GEANOVA 5 2024 DE
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DAS<br />
NEUE<br />
GEALAN<br />
AUSGABE<br />
#05/2023/<strong>2024</strong><br />
JE<strong>DE</strong> KARRIERE<br />
EIN UNIKAT<br />
Philipp Benkers Laufbahn vom Konstrukteur zum<br />
Spezialisten für 3D-Druck: Karrieren bei GEALAN<br />
sind individuell, Entfaltungschancen inklusive.
Die Fassade des Simmel-<br />
Centers am Dresdner<br />
Hauptbahnhof trägt<br />
verschiedenfarbige matte<br />
und glänzende Aluminiumtafeln,<br />
die in Spektralfarben<br />
beschichtet sind und je nach<br />
Lichteinfall in den Farben<br />
des Regenbogens changieren.<br />
Den Aluminium-Look nehmen<br />
auch die Fensterprofile<br />
des Gebäudes auf: Die 880<br />
Fensterelemente des GEALAN-<br />
Systems S 9000 tragen den<br />
GEALAN-acrylcolor ® -Farbton<br />
Weißaluminium.
| INHALT |<br />
6<br />
Die perfekte<br />
Reise<br />
Wer reist,<br />
denkt neu.<br />
Eva Schröder ist<br />
Guide auf der<br />
Customer Journey.<br />
10<br />
MKÖ – drei<br />
Dimensionen<br />
GEALANs<br />
Kreativteam für<br />
Gestaltung,<br />
Kommunikation<br />
und Events<br />
12<br />
„Die Transformation<br />
beginnt im Kopf!“<br />
Mit Prof.<br />
Wengler<br />
wird externe<br />
Expertise<br />
explosiv.<br />
15/49<br />
GEANEWS<br />
Design-Innovation,<br />
Recycling-Power,<br />
Exzellenz im<br />
Werkzeugbau:<br />
Neues von<br />
GEALAN in Kürze<br />
16<br />
Millionen für den<br />
Mega-Quader<br />
Tannas neue<br />
Skyline:<br />
GEALAN eröffnet<br />
ein 26 Meter hohes<br />
Hightech-Lager.<br />
26<br />
SAP? Läuft!<br />
Susana Santos<br />
ist Kennerin<br />
und<br />
Wegbereiterin<br />
der mighty IT.<br />
30<br />
Lebenswege –<br />
die Veränderung<br />
als Konstante<br />
„Sie haben Ihr<br />
Ziel erreicht.“<br />
GEALAN lässt viele<br />
Routenoptionen zu.<br />
40<br />
Glück<br />
ist kein Zufall<br />
GEALAN France<br />
ist erwachsen<br />
geworden und<br />
tüftelt an einem<br />
neuen Profilsystem.<br />
46<br />
La Gourmande<br />
et le Géant<br />
Süßes und Scharfes<br />
und ein neuer<br />
Arbeitgeber,<br />
der überrascht<br />
50<br />
Konstruktive<br />
Wege<br />
Karrierekeimzelle<br />
Konstruktion:<br />
zwei Spezialisten<br />
im Portrait<br />
54<br />
Impressum<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 3
Ivica Maurović,<br />
Sprecher der<br />
Geschäftsführung,<br />
Geschäftsführer Vertrieb,<br />
Marketing und Systementwicklung<br />
Tino Albert,<br />
Geschäftsführer Technik<br />
und Finanzen<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 4
| EDITORIAL |<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
wir haben in der vorigen <strong>GEANOVA</strong>-Ausgabe<br />
auf Veränderungen hingewiesen, denen die<br />
Fensterbau-Industrie ausgesetzt ist. Im Jahr 2023<br />
können wir nur bestätigen, dass sich die negative<br />
wirtschaftliche Entwicklung unserer Branche<br />
fortgesetzt hat. Die geopolitische Lage, beeinflusst<br />
durch den Krieg in der Ukraine, dessen<br />
Ende nicht in Sicht ist, bleibt angespannt. Die Europäische<br />
Zentralbank hat im Kampf gegen die<br />
Inflation die Zinssätze mehrfach angehoben, was<br />
die Baufinanzierung verteuert hat. Gepaart mit<br />
noch immer hohen Baukosten, führt das dazu,<br />
dass die Baugenehmigungen im Wohnungsneubau<br />
eindeutig rückläufig sind. Gleichzeitig<br />
bleibt die Hoffnung auf die Renovierung des<br />
Wohnungsbestands noch unerfüllt.<br />
Seit 2020 und dem Ausbruch der COVID-Pandemie<br />
war jedes Jahr von enormen Herausforderungen<br />
geprägt. Der Sommer 2023 hat Europa<br />
erneut gezeigt, wie sich die klimatischen Veränderungen<br />
auf unsere Lebensqualität auswirken<br />
können. Diese Umbrüche in unserem Umfeld<br />
bedeuten, dass wir überlegt handeln und einige<br />
unserer Geschäftsaktivitäten auf den Prüfstand<br />
stellen müssen.<br />
GEALAN hat sich 2023 intensiv mit seiner Unternehmensstrategie<br />
beschäftigt. Den im vorigen<br />
Jahr mit einem internationalen Management-<br />
Team angestoßenen Strategieprozess haben<br />
wir finalisiert. Hochwertige Produkte mit Fokus<br />
auf unsere Oberflächentechnologie GEALANacrylcolor<br />
® , exzellenter Service entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette und Effizienz sind<br />
die drei Säulen unserer Strategie. Sie basieren auf den Fähigkeiten und der<br />
Motivation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf Innovationskraft,<br />
Digitalisierung und Automatisierung und auf der Nachhaltigkeit unserer<br />
Produkte und Prozesse. Die Zufriedenheit unserer Kunden ist und bleibt der<br />
rote Faden unseres Handelns. Unsere Ressourcen werden wir in den nächsten<br />
Jahren so verteilen, dass diese Strategie umgesetzt und unsere Vision<br />
verwirklicht wird. Die neue Strategie fußt auf den Erkenntnissen und Erfolgen<br />
der vergangenen Jahre, auf den Kompetenzen, die wir im Unternehmen für<br />
die Zukunft sichern müssen, auf unserem angepassten Organisationsdesign<br />
und auf dem Kulturwandel, der unsere Werte in den Vordergrund stellt.<br />
Wir haben entschieden, dass wir den Erfolg, den wir mit GEALAN-acrylcolor<br />
® seit 43 Jahren haben, weiterführen wollen, so dass die Oberflächentechnologie<br />
in Zukunft für alle Produkte verfügbar sein wird. Wir haben<br />
unsere Strukturen angepasst, so dass wir unseren Kunden und deren Kunden<br />
entlang der Wertschöpfungskette echte Mehrwerte bieten können –<br />
einzigartiger Service ist essenziell. Unser neues Hochregallager ermöglicht<br />
es uns, noch effizienter zu arbeiten. Mit neuen digitalen Lösungen wird die<br />
komplexe Welt der Produkte und Anforderungen für unsere Kunden noch<br />
einfacher zu nutzen sein. Last but not least ist Nachhaltigkeit noch mehr<br />
in den Fokus gerückt. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass wir, neben<br />
vielen anderen Maßnahmen, bereits seit 2020 zu 100 Prozent Strom aus<br />
erneuerbaren Quellen nutzen und als eines der ersten Unternehmen unserer<br />
Industrie EMAS-zertifiziert sind. Nun setzen wir noch stärker auf Kreislaufwirtschaft.<br />
Wir investieren in unsere internen Recyclingkapazitäten und<br />
unsere Werkzeuge werden auf einen noch höheren Anteil hochwertigen<br />
Rezyklats angepasst. Wir schmieden strategische Partnerschaften zum Thema<br />
Bio-Circular-Rohstoffe mit reduziertem CO 2 -Abdruck; die notwendige<br />
ISCC-Plus-Zertifizierung und erste Kunden, die das Material einsetzen wollen,<br />
forcieren die Nachhaltigkeit unserer Systeme.<br />
In dieser <strong>GEANOVA</strong>-Ausgabe lesen Sie mehr darüber, wie GEALAN Neues<br />
vorantreibt – Logistik, Customer Journey und SAP sind Schwerpunkte. Und<br />
eine Reise zu GEALAN France unternehmen Sie auch – wir wünschen Ihnen<br />
viel Spaß beim Lesen!<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 5
| CUSTOMER JOURNEY |<br />
Die perfekte Reise<br />
Eva Schröder ist gerne unterwegs –<br />
zu Fuß und im Kopf. Sie wandert,<br />
klettert in tiefe Schluchten,<br />
biket durch Wälder,<br />
schwimmt unter glitzernden<br />
Wasserfällen, am liebsten weit<br />
abseits ausgetretener Pfade.<br />
Für GEALAN arbeitet sie<br />
an der perfekten Reise:<br />
einer Customer Journey<br />
mit Wow-Effekt.<br />
Sie hat sich über steile Felsen abgeseilt, jetzt atmet sie durch, in der<br />
Grotte hinter dem Wasserfall. Die Wände moosbewachsen, das Licht<br />
fällt schräg durch das stürzende Wasser. Auf ihren Armen: Gänsehaut.<br />
In ihrem Kopf: ein einziges, großes Wow. Diese Momente sind es, die<br />
Eva Schröder liebt, wenn sie auf Reisen ist – völlig neue Perspektiven.<br />
Perspektivwechsel gab es einige in Eva Schröders (40) Leben, und jeder<br />
einzelne hat sie geprägt. Aus Ranspach, einem 300-Seelen-Dörfchen im<br />
sächsischen Vogtland, wo sie als Schülerin für ihre hervorragenden Aufsätze<br />
gelobt wird, mit den Nachbarsjungen Fußball spielt, geht sie nach<br />
dem Abitur in Plauen an die TU Ilmenau, studiert Medienwirtschaft, hasst<br />
in ihrem Studium Rechnungswesen und Steuern und liebt Medienproduktion<br />
und Marketing. Und sie nutzt jede Gelegenheit, rauszukommen,<br />
möglichst weit weg und in exotische Gefilde. Sie absolviert ein Praktikum<br />
in Sri Lanka, bei dem sie Events für eine NGO (Non-Governmental Organisation)<br />
auf die Beine stellt und verbringt ein Auslandssemester auf<br />
den Philippinen; ein Stipendienprogramm bringt sie nach Indonesien,<br />
wo sie Sport-Projekte organisiert. Nach dem Sprachunterricht in Schule<br />
und Studium – Englisch, Französisch, Latein und Spanisch – lernt sie noch<br />
Indonesisch, gut genug, um sich mit Einheimischen zu unterhalten und<br />
vom Taxifahrer nicht über den Tisch gezogen zu werden, Tausende Kilometer<br />
fern der Heimat.<br />
Auch im Berufsleben ändern sich Eva Schröders Perspektiven: Nach ihrem<br />
Uni-Diplom fängt sie im Recruiting und Personalmarketing bei Siemens<br />
in Erlangen an, immer in Bluse und Pumps und schnell frustriert<br />
von endlosem Reporting und steilen Hierarchien. Sie zieht nach Stuttgart,<br />
wird akademische Mitarbeiterin an der Hochschule der Medien, wo<br />
sie zur Abwechslung völlig freie Hand hat und ihre Ideen ganz alleine<br />
verwirklichen kann; sie gestaltet die interne und externe Kommunikation<br />
des Studiengangs und organisiert für die Studenten Exkursionen zu<br />
Medienunternehmen und Agenturen in Schottland und der Türkei. Und<br />
dann will sie doch gerne wieder aus der Hochschulwelt ins echte Leben,<br />
in die Wirtschaft: Sie wechselt zum Sportartikelriesen Decathlon, der<br />
zu der Zeit in Deutschland noch ein Zwerg ist. Als Produktmanagerin,<br />
dann als Online-Marketing-Managerin landet sie in einer Atmosphäre,<br />
die sich nach Start-Up anfühlt. „Das war wirklich aufregend, ein superjunges<br />
Team, in dem ich auch Freunde gefunden habe, wir sind zusammen<br />
weggegangen, meine Begeisterung für Sport passte zum Unternehmen<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 6
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 7<br />
Mit <strong>GEANOVA</strong> war<br />
Eva Schröder an einem<br />
der schönsten Flecken des<br />
Frankenwaldes: im Höllental.<br />
Hätte sie unendlich Zeit und<br />
Budget, sie würde eine<br />
Weltreise machen:<br />
Sulawesi mit seinen<br />
Regenwäldern, Korallenriffen,<br />
Höhlen und Vulkanen stünde<br />
ganz oben auf ihrer Liste.
