Handout: Was sonst noch wichtig ist
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<strong>Was</strong> <strong>sonst</strong> <strong>noch</strong> <strong>wichtig</strong> <strong>ist</strong>...<br />
Nachdem wir die vier Aspekte Mobilität, Unterkunft, Verpflegung und Aktivitäten mit Fokus auf eine klimaschonendere<br />
Umsetzung thematisiert haben, möchten wir <strong>noch</strong> weitere <strong>wichtig</strong>e (politische) Themen ansprechen.<br />
Im Folgenden wird es um das Konzept des Fußabdrucks, um Kompensationsmöglichkeiten und Klimagerechtigkeit<br />
sowie um Klimaangst gehen.<br />
Das Problem mit dem Fußabdruck-Konzept:<br />
Wir nutzen den Fußabdruck in der cliMATEs-App und auch in unseren Schulungen als Tool, um den individuellen<br />
bzw. gruppenspezifischen Treibhausgas-Ausstoß während einer Reise beziffern zu können. Damit wollen<br />
wir aufzeigen, wie der aktuelle Stand bei euch <strong>ist</strong> und wo ihr Emissionen einsparen könnt. Denn unserer Meinung<br />
nach zählt jeder Beitrag!<br />
Das Konzept sollte jedoch immer mit einer kritischen Haltung genutzt werden:<br />
Der CO 2<br />
-Fußabdruck wurde von BP 2004 im Rahmen einer Werbekampagne bekannt gemacht, um die<br />
Aufmerksamkeit von den großen Emissionen der Öl-Konzerne auf die individuellen CO 2<br />
-Fußabdrücke von Bürger*innen<br />
umzulenken.<br />
Der Druck zur Einsparung lastet auf Einzelpersonen, die zunächst erstmal nichts an den systemischen Bedingungen<br />
verändern können, denen sie aber unterworfen sind (z.B. Energiegewinnung aus fossilen Energiequellen).<br />
Einzelhandlungen haben demnach kaum Auswirkungen auf die enormen globalen Emissionen.<br />
Der persönliche Fußabdruck variiert in<br />
Deutschland zwischen 7 und 17,7 Tonnen<br />
pro Jahr 1 - klimaverträglich wäre aber nur<br />
1 Tonne pro Jahr. Da so gut wie jede Handlung<br />
nach wie vor Treibhausgase verursacht<br />
(Ernährung, Mobilität, Strom & Wärme,<br />
etc.), kann ein Individuum ab einem gewissen<br />
Punkt seinen CO 2<br />
-Fußabdruck nicht<br />
mehr weiter senken.<br />
Soziale Dimension: Ein geringer Fußabdruck<br />
geht me<strong>ist</strong> einher mit geringem<br />
Einkommen. Reiche Menschen emittieren<br />
demnach viel mehr als arme. Sie werden<br />
aber weniger unter den Klimafolgen leiden<br />
Quelle: BMUV 2<br />
müssen (z.B. steigende Lebensmittelpreise in Folge von Dürren). Veränderungen, die nachhaltiges Handeln<br />
zum Standard machen und die weltweiten Emissionen senken, müssen politisch eingefordert werden! Deshalb<br />
solltest du dich politisch engagieren.<br />
Trotzdem: Durch die Reduzierung deines persönlichen Fußabdrucks kannst du deinen eigenen Beitrag le<strong>ist</strong>en.<br />
Du kannst im Einklang mit deinen Überzeugungen handeln, ein Vorbild sein, Menschen inspirieren und ein<br />
Zeichen für die Dringlichkeit des Themas setzen.
Freiwillige CO 2<br />
-Kompensation<br />
Jeder Mensch hinterlässt einen CO 2<br />
-Fußabdruck, in Deutschland sind das im Durchschnitt gut elf Tonnen CO 2<br />
pro Jahr. Durch klimabewusstes Handeln, beispielsweise weniger zu fliegen oder weniger tierische Produkte zu<br />
essen, lassen sich Emissionen vermeiden oder zumindest reduzieren. Für die verbleibenden Emissionen kann<br />
als letzter Schritt deren Ausgleich in Betracht gezogen werden, auch Kompensation genannt.<br />
Wie funktioniert die freiwillige Kompensation von Emissionen?<br />
Da sich die Treibhausgase global verteilen, <strong>ist</strong> es für das Klima egal, wo auf der Welt Treibhausgase<br />
ausgestoßen und wo sie vermieden werden.<br />
Die entstandenen Emissionen werden zunächst berechnet (z.B. von einer Autofahrt, einem Flug oder der<br />
Herstellung eines Produkts).<br />
Dann wird eine entsprechende Geldsumme für die Kompensation gezahlt. Das erhaltene Zertifikat<br />
bescheinigt dann, dass die ausgestoßene Menge an Emissionen im Rahmen eines Klimaschutzprojekts<br />
„ausgeglichen“ wurde. Mit dem Geld werden also Projekte finanziert, die helfen, Emissionen an einem<br />
anderen Ort auf der Erde zu verringern. Ohne die Kompensationszahlungen würde es diese Projekte nicht<br />
geben. Sie sind demnach eine zusätzliche Klimaschutzmaßnahme.<br />
Die häufigsten Projekttypen sind:<br />
Energieprojekte, die zum Beispiel in erneuerbare Energien oder Energieeffizienz investieren<br />
Projekte aus den Bereichen Abfall und Deponiegas, Industrie und Transport, die bei der Verbesserung von<br />
Abfall- und Abwassermanagement ansetzen und den Austritt klimaschädigender Gase reduzieren<br />
Projekte zur Reduzierung oder Einbindung von CO 2<br />
, zum Beispiel in der Landwirtschaft, Wäldern und Forstwirtschaft<br />
oder für den Erhalt von Mooren.<br />
<strong>Was</strong> sind Qualitätsstandards?<br />
Gewährle<strong>ist</strong>en die Einhaltung bestimmter Kriterien<br />
Stellen vor allem sicher, dass Treibhausgas-Emissionen tatsächlich in der angestrebten Höhe zusätzlich ausgeglichen<br />
werden<br />
Klären zum Beispiel folgende Fragen:<br />
- Werden dank einer neuen Windkraftanlage tatsächlich am Ende insgesamt weniger Emissionen ausgestoßen<br />
als ohne sie?<br />
- Hätte sich z.B. die indonesische Stadtverwaltung nicht ohnehin um die klimaschädlichen Abfälle<br />
gekümmert?<br />
- Gibt es nach der Aufforstung eines Waldes negative Nebeneffekte – wie zum Beispiel die Verdrängung<br />
einheimischer Tier- und Pflanzenarten durch Monokulturen – die den Nutzen des Projekts<br />
untergraben?<br />
In den letzten Jahren haben sich immer mehr Standards auf<br />
dem Markt für freiwillige Kompensation etabliert.<br />
Internationale Standards wie zum Beispiel der Clean<br />
Development Mechanism (CDM), Verified Carbon Standard<br />
(VCS) oder der Gold Standard decken den Großteil des<br />
Marktes ab. Daneben entstehen weitere nationale<br />
Initiativen und Standards. 3<br />
Videotipps:<br />
Klimaschutz: Wie sinnvoll <strong>ist</strong> CO2-Kompensation?<br />
| Kontrovers | BR Fernsehen | BR24<br />
CO 2<br />
Kompensation: Das Geschäft mit dem<br />
Klimawandel | PlanetB | BR
Klimagefühle<br />
Viele Menschen können nicht so gut mit belastenden Emotionen umgehen, weil sie es nicht gelernt haben.<br />
Das fällt bei der Klimakrise (und anderen aktuellen Krisen) ebenfalls auf. Menschen verdrängen diese Gefühle<br />
lieber, als sich damit auseinanderzusetzen. Das <strong>ist</strong> menschlich, aber wenig hilfreich. Denn alle Gefühle haben<br />
eine Funktion, nämlich, dass sie menschliche Bedürfnisse anzeigen. Sie sind also an sich erstmal gesund.<br />
Belastende Klimagefühle sind me<strong>ist</strong>ens unangenehm, aber nicht gefährlich. Sie können sogar ein Motor für<br />
Engagement sein!<br />
Beispiele für Klimagefühle sind: (Klima-)Angst, Traurigkeit, Schuld & Scham, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Ärger/<br />
Wut, Neid, aber auch Freude & Verbundenheit und Hoffnung & Mut.<br />
Menschen reagieren emotional unterschiedlich auf die Klimakrise:<br />
Sie „fliehen“, also verdrängen das Problem und lenken sich ab.<br />
Sie „stecken den Kopf in den Sand“, sind hoffnungslos, resignieren und sehen<br />
keinen Sinn darin, aktiv zu werden, weil doch sowieso schon alles zu spät <strong>ist</strong>.<br />
Sie „kämpfen“, indem sie auf die Straße gehen, das Mittel des zivilen<br />
Ungehorsams nutzen, Aufklärungsarbeit le<strong>ist</strong>en und ihren eigenen Lebensstil<br />
klimafreundlicher gestalten.<br />
<strong>Was</strong> hilft bei belastenden Gefühlen?<br />
Hier findest du 14 Strategien von den Psycholog<strong>ist</strong>s<br />
for Future, um deine „Klima-Resilienz“ (psychische<br />
Widerstandsfähigkeit) zu fördern:<br />
Hier findest du Strategien von den Psycholog<strong>ist</strong>s<br />
for Future für mehr Selbstfürsorge:<br />
Interviews zum Thema:<br />
Deutschlandfunk Nova - Grünstreifen: „Klimaangst: Klimakrise - Wie wir mit der Angst davor<br />
umgehen sollten<br />
Deutschlandfunk Nova: Katharina van Bronswijk, warum tun wir nicht genug gegen den Klimawandel?<br />
Videotipps:<br />
Sarah: „Climate anxiety“<br />
Klima-Angst: <strong>Was</strong> soll ich <strong>noch</strong> machen?! | Auf Klo<br />
Buchtipps:<br />
Klimagefühle - Wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln<br />
(Lea Dohm, Mareike Schulze)<br />
Klima im Kopf - Angst, Wut, Hoffnung: <strong>Was</strong> die ökologische Krise mit uns macht<br />
(Katharina van Bronswijk)
Das Handabdruck-Konzept<br />
Das Handabdruck-Konzept von Germanwatch möchte da ansetzen. Anstatt im Alltagshandeln stecken zu<br />
bleiben, sollen kleine und große Handabdruck-Projekte Strukturen verändern und nachhaltiges Handeln nach<br />
und nach für immer mehr Menschen erleichtern. Der Fokus liegt also auf der Förderung von politischem Engagement<br />
– sowohl im Verein, in der Schule, am Arbeitsplatz als auch in der Kommune, im Bundesland oder<br />
auf Bundes- oder internationaler Ebene.<br />
Germanwatch hat ein vielfältiges Materialangebot zum Handabdruck-Konzept.<br />
Damit könnt ihr eurer eigenes Handabdruck-Projekt finden, planen und umsetzen.<br />
Klimagerechtigkeit<br />
Die Klimagerechtigkeitsbewegung <strong>ist</strong> geprägt von einem postkolonial-kritischen Blick, der globale Verantwortung<br />
und ein besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Einflüsse auf die Klimakrise. Länder des<br />
Globalen Nordens haben durch ihre Produktionswege, Lebensstile und allgemein ihre genutzte Infrastruktur<br />
einen deutlichen stärkeren Einfluss auf die Klimakrise und das Verschärfen dieser. Dabei sind aber besonders<br />
Länder des Globalen Südens von den Folgen der Klimakrise betroffen. Ihre Lebensgrundlage <strong>ist</strong> schon jetzt<br />
von Auswirkungen der klimabedingten Naturkatastrophen bedroht. Dadurch verschärft sich die globale Ungerechtigkeit<br />
<strong>noch</strong> weiter. Die Klimagerechtigkeitsbewegung macht genaue diese Realitäten sichtbar und setzt<br />
sich dafür ein, dass Länder, die einen größeren Einfluss haben auch einen größeren Beitrag im Klimaschutz<br />
übernehmen und so ihrer globalen Verantwortung gerecht werden.<br />
Quellen:<br />
1 www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/wie-hoch-sind-die-treibhausgasemissionen-pro-person<br />
2 www.bmuv.de/media/kohlenstoffdioxid-fussabdruck-pro-kopf-in-deutschland<br />
3 www.umweltbundesamt.de/themen/freiwillige-co2-kompensation<br />
4 abcnews.go.com/International/young-people-experiencing-widespread-psychological-d<strong>ist</strong>ress-government-handling/story?id=79990330<br />
Weitere Quellen:<br />
www.klimafakten.de/meldung/handabdruck-statt-fussabdruck-ein-konzept-fuer-mehr-optimismus-im-klimaschutz<br />
www.climate-handprint.de<br />
www.theguardian.com/commentisfree/2021/aug/23/big-oil-coined-carbon-footprints-toblame-us-for-their-greed-keep-them-on-the-hook<br />
taz.de/Oekologischer-Handabdruck/!5892928/<br />
In unserer cliMATEs-App findet<br />
ihr den Handel-O-Mat von Germanwatch,<br />
sowie weitere Infos<br />
und Links zu den hier angesprochenen<br />
Themen.<br />
Viel Spaß auf eurer Reise!<br />
Naturfreundejugend Deutschlands<br />
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