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Chemnitz_zieht_an_Magazin_2024_deutsch

Fachkräftemagazin der CWE Chemnitz auf deutsch

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CZA<br />

CHEMNITZ ZIEHT<br />

AN.!de<br />

GELEBTE<br />

NACHBARSCHAFT<br />

Internationale Fachkräfte in<br />

der <strong>Chemnitz</strong>er Wirtschaft<br />

EIN PROJEKT VON<br />

&


LIEBE LESER:INNEN,<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d sind aufgrund<br />

des demografischen W<strong>an</strong>dels<br />

in einigen Br<strong>an</strong>chen und Regionen<br />

die Fachkräfte knapp<br />

und Stellen unbesetzt, so<br />

dass teilweise Projekte nicht<br />

realisiert oder die Bäckerei<br />

von neben<strong>an</strong> schließen muss.<br />

Der zunehmende Fachkräftem<strong>an</strong>gel<br />

ist für Unternehmen<br />

mittlerweile das größte Geschäftsrisiko.<br />

Jedes Unternehmen<br />

k<strong>an</strong>n durch personalpolitische<br />

Entscheidungen dieser<br />

Entwicklung gegensteuern<br />

und selbst Initiative ergreifen,<br />

bisl<strong>an</strong>g unerschlossene Fachkräftepotenziale<br />

zu heben.<br />

Die Gewinnung ausländischer<br />

Fachkräfte sichert nicht nur<br />

den Fachkräftebedarf, sondern<br />

bereichert jedes Unternehmen.<br />

Kulturelle Vielfalt stärkt<br />

die Unternehmensattraktivität<br />

nach innen und außen – zum<br />

Beispiel in der Wahrnehmung<br />

als modernes, offenes und<br />

international orientiertes<br />

Unternehmen. Zudem vergrößert<br />

sich der Bewerberpool<br />

durch ausländisches Fachkräftepotenzial<br />

und erhöht die<br />

Ch<strong>an</strong>ce, eine passende K<strong>an</strong>didatin<br />

oder einen passenden<br />

K<strong>an</strong>didaten zu finden.<br />

Robert Czajkowski, Vorst<strong>an</strong>dsmitglied im Verein<br />

Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen e.V.<br />

2


Die <strong>Chemnitz</strong>er Unternehmensgeschichten<br />

in diesem <strong>Magazin</strong> zeigen: Wer auf Fachkräftegewinnung<br />

aus dem Ausl<strong>an</strong>d setzt, muss<br />

auch auf Integration und Willkommenskultur<br />

im Betrieb setzen. Denn nur, wenn die ausländische<br />

Fachkraft sich in ihr neues berufliches<br />

und privates Umfeld einlebt und <strong>an</strong> der<br />

Gesellschaft teilhat, wird sie auch längerfristig<br />

im Unternehmen bleiben. Das mag zwar<br />

mit einem gewissen Aufw<strong>an</strong>d verbunden<br />

sein, doch es zahlt sich im Endeffekt aus und<br />

bedeutet Zukunftssicherung für das Unternehmen.<br />

Ein erfolgreiches Willkommens- und<br />

Diversity M<strong>an</strong>agement kreiert ein weltoffenes<br />

Image und steigert die Attraktivität ihrer<br />

Arbeitgebermarke. Die Etablierung einer<br />

Willkommenskultur signalisiert internationalen<br />

Fachkräften, dass sie in Ihrem Unternehmen<br />

Unterstützung erhalten und Wertschätzung<br />

erfahren. So fällt die Entscheidung bei<br />

mehreren Job<strong>an</strong>geboten im Zweifel für Sie.<br />

Unser Verein, Wirtschaft für ein Weltoffenes<br />

Sachsen e.V., berät Sie gern wie sie Weltoffenheit<br />

und Diversity in ihrem Unternehmen<br />

leben und Fachkräfte nachhaltig integrieren<br />

können. Wir sind für Sie da!<br />

Engagieren auch Sie sich für<br />

eine Vielfalt <strong>an</strong> Kulturen in<br />

<strong>Chemnitz</strong>, gelebte europäische<br />

Werte und eine kreative und offene<br />

Stadtgesellschaft im internationalen<br />

Austausch. Es ist Ihr<br />

Unternehmen, Ihre Stadt und<br />

Ihr Bundesl<strong>an</strong>d. Eine Demokratie<br />

ist nichts, was m<strong>an</strong> hat,<br />

sondern etwas, das m<strong>an</strong> sich<br />

stets erarbeiten muss. Nach<br />

dem Motto - schauen wir in<br />

den Spiegel und zitieren John<br />

F. Kennedy mit „Frage nicht,<br />

was dein L<strong>an</strong>d für dich tun<br />

k<strong>an</strong>n – frage, was du für dein<br />

L<strong>an</strong>d tun k<strong>an</strong>nst.“ Jeder Einzelne<br />

und jede Einzelne könne und<br />

solle mithelfen, z.B. auch dass<br />

die Kulturhauptstadt <strong>Chemnitz</strong><br />

ein Erfolg werde. Eine gerechte<br />

Gesellschaft, eine starke und<br />

wehrhafte Demokratie, nachhaltiger<br />

Wohlst<strong>an</strong>d – die Zukunft<br />

gestalten Sie! Entscheiden Sie<br />

über viele Themen von morgen,<br />

die uns in Zukunft betreffen<br />

werden mit Ihrer Stimme am 9.<br />

Juni <strong>2024</strong> für die Europawahl<br />

<strong>2024</strong> sowie am 1. September<br />

<strong>2024</strong> zur Wahl des 8. Sächsischen<br />

L<strong>an</strong>dtags!<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

CWE <strong>Chemnitz</strong>er Wirtschaftsförderungsund<br />

Entwicklungsgesellschaft mbH<br />

Innere Klosterstraße 6-8,<br />

09111 <strong>Chemnitz</strong><br />

0371 3660-200<br />

office@cwe-chemnitz.de<br />

www.cwe-chemnitz.de<br />

www.chemnitz-<strong>zieht</strong>-<strong>an</strong>.de<br />

Redaktion/Gestaltung<br />

Stadtstreicher GmbH (V.i.S.d.P.)<br />

Hohe Straße 37, 09112 <strong>Chemnitz</strong><br />

Druck: Druckerei Gröer <strong>Chemnitz</strong><br />

Abdruck auch auszugs-weise nur nach<br />

schriftlicher Genehmigung des Herausgebers<br />

Erscheinung: Dezember 2023<br />

3


ZEFAS<br />

FIZU NDC<br />

CWE<br />

WER UNTERSTÜTZT BEI<br />

DER INTEGRATION IN<br />

DEN ARBEITSMARKT?<br />

Grafik: shutterstock<br />

Zweifelsohne ist es mit einem gewissen Aufw<strong>an</strong>d<br />

verbunden, Mitarbeitende aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />

ins Unternehmen zu integrieren. Doch davon<br />

sollte sich niem<strong>an</strong>d abhalten lassen. Denn<br />

Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d helfen<br />

nicht nur dabei, freie Stellen zu besetzen, sondern<br />

tragen auch zu einer bunteren Unternehmenskultur<br />

bei und können frische Impulse in die Arbeit bringen. Ob<br />

Recruiting, Behördengänge, Sprachkurse, Workshops für<br />

die Beschäftigten oder Integrationsmaßnahmen – lokale<br />

und regionale Anlaufstellen sorgen mit ihren Angeboten<br />

dafür, dass der Start allen Beteiligten leichter fällt:<br />

4


ZEFAS – EIN LOTSE ZUR<br />

FACHKRÄFTESICHERUNG<br />

Das ZEFAS, Zentrum für Fachkräftesicherung<br />

und Gute Arbeit in und für<br />

Sachsen, unterstützt als Lotse Unternehmen<br />

beim Finden, Binden und Entwickeln<br />

von Mitarbeitenden. Das umf<strong>an</strong>greiche<br />

Online-Informations<strong>an</strong>gebot erleichtert<br />

den strukturierten Einstieg und gibt einen<br />

praxisnahen Überblick. Insbesondere<br />

im Bereich der arbeitsmarktbezogenen<br />

Zuw<strong>an</strong>derung bietet das ZEFAS eine<br />

breite Palette <strong>an</strong> Informationen und Hilfestellungen.<br />

Eine konkrete Unterstützung<br />

finden Unternehmen zusätzlich durch die<br />

Listung von Recruitingdienstleistern, die<br />

sich zur fairen Rekrutierung internationaler<br />

Fach- und Arbeitskräfte verpflichtet<br />

haben. Sächsische Unternehmen haben<br />

zudem die Möglichkeit, sich aktiv <strong>an</strong> Projekten<br />

zu beteiligen. Hierzu zählen das<br />

ZEFAS-Projekt zur beruflichen Integration<br />

von kirgisischen Auszubildenden und<br />

Fachkräften sowie das Arbeitsmarktmentoren<br />

Programm Sachsen. Letzteres hat<br />

zum Ziel, Menschen mit Migrationshintergrund<br />

bei der erfolgreichen Integration<br />

in den sächsischen Arbeitsmarkt zu<br />

unterstützen.<br />

www.zefas.sachsen.de<br />

FIZU – VERMITTLER<br />

FÜR ALLE BETEILIGTEN<br />

Der steigende Bedarf <strong>an</strong> Fachkräften aus<br />

dem Ausl<strong>an</strong>d lässt sich unter <strong>an</strong>derem <strong>an</strong><br />

den Unternehmen ablesen, die sich seit<br />

vier Jahren bei den sächsischen Fachinformationszentren<br />

Zuw<strong>an</strong>derung (FIZU)<br />

melden können. Allein bei der <strong>Chemnitz</strong>er<br />

Anlaufstelle waren es 2022 bereits mehr als<br />

200 – Tendenz steigend. Die Fachinformationszentren<br />

Zuw<strong>an</strong>derung sind in Sachsen<br />

zentrale Anlaufstellen für alle Zielgruppen<br />

im Bereich Zuw<strong>an</strong>derung in den Arbeitsmarkt.<br />

Ziel ist es, sachsenweit flächendeckend<br />

alle beteiligten Akteure in den<br />

Prozess einzubinden, um erfolgreich für die<br />

Menschen vor Ort zu agieren. So fungieren<br />

die Fachinformationszentren in Leipzig,<br />

Dresden und <strong>Chemnitz</strong> als Vermittler<br />

zwischen Zuw<strong>an</strong>dernden, Arbeitgeber:innen<br />

sowie Mitarbeiter:innen der Agentur<br />

für Arbeit, des Jobcenters und <strong>an</strong>deren<br />

Behörden. „Unternehmen, die unser Beratungs<strong>an</strong>gebot<br />

wahrnehmen, kommen<br />

mit g<strong>an</strong>z unterschiedlichen Settings. Wir<br />

unterstützen sie auf ihrem individuellen<br />

Weg, die Zuw<strong>an</strong>der:innen mit allen notwenigen<br />

Ansprechpartnern und Dokumenten in<br />

den jeweiligen Arbeitsmarkt zu integrieren“,<br />

sagt Antje Pfeifer. Bei den Fachkräften aus<br />

dem Ausl<strong>an</strong>d gilt es insbesondere, fehlendes<br />

Systemwissen der Migr<strong>an</strong>tinnen und<br />

Migr<strong>an</strong>ten zu kompensieren. „Die Einreise<br />

nach Deutschl<strong>an</strong>d ist ein sehr bürokratischer<br />

Prozess, wobei für uns selbstverständliche,<br />

alltägliche Dinge Anf<strong>an</strong>gs große<br />

Hürden darstellen.“<br />

Termine für die kostenfreie Beratung sind<br />

telefonisch unter 0371 520 271 74 oder per<br />

Mail <strong>an</strong> apfeifer@welcomesaxony.de möglich.<br />

NDC SACHSEN –<br />

VORBEREITUNG DURCH<br />

WORKSHOPS<br />

Integration ist ein Lernprozess. Dass gilt<br />

nicht nur für die Führungsetage eines<br />

Unternehmens, sondern für die gesamte<br />

Belegschaft. Fremde Kulturen, Unterschiede<br />

im Kommunikationsstil oder<br />

<strong>an</strong>dere Her<strong>an</strong>gehensweisen <strong>an</strong> die Arbeit<br />

können zur Herausforderung werden.<br />

Unternehmen sind deshalb gut beraten,<br />

die Mitarbeiter:innen frühzeitig in die<br />

Pläne zur Internationalisierung einzuweihen<br />

und gegebenenfalls Fortbildungen<br />

zum Thema <strong>an</strong>zubieten. Hier kommt das<br />

Netzwerk für Demokratie und Courage<br />

(NDC) Sachsen ins Spiel: „Wir arbeiten<br />

präventiv, machen im Rahmen von Workshops<br />

Vorurteile und Stereotypen sichtbar<br />

und erklären, wie Mech<strong>an</strong>ismen der<br />

Diskriminierung funktionieren. Darüber<br />

hinaus begleiten wir Unternehmen beratend,<br />

wenn die Integration mit größeren<br />

Herausforderungen verbunden ist als<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs gedacht“, erklären die beiden<br />

Bildungs- und Netzwerkreferenten Sylke<br />

Fritzsche und Heiko Weigel. Ihr Ziel: Die<br />

Vielfalt in der Belegschaft als Ch<strong>an</strong>ce<br />

statt als Hindernis wahrzunehmen. „Von<br />

der strategischen Einbeziehung kultureller<br />

Vielfalt in die Personalentwicklung von<br />

Unternehmen profitieren am Ende alle<br />

Seiten.“ Die für Unternehmen kostenfreie<br />

Anlaufstelle wird über das L<strong>an</strong>desprogramm<br />

Weltoffenes Sachsen gefördert.<br />

www.netzwerk-courage.de/sachsen<br />

www.welcomesaxony.de/<br />

fachinformationszentrumzuw<strong>an</strong>derung/<br />

5


ANKOMMEN<br />

IM TANDEM<br />

DER VEREIN START WITH A FRIEND E.V.<br />

SCHAFFT BEGEGNUNGEN AUF AUGENHÖHE<br />

Nicht wenige WG-Küchen mausern sich im Laufe der Zeit<br />

zu magischen Orten der Begegnung. Da wird gemeinsam<br />

gekocht, getrunken, gechillt, philosophiert, diskutiert und<br />

m<strong>an</strong>chmal entspringt eine berauschende Idee, die Hoffnung<br />

gibt und die Welt ein bisschen menschlicher macht. In solch<br />

einer WG-Küche mitten in Berlin wurde vor gut neun Jahren<br />

der Ged<strong>an</strong>ke zu „Start with a friend“ geboren, einem Projekt,<br />

das Eingew<strong>an</strong>derte und Einheimische auf Augenhöhe zusammenbringt.<br />

Die Idee hat sich bis heute in bundesweit 27<br />

Städten m<strong>an</strong>ifestiert. Seit 2022 gehört auch <strong>Chemnitz</strong> dazu.<br />

Fotos: Thomas Höppner<br />

Etwas verregnet verabschiedet sich<br />

<strong>Chemnitz</strong> in den Abend, als sich die<br />

Mitglieder und Freunde des Vereins<br />

„Start with a friend“ zum regelmäßigen<br />

Austausch treffen. Die Stimmung ist gut,<br />

die Pizza auch. Es wird viel gescherzt,<br />

alle genießen sichtbar das Mitein<strong>an</strong>der.<br />

Dass viele von ihnen Unvorstellbares<br />

erlebt haben, ist ihnen nicht <strong>an</strong>zumerken.<br />

Erst wenn sie auf die Verg<strong>an</strong>genheit<br />

<strong>an</strong>gesprochen werden, ist das Leid von<br />

ihren Gesichtern abzulesen. Schnell wird<br />

klar, dass sie lieber im Hier und Jetzt<br />

leben, die Sicherheit schätzen, Pläne<br />

schmieden und die neuen Perspektiven<br />

genießen. Doch nicht alle Gäste mit Migrationshintergrund<br />

sind irgendw<strong>an</strong>n aus<br />

ihrer Heimat geflüchtet. Auch Studierende<br />

aus <strong>an</strong>deren Ländern und Einheimische<br />

gesellen sich zur Gruppe, die im Laufe<br />

des Abends immer größer wird. Hier<br />

passiert im Kleinen, was wir uns fürs<br />

große G<strong>an</strong>ze so sehr wünschen – multikulturelles<br />

Zusammenleben in gegenseitigem<br />

Respekt. Mittendrin: Thomas Höp-<br />

6


pner, der bis vor wenigen Jahren kaum<br />

Berührungspunkte mit <strong>an</strong>deren Kulturen<br />

hatte. D<strong>an</strong>n kam die Flüchtlingswelle<br />

2015: „Die medialen Bilder haben sich<br />

bei mir eingebr<strong>an</strong>nt – besonders der<br />

syrische Junge, der damals <strong>an</strong> der türkischen<br />

Mittelmeerküste <strong>an</strong>geschwemmt<br />

wurde“, sagt er. „Da beg<strong>an</strong>n es in mir zu<br />

rattern: M<strong>an</strong> müsste mal…“ Ja, müsste<br />

m<strong>an</strong>, aber was? Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> helfen?<br />

Geld spenden vielleicht. Aber wohin? Und<br />

kommt das d<strong>an</strong>n auch dort <strong>an</strong>, wo es<br />

benötigt wird?<br />

Schließlich traf der Filmproduzent, der<br />

unter <strong>an</strong>derem die Videos des <strong>Chemnitz</strong>er<br />

Basketballteams Niners realisiert,<br />

auf Muhammad Ahmad – auch „Moe“<br />

gen<strong>an</strong>nt. Die beiden lernten sich im<br />

Freizeitteam „Unknown Baskets“ kennen,<br />

trafen sich bei Niners-F<strong>an</strong>-Runden und<br />

verbrachten immer mehr Zeit mitein<strong>an</strong>der.<br />

Dieses Ziel verfolgt auch „Start with<br />

a friend“ – nur eben mit etwas Starthilfe.<br />

Der gemeinnützige Verein schafft im<br />

Sinne einer gelebten Vielfalt persönliche<br />

Begegnungen zwischen Menschen mit<br />

und ohne Einw<strong>an</strong>derungsgeschichte.<br />

Die Vision: Vorurteile abbauen, durch<br />

Freundschaften Halt geben und Netzwerke<br />

aufbauen. Das passiert in sogen<strong>an</strong>nten<br />

„T<strong>an</strong>dems“. Das Prinzip:<br />

Basierend auf gemeinsamen Interessen,<br />

Lebensumständen und nicht zuletzt dem<br />

Bauchgefühl des Orga-Teams bekommt<br />

jeder „Newcomer“ einen „Local“ vermittelt.<br />

Das sei nicht zu verwechseln mit<br />

einem Mentoren-Programm, wobei zum<br />

Beispiel Behördengänge erledigt werden.<br />

Es gebe keine Verpflichtungen und<br />

keinen Erfolgsdruck. „Es geht in erster<br />

Linie darum, auf Augenhöhe eine gute<br />

Zeit mitein<strong>an</strong>der zu verbringen und so<br />

das Ankommen zu erleichtern“, erklären<br />

Thomas und Moe, die über eine Mitbegründerin<br />

des Vereins von der Initiative<br />

erfuhren. Die beiden fackelten nicht<br />

l<strong>an</strong>ge und überzeugten im Sommer 2021<br />

per Online-Schalte die Berliner Vereinszentrale<br />

davon, dass gerade <strong>Chemnitz</strong><br />

das Angebot „Start with a friend“ - kurz:<br />

SwaF – benötigt.<br />

„Das ist ein echtes Dreamteam. Die<br />

Motivation der beiden war und ist groß“,<br />

schwärmt Josef Al-Khalili. Der Regiokoordinator<br />

Ost des Vereins stattet jedem<br />

St<strong>an</strong>dort zweimal im Jahr einen Besuch<br />

ab, um sich über den St<strong>an</strong>d der<br />

gemeinnützigen Arbeit zu erkundigen.<br />

Heute macht er zufällig in <strong>Chemnitz</strong><br />

Halt, mischt sich unter die Newcomer,<br />

spricht mit Locals und fühlt sich sichtlich<br />

wohl. „Wir hatten bei <strong>Chemnitz</strong> von<br />

Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> ein gutes Gefühl – gerade vor<br />

dem Hintergrund der Ausschreitungen<br />

im Jahr 2018. Thomas und Moe waren<br />

sehr gut vorbereitet, hatten in der Stadt<br />

bereits gute Kontakte und ein Netzwerk<br />

aufgebaut.“ Solche Kriterien seien wichtig,<br />

um neue St<strong>an</strong>dorte zu etablieren<br />

– schließlich fin<strong>an</strong>ziere sich der Verein<br />

mithilfe von öffentlichen Fördermitteln.<br />

Die Vermittlung von T<strong>an</strong>dems sei in der<br />

Stadt zwar ausbaufähig – bisher konnten<br />

gut 20 gebildet werden –, dafür habe<br />

<strong>Chemnitz</strong> eine sehr lebendige Community.<br />

Mindestens zweimal im Monat trifft<br />

m<strong>an</strong> sich zu gemeinsamen Aktivitäten.<br />

Der erste Montag im Monat ist fest für<br />

den Stammtisch im Weltecho eingepl<strong>an</strong>t.<br />

Bis zu 35 Menschen aus 15 Nationen<br />

schauen d<strong>an</strong>n vorbei. Darüber hinaus<br />

schweißen Bowlingabende, Paddelboottouren<br />

oder gemeinsame Niners-Besuche<br />

die Gemeinschaft zusammen.<br />

Thomas hat Familie, ist im Job gut ausgelastet.<br />

Logisch, dass aus dem Umfeld<br />

öfter die Frage kommt: Warum halst du<br />

dir das auch noch auf? „Ich schätze den<br />

internationalen Austausch, interessiere<br />

mich für die Lebensgeschichten und<br />

ihren Weg nach <strong>Chemnitz</strong>. Ich will wissen,<br />

welche Probleme sie haben, ob sie glücklich<br />

sind“ erklärt der 39-Jährige, der im<br />

nächsten Moment sehr nachdenklich<br />

wirkt: „Die Arbeit macht etwas mit einem.<br />

Ich bin weiß, habe zwei Kinder, die in<br />

Sicherheit aufwachsen können – m<strong>an</strong> erkennt,<br />

wie privilegiert m<strong>an</strong> hier lebt. Besonders<br />

beim Bundestreffen des Vereins<br />

2022 in Köln ist mir das sehr bewusst<br />

geworden.“<br />

Thomas und Moe sind zwei von sechs<br />

Org<strong>an</strong>isator:innen im <strong>Chemnitz</strong>er Team.<br />

Bundesweit kümmern sich bis zu 350<br />

engagierte Mitglieder:innen um die Vermittlung<br />

von Menschen mit und ohne<br />

Einw<strong>an</strong>derungsgeschichte. Seit der<br />

Vereinsgründung 2014 f<strong>an</strong>den mehr als<br />

8.000 T<strong>an</strong>dems zusammen. Wer den<br />

Verein kennen lernen und unterstützen<br />

möchte, klickt am besten online rein.<br />

www.start-with-a-friend.de<br />

7


IN 17 STUNDEN ZUM<br />

BEWERBUNGSGESPRÄCH<br />

Foto: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

8


Die Geschichte von Jelena Blagojevic<br />

lässt sich im Prinzip in einem Wort<br />

zusammenfassen: Ehrgeiz. Denn wer<br />

sich für ein Bewerbungsgespräch 17<br />

Stunden auf eine 1.300 Kilometer l<strong>an</strong>ge<br />

Autofahrt begibt, muss ein klares Ziel<br />

vor Augen haben. Im April 2015 lautete<br />

dieses Ziel <strong>Chemnitz</strong>, wo sich die gebürtige<br />

Serbin beim Arbeitsmedizinischen<br />

Dienst <strong>Chemnitz</strong> ADC Dr. Grube<br />

GmbH – kurz: ADC – vorstellte. Heute<br />

gehört sie nicht nur fest zum Team, sie<br />

ist gleichzeitig ein Teil der Geschäftsleitung<br />

und Inhaber:innen, die das<br />

Unternehmen Ende 2022 von Firmengründer<br />

Dr. Grube übernahmen. Eine<br />

Erfolgsstory, so viel ist sicher. Doch<br />

der Weg dorthin war mit jeder Menge<br />

Arbeit und viel Fleiß verbunden.<br />

Das Ziel Deutschl<strong>an</strong>d st<strong>an</strong>d für Jelena Blagojevic<br />

bereits 2014 fest: „Ich habe in Serbien<br />

Medizin studiert, konnte auf normalem Wege<br />

allerdings keine Anstellung bekommen. Um<br />

trotzdem Erfahrungen zu sammeln und im<br />

Stoff zu bleiben, habe ich teilweise ohne Gehalt<br />

gearbeitet. Zwischendurch war ich sogar zwei<br />

Jahre als Lehrerin tätig.“ Also viel Mühe für<br />

nichts? Damit wollte sie sich nicht abfinden.<br />

Gemeinsam mit ihrem Ehem<strong>an</strong>n, fasste sie den<br />

Beschluss, Serbien den Rücken zu kehren, um<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d Fuß zu fassen. „Viele meiner<br />

Kommilitonen haben den Schritt ebenfalls gewagt<br />

und sind nach Norwegen, Österreich oder<br />

Tschechien ausgew<strong>an</strong>dert.“ Jelena Blagojevic<br />

spricht heute fließend <strong>deutsch</strong>, keine Spur<br />

von Schwierigkeiten mit der Grammatik. Noch<br />

vor neun Jahren k<strong>an</strong>nte sie kein einziges<br />

<strong>deutsch</strong>es Wort. „Ich besuchte ein Jahr l<strong>an</strong>g<br />

eine Sprachschule und best<strong>an</strong>d schließlich<br />

die Prüfung der Kompetenzstufe B2.“ Mit<br />

diesem Qualifikationsnachweis dokumentieren<br />

Deutschlernende, dass sie in nahezu allen<br />

Kommunikationssituationen des Alltags und<br />

der Arbeitswelt souverän sprachlich h<strong>an</strong>deln<br />

können. Mittlerweile sei sie viel selbstbewusster<br />

und stolze Besitzerin eines C1-Sprachzertifikats,<br />

dass ihr Deutschkenntnisse auf weit<br />

fortgeschrittenem Niveau bescheinigt. Die<br />

Sprachbarriere war also überwunden, doch auf<br />

Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d wartet eine weitere<br />

große Hürde: die <strong>deutsch</strong>e Bürokratie. Hier<br />

kommt der ADC Dr. Grube ins Spiel, denn für<br />

Jelena Blagojevic war diese Hürde alleine kaum<br />

zu meistern: Berufserlaubnis, Behördengänge,<br />

Wohnungssuche, Konto-Eröffnung, Kitaplatz<br />

und Schule für ihre beiden Söhne, die damals 5<br />

und 16 Jahre alt waren. „Die meiste Unterstützung<br />

gab es durch meinen Arbeitgeber – das<br />

war echte Willkommenskultur“, sagt sie. Ob sie<br />

diesen Schritt noch einmal wagen würde? „Ja,<br />

auch wenn die erste Zeit sehr belastend war.<br />

Alles war <strong>an</strong>ders, die Kultur, die Sprache. Meine<br />

Söhne konnten kein Wort Deutsch. Es war für<br />

alle eine Ausnahmesituation.“ Heute fühlt sich<br />

Jelena Blagojevic <strong>an</strong>gekommen und arbeitet<br />

nach wie vor bei einem der größten privaten<br />

Dienstleister in den Bereichen Arbeitsmedizin,<br />

Arbeitssicherheit, Verkehrsmedizin sowie<br />

Reise- und Tropenmedizin.<br />

Der regional und überregional tätige Arbeitsmedizinische<br />

Dienst <strong>Chemnitz</strong> ADC Dr. Grube<br />

wurde nach der Wende von Dr. Grube gegründet.<br />

Bereits zu DDR-Zeiten erk<strong>an</strong>nte der<br />

damalige Leiter einer Poliklinik am St<strong>an</strong>dort<br />

Otto-Schmerbach-Straße die Bedeutung<br />

einer gesunden Belegschaft im Sinne der<br />

Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden, Motivation<br />

und Produktivität. Auch heute noch steht der<br />

Mensch hier im Mittelpunkt und soll durch<br />

arbeitsmedizinische Vorsorge, Eignungsuntersuchungen<br />

und Einstellungsuntersuchungen,<br />

vor negativen Einflüssen, die die<br />

Arbeitsbedingungen mit sich bringen können,<br />

geschützt werden. Diese Fürsorgepflicht ist<br />

für Arbeitgeber übrigens verpflichtend. So<br />

gehören beispielsweise auch umf<strong>an</strong>greiche<br />

Untersuchungen nach Fahrerlaubnis-Verordnung<br />

für LKW, Bus, Taxi und Personenbeförderung,<br />

reisemedizinische Beratungen<br />

und Impfungen für berufliche und private<br />

Ausl<strong>an</strong>dsaufenthalte sowie betriebliches<br />

Eingliederungsm<strong>an</strong>agement und Gesundheitsm<strong>an</strong>agement<br />

oder sicherheitstechnische<br />

Beratung – alles mit modernster, digitaler<br />

Technik – zur täglichen Routine des Arbeitsmedizinischen<br />

Dienst <strong>Chemnitz</strong> ADC Dr.<br />

Grube. „Unser Team hat l<strong>an</strong>gjährige Erfahrung<br />

und bietet individuelle Lösungen passgenau<br />

zu den Anforderungen des Unternehmens.<br />

Wir beraten und unterstützen in allen Fragen<br />

des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sowie<br />

der Gesundheitsprävention. Arbeitgeber nutzen<br />

gerne auch unsere Zusatzleistungen und<br />

Services wie Grippeschutzimpfungen oder<br />

Untersuchungen in den Unternehmen. Damit<br />

haben Mitarbeiter:innen keinen Anfahrtsweg<br />

und können nach erfolgter Untersuchung<br />

ihrer Tätigkeit wieder nachgehen“, erklärt<br />

Geschäftsführer Felix Ritter. Auch Jelena<br />

Blagojevic gehört acht Jahre nach ihrer Ankunft<br />

in <strong>Chemnitz</strong> zum Führungsteam, das<br />

sich für die Zukunft breiter aufstellen und<br />

verstärken möchte. Gesucht werden Fachkräfte<br />

für Arbeitssicherheit, Fachärzt:innen für<br />

Arbeitsmedizin, Medizinische Assistenz sowie<br />

Assistenzärzt:innen – gerne auch internationale<br />

Fachkräfte. „Schließlich haben wir mit<br />

motivierten Menschen aus dem Ausl<strong>an</strong>d sehr<br />

gute Erfahrungen gemacht.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

ADC Dr. Grube GmbH<br />

chemnitz.jobs/amdgrube<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Serbien, Slowakei, Polen<br />

Bewerbungen in Deutsch und Englisch <strong>an</strong>:<br />

karriere@adc-web.de<br />

4<br />

9


„DER WILLE ZÄHLT MEHR<br />

ALS DIE NATIONALITÄT“<br />

Fotos: Heitec AG<br />

Herr Krübel, neben den neun bundesweiten<br />

St<strong>an</strong>dorten ist die HEITEC AG auch<br />

im Ausl<strong>an</strong>d vertreten – unter <strong>an</strong>derem<br />

in Österreich, der Slowakei, Ungarn und<br />

China. Internationale Fachkräfte am<br />

St<strong>an</strong>dort <strong>Chemnitz</strong> sind für Sie also kein<br />

Neul<strong>an</strong>d?<br />

Das ist richtig. Wir bilden derzeit zum Beispiel<br />

zwei Fachkräfte aus China hier am<br />

St<strong>an</strong>dort aus, um vor Ort in Sh<strong>an</strong>ghai unsere<br />

Kundenst<strong>an</strong>dards umsetzen zu können.<br />

Das beinhaltet unter <strong>an</strong>derem zertifizierte<br />

Safety-Programmierung, die bei der Entwicklung<br />

sicherer Produktionsmaschinen<br />

eine große Rolle spielt. Darüber hinaus<br />

bilden wir Fachkräfte auch in Kooperation<br />

mit unseren Niederlassungen in Ungarn<br />

und Rumänien aus. Unsere Mitarbeiter:innen<br />

kamen aber auch schon aus Indien,<br />

Aserbaidsch<strong>an</strong>, dem Ir<strong>an</strong>, Russl<strong>an</strong>d, Weißrussl<strong>an</strong>d,<br />

