Chemnitz_zieht_an_Magazin_2024_deutsch
Fachkräftemagazin der CWE Chemnitz auf deutsch
Fachkräftemagazin der CWE Chemnitz auf deutsch
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CZA<br />
CHEMNITZ ZIEHT<br />
AN.!de<br />
GELEBTE<br />
NACHBARSCHAFT<br />
Internationale Fachkräfte in<br />
der <strong>Chemnitz</strong>er Wirtschaft<br />
EIN PROJEKT VON<br />
&
LIEBE LESER:INNEN,<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d sind aufgrund<br />
des demografischen W<strong>an</strong>dels<br />
in einigen Br<strong>an</strong>chen und Regionen<br />
die Fachkräfte knapp<br />
und Stellen unbesetzt, so<br />
dass teilweise Projekte nicht<br />
realisiert oder die Bäckerei<br />
von neben<strong>an</strong> schließen muss.<br />
Der zunehmende Fachkräftem<strong>an</strong>gel<br />
ist für Unternehmen<br />
mittlerweile das größte Geschäftsrisiko.<br />
Jedes Unternehmen<br />
k<strong>an</strong>n durch personalpolitische<br />
Entscheidungen dieser<br />
Entwicklung gegensteuern<br />
und selbst Initiative ergreifen,<br />
bisl<strong>an</strong>g unerschlossene Fachkräftepotenziale<br />
zu heben.<br />
Die Gewinnung ausländischer<br />
Fachkräfte sichert nicht nur<br />
den Fachkräftebedarf, sondern<br />
bereichert jedes Unternehmen.<br />
Kulturelle Vielfalt stärkt<br />
die Unternehmensattraktivität<br />
nach innen und außen – zum<br />
Beispiel in der Wahrnehmung<br />
als modernes, offenes und<br />
international orientiertes<br />
Unternehmen. Zudem vergrößert<br />
sich der Bewerberpool<br />
durch ausländisches Fachkräftepotenzial<br />
und erhöht die<br />
Ch<strong>an</strong>ce, eine passende K<strong>an</strong>didatin<br />
oder einen passenden<br />
K<strong>an</strong>didaten zu finden.<br />
Robert Czajkowski, Vorst<strong>an</strong>dsmitglied im Verein<br />
Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen e.V.<br />
2
Die <strong>Chemnitz</strong>er Unternehmensgeschichten<br />
in diesem <strong>Magazin</strong> zeigen: Wer auf Fachkräftegewinnung<br />
aus dem Ausl<strong>an</strong>d setzt, muss<br />
auch auf Integration und Willkommenskultur<br />
im Betrieb setzen. Denn nur, wenn die ausländische<br />
Fachkraft sich in ihr neues berufliches<br />
und privates Umfeld einlebt und <strong>an</strong> der<br />
Gesellschaft teilhat, wird sie auch längerfristig<br />
im Unternehmen bleiben. Das mag zwar<br />
mit einem gewissen Aufw<strong>an</strong>d verbunden<br />
sein, doch es zahlt sich im Endeffekt aus und<br />
bedeutet Zukunftssicherung für das Unternehmen.<br />
Ein erfolgreiches Willkommens- und<br />
Diversity M<strong>an</strong>agement kreiert ein weltoffenes<br />
Image und steigert die Attraktivität ihrer<br />
Arbeitgebermarke. Die Etablierung einer<br />
Willkommenskultur signalisiert internationalen<br />
Fachkräften, dass sie in Ihrem Unternehmen<br />
Unterstützung erhalten und Wertschätzung<br />
erfahren. So fällt die Entscheidung bei<br />
mehreren Job<strong>an</strong>geboten im Zweifel für Sie.<br />
Unser Verein, Wirtschaft für ein Weltoffenes<br />
Sachsen e.V., berät Sie gern wie sie Weltoffenheit<br />
und Diversity in ihrem Unternehmen<br />
leben und Fachkräfte nachhaltig integrieren<br />
können. Wir sind für Sie da!<br />
Engagieren auch Sie sich für<br />
eine Vielfalt <strong>an</strong> Kulturen in<br />
<strong>Chemnitz</strong>, gelebte europäische<br />
Werte und eine kreative und offene<br />
Stadtgesellschaft im internationalen<br />
Austausch. Es ist Ihr<br />
Unternehmen, Ihre Stadt und<br />
Ihr Bundesl<strong>an</strong>d. Eine Demokratie<br />
ist nichts, was m<strong>an</strong> hat,<br />
sondern etwas, das m<strong>an</strong> sich<br />
stets erarbeiten muss. Nach<br />
dem Motto - schauen wir in<br />
den Spiegel und zitieren John<br />
F. Kennedy mit „Frage nicht,<br />
was dein L<strong>an</strong>d für dich tun<br />
k<strong>an</strong>n – frage, was du für dein<br />
L<strong>an</strong>d tun k<strong>an</strong>nst.“ Jeder Einzelne<br />
und jede Einzelne könne und<br />
solle mithelfen, z.B. auch dass<br />
die Kulturhauptstadt <strong>Chemnitz</strong><br />
ein Erfolg werde. Eine gerechte<br />
Gesellschaft, eine starke und<br />
wehrhafte Demokratie, nachhaltiger<br />
Wohlst<strong>an</strong>d – die Zukunft<br />
gestalten Sie! Entscheiden Sie<br />
über viele Themen von morgen,<br />
die uns in Zukunft betreffen<br />
werden mit Ihrer Stimme am 9.<br />
Juni <strong>2024</strong> für die Europawahl<br />
<strong>2024</strong> sowie am 1. September<br />
<strong>2024</strong> zur Wahl des 8. Sächsischen<br />
L<strong>an</strong>dtags!<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
CWE <strong>Chemnitz</strong>er Wirtschaftsförderungsund<br />
Entwicklungsgesellschaft mbH<br />
Innere Klosterstraße 6-8,<br />
09111 <strong>Chemnitz</strong><br />
0371 3660-200<br />
office@cwe-chemnitz.de<br />
www.cwe-chemnitz.de<br />
www.chemnitz-<strong>zieht</strong>-<strong>an</strong>.de<br />
Redaktion/Gestaltung<br />
Stadtstreicher GmbH (V.i.S.d.P.)<br />
Hohe Straße 37, 09112 <strong>Chemnitz</strong><br />
Druck: Druckerei Gröer <strong>Chemnitz</strong><br />
Abdruck auch auszugs-weise nur nach<br />
schriftlicher Genehmigung des Herausgebers<br />
Erscheinung: Dezember 2023<br />
3
ZEFAS<br />
FIZU NDC<br />
CWE<br />
WER UNTERSTÜTZT BEI<br />
DER INTEGRATION IN<br />
DEN ARBEITSMARKT?<br />
Grafik: shutterstock<br />
Zweifelsohne ist es mit einem gewissen Aufw<strong>an</strong>d<br />
verbunden, Mitarbeitende aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />
ins Unternehmen zu integrieren. Doch davon<br />
sollte sich niem<strong>an</strong>d abhalten lassen. Denn<br />
Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d helfen<br />
nicht nur dabei, freie Stellen zu besetzen, sondern<br />
tragen auch zu einer bunteren Unternehmenskultur<br />
bei und können frische Impulse in die Arbeit bringen. Ob<br />
Recruiting, Behördengänge, Sprachkurse, Workshops für<br />
die Beschäftigten oder Integrationsmaßnahmen – lokale<br />
und regionale Anlaufstellen sorgen mit ihren Angeboten<br />
dafür, dass der Start allen Beteiligten leichter fällt:<br />
4
ZEFAS – EIN LOTSE ZUR<br />
FACHKRÄFTESICHERUNG<br />
Das ZEFAS, Zentrum für Fachkräftesicherung<br />
und Gute Arbeit in und für<br />
Sachsen, unterstützt als Lotse Unternehmen<br />
beim Finden, Binden und Entwickeln<br />
von Mitarbeitenden. Das umf<strong>an</strong>greiche<br />
Online-Informations<strong>an</strong>gebot erleichtert<br />
den strukturierten Einstieg und gibt einen<br />
praxisnahen Überblick. Insbesondere<br />
im Bereich der arbeitsmarktbezogenen<br />
Zuw<strong>an</strong>derung bietet das ZEFAS eine<br />
breite Palette <strong>an</strong> Informationen und Hilfestellungen.<br />
Eine konkrete Unterstützung<br />
finden Unternehmen zusätzlich durch die<br />
Listung von Recruitingdienstleistern, die<br />
sich zur fairen Rekrutierung internationaler<br />
Fach- und Arbeitskräfte verpflichtet<br />
haben. Sächsische Unternehmen haben<br />
zudem die Möglichkeit, sich aktiv <strong>an</strong> Projekten<br />
zu beteiligen. Hierzu zählen das<br />
ZEFAS-Projekt zur beruflichen Integration<br />
von kirgisischen Auszubildenden und<br />
Fachkräften sowie das Arbeitsmarktmentoren<br />
Programm Sachsen. Letzteres hat<br />
zum Ziel, Menschen mit Migrationshintergrund<br />
bei der erfolgreichen Integration<br />
in den sächsischen Arbeitsmarkt zu<br />
unterstützen.<br />
www.zefas.sachsen.de<br />
FIZU – VERMITTLER<br />
FÜR ALLE BETEILIGTEN<br />
Der steigende Bedarf <strong>an</strong> Fachkräften aus<br />
dem Ausl<strong>an</strong>d lässt sich unter <strong>an</strong>derem <strong>an</strong><br />
den Unternehmen ablesen, die sich seit<br />
vier Jahren bei den sächsischen Fachinformationszentren<br />
Zuw<strong>an</strong>derung (FIZU)<br />
melden können. Allein bei der <strong>Chemnitz</strong>er<br />
Anlaufstelle waren es 2022 bereits mehr als<br />
200 – Tendenz steigend. Die Fachinformationszentren<br />
Zuw<strong>an</strong>derung sind in Sachsen<br />
zentrale Anlaufstellen für alle Zielgruppen<br />
im Bereich Zuw<strong>an</strong>derung in den Arbeitsmarkt.<br />
Ziel ist es, sachsenweit flächendeckend<br />
alle beteiligten Akteure in den<br />
Prozess einzubinden, um erfolgreich für die<br />
Menschen vor Ort zu agieren. So fungieren<br />
die Fachinformationszentren in Leipzig,<br />
Dresden und <strong>Chemnitz</strong> als Vermittler<br />
zwischen Zuw<strong>an</strong>dernden, Arbeitgeber:innen<br />
sowie Mitarbeiter:innen der Agentur<br />
für Arbeit, des Jobcenters und <strong>an</strong>deren<br />
Behörden. „Unternehmen, die unser Beratungs<strong>an</strong>gebot<br />
wahrnehmen, kommen<br />
mit g<strong>an</strong>z unterschiedlichen Settings. Wir<br />
unterstützen sie auf ihrem individuellen<br />
Weg, die Zuw<strong>an</strong>der:innen mit allen notwenigen<br />
Ansprechpartnern und Dokumenten in<br />
den jeweiligen Arbeitsmarkt zu integrieren“,<br />
sagt Antje Pfeifer. Bei den Fachkräften aus<br />
dem Ausl<strong>an</strong>d gilt es insbesondere, fehlendes<br />
Systemwissen der Migr<strong>an</strong>tinnen und<br />
Migr<strong>an</strong>ten zu kompensieren. „Die Einreise<br />
nach Deutschl<strong>an</strong>d ist ein sehr bürokratischer<br />
Prozess, wobei für uns selbstverständliche,<br />
alltägliche Dinge Anf<strong>an</strong>gs große<br />
Hürden darstellen.“<br />
Termine für die kostenfreie Beratung sind<br />
telefonisch unter 0371 520 271 74 oder per<br />
Mail <strong>an</strong> apfeifer@welcomesaxony.de möglich.<br />
NDC SACHSEN –<br />
VORBEREITUNG DURCH<br />
WORKSHOPS<br />
Integration ist ein Lernprozess. Dass gilt<br />
nicht nur für die Führungsetage eines<br />
Unternehmens, sondern für die gesamte<br />
Belegschaft. Fremde Kulturen, Unterschiede<br />
im Kommunikationsstil oder<br />
<strong>an</strong>dere Her<strong>an</strong>gehensweisen <strong>an</strong> die Arbeit<br />
können zur Herausforderung werden.<br />
Unternehmen sind deshalb gut beraten,<br />
die Mitarbeiter:innen frühzeitig in die<br />
Pläne zur Internationalisierung einzuweihen<br />
und gegebenenfalls Fortbildungen<br />
zum Thema <strong>an</strong>zubieten. Hier kommt das<br />
Netzwerk für Demokratie und Courage<br />
(NDC) Sachsen ins Spiel: „Wir arbeiten<br />
präventiv, machen im Rahmen von Workshops<br />
Vorurteile und Stereotypen sichtbar<br />
und erklären, wie Mech<strong>an</strong>ismen der<br />
Diskriminierung funktionieren. Darüber<br />
hinaus begleiten wir Unternehmen beratend,<br />
wenn die Integration mit größeren<br />
Herausforderungen verbunden ist als<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs gedacht“, erklären die beiden<br />
Bildungs- und Netzwerkreferenten Sylke<br />
Fritzsche und Heiko Weigel. Ihr Ziel: Die<br />
Vielfalt in der Belegschaft als Ch<strong>an</strong>ce<br />
statt als Hindernis wahrzunehmen. „Von<br />
der strategischen Einbeziehung kultureller<br />
Vielfalt in die Personalentwicklung von<br />
Unternehmen profitieren am Ende alle<br />
Seiten.“ Die für Unternehmen kostenfreie<br />
Anlaufstelle wird über das L<strong>an</strong>desprogramm<br />
Weltoffenes Sachsen gefördert.<br />
www.netzwerk-courage.de/sachsen<br />
www.welcomesaxony.de/<br />
fachinformationszentrumzuw<strong>an</strong>derung/<br />
5
ANKOMMEN<br />
IM TANDEM<br />
DER VEREIN START WITH A FRIEND E.V.<br />
SCHAFFT BEGEGNUNGEN AUF AUGENHÖHE<br />
Nicht wenige WG-Küchen mausern sich im Laufe der Zeit<br />
zu magischen Orten der Begegnung. Da wird gemeinsam<br />
gekocht, getrunken, gechillt, philosophiert, diskutiert und<br />
m<strong>an</strong>chmal entspringt eine berauschende Idee, die Hoffnung<br />
gibt und die Welt ein bisschen menschlicher macht. In solch<br />
einer WG-Küche mitten in Berlin wurde vor gut neun Jahren<br />
der Ged<strong>an</strong>ke zu „Start with a friend“ geboren, einem Projekt,<br />
das Eingew<strong>an</strong>derte und Einheimische auf Augenhöhe zusammenbringt.<br />
Die Idee hat sich bis heute in bundesweit 27<br />
Städten m<strong>an</strong>ifestiert. Seit 2022 gehört auch <strong>Chemnitz</strong> dazu.<br />
Fotos: Thomas Höppner<br />
Etwas verregnet verabschiedet sich<br />
<strong>Chemnitz</strong> in den Abend, als sich die<br />
Mitglieder und Freunde des Vereins<br />
„Start with a friend“ zum regelmäßigen<br />
Austausch treffen. Die Stimmung ist gut,<br />
die Pizza auch. Es wird viel gescherzt,<br />
alle genießen sichtbar das Mitein<strong>an</strong>der.<br />
Dass viele von ihnen Unvorstellbares<br />
erlebt haben, ist ihnen nicht <strong>an</strong>zumerken.<br />
Erst wenn sie auf die Verg<strong>an</strong>genheit<br />
<strong>an</strong>gesprochen werden, ist das Leid von<br />
ihren Gesichtern abzulesen. Schnell wird<br />
klar, dass sie lieber im Hier und Jetzt<br />
leben, die Sicherheit schätzen, Pläne<br />
schmieden und die neuen Perspektiven<br />
genießen. Doch nicht alle Gäste mit Migrationshintergrund<br />
sind irgendw<strong>an</strong>n aus<br />
ihrer Heimat geflüchtet. Auch Studierende<br />
aus <strong>an</strong>deren Ländern und Einheimische<br />
gesellen sich zur Gruppe, die im Laufe<br />
des Abends immer größer wird. Hier<br />
passiert im Kleinen, was wir uns fürs<br />
große G<strong>an</strong>ze so sehr wünschen – multikulturelles<br />
Zusammenleben in gegenseitigem<br />
Respekt. Mittendrin: Thomas Höp-<br />
6
pner, der bis vor wenigen Jahren kaum<br />
Berührungspunkte mit <strong>an</strong>deren Kulturen<br />
hatte. D<strong>an</strong>n kam die Flüchtlingswelle<br />
2015: „Die medialen Bilder haben sich<br />
bei mir eingebr<strong>an</strong>nt – besonders der<br />
syrische Junge, der damals <strong>an</strong> der türkischen<br />
Mittelmeerküste <strong>an</strong>geschwemmt<br />
wurde“, sagt er. „Da beg<strong>an</strong>n es in mir zu<br />
rattern: M<strong>an</strong> müsste mal…“ Ja, müsste<br />
m<strong>an</strong>, aber was? Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> helfen?<br />
Geld spenden vielleicht. Aber wohin? Und<br />
kommt das d<strong>an</strong>n auch dort <strong>an</strong>, wo es<br />
benötigt wird?<br />
Schließlich traf der Filmproduzent, der<br />
unter <strong>an</strong>derem die Videos des <strong>Chemnitz</strong>er<br />
Basketballteams Niners realisiert,<br />
auf Muhammad Ahmad – auch „Moe“<br />
gen<strong>an</strong>nt. Die beiden lernten sich im<br />
Freizeitteam „Unknown Baskets“ kennen,<br />
trafen sich bei Niners-F<strong>an</strong>-Runden und<br />
verbrachten immer mehr Zeit mitein<strong>an</strong>der.<br />
Dieses Ziel verfolgt auch „Start with<br />
a friend“ – nur eben mit etwas Starthilfe.<br />
Der gemeinnützige Verein schafft im<br />
Sinne einer gelebten Vielfalt persönliche<br />
Begegnungen zwischen Menschen mit<br />
und ohne Einw<strong>an</strong>derungsgeschichte.<br />
Die Vision: Vorurteile abbauen, durch<br />
Freundschaften Halt geben und Netzwerke<br />
aufbauen. Das passiert in sogen<strong>an</strong>nten<br />
„T<strong>an</strong>dems“. Das Prinzip:<br />
Basierend auf gemeinsamen Interessen,<br />
Lebensumständen und nicht zuletzt dem<br />
Bauchgefühl des Orga-Teams bekommt<br />
jeder „Newcomer“ einen „Local“ vermittelt.<br />
Das sei nicht zu verwechseln mit<br />
einem Mentoren-Programm, wobei zum<br />
Beispiel Behördengänge erledigt werden.<br />
Es gebe keine Verpflichtungen und<br />
keinen Erfolgsdruck. „Es geht in erster<br />
Linie darum, auf Augenhöhe eine gute<br />
Zeit mitein<strong>an</strong>der zu verbringen und so<br />
das Ankommen zu erleichtern“, erklären<br />
Thomas und Moe, die über eine Mitbegründerin<br />
des Vereins von der Initiative<br />
erfuhren. Die beiden fackelten nicht<br />
l<strong>an</strong>ge und überzeugten im Sommer 2021<br />
per Online-Schalte die Berliner Vereinszentrale<br />
davon, dass gerade <strong>Chemnitz</strong><br />
das Angebot „Start with a friend“ - kurz:<br />
SwaF – benötigt.<br />
„Das ist ein echtes Dreamteam. Die<br />
Motivation der beiden war und ist groß“,<br />
schwärmt Josef Al-Khalili. Der Regiokoordinator<br />
Ost des Vereins stattet jedem<br />
St<strong>an</strong>dort zweimal im Jahr einen Besuch<br />
ab, um sich über den St<strong>an</strong>d der<br />
gemeinnützigen Arbeit zu erkundigen.<br />
Heute macht er zufällig in <strong>Chemnitz</strong><br />
Halt, mischt sich unter die Newcomer,<br />
spricht mit Locals und fühlt sich sichtlich<br />
wohl. „Wir hatten bei <strong>Chemnitz</strong> von<br />
Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> ein gutes Gefühl – gerade vor<br />
dem Hintergrund der Ausschreitungen<br />
im Jahr 2018. Thomas und Moe waren<br />
sehr gut vorbereitet, hatten in der Stadt<br />
bereits gute Kontakte und ein Netzwerk<br />
aufgebaut.“ Solche Kriterien seien wichtig,<br />
um neue St<strong>an</strong>dorte zu etablieren<br />
– schließlich fin<strong>an</strong>ziere sich der Verein<br />
mithilfe von öffentlichen Fördermitteln.<br />
Die Vermittlung von T<strong>an</strong>dems sei in der<br />
Stadt zwar ausbaufähig – bisher konnten<br />
gut 20 gebildet werden –, dafür habe<br />
<strong>Chemnitz</strong> eine sehr lebendige Community.<br />
Mindestens zweimal im Monat trifft<br />
m<strong>an</strong> sich zu gemeinsamen Aktivitäten.<br />
Der erste Montag im Monat ist fest für<br />
den Stammtisch im Weltecho eingepl<strong>an</strong>t.<br />
Bis zu 35 Menschen aus 15 Nationen<br />
schauen d<strong>an</strong>n vorbei. Darüber hinaus<br />
schweißen Bowlingabende, Paddelboottouren<br />
oder gemeinsame Niners-Besuche<br />
die Gemeinschaft zusammen.<br />
Thomas hat Familie, ist im Job gut ausgelastet.<br />
Logisch, dass aus dem Umfeld<br />
öfter die Frage kommt: Warum halst du<br />
dir das auch noch auf? „Ich schätze den<br />
internationalen Austausch, interessiere<br />
mich für die Lebensgeschichten und<br />
ihren Weg nach <strong>Chemnitz</strong>. Ich will wissen,<br />
welche Probleme sie haben, ob sie glücklich<br />
sind“ erklärt der 39-Jährige, der im<br />
nächsten Moment sehr nachdenklich<br />
wirkt: „Die Arbeit macht etwas mit einem.<br />
Ich bin weiß, habe zwei Kinder, die in<br />
Sicherheit aufwachsen können – m<strong>an</strong> erkennt,<br />
wie privilegiert m<strong>an</strong> hier lebt. Besonders<br />
beim Bundestreffen des Vereins<br />
2022 in Köln ist mir das sehr bewusst<br />
geworden.“<br />
Thomas und Moe sind zwei von sechs<br />
Org<strong>an</strong>isator:innen im <strong>Chemnitz</strong>er Team.<br />
Bundesweit kümmern sich bis zu 350<br />
engagierte Mitglieder:innen um die Vermittlung<br />
von Menschen mit und ohne<br />
Einw<strong>an</strong>derungsgeschichte. Seit der<br />
Vereinsgründung 2014 f<strong>an</strong>den mehr als<br />
8.000 T<strong>an</strong>dems zusammen. Wer den<br />
Verein kennen lernen und unterstützen<br />
möchte, klickt am besten online rein.<br />
www.start-with-a-friend.de<br />
7
IN 17 STUNDEN ZUM<br />
BEWERBUNGSGESPRÄCH<br />
Foto: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />
8
Die Geschichte von Jelena Blagojevic<br />
lässt sich im Prinzip in einem Wort<br />
zusammenfassen: Ehrgeiz. Denn wer<br />
sich für ein Bewerbungsgespräch 17<br />
Stunden auf eine 1.300 Kilometer l<strong>an</strong>ge<br />
Autofahrt begibt, muss ein klares Ziel<br />
vor Augen haben. Im April 2015 lautete<br />
dieses Ziel <strong>Chemnitz</strong>, wo sich die gebürtige<br />
Serbin beim Arbeitsmedizinischen<br />
Dienst <strong>Chemnitz</strong> ADC Dr. Grube<br />
GmbH – kurz: ADC – vorstellte. Heute<br />
gehört sie nicht nur fest zum Team, sie<br />
ist gleichzeitig ein Teil der Geschäftsleitung<br />
und Inhaber:innen, die das<br />
Unternehmen Ende 2022 von Firmengründer<br />
Dr. Grube übernahmen. Eine<br />
Erfolgsstory, so viel ist sicher. Doch<br />
der Weg dorthin war mit jeder Menge<br />
Arbeit und viel Fleiß verbunden.<br />
Das Ziel Deutschl<strong>an</strong>d st<strong>an</strong>d für Jelena Blagojevic<br />
bereits 2014 fest: „Ich habe in Serbien<br />
Medizin studiert, konnte auf normalem Wege<br />
allerdings keine Anstellung bekommen. Um<br />
trotzdem Erfahrungen zu sammeln und im<br />
Stoff zu bleiben, habe ich teilweise ohne Gehalt<br />
gearbeitet. Zwischendurch war ich sogar zwei<br />
Jahre als Lehrerin tätig.“ Also viel Mühe für<br />
nichts? Damit wollte sie sich nicht abfinden.<br />
Gemeinsam mit ihrem Ehem<strong>an</strong>n, fasste sie den<br />
Beschluss, Serbien den Rücken zu kehren, um<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d Fuß zu fassen. „Viele meiner<br />
Kommilitonen haben den Schritt ebenfalls gewagt<br />
und sind nach Norwegen, Österreich oder<br />
Tschechien ausgew<strong>an</strong>dert.“ Jelena Blagojevic<br />
spricht heute fließend <strong>deutsch</strong>, keine Spur<br />
von Schwierigkeiten mit der Grammatik. Noch<br />
vor neun Jahren k<strong>an</strong>nte sie kein einziges<br />
<strong>deutsch</strong>es Wort. „Ich besuchte ein Jahr l<strong>an</strong>g<br />
eine Sprachschule und best<strong>an</strong>d schließlich<br />
die Prüfung der Kompetenzstufe B2.“ Mit<br />
diesem Qualifikationsnachweis dokumentieren<br />
Deutschlernende, dass sie in nahezu allen<br />
Kommunikationssituationen des Alltags und<br />
der Arbeitswelt souverän sprachlich h<strong>an</strong>deln<br />
können. Mittlerweile sei sie viel selbstbewusster<br />
und stolze Besitzerin eines C1-Sprachzertifikats,<br />
dass ihr Deutschkenntnisse auf weit<br />
fortgeschrittenem Niveau bescheinigt. Die<br />
Sprachbarriere war also überwunden, doch auf<br />
Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d wartet eine weitere<br />
große Hürde: die <strong>deutsch</strong>e Bürokratie. Hier<br />
kommt der ADC Dr. Grube ins Spiel, denn für<br />
Jelena Blagojevic war diese Hürde alleine kaum<br />
zu meistern: Berufserlaubnis, Behördengänge,<br />
Wohnungssuche, Konto-Eröffnung, Kitaplatz<br />
und Schule für ihre beiden Söhne, die damals 5<br />