– und das Wachstum war irre.“ Eva Schröder<br />
baut das Produktdaten- und das Affiliate Marketing<br />
neu auf, da folgt der nächste Perspektivwechsel<br />
in ihrem Leben: Sie zieht zurück in<br />
ihre alte Heimat, sucht einen interessanten Job<br />
und findet ihn bei GEALAN. 2017 steigt sie als<br />
Online-Marketing-Managerin ein – das Thema<br />
„Online-Marketing“ ist damals noch neu für<br />
GEALAN. „Alle waren froh, dass das endlich<br />
modern angegangen wird. Ich hatte Gestaltungsfreiheit,<br />
aber auch super Unterstützung<br />
von allen Kolleginnen und Kollegen.“ Facebook<br />
baut sie zum wichtigen Instrument für Employer<br />
Branding aus; Instagram wird zum Inspirationskanal,<br />
LinkedIn zu GEALANs Businessund<br />
Recruiting-Netzwerk – und Eva Schröder<br />
macht Karriere: 2020 wird sie Marketingleiterin,<br />
und als MKÖ zum eigenen Unternehmensbereich<br />
wird, übernimmt sie 2023 seine Leitung.<br />
Sie gehört damit wie alle Bereichsleiter zur erweiterten<br />
Geschäftsleitung, die über GEALANs<br />
strategische Ausrichtung entscheidet.<br />
Eva Schröder hat erlebt, wie sich Blickwinkel<br />
ändern. Es passt, dass sie für GEALAN an<br />
einem großen Perspektivwechsel mitarbeitet:<br />
Das Unternehmen will wissen, wie seine Kunden<br />
denken. Warum? Weil GEALAN davon<br />
überzeugt ist, dass nur ein Unternehmen, das<br />
in der Lage ist, aus Kundensicht zu denken,<br />
gut arbeitet, gut verkauft, begeistert, Zukunft<br />
hat. Dass Kundenbedürfnisse wichtig sind, ist<br />
im Marketing natürlich ein alter Hut. Neu ist,<br />
mit welcher Intensität der Perspektivwechsel<br />
angegangen wird: GEALAN will die Reise seiner<br />
Kunden vom ersten Berührungspunkt mit<br />
dem Unternehmen bis hin zu Kauf und Nutzung<br />
genau verstehen und begibt sich dafür<br />
selbst auf die Reise: tief in die Gedankenwelt<br />
seiner Kunden. Denn eine Customer Journey<br />
beginnt nicht erst, wenn jemand etwas kauft,<br />
sondern lange vorher: bei einem Impuls, einer<br />
Idee, einem Problem. Der potenzielle Kunde<br />
recherchiert, informiert sich, entwickelt<br />
eine Präferenz, erst dann folgt die Aktion, der<br />
Kauf. Danach geht es um Loyalty, zum Beispiel<br />
abonniert er einen Newsletter, dann nutzt er<br />
das Produkt, macht seine Erfahrungen damit,<br />
empfiehlt es vielleicht weiter. Bei GEALAN gibt<br />
es diese Reise nicht nur einmal, sondern viermal<br />
– denn die Zielgruppen Fensterhersteller,<br />
Architekten, Händler und Endkunden begeben<br />
sich jeweils ganz unterschiedlich auf die Reise.<br />
„Aber für alle gilt: Jeder Kontakt mit GEALAN<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 8
ist ein Touchpoint, jeder Touchpoint kann zum Painpoint werden, wenn<br />
etwas schiefgeht. Wir arbeiten daran, dass jeder Kontakt möglichst ideal<br />
verläuft, also der Kunde in jeder Phase seiner Reise genau die richtige<br />
Information bekommt und den Service, den er braucht. Wir versetzen<br />
uns wirklich tief rein in unsere Kunden. Darum geht es in der Customer-<br />
Journey-Analyse.“<br />
GEALAN stellt keine vagen Vermutungen darüber an, was Kunden vielleicht<br />
denken könnten, sondern fragt sie – direkt, konkret und großangelegt:<br />
„Wir haben Hunderte unserer Kunden und Partner befragt, in<br />
Deutschland und im Ausland, und anschließend Tiefeninterviews geführt,<br />
um herauszufinden: Was denken sie wirklich, was wollen sie, wo<br />
haben sie Schwierigkeiten, was erwarten sie von uns?“ Einige Ergebnisse<br />
überraschen: Fensterhersteller wollen nicht nur tolle digitale Lösungen,<br />
sie wünschen sich auch ebenso überzeugende Showroom-Konzepte<br />
– in einer Welt der Digitalisierung spielt Erleben, Sehen und Anfassen<br />
immer noch eine riesige Rolle. Architekten wünschen sich auf der<br />
GEALAN-Website direkteren Zugriff auf die speziell für sie aufbereiteten<br />
Informationen und die Planersoftware 3.0. Endkunden sind nicht überfüttert<br />
mit dem Thema Wärmedämmung, sondern wollen noch mehr<br />
darüber wissen. Händler sind weit weniger preisgetrieben als ihnen<br />
manchmal unterstellt wird – für sie zählen Partnerschaftlichkeit, persönlicher<br />
Kontakt und Beratung sehr stark.<br />
An einem freien Tag in Indonesien folgt Eva Schröder spontan der Einladung<br />
eines Einheimischen. Sie setzt sich auf sein Moped, er nimmt<br />
sie mit an einen kleinen See mitten im üppig grünen Regenwald,<br />
zwischen Palmen, Bananen und Bambus. Hier baden die Kinder des<br />
Dorfes, planschen im Wasser, spielen ausgelassen. Eva Schröder hatte<br />
zuerst keine Ahnung, wohin die Fahrt geht – und dann dieser wunderschöne<br />
Ort. Eine richtig gute Reise überrascht.<br />
Das gilt auch für die Customer Journey bei GEALAN. „Wir wollen, dass die<br />
Reise unserer Kunden nicht einfach nur so lala, halbwegs okay ist“, sagt<br />
Eva Schröder. „Sondern wir wollen unsere Kunden begeistern, wir wollen<br />
Wow-Effekte!“. Sie entstehen zum Beispiel, wenn ein Häuslebauer von<br />
Freunden hört, wie sie von ihren schönen GEALAN-Fenstern schwärmen,<br />
dass die Fensterfirma ihnen jede Frage zur Wärmedämmung und zum<br />
Design beantworten konnte und sie sich alle Farben und Folierungen im<br />
schicken Showroom in Ruhe anschauen konnten, dass das Angebot verständlich<br />
war, die Monteure supersauber gearbeitet haben und freundlich<br />
und pünktlich waren – solche Wow-Effekte sind es, die weitererzählt<br />
werden – sie stoßen die nächste Customer Journey an.<br />
Architekten brauchen die technischen Daten<br />
eines Produkts, für einen Endkunden wäre das<br />
ein Zuviel an Information.“ Es gibt aber auch<br />
Projekte, die allen Zielgruppen nutzen: neue<br />
Showrooms zum Beispiel, die einen einheitlichen<br />
GEALAN-Look bekommen werden.<br />
Tief in den Alpen, ein lauer Sommerabend<br />
auf dem Zeltplatz. Der Wind weht die Musik<br />
eines Festivals herüber. Die Leute auf dem<br />
Zeltplatz sind wie Eva Schröder gut gelaunt.<br />
Gemeinsam wird gekocht und gegessen.<br />
Man sitzt zusammen und redet, bis die Sterne<br />
am Himmel stehen. Eine perfekte Reise<br />
schafft Verbindung.<br />
Das erreicht auch eine Customer Journey, wenn<br />
sie richtig gut funktioniert. Kunden, die sich<br />
nicht nur gut bedient fühlen, sondern so wie<br />
bei GEALAN wirklich verstanden, sind treu. Sie<br />
bauen eine enge Bindung auf. Gerade im Business-to-Business-Bereich<br />
spielt das eine zentrale<br />
Rolle, ist Eva Schröder überzeugt. Fensterhersteller<br />
brauchen einen Systemgeber, der sie<br />
befähigt, begleitet, weiterentwickelt, und das<br />
über Jahrzehnte. Architekten brauchen Tools,<br />
um noch besser zu planen und jemanden, der<br />
genau versteht, womit sie in welcher Planungsphase<br />
unterstützt werden können. GEALAN hat<br />
sich mit der Customer Journey auf eine Reise<br />
begeben, die gerade erst begonnen hat.<br />
Eva Schröder packt ihren Rucksack. Es geht<br />
nach Griechenland, auf die Kykladen. Mehr als<br />
der Flug ist nicht gebucht. Was sie erwartet?<br />
Mal sehen. Vielleicht wieder ein Gänsehautmoment,<br />
vielleicht Überraschungen, vielleicht<br />
wieder eine perfekte Reise.<br />
Die Customer Journey zur perfekten Reise zu machen, ist ein ehrgeiziges<br />
Ziel, das speziell Vertrieb, Customer Service, Architektenberatung und<br />
Marketing verwirklichen wollen. GEALAN holt Experten von außen ins Boot<br />
(Interview mit Prof. Wengler, Seite 12) und entwickelt zahlreiche einzelne<br />
Projekte. Für jede Customer-Gruppe will GEALAN Verbesserungen erreichen:<br />
„Für Hersteller wollen wir ein Kundencockpit schaffen – eine Plattform,<br />
auf der sich der Kunde einloggt und auf der er alles sieht: wichtige<br />
Informationen für ihn, seine Bestellungen, offene Rechnungen – einfach<br />
und übersichtlich.“ Was früher bürokratisch war, soll simpel werden. „Die<br />
Inhalte auf unserer Website werden wir auf unsere Kunden zuschneiden:<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 9
Wie sieht GEALAN aus?<br />
Wie spricht und wirbt GEALAN?<br />
Wie fühlen sich GEALAN-Events<br />
an? Das zu designen, ist Aufgabe<br />
des Unternehmensbereichs<br />
Marketingkommunikation<br />
und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 10
| FOKUS |<br />
MKÖ – drei Dimensionen<br />
MKÖ steht für Marketingkommunikation<br />
und<br />
Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Zentrale MKÖ-Aufgabe ist es,<br />
die Bekanntheit GEALANs<br />
zu steigern, das Image des<br />
Unternehmens regional,<br />
überregional und international<br />
zu stärken und den Vertrieb<br />
zu unterstützen. Seit 2023 ist MKÖ<br />
ein eigener Unternehmensbereich<br />
mit Eva Schröder an der Spitze.<br />
MKÖ umfasst drei Gruppen: Media- und Webdesign, wo Grafiker Websites,<br />
Printanzeigen, Broschüren, Screendesigns und Renderings, Produktpackaging<br />
und Verkaufsmaterialien gestalten, Messeauftritte und Livestreams<br />
designen, Farben und Logos erarbeiten – als Kreativabteilung sind<br />
sie die Hüter des Corporate Designs. Die Gruppe Kommunikation und<br />
PR entscheidet, welche Themen wann und wie nach außen kommuniziert<br />
werden. Dafür setzt sie auf Input aus den Fachabteilungen. Sie plant<br />
und erstellt Content für alle Kommunikationskanäle – für den Printbereich,<br />
Web und Social Media. Sie koordiniert und launcht Werbeinhalte<br />
international – von der Printanzeige im Branchenblatt bis hin zu Social<br />
Advertising, dessen Erfolg umfassend analysiert und optimiert wird. Neue<br />
Werbeformen werden hier beschlossen, zum Beispiel, dass GEALAN in<br />
Podcasts oder kostenlosen Apps wirbt. Die dritte Gruppe ist für Event- und<br />
Werbemittelmanagement zuständig: Sie organisiert auf der einen Seite<br />
Messen, Kundenevents und Seminare, auf der anderen kümmert sie sich<br />
um Werbemittel wie Musterwinkel und Folienfächer, Merchandising und<br />
Arbeitskleidung. Sie erarbeitet aber auch Showroom-Konzepte.<br />
MKÖ hat insgesamt 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Teamwork zwischen<br />
den drei Gruppen wird großgeschrieben. Jede Produktneuheit, jede Messe,<br />
jede Pressekonferenz wird in allen drei Dimensionen begleitet: Design<br />
– Kommunikation – Event und Werbemittel. Wie der GEALAN-Messestand<br />
auf der Fensterbau Frontale aussieht, entscheidet das Designteam, wie<br />
über Social Media zur Messe eingeladen und über sie berichtet wird, das<br />
Kommunikationsteam, wo die Gäste übernachten und welche Broschüren<br />
vor Ort ausliegen, das Event- und Werbemittelteam. Nur dank starker<br />
Teamarbeit ist alles aus einem Guss.<br />
Die jüngsten Marketing-Erfolge sprechen für sich: Die Social-Media-Aktivitäten<br />
florieren – Website-Visits vervielfachen sich, in Italien ist die Zahl<br />
der GEALAN-Fans auf Facebook zum Beispiel von Null auf Tausende<br />
hochgeschnellt. MKÖ hat das Internationale Zukunftsforum zum zentralen<br />
Event für GEALAN-Partner hochgezogen. Das Merchandising-Sortiment<br />
wurde völlig neu aufgebaut. Eine Kooperation mit einem Architektur-<br />
Influencer hat die Zugriffszahlen für die Planersoftware 3.0 in neue Höhen<br />
katapultiert.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 11
Prof. Stefan Wengler (48) kennt Praxis und Theorie:<br />
Er ist mit seinem Beratungsunternehmen,<br />
der Science Venture GmbH, als Strategie- und<br />
Managementberater, Impulsgeber, Coach und<br />
Speaker für international agierende Wirtschaftsunternehmen<br />
tätig, unter anderem für GEALAN.<br />
Er ist aber auch Professor für Marketing und<br />
Vertrieb an der Hochschule Hof. Geboren in<br />
Schweinfurt, aufgewachsen bei Hamburg, studiert<br />
er in Berlin, Austin (Texas) und Würzburg<br />
Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, promoviert<br />
in Berlin zum Thema „Economic Value of<br />
Key Account Management“ und lehrt seit 2009<br />
an der Hochschule Hof, wo er auch die Forschungsgruppe<br />
„Empirical Research and User<br />
Experience“ leitet. Wengler forscht unter anderem<br />
zu digitaler Transformation im Vertrieb und<br />
zur Kundenakzeptanz des autonomen Fahrens.<br />
Er selbst bezeichnet sich als „Sales-Excellence-<br />
Evangelist“.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 12
| INTERVIEW |<br />
„Die Transformation<br />
beginnt im Kopf!“<br />
„Alle reden von Sales Excellence<br />
und Customer Journey, Ahnung<br />
davon haben die wenigsten“,<br />
sagt Prof. Stefan Wengler.<br />
Warum Unternehmen heute<br />
anders verkaufen müssen als<br />
früher und ein gutes Produkt<br />
alleine längst nicht mehr reicht,<br />
erklärt der Marketing-Experte<br />
im <strong>GEANOVA</strong>-Interview.<br />
Herr Prof. Wengler – Sie haben bei GEALAN den Sales-Excellence-Prozess<br />
mit angeschoben. Worum geht es bei Sales Excellence?<br />
Darum, besser zu verkaufen, den Vertrieb kundenorientierter zu machen,<br />
besonders gut zu sein in seiner Branche. Konkret umgesetzt wird<br />
das über Mehrwertkonzepte, sogenannten Added Value. D.h. GEALAN<br />
bietet seinen Kunden nicht einfach nur das Fensterprofil an, sondern<br />
viel mehr: ihre Produktion zu verbessern, ihre Außendarstellung zu polieren,<br />
Marketingmaterialien upzugraden, das Wissen ihrer Mitarbeiter<br />
mit Schulungen zu aktualisieren – das alles kurbelt das Geschäft der<br />
Kunden an, und so indirekt auch das von GEALAN.<br />
Warum braucht man solche Mehrwerte, genügt ein sehr gutes Produkt<br />
nicht?<br />
Nein, das genügt eben nicht. Sehen Sie: Fenster sind in Zeiten moderner<br />
Wärmedämmung zu hochkomplexen Konstrukten geworden, sie<br />
müssen zuerst einmal verstanden werden. Sie können auch nicht einfach<br />
zu Ihrem Friseur sagen: Schneid mir irgendwie die Haare, der weiß<br />
gar nicht, was er tun soll. Sie kennen das auch, wenn Sie sich neue<br />
Software kaufen und denken: Was ist das für ein Mist, ich kann das gar<br />
nicht richtig bedienen. Dabei ist das Produkt top – es ist eben nur erklärungsbedürftig.<br />
Und diese Erklärungsleistung muss man erbringen.<br />
Sonst kann das Produkt noch so gut sein, keiner wird es verstehen.<br />
Was heißt das für GEALAN?<br />
Bei GEALAN ist dieses Denken ja längst angekommen, dass man Produkte<br />
erklären muss. Auch der Kunde, der Fensterhersteller, begreift,<br />
dass seine Leute Schulungen brauchen, dass Fenster anders funktionieren<br />
als früher und anders verkauft werden müssen. Ich habe mich<br />
viel mit lebenslangem Lernen befasst – und genau darum geht es: Wir<br />
starten an allen Enden Lernprozesse. Wenn GEALAN noch so verkaufen<br />
würde wie vor fünfzehn Jahren, wäre das Unternehmen nur ein<br />
Bruchteil dessen, was es heute ist. Die meisten Unternehmen wissen<br />
auch, dass sie sich verändern müssen. Digitalisierung und künstliche<br />
Intelligenz betreffen vielleicht noch nicht den Großteil der Menschen,<br />
aber Unternehmen durchaus. Die digitale Transformation läuft!<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 13
Irgendwann kommt ein Abschwung, und wer sich dann erst ändert,<br />