Polen, Tschechien, Griechenl<strong>an</strong>d,<br />

Sp<strong>an</strong>ien und den USA. Der Anteil <strong>an</strong> internationalen<br />

Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />

macht bei uns aktuell einen Anteil von rund<br />

zehn Prozent aus.<br />

Welche Bedeutung hat der kulturelle<br />

Hintergrund aus aller Welt für den Erfolg<br />

des Unternehmens?<br />

Die verschiedenen Perspektiven aufgrund<br />

unterschiedlicher kultureller Mentalitäten<br />

sind g<strong>an</strong>z klar ein Gewinn für jedes<br />

Unternehmen. Ich würde die Bedeutung<br />

unserer Mitarbeiter:innen jedoch weniger<br />

<strong>an</strong> der Nationalität festmachen. Denn in<br />

erster Linie zählen bei uns die Einstellung<br />

und der Wille, gemeinsam etwas zu erreichen.<br />

Darauf legen wir auch bei <strong>deutsch</strong>en<br />

Bewerber:innen großen Wert. Erst gestern<br />

hatte ich ein interess<strong>an</strong>tes Telefonat mit<br />

einem jungen M<strong>an</strong>n aus Syrien, der in<br />

<strong>Chemnitz</strong> studiert und bei mir einen sehr<br />

guten Eindruck hinterlassen hat. Bei ihm<br />

war von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> der Wille erkennbar,<br />

dass er sich beruflich und persönlich hier<br />

integrieren möchte. Im Gegensatz dazu<br />

10


Das Zusammenspiel von Software, Mech<strong>an</strong>ik und<br />

Elektronik ist seit vier Jahrzehnten das Aushängeschild<br />

der HEITEC AG. Mit technisch hochwertigen<br />

und wirtschaftlichen Lösungen verhilft das<br />

Unternehmen weltweit mehr als 2.000 Kunden,<br />

ihre Produktivität zu steigern und Produkte zu<br />

optimieren.<br />

Dabei verfügen die rund 1.200 Mitarbeiter:innen<br />

<strong>an</strong> zahlreichen St<strong>an</strong>dorten im In- und<br />

Ausl<strong>an</strong>d über ein profundes, technisches<br />

Spezialwissen in Br<strong>an</strong>chen wie Automotive,<br />

Verpackungs technik, Energie, Medizin, Nahrungsund<br />

Genussmittel, Schiffbau, Luft- und Raumfahrt<br />

sowie Logistik. Allein in Deutschl<strong>an</strong>d zählt das Unternehmen<br />

mit Sitz in Erl<strong>an</strong>gen neun St<strong>an</strong>dorte, die<br />

sowohl eigenständig agieren als auch projektübergreifend<br />

zusammenarbeiten. In <strong>Chemnitz</strong> beschäftigt<br />

HEITEC mehr als 80 Mitarbeiter:innen, die nicht<br />

selten aus <strong>an</strong>deren Ländern den Weg ins<br />

Unternehmen finden. Wir wollten<br />

mehr wissen und haben bei<br />

St<strong>an</strong>dortleiter Holger Krübel<br />

nachgefragt.<br />

HOLGER KRÜBEL<br />

IM INTERVIEW<br />

gibt es leider auch g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Bewerbungen,<br />

die eher mit Überheblichkeit statt<br />

einem höflichen Umg<strong>an</strong>gston glänzen.<br />

Stichwort Integration: Welche Strategie<br />

verfolgt die HEITEC AG bei der l<strong>an</strong>gfristigen<br />

Bindung von internationalen<br />

Fachkräften?<br />

Für das Unternehmen ist es natürlich von<br />

Vorteil, wenn die internationalen Mitarbeiter:innen<br />

ihren Lebensmittelpunkt in<br />

<strong>Chemnitz</strong> oder in der Region haben. Mit<br />

einer fehlenden familiären Bindung sind<br />

Fachkräfte natürlich schneller geneigt,<br />

den Arbeitsplatz wieder zu wechseln oder<br />

Deutschl<strong>an</strong>d wieder den Rücken zu kehren.<br />

Darüber hinaus halten wir eine Unternehmenskultur<br />

hoch, die alle Mitarbeiter:innen<br />

gleichermaßen <strong>an</strong>spricht. Da gehören<br />

sportliche Team-Events wie der Firmenlauf<br />

und gemeinsame W<strong>an</strong>dertouren ebenso<br />

dazu wie Grillnachmittage oder Weindorf-<br />

Besuche. Als Sponsor der Niners verfolgen<br />

wir auch gemeinsam die Spiele unserer<br />

<strong>Chemnitz</strong>er Basketballer, die in Sachen<br />

Integration g<strong>an</strong>z klar eine Vorbildfunktion<br />

vermitteln. Das Beispiel zeigt recht <strong>an</strong>schaulich,<br />

wie ein Team aus internationalen<br />

Spielern zu Spitzenleistungen fähig ist.<br />

Diesen Spirit nehmen wir immer wieder<br />

gerne ins Unternehmen mit.<br />

Wie sieht es mit <strong>deutsch</strong>en Sprachkenntnissen<br />

aus? Sind diese Voraussetzung,<br />

um hier am St<strong>an</strong>dort Fuß zu fassen?<br />

Auch wenn wir ein international agierendes<br />

Unternehmen sind, ist es von Vorteil, gute<br />

Deutschkenntnisse entweder mitzubringen<br />

oder sich im Laufe der Zeit <strong>an</strong>zueignen.<br />

Unsere Arbeit in der Region und auf bundesweiter<br />

Ebene ist viel mit Kundenpflege<br />

verbunden. Kundenkontakt und -gespräche<br />

gehören zu unserem täglichen Geschäft. Ein<br />

wichtiger Termin fällt m<strong>an</strong>chmal sogar <strong>deutsch</strong>en<br />

Mitarbeiter:innen schwer. Jetzt stellen<br />

Sie sich vor, Sie beherrschen die Sprache<br />

der Kunden nicht und sollen komplexe Sachverhalte<br />

klären. Natürlich k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich mit<br />

den Kunden in der Regel auch in englischer<br />

Sprache unterhalten. D<strong>an</strong>n sind kommunikative<br />

Missverständnisse aber nicht<br />

ausgeschlossen. Es gibt zusätzlich übrigens<br />

auch Herausforderungen, auf die wir keinen<br />

Einfluss haben – beispielsweise US-Gesetze<br />

mit weltweiter Gültigkeit. Hintergrund sind<br />

S<strong>an</strong>ktionsgesetze gegen bestimmte Staaten,<br />

die der Kongress in Washington beschlossen<br />

hat. So ist zum Beispiel Fachpersonal aus<br />

dem Ir<strong>an</strong> aufgrund des Embargos wesentlich<br />

schwieriger nach Deutschl<strong>an</strong>d zu vermitteln.<br />

Vielen D<strong>an</strong>k für den interess<strong>an</strong>ten<br />

Einblick.<br />

Sehr gerne.<br />

WEITERE INFOS:<br />

HEITEC AG<br />

chemnitz.jobs/heitec<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, China, Indien, Sp<strong>an</strong>ien, Schweiz, USA<br />

Bewerbungen in Deutsch und Englisch <strong>an</strong>:<br />

Steph<strong>an</strong>ie.Titz@heitec.de<br />

6<br />

11


„AUF VIELEN<br />

EBENEN EIN<br />

GEWINN“<br />

Auf dem Gelände des Europarks im Süden von<br />

<strong>Chemnitz</strong>, wo auch die iFD GmbH ihren Hauptsitz<br />

hat, ist auf mehreren Schildern „Parkplatzordnung“<br />

zu lesen – zunächst nichts ungewöhnliches.<br />

Erst nach dem Gespräch mit den internationalen<br />

Fachkräften des Unternehmens wird klar: ja,<br />

irgendwie ist das doch typisch <strong>deutsch</strong>. In unserem<br />

L<strong>an</strong>d ist eben alles geregelt, gerne auch in<br />

doppelter und dreifacher Ausführung. Nichts wird<br />

dem Zufall überlassen. Warum das Fachkräfte aus<br />

dem Ausl<strong>an</strong>d dennoch nicht abschreckt, haben uns<br />

Hossam, Ashfag und Nikunj erzählt.<br />

Nikunj<br />

Ashfaq<br />

Hossam<br />

Photos: iFD GmbH<br />

12


1990 als Entwicklungsdienstleiter für die<br />

Intralogistik gegründet, zählt die iFD Group<br />

heute zu einer festen Größe im Bereich<br />

Logistiksoftware. Ob Lagerverwaltung,<br />

Materialflusssteuerung und Staplerleitsysteme<br />

– das Unternehmen entwickelt für<br />

automatisierte und m<strong>an</strong>uelle Bereiche der<br />

Intralogistik in Industrie und H<strong>an</strong>del modular<br />

aufgebaute Anwendungen. Diese lassen<br />

sich in nahezu jedes logistische Umfeld<br />

integrieren und zeichnen sich durch eine<br />

intuitive Bedienung aus. Unternehmen wie<br />

BMW, Audi, Komsa, Siemens oder Schnellecke<br />

Logistics bauen auf das Know-how<br />

der mehr als 100 Mitarbeitenden der iFD<br />

Group mit Hauptsitz in <strong>Chemnitz</strong>. Und dieses<br />

Know-how verkörpern zu zehn Prozent<br />

auch internationale Fachkräfte, die auf<br />

g<strong>an</strong>z unterschiedliche Weise den Weg ins<br />

Unternehmen finden.<br />

Der aus Ägypten stammende Werksstudent<br />

Hossam wurde beispielsweise<br />

von einem technischen Firmenpartner<br />

aus Karlsruhe empfohlen, wo sich der<br />

heute 45-jährige auf einer Karrieremesse<br />

vorstellte. „Es ist bereits mein zweiter<br />

Aufenthalt in Deutschl<strong>an</strong>d. Das erste Mal<br />

bin ich 2012 als Stipendiat im Rahmen<br />

einer Kooperation zwischen Ägypten und<br />

Deutschl<strong>an</strong>d hierhergekommen.“ Nach<br />

seinem Master-Studium in Kassel zog es<br />

ihn zunächst zurück in die Heimat, wo er<br />

jahrel<strong>an</strong>g als Projektm<strong>an</strong>ager arbeitete.<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, das „L<strong>an</strong>d der Ideen“, ließ ihn<br />

aber nie endgültig los. „Mich hat immer beeindruckt,<br />

dass <strong>deutsch</strong>e Unternehmen in<br />

die Zukunft denken und sich nicht auf dem<br />

Erreichten ausruhen.“ Eine Eigenschaft, die<br />

auch Hossam mitbringt. Sein Interesse <strong>an</strong><br />

den Zukunftsthemen Big Data und Künstliche<br />

Intelligenz führte ihn schließlich <strong>an</strong><br />

die Fakultät für Wirtschaftsinformatik der<br />

Hochschule Furtw<strong>an</strong>gen. Seine Bachelor-Arbeit<br />

schreibt er seit Sommer 2023<br />

für ein Jahr l<strong>an</strong>g bei der iFD GmbH. Für<br />

Hossam steht fest: „Meine Zukunft liegt in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d. Dafür muss ich noch mein<br />

Deutsch verbessern“, schmunzelt er fast<br />

entschuldigend unter seinem Basecap<br />

hervor.<br />

„Das gilt umgekehrt übrigens auch für<br />

uns“, ergänzt Prokuristin Sus<strong>an</strong>n Erkm<strong>an</strong>n.<br />

„Die Ankunft unserer Werksstudenten<br />

haben wir vor Kurzem zum Anlass genommen,<br />

English-Days einzuführen – drei<br />

Tage im Monat, <strong>an</strong> denen ausschließlich<br />

Englisch bei uns gesprochen wird.<br />

Wir org<strong>an</strong>isieren außerdem regelmäßig<br />

Englischkurse über die Volkshochschule,<br />

um die Kenntnisse der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zu verbessern oder aufzufrischen.“<br />

Das sei wichtig, um künftig<br />

internationale Märkte erschließen zu<br />

können. Ein multikulturelles Unternehmen,<br />

das Mitarbeiter:innen aus allen Ecken der<br />

Welt beschäftigt, bringe darüber hinaus<br />

einen weiteren Wettbewerbsvorteil mit<br />

sich: „In Kundengesprächen – beispielsweise<br />

im arabischen Raum – ist es immer<br />

etwas <strong>an</strong>deres, wenn sich Muttersprachler<br />

unterein<strong>an</strong>der verständigen. Das schafft<br />

auf Anhieb eine Vertrauensbasis.“<br />

Dieser enorme Wert der internationalen<br />

Fachkräfte sei in vielen Köpfen aber noch<br />

gar nicht <strong>an</strong>gekommen, sagt Hossam<br />

„Viele qualifizierte Leute mit echtem Willen<br />

zur Weiterentwicklung, ziehen weiter, weil<br />

sie sich hier nicht <strong>an</strong>gekommen fühlen.<br />

Das muss sich unbedingt ändern.“ Zudem<br />

sei Deutschl<strong>an</strong>d im Gegensatz zu <strong>an</strong>deren<br />

Ländern unflexibler und komplizierter.<br />

„Vieles könnte schneller und einfacher gehen.<br />

Das L<strong>an</strong>d ist über die Maßen org<strong>an</strong>isiert<br />

und systematisch“, meint Hossam, der<br />

seine Aussage mit einer Anekdote seines<br />

kaputten Kühlschr<strong>an</strong>ks untermauert. „Der<br />

wurde von zwei Leuten inspiziert, bevor<br />

der Dritte ihn schließlich repariert hat. Das<br />

hatte wohl mit Zuständigkeiten zu tun.“<br />

Ashfag muss lachen und nickt zustimmend.<br />

Der 22-jährige Mitbewohner von<br />

Hossam stammt aus Indien und ist ebenfalls<br />

seit Juli 2023 als Werksstudent bei<br />

der iFD GmbH tätig. Neben seiner Bachelor-Arbeit<br />

lernt er das Unternehmen und<br />

die Software im Rahmen vieler kleiner<br />

Projekte kennen. Die <strong>deutsch</strong>e Qualitätsarbeit,<br />

vor allem im Softwarebereich, habe<br />

ihn nach Deutschl<strong>an</strong>d gelockt. Indien hole<br />

in diesem Bereich zwar auf, doch einen<br />

Job zu finden und Geld zu verdienen sei in<br />

seinem Heimatl<strong>an</strong>d wesentlich schwieriger.<br />

Was er <strong>an</strong> seiner aktuellen Wirkungsstätte<br />

schätzt? „Das gute Umfeld und die offene<br />

Kommunikation. Ich habe von Beginn <strong>an</strong><br />

bei allen Fragen Unterstützung erhalten.<br />

Von der Stadt habe ich leider noch gar<br />

nicht viel gesehen, weil ich mit dem Einrichten<br />

unserer Wohnung beschäftigt war.“<br />

Nikunj springt für Ashfag ein und beschreibt<br />

die Stadt als besonders grün und<br />

nicht zu groß oder zu klein. „Sie hat genau<br />

die richtige Größe“, sagt der 30-Jährige. Er<br />

muss es wissen, schließlich hat er im Zuge<br />

seiner Ausbildung schon einige Städte<br />

bereist: Nach einem abgeschlossenen Studium<br />

in Indien folgte 2015 ein Masterstudium<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Er absolvierte währenddessen<br />

ein Praktikum in Fr<strong>an</strong>kfurt,<br />

schrieb seine Abschlussarbeit in Augsburg<br />

und arbeitete <strong>an</strong>schießend bei Siemens in<br />

Stuttgart. Bei iFD unterschrieb er vor zwei<br />

Jahren einen unbefristeten Arbeitsvertrag<br />

und fasste in der Simulation Fuß. Aktuell<br />

bildet sich Nikunj im Bereich der Software-<br />

Entwicklung weiter.<br />

Sus<strong>an</strong>n Erkm<strong>an</strong>n sieht in den internationalen<br />

Fachkräften viel mehr als „nur“ einen<br />

wirtschaftlichen Mehrwert für das Unternehmen.<br />

„Mit ihren g<strong>an</strong>z unterschiedlichen Mentalitäten,<br />

religiösen und kulturellen Hintergründen<br />

haben sie einen positiven Einfluss<br />

auf das Mindset unserer Belegschaft“, weiß<br />

sie aus Erfahrung. „Durch die vielfältigen<br />

Sichtweisen erweitert sich der eigene Erfahrungshorizont<br />

und auch die ein oder <strong>an</strong>dere<br />

l<strong>an</strong>destypische Leckerei wurde hier schon<br />

kredenzt“, erinnert sich Sus<strong>an</strong>n Erkm<strong>an</strong>n<br />

lächelnd. „Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d sind<br />

einfach auf so vielen Ebenen ein Gewinn.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

iFD GmbH<br />

chemnitz.jobs/ifd<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Russl<strong>an</strong>d, Indien, Syrien, Ägypten,<br />

Ukraine, Bulgarien, USA, Moldawien<br />

Bewerbungen in Deutsch, Englisch und Arabisch <strong>an</strong>:<br />

personal@ifd-gmbh.com<br />

9<br />

13


Fotos: Scia Systems GmbH<br />

OBERFLÄCHLICH, ÄTZEND &<br />

VERSTRAHLT ZUM ERFOLG<br />

Wenn es irgendwo richtig glattgeht, d<strong>an</strong>n bei der scia Systems GmbH – und zwar buchstäblich! Denn das Aushängeschild der mehr als 200 Mitarbeiter:innen<br />

ist eine Oberflächenbearbeitung, die so präzise ist, dass selbst die Oberfläche von hochgl<strong>an</strong>zpoliertem Edelstahl in der Nahaufnahme<br />

einem Alpenp<strong>an</strong>orama ähnelt. Zum Vergleich: Besagter Edelstahl hat einen sogen<strong>an</strong>nten Rauheitswert zwischen 0,1 und 0,5 Mikrometern. Bei<br />

der Bearbeitung von ultra-dünnen Schichten auf Siliziumwafern, die beispielsweise für Smartphones benötigt werden, schafft scia Systems glatte<br />

Oberflächen mit einem Höhenunterschied von gerade einmal 0,001 Mikrometern. Das ist ein N<strong>an</strong>ometer oder ein millionstel Millimeter!<br />

14


WEITERE INFOS:<br />

scia Systems GmbH<br />

chemnitz.jobs/scia<br />

Bewerbungen <strong>an</strong>:<br />

Sus<strong>an</strong> Förster, 0371 33561-285<br />

bewerbung@scia-jobs.de<br />

Kein Wunder, dass die Anlagen zur präzisen<br />

Oberflächenbearbeitung weltweit<br />

gefragt sind – von den USA bis China.<br />

Basierend auf Ionenstrahl- und Plasmatechnologien<br />

werden sie für verschiedene<br />

Beschichtungs-, Ätz- und Reinigungsprozesse<br />

eingesetzt, unter <strong>an</strong>derem in<br />

den Industriezweigen Mikroelektronik<br />

und Präzisionsoptik. „Sie können sich<br />

das wie S<strong>an</strong>dstrahlen im N<strong>an</strong>ometerbereich<br />

vorstellen“, erklärt Marketing<br />

M<strong>an</strong>agerin M<strong>an</strong>dy Eckert. So werden<br />

beispielsweise alle 798 Segmente des<br />

Hauptspiegels im weltweit größten<br />

Teleskop in Chile mit Anlagen von scia<br />

Systems bearbeitet. Für Augmented-<br />

Reality-Brillen ätzen die Maschinen des<br />

Unternehmens feinste optische Gitter<br />

ins Glas und auch in der Medizin kommt<br />

das Know-how zum Tragen – unter<br />

<strong>an</strong>derem bei der Beschichtung von<br />

sogen<strong>an</strong>nten Stents, medizinischen<br />

Impl<strong>an</strong>taten aus Metall. „Wir behaupten<br />

sogar, dass 99,9 Prozent der <strong>Chemnitz</strong>er:innen<br />

schon ein Smartphone in<br />

der H<strong>an</strong>d hielten, dessen Bauteile über<br />

unsere Maschinen gelaufen sind“, sagt<br />

M<strong>an</strong>dy Eckert selbstbewusst. Diese Maschinen<br />

mit der Bezeichnung scia Trim<br />

200 sorgen in der Halbleiterfertigung<br />

für eine größere Ausbeute der Grundplatten<br />

(Wafer) und sind gleichzeitig der<br />

Verkaufsschlager des Unternehmens.<br />

Für <strong>an</strong>dere Industriebereiche können<br />

die scia Systems-Maschinen gut und<br />

gerne auch mal bis zu 15 Meter l<strong>an</strong>g und<br />

60 Tonnen schwer sein. Im Durchschnitt<br />

verlassen jedes Jahr 40 Anlagen die<br />

Produktion. Vor Ort am St<strong>an</strong>dort <strong>an</strong> der<br />

Clemens-Winkler-Straße sei das vergleichsweise<br />

junge Unternehmen zwar<br />

noch nicht auf internationale Fachkräfte<br />

<strong>an</strong>gewiesen, doch die Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmen im Ausl<strong>an</strong>d spiele<br />

dennoch eine entscheidende Rolle:<br />

„Weltweit übernehmen 17 Verkaufspartner<br />

den Vertrieb, vertreten uns auf<br />

Messen und kümmern sich auch mit<br />

Service-Kräften um die internationalen<br />

Projekte.“ Der Vorteil dieser Zusammenarbeit:<br />

„Unsere Partner kennen die<br />

regionalen und lokalen Gepflogenheiten<br />

vor Ort. Ein Verkaufsgespräch in China<br />

unterscheidet sich beispielsweise enorm<br />

von einer Unternehmensvorstellung<br />

in der Türkei.“ Doch auch wenn sich<br />

die Zusammenarbeit mit internationalen<br />

Fachkräften derzeit noch auf das<br />

Ausl<strong>an</strong>d beschränkt, beobachtet scia<br />

Systems den hiesigen Arbeitsmarkt<br />

sehr genau. Vor allem im h<strong>an</strong>dwerklichen<br />

und im IT-Bereich könne es mehr<br />

Nachwuchs geben. Dass offene Stellen<br />

am <strong>Chemnitz</strong>er St<strong>an</strong>dort künftig mit<br />

Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d besetzt<br />

werden, sei deshalb nicht ausgeschlossen,<br />

betont M<strong>an</strong>dy Eckert. „Die größten<br />

Herausforderungen sehen wir dabei in<br />

Qualifikation und Sprachbarrieren. Zur<br />

Verständigung in der Belegschaft und<br />

mit Kund:innen sind gute Deutschkenntnisse<br />

unbedingt erforderlich.“ Um den<br />

Fachkräftebedarf auch in Zukunft zu<br />

stemmen, bildet scia Systems übrigens<br />

künftige Industriemech<strong>an</strong>iker:innen<br />

und Mechatroniker:innen selber aus.<br />

Ab dem Ausbildungsjahr <strong>2024</strong> kommen<br />

Fachkräfte für Lagerlogistik hinzu.<br />

Und wer einmal im Unternehmen Fuß<br />

fasst, bleibt sehr wahrscheinlich auch<br />

länger: „Wir haben in der Belegschaft<br />

wenig Fluktuation“, sagt M<strong>an</strong>dy Eckert<br />

stolz. „Das liegt am guten Mitein<strong>an</strong>der,<br />

den hierarchiearmen Strukturen und<br />

kurzen Wegen. Darüber hinaus tragen<br />

Urlaubs- und Weihnachtsgeld, eine<br />

eigene K<strong>an</strong>tine und familienfreundliche,<br />

flexible Arbeitszeiten zur Zufriedenheit<br />

der Mitarbeiter:innen bei.“ Und wenn<br />

sich die Gelegenheit ergibt, werde auch<br />

mal gemeinsam gefeiert. Soviel sei verraten:<br />

Solche Gelegenheiten gibt es bei<br />

scia Systems genug.<br />

15


Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter, AWO <strong>Chemnitz</strong><br />

„ICH ARBEITE MIT<br />

DEM GANZEN HERZEN“<br />

Die Ausbildung zur Pflegefachkraft ist vielseitig, abwechslungsreich und erfordert viel<br />

Hingabe für die Sache. Anhaltender Fachkräftem<strong>an</strong>gel im Bereich der Pflege machen<br />

Menschen mit abgeschlossener Ausbildung zu den Retter:innen der Stunde, denn auch<br />

der demografische W<strong>an</strong>del lässt die Uhren hier nicht stillstehen. Visel Bozhigi hat als<br />

internationaler Azubi seine Ausbildung bei der AWO <strong>Chemnitz</strong> im März 2023 abgeschlossen<br />

und berichtet im Gespräch von seinem Werdeg<strong>an</strong>g.<br />

Visel Bozhigi ist 31 Jahre, dreifacher Vater<br />

und Pfleger mit Herzblut. Er trägt eine rote<br />

Pflegebluse, eine weiße Hose und eine k<strong>an</strong>tige<br />

Brille. Heute ist er 4 Uhr aufgest<strong>an</strong>den.<br />

Er kommt aus Alb<strong>an</strong>ien, wo er eine Saison<br />

im Drittliga-Fußballverein Sopoti Librazhd<br />

spielte. Nach einer Verletzung versuchte er<br />

sich rund ein Jahr als Trainer und kam 2018<br />

nach Deutschl<strong>an</strong>d. Etwa zwei Jahre arbeitete<br />

er hier auf Montage. Um mehr Zeit mit<br />

seiner Familie zu verbringen, entschied er<br />

sich 2020 für die Ausbildung bei der AWO.<br />

Er ist der Inbegriff eines Familienmenschen:<br />

er liebt seine Kinder, seine Frau und deren<br />

Wohl ist Visels höchstes Gut. Doch gleiches<br />

gilt auch für seine Bewohner:innen.<br />

„Wenn ich auf der Arbeit bin, fühle ich mich,<br />

als wäre ich in meinem Haus mit meinen<br />

Bewohnern. Ich fühle mich hier wie in einer<br />

Familie und versuche, das Dasein aller Bewohner<br />

hier besser zu machen“, so Visel<br />

Bozhigi. Auf der Kurzzeitpflegestation ist das<br />

Mitein<strong>an</strong>der ein sehr schönes: Es werden<br />

viele Späße gemacht, erst heute hat er mit<br />

den Bewohner:innen gesungen und nach<br />

einer längeren Kr<strong>an</strong>kschreibung wurde<br />

er zahlreich vermisst. Die Bewohner:innen<br />

mögen Visel, da er ihnen das Gefühl gibt,<br />

nicht allein zu sein. Beiläufig sagt er mit<br />

einer sympathischen Selbstverständlichkeit:<br />

„Ich sehe das nicht nur als eine Arbeit, ich<br />

arbeite mit dem g<strong>an</strong>zen Herzen“.<br />

Über seine erfolgreiche Ausbildung spricht<br />

Visel Bozhigi retrospektiv sehr positiv. Als<br />

einziger internationaler Azubi in seinem<br />

Jahrg<strong>an</strong>g erhielt er stets viel Unterstützung<br />

von Kolleg:innen, Mitschüler:innen und dem<br />

Praxis<strong>an</strong>leiter der AWO. Während <strong>an</strong>dere<br />

WEITERE INFOS:<br />

AWO - Arbeiterwohlfahrt<br />

<strong>Chemnitz</strong><br />

chemnitz.jobs/awo<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Bulgarien, Tunesien, Irak, Griechenl<strong>an</strong>d, Ir<strong>an</strong>, Syrien,<br />

Brasilien, Türkei, russische Förderation, Vietnam, Polen,<br />

Kuba, Senegal, Indien<br />

Bewerbungen in Deutsch min. B2 Niveau:<br />

bewerbung@awo-chemnitz.de<br />

Mitazubis lediglich ihre Prüfungen schreiben<br />

mussten, kümmerte sich Visel nebenbei<br />

noch um Papierkram zur Verlängerung<br />

seines Aufenthaltstitels. Kaum ein Beruf ist<br />

so sinnstiftend, wie der einer Pflegefachkraft.<br />

Und besonders wenn Beruf und die<br />

eigene Berufung mitein<strong>an</strong>der H<strong>an</strong>d in H<strong>an</strong>d<br />

gehen, arbeitet m<strong>an</strong> wie Visel – mit dem<br />

g<strong>an</strong>zen Herzen.<br />

Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

14<br />

16


„Ich musste immer wieder erklären, dass m<strong>an</strong> P<strong>an</strong>i Puri mit<br />

den Händen isst. M<strong>an</strong> muss die Teigtaschen mit den Soßen<br />

füllen und d<strong>an</strong>n schnell reinbeißen“, lacht Priyal Narola. „Als<br />

ich meinem Vater Zuhause erzählt habe, dass das niem<strong>an</strong>d<br />

wusste, konnte er sich das gar nicht vorstellen.” Anlässlich<br />

des kulinarischen Get Together seiner Firma, hat der<br />

Ingenieur für Prozessentwicklung sein liebstes indisches<br />

Streetfood zubereitet: Knusprige, frittierte Teigbällchen aus<br />

Weizenmehl, Maisstärke und Grieß (P<strong>an</strong>i), die mit einem<br />

mehr oder weniger flüssigen Curry (Puri) gefüllt werden.<br />

alle ausländischen Mitarbeitenden der<br />

Sprache so mächtig, dass sie in jeder<br />

Situation uneingeschränkt kommunizieren<br />

können. „D<strong>an</strong>n ist es schon hilfreich,<br />

wenn m<strong>an</strong> ein bisschen Englisch k<strong>an</strong>n.“<br />

[HINDI: GUTEN<br />

APPETIT!]<br />

Es war das erste Event dieser Art, das<br />

die Firma 3D-Micromac ver<strong>an</strong>staltet<br />

hat: Internationale Spezialitäten statt<br />

wie sonst Rostbratwurst vom Grill. Jeder<br />

der internationalen Mitarbeitenden, der<br />

teilnehmen wollte, erhielt arbeitsfreie Zeit<br />

und ein kleines Budget, um entweder zu<br />

kochen oder ein Lieblingsessen in einem<br />

Restaur<strong>an</strong>t zu besorgen. „Schließlich<br />

kocht nicht jeder gern”, fügt Personalreferentin<br />

Maria Göbel hinzu. Seit 2022<br />

kümmert sie sich vorr<strong>an</strong>gig um die interkulturellen<br />

Begegnungen und die Integration<br />

der internationalen Mitarbeitenden<br />

- schließlich ist ihre Zahl bei 3D-Micromac<br />

nicht gering: Insgesamt 21 der 197 Angestellten<br />

kommen aus dem Ausl<strong>an</strong>d.<br />

Gemeinsam entwickeln sie Lasersysteme,<br />

die Photovoltaik-Zellen für Satelliten<br />

oder Gläser für AR-Brillen schneiden,<br />

mikrofeine Löcher in Filter bohren und<br />

auch sonst jede Arbeit übernehmen, <strong>an</strong><br />

der <strong>an</strong>dere herkömmliche Werkzeuge<br />

wegen m<strong>an</strong>gelnder Präzision scheitern.<br />

„Die Maschinen, die wir entwickeln,<br />

finden ihren Einsatz in der Regel bei der<br />

Herstellung von Produkten und Technologien,<br />

die erst 2030, 2035, 2040 auf<br />

den Markt kommen werden“, fügt Maria<br />

Göbel sichtlich stolz hinzu.<br />

Um auch als Unternehmen selbst<br />

so zukunftsfähig zu bleiben wie ihre<br />

Technologien, hat 3D-Micromac die<br />

Internationalisierung längst als Ch<strong>an</strong>ce<br />

im allgegenwärtigen Kampf gegen den<br />

Fachkräftem<strong>an</strong>gel erk<strong>an</strong>nt – was gleichbedeutend<br />

heißt, eine Arbeitskultur zu<br />

schaffen, in der sich Mitarbeitende jeder<br />

Herkunft wohlfühlen. Laut Priyal Narola<br />

macht 3D-Micromac hier schon vieles<br />

richtig: „Die Arbeitsweise ist <strong>an</strong>ders als in<br />

Indien. Hier gibt es eine flache Hierarchie.<br />

Ich habe mehr Freiraum, meine Ideen<br />

und Vorschläge einzubringen. Das sorgt<br />

auch für ein freundliches und unterstützendes<br />

Mitein<strong>an</strong>der und eine entsp<strong>an</strong>nte<br />

Arbeitsatmosphäre.” Gleichzeitig achtet<br />

Maria Göbel darauf, dass neu eingestellte<br />

Personen möglichst ein paar grundlegende<br />

Englisch-Skills mitbringen. Die<br />

Unternehmenssprache sei zwar nach<br />

wie vor Deutsch, jedoch seien noch nicht<br />

Aktuell pl<strong>an</strong>t sie bereits das nächste kulinarische<br />

Get Together und trägt Ideen<br />

zusammen - „schließlich können wir jetzt<br />

nicht jedes Mal unsere Internationals kochen<br />

lassen“. Auch wenn es sicher einige<br />

gibt, die gern ein weiteres Gericht von<br />

Priyal Narola probieren würden. „Vielleicht<br />

lassen wir das nächste Mal ja die<br />

Kollegen aus Bayern kochen.“ (lacht)<br />

WEITERE INFOS:<br />

3D‐Micromac AG<br />

chemnitz.jobs/3d<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, China, Indien, Ir<strong>an</strong>, Kasachst<strong>an</strong>,<br />

Russl<strong>an</strong>d, Ukraine, Syrien, Tschechische Republik,<br />

Tunesien, Türkei, USA<br />

Bewerbungen in Deutsch oder Englisch <strong>an</strong>:<br />

jobs@3d-micromac.com<br />

Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

12<br />

17


INDIVIDUELLE WILLKOMMENS-<br />

PAKETE & BUDDIES<br />

AUF AUGENHÖHE<br />

18<br />

Fotos: Staffbade<br />

WÄHREND VIELE UNTERNEHMEN DERZEIT LANGSAM<br />

BEGINNEN, IHRE PERSONELLEN FÜHLER INTER-<br />

NATIONAL AUSZURICHTEN, GEHÖRT STAFFBASE ZU<br />

DEN VORREITERN AUF DIESEM GEBIET.


Das liegt quasi in der Natur des Unternehmens,<br />

dass <strong>2024</strong> zwar erst sein<br />

zehnjähriges Gründungsjubiläum begeht,<br />

aber bereits in sieben weiteren<br />

Ländern vertreten ist – neben Deutschl<strong>an</strong>d<br />

in den Niederl<strong>an</strong>den, Großbrit<strong>an</strong>nien,<br />

Finnl<strong>an</strong>d, Schweden, den USA<br />

sowie in K<strong>an</strong>ada und Australien. Weltweit<br />

mehr als 700 Mitarbeiter:innen arbeiten<br />

<strong>an</strong> der von Staffbase entwickelten<br />

Kommunikations plattform, die Unternehmen<br />

und ihre Mitarbeiter:innen verbindet<br />

– am Desktop, via E-Mail, Chat oder<br />

über eine App. Allein der <strong>Chemnitz</strong>er<br />

St<strong>an</strong>dort zählt 165 Mitarbeitende, darunter<br />

internationale Fachkräfte aus 14<br />

Nationen. Mit Begriffen wie Aufenthaltsund<br />

Niederlassungserlaubnis, Blaue<br />

Karte EU oder Visum kennt sich Marie<br />

Friedrich, Leiterin Personal, deshalb<br />

bestens aus. „Trotzdem ist die Eingliederung<br />

in die hiesige Arbeitswelt immer ein<br />

zäher und aufreibender Prozess. Monatel<strong>an</strong>ges<br />

Warten auf die Arbeitserlaubnis<br />

ist keine Ausnahme, sondern die Regel.“<br />

Sie weiß auch: „Damit ist es jedoch nicht<br />

get<strong>an</strong>. Unsere Willkommenskultur endet<br />

nicht am Arbeitsplatz, sondern erstreckt<br />

sich auch darüber hinaus. Das heißt, wir<br />

bieten einen sogen<strong>an</strong>nten Relocation-<br />

Service <strong>an</strong> und schnüren individuelle<br />

Pakete, die unter <strong>an</strong>derem Hilfe im Falle<br />

eines Umzugs oder bei der Suche nach<br />

Kita- und Schulplätzen für die Kinder<br />

beinhalten. Themen wie Kr<strong>an</strong>kenkasse,<br />

Versicherungen und Spracherwerb<br />

spielen dabei ebenso eine Rolle. Eine Einbindung<br />

in den Alltag ist ein wesentlicher<br />

Schritt zur vollständigen Integration.“<br />

Auch beim Onboarding, der zielgerichteten<br />

Integration neuer Mitarbeiter ins<br />

Unternehmen, wird bei Staffbase nichts<br />

dem Zufall überlassen. Sogen<strong>an</strong>nte<br />

Buddies stehen den neuen Teammitgliedern<br />

als direkte Ansprechpartner:innen<br />

zur Seite und machen sie mit allen<br />

wichtigen Informationen vertraut. Sie<br />

agieren ähnlich wie Mentor:innen – aber<br />

auf Augenhöhe. Dabei unterscheidet<br />

Staffbase zwei Arten von Buddies: Role<br />

Buddies kommen in der Regel aus demselben<br />

Team oder ähnlichen Funktionen<br />

und erläutern das direkte Arbeitsumfeld.<br />

Culture Buddies dagegen helfen den<br />

neuen Mitarbeitenden, die Vision, Kultur<br />

und Strategie des Unternehmens zu<br />

verstehen. Dabei komme es nicht selten<br />

vor, dass auch kulturelle Eigenheiten<br />

der Deutschen einer Erklärung bedürfen,<br />

wie Marie Friedrich erzählt: „Eine<br />

indische Mitarbeiterin, deren Tochter vor<br />

der Einschulung st<strong>an</strong>d, konnte mit dem<br />

Zuckertüten-Brauch nichts <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen.<br />

Damit die Kleine am ersten Schultag<br />

nicht das einzige Kind ohne Schultüte<br />

ist, leisteten unsere Eltern im Unternehmen<br />

wichtige Aufklärungsarbeit“, lacht<br />

die Personalleiterin und ergänzt: „Auch<br />

gemeinsame Office-Events helfen beim<br />

Kennenlernen und bei der Vernetzung<br />

unterein<strong>an</strong>der – mal <strong>an</strong> der Softeis-Maschine,<br />

mal bei einer Tüte Popcorn oder<br />

bei einer großen Halloween-Party.“ Auf<br />

Weihnachtsfeiern im klassischen Sinne<br />

verzichte m<strong>an</strong> jedoch, um den religiösen<br />

Hintergrund aller Mitarbeiter:innen<br />

zu respektieren. „Dafür feiern wir eine<br />

Holiday-Party, unabhängig von Religion<br />

und Glauben.“ Unternehmen, die sich mit<br />

ihrem Personal ebenso international aufstellen<br />

möchten, rät sie: „Einfach machen<br />

und nicht auf wegweisende politische<br />

Veränderungen hoffen. Diversität in der<br />

Belegschaft bringt viele verschiedene<br />

Perspektiven, Fähigkeiten und kulturelle<br />

Einflüsse mit, die die Kreativität und<br />

Innovationskraft fördern.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Staffbase GmbH<br />

chemnitz.jobs/staffbase<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Alb<strong>an</strong>ien, Tschechei, Ägypten, Fr<strong>an</strong>kreich,<br />

Indien, Indonesien, Kasachst<strong>an</strong>, Kirgist<strong>an</strong>, Lettl<strong>an</strong>d,<br />

Morocco, Pakist<strong>an</strong>, Romänien, Russische Förderation, USA<br />

Bewerbungen in Deutsch oder Englisch <strong>an</strong>:<br />

www.staffbase.com/jobs<br />

15<br />

19


„AUF DIE GEMEINSAMEN<br />

WERTE KOMMT ES AN“<br />

Das persönliche Gespräch mit einer Geschäftsführerin fördert m<strong>an</strong>chmal mehr zutage als Informationen rund um die<br />

Firmenphilosophie. Es löst auch so m<strong>an</strong>ches Rätsel. Warum am Empf<strong>an</strong>g der DELTA BARTH Systemhaus GmbH in Limbach-<br />

Oberfrohna ein riesengroßer Korb, gefüllt mit Nashi-Birnen steht, zum Beispiel. „G<strong>an</strong>z einfach, ich bin L<strong>an</strong>dwirtin im Nebenerwerb<br />

und teile gerne“, lacht Annett Barth, die im Hauptberuf als Geschäftsführerin das 2011 von ihrem Vater gegründete<br />

IT-Unternehmen leitet.<br />

Fotos: DELTA BARTH Systemhaus GmbH<br />

Was 1990 mit Vertrieb von Computertechnik<br />

beg<strong>an</strong>n, unterstützt heute<br />

Unternehmen bei der Optimierung von<br />

ANNETT BARTH, GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

digitalen, firmeninternen Prozessen –<br />

<strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen beim PC-Arbeitsplatz bis<br />

hin zum Aufbau komplexer Netzwerke.<br />

Die eigene Kernsoftware DELECO®<br />

verbindet dabei alle Abteilungen eines<br />

Unternehmens – insbesondere in den<br />

Br<strong>an</strong>chen Maschinen- und Anlagenbau<br />

– und vernetzt Daten, Informationen<br />

und Arbeitsabläufe gewinnbringend<br />

mitein<strong>an</strong>der. Hinter den br<strong>an</strong>chenspezifischen<br />

Lösungen stehen 65 schlaue<br />

Köpfe, die DELTA BARTH nicht nur mit<br />

ihrer Arbeitskraft, sondern vor allem<br />

mit ihren individuellen Persönlichkeiten<br />

bereichern. Wir wollten mehr wissen und<br />

trafen Annett Barth zum Interview.<br />

Wie gefragt das Know-how der DELTA<br />

BARTH Systemhaus GmbH ist, lässt sich<br />

nicht zuletzt <strong>an</strong> Ihren Mitarbeiterzahlen<br />

ablesen: Seit 2011 hat sich die Anzahl von<br />

30 auf 65 mehr als verdoppelt. Das ist vor<br />

dem Hintergrund des steigenden Fachkräftem<strong>an</strong>gels<br />

nicht selbstverständlich.<br />

Viele Unternehmen spüren den M<strong>an</strong>gel<br />

<strong>an</strong> Fachpersonal deutlich. Das geht uns<br />

ähnlich, jedoch haben wir das Glück,<br />

dass zahlreiche Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer in der Verg<strong>an</strong>genheit<br />

über Empfehlungen auf uns aufmerksam<br />

geworden sind. Das macht uns stolz und<br />

spricht für unsere Unternehmenskultur.<br />

Mitarbeiter:innen schätzen besonders,<br />

dass unser Familienbetrieb in einer Zeit<br />

des W<strong>an</strong>dels kontinuierlich und beständig<br />

bleibt. Zur Beständigkeit zählt am<br />

Ende auch die Besonderheit, dass unsere<br />

Entwickler:innen die gesamte Prozesskette<br />

bis zur Inbetriebnahme der auf<br />

die jeweiligen Wünsche <strong>an</strong>gepassten<br />

Software mitgestalten. So eine Plattform,<br />

auf der Kundenwünsche zielgerichtet<br />

umgesetzt werden können, findet m<strong>an</strong><br />

nicht überall.<br />

Ist das der Grund, warum Ihre Mitarbeiter:innen<br />

über Jahre und sogar Jahrzehnte<br />

dem Unternehmen treu bleiben?<br />

(lacht). Das und unser Firmenkoch<br />

„Goldi“, der seit 25 Jahren die leckersten<br />

Menüs zaubert. Eine firmeninterne Umfrage<br />

hat wirklich ergeben, dass unsere<br />

hauseigene Küche g<strong>an</strong>z oben auf der<br />

Liste der beliebtesten Benefits steht. Um<br />

20


das Mittagessen muss sich also niem<strong>an</strong>d<br />

Ged<strong>an</strong>ken machen. Aber auch das<br />

E-Bike-Leasing und die Zuschüsse für<br />

ÖPNV und Kita tragen ein Stück weit zur<br />

Zufriedenheit unserer Mitarbeiter:innen<br />

bei. Und donnerstags ist bei uns generell<br />

Home-Office-Tag. Das ist eine zusätzliche<br />

Entlastung für Kolleginnen und Kollegen,<br />

die teilweise bis zu 50 Kilometer l<strong>an</strong>ge<br />

Arbeitswege zurücklegen müssen. Das<br />

Arbeiten von zu Hause aus ist auch<br />

öfters möglich. Allerdings legen wir Wert<br />

darauf, dass mehr als 50 Prozent der<br />

Arbeitszeit im Unternehmen stattfindet.<br />

Denn wenn sich Mitarbeiter nur noch<br />

über Online-Sitzungen austauschen und<br />

die Unternehmenskultur nicht hautnah<br />

miterleben, wird der Arbeitsplatz irgendw<strong>an</strong>n<br />

beliebig.<br />

Inwiefern sind junge Auszubildende ein<br />

Teil dieser Firmenkultur?<br />

Die Förderung von Nachwuchstalenten<br />

ist ein fester Best<strong>an</strong>dteil unserer Philosophie.<br />

Wir bieten jährlich Ausbildungsplätze<br />

zu Fachinformatiker:innen für<br />

Anwendungsentwicklung sowie zu Fachinformatiker:innen<br />

für Systemintegration<br />

<strong>an</strong>. Darüber hinaus sind wir von Anf<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> Praxispartner der Berufsakademie<br />

Glauchau. Die Professor:innen kennen<br />

und schätzen uns, weil sie wissen, dass<br />

die neuen Teammitglieder bei uns g<strong>an</strong>z<br />

im Sinne eines Familienunternehmens<br />

praxisnah begleitet werden. Sie werden<br />

von Beginn ihres dualen Studiums <strong>an</strong> in<br />

alle Arbeitsprozesse einbezogen. Neben<br />

einem Ausbildungsver<strong>an</strong>twortlichen gibt<br />

es bei uns außerdem einen org<strong>an</strong>isatorischen<br />

Ansprechpartner und fachliche<br />

Mentoren – diese Kombination hat sich<br />

über die Jahre hervorragend etabliert.<br />

Die DELTA BARTH Systemhaus GmbH<br />

betreut <strong>deutsch</strong>l<strong>an</strong>dweit rund 300 Unternehmen.<br />

Überlegen Sie m<strong>an</strong>chmal, die<br />

Fühler auch über die Grenzen hinaus<br />

auszustrecken?<br />

In der Tat, solche Überlegungen gab es<br />

immer mal wieder. Für die Zukunft k<strong>an</strong>n<br />

ich das nicht ausschließen, doch zurzeit<br />

macht es für uns keinen Sinn, zu exp<strong>an</strong>dieren.<br />

Wir sind ein Unternehmen zum<br />

Anfassen und wollen das auch bleiben.<br />

Das heißt, wir betreuen unsere Anwender:innen<br />

nicht nur am Telefon, sondern<br />

besuchen sie für den technischen Support<br />

in der Regel auch vor Ort.<br />

Heißt das auch, dass internationale Fachkräfte<br />

für DELTA BARTH noch kein Thema<br />

sind?<br />

Wir beschäftigen zwar Mitarbeiter mit<br />

ausländischen Wurzeln, aber das hat sich<br />

über die eing<strong>an</strong>gs erwähnten Empfehlungen<br />

ergeben. Aktiv gesucht haben<br />

wir noch nicht. Unsere internationalen<br />

Fachkräfte stammen aus Bulgarien<br />

und Indien, sind jedoch seit Jahren<br />

in der Region verwurzelt und fühlen<br />

sich <strong>an</strong>gekommen. Sie legen Wert auf<br />

ein l<strong>an</strong>gfristiges Arbeitsverhältnis und<br />

schätzen das familiäre Umfeld unseres<br />

Unternehmens. Darüber hinaus überzeugen<br />

sie durch ihre Expertise und bringen<br />

sich als Teamplayer ein. Darauf legen wir<br />

übrigens auch bei unseren <strong>deutsch</strong>en<br />

Fachkräften großen Wert. Wenn m<strong>an</strong><br />

unterein<strong>an</strong>der direkt und auf Augenhöhe<br />

kommunizieren k<strong>an</strong>n, fühlt m<strong>an</strong> sich<br />

im Unternehmen gut aufgehoben. Das<br />

ist auch der Grund, warum ich mich mit<br />

Stellenausschreibungen recht schwertue.<br />

Das reine Abklopfen von Qualifikationen<br />

sagt nichts über Bewerber:innen aus. Ich<br />

schaue mir Menschen lieber persönlich<br />

<strong>an</strong> und bekomme so ein Gespür dafür, <strong>an</strong><br />

welchen Stellen im Unternehmen sie sich<br />

am besten entfalten können.<br />

Vielen D<strong>an</strong>k für das freundliche Gespräch.<br />

Gerne.<br />

WEITERE INFOS:<br />

DELTA BARTH<br />

Systemhaus GmbH<br />

chemnitz.jobs/delta-barth<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Bulgarien, Indien<br />

Bewerbungen <strong>an</strong> Annett Barth, Geschäftsführerin:<br />

bewerbungen@delta-barth.de<br />

3<br />

21


DIE REVOLUTION DES<br />

BEWERBUNGSPROZESSES<br />

Im Business Village <strong>an</strong> der Beckerstraße<br />

13 kommt zusammen, was in einer Sharing<br />

Economy zusammengehört: Hochmoderne<br />

Büro- und Konferenzräume für<br />

Unternehmen, Start-Ups und Coworker,<br />

entworfen und gestaltet von der Bürol<strong>an</strong>d<br />

GmbH treffen auf die digitalen Workplace<br />

Solutions der e-dox GmbH. Was nicht<br />

fehlen darf sind die passenden Hum<strong>an</strong><br />

Resources, die das Business Village mit<br />

Leben füllen. Doch die Firma App Concept<br />

wollte nicht einfach nur das nächste Jobportal<br />

entwickeln...<br />

ALIF KHAN<br />

22


Was Recruiting und Online-Dating gemeinsam<br />

haben? Die Suche nach dem<br />

perfekten Match! Mit JobsNavi ist es<br />

App Concept nicht nur gelungen, den<br />

Bewerbungsprozess zu revolutionieren,<br />

sondern sich dabei auch gleich<br />

selbst als Best Case auszuzeichnen.<br />

Basierend auf KI funktioniert JobsNavi<br />

wie eine Dating App - multilingual und<br />

damit international. Der Fokus liegt<br />

vorr<strong>an</strong>gig auf IT-Fachkräften für den<br />

Mittelst<strong>an</strong>d. Allein in B<strong>an</strong>gladesch sind<br />

derzeit etwa 400 Professionals registriert,<br />

die aktiv Jobs in Europa und<br />

Deutschl<strong>an</strong>d suchen. Auf diese Weise<br />

findet App Concept auch seine eigenen<br />

Mitarbeitenden - unter <strong>an</strong>derem Alif<br />

Kh<strong>an</strong> aus Dhaka. Nach seinem Bachelor<br />

in B<strong>an</strong>gladesch recherchiert er<br />

nach Universitäten, die einen Master in<br />

Automotive Software Engineering <strong>an</strong>bieten<br />

und stößt so auf die TU <strong>Chemnitz</strong>.<br />

Mit Ende des Studiums beginnt<br />

er nach Jobs zu suchen und wird auf<br />

JobsNavi aufmerksam: “It was a lucky<br />

coincidence, that we met!”, erzählt er.<br />

Um Alif Kh<strong>an</strong> eine Perspektive im<br />

Unternehmen zu geben und ihm das<br />

Bleiben zu erleichtern, packt Chef<br />

Uwe Thuß auch gern persönlich <strong>an</strong>: So<br />

begleitete er seinen neuen Mitarbeiter<br />

nicht nur für die Be<strong>an</strong>tragung der<br />

Blue Card zur Einw<strong>an</strong>derungsbehörde,<br />

sondern half auch dabei, eine passende<br />

Wohnung zu finden und schließlich<br />

auch die Möbel umzuziehen. Heute, ein<br />

knappes Jahr später, spricht Uwe Thuß<br />

bereits über eine zukünftige Firmenbeteiligung<br />

von Alif Kh<strong>an</strong> als eingetragener<br />

Gesellschafter. Die letzte Hürde,<br />

die es noch zu meistern gilt, ist die<br />

<strong>deutsch</strong>e Sprache: Erst das Level B1<br />

wird dem B<strong>an</strong>gladescher den dauerhaften<br />

Wohnsitz in <strong>Chemnitz</strong> gar<strong>an</strong>tieren.<br />

Doch er lacht: B<strong>an</strong>gla, Hindi, Arabisch<br />

- das seien schwere Sprachen.<br />

Deutsch aber, mit seinem lateinischen<br />

Alphabet, sei vergleichsweise leicht.<br />

Die <strong>an</strong>gepasste Unternehmenssprache<br />

ist demnach nur eine der vielen Selbstverständlichkeiten,<br />

mit denen App<br />

Concept das Mitein<strong>an</strong>der mit seinen<br />

internationalen Mitarbeitenden leichter<br />

und vor allem spaßiger machen<br />

will. Auf der Liste stehen außerdem<br />

Firmenevents, gemeinsame Besuche<br />

von Weihnachtsmarkt und Weinfest<br />

oder die Möglichkeit, jederzeit remote<br />

zu arbeiten. Doch so gern Alif Kh<strong>an</strong><br />

auch in seine Heimatstadt Dhaka reist,<br />

um dort für eine Weile die Familie zu<br />

besuchen, so sehr schätzt er auch die<br />

Büroatmosphäre in <strong>Chemnitz</strong>. Trotz<br />

der Freiheit, von Zuhause zu arbeiten,<br />

kommt er jeden Tag ins Business<br />

Village: “I c<strong>an</strong>’t create that atmosphere<br />

at home, working from such <strong>an</strong> office is<br />

extraordinary!” - ein Kompliment mehr<br />

<strong>an</strong> Bürol<strong>an</strong>d und <strong>an</strong> den (internationalen)<br />

Erfolg des Business Village.<br />

Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

WEITERE INFOS:<br />

app-concept.com GmbH<br />

chemnitz.jobs/buerol<strong>an</strong>d<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, B<strong>an</strong>gladesch, Ukraine, Marokko<br />

4<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

info@app-concept.com<br />

23


Fotos: Stadler <strong>Chemnitz</strong> GmbH<br />

GEKOMMEN, UM ETWAS<br />

ZURÜCKZUGEBEN<br />

Als Aliaks<strong>an</strong>tr Filipavets – wir dürfen ihn fort<strong>an</strong> Alex<strong>an</strong>der nennen – im Besprechungsraum der<br />

Stadler <strong>Chemnitz</strong> GmbH auf das Interview wartet, steigt seine Nervosität. Sein Deutsch sei noch<br />

nicht so gut, wie er es sich nach mehr als zwei Jahren Sprachunterricht gewünscht hätte. Seine<br />

Bedenken, er würde nicht alles verstehen, verfliegen allerdings innerhalb weniger Minuten und<br />

vor uns sitzt ein M<strong>an</strong>n, der vor Hoffnung, Lebenslust und einer guten Portion Selbstironie nur so<br />

strotzt. Vielleicht liegt es <strong>an</strong> der Vorfreude auf den Besuch seiner Mutter diese Woche. Vielleicht<br />

ist der 36-Jährige auch einfach nur glücklich darüber, dass er die Strapazen der verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahre zusammen mit seiner Frau und der kleinen Tochter meistern konnte. Alex<strong>an</strong>der stammt<br />

aus Belarus, einem L<strong>an</strong>d, das sich seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2020 stark verändert<br />

hat, wie er erzählt.<br />

24


VOR ALLEM ABER MÖCH-<br />

TE ICH MEINEN BEITRAG<br />

ZUR DEUTSCHEN WIRT-<br />

SCHAFT LEISTEN.<br />

Er sei einer von rund 300.000 Menschen,<br />

die dem L<strong>an</strong>d seitdem den Rücken gekehrt<br />

haben. „Die politische Situation, überteuerte<br />

Preise, kaum Jobs und Korruption – da<br />

wächst der Wunsch nach Veränderung<br />

automatisch.“ Dabei hatte der studierte<br />

Maschinenbauingenieur einen halbwegs<br />

sicheren Job am Stadler-St<strong>an</strong>dort in Minsk:<br />

„Allerdings hat sich die Mitarbeiterzahl<br />

dort seit dem Krieg in der Ukraine mehr<br />

als halbiert – von 1.500 auf 600 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.“ Alex<strong>an</strong>der ergriff<br />

schließlich die Initiative, wollte einen Neustart<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Warum gerade hier?<br />

„Die Schwester meiner Frau arbeitet seit<br />

geraumer Zeit als Ärztin in Deutschl<strong>an</strong>d. Wir<br />

waren oft zu Besuch, lernten bei zahlreichen<br />

Städtetouren das L<strong>an</strong>d kennen und lieben.“<br />

Doch statt innerhalb der Stadler-Gruppe<br />

einfach <strong>an</strong> einen <strong>deutsch</strong>en St<strong>an</strong>dort zu<br />

wechseln, schrieb Alex<strong>an</strong>der zunächst <strong>an</strong><br />

die 300 Bewerbungen – ohne Erfolg. „In den<br />

meisten Fällen st<strong>an</strong>den mir die fehlenden<br />

Deutschkenntnisse im Weg“, sagt er. D<strong>an</strong>n<br />

erhielt er im Sommer 2022 die Ch<strong>an</strong>ce, <strong>an</strong><br />

den <strong>Chemnitz</strong>er St<strong>an</strong>dort zu wechseln, wo<br />

die Sprachbarriere nicht sonderlich ins Gewicht<br />

fiel. „Wir arbeiten weltweit mit demselben<br />

System. Das erleichtert die Integration<br />

für Fachkräfte aus <strong>an</strong>deren internationalen<br />

Stadler-St<strong>an</strong>dorten ungemein“, erklärt<br />

Personalleiterin Christin Walther. „Um die<br />

Sprachbarriere im Laufe der Zeit abzubauen,<br />

gibt es einmal in der Woche einen<br />

kostenfreien Deutschkurs im Haus. Auf der<br />

<strong>an</strong>deren Seite erhalten unsere <strong>deutsch</strong>en<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit,<br />

ihre Englischkenntnisse auszubauen.“<br />

So schreitet die Internationalisierung<br />

am <strong>Chemnitz</strong>er St<strong>an</strong>dort sukzessive vor<strong>an</strong>,<br />

was <strong>an</strong>gesichts des weltweiten Erfolges des<br />

Stadler-Konzern natürlich Sinn macht. Das<br />

Unternehmen baut seit über 80 Jahren<br />

Schienenfahrzeuge für Kund:innen in der<br />

g<strong>an</strong>zen Welt und ist seit einigen Jahren<br />

sogar Marktführer im Bereich alternativer<br />

Antriebstechnologien wie Elektro- und<br />

Wasserstoff<strong>an</strong>trieb. Allein in diesem Jahr<br />

kamen Aufträge unter <strong>an</strong>derem aus den<br />

USA, Italien, Mail<strong>an</strong>d, Litauen und Norwegen.<br />

Am St<strong>an</strong>dort <strong>Chemnitz</strong> unterhält Stadler ein<br />

flexibles Team von rund 180 Ingenieur:innen<br />

und Entwickler:innen. Die Mitarbeitenden erbringen<br />

für die Stadler-Gruppe Ingenieurs-<br />

Leistungen in den Bereichen Konstruktion,<br />

Berechnung, Elektrik, Pneumatik und der<br />

Mehrkörpersimulation. Alex<strong>an</strong>der ist als<br />

Einbaupl<strong>an</strong>er tätig und kümmert sich um<br />

die elektrische Verkabelung innerhalb der<br />

Schienenfahrzeuge. Seine <strong>Chemnitz</strong>er Kolleg:innen<br />

seien von Beginn <strong>an</strong> immer sehr<br />

hilfsbereit gewesen. „Von einem Kollegen<br />

haben wir sogar eine Waschmaschine erhalten.<br />

Dass Wohnungen in Deutschl<strong>an</strong>d in der<br />

Regel unmöbliert <strong>an</strong>geboten werden, hat<br />

uns nämlich ziemlich überrascht. In Belarus<br />

ist das umgekehrt“, lacht Alex<strong>an</strong>der. Um den<br />

Zusammenhalt des internationalen Teams<br />

weiter zu stärken, stehen monatliche<br />

Treffen wie Ausflüge<br />

in die Natur, Picknicks oder<br />

Schlauchboot-Touren auf dem<br />

Programm. Mittlerweile fühlt<br />

sich Alex<strong>an</strong>der <strong>an</strong>gekommen<br />

und hofft nun darauf, dass<br />

auch seine Frau bald eine<br />

Anstellung als Bauingenieurin<br />

findet. „Das wird schon“, zeigt<br />

er sich zuversichtlich, denn<br />

im Warten habe er schließlich<br />

Übung. In Belarus wartete<br />

er wochenl<strong>an</strong>g auf einen<br />

CHRISTIN WALTHER<br />

positiven Ausreisebescheid der <strong>deutsch</strong>en<br />

Botschaft. In Deutschl<strong>an</strong>d dauerte es weitere<br />

fünf Monate bis sein Studium <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt<br />

wurde und der passende Kita-Platz für die<br />

Tochter ließ ein weiteres halbes Jahr auf<br />

sich warten. Auch die Kontoeröffnung stellte<br />

sich aufgrund der internationalen S<strong>an</strong>ktionen<br />

gegen Belarus als äußerst kompliziert<br />

heraus. Alex<strong>an</strong>der ist aber kein Mensch,<br />

der mit seiner Verg<strong>an</strong>genheit hadert. Im<br />

Gegenteil, er blickt lieber nach vorne: „Hier<br />

will ich alt werden“, sagt er selbstbewusst<br />

und ergänzt. „Vor allem aber möchte ich<br />

meinen Beitrag zur <strong>deutsch</strong>en Wirtschaft<br />

leisten. Ich möchte etwas zurückgeben.“<br />

Unternehmen, die ihre Anstrengungen in<br />

Hinblick auf Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />

verbessern möchten, rät Christin Walther:<br />

„Offen damit umgehen und die Angst vor<br />

neuen Wegen beiseite schieben. Es gibt<br />

zahlreiche Anlaufstellen, die Unternehmen<br />

dabei unterstützen. Wir haben jedenfalls<br />

sehr gute Erfahrungen mit internationalen<br />

Fachkräften gemacht.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Stadler <strong>Chemnitz</strong> GmbH<br />

chemnitz.jobs/stadler<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Weißrussl<strong>an</strong>d, Sp<strong>an</strong>ien, Indien, Ir<strong>an</strong>,<br />

Marokko, Syrien, Tunesien, Ukraine, USA<br />

Bewerbungen auf Deutsch, Englisch oder Russisch <strong>an</strong>:<br />

Christin.Walther@stadlerrail.com<br />

10<br />

25


„MEINE ARBEIT IST<br />

DIVERSITÄT PUR“<br />

Fotos: Vektor Informatik GmbH<br />

Preisfrage: Wie schafft es ein Unternehmen, über Nacht von knapp 50 auf mehr als 4.000<br />

Mitarbeitende zu wachsen? G<strong>an</strong>z einfach: M<strong>an</strong> wird Teil eines weitaus größeren Unternehmens,<br />

das weltweit <strong>an</strong> mehr als 33 St<strong>an</strong>dorten vertreten ist. So geschehen im Mai 2023, als<br />

die Vector Informatik GmbH die <strong>Chemnitz</strong>er BASELABS GmbH – Software-Spezialist für die<br />

Sensordatenfusion beim automatisierten Fahren – vollständig übernahm. BASELABS war<br />

im Frühjahr 2012 als Technologietr<strong>an</strong>sfer-Projekt <strong>an</strong> der Technischen Universität <strong>Chemnitz</strong><br />

gestartet. Bereits zwei Jahre später stieg Vector als weltweit führender Spezialist für die Entwicklung<br />

von Automobilelektronik als strategischer Investor ein. „Wir konnten in dieser Zeit<br />

erleben, wie gut unsere jeweiligen Unternehmenskulturen zusammenpassen“, erklärte Robin<br />

Schubert, Geschäftsführer von BASELABS. „Aus Sicht von uns Gründern ist es ein absoluter<br />

Gewinn für <strong>Chemnitz</strong>, dass ein Unternehmen wie Vector hier einen großen St<strong>an</strong>dort für das<br />

stark wachsende Thema der Fahrzeugsoftware aufbauen will“, so Schubert weiter.<br />

26


Pratham Arora<br />

Auftraggeber aus der Automobil-, Nutzfahrzeug-,<br />

Luftfahrt-, Tr<strong>an</strong>sport- und Steuerungstechnik<br />

setzen weltweit auf die Lösungen<br />

und Produkte der unabhängigen Vector<br />

Gruppe, die seit mehr als 35 Jahren <strong>an</strong> den<br />

elektronischen Technologien von Morgen<br />

arbeitet. Auch Vectors neuer St<strong>an</strong>dort in<br />

<strong>Chemnitz</strong> soll einen wichtigen Beitrag für<br />

die Entwicklung kommender Generationen<br />

von Automobilsoftware leisten. „Wir werden<br />

den Fokus unserer Arbeit in <strong>Chemnitz</strong> auf<br />

verschiedene Aspekte des ‚Software-defined<br />

Vehicle‘ richten. Dazu werden wir den St<strong>an</strong>dort<br />

kontinuierlich weiter ausbauen“, erklärte<br />

Thomas Beck, Geschäftsführer der Vector<br />

Informatik. Perspektivisch soll der St<strong>an</strong>dort<br />

<strong>Chemnitz</strong> auf rund 150 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter <strong>an</strong>wachsen und zunehmend<br />

auch internationale Fachkräfte beschäftigen.<br />

Dass die Zusammenarbeit verschiedener<br />

Nationalitäten eine große Bereicherung<br />

sein k<strong>an</strong>n, zeigt ein Blick in die Stuttgarter<br />

Unternehmenszentrale. Hier arbeiten Menschen<br />

aus 64 Nationen in mal größeren, mal<br />

kleineren Teams zusammen. „Meine Arbeit<br />

ist Diversität pur“, sagt Thomas Stolz, der seit<br />

acht Jahren ein Teil der Vector Familie ist.<br />

Seit einem Jahr leitet er ein 14-köpfiges Team<br />

in der Abteilung Embedded-Software, das als<br />

Ansprechpartner für die Kund:innen dafür<br />

sorgt, dass die von Vector entwickelten Produkte<br />

am Ende auch erfolgreich eingesetzt<br />

werden. Seine Teammitglieder arbeiten zumeist<br />

<strong>an</strong> vorderster Kundenfront im Support,<br />

Coaching oder <strong>an</strong> Softwarelieferungen. Thomas’<br />

Rolle als erster Eskalationskontakt ist es,<br />

sicherzustellen, dass Probleme und Konflikte<br />

effektiv und zügig <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden, um<br />

Kunden- oder Mitarbeiterzufriedenheit aufrechtzuerhalten.<br />

„Das heißt übersetzt: Wenn’s<br />

brennt und kneift, sind wir da“, lacht Thomas<br />

Stolz, der auch als Vermittler zwischen den<br />

Kulturen agiert. „Jeder Kulturkreis bringt<br />

zur Arbeit eine <strong>an</strong>dere Her<strong>an</strong>gehensweise,<br />

<strong>an</strong>dere Lernprozesse, <strong>an</strong>dere Ideen mit. Das<br />

ist auch persönlich eine Bereicherung, die ich<br />

im privaten Umfeld so nicht habe. Eine meiner<br />

Aufgaben ist es, ein Bewusstsein für die<br />

Eigenheiten <strong>an</strong>derer Kulturen zu schaffen.<br />

Solche Eigenheiten haben übrigens auch wir<br />

Deutsche“, sagt Thomas Stolz.<br />

Teammitglied Essam Rizk k<strong>an</strong>n einige dieser<br />

Eigenheiten aufzählen: „Die Deutschen<br />

arbeiten nahe <strong>an</strong> der Perfektion. Sie sind<br />

detailverliebt und offensichtlich w<strong>an</strong>dern sie<br />

gerne“, schmunzelt der 31-jährige Ägypter.<br />

Der studierte Elektrotechniker suchte eine<br />

neue persönliche Herausforderung und f<strong>an</strong>d<br />

sie im März 2022 bei Vector. Die Willkommenskultur<br />

im Unternehmen sei eine der<br />

besten, die er je erlebt habe. Mit einem Mentor<br />

arbeitete er sich in die fachlichen Themen<br />

ein, die Kolleg:innen sind bis heute eine<br />

große Unterstützung bei allen Fragen. Internationalen<br />

Fachkräften, die es ihm gleichtun<br />

möchten, rät er: „Lernt im Vorfeld unbedingt<br />

Deutsch. Auf der Arbeit ist die Verständigung<br />

kein Problem, weil jeder Englisch spricht. In<br />

der Freizeit sieht das <strong>an</strong>ders aus. Da ist ein<br />

gutes Deutsch hilfreich, um allumfassend am<br />

sozialen und kulturellen Leben teilnehmen<br />

zu können.“ Zeit genug, um seine Deutschkenntnisse<br />

zu verbessern, hat Essam jedenfalls.<br />

Frühestens in zehn Jahren möchte er<br />

in seine Heimat zurückkehren. Und damit er<br />

nicht immer bis zum Jahresurlaub warten<br />

muss, um seine Sehnsucht nach Familie<br />

und Freunden zu stillen, bietet Vector die<br />

Möglichkeit, 30 Tage im Jahr von der Heimat<br />

aus zu arbeiten. Obendrauf gibt es pro Jahr<br />

28 weitere Tage, die m<strong>an</strong> als „Workation“ im<br />

Ausl<strong>an</strong>d verbringen k<strong>an</strong>n. Diese nutzt Essam<br />

ebenfalls am liebsten dafür, seinen Aufenthalt<br />

in Ägypten zu verlängern.<br />

Auch Pratham Arora, ein weiteres Teammitglied<br />

von Thomas Stolz, hat nicht so schnell<br />

vor, in sein Heimatl<strong>an</strong>d Indien zurückzukehren.<br />

Im September 2015 zog der heute<br />

33-Jährige nach Deutschl<strong>an</strong>d, um <strong>an</strong> der<br />

Technischen Universität <strong>Chemnitz</strong> seinen<br />

Master in Automotive Software Engineering<br />

zu absolvieren. „2017 wechselte ich von<br />

<strong>Chemnitz</strong> nach Stuttgart, um bei Vector ein<br />

Praktikum zu machen und <strong>an</strong>schließend eine<br />

Masterarbeit zu schreiben. Ein Jahr später<br />

wurde mir ein Vollzeitjob <strong>an</strong>geboten.“ Hier in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d habe er in seinem Bereich viel<br />

mehr Job-Ch<strong>an</strong>cen, sagt Pratham, der sich in<br />

der Vector Familie sichtlich wohlfühlt. „Teaminterne<br />

und -übergreifende Events – von<br />

Kino bis Lasertag – erleichtern die Integration.<br />

Zweimal in der Woche gibt es nach der<br />

Arbeit die Möglichkeit, sich bei kostenlosen<br />

Getränken mit <strong>an</strong>deren auszutauschen und<br />

neue Bek<strong>an</strong>ntschaften zu knüpfen“, erzählt<br />

er. Darüber hinaus laden Nationen-Stammtische<br />

ein, Mitarbeiter:innen aus demselben<br />

Heimatl<strong>an</strong>d zu treffen. Angebote des Vector<br />

Fitnessstudios, wie Zumba-Kurse oder Yoga,<br />

seien zwar interess<strong>an</strong>t, aber leider nicht in<br />

englischer Sprache. „Wenn ich etwas verbessern<br />

würde, d<strong>an</strong>n das“, sagt Pratham.<br />

Die mit Abst<strong>an</strong>d größte Herausforderung<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d sehen Essam und Pratham<br />

übrigens in der hiesigen Bürokratie. Dass<br />

sie bereits jede Menge Erfahrungen mit<br />

<strong>deutsch</strong>en Behörden sammeln durften, zeigt<br />

schon die Tatsache, dass sie Wörter wie „Ausländerbehörde“,<br />

„Aufenthaltsgenehmigung“<br />

oder „Niederlassungserlaubnis“ in bestem<br />

Deutsch aussprechen können. „Wer ohne<br />

Termin zur Ausländerbehörde kommt, sollte<br />

in jedem Fall Zeit mitbringen. Die Menschen<br />

schlafen teilweise auf der Straße, um am<br />

nächsten Morgen vorne in der Schl<strong>an</strong>ge zu<br />

stehen. Die Situation ist der Horror“, schildert<br />

Pratham seine Erlebnisse. Das sei auch der<br />

Grund, warum er die <strong>deutsch</strong>e Staatsbürgerschaft<br />

nicht be<strong>an</strong>tragen möchte. „Der<br />

Prozess dauert einfach zu l<strong>an</strong>ge.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Vector Informatik GmbH<br />

chemnitz.jobs/vector<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

64 Nationen<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

hr@vector.com<br />

64<br />

27


NEW WORK, NEW NORMAL<br />

Bettina Helgenlechner, gebürtige Innsbruckerin, arbeitet seit 2017 als Webentwicklerin für die chemmedia<br />

AG, eines der führenden europäischen Unternehmen für Lösungen und Services rund um das digitale Lernen.<br />

Während der sechs Jahre, die sie in den USA studiert und arbeitet, lernt sie ihren M<strong>an</strong>n kennen. Auf<br />

seinen Wunsch, seinen Master in Deutschl<strong>an</strong>d zu machen, ziehen die beiden nach Dresden. Bei der Suche<br />

nach einem neuen Job wird sie auf die chemmedia AG mit ihrem damaligen Zweitbüro in der L<strong>an</strong>deshauptstadt<br />

aufmerksam. Als es sie nach dem Studienabschluss ihres M<strong>an</strong>nes jedoch wieder zurück in ihre Heimat<br />

Innsbruck <strong>zieht</strong>, stellt sich die Frage, ob sich die Arbeit nicht mitnehmen ließe und f<strong>an</strong>d sowohl ihrerseits als<br />

auch seitens der chemmedia AG eine klare Antwort. Im Interview <strong>zieht</strong> Bettina Helgenlechner Bil<strong>an</strong>z und<br />

teilt ihre Erfahrungen zum grenzübergreifenden Remote Work.<br />

Wie org<strong>an</strong>isiert ihr die Zusammenarbeit?<br />

Die Arbeit wird über ein Ticketsystem<br />

verteilt und vom Customer Support,<br />

der Produktentwicklung und dem<br />

Produktm<strong>an</strong>agement direkt zugewiesen.<br />

M<strong>an</strong>chmal liegen die Tickets aber<br />

auch einfach im Stapel und wir nehmen<br />

sie uns, sobald wir Kapazitäten<br />

haben. Die Kommunikation läuft d<strong>an</strong>n<br />

meistens über Video Meetings oder<br />

den internen Chat.<br />

Wirkt sich die Dist<strong>an</strong>z nicht trotzdem<br />

m<strong>an</strong>chmal negativ auf dein Zugehörigkeitsgefühl<br />

aus?<br />

Nein, eigentlich nicht. Ich bin nach 6<br />

Jahren Remote Work aber auch einfach<br />

dar<strong>an</strong> gewöhnt. Ich könnte mir aber vorstellen,<br />

dass das für extrovertierte Leute<br />

schwieriger sein könnte. Allerdings hatte<br />

in diesem Punkt die P<strong>an</strong>demie auch<br />

einen positiven Nebeneffekt: Dadurch<br />

WEITERE INFOS:<br />

Chemmedia AG<br />

chemnitz.jobs/chemmedia<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Niederl<strong>an</strong>de, Österreich, USA, B<strong>an</strong>gladesch,<br />

Pakist<strong>an</strong>, Portugal<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

personal@chemmedia.de<br />

7<br />

Was ist mit dem Smalltalk zwischendurch?<br />

Der Frage, was m<strong>an</strong> heute zum<br />

Mittagessen hat oder zum neuen tollen<br />

Hemd, das der Kollege heute trägt?<br />

M<strong>an</strong> muss sich schon ein bisschen<br />

mehr um den Smalltalk kümmern, weil<br />

er natürlich nicht so spont<strong>an</strong> entsteht<br />

wie im Büro. Allerdings sehen wir uns ja<br />

zum Daily St<strong>an</strong>d Up – auch die KollegInnen,<br />

mit denen m<strong>an</strong> jetzt nicht direkt<br />

zusammenarbeitet. Einmal pro Woche<br />

haben wir außerdem einen Teamtag, <strong>an</strong><br />

dem das g<strong>an</strong>ze Team <strong>an</strong> einem speziellen<br />

Ticket oder Projekt per Videokonferenz<br />

zusammenarbeitet. Da können wir<br />

auch einfach mal zwischendurch über<br />

Sachen quatschen, die vielleicht nichts<br />

direkt mit der Arbeit zu tun haben – so<br />

wie m<strong>an</strong> das eben im Büro machen würde.<br />

Soziale Blödeleien sozusagen.<br />

BETTINA HELGENLEHCNER<br />

28


dass ja auf einmal alle remote gearbeitet<br />

haben, haben wir gelernt, uns auch<br />

mal kurz im Chat auszutauschen.<br />

Eine gute Überleitung: Welche Eigenschaften<br />

braucht es deiner Meinung,<br />

damit Remote Work funktioniert?<br />

Ein bisschen Disziplin braucht es schon<br />

und genügend intrinsische Motivation,<br />

also dass m<strong>an</strong> die Arbeit macht, weil sie<br />

einen wirklich interessiert. Und es ist<br />

bestimmt schon von Vorteil, wenn m<strong>an</strong><br />

eher introvertiert ist und nicht den g<strong>an</strong>zen<br />

Tag Austausch braucht, um sich befriedigt<br />

zu fühlen. Für mich ist das nicht<br />

so wichtig. Ich arbeite von Zuhause aus.<br />

Ich könnte natürlich auch in ein Coworking<br />

Space gehen, wenn ich Austausch<br />

suchen würde.<br />

Aber k<strong>an</strong>nst Du überhaupt abschalten<br />

von der Arbeit, wenn Du Zuhause arbeitest?<br />

Damit hatte ich tatsächlich noch nie<br />

Probleme. Ich mach den Laptop zu und<br />

denke d<strong>an</strong>n auch nicht mehr darüber<br />

nach – also nicht mehr als damals, als<br />

ich zu Beginn noch im Dresdner Büro<br />

gearbeitet habe. Ich k<strong>an</strong>n das g<strong>an</strong>z gut<br />

trennen – bei der Arbeit fokussiert zu<br />

bleiben und d<strong>an</strong>ach ist eben Feierabend.<br />

Außerdem mag ich, dass ich so den Tag<br />

flexibler gestalten k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n die<br />

Hausarbeit ein bisschen über den Tag<br />

verteilen und muss nicht alles immer<br />

nach der Arbeit machen und so auch<br />

besser die Zeiten zum Arbeiten nutzen,<br />

in denen m<strong>an</strong> wirklich konzentriert ist.<br />

Würdest Du sagen, dass die Zukunftsfähigkeit<br />

von Unternehmen auch davon<br />

abhängig ist, ob sie ihren Mitarbeitenden<br />

Remote Work <strong>an</strong>bieten?<br />

Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Ich<br />

denke, dass es viele Arbeitnehmende<br />

interessiert, ob sie remote arbeiten<br />

können – wenigstens ein paar Tage pro<br />

Woche. Schon vor der P<strong>an</strong>demie haben<br />

immer mal ein paar KollegInnen von<br />

Zuhause gearbeitet, weil die chemmedia<br />

AG schon immer viel Rücksicht auf die<br />

Familien mit Kindern genommen hat<br />

und Mitarbeitende, die eine besonders<br />

l<strong>an</strong>ge Anfahrt ins Büro hatten. Aber<br />

jetzt, nach der P<strong>an</strong>demie, ist es eine<br />

Ausnahme, dass wirklich jem<strong>an</strong>d jeden<br />

Tag im Büro arbeitet. Ich bin schon<br />

überzeugt, dass das die attraktivere<br />

Arbeitsweise ist.<br />

Sehen dich deine KollegInnen trotzdem<br />

zur Weihnachtsfeier in <strong>Chemnitz</strong>?<br />

Bestimmt! Ich war dieses Jahr auch<br />

bereits zweimal für Firmenevents in<br />

<strong>Chemnitz</strong> und freu mich, wenn ich alle<br />

mal wieder sehen k<strong>an</strong>n.<br />

Fotos: chemmedia<br />

29


ANDREY UND MONA<br />

Fotos: Dental Wings, Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

„LIEBER IN DEUTSCHLAND<br />

ARBEITEN STATT<br />

FÜR PUTIN KÄMPFEN“<br />

30


Wer in einem friedlichen L<strong>an</strong>d lebt, k<strong>an</strong>n schon mal<br />

vergessen, dass es nicht überall auf der Welt so<br />

halbwegs harmonisch zugeht wie in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Nur 1.500 Kilometer entfernt kämpft<br />

die Ukraine um ihr Überleben: Seit<br />

dem russischen Angriffskrieg im verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahr sind viele ukrainische<br />

Familien nach Deutschl<strong>an</strong>d geflohen.<br />

Doch worüber seltener gesprochen<br />

wird, sind die Menschen in Russl<strong>an</strong>d,<br />

die gegen den Krieg sind und sich<br />

nicht für Putins Eroberungsträume<br />

einsp<strong>an</strong>nen lassen wollen.<br />

Andrey ist so jem<strong>an</strong>d. Im September<br />

2022 ordnete Putin die Generalmobilisierung<br />

seines L<strong>an</strong>des <strong>an</strong>. Das<br />

bedeutet: Männer im kampffähigen<br />

Alter sollten in den Krieg gegen die<br />

Ukraine ziehen. Die Polizei st<strong>an</strong>d<br />

schon vor dem Haus des damals<br />

49-jährigen Maschinenbauingenieurs.<br />

Kurzerh<strong>an</strong>d floh er nach Kasachst<strong>an</strong>,<br />

um dem Dienst in einem Krieg, den er<br />

ablehnt, zu entgehen.<br />

In der Verg<strong>an</strong>genheit hat Andrey für<br />

viele Niederlassungen <strong>deutsch</strong>er<br />

Firmen in Russl<strong>an</strong>d gearbeitet, u.a.<br />

für BOSCH und BASF. Im Exil schrieb<br />

er Briefe <strong>an</strong> <strong>deutsch</strong>e Freunde. Ein<br />

Empfänger war Fr<strong>an</strong>k Stockm<strong>an</strong>n,<br />

der Geschäftsführer des <strong>Chemnitz</strong>er<br />

St<strong>an</strong>dorts der Straum<strong>an</strong>n-Tochter<br />

DENTAL WINGS. Fr<strong>an</strong>k k<strong>an</strong>nte bereits<br />

Andreys große Tochter, die ihr<br />

Ausl<strong>an</strong>dsjahr in <strong>Chemnitz</strong> verbrachte<br />

und bei der Familie Stockm<strong>an</strong>n lebte.<br />

Für Fr<strong>an</strong>k war klar, dass er und sein<br />

Team helfen müssen. Seine Personalchefin<br />

Madlen Lauterbach ging also<br />

in die Spur, kümmerte sich um ein<br />

beschleunigtes Fachkräfteverfahren<br />

und das Arbeitsvisum. Und die Mühen<br />

wurden belohnt: Bereits im J<strong>an</strong>uar<br />

2023 konnte Andrey bei DENTAL<br />

WINGS als Testingenieur beginnen.<br />

Die Weiterbildung übernahm sein<br />

neuer Arbeitgeber.<br />

Dass er nicht mehr in seinem eigentlichen<br />

Beruf arbeitet, stört Andrey<br />

nicht. „Mir macht die Arbeit Spaß und<br />

die Atmosphäre im Team gefällt mir“,<br />

erklärt der Familienvater. Dabei hilft<br />

sicherlich das tägliche gemeinsame<br />

Frühstück mit den netten Kolleg:innen,<br />

von denen selbst viele ausländische<br />

Wurzeln haben.<br />

Nicht nur ein berufliches Zuhause in<br />

<strong>Chemnitz</strong><br />

Eine von ihnen ist Mona. Die Ir<strong>an</strong>erin<br />

kam 2017 zusammen mit ihrem M<strong>an</strong>n<br />

nach Deutschl<strong>an</strong>d. In dem international<br />

agierenden Unternehmen ist<br />

sie für die Qualitätssicherung der<br />

Medizin-Software von DENTAL WINGS<br />

zuständig. Das bedeutet, dass sie<br />

vorher prüft, welche gesetzlichen Auflagen<br />

die Software für den jeweiligen<br />

Markt erfüllen muss und genau zu<br />

dokumentieren, dass Kriterien eingehalten<br />

werden. Da sie in einem internationalen<br />

Umfeld arbeitet und auch<br />

die Unternehmensdokumentation<br />

„Nicht nur ein<br />

berufliches Zuhause<br />

in <strong>Chemnitz</strong>“<br />

auf Englisch ist, fiel ihr die Integration<br />

sehr leicht. Aber auch Deutsch hat sie<br />

in nur sechs Monaten auf B2-Niveau<br />

gelernt.<br />

Fachkräfte wie Mona mit ihrer internationalen<br />

Berufserfahrung sind gefragt<br />

am Arbeitsmarkt. Währenddessen<br />

die Behörden die Einw<strong>an</strong>derung<br />

nicht immer einfach machen, gibt es<br />

doch die Möglichkeit, Fuß zu fassen.<br />

International agierende Unternehmen<br />

wie DENTAL WINGS freuen sich entsprechend<br />

über qualifizierte Zuw<strong>an</strong>derung,<br />

denn die Kommunikation mit<br />

<strong>an</strong>deren Firmenst<strong>an</strong>dorten erfolgt<br />

von <strong>Chemnitz</strong> aus in die g<strong>an</strong>ze Welt:<br />

nach K<strong>an</strong>ada, in die USA oder sogar<br />

nach Brasilien, um nur eine kleine<br />

Auswahl zu nennen.<br />

Der russische Ingenieur Andrey fühlt<br />

sich mittlerweile in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>gekommen,<br />

ebenso wie seine Frau und<br />

sein kleiner Sohn, die nachgezogen<br />

sind. Die politische Situation in seiner<br />

Heimat gefällt ihm gar nicht, weshalb<br />

er sich hier ein neues Zuhause einrichtet.<br />

Ein kleines Haus in einem Vorort<br />

von <strong>Chemnitz</strong> ist bereits gekauft.<br />

„Aber ohne Madlen und Fr<strong>an</strong>k hätte<br />

das nie geklappt“, sagt Andrey.<br />

WEITERE INFOS:<br />

Dental Wings GmbH<br />

chemnitz.jobs/dental<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Israel, Russl<strong>an</strong>d, Fr<strong>an</strong>kreich, Polen, Indien,<br />

Nigeria, Türkei, Ir<strong>an</strong>, Peru, China, Vietnam<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

hr.de@dental-wings.com<br />

12<br />

31


GEMEINSAM CHANCEN<br />

ERGREIFEN<br />

E-Commerce ist eine Br<strong>an</strong>che, die, auch in <strong>Chemnitz</strong>,<br />

wächst. Onlineshops mit beachtlichem Erfolg und in speziellen<br />

Nischen gibt es in der Region einige. Einer davon ist<br />

PIXXASS. Die Shop-Marke der E-Commerce-Tochter der<br />

Revolte Unternehmensgruppe vertreibt zuallererst Gesellschaftsspiele<br />

und Taschenlampen. Am Mittagstisch wird<br />

dort schon mal ein Spiel im Team getestet. Ein ungewöhnlicher<br />

Produktmix also, der sich durch viele Jahre harter<br />

Arbeit auszahlt. Für die Agenturgruppe übernimmt die Revolte<br />

Campus, das Unternehmen hinter der Marke PIXXASS,<br />

weitere Aufgaben, so zum Beispiel auch die Distribution<br />

erfolgreicher Marken im Web, wie beispielsweise MOY Bier.<br />

Mahshid blieb ihrem Traumberuf treu<br />

Fotos: Revolte GmbH / Stef<strong>an</strong> Lorse<br />

32


E-Commerce ist dabei abwechslungsreicher<br />

als es sich m<strong>an</strong>che vorstellen:<br />

Produkte auswählen und einkaufen gehört<br />

ebenso dazu wie das Fotografieren und<br />

Bearbeiten der Warenpräsentation, von<br />

der Bestellabwicklung bis zum Bearbeiten<br />

von Kundenfeedback sind die Tätigkeiten<br />

weit gefasst. Mitarbeiter:innen können ihre<br />

kreative Ader ebenso ausleben wie ihr<br />

wirtschaftliches und technisches Geschick<br />

und tauschen dabei das Ladengeschäft<br />

gegen ein gemütliches Büro.<br />

Kein Wunder also, dass für Mahshid eine<br />

Ausbildung im E-Commerce ein l<strong>an</strong>g gehegter<br />

Traum war. Die 23-Jährige ist im<br />

Ir<strong>an</strong> aufgewachsen. Bereits 2015 kam sie<br />

mit ihrer Familie nach Deutschl<strong>an</strong>d. 2020<br />

hat Mahshid ihren Realschulabschluss<br />

gemacht. Doch das d<strong>an</strong>ach begonnene<br />

Fachabi brach sie ab und beg<strong>an</strong>n in<br />

einem <strong>an</strong>deren Job zu arbeiten.<br />

Mahshid blieb ihrem<br />

Traumberuf treu<br />

Bereits seit der Schulzeit war ihr Interesse<br />

<strong>an</strong> E-Commerce geweckt, denn bei<br />

einer Berufsberatung war das einer der<br />

Bereiche, der als zu ihr passend eingeschätzt<br />

wurde. Doch die Teams in den<br />

Onlineshops in der Region sind oft zu<br />

klein, um die nötigen Ressourcen für eine<br />

Azubi-Stelle aufzubringen. Denn neben<br />

dem Ausbilderschein braucht es Zeit, um<br />

junge Menschen <strong>an</strong>zulernen.<br />

2023 suchte Mahshid den Kontakt zur<br />

Agentur für Arbeit und nahm <strong>an</strong> einer<br />

berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme<br />

teil. Sie wurde ermutigt, direkt zu<br />

den Onlineshops in der Region zu gehen<br />

und wegen einer Ausbildung nachzufragen.<br />

Eines Tages st<strong>an</strong>d Mahshid d<strong>an</strong>n im<br />

Agenturflur der Revolte. Die Chef:innen<br />

mussten nicht l<strong>an</strong>ge überlegen. Mahshid<br />

konnte kurzfristig „hineinschnuppern“,<br />

lernte die verschiedenen Bereiche der<br />

Unternehmensgruppe kennen, auch<br />

Webseiten, Druckmedien und Kampagnen.<br />

Doch schnell war klar: Mahshid passt<br />

einfach in den E-Commerce.<br />

Ihr heutiger Ausbilder Robert war früh<br />

begeistert von der 23-Jährigen. Als sie<br />

erstmals erfolgreich ein Produkt <strong>an</strong>legte,<br />

Eine der ersten E-Commerce-<br />

Azubis der Region<br />

freute sich Mahshid riesig. „M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n vieles<br />

beibringen, aber Freude <strong>an</strong> der Arbeit<br />

nicht“, erklärt der 39-jährige E-Commerce-Profi.<br />

Robert setzte sich also mit<br />

seinem Team zusammen, um gemeinsam<br />

eine Entscheidung zu treffen: Konnten Sie<br />

erstmals in der über 20-jährigen Unternehmensgeschichte<br />

eine Ausbildung<br />

stemmen? Was muss m<strong>an</strong> dabei beachten?<br />

Würden alle dar<strong>an</strong> mitwirken wollen?<br />

Eine der ersten E-Commerce-<br />

Azubis der Region<br />

Das Ergebnis: Mahshid beg<strong>an</strong>n im Oktober<br />

2023 ihre Ausbildung zur Kauffrau im<br />

E-Commerce, ihren <strong>an</strong>deren Job gab sie<br />

auf. Denn ihr Traum hat sich nun erfüllt<br />

in einer Region, in der eine Ausbildung in<br />

diesem Bereich noch eine echte Seltenheit<br />

ist. Robert machte dafür in der<br />

Abendschule noch mehrere Wochen<br />

l<strong>an</strong>g seinen Ausbilderschein und schätzt<br />

die Theorie: „Ich wollte früher Erzieher<br />

werden. So k<strong>an</strong>n ich etwas von meinem<br />

alten Berufswunsch einbringen und noch<br />

etwas Interess<strong>an</strong>tes dazu lernen.“<br />

Mahshid ist also <strong>an</strong>gekommen und ihre<br />

Familie mit ihren vier Geschwistern stolz<br />

auf sie. Ihre Berufsschule ist in Zwickau,<br />

sodass sie in Zukunft auch immer wieder<br />

für ein paar Wochen wird pendeln müssen.<br />

Sie freut sich bereits darauf und auf<br />

die Abwechslung im Beruf: Eine Weiterbildung<br />

im Fachenglisch steht noch <strong>an</strong>,<br />

nächstes Jahr geht sie erstmals mit zur<br />

Spielemesse. Aber bereits jetzt k<strong>an</strong>n sie<br />

Aufgaben selbständig erledigen und ist<br />

ein selbstverständlicher Teil des Teams:<br />

„Ich freue mich jeden Tag auf meine<br />

Arbeit und bin froh, meine Traumausbildung<br />

bei Revolte Campus bekommen zu<br />

haben.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Revolte GmbH<br />

chemnitz.jobs/revolte<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Schweden, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Ir<strong>an</strong><br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@die-revolte.de<br />

4<br />

33


Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

DER WILLE ZÄHLT,<br />

NICHT DIE HERKUNFT<br />

In Zeiten des Fachkräftem<strong>an</strong>gels stehen Firmen vor der<br />

schwierigen Aufgabe, die Ausbildung und Qualifizierung<br />

ihres eigenen Nachwuchses sicherzustellen und zu fördern.<br />

Im besten Fall gibt es im Unternehmen jem<strong>an</strong>den, der künftige<br />

Azubis und Mitarbeiter:innen vom täglichen Aufgabenfeld<br />

begeistern k<strong>an</strong>n. Das gilt besonders für Berufe, die auf<br />

den ersten Blick weniger aufregend erscheinen wie der Polizeidienst,<br />

eine Pilotenausbildung oder die Lehre zum Game<br />

Designer. Petra Lüth ist so ein „Türöffner“. Die Personalm<strong>an</strong>agerin<br />

ist der erste Kontakt für Schüler:innen und Fachkräfte,<br />

die bei der SRS Audit Group Fuß fassen möchten.<br />

Was 1988 in Köln mit einer kleinen K<strong>an</strong>zlei beg<strong>an</strong>n, bietet<br />

heute bundesweit <strong>an</strong> fünf St<strong>an</strong>dorten umfassende Prüfungsund<br />

Beratungsdienstleistungen <strong>an</strong> – darunter Wirtschaftsprüfung,<br />

Steuer- und Unternehmensberatung. In <strong>Chemnitz</strong><br />

zählt das SRS-Team rund 25 Mitarbeiter:innen, vier Auszubildende,<br />

zwei BA-Studenten sowie drei Werkstudenten. Im<br />

Interview verrät Petra Lüth, warum es für Fachkräfte aus<br />

dem Ausl<strong>an</strong>d schwierig, aber nicht unmöglich ist, in dieser<br />

Br<strong>an</strong>che zu bestehen. Ihr Credo: Hinter jeder Bewerbung<br />

steht ein Mensch, der weit mehr ist als eine Zeugnismappe<br />

oder eine (in Deutschl<strong>an</strong>d nicht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte) Qualifikation…<br />

34


H<strong>an</strong>d aufs Herz Frau Lüth, wie viele Ihrer<br />

Bewerber:innen hatten schon immer den<br />

Kindheitstraum, später in der Steuerbr<strong>an</strong>che<br />

zu arbeiten?<br />

(lacht) Zugegeben, das kommt relativ selten<br />

vor. Umso wichtiger ist es, dass wir frühzeitig<br />

Begeisterung für dieses Berufsfeld vermitteln<br />

und falsche Vorstellungen abbauen. Das ist<br />

natürlich mit bienenfleißiger Öffentlichkeitsarbeit<br />

verbunden. Wir sind auf Messen vertreten,<br />

beteiligen uns <strong>an</strong> Tagen der offenen<br />

Tür, gehen in Schulen und geben jungen<br />

Menschen die Möglichkeit, jederzeit für ein<br />

Praktikum ins Unternehmen zu schnuppern.<br />

Wer einmal das Experiment wagt und bei<br />

uns hinter die Kulissen schaut, merkt schnell<br />

wie sp<strong>an</strong>nend dieses Berufsfeld sein k<strong>an</strong>n<br />

und dass wir nicht nur im stillen Kämmerlein<br />

Steuerunterlagen durchblättern. D<strong>an</strong>k unserer<br />

aktiven Nachwuchsarbeit bilden wir nun<br />

schon seit über 30 Jahren in den Berufen<br />

Steuerfach<strong>an</strong>gestellte/r und Kauffrau/-m<strong>an</strong>n<br />

für Bürom<strong>an</strong>agement im Unternehmen aus.<br />

Darüber hinaus sind wir Praxispartner für die<br />

Berufsakademien in Dresden und Glauchau.<br />

Was macht die Arbeit in Ihren Augen so<br />

sp<strong>an</strong>nend?<br />

Das ist vor allem die Arbeit mit den Menschen,<br />

die aus den unterschiedlichsten<br />

Br<strong>an</strong>chen kommen – vom Kfz-H<strong>an</strong>dwerker<br />

über Buchautor, Kabarettist bis hin zum<br />

Konzern. Wichtig ist es, ein gutes Zahlenverständnis<br />

mitzubringen und diese Zahlen im<br />

Kontext der jeweiligen M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t:innen interpretieren<br />

zu können. Das bildet die Basis<br />

unserer Beratungstätigkeit. Auch die zunehmende<br />

Digitalisierung unserer Br<strong>an</strong>che<br />

ist ein sp<strong>an</strong>nender Prozess. Darüber hinaus<br />

sollte sich niem<strong>an</strong>d davor scheuen, sich in<br />

Gesetzestexte einzuarbeiten. Diese ändern<br />

sich nämlich regelmäßig, weshalb Stillst<strong>an</strong>d<br />

für uns ein Fremdwort ist.<br />

Apropos Gesetzestexte: Mitunter fällt es<br />

sogar uns Deutschen schwer, solche Texte zu<br />

verstehen. Ich k<strong>an</strong>n mir vorstellen, dass diese<br />

für Menschen mit Migrationshintergrund eine<br />

noch größere Hürde darstellen.<br />

Das ist richtig, gute Deutschkenntnisse sind<br />

deshalb das A und O. Für internationale Fachkräfte<br />

sind Weiterbildungen wie Deutsch-<br />

Sprachkurse im Arbeitsvertrag festgehalten<br />

und vergütungstechnisch geregelt. Auf der<br />

<strong>an</strong>deren Seite bieten wir für alle Mitarbeiter:innen<br />

kostenlosen Englischunterricht <strong>an</strong>,<br />

um Sprachbarrieren zu minimieren. Das ist<br />

besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden<br />

Internationalisierung wichtig. Nicht<br />

wenige M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t:innen exp<strong>an</strong>dieren beispielsweise<br />

ins Ausl<strong>an</strong>d. Für solche international<br />

agierenden Unternehmen arbeiten wir d<strong>an</strong>n<br />

unter <strong>an</strong>derem mit Inpact International, einer<br />

internationalen Vereinigung von Wirtschaftsprüfer:innen,<br />

zusammen. Diese kennen die<br />

gesetzlichen Regelungen im jeweiligen L<strong>an</strong>d<br />

und können uns so unterstützen.<br />

Das ist sicherlich einfacher als die internationalen<br />

Fachkräfte ins Unternehmen zu holen…<br />

Definitiv. Trotzdem sind wir offen für jede<br />

Fachkraft aus dem Ausl<strong>an</strong>d, die in unserer<br />

Br<strong>an</strong>che und speziell bei SRS Audit Fuß fassen<br />

möchte. Doch <strong>an</strong>ders als beispielsweise<br />

in IT-Unternehmen, wo m<strong>an</strong> mit guten Englischkenntnissen<br />

sehr weit kommt, ist es in<br />

der Steuerbr<strong>an</strong>che aufgrund der erwähnten<br />

Gesetzestexte ungleich schwieriger. Es gab<br />

in der Verg<strong>an</strong>genheit leider einige Bewerber:innen<br />

aus dem Ausl<strong>an</strong>d, die schlussendlich<br />

<strong>an</strong> der Sprachbarriere gescheitert sind.<br />

Gab es auf der <strong>an</strong>deren Seite auch positive<br />

Beispiele?<br />

Ja. Eine Ukrainerin, die zuvor als Dolmetscherin<br />

tätig war, hat sich bei uns als<br />

Bürom<strong>an</strong>agerin super in die Thematik<br />

eingearbeitet und schließlich eine Ausbildung<br />

zur Steuerfach<strong>an</strong>gestellten absolviert.<br />

Sie konnte aufgrund ihrer mitgebrachten<br />

Qualifikationen die Prüfung sogar vorziehen.<br />

Auch eine Mitarbeiterin aus Thail<strong>an</strong>d, die der<br />

Liebe wegen nach <strong>Chemnitz</strong> gezogen war,<br />

hat richtig geackert, um die Sprachbarriere<br />

zu überwinden und bei uns ihre Ausbildung<br />

erfolgreich zu meistern. Vor so viel Willen,<br />

Ehrgeiz und Freude <strong>an</strong> der Arbeit k<strong>an</strong>n ich<br />

nur meinen Hut ziehen.<br />

Gibt es für Azubis aus dem Ausl<strong>an</strong>d eigentlich<br />

Ausnahmeregelungen, wie zum Beispiel<br />

eine längere Prüfungszeit?<br />

Leider kaum, ein Wörterbuch ist zwar erlaubt,<br />

eine verlängerte Schreibzeit gibt es in der<br />

Prüfung aber trotzdem nicht. Hier würde<br />

ich mir wünschen, dass unser L<strong>an</strong>d etwas<br />

mehr mit der Zeit geht und die Notwendigkeit<br />

internationaler Fachkräfte erkennt. Auch die<br />

Anerkennung von Ausbildungen und Qualifikationen<br />

ist in Deutschl<strong>an</strong>d ein Thema für<br />

sich. Das macht es Unternehmen mitunter unheimlich<br />

schwer, Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />

in den hiesigen Arbeitsmarkt zu integrieren.<br />

Wie erleichtert speziell SRS Audit das Ankommen<br />

internationaler Fachkräfte?<br />

Wer bei uns die berufliche Reise <strong>an</strong>tritt, k<strong>an</strong>n<br />

sicher sein, in allen Bereichen die notwenige<br />

Unterstützung zu erhalten. Wir sind offen gegenüber<br />

den verschiedenen Religionen und<br />

berücksichtigen auch religiöse Traditionen.<br />

Je nach Entfernung zum Heimatl<strong>an</strong>d gibt<br />

es auch mal vier Wochen Urlaub am Stück,<br />

um viel Zeit mit Freunden und der Familie<br />

zu verbringen. Wichtig ist, dass wir immer<br />

zuerst den Menschen sehen – egal woher er<br />

kommt, welche Zeugnisnoten oder Qualifikationen<br />

er mitbringt. Wenn die Motivation<br />

stimmt, hat jeder die Ch<strong>an</strong>ce, sich hier im<br />

Unternehmen zu verwirklichen.<br />

WEITERE INFOS:<br />

SRS Audit GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft •<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

chemnitz.jobs/srsaudit<br />

35


„HIER KENNT EINFACH<br />

JEDER JEDEN“<br />

Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

36


Duc kommt aus Vietnam, Joey aus dem<br />

Irak – und beide haben eine berufliche<br />

Heimat bei SITEC gefunden. Was verbindet<br />

den promovierten Maschinenbauer<br />

und den ehemaligen Dolmetscher noch?<br />

Sein g<strong>an</strong>zer Name ist Ngyuen Viet Duc.<br />

„Duc“ heißt Deutschl<strong>an</strong>d auf vietnamesisch<br />

– der Name war aber kein zufälliges<br />

Omen. „Mein Vater hat viele Freunde<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d, auch sein Doktorvater<br />

kommt von hier“, erklärt Dr. Nguyen<br />

junior. Als er selbst <strong>an</strong> der TU H<strong>an</strong>oi in<br />

Vietnam tätig war, war die Teilnahme <strong>an</strong><br />

einem <strong>deutsch</strong>-vietnamesischen Austauschprogramm<br />

naheliegend. An der TU<br />

Dresden erl<strong>an</strong>gte er d<strong>an</strong>n 2014 seinen<br />

Doktortitel, auch aufgrund eines Projekts<br />

mit der SITEC aus <strong>Chemnitz</strong>.<br />

Seit 2014 arbeitet er dort und seit 2018<br />

in der Abteilung Forschung & Entwicklung.<br />

Er und zwei weitere Kolleg:innen<br />

entwickeln und optimieren mit Partnern<br />

zukunftsweisende Technologien, wie<br />

beispielsweise zur Lasermaterialbearbeitung.<br />

Auch dass die SITEC bei den<br />

großen Themen unserer Zeit mithalten<br />

und diese aktiv gestalten k<strong>an</strong>n, liegt <strong>an</strong><br />

Ducs Abteilung: Brennstoffzellen, Batterie-Recycling<br />

und Automatisierung sind<br />

nur zwei von vielen Themen, die nicht nur<br />

in der Automotive-Br<strong>an</strong>che eine große<br />

Rolle spielen. Auch die Digitalisierung der<br />

Produktion und Solarzellen beschäftigen<br />

die Abteilung.<br />

„Make or buy“<br />

Der Maschinenbediener Joey spielt im<br />

„Maschinenraum“ von SITEC eine wichtige<br />

Rolle. In seinem Leben hatte er schon<br />

viele Jobs, er war Friseur und in der<br />

Gastronomie tätig, er war Dolmetscher in<br />

der früher boomenden Textilindustrie in<br />

der Türkei. Sein Talent zum Kommunizieren<br />

bringt er nun als Kollege ein, wenn er<br />

Kolleg:innen mit ausbaufähigen Sprachkenntnissen<br />

dabei hilft, Anweisungen zu<br />

verstehen und die Maschinen richtig zu<br />

bedienen.<br />

„Wichtig ist, dass m<strong>an</strong> Deutsch lernt, denn<br />

ohne kommt m<strong>an</strong> nicht weit“, erklärt<br />

der 44-jährige Turkmene. Da er auch<br />

Türkisch und Arabisch spricht, k<strong>an</strong>n er<br />

gerade am Anf<strong>an</strong>g eine echte Starthilfe<br />

sein. Seine Offenheit und Herzlichkeit<br />

wissen Führungskräfte und Kolleg:innen<br />

gleichermaßen zu schätzen.<br />

Dieter Bohlen st<strong>an</strong>d. „Viermal ‚Ja‘ hat sie<br />

bekommen!“, erzählt er stolz. Auch er<br />

ist musikalisch, hat früher viel get<strong>an</strong>zt,<br />

auch wenn es die Fördermöglichkeiten<br />

für ihn nicht gab, die heute seine Kinder<br />

genießen können. Duc hat früher ebenso<br />

get<strong>an</strong>zt, außerdem fotografiert er gerne.<br />

Bei SITEC sind Mitarbeiter:innen mit internationalen<br />

Erfahrungen <strong>an</strong> allen Stellen<br />

gern gesehen, vom Maschinenbediener<br />

bis zur Entwicklung. Und bei zahlreichen<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen wie dem Ostergrillen,<br />

dem Sommerfest oder den Weihnachtsfeiern<br />

in den Abteilungen begegnen sich<br />

die rund 250 Kolleg:innen regelmäßig.<br />

„Hier kennt einfach jeder jeden, vom Monteur<br />

bis zum Geschäftsführer“, sagt Duc.<br />

Und Joey ergänzt: „Das Klima ist einfach<br />

super nett hier.“<br />

Die Besonderheit von SITEC gibt auch<br />

Joey seinen Job. Denn SITEC stellt nicht<br />

nur große Maschinen her, sondern produziert<br />

dar<strong>an</strong> auch selbst die Produkte,<br />

wenn Kund:innen das möchten. Das Motto<br />

„Make or buy“ bedeutet, dass die Kunden<br />

selbst entscheiden, ob sie Produkte in<br />

Serienfertigung bei SITEC produzieren<br />

lassen, oder die Maschine dafür kaufen<br />

möchten.<br />

Ein familiärer Arbeitgeber<br />

für Familienmenschen<br />

Joey und Duc sind beide Familienväter.<br />

Joey ist stolz auf seine große Tochter,<br />

die Schauspiel studiert und bei „Deutschl<strong>an</strong>d<br />

sucht den Superstar“ schon vor<br />

WEITERE INFOS:<br />

SITEC Industrietechnologie<br />

GmbH<br />

chemnitz.jobs/sitec<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Vietnam, Irak, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Tschechien,<br />

Syrien<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@sitec-technology.de<br />

6<br />

37


INTERNATIONALITÄT<br />

TROTZ(T) ALLEM<br />

Jihed Lazibi ist Informatiker, ein gefragtes<br />

Gut auf dem Arbeitsmarkt – und<br />

trotzdem machte er nach seiner Ankunft<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d zunächst eine Pflegeausbildung.<br />

Jiheds neue berufliche Heimat<br />

ist SIGMA.<br />

Foto: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

„Hier gibt es immer jem<strong>an</strong>den, den<br />

ich fragen k<strong>an</strong>n. Das ist schon ein<br />

bisschen wie Familie.“<br />

Der IT-Dienstleister und seine Tochterunternehmen<br />

mit St<strong>an</strong>dorten in <strong>Chemnitz</strong><br />

und Dresden sind in verschiedenen Bereichen<br />

der IT unterwegs, u.a. im Bereich<br />

IT-Security und Infrastruktur, ERP-Software,<br />

Embedded Systems und RFID/Auto<br />

ID. Informatik k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zwar <strong>an</strong> der TU<br />

<strong>Chemnitz</strong> studieren, den Bedarf decken<br />

die Absolvierenden aber nicht. Zuw<strong>an</strong>derung<br />

ist daher auch in der IT-Br<strong>an</strong>che<br />

essenziell. Jihed hat in Tunesien Informationstechnologie<br />

mit Spezialisierung<br />

im Bereich Embedded Systems studiert<br />

und Deutsch auf Niveau B2 gelernt. Anderthalb<br />

Jahre l<strong>an</strong>g arbeitete er in der<br />

tunesischen IT-Br<strong>an</strong>che. Ein alter Schulfreund<br />

empfahl ihm, nach Deutschl<strong>an</strong>d<br />

zu kommen und hier beruflich Fuß zu<br />

fassen. Im September 2022 war es d<strong>an</strong>n<br />

so weit, doch statt mit Kussh<strong>an</strong>d begrüßte<br />

m<strong>an</strong> ihn mit bürokratischen Hürden.<br />

Ein früher Lichtblick war Matthias von<br />

SIGMA. Der Softwareentwickler im<br />

Bereich RFID/ Auto ID lernt Jihed in<br />

einem arabischen Café kennen und war<br />

schnell von dem jungen M<strong>an</strong>n <strong>an</strong>get<strong>an</strong>.<br />

Was darauf folgte, war eine einjährige<br />

Hängepartie in <strong>deutsch</strong>en Behörden, bis<br />

Jihed im August 2023 endlich bei SIGMA<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen und seine berufliche Expertise<br />

einbringen konnte.<br />

Statt die dringend benötigte Fachkraft<br />

mit guten Deutschkenntnissen schnell in<br />

eine passende Stelle zu bringen, musste<br />

Jihed für den Aufenthaltstitel erstmal<br />

eine fachfremde Ausbildung in der<br />

Pflege beginnen. Denn: Für die Jobsu-<br />

38


che bleiben ausländischen Fachkräften<br />

gerade einmal sechs Monate, d<strong>an</strong>n läuft<br />

der vorläufige Aufenthaltstitel aus.<br />

Bürokratie und Hilfsbereitschaft<br />

Doch Jihed erfuhr auch Hilfsbereitschaft:<br />

Ein Freund half ihm bei der Wohnungssuche<br />

und die Kolleg: innen von SIGMA<br />

unterstützten ihn dabei, die dringend<br />

notwendige Anerkennung des tunesischen<br />

Abschlusses zu erwirken. Nachdem alle<br />

Unterlagen im März 2023 eingereicht<br />

waren, dauerte es noch bis Juli, bis die<br />

Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen<br />

(ZAB) den Bescheid verschickte.<br />

Zum Glück waren bei SIGMA schon alle<br />

in den Startlöchern. Schnell war vertraglich<br />

alles geklärt und Jihed konnte schon<br />

im nächsten Kalendermonat starten.<br />

„Ich fühle mich willkommen, denn ich bin<br />

hier nicht nur ein Mitarbeiter“, erklärt<br />

der 30-jährige Tunesier. Er schätzt das<br />

freundliche Mitein<strong>an</strong>der, auch wenn er<br />

noch ein wenig Schwierigkeiten damit<br />

hat, wie schnell alle sprechen. „Für mich<br />

sind Herausforderungen immer auch Gelegenheiten“,<br />

ergänzt er. In kürzester Zeit<br />

hat er viele neue Worte gelernt, durfte in<br />

alle Abteilungen hineinschnuppern und<br />

sein Kollege Arvid hilft ihm tatkräftig.<br />

Jihed ist einer von vielen internationalen<br />

Kolleg:innen bei SIGMA. Das IT-Unternehmen<br />

schätzt, was Mitarbeiter: innen aus<br />

verschiedenen Kulturen und Regionen<br />

einbringen: Seien es die vielen Sprachen,<br />

in denen sie mit ihren Kunden sprechen<br />

können oder die neuen Perspektiven und<br />

Ansätze, die ein internationales Team so<br />

erfolgreich machen. Ein selbstverständlicher<br />

Umg<strong>an</strong>g auf Augenhöhe ist Teil<br />

des Erfolgsrezepts. Auch Team-Events<br />

wie das Sommer- und das Weihnachtsfest<br />

und die Teilnahme <strong>an</strong> sportlichen<br />

Wettbewerben leisten einen Beitrag zur<br />

schnellen Integration.<br />

Jihed zumindest fühlt sich wohl bei<br />

SIGMA: „Hier gibt es immer jem<strong>an</strong>den,<br />

den ich fragen k<strong>an</strong>n. Das ist schon ein<br />

bisschen wie Familie.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

SIGMA <strong>Chemnitz</strong> GmbH<br />

chemnitz.jobs/sigma<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Ir<strong>an</strong>, Pakist<strong>an</strong>, Ukraine, Russl<strong>an</strong>d, Tunesien<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@sigma-chemnitz.de<br />

6<br />

39


INTERNATIONALISIERUNG<br />

2.0<br />

Foto: Niles Simmons<br />

40


Was wäre, wenn die Internationalisierung<br />

von Teams nicht mehr nur eine Notwendigkeit<br />

im Kampf gegen den Fachkräftem<strong>an</strong>gel<br />

wäre, sondern ein Multiplikator,<br />

von dem alle Beteiligten gleichermaßen<br />

profitieren könnten? Und wie viel motivierter<br />

und vielleicht auch zufriedener<br />

könnten ausländische Mitarbeitende sein,<br />

wenn ihre vielfältigen kulturellen Hintergründe<br />

nicht mehr nur zur Herausforderung<br />

erklärt würden, sondern zu einer<br />

wertvollen Bereicherung?<br />

Als internationales Werkzeugmaschinenbau-Unternehmen<br />

mit zahlreichen Servicest<strong>an</strong>dorten<br />

auf allen Kontinenten weiß die<br />

NILES-SIMMONS-HEGENSCHEIDT GmbH<br />

(kurz: NSH Group) nur zu genau, wie gewaltig<br />

das Potenzial kultureller Bildung für die<br />

Erschließung neuer Märkte ist. Marketing<br />

M<strong>an</strong>ager Pierre Seidel verdeutlicht: „Zum<br />

Beispiel ist Indien einer der Emerging Markets,<br />

den wir nur erschließen, wenn wir dort<br />

mehr als Maschinen liefern. Wir müssen die<br />

Kultur kennen. Wenn es uns also gelingt,<br />

einen Maschinenbauingenieur bei uns zu<br />

etablieren, d<strong>an</strong>n partizipieren wir auch von<br />

seinem kulturellen Hintergrund – und nicht<br />

nur umgekehrt. Uns geht es um Austausch,<br />

mit dem wir uns gegenseitig helfen, im<br />

jeweils <strong>an</strong>deren L<strong>an</strong>d besser <strong>an</strong>zukommen.“<br />

Entsprechend umf<strong>an</strong>greich und ungekünstelt<br />

fällt auch die Integration innerhalb des<br />

Unternehmens aus: Gemeinsame Unternehmungen,<br />

W<strong>an</strong>derungen, private Freizeitgruppen,<br />

Firmenlauf… In der NSH Group<br />

ist es g<strong>an</strong>g und gäbe, dass die KollegInnen<br />

zusammen unterwegs sind. Nazhmiddin<br />

Bakhridinov, ursprünglich<br />

aus Tadschikist<strong>an</strong>, hat auf<br />

diese Weise das Klettern<br />

für sich entdeckt und<br />

ist regelmäßig mit dem<br />

Team in der Böhmischen<br />

Schweiz unterwegs. Jetzt,<br />

da es kalt wird, freut er<br />

sich aber erst einmal auf<br />

den gemeinsamen Skiurlaub:<br />

30 bis 40 Leute,<br />

schätzt er, werden dieses<br />

Jahr dabei sein, wenn die<br />

Kolleg:innen wie zuletzt wieder Partner:innen<br />

und Freund:innen mitbringen.<br />

„Wir haben viele Leute, die tragen den Titel<br />

‚Integrationsm<strong>an</strong>ager‘ nicht am Kittel, aber<br />

leben ihn einfach – vielleicht weil sie selbst<br />

viel gereist sind, vielleicht weil sie für die<br />

NSH Group oft im Ausl<strong>an</strong>d sind. Und d<strong>an</strong>n<br />

gibts natürlich auch die, die in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

studiert haben, sehr gutes Englisch<br />

sprechen und die Integration d<strong>an</strong>n eher<br />

von der fachlichen Seite bieten“, erklärt<br />

Pierre Seidel den Umst<strong>an</strong>d, dass das Unternehmen<br />

bisher trotz 30 Internationals ohne<br />

klassisches Integrationsm<strong>an</strong>agement auskommen<br />

ist. Sein Zauberwort für den Erfolg:<br />

Individualität. „Unsere Maschinen sind hoch<br />

individuell. Wenn Kunden uns ein Werkstück<br />

zeigen und nach einer technischen Lösung<br />

fragen, entstehen dabei Maschinen, die es<br />

in einer so kundenspezifischen Ausführung<br />

oftmals nur einmal auf der Welt gibt. Und<br />

genauso sehen wir auch unsere Internationals:<br />

Jede Person kommt mit einer eigenen<br />

Biographie und eigenen Problemen, da<br />

können wir nicht nach einem starren Pl<strong>an</strong><br />

vorgehen, da braucht es immer individuelle<br />

Unterstützung.”<br />

Trotzdem ist sich Pierre Seidel bewusst,<br />

dass auch eine NSH Group mit ihrer fortschrittlichen<br />

Integrationspolitik noch viel<br />

mehr Potenzial hat. „Stellen Sie sich vor, wir<br />

könnten jungen Menschen ein Gesamtpaket<br />

<strong>an</strong>bieten. Eine Ausbildung mit Übernahmegar<strong>an</strong>tie<br />

inklusive kostengünstigem oder<br />

vielleicht sogar kostenfreiem Wohnraum in<br />

Form einer jungen WG mit 360-Grad-Betreuung…<br />

Ich stelle es mir so vor, dass die<br />

Azubis zusammen kochen können, mal<br />

zusammen weggehen, eben nicht alleine<br />

sind und morgens als Team wieder in die<br />

Firma kommen.” Er hofft, die Vision schon<br />

in ein bis drei Jahren umsetzen zu können<br />

– eine Geschwindigkeit, die seiner Meinung<br />

nach vor allem dem Umst<strong>an</strong>d zu verd<strong>an</strong>ken<br />

ist, dass das Unternehmen nach wie<br />

vor familiengeführt ist. „In einer Großkonzern-Struktur<br />

könnten wir Dinge nicht so<br />

schnell umsetzen.” Gelingt der Pl<strong>an</strong>, könnte<br />

die NSH Group vielleicht sogar das erste<br />

<strong>Chemnitz</strong>er Unternehmen sein, das seinen<br />

Azubis ein solch umfassendes Angebot<br />

unterbreitet.<br />

WEITERE INFOS:<br />

NSH TECHNOLOGY GmbH<br />

chemnitz.jobs/nsh<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Mittel- und Südeuropa, Asien, Amerika,<br />

Russl<strong>an</strong>d, Afrika und Indien<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

hr.nsi@shgroup.com<br />

30<br />

41


EIN SPRUNG<br />

INS KALTE WASSER<br />

Frau Hofm<strong>an</strong>n, was hat Sie zu diesem mutigen<br />

Schritt bewegt, sich intern als Integrationsm<strong>an</strong>agerin<br />

für immerhin 72 internationale<br />

Fachkräfte zu bewerben?<br />

Der Ged<strong>an</strong>ke <strong>an</strong> unsere Zukunft! 2035<br />

werden uns 500.000 Pflegekräfte fehlen.<br />

Deshalb setzen wir schon seit zehn Jahren<br />

auf internationale Fachkräfte. Da finde ich<br />

es einfach sehr wichtig, dass m<strong>an</strong> ihnen<br />

Unterstützung bietet – nicht nur denen, die<br />

kommen, sondern auch denen, die da sind,<br />

um zu schauen, wie wir besser zusammenwachsen<br />

können. Und deswegen habe<br />

ich gesagt: „Okay, ich springe ins kalte<br />

Wasser!“<br />

Wo sehen Sie gerade die größten Herausforderungen?<br />

Im Alltag sind es trotz des vorausgesetzten<br />

B2-Zertifikats eher die Sprachbarrieren, die<br />

fordern – vor allem hier in Sachsen, wo die<br />

meisten Dialekt sprechen. Da sind natürlich<br />

auch die <strong>deutsch</strong>en Mitarbeitenden <strong>an</strong>gehalten,<br />

deutlicher zu sprechen, vielleicht<br />

eine einfachere Sprache zu wählen oder<br />

die Geräte zu beschriften.<br />

Schwieriger sind die Behördengänge. Die<br />

Azubis, die zu uns kommen, dürfen erst mit<br />

Beginn des Ausbildungsvertrags einreisen<br />

– quasi vom Flughafen in die Berufsschule.<br />

Das bedeutet, dass wir die Behördengänge<br />

nur während der Schulzeit erledigen können.<br />

Meldestelle, Kr<strong>an</strong>kenkasse, Kontoeröffnung,<br />

Ausländerbehörde, und, und, und.<br />

Ursprünglich als Koordinatorin einer Wohnstätte für<br />

Menschen mit Behinderung tätig, stellt sich J<strong>an</strong>et Hofm<strong>an</strong>n<br />

seit Juni 2023 in der Heim gGmbH den herausfordernden<br />

Aufgaben der Integrations-Coachin – keine<br />

leichte Angelegenheit bei mehr als 50 internationalen<br />

Mitarbeitenden aus mehr als 25 Nationen. Gern gibt<br />

sie Einblick in die zahlreichen Maßnahmen, mit denen<br />

sie den Internationals das Ankommen und Arbeiten<br />

erleichtert, spricht aber auch ehrlich über die Hürden,<br />

die sie dabei zu meistern hat.<br />

42


Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

Mitarbeitenden aber selbst, ob sie Kontakte<br />

knüpfen wollen oder nicht. Schließlich will<br />

ich sie ja auch nicht bevormunden, das sind<br />

immerhin erwachsene Menschen. Mir geht<br />

es vor allem darum, Angebote zu machen.<br />

M<strong>an</strong> muss sich vorstellen: Sie kommen <strong>an</strong>,<br />

vielleicht aus Afrika, aus Asien, wo gänzlich<br />

<strong>an</strong>dere Strukturen herrschen, beziehen<br />

eine Wohnung, kennen nicht mal den Nahverkehr<br />

– das ist keine leichte Situation,<br />

wenn auf einmal alles neu ist. Da möchte<br />

ich sie wenigstens abholen und <strong>an</strong>schließend<br />

wieder in die Berufsschule fahren,<br />

damit sie nicht so viel verpassen.<br />

Ergreifen Sie noch <strong>an</strong>dere Maßnahmen, mit<br />

denen Sie die Integration unterstützen?<br />

Gerade sind wir dabei, ein Konzept für das<br />

Integrationsm<strong>an</strong>agement zu erstellen.<br />

Dabei orientieren wir uns vor allem <strong>an</strong> den<br />

drei Azubis, die im September aus Togo<br />

und Marokko eingereist sind und schauen,<br />

wo die größten Baustellen sind. Daraus<br />

leiten wir das Konzept und Ablaufdiagramme<br />

ab.<br />

Parallel bemühe ich mich bereits darum,<br />

die jungen Leute nicht nur beruflich zu<br />

integrieren, sondern ihnen auch Dinge<br />

zu offerieren, die helfen, sich in <strong>Chemnitz</strong><br />

heimisch zu fühlen, damit sie uns hoffentlich<br />

auch nach Abschluss der Ausbildung<br />

als Mitarbeitende erhalten bleiben. Das<br />

beginnt damit, dass ich zum Beispiel frage,<br />

welchen Sport sie gern machen und d<strong>an</strong>n<br />

nach den passenden Vereinen für sie<br />

suche. Außerdem gibt es Überlegungen,<br />

ein unternehmenseigenes Café International<br />

zu etablieren, wo alle Interessierten<br />

zusammenkommen können, um zusammen<br />

Deutsch zu üben und sich über ihre<br />

Kulturen auszutauschen. Aber das ist<br />

natürlich nicht leicht, da wir ja im Schichtsystem<br />

arbeiten.<br />

Zudem pl<strong>an</strong>en wir gerade einen Fahrradkurs,<br />

weil die Azubis hier oft ohne Führerschein<br />

<strong>an</strong>kommen. Unsere Einrichtungen sind ja<br />

über die g<strong>an</strong>ze Stadt verstreut… Oft trauen<br />

sie sich aber nicht, mit dem Rad zu fahren,<br />

weil sie natürlich die <strong>deutsch</strong>e StVO nicht<br />

kennen. Da hoffen wir, mit dem Kurs ein bisschen<br />

mehr Sicherheit geben zu können.<br />

Derzeit arbeite ich außerdem <strong>an</strong> einer<br />

Willkommensmappe mit den wichtigsten<br />

Informationen zum Nachlesen. Wenn m<strong>an</strong><br />

in einer fremden Sprache viel erzählt bekommt,<br />

gehen immer ein paar Infos verloren.<br />

Medizinische Versorgung, Nahverkehr,<br />

Mülltrennung – da steht d<strong>an</strong>n alles drin.<br />

Und wie sieht's bei den Mitarbeitenden<br />

unterein<strong>an</strong>der aus?<br />

Aufgrund der großen Diversität ist es<br />

m<strong>an</strong>chmal schwierig, die Internationals<br />

unterein<strong>an</strong>der zu vernetzen, weil wir in<br />

vielen Fällen nur eine einzelne Person aus<br />

einem L<strong>an</strong>d bei uns haben. Natürlich versuche<br />

ich es trotzdem und frage ggf. bei den<br />

Mitarbeitenden <strong>an</strong>, ob ich ihre Kontaktdaten<br />

weitergeben darf, wenn doch mal eine<br />

weitere Person aus ihrem Heimatl<strong>an</strong>d zu<br />

uns kommt. Letztlich überlasse ich es den<br />

Woher haben Sie so schnell Ihr Wissen für<br />

Ihre neuen Aufgaben als Integrationsm<strong>an</strong>agerin<br />

bezogen?<br />

Das Weiterbildungs<strong>an</strong>gebot im Bereich<br />

des betrieblichen Integrationsm<strong>an</strong>agements<br />

ist aktuell eher rar, meist liegt der<br />

Fokus auf der Integration von Geflüchteten.<br />

Deshalb habe ich mich viel belesen, besonders<br />

zu den Gesetzen. Es gibt ohnehin<br />

perm<strong>an</strong>ent Änderungen, wie zum Beispiel<br />

aktuell im Zuw<strong>an</strong>derungsrecht. Da muss<br />

m<strong>an</strong> wirklich am Ball bleiben. Zusätzlich<br />

tausche ich mich viel aus. Mittlerweile gibt<br />

es ein Netzwerk betrieblicher Integrationsm<strong>an</strong>ager:innen<br />

und zum Glück habe ich<br />

auch bei der Beratungsstelle für Zuw<strong>an</strong>derung<br />

kompetente Ansprechpartner:innen<br />

gefunden. Und natürlich ist es wichtig, die<br />

Onlinever<strong>an</strong>staltungen wahrzunehmen, die<br />

es zum Thema gibt. Auch dort k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

wertvolle Kontakte knüpfen.<br />

Und die Erfolge der l<strong>an</strong>gjährigen Internationalisierungsstrategie<br />

der Heim gGmbH<br />

können sich sehen lassen…<br />

Definitiv! Mittlerweile ist es so, dass wir<br />

überhaupt nicht mehr aktiv rekrutieren<br />

müssen, sondern dass genügend Bewerbungen<br />

bei uns eingehen. Außerdem<br />

bekommen wir als Träger des Freiwilligendienstes<br />

viele internationale Bewerbungen<br />

und nicht wenige der Absolvent:innen<br />

bleiben im Anschluss bei uns, um eine Ausbildung<br />

zu beginnen.<br />

WEITERE INFOS:<br />

Heim gemeinnützige GmbH<br />

chemnitz.jobs/heim<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

72 Nationen<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@heimggmbh.de<br />

72<br />

43


„DAS WICHTIGSTE IST,<br />

DASS MAN NICHT AUFHÖRT<br />

NEUGIERIG ZU SEIN“<br />

„KOMSA, das sind doch die, die H<strong>an</strong>dys reparieren“. Stimmt, wird aber dem Portfolio<br />

des Unternehmens keineswegs gerecht. Ost<strong>deutsch</strong>l<strong>an</strong>ds umsatzstärkstes<br />

Familienunternehmen hat sich als Telekommunikationsgroßhändler und<br />

Spezialist für digitale Infrastrukturen etabliert. Allgemein verständlich<br />

heißt das: In einer Welt, wo mobiles Leben und Arbeiten g<strong>an</strong>g und<br />

gäbe ist, bringt m<strong>an</strong> die nötigen Technologien dorthin, wo sie<br />

gebraucht werden. Knapp 1.200 Frauen und Männer sorgen<br />

dafür, dass Menschen in aller Welt digital kommunizieren<br />

und arbeiten können. Denn „das geht nicht mehr weg“. Dessen<br />

ist sich KOMSA-Chef Pierre-Pascal Urbon sicher.<br />

Was auch „nicht mehr weggeht“, ist die internationale Ausrichtung des<br />

Hartm<strong>an</strong>nsdorfer Unternehmens. Der Zusammenschluss mit dem britischen<br />

IT-Dienstleister Westcoast wirkt wie ein Katalysator, was Märkte,<br />

Partnerschaften und Mitarbeiter:innen betrifft. Pressesprecherin<br />

Andrea Fiedler-Braunschweig ergänzt: „Seit dreißig Jahren leben wir<br />

Veränderung und W<strong>an</strong>del. Nahezu jedes Jahr haben wir uns ein Stück<br />

weit neu erfunden. In all der Zeit waren wir immer zwischen dem, was<br />

Technologie <strong>an</strong> Innovation hervorbringt und dem, was unsere Kunden<br />

verl<strong>an</strong>gten und letztendlich kaufen. Wer in solch einem Feld erfolgreich<br />

h<strong>an</strong>deln will, muss perm<strong>an</strong>ent veränderungsbereit sein.“<br />

OLENA AYARI<br />

44<br />

Entscheidend ist die innere Einstellung.<br />

Ein Arbeitsumfeld, was alles <strong>an</strong>dere als starr ist, verl<strong>an</strong>gt ein adäquates<br />

Mindset. Was braucht es, um bei KOMSA arbeiten, wachsen und<br />

werden zu können? Offenheit in Sachen Dynamik und Innovation, ein<br />

aufgeschlossenes Wesen und Teamfähigkeit. All das macht Olena Ayari<br />

aus. Wie sie aus der Ukraine nach Sachsen gekommen ist, ist eine<br />

Geschichte von Motivation, Stärke und möglichen Ch<strong>an</strong>cen innerhalb<br />

Europas.<br />

„Ich kam als Zehnjährige erstmals nach Deutschl<strong>an</strong>d. Im Rahmen<br />

eines Schüleraustauschs durfte ich eine Woche bei einer Gastfamilie<br />

wohnen. Alles hat mich begeistert - vom Essen bis hin zur Mülltrennung.<br />

Denn die funktioniert in der Ukraine bis heute nicht. Jedenfalls,<br />

in solch einem L<strong>an</strong>d wie Deutschl<strong>an</strong>d wollte ich leben. Und, ich habe<br />

Fotos: Leo<strong>an</strong> Haubner / KOMSA


mich gefragt, warum ich in Kiew und nicht<br />

hier geboren bin“, erzählt die 38-Jährige.<br />

Derart beeindruckt beschließt sie,<br />

parallel zum Marketingstudium Deutsch<br />

am Goethe-Institut in Kiew zu lernen.<br />

Dieser Spaß kostet. Olena jobbt dafür. Ihre<br />

Deutschkenntnisse nutzt sie privat. Mehr<br />

nicht. Doch Deutschl<strong>an</strong>d lässt sie nicht los.<br />

Immer wieder ploppt der Wunsch nach<br />

Veränderung auf.<br />

„Jetzt oder nie“, denkt sie, als sie 2018<br />

mit ihrem zweiten Kind in Elternzeit ist.<br />

Von Kiew aus bewirbt sie sich initiativ bei<br />

diversen Firmen in Sachsen. Der Umst<strong>an</strong>d<br />

ist ihrem <strong>deutsch</strong>en Schwager geschuldet.<br />

Er wiederum ist fest davon überzeugt,<br />

dass in <strong>Chemnitz</strong> „etwas geht“ und die<br />

Stadt ordentlich Potenzial hat. Olena Ayari<br />

schickt ihren Lebenslauf auch <strong>an</strong> KOMSA;<br />

kennt das Unternehmen aber nicht. „Wie<br />

auch? VW, Siemens, Bayer usw. das sind<br />

die Marken, die in der Ukraine vor Ort und<br />

bek<strong>an</strong>nt sind“, beschreibt sie ihre Situation.<br />

„Wenn m<strong>an</strong> wie ich in einem Drittl<strong>an</strong>d sitzt<br />

und d<strong>an</strong>n eine Einladung zum Vorstellungsgespräch<br />

bekommt, ist das wie ein<br />

Hauptgewinn. Denn aus dem Ausl<strong>an</strong>d einen<br />

Arbeitsplatz in der EU zu finden, ist wirklich<br />

schwer.“ Sie überzeugt, erhält ihren Arbeitsvertrag<br />

und muss warten. Denn ohne<br />

Visum gibt es keine Einreise, keinen ersten<br />

Arbeitstag. Diese bürokratische Hürde stellt<br />

beide Seiten auf eine harte Geduldsprobe.<br />

Derweil sitzt Olena Ayari auf gepackten<br />

Koffern, kämpft um die Anerkennung ihres<br />

Diploms und weiß nicht, w<strong>an</strong>n es für sie<br />

ohne M<strong>an</strong>n und Kinder in Hartm<strong>an</strong>nsdorf<br />

losgeht. Mitte Februar 2019 ist es d<strong>an</strong>n soweit.<br />

Sie fliegt nach Deutschl<strong>an</strong>d. Drei Tage<br />

später startet sie bei KOMSA.<br />

Auf Englisch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> in Sachsen keinen<br />

Kaffee mitein<strong>an</strong>der trinken.<br />

Auf Deutsch schon.<br />

„Die ersten Tage waren wirklich <strong>an</strong>strengend.<br />

Von heute auf morgen sprach ich<br />

nur noch <strong>deutsch</strong>. Die g<strong>an</strong>zen Informationen<br />

in einer <strong>an</strong>deren Sprache zu be- und<br />

verarbeiten… Abends, wenn ich im Bett lag,<br />

drehten die Sätze noch mehrere Runden<br />

in meinem Kopf. Und, KOMSA ist groß. Um<br />

die Strukturen zu verstehen, braucht es<br />

Monate“, erinnert sie sich. Was sie irritiert<br />

und gleichzeitig beeindruckt hat, war die<br />

Frage: Wie geht es dir? Immer wieder wird<br />

sie von Kolleg:innen und Vorgesetzten<br />

darauf <strong>an</strong>gesprochen. „In der Ukraine hat<br />

mich keiner im Job gefragt, wie es mir<br />

geht. Warum sollte das von Interesse sein?<br />

Ich bin doch freiwillig hier; ich schaffe das<br />

schon. Und, wenn es mir schlecht geht,<br />

würde ich das doch nicht sagen. Irgendw<strong>an</strong>n<br />

habe ich begriffen, dass das wirklich<br />

ernst gemeint ist.“ Ihr wird klar, dass m<strong>an</strong><br />

in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>ders tickt und erlebt<br />

einen kleinen Kulturschock „In der Ukraine<br />

zählt, welche teure H<strong>an</strong>dtasche du hast. Du<br />

musst mit Äußerlichkeiten beeindrucken.<br />

Hier tragen Führungskräfte g<strong>an</strong>z entsp<strong>an</strong>nt<br />

Schuhe unter 100 Euro. Es spielt<br />

keine Rolle, welches iPhone du hast. Ich<br />

wurde so akzeptiert, wie ich bin. Es zählt,<br />

wie offen und fleißig m<strong>an</strong> ist. Und, ob m<strong>an</strong><br />

schnell lernen und gut arbeiten k<strong>an</strong>n.“ Ambitioniert,<br />

diszipliniert und couragiert geht<br />

sie ihren Job bei KOMSA <strong>an</strong>, verbessert<br />

stetig ihr Deutsch und arbeitet sich ein.<br />

M<strong>an</strong>n und Kinder kommen nach reichlich<br />

drei Monaten nach; die Familie ist endlich<br />

wieder komplett. Einige Hürden sind<br />

noch zu meistern: Führerschein von vorn,<br />

Anerkennung des Physiotherapiediploms<br />

vom Ehem<strong>an</strong>n, Warten auf den Integrationskurs<br />

usw. Entmutigen lässt sich Olena<br />

Ayari nicht. Im Gegenteil. Ihr Motto heißt:<br />

Nicht erschrecken. Weitermachen. Lernen.<br />

Nicht aufgeben. Das meiste kommt mit der<br />

Erfahrung und der Zeit.<br />

Viele verschiedene Charaktere ergeben<br />

ein großes, facettenreiches G<strong>an</strong>zes.<br />

Auf dem Weg zur Internationalität bleibt<br />

m<strong>an</strong> sich bei KOMSA treu. Extra Anwerbekampagnen<br />

gab es noch nie und wird es<br />

wohl auch nicht geben. Rekrutiert wird<br />

zum Beispiel über das Internet, Social<br />

Media-K<strong>an</strong>äle, Netzwerke und von Mensch<br />

zu Mensch. Was sich im Laufe der Jahre<br />

geändert hat, ist das Zeitfenster, in dem<br />

m<strong>an</strong> reagieren muss. „Schnelligkeit ist das<br />

A und O. Wir sind heute diejenigen, die<br />

sich den Bewerber:innen vorstellen. Wir<br />

müssen zeigen, wie wir tatsächlich sind.<br />

Die Vielfalt <strong>an</strong> Mitarbeiter:innen k<strong>an</strong>n ein<br />

wesentlicher Grund sein, um sich für uns<br />

zu entscheiden. Verschiedene Blickwinkel<br />

und die Offenheit unterein<strong>an</strong>der machen<br />

uns reicher und uns als Team rücksichtvoller.<br />

Ohne diese Fähigkeiten laufen wir Gefahr,<br />

dass wir starr werden“, fasst Andrea<br />

Fiedler-Braunschweig zusammen.<br />

Perfect Match also. Für Olena Ayari und<br />

das Unternehmen.<br />

WEITERE INFOS:<br />

KOMSA AG<br />

chemnitz.jobs/komsa<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Alb<strong>an</strong>ien, China, Griechenl<strong>an</strong>d, Irak, Italien,<br />

Neuseel<strong>an</strong>d, Niederl<strong>an</strong>de, Österreich, Polen, Rumänien,<br />

Syrien, Tschechien, Ukraine, Ungarn<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

jobs@komsa.com<br />

15<br />

45


ICH BIN EINE VON<br />

83 MILLIONEN.<br />

UND EINE VON 250.000.<br />

Fotos (2): Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

4.000 MITARBEITER:INNEN<br />

26 ÄMTER<br />

DREI EIGENBETRIEBE:<br />

Was machen die Menschen, die in der<br />

Stadtverwaltung <strong>Chemnitz</strong> arbeiten?<br />

Grundstücke und Gebäude bewirtschaften?<br />

Baugenehmigungen erteilen?<br />

Meldebescheinigungen, Knöllchen<br />

oder Geburtsurkunden ausstellen?<br />

Soziale Hilfen bewilligen? Das Ankommen<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d ermöglichen?<br />

Die „Stadt“ ist die zweitgrößte Arbeitgeberin<br />

von <strong>Chemnitz</strong>. Wer denkt, dass ausschließlich<br />

Verwaltungsfach<strong>an</strong>gestellte und<br />

Beamt:innen hier ihrer Arbeit nachgehen,<br />

irrt: Bademeister:innen, Städtepl<strong>an</strong>er:innen,<br />

Ärzt:innen, Erzieher:innen, Straßenbauer:innen,<br />

Gärtner:innen – jede und jeder<br />

gestaltet die Gegenwart und die Zukunft von<br />

<strong>Chemnitz</strong> mit. Längst tragen Zuw<strong>an</strong>derer:innen<br />

aus aller Welt ihren Teil dazu bei.<br />

Maya Alkurdi ist eine Stehauffrau. Hinter<br />

ihrem zierlichen Naturell stecken eine<br />

ordentliche Portion Ehrgeiz, jede Menge Zuversicht<br />

und Temperament. Ihrem einnehmenden<br />

Wesen steht eine Vita von Flucht,<br />

Verlust, Mut und einer gewissen Resistenz<br />

gegen die Widrigkeiten des<br />

Ankommens in einem fremden<br />

L<strong>an</strong>d gegenüber. Maya Alkurdi<br />

ist in Syrien aufgewachsen,<br />

hat ihr Abitur in Ägypten<br />

best<strong>an</strong>den und in Damaskus<br />

Englische Literatur studiert.<br />

Für ein Jahr. Im Kontext eines<br />

sogen<strong>an</strong>nten Resettlement-<br />

Programms wurde sie von den<br />

Vereinten Nationen (UNHCR)<br />

als Flüchtling ausgewählt und<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Innerhalb von drei<br />

Monaten musste sie in Syrien<br />

alles abbrechen und ausreisen.<br />

Neunzehnjährig kam sie 2015<br />

nach <strong>Chemnitz</strong> und fasste Fuß.<br />

Warum ein Job bei der Stadt<br />

ihr größtes Ziel war und wie<br />

sie es erreicht hat, erzählen<br />

46<br />

Maya Alkurdi (Mitte), Martin Weinert (rechts)


sie und ihr Vorgesetzter, Martin Weinert<br />

(Sozialamt, Sachgebiet Unterbringung), im<br />

Interview.<br />

Welche Sprachen sprechen Sie?<br />

M. Alkurdi: Arabisch, Englisch und Deutsch.<br />

Nach meiner Ankunft hier dauerte es ein<br />

halbes Jahr, bis ich einen Platz in einem<br />

Integrationskurs bekam. Sechs Monate warten!<br />

D<strong>an</strong>n habe ich innerhalb eines Jahres<br />

die Stufe B1 erreicht. Das heißt, m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

sich g<strong>an</strong>z gut auf Deutsch verständigen. Im<br />

August 2016 habe ich eine Ausbildung zur<br />

Kauffrau für Bürom<strong>an</strong>agement <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen.<br />

Von Englischer Literatur zu einem kaufmännisch-verwaltenden<br />

Beruf: Warum dieser<br />

Wechsel?<br />

M. Alkurdi: Trotz meines sehr guten Abiturs<br />

wurde mir hier nur der Realschulabschluss<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Um mein Studium wiederaufzunehmen<br />

und die Berechtigung dafür zu<br />

bekommen, hätte ich am Studienkolleg<br />

Sachsen in Leipzig einige Prüfungen noch<br />

einmal erfolgreich bestehen müssen. Aufgrund<br />

meiner familiären Bindung zu <strong>Chemnitz</strong>,<br />

kam ein Umzug jedoch nicht in Frage.<br />

Darum habe ich mich für die Ausbildung<br />

entschieden.<br />

Wie sind Sie d<strong>an</strong>n zur Stadtverwaltung<br />

<strong>Chemnitz</strong> gekommen?<br />

M. Alkurdi: Ich war selbst Klientin beim Sozialamt.<br />

Der Ged<strong>an</strong>ke selbst einmal bei der<br />

Stadtverwaltung <strong>Chemnitz</strong> zu arbeiten, kam<br />

mir durch eine Bek<strong>an</strong>nte. Ihr Tipp brachte<br />

mich auf Idee, mich zu bewerben. Denn ich<br />

wollte gerecht beh<strong>an</strong>delt werden. Das heißt,<br />

die gleiche Entgeltgruppe haben wie meine<br />

Kolleg:innen, wie alle <strong>an</strong>deren Deutschen<br />

auch. Dafür habe ich gekämpft; das war<br />

mein großes Ziel. Ich wollte die Ch<strong>an</strong>ce<br />

wahrnehmen und nahm die Challenge <strong>an</strong>.<br />

Auf Anhieb hat das nicht geklappt. Nach<br />

dem zweiten Versuch bekam ich d<strong>an</strong>n den<br />

Brief, in dem st<strong>an</strong>d „Herzlich willkommen bei<br />

der Stadtverwaltung“. Das war im Juli 2020.<br />

Über verschiedene Ämter und Einsatzstellen<br />

bin ich d<strong>an</strong>n im August 2022 ins Sozialamt<br />

gekommen. Mein Chef hat sich dafür<br />

stark gemacht, dass ich hier l<strong>an</strong>gfristig eine<br />

Zukunftsperspektive habe.<br />

Was ist genau Ihr Aufgabengebiet?<br />

M. Alkurdi: Was ich konkret<br />

mache? Bescheide<br />

erstellen für die Leute,<br />

damit sie offiziell gemeldet<br />

sind und d<strong>an</strong>n auch<br />

Geld usw. bekommen.<br />

Denn ohne Bescheid läuft<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d nichts.<br />

M. Weinert: Wir sind<br />

allgemein zuständig für<br />

die Unterbringung von<br />

wohnungslosen Menschen,<br />

also für zur Stadt<br />

<strong>Chemnitz</strong> zugewiesene<br />

Asylbewerber:innen. Aber auch für <strong>deutsch</strong>e<br />

Bürger:innen, die obdachlos sind und Hilfe<br />

benötigen. Ihnen ermöglichen wir einen<br />

Schlafplatz in unserem Wohnprojekt, zum<br />

Beispiel im Nachtquartier.<br />

Sie sind jetzt acht Jahre in Deutschl<strong>an</strong>d. Gibt<br />

es etwas, was Sie immer noch beeindruckt?<br />

M. Alkurdi: Das System. Eigentlich sagt das<br />

Wort alles. In Syrien gibt es das nicht. Da bezahlt<br />

m<strong>an</strong> viel Geld, das m<strong>an</strong> etwas geregelt<br />

bekommt. Hier gibt es Gesetze und Regeln;<br />

die werden eingehalten. M<strong>an</strong>chmal sind sie<br />

auch bisschen viel. Aber dafür hat m<strong>an</strong> seine<br />

Ruhe und weiß, was richtig und falsch ist.<br />

Herr Weinert, welche Klippen sehen Sie bei<br />

der Integration von ausländischen Fachkräften?<br />

M. Weinert: Das A und O sind die Sprachkenntnisse.<br />

In der Verwaltung ist die Amtssprache<br />

Deutsch. Deshalb ist essentiell,<br />

dass m<strong>an</strong> sich gut verständigen k<strong>an</strong>n. Was<br />

unsere Arbeit betrifft: Das Verwaltungs<strong>deutsch</strong><br />

hat seine Tücken.<br />

Was konnten Sie von Frau Alkurdi lernen?<br />

M. Weinert: Sie steht für einen beispielhaften<br />

Werdeg<strong>an</strong>g in Deutschl<strong>an</strong>d. Wahrscheinlich<br />

gibt es nicht viele, die in so kurzer Zeit solch<br />

einen Weg hinbekommen. In der Verwaltung<br />

<strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen, ist wegen der Gesetzlichkeiten<br />

und dem Verwaltungs<strong>deutsch</strong> nochmal<br />

etwas Anderes als nur Deutsch zu sprechen.<br />

Da hat sie einen unheimlichen Ehrgeiz. Von<br />

17 Mitarbeiter:innen im Sachgebiet ist Frau<br />

Alkurdi die einzige Person mit Migrationshintergrund.<br />

Wir haben uns für sie entschieden,<br />

weil sie einfach überzeugt hat. Mit<br />

ihrem Wissen, ihrer lebensfrohen Art, ihrem<br />

Wollen, ihren Leistungen und weil sie ins<br />

Team passt.<br />

Wie kommuniziert die Stadt <strong>Chemnitz</strong> sich<br />

als attraktiver Arbeitgeber?<br />

M. Weinert: Mittlerweile befinden auch wir<br />

uns im Wettbewerb mit <strong>an</strong>deren Verwaltungen,<br />

Institutionen und der Wirtschaft.<br />

Deshalb wurde intensiv <strong>an</strong> der Etablierung<br />

der Arbeitgebermarke gearbeitet. Uns geht<br />

es darum, die Vorteile, die ein Job im öffentlichen<br />

Dienst mit sich bringt, nach außen<br />

wie innen zu zeigen. Unter <strong>an</strong>derem wird<br />

es einen komplett neuen Online-Auftritt der<br />

Stadt <strong>Chemnitz</strong> geben, zu dem zum Beispiel<br />

eine neue Karriereseite gehört. Geworben<br />

wird dafür auf allen gängigen Social-Media-<br />

K<strong>an</strong>älen, in Stellenbörsen, fachspezifischen<br />

Medien usw.<br />

WEITERE INFOS:<br />

Stadt <strong>Chemnitz</strong> Hauptamt<br />

Maya Alkurdi<br />

chemnitz.jobs/stadtverwaltung<br />

47


Foto: Klinikum <strong>Chemnitz</strong><br />

INTEGRATION MIT HERZ<br />

UND VERSTAND<br />

Grob betrachtet hat die Integration internationaler Fachkräfte<br />

mindestens zwei Ebenen: eine äußere und eine<br />

innere. Außen kämpfen sich Neu<strong>an</strong>kömmlinge mit ausländischen<br />

Wurzeln durch einen Dschungel <strong>an</strong> Vorschriften<br />

und gesetzlichen Regelungen, die sie alleine gar nicht oder<br />

nur schwer durchblicken. Was muss ich beachten? Wo sind<br />

meine Anlaufstellen? Welche Formulare muss ich w<strong>an</strong>n und<br />

wo abgeben? Und wo bekomme ich diese überhaupt her?<br />

Auf der <strong>an</strong>deren Seite gibt es die innere, die menschliche<br />

Ebene. Da stellen sich Fragen nach dem gesellschaftlichen<br />

Anschluss. Das Gefühl, eine Fremde oder ein Fremder zu<br />

sein, will überwunden werden. Und m<strong>an</strong>chmal, wenn das<br />

Heimweh einfach überwältigend ist, braucht es auch mal<br />

eine Umarmung.<br />

48


Wer Maria Süß und Heike Palm am Klinikum<br />

<strong>Chemnitz</strong> einmal erlebt hat, wird das Gefühl<br />

nicht los, dass hier beide Ebenen mitein<strong>an</strong>der<br />

verschmelzen. Hier kümmert sich ein<br />

Duo um die internationalen Fachkräfte, das<br />

es versteht, äußere Faktoren und die innere<br />

Einstellung in Einkl<strong>an</strong>g zu bringen. Wer von<br />

den beiden die pragmatische, pflichtbewusste<br />

Seite für die äußeren Umstände vertritt,<br />

klärt sich spätestens als Maria Süß einen<br />

Ordner hervorholt: „So einen bekommen bei<br />

mir alle internationalen Fachkräfte“, erklärt<br />

sie. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass im<br />

Laufe des Integrationsprozesses bergeweise<br />

Dokumente zusammen kommen. So behalten<br />

wir den Überblick.“ Dass Heike Palm<br />

in erster Linie die Menschen sieht, zeigt die<br />

Tatsache, dass diese von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> als Kolleginnen<br />

und Kollegen bezeichnet werden.<br />

Das sind nicht „die Neuen“ oder „die Anderen“.<br />

„Nein, es sind Menschen wie du und ich.<br />

Alle haben ihre Geschichte, ihre Hoffnungen<br />

und oftmals auch ihre Päckchen zu tragen“,<br />

sagt sie. Keine Frage, Respekt, Toler<strong>an</strong>z und<br />

Achtsamkeit sind ihr wichtig – nicht nur<br />

zwischen einheimischen und internationalen<br />

Fachkräften, sondern auch vonseiten<br />

der Patient:innen. „In Sachsen haben wir<br />

diesbezüglich noch etwas Nachholbedarf.<br />

Der Prozess der Internationalisierung im<br />

Bereich der Pflegefachkräfte ist in den alten<br />

Bundesländern schon l<strong>an</strong>ge fest im Arbeitsalltag<br />

ver<strong>an</strong>kert. Bei uns hat er gerade erst<br />

begonnen. Wir wollen die Bevölkerung abholen<br />

und deutlich machen, dass es nicht darauf<br />

<strong>an</strong>kommt, ob die Pflegefachkraft Arndt<br />

HEIKE PALM<br />

oder Mohammed heißt. Wichtig sind Qualifikation<br />

und Fachwissen.“ Davon bringen die<br />

internationalen Kolleginnen und Kollegen<br />

in der Regel jede Menge mit, denn fast alle<br />

Pflegekräfte in der EU und Drittstaaten absolvieren<br />

keine Ausbildung, sondern direkt<br />

ein Bachelor-Studium, in dem der praktische<br />

Teil integriert ist. Nur Deutschl<strong>an</strong>d<br />

geht einen <strong>an</strong>deren Weg: Wer hier Pflegefachkraft<br />

„WICHTIG SIND QUALIFIKATION<br />

UND FACHWISSEN.“<br />

MARIA SÜß<br />

werden will,<br />

absolviert<br />

eine dreijährige<br />

Ausbildung. Fachwissen alleine reiche aber<br />

nicht, um Akzept<strong>an</strong>z zu schaffen. Besonders<br />

die Kommunikation spiele dabei eine große<br />

Rolle: „Der Ausbau von Deutschkenntnissen<br />

ist enorm wichtig – nicht nur für den Umg<strong>an</strong>g<br />

mit Patientinnen und Patienten. Allein<br />

mit Englisch schafft m<strong>an</strong> keine Heimat“,<br />

ist Heike Palm überzeugt. Hier kommen<br />

die einjährigen „Anpassungskurse“ des<br />

Klinikums ins Spiel, die 2022 ins Leben gerufen<br />

wurden. „Diese werden in <strong>deutsch</strong>er<br />

Sprache abgehalten. In Diskussionen geht<br />

es darum, das gesagte Wort nicht nur zu<br />

verstehen, sondern auch zu wissen, was gemeint<br />

ist.“ Eine gefestigte Sprachvielfalt sei<br />

wichtig, um Missverständnissen im Arbeitsalltag<br />

und darüber hinaus vorzubeugen.<br />

Erst nach dem Anpassungsjahr, in dem die<br />

Teilnehmenden auch viel Systemrelev<strong>an</strong>tes<br />

erfahren, erfolgt die sechsmonatige Einarbeitung<br />

in einem festen Bereich. Damit<br />

komme die Sicherheit. Von rund 2500 Pflegedienst-Mitarbeitenden<br />

im Verbund des<br />

Klinikums haben insgesamt 111 ihre Wurzeln<br />

in <strong>an</strong>deren Ländern. Sogar im sogen<strong>an</strong>nten<br />

„Springerpool“, der 80 Mitarbeiter:innen umfasst,<br />

gibt es internationale Fachkräfte. Das<br />

ist bemerkenswert, schließlich müssen diese<br />

Mitarbeiter:innen „eine noch schnellere<br />

Auffassungsgabe mitbringen“, erklärt Heike<br />

Palm. „Sie müssen sich auf ihren jeweiligen<br />

Einsatzstationen<br />

immer<br />

wieder neu<br />

orientieren<br />

und in kürzester<br />

Zeit ihre Aufgabe erfassen.“ Das sei<br />

schon für hiesige Muttersprachler eine Herausforderung.<br />

Allgemein müsse m<strong>an</strong> vor allen<br />

internationalen Fachkräften, die hier Fuß<br />

gefasst haben, den Hut ziehen. „Der Weg in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d ist verdammt schwer und wir<br />

sollten alles in Bewegung setzen, diese Kolleginnen<br />

und Kollegen auch zu halten. Das<br />

geschieht in erster Linie durch das soziale<br />

Umfeld. Alltagsrassismus auf dem Weg zur<br />

Arbeit, vermehrte Polizeikontrollen aufgrund<br />

eines ausländischen Teints oder Türsteher,<br />

die den Zug<strong>an</strong>g zum Club versperren,<br />

sind dabei nicht förderlich. Das ist leider<br />

alles schon vorgekommen“, erzählt Maria<br />

Süß, die im Rahmen der Willkommenskultur<br />

ein besonderes Instrument pflegt – einen<br />

wöchentlichen Newsletter. „Damit verschicke<br />

ich regelmäßig Tipps für den Alltag in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, welche Traditionen wir pflegen,<br />

welche Feiertage wir feiern, wie wir ticken.“<br />

Ab <strong>2024</strong> ist zudem ein Stammtisch gepl<strong>an</strong>t,<br />

auf dem sich internationale Fachkräfte und<br />

Mitarbeiter:innen austauschen können. „Wir<br />

wollen wissen, wor<strong>an</strong> wir bei der Integration<br />

noch arbeiten müssen und auf dieser Basis<br />

immer besser werden.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Klinikum <strong>Chemnitz</strong> gGmbH<br />

chemnitz.jobs/klinikum<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

40 Nationen<br />

Bewerbungen auf Deutsch <strong>an</strong>:<br />

m.suess@skc.de<br />

40<br />

49


VERTRAUEN SCHWEISST ZUSAMMEN<br />

Foto: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

Er k<strong>an</strong>n es selbst kaum glauben:<br />

Nächstes Jahr im April ist Alex<br />

Quint schon 20 Jahre bei der<br />

OMEGA Blechbearbeitung Limbach-Oberfrohna<br />

AG. Der Fertigungsmeister<br />

im Bereich Montage<br />

kommt ursprünglich aus Sibirien.<br />

Und er ist nicht die einzige Fachkraft<br />

in dem Limbacher Unternehmen,<br />

die internationale Wurzeln<br />

hat. Knapp ein Dutzend Nationen<br />

– von Russl<strong>an</strong>d über Kasachst<strong>an</strong>,<br />

Polen, Algerien, Syrien, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />

und Georgien bis hin zu Ungarn<br />

– arbeiten bei OMEGA zusammen.<br />

„Und das sehr erfolgreich“, wie Vorst<strong>an</strong>d<br />

Ingolf Baum sagt.<br />

Seit mehr als 25 Jahren steht der Name<br />

OMEGA Blechbearbeitung für hochwertige<br />

Maschinenverkleidungen, Laser-, Biegeund<br />

Schweißbauteile. OMEGA-Erzeugnisse<br />

sind im Anlagenbau ebenso zu finden wie<br />

im Maschinen- und Apparatebau, dem<br />

Behälter und Fahrzeugbau, in der Medizintechnik<br />

und dem Werkzeugmaschinenbau.<br />

Schaltschränke für die Elektroindustrie<br />

und eine eigene Produktionslinie<br />

für Medizinschränke, Arztschränke und<br />

Kr<strong>an</strong>kenhausausrüstungen runden die<br />

Produktpalette ab. Für all das braucht<br />

es ein starkes Team. „Wir haben viele<br />

internationale Mitarbeitende, die schon<br />

seit zehn, 15 oder 20 Jahren bei uns sind“,<br />

erzählt Ingolf Baum. Das spricht für ein<br />

gutes Verhältnis zwischen OMEGA und<br />

Arbeitnehmer:innen, aber auch zwischen<br />

den Kolleg:innen unterein<strong>an</strong>der. Und das<br />

zeigt sich zum Beispiel bei der Unterstützung<br />

ausländischer Fachkräfte, was<br />

Wohnungssuche oder Behördengänge<br />

betrifft. „Wenn es am Anf<strong>an</strong>g noch Sprachbarrieren<br />

gibt, helfen sich die Mitarbeiter<br />

unterein<strong>an</strong>der“, so Baum weiter. Das baut<br />

Hemmungen ab und vermittelt schnell ein<br />

Gefühl des Angenommenseins.<br />

Alex Quint berichtet aus dem Fertigungsalltag.<br />

Es habe in den letzten 20 Jahren<br />

nicht selten Mitarbeiter:innen gegeben,<br />

die am Anf<strong>an</strong>g kein Wort Deutsch sprachen.<br />

„Aber die Leute wollen sich integrieren,<br />

sich weiterentwickeln“, erzählt er. Sein<br />

Betrieb sei schließlich auch ein moderner,<br />

der Anreize zum Durchhalten und Bemühen<br />

gibt. Und das nicht nur während der<br />

Arbeitszeit. „Wir ver<strong>an</strong>stalten auch Feste,<br />

wie zum Beispiel ein Sommerfest, wo d<strong>an</strong>n<br />

auch mal die Familien mit eingeladen sind<br />

und eine Weihnachtsfeier. Sowas schweißt<br />

zusammen“, sagt Alex Quint, dessen Ehefrau<br />

auch bei OMEGA arbeitet. Sie ist im<br />

Sekretariat beschäftigt und ebenfalls seit<br />

Jahren zufrieden im Unternehmen.<br />

Durch kontinuierliches Wachstum von<br />

M<strong>an</strong>nschaft und Know-how in Verbindung<br />

mit ausgeprägter Kundenorientierung hat<br />

sich die OMEGA Blechbearbeitung Limbach-Oberfrohna<br />

AG zu einem geschätzten<br />

Partner für Kunden:innen aus der g<strong>an</strong>zen<br />

Welt gemacht. „Unsere Mitarbeitenden<br />

sind dabei unser wichtigster Erfolgsfaktor“,<br />

sagt Ingolf Baum. Zur Fest<strong>an</strong>stellung<br />

werden derzeit vor allem Schweißer:innen<br />

und Monteure:innen gesucht. Bewerbungen<br />

können jederzeit <strong>an</strong> bewerbung@<br />

omega-blech.de geschickt werden. Auch<br />

Ausbildungsplätze als Metallbauer:innen<br />

in der Fachrichtung Konstruktionstechnik<br />

sind für das Ausbildungsjahr <strong>2024</strong>/2025<br />

zu vergeben. Möglichkeiten für ein Praktikum,<br />

um das Limbacher Unternehmen<br />

kennenzulernen, bestehen ebenfalls zu<br />

jeder Zeit.<br />

WEITERE INFOS:<br />

OMEGA Blechbearbeitung<br />

Limbach-Oberfrohna AG<br />

chemnitz.jobs/omega<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Russl<strong>an</strong>d, Kasachst<strong>an</strong>, Polen, Algerien,<br />

Syrien, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Georgien, Ungarn<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@omega-blech.de<br />

9<br />

50


Fotos: Starrag Group<br />

„BEI UNS WIRD NIEMAND ALLEIN GELASSEN“<br />

Es ist ein Unternehmen mit Geschichte, aber auch mit großer Zukunft: die<br />

Starrag GmbH in <strong>Chemnitz</strong> k<strong>an</strong>n auf eine über 100 Jahre l<strong>an</strong>ge Tradition als<br />

Hersteller von Fräsmaschinen zurückblicken. Heute ist das Werk in <strong>Chemnitz</strong><br />

Teil der Starrag Group, einem weltweit führenden Anbieter von Bearbeitungszentren<br />

und technologischen Fertigungssystemen. Heckert Maschinen aus<br />

<strong>Chemnitz</strong> stehen vor allem in der Automobil- und Industrieteile-Produktion<br />

für Präzision, Zuverlässigkeit und technische Innovation. 460 Mitarbeitende<br />

sorgen täglich dafür, dass das Unternehmen weiter wächst.<br />

allem CNC-Fräser:innen, Servicemonteur:innen,<br />

Industriemech<strong>an</strong>iker:innen<br />

sowie ein Inhouse-Berater:innen SAP.<br />

Auch Interessierte <strong>an</strong> einer Ausbildung<br />

können sich gern bei Simone Pinarski<br />

oder Kirsten Olomek melden.<br />

Zu ihnen gehört Inhw<strong>an</strong> Choi. Der<br />

29-Jährige kommt aus Südkorea und<br />

ist seit Sommer als Servicemonteur für<br />

Starrag tätig. „Ich wurde sehr gut aufgenommen,<br />

vor allem durch den Gebietsleiter.<br />

Er hat sich darum gekümmert, dass<br />

ich bestens integriert werde“, erzählt<br />

Inhw<strong>an</strong> Choi. Seit 2017 lebt der Kore<strong>an</strong>er<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Weil sich der Feinwerkmech<strong>an</strong>iker<br />

fachlich in der Werkzeugmaschinenbr<strong>an</strong>che<br />

weiterentwickeln wollte,<br />

ist er auf das <strong>Chemnitz</strong>er Unternehmen<br />

aufmerksam geworden. „Für seine<br />

Einarbeitung gab es für ihn mehrere<br />

Schulungen. Bei uns wird niem<strong>an</strong>d allein<br />

gelassen“, sagt Personalleitern Simone<br />

Pinarski. Neben Korea kommen Fachkräfte<br />

bei Starrag auch aus China, Russl<strong>an</strong>d,<br />

Syrien und Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>.<br />

Generell gibt es verschiedene Module,<br />

die neue Mitarbeiter:innen durchlaufen,<br />

wenn sie neu bei Starrag sind. „Hier wird<br />

nach den individuellen Fähigkeiten und<br />

Kenntnissen geschaut“, ergänzt Kirsten<br />

Olomek vom Bereich Aus- und Weiterbildung.<br />

Wer sich für einen Job in dem<br />

<strong>Chemnitz</strong>er Unternehmen entscheidet,<br />

profitiert zudem von allerh<strong>an</strong>d Extras.<br />

13 Monatsgehälter, eine Mitarbeiter- und<br />

Gewinnbeteiligung, ein Zuschuss für die<br />

Kinderbetreuung, vermögenswirksame<br />

Leistungen sowie Geschenke zum Geburtstag<br />

oder zu Weihnachten gehören<br />

zum Beispiel dazu. In den meisten Bereichen<br />

werden dem Team auch flexible<br />

Arbeitszeiten ermöglicht, damit persönliche<br />

und betriebliche Bel<strong>an</strong>ge besser<br />

vereinbart werden können. Individuelle<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten, ein betriebliches<br />

Gesundheitsm<strong>an</strong>agement,<br />

das unter <strong>an</strong>derem ergonomische<br />

Arbeitsplätze, Sport<strong>an</strong>gebote und Fahrradleasing<br />

einschließt sowie eine Kinderweihnachtsfeier<br />

runden die Leistungen<br />

für Mitarbeiter ab.<br />

Gesucht werden bei Starrag derzeit vor<br />

WEITERE INFOS:<br />

Starrag GmbH<br />

chemnitz.jobs/starrag<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Korea, China, Russl<strong>an</strong>d,<br />

Syrien und Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

career.che@starrag.com<br />

6<br />

51


„WIR MACHEN DIE WELT<br />

EIN BISSCHEN SICHERER“<br />

„Wir sind mit großen Ambitionen und Visionen gestartet,<br />

die wir natürlich umgesetzt, hin und wieder umgeworfen<br />

oder auch einfach mal umgedacht haben“, blickt Matthias<br />

Domes, einer der Gründer der domeba GmbH auf die Anfänge<br />

des „klassischen Garagen-Startups" zurück. Aus den<br />

Ambitionen, eine Agentur für Web-Anwendungen auf die<br />

Beine zu stellen, entwickelte sich bis heute ein Unternehmen,<br />

dass zurecht behaupten darf, täglich Leben zu retten:<br />

Denn die domeba GmbH gehört mittlerweile zu den führenden<br />

Anbietern von Compli<strong>an</strong>ce-M<strong>an</strong>agement-Software und<br />

arbeitet <strong>an</strong> digitalen Lösungen für die Bereiche Arbeitsschutz,<br />

Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit.<br />

Eine Modular aufgebaute Software in 30<br />

Sprachen hilft Unternehmen aus nahezu<br />

allen Br<strong>an</strong>chen dabei, interne oder gesetzlich<br />

vorgeschriebene Regeln und Ziele zu<br />

verwirklichen. Gleich zwei Meilensteine<br />

setzte die domeba GmbH im Jahr 2023:<br />

Das Unternehmen feierte sein 25-jähriges<br />

Jubiläum und führte seine Mitarbeiterzahl<br />

gleichzeitig in den dreistelligen Bereich.<br />

Auch Test Engineer Robert Montell ist einer<br />

der neu eingestellten Mitarbeitenden. Der<br />

finnische Floorballsportler spielt in der aktuellen<br />

Saison als Gastspieler bei den Floor<br />

Fighters <strong>Chemnitz</strong>. Matthias Domes: „Vor<br />

dem Start der neuen Saison erhielten wir<br />

als Sponsor die Mitteilung, dass der neue<br />

Gastspieler einen Job bei einer IT-Firma<br />

sucht. Er hatte gerade frisch seinen Bachelor-Abschluss<br />

als Programmierer gemacht.“<br />

Damit startete direkt der erfolgreiche Bewerbungsprozess<br />

und seit Mitte Oktober ist<br />

Robert Montell ein festes Teammitglied der<br />

„domebi<strong>an</strong>er“. Der internationale Ged<strong>an</strong>ke<br />

stehe schon seit geraumer Zeit auf der<br />

domeba-Agenda, sagt Matthias Domes, der<br />

bei der Internationalisierung eine „gesunde<br />

Geschwindigkeit“ bevorzugt. „Da prallen<br />

kulturelle Welten aufein<strong>an</strong>der, die bereichernd<br />

und herausfordernd zugleich sein<br />

können. Wir brauchen eine Belegschaft, die<br />

nicht überredet wird, sondern von diesem<br />

Prozess überzeugt ist. Und das braucht<br />

Zeit.“ Wie sich internationale Fachkräfte<br />

bei domeba und in Deutschl<strong>an</strong>d eingelebt<br />

haben, erzählen Sie uns am besten selbst:<br />

Khaoula Bouguerra<br />

Khaoula Bouguerra aus Tunesien,<br />

Auszubildende Fachinformatik<br />

Anwendungsentwicklung<br />

Welche Gründe gab es für die Entscheidung,<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d zu arbeiten und welche Erwartungen<br />

waren damit verbunden?<br />

Ich hatte in erster Linie familiäre Gründe,<br />

da mein Ehepartner hier arbeitet. Darüber<br />

hinaus wollte ich die Möglichkeit nutzen,<br />

meine berufliche Laufbahn vor<strong>an</strong>zutreiben<br />

und meinen Lebenslauf zu erweitern.<br />

Eine gute Work-Life-Bal<strong>an</strong>ce, berufliche<br />

Weiterentwicklungsmöglichkeiten und ein<br />

freundliches, kooperatives Team zählten<br />

zu meinen Erwartungen. Außerdem hoffte<br />

ich, kulturelle Erfahrungen zu sammeln und<br />

meine Sprachkenntnisse zu verbessern.<br />

Gab es besondere Herausforderungen oder<br />

positive Erfahrungen?<br />

Ich habe meine Integration in das Unternehmen<br />

als sehr positiv erlebt. Alle Mitarbeiter<br />

hier sind sehr nett und kooperativ, was<br />

meine berufliche Erfahrung sehr <strong>an</strong>genehm<br />

macht. In Bezug auf die lokale Gemeinschaft<br />

gab es einige soziale Anpassungsschwierigkeiten,<br />

aber nichts Schwerwiegendes. Ich bin<br />

mit meinem Leben hier zufrieden.<br />

Welche Empfehlungen würden Sie <strong>an</strong>deren<br />

internationalen Fachkräften geben?<br />

Du solltest offen für neue Erfahrungen sein.<br />

Akzeptiere kulturelle Unterschiede und<br />

respektiere die Vielfalt. Du solltest geduldig<br />

sein und dich auf deine berufliche Entwicklung<br />

konzentrieren<br />

WEITERE INFOS:<br />

domeba GmbH<br />

chemnitz.jobs/domeba<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Kolumbien, Italien, Finnl<strong>an</strong>d, Indien,<br />

Tunesien, Kasachst<strong>an</strong>, Fr<strong>an</strong>kreich<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@domeba.de<br />

8<br />

52


stolz auf sich zu sein. Das ist etwas, was sie<br />

ändern sollten. Ich liebe beide Länder, aber<br />

meine Wurzeln habe ich hier gepfl<strong>an</strong>zt und<br />

das macht Deutschl<strong>an</strong>d zu etwas Besonderem.<br />

Luz Patricia Arévalo Pardo<br />

Luz Patricia Arévalo Pardo<br />

aus Kolumbien, Test Engineer<br />

Seit 2007 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Wie haben Sie Ihre Integration in die lokale<br />

Gemeinschaft erlebt?<br />

Zu Beginn ist es wichtig, vorh<strong>an</strong>dene soziale<br />

Netzwerke zu finden. Anf<strong>an</strong>gs hatte ich die<br />

Unterstützung der Familie meines M<strong>an</strong>nes<br />

und einer Gruppe lateinamerik<strong>an</strong>ischer<br />

Frauen, die mich in vielen rechtlichen und<br />

kulturellen Fragen beraten haben. Um<br />

jedoch nicht isoliert zu bleiben und sich in<br />

die neue Kultur zu integrieren, ist es unerlässlich,<br />

mit der Zeit eigene Netzwerke zu<br />

schaffen.<br />

Inwieweit fühlen Sie sich in Ihrer neuen Umgebung<br />

willkommen und akzeptiert?<br />

Besonders bei domeba hat mir jeder das<br />

Gefühl gegeben, Teil des Unternehmens zu<br />

sein, sowohl bei der Arbeit als auch im sozialen<br />

Umfeld. Ich fühle mich respektiert und<br />

berücksichtigt, wenn ich Konzepte vorschlage<br />

oder Meinungen zu beruflichen Themen<br />

abgebe. Sie lassen mich authentisch sein<br />

und interessieren sich für meine Kultur und<br />

meine beruflichen Erfahrungen.<br />

Was ist der größte Unterschied zwischen<br />

Kolumbien und Deutschl<strong>an</strong>d?<br />

Wir Kolumbi<strong>an</strong>er sind glücklich und stolz auf<br />

das, was wir tun und sind. Obwohl die Deutschen<br />

viel mehr erreicht haben als <strong>an</strong>dere<br />

erreichen können, sind sie nicht in der Lage,<br />

Mari<strong>an</strong>gela Gi<strong>an</strong>nattasio<br />

Mari<strong>an</strong>gela Gi<strong>an</strong>nattasio aus Italien,<br />

Coordinator of international activities<br />

Seit 2020 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Wie haben Sie Ihre Integration in das Unternehmen<br />

und die lokale Gemeinschaft erlebt?<br />

Zu Beginn waren meine Deutschkenntnisse<br />

nicht ausreichend. Das führte zu einigen<br />

Herausforderungen. Dabei ist die <strong>deutsch</strong>e<br />

Sprache wirklich schön und nu<strong>an</strong>cenreich.<br />

Durch die Arbeit hier und den Besuch intensiver<br />

Deutschkurse konnte ich mich jedoch<br />

nicht nur mit der Sprache, sondern auch<br />

mit der lokalen Mentalität vertraut machen.<br />

Die Kollegen, die ich gefunden habe, waren<br />

immer hilfsbereit und interessierten sich für<br />

die italienische Kultur.<br />

Was hat Ihnen am besten geholfen, sich in<br />

der neuen Arbeitsumgebung und dem sozialen<br />

Umfeld zurechtzufinden?<br />

Ich bin fest davon überzeugt, dass die<br />

Grundwerte, auf denen ein Unternehmen<br />

basiert, einen erheblichen Einfluss auf den<br />

„Onboarding“-Prozess und die Arbeitsroutine<br />

haben. Freundliche und geduldige<br />

Kollegen machen natürlich einen großen<br />

Unterschied. Was ich jedem empfehlen<br />

k<strong>an</strong>n, um den sozialen Kreis zu erweitern, ist<br />

die Teillahme <strong>an</strong> Deutschkursen und Sportgruppen.<br />

Robert Montell<br />

Robert Montell aus Finnl<strong>an</strong>d,<br />

Test engineer<br />

Seit 2023 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Welche kulturellen Unterschiede oder Gemeinsamkeiten<br />

gibt es zwischen Finnl<strong>an</strong>d<br />

und Deutschl<strong>an</strong>d?<br />

Deutsche sind im Allgemeinen viel offener<br />

als Finnen. Außerhalb Finnl<strong>an</strong>ds ist es deshalb<br />

viel einfacher, in unbek<strong>an</strong>nte Umgebungen<br />

vorzudringen. Es gibt außerdem<br />

einen klaren Unterschied in der Denkweise:<br />

In Deutschl<strong>an</strong>d wird nicht viel nachgedacht,<br />

sondern mehr get<strong>an</strong>, was mich zusätzlich<br />

motiviert. Die Menschen hier versuchen<br />

auch nicht, sich einfach ihrer Ver<strong>an</strong>twortung<br />

zu entziehen, sondern stellen sich dieser<br />

stattdessen.<br />

Haben Sie Ratschläge oder Anregungen zur<br />

Verbesserung der Willkommenskultur in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d?<br />

Die Einheimischen sollten ihre Englischkenntnisse<br />

mehr pflegen. Dies könnte die<br />

Kommunikation mit internationalen Arbeitnehmern<br />

verbessern, die kein oder nur<br />

wenig Deutsch sprechen.<br />

Welche Tipps würden Sie <strong>an</strong>deren internationalen<br />

Fachkräften geben, die vor einer<br />

ähnlichen beruflichen Veränderung stehen?<br />

Keine Angst vor Fehlern haben, neugierig<br />

sein und jede Gelegenheit nutzen – sei<br />

es bei der Arbeit oder in der Freizeit. Am<br />

Anf<strong>an</strong>g wird alles neu sein und viel wirken,<br />

aber das ist völlig in Ordnung.<br />

Fotos: Domeba<br />

53


DIE PIONIERE DES<br />

E-LEARNING<br />

Drehen wir die Zeit drei Jahre<br />

zurück: Ende 2020 befindet<br />

sich die Welt mitten in der<br />

P<strong>an</strong>demie. Wir stehen in der<br />

Schl<strong>an</strong>ge vorm Supermarkt<br />

und warten darauf, dass uns<br />

ein Mitarbeiter den nächsten<br />

Einkaufswagen desinfiziert<br />

und zuteilt. Unsere Freizeit<br />

verbringen wir mit Spaziergängen,<br />

weil Weihnachtsmärkte,<br />

Konzerte und sonstige<br />

Menschen<strong>an</strong>sammlungen<br />

nicht mehr existieren. Und wir<br />

lernen die Vorteile des digitalen<br />

Zeitalters zu schätzen.<br />

Fotos: Bildungsportal Sachsen GmbH<br />

Wir meeten uns per Video-Schalte, verbringen<br />

die Arbeitstage vermehrt im Home<br />

Office oder nutzen Lernplattformen im<br />

Internet. In dieser Zeit hatte die BPS Bildungsportal<br />

Sachsen GmbH Hochkonjunktur,<br />

denn das Unternehmen arbeitet seit 20<br />

Jahren <strong>an</strong> eben jenen E-Learning-Tools, die<br />

zu Zeiten der P<strong>an</strong>demie einen unschätzbaren<br />

Wert mitbrachten. Schon vor dem<br />

ersten Corona-Jahr nutzen sachsenweit<br />

bereits rund 30.000 Studierende und Lehrkräfte<br />

täglich die von BPS entwickelte Lernplattform<br />

OPAL, kurz für Online-Plattform<br />

für Akademisches Lehren und Lernen. „In<br />

der P<strong>an</strong>demie stiegen die Nutzerzahlen<br />

täglich auf bis zu 60.000 – dieses Niveau<br />

wurde bis heute nahezu gehalten“, freut<br />

sich Geschäftsführer Sven Morgner, der<br />

bereits seit 2001 mit dem Unternehmen<br />

verbunden ist. Die Idee hinter OPAL: eine<br />

flächendeckende Integration von E-Learning<br />

und neuen Medien im sächsischen<br />

Hochschulalltag. Um einen sachsenweiten<br />

St<strong>an</strong>dard auf den Weg zu bringen, wurde<br />

die BPS Bildungsportal Sachsen GmbH<br />

Ende 2004 von insgesamt elf sächsischen<br />

Hochschulen gegründet. Heute bietet das<br />

54


Unternehmen mit der Prüfungssoftware<br />

ONYX zusätzlich die Möglichkeit, Tests,<br />

Klausuren und Abschlussprüfungen online<br />

zu erstellen und sicher digital durchzuführen<br />

– ein weiterer Bereich, dessen Bedarf<br />

seit Corona gewachsen ist. Der Ausbildungsnachweis<br />

BLok stellt Ausbilder:innen<br />

und Azubis zudem ein digitales Berichtsheft<br />

zur Verfügung. Mit seinen innovativen<br />

Produkten agiert das Bildungsportal Sachsen<br />

mittlerweile weit über die Grenzen des<br />

Freistaates hinaus. Damit bei dem zuverlässigen<br />

Partner für Digitalisierung in der<br />

Aus- und Weiterbildung alles reibungslos<br />

läuft, bringt das Unternehmen insgesamt<br />

33 Mitarbeiter:innen zusammen – unter<br />

<strong>an</strong>derem aus den Bereichen Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaften, Informatik und<br />

Medienm<strong>an</strong>agement. Sie arbeiten im Produktm<strong>an</strong>agement,<br />

in der Software-Entwicklung,<br />

der Qualitätssicherung, in der Admin-<br />

Abteilung oder im Kundensupport. Immer<br />

mal wieder beschreiten auch internationale<br />

Fachkräfte ihren Bildungs- und Karriereweg<br />

bei der BPS GmbH. Maria Kretz, die<br />

Assistentin der Geschäftsführung, bringt<br />

beispielsweise russische Wurzeln mit und<br />

kennt die Herausforderungen, wenn die<br />

Muttersprache eine <strong>an</strong>dere ist. An Deutschkenntnissen<br />

m<strong>an</strong>gelt es den Bewerber:innen<br />

in der Regel aber kaum: „Fachkräfte<br />

aus dem Ausl<strong>an</strong>d bringen meist ein gutes<br />

Sprachlevel mit. Sie kommen zum größten<br />

Teil aus dem universitären Umfeld und haben<br />

sich bereits gut in Deutschl<strong>an</strong>d eingelebt,<br />

bevor sie sich bei uns bewerben.“ Das<br />

sei auch notwendig, da sich der Arbeitsalltag<br />

vorwiegend auf Deutsch abspielt.<br />

Damit die neuen Kolleg:innen von Anf<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> gut „mitgenommen“ werden, bekommen<br />

sie in der Anf<strong>an</strong>gsphase eingespielte<br />

Mitarbeiter:innen zur Seite gestellt. „Das<br />

gilt natürlich für alle Bewerber:innen – egal<br />

welcher Herkunft“, sagt Sven Morgner. Weitere<br />

Hilfestellung bietet ein Betriebsrat, der<br />

in allen Bel<strong>an</strong>gen ein wichtiger Ansprechpartner<br />

ist. So unterstützte die Arbeitnehmervertretung<br />

kürzlich beispielsweise<br />

eine Kollegin aus Kirgisist<strong>an</strong>, die während<br />

ihres Studiums <strong>an</strong> der Hochschule Zwickau<br />

bereits im Unternehmen arbeitete. Der<br />

Chef fasst zusammen: „Im Grunde sind<br />

die geografischen Wurzeln bei uns nicht<br />

entscheidend. Was uns interessiert, sind<br />

die fachlichen Qualifikationen und wie<br />

jem<strong>an</strong>d tickt.“ Und wie genau muss jem<strong>an</strong>d<br />

ticken, um bei BPS in die engere Wahl zu<br />

kommen? Sven Morgner lacht, zeichnet<br />

d<strong>an</strong>ach aber ein erstaunlich scharfes Bild<br />

der künftigen Kolleg:innen: „M<strong>an</strong> muss eine<br />

gute Portion Pragmatismus und vor allem<br />

Lust <strong>an</strong> unserer Arbeit mitbringen. Wir<br />

agieren viel im Team, weshalb eine gewisse<br />

Kommunikationsfähigkeit von Vorteil ist.<br />

Wer d<strong>an</strong>n noch eine gute Sozialkompetenz<br />

<strong>an</strong> den Tag legt, sollte sich noch heute bei<br />

uns melden.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

BPS Bildungsportal Sachsen<br />

GmbH<br />

chemnitz.jobs/bps<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Kasachst<strong>an</strong>, Russl<strong>an</strong>d<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@bps-system.de<br />

3<br />

55


GEHEIMTIPP:<br />

DEUTSCH LERNEN MIT<br />

VOLKSLIEDERN<br />

Fotos: Intenta<br />

Beim Reinbeißen knuspert es leise. Im Mund zergehen<br />

hauchdünne Teigblätter, d<strong>an</strong>n kommen die Nüsse<br />

und der Zuckerschock. Denn die üppige orientalische<br />

Nachspeise Baklava ist vor allem eines: sehr süß.<br />

Warum wir in einem <strong>Magazin</strong> mit Firmenportraits<br />

<strong>an</strong> dieser Stelle ins Kulinarische<br />

abdriften? G<strong>an</strong>z einfach: Weil es bei der<br />

Intenta GmbH durchaus vorkommt, dass<br />

der Chef die syrische Spezialität aus<br />

seinem Heimatl<strong>an</strong>d mitbringt. Moment<br />

mal, kommt das Gebäck denn nicht aus<br />

der Türkei? Nein, das türkische Nationalgebäck<br />

stammt ursprünglich aus<br />

Syrien und wurde im Osm<strong>an</strong>ischen Reich<br />

„eingetürkt“. Auf diese Richtigstellung<br />

besteht Geschäftsführer Dr. Basel Fardi<br />

augenzwinkernd. Integration fängt bei<br />

56


Intenta also bereits in der Chefetage <strong>an</strong>:<br />

„Das Thema ist sozusagen in unserer<br />

Firmen-DNA ver<strong>an</strong>kert“, lacht Personalreferentin<br />

Steph<strong>an</strong>ie Blönau, eine von<br />

knapp 70 Mitarbeiter:innen im gesamten<br />

Intenta-Kosmos. Dieser Kosmos erstreckt<br />

sich von <strong>Chemnitz</strong> über Hamburg<br />

bis Aachen und beheimatet vielfältige<br />

Kompetenzen in der Software- und<br />

Hardware-Entwicklung. Der Geschäftsbereich<br />

Software Engineering in Hamburg<br />

umfasst Schwerpunkte wie die klassische<br />

Applikationsentwicklung, Automotive<br />

Software und sp<strong>an</strong>nende neue KI-Al-<br />

Steph<strong>an</strong>ie Blönau. Dennoch lege m<strong>an</strong><br />

im Unternehmen viel Wert darauf, dass<br />

die Sprachsicherheit im Laufe der Zeit<br />

sukzessive ausgebaut wird. „Denn irgendw<strong>an</strong>n<br />

ist die Arbeit auch vorbei und<br />

m<strong>an</strong> wieder auf sich allein gestellt. Ohne<br />

Deutschkenntnisse ist eine Integration<br />

in die Gesellschaft d<strong>an</strong>n kaum möglich.<br />

Schon bei kleinen, alltäglichen Dingen<br />

wie Behördengängen, Arztbesuchen<br />

oder dem Wochenendeinkauf k<strong>an</strong>nst Du<br />

dich nicht darauf verlassen, dass jeder<br />

Englisch spricht. Kommunikation auf<br />

Augenhöhe ist außerdem das A und O,<br />

Software-Entwickler Jaroslav Dousa und Personalreferentin Steph<strong>an</strong>ie Blönau<br />

„kleine Stadt“ <strong>Chemnitz</strong> mit ihrer vielen<br />

Natur ins Herz geschlossen, was auch<br />

den Menschen zu verd<strong>an</strong>ken ist, die ihn<br />

über die Jahre hinweg begleiteten: „Vom<br />

Studentenkreis bis zu den heutigen Kolleginnen<br />

und Kollegen hatte ich immer<br />

freundliche und hilfsbereite Menschen<br />

um mich. Das erleichtert die Integration<br />

ungemein.“ Genauso <strong>an</strong>gekommen<br />

sollen sich irgendw<strong>an</strong>n auch die Neuen<br />

in der Intenta-Familie fühlen. Steph<strong>an</strong>ie<br />

Blönau: „Das funktioniert natürlich nur,<br />

wenn m<strong>an</strong> sie aus ihrer ‚Community‘<br />

herausholt und sie über gemeinsame<br />

Team-Events L<strong>an</strong>d und Leute besser<br />

kennen lernen. Dabei achten wir darauf,<br />

dass Integration keine Einbahnstraße ist.<br />

Das heißt, wir vermitteln zwar typische<br />

<strong>deutsch</strong>e Bräuche, wie bei einem Besuch<br />

auf dem Weihnachtsmarkt. Auf<br />

der <strong>an</strong>deren Seite passen wir uns bei<br />

Team-Events aber auch den kulturellen<br />

Gepflogenheiten des jeweiligen L<strong>an</strong>des<br />

<strong>an</strong>, beispielsweise achten wir beim<br />

Catering auch auf kulturelle und religiöse<br />

Besonderheiten.“ M<strong>an</strong> dürfe nicht nur zu<br />

Hause sitzen, sondern sollte sich ins kulturelle<br />

Leben stürzen, rät Jaroslav Dousa<br />

allen Neu<strong>an</strong>kömmlingen, die in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

beruflich Fuß fassen möchten. Sein<br />

Geheimtipp zum Erlernen der Sprache:<br />

„Deutsche Volkslieder“, schmunzelt der<br />

leidenschaftliche Akkordeonspieler.<br />

„Diese waren in der Anf<strong>an</strong>gszeit mein<br />

bester Sprachunterricht, wenn auch<br />

nicht immer bei allen Mitstreitern um<br />

mich herum beliebt.“<br />

gorithmen. D<strong>an</strong>eben ist in <strong>Chemnitz</strong> mit<br />

dem Schwerpunkt Bildverarbeitung die<br />

Entwicklung, Produktion und Vertrieb<br />

von intelligenten, kamerabasierten Sensorsystemen<br />

zur Personenerkennung<br />

und die Verwaltung der Firmengruppe<br />

<strong>an</strong>sässig. Firmenübergreifend haben<br />

insgesamt 20 Prozent der Mitarbeiter:innen<br />

ihre Wurzeln im Ausl<strong>an</strong>d. Das<br />

liegt <strong>an</strong> der Tatsache, dass der Bereich<br />

Software-Entwicklung auch für internationale<br />

Fachkräfte mit überschaubaren<br />

Deutschkenntnissen geeignet ist“, erklärt<br />

um kulturelle Unterschiede aus dem Weg<br />

zu räumen“, sagt Jaroslav Dousa. Diese<br />

Erfahrung machte der Software-Entwickler<br />

bereits vor 20 Jahren. Damals ist sein<br />

Heimatl<strong>an</strong>d Tschechien gerade Mitglied<br />

in der Europäischen Union geworden. Ein<br />

Ausl<strong>an</strong>dssemester <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong><br />

sollte seinen Karriereweg in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

besiegeln. „Es hätte auch Großbrit<strong>an</strong>nien<br />

werden können“, resümiert Jaroslav<br />

Dousa. „Aber Sachsens Nähe zu meinem<br />

Heimatl<strong>an</strong>d hat d<strong>an</strong>n doch den Ausschlag<br />

gegeben.“ Mittlerweile habe er die<br />

WEITERE INFOS:<br />

Intenta GmbH<br />

chemnitz.jobs/intenta<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Tschechien, Syrien, Lib<strong>an</strong>on<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

karriere@intenta.de<br />

4<br />

57


VON EINEM SPANIER,<br />

DER SICH EIN HERZ UND IN<br />

CHEMNITZ FUSS FASSTE<br />

Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

58


„Wir schlagen die Brücke zwischen<br />

Wissenschaft und Wirtschaft und sind so<br />

Forschungspartner für den Mittelst<strong>an</strong>d.<br />

Das heißt, unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen<br />

nutzen ihr Knowhow, um<br />

<strong>an</strong>wendungsorientiert und industrienah<br />

Lösungen für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen zu erarbeiten.“ So stellt<br />

Bi<strong>an</strong>ka Albrecht das Institut <strong>Chemnitz</strong>er<br />

Maschinen- und Anlagenbau e. V., kurz<br />

ICM, vor. Dabei fokussiert sich die gemeinnützige<br />

Forschungseinrichtung auf<br />

regionale Projektpartner. Internationale<br />

Projekte werden nur punktuell bearbeitet.<br />

Primär sind die rund 80 Mitarbeiter:innen<br />

im mittel<strong>deutsch</strong>en Raum tätig.<br />

Das heißt, ihre Kompetenz kommt der<br />

Wirtschaft wie der Hochschull<strong>an</strong>dschaft<br />

in Sachsen und Thüringen zugute.<br />

Am ICM tüftelt m<strong>an</strong> aber nicht „nur“ <strong>an</strong><br />

innovativen Lösungen aus dem Bereich<br />

Maschinenbau. M<strong>an</strong> baut ebenso Brücken<br />

zwischen Menschen, ihren Heimatländern,<br />

ihren Werten: interkulturelle<br />

Arbeitsatmosphäre inklusive. Wenn da<br />

nicht die Sprachbarriere wäre, die täglich<br />

die Arbeit in den Teams vor Herausforderungen<br />

stellt. Viele Aspekte ergeben<br />

eine Gemengelage, die nicht so einfach<br />

zu meistern sind. Die Kommunikation mit<br />

Partnern erfolgt vorr<strong>an</strong>gig in Deutsch.<br />

Projekt- bzw. Fördermittel<strong>an</strong>träge müssen<br />

zw<strong>an</strong>gsläufig in Deutsch verfasst und<br />

allgemeinverständlich, wissenschaftlich<br />

formuliert sein. Selbst für Muttersprachler:innen<br />

ist das schon eine komplexe<br />

Aufgabenstellung. Das Schreiben von<br />

Fachartikeln, Zwischen-und Schlussberichten<br />

fällt auch <strong>deutsch</strong>en Student:innen<br />

oft schwer.<br />

Wenn m<strong>an</strong> das in Deutsch als Fremdsprache<br />

stemmen muss, ist das eine<br />

riesige Hürde. Dabei ist die Einrichtung<br />

auf die Studierenden <strong>an</strong>gewiesen. Sie<br />

bringen frische Ideen in die Teams. Von<br />

ihren Ged<strong>an</strong>ken und innovativen Ansätzen<br />

profitieren alle.<br />

Demgegenüber stehen die Studienbedingungen,<br />

die junge Menschen aus aller<br />

Welt nach <strong>Chemnitz</strong> ziehen. Ohne elementare<br />

Deutschkenntnisse zum Bachelor?<br />

Kein Thema. Englisch ist die Studiensprache,<br />

auch <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong>. Was<br />

für die Studierenden – zum Beispiel aus<br />

China oder Indien – ein Vorteil ist, erweist<br />

sich in der Rekrutierung, Mitarbeiterbindung<br />

und ihrer Verwurzelung hier in<br />

der Region als eher schwierig. Denn wer<br />

den Schritt wagt, für das Studium in ein<br />

<strong>an</strong>deres L<strong>an</strong>d zu gehen, der ist flexibel in<br />

der Wahl seiner Arbeitsstelle und seines<br />

Wohnortes. Die Sache ist also komplex.<br />

Umso erzählenswerter ist die Karriere<br />

von Álvaro Oteros Pérez. Der 29-Jährige<br />

stammt aus Nordostsp<strong>an</strong>ien, genauer<br />

gesagt aus Katalonien. Er ist aufgewachsen<br />

in der Kleinstadt Olot, die von<br />

(inaktiven) Vulk<strong>an</strong>en umgeben ist. Ein<br />

idyllischer Flecken Erde; leider mit wenig<br />

Zukunftsaussichten für junge Leute. Um<br />

Perspektiven zu schaffen, steuert die<br />

Europäische Union beispielsweise mit<br />

Förderprogrammen entgegen. Integration<br />

durch Austausch heißt solch ein<br />

Instrument. Álvaro Oteros Pérez kam<br />

über ein betriebliches Ausl<strong>an</strong>dspraktikum<br />

zum ICM. Nach acht Wochen war<br />

klar, dass er in Deutschl<strong>an</strong>d bleiben will.<br />

Heute ist er Teil des Teams Informationsund<br />

Kommunikationstechnologie und<br />

programmiert Web- und Datenb<strong>an</strong>k<strong>an</strong>wendungen.<br />

Im MINTsportRegion-Projekt,<br />

welches Kinder und Teenager außerhalb<br />

der Schule für Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft und Technik begeistern<br />

soll, findet m<strong>an</strong> sein Knowhow. Die<br />

App für eine der neuesten ICM-Eigenentwicklungen<br />

– den Innvelo-Scooter,<br />

einem Lastenroller mit Elektro<strong>an</strong>trieb, –<br />

trägt ebenfalls seine H<strong>an</strong>dschrift. Auf die<br />

Frage, ob er <strong>an</strong>gekommen sei, <strong>an</strong>twortet<br />

er: „Ich wollte die Erfahrung machen in<br />

einem <strong>an</strong>deren L<strong>an</strong>d zu arbeiten und<br />

dazuzulernen. Diese Gelegenheit habe<br />

ich genutzt. Beim ICM bin ich geblieben,<br />

weil das Mitein<strong>an</strong>der im Team passt.<br />

Die Arbeitsinhalte sind sp<strong>an</strong>nend. Wir<br />

frühstücken jeden Tag zusammen; auch<br />

in der Mittagspause isst keiner allein.<br />

M<strong>an</strong>chmal gibt es Kuchen und ab und<br />

<strong>an</strong> spielen wir Skat. Und, <strong>Chemnitz</strong> hat<br />

für mich die richtige Größe. Die Stadt ist<br />

nicht zu groß und nicht zu klein. Alles ist<br />

gut vernetzt und erreichbar.“<br />

Álvaro ist ein Beispiel gelungener Integration<br />

und ein wertvoller Mitarbeiter am<br />

ICM. Interkulturelles Arbeiten k<strong>an</strong>n<br />

gelingen. Ein Nachmachen ist erwünscht.<br />

WEITERE INFOS:<br />

ICM - Institut <strong>Chemnitz</strong>er Maschinen-<br />

und Anlagenbau e.V.<br />

chemnitz.jobs/icm<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Ir<strong>an</strong>, Indien, China, Pakist<strong>an</strong>,<br />

B<strong>an</strong>gladesh, Sp<strong>an</strong>ien, Russl<strong>an</strong>d<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

personal@icm-chemnitz.de<br />

8<br />

59


Konzernstrukturen können für ein Unternehmen<br />

durchaus Sinn machen – um<br />

beispielsweise das wirtschaftliche Risiko<br />

aufzuspalten, um Produktionsabläufe zu<br />

optimieren oder um operierende und<br />

verwaltende Teile des Betriebs vonein<strong>an</strong>der<br />

zu trennen. Unter solchen Strukturen<br />

leiden allerdings oft Faktoren wie Flexibilität<br />

und Schnelligkeit: „Doch genau diese<br />

Anforderungen stellt der Markt <strong>an</strong> technologische<br />

Entwicklungen“, sagt Karsten<br />

Schulze, einer der fünf Gründer, die bis<br />

2017 in solchen Strukturen der Automobilindustrie<br />

tätig waren. Mit FDTech schufen<br />

sie jenes Unternehmen, das ihren Ansprüchen<br />

<strong>an</strong>passungsfähiger Weiterentwicklung<br />

im Bereich Mobilität entsprach. Ihre<br />

Vision: Selbstbestimmte Mobilität für alle<br />

zu jeder Zeit <strong>an</strong> jedem Ort zu ermöglichen.<br />

Heute ist das Unternehmen Spezialist<br />

für automatisiertes Fahren, erarbeitet<br />

Prozesse, Methoden sowie Werkzeuge<br />

und entwickelt Algorithmen für automatisierte<br />

Fahrfunktionen. So flexibel wie<br />

im Kerngeschäft ist FDTech auch bei der<br />

Suche nach qualifiziertem Personal: 175<br />

Mitarbeiter:innen, darunter 25 Student:innen<br />

und Azubis in dualer Ausbildung<br />

sind sechs Jahre nach der Gründung im<br />

Unternehmen beschäftigt. 30 von ihnen<br />

haben internationale Wurzeln und bringen<br />

insgesamt 14 verschiedene Nationalitäten<br />

mit – Tendenz steigend. Karsten Schulze<br />

sieht einen Vorteil in der hohen Motivation<br />

der internationalen Fachkräfte: „Das fängt<br />

beim Grad der Ausbildung <strong>an</strong> und erstreckt<br />

sich bis hin zur Energie im Arbeitsalltag.“<br />

Viele Menschen mit Wurzeln aus<br />

<strong>an</strong>deren Kulturkreisen seien hochgebildet<br />

und hochmotiviert. „Da können sich<br />

hierzul<strong>an</strong>de viele ein Vorbild nehmen“, so<br />

Karsten Schulze.<br />

Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

Nun könnte m<strong>an</strong> meinen, dass FDTech in<br />

einer Br<strong>an</strong>che unterwegs ist, in der sich<br />

internationale Fachkräfte auf der Verständigung<br />

in Englisch ausruhen können.<br />

„G<strong>an</strong>z und gar nicht“, erwidert Schulze.<br />

„Natürlich sind wir in der Firma bilingual<br />

unterwegs, aber gute Deutschkenntnisse<br />

sind für unsere Belegschaft mit internationalen<br />

Wurzeln ein Muss. In unserem<br />

Kundenumfeld werden die meisten Meetings<br />

auf Deutsch abgehalten. Und auch<br />

im privaten Bereich sollte m<strong>an</strong> sich gut<br />

verständigen können.“ Unterstützung gibt<br />

es bei FDTech unter <strong>an</strong>derem in Form von<br />

Deutschkursen über einen lokalen Dienstleister.<br />

Auch bei der Wohnungssuche,<br />

beim Visum und der Einbürgerung stehe<br />

das Unternehmen zur Seite, ergänzt Saba<br />

Abdollahi. Die 33-Jährige stammt aus dem<br />

Ir<strong>an</strong>, hat <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong> ihr Studium<br />

der Biomedizinischen Technik erfolgreich<br />

absolviert und bereichert seit Anf<strong>an</strong>g<br />

2020 das Team von FDTech. Deutschl<strong>an</strong>d<br />

sei neben Australien und K<strong>an</strong>ada ihre<br />

erste Wahl gewesen. „Ordnung, Sicherheit,<br />

die Qualität des Studiums und vor allem<br />

die demokratischen Werte waren am Ende<br />

die ausschlaggebenden Faktoren“, erzählt<br />

sie. Doch ihr Start in Deutschl<strong>an</strong>d war alles<br />

<strong>an</strong>dere als einfach: „Für eine Kontoeröffnung<br />

benötigt m<strong>an</strong> eine Bestätigung der<br />

Ausländerbehörde. Diese verl<strong>an</strong>gt eine<br />

Anmeldebescheinigung, wofür wiederum<br />

eine Anschrift notwendig ist. Für eine Wohnung<br />

benötigt m<strong>an</strong> allerdings ein Konto<br />

– und der Kreislauf beginnt von vorne“,<br />

erzählt Saba, die sich für internationale<br />

Fachkräfte eine bessere org<strong>an</strong>isatorische<br />

Betreuung wünscht. „Das tut schon weh,<br />

wenn m<strong>an</strong> sieht, wie hoch der Bedarf <strong>an</strong><br />

Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d ist und wie<br />

wenig Willkommenskultur Deutschl<strong>an</strong>d<br />

zu bieten hat.“ Der monatel<strong>an</strong>ge Kampf<br />

INTEGRATION IST<br />

KEINE EINBAHNSTRASSE<br />

60


um ein Besuchervisum für ihre Eltern sei<br />

so ein Beispiel: „Wir Fachkräfte aus dem<br />

Ausl<strong>an</strong>d sind ja keine Maschinen, sondern<br />

Menschen, die ihre Eltern gerne bei<br />

wichtigen Ereignissen wie Hochzeit oder<br />

Geburt dabeihaben möchten.“ Trotz aller<br />

Hürden bezeichnet sie Deutschl<strong>an</strong>d heute<br />

als ihre zweite Heimat: „Wenn ich aus dem<br />

Urlaub hierher zurückkehre, fühle ich<br />

mich zu Hause. Ich bin d<strong>an</strong>kbar, weil ich<br />

mich hier nach meinen Vorstellungen entfalten<br />

und entwickeln konnte.“ Die Suche<br />

nach mehr Lebensqualität war auch die<br />

Motivation von Ary Frigeri aus Brasilien.<br />

Der 28-jährige Software-Entwickler wollte<br />

in einem einladenden und pluralistischen<br />

Umfeld arbeiten, in dem er seine Erfahrungen<br />

offen austauschen k<strong>an</strong>n. „Dieser<br />

Schritt erfordert jedoch Geduld. In den<br />

ersten Monaten gibt es viel Papierkram<br />

zu erledigen. Gleichzeitig muss m<strong>an</strong><br />

für sich eine neue Routine schaffen – in<br />

der Arbeit und in der städtischen Umgebung.“<br />

Weniger Schwierigkeiten hatte<br />

er mit der <strong>deutsch</strong>en Angewohnheit, für<br />

fast alles einen Termin zu vereinbaren,<br />

auch für „kleinere“ soziale Aktivitäten. „Mit<br />

Terminen geht auch Pünktlichkeit einher.<br />

In Brasilien ist es dagegen St<strong>an</strong>dard, bei<br />

gesellschaftlichen Aktivitäten zu spät zu<br />

kommen.“ Auch im Arbeitsumfeld fühlte<br />

sich Ary schnell willkommen. „Meine<br />

Kolleginnen und Kollegen waren von<br />

Beginn <strong>an</strong> kulturell sehr interessiert und<br />

wollten mehr über Essen, Städte oder<br />

brasili<strong>an</strong>ische Gepflogenheiten wissen.“<br />

Diese Kultur des Mitein<strong>an</strong>ders – egal mit<br />

welchem Hintergrund – sei fest in der<br />

Unternehmensphilosophie ver<strong>an</strong>kert,<br />

erklärt Karsten Schulze. Wer Respekt und<br />

Toler<strong>an</strong>z vermissen lässt, habe im Unternehmen<br />

nichts verloren, sagt er konsequent.<br />

„Das gilt natürlich für beide Seiten –<br />

für unsere <strong>deutsch</strong>e Belegschaft wie auch<br />

internationale Fachkräfte.“ Saba ergänzt:<br />

„Integration ist eine beidseitige Angelegenheit.<br />

Wer hier Fuß fassen möchte,<br />

sollte die Werte des L<strong>an</strong>des respektieren<br />

und im besten Fall zu schätzen wissen. Auf<br />

der <strong>an</strong>deren Seite gehört zu einer erfolgreichen<br />

Integration auch die Mithilfe der<br />

<strong>deutsch</strong>en Gesellschaft. Im Idealfall gehen<br />

beide Seiten aufein<strong>an</strong>der zu.“ Damit sich<br />

bei FDTech beide Seiten außerhalb des<br />

Arbeitsumfeldes besser kennen lernen<br />

können, stehen regelmäßig Grillnachmittage,<br />

Spieleabende oder die gemeinsame<br />

Teilnahme <strong>an</strong> verschiedenen öffentlichen<br />

Events auf dem Programm. Zur jährlichen<br />

Geburtstagsfeier kommen d<strong>an</strong>n<br />

auch noch die Familien und Partner*innen<br />

mit. Karsten Schulze: „Wir fördern solche<br />

Events im Sinne der Kulturbildung. Es ist<br />

aber kein Pflichtprogramm, sonst wäre<br />

das auch gar nicht authentisch.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

FDTech GmbH<br />

chemnitz.jobs/fdtech<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Indien, Italien, Brasilien, China, Pakist<strong>an</strong>,<br />

Syrien, Tschechien, Kamerun, Polen, Indien, Ir<strong>an</strong>,<br />

Aserbaidsch<strong>an</strong>, Kirgisist<strong>an</strong>, Ukraine<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

apply@fdtech.de<br />

15<br />

61


INNOVATION TRIFFT<br />

INTERNATIONALITÄT<br />

Intelligente IT-Lösungen und Beratungs<strong>an</strong>sätze entwickeln,<br />

dabei Freiräume für Ideen haben und partnerschaftliches<br />

Teamwork erleben. Wer all das und noch mehr möchte, ist<br />

bei der msg group genau richtig. Die international agierende<br />

Firma, die im IT-Consulting und in der Softwareentwicklung<br />

tätig ist, bietet <strong>an</strong>spruchsvolle und abwechslungsreiche Aufgaben.<br />

Das Unternehmen ist seit über 40 Jahren am Markt<br />

und mit 170 Mitarbeitende vor Ort in <strong>Chemnitz</strong>. Seit 25 Jahren<br />

dabei ist Ingo Gringer. So wie ihm als heutigen St<strong>an</strong>dortleiter<br />

geht es auch zahlreichen Kollegen und Kolleginnen,<br />

die seit Jahrzehnten der msg verbunden sind. „Es gibt bei<br />

uns keine hierarchische Atmosphäre, alles ist offen, kooperativ<br />

und durch Projektgeschäfte und den Technologiew<strong>an</strong>del<br />

auch immer wieder herausfordernd“, erzählt Ingo Gringer.<br />

Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n, privat<br />

Nagima Mendigulova<br />

Die Firma lebt von Innovation und Internationalität.<br />

Die Mitarbeitenden kommen neben<br />

Deutschl<strong>an</strong>d auch aus China, Russl<strong>an</strong>d,<br />

Kirgisist<strong>an</strong>, der Ukraine und der Türkei. Oft<br />

wird der Grundstein für eine erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit bereits im Studium gelegt:<br />

starke Kooperationen mit der TU <strong>Chemnitz</strong>,<br />

den Hochschulen Zwickau und Mittweida<br />

und dadurch kontinuierliche Forschungsprojekte<br />

mit Studierenden aus aller Welt<br />

zahlen sich aus.<br />

Genau so ist auch Iuli<strong>an</strong>a Schreiber zu msg<br />

gekommen. Seit 2015 lebt die gebürtige<br />

S<strong>an</strong>kt Petersburgerin in Deutschl<strong>an</strong>d. Im<br />

dritten Semester ihres Masterstudiums<br />

der Informatik <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong> hat sie<br />

darüber nachgedacht, wo sie ihr Pflichtpraktikum<br />

absolvieren sollte. Passend dazu hatte<br />

sie <strong>an</strong> der Ringvorlesung zur industriellen<br />

IT-Anwendung der Informatik teilgenommen.<br />

In der Ver<strong>an</strong>staltung erhielten sie und ihre<br />

Mitstudierenden Einblicke in die <strong>Chemnitz</strong>er<br />

IT-L<strong>an</strong>dschaft. „Eines dieser Unternehmen<br />

war msg, und ich erinnere mich noch gut<br />

<strong>an</strong> den Vortrag von Ingo Gringer über das<br />

62


Iuli<strong>an</strong>a Schreiber<br />

Thema der Digitalisierung, der mich beeindruckt<br />

hat. Was für mich besonders hervorsticht,<br />

war die Tatsache, dass die Einführung<br />

der Digitalisierung die Bearbeitungszeit für<br />

Sachbearbeitende erheblich verkürzt hat.<br />

Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen,<br />

mich direkt bei msg zu bewerben“, erzählt<br />

Iuli<strong>an</strong>a Schreiber. Bereut hat sie diesen<br />

Schritt nie. Das Arbeitsklima bei msg beschreibt<br />

sie als äußerst unterstützend und<br />

kollaborativ. „Seit dem ersten Tag als Praktik<strong>an</strong>tin<br />

bei msg habe ich mich als Teil des<br />

Teams gefühlt. Ich wurde intensiv eingeführt<br />

und betreut und auch jetzt finde ich immer<br />

sofort jem<strong>an</strong>den, der mir bei Problemen<br />

hilft“, so die 30-Jährige. Ihr Unternehmen<br />

lege großen Wert auf die Förderung einer<br />

diversen und inklusiven Arbeitsumgebung,<br />

die Raum für unterschiedliche Perspektiven<br />

und Hintergründe bietet. Darüber hinaus<br />

org<strong>an</strong>isiert msg regelmäßig gemeinsame<br />

Feierlichkeiten und Ver<strong>an</strong>staltungen, die<br />

es den Mitarbeitenden ermöglichen, sich<br />

nicht nur beruflich, sondern auch persönlich<br />

näher kennenzulernen und eine starke,<br />

unterstützende Gemeinschaft aufzubauen.<br />

Iuli<strong>an</strong>a Schreiber spricht internationalen<br />

Fachkräften eine klare Empfehlung aus, sich<br />

bei der msg zu bewerben.<br />

Ähnlich geht es Kollegin Nagima Mendigulova.<br />

Sie kommt aus dem zentralasiatischen<br />

L<strong>an</strong>d Kirgisist<strong>an</strong> und lebt seit 2020<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Sie hat eine passende<br />

Arbeitsstelle nach ihrem Studium gesucht<br />

und msg auf LinkedIn gefunden. „Mir<br />

haben beim msg-Stellenagebot besonders<br />

die guten Arbeitsbedingungen sowie die<br />

Unternehmenswerte wie ‚Mensch im Mittelpunkt‘<br />

und die ‚Diversity & Vielfalt‘ gefallen“,<br />

erzählt Nagima Mendigulova. Sie arbeitet<br />

im Unternehmen als IT Consult<strong>an</strong>t und<br />

empfindet das Arbeitsklima als freundlich<br />

und unterstützend. Falls m<strong>an</strong> Hilfe benötigt,<br />

könne m<strong>an</strong> sich immer <strong>an</strong> ein Teammitglied<br />

wenden. „Mich haben die flache Hierarchie<br />

und die ‚Du-Kultur‘ beeindruckt, weil diese<br />

in meinem Heimatl<strong>an</strong>d selten sind“, so die<br />

26-Jährige. Außerdem bekommen alle Mitarbeitenden<br />

zum Arbeitsbeginn verschiedene<br />

Schulungen. Dieses Onboarding helfe<br />

sehr, die wichtigen Themen für die Arbeit<br />

bei der msg zu verstehen. „Ich habe dort<br />

beispielsweise viel über Versicherungen erfahren<br />

und einige IT-Kenntnisse aufgefrischt.<br />

Für mich war auch sehr wichtig, dass msg<br />

mich bei meinen Visums<strong>an</strong>gelegenheiten<br />

mit Verständnis unterstützt hat“, so Nagima<br />

Mendigulova.<br />

In den verg<strong>an</strong>gen mehr als zwei Jahrzehnten<br />

seit Gründung des St<strong>an</strong>dorts haben die<br />

Mitarbeitenden viel erreicht. Die msg ist<br />

nicht nur eine verlässliche Arbeitgeberin,<br />

sondern spielt auch eine tragende Rolle im<br />

Leben ihrer Mitarbeiter und deren Familien.<br />

Dabei ist msg besonders wichtig, dass<br />

ihre Ver<strong>an</strong>twortung über die Geschäftswelt<br />

hinausgeht und sie es sehr schätzt, Teil der<br />

Gemeinschaft in <strong>Chemnitz</strong> zu sein.<br />

WEITERE INFOS:<br />

msg systems AG<br />

chemnitz.jobs/msg<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, China, Russl<strong>an</strong>d, Kirgisist<strong>an</strong>,<br />

Ukraine, Türkei<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

msg.group/chemnitz<br />

6<br />

63


Foto: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

INTEGRATION SCHON<br />

WÄHREND DER PFLEGE-<br />

AUSBILDUNG<br />

64


Der M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Fachkräften in Deutschl<strong>an</strong>d schlägt sich<br />

in kaum einer Br<strong>an</strong>che so sehr nieder wie in der Pflege.<br />

Allein in Sachsen werden in den kommenden Jahren bis<br />

zu 120.000 qualifizierte Kr<strong>an</strong>kenpflegehelfer:innen und<br />

Pflegefachkräfte fehlen. Die Bundesregierung reagierte mit<br />

einer Neugestaltung der Ausbildung: Die Anf<strong>an</strong>g 2020 eingeführte<br />

generalisitische Pflegeausbildung vereint nun die<br />

ehemaligen Ausbildungsformen der Gesundheitsbr<strong>an</strong>che in<br />

den Bereichen Kinderpflege, Kr<strong>an</strong>kenpflege und Altenpflege.<br />

Durch die Neugestaltung wollte die Bundesregierung bis<br />

2023 die Zahl der Auszubildenden um zehn Prozent erhöhen.<br />

Stattdessen fielen die bundesweiten Azubizahlen im<br />

Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent (Sachsen:<br />

Minus 2 Prozent).<br />

„Dass insgesamt neun Jahre Ausbildungserfahrung<br />

nun in drei Jahren<br />

untergebracht werden, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sehen<br />

wie m<strong>an</strong> will“, formuliert es Jörg Ahner<br />

diplomatisch. Eine Durchfallquote von<br />

rund 20 Prozent spreche aber eine<br />

deutliche Sprache. Jörg Ahner ist Leiter<br />

des Altenpflegeheims Rembr<strong>an</strong>dtstraße,<br />

eine der zahlreichen Einrichtungen des<br />

ASB Ortsverb<strong>an</strong>d <strong>Chemnitz</strong> und Umgebung<br />

e.V. Der Ortsverb<strong>an</strong>d engagiert sich<br />

neben der Altenhilfe mit drei Altenpflegeheimen<br />

in <strong>Chemnitz</strong> und Burgstädt<br />

auch mit ambul<strong>an</strong>ten Pflege<strong>an</strong>geboten,<br />

einem Wohnpflegeheim für körperlich<br />

schwerstbehinderte Menschen und im<br />

Rettungsdienst – von der Notfallrettung<br />

bis zum Katastrophenschutz. 630<br />

Mitarbeiter:innen und aktuell 46 Auszubildende<br />

zählt der Ortsverb<strong>an</strong>d, wobei in<br />

den Einrichtungen auch Menschen aus<br />

17 weiteren Nationen tätig sind – von der<br />

Wäscherei bis zur Arbeit im Pflegeheim.<br />

Die beeindruckende Zahl zeigt, dass sich<br />

der ASB-Ortsverb<strong>an</strong>d schon frühzeitig<br />

mit internationalen Fachkräften ausein<strong>an</strong>dersetzte:<br />

„Bis 2010 war das in der<br />

Pflege noch kein Thema, spätestens<br />

2013 haben wir uns Ged<strong>an</strong>ken gemacht.<br />

Da zeichnete sich l<strong>an</strong>gsam ab, dass sich<br />

viele Expertenprognosen bewahrheiten<br />

würden“, erzählt Jörg Ahner.<br />

Um den Fachkräftem<strong>an</strong>gel abzufedern,<br />

setzt der ASB seit 2014 bereits in der<br />

Ausbildung <strong>an</strong> und arbeitet dafür mit<br />

dem BIP <strong>Chemnitz</strong>, dem Beruflichen<br />

Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesens<br />

<strong>an</strong> der Markthalle und dem<br />

Medicampus <strong>Chemnitz</strong> zusammen. Die<br />

Einrichtung der F&U gGmbH startete im<br />

selben Jahr mit der Ausbildung junger<br />

Vietnames:innen zu Pflegefachkräften.<br />

Der praktische Teil der Ausbildung wird<br />

unter <strong>an</strong>derem beim ASB Ortsverb<strong>an</strong>d<br />

absolviert, wo viele der Azubis auch<br />

nach ihrer Ausbildung Fuß fassen. „Um<br />

die Integration zu erleichtern, bieten<br />

wir regelmäßig Azubi-Events <strong>an</strong>. Zudem<br />

gibt es teambildende Maßnahmen und<br />

Teamtage, die durch die Teams individuell<br />

gestaltet werden können“, erklärt<br />

die Zentrale Praxis<strong>an</strong>leiterin Katharina<br />

Busch. Um auch Schüler:innen hierzul<strong>an</strong>de<br />

frühzeitig für eine Ausbildung im<br />

Pflegebereich zu begeistern, kooperiert<br />

sie mit Schulen, ist auf Ausbildungsmessen<br />

präsent und auf einschlägigen<br />

Social-Media-K<strong>an</strong>älen unterwegs. „Die<br />

meisten Bewerberinnen und Bewerber<br />

finden aber nach wie vor über Empfehlungen<br />

durch Freunde oder Bek<strong>an</strong>nte<br />

den Weg zu uns.“<br />

Auch Thi Nhung Pham wurde durch den<br />

Tipp einer Freundin auf die Karrierech<strong>an</strong>cen<br />

beim ASB aufmerksam. 2014<br />

kam sie nach Deutschl<strong>an</strong>d und schloss<br />

2018 erfolgreich ihre Pflegeausbildung<br />

ab. Zuvor hatte sie in Vietnam eine dreijährige<br />

Pharmazie-Lehre absolviert,<br />

bevor sie für sehr wenig Lohn in einer<br />

Apotheke arbeitete. „Das war nicht meine<br />

Zukunft. Ich wollte ein besseres Leben“<br />

erinnert sich die heute 31-Jährige. Der<br />

Schritt in ein vollkommen neues Umfeld<br />

sei ihr nicht leichtgefallen, die größte<br />

Hürde sei die <strong>deutsch</strong>e Sprache gewesen.<br />

Denn gute Deutschkenntnisse<br />

sind für Pflegekräfte enorm wichtig. Sie<br />

ermöglichen eine adäquate Kommunikation<br />

mit pflegebedürftigen oder stationär<br />

beh<strong>an</strong>delten Menschen. Mithilfe guter<br />

Deutschkenntnisse können Pflegekräfte<br />

aus dem Ausl<strong>an</strong>d die Patient:innen unterstützen<br />

und ihnen Vertrauen und Geborgenheit<br />

schenken. In Sachsen gelten<br />

Sprachkenntnisse der Niveaustufe B2 als<br />

Voraussetzung, um eine Stelle im medizinischen<br />

oder pflegerischen Bereich<br />

<strong>an</strong>treten zu dürfen. Doch die <strong>deutsch</strong>e<br />

Sprache sei nicht die einzige Hürde, die<br />

es in Pflegeeinrichtungen zu überwinden<br />

gilt. Jörg Ahner: „Neben der Belegschaft<br />

müssen auch unsere Pflegeheim-Bewohner<br />

bei der Integration internationaler<br />

Fachkräfte mitgenommen werden.<br />

Das ist eine Aufgabe, die wir sehr ernst<br />

nehmen, schließlich treffen hier verschiedene<br />

Kulturen und Denkweisen aufein<strong>an</strong>der.“<br />

Bei Problemen habe im Haus eine<br />

Integrationsbeauftragte stets ein offenes<br />

Ohr für die rund 200 Mitarbeiter:innen.<br />

Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d rät Thi<br />

Nhung Pham: „Verfolgt euren Weg, seid<br />

fleißig und lernt Deutsch. D<strong>an</strong>n stehen<br />

euch viele Wege offen.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Arbeiter-Samariter-Bund<br />

Ortsverb<strong>an</strong>d <strong>Chemnitz</strong> und<br />

Umgebung e.V.<br />

chemnitz.jobs/asb<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Algerien, Bosnien-<br />

Herzegowina, Bulgarien, Eritrea, Georgien, Ir<strong>an</strong>,<br />

Kasachst<strong>an</strong>, Lib<strong>an</strong>on, Nigeria, Polen, Russische Föderation,<br />

Syrien, Tschechien, Ukraine,Venezuela, Vietnam<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@asb-ov-chemnitz.de<br />

18<br />

65


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