und 16 Jahre alt waren. „Die meiste Unterstützung<br />
gab es durch meinen Arbeitgeber – das<br />
war echte Willkommenskultur“, sagt sie. Ob sie<br />
diesen Schritt noch einmal wagen würde? „Ja,<br />
auch wenn die erste Zeit sehr belastend war.<br />
Alles war <strong>an</strong>ders, die Kultur, die Sprache. Meine<br />
Söhne konnten kein Wort Deutsch. Es war für<br />
alle eine Ausnahmesituation.“ Heute fühlt sich<br />
Jelena Blagojevic <strong>an</strong>gekommen und arbeitet<br />
nach wie vor bei einem der größten privaten<br />
Dienstleister in den Bereichen Arbeitsmedizin,<br />
Arbeitssicherheit, Verkehrsmedizin sowie<br />
Reise- und Tropenmedizin.<br />
Der regional und überregional tätige Arbeitsmedizinische<br />
Dienst <strong>Chemnitz</strong> ADC Dr. Grube<br />
wurde nach der Wende von Dr. Grube gegründet.<br />
Bereits zu DDR-Zeiten erk<strong>an</strong>nte der<br />
damalige Leiter einer Poliklinik am St<strong>an</strong>dort<br />
Otto-Schmerbach-Straße die Bedeutung<br />
einer gesunden Belegschaft im Sinne der<br />
Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden, Motivation<br />
und Produktivität. Auch heute noch steht der<br />
Mensch hier im Mittelpunkt und soll durch<br />
arbeitsmedizinische Vorsorge, Eignungsuntersuchungen<br />
und Einstellungsuntersuchungen,<br />
vor negativen Einflüssen, die die<br />
Arbeitsbedingungen mit sich bringen können,<br />
geschützt werden. Diese Fürsorgepflicht ist<br />
für Arbeitgeber übrigens verpflichtend. So<br />
gehören beispielsweise auch umf<strong>an</strong>greiche<br />
Untersuchungen nach Fahrerlaubnis-Verordnung<br />
für LKW, Bus, Taxi und Personenbeförderung,<br />
reisemedizinische Beratungen<br />
und Impfungen für berufliche und private<br />
Ausl<strong>an</strong>dsaufenthalte sowie betriebliches<br />
Eingliederungsm<strong>an</strong>agement und Gesundheitsm<strong>an</strong>agement<br />
oder sicherheitstechnische<br />
Beratung – alles mit modernster, digitaler<br />
Technik – zur täglichen Routine des Arbeitsmedizinischen<br />
Dienst <strong>Chemnitz</strong> ADC Dr.<br />
Grube. „Unser Team hat l<strong>an</strong>gjährige Erfahrung<br />
und bietet individuelle Lösungen passgenau<br />
zu den Anforderungen des Unternehmens.<br />
Wir beraten und unterstützen in allen Fragen<br />
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sowie<br />
der Gesundheitsprävention. Arbeitgeber nutzen<br />
gerne auch unsere Zusatzleistungen und<br />
Services wie Grippeschutzimpfungen oder<br />
Untersuchungen in den Unternehmen. Damit<br />
haben Mitarbeiter:innen keinen Anfahrtsweg<br />
und können nach erfolgter Untersuchung<br />
ihrer Tätigkeit wieder nachgehen“, erklärt<br />
Geschäftsführer Felix Ritter. Auch Jelena<br />
Blagojevic gehört acht Jahre nach ihrer Ankunft<br />
in <strong>Chemnitz</strong> zum Führungsteam, das<br />
sich für die Zukunft breiter aufstellen und<br />
verstärken möchte. Gesucht werden Fachkräfte<br />
für Arbeitssicherheit, Fachärzt:innen für<br />
Arbeitsmedizin, Medizinische Assistenz sowie<br />
Assistenzärzt:innen – gerne auch internationale<br />
Fachkräfte. „Schließlich haben wir mit<br />
motivierten Menschen aus dem Ausl<strong>an</strong>d sehr<br />
gute Erfahrungen gemacht.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
ADC Dr. Grube GmbH<br />
chemnitz.jobs/amdgrube<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Serbien, Slowakei, Polen<br />
Bewerbungen in Deutsch und Englisch <strong>an</strong>:<br />
karriere@adc-web.de<br />
4<br />
9
„DER WILLE ZÄHLT MEHR<br />
ALS DIE NATIONALITÄT“<br />
Fotos: Heitec AG<br />
Herr Krübel, neben den neun bundesweiten<br />
St<strong>an</strong>dorten ist die HEITEC AG auch<br />
im Ausl<strong>an</strong>d vertreten – unter <strong>an</strong>derem<br />
in Österreich, der Slowakei, Ungarn und<br />
China. Internationale Fachkräfte am<br />
St<strong>an</strong>dort <strong>Chemnitz</strong> sind für Sie also kein<br />
Neul<strong>an</strong>d?<br />
Das ist richtig. Wir bilden derzeit zum Beispiel<br />
zwei Fachkräfte aus China hier am<br />
St<strong>an</strong>dort aus, um vor Ort in Sh<strong>an</strong>ghai unsere<br />
Kundenst<strong>an</strong>dards umsetzen zu können.<br />
Das beinhaltet unter <strong>an</strong>derem zertifizierte<br />
Safety-Programmierung, die bei der Entwicklung<br />
sicherer Produktionsmaschinen<br />
eine große Rolle spielt. Darüber hinaus<br />
bilden wir Fachkräfte auch in Kooperation<br />
mit unseren Niederlassungen in Ungarn<br />
und Rumänien aus. Unsere Mitarbeiter:innen<br />
kamen aber auch schon aus Indien,<br />
Aserbaidsch<strong>an</strong>, dem Ir<strong>an</strong>, Russl<strong>an</strong>d, Weißrussl<strong>an</strong>d,<br />
Polen, Tschechien, Griechenl<strong>an</strong>d,<br />
Sp<strong>an</strong>ien und den USA. Der Anteil <strong>an</strong> internationalen<br />
Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />
macht bei uns aktuell einen Anteil von rund<br />
zehn Prozent aus.<br />
Welche Bedeutung hat der kulturelle<br />
Hintergrund aus aller Welt für den Erfolg<br />
des Unternehmens?<br />
Die verschiedenen Perspektiven aufgrund<br />
unterschiedlicher kultureller Mentalitäten<br />
sind g<strong>an</strong>z klar ein Gewinn für jedes<br />
Unternehmen. Ich würde die Bedeutung<br />
unserer Mitarbeiter:innen jedoch weniger<br />
<strong>an</strong> der Nationalität festmachen. Denn in<br />
erster Linie zählen bei uns die Einstellung<br />
und der Wille, gemeinsam etwas zu erreichen.<br />
Darauf legen wir auch bei <strong>deutsch</strong>en<br />
Bewerber:innen großen Wert. Erst gestern<br />
hatte ich ein interess<strong>an</strong>tes Telefonat mit<br />
einem jungen M<strong>an</strong>n aus Syrien, der in<br />
<strong>Chemnitz</strong> studiert und bei mir einen sehr<br />
guten Eindruck hinterlassen hat. Bei ihm<br />
war von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> der Wille erkennbar,<br />
dass er sich beruflich und persönlich hier<br />
integrieren möchte. Im Gegensatz dazu<br />
10
Das Zusammenspiel von Software, Mech<strong>an</strong>ik und<br />
Elektronik ist seit vier Jahrzehnten das Aushängeschild<br />
der HEITEC AG. Mit technisch hochwertigen<br />
und wirtschaftlichen Lösungen verhilft das<br />
Unternehmen weltweit mehr als 2.000 Kunden,<br />
ihre Produktivität zu steigern und Produkte zu<br />
optimieren.<br />
Dabei verfügen die rund 1.200 Mitarbeiter:innen<br />
<strong>an</strong> zahlreichen St<strong>an</strong>dorten im In- und<br />
Ausl<strong>an</strong>d über ein profundes, technisches<br />
Spezialwissen in Br<strong>an</strong>chen wie Automotive,<br />
Verpackungs technik, Energie, Medizin, Nahrungsund<br />
Genussmittel, Schiffbau, Luft- und Raumfahrt<br />
sowie Logistik. Allein in Deutschl<strong>an</strong>d zählt das Unternehmen<br />
mit Sitz in Erl<strong>an</strong>gen neun St<strong>an</strong>dorte, die<br />
sowohl eigenständig agieren als auch projektübergreifend<br />
zusammenarbeiten. In <strong>Chemnitz</strong> beschäftigt<br />
HEITEC mehr als 80 Mitarbeiter:innen, die nicht<br />
selten aus <strong>an</strong>deren Ländern den Weg ins<br />
Unternehmen finden. Wir wollten<br />
mehr wissen und haben bei<br />
St<strong>an</strong>dortleiter Holger Krübel<br />
nachgefragt.<br />
HOLGER KRÜBEL<br />
IM INTERVIEW<br />
gibt es leider auch g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Bewerbungen,<br />
die eher mit Überheblichkeit statt<br />
einem höflichen Umg<strong>an</strong>gston glänzen.<br />
Stichwort Integration: Welche Strategie<br />
verfolgt die HEITEC AG bei der l<strong>an</strong>gfristigen<br />
Bindung von internationalen<br />
Fachkräften?<br />
Für das Unternehmen ist es natürlich von<br />
Vorteil, wenn die internationalen Mitarbeiter:innen<br />
ihren Lebensmittelpunkt in<br />
<strong>Chemnitz</strong> oder in der Region haben. Mit<br />
einer fehlenden familiären Bindung sind<br />
Fachkräfte natürlich schneller geneigt,<br />
den Arbeitsplatz wieder zu wechseln oder<br />
Deutschl<strong>an</strong>d wieder den Rücken zu kehren.<br />
Darüber hinaus halten wir eine Unternehmenskultur<br />
hoch, die alle Mitarbeiter:innen<br />
gleichermaßen <strong>an</strong>spricht. Da gehören<br />
sportliche Team-Events wie der Firmenlauf<br />
und gemeinsame W<strong>an</strong>dertouren ebenso<br />
dazu wie Grillnachmittage oder Weindorf-<br />
Besuche. Als Sponsor der Niners verfolgen<br />
wir auch gemeinsam die Spiele unserer<br />
<strong>Chemnitz</strong>er Basketballer, die in Sachen<br />
Integration g<strong>an</strong>z klar eine Vorbildfunktion<br />
vermitteln. Das Beispiel zeigt recht <strong>an</strong>schaulich,<br />
wie ein Team aus internationalen<br />
Spielern zu Spitzenleistungen fähig ist.<br />
Diesen Spirit nehmen wir immer wieder<br />
gerne ins Unternehmen mit.<br />
Wie sieht es mit <strong>deutsch</strong>en Sprachkenntnissen<br />
aus? Sind diese Voraussetzung,<br />
um hier am St<strong>an</strong>dort Fuß zu fassen?<br />
Auch wenn wir ein international agierendes<br />
Unternehmen sind, ist es von Vorteil, gute<br />
Deutschkenntnisse entweder mitzubringen<br />
oder sich im Laufe der Zeit <strong>an</strong>zueignen.<br />
Unsere Arbeit in der Region und auf bundesweiter<br />
Ebene ist viel mit Kundenpflege<br />
verbunden. Kundenkontakt und -gespräche<br />
gehören zu unserem täglichen Geschäft. Ein<br />
wichtiger Termin fällt m<strong>an</strong>chmal sogar <strong>deutsch</strong>en<br />
Mitarbeiter:innen schwer. Jetzt stellen<br />
Sie sich vor, Sie beherrschen die Sprache<br />
der Kunden nicht und sollen komplexe Sachverhalte<br />
klären. Natürlich k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich mit<br />
den Kunden in der Regel auch in englischer<br />
Sprache unterhalten. D<strong>an</strong>n sind kommunikative<br />
Missverständnisse aber nicht<br />
ausgeschlossen. Es gibt zusätzlich übrigens<br />
auch Herausforderungen, auf die wir keinen<br />
Einfluss haben – beispielsweise US-Gesetze<br />
mit weltweiter Gültigkeit. Hintergrund sind<br />
S<strong>an</strong>ktionsgesetze gegen bestimmte Staaten,<br />
die der Kongress in Washington beschlossen<br />
hat. So ist zum Beispiel Fachpersonal aus<br />
dem Ir<strong>an</strong> aufgrund des Embargos wesentlich<br />
schwieriger nach Deutschl<strong>an</strong>d zu vermitteln.<br />
Vielen D<strong>an</strong>k für den interess<strong>an</strong>ten<br />
Einblick.<br />
Sehr gerne.<br />
WEITERE INFOS:<br />
HEITEC AG<br />
chemnitz.jobs/heitec<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, China, Indien, Sp<strong>an</strong>ien, Schweiz, USA<br />
Bewerbungen in Deutsch und Englisch <strong>an</strong>:<br />
Steph<strong>an</strong>ie.Titz@heitec.de<br />
6<br />
11
„AUF VIELEN<br />
EBENEN EIN<br />
GEWINN“<br />
Auf dem Gelände des Europarks im Süden von<br />
<strong>Chemnitz</strong>, wo auch die iFD GmbH ihren Hauptsitz<br />
hat, ist auf mehreren Schildern „Parkplatzordnung“<br />
zu lesen – zunächst nichts ungewöhnliches.<br />
Erst nach dem Gespräch mit den internationalen<br />
Fachkräften des Unternehmens wird klar: ja,<br />
irgendwie ist das doch typisch <strong>deutsch</strong>. In unserem<br />
L<strong>an</strong>d ist eben alles geregelt, gerne auch in<br />
doppelter und dreifacher Ausführung. Nichts wird<br />
dem Zufall überlassen. Warum das Fachkräfte aus<br />
dem Ausl<strong>an</strong>d dennoch nicht abschreckt, haben uns<br />
Hossam, Ashfag und Nikunj erzählt.<br />
Nikunj<br />
Ashfaq<br />
Hossam<br />
Photos: iFD GmbH<br />
12
1990 als Entwicklungsdienstleiter für die<br />
Intralogistik gegründet, zählt die iFD Group<br />
heute zu einer festen Größe im Bereich<br />
Logistiksoftware. Ob Lagerverwaltung,<br />
Materialflusssteuerung und Staplerleitsysteme<br />
– das Unternehmen entwickelt für<br />
automatisierte und m<strong>an</strong>uelle Bereiche der<br />
Intralogistik in Industrie und H<strong>an</strong>del modular<br />
aufgebaute Anwendungen. Diese lassen<br />
sich in nahezu jedes logistische Umfeld<br />
integrieren und zeichnen sich durch eine<br />
intuitive Bedienung aus. Unternehmen wie<br />
BMW, Audi, Komsa, Siemens oder Schnellecke<br />
Logistics bauen auf das Know-how<br />
der mehr als 100 Mitarbeitenden der iFD<br />
Group mit Hauptsitz in <strong>Chemnitz</strong>. Und dieses<br />
Know-how verkörpern zu zehn Prozent<br />
auch internationale Fachkräfte, die auf<br />
g<strong>an</strong>z unterschiedliche Weise den Weg ins<br />
Unternehmen finden.<br />
Der aus Ägypten stammende Werksstudent<br />
Hossam wurde beispielsweise<br />
von einem technischen Firmenpartner<br />
aus Karlsruhe empfohlen, wo sich der<br />
heute 45-jährige auf einer Karrieremesse<br />
vorstellte. „Es ist bereits mein zweiter<br />
Aufenthalt in Deutschl<strong>an</strong>d. Das erste Mal<br />
bin ich 2012 als Stipendiat im Rahmen<br />
einer Kooperation zwischen Ägypten und<br />
Deutschl<strong>an</strong>d hierhergekommen.“ Nach<br />
seinem Master-Studium in Kassel zog es<br />
ihn zunächst zurück in die Heimat, wo er<br />
jahrel<strong>an</strong>g als Projektm<strong>an</strong>ager arbeitete.<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, das „L<strong>an</strong>d der Ideen“, ließ ihn<br />
aber nie endgültig los. „Mich hat immer beeindruckt,<br />
dass <strong>deutsch</strong>e Unternehmen in<br />
die Zukunft denken und sich nicht auf dem<br />
Erreichten ausruhen.“ Eine Eigenschaft, die<br />
auch Hossam mitbringt. Sein Interesse <strong>an</strong><br />
den Zukunftsthemen Big Data und Künstliche<br />
Intelligenz führte ihn schließlich <strong>an</strong><br />
die Fakultät für Wirtschaftsinformatik der<br />
Hochschule Furtw<strong>an</strong>gen. Seine Bachelor-Arbeit<br />
schreibt er seit Sommer 2023<br />
für ein Jahr l<strong>an</strong>g bei der iFD GmbH. Für<br />
Hossam steht fest: „Meine Zukunft liegt in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d. Dafür muss ich noch mein<br />
Deutsch verbessern“, schmunzelt er fast<br />
entschuldigend unter seinem Basecap<br />
hervor.<br />
„Das gilt umgekehrt übrigens auch für<br />
uns“, ergänzt Prokuristin Sus<strong>an</strong>n Erkm<strong>an</strong>n.<br />
„Die Ankunft unserer Werksstudenten<br />
haben wir vor Kurzem zum Anlass genommen,<br />
English-Days einzuführen – drei<br />
Tage im Monat, <strong>an</strong> denen ausschließlich<br />
Englisch bei uns gesprochen wird.<br />
Wir org<strong>an</strong>isieren außerdem regelmäßig<br />
Englischkurse über die Volkshochschule,<br />
um die Kenntnisse der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter zu verbessern oder aufzufrischen.“<br />
Das sei wichtig, um künftig<br />
internationale Märkte erschließen zu<br />
können. Ein multikulturelles Unternehmen,<br />
das Mitarbeiter:innen aus allen Ecken der<br />
Welt beschäftigt, bringe darüber hinaus<br />
einen weiteren Wettbewerbsvorteil mit<br />
sich: „In Kundengesprächen – beispielsweise<br />
im arabischen Raum – ist es immer<br />
etwas <strong>an</strong>deres, wenn sich Muttersprachler<br />
unterein<strong>an</strong>der verständigen. Das schafft<br />
auf Anhieb eine Vertrauensbasis.“<br />
Dieser enorme Wert der internationalen<br />
Fachkräfte sei in vielen Köpfen aber noch<br />
gar nicht <strong>an</strong>gekommen, sagt Hossam<br />
„Viele qualifizierte Leute mit echtem Willen<br />
zur Weiterentwicklung, ziehen weiter, weil<br />
sie sich hier nicht <strong>an</strong>gekommen fühlen.<br />
Das muss sich unbedingt ändern.“ Zudem<br />
sei Deutschl<strong>an</strong>d im Gegensatz zu <strong>an</strong>deren<br />
Ländern unflexibler und komplizierter.<br />
„Vieles könnte schneller und einfacher gehen.<br />
Das L<strong>an</strong>d ist über die Maßen org<strong>an</strong>isiert<br />
und systematisch“, meint Hossam, der<br />
seine Aussage mit einer Anekdote seines<br />
kaputten Kühlschr<strong>an</strong>ks untermauert. „Der<br />
wurde von zwei Leuten inspiziert, bevor<br />
der Dritte ihn schließlich repariert hat. Das<br />
hatte wohl mit Zuständigkeiten zu tun.“<br />
Ashfag muss lachen und nickt zustimmend.<br />
Der 22-jährige Mitbewohner von<br />
Hossam stammt aus Indien und ist ebenfalls<br />
seit Juli 2023 als Werksstudent bei<br />
der iFD GmbH tätig. Neben seiner Bachelor-Arbeit<br />
lernt er das Unternehmen und<br />
die Software im Rahmen vieler kleiner<br />
Projekte kennen. Die <strong>deutsch</strong>e Qualitätsarbeit,<br />
vor allem im Softwarebereich, habe<br />
ihn nach Deutschl<strong>an</strong>d gelockt. Indien hole<br />
in diesem Bereich zwar auf, doch einen<br />
Job zu finden und Geld zu verdienen sei in<br />
seinem Heimatl<strong>an</strong>d wesentlich schwieriger.<br />
Was er <strong>an</strong> seiner aktuellen Wirkungsstätte<br />
schätzt? „Das gute Umfeld und die offene<br />
Kommunikation. Ich habe von Beginn <strong>an</strong><br />
bei allen Fragen Unterstützung erhalten.<br />
Von der Stadt habe ich leider noch gar<br />
nicht viel gesehen, weil ich mit dem Einrichten<br />
unserer Wohnung beschäftigt war.“<br />
Nikunj springt für Ashfag ein und beschreibt<br />
die Stadt als besonders grün und<br />
nicht zu groß oder zu klein. „Sie hat genau<br />
die richtige Größe“, sagt der 30-Jährige. Er<br />
muss es wissen, schließlich hat er im Zuge<br />
seiner Ausbildung schon einige Städte<br />
bereist: Nach einem abgeschlossenen Studium<br />
in Indien folgte 2015 ein Masterstudium<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d. Er absolvierte währenddessen<br />
ein Praktikum in Fr<strong>an</strong>kfurt,<br />
schrieb seine Abschlussarbeit in Augsburg<br />
und arbeitete <strong>an</strong>schießend bei Siemens in<br />
Stuttgart. Bei iFD unterschrieb er vor zwei<br />
Jahren einen unbefristeten Arbeitsvertrag<br />
und fasste in der Simulation Fuß. Aktuell<br />
bildet sich Nikunj im Bereich der Software-<br />
Entwicklung weiter.<br />
Sus<strong>an</strong>n Erkm<strong>an</strong>n sieht in den internationalen<br />
Fachkräften viel mehr als „nur“ einen<br />
wirtschaftlichen Mehrwert für das Unternehmen.<br />
„Mit ihren g<strong>an</strong>z unterschiedlichen Mentalitäten,<br />
religiösen und kulturellen Hintergründen<br />
haben sie einen positiven Einfluss<br />
auf das Mindset unserer Belegschaft“, weiß<br />
sie aus Erfahrung. „Durch die vielfältigen<br />
Sichtweisen erweitert sich der eigene Erfahrungshorizont<br />
und auch die ein oder <strong>an</strong>dere<br />
l<strong>an</strong>destypische Leckerei wurde hier schon<br />
kredenzt“, erinnert sich Sus<strong>an</strong>n Erkm<strong>an</strong>n<br />
lächelnd. „Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d sind<br />
einfach auf so vielen Ebenen ein Gewinn.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
iFD GmbH<br />
chemnitz.jobs/ifd<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Russl<strong>an</strong>d, Indien, Syrien, Ägypten,<br />
Ukraine, Bulgarien, USA, Moldawien<br />
Bewerbungen in Deutsch, Englisch und Arabisch <strong>an</strong>:<br />
personal@ifd-gmbh.com<br />
9<br />
13
Fotos: Scia Systems GmbH<br />
OBERFLÄCHLICH, ÄTZEND &<br />
VERSTRAHLT ZUM ERFOLG<br />
Wenn es irgendwo richtig glattgeht, d<strong>an</strong>n bei der scia Systems GmbH – und zwar buchstäblich! Denn das Aushängeschild der mehr als 200 Mitarbeiter:innen<br />
ist eine Oberflächenbearbeitung, die so präzise ist, dass selbst die Oberfläche von hochgl<strong>an</strong>zpoliertem Edelstahl in der Nahaufnahme<br />
einem Alpenp<strong>an</strong>orama ähnelt. Zum Vergleich: Besagter Edelstahl hat einen sogen<strong>an</strong>nten Rauheitswert zwischen 0,1 und 0,5 Mikrometern. Bei<br />
der Bearbeitung von ultra-dünnen Schichten auf Siliziumwafern, die beispielsweise für Smartphones benötigt werden, schafft scia Systems glatte<br />
Oberflächen mit einem Höhenunterschied von gerade einmal 0,001 Mikrometern. Das ist ein N<strong>an</strong>ometer oder ein millionstel Millimeter!<br />
14
WEITERE INFOS:<br />
scia Systems GmbH<br />
chemnitz.jobs/scia<br />
Bewerbungen <strong>an</strong>:<br />
Sus<strong>an</strong> Förster, 0371 33561-285<br />
bewerbung@scia-jobs.de<br />
Kein Wunder, dass die Anlagen zur präzisen<br />
Oberflächenbearbeitung weltweit<br />
gefragt sind – von den USA bis China.<br />
Basierend auf Ionenstrahl- und Plasmatechnologien<br />
werden sie für verschiedene<br />
Beschichtungs-, Ätz- und Reinigungsprozesse<br />
eingesetzt, unter <strong>an</strong>derem in<br />
den Industriezweigen Mikroelektronik<br />
und Präzisionsoptik. „Sie können sich<br />
das wie S<strong>an</strong>dstrahlen im N<strong>an</strong>ometerbereich<br />
vorstellen“, erklärt Marketing<br />
M<strong>an</strong>agerin M<strong>an</strong>dy Eckert. So werden<br />
beispielsweise alle 798 Segmente des<br />
Hauptspiegels im weltweit größten<br />
Teleskop in Chile mit Anlagen von scia<br />
Systems bearbeitet. Für Augmented-<br />
Reality-Brillen ätzen die Maschinen des<br />
Unternehmens feinste optische Gitter<br />
ins Glas und auch in der Medizin kommt<br />
das Know-how zum Tragen – unter<br />
<strong>an</strong>derem bei der Beschichtung von<br />
sogen<strong>an</strong>nten Stents, medizinischen<br />
Impl<strong>an</strong>taten aus Metall. „Wir behaupten<br />
sogar, dass 99,9 Prozent der <strong>Chemnitz</strong>er:innen<br />
schon ein Smartphone in<br />
der H<strong>an</strong>d hielten, dessen Bauteile über<br />
unsere Maschinen gelaufen sind“, sagt<br />
M<strong>an</strong>dy Eckert selbstbewusst. Diese Maschinen<br />
mit der Bezeichnung scia Trim<br />
200 sorgen in der Halbleiterfertigung<br />
für eine größere Ausbeute der Grundplatten<br />
(Wafer) und sind gleichzeitig der<br />
Verkaufsschlager des Unternehmens.<br />
Für <strong>an</strong>dere Industriebereiche können<br />
die scia Systems-Maschinen gut und<br />
gerne auch mal bis zu 15 Meter l<strong>an</strong>g und<br />
60 Tonnen schwer sein. Im Durchschnitt<br />
verlassen jedes Jahr 40 Anlagen die<br />
