BAUREPORT – das Magazin | neutral| Ausgabe 02-2023

08.12.2023 Aufrufe

23 24 WISSEN FÜR UNTERNEHMER Ohne Handwerk läuft’s nicht Das Werkzeug der Zukunft: KI im Handwerk Offen für neue Arbeitszeitmodelle

23 24<br />

WISSEN FÜR UNTERNEHMER<br />

Ohne Handwerk<br />

läuft’s nicht<br />

Das Werkzeug der Zukunft:<br />

KI im Handwerk<br />

Offen für neue Arbeitszeitmodelle


„ Eine neue Generation<br />

von Dächern. Verbessert<br />

in jedem Detail.“<br />

Tegalit Aerlox. Experte für schöne Dächer.<br />

Dr. Jennifer Scheydt, BMI Entwicklungs-Direktorin: „Die neue<br />

Aerlox-Technologie vereint gleich fünf Verbesserungen auf einem Dach.<br />

Material: robuster. Stein: trockener. Oberfläche: sauberer. Optik:<br />

schöner. Bilanz: CO 2 -neutraler. Mit Aerlox baut man Dächer fürs Leben.“<br />

Weitere Infos unter bmigroup.com/de/braas-tegalit-aerlox<br />

Alle Angaben sind im Vergleich zum Tegalit ohne Aerlox-Technologie<br />

Part of


<strong>Ausgabe</strong> 23 24<br />

INHALT<br />

EDITORIAL<br />

TOP-THEMA<br />

04<br />

08<br />

BRANCHE AKTUELL<br />

20<br />

24<br />

Bauen in Zeiten<br />

des Klimawandels<br />

Die entscheidende<br />

Rolle der Baubranche<br />

KI im Handwerk<br />

Das Werkzeug der Zukunft<br />

UNTERNEHMEN<br />

32<br />

Ohne Handwerk<br />

läuft’s nicht<br />

Traditionsbewahrer<br />

und Innovationstreiber<br />

Fit für die Energiewende<br />

Vom Sanierungsmarkt<br />

profitieren<br />

Von Reklamationsmanagement<br />

bis Kundenbindung<br />

An die Wettbewerbsfähigkeit<br />

denken<br />

12<br />

18<br />

28<br />

30<br />

42<br />

Bauen im Bestand<br />

Im Altbau schlummern<br />

viele Potenziale<br />

Es grünt auf Dächern<br />

und an Fassaden<br />

Gut für den Klimaschutz<br />

Beides in der Tasche<br />

BerufsAbitur als Anreiz<br />

für Azubis<br />

short news.<br />

Tipps für ein<br />

erfolgreiches Recruiting<br />

Professionell, kreativ<br />

und zielgerichtet<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

„ohne Handwerk läuft’s nicht“ <strong>–</strong> <strong>das</strong><br />

Leitthema unserer <strong>Ausgabe</strong> mag<br />

banal klingen, kann aber nicht oft<br />

genug wiederholt werden. Klimaziele,<br />

Wohnungsbau und Infrastruktur:<br />

Die Umsetzung wichtiger Ziele ist<br />

ohne Handwerk kaum möglich. Das<br />

machen wir an vielen Beispielen deutlich.<br />

Doch wie läuft’s bei Ihnen im derzeitigen<br />

Marktumfeld? Während viele<br />

Betriebe noch unter Volllast Aufträge<br />

abarbeiten, bereitet der rückläufige<br />

Neubau Sorgen. Da hilft nur eines:<br />

neue Geschäftschancen nutzen. Und<br />

es gibt sie! So bietet z. B. der Umbau<br />

von Gebäuden Schätzungen zufolge<br />

Potenzial für 235.000 Wohnungen.<br />

Zudem besteht ein großer Bedarf an<br />

energetischen Sanierungen, wenn<br />

man bedenkt, <strong>das</strong>s ein Großteil<br />

der Wohngebäude vor 1977 erbaut<br />

wurde. Nachhaltiges Bauen und erneuerbare<br />

Energien schaffen weitere<br />

Möglichkeiten. Nutzen wir die Krise<br />

als Chance <strong>–</strong> schließlich möchten wir<br />

ja, <strong>das</strong>s es auch morgen noch läuft!<br />

34<br />

Wachstumschance<br />

Smart Home<br />

Das Handwerk ist gefragt<br />

46<br />

Bauschäden: konstruktiv<br />

damit umgehen<br />

Mängel vermeiden<br />

und professionell managen<br />

Ihr regionaler Baustoffhandel,<br />

Partner des Handwerks<br />

38<br />

Offen für neue<br />

Arbeitszeitmodelle<br />

Flexibilisierung im Handwerk<br />

50<br />

short news.<br />

Auch als Podcast:<br />

Markierte Artikel können Sie im<br />

Podcast anhören. Mehr dazu auf<br />

der Rückseite des <strong>Magazin</strong>s!<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 3


TOP-THEMA<br />

4 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I OHNE HANDWERK LÄUFT’S NICHT


Ohne<br />

Handwerk<br />

läuft’s<br />

nicht<br />

Traditionsbewahrer und Innovationstreiber<br />

Viele Innovationen kommen aus dem traditionellen<br />

Handwerk. Es liefert Lösungsansätze, mit denen wir<br />

den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft<br />

entgegentreten können. Oft wird deutlich, <strong>das</strong>s es<br />

ohne <strong>das</strong> Handwerk einfach nicht geht.<br />

Stellen Sie sich vor, es gäbe von heute auf morgen plötzlich kein<br />

Handwerk mehr. Dieses Szenario würde weitreichende Auswirkungen<br />

mit sich bringen. Schon die erste hätte fatale Folgen:<br />

Wenn es niemanden mehr gibt, der Dinge repariert oder instand<br />

hält, dauert es nicht lange, bis die ersten Gebäude in sich zusammenfallen<br />

würden. Denn wenn <strong>das</strong> Fachwissen fehlt, werden<br />

Wohnhäuser und Co. nicht lange Bestand haben. Schließlich wird<br />

<strong>das</strong> Handwerk mit hochwertigen und langlebigen Produkten in<br />

Verbindung gebracht <strong>–</strong> und <strong>das</strong> auch zu Recht!<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> Jelena <strong>BAUREPORT</strong> I 5


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Der Podcast<br />

zum Artikel<br />

Reinhören in<br />

den <strong>BAUREPORT</strong><br />

Podcast Folge<br />

#26 „Ohne<br />

Handwerk läuft’s<br />

nicht“ bei Spotify<br />

und Apple.<br />

» Exklusiv<br />

im Podcast<br />

Im Interview<br />

spricht Ulla<br />

Basqué, Mitbegründerin<br />

von Architects­<br />

4Future, über<br />

<strong>das</strong> Bauen im<br />

Bestand.<br />

Qualitätsverlust und Arbeitslosigkeit<br />

Aber nicht nur von der Qualität müsste man sich<br />

verabschieden. Denn maßgeschneiderte Lösungen<br />

und individuelle Kundenwünsche können nur qualifizierte<br />

Fachkräfte dank ihrer Kunstfertigkeit liefern.<br />

Die Individualität und Einzigartigkeit handgefertigter<br />

Produkte wären nicht mehr vorhanden, Vielfalt und<br />

Kreativität gingen verloren <strong>–</strong> ganz schön trist und<br />

langweilig.<br />

Der Wegfall des Handwerks hätte eine weitere<br />

massive Konsequenz: Schreiner, Maurer, Heizungsbauer<br />

<strong>–</strong> sie alle müssten sich nach einem neuen<br />

Job umsehen. Laut Zentralverband des Deutschen<br />

Handwerks (ZDH) zählen zum Handwerk etwa<br />

1 Million Betriebe mit rund 5,6 Millionen Beschäftigten.<br />

Etwa 350.000 Auszubildende machten<br />

2<strong>02</strong>3 eine qualifizierte Lehre. 12,3 Prozent aller<br />

Erwerbstätigen, also knapp jeder Achte, sind damit<br />

im Handwerk tätig, was es zum größten Beschäftigungsbereich<br />

in Deutschland macht. Brächen diese<br />

Stellen weg, würde <strong>das</strong> zu einer hohen Arbeitslosigkeit<br />

führen.<br />

Keine Zukunft ohne Handwerk<br />

Man muss gar kein fiktives Szenario ohne Handwerk<br />

heraufbeschwören, um zu realisieren, wie<br />

wichtig die verschiedenen Gewerke für unsere<br />

Gesellschaft und unsere Zukunft sind. Wir erfahren<br />

bereits, <strong>das</strong>s ohne <strong>das</strong> Handwerk einfach<br />

nichts läuft. Staatliche Vorgaben zu energetischer<br />

Sanierung, Digitalisierung, Wohnungsbau <strong>–</strong> da<br />

stellt man sich die Frage, wer <strong>das</strong> bewältigen soll.<br />

„Wer setzt <strong>das</strong> alles um?“ fragt deswegen auch<br />

„Das Handwerk“ berechtigterweise in seiner<br />

Kampagne „Keine Zukunft ohne Handwerk“.<br />

Darin wird aufgezeigt, wie wichtig es ist, schon<br />

Kinder an Handwerksberufe heranzuführen und<br />

nicht nur theoretisches Wissen zu vermitteln,<br />

sondern auch den natürlichen Innovationsgeist zu<br />

fördern. Etwas mit den Händen zu erschaffen und<br />

handwerklich zu arbeiten, soll in Zukunft mehr geschätzt<br />

werden, denn ein Handwerksberuf ist nicht<br />

weniger wert als eine akademische Laufbahn. Ein<br />

erster Schritt in diese Richtung ist die Gleichstellung<br />

des Meistertitels mit einem Bachelorabschluss.<br />

6 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I OHNE HANDWERK LÄUFT’S NICHT


© Photo by Jocke Wulcan on Unsplash<br />

dabei viele. Das Handwerk ist der Motor für Veränderung,<br />

ohne den vieles nicht möglich wäre. Die<br />

Innovationen entstehen direkt in den Werkstätten<br />

und auf den Baustellen, wenn Handwerker ihr Können<br />

einsetzen, um Probleme in der Praxis zu lösen.<br />

So liefert <strong>das</strong> Handwerk Lösungsansätze, um den<br />

komplexen Themen unserer Zeit zu begegnen.<br />

Das Handwerk fordert, <strong>das</strong>s mehr über die verschiedenen<br />

Karrierewege, Selbstständigkeit,<br />

Sicherheit und Erfüllung im Handwerk aufgeklärt<br />

wird. So soll den Schülerinnen und Schülern ein<br />

Studium nicht mehr als einziger erstrebenswerter<br />

Weg vermittelt werden. Denn auch <strong>das</strong> Handwerk<br />

bietet gute Karrierechancen und eine solide finanzielle<br />

Zukunft.<br />

Handwerk als Triebfeder<br />

Wer an <strong>das</strong> Handwerk denkt, denkt automatisch an<br />

Tradition. Als Traditionsbewahrer trägt <strong>das</strong> Handwerk<br />

klassische Fähigkeiten und Fertigkeiten von<br />

Generation zu Generation weiter, wodurch traditionelle<br />

Bauweisen, die auch für die Instand haltung<br />

denkmalgeschützter Bauten benötigt werden,<br />

erhalten bleiben. Dass aus dieser Tradition aber<br />

auch stets Innovationen wachsen, vergessen<br />

Klimaziele, Wohnungsbau, Infrastruktur, energetische<br />

Sanierung und, und, und: Ohne Handwerksbetriebe<br />

und ihre Beschäftigten geht definitiv nichts.<br />

Handwerkerinnen und Handwerker meistern diese<br />

Herausforderungen mit Bravour. In einer Zeit,<br />

die von ständigem Wandel und technologischem<br />

Fortschritt geprägt ist, spielt <strong>das</strong> Handwerk eine<br />

entscheidende Rolle. Denn die Umsetzung dieser<br />

komplexen Ziele erfordert handfeste, praktische<br />

Lösungen. So liegt es an ihnen, diese Aufgaben<br />

anzugehen und Lösungen umzusetzen: Der verantwortungsbewusste<br />

Umgang mit den vorhandenen<br />

Ressourcen ist eine Selbstverständlichkeit in Handwerksunternehmen.<br />

Trotz Lieferengpässen, steigender Kosten und<br />

Fachkräftemangel packen sie an, wo sie gebraucht<br />

werden, arbeiten an effektiven Lösungen und<br />

sichern so Zukunft und Wohlstand des Landes. Der<br />

Handel unterstützt dabei, wo er nur kann. Aufgrund<br />

der hohen Lagerhaltung sind die benötigten Baustoffe<br />

immer vorrätig und durch die unkomplizierte<br />

Lieferung schnell an Ort und Stelle. So kann <strong>das</strong><br />

Handwerk umsetzen, was gefordert ist und muss<br />

nicht fürchten, <strong>das</strong>s die benötigten Materialien<br />

fehlen. Das zu Beginn aufgezeigte Szenario macht<br />

deutlich, wie wichtig <strong>das</strong> Handwerk für Gesellschaft<br />

und Wirtschaft ist. Es sorgt für einen starken Mittelstand<br />

und dafür, <strong>das</strong>s auch kommende Generationen<br />

in einer sicheren Zukunft aufwachsen können.<br />

Ein Leben ohne Handwerk? Undenkbar!<br />

Egal ob Klimaziele, Wohnungsbau oder energetische Sanierung:<br />

Ohne <strong>das</strong> Handwerk wären diese Vorhaben nicht umsetzbar.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 7


Vom Sanierungsmarkt profitieren<br />

Fit für die<br />

Energiewende<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> peterschreiber.media<br />

