to get the file - uni-bonn.tv
to get the file - uni-bonn.tv
to get the file - uni-bonn.tv
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
2 forsch<br />
J<strong>uni</strong> 2011<br />
Bonner Universitäts-Nachrichten<br />
EXZELLENZ VORAUS!<br />
in Forschung und Lehre
http://<strong>uni</strong>shop-<strong>bonn</strong>.de<br />
Im „Unishop“ kann man ganz in Ruhe die Artikel im<br />
Internet ansehen und bestellen, was es Nützliches und<br />
Schönes im Universitätsdesign gibt.<br />
Die Textilien sind in verschiedenen Schnitten, Farben,<br />
und Designs – nämlich klassisch, modern oder peppig<br />
– zu haben, <strong>get</strong>reu dem Bonner Uni-Mot<strong>to</strong> „Traditionell<br />
modern“. Es gibt Tassen, Schirm, Schreibset und eine<br />
silberfarbige Thermoskanne sowie weitere Artikel.<br />
Neu sind zwei verschiedene Taschen jeweils in<br />
mehreren Farben.<br />
Einige Artikel sind auch bei der Universitätskasse im<br />
Hauptgebäude und bei der Buchhandlung Behrendt<br />
erhältlich; weitere Verkaufsstellen sind geplant.<br />
Fo<strong>to</strong>s: Campussportswear (7) / Dr. Thomas Mauersberg (3)
Edi<strong>to</strong>rial<br />
Fo<strong>to</strong>: uk<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„Gegen Kritik kann man sich wehren, aber gegen Lob ist man machtlos“,<br />
pfl egte ein früherer Rek<strong>to</strong>r Sigmund Freud zu zitieren. Recht hat er! Wir bedanken<br />
uns sehr herzlich bei allen Teilnehmern unserer Leserbefragung. Sie haben es<br />
uns mit Ihren Antworten wirklich nicht leicht gemacht, selbstkritisch auf dem<br />
Teppich zu bleiben. Denn die große Mehrheit der Teilnehmer hat der forsch blendende<br />
Noten ausgestellt und sie zum Beispiel als überaus verständlich, glaubwürdig<br />
und interessant bewertet. Für die meisten Teilnehmer ist die forsch neben der<br />
Uni-Homepage und unserem E-Mail-Newsletter die meistgenutzte Informationsquelle<br />
zur Universität. Die gefragtesten Rubriken sind Forschung, Hochschulpolitik<br />
und Lehren & Lernen. Und über 80 Prozent fi nden, die forsch fördere die<br />
Identifi kation der Leser mit der Universität.<br />
Bei soviel Lob besteht also kein Anlass, das bestehende Konzept unseres Magazins<br />
über den Haufen zu werfen. Darum erscheint Ihre forsch heute weitgehend<br />
im gewohnten Format. Dennoch wollen wir Ihre Anregungen aufgreifen, um in<br />
den nächsten Ausgaben Anpassungen vorzunehmen. So wollen wir zum Wintersemester<br />
das gedruckte Magazin um eine Internetausgabe ergänzen, um wichtige<br />
Themen schneller, umfangreicher und multimedialer behandeln zu können, als<br />
dies auf viermal im Jahr erscheinenden Druckseiten möglich ist.<br />
Unser Wissenschaftsredakteur Frank Luerweg ist im Frühjahr für zwei Jahre<br />
in Elternzeit gegangen. Wir sind gespannt auf die Akzente, die unser Neuzugang<br />
Johannes Seiler setzen wird. Er war bisher als Wissenschafts- und Hochschulredakteur<br />
beim Bonner General-Anzeiger tätig und unterstützt uns seit Mitte J<strong>uni</strong><br />
bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Willkommen an Bord!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Ihr Redaktionsteam<br />
EDITORIAL<br />
�Ständig unterwegs:<br />
Bei der Fo<strong>to</strong>aktion<br />
„Leih der Uni Dein<br />
Gesicht“ standen viele<br />
Stationen in wechselnden<br />
Besetzungen auf<br />
dem Programm.<br />
Anstrengend für die<br />
Studierenden vor der<br />
Kamera wie auch die<br />
Fo<strong>to</strong>grafen dahinter –<br />
aber in bester<br />
Stimmung.<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
1
INHALT<br />
Inhaltforsch2-3/2011<br />
4 Quo vadis, alma mater?<br />
Mit der Aussicht auf bis zu vier Exzellenzcluster steht die Universität<br />
Bonn im „Finale“ der aktuellen Exzellenzinitiative des Bundes und der<br />
Länder blendend da, auch wenn sie nicht in allen Förderlinien reüssieren<br />
konnte. Die Aussicht auf viele, viele Exzellenz-Millionen stellt das<br />
Rek<strong>to</strong>rat und die Fakultäten jedoch auch vor neue Herausforderungen.<br />
Titel<strong>the</strong>ma<br />
4 Exzellenzfall: Gleich drei neue<br />
Bonner Exzellenzcluster-Initiativen<br />
stehen in der Endrunde,<br />
die beiden bereits geförderten<br />
Graduiertenschulen und das<br />
bestehende Exzellenzcluster<br />
hoffen auf Weiterförderung.<br />
Kopfzerbrechen bereiten Rek<strong>to</strong>rat,<br />
Dekanen und Forschern die<br />
Folgekosten von soviel Exzellenz.<br />
6 Lehrreich: Der Universität Bonn<br />
winken bereits ab dem kommenden<br />
Wintersemester Millionen<br />
aus dem Bund-Länder-Programm<br />
zur Qualität der Lehre. Damit<br />
erhält sie die große Chance, ihre<br />
Lehr- und Studienbedingungen<br />
wesentlich weiterzuentwickeln.<br />
2 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
EXZELLENZ<br />
VORAUS!<br />
Hochschule<br />
8 Ausweichquartier: Informatiker im<br />
ehemaligen Polizeipräsidium<br />
9 Forschung: Jetzt mit eigenem<br />
Dezernat in der Verwaltung<br />
Forschen<br />
10 Familienverhältnisse: Wörterbuch zu<br />
Qumrantexten zeigt Wandel zwischen<br />
Altem und Neuem Testament<br />
11 Netzwerk: Kompetenzen zu Crossroads<br />
Asia gebündelt<br />
12 Physik: Frage zur Entstehung des<br />
Lebens gelöst<br />
14 Biologie: Seeigel – das „laufende<br />
Komplexauge“<br />
15 Medizin: Grundstein für Bluttest auf<br />
Lungenkrebs gelegt<br />
16 Alzheimer: Mögliche Ursache entdeckt<br />
17 Pharmazeutische Biologie:<br />
Konjugierte Linolsäuren stimulieren<br />
Ausschüttung von Insulin<br />
18 S<strong>to</strong>ffwechsel: Ein Eiweiß reguliert den<br />
Auf- und Abbau zellulärer Fettspeicher<br />
19 Hohe Energien: Physiker forschen an<br />
Teilchenbeschle<strong>uni</strong>ger am CERN<br />
Fo<strong>to</strong>: uhotti, fo<strong>to</strong>lia.com<br />
11 Crossroads Asia:<br />
Fo<strong>to</strong>: Katja Mielke<br />
Unter dem „Brennglas“ Mobilität<br />
untersucht ein internationales Forschernetzwerk<br />
unter Bonner Führung ein<br />
Gebiet, das sich von Ostiran bis<br />
Westchina und vom Aralsee bis Nordindien<br />
zieht. Dabei geht es um grenzübergreifende<br />
Ströme und Netzwerke von<br />
Menschen, Gütern und Ideen.<br />
Lernen und Lehren<br />
20 Fo<strong>to</strong>aktion: Studierende liehen der<br />
Uni ihr Gesicht<br />
21 Lehrerausbildung: Neustart zum<br />
Wintersemester
.<br />
22 Hausaufgabe Filme gucken:<br />
Die ersten Videopodcasts für die Lehre werden in der Kinderkardiologie<br />
eingesetzt. <strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong> hat sie produziert.<br />
22 Medien: Erste Lehrvideos aus der<br />
Kinderkardiologie<br />
23 Rheinland: Dokumentarfilme der<br />
Region als Schenkung<br />
23 Promotionskolleg: Strukturierte<br />
Ausbildung für forschende Nach-<br />
wuchsmediziner<br />
24 Facharztförderung: 1 Million Euro für<br />
Else Kröner-Forschungskolleg<br />
24 Erfolgreiches Tandem: Sprachlern-<br />
zentrum und Goe<strong>the</strong>-Institut unter<br />
einem Dach<br />
25 Erfolgserlebnisse: Studierende<br />
geben Publikationen heraus und<br />
organisieren Tagungen<br />
27 Verhaltensforschung: Junge Biologin<br />
unter Wölfen<br />
29 Studieren mit Kind: Studentenpaar<br />
auf dem Weg zum Abschluss<br />
30 Erdgeschichte: Zehn Jahre Geo-Rallye<br />
31 Ausbildung: Abschlussfeier jetzt auch<br />
für erfolgreiche Azubis an der Uni<br />
Weite Welt<br />
32 Lob und Kritik: Ausländische<br />
Studierende bewerten die Uni Bonn<br />
33 Deutsche Sprache: Junge Kasachen<br />
und Usbeken lernen sie gern –<br />
warum und wie?<br />
34 Meisterlich: Bonner Karatekas für<br />
Europameisterschaften nominiert<br />
34 Solidarität: Benefiz- und Gedenk-<br />
aktionen für Fukushima<br />
35 Botanik: Uni-Gärten sind nach<br />
Umbau fit für die Zukunft<br />
35 Bilderrätsel: Wo ist das?<br />
36 Sammlungen und Museen<br />
37 Geschichte(n): Fast 200 Jahre<br />
Leben und Studieren in Bonn<br />
Service<br />
38 Kommentiert: Anregungen, Klagen<br />
und Lob für die Uni-Biblio<strong>the</strong>k<br />
39 Lernen im Internet: Neue Software<br />
für eCampus<br />
Menschen<br />
40 Alumnus: Dr. Uwe Rieske ist neuer<br />
Landespfarrer für Notfallseelsorge<br />
42 Ausgezeichnet: Preise und Förderung<br />
für den Nachwuchs<br />
Fo<strong>to</strong>: Müller/Medienzentrum UKB<br />
Fo<strong>to</strong>: privat<br />
INHALT<br />
27 Eine Biologiestudentin<br />
unter Wölfen:<br />
Katharina Stenglein hat für ihre Diplomarbeit<br />
zur Verhaltensforschung junge Wölfe<br />
von Hand aufziehen geholfen – und dabei<br />
nicht nur viele Erkenntnisse gesammelt,<br />
sondern auch Kratzer und blaue Flecken.<br />
43 Meldungen<br />
43 Preisverleihung in Oslo: Professor Falk<br />
erhält höchste Ökonomie-Auszeichnung<br />
in Europa<br />
46 Aus Technik und Verwaltung<br />
47 Berufen<br />
47 Impressum<br />
48 Last but not least: Dr. Richard Jansen,<br />
langjähriger Leiter des Bonner Hochschulsports<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
3
HOCHSCHULE<br />
4Das Etappenziel ist<br />
erreicht – nun geht es<br />
ums Ganze: Mit vier<br />
Exzellenzclustern<br />
würden die Naturwissenschaften<br />
der<br />
Universität Bonn einen<br />
Spitzenplatz in Europa<br />
einnehmen.<br />
Titel<strong>the</strong>ma:<br />
EXZELLENZ<br />
VORAUS!<br />
4 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Quo vadis, alma mater?<br />
Die Universität bereitet den „Exzellenzfall“ vor<br />
Mit gleich drei neuen Exzellenzcluster-Anträgen steht die Universität<br />
Bonn im „Finale“ der aktuellen Exzellenzinitiative des Bundes und<br />
der Länder. Die Gemeinsame Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) und des Wissenschaftsrates hat die Universität<br />
Bonn aufgefordert, Vollanträge auf den Gebieten Immunologie,<br />
Chemie und Physik einzureichen. Die Aussicht auf bis zu vier Exzellenzcluster<br />
stellt Rek<strong>to</strong>rat und Fakultäten vor ungekannte neue<br />
Herausforderungen.<br />
Die Aufforderung zur „Vollantragstellung“<br />
erging an die Exzellenzcluster-Initiativen<br />
„Immunosensation: das<br />
Immunsystem als Sinnesorgan“, „Die<br />
Natur von Kräften und Materie“ (Physik)<br />
und „Supramolekulare Architekturen<br />
in zeitlich-räumlicher Aufl ösung<br />
‚Supratec’“ (Chemie). Die Anträge<br />
müssen bis zum 1. September 2011<br />
vorliegen. Das bereits geförderte Exzellenzcluster<br />
der Bonner Ma<strong>the</strong>matiker<br />
und Ökonomen wird sich dann<br />
ebenfalls um eine Weiterförderung bewerben.<br />
Welche Cluster tatsächlich für<br />
fünf Jahre mit einer Summe von jeweils<br />
bis zu 8 Millionen Euro pro Jahr<br />
gefördert werden, entscheidet sich im<br />
Frühjahr 2012. Aber schon jetzt müssen<br />
die Weichen für die Zeit nach Ende<br />
der Förderung durch die Exzellenzinitiative<br />
gestellt werden.<br />
Theoretisch könnte die Universität<br />
Bonn am Ende mit vier Exzellenzclustern<br />
mehr Fördermittel erhalten, als sie<br />
mit einem Zukunftskonzept hätte einwerben<br />
können. Das Zwischenergebnis<br />
der Exzellenzinitiative ist somit ein<br />
Riesenerfolg und eine Bestätigung für<br />
die Positionierung als Forschungs<strong>uni</strong>versität.<br />
Nur die Unis Bonn und Mainz<br />
kamen in dieser Runde der Exzellenzinitiative<br />
mit drei Clusteranträgen weiter.<br />
Dagegen fi elen die eingereichten<br />
Initiativen für neue Graduiertenschulen<br />
– trotz einzelner sehr guter Bewertungen<br />
– und die Bonner Auftragsskizze<br />
in der dritten Förderlinie in der<br />
Begutachtung durch. Eine Förderung<br />
ihres Zukunftskonzepts ist damit für<br />
die Uni Bonn vorerst nicht mehr erreichbar<br />
– als ausgewiesene Forschungs<strong>uni</strong>versität<br />
bleibt sie dagegen<br />
im Rennen.<br />
Bereits in den ersten beiden Runden<br />
der Exzellenzinitiative gehörte die<br />
Universität Bonn zu den erfolgreichsten<br />
Hochschulen. Mit einem Exzellenzcluster<br />
und zwei Graduiertenschulen<br />
erreichte Bonn in dem Wettbewerb<br />
nach der RWTH Aachen das zweitbeste<br />
Ergebnis aller Universitäten in<br />
NRW. Dies sind in Bonn das Exzellenzcluster<br />
„Ma<strong>the</strong>matics: Foundations,<br />
Models, Applications – Hausdorff<br />
Center for Ma<strong>the</strong>matics“<br />
(gemeinsam mit dem Fachbereich<br />
Wirtschaftswissenschaften) und die<br />
Graduiertenschulen „Bonn Graduate<br />
School of Economics“ und „Bonn-Cologne<br />
Graduate School of Physics and<br />
Fo<strong>to</strong>: Barbara Frommann/Uni Bonn<br />
Astronomy” (gemeinsam mit der Universität<br />
zu Köln). Alle drei treten im<br />
Herbst wieder an.<br />
„Schon der Imagegewinn<br />
nützt allen“<br />
Das im März erreichte Etappenziel<br />
hat die Cluster-Antragsteller der Universität<br />
zusätzlich befl ügelt. S<strong>to</strong>lz<br />
schwingt in der Stimme von Professor<br />
Dr. Michael Famulok: „Das muss man<br />
sich mal bewusst machen: Mit vier Exzellenzclustern<br />
nähmen die Naturwissenschaften<br />
der Universität Bonn einen<br />
Spitzenplatz in Europa ein und<br />
erhielten auf einen Schlag eine nie dagewesene<br />
internationale Sichtbarkeit.“<br />
Der Professor für chemische Biologie<br />
ist Leibnizpreisträger und Sprecher der<br />
Cluster-Initiative „Supratec“. Die ganze<br />
Uni würde profi tieren, wenn alle<br />
ihre Exzellenzcluster-Initiativen zum<br />
Zuge kämen, ist Famulok überzeugt.<br />
„Allein schon der Imagegewinn nützt<br />
allen, von dem Erfahrungsschatz in Sachen<br />
Antragstellung und den nicht unerheblichen<br />
Overheads ganz zu<br />
schweigen.“ Denn die DFG überweist<br />
am Ende nicht nur 100 Prozent der beantragten<br />
Forschungsmittel, sondern<br />
auch einen Aufschlag („Overhead“) in<br />
Höhe von 20 Prozent für die Kosten,<br />
die mittelbar durch die Drittmittelforschung<br />
entstehen. Ein Großteil dieser<br />
Mittel kommen der Universität als<br />
Ganze zugute.<br />
Der Erfolg der Cluster-Initiativen<br />
ist auch eine Bestätigung für die Effi zienz<br />
der internen Forschungsförderung<br />
der Universität Bonn in den vergangenen<br />
10 Jahren – sie hatte den jetzt erfolgreichen<br />
Projekten den nötigen<br />
Nährboden bereitet. Mit wettbewerblich<br />
vergebenen Anschubfi nanzierungen<br />
hatte die Universität in den vergangenen<br />
Jahren die Zahl ihrer<br />
Sonderforschungsbereiche und Forschergruppen<br />
auf Rekordniveau gehievt.<br />
Ein Bonus auf eingeworbene<br />
Drittmittel ist Ansporn und Anerkennung<br />
zugleich. Schon Ende der 90-er<br />
Jahre hatte die Landesregierung die<br />
Universität mit dem so genannten<br />
„Qualitätspakt“ gezwungen, ihre Stärken<br />
zu defi nieren und diese durch in-
terne Umverteilung zu profi lieren, ein<br />
Trend, der im „Hochschulpakt 2010“<br />
seine Fortsetzung fand. „Stärken stärken“<br />
hieß dabei stets die Devise. Und<br />
so wurden nicht nur zusätzliche Wissenschaftler-Stellen<br />
in bereits drittmittelstarke<br />
Fächer transferiert, diese blieben<br />
auch bei verschiedenen Sparmaßnahmen<br />
von den empfi ndlichen<br />
Einschnitten verschont, die andere Bereiche<br />
verkraften mussten.<br />
Nachhaltigkeit der Förderung<br />
Vor diesem Hintergrund hat sich<br />
<strong>uni</strong>versitätsintern eine Debatte über<br />
die Folgekosten der Exzellenzinitiative<br />
entsponnen. Konkret geht es um die<br />
Weiterfi nanzierung der erfolgreichen<br />
Exzellenzprojekte nach Ende der Förderung<br />
durch Bund und Länder, also<br />
frühestens nach 2017. Die antragstellenden<br />
Hochschulen müssen sich nämlich<br />
verpfl ichten, die Nachhaltigkeit<br />
der Förderung durch eine „auskömmliche“<br />
Finanzierung sicherzustellen. Für<br />
die drei Projekte der früheren Runden<br />
der Exzellenzinitiative hat das Rek<strong>to</strong>rat<br />
sich bereits auf eine Zahlung von<br />
jährlich drei Millionen Euro festgelegt.<br />
Für die drei neuen Exzellenzcluster<br />
sollen als Folgefi nanzierung dauerhaft<br />
je eine Million pro Jahr fl ießen – also<br />
maximal drei Millionen Euro oder<br />
rund 60 Stellen, wie Kanzler Dr. Reinhardt<br />
Lutz in der Sondersitzung des<br />
Senats zur Exzellenzinitiative be<strong>to</strong>nte.<br />
Dieser „Deckel“ sei notwendig, damit<br />
die Universität handlungsfähig bleibe<br />
und ihre Fächervielfalt erhalten könne,<br />
erklärte der Kanzler. Auch Rek<strong>to</strong>r Professor<br />
Dr. Jürgen Fohrmann sprach<br />
sich im Senat für eine Stärkung der Exzellenzcluster<br />
aus, be<strong>to</strong>nte allerdings,<br />
dass „Augenmaß“ gewahrt bleiben solle:<br />
„Nur so besteht die Möglichkeit,<br />
auch andere Bereiche der Universität<br />
weiterzuentwickeln.“<br />
„Die Universität braucht diese<br />
Cluster, und zwar alle!“ be<strong>to</strong>nte der<br />
Dekan der Ma<strong>the</strong>matisch-Naturwissenschaftlichen<br />
Fakultät, Professor Dr.<br />
Ulf-G. Meißner, in der Senatssondersitzung.<br />
„Wenn wir mit den ‚Elite-<br />
Unis’ mithalten wollen, müssen wir<br />
mit Exzellenzclustern und Graduiertenschulen<br />
punkten. Die Strahlkraft<br />
dieser Projekte ist schließlich unbestritten.“<br />
Exzellenzprojekte brächten<br />
nicht nur immense Drittmittelzufl üsse,<br />
auch für die Lehre wirkten sie sich po-<br />
sitiv aus, sagt Professor Meißner: „Exzellente<br />
Wissenschaftler machen uns<br />
als Standort attraktiv für exzellente<br />
Studenten!“ Seine Fakultät werde ihren<br />
Beitrag trotz ihrer angespannten<br />
Finanzlage zur Stützung der Cluster-<br />
Vorhaben leisten, auch wenn dies eine<br />
beträchtliche Belastung darstelle. So<br />
auch die Medizinische Fakultät, deren<br />
Dekan Professor Dr. Max P. Baur erklärt:<br />
„Die Medizinische Fakultät wird<br />
sich in gleicher Höhe wie die weiteren<br />
Bereiche der Universität an der Folgefi<br />
nanzierung des Exzellenzclusters Immunsensation<br />
beteiligen, sobald das<br />
erforderlich ist. Ich gehe aber davon<br />
aus, dass das Cluster länger als 5 Jahre<br />
gefördert werden wird und weiter ausgebaut<br />
werden kann.“ Das Rek<strong>to</strong>rat<br />
und die mit einem eigenen Haushalt<br />
ausgestattete Medizinische Fakultät<br />
haben darüber hinaus beschlossen, die<br />
drei angehenden Exzellenzcluster mit<br />
einmaligen Infrastruktur-Investitionen<br />
in Millionenhöhe zu unterstützen.<br />
Noch ist nicht entschieden, ob<br />
Rek<strong>to</strong>rat und Fakultäten ihre Exzellenz-Anstrengungen<br />
alleine und ganz<br />
aus eigener Kraft aufbringen müssen.<br />
So wäre eine Unterstützung durch außer<strong>uni</strong>versitäreForschungskooperationen<br />
eine große Hilfe. Und in Bonn<br />
hofft man nicht zuletzt auf ein stärkeres<br />
Engagement des Landes Nordrhein-Westfalen.<br />
„NRW profi tiert doch<br />
gigantisch, wenn wir vier Cluster nach<br />
Bonn holen. Darum sollte das Land<br />
hier jetzt investieren“, sagt Michael<br />
Famulok. Es wäre ein kapitaler Fehler,<br />
wenn Düsseldorf nur auf das Elite-Label<br />
der dritten Förderlinie schielte.<br />
Auch Rek<strong>to</strong>r Fohrmann wünscht sich<br />
die Rückendeckung der Landesregierung:<br />
„Mit der Einwerbung der Bonner<br />
Exzellenzcluster würde das Land<br />
Nordrhein-Westfalen die Früchte der<br />
Entwicklung ernten, die es selbst in<br />
den vergangenen Jahren anges<strong>to</strong>ßen<br />
und durch Zielvereinbarungen voran<strong>get</strong>rieben<br />
hat.“ ARC/FORSCH<br />
HOCHSCHULE<br />
Titel<strong>the</strong>ma:<br />
EXZELLENZ<br />
VORAUS!<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
5
hochschulekompakt<br />
HOCHSCHULE<br />
4So könnte der Blick<br />
auf das Ma<strong>the</strong>matikzentrum<br />
aussehen:<br />
Siegerentwurf des<br />
Architektenteams sinai.<br />
Faust.Schroll.Schwarz<br />
im freiraumplanerischen<br />
Wettbewerb<br />
zum Campus P.<br />
6 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Gemeinsam für mehr Qualität in der Lehre<br />
Universität Bonn im Bund-Länder-Programm erfolgreich<br />
Die Universität Bonn gehört zu den 16 Hochschulen und Hochschulverbünden<br />
in Nordrhein-Westfalen, die sich auf eine Förderung im<br />
Rahmen des Bund-Länder-Programms zur Qualität der Lehre freuen<br />
dürfen.<br />
Mit den Fördermitteln können die<br />
Gewinnerhochschulen der ersten Ausschreibungsrunde<br />
ab dem kommenden<br />
Wintersemester insbesondere die Weiterentwicklung<br />
<strong>uni</strong>versitätsweiter Systeme<br />
des Qualitätsmanagements, Beratungs-<br />
und Betreuungsangebote, die<br />
Berufung zusätzlicher Professoren,<br />
den Auf- und Ausbau von Men<strong>to</strong>renprogrammen<br />
sowie voranbringen. Der<br />
Bonner Alma mater winkt für ihre Vorhaben<br />
nun in der Zeit von 2012 bis<br />
2016 eine Millionen-Förderung. Über<br />
die genaue Höhe der Fördermittel wird<br />
in Kürze entschieden.<br />
Ihren Antrag unter dem Titel „Gemeinsam<br />
für mehr Qualität in Studium<br />
und Lehre“ hatte die Universität Bonn<br />
unter Federführung des Prorek<strong>to</strong>rs für<br />
FORTSCHRITTE AUF DEM CAMPUS<br />
POPPELSDORF<br />
Mit einer Grünschnitt- und Baumfällaktion<br />
hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb<br />
NRW im Frühjahr auf<br />
den ehemaligen Versuchsfeldern der<br />
Landwirtschaftlichen Fakultät Vorbereitungen<br />
für den Neubau mehrerer<br />
Lehr- und Forschungsgebäude <strong>get</strong>roffen.<br />
Mitte 2012 soll im Zuge des<br />
1. Bauabschnitts im nördlichen Be-<br />
Studium, Lehre und Studienreform<br />
Professor Dr. Volkmar Gieselmann erarbeitet.<br />
Die Universität hat sich einiges<br />
zur Verbesserung der Studienbedingungen<br />
vorgenommen: Sie will die<br />
Zahl der Abschlüsse in der Regelstudienzeit<br />
erhöhen, und die Bonner Lehrangebote<br />
sollen mit Blick auf Forschungsorientierung<br />
und Kompetenz-<br />
vermittlung weiterentwickelt werden.<br />
Universitätsweites Qualitäts- und<br />
Studiengangsmanagement<br />
Zu den zentralen Maßnahmen auf<br />
dem Weg zur Exzellenz in der Lehre<br />
gehört der Ausbau des Qualitätsmanagements<br />
für Studium und Lehre sowie<br />
die <strong>uni</strong>versitätsweite Einführung<br />
eines umfassenden Studiengangsma-<br />
reich des Campusgeländes mit den<br />
Neubauten für das Bonn-Aachen International<br />
Center for Information<br />
Technology (B-IT) und die Institute für<br />
Informatik, Numerische Simulation<br />
(INS) und Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaft<br />
(IEL) sowie eines<br />
neuen Hörsaalgebäudes begonnen<br />
werden. Auch die Verkehrsführung<br />
wird auf die Campusentwicklung vorbereitet:<br />
So entstehen noch in diesem<br />
nagements in den Lehreinheiten, das<br />
die Lehrenden administrativ entlastet<br />
und fachbezogen unterstützt. Eine ganze<br />
Reihe von Fächern hat darin bereits<br />
sehr gute Erfahrungen gemacht.<br />
Die Universität Bonn verbindet<br />
mit Studiengangsmanagement weit<br />
mehr als nur Administration und Organisation.<br />
Aufgabe der Manager ist die<br />
ganzheitliche Betreuung eines Studienganges<br />
und, soweit möglich, auch<br />
der Studierenden. Dies geschieht etwa<br />
durch den Ausbau ihres Men<strong>to</strong>rensystems,<br />
in dem fortgeschrittene Studierende<br />
und Dok<strong>to</strong>randen als Berater für<br />
die unteren Semester aktiv werden sollen.<br />
Auch plant die Universität Bonn<br />
die Einführung von Teilzeitstudiengängen.<br />
Ihr Lehrpersonal wird sie<br />
künftig in den Bereichen Hochschuldidaktik,<br />
Studienberatung und Qualitätsmanagement<br />
im neuen interfakultären<br />
Sommer zwei neue Linksabbiegespuren<br />
auf der Endenicher und der<br />
Meckenheimer Allee. Fest steht inzwischen<br />
auch der Gewinner des freiraumplanerischen<br />
Wettbewerbs zur<br />
Gestaltung der Außenanlagen des<br />
neuen Campusareals. Der Entwurf<br />
des Berliner Büros „sinai.“ überzeugte<br />
die Jury mit seinem Vorschlag, den<br />
Campus als eine „Stadt in den Gärten“<br />
zu gestalten.<br />
Abb.: sinai.Faust.Schroll.Schwarz Freiraumplanung und Projektsteuerung GmbH
Bildungszentrum der Universität schulen,<br />
das noch in diesem Sommersemester<br />
im Zuge der Wiedereinführung<br />
der Lehrerausbildung seinen Betrieb<br />
aufnehmen wird.<br />
Qualitätssteigerung in der Lehre<br />
Das Rek<strong>to</strong>rat hat vor kurzem einen<br />
förmlichen Beschluss gefasst, die Qualitätssteigerung<br />
in der Lehre an der<br />
Universität Bonn zu einem prioritären<br />
Ziel zu machen. Die für eine Forschungs<strong>uni</strong>versität<br />
essentielle Gewinnung<br />
des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />
beginnt schon in der Schule<br />
bei der Förderung besonderer schulischer<br />
Talente und setzt sich fort bei den<br />
Studienanfängern, gerade unter den<br />
Bedingungen der neuen, gestuften Studiengänge.<br />
Wesentliche Voraussetzung<br />
für attraktive Studienangebote sind<br />
nach Meinung des Rek<strong>to</strong>rats ein dauerhaftes,<br />
hohes Engagement aller Lehrenden<br />
und eine nachhaltige Unterstützung<br />
der Lehre. In enger Abstimmung<br />
mit den Fakultäten will die Universität<br />
Bonn in den kommenden Jahren die<br />
Qualitätssicherung in der Lehre ausbauen,<br />
die Rekrutierung von besonders<br />
VERSTÄRKTE ZUSAMMENARBEIT<br />
MIT DER IHK<br />
Die Universität Bonn und die Indus-<br />
trie- und Handelskammer (IHK)<br />
Bonn/Rhein-Sieg haben ihre Kooperationsvereinbarung<br />
erneuert. Ziele<br />
des neugefassten Vertrages sind die<br />
Förderung von Forschung, Wissenschaft<br />
und Lehre durch wirtschaftliches<br />
Engagement, die Förderung des<br />
Wissenstransfers und des regionalen<br />
Wissenschaftsmarketings sowie die<br />
Förderung von Aus- und Existenzgründungen.<br />
Dazu vereinbarten die<br />
beiden Partner regelmäßige Gesprächsrunden<br />
und gemeinsame Informationsveranstaltungen.<br />
Geplant<br />
sind ferner gemeinsame Projekte,<br />
Besichtigungen und Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Die jetzt geschlossene<br />
Vereinbarung ersetzt den Vertrag<br />
aus dem Jahr 1989.<br />
PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT<br />
PRÜFT PLAGIATSVORWÜRFE<br />
Die Philosophische Fakultät der<br />
Universität Bonn hat eine Arbeitsgruppe<br />
eingerichtet, um die Dok<strong>to</strong>rarbeit<br />
des unter Plagiatsverdacht<br />
stehenden Europa-Abgeordneten<br />
vielversprechenden Studierenden intensivieren,<br />
zusätzliche Anreize für<br />
gute Lehre eröffnen und die Rahmenbedingungen<br />
für flexible Lehr- und<br />
Lernformen und Curricula schaffen.<br />
Mit großer Freude hat der Rek<strong>to</strong>r<br />
der Universität Bonn, Professor Dr. Jürgen<br />
Fohrmann, die Förderankündigung<br />
aufgenommen: „Ich freue mich sehr<br />
über diesen Erfolg. Wir können nun die<br />
Infrastruktur für die Lehre mit dem<br />
Nachdruck fördern, den diese wichtige<br />
Jorgo Chatzimarkakis (FDP) zu prüfen.<br />
Noch im J<strong>uni</strong> soll die aus Vertretern<br />
der Politischen Wissenschaft,<br />
Juristen und fachfremden<br />
Vertretern zusammengesetzte Gruppe<br />
einen Bericht vorlegen, der der<br />
Fakultät als Grundlage für eine abschließende<br />
Entscheidung über den<br />
Fall dient. Die beiden Gutachter, die<br />
die Dok<strong>to</strong>rarbeit im Jahr 2000 betreut<br />
hatten, erhalten im Rahmen<br />
der Überprüfung ebenso wie Jorgo<br />
Chatzimarkakis selbst Gelegenheit,<br />
sich zu äußern. Die Mitglieder erhalten<br />
von der Philosophischen Fakultät<br />
alle verfügbaren Unterlagen<br />
und werden auch die Erkenntnisse<br />
von VroniPlag zu ihrer Urteilsbildung<br />
heranziehen. „Ihr Urteil sollen<br />
sich die Arbeitsgruppenmitglieder<br />
aber schlussendlich durch eigene<br />
Textanalyse und Tex<strong>tv</strong>ergleiche<br />
bilden“, sagt Dekan Professor Dr.<br />
Gün<strong>the</strong>r Schulz.<br />
Chatzimarkakis selbst hatte die Philosophische<br />
Fakultät darum gebeten<br />
zu überprüfen, ob seine Dissertation<br />
den Ansprüchen der Universität<br />
Bonn an gutes wissenschaftliches<br />
Arbeiten genügt.<br />
Aufgabe verdient. Ich danke Prorek<strong>to</strong>r<br />
Gieselmann und allen am Antrag Beteiligten<br />
für ihren großen Einsatz.“<br />
NRW-Wissenschaftsministerin<br />
Svenja Schulze gratulierte den geförderten<br />
Hochschulen mit den Worten:<br />
„Sie können mit ihren Konzepten für<br />
moderne Lehre, neue Prüfungs- und<br />
Beratungsangebote an Hochschulen zu<br />
einem Schrittmacher für eine neue Studienkultur<br />
werden.“ ARC/FORSCH<br />
BRÜCKENSCHLAG ZWISCHEN<br />
INFORMATIK UND MATHEMATIK<br />
Eine von vier neuen Alexander von<br />
Humboldt-Professuren soll künftig mit<br />
einem Lehrstuhl an der Universität<br />
Bonn verbunden sein. Professor Dr.<br />
Peter Schröder (51) ist Informatiker<br />
am California Institute of Technology<br />
(Caltech) in Pasadena, USA, und wurde<br />
vom Institut für Informatik und vom<br />
Hausdorff-Center für Ma<strong>the</strong>matik der<br />
Universität Bonn gemeinsam für die<br />
Förderung vorgeschlagen. Die Alexander<br />
von Humboldt-Professur, ausgestattet<br />
mit 3,5 Millionen Euro, ist der<br />
am höchsten dotierte internationale<br />
Preis für Forschung. Den Hochschulen<br />
eröffnet er die Chance, internationalen<br />
Spitzenkräften konkurrenzfähige Rahmenbedingungen<br />
und eine langfristige<br />
Perspektive für die Arbeit in Deutschland<br />
zu bieten. Peter Schröder gilt als<br />
einer der weltweit führenden Forscher<br />
in der Computergrafik und der ihr zugrunde<br />
liegenden Ma<strong>the</strong>matik. So<br />
forscht er unter anderem auf dem Gebiet<br />
der diskreten Geometrie und deren<br />
Anwendung in der interaktiven<br />
graphischen Modellierung von komplizierten<br />
Objekten am Computer.<br />
HOCHSCHULE<br />
Fo<strong>to</strong>: Barbara Frommann/Uni Bonn<br />
3Auch Lehr- und<br />
Lernformen im Focus:<br />
Gemeinsam mit den<br />
Fakultäten sind<br />
Konzepte entstanden,<br />
die die Uni zum<br />
Schrittmacher für eine<br />
neue Studienkultur<br />
machen können.<br />
Fo<strong>to</strong>: privat<br />
5Kommt als<br />
Humboldt-Professor mit<br />
den Bonner Ma<strong>the</strong>matikern<br />
zusammen: der<br />
Informatiker Professor<br />
Dr. Peter Schröder aus<br />
den USA<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
7
HOCHSCHULE<br />
8 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Roboter in der ehemaligen Waffenkammer<br />
Informatiker der Uni Bonn haben Ausweichquartier bezogen<br />
Die Universität Bonn hat im Frühjahr Quartier im Landesbehördenhaus<br />
genommen. Rund 200 Mitarbeiter und bis zu 300 Studierende der<br />
Informatik finden hier vorübergehend Platz für Forschung und Lehre,<br />
weil die bisherigen Räumlichkeiten in der Römerstraße wegen ihrer<br />
Belastung mit der Bauchemikalie PCB nicht mehr genutzt werden<br />
können. Außerdem ziehen demnächst die neuen Profilprofessoren der<br />
Landwirtschaftlichen Fakultät mit ihren Laboren in das Gebäude ein.<br />
5Viel „Auslauf“ im neuen Zuhause auf<br />
Zeit haben auch die Roboter Roland, Cosero<br />
und Co.<br />
Fo<strong>to</strong>s: arc (1), Volker Lannert/Uni Bonn (2)<br />
Die letzten Umzugswagen sind<br />
fort, die meisten Kisten schon ausgepackt:<br />
Langsam nehmen die Computer-Wissenschaftler<br />
der Universität<br />
Bonn Besitz von ihrer neuen Bleibe,<br />
einem Seitenfl ügel des ehemaligen Polizeipräsidiums<br />
an der Friedrich-Ebert-<br />
Allee, der in den 80-er Jahren errichtet<br />
wurde. Wo früher unter anderem die<br />
Bereitschaftspolizei ihr Quartier hatte,<br />
wimmelt es jetzt von Computern, Kabeln<br />
und Robotern. Die frühere Nutzung<br />
lässt sich hier und da noch erahnen:<br />
„Dies ist das sicherste Gebäude,<br />
das die Universität Bonn derzeit nutzt“,<br />
sagt der Leiter der Uni-Bauabteilung,<br />
Josef Simmes, und deutet auf die massive<br />
Fensterfront aus Panzerglas, die<br />
das Gebäude im Erdgeschoss schützt.<br />
Der ehemalige Zellentrakt unter<br />
dem Gebäude wird zwar nicht mehr<br />
genutzt, aber weiter oben, in der noch<br />
immer trutzigen einstigen Waffenkammer<br />
drehen jetzt Roboter ihre<br />
Runden. Die ehemalige Garage für<br />
Wasserwerfer und Einsatzfahrzeuge<br />
nimmt inzwischen nicht nur die Au<strong>to</strong>s<br />
von Professoren und Mitarbeitern auf,<br />
es ist dort auch Platz für bis zu 200<br />
Fahrräder.<br />
Fünf von sechs Abteilungen am<br />
neuen Standort<br />
Unter Hochdruck hatten die Universitätsverwaltung<br />
und der Bau- und<br />
Liegenschaftsbetrieb NRW als Vermieter<br />
die neue Unterkunft für die Informatik<br />
hergerichtet. Sie ist als Ausweichquartier<br />
für das PCB-belastete<br />
Hochhaus in der Römerstraße 164 gedacht.<br />
Die Abteilungen 1, 2, 4, 5 und 6<br />
des Instituts für Informatik sind hier<br />
untergekommen. Sie werden bis zur<br />
Fertigstellung eines Neubaus auf dem<br />
Campus Poppelsdorf (Planungsziel:<br />
2014/2015) bleiben.<br />
Die Abteilung 3 logiert dagegen<br />
weiter mit etwa 50 Mitarbeitern im<br />
unbelasteten „Altbau“ in der Römerstraße<br />
164, wo weiterhin zum größten<br />
Teil die Lehre stattfi nden wird und<br />
das Fachgruppen-, das Prüfungs- und<br />
das Servicebüro, die Fachschaft, die<br />
Biblio<strong>the</strong>k und die Rechnerpools bleiben.<br />
Etwa 700 der 1.000 Informatik-<br />
Studierenden sollen hier in Hörsälen<br />
und Übungsräumen unterrichtet werden.<br />
7.000 Quadratmeter für 200<br />
Mitarbeiter und 300 Studierende<br />
Mit einer Gesamtfl äche von über<br />
7.000 Quadratmetern ist die neue<br />
Unterkunft<br />
durchaus<br />
weitläufi g.<br />
Das<br />
Gebäude<br />
verfügt<br />
auch über<br />
einen<br />
behindertengerechten<br />
Zugang.<br />
Insgesamt<br />
sollen in den<br />
kommenden<br />
Jahren<br />
rund 200<br />
Mitarbeiter<br />
und<br />
250 bis 300<br />
Studierende<br />
das Gebäude<br />
bevölkern. Seit<br />
Beginn des<br />
Sommersemesters ist<br />
dort Betriebsankeit<br />
eingekehrt. Inzwischen<br />
ist auch der der direkte<br />
Weg vom Haupteingang<br />
zur nahen Straßenbahnhaltestelle<br />
fertig gepfl astert.<br />
Derzeit werden in der<br />
Friedrich-Ebert-Allee noch<br />
weitere Laborräume hergerichtet,<br />
die die Landwirtschaftliche<br />
Fakultät vorübergehend für zwei<br />
ihrer neuen Profi lprofessoren<br />
nutzen wird.<br />
ARC/FORSCH
Neues<br />
Forschungsdezernat<br />
Mit Blick auf eine konsequente Ausrichtung<br />
der Verwaltung am Leitbild der Forschungs<strong>uni</strong>versität<br />
hat die Universitätsverwaltung<br />
zum Mai dieses Jahres ein neues<br />
Dezernat 7 – Forschung eingerichtet. Das<br />
Forschungsdezernat soll den Wissenschaftlern<br />
der Universität Bonn künftig dabei helfen,<br />
nationale und internationale Finanzierungsquellen<br />
noch besser anzuzapfen.<br />
Schon heute machen „Drittmittel“, also<br />
Fördergelder, die die Universität über ihre<br />
Grundfinanzierung durch das Land hinaus<br />
von „Dritten“ erhält, mehr als ein Viertel<br />
ihres Gesamtbud<strong>get</strong>s aus. Mit einer Summe<br />
von 129 Millionen übertrafen die Bonner<br />
Forscher 2010 schon wieder ihren<br />
Drittmittelrekord des Vorjahres, und zwar<br />
um satte 12 Prozent. An der s<strong>to</strong>lzen Gesamtsumme<br />
hat die Medizinische Fakultät<br />
einen großen Anteil. Im vergangenen Jahr<br />
warb sie 40,3 Millionen Euro ein und konnte<br />
damit ihr Ergebnis im Vergleich zu 2009<br />
um knapp 10 Prozent steigern.<br />
Die Bedeutung solcher externer Finanzierungsquellen<br />
für die Wissenschaft wird<br />
auch in Zukunft noch weiter steigen. „Wir<br />
wollen deshalb Wegbereiter und Dienstleister<br />
zugleich sein“, sagt Dr. Holger Impekoven,<br />
der das neue Forschungsdezernat seit<br />
Anfang Mai leitet und zuvor stellvertretender<br />
Leiter des Dezernats für Internationale<br />
Angelegenheiten war. „Das heißt zum einen,<br />
die Beratung zu Forschungsförderprogrammen<br />
deutlich auszubauen. Zu diesem<br />
Zweck stellen wir gerade ein Team von Forschungsreferenten<br />
zusammen, das unsere<br />
Wissenschaftler bei den oftmals komplexen<br />
Antragsverfahren begleiten soll.“ Zum<br />
anderen vereint das Forschungsdezernat<br />
nun erstmals die bisher auf verschiedene<br />
Dezernate der Universitätsverwaltung verteilte<br />
Expertise im Bereich der Förderberatung,<br />
der Drittmittelverwaltung, des Drittmittelpersonals<br />
sowie des Erkenntnistransfers<br />
und der Schutzrechtsfragen. „So<br />
können wir den Gesamtprozess der Forschung<br />
von der Erstinformation zu Fördermöglichkeiten<br />
über die Abwicklung von<br />
Drittmittelprojekten bis hin zur Verwertung<br />
der Ergebnisse in einer einzigen Verwaltungseinheit<br />
abbilden“, so Impekoven. „Ich<br />
bin überzeugt, dass wir dadurch Drittmittelprojekte<br />
mit maximaler Effizienz unterstützen<br />
können.“ ARC/FORSCH<br />
HOCHSCHULE<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
9
FORSCHEN<br />
4Der Bonner Theologe<br />
Professor Fabry (Mitte)<br />
und sein Siegener<br />
Kollege Dr. Dahmen<br />
leiten das Wörterbuch-<br />
Projekt. Im Original<br />
stehen die Texte auf<br />
Papyrus und Ziegenhaut.<br />
10 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
„Vater“ ist nicht gleich „Vater“<br />
Erster Band des Wörterbuchs zu den Qumrantexten erschienen<br />
400 Jahre Sprachgeschichte auf 580 Seiten: Bonner Katholische<br />
Theologen haben gemeinsam mit Siegener Wissenschaftlern zusammengestellt,<br />
wie sich die hebräische Sprache in der Zeit zwischen<br />
Altem und Neuem Testament verändert hat. Der erste Band der Reihe<br />
ist jetzt erschienen und enthält Spannendes vor allem zur Familie<br />
und dem Wandel im Umgang miteinander. Das insgesamt dreibändige<br />
Wörterbuch wird helfen, die spektakulären Qumranschriften zu<br />
erschließen und auch das Neue Testament besser zu verstehen.<br />
Der erste Band umfasst 270 hebräische<br />
Stichworte von A bis H – laut<br />
Projektleiter Professor Dr. Heinz-Josef<br />
Fabry ein besonders spannender Abschnitt:<br />
„Er enthält quasi die ganze Familie,<br />
also die hebräischen Wörter für<br />
Vater, Mutter, Sohn und Tochter.“ Gerade<br />
deren Bedeutung hat sich stark<br />
gewandelt. „Der Vater im Alten Testament<br />
war immer der Strenge, der mit<br />
dem S<strong>to</strong>ck“, erläutert der Theologe.<br />
„Wie also kam Jesus einige Jahrhunderte<br />
später dazu, Gott Vater zu nennen<br />
und auf die Art zu beten, wie er es gelehrt<br />
hat? Er hatte dabei offensichtlich<br />
nicht das Bild vom prügelnden Vater<br />
im Sinn.“<br />
Das Wörterbuch zeigt auf, wie sich<br />
innerhalb von 400 Jahren mit kulturellen<br />
Strömungen auch die Sprache geändert<br />
hat. Das Erziehungssystem befand<br />
sich im Wandel: „Die alten<br />
Hebräer legten viel Wert auf die Erziehung<br />
mit dem S<strong>to</strong>ck“, sagt Professor<br />
Fabry, „aber zur Zeit der Qumranschriften<br />
begann die Epoche der Philo-<br />
sophenschulen in Griechenland: Da<br />
war plötzlich der Diskurs gefragt.“<br />
Dieses Prinzip hat sich bald auch in Palästina<br />
etabliert. „Und gerade bei der<br />
Bedeutung von ‚Vater‘, ‚Mutter‘,<br />
‚Sohn‘ und ‚Tochter‘ zeichnet sich das<br />
sprachlich sehr stark ab.“<br />
Ein Mammutprojekt<br />
Professor Fabry leitet gemeinsam<br />
mit Privatdozent Dr. Ulrich Dahmen<br />
von der Universität Siegen das Wörterbuchprojekt<br />
zu den Qumrantexten, gefördert<br />
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG). Ziel ist ein<br />
dreibändiges Werk mit insgesamt 790<br />
hebräischen Stichwörtern. Das Ganze<br />
sieht aus wie ein herkömmliches zweispaltiges<br />
Lexikon: Auf den hebräischen<br />
Begriff (Lemma) folgen die Angaben,<br />
wo der Begriff in den<br />
Qumranschriften vorkommt und vor<br />
allem, was er dort bedeutet – und diese<br />
Erläuterung kann auch mal 20 Seiten<br />
füllen. Denn die Qumranschriften umfassen<br />
etwa 1.000 Texte auf 900 Schrift-<br />
rollen aus Papyrus und Ziegenhaut, die<br />
inzwischen elektronisch erfasst sind.<br />
Beduinen fanden die Rollen im Jahr<br />
1947 in Höhlen der Ruinenstätte von<br />
Qumran im Westjordanland. Für die<br />
Wissenschaft eine Offenbarung: Das<br />
Alte Testament endet 300 v. Chr., das<br />
Neue Testament beginnt erst etwa 70 n.<br />
Chr. „Es gab keine direkten Literaturquellen<br />
aus der Zeit dazwischen“, erklärt<br />
Professor Fabry. Die Qumranschriften<br />
schließen jetzt diese<br />
Literaturlücke. „Wir leisten die Vorarbeit<br />
für die wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema. Nach 20<br />
Jahren wird man dann wieder ein neues<br />
Wörterbuch brauchen“, schmunzelt<br />
Professor Fabry.<br />
Das Fernziel dieser wissenschaftlichen<br />
Arbeit ist es, das Neue Testament<br />
besser zu verstehen, also nachzuvollziehen,<br />
warum etwas so und nicht anders<br />
im Neuen Testament gesagt wird. Vier<br />
Jahre lang hat eine Crew von zehn Mitarbeitern<br />
die Entstehung des ersten<br />
Wörterbuchbands koordiniert. Viele<br />
ausländische Theologen und Sprachwissenschaftler<br />
haben daran mitgeschrieben.<br />
Der zweite soll Ende 2012<br />
fertig sein, der dritte inklusiv Register<br />
2015 erscheinen. Dabei soll das Wörterbuch<br />
nicht nur die Summe der Forschung<br />
abbilden, sondern auch strittige<br />
Theorien diskutieren.<br />
BRIGITTE OSTERATH/FORSCH<br />
Fo<strong>to</strong>: Volker Lannert/Uni Bonn
Grenzüberschreitungen in Crossroads Asia<br />
Neues Kompetenznetzwerk unter Bonner Führung<br />
Crossroads Asia erstreckt sich von Ostiran bis Westchina und vom<br />
Aralsee bis Nordindien. Die Region ist durch enorme gesellschaftliche<br />
Dynamiken, vielschichtige Konflikte und starke Migrationsströme<br />
geprägt. Ein Verbund international renommierter Wissenschaftler aus<br />
sieben deutschen Universitäten und Forschungsinstituten wird diese<br />
Region in den kommenden vier Jahren in einem neuen Kompetenznetzwerk<br />
erforschen. Die Federführung liegt bei zwei Einrichtungen<br />
der Universität Bonn.<br />
Wirtschaftsverfl echtungen, Bildungskarrieren,<br />
Pilgerzüge, Heiratsarrangements,<br />
aber auch Flüchtlingsströme<br />
und terroristische Netzwerke machen<br />
in Crossroads Asia selten an nationalstaatlichen<br />
Grenzen halt. So fi nden<br />
sich indische Händler in Taschkent,<br />
chinesische Ingenieure in Kabul oder<br />
afghanische Studenten in Teheran.<br />
Diese hohe Mobilität fi ndet in einer<br />
Region statt, die durch vielschichtige<br />
Konfl ikte – etwa in Afghanistan, Pakistan<br />
oder Kaschmir –, das Nebeneinander<br />
demokratischer, au<strong>to</strong>ritärer und<br />
<strong>the</strong>okratischer Herrschaft, aber auch<br />
strukturelle Armut, soziale Ausgrenzungen<br />
und Ressourcenreichtum gekennzeichnet<br />
ist.<br />
„Brennglas“ Mobilität<br />
Das Kompetenznetzwerk Crossroads<br />
Asia hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />
die Rolle, die räumliche wie<br />
soziale Mobilität in dieser brisanten<br />
gesellschaftlichen Gemengelage spielt,<br />
zu untersuchen.<br />
Die Themenbereiche Konfl ikt, Migration<br />
und Entwicklung sollen durch das<br />
„Brennglas“ Mobilität wissenschaftlich<br />
erfasst und ihre Verfl echtungszusammenhänge<br />
untersucht werden.<br />
Die Geschäftsstelle des Kompetenznetzwerks<br />
ist am Zentrum für Entwicklungsforschung<br />
(ZEF) der Universität<br />
Bonn angesiedelt; eingebunden<br />
ist auch die Abteilung für Islamwissenschaft<br />
über Professor Dr. Stephan Conermann.<br />
Finanziert wird Crossroads<br />
Asia in der Förderlinie „Regionalstudien“<br />
des Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung (BMBF): Es<br />
stellt rund 4 Millionen Euro zur Verfügung,<br />
von denen knapp 1,6 Millionen<br />
Euro als Drittmittel an die Universität<br />
Bonn fl ießen.<br />
Die sozialen und räumlichen Mobilitäten,<br />
die sich in Crossroads Asia beobachten<br />
lassen, werden – so die zentrale<br />
Annahme des Kompetenznetzwerks<br />
– in Wissenschaft wie Politik zu wenig<br />
berücksichtigt. „Beispielsweise sehen<br />
wir, dass sich das Engagement der Bundesregierung<br />
in Afghanistan auf den<br />
Aufbau staatlicher Strukturen konzentriert,<br />
aber die grenzübergreifenden In-<br />
teraktionen der Bevölkerung kaum einbezogen<br />
werden“, erläutert Dr. Conrad<br />
Schetter vom ZEF, der das Netzwerk<br />
koordiniert. „Solch ein Denken in nationalstaatlichen<br />
Containern blendet die<br />
hohe soziale und räumliche Dynamik<br />
der Bevölkerung völlig aus. Beispielsweise<br />
lassen sich im konkreten Krankheitsfall<br />
betuchte Bewohner aus Kundus<br />
eher in Karatschi, Delhi oder Dubai<br />
behandeln als in Kabul. Nationalstaatliche<br />
Grenzen spielen hier also keine<br />
Rolle.“<br />
Um diese Mobilität analysieren zu<br />
können, defi nieren die Wissenschaftler<br />
Crossroads Asia nicht mehr über seine<br />
terri<strong>to</strong>rialen Grenzen, wie es in der regionalwissenschaftlichen<br />
Forschung<br />
üblich ist. Stattdessen wird Crossroads<br />
Asia entsprechend eines „post-area<br />
studies“-Ansatzes als ein Handlungsraum<br />
verstanden, der sich durch das<br />
Überschreiten kultureller und sozialer<br />
Grenzen seiner Bewohner bildet. Damit<br />
steht in diesem innovativen Forschungsprojekt<br />
die Untersuchung<br />
grenzübergreifender Ströme und Netzwerke<br />
von Menschen, Gütern und Ideen<br />
im Mittelpunkt. So kann etwa die<br />
Untersuchung eines Heiratsnetzwerks<br />
seinen Anfang in Samarkand oder Kabul<br />
nehmen, aber durchaus bis nach<br />
New York oder Berlin verfolgt werden.<br />
FORSCH<br />
FORSCHEN<br />
Fo<strong>to</strong>: Katja Mielke<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
11
FORSCHEN<br />
4Grundlage für die<br />
Entstehung schwerer<br />
Elemente ist der<br />
Hoyle-Zustand, eine<br />
energiereiche Form des<br />
Kohlens<strong>to</strong>ffkerns.<br />
12 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Frage zur Entstehung des Lebens gelöst<br />
Physiker berechneten Kohlens<strong>to</strong>ffkern mit zentraler Bedeutung<br />
Was war die Voraussetzung, dass es uns gibt und wir das Universum<br />
beobachten können? Damit in den Sternen Kohlens<strong>to</strong>ff – die Grundlage<br />
des Lebens – entstehen kann, spielt eine bestimmte Form des Kohlens<strong>to</strong>ffkerns<br />
eine entscheidende Rolle. Physiker der Universität Bonn<br />
und der Ruhr-Universität Bochum haben jetzt gemeinsam mit US-<br />
Kollegen diesen legendären Kohlens<strong>to</strong>ffkern berechnet. Damit haben<br />
sie ein Problem gelöst, das die Wissenschaft seit mehr als 50 Jahren<br />
vor Rätsel gestellt hat.<br />
„Seit 1954 hat man vergeblich<br />
versucht, den Hoyle-Zustand zu berechnen“,<br />
berichtet Professor Dr. Ulf<br />
G. Meißner vom Bonner Helmholtz-<br />
Institut für Strahlen- und Kernphysik.<br />
„Und wir haben es jetzt geschafft!“<br />
Der Hoyle-Zustand ist eine energiereiche<br />
Form des Kohlens<strong>to</strong>ffkerns.<br />
Er ist der Bergpass, über den man von<br />
einem Tal ins andere gelangt: von drei<br />
Kernen des Gases Helium zum sehr<br />
viel größeren Kohlens<strong>to</strong>ffkern. Diese<br />
Verschmelzungsreaktion findet im<br />
heißen Inneren schwerer Sterne statt.<br />
Gäbe es den Hoyle-Zustand nicht,<br />
hätten im Weltall nur sehr wenig Kohlens<strong>to</strong>ff<br />
oder andere höhere Elemente<br />
wie Sauers<strong>to</strong>ff, Sticks<strong>to</strong>ff und Eisen<br />
entstehen können. Ohne diese Art von<br />
Kohlens<strong>to</strong>ffkern wäre daher vermutlich<br />
auch kein Leben möglich gewesen.<br />
Suche nach dem „Nebensender“<br />
Bereits im Jahr 1954 hat man den<br />
Hoyle-Zustand experimentell nachgewiesen,<br />
aber seine Berechnung scheiterte<br />
stets. Denn diese Form des Kohlens<strong>to</strong>ffs<br />
besteht lediglich aus drei sehr<br />
lose gebundenen Heliumkernen – ein<br />
eher wolkiger diffuser Kohlens<strong>to</strong>ffkern.<br />
Und er liegt nicht einzeln vor,<br />
sondern stets zusammen mit anderen<br />
Formen von Kohlens<strong>to</strong>ff. „Das ist, wie<br />
wenn sie ein Radiosignal untersuchen<br />
wollen, bei dem ein Hauptsender und<br />
mehrere schwächere Sender überlagert<br />
sind“, erläutert Professor Dr. Evgeny<br />
Epelbaum vom Institut für Theoretische<br />
Physik II der Ruhr-Universität<br />
Bochum. Der Hauptsender ist der stabile<br />
Kohlens<strong>to</strong>ffkern, aus dem auch der<br />
Mensch aufgebaut ist.<br />
„Wir interessieren uns aber für einen<br />
der instabilen, energiereichen<br />
Kohlens<strong>to</strong>ffkerne, also müssen wir irgendwie<br />
mit einem Rauschfilter den<br />
schwächeren Radiosender von dem<br />
dominierenden Signal abtrennen.“<br />
Möglich wurde das mit einer neuen,<br />
besseren Rechenmethode der Forscher:<br />
Sie berechnet die Kräfte zwischen<br />
mehreren Kernbausteinen präziser<br />
als zuvor. Mit JUGENE, dem<br />
Supercomputer am Forschungszentrum<br />
Jülich, stand auch das passende<br />
Werkzeug parat. Eine knappe Woche<br />
hat JUGENE gerechnet. Das Rechenergebnis<br />
stimmt so gut mit den experimentellen<br />
Daten überein, dass die For-<br />
scher sicher sein können, den<br />
Hoyle-Zustand tatsächlich von Grund<br />
auf berechnet zu haben. „Jetzt können<br />
wir diese spannende und wichtige<br />
Form von Kohlens<strong>to</strong>ffkern ganz genau<br />
untersuchen“, erläutert Prof. Meißner.<br />
„Wir werden schauen, wie groß er ist<br />
und wie er aufgebaut ist. Und damit<br />
können wir jetzt auch die gesamte<br />
Kette der Elemententstehung unter die<br />
Lupe nehmen.“<br />
Sogar philosophische Fragen sind<br />
in Zukunft vermutlich wissenschaftlich<br />
zu beantworten. Seit Jahrzehnten<br />
gilt der Hoyle-Zustand als Paradebeispiel<br />
für die Theorie, dass die Naturkonstanten<br />
bei der Entstehung unseres<br />
Universums genauso und nicht anders<br />
aufeinander abgestimmt sein mussten,<br />
da wir sonst nicht hier wären, um das<br />
Universum zu beobachten (Anthropisches<br />
Prinzip). „Für den Hoyle-Zustand<br />
heißt das: Er muss genau diese<br />
Energie haben, die er hat, weil es uns<br />
sonst nicht gäbe“, sagt Professor<br />
Meißner. „Wir können jetzt berechnen,<br />
ob in einer veränderten Welt mit<br />
anderen Parametern der Hoyle-Zustand<br />
im Vergleich zur Masse von drei<br />
Heliumkernen tatsächlich eine andere<br />
Energie hätte.“ Wenn dem so ist, spräche<br />
das für das anthropische Prinzip.<br />
Mitgewirkt an der Studie haben die<br />
Universität Bonn, die Ruhr-Universität<br />
Bochum, die North Carolina State<br />
University und das Forschungszentrum<br />
Jülich. Sie veröffentlichten ihre<br />
Ergebnisse in den Physical Review<br />
Letters. BRIGITTE OSTERATH/FORSCH<br />
Abb.: C. Reisen/FZ Jülich
BOHRUNG ERÖFFNET WEITEN<br />
BLICK IN DIE KLIMAGESCHICHTE<br />
Nie zuvor reichte der Blick in die Klimageschichte<br />
des Nahen Ostens so<br />
weit zurück. Bohrkerne vom Grund<br />
des Vansees im Osten der Türkei zeigen,<br />
dass das Klima dramatisch<br />
schwankte und gewaltige Vulkanausbrüche<br />
und Erdbeben die Region erschütterten.<br />
Der heute lebensfeindliche,<br />
salzhaltige See war früher ein<br />
Süßwassersee. Der Paläon<strong>to</strong>loge Professor<br />
Dr. Thomas Litt vom Steinmann-<br />
Institut für Geologie, Mineralogie und<br />
Paläon<strong>to</strong>logie ist Sprecher eines internationalen<br />
Forscherteams, das Blütenstaub,<br />
Muschelreste, Überbleibsel von<br />
Schnecken sowie andere Materialien<br />
untersucht: „Die Sedimente stammen<br />
aus den letzten 400.000 Jahren. Es<br />
gibt im Nahen Osten kein so weit zurückreichendes<br />
kontinentales Klimaarchiv.<br />
Die zeitliche Auflösung der Bohrkerne<br />
ist obendrein hervorragend“,<br />
erklärt Litt. Eine erste Pollenanalyse<br />
zeige drei weitere Warmzeiten neben<br />
dem jetzigen erdgeschichtlichen Zeitabschnitt,<br />
dem Holozän. Außerdem<br />
interessiert die Forscher, wie schnell<br />
sich die Pflanzenwelt nach einem Vulkanausbruch<br />
erholt. In den nächsten<br />
drei bis fünf Jahren werden mindestens<br />
schon jetzt bestehende 5.000<br />
Proben analysiert.<br />
ÖKOLOGISCH SPÜLEN<br />
Europäische Verbraucher sind keine<br />
guten Tellerwäscher. Das zeigte der<br />
Vergleich zwischen 200 Haushalten in<br />
Deutschland, Italien, Schweden und<br />
Großbritannien: Etwa jeder zehnte<br />
Spülgang könnte gespart werden,<br />
wenn die Maschinen voll beladen wären.<br />
Dazu wird unnötig oft vorgespült,<br />
da der Abwasch mit der Hand Verschwendung<br />
ist. Zu diesen Ergebnissen<br />
kam nun Dr. Paul Richter, Mitarbeiter<br />
bei Professor Dr. Rainer<br />
Stamminger am Institut für Landtechnik,<br />
Sektion Haushaltstechnik. Deutsche<br />
Haushalte sind zwar relativ sparsam,<br />
doch oft wird bei zu hoher<br />
Temperatur gespült. Bei jüngeren<br />
Baujahren der Spülmaschinen und<br />
modernen Reinigungsmitteln reichen<br />
zumeist niedrige Temperaturen aus.<br />
Die Bonner Wissenschaftler erforschen<br />
das Spülverhalten in Europa<br />
seit acht Jahren. Aktuelle Ergebnisse<br />
bestätigen die früheren Messungen.<br />
Die Studie ist als Buch er-<br />
schienen: ISBN: 978-3-8322-9417-5.<br />
Fo<strong>to</strong>s: Universität Bonn<br />
NEUE WAFFEN GEGEN BAUCH-<br />
SPEICHELDRÜSENKREBS<br />
Im Kampf gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
fördert die Europäische<br />
Union mit 3 Millionen Euro jetzt einen<br />
neuen Forscherverbund unter Federführung<br />
der Universität Bonn. Krebsforscher<br />
aus 12 Institutionen in fünf<br />
europäischen Ländern beteiligen sich<br />
an der Entwicklung neuer Strategien<br />
und Waffen gegen das Pankreaskarzinom.<br />
Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
bestehen geringere Überlebenschancen<br />
als bei den meisten anderen<br />
Krebsarten, da dieser bösartige Tumor<br />
eine hohe Resistenz gegenüber<br />
Zy<strong>to</strong>statika und anderen Therapieformen<br />
aufweist. Der neue Verbund wird<br />
zur Entwicklung neuer Therapien und<br />
Substanzen über fünf Jahre gefördert.<br />
Professor Dr. Peter Brossart und Dr.<br />
Georg Feldmann von der Medizinischen<br />
Klinik III für Häma<strong>to</strong>logie und<br />
Onkologie des Universitätsklinikums<br />
Bonn koordinieren den Forscherverbund.<br />
DEUTSCHES ZENTRUM<br />
FÜR INFEKTIONSFORSCHUNG<br />
GEGRÜNDET<br />
Die Expertise verschiedener Wissenschaftler<br />
bündeln und gemeinsam<br />
neue Strategien gegen Krankheitserreger<br />
entwickeln: Das ist der Auftrag<br />
des neu gegründeten Deutschen<br />
Zentrums für Infektions-<br />
forschung (DZIF). Das Netzwerk<br />
konzentriert sich auf die Erforschung<br />
von Krankheitsursachen und<br />
-verläufen sowie auf neue Ansätze<br />
für Diagnostik, Prävention und Therapie.<br />
Den Universitäten und Universitätsklinika<br />
in Bonn und Köln war<br />
die Aufnahme in den Kreis der insgesamt<br />
sieben DZIF-Standorte in<br />
Deutschland durch einen gemeinsamen<br />
Antrag gelungen. Im Herbst<br />
2011 soll das DZIF seine Arbeit aufnehmen.<br />
Die Aktivitäten des hiesigen<br />
Standortes koordiniert dann<br />
Professor Dr. Achim Hörauf, Institut<br />
für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie<br />
und Parasi<strong>to</strong>logie der<br />
Universität Bonn. Das DZIF ist Teil<br />
der „Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung“,<br />
mit denen das<br />
BMBF die Erforschung und Bekämpfung<br />
der bedeutendsten Volkskrankheiten<br />
vorantreiben will.<br />
FORSCHEN<br />
5Bohrkerne vom<br />
Grund des Vansees<br />
sind ein so im Nahen<br />
Osten nie zuvor<br />
gefundenes „Klimaarchiv“.<br />
Professor Litt<br />
erforscht es mit einem<br />
internationalen Team.<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
forschenkompakt<br />
13
FORSCHEN<br />
5Ester Ullrich-Lüter<br />
erforscht in einem<br />
europäischen Team<br />
das „laufende<br />
Komplexauge“<br />
14 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Seeigel sehen besser als gedacht<br />
Kalkskelett mit Lichtsinneszellen funktioniert als „Komplexauge“<br />
Seeigel sind doch nicht so „blind“, wie die Wissenschaft immer ge-<br />
dacht hat: Ein Team der Universität Bonn und Forschungseinrichtungen<br />
in Italien, Norwegen und Schweden hat jetzt erstmals spezialisierte<br />
Lichtsinneszellen in vermeintlich augenlosen Seeigeln entdeckt, die<br />
den Tieren ein Richtungssehen ermöglichen. Ihren Fund bezeichnen sie<br />
als „laufendes Komplexauge“.<br />
Seeigel nutzen das eigene Skelett zur<br />
gezielten Lichtabschirmung ihrer Pho<strong>to</strong>rezep<strong>to</strong>ren<br />
und funktionieren dadurch als<br />
eine Art „laufendes Komplexauge“.<br />
„Die Pho<strong>to</strong>rezep<strong>to</strong>ren des purpurnen<br />