Produktion. Vor Ort am St<strong>an</strong>dort <strong>an</strong> der<br />
Clemens-Winkler-Straße sei das vergleichsweise<br />
junge Unternehmen zwar<br />
noch nicht auf internationale Fachkräfte<br />
<strong>an</strong>gewiesen, doch die Zusammenarbeit<br />
mit Unternehmen im Ausl<strong>an</strong>d spiele<br />
dennoch eine entscheidende Rolle:<br />
„Weltweit übernehmen 17 Verkaufspartner<br />
den Vertrieb, vertreten uns auf<br />
Messen und kümmern sich auch mit<br />
Service-Kräften um die internationalen<br />
Projekte.“ Der Vorteil dieser Zusammenarbeit:<br />
„Unsere Partner kennen die<br />
regionalen und lokalen Gepflogenheiten<br />
vor Ort. Ein Verkaufsgespräch in China<br />
unterscheidet sich beispielsweise enorm<br />
von einer Unternehmensvorstellung<br />
in der Türkei.“ Doch auch wenn sich<br />
die Zusammenarbeit mit internationalen<br />
Fachkräften derzeit noch auf das<br />
Ausl<strong>an</strong>d beschränkt, beobachtet scia<br />
Systems den hiesigen Arbeitsmarkt<br />
sehr genau. Vor allem im h<strong>an</strong>dwerklichen<br />
und im IT-Bereich könne es mehr<br />
Nachwuchs geben. Dass offene Stellen<br />
am <strong>Chemnitz</strong>er St<strong>an</strong>dort künftig mit<br />
Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d besetzt<br />
werden, sei deshalb nicht ausgeschlossen,<br />
betont M<strong>an</strong>dy Eckert. „Die größten<br />
Herausforderungen sehen wir dabei in<br />
Qualifikation und Sprachbarrieren. Zur<br />
Verständigung in der Belegschaft und<br />
mit Kund:innen sind gute Deutschkenntnisse<br />
unbedingt erforderlich.“ Um den<br />
Fachkräftebedarf auch in Zukunft zu<br />
stemmen, bildet scia Systems übrigens<br />
künftige Industriemech<strong>an</strong>iker:innen<br />
und Mechatroniker:innen selber aus.<br />
Ab dem Ausbildungsjahr <strong>2024</strong> kommen<br />
Fachkräfte für Lagerlogistik hinzu.<br />
Und wer einmal im Unternehmen Fuß<br />
fasst, bleibt sehr wahrscheinlich auch<br />
länger: „Wir haben in der Belegschaft<br />
wenig Fluktuation“, sagt M<strong>an</strong>dy Eckert<br />
stolz. „Das liegt am guten Mitein<strong>an</strong>der,<br />
den hierarchiearmen Strukturen und<br />
kurzen Wegen. Darüber hinaus tragen<br />
Urlaubs- und Weihnachtsgeld, eine<br />
eigene K<strong>an</strong>tine und familienfreundliche,<br />
flexible Arbeitszeiten zur Zufriedenheit<br />
der Mitarbeiter:innen bei.“ Und wenn<br />
sich die Gelegenheit ergibt, werde auch<br />
mal gemeinsam gefeiert. Soviel sei verraten:<br />
Solche Gelegenheiten gibt es bei<br />
scia Systems genug.<br />
15
Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter, AWO <strong>Chemnitz</strong><br />
„ICH ARBEITE MIT<br />
DEM GANZEN HERZEN“<br />
Die Ausbildung zur Pflegefachkraft ist vielseitig, abwechslungsreich und erfordert viel<br />
Hingabe für die Sache. Anhaltender Fachkräftem<strong>an</strong>gel im Bereich der Pflege machen<br />
Menschen mit abgeschlossener Ausbildung zu den Retter:innen der Stunde, denn auch<br />
der demografische W<strong>an</strong>del lässt die Uhren hier nicht stillstehen. Visel Bozhigi hat als<br />
internationaler Azubi seine Ausbildung bei der AWO <strong>Chemnitz</strong> im März 2023 abgeschlossen<br />
und berichtet im Gespräch von seinem Werdeg<strong>an</strong>g.<br />
Visel Bozhigi ist 31 Jahre, dreifacher Vater<br />
und Pfleger mit Herzblut. Er trägt eine rote<br />
Pflegebluse, eine weiße Hose und eine k<strong>an</strong>tige<br />
Brille. Heute ist er 4 Uhr aufgest<strong>an</strong>den.<br />
Er kommt aus Alb<strong>an</strong>ien, wo er eine Saison<br />
im Drittliga-Fußballverein Sopoti Librazhd<br />
spielte. Nach einer Verletzung versuchte er<br />
sich rund ein Jahr als Trainer und kam 2018<br />
nach Deutschl<strong>an</strong>d. Etwa zwei Jahre arbeitete<br />
er hier auf Montage. Um mehr Zeit mit<br />
seiner Familie zu verbringen, entschied er<br />
sich 2020 für die Ausbildung bei der AWO.<br />
Er ist der Inbegriff eines Familienmenschen:<br />
er liebt seine Kinder, seine Frau und deren<br />
Wohl ist Visels höchstes Gut. Doch gleiches<br />
gilt auch für seine Bewohner:innen.<br />
„Wenn ich auf der Arbeit bin, fühle ich mich,<br />
als wäre ich in meinem Haus mit meinen<br />
Bewohnern. Ich fühle mich hier wie in einer<br />
Familie und versuche, das Dasein aller Bewohner<br />
hier besser zu machen“, so Visel<br />
Bozhigi. Auf der Kurzzeitpflegestation ist das<br />
Mitein<strong>an</strong>der ein sehr schönes: Es werden<br />
viele Späße gemacht, erst heute hat er mit<br />
den Bewohner:innen gesungen und nach<br />
einer längeren Kr<strong>an</strong>kschreibung wurde<br />
er zahlreich vermisst. Die Bewohner:innen<br />
mögen Visel, da er ihnen das Gefühl gibt,<br />
nicht allein zu sein. Beiläufig sagt er mit<br />
einer sympathischen Selbstverständlichkeit:<br />
„Ich sehe das nicht nur als eine Arbeit, ich<br />
arbeite mit dem g<strong>an</strong>zen Herzen“.<br />
Über seine erfolgreiche Ausbildung spricht<br />
Visel Bozhigi retrospektiv sehr positiv. Als<br />
einziger internationaler Azubi in seinem<br />
Jahrg<strong>an</strong>g erhielt er stets viel Unterstützung<br />
von Kolleg:innen, Mitschüler:innen und dem<br />
Praxis<strong>an</strong>leiter der AWO. Während <strong>an</strong>dere<br />
WEITERE INFOS:<br />
AWO - Arbeiterwohlfahrt<br />
<strong>Chemnitz</strong><br />
chemnitz.jobs/awo<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Bulgarien, Tunesien, Irak, Griechenl<strong>an</strong>d, Ir<strong>an</strong>, Syrien,<br />
Brasilien, Türkei, russische Förderation, Vietnam, Polen,<br />
Kuba, Senegal, Indien<br />
Bewerbungen in Deutsch min. B2 Niveau:<br />
bewerbung@awo-chemnitz.de<br />
Mitazubis lediglich ihre Prüfungen schreiben<br />
mussten, kümmerte sich Visel nebenbei<br />
noch um Papierkram zur Verlängerung<br />
seines Aufenthaltstitels. Kaum ein Beruf ist<br />
so sinnstiftend, wie der einer Pflegefachkraft.<br />
Und besonders wenn Beruf und die<br />
eigene Berufung mitein<strong>an</strong>der H<strong>an</strong>d in H<strong>an</strong>d<br />
gehen, arbeitet m<strong>an</strong> wie Visel – mit dem<br />
g<strong>an</strong>zen Herzen.<br />
Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />
14<br />
16
„Ich musste immer wieder erklären, dass m<strong>an</strong> P<strong>an</strong>i Puri mit<br />
den Händen isst. M<strong>an</strong> muss die Teigtaschen mit den Soßen<br />
füllen und d<strong>an</strong>n schnell reinbeißen“, lacht Priyal Narola. „Als<br />
ich meinem Vater Zuhause erzählt habe, dass das niem<strong>an</strong>d<br />
wusste, konnte er sich das gar nicht vorstellen.” Anlässlich<br />
des kulinarischen Get Together seiner Firma, hat der<br />
Ingenieur für Prozessentwicklung sein liebstes indisches<br />
Streetfood zubereitet: Knusprige, frittierte Teigbällchen aus<br />
Weizenmehl, Maisstärke und Grieß (P<strong>an</strong>i), die mit einem<br />
mehr oder weniger flüssigen Curry (Puri) gefüllt werden.<br />
alle ausländischen Mitarbeitenden der<br />
Sprache so mächtig, dass sie in jeder<br />
Situation uneingeschränkt kommunizieren<br />
können. „D<strong>an</strong>n ist es schon hilfreich,<br />
wenn m<strong>an</strong> ein bisschen Englisch k<strong>an</strong>n.“<br />
[HINDI: GUTEN<br />
APPETIT!]<br />
Es war das erste Event dieser Art, das<br />
die Firma 3D-Micromac ver<strong>an</strong>staltet<br />
hat: Internationale Spezialitäten statt<br />
wie sonst Rostbratwurst vom Grill. Jeder<br />
der internationalen Mitarbeitenden, der<br />
teilnehmen wollte, erhielt arbeitsfreie Zeit<br />
und ein kleines Budget, um entweder zu<br />
kochen oder ein Lieblingsessen in einem<br />
Restaur<strong>an</strong>t zu besorgen. „Schließlich<br />
kocht nicht jeder gern”, fügt Personalreferentin<br />
Maria Göbel hinzu. Seit 2022<br />
kümmert sie sich vorr<strong>an</strong>gig um die interkulturellen<br />
Begegnungen und die Integration<br />
der internationalen Mitarbeitenden<br />
- schließlich ist ihre Zahl bei 3D-Micromac<br />
nicht gering: Insgesamt 21 der 197 Angestellten<br />
kommen aus dem Ausl<strong>an</strong>d.<br />
Gemeinsam entwickeln sie Lasersysteme,<br />
die Photovoltaik-Zellen für Satelliten<br />
oder Gläser für AR-Brillen schneiden,<br />
mikrofeine Löcher in Filter bohren und<br />
auch sonst jede Arbeit übernehmen, <strong>an</strong><br />
der <strong>an</strong>dere herkömmliche Werkzeuge<br />
wegen m<strong>an</strong>gelnder Präzision scheitern.<br />
„Die Maschinen, die wir entwickeln,<br />
finden ihren Einsatz in der Regel bei der<br />
Herstellung von Produkten und Technologien,<br />
die erst 2030, 2035, 2040 auf<br />
den Markt kommen werden“, fügt Maria<br />
Göbel sichtlich stolz hinzu.<br />
Um auch als Unternehmen selbst<br />
so zukunftsfähig zu bleiben wie ihre<br />
Technologien, hat 3D-Micromac die<br />
Internationalisierung längst als Ch<strong>an</strong>ce<br />
im allgegenwärtigen Kampf gegen den<br />
Fachkräftem<strong>an</strong>gel erk<strong>an</strong>nt – was gleichbedeutend<br />
heißt, eine Arbeitskultur zu<br />
schaffen, in der sich Mitarbeitende jeder<br />
Herkunft wohlfühlen. Laut Priyal Narola<br />
macht 3D-Micromac hier schon vieles<br />
richtig: „Die Arbeitsweise ist <strong>an</strong>ders als in<br />
Indien. Hier gibt es eine flache Hierarchie.<br />
Ich habe mehr Freiraum, meine Ideen<br />
und Vorschläge einzubringen. Das sorgt<br />
auch für ein freundliches und unterstützendes<br />
Mitein<strong>an</strong>der und eine entsp<strong>an</strong>nte<br />
Arbeitsatmosphäre.” Gleichzeitig achtet<br />
Maria Göbel darauf, dass neu eingestellte<br />
Personen möglichst ein paar grundlegende<br />
Englisch-Skills mitbringen. Die<br />
Unternehmenssprache sei zwar nach<br />
wie vor Deutsch, jedoch seien noch nicht<br />
Aktuell pl<strong>an</strong>t sie bereits das nächste kulinarische<br />
Get Together und trägt Ideen<br />
zusammen - „schließlich können wir jetzt<br />
nicht jedes Mal unsere Internationals kochen<br />
lassen“. Auch wenn es sicher einige<br />
gibt, die gern ein weiteres Gericht von<br />
Priyal Narola probieren würden. „Vielleicht<br />
lassen wir das nächste Mal ja die<br />
Kollegen aus Bayern kochen.“ (lacht)<br />
WEITERE INFOS:<br />
3D‐Micromac AG<br />
chemnitz.jobs/3d<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, China, Indien, Ir<strong>an</strong>, Kasachst<strong>an</strong>,<br />
Russl<strong>an</strong>d, Ukraine, Syrien, Tschechische Republik,<br />
Tunesien, Türkei, USA<br />
Bewerbungen in Deutsch oder Englisch <strong>an</strong>:<br />
jobs@3d-micromac.com<br />
Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />
12<br />
17
INDIVIDUELLE WILLKOMMENS-<br />
PAKETE & BUDDIES<br />
AUF AUGENHÖHE<br />
18<br />
Fotos: Staffbade<br />
WÄHREND VIELE UNTERNEHMEN DERZEIT LANGSAM<br />
BEGINNEN, IHRE PERSONELLEN FÜHLER INTER-<br />
NATIONAL AUSZURICHTEN, GEHÖRT STAFFBASE ZU<br />
DEN VORREITERN AUF DIESEM GEBIET.
Das liegt quasi in der Natur des Unternehmens,<br />
dass <strong>2024</strong> zwar erst sein<br />
zehnjähriges Gründungsjubiläum begeht,<br />
aber bereits in sieben weiteren<br />
Ländern vertreten ist – neben Deutschl<strong>an</strong>d<br />
in den Niederl<strong>an</strong>den, Großbrit<strong>an</strong>nien,<br />
Finnl<strong>an</strong>d, Schweden, den USA<br />
sowie in K<strong>an</strong>ada und Australien. Weltweit<br />
mehr als 700 Mitarbeiter:innen arbeiten<br />
<strong>an</strong> der von Staffbase entwickelten<br />
Kommunikations plattform, die Unternehmen<br />
und ihre Mitarbeiter:innen verbindet<br />
– am Desktop, via E-Mail, Chat oder<br />
über eine App. Allein der <strong>Chemnitz</strong>er<br />
St<strong>an</strong>dort zählt 165 Mitarbeitende, darunter<br />
internationale Fachkräfte aus 14<br />
Nationen. Mit Begriffen wie Aufenthaltsund<br />
Niederlassungserlaubnis, Blaue<br />
Karte EU oder Visum kennt sich Marie<br />
Friedrich, Leiterin Personal, deshalb<br />
bestens aus. „Trotzdem ist die Eingliederung<br />
in die hiesige Arbeitswelt immer ein<br />
zäher und aufreibender Prozess. Monatel<strong>an</strong>ges<br />
Warten auf die Arbeitserlaubnis<br />
ist keine Ausnahme, sondern die Regel.“<br />
Sie weiß auch: „Damit ist es jedoch nicht<br />
get<strong>an</strong>. Unsere Willkommenskultur endet<br />
nicht am Arbeitsplatz, sondern erstreckt<br />
sich auch darüber hinaus. Das heißt, wir<br />
bieten einen sogen<strong>an</strong>nten Relocation-<br />
Service <strong>an</strong> und schnüren individuelle<br />
Pakete, die unter <strong>an</strong>derem Hilfe im Falle<br />
eines Umzugs oder bei der Suche nach<br />
Kita- und Schulplätzen für die Kinder<br />
beinhalten. Themen wie Kr<strong>an</strong>kenkasse,<br />
Versicherungen und Spracherwerb<br />
spielen dabei ebenso eine Rolle. Eine Einbindung<br />
in den Alltag ist ein wesentlicher<br />
Schritt zur vollständigen Integration.“<br />
Auch beim Onboarding, der zielgerichteten<br />
Integration neuer Mitarbeiter ins<br />
Unternehmen, wird bei Staffbase nichts<br />
dem Zufall überlassen. Sogen<strong>an</strong>nte<br />
Buddies stehen den neuen Teammitgliedern<br />
als direkte Ansprechpartner:innen<br />
zur Seite und machen sie mit allen<br />
wichtigen Informationen vertraut. Sie<br />
agieren ähnlich wie Mentor:innen – aber<br />
auf Augenhöhe. Dabei unterscheidet<br />
Staffbase zwei Arten von Buddies: Role<br />
Buddies kommen in der Regel aus demselben<br />
Team oder ähnlichen Funktionen<br />
und erläutern das direkte Arbeitsumfeld.<br />
Culture Buddies dagegen helfen den<br />
neuen Mitarbeitenden, die Vision, Kultur<br />
und Strategie des Unternehmens zu<br />
verstehen. Dabei komme es nicht selten<br />
vor, dass auch kulturelle Eigenheiten<br />
der Deutschen einer Erklärung bedürfen,<br />
wie Marie Friedrich erzählt: „Eine<br />
indische Mitarbeiterin, deren Tochter vor<br />
der Einschulung st<strong>an</strong>d, konnte mit dem<br />
Zuckertüten-Brauch nichts <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen.<br />
Damit die Kleine am ersten Schultag<br />
nicht das einzige Kind ohne Schultüte<br />
ist, leisteten unsere Eltern im Unternehmen<br />
wichtige Aufklärungsarbeit“, lacht<br />
die Personalleiterin und ergänzt: „Auch<br />
gemeinsame Office-Events helfen beim<br />
Kennenlernen und bei der Vernetzung<br />
unterein<strong>an</strong>der – mal <strong>an</strong> der Softeis-Maschine,<br />
mal bei einer Tüte Popcorn oder<br />
bei einer großen Halloween-Party.“ Auf<br />
Weihnachtsfeiern im klassischen Sinne<br />
verzichte m<strong>an</strong> jedoch, um den religiösen<br />
Hintergrund aller Mitarbeiter:innen<br />
zu respektieren. „Dafür feiern wir eine<br />
Holiday-Party, unabhängig von Religion<br />
und Glauben.“ Unternehmen, die sich mit<br />
ihrem Personal ebenso international aufstellen<br />
möchten, rät sie: „Einfach machen<br />
und nicht auf wegweisende politische<br />
Veränderungen hoffen. Diversität in der<br />
Belegschaft bringt viele verschiedene<br />
Perspektiven, Fähigkeiten und kulturelle<br />
Einflüsse mit, die die Kreativität und<br />
Innovationskraft fördern.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
Staffbase GmbH<br />
chemnitz.jobs/staffbase<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Alb<strong>an</strong>ien, Tschechei, Ägypten, Fr<strong>an</strong>kreich,<br />
Indien, Indonesien, Kasachst<strong>an</strong>, Kirgist<strong>an</strong>, Lettl<strong>an</strong>d,<br />
Morocco, Pakist<strong>an</strong>, Romänien, Russische Förderation, USA<br />
Bewerbungen in Deutsch oder Englisch <strong>an</strong>:<br />
www.staffbase.com/jobs<br />
15<br />
19
„AUF DIE GEMEINSAMEN<br />
WERTE KOMMT ES AN“<br />
Das persönliche Gespräch mit einer Geschäftsführerin fördert m<strong>an</strong>chmal mehr zutage als Informationen rund um die<br />
Firmenphilosophie. Es löst auch so m<strong>an</strong>ches Rätsel. Warum am Empf<strong>an</strong>g der DELTA BARTH Systemhaus GmbH in Limbach-<br />
Oberfrohna ein riesengroßer Korb, gefüllt mit Nashi-Birnen steht, zum Beispiel. „G<strong>an</strong>z einfach, ich bin L<strong>an</strong>dwirtin im Nebenerwerb<br />
und teile gerne“, lacht Annett Barth, die im Hauptberuf als Geschäftsführerin das 2011 von ihrem Vater gegründete<br />
IT-Unternehmen leitet.<br />
Fotos: DELTA BARTH Systemhaus GmbH<br />
Was 1990 mit Vertrieb von Computertechnik<br />
beg<strong>an</strong>n, unterstützt heute<br />
Unternehmen bei der Optimierung von<br />
ANNETT BARTH, GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />
digitalen, firmeninternen Prozessen –<br />
<strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen beim PC-Arbeitsplatz bis<br />
hin zum Aufbau komplexer Netzwerke.<br />
Die eigene Kernsoftware DELECO®<br />
verbindet dabei alle Abteilungen eines<br />
Unternehmens – insbesondere in den<br />
Br<strong>an</strong>chen Maschinen- und Anlagenbau<br />
– und vernetzt Daten, Informationen<br />
und Arbeitsabläufe gewinnbringend<br />
mitein<strong>an</strong>der. Hinter den br<strong>an</strong>chenspezifischen<br />
Lösungen stehen 65 schlaue<br />
Köpfe, die DELTA BARTH nicht nur mit<br />
ihrer Arbeitskraft, sondern vor allem<br />
mit ihren individuellen Persönlichkeiten<br />
bereichern. Wir wollten mehr wissen und<br />
trafen Annett Barth zum Interview.<br />
Wie gefragt das Know-how der DELTA<br />
BARTH Systemhaus GmbH ist, lässt sich<br />
nicht zuletzt <strong>an</strong> Ihren Mitarbeiterzahlen<br />
ablesen: Seit 2011 hat sich die Anzahl von<br />
30 auf 65 mehr als verdoppelt. Das ist vor<br />
dem Hintergrund des steigenden Fachkräftem<strong>an</strong>gels<br />
nicht selbstverständlich.<br />
Viele Unternehmen spüren den M<strong>an</strong>gel<br />
<strong>an</strong> Fachpersonal deutlich. Das geht uns<br />
ähnlich, jedoch haben wir das Glück,<br />
dass zahlreiche Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer in der Verg<strong>an</strong>genheit<br />
über Empfehlungen auf uns aufmerksam<br />
geworden sind. Das macht uns stolz und<br />
spricht für unsere Unternehmenskultur.<br />
Mitarbeiter:innen schätzen besonders,<br />
dass unser Familienbetrieb in einer Zeit<br />
des W<strong>an</strong>dels kontinuierlich und beständig<br />
bleibt. Zur Beständigkeit zählt am<br />
Ende auch die Besonderheit, dass unsere<br />
Entwickler:innen die gesamte Prozesskette<br />
bis zur Inbetriebnahme der auf<br />
die jeweiligen Wünsche <strong>an</strong>gepassten<br />
Software mitgestalten. So eine Plattform,<br />
auf der Kundenwünsche zielgerichtet<br />
umgesetzt werden können, findet m<strong>an</strong><br />
nicht überall.<br />
Ist das der Grund, warum Ihre Mitarbeiter:innen<br />
über Jahre und sogar Jahrzehnte<br />
dem Unternehmen treu bleiben?<br />
(lacht). Das und unser Firmenkoch<br />
„Goldi“, der seit 25 Jahren die leckersten<br />
Menüs zaubert. Eine firmeninterne Umfrage<br />
hat wirklich ergeben, dass unsere<br />
hauseigene Küche g<strong>an</strong>z oben auf der<br />
Liste der beliebtesten Benefits steht. Um<br />
20
das Mittagessen muss sich also niem<strong>an</strong>d<br />
Ged<strong>an</strong>ken machen. Aber auch das<br />
E-Bike-Leasing und die Zuschüsse für<br />
ÖPNV und Kita tragen ein Stück weit zur<br />
Zufriedenheit unserer Mitarbeiter:innen<br />
bei. Und donnerstags ist bei uns generell<br />
Home-Office-Tag. Das ist eine zusätzliche<br />
Entlastung für Kolleginnen und Kollegen,<br />
die teilweise bis zu 50 Kilometer l<strong>an</strong>ge<br />
Arbeitswege zurücklegen müssen. Das<br />
Arbeiten von zu Hause aus ist auch<br />
öfters möglich. Allerdings legen wir Wert<br />
darauf, dass mehr als 50 Prozent der<br />
Arbeitszeit im Unternehmen stattfindet.<br />
Denn wenn sich Mitarbeiter nur noch<br />
über Online-Sitzungen austauschen und<br />
die Unternehmenskultur nicht hautnah<br />
miterleben, wird der Arbeitsplatz irgendw<strong>an</strong>n<br />
beliebig.<br />
Inwiefern sind junge Auszubildende ein<br />
Teil dieser Firmenkultur?<br />
Die Förderung von Nachwuchstalenten<br />
ist ein fester Best<strong>an</strong>dteil unserer Philosophie.<br />
Wir bieten jährlich Ausbildungsplätze<br />
zu Fachinformatiker:innen für<br />
Anwendungsentwicklung sowie zu Fachinformatiker:innen<br />
für Systemintegration<br />
<strong>an</strong>. Darüber hinaus sind wir von Anf<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong> Praxispartner der Berufsakademie<br />
Glauchau. Die Professor:innen kennen<br />
und schätzen uns, weil sie wissen, dass<br />
die neuen Teammitglieder bei uns g<strong>an</strong>z<br />
im Sinne eines Familienunternehmens<br />
praxisnah begleitet werden. Sie werden<br />
von Beginn ihres dualen Studiums <strong>an</strong> in<br />
alle Arbeitsprozesse einbezogen. Neben<br />
einem Ausbildungsver<strong>an</strong>twortlichen gibt<br />
es bei uns außerdem einen org<strong>an</strong>isatorischen<br />
Ansprechpartner und fachliche<br />
Mentoren – diese Kombination hat sich<br />
über die Jahre hervorragend etabliert.<br />
Die DELTA BARTH Systemhaus GmbH<br />
betreut <strong>deutsch</strong>l<strong>an</strong>dweit rund 300 Unternehmen.<br />
Überlegen Sie m<strong>an</strong>chmal, die<br />
Fühler auch über die Grenzen hinaus<br />
auszustrecken?<br />
In der Tat, solche Überlegungen gab es<br />
immer mal wieder. Für die Zukunft k<strong>an</strong>n<br />
ich das nicht ausschließen, doch zurzeit<br />
macht es für uns keinen Sinn, zu exp<strong>an</strong>dieren.<br />
Wir sind ein Unternehmen zum<br />
Anfassen und wollen das auch bleiben.<br />
Das heißt, wir betreuen unsere Anwender:innen<br />
nicht nur am Telefon, sondern<br />
besuchen sie für den technischen Support<br />
in der Regel auch vor Ort.<br />
Heißt das auch, dass internationale Fachkräfte<br />
für DELTA BARTH noch kein Thema<br />
sind?<br />
Wir beschäftigen zwar Mitarbeiter mit<br />
ausländischen Wurzeln, aber das hat sich<br />
über die eing<strong>an</strong>gs erwähnten Empfehlungen<br />