Wird am Ende doch noch alles gut? Diese<br />

Frage lässt sich noch nicht abschließend<br />

beantworten. Fest steht jedenfalls: Das<br />

Gebäudeenergiegesetz wird am 1. Januar<br />

2<strong>02</strong>4 in Kraft treten. Bei dem langen<br />

Gezerre darum ist ein entscheidender<br />

Faktor etwas aus dem Blick geraten: die<br />

energetische Qualität der Gebäudehülle.<br />

Sie ist schließlich die wichtigste Voraussetzung<br />

für mehr Energieeffizienz. Für <strong>das</strong><br />

Fachhandwerk bedeutet dies, <strong>das</strong>s der<br />

Sanierungsmarkt weiter stark zunehmen<br />

wird. Sich dafür jetzt zukunftsgerecht aufzustellen,<br />

verspricht langfristige Vorteile.<br />

Nie hat der Sanierungsmarkt mehr Potenzial geboten:<br />

Das Gebäudeenergiegesetz, besser bekannt<br />

als Heizungsgesetz, zwingt Immobilienbesitzer zum<br />

Handeln. Denn ob eine hochmoderne Heizung wirtschaftlich<br />

laufen kann, hängt entscheidend vom Zustand<br />

der Gebäudehülle sowie von der Qualität von<br />

Fenstern und Türen ab. Zusätzlichen Druck erzeugt<br />

die geplante EU-Sanierungspflicht, nach der bis<br />

2030 alle Wohngebäude die Energieklasse E und<br />

bis 2033 sogar die Klasse D erreichen sollten. Auf<br />

der Energieklassen-Skala von A bis G wären damit<br />

die ineffizientesten Gebäude aus F, G und H zuerst<br />

an der Reihe und müssten mindestens so saniert<br />

werden, <strong>das</strong>s sie in die Klasse E eingestuft werden.<br />

Zieht man <strong>das</strong> Bild größer und blickt auf <strong>das</strong><br />

politische Fernziel eines klimaneutralen Gebäudebestands<br />

bis zum Jahr 2050, so liegt die Schlussfolgerung<br />

nahe, <strong>das</strong>s der Sanierungsmarkt mehrere<br />

Dekaden lang für volle Auftragsbücher beim Fachhandwerk<br />

sorgen kann. Allerdings ist <strong>das</strong> Thema<br />

energetische Sanierung einigermaßen komplex<br />

und für Immobilienbesitzer mit vielen Fragen und<br />

Entscheidungen verbunden. Deshalb gilt es für<br />

ausführende Unternehmen, jetzt die Weichen richtig<br />

zu stellen, um von diesem boomenden Markt profitieren<br />

zu können.<br />

Ganzheitlicher Blick<br />

Doch auf was kommt es dabei an? Vom handwerklichen<br />

Know-how einmal abgesehen, braucht es bei<br />

der energetischen Sanierung vor allem den Blick<br />

fürs Ganze. Zum einen, weil für die fachgerechte<br />

Planung und Durchführung von Sanierungen oft<br />

Hand in Hand mit anderen Gewerken gearbeitet<br />

werden muss und zum anderen, weil der Fachhandwerker<br />

in der Lage sein muss, Sanierungswillige<br />

zumindest in Grundzügen gewerkeüber­<br />

8 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I OHNE HANDWERK LÄUFT’S NICHT


greifend beraten zu können. Denn die möglichen<br />

Ansatzpunkte reichen von der Sanierung einzelner<br />

Bauteile wie Dach, Wände, Kellerdecken, Fenster<br />

und Türen über die Haus- und Gebäudetechnik<br />

bis hin zum Einsatz erneuerbarer Energien. Auch<br />

eine Aufklärung über Gesetze, Verordnungen<br />

und Erfüllungsmöglichkeiten gehört dazu sowie<br />

grundlegende Kenntnisse über den individuellen<br />

Sanierungsfahrplan (iSFP), um Kunden auf eine<br />

fungieren. Denn der Prozess von der Erstellung<br />

eines iSFP über die Fördermittelbeantragung bis<br />

hin zum Beginn der Ausführung ist relativ kompliziert,<br />

hat diverse Rückkopplungsschleifen und kann<br />

sich in die Länge ziehen. Für den ausführenden<br />

Betrieb bedeutet dies eine Entlastung, denn er<br />

kann dadurch seine Kapazitäten auf <strong>das</strong> Vorhaben<br />

konzentrieren. Und <strong>–</strong> wiederum vom politischen<br />

Ziel eines klimaneutralen Ge bäudebestands aus<br />

Das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050 wird<br />

in den nächsten Jahren für viele Aufträge sorgen. Dafür muss man<br />

sich aber schon jetzt gut aufstellen.<br />

entsprechende Beratung durch einen Energieeffizienz-<br />

Experten hinweisen zu können.<br />

Baufachhandel unterstützt<br />

Bei all diesen Themen steht der Baufachhandel<br />

dabei dem Handwerk als starker Partner zur Seite<br />

<strong>–</strong> nicht nur mit einschlägigen Sortimenten, sondern<br />

auch mit Expertise und vielen Dienstleistungen. Er<br />

kann z. B. auch als Koordinator zwischen Privatkunden,<br />

Energieeffizienz-Experten und Handwerk<br />

betrachtet: Gelingt es, die energetische Sanierung<br />

auf diese Art und Weise ein Stück weit zu systematisieren,<br />

sollte sich dadurch die Sanierungsrate<br />

steigern lassen.<br />

Fachhandwerk als Kümmerer<br />

und Kommunikator<br />

Ohne die „Kümmerfunktion“ der Fachhandwerksbetriebe<br />

wird es allerdings nicht gehen <strong>–</strong> denn sie<br />

haben die meiste Kundennähe, installieren die<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 9


Lösungen und genießen hohes Vertrauen. Genau<br />

diese Funktion ist auch ein nicht zu unterschätzender<br />

Erfolgsfaktor, wie es z. B. die Marktstudie der<br />

Bundesstelle für Energieeffizienz aus dem Jahr<br />

2<strong>02</strong>1 festgestellt hat: Sanierungsvorhaben werden<br />

am häufigsten deshalb nicht oder viel zu punktuell<br />

angegangen, weil sich Verbraucher von der Komplexität<br />

einer Sanierung überfordert fühlen. Eine<br />

umfassende Beratung durch <strong>das</strong> Fachhandwerk<br />

in Verbindung mit hoher Kommunikationskompetenz<br />

kann Sanierungswilligen diese Komplexität<br />

abnehmen und die Entscheidung vereinfachen.<br />

Auch kann durch eine professionelle Beratung verhindert<br />

werden, <strong>das</strong>s lediglich Einzelmaßnahmen<br />

umgesetzt werden und dadurch nicht die nötige<br />

Sanierungstiefe erreicht wird.<br />

Voraussetzung dafür ist, <strong>das</strong>s Kunden ein Beratungsangebot<br />

als vertrauenswürdig und kompetent<br />

einschätzen. Je mehr dies gegeben ist, desto<br />

umfangreicher und intensiver wird der Studie zufolge<br />

saniert. Das Fachhandwerk ist es auch, <strong>das</strong><br />

der im Zuge des Heizungsstreits entstandenen<br />

Verunsicherung am besten begegnen kann. Denn<br />

unabhängig davon, ob und wann in eine neue<br />

Heiztechnologie investiert werden muss, kann <strong>das</strong><br />

Fachhandwerk Kunden dazu animieren und sie<br />

dahingehend beraten, schon heute durch passende<br />

Sanierungsmaßnahmen für mehr Energie effizienz<br />

in den eigenen vier Wänden zu sorgen.<br />

Ältere Sanierer bevorzugen Komplettlösungen<br />

aus Profi-Hand<br />

Der Beratungs- und Umsetzungsbedarf durch <strong>das</strong><br />

Handwerk wird noch weiter zunehmen: Studien zufolge<br />

steigt der Altersdurchschnitt bei den Sanierern<br />

seit Jahren kontinuierlich an. Die älteren Sanierer<br />

setzen in höherem Maße als die jüngeren auf<br />

Beratung durch <strong>das</strong> Fachhandwerk. Außerdem erbringen<br />

sie wenig Eigenleistungen und entscheiden<br />

sich stattdessen häufig für Komplettleistungen aus<br />

Profi-Hand. Dies bietet Handwerksbetrieben die<br />

Möglichkeit, sich als zuverlässige und kompetente<br />

Partner im Sanierungsprozess zu positionieren.<br />

Ob die Wärmewende im Gebäudesektor gelingen<br />

wird, hängt also bei weitem nicht nur vom<br />

Heizungstausch ab, sondern auch von Energieeinsparungen<br />

durch tiefgreifende energetische<br />

Sanierungen. Es liegt auf der Hand, <strong>das</strong>s dabei<br />

dem Fachhandwerk und seiner Fähigkeit, den<br />

dynamischen Sanierungsmarkt richtig zu bespielen,<br />

eine entscheidende Rolle zukommt.<br />

10 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I OHNE HANDWERK LÄUFT’S NICHT


Dem Fachhandwerk<br />

kommt bei der Ausführung<br />

der politischen<br />

Vorgaben eine<br />

besondere Rolle zu <strong>–</strong><br />

schließlich sind sie die<br />

Umsetzer und beraten<br />

den Endkunden.<br />

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Der Podcast<br />

zum Artikel<br />

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den <strong>BAUREPORT</strong><br />

Podcast Folge<br />

#27 „Fit für die<br />

Energiewende“<br />

bei Spotify und<br />

Apple.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> alphaspirit<br />

Energie sparen: Förderprogramme für Handwerker<br />

Handwerker treiben die Klimawende voran <strong>–</strong> nicht nur bei ihren Kunden, sondern auch in ihren<br />

eigenen Betrieben: Laut des Zentralverbands des Deutschen Handwerks haben 47 Prozent aller<br />

Betriebe in den letzten fünf Jahren ihren Energieverbrauch gesenkt oder planen entsprechende<br />

Investitionen. Für viele davon gibt es zinsgünstige Kredite und hohe Zuschüsse. Eine Übersicht<br />

über die Förderprogramme bietet die Deutsche Handwerkszeitung in ihrer Online-<strong>Ausgabe</strong>.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 11


Im Altbau schlummern viele Potenziale<br />

Bauen im Bestand<br />

Deutschland steckt in einer Wohnbaukrise: Die Zahl der Baugenehmigungen ist in<br />

den ersten fünf Monaten 2<strong>02</strong>3 so stark eingebrochen wie seit 16 Jahren nicht mehr.<br />

Dem Rückgang im Neubau steht gleichzeitig eine immer höhere Nachfrage<br />

nach Wohnraum gegenüber. Die Belebung des Neubausektors ist <strong>das</strong> eine<br />

Gebot der Stunde <strong>–</strong> <strong>das</strong> zweite ist es, Bauen im Bestand stärker voranzutreiben.<br />

Auch aus Klimaschutzgründen spricht vieles dafür.<br />

Das Potenzial ist hoch, ebenso aber auch die Hürden.<br />

12 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I OHNE HANDWERK LÄUFT’S NICHT


Über 10 Jahre befand sich der Wohnungsbau in<br />

Deutschland in stetigem Aufschwung <strong>–</strong> vor allem<br />

getragen von den günstigen Finanzierungsbedingungen.<br />

Der kriegsbedingte Energiepreisschock,<br />

steigende Materialkosten und Zinserhöhungen<br />

haben jedoch die Nachfrage zum Erliegen gebracht<br />

und zahlreiche geplante Vorhaben wurden storniert.<br />

Das politische Ziel von 400.000 Wohnungen pro<br />

Jahr ist damit in weite Ferne gerückt. Bau-, Immobilienwirtschaft<br />

und die Politik ringen um Lösungen.<br />

Anreize für Investitionen, ein besser funktionierendes<br />

Fördersystem für bezahlbaren Wohnungsbau,<br />

modulares und serielles Bauen stehen aktuell zur<br />

Debatte.<br />

Umbau statt Neubau<br />

Aber auch die Schaffung zusätzlicher Wohnungen<br />

im Bestand als Alternative zum Neubau gewinnt an<br />

Bedeutung. Allein die Menge an älteren Objekten<br />

erfordert es, den Bestand stärker in den Blick<br />

zu nehmen: Zwei Drittel der rund 42 Millionen<br />

Wohngebäude in Deutschland sind vor 1979 gebaut<br />

worden, während nur rund 5 Prozent nach<br />

2011 fertiggestellt wurden. Auch der zunehmende<br />

Flächenmangel und Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

sprechen dafür, <strong>das</strong>s der Bestand eine neue<br />

Relevanz bekommt. Doch noch wird <strong>das</strong> vorhandene<br />

Potenzial kaum ausgeschöpft. Die etablierte<br />

Routine aus Abriss und Neubau lässt sich nicht so<br />

leicht überwinden. Baurecht, Bauverordnungen,<br />

Ausschreibungspraxis und auch die Stadtentwicklungspolitik<br />

sind darauf ausgerichtet.<br />

Doch die Baubranche hat längst erkannt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Ziel sowohl im Neu- als auch im Bestandsbau darin<br />

bestehen muss, Gebäude zu entwickeln, bei denen<br />

Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Funktionalität<br />

im Einklang stehen. Das heißt z. B., <strong>das</strong>s bereits<br />

bei der Planung eines neuen Gebäudes der spätere<br />

Rückbau mitgedacht wird <strong>–</strong> und es heißt auch,<br />

den vorhandenen Gebäudebestand <strong>–</strong> wo immer<br />

möglich <strong>–</strong> zu erhalten und umzunutzen.<br />

Umnutzung, Nachverdichtung<br />

und Aufstockung<br />

Doch was zählt eigentlich zum Bauen im Bestand?<br />

Laut Definition der HOAI, der Honorarordnung für<br />

Architekten und Ingenieure, fallen darunter alle<br />

werterhaltenden oder wertsteigernden Baumaßnahmen<br />

an bestehenden Gebäuden wie Instandhaltungen,<br />

Instandsetzungen, Umbauten, Erweiterungsbauten,<br />

Rekonstruktionen von Bauwerken<br />

oder Gebäudeteilen, Restaurierungen sowie Modernisierungen<br />

und energetische Sanierungen. Neben<br />

dem großen Komplex energetische Sanierung<br />

spielen laut Bundesstiftung Baukultur <strong>–</strong> einer vom<br />

Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung<br />

und Bauwesen geförderten, unabhängigen<br />

Die Gebäude in Deutschland sind größtenteils älter als 25 Jahre<br />

und energetisch nicht auf dem neuesten Stand. Das birgt<br />

enormes Potenzial für die Schaffung von neuem Wohnraum.<br />

© colourbox.com <strong>–</strong> Serhii Mostovyi <strong>BAUREPORT</strong> I 13


Einrichtung <strong>–</strong> vor allem Umnutzung, Nachverdichtung<br />

und Aufstockung eine wichtige Rolle. Unter<br />

Umbau werden alle Maßnahmen gefasst, die mit<br />

wesentlichen Eingriffen in die Konstruktion einhergehen<br />

und die räumliche Struktur verändern. Davon<br />

abzugrenzen sind andere Eingriffe im Bestand, wie<br />

z. B. Restaurierungen, die auf die Wiederherstellung<br />

eines früheren Zustands abzielen, Renovierungen,<br />

die kleine Mängel ausbessern sowie auch energetische<br />

Sanierungen, deren Ziel eine höhere Energieeffizienz<br />

ist. Umbau und energetische Sanierung<br />

gehen in der Praxis jedoch oft Hand in Hand.<br />

Andere Herangehensweise erforderlich<br />

Aus den Besonderheiten des Baubestands ergeben<br />

sich neue Anforderungen für die Baubeteiligten.<br />

Bauabläufe, Baustoffe und Bauweisen unterscheiden<br />

sich in wesentlichen Teilen vom Neubau und<br />

erfordern spezifisches Know-how und eine andere<br />

Herangehensweise. Orientierungsgröße ist der Bestand,<br />

er definiert <strong>das</strong> Machbare. Am Anfang steht<br />

bei Umbauprojekten deshalb in der Regel eine umfassende<br />

Bestandsanalyse und -bewertung. Dazu<br />

gehört auch <strong>das</strong> Hinzuziehen von Fachplanern und<br />

Sonderfachleuten wie z. B. für <strong>das</strong> Tragwerk, für<br />

die Haustechnik oder auch für die Erstellung von<br />

Schadstoffgutachten. Die Bestandsbewertung dient<br />

als Grundlage für die weitere Planung, die Kalkulation,<br />

die Auswahl der richtigen Techniken und des<br />

passenden Baumaterials. Je besser und detaillierter<br />

diese Analyse ausfällt, desto zuverlässiger können<br />

auch (teure) Planungsfehler vermieden werden.<br />

Das meiste Umbau-Potenzial steckt nach Angaben<br />

des Lageberichts in der Umwandlung von Büro- zu<br />

Wohnflächen, in Aufstockungen und im altersgerechten<br />

Umbau. Allein durch die erste Maßnahme<br />

sollen bis 2<strong>02</strong>5 ca. 235.000 Wohnungen und bis<br />

2040 ca. 1,86 Millionen Wohnungen gewonnen<br />

werden können. In die Prognose wurden Parameter<br />

wie z. B. die zu erwartende Homeoffice-Quote<br />

sowie der Anteil an Nutzungsflächen, die mit geringem<br />

bis mittleren baulichen Aufwand umgebaut<br />

14 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I OHNE HANDWERK LÄUFT’S NICHT


werden können, einbezogen. Auch kostentechnisch<br />

schneidet der Umbau in diesem Fall besser ab als<br />

der Neubau. So würden laut Bundesstiftung bei<br />

der Umwandlung von Büroflächen in zeitgemäße<br />

Wohnungen gut 1.000 € / m 2 Wohnfläche anfallen,<br />

beim Neubau hingegen knapp 3.000 € / m 2 . Wird im<br />

Zuge des Umbaus auch noch energetisch saniert,<br />

lassen sich zudem bis 2040 ca. 9,2 Mio. Tonnen<br />

CO 2<br />

einsparen.<br />

Altersgerechter Umbau entlastet<br />

Wohnungs markt<br />

Eine weitere vielversprechende Maßnahme ist die<br />

Aufstockung. Vor allem der Wohnungsmangel in<br />

den Städten kann dem Lagebericht zufolge dadurch<br />

gelindert werden <strong>–</strong> und <strong>das</strong>, ohne neue Flächen zu<br />

versiegeln und relativ kostengünstig, weil weder Erschließungs-<br />

noch zusätzliche Grundstückskosten<br />

anfallen. Mit dieser Maßnahme sollen bundesweit<br />

2,35 bis 2,82 Millionen Wohnungen geschaffen werden<br />

können. Als geeignet gelten insbesondere die<br />

Wohnungsbestände der 1950er- bis 1970er-Jahre <strong>–</strong><br />

weil sie ohnehin sanierungsbedürtfig sind und deshalb<br />

Aufstockung und Sanierung kostensparend in<br />

einem Zuge realisiert werden kann.<br />

Auch im altersgerechten Umbau steckt viel ungenutztes<br />

Potenzial <strong>–</strong> und großer Handlungsdruck.<br />

Aktuell fehlen laut dem Bundesverband Deutscher<br />

Baustoff-Fachhandel (BDB) rund 2,2 Millionen<br />

altersgerechte Wohnungen. Und <strong>das</strong> Problem wird<br />

sich aufgrund der demografischen Entwicklung<br />

noch deutlich verschärfen. In einer Studie vom<br />

Frühjahr 2<strong>02</strong>3 hat sich <strong>das</strong> Pestel-Institut im Auftrag<br />

des BDB unter anderem mit der Frage befasst,<br />

wie altersgerechte Wohnungen im Bestand<br />

Viele Kunden entscheiden sich<br />

gegen den Neubau und für <strong>das</strong> Bauen<br />

im Bestand, was auch dem Handwerk<br />

neue Chancen eröffnet.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> Halfpoint <strong>BAUREPORT</strong> I 15


gewonnen werden könnten. Vorgeschlagen wird<br />

darin beispielsweise, Einfamilienhäuser aufzuteilen,<br />

da Senioren oft ungewollt in zu großen Häusern<br />

bzw. Wohnungen leben. Außerdem liegt der Studie<br />

zufolge die zweite Wohnung in Zweifamilienhäusern<br />

häufig leer und wird nicht vermietet. Deshalb solle<br />

die Modernisierung der zweiten Wohnung in Zweifamilienhäusern<br />

gefördert werden. Aber auch der<br />

Umbau von Stufen, Schwellen und Bädern <strong>–</strong> die<br />

typischen Schwachstellen <strong>–</strong> solle stärker gefördert<br />

werden. Dies trage nicht nur dazu bei, <strong>das</strong>s Senioren<br />

in ihrer Wohnung bleiben können, sondern<br />

erhöhe <strong>das</strong> Angebot an barrierefreien Wohnflächen.<br />

Auf diese Weise könne der Wohnungsmarkt insgesamt<br />

entlastet werden.<br />

Bestandsaufnahme spielt wichtige Rolle<br />

Das Bauen im Bestand birgt also viel Potenzial,<br />

stellt <strong>das</strong> Baugewerbe aber auch vor andere bzw.<br />

größere Herausforderungen als der Neubau. Das<br />

liegt vor allem daran, <strong>das</strong>s bei Letzterem die Planungs-<br />

und Bauabläufe eingespielt sind, Normen<br />

ein strenges Korsett bilden und sich die Baubeteiligten<br />

in ihrer Vorgehensweise sicher sind. Im<br />

Bestandsbau hingegen ist die Realität ein andere.<br />

Die Akteure sind dabei sozusagen mit dem „großen<br />

Unbekannten“ konfrontiert. Baupläne, falls<br />

überhaupt vorhanden, stimmen beispielsweise<br />

oft nicht mit den Gegebenheiten überein, denn<br />

seit dem Erst bezug könnten Sanierungen oder<br />

Umbaumaßnahmen stattgefunden haben. Das<br />

Gebäude und seine Teile sind oft unterschiedlich<br />

gealtert, bei manchen war die Bausubstanz von<br />

Anfang an schlecht.<br />

Es liegt auf der Hand, <strong>das</strong>s die Vielzahl von Einflussfaktoren<br />

<strong>das</strong> Bauen im Bestand zunächst als<br />

sehr aufwendig erscheinen lässt. Eine der ersten<br />

und wichtigsten Aufgaben bei einem solchen<br />

Projekt besteht deshalb in einer gründlichen Bestandsaufnahme.<br />

Sie ist auch die Basis für eine<br />

realistische Kostenschätzung. Je sorgfältiger<br />

dieser Schritt erledigt wird, desto größer sind<br />

16 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I OHNE HANDWERK LÄUFT’S NICHT


Kosten- und Planungssicherheit. Bei der Bestandsaufnahme<br />

werden sämtliche Gegebenheiten<br />

der Immobilie genau beleuchtet. In welchem Gesamtzustand<br />

ist sie? Welche Materialien wurden<br />

verwendet? Wie ist es um die Statik bestellt?<br />

Welche Mängel liegen vor? Gibt es Schadstoffe?<br />

Falls ja <strong>–</strong> wie sind sie zu bewerten und können<br />

sie beseitigt werden?<br />

Traditionelle handwerkliche<br />

Fertigkeiten gefragt<br />

Für Projektentwickler stellt sich zudem die Grundsatzfrage<br />

nach der neuen Nutzung bzw. Funktion,<br />

die der Altbau bekommen soll. Auch dabei ist ein<br />

anderes Denken als bei einem Neubau gefragt:<br />

Einem Bestandsgebäude kann kein fertiges Nutzungskonzept<br />

übergestülpt werden. Vielmehr gibt<br />

<strong>das</strong> Gebäude vor, was aus ihm gemacht werden<br />

kann. Dazu müssen Lage und umgebende Infrastruktur<br />

unter die Lupe genommen und der Bedarf<br />

der Menschen vor Ort festgestellt werden. Das verlangt<br />

von allen Beteiligten ein lösungsorientiertes,<br />

ergebnisoffenes Vorgehen.<br />

Das Bauen im Bestand fordert auch <strong>das</strong> Fachhandwerk<br />

auf eine andere Art und Weise als der Neubau.<br />

So sind dabei traditionelle Fertigungsmethoden<br />

und Handarbeit wieder stärker gefragt, die aber<br />

entsprechend gelehrt und geschult werden müssen.<br />

Eine weitere Herausforderung ist, <strong>das</strong>s aktuelle<br />

Baugesetze und Bauordnungen in Deutschland<br />

überwiegend auf Neubauten ausgerichtet sind. Die<br />

Notwendigkeit einer speziellen Umbauordnung wird<br />

allerdings in der Branche breit diskutiert, ebenso<br />

steuerliche Anreize und andere Unterstützungsmaßnahmen.<br />

Es tut sich was <strong>–</strong> die Bedeutung des Bauens im<br />

Bestand ist erkannt und wird weiter zunehmen.<br />

Sich darauf einzulassen und einschlägiges Knowhow<br />

aufzubauen verspricht neue Geschäftschancen<br />

und lohnt sich auch mit Blick auf den Neubau:<br />

Umbau fähigkeit wird dabei künftig ein entscheidendes<br />

Kriterium sein.<br />

BIB 276<br />

zum Download<br />

Kosten beim Bauen im Bestand transparent<br />

und nachvollziehbar zu machen<br />

<strong>–</strong> <strong>das</strong> ist die Idee hinter der BIB 276. Sie<br />

ist eine Art Übersetzung der bestehenden<br />

Kostengliederung DIN 276 für den Bestandsneubau.<br />

Ziel ist es, sie durch den<br />

praktischen Einsatz kontinuierlich weiterzuentwickeln.<br />

Unter folgender Website<br />

des Verbandes für Bauen im Bestand e. V<br />

steht sie als Download zur Verfügung:<br />

www.fuerbauenimbestand.de/bib-276<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> by-studio <strong>BAUREPORT</strong> I 17


Gut für den Klimaschutz<br />

Es grünt<br />

auf Dächern<br />

und an Fassaden<br />

» Reinhören<br />

Der Podcast<br />

zum Artikel<br />

Reinhören in<br />

den <strong>BAUREPORT</strong><br />

Podcast Folge<br />

#28 „Es grünt<br />

auf Dächern und<br />

an Fassaden“<br />

bei Spotify und<br />

Apple.<br />

„Man wird sich schwer vorstellen können,<br />

<strong>das</strong>s es einmal eine Zeit gab, wo die<br />

Dächer tot waren, ohne Leben und ohne<br />

Vegetation“, sagte der österreichische<br />

Künstler Friedrich Hundertwasser in<br />

einer Rede vor über 50 Jahren. Er war<br />

mit dieser Vision seiner Zeit weit voraus.<br />

Doch inzwischen ist es immerhin kein Nischenthema<br />

mehr <strong>–</strong> es grünt auf Dächern<br />

und an Fassaden. Vor allem die Städte<br />

versprechen sich davon Schutz vor dem<br />

Klimawandel. Der Markt wächst stetig.<br />

Denn ihre positiven Effekte für <strong>das</strong> Klima sind vielfältig:<br />

Begrünungen binden CO 2<br />

, reduzieren durch<br />

ihre Dämmwirkung den Energiebedarf und halten<br />

Regenwasser zurück, welches sie gereinigt und<br />

mit Verzögerung wieder abfließen lassen. Auch<br />

sind Gebäudebegrünungen in der Lage, Temperaturschwankungen<br />

auszugleichen und dadurch<br />

Bauwerke vor Rissen zu schützen. Während sich<br />

z. B. Kiesdächer auf über 80 °C erhitzen können,<br />

erreichen extensiv bepflanzte Gründächer nur etwa<br />

20 °C bis 25 °C. Im Winter kühlen begrünte Dächer<br />

auf kaum unter 0 °C ab.<br />

» Exklusiv<br />

im Podcast<br />

Im Sommer wird der Wärmeinsel-Effekt, also die<br />

Überwärmung der Luft durch hitzespeichernde<br />

Baukörper und Verkehrsflächen, ein immer größeres<br />

Problem. Unbegrünte Gebäude wandeln ca.<br />

95 Prozent der Sonneneinstrahlung in Wärme um<br />

und heizen die Stadt auf. Gleichzeitig muss viel<br />

Kühlenergie eingesetzt werden. Begrünte Dächer<br />

und Fassaden reduzieren diesen Effekt und fungie­<br />

Dachdeckermeister<br />

Moritz<br />

Geigenmüller berichtet<br />

über seine<br />

Erfahrungen<br />

mit dem Projekt<br />

„Schwammdach“.<br />

Deutschland muss bis 2045 klimaneutral werden<br />

und nach 2050 sogar mehr CO 2<br />

-Emissionen binden<br />

als ausstoßen. Zudem sind die Städte gezwungen,<br />

sich an die Auswirkungen des Klimawandels<br />

anzupassen. Gleichzeitig beschränkt der Wohnraummangel<br />

die Möglichkeiten, neue Grünflächen<br />

auszuweisen und macht Nachverdichtungen erforderlich.<br />

Begrünte Dächer und Fassaden können<br />

diese komplexen Herausforderungen natürlich nicht<br />

alleine lösen <strong>–</strong> aber einen wichtigen Beitrag leisten.<br />

Effektive Kühlung für die Städte<br />

18 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I OHNE HANDWERK LÄUFT’S NICHT


© stock.adobe.com<br />

<strong>–</strong> Tomasz Zajda<br />

ren außerdem als Sonnenschutz. Ein eindrucksvolles<br />

Beispiel aus Wien: In einem Bürogebäude<br />

wurde mit einer Fassadenbegrünung auf einer rund<br />

850 m 2 großen Fläche eine Kühlleistung erzielt, die<br />

75 Klimageräten mit 3.000 Watt und acht Stunden<br />

Betriebsdauer entspricht.<br />

In städtischen Bereichen kann die Gebäudebegrünung<br />

auch neue Lebensräume für Pflanzen und<br />

Tiere schaffen und so zum Erhalt der Biodiversität<br />

beitragen. Untersuchungen zufolge ziehen begrünte<br />

Dächer z. B. viele Arten von Wildbienen an. Doch<br />

nicht nur <strong>das</strong> Ökosystem profitiert <strong>–</strong> Begrünungen<br />

haben auch positive soziale und gesundheitliche<br />

Auswirkungen: Sie sind Gestaltungselemente, verbessern<br />

die Wohn- und Arbeitsbedingungen und<br />

fördern <strong>das</strong> menschliche Wohlbefinden.<br />

Aus diesem Grund werden vor allem auf kommunaler<br />

Ebene Gebäudebegrünungen gefördert.<br />

Die Programme adressieren in der Regel Privatpersonen<br />

sowie kleine und mittelständische Unternehmen.<br />

Außerdem können Städtebauförderungen<br />

Dach- oder Fassadenbegrünungen bezuschussen<br />

und auch die Länder bieten Förderprogramme.<br />

Markt bietet Potenzial für viele Gewerke<br />

Der Begrünungsmarkt, dessen wichtigstes Segment<br />

der Dachbereich ist, entwickelt sich positiv. Allein<br />

2<strong>02</strong>1 kamen in Deutschland ca. 9 Mio. m 2 Gründachfläche<br />

dazu. Das ist die höchste Zuwachsrate<br />

seit 2008. Bei den Dachbegrünungen ist Deutschland<br />

sogar Weltmarktführer. Erhoben wurden<br />

die Marktzahlen und -daten vom Bundesverband<br />

GebäudeGrün e.V. (BuGG). Deren Marktreport<br />

zufolge beträgt die durchschnittliche jährliche<br />

Wachstumsrate des Gründachmarkts ca. 7,5 Prozent,<br />

von 2008 bis 2<strong>02</strong>1 ist er um 141 Prozent<br />

gewachsen. Noch überwiegen dabei pflegeleichte<br />

Extensivbegrünungen mit gut 80 Prozent deutlich,<br />

aber laut BuGG zeichnet sich eine Trendumkehr<br />

hin zu Intensivbegrünungen ab, also begehbaren<br />

Dachgärten, die als erweiterte Wohnräume genutzt<br />

werden. Die meisten grünen Dächer gibt<br />

es übrigens in München.<br />

Auch <strong>das</strong> jüngere und kleinere Marktsegment der<br />

Grünfassaden verzeichnet ein Plus, allerdings sind<br />

die Daten dafür laut BuGG schwer zu erheben.<br />

Herausgefunden werden konnte, <strong>das</strong>s von 2<strong>02</strong>0 auf<br />

2<strong>02</strong>1 gut 30.000 m 2 begrünte Fassadenflächen in<br />

Deutschland dazugekommen sind.<br />

Es tut sich also etwas bei der Begrünung <strong>–</strong> wenn<br />

auch die Vision eines Friedrich Hundertwassers<br />

noch in der Ferne liegt. Denn blickt man beispielsweise<br />

darauf, <strong>das</strong>s 2<strong>02</strong>1 knapp 10 Prozent der neu<br />

gebauten Dächer begrünt wurden, heißt <strong>das</strong> auch:<br />

90 Prozent der neuen Flachdächer „sind tot“. Es<br />

bleibt also noch viel zu tun für viele Spezialisten<br />

und Gewerke wie u. a. Landschaftsgärtner, Architekten,<br />

Bauphysiker, Zimmerer, Dachdecker und<br />

Spengler. Auch hier wird einmal mehr deutlich: Das<br />

Handwerk spielt eine Schlüssel rolle dabei, die Gebäudebegrünung<br />

flächendeckend voranzubringen.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> mrwinn <strong>BAUREPORT</strong> I 19


BRANCHE AKTUELL<br />

Die entscheidende Rolle der Baubranche<br />

Bauen<br />

in Zeiten des<br />

Klimawandels<br />

Die futuristischste Vision des Bauens<br />

kommt ausgerechnet aus Saudi-Arabien:<br />

Neom, die nachhaltigste aller Smart<br />

Cities, soll hier aus dem Wüstenboden<br />

wachsen und in scheibenartigen, verspiegelten<br />

und CO 2<br />

-neutralen Wolkenkratzern<br />

Wohnraum für 9 Millionen Menschen bieten.<br />

Ob die Zukunft des Bauens im saudischen<br />

Utopia liegt, erscheint wohl eher<br />

fraglich. Fest steht aber: Die Bauwelt<br />

muss sich an den Klimawandel anpassen.<br />

Eine große Herausforderung, die aber<br />

auch viele Chancen bietet.<br />

Was heute gebaut wird, prägt die kommenden Jahrzehnte.<br />

Das Bauwesen ist deshalb ein wesentlicher<br />

Schlüssel für eine lebenswerte Umwelt. Die sich<br />

verändernden klimatischen Bedingungen machen<br />

es jedoch notwendig, die Bauweise so anzupassen,<br />

<strong>das</strong>s Gebäude und Infrastrukturen Extremwetterlagen<br />

standhalten oder zumindest die Schäden<br />

minimiert werden können. Veränderungsdruck<br />

resultiert aber auch aus der Tatsache, <strong>das</strong>s der<br />

Bausektor selbst von den Auswirkungen des sich<br />

wandelnden Klimas betroffen ist <strong>–</strong> und gleichzeitig<br />

zu diesem beiträgt.<br />

Extremwetterlagen verändern<br />

die Situation<br />

Starkregen, Sturm oder Hitze beeinträchtigen<br />

immer mehr die Bauabläufe. Sie führen zu Verzögerungen,<br />

Schäden am Bau und an der Baustelleneinrichtung<br />

<strong>–</strong> und nicht zuletzt auch zu gesundheitlichen<br />

Problemen bei den Beschäftigten. Auch<br />

neue Risiken gehen mit Extremwetterlagen einher.<br />

So können starke Regenfälle z. B. den Aushub sehr<br />

gefährlich machen, ebenso wie Sturmböen Arbeiten<br />

auf dem Gerüst. Darüber hinaus können die Klimaveränderungen<br />

Baumaterialien wie Holz und Beton<br />

verknappen. Hinzu kommt, <strong>das</strong>s künftig mit regulatorischen<br />

Veränderungen sowie mit Veränderungen<br />

in der Versicherungslandschaft als Reaktion auf<br />

den Klimawandel zu rechnen ist. Kurzum <strong>–</strong> die sich<br />

ändernde Risikosituation macht eine Anpassung<br />

des Bauwesens erforderlich.<br />

20 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

BRANCHE AKTUELL


Doch was heißt überhaupt Bauen in Zeiten des<br />

Klimawandels? Das Bundesinstitut für Bau-, Stadtund<br />

Raumforschung (BBSR) hat 2<strong>02</strong>3 eine umfassende<br />

Handlungsempfehlung herausgegeben, in<br />

der klimagerechtes Bauen als Konzept beschrieben<br />

wird, <strong>das</strong> Klimaschutz und Klimaanpassung miteinander<br />

vereint. Während Klimaschutz darauf abzielt,<br />

durch eine geeignete Gestaltung des Gebäudes,<br />

ein angepasstes Energiekonzept und die richtige<br />

Auswahl der Baustoffe Treibhausgasemissionen<br />

zu reduzieren, zielt die Klimaanpassung darauf ab,<br />

durch bauliche Maßnahmen Gebäude und Infrastrukturen<br />

vor den Folgen des Klimawandels zu<br />

schützen.<br />

Städte, Quartiere und Gebäude<br />

an <strong>das</strong> Klima anpassen<br />

Klimagerechtes Bauen geht allerdings über <strong>das</strong><br />

Bauen an sich hinaus. Andere gesellschaftliche Veränderungstreiber<br />

wie z. B. Mobilität, Digitalisierung,<br />

demografische Entwicklung, neue Arbeits- und<br />

Lebensformen sowie Konzepte nachhaltiger Quartiersentwicklung<br />

stehen mit der Art und Weise des<br />

Bauens in Wechselwirkung. Die Vision dahinter ist<br />

letztendlich, Gebäude, Quartiere und Städte hin zu<br />

einer zukunftsfähigen, klimaresilienten Umwelt zu<br />

entwickeln. Ob es um ein Einfamilienhaus oder um<br />

ein Bürogebäude geht <strong>–</strong> die Frage, wie es klimagerecht<br />

gebaut oder saniert werden kann, wird deshalb<br />

eine immer wichtigere Rolle spielen. Akteure<br />

wie Architekten, Planer, ausführende Unternehmen<br />

und der Fachhandel sind deshalb gefragt, mit ihrer<br />

Expertise und ihren Lösungen zur Bewältigung<br />

dieser komplexen Aufgabe beizutragen.<br />

Klimagerechtes Bauen setzt laut BBSR im Außenraum<br />

und am Äußeren eines Gebäudes an. So wird<br />

beispielsweise zur Anpassung an Hitze empfohlen,<br />

helle Oberflächen mit hoher Albedo zu wählen, also<br />

ein Material, <strong>das</strong> einen Großteil des einfallenden<br />

Sonnenlichts reflektiert. Hagel- und Sturmschäden<br />

können durch den Einsatz von hagelwiderstandsfähigen<br />

Oberflächenmaterialien minimiert werden.<br />

Vor Starkregen und Hochwasser schützt ein integrales<br />

Regenwassermanagement.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> Melinda Nagy <strong>BAUREPORT</strong> I 21


Das sind ineinandergreifende und in Kooperation<br />

mit den Kommunen vor Ort umgesetzte Maßnahmen<br />

zur Versickerung, Speicherung und Ableitung<br />

von Regenwasser. Eine weitere Gestaltungsmöglichkeit<br />

im Außenraum bietet die Vegetation.<br />

Pflanzen, vor allem Bäume, sowie grüne Dächer<br />

und Fassaden mildern Klimaauswirkungen,<br />

schützen den Boden und reinigen die Luft.<br />

Fassadenbauteile gezielt<br />

als Wärme speicher nutzen<br />

Sind diese Möglichkeiten ausgeschöpft,<br />

spielen die bauphysikalischen<br />

Maßnahmen<br />

Wärmedämmung, Wärmespeicherung,<br />

Lüftung,<br />

Sonnenschutz und Regenschutz eine entscheidende<br />

Rolle beim klimagerechten Bauen. Für eine gute<br />

Wärmedämmung sorgen Baustoffe, die eine niedrige<br />

Wärmeleitfähigkeit, also einen niedrigen U-Wert,<br />

aufweisen. Dadurch wird der Wärmetransport durch<br />

Bauteile reduziert. Ein weiteres Kriterium bei den<br />

Bauteilen ist ihre Fähigkeit, Wärme zu speichern.<br />

Gezielt für die Wärmespeicherung genutzt werden<br />

können vor allem opake, also undurchsichtige und<br />

lichtundurchlässige Fassadenbauteile, die tagsüber<br />

Wärme aufnehmen und bei Bedarf abgeben können,<br />

um Temperaturschwankungen auszugleichen.<br />

Materialien wie Beton oder Mauerwerk können<br />

ebenfalls dazu beitragen, Temperaturspitzen im<br />

Inneren des Gebäudes zu reduzieren. Auch schwerere,<br />

kompakte Bauteile speichern mehr Wärme,<br />

als sie abgeben.<br />

Lebenszyklusanalyse (LCA)<br />

Um bereits im Planungsprozess unterschiedliche Entwurfsansätze hinsichtlich<br />

ihrer Umwelt wirkungen und Energiebilanz vergleichen bzw. optimieren zu können,<br />

ist die Lebenszyklusanalyse ein wirkungsvolles Tool. Digital unterstützt kann diese<br />

mithilfe des eLCA (Bauteileditor) erstellt werden <strong>–</strong> ein Angebot der Plattform<br />

„Gebäudeforum klimaneutral“ der Deutschen Energie-Agentur.<br />

Auch die Lüftung ist eine bauphysikalische<br />

Maßnahme, um den Energieverbrauch und<br />

Umweltauswirkungen zu reduzieren. Durch<br />

eine luftdichte Gebäudehülle sowie durch<br />

eine sorgfältige Abdichtung von Türen,<br />

Fenstern und anderen Öffnungen kann<br />

unerwünschter Luftaustausch minimiert<br />

werden. Der sommerliche Wärmeeintrag<br />

ins Gebäude lässt sich mithilfe<br />

des richtigen Sonnenschutzes, vor<br />

allem bei verglasten Flächen,<br />

22 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

BRANCHE AKTUELL


stark reduzieren. Für die nach Süden orientierte<br />

Fassade gilt aufgrund des Sonnenverlaufs in<br />

Deutschland ein horizontal montierter Sonnenschutz<br />

oberhalb der Verglasung als besonders<br />

effizient. Er hält die hoch am Zenit stehende<br />

Sommersonne gut ab, während er die tiefstehende<br />

Wintersonne leicht hereinlässt. Auch sollte bevorzugt<br />

auf außen liegende Sonnenschutzvorrichtungen<br />

gesetzt werden, da diese die Sonnenstrahlung<br />

blockieren, bevor sie die Gebäudehülle erreichen.<br />

Durch die Wahl von Materialien mit niedrigem Absorptionsgrad<br />

kann die Sonneneinstrahlung zusätzlich<br />

reduziert werden.<br />

Klimagerechtes Bauen<br />

trägt zu gutem Wohnkomfort bei<br />

Ein effektiver Regen- bzw. Feuchteschutz ist entscheidend,<br />

um die Funktionen von Bauteilen und<br />

Gebäude aufrechtzuerhalten. Feuchtigkeit kann<br />

z. B. die Wärmedämmwirkung reduzieren und bei<br />

Holzkonstruktionen sogar zum Quellen und zu<br />

Fäulnis führen. Bauteile und Fassaden sollten deshalb<br />

wasserabweisend gestaltet werden, beispielsweise<br />

durch den Einsatz von wasserabweisenden<br />

Materialien, Abdichtungen und speziellen Beschichtungen.<br />

Wichtig sind außerdem Rückstauklappen<br />

und gute Drainagesysteme, die überschüssiges<br />

Regenwasser schnell und effizient ableiten. Aber<br />

auch eine Dachbegrünung kann dazu beitragen,<br />

die Auswirkungen von Starkregen zu reduzieren,<br />

indem sie den Wasserabfluss verzögert und somit<br />

auch die Abwassersysteme entlastet. Der Baustoffhandel<br />

stellt unkompliziert die passenden<br />

Baustoffe, Materialien und auch Systemlösungen<br />

zur Verfügung. Profikunden finden hier außerdem<br />

fachkundige Beratung nach neuestem Wissensstand<br />

sowie viele Serviceleistungen, wie z. B. den<br />

Transport zur Baustelle.<br />

Die zielgerichtete Anwendung und Kombination der<br />

geschilderten baulichen bzw. bauphysikalischen<br />

Maßnahmen ist laut BBSR der Schlüssel für klimagerechtes<br />

Bauen. Für den Neubau empfohlene<br />

Maßnahmen können dabei grundsätzlich auch<br />

bei Bestandsgebäuden umgesetzt werden. Der<br />

finanzielle und technische Aufwand ist dabei jedoch<br />

oft erheblich höher. Ein positiver Nebeneffekt: Bauliche<br />

Maßnahmen unter dem Fokus Klimaschutz<br />

und Klimaanpassung tragen häufig auch zu mehr<br />

Wohnkomfort bei.<br />

„Urban Mining“ <strong>–</strong><br />

die Stadt als Rohstofflager<br />

Ein weiterer Aspekt des klimagerechten Bauens<br />

betrifft die Baustoffe selbst. Hier werden Langlebigkeit,<br />

CO 2<br />

-arme Herstellung und Recycling eine<br />

zunehmend wichtige Rolle spielen. Ist ein Abriss<br />

unumgänglich, sollen künftig verstärkt Strategien<br />

der Kreislaufwirtschaft ins Spiel kommen. Sie zielen<br />

darauf ab, durch eine hochwertige Wiederverwendung<br />

von Rohstoffen den Ressourcenverbrauch zu<br />

minimieren. Dieses Konzept wird auch als „Urban<br />

Mining“ bezeichnet <strong>–</strong> die Nutzung der Stadt bzw.<br />

ihrer Gebäude als „Material-Bergwerk“.<br />

Klimagerechtes Bauen ist ein Ansatz, der versucht,<br />

alle relevanten Bereiche zu berücksichtigen, um die<br />

Ökobilanz eines Gebäudes über seinen gesamten<br />

Lebenszyklus hinweg optimal zu gestalten und<br />

es an die klimatischen Herausforderungen anzupassen.<br />

Die Vielzahl der Gestaltungsfelder und die<br />

Komplexität der Rahmenbedingungen machen aber<br />

auch deutlich, <strong>das</strong>s ein Umdenken beim Planen<br />

und Bauen ein Prozess ist, der weder schnell noch<br />

reibungslos vonstattengehen wird. Denn nicht nur<br />

die gängige Praxis, sondern auch Ausbildung,<br />

Gesetzgebung und Regularien sind davon betroffen.<br />

Aber Politik, Wissenschaft und Bauwirtschaft<br />

haben sich auf den Weg gemacht, an vielen Orten<br />

entstehen bereits Best-Practice-Lösungen <strong>–</strong> und<br />

digitale Technologien bieten neue Möglichkeiten,<br />

ökologisch und ökonomisch nachhaltig zu bauen.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> Melinda Nagy <strong>BAUREPORT</strong> I 23


Das Werkzeug der Zukunft<br />

KI im<br />

Handwerk<br />

Künstliche Intelligenz (KI) gilt schon<br />

länger als einer der wichtigsten Zukunftstrends.<br />

Der Hype um ChatGPT hat <strong>das</strong><br />

Thema erneut ins Rampenlicht gerückt.<br />

Längst beschäftigen sich nicht nur große<br />

Tech-Konzerne mit der KI, sondern auch<br />

Mittelstand und Handwerk. Technologien<br />

zur Bedarfsvorausplanung sowie digitales<br />

Aufmaß oder Chatbots sind bereits produktiv<br />

im Einsatz. Und die Entwicklung<br />

steht noch am Anfang. Wie wird die KI<br />

<strong>das</strong> Geschäft der Handwerker ändern?<br />

Und wie lässt sich <strong>das</strong> KI-Potenzial im<br />

eigenen Betrieb heben?<br />

Intelligente Roboter, die selbstständig Mauern<br />

errichten, Rohre verlegen oder gar ganze Häuser<br />

renovieren <strong>–</strong> solche Szenarien sind in nächster Zeit<br />

zwar eher unwahrscheinlich, aber die KI hält auch<br />

ins traditionsreiche Handwerk Einzug. Das passt zu<br />

einer Branche, die sich stets den Herausforderun­<br />

Die KI-basierte, digitale Aufmaßtechnik hat in<br />

seinem Betrieb <strong>das</strong> Messen mit dem Meterstab<br />

überflüssig gemacht. Damit kann z. B. auch ermittelt<br />

werden, wo Löcher in Platten gebohrt oder<br />

Befestigungen angebracht werden müssen. Aber:<br />

Wo Kreativität gefragt ist oder es um Einzelanfertigungen<br />

geht, stoße die KI noch schnell an ihre<br />

Grenzen, sagt Hierbeck.<br />

Viele Systeme sind schon praxis tauglich<br />

Doch die KI-Entwicklung schreitet derzeit rasanter<br />

voran denn je. Zwischen überzogenen Erwartungen<br />

auf der einen und Betonung der Risiken auf der<br />

anderen Seite entstehen viele praxistaugliche KI-<br />

Systeme, die zunehmend auch im Handwerk eine<br />

Rolle spielen. Schon jetzt verbreitet sind Automatisierungslösungen<br />

für sich wiederholende Aufgaben<br />

wie Terminplanung, Kundenkommunikation und<br />

Buchhaltung. Auch die KI-gestützte Bedarfsvorausplanung<br />

entwickelt sich rasant <strong>–</strong> von der Vorher­<br />

Kollege Roboter erleichtert bereits viele Arbeitsschritte. In Zukunft<br />

werden immer mehr KI-basierte Lösungen zum Einsatz kommen.<br />

gen der Zeit gestellt und innovative Technologien<br />

übernommen hat. Prototypisch dafür steht die<br />

Schreinerei Hierbeck in Schöllnach, Landkreis Deggendorf.<br />

KI werde inzwischen bei allem angewendet,<br />

was standardisiert ist, wie z. B. beim Küchenbau,<br />

erklärt Geschäftsführer Thomas Hierbeck.<br />

sage der Kundennachfrage bis hin zur effizienten<br />

Verwaltung von Materialien und Werkzeugen. Ein<br />

weiteres Feld ist die KI-gesteuerte Personalisierung<br />

von Dienstleistungen. Damit können Handwerker<br />

künftig personalisierte Empfehlungen geben sowie<br />

passgenaue Einzelfertigungen vorschlagen.<br />

24 I <strong>BAUREPORT</strong> © stock.adobe.com <strong>–</strong> Alfan Subekti<br />

BRANCHE AKTUELL


Rohstoffe<br />

werden Baustoffe<br />

werden Rohstoffe.<br />

Das erste recyclingfähige<br />

Wärmedämm-Verbundsystem:<br />

weber.therm circle<br />

www.de.weber


Vielleicht noch wichtiger für die Branche könnte die<br />

KI im Bereich Qualitätsverbesserung und Fehlervermeidung<br />

werden. KI-basierte Systeme können<br />

z. B. Bilder von fertigen Produkten oder Projekten<br />

analysieren, um Fehler zu erkennen und frühzeitig<br />

zu beheben. Auch Konstruktionspläne können<br />

mit KI-Bildauswertung auf mögliche Probleme hin<br />

überprüft werden. Enormes Potenzial verspricht<br />

außerdem die Prozessoptimierung mit KI. Neben<br />

den universell einsetzbaren Lösungen entstehen<br />

spezifische, für bestimmte Handwerksberufe<br />

relevanten Anwendungen. So läuft z. B. gerade ein<br />

Forschungsprojekt der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz<br />

und der Technischen Hochschule<br />

Deggendorf (THD) zum Einsatz von 5G auf Baustellen.<br />

Das neue Mobilfunknetz und KI ergänzen<br />

sich gegenseitig: Während 5G die Infrastruktur<br />

und die großen Datenmengen zur Verfügung stellt,<br />

die KI-Lösungen benötigen, ist KI in der Lage, die<br />

Komplexität eines 5G-Netzwerks zu „verstehen“<br />

und zu steuern.<br />

In vier Phasen Anwendungsfälle ermitteln<br />

arbeiten sollen. In der zweiten Phase geht es<br />

um die konkrete Ideenfindung. Mithilfe von Brainstorming<br />

und anderen Methoden werden dabei<br />

Anwendungsfälle entwickelt und priorisiert. In<br />

Phase drei erfolgt die Ausarbeitung einiger ausgewählter<br />

Fälle. Dabei werden z. B. der erforderliche<br />

Kompetenzaufbau und die Datenverfügbarkeit in<br />

den Blick genommen. Schließlich steht in Phase<br />

vier die Bewertung der ausgearbeiteten Szenarien<br />

an <strong>–</strong> sowie die Entscheidung über ihre Einführung.<br />

Experten unterstützen interessierte<br />

Betriebe<br />

Sich mit einem doch einigermaßen aufwendigen KI-<br />

Projekt zeitlich und fachlich überfordert zu fühlen, ist<br />

kaum verwunderlich. Es gibt deshalb für interessierte<br />

Handwerksbetriebe viele Unterstützungsmöglichkeiten<br />

wie z. B. die bundesweit vertretenen Mittelstand-Digital<br />

Zentren, die kostenfrei bei der Planung<br />

und Umsetzung von KI begleiten. Aber auch die<br />

Digitalisierungsberater der Handwerkskammern und<br />

andere KI-Beratungsstellen helfen weiter.<br />

Um für <strong>das</strong> eigene Unternehmen geeignete Anwendungsfälle<br />

zu erkennen, haben sich vier Phasen<br />

bewährt: In der Analysephase wird unter anderem<br />

geklärt, wer aus dem Team dabei sein soll, wie es<br />

um die digitalen Voraussetzungen im Unternehmen<br />

bestellt ist und welche Optimierungsmöglichkeiten<br />

es entlang der Wertschöpfungskette grundsätzlich<br />

gibt. Besonders wichtig ist es, diejenigen von Anfang<br />

an einzubinden, die später mit der KI-Lösung<br />

Das breit gefächerte KI-Beratungsangebot zeigt<br />

auch, <strong>das</strong>s immer mehr Handwerksbetriebe die KI<br />

als Chance begreifen und davon profitieren möchten.<br />

Prof. Dr. Wolfgang Dorner, der an der THD zu<br />

KI im Handwerk forscht und <strong>das</strong> 5G-Projekt leitet,<br />

sieht <strong>das</strong> Handwerk in Sachen KI sogar in einer<br />

Vorreiterrolle: „Das sind kleine, inhaberbetriebene<br />

Unternehmen, die flexibel und agil reagieren und so<br />

KI-Lösungen schnell adaptieren können“, so Dorner.<br />

KI-Readiness-Check<br />

Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz hat einen<br />

kostenlosen Online-Test entwickelt, mit dem ermittelt werden kann,<br />

welches ungenutzte KI-Potenzial im Betrieb schlummert und was noch<br />

zu tun ist, bevor eine KI-Lösung sinnvoll eingesetzt werden kann.<br />

26 I <strong>BAUREPORT</strong> © stock.adobe.com <strong>–</strong> Alfan Subekti<br />

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BerufsAbitur als Anreiz für Azubis<br />

Beides<br />

in der Tasche<br />

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen<br />

<strong>–</strong> <strong>das</strong> können Auszubildende mit dem<br />

Berufs Abitur. Neben dem Gesellenabschluss<br />

haben sie nach drei bzw. vier<br />

Jahren auch die Fachhochschulreife in<br />

der Tasche.<br />

Immer wieder tun sich neue Wege und Möglichkeiten<br />

auf, eine Ausbildung zu gestalten und Handwerksberufe<br />

für junge Menschen attraktiv zu machen.<br />

Das BerufsAbitur vereint eine handwerkliche<br />

Berufsausbildung mit der Fach- bzw. allgemeinen<br />

Hochschulreife. Einzige Voraussetzung für die Teilnahme<br />

an diesem Modell ist ein mittlerer Schulabschluss.<br />

Parallel zur betrieblichen Ausbildung findet<br />

der Unterricht an der Berufsschule statt. Das bedeutet<br />

für die Absolventen: Gesellenbrief und Abitur. Ab<br />

diesem Moment haben die BerufsAbiturienten verschiedene<br />

Optionen: als Geselle im Betrieb bleiben,<br />

weiter an die Berufsoberschule, Meisterprüfung oder<br />

doch gleich ein Studium an einer Fachhochschule.<br />

Die doppelte Qualifikation spornt junge Menschen<br />

an, einen handwerklichen Beruf zu erlernen und<br />

macht die Absolventen auf dem Arbeitsmarkt noch<br />

wertvoller. Schulabgänger müssen sich nach der<br />

mittleren Reife nicht auf einen bestimmten Karriereweg<br />

festlegen, sondern können sich weiterhin frei<br />

entscheiden <strong>–</strong> <strong>das</strong> eröffnet viele Chancen für weitere<br />

berufliche und wissenschaftliche Disziplinen.<br />

Länderspezifische Unterschiede<br />

Das BerufsAbitur ist Teil der bildungspolitischen<br />

Initiative „Höhere Berufsbildung“, die der Zentralverband<br />

des Deutschen Handwerks (ZDH) mit<br />

der Kultusministerkonferenz ins Leben gerufen<br />

hat. Seit dem Schuljahr 2017/2018 haben Schulabgänger<br />

die Möglichkeit, sich für <strong>das</strong> BerufsAbitur<br />

zu entscheiden. Durch den simultanen Erwerb von<br />

Gesellenabschluss und Abitur will man dem Fachkräftemangel<br />

entgegenwirken und leistungsstarke<br />

junge Menschen für <strong>das</strong> Handwerk gewinnen. Dadurch<br />

wird die Attraktivität einer Berufsausbildung<br />

gesteigert.<br />

Aber <strong>das</strong> BerufsAbitur hat sich noch nicht in ganz<br />

Deutschland etabliert. Erst in neun Bundesländern<br />

können sich Jugendliche aktuell für diesen Weg<br />

entscheiden. Wie bei so vielen Themen gibt es<br />

auch hier länderspezifische Varianten, die sich in<br />

manchen Punkten unterscheiden: So erreicht man<br />

z. B. in Bayern und Hessen nach drei Jahren Ausbildung<br />

mit ergänzendem Unterricht am Abend und<br />

am Wochenende die Fachhochschulreife, während<br />

in Berlin <strong>das</strong> BerufsAbitur auf vier Jahre ausgelegt<br />

ist, von denen man 26 Wochen pro Jahr an einem<br />

beruflichen Gymnasium verbringt, um die allgemeine<br />

Hochschulreife zu erreichen. Der genaue Aufbau<br />

der BerufsAbitur-Modelle ist auf den Online-Auftritten<br />

der jeweiligen Handwerkskammern zu finden.<br />

28 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

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<strong>BAUREPORT</strong> I 29


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9,6 %<br />

mehr Aufträge im Hauptbaugewerbe<br />

Im Juli 2<strong>02</strong>3 konnte im Vergleich zum<br />

Vormonat ein deutlicher Anstieg des Auftragseingangs<br />

verzeichnet werden.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> deagreez<br />

7 %<br />

Mehrwertsteuer<br />

Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Baustoffe<br />

und -leistungen wird gefordert, um den gestiegenen<br />

Baukosten entgegenzutreten.<br />

© colourbox.com <strong>–</strong> Andie_Alpion<br />

63 %<br />

der Häuser vor 1979 errichtet<br />

Knapp zwei Drittel der Wohngebäude in<br />

Deutschland wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung<br />

1979 errichtet. Das lässt<br />

auf hohen Sanierungsbedarf schließen.<br />

30 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

BRANCHE AKTUELL


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UNTERNEHMEN<br />

An die Wettbewerbsfähigkeit denken<br />

Von Reklamationsmanagement<br />

bis Kundenbindung<br />

» Reinhören<br />

Der Podcast<br />

zum Artikel<br />

Reinhören in<br />

den <strong>BAUREPORT</strong><br />

Podcast Folge<br />

#29 „Von<br />

Reklamationsmanagement<br />

bis<br />

Kundenbindung“<br />

bei Spotify und<br />

Apple.<br />

» Exklusiv<br />

im Podcast<br />

Handwerkstrainer<br />

Udo Herrmann<br />

beleuchtet<br />

im Interview <strong>das</strong><br />

Thema qualitativ<br />

hochwertiger<br />

Kundenanfragen.<br />

Selbst wenn die Auftragsbücher noch<br />

prall gefüllt sind und <strong>das</strong> Tagesgeschäft<br />

floriert, sollte man die langfristige Wettbewerbsfähigkeit<br />

nicht aus den Augen<br />

verlieren. Um dauerhaft am Markt bestehen<br />

zu können, ist beispielsweise ein<br />

Alleinstellungsmerkmal ein wichtiger<br />

Faktor. So hebt man sich von der Konkurrenz<br />

ab und entgeht Preisvergleichen.<br />

Aber auch mit einem exzellenten Service<br />

<strong>–</strong> von der Kommunikation bis hin zum Umgang<br />

mit Reklamationen <strong>–</strong> kann man sich<br />

eine loyale Kundenbasis aufbauen und<br />

sichern.<br />

Fest steht: Ein Unternehmen, <strong>das</strong> weiß, worin es<br />

einzigartig ist, entzieht sich in diesem Bereich dem<br />

Wettbewerb und braucht auch den Preisvergleich<br />

nicht scheuen. Ein solches Alleinstellungsmerkmal<br />

<strong>–</strong> ein Unique Selling Point (USP) <strong>–</strong> macht in gewisser<br />

Weise unwiderstehlich. Denn es ist nicht nur<br />

ein effektives Marketinginstrument, sondern erzeugt<br />

auch eine hohe Kundenbindung. Ganz nebenbei<br />

zahlt es auch auf die Arbeitgeberattraktivität ein.<br />

Doch was tun, wenn es keinen offensichtlichen<br />

USP gibt? Marketing-Experte Christian Seigwasser<br />

schlägt zwei grundsätzliche Wege vor,<br />

um aktiv nach einem solchen zu suchen.<br />

Die Leitfrage des ersten Weges lautet: Was macht<br />

mir besonders viel Spaß? In der Reflexion über<br />

diese Frage entdeckt man idealerweise Themen,<br />

aus denen sich ein Alleinstellungsmerkmal ableiten<br />

lässt. Ein anderer Weg zum USP führt laut<br />

Seigwasser über die Frage „Welche Probleme kann<br />

ich besonders gut lösen?“ Um der Antwort auf die<br />

Spur zu kommen, hilft eine Blick auf vergangene<br />

Aufträge und Kundenbeschwerden. Entdeckt man<br />

dabei ein Muster, also ein ständig wiederkehrendes<br />

Problem, für <strong>das</strong> man eine besondere Lösung gefunden<br />

hat, könnte genau dies zum Alleinstellungsmerkmal<br />

werden.<br />

Kundenservice auf Top-Niveau bringen<br />

Darüber hinaus gibt es viele weitere Bereiche mit<br />

„USP-Potenzial“, wie z. B. eine besondere Firmengeschichte,<br />

Einzelfertigung, zertifizierte oder ausgezeichnete<br />

Qualität, Nachhaltigkeit, eine spezielle<br />

Zielgruppe, soziales Engagement oder auch eine<br />

32 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

UNTERNEHMEN


Innovation. Hat man sein Alleinstellungsmerkmal<br />

gefunden, sollte man es untermauern und ausbauen,<br />

beispielsweise durch einschlägige Weiterbildungen<br />

oder die Anschaffung spezieller Werkzeuge.<br />

Außerdem muss der USP nach außen kommuniziert<br />

werden <strong>–</strong> auf der Website, via Social Media und im<br />

Rahmen von Marketingaktivitäten aller Art.<br />

Neben einem starken USP bietet auch die Qualität<br />

des Kundenservices eine ausgezeichnete<br />

Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben.<br />

Denn was auf den ersten Blick selbstverständlich<br />

erscheint bzw. Anspruch einer jeden Firma ist,<br />

erweist sich in der Realität oft als gar nicht so einfach:<br />

Es ist z. B. niemand telefonisch erreichbar,<br />

E-Mails werden tagelang nicht beantwortet oder die<br />

Website funktioniert nicht richtig. Natürlich kann ein<br />

kleiner oder auch mittelständischer Handwerksbetrieb<br />

keinen „24/7-Service“ anbieten, aber ein gutes<br />

Niveau ist erreichbar <strong>–</strong> und lohnt sich langfristig.<br />

Digitale Lösungen können dabei helfen.<br />

Verschiedene Kommunikationskanäle<br />

nutzen<br />

Das beginnt schon beim Thema Erreichbarkeit: Betriebe<br />

sollten hier nicht nur auf <strong>das</strong> Telefon setzen,<br />

sondern unterschiedliche Wege nutzen <strong>–</strong> von Kontaktformularen<br />

über WhatsApp bis hin zu Terminen<br />

per Videochat. Und auch die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

ist ein wichtiger Aspekt. Innerhalb von ein<br />

paar Stunden zu antworten wäre optimal, ist aber<br />

kaum zu schaffen. Automatisierte Rückmeldungen<br />

sind hier ein guter Kompromiss. Um Kunden über<br />

die Öffnungszeiten hinaus unterstützen zu können,<br />

bieten sich außerdem Selfservice-Angebote auf der<br />

Website wie FAQs oder Tutorial-Videos an.<br />

Ein weiterer wichtiger Baustein eines guten<br />

Services ist, Informationen rund um einen Auftrag<br />

bzw. Kunden, also die Kundenhistorie, zentral<br />

<strong>–</strong> mithilfe passender Softwarelösungen <strong>–</strong> zu<br />

speichern, um sie bei einer Kundenanfrage sofort<br />

und im Überblick abrufen zu können. Das spart<br />

beiden Seiten viel Zeit und stärkt die Kundenbeziehung.<br />

Und nicht nur <strong>das</strong>: Ist man über einen<br />

Kunden gut im Bilde, kennt seine Auftragshistorie<br />

und seine aktuellen Bedürfnisse, lässt sich auch<br />

oft spontan ein Folgeauftrag oder ein Zusatzverkauf<br />

generieren.<br />

Reklamationen als Chance begreifen<br />

Ein etwas unangenehmeres Thema, <strong>das</strong> aber<br />

ganz entscheidend zu einem guten Kundenservice<br />

dazugehört, ist der Umgang mit Reklamationen.<br />

Oft wird die Bearbeitung von Beschwerden verschleppt<br />

oder man geht intuitiv in eine Abwehrhaltung.<br />

So menschlich <strong>das</strong> auch ist, sollte es<br />

doch keinesfalls passieren. Richtig ist vielmehr die<br />

gegenteilige Reaktion, nämlich die Reklamation<br />

als Chance zu begreifen. Die Grundregel lautet:<br />

dem Kunden gut zuhören und Verständnis zeigen,<br />

auch wenn er aufgebracht ist. „Ich kann verstehen,<br />

<strong>das</strong>s Sie sich ärgern“ oder „Ich kann mich gut in<br />

Ihre Lage versetzen“ <strong>–</strong> mit Reaktionen dieser Art<br />

fühlt sich der Kunde mit seinen Problemen ernstgenommen.<br />

Im nächsten Schritt gilt es, eine konkrete Lösung<br />

vorzuschlagen oder <strong>–</strong> falls diese nicht gleich auf<br />

der Hand liegt <strong>–</strong> eine schnelle Lösung zu versprechen<br />

und zeitnah darüber zu informieren. Auch<br />

Großzügigkeit ist bei Beschwerden eine wichtige<br />

Tugend: Gewährt man z. B. einen kleinen Nachlass,<br />

verraucht der Ärger oft schnell und die Angelegenheit<br />

bleibt positiv im Gedächtnis. Zusagen<br />

müssen dann natürlich auch eingehalten, also Reparaturen<br />

oder andere vereinbarte Regulierungen<br />

zuverlässig umgesetzt werden. Wenn man zum<br />

Abschluss einer Reklamationsbearbeitung noch<br />

mit einem kleinen Präsent überrascht, kann man<br />

fast sicher sein, den Kunden langfristig für sich gewonnen<br />

zu haben.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 33


Das Handwerk ist gefragt<br />

Wachstumschance<br />

Smart<br />

Home<br />

Über 20 Jahre lang wurde der milchbestellende<br />

Kühlschrank belächelt, aber<br />

nun könnte es ernst damit werden: Fast<br />

7 Millionen Menschen planen laut „Smart<br />

Home Monitor 2<strong>02</strong>3“ in den nächsten<br />

12 Monaten die Anschaffung ihres ersten<br />

smarten Geräts. Und über 70 Prozent<br />

der 30 Millionen Menschen, die bereits<br />

mindestens eines im Haushalt haben,<br />

möchten weitere dazu nehmen. Smart<br />

Home kommt im Mainstream an <strong>–</strong> und<br />

Handwerksbetriebe sind als Ansprechpartner<br />

und Umsetzer gefragt.<br />

Das Licht wird per App gesteuert, die Rollläden<br />

fahren per Sprachbefehl herunter und <strong>das</strong> smarte<br />

Thermostat schaltet die Heizung bei offenem<br />

Fenster automatisch ab: 44 Prozent der Menschen<br />

in Deutschland nutzen Smart-Home-Anwendungen.<br />

Das entspricht einer absoluten Anzahl von rund<br />

30 Millionen Menschen <strong>–</strong> Tendenz steigend. Das<br />

sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung<br />

des Digitalverbandes Bitkom. Dabei fällt auf:<br />

Die meisten Smart-Home-Technologien werden im<br />

Bereich Energie eingesetzt. Auf Platz eins liegen<br />

dabei Lichtsysteme, gefolgt von Heizkörperthermostaten<br />

und smarten Steckdosen. Energiesparen<br />

ist demzufolge <strong>das</strong> Hauptziel der Nutzer, aber auch<br />

Komfort und Sicherheit sind wichtige Kaufgründe.<br />

Auch wenn man bei Smart Home fast unwillkürlich<br />

an ein neues, hochmodernes Haus denkt <strong>–</strong> smarte<br />

Technologien eignen sich hervorragend auch für<br />

ältere Häuser. Bei der (energetischen) Sanierung<br />

smarte Anwendungen zu integrieren ist sinnvoll<br />

und effizient. So kann noch mehr Energie gespart<br />

und gleichzeitig der Komfort erhöht werden. Große<br />

Hebel sind beispielsweise Energiemanagementsysteme,<br />

die stromerzeugende Anlagen im Haushalt<br />

mit den Stromverbrauchern vernetzen, Heizsysteme<br />

mit Einzelraumtemperaturregelung oder<br />

eine automatisierte Wohnraumlüftung.<br />

Smart-Home-Projekte sind gewerkeübergreifend<br />

Für <strong>das</strong> Handwerk bedeutet der Smart-Home-Trend<br />

Wachstumspotenzial und neue Geschäftsfelder.<br />

Zum einen, weil die technische Integration fachliches<br />

Know-how erfordert, zum anderen aber auch, weil<br />

Verbraucher dem Handwerk am meisten vertrauen.<br />

„Die Gewerke in diesem Bereich sollten sich unter<br />

anderem mit Installation und Wartung von komplexeren<br />

Smart-Home-Lösungen befassen“, betont Klaas<br />

Moltrecht, Bitkom-Experte für Smart Home.<br />

In erster Linie profitieren Elektrotechniker, Anlagenmechaniker<br />

für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik<br />

sowie Kälteanlagenbauer von den Potenzialen,<br />

34 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

© colourbox.com <strong>–</strong> #232319 UNTERNEHMEN


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<strong>BAUREPORT</strong> I 35


estehen. Denn eine solche Installation ist nur von<br />

Fachleuten realisierbar. Spezialisierten Handwerksbetrieben<br />

eröffnet dies die Chance, neue Lösungen<br />

anzubieten, z. B. Komplettpakete von der Planung<br />

über die Installation der verschiedensten Komponenten<br />

bis hin zur Automatisierung.<br />

Smart-Home-Projekte dieser Art werden darüber<br />

hinaus auch eine langfristige Begleitung erforderlich<br />

machen, um beispielsweise <strong>das</strong> System laufend zu<br />

aktualisieren und zu erweitern. Auch gewerke übergreifende<br />

Handwerksservices werden eine wichtige<br />

Rolle spielen. Um <strong>das</strong> Marktpotenzial ausschöpfen<br />

zu können, sind in der Regel einschlägige (Weiter-)<br />

Qualifikationen erforderlich, wie sie z. B. der TÜV<br />

anbietet. Dies ist natürlich ein nicht unerheblicher<br />

Aufwand, verschafft aber auch Wettbewerbsvorteile.<br />

Einheitlicher Standard soll den<br />

Durchbruch bringen<br />

» Reinhören<br />

Der Podcast<br />

zum Artikel<br />

Reinhören in<br />

den <strong>BAUREPORT</strong><br />

Podcast Folge<br />

#30 „Wachstumschance<br />

Smart<br />

Home“ bei Spotify<br />

und Apple.<br />

da sie in der Regel Planung und Installation vornehmen.<br />

Bei Smart-Home-Projekten werden jedoch<br />

die unterschiedlichsten Gewerke zusammengeführt.<br />

Neben den Spezialisten sind auch viele Bau- und<br />

Ausbaugewerke an der Umsetzung beteiligt.<br />

Grundkompetenzen sind deshalb auch in diesen<br />

Handwerksberufen wichtig. Außerdem wird sich <strong>das</strong><br />

Geschäft künftig nicht allein auf den Einbau von Lösungen<br />

konzentrieren, sondern auch Beratung, Konfiguration,<br />

Überwachung und Wartung umfassen.<br />

Doch was spricht eigentlich dafür, <strong>das</strong>s Smart<br />

Home ausgerechnet jetzt <strong>–</strong> nachdem dies schon<br />

seit Jahren angekündigt wird <strong>–</strong> an der Schwelle<br />

zum Massenmarkt steht? Zum einen weisen die<br />

Zahlen diverser Verbraucherbefragungen darauf<br />

hin. Zum anderen soll ein großes Hindernis bald<br />

aus dem Weg geräumt sein: die Nicht-Kompatibilität<br />

der vielen unterschiedlichen Systeme. Ein neuer<br />

Standard namens Matter <strong>–</strong> offiziell gestartet im<br />

Oktober 2<strong>02</strong>2 <strong>–</strong> könnte nun zum Gamechanger<br />

werden. Matter ist ein Verbindungsprotokoll, <strong>das</strong><br />

Smart-Home-Geräte über Hersteller- und Softwaregrenzen<br />

hinweg kompatibel macht. Dieser Standard<br />

kommt jedoch bislang nur langsam in der Praxis an<br />

<strong>–</strong> es hakt noch an der Zertifizierung der Geräte.<br />

Wettbewerbsvorteil durch Smart-Home-<br />

Kompetenz<br />

Das Mittelstandszentrum Digital geht davon aus,<br />

<strong>das</strong>s sich der Smart-Home-Markt in drei Bereiche<br />

aufteilen wird: Einzelne, kleine Komponenten wie<br />

z. B. intelligente Thermostate werden als günstige<br />

Massenware zur Selbstmontage verkauft. Daneben<br />

wird es auch aufwendigere Lösungen, die z. B.<br />

mehrere Komponenten zu teilautomatisierten Systemen<br />

vernetzen, zur Eigenmontage geben. Der<br />

kleinste <strong>–</strong> aber für <strong>das</strong> Handwerk interessanteste<br />

<strong>–</strong> Teil des Marktes wird aus Angeboten zur weitgehend<br />

vollständigen Automatisierung von Häusern<br />

Einen weiteren Treiber von Smart Home sehen<br />

Experten auch im „Ambient Assistent Living (AAL)“.<br />

AAL steht für Geräte und Dienstleistungen, die Senioren<br />

und Menschen mit Handicap dabei unterstützen,<br />

möglichst selbstbestimmt in ihren eigenen vier<br />

Wänden zu leben. Die Bedeutung dieses Bereichs<br />

hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen<br />

<strong>–</strong> vorangetrieben durch die älter werdende Gesellschaft,<br />

die Zunahme chronischer Erkrankungen<br />

und den Fachkräftemangel in der Pflege. Von den<br />

Ältesten zu den Jüngsten: Spätestens dann, wenn<br />

die mit dem Smartphone aufwachsende Generation<br />

Alpha ihre eigenen Häuser bezieht, sollte <strong>das</strong><br />

Smart Home auf breiter Fläche angekommen sein.<br />

36 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

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<strong>BAUREPORT</strong> I 37


Flexibilisierung im Handwerk<br />

Offen für neue<br />

Arbeitszeitmodelle<br />

Die IG Metall hat kürzlich die weitreichendste<br />

Forderung in Sachen Viertagewoche<br />

gemacht: Die Gewerkschaft<br />

verhandelt darüber, <strong>das</strong>s Stahlarbeiter<br />

nur noch 32 Stunden arbeiten sollen <strong>–</strong> für<br />

<strong>das</strong> gleiche Geld. Das hat einerseits für<br />

einen Aufschrei gesorgt, andererseits<br />

einen gesellschaftlichen Nerv getroffen.<br />

Denn die Viertagewoche und andere neue<br />

Arbeitszeitmodelle werden in vielen Branchen<br />

diskutiert und ausprobiert <strong>–</strong> auch<br />

<strong>das</strong> Handwerk zeigt sich offen. Kann <strong>das</strong><br />

wirklich funktionieren? Und welche Modelle<br />

gibt es überhaupt?<br />

Die Schreinerei und Möbelmanufaktur Mayr in<br />

Ingolstadt hat 2<strong>02</strong>2 die Viertagewoche eingeführt<br />

<strong>–</strong> und gute Erfahrungen damit gemacht. Für<br />

Geschäftsführer Andreas Mayr ist dieses Arbeitszeitmodell<br />

eine Reaktion auf die sich ändernden<br />

Anforderungen in der Arbeitswelt. Sein Konzept<br />

<strong>–</strong> er nennt es „modifizierte Viertagewoche“ <strong>–</strong> sieht<br />

keine Kürzung der Stundenleistung vor, allerdings<br />

werden in Produktion und Montage die Kapazitäten<br />

ressourcenschonend gebündelt. Für die Mitarbeiter<br />

entfällt jeweils eine An- und Abfahrt und auch die<br />

Montagetage werden entsprechend reduziert. Der<br />

Output bleibt gleich. Durch den zusätzlichen freien<br />

Tag möchte der Chef seinen Mitarbeitern mehr Freiraum<br />

zur Verwirklichung einer echten Work-Life-<br />

Balance geben. Auch geht es ihm um eine höhere<br />

Attraktivität als Arbeitgeber. Die Rechnung scheint<br />

für Andreas Mayr bislang aufzugehen: Er hat heute<br />

mehr Bewerbungen als freie Stellen und der Umsatz<br />

leidet nicht.<br />

Work-Life-Balance steht hoch im Kurs<br />

Bereits seit 2<strong>02</strong>1 gibt es bei der Metallbaufirma<br />

Franz Rönnau die Viertagewoche. Wie Inhaberin<br />

Marie-Antoinette Schleicher berichtet, entstand diese<br />

im Konsens mit den Beschäftigten. Man einigte<br />

sich auf 36 Stunden an vier Tagen <strong>–</strong> bei 24 Tagen<br />

Urlaub im Jahr. „Nach einer drei monatigen Testphase<br />

haben wir geschaut, ob sich alle damit<br />

wohlfühlen und was letztlich die Zahlen sagen.<br />

Niemand konnte sich mehr vorstellen, an fünf<br />

Tagen zu arbeiten <strong>–</strong> und somit war die Viertagewoche<br />

beschlossene Sache“, sagt Schleier. Die<br />

Kunden werden im Vorfeld darüber informiert, <strong>das</strong>s<br />

die Baustellen freitags nicht angefahren werden.<br />

Die Reaktionen seien bislang durchwegs positiv<br />

gewesen, so Schleicher. Auch Wartezeiten würden<br />

sich dadurch nicht ergeben, diese entstünden eher<br />

durch Materialengpässe oder nicht rechtzeitig erteilte<br />

Genehmigungen.<br />

38 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

UNTERNEHMEN


Die beiden Beispiele zeigen, <strong>das</strong>s so manche Vorurteile<br />

unbegründet sind <strong>–</strong> sie machen aber auch<br />

deutlich, <strong>das</strong>s es bei der Viertagewoche auf die<br />

Ausgestaltung und Planung ankommt. Fest steht<br />

jedenfalls, <strong>das</strong>s in den deutschen Handwerksbetrieben<br />

gut 250.000 Fachkräfte fehlen. Es ist also<br />

Kreativität gefragt, um Personal zu finden und zu<br />

binden <strong>–</strong> auch weil sie in dieser Hinsicht in Konkurrenz<br />

zu Großunternehmen und Industrie stehen.<br />

Die Arbeitszeitgestaltung ist dabei ein wichtiger Ansatzpunkt.<br />

Zumal der Arbeitsmarkt sich gewandelt<br />

und eine gute Work-Life-Balance bei jungen Leuten<br />

noch höher im Kurs steht als ein attraktives Gehalt.<br />

Arbeitsmenge und Arbeitsabläufe<br />

gut austarieren<br />

In einer aktuellen Befragung der Hans­ Böckler­<br />

Stiftung haben sich rund 81 Prozent der Voll zeiterwerbs<br />

tätigen für eine Viertagwoche ausgesprochen<br />

<strong>–</strong> allerdings mit entsprechend niedrigerer<br />

Wochenarbeitszeit. Knapp 73 Prozent sagen, <strong>das</strong>s<br />

sie eine Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichem<br />

Lohn möchten. Fast alle Befragten, die sich eine<br />

Viertagewoche wünschen, möchten dadurch mehr<br />

Zeit für sich und ihre Familie sowie für Sport und<br />

Hobbys haben. Zwischenergebnisse von Pilotprojekten<br />

in Großbritannien unterstreichen, <strong>das</strong>s<br />

mehr „Zeit für Muße“ tatsächlich positive Auswirkungen<br />

hat: Beschäftigte mit verkürzter Arbeitszeit erwiesen<br />

sich als produktiver, motivierter und weniger<br />

gestresst. Sie waren auch seltener krank. Doch<br />

Arbeitsmarktexperten weisen auch auf die Gefahren<br />

hin: Zu lange tägliche Arbeitszeiten könnten<br />

auch die Produktivität senken und der Gesundheit<br />

schaden. „Bei gleichem Lohn müssten Arbeitnehmer<br />

die gleiche Arbeit in vier Tagen schaffen und<br />

ihre Produktivität um 25 Prozent steigern. Nur dann<br />

würde <strong>das</strong> Unternehmen keine Verluste einfahren.<br />

Das ist nicht realistisch“, sagt beispielsweise Enzo<br />

Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

in Nürnberg.<br />

Die Praxiserfahrungen und Studien zeigen: Letztendlich<br />

kommt es bei der erfolgreichen Umsetzung<br />

neuer Arbeitszeitmodelle darauf an, die Wünsche<br />

der Mitarbeiter mit dem Wohl des Betriebes in Einklang<br />

zu bringen. Das bedeutet, die Arbeits menge<br />

und -abläufe so auszutarieren, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong><br />

Arbeitszeitmodell nicht negativ auf die Gesundheit<br />

der Beschäftigten auswirkt, gleichzeitig aber die<br />

Produktivität nicht leidet. Automatisierungsprozesse<br />

können dazu beitragen, <strong>das</strong>s die Arbeit immer effizienter<br />

erledigt werden kann und damit die Arbeitsleistung<br />

ein Stück weit von den Arbeitsstunden<br />

entkoppelt wird.<br />

© colourbox.com <strong>–</strong> Peopleimages.com <strong>BAUREPORT</strong> I 39


In vier Schritten zu<br />

flexiblen Arbeitszeiten<br />

Neue Arbeitsmodelle sind erfolgreich,<br />

wenn sie auf die betrieblichen Umstände<br />

abgestimmt sind und gleichzeitig die Bedürfnisse<br />

der Mitarbeiter berücksichtigen.<br />

Das Kompetenzzentrum für Fachkräftesicherung<br />

empfiehlt eine strukturierte<br />

Einführung in vier Schritten:<br />

1. Am Anfang steht die Analyse der<br />

Anforderungen des Unternehmens und<br />

der Beschäftigten. Dabei spielen z. B.<br />

Öffnungs- und Servicezeiten sowie Auftragsprognosen<br />

eine Rolle. Die Mitarbeiter<br />

werden nach ihren Wünschen befragt.<br />

2. Im nächsten Schritt werden die Verantwortlichkeiten<br />

für die Einführung neuer<br />

Arbeitszeitmodelle definiert <strong>–</strong> idealerweise<br />

übernimmt dies eine Projektgruppe aus<br />

Vertretern beider Seiten.<br />

3. Die neuen Arbeitszeitmodelle werden<br />

gemäß Analyse und im Einklang mit geltenden<br />

Rechtsvorschriften eingeführt.<br />

4. Schließlich gilt es, die neuen Modelle<br />

regelmäßig auf ihre Wirksamkeit hin zu<br />

überprüfen und bei Bedarf zu verändern.<br />

Viele Organisationsmodelle möglich<br />

Wahrscheinlich ist nicht die Viertagewoche die<br />

Lösung schlechthin, sondern vielmehr eine Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeiten. Allein für die Viertagewoche<br />

gibt es verschiedene Organisationsmodelle<br />

<strong>–</strong> zwei davon sind aktuell am weitesten verbreitet:<br />

Beim ersten Modell werden 40 Regelstunden auf<br />

vier Tage verteilt, die Beschäftigten arbeiten also<br />

jeweils 10 Stunden. Das Gehalt bleibt gleich. Beim<br />

zweiten Modell wird die Arbeitszeit um 20 Prozent<br />

reduziert, die Beschäftigten erhalten ebenfalls<br />

<strong>das</strong> volle Gehalt. Allerdings wird von ihnen eine<br />

genauso hohe Produktivität erwartet wie bei einer<br />

40-Stunden-Woche an fünf Tagen. Es gibt aber<br />

noch viele weitere Möglichkeiten zur flexiblen<br />

Gestaltung der Arbeitszeiten <strong>–</strong> so kann jedes Unternehmen<br />

die für sich richtige Lösung finden.<br />

Eine Reduktion der Arbeitstage, ohne dabei die<br />

Stunden zu reduzieren, kann z. B. auch über individuelle<br />

vertragliche Sondervereinbarungen erreicht<br />

werden. Ein Mitarbeiter könnte beispielsweise<br />

38,5 Stunden in einer Viertagewoche leisten. Auch<br />

<strong>das</strong> ist eine Vollzeitstelle, bietet aber einen zusätzlichen<br />

freien Tag in der Woche. Dieses Modell wird<br />

bereits von einigen Betrieben erfolgreich umgesetzt.<br />

Wenn es um eine reduzierte Stundenanzahl<br />

40 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

UNTERNEHMEN


geht, ist zunächst die klassische Teilzeitstelle zu<br />

nennen. Obwohl diese statistisch betrachtet eher<br />

bei Frauen und in anderen Branchen beliebt ist,<br />

kann es auch im Handwerksbetrieb sinnvoll sein,<br />

sie anzubieten <strong>–</strong> beispielsweise wenn ein Mitarbeiter<br />

alleinerziehend ist oder jemand aus gesundheitlichen<br />

Gründen kürzer treten will oder muss.<br />

Arbeitszeitkonten und Blockarbeitszeit<br />

Arbeitszeitkonten sind ein mögliches Modell. Gerade<br />

für den Bau ist diese Art der Flexibilisierung<br />

sinnvoll, da sie es ermöglicht, Flauten und Wellen<br />

von Mehrarbeit gut managen zu können. Bei<br />

diesem Modell wird gearbeitet, wenn wirklich Arbeit<br />

da ist. Mangelt es an Aufträgen oder gibt es einen<br />

Baustellenstopp, bleiben Mitarbeitende zu Hause.<br />

Aber auch für Mehrarbeit, die bei Bedarf flexibel<br />

angeordnet wird, müssen sie bereit sein. Die Überstunden<br />

landen auf einem Arbeitszeitkonto, einer<br />

Art „Sparkonto“ für Arbeitszeit, die dann bei Bedarf<br />

bzw. nach betrieblicher Möglichkeit „abgebucht“<br />

werden. Arbeitszeitkonten können auf ein Jahr hin<br />

oder sogar lebenslang angelegt sein.<br />

Ein weiteres flexibles Arbeitszeitmodell, mit dem<br />

ebenfalls Arbeitsspitzen und Flautephasen gut<br />

austariert werden können, ist die Blockarbeitszeit:<br />

Dabei werden für verschiedene Phasen im Jahr<br />

unterschiedliche Wochenarbeitsstunden vereinbart.<br />

So könnte ein Handwerker beispielsweise in den<br />

Monaten von April bis Oktober eine vertraglich vereinbarte<br />

Wochenarbeitszeit von 40 Stunden haben,<br />

während er von November bis März nur 30 Stunden<br />

pro Wochen arbeitet.<br />

Win-win-Situation<br />

Für Hilfskräfte auf dem Bau kann auch <strong>das</strong> Modell<br />

„Arbeit auf Abruf“ in Frage kommen. Dabei wird vertraglich<br />

vereinbart, <strong>das</strong>s ein Mitarbeiter nur dann in<br />

den Betrieb kommt, wenn Arbeit für ihn anfällt. Der<br />

Arbeitgeber muss jedoch vier Tage vorher Bescheid<br />

geben. Die Vergütung kann nach Stunden oder pauschal<br />

erfolgen <strong>–</strong> bei Letzterem dann in der Regel in<br />

Verbindung mit einem Arbeitszeitkonto. Für größere<br />

Handwerksbetriebe kann außerdem Schichtarbeit<br />

eine Option sein, um ihren Beschäftigten mehr Flexibilität<br />

zu ermöglichen. Vor allem ein Zwei-Schicht-<br />

Modell ist in vielen größeren Betrieben umsetzbar.<br />

Die klassische Vollzeitwoche bewegt sich also <strong>–</strong><br />

auch im Handwerk. Das kann bei guter Umsetzung<br />

ein Vorteil für beide Seiten sein. Welches flexible<br />

Arbeitszeitmodell allerdings <strong>das</strong> richtige ist, hängt<br />

vom Betrieb und seinen Anforderungen ab.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> Gorodenkoff <strong>BAUREPORT</strong> I 41


Professionell, kreativ und zielgerichtet<br />

Tipps für<br />

ein erfolgreiches<br />

Recruiting<br />

Der Fachkräftemangel ist weiterhin ein<br />

großes Thema, mit dem sich Handwerksbetriebe<br />

auseinandersetzen müssen <strong>–</strong><br />

und wird es wohl auch in Zukunft bleiben.<br />

Zahlreiche Ausbildungsplätze und Stellen<br />

für Fachpersonal wollen schnellstmöglich<br />

besetzt werden. Das A und O, um neue<br />

Mitarbeiter für sich zu gewinnen, ist nicht<br />

nur eine positive Außenwirkung, sondern<br />

auch ein hervorragendes Recruiting. Dieses<br />

beginnt bei ansprechenden Inseraten<br />

und reicht bis hin zur Aktivierung von Mitarbeitern<br />

als Markenbotschafter.<br />

1. W-Fragen beantworten<br />

Das Wichtigste zuerst: Wer wird gesucht? Welche<br />

Fähigkeiten sollte der Bewerber mitbringen? Wo ist<br />

der Einsatzort? Was ist <strong>das</strong> überhaupt für ein Betrieb?<br />

Wie ist <strong>das</strong> Arbeitsklima? Welche Art Unternehmen<br />

ist es? Wer ist mein Ansprechpartner? Die<br />

brennendsten Fragen sollten schnellstmöglich beantwortet<br />

werden. Denn der potenzielle Bewerber<br />

muss unkompliziert erfassen können, um welche<br />

Stelle es sich handelt und welcher Betrieb diese<br />

sucht. So kann er schnell für sich entscheiden,<br />

ob ihm die Stelle zusagt.<br />

2. Ansprechende Formulierungen<br />

Schon die ersten Sätze entscheiden darüber, ob<br />

sich jemand auf eine Stellenanzeige bewerben wird<br />

oder nicht. Eine aussagekräftige Überschrift und<br />

klare Formulierungen mit kurzen Sätzen sind deswegen<br />

unerlässlich. Schnell soll klar werden, welche<br />

Stelle ausgeschrieben ist, welche Fähigkeiten<br />

gesucht werden, was <strong>das</strong> Unternehmen ausmacht<br />

und was es bietet. Die direkte Ansprache des Bewerbers<br />

mit „Du“ oder „Sie“ schafft eine persönliche<br />

Verbindung. Gerne dürfen in der Ausschreibung<br />

auch amüsante und charmante Formulierungen<br />

vorkommen. Dabei gilt aber: Weniger ist mehr.<br />

Schließlich will man als Unternehmen weiterhin<br />

ernst genommen werden.<br />

42 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> emojoez UNTERNEHMEN


RENOVIERUNGS-DACH<br />

Effiziente Sanierung von außen<br />

Das Renovierungs-Dach KombiPlan ist die optimale Lösung<br />

für eine energetische Dachsanierung von außen, bei der<br />

die raumseitige Bekleidung der Dachschräge erhalten<br />

bleibt und Wohnräume weiter genutzt werden können.<br />

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Kombinierte Schichten aus unterschiedlichen, nichtbrennbaren<br />

Dämmstoffen zwischen und auf den Dachsparren<br />

übertreffen die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetztes<br />

(GEG) mühelos. Die plan verlegte Dampfbremse<br />

zwischen den Dämmschichten lässt sich zeitsparend verlegen<br />

und verkleben.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 43


3. Diskriminierungsfrei ausschreiben<br />

Um juristische Konsequenzen zu vermeiden, müssen<br />

Arbeitgeber bei Stellenanzeigen auf inklusive<br />

Sprache achten. Grundsätzlich dürfen Bewerber<br />

nicht aufgrund ethnischer Herkunft, Geschlecht,<br />

Religion oder Weltanschauung, Behinderung,<br />

Alter oder sexueller Identität benachteiligt werden<br />

(§ 1 AGG). Dies bedeutet z. B., <strong>das</strong>s auf Altersangaben<br />

verzichtet werden sollte <strong>–</strong> auch auf indirekte<br />

wie „Junges Team sucht“. Seit Ende 2018 gilt<br />

außerdem ein Gesetz, <strong>das</strong> offiziell ein drittes Geschlecht<br />

neben Mann und Frau bestätigt <strong>–</strong> betitelt<br />

mit der Bezeichnung „divers“. Für Stellenanzeigen<br />

heißt dies, <strong>das</strong>s der Zusatz (m/w/d) zwingend erforderlich<br />

ist.<br />

4. Attraktive Benefits<br />

Sonderzahlungen, Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

oder sogar die Viertagewoche? Was wird den<br />

zukünftigen Mitarbeitern geboten, wenn sie hier<br />

anfangen zu arbeiten? Als Unternehmen sollte man<br />

damit nicht hinter dem Berg halten. So wirkt man<br />

attraktiv für neue Mitarbeiter und hebt sich von der<br />

Konkurrenz ab. Denn gerade ansprechende Sonderleistungen<br />

sind oft <strong>das</strong> Zünglein an der Waage<br />

und der Bewerber fällt eine Entscheidung.<br />

Unternehmen und Bewerber auch unkompliziert<br />

und schnell interagieren <strong>–</strong> <strong>das</strong> kann den Auswahlprozess<br />

beflügeln. Auch Internetstellenbörsen<br />

sollten für <strong>das</strong> Recruiting genutzt werden.<br />

6. Mitarbeiter werben Mitarbeiter<br />

Eines der vielleicht besten „Recruitinginstrumente“<br />

ist allerdings bereits im Haus: Mitarbeiter. Ein<br />

Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm ist eine<br />

effektive Methode, um neue Talente zu finden. Das<br />

Konzept ist relativ einfach: Unternehmen fordern<br />

Mitarbeiter auf, Personen aus ihrem privaten Umfeld<br />

für eine freie Stelle zu empfehlen. Kommt es<br />

auf diese Weise zu einer Einstellung, erhält der<br />

empfehlende Mitarbeiter eine Prämie. Wenn es<br />

dann noch gelingt, Teammitglieder als Markenbotschafter<br />

zu aktivieren, also Kollegen, die sich positiv<br />

über ihren Betrieb in den sozialen Medien äußern<br />

und eine gewisse Reichweite haben, kann dies dem<br />

Recruiting einen zusätzlichen Schub verleihen.<br />

Letztendlich ist es <strong>das</strong> Zusammenspiel aus Kreativität,<br />

zielgruppengerechter Ansprache, Arbeitgeberattraktivität<br />

und der Nutzung passender Kanäle<br />

und Wege, <strong>das</strong> über den Erfolg des Recruitings entscheidet.<br />

Wichtig ist dabei auch: einfach mal neue<br />

Wege ausprobieren!<br />

5. Ungewöhnliche Wege gehen<br />

Die klassische Zeitungsanzeige und der Karrierebereich<br />

auf der Unternehmens-Website sind<br />

längst nicht mehr die einzigen Wege, um neue<br />

Mitarbeiter zu werben. Eine wichtige Rolle spielen<br />

inzwischen Social-Media-Kanäle, über die kreative<br />

Job-Postings für Aufmerksamkeit bei potenziellen<br />

Bewerbern sorgen können. Anders als bei den klassischen<br />

Stellenanzeigen können via Social Media<br />

44 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> emojoez<br />

UNTERNEHMEN


Wohnkomfort mit Energiespareffekt<br />

Schlüter ® -BEKOTEC-THERM<br />

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Der Keramik-Klimaboden Schlüter-BEKOTEC-THERM schafft auf effiziente Weise ein angenehmes und gesundes Wohnklima.<br />

Das Energiesparpotenzial des Keramik-Klimabodens BEKOTEC-THERM kommt besonders in Kombination mit einem Oberbelag<br />

aus Keramik oder Naturstein zum Tragen, der die Wärme ausgezeichnet speichert und weiterleitet. Bereits während der<br />

Einbauphase zeigen sich die Vorteile des modernen Systems: Der patentierte Konstruktionsaufbau inklusive der Verbundentkopplung<br />

Schlüter-DITRA spart nämlich bis zu vier Wochen Einbauzeit. Und aufgrund der dünnschichtigen Konstruktion<br />

benötigt der Keramik-Klimaboden deutlich weniger Estrich <strong>–</strong> ein nicht zu verachtender Kostenfaktor.<br />

Die milde Strahlungswärme des Keramik-Klimabodens kommt durch den flachen Aufbau schnell und gleichmäßig an der<br />

Oberfläche an. Dadurch ist BEKOTEC-THERM optimal für den Betrieb mit regenerativen Energiequellen <strong>–</strong> beispielsweise mit<br />

Wärme pumpen oder PV-Anlagen <strong>–</strong> geeignet. Und auch Allergikerinnen und Allergiker profitieren: Im Vergleich zu Radiatoren<br />

sind die Luft bewegungen sehr gering, so<strong>das</strong>s kaum Staub aufgewirbelt wird. Dazu sind Fliesen und Natursteinplatten leicht zu<br />

reinigen <strong>–</strong> so entsteht eine hygienische und gesunde Wohnatmosphäre.<br />

bekotec-therm.de<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 45


Mängel vermeiden und professionell managen<br />

Bauschäden:<br />

konstruktiv<br />

damit<br />

umgehen<br />

Die Bauqualität in Deutschland wird im<br />

Allgemeinen als hoch angesehen. Strenge<br />

Bauvorschriften, Normen und Qualitätskontrollen<br />

tragen zum guten Ruf des<br />

deutschen Baugewerbes bei. Aber natürlich<br />

läuft am Bau nicht immer alles reibungslos<br />

ab, Fehler sind schnell passiert.<br />

Woran liegt <strong>das</strong>, welche präventiven Maßnahmen<br />

können Handwerker ergreifen<br />

und wie sieht ein professioneller Umgang<br />

mit Baumängeln und daraus resultierenden<br />

Schäden aus?<br />

Geradezu symbolisch für die Herausforderungen<br />

großer Bauprojekte stehen Stuttgart 21, der Berliner<br />

Flughafen BER und die Hamburger Elbphilharmonie:<br />

Verzögerungen um Jahre, Kostenexplosion und<br />

Baumängel haben diesen Prestigevorhaben einen<br />

negativen Stempel aufgedrückt. Aber auch<br />

im Kleinen läuft nicht alles glatt. Laut einer Studie<br />

des Instituts für Bauforschung von 2<strong>02</strong>2 weisen<br />

drei Viertel aller privaten Neubauvorhaben Mängel<br />

in der Gewährleistungszeit auf. Die gute Nachricht<br />

ist allerdings: Die Schadenszahlen befinden sich<br />

seit über 20 Jahren auf relativ gleichbleibendem<br />

Niveau <strong>–</strong> mit leichter Tendenz nach unten. Der<br />

Bauherren-Schutzbund e.V., der in seinem Bauschadenbericht<br />

die Mängelhäufigkeit regelmäßig<br />

analysiert, wertet dies vor dem Hintergrund der in<br />

diesem Zeitraum stetig gestiegenen Bautätigkeit,<br />

der zunehmenden Komplexität der Bauvorhaben<br />

und dem Fachkräftemangel als positives Zeichen.<br />

Dennoch <strong>–</strong> jeder Baumangel kann teure Folgeschäden<br />

nach sich ziehen. Es ist im Interesse von<br />

Handwerkern, Auftraggebern, Planern und Architekten,<br />

sie möglichst zu vermeiden.<br />

46 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> pololia UNTERNEHMEN


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<strong>BAUREPORT</strong> I 47


Gute Baustellenplanung ist <strong>das</strong> A und O<br />

Planer und Bauausführende sind verpflichtet, ein<br />

mangelfreies, den anerkannten Regeln der Technik<br />

und der vereinbarten Beschaffenheit entsprechendes<br />

Werk zu planen und zu bauen. Als Hauptgründe<br />

dafür, warum dies nicht immer gelingt, gelten der<br />

große Zeitdruck, eine (zu) hohe Erwartungshaltung<br />

von Planern und Architekten sowie organisatorische<br />

Probleme auf der Baustelle. Nicht alles hat die<br />

ausführende Firma in der Hand, aber sie kann<br />

vieles tun, um ihre eigenen Leistungen qualitativ<br />

abzusichern. Olaf Ringeisen, Experte für Baustellenorganisation,<br />

empfiehlt als ersten Schritt, eine<br />

detaillierte Ablaufplanung zu erstellen, also den<br />

gesamten Verlauf des Vorhabens zeitlich durchzuplanen<br />

und dabei allen Arbeitsschritten die Anzahl<br />

der jeweils benötigten Mitarbeiter zuzuordnen.<br />

Läuft es trotzdem nicht nach Plan, sollten Handwerker<br />

dies sofort kundtun und beispielsweise aktiv<br />

von Architekten oder anderen Gewerken benötigte<br />

Infos einfordern oder Behinderungen, die den Zeitplan<br />

gefährden, ansprechen. In manchen Fällen<br />

besteht sogar eine Verpflichtung dazu: War ein Gewerk<br />

tätig, so muss <strong>das</strong> folgende Gewerk dessen<br />

Arbeit prüfen. Auch wenn dies unangenehm sei und<br />

Unruhe auf die Baustelle bringen könne, sollten<br />

Bedenken immer schriftlich angemeldet werden,<br />

sagt Ringeisen. Denn auf diese Weise ist die ausführende<br />

Firma rechtlich abgesichert, zudem besteht<br />

dadurch die Chance, einen Baumangel noch<br />

zu verhindern.<br />

Erfolgsfaktoren Kommunikation<br />

und Dokumentation<br />

Organisationsexperte Ringeisen hat noch einen<br />

weiteren Tipp, um Baumängel zu vermeiden:<br />

Firmen sollten sich möglichst nicht auf Eigenleistungen<br />

des Kunden einlassen. Denn für ein mangelfreies<br />

Werk muss am Ende der Handwerker geradestehen<br />

<strong>–</strong> auch für nicht fachgerecht ausgeführte<br />

Vorarbeiten des Kunden. Komme es in solchen<br />

Fällen zu einem Rechtsstreit, verliere diesen in der<br />

Regel der Handwerker, so der Experte.<br />

Viele Mängel entstehen aber auch durch unzureichende<br />

Kommunikation zwischen Handwerkern<br />

auf der einen und Bauleitern sowie Planern auf der<br />

anderen Seite. Dabei geht es auch um die alltägliche,<br />

mündliche Verständigung, aber mehr noch<br />

um die Baudokumentation. Sie spielt eine zentrale<br />

Rolle in der Verständigung unter den Beteiligten,<br />

da sie ihnen <strong>das</strong> erforderliche Wissen strukturiert<br />

aufbereitet zur Verfügung stellt. Heute gibt es für die<br />

Baudokumentation diverse praxistaugliche digitale<br />

Instrumente, die auch mobil genutzt werden können.<br />

Eine gute, ordnungsgemäße Baudokumentation<br />

erleichtert auch <strong>das</strong> Mängelmanagement, <strong>das</strong><br />

wiederum essenziell für einen konstruktiven, professionellen<br />

und rechtssicheren Umgang mit Baumängeln<br />

ist. Denn es erleichtert die Abnahme von<br />

Bauleistungen und ist auch die Basis für mögliche<br />

Gewährleistungsansprüche.<br />

Optische Bau-Forensik<br />

Detektivarbeit auf der Baustelle: Mit den Werkzeugen der Kriminaltechnik Schäden auf<br />

Baustellen sichtbar machen ist <strong>das</strong> Ziel der optischen Bau-Forensik <strong>–</strong> ein junges Forschungsgebiet<br />

am Institut für Berufswissenschaften im Bauwesen an der Uni Hannover.<br />

48 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

UNTERNEHMEN


Mängel und Abweichungen dokumentieren<br />

Baubegleitende Qualitätskontrolle<br />

Außerdem ermöglicht ein systematisches Mängelmanagement,<br />

frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen,<br />

um späteren Bauschäden vorbeugen zu können.<br />

Denn Auftraggeber haben gemäß der Vergabe- und<br />

Vertragsordnung für Bauleistungen einen Rechtsanspruch<br />

auf die Beseitigung von Mängeln. Festgestellt<br />

werden diese in der Regel bei der Abnahme<br />

oder bei einer baubegleitenden Qualitätskontrolle,<br />

nicht selten aber auch erst nach Inbetriebnahme<br />

des Gebäudes. Deshalb wird auch für einen gewissen<br />

Zeitraum nach der Abnahme eine Gewährleistungsfrist<br />

eingeräumt. Mängel und Abweichungen<br />

vom Ablaufplan detailliert zu erfassen, ist deshalb<br />

unerlässlich und liegt im Interesse aller Beteiligten.<br />

Wichtig für Betriebe ist auch ein ausreichender<br />

Versicherungsschutz. Es gibt zahlreiche Haftungsgründe,<br />

weshalb je nach individueller Risikosituation<br />

verschiedene Bauversicherungen notwendig sind.<br />

Schutz vor den finanziellen Belastungen einer Mängelbeseitigung<br />

bietet eine Baugewährleistungsversicherung.<br />

Gleichzeitig ist sie ein wichtiges Signal an<br />

den Auftraggeber, da er dadurch sichergehen kann,<br />

<strong>das</strong>s die Kosten einer Mängelbeseitigung innerhalb<br />

der Gewährleistungsfrist übernommen werden.<br />

Ein wichtiger Bestandteil des Bauprozesses ist<br />

die baubegleitende Qualitätskontrolle, durch die<br />

sichergestellt werden soll, <strong>das</strong>s ein Gebäude den<br />

geltenden Vorschriften entspricht. Die Verantwortung<br />

dafür trägt der Auftraggeber, der jedoch selten<br />

über die nötige Fachkenntnis verfügt. So landet<br />

diese Aufgabe meist beim Bauleiter <strong>–</strong> es können<br />

jedoch auch andere Fachpersonen, insbesondere<br />

unabhängige Sachverständige, beauftragt werden.<br />

Studien zufolge wird die Ausführungsqualität<br />

tatsächlich besser, wenn bekannt ist, <strong>das</strong>s eine<br />

baubegleitende Qualitätskontrolle durch einen unabhängigen<br />

Sachverständigen stattfindet.<br />

Übrigens: Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige<br />

im Handwerk sind rar, aktuell stehen<br />

viele kurz vor dem Ruhestand. Eine Sachverständigen-Tätigkeit<br />

kann deshalb ein attraktives<br />

Zusatzgeschäft darstellen. Voraussetzungen sind<br />

überdurchschnittliches Fachwissen, langjährige Berufserfahrung<br />

und persönliche Eignung. Neben der<br />

Vorlage entsprechender Qualifikationen müssen<br />

sich Anwärter einem umfangreichen Prüfungsverfahren<br />

unterziehen. Informationen dazu gibt es bei<br />

den Handwerkskammern.<br />

Bauschäden sind ein Ärgernis für alle Beteiligten. Es gilt, professionell<br />

damit umzugehen und unkomplizierte Lösungen anzubieten.<br />

Die Methode basiert auf der Fluoreszenz, also der Emission von Licht als eine Reaktion auf die<br />

Anregung durch Licht. Mit Tatortlampen, Filterbrillen und Forensikkameras können dadurch Schäden,<br />

die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, aufgedeckt werden. So können Anwendungsfehler identifiziert<br />

oder auch widerlegt werden. Für Interessierte bietet Prof. Andreas Rapp, der diese Methode<br />

entwickelt hat, bundesweit Seminare an. Weitere Informationen unter www.bau-forensik.eu .<br />

© Photo by Second Breakfast on Unsplash <strong>BAUREPORT</strong> I 49


short<br />

news.<br />

© Photo by Stefan Stefancik<br />

on Unsplash<br />

Online<br />

Erste Online-Meisterschule<br />

Im September startete die erste Online-Meisterschule<br />

für Maurer und Betonbauer <strong>–</strong> initiiert von<br />

der HWK Düsseldorf und den Bildungszentren<br />

des Baugewerbes.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> josefkubes<br />

Neu<br />

Geld für grüne Dächer<br />

Ein begrüntes Dach spart nun auch noch Geld:<br />

Seit Kurzem sind Dachbegrünungen im Rahmen<br />

des KfW-Umweltprogramms förderfähig.<br />

Bildnachweis: Titel: stock.adobe.com <strong>–</strong> chokniti | S. 3 Kopfhörer-Icon: stock.adobe.com <strong>–</strong> robert6666 | S. 52 Kopfhörer: stock.adobe.com <strong>–</strong> Ivan<br />

Haftungsausschuss: Herausgeber, Verlag und Redaktion übernehmen keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit und Qualität der bereitgestellten<br />

Informationen. Haftungsansprüche gegen Herausgeber, Verlag oder Redaktion, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die<br />

durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden,<br />

sind <strong>–</strong> soweit gesetzlich zulässig <strong>–</strong> ausgeschlossen, sofern seitens Herausgeber, Verlag oder Redaktion kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges<br />

Verschulden vorliegt. Nachdruck sowie Wieder gaben, auch auszugsweise, sind nicht gestattet.<br />

Herausgeber: EUROBAUSTOFF Handelsgesellschaft mbH & Co. KG | Auf dem Hohenstein 2 | 61231 Bad Nauheim |<br />

Tel. +49 6032 805-0 | Fax +49 6032 805-265 | kontakt@eurobaustoff.de | www.eurobaustoff.com<br />

Redaktion, grafische Umsetzung & Lektorat: FULLHAUS GmbH | Maxhüttenstraße 12 | 93055 Regensburg | www.fullhaus.de<br />

50 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

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<strong>BAUREPORT</strong> auch während<br />

der Arbeit, beim Fahren oder<br />

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