für den ist es zu spät. GEALAN hat sehr früh erkannt, dass man Prozesse<br />
verbessern muss und hat das angepackt. Sales Excellence war der<br />
Anfang, mit der Customer Journey ging es dann noch einen Schritt<br />
weiter. Der Begriff ist in aller Munde, nur begriffen wird er oft nicht.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Die meisten Unternehmen gehen das gar nicht oder viel zu oberflächlich<br />
an. Eine saubere Customer-Journey-Analyse ist aufwendig,<br />
sie kostet Zeit, sie kostet Geld. Was GEALAN gestartet hat und was ich<br />
als Coach begleitet und moderiert habe, ist tatsächlich absolut ungewöhnlich<br />
und unternehmerische Avantgarde. Das Team hat nicht<br />
überlegt, was GEALAN wie macht, sondern hat sich mit jeder einzelnen<br />
Kundengruppe, ihren Abläufen und Problemen befasst – sehr intensiv,<br />
sehr tiefgründig, in Hunderten Interviews.<br />
Mit welchem Ergebnis?<br />
Ich gebe Ihnen ein Beispiel, die Zielgruppe Architekten: Wir haben uns<br />
angeschaut, welche Aufgaben ein Architekt hat, wie er denkt, was<br />
genau er von GEALAN an welchem Punkt innerhalb seiner Journey<br />
eigentlich braucht. Und dann im nächsten Punkt: Wie können wir ihm<br />
proaktiv in jeder Phase die richtigen Informationen zur Verfügung stellen<br />
– Software, Factsheets, Beratung usw. Und das haben wir für vier<br />
große Kundengruppen detailliert durchgearbeitet. Die großangelegte<br />
Kundenbefragung am Anfang ist der Schlüssel – die Projekte, was verändert<br />
werden könnte, sind anschließend nur so rausgepurzelt.<br />
Das heißt, sobald ein Unternehmen sich wirklich in seine Kunden hineinversetzt,<br />
ändert sich viel.<br />
Absolut! Aus Kundensicht zu denken, neue Touchpoints zu schaffen<br />
und jeden Touchpoint so zu gestalten, dass Kunden bekommen, was<br />
sie brauchen – dieser Perspektivwechsel ist zentral. Die Transformation<br />
beginnt im Kopf! Ein Beispiel: Wir hatten bei einer neuen Kundengruppe<br />
gerade erst angefangen, über Customer Journey zu reden.<br />
Wenige Tage nach dem Workshop kam ein Außendienstmitarbeiter<br />
auf mich zu. Er hatte tags zuvor einen großen Kunden an Land gezogen<br />
und konnte seinen Erfolg selbst kaum glauben – und das nur, weil<br />
er verstanden hatte, wie der Kunde wirklich tickt! So konnte er ihm im<br />
richtigen Moment das passende Angebot machen und sich deutlich<br />
von der Konkurrenz absetzen.<br />
Sie beraten gerne Business-to-Business-Unternehmen – warum?<br />
Weil es spannender als Business-to-Customer ist, viel komplexer. Auch<br />
berechenbarer aus meiner Sicht, weil die Kunden rationaler entscheiden<br />
– vor allem große Einkaufsentscheidungen müssen ja sehr gut<br />
begründet sein. Mit klugen Argumenten erreiche ich also auch viel.<br />
Und es gibt viel mehr Player am Markt – bei GEALAN die Fensterbauer,<br />
Händler, Architekten, Installateure, Beschlag- und Glasfirmen etc. –<br />
das ist doch tausendmal spannender, als wenn ich in den Supermarkt<br />
gehe und mir eine Tafel Schokolade kaufe.<br />
Und komplizierter: Alle müssen die Customer Journey verstehen.<br />
Im Idealfall, ja. Es geht am Ende nicht um Fixierung auf den Vertrieb.<br />
Wir können die besten Mehrwertkonzepte machen, die besten Aktivitäten<br />
starten – das alleine bringt’s nicht,<br />
wir brauchen auch eine hervorragende<br />
Produktion, eine super Logistik, einen richtig<br />
guten Customer Service, eine gute Produktentwicklung<br />
– Sales Excellence können Sie<br />
vergessen, wenn es keine Company Excellence<br />
gibt.<br />
Sie sind nicht nur Berater, sondern auch Professor<br />
– was bringen Kooperationen zwischen<br />
Unternehmen und Hochschulen?<br />
Das ist ein Geben und Nehmen, denke ich.<br />
Wir bekommen durch Projekte mit den<br />
Unternehmen unheimlich viele Einblicke in<br />
die Wirtschaft, auch über unsere Studenten,<br />
die Praktika oder duale Studiengänge absolvieren.<br />
Wenn ich auf einer wissenschaftlichen<br />
Konferenz davon berichte, was wir<br />
mit Firmen machen, dann werden die Augen<br />
ganz groß! Es geht hier nicht um Schulterklopfen,<br />
sondern darum: Wir sind wirklich<br />
ganz tief drin und verstehen die Firmen,<br />
versuchen sie voranzubringen. GEALAN ist<br />
hundertprozentig dazu bereit, andere zögern<br />
noch, sich den Input aus den Hochschulen<br />
zu holen. Wäre die Bereitschaft<br />
größer, auch die Bereitschaft zu investieren,<br />
könnten wir noch viel mehr und viel coolere<br />
Projekte umsetzen.<br />
Und umgekehrt: Profitiert auch die Lehre davon,<br />
wenn Professoren die Praxis kennen?<br />
Da müssten Sie meine Studenten fragen.<br />
Aber natürlich strahlt dieses Wissen aus der<br />
Praxis zurück in die Hochschule. Ich bin davon<br />
überzeugt, dass die Qualität der Lehre<br />
enorm steigt, wenn es den Praxisbezug gibt.<br />
Sie sehen sich als Impulsgeber. Was, wenn eine<br />
Workshop-Serie vorbei ist, Sie nicht mehr im<br />
Unternehmen sind – fehlen dann Impulse?<br />
Nein, meine Arbeit ist im Grunde ja Empowerment:<br />
Wir geben den Unternehmen<br />
neue wissenschaftliche Erkenntnisse und<br />
Methoden an die Hand. In den Unternehmen<br />
sind kluge Leute, sie verinnerlichen<br />
den Input und stoßen in Eigenregie Projekte<br />
an. Bei GEALAN läuft die Customer<br />
Journey extrem gut. Dieses Näher-Heranrücken-an-den-Kunden<br />
ist essenziell. Die<br />
Umsatzentwicklungen sind jetzt schon<br />
phänomenal. Und ich prophezeie Ihnen:<br />
In den nächsten ein, zwei Jahren wird<br />
GEALAN nochmal ein Feuerwerk zünden!<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 14
| GEANEWS |<br />
Emissionen runter, Nachhaltigkeit rauf!<br />
Obwohl GEALAN wächst, sind an den deutschen<br />
Standorten Tanna und Oberkotzau zentrale Umweltkennwerte<br />
wie Wasserverbrauch, Energiebedarf<br />
und CO 2 -Ausstoß (jeweils pro Rohstofftonne)<br />
in den vergangenen Jahren deutlich gesunken.<br />
Das liegt an GEALANs konsequentem Kurs in<br />
Sachen Ressourcenschonung und Umweltschutz.<br />
Bereits seit 2020 beziehen beide Standorte ihren<br />
Strom ausschließlich CO 2 -neutral. Zur bestehenden<br />
Recyclinganlage sind neue Silos hinzugekommen,<br />
in denen Rezyklat gelagert wird. Neue<br />
Schneidmühlen zerkleinern Produktionsausschuss.<br />
GEALAN treibt die Automatisierung des<br />
Recyclingprozesses voran, der Rezyklat-Anteil in<br />
Profilen steigt. Ab <strong>2024</strong> spart das neue Hochregallager<br />
in Tanna 10 000 Stapler-Betriebsstunden ein.<br />
GEALANs Umweltmanagement wird jährlich in<br />
einem Umweltbericht umfassend dokumentiert –<br />
und ist erneut erfolgreich EMAS-zertifiziert.<br />
Unisono dunkel<br />
Edel in Tiefdunkel: GEALAN-acrylcolor ® gibt es<br />
jetzt auch auf dunklem Profil. Die einzigartige<br />
PMMA-Oberfläche verschmilzt mit dem grauen<br />
Grundkörper. Das Ergebnis: ein perfekt dunkles<br />
Profil – nahtlos aus jedem Blickwinkel. Die RAL-<br />
Trendfarben Anthrazitgrau, Tiefschwarz und<br />
DB 703 auf der Außenseite lassen sich mit sechs<br />
verschiedenen dunklen Dekorfolien auf der Innenseite<br />
kombinieren: Von Anthrazit bis Schwarz,<br />
von glatt über matt bis genarbt, gibt es viele neue<br />
Designoptionen im dunklen Farbspektrum. Das<br />
dunkle Profil ist materialoptimiert, sodass es sich<br />
auch bei Sonneneinstrahlung hochstabil verhält.<br />
Ein hoher Anteil an Rezyklat im Profilkern sichert<br />
Nachhaltigkeit. Die neue, prächtige Dunkelheit<br />
wird für alle Systeme verfügbar sein.<br />
Spektakuläres Messe-Comeback<br />
GEALAN freut sich nach langer Pandemiepause auf die Fensterbau<br />
Frontale. Die Leitmesse für Fenster, Türen und Fassaden findet<br />
vom 19. bis 22. März <strong>2024</strong> in Nürnberg statt. Seinen Messeauftritt<br />
hebt GEALAN auf ein neues Niveau: Der GEALAN-Stand wird<br />
wesentlich größer und er folgt einem ganz neuen Konzept, das<br />
die GEALAN-Produktwelten zielgruppenorientiert erschließt.<br />
Außerdem wird es eine Event-Komponente geben.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 15
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 16
Hier kommt keiner rein.<br />
Der <strong>GEANOVA</strong>-Fotograf war einer der Letzten, die das neue<br />
GEALAN-Hochregallager von innen gesehen haben, kurz vor<br />
dem Einlagern erster Profilbehälter. In Zukunft rollen zwei mächtige<br />
blaue Regalbediengeräte auf Schienen durch den<br />
lichtschrankengesicherten Bereich. Vollautomatisiert entnehmen<br />
sie Container mit Profilstangen aus den Regalfächern und<br />
transportieren sie zu den Kommissionier-Stationen. Hat der<br />
Kommissionierer die benötigte Ware entnommen, räumt das<br />
Bediengerät den Container wieder auf.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 17
| LOGISTIK |<br />
Millionen für<br />
den Mega-Quader<br />
Im thüringischen Tanna stellt GEALAN<br />
Kunststoffprofile für Fenster und Türen her.<br />
Der eigentliche Produktionsprozess, die<br />
Extrusion, scheint auf den ersten Blick nichts<br />
mit Logistik zu tun zu haben. Doch der Bereich<br />
Logistik fungiert als Schaltzentrale, die viele<br />
Fäden zusammenführt. Geht in der Logistik<br />
etwas schief, läuft in der Produktion oder bei<br />
Kunden gar nichts. Die Aufgaben der Logistik<br />
sind vielfältig und verantwortungsvoll und die<br />
Herausforderungen, denen sich die Logistik<br />
stellt, sind groß: Personalmangel, Rohstoffknappheit,<br />
Zulieferengpässe, Zeit- und<br />
Kostendruck, Entsorgung, Digitalisierung.<br />
<strong>2024</strong> nimmt GEALAN in Tanna ein<br />
beeindruckendes Hochregallager mit<br />
angeschlossener Kommissionier-Halle<br />
in Betrieb und investiert dafür rund<br />
15 Millionen Euro. Der Komplex bietet nicht<br />
nur viel Platz; er macht die Arbeit in<br />
der Logistik einfacher und schneller und<br />
er schont Ressourcen.<br />
Schiebt sich aus einer Extrusionsanlage sepiabraunes Fensterprofil, hat<br />
das die Logistik veranlasst. Liefert ein Lastzug 20 Tonnen Stahl-Stäbe für<br />
die Fensteraussteifung, registriert die Logistik den Vorgang. Vom Eingang<br />
der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe bis zum Warenausgang ist die Logistik<br />
an jedem Arbeitsschritt beteiligt. „Ohne Logistik würde die Produktion<br />
laufen, aber sie würde ungeordnet laufen“, sagt Michael Steiniger aus der<br />
GEALAN-Logistik. „Wir schreiben Maschinenaufträge und verteilen sie auf<br />
40 Extrusions- und 11 Kaschieranlagen. Wir planen Produktionsmengen,<br />
bündeln und verfolgen Aufträge und überwachen den Produktionsstatus.<br />
Wir liefern Profilstangen in die Kaschierung, die Kollegen dort veredeln<br />
sie mit Dekorfolien, dann übernehmen wir sie wieder.“ Neben Arbeitsvorbereitung,<br />
Produktionsplanung und Produktionssteuerung komplettiert<br />
die klassische Lagerlogistik das Kompetenzfeld: Übergabe von Kundenaufträgen<br />
ans Lager, Kommissionierung, Verpackung, Verladung, Versand.<br />
„Wir planen so, dass wir pünktlich liefern können. Manchmal versenden wir<br />
morgens Ware, die nachts produziert wurde. Die richtige Menge in optimaler<br />
Qualität zum richtigen Zeitpunkt – so verstehen wir Logistik.“<br />
150 Frauen und Männer arbeiten in Tanna in der Logistik. 85 Prozent von<br />
ihnen kommissionieren oder transportieren Ware. 15 Prozent üben kaufmännische<br />
Berufe aus. Die Strategische Logistik legt fest, wann wieviel<br />
wovon produziert und eingelagert wird. Etwa ein Drittel der 34 000 Profilvarianten,<br />
die GEALAN anbietet, ist sofort lieferbar. Zwei Drittel werden<br />
auftragsbezogen extrudiert und mit Folie veredelt, wenn der Kunde das<br />
wünscht. Kurz gesagt: Der Standard ist auf Lager, Spezialitäten gibt’s auf<br />
Bestellung. Von seinem zentralen Logistikstandort liefert GEALAN in 40<br />
Länder, bis nach Japan, Paraguay und Neuseeland. Der Weg der Ware<br />
zum Kunden führt durch ein logistisches Nadelöhr: Laderaum ist begehrt,<br />
Fahrer sind rar, die Straßen sind voll und jeder Kilometer kostet immer<br />
mehr Geld. Der Transportmarkt sei verrückt geworden und die Lage verschärfe<br />
sich weiter, sagt Steiniger. GEALAN und mehr als 50 Speditionen<br />
haben ein partnerschaftliches Netzwerk aufgebaut. Sie begegnen sich auf<br />
Augenhöhe und lösen Probleme gemeinsam. „Speditionen sollen Spaß an<br />
der Arbeit mit GEALAN haben, umgekehrt erwarten wir garantierte Transportkapazitäten.<br />
Uns ist klar, dass ein LKW nur profitabel ist, wenn er fährt.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 18
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 19<br />
Michael Steiniger (49)<br />
• 1992 Ausbildung<br />
zum Industriekaufmann<br />
bei GEALAN<br />
• anschließend im Vertrieb,<br />
dann im Versand<br />
• Sachbearbeiter in der<br />
Strategischen Logistik<br />
• Anwendungsberater<br />
für das GEALAN-<br />
Lagerführungssystem<br />
(LFS)
Also halten wir die Standzeiten kurz. Ein LKW soll<br />
auf unserem Gelände in weniger als zwei Stunden<br />
be- oder entladen sein und die Fahrer sollen<br />
sich bei uns wohlfühlen.“ Im Dialog mit Kunden<br />
und dem GEALAN-Vertrieb durchleuchtet<br />
und hinterfragt die GEALAN-Logistik gewohnte<br />
Lieferroutinen – aus Kostengründen, aber auch<br />
unter Aspekten der Nachhaltigkeit: Muss die<br />
Spedition eine Adresse wirklich dreimal pro Woche<br />
anfahren? Wären Regionallager sinnvoll?<br />
Müssen Lieferungen in 24 Stunden beim Kunden<br />
sein oder genügen 48 Stunden? „Mit etwas<br />
mehr Lieferzeit können wir besser planen, Lieferungen<br />
zusammenfassen, Laderaum optimal<br />
nutzen und doppelte Wege vermeiden.“<br />
Einkauf im Supermarkt können GEALAN-Kunden ihre Lieferungen – noch<br />
– nicht packen lassen. Aber: „Auf Anfrage legen wir Hauptprofile und Zubehörprofile<br />
separat oder stellen Container objektweise zusammen. Die<br />
Wünsche werden immer komplexer und wir werden bald noch mehr erfüllen<br />
können. Allerdings achten wir auch auf die optimale Auslastung von<br />
Containern und Lastwagen.“ Für Fensterhersteller hat die Fertigung von<br />
Fenstern Priorität, nicht die Logistik. GEALAN denkt aber darüber nach, sie<br />
auch logistisch zu beraten – vor Ort oder von Tanna aus. Außerdem sollen<br />
Kunden in Zukunft Lieferstatus-Updates bekommen, vergleichbar mit der<br />
Sendungsverfolgung bei Paketdiensten. „Wer weiß, wann seine Lieferung<br />
ankommt, verschwendet seine Zeit nicht mit Warten.“<br />
Zeit ist ein entscheidender Faktor in der Logistik. Einen bestimmten Container<br />
aus der Mitte eines gemischten Containerblocks herauszustapeln,<br />
kostet Zeit. Fahrten von Regal zu Regal beim Kommissionieren kosten Zeit.<br />
In der Logistik ist Flexibilität Pflicht. Kunden erwarten<br />
sie, Kunden lieben sie. Michael Steiniger:<br />
„Solange ein LKW auf unserem Hof steht, laden<br />
wir Profilcontainer auch noch last minute. Das<br />
ist nicht selbstverständlich.“ Erst Flaschen, dann<br />
Käse, dann Obst – ganz so individuell wie beim<br />
Logistikstandort Tanna<br />
Logistikzentrum<br />
und Hochregallager<br />