ergeben. Aktiv gesucht haben<br />
wir noch nicht. Unsere internationalen<br />
Fachkräfte stammen aus Bulgarien<br />
und Indien, sind jedoch seit Jahren<br />
in der Region verwurzelt und fühlen<br />
sich <strong>an</strong>gekommen. Sie legen Wert auf<br />
ein l<strong>an</strong>gfristiges Arbeitsverhältnis und<br />
schätzen das familiäre Umfeld unseres<br />
Unternehmens. Darüber hinaus überzeugen<br />
sie durch ihre Expertise und bringen<br />
sich als Teamplayer ein. Darauf legen wir<br />
übrigens auch bei unseren <strong>deutsch</strong>en<br />
Fachkräften großen Wert. Wenn m<strong>an</strong><br />
unterein<strong>an</strong>der direkt und auf Augenhöhe<br />
kommunizieren k<strong>an</strong>n, fühlt m<strong>an</strong> sich<br />
im Unternehmen gut aufgehoben. Das<br />
ist auch der Grund, warum ich mich mit<br />
Stellenausschreibungen recht schwertue.<br />
Das reine Abklopfen von Qualifikationen<br />
sagt nichts über Bewerber:innen aus. Ich<br />
schaue mir Menschen lieber persönlich<br />
<strong>an</strong> und bekomme so ein Gespür dafür, <strong>an</strong><br />
welchen Stellen im Unternehmen sie sich<br />
am besten entfalten können.<br />
Vielen D<strong>an</strong>k für das freundliche Gespräch.<br />
Gerne.<br />
WEITERE INFOS:<br />
DELTA BARTH<br />
Systemhaus GmbH<br />
chemnitz.jobs/delta-barth<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Bulgarien, Indien<br />
Bewerbungen <strong>an</strong> Annett Barth, Geschäftsführerin:<br />
bewerbungen@delta-barth.de<br />
3<br />
21
DIE REVOLUTION DES<br />
BEWERBUNGSPROZESSES<br />
Im Business Village <strong>an</strong> der Beckerstraße<br />
13 kommt zusammen, was in einer Sharing<br />
Economy zusammengehört: Hochmoderne<br />
Büro- und Konferenzräume für<br />
Unternehmen, Start-Ups und Coworker,<br />
entworfen und gestaltet von der Bürol<strong>an</strong>d<br />
GmbH treffen auf die digitalen Workplace<br />
Solutions der e-dox GmbH. Was nicht<br />
fehlen darf sind die passenden Hum<strong>an</strong><br />
Resources, die das Business Village mit<br />
Leben füllen. Doch die Firma App Concept<br />
wollte nicht einfach nur das nächste Jobportal<br />
entwickeln...<br />
ALIF KHAN<br />
22
Was Recruiting und Online-Dating gemeinsam<br />
haben? Die Suche nach dem<br />
perfekten Match! Mit JobsNavi ist es<br />
App Concept nicht nur gelungen, den<br />
Bewerbungsprozess zu revolutionieren,<br />
sondern sich dabei auch gleich<br />
selbst als Best Case auszuzeichnen.<br />
Basierend auf KI funktioniert JobsNavi<br />
wie eine Dating App - multilingual und<br />
damit international. Der Fokus liegt<br />
vorr<strong>an</strong>gig auf IT-Fachkräften für den<br />
Mittelst<strong>an</strong>d. Allein in B<strong>an</strong>gladesch sind<br />
derzeit etwa 400 Professionals registriert,<br />
die aktiv Jobs in Europa und<br />
Deutschl<strong>an</strong>d suchen. Auf diese Weise<br />
findet App Concept auch seine eigenen<br />
Mitarbeitenden - unter <strong>an</strong>derem Alif<br />
Kh<strong>an</strong> aus Dhaka. Nach seinem Bachelor<br />
in B<strong>an</strong>gladesch recherchiert er<br />
nach Universitäten, die einen Master in<br />
Automotive Software Engineering <strong>an</strong>bieten<br />
und stößt so auf die TU <strong>Chemnitz</strong>.<br />
Mit Ende des Studiums beginnt<br />
er nach Jobs zu suchen und wird auf<br />
JobsNavi aufmerksam: “It was a lucky<br />
coincidence, that we met!”, erzählt er.<br />
Um Alif Kh<strong>an</strong> eine Perspektive im<br />
Unternehmen zu geben und ihm das<br />
Bleiben zu erleichtern, packt Chef<br />
Uwe Thuß auch gern persönlich <strong>an</strong>: So<br />
begleitete er seinen neuen Mitarbeiter<br />
nicht nur für die Be<strong>an</strong>tragung der<br />
Blue Card zur Einw<strong>an</strong>derungsbehörde,<br />
sondern half auch dabei, eine passende<br />
Wohnung zu finden und schließlich<br />
auch die Möbel umzuziehen. Heute, ein<br />
knappes Jahr später, spricht Uwe Thuß<br />
bereits über eine zukünftige Firmenbeteiligung<br />
von Alif Kh<strong>an</strong> als eingetragener<br />
Gesellschafter. Die letzte Hürde,<br />
die es noch zu meistern gilt, ist die<br />
<strong>deutsch</strong>e Sprache: Erst das Level B1<br />
wird dem B<strong>an</strong>gladescher den dauerhaften<br />
Wohnsitz in <strong>Chemnitz</strong> gar<strong>an</strong>tieren.<br />
Doch er lacht: B<strong>an</strong>gla, Hindi, Arabisch<br />
- das seien schwere Sprachen.<br />
Deutsch aber, mit seinem lateinischen<br />
Alphabet, sei vergleichsweise leicht.<br />
Die <strong>an</strong>gepasste Unternehmenssprache<br />
ist demnach nur eine der vielen Selbstverständlichkeiten,<br />
mit denen App<br />
Concept das Mitein<strong>an</strong>der mit seinen<br />
internationalen Mitarbeitenden leichter<br />
und vor allem spaßiger machen<br />
will. Auf der Liste stehen außerdem<br />
Firmenevents, gemeinsame Besuche<br />
von Weihnachtsmarkt und Weinfest<br />
oder die Möglichkeit, jederzeit remote<br />
zu arbeiten. Doch so gern Alif Kh<strong>an</strong><br />
auch in seine Heimatstadt Dhaka reist,<br />
um dort für eine Weile die Familie zu<br />
besuchen, so sehr schätzt er auch die<br />
Büroatmosphäre in <strong>Chemnitz</strong>. Trotz<br />
der Freiheit, von Zuhause zu arbeiten,<br />
kommt er jeden Tag ins Business<br />
Village: “I c<strong>an</strong>’t create that atmosphere<br />
at home, working from such <strong>an</strong> office is<br />
extraordinary!” - ein Kompliment mehr<br />
<strong>an</strong> Bürol<strong>an</strong>d und <strong>an</strong> den (internationalen)<br />
Erfolg des Business Village.<br />
Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />
WEITERE INFOS:<br />
app-concept.com GmbH<br />
chemnitz.jobs/buerol<strong>an</strong>d<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, B<strong>an</strong>gladesch, Ukraine, Marokko<br />
4<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
info@app-concept.com<br />
23
Fotos: Stadler <strong>Chemnitz</strong> GmbH<br />
GEKOMMEN, UM ETWAS<br />
ZURÜCKZUGEBEN<br />
Als Aliaks<strong>an</strong>tr Filipavets – wir dürfen ihn fort<strong>an</strong> Alex<strong>an</strong>der nennen – im Besprechungsraum der<br />
Stadler <strong>Chemnitz</strong> GmbH auf das Interview wartet, steigt seine Nervosität. Sein Deutsch sei noch<br />
nicht so gut, wie er es sich nach mehr als zwei Jahren Sprachunterricht gewünscht hätte. Seine<br />
Bedenken, er würde nicht alles verstehen, verfliegen allerdings innerhalb weniger Minuten und<br />
vor uns sitzt ein M<strong>an</strong>n, der vor Hoffnung, Lebenslust und einer guten Portion Selbstironie nur so<br />
strotzt. Vielleicht liegt es <strong>an</strong> der Vorfreude auf den Besuch seiner Mutter diese Woche. Vielleicht<br />
ist der 36-Jährige auch einfach nur glücklich darüber, dass er die Strapazen der verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahre zusammen mit seiner Frau und der kleinen Tochter meistern konnte. Alex<strong>an</strong>der stammt<br />
aus Belarus, einem L<strong>an</strong>d, das sich seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2020 stark verändert<br />
hat, wie er erzählt.<br />
24
VOR ALLEM ABER MÖCH-<br />
TE ICH MEINEN BEITRAG<br />
ZUR DEUTSCHEN WIRT-<br />
SCHAFT LEISTEN.<br />
Er sei einer von rund 300.000 Menschen,<br />
die dem L<strong>an</strong>d seitdem den Rücken gekehrt<br />
haben. „Die politische Situation, überteuerte<br />
Preise, kaum Jobs und Korruption – da<br />
wächst der Wunsch nach Veränderung<br />
automatisch.“ Dabei hatte der studierte<br />
Maschinenbauingenieur einen halbwegs<br />
sicheren Job am Stadler-St<strong>an</strong>dort in Minsk:<br />
„Allerdings hat sich die Mitarbeiterzahl<br />
dort seit dem Krieg in der Ukraine mehr<br />
als halbiert – von 1.500 auf 600 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter.“ Alex<strong>an</strong>der ergriff<br />
schließlich die Initiative, wollte einen Neustart<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d. Warum gerade hier?<br />
„Die Schwester meiner Frau arbeitet seit<br />
geraumer Zeit als Ärztin in Deutschl<strong>an</strong>d. Wir<br />
waren oft zu Besuch, lernten bei zahlreichen<br />
Städtetouren das L<strong>an</strong>d kennen und lieben.“<br />
Doch statt innerhalb der Stadler-Gruppe<br />
einfach <strong>an</strong> einen <strong>deutsch</strong>en St<strong>an</strong>dort zu<br />
wechseln, schrieb Alex<strong>an</strong>der zunächst <strong>an</strong><br />
die 300 Bewerbungen – ohne Erfolg. „In den<br />
meisten Fällen st<strong>an</strong>den mir die fehlenden<br />
Deutschkenntnisse im Weg“, sagt er. D<strong>an</strong>n<br />
erhielt er im Sommer 2022 die Ch<strong>an</strong>ce, <strong>an</strong><br />
den <strong>Chemnitz</strong>er St<strong>an</strong>dort zu wechseln, wo<br />
die Sprachbarriere nicht sonderlich ins Gewicht<br />
fiel. „Wir arbeiten weltweit mit demselben<br />
System. Das erleichtert die Integration<br />
für Fachkräfte aus <strong>an</strong>deren internationalen<br />
Stadler-St<strong>an</strong>dorten ungemein“, erklärt<br />
Personalleiterin Christin Walther. „Um die<br />
Sprachbarriere im Laufe der Zeit abzubauen,<br />
gibt es einmal in der Woche einen<br />
kostenfreien Deutschkurs im Haus. Auf der<br />
<strong>an</strong>deren Seite erhalten unsere <strong>deutsch</strong>en<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit,<br />
ihre Englischkenntnisse auszubauen.“<br />
So schreitet die Internationalisierung<br />
am <strong>Chemnitz</strong>er St<strong>an</strong>dort sukzessive vor<strong>an</strong>,<br />
was <strong>an</strong>gesichts des weltweiten Erfolges des<br />
Stadler-Konzern natürlich Sinn macht. Das<br />
Unternehmen baut seit über 80 Jahren<br />
Schienenfahrzeuge für Kund:innen in der<br />
g<strong>an</strong>zen Welt und ist seit einigen Jahren<br />
sogar Marktführer im Bereich alternativer<br />
Antriebstechnologien wie Elektro- und<br />
Wasserstoff<strong>an</strong>trieb. Allein in diesem Jahr<br />
kamen Aufträge unter <strong>an</strong>derem aus den<br />
USA, Italien, Mail<strong>an</strong>d, Litauen und Norwegen.<br />
Am St<strong>an</strong>dort <strong>Chemnitz</strong> unterhält Stadler ein<br />
flexibles Team von rund 180 Ingenieur:innen<br />
und Entwickler:innen. Die Mitarbeitenden erbringen<br />
für die Stadler-Gruppe Ingenieurs-<br />
Leistungen in den Bereichen Konstruktion,<br />
Berechnung, Elektrik, Pneumatik und der<br />
Mehrkörpersimulation. Alex<strong>an</strong>der ist als<br />
Einbaupl<strong>an</strong>er tätig und kümmert sich um<br />
die elektrische Verkabelung innerhalb der<br />
Schienenfahrzeuge. Seine <strong>Chemnitz</strong>er Kolleg:innen<br />
seien von Beginn <strong>an</strong> immer sehr<br />
hilfsbereit gewesen. „Von einem Kollegen<br />
haben wir sogar eine Waschmaschine erhalten.<br />
Dass Wohnungen in Deutschl<strong>an</strong>d in der<br />
Regel unmöbliert <strong>an</strong>geboten werden, hat<br />
uns nämlich ziemlich überrascht. In Belarus<br />
ist das umgekehrt“, lacht Alex<strong>an</strong>der. Um den<br />
Zusammenhalt des internationalen Teams<br />
weiter zu stärken, stehen monatliche<br />
Treffen wie Ausflüge<br />
in die Natur, Picknicks oder<br />
Schlauchboot-Touren auf dem<br />
Programm. Mittlerweile fühlt<br />
sich Alex<strong>an</strong>der <strong>an</strong>gekommen<br />
und hofft nun darauf, dass<br />
auch seine Frau bald eine<br />
Anstellung als Bauingenieurin<br />
findet. „Das wird schon“, zeigt<br />
er sich zuversichtlich, denn<br />
im Warten habe er schließlich<br />
Übung. In Belarus wartete<br />
er wochenl<strong>an</strong>g auf einen<br />
CHRISTIN WALTHER<br />
positiven Ausreisebescheid der <strong>deutsch</strong>en<br />
Botschaft. In Deutschl<strong>an</strong>d dauerte es weitere<br />
fünf Monate bis sein Studium <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt<br />
wurde und der passende Kita-Platz für die<br />
Tochter ließ ein weiteres halbes Jahr auf<br />
sich warten. Auch die Kontoeröffnung stellte<br />
sich aufgrund der internationalen S<strong>an</strong>ktionen<br />
gegen Belarus als äußerst kompliziert<br />
heraus. Alex<strong>an</strong>der ist aber kein Mensch,<br />
der mit seiner Verg<strong>an</strong>genheit hadert. Im<br />
Gegenteil, er blickt lieber nach vorne: „Hier<br />
will ich alt werden“, sagt er selbstbewusst<br />
und ergänzt. „Vor allem aber möchte ich<br />
meinen Beitrag zur <strong>deutsch</strong>en Wirtschaft<br />
leisten. Ich möchte etwas zurückgeben.“<br />
Unternehmen, die ihre Anstrengungen in<br />
Hinblick auf Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />
verbessern möchten, rät Christin Walther:<br />
„Offen damit umgehen und die Angst vor<br />
neuen Wegen beiseite schieben. Es gibt<br />
zahlreiche Anlaufstellen, die Unternehmen<br />
dabei unterstützen. Wir haben jedenfalls<br />
sehr gute Erfahrungen mit internationalen<br />
Fachkräften gemacht.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
Stadler <strong>Chemnitz</strong> GmbH<br />
chemnitz.jobs/stadler<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Weißrussl<strong>an</strong>d, Sp<strong>an</strong>ien, Indien, Ir<strong>an</strong>,<br />
Marokko, Syrien, Tunesien, Ukraine, USA<br />
Bewerbungen auf Deutsch, Englisch oder Russisch <strong>an</strong>:<br />
Christin.Walther@stadlerrail.com<br />
10<br />
25
„MEINE ARBEIT IST<br />
DIVERSITÄT PUR“<br />
Fotos: Vektor Informatik GmbH<br />
Preisfrage: Wie schafft es ein Unternehmen, über Nacht von knapp 50 auf mehr als 4.000<br />
Mitarbeitende zu wachsen? G<strong>an</strong>z einfach: M<strong>an</strong> wird Teil eines weitaus größeren Unternehmens,<br />
das weltweit <strong>an</strong> mehr als 33 St<strong>an</strong>dorten vertreten ist. So geschehen im Mai 2023, als<br />
die Vector Informatik GmbH die <strong>Chemnitz</strong>er BASELABS GmbH – Software-Spezialist für die<br />
Sensordatenfusion beim automatisierten Fahren – vollständig übernahm. BASELABS war<br />
im Frühjahr 2012 als Technologietr<strong>an</strong>sfer-Projekt <strong>an</strong> der Technischen Universität <strong>Chemnitz</strong><br />
gestartet. Bereits zwei Jahre später stieg Vector als weltweit führender Spezialist für die Entwicklung<br />
von Automobilelektronik als strategischer Investor ein. „Wir konnten in dieser Zeit<br />
erleben, wie gut unsere jeweiligen Unternehmenskulturen zusammenpassen“, erklärte Robin<br />
Schubert, Geschäftsführer von BASELABS. „Aus Sicht von uns Gründern ist es ein absoluter<br />
Gewinn für <strong>Chemnitz</strong>, dass ein Unternehmen wie Vector hier einen großen St<strong>an</strong>dort für das<br />
stark wachsende Thema der Fahrzeugsoftware aufbauen will“, so Schubert weiter.<br />
26
Pratham Arora<br />
Auftraggeber aus der Automobil-, Nutzfahrzeug-,<br />
Luftfahrt-, Tr<strong>an</strong>sport- und Steuerungstechnik<br />
setzen weltweit auf die Lösungen<br />
und Produkte der unabhängigen Vector<br />
Gruppe, die seit mehr als 35 Jahren <strong>an</strong> den<br />
elektronischen Technologien von Morgen<br />
arbeitet. Auch Vectors neuer St<strong>an</strong>dort in<br />
<strong>Chemnitz</strong> soll einen wichtigen Beitrag für<br />
die Entwicklung kommender Generationen<br />
von Automobilsoftware leisten. „Wir werden<br />
den Fokus unserer Arbeit in <strong>Chemnitz</strong> auf<br />
verschiedene Aspekte des ‚Software-defined<br />
Vehicle‘ richten. Dazu werden wir den St<strong>an</strong>dort<br />
kontinuierlich weiter ausbauen“, erklärte<br />
Thomas Beck, Geschäftsführer der Vector<br />
Informatik. Perspektivisch soll der St<strong>an</strong>dort<br />
<strong>Chemnitz</strong> auf rund 150 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter <strong>an</strong>wachsen und zunehmend<br />
auch internationale Fachkräfte beschäftigen.<br />
Dass die Zusammenarbeit verschiedener<br />
Nationalitäten eine große Bereicherung<br />
sein k<strong>an</strong>n, zeigt ein Blick in die Stuttgarter<br />
Unternehmenszentrale. Hier arbeiten Menschen<br />
aus 64 Nationen in mal größeren, mal<br />
kleineren Teams zusammen. „Meine Arbeit<br />
ist Diversität pur“, sagt Thomas Stolz, der seit<br />
acht Jahren ein Teil der Vector Familie ist.<br />
Seit einem Jahr leitet er ein 14-köpfiges Team<br />
in der Abteilung Embedded-Software, das als<br />
Ansprechpartner für die Kund:innen dafür<br />
sorgt, dass die von Vector entwickelten Produkte<br />
am Ende auch erfolgreich eingesetzt<br />
werden. Seine Teammitglieder arbeiten zumeist<br />
<strong>an</strong> vorderster Kundenfront im Support,<br />
Coaching oder <strong>an</strong> Softwarelieferungen. Thomas’<br />
Rolle als erster Eskalationskontakt ist es,<br />
sicherzustellen, dass Probleme und Konflikte<br />
effektiv und zügig <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden, um<br />
Kunden- oder Mitarbeiterzufriedenheit aufrechtzuerhalten.<br />
„Das heißt übersetzt: Wenn’s<br />
brennt und kneift, sind wir da“, lacht Thomas<br />
Stolz, der auch als Vermittler zwischen den<br />
Kulturen agiert. „Jeder Kulturkreis bringt<br />
zur Arbeit eine <strong>an</strong>dere Her<strong>an</strong>gehensweise,<br />
<strong>an</strong>dere Lernprozesse, <strong>an</strong>dere Ideen mit. Das<br />
ist auch persönlich eine Bereicherung, die ich<br />
im privaten Umfeld so nicht habe. Eine meiner<br />
Aufgaben ist es, ein Bewusstsein für die<br />
Eigenheiten <strong>an</strong>derer Kulturen zu schaffen.<br />
Solche Eigenheiten haben übrigens auch wir<br />
Deutsche“, sagt Thomas Stolz.<br />
Teammitglied Essam Rizk k<strong>an</strong>n einige dieser<br />
Eigenheiten aufzählen: „Die Deutschen<br />
arbeiten nahe <strong>an</strong> der Perfektion. Sie sind<br />
detailverliebt und offensichtlich w<strong>an</strong>dern sie<br />
gerne“, schmunzelt der 31-jährige Ägypter.<br />
Der studierte Elektrotechniker suchte eine<br />
neue persönliche Herausforderung und f<strong>an</strong>d<br />
sie im März 2022 bei Vector. Die Willkommenskultur<br />
im Unternehmen sei eine der<br />
besten, die er je erlebt habe. Mit einem Mentor<br />
arbeitete er sich in die fachlichen Themen<br />
ein, die Kolleg:innen sind bis heute eine<br />
große Unterstützung bei allen Fragen. Internationalen<br />
Fachkräften, die es ihm gleichtun<br />
möchten, rät er: „Lernt im Vorfeld unbedingt<br />
Deutsch. Auf der Arbeit ist die Verständigung<br />
kein Problem, weil jeder Englisch spricht. In<br />
der Freizeit sieht das <strong>an</strong>ders aus. Da ist ein<br />
gutes Deutsch hilfreich, um allumfassend am<br />
sozialen und kulturellen Leben teilnehmen<br />
zu können.“ Zeit genug, um seine Deutschkenntnisse<br />
zu verbessern, hat Essam jedenfalls.<br />
Frühestens in zehn Jahren möchte er<br />
in seine Heimat zurückkehren. Und damit er<br />
nicht immer bis zum Jahresurlaub warten<br />
muss, um seine Sehnsucht nach Familie<br />
und Freunden zu stillen, bietet Vector die<br />
Möglichkeit, 30 Tage im Jahr von der Heimat<br />
aus zu arbeiten. Obendrauf gibt es pro Jahr<br />
28 weitere Tage, die m<strong>an</strong> als „Workation“ im<br />
Ausl<strong>an</strong>d verbringen k<strong>an</strong>n. Diese nutzt Essam<br />
ebenfalls am liebsten dafür, seinen Aufenthalt<br />
in Ägypten zu verlängern.<br />
Auch Pratham Arora, ein weiteres Teammitglied<br />
von Thomas Stolz, hat nicht so schnell<br />
vor, in sein Heimatl<strong>an</strong>d Indien zurückzukehren.<br />
Im September 2015 zog der heute<br />
33-Jährige nach Deutschl<strong>an</strong>d, um <strong>an</strong> der<br />
Technischen Universität <strong>Chemnitz</strong> seinen<br />
Master in Automotive Software Engineering<br />
zu absolvieren. „2017 wechselte ich von<br />
<strong>Chemnitz</strong> nach Stuttgart, um bei Vector ein<br />
Praktikum zu machen und <strong>an</strong>schließend eine<br />
Masterarbeit zu schreiben. Ein Jahr später<br />
wurde mir ein Vollzeitjob <strong>an</strong>geboten.“ Hier in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d habe er in seinem Bereich viel<br />
mehr Job-Ch<strong>an</strong>cen, sagt Pratham, der sich in<br />
der Vector Familie sichtlich wohlfühlt. „Teaminterne<br />
und -übergreifende Events – von<br />
Kino bis Lasertag – erleichtern die Integration.<br />
Zweimal in der Woche gibt es nach der<br />
Arbeit die Möglichkeit, sich bei kostenlosen<br />
Getränken mit <strong>an</strong>deren auszutauschen und<br />
neue Bek<strong>an</strong>ntschaften zu knüpfen“, erzählt<br />
er. Darüber hinaus laden Nationen-Stammtische<br />
ein, Mitarbeiter:innen aus demselben<br />
Heimatl<strong>an</strong>d zu treffen. Angebote des Vector<br />
Fitnessstudios, wie Zumba-Kurse oder Yoga,<br />
seien zwar interess<strong>an</strong>t, aber leider nicht in<br />
englischer Sprache. „Wenn ich etwas verbessern<br />
würde, d<strong>an</strong>n das“, sagt Pratham.<br />
Die mit Abst<strong>an</strong>d größte Herausforderung<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d sehen Essam und Pratham<br />
übrigens in der hiesigen Bürokratie. Dass<br />
sie bereits jede Menge Erfahrungen mit<br />
<strong>deutsch</strong>en Behörden sammeln durften, zeigt<br />
schon die Tatsache, dass sie Wörter wie „Ausländerbehörde“,<br />
„Aufenthaltsgenehmigung“<br />
oder „Niederlassungserlaubnis“ in bestem<br />
Deutsch aussprechen können. „Wer ohne<br />
Termin zur Ausländerbehörde kommt, sollte<br />
in jedem Fall Zeit mitbringen. Die Menschen<br />
schlafen teilweise auf der Straße, um am<br />
nächsten Morgen vorne in der Schl<strong>an</strong>ge zu<br />
stehen. Die Situation ist der Horror“, schildert<br />
Pratham seine Erlebnisse. Das sei auch der<br />
Grund, warum er die <strong>deutsch</strong>e Staatsbürgerschaft<br />
nicht be<strong>an</strong>tragen möchte. „Der<br />
Prozess dauert einfach zu l<strong>an</strong>ge.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
Vector Informatik GmbH<br />