Seeigels (Strongylocentrotus purpuratus)<br />
sind nicht diffus über den ganzen<br />
Körper der Tiere verteilt, wie bislang<br />
vermutet, sondern in kleinen Einbuchtungen<br />
des runden Kalkskeletts konzen-<br />
triert“, erklärt Es<strong>the</strong>r Ullrich-Lüter von<br />
der Universität Bonn die Forschungsergebnisse<br />
der europäischen Wissenschaftler.<br />
Obwohl Lichtreaktionen bei den<br />
ausschließlich im Meer vorkommenden,<br />
wirbellosen Seeigeln seit langem<br />
bekannt sind, konnten die verantwortlichen<br />
Rezep<strong>to</strong>ren und Mechanismen erst<br />
durch eine Kombination aus Genexpressions-Studien<br />
und morphologischen<br />
Untersuchungen aufgeklärt werden.<br />
Die Wissenschaftler legten ihren<br />
Fokus zunächst auf die Expression eines<br />
so genannten rhabdomerischen Opsins,<br />
eines funktionell essentiellen Moleküls<br />
von Lichtrezep<strong>to</strong>ren, wie sie in<br />
vielen wirbellosen Tieren vorkommen.<br />
„Durch den spezifischen Nachweis<br />
dieses Opsins in den Füßchen der See-<br />
Fo<strong>to</strong>s: Anne Zakrzewski<br />
igel konnten wir erstmals Lichtsinneszellen<br />
bei Seeigeln lokalisieren, die keine<br />
„Augen“ im klassischen Sinne<br />
besitzen“, sagt Maria Ina Arnone von<br />
der Stazione Zoologica in Neapel.<br />
Die Genexpressionsdaten belegen<br />
in Kombination mit elektronenmikroskopischen<br />
Untersuchungen und Immunfärbungen,<br />
dass Seeigel ähnlich<br />
wie Insekten und Krebstiere einen für<br />
Facettenaugen typischen Lichtrezep<strong>to</strong>r<br />
zum Richtungssehen benutzen – im Unterschied<br />
zu ihren nahen Verwandten,<br />
den Wirbeltieren. Bei diesem Pho<strong>to</strong>rezep<strong>to</strong>rtyp<br />
erfolgt die Einlagerung des<br />
Sehpigmentes in Ausstülpungen der<br />
nach außen gerichteten Zelloberfläche.<br />
Die Wirbeltiere sehen dagegen mit Pho<strong>to</strong>rezep<strong>to</strong>ren,<br />
bei denen das Sehpigment<br />
in die Oberfläche eines Wimperhärchens<br />
eingelagert ist. „Diese Art des<br />
Sehens scheint demnach evolutiv neuer<br />
zu sein, als bislang angenommen“, resümiert<br />
Harald Hausen vom SARS International<br />
Centre of Marine Molecular<br />
Biology.<br />
Internetartiges Nervensystem<br />
Zusätzliche Röntgen-mikro<strong>to</strong>mographische<br />
Untersuchungen (μCT) gaben<br />
Aufschluss über die spezielle Skelettmorphologie<br />
der untersuchten See-<br />
igel, mit deren Hilfe eine Lichtabschirmung<br />
der einzelnen Lichtrezep<strong>to</strong>rgruppen<br />
von bis zu 272 Grad erfolgt.<br />
Die Verteilung der Lichtsinneszellen<br />
über den runden Körper der Tiere in<br />
Kombination mit einem im Tierreich<br />
einmaligen, internetartig dezentral Daten<br />
verarbeitenden Nervensystem, erlaubt<br />
den Seeigeln, Informationen aus<br />
über 1.500 solcher Lichtrezep<strong>to</strong>rgruppen<br />
zu verarbeiten und sich gerichtet<br />
von einer wahrgenommenen Lichtquelle<br />
weg zu bewegen.<br />
Neben der Universität Bonn waren<br />
Forscher des SARS International Centre<br />
of Marine Molecular Biology der<br />
Universität Bergen, Norwegen, zusammen<br />
mit Kollegen der Stazione Zoologica<br />
An<strong>to</strong>n Dohrn in Neapel, Italien,<br />
und des Sven Lovén Centre for Marine<br />
Science der Universität Göteborg in<br />
Schweden an der Studie beteiligt. Das<br />
„laufende Komplexauge“ haben sie in<br />
der Fachzeitschrift PNAS (Proceedings<br />
of <strong>the</strong> National Academy of Science)<br />
beschrieben. ARC/FORSCH
Lungenkrebs frühzeitig erkennen<br />
Bonner Forscher legen Grundstein für zukünftigen Bluttest<br />
Ob jemand Lungenkrebs hat, verrät sein Blut, haben Forscher der<br />
Universität Bonn gezeigt. In Zusammenarbeit mit Kollegen am<br />
Universitätsklinikum Köln entwickeln sie einen Bluttest für Raucher,<br />
der in Zukunft Menschenleben retten könnte: Denn je früher ein<br />
Lungentumor erkannt wird, des<strong>to</strong> besser sind die Überlebenschancen.<br />
Die Studie ist jetzt im Fachmagazin Clinical Cancer Research<br />
erschienen.<br />
Die Wissenschaftler um Professor<br />
Dr. Joachim L. Schultze am LIMES –<br />
dem Life and Medical Sciences Institute<br />
– haben über 480 Moleküle identifi -<br />
ziert, deren Konzentration im Blut<br />
verändert ist, sobald jemand an Lungenkrebs<br />
erkrankt ist. Diese Moleküle<br />
liegen dann entweder in erhöhter oder<br />
in geringerer Menge in den Blutzellen<br />
vor. „Bei Lungenkrebspatienten ergeben<br />
sich also typische Muster, die mit<br />
einem Messprogramm zu erkennen<br />
sind“, erläutert Professor Schultze. Bei<br />
den Molekülen handelt es sich um Nukleinsäuren,<br />
welche im Körper entstehen,<br />
wenn bestimmte Gene abgelesen<br />
werden.<br />
Die Veränderungen im Blut zeigen<br />
sich auch schon, wenn der Tumor noch<br />
in einem sehr frühen Stadium ist. Bei<br />
Lungenkrebs gibt es vier verschiedene<br />
Stadien, erklärt Professor Schultze:<br />
„Die Prognose für Patienten im Stadium<br />
3 und 4 ist auch heute noch sehr<br />
schlecht, selbst mit modernsten Therapien<br />
kann man lediglich den Zeitpunkt<br />
des Todes hinauszögern.“ Lungenkrebs<br />
im ersten Stadium hingegen ist<br />
operierbar und in vielen Fällen dann<br />
sogar heilbar. „Allerdings erkennt man<br />
heutzutage einen Tumor selten so früh,<br />
nämlich nur in etwa 15 Prozent aller<br />
Fälle. Würde ein einfacher Vorsorge-<br />
Bluttest diesen Anteil erhöhen, könnte<br />
ein Großteil der Lungenkrebspatienten<br />
überleben“, sagt Professor Schultze.<br />
Bisher sterben hingegen über 80% aller<br />
Lungenkrebspatienten innerhalb<br />
von zwei Jahren nach der Diagnose, da<br />
der Tumor bereits zu weit fortgeschritten<br />
ist.<br />
In Zukunft gehört möglicherweise<br />
eine Lungenkrebs-Vorsorgeuntersuchung<br />
zur Routine: Der Arzt nimmt<br />
seinem Patienten Blut ab und innerhalb<br />
von 24 Stunden weiß er, ob derjenige<br />
mit einer hohen Wahrscheinlichkeit<br />
Lungenkrebs hat oder nicht � auch<br />
wenn der Patient noch gar keine Symp<strong>to</strong>me<br />
hat. Das Team um Professor<br />
Schultze hat über viele Jahre hinweg<br />
das Blut von über 200 Rauchern untersucht.<br />
Etwa die Hälfte davon hatten<br />
Lungenkrebs, die anderen waren entweder<br />
völlig gesund oder litten an einer<br />
anderen Lungenerkrankung. „Es<br />
war uns wichtig, dass ein späterer Test<br />
nicht nur Lungenkrebspatienten von<br />
Gesunden unterscheiden kann, sondern<br />
auch von Menschen mit chronischen<br />
Lungenerkrankungen.“ Das Blut<br />
der Probanden haben die Forscher<br />
dann mit Biochips auf bestimmte Nukleinsäuren<br />
untersucht und dabei die<br />
typischen Muster gefunden.<br />
Momentan planen die Forscher<br />
eine analoge, aber viel größere Studie<br />
mit zehnmal so vielen Patienten. Würden<br />
sich die jetzigen Ergebnisse in einer<br />
solchen Studie bestätigen, stünde<br />
der endgültigen Entwicklung des Bluttests<br />
bis zur Marktreife nichts mehr im<br />
Wege.<br />
BRIGITTE OSTERATH/FORSCH<br />
FORSCHEN<br />
5Ab ins Labor: Künftig<br />
könnte eine Vorsorgeun-<br />
tersuchung Routine sein,<br />
bei der die Blutprobe<br />
innerhalb von 24<br />
Stunden auch bei noch<br />
symp<strong>to</strong>mfreien<br />
Patienten zeigt, ob mit<br />
hoher Wahrscheinlich-<br />
keit Lungenkrebs<br />
vorliegt oder nicht.<br />
Fo<strong>to</strong>: Müller/Medienzentrum UKB<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
15
FORSCHEN<br />
6Der Alzheimer Krankheit<br />
über Medikamente<br />
vorzubeugen, könnte<br />
künftig möglich werden.<br />
16 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Mögliche Ursache für Alzheimer entdeckt<br />
Lipidfragment lässt Nervenzellen sterben<br />
Ein körpereigenes Lipidmolekül hat fatale Auswirkungen, wenn es<br />
sich in Nervenzellen anhäuft. Das haben Forscher der Universität<br />
Bonn herausgefunden. Die Substanz löst ein Selbstmordprogramm<br />
aus, und die Zellen sterben ab. Die Erkenntnis könnte die Alzheimer-<br />
Forschung revolutionieren.<br />
Verantwortlich für den Untergang<br />
von Nervenzellen ist ausgerechnet ein<br />
Molekül, das in anderen Körperzellen<br />
das Wachstum anregt. Sphingosin-<br />
1-Phosphat entsteht beim Abbau von<br />
Zellmembranen, wird aber normalerweise<br />
sofort weiter zerlegt. Kommt es<br />
zu einer Entgleisung im S<strong>to</strong>ffwechsel<br />
und häufen sich dadurch größere Mengen<br />
des Lipidfragments in Nervenzellen<br />
an, sterben die Zellen ab. Das hat<br />
die Arbeitsgruppe von Privatdozentin<br />
Dr. Gerhild van Echten-Deckert aus<br />
der Membranbiologie und Lipid-Biochemie<br />
zusammen mit Wissenschaftlern<br />
des physiologischen und ana<strong>to</strong>mischen<br />
Instituts jetzt gezeigt.<br />
Selbstmordprogamm in<br />
Gehirnzellen<br />
„Wir haben Knockout-Mäuse gezüchtet,<br />
denen ein bestimmtes Eiweiß<br />
fehlte: Sie konnten Sphingosin-<br />
1-Phosphat nicht abbauen“, erläutert<br />
Mitarbeiterin Dr. Nadine Hagen. Die<br />
Mäuse starben bereits mit sechs bis<br />
acht Wochen, und als die Forscher die<br />
Gehirne der <strong>to</strong>ten Tiere untersuchten,<br />
stellten sie fest: „In den Gehirnregionen,<br />
in denen das Lipidfragment besonders<br />
angereichert war, waren die<br />
Gehirnzellen abges<strong>to</strong>rben“, sagt Dr.<br />
Hagen, „und das bei wenigen Wochen<br />
alten Mäusen!“ Den genauen biochemischen<br />
Mechanismus haben die Forscher<br />
entschlüsselt: Sphingosin-1-<br />
Phosphat setzt große Mengen Calcium<br />
aus den internen Calciumspeichern der<br />
Nervenzellen frei. Das wiederum löst<br />
eine zellinterne Signalkaskade aus �<br />
mit dem programmierten Zell<strong>to</strong>d als<br />
Endziel. „Bei anderen Körperzellen<br />
bewirkt Sphingosin-1-Phosphat Zellteilung<br />
und Wachstum“, erklärt Dr.<br />
Hagen, „aber ausgereifte Nervenzellen<br />
teilen sich normalerweise nicht mehr.<br />
Vermutlich sind sie darauf programmiert,<br />
durch den Zell<strong>to</strong>d dem Wachstum<br />
zu entgehen – nach dem Mot<strong>to</strong>:<br />
besser sterben als wachsen.“ Denn das<br />
unerwartete Signal zum Wachstum<br />
könnte zu einem Tumor führen. Im<br />
Laufe der Signalkaskade, die Sphingosin-1-Phoshat<br />
in Nervenzellen in<br />
Gang setzt, wird auch das unter Alzheimer-Forschern<br />
bekannte Tau-Protein<br />
verändert.<br />
Löst das Molekül Alzheimer aus?<br />
Bei vielen Wissenschaftlern gilt<br />
ein modifi ziertes Tau-Protein als eigentliche<br />
Ursache der Alzheimer-<br />
Krankheit. Dr. van Echten-Deckert ist<br />
Fo<strong>to</strong>: dama<strong>to</strong>, fo<strong>to</strong>lia.com
skeptisch: „Die Frage ist doch, ob die<br />
Veränderung des Tau-Proteins der<br />
Grund für die degenerativen Veränderungen<br />
im Gehirn ist oder nur ein Nebeneffekt.<br />
Wir vermuten, dass vielmehr<br />
ein in Nervenzellen häufi g<br />
auftretendes Abbauprodukt die Krankheit<br />
auslöst.“ Sphingosin-1-Phosphat<br />
wäre ein plausibler Kandidat für ein<br />
solches Abbauprodukt: Im Gehirn liegen<br />
besonders viele der Membranmoleküle<br />
vor, aus denen diese Substanz<br />
entsteht.<br />
Die Publikation ist im Fachmagazin<br />
Cell Death and Differentiation erschienen.<br />
Als nächstes planen die Bonner<br />
Forscher, die Gehirne von<br />
vers<strong>to</strong>rbenen Alzheimer-Patienten zu<br />
untersuchen: Sie wollen dort nach<br />
Sphingosin-1-Phosphat suchen. „Hat<br />
sich in den Gehirnen der Alzheimer-<br />
Patienten viel dieser Substanz angehäuft,<br />
bekräftigt das unsere Theorie,<br />
dass ein Zuviel des Moleküls die<br />
Krankheit auslöst.“ Behält das Team<br />
um Dr. van Echten-Deckert recht, er-<br />
Fo<strong>to</strong>: Mareen Friedrich, fo<strong>to</strong>lia.com<br />
geben sich ganz neue Möglichkeiten,<br />
Alzheimer vorzubeugen: „Man könnte<br />
dann der Anhäufung von Sphingosin-<br />
1-Phosphat gezielt entgegensteuern“,<br />
erläutert die Wissenschaftlerin, „beispielsweise<br />
mit Medikamenten, die<br />
dafür sorgen, dass die Substanz schneller<br />
abgebaut wird. Im Mai haben japanische<br />
Forscher ihre Ergebnisse publiziert:<br />
Bei anderer Vorgehensweise<br />
kamen sie zum gleichen Schluss wie<br />
wir. “<br />
BRIGITTE OSTERATH/FORSCH<br />
Vorsicht bei konjugierten Linolsäuren!<br />
Nahrungsergänzungsmittel regt Insulinausschüttung an<br />
Konjugierte Linolsäuren werden vielfach als wahre Wundermittel für<br />
Schönheit und Gesundheit angepriesen. Nun haben Bonner Forscher<br />
gemeinsam mit Tübinger Kollegen herausgefunden, dass sie in der<br />
Bauchspeicheldrüse die Ausschüttung von Insulin stimulieren.<br />
Konjugierte Linolsäuren, kurz<br />
CLA, sind bestimmte Arten von Fettsäuren,<br />
die natürlicherweise in der<br />
Milch und dem Fleisch von Wiederkäuern<br />
vorkommen. Hochdosierte Kapseln<br />
dieser Verbindungen lassen sich als<br />
Nahrungsergänzungsmittel in Drogerien,<br />
Supermärkten und im Internet beziehen.<br />
„Viele Leute schlucken große<br />
Mengen dieser Substanzen, weil sie<br />
glauben, dass sie ihnen gut tun“, sagt<br />
Professor Dr. Evi Kostenis, Pharmazeutische<br />
Biologie. „Sie sollen Fett verbrennen,<br />
Muskelmasse aufbauen, schön<br />
machen, gegen Entzündungen helfen,<br />
sogar Krebs vorbeugen.“ Bewiesen ist<br />
keine dieser Wirkungen. Eine andere<br />
Wirkweise von CLA ist nun jedoch<br />
klar: Konjugierte Linolsäuren greifen<br />
an einem ganz bestimmten Rezep<strong>to</strong>r<br />
von Bauchspeicheldrüsenzellen an – ist<br />
der Blutzuckerspiegel hoch, schütten<br />
die Zellen innerhalb von Sekunden vermehrt<br />
Insulin aus. Unklar ist, ob Menschen,<br />
die regelmäßig hochdosierte<br />
CLA zu sich nehmen, irgendwann Diabetes<br />
entwickeln oder ob sich die Substanzen<br />
sogar als Medikament gegen<br />
Diabetes eignen. „Bisher wollen wir<br />
nur sagen: Leute, passt auf!“ mahnt<br />
Professor Kostenis. „Diese Substanzen<br />
wirken wie ein Arzneimittel und sind<br />
damit nicht ungefährlich.“ Die Wissenschaftlerin<br />
fordert endlich seriöse Langzeitstudien<br />
am Menschen. Bisher gab es<br />
dazu keine einzige. Das Forscherteam<br />
hat jetzt eine Studie mit Mäusen initiiert.<br />
Sie wird wer<strong>tv</strong>olle Hinweise liefern,<br />
welche Langzeitwirkungen von<br />
CLA beim Menschen zu erwarten sind.<br />
BRIGITTE OSTERATH/FORSCH<br />
FORSCHEN<br />
5Fett verbrennen und<br />
Muskelmasse aufbauen –<br />
besser durch Bewegung<br />
als über hochdosierte<br />
Nahrungsergänzungsmittel.<br />
FACHBUCHHANDLUNG<br />
JAMES HELMUT ZOWE<br />
Medizin • Zahnmedizin • Pharmazie • Biowissenschaften<br />
Tel. 0228 / 220110 • Fax 0228 / 261034<br />
eMail: buecher-james@t-online.de<br />
Königstr. 86 • 53115 Bonn-Südstadt<br />
Medizinbücher kommen von Bücher JAMES – Ihre Vorteile auf einen Blick:<br />
► Umfangreiche, aktuelle und gut sortierte Auswahl<br />
► Schneller Besorgungsdienst jeder Art von Literatur<br />
medizinischer Fachliteratur aus dem In- und Ausland<br />
(ca. 420.000 lieferbare Titel von heute auf morgen)<br />
► Grosses Angebot für Heilberufe / Physio<strong>the</strong>rapie ► Riesenauswahl an preisgünstigen Sonderangeboten<br />
► Kompetente, freundliche Beratung, Top-Service ► Por<strong>to</strong>freier Buchversand bundesweit ab 50,- €<br />
Vom Studienanfänger bis zum Chefarzt – hier findet<br />
jeder das richtige Buch<br />
buecher james.indd 1 19.05.11 12:52<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
17
FORSCHEN<br />
6Wenn der Auf- und<br />
Abbau der Fettspeicher<br />
gestört ist, können eine<br />
Leberzirrhose,<br />
Übergewicht oder eine<br />
Fettleber entstehen.<br />
18 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Wie baut die Zelle Fettspeicher auf und ab?<br />
Neuer Mosaikstein im Fetts<strong>to</strong>ffwechsel<br />
Der Auf- und Abbau der zellulären Fettspeicher wird offensichtlich von<br />
einem Eiweiß reguliert. Forscher am Life and Medical Sciences<br />
Institute (LIMES) haben eines gefunden, das auf der Membran der<br />
Lipidspeichertröpfchen sitzt und mit wichtigen Akteuren des Zells<strong>to</strong>ffwechsels<br />
interagiert. Ihre Erkenntnisse könnten dabei helfen,<br />
Krankheiten wie die Fettleber oder Störungen im Cholesterins<strong>to</strong>ffwechsel<br />
besser zu verstehen und zu behandeln.<br />
Das Eiweiß namens AUP1 ist in<br />
die Membran der zellulären Fettspeicher<br />
verankert und bindet an ein wichtiges<br />
Enzym des Zells<strong>to</strong>ffwechsels, hat<br />
das Team um Professor Dr. Chris<strong>to</strong>ph<br />
Thiele entdeckt. Dieses Enzym greift<br />
in den Abbau von großen Eiweißen in<br />
der Zelle ein.<br />
„Dieses Gefüge ergibt allerdings<br />
nur dann Sinn“, sagt Professor Thiele,<br />
„wenn die Lipidspeichertröpfchen<br />
über die besagte Eiweißkette S<strong>to</strong>ffwechselbestandteile<br />
regulieren, die Lipide<br />
auf- oder abbauen.“ Die Forscher<br />
vermuten daher, dass sich die Fettspeicher<br />
über AUP1 selbst in ihrer Größe<br />
und Zusammensetzung beeinflussen:<br />
„Wir nehmen an, dass über das Eiweiß<br />
auch der Cholesterins<strong>to</strong>ffwechsel der<br />
Zelle gesteuert wird.“<br />
Schalter mit bisher unbekannter<br />
Aufgabe<br />
Das Eiweiß AUP1 kennt man<br />
schon länger, nur seine Funktion war<br />
bisher unbekannt. „Man wusste lediglich,<br />
dass es wie ein Schalter funktioniert“,<br />
erläutert Professor Thiele. „Es<br />
lässt sich von anderen Eiweißen ein-<br />
und ausschalten.“ Nun haben die Forscher<br />
den Hinweis darauf gefunden,<br />
dass AUP1 eine entscheidende Rolle<br />
für den Auf- und Abbau der Fettspeicher<br />
spielt. Die Fettspeicher der Zelle<br />
arbeiten nach Angebot und Nachfrage:<br />
Hat die Zelle zu viele Fettsäuren, verknüpft<br />
sie mit Hilfe von Enzymen<br />
mehrere davon zu Lipiden und speichert<br />
diese im Innern der Lipidspeichertröpfchen.<br />
Braucht die Zelle Fettsäuren,<br />
beispielsweise zur Energie-<br />
Fo<strong>to</strong>: Romain Git<strong>to</strong>n, fo<strong>to</strong>lia.com<br />
gewinnung, setzen andere Enzyme die<br />
Verbindungen aus den Fettspeichern<br />
wieder frei. Lipidspeichertröpfchen sind<br />
allerdings mehr als nur Energiereserven:<br />
Überschüssige freie Fettsäuren können<br />
beispielsweise Zellmembranen auflösen<br />
und sind daher schädlich. Die Zelle<br />
schützt sich vor ihnen, indem sie die<br />
Substanzen sicher in einem Sack, den<br />
Lipidspeichertröpfchen, verpackt und<br />
sie dort so lange sicher aufbewahrt, bis<br />
sie benötigt werden.<br />
Das Gleichgewicht muss stimmen<br />
Ist die Regulation im Auf- und Abbau<br />
der Fettspeicher gestört, kann das<br />
gefährlich werden, erklärt Dr. Johanna<br />
Spandl, Professor Thieles Mitarbeiterin.<br />
Zu viele freie Fettsäuren können<br />
Zellen entarten lassen und etwa eine<br />
Leberzirrhose auslösen, bei der das gesunde<br />
Lebergewebe durch nutzloses<br />
Bindegewebe ersetzt ist. Ein Zuviel an<br />
gespeicherten Lipiden wiederum kann<br />
Übergewicht oder eine Fettleber bewirken.<br />
Auch die Syn<strong>the</strong>se von Cholesterin<br />
ist an die Lipidspeichertröpfchen<br />
gekoppelt, haben amerikanische<br />
Wissenschaftler vor kurzem herausgefunden.<br />
Professor Thiele vermutet daher,<br />
dass das Eiweiß AUP1 auch eine<br />
wichtige Rolle im Cholesterins<strong>to</strong>ffwechsel<br />
spielt. „Bisher weiß man allerdings<br />
noch sehr wenig darüber, wie der<br />
Auf- und Abbau von Lipidspeichertröpfchen<br />
auf zellulärer Ebene reguliert<br />
wird“, sagt Dr. Spandl. „Unsere<br />
Arbeiten liefern jetzt einen wichtigen<br />
Mosaikstein zur Lösung dieses Rätsels.“<br />
Die Erkenntnisse könnten einen<br />
neuen Ansatzpunkt bieten, medikamentös<br />
in den Fetts<strong>to</strong>ffwechsel einzugreifen<br />
und entsprechende Krankheiten<br />
zu behandeln.<br />
Bisher haben die Forscher mit<br />
Zellkulturen gearbeitet. Als nächstes<br />
wollen sie an Säu<strong>get</strong>ieren überprüfen,<br />
wie sich der S<strong>to</strong>ffwechsel verändert,<br />
wenn das Eiweiß AUP1 fehlt. „Wir<br />
planen eine Knockout-Maus, die das<br />
Eiweiß nicht herstellen kann“, sagt<br />
Professor Thiele. „Und dann sehen<br />
wir, wie der Fetts<strong>to</strong>ffwechsel dadurch<br />
beeinträchtigt wird.“<br />
BRIGITTE OSTERATH/FORSCH
Fo<strong>to</strong>: Frank Hommes/Wikimedia Commons<br />
Daten aus der Weltmaschine<br />
Physiker forschen am Teilchenbeschle<strong>uni</strong>ger in der Schweiz<br />
Bonner Physiker sind seit 1992 an Planung, Bau und Betrieb des<br />
ATLAS-Experiments am Large Hadron Collider (LHC) des europäischen<br />
Kernforschungszentrums CERN in Genf beteiligt. In einem 27<br />
Kilometer langen Ring werden dort Teilchen aufeinander geschossen.<br />
Mit dem LHC s<strong>to</strong>ßen die Wissenschaftler in bisher unerforschte<br />
Bereiche hoher Energien vor, wie sie im frühen Universum vorlagen.<br />
Damit kann das bisherige <strong>the</strong>oretische Konzept vom Aufbau unserer<br />
Materie untersucht werden. Zudem suchen die Wissenschaftler nach<br />
bislang unentdeckten Phänomenen und Elementarteilchen, die das<br />
existierende Bild unserer Welt verändern könnten.<br />
Im ringförmigen LHC werden<br />
zwei Teilchenstrahlen gegenläufig beschle<strong>uni</strong>gt.<br />
Wenn diese bei sehr hoher<br />
Energie an vier eigens dafür eingerichteten<br />
Wechselwirkungspunkten aufeinanderprallen,<br />
entstehen dort Zustände<br />
ähnlich denen unmittelbar nach dem<br />
Urknall. Detek<strong>to</strong>ren registrieren die in<br />
den Kollisionen produzierten Teilchen<br />
und zeichnen Daten zur weiteren Analyse<br />
auf. Seit 35 Jahren existiert eine<br />
grundlegende Theorie – das Standardmodell<br />
der Teilchenphysik – die alle<br />
Elementarteilchen und deren Wechselwirkungen<br />
beschreibt. Sie wurde von<br />
bisherigen Messungen bestätigt. Der<br />
LHC erlaubt es nun erstmals, unter Laborbedingungen<br />
in neue, sehr hohe<br />
Energiebereiche vorzus<strong>to</strong>ßen. Seine<br />
Daten sollen helfen, offene Fragen zu<br />
klären und diverse <strong>the</strong>oretische Ansätze<br />
zu überprüfen.<br />
Die zwei größten LHC-Experimente,<br />
ATLAS und CMS, sind so ausgelegt,<br />
dass eine Vielzahl physikalischer<br />
Phänomene untersucht werden<br />
kann. ATLAS allein liefert Daten aus<br />
fast 100 Millionen elektronischen Zellen.<br />
Mehr als 3.000 Wissenschaftler<br />
aus 37 Ländern arbeiten gemeinsam<br />
am ATLAS-Experiment. Aus Deutsch-<br />
land sind 15 Institutionen beteiligt, darunter<br />
auch das Physikalische Institut<br />
der Universität Bonn. Die Bonner Physiker<br />
haben wesentlich zum Bau der<br />
innersten Komponente von ATLAS,<br />
dem so genannten Pixeldetek<strong>to</strong>r, bei<strong>get</strong>ragen.<br />
Sie sind bereits seit 1992 an<br />
der Planung, am Bau und inzwischen<br />
auch am Betrieb des Experimentes beteiligt.<br />
„Top-Quark“ wiederentdeckt<br />
Zu Beginn letzten Jahres startete<br />
der Betrieb in eine neue Phase. Mit ersten<br />
Pro<strong>to</strong>n-Pro<strong>to</strong>n-Kollisionen auf gesteigertem<br />
Energieniveau konnten alle<br />
bekannten Teilchen des Standardmodells<br />
innerhalb weniger Monate nachgewiesen<br />
werden. Dabei entdeckten<br />
die Forscher das bislang schwerste bekannte<br />
Elementarteilchen – das Top-<br />
Quark – wieder. Ian Brock, Professor<br />
am Physikalischen Institut der Universität<br />
Bonn, sagt: „Nach der langen Planungs-<br />
und Bauzeit des Experiments<br />
freut es uns sehr, dass die Datennahme<br />
so einwandfrei und effizient läuft. Die<br />
Wiederentdeckung des Top-Quarks<br />
war sicher ein Highlight.“ Brock und<br />
die Bonner Gruppen um die Professoren<br />
Klaus Desch, Jochen Dingfelder<br />
und Norbert Wermes forschen an verschiedenen<br />
aktuellen Fragestellungen<br />
zur Physik der Materie und des frühen<br />
Universums. Mit der Untersuchung<br />
des Top-Quarks können die Wissenschaftler<br />
die Funktionalität des gesamten<br />
Detek<strong>to</strong>rs sicher stellen. Zudem<br />
hilft sie bei der Suche nach dem bislang<br />
noch unentdeckten Higgs-Boson.<br />
Es wurde durch den britischen Physiker<br />
Peter Higgs im Standardmodell<br />
vorhergesagt und stellt eine notwendige<br />
Bedingung für dessen uneingeschränkte<br />
Gültigkeit dar.<br />
In einem weiteren Schritt brachten<br />
die Forscher am CERN Blei-Ionen zur<br />
Kollision, deren Energie im LHC bis<br />
zu 15-mal höher ist als in anderen Beschle<strong>uni</strong>gern.<br />
Erste Ergebnisse geben<br />
einen Anhaltspunkt darüber, wie der<br />
Zustand, in dem sich das Universum<br />
kurz nach seiner „Geburt“ befand, aussah:<br />
Die sogenannte „Ursuppe“, das<br />
Quark-Gluon-Plasma, so steht nun<br />
fest, verhält sich wie eine ideale Flüssigkeit.<br />
Seit Februar 2011 geht der Betrieb<br />
des LHC weiter. Bislang läuft alles<br />
nach Plan, so dass bis Anfang Mai bereits<br />
fünfmal so viele Daten gesammelt<br />
werden konnten wie im gesamten Vorjahr.<br />
Aktuelle Informationen zu Betrieb<br />
und Ergebnissen des Beschle<strong>uni</strong>gers<br />
und seiner Experimente gibt es<br />
unter www.weltmaschine.de. Doch die<br />
Bonner Physiker geben sich mit ihrer<br />
Beteiligung am LHC nicht zufrieden:<br />
Sie sind bereits an der Forschung und<br />
Entwicklung von Teilchenbeschle<strong>uni</strong>gern<br />
der nächsten Generation beteiligt.<br />
DENNIS SAHL/FORSCH<br />
FORSCHEN<br />
5Im mehrere<br />
S<strong>to</strong>ckwerke hohen<br />
ATLAS-Detek<strong>to</strong>r – hier<br />
während des Aufbaus<br />
im Jahr 2005 – prallen<br />
Elementarteilchen mit<br />
bisher unerreichter<br />
Energie aufeinander,<br />
ähnlich wie unmittelbar<br />
nach dem Urknall.<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
19
Fo<strong>to</strong>s: Barbara Frommann (2), Volker Lannert (2), uk (1)<br />
LERNEN UND LEHREN<br />
20 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Leih der Uni Dein Gesicht<br />
Sie waren in Beratungsstellen, Biblio<strong>the</strong>ken, Laboren und<br />
vielen weiteren Orten unterwegs: Die Studierenden, die<br />
sich bei der Aktion „Leih der Uni Dein Gesicht“ einen Tag<br />
lang vor den Kameras von drei Fo<strong>to</strong>grafen bewegten. Die<br />
Bilder werden auf der Homepage, in Flyern, Broschüren<br />
und auf Plakaten zu sehen sein. Ein Video-Podcast dazu<br />
gibt es unter: www.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong>
Lehrerausbildung startet zum Wintersemester<br />
An der Universität Bonn werden in Kürze wieder Studierende für das Lehramt<br />
eingeschrieben – zum ersten Mal seit der Einstellung der Lehrerausbildung<br />
durch die damalige Landesregierung im Jahr 2002. Bewerbungsschluss<br />
für das Wintersemester 2011/2012 ist der 15. Juli 2011. Rund<br />
350 Studienanfänger können pro Jahr aufgenommen werden. Sie dürfen<br />
aus 18 Fächern für den Bereich Gymnasium/Gesamtschule zwei für ihr<br />
Bachelor-Studium auswählen, für das Lehramt am Berufskolleg eines aus<br />
zwei großen Fachrichtungen, das jeweils um Kombinationen mit kleinen<br />
Fachrichtungen zu erweitern ist.<br />
Das Fachstudium wird begleitet durch bildungswissenschaftliche Studienanteile<br />
und mehrere Praxisphasen. Nach dem ersten Durchlauf von sechs<br />
Semestern beginnt der aufbauende Studiengang zum „Master of Education“,<br />
der insbesondere die allgemein- und fachdidaktischen Studienanteile<br />
vermittelt und ein Praxissemester beinhaltet. Mittelfristig kommen auf diese<br />
Weise rund 1.750 zusätzliche Studienplätze zusammen; dies ist auch<br />
ein Beitrag der Universität zur Bewältigung der steigenden Studiennachfrage<br />
durch den doppelten Abiturjahrgang.<br />
Neben dem Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen bietet die Universität<br />
in den Fächern Agrarwissenschaften sowie Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften<br />
auch die Ausbildung zum Lehramt an Berufskollegs an.<br />
Da die Lehrangebote nicht in allen möglichen Fachkombinationen garantiert<br />
überschneidungsfrei sein werden, kann sich in Abhängigkeit von den<br />
gewählten Fächern eine verlängerte Studiendauer ergeben. ARC/FORSCH<br />
Ausschreibung für das Junge Kolleg<br />
Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften<br />
und der Künste hat im Jahr 2006 ein Junges<br />
Kolleg als Förderprogramm für herausragende junge<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen<br />
eingerichtet. Die Mitglieder werden mit finanzieller Unterstützung<br />
durch die Stiftung Merca<strong>to</strong>r, Essen, berufen, um sie durch die Aufnahme persönlich<br />
und sichtbar auszuzeichnen, um sie in ihrer Forschungsarbeit ideell und<br />
finanziell zu fördern und um ihnen eine interdisziplinäre Plattform für die kritische<br />
Bewertung von Problemen der Bildungs- und Forschungspolitik zu bieten.<br />
Für das Jahr 2012 ist die Aufnahme weiterer Mitglieder für zunächst drei<br />
Jahre vorgesehen. Kandidatinnen und Kandidaten können bis zum 1.09.2011<br />
nominiert werden oder sich bewerben. Der Auswahlausschuss der Akademie<br />
trifft eine Vorauswahl anhand der eingereichten Unterlagen und entscheidet<br />
nach persönlichen Vorstellungsgesprächen, die am 01.12.2011 in Düsseldorf<br />
geführt werden.<br />
Die Mitglieder des Jungen Kollegs sollen folgende Voraussetzungen erfüllen:<br />
• Sie sind promoviert.<br />
• Sie zeichnen sich durch besondere wissenschaftliche Leistungen aus.<br />
• Sie arbeiten an einer wissenschaftlichen Hochschule oder Forschungseinrichtung<br />
in Nordrhein-Westfalen.<br />
• Sie sind bei der Aufnahme nicht älter als 36 Jahre.<br />
• Sie haben keine Hochschullehrerstelle (W2/W3) oder eine vergleichbare<br />
Position inne.<br />
Arbeitsweise des Kollegs<br />
Die Mitglieder des Kollegs verbleiben an den wissenschaftlichen Hochschulen<br />
und Forschungseinrichtungen Nordrhein-Westfalens. Sie treffen sich regelmäßig<br />
zu gemeinsamen Veranstaltungen in der Akademie. Im Einzelnen geht es<br />
um:<br />
• aktive Mitarbeit in dem ein- bis zweimal jährlich stattfindenden kolleginternen<br />
Forschungsforum Junges Kolleg.<br />
• aktive Mitarbeit in einem kolleginternen Arbeitskreis des Jungen Kollegs<br />
zu wissenschafts- und gesellschaftspolitischen Problemen.<br />
LERNEN UND LEHREN<br />
• aktive Teilnahme an einem jährlich stattfindenden öffentlichen Symposium<br />
„Forschungstag der Akademie“, ggf. mit Vortrag aus der aktuellen Forschungsarbeit.<br />
Finanzielle Förderung:<br />
• Die Mitglieder des Jungen Kollegs erhalten ein Forschungsstipendium in<br />
Höhe von 10.000 Euro pro Jahr für persönliche Forschungszwecke und zur<br />
Deckung der Kosten von Reisen zu Veranstaltungen des Jungen Kollegs<br />
und der Akademie.<br />
• Auf Antrag können Zuschüsse zu Forschungsaufenthalten an wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen im Ausland gewährt werden.<br />
Nominierungen / Bewerbungen<br />
Geeignete Kandidatinnen und Kandidaten werden in der Regel durch die Leitungen<br />
wissenschaftlicher Hochschulen, wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen<br />
in Nordrhein-Westfalen, insbesondere der Max-Planck-Institute, der<br />
Helmholtz-Forschungszentren und der Leibniz-Einrichtungen vorgeschlagen.<br />
Auch Selbstbewerbungen sind möglich.<br />
Die Bewerbung ist unter Beifügung folgender Unterlagen unter dem Stichwort<br />
„Junges Kolleg“ bei der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften<br />
und der Künste, Palmenstraße 16, 40217 Düsseldorf sowohl in Papierform<br />
wie digital einzureichen:<br />
1. Bezeichnung des engeren Forschungsgebietes des Kandidaten / der Kandidatin<br />
2. Zwei Fachgutachten, nach Möglichkeit von verschiedenen Hochschulen<br />
3. Lebenslauf (incl. Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse der Kandidaten)<br />
4. Schriftenverzeichnis<br />
5. Bis zu drei Publikationen im PDF-Format (nur auf CD)<br />
Bewerbungsschluss: 1.09.2011<br />
Weitere Informationen zum Jungen Kolleg finden Sie unter www.awk.nrw.de.<br />
Fo<strong>to</strong>: AVAVA, fo<strong>to</strong>lia.com<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
21
LERNEN UND LEHREN<br />
5Der Kinderkardiologe<br />
Professor Breuer<br />
erklärt ein medizinisches<br />
Gerät für die<br />
Kamera von <strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong>,<br />
geführt von Henner<br />
Euting, dem Produzenten<br />
vor Ort und Cutter<br />
der Podcasts.<br />
22 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Hausaufgabe: Filme gucken<br />
Erste Lehrvideos auf <strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong> aus der Kinderkardiologie<br />
Das Sommersemester hat begonnen. Studentin Jeranie Guia sitzt mit<br />
ihrem Lap<strong>to</strong>p auf dem Balkon. Die Sonne scheint, es ist warm, die<br />
Vögel singen. Doch statt die Idylle zu genießen, schaut die 26-jährige<br />
Medizinstudentin einen Lehrfilm über einen Ka<strong>the</strong>tereingriff am<br />
Herzen eines Kindes – ihre Hausaufgabe bis zur nächsten Veranstaltung.<br />
Jeranie Guia studiert Medizin im<br />
10. Semester und besucht die Kinderheilkunde-Vorlesung<br />
von Professor<br />
Dr. Johannes Breuer, Direk<strong>to</strong>r der Abteilung<br />
Kardiologie an der Kinderklinik.<br />
In diesem Semester bietet er erstmals<br />
eine crossmediale Lehrveran-<br />
staltung an: Er vermittelt dabei Wissen<br />
nicht nur durch Vorträge, sondern<br />
ergänzt um Filme und offene Diskussionen.<br />
So erklärt Breuer beispielsweise<br />
die Prozedur eines Herzka<strong>the</strong>tereingriffs.<br />
Zum Schluss teilt er einen<br />
Fragebogen aus. Zu Hause schauen<br />
die Studierenden im Internet das entsprechende<br />
Video, diesmal der Ballondilatation<br />
einer Gefäßverengung.<br />
Dazu gibt es Fragen wie „Warum war<br />
die Ballongröße so entscheidend?“ In<br />
der nächsten Veranstaltung werden<br />
dann die Aufgaben aufgelöst und Verständnisfragen<br />
mit dem Dozenten diskutiert.<br />
Durch das neue Lehrkonzept will<br />
Professor Breuer medizinische Eingriffe<br />
erlebbarer machen – und dass diese<br />
nicht immer nach Schema F verlaufen.<br />
„Wir wollen den Studierenden zeigen,<br />
dass es während eines solchen Eingriffes<br />
an verschiedenen Stellen Entscheidungsspielräume<br />
gibt und dann in einer<br />
offenen Diskussion mit Fachkollegen<br />
unterschiedliche Behandlungsstrategien<br />
oder auch persönliche Erfahrungen<br />
zum Wohle des Patienten genutzt werden<br />
können“, erklärt er. Zusammen mit<br />
dem Team des Podcastportals <strong>uni</strong><strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong><br />
hat Professor Breuer die Filme<br />
entwickelt und produziert. Findet ein<br />
für eine Lehrveranstaltung relevanter<br />
Eingriff statt, lädt er zum Dreh in das<br />
Ka<strong>the</strong>terlabor auf den Venusberg ein.<br />
„Ziel ist es, den einstündigen oder längeren<br />
Eingriff auf etwa fünfzehn Minuten<br />
zu kürzen, ohne dabei wichtige Informationen<br />
unter den Tisch fallen zu<br />
Fo<strong>to</strong>: Müller/Medienzentrum UKB<br />
lassen“, sagt der Koordina<strong>to</strong>r von <strong>uni</strong><strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong><br />
Klaus Herkenrath. Zum ersten<br />
Mal produziert <strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong> Podcasts zu<br />
Lehrzwecken. Die Herausforderung besteht<br />
dabei nicht nur in den didaktischen<br />
Zielen, sondern auch im Verhalten im<br />
medizinischen Bereich. „Bei den meisten<br />
Drehs können beziehungsweise müssen<br />
wir viele Einstellungen öfters wiederholen.<br />
Das geht bei medizinischen<br />
Eingriffen natürlich nicht“, weiß Herkenrath.<br />
Denn hier müssen die Produzenten<br />
auf das medizinische Personal,<br />
die kleinen Patienten und das Ka<strong>the</strong>terlabor<br />
Rücksicht nehmen.<br />
Jeder Podcast besteht aus drei Teilen.<br />
Im ersten stellt Professor Breuer den<br />
Patienten und seine Krankengeschichte<br />
vor und erläutert, welche Eingriffe vorgenommen<br />
werden. Im zweiten wird<br />
der Eingriff in gekürzter Fassung gezeigt.<br />
Hier werden die Besonderheiten<br />
hervorgehoben, von Professor Breuer<br />
direkt am OP-Tisch erklärt und mit seinen<br />
Kollegen diskutiert. Im dritten und<br />
letzten Teil zieht der Operateur ein Fazit<br />
des Eingriffs und informiert über die<br />
Folgen, zum Beispiel, ob und wann ein<br />
weiterer Eingriff notwendig sein wird.<br />
Vier Lehrfilme sind bereits auf <strong>uni</strong><strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong><br />
und der Bonner iTunes University<br />
Seite online, sechs weitere in der<br />
Planung. Darunter soll es demnächst<br />
auch Podcasts geben, die operative Eingriffe<br />
am offenen Herzen zeigen. „Nur<br />
die hervorragende Zusammenarbeit mit<br />
unseren Kinderherzchirurgen, insbesondere<br />
Kollege Dr. Bahman Esmailzadeh,<br />
macht ein solch innovatives und<br />
interessantes Projekt möglich“, sagt<br />
Professor Breuer.<br />
Die Studierenden sind vom crossmedialen<br />
Lehrkonzept begeistert. Vereinzelte<br />
Kritik gibt es nur an der zum<br />
Teil schlechten Bildauflösung im Internet.<br />
„Man erhält eine sehr gute Vorstellung<br />
über den Ablauf einer Herzka<strong>the</strong>teruntersuchung<br />
und die klinische<br />
Bedeutung dieses Eingriffes“, bestätigen<br />
die Studenten. Jeranie Guia sagt:<br />
„Die Lehrfilme geben uns mehr Einblicke<br />
in die Materie als bloße Fo<strong>to</strong>s oder<br />
Texte in Lehrbüchern.“ HENNER EUTING<br />
Infos: www.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong>
Rheinland-Filme für Forschung und Lehre<br />
Seit über 40 Jahren dokumentiert das LVR-Institut für<br />
Landeskunde Landeskunde und Regionalgeschichte die AlltagsAlltagskultur im Rheinland in bewegten Bildern,<br />
darunter Brauchtum, Landwirtschaft,<br />
Handwerk und Industriearbeit. Die in<br />
dieser dieser Zeit entstandenen über 260 260<br />
Dokumentarfilme sind ein Stück<br />
Kulturerbe der Region. Einen Teil<br />
dieses Wissensschatzes für Forschungschung<br />
und und Lehre hat die AbteilungKulturanthropologie/VolksKulturanthropologie/Volkskunde<br />
der Universität Bonn jetzt<br />
als als Schenkung erhalten. Dr. Dagmar<br />
Hänel, die Leiterin Leiterin der Abteilung<br />
Volkskunde des des LVR-Instituts,<br />
übergab das Filmsortiment kürzlich<br />
am Dies Academicus.<br />
Fo<strong>to</strong>: Saba/Medienzentrum UKB<br />
LERNEN UND LEHREN<br />
Hohe Schule für Wissenschaftler von morgen<br />
SciMed Promotionskolleg: Mit Men<strong>to</strong>ren und Stipendien zum Erfolg<br />
Ohne eine fundierte Ausbildung forschender Mediziner kann es keine<br />
erfolgreiche klinische Grundlagenforschung geben. Die Medizinische<br />
Fakultät geht deshalb neue Wege: Sie führt mit dem SciMed Promotionskolleg<br />
eine strukturierte Dok<strong>to</strong>randenausbildung für wissenschaftlich<br />
motivierte Studierende der Medizin und Zahnmedizin ein.<br />
In einem Auswahlverfahren aufgenommene<br />
Teilnehmer werden von<br />
Men<strong>to</strong>ren betreut und durch Stipendien<br />
unterstützt. „Damit wird SciMed<br />
die Qualität der Ausbildung und der<br />
Promotionen selbst sicher einen großen<br />
Schritt voranbringen“, meint Sprecher<br />
Professor Dr. Heinz Beck. Denn<br />
das Medizinstudium ist bereits so umfangreich,<br />
dass Methoden und Grundlagen<br />
wissenschaftlicher Arbeit darin<br />
nicht genug Raum fi nden.<br />
Das bisherige SciMed-Programm<br />
wurde zum Sommersemester 2011<br />
umstrukturiert und aufgegliedert: in<br />
das promotionsvorbereitende Pre-Sci-<br />
Med und das SciMed-Promotionskolleg.<br />
Das BONFOR-Promotionsstipendium<br />
wurde in das neue Kolleg<br />
integriert und heißt jetzt SciMed-Promotionsstipendium.<br />
Die wissenschaftliche Qualität des<br />
Projektes, die Qualifi kation des Bewerbers<br />
sowie die Teilnahme an dem<br />
promotionsvorbereitenden Pre-Sci-<br />
Med sind wesentliche Bewilligungskriterien.<br />
Ein Gutachten sowie ein<br />
Auswahlgespräch stellen die Eignung<br />
fest. Nach Aufnahme werden Promovenden<br />
durch ein einjähriges Stipendium<br />
gefördert, das nach erneuter Begutachtung<br />
einmalig um ein weiteres Jahr<br />
verlängert werden kann. Mindestens<br />
ein Freisemester zur Anfertigung der<br />
Dissertation ist obliga<strong>to</strong>risch, wenn die<br />
Promotion studienbegleitend durchgeführt<br />
wird. Aufnahmeanträge für das<br />
SciMed Promotionskolleg werden von<br />
Studierendem und Hochschullehrer<br />
oder Arbeitsgruppenleiter gemeinsam<br />
gestellt. Das Einreichen des Antrags<br />
erfolgt über das elektronische BON-<br />
FOR eAntragssystem.<br />
ARC/FORSCH<br />
Nähere Informationen gibt<br />
die SciMed Geschäftsstelle,<br />
Koordina<strong>to</strong>rin Dr. Andrea Weber<br />
Sprechstunden Mo-Do<br />
von 9 bis 12 Uhr<br />
im Internet unter:<br />
www.scimed.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
Fo<strong>to</strong>: Stefan Knies,<br />
fo<strong>to</strong>lia.com<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
23
LERNEN UND LEHREN<br />
5Sich treffen auch<br />
ohne Verabredung und<br />
ohne sich vorher gekannt<br />
zu haben: Unter einem<br />
Dach ist‘s möglich.<br />
24 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Universität Bonn erhält Else Kröner-Forschungskolleg<br />
1 Million Euro für strukturiertes Ausbildungsprogramm<br />
Die Medizinische Fakultät richtet<br />
ein Forschungskolleg ein, das von<br />
der Else Kröner-Fresenius-Stiftung<br />
über drei Jahre mit einer Summe<br />
von 1 Million Euro gefördert wird.<br />
Das Else Kröner-Forschungskolleg<br />
Bonn soll ein Eckpfeiler eines inte-<br />
grierten wissenschaftlichen Ausbildungsangebots<br />
werden, das begabten<br />
und motivierten jungen Ärzten<br />
den Weg zum klinischen Wissenschaftler<br />
ebnet. Das Kolleg erweitert<br />
die Qualifizierungsangebote<br />
der Fakultät um ein strukturiertes<br />
Ausbildungsprogramm für Ärzte in<br />
der Facharztausbildung.<br />
Thema ist die Rolle der angeborenen<br />
(„innate“) Imm<strong>uni</strong>tät für chro-<br />
nische Organfehlfunktion. „Die innate<br />
Imm<strong>uni</strong>tät gehört derzeit zu<br />
den Gebieten der medizinischen<br />
Grundlagenforschung, die sich mit<br />
großer Dynamik entwickeln“, sagt<br />
Professor Dr. Thomas Klock<strong>get</strong>her,<br />
der den Antrag auf Einrichtung des<br />
Kollegs gemeinsam mit Professor<br />
Dr. Gun<strong>the</strong>r Hartmann gestellt hat.<br />
Die Bonner Forscher erhoffen sich<br />
von dem Programm ein tieferes<br />
Verständnis der Bedeutung von<br />
Entzündung und Immundysfunktion<br />
bei zahlreichen chronischen Erkrankungen<br />
aus unterschiedlichen<br />
medizinischen Fachgebieten, darunter<br />
Leberfibrose, A<strong>the</strong>rosklerose,<br />
neurodegenerativen Krankheiten<br />
und Allergien.<br />
Vielversprechendes Tandem<br />
Pro Jahr will die Medizinische Fakultät<br />
sechs Ärzte neu in das Kolleg<br />
aufnehmen. Das Forschungskolleg<br />
soll seine Kollegiaten bundesweit rekrutieren<br />
und will exzellente Nachwuchskräfte<br />
mit einem intensiven<br />
Betreuungs- und Men<strong>to</strong>ring-Programm<br />
locken. Geboten wird ihnen<br />
eine strukturierte Ausbildung, in der<br />
klinische und <strong>the</strong>oretische Disziplinen<br />
eng verzahnt sind. Professor<br />
Klock<strong>get</strong>her erklärt: „Im Regelfall<br />
werden die Kollegiaten ihre wissenschaftlichen<br />
Arbeiten nicht nur in<br />
einem Forschungslabor der eigenen<br />
Klinik durchführen, sondern zumindest<br />
in Teilen auch in einer kooperierenden<br />
<strong>the</strong>oretischen Institution.“<br />
ARC/FORSCH<br />
Sprachlernzentrum und Goe<strong>the</strong>-Institut unter einem Dach<br />
Buongiorno, Goddag, Jambo oder Assalomu alaykum oder eben Guten<br />
Tag – in der Lennéstraße 6 trifft sich die Welt. Denn das Sprachlernzentrum<br />
(SLZ) der Uni und das Goe<strong>the</strong>-Institut sind hier vor kurzem<br />
unter ein Dach gezogen und nutzen damit ganz neue Chancen, sich<br />
gegenseitig zu ergänzen und zu unterstützen. Das bringt den Bonner<br />
Studierenden genau so viel wie den ausländischen Gästen.<br />
Die Studenten des Studiengangs<br />
„Deutsch als Fremdsprache“ kostet es<br />
nur den Weg durchs Treppenhaus: Direkt<br />
aus dem eigenen Seminar können<br />
sie als Tu<strong>to</strong>ren für die ausländischen<br />
Kursteilnehmer des Goe<strong>the</strong>-Instituts tätig<br />
sein oder Praktika machen. „Wenn<br />
man im eigenen Heimatland eine<br />
Fremdsprache lernt, findet sie nur im<br />
Unterricht statt“, weiß Dr. Paul Meyermann<br />
vom SLZ. „Bei uns sind die Gäste<br />
des Goe<strong>the</strong>-Instituts im deutschen All-<br />
tag.“ Anne-Kathrein Weber, die Leiterin<br />
des Goe<strong>the</strong>-Instituts Bonn, ist begeistert:<br />
„Das kann ich im Unterricht niemals so<br />
stellen. Kontakt und kultureller Austausch<br />
mitten in Bonn – das finde ich<br />
<strong>to</strong>ll.“ Im Gegenzug profitieren auch diejenigen,<br />
die eine der vielen Sprachen aus<br />
dem Angebot des SLZ lernen wollen:<br />
Die Chance, ausländische Muttersprachler<br />
im gemeinsamen Alltag kennen<br />
zu lernen und womöglich ein<br />
Sprachtandem zu bilden, ist hoch.<br />
Fo<strong>to</strong>: Volker Lannert/Universität Bonn<br />
Die Studierenden profitieren noch<br />
in anderer Weise: Über sein internationales<br />
Netzwerk will das Goe<strong>the</strong>-Institut<br />
betreute Praktika für die „Deutsch als<br />
Fremd- bzw. Zweitsprachler“ nicht nur<br />
im Bonner Haus anbieten, sondern auch<br />
Praktikanten an die Sprachabteilungen<br />
der Goe<strong>the</strong>-Institute im In- und Ausland<br />
vermitteln. Bei der Suche nach Auslandspraktika<br />
an Goe<strong>the</strong>-Instituten im Bereich<br />
Kulturmanagement hilft es ebenfalls.<br />
Das Mot<strong>to</strong> lautet eben „gemeinsam<br />
und gegenseitig“ – egal, ob es um die<br />
Einrichtung der Media<strong>the</strong>k geht oder<br />
um landeskundliche Projekte, Vorträge,<br />
Exkursionen und Tandemprogramme.<br />
Die Gäste des Goe<strong>the</strong>-Instituts können<br />
auch die Biblio<strong>the</strong>ken der Universität<br />
nutzen und Gasthörer in den nicht zulassungsbeschränkten<br />
Studiengängen der<br />
Uni Bonn werden. Forschungsprojekte,<br />
Fortbildungsseminare für Dozenten und<br />
Ausbilder und berufskundliche Vorträge<br />
von Mitarbeitern des Goe<strong>the</strong>-Instituts<br />
für Studierende und Absolventen kulturwissenschaftlicher<br />
Studiengänge stehen<br />
ebenso auf dem Plan. Wie das alles<br />
funktioniert, wollen die Partner 2013<br />
untersuchen und die Ergebnisse für die<br />
weitere Arbeit nutzen. UK/FORSCH
Von Studenten (nicht nur) für Studenten<br />
Erfolgserlebnisse: Publikationen und Tagungen<br />
Forschend lernen, selbständig an einem Projekt arbeiten und das<br />
Ergebnis mit anderen teilen: In eine Publikation oder selbst organisierte<br />
Tagung investieren Studierende viel Arbeit, ernten aber auch<br />
mehr Zufriedenheit als vom „Schein für die Schublade“. Viele<br />
Dozenten fördern das. Auch die Studiendekanin der Philosophischen<br />
Fakultät, Professorin Dr. Marion Gymnich, ermutigt: „Sich früh<br />
organisa<strong>to</strong>risch zu engagieren oder zu publizieren, kann für den<br />
weiteren wissenschaftlichen Werdegang entscheidend sein – vorausgesetzt,<br />
es hat wirklich Qualität.“ Eher ungewöhnlich ist, wenn man<br />
wie eine ihrer Absolventinnen die eigene Publikation sogar in einer<br />
Oxforder Buchhandlung entdeckt.<br />
Mansur Seddiqzai wiegt das<br />
schwere Buch mit beiden Händen und<br />
gibt es an Julia ten Haaf weiter. „Blumen<br />
für Clio“ hat 760 Seiten – und<br />
sechs Studierende haben es selbst herausgegeben.<br />
Was ist Geschichte und<br />
wie schreibt man sie? Dazu bieten sie<br />
Einblick, Orientierung und eine Art<br />
Werkzeugkasten für Arbeiten in ihrem<br />
Fach. Gerade am Anfang sind Einführungswerke<br />
dieser Art wichtig: „Mir<br />
fehlte im Studium oft die <strong>the</strong>oretische<br />
Basis der Geschichtswissenschaft“,<br />
sagt Sascha Foerster. Die drei haben<br />
deshalb zusammen mit Stefan Malte<br />
Schumacher, Tobias Tenhaef und Ruth<br />
Rebecca Tietjen zwei Jahre lang neben<br />
dem Studium und den eigenen Abschlussarbeiten<br />
redigiert, lek<strong>to</strong>riert und<br />
das Layout gestaltet. Die Idee, ihre<br />
Hausarbeiten zu einem Sammelband<br />
zusammenzufassen, entstand in einem<br />
Seminar von Privatdozent Dr. Michael<br />
Klein. Was die vielfältigen Entwürfe,<br />
Methoden und Theorien der Geschichtswissenschaft<br />
dem Fachnachwuchs<br />
heute noch bringen, zeigen sie<br />
in 27 von Studierenden verfassten Aufsätzen.<br />
Finanziert wurde „Blumen für<br />
Clio“ aus studentischen Beiträgen in<br />
Zusammenarbeit mit dem His<strong>to</strong>rischen<br />
Seminar; mit Tectum fand das Herausgeberteam<br />
einen angesehenen Wissenschaftsverlag.<br />
Inzwischen haben fast<br />
alle ihren Abschluss. „Dass wir das<br />
Buch schon während des Studiums aus<br />
eigener Initiative herausgegeben haben,<br />
ist das Sahnehäubchen“, sind sich<br />
Mansur Seddiqzai und Julia ten Haaf<br />
einig. „Wenn man es in den Händen<br />
hält, kann man spüren, wie viel Spaß<br />
Wissenschaft macht!“ Die Publikation<br />
gibt es im Handel, in der Uni-Biblio<strong>the</strong>k<br />
und steht im Schaukasten des Instituts<br />
für Geschichtswissenschaften.<br />
Forschungsseminar im Stadtarchiv<br />
„Bonner Geschichtsstudenten arbeiten<br />
Vergangenheit auf.“ So stellte<br />
die Bergische Landeszeitung Ende<br />
letzten Jahres den Band „Osteuropa in<br />
Bergisch Gladbach – Zwangsarbeit<br />
und Partnerschaft 1941-1991“ vor.<br />
Denn für ihn haben Helena Pivovar,<br />
Marit Kretschmann und Jonathan Paul<br />
Meissner ihre Abschlussarbeiten unter<br />
Betreuung der Herausgeber bearbeitet.<br />
„So ein Erfolgserlebnis am Ende des<br />
Studiums wünsche ich auch vielen anderen<br />
Bachelors“, sagt Helena Pivovar.<br />
Zu Stande kam es über ein Forschungsseminar:<br />
Dr. Anke Hilbrenner von der<br />
Abteilung Osteuropäische Geschichte<br />
hatte es gemeinsam mit dem Leiter des<br />
Stadtarchivs Bergisch Gladbach veranstaltet.<br />
Vor der Versöhnung und Städtepartnerschaft<br />
zwischen Bergisch-<br />
Gladbach und dem litauischen<br />
Marijampole standen Krieg und<br />
Kriegsfolgen: Auch dazu fanden die<br />
Teilnehmer umfangreiches Quellenmaterial<br />
mit Berichten von Zeitzeugen.<br />
Wie ist es für einen jungen Menschen,<br />
sich mit Kriegsgefangenschaft,<br />
Zwangsarbeit, Plünderungen und gewalttätigen<br />
Übergriffen zwischen Bevölkerung<br />
und Displaced Persons zu<br />
befassen? „Manchmal war es sehr bedrückend,<br />
mit diesen Materialien zu<br />
arbeiten und immer wieder mit der<br />
Unmenschlichkeit konfrontiert<br />
zu werden, die damals teilweise<br />
geherrscht hat“, sagt Jonathan<br />
Paul Meissner. „Man lernt, für<br />
uns alltägliche Dinge wie Frieden<br />
und Sicherheit neu zu schätschätzen.“ Junge Philosophie<br />
Andreas und Paul Remmel,<br />
ehemalige Bonner Studenten, machten<br />
sich nicht nur mit dem Bernstein-Verlag<br />
selbständig. Sie geben auch dem<br />
Nachwuchs eine Chance, als Herausgeber<br />
und Au<strong>to</strong>ren eigene Ergebnisse<br />
zu veröffentlichen. Ende J<strong>uni</strong> erscheint<br />
die erste Ausgabe von „Juventas. Zeitschrift<br />
für junge Philosophie“, kurz<br />
ZfjP. Bastian Reichardt und Anna-<br />
Christina Boell hatten die Idee zu einer<br />
Zeitschrift zum Mitmachen schon länger.<br />
Nun sind sie im Masterstudium,<br />
Boell ist inzwischen sogar nach Göttingen<br />
gewechselt – aber sie arbeiten<br />
weiter gemeinsam, unterstützt von<br />
Alexandra Simone Spaeth als redaktio-<br />
LERNEN UND LEHREN<br />
Fo<strong>to</strong>: privat<br />
5Eine Städte-<br />
partnerschaft und<br />
ihre Vorgeschichte<br />
als Publikation:<br />
Ergebnis eines<br />
Forschungsseminars<br />
3Mansur Seddiqzai,<br />
Julia ten Haaf und<br />
Sascha Foerster (v.l.n.r.)<br />
haben zusammen mit<br />
drei Kommili<strong>to</strong>nen<br />
„Blumen für Clio“<br />
herausgegeben, einen<br />
Sammelband zur<br />
Geschichte.<br />
Repro: Repro: uk<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
25
LERNEN UND LEHREN<br />
ZUSATZLEISTUNG<br />
OHNE<br />
ZUSATZBEITRAG<br />
26 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
neller Mitarbeiterin. An den Bernstein-<br />
Verlag kamen sie über Professor Dr.<br />
Markus Gabriel. Zwei Ausgaben pro<br />
Jahr wollen sie nun herausgeben, plangemäß<br />
im J<strong>uni</strong> und Dezember. Beiträge<br />
einreichen kann, wer derzeit an einer<br />
Hochschule im Studiengang<br />
Philosophie eingeschrieben ist oder<br />
sein Studium vor nicht länger als zwei<br />
Jahren abgeschlossen hat. „Und das<br />
gilt weltweit. In der ersten Ausgabe haben<br />
wir auch Beiträge aus den USA,<br />
Kanada und Finnland“, sagt Bastian<br />
Reichardt. „Bitte nur vor dem Einreichen<br />
die Manuskriptrichtlinien beachten.“<br />
Die stehen auf der Homepage:<br />
www.juventas.bernstein-verlag.de<br />
Kongress-Saison<br />
Alle Hände voll zu tun hatte die<br />
Fachschaft Psychologie samt 60 freiwilligen<br />
studentischen Helfern: Sie<br />
waren Gastgeber des größten deutschen<br />
Kongresses von Psychologiestudierenden.<br />
Christian Milz gehört zum<br />
Vorstand ihrer Bundesvereinigung. „Er<br />
ist im Moment fast ununterbrochen als<br />
Ansprechpartner für die Helfer und<br />
Teilnehmer aktiv und muss kurzfristige<br />
Änderungen umsetzen“, sagte sein<br />
Kollege Clemens Frenzel wenige Tage<br />
vor der Eröffnung. Nach der Veranstaltung<br />
war sein Fazit: „Das alles ist richtig<br />
viel Arbeit. Aber wir haben uns für<br />
Bonn beworben – und es ist nicht nur<br />
wie am Schnürchen gelaufen, sondern<br />
wir haben zum 15. Kongressjubiläum<br />
sowohl den Referenten-, Sponsoren-<br />
als auch Besucherrekord knacken können.“<br />
Von Arbeitsschutz über Familien-,<br />
Lern- und Notfall<strong>the</strong>rapie bis zu<br />
Online-Forschung und der Bedeutung<br />
des Zuhörens: Über hundert Referenten<br />
aus dem In- und Ausland vertraten<br />
unter dem Mot<strong>to</strong> „Spot on Psychology<br />
- Deine Perspektiven“ Theorie und<br />
Praxis. Bis auf Zuschüsse bei besonders<br />
langer Anreise kamen sie auf eigene<br />
Kosten. „Unser Studienfach Psychologie<br />
hat so viel und für nahezu<br />
jeden etwas zu bieten“ heißt es auf der<br />
Homepage der Bundesvereinigung.<br />
Deshalb richtete sich der Kongress<br />
auch nicht nur an Studierende aller<br />
Fachsemester, sondern an Interessierte<br />
DAS MAXIMAL-PRINZIP:<br />
12 MONATE KOMPETENZ<br />
RUND UMS STUDIUM FÜR<br />
NUR 9 MONATSBEITRÄGE<br />
„Ich spare mit dem AOK-Wahltarif „Bonus“<br />
im Jahr mehr als drei Monatsbeiträge! Und<br />
zwar ganz einfach.“ Gesund leben zahlt sich<br />
aus – für alle Studenten. Mehr Infos gibt es<br />
beim AOK Studenten-Service: 13 x im Rheinland<br />
und 1 x in Hamburg direkt auf dem<br />
Campus oder in Campusnähe sowie in jeder<br />
AOK-Geschäftsstelle oder direkt unter<br />
Telefon: 0228 - 511 24 50,<br />
E-Mail: ass.<strong>bonn</strong>@rh.aok.de<br />
Jetzt zur AOK wechseln!<br />
AOK Rheinland/Hamburg –<br />
Die Gesundheitskasse.<br />
Wir tun mehr.<br />
jeden Alters, Studienfachs und Berufs.<br />
Sie bekamen nicht nur viel Inhalt geboten,<br />
sondern auch eine Job-Lounge<br />
zum Gespräch mit den Referenten und<br />
viel „Rahmenprogramm“.<br />
Welche Bedeutung haben My<strong>the</strong>n<br />
und mythische Strukturen wie Rache,<br />
Wahrheit, Verschwörung oder Männlichkeit<br />
im 3. Jahrtausend? Immer wieder<br />
neu bearbeitet werden sie in unterschiedlichste<br />
Medien transponiert: Ein<br />
spannendes Thema besonders für die<br />
Komparatistik als vergleichende Disziplin.<br />
„Von Studierenden für Studierende“<br />
war deshalb auch das Mot<strong>to</strong> eines<br />
noch jungen Kongresses. Der erste war<br />
im vergangenen Jahr in Wien, im Mai<br />
organisierten ihn die Bonner.<br />
Besonders ein Problem ist den Veranstaltern<br />
studentischer Kongresse gemeinsam:<br />
die Herausforderung, Referenten<br />
und Teilnehmer kostengünstig<br />
unterzubringen. Sie lässt sich vielfach<br />
nur in letzter Minute über „Couchsurfing“<br />
bei Studierenden, Dozenten und<br />
Bonnern lösen. UK/FORSCH
LERNEN UND LEHREN<br />
Mit Milchfläschchen und Notizblock unter Wölfen<br />
Biologin untersucht Verhalten von Wölfen und Hunden<br />
„Die mit dem Wolf tanzt“ wurde Katharina Stenglein schon in der Presse<br />
genannt. Auch an der Schlagzeile „Der Wulff mit dem Wolf“ hat sie<br />
mitgewirkt, indem sie den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />
Christian Wulff mit einem Jungtier für Pressefo<strong>to</strong>s in Szene<br />
setzte. Er hatte im vergangenen Jahr das Wolfcenter Dörverden bei<br />
Bremen eingeweiht, in dem die junge Biologin bei der Aufzucht<br />
half und Tests für ihre Diplomarbeit durchführte.<br />
Sechs junge Wölfe begrüßen Katharina<br />
Stenglein in ihrem Gehege – so<br />
stürmisch, dass Paula aufmerksam und<br />
leicht besorgt durch den Zaun guckt. Die<br />
große grauschwarze Hündin hat mit ihren<br />
fast weißen Augen selbst etwas Wildes.<br />
„Viele fi nden sie faszinierend, manche<br />
machen einen Bogen. Dabei ist sie<br />
eine ganz Liebe und Besuchshund in<br />
sozialen Einrichtungen“, sagt Stenglein.<br />
Paulas Gelassenheit hat ihr sogar bei einem<br />
netten Professor schon einen<br />
Schein für Systematik der Wirbeltiere<br />
ein<strong>get</strong>ragen: Zu Laborpraktika durfte sie<br />
natürlich nicht mit, hatte aber regelmäßig<br />
an seinen Vorlesungen teilgenommen.<br />
Denn Frau und Hund aus Königswinter<br />
gehen seit Jahren fast überall<br />
gemeinsam hin – auch zu den Wölfen.<br />
Nach ihren Diplomprüfungen in<br />
Zoologie, Botanik und Psychologie<br />
widmet sich Katharina Stenglein nun<br />
ausschließlich den Urvätern der Haushunde.<br />
Der Einstieg in ihr „Traum<strong>the</strong>ma“<br />
war ein Praktikum im Weserbergland.<br />
Dort durfte sie vier<br />
Timberwolf-Welpen mitbetreuen und<br />
assistierte einer Dok<strong>to</strong>randin bei ihren<br />
Versuchen. Der Tipp einer Pfl egerin<br />
brachte die beiden Jungwissenschaftle-<br />
rinnen im vergangenen Jahr ins Wolfcenter<br />
Dörverden – zwischen Anfrage<br />
und erstem Arbeitseinsatz verging gerade<br />
mal eine Woche. Und dort hat die<br />
junge Biologin es wirklich gut <strong>get</strong>roffen:<br />
Sie erweitert einerseits regelmäßig ihre<br />
Erkenntnisse, tauscht sich mit Fachkundigen<br />
aus und hilft andererseits bei der<br />
Pfl ege der Tiere und der Betreuung von<br />
Praktikanten. Gegen Voranmeldung<br />
kann sie ein Zimmer auf dem Gelände<br />
mieten, wo auch Paula wohnen darf.<br />
Kuschelfak<strong>to</strong>r<br />
und zerkratzte Arme<br />
So komfortabel hatte sie es nicht<br />
immer: Während der zweimonatigen<br />
rund-um-die-Uhr-Betreuung von sechs<br />
Wolfskindern während eines Urlaubssemesters<br />
wohnte sie in einem Armeezelt<br />
im Gehege, zu zweit oder dritt teilten<br />
sich die Helfer eine Schicht. „Von<br />
der Bande war immer gerade eins satt,<br />
wenn ein anderes anfi ng zu fi epen – das<br />
kann man gar nicht alleine“, erklärt sie.<br />
Ständig hatte sie viel „Kuschelfak<strong>to</strong>r“,<br />
aber vom so genannten Milchtritt der<br />
Wolfsbabys auch zerkratzte Unterarme.<br />
Später fi elen den spitzen Zähnchen und<br />
Krallen manch Jacke oder T-Shirt zum<br />
Opfer. An den Jungtieren beobachtet<br />
Katharina Stenglein Rudelverhalten,<br />
testet kognitive Fähigkeiten und Kooperationsverhalten<br />
und vergleicht: Obwohl<br />
Wölfe viel schneller als Haushunde<br />
ausgewachsen sind, schneiden diese<br />
dabei besser ab, weil sie als domestizierte<br />
Tierart den Menschen und seine<br />
Signale akzeptieren. Da im Wolfcenter<br />
sowohl von Menschenhand aufgezogene<br />
als auch von ihren Müttern betreute<br />
Wölfe gehalten werden, kann die Biologin<br />
auch sie einbeziehen.<br />
Szenen wie in „Der mit dem Wolf<br />
tanzt“, bei dem sich der einsame Mann<br />
und der Wolf langsam und vorsichtig<br />
annähern, hält sie für möglich: „Wenn<br />
man sich bei den erwachsenen Wölfen<br />
immer wieder ins Gehege setzt, kommen<br />
sie irgendwann näher.“ Wilde Wölfe<br />
5Als Babys brauchen<br />
die kleinen Wölfe<br />
„Tuchfühlung“ – und<br />
als Erwachsene<br />
kommen sie gern mal<br />
darauf zurück.<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Fo<strong>to</strong>s: privat<br />
27
kompakt<br />
Grafik: Dr. Torsten Klockenbring<br />
LERNEN UND LEHREN<br />
4Außerhalb des<br />
Zwingers ist Hündin<br />
Paula ständige<br />
Begleiterin der jungen<br />
Wolfsforscherin.<br />
28 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
EINBLICK IN 99 SEKUNDEN:<br />
STUDIENGANG-VIDEOPODCASTS<br />
Bewegte Bilder und Statements in<br />
Videopodcasts ergänzen jetzt das Informationsangebot<br />
im Online-Portal<br />
„Studienscout Academicus“. Erster<br />
Videopodcast der neuen Reihe war<br />
„99 Sekunden für Romanistik“.<br />
Schon lange informieren sich zukünftige<br />
Studierende vor allem im Internet<br />
und in gedruckten Broschüren<br />
über das Bonner Studienangebot<br />
und Orientierungshilfen. Wer darüber<br />
hinaus einen konkreten Einblick<br />
in den jeweiligen Studiengang sucht,<br />
erhält diesen ab sofort kompakt im<br />
99 Sekunden-Podcast, zu sehen im<br />
Videoportal der Universität Bonn unter<br />
http://www.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.<strong>tv</strong> sowie bei<br />
iTunes University.<br />
TIPP VON ACADEMICUS:<br />
SELBSTTESTS FÜR STUDIEN-<br />
GÄNGE<br />
Ob Studieninteressierte schon<br />
ein bestimmtes Fach im Auge<br />
haben oder noch unentschieden<br />
sind: Der virtuelle Studienberater<br />
„Academicus“ unterstützt sie. Vor<br />
zwei Jahren kam zu den Orientierungshilfen<br />
für Studieninteressierte<br />
das so genannte „Online-Self-Assessment“<br />
(OSA) hinzu, ein Internet-<br />
Selbsttest. Er hilft, die persönliche<br />
Eignung für ein bestimmtes Studienfach<br />
in Bonn zu ermitteln. Zu finden<br />
sind Informationen und Tests für derzeit<br />
18 Studiengänge von Agrarwissenschaften<br />
bis Volkswirtschaftslehre<br />
unter: www.studienscout.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
Fo<strong>to</strong>: uk<br />
seien bei spontanen Begegnungen eher<br />
scheu und fl üchten schon bei einem<br />
Händeklatschen. Filme, in denen ganze<br />
Rudel Menschen jagen, seien daher<br />
wohl unrealistisch. „Ich wäre froh,<br />
mal einen Wolf in freier Natur zu erleben.“<br />
Sollte sie dazu tatsächlich an die<br />
Grenze nach Tschechien gehen, wäre<br />
das denkbar und vielleicht S<strong>to</strong>ff für<br />
eine Dissertation. Ihre Diplomarbeit<br />
hat sie über das Max Planck-Institut<br />
für Anthropologie in Leipzig organisiert<br />
und als zweiten Betreuer den<br />
Bonner Zoologen Professor Dr. Gerhard<br />
von der Emde gewinnen können.<br />
Sie will seriöse Wolfsforschung betreiben<br />
– in ihrer bisherigen Arbeit hat<br />
STUDIERENDE TREFFEN<br />
SCHRIFTSTELLER<br />
Eine Menge bekannte Gesichter im<br />
Hörsaal IX entdeckten Professor Dr.<br />
Gottfried Honnefelder und sein Gast,<br />
die Bonner Au<strong>to</strong>rin Heidemarie Schumacher<br />
(Fo<strong>to</strong>). Sie hatte ein „Heimspiel“<br />
in der Reihe mit zeitgenössischen<br />
Schriftstellern: Zum ersten Mal<br />
war sie als Schülerin in Hörsaal IX, als<br />
sie Vorträge des Kunsthis<strong>to</strong>rikers<br />
Heinrich Lützeler dem Schulunterricht<br />
vorzog, dann als Studentin, später<br />
als Vortragende am Dies academicus<br />
1994 und Lehrbeauftragte. Sie<br />
berichtete über Unterschiede und<br />
Freuden beim wissenschaftlichen wie<br />
dem literarischen Schreiben – und<br />
fand es etwas beunruhigend, bei diesen<br />
Begegnungen in einer Reihe mit<br />
dem Büchner-Preisträger Martin Mosebach<br />
und der Trägerin des Deutschen<br />
Buchpreises Melinda Nadj<br />
Abonji zu stehen. Bachelor-Studierende<br />
der Germanistik hatten sich nach<br />
der Theorie gewünscht, zeitgenössischen<br />
Au<strong>to</strong>ren auch einmal persönlich<br />
zu begegnen. Wenn man den Vorsteher<br />
des Börsenvereins des<br />
deutschen Buchhandels als Honorarprofessor<br />
hat, der auch selbst Verleger<br />
ist, kann das Wirklichkeit werden.<br />
In diesem Sommersemester holte<br />
Professor Honnefelder für das Praxis-<br />
Fo<strong>to</strong>: uk<br />
sie festgestellt, dass es viele selbst ernannte<br />
Experten gibt, die unbelegte<br />
Thesen verbreiten.<br />
Gerade ist sie wieder nach Dörverden<br />
aufgebrochen und hofft, beim geplanten<br />
Ausbau des Wolfcenters weiter<br />
dort tätig sein zu können. Ihre inzwischen<br />
erwachsenen Wolfskinder werden<br />
sie wie immer erkennen, da ist sie<br />
sicher. „Dafür ziehe ich mir besser was<br />
Dickes an“, meint sie. „Zwar werden<br />
jetzt nicht mehr an jedem Arm drei von<br />
ihnen hängen, aber in ihrer Zuneigung<br />
sind sie schon mal heftig.“ Und da<br />
muss man dann als Rudelgenossin<br />
durch. UK/FORSCH<br />
modul neun herausragende Schriftsteller<br />
an die Uni und begleitetet die<br />
Begegnungen zusammen mit Dozentin<br />
Dr. Ursula Geitner. Weitere Gäste<br />
waren Durs Grünbein, Arnold Stadler,<br />
John von Düffel, Jörg Hannemann<br />
und Thomas Hettche. Zum Abschluss<br />
spricht am 22. J<strong>uni</strong> Mariam Kühsel-<br />
Hussaini aus Berlin. Gasthörer sind<br />
willkommen.<br />
POETIKDOZENTUR: NEUER ORT<br />
FÜR SPRACHKÜNSTE<br />
Stefan Weidner ist der erste Bonner<br />
Thomas Kling-Poetikdozent, den die<br />
Kunststiftung NRW und die Universität<br />
gemeinsam auswählten. Schriftsteller<br />
und Übersetzer aus dem Arabischen,<br />
gibt er für das Goe<strong>the</strong>-Institut<br />
die Kulturzeitschrift „Fikrun wa Fann“<br />
für den Dialog mit der islamischen<br />
Welt heraus und ist Träger renommierter<br />
Preise. Damit Studierende<br />
nicht nur einen Blick in eine künstlerische<br />
Schreibwerkstatt werfen, sondern<br />
sich auch mit der äs<strong>the</strong>tischen<br />
Theorie eines lebenden Au<strong>to</strong>rs wissenschaftlich<br />
auseinandersetzen können,<br />
hat die Kunststiftung NRW unter ihrem<br />
Vorsitzenden Dr. Fritz Schaumann<br />
zum Sommersemester diese<br />
Poetikdozentur geschaffen. Sie trägt<br />
den Namen des 2005 vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Lyrikers und Essayisten Thomas<br />
Kling. Namhafte Au<strong>to</strong>ren und Übersetzer<br />
aus sollen für jeweils zwei Semester<br />
über ein Stipendium für Lehrveranstaltungen<br />
im Institut für<br />
Germanistik, Vergleichende Literatur<br />
und Kulturwissenschaft eingebunden<br />
werden. Die Kooperation ist zunächst<br />
für drei Jahre geplant.
Studieren und Arbeiten mit Kind<br />
Universität Bonn will familiengerechte Uni werden<br />
Familiengerechte Hochschule – das bedeutet eine tragfähige Balance<br />
zwischen den betrieblichen Interessen und den familiären Interessen<br />
der Beschäftigten und Studierenden zu erreichen. Wie ein Studentenpaar<br />
versucht, seinen ganz persönlichen Alltag zwischen Studium und<br />
Elternsein zu organisieren, erzählt Sara Rebekka Vonk.<br />
Phine – ausführlich Josephine Sophie<br />
– und ihre Mama sind öfter im<br />
cafè <strong>uni</strong>que im Hauptgebäude. „Die<br />
sind sehr nett hier“, sagt Sara Rekekka<br />
Vonk, „Brei warm machen und so weiter<br />
ist überhaupt kein Problem.“ Die<br />
kleine Tochter auf ihrem Schoß beobachtet<br />
aufmerksam, wer so alles zur<br />
Tür hereinkommt und lächelt gern mit<br />
ihren vier Zähnchen. Papa Thomas<br />
kann leider nicht dabei sein, der Archäologiestudent<br />
arbeitet gerade in seinem<br />
Job als Hilfskraft in der Biblio<strong>the</strong>k<br />
der Ägyp<strong>to</strong>logie. Vielleicht sehen<br />
sich die drei aber später auf dem Spielplatz<br />
am Hofgarten.<br />
Organisation und Abstimmung<br />
sind extrem wichtig<br />
Sara war 22 Jahre, als Phine geboren<br />
wurde, ihr Mann Thomas 25. Der<br />
Nachwuchs war willkommen – und<br />
von Anfang an klar, dass sie auch als<br />
Eltern weiter studieren werden. Das ist<br />
anstrengend und manchmal stressig,<br />
zumal beide neben dem Bachelorstudium<br />
gleich mehrere Jobs haben, damit<br />
sie über die Runden kommen. Nach<br />
einem Studienfachwechsel von Thomas<br />
bekommt nur noch Sara BAFöG.<br />
Sie studiert Germanistik und Anglistik.<br />
„Organisation und Abstimmung<br />
zwischen uns sind extrem wichtig“,<br />
sagt sie. Für wichtige Phasen im Studium<br />
versuchen die Eltern, sich gegenseitig<br />
Freiraum zu verschaffen. Sara<br />
sitzt gerade an ihrer Bachelorarbeit.<br />
Auch wenn Phine eher ruhig und pflegeleicht<br />
ist: Problem zu Hause ist für<br />
Mama die Konzentration. Dann springen<br />
schon mal Freundinnen ein, manche<br />
von ihnen kennen Phine von den<br />
ersten Lebenstagen an. So kann das<br />
Studentenpaar ab und zu auch bei einer<br />
Party dabei sein – entweder abwechselnd<br />
oder Freunde ermöglichen ihnen,<br />
gemeinsam zu gehen. Sogar einen Tag<br />
als Komparsen bei einem Fernsehfilm<br />
und eine Woche Urlaub haben sich die<br />
beiden mal gönnen können, in der Zeit<br />
blieb die Kleine bei ihren Großeltern.<br />
Aber trotz aller Hilfe kommt es auch<br />
mal vor, dass niemand einspringen<br />
kann. Demnächst entspannt sich die<br />
Lage etwas: Phine hat einen Platz in<br />
einer KiTa im Wohnviertel der Familie<br />
bekommen.<br />
Schon vor der Geburt hatten sich<br />
Sara und Thomas beraten lassen und<br />
fanden viel Hilfe beim AStA. „Wir<br />
kommen ganz gut klar, aber wenn mal<br />
was wäre, würden wir uns sofort wieder<br />
dorthin wenden“, meinen sie. Der<br />
AStA bemüht sich derzeit neben weiteren<br />
Verbesserungen auch um einen<br />
zentralen, kindgerechten Raum. Mehrere<br />
Studenten-Elternpaare wollen hier<br />
abwechselnd ihre „Uni Kids“ betreuen<br />
und sich so gegenseitig entlasten. Auch<br />
die Dozenten waren verständnisvoll,<br />
wenn Sara in der Stillphase mal kurzfristig<br />
abgerufen wurde. Aber obwohl<br />
sie außerdem anboten, Phine in Veranstaltungen<br />
oder zur Sprechstunde mitzubringen,<br />
möchten die Eltern das vermeiden<br />
– denn da würde ihre eigene<br />
Konzentration leiden. Aber zu Festen<br />
in der Uni nahmen sie die Kleine schon<br />
mit.<br />
Nicht zu viel Noten-Ehrgeiz,<br />
aber das Studium abschließen<br />
Werdenden Eltern rät Sara: Nicht<br />
den Ehrgeiz haben, besonders gute<br />
Noten zu schaffen, sondern das Studium<br />
abzuschließen. Sich beraten lassen,<br />
welche Hilfen möglich sind –<br />
und von Anfang an Freiräume sowohl<br />
für die Partnerschaft als auch das Studium<br />
organisieren. „Sonst tut das weder<br />
den Eltern noch dem Kind gut.<br />
Nach der Uni freue ich mich immer<br />
darauf, wieder bei Phine zu sein.“<br />
Bald soll sie noch Geschwister bekommen.<br />
Sara drückt ihre kleine<br />
Tochter an sich. „Aber erst nach dem<br />
Abschluss.“<br />
UK/FORSCH<br />
LERNEN UND LEHREN<br />
5Josephine und ihre Mama<br />
gehen gern zusammen auf<br />
den Spielplatz am Hofgarten –<br />
wenn Sara Rebekka Vonk<br />
nicht gerade Lehrveranstal-<br />
uk<br />
tungen hat. Fo<strong>to</strong>:<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
29
LERNEN UND LEHREN<br />
30 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Fo<strong>to</strong>s: Georg Oleschinski<br />
Auf Reisen durch die Erdgeschichte<br />
Landschaft mit anderen Augen sehen: Zehn Jahre Geo-Rallye<br />
In diesem Jahr waren sie zwischen Mechernich und S<strong>to</strong>lberg unterwegs:<br />
Geowissenschaftler und viele Interessierte jeden Alters. Schon<br />
zum 10. Mal gingen sie gemeinsam auf Geo-Rallye und verlegten<br />
damit den Hörsaal ins Gelände.<br />
Die Reise durch die Erdgeschichte<br />
führte diesmal durch Steinbrüche, ins<br />
Tagebaurevier, zu ehemaligen Wüsten,<br />
versunkenen Wäldern und an den<br />
Grund prähis<strong>to</strong>rischer Meere. An allen<br />
Orten – allesamt Schlüsselstellen der<br />
regionalen Geologie – standen Professoren,<br />
Mitarbeiter und Studierende des<br />
Steinmann-Instituts für Geologie, Mineralogie<br />
und Paläon<strong>to</strong>logie Rede und<br />
Antwort. Anschaulicher und begeisternder<br />
kann man Geowissenschaften<br />
kaum vermitteln, das zeigt auch die<br />
hohe Zahl von Besuchern von Anfang<br />
an. Zum ersten Mal gab es die Bonner<br />
Georallye 2002 zum Jahr der Geowissenschaft:<br />
Die Dozenten wollten möglichst<br />
vielen Menschen die erdgeschichtlichen<br />
Besonderheiten der<br />
Region zeigen. Viele Zeugnisse der<br />
Erdgeschichte sind nämlich deutlich<br />
sichtbar – und wer einmal darauf hingewiesen<br />
wurde, wie man in Felsen die<br />
Schichten, die Säulen des Basalts oder<br />
einen Quarzgang als Zeugen der Vergangenheit<br />
sehen kann, betrachtet eine<br />
Landschaft künftig anders. Die erste<br />
Georallye fiel mit dem Endspiel der<br />
Fußballweltmeisterschaft zusammen<br />
– aber die Besucher strömten. Das ermunterte,<br />
die Georallye mit immer<br />
anderen regionalen Schwerpunkten<br />
zu wiederholen.<br />
Das Buch „Georallye – Spurensuche<br />
zur Erdgeschichte“ führt zu früheren<br />
Treffpunkten. Professor Dr. Wighart<br />
von Koenigswald und Klaus-Frank<br />
Simon haben es zusammengestellt, erhältlich<br />
ist es im Bouvier Verlag für<br />
15,90 Euro. UK/FORSCH
Fo<strong>to</strong>/Repro: uk<br />
Ich weiß jetzt, wo meine Stärken liegen<br />
Ausbildung nun mit offizieller Abschlussfeier<br />
„Immer eine runde Sache“ heißt es auf dem Informationsflyer zur<br />
Ausbildung an der Uni Bonn. Und dazu gehört ab jetzt – wie bei den<br />
Studierenden – auch ein würdiger Abschluss. Seit vielen Jahren bildet<br />
die Universität in Laboren, Technik, Freiland, Archiven, Biblio<strong>the</strong>ken<br />
und der Verwaltung in den unterschiedlichsten Berufen aus. Neben<br />
der Praxis bietet sie immer wieder Einblick in Forschungsprojekte.<br />
Die Verabschiedung nach bestandener Prüfung aber fiel bisher eher<br />
nüchtern aus.<br />
Bedingt durch Prüfungstermine<br />
waren bei der ersten offi ziellen Feier<br />
hauptsächlich Elektronik-, Technik-<br />
und Laborberufe vertreten, im Sommer<br />
sind die Landwirte und Gärtner dran.<br />
Diesmal freuten sich sieben junge Frauen<br />
und ebensoviele Männer mit ihren<br />
Ausbilderinnen und Ausbildern über<br />
den gemeinsamen Erfolg. Mehrere<br />
Uni-Einrichtungen hatten dafür gesorgt,<br />
dass Blumen und Geschenke vergeben<br />
werden konnten, und nach dem<br />
kurzen offi ziellen Teil mit Gruppenfo<strong>to</strong><br />
fanden sich schnell Gesprächsrunden<br />
zusammen.<br />
Kanzler Dr. Reinhardt Lutz ging<br />
von einer zur anderen. Ausdrücklich<br />
hatte er vorher ermutigt: „Wenn Ihnen<br />
etwas nicht so gefallen hat, sagen sie es<br />
mir – vielleicht können wir etwas verbessern.“<br />
Tatsächlich hörte er wenig<br />
Kritik, dafür Anregungen wie die von<br />
Markus Rohloff aus dem Chemischen<br />
Institut zu betriebsübergreifenden Ausbildungsteilen.<br />
Caroline Gasse erzählt: Sie baute in<br />
ihrem Herkunftsland Sambia zusammen<br />
mit Vater und Geschwistern ein<br />
Haus und fand dabei Gefallen an handwerklicher<br />
Tätigkeit. Nun hat sie am<br />
Physikalischen Institut Elektronik für<br />
Geräte und Systeme gelernt – und sofort<br />
eine Stelle in einem Unternehmen<br />
nicht nur nahe ihrem Wohnort, sondern<br />
sogar unbefristet gefunden. Ihr Ausbilder<br />
Walter Honerbach freut sich mit ihr,<br />
denn längst nicht alle haben so viel<br />
Glück. Und nicht immer ist alles harmonisch.<br />
Aber dass Lehrzeit zwischenmenschlich<br />
prima funktionieren kann,<br />
beweist auch ein anderes Paar bei der<br />
ersten offi ziellen Feier: Ausbilderin und<br />
Absolventin strahlen gemeinsam.<br />
Die Biologielaborantin Julia Leinweber<br />
ist zwar medizinisch interessiert.<br />
Sie Sie können können es es drehen drehen und und wenden, wenden,<br />
wie wie Sie Sie wollen wollen – – wir wir bieten bieten viele viele Perspektiven!<br />
Perspektiven!<br />
Zurzeit werden an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-<br />
Universität Bonn 135 Auszubildende im Rahmen der<br />
Dualen Ausbildung qualifiziert.<br />
Ausbildungsschwerpunkte bilden dabei:<br />
■ der gewerblich-technische Bereich<br />
■ der naturwissenschaftliche Bereich<br />
■ der verwaltungstechnische Bereich<br />
Die Ausbildung findet je nach Ausbildungsberuf in un-<br />
seren Werkstätten, Labora<strong>to</strong>rien, Biblio<strong>the</strong>ken, Institutssekretariaten<br />
und in der zentralen Verwaltung statt. Hier<br />
gewährleisten engagierte Ausbilder eine anspruchsvolle,<br />
spannende und abwechslungsreiche praktische Ausbildung,<br />
die auch immer wieder konkrete Einblicke in die vielfäl-<br />
tigsten Forschungsprojekte verschafft. Daneben besuchen<br />
die Auszubildenden Berufsschulen und -kollegs, die die<br />
fach<strong>the</strong>oretischen Grundlagen vermitteln.<br />
„Aber ich kann kein Blut sehen.“ So<br />
macht sie zuerst ein Physio<strong>the</strong>rapie-<br />
Praktikum und arbeitet danach in einer<br />
Reha-Klinik. Sie fand den Wechsel der<br />
Ausbildungsstelle alle paar Monate gut,<br />
weil er ihr geholfen hat herauszufi nden,<br />
wo ihre Stärken liegen.<br />
Wünschenswert:<br />
mehr Perspektiven an der Uni<br />
Qualifi zierten Fachkräftenachwuchs<br />
für den eigenen Bedarf auszubilden, ist<br />
ein Vorteil. Dass die Uni längst nicht<br />
allen eine konkrete Perspektive anbieten<br />
kann, bedauert Kanzler Dr. Lutz.<br />
Immerhin können diejenigen, die befriedigend<br />
oder besser abgeschnitten<br />
haben, bis zu drei Monate hier arbeiten<br />
und so ein erstes reguläres Zeugnis mitnehmen<br />
– dafür hatte sich auch die Vertretung<br />
der Auszubildenden im Personalrat<br />
eingesetzt. „Und wenn Sie dann<br />
im Beruf erfolgreich sind, erwähnen Sie<br />
ruhig ab und zu mal, wo sie gelernt haben“<br />
sagt er. Da das nicht nur pauschal<br />
auf die Uni, sondern auch auf die Verwaltung<br />
oder das jeweilige Institut zurückfällt,<br />
können diese zu ihrem guten<br />
Ruf beitragen: Indem Dezernenten und<br />
Professoren die Leistung der Ausbilder<br />
in ihrem Bereich anerkennen und mit<br />
Interesse fördern. UK/FORSCH<br />
LERNEN UND LEHREN<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt?<br />
Weitere Informationen über die Ausbildung an der<br />
Rheinischen Friedrich- Wilhelms- Universität Bonn<br />
finden Sie im Internet unter<br />
www.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn<br />
Abteilung 3.2 – Personalabteilung<br />
für Beschäftigte und Auszubildende<br />
in Technik und Verwaltung<br />
Regina-Pacis-Weg 3<br />
53113 Bonn<br />
Ihre Ansprechpartner:<br />
Frau Kirsten Ochs<br />
Telefon: 02 28 / 73-58 67<br />
E-Mail: ochs@verwaltung.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
Frau Sigrid Wilsberg<br />
Telefon: 02 28 / 73-73 03<br />
E-Mail: wilsberg@verwaltung.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
3Zum Abschluss eine<br />
offizielle Feier, bei der<br />
Auszubildende und ihre<br />
Ausbilder sich noch<br />
einmal treffen, ist neu.<br />
Ausbildung an der<br />
Universität Bonn<br />
Immer eine runde Sache<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
31
kompakt<br />
WEITE WELT<br />
6Was denken<br />
ausländische Studieren-<br />
de über „ihre“<br />
Uni Bonn?<br />
32 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
„A good place <strong>to</strong> be”<br />
Internationale Studierende loben und kritisieren ihre Uni Bonn<br />
Im vergangenen Wintersemester nahm die Universität Bonn zum<br />
ersten Mal an der Umfrage „International Student Barometer“ teil.<br />
1.071 ausländische Studierende trugen zu diesem Stimmungsbild bei,<br />
erhoben von der International Graduate Insight Group (i-graduate).<br />
Das ist sowohl eine Chance zur Verbesserung wie zum Vergleich.<br />
Denn neben Bonn gaben 202 andere Hochschulen, davon 37 aus<br />
Deutschland, eine Befragung in Auftrag.<br />
PHARMAZEUTEN-PARTNERSCHAFT<br />
MIT IBADAN/NIGERIA<br />
Eine Institutspartnerschaft zwischen<br />
dem Pharmazeutischen Institut/Abteilung<br />
Pharmazeutische Technologie<br />
der Universität Bonn und der Universität<br />
Ibadan in Nigeria fördert die Alexander<br />
von Humboldt-Stiftung jetzt.<br />
Die Förderung bezieht sich zunächst<br />
auf den Austausch von Wissenschaftlern<br />
und geht über drei Jahre.<br />
Im Sommer erwarten die Bonner den<br />
Besuch der nigerianischen Delegation.<br />
„Ziel unserer Forschungsarbeiten<br />
ist, neue pharmazeutische Hilfss<strong>to</strong>ffe<br />
aus afrikanischen Quellen zu entwickeln“,<br />
sagt Professor Dr. Alf Lamprecht.<br />
„Im Vordergrund stehen dabei<br />
Fo<strong>to</strong>: uk<br />
Wie bewerten junge Leute aus dem<br />
Ausland ihr Studium in Bonn? Womit<br />
waren sie zufrieden und was könnte<br />
besser laufen? Punkten konnten hier die<br />
allgemeinen Lebensbedingungen: im<br />
deutschlandweiten Vergleich kam Bonn<br />
auf Platz 9, international sogar auf Platz<br />
13. In den Einzelwertungen dieser Kategorie<br />
kommt das Lebensumfeld besonders<br />
gut an: Die Stadt sei „a good<br />
place <strong>to</strong> be“ meinten 94 Prozent – im<br />
bundesdeutschen Vergleich ist das die<br />
Bronzemedaille. Das Netz der Verkehrsverbindungen<br />
zwischen den Uni-<br />
Einrichtungen und dem Umfeld, der<br />
Internetzugang und das breite Hochschul-Sportangebot<br />
erhielten ebenfalls<br />
besonders gute Noten – nicht nur im<br />
nationalen, sondern auch internationalen<br />
Vergleich.<br />
Der Internetauftritt wird als meistgenutzte<br />
Informationsquelle bewertet<br />
und ist damit ein entscheidender Fak<strong>to</strong>r<br />
für die Wahl der Universität. Auch mit<br />
der Fachkompetenz der Dozenten, dem<br />
Niveau der Forschung und der Qualität<br />
der Labore zeigten sich die Studieren-<br />
deren mögliche Anwendung in neuen<br />
Arzneimittel<strong>the</strong>rapien sowie eine Verbesserung<br />
der lokalen Arzneimittelversorgung.“<br />
GASTPROFESSUR<br />
IN DER PHARMAZIE<br />
Die Galenus-Stiftung fördert eine<br />
Gastprofessur am Pharmazeutischen<br />
Institut: Professorin Betül Arica-Yegin<br />
von der Hacetteppe Universität in Ankara<br />
wird im kommenden Wintersemester<br />
hier lehren und forschen. Sie<br />
ist den Bonner Wissenschaftlern<br />
durch eine langjährige Zusammenarbeit<br />
in verschiedenen Forschungsprojekten<br />
verbunden. Gemeinsam wollen<br />
sie nun neue Arzneiformen zur geziel-<br />
den sehr zufrieden. Und die Dok<strong>to</strong>randen<br />
bestätigen, dass die Uni Bonn ihnen<br />
in hohem Maß das nötige Selbs<strong>tv</strong>ertrauen<br />
gibt, ein Forschungsprojekt zu leiten.<br />
Verbesserungsbedarf besteht jedoch<br />
in anderen Bereichen, in denen Bonn im<br />
internationalen Vergleich eher schlecht<br />
abschneidet: bei Karriereberatung, Qualität<br />
der Wohnheime und einigen Aspekten<br />
im Bereich Lernen. Hier geht es speziell<br />
um unterstützende englische<br />
Sprachkurse, Kursorganisation und virtuelle<br />
Lernumgebung. In freien Kommentaren<br />
gab es außer viel Lob auch<br />
Anregungen und Kritik. So wünschen<br />
sich viele ausländische Studierende<br />
mehr Kontakt zu deutschen Studenten<br />
und soziale Aktivitäten, die zur Integration<br />
beitragen. „Unsere Angebote wie<br />
der Internationale Club als Treffpunkt<br />
und sein Veranstaltungsprogramm, das<br />
„Study Buddy“-Programm, Interkulturelle<br />
Trainings und Sprachlernangebote<br />
müssen wir daher unbedingt halten, ausbauen<br />
und breiter bekannt machen“,<br />
sagt Lieselotte Krickau-Richter, die Leiterin<br />
des International Office. „Mehrere<br />
Arbeitsgruppen aus Verwaltung, Fakultäten<br />
und Studentenwerk beschäftigen<br />
sich derzeit mit den Ergebnissen der<br />
Umfrage. Wir suchen gemeinsam Wege,<br />
wie wir die Studienbedingungen für unsere<br />
derzeitigen und künftigen ausländische<br />
Studenten weiter verbessern können.“<br />
UK/FORSCH<br />
ten Therapie von Tumorerkrankungen<br />
entwickeln.<br />
HUMBOLDT-PREISTRÄGER VON<br />
DER YALE UNIVERSITY ZU GAST<br />
Professor Dr. Rüdiger Campe von der<br />
Yale University/USA kommt als Träger<br />
des Forschungspreises der Alexander<br />
von Humboldt-Stiftung an die Universität<br />
Bonn. Gastgeberin ist Professor<br />
Dr. Eva Geulen, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft.<br />
In diesem Rahmen<br />
haben auch Dok<strong>to</strong>randen die Chance,<br />
mit Professor Campe zu arbeiten: bei<br />
einem Workshop „Literatur und Wissen“<br />
im Promotionsprogramm am<br />
Institut für Germanistik, Vergleichende<br />
Kultur- und Literaturwissenschaft.
Deutschland-Träume in Zentralasien<br />
Warum junge Usbeken und Kasachen so gern Deutsch lernen<br />
Usbekistan und Kasachstan liegen Tausende Kilometer von Deutschland<br />
entfernt. Trotzdem können die Goe<strong>the</strong>-Institute in Almaty und<br />
Tashkent die große Nachfrage nicht mehr immer bedienen. Nicht<br />
anders an den Universitäten: Auch wenn Englisch an erster Stelle steht,<br />
entscheiden sich in Kasachstan sehr viele Studenten für ein Deutschstudium<br />
und noch mehr im Nachbarstaat Usbekistan. Warum? Das<br />
untersucht Stefan Kurzmann in seiner Dissertation.<br />
Warum und wozu investieren junge<br />
Menschen in Zentralasien so gern in die<br />
deutsche Sprache, wo doch eigentlich<br />
China ihr nächster und pulsierender<br />
Nachbar ist? Das fragte sich Diplom-<br />
Geograph Stefan Kurzmann nach einem<br />
Praktikum in Kasachstan. „Endlich ein<br />
deutscher Muttersprachler!“ erlebte er<br />
die Reaktion des dortigen Fremdsprachen-Departments<br />
an der Uni – das Thema<br />
seiner Promotion war geboren, und<br />
der DAAD gewährte ihm ein Auslandsstipendium.<br />
Die meisten jungen Usbeken und<br />
Kasachen – und selbst ihre Sprachlehrer<br />
– kennen Deutschland nur aus den<br />
Nachrichten und aus Büchern. „Es ist<br />
komisch, aber wahr: Sie lernen Deutsch,<br />
weil sie sich der deutschen Kultur nahe<br />
fühlen“, sagt der von Professor Jürgen<br />
Pohl betreute Dok<strong>to</strong>rand nach seinem<br />
ersten Forschungsaufenthalt. Natürlich<br />
lernen die jungen Menschen auch in der<br />
Hoffnung Deutsch, später einmal in<br />
Deutschland zu studieren, zu arbeiten<br />
oder zumindest ihren Wert auf dem heimischen<br />
Arbeitsmarkt steigern zu können.<br />
War es ihre eigene Entscheidung –<br />
oder die von Eltern und Bekannten?<br />
Und wie lernen die Studenten überhaupt<br />
Deutsch – in der Uni, privat oder auch<br />
online? Und falls sie in Deutschland studieren<br />
möchten: Wie informieren sie<br />
sich, wenden sie sich an Personen ihres<br />
Vertrauens oder gehen sie lieber ins Internet?<br />
Stefan Kurzmann verfolgt die These,<br />
dass das Internet den gesellschaftlichen<br />
Individualisierungsprozess der<br />
postsowjetischen Transformationsländern<br />
verstärkt. „Es ermöglicht jungen,<br />
ambitionierten Menschen unabhängig<br />
von Elternhaus, Einkommen und ‚Vitamin<br />
B’ nach realen Ausbildungsmöglichkeiten<br />
und Finanzierungen weltweit<br />
zu suchen“, sagt er. Dem steht die traditionale<br />
Vergesellschaftung gegenüber, in<br />
Fo<strong>to</strong>: privat<br />
der der Einzelne einen räumlich wie biographisch<br />
eng vorgegebenen Lebensweg<br />
vor sich hat. Er garantiert zwar Sicherheit<br />
durch feste soziale Bindungen,<br />
hemmt aber persönliche Ziele und Entwicklungen.<br />
Da Kasachstan seit seiner<br />
Unabhängigkeit 1992 eine Modernisie-<br />
rung à la Westen verfolgt, sollte in dem<br />
Land ebenfalls die Individualisierung<br />
voranschreiten. Ist sie bei ambitionierten,<br />
auslandswilligen Studenten im Internetgebrauch<br />
wiederzufinden? Usbekistan<br />
dagegen ist politisch wie<br />
gesellschaftlich isoliert – demzufolge<br />
sollten hier traditionale Entscheidungsmuster,<br />
also personenabhängige Entscheidungen,<br />
stärker ausgeprägt sein.<br />
Via Internet<br />
an der Zukunft basteln<br />
Um das herauszufinden, hat Stefan<br />
Kurzmann Deutschstudenten im Unterricht<br />
an unterschiedlichen kasachischen<br />
und usbekischen Universitäten angesprochen<br />
– sowohl in der Provinz als<br />
auch an einer privaten Elite-Uni – und<br />
gewann fünfzig von ihnen für einstündige<br />
Gespräche. Eher westlich- individualistische<br />
Lebensentwürfe kamen allein<br />
in Kasachstan zum Vorschein – und<br />
auch da ist es eher die Ausnahme, dass<br />
junge Leute via Internet an ihrer Zukunft<br />
basteln. Auffällig ist, dass sie sich nur<br />
auf jene Förderprogramme bewerben<br />
und nur jene Möglichkeiten des Fremdsprachenerwerbs<br />
nutzen, von denen sie<br />
direkt über Bekannte erfahren haben.<br />
Eine eigenständige Suche nach Studienangeboten<br />
und Stipendien via Internet<br />
findet kaum statt. Und das, obwohl Internetflatrates<br />
– auch zu Hause – bereits<br />
Normalität sind. Dies hängt mit einer<br />
generellen Abneigung zusammen, sich<br />
Information und Wissen selbständig zu<br />
erschließen. Stattdessen bevorzugen die<br />
Studenten persönliche Gespräche mit<br />
Personen, denen sie das benötigte Wissen<br />
unterstellen. „Mit dieser Strategie<br />
kommt man jedoch nur so weit, wie<br />
Wissen und Wohlwollen dieser Personen<br />
reichen“, sagt Stefan Kurzmann.<br />
„Das zeigen die Interviews überdeutlich.“<br />
Für Bildungswillige ist das Internet<br />
der beste Schlüssel zum Auslandsstudium.<br />
So greift der „Ebay-Effekt“ auch<br />
hier: Wo bekomme ich den gleichen Abschluss<br />
noch schneller und billiger?<br />
Auch wenn im Vergleich zu den USA<br />
und Großbritannien ein Studium in<br />
Deutschland preiswerter ist, so nimmt<br />
die Konkurrenz in Südostasien zu. Stefan<br />
Kurzmann ist sicher: „Da hilft nur,<br />
das im Ausland einzigartig gute Image<br />
deutscher Universitäten durch aktive<br />
Werbung weiter zu stärken.“ FORSCH<br />
WEITE WELT<br />
5Endlich ein deutscher<br />
Muttersprachler! Viele<br />
Interviews führte Stefan<br />
Kurzmann in Usbekistan<br />
und Kasachstan mit<br />
Studenten und Dozenten.<br />
Sie kennen Deutschland<br />
meist nur aus den<br />
Nachrichten und<br />
Büchern, lehren und<br />
lernen aber die Sprache.<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
33
WEITE WELT<br />
4Kraniche aus<br />
Buntpapier falteten<br />
Studentinnen der<br />
Initiative „Tausend<br />
Kraniche für Japan“ und<br />
zeigten Interessierten<br />
gerne, wie‘s geht.<br />
34 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Bonner Karatekas nach Sarajevo<br />
Team für Europäische Hochschulmeisterschaften nominiert<br />
Tausend Kraniche für Japan<br />
Das Karate-Team der Uni Bonn<br />
wurde jetzt für die Europäischen<br />
Hochschulmeisterschaften<br />
nominiert. Sie finden dieses<br />
Jahr in Sarajevo/Bosnien-<br />
Herzegowina statt.<br />
Seit vier Jahren fahren sie Erfolge<br />
ein: 2009 holten Valentin und Leonard<br />
Germic zusammen mit Thomas<br />
Schmitz bei der Europäischen Hochschulmeisterschaft<br />
in Cordoba/Spanien<br />
die Bronzemedaille für die Uni<br />
Bonn, Mitte Mai in Mannheim bei der<br />
Deutschen Hochschulmeisterschaft<br />
die Silbermedaille. „Das Finale gegen<br />
Gießen war spannend und endete 2:3<br />
– das hätte genausogut anders ausgehen<br />
können“, meint Thomas Schmitz.<br />
Das Fo<strong>to</strong> ist übrigens kein „Standbild“,<br />
sondern aus der Bewegung geschossen.<br />
FORSCH<br />
Benefiz- und Gedenkaktionen für die Menschen in Fukushima<br />
Erdbeben, Tsnunami und a<strong>to</strong>mare<br />
Katastrophe – die Unglücksserie<br />
im japanischen Fukushima hat<br />
auch an der Universität Bonn<br />
aktive Anteilnahme ausgelöst.<br />
Viele Studierende aus Japan machen<br />
sich Sorgen um ihre Angehörigen,<br />
deutsche Kommili<strong>to</strong>nen und<br />
Wissenschaftler um Freunde vor Ort.<br />
Dabei wollten sie es nicht bewenden<br />
lassen. Tausend Kraniche wurden bei<br />
einer Benefizveranstaltung des Instituts<br />
für Orient- und Asienwissenschaft<br />
aus Papier gefaltet und gegen<br />
Spenden abgegeben. Es gab japanische<br />
Spezialiäten, eine Trommelvorführung<br />
und Konzerte, in den Botanischen<br />
Gärten wurden Kerzen rund<br />
um ein frisch gepflanztes Bäumchen<br />
zum Gedenken an die Opfer entzündet.<br />
Wissenschaftler gaben den Medien<br />
Informationen zu den Geschehnissen,<br />
und der Japanologe Professor<br />
Dr. Reinhard Zöllner berichtete aus<br />
erster Hand von seinen Eindrücken<br />
vor Ort. FORSCH Fo<strong>to</strong>: uk<br />
Fo<strong>to</strong>: Volker Lannert/Universität Bonn
Botanische Gärten sind fit für die Zukunft<br />
2.500 Quadratmeter unter Glas, Lehrgewächshaus und neues „System“<br />
Hunderte von Pflanzen – darunter seltene Kostbarkeiten – sind nach<br />
zwei Jahren aus ihren Notquartieren zurück. Das Regenwaldhaus ist<br />
nun wie die anderen Schaugewächshäuser mit Palmen, Farnen und<br />
Sukkulenten im Botanischen Garten am Poppelsdorfer Schloss wieder<br />
für Besucher geöffnet. Und die Studenten haben endlich ein Lehrgewächshaus<br />
mit Praktikumsraum direkt im Garten.<br />
Insgesamt 2.500 Quadratmeter unter<br />
Glas, neue Heizungen, Wärmeisolierung,<br />
zwei Neubauten, im Freiland entstand<br />
als Gang durch die Evolution ein<br />
völlig neu gestaltetes „System“: Professor<br />
Dr. Wilhelm Barthlott hinterlässt ein<br />
wohl bestelltes Haus. Der langjährige<br />
Direk<strong>to</strong>r der Botanischen Gärten Bonn<br />
geht diesen Sommer in den (aktiven)<br />
Ruhestand. Zuvor konnte er noch das<br />
Ergebnis der bisher größten Umbaumaßnahmen<br />
seit dem Krieg vorstellen,<br />
die insgesamt fünf Jahre dauerten.<br />
Vom Regenwaldhaus stand teilweise<br />
nur noch das Gerippe: Es wurde <strong>to</strong>talsaniert.<br />
Alle weiteren Gewächshäuser<br />
erhielten eine neue Heizung und<br />
eine Wärme isolierende Neuverglasung.<br />
„Bis jetzt haben wir halb Poppelsdorf<br />
geheizt“, kommentiert Kus<strong>to</strong>s<br />
Dr. Wolfram Lobin diese überfällige<br />
Maßnahme. In einem Neubau sind die<br />
Sukkulenten und Fleischfressenden<br />
Pflanzen untergebracht. Finanziert wurden<br />
die Maßnahmen aus Mitteln der<br />
Universität, aus dem Konjunkturpaket 2<br />
der Bundesregierung und des Bau- und<br />
Liegenschaftsbetriebs NRW. Der<br />
Freundeskreis Botanische Gärten Bonn<br />
e.V. stiftete die Beleuchtung des Regenwaldhauses.<br />
Das Lehrgewächshaus entstand<br />
aus Studienmitteln. Dass Studenten<br />
den Garten nur auf eigene Faust,<br />
unter Führung ihrer Dozenten oder<br />
durch entliehene Pflanzen nutzen konnten,<br />
gehört nun der Vergangenheit an.<br />
Auch die Besucher nahmen Sonderführungen<br />
durch die Schaugewächshäuser<br />
zur Einweihung gerne an. Schon zuvor<br />
kamen allein in den Ostertagen über<br />
4.000 Interessierte. „Nach dem Haus<br />
der Geschichte und der Bundeskunsthalle<br />
haben wir zusammen mit dem<br />
Beethovenhaus die meisten Besucher –<br />
im Mittel jährlich 140.000“, sagt Professor<br />
Barthlott. „Wir sind eben nicht<br />
nur ein Teil der Uni, sondern von<br />
Bonn.“<br />
Wer die Gärten direkt fördern möchte,<br />
kann das nun auch als Patin oder Pate<br />
Bilderrätsel:<br />
Wo ist das?<br />
Bunt, auffällig – und dort, wo viele Menschen<br />
vorbeikommen findet sich dieses<br />
Motiv. Wo genau ist es?<br />
Unter den richtigen Einsendungen verlosen<br />
wir jeweils zwei Eintrittskarten für das<br />
WOKI, die Kinema<strong>the</strong>k mit Spielorten in<br />
der Brotfabrik und dem Rheinischen LandesMuseum<br />
sowie für die Reihe NeunMal-<br />
Klug im Haus der Springmaus – herzlichen<br />
Dank an diese drei Bonner Kult(ur)<br />
stätten!<br />
Lösungen bitte bis zum 15. Juli per e-Mail<br />
an: forsch@<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
einer Pflanze: Für eine Spende ab 100<br />
Euro für ein Jahr – je nach Größe, Wert<br />
und Seltenheit. Ob als Einzelperson, als<br />
Firma oder Einrichtung in Anlehnung an<br />
die jeweilige Profession. So hat die Fleischerinnung<br />
Bonn-Rhein-Sieg mit Obermeister<br />
Adalbert Wolf sich schon den<br />
Leberwurstbaum ausgesucht, Jürgen<br />
Leyendecker von der Bäckerei Kamps in<br />
Poppelsdorf den Brotbaum und das Pan<strong>the</strong>on-Theater<br />
die Spottnuss. Die etwa<br />
11.000 Arten bieten einen reichhaltigen<br />
Fundus: Steineiche, Pfeifenstrauch, Fastnachtsbaum,<br />
Perückenstrauch oder lieber<br />
Schwiegermuttersessel? Ein Schild<br />
an der Pflanze weist auf die Patenschaft<br />
hin, dazu gibt es eine Urkunde<br />
und eine Zuwendungsbescheinigung.<br />
UK/FORSCH<br />
Informationen zu Patenpflanzen:<br />
http://www.botgart.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de/<br />
foerder/pflanzenliste.php<br />
Fo<strong>to</strong>: uk<br />
Fo<strong>to</strong>s: uk<br />
5Professor Barthlott<br />
macht als Wissen-<br />
schaftler vor allem mit<br />
Themen aus Biodiversi-<br />
tät und Bionik von sich<br />
reden wie dem<br />
„Lo<strong>to</strong>seffekt“ mit<br />
selbstreinigenden<br />
Oberflächen.<br />
KULTUR<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
35
Abb: Ägyptisches Museum/Universität Bonn<br />
KULTUR<br />
Universitätsfest<br />
2011<br />
Am Samstag, 16. Juli fliegen<br />
wieder die Barette nach<br />
erfolgreichem Abschluss des<br />
Studiums: Um 10 Uhr beginnt<br />
auf der Hofgartenwiese die<br />
diesjährige feierliche Verabschiedung<br />
der Absolventinnen<br />
und Absolventinnen. „Zaungäste“<br />
sind herzlich willkommen!<br />
Für den abendlichen Universitätsball<br />
im Maritim Hotel gibt<br />
es noch Karten, siehe Seite 43.<br />
Informationen: www.<br />
<strong>uni</strong>versitaetsfest.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
Die muss man gesehen haben!<br />
Ob Parfumflakon der ägyptischen Pharaonin Hatschepsut, his<strong>to</strong>rische Rechen-<br />
maschinen, Zahnmedizin und Anäs<strong>the</strong>sie in früheren Zeiten, Gold und Mineralien,<br />
Stücke aus den altamerikanischen Kulturen, griechisch-römische Kunst, zurück<br />
in die Zeit der Dinosaurier oder Biodiversität der Tiere und Pflanzen auf kleinstem<br />
Raum – die Museen und Sammlungen der Universität sind immer einen Besuch<br />
wert.<br />
36 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Informationen über Ausstellungen und aktuelle Aktionen gibt es unter:<br />
www.museen.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
Kekulés Traum<br />
Ausstellung im Deutschen Museum Bonn<br />
Friedrich August Kekulé von<br />
Stradonitz, geboren 1829, folgte<br />
1867 dem Ruf nach Bonn. Eine<br />
Sonderausstellung „Kekulés<br />
Traum – von der Benzolformel<br />
zum Bonner Chemiepalast“ wird<br />
am Abend seines Todestages,<br />
dem 13. Juli, eröffnet und ist bis<br />
Ende Februar 2012 im Deutschen<br />
Museum Bonn zu sehen.<br />
Kekulé machte sein Institut, das er<br />
als Rohbau übernahm, zu einem der<br />
bestausgestattetsten seiner Zeit in<br />
Deutschland und zog damit viele Studenten<br />
nach Bonn. Mit seinen Strukturformeln<br />
schuf er die Grundlagen für<br />
die Organische Chemie. Sein Grab ist<br />
auf dem Alten Friedhof in Bonn zu sehen.<br />
Das heutige, in Endenich gelegene<br />
Institut wurde nach ihm benannt.<br />
Fo<strong>to</strong>aufruf:<br />
„Denk-mal anders“<br />
Das Denkmal des berühmten Chemikers<br />
steht vor seinem ehemaligen<br />
Institut an der Meckenheimer Allee. Je<br />
nach Saison wird der würdige Herr<br />
mal mit Skimütze und Schal oder Badehandtuch,<br />
mal anlässlich der Fußballweltmeisterschaft<br />
mit der Deutschlandfahne<br />
ausstaffi ert – und Absolventen<br />
nehmen ihn gerne mit auf ihre<br />
Abschiedsfo<strong>to</strong>s. In der Ausstellung sollen<br />
auch die schönsten und lustigsten<br />
Fo<strong>to</strong>s von oder vor Kekulés Denkmal<br />
ihren Platz fi nden. Einsendeschluss ist<br />
der 13. Juli, unter den Teilnehmern<br />
werden Eintrittskarten für die Ausstellung,<br />
Kataloge und Flanierkarten für<br />
das Bonner Universitätsfest verlost.<br />
Infos dazu unter: www.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de/<br />
fo<strong>to</strong>aufruf.pdf UK/FORSCH<br />
Fo<strong>to</strong>: uk
Geschichte(n)<br />
Fast 200 Jahre Leben und Studieren in Bonn<br />
Überblicke über die fast 200-jährige Geschichte der Universität Bonn<br />
hat es schon aus verschiedenen Blickwinkeln gegeben. Ausschließlich<br />
um Studierende, ihre Lebensbedingungen und den unterschiedlichen<br />
Charakter des Studiums in verschiedenen Epochen geht es bei einer<br />
Ringvorlesung in diesem Semester. Neben gestandenen Wissenschaftlern<br />
kommen hier auch vier junge Absolventen, Mitarbeiter des<br />
Universitätsarchivs, zu Wort. Benannt nach einem alten Studentenlied<br />
findet „Bonna Perl am grünen Rheine“ noch bis zum 11. Juli montags<br />
um 20 Uhr c.t. im Hörsaal VII im Hauptgebäude statt.<br />
Bereits kurz nach der Gründung der<br />
Universität Bonn 1818 wurden die<br />
Karlsbader Beschlüsse gefasst. Prominente<br />
Universitätslehrer erhielten ein<br />
Lehrverbot. Zudem verbot der Staat<br />
jegliche Form von Studentenverbindung<br />
– was aber Corps und Burschenschaften<br />
nicht daran hinderte, sich<br />
heimlich zu treffen. Trotz Schikanen,<br />
Verfolgungen und politischer Streitigkeiten<br />
blühte in der ersten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts die Bonner Universität<br />
weiter auf. Dies lag nicht zuletzt daran,<br />
dass das preußische Königshaus seine<br />
Söhne zum Studium an den Rhein<br />
schickte und so auch andere adelige<br />
Studenten nach Bonn zog.<br />
Im Wintersemester 1896/97 studierten<br />
erstmals 16 Frauen als Gasthörerinnen<br />
an der Universität Bonn. Als<br />
„normale“ Studierende durften sie sich<br />
erst ab 1908 einschreiben. Bis zum Beginn<br />
des Ersten Weltkriegs wuchs die<br />
Universität weiter. Insbesondere für<br />
die Studierenden wurde die<br />
Situation nach Kriegsbeginn<br />
jedoch<br />
immer schwieriger.<br />
Finanzielle<br />
Nöte und Mangel an Wohnraum prägten<br />
ihren Alltag. 1920 gründeten<br />
Kriegsheimkehrer den Verein „Studentenwohl“,<br />
aus dem das heutige Studentenwerk<br />
hervorging.<br />
Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten<br />
erlebte die Universität<br />
ein weiteres Zwischenhoch. 1930 führte<br />
die Universität die studentische Mitbestimmung<br />
ein. Während der nationalsozialistischen<br />
Herrschaft blutete die<br />
Hochschule jedoch stark aus. Die<br />
„Gleichschaltung“ traf die Lehre<br />
schwer, die neuen Machthaber drängten<br />
unliebsame Dozenten aus dem Amt<br />
und die Wehrmacht zog viele Studierende<br />
zum Kriegsdienst ein. Am 126.<br />
Gründungstag der Universität, dem 18.<br />
Ok<strong>to</strong>ber 1944, legte ein Bombenangriff<br />
die Universität und weite Teile des<br />
Bonner Zentrums in Trümmer.<br />
Bereits 1945 wurde die Universität<br />
wieder eröffnet. Das studentische Leben<br />
war vielfach geprägt vom Wiederaufbau.<br />
So arbeiteten Studenten in Bautrupps,<br />
bevor sie studieren durften.<br />
Allerdings kehrten auch die Probleme<br />
der Wohnungsnot und des Nahrungsmangels<br />
wieder. Vielen Studierenden<br />
fiel es schwer, Wohnraum zu finden, ein<br />
Zimmer zu bekommen war<br />
oft verbunden mit der<br />
Beschaffung von<br />
Fo<strong>to</strong>: Volker Lannert<br />
Heiz- und Nahrungsmitteln für den<br />
Vermieter. In Poppelsdorf diente ein<br />
Hochbunker als Studentenwohnheim.<br />
Im Sommer fanden auf seinem Dach<br />
Tanzveranstaltungen statt, die Freude<br />
und Abwechslung in den Alltag brachten<br />
– und in der Nachbarschaft nicht<br />
nur Anklang fanden.<br />
Im Zuge der Studentenrevolte 1968<br />
kam es auch in Bonn zu Massenversammlungen.<br />
Die größten Demonstrationen<br />
erlebte die Universität am Anfang<br />
der 1980er Jahre. Nach den<br />
Protesten gegen den NATO-Doppelbeschluss<br />
und für den Frieden mit bis zu<br />
250.000 Teilnehmern wurde die Hofgartenwiese<br />
für Großveranstaltungen<br />
gesperrt. Die Einführung der Studienbeiträge<br />
und die Umstellung auf das<br />
Bachelor/Master-System führten<br />
2008 und 2009 zu<br />
neuen Studentenprotesten.<br />
DENNIS SAHL/FORSCH<br />
KULTUR<br />
5Proteste gegen<br />
Missstände wie Vergnügen<br />
gehören einfach zum<br />
Studentenleben: Auch in<br />
der von Mangel geprägten<br />
Nachkriegszeit gab es<br />
Partys.<br />
Abb.: Uni-Archiv/BUZ 1946<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
37
SERVICE<br />
5Auch diese<br />
Zeichnung eines<br />
Teeliebhabers<br />
findet sich im<br />
Kommentarbuch.<br />
38 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Anregungen, Klagen – und auch mal Lob<br />
Aus dem Kommentarbuch der Universitätsbiblio<strong>the</strong>k Bonn<br />
Wer in der Universitäts- und Landesbiblio<strong>the</strong>k Bonn (ULB) hinunter<br />
ins Magazin steigt, sieht es gleich: das Kommentarbuch. Solide<br />
gebunden in schwarz und innen bunt gemischt – eine Sammlung<br />
kritischer und konstruktiver Notizen, von sanften Beschwerden bis zu<br />
empörten Klagen. Im Angebot sind aber ebenso freundliche Anregungen,<br />
Lob und Dank kommen auch mal vor. Unser Gastau<strong>to</strong>r Dr. Eckart<br />
Roloff hat sich umgesehen.<br />
„Ein Superservice wären Plastiktüten<br />
zum Transport von Büchern“,<br />
schreibt da jemand, „natürlich nur auf<br />
Nachfrage im Notfall.“ Ein paar Zeilen<br />
tiefer dieselbe Bitte samt Begründung:<br />
„ . . . damit alle Bücher vor Regen geschützt<br />
zu Hause ankommen können.“<br />
Die Plastiktüten haben derzeit Konjunktur,<br />
wie überhaupt das Buch manches<br />
Auf und Ab dokumentiert. Längst<br />
nicht alle Biblio<strong>the</strong>ken kennen solch<br />
ein Kompendium.<br />
Je nach aktuellen Vorgängen sind<br />
es mal die fehlenden Geldwechselau<strong>to</strong>maten,<br />
die zu Anmerkungen reizen,<br />
mal die Kosten fürs Kopieren, die<br />
Schließfächer, die Getränkeau<strong>to</strong>maten.<br />
In Schriften (und Stimmungen) aller<br />
Art mit vielen Ausrufe- und Fragezeichen.<br />
„Warum gibt es im Lesesaal so<br />
wenige Steckdosen?“, „Die beißende<br />
Kälte im Lesesaal ist nicht auszuhalten!“,<br />
„Die Kopierpreise sind eine Unverschäm<strong>the</strong>it!“,<br />
„Im Getränkeau<strong>to</strong>maten<br />
sollte es heißes Wasser für Tee<br />
und Gemüsebrühe geben!“ Es folgen<br />
Beschwerden zum Mangel an Papiertüchern<br />
in den WCs, über zu wenige<br />
Zeitungsexemplare, fehlende Stehtische<br />
ohne (!) Computer, den noch<br />
nicht geöffneten Innenhof, zu viel<br />
Plauderei an den Theken und und und.<br />
Manches davon hat gute Gründe.<br />
Doch in der Summe fällt auf – auch<br />
wegen eigener, nur positiver Erfahrungen<br />
–, wie sehr die Kritik überwiegt,<br />
das Meckern über Defi zite, der heftige<br />
Ton. Wer das alles liest, muss denken,<br />
dass die ULB aus Massen an Mängeln<br />
besteht. Der geglückte Bau, nach langem<br />
Umbau sehr gut ausgestattet, die<br />
48 PC-Arbeitsplätze und vielen<br />
WLAN-Anschlüsse, das Lerncafé, der<br />
Blick vom Lesesaal mit 300 Plätzen<br />
durch gewaltige Glasfronten auf den<br />
Rhein, der direkte Zugang ins Magazin,<br />
die Führungen und Schulungen,<br />
die Gruppenarbeitsräume mit Großbildschirm<br />
. . . ist das nichts? Offenbar<br />
sind die Ansprüche mit den Jahren steil<br />
gestiegen; der Fortschritt wurde zur<br />
Selbs<strong>tv</strong>erständlichkeit.<br />
Dazu kommen die erweiterten Öffnungszeiten<br />
(Tag für Tag bis Mitternacht!),<br />
die sehr qualifi ziert besetzte<br />
Infostelle zur individuellen Beratung,<br />
die Scanner und Readerprinter, die<br />
Tipps zur Recherche und vieles mehr.<br />
Dass Au<strong>to</strong>maten mal streiken, ob<br />
für Kopien oder Kaffee zuständig, lässt<br />
sich nicht vermeiden; die ULB kann<br />
dafür nichts und ist auf Verträge angewiesen,<br />
die die Uni pauschal abschließt.<br />
Den Ärger über allzu lange<br />
reservierte Leseplätze hingegen konnte<br />
sie beheben. Und schon schweigt das<br />
Kommentarbuch zu diesem früheren<br />
Dauerbrenner. Übrigens wird Jahr für<br />
Jahr über eine Excel-Tabelle ausgewertet,<br />
was darin zur Sprache kam.<br />
Die Biblio<strong>the</strong>k bemüht sich nach<br />
Kräften, alles noch besser zu machen.<br />
Claudia Berg und Cornelia Hoerman<br />
lesen das Buch aufmerksam und setzen<br />
oft ihre Vermerke hinzu. Das liest sich<br />
so: „Ihre Anregung ist nachvollziehbar“,<br />
„Wenn das Wetter besser wird,<br />
wird der Innenhof geöffnet“, „Wir sagen<br />
dem Hausmeister wegen dieser<br />
Sache Bescheid“. Ebenso studieren sie<br />
die E-Mails, etwa zu Wünschen, bestimmte<br />
Titel anzuschaffen. Überhaupt<br />
hat das Internet den Betrieb stark verbessert.<br />
Bücher suchen, bestellen, vormerken,<br />
verlängern – alles geht bequem<br />
per PC von zu Hause aus.<br />
Im Gespräch mit ULB-Direk<strong>to</strong>rin<br />
Dr. Renate Vogt wird deutlich, wie sehr<br />
sie sich freut, dass das Buch fast nie<br />
fachliche Mängel und schlechte Beratung<br />
aufspießt. Viele Wünsche versteht<br />
sie gut. Doch es gibt Grenzen, meist<br />
fi nanzielle, personelle und räumliche.<br />
Es ist beispielsweise kein Platz da für<br />
mehr Schließfächer, in denen die Benutzer<br />
über Nacht ihre Unterlagen einschließen<br />
können, und für zusätzlich<br />
wünschenswerte Arbeitstische, um<br />
dem Ansturm zu Prüfungszeiten gewachsen<br />
zu sein.<br />
Auch Renate Vogt schaut immer<br />
wieder mal ins schwarze Buch. „Das<br />
ist ein nützliches Komm<strong>uni</strong>kationsinstrument<br />
für uns in der ULB, aber auch<br />
für Studierende untereinander“, sagt<br />
sie und lässt erkennen, welche Vermerke<br />
sie berechtigt fi ndet. Mag sein, dass<br />
der schreckliche Mangel an Plastiktüten<br />
nicht dazu gehört.<br />
Fo<strong>to</strong>: privat<br />
Dr. Eckart Roloff ist Journalist, Medienforscher<br />
und Buchau<strong>to</strong>r. Tätig war er<br />
unter anderem als Referent im Bundespresseamt<br />
Bonn und leitete 20 Jahre<br />
lang das Wissenschaftsressort des<br />
„Rheinischen Merkur“. Die Universitätsbiblio<strong>the</strong>k<br />
Bonn kennt er durch die Recherchen<br />
für sein Buch „Göttliche Geistesblitze“<br />
über erfinderische Pfarrer und<br />
Priester.
eCampus – Lernen im Internet<br />
Neue Software für e-Learning Plattform startet<br />
Viele Studenten und Lehrende der Universität Bonn haben bereits<br />
Erfahrungen mit eCampus gesammelt. Die Plattform auf Basis der<br />
US-amerikanischen Blackboard-Software wird nun auf eine neue<br />
Software umgestellt: ILIAS ist bereits in den Testbetrieb gestartet, im<br />
Wintersemester 2011/12 wird es das alte Blackboard System<br />
vollständig ersetzen.<br />
Seit 2005 gibt es an der Universität<br />
Bonn die virtuelle Lernplattform<br />
eCampus. Von Studenten und Dozenten<br />
wurden die Möglichkeiten des Online-Angebots<br />
zunehmend stark genutzt:<br />
Mittlerweile greifen 10.000<br />
aktive Nutzer auf durchschnittlich 800<br />
Kurse pro Semester zu. Auf dem Markt<br />
sind heute jedoch weitere Produkte mit<br />
zusätzlichen Funktionen verfügbar.<br />
Nun hat sich die Universität entschieden<br />
zu wechseln. So musste die Lizenzgebühr<br />
der Blackboard-Suite in<br />
Dollar bezahlt – die Kosten für die Lizenz<br />
stiegen immer weiter. Zudem<br />
wurde das System bislang auf den Servern<br />
der Universität Bochum betrieben.<br />
Auch der Support bei Problemen<br />
gestaltete sich auf Grund der Entfernung<br />
zum Anbieter schwierig.<br />
Mit dem Wechsel auf das gebührenfreie<br />
ILIAS System, dem im Wettbewerb<br />
mit anderen kommerziellen<br />
und nicht-kommerziellen Lösungen<br />
der Vorzug gegeben wurde, zieht das<br />
e-Learning-Angebot der Universität<br />
auf eigene Server des Hochschul-Rechenzentrums<br />
(HRZ) um. Vor der Umstellung<br />
standen Investitionen in die<br />
Infrastruktur: Im HRZ mussten neue<br />
Server integriert werden, eine zusätzliche<br />
Stelle zur Betreuung der Rechner<br />
wurde geschaffen.<br />
Investitionen in die Zukunft<br />
Die Investitionen werden sich jedoch<br />
auszahlen. Da ist sich Carsten<br />
Kozianka, der als Mitarbeiter der Universitäts-<br />
und Landesbiblio<strong>the</strong>k (ULB)<br />
die eCampus Plattform betreut, sicher:<br />
„ILIAS ist ein stabiles Projekt, das auf<br />
mehrere Programmierer verteilt ist. In<br />
der Rheinschiene nutzen bereits andere<br />
Universitäten das Programm.“ Diese<br />
Hochschulen teilten ihre Erfahrungen<br />
und halfen so der Universität Bonn bei<br />
der Eingliederung der neuen Software.<br />
Zudem steht hinter dem Programm ein<br />
Fo<strong>to</strong>: Dr. Thomas Mauersberg<br />
ein<strong>get</strong>ragener Verein, der Support ist<br />
also gesichert.<br />
Ab September 2010 startete der<br />
Testbetrieb. Bereits seit Beginn ist die<br />
Benutzerverwaltung des HRZ in die<br />
Software integriert. Das bedeutet, dass<br />
Lehrende und Studenten sich nur mit<br />
ihrer Uni-Bonn-Benutzerkennung bei<br />
eCampus anmelden können. Auch für<br />
die Verwaltung der Plattform bietet<br />
dies Vorteile: Verlässt ein Student oder<br />
Dozent die Universität, so wird seine<br />
Adresse au<strong>to</strong>matisch deaktiviert und<br />
sein eCampus-Account gelöscht. Im<br />
alten Blackboard-System mussten inaktive<br />
Nutzer auf anderem Wege gelöscht<br />
werden. Zusätzlich soll eCampus<br />
direkt mit dem Online-Vor-<br />
lesungsverzeichnis Basis vernetzt werden.<br />
Voraussichtlich ab dem Wintersemester<br />
2011/12 können dann Kursleiter<br />
und angemeldete Teilnehmer direkt<br />
von dort auf die e-Learning-Struktur<br />
übertragen werden. In der neuen Plattform<br />
ist auch ein internes Mailsystem<br />
integriert. Studenten, die ein gemeinsa-<br />
mes Referat in ihrem Seminar halten<br />
müssen, können sich darüber beispielsweise<br />
viel besser austauschen.<br />
Achtung! Vor der Abschaltung<br />
Daten sichern<br />
Die im neuen eCampus angelegten<br />
Kurse werden nach aktueller Planung<br />
für etwa vier bis fünf Semester<br />
vorgehalten. Ein Zugriff auf die Unterlagen<br />
ist also auch nach einer gewissen<br />
Zeit noch möglich. Dozenten<br />
nutzen hauptsächlich die Möglichkeit<br />
Material an ihre Studenten zu verteilen,<br />
aber eCampus bietet noch viel<br />
mehr: „Das Sprachlernzentrum und<br />
einige andere Institute führen beispielsweise<br />
bereits Tests über eCampus<br />
durch“, sagt Carsten Kozianka.<br />
Die ULB bietet Dozenten Schulungen<br />
zum neuen System an. Grundsätzlich<br />
ist es benutzerfreundlicher, so Kozianka.<br />
Die Lizenz für die Blackboard-<br />
Lösung läuft Ende Januar 2012 aus.<br />
Die Daten aus diesem System sind<br />
dann verloren. Wer seine Unterlagen<br />
noch braucht, sollte diese also möglichst<br />
bald sichern! Das eCampus-<br />
Team ist Lehrenden gerne bei der Sicherung<br />
und Übertragung von Daten<br />
behilflich. Eine Mail an ecampus@<br />
<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de genügt.<br />
DENNIS SAHL/FORSCH<br />
SERVICE<br />
5Mit der neuen<br />
Software ILIAS gibt es<br />
gleich mehrere<br />
Verbesserungen.<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
39
MENSCHEN<br />
4Gedenkgottesdienst<br />
für die Opfer der<br />
Tsunami-Katastrophe<br />
am Strand von Khao Lak<br />
Alumni & Freunde<br />
in Thailand.<br />
40 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Zuwendung geben, ohne sich anzubiedern<br />
Alumnus Dr. Uwe Rieske ist neuer Landespfarrer für Notfallseelsorge<br />
Zwei Jahre nach dem Absturz des Airbus der Air France über dem<br />
Atlantik werden die Angehörigen der Todesopfer endlich erfahren, was<br />
damals eigentlich passierte: Erst jetzt wurde das Wrack mit Flugschreiber<br />
und Stimmenrekorder in fast 4.000 Metern Tiefe gefunden. Nach<br />
der Tsunami-Katastrophe in Südostasien 2004 betrauerten auch in<br />
Deutschland Hunderte ihre Angehörigen – oder sind selbst knapp mit<br />
dem Leben davongekommen. Das Unglück bei der Love-Parade in<br />
Duisburg hat bei den Angehörigen der Opfer und bei Verletzten<br />
ebenfalls nachhaltige Spuren hinterlassen. Dr. Uwe Rieske ist schon<br />
lange ehrenamtlich für Betroffene solcher Unglücksfälle da. Zum 1. Juli<br />
übernimmt der evangelische Pfarrer, Religionslehrer und Privatdozent<br />
sein neues Amt als Landespfarrer für die Notfallseelsorge der Evangelischen<br />
Kirche im Rheinland.<br />
Herr Dr. Rieske – was ist Notfallseelsorge?<br />
Zunächst ist notfallseelsorgerlicher<br />
Beistand Teil der kirchlichen<br />
Seelsorge im Alltag. Pfarrer sind dafür<br />
ausgebildet, Menschen zu stabilisieren,<br />
die Schlimmes erlebt haben. Auch<br />
als Religionslehrer bekomme ich zuweilen<br />
dramatische familiäre Probleme<br />
mit. Die Notfallseelsorge bemüht<br />
sich um Menschen, die mit plötzlichen<br />
Todesfällen konfrontiert sind. Als Landespfarrer<br />
koordiniere ich künftig die<br />
Notfallseelsorge in der Evangelischen<br />
Kirche im Rheinland und sorge dafür,<br />
dass möglichst alle 33 evangelischen<br />
Kirchenkreise bei Unfällen oder Katastrophen<br />
genug ausgebildete, schnell<br />
erreichbare Helfer haben.<br />
Wie muss man sich einen Akut-Einsatz<br />
vorstellen?<br />
Mein Vorgänger war im letzten<br />
Jahr mit einer Gruppe zu einer Ausbildungsübung<br />
in Duisburg bei der<br />
Love-Parade – dass daraus eine<br />
Akutsituation mit Todesfällen und<br />
zahlreichen schwer Verletzten werden<br />
würde, ahnte niemand. Bei einem solchen<br />
Unglück werden Notfallseelsorger<br />
über die örtlichen Rettungsleitstellen<br />
benachrichtigt. Etwa bei<br />
Verkehrsunfällen bis hin zur Massenkarambolage<br />
müssen nicht nur überlebende<br />
Opfer, sondern oft auch Verursacher<br />
betreut werden. Und nach<br />
besonders belastenden Einsätzen<br />
brauchen die Kräfte im Rettungsdienst<br />
nicht selten selber Hilfe.<br />
Was ist das Wichtigste für Menschen,<br />
die jemanden verloren, selbst eine<br />
Katastrophe überlebt oder als Betreuer<br />
schlimme Situationen durchgestanden<br />
haben?<br />
Glaubwürdige, tragfähige Zuwendung<br />
– und das auch auf längere Sicht.<br />
Gerade traumatisierte Menschen können<br />
lernen, mit ihren belastenden Erinnerungen<br />
umzugehen, sie tragen die<br />
Belastung aber ein Leben lang. Und<br />
wenn irgendwo in der Welt Ähnliches<br />
passiert, ist das sofort wieder präsent.<br />
Die Katastrophe in Japan hat bei Betroffenen<br />
des Tsunami in Südostasien<br />
das selbst Erlebte wieder wach werden<br />
lassen.<br />
Sie sind Kirchenhis<strong>to</strong>riker. Was hat<br />
Sie auf die Notfallseelsorge gebracht?<br />
Das war eben die Tsunami-Katas-<br />
trophe im Dezember 2004. Als sich anschließend<br />
Gruppen von Betroffenen<br />
zusammen fanden, wurde jemand mit<br />
Projekterfahrung gesucht, um ein<br />
Netzwerk und spezielle Hilfsangebote<br />
aufzubauen. Unter den Opfern waren<br />
552 Deutsche, von denen einige vermisst<br />
blieben. Notfallseelsorger waren<br />
damals an den Flughäfen, wo Betroffene<br />
zurück kamen, Angehörige aber<br />
auch vergeblich auf ihre Liebsten warteten<br />
– solche Ungewissheit ist kaum<br />
zu ertragen. Es gab bundesweit bisher<br />
mehr als 30 Treffen und manche Kontakte<br />
bestehen bis heute.<br />
Begleiten Sie Angehörige auch dorthin,<br />
wo jemand ges<strong>to</strong>rben ist – und<br />
Überlebende zurück an den Ort der<br />
Katastrophe?<br />
Fo<strong>to</strong>: privat
Ja, ich war mehrere Male in Thailand.<br />
Dort haben wir an Jahrestagen<br />
Gedenkgottesdienste am Strand organisiert.<br />
Ich war auch mit Menschen<br />
unterwegs, die knapp mit dem Leben<br />
davon gekommen sind. Sie suchten die<br />
Schadensorte wieder auf, um den<br />
bruchstückhaften „Film im Kopf“ ihrer<br />
traumatischen Erlebnisse besser zu<br />
verarbeiten. Das ist ganz wichtig, um<br />
mit den belastenden Erinnerungen besser<br />
leben zu lernen.<br />
Ist es auch für Sie manchmal schwer,<br />
dabei die Fassung zu bewahren?<br />
Als Vater von fünf Kindern fällt es<br />
mir besonders schwer, wenn Kinder<br />
und Jugendliche betroffen sind.<br />
Sie stammen aus Lübeck und haben<br />
sowohl im Studium als auch bei Ihrer<br />
Lehrtätigkeit mehrfach den Standort<br />
gewechselt. Was hat Sie nach Bonn<br />
zurück gebracht?<br />
Eine Reihe von Zufällen – oder Fügung?<br />
Nach meiner Promotion in<br />
Hamburg folgte auf ein Angebot der<br />
RWTH Aachen der Schritt zurück ins<br />
Rheinland. Ich habe auch Professurvertretungen<br />
an anderen Universitäten<br />
übernommen, aber es entwickelte sich<br />
in der Wissenschaft keine tragfähige<br />
Perspektive. Da habe ich mich für die<br />
Aufgabe entschieden, die meinen Studienwunsch<br />
motivierte, nämlich für<br />
den pas<strong>to</strong>ralen Dienst, zunächst in der<br />
Kirchengemeinde Aachen, dann in der<br />
Notfallseelsorge, später als Schulpfarrer<br />
in Bonn.<br />
Was verbindet Sie noch mit Ihrer Uni?<br />
Ich bin Privatdozent. Nächstes<br />
Jahr biete ich wieder ein Seminar an,<br />
dann über Formen von Trauer und<br />
Trost in Geschichte und Gegenwart.<br />
Außerdem läuft ein Projekt mit dem<br />
Zentrum für Religion und Gesellschaft,<br />
eine Befragung von Opfern der Tsunami-Katastrophe:<br />
Was hat ihnen geholfen,<br />
was haben sie vermisst, was belastete<br />
zusätzlich ihren Verarbeitungs-<br />
prozess? Dabei unterstützen uns auch<br />
Betroffene, die nach erster Bewältigung<br />
ihrer eigenen Trauer anderen helfen<br />
wollen.<br />
Was denken Sie als 49-jähriger Dozent<br />
an „Ihrer“ Uni über die heutigen Studenten<br />
der Evangelischen Theologie?<br />
Sie sind erfreulich lebensorientiert<br />
und haben Interesse an dem, was Menschen<br />
bewegt. Das Mot<strong>to</strong> „Kirche<br />
muss auf Menschen zugehen, ohne sich<br />
anzubiedern“ möchte ich gern weitergeben.<br />
Dafür braucht es gründliche<br />
Studien, aber auch ein Gespür für aktuelle<br />
Trends und Themen.<br />
… und was denken Sie über Ihre<br />
eigene Bonner Studentenzeit?<br />
Meine Kommili<strong>to</strong>nen haben mein<br />
Faible für Kirchengeschichte nie so<br />
recht verstanden. Professor Knut<br />
Schäferdiek, bei dem ich alle Grundvorlesungen<br />
zur Kirchengeschichte<br />
hörte, hatte einen recht trockenen Vortragsstil,<br />
aber Substanz braucht keine<br />
Rhe<strong>to</strong>rik. Meine Mitschriften aus seinen<br />
Veranstaltungen habe ich heute<br />
noch! Geärgert habe ich mich über<br />
Dozenten, die sich nicht wirklich auf<br />
Euro 1)<br />
0,<br />
Die BBBank überzeugt immer mehr Kunden mit<br />
ihren Leistungen. Führen Sie Ihr Bankdepot und<br />
Ihr Gehalts-/Bezügekon<strong>to</strong> kostenfrei – ohne<br />
monatlichen Mindesteingang auf Ihrem<br />
Girokon<strong>to</strong>. Und genießen Sie den Service einer<br />
kompetenten Beraterbank. Gerne überzeugen<br />
wir auch Sie von unseren Vorteilen.<br />
Informieren Sie sich!<br />
1) Voraussetzung: Gehalts-/Bezügekon<strong>to</strong><br />
(ohne Mindesteingang)<br />
BBBank-Filiale Kaiserplatz<br />
Maximilianstraße 2<br />
53111 Bonn<br />
Fo<strong>to</strong>: uk<br />
ihre Studenten einlassen wollten. Von<br />
meinem neuen Büro aus sehe ich die<br />
„Rheinnixe“ – mit der kleinen Fähre<br />
bin ich schon als Student gerne von<br />
Beuel aus zur Uni gefahren. Mehr als<br />
25 Jahre später pendele ich nun wieder<br />
über den Fluss. Das gefällt mir.<br />
Was ist die Treibkraft für alles, was<br />
Sie tun – vielfach parallel?<br />
Vor allem meine Überzeugung – ich<br />
kann nur für den pas<strong>to</strong>ralen Beruf werben!<br />
Es gibt wohl kaum ein Fach, in<br />
dem ich diese ganze Vielfalt erleben<br />
könnte: Wissenschaft, Gemeinde und<br />
Schule, Projektarbeit, Mitarbeit in einer<br />
Stiftung und im Vorstand der Lu<strong>the</strong>r-<br />
Gesellschaft, im Hörfunk und bei einem<br />
Verlag. Und dass es weltweit ein kirchliches<br />
Krisen-Netzwerk gibt, ist eine Erfahrung,<br />
die mich dankbar macht: Seit<br />
der Arbeit in Thailand weiß ich, dass es<br />
überall in der Welt einen Nagel gibt, an<br />
den ich meinen Hut hängen kann.<br />
Ansonsten erhole ich mich beim<br />
Joggen auf der Bonner Zweibrücken<strong>to</strong>ur,<br />
beim Familienurlaub an der Nordsee<br />
und einmal im Jahr bei einem Bergsteigerkurs<br />
mit meinen großen Söhnen.<br />
Im Karneval haben wir uns mit meinem<br />
katholischen Kollegen und Freund Dominik<br />
Schul<strong>the</strong>is an der Liebfrauenschule<br />
als Putzfrauen verkleidet und<br />
das Leben an der Schule und in Bonn<br />
kommentiert. Das hat Spaß gemacht<br />
und reizt zur Wiederholung – ganz<br />
gleich, in welcher Funktion!<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Girokon<strong>to</strong> und Depot<br />
0 800/46 22 22 6<br />
www.bbbank.de<br />
x82_Bonn_sw.indd 1 04.03.11 10:5<br />
MENSCHEN<br />
3Schon als Student ist<br />
Uwe Rieske gerne mit<br />
der „Rheinnixe“<br />
gefahren – nun pendelt<br />
er wieder über den<br />
Fluss.<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
41
MENSCHEN<br />
42 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Ausgezeichneter Nachwuchs<br />
„Glänzender“<br />
Kongressredner<br />
Fo<strong>to</strong>: privat<br />
Patrick Khayat ist Master-Student<br />
im Studiengang Übersetzen<br />
mit Arabisch als Erst- und Türkisch<br />
als Zweitsprache. Auf dem „Ersten<br />
Internationalen Kongress Türkischsprechender<br />
Studierender“ im Mai<br />
an der Karamanoğlu-Mehmetbey-<br />
Universität in Zentralana<strong>to</strong>lien vertrat<br />
er erfolgreich die Bonner Studierenden:<br />
Außer ihm waren unter<br />
den 48 ausländischen und 113 türkischen<br />
Studierenden nur zwei weitere<br />
Deutsche – aus Hamburg und<br />
Göttingen – dort. Khayat sprach auf<br />
Türkisch über die Vorteile einer bikulturellen<br />
Sozialisation. „Die lokale<br />
Presse bezeichnete den Studenten<br />
syrisch-deutscher Abstammung sogar<br />
als einen der glänzendsten Teilnehmer<br />
an dem Kongress“, sagt Dr.<br />
Sevgi Agcagül von der Abteilung<br />
für Orientalische und Asiatische<br />
Sprachen.<br />
Bonner Forum Biomedizin<br />
Bei der diesjährigen Jahrestagung<br />
des Bonner Forums Biomedizin wurden<br />
erneut Nachwuchswissenschaftler<br />
ausgezeichnet. Den Promotionspreis<br />
erhielt Sandra Pasternak vom Institut<br />
für Humangenetik für ihre Arbeit „G<br />
protein-coupled recep<strong>to</strong>r P2Y5 and its<br />
ligand LPA are involved in maintenance<br />
of human hair growth“. Felix<br />
Eppler, LIMES Molekulare Immunologie,<br />
wurde für seine Diplomarbeit<br />
„The role of <strong>the</strong> tetraspanin CD81 in<br />
dendritic cell migration” ausgezeichnet.<br />
Preise für ihre Poster erhielten Katia<br />
Schöler, LIMES Chemical Biology<br />
„C10.36 – an aptamer specific <strong>to</strong><br />
Burkitt’s lymphoma cells”, Caroline<br />
Kubaczka vom Institut für Pathologie<br />
für “Establishing a system for <strong>the</strong> direct<br />
lineage conversion of somatic in<strong>to</strong><br />
extraembryonic cells” und Stefan<br />
Köstler vom Institut für Genetik für<br />
„A novel in vivo actin polymerization<br />
assay: tar<strong>get</strong>ing nuclea<strong>to</strong>rs <strong>to</strong> microtubules”.<br />
Albert Steeger-Preis<br />
Dr. Tobias Vogelfänger, Lehrbeauftragter<br />
am Institut für Germanistik,<br />
Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft,<br />
erhielt den Albert-Steeger-Preis<br />
des Landschaftsverbands<br />
Rheinland (LVR) und der Stadt Krefeld.<br />
Er ist mit 10.000 Euro dotiert und<br />
geht an Nachwuchsforscherinnen und<br />
-forscher, die wesentliche Beiträge für<br />
die rheinische Landes- und Volkskunde<br />
geleistet haben. Tobias Vogelfänger<br />
erhielt ihn für seine mit „magna cum<br />
laude“ bewerteten Dok<strong>to</strong>rarbeit „Nordrheinische<br />
Flurnamen in sprachgeographischer<br />
Perspektive. Digitale Erfassung,<br />
Kartierung und Auswertung“.<br />
Paul Clemen-Preis<br />
Dr. Daniela Wilmes, Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin in der Abt.<br />
Kunstgeschichte, erhielt den Paul-Clemen-Preis<br />
des Landschaftsverbands<br />
Rheinland (LVR). Ausgezeichnet wurde<br />
sie für ihre Dissertation „VerHAN-<br />
DELn. Kölner Kunsthandlungen im<br />
Prozess der Verständigung über die<br />
‚verfemte Moderne’ und die Kunst der<br />
Gegenwart nach 1945“, an der Universität<br />
Bonn betreut von Prof. Dr. Barbara<br />
Schellewald.<br />
Stiftung Physik & Astronomie<br />
Den Promotionspreis der Stiftung<br />
Physik & Astronomie teilen sich im<br />
Jahr 2011 Dr. Michał Karski für seine<br />
Arbeit „State-selective transport of<br />
single neutral a<strong>to</strong>ms“ und Dr. Dennis<br />
Meier für seine Arbeit „Order parameters<br />
and domain <strong>to</strong>pology in magnetically<br />
induced ferroelectrics“. Mit den<br />
Arbeiten der Preisträger wurden neue<br />
Erkenntnisse im Bereich der Quanteninformationsverarbeitung<br />
und der magne<strong>to</strong>-elektrischen<br />
Ordnungen erzielt.<br />
Dissertationspreis Tierernährung<br />
Dr. Veronika Ragaller, Institut für<br />
Tierwissenschaften/Tierernährung,<br />
wurde für eine der besten Dissertationen<br />
2011 im deutschsprachigen Raum<br />
in der Tierernährung durch die H. Wilhelm<br />
Schaumann Stiftung ausgezeich-<br />
net. Ihre Arbeit, betreut von Prof. Dr.<br />
Karl-Heinz Südekum, befasst sich mit<br />
der Bedeutung wasserlöslicher Vitamine<br />
in der Ernährung von Milchkühen.<br />
Oecotrophica-Preis<br />
Dr. Rebecca Muckelbauer erhielt<br />
für ihre Dok<strong>to</strong>rarbeit den OECOTRO-<br />
PHICA-Preis im Bereich Humanernährung,<br />
prämiert mit 1.750 Euro. Der<br />
VDOE und das Margarine-Institut für<br />
gesunde Ernährung e.V. zeichnen jährlich<br />
die besten wissenschaftlichen<br />
Abschlussarbeiten auf den Gebieten<br />
Ernährungsverhaltensforschung und<br />
Humanernährung aus. Dr. Muckelbauers<br />
Arbeit „Overweight Prevention<br />
through <strong>the</strong> Modification of Beverage<br />
Consumption in Elementary School<br />
Children“ wurde von Prof. Dr. Michael<br />
J. Lentze betreut.<br />
Bachelor-Preis<br />
Christian Reinecke, Andreas<br />
Hausmann, Daniel Frerichs und Alexander<br />
Effland sind die ersten Preisträger<br />
der Bonner Ma<strong>the</strong>matischen<br />
Gesellschaft für die erfolgreichsten<br />
Absolventen des Studiengangs „Bachelor<br />
Ma<strong>the</strong>matik”. Der Präsident der<br />
Gesellschaft Prof. Dr. Ingo Lieb übergab<br />
jeweils eine Urkunde, eine Geldsumme<br />
sowie einen Bouvier-Büchergutschein.<br />
Psychologie-Studienpreis<br />
Anna Muriel Schmitz, Diplom-<br />
Psychologin in der Abteilung Entwicklungs-<br />
und Pädagogische Psychologie,<br />
erhielt den Georg-Gottlob-Preis für<br />
ihre 2010 an der Uni Bonn geschriebene<br />
Diplomarbeit „Friedlich streiten?<br />
Gewaltfreies Problemlösen ist trainierbar!“,<br />
ein Förderprogramm für Grundschüler.<br />
Der Preis wird von der gleichnamigen<br />
Stiftung und dem Berufs-<br />
verband Deutscher Psychologen und<br />
Psychologinnen vergeben.<br />
Internationales Praktikum<br />
Ralph Zeller, Student der Volkswirtschaftslehre,<br />
hat eines von 16 internationalen<br />
Praktika bei Global Playern<br />
im Stipendienprogramm „Join <strong>the</strong><br />
Best 2011“ erhalten, ausgeschrieben<br />
von der MLP AG. Er setzte sich unter<br />
bundesweit rund 1.500 Kandidaten<br />
durch und wird bei Procter & Gamble<br />
in Genf hospitieren.
Meldungen<br />
Katholisch-Theologische Fakultät<br />
Der Apos<strong>to</strong>lische Pro<strong>to</strong>notar Prälat<br />
Prof. Dr. Erwin Gatz, langjähriger Honorarprofessor<br />
für Mittlere und Neuere<br />
Kirchengeschichte und Rek<strong>to</strong>r des<br />
Campo San<strong>to</strong> Teu<strong>to</strong>nico in Rom sowie<br />
Direk<strong>to</strong>r des dortigen Instituts der Görres-Gesellschaft,<br />
ist am 8. Mai 78-jährig<br />
in Maastricht vers<strong>to</strong>rben.<br />
Prof. Dr. Rudolf Hoppe, Neutestamentliches<br />
Seminar, tritt mit Ablauf<br />
des August in den Ruhestand.<br />
Dr. O<strong>to</strong> Madr, Professor für Moral<strong>the</strong>ologie<br />
in Prag, verstarb am 27.<br />
Februar 94-jährig. Für sein Wirken in<br />
der tschechischen Untergrundkirche<br />
hatte die Fakultät ihm 1991 die Ehrendok<strong>to</strong>rwürde<br />
verliehen.<br />
Priv.-Doz. Dr. Michael Reichardt,<br />
Universität zu Köln, hat den Ruf auf<br />
Zur Preisverleihung<br />
nach Oslo<br />
Fo<strong>to</strong>: D. Fritz/Universität Bonn<br />
Der Wirtschaftswissenschaftler<br />
Prof. Dr. Armin Falk (43) erhält den<br />
Yrjö Jahnsson-Preis 2011. Er wird<br />
alle zwei Jahre von der fi nnischen<br />
Yrjö Jahnsson-Stiftung gemeinsam<br />
mit der European Economic Association<br />
(EEA) verliehen und gilt als<br />
die höchste Auszeichnung in Ökonomie<br />
im europäischen Raum. Die<br />
Verleihung fi ndet im August in<br />
Oslo statt. Falk habe wichtige Beiträge<br />
zum Verständnis sozialer Präferenzen<br />
wie Fairness, Vertrauen<br />
und soziale Vergleiche geleistet, so<br />
die Jury. Seine Erkenntnisse erlauben<br />
grundlegende Rückschlüsse<br />
auf das ökonomische Verhalten von<br />
Menschen und die Funktionsweise<br />
von Arbeitsmärkten und Organisationen.<br />
die W2-Professur für Biblische Einleitungswissenschaften/Zeitgeschichte<br />
angenommen.<br />
Evangelisch-Theologische<br />
Fakultät<br />
Prof. Dr. Martin Laube, Systematische<br />
Theologie, ist aus der Universität<br />
Bonn ausgeschieden, um einem Ruf<br />
an die Universität Göttingen zu folgen.<br />
Dr. Jochen Schmidt hat die venia<br />
legendi für Systematische Theologie<br />
erhalten und vertritt die Professur von<br />
Prof. Laube.<br />
Rechts- und Staatswissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
Prof. Dr. Nina Dethloff, LL.M.,<br />
Direk<strong>to</strong>rin des Instituts für Deutsches,<br />
Europäisches und Internationales Familienrecht,<br />
wurde als Mitglied des<br />
American Law Institute gewählt. In<br />
der unabhängigen wissenschaftlichen<br />
Einrichtung erarbeiten führende Juristen<br />
vor allem aus den USA Modellgesetze<br />
und Restatements of <strong>the</strong> Law, die<br />
Gesetzgebung und Rechtsprechung<br />
maßgeblich beeinfl ussen.<br />
Prof. Dr. Klaus Gärditz, Öffentliches<br />
Recht, ist der erste Träger des mit<br />
10.000 Euro dotierten Preises für Wissenschaftsrecht,<br />
ausgelobt vom Verein<br />
zur Förderung des deutschen und internationalen<br />
Wissenschaftsrechts.<br />
Dr. Dennis Gärtner, Socioeconomic<br />
Institute, University of Zurich/<br />
Schweiz, ist für die Dauer von fünf<br />
Jahren zum Universitätsprofessor W3<br />
für Wirtschafts<strong>the</strong>orie am Institut für<br />
Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften<br />
ernannt worden.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Löwer, Öffentliches<br />
Recht, ist neuer Sprecher<br />
des dreiköpfi gen Gremiums „Ombudsmann<br />
für die Wissenschaft“ als unabhängige<br />
Einrichtung der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG). Löwer<br />
wurde vorzeitig für eine dritte<br />
Amtszeit wiedergewählt und übernahm<br />
gleichzeitig das Amt des Sprechers<br />
in dem ansonsten neu zusammengesetzten<br />
Gremium, das zur<br />
Einhaltung guter wissenschaftlicher<br />
Praxis beitragen soll.<br />
Prof. Dr. Benny Moldovanu,<br />
Wirtschafts<strong>the</strong>oretische Abteilung II,<br />
hat zusammen mit seinem Mitau<strong>to</strong>ren<br />
Mit freundlicher<br />
Unterstützung von:<br />
Samstag, 16. Juli 2011<br />
Maritim Hotel Bonn<br />
Sie erwartet ein buntes Programm,<br />
bei dem Sie sich porträtieren,<br />
verzaubern oder zu einem Tanz<br />
auffordern lassen dürfen.<br />
Musik:<br />
Willy Ketzer Band, Sunny Skies<br />
Showacts:<br />
Konrad Beikircher<br />
Als Mitternachtsshow präsentiert Ihnen<br />
die Tanzschule Lepehne-Herbst die<br />
bunte Welt der Musicals.<br />
Moderation:<br />
Doro<strong>the</strong>e Gelmar<br />
... sowie ein buntes Programm<br />
im Foyer des Hotel Maritim<br />
Die Ballgeschenke werden Ihnen in<br />
diesem Jahr mit freundlicher Unterstützung<br />
von der Firma Coppeneur<br />
überreicht.<br />
Die Möglichkeit zur Anmeldung<br />
und weitere Informationen erhalten<br />
Sie unter:<br />
www.<strong>uni</strong>versitätsfest.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
Der Bonner<br />
Einzelhandel<br />
MENSCHEN<br />
Volksbank<br />
Bonn Rhein-Sieg<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
43
MENSCHEN<br />
44 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Prof. Dr. Alex Gershkov von der Hebrew<br />
University Jerusalem für einen<br />
2009 erschienen Artikel den erstmals<br />
verliehenen „Best Paper Prize“ der<br />
Fachzeitschrift „American Economic<br />
Journal: Microreconomics“ erhalten.<br />
Vergeben wird der Preis von der American<br />
Economic Association.<br />
Prof. Dr. Carl-Friedrich Stuckenberg,<br />
Universität des Saarlandes, wurde<br />
mit Wirkung vom 1. Ok<strong>to</strong>ber 2011<br />
zum Universitätsprofessor W3 für<br />
Strafrecht und Strafprozessrecht ernannt.<br />
Prof. Dr. Alexander Szimayer, Betriebswirtschaftslehre,<br />
wurde zur<br />
Übernahme einer Professur an der<br />
Universität Hamburg vom 1. April bis<br />
zum 30. September 2011 beurlaubt.<br />
Prof. Dr. Stefan Talmon, University<br />
of Oxford und St Anne’s College,<br />
Oxford, wurde mit Wirkung vom 1.<br />
Ok<strong>to</strong>ber 2011 zum Universitätsprofessor<br />
W3 für Öffentliches Recht, Völker-<br />
und Europarecht, ernannt (Nachfolge<br />
Prof. Dr. Rudolf Dolzer).<br />
Medizinische Fakultät<br />
Prof. Dr. Ralf Bauer, Klinik für<br />
Derma<strong>to</strong>logie und Allergologie, tritt<br />
mit Ablauf des Monats Juli in den Ruhestand.<br />
Prof. Dr. Max P. Baur, Medizinische<br />
Biometrie, Informatik und Epidemiologie,<br />
wurde zum Dekan gewählt.<br />
Prof. Dr. Reinhard Büttner, Zentrum<br />
für Pathologie, ist mit Ablauf des<br />
Februar aus der Universität Bonn ausgeschieden,<br />
um an der Universität zu<br />
Köln tätig zu werden.<br />
Prof. Dr. Christian Drosten, Institut<br />
für Virologie, wurde von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft mit der Koordination<br />
des Schwerpunktprogramms<br />
„Ecology and Species Barriers in Emerging<br />
Viral Diseases“ betraut, das ab<br />
2012 gefördert wird.<br />
Prof. Dr. Martin Exner, Hygiene-<br />
Institut, wurde zum Vorsitzenden der<br />
Trinkwasserkommission beim Umweltbundesamt<br />
gewählt. Sie unterstützt<br />
die Bundesregierung bei der Bewertung<br />
von trinkwasserrelevanten<br />
Fragestellungen.<br />
Prof. Dr. Nataljo Garcia-Garbi,<br />
Gruppenleiter am Deutschen Krebsforschungszentrum<br />
Heidelberg, hat den<br />
Ruf auf die W2-Professur für Molekulare<br />
Immunologie angenommen.<br />
Dr. Lukas Carl Heukamp, wiss.<br />
Mitarbeiter am Institut für Pathologie,<br />
erhielt die venia legendi für das Lehrgebiet<br />
Pathologie.<br />
Professor Dr. Frank Holz wurde<br />
mit dem Alcon Research Institute<br />
Award 2011 ausgezeichnet. Seine Arbeitsgruppe<br />
untersucht Ursachen und<br />
neue Therapieansätze der altersabhängigen<br />
Makuladegeneration (AMD).<br />
Der Preis ist mit 200.000 US-Dollar<br />
ausgestattet und zählt zu den höchstdotierten<br />
internationalen Auszeichnungen<br />
in der Augenheilkunde.<br />
Prof. Dr. Dieter Krebs, Ordinarius<br />
für Gynäkologie und Geburtshilfe, Direk<strong>to</strong>r<br />
der Frauenklinik und von 1988<br />
bis 1994 Ärztlicher Direk<strong>to</strong>r der Medizinischen<br />
Einrichtungen der Universität<br />
Bonn, ist am 25. Februar in seinem<br />
78. Lebensjahr vers<strong>to</strong>rben. Er hat das<br />
Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
geschaffen, die Reproduktionsmedizin<br />
gefördert sowie das erste<br />
Perinatalzentrum der Region mitbegründet.<br />
Dr. Glen Ole Kristiansen, Universität<br />
Zürich, ist seit Mitte Mai als Universitätsprofessor<br />
W3 für Pathologie<br />
(Nachfolge Prof. Dr. Reinhard Büttner)<br />
tätig.<br />
Dr. rer. nat. Kerstin Ludwig, Abteilung<br />
Genomics am Institut für Humangenetik,<br />
erhielt gemeinsam mit Dr.<br />
Darina Czamra vom MPI für Psychiatrie<br />
in München im Rahmen des 4. Wissenschaftspreises<br />
des Bundesverbandes<br />
Legas<strong>the</strong>nie e.V. (BVL) einen<br />
von drei Hauptpreisen. Ausgezeichnet<br />
wurden sie für ihre genetischen Untersuchungen<br />
zur Lese- und Rechtschreibschwäche.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Maier, Psychiatrie<br />
und Psycho<strong>the</strong>rapie, wurde erneut<br />
zum Sprecher des Kompetenznetzwerkes<br />
Degenerative Demenzen<br />
(KNDD) gewählt.<br />
Dr. Axel Malchau, Akademischer<br />
Oberrat am Zentrum für Zahn-, Mund-<br />
und Kieferheilkunde, tritt mit Ablauf<br />
des Monats J<strong>uni</strong> in den Ruhestand.<br />
Dr. med. Friedrich Mellert, Oberarzt<br />
an der Klinik für Herzchirurgie,<br />
erhielt die venia legendi für das Lehrgebiet<br />
Herzchirurgie.<br />
Dr. med. Christian Andreas Müller,<br />
befr. Wiss. Assistent an der Klinik für<br />
Neurochirurgie, erhielt die venia legendi<br />
für das Lehrgebiet Neurochirurgie.<br />
J<strong>uni</strong>orprofessor Dr. Jacob Nattermann,<br />
Allgemeine Innere Medizin,<br />
wurde zur Wahrnehmung einer Tätigkeit<br />
am Universitätsklinikum Bonn<br />
beurlaubt.<br />
Dr. med. Robert Pflugmacher,<br />
wiss. Angestellter an der Klinik für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie, erhielt<br />
die venia legendi für das Lehrgebiet<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie.<br />
Prof. Dr. Hans Renschler, Didaktik<br />
der Medizin, ist am 30. April im<br />
Alter von 86 Jahren vers<strong>to</strong>rben.<br />
Prof. Dr. Jürgen Rockstroh, Medizinische<br />
Klinik, wurde durch den Nationalen<br />
AIDS-Beirat zum Vorsitzenden<br />
ernannt. Der Beirat berät die Bundesregierung<br />
zu aktuellen gesellschaftlichen<br />
und medizinischen Fragestellungen<br />
zu HIV/AIDS.<br />
J<strong>uni</strong>orprofessor Dr. Philipp Saße,<br />
Physiologie I, erhielt den mit 20.000<br />
Euro dotierten Wissenschaftspreis des<br />
Industrieclubs Düsseldorf für seine<br />
Forschungen zu Herzrhythmusstörungen.<br />
Prof. Dr. Tilman Sauerbruch,<br />
Zentrum für Innere Medizin, tritt mit<br />
Ablauf des Monats Juli in den Ruhestand.<br />
Dr. med. Carsten Ziske, Medizinische<br />
Klinik III, erhielt die venia legendi<br />
für das Lehrgebiet Innere Medizin.<br />
Philosophische Fakultät<br />
Prof. Dr. André Beauducel, Universität<br />
Hamburg, hat den Ruf auf die<br />
W3-Professur für Psychologische Methodenlehre<br />
und Diagnostik angenommen<br />
(Nachfolge Prof. Dr. Georg RudingerProf.<br />
Dr. Jan Bemmann, Vor- und<br />
frühgeschichtliche Archäologie, ist<br />
zum Universitätsprofessor W3 ernannt<br />
worden.<br />
Prof. Dr. Eva Geulen, Neuere<br />
deutsche Literaturwissenschaft, wird<br />
vom 30. März bis 31. August zur<br />
Wahrnehmung einer Gastprofessur an<br />
der Rutgers University in den USA beurlaubt.<br />
Prof. Lic. <strong>the</strong>ol. Dr. phil. Karl Hoheisel<br />
ist am 17. Februar im 74. Lebensjahr<br />
vers<strong>to</strong>rben. Nach Tätigkeit<br />
am Franz Josef Dölger-Institut war er<br />
von 1995 bis 2002 Professor für Vergleichende<br />
Religionswissenschaft mit<br />
viel gefragter Kompetenz insbesondere<br />
zu mono<strong>the</strong>istischen Religionen und<br />
methodologischen Fragen des Vergleichs<br />
von Religionen.<br />
Prof. Dr. Heinz Dieter Lange, Romanische<br />
Philologie, ist am 16. April<br />
vers<strong>to</strong>rben.<br />
Prof. Dr. Georg Satzinger, Kunstgeschichte,<br />
wurde von der Nordrhein-<br />
Westfälischen Akademie der Wissen-
schaften und der Künste als<br />
ordentliches Mitglied der Klasse für<br />
Geisteswissenschaften berufen.<br />
Prof. Dr. Helmut Jürgen Schneider,<br />
Neuere deutsche Literaturwissenschaft,<br />
tritt mit Ablauf des Monats Juli<br />
in den Ruhestand.<br />
Ma<strong>the</strong>matisch-Naturwissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
Prof. Dr. Wilhelm Barthlott, Nees<br />
Institut für Biodiversität der Pfl anzen,<br />
Direk<strong>to</strong>r der Botanischen Gärten<br />
Bonn, tritt mit Ablauf des Monats Juli<br />
in den Ruhestand.<br />
Priv.-Doz. Dr. Frank Bradke,<br />
Gruppenleiter am Max-Planck-Institut<br />
für Neurobiologie in Martinsried, wurde<br />
zum Universitätsprofessor für Neurowissenschaften<br />
mit Schwerpunkt<br />
zelluläre und molekulare Neurobiologie<br />
ernannt und gleichzeitig an das<br />
DZNE beurlaubt.<br />
Dr. Uwe-Jens Börst, Akademischer<br />
Rat am Geographischen Institut,<br />
wurde zum Akademischen Oberrat ernannt.<br />
Prof. Dr. Karsten Buse, Physikalisches<br />
Institut, ist aus der Universität<br />
Bonn ausgeschieden, um an der Universität<br />
Freiburg tätig zu werden.<br />
Dr. Daniel Elsner, Physikalisches<br />
Institut, wurde zum Akademischen Rat<br />
ernannt.<br />
Dr. Judith Kreyenschmidt, PräventivesGesundheitsmanagement/Institut<br />
für Tierwissenschaften, erhielt für<br />
die Forschungsarbeit „Kühlkettenoptimierung<br />
durch interaktive und interdisziplinäre<br />
Kooperationen aus Lehre,<br />
Industrie und Forschung“ unter ihrer<br />
Leitung den Preis der Kooperationen<br />
des EHI Retail Institute und GS1 Germany,<br />
dotiert mit 20.000 Euro.<br />
Prof. Dr. Juan López-Velázques,<br />
ICMAT Universität Complutense Madrid/Spanien,<br />
wurde zum Universitätsprofessor<br />
W3 für Angewandte Ma<strong>the</strong>matik<br />
ernannt.<br />
Prof. Dr. Sven Rady, Ph.D., Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen,<br />
hat den Ruf auf die W3-Professur<br />
für Ma<strong>the</strong>matische Ökonomie am<br />
Hausdorff-Center angenommen.<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Rollnik,<br />
Physikalisches Institut, wurde von<br />
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft<br />
(DPG) durch die Verleihung der<br />
Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.<br />
Dr. Renate Schumacher, Steinmann-Institut<br />
für Geologie, Mineralo-<br />
Alles außer gewöhnlich.<br />
Ihr Einstieg bei Lidl – mehr Informationen<br />
unter www.karriere-bei-lidl.de/trainee<br />
Wir haben mehr zu bieten.<br />
Wir suchen Sie!<br />
Wir suchen Macher und Denker: Vormacher und Mit denker –<br />
die nicht abwarten, sondern handeln.<br />
Sie werden als Führungskraft für 5 – 6 Filialen verantwortlich<br />
sein und sollten genau wissen, was eine erfolg reiche<br />
Lidl-Filiale ausmacht. Dazu bringen Sie eine hohe Lernmotivation,<br />
ausgeprägte Komm<strong>uni</strong>kationsfähigkeit, ein vorbildliches<br />
Auftreten und Spaß an neuen Heraus forderungen<br />
mit. Sie arbeiten beständig an der Optimierung von Ab läufen<br />
und finden immer eine gute Lösung. Wenn Sie also nach<br />
Ihrem Studienabschluss an einer Universität, Fach- oder<br />
Dualen Hochschule Ihre <strong>the</strong>oretischen Kenntnisse in die<br />
Praxis umsetzen wollen, sind Sie bei uns richtig!<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.karriere-bei-lidl.de/trainee<br />
MENSCHEN<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
45
MENSCHEN<br />
46 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
gie und Paläon<strong>to</strong>logie, wurde zur Akademischen<br />
Direk<strong>to</strong>rin ernannt.<br />
Prof. Dr. Rainer Streubel, Anorganische<br />
Chemie, wurde für drei Jahre<br />
zum Honorary Professor der University<br />
of St Andrews, Schottland ernannt.<br />
Prof. Dr. Adám Timár, Hausdorff<br />
Center for Ma<strong>the</strong>matics, ist mit Ablauf<br />
des Februar aus der Universität Bonn<br />
ausgeschieden, um an der Universität<br />
Wien tätig zu werden.<br />
Prof. Dr. Juan José López-Velázquez,<br />
ICMAT Universität Complutense<br />
Madrid, Spanien, wurde zum W3-<br />
Professor für Angewandte Ma<strong>the</strong>matik<br />
ernannt.<br />
Priv.-Doz. Dr. Maximilian Weigend,<br />
TU Berlin, hat den Ruf auf die<br />
W3-Professur für Biodiversität der<br />
Pflanzen und die Direk<strong>to</strong>renstelle an<br />
den Botanischen Gärten (Nachfolge<br />
Prof. Dr. Wilhelm Barthlott) angenommen.<br />
Dr. Peter Wienemann, Physikalisches<br />
Institut, wurde zum Akademischen<br />
Rat ernannt.<br />
Landwirtschaftliche Fakultät<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Förstner,<br />
Pho<strong>to</strong>grammetrie, tritt mit Ablauf des<br />
Monats Juli in den Ruhestand. Kürzlich<br />
erhielt er die Ehrendok<strong>to</strong>rwürde<br />
der Fakultät für Bauingenieurwesen<br />
und Geodäsie der Leibniz Universität<br />
Hannover, mit der ihn eine lange Zusammenarbeit<br />
verbindet. Er sei weltweit<br />
Vorreiter der digitalen Pho<strong>to</strong>grammetrie.<br />
Zudem habe er eine<br />
international führende Rolle bei der<br />
Kooperation mit dem aus der Informatik<br />
und Elektrotechnik stammenden<br />
Gebiet der Computer Vision.<br />
Prof. Dr. Benno Kunz, Ernährungs-<br />
und Lebensmittelwissenschaften,<br />
tritt mit Ablauf des August in den<br />
Ruhestand.<br />
Prof. Dr. Gerhard Schiefer, Institut<br />
für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik,<br />
tritt mit Ablauf des Monats Juli<br />
2011 in den Ruhestand.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Schumacher,<br />
Geobotanik und Naturschutz, wurde<br />
für sein herausragendes Engagement<br />
für die Artenvielfalt mit dem Verdienstkreuz<br />
erster Klasse des Verdiens<strong>to</strong>rdens<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland ausgezeichnet. Seine Begeisterung<br />
hat er an Generationen von<br />
Studierenden weitergegeben.<br />
Prof. Dr. Armin Skowronek,<br />
Nutzpflanzenwissenschaften und Res-<br />
sourcenschutz, tritt mit Ablauf des August<br />
in den Ruhestand.<br />
Zentrum für<br />
Entwicklungsforschung<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim von<br />
Braun, Abteilung Wirtschaft und<br />
Technischer Wandel, wurde zum Mitglied<br />
der Deutschen Akademie der<br />
Wissenschaften gewählt.<br />
Institut für Wissenschaft<br />
und Ethik<br />
Priv.-Doz. Dr. Dr. Tade M. Spranger,<br />
BMBF-Nachwuchsgruppe ELSA,<br />
Aus Technik und Verwaltung<br />
Dienstjubiläen 40 Jahre<br />
Christiane Janser, Zentrum für Evaluation<br />
und Methoden, am 1. März<br />
Dr. Wolfram Wickel, Zentrale Studienberatung,<br />
am 1. März<br />
Hans Kleefuss, Universitäts- und Landesbiblio<strong>the</strong>k<br />
Bonn, am 9. März<br />
Hans-Josef Meurer, Steinmann Institut,<br />
am 1. April<br />
Hermann Schug, Physikalisches Institut,<br />
am 1. April<br />
Elke Duell, Physikalisches Institut, am<br />
19. April<br />
Paul Johann Blasczyk, Institut für Zelluläre<br />
und Molekulare Botanik, am<br />
15.Juli<br />
Dienstjubiläen 25 Jahre<br />
Reiner Reintgen, Institut für Geschichtswissenschaft,<br />
am 15. Januar<br />
Hans-Wilhelm Schäfer, Abteilung 4.1/<br />
Facility Management, am 15. Januar<br />
Sabine Gummersbach, Institut für<br />
Skandinavistik, am 3. Februar<br />
Dr. Peter Stauder, Universitäts- und<br />
Landesbiblio<strong>the</strong>k Bonn, am 3. Februar<br />
Ralf Becker, Institut für Geodäsie, am<br />
1. April<br />
Robert Glomm, Hochschulrechenzentrum,<br />
am 6. Mai<br />
Sabine Derdzinski, Institut für Wissenschaft<br />
und Ethik, am 7. Mai<br />
Monika Krips, Universitäts- und Landesbiblio<strong>the</strong>k<br />
Bonn, am 13. Mai<br />
Claudia Müller, Institut für Molekulare<br />
Biomedizin, am 24. Mai<br />
Reiner Wiel, (INRES), Institut für<br />
Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz,<br />
am 4. J<strong>uni</strong><br />
Klaus-Jürgen Bahr, Gärtnermeister/<br />
wurde als juristisches Mitglied der Senatskommission<br />
für Grundsatzfragen<br />
der Genforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) für weitere<br />
drei Jahre wiedergewählt.<br />
Hochschulsport<br />
Dr. Richard Jansen, Studiendirek<strong>to</strong>r<br />
i.H. und Leiter des Bonner Hochschulsports,<br />
tritt mit Ablauf des Mai in<br />
den Ruhestand.<br />
Dr. Peter Preuß wurde zum Akademischen<br />
Rat ernannt und ist Nachfolger<br />
von Dr. Richard Jansen.<br />
Botanische Gärten, am 7. J<strong>uni</strong><br />
Thomas Mantel, Universitäts- und<br />
Landesbiblio<strong>the</strong>k Bonn, am 29. J<strong>uni</strong><br />
Babette Bockmühl, Institut für Zellbiologie,<br />
am 1. Juli<br />
Angelika Nilgen, Institut für Nutzpflanzenwissenschaften<br />
und Ressourcenschutz<br />
(INRES), am 1. Juli<br />
Martin Eulenbruch, Universitäts- und<br />
Landesbiblio<strong>the</strong>k Bonn, am 8. Juli<br />
Stephan Klemmer, Abteilung 4.3, am<br />
22. Juli<br />
Erreichen der Altersgrenze<br />
Hans-Jürgen Liers, Physikalisches Institut,<br />
am 28. Februar<br />
Sylvia Werner, Personalrat der Universität<br />
Bonn, am 30. April<br />
Ingrid Heßling, Abteilung für Empirische<br />
Wirtschaft, am 31. Mai<br />
Josef Aloys Hoss, Abteilung 4.1/Poststelle,<br />
am 31. Mai<br />
Barbara Konitzer, Institut für Deutsches<br />
und Internationales Zivilprozessrecht,<br />
am 31. Mai<br />
Walter-Manfred Müller, Kekulé-Institut,<br />
am 31. Mai<br />
Christian Kotz, Helmholtz Institut, am<br />
30. J<strong>uni</strong><br />
Cäcilia Steiner, Katholisch-Theologische<br />
Fakultät, am 31. Juli<br />
Vers<strong>to</strong>rben<br />
Josef Klein ist am 3. Mai im Alter von<br />
53 Jahren vers<strong>to</strong>rben. Seit 1988 war er<br />
als Landwirt im Versuchsbetrieb für<br />
Organischen Landbau Wiesengut in<br />
Hennef/Sieg tätig und hat maßgeblich<br />
zu dessen erfolgreicher Entwicklung<br />
und Anerkennung bei<strong>get</strong>ragen.
Berufen<br />
Professor Dr. Hendrik Hakenes<br />
Rechts- und Staatswissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
Prof. Dr. Hendrik Hakenes wurde zum<br />
W3-Professor für Volkswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Finanzwirtschaft, ernannt.<br />
Geboren 1971, studierte er Ma<strong>the</strong>matik<br />
und Physik an den<br />
Universitäten<br />
Münster<br />
und Bonn.<br />
Nach der<br />
Promotion<br />
im Bereich<br />
der Bankbetriebslehre<br />
( B W L )<br />
wechselte er<br />
zu Prof. Dr.<br />
Martin Hellwig an die Universität<br />
Mannheim, und mit diesem an das<br />
MPI zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern<br />
in Bonn. Nach einem<br />
Forschungsaufenthalt in Minneapolis<br />
nahm er 2007 einen Ruf als W3-Professor<br />
an die Leibniz Universität Hannover<br />
mit der Ausrichtung Finanzmarkt<strong>the</strong>orie<br />
an.<br />
Professor Dr. Diana Imhof<br />
Ma<strong>the</strong>matisch-Naturwissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
Dr. Diana Imhof wurde zur W2-Professorin<br />
für Medizinische Chemie/Wirks<strong>to</strong>ffsyn<strong>the</strong>se<br />
am Pharmazeutischen Institut<br />
ernannt. 1990-94 Chemiestudium<br />
an der Friedrich-Schiller-Universität<br />
Jena; 1994/95 Erasmus-Studienaufenthalt<br />
an der Dublin City University/<br />
IMPRESSUM<br />
herausgegeben im Auftrag<br />
von Rek<strong>to</strong>rat und Senat<br />
der Rheinischen<br />
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn<br />
von der<br />
Abt. Presse und Komm<strong>uni</strong>kation<br />
Leiter:<br />
Dr. Andreas Archut (verantwortlich)<br />
Poppelsdorfer Allee 49, 53115 Bonn<br />
Telefon 0228/73-7647<br />
Fax 0228/73-7451<br />
E-Mail forsch@<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
Irland; 1996 Diplom an der Universität<br />
Jena (sehr gut); 1996-99 Promotionsarbeit,<br />
Promotion<br />
Dr. rer. nat. an<br />
der Universität<br />
Jena (summa<br />
cum laude);<br />
2000/01 Post-<br />
Doc, Leiterin<br />
der Serviceeinheit„Peptidbiblio<strong>the</strong>ken“<br />
am<br />
Interdisziplinären<br />
Zentrum<br />
für Klinische Forschung, Universitätsklinikum<br />
Leipzig; 2004/05 Post Doc<br />
am Johns<strong>to</strong>n Labora<strong>to</strong>ry der Ohio State<br />
University Columbus/USA; 10/2008<br />
Habilitation, Biologisch-Pharmazeutische<br />
Fakultät der Universität Jena,<br />
venia legendi für Biochemie. Forschungsschwerpunkt:Biochemie/Peptidchemie<br />
Professor Dr. Thorsten Geisler-Wierwille<br />
Ma<strong>the</strong>matisch-Naturwissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
Privatdozent Dr.<br />
Thorsten Geisler-<br />
Wierwille wurde<br />
zum W2-Professor<br />
für Geochemie<br />
ernannt.<br />
Nach dem Mineralogie-Studium<br />
an der Universität<br />
Hamburg promovierte<br />
er 1999 auch dort. Nach Postdoc-Phasen<br />
in Cambridge (England),<br />
Perth (Australien) und Hamburg trat er<br />
forsch/Bonner Universitäts-Nachrichten<br />
Redaktion<br />
Ulrike Eva Klopp (uk)<br />
Dr. Andreas Archut (arc)<br />
Layout<br />
Wolfgang Bialek, Ulrike Eva Klopp<br />
Titel: His<strong>to</strong>rischer Maschinentelegraph<br />
uhotti/fo<strong>to</strong>lia<br />
forsch online und Archiv<br />
www.forsch.<strong>uni</strong>-<strong>bonn</strong>.de<br />
Umsetzung: Triantafillia Keranidou<br />
2002 eine wiss. Assistentenstelle am<br />
Institut für Mineralogie in Münster an,<br />
wo er sich 2008 für das Fach Geowissenschaften<br />
habilitierte. Vor der Berufung<br />
nach Bonn arbeitete er zwei Jahre<br />
als Heisenbergstipendiat an den Universitäten<br />
Münster und Hamburg. Forschungsschwerpunkte:<br />
Festkörper-<br />
Lösungsreaktionen mit Schwerpunkt<br />
auf Materialien zur Immobilisation<br />
von hochradioaktiven Müll sowie die<br />
Entwicklungsgeschichte der frühen<br />
Erde.<br />
Professor Dr. Valentin Stein<br />
Ma<strong>the</strong>matisch-Naturwissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
Dr. Valentin Stein wurde zum W2-Professor<br />
für Neurophysiologie ernannt.<br />
Er studierte<br />
von 1991 bis<br />
1997 Physik<br />
in Kiel und<br />
promovierte<br />
2002 am<br />
ZMNH in<br />
Hamburg.<br />
Nach einem<br />
dreijährigen<br />
Postdoc-Aufenthalt<br />
in San<br />
Francisco leitete er seit 2005 eine<br />
Max-Planck Forschungsgruppe am<br />
MPI für Neurobiologie in Martinsried.<br />
Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung<br />
von Synapsen und neuronalen<br />
Netzwerken, die im Labor von<br />
Prof. Stein mit elektrophysiologischen<br />
und bildgebenden Verfahren untersucht<br />
an Mausmodellen werden.<br />
Druck & Anzeigenverwaltung<br />
Köllen Druck+Verlag<br />
Ernst-Robert-Curtius-Str. 14<br />
53117 Bonn-Buschdorf<br />
Tel.: 0228/98982-0<br />
Fax: 0228/98982-22<br />
E-Mail: druckverlag@koellen.de<br />
Auflage: 15.000<br />
Für Mitglieder der Universitätsgesellschaft<br />
Bonn – Freunde, Förderer,<br />
Alumni. e.V. ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten.<br />
Fo<strong>to</strong>s: privat<br />
MENSCHEN<br />
forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
47
MENSCHEN<br />
5Dr. Richard Jansen<br />
liebt Badmin<strong>to</strong>n – und<br />
hat den Federballlehrer<br />
„August Aufschlag“<br />
erfunden.<br />
48 forsch 2-3/2011 <strong>uni</strong>versität<strong>bonn</strong><br />
Last but not least<br />
Dr. Richard Jansen leitet seit 1989 den Bonner Hochschulsport – er<br />
selbst sagt dazu schon mal, er sei „Beauftragter für Hüpfen und<br />
Springen“. Außerdem ist er das Gedächtnis des Sportwissenschaftlichen<br />
Instituts. Kurz vor seinem Abschied in den Ruhestand öffnet er<br />
Schranktüren und zeigt meterweise penibel beschriftete Aktenordner,<br />
auf dem Schreibtisch liegen nur eine von ihm verfasste Chronik und<br />
das aktuelle Sportprogramm.<br />
Herr Dr. Jansen, das sieht nach einer<br />
geordneten Übergabe aus. Haben Sie<br />
vor Ihrem Abschied aufgeräumt?<br />
Nein, ich bin immer so strukturiert<br />
(lacht). Mir ist wichtig, alles zeitnah<br />
im Griff zu haben und Papierunterlagen<br />
in der gleichen Struktur wie die<br />
digitalen zu führen. In meinen letzten<br />
Tagen hier gibt es also keine Hektik.<br />
Das offizielle Mot<strong>to</strong> des Bonner<br />
Hochschulsports ist „echt bewegend“<br />
und umfasst heute über 95 Sportarten<br />
und -aktivitäten. Wie viele gab es, als<br />
Sie angefangen haben?<br />
Die Hälfte. Bei so vielen Angeboten,<br />
Hallen und Außenanlagen an zwei<br />
Standorten zu jeder Zeit das Richtige<br />
zu tun, ist nicht einfach. Auch wenn ich<br />
eher ein Einzelkämpfer war, weil wir<br />
hier halbe Stellen mit wenig Büroanteil<br />
haben: Das darf nicht nur in meinem<br />
Kopf sein. Deshalb habe ich einen Jahresplan<br />
mit Checkliste aufgebaut:<br />
Kursorganisation ein halbes Jahr im<br />
Voraus, Werbung, Teilnehmerdatenbank,<br />
Veranstaltungen wie die Institutsolympiade,<br />
Wartung und Lagerung,<br />
Transporte...<br />
Sind Sie selbst ein Bonner „Sportgewächs“?<br />
Ja, ich habe hier Sport und Geographie<br />
auf Lehramt studiert und da-<br />
Fo<strong>to</strong>: uk<br />
bei auch meine Frau kennen gelernt,<br />
wir sind also ein Alumni-Sportpaar.<br />
Danach war ich Studienrat und richtig<br />
gerne Pädagoge. Ab 1976 habe ich<br />
selbst Sportlehrer ausgebildet und<br />
1989 zusätzlich den Hochschulsport<br />
übernommen.<br />
Woran denken Sie besonders gerne<br />
zurück?<br />
Als Dozent habe ich neben Leichtathletik,<br />
Volley- und Handball auch<br />
Ökonomie des Sports und Arbeitsmarkt-Themen<br />
besprochen. Praktisches<br />
Beispiel war eine Existenzgründung:<br />
ein Alterssportstudio. Dafür<br />
bekamen wir sogar einen Preis – und<br />
dass das Projekt tatsächlich später erfolgreich<br />
realisiert wurde, darauf bin<br />
ich s<strong>to</strong>lz.<br />
Als eine unserer großen Sporthallen<br />
abgebrannt war, haben wir sauber<br />
gemacht so gut es ging und versucht,<br />
kreativ zu überzeugen, dass eine Wiederherstellung<br />
lohnt: Ohne Heizung<br />
und nur mit einer einzigen Lampe gab<br />
es dort Sportarten, die sonst sowieso<br />
draußen stattfinden. So waren wir die<br />
erste Hochschule in NRW mit Radfahren<br />
in der Halle: Indoor-Cycling.<br />
Dann kam Bogenschießen dazu und<br />
schließlich Klettern. Daraus wurde<br />
2005 unsere „halle 5“ mit Fitnessstudio<br />
und Kletterhalle – ein Riesenerfolg!<br />
Worüber haben Sie sich so richtig geärgert?<br />
Eigentlich über nichts, ich lasse<br />
mich möglichst nicht ärgern. Traurig<br />
war ich über die Einstellung der Sportlehrerausbildung.<br />
Ich versuche immer,<br />
aus allem das Beste zu machen und bin<br />
dabei sehr beharrlich. Wenn ich für<br />
den Hochschulsport etwas erreichen<br />
wollte, bin ich nicht bei der Uni betteln<br />
gegangen. Ich habe gespart und dann<br />
ein fifty-fifty-Finanzierungsangebot<br />
gemacht. Oder wir haben kreativ gedacht<br />
und zum Beispiel bei einer maroden<br />
Hochsprunganlage nicht nur Un-<br />
fallgefahren beseitigt, sondern<br />
gleichzeitig eine Beachvolleyballanlage<br />
gestaltet – und wurden damit Vorreiter<br />
bei einer weiteren Hochschulsportart.<br />
Sie haben ein Pseudonym: „August<br />
Aufschlag“. Wer ist das?<br />
Neben Inline-Skating liebe ich Federball.<br />
Ich habe eine Lehrbroschüre<br />
über Badmin<strong>to</strong>n geschrieben und gezeichnet,<br />
in der „August Aufschlag“<br />
als Federballfigur eine wichtige Rolle<br />
spielt, weil er den Schulsportunterricht<br />
meiner Studenten auf anregende Weise<br />
belebt hat. Entstanden ist das Ganze in<br />
einem verregneten Urlaub und hat fünf<br />
Auflagen erreicht.<br />
Was fehlt dem Hochschulsport noch?<br />
Dass mein Mitarbeiter Dr. Peter<br />
Preuß sich nun auch als mein Nachfolger<br />
hier wohl fühlt. Und dass der Bereich<br />
des stillgelegten Schwimmbades<br />
auf dem Venusberg bald wieder für<br />
Sportzwecke genutzt werden kann.<br />
Und was wird Ihnen persönlich am<br />
meisten fehlen?<br />
Das Gefühl, dafür sorgen zu dürfen,<br />
dass Studierende und Bedienstete<br />
umsonst oder für wenig Geld zu uns<br />
kommen können und bei Bewegung,<br />
Tanz, Sport und Spiel offensichtlich ihren<br />
Spaß haben. UK/FORSCH<br />
5Noch ein Rätselbild – aber ohne Preis:<br />
Wo ist der Rhein?<br />
Das fragen sich auch die Ruderer im<br />
Bonner Hochschulsport. Sie müssen seit<br />
Wochen ihre Boote zum Wasser tragen,<br />
weil der Anleger bei extremem Niedrigwasser<br />
im Trockenen liegt. Das Bild<br />
haben uns Jörg Göttner und Arnd Krämer<br />
vom Service-Team geschickt.
© Elnur - Fo<strong>to</strong>lia.com<br />
Schlechtes Ergebnis ?<br />
Wir liefern Top-Qualität!<br />
KÖLLEN GmbH<br />
DRUCK+ VERLAG<br />
www.koellen.de
Einfach große<br />
Vorfreude<br />
Demnächst für Sie da:<br />
Ihr OBI Markt Bonn-Nord<br />
Bornheimer Straße 166<br />
Wir freuen uns auf Sie!