ca. 28 000 m 2<br />
Auftragspositionen<br />
ca. 760 000<br />
pro Jahr<br />
Containerstellplätze<br />
ca. 32 000<br />
Logistik<br />
inklusive<br />
Verkehrsflächen<br />
ca. 90 000 m 2<br />
24h-<br />
Schichtbetrieb<br />
350 Tage<br />
pro Jahr<br />
Außen-<br />
Lagerfläche<br />
ca. 29 000 m 2<br />
Lieferaufträge<br />
ca. 35 000<br />
pro Jahr<br />
Kg<br />
Tonnage-<br />
Umschlag<br />
ca. 550 t<br />
pro Tag<br />
Lagerbewegungen<br />
ca. 100 000<br />
pro Monat<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 20
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 21<br />
Stephan Siniawa (62)<br />
• Bauingenieur (FH)<br />
• ehemaliger Angestellter<br />
und Unternehmer<br />
im Baugewerbe<br />
• seit 2004 bei GEALAN<br />
• zuständig für Facilitymanagement
In GEALANs neuem Hochregallager greift die<br />
Technik auf jeden einzelnen Container direkt zu.<br />
Und die Container kommen zu den Kommissionierern,<br />
nicht mehr umgekehrt. „Wir gewinnen<br />
Platz und Effizienz“, sagt Stephan Siniawa<br />
aus dem GEALAN-Facilitymanagement. „Bisher<br />
mussten wir Ware mehrmals umschlagen, ehe<br />
sie verkauft wurde. Jetzt hat sie einen festen Lagerplatz<br />
und wird nur einmal bewegt – vor dem<br />
Versand.“<br />
2019 hat GEALAN eine Machbarkeitsstudie für<br />
ein Hochregallager durchgeführt – mit dem<br />
Ziel, die Lagerkapazität zu erhöhen. Im Dezember<br />
2021 stand das Konzept und im Frühling 2022<br />
begann der Bau. Geschäftsführer und Bereichsleiter<br />
haben das Projekt einem vierköpfigen<br />
agilen Scrum-Team mit klarer Rollenverteilung<br />
anvertraut. Michael Steiniger: „Unser Austausch<br />
war intensiv – im Team und mit externen Partnern.<br />
Wir haben nicht starr an einem vordefinierten<br />
Ziel festgehalten, sondern immer wieder<br />
auf neue Anforderungen und veränderte Rahmenbedingungen reagiert,<br />
auf Preiserhöhungen oder Verzögerungen zum Beispiel. Zwischendurch<br />
hat es mal gekracht, aber wir haben gelernt, dass Agilität unser Team stärkt<br />
und das Projekt und das Unternehmen richtig gut voranbringt.“<br />
Nach achtzehn Monaten Bauzeit stand das Hochregallager: ein riesiger<br />
Quader, der die anderen Gebäude im Gewerbegebiet Kapelle-Nord<br />
überragt und schon von weitem zu sehen ist. Das Stahlregal steht nicht<br />
im Gebäude – es bildet das Tragwerk. Dach und Wände sind direkt mit<br />
der Regalkonstruktion verschraubt. Vorteil dieser Silobauweise: GEALAN<br />
kann fast den kompletten Gebäude-Nettoinhalt als Lagerfläche nutzen,<br />
weil kein Raum für Betonstützen oder Dachbinder verlorengeht.<br />
Im Hochregal selbst arbeiten keine Menschen; zwei imposante Regalbediengeräte<br />
fahren mit hoher Geschwindigkeit auf Schienen durch die<br />
Regalgasse. Sie holen Profilcontainer aus den Regalfächern und befördern<br />
sie zu vier Kommissionier-Stationen. Hat der Kommissionierer Profile<br />
entnommen, lagern die Bediengeräte die Container wieder ein. Leere<br />
Container schleust ein drittes, kleineres Regalbediengerät (RBG light)<br />
aus dem Hochregal, Nachschub kommt per Stapler zum Einschleusen.<br />
Das Fertigteil-Stahlbetonskelett der Kommissionier-Halle erreicht eine<br />
Spannweite von über zwanzig Metern – sonst könnte das RBG light hier<br />
nicht fahren.<br />
Hochregallager mit Kommissionier-Halle<br />
Gebäude<br />
125 m lang,<br />
44 m breit,<br />
max.<br />
Grundfläche<br />
ca. 5500 m 2<br />
Containerstellplätze<br />
Hochregallager<br />
5000<br />
26,5 m hoch Containerstellplätze<br />
Kommissionier-<br />
Halle<br />
500<br />
Containerwechsel<br />
im Hochregal<br />
max. 80<br />
pro Stunde<br />
Pufferplätze als<br />
Zwischenlager<br />
100<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 22
Versand und Transport<br />
Seitenstapler<br />
18<br />
LKW-<br />
Abfertigungen<br />
max. 70<br />
pro Tag<br />
LKW-<br />
Touren<br />
ca. 13 000<br />
pro Jahr<br />
LKW-<br />
Kilometer<br />
ca. 8 Millionen<br />
pro Jahr<br />
Die Wände beider Gebäude sind mit Stahlblechkassetten verkleidet und<br />
stark gedämmt. Das Dach verfügt über eine Dampfsperre. So erfüllt der<br />
GEALAN-Neubau in Tanna den Niedrigenergiestandard KfW 40. Eine Pelletheizung<br />
stellt eine konstante Temperatur im Hochregallager sicher. In<br />
der Kommissionier-Halle erzeugt eine Fußbodenheizung ein angenehmes,<br />
zugluftfreies Raumklima für die Beschäftigten. Das Gebäude ist, wie<br />
alle neuen GEALAN-Gebäude, für die Installation und den Betrieb einer<br />
Photovoltaikanlage vorbereitet. Die Reinigung der Flächen für die Kommissionierung<br />
wird ein Roboter übernehmen, der sich nach dem Wischen<br />
selbst entleert.<br />
Das neue Hochregallager und der neue Kommissionier-Bereich haben<br />
auch angesichts der personellen Entwicklung große Bedeutung, sagt<br />
Stephan Siniawa: „Bisher mussten Kommissionierer ins Regal steigen, um<br />
Ware zu entnehmen. Sie mussten Zwangshaltungen einnehmen und<br />
Profilstangen über Kopf tragen. Für die neuen Kommissionier-Stationen<br />
haben Planer und Lageristen die optimale Arbeitshöhe ermittelt und die<br />
Stationen danach ausgerichtet. Die Arbeitsplätze mit großen Fensterflächen<br />
bieten viel Bewegungsfreiheit und sind mit Anti-Ermüdungsmatten<br />
ausgestattet, die längeres Stehen auf dem Industrieboden erleichtern.“<br />
Im neuen Komplex arbeiten Kommissionierer stationär; sie fahren nicht<br />
mehr mit Kommissionier-Schleppern, die unbequem über Bodenfugen<br />
rumpeln. Sie müssen nicht mehr permanent auf- und absteigen und sind<br />
nicht mehr der Zugluft beim Fahren ausgesetzt. Wo kein Verkehr stattfindet,<br />
sind Verkehrsunfälle ausgeschlossen. „Ergonomische, stationäre<br />
Arbeitsplätze entlasten die Kommissioniererinnen und Kommissionierer.<br />
Weil mehr automatisiert ist, muss immer weniger von Hand erledigt werden<br />
und wir können mit dem Personal, das uns zur Verfügung steht, weiter<br />
wachsen.“<br />
GEALAN hat jetzt viel mehr Lagervolumen in Tanna und kann ein externes<br />
Lager auflösen und LKW-Pendelfahrten streichen. Auf dem Betriebsgelände<br />
sinkt die Zahl der Staplerbewegungen. Ob Stapler mit Elektroantrieb<br />
den Containertransport übernehmen können, prüft GEALAN gerade. Um<br />
Folienabfall zu vermeiden, befasst sich GEALAN mit Containerabdeckungen,<br />
die mehrfach verwendet werden können.<br />
Als Mitglied im Kunststofffensterprofil-Verband<br />
EPPA beteiligt sich GEALAN an einem Mehrwegtransportsystem,<br />
das Profilcontainer zurückführt<br />
– das Audit dafür ist bereits bestanden. Michael<br />
Steiniger: „Wenn Metallcontainer schnell zu uns<br />
zurückkommen, können wir auf Holzkisten verzichten.<br />
Holzboxen sind ein teures Einwegtransportmittel,<br />
Container halten mindestens zehn<br />
Jahre.“ Das Containermanagement soll insgesamt<br />
transparenter und digital werden: GEALAN<br />
entwickelt derzeit eine Container-App – mit ihr<br />
können Kunden ihren Bestand verwalten und<br />
Rückgaben von Behältern unkompliziert anmelden,<br />
mit wenigen Klicks.<br />
Wahrscheinlich rollen in Tanna bald unbemannte<br />
Stapler automatisch oder von Tele-Operatoren<br />
aus der Ferne gesteuert durchs Lager.<br />
Denkbar, dass sich der Operator zwischendurch<br />
auf Stapler in Kroatien, Litauen, Polen oder Rumänien<br />
einloggt. Das Straßenbild wird sich verändern:<br />
LKW werden mit Hilfe von Platooning<br />
als elektronisch gekoppelte Konvois unterwegs<br />
sein, das Fahren wird autonom, LKW werden<br />
über Oberleitung angetrieben – all das ist schon<br />
in der Erprobungsphase. Und die klassische<br />
Spedition dürfte ein Auslaufmodell sein: Fracht-<br />
Plattformen werden online Daten und Warenströme<br />
globaler bündeln und Leerfahrten noch<br />
gezielter vermeiden. Die Logistik wird ein Spannungsfeld<br />
bleiben. In Tanna ist die Logistik, nicht<br />
nur wegen des erfolgreich abgeschlossenen<br />
Millionenprojekts Hochregallager, sehr gut aufgestellt.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 23
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 24
Countdown für ein neues Logistikzeitalter<br />
Die Ruhe vor dem Probebetrieb: Im hellen, großzügigen<br />
Kommissionier-Bereich bleibt noch etwas Feintuning für Monteure,<br />
IT-Administratoren und Logistik-Fachleute. Ab Dezember 2023 werden<br />
die Kommissioniererinnen und Kommissionierer an ihren neuen<br />
Arbeitsplätzen geschult. Im Frühling <strong>2024</strong> fällt der Startschuss für den<br />
Regelbetrieb. Im Vordergrund steht das dritte, kleinere Regalbediengerät<br />
(RBG light). Es schleust Container mit neuer Ware ins<br />
Hochregal ein und leere Behälter aus dem Lagersystem aus.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 25
„Ein richtig guter Arbeitstag ist<br />
für mich einer, an dem wir ein<br />
Thema abschließen, ein Problem<br />
lösen, einen zufriedenen User<br />
vor uns haben. Ewig Unerledigtes<br />
nervt mich. Dinge fertig zu bekommen,<br />
abzuhaken: Das macht<br />
mir Freude. Und das geht nur in<br />
einem wirklich guten Team.“<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 26
| DIGITAL |<br />
SAP? Läuft!<br />
Susana Santos bringt gerne<br />
Ordnung ins Chaos und liebt<br />
klare Strukturen. Als Leiterin<br />
der IT-Anwendungsberatung<br />
hat sie die SAP-Einführung<br />
bei GEALAN federführend<br />
umgesetzt. Ein Mammutprojekt,<br />
das Macher braucht. Gut, dass<br />
Susana Santos Macherin ist.<br />
Susana Santos (43) ist ein Frühmensch und morgens schnell hellwach. Ihr<br />
erstes To-do besteht darin, eine To-do-Liste zu schreiben, nur für diesen Tag.<br />
Susana Santos liebt To-do-Listen. Sie ist sehr gut darin, Dinge fertig zu bekommen<br />
und abzuhaken. „Das gibt mir ein gutes Gefühl.“<br />
IT-lern sagt man gerne nach, sie seien Nerds. Susana Santos ist das genaue<br />
Gegenteil: offen, kommunikativ, gewinnend. Eine gewisse Affinität zur IT hat<br />
die Tochter portugiesischer Gastarbeiter schon früh; als Realschülerin findet<br />
sie Maschinenschreiben und Stenografie öde und wählt stattdessen das<br />
Anfang der Neunziger noch ungewöhnliche Fach „Informatik“ – in Hof ist<br />
sie damit eine von nur acht Siebtklässlern und das einzige Mädchen. Mit<br />
sechzehn kauft sie sich ihren ersten Rechner, „mit Diskettenlaufwerk und riesigem<br />
Bildschirm. Ich habe mich eingelesen, alles selbst installiert und mir<br />
Word und Excel beigebracht.“ Während andere Kinder Pac-Man und Tetris<br />
spielen, fängt Susana Santos an, alle ihre Schulhefte abzutippen, die Inhalte<br />
auf Diskette zu speichern und zu sortieren. „Einfach so, aus Spaß.“<br />
Susana Santos weiß nach der Schule, was sie will: Nach dem Fachabi möchte<br />
sie zwar studieren, zuerst aber dringend mal in die Praxis. „Nach zwölf<br />
Jahren Schule hatte ich Lust drauf, zu arbeiten.“ Sie bewirbt sich bei allen<br />
großen Unternehmen in der Hofer Region, GEALAN ist am schnellsten mit<br />
der Zusage. Susana Santos wird Industriekauffrau und durchläuft, wie für<br />
Azubis üblich, alle Abteilungen. „Das nutzt mir bis heute: Ich weiß, was die<br />
Kolleginnen und Kollegen genau machen und ich schätze den persönlichen<br />
Umgang.“ Ebenso klar wie der Wunsch, nach der Schule zu arbeiten, ist<br />
für Susana Santos, dass sie trotzdem noch studieren will. GEALAN bietet ihr<br />
mit dem dualen Studium, das damals noch „Studium mit vertiefter Praxis“<br />
heißt, die perfekte Möglichkeit: Nach ihrer Ausbildung studiert sie ab 2001<br />
Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Hof, in den Semesterferien<br />
und in beiden Praxissemestern ist sie bei GEALAN. „So habe ich immer Geld<br />
verdient und konnte mir mein Studium selbst finanzieren.“<br />
Susana Santos schaut gerne über ihren Tellerrand. Obwohl sie BWL mit den<br />
Schwerpunkten Marketing und Controlling studiert, sagt sie spontan „Ja!“,<br />
als sie bei GEALAN gefragt wird, ob sie mal in die IT schnuppern wolle. „Da<br />
ging es nicht nur darum, einen Rechner einzurichten, sondern um kreative<br />
Lösungen: Die Kollegen haben ein Problem im Arbeitsablauf – wie können<br />
wir das mithilfe der IT möglichst schlau lösen? Das fand ich spannend.“ Ein<br />
Terminsystem für Kundenaufträge, ein Rückmeldungssystem für die Pro-<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 27
duktion, das Mengen, Ausschuss, Zeiten meldet,<br />
ein Upgrade für das Lagerführungssystem LFS:<br />
Susana Santos steigt immer tiefer in die IT ein<br />
und wird ihr von da an nie mehr untreu werden.<br />
„Dass ich nicht Informatik studiert habe, ist kein<br />
Nachteil: Ich sehe vieles von der Business- und<br />
der Marketing-Seite und so vielleicht auch den<br />
größeren Zusammenhang, nicht nur IT-Themen<br />
für sich. Und fürs Programmieren gibt es Experten<br />
im Team.“ Ihre Diplomarbeit schreibt Susana<br />
Santos bereits über ein Thema, das ihre berufliche<br />
Zukunft bestimmen wird: SAP.<br />
2005, ihr BWL-Diplom in der Tasche, steigt Susana<br />
Santos bei GEALAN als Assistentin der IT-<br />
Bereichsleitung ein. 2007 beginnt GEALAN, mit<br />
SAP-Lösungen zu arbeiten – zuerst im kaufmännischen<br />
Bereich und der Materialwirtschaft.<br />
Die breite Einführung von SAP bei GEALAN wird<br />
mehrere Jahre dauern und ein Investment von<br />
etwa 10 Millionen Euro bedeuten. Das größte<br />
IT-Projekt, das GEALAN je umgesetzt hat, wird<br />
Susana Santos‘ Spezialgebiet. 2016 beginnen die<br />
Vorbereitungen am Stammsitz in Oberkotzau.<br />
SAP soll die in die Jahre gekommene ERP-<br />
Software (Enterprise-Resource-Planning) ersetzen<br />
und zur zentralen Software werden, mit<br />
der GEALAN fast alle Geschäftsprozesse und<br />
Informationsflüsse seiner Lieferkette verwaltet,<br />
steuert und plant: vom Auftrag bis zu Auslieferung<br />
und Rechnungsstellung; für jeden Fachbereich<br />
gibt es ein passendes SAP-Modul. Bestellt<br />
ein Kunde bei GEALAN, wird in SAP ein Auftrag<br />
angelegt; wird nicht aus dem Bestand geliefert,<br />
sondern neu produziert, erfolgt der Fertigungsauftrag<br />
in SAP, genauso wie die Lieferungserstellung.<br />
Ist die Ware unterwegs zum Kunden, meldet<br />
SAP, dass die Rechnung erstellt werden kann,<br />
das System registriert auch Zahlungsein- und<br />
-ausgang. „Einziger Systembruch ist die Kommissionierung<br />
– hier wollten wir weiterhin auf<br />
unser sehr gut funktionierendes und auf uns zugeschnittenes<br />
Lagerführungssystem setzen.“<br />
Susana Santos ist Optimistin. „Ich hatte immer die<br />
Vorteile im Blick, die SAP uns bietet: eine moderne<br />
Benutzeroberfläche, mit der es sich viel schöner<br />
arbeiten lässt als mit altmodischen Greenscreens,<br />
die intuitive Menüführung, die bessere<br />
Verfügbarkeit von Daten, leichteres Arbeiten. Ich<br />
muss mich nicht mehr durch Segmentnummern<br />
klicken und blättern, sondern sehe alle Informationen,<br />
z.B. alle Bestellungen eines Kunden, auf<br />
einen Blick.“ SAP ist ein integriertes System, das<br />
heißt, jede Änderung am Anfang der Kette, zieht sofort Änderungen weiter<br />
hinten nach sich: Ein neuer Kundenauftrag löst direkt einen Planauftrag in<br />
der Fertigung aus. Natürlich ermöglicht SAP dadurch auch echte Automatisierung.<br />
Ein Begriff, bei dem mancher an Rationalisierung denkt und um<br />
seinen Job bangt. „Deshalb war es uns unheimlich wichtig, von Anfang an<br />
alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen, allen zu erklären, dass<br />
sie selbstverständlich auch weiterhin gebraucht werden.“ Wie viele wichtige<br />
GEALAN-Projekte läuft auch die SAP-Einführung nicht top-down. Die Projektmitarbeiter,<br />
genannt „Key-User“, kommen aus allen Fachbereichen und<br />
bilden sich zu SAP weiter. Sie bringen Wissen aus ihrem Fachbereich in SAP<br />
ein, sagen also, was wie laufen soll, und fungieren in ihrem Fachbereich als<br />
Multiplikatoren, erklären ihren Kollegen, wie sie die SAP-Software bedienen<br />
und beantworten Fragen. „Ein solches Change-Management ist wichtig“,<br />
sagt Susana Santos. „Wir gestalten Veränderungen gemeinsam.“<br />
Es gibt Leute, die lassen die Dinge auf sich zukommen; Susana Santos ist<br />
eine vollendete Planerin. Wenn sie verreist, was sie mit ihrer Familie sehr gerne<br />
tut, dann steht am Anfang eine große Recherche, was jeder in der Familie<br />
erleben will, und dann wird jeder Urlaubstag minutiös durchgeplant – in Excel,<br />
versteht sich: Ankunft Antwerpen 9 Uhr, Innenstadt, Rathaus, Kathedrale,<br />
Mittagessen im Wafflehouse, 14 Uhr Abfahrt nach Calais, Fähre nach Dover,<br />
dann White Cliffs usw. So wird jeder Urlaubstag perfekt genutzt. Eine große<br />
Urlaubsreise besteht aus einer Liste von aufeinanderfolgenden Aktionen.<br />
SAP geht Susana Santos ganz ähnlich an: Am Anfang steht die umfassende<br />
Analyse, dann wird das Großprojekt „SAP-Einführung“ in kleinere Aktionen<br />
zerlegt, die Schritt für Schritt abgearbeitet werden. „Man darf in dieser Phase<br />
nichts vergessen, alle Fachbereiche müssen die Schubladen aufmachen.<br />
Die Kollegen haben ganz viel Wissen in den Köpfen, in Excel-Tabellen, in<br />
Word-Dokumenten. Wir mussten das alles aufnehmen: Wie arbeitet ihr, wie<br />
sind eure Abläufe – und das dann in die Software integrieren, damit sie am<br />
Ende auch das tut, was wir wollen.“<br />
Es folgt die Blueprint-Phase: Das SAP-Projektteam schreibt ein Konzept für<br />
jedes SAP-Modul, testet alles ausführlich und schult Mitarbeiter. Erst als alles<br />
stimmt, werden Daten vom alten ins neue System übertragen, Mitarbeiter<br />
als User freigeschaltet, werden Posten aus dem Altsystem übernommen.<br />
Dann kommt der große Moment: der Go-Live, in Oberkotzau am 1. Januar<br />
2019. „Ich war ganz früh da, natürlich etwas nervös. Wir hatten einen genauen<br />
Cutover-Plan, wann welche Aktion vom alten System in SAP übernommen<br />
wird, und selbstverständlich einen Fallback-Plan, der unser altes System<br />
wieder zum Laufen gebracht hätte, falls alle Stricke gerissen wären.“ Der erste<br />
Kundenauftrag: Läuft. Die erste Auslieferung: Läuft. „Schritt für Schritt sind<br />
wir vorwärtsgegangen. So eine Umstellung ist keine Kleinigkeit, das Projektteam<br />
hat den Kollegen wochenlang über die Schulter geschaut, Probleme<br />
gelöst.“ Gute Vorbereitung und enger Support zahlen sich aus: Die Umstellung<br />
auf SAP funktioniert, wird ein Erfolg – und Susana Santos steigt 2019 zur<br />
Gruppenleiterin in der IT-Anwendungsberatung auf.<br />
GEALAN rollt SAP auch in seinen internationalen Verbundunternehmen aus:<br />
2020 in Kroatien, dann im Jahrestakt in Frankreich, Polen und Rumänien;<br />
GEALAN BALTIC wird 2025 folgen. Seit 2021 hat Susana Santos die Leitung<br />
des Projektes „SAP-Einführung“ inne. Wichtig ist ihr, dass der Rollout immer<br />
auf Augenhöhe abläuft. „Klar, wir standardisieren unsere IT-Prozesse, damit<br />
wir alle dieselbe IT-Sprache sprechen, aber das ist keine Einbahnstraße. Wir<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 28
ekommen auch Input von unseren ausländischen Kollegen: Polen war viel<br />
weiter als wir, was Digitalisierung angeht, der Auftragseingang war fast komplett<br />
elektronisch. Davon lernen wir natürlich.“<br />
Bei der Einführung von SAP geht es nicht nur um Einsen und Nullen, sondern<br />
um die Menschen, die damit arbeiten, findet Susana Santos. Für <strong>2024</strong> plant<br />
sie ein Treffen mit allen Key-Usern aus allen GEALAN-Standorten. „Mein<br />
Ziel ist, dass wir wirklich zusammenwachsen zu einem Team, uns kennen,<br />
uns austauschen. IT-Projekte können auch international betreut werden, da<br />
sehe ich tolle neue Möglichkeiten.“ SAP beschleunigt Unternehmensprozesse,<br />
und Schnelligkeit lässt GEALAN noch besser wachsen – davon ist Susana<br />
Santos überzeugt. „Fertig ist SAP natürlich nie“, sagt sie. „Wir verbessern<br />
Software und Abläufe ständig – im Großen zum Beispiel mit einer Cloudlösung<br />
für unser Customer-Relationship-Management und einem neuen<br />
SAP-Modul für den Werkzeugbau; im Kleineren<br />
mit einem verbesserten Containermanagement<br />
und elektronischen Packstückinformationen; das<br />
sind nur vier von vielen Beispielen.“ <strong>2024</strong> wechselt<br />
GEALAN auf S4/HANA, die nächste SAP-Technologie<br />
mit mehr Speicherplatz, noch modernerer<br />
Oberfläche und neuen Funktionen: Aus klassischen<br />
Transaktionen werden Apps. Daten für<br />
den Vertrieb auszuwerten, funktioniert dann beispielsweise<br />
per App, auch mobil.<br />
SAP? Läuft bei GEALAN. Jeder SAP-Haken sitzt<br />
und weitere werden folgen. Was auf Susana Santos‘<br />
To-do-Liste steht, das passiert.<br />
„Ich hatte schon als<br />
Schülerin eine Affinität zu<br />
Mathe und logischem Denken<br />
– das braucht man auch in<br />
der IT: etwas Großes in Kleines<br />
zerlegen, in einzelne Schritte,<br />
die logisch aufeinander<br />
aufgebaut sind, dabei den<br />
Überblick behalten.“<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 29
Der Mensch wächst mit seinen<br />
Aufgaben. Alexander Jahn hat<br />
in mehr als zwei Jahrzehnten<br />
bei GEALAN immer mehr<br />
Verantwortung übernommen.<br />
Er hat ein paarmal erlebt,<br />
wie GEALAN umgekrempelt<br />
wurde, hat Investoren<br />
kommen und gehen sehen.<br />
Obwohl ihn Zahlen faszinieren,<br />
ist er froh, dass bei GEALAN<br />
nicht nur Zahlen zählen.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 30
| KARRIERE |<br />
Lebenswege –<br />
die Veränderung<br />
als Konstante<br />
Alexander Jahn wird 1975 in Marktredwitz<br />
geboren. Er wächst im Fichtelgebirge auf und<br />
verbringt schon als Kind viel Zeit in der<br />
Metzgerei seiner Eltern in Wunsiedel. Sein Weg<br />
als Metzgermeister und Geschäftsinhaber<br />
scheint vorgezeichnet und tatsächlich macht er<br />
eine Ausbildung im elterlichen Betrieb.<br />
„Ich bin gelernter Metzger, aber bitte fragen Sie<br />
mich heute nicht mehr nach einem Rezept für<br />
Leberkäse.“ Nach der Lehre hängt er den, wie er<br />
sagt, „soliden aber anstrengenden“ Job an den<br />
Nagel, angesichts der Erwartungshaltung seiner<br />
Familie keine einfache Entscheidung. Er sieht<br />
sich in der Industrie, nicht im Handwerk – und<br />
studiert in Regensburg Betriebswirtschaftslehre.<br />
Alexander Jahn ist auf seinem Berufsweg<br />
scharf abgebogen. Er hat selbst erlebt, dass<br />
Veränderung richtungsweisend für die eigene<br />
Zukunft sein kann. Eine feste Schablone für den<br />
beruflichen Lebensweg gibt es heute kaum<br />
mehr. Deshalb gehört es zur Kultur von<br />
GEALAN, neue Wege nicht zu blockieren,<br />
sondern zu öffnen.<br />
Alexander Jahn tritt 2001 seine erste Stelle bei GEALAN im Controlling<br />
an. Schon bald kommen gravierende Veränderungen auf das Unternehmen<br />
und ihn zu: 2002 kaufen Finanzinvestoren den Kunststoffprofilhersteller.<br />
„Die Zeit nach der Übernahme hat mich gefordert und geprägt.<br />
Ich hatte mit den neuen Gesellschaftern zu tun, mit Banken und Beratern.<br />
Das Verhältnis zu ihnen war natürlich ganz anders als das zuvor zur<br />
Eigentümerfamilie. Plötzlich ging es nur noch um Zahlen.“ Jahn wird zum<br />
Sachgebietsleiter Investor Relations ernannt. Den Zahlen bleibt er treu:<br />
Ab 2008 leitet er das Controlling, ab 2010 zusätzlich die Finanzen. „Viele<br />
Menschen finden Zahlen langweilig. Statistiken zu erstellen mag nicht<br />
prickelnd sein, aber der Blick hinter die Zahlen ist hochspannend, weil er<br />
offenbart, wie die Firma tickt. GEALAN wurde nicht nur einmal verkauft,<br />
ich musste also immer neuen Investoren, Bankern und Beratern erklären,<br />
was läuft. Das geht nur, wenn man sich mit Zahlen auseinandersetzt.“<br />
Recht, inklusive Revision und Kreditmanagement, und Personal komplettieren<br />
2011 Jahns Aufgabenfeld, im gleichen Jahr erhält er Prokura.<br />
„Kaufmännischer Leiter“ steht ab jetzt in seiner E-Mail-Signatur.<br />
2014 endet bei GEALAN die Ära der Finanzinvestoren. Mit dem Verkauf an<br />
VEKA kommt das Unternehmen zurück in private Hand. Neue Rahmenbedingungen,<br />
neue Kontakte, neue Chancen – Alexander Jahn gestaltet<br />
auch diesen Richtungswechsel mit: „Ich habe den Einstieg in die VEKA-<br />
Gruppe als Entlastung für GEALAN empfunden, weil wir nun nicht mehr<br />
nur über Finanzen gesprochen haben. Wir konnten uns aufs operative<br />
Geschäft konzentrieren, haben investiert, in Deutschland und an den internationalen<br />
Standorten. Wenn wieder Schulungen angeboten werden,<br />
wenn Kantinen eröffnen, es wieder um Menschen geht – das merken die<br />
Leute natürlich.“<br />
55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind heute bei GEALAN im kaufmännischen<br />
Bereich beschäftigt. Sie kümmern sich um Menschen und<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 31
Zahlen, sagt Bereichsleiter Alexander Jahn.<br />
Die meiste Zeit verbringe er mit Personalthemen,<br />
die er eng mit seinem Team abstimmt.<br />
Das erste große Projekt, das er in Personalverantwortung<br />
stemmt, bedeutet eine neue Zeitrechnung:<br />
2012 führt GEALAN in seiner Produktion<br />
in Tanna ein innovatives Schichtmodell ein<br />
– eine 35-Stunden-Woche mit durchschnittlich<br />
dreieinhalb Arbeitstagen. „Der Anstoß kam<br />
aus der Belegschaft, für mich war das Neuland.<br />
Nach einigen Diskussionen haben wir die mutige<br />
Entscheidung getroffen, es einfach mal<br />
auszuprobieren. Klar war nicht jeder sofort<br />
begeistert, aber alle haben mitgezogen. Das<br />
Schichtmodell hat sich durchgesetzt und wird<br />
sehr gut angenommen.“<br />
Die Meinung des GEALAN-Teams ist Alexander<br />
Jahn wichtig. Sie ist die Basis für Veränderungen<br />
von innen. Deshalb führt GEALAN regelmäßig<br />
Mitarbeiterbefragungen durch. „Richtig<br />
spannend werden die Auswertungen, wenn wir<br />
damit zu den Kolleginnen und Kollegen gehen.<br />
Aus ihrem individuellen Blickwinkel ziehen sie<br />
eigene Schlüsse und schlagen Verbesserungen<br />
vor. Davon profitiert GEALAN.“ Fundament der<br />
Unternehmenskultur sind fünf Werte: Professionalität,<br />
Teamgeist, Vertrauen, Wertschätzung<br />
und offene Kommunikation. Dieses GEALAN-<br />
Wertequintett haben etwa zwanzig Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter gemeinsam erarbeitet.<br />
Auch beim Umbau und der Gestaltung der<br />
neuen Bürowelt in Oberkotzau hat das Wort der<br />
Nutzerinnen und Nutzer Gewicht.<br />
GEALAN verändert sich von innen, muss aber<br />
auch auf Veränderungen von außen reagieren.<br />
So grundlegend und rasch wie die Gesellschaft<br />
insgesamt, so wandelt sich auch die Arbeitswelt.<br />
Eine Zeitungsannonce und die Bewerber stehen<br />
Schlange – das ist ein Bild aus längst vergangenen<br />
Tagen. Heute werben auf dem Arbeitsmarkt<br />
Arbeitgeber um Arbeitnehmer. GEALAN präsentiert<br />
sich auf Online-Plattformen wie Facebook,<br />
Instagram, YouTube, LinkedIn, in Schulen<br />
und Hochschulen, auf Ausbildungsmessen.<br />
Standort- und Personalmarketing sind richtig<br />
wichtig geworden – wer einen Job sucht, sagt<br />
Alexander Jahn, muss GEALAN im Kopf haben.<br />
In Vorstellungsgesprächen gehe es gar nicht so<br />
sehr ums Geld. GEALAN sei ein flexibler und offener<br />
Arbeitgeber und gehe auf Wünsche und<br />
Ziele ein: „Wir bieten Teilzeit und mobiles Arbeiten,<br />
unterstützen mit Schulungen und IHK-Kursen,<br />
haben ein eigenes Qualifikationsprogramm entwickelt, ermöglichen<br />
den Besuch von Techniker- und Meisterschulen. In allen Fachabteilungen<br />
gibt es kompetente Betreuer für die Aus- und Weiterbildung. Die Entwicklungschancen<br />
bei GEALAN sind bestens – fachlich, persönlich, auch bis in<br />
die Führungsebene.“<br />
Den einen typischen Weg durchs Berufsleben gibt es auch bei GEALAN<br />
nicht mehr. Zwar sind viele loyale Angestellte schon lange im Unternehmen<br />
und ab und zu wird ein 40. Jubiläum gefeiert. Aber Karrieren verlaufen<br />
sehr individuell – ein Trend, den Jahn positiv sieht. „Auszubildende<br />
klettern nach oben. Aus Quereinsteigern werden Fachleute. Kolleginnen<br />
und Kollegen wechseln durch die Bereiche oder arbeiten international.<br />
Der Start einer GEALAN-Karriere kann ein Praktikum sein, eine Ausbildung,<br />
eine Trainee-Stelle oder ein duales Studium. Ob geradlinig, kurvig<br />
oder mit einer Umleitung – die Wege zum beruflichen Ziel sind vielfältig,<br />
bei GEALAN kann man sich entwickeln und entfalten.“<br />
Jahn und sein Team arbeiten parallel an vielen Zukunftsprojekten: Sie wollen<br />
agile Arbeitsmethoden zum Standard machen, die Digitalisierung vorantreiben<br />
und die Arbeitssicherheit erhöhen. Frauen sollen bei GEALAN<br />
noch mehr Verantwortung übernehmen, auf Wunsch in Teilzeit. Der Fokus<br />
liegt auf dem Miteinander, auch interkulturell. Impuls- und Ratgeber für<br />
Zukunftsprojekte sind diejenigen, deren Arbeit sie verändern: „Wir pflegen<br />
eine lebendige Feedback-Kultur mit offenem Austausch. Jede Mitarbeiterin,<br />
jeder Mitarbeiter soll gerne bei GEALAN arbeiten. Mein Ziel ist es,<br />
Menschen für GEALAN zu begeistern.“<br />
22 Jahre Alexander Jahn bei GEALAN – immer wieder neue Konstellationen,<br />
neue Aufgaben, immer wieder Veränderung. Langweilig war es nie,<br />
sagt er. Vom Metzgergesellen zum Prokuristen in der Industrie – sieht<br />
er Parallelen zwischen seinen grundverschiedenen Tätigkeiten? „In der<br />
Metzgerei habe ich gelernt, Lebensmittel wertzuschätzen und nichts zu<br />
verschwenden. Auch GEALAN setzt Rohstoffe bewusst ein, recycelt sie<br />
sogar. Und unternehmerisches Denken war in der Metzgerei genauso<br />
wichtig wie für die kaufmännische Leitung bei GEALAN.“<br />
Team-<br />
Gespräche<br />
Offenes<br />
Bürokonzept<br />
Ausbau des<br />
Intranets<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 32
Mitarbeiterbefragung 2021/2022<br />
Brainstorming<br />
Round Table und Diskussion<br />
Ausarbeitung von Fragen<br />
Online-Befragung<br />
940<br />
Teilnehmer<br />
international<br />
Auswertung der Befragung<br />
Präsentation der Ergebnisse<br />
Maßnahmenplanung<br />
Umsetzung<br />
40<br />
moderierte<br />
Workshops<br />
Regelmäßige<br />
Produktinformation<br />
Kommunikation<br />
Produktion<br />
Mehr<br />
Lagerkapazität<br />
Personal<br />
Outdoor-<br />
Pausenbereiche<br />
Qualifikationsstufen<br />
Altersfreizeit<br />
Zuschüsse zu<br />
Team-Events<br />
Vegetarisches<br />
Essen<br />
in Kantinen<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 33
Wissensdurst<br />
Florian Feulner (27),<br />
Werkzeugbau<br />
Nach meiner Ausbildung zum<br />
Werkzeugmechaniker bei GEALAN<br />
wollte ich mein Wissen über Kunststoffverarbeitung<br />
vertiefen. Ich habe<br />
die Technikerschule besucht, bin dann<br />
als Prozesstechniker zu GEALAN<br />
zurückgekehrt, Sachgebietsleiter<br />
geworden und arbeite heute als<br />
Gruppenleiter im Werkzeugbau.<br />
Die Weiterentwicklung unserer<br />
Werkzeugsysteme stellt uns immer<br />
wieder vor neue Herausforderungen –<br />
das macht mir Spaß. Als junger Mitarbeiter<br />
konnte ich mich bei GEALAN<br />
stetig weiterentwickeln und schnell<br />
aufsteigen – wahrscheinlich wäre<br />
das in anderen Unternehmen nicht<br />
möglich gewesen. GEALAN<br />
fordert und fördert junge Leute.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 34
Zielstrebig<br />
Tanja Schöttner (47),<br />
Finanzwesen<br />
Der Umgang mit Zahlen liegt mir.<br />
Das habe ich schon während meiner<br />
Ausbildung zur Industriekauffrau bei GEALAN<br />
festgestellt. Um mich beruflich weiterzuentwickeln,<br />
habe ich verschiedene<br />
Fortbildungen absolviert, z.B. die<br />
Weiterbildung zur geprüften Bilanzbuchhalterin<br />
IHK und ein nebenberufliches<br />
Studium zur Informatik-Betriebswirtin (VWA).<br />
Seit 2018 bin ich Abteilungsleiterin.<br />
30 Jahre bei GEALAN – das Unternehmen ist<br />
gewachsen, das Team ist größer geworden.<br />
Dennoch hat mein Vorgesetzter immer ein<br />
offenes Ohr. GEALAN macht viel möglich<br />
und der Weg bei GEALAN kann weit führen.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 35
In Bewegung<br />
Steffen Graf (45),<br />
Controlling<br />
Nach der Realschule habe ich bei<br />
GEALAN meine Ausbildung zum<br />
Industriekaufmann gemacht.<br />
Anschließend war ich in der Finanzbuchhaltung,<br />
im Controlling, im<br />
Marketing-Backoffice, im Werkzeugbau –<br />
und seit 2010 bin ich wieder im<br />
Controlling. Nebenbei habe ich den<br />
Betriebswirt (VWA) und ein Diplom in<br />
Betriebswirtschaft an der PFH Göttingen<br />
gemacht; GEALAN hat die Studiengebühren<br />
übernommen. Ich mag<br />
berufliche Abwechslung und Weiterentwicklung.<br />
Und mir gefällt, wie GEALAN<br />
mit der Zeit geht: neue Kantinen, neue<br />
Büros, variable Arbeitszeiten und -orte.<br />
Die Unternehmenskultur macht es mir<br />
einfach, zu sagen: Hier bin ich richtig.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 36
Chance ergriffen<br />
Khaldoun Rajab (25),<br />
Logistik<br />
Vor vier Jahren habe ich als Lagerhelfer<br />
angefangen, jetzt bin ich Teamleiter.<br />
Ich arbeite in der Kommissionierung und<br />
fahre Stapler – GEALAN hat mir den<br />
Staplerschein gezahlt. In den kommenden<br />
Monaten nehme ich an Schulungen teil,<br />
um mein Ziel zu erreichen: Ich möchte<br />
Schichtführer werden.<br />
Meine Vorgesetzten haben mich von<br />
Anfang an unterstützt, mir Abläufe<br />
erklärt und wenn ich ein Problem<br />
hatte, haben sie versucht, es zu lösen.<br />
Die ganze Firma arbeitet als Team,<br />
ich empfinde GEALAN als große Familie.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 37
Nie ganz weg<br />
Sindy Wolf (42),<br />
Controlling<br />
Ich habe bei GEALAN eine Industriekauffrau-Ausbildung<br />
gemacht und dann<br />
BWL studiert. Während des Studiums war<br />
ich für Praktika und Ferienjobs im Haus<br />
und ich habe meine Diplomarbeit über<br />
das Währungsmanagement bei GEALAN<br />
geschrieben. Eigentlich war klar, dass ich<br />
fest zurückkehren werde. Auch nach<br />
meinen beiden Elternzeiten ist mir der<br />
Wiedereinstieg leichtgefallen, weil ich<br />
in Teilzeit arbeiten und trotzdem<br />
vorankommen konnte: Seit 2020 bin<br />
ich Gruppenleiterin in einem tollen<br />
Team. Die Entwicklung und den<br />
Kulturwandel der vergangenen Jahre<br />
will ich gerne auch in Zukunft begleiten.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 38
Über Generationen<br />
Mathias Kühnlenz (41),<br />
Extrusion<br />
Maschinen und Kunststoff haben mich<br />
schon immer interessiert. Ich habe bei<br />
GEALAN Verfahrensmechaniker<br />
Extrusion gelernt und war Maschinenfahrer.<br />
Als Schichtführer bin ich heute nur<br />
noch selten, aber immer noch mit<br />
Freude an der Maschine – was man gut<br />
kann, das macht man auch gerne.<br />
Meine Hauptaufgabe ist die Personalführung,<br />
dafür hat mich GEALAN mit<br />
externen Kursen qualifiziert. Vor 25 Jahren<br />
habe ich mich für GEALAN entschieden<br />
– für einen sicheren Arbeitsplatz in einem<br />
zukunftsorientierten Betrieb. Ich habe<br />
immer das Vertrauen meiner Vorgesetzten<br />
gespürt. Inzwischen machen meine<br />
Tochter (Werkstoffprüferin) und mein Sohn<br />
(Fachlagerist) ihre Ausbildungen bei GEALAN.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 39
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 40
Fenster zum Wein<br />
Dijon im Osten Frankreichs ist mit rund 160 000 Einwohnern die Hauptstadt<br />
der Region Bourgogne-Franche-Comté und des Départements Côte-d’Or.<br />
An „goldenen Hängen“ gedeihen hier einige der renommiertesten und<br />
teuersten Weine der Welt. Zwölf Kilometer südlich von Dijon liegt die<br />
Gemeinde Gevrey-Chambertin. Sie verfügt über acht Grands-Crus-<br />
Lagen (höchste Lagen-Klassifizierung für den Weinanbau im Burgund) und<br />
26 Premier-Cru-Lagen. Der Champ de Bertin, der hier wächst und dessen<br />
Spitzenlage in den Ortsnamen aufgenommen wurde, soll der Lieblingswein<br />
Kaiser Napoleons gewesen sein. In Gevrey-Chambertin ist GEALAN France<br />
ansässig. Eine 6-Liter-Methusalem-Burgunder-Weinflasche, eingerahmt von<br />
einem Fenster aus weinrotem GEALAN-acrylcolor ® -Profil (RAL 3004),<br />
ist Sinnbild für den französischen Standort von GEALAN.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 41
Zwischenstopp auf dem<br />
Weg ins Büro: Patrick Martinez<br />
hat die Hand an der Eule,<br />
will sich aber nicht auf das<br />
vermeintlich glückbringende<br />
Ritual verlassen. Wenn’s um<br />
den Erfolg und die Zukunft<br />
von GEALAN France geht,<br />
baut er lieber auf Kundenservice<br />
und Innovationen.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 42
| GEALAN FRANKREICH |<br />
Glück ist kein Zufall<br />
Als Patrick Martinez vor 15 Jahren<br />
nach Dijon zieht, schickt man ihn<br />
zur Eule. Also geht er in die Rue<br />
de la Chouette an der Nordseite<br />
von Notre-Dame de Dijon, einer<br />
gotischen Kirche aus dem 13. Jahrhundert.<br />
Dort sitzt die steinerne<br />
Eule seit über 500 Jahren auf<br />
einem Strebepfeiler, rundgestreichelt<br />
und nach Vandalismus 2001<br />
wieder hergerichtet. Dem Wahrzeichen<br />
Dijons wird nachgesagt,<br />
es erfülle Wünsche, wenn man es<br />
mit der linken Hand, der Hand des<br />
Herzens, berühre. Einheimische<br />
und Touristen pilgern in die Eulengasse<br />
und auch Patrick Martinez<br />
berührt die Eule und wünscht sich<br />
etwas. Seinen Wunsch verrät er<br />
nicht, aber er gesteht: In Erfüllung<br />
gegangen ist er nicht.<br />
Patrick Martinez (49), geboren in Sainte-Foy-lès-Lyon, einem Vorort von<br />
Lyon, besucht nach dem Abitur und zwei Jahren als Chemietechniker die<br />
CPE Lyon, eine der Elitehochschulen Frankreichs. Er absolviert zwei Praxissemester<br />
in einem Unternehmen, das Polyamid extrudiert. Gegen Ende<br />
seines Studiums spezialisiert er sich auf PVC-Rezepturen. Neun Jahre lang<br />
arbeitet der Chemieingenieur bei einem PVC-Profilhersteller in Okzitanien.<br />
2008 wird er Technischer Leiter von GEALAN France, verantwortlich<br />
für den Kundendienst, für Prüfungen, Reklamationen und die Entwicklung<br />
neuer Produkte. Seit 2016 führt er die Geschäfte der französischen Tochtergesellschaft<br />
von GEALAN.<br />
Der Gründung der GEALAN S.A.R.L. am 1. Juli 2005 geht eine Marktanalyse<br />
zur Positionierung in Westeuropa voraus. „GEALAN France hätte auch<br />
GEALAN United Kingdom heißen können. In Großbritannien wäre aber<br />
ein kompletter Neustart notwendig gewesen, für den französischen Markt<br />
konnte GEALAN bewährte Profile anpassen“, erklärt Patrick Martinez. Während<br />
sich andere Systemgeber nahe der deutsch-französischen Grenze<br />
niedergelassen hatten, sollte GEALAN eine klare französische Identität bekommen.<br />
Dijon ist gut angebunden, liegt drei Autostunden von Paris entfernt<br />
und ist von der GEALAN-Produktion in Tanna mit dem LKW an einem<br />
Tag zu erreichen.<br />
Nach ein paar Wochen in einem Gründerzentrum bezieht GEALAN France<br />
Büros (250 m 2 ) und ein Lager (3000 m 2 ) in Chevigny-Saint-Sauveur. Doch<br />
die Marke ist noch unbekannt und das Produkt trifft den Geschmack der<br />
Franzosen nicht ganz: „Wir haben S 3000 angeboten, ein System mit kantigem<br />
Design. Der Markt verlangte damals aber nach etwas Runderem.<br />
Mit S 8000 wurde es einfacher und wir wuchsen.“ Im Sommer 2010 zieht<br />
GEALAN um – in Gevrey-Chambertin stehen 6500 m 2 Lagerfläche zur Verfügung.<br />
Um in Frankreich Fuß zu fassen, investiert GEALAN in ein Technikum –<br />
gruppenweit das einzige neben dem am Stammsitz in Oberkotzau. Denn<br />
für den Verkauf von Fenster- und Türprofilen ist in Frankreich ein Avis Technique<br />
(ATec) Pflicht, ein Zertifikat, ausgestellt vom Wissenschaftlichen und<br />
Technischen Zentrum für Bauwesen (CSTB). Mit dem ATec bewertet eine<br />
Fachgruppe die Einsatztauglichkeit innovativer Bauverfahren. GEALAN<br />
France führt im eigenen Technikum Sicherheits- und Stabilitätstests durch<br />
und baut Prüfelemente, die beim CSTB zur Zertifizierung eingereicht wer-<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 43
den. Patrick Martinez: „Die französischen Bestimmungen für die Fensteraussteifung<br />
unterscheiden sich von den Vorgaben in anderen Ländern<br />
Europas.“ Auch für den Musterbau ist GEALAN France dank hausinternem<br />
Technikum gut aufgestellt: Wird fürs <strong>GEANOVA</strong>-Fotoshooting im Weinberg<br />
spontan ein roter Blendrahmen benötigt, ist er schnell geschweißt.<br />
„85 Prozent der Profile, die wir verkaufen, sind französische Profile“, sagt Martinez.<br />
Sie werden in Deutschland extrudiert, haben jedoch einen französischen<br />
Charakter. Der fällt vor allem bei Blendrahmen-Profilen ins Auge: Sie<br />
besitzen einen ausgeprägten Anschlag, der die Gebäude-Innendämmung,<br />
die in Frankreich weit verbreitet ist, überdeckt. Werden in Frankreich Gebäude<br />
saniert, werden in der Regel neue Kunststofffenster auf vorhandene<br />
Holzblendrahmen montiert. Dafür gibt es Rahmenprofile in vielen verschiedenen<br />
Bautiefen, die teilweise wesentlich höher sind als in Deutschland. Die<br />
Konstruktion des Systems S 8000 FR, das 2011 eingeführt wurde, entspricht<br />
also ganz den nationalen Spezifikationen des Fensterbaus und Fenstereinbaus<br />
in Frankreich: „Es basiert zwar auf S 8000, wir konnten aber nur wenige<br />
Profile eins zu eins übernehmen, die mit den Montageanforderungen in<br />
Frankreich kompatibel sind, etwa für Haustüren und Pfosten.“<br />
Für 2026 plant GEALAN einen Meilenstein: Dann soll ein eigenständiges<br />
Profilsystem präsentiert werden, komplett in Frankreich entwickelt und in<br />
Abstimmung mit den GEALAN-Konstrukteuren in Deutschland zur Serienreife<br />
gebracht. „Es ist noch zu früh, über Details zu sprechen. Diese Innovation<br />
war anfangs nur für Frankreich gedacht, hat aber schon Interesse in<br />
anderen Ländern geweckt.“ Kunden und Interessenten weiht Patrick Martinez<br />
in seine Systemstrategie ein – zur Überraschung eines Fensterherstellers,<br />
der seine Produktion auf GEALAN-Profile umstellen und auch das<br />
angekündigte System verarbeiten möchte: „Er hat ein bisschen gelacht<br />
und ich habe gefragt, warum. Er konnte nicht glauben, dass wir ihn so früh<br />
in unsere Überlegungen einbeziehen. Sein aktueller Lieferant lege keinen<br />
Wert auf seine Einschätzung.“<br />
Mit offenem Ohr und Weitblick analysiert GEALAN France, welche Maßnahmen<br />
welchem Kunden helfen, zu wachsen. Wächst der Kunde, wächst<br />
GEALAN. Martinez hat Kundenzufriedenheit zur Maxime gemacht und<br />
sieht sich bestätigt, wenn aus einem Kunden mit gelegentlichen Bestellungen<br />
ein Stammkunde mit 1,2 Millionen Euro Jahresumsatz geworden ist.<br />
Oder wenn ihm ein Kunde schreibt: „Es tut gut, unterstützt zu werden. Ich<br />
habe mich wegen des Service für GEALAN entschieden und ich habe mich<br />
nicht geirrt.“ Stellt ein Fensterbauer seine Produktion auf GEALAN-Profile<br />
um, begleitet ihn GEALAN auf dem Weg zum Fertigungsstart. Die IT-Fachleute<br />
von GEALAN sprechen die Sprachen von vier Fensterbau-Softwares.<br />
„Wir sind vor Ort, planen und organisieren die Umstellung mit dem Kunden<br />
und seinen Maschinenlieferanten. Wir stellen sicher, dass Werkzeuge korrekt<br />
installiert und Anlagen richtig konfiguriert werden. Der Kunde profitiert<br />
von unserer Erfahrung mit Zertifizierungen und der CE-Kennzeichnung. Wir<br />
wissen, wie wir bei der Umstellung die Bremsen lösen.“<br />
Kundenservice ist keine One-Man-Show. Auch<br />
im Hinblick auf die geplante Einführung des<br />
neuen Profilsystems hat GEALAN France seine<br />
Vertriebsmannschaft verstärkt. „Wir werden 4<br />
Millionen Euro investieren. Natürlich spüren wir<br />
Druck, wir werden neue Kunden gewinnen und<br />
Mengen verkaufen müssen. Aber ich vertraue<br />
unserem Team aus vier Kundenberatern, das wir<br />
noch mit Beratern für Architekten und Händler<br />
ergänzen werden.“ Innovation als Wachstumsmotor:<br />
10 bis 12 Millionen Euro jährlichen Umsatz<br />
soll das neue Produkt bringen und den Gesamtumsatz<br />
über die 30-Millionen-Euro-Marke heben.<br />
Rund 30 Menschen arbeiten bei GEALAN<br />
in Gevrey-Chambertin, seit Herbst 2023 auf<br />
abermals verdoppelter Büro- und Lagerfläche.<br />
Das Unternehmen ist also auch räumlich auf<br />
Wachstumskurs. „Wir konnten das Außenlager<br />
auflösen und haben nun Platz für weitere Artikel<br />
im Sortiment – Rollladenkästen, Schiebefenster,<br />
neue GEALAN-acrylcolor ® -Farben.“<br />
Fast 16 Jahre lebt Patrick Martinez in Dijon. Mag<br />
ihm das Wahrzeichen der Stadt auch seinen<br />
Wunsch abgeschlagen haben – irgendwie hat<br />
ihm die Eule doch Glück gebracht: „Ich fühle<br />
mich hier wohl, privat, mit meinen Kolleginnen<br />
und Kollegen an unserem Standort und in der<br />
GEALAN-Gruppe. Ich liebe Technik und unsere<br />
Profile sind faszinierende Technik. Ich bin<br />
ein emotionaler Mensch. Mein Herz schlägt für<br />
GEALAN.“<br />
Die Eule als Glücksbringer für GEALAN? Soweit<br />
will Martinez nicht gehen: „Wir haben schwierige<br />
Jahre und harte Aufbauarbeit hinter uns.<br />
Und wir mussten viel investieren, etwa in neue<br />
Werkzeuge für die Extrusion der S 8000 FR-<br />
Profile. Ein französisches Sprichwort sagt: Les<br />
étoiles sont alignées - die Sterne sind ausgerichtet.<br />
Wir sind jetzt auf einem guten Weg, das<br />
spüre ich. Unser Wachstum beruht auf guten<br />
Argumenten für unsere Kunden und auf dem<br />
Vertrauen zwischen Deutschland und Frankreich.<br />
Hätte ich mich auf diese Eule verlassen,<br />
wäre ich wohl nicht mehr hier.“ Gestreichelt hat<br />
er sie trotzdem noch einmal. Schaden kann’s<br />
nicht.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 44
Der Eule auf der Spur<br />
Die Eule, la Chouette, ist das Maskottchen der Stadt Dijon.<br />
Sie ist Symbol und Wegweiser auf einem etwa einstündigen Rundgang<br />
durch das historische Zentrum: le Parcours de la Chouette. Bronzene<br />
Platten im Straßenpflaster führen zu 22 Sehenswürdigkeiten –<br />
natürlich ist die Glücksbringer-Eule bei Notre-Dame<br />
eine Station des Parcours.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 45
Hiba Lamane vor einer<br />
Wand mit beleuchteten<br />
historischen Senftöpfen:<br />
Der Senfhersteller Fallot<br />
hat neben seiner modernen<br />
Produktion in Beaune ein<br />
Senfmuseum eingerichtet.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 46
| GEALAN FRANKREICH |<br />
La Gourmande<br />
et le Géant<br />
Dijon versteht sich als Stadt der kulinarischen<br />
Extraklasse. 2022 wurde die Cité Internationale<br />
de la Gastronomie et du Vin de Dijon eröffnet,<br />
die zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO<br />
gehört. Auf 65 000 m 2 Fläche gibt es eine Kochund<br />
eine Weinschule, einen Weinkeller, Feinkostläden,<br />
Gastronomie, ein Hotel, ein Kino und<br />
Wohnungen. Mehr Charme und Authentizität<br />
hat allerdings die Markthalle von 1875 in der<br />
Altstadt. Unter ihrer 13 Meter hohen Metallkonstruktion<br />
mit Bögen, Säulen und vier Pavillons<br />
finden 246 Verkaufsstände Platz. Frische und<br />
Vielfalt im Markthallen-Ambiente begeistern<br />
Einheimische und Touristen, beim Einkauf oder<br />
bei einer spontanen Verkostung. Dijons Restaurantdichte<br />
ist beeindruckend. Auf den Speisekarten<br />
stehen Oeufs en meurette (pochierte<br />
Eier in Rotweinsoße), Bœuf Bourguignon (Rinderschmorbraten<br />
mit Rotwein) und Schnecken.<br />
Käseklassiker der Region sind Époisses, Comté<br />
und Brillat-Savarin. Typisch Dijon ist das Pain<br />
d’épices, eine Art Lebkuchen mit Honig, Zimt,<br />
Ingwer, Sternanis, Koriander und Gewürznelken.<br />
Crème de Cassis, ein im 19. Jahrhundert in Dijon<br />
kreierter Likör aus schwarzen Johannisbeeren,<br />
wird mit Weißwein zum Kir gemischt. Der<br />
legendäre Aperitif ist benannt nach Félix Kir: Als<br />
Bürgermeister von Dijon ließ er den bei Weinbauern<br />
beliebten Blanc-Cassis auf Empfängen<br />
im Rathaus ausschenken.<br />
Weltberühmt und untrennbar mit Dijon verbunden ist der Dijonsenf. „Ich<br />
verwende ihn zum Würzen und Schärfen meiner Gerichte“, sagt Hiba Lamane<br />
(29). Sie arbeitet seit Herbst 2022 als Kommissioniererin und Staplerfahrerin<br />
in der Logistik, der größten Abteilung von GEALAN France.<br />
Hiba Lamane liebt Essen – besonders Sushi, die koreanische und indische<br />
Küche und traditionelle Gerichte aus Marokko, wie Couscous und Tajine.<br />
Der französische Ausdruck „Gourmande“ beschreibt sie perfekt, findet sie:<br />
jemand, der gerne viel Gutes isst, der Spaß am Essen hat. „Es macht satt.<br />
Nein, ernsthaft: Wenn ich esse, bin ich gut gelaunt. Ich koche auch und<br />
bringe meinen Kollegen bei GEALAN oft etwas mit. Ihnen schmeckt’s.“<br />
Vom Team hat Hiba Lamane einen Spitznamen bekommen: l‘Épicière,<br />
die Lebensmittelhändlerin, eine Art Tante Emma. „Alle wissen, dass ich<br />
immer eine Kleinigkeit dabei habe. Am ersten Tag bei GEALAN habe ich<br />
mich noch nicht getraut, aber jetzt habe ich immer Bonbons in der Tasche.<br />
Ich liebe es, sie mit anderen zu teilen; das ist gut für die Stimmung.“<br />
Hiba Lamane hat eine berufliche Vergangenheit in der Gastronomie – sie<br />
hat eine Ausbildung zum Agent Polyvalent de Restauration abgeschlossen.<br />
Diese Gastronomie-Fachkraft übernimmt vielfältige Aufgaben in Küche,<br />
Service, Organisation und Hygiene. Allerdings stellte Hiba Lamane<br />
fest, dass ihr die Arbeitszeiten und der Arbeitsrhythmus in der Gastronomie<br />
auf Dauer nicht liegen.<br />
Ein Dienstagvormittag im Sommer 2023 auf dem Firmengelände von<br />
GEALAN France: Hiba Lamane entlädt mit einem Seitenstapler den Auflieger<br />
einer Spedition, die gerade Fensterprofile aus Deutschland angeliefert<br />
hat. Der LKW-Fahrer, ein knorriger Kerl mit 45 Jahren Berufserfahrung,<br />
lässt sich zu einem Lob hinreißen: Sie mache das gut. Er habe schon viele<br />
Männer erlebt, die mit dieser Technik gar nicht zurechtgekommen seien.<br />
Die gebürtige Marokkanerin hat gelernt, sich durchzusetzen. Bevor sie zu<br />
GEALAN gekommen ist, war sie neun Jahre als Security tätig. „Das war ein<br />
totaler Männerjob. Ich arbeite gern mit Männern. Ich will beweisen, dass<br />
Frauen die gleichen Berufe ausüben können. Mit meinen GEALAN-Kollegen<br />
bin ich absolut auf Augenhöhe, es gibt keine Diskriminierung. Frauen<br />
müssen sich einfach was trauen. Girl Power!“<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 47
Bitte mit Senf! Dijonsenf ist keine geschützte<br />
Herkunftsbezeichnung. Er darf überall<br />
hergestellt werden, vorgeschrieben sind<br />
nur die Zutaten: braune oder schwarze<br />
Senfsaat, Essig, Wasser, Wein oder Verjus,<br />
der Saft unreifer Weintrauben. Einst gab es<br />
in Dijon vierzig Senfmühlen – heute wird in<br />
der Stadt gar kein Senf mehr produziert.<br />
Die bekannten Marken Amora und Maille<br />
gehören seit 1999 zum Unilever-Konzern,<br />
der 2009 die letzte Senffabrik in Dijon<br />
schloss und dort nur noch ein Entwicklungslabor<br />
betreibt. Für industriell hergestellten<br />
Dijonsenf werden in der Regel Senfkörner<br />
aus Kanada importiert. Die Moutarderie<br />
Edmond Fallot in Beaune, 45 Kilometer<br />
südwestlich von Dijon, ist stolz darauf,<br />
ausschließlich Senfkörner aus dem<br />
Burgund zu verarbeiten. Fallot war<br />
federführend in einer Initiative, der es<br />
2009 gelang, den Moutarde de Bourgogne<br />
als geschützte geografische Angabe (g.g.A.)<br />
eintragen zu lassen. Burgundersenf beinhaltet<br />
Saatgut, das im Burgund angebaut<br />
wurde, und AOC-Burgunderwein.<br />
Kommissionierung bedeutet bei GEALAN viel<br />
mehr, als Ware in einen Versandbehälter zu<br />
legen. Hiba Lamane und ihre Kollegen stellen<br />
Lieferungen individuell zusammen. Hat<br />
ein Fensterhersteller ein Bearbeitungszentrum<br />
für Rahmen und eines für Flügel, bekommt er<br />
auch Profile für Rahmen und Flügel in separaten<br />
Containern. GEALAN kostet das Zeit, aber<br />
der Mehraufwand wird zum Mehrwert für den<br />
Kunden: Er spart Zeit. Kluges Kommissionieren<br />
erfordert die richtige Einstellung: „Wenn ich als<br />
Kundin in ein Geschäft gehe, erwarte ich, dass<br />
meine Wünsche erfüllt werden. Hier ist es das<br />
Gleiche: Wir gehen auf die Wünsche der Kunden<br />
ein, damit sie unsere Lieferungen einfach<br />
und schnell verarbeiten können. Der Kunde ist<br />
König.“ Kunststoffprofile waren Neuland für Hiba<br />
Lamane. In einer Schulung lernte sie die Marke<br />
GEALAN und die Produkte kennen. Sie sprach<br />
viel mit ihren Vorgesetzten, stellte Fragen, lernte<br />
rasch. „Ich habe darum gebeten, eigenverantwortlich<br />
arbeiten zu dürfen, weil ich so am<br />
besten vorwärts komme. Ich habe ein gutes<br />
visuelles Gedächtnis und konnte mir Hunderte Profilvarianten und Zubehörartikel<br />
ziemlich schnell einprägen.“<br />
Weiterentwicklung als Weichenstellung für die Zukunft: „Ich bin sehr<br />
wissbegierig, will eines Tages selbst Menschen ausbilden und Verantwortung<br />
übernehmen“, sagt Hiba Lamane. Ihr Ziel sei es, vielseitig einsetzbar<br />
zu sein, auch in der Verwaltung. „Früher kannte ich GEALAN überhaupt<br />
nicht. Ich dachte, es sei eine kleine Firma aus Gevrey-Chambertin. Erst<br />
als ich hier angefangen hatte, habe ich begriffen, dass GEALAN ein deutsches<br />
Unternehmen ist, mit Tochtergesellschaften überall in Europa, und<br />
dass wir Kunden in ganz Frankreich beliefern. Die Größe der Gruppe war<br />
mir vorher gar nicht klar. GEALAN, das liest sich für mich wie géant – riesig.<br />
GEALAN est géant!“<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 48
| GEANEWS |<br />
Ausgezeichneter Werkzeugbau<br />
Der GEALAN-Werkzeugbau gehört zu den<br />
besten im gesamten deutschsprachigen Raum.<br />
Im hart umkämpften Wettbewerb EXCELLENCE<br />
IN PRODUCTION, den die RWTH Aachen und das<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie<br />
jedes Jahr ausloben, setzte sich GEALAN gegen<br />
Hunderte Mitbewerber durch und schaffte es<br />
unter die Top 3 seiner Kategorie. Neben der<br />
technologischen und organisatorischen Exzellenz<br />
zählten im Wettstreit um den Titel „Werkzeugbau<br />
des Jahres“ Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.<br />
Eine Jury aus Industrie, Politik, Verbänden<br />
und Wissenschaft unterzog die Bewerber einem<br />
detaillierten Audit und bescheinigte: Hier sind<br />
die Besten, von ihnen können andere lernen. Für<br />
GEALAN ist es nach 2017 bereits die zweite Auszeichnung<br />
– ein Beweis für die Kontinuität der Exzellenz.<br />
Die Zukunft sieht Norbert Gruner, Bereichsleiter<br />
Werkzeugbau, in noch besserer Simulation:<br />
„Dort, wo wir digital simulieren und künstliche<br />
Intelligenz einsetzen können, werden wir noch<br />
deutlich effizienter und schneller Werkzeuge entwerfen<br />
und bauen können.“<br />
GEALAN ACA<strong>DE</strong>MY international<br />
Das GEALAN-eigene Weiterbildungszentrum<br />
GEALAN ACA<strong>DE</strong>MY internationalisiert sich: Das<br />
erfolgreiche Seminarangebot wird Zug um Zug<br />
auch im europäischen Ausland auf- und ausgebaut.<br />
Die GEALAN ACA<strong>DE</strong>MY vermittelt umfangreiches<br />
Praxiswissen über Fenstermontage,<br />
informiert aber auch über Baurecht, Barrierefreiheit,<br />
digitale Fensterplanung, Smart Home und<br />
Nachhaltigkeit – online und in Präsenzseminaren,<br />
immer mit Experten als Referenten und starker<br />
Praxisorientierung. Das Seminarprogramm wird in<br />
jedem Land danach ausgerichtet, welche Inhalte<br />
die GEALAN-Partner vor Ort wirklich brauchen,<br />
um die Zukunft der Fenster erfolgreich mitzugestalten.<br />
GEALAN-KONTUR ® mit Premium-Oberfläche<br />
GEALAN baut sein neues Profilsystem GEALAN-KONTUR ®<br />
weiter aus. Gelauncht Anfang 2023, seit Frühling 2023 in einer<br />
Aluminium-Variante erhältlich, bekommt GEALAN-KONTUR ®<br />
im Jahr <strong>2024</strong> noch mehr Oberflächenoptionen – mit der<br />
einzigartigen Oberfläche GEALAN-acrylcolor ® . Die PMMA-<br />
Technologie veredelt das Profil, verleiht ihm Lichtechtheit,<br />
Witterungsbeständigkeit, Langlebigkeit – und kombiniert<br />
all das mit Schönheit: Das Spektrum deckt über sechzig<br />
Farben ab. Grauton-Klassiker, neue warme Trendfarben wie<br />
Umbragrau und die GEALAN-Spezialität glitzernder Metallic-<br />
Farbtöne in Bronze und Gold – GEALAN-KONTUR ® wird im<br />
Acrylglas-Gewand erstrahlen.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 49
| PROFILE |<br />
Konstruktive Wege<br />
Wer in der GEALAN-Konstruktion<br />
arbeitet, zeichnet nicht nur. Philipp Benker<br />
und Kay Sommermann sind Konstrukteure<br />
und haben unerwartete Spezialgebiete.<br />
Zwei Berufswege, die zeigen: GEALAN<br />
bietet nicht einfach nur Jobs, sondern<br />
Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Ein GEALAN-Fensterprofil sieht im Querschnitt aus wie ein kleines Labyrinth<br />
mit Stegen und Hohlräumen, ziemlich kompliziert. Warum ist das eigentlich<br />
so? Philipp Benker und Kay Sommermann müssen über die Frage lachen.<br />
Für die beiden Konstrukteure ist Profilgeometrie das Einleuchtendste<br />
der Welt: „Früher waren es mal zwei Hohlkammern – eine schmale an der<br />
Außenseite und eine innere für den Stahl, also die Aussteifung“, sagt Philipp<br />
Benker (33). „Daraus wurden im Laufe der Zeit mehr Kammern – drei, vier,<br />
und heute sind es fünf oder sechs. Sie verbessern die Wärmedämmung: die<br />
Kammern sind luftgefüllt und jede Schicht aus stehender, nicht zirkulierender<br />
Luft isoliert.“ In den Neunzigerjahren sei eine regelrechte Kammern-Rallye<br />
losgegangen, ergänzt Kay Sommermann (30). „Es hat sich aber gezeigt,<br />
dass acht und mehr Kammern auch keine besseren Wärmedämmwerte<br />
bringen; bei fünf oder sechs bekommt man richtig gute Werte.“ Die äußeren<br />
Kammern bekommen Sonne, also Hitze ab und brauchen deshalb eine<br />
Belüftung. Die größte Kammer gehört dem Stahl, der das Fenster zu einem<br />
stabilen Bauelement macht. „Es gibt einfach viele Sachzwänge“, sagt Kay<br />
Sommermann. „Ein Profil mit sechs Kammern, so wie es heute ist, ist das Ergebnis<br />
einer jahrelangen Evolution; es erfüllt alle Anforderungen sehr gut.“<br />
Die grundlegende Geometrie, davon sind die beiden Konstrukteure überzeugt,<br />
wird sich auch so schnell nicht mehr ändern.<br />
Die eine Lösung zu finden, die alle Anforderungen erfüllt – das ist permanent<br />
die Aufgabe der Konstruktionsabteilung, in der sieben Konstrukteure<br />
und Konstrukteurinnen arbeiten. Wenn GEALAN ein neues Profilsystem<br />
entwickelt, dann tüfteln Konstrukteure an Geometrie-Feinheiten, an der<br />
genauen Lage der Kammern, an der Stärke der Stege. Aber Dutzende Eigenschaften<br />
sind von vornherein festgelegt: Funktionen, Leistungswerte,<br />
Design. Im Detail heißt das auch Bautiefe, Ansichtsbreiten, Statik, Winkel<br />
und Radien, Eignung für Nassklebung, Einbruchschutz, Passivhaustauglichkeit,<br />
Anteil von Recyclingmaterial und und und. „Ein großer Punkt ist<br />
auch die Verarbeitbarkeit“, sagt Kay Sommermann. „Bohrachsen müssen<br />
so liegen, dass im Verarbeitungszentrum unserer Kunden nichts umgebaut<br />
werden muss, Überschlagshöhen von Blendrahmen und Flügel sollten<br />
gleich sein, sonst bräuchten unsere Kunden unterschiedliche Schweißanlagen<br />
– Verarbeitungsfreundlichkeit ist kein Detail, sondern wirklich<br />
zentral.“ Die Konstrukteure skizzieren, wie das neue Profil aussehen wird,<br />
zuerst tatsächlich noch auf Papier, dann in CAD-Programmen, zuerst zwei,<br />
dann dreidimensional – und das für mehr als zwanzig verschiedene Geometrien<br />
pro System, schließlich braucht ein Dreh-Kipp-Fenster ein völlig<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 50
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 51<br />
Mit voller Wucht: Kay<br />
Sommermann versucht,<br />
ein Fenster zu knacken. Die<br />
Einbruchschutz-Prüfung ist<br />
eine von vielen, die ein<br />
GEALAN-Fensterelement<br />
erfolgreich absolvieren muss.<br />
Erst, wenn alle Bestnoten<br />
stehen, ist der Sachgebietsleiter<br />
Prüfcenter wirklich zufrieden.
anderes Profil als eine Hebe-Schiebe-Tür. „Wie<br />
gut die Wärmedämmung eines neuen Systems<br />
sein wird, können wir mit unserer Software sehr<br />
gut modellieren und vorab errechnen. Schall<br />
ist da zum Beispiel etwas komplizierter – aber<br />
egal, um welche Eigenschaft es geht, wir haben<br />
bei GEALAN Jahrzehnte Erfahrung. Wir wissen,<br />
was am besten funktioniert – das ist bei jeder<br />
Neuentwicklung ein riesiger Vorteil.“ Ist das Profil<br />
konstruiert, beginnt der Werkzeugbau damit,<br />
die passenden Werkzeuge zu bauen – und die<br />
Konstrukteure gehen zu den Zubehörartikeln<br />
über: Jede Endkappe, jeder Schwellenhalter,<br />
jeder Pfostenverbinder wird genau durchdacht,<br />
skizziert und digital gezeichnet.<br />
In der Konstruktionsabteilung werden aber nicht nur Produkte konstruiert,<br />
sondern auch Berufswege. Philipp Benker beginnt mit 15 Jahren,<br />
nach der Mittleren Reife, eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker.<br />
Um beruflich weiterzukommen, absolviert er in Dresden die Technikerschule<br />
in der Fachrichtung Maschinenbau. Er arbeitet anschließend<br />
knapp zwei Jahre bei einem Metallbau-Unternehmen und, als das in<br />
Schieflage gerät, macht er sich auf Jobsuche. 2015, mit 25, heuert er als<br />
Konstrukteur bei GEALAN an. „Für mich war das ein total spannendes<br />
Aufgabenfeld: Ein Konstrukteur braucht technisches Verständnis, räumliches<br />
Vorstellungsvermögen, er muss kreativ sein und Dinge schnell<br />
und gut auf die Reihe bekommen.“ Als Philipp Benker gerade ein Jahr<br />
im Unternehmen ist, steht er vor einer neuen Herausforderung: dem<br />
3D-Druck. „Mit dem 3D-Drucker können wir jedes Profil und jedes Zubehörteil<br />
ausdrucken, das fand ich gleich interessant.“ Der 3D-Drucker<br />
schmilzt ABS-Kunststoff und baut ihn halbflüssig Schicht für Schicht zum<br />
Denken, zeichnen,<br />
drucken, produzieren:<br />
Konstrukteure wie Philipp<br />
Benker verwandeln Ideen<br />
in Produkte. GEALANs<br />
3D-Drucker sind eine<br />
wichtige Station in der<br />
Profil- und Teile-Entwicklung.<br />
Sie sind aber auch in der Lage,<br />
schnell ein dreidimensionales<br />
GEALAN-Logo zu erschaffen.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 52
gewünschten dreidimensionalen Gegenstand<br />
auf. Ein zweiter 3D-Drucker härtet per Laser<br />
Kunstharz aus und erlaubt es, ganz verschiedene<br />
Materialien zu drucken, von flexibel bis<br />
hoch-temperaturbeständig. „Beides geht über<br />
Nacht: Und schon am Morgen haben wir den<br />
Prototyp in der Hand. Mit ihm können wir dann<br />
viel besser als nur mit einer Zeichnung beurteilen,<br />
ob das Profil unseren Wünschen entspricht<br />
oder ob jedes der vierzig Zubehörteile<br />
genau passt, wie die Verarbeitung funktioniert,<br />
ob sich Steckverbindungen gut ineinanderfügen.<br />
Die Haptik ist extrem hilfreich. Wir können<br />
in dieser Phase noch leicht etwas optimieren;<br />
und auch unsere Kunden können sich schon<br />
ein Bild machen. Der 3D-Druck beschleunigt<br />
die gesamte Profilentwicklung.“ Philipp Benker<br />
sagt, er sei in den 3D-Druck hineingewachsen,<br />
und mit seinem Spezialgebiet wächst auch<br />
seine Karriere: Heute ist er Sachgebietsleiter in<br />
der Konstruktion.<br />
Die Weichen für Kay Sommermanns Berufsweg<br />
werden auf einer Ausbildungsmesse in Hof<br />
gestellt: Dort wird er, die Mittlere Reife frisch in<br />
der Tasche, auf GEALAN aufmerksam und fragt<br />
nach einem Praktikum in der Konstruktionsabteilung.<br />
„Die ganze Arbeitsatmosphäre hat mich<br />
begeistert. Die Kollegen waren total offen und<br />
herzlich und ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt.“<br />
Während andere noch den klassischen<br />
Technischen Zeichner ausbilden, setzt GEALAN<br />
2010 bereits auf den Technischen Produktdesigner,<br />
der früher und tiefer in CAD-Programme<br />
einsteigt. „Da dachte ich mir: Cool, die sind zukunftsorientiert!“<br />
Nach der Ausbildung wird Kay<br />
Sommermann übernommen, hängt aber zuerst<br />
noch die Ausbildung zum Maschinenbautechniker<br />
in Hof an. „Während der Sommerferien war<br />
ich trotzdem hier, der Kontakt zu GEALAN ist nie<br />
abgerissen und 2016 kam ich dann zurück in die<br />
Konstruktion.“ Allerdings mit einem neuen Aufgabengebiet:<br />
Er kümmert sich nun immer mehr<br />
um Prüfungen.<br />
Jedes GEALAN-Profil muss erfolgreich einen<br />
Prüfungs-Marathon absolvieren, bevor es auf<br />
den Markt kommt. Sobald aus einem neuen<br />
Profil das erste Fenster-Element gebaut<br />
ist, muss es in einem Prüfstand Luftstößen in<br />
Orkanstärke standhalten; es wird massiv beregnet<br />
– teilweise mit 40 Litern Wasser pro<br />
Minute. Das Fenster soll dabei dicht, stabil und<br />
funktionstüchtig bleiben. „Wir simulieren Jahr-<br />
hundertsturm-Werte“, sagt Kay Sommermann. „In der Praxis würde so<br />
ein Sturm bedeuten, dass ich mir vermutlich keine Gedanken um die<br />
Dichtigkeit meiner Fenster mache, sondern eher darum, ob mein Haus<br />
noch steht. Trotzdem: In der Prüfung darf auf der Raumseite kein Tropfen<br />
Wasser eintreten.“ Anschließend wird der Einbruchschutz geprüft:<br />
„Die Vorprüfung machen wir intern, das heißt, ich schlüpfe in die Rolle<br />
des Einbrechers und versuche, das Fensterelement zu öffnen – mit einem<br />
Schraubendreher, dann mit einem Brecheisen. Je länger das Fenster<br />
standhält, desto höher ist der Einbruchschutz. Offiziell geprüft wird<br />
anschließend in externen Prüfinstituten.“ Auch die Wärmedämmungsprüfung,<br />
für die das Element in eine sogenannte Hotbox kommt und<br />
beweisen muss, dass es möglichst wenig Wärme durchlässt, findet extern<br />
statt. In einem Schall-Labor bekommt das Element dann noch eine<br />
Ladung rosa Rauschen ab – ein Soundgemisch über alle Frequenzbereiche<br />
– und es erreicht nur dann Bestnoten, wenn es den Schall sehr<br />
gut dämmt. Dann geht das Fenster in eine Dauerfunktionsprüfung, in<br />
der jahrelanger Gebrauch simuliert wird, und die Abteilung Forschung &<br />
Entwicklung führt noch weitere Materialprüfungen durch: zum Beispiel<br />
zu Farbechtheit und Glanzgrad. Auch, wie sich ein Profil in Feuer verhält,<br />
wird geprüft. Und um ein RAL-Gütezeichen zu bekommen, muss<br />
es gekoppelte Prüfungen bestehen, die zum Beispiel testen, wie stabil<br />
und dicht ein Fenster nach zehn Wärme-Kälte-Zyklen noch ist. Die Prüfer<br />
zerlegen anschließend das Element und untersuchen es auf kleinste<br />
Risse in der Verklebung. Nur, wenn alle Standards erfüllt sind, gibt es das<br />
RAL-Zeichen.<br />
Kay Sommermann ist seit 2019 Sachgebietsleiter Prüfcenter. Man spürt seine<br />
Faszination, wenn er über das Prüfen spricht: „Wenn etwas ganz Neues<br />
auf dem Prüfstand steht und irgendetwas funktioniert nicht ganz so, wie<br />
wir uns das vorstellen – sich da reinzudenken, herauszufinden, was wir verbessern<br />
müssen, die Lösung zu finden – das ist für mich das Spannendste.“<br />
Auch wenn er selbst nicht mehr am Zeichenbrett steht, seine Verbesserungsvorschläge<br />
beeinflussen natürlich die Konstruktion, die Profile mithilfe<br />
seiner Ideen weiter verbessert.<br />
Wenn es so viele fixe Vorgaben gibt, wenn ein neues Profil konstruiert wird<br />
– hat Konstruktion dann überhaupt noch etwas mit Kreativität zu tun? Philipp<br />
Benker sagt: „Ja! Wenn wir an einem ganz neuen System arbeiten,<br />
gibt es durchaus Gestaltungsfreiheit und wir können die Konstruktion insgesamt<br />
nochmal neu denken. Und wenn ich zum Beispiel ein Zubehörteil<br />
konstruiert habe, das dann in Masse international verkauft und verbaut<br />
wird, das ist ein gutes Gefühl!“ Innerhalb der vielen Vorgaben und engen<br />
Grenzen die schlaueste Lösung zu finden – genau das sei eben die Kunst,<br />
sagt Kay Sommermann. „Und flexibel müssen wir auch sein. Ein einziger<br />
toller Einfall und darauf beharren, das geht nicht. Vielleicht ist die Idee für<br />
den einen Fall ganz gut, aber der nächste Kunde braucht etwas anderes –<br />
und schon müssen wir umdenken, neue Wege finden.“<br />
Philipp Benker und Kay Sommermann haben beide in der Konstruktion<br />
begonnen und dort ihre Spezialgebiete gefunden. Sie entwickeln Profilgeometrien<br />
und Profile weiter, aber auch sich. Kay Sommermann hat<br />
längst auch die Ausbildung zum Fenstertechniker absolviert, Philipp Benker<br />
strebt den Fachtechniker an. Die Berufswege in der GEALAN-Konstruktion<br />
bleiben „under construction“ – und konstruktiv.<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 53
| IMPRESSUM |<br />
Herausgeber von <strong>GEANOVA</strong>:<br />
GEALAN Fenster-Systeme GmbH<br />
Hofer Straße 80<br />
95145 Oberkotzau<br />
www.gealan.de<br />
info@gealan.de<br />
Telefon: 09286 77-0<br />
Geschäftsführung:<br />
Ivica Maurović, Tino Albert<br />
Handelsregister: AG Hof, HRB 702<br />
Autoren:<br />
Maria Brömel<br />
Götz Gemeinhardt<br />
Fotos:<br />
Paula Bartels<br />
Peter Eichler<br />
GEALAN Fenster-Systeme GmbH<br />
Götz Gemeinhardt<br />
Martin Lauterbach<br />
Studio Muslia 1980<br />
Wir danken:<br />
BtX energy GmbH: Andy Gradel<br />
Château de Marsannay: Robin Jayet<br />
Institut für Informationssysteme der<br />
Hochschule Hof (iisys)<br />
La Moutarderie Edmond Fallot:<br />
Marc Désarménien, Sophie Chapuis<br />
Netzwerk – Digitales Gründerzentrum GmbH<br />
PM Industrie: Emmanuel Chevasson<br />
Druck:<br />
Druckerei Schmidt & Buchta GmbH & Co. KG<br />
100 Prozent Recycling: Das Papier für den<br />
<strong>GEANOVA</strong>-Druck wurde ausschließlich<br />
aus Altpapier hergestellt.<br />
Auflage:<br />
18 500 Stück<br />
Idee, Layout und Leitung:<br />
Götz Gemeinhardt<br />
Nachdruck und Verwendung – auch auszugsweise –<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung der GEALAN Fenster-<br />
Systeme GmbH<br />
Mitarbeit:<br />
Cédric Bullier<br />
Mehdi Djema<br />
Erik Drescher<br />
Christiane Junghans<br />
Roch Mathié<br />
Mathilde Montanari<br />
Fernando Redondo Galán<br />
Eva Schröder<br />
Alexander Wils<br />
<strong>GEANOVA</strong>. DAS NEUE GEALAN | 54
Die Kulisse der<br />
„Verwunschenen Berge“<br />
in Albanien ist so atemberaubend,<br />
dass sie die<br />
Architekten dieser<br />
Ferienvilla spiegelten:<br />
Die A-Form des Gebäudes<br />
entspricht den spitzen Gipfeln<br />
der Zweitausender in<br />
der Region um Shkodra.<br />
Eine Glanzrolle spielt das<br />
GEALAN-System S 9000 in<br />
dreieckigen und trapezförmigen<br />
Fensterelementen.<br />
Die Profile mit Dekorfolie in<br />
Anthrazitgrau verbinden auch<br />
in diesen Formaten statische<br />
Stabilität mit einer elegant<br />
schlanken Ansicht.