chemnitz.jobs/vector<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
64 Nationen<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
hr@vector.com<br />
64<br />
27
NEW WORK, NEW NORMAL<br />
Bettina Helgenlechner, gebürtige Innsbruckerin, arbeitet seit 2017 als Webentwicklerin für die chemmedia<br />
AG, eines der führenden europäischen Unternehmen für Lösungen und Services rund um das digitale Lernen.<br />
Während der sechs Jahre, die sie in den USA studiert und arbeitet, lernt sie ihren M<strong>an</strong>n kennen. Auf<br />
seinen Wunsch, seinen Master in Deutschl<strong>an</strong>d zu machen, ziehen die beiden nach Dresden. Bei der Suche<br />
nach einem neuen Job wird sie auf die chemmedia AG mit ihrem damaligen Zweitbüro in der L<strong>an</strong>deshauptstadt<br />
aufmerksam. Als es sie nach dem Studienabschluss ihres M<strong>an</strong>nes jedoch wieder zurück in ihre Heimat<br />
Innsbruck <strong>zieht</strong>, stellt sich die Frage, ob sich die Arbeit nicht mitnehmen ließe und f<strong>an</strong>d sowohl ihrerseits als<br />
auch seitens der chemmedia AG eine klare Antwort. Im Interview <strong>zieht</strong> Bettina Helgenlechner Bil<strong>an</strong>z und<br />
teilt ihre Erfahrungen zum grenzübergreifenden Remote Work.<br />
Wie org<strong>an</strong>isiert ihr die Zusammenarbeit?<br />
Die Arbeit wird über ein Ticketsystem<br />
verteilt und vom Customer Support,<br />
der Produktentwicklung und dem<br />
Produktm<strong>an</strong>agement direkt zugewiesen.<br />
M<strong>an</strong>chmal liegen die Tickets aber<br />
auch einfach im Stapel und wir nehmen<br />
sie uns, sobald wir Kapazitäten<br />
haben. Die Kommunikation läuft d<strong>an</strong>n<br />
meistens über Video Meetings oder<br />
den internen Chat.<br />
Wirkt sich die Dist<strong>an</strong>z nicht trotzdem<br />
m<strong>an</strong>chmal negativ auf dein Zugehörigkeitsgefühl<br />
aus?<br />
Nein, eigentlich nicht. Ich bin nach 6<br />
Jahren Remote Work aber auch einfach<br />
dar<strong>an</strong> gewöhnt. Ich könnte mir aber vorstellen,<br />
dass das für extrovertierte Leute<br />
schwieriger sein könnte. Allerdings hatte<br />
in diesem Punkt die P<strong>an</strong>demie auch<br />
einen positiven Nebeneffekt: Dadurch<br />
WEITERE INFOS:<br />
Chemmedia AG<br />
chemnitz.jobs/chemmedia<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Niederl<strong>an</strong>de, Österreich, USA, B<strong>an</strong>gladesch,<br />
Pakist<strong>an</strong>, Portugal<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
personal@chemmedia.de<br />
7<br />
Was ist mit dem Smalltalk zwischendurch?<br />
Der Frage, was m<strong>an</strong> heute zum<br />
Mittagessen hat oder zum neuen tollen<br />
Hemd, das der Kollege heute trägt?<br />
M<strong>an</strong> muss sich schon ein bisschen<br />
mehr um den Smalltalk kümmern, weil<br />
er natürlich nicht so spont<strong>an</strong> entsteht<br />
wie im Büro. Allerdings sehen wir uns ja<br />
zum Daily St<strong>an</strong>d Up – auch die KollegInnen,<br />
mit denen m<strong>an</strong> jetzt nicht direkt<br />
zusammenarbeitet. Einmal pro Woche<br />
haben wir außerdem einen Teamtag, <strong>an</strong><br />
dem das g<strong>an</strong>ze Team <strong>an</strong> einem speziellen<br />
Ticket oder Projekt per Videokonferenz<br />
zusammenarbeitet. Da können wir<br />
auch einfach mal zwischendurch über<br />
Sachen quatschen, die vielleicht nichts<br />
direkt mit der Arbeit zu tun haben – so<br />
wie m<strong>an</strong> das eben im Büro machen würde.<br />
Soziale Blödeleien sozusagen.<br />
BETTINA HELGENLEHCNER<br />
28
dass ja auf einmal alle remote gearbeitet<br />
haben, haben wir gelernt, uns auch<br />
mal kurz im Chat auszutauschen.<br />
Eine gute Überleitung: Welche Eigenschaften<br />
braucht es deiner Meinung,<br />
damit Remote Work funktioniert?<br />
Ein bisschen Disziplin braucht es schon<br />
und genügend intrinsische Motivation,<br />
also dass m<strong>an</strong> die Arbeit macht, weil sie<br />
einen wirklich interessiert. Und es ist<br />
bestimmt schon von Vorteil, wenn m<strong>an</strong><br />
eher introvertiert ist und nicht den g<strong>an</strong>zen<br />
Tag Austausch braucht, um sich befriedigt<br />
zu fühlen. Für mich ist das nicht<br />
so wichtig. Ich arbeite von Zuhause aus.<br />
Ich könnte natürlich auch in ein Coworking<br />
Space gehen, wenn ich Austausch<br />
suchen würde.<br />
Aber k<strong>an</strong>nst Du überhaupt abschalten<br />
von der Arbeit, wenn Du Zuhause arbeitest?<br />
Damit hatte ich tatsächlich noch nie<br />
Probleme. Ich mach den Laptop zu und<br />
denke d<strong>an</strong>n auch nicht mehr darüber<br />
nach – also nicht mehr als damals, als<br />
ich zu Beginn noch im Dresdner Büro<br />
gearbeitet habe. Ich k<strong>an</strong>n das g<strong>an</strong>z gut<br />
trennen – bei der Arbeit fokussiert zu<br />
bleiben und d<strong>an</strong>ach ist eben Feierabend.<br />
Außerdem mag ich, dass ich so den Tag<br />
flexibler gestalten k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n die<br />
Hausarbeit ein bisschen über den Tag<br />
verteilen und muss nicht alles immer<br />
nach der Arbeit machen und so auch<br />
besser die Zeiten zum Arbeiten nutzen,<br />
in denen m<strong>an</strong> wirklich konzentriert ist.<br />
Würdest Du sagen, dass die Zukunftsfähigkeit<br />
von Unternehmen auch davon<br />
abhängig ist, ob sie ihren Mitarbeitenden<br />
Remote Work <strong>an</strong>bieten?<br />
Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Ich<br />
denke, dass es viele Arbeitnehmende<br />
interessiert, ob sie remote arbeiten<br />
können – wenigstens ein paar Tage pro<br />
Woche. Schon vor der P<strong>an</strong>demie haben<br />
immer mal ein paar KollegInnen von<br />
Zuhause gearbeitet, weil die chemmedia<br />
AG schon immer viel Rücksicht auf die<br />
Familien mit Kindern genommen hat<br />
und Mitarbeitende, die eine besonders<br />
l<strong>an</strong>ge Anfahrt ins Büro hatten. Aber<br />
jetzt, nach der P<strong>an</strong>demie, ist es eine<br />
Ausnahme, dass wirklich jem<strong>an</strong>d jeden<br />
Tag im Büro arbeitet. Ich bin schon<br />
überzeugt, dass das die attraktivere<br />
Arbeitsweise ist.<br />
Sehen dich deine KollegInnen trotzdem<br />
zur Weihnachtsfeier in <strong>Chemnitz</strong>?<br />
Bestimmt! Ich war dieses Jahr auch<br />
bereits zweimal für Firmenevents in<br />
<strong>Chemnitz</strong> und freu mich, wenn ich alle<br />
mal wieder sehen k<strong>an</strong>n.<br />
Fotos: chemmedia<br />
29
ANDREY UND MONA<br />
Fotos: Dental Wings, Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />
„LIEBER IN DEUTSCHLAND<br />
ARBEITEN STATT<br />
FÜR PUTIN KÄMPFEN“<br />
30
Wer in einem friedlichen L<strong>an</strong>d lebt, k<strong>an</strong>n schon mal<br />
vergessen, dass es nicht überall auf der Welt so<br />
halbwegs harmonisch zugeht wie in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Nur 1.500 Kilometer entfernt kämpft<br />
die Ukraine um ihr Überleben: Seit<br />
dem russischen Angriffskrieg im verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahr sind viele ukrainische<br />
Familien nach Deutschl<strong>an</strong>d geflohen.<br />
Doch worüber seltener gesprochen<br />
wird, sind die Menschen in Russl<strong>an</strong>d,<br />
die gegen den Krieg sind und sich<br />
nicht für Putins Eroberungsträume<br />
einsp<strong>an</strong>nen lassen wollen.<br />
Andrey ist so jem<strong>an</strong>d. Im September<br />
2022 ordnete Putin die Generalmobilisierung<br />
seines L<strong>an</strong>des <strong>an</strong>. Das<br />
bedeutet: Männer im kampffähigen<br />
Alter sollten in den Krieg gegen die<br />
Ukraine ziehen. Die Polizei st<strong>an</strong>d<br />
schon vor dem Haus des damals<br />
49-jährigen Maschinenbauingenieurs.<br />
Kurzerh<strong>an</strong>d floh er nach Kasachst<strong>an</strong>,<br />
um dem Dienst in einem Krieg, den er<br />
ablehnt, zu entgehen.<br />
In der Verg<strong>an</strong>genheit hat Andrey für<br />
viele Niederlassungen <strong>deutsch</strong>er<br />
Firmen in Russl<strong>an</strong>d gearbeitet, u.a.<br />
für BOSCH und BASF. Im Exil schrieb<br />
er Briefe <strong>an</strong> <strong>deutsch</strong>e Freunde. Ein<br />
Empfänger war Fr<strong>an</strong>k Stockm<strong>an</strong>n,<br />
der Geschäftsführer des <strong>Chemnitz</strong>er<br />
St<strong>an</strong>dorts der Straum<strong>an</strong>n-Tochter<br />
DENTAL WINGS. Fr<strong>an</strong>k k<strong>an</strong>nte bereits<br />
Andreys große Tochter, die ihr<br />
Ausl<strong>an</strong>dsjahr in <strong>Chemnitz</strong> verbrachte<br />
und bei der Familie Stockm<strong>an</strong>n lebte.<br />
Für Fr<strong>an</strong>k war klar, dass er und sein<br />
Team helfen müssen. Seine Personalchefin<br />
Madlen Lauterbach ging also<br />
in die Spur, kümmerte sich um ein<br />
beschleunigtes Fachkräfteverfahren<br />
und das Arbeitsvisum. Und die Mühen<br />
wurden belohnt: Bereits im J<strong>an</strong>uar<br />
2023 konnte Andrey bei DENTAL<br />
WINGS als Testingenieur beginnen.<br />
Die Weiterbildung übernahm sein<br />
neuer Arbeitgeber.<br />
Dass er nicht mehr in seinem eigentlichen<br />
Beruf arbeitet, stört Andrey<br />
nicht. „Mir macht die Arbeit Spaß und<br />
die Atmosphäre im Team gefällt mir“,<br />
erklärt der Familienvater. Dabei hilft<br />
sicherlich das tägliche gemeinsame<br />
Frühstück mit den netten Kolleg:innen,<br />
von denen selbst viele ausländische<br />
Wurzeln haben.<br />
Nicht nur ein berufliches Zuhause in<br />
<strong>Chemnitz</strong><br />
Eine von ihnen ist Mona. Die Ir<strong>an</strong>erin<br />
kam 2017 zusammen mit ihrem M<strong>an</strong>n<br />
nach Deutschl<strong>an</strong>d. In dem international<br />
agierenden Unternehmen ist<br />
sie für die Qualitätssicherung der<br />
Medizin-Software von DENTAL WINGS<br />
zuständig. Das bedeutet, dass sie<br />
vorher prüft, welche gesetzlichen Auflagen<br />
die Software für den jeweiligen<br />
Markt erfüllen muss und genau zu<br />
dokumentieren, dass Kriterien eingehalten<br />
werden. Da sie in einem internationalen<br />
Umfeld arbeitet und auch<br />
die Unternehmensdokumentation<br />
„Nicht nur ein<br />
berufliches Zuhause<br />
in <strong>Chemnitz</strong>“<br />
auf Englisch ist, fiel ihr die Integration<br />
sehr leicht. Aber auch Deutsch hat sie<br />
in nur sechs Monaten auf B2-Niveau<br />
gelernt.<br />
Fachkräfte wie Mona mit ihrer internationalen<br />
Berufserfahrung sind gefragt<br />
am Arbeitsmarkt. Währenddessen<br />
die Behörden die Einw<strong>an</strong>derung<br />
nicht immer einfach machen, gibt es<br />
doch die Möglichkeit, Fuß zu fassen.<br />
International agierende Unternehmen<br />
wie DENTAL WINGS freuen sich entsprechend<br />
über qualifizierte Zuw<strong>an</strong>derung,<br />
denn die Kommunikation mit<br />
<strong>an</strong>deren Firmenst<strong>an</strong>dorten erfolgt<br />
von <strong>Chemnitz</strong> aus in die g<strong>an</strong>ze Welt:<br />
nach K<strong>an</strong>ada, in die USA oder sogar<br />
nach Brasilien, um nur eine kleine<br />
Auswahl zu nennen.<br />
Der russische Ingenieur Andrey fühlt<br />
sich mittlerweile in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>gekommen,<br />
ebenso wie seine Frau und<br />
sein kleiner Sohn, die nachgezogen<br />
sind. Die politische Situation in seiner<br />
Heimat gefällt ihm gar nicht, weshalb<br />
er sich hier ein neues Zuhause einrichtet.<br />
Ein kleines Haus in einem Vorort<br />
von <strong>Chemnitz</strong> ist bereits gekauft.<br />
„Aber ohne Madlen und Fr<strong>an</strong>k hätte<br />
das nie geklappt“, sagt Andrey.<br />
WEITERE INFOS:<br />
Dental Wings GmbH<br />
chemnitz.jobs/dental<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Israel, Russl<strong>an</strong>d, Fr<strong>an</strong>kreich, Polen, Indien,<br />
Nigeria, Türkei, Ir<strong>an</strong>, Peru, China, Vietnam<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
hr.de@dental-wings.com<br />
12<br />
31
GEMEINSAM CHANCEN<br />
ERGREIFEN<br />
E-Commerce ist eine Br<strong>an</strong>che, die, auch in <strong>Chemnitz</strong>,<br />
wächst. Onlineshops mit beachtlichem Erfolg und in speziellen<br />
Nischen gibt es in der Region einige. Einer davon ist<br />
PIXXASS. Die Shop-Marke der E-Commerce-Tochter der<br />
Revolte Unternehmensgruppe vertreibt zuallererst Gesellschaftsspiele<br />
und Taschenlampen. Am Mittagstisch wird<br />
dort schon mal ein Spiel im Team getestet. Ein ungewöhnlicher<br />
Produktmix also, der sich durch viele Jahre harter<br />
Arbeit auszahlt. Für die Agenturgruppe übernimmt die Revolte<br />
Campus, das Unternehmen hinter der Marke PIXXASS,<br />
weitere Aufgaben, so zum Beispiel auch die Distribution<br />
erfolgreicher Marken im Web, wie beispielsweise MOY Bier.<br />
Mahshid blieb ihrem Traumberuf treu<br />
Fotos: Revolte GmbH / Stef<strong>an</strong> Lorse<br />
32
E-Commerce ist dabei abwechslungsreicher<br />
als es sich m<strong>an</strong>che vorstellen:<br />
Produkte auswählen und einkaufen gehört<br />
ebenso dazu wie das Fotografieren und<br />
Bearbeiten der Warenpräsentation, von<br />
der Bestellabwicklung bis zum Bearbeiten<br />
von Kundenfeedback sind die Tätigkeiten<br />
weit gefasst. Mitarbeiter:innen können ihre<br />
kreative Ader ebenso ausleben wie ihr<br />
wirtschaftliches und technisches Geschick<br />
und tauschen dabei das Ladengeschäft<br />
gegen ein gemütliches Büro.<br />
Kein Wunder also, dass für Mahshid eine<br />
Ausbildung im E-Commerce ein l<strong>an</strong>g gehegter<br />
Traum war. Die 23-Jährige ist im<br />
Ir<strong>an</strong> aufgewachsen. Bereits 2015 kam sie<br />
mit ihrer Familie nach Deutschl<strong>an</strong>d. 2020<br />
hat Mahshid ihren Realschulabschluss<br />
gemacht. Doch das d<strong>an</strong>ach begonnene<br />
Fachabi brach sie ab und beg<strong>an</strong>n in<br />
einem <strong>an</strong>deren Job zu arbeiten.<br />
Mahshid blieb ihrem<br />
Traumberuf treu<br />
Bereits seit der Schulzeit war ihr Interesse<br />
<strong>an</strong> E-Commerce geweckt, denn bei<br />
einer Berufsberatung war das einer der<br />
Bereiche, der als zu ihr passend eingeschätzt<br />
wurde. Doch die Teams in den<br />
Onlineshops in der Region sind oft zu<br />
klein, um die nötigen Ressourcen für eine<br />
Azubi-Stelle aufzubringen. Denn neben<br />
dem Ausbilderschein braucht es Zeit, um<br />
junge Menschen <strong>an</strong>zulernen.<br />
2023 suchte Mahshid den Kontakt zur<br />
Agentur für Arbeit und nahm <strong>an</strong> einer<br />
berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme<br />
teil. Sie wurde ermutigt, direkt zu<br />
den Onlineshops in der Region zu gehen<br />
und wegen einer Ausbildung nachzufragen.<br />
Eines Tages st<strong>an</strong>d Mahshid d<strong>an</strong>n im<br />
Agenturflur der Revolte. Die Chef:innen<br />
mussten nicht l<strong>an</strong>ge überlegen. Mahshid<br />
konnte kurzfristig „hineinschnuppern“,<br />
lernte die verschiedenen Bereiche der<br />
Unternehmensgruppe kennen, auch<br />
Webseiten, Druckmedien und Kampagnen.<br />
Doch schnell war klar: Mahshid passt<br />
einfach in den E-Commerce.<br />
Ihr heutiger Ausbilder Robert war früh<br />
begeistert von der 23-Jährigen. Als sie<br />
erstmals erfolgreich ein Produkt <strong>an</strong>legte,<br />
Eine der ersten E-Commerce-<br />
Azubis der Region<br />
freute sich Mahshid riesig. „M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n vieles<br />
beibringen, aber Freude <strong>an</strong> der Arbeit<br />
nicht“, erklärt der 39-jährige E-Commerce-Profi.<br />
Robert setzte sich also mit<br />
seinem Team zusammen, um gemeinsam<br />
eine Entscheidung zu treffen: Konnten Sie<br />
erstmals in der über 20-jährigen Unternehmensgeschichte<br />
eine Ausbildung<br />
stemmen? Was muss m<strong>an</strong> dabei beachten?<br />
Würden alle dar<strong>an</strong> mitwirken wollen?<br />
Eine der ersten E-Commerce-<br />
Azubis der Region<br />
Das Ergebnis: Mahshid beg<strong>an</strong>n im Oktober<br />
2023 ihre Ausbildung zur Kauffrau im<br />
E-Commerce, ihren <strong>an</strong>deren Job gab sie<br />
auf. Denn ihr Traum hat sich nun erfüllt<br />
in einer Region, in der eine Ausbildung in<br />
diesem Bereich noch eine echte Seltenheit<br />
ist. Robert machte dafür in der<br />
Abendschule noch mehrere Wochen<br />
l<strong>an</strong>g seinen Ausbilderschein und schätzt<br />
die Theorie: „Ich wollte früher Erzieher<br />
werden. So k<strong>an</strong>n ich etwas von meinem<br />
alten Berufswunsch einbringen und noch<br />
etwas Interess<strong>an</strong>tes dazu lernen.“<br />
Mahshid ist also <strong>an</strong>gekommen und ihre<br />
Familie mit ihren vier Geschwistern stolz<br />
auf sie. Ihre Berufsschule ist in Zwickau,<br />
sodass sie in Zukunft auch immer wieder<br />
für ein paar Wochen wird pendeln müssen.<br />
Sie freut sich bereits darauf und auf<br />
die Abwechslung im Beruf: Eine Weiterbildung<br />
im Fachenglisch steht noch <strong>an</strong>,<br />
nächstes Jahr geht sie erstmals mit zur<br />
Spielemesse. Aber bereits jetzt k<strong>an</strong>n sie<br />
Aufgaben selbständig erledigen und ist<br />
ein selbstverständlicher Teil des Teams:<br />
„Ich freue mich jeden Tag auf meine<br />
Arbeit und bin froh, meine Traumausbildung<br />
bei Revolte Campus bekommen zu<br />
haben.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
Revolte GmbH<br />
chemnitz.jobs/revolte<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Schweden, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Ir<strong>an</strong><br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
bewerbung@die-revolte.de<br />
4<br />
33
Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />
DER WILLE ZÄHLT,<br />
NICHT DIE HERKUNFT<br />
In Zeiten des Fachkräftem<strong>an</strong>gels stehen Firmen vor der<br />
schwierigen Aufgabe, die Ausbildung und Qualifizierung<br />
ihres eigenen Nachwuchses sicherzustellen und zu fördern.<br />
Im besten Fall gibt es im Unternehmen jem<strong>an</strong>den, der künftige<br />
Azubis und Mitarbeiter:innen vom täglichen Aufgabenfeld<br />
begeistern k<strong>an</strong>n. Das gilt besonders für Berufe, die auf<br />
den ersten Blick weniger aufregend erscheinen wie der Polizeidienst,<br />
eine Pilotenausbildung oder die Lehre zum Game<br />
Designer. Petra Lüth ist so ein „Türöffner“. Die Personalm<strong>an</strong>agerin<br />
ist der erste Kontakt für Schüler:innen und Fachkräfte,<br />
die bei der SRS Audit Group Fuß fassen möchten.<br />
Was 1988 in Köln mit einer kleinen K<strong>an</strong>zlei beg<strong>an</strong>n, bietet<br />
heute bundesweit <strong>an</strong> fünf St<strong>an</strong>dorten umfassende Prüfungsund<br />
Beratungsdienstleistungen <strong>an</strong> – darunter Wirtschaftsprüfung,<br />
Steuer- und Unternehmensberatung. In <strong>Chemnitz</strong><br />
zählt das SRS-Team rund 25 Mitarbeiter:innen, vier Auszubildende,<br />
zwei BA-Studenten sowie drei Werkstudenten. Im<br />
Interview verrät Petra Lüth, warum es für Fachkräfte aus<br />
dem Ausl<strong>an</strong>d schwierig, aber nicht unmöglich ist, in dieser<br />
Br<strong>an</strong>che zu bestehen. Ihr Credo: Hinter jeder Bewerbung<br />
steht ein Mensch, der weit mehr ist als eine Zeugnismappe<br />
oder eine (in Deutschl<strong>an</strong>d nicht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte) Qualifikation…<br />
34
H<strong>an</strong>d aufs Herz Frau Lüth, wie viele Ihrer<br />
Bewerber:innen hatten schon immer den<br />
Kindheitstraum, später in der Steuerbr<strong>an</strong>che<br />
zu arbeiten?<br />
(lacht) Zugegeben, das kommt relativ selten<br />
vor. Umso wichtiger ist es, dass wir frühzeitig<br />
Begeisterung für dieses Berufsfeld vermitteln<br />
und falsche Vorstellungen abbauen. Das ist<br />
natürlich mit bienenfleißiger Öffentlichkeitsarbeit<br />
verbunden. Wir sind auf Messen vertreten,<br />
beteiligen uns <strong>an</strong> Tagen der offenen<br />
Tür, gehen in Schulen und geben jungen<br />
Menschen die Möglichkeit, jederzeit für ein<br />
Praktikum ins Unternehmen zu schnuppern.<br />
Wer einmal das Experiment wagt und bei<br />
uns hinter die Kulissen schaut, merkt schnell<br />
wie sp<strong>an</strong>nend dieses Berufsfeld sein k<strong>an</strong>n<br />
und dass wir nicht nur im stillen Kämmerlein<br />
Steuerunterlagen durchblättern. D<strong>an</strong>k unserer<br />
aktiven Nachwuchsarbeit bilden wir nun<br />
schon seit über 30 Jahren in den Berufen<br />
Steuerfach<strong>an</strong>gestellte/r und Kauffrau/-m<strong>an</strong>n<br />
für Bürom<strong>an</strong>agement im Unternehmen aus.<br />
Darüber hinaus sind wir Praxispartner für die<br />
Berufsakademien in Dresden und Glauchau.<br />
Was macht die Arbeit in Ihren Augen so<br />
sp<strong>an</strong>nend?<br />
Das ist vor allem die Arbeit mit den Menschen,<br />
die aus den unterschiedlichsten<br />
Br<strong>an</strong>chen kommen – vom Kfz-H<strong>an</strong>dwerker<br />
über Buchautor, Kabarettist bis hin zum<br />
Konzern. Wichtig ist es, ein gutes Zahlenverständnis<br />
mitzubringen und diese Zahlen im<br />
Kontext der jeweiligen M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t:innen interpretieren<br />
zu können. Das bildet die Basis<br />
unserer Beratungstätigkeit. Auch die zunehmende<br />
Digitalisierung unserer Br<strong>an</strong>che<br />
ist ein sp<strong>an</strong>nender Prozess. Darüber hinaus<br />
sollte sich niem<strong>an</strong>d davor scheuen, sich in<br />
Gesetzestexte einzuarbeiten. Diese ändern<br />
sich nämlich regelmäßig, weshalb Stillst<strong>an</strong>d<br />
für uns ein Fremdwort ist.<br />
Apropos Gesetzestexte: Mitunter fällt es<br />
sogar uns Deutschen schwer, solche Texte zu<br />
verstehen. Ich k<strong>an</strong>n mir vorstellen, dass diese<br />
für Menschen mit Migrationshintergrund eine<br />
noch größere Hürde darstellen.<br />
Das ist richtig, gute Deutschkenntnisse sind<br />
deshalb das A und O. Für internationale Fachkräfte<br />
sind Weiterbildungen wie Deutsch-<br />
Sprachkurse im Arbeitsvertrag festgehalten<br />
und vergütungstechnisch geregelt. Auf der<br />
<strong>an</strong>deren Seite bieten wir für alle Mitarbeiter:innen<br />
kostenlosen Englischunterricht <strong>an</strong>,<br />
um Sprachbarrieren zu minimieren. Das ist<br />
besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden<br />
Internationalisierung wichtig. Nicht<br />
wenige M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t:innen exp<strong>an</strong>dieren beispielsweise<br />
ins Ausl<strong>an</strong>d. Für solche international<br />
agierenden Unternehmen arbeiten wir d<strong>an</strong>n<br />
unter <strong>an</strong>derem mit Inpact International, einer<br />
internationalen Vereinigung von Wirtschaftsprüfer:innen,<br />
zusammen. Diese kennen die<br />
gesetzlichen Regelungen im jeweiligen L<strong>an</strong>d<br />
und können uns so unterstützen.<br />
Das ist sicherlich einfacher als die internationalen<br />
Fachkräfte ins Unternehmen zu holen…<br />
Definitiv. Trotzdem sind wir offen für jede<br />
Fachkraft aus dem Ausl<strong>an</strong>d, die in unserer<br />
Br<strong>an</strong>che und speziell bei SRS Audit Fuß fassen<br />
möchte. Doch <strong>an</strong>ders als beispielsweise<br />
in IT-Unternehmen, wo m<strong>an</strong> mit guten Englischkenntnissen<br />
sehr weit kommt, ist es in<br />
der Steuerbr<strong>an</strong>che aufgrund der erwähnten<br />
Gesetzestexte ungleich schwieriger. Es gab<br />
in der Verg<strong>an</strong>genheit leider einige Bewerber:innen<br />
aus dem Ausl<strong>an</strong>d, die schlussendlich<br />
<strong>an</strong> der Sprachbarriere gescheitert sind.<br />
Gab es auf der <strong>an</strong>deren Seite auch positive<br />
Beispiele?<br />
Ja. Eine Ukrainerin, die zuvor als Dolmetscherin<br />
tätig war, hat sich bei uns als<br />
Bürom<strong>an</strong>agerin super in die Thematik<br />
eingearbeitet und schließlich eine Ausbildung<br />
zur Steuerfach<strong>an</strong>gestellten absolviert.<br />
Sie konnte aufgrund ihrer mitgebrachten<br />
Qualifikationen die Prüfung sogar vorziehen.<br />
Auch eine Mitarbeiterin aus Thail<strong>an</strong>d, die der<br />
Liebe wegen nach <strong>Chemnitz</strong> gezogen war,<br />
hat richtig geackert, um die Sprachbarriere<br />
zu überwinden und bei uns ihre Ausbildung<br />
erfolgreich zu meistern. Vor so viel Willen,<br />
Ehrgeiz und Freude <strong>an</strong> der Arbeit k<strong>an</strong>n ich<br />
nur meinen Hut ziehen.<br />
Gibt es für Azubis aus dem Ausl<strong>an</strong>d eigentlich<br />
Ausnahmeregelungen, wie zum Beispiel<br />
eine längere Prüfungszeit?<br />
Leider kaum, ein Wörterbuch ist zwar erlaubt,<br />
eine verlängerte Schreibzeit gibt es in der<br />
Prüfung aber trotzdem nicht. Hier würde<br />
ich mir wünschen, dass unser L<strong>an</strong>d etwas<br />
mehr mit der Zeit geht und die Notwendigkeit<br />
internationaler Fachkräfte erkennt. Auch die<br />
Anerkennung von Ausbildungen und Qualifikationen<br />
ist in Deutschl<strong>an</strong>d ein Thema für<br />
sich. Das macht es Unternehmen mitunter unheimlich<br />
schwer, Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />
in den hiesigen Arbeitsmarkt zu integrieren.<br />
Wie erleichtert speziell SRS Audit das Ankommen<br />
internationaler Fachkräfte?<br />
Wer bei uns die berufliche Reise <strong>an</strong>tritt, k<strong>an</strong>n<br />
sicher sein, in allen Bereichen die notwenige<br />
Unterstützung zu erhalten. Wir sind offen gegenüber<br />
den verschiedenen Religionen und<br />
berücksichtigen auch religiöse Traditionen.<br />
Je nach Entfernung zum Heimatl<strong>an</strong>d gibt<br />
es auch mal vier Wochen Urlaub am Stück,<br />
um viel Zeit mit Freunden und der Familie<br />
zu verbringen. Wichtig ist, dass wir immer<br />
zuerst den Menschen sehen – egal woher er<br />
kommt, welche Zeugnisnoten oder Qualifikationen<br />
er mitbringt. Wenn die Motivation<br />
stimmt, hat jeder die Ch<strong>an</strong>ce, sich hier im<br />
Unternehmen zu verwirklichen.<br />
WEITERE INFOS:<br />
SRS Audit GmbH<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft •<br />
Steuerberatungsgesellschaft<br />
chemnitz.jobs/srsaudit<br />
35
„HIER KENNT EINFACH<br />
JEDER JEDEN“<br />
Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />
36
Duc kommt aus Vietnam, Joey aus dem<br />
Irak – und beide haben eine berufliche<br />
Heimat bei SITEC gefunden. Was verbindet<br />
den promovierten Maschinenbauer<br />
und den ehemaligen Dolmetscher noch?<br />
Sein g<strong>an</strong>zer Name ist Ngyuen Viet Duc.<br />
„Duc“ heißt Deutschl<strong>an</strong>d auf vietnamesisch<br />
– der Name war aber kein zufälliges<br />
Omen. „Mein Vater hat viele Freunde<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d, auch sein Doktorvater<br />
kommt von hier“, erklärt Dr. Nguyen<br />
junior. Als er selbst <strong>an</strong> der TU H<strong>an</strong>oi in<br />
Vietnam tätig war, war die Teilnahme <strong>an</strong><br />
einem <strong>deutsch</strong>-vietnamesischen Austauschprogramm<br />
naheliegend. An der TU<br />
Dresden erl<strong>an</strong>gte er d<strong>an</strong>n 2014 seinen<br />
Doktortitel, auch aufgrund eines Projekts<br />
mit der SITEC aus <strong>Chemnitz</strong>.<br />
Seit 2014 arbeitet er dort und seit 2018<br />
in der Abteilung Forschung & Entwicklung.<br />
Er und zwei weitere Kolleg:innen<br />
entwickeln und optimieren mit Partnern<br />
zukunftsweisende Technologien, wie<br />
beispielsweise zur Lasermaterialbearbeitung.<br />
Auch dass die SITEC bei den<br />
großen Themen unserer Zeit mithalten<br />
und diese aktiv gestalten k<strong>an</strong>n, liegt <strong>an</strong><br />
Ducs Abteilung: Brennstoffzellen, Batterie-Recycling<br />
und Automatisierung sind<br />
nur zwei von vielen Themen, die nicht nur<br />
in der Automotive-Br<strong>an</strong>che eine große<br />
Rolle spielen. Auch die Digitalisierung der<br />
Produktion und Solarzellen beschäftigen<br />
die Abteilung.<br />
„Make or buy“<br />
Der Maschinenbediener Joey spielt im<br />
„Maschinenraum“ von SITEC eine wichtige<br />
Rolle. In seinem Leben hatte er schon<br />
viele Jobs, er war Friseur und in der<br />
Gastronomie tätig, er war Dolmetscher in<br />
der früher boomenden Textilindustrie in<br />
der Türkei. Sein Talent zum Kommunizieren<br />
bringt er nun als Kollege ein, wenn er<br />
Kolleg:innen mit ausbaufähigen Sprachkenntnissen<br />
dabei hilft, Anweisungen zu<br />
verstehen und die Maschinen richtig zu<br />
bedienen.<br />
„Wichtig ist, dass m<strong>an</strong> Deutsch lernt, denn<br />
ohne kommt m<strong>an</strong> nicht weit“, erklärt<br />
der 44-jährige Turkmene. Da er auch<br />
Türkisch und Arabisch spricht, k<strong>an</strong>n er<br />
gerade am Anf<strong>an</strong>g eine echte Starthilfe<br />
sein. Seine Offenheit und Herzlichkeit<br />
wissen Führungskräfte und Kolleg:innen<br />
gleichermaßen zu schätzen.<br />
Dieter Bohlen st<strong>an</strong>d. „Viermal ‚Ja‘ hat sie<br />
bekommen!“, erzählt er stolz. Auch er<br />
ist musikalisch, hat früher viel get<strong>an</strong>zt,<br />
auch wenn es die Fördermöglichkeiten<br />
für ihn nicht gab, die heute seine Kinder<br />
genießen können. Duc hat früher ebenso<br />
get<strong>an</strong>zt, außerdem fotografiert er gerne.<br />
Bei SITEC sind Mitarbeiter:innen mit internationalen<br />
Erfahrungen <strong>an</strong> allen Stellen<br />
gern gesehen, vom Maschinenbediener<br />
bis zur Entwicklung. Und bei zahlreichen<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen wie dem Ostergrillen,<br />
dem Sommerfest oder den Weihnachtsfeiern<br />
in den Abteilungen begegnen sich<br />
die rund 250 Kolleg:innen regelmäßig.<br />
„Hier kennt einfach jeder jeden, vom Monteur<br />
bis zum Geschäftsführer“, sagt Duc.<br />
Und Joey ergänzt: „Das Klima ist einfach<br />
super nett hier.“<br />
Die Besonderheit von SITEC gibt auch<br />
Joey seinen Job. Denn SITEC stellt nicht<br />
nur große Maschinen her, sondern produziert<br />
dar<strong>an</strong> auch selbst die Produkte,<br />
wenn Kund:innen das möchten. Das Motto<br />
„Make or buy“ bedeutet, dass die Kunden<br />
selbst entscheiden, ob sie Produkte in<br />
Serienfertigung bei SITEC produzieren<br />
lassen, oder die Maschine dafür kaufen<br />
möchten.<br />
Ein familiärer Arbeitgeber<br />
für Familienmenschen<br />
Joey und Duc sind beide Familienväter.<br />
Joey ist stolz auf seine große Tochter,<br />
die Schauspiel studiert und bei „Deutschl<strong>an</strong>d<br />
sucht den Superstar“ schon vor<br />
WEITERE INFOS:<br />
SITEC Industrietechnologie<br />
GmbH<br />
chemnitz.jobs/sitec<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Vietnam, Irak, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Tschechien,<br />
Syrien<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
bewerbung@sitec-technology.de<br />
6<br />
37
INTERNATIONALITÄT<br />
TROTZ(T) ALLEM<br />
Jihed Lazibi ist Informatiker, ein gefragtes<br />
Gut auf dem Arbeitsmarkt – und<br />
trotzdem machte er nach seiner Ankunft<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d zunächst eine Pflegeausbildung.<br />
Jiheds neue berufliche Heimat<br />
ist SIGMA.<br />
Foto: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />
„Hier gibt es immer jem<strong>an</strong>den, den<br />
ich fragen k<strong>an</strong>n. Das ist schon ein<br />
bisschen wie Familie.“<br />
Der IT-Dienstleister und seine Tochterunternehmen<br />
mit St<strong>an</strong>dorten in <strong>Chemnitz</strong><br />
und Dresden sind in verschiedenen Bereichen<br />
der IT unterwegs, u.a. im Bereich<br />
IT-Security und Infrastruktur, ERP-Software,<br />
Embedded Systems und RFID/Auto<br />
ID. Informatik k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zwar <strong>an</strong> der TU<br />
<strong>Chemnitz</strong> studieren, den Bedarf decken<br />
die Absolvierenden aber nicht. Zuw<strong>an</strong>derung<br />
ist daher auch in der IT-Br<strong>an</strong>che<br />
essenziell. Jihed hat in Tunesien Informationstechnologie<br />
mit Spezialisierung<br />
im Bereich Embedded Systems studiert<br />
und Deutsch auf Niveau B2 gelernt. Anderthalb<br />
Jahre l<strong>an</strong>g arbeitete er in der<br />
tunesischen IT-Br<strong>an</strong>che. Ein alter Schulfreund<br />
empfahl ihm, nach Deutschl<strong>an</strong>d<br />
zu kommen und hier beruflich Fuß zu<br />
fassen. Im September 2022 war es d<strong>an</strong>n<br />
so weit, doch statt mit Kussh<strong>an</strong>d begrüßte<br />
m<strong>an</strong> ihn mit bürokratischen Hürden.<br />
Ein früher Lichtblick war Matthias von<br />
SIGMA. Der Softwareentwickler im<br />
Bereich RFID/ Auto ID lernt Jihed in<br />
einem arabischen Café kennen und war<br />
schnell von dem jungen M<strong>an</strong>n <strong>an</strong>get<strong>an</strong>.<br />
Was darauf folgte, war eine einjährige<br />
Hängepartie in <strong>deutsch</strong>en Behörden, bis<br />
Jihed im August 2023 endlich bei SIGMA<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen und seine berufliche Expertise<br />
einbringen konnte.<br />
Statt die dringend benötigte Fachkraft<br />
mit guten Deutschkenntnissen schnell in<br />
eine passende Stelle zu bringen, musste<br />
Jihed für den Aufenthaltstitel erstmal<br />
eine fachfremde Ausbildung in der<br />
Pflege beginnen. Denn: Für die Jobsu-<br />
38
che bleiben ausländischen Fachkräften<br />
gerade einmal sechs Monate, d<strong>an</strong>n läuft<br />
der vorläufige Aufenthaltstitel aus.<br />
Bürokratie und Hilfsbereitschaft<br />
Doch Jihed erfuhr auch Hilfsbereitschaft:<br />
Ein Freund half ihm bei der Wohnungssuche<br />
und die Kolleg: innen von SIGMA<br />
unterstützten ihn dabei, die dringend<br />
notwendige Anerkennung des tunesischen<br />
Abschlusses zu erwirken. Nachdem alle<br />
Unterlagen im März 2023 eingereicht<br />
waren, dauerte es noch bis Juli, bis die<br />
Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen<br />
(ZAB) den Bescheid verschickte.<br />
Zum Glück waren bei SIGMA schon alle<br />
in den Startlöchern. Schnell war vertraglich<br />
alles geklärt und Jihed konnte schon<br />
im nächsten Kalendermonat starten.<br />
„Ich fühle mich willkommen, denn ich bin<br />
hier nicht nur ein Mitarbeiter“, erklärt<br />
der 30-jährige Tunesier. Er schätzt das<br />
freundliche Mitein<strong>an</strong>der, auch wenn er<br />
noch ein wenig Schwierigkeiten damit<br />
hat, wie schnell alle sprechen. „Für mich<br />
sind Herausforderungen immer auch Gelegenheiten“,<br />
ergänzt er. In kürzester Zeit<br />
hat er viele neue Worte gelernt, durfte in<br />
alle Abteilungen hineinschnuppern und<br />
sein Kollege Arvid hilft ihm tatkräftig.<br />
Jihed ist einer von vielen internationalen<br />
Kolleg:innen bei SIGMA. Das IT-Unternehmen<br />
schätzt, was Mitarbeiter: innen aus<br />
verschiedenen Kulturen und Regionen<br />
einbringen: Seien es die vielen Sprachen,<br />
in denen sie mit ihren Kunden sprechen<br />
können oder die neuen Perspektiven und<br />
Ansätze, die ein internationales Team so<br />
erfolgreich machen. Ein selbstverständlicher<br />
Umg<strong>an</strong>g auf Augenhöhe ist Teil<br />
des Erfolgsrezepts. Auch Team-Events<br />
wie das Sommer- und das Weihnachtsfest<br />
und die Teilnahme <strong>an</strong> sportlichen<br />
Wettbewerben leisten einen Beitrag zur<br />
schnellen Integration.<br />
Jihed zumindest fühlt sich wohl bei<br />
SIGMA: „Hier gibt es immer jem<strong>an</strong>den,<br />
den ich fragen k<strong>an</strong>n. Das ist schon ein<br />
bisschen wie Familie.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
SIGMA <strong>Chemnitz</strong> GmbH<br />
chemnitz.jobs/sigma<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Ir<strong>an</strong>, Pakist<strong>an</strong>, Ukraine, Russl<strong>an</strong>d, Tunesien<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
bewerbung@sigma-chemnitz.de<br />
6<br />
39
INTERNATIONALISIERUNG<br />
2.0<br />
Foto: Niles Simmons<br />
40
Was wäre, wenn die Internationalisierung<br />
von Teams nicht mehr nur eine Notwendigkeit<br />
im Kampf gegen den Fachkräftem<strong>an</strong>gel<br />
wäre, sondern ein Multiplikator,<br />
von dem alle Beteiligten gleichermaßen<br />
profitieren könnten? Und wie viel motivierter<br />
und vielleicht auch zufriedener<br />
könnten ausländische Mitarbeitende sein,<br />
wenn ihre vielfältigen kulturellen Hintergründe<br />
nicht mehr nur zur Herausforderung<br />
erklärt würden, sondern zu einer<br />
wertvollen Bereicherung?<br />
Als internationales Werkzeugmaschinenbau-Unternehmen<br />
mit zahlreichen Servicest<strong>an</strong>dorten<br />
auf allen Kontinenten weiß die<br />
NILES-SIMMONS-HEGENSCHEIDT GmbH<br />
(kurz: NSH Group) nur zu genau, wie gewaltig<br />
das Potenzial kultureller Bildung für die<br />
Erschließung neuer Märkte ist. Marketing<br />
M<strong>an</strong>ager Pierre Seidel verdeutlicht: „Zum<br />
Beispiel ist Indien einer der Emerging Markets,<br />
den wir nur erschließen, wenn wir dort<br />
mehr als Maschinen liefern. Wir müssen die<br />
Kultur kennen. Wenn es uns also gelingt,<br />
einen Maschinenbauingenieur bei uns zu<br />
etablieren, d<strong>an</strong>n partizipieren wir auch von<br />
seinem kulturellen Hintergrund – und nicht<br />
nur umgekehrt. Uns geht es um Austausch,<br />
mit dem wir uns gegenseitig helfen, im<br />
jeweils <strong>an</strong>deren L<strong>an</strong>d besser <strong>an</strong>zukommen.“<br />
Entsprechend umf<strong>an</strong>greich und ungekünstelt<br />
fällt auch die Integration innerhalb des<br />
Unternehmens aus: Gemeinsame Unternehmungen,<br />
W<strong>an</strong>derungen, private Freizeitgruppen,<br />
Firmenlauf… In der NSH Group<br />
ist es g<strong>an</strong>g und gäbe, dass die KollegInnen<br />
zusammen unterwegs sind. Nazhmiddin<br />
Bakhridinov, ursprünglich<br />
aus Tadschikist<strong>an</strong>, hat auf<br />
diese Weise das Klettern<br />
für sich entdeckt und<br />
ist regelmäßig mit dem<br />
Team in der Böhmischen<br />
Schweiz unterwegs. Jetzt,<br />
da es kalt wird, freut er<br />
sich aber erst einmal auf<br />
den gemeinsamen Skiurlaub:<br />
30 bis 40 Leute,<br />
schätzt er, werden dieses<br />
Jahr dabei sein, wenn die<br />
Kolleg:innen wie zuletzt wieder Partner:innen<br />
und Freund:innen mitbringen.<br />
„Wir haben viele Leute, die tragen den Titel<br />
‚Integrationsm<strong>an</strong>ager‘ nicht am Kittel, aber<br />
leben ihn einfach – vielleicht weil sie selbst<br />
viel gereist sind, vielleicht weil sie für die<br />
NSH Group oft im Ausl<strong>an</strong>d sind. Und d<strong>an</strong>n<br />
gibts natürlich auch die, die in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
studiert haben, sehr gutes Englisch<br />
sprechen und die Integration d<strong>an</strong>n eher<br />
von der fachlichen Seite bieten“, erklärt<br />
Pierre Seidel den Umst<strong>an</strong>d, dass das Unternehmen<br />
bisher trotz 30 Internationals ohne<br />
klassisches Integrationsm<strong>an</strong>agement auskommen<br />
ist. Sein Zauberwort für den Erfolg:<br />
Individualität. „Unsere Maschinen sind hoch<br />
individuell. Wenn Kunden uns ein Werkstück<br />
zeigen und nach einer technischen Lösung<br />
fragen, entstehen dabei Maschinen, die es<br />
in einer so kundenspezifischen Ausführung<br />
oftmals nur einmal auf der Welt gibt. Und<br />
genauso sehen wir auch unsere Internationals:<br />
Jede Person kommt mit einer eigenen<br />
Biographie und eigenen Problemen, da<br />
können wir nicht nach einem starren Pl<strong>an</strong><br />
vorgehen, da braucht es immer individuelle<br />
Unterstützung.”<br />
Trotzdem ist sich Pierre Seidel bewusst,<br />
dass auch eine NSH Group mit ihrer fortschrittlichen<br />
Integrationspolitik noch viel<br />
mehr Potenzial hat. „Stellen Sie sich vor, wir<br />
könnten jungen Menschen ein Gesamtpaket<br />
<strong>an</strong>bieten. Eine Ausbildung mit Übernahmegar<strong>an</strong>tie<br />
inklusive kostengünstigem oder<br />
vielleicht sogar kostenfreiem Wohnraum in<br />
Form einer jungen WG mit 360-Grad-Betreuung…<br />
Ich stelle es mir so vor, dass die<br />
Azubis zusammen kochen können, mal<br />
zusammen weggehen, eben nicht alleine<br />
sind und morgens als Team wieder in die<br />
Firma kommen.” Er hofft, die Vision schon<br />
in ein bis drei Jahren umsetzen zu können<br />
– eine Geschwindigkeit, die seiner Meinung<br />
nach vor allem dem Umst<strong>an</strong>d zu verd<strong>an</strong>ken<br />
ist, dass das Unternehmen nach wie<br />
vor familiengeführt ist. „In einer Großkonzern-Struktur<br />
könnten wir Dinge nicht so<br />
schnell umsetzen.” Gelingt der Pl<strong>an</strong>, könnte<br />
die NSH Group vielleicht sogar das erste<br />
<strong>Chemnitz</strong>er Unternehmen sein, das seinen<br />
Azubis ein solch umfassendes Angebot<br />
unterbreitet.<br />
WEITERE INFOS:<br />
NSH TECHNOLOGY GmbH<br />
chemnitz.jobs/nsh<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Mittel- und Südeuropa, Asien, Amerika,<br />
Russl<strong>an</strong>d, Afrika und Indien<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
hr.nsi@shgroup.com<br />
30<br />
41
EIN SPRUNG<br />
INS KALTE WASSER<br />
Frau Hofm<strong>an</strong>n, was hat Sie zu diesem mutigen<br />
Schritt bewegt, sich intern als Integrationsm<strong>an</strong>agerin<br />
für immerhin 72 internationale<br />
Fachkräfte zu bewerben?<br />
Der Ged<strong>an</strong>ke <strong>an</strong> unsere Zukunft! 2035<br />
werden uns 500.000 Pflegekräfte fehlen.<br />
Deshalb setzen wir schon seit zehn Jahren<br />
auf internationale Fachkräfte. Da finde ich<br />
es einfach sehr wichtig, dass m<strong>an</strong> ihnen<br />
Unterstützung bietet – nicht nur denen, die<br />
kommen, sondern auch denen, die da sind,<br />
um zu schauen, wie wir besser zusammenwachsen<br />
können. Und deswegen habe<br />
ich gesagt: „Okay, ich springe ins kalte<br />
Wasser!“<br />
Wo sehen Sie gerade die größten Herausforderungen?<br />
Im Alltag sind es trotz des vorausgesetzten<br />
B2-Zertifikats eher die Sprachbarrieren, die<br />
fordern – vor allem hier in Sachsen, wo die<br />
meisten Dialekt sprechen. Da sind natürlich<br />
auch die <strong>deutsch</strong>en Mitarbeitenden <strong>an</strong>gehalten,<br />
deutlicher zu sprechen, vielleicht<br />
eine einfachere Sprache zu wählen oder<br />
die Geräte zu beschriften.<br />
Schwieriger sind die Behördengänge. Die<br />
Azubis, die zu uns kommen, dürfen erst mit<br />
Beginn des Ausbildungsvertrags einreisen<br />
– quasi vom Flughafen in die Berufsschule.<br />
Das bedeutet, dass wir die Behördengänge<br />
nur während der Schulzeit erledigen können.<br />
Meldestelle, Kr<strong>an</strong>kenkasse, Kontoeröffnung,<br />
Ausländerbehörde, und, und, und.<br />
Ursprünglich als Koordinatorin einer Wohnstätte für<br />
Menschen mit Behinderung tätig, stellt sich J<strong>an</strong>et Hofm<strong>an</strong>n<br />
seit Juni 2023 in der Heim gGmbH den herausfordernden<br />
Aufgaben der Integrations-Coachin – keine<br />
leichte Angelegenheit bei mehr als 50 internationalen<br />
Mitarbeitenden aus mehr als 25 Nationen. Gern gibt<br />
sie Einblick in die zahlreichen Maßnahmen, mit denen<br />
sie den Internationals das Ankommen und Arbeiten<br />
erleichtert, spricht aber auch ehrlich über die Hürden,<br />
die sie dabei zu meistern hat.<br />
42
Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />
Mitarbeitenden aber selbst, ob sie Kontakte<br />
knüpfen wollen oder nicht. Schließlich will<br />
ich sie ja auch nicht bevormunden, das sind<br />
immerhin erwachsene Menschen. Mir geht<br />
es vor allem darum, Angebote zu machen.<br />
M<strong>an</strong> muss sich vorstellen: Sie kommen <strong>an</strong>,<br />
vielleicht aus Afrika, aus Asien, wo gänzlich<br />
<strong>an</strong>dere Strukturen herrschen, beziehen<br />
eine Wohnung, kennen nicht mal den Nahverkehr<br />
– das ist keine leichte Situation,<br />
wenn auf einmal alles neu ist. Da möchte<br />
ich sie wenigstens abholen und <strong>an</strong>schließend<br />
wieder in die Berufsschule fahren,<br />
damit sie nicht so viel verpassen.<br />
Ergreifen Sie noch <strong>an</strong>dere Maßnahmen, mit<br />
denen Sie die Integration unterstützen?<br />
Gerade sind wir dabei, ein Konzept für das<br />
Integrationsm<strong>an</strong>agement zu erstellen.<br />
Dabei orientieren wir uns vor allem <strong>an</strong> den<br />
drei Azubis, die im September aus Togo<br />
und Marokko eingereist sind und schauen,<br />
wo die größten Baustellen sind. Daraus<br />
leiten wir das Konzept und Ablaufdiagramme<br />
ab.<br />
Parallel bemühe ich mich bereits darum,<br />
die jungen Leute nicht nur beruflich zu<br />
integrieren, sondern ihnen auch Dinge<br />
zu offerieren, die helfen, sich in <strong>Chemnitz</strong><br />
heimisch zu fühlen, damit sie uns hoffentlich<br />
auch nach Abschluss der Ausbildung<br />
als Mitarbeitende erhalten bleiben. Das<br />
beginnt damit, dass ich zum Beispiel frage,<br />
welchen Sport sie gern machen und d<strong>an</strong>n<br />
nach den passenden Vereinen für sie<br />
suche. Außerdem gibt es Überlegungen,<br />
ein unternehmenseigenes Café International<br />
zu etablieren, wo alle Interessierten<br />
zusammenkommen können, um zusammen<br />
Deutsch zu üben und sich über ihre<br />
Kulturen auszutauschen. Aber das ist<br />
natürlich nicht leicht, da wir ja im Schichtsystem<br />
arbeiten.<br />
Zudem pl<strong>an</strong>en wir gerade einen Fahrradkurs,<br />
weil die Azubis hier oft ohne Führerschein<br />
<strong>an</strong>kommen. Unsere Einrichtungen sind ja<br />
über die g<strong>an</strong>ze Stadt verstreut… Oft trauen<br />
sie sich aber nicht, mit dem Rad zu fahren,<br />
weil sie natürlich die <strong>deutsch</strong>e StVO nicht<br />
kennen. Da hoffen wir, mit dem Kurs ein bisschen<br />
mehr Sicherheit geben zu können.<br />
Derzeit arbeite ich außerdem <strong>an</strong> einer<br />
Willkommensmappe mit den wichtigsten<br />
Informationen zum Nachlesen. Wenn m<strong>an</strong><br />
in einer fremden Sprache viel erzählt bekommt,<br />
gehen immer ein paar Infos verloren.<br />
Medizinische Versorgung, Nahverkehr,<br />
Mülltrennung – da steht d<strong>an</strong>n alles drin.<br />
Und wie sieht's bei den Mitarbeitenden<br />
unterein<strong>an</strong>der aus?<br />
Aufgrund der großen Diversität ist es<br />
m<strong>an</strong>chmal schwierig, die Internationals<br />
unterein<strong>an</strong>der zu vernetzen, weil wir in<br />
vielen Fällen nur eine einzelne Person aus<br />
einem L<strong>an</strong>d bei uns haben. Natürlich versuche<br />
ich es trotzdem und frage ggf. bei den<br />
Mitarbeitenden <strong>an</strong>, ob ich ihre Kontaktdaten<br />
weitergeben darf, wenn doch mal eine<br />
weitere Person aus ihrem Heimatl<strong>an</strong>d zu<br />
uns kommt. Letztlich überlasse ich es den<br />
Woher haben Sie so schnell Ihr Wissen für<br />
Ihre neuen Aufgaben als Integrationsm<strong>an</strong>agerin<br />
bezogen?<br />
Das Weiterbildungs<strong>an</strong>gebot im Bereich<br />
des betrieblichen Integrationsm<strong>an</strong>agements<br />
ist aktuell eher rar, meist liegt der<br />
Fokus auf der Integration von Geflüchteten.<br />
Deshalb habe ich mich viel belesen, besonders<br />
zu den Gesetzen. Es gibt ohnehin<br />
perm<strong>an</strong>ent Änderungen, wie zum Beispiel<br />
aktuell im Zuw<strong>an</strong>derungsrecht. Da muss<br />
m<strong>an</strong> wirklich am Ball bleiben. Zusätzlich<br />
tausche ich mich viel aus. Mittlerweile gibt<br />
es ein Netzwerk betrieblicher Integrationsm<strong>an</strong>ager:innen<br />
und zum Glück habe ich<br />
auch bei der Beratungsstelle für Zuw<strong>an</strong>derung<br />
kompetente Ansprechpartner:innen<br />
gefunden. Und natürlich ist es wichtig, die<br />
Onlinever<strong>an</strong>staltungen wahrzunehmen, die<br />
es zum Thema gibt. Auch dort k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
wertvolle Kontakte knüpfen.<br />
Und die Erfolge der l<strong>an</strong>gjährigen Internationalisierungsstrategie<br />
der Heim gGmbH<br />
können sich sehen lassen…<br />
Definitiv! Mittlerweile ist es so, dass wir<br />
überhaupt nicht mehr aktiv rekrutieren<br />
müssen, sondern dass genügend Bewerbungen<br />
bei uns eingehen. Außerdem<br />
bekommen wir als Träger des Freiwilligendienstes<br />
viele internationale Bewerbungen<br />
und nicht wenige der Absolvent:innen<br />
bleiben im Anschluss bei uns, um eine Ausbildung<br />
zu beginnen.<br />
WEITERE INFOS:<br />
Heim gemeinnützige GmbH<br />
chemnitz.jobs/heim<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
72 Nationen<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
bewerbung@heimggmbh.de<br />
72<br />
43
„DAS WICHTIGSTE IST,<br />
DASS MAN NICHT AUFHÖRT<br />
NEUGIERIG ZU SEIN“<br />
„KOMSA, das sind doch die, die H<strong>an</strong>dys reparieren“. Stimmt, wird aber dem Portfolio<br />
des Unternehmens keineswegs gerecht. Ost<strong>deutsch</strong>l<strong>an</strong>ds umsatzstärkstes<br />
Familienunternehmen hat sich als Telekommunikationsgroßhändler und<br />
Spezialist für digitale Infrastrukturen etabliert. Allgemein verständlich<br />
heißt das: In einer Welt, wo mobiles Leben und Arbeiten g<strong>an</strong>g und<br />
gäbe ist, bringt m<strong>an</strong> die nötigen Technologien dorthin, wo sie<br />
gebraucht werden. Knapp 1.200 Frauen und Männer sorgen<br />
dafür, dass Menschen in aller Welt digital kommunizieren<br />
und arbeiten können. Denn „das geht nicht mehr weg“. Dessen<br />
ist sich KOMSA-Chef Pierre-Pascal Urbon sicher.<br />
Was auch „nicht mehr weggeht“, ist die internationale Ausrichtung des<br />
Hartm<strong>an</strong>nsdorfer Unternehmens. Der Zusammenschluss mit dem britischen<br />
IT-Dienstleister Westcoast wirkt wie ein Katalysator, was Märkte,<br />
Partnerschaften und Mitarbeiter:innen betrifft. Pressesprecherin<br />
Andrea Fiedler-Braunschweig ergänzt: „Seit dreißig Jahren leben wir<br />
Veränderung und W<strong>an</strong>del. Nahezu jedes Jahr haben wir uns ein Stück<br />
weit neu erfunden. In all der Zeit waren wir immer zwischen dem, was<br />
Technologie <strong>an</strong> Innovation hervorbringt und dem, was unsere Kunden<br />
verl<strong>an</strong>gten und letztendlich kaufen. Wer in solch einem Feld erfolgreich<br />
h<strong>an</strong>deln will, muss perm<strong>an</strong>ent veränderungsbereit sein.“<br />
OLENA AYARI<br />
44<br />
Entscheidend ist die innere Einstellung.<br />
Ein Arbeitsumfeld, was alles <strong>an</strong>dere als starr ist, verl<strong>an</strong>gt ein adäquates<br />
Mindset. Was braucht es, um bei KOMSA arbeiten, wachsen und<br />
werden zu können? Offenheit in Sachen Dynamik und Innovation, ein<br />
aufgeschlossenes Wesen und Teamfähigkeit. All das macht Olena Ayari<br />
aus. Wie sie aus der Ukraine nach Sachsen gekommen ist, ist eine<br />
Geschichte von Motivation, Stärke und möglichen Ch<strong>an</strong>cen innerhalb<br />
Europas.<br />
„Ich kam als Zehnjährige erstmals nach Deutschl<strong>an</strong>d. Im Rahmen<br />
eines Schüleraustauschs durfte ich eine Woche bei einer Gastfamilie<br />
wohnen. Alles hat mich begeistert - vom Essen bis hin zur Mülltrennung.<br />
Denn die funktioniert in der Ukraine bis heute nicht. Jedenfalls,<br />
in solch einem L<strong>an</strong>d wie Deutschl<strong>an</strong>d wollte ich leben. Und, ich habe<br />
Fotos: Leo<strong>an</strong> Haubner / KOMSA
mich gefragt, warum ich in Kiew und nicht<br />
hier geboren bin“, erzählt die 38-Jährige.<br />
Derart beeindruckt beschließt sie,<br />
parallel zum Marketingstudium Deutsch<br />
am Goethe-Institut in Kiew zu lernen.<br />
Dieser Spaß kostet. Olena jobbt dafür. Ihre<br />
Deutschkenntnisse nutzt sie privat. Mehr<br />
nicht. Doch Deutschl<strong>an</strong>d lässt sie nicht los.<br />
Immer wieder ploppt der Wunsch nach<br />
Veränderung auf.<br />
„Jetzt oder nie“, denkt sie, als sie 2018<br />
mit ihrem zweiten Kind in Elternzeit ist.<br />
Von Kiew aus bewirbt sie sich initiativ bei<br />
diversen Firmen in Sachsen. Der Umst<strong>an</strong>d<br />
ist ihrem <strong>deutsch</strong>en Schwager geschuldet.<br />
Er wiederum ist fest davon überzeugt,<br />
dass in <strong>Chemnitz</strong> „etwas geht“ und die<br />
Stadt ordentlich Potenzial hat. Olena Ayari<br />
schickt ihren Lebenslauf auch <strong>an</strong> KOMSA;<br />
kennt das Unternehmen aber nicht. „Wie<br />
auch? VW, Siemens, Bayer usw. das sind<br />
die Marken, die in der Ukraine vor Ort und<br />
bek<strong>an</strong>nt sind“, beschreibt sie ihre Situation.<br />
„Wenn m<strong>an</strong> wie ich in einem Drittl<strong>an</strong>d sitzt<br />
und d<strong>an</strong>n eine Einladung zum Vorstellungsgespräch<br />
bekommt, ist das wie ein<br />
Hauptgewinn. Denn aus dem Ausl<strong>an</strong>d einen<br />
Arbeitsplatz in der EU zu finden, ist wirklich<br />
schwer.“ Sie überzeugt, erhält ihren Arbeitsvertrag<br />
und muss warten. Denn ohne<br />
Visum gibt es keine Einreise, keinen ersten<br />
Arbeitstag. Diese bürokratische Hürde stellt<br />
beide Seiten auf eine harte Geduldsprobe.<br />
Derweil sitzt Olena Ayari auf gepackten<br />
Koffern, kämpft um die Anerkennung ihres<br />
Diploms und weiß nicht, w<strong>an</strong>n es für sie<br />
ohne M<strong>an</strong>n und Kinder in Hartm<strong>an</strong>nsdorf<br />
losgeht. Mitte Februar 2019 ist es d<strong>an</strong>n soweit.<br />
Sie fliegt nach Deutschl<strong>an</strong>d. Drei Tage<br />
später startet sie bei KOMSA.<br />
Auf Englisch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> in Sachsen keinen<br />
Kaffee mitein<strong>an</strong>der trinken.<br />
Auf Deutsch schon.<br />
„Die ersten Tage waren wirklich <strong>an</strong>strengend.<br />
Von heute auf morgen sprach ich<br />
nur noch <strong>deutsch</strong>. Die g<strong>an</strong>zen Informationen<br />
in einer <strong>an</strong>deren Sprache zu be- und<br />
verarbeiten… Abends, wenn ich im Bett lag,<br />
drehten die Sätze noch mehrere Runden<br />
in meinem Kopf. Und, KOMSA ist groß. Um<br />
die Strukturen zu verstehen, braucht es<br />
Monate“, erinnert sie sich. Was sie irritiert<br />
und gleichzeitig beeindruckt hat, war die<br />
Frage: Wie geht es dir? Immer wieder wird<br />
sie von Kolleg:innen und Vorgesetzten<br />
darauf <strong>an</strong>gesprochen. „In der Ukraine hat<br />
mich keiner im Job gefragt, wie es mir<br />
geht. Warum sollte das von Interesse sein?<br />
Ich bin doch freiwillig hier; ich schaffe das<br />
schon. Und, wenn es mir schlecht geht,<br />
würde ich das doch nicht sagen. Irgendw<strong>an</strong>n<br />
habe ich begriffen, dass das wirklich<br />
ernst gemeint ist.“ Ihr wird klar, dass m<strong>an</strong><br />
in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>ders tickt und erlebt<br />
einen kleinen Kulturschock „In der Ukraine<br />
zählt, welche teure H<strong>an</strong>dtasche du hast. Du<br />
musst mit Äußerlichkeiten beeindrucken.<br />
Hier tragen Führungskräfte g<strong>an</strong>z entsp<strong>an</strong>nt<br />
Schuhe unter 100 Euro. Es spielt<br />
keine Rolle, welches iPhone du hast. Ich<br />
wurde so akzeptiert, wie ich bin. Es zählt,<br />
wie offen und fleißig m<strong>an</strong> ist. Und, ob m<strong>an</strong><br />
schnell lernen und gut arbeiten k<strong>an</strong>n.“ Ambitioniert,<br />
diszipliniert und couragiert geht<br />
sie ihren Job bei KOMSA <strong>an</strong>, verbessert<br />
stetig ihr Deutsch und arbeitet sich ein.<br />
M<strong>an</strong>n und Kinder kommen nach reichlich<br />
drei Monaten nach; die Familie ist endlich<br />
wieder komplett. Einige Hürden sind<br />
noch zu meistern: Führerschein von vorn,<br />
Anerkennung des Physiotherapiediploms<br />
vom Ehem<strong>an</strong>n, Warten auf den Integrationskurs<br />
usw. Entmutigen lässt sich Olena<br />
Ayari nicht. Im Gegenteil. Ihr Motto heißt:<br />
Nicht erschrecken. Weitermachen. Lernen.<br />
Nicht aufgeben. Das meiste kommt mit der<br />
Erfahrung und der Zeit.<br />
Viele verschiedene Charaktere ergeben<br />
ein großes, facettenreiches G<strong>an</strong>zes.<br />
Auf dem Weg zur Internationalität bleibt<br />
m<strong>an</strong> sich bei KOMSA treu. Extra Anwerbekampagnen<br />
gab es noch nie und wird es<br />
wohl auch nicht geben. Rekrutiert wird<br />
zum Beispiel über das Internet, Social<br />
Media-K<strong>an</strong>äle, Netzwerke und von Mensch<br />
zu Mensch. Was sich im Laufe der Jahre<br />
geändert hat, ist das Zeitfenster, in dem<br />
m<strong>an</strong> reagieren muss. „Schnelligkeit ist das<br />
A und O. Wir sind heute diejenigen, die<br />
sich den Bewerber:innen vorstellen. Wir<br />
müssen zeigen, wie wir tatsächlich sind.<br />
Die Vielfalt <strong>an</strong> Mitarbeiter:innen k<strong>an</strong>n ein<br />
wesentlicher Grund sein, um sich für uns<br />
zu entscheiden. Verschiedene Blickwinkel<br />
und die Offenheit unterein<strong>an</strong>der machen<br />
uns reicher und uns als Team rücksichtvoller.<br />
Ohne diese Fähigkeiten laufen wir Gefahr,<br />
dass wir starr werden“, fasst Andrea<br />
Fiedler-Braunschweig zusammen.<br />
Perfect Match also. Für Olena Ayari und<br />
das Unternehmen.<br />
WEITERE INFOS:<br />
KOMSA AG<br />
chemnitz.jobs/komsa<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Alb<strong>an</strong>ien, China, Griechenl<strong>an</strong>d, Irak, Italien,<br />
Neuseel<strong>an</strong>d, Niederl<strong>an</strong>de, Österreich, Polen, Rumänien,<br />
Syrien, Tschechien, Ukraine, Ungarn<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
jobs@komsa.com<br />
15<br />
45
ICH BIN EINE VON<br />
83 MILLIONEN.<br />
UND EINE VON 250.000.<br />
Fotos (2): Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />
4.000 MITARBEITER:INNEN<br />
26 ÄMTER<br />
DREI EIGENBETRIEBE:<br />
Was machen die Menschen, die in der<br />
Stadtverwaltung <strong>Chemnitz</strong> arbeiten?<br />
Grundstücke und Gebäude bewirtschaften?<br />
Baugenehmigungen erteilen?<br />
Meldebescheinigungen, Knöllchen<br />
oder Geburtsurkunden ausstellen?<br />
Soziale Hilfen bewilligen? Das Ankommen<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d ermöglichen?<br />
Die „Stadt“ ist die zweitgrößte Arbeitgeberin<br />
von <strong>Chemnitz</strong>. Wer denkt, dass ausschließlich<br />
Verwaltungsfach<strong>an</strong>gestellte und<br />
Beamt:innen hier ihrer Arbeit nachgehen,<br />
irrt: Bademeister:innen, Städtepl<strong>an</strong>er:innen,<br />
Ärzt:innen, Erzieher:innen, Straßenbauer:innen,<br />
Gärtner:innen – jede und jeder<br />
gestaltet die Gegenwart und die Zukunft von<br />
<strong>Chemnitz</strong> mit. Längst tragen Zuw<strong>an</strong>derer:innen<br />
aus aller Welt ihren Teil dazu bei.<br />
Maya Alkurdi ist eine Stehauffrau. Hinter<br />
ihrem zierlichen Naturell stecken eine<br />
ordentliche Portion Ehrgeiz, jede Menge Zuversicht<br />
und Temperament. Ihrem einnehmenden<br />
Wesen steht eine Vita von Flucht,<br />
Verlust, Mut und einer gewissen Resistenz<br />
gegen die Widrigkeiten des<br />
Ankommens in einem fremden<br />
L<strong>an</strong>d gegenüber. Maya Alkurdi<br />
ist in Syrien aufgewachsen,<br />
hat ihr Abitur in Ägypten<br />
best<strong>an</strong>den und in Damaskus<br />
Englische Literatur studiert.<br />
Für ein Jahr. Im Kontext eines<br />
sogen<strong>an</strong>nten Resettlement-<br />
Programms wurde sie von den<br />
Vereinten Nationen (UNHCR)<br />
als Flüchtling ausgewählt und<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Innerhalb von drei<br />
Monaten musste sie in Syrien<br />
alles abbrechen und ausreisen.<br />
Neunzehnjährig kam sie 2015<br />
nach <strong>Chemnitz</strong> und fasste Fuß.<br />
Warum ein Job bei der Stadt<br />
ihr größtes Ziel war und wie<br />
sie es erreicht hat, erzählen<br />
46<br />
Maya Alkurdi (Mitte), Martin Weinert (rechts)
sie und ihr Vorgesetzter, Martin Weinert<br />
(Sozialamt, Sachgebiet Unterbringung), im<br />
Interview.<br />
Welche Sprachen sprechen Sie?<br />
M. Alkurdi: Arabisch, Englisch und Deutsch.<br />
Nach meiner Ankunft hier dauerte es ein<br />
halbes Jahr, bis ich einen Platz in einem<br />
Integrationskurs bekam. Sechs Monate warten!<br />
D<strong>an</strong>n habe ich innerhalb eines Jahres<br />
die Stufe B1 erreicht. Das heißt, m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />
sich g<strong>an</strong>z gut auf Deutsch verständigen. Im<br />
August 2016 habe ich eine Ausbildung zur<br />
Kauffrau für Bürom<strong>an</strong>agement <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen.<br />
Von Englischer Literatur zu einem kaufmännisch-verwaltenden<br />
Beruf: Warum dieser<br />
Wechsel?<br />
M. Alkurdi: Trotz meines sehr guten Abiturs<br />
wurde mir hier nur der Realschulabschluss<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Um mein Studium wiederaufzunehmen<br />
und die Berechtigung dafür zu<br />
bekommen, hätte ich am Studienkolleg<br />
Sachsen in Leipzig einige Prüfungen noch<br />
einmal erfolgreich bestehen müssen. Aufgrund<br />
meiner familiären Bindung zu <strong>Chemnitz</strong>,<br />
kam ein Umzug jedoch nicht in Frage.<br />
Darum habe ich mich für die Ausbildung<br />
entschieden.<br />
Wie sind Sie d<strong>an</strong>n zur Stadtverwaltung<br />
<strong>Chemnitz</strong> gekommen?<br />
M. Alkurdi: Ich war selbst Klientin beim Sozialamt.<br />
Der Ged<strong>an</strong>ke selbst einmal bei der<br />
Stadtverwaltung <strong>Chemnitz</strong> zu arbeiten, kam<br />
mir durch eine Bek<strong>an</strong>nte. Ihr Tipp brachte<br />
mich auf Idee, mich zu bewerben. Denn ich<br />
wollte gerecht beh<strong>an</strong>delt werden. Das heißt,<br />
die gleiche Entgeltgruppe haben wie meine<br />
Kolleg:innen, wie alle <strong>an</strong>deren Deutschen<br />
auch. Dafür habe ich gekämpft; das war<br />
mein großes Ziel. Ich wollte die Ch<strong>an</strong>ce<br />
wahrnehmen und nahm die Challenge <strong>an</strong>.<br />
Auf Anhieb hat das nicht geklappt. Nach<br />
dem zweiten Versuch bekam ich d<strong>an</strong>n den<br />
Brief, in dem st<strong>an</strong>d „Herzlich willkommen bei<br />
der Stadtverwaltung“. Das war im Juli 2020.<br />
Über verschiedene Ämter und Einsatzstellen<br />
bin ich d<strong>an</strong>n im August 2022 ins Sozialamt<br />
gekommen. Mein Chef hat sich dafür<br />
stark gemacht, dass ich hier l<strong>an</strong>gfristig eine<br />
Zukunftsperspektive habe.<br />
Was ist genau Ihr Aufgabengebiet?<br />
M. Alkurdi: Was ich konkret<br />
mache? Bescheide<br />
erstellen für die Leute,<br />
damit sie offiziell gemeldet<br />
sind und d<strong>an</strong>n auch<br />
Geld usw. bekommen.<br />
Denn ohne Bescheid läuft<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d nichts.<br />
M. Weinert: Wir sind<br />
allgemein zuständig für<br />
die Unterbringung von<br />
wohnungslosen Menschen,<br />
also für zur Stadt<br />
<strong>Chemnitz</strong> zugewiesene<br />
Asylbewerber:innen. Aber auch für <strong>deutsch</strong>e<br />
Bürger:innen, die obdachlos sind und Hilfe<br />
benötigen. Ihnen ermöglichen wir einen<br />
Schlafplatz in unserem Wohnprojekt, zum<br />
Beispiel im Nachtquartier.<br />
Sie sind jetzt acht Jahre in Deutschl<strong>an</strong>d. Gibt<br />
es etwas, was Sie immer noch beeindruckt?<br />
M. Alkurdi: Das System. Eigentlich sagt das<br />
Wort alles. In Syrien gibt es das nicht. Da bezahlt<br />
m<strong>an</strong> viel Geld, das m<strong>an</strong> etwas geregelt<br />
bekommt. Hier gibt es Gesetze und Regeln;<br />
die werden eingehalten. M<strong>an</strong>chmal sind sie<br />
auch bisschen viel. Aber dafür hat m<strong>an</strong> seine<br />
Ruhe und weiß, was richtig und falsch ist.<br />
Herr Weinert, welche Klippen sehen Sie bei<br />
der Integration von ausländischen Fachkräften?<br />
M. Weinert: Das A und O sind die Sprachkenntnisse.<br />
In der Verwaltung ist die Amtssprache<br />
Deutsch. Deshalb ist essentiell,<br />
dass m<strong>an</strong> sich gut verständigen k<strong>an</strong>n. Was<br />
unsere Arbeit betrifft: Das Verwaltungs<strong>deutsch</strong><br />
hat seine Tücken.<br />
Was konnten Sie von Frau Alkurdi lernen?<br />
M. Weinert: Sie steht für einen beispielhaften<br />
Werdeg<strong>an</strong>g in Deutschl<strong>an</strong>d. Wahrscheinlich<br />
gibt es nicht viele, die in so kurzer Zeit solch<br />
einen Weg hinbekommen. In der Verwaltung<br />
<strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen, ist wegen der Gesetzlichkeiten<br />
und dem Verwaltungs<strong>deutsch</strong> nochmal<br />
etwas Anderes als nur Deutsch zu sprechen.<br />
Da hat sie einen unheimlichen Ehrgeiz. Von<br />
17 Mitarbeiter:innen im Sachgebiet ist Frau<br />
Alkurdi die einzige Person mit Migrationshintergrund.<br />
Wir haben uns für sie entschieden,<br />
weil sie einfach überzeugt hat. Mit<br />
ihrem Wissen, ihrer lebensfrohen Art, ihrem<br />
Wollen, ihren Leistungen und weil sie ins<br />
Team passt.<br />
Wie kommuniziert die Stadt <strong>Chemnitz</strong> sich<br />
als attraktiver Arbeitgeber?<br />
M. Weinert: Mittlerweile befinden auch wir<br />
uns im Wettbewerb mit <strong>an</strong>deren Verwaltungen,<br />
Institutionen und der Wirtschaft.<br />
Deshalb wurde intensiv <strong>an</strong> der Etablierung<br />
der Arbeitgebermarke gearbeitet. Uns geht<br />
es darum, die Vorteile, die ein Job im öffentlichen<br />
Dienst mit sich bringt, nach außen<br />
wie innen zu zeigen. Unter <strong>an</strong>derem wird<br />
es einen komplett neuen Online-Auftritt der<br />
Stadt <strong>Chemnitz</strong> geben, zu dem zum Beispiel<br />
eine neue Karriereseite gehört. Geworben<br />
wird dafür auf allen gängigen Social-Media-<br />
K<strong>an</strong>älen, in Stellenbörsen, fachspezifischen<br />
Medien usw.<br />
WEITERE INFOS:<br />
Stadt <strong>Chemnitz</strong> Hauptamt<br />
Maya Alkurdi<br />
chemnitz.jobs/stadtverwaltung<br />
47
Foto: Klinikum <strong>Chemnitz</strong><br />
INTEGRATION MIT HERZ<br />
UND VERSTAND<br />
Grob betrachtet hat die Integration internationaler Fachkräfte<br />
mindestens zwei Ebenen: eine äußere und eine<br />
innere. Außen kämpfen sich Neu<strong>an</strong>kömmlinge mit ausländischen<br />
Wurzeln durch einen Dschungel <strong>an</strong> Vorschriften<br />
und gesetzlichen Regelungen, die sie alleine gar nicht oder<br />
nur schwer durchblicken. Was muss ich beachten? Wo sind<br />
meine Anlaufstellen? Welche Formulare muss ich w<strong>an</strong>n und<br />
wo abgeben? Und wo bekomme ich diese überhaupt her?<br />
Auf der <strong>an</strong>deren Seite gibt es die innere, die menschliche<br />
Ebene. Da stellen sich Fragen nach dem gesellschaftlichen<br />
Anschluss. Das Gefühl, eine Fremde oder ein Fremder zu<br />
sein, will überwunden werden. Und m<strong>an</strong>chmal, wenn das<br />
Heimweh einfach überwältigend ist, braucht es auch mal<br />
eine Umarmung.<br />
48
Wer Maria Süß und Heike Palm am Klinikum<br />
<strong>Chemnitz</strong> einmal erlebt hat, wird das Gefühl<br />
nicht los, dass hier beide Ebenen mitein<strong>an</strong>der<br />
verschmelzen. Hier kümmert sich ein<br />
Duo um die internationalen Fachkräfte, das<br />
es versteht, äußere Faktoren und die innere<br />
Einstellung in Einkl<strong>an</strong>g zu bringen. Wer von<br />
den beiden die pragmatische, pflichtbewusste<br />
Seite für die äußeren Umstände vertritt,<br />
klärt sich spätestens als Maria Süß einen<br />
Ordner hervorholt: „So einen bekommen bei<br />
mir alle internationalen Fachkräfte“, erklärt<br />
sie. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass im<br />
Laufe des Integrationsprozesses bergeweise<br />
Dokumente zusammen kommen. So behalten<br />
wir den Überblick.“ Dass Heike Palm<br />
in erster Linie die Menschen sieht, zeigt die<br />
Tatsache, dass diese von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> als Kolleginnen<br />
und Kollegen bezeichnet werden.<br />
Das sind nicht „die Neuen“ oder „die Anderen“.<br />
„Nein, es sind Menschen wie du und ich.<br />
Alle haben ihre Geschichte, ihre Hoffnungen<br />
und oftmals auch ihre Päckchen zu tragen“,<br />
sagt sie. Keine Frage, Respekt, Toler<strong>an</strong>z und<br />
Achtsamkeit sind ihr wichtig – nicht nur<br />
zwischen einheimischen und internationalen<br />
Fachkräften, sondern auch vonseiten<br />
der Patient:innen. „In Sachsen haben wir<br />
diesbezüglich noch etwas Nachholbedarf.<br />
Der Prozess der Internationalisierung im<br />
Bereich der Pflegefachkräfte ist in den alten<br />
Bundesländern schon l<strong>an</strong>ge fest im Arbeitsalltag<br />
ver<strong>an</strong>kert. Bei uns hat er gerade erst<br />
begonnen. Wir wollen die Bevölkerung abholen<br />
und deutlich machen, dass es nicht darauf<br />
<strong>an</strong>kommt, ob die Pflegefachkraft Arndt<br />
HEIKE PALM<br />
oder Mohammed heißt. Wichtig sind Qualifikation<br />
und Fachwissen.“ Davon bringen die<br />
internationalen Kolleginnen und Kollegen<br />
in der Regel jede Menge mit, denn fast alle<br />
Pflegekräfte in der EU und Drittstaaten absolvieren<br />
keine Ausbildung, sondern direkt<br />
ein Bachelor-Studium, in dem der praktische<br />
Teil integriert ist. Nur Deutschl<strong>an</strong>d<br />
geht einen <strong>an</strong>deren Weg: Wer hier Pflegefachkraft<br />
„WICHTIG SIND QUALIFIKATION<br />
UND FACHWISSEN.“<br />
MARIA SÜß<br />
werden will,<br />
absolviert<br />
eine dreijährige<br />
Ausbildung. Fachwissen alleine reiche aber<br />
nicht, um Akzept<strong>an</strong>z zu schaffen. Besonders<br />
die Kommunikation spiele dabei eine große<br />
Rolle: „Der Ausbau von Deutschkenntnissen<br />
ist enorm wichtig – nicht nur für den Umg<strong>an</strong>g<br />
mit Patientinnen und Patienten. Allein<br />
mit Englisch schafft m<strong>an</strong> keine Heimat“,<br />
ist Heike Palm überzeugt. Hier kommen<br />
die einjährigen „Anpassungskurse“ des<br />
Klinikums ins Spiel, die 2022 ins Leben gerufen<br />
wurden. „Diese werden in <strong>deutsch</strong>er<br />
Sprache abgehalten. In Diskussionen geht<br />
es darum, das gesagte Wort nicht nur zu<br />
verstehen, sondern auch zu wissen, was gemeint<br />
ist.“ Eine gefestigte Sprachvielfalt sei<br />
wichtig, um Missverständnissen im Arbeitsalltag<br />
und darüber hinaus vorzubeugen.<br />
Erst nach dem Anpassungsjahr, in dem die<br />
Teilnehmenden auch viel Systemrelev<strong>an</strong>tes<br />
erfahren, erfolgt die sechsmonatige Einarbeitung<br />
in einem festen Bereich. Damit<br />
komme die Sicherheit. Von rund 2500 Pflegedienst-Mitarbeitenden<br />
im Verbund des<br />
Klinikums haben insgesamt 111 ihre Wurzeln<br />
in <strong>an</strong>deren Ländern. Sogar im sogen<strong>an</strong>nten<br />
„Springerpool“, der 80 Mitarbeiter:innen umfasst,<br />
gibt es internationale Fachkräfte. Das<br />
ist bemerkenswert, schließlich müssen diese<br />
Mitarbeiter:innen „eine noch schnellere<br />
Auffassungsgabe mitbringen“, erklärt Heike<br />
Palm. „Sie müssen sich auf ihren jeweiligen<br />
Einsatzstationen<br />
immer<br />
wieder neu<br />
orientieren<br />
und in kürzester<br />
Zeit ihre Aufgabe erfassen.“ Das sei<br />
schon für hiesige Muttersprachler eine Herausforderung.<br />
Allgemein müsse m<strong>an</strong> vor allen<br />
internationalen Fachkräften, die hier Fuß<br />
gefasst haben, den Hut ziehen. „Der Weg in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d ist verdammt schwer und wir<br />
sollten alles in Bewegung setzen, diese Kolleginnen<br />
und Kollegen auch zu halten. Das<br />
geschieht in erster Linie durch das soziale<br />
Umfeld. Alltagsrassismus auf dem Weg zur<br />
Arbeit, vermehrte Polizeikontrollen aufgrund<br />
eines ausländischen Teints oder Türsteher,<br />
die den Zug<strong>an</strong>g zum Club versperren,<br />
sind dabei nicht förderlich. Das ist leider<br />
alles schon vorgekommen“, erzählt Maria<br />
Süß, die im Rahmen der Willkommenskultur<br />
ein besonderes Instrument pflegt – einen<br />
wöchentlichen Newsletter. „Damit verschicke<br />
ich regelmäßig Tipps für den Alltag in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, welche Traditionen wir pflegen,<br />
welche Feiertage wir feiern, wie wir ticken.“<br />
Ab <strong>2024</strong> ist zudem ein Stammtisch gepl<strong>an</strong>t,<br />
auf dem sich internationale Fachkräfte und<br />
Mitarbeiter:innen austauschen können. „Wir<br />
wollen wissen, wor<strong>an</strong> wir bei der Integration<br />
noch arbeiten müssen und auf dieser Basis<br />
immer besser werden.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
Klinikum <strong>Chemnitz</strong> gGmbH<br />
chemnitz.jobs/klinikum<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
40 Nationen<br />
Bewerbungen auf Deutsch <strong>an</strong>:<br />
m.suess@skc.de<br />
40<br />
49
VERTRAUEN SCHWEISST ZUSAMMEN<br />
Foto: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />
Er k<strong>an</strong>n es selbst kaum glauben:<br />
Nächstes Jahr im April ist Alex<br />
Quint schon 20 Jahre bei der<br />
OMEGA Blechbearbeitung Limbach-Oberfrohna<br />
AG. Der Fertigungsmeister<br />
im Bereich Montage<br />
kommt ursprünglich aus Sibirien.<br />
Und er ist nicht die einzige Fachkraft<br />
in dem Limbacher Unternehmen,<br />
die internationale Wurzeln<br />
hat. Knapp ein Dutzend Nationen<br />
– von Russl<strong>an</strong>d über Kasachst<strong>an</strong>,<br />
Polen, Algerien, Syrien, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />
und Georgien bis hin zu Ungarn<br />
– arbeiten bei OMEGA zusammen.<br />
„Und das sehr erfolgreich“, wie Vorst<strong>an</strong>d<br />
Ingolf Baum sagt.<br />
Seit mehr als 25 Jahren steht der Name<br />
OMEGA Blechbearbeitung für hochwertige<br />
Maschinenverkleidungen, Laser-, Biegeund<br />
Schweißbauteile. OMEGA-Erzeugnisse<br />
sind im Anlagenbau ebenso zu finden wie<br />
im Maschinen- und Apparatebau, dem<br />
Behälter und Fahrzeugbau, in der Medizintechnik<br />
und dem Werkzeugmaschinenbau.<br />
Schaltschränke für die Elektroindustrie<br />
und eine eigene Produktionslinie<br />
für Medizinschränke, Arztschränke und<br />
Kr<strong>an</strong>kenhausausrüstungen runden die<br />
Produktpalette ab. Für all das braucht<br />
es ein starkes Team. „Wir haben viele<br />
internationale Mitarbeitende, die schon<br />
seit zehn, 15 oder 20 Jahren bei uns sind“,<br />
erzählt Ingolf Baum. Das spricht für ein<br />
gutes Verhältnis zwischen OMEGA und<br />
Arbeitnehmer:innen, aber auch zwischen<br />
den Kolleg:innen unterein<strong>an</strong>der. Und das<br />
zeigt sich zum Beispiel bei der Unterstützung<br />
ausländischer Fachkräfte, was<br />
Wohnungssuche oder Behördengänge<br />
betrifft. „Wenn es am Anf<strong>an</strong>g noch Sprachbarrieren<br />
gibt, helfen sich die Mitarbeiter<br />
unterein<strong>an</strong>der“, so Baum weiter. Das baut<br />
Hemmungen ab und vermittelt schnell ein<br />
Gefühl des Angenommenseins.<br />
Alex Quint berichtet aus dem Fertigungsalltag.<br />
Es habe in den letzten 20 Jahren<br />
nicht selten Mitarbeiter:innen gegeben,<br />
die am Anf<strong>an</strong>g kein Wort Deutsch sprachen.<br />
„Aber die Leute wollen sich integrieren,<br />
sich weiterentwickeln“, erzählt er. Sein<br />
Betrieb sei schließlich auch ein moderner,<br />
der Anreize zum Durchhalten und Bemühen<br />
gibt. Und das nicht nur während der<br />
Arbeitszeit. „Wir ver<strong>an</strong>stalten auch Feste,<br />
wie zum Beispiel ein Sommerfest, wo d<strong>an</strong>n<br />
auch mal die Familien mit eingeladen sind<br />
und eine Weihnachtsfeier. Sowas schweißt<br />
zusammen“, sagt Alex Quint, dessen Ehefrau<br />
auch bei OMEGA arbeitet. Sie ist im<br />
Sekretariat beschäftigt und ebenfalls seit<br />
Jahren zufrieden im Unternehmen.<br />
Durch kontinuierliches Wachstum von<br />
M<strong>an</strong>nschaft und Know-how in Verbindung<br />
mit ausgeprägter Kundenorientierung hat<br />
sich die OMEGA Blechbearbeitung Limbach-Oberfrohna<br />
AG zu einem geschätzten<br />
Partner für Kunden:innen aus der g<strong>an</strong>zen<br />
Welt gemacht. „Unsere Mitarbeitenden<br />
sind dabei unser wichtigster Erfolgsfaktor“,<br />
sagt Ingolf Baum. Zur Fest<strong>an</strong>stellung<br />
werden derzeit vor allem Schweißer:innen<br />
und Monteure:innen gesucht. Bewerbungen<br />
können jederzeit <strong>an</strong> bewerbung@<br />
omega-blech.de geschickt werden. Auch<br />
Ausbildungsplätze als Metallbauer:innen<br />
in der Fachrichtung Konstruktionstechnik<br />
sind für das Ausbildungsjahr <strong>2024</strong>/2025<br />
zu vergeben. Möglichkeiten für ein Praktikum,<br />
um das Limbacher Unternehmen<br />
kennenzulernen, bestehen ebenfalls zu<br />
jeder Zeit.<br />
WEITERE INFOS:<br />
OMEGA Blechbearbeitung<br />
Limbach-Oberfrohna AG<br />
chemnitz.jobs/omega<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Russl<strong>an</strong>d, Kasachst<strong>an</strong>, Polen, Algerien,<br />
Syrien, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Georgien, Ungarn<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
bewerbung@omega-blech.de<br />
9<br />
50
Fotos: Starrag Group<br />
„BEI UNS WIRD NIEMAND ALLEIN GELASSEN“<br />
Es ist ein Unternehmen mit Geschichte, aber auch mit großer Zukunft: die<br />
Starrag GmbH in <strong>Chemnitz</strong> k<strong>an</strong>n auf eine über 100 Jahre l<strong>an</strong>ge Tradition als<br />
Hersteller von Fräsmaschinen zurückblicken. Heute ist das Werk in <strong>Chemnitz</strong><br />
Teil der Starrag Group, einem weltweit führenden Anbieter von Bearbeitungszentren<br />
und technologischen Fertigungssystemen. Heckert Maschinen aus<br />
<strong>Chemnitz</strong> stehen vor allem in der Automobil- und Industrieteile-Produktion<br />
für Präzision, Zuverlässigkeit und technische Innovation. 460 Mitarbeitende<br />
sorgen täglich dafür, dass das Unternehmen weiter wächst.<br />
allem CNC-Fräser:innen, Servicemonteur:innen,<br />
Industriemech<strong>an</strong>iker:innen<br />
sowie ein Inhouse-Berater:innen SAP.<br />
Auch Interessierte <strong>an</strong> einer Ausbildung<br />
können sich gern bei Simone Pinarski<br />
oder Kirsten Olomek melden.<br />
Zu ihnen gehört Inhw<strong>an</strong> Choi. Der<br />
29-Jährige kommt aus Südkorea und<br />
ist seit Sommer als Servicemonteur für<br />
Starrag tätig. „Ich wurde sehr gut aufgenommen,<br />
vor allem durch den Gebietsleiter.<br />
Er hat sich darum gekümmert, dass<br />
ich bestens integriert werde“, erzählt<br />
Inhw<strong>an</strong> Choi. Seit 2017 lebt der Kore<strong>an</strong>er<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d. Weil sich der Feinwerkmech<strong>an</strong>iker<br />
fachlich in der Werkzeugmaschinenbr<strong>an</strong>che<br />
weiterentwickeln wollte,<br />
ist er auf das <strong>Chemnitz</strong>er Unternehmen<br />
aufmerksam geworden. „Für seine<br />
Einarbeitung gab es für ihn mehrere<br />
Schulungen. Bei uns wird niem<strong>an</strong>d allein<br />
gelassen“, sagt Personalleitern Simone<br />
Pinarski. Neben Korea kommen Fachkräfte<br />
bei Starrag auch aus China, Russl<strong>an</strong>d,<br />
Syrien und Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>.<br />
Generell gibt es verschiedene Module,<br />
die neue Mitarbeiter:innen durchlaufen,<br />
wenn sie neu bei Starrag sind. „Hier wird<br />
nach den individuellen Fähigkeiten und<br />
Kenntnissen geschaut“, ergänzt Kirsten<br />
Olomek vom Bereich Aus- und Weiterbildung.<br />
Wer sich für einen Job in dem<br />
<strong>Chemnitz</strong>er Unternehmen entscheidet,<br />
profitiert zudem von allerh<strong>an</strong>d Extras.<br />
13 Monatsgehälter, eine Mitarbeiter- und<br />
Gewinnbeteiligung, ein Zuschuss für die<br />
Kinderbetreuung, vermögenswirksame<br />
Leistungen sowie Geschenke zum Geburtstag<br />
oder zu Weihnachten gehören<br />
zum Beispiel dazu. In den meisten Bereichen<br />
werden dem Team auch flexible<br />
Arbeitszeiten ermöglicht, damit persönliche<br />
und betriebliche Bel<strong>an</strong>ge besser<br />
vereinbart werden können. Individuelle<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten, ein betriebliches<br />
Gesundheitsm<strong>an</strong>agement,<br />
das unter <strong>an</strong>derem ergonomische<br />
Arbeitsplätze, Sport<strong>an</strong>gebote und Fahrradleasing<br />
einschließt sowie eine Kinderweihnachtsfeier<br />
runden die Leistungen<br />
für Mitarbeiter ab.<br />
Gesucht werden bei Starrag derzeit vor<br />
WEITERE INFOS:<br />
Starrag GmbH<br />
chemnitz.jobs/starrag<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Korea, China, Russl<strong>an</strong>d,<br />
Syrien und Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
career.che@starrag.com<br />
6<br />
51
„WIR MACHEN DIE WELT<br />
EIN BISSCHEN SICHERER“<br />
„Wir sind mit großen Ambitionen und Visionen gestartet,<br />
die wir natürlich umgesetzt, hin und wieder umgeworfen<br />
oder auch einfach mal umgedacht haben“, blickt Matthias<br />
Domes, einer der Gründer der domeba GmbH auf die Anfänge<br />
des „klassischen Garagen-Startups" zurück. Aus den<br />
Ambitionen, eine Agentur für Web-Anwendungen auf die<br />
Beine zu stellen, entwickelte sich bis heute ein Unternehmen,<br />
dass zurecht behaupten darf, täglich Leben zu retten:<br />
Denn die domeba GmbH gehört mittlerweile zu den führenden<br />
Anbietern von Compli<strong>an</strong>ce-M<strong>an</strong>agement-Software und<br />
arbeitet <strong>an</strong> digitalen Lösungen für die Bereiche Arbeitsschutz,<br />
Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit.<br />
Eine Modular aufgebaute Software in 30<br />
Sprachen hilft Unternehmen aus nahezu<br />
allen Br<strong>an</strong>chen dabei, interne oder gesetzlich<br />
vorgeschriebene Regeln und Ziele zu<br />
verwirklichen. Gleich zwei Meilensteine<br />
setzte die domeba GmbH im Jahr 2023:<br />
Das Unternehmen feierte sein 25-jähriges<br />
Jubiläum und führte seine Mitarbeiterzahl<br />
gleichzeitig in den dreistelligen Bereich.<br />
Auch Test Engineer Robert Montell ist einer<br />
der neu eingestellten Mitarbeitenden. Der<br />
finnische Floorballsportler spielt in der aktuellen<br />
Saison als Gastspieler bei den Floor<br />
Fighters <strong>Chemnitz</strong>. Matthias Domes: „Vor<br />
dem Start der neuen Saison erhielten wir<br />
als Sponsor die Mitteilung, dass der neue<br />
Gastspieler einen Job bei einer IT-Firma<br />
sucht. Er hatte gerade frisch seinen Bachelor-Abschluss<br />
als Programmierer gemacht.“<br />
Damit startete direkt der erfolgreiche Bewerbungsprozess<br />
und seit Mitte Oktober ist<br />
Robert Montell ein festes Teammitglied der<br />
„domebi<strong>an</strong>er“. Der internationale Ged<strong>an</strong>ke<br />
stehe schon seit geraumer Zeit auf der<br />
domeba-Agenda, sagt Matthias Domes, der<br />
bei der Internationalisierung eine „gesunde<br />
Geschwindigkeit“ bevorzugt. „Da prallen<br />
kulturelle Welten aufein<strong>an</strong>der, die bereichernd<br />
und herausfordernd zugleich sein<br />
können. Wir brauchen eine Belegschaft, die<br />
nicht überredet wird, sondern von diesem<br />
Prozess überzeugt ist. Und das braucht<br />
Zeit.“ Wie sich internationale Fachkräfte<br />
bei domeba und in Deutschl<strong>an</strong>d eingelebt<br />
haben, erzählen Sie uns am besten selbst:<br />
Khaoula Bouguerra<br />
Khaoula Bouguerra aus Tunesien,<br />
Auszubildende Fachinformatik<br />
Anwendungsentwicklung<br />
Welche Gründe gab es für die Entscheidung,<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d zu arbeiten und welche Erwartungen<br />
waren damit verbunden?<br />
Ich hatte in erster Linie familiäre Gründe,<br />
da mein Ehepartner hier arbeitet. Darüber<br />
hinaus wollte ich die Möglichkeit nutzen,<br />
meine berufliche Laufbahn vor<strong>an</strong>zutreiben<br />
und meinen Lebenslauf zu erweitern.<br />
Eine gute Work-Life-Bal<strong>an</strong>ce, berufliche<br />
Weiterentwicklungsmöglichkeiten und ein<br />
freundliches, kooperatives Team zählten<br />
zu meinen Erwartungen. Außerdem hoffte<br />
ich, kulturelle Erfahrungen zu sammeln und<br />
meine Sprachkenntnisse zu verbessern.<br />
Gab es besondere Herausforderungen oder<br />
positive Erfahrungen?<br />
Ich habe meine Integration in das Unternehmen<br />
als sehr positiv erlebt. Alle Mitarbeiter<br />
hier sind sehr nett und kooperativ, was<br />
meine berufliche Erfahrung sehr <strong>an</strong>genehm<br />
macht. In Bezug auf die lokale Gemeinschaft<br />
gab es einige soziale Anpassungsschwierigkeiten,<br />
aber nichts Schwerwiegendes. Ich bin<br />
mit meinem Leben hier zufrieden.<br />
Welche Empfehlungen würden Sie <strong>an</strong>deren<br />
internationalen Fachkräften geben?<br />
Du solltest offen für neue Erfahrungen sein.<br />
Akzeptiere kulturelle Unterschiede und<br />
respektiere die Vielfalt. Du solltest geduldig<br />
sein und dich auf deine berufliche Entwicklung<br />
konzentrieren<br />
WEITERE INFOS:<br />
domeba GmbH<br />
chemnitz.jobs/domeba<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Kolumbien, Italien, Finnl<strong>an</strong>d, Indien,<br />
Tunesien, Kasachst<strong>an</strong>, Fr<strong>an</strong>kreich<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
bewerbung@domeba.de<br />
8<br />
52
stolz auf sich zu sein. Das ist etwas, was sie<br />
ändern sollten. Ich liebe beide Länder, aber<br />
meine Wurzeln habe ich hier gepfl<strong>an</strong>zt und<br />
das macht Deutschl<strong>an</strong>d zu etwas Besonderem.<br />
Luz Patricia Arévalo Pardo<br />
Luz Patricia Arévalo Pardo<br />
aus Kolumbien, Test Engineer<br />
Seit 2007 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
Wie haben Sie Ihre Integration in die lokale<br />
Gemeinschaft erlebt?<br />
Zu Beginn ist es wichtig, vorh<strong>an</strong>dene soziale<br />
Netzwerke zu finden. Anf<strong>an</strong>gs hatte ich die<br />
Unterstützung der Familie meines M<strong>an</strong>nes<br />
und einer Gruppe lateinamerik<strong>an</strong>ischer<br />
Frauen, die mich in vielen rechtlichen und<br />
kulturellen Fragen beraten haben. Um<br />
jedoch nicht isoliert zu bleiben und sich in<br />
die neue Kultur zu integrieren, ist es unerlässlich,<br />
mit der Zeit eigene Netzwerke zu<br />
schaffen.<br />
Inwieweit fühlen Sie sich in Ihrer neuen Umgebung<br />
willkommen und akzeptiert?<br />
Besonders bei domeba hat mir jeder das<br />
Gefühl gegeben, Teil des Unternehmens zu<br />
sein, sowohl bei der Arbeit als auch im sozialen<br />
Umfeld. Ich fühle mich respektiert und<br />
berücksichtigt, wenn ich Konzepte vorschlage<br />
oder Meinungen zu beruflichen Themen<br />
abgebe. Sie lassen mich authentisch sein<br />
und interessieren sich für meine Kultur und<br />
meine beruflichen Erfahrungen.<br />
Was ist der größte Unterschied zwischen<br />
Kolumbien und Deutschl<strong>an</strong>d?<br />
Wir Kolumbi<strong>an</strong>er sind glücklich und stolz auf<br />
das, was wir tun und sind. Obwohl die Deutschen<br />
viel mehr erreicht haben als <strong>an</strong>dere<br />
erreichen können, sind sie nicht in der Lage,<br />
Mari<strong>an</strong>gela Gi<strong>an</strong>nattasio<br />
Mari<strong>an</strong>gela Gi<strong>an</strong>nattasio aus Italien,<br />
Coordinator of international activities<br />
Seit 2020 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
Wie haben Sie Ihre Integration in das Unternehmen<br />
und die lokale Gemeinschaft erlebt?<br />
Zu Beginn waren meine Deutschkenntnisse<br />
nicht ausreichend. Das führte zu einigen<br />
Herausforderungen. Dabei ist die <strong>deutsch</strong>e<br />
Sprache wirklich schön und nu<strong>an</strong>cenreich.<br />
Durch die Arbeit hier und den Besuch intensiver<br />
Deutschkurse konnte ich mich jedoch<br />
nicht nur mit der Sprache, sondern auch<br />
mit der lokalen Mentalität vertraut machