gepflegt und entwickeln so ihre charakteristische,<br />

rötliche Rinde. Der Ur-Rotschmierkäse<br />

ist allerdings der Munster, der bereits im<br />

siebenten Jahrhundert hergestellt wurde. Als<br />

sein Erfindungsort gilt das Kloster Sankt Gregor<br />

im Elsässer Munstertal. Die dort ansässigen<br />

Mönche sorgten für den Unterhalt der<br />

klösterlichen Ländereien, die Felder, Obstgärten<br />

und Weiden umfassten. Die landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnisse wie Wein oder Käse<br />

dienten zur Verpflegung der Mönche und<br />

wurden an die lokale Bevölkerung verkauft,<br />

um den Unterhalt des Klosters zu finanzieren.<br />

KÖSTLICHER UNFALL<br />

Laut lokaler Legende entstand der Munster<br />

wie so viele Käsesorten zufällig: So soll ein<br />

junger Mönch damit beauftragt worden sein,<br />

MUNSTER-<br />

VARIANTEN<br />

Munsterkäse hat seinen Ursprung in den<br />

Hochvogesen. Im Elsass wird er unter dem<br />

Namen Munster produziert, in Lothringen wird<br />

der praktisch gleiche Käse Munster-Géromé<br />

genannt. Seit 1996 sind beide Versionen<br />

europaweit mit der Herkunftsbezeichnung<br />

AOP geschützt. Es gibt ihn in verschiedenen<br />

Grössen und Varianten. Ein Käselaib kann einen<br />

Durchmesser von sieben bis 19 Zentimetern<br />

aufweisen. Ist er jedoch kleiner als zwölf<br />

Zentimeter, heisst der Käse Petit Munster. Das<br />

Produktionshandbuch erlaubt die Herstellung<br />

auf Bauernhöfen, in Kooperativen oder in<br />

Käsefabriken. Im ersten Fall heisst er Fermier<br />

und ist aus Rohmilch. Die als Industriel<br />

kategorisierten Munster können auch aus<br />

pasteurisierter Milch gekäst werden. Trotz des<br />

AOP-Status gibt es in verschiedenen weiteren<br />

Ländern Munster mit Tradition: In Deutschland<br />

und in der <strong>Schweiz</strong> werden diese meist<br />

unter dem Namen Münsterkäse verkauft, in<br />

den USA als Munster Cheese.<br />

Fotos: mauritius images / Alamy Stock Photos / Collection PJ, Picture Partners / Shutterstock, iStockphoto / Getty Images, mauritius images / Hemis.fr / Tristan Vuano<br />

134 falstaff okt <strong>2023</strong>


DEN GERUCH VON<br />

ROTSCHMIERKÄSE<br />

MIT JENEM VON<br />

ALTEN SOCKEN<br />

ZU VERGLEICHEN,<br />

IST DURCHAUS<br />

GERECHTFERTIGT.<br />

Taleggio-Laibe in einem<br />

Reifekeller in Norditalien.<br />

Sie sind viereckig und für<br />

Rotschmierkäse relativ gross.<br />

den Käsekeller zu putzen. Dazu verwendete<br />

er Salzlake, die einen leicht desinfizierenden<br />

Effekt hatte. Er sah, dass einige der dort<br />

lagernden Käselaibe einen unappetitlichen<br />

Schimmelrasen entwickelt hatten. Kurzerhand<br />

wischte er sie mit seinem in Salzlake getränkten<br />

Putzlappen ab. Nach ein paar Tagen<br />

war der Schimmel zurück, also wischte er die<br />

Käse erneut ab. Dieser Prozess wiederholte<br />

sich noch ein paar Mal, bis die Käse eine rötliche,<br />

klebrige Rinde entwickelt hatten. Der<br />

junge Mönch suchte daraufhin Rat bei seinen<br />

Ordensbrüdern, aber niemand hatte so einen<br />

Käse bisher gesehen. Es wurde beschlossen,<br />

dass er ihn probieren sollte. Er tat es und<br />

fand ihn so gut, dass er die Brüder dazu aufforderte,<br />

es ihm gleich zu tun. Der intensive,<br />

fast speckige Geschmack des Käses mundete<br />

ihnen hervorragend, und so begannen die<br />

St.-Gregor-Mönche, gezielt Rotschmierkäse<br />

herzustellen.<br />

Ob diese Geschichte stimmt, weiss heute<br />

niemand mehr. Es kann durchaus auch sein,<br />

dass seine Entwicklung nicht zufällig geschah<br />

und Käselaibe absichtlich mit Salzlake, Wein,<br />

Bier oder Schnaps eingerieben wurden, um<br />

die Rinde vor dem Austrocknen zu schützen<br />

und das Wachstum gesundheitsgefährdender<br />

Pilze und Bakterien zu verhindern. Fest steht,<br />

DIE RINDE ESSEN?<br />

Die Frage stellt sich oft: Soll man die Rinde essen?<br />

Grundsätzlich ist jede Käserinde geniessbar,<br />

sofern sie nicht mit Wachs oder Plastik beschichtet<br />

ist. Beim Rotschmierkäse wird sie meist<br />

mitgegessen und trägt zum Geschmackserlebnis<br />

bei, ist allerdings auch Geschmackssache. Es<br />

gilt: Je reifer der Käse, desto intensiver die Rinde.<br />

Am besten probiert man ein kleines Stück des<br />

Käseteigs mit Rinde. Wenn man den Geschmack<br />

mag, steht dem Rindengenuss nichts im Weg.<br />

Riecht ein Käse allerdings eine Stunde nach dem<br />

Auspacken noch stark nach Ammoniak, hat die<br />

Rinde Risse oder sieht schleimig aus, sollte man<br />

den ganzen Käse entsorgen.<br />

Aus dem grünen Jura stammt<br />

der intensive und meist sehr<br />

cremige Mont d’Or Käse.<br />

dass der Käse der Elsässer Ordensbrüder<br />

berühmt wurde und schnell viele Nachahmer<br />

fand. Nach und nach entstanden andere Rotschmierkäsesorten<br />

wie Epoisses, Mont d’Or,<br />

Taleggio, Livarot und Limburger.<br />

EIN BESONDERES BAKTERIUM<br />

Munster wird aus frischer, ungesäuerter<br />

Milch gekäst, die vorher manchmal pasteurisiert<br />

wird. Sie wird mit Lab dickgelegt und<br />

gerinnt so zu einer gelartigen Masse, die dann<br />

fein zerkleinert wird, um die Molke freizusetzen.<br />

Diese wird aus dem Käsekessel abgelassen,<br />

der feste Teil der Milch – Bruch genannt<br />

– kommt zum weiteren Abtropfen in<br />

kleine Käseformen. Dort verbinden sich die<br />

Bruchstücke zu einer festen Masse, die aus<br />

der Form genommen und gesalzen wird.<br />

Diese frischen Käselaibe kommen dann in<br />

einen Reifekeller mit einer Temperatur von<br />

elf bis 15 Grad und einer Luftfeuchtigkeit<br />

von rund 95 Prozent, wo sie mindestens drei<br />

Wochen verbleiben. Während dieser Zeit<br />

werden sie dreimal wöchentlich mit einer<br />

Mischung aus Salzlake und Bakterienkulturen<br />

eingerieben.<br />

Obwohl Rotschmierkäse bereits seit über<br />

einem Jahrtausend existiert, weiss man erst<br />

seit der Moderne, dass das Bakterium<br />

Brevibacterium linens für die Entstehung der<br />

rötlichen, klebrigen Rinde verantwortlich ist.<br />

Dieses liebt eine feuchte Umgebung und<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

135


gourmet / ROTSCHMIERKÄSE<br />

VERWANDTE<br />

SORTEN<br />

MONT D’OR<br />

Der Rotschmierer aus dem<br />

Juragebirge wird nur im<br />

Herbst und Winter produziert.<br />

In der <strong>Schweiz</strong> ist der Vacherin<br />

Mont-d’Or aus thermisierter<br />

Milch, in Frankreich wird er aus<br />

Rohmilch gekäst und heisst<br />

Mont d’Or oder Vacherin du<br />

Haut-Doubs. Verpackt wird er<br />

in einer Schachtel aus lokalem<br />

Fichtenholz.<br />

<<br />

einen salzreichen Untergrund. B. linens<br />

trägt nicht nur zum besonderen Geruch und<br />

Geschmack des Käses bei, sondern unterstützt<br />

auch seine Reifung – durch das<br />

Bakterium wird er schneller cremig und<br />

weich. B. linens ist übrigens auch auf dem<br />

menschlichen Körper beheimatet, zum<br />

Beispiel auf den Fusssohlen. Den Geruch von<br />

Rotschmierkäse mit dem alter Socken zu<br />

vergleichen, ist also durchaus gerechtfertigt.<br />

VIELSEITIGE KÄSEFAMILIE<br />

Die verschiedenen Rotschmierkäsesorten<br />

werden alle mit B. linens geschmiert, unterscheiden<br />

sich aber sonst in puncto Herstellung<br />

und Dauer der Reifelagerung erheblich<br />

voneinander. So vielfältig wie sie selbst sind<br />

auch ihre Verwendungsmöglichkeiten. Besonders<br />

reife, weiche Exemplare von Käse<br />

wie Epoisses und Mont d’Or lässt man<br />

gewöhnlich in der Spanholzbox, in der sie<br />

verkauft werden. Man entnimmt den Käse<br />

mit einem Löffel oder tunkt sein Brot hinein.<br />

In Frankreich und der Westschweiz ist auch<br />

der Mont d’Or au four beliebt. Mit einem<br />

Schuss Weisswein versehen lässt sich dieser<br />

Käse in seiner Box im Ofen erhitzen. Nach<br />

etwa einer halben Stunde ist er geschmolzen<br />

und wird mit Brotstücken oder Erdäpfeln<br />

zum köstlichen Minifondue. Im Allgäu ist<br />

Ursprünglich stammte<br />

die Milch für den Elsässer<br />

Munsterkäse ausschliesslich<br />

von Vogesenrindern (im Bild),<br />

heute aber auch von<br />

anderen Kuhrassen.<br />

«Saurer Käs» aus Limburger oder Romadur<br />

beliebt. Dazu wird der Käse aufgeschnitten,<br />

in einer Vinaigrette mariniert und mit<br />

Zwiebeln und Erdäpfeln serviert. Auf der<br />

Alpensüdseite, in Norditalien, wird Taleggio<br />

oft zum Kochen verwendet; durch ihn wird<br />

zum Beispiel Polenta besonders gut und<br />

cremig. Der Ur-Rotschmierkäse Munster<br />

hingegen wird meist für sich alleine oder mit<br />

Brot gegessen, manchmal wird dazu noch<br />

Kümmel gereicht. Dazu passt ein Glas Elsässer<br />

Weisswein, am besten ein Gewürztraminer<br />

oder ein Pinot Gris mit etwas Restsüsse.<br />

Délicieux!<br />

STECKBRIEF<br />

Typ: Rotschmierkäse<br />

Produktionsgebiet: Elsass und Lothringen<br />

in Frankreich<br />

Geschmack: vollmundig, mit zunehmender<br />

Reife immer würziger, pikanter und intensiver<br />

Konsistenz: sehr cremig bis fliessend<br />

Gewicht eines Laibs: 450 Gramm bis<br />

1 Kilogramm<br />

Reifezeit: 4 bis 5 Wochen<br />

<<br />

EPOISSES<br />

Aromatischer Käse aus dem<br />

Burgund. Die Kuhmilch wird<br />

mit Milchsäurebakterien<br />

dickgelegt. Er reift sechs<br />

Wochen und wird mit einer<br />

Mischung aus Salzlake und<br />

Marc de Bourgogne gepflegt.<br />

TALEGGIO<br />

Viereckiger, relativ fester und<br />

milder Käse aus der nördlichen<br />

Lombardei, aus Rohoder<br />

pasteurisierter Milch. Er<br />

reift sechs bis zehn Wochen<br />

und wird einmal wöchentlich<br />

mit Salzlake gepflegt.<br />

LIMBURGER/<br />

FROMAGE DE HERVE<br />

Aus der Gegend des ehemaligen<br />

Herzogtums Limburg.<br />

Wird in verschiedenen Regionen<br />

Deutschlands hergestellt, aber<br />

auch in Belgien unter dem<br />

Namen Fromage de Herve. Die<br />

Reifezeit beträgt zwei Wochen<br />

bis drei Monate.<br />

LIVAROT<br />

Intensiver Käse aus der Normandie.<br />

Wird mit Papierstreifen<br />

oder Riedgrashalmen in Form<br />

gehalten und meist fünf bis acht<br />

Wochen gereift. Die Salzlake,<br />

mit der er gewaschen wird, enthält<br />

oft den Farbstoff Annatto.<br />

SIBRATSGFÄLLER<br />

BACHENSTEINER<br />

Dieser Käse wird im Bregenzerwald<br />

von der Sennerei<br />

Sibratsgfäll aus silofreier,<br />

pasteurisierter Rohmilch<br />

hergestellt. Er ist ein enger<br />

Verwandter des Limburgers.<br />

Fotos: Shutterstock, mauritius images / imageBROKER / Jürgen Pfeiffer, Bagros / dpa Picture Alliance / picturedesk.com, Sennerei Sibratsgfäll<br />

136 falstaff okt <strong>2023</strong>


CHLI<br />

PASSE<br />

MUESS ES.<br />

Finde alles für dein perfektes<br />

Raclette oder Fondue.<br />

Offizielle Partner:


«CASA FERLIN»<br />

MEDITERRANE LEBENS­<br />

FREUDE MITTEN IN<br />

DER STADT ZÜRICH<br />

Das «Casa Ferlin» ist berühmt für hausgemachte<br />

Ravioli, Kalbsfilet an Zitronensauce und Mousse au<br />

Chocolat – Kulinarik, die nicht nur von der Prominenz<br />

geschätzt wird. Auch die Mitglieder des Club Prosper<br />

Montagné treffen sich hier regelmässig zum Essen.<br />

138 falstaff okt <strong>2023</strong>


CLUB PROSPER MONTAGNÉ<br />

Zentral gelegen und nur fünf Gehminuten<br />

vom Hauptbahnhof<br />

Zürich entfernt, liegt die bekannte<br />

«Casa Ferlin».<br />

In der fünften Generation blicken Franz<br />

Ferlin und sein Team auf eine bewegte Vergangenheit<br />

zurück. Im Eingangsbereich<br />

zeugt ein Relief vom Ritterschlag für Franz<br />

Ferlins Vater durch die italienische Regierung<br />

– für die Verdienste für die italienische<br />

Küche ausserhalb Italiens. Sehr bekannt ist<br />

das Restaurant für seine hausgemachten<br />

Ravioli, für das Kalbsfilet an Zitronensauce<br />

sowie für das sämige Mousse au Chocolat.<br />

Viel Prominenz gab sich hier ein Stelldichein,<br />

so zum Beispiel der Erfolgsautor<br />

John le Carré, der durch seine Spionageromane<br />

und Krimis wie etwa «Der Spion,<br />

der aus der Kälte kam» international<br />

bekannt wurde. Auch der Schah von Persien<br />

und seine Familie sowie viele weitere<br />

bekannte Namen trafen sich hier.<br />

Der Club Prosper Montagné<br />

trifft sich seit 2001 regelmässig<br />

in diesem bekannten<br />

Refugium. Am 18. 3. <strong>2023</strong><br />

waren 40 Mitglieder<br />

und Gäste aus der ganzen <strong>Schweiz</strong> zum<br />

«Déjeuner amical» in diesem Traditionshaus<br />

anwesend. Die Ankündigung des Menus<br />

liess das Wasser im Munde zusammenlaufen<br />

– in Realität gab es noch erlesene Weine<br />

dazu. Schon bei der Vorspeise mit den butterzarten<br />

«Ravioli all’ Angelo» spürte man<br />

mit allen Sinnen, was Federico Fellini mit<br />

seinem Ausspruch «La vita e una combinazione<br />

di magia e pasta» oder «Das Leben<br />

ist eine Kombination von Magie und Pasta»<br />

gemeint haben könnte. Der Fischgang –<br />

die Seezunge an Champagnersauce – zeugt<br />

von Meisterschaft der venezianischen<br />

Küche.<br />

Verwöhnt wurden die Mitglieder nicht nur<br />

kulinarisch – südländische Lebensfreude<br />

zeigte sich auch in den angeregten Diskussionen<br />

untereinander. Getreu dem Motto:<br />

Chi mangia solo crepa solo, chi mangia<br />

in compagnia, vive in allegria. Übersetzt:<br />

Wer allein isst, stirbt allein – wer in Gesellschaft<br />

isst, lebt in Heiterkeit.<br />

– Gert Kirchdorfer,<br />

Ambassadeur der Kantone<br />

Zürich, Glarus, Schwyz<br />

und Aargau.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

club-prosper-montagne.ch<br />

MENÜ<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Shutterstock; beigestellt<br />

Das Team von «Casa Ferlin»<br />

pflegt einen familiären<br />

und persönlichen Umgang<br />

mit Neukunden und den<br />

zahlreichen Stammgästen.<br />

Stuzzichini vari<br />

***<br />

Ravioli all’ Angelo (Casa Meno)<br />

***<br />

Filetti di Sogliola allo Champagne, Spinaci<br />

***<br />

Sgroppino al Limone con Prosecco<br />

***<br />

Filetto di Manzo Rossini,<br />

Carotte e Taglierini bianchi<br />

***<br />

St. Honoré<br />

WEINE<br />

Prosecco Bellenda, Metodo Classico Brut 2018<br />

Yvorne, Clos de la George<br />

Premier Grand Cru 2020<br />

Gavi DOCG 2021, Pio Cesare<br />

Vignamaggio Obsession IGT 2013<br />

Château Roumieu Sauterne<br />

AC Cuvée Prestige 2011<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 139


Chefredakteur<br />

Deutschland<br />

SEBASTIAN<br />

SPÄTH<br />

REISE<br />

VENEDIG<br />

FÜNF-EURO-<br />

TICKET<br />

Lange war sie angekündigt, nun hat<br />

der Stadtrat von Venedig tatsächlich<br />

eine Eintrittsgebühr für Touristen<br />

beschlossen. Ab kommenden Jahr sollen<br />

Kurzbesucher, die nur ein paar Stunden in<br />

der Lagunenstadt verweilen und nicht dort<br />

übernachten, für ihren Aufenthalt fünf<br />

Euro bezahlen. Kinder bis 14 Jahre sind<br />

davon ausgenommen. Die Neuregelung<br />

soll zunächst probeweise an 30 Tagen<br />

gelten, bevor sie 2025 regulär eingeführt<br />

wird. Die genauen Termine, zu denen man<br />

bezahlen muss, stehen noch nicht fest. Ein<br />

Limit an Tickets soll es nicht geben. Kontrolliert<br />

wird das «Venedig-Ticket» vor<br />

allem am Bahnhof und an den Bootsanlegestellen.<br />

Ein Verstoss soll mit bis zu<br />

300 Euro Strafe geahndet werden. Von der<br />

Gebühr verspricht sich die Stadt 13 Millionen<br />

Euro an Einnahmen pro Jahr. Sie<br />

sollen dazu verwendet werden, die Müllabgaben<br />

für die Bewohner zu senken<br />

und Umweltprojekte zu fördern.<br />

veneziaunica.it<br />

LUXUS-KOOPERATION<br />

BEGEHRTES GEPÄCK<br />

Der deutsche Kofferhersteller Rimowa und<br />

die US-Schmuckmarke Tiffany haben<br />

zusammen Reisegepäck entwickelt, das wie<br />

Diamanten funkelt. Das dreiteilige Set ist<br />

aussen mit dem sogenannten «Rock Cut»-<br />

Design verziert. Dafür wurde in die für Rimowa<br />

typische, geriffelte Aluminiumoberfläche<br />

ein Muster aus geometrischen Formen eingearbeitet,<br />

das an den Schliff von Diamanten<br />

erinnern soll. Die «Rimowa x Tiffany»-<br />

Kollektion ist seit 26. September auf den<br />

Markt und auf der Website von Rimowa und<br />

Tiffany sowie in ausgewählten Läden in New<br />

York erhältlich. rimowa.com<br />

BAD GASTEIN<br />

ALPINE WOHLFÜHLOASE<br />

«The cōmodo» verzaubert als brandneues<br />

Boutiquehotel seine Gäste mit noblem Mid-<br />

Century-Stil. Das ehemalige Klinikgebäude<br />

wurde 2022 komplett renoviert und mit grosser<br />

Detailliebe als Wohlfühlort neu erfunden.<br />

Dafür gab es den «Hotel Design Award <strong>2023</strong>».<br />

thecomodo.com<br />

140 falstaff okt <strong>2023</strong>


NOTIZEN<br />

HAMBURG<br />

NEUER «GRILL»<br />

Nach einer umfangreichen Renovierung<br />

öffnet das Restaurant «Grill» im Hamburger<br />

Luxushotel «Fairmont Vier Jahreszeiten»<br />

wieder seine Pforten. Ein<br />

Höhepunkt ist die neue Martini-Bar, die<br />

sich vom Originalentwurf von Architekt<br />

Emil Fahrenkamp aus dem Jahr 1926<br />

inspirieren lässt. Das Lokal selbst<br />

wurde um den benachbarten «Ovalen<br />

Salon» erweitert, der, mit handbemalten<br />

Tapeten versehen, die exotische<br />

Welt des Hamburger Feenteichs zeigt.<br />

Den Hauptraum zieren wertvolle<br />

Malereien der international bekannten<br />

Künstlerin Jorinde Voigt, die eine Brücke<br />

in die Gegenwart schlagen. hvj.de<br />

NEUE GASTKÖCHIN AUF EXPLORA<br />

Die schwedische Zwei-Sterne-Köchin<br />

Emma Bengtsson vom New Yorker Restaurant<br />

«Aquavit» wird die Gäste des<br />

Kreuzfahrtschiffs «Explora I» auf der Reise<br />

von Nordamerika in die Karibik mit<br />

ihren Menüs verwöhnen. Sie folgt auf<br />

Mauro Uliassi. explorajourneys.com<br />

Fotos: Cara-Foto / Shutterstock, Tiffany & Co, PION Studio, beigestellt, Max Arens, Aerial-motion / Shutterstock, Eric Vitale Photography<br />

SUPERJACHTEN<br />

WER HAT DIE LÄNGSTE?<br />

Alle zwei Jahre veröffentlicht die Fachzeitschrift<br />

«Boote Exclusiv» eine Rangliste der<br />

weltweit grössten Segeljachten. Auf Platz<br />

zwei findet sich in diesem Jahr ein prominenter<br />

Neuzugang: «Koru», die 125 Meter<br />

lange Neuanschaffung von Amazon-Gründer<br />

Jeff Bezos (gilt aktuell als drittreichster<br />

Mensch der Welt). Das Schiff wurde von der<br />

niederländischen Werft Oceano gebaut und<br />

stach in diesem Frühjahr zu ihrer Jungfernfahrt<br />

in See. Am Bug des Dreimasters mit<br />

mehr als 4000 Quadratmeter Segelfläche<br />

gibt es eine Galionsfigur, die grosse Ähnlichkeit<br />

mit Bezos’ Verlobter Lauren Sanchez<br />

aufweist. Die Superjacht soll Insidern zufolge<br />

rund eine halbe Milliarde US-Dollar<br />

gekostet haben. Angeführt wird das Ranking<br />

seit mittlerweile sechs Jahren von der<br />

142,81 Meter langen «Sailing Yacht A»,<br />

einem Dreimaster, die der russische Oligarch<br />

und Milliardär Andrej Melnitschenko bei der<br />

deutschen Werft German Naval Yards<br />

in Kiel bauen liess. boote-magazin.de<br />

IKONE IM NEUEM GLANZ<br />

Nach einjähriger Modernisierung feiert<br />

das Fünf-Sterne-Hotel «El Fuerte» seine<br />

Wiedereröffnung. Es war das erste Hotel<br />

überhaupt in Marbella. Als Neuerung findet<br />

sich auf der Dachterrasse des Luxushotels<br />

nun ein Fine-Dining-Restaurant von<br />

Zwei-Sterne-Koch Paco Peréz. Im zweiten<br />

neuen Restaurant, dem «Levante» im<br />

Erdgeschoss, verschmelzen andalusische<br />

Spezialitäten mit internationalen Einflüssen.<br />

Definitiv eine Reise wert!<br />

elfuertemarbella.com<br />

HOTEL VON TENNIS-ASS<br />

Tennis-Altmeister Rafael Nadal hat mit<br />

der Hotelgruppe Meliá ein Hotel auf Mallorca<br />

eröffnet. Zum umfangreichen Angebot<br />

des «Zel Mallorca» gehört eine Insel-<br />

Tour, die der zweifache olympische Goldmedaillengewinner<br />

selbst kuratiert hat.<br />

melia.com<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

141


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

Paradies aus der Vogelperspektive:<br />

Die atemberaubende Insel Saona in der<br />

Dominikanischen Republik im Herzen des<br />

Karibischen Meers. Das klare, tiefblaue Wasser<br />

umgibt dieses tropische Juwel, während<br />

weisse Sandstrände die Küste säumen.<br />

Foto: tb-photography / Shutterstock<br />

142 falstaff okt <strong>2023</strong>


FAHRK ARTE<br />

INS PAR ADIES<br />

Kreuzfahrten boomen – mehr als 300 Schiffe gleiten derzeit über die<br />

Weltmeere, das Angebot an Routen ist inzwischen vielfältig wie nie zuvor und<br />

kaum mehr überschaubar. <strong>Falstaff</strong> hat sechs der schönsten Kreuzfahrten,<br />

die in den kommenden Monaten auf dem Programm stehen, ausgewählt.<br />

TEXT DETLEF BERG, PHILIPP LAAGE, SEBASTIAN SPÄTH<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

SÜDOSTEN DER USA UND KARIBIK<br />

Betörendes Farbenspiel: Florida, Keys und Jungferninseln<br />

auf der «Explora I» erleben (ab S. 144)<br />

AUSTRALIEN UND NEUSEELAND<br />

Ozeanien kompakt: Mit der «Europa II» in<br />

Regenwälder und pulsierende Metropolen<br />

eintauchen (ab S. 146)<br />

BARCELONA UND ROM<br />

Perlen des Mittelmeers: Mit der «Celebrity Ascent»<br />

nach Italien, Frankreich und Spanien (ab S. 150)<br />

KAPSTADT UND ISTANBUL<br />

Paradies auf Erden: Mit der «Hamburg» durch den<br />

Indischen Ozean und den Suezkanal (ab S. 154)<br />

SÜDAMERIKA UND ANTARKTIS<br />

Reise ins Ewige Eis: Mit der «Seven Seas Voyager»<br />

von Rio de Janeiro bis in die Antarktis (ab S. 158)<br />

BERGEN UND NORDKAP<br />

Mit Hurtigruten Norwegens Fjorde entlang<br />

bis zum nördlichsten Punkt Europas (ab S. 162)<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

143


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

Dass Kreuzfahrten nach der Coronapandemie<br />

nun ein so erfolgreiches<br />

Comeback feiern,<br />

ist wohl im Wesen solcher Reisen<br />

begründet: Höchst gegensätzliche<br />

Städte und Länder lassen sich dabei<br />

ohne Reisestress in wenigen Tagen oder<br />

Wochen verbinden, das schwimmende Hotel<br />

reist immer mit – und bietet dabei Annehmlichkeiten,<br />

die höchsten Genuss und beste<br />

Erholung sicherstellen. Ein Schiff gelangt<br />

bequem an Reiseziele, die sonst nur schwer<br />

zugänglich sind. Naturräume wie die norwegischen<br />

Fjorde, die karibischen Inseln<br />

oder die Antarktis entfalten gerade von der<br />

Wasserseite aus ihre ganze Schönheit. Und<br />

manch einer geniesst es vor allem, an einem<br />

Tag auf See einfach über das schier endlose<br />

Meer zu schauen. Die Reedereien fahren<br />

heute die entlegensten Winkel der Erde an,<br />

ob mit Megalinern oder Luxusyachten, ob<br />

Tropengürtel oder Ewiges Eis, ob mit viel<br />

Bordspektakel für Familien oder puristisch<br />

für Globetrotter mit Bucket-Liste. <strong>Falstaff</strong><br />

stellt sechs Toprouten des Jahres 2024 für<br />

jeden Typ und Geschmack vor.<br />

Miami mit seinen Art-déco-<br />

Gebäuden und seiner berühmten<br />

Flaniermeile Ocean Drive gehört<br />

zu den beliebtesten Reisezielen<br />

in den USA.<br />

«DETOXEN» IM<br />

KARIBIK-PARADIES<br />

Die Karibik ist auch ein Paradies<br />

für Vogelbeobachtungen.<br />

Auf der Reise von Florida nach Guadeloupe erlebt man traumhafte<br />

Strände, malerische Kolonialbauten und hinreissende Palmenbuchten.<br />

Eine Kreuzfahrt durch die Karibik, die verzaubert!<br />

Puerto Rico begeistert<br />

mit historischen Bauten,<br />

makellosen Stränden und<br />

einer atemberaubenden<br />

Landschaft.<br />

Die Karibik ist ein Sehnsuchtsort,<br />

der sofort Bilder im Kopf entstehen<br />

lässt: puderweisse Strände, windschiefe<br />

Palmen und türkisfarbenes Wasser<br />

wie in einem gigantischen Infinitypool. Von<br />

Florida aus steuern Riesenschiffe mit Tausenden<br />

Passagieren die tropische Inselwelt<br />

an, sie haben Kartbahnen oder Wasserrutschen<br />

über zehn Decks an Bord. Weniger<br />

hektisch ist eine Karibik-Seereise auf einem<br />

Schiff wie der neuen «Explora I» mit Platz<br />

für maximal 900 Gäste.<br />

In der Lifestylemetropole Miami mit<br />

seinem Art-déco-Viertel und vibrierenden<br />

Nachtleben beziehen die Reisenden<br />

ihre Suiten, um sich in den folgenden zwei<br />

144<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


Erst in diesem Jahr ist die hochmoderne<br />

«Explora I» als jüngstes Flottenmitglied von<br />

Explora Cruises vom Stapel gelaufen.<br />

Fotos: Dmitry Tkachenko Photo / Shutterstock, Tupungato / Shutterstock, iStockphoto / Getty Images, Explora Journeys Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

Wochen möglichst allem Trubel zu entziehen.<br />

Mit einem Zwischenstopp an einem<br />

der klangvollsten Landzipfel der Welt – Key<br />

West – geht es in Richtung Süden. Zwei<br />

Seetage bieten nun die Gelegenheit, letzte<br />

heimatliche Sorgen hinter sich zu lassen,<br />

bevor die Karibik ihr intensives Farbenspiel<br />

aufführen darf.<br />

In Spanish Town, einem verschlafenen<br />

Örtchen auf Virgin Gorda, der drittgrössten<br />

der Britischen Jungferninseln, ist man<br />

endlich angekommen. Der schönste Landausflug<br />

führt zu The Baths: Granitblöcke<br />

formen dort Grotten im glasklaren Wasser.<br />

Gleich hinter dem Strand türmen sich die<br />

geschliffenen Felsen wild über der sattgrünen<br />

Vegetation auf, als wollten sie ein<br />

Piratenversteck vor neugierigen Blicken verbergen.<br />

Noch ruhiger wird es am nächsten<br />

Tag in Deshaies auf Guadeloupe, einem<br />

französischen Übersee-Department, wo ein<br />

Spaziergang durch den Orchideengarten<br />

das Auge erfreut. Pralles Leben erwartet<br />

die Passagiere erst wieder in San Juan, der<br />

Hauptstadt Puerto Ricos mit seiner geschützten<br />

Altstadt und der Unesco-Welterbe-Festung<br />

La Fortaleza. Weitere Karibik-Perlen<br />

folgen – die «Explora I» legt in<br />

Basseterre im kleinen Inselstaat St. Kitts<br />

und Nevis an. Saint-Pierre dient wiederum<br />

als Ausgangspunkt für Erkundungen<br />

der Blumeninsel Martinique. Ausflüge führen<br />

in Fischerdörfer, zum Rum-Destillieren<br />

und in den tropischen Regenwald. Weiter<br />

südlich warten Stopps auf St. Lucia und den<br />

Amerikanischen Jungferninseln, wo man<br />

sich noch einmal vom tropischen Karibikblau<br />

betören lassen kann. Zwei Tage dauert<br />

die Reise zurück nach Miami. Genug Zeit,<br />

um die Eindrücke zu verarbeiten.<br />

<<br />

EXPLORA I<br />

Die «Explora I» ist das erste von sechs Luxusschiffen,<br />

die von der Reederei MSC Cruises<br />

aus Italien unter der Marke Explora<br />

Journeys auf die Weltmeere geschickt<br />

werden. Jungfernfahrt war im August<br />

<strong>2023</strong>. Das Schiff verfügt über 461<br />

Suiten mit Meerblick und bodentiefen<br />

Fenstern, vier Pools und einen 700<br />

m² grossen Wellnessbereich. Design<br />

und Ambiente an Bord sind europäisch,<br />

die Gästeschar international,<br />

die Bordsprache ist Englisch.<br />

explorajourneys.com<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

145


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

Vom rotglühenden Outback<br />

durch tropische Regenwälder<br />

und Traumstrände entlang,<br />

über schneebedeckte Berge –<br />

das alles erleben Sie auf<br />

diesem Trip durch Ozeanien.<br />

Foto: Moment RF / Getty Images<br />

146 falstaff okt <strong>2023</strong>


OZEANIENS<br />

WUNDER<br />

ERLEBEN<br />

Filmreife Landschaften mit faszinierenden Fjorden und mystischer<br />

Maori-Kultur in Neuseeland, dann als krönender Abschluss<br />

der Reise das Einlaufen in einen der schönsten Häfen der Welt –<br />

all das bietet die spektakuläre Fahrt von Auckland nach Sydney.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

147


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

Der ikonische, über 300 Meter<br />

hohe Sky Tower ist Fixpunkt<br />

von Aucklands Skyline.<br />

EIN GROSSTEIL DER<br />

OZEANISCHEN INSELN IST<br />

VULKANISCHEN URSPRUNGS.<br />

Maori-Kultur und mystische<br />

Fjorde in Neuseeland,<br />

Regenwälder und artenreiche<br />

Natur in Tasmanien,<br />

zum krönenden Abschluss<br />

die Weltstadt Sydney: Dieses facettenreiche<br />

Programm lässt sich in 19 Tagen auf einer<br />

Kreuzfahrt mit der «MS Europa II» von<br />

Hapag-Lloyd Cruises kombinieren.<br />

An Bord geht es auf Neuseelands Nordinsel,<br />

in Auckland mit seinem Sky-Tower.<br />

Bei einem ersten Stopp können Reisende<br />

die Geysire und Thermalquellen von<br />

Rotoura besuchen oder einen Ausflug in<br />

J. R. R. Tolkiens Auenland unternehmen,<br />

ins Hobbit-Dorf aus den «Herr der Ringe»-<br />

Filmen. Auch einen Helikopterflug zum<br />

aktiven Vulkan White Islands bietet die<br />

Reederei an. Nach einem Seetag folgen die<br />

Marlborough Sounds, ein Netz aus Flusstälern,<br />

die der Pazifik einst überflutet hat. Die<br />

Gegend ist auch Weinanbaugebiet, Weingüter<br />

laden zur Kostprobe ein. Nach Stopps<br />

unter anderem in Wellington und Christchurch<br />

folgt ein Landschaftstraum: Einen<br />

Tag lang kreuzt die «MS Europa II» in den<br />

einsamen Fjorden der Südinsel, etwa im<br />

Milford Sound, was selbst bei regnerischem<br />

Wetter seinen eigenen Reiz hat.<br />

Während das übrige Australien eher<br />

heiss ist, präsentiert sich das Klima auf der<br />

Der Kiwi ist das Nationalsymbol Neuseelands<br />

und wird umgangssprachlich auch als Begriff<br />

für die Bewohner des Inselstaates verwendet.<br />

Der Milford Sound ist eine von<br />

Neuseeland beeindruckendsten<br />

Naturattraktionen. Der 16 Kilometer<br />

lange Fjord wird auch als «achtes<br />

Weltwunder» gehandelt.<br />

148 falstaff okt <strong>2023</strong>


Fotos: Klanarong Chitmung / Shutterstock, Vee Snijders / Shutterstock, Natheepat Kiatpaphaphong / Shutterstock, f11photo / Shutterstock, Hapag-Lloyd Cruises Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

vorgelagerten Insel Tasmanien im Süden<br />

milder und gemässigter. Das hat eine<br />

überbordende Flora und reiche Tierwelt<br />

hervorgebracht. Zwar bleibt auf einem<br />

Landgang keine Zeit, tief in die Wildnis<br />

vorzudringen. Kängurus, Koalas und<br />

Wombats lassen sich aber auch ohne<br />

viel Aufwand im Bonorong-Wildpark<br />

beschauen. Auf das putzige Tiererleb-<br />

MS EUROPA II<br />

Die «MS Europa II» von Hapag-Lloyd Cruises<br />

gilt als bestes Kreuzfahrtschiff der Welt. Der<br />

Berlitz Cruise Guide vergibt für sie seit<br />

Jahren die Bestnote fünf Sterne plus.<br />

Platz bietet das Schiff für maximal 500<br />

zahlende Gäste, die in Suiten mit eigener<br />

Veranda reisen. Der Luxus an Bord<br />

definiert sich zeitgemäss über viel<br />

Platz und die persönliche Betreuung<br />

durch die Crew. Trotz der hohen<br />

Tagesreisepreise herrscht eine<br />

legere Atmosphäre. Bordsprache<br />

ist Deutsch.<br />

hl-cruises.de<br />

Melbourne ist<br />

Australiens Mekka<br />

für alles, was trendig<br />

und gut ist.<br />

Die 2012 in Betrieb<br />

genommene «MS Europa II»<br />

gilt als eines der luxuriösesten<br />

Kreuzfahrtschiffe weltweit.<br />

nis folgt ein düsteres Kapitel der Geschichte:<br />

Port Arthur, einst Australiens grösste<br />

Sträflingskolonie.<br />

Die «Europa II» schlägt schliesslich<br />

Kurs ein in Richtung australisches Festland.<br />

Die Zwölf Apostel, bis zu 60 Meter<br />

aufragende Kalksteinfelsen, sind für<br />

Seereisende weithin sichtbar. Ein Stopp<br />

auf Kangaroo Island führt zu Wallabys,<br />

Seelöwen und Schnabeltieren, bevor man<br />

in die entspannte australische Lebensweise<br />

eintauchen kann: erst in Adelaide, dann<br />

in der Surfstadt Melbourne, schliesslich in<br />

Sydney. Die Einfahrt in den Hafen führt<br />

vorbei am weltberühmten Opernhaus.<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

149


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

DAS<br />

MITTELMEER<br />

ENTDECKEN<br />

Die Engelsbrücke und der Petersdom<br />

sind nur zwei der schier unzähligen<br />

Attraktionen Roms.<br />

Foto: AlexAnton / Shutterstock<br />

150<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


Das Beste von Italien, Frankreich und Spanien auf einer<br />

Kreuzfahrt von Barcelona nach Rom entdecken: die Felder<br />

und Bergdörfer der Provence, die glamourösen Strände der<br />

Côte d’Azur, die bonbonfarbenen Fischerdörfer der<br />

italienischen Cinque Terre und die monumentale<br />

Baukultur der italienischen Hauptstadt.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

151


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

Malta lockt mit einzigartigem<br />

Flair, prächtigen<br />

Städten, historischen<br />

Sehenswürdigkeiten – und vor<br />

allem wunderbaren Stränden.<br />

Städtehopping rund ums Mittelmeer<br />

klappt wunderbar, ohne<br />

immer wieder den Koffer packen<br />

zu müssen – per Schiff. Das Fahrgebiet<br />

haben natürlich auch die<br />

deutschen Kreuzfahrtanbieter im Programm.<br />

Wer an Bord jedoch internationales<br />

Publikum und amerikanische Smalltalk-<br />

Konventionen schätzt, ist bei Celebrity<br />

Cruises richtig. Die US-Reederei schickt ihr<br />

jüngstes Flaggschiff, die «Celebrity Ascent»,<br />

im Frühjahr 2024 nach Europa.<br />

Die zehntägige Seereise im Juni durch<br />

das westliche Mittelmeer beginnt in einer<br />

der populärsten Metropolen des Kontinents:<br />

Barcelona. Die Sagrada Família, der<br />

Park Güell und die Ramblas sind für viele<br />

Pflichtstopp, bevor es an Bord geht. Doch<br />

fraglos ist die Stadt überlaufen. Ruhe kehrt<br />

ein auf dem ersten Seetag, der die Reisenden<br />

an die französische Riviera bringt.<br />

Auch wenn man den Hafen von Cannes<br />

nicht stilecht auf der eigenen Segelyacht<br />

erreicht, kann man dennoch in die Bootsschuhe<br />

schlüpfen und dem mondänen Flair<br />

nachspüren. Und dann: Bella Italia! In La<br />

Spezia fällt die Wahl des Ausflugs nicht<br />

leicht. Cinque Terre liegt gleich nebenan,<br />

jener vielgerühmte Küstenstreifen mit<br />

seinen fünf Dörfern, die dramatisch auf<br />

die Klippen zwischen Bergkette und Meer<br />

gesetzt wurden. Pisa hat den Schiefen Turm.<br />

Und Florenz steht ebenso bereit, um einmal<br />

seinen Dom, den Ponte Vecchio und die<br />

Uffizien zu zeigen. Mehr Pracht geht kaum.<br />

Anläufe in Ajaccio und Cagliari laden dazu<br />

ein, die Inseln Korsika und Sardinien zu<br />

erkunden. Dann nimmt das Schiff Kurs auf<br />

Malta, wo man den Landgang ganz der<br />

Festungsstadt Valletta widmen kann, die<br />

wie eine maritime Trutzburg von drei Seiten<br />

vom Meer umgeben ist. Der Rückweg<br />

nach Rom führt über Sizilien und Neapel,<br />

diesen liebenswürdig chaotischen Moloch<br />

am Fusse des Vesuvs, wo die Verlockungen<br />

des Lebens wegen der steten Bedrohung<br />

durch den Vulkan ein bisschen drängender<br />

zu sein scheinen als in der Hauptstadt. Die<br />

Ewige Stadt Rom in all ihrer Pracht ist für<br />

die Kreuzfahrtgäste ein würdiger Höhepunkt<br />

am Ende der Reise.<br />

Am 1. Dezember <strong>2023</strong><br />

ist es soweit – dann wird<br />

das vierte Schiff der<br />

Premium-Kreuzfahrtlinie<br />

Celebrity Cruises, die<br />

«Celebrity Ascent»,<br />

getauft.<br />

<<br />

Kataloniens<br />

Hauptstadt<br />

Barcelona ist für<br />

Kunstwerke und<br />

Architektur bekannt.<br />

CELEBRITY ASCENT<br />

Die «Celebrity Ascent» mit Platz für bis zu<br />

3260 Passagiere ist das vierte Schiff der<br />

sogenannten Edge-Klasse von Celebrity<br />

Cruises. Am exklusivsten reist man in<br />

einer der zweistöckigen «Edge Villen».<br />

Besonderheit der Schiffsklasse ist eine<br />

freischwebende Plattform an der Seite.<br />

Der «Magic Carpet» erinnert an einen<br />

Balkon über dem offenen Meer, man<br />

kann auf ihm zwischen den Decks<br />

nach oben und unten fahren. An<br />

Bord wird Englisch gesprochen.<br />

celebritycruises.de<br />

Fotos: In Green / Shutterstock, dimbar76 / Shutterstock, Celebrity Cruises Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

152 falstaff okt <strong>2023</strong>


OCEANIA CRUISES<br />

BOUTIQUE-<br />

KREUZFAHRTSCHIFFE<br />

Kleine luxuriöse Schiffe, persönliches Ambiente, exzellente Kulinarik und<br />

aussergewöhnliche Reiseziele auf der ganzen Welt: Dafür steht Oceania Cruises.<br />

Atemberaubende Innenräume und<br />

harmonische Flächen – die «Vista», das<br />

neueste Flottenmitglied, setzt neue<br />

Massstäbe für Luxuskreuzfahrten.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © <strong>2023</strong> VRX Studios<br />

Glückliche Erinnerungen und einmalige<br />

Erlebnisse – davon zehren<br />

wir ein Leben lang. Diese besonderen<br />

Momente schafft Oceania<br />

Cruises mit ihren Kreuzfahrten, und das auf<br />

allerfeinste Art.<br />

Die sieben kleinen modernen Schiffe mit<br />

der «Vista» als neuestem Flottenmitglied entdecken<br />

die entlegensten Winkel der Erde. Beinahe<br />

grenzenloser Luxus und Komfort sowie<br />

detailverliebter Service stehen dabei im Vordergrund.<br />

Als weltweit führende Kreuzfahrtreederei<br />

ist Oceania Cruises bei ihren Gästen<br />

besonders für eine exzellente Kulinarik sowie<br />

die aussergewöhnlich breit gefächerten Reiseziele<br />

beliebt. Über 600 Destinationen welt­<br />

weit mit einer Reisedauer ab sieben Tagen<br />

und eine 180-tägige Weltreise werden geboten.<br />

Durch lange Liegezeiten und viele Über-<br />

Nacht-Aufenthalte tauchen Passagiere noch<br />

intensiver in die besuchten Orte ein.<br />

FEINSTE KÜCHE AUF SEE<br />

Während Passagiere von einem aufregenden<br />

Reiseziel zum nächsten kreuzen, werden sie<br />

jeden Tag von der vorzüglichen Bordküche<br />

verwöhnt. Um dem Anspruch der Feinsten<br />

Küche auf See gerecht zu werden, arbeitet<br />

das Team an immer neuen, exklusiven<br />

Kreationen. In den Spezialitätenrestaurants<br />

geniessen Gäste einen angenehmen Abend<br />

auf gehobenem Niveau. Von Italienisch<br />

über Panasiatisch oder klassisch Amerikanisch<br />

bis hin zu gesunden Gerichten – die<br />

Vielfalt ist überwältigend. Auch im prächtigen<br />

Speisesaal geniessen Gäste täglich<br />

wechselnde Mehr-Gänge-Menus.<br />

INFO<br />

Die Kreuzfahrten und alle Specials sind<br />

bei Kuoni Cruises buchbar:<br />

T: +41 44 2775200<br />

info@kuoni-cruises.ch<br />

kuoni-cruises.ch<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 153


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

Das Luxusmekka Dubai hat eine<br />

Gesamtfläche von rund 4000<br />

Quadratkilometern – mehr als<br />

90 Prozent davon sind nach<br />

wie vor Wüste.<br />

Foto: Moment RF / Getty Images<br />

154<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


AUFBRUCH<br />

ZUR GUTEN<br />

HOFFNUNG<br />

Auf der Reise von Afrikas Südspitze quer über den Indischen<br />

Ozean bis nach Istanbul reihen sich sagenhafte Orte<br />

aneinander, die als Symbole für die Reisesehnsucht<br />

schlechthin taugen. Eine mehrmonatige Kreuzfahrt,<br />

die man wohl nur einmal im Leben unternimmt.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

155


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

Prächtige Villen mit Meeresblick,<br />

riesige Einkaufszentren, Golfplätze,<br />

Weingüter, hippe Bars und Clubs:<br />

Kapstadt ist bunt wie das Leben selbst.<br />

Die fantastischen<br />

Traumstrände der<br />

Seychellen versprechen<br />

Urlaub wie im Paradies.<br />

Tafelberg und Taj Mahal,<br />

Madagaskar und Malediven,<br />

die Pyramiden von Gizeh und<br />

die Klagemauer in Jerusalem:<br />

Auf dieser Kreuzfahrt überlappen<br />

sich so viele sagenhafte Orte und<br />

Namen, die als Symbole für die Reisesehnsucht<br />

schlechthin taugen, so viele unverwechselbare<br />

Eindrücke, dass einem beinahe<br />

ein wenig schwindelig werden kann. Von<br />

Südafrika geht es in 67 Tagen durch den<br />

Indischen Ozean, den Persischen Golf und<br />

den Suezkanal nach Europa, bis hinauf<br />

nach Istanbul. Eine Schiffsreise, die man<br />

wohl nur einmal im Leben unternimmt.<br />

Organisiert wird die grosse Fahrt von<br />

der kleinen deutschen Reederei Plantours.<br />

Zum Einsatz kommt die «Hamburg», das<br />

kleinste deutsche Kreuzfahrtschiff, das vor<br />

vier Jahren umfassend renoviert wurde. Die<br />

deutschsprachigen Gäste finden an Bord<br />

eine vertraute Umgebung vor, maximal 400<br />

Passagiere können mitreisen. Das Schiff legt<br />

auch in Häfen an, die den Megalinern verwehrt<br />

bleiben – und die auf den üblichen<br />

kurzen Seereisen meist eher links liegen<br />

gelassen werden.<br />

Fotos: iStockphoto / Getty Images, Jenny Sturm / Shutterstock, Plantours Kreuzfahrten Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

156 falstaff okt <strong>2023</strong>


Die «Hamburg» wurde<br />

2020 umfassend renoviert<br />

und bietet Platz für<br />

lediglich 400 Passagiere.<br />

So finden sich im Programm Weltmetropolen<br />

wie Kapstadt, Mumbai und Dubai,<br />

aber auch unbekanntere Ziele wie Mosambiks<br />

portugiesisch geprägte Hauptstadt<br />

Maputo, Galle in Sri Lanka, das omanische<br />

Salala und Dschidda in Saudi-Arabien.<br />

Wer sich gerne tropischen Inselträumen<br />

hingibt – und sei es nur für einen Tag des<br />

Landgangs –, kann mehrere Reisetage im<br />

Kalender anstreichen. Honeymoonziele<br />

wie Réunion und die Seychellen finden<br />

sich im Programm. Die Passagiere können<br />

aber auch auf Big-Five-Fotosafari im Busch<br />

gehen, Lemuren beobachten, durch intakte<br />

Korallenriffe schnorcheln, die blütenweissen<br />

Sultanspaläste und die Megawolkenkratzer<br />

arabischer Herrscher bestaunen<br />

und in die Geschichte von gleich vier Weltregionen<br />

eintauchen. So zeigt sich ein schillerndes<br />

Panorama der Erde mit ihren Natur-<br />

und Kulturschätzen. Reizarme Seetage<br />

sind nötig, um zwischendurch überhaupt<br />

noch den Überblick zu behalten.<br />

<<br />

Elefanten gelten in Sri Lanka<br />

als heilige Tiere. Doch trotz der<br />

grossen Wertschätzung sind<br />

sie eine aussterbende Spezies.<br />

MS HAMBURG<br />

Die «Hamburg» von Plantours Kreuzfahrten<br />

aus Bremen ist häufig auf ausgefallenen Routen<br />

in entfernten Gewässern unterwegs. Mit<br />

einer Kapazität von 400 Gästen zählt sie zu<br />

den kleinen Kreuzfahrtschiffen. Die Wege<br />

auf den lediglich sechs Decks sind kurz,<br />

auf die sonst oft übliche Dauerbespassung<br />

wird verzichtet. Im Fokus stehen<br />

die Reiseziele, nicht das Bordleben.<br />

Man vermarktet sich als familiäres<br />

Schiff ohne Schnickschnack<br />

für Weltenbummler.<br />

plantours-partner.de<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

157


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

REISE INS<br />

EWIGE EIS<br />

Von den Traumstränden der Copacabana führt die Reise<br />

nach Santiago de Chile, vorbei an mächtigen Eisbergen<br />

und faszinierend riesigen Pinguinkolonien. Kein Trip<br />

hat mehr Kontraste zu bieten.<br />

Pinguinkolonien auf der<br />

antarktischen Halbinsel gehören<br />

zu den grössten Attraktionen<br />

dieser Reise.<br />

Foto: iStockphoto / Getty Images<br />

158<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


Eisschollen sind eine wichtige<br />

Anlaufstelle für Kaiserpinguine:<br />

Von ihnen aus straten sie ihre<br />

anstrengenden Tauchgängen auf<br />

der Suche nach Futter und nutzen<br />

sie im Anschluss zur Rast.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

159


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

Rio de Janeiro – wer einmal da<br />

war, sagt, es gibt keine schönere<br />

Stadt auf Erden (o.).<br />

Im flimmrig heissen Rio de Janeiro<br />

begegnet einem das pralle Leben an<br />

jeder Ecke, das leichte und luftige<br />

Spiel der Körper, ob beim Samba<br />

und Bossa Nova oder an den ikonischen<br />

Stränden von Copacabana und<br />

Ipanema, wo man nur Bikini oder Badehose<br />

trägt. In der Antarktis dagegen lassen<br />

die Temperaturen dem Leben nur wenig<br />

Spielraum, hier wächst wenig bis nichts,<br />

das Land liegt wie erstarrt unter dem<br />

Eis, und der Mensch muss sich in<br />

dicke Daunenkleidung hüllen,<br />

die jede Bewegung umständlich<br />

und ungelenk<br />

macht. Beide Orte – das<br />

pulsierende Rio und<br />

den Weissen Kontinent<br />

– verbindet die<br />

«Seven Seas Voyager»<br />

auf ihrer Reise. In 25<br />

Tagen fährt das Schiff<br />

von Brasilien auf die<br />

andere Seite Südamerikas,<br />

nach Santiago in Chile. So<br />

landet die Badehose ebenso<br />

Die knapp 40 Meter hohe<br />

Christusstatue auf dem<br />

Berg Corcovado ist das<br />

bekannteste Wahrzeichen<br />

von Rio de Janeiro.<br />

Ganz Montevideo<br />

trifft sich am<br />

Sonntag<br />

auf dem<br />

weitläufigen<br />

Markt<br />

Tristan<br />

Narvajas.<br />

im Koffer wie Mütze und Handschuhe.<br />

Doch den Reisenden bleibt etwas Zeit, um<br />

sich an die Kälte zu gewöhnen. Von Rio<br />

aus cruist man zunächst zur Ilha Grande,<br />

die dem nahekommt, was sich die meisten<br />

unter einem tropischen Paradies vorstellen:<br />

dichter Regenwald, makellose Strände und<br />

glasklares Wasser. Auf dem Weg nach Süden<br />

macht das Schiff unter anderem in Uruguays<br />

Hauptstadt Montevideo Halt. Und<br />

für Buenos Aires, die vielleicht europäischste<br />

Metropole des Kontinents und Heimat<br />

Fotos: Diego Grandi / Shutterstock, Birdiegal / Shutterstock, marchello74 / Shutterstock, Dmitry Pichugin / Shutterstock, RSSC Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

160<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


In Chile schöpft<br />

die Natur aus<br />

dem Vollen: wilde<br />

Vulkanlandschaften,<br />

tiefblaue Seen und<br />

Jahrtausende<br />

alte Wälder.<br />

des Tango, bleiben sogar zwei ganze Tage,<br />

bevor die Reise endgültig Expeditionscharakter<br />

annimmt.<br />

Die Falkland-Inseln sind bereits ein<br />

einsamer Flecken Erde, der – von wenigen<br />

Kreuzfahrttouristen abgesehen – vor<br />

allem wilden Tieren gehört, die an das<br />

raue Klima im Südatlantik angepasst sind:<br />

Königspinguine, Seeelefanten, Seelöwen,<br />

Schwarzbrauenalbatrosse, sogar Orcas.<br />

Dann wartet das Highlight: die Antarktis,<br />

eine der letzten weitgehend unberührten<br />

Gegenden der Erde, wo der Kapitän vorsichtig<br />

navigiert und Eisberge die Route<br />

diktieren. Die bizarre Landschaft lässt sich<br />

in Zodiac-Schnellbooten entdecken. Der<br />

Rückweg durch die gefürchtete Drake-<br />

Passage mit stürmischem Wind und extrem<br />

hohen Wellen verleidet manchem Gast an<br />

Bord das Abendessen. Spätestens wenn das<br />

Schiff die chilenischen Fjorde ansteuert,<br />

sollte man wieder bei Kräften sein.<br />

<<br />

Majestätisch weiss leuchtet die<br />

«Seven Seas Voyager» im Hafen<br />

von Rio de Janeiro.<br />

SEVEN SEAS VOYAGER<br />

Die «Seven Seas Voyager» von Regent Seven<br />

Seas Cruises verfügt ausschliesslich über<br />

Suiten mit Privatbalkonen, maximal 698<br />

Gäste finden an Bord Platz. In Dienst<br />

gestellt wurde das Schiff bereits 2003.<br />

Die Luxusreederei Regent aus Miami<br />

verfolgt ein All-inclusive-Konzept, das<br />

auch die Landausflüge umfasst, die<br />

auf anderen Kreuzfahrten<br />

ins Geld gehen können.<br />

Bordsprache: Englisch.<br />

rssc.com<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

161


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

IMMER<br />

RICHTUNG<br />

NORDEN<br />

Mal grün, mal gelb, mal lila:<br />

Polarlichter legen sich als<br />

farbige Schleier über den hohen<br />

Norden – ein beeindruckendes<br />

Naturschauspiel.<br />

Foto: Moment RF / Getty Images<br />

162<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


Mit dem Postschiff Richtung Nordkap geht’s vorbei an<br />

spektakulären Fjorden, beschaulichen Fischerdörfchen und<br />

gewaltigen Gletschern, bis man schliesslich die nördlichste<br />

Spitze Europas erreicht. Eine unvergesslische Reise.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

163


eise / PARADIESISCHE ROUTEN<br />

Eine Seereise in den hohen<br />

Norden Europas zählt zu den<br />

Kreuzfahrtklassikern. Am<br />

traditionsreichsten ist die Tour<br />

auf einem der Postschiffe von<br />

Hurtigruten, die schon seit dem Jahr 1893<br />

im Linienverkehr entlang der norwegischen<br />

Küste unterwegs sind. Touristen können in<br />

zwölf Tagen einmal von Bergen über das<br />

Nordkap bis Kirkenes mitfahren – und<br />

wieder zurück.<br />

Auf den 2500 Seemeilen laufen die Schiffe<br />

34 Gemeinden an der Küste an. In manchen<br />

Dörfern legen sie nur eine Viertelstunde<br />

an, um Fracht abzuladen, teils nachts. In<br />

grösseren Orten können die Mitreisenden<br />

an Land gehen. Besonders charmant ist<br />

Ålesund mit seinem Ensemble an bunten<br />

Jugendstilhäusern, auch die Studentenstadt<br />

Trondheim lohnt einen<br />

ausgedehnten Tagesausflug.<br />

Aber natürlich ist es<br />

vor allem die nordische Natur,<br />

die Menschen auf diese Kreuzfahrt<br />

lockt. Der Geirangerfjord mit den Sieben<br />

Schwestern, einem spektakulär schönen<br />

Wasserfall, kommt dem Idealbild nordischer<br />

Wildnis ziemlich nahe. Die Lofoten<br />

nördlich des Polarkreises gleichen einer<br />

Kulisse für epische Sagen, wild und rau<br />

und anmutig tauchen sie am Horizont auf.<br />

Immer weiter nach Norden geht es nach<br />

Tromsø, wo einst Arktisexpeditionen in<br />

See stachen, und weiter zur Insel Kvaløya<br />

mit ihren Rentierherden bis zum Nordkap,<br />

dem nördlichsten Punkt des europäischen<br />

Festlands. Die letzten Kilometer dorthin<br />

überwindet der Bus.<br />

Postschiffe<br />

garantieren auch<br />

während der<br />

strengen Winter<br />

mit unpassierbaren<br />

Strassen die<br />

Versorgung<br />

abgelegener Orte.<br />

Das ganze Jahr über verkehren Hurtigruten-Schiffe<br />

auf der Postschiffroute. Im<br />

Winter sei die Kreuzfahrt zum Nordkap<br />

sogar noch schöner, sagen manche. Rund<br />

um den 70. Breitengrad warten dann alle<br />

sehnsüchtig auf das magische Flimmern<br />

am Himmel: das Leuchten der Polarlichter.<br />

Dafür steht man abends trotz bitterer Kälte<br />

noch lange beseelt an der Reling. Und<br />

morgens, wenn die Sonne beginnt, sich<br />

langsam in den Tag zu schieben, glimmen<br />

die verschneiten Berge rosarot.<br />

<<br />

HURTIGRUTEN<br />

Hurtigruten hat zwar auch Hightech-<br />

Expeditionsschiffe in der Flotte. Bekannt sind<br />

die Norweger aber für ihre Fracht- und Kreuzfahrtschiffe,<br />

die auf der historischen Postschiffroute<br />

zwischen Bergen und Kirkenes<br />

verkehren. Komfort und Ausstattung sind<br />

nicht mit modernen Schiffen zu vergleichen,<br />

für die meisten Gäste wichtiger ist<br />

hier aber ohnehin das Naturerlebnis. Auf<br />

der Postschiffroute steht Gästen aus<br />

dem D-A-CH-Raum ein deutschsprachiges<br />

Expertenteam<br />

an Bord zur Seite.<br />

hurtigruten.de<br />

Fotos: Andrea Klaussner / Hurtigruten, Grisha Bruev / Shutterstock Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

164 falstaff okt <strong>2023</strong>


eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />

Reisen auf Schiffen mit geringer<br />

Passagierzahl gehören zu den aktuellen<br />

Kreuzfahrt-Trends. Die Segeljacht «Sea<br />

Cloud Spirit» mit 136 Betten bietet ein<br />

besonders exklusives Reiseerlebnis.<br />

Foto: Sea Cloud Cruises<br />

166<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


WOHER DER<br />

WIND WEHT<br />

Kreuzfahrten boomen, und die Angebote der<br />

Reedereien werden immer vielfältiger und spezifischer.<br />

Motto: Für jeden Geschmack das passende Schiff.<br />

<strong>Falstaff</strong> hat erkundet, welche Trends sich in den<br />

nächsten Jahren am stärksten entwickeln werden.<br />

TEXT LISA ARNOLD<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

167


eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />

TASTING<br />

TREND<br />

INFO NR. 1<br />

WEITERE BEWERTUNGEN<br />

UND<br />

FLUSS-KREUZ-<br />

BESCHREIBUNGEN<br />

FAHRTEN<br />

FINDEN SIE<br />

AB SEITE 148.<br />

FLUSSKREUZFAHRTEN<br />

(Z)IMMER MIT AUSSICHT<br />

Warum an Land über Strassen düsen, wenn man gemächlich<br />

über den Fluss gleiten kann? Und dank der ständigen Nähe zu<br />

zwei Uferseiten wird der Ausblick dabei nie langweilig.<br />

Stilmix vom Feinsten:<br />

Die <strong>2023</strong> gelaunchte «Viking<br />

Aton» ist ganz und gar<br />

nordisch gestaltet. Ihre<br />

Reisen führen allerdings<br />

über den Nil.<br />

Flüsse sind die Lebensadern der<br />

europäischen Geschichte, denn<br />

alle grossen historischen Städte<br />

liegen an Flüssen (oder selten<br />

auch an Seen). Früher, als der<br />

Warentransport überwiegend per Schiff erfolgte,<br />

war es logistisch auch gar nicht anders<br />

möglich. Ausserdem hatte man so Zugang zu<br />

Trinkwasser und konnte mit der Erhebung<br />

von Brückenzoll Geld in die Stadtkasse spülen.<br />

Es liegt also nahe, sich Europas Traumstädten<br />

vom Wasser aus zu nähern.<br />

Genau dieses Erlebnis bieten Flusskreuzfahrten,<br />

die in gemächlichem Tempo allerlei<br />

sehenswerte Orte anfahren. Dass dabei Flussschleifen<br />

und flachere Gewässer zu bewältigen<br />

sind, hat den angenehmen Nebeneffekt,<br />

dass die Schiffe viel kleiner ausfallen als bei<br />

Hochseekreuzfahrten. Mehr als 200 Gäste<br />

sind an Bord nicht zu erwarten. «Klasse statt<br />

Masse» ist bei Flusskreuzfahrten das Leitmotiv,<br />

denn den wenigen glücklichen Mitfahrern<br />

wird von der doch meistens üppig vorhandenen<br />

Crew viel geboten.<br />

Die in Hamburg ansässige Reederei Riverside<br />

Luxury Cruises wurde erst Ende 2022<br />

gegründet und befährt die europäischen<br />

Fliessgewässer seit April diesen Jahres. Ihre<br />

vier Schiffe – allesamt nach Komponisten benannt<br />

– zeichnen sich vor allem durch hohen<br />

Servicelevel aus. Auf nur vier Gäste kommen<br />

zwei Besatzungsmitglieder – dieses Verhältnis<br />

übertrifft sogar die auf Fünf- Sterne-Schiffen<br />

üblichen fünf bis sechs Gäste pro zwei Crewmitglieder.<br />

Die «Riverside Mozart» gilt als grösstes<br />

und luxuriösestes Schiff auf der Donau.<br />

Vor Corona hatte der damalige Eigentümer,<br />

das US-amerikanische Unternehmen<br />

Crystal Cruises, der ehemalige Trendsetter in<br />

Sachen Flusskreuzfahrten, Millionen Dollar<br />

in ihre Renovierung gesteckt. Bald wurde<br />

das Schiff vom Hamburger Unternehmen<br />

Seaside Hotel Collection übernommen, das<br />

bereits elf Hotels in Städten und am Meer<br />

führt. Für die Inhaber in zweiter Generation,<br />

das Geschwisterpaar Gregor und Anouchka<br />

Gerlach, sind die Schiffe schwimmende<br />

Fotos: Viking Cruises, Belmond, beigestellt<br />

168 falstaff okt <strong>2023</strong>


Das<br />

Panoramadeck<br />

ist der beste<br />

Platz auf der<br />

«Coquelicot».<br />

Im Kreis: Beim<br />

«Excellence<br />

Gourmetfestival»<br />

steht das Essen<br />

im Mittelpunkt.<br />

AN BORD<br />

Riverside Luxury Cruises<br />

riverside-cruises.com<br />

Belmond<br />

belmond.com/boats<br />

Reisebüro Mittelthurgau<br />

mittelthurgau.ch<br />

Viking River Cruises<br />

vikingrivercruises.com<br />

Luxushotels. Statt<br />

Kabinen gibt es<br />

auf der Riverside<br />

Mozart ausschliesslich<br />

Suiten: 81 Stück<br />

mit Grössen zwischen<br />

19 und 82 Quadratmetern<br />

und eigenem Butler. Den 100 bis<br />

150 Passagieren stehen vier Restaurants zur<br />

Auswahl. Das Angebot spiegelt wider, durch<br />

welche Region das Schiff gerade gleitet.<br />

Während die «Mozart» alle sehenswerten<br />

Orte entlang der Donau in verschiedenen<br />

Kombinationen anfährt, sind ihre Schwesterschiffe<br />

«Ravel», «Bach» und «Debussy» am<br />

Rhein, auf der Rhône sowie auf Main, Mosel<br />

und Saône unterwegs.<br />

Ein weiterer verführerischer Neuzugang<br />

findet sich bei Belmond, dem britischen<br />

Spezialisten für Luxusreisen: Auf den<br />

«Venice-Simplon Orient Express» folgte<br />

heuer das Flusskreuzfahrtschiff «Coquelicot»,<br />

das seit Mai fährt. Unter dem Motto<br />

«Wining & Dining» gleitet es durch die<br />

Champagne und nimmt dabei jeweils nur<br />

sechs Gäste in drei geräumigen Suiten mit.<br />

Wie bei den restlichen sechs Belmond-Booten<br />

(Les Bateaux Belmond) gibt es keine<br />

festen Termine für<br />

individuell buchbare<br />

Routen, vielmehr<br />

muss die «Coquelicot»<br />

von einer Gruppe<br />

gechartert werden. Je nach<br />

den persönlichen Vorlieben der<br />

Gäste wird die Champagnerbar an<br />

Bord vor der Reise neu bestückt.<br />

Das Herzstück des Schiffs, das innen<br />

im Art-Nouveau-Stil gestaltet ist, ist das<br />

Hauptdeck: Es verfügt über zwei elegante<br />

Lounges im Freien, eine offene Küche und<br />

einen schattigen Essbereich. Doch genauso<br />

charmant wie das einmalige Wasserfahrzeug<br />

ist die Umgebung. Mit Maison Ruinart, dem<br />

ältesten Champagnerhersteller Frankreichs,<br />

als Partner kann Belmond exklusive Führungen<br />

und Verkostungen auf dem Weingut anbieten.<br />

Und die Küchenchefin des legendären<br />

Hauses, Valérie Radou, verzaubert die Gäste<br />

an Bord der «Coquelicot» mit einem Fünf-<br />

Gänge-Menü.<br />

Dass Spitzenköche auch in schwimmenden<br />

Küchen zu Höchstform auflaufen, beweist<br />

das jährliche «Excellence Gourmetfestival»,<br />

das seit zehn Jahren vom <strong>Schweiz</strong>er<br />

Reisebüro Mittelthurgau organisiert wird.<br />

Über mehrere Wochen im Oktober und November<br />

werden insgesamt 37 Kurzfahrten<br />

mit je einer Übernachtung zwischen Strassburg<br />

und Basel angeboten, die von einem<br />

bekannten Koch oder einer Köchin begleitet<br />

werden. Höhepunkt des Miniurlaubs ist ein<br />

Galaabend mit Ver kostungsmenü, Weinbegleitung<br />

und Livemusik.<br />

AUF DEM NIL –<br />

IM NORDISCHEN STIL<br />

Auf den modernen Schiffen kommt der Inneneinrichtung<br />

eine besondere Bedeutung zu.<br />

Auf Flusskreuzfahrten kann es nämlich auch<br />

Flusstage geben, an denen man die Landschaft<br />

vorbeiziehen sieht. Und das macht in einer<br />

gemütlichen Lounge oder einer heimeligen<br />

Suite am meisten Freude. Man denke nur an<br />

die erst im August <strong>2023</strong> gelaunchte «Viking<br />

Aton», die auf dem Nil verkehrt: Die 41<br />

Staterooms (allesamt aussen) könnten einem<br />

skandinavischen Wohnmagazin entsprungen<br />

sein. Und im Gegensatz zu Hochseekreuzfahrten<br />

wird der Ausblick nie eintönig, weil<br />

immer das Ufer im Blick bleibt. Das ist Entschleunigung<br />

mit Aussicht: Bei Flusskreuzfahrten<br />

lassen sich bekannte Regionen aus<br />

einer neuen Perspek tive entdecken.<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

169


eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />

TASTING<br />

TREND<br />

INFO NR. 2<br />

WEITERE BEWERTUNGEN<br />

UND BESCHREIBUNGEN<br />

KLEIN,<br />

ABER FINDEN OHO SIE<br />

AB SEITE 148.<br />

KLEIN, ABER OHO<br />

NOBLE NUSSSCHALEN<br />

Schiffe mit Platz für weniger als tausend Gäste gelten in der<br />

Welt der Kreuzfahrten als klein. Die exklusivsten Touren<br />

finden mit nur wenigen Hundert Mitreisenden statt.<br />

Während die klassischen<br />

Kreuzer für den<br />

breiten Markt bis zu<br />

7000 Passagiere befördern<br />

können, sind<br />

die Kapazitäten der exklusiveren Wasserfahrzeuge<br />

auf unter 1000 Gäste beschränkt.<br />

Wer mitfährt, geht nicht nur dem üblichen<br />

Gedränge aus dem Weg, sondern geniesst<br />

auch ein grosszügigeres Verhältnis zwischen<br />

Anzahl der Gäste, Grösse der Crew und verfügbarem<br />

Platz auf dem Schiff. Mit anderen<br />

Worten: Auf jeden Gast kommen mehr freie<br />

Quadratmeter und mehr Service.<br />

Seit dem Sommer 2022 fährt die «Evrima»<br />

– eine Superjacht der Ritz-Carlton-<br />

Flotte – in nahe und ferne Traumregionen.<br />

Ob Mittelmeerraum, Barbados, Puerto<br />

Rico oder Rundfahrt an der Küste der USA:<br />

Wer sich eine dieser einwöchigen Kreuzfahrten<br />

gönnt, findet sich in einer Gästeschar<br />

mit nur 298 weiteren Personen wieder.<br />

An Bord stehen fünf Restaurants und<br />

sechs Lounges zur Verfügung, jede Suite hat<br />

Meerblick. Es stehen sogar zweistöckige<br />

Maisonette- Kabinen mit separatem Wohnund<br />

Essbereich zur Auswahl.<br />

Ein exklusives Erlebnis ist auch ein Segeltörn<br />

auf der «Sea Cloud»: Diese Viermastbark<br />

wurde 1931 in Kiel gebaut, und zwar<br />

für Marjorie Merriweather Post (1887–<br />

1973), eine der vermögendsten Amerikanerinnen<br />

ihrer Zeit. Sie selbst wählte die<br />

Einrichtung mit Goldarmaturen, Marmor<br />

im Bad, Möbeln aus Edelhölzern und vielen<br />

weiteren Annehmlichkeiten. Das mondäne<br />

Schiff bietet Platz für 136 Gäste. In der kalten<br />

Jahreszeit durchkreuzt es die Karibik.<br />

Es sind diese schwimmenden Boutiquehotels,<br />

die in der Kreuzfahrtszene derzeit<br />

die höchsten Wellen schlagen: Man geht<br />

davon aus, dass sich ihre Anzahl bis 2030<br />

verdoppelt. Es ist ein Trend, der durch<br />

die Coronapandemie angekurbelt wurde:<br />

Die Reisenden sehnen sich nach Zurückgezogenheit<br />

und gleichzeitig nach unvergesslichen<br />

Erlebnissen, am besten vor der<br />

Kulisse einmaliger Landschaften. Kleine<br />

Schiffe können das leisten, weil sie an<br />

abgelegene Häfen herankommen, die die<br />

grossen Kreuzer nicht aufnehmen können.<br />

Den Rekord als kleinstes Kreuzfahrtschiff<br />

der Welt hält übrigens die «Celebrity<br />

Xploration» mit nur acht Kabinen, gefolgt<br />

von der «Safari Quest» von UnCruise Adventures<br />

– auf ihr fahren 22 Gäste und elf<br />

Crewmitglieder.<br />

<<br />

AN BORD<br />

The Ritz-Carlton Yacht Collection<br />

ritzcarltonyachtcollection.com<br />

Sea Cloud<br />

seacloud.com<br />

Celebrity Cruises<br />

celebritycruises.de<br />

UnCruise Adventures<br />

uncruise.com<br />

Die edel eingerichtete<br />

«Sea Cloud» nimmt<br />

Gäste, die sich das<br />

Besondere wünschen,<br />

mit auf einen Segeltörn<br />

in der Karibik.<br />

Fotos: Sea Cloud Cruises<br />

170 falstaff okt <strong>2023</strong>


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eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />

TASTING<br />

TREND<br />

INFO NR. 3<br />

WEITERE BEWERTUNGEN<br />

KREUZFAHRT<br />

UND BESCHREIBUNGEN<br />

ALS<br />

EXPEDITION<br />

FINDEN SIE<br />

AB SEITE 148.<br />

KREUZFAHRT ALS EXPEDITION<br />

GANZ NAH AN DEN ELEMENTEN<br />

Steckt nicht in jedem von uns ein neugieriger Forscher, der hin und wieder aus dem Alltag<br />

aussteigen und auf eine Expedition aufbrechen möchte? Hochmoderne, komfortable Schiffe<br />

ermöglichen unvergessliche Abenteuer, ohne dafür seine Gesundheit riskieren zu müssen.<br />

Der führende Anbieter von Expeditionskreuzfahrten<br />

ist die norwegische<br />

Reederei Hurtigruten.<br />

Was 1893 als Postschiffroute<br />

(«hurtig» heisst «schnell») entlang<br />

der norwegischen Westküste begann, ist<br />

heute eine weltbekannte Touristenattraktion.<br />

Weil die Kapazitäten in der kalten Jahreszeit<br />

aber nicht ausgelastet sind, setzt die Reederei<br />

ihre modernsten Schiffe seit etwa 20 Jahren<br />

auch für Expeditionskreuzfahrten auf der<br />

Südhalbkugel ein: 2002 steuerte die 211<br />

Kabinen starke «Nordnorge» erstmals die<br />

Antarktis an, kurz darauf ging es von Nordnorwegen<br />

nach Argentinien.<br />

Während Urlaubskreuzer ihre Gäste in der<br />

Zeit zu Wasser mit Erlebnisbädern, Glücks-<br />

spielen und Broadwayshows unterhalten,<br />

lauschen die Teilnehmer der Expeditionsseereisen<br />

Vorträgen von Fachleuten und erfahren<br />

Wissenswertes über Orte und Landschaften<br />

entlang der Route. So tauchen sie auch<br />

gedanklich tief in die Region ein und lernen,<br />

sie mit neuen Augen zu sehen. Und was man<br />

besser kennt, schliesst man bekanntlich auch<br />

leichter ins Herz.<br />

Mit der Premiere der «Nordnorge» am<br />

Südpol begann für Hurtigruten eine neue<br />

Ära. Die Flotte der Expeditionsschiffe ist<br />

mittlerweile auf acht Fahrzeuge angewachsen.<br />

Die jüngsten Neuzugänge heissen «Roald<br />

Amund sen» und «Fridtjof Nansen»: Die<br />

nach den grössten norwegischen Entdeckern<br />

benannten Zwillingsschiffe wurden zwischen<br />

2019 und 2020 gebaut, sind aber erst<br />

seit der Saison 2022 regelmässig im Einsatz:<br />

in der Antarktis, um die Inselgruppe Spitzbergen,<br />

in Alaska und bei den artenreichen<br />

Galapagos-Inseln. Und die Durchfahrung<br />

der Nordwestpas sage – von Island über<br />

Grönland nach Kanada – bietet Einblicke in<br />

besonders wilde und abgelegene Gebiete. Als<br />

Expeditionsschiff der neuen Generation hat<br />

die «Fridtjof Nansen» ein zweigeschossiges<br />

Aussichtsdeck, eine thematisch passende Bibliothek<br />

und ein Sciencecenter mit modernster<br />

Technologie, das Wissen greifbar und<br />

verständlich aufbereitet.<br />

Weil die Hurtigruten-Schiffe die faszinierendsten<br />

Ecken der Erde nicht nur erreichbar<br />

machen, sondern auch schützen wollen,<br />

Der «Fjord der Ewigkeit»<br />

im Süden Grönlands liegt<br />

an der Route mehrerer<br />

Sommerkreuzfahrten von<br />

Hurtigruten Expeditions.<br />

Fotos: Ted Gatlin / Hurtigruten, Andrea Klaussner / Hurtigruten, mauritius images / age fotostock / Michael S. Nolan, Clara Tuma / Hurtigruten<br />

172<br />

falstaff<br />

okt <strong>2023</strong>


AN BORD<br />

Hurtigruten Expeditions<br />

hurtigruten.com/de-de/expeditions<br />

Lindblad Expeditions<br />

world.expeditions.com<br />

Quark Expeditions<br />

quarkexpeditions.com<br />

In der Arktis zeigen sich Eisberge, auf<br />

der Südhalbkugel unter anderem<br />

antarktische Seebären.<br />

haben sie Hybridantrieb, der mit dieselelektrischem<br />

und reinem Elektroantrieb funktioniert.<br />

Der Trend hin zu Abenteuerkreuzfahrten<br />

geht nämlich Hand in Hand mit<br />

einem stärkeren Umweltbewusstsein bei den<br />

Passagieren. Perspektivisch will Hurtigruten<br />

vollkommen emissionsfrei fahren. Schweröl<br />

wird seit zehn Jahren nicht mehr verwendet,<br />

und auch Produkte aus Einwegplastik sind<br />

von den Schiffen verbannt – eine Weltpremiere<br />

unter den Reiseanbietern dieser Grössenordnung.<br />

NORDISCHER ENTDECKERGEIST<br />

IN AMERIKA<br />

Doch Hurtigruten ist bei Weitem nicht der<br />

einzige Anbieter von Expeditionen. Einige<br />

weitere haben in den USA ihre Basis, darunter<br />

die Reederei Lindblad Expeditions. Sie<br />

wurde – wenig überraschend – von einem<br />

gebürtigen Schweden namens Lars-Eric<br />

Lindblad (1927–1994) gegründet. Seit 2004<br />

besteht eine exklusive Zusammenarbeit<br />

mit National Geographic: Auf den Schiffen<br />

kommen Expeditionsleiter, Naturforscher<br />

und Historiker von Lindblad mit Wissenschaftern<br />

und Filmemachern von National<br />

Eine «Expedition Suite»<br />

mit Balkon auf der «Fridtjof<br />

Nansen», dem neuesten Schiff<br />

der Hurtigruten-Flotte.<br />

Geographic zusammen. Die Passagiere können<br />

von den Profis sogar das Handwerk der<br />

Naturfotografie erlernen. Die in Deutschland<br />

gebaute «National Geographic Orion»<br />

bietet mit nur 53 Kabinen ein intimes Reiseerlebnis,<br />

bei dem die Gäste leicht in Kontakt<br />

mit den Experten kommen können. Sie ist<br />

vor allem im Südpazifik unterwegs, beispielsweise<br />

in Polynesien.<br />

Wer sich zu den Erdpolen hingezogen<br />

fühlt, ist bei Quark Expeditions gut aufgehoben.<br />

Die in Seattle ansässige Reederei<br />

ist seit 1991 auf Polarfahrten spezialisiert.<br />

Ihr Fuhrpark umfasst vier Schiffe, die alle<br />

mit weniger als 200 Gästen unterwegs<br />

sind. Ausserdem kann man mit einem<br />

authentischen Eisbrecher fahren: Die<br />

«50 Years of Victory» bewältigt bis<br />

zu 2,5 Meter dicke Eisschichten.<br />

Beim zweiwöchigen «Ultimate Arctic<br />

Adventure» ist neben Wandern und<br />

Ausfahrten im Festrumpfschlauchboot<br />

auch «Flightseeing» inklusive:<br />

Ausflüge an «Land» per Helikopter.<br />

Fridtjof Nansen musste Grönland im Jahr<br />

1888 noch auf Ski überqueren.<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

173


eise / KREUZFAHRT-TRENDS<br />

TASTING<br />

TREND<br />

INFO NR. 4<br />

WEITERE BEWERTUNGEN<br />

UND BESCHREIBUNGEN<br />

CRUISING<br />

FINDEN SOLOSIE<br />

AB SEITE 148.<br />

ALLEIN AUF HOHER SEE<br />

CRUISING SOLO<br />

Vom schrägen Vogel zum Trendsetter: Alleinreisende auf<br />

Kreuzfahrten haben sich in wenigen Jahren zu einer wichtigen<br />

Zielgruppe entwickelt und werden mit exklusiven Angeboten bedacht.<br />

Die Norwegian Cruise Line<br />

war die erste Reederei, die<br />

dezidierte Einzelkabinen<br />

designt und eingerichtet hat.<br />

Mittlerweile gibt es für Solo-<br />

Reisende auch Lounges.<br />

AN BORD<br />

Norwegian Cruise Line<br />

ncl.com/de<br />

Celebrity Cruises<br />

celebritycruises.de<br />

Bisher schienen Kreuzfahrten<br />

Paaren und Familien vorbehalten<br />

zu sein, doch nun entdecken<br />

immer mehr Alleinreisende<br />

das sanfte Abenteuer auf hoher<br />

See für sich. Dabei waren es ausgerechnet<br />

die Entwicklungen in der Corona-Zeit,<br />

die ihnen in die Hände gespielt haben: Bis<br />

dahin wurden Passagiere, die solo unterwegs<br />

waren, mit Einzelzimmerzuschlägen<br />

bestraft, die zwar verständlich sind, aber<br />

dennoch bitter aufstossen. Als aber plötzlich<br />

niemand mehr mitfahren wollte, liessen<br />

viele Reedereien von diesen Zusatzkosten<br />

ab, um einen Anreiz zu schaffen. Aus<br />

dieser Aktion hat sich ein Trend entwickelt:<br />

Mittlerweile werden Alleinreisende nicht<br />

mehr bloss «geduldet», sondern mit neuen<br />

Angeboten bedacht, die nur ihnen vorbehalten<br />

sind.<br />

Die Norwegian Cruise Line hat das Potenzial<br />

zuerst bemerkt: Auf der 2010 vom<br />

Stapel gelassenen «Norwegian Epic» gab<br />

es die ersten Einzelkabinen, die als solche<br />

konzipiert sind – ganze 128 Stück. Damit<br />

die Gäste alleine, aber nicht einsam reisen,<br />

gibt es für sie eine eigene Lounge. Seitdem<br />

hat sich das Konzept weiterentwickelt, und<br />

auch die 2022 gebaute «Norwegian Prima»<br />

hat gemütliche Kabinen für einsame Seewölfe.<br />

Diese «Studios» bilden eine eigene<br />

Kategorie unter den Staterooms. Auf acht<br />

Quadratmetern haben Bett und Bad Platz;<br />

als externes Wohnzimmer dient die Studio<br />

Lounge mit viel Holz und gedämpftem<br />

Licht.<br />

Auch im Luxussegment stellen sich die<br />

Reedereien auf mehr Alleinreisende ein.<br />

Die ebenfalls 2022 gelaunchte «Celebrity<br />

Beyond» trägt immerhin 32 Edge Single<br />

Staterooms (von insgesamt 1626 Kabinen).<br />

Und die sind nicht etwa irgendwo<br />

im Innenbereich versteckt, sondern haben<br />

allesamt die verglaste Fensterfront namens<br />

«Infinite Veranda».<br />

Die meisten Reedereien haben den Trend<br />

bemerkt und zeigen beim Ausstatten neuer<br />

Schiffe die ebenfalls neue Sichtweise auf<br />

Alleinreisende: Statt halben Portionen stellen<br />

sie eine eigenständige Zielgruppe dar.<br />

Sie wählen das Reiseformat der Kreuzfahrt,<br />

weil es ihnen Sicherheit bietet – eine gute<br />

Basis, um die eigene Komfortzone schrittweise<br />

zu verlassen. <<br />

Foto: Norwegian Cruise Line<br />

174 falstaff okt <strong>2023</strong>


LEUKERBAD<br />

WELLNESS 365 IN DER<br />

DESTINATION LEUKERBAD<br />

Wellness im Herbst:<br />

die Magie von Leukerbad entdecken.<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

Der Herbst ist eine Zeit der Veränderung,<br />

eine Zeit, in der die<br />

Natur in ein warmes Farbenspiel<br />

eintaucht und die Gedanken<br />

sanft zur Ruhe kommen. Die Blätter<br />

fallen, die Temperaturen sinken, und der<br />

Herbst schleicht sich langsam ein. Doch in<br />

Leukerbad, dem idyllischen Ort inmitten<br />

der <strong>Schweiz</strong>er Alpen, bedeutet der Herbst<br />

eine Zeit der Erneuerung und Entspannung.<br />

Inmitten der atemberaubenden Bergkulisse<br />

offenbart sich ein reiches Repertoire an<br />

Erlebnissen für Wellness-Enthusiasten,<br />

Weinliebhaber und Feinschmecker gleichermassen.<br />

WELLNESS<br />

FÜR KÖRPER & SEELE:<br />

ENTSPANNUNG IN DEN<br />

THERMALBÄDERN<br />

Das Herzstück von Leukerbad sind seine<br />

heissen Thermalquellen. Das warme,<br />

mineralreiche Wasser sprudelt aus den Tiefen<br />

der Erde und verspricht eine angenehme<br />

Erholung für Körper und Geist. Das Wasser<br />

der Thermalquellen wirkt wohltuend auf<br />

Muskeln und Gelenke, während man die<br />

malerische Berglandschaft im Hintergrund<br />

bewundert – in dieser entspannenden<br />

Umgebung kann man getrost den<br />

Alltagsstress hinter sich lassen.<br />

WELLNESSANWENDUNGEN<br />

FÜR PURE ENTSPANNUNG<br />

Neben den Thermalbädern und Saunen bieten<br />

die Wellness-Einrichtungen in Leukerbad<br />

eine breite Palette von Anwendungen.<br />

Hier kann man sich von professionellen<br />

Therapeuten verwöhnen lassen und neue<br />

Energie tanken. Die Auswahl ist vielfältig<br />

und sorgt dafür, dass man sich danach wie<br />

neugeboren fühlt.<br />

DIE GOLDENE UMARMUNG DER<br />

NATUR: HERBSTLICHE PANO­<br />

RAMEN IN LEUKERBAD<br />

Das Beste am Herbst in Leukerbad sind zweifellos<br />

die atemberaubenden Landschaften. Die<br />

umliegenden Berge und das Rhonetal erstrahlen<br />

in warmen Herbstfarben, die klare Bergluft<br />

belebt die Sinne. Bei Wanderungen oder<br />

Spaziergängen kann man die Schönheit der<br />

Natur in ihrer reinsten Form entdecken.<br />

QUELLEN ZUM GREIFEN NAH<br />

Der Thermalquellensteg, majestätisch über<br />

600 Meter in der wilden Dalaschlucht,<br />

bietet dramatische und poetische Herbstimpressionen.<br />

Besucher können das warme<br />

Thermalwasser aus Quellen in der Nähe<br />

selbst ziehen und auf einer beeindruckenden<br />

Hängebrücke den tosenden 35-Meter-<br />

Wasserfall erleben – eine herbstliche<br />

Naturerfahrung der Extraklasse.<br />

PRODUKTEMPFEHLUNG «UNSER TIPP:<br />

DIE LEUKERBAD SUMMER CARD» *<br />

Mit dem einzigartigen Kombi-Abo Leukerbad<br />

Summer Card profitieren Gäste von den öffentlichen<br />

Thermalbädern sowie von den Bergbahnen:<br />

In den Thermalquellen entspannen und<br />

die herbstliche Pracht der Walliser Alpen von<br />

den Gipfeln aus erleben – die perfekte Kombination<br />

für einen unvergesslichen Herbsturlaub.<br />

INFO<br />

Leukerbad Summer Card<br />

leukerbad.ch/summercard<br />

* Summer Card gültig bis zum 29.10.<strong>2023</strong>, Winter Card ab 16.12.<strong>2023</strong> bis 07.04.2024<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 175


DAS ABENTEUER<br />

K ANN BEGINNEN<br />

Mit großer Entdeckungslust legte Hurtigruten Expeditions bereits im Jahr 1896<br />

den Grundstein für die ersten Seereisen mit Expeditionsgedanken. Heute blickt<br />

das Unternehmen auf fast 130 Jahre norwegischer Pioniergeschichte zurück<br />

und gilt weltweit als führender Anbieter von Expeditions-Seereisen.<br />

176 falstaff okt <strong>2023</strong>


HURTIGRUTEN EXPEDITIONS<br />

Riesige Eisberge funkeln in verschiedenen<br />

Schattierungen von<br />

Blau. Majestätisch erheben sie<br />

sich in der endlosen Weite der<br />

vereisten Landschaft: Die Antarktis pulsiert<br />

vor Leben, bevölkert von zahllosen Pinguinen,<br />

Robben und Walen. Hier ein Knacken,<br />

dort ein dumpfes Grollen aus der Ferne. Es<br />

wird immer lauter. Sie werden Zeuge, wie<br />

das Eis vom Gletscher abbricht. Ihre Reise<br />

mit Hurtigruten Expeditions an Bord<br />

der weltweit ersten Hybrid-Expeditionsschiffe<br />

führt Sie auf eine<br />

nachhaltige Entdeckungstour.<br />

Die Expeditionsschiffe «MS<br />

Roald Amundsen» und «MS<br />

Fridtjof Nansen» sind weltweit<br />

führend bei nachhaltigen Seereisen.<br />

Mit fortschrittlichen<br />

Technologien, strenger Umweltkonformität<br />

und hochwertigen<br />

Annehmlichkeiten bieten sie elegante<br />

und komfortable Reiseerlebnisse. Diese<br />

Hybridschiffe setzen neue Maßstäbe für<br />

eine umweltschonende Seefahrt und beweisen,<br />

dass Hybridantriebe auch bei großen<br />

Schiffen effizient genutzt werden können.<br />

Spannende Vorträge über Wissenschaft,<br />

Umweltschutz und die Geschichte der<br />

Antarktis sowie Wanderungen durch eisige<br />

Landschaften sind fixer Bestandteil einer<br />

Antarktis-Reise mit Hurtigruten Expeditions.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Werner Kruse; Espen Mills; Dan Avila; Hurtigruten Oscar Farrera; beigestellt<br />

WARUM DIE ANTARKTIS?<br />

Beobachten Sie furchtlose Pinguine, Robben<br />

und Seevögel und lassen Sie sich von den<br />

faszinierenden Begegnungen von der Tierwelt<br />

des Südlichen Ozeans verzaubern, darunter<br />

majestätische Kolonien von Königspinguinen.<br />

Erkunden Sie die eisigen Weiten<br />

des kältesten, wildesten Kontinents der Erde<br />

und tauchen Sie ein in die einzigartigen<br />

Meereswelten des Südpolarmeers mit seinen<br />

monumentalen Tafeleisbergen, grollenden<br />

Gletschern und massiven Eisschollen. Erleben<br />

Sie hautnah die Geschichte dieses unberührten<br />

Kontinents, der nie von Menschen<br />

besiedelt wurde, und erfahren Sie mehr über<br />

die Entdecker, Walfänger und Wissenschafter,<br />

die sich trotz der unwirtlichen Umgebung<br />

der Herausforderung stellten, den<br />

Siebten Kontinent zu erkunden, auszubeuten<br />

und zu erforschen. Tauchen Sie in informative<br />

Vorträge ein, die internationale Forschungsprojekte,<br />

Umweltschutz und die<br />

Geschichte der Antarktis beleuchten. Und<br />

wenn Sie Interesse haben, können Sie sich<br />

aktiv an wissenschaftlichen Forschungsprogrammen<br />

beteiligen. Das deutschsprachige<br />

Expeditionsteam begleitet Sie, und das<br />

Schiff bietet Ihnen komfortable Außenkabinen,<br />

viele davon mit Balkon. Genießen Sie<br />

Vollpension mit Tischgetränken, Snacks am<br />

Vor- und Nachmittag sowie kostenloses<br />

WLAN an Bord.<br />

INFO<br />

Mehr erfahren unter:<br />

T: +49 40 79769188<br />

Hurtigruten GmbH<br />

Große Bleichen 23, 20354 Hamburg<br />

Veranstalter der Reisen ist die Hurtigruten<br />

Global Sales AS, Langkaia 1, 0150 Oslo, Norwegen<br />

HURTIGRUTEN EXPEDITIONS<br />

Ihr Angebot für 2024/2025:<br />

15 Tage Antarktis an Bord der «MS Fridtjof<br />

Nansen» ab 9.068 Euro p. P. inkl. Flug und<br />

500 Euro Bordguthaben*<br />

Ihre Vorteile:<br />

• Flug ab/bis Deutschland<br />

• 500 Euro Bordguthaben<br />

• Deutschsprachiges Expeditionsteam<br />

• Täglicher Landausflug<br />

• Vollpension mit Getränken<br />

* Pro Kabine bei Doppelbelegung und Buchung bis 30. 11. <strong>2023</strong>.<br />

Limitiertes Kontingent.<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff<br />

177


eise / DIE ZUKUNFT DER LUXUSLINER<br />

NACHHALTIGKEIT:<br />

BLAUE WELLEN,<br />

GRÜNE ZIELE<br />

Die Welt der Premiumkreuzfahrten steht vor dem grössten<br />

Wandel, den die Branche je erfahren hat. Neue Schiffe verändern<br />

die Standards in puncto Grösse und Luxus, während das Thema<br />

Nachhaltigkeit gleichzeitig massiv an Bedeutung gewinnt.<br />

Der Schutz von Fauna und Flora sowie der Erhalt der lokalen<br />

Strukturen in den angelaufenen Regionen gehören dabei<br />

zu den wichtigsten Zielen der Kreuzfahrtunternehmen.<br />

TEXT ANTHONY TORNO<br />

Foto: Dietmar Denger / laif / picturedesk.com<br />

178 falstaff okt <strong>2023</strong>


Die Umwelt vergisst nicht: Der Einfluss, den<br />

Kreuzfahrten auf Tier- und Pflanzenwelt<br />

haben, sollte nicht unterschätzt werden. Immer<br />

mehr Reedereien bemühen sich daher, ihren<br />

ökologischen Fussabdruck zu verringern.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

179


eise / DIE ZUKUNFT DER LUXUSLINER<br />

Die private Insel Bahamas CocoCay<br />

wurde von der Reederei Royal Caribbean<br />

Group zu einem Vergnügungspark<br />

umgestaltet, gleichzeitig unterliegt sie<br />

strengsten Umweltschutzregeln<br />

und ist ein Meeresschutzgebiet.<br />

K<br />

reuzfahrten sind<br />

eine der elegantesten<br />

und faszinierendsten<br />

Arten des Unterwegsseins.<br />

Galten sie früher<br />

als Synonym für luxuriöses Reisen<br />

schlechthin, so hat sich das Angebot inzwischen<br />

längst diversifiziert. Klassische<br />

Luxusdampfer interpretieren heute die<br />

Eleganz vergangener Tage neu, während<br />

moderne Kreuzfahrtschiffe entspannte,<br />

aber dennoch nicht minder hochklassige<br />

Atmosphäre versprechen. Und die gigantischen<br />

Megaliner diverser Reedereien für<br />

5000 oder noch mehr Passagiere bieten<br />

ohnedies für jeden Geschmack etwas, eine<br />

bunte Vielfalt an Aktivitäten und Unterhaltung<br />

an Bord, beinahe so, als hätte man<br />

eine Shoppingmall, ein Entertainmentcenter,<br />

ein Megafreibad und ein 3000-Betten-Hotel<br />

in eine Hülle gesteckt und aufs<br />

Wasser gelegt.<br />

Jedoch ist das Image der Branche in den<br />

letzten Jahren auch gehörig in die Kritik<br />

geraten. Den Giganten wird vorgeworfen,<br />

die Meere zu verschmutzen, Unmengen an<br />

oft besonders schädlichen Treibstoffen zu<br />

verbrennen, den Massentourismus auch<br />

an entlegenste Orte zu bringen und deren<br />

soziales Gefüge dadurch nachhaltig zu<br />

gefährden und generell die Umwelt durch<br />

einen megalomanischen ökologischen<br />

Fussabdruck massiv zu schädigen. Wurden<br />

derartige Vorhaltungen früher meist einfach<br />

weggeschwiegen, zwingt der Megatrend<br />

Nachhaltigkeit die Branche mittlerweile<br />

zum Umdenken. Und so setzen<br />

einige Reedereien inzwischen auf<br />

die grösstmögliche Minimierung<br />

der schädlichen Auswirkungen ihres<br />

Business auf die Natur und deren<br />

Bewohner an Land und im Wasser.<br />

DER ABENTEURER<br />

Hapag-Lloyd Cruises, eine Tochterfirma<br />

von TUI, ist eine der renommiertesten Marken<br />

für Expeditionsreisen. Ihr exklusives<br />

Expeditionsschiff «Hanseatic Spirit» wurde<br />

im Jahr 2021 in Norwegen gebaut und ist<br />

das jüngste von drei Schwesterschiffen, zu<br />

denen auch die «Hanseatic Nature» und<br />

die «Hanseatic Inspiration» gehören. Mit<br />

Platz für 230 Gäste auf sieben Decks bietet<br />

die «Hanseatic Spirit» Expeditionsreisen<br />

auf Fünf-Sterne-Niveau. Ein besonderer<br />

Schwerpunkt im Programmangebot liegt<br />

dabei auf der Wissensvermittlung für umweltbewusste<br />

Gäste. Mit Experten-Key notes<br />

und entsprechender Fachliteratur in den<br />

Bücherregalen der Bordbibliothek haben<br />

Interessierte die Möglichkeit, sich während<br />

Fotos: Royal Caribbean International, SaltedLife / Shutterstock, Stone RF / Getty Images<br />

180 falstaff okt <strong>2023</strong>


EINER DER<br />

SCHWERPUNKTE<br />

VIELER REEDEREIEN<br />

LIEGT AUF DER<br />

BEWUSSTSEINSBILDUNG<br />

FÜR PASSAGIERE.<br />

ihrer Expeditionsfahrt intensiv mit der Umwelt<br />

und den Besonderheiten der bereisten<br />

Regionen auseinanderzusetzen.<br />

DIE KÖNIGIN<br />

Die Reederei Regent Seven Seas gehört mit<br />

ihren Seven-Seas-Cruisern zu den Spitzenreitern<br />

der Branche, und Ende <strong>2023</strong> wird<br />

mit der «Seven Seas Grandeur» ein weiteres<br />

Prachtstück in See stechen. Mit 224 Metern<br />

Länge und Platz für 750 Gäste auf 20 Decks<br />

setzt dieser neue Super-Cruiser Massstäbe in<br />

Sachen Komfort und Raumangebot. Die 375<br />

Suiten mit Grössen von 20 bis 271 Quadratmetern<br />

bieten den Gästen grosszügig<br />

bemessene Rückzugsorte.<br />

Im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms<br />

«Sail and Sustain» legt der Mutterkonzern<br />

der Regent-Schiffe, Norwegian<br />

Cruise Line, besonderen Fokus auf umweltschonende<br />

Massnahmen, darunter auch<br />

innovative Schritte im Wassermanagement.<br />

Moderne Hochdruckpumpen, Wasserfilter<br />

und Aufbereitungsanlagen ermöglichen<br />

etwa die Umwandlung von Salzwasser in<br />

Süsswasser. So müssen die Ozeanriesen<br />

in den Häfen kein Wasser mehr tanken,<br />

in den Destinationen bleibt das ohnedies<br />

meist knappe Trinkwasser bei der lokalen<br />

Bevölkerung.<br />

LAS VEGAS AUF DEM MEER<br />

Die Royal Caribbean Group, einer der<br />

grössten Player der Branche, baut mit der<br />

«Utopia of the Seas» aktuell ein wahres<br />

Wunderwerk der modernen Schifffahrt. Mit<br />

18 Decks, Platz für 5668 Passagiere und<br />

2000 Crewmitglieder bietet das Schiff eine<br />

schier unüberblickbare Palette an möglichen<br />

Aktivitäten, darunter 17 Wasserrutschen,<br />

einen Surfsimulator oder eine<br />

Zipline über das gesamte Deck. Für die<br />

gastronomischen Highlights sorgen 40 Restaurants<br />

und 21 Bars mit Livemusik, dazu<br />

unterschiedlichste Showprogramme.<br />

Jedes Schiff der Royal Caribbean Group<br />

kann auf CocoCay in den Bahamas anle-<br />

<<br />

Korallenriffe<br />

gehören zu den<br />

empfindlichsten<br />

Lebensräumen unter<br />

Wasser. Entsprechend<br />

rigoros sollten<br />

diese einzigartigen,<br />

farbenprächtigen<br />

Biotope vor den<br />

Auswirkungen des<br />

Schiffsverkehrs<br />

geschützt werden.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

181


eise / DIE ZUKUNFT DER LUXUSLINER<br />

<<br />

gen, einer Privatinsel der Reederei, die an<br />

Vergnügungsparks wie Disneyland erinnert.<br />

Falls die Unterhaltungsmöglichkeiten an<br />

Bord für Passagiere nicht ausreichen, bietet<br />

die Insel zusätzliche Attraktionen. Unabhängig<br />

davon gelten für dieses private Atoll der<br />

Luxusreederei strenge Umweltschutzregeln,<br />

und es gilt als Meeresschutzgebiet.<br />

Die Caribbean-Gruppe unternimmt aber<br />

noch weitere Schritte, um einen Beitrag<br />

zum Umweltschutz zu leisten. Jüngstes<br />

Beispiel ist das im Herbst 2022 eröffnete<br />

Kreuzfahrtterminal in Galveston, Texas.<br />

Es ist der erste Hafen weltweit, der 100<br />

Prozent seiner benötigten Energie aus einer<br />

Fläche von insgesamt 30.000 Quadratmetern<br />

mit Solarpaneelen bezieht. Dieses<br />

Terminal hat die prestigeträchtige LEED-<br />

DER KREUZFAHRT-<br />

HAFEN IN<br />

GALVESTON BEZIEHT<br />

BEREITS 100 PROZENT<br />

SEINES STROMS AUS<br />

SOLARPANEELEN.<br />

Zertifizierung<br />

(Leadership<br />

in Energy and<br />

Environmental<br />

Design) erhalten,<br />

ein Label, das<br />

bei internationalen<br />

Investoren hoch<br />

geschätzt wird.<br />

DER NEWCOMER<br />

Im Jahr 2022 verkündete der Hotelgigant<br />

Ritz-Carlton seinen Einstieg in die Welt der<br />

Megajachten und stellte damit die Weichen<br />

für eine neue Dimension des exklusiven<br />

Reisens. Die erste Jacht dieser neuen Flotte<br />

trägt den Namen «Evrima», der aus dem<br />

Griechischen stammt und «Entdeckung»<br />

bedeutet. Die «Evrima» bietet Platz für<br />

298 Gäste in insgesamt 149 Suiten, jede mit<br />

einer eigenen Terrasse. Was diese Luxusjacht<br />

jedoch wirklich auszeichnet, ist die<br />

Übertragung des typischen Ritz- Carlton-<br />

Hotel-Feelings auf das Wasser. Jede Suite<br />

wird, wenn gewünscht, von einem persönlichen<br />

Butler betreut, der für das Wohlergehen<br />

seiner Gäste sorgt. Eine weitere<br />

bemerkenswerte Eigenschaft der «Evrima»<br />

ist Familienfreundlichkeit. An Bord wird<br />

Mit der Natur, nicht<br />

gegen sie: Das<br />

Beobachten von<br />

Meerestieren in<br />

ihren natürlichen<br />

Lebensräumen<br />

gehört auch für<br />

Schiffspassagiere<br />

zu den<br />

eindrucksvollsten<br />

Erlebnissen.<br />

nicht nur Unterhaltung für Kinder geboten,<br />

sondern auch ein pädagogisches Programm<br />

offeriert, das auf vier Säulen basiert: Meeresleben,<br />

lokale Kultur, nautische Navigation,<br />

Umweltbewusstsein. Ritz-Carlton legt<br />

grossen Wert darauf, dass bereits die jüngsten<br />

Gäste nicht bloss unterhalten werden,<br />

sondern auch Werte und Wissen für die<br />

Zukunft vermittelt bekommen. Damit zeigt<br />

das Unternehmen, wie Luxus und Bildung<br />

miteinander verschmelzen können, während<br />

man die Welt auf einer der nobelsten<br />

Jachten erkundet.<br />

DIE VORREITERIN<br />

Die «MSC Euribia» von MSC Cruises<br />

hat erst im Juni <strong>2023</strong> ihre Jungfernfahrt<br />

angetreten. Benannt nach der griechischen<br />

Auch wenn ein Luxusliner im<br />

Hafen anlegt, bleiben alle mit<br />

fossilen Brennstoffen befeuerten<br />

Stromgeneratoren in Betrieb. Das soll<br />

sich mit neuen Hafenkonzepten ändern.<br />

RUEFA:<br />

KREUZFAHRTEN<br />

WEITER IM<br />

TREND<br />

Die Kreuzfahrtbranche blickt zuversichtlich<br />

in die Zukunft. Alle Prognosen sagen ein Umsatzwachstum<br />

auf Vor-Corona-Niveau voraus.<br />

Besonders erfreulich zeige sich diese Entwicklung<br />

bei den Kreuzfahrten im west lichen<br />

und östlichen Mittelmeer, konstatiert die Geschäftsführung<br />

von Ruefa, das österreichweit<br />

mehr als 70 Reisebüros betreibt. Kreuzfahrten<br />

konnten sich zuletzt bereits als Alternative<br />

zum stationären Urlaub und besonders bei<br />

Familien bestens positionieren und lieferten<br />

ein Umsatzplus von 50 Prozent gegenüber<br />

dem Sommer 2022; im «Destinationsranking»<br />

belege die Kreuzfahrt Platz sechs. Für den<br />

Winter sieht man bei Ruefa Destinationen<br />

vor allem im Norden im Trend. Hier verzeichnete<br />

man zuletzt ebenfalls einen deutlichen<br />

Nachfrageschub.<br />

Fotos: Scupix / Shutterstock, Bäcker Stephan / Lookphotos / picturedesk.com, Sea Cloud Cruises<br />

182 falstaff okt <strong>2023</strong>


Nahezu ganz ohne fossile Treibstoffe fährt die<br />

«Sea Cloud» über die Weltmeere. Der Luxusliner<br />

setzt auf Windantrieb und damit auf das<br />

ursprünglichste aller Schifffahrtserlebnisse.<br />

Meeresgöttin Eurybia, zu Deutsch «die<br />

Gewaltige», trägt sie diesen Namen vollkommen<br />

zu Recht, da sie Platz für mehr<br />

als 6300 Passagiere in 2.419 Kabinen auf<br />

zehn Decks bietet. Die Atmosphäre an<br />

Bord ist locker, leger und familienfreundlich,<br />

wodurch sie ein breites Publikum anspricht.<br />

Was MSC (Mediterranean Shipping<br />

Company) besonders auszeichnet, ist das<br />

Engagement für umweltfreundliche Schiffsreisen.<br />

Die Reederei mit Sitz in Genf legt<br />

grossen Wert auf das Verhältnis zwischen<br />

Energieverbrauch und Effizienz mit dem<br />

Ziel, die gesamte Flotte bis zum Jahr 2050<br />

klimaneutral zu machen.<br />

BEINAHE JEDE<br />

RENOMMIERTE<br />

REEDEREI HAT SICH<br />

UMWELTBEWUSSTEN<br />

ZIELEN VERSCHRIEBEN.<br />

Die «MSC Euribia» verfügt über einen<br />

Liquefied-Natural-Gas(LNG)-Antrieb, ein<br />

umweltfreundlicher Kraftstoff, der schwefelfrei<br />

ist und die Treibhausgasemissionen<br />

um bis zu 25 Prozent reduzieren kann.<br />

Bereits seit 2017 werden zudem alle neuen<br />

Schiffe mit Landstromanschluss gebaut, um<br />

den Energieverbrauch in den Häfen zu minimieren,<br />

weil dadurch die Motoren nicht<br />

mehr rund um die Uhr laufen müssen.<br />

DIE ALTERNATIVEN<br />

Wer die Ozeane auf wirklich traditionelle<br />

Art erleben möchte, hat die Möglichkeit,<br />

eine Segelkreuzfahrt bei Star Clippers oder<br />

bei Sea Cloud Cruises zu buchen. Überdimensionale<br />

Segel sorgen hier für den<br />

Vortrieb der eher klein gehaltenen Schiffe –<br />

die «Sea Cloud» etwa kann maximal<br />

64 Passagiere aufnehmen.<br />

Die «MS Roald Amundsen» von Hurtigruten<br />

Expeditions ist ein wegweisendes<br />

Schiff der umweltfreundlichen Schifffahrt<br />

und trägt das Label des ersten Hybrid-Expeditionsschiffs<br />

der Welt. Mit ihrem elektrischen<br />

Antrieb und ihrer technologischen<br />

Fortschrittlichkeit setzt sie Massstäbe für<br />

nachhaltiges Reisen auf dem Wasser. Das<br />

Schiff nutzt erneuerbare Energien und ist<br />

besonders geeignet für die Erkundung entlegener<br />

Destinationen, da seine emissionsarme<br />

Technologie dazu beiträgt, die Ökosysteme<br />

dieser Destinationen zu schützen.<br />

NACHHALTIGKEIT BOOMT<br />

Fast jede renommierte Reederei hat sich<br />

mittlerweile umweltbewussten Zielen verschrieben.<br />

Jährliche Nachhaltigkeitsberichte<br />

sowie eigene Abteilungen für Nachhaltigkeit,<br />

Forschung und Umweltinnovationen<br />

legen Zeugnis für die Bemühungen ab, die<br />

Luxusschifffahrt zukunftsfit zu machen.<br />

Insbesondere die kritischen Stimmen im<br />

Mainstream haben dazu geführt, dass die<br />

Kreuzfahrtbranche ihr Image neu ausrichten<br />

muss, um wieder auf den richtigen Kurs<br />

zu gelangen. Denn von ihrer Faszination haben<br />

Kreuzfahrten kein bisschen verloren. Es<br />

geht nur darum, künftig mit wirklich gutem<br />

Gewissen ablegen zu können. <<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

183


eise / LONG WEEKEND – KOPENHAGEN<br />

ZAUBER<br />

DES NORDENS<br />

In Kopenhagen dreht sich heuer alles um das Thema Baukunst, denn<br />

Dänemarks Metropole gilt als Welthauptstadt der Architektur <strong>2023</strong>.<br />

Im späten Herbst, wenn keine Blätter mehr die Sicht verdecken, kann man sich<br />

an den historischen und modernen Vorzeigebauten der Stadt besonders gut<br />

erfreuen. Zum Aufwärmen geht’s in spannende Restaurants, Cafés und Museen.<br />

TEXT LISA ARNOLD<br />

Foto: Oleksiy Mark / Shutterstock<br />

184 falstaff okt <strong>2023</strong>


Nyhavn – der «neue Hafen» – ist<br />

Kopenhagens fotogenste Ecke.<br />

Hier wohnte u. a. der bekannte<br />

Märchenerzähler Hans<br />

Christian Andersen.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

185


eise / LONG WEEKEND – KOPENHAGEN<br />

FREITAG<br />

Ein morgendlicher<br />

Besuch im dänischen<br />

Architekturzentrum<br />

schult das Auge, und<br />

über den Ausklang mit<br />

Sterneküche freut sich<br />

der Gaumen.<br />

Mit der «RUG Bakery»<br />

hat die exklusive<br />

«Villa Copenhagen»<br />

eine eigene kleine<br />

Oase der dänischen<br />

Backkunst.<br />

Dänisches Design hat längst Kultstatus,<br />

aber was hat es mit dänischer<br />

Architektur auf sich? Was zeichnet<br />

die Baukunst in diesem verhältnismässig<br />

kleinen Inselstaat aus, der zwischen<br />

Deutschland und Schweden in der Nordsee<br />

schwimmt? Antworten auf diese Fragen<br />

gibt «So Danish!», die im März eröffnete<br />

Dauerausstellung im dänischen Architekturzentrum<br />

DAC. Dort beginnt unser langes<br />

Wochenende, um im Jahr, in dem Kopenhagen<br />

als weltweite Architekturhauptstadt<br />

im Rampenlicht steht, am Puls der Zeit zu<br />

sein. Nach diesem Streifzug durch 1200<br />

Jahre Baugeschichte «liest» man die Stadt<br />

anders, bewusster. Man erkennt Merkmale<br />

bestimmter Stile und schätzt die subtile<br />

Schönheit harmonischer Strassenzüge.<br />

Und dann beginnt die Schatzsuche im<br />

Freien: Zu den Wahrzeichen der dänischen<br />

Hauptstadt gehören der runde Turm von<br />

1642, die Marmorkirche von 1894 und die<br />

Stadtbibliothek namens «Schwarzer<br />

Diamant» von 1999. Und acht Kilometer<br />

«Weit draussen im Meere ist<br />

das Wasser so blau wie<br />

die Blätter der schönsten<br />

Kornblume …» – so beginnt<br />

Andersens «Kleine<br />

Meerjungfrau».<br />

nördlich des Zentrums erhebt sich die 1940<br />

fertiggestellte Grundtvigskirche mit ihrer<br />

einmaligen Silhouette.<br />

Ein bauliches Kuriosum ist auch das<br />

«Central Hotel & Café» im gemütlichen<br />

Viertel Vesterbro: Umgeben von modernen<br />

Wohnblöcken hat dort ein historisches<br />

Zwergenhäuschen überlebt: Das Erdgeschoss<br />

stammt aus dem 18. Jahrhundert<br />

und beherbergt ein winziges Café. Obenauf<br />

sitzt das einzige Gästezimmer – die 1920<br />

zugebaute Wohnung eines Schuhmachers.<br />

Wer dänische «Hygge» in ihrer reinsten<br />

Form erleben möchte, kehrt hier auf eine<br />

Tasse Kaffee ein oder sichert sich eine<br />

Übernachtung in dem wahrscheinlich<br />

kleinsten Hotel der Welt. Drum herum gibt<br />

es Einkaufsmöglichkeiten, etwa einen Ableger<br />

der dänischen Modemarke Ganni.<br />

Am Abend ist nordische Kochkunst vom<br />

Feinsten angesagt: Am Rand des Stadtparks<br />

Fælledparken, im achten Stock des nationalen<br />

Fussballstadions, liegt das Drei-Sterne-<br />

Restaurant «Geranium». Erst 2022 erreichte<br />

Küchenchef Rasmus Kofoed den Höhepunkt<br />

seiner Karriere, als sein Lokal die Liste «The<br />

World’s 50 Best Restaurants» anführte. In<br />

Kopenhagen war diese Spitzenplatzierung<br />

bislang nur dem «Noma» gelungen. Der<br />

Clou: Im selben Jahr erklärte der Gründer<br />

das «Geranium» zur fleischlosen Zone und<br />

serviert seitdem ein Verkostungsmenu, das<br />

aus Fisch, Meeresfrüchten und Bio-Gemüse<br />

besteht. Die Zutaten dafür werden aus<br />

Dänemark und Skandinavien bezogen. ><br />

Fotos: beigestellt, Pcala / Shutterstock, Claes Bech-Poulsen, Rasmus Hjortshoj, Jon Norstrøm<br />

186 falstaff okt <strong>2023</strong>


Im Drei-Sterne-Restaurant<br />

«Geranium» sitzt jeder Handgriff<br />

perfekt – nicht ohne Grund wurde<br />

es 2022 zur Nummer eins der<br />

Liste der «World’s 50 Best<br />

Restaurants» gewählt.<br />

Ein bauliches Kuriosum<br />

in Kopenhagen: das<br />

zweistöckige «Central<br />

Hotel & Café».<br />

Im Architekturzentrum<br />

DAC<br />

wird Wissen –<br />

typisch für<br />

dänische<br />

Museen –<br />

interaktiv und<br />

ansprechend<br />

aufbereitet.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

187


eise / LONG WEEKEND – KOPENHAGEN<br />

Im märchenhaften Schloss Rosenborg<br />

(unten) liegt eine faszinierende<br />

Schatzkammer verborgen.<br />

SAMSTAG<br />

Tagsüber entspannt durch Nørrebro<br />

schlendern – und abends im «Koan» (r.)<br />

dessen originelle Küche kennenlernen.<br />

Royals, Märchen und leckeres Gebäck:<br />

ein Streifzug zu dänischen Klassikern.<br />

K<br />

openhagen bietet Kultur im Übermass,<br />

und nach dem Frühstück ist<br />

es Zeit für einen Rundgang durch<br />

die Innenstadt mit ihrer hohen Dichte an<br />

Museen und anderen Sehenswürdigkeiten.<br />

Gleich zwei Schlösser liegen dort: Das von<br />

Grün umgebene Lustschloss Rosenborg<br />

beherbergt die dänischen Kronjuwelen. Und<br />

Amalienborg, bestehend aus vier Palais,<br />

dient der Königsfamilie seit 1794 als<br />

Zuhause. Das dazugehörige Amalienborg-<br />

Museum gibt spannende Einblicke in die<br />

Welt der dänischen Royals.<br />

All diese Eindrücke lassen sich beim Mittagessen<br />

im Restaurant «Lumskebugten»<br />

verarbeiten. Die namensgebende «Bucht<br />

mit den trügerischen Sandbänken» ist<br />

jedem dänischen Seemann ein Begriff:<br />

Wer hier nicht aufpasst, kann leicht hängenbleiben.<br />

Und genauso kommt man aus<br />

der 1854 eröffneten Gaststätte nur schwer<br />

wieder weg. Was damals eine von Seebären<br />

frequentierte Hafentaverne war, ist heute<br />

eine Traditionsbeiz mit weissen Tischdecken,<br />

dänischen Fischspezialitäten und<br />

Smørrebrød.<br />

Der Verdauungsspaziergang führt um das<br />

Kastell von Kopenhagen herum und hin zur<br />

kleinen Meerjungfrau. Ihr Erfinder, der<br />

dänische Märchenautor Hans Christian<br />

Andersen (1805–1875), stammte zwar von<br />

der Insel Fünen, verbrachte aber den Grossteil<br />

seines Lebens in Kopenhagen. Am fotogenen<br />

Hafen Nyhavn bewohnte er nacheinander<br />

die Nummern 18, 20 und 67. Von<br />

dort sind es 15 Minuten mit dem Taxi zum<br />

landschaftlich schönen Friedhof Assistens<br />

Kirkegård, wo sich die letzte Ruhestätte des<br />

dänischen Nationaldichters befindet.<br />

In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei<br />

der besten Cafés der Stadt: «Andersen &<br />

Maillard» und «Meyers Bageri». Letzteres<br />

gehört zum kulinarischen Imperium von<br />

Claus Meyer (geb. 1963), dem Pionier der<br />

neuen nordischen Küche und Mitbegründer<br />

des «Noma». Seine vier Filialen sind für<br />

saftiges Sauerteigbrot bekannt. Wer selbst<br />

gerne mit Brotherstellung experimentiert,<br />

kann sich in einem mitgebrachten Gefäss<br />

eine Starterkultur geben lassen und sich zu<br />

Hause an einem Sauerteiglaib versuchen.<br />

Das Viertel Nørrebro, in dem wir uns<br />

jetzt befinden, ist als Kreativviertel mit<br />

Einflüssen aus aller Welt bekannt. Die<br />

Jaegersborggade ist von kleinen Geschäften<br />

gesäumt, in denen sich so manches aussergewöhnliche<br />

Mitbringsel findet. Zum Beispiel<br />

ist dort «Wilgart» angesiedelt – der<br />

letzte Hutmacher in den nordischen Ländern.<br />

Die handgefertigten Kopfbedeckungen<br />

des Mittdreissigers Silas Skram sind<br />

dänisches Design in einmaliger Form.<br />

Bald heisst es aber wieder «Hut ab»:<br />

nämlich angesichts der Kreationen von<br />

Kristian Baumann. Er betreibt zwei koreanisch<br />

inspirierte Gaststätten in Kopenhagen,<br />

die beide heuer vom Guide Michelin<br />

entdeckt wurden. Das «Koan» ist gleich mit<br />

zwei Sternen eingestiegen, und das un prätentiöse<br />

Bistro «Juju» gilt als Tipp für<br />

entspannte Mahlzeiten.<br />

Fotos: Oliver Foerstner / Shutterstock, f11photo / Shutterstock, Neve Qaraday, Kanalhuset CPH, Artmim / Shutterstock, CatalinT / Shutterstock<br />

188 falstaff okt <strong>2023</strong>


Die Lounge<br />

im Hotel<br />

«Kanalhuset»<br />

und Smørrebrød,<br />

die dänische<br />

Spezialität<br />

der offenen<br />

belegten Brote.<br />

SONNTAG<br />

Kultur, Kaufrausch und Kaffeecocktails:<br />

unvergessliche Ecken der dänischen Hauptstadt.<br />

Am kühlen Sonntagmorgen liegt eine<br />

entspannte Atmosphäre über<br />

Kopenhagen. Vereinzelt radeln<br />

Familien mit Cargobikes an den Seen entlang,<br />

Freunde treffen sich zum Brunch, und<br />

in der Einkaufsmeile Strøget bummeln die<br />

Ersten an den (noch) geschlossenen<br />

Geschäften entlang.<br />

Durch die verschlafene Metropole spazieren<br />

wir zur dänischen Nationalgalerie SMK<br />

(Statens Museum for Kunst). Sie liegt malerisch<br />

im Stadtpark Østre Anlæg, durch den<br />

sich längliche Gewässer ziehen. Das Museum<br />

verfügt über die grösste Kunstsammlung<br />

des Landes, die aus rund 260.000<br />

Kunstwerken besteht. Dabei handelte es<br />

sich ursprünglich um die Sammlung der<br />

dänischen Könige, doch mit der Einführung<br />

der Demokratie in Dänemark Mitte des<br />

19. Jahrhunderts wurden die Schätze der<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aus<br />

dem riesigen Fundus stellt die Galerie<br />

immer wieder neue Themenausstellungen<br />

zusammen. Noch bis 5. November ist die<br />

Schau «Barock – raus aus der Dunkelheit»<br />

zu sehen: mit ganz viel Sinnlichkeit,<br />

Dramatik und Opulenz.<br />

Einen Kilometer weiter liegt das dänische<br />

Designmuseum. Die Hauptausstellung<br />

«Magie der Form» skizziert die Geschichte<br />

des dänischen Designs. Sie erinnert an Klassiker,<br />

zeigt aber auch Strömungen und Produkte,<br />

die es nicht zu Weltruhm geschafft<br />

haben. Daneben gibt es Sonderausstellungen,<br />

die sich vor allem mit der Zukunft des<br />

Designs und Möglichkeiten einer nachhaltigeren<br />

Produktion beschäftigen.<br />

Nach den Museumsbesuchen bietet sich<br />

die Chance, in den vielen sonntags geöffneten<br />

Geschäften letzte Mitbringsel einzusammeln.<br />

Wenn es um schöne Dinge geht, ist<br />

vor allem auf «Illums Bolighus» Verlass:<br />

Das 1925 gegründete Edelkaufhaus versorgt<br />

die Dänen – inklusive der königlichen<br />

Familie – mit Mode, Wohnaccessoires,<br />

Schönheitsprodukten, Lampen und<br />

Möbeln. Es ist ein Tempel des dänischen<br />

Designs, für den man eine Stunde einplanen<br />

sollte.<br />

Ein stilvoller Abschied von der Hauptstadt<br />

der nordischen Coolness gelingt im<br />

Café «The Artisan». Dort werden die<br />

Bohnen aus der eigenen Rösterei nicht nur<br />

zu klassischem Flat White und Co. verarbeitet,<br />

sondern auch zu Cocktails. Darf es<br />

ein Espresso Martini sein und dazu ein<br />

Smørrebrød als leichtes Mittagessen?<br />

Hellwach, unbeschwert und in bester Laune<br />

erfolgt schliesslich die Abreise aus Kopenhagen.<br />

Skål!<br />

><br />

Blick auf den innerstädtischen St.-Joergens-<br />

See mit dem markanten Planetarium (links).<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

189


eise / LONG WEEKEND – KOPENHAGEN<br />

TIPPS &<br />

ADRESSEN<br />

HOTELS<br />

VILLA COPENHAGEN***** (1)<br />

In diesem Fünf-Sterne-Hotel wird Wellness grossgeschrieben:<br />

Es gibt eine Sauna und einen 25 Meter<br />

langen Pool auf dem Dach. Gute Lage nahe Tivoli<br />

und Nationalmuseum.<br />

Tietgensgade 35–39, 1704 Kopenhagen<br />

T: +45 78 730000, villacopenhagen.com<br />

GRAND JOANNE**** (2)<br />

Erst im April ist dieses Lifestylehotel in ein renoviertes<br />

Gebäude aus dem 19. Jahrhundert eingezogen.<br />

Die 162 individuell gestalteten Zimmer und<br />

Suiten bestechen mit Designmöbeln in beruhigenden<br />

Farben. Und es gibt eine Bar auf dem Dach.<br />

Vesterbrogade 9A, 1620 Kopenhagen<br />

T: +45 78 714010, grandjoanne.dk<br />

KANALHUSET (3)<br />

Das charmante «Kanalhaus» von 1754 beherbergt<br />

seit 2020 ein Boutiquehotel mit zwölf Zimmern und<br />

14 Wohnungen. Jeden Abend um 19 Uhr wird ein<br />

Tagesgericht in geselliger Runde serviert.<br />

Overgaden Oven Vandet 62 a, 1415 Kopenhagen<br />

T: +45 28 141530, kanalhusetcph.com<br />

HOTEL OTTILIA BY BRØCHNER HOTELS**** (4)<br />

Im Carlsberg-Viertel liegt dieses exklusive Hotel,<br />

das seine Gäste täglich mit einer «Wine Hour»<br />

verwöhnt. In den Zimmern mit coolem Industrial-<br />

Touch finden sich dänische Designklassiker.<br />

Bryggernes Plads 7, 1799 Kopenhagen<br />

T: +45 33 387030, brochner-hotels.com<br />

RESTAURANTS<br />

GERANIUM*** (1)<br />

Küchenchef Rasmus Kofoed ist Kopenhagens<br />

kulinarischer Überflieger – im doppelten Sinne:<br />

Sein Restaurant liegt luftig im achten Stock und<br />

gilt derzeit als das beste auf der ganzen Welt.<br />

Per Henrik Lings Allé 4, 2100 Kopenhagen<br />

T: +45 69 960020<br />

geranium.dk<br />

KADEAU** (2)<br />

Zusätzlich zu den zwei Sternen, die das Restaurant<br />

seit 2018 hält, kam heuer noch ein grüner Stern<br />

hinzu. Was nicht selbst angebaut oder geerntet<br />

werden kann, wird von biodynamisch arbeitenden<br />

Lieferanten ergänzt.<br />

Wildersgade 10B, 1408 Kopenhagen<br />

T: +45 33 252223, kadeau.dk<br />

KOAN** (3)<br />

Dieses Restaurant mit dem koreanischstämmigen<br />

Küchenchef Kristian Baumann an der Spitze ist<br />

heuer von null auf zwei Sterne gesprungen.<br />

Langeliniekaj 5, 2100 Kopenhagen<br />

T: +45 28 747840, koancph.dk<br />

JUJU (4)<br />

Dass koreanische Küche in Kopenhagen ein hohes<br />

Niveau erreicht hat, beweist auch dieses Restaurant.<br />

Authentisch zubereitete Gerichte wie Brathähnchen<br />

und Mandoo vom Schwein liefern eine<br />

angenehme Portion Exotik.<br />

Øster Farimagsgade 8, 2100 Kopenhagen<br />

T: +45 28 749340, jujucph.dk<br />

LUMSKEBUGTEN (5)<br />

An der «heimtückischen Bucht» – und nur fünf<br />

Gehminuten von der kleinen Meerjungfrau entfernt<br />

– liegt dieses gutbürgerliche Restaurant, das<br />

traditionelle dänische Küche serviert.<br />

Esplanaden 21, 1263 Kopenhagen<br />

T: +45 33 156029, lumskebugten.dk<br />

BISTRO LUPA (6)<br />

Dieses beliebte moderne Bistro im Viertel Østerbro<br />

setzt ganz auf pflanzliche Küche. Die gesunden<br />

Kreationen ehrt der Guide Michelin mit dem<br />

Bib Gourmand.<br />

Marstalsgade 8, 2100 Kopenhagen<br />

T: +45 34 100101, bistrolupa.dk<br />

DONDA DELI (7)<br />

Dieser 2022 eröffnete Ableger des erfolgreichen<br />

Restaurants «Donda» überrascht mit einem kulinarischen<br />

Streifzug durch Südamerika, zubereitet<br />

aus dänischen Zutaten.<br />

Dybbølsgade 5, 1721 Kopenhagen<br />

T: +45 60 131721, donda.dk/deli<br />

CAFÉS<br />

MEYERS BAGERI (1)<br />

Die 2010 eröffnete, erste Filiale von mittlerweile<br />

vier Niederlassungen. Dahinter steckt Claus Meyer,<br />

ein Pionier der neuen nordischen Koch- und Backkunst.<br />

Jægersborggade 9, 2200 Kopenhagen<br />

T: +45 25 101134, meyers.dk<br />

THE ARTISAN (2)<br />

Mekka für Fans von Kaffeespezialitäten: Wer einen<br />

«Personal Roast» bucht, bekommt die Bohnen für<br />

seinen Kaffee individuell geröstet – binnen zwölf<br />

Minuten. Ausserdem gibt es Kaffeecocktails.<br />

Sortedam Dossering 45A, 2200 Kopenhagen<br />

theartisan.dk<br />

ANDERSEN & MAILLARD (3)<br />

Diese angesagte Kombination aus Rösterei und<br />

Bäckerei versorgt die Kopenhagener seit 2018 mit<br />

süssen Leckereien. Die Spezialität des Hauses ist<br />

das Croissant in Würfelform.<br />

Nørrebrogade 62, 2200 Kopenhagen<br />

T: +45 33 322322, andersenmaillard.dk<br />

CENTRAL HOTEL & CAFÉ (4)<br />

Kleiner geht’s nicht: Das winzige Haus beherbergt<br />

unten ein Café und darüber ein Hotel mit einem<br />

einzigen Zimmer.<br />

Tullinsgade 1, 1618 Kopenhagen<br />

T: +45 33 210095, centralhotelogcafe.dk<br />

ANREISE<br />

Der internationale Flughafen Kopenhagen-Kastrup ist<br />

der grösste der nordischen Länder und wird aus fast<br />

170 Städten weltweit angeflogen. Allein die Fluglinie<br />

SAS, die dort ihre Hauptbasis hat, fliegt direkt über<br />

hundert Ziele an, darunter München und Zürich. Aus<br />

Wien kommt man unter anderem mit Austrian Airlines<br />

direkt nach Kopenhagen. Ab Innsbruck fliegt<br />

ausserdem Eurowings. Die acht Kilometer vom Flughafen<br />

in die Stadt legt man entweder per Zug (knapp<br />

15 Minuten bis København H) oder mit dem Taxi<br />

zurück, das allerdings 20 bis 30 Minuten braucht.<br />

Mehr Städtereise-Tipps<br />

für lange Wochenenden<br />

go.falstaff.com/longweekend<br />

><br />

Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

190 falstaff okt <strong>2023</strong>


FERIENREGION GSTAAD<br />

COME UP,<br />

SLOW DOWN<br />

In der Ferienregion Gstaad verschmelzen Ursprünglichkeit<br />

und Natur zu einer einzigartigen Symbiose. Inmitten einer<br />

märchenhaften Winterlandschaft werden erstklassiges<br />

Skivergnügen, aussergewöhnliche Unterkünfte und<br />

kulinarische Genüsse zu einer unvergleichlichen Erfahrung.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Mike Rabensteiner<br />

Die imposante Hängebrücke<br />

«Peak Walk by Tissot», welche<br />

zwei Berggipfel miteinander<br />

verbindet, ist zweifellos eine der<br />

faszinierendsten Attraktionen im<br />

Reich des Glacier 3000.<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 191


Märchenhaft thront das<br />

«Gstaad Palace» über<br />

dem verschneiten Dorf<br />

Gstaad – a real<br />

fairy tale.<br />

Wer zum ersten Mal in die<br />

Winterlandschaft von<br />

Gstaad eintaucht, wird die<br />

Einzigartigkeit dieses Ortes<br />

und seine tief verwurzelten Traditionen zu<br />

schätzen lernen. Schon im 18. Jahrhundert<br />

beschrieben Reisende die Schönheit des Tals,<br />

doch erst im 19. Jahrhundert wurde es ein<br />

Reiseziel. Die Montreux-Oberland-Bahn, die<br />

Gstaad 1905 mit der Aussenwelt verband,<br />

legte schliesslich den Grundstein für den<br />

Tourismus. Ab 1906 entstanden die ersten<br />

Tourismusvereine und zahlreiche Hotels.<br />

Heute ist die Ferienregion Gstaad ein<br />

<strong>Schweiz</strong>er Vorzeigebeispiel für Tourismusorganisationen<br />

und bewahrt die Geschichte<br />

und Anziehungskraft der Region im Berner<br />

Oberland. Es ist die Ursprünglichkeit von<br />

Gstaad, die bis heute erhalten blieb und Gäste<br />

aus aller Welt in seinen Bann zieht.<br />

Das legendäre «Gstaad Palace», das 1913<br />

eröffnet wurde und wahrhaftig das Aushängeschild<br />

von Gstaad darstellt, wird von einer<br />

beeindruckenden Auswahl an Wellness-<br />

Hotels ergänzt. Eines davon ist «The Alpina<br />

Gstaad», das mit seinem Six Senses Spa<br />

Wellness auf allerhöchstem<br />

Niveau bietet. Ein<br />

weiteres Juwel ist das «Ermitage<br />

Wellness- & Spa-Hotel» in<br />

Schönried oberhalb von Gstaad, dessen<br />

beheiztes Solbad die Sinne verwöhnt.<br />

Es verwundert nicht, dass die Hotels dieser<br />

Region regelmässig in den vordersten<br />

Reihen von renommierten Auszeichnungen<br />

zu finden sind. In Gstaad ist erstklassige<br />

Gastlichkeit und exzellente Hotellerie ein<br />

kontinuierliches Credo – viele dieser etablierten<br />

Hotels sind immer noch in Familienbesitz,<br />

was die persönliche Betreuung und<br />

Gastfreundschaft in den Mittelpunkt stellt.<br />

PARADIES FÜR WINTERSPORT<br />

Gstaad präsentiert sich als der perfekte<br />

Schauplatz für unvergessliche Winterabenteuer,<br />

sei es beim Skifahren oder Langlaufen.<br />

Das Skigebiet erstreckt sich über acht<br />

majestätische Berge, die sich bis auf 3000<br />

Meter erheben, darunter das faszinierende<br />

Glacier3000-Erlebnis, das bereits im<br />

November für den Wintersport seine Pforten<br />

öffnet. Insgesamt finden sich in der<br />

Region 200 Kilometer<br />

bestens präparierter Skipisten,<br />

aber auch grossartige<br />

Möglichkeiten für Langläufer<br />

und Schneewanderer mit 132 Kilometern<br />

Loipen, 143 Kilometern Winterwanderwegen,<br />

78 Kilometern Schneeschuhrouten<br />

und 34 Kilometern Rodelbahnen.<br />

Das weitläufige Skigebiet bietet eine beeindruckende<br />

Vielfalt an Pisten. Ein besonderes<br />

Highlight ist der »Mike von Grünigen Run«<br />

am Horneggli oberhalb von Schönried, wo<br />

passionierte Carver die Spuren des einheimischen<br />

Riesenslalom-Weltmeisters verfolgen<br />

können. Ebenso fordert die »Nathalie von<br />

Siebenthal Training Turbach«, eine Trainingsstrecke<br />

der ehemaligen Profisportlerin<br />

Nathalie von Siebenthal, Langläufer dazu<br />

heraus, ihre Zeiten zu unterbieten, während<br />

sie den atemberaubenden Ausblick auf die<br />

umliegende Bergwelt geniessen.<br />

Langläufer, die es etwas ruhiger angehen<br />

wollen, sind auf den verschneiten und wildromantischen<br />

Loipen von Lauenen bestens<br />

aufgehoben. Das malerische Bergdorf, mit<br />

seinen historischen Holzhäusern und einer<br />

192<br />

falstaff okt <strong>2023</strong>


GSTAAD<br />

ehrwürdigen Kirche aus dem 16. Jahrhundert,<br />

liegt nur einen Katzensprung entfernt<br />

vom geschäftigen Treiben des Skiorts Gstaad.<br />

Hier können Langlaufenthusiasten und solche,<br />

die es noch werden wollen, unberührte<br />

Landschaften in vollen Zügen geniessen.<br />

GENUSS ABSEITS DER PISTEN<br />

Neben den Traditionen und Brauchtümern,<br />

die von über 10.000 Kühen und 350 Bauernhöfen<br />

geprägt sind, spielt auch die Kunst eine<br />

herausragende Rolle. Gstaad bietet zahlreiche<br />

Kunstgalerien, Skulpturen entlang der<br />

Promenade und nicht zuletzt das faszinierende<br />

»Elevation 1049«-Projekt, das Kunstinstallationen<br />

und Präsentationen in der natürlichen<br />

Umgebung präsentiert. Eine treibende<br />

Kraft hinter diesem kreativen Aufblühen ist<br />

unter anderem Maja Hoffmann von der<br />

Luma Foundation, die auch die Position der<br />

Präsidentin des Locarno Film Festivals innehat.<br />

Die Wintermonate bringen zudem herausragende<br />

klassische Veranstaltungen wie<br />

das Gstaad New Year Music Festival und das<br />

Sommets Musicaux de Gstaad mit sich, die<br />

das kulturelle Erbe der Region bereichern.<br />

Neben romantischen Pferdekutschenfahrten<br />

durch bezaubernde Winterlandschaften<br />

und vielen weiteren Erlebnissen fernab der<br />

Pisten überzeugt die Destination Gstaad<br />

aber auch in Sachen Kulinarik – mit insgesamt<br />

278 GaultMillau-Punkten, einem<br />

Michelin-Stern und zwölf <strong>Falstaff</strong>-Gabeln.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

gstaad.ch<br />

TIPPS &<br />

ADRESSEN<br />

MICHEL’S STALLBEIZLI<br />

«Michel’s Stallbeizli» ist ein umgebauter Kuhstall,<br />

der einen einzigartigen Ort für Fonduegenuss<br />

bietet, während man die Kühe durch<br />

das Schaufenster beobachten kann. Diese<br />

aussergewöhnliche Gaststätte wird von der<br />

Familie Michel betrieben.<br />

Gsteigstrasse 41, 3780 Gstaad<br />

T: +41 33 744 16 83<br />

stallbeizli.ch<br />

SOMMET<br />

Liebhaber von vegetarischer Gaumenfreude<br />

werden im Restaurant «Sommet by Martin<br />

Göschel» im «The Alpina Gstaad» in<br />

Entzücken geraten. Ob mediterrane oder<br />

südostasiatische Einflüsse – die kulinarischen<br />

Reisen des Spitzenkochs spiegeln sich in den<br />

Geschmacks erlebnissen auf dem Teller wider.<br />

Alpinastrasse 23, 3780 Gstaad<br />

T: +41 33 888 98 66<br />

thealpinagstaad.ch<br />

THE OFFCUT FOODTRUCK<br />

Ob Fischtempura, Fleischbällchen oder Früchtebrot<br />

– das Food-Angebot des «The Offcut Food<br />

Truck» verwertet Abschnitte und Übriggebliebenes<br />

zu neuen köstlichen Gerichten. Auch diesen<br />

Winter lohnt es sich, auf dem Eggli die Augen<br />

nach dem Gstaader Foodtruck offenzuhalten.<br />

Alpinastrasse 23, 3780 Gstaad<br />

thealpinagstaad.ch<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Gstaad Palace; Destination Gstaad / Melanie Uhkötter; beigestellt<br />

Gstaad ist die Genussdestination<br />

für entspanntes Skivergnügen<br />

auf vielseitigen Traumpisten,<br />

abseits des Massentourismus.<br />

BERGRESTAURANT WASSERNGRAT<br />

Das Bergrestaurant liegt direkt an der Skipiste<br />

mit toller Terrasse und Panoramablick auf<br />

Gstaad. Der Wasserngrat, das kleinste Skigebiet<br />

in der Region, ist auch das sportlichste.<br />

Der Tiger Run ist die spektakulärste und<br />

steilste Piste rund um Gstaad.<br />

Bissedürriweg 16, 3780 Gstaad<br />

T: +41 33 744 96 22<br />

wasserngrat.ch/restaurant<br />

BOCHTEHUS BEIZLI<br />

Unter der liebevollen Leitung der Familie<br />

Reichenbach erwartet die Gäste im über<br />

300 Jahre alten Bauernhaus eine reichhaltige<br />

Auswahl, darunter Fondue, Suppen, verlockende<br />

Kuchen und weitere Köstlichkeiten sowie<br />

Fondue Chinoise und Raclette auf Bestellung.<br />

Lauenenseestrasse 62, 3782 Lauenen<br />

T: +41 33 765 30 34<br />

bochtehus-beizli.ch<br />

RESTAURANT SONNENHOF<br />

Die schweizerisch-italienisch-französisch<br />

inspirierte Küche bietet erstklassige saisonale<br />

Köstlichkeiten. Bei einer Auswahl von über<br />

300 Spitzenweinen aus der <strong>Schweiz</strong> sowie<br />

edlen Tropfen von ausserhalb findet sich hier<br />

für jedes Gericht der richtige Partner.<br />

Sonnenhofweg 33, 3792 Saanen<br />

T: +41 33 744 10 23<br />

restaurantsonnenhof.ch<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 193


tasting<br />

SYRAH-TROPHY<br />

Der grösste Teil der <strong>Schweiz</strong>er<br />

Syrah-Rebflächen befindet<br />

sich im Wallis. Etwa im<br />

Rebberg der Domaine<br />

de Mont d’Or in Sion.<br />

RHÔNETAL IN<br />

REINKULTUR<br />

Die Sorte Syrah besetzt in der <strong>Schweiz</strong> eine Nische. Angesichts der<br />

exzellenten Qualität der Weine mag das überraschen – insbesondere im<br />

<strong>Schweiz</strong>er Rhônetal, dem Wallis, gedeiht die Sorte exzellent.<br />

TEXT BENJAMIN HERZOG NOTIZEN DOMINIK VOMBACH, BENJAMIN HERZOG<br />

Fotos: Eric Kolly / Shutterstock, beigestellt<br />

194 falstaff okt <strong>2023</strong>


Die Traubensorte Syrah hat in<br />

den letzten 60 Jahren einen<br />

wahren Siegeszug hingelegt.<br />

Allein in Frankreich wuchsen<br />

die Rebflächen von rund<br />

1600 Hektar Ende der 1950er-Jahre auf<br />

heute rund 70.000 Hektar an. In der<br />

<strong>Schweiz</strong> aber ist die Traubensorte bis heute<br />

nicht aus der Nische hervorgetreten. Bereits<br />

1926 wurden die ersten Syrah-Rebstöcke ins<br />

Wallis gebracht, seither wird die Sorte hier<br />

erfolgreich kultiviert – dennoch entfallen<br />

auch heute nur rund 172 Hektar im Wallis<br />

sowie 36 Hektar in der gesamten Restschweiz<br />

auf die Traubensorte. Das ist wirklich<br />

wenig, bedenkt man die Tatsache, dass<br />

das Wallis der nördlichste Teil des Rhônetals<br />

ist und die Traubensorte hier nicht selten<br />

geniale Weine hervorbringt. Den ersten Platz<br />

der <strong>Falstaff</strong> Syrah-Trophy <strong>2023</strong> belegt einer<br />

der legendärsten Syrah-Weine der <strong>Schweiz</strong>:<br />

Der Cayas Réserve der Domaine Jean-René<br />

Germanier aus dem Jahrgang 2020. Der<br />

Wein wird aus Trauben von bis zu 15 Plots<br />

kultiviert, der warme und eher trockene<br />

Jahrgang 2020 sorgt für einen konzentrierten,<br />

komplexen Wein mit cremig-schmelziger<br />

Textur, dunkler Beerenfrucht und balsamisch-würzigen<br />

Noten. Auch auf dem zweiten<br />

Platz befindet sich kein Unbekannter:<br />

Der Syrah L’Enfer de la Patience 2019 der<br />

Domaine Histoire d’Enfer. Der Wein steht in<br />

puncto Komplexität sowie Harmonie dem<br />

Cayas um nichts nach, die Tanninstruktur<br />

zeigt sich derzeit etwas kräftiger, was mitunter<br />

an der Verwendung von Ganztrauben<br />

liegen kann. Zwei erstklassige Walliser<br />

Syrahs, die heute schon Spass bereiten, aber<br />

mit einigen Jahren der Reife sicherlich noch<br />

höhere Sphären erreichen werden. Auf Platz<br />

drei der diesjährigen Trophy landete der<br />

Syrah 2022 vom Weingut Albert Mathier &<br />

Fils. Ein Wein, der eine ganz andere Stilistik<br />

zeigt, mehr auf Frische und Frucht gebaut<br />

ist und genau damit begeistert. Syrah ist eine<br />

relativ anfällige Traubensorte mit hohen<br />

Ansprüchen. Sie gelingt vor allem in heissen<br />

Jahren perfekt. Damit könnte sie für die<br />

Zukunft ja wie gemacht sein. Vielleicht ist<br />

ihr Boom in der <strong>Schweiz</strong> ganz einfach noch<br />

ausstehend? ><br />

PLATZ<br />

2020 CAYAS RÉSERVE<br />

DOMAINE JEAN-RENÉ<br />

GERMANIER<br />

Kraftvoll und elegant.<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/<br />

syrah-trophy-ch-23<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

195


tasting<br />

SYRAH-TROPHY<br />

mineralisch anmutender<br />

Abgang.<br />

varonier.ch, CHF 32,–<br />

PLATZ<br />

2019 SYRAH L’ENFER DE LA<br />

PATIENCE, HISTOIRE D’ENFER<br />

Geschmeidig und elegant.<br />

95 Punkte<br />

1. Platz<br />

•<br />

2020 Cayas Syrah Réserve<br />

Domaine Jean-René Germanier<br />

Vétroz<br />

13,6 Vol.-%, NK. Komplexes Bukett mit<br />

Noten von dunklen Waldbeeren, Lakritze,<br />

Pfeffer und etwas Mokka. Am Gaumen<br />

kraftvoll und elegant, mit saftiger reifer<br />

Säure und cremig-schmelziger Textur.<br />

Dunkle Beerenfrucht und balsamischwürzige<br />

Noten. Reifes, leicht spürbares<br />

Tannin und langer Abgang.<br />

jrgermanier.ch<br />

CHF 48,–<br />

2. Platz<br />

•<br />

BIO 2019 Syrah L’Enfer de<br />

la Patience<br />

Domaine Histoire d’Enfer SA<br />

Corin-sur-Sierre<br />

14,5 Vol.-%, DIAM. Einladendes, komplexes<br />

Bukett mit Noten von Schwarzkirsche,<br />

confierten und frischen Waldbeeren<br />

sowie Zwetschge. Umgarnt<br />

wird das Ganze von einer balsamischen<br />

Würze und Noten von Pfeffer. Am<br />

Gaumen geschmeidig und elegant, mit<br />

reifer Säure, kühler Beerenfrucht und<br />

würzig-balsamischen Noten und feinem<br />

Tannin. Langer Abgang mit dezenter<br />

pfeffriger Schärfe.<br />

histoiredenfer.ch, CHF 56,–<br />

93 Punkte<br />

3. Platz<br />

•<br />

2022 Syrah<br />

Albert Mathier & Fils, Salgesch<br />

13,4 Vol.-%, NK. Frische kühle Beerenfrucht<br />

in der Nase mit Noten von Brombeere,<br />

Schlehe und Pflaume. Zudem<br />

Anklänge von Pfeffer, Lorbeerblatt, Veilchen<br />

und Lakritze. Am Gaumen elegant,<br />

mit frischer Säure und dunkler Waldbeerenfrucht<br />

sowie kräutrig-würzigen<br />

Noten. Kompaktes feinkörniges Tannin,<br />

langer Abgang. mathier.ch, CHF 26,–<br />

•<br />

2019 «Rives» Syrah Réserve AOC<br />

VS, Domaine Jean-René Germanier<br />

Vétroz<br />

13,5 Vol.-%, NK. Intensives, elegantes<br />

Bukett mit Noten von Zwetschge,<br />

Schattenmorelle und Holunder- und<br />

Heidelbeere. Anklänge von Lakritze<br />

und kräutrig-würzige Noten. Am<br />

Gaumen eleganter Auftakt, frische<br />

Säure, schmelzig-cremiger<br />

Körper und seidiges Tannin. Im<br />

Finale Noten von Nougat.<br />

jrgermanier.ch, CHF 79,–<br />

92 Punkte<br />

•<br />

2021 Syrah Vieilles Vignes<br />

AOC, Valais, La Madeleine –<br />

André Fontannaz et Filles, Vétroz<br />

13,2 Vol.-%, NK. In der Nase Noten von gedörrter<br />

Feige, Schwarzkirsche und Datteln.<br />

Dazu Anklänge von Karamell, etwas<br />

Pfeffer und Tabak. Am Gaumen erstaunlich<br />

elegant, frische Säure und dezenter<br />

Schmelz. Aroma von confierten sowie<br />

frischen Waldbeeren und Karamell.<br />

Feinkörniges Tannin, langer Abgang.<br />

fontannaz.ch, CHF 34,–<br />

91 Punkte<br />

•<br />

2019 Syrah Réserve Domaine<br />

du Grand Brûlé<br />

Walliser Staatskellerei – Domaine<br />

du Grand Brûlé, Leytron<br />

145 Vol.-%, NK. Intensive Nase mit Noten<br />

von confierten dunklen Waldbeeren, Lakritze<br />

und Piment. Zudem kräutrig-würzige<br />

und florale Nuancen. Am Gaumen<br />

kompakt und konzentriert, mit dunkler<br />

Waldbeerenfrucht und würzigen Noten.<br />

Leicht spürbares Tannin, langer Abgang.<br />

vs.ch, CHF 25,–<br />

•<br />

2020 Syrah Anástasi<br />

Thierry Constantin<br />

Pont-de-la-Morge (Sion)<br />

13,9 Vol.-%, NK. Fruchtig-würziges<br />

Bukett mit Noten von Schwarzkirsche,<br />

frischer Himbeere und reifer Brombeerkonfitüre.<br />

Dazu florale und kräutrigwürzige<br />

Anklänge. Am Gaumen kraftvoll<br />

und weich, mit reifer Säure und dunkler<br />

Waldbeerenfrucht. Leicht spürbares<br />

Tannin, langer Abgang.<br />

thierryconstantin.ch, CHF 29,–<br />

90 Punkte<br />

•<br />

2018 Syrah Gold Barrique<br />

Trouvaille<br />

C. Varonier & Söhne, Varen<br />

13,5 Vol.-%, NK. Reife Fruchtaromatik<br />

in der Nase mit Noten<br />

von Sauerkirsche, Himbeere<br />

und Heidelbeere. Anklänge von<br />

Karamell, Kokos, Kubebenpfeffer<br />

und florale Nuancen.<br />

Am Gaumen präsente Säure,<br />

mittlerer cremiger Körper, feinkörniges<br />

Tannin, langer salzig-<br />

•<br />

2019 Iconique Syrah<br />

Jean-Michel Novelle, Satigny<br />

13,6 Vol.-%, NK. Intensive Nase mit Noten<br />

von gedörrten und confierten Waldbeeren.<br />

Anklänge von Milchschokolade,<br />

Bratenjus und kräutrig-würzige Aspekte.<br />

Am Gaumen weich und füllig, mit dezenter<br />

Säure und spürbarem Tannin. Langes<br />

ätherisch-würziges Finish mit Kakaoeinschlag.<br />

novelle.wine, CHF 40,–<br />

•<br />

2022 Syrah de Vétroz AOC Valais<br />

La Madeleine – André Fontannaz et<br />

Filles, Vétroz<br />

13,7 Vol.-%, NK. In der Nase warme<br />

Fruchtaromatik mit Noten von Himbeere,<br />

Kirsche und Zwetschge. Dazu<br />

Anklänge von Kakao und Bouquet garni.<br />

Am Gaumen schmeichelnd und rund,<br />

mit weicher Säure und leicht spürbarem<br />

Tannin. Dezente Herbe im langen<br />

Abgang.<br />

fontannaz.ch, CHF 26,50<br />

•<br />

2021 Syrah Anástasi<br />

Thierry Constantin<br />

Pont-de-la-Morge (Sion)<br />

13,9 Vol.-%, NK. In der Nase Noten von<br />

confierten Waldbeeren, vor allem Himbeere<br />

und Heidelbeere. Dazu kräutrigwürzige<br />

Anklänge mit Pfeffer und<br />

Thymian. Am Gaumen mittelgewichtig,<br />

mit reifer Säure, Waldbeerenfrucht und<br />

viel Würze. Leicht spürbares Tannin,<br />

langer dezent herber Abgang.<br />

thierryconstantin.ch, CHF 29,–<br />

LEGENDE<br />

Weißwein, trocken<br />

•<br />

Rotwein, trocken<br />

• Süßwein<br />

95 – 100 Klassiker<br />

93 – 94 ausgezeichnet<br />

91 – 92 exzellent<br />

88 – 90 sehr gut<br />

85 – 87 empfehlenswert<br />

DIAM<br />

DV<br />

KK<br />

NK<br />

VL<br />

Verschluss aus gepresstem<br />

Korkgranulat<br />

Drehverschluss<br />

Kunststoffkork<br />

Naturkork<br />

Vinolok<br />

zertifiziert nachhaltig (Österreich)<br />

><br />

Fotos: ImYanis / Shutterstock, beigestellt<br />

196 falstaff okt <strong>2023</strong>


*VALAIS AOC SYRAH CAYAS<br />

JEAN-RENÉ GERMANIER 2019,<br />

75 CL<br />

49.95 (10 CL = 6.66)<br />

94<br />

Robert<br />

Parker<br />

* SHIRAZ MCLAREN VALE<br />

AUSTRALIEN ANGELS’SHARE<br />

TWO HANDS 2019, 75 CL<br />

27.50 (10 CL = 3.67)<br />

92<br />

James<br />

Suckling 95<br />

James<br />

Suckling<br />

* SHIRAZ BAROSSA & EDEN<br />

VALLEYS AUSTRALIA<br />

POWELL & SON 2016, 75 CL<br />

49.50 (10 CL = 6.60)<br />

Highlights aus dem<br />

Mondovino-Sortiment<br />

Exklusiv online erhältlich:<br />

mondovino.ch/highlights<br />

Preis- und Jahrgangsänderungen sind vorbehalten.<br />

Coop verkauft keinen Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren.<br />

*Nur auf mondovino.ch erhältlich.


tasting<br />

SYRAH-TROPHY<br />

Die Traubensorte Syrah<br />

profitiert von warmen,<br />

trockenen Jahren. Sie<br />

scheint für die Zukunft<br />

wie gemacht zu sein.<br />

•<br />

2020 Clos de la George<br />

Syrah, Grand Cru Yvorne<br />

Hammel, Terres de Vins, Rolle<br />

13,5 Vol.-%, DIAM. Elegantes, fruchtiges<br />

Bukett mit Noten von gedörrten und frischen<br />

dunklen und roten Waldbeeren sowie<br />

Kirsche. Dazu Anklänge von getrockneten<br />

Kräutern wie Thymian und wildem<br />

Fenchel. Am Gaumen mittelgewichtig<br />

und frisch, mit reifer Säure und samtigem<br />

Tannin. Dezenter Herbe im langen<br />

Abgang. hammel.ch, CHF 45,–<br />

89 Punkte<br />

•<br />

2020 Syrah Réserve 2020 Domaine<br />

de Châteauneuf<br />

Walliser Staatskellerei – Domaine du<br />

Grand Brûlé, Leytron<br />

14,5 Vol.-%, NK. Intensives Bukett mit<br />

Noten von Heidelbeere, Brombeere und<br />

Kirsche. Ausserdem Noten von Pfeffer<br />

und wildem Fenchel. Am Gaumen kraftvoll<br />

und stoffig, mit dezenter Säure, leicht<br />

spürbarem Tannin und dunkler Beerenfrucht<br />

sowie viel balsamischer Würze im<br />

Finale. vs.ch, CHF 24,–<br />

•<br />

2021 Hämmerli Syrah<br />

Weingut Hämmerli, Ins<br />

12,5 Vol.-%, DIAM. In der Nase Noten von<br />

frischer Pflaume, Brombeere und Kirsche.<br />

Anklänge von gedörrter Feige, Pfeffer und<br />

Karamell. Am Gaumen mittelgewichtig,<br />

mit frischer Säure und Waldbeerenfrucht.<br />

Dezentes Tannin, mittellang.<br />

weingut-haemmerli.swiss, CHF 31,–<br />

•<br />

2022 Syrah AOC Valais<br />

Domaine Jean-René Germanier<br />

Vétroz<br />

13,2 Vol.-%, NK. Warmfruchtiges Bukett<br />

mit Noten von Himbeere, Brombeere und<br />

Kirsche sowie etwas Pflaume. Anklänge<br />

von Pfeffer und kräutrig-würzige Noten.<br />

Am Gaumen mittelgewichtig, mit reifer<br />

Säure, dunkler Waldbeerenfrucht und<br />

leicht spürbarem Tannin. Würziger<br />

mittellanger Abgang.<br />

jrgermanier.ch, CHF 19,50<br />

•<br />

2022 Syrah<br />

Caves Défayes & Crettenand, Leytron<br />

14 Vol.-%, NK. In der Nase Noten von warmer<br />

Himbeere, Heidelbeere und Pflaume.<br />

Dazu eine ordentliche Portion dunkle<br />

kräutrige Würze. Am Gaumen kraftvoll,<br />

mit reifer Säure und leicht spürbarem<br />

198 falstaff okt <strong>2023</strong><br />

SORTENPROFIL<br />

SYRAH<br />

Syrah gehört zu den grossen Rotweinsorten der Welt – sie wird in<br />

Frankreich, aber auch in grossem Masse in Übersee kultiviert, dort<br />

wird sie als Shiraz bezeichnet. Die Herkunft der Sorte war lange ungeklärt,<br />

heute gilt als gesichert, dass die Traubensorte als natürliche<br />

Kreuzung aus Mondeuse Blanche und Dureza an der oberen Rhône<br />

entstanden ist und somit auch mit Pinot Noir verwandt ist.<br />

VERBREITUNG IN DER SCHWEIZ<br />

Das Rhônetal ist die Heimat der Traubensorte Syrah – insofern<br />

macht es Sinn, dass die Traubensorte in der <strong>Schweiz</strong> vor allem im<br />

Wallis Verbreitung findet. 2022 waren in der ganzen <strong>Schweiz</strong> rund<br />

208 Hektar mit der Sorte bestockt – mehr als 172 davon im Wallis.<br />

PLATZ<br />

2022 SYRAH<br />

ALBERT MATHIER & FILS<br />

Frische, kühle Beerenfrucht,<br />

kompakt und elegant.<br />

Das <strong>Schweiz</strong>er<br />

Rhônetal ist<br />

hervorragendes<br />

Syrah-Terroir.<br />

Tannin. Balsamisch-würziges mittellanges<br />

Finale. defayes.com, CHF 23,–<br />

•<br />

2021 Syrah<br />

Domaine Jean Duboux<br />

Bourg-en-Lavaux<br />

14 Vol.-%, NK. In der Nase Noten von confierten<br />

Brombeeren und Heidelbeeren sowie<br />

schwarzer Kirsche. Dazu würzige Anklänge<br />

von Pfeffer und Lorbeerblatt. Am<br />

Gaumen weich und kraftvoll, mit präsenter<br />

Säure und Waldbeerenaromatik. Gut<br />

eingebundenes reifes Tannin, mittellang.<br />

domaine-duboux.ch, CHF 32,–<br />

88 Punkte<br />

•<br />

2022 Syrah du Valais<br />

«Johannestrunk», Johanniterkellerei<br />

Kuonen & Grichting AG, Salgesch<br />

13,4 Vol.-%, NK. Fruchtig-würziges Bukett<br />

mit Noten von Himbeere, Amarenakirsche<br />

und getrockneten Kräutern. Dazu etwas<br />

Kakao und Karamell. Am Gaumen schlank,<br />

mit weicher Säure und reifer Beerenfrucht.<br />

Leicht spürbares Tannin, mittellanger<br />

balsamisch-würziger Abgang.<br />

johanniterkellerei.ch, CHF 18,– <<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/<br />

syrah-trophy-ch-23<br />

Fotos: barmalini / Shutterstock, beigestellt, Robin Lardon / Shutterstock


SYRAH<br />

ELEGANZ<br />

IM GLAS<br />

Auf den sonnenverwöhnten<br />

Walliser Hängen erblüht Syrah<br />

zu einem würzigen, tiefroten,<br />

eleganten Wein von höchster<br />

Qualität und beeindruckender<br />

Lagerfähigkeit.<br />

ADVERTORIAL Foto: © Shutterstock; Beigestellt<br />

Die Rhône, die Alpen, die Syrah.<br />

Cayas hat die qualitative Revolution der Walliser<br />

Weine und den Respekt vor der Umwelt vorangetrieben,<br />

indem er sich mit seiner zweijährigen Reifung<br />

im Holz von der Masse abhob. Seit seiner Gründung<br />

im Jahr 1995 wurde er sowohl auf nationaler als<br />

auch auf internationaler Ebene von der Presse begeistert<br />

aufgenommen und mit zahlreichen Preisen<br />

ausgezeichnet. Parker verleiht dem Wein Jahr für<br />

Jahr Spitzenbewertungen – sechs Jahrgänge mit<br />

94 Punkten. Es ist also kein Zufall, dass jeder gute<br />

Sommelier auf der ganzen Welt an Cayas denkt,<br />

wenn er den <strong>Schweiz</strong>er Wein erwähnt.<br />

Die Architekten dieses Erfolgs, Jean-René<br />

Germanier und Gilles Besse, haben den Syrah zum<br />

Botschafter des Abenteuers und der Erneuerung<br />

gewählt. Beide verstehen sofort die Sprache des<br />

Weins, die aus würzigen Noten wie Pfeffer und<br />

Nelken, Waldbeeren und roten Früchten wie Kirsche,<br />

schwarze Johannisbeere, Himbeere und Brombeere<br />

besteht, und sind sich seines Potenzials bewusst.<br />

Syrah wird immer häufiger im Wallis angebaut. Diese<br />

beiden werden dieser bekannten Sprache im Fass die<br />

Zunge lösen und ihr mehr als nur eine schöne Rede<br />

bieten! Das Wallis ist der erste Ort, an dem Syrah<br />

angebaut wird.<br />

Olivier Poussier, der im Jahr 2000 zum besten<br />

Sommelier der Welt gewählt wurde, kommentierte<br />

das Walliser Klima folgendermassen: Die nördliche<br />

Grenze für den Anbau von Syrah ist das Wallis! In<br />

der Tat ist es schwierig, nördlicher als das Wallis zu<br />

reisen. Dieser südliche Teil der Rhône zeichnet sich<br />

durch geringe Niederschläge und alpine Einflüsse<br />

aus, die die Weinberge mit grossen Temperaturschwankungen<br />

umhüllen – ein kontinentales Klima,<br />

das perfekt für Syrah geeignet ist, dessen späte<br />

Reifung die aromatische Komplexität verstärkt. Hinzu<br />

kommen Böden, die aus Schiefer, Schwemmland<br />

und Gletschermoränen bestehen, die einen qualitativ<br />

hochwertigen Wasserstress begünstigen. Ein<br />

klimatisches Paradoxon, das der Rebsorte Frische,<br />

Eleganz und Originalität verleiht.<br />

DOMAINE JEAN-RENÉ GERMANIER<br />

Balavaud<br />

Route Cantonale 291<br />

1963 Vétroz<br />

T: +41 27 3461216, jrgermanier.ch<br />

okt <strong>2023</strong> falstaff 199


tasting<br />

SERBIEN<br />

Auf den Weinhügeln um das<br />

Städtchen Aleksandrovac im<br />

südlichen Zentralserbien fühlt<br />

sich die lokale Rebsorte<br />

Prokupac besonders wohl.<br />

SERBISCHE<br />

VIELFALT<br />

Foto: coki10 / Shutterstock<br />

200 falstaff okt <strong>2023</strong>


Für viele Weinfreunde ist Serbien als Weinland bislang noch ein unbeschriebenes Blatt –<br />

ein Umstand, der sich aber bereits in naher Zukunft wohl ändern wird. Denn zu gut und zu<br />

vielfältig ist das Angebot an spannenden Erzeugnissen, die diese Weinregion anzubieten hat.<br />

TEXT & NOTIZEN VON PETER MOSER<br />

Im September 2022 begann mit der<br />

Premiere einer neuen Weinmesse<br />

namens «Wine Vision by Open<br />

Balkan» in Belgrad eine neue Zeitrechnung<br />

für die serbische Wein-wirtschaft<br />

und ihre Partner aus Nordmazedonien<br />

und Albanien. Reges Besucherinteresse von<br />

Fachleuten aus Westeuropa und Übersee<br />

belegte, dass die Zeit reif ist, einen<br />

weissen Fleck auf der internationalen Weinlandkarte<br />

zu explorieren. Sommeliers und<br />

Vertreter des Weinhandels hatten in der<br />

serbischen Kapitale die Gelegenheit, sich ein<br />

Bild vom Stand der Entwicklung in den<br />

serbischen Weingütern zu machen – und sie<br />

waren durchweg beeindruckt. In relativ kurzer<br />

Zeit hat sich hier dank grosser Investitionen<br />

eine lebendige, moderne Weinszene entwickelt,<br />

deren Angebot kaum Wünsche offen<br />

lässt. Das landschaftlich ebenso schöne wie<br />

vielfältige Land bietet zahlreichen Rebsorten<br />

optimale Bedingungen, und so haben die<br />

üblichen Verdäch tigen aus dem internationalen<br />

Pflichtsor timent hier längst Einzug gehalten:<br />

Chardonnay und Sauvignon Blanc ebenso<br />

wie Cabernet Sauvignon und Merlot findet<br />

man hier in bester Qualität. Die wahre<br />

Stärke der Weinregion liegt aber bei den<br />

lokalen und autochthonen Rebsorten. Serbien<br />

erzeugt mehr Weisswein als Rotwein, und<br />

da hat das Land gleich mehrere heisse Eisen<br />

im Feuer. Da wäre die Grašac, hinter der die<br />

Sorte Welschriesling steckt, die speziell in der<br />

Appellation Srem zu Höchstleistungen aufläuft.<br />

Die Tamjanica ergibt facettenreiche<br />

Muskatweine, die man im ganzen Land<br />

antreffen kann, aber ebenfalls in Zentralserbien<br />

ihre Bestleistungen bringt – wie auch<br />

der rote Prokupac, dem heute schon eine<br />

steile internationale Karriere vorhergesagt<br />

werden kann.<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/tasting-serbien-23<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

201


tasting<br />

SERBIEN<br />

TASTING SERBIEN<br />

Weisswein<br />

95 Punkte<br />

•<br />

2020 Vinčić Grašac Grand Fru<br />

Vinčić Vinogradi Vinarija, Šid<br />

13 Vol.-%, NK. Mittleres Gelbgrün, silberfarbene<br />

Reflexe. Zarte gelbe Tropenfrucht, ein<br />

Hauch von Mandeln und Marzipan,<br />

Ananas, feiner Akazienblütenhonig. Saftig,<br />

elegant, gute Komplexität, salzige Nuancen,<br />

feine weisse Tropenfrucht, zitroniger<br />

Touch im Abgang, ein vielseitiger Speisenbegleiter,<br />

gut balanciert, braucht seine<br />

Reifezeit. vinarijamolovin.rs<br />

•<br />

2012 Vinčić Grasač White Reserve<br />

Vinčić Vinogradi Vinarija, Šid<br />

Leuchtendes, mittleres Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Feiner Blütenhonig, reife<br />

gelbe Tropenfrucht, Ananas, ein Hauch von<br />

kandierten Orangenzesten. Saftig, elegant,<br />

feine Fruchtsüsse, reife Mango, zarte Säurestruktur,<br />

Honigtouch im Abgang, ein gut<br />

gereifter Speisenbegleiter, zitronig-salziger<br />

Nachhall. Etwas Minze und Verveine im<br />

Rückgeschmack, sehr gute Balance und<br />

Länge, hat seinen Trinkhöhepunkt erreicht,<br />

grosser Wein.<br />

vinarijamolovin.rs<br />

94 Punkte<br />

•<br />

2022 Trijumf Gold<br />

Vinarija Aleksandrović, Topola<br />

13,5 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />

Reflexe. Nuancen von frischen<br />

Guaven und Stachelbeeren, weisse Tropenfrucht,<br />

feine Kräuterwürze, zart rauchige<br />

Würze, einladendes Bukett. Elegant, feine<br />

weisse Kernobstnuancen, zarte Extraktsüsse,<br />

feine, integrierte Säure, mineralischsalzig<br />

im Abgang, sehr gut ausgewogen<br />

und lange nachklingend, etwas Mango im<br />

Nachhall, antrinkbar, gutes Reifepotenzial.<br />

vinobre.at, ca. CHF 20,90<br />

•<br />

2017 Furmint Kew<br />

Ernő Sagmeister, Magyarkanizsa<br />

13,5 Vol.-%, DIAM. Helles Grüngelb, Silberreflexe.<br />

Attraktives Bukett, mit Limettenabrieb<br />

unterlegte Nuancen von Quitten,<br />

floraler Touch, etwas Safran, an reifen<br />

Riesling erinnerndes frisches Bukett.<br />

Saftig, lässt wieder an Elsass denken,<br />

fruchtig und tief, feiner Honigtouch, sehr<br />

gute Länge, ein stoffiger Begleiter bei<br />

Tisch, ein Hauch von Karamell im Nachhall.<br />

samovino.com, ca. CHF 32,–<br />

•<br />

2021 Matijašević Sovi Noa Fumé<br />

Blanc, Matijašević vinogradi, Orasac<br />

13,5 Vol.-%, NK. Helles Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Frische Mango, aber auch<br />

reife Tropenfrucht, zarte Blütenfrucht,<br />

Komplex, saftig, reife Frucht, hochelegant,<br />

gelbe Fruchtnuancen, gut integrierte<br />

Säurestruktur, bereits sehr gut ausgewogen,<br />

finessenreich strukturiert, ein<br />

stoffiger Speisenbegleiter, tolles<br />

Reifepotenzial, Grapefruit im Nachhall.<br />

mv.vin, ca. CHF 35,80<br />

•<br />

2019 ChiChardonnay<br />

Vinarija Chichateau, Ležimir<br />

13,5 Vol.-%, NK, Helles Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Zarte Reduktion, ein<br />

Hauch von weissem Pfirsich, rauchig,<br />

mineralisch, Limettenzesten, weniger<br />

markanter Feuerstein als im Vorgängerjahr.<br />

Saftig, salzig, elegant, reife weisse<br />

Pfirsichfrucht, integriertes Säurespiel,<br />

bleibt haften, ein Wein voller gekonntem<br />

Understatement, Zukunftspotenzial.<br />

samovino.com, ca. CHF 39,–<br />

•<br />

2019 Baša Tamjanika<br />

(Natural Wine) Bojan Baša<br />

14 Vol.-%, DIAM. Helles Orangegold, Silberreflexe.<br />

Verführerisch vielschichtiges<br />

Bukett nach Holunderblüten, Pfirsich,<br />

etwas Litschi, aber auch Jasmin und<br />

Limettenzesten. Am Gaumen straff, engmaschig,<br />

gelbe und weisse Fruchtnuancen,<br />

gute Frische, mineralisch-steinige Noten<br />

im trockenen Abgang, zart salzig, ein<br />

Hauch von Kiefernöl und Marshmallows im<br />

Nachhall. samovino.com, ca. CHF 45,–<br />

•<br />

2022 Bagrina Buksovska<br />

Matalj Vinarija, Negotin<br />

13 Vol.-%, NK. Sehr helles Gelbgrün, silberfarbene<br />

Reflexe. Ein Hauch von Jasmintee,<br />

Orangenblüten und Akazienhonig. Saftig,<br />

elegant, feine gelbe Steinobstnuancen,<br />

finessenreiche Säurestruktur, ein Hauch<br />

von reifem Pfirsich, gut anhaftend, balanciert<br />

und mineralisch, zeigt gute Länge und<br />

Reife, ein Wein von Delikatesse, eine<br />

ausgesprochen vielversprechende Sorte.<br />

mataljvinarija.rs<br />

93 Punkte<br />

•<br />

2019 Furmint Kanias<br />

Ernő Sagmeister, Magyarkanizsa<br />

13,5 Vol.-%, DIAM. Helles Goldgelb, Silberreflexe.<br />

Ein Hauch von Walnuss und Wiesenkräuter,<br />

zart nach Birne und Pfirsich,<br />

etwas Biskuit im Hintergrund. Stoffig, frisches<br />

weisses Kernobst, feine Fruchtsüsse,<br />

elegant und balanciert, bleibt gut haften,<br />

bereits zugänglich und antrinkbar, zitronigmineralisch,<br />

ein leichtfüssig wirkender<br />

Speisenwein.<br />

samovino.com, ca. CHF 19,95<br />

•<br />

2021 Orion Medenac Beli (Honigler)<br />

(Natural Wine), Oszkar Maurer<br />

14 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes, zart getrübtes<br />

Orangegold. Zart nach Kräutern<br />

und Marillen, Akazienblüten und kandierte<br />

Kumquatzesten, etwas Blütenhonig.<br />

Kraftvoll, mineralisch, stoffiges Mundgefühl,<br />

feine Süsse, reife gelbe Frucht, lange<br />

anhaftend, ein komplexer Speisenbegleiter,<br />

zeigt Länge, vielseitig einsetzbar, dezenter<br />

Gerbstoff im angenehm trockenen Finish.<br />

samovino.com, ca. CHF 24,–<br />

•<br />

2022 Tamjanika<br />

Radovan 100%<br />

Podrum Čokot, Starci<br />

13 Vol.-%, NK. Helles Goldgelb,<br />

silberfarbene Reflexe. Feine Sur-Lie-Nuancen,<br />

ein Hauch von hellem Karamell, zart<br />

nach Litschi und Ananas, einladende<br />

Frucht. Komplex, lebendig, gute<br />

Komplexität, feine gelbe Frucht,<br />

bleibt sehr gut haften, mineralisch,<br />

feiner Säurebogen, ein<br />

Wein mit Länge und Reifepotenzial,<br />

vielseitig einsetzbar.<br />

samovino.com, ca. CHF<br />

24,50<br />

•<br />

2020 Uncensored Traminac<br />

Bikicki, Banoštor<br />

14,5 Vol.-%, DIAM. Helles, getrübtes<br />

Orangegelb, Silberreflexe. Typische Nuancen<br />

von Rosen, Jasmin und Kumquatzesten,<br />

zarte Kräuterwürze, mineralischer<br />

Touch. Saftig, kraftvoll, cremige Textur,<br />

etwas reife Grapefruit, ein Hauch von<br />

Pfirsich und Litschi im Abgang, salzigstraff<br />

im Nachhall, zarte Süsse im Rückgeschmack,<br />

ein feinwürziger Speisenwein.<br />

samovino.com, ca. CHF 29,–<br />

•<br />

2022 Trijumf Terroir<br />

Vinarija Aleksandrović, Topola<br />

14 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Zart nussig unterlegte gelbe<br />

Apfelfrucht, ein Hauch von Feuerstein, reife<br />

gelbe Tropenfrucht, etwas Mango, zartes<br />

Nougat. Komplex, kräftig, feine gelbe<br />

Frucht, feiner Säurebogen, mineralischsalzig<br />

im Abgang, ein ruhiger, balancierter<br />

Speisenbegleiter, wird mit entsprechender<br />

Reife noch sehr gut zulegen.<br />

vinobre.at, ca. CHF 21,90<br />

•<br />

2020 Icon Campana Albus<br />

Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />

13,5 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />

Reflexe. Zarte Kräuterwürze,<br />

Nuancen von Stachelbeeren und Litschi,<br />

Grapefruitzesten, feine weisse Blütenaromen,<br />

mineralischer Touch. Saftig, ein<br />

Hauch von Weingartenpfirsich, feiner<br />

Säurebogen, saliner Touch, zitronig, bereits<br />

ausgewogen, gut anhaftend, ein facettenreicher<br />

Speisenbegleiter.<br />

mabat-int.si, ca. CHF 36,90<br />

•<br />

2019 Baša Pinot Grigio Jantar<br />

(Natural Wine), Bojan Baša<br />

14,5 Vol.-%, DIAM. Helles Kupferrot,<br />

Orangereflexe, breitere Randaufhellung.<br />

Feine rote Waldbeernuancen, ein Hauch<br />

Fotos: beigestellt, carmirko / Shutterstock, Kzenon / Shutterstock<br />

202 falstaff okt <strong>2023</strong>


SORTENPROFIL<br />

TAMJANICA<br />

Dieser in Serbien seit langer Zeit kultivierte<br />

Weisswein ist duftig, blumig und erfrischend<br />

und ist eine trockene Variante des feinen<br />

Gelben Muskatellers, manchmal auch von<br />

Muskat Ottonel.<br />

PROKUPAC<br />

Diese Sorte aus Zentralserbien erlebt seit<br />

einigen Jahren eine wahre Renaissance. Sie<br />

nimmt heute an der Seite der internationalen<br />

Sorten die Flaggschiffrolle für Rotweine ein<br />

und ergibt karminrote Weine mit feiner roter<br />

und schwarzer Beerenfrucht, festen Tanninen<br />

und kräftigem Körper. Im Stil ist sie zwischen<br />

Pinot Noir und Blaufränkisch angesiedelt.<br />

von Honig, subtile Frucht, mit Luft etwas<br />

helles Karamell. Saftig, feine, reife Birnenfrucht,<br />

integrierte Tannine, ein Hauch von<br />

Süsse über dem zarten Gerbstoff, gute<br />

Länge, balanciert, vielschichtiger Speisenbegleiter.<br />

samovino.com, ca. CHF 38,–<br />

•<br />

2019 Baša Furmint (Natural Wine)<br />

Bojan Baša<br />

14 Vol.-%, DIAM. Zart getrübtes Orangegold,<br />

Silberreflexe. Kandierte Mandarinenzesten,<br />

etwas Honig, reife gelbe Birnenfrucht, etwas<br />

Ginster, zurückhaltend. Elegant,<br />

feine cremige Textur, dezente Fruchtsüsse,<br />

gelber Pfirsich, weisser Nougat, etwas Marzipan,<br />

gut anhaftend, ein facettenreicher<br />

Begleiter bei Tisch,<br />

samovino.com, ca. CHF 42,–<br />

•<br />

2019 Blake Sauvignon Blanc<br />

Vinarija Chichateau, Ležimir<br />

13,5 Vol.-%, DIAM Leuchtendes Goldgelb,<br />

silberfarbene Reflexe. Ein Hauch von<br />

frischen Guaven, Nuancen von Mango,<br />

kandierte Grapefruitzesten, zarter Blütenhonig,<br />

etwas eingelegte Litschi, einladendes<br />

Bukett. Saftig, elegant, reife Frucht,<br />

feiner Säurebogen, wieder etwas Ananas<br />

und Mango, stoffig, ein komplexer Speisenbegleiter,<br />

sicheres Reifepotenzial.<br />

shishatovac@yahoo.com<br />

•<br />

2020 Inat Rajnski Rizkling<br />

Vinarija Molovin, Šid<br />

13 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />

Reflexe. Feine Nuancen nach gelbe Tropenfrucht,<br />

etwas Honigmelone, zart nach<br />

Limettenzesten und Frangipani-Creme. Am<br />

Gaumen zarte Pfirsichfrucht, leichtfüssig,<br />

ein Hauch von Marzipan, finessenreich<br />

strukturiert, mineralisch, balanciert und<br />

lange anhaftend, ein eleganter Speisenbegleiter<br />

mit Reifepotenzial.<br />

vinarijamolovin.rs<br />

•<br />

2017 Zvonko Bogdan Chardonnay<br />

Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />

13,5 Vol.-%, NK. Mittleres, leuchtendes<br />

Grüngelb, silberfarbene Reflexe. Zart<br />

nussig unterlegte, reife gelbe Tropenfrucht,<br />

ein Hauch von Mango und Blütenhonig,<br />

kandierte Limettenzesten. Am Gaumen<br />

seidig, zarte Süsse, etwas weisser<br />

Spargel und zartes Karamell, ein Hauch<br />

von weissem Nugat im Abgang, gut<br />

entwickelt, vielseitig.<br />

vinarijazvonkobogdan.com<br />

•<br />

2021 Matijašević Sovi Noa<br />

Sauvignon Blanc<br />

Matijašević vinogradi, Orasac<br />

13,5 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Feine Würze, zart nach<br />

Stachelbeeren, weisse Blüten, feine dunkle<br />

Mineralität, Saftig, elegant, weisser Pfirsich,<br />

dezente Fruchtsüsse, balanciert, zart<br />

nach Melone, straff und kraftvoll im Abgang,<br />

besitzt Länge und Entwicklungspotenzial,<br />

feine Mangofrucht im Nachhall, ein<br />

eleganter Speisenbegleiter. mv.vin<br />

•<br />

2022 Belina<br />

Matijašević vinogradi, Orasac<br />

14 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Zarte Nuancen von<br />

Wiesenkräutern, ein Hauch von Grapefruitzesten,<br />

ein Hauch von frischer weisser<br />

Birne, etwas Anis. Leichtfüssig und doch<br />

komplex, straff, engmaschig, finessenreiche<br />

Struktur, mineralisch, salzig im<br />

Abgang, lebendiger Speisenbegleiter.<br />

mv.vin<br />

•<br />

2017 Vinčić Grašac Amphora<br />

Vinčić Vinogradi Vinarija, Šid<br />

13 Vol.-%, NK. Leuchtendes Orangegelb,<br />

zarte Kupferreflexe. Intensiv nach<br />

Orangenzesten und frischen grünen<br />

Mandeln, weisser Pfirsich, dezente Kräuterwürze,<br />

floraler Touch. Frisch, feine Mineralität,<br />

blitzsauber, salzige Nuancen, Limettentouch,<br />

ein leichtfüssiger Amphorenwein<br />

ohne jede übertriebene Gerbstoffnuancen,<br />

sehr vielseitig einsetzbar.<br />

vinarijamolovin.rs<br />

92 Punkte<br />

•<br />

2022 Tamjanika Experiment<br />

Podrum Čokot, Starci<br />

12 Vol.-% NK,. Helles Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Zarte weisse Tropenfrucht,<br />

ein Hauch von Grapefruitzesten,<br />

mineralisch und floral, ein Hauch von<br />

Holunderblüten. Saftig, zart traubiger<br />

Touch, ein Hauch von Muskatnuss, zitroniger<br />

Touch, salzige Mineralität, bleibt gut<br />

haften. Der perfekte Sommerwein.<br />

medinarium.com, ca. CHF 14,70<br />

•<br />

2021 Tamjanika Bellucci<br />

Vinarija Erdevik, Erdevik<br />

13,5 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />

Reflexe. Zartes, einladendes Bukett,<br />

Honigmelone, Holundersirup, zart nach<br />

Grapefruit. Feine traubige Frucht, elegant<br />

und stoffig, feine Fruchtsüsse, finessenreiche<br />

Säurestruktur, balanciert, gut<br />

anhaftend, sicheres Potenzial.<br />

samovino.com, ca. CHF 14,95<br />

•<br />

2019 Zvonko Bogdan Pinot Blanc<br />

Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />

13 Vol.-%, NK. Mittleres Grüngelb, silber<br />

farbene Reflexe. Zart nach Wiesenkräutern,<br />

ein Hauch von gelber Birnenfrucht, ein<br />

Hauch von Karamell, kandierte Orangenzesten.<br />

Saftig, elegant, feine weisse Kernobstnoten,<br />

gute Frische, ein Hauch von<br />

Mandarinen im Abgang, ausgewogen, ein<br />

gut gereifter Speisenbegleiter.<br />

mabat-int.si, ca. CHF 16,–<br />

•<br />

2022 Fabula Mala bela Chardonnay<br />

Vinarija Chichateau, Ležimir<br />

14 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Frische Birnenfrucht, zart<br />

nach Mango, ein Hauch von Zitruszesten.<br />

Saftig, elegant, zarte Röstaromen, reife<br />

gelbe Tropenfrucht, frischer Säurebogen,<br />

zarte Fruchtsüsse im Abgang, ein balancierter<br />

Speisenbegleiter, mineralischer<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

203


tasting<br />

SERBIEN<br />

Nachhall, vielseitig einsetzbar.<br />

samovino.com, ca. CHF 17,95<br />

•<br />

2021 Babba, Oszkar Maurer<br />

11,5 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes, zart<br />

getrübtes Orangegold. Intensive Kumquatnuancen,<br />

feiner Honig, kandierte Orangenzesten<br />

und getrock-nete Marillen, trockenes<br />

Stroh. Mittlere Komplexität, weisses<br />

Obst, zart nach Pfirsich, straffe Mineralität,<br />

leichtfüssig und, facettenreicher<br />

Speisenbegleiter.<br />

samovino.com, ca. CHF 18,–<br />

•<br />

2019 LH Zero Harslevelü<br />

(Natural Wine)<br />

Ernő Sagmeister, Magyarkanizsa<br />

13 Vol.-%, DIAM. Mittleres, getrübtes<br />

Goldgelb, Silberreflexe. Zart nach Akazienholz,<br />

weisse Blüten, Orangenzesten,<br />

Honig, dezent blättrige Würze.<br />

Mittlere Komplexität, feine gelbe Apfel-<br />

Marillenfrucht, zarter Gerbstoff, der gut<br />

integriert ist, salzig-zitronig im Rückgeschmack,<br />

ein gut ausgewogener Essensbegleiter.<br />

samovino.com, ca. CHF 19,50<br />

•<br />

2021 CU Pinot Grigio (Natural Wine)<br />

Bikicki, Banoštor<br />

13,5 Vol.-%, DIAM. Zart getrübtes Kupferrot<br />

mit Orangereflexen. Nuancen von rotem<br />

Waldbeerkonfit, etwas Karamell, floraler<br />

Touch, etwas grüner Tee, tabakige Noten.<br />

Saftig, fruchtige Süsse, reife Kirschenfrucht,<br />

zartes Säurespiel, mineralischsalziger<br />

Touch im Abgang, ein eleganter<br />

Orangenwein, vielseitig einsetzbar.<br />

samovino.com, ca. CHF 24,–<br />

•<br />

2020 Omnibus Lector Chardonnay<br />

Vinarija Erdevik, Erdevik<br />

13,5 Vol.-%, NK,. Mittleres Grüngelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Dezentes Bukett, zarte<br />

gelbe Tropenfrucht, zarte Holzwürze, mineralischer<br />

Touch. Straff, elegant, weisse<br />

Fruchtnuancen, lebendige Säurestruktur,<br />

mineralisch-salzig im Abgang, ein gut<br />

anhaftender, vielseitiger Speisenbegleiter,<br />

zitroniger Nachhall.<br />

samovino.com, ca. CHF 50,–<br />

•<br />

2021 No 3/4 Tamjanika<br />

Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />

15,3 Vol.-%, NK. Leuchtendes Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Kandierte Orangenzesten,<br />

Orangenblüten, reifer gelber Apfel,<br />

etwas Akazienhonig, getrocknete Marillen,<br />

feine Süsse im Nachhall, ein balancierter<br />

Wein, feinwürziger Rückgeschmack.<br />

ivanovicvino.com<br />

•<br />

2022 Tamjanika<br />

Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />

13 Vol.-%, NK. Helles Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Feine traubige Nuancen, ein<br />

Hauch von Ingwer, kandierte Mandarinenzesten.<br />

Saftig, elegant, engmaschig, reife<br />

Tropenfrucht, etwas Litschi, komplex, zarte<br />

Fruchtsüsse, mineralisch, zitronig, vielseitig<br />

einsetzbar, zeigt gute Länge, ein versatiler<br />

Speisenbegleiter. ivanovicvino.com<br />

•<br />

2021 Inat Traminac<br />

Vinarija Molovin, Šid<br />

13 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, Frangipani-<br />

Creme. Zarte Nuancen nach Marshmallows,<br />

zart blättrig, dezentes Bukett, Hauch<br />

von weissen Blüten. Elegant, aus gewogen,<br />

weisser Pfirsich, feines Säurespiel, dunkle<br />

Mineralität, bleibt gut haften, salziger<br />

Nachhall, gutes Reifepotenzial.<br />

vinarijamolovin.rs<br />

•<br />

2021 Manastir Bukovo Chardonnay<br />

Oaked, Monastery Bukovo, Negotin<br />

14 Vol.-%, NK. Helles Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Ein Hauch von neuem<br />

Holz, reife gelbe Tropenfrucht, etwas<br />

Mango, zart nach Vanille. Elegant, rund<br />

und harmonisch, zartes Säuregerüst,<br />

balanciert, ein Hauch von Marille und<br />

hellem Karamell, keine Spur von Opulenz,<br />

mineralisch, ein facettenreicher Speisenbegleiter,<br />

Entwicklungspotenzial.<br />

manastirbukovoprodavnica.com<br />

•<br />

2019 Quet Grašac KPK PDO<br />

Fruškogorski Vinogradi, Banoštor<br />

14 Vol.-%, DIAM. Mittleres Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Zart nach Honigmelone,<br />

ein Hauch von kandierten Mandarinenzesten,<br />

tabakige Nuancen. Kraftvoll, elegant,<br />

feine gelbe Steinobstnuancen, zart nach<br />

Kamille und Blütenhonig im Abgang, ausgewogen,<br />

feine Kräuterwürze im Abgang,<br />

feiner Säurekern, dezent nussig im Abgang,<br />

ein komplexer Speisenbegleiter, gute<br />

Länge, sicheres Reifepotenzial. fruvin.com<br />

•<br />

2022 Terasa Chardonnay<br />

Matalj Vinarija, Negotin<br />

13,5 Vol.-%, NK. Helles Grüngelb, Silberreflexe.<br />

Zarte weisse Tropenfrucht, ein<br />

Hauch von Mango, zart nach Holz und Limette,<br />

floraler Touch. Saftig, ein Hauch von<br />

Blick über die Rebberge in der<br />

Fruska Gora auf die Donau.<br />

Honigmelone, dezente Säure, feine Fruchtsüsse<br />

im Abgang, ein balancierter Speisenbegleiter,<br />

vielseitig einsetzbar, bereits<br />

entwickelt. mataljvinarija.rs<br />

•<br />

2022 Terasa Sauvignon Blanc<br />

Matalj Vinarija, Negotin<br />

13,5 Vol.-%, NK. Helles Gelbgrün, silberfarbene<br />

Reflexe. Feine weisse Tropenfrucht,<br />

ein Hauch von Stachelbeeren, zart nach<br />

Cassis und Grapefruitzesten, mineralischer<br />

Touch. Saftig, feine gelbe Mangonote, integrierte<br />

Säurestruktur, mineralisch, balanciert<br />

und gut anhaftend, macht Lust auf einen<br />

zweiten Schluck. mataljvinarija.rs<br />

Rotwein<br />

97 Punkte<br />

•<br />

2019 Kremen Kamen Cabernet<br />

Sauvignon , Matalj Vinarija, Negotin<br />

15 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, opaker<br />

Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Zart nach reifen Zwetschken, reife<br />

Kirschen, feine Cassis-Noten und Brombeeren,<br />

helle Schokolade, sehr einladendes<br />

Bukett. Komplex, stoffig, dabei leichtfüssig<br />

und finessenreich, seidige Tannine, mineralisch<br />

und frisch unterlegt, zeigt eine ausgezeichnete<br />

Länge, salzig im Abgang, bereits<br />

antrinkbar, ausgestattet mit Potenzial<br />

myvinodeal.ch, CHF 79,90<br />

96 Punkte<br />

•<br />

2020 Kremen Kamen<br />

Cabernet Sauvignon<br />

Matalj Vinarija, Negotin<br />

15 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, opaker<br />

Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Kleine schwarze Waldbeeren,<br />

schwarzer Pfeffer, feine Edelholzwürze,<br />

Brombeeren, kandierte Orangenzesten.<br />

Komplex, straff und engmaschig, reife<br />

schwarze Kirschen, feine, tragende Tannine,<br />

angenehme Mineralität, frisch und anhaftend,<br />

rotbeerige Nuancen im Abgang, zitroniger<br />

Touch im Rückgeschmack, sichere<br />

Zukunft. medinarium, ca. CHF 77,30<br />

•<br />

2020 Zamna Cabernet Sauvignon<br />

Matalj Vinarija, Negotin<br />

15 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, opaker<br />

Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Reife Zwetschken, schwarze Kirschen,<br />

tabakige Würze, reifes Cassis und<br />

kandierte Orangenzesten sind unterlegt.<br />

Saftig, feine dunkle Beerenfrucht, reife, extrem<br />

seidige Tannine, lange anhaltend,<br />

gute Frische, feine Mineralität, noch sehr<br />

jugendlich, verfügt über unglaubliche Länge,<br />

eine Art Château Margaux aus Negotin.<br />

mataljvinarija.rs<br />

Fotos: beigestellt, ColorWorld1 / Shutterstock, Valery Shanin / Shutterstock, Damir Vujkovic / Shutterstock<br />

204 falstaff okt <strong>2023</strong>


•<br />

2017 Prokupac Gaga<br />

Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />

14,5 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte<br />

Randaufhellung. Feine Kräuterwürze, rotbeerige Nuancen,<br />

floraler Touch, ein Hauch von Preiselbeeren, Limettenzesten,<br />

mineralischer Touch. Saftig, feine Beerenfrucht, rote<br />

Kirschen, komplex, frisch und ungemein leichtfüssig, sehr<br />

finessenreicher Stil, perfekte Tannine, salzig im Nachhall,<br />

sehr lange anhaftend, das ist die Zukunft des serbischen<br />

Weines. ivanovicvino.com<br />

95 Punkte<br />

•<br />

2021 Kadarka 1880 (Natural Wine)<br />

Oszkar Maurer, Hajdukovo<br />

13 Vol.-%, DIAM. Helles Rubingranat, breite Ockerrandaufhellung.<br />

Mineralisch unterbautes Himbeermark, zart nach<br />

Ribisel, Limettenzesten und Tabak, kirschige Nuancen. Saftig<br />

und finessenreich, zarte Fruchtsüsse, ein Hauch von kandierten<br />

Veilchen, salzig und lange anhaftend, Vieilles-Vignes-Charakter,<br />

kein Wunder bei 140 Jahre alten wurzelechten<br />

Reben, delikater Nachhall. Wahres Gaumenkino.<br />

samovino.com, ca. CHF 48,–<br />

•<br />

2019 Doja Prokupac Breg<br />

Vinarija Doja, Donje Svarče<br />

14,5 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />

violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Schwarze Beeren,<br />

weisses Nougat, Himbeerkonfit, kandierte Orangenzesten,<br />

blumige Nuancen. Kraftvoll, engmaschig, Brombeeren,<br />

schwarze Kirschen, reife Tannine, frischer Säurebogen,<br />

mineralisch-salziger Anklang, trockener Abgang, ohne jede<br />

Opulenz, ein toller Speisenbegleiter, ausgestattet mit<br />

Länge und Potenzial. doja.rs<br />

•<br />

2010 Vinčić Red Reserve<br />

Vinčić Vinogradi Vinarija, Šid<br />

14 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe. Reife Zwetschken, Nugat, etwas Vanille,<br />

Gewürznuancen, kandierte Orangenzesten. Komplex, frisch,<br />

feine Mineralität, lebendige Struktur, rote Kirschen, zarte<br />

Extraktsüsse im Nachhall, sicheres weiteres Reifepotenzial,<br />

ein vielseitiger Speisenbegleiter. vinarijamolovin.rs<br />

94 Punkte<br />

•<br />

2019 Cuvée No 1<br />

Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />

14 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />

tiefer Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Ein<br />

Hauch von Vanille und Nougat, zarte Holzwürze, dunkle<br />

Waldbeeren, Brombeeren, einladendes Bukett. Saftig, ausgewogen,<br />

elegant, dezente Fruchtsüsse, feine Tannine, zeigt<br />

gute Länge, bereits antrinkbar, salzig und trinkfreudig, feine<br />

schokoladige Nuancen im Nachhall, bereits zugänglich, ein<br />

facettenreicher Stil. mabat-int.si, ca. CHF 25,–<br />

•<br />

2020 Prokupac Radovan 100%,<br />

Podrum Čokot, Starci<br />

14 Vol.-%, NK. Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, dezente<br />

Ockerrandaufhellung. Feine Kräuterwürze, Anis, Dille,<br />

reife Kirschen, Waldbeeren, kandierte Orangenzesten, ein<br />

Hauch von Edelholz. Saftig, komplex, reife, süsse rote<br />

Kirschfrucht, präsente Tannine, mineralisch-salzig im<br />

Abgang, reife Zwetschken im Nachhall, zartes Nougat,<br />

braucht noch etwas Zeit, hat Potenzial.<br />

medinarium.com, ca. CHF 27,30<br />

•<br />

2019 Stifler‘s Mom Shiraz<br />

Vinarija Erdevik, Erdevik<br />

16 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarte Randaufhellung. Feine Edelholzwürze, süsse<br />

Kirschfrucht, ein Hauch von reifen Zwetschken, kandierte<br />

Mandarinenzesten, ein Hauch von Gewürznelken. Saftig,<br />

elegant, feines Nougat, schwarze Kirschen, gut integriertes<br />

Holz, reife Tannine, mineralisch, ein kraftvoller Speisenbegleiter,<br />

sicheres Entwicklungspotenzial.<br />

weinkollektion.com.ca. CHF 39,95<br />

•<br />

2019 Rodoslov Grand Reserve<br />

Vinarija Aleksandrović, Topola<br />

14,5 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />

violette Reflexe, dezente Ockerrandauf-hellung. Feine Edelholzwürze,<br />

Brombeerfrucht, feines Cassis, etwas Vanille,<br />

zarte Gewürznuancen. Stoffig, elegant, frisch und balanciert,<br />

integrierte Tannine, mineralisch, feine Fruchtsüsse im<br />

Abgang, bleibt gut haften, bereits antrinkbar, Brombeeren<br />

und Kirschen im Nachhall, ein saftiger, vielschichtiger<br />

Speisenbegleiter. vinobre.at, ca. CHF 49,90<br />

•<br />

2019 Doja Cabernet<br />

Sauvigon Breg<br />

Vinarija Doja, Donje Svarče<br />

15,5 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Cassis, schwarze Kirschen, schokoladig,<br />

Nuancen von Edelholz, mit rotbeerigen Nuancen<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

205


tasting<br />

SERBIEN<br />

unterlegt. Kraftvoll, schokoladig und<br />

komplex, integrierte Holzwürze, ein<br />

voluminöser Wein, der keine Spur von<br />

Opulenz zeigt, würzig und mineralisch,<br />

verfügt über grosse Frische und Länge,<br />

braucht aber noch Zeit, sollte nicht vor<br />

2025 angetrunken werden. doja.rs<br />

•<br />

2017 Prokupac<br />

Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />

14 Vol.-%. Dunkles Rubingranat, violette<br />

Reflexe, dezente Randaufhellung. Floral,<br />

kandierte Veilchen, Brombeerkonfit, feine<br />

Waldbeeren im Hintergrund, kandierte<br />

Mandarinenzesten. Saftig, seidig und<br />

elegant, finessenreicher Säurebogen,<br />

mineralisch, extraktsüss im Abgang, feine<br />

salzige Nuancen im Nachhall, gut<br />

entwickelt, ivanovicvino.com<br />

•<br />

2018 No ½<br />

Vinarija Ivanović, Aleksandrovac<br />

16 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette<br />

Reflexe, zarte Randaufhellung. Dunkle<br />

Beerenfrucht, etwas Nougat, schwarze<br />

Kirschen, Trockenkräuter, kandierte Orangenzesten,<br />

ein Hauch von reifen Zwetschken.<br />

Stoffig, süsse Pflaumen, reife Tannine,<br />

kraftvoll und von reifen Tanninen getragen,<br />

opulent, bereits gut antrinkbar.<br />

ivanovicvino.com<br />

•<br />

2019 Merlot Single Vineyard<br />

Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />

14 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, tiefer<br />

Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Kräuterwürzig, schwarze Kirschen,<br />

dunkle Nuancen, zart nach Maulbeeren, tabakig,<br />

ein Hauch von Edelholz. Saftig, rote<br />

Kirschen, frisch strukturiert, dezente Süsse,<br />

reife Tannine, elegant und bereits gut<br />

entwickelt, ein zugänglicher Speisenbegleiter,<br />

zarte Schokonuancen im Nachhall,<br />

gutes Zukunftspotenzial.<br />

vinarijazvonkobogdan.com<br />

93 Punkte<br />

•<br />

2019 Prokupac Experiment<br />

Podrum Čokot, Starci<br />

14 Vol.-%, NK. Kräftiges Rubingranat,<br />

violette Reflexe, dezente Ockerrandaufhellung.<br />

Feine Kräuterwürze,<br />

schwarze Kirschen, vielschichtig, voll<br />

mit reifer Beerenfrucht, Orangenzesten,<br />

Malven. Komplex, straff, rotbeerig,<br />

feste Tannine, frischer Säurebogen,<br />

feine Extraktsüsse im Abgang, sehr<br />

gute Länge, würzig-salziger Nachhall,<br />

tolles Entwicklungspotenzial.<br />

samovino.com, ca. CHF 14,90<br />

•<br />

2019 Kadarka Devas<br />

Ernő Sagmeister,<br />

Magyarkanizsa<br />

13,5 Vol.-%, DIAM. Helles<br />

Karminrot, Ockerreflexe, breite<br />

Randaufhellung. Zart nach Brom-<br />

beerkonfitüre, aber auch Kletzennuancen,<br />

ein Hauch von Himbeermark, Wacholderbeeren,<br />

sonnendurchfluteter Waldboden.<br />

Komplex, stoffig, eingelegte Kirschen, feinstrukturierte<br />

Säure, mineralisch-salzig im<br />

Abgang, gute Länge, leichtfüssiger Stil,<br />

bleibt haften und füllt den Gaumen gut<br />

aus, dezente Fruchtsüsse im Finale, bereits<br />

gut entwickelt.<br />

samovino.com, ca. CHF 20,–<br />

•<br />

2017 Grand Trianon<br />

Vinarija Erdevik, Erdevik<br />

14 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette<br />

Reflexe, dezenter Wasserrand. Dunkle<br />

Kirschen, feine Kräuterwürze, zart nach<br />

Brombeeren, kandierte Orangenzesten.<br />

Kraftvoll, reife Waldbeeren, frische Säurestruktur,<br />

integrierte Tannine, mineralischsalzig<br />

im Abgang, balanciert und gut anhaftend,<br />

sehr jugendlich.<br />

weinkollektion.com, ca. CHF 26,95<br />

•<br />

2021 Kadarka Gravitation,<br />

Oszkar Maurer, Hajdukovo<br />

14 Vol.-%, DIAM. Dezentes Karmingranat,<br />

breite Ockerrandaufhellung. Zart nach<br />

Himbeeren, süssem Tabak und Trockenkräutern,<br />

etwas frische Feige, florale Akzente.<br />

Saftig, seidig, rotbeerige Frucht,<br />

wirkt sehr balanciert, eingelegte Kirschen,<br />

mineralischer Touch, ein sehr finessenreicher<br />

Wein mit zitronig-salzigem Finish, ungemein<br />

animierend, subtiler Speisenwein.<br />

samovino.com, ca. CHF 38,–<br />

•<br />

2017 Marlon Delon<br />

Vinarija Erdevik, Erdevik<br />

15,5 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette<br />

Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />

Rauchig-würzig unterlegte Edelholznote,<br />

schwarze Beeren, Cassis und Lakritze,<br />

frische Orangenzesten, einladendes Bukett.<br />

Saftig, komplex, reife Brombeeren,<br />

dunkle Kirschen, tragende, reife Tannine,<br />

mineralisch im Abgang, noch sehr jugendlich,<br />

salziger Nachhall, frisch und animierend,<br />

ein kraftvoller Speisenbegleiter.<br />

samovino.com, ca. CHF 48,–<br />

•<br />

2019 Icon Campana Rubimus<br />

Vinarija Zvonko Bogdan, Palić<br />

15 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />

tiefer Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Tabakig, schwarze Waldbeeren,<br />

reife Zwetschken, kandierte<br />

Orangenzesten, Nuancen von Feigen<br />

und Nougat. Komplex, stoffig, kraftvoll,<br />

aber nicht feurig, verfügt über Süsse<br />

und Eleganz, runde Tannine, schokoladig<br />

und gut anhaftend, ein feinwürziger<br />

Speisenbegleiter.<br />

mabat-int.si, ca. CHF 73, 50<br />

Bestes Klima, sonnenverwöhnte<br />

Weingärten und interessante Sorten<br />

sorgen für Vielfalt in der serbischen<br />

Weinlandschaft.<br />

•<br />

2017 Krunski Dokas<br />

Grand Reserve<br />

Despotika Winery,<br />

Smederevska<br />

15 Vol.-%, NK. Kräftiges Rubingranat,<br />

ockerfarbene Reflexe, zarte Ockerrandaufhellung.<br />

Feine Edelholzwürze, reife<br />

dunkle Waldbeerfrucht, Herzkirschen und<br />

Cassis, intensives, einladendes Bukett.<br />

Kraftvoll, dezente Extraktsüsse, würzig,<br />

feiner Gerbstofftouch im Abgang, salziger<br />

Nachhall, zeigt Länge und weiteres Reifepotenzial,<br />

ein stoffiger Begleiter bei Tisch.<br />

vinarijadespotika.rs<br />

•<br />

2020 Merlot Tri Doline<br />

Matijašević vinogradi, Orasac<br />

15 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubingranat,<br />

opaker Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Feines Nougat, reife Herzkirschen,<br />

kandierte Orangenzesten, zarte<br />

Edelholznuancen. Saftig, Brombeere, frischer<br />

Säurebogen, integrierte Tannine,<br />

dunkles Nougat, balanciert, mineralisch,<br />

bleibt gut haften, bereits antrinkbar, ein<br />

lebendiger Speisenbegleiter. mv.vin<br />

•<br />

2019 Doja Prokupac<br />

Vinarija Doja, Donje Svarče<br />

14 Vol.-%, NK .Kräftiges Rubingranat, violette<br />

Reflexe, dezente Ockerrandaufhellung.<br />

Feinwürzig, dunkle Beerenfrucht, reife<br />

Zwetschken, rote Frucht, florale Nuancen,<br />

einladendes Bukett. Saftig, elegant, zart<br />

nach Himbeeren und Preiselbeeren, frisch<br />

strukturiert, mineralisch, dezente Extraktsüsse,<br />

ein animierender Speisenbegleiter<br />

mit Länge und Reifepotenzial. doja.rs<br />

•<br />

2019 Doja Merlot Breg<br />

Vinarija Doja, Donje Svarče<br />

14,5 Vol.-%, NK. Dunkles Rubingranat, violette<br />

Reflexe, zarte Randaufhellung. Reife<br />

Kirschen, Kräuter, Nuancen von Cranberry,<br />

zarte Holznuancen, etwas helles Nougat,<br />

einladendes Bukett. Saftig, feine rote<br />

Fruchtnuancen, frische Säurestruktur, integrierte<br />

Tannine, schokoladiger Touch, feine<br />

Mineralität, saliner Abgang, gute Länge,<br />

Entwicklungspotenzial. doja.rs<br />

Schaumwein<br />

93 Punkte<br />

•<br />

2018 Trijumf Chardonnay Brut<br />

Vinarija Aleksandrović, Topola<br />

Helles Gelbgrün, silberfarbene Reflexe,<br />

feines, lebendiges Mousseux. Zarte gelbe<br />

Kernobstnuancen, ein Hauch von Apfel und<br />

Honigmelone, Granatapfel, feine Zitruszesten,<br />

auch Grapefruit, mineralischer Touch.<br />

Engmaschig, feine gelbe Frucht auch am<br />

Gaumen, feiner Säurebogen, zeigt Komplexität<br />

und Länge, gut ausgewogen, ein<br />

Hauch von reifer Ananas im Abgang.<br />

samovino.com, ca. CHF 28,95<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/tasting-serbien-23<br />

<<br />

Fotos: Elena Elisseeva / Shutterstock, beigestellt<br />

206 falstaff okt <strong>2023</strong>


“An den Mond”, sagte Nuto,<br />

“muβ man selbstverständlich<br />

glauben.Sogar die Pfropfreiser<br />

kommen nicht an, wenn man<br />

sie nicht in den ersten Tagen<br />

des jungen Mondes setzt”.<br />

Cesare Pavese<br />

OKTOBER <strong>2023</strong><br />

IMPRESSUM<br />

INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT<br />

FÜR ESSEN, TRINKEN UND REISEN<br />

Die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck,<br />

Vervielfältigung und Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen<br />

nur mit ausdrücklicher Genehmigung<br />

des Verlags. Zitate aus Beiträgen dieser Ausgabe sind<br />

ausschliesslich mit Angabe der Quelle gestattet.<br />

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Gegenstand des Unternehmens ist die<br />

Herausgabe, der Verlag und der Vertrieb<br />

von Zeitschriften und Drucksachen aller<br />

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EIGENTÜMER FALSTAFF SCHWEIZ<br />

<strong>Falstaff</strong> Österreich (100 %)<br />

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Aloys Hirzel, Wolfgang M. Rosam<br />

CHEFREDAKTION<br />

Benjamin Herzog, Dominik Vombach,<br />

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CHEFS VOM DIENST<br />

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GRAFIK Isabella Gröller, Milena Hammerschmied,<br />

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FOTOASSISTENZ Pia Elisabeth Thelen,<br />

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REDAKTION ONLINE CH Rafaela Mörzinger<br />

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AUTOREN Lisa Arnold, Detlef Berg, Severin Corti, Aakriti<br />

Dhawan, Benny Epstein, Thomas Götz, Larissa Graf, Herbert<br />

Hacker, Moritz Hackl, Werner von Hamberg, Judith Hecht,<br />

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Carola Mayer, Peter Moser, Ulrich Sautter, Sebastian Späth,<br />

Simon Staffler, Hans-Theo Stamp, Anthony Torno<br />

FOTOGRAFIN Lena Staal<br />

ILLUSTRATORINNEN Stefanie Hilgarth (carolineseidler.com),<br />

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LEKTORAT Andreas Hierzenberger, Angelika<br />

Hierzenberger-Gokesch, Rocco Prumer, Sabine Till,<br />

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GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

Mag. Elisabeth Kamper, Wolfgang M. Rosam<br />

VERWALTUNGSRAT<br />

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VERLAGSLEITUNG SCHWEIZ<br />

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Einzelverkauf: CHF 14,–<br />

Jahresabonnement (10 Hefte): CHF 105,–<br />

Preise inkl. MwSt.<br />

Gültig in der <strong>Schweiz</strong><br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

207


tasting<br />

TROPHY BAROLO, BARBARESCO & ROERO<br />

La Morra ist der am höchsten gelegene Ort<br />

des Barolo-Gebiets. Von hier geniesst man<br />

einen wunderbaren Rundblick über<br />

die Hügel der Langhe.<br />

GROSSES<br />

KINO<br />

Foto: essevu / Shutterstock<br />

208 falstaff okt <strong>2023</strong>


Barolo und Barbaresco werden im Hügelland der Langhe im südlichen Piemont angebaut.<br />

Beide Weine entstehen aus derselben Sorte, nämlich Nebbiolo. Und auch der rote Roero,<br />

der am westlichen Ufer des Tanaro-Flusses reift, hat die Nebbiolo-Traube als Grundlage.<br />

TEXT OTHMAR KIEM NOTIZEN OTHMAR KIEM, SIMON STAFFLER<br />

Barolo und Barbaresco erlebten<br />

in den letzten Jahren einen<br />

Höhenflug ohnegleichen, und<br />

zwar sowohl in der Beliebtheit<br />

als auch beim Preis. Dabei sind<br />

weder Barolo noch Barbaresco Weine, die<br />

sich dem Weinfreund unmittelbar erschliessen.<br />

Beide Weine wachsen in den Langhe,<br />

dem Hügelland rund um die Kleinstadt<br />

Alba im südlichen Piemont. Grund lage für<br />

beide Weine ist dieselbe Traubensorte: Nebbiolo.<br />

Ausser im südlichen Piemont wird<br />

diese Sorte nur noch im Norden der Region<br />

sowie im Valtellina in der Lombardei in<br />

nennenswertem Umfang angebaut.<br />

Barolo wächst im Süden, Barbaresco nördlich<br />

von Alba. Getrennt durch den Tanaro-<br />

Fluss liegt im Westen der Stadt zudem das<br />

Anbaugebiet für den Roero. Während aber<br />

Barolo und Barbaresco ausschliesslich aus<br />

Nebbiolo bestehen, kann roter Roero bis zu<br />

fünf Prozent andere Sorten enthalten.<br />

Nebbiolo-Weine zeigen kraftvolles, ausgeprägtes<br />

Tannin und eine akzentuierte<br />

Säure. Diese beiden Komponenten machen<br />

Barolo und Barbaresco in ihrer Jugend oft<br />

eher unzugänglich. Aber durch Modifikationen<br />

im Anbau und Änderungen im Keller<br />

hat sich hier schon viel getan, und die Weine<br />

sind inzwischen deutlich früher trinkbar<br />

als in der Vergangenheit. Von Gaumenschmeichlern<br />

sind sie trotzdem weit entfernt<br />

– Barolo und Barbaresco brauchen<br />

Reife. Vor allem aber benötigen sie eine<br />

Speisenbegleitung in Form von fett- oder<br />

proteinreichen Gerichten. Wenn aber alles<br />

stimmt, bieten sie ein nachhaltiges Genusserlebnis.<br />

Vom Jahrgang 2019 sollte man<br />

übrigens viel einlagern – er brachte lange<br />

lagerfähige, prächtige Barolos.<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/trophy-barolobarbaresco-und-roero-23<br />

<<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

209


tasting<br />

TROPHY BAROLO, BARBARESCO & ROERO<br />

TROPHY BAROLO,<br />

BARBARESCO & ROERO<br />

Barolo<br />

100 Punkte<br />

•<br />

Barolo DOCG 2019<br />

Bartolo Mascarello, Barolo<br />

14 Vol.-%, NK. Glänzendes, funkelndes Rubingranat.<br />

Duftende und einladende Nase<br />

nach reifen Himbeeren, Zitrusfrüchten, kaltem<br />

Rauch, filigranes Unterholz, Grafit, im<br />

Nachhall ein Hauch Kastanienhonig. Am<br />

Gaumen elegant und geschliffen, mit herzhaftem,<br />

kompaktem Tannin, tiefgründig,<br />

kraftvoll, mit enormer Länge.<br />

barolodibarolo.com, ca. CHF 360,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Brunate 2019<br />

Giuseppe Rinaldi, Barolo<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, glänzendes Rubingranat<br />

mit zart aufhellendem Rand. In<br />

der Nase sehr klar und duftend, nach frischen<br />

Kirschen, Orangen, erinnert an Walderdbeeren,<br />

dazu feine helle Würze, Zitronenthymian,<br />

im Nachhall nach satter<br />

Pflaume. Am Gaumen elegant und präzise,<br />

eng verwoben, perfekte Balance zwischen<br />

Säure, Tannin und Frucht, fliesst dahin wie<br />

aus einem Guss, lange, gross.<br />

rinaldigiuseppe.com, ca. CHF 420,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Romirasco 2019<br />

Poderi Aldo Conterno, Monforte d’Alba<br />

15 Vol.-%, NK. Intensiv funkelndes Rubingranat<br />

mit hellem Rand. Intensive Nase mit<br />

Noten nach weisser Trüffel, etwas Leder,<br />

dann nach Brombeere, Zwetschke und<br />

dunkler Kirsche. Stoffig und satt in Ansatz<br />

und Verlauf, klar herausgearbeitete Noten<br />

nach Himbeere und Zwetschke, dichtes,<br />

verwobenes Tannin mit seidigem Kern,<br />

spannt einen weiten Bogen.<br />

poderialdoconterno.com, ca. CHF 240,–<br />

99 Punkte<br />

•<br />

Barolo DOCG Cannubi 2019<br />

Elio Altare, La Morra<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubingranat.<br />

In der Nase edel und einprägsam, nach saftiger<br />

Blutorange, Walderdbeeren, mit feinen<br />

blumigen Komponenten, süssen Himbeeren<br />

und heller Würze. Am Gaumen sehr<br />

kompakt und sehr druckvoll, zeigt sich sehr<br />

elegant verwoben und mit engmaschigstem<br />

Tannin, baut sich lange auf, ohne überheblich<br />

zu wirken, gross.<br />

elioaltare.com, ca. CHF 188,–<br />

98 Punkte<br />

•<br />

Barolo DOCG Vignarionda Ester<br />

Canale Rosso 2019<br />

Giovanni Rosso, Serralunga d’Alba<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubingranat<br />

mit aufhellendem Rand. Einladende und<br />

fein gezeichnete Nase nach reifen Waldbeeren,<br />

Himbeeren, Sardellen, einem<br />

Hauch Minze und einem Hauch Grafit. Am<br />

Gaumen mit geschliffenem Eintritt und toll<br />

herausgearbeiteter Frucht auf Orangen<br />

und Himbeeren, mit engmaschigem Tannin,<br />

breitet sich lange aus, im Finale auf<br />

feinstem Schmelz und lange ausklingend.<br />

giovannirosso.com, ca. CHF 350,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Tre Tine 2019<br />

Giuseppe Rinaldi, Barolo<br />

14 Vol.-%, NK. Aufhellendes, strahlendes<br />

Rubingranat. Tolle und ausdrucksstarke<br />

Nase nach kandierten Zitrusschalen, Himbeeren,<br />

versteckt nach frisch gebackenem<br />

Schwarzbrot, etwas kandiertes Rosenblatt,<br />

im Nachhall fein nach Chinarinde.<br />

Schmelziger Gaumeneintritt, mit klarer,<br />

strahlender Frucht, eng verwoben, mit viel<br />

saftigem Tannin, herzhaft, druckvoll, auf<br />

satter Waldbeerfrucht, sehr lange.<br />

rinaldigiuseppe.com, ca. CHF 410,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Le Vigne 2019<br />

Luciano Sandrone, Barolo<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, edles Rubinrot<br />

mit dezent aufhellendem Rand. In der<br />

Nase zunächst edle erdige Noten nach<br />

Trüffel, dann kandierte Kirsche, ein Hauch<br />

Siegellack, Sardellen, Rosmarin, im Nachhall<br />

auf Grafit. Am Gaumen mit kompaktem<br />

Tannin, druckvoll, kommt in vielen<br />

Schichten daher, lange, salzig und saftig.<br />

sandroneluciano.com, ca. CHF 90,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Cicala 2019<br />

Poderi Aldo Conterno, Monforte d’Alba<br />

15 Vol.-%, NK. Kraftvolles, leuchtendes<br />

Rubingranat. Kompakte Nase mit ansprechenden<br />

Noten nach Rosenblättern,<br />

Hagebutten, Himbeeren und etwas Leder.<br />

Am Gaumen viel satte Beerenfrucht, entfaltet<br />

sich im Verlauf mit dichtmaschigem,<br />

straffem Tannin, viel Druck im Finale, hallt<br />

sehr lange nach.<br />

poderialdoconterno.com, ca. CHF 160,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Monvigliero 2019<br />

Comm. G.B. Burlotto, Verduno<br />

14 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubingranat. In<br />

der Nase klar und ausdrucksstark, floral,<br />

nach süssen Blutorangen, Rosenblatt,<br />

saftigen Kirschen, ein Hauch Kardamom,<br />

im Nachhall entfernte Anklänge von Chinarinde<br />

und Granatapfel. Cremiger Gaumeneintritt<br />

mit klar herausgearbeiteter Frucht,<br />

strahlend und energiereich, eng verwoben,<br />

mit saftigem Tannin, druckvoll, elegant,<br />

mit hohem Trinkfluss, auf Blutorange.<br />

burlotto.com, ca. CHF 490,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Monvigliero 2019<br />

Vietti, Castiglione Falletto<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, glänzendes<br />

Rubingranat. In der Nase ausdrucksstark,<br />

nach rotem Pfirsich, reifen Walderdbeeren,<br />

Blutorangen, dazu feine blumige Komponenten,<br />

vielschichtig und einprägsam. Am<br />

Gaumen mit leichtfüssiger Komplexität,<br />

eng verwobenes, feinkörniges Tannin, tolle<br />

Saftigkeit und Präzision, klar herausgearbeitete<br />

Frucht, kommt lange salzig wieder.<br />

vietti.com, ca. CHF 210,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Unoperuno 2019<br />

Elio Altare, La Morra<br />

14,5 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubinrot. Einladende<br />

Nase, nach reifen Himbeeren,<br />

Pfefferminze, weissem Pfeffer, balsamisch,<br />

nach Edelholz und minimal nach kaltem<br />

Rauch, sehr einladend. Zeigt sich sehr geschliffen<br />

am Gaumen, mit ausgeprägter<br />

Frucht und perfekt eingebundenem Tannin,<br />

kraftvoll, mit Druck, bleibt lange haften.<br />

elioaltare.com, ca. CHF 255,–<br />

97 Punkte<br />

•<br />

BIO Barolo DOCG Bussia 2019<br />

Ceretto, Alba<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />

zart aufhellendem Rand. Ausdrucksstark<br />

und klar in der Nase nach Himbeeren, Zedernholz<br />

und etwas kaltem Rauch, im<br />

Nachhall auf kandierter Zitrusfrucht. Am<br />

Gaumen kompakt und eng verwoben, mit<br />

toller Spannung und sattem Druck, viel<br />

Salz, tolle Länge!<br />

ceretto.com, ca. CHF 140,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Sperss 2019<br />

Gaja, Barbaresco<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubingranat<br />

mit lichtem Rand. Zeigt sich zunächst etwas<br />

verschlossen, mit betont mineralischen<br />

Komponenten, dann viel Himbeere,<br />

satte dunkle Rosenblätter, viel frische<br />

Zwetschke. Am Gaumen sehr präzise herausgearbeitete<br />

Frucht, überaus geschliffenes<br />

Tannin, im Nachhall betont salzig.<br />

gaja.com, a. A.<br />

•<br />

Barolo DOCG Bussia 2019<br />

Giuseppe Rinaldi, Barolo<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtend-glänzendes<br />

Rubingranat. In der Nase zunächst nach<br />

Zedernholz, Grafit, dann ein Hauch Minze<br />

und reife Himbeerfrucht, Zitrus, erinnert im<br />

Nachhall an roten Pfirsich, dazu edle Würze.<br />

Am Gaumen geschliffen, mit dunkelbeeriger<br />

Frucht, engmaschig und kompakt,<br />

nimmt den Trunk vollkommen ein, stoffig,<br />

mit saftigem, sehr langem Ausklang.<br />

rinaldigiuseppe.com, ca. CHF 550,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Aleste sibi et paucis<br />

2013, Luciano Sandrone, Barolo<br />

14,5 Vol.-%, NK. Intensives, dunkles Granat,<br />

aufhellender Rand. Zeigt in der Nase Noten<br />

nach Leder, etwas Teer, dann viel Zwetschke,<br />

auf Trüffel, dazu Waldhimbeere. Viel<br />

Fotos: beigestellt, Kzenon / Shutterstock<br />

210 falstaff okt <strong>2023</strong>


stoffiges Tannin am Gaumen, dunkle<br />

Frucht, nach Tabak und Leder, zupackendes,<br />

sattes Tannin, zeigt sich noch überaus<br />

jung, viel Druck, kann noch viele<br />

Jahre lagern.<br />

sandroneluciano.com, a. A.<br />

•<br />

Barolo DOCG Margheria 2019<br />

Massolino Vigna Rionda<br />

Serralunga d’Alba<br />

14,5 Vol.-%, DIAM. Intensives, funkelndes<br />

Rubingranat. Einladende Nase mit Noten<br />

nach Rosenblättern, reife dunkle Kirschen,<br />

Himbeere und etwas Kardamom. Viel<br />

präsentes, dichtmaschiges Tannin, sehr<br />

gut eingebunden in feinen, süssen<br />

Schmelz, breitet sich lange aus, salzig.<br />

massolino.it, ca. CHF 90,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Ravera 2019<br />

Paolo Scavino<br />

Castiglione Falletto<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, glänzendes Rubin<br />

mit granatrotem Rand. In der Nase<br />

nach Orangenzesten, Kerzenwachs, kandierten<br />

Himbeeren, im Nachhall ein Hauch<br />

Siegellack. Am Gaumen mit tiefgründigem,<br />

salzigem Tannin, sehr vielschichtig, kraftvoll,<br />

pur, sehr lange, im Finale auf kandierten<br />

Himbeeren und feinen Teenoten.<br />

paoloscavino.com, ca. CHF 85,–<br />

•<br />

BIO Barolo DOCG Mosconi 2019<br />

Pira – Chiara Boschis, Barolo<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, intensives<br />

Rubin mit zart aufhellendem Rand. In der<br />

Nase nach reifen Waldbeeren, Zeder, dazu<br />

Süssholz, erinnert entfernt an Milchschokolade,<br />

Kerzenwachs, im Nachhall nach<br />

Weihrauch, Preiselbeeren, Rosmarin. Am<br />

Gaumen herzhafter Eintritt, mit griffigem,<br />

eng verwobenem Tannin und punktgenauer<br />

Säure, wie aus einem Guss, kommt immer<br />

wieder, tolle Länge, sehr harmonisch.<br />

pira-chiaraboschis.com<br />

ca. CHF 85,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Bric dël Fiasc 2019<br />

Paolo Scavino, Castiglione Falletto<br />

14 Vol.-%, NK. Aufhellendes, glänzendes<br />

Rubingranat. In der Nase nach Granatapfel,<br />

Geranien, Orangenzesten, Rhabarber, etwas<br />

Chinarinde, Himbeere, kalter Rauch.<br />

Am Gaumen mit geschliffenem Kern, eingebettet<br />

in saftiges, engmaschiges Tannin,<br />

dazu feine Minze, roter Pfirsich, schöne<br />

Länge, elegant und kraftvoll.<br />

paoloscavino.com, ca. CHF 100,–<br />

<<br />

GEBIETSPROFIL<br />

DAS GEBIET<br />

Barolo, Barbaresco, Roero – alle drei Sorten zählen zu den kraftvollen,<br />

strukturierten Rotweinen. Barolo muss mindestens vier Jahre im Keller<br />

reifen, Barbaresco kann schon nach drei Jahren in den Handel.<br />

Bei Roero verkürzt sich die Mindestreifezeit auf zwei Jahre.<br />

DIE SORTE<br />

Weine aus Nebbiolo haben eine etwas hellere Farbe, zeigen neben Rubinimmer<br />

auch Granatnuancen. Charakteristisch ist der Duft nach Himbeere,<br />

Zwetschke und Lakritze. Am Gaumen überraschen sie durch kraftvoll<br />

ausgeprägtes Tannin und eine akzentuierte Säure.<br />

Vom herrlichen Weingut<br />

Feudo croce Von tinazzi<br />

im herzen apuliens stammt<br />

der aglianico nyktós<br />

TINAZZI.IT


tasting<br />

TROPHY BAROLO, BARBARESCO & ROERO<br />

96 Punkte<br />

•<br />

BIO Barolo DOCG Rocche di Castiglione<br />

2019, Brovia, Castiglione Falletto<br />

14,5 Vol.-%, NK. Funkelndes Rubin mit leichtem<br />

Granatschimmer. Eröffnet mit leicht<br />

rauchigen Komponenten, dann viel<br />

Zwetschke und Waldhimbeere, etwas Trüffel,<br />

spannend. Rund und stoffig in Ansatz<br />

und Verlauf, breitet sich satt aus, viel reife<br />

Frucht, eingebettet in ein sattes Gerüst aus<br />

griffigem Tannin, hallt sehr lange nach.<br />

brovia.net, ca. CHF 550,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Brea Vigna Ca'Mia 2019<br />

Brovia, Castiglione Falletto<br />

14,5 Vol.-%, NK. Intensives funkelndes Rubin,<br />

leicht aufhellender Rand. Ansprechende<br />

Nase mit ausgeprägten Noten nach<br />

Himbeere, etwas Zimt, dann nach Safran.<br />

Kerniges, dichtmaschiges Tannin, stoffig<br />

und zupackend, mineralisch und tiefgründig,<br />

hallt lange nach, erdige Noten im Finale.<br />

brovia.net, ca. CHF 120,–<br />

•<br />

BIO Barolo DOCG Brunate 2019<br />

Ceretto, Alba<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />

zart aufhellendem Rand. In der Nase klar<br />

und deutlich gezeichnet, nach Bergminze,<br />

rotem Apfel, Himbeere, erinnert entfernt<br />

auch an roten Pfirsich. Am Gaumen eng<br />

verwoben, mit herzhaftem Tannin, dazu<br />

schöne Saftigkeit, wirkt ausgewogen und<br />

stimmig, kommt immer wieder.<br />

ceretto.com, ca. CHF 140,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Cerretta 2019<br />

Giovanni Rosso, Serralunga d’Alba<br />

14 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes Rubingranat<br />

mit glänzendem Kern. In der Nase tiefgründig,<br />

nach Erde und Eisen, zarte Kräuternoten,<br />

ganz dezent nach Himbeere, wirkt<br />

kühl, nach kaltem Wachs. Am Gaumen sehr<br />

stoffig, mit ausgeprägtem, engmaschigem<br />

Tannin, präsent, kommt lange wieder, im<br />

Finale saftig auf kandierten Orangen.<br />

giovannirosso.com, ca. CHF 90,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Colonnello 2019<br />

Poderi Aldo Conterno, Monforte d’Alba<br />

15 Vol.-%, NK. Leuchtendes, mitteldichtes<br />

Rubingranat. Offene und fein gezeichnete<br />

Nase, duftet nach Himbeeren, frischen<br />

Zwetschken, etwas Blutorange und Safran.<br />

Am Gaumen überraschend präsentes,<br />

dichtmaschiges Tannin, baut sich in vielen<br />

Schichten auf, erzeugt satten Druck<br />

im hinteren Verlauf, noch sehr jung.<br />

poderialdoconterno.com<br />

ca. CHF 160,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Castelletto 2019<br />

Comm. G.B. Burlotto, Verduno<br />

14 Vol.-%, NK. Strahlend-glänzendes Rubingranat.<br />

Enorm duftige und herzhafte Nase<br />

nach edlem Holz, Hagebutten, kandierten<br />

Himbeeren, Walderdbeeren, dazu ganz<br />

leicht nach kaltem Rauch, im Nachhall<br />

edle Würze. Am Gaumen geschliffen und<br />

präzise, sehr saftig, sehr klar, leichtfüssig,<br />

tänzelnd, im Ausklang mit noch jungem<br />

Tannin, bleibt lange präsent.<br />

burlotto.com, ca. CHF 430,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Cannubi 2019<br />

Comm. G.B. Burlotto, Verduno<br />

14 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubingranat. In<br />

der Nase nach Zeder und Unterholz, dann<br />

auf Hagebutten und Waldbeeren, erinnert<br />

an Buttergebäck und frisch gebackenes<br />

Brot. Am Gaumen mit sehr griffigem, jungem<br />

Tannin, packend, dazu klare Frucht,<br />

viel Saft, griffig und zupackend, braucht<br />

noch viel Zeit in der Flasche.<br />

burlotto.com, ca. CHF 430,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Ravera Bricco Pernice<br />

2018, Elvio Cogno, Novello<br />

14,5 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes, glänzendes<br />

Rubingranat mit aufhellendem Rand. Tolle,<br />

einladende Nase nach frischer Minze,<br />

Brombeeren, Lakritze, dann Himbeeren<br />

und kandiertes Rosenblatt. Sehr geschliffen<br />

und mit cremiger Textur. Am Gaumen,<br />

engmaschig-salziges Tannin umhüllt die<br />

klare Frucht, feine Noten von Blutorange,<br />

sehr elegant und lange.<br />

elviocogno.com, ca. CHF 99,–<br />

•<br />

BIO Barolo DOCG Ravera 2018, Réva,<br />

Monforte d’Alba<br />

14,5 Vol.-%, NK. Funkelnd-glänzendes Rubinrot.<br />

Duftende und ausdrucksstarke Nase<br />

nach frischen Walderdbeeren, Wassermelone,<br />

Pfefferminze, helle Gewürze im Nachhall<br />

sowie getrocknetes Potpourri von roten<br />

Blüten. Am Gaumen saftig und fruchtig,<br />

mit schwingendem Verlauf, Minz- und<br />

Himbeeraromen spielen gekonnt miteinander,<br />

finessenreich und mit hohem Trinkfluss.<br />

revawinery.com, ca. CHF 100,–<br />

•<br />

Aeroplanservaj Barolo DOCG del<br />

Comune di Serralunga d'Alba 2019<br />

Domenico Clerico, Monforte d’Alba<br />

14,5 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubinrot mit<br />

granatfarbenem Rand. In der Nase zunächst<br />

auf feinen erdigen Tönen, etwas kalter<br />

Rauch, nach etwas Zeit nach Assam-<br />

Tee, reifen Himbeeren, Preiselbeeren, Edelholz.<br />

Am Gaumen mit geschliffen-cremiger<br />

Frucht, zeigt sich äusserst energiereich und<br />

mit vibrierender Säure, das Tannin bindet<br />

sich kraftvoll und bestimmt ein, noch etwas<br />

jung und weitmaschig, wird gut reifen.<br />

domenicoclerico.com, ca. CHF 110,–<br />

•<br />

BIO Barolo DOCG Cannubi 2019<br />

Pira – Chiara Boschis, Barolo<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, edles Rubingranat.<br />

In der Nase auf satten schwarzen Ribiseln,<br />

Lakritze, leicht nach Herzkirschen,<br />

Jasmin, Zedernholz. Am Gaumen geschliffen,<br />

elegant, mit saftigem Tannin und sehr<br />

gut herausgearbeiteter Frucht, harmonisch<br />

im Wechselspiel, tolle Länge.<br />

pira-chiaraboschis.com, ca. CHF 120,–<br />

•<br />

BIO Barolo DOCG Prapò 2019<br />

Ceretto, Alba<br />

14,5 Vol.-%, NK. Intensives Rubin mit leichtem<br />

Granatrand. Zeigt Noten nach<br />

Schwarztee, etwas Trüffel, dann viel Himbeere.<br />

Stoffig und dicht am Gaumen, zeigt<br />

viel präsentes Tannin, ist sehr gut eingebunden,<br />

nach Zwetschken und Himbeere,<br />

feiner Schmelz im Finale.<br />

ceretto.com, ca. CHF 130,–<br />

•<br />

BIO Barolo DOCG Cannubi 2019<br />

Réva, Monforte d’Alba<br />

14,5 Vol.-%, NK. Sehr leuchtendes Rubin mit<br />

funkelndem Kern. In der Nase einladend<br />

nach Himbeersirup, dazu feine blumige Nuancen,<br />

etwas Orangen, kalter Stein. Am<br />

Gaumen mit engmaschig gewobenem Tannin,<br />

sehr tolle Saftigkeit, wirkt leichtfüssig<br />

und komplex zugleich, im Ausklang auf edlen<br />

Kräuternoten, schwingend.<br />

revawinery.com, ca. CHF 150,–<br />

•<br />

Barolo DOCG Ravera 2019<br />

Vietti, Castiglione Falletto<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, glänzendes Rubingranat.<br />

In der Nase nach rotem Pfirsich,<br />

rotbackigem, frischem Apfel, dazu Brombeeren,<br />

im Nachhall auf Granatapfel und<br />

feinem Siegellack. Am Gaumen dicht gewoben,<br />

herzhaft, mit tiefgründigem Tannin,<br />

kommt in vielen Schichten, aber auch mit<br />

viel Tannin, braucht noch länger Zeit, aktuell<br />

etwas rau, im Finale auf edlen Schwarzteenoten.<br />

vietti.com, ca. CHF 210,–<br />

Barolo Riserva<br />

98 Punkte<br />

•<br />

Barolo Riserva DOCG Vigna Rionda<br />

2017, Massolino Vigna Rionda<br />

Serralunga d’Alba<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />

glänzendem Kern. Elegante Nase, auch<br />

nach rotbackigem Apfel, minimaler Hauch<br />

Pfirsich, dann Himbeeren, Preiselbeeren,<br />

im Nachhall ein Hauch Edelholz und Siegellack.<br />

Am Gaumen spannungsvoll, baut sich<br />

langsam auf, mit kompaktem Tannin und<br />

klarer Frucht, wirkt sehr tiefgründig, im Abgang<br />

Salz und tolle Saftigkeit, sehr lange.<br />

massolino.it, ca. CHF 159,–<br />

97 Punkte<br />

•<br />

BIO Barolo Riserva DOCG Lazzarito<br />

2017, Réva, Monforte d’Alba<br />

14,5 Vol.-%, NK. In der Nase zart balsamisch-erdig,<br />

mit eleganten Anklängen von<br />

Minze, Blutorangen und getrockneten<br />

Kräutern, etwas nasser Stein. Am Gaumen<br />

geschliffen-klarer Fruchtschmelz, mit sattem<br />

Tannin, dazu gut eingebundene Säure,<br />

wirkt sehr gut ausbalanciert, tolle Länge.<br />

revawinery.com, ca. CHF 300,–<br />

96 Punkte<br />

•<br />

Barolo Riserva DOCG Bussia Vigna<br />

Mondoca 2017<br />

Oddero Poderi e Cantine, La Morra<br />

14,5 Vol.-%, NK. In der Nase zunächst<br />

nach Edelholz und kaltem Stein, dann auf<br />

kandierte Himbeernoten, Schwarztee, etwas<br />

Jod, Blutorange, rotbackiger Pfirsich,<br />

einladend. Am Gaumen sehr kompakt<br />

und eng verwoben, mit elegantem<br />

Tannin, dazu schöne Saftigkeit, wirkt geschliffen<br />

und hallt lange nach, mit Finesse<br />

im Nachhall. oddero.it, ca. CHF 101,–<br />

•<br />

Barolo Riserva DOCG<br />

Ceretta, Vigna Bricco 2017<br />

Elio Altare, La Morra<br />

15,5 Vol.-%, NK. In der Nase nach reifen<br />

Preiselbeeren, Schwarzkirschen, etwas<br />

Pflaumen, dazu feines Edelholz, erinnert<br />

im Nachhall dezent an Milchschokolade.<br />

Am Gaumen mit edlem balsamischem<br />

Ton, herzhaft, mit reifer dunkler Beerenfrucht,<br />

zeigt ordentlich Druck, im Nachhall<br />

reichlich und noch junges Tannin.<br />

elioaltare.com, ca. CHF 110,–<br />

•<br />

Barolo Riserva DOCG Ravera Vigna<br />

Elena 2017, Elvio Cogno, Novello<br />

15 Vol.-%, DIAM. Fein gezeichnete Nase<br />

mit satten Noten nach Himbeere, etwas<br />

eingelegter Pfirsich, frische Zwetschke<br />

im Hintergrund. Zeigt sich am Gaumen<br />

sehr verwoben, kerniges Tannin, im weiteren<br />

Verlauf gut eingebunden, hat satten<br />

Druck, im Nachhall feine Würze, viel<br />

Tabak. elviocogno.com, ca. CHF 136,–<br />

•<br />

Barolo Riserva DOCG Vignarionda<br />

2017, Oddero Poderi e Cantine,<br />

La Morra<br />

14,5 Vol.-%, NK. Fein gezeichnete Nase<br />

nach kandierten Blutorangen, Himbeeren,<br />

kaltem Stein, dazu ein Hauch Steinfrucht,<br />

Meersalz, Edelholz, vielschichtig<br />

und geheimnisvoll. Am Gaumen kompakt,<br />

eng verwoben, tiefgründig, breitet sich<br />

lange über die Zunge, mit vielen Schichten,<br />

im Nachhall aktuell noch etwas raues<br />

Tannin. oddero.it, ca. CHF 153,–<br />

Fotos: BlackMac / Shutterstock, beigestellt<br />

212 falstaff okt <strong>2023</strong>


•<br />

BIO Barolo Riserva DOCG Vigna<br />

San Giuseppe 2017Cavallotto,<br />

Castiglione Falletto<br />

15 Vol.-%, NK. In der Nase nach harzigen<br />

Preiselbeeren, nasser Erde, Minze, dann<br />

nach Himbeeren, getrockneten Steinpilzen,<br />

im Nachhall auf saftigen Brombeeren.<br />

Am Gaumen mit engmaschigem<br />

Tannin, druckvoll, griffig, mit edlen erdigen<br />

Tönen, sehr lange und präzise, ein<br />

echter Kerl.<br />

cavallotto.com, ca. CHF 170,–<br />

Barbaresco<br />

98 Punkte<br />

•<br />

Barbaresco DOCG Sorì Tildìn 2020<br />

Gaja, Barbaresco<br />

14 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubingranat<br />

mit leicht hellem Rand. Duftig und frisch<br />

in der Nase, zeigt Noten nach frischem<br />

Ingwer, Himbeere und reife Kirsche prägen<br />

den Gesamteindruck. Im Ansatz präsente,<br />

rote Frucht, öffnet sich mit feinmaschigem<br />

Tannin, strömt ruhig dahin,<br />

im Finale langer Nachhall, feiner<br />

Schmelz.<br />

gaja.com, a. A.<br />

97 Punkte<br />

•<br />

Barbaresco DOCG Sorì San Lorenzo<br />

2020, Gaja, Barbaresco<br />

14 Vol.-%, NK. Überaus fein gezeichnete<br />

Nase mit Noten nach Rosen, Himbeere<br />

und etwas Preiselbeere, im Hintergrund<br />

nach Gewürznelken. Entfaltet sich nach<br />

etwas zögerlichem Ansatz mit erstaunlich<br />

stoffigem Tannin, saftige Himbeerfrucht,<br />

spannt einen weiten Bogen,<br />

im Finale satter Druck.<br />

gaja.com, a. A.<br />

96 Punkte<br />

•<br />

Barbaresco DOCG Costa Russi<br />

2020, Gaja, Barbaresco<br />

14 Vol.-%, NK. Überaus fein gezeichnete<br />

Nase, eröffnet mit Noten nach Granatapfel,<br />

dann dunkle Kirsche und etwas Blutorange.<br />

Feinmaschiges Tannin in vielen<br />

Schichten prägt den Gaumen, strömt ruhig<br />

dahin, im Nachhall feine Himbeernote,<br />

satter Druck im Finale.<br />

gaja.com, a. A.<br />

•<br />

Barbaresco DOCG Currà 2019<br />

Bruno Rocca, Barbaresco<br />

14 Vol.-%, NK. Tolle und einladende Nase,<br />

nach Bergminze, reifer Himbeere, ein<br />

Hauch Walderdbeeren, erinnert im Nachhall<br />

an Johannisbrot. Geschliffen am<br />

Gaumen, strahlend, mit herzhafter<br />

Frucht und klarem Spiel, salzig, im Finale<br />

zielgerade, aktuell noch etwas jung.<br />

brunorocca.it<br />

ca. CHF 85,–<br />

Barbaresco Riserva<br />

97 Punkte<br />

•<br />

Barbaresco Riserva DOCG Camp<br />

Gros Martinenga 2018<br />

Tenute Cisa Asinari dei Marchesi di<br />

Grèsy, Barbaresco<br />

14,5 Vol.-%, NK. In der Nase komplex,<br />

nach edlen Waldbeeren, Blutorangen,<br />

dazu frisch gebackenes Brot. Am Gaumen<br />

kompakt, druckvoll, mit engmaschigem<br />

Tannin, zeigt spannenden Verlauf,<br />

vielschichtig und komplex, tolle Harmonie,<br />

salzig, lange, herausragend.<br />

marchesidigresy.com, ca. CHF 110,–<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/trophy-barolobarbaresco-und-roero-23<br />


NACHBERICHT<br />

FRANCIACORTA TASTING IN ZÜRICH<br />

EIN ABEND VOLL PRICKELNDER GENÜSSE<br />

Ein aussergewöhnliches<br />

Franciacorta Tasting<br />

begeisterte Weinliebhaber<br />

mit einer spannenden<br />

Masterclass, welche die<br />

Geschichte der Region<br />

spannend beleuchtet sowie<br />

die Entwicklung der Weine<br />

aufgezeigt hat.<br />

Die «Kunsthaus Bar» in<br />

Zürich war das perfekte Setting für<br />

einen Abend rund um die illustren<br />

Perlen aus der Franciacorta. Der<br />

Präsident des Franciacorta-<br />

Konsortiums, Silvano Brescianini,<br />

und Event-Managerin Sara Buizza<br />

haben die Gäste im Namen des<br />

Consorzios willkommen geheissen.<br />

Das Zusammenkommen<br />

hatte zum Ziel, die<br />

Vielfalt und Qualität der<br />

Franciacorta-Weine<br />

gebührend zu<br />

zelebrieren und<br />

gleichzeitig die<br />

Beziehung zwischen<br />

dem erstklassigen<br />

italienischen<br />

Weinbaugebiet und dem<br />

<strong>Schweiz</strong>er Markt zu<br />

vertiefen.<br />

Am 5. September fand in<br />

der renommierten<br />

«Kunsthaus Bar» in<br />

Zürich ein spektakuläres<br />

Franciacorta Tasting statt, das<br />

Weinliebhaber und Connaisseurs<br />

gleichermassen in seinen<br />

Bann zog. Die Veranstaltung,<br />

die von den beiden <strong>Falstaff</strong>-<br />

Italien-Chefredaktoren Othmar<br />

Kiem und Simon Staffler persönlich<br />

geleitet wurde, bot den<br />

Gästen eine aufregende Masterclass<br />

und die Möglichkeit,<br />

die Vielfalt dieses einzigartigen<br />

Weinbaugebiets zu erkunden.<br />

Das Highlight des Abends<br />

waren zweifelsohne die verschiedenen<br />

Franciacorta-Stile,<br />

die präsentiert wurden. Von<br />

erfrischendem Brut bis hin zum<br />

verführerischen Satèn – die<br />

Bandbreite der Franciacorta-<br />

Weine konnte die Gaumen der<br />

Gäste auf einzigartige Weise<br />

verwöhnen. Besonders beeindruckten<br />

die hervorragenden<br />

Rosé-Schäumer sowie die<br />

strammen Pas-Dosé-Variationen,<br />

die mit ihrer Raffinesse<br />

und Eleganz begeisterten.<br />

Die <strong>Schweiz</strong> gilt als der<br />

wichtigste Exportmarkt für<br />

Franciacorta, und das Konsortium<br />

hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

diesen Markt weiter zu pflegen<br />

und auszubauen. Die<br />

<strong>Schweiz</strong>er, bekannt für<br />

ihre Weinsensibilität,<br />

sollen von den hochwertigen<br />

italienischen<br />

Flaschengärern beeindruckt<br />

werden, um die<br />

Marke Franciacorta<br />

weiter am Markt zu<br />

stärken.<br />

Fotos: Jeton Shali, beigestellt, David Biedert<br />

214 falstaff okt <strong>2023</strong>


NACHBERICHT FOOD ZURICH <strong>2023</strong><br />

FOOD ZURICH: EIN FESTIVAL MIT GEHALT<br />

Zürich hat sich in den letzten<br />

Jahren als Kulinarikmetropole<br />

mit internationaler<br />

Ausstrahlung etabliert. Dies<br />

lässt sich vordergründig auf die<br />

lebendige Gastronomieszene der<br />

Limmatstadt zurückführen, aber<br />

auch Initiativen wie das Festival<br />

Food Zurich haben einen wertvollen<br />

Beitrag dazu geleistet.<br />

Letzteres ging von 7. bis 17. September<br />

zum bereits achten Mal<br />

über die Bühne. Mit über 160<br />

Events, angelegt in der ganzen<br />

Stadt, war die Food Zurich auch<br />

<strong>2023</strong> wieder ein voller Erfolg.<br />

Dem nicht genug, verwandelten<br />

die Veranstalter die Europaallee<br />

beim Hauptbahnhof während der<br />

elf Festivaltage wieder in einen<br />

Food-Hotspot mit zahlreichen<br />

kulinarischen Angeboten.<br />

Gleichzeitig ist die Food Zurich<br />

kein beliebiges Food-Festival. Die<br />

Veranstaltung will Jahr für Jahr<br />

zum Denken anregen und setzte<br />

sich dafür auch diesmal das<br />

Motto «Kulinarik der Zukunft».<br />

Die Ausgabe <strong>2023</strong> war gleichzeitig<br />

die erste, die unter neuer<br />

Festivalleitung stattfand. Geleitet<br />

wurde das Festival erstmals von<br />

Nicole Giger und Violanta von<br />

Salis als Zweierteam.<br />

Den ersten Festival-Höhepunkt<br />

bildete gleich zu Beginn die grosse<br />

Opening-Party im Jelmoli<br />

Food Market mitten im Herzen<br />

von Zürich. Weitere Highlights:<br />

Im Rahmen des Slow-Food-Markets<br />

kamen die Besucher mit Produzenten<br />

und Slow-Wine-Winzern<br />

ins Gespräch, beim zweitägigen<br />

Sauerteig-Workshop galt der<br />

volle Fokus dem Grundnahrungsmittel<br />

Brot. Gleich ein<br />

ganzer Festivaltag wurde dem<br />

Thema Food Waste gewidmet.<br />

Der Termin für 2024 steht<br />

übrigens bereits fest: Im nächsten<br />

Jahr wird die Food Zurich<br />

von 6. bis 16. Juni stattfinden.<br />

Mehr als 160<br />

Veranstaltungen<br />

haben auch in<br />

diesem Jahr wieder<br />

zum Geniessen<br />

eingeladen.<br />

Diskutiert wurden<br />

u. a. aktuelle<br />

Themen wie Plantbased,<br />

Foodsave und<br />

Nachhaltigkeit.<br />

Das Festivalzentrum<br />

in der Europaallee<br />

beim Hauptbahnhof<br />

war elf Tage lang<br />

Dreh- und<br />

Angelpunkt für<br />

Foodies in Zürich.<br />

okt <strong>2023</strong><br />

falstaff<br />

215


NACHBERICHT<br />

BINDELLA TORCICODA BIG BOTTLE PARTY<br />

«MAKE PRIMITIVO GREAT AGAIN»<br />

Im Rahmen der Food Zurich<br />

fand am 7. September im<br />

Zürcher Lokal «Bank» die<br />

Torcicoda Big Bottle Party für<br />

alle Fans des Primitivo statt. Sandra<br />

Rapold und Sebastian Blaich<br />

von Bindella hatten insgesamt<br />

zehn Magnum-Flaschen Primitivo<br />

Torcicoda mit dabei. Empfangen<br />

wurden die Gäste mit einem<br />

Rosé, ebenfalls vom Weingut Antinori,<br />

der einen idealen Auftakt<br />

für den Abend darstellte. Als kulinarisches<br />

Intermezzo wurden<br />

delikate Häppchen wie Bulgursalat,<br />

Burrata oder Ceviche vom<br />

Lachs gereicht.<br />

Im Rahmen der Veranstaltung<br />

konnten die Gäste an einer spannenden<br />

Blindverkostung teilneh-<br />

men, bei der die Teilnehmer<br />

den Primitivo Torcicoda unter<br />

drei verschiedenen Weinen<br />

erkennen mussten. Unter allen<br />

Gewinnern wurden Preise verlost.<br />

Den Hauptgewinn bildete ein<br />

exklusiver Urlaub auf dem<br />

Bindella-Weingut in Montepulciano.<br />

Unter dem klingenden<br />

Motto «Make Primitivo<br />

great again»<br />

wurde bis in die<br />

späten Abendstunden<br />

gemeinsam verkostet<br />

und das<br />

ein oder andere<br />

Geheimnis der<br />

Rebsorte gelüftet.<br />

Alle lieben Primitivo! Deshalb wurde Apuliens<br />

Paradesorte am 7. September in der «Bank» in Zürich<br />

auch gebührend gefeiert.<br />

Neben dem Trend-Primitivo Torcicoda im Grossformat<br />

erwartete die Gäste eine spannende Blindverkostung sowie<br />

maritimes Fingerfood.<br />

NACHBERICHT<br />

SCHULER<br />

PARABUIO – EIN TOSKANER DER SUPERLATIVE<br />

Am 18. September stellte<br />

Schuler Weine den neuen<br />

Jahrgang des Castellodi-Meleto-Weins<br />

«Parabuio»<br />

vor. Das Schuler-Weingut keltert<br />

in der toskanischen Gegend<br />

Chianti Classico seit fast 800<br />

Jahren edle Tropfen. Heute ist es<br />

das grösste Anwesen Italiens mit<br />

Bio-Zertifikat. Bekannt wurde es<br />

vor allem durch seine Sangiovese-Weine,<br />

seit der Lancierung<br />

des reinen Merlots «Parabuio»<br />

2018 bewegt sich das Weingut<br />

allerdings qualitativ in anderen<br />

Sphären. Eigens für den Wein-<br />

Talk mit anschliessendem Lunch<br />

und Degustation reiste Chefönologe<br />

Alberto Stella aus der Toskana<br />

an, und das, obwohl die<br />

Die Weine von<br />

Meleto haben in<br />

den letzten 20<br />

Jahren zahllose<br />

Medaillen und<br />

Auszeichnungen<br />

erhalten .<br />

Ernte dort bereits in vollem<br />

Gange war. Neben dem «Parabuio<br />

2019» hatte er den erfrischenden<br />

Sangiovese Rosé-<br />

Schaumwein «Colto alle Bolle»,<br />

den charmanten «Chianti Clas-<br />

sico 2021» und die drei hervorragenden<br />

Lagen-Sangioveses<br />

«Poggiarso», «Trebbio» und<br />

«Casi» des Jahrgangs 2019 dabei.<br />

Degustiert wurden sie während<br />

des Lunches. Besonders gut<br />

mit den vom ersten <strong>Schweiz</strong>er<br />

Fleischsommelier Roberto Mascaro<br />

grillierten gereiften Angus-<br />

Steaks harmonierte natürlich der<br />

Star des Tages, der «Parabuio<br />

2019». Ein extrem ausgeglichener<br />

Wein, der grosse Kraft und<br />

eine ausserordentliche Eleganz in<br />

sich vereint. Zum Dessert wurde<br />

dann noch ein «Metodo Classico»-Schaumwein<br />

aus dem Jahr<br />

2008 geöffnet, der ganze 170<br />

Monate auf der Feinhefe reifte.<br />

Köstlich!<br />

Fotos: <strong>Falstaff</strong>, Castello di Meleto / Martino Dini<br />

216 falstaff okt <strong>2023</strong>


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epilog / NACHGEFRAGT<br />

In seinem neuen Buch<br />

«Schlank auf Rezept» berichtet<br />

der Mediziner Siegfried Meryn<br />

gemeinsam mit Bianca­ Karla Itariu<br />

von bahnbrechenden wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen zu Übergewicht, gezieltem<br />

Abnehmen und der Steigerung<br />

von Gesundheit und<br />

Lebensqualität.<br />

SAGEN SIE EINMAL,<br />

HERR PROFESSOR MERYN …<br />

UNIV.-PROF.<br />

DR. SIEGFRIED MERYN<br />

ist Facharzt für Innere Medizin an<br />

der Neuen Wiener Privatklinik. Er ist<br />

dazu seit 15 Jahren als Gesundheitsexperte<br />

und Vorsitzender des ORF-Gesundheitsbeirats<br />

für den ORF tätig. Meryn<br />

ist Autor von über 200 wissenschaftlichen<br />

Publikationen sowie von mehr als<br />

zehn Büchern, darunter Bestseller<br />

wie z. B. «Wer gesund<br />

stirbt, hat mehr vom<br />

Leben».<br />

WAS KANN DIE<br />

ABNEHMSPRITZE?<br />

INTERVIEW SEBASTIAN SPÄTH<br />

FALSTAFF Herr Professor Meryn, Liraglutid und Semaglutid sind hochwirksame Medikamente, die ursprünglich für Patienten<br />

mit Typ-2-Diabetes und starkem Übergewicht entwickelt wurden. Seit Prominente wie Elon Musk dank dieser Wirkstoffe<br />

schnell abgenommen haben, gelten sie als Wunder-Diätmittel. Wird diese Abnehmspritze bald Diäten ersetzen?<br />

SIEGFRIED MERYN Jein. Ersetzen nicht, auch wenn es meiner Meinung nach nie zuvor ähnlich revolutionäre Diät-Medikamente<br />

gab, die so wirkungsvoll sind und zugleich so arm an Nebenwirkungen. Liraglutid und Semaglutid ahmen körpereigene<br />

Sättigungshormone, sogenannte Inkretine, nach. Sie wirken einerseits im Gehirn und erzeugen ein Sättigungsgefühl. Andererseits<br />

verlangsamen sie die Magenentleerung. Um dauerhaft schlank zu bleiben, kommt es aber auf mehrere Faktoren an,<br />

nämlich eine gesunde, ausgewogene Ernährung und eine Steigerung der körperlichen Aktivitäten. Liraglutid und Semaglutid<br />

sollten also nur als Ergänzung zu einem umfänglichen Lebensstilwandel verstanden werden.<br />

Wie wurde das Medikament überhaupt entdeckt? Und warum erst jetzt?<br />

Das lief ähnlich ab wie bei Viagra. Das wurde ursprünglich zur Blutdrucksenkung entwickelt, wies aber als Nebenwirkung<br />

eine Verbesserung der Erektionsfähigkeit der Probanden auf. Ein Arzneimittel gegen Impotenz war gefunden.<br />

Die gewichtssenkende Wirkung der Diabetesmittel Liraglutid und Semaglutid wurde ebenfalls nur zufällig<br />

entdeckt. 2022 wurden sie von der Arzneimittelbehörde in den USA dann als Abnehmspritze zugelassen.<br />

Würden Sie sich die Spritze auch selbst injizieren?<br />

Das habe ich bereits. Ich habe den Wirkstoff über vier Monate genommen. Ich halte nichts davon,<br />

meinen Patienten etwas nur in der Theorie erklären zu können. Ich habe durch die Spritze<br />

dreieinhalb Kilo abgenommen und nach dem Absetzen des Medikaments wieder zweieinhalb<br />

Kilo zugenommen. Aber ich hatte auch keinen medizinischen Grund,<br />

abzunehmen beziehungsweise meinen gesunden Lebensstil zu ändern.<br />

Fotos: PopTika / Shutterstock, Lukas Beck, beigestellt, kitzcorner / Shutterstock, mamagio / Shutterstock<br />

218 falstaff okt <strong>2023</strong>


© Monika Flückiger<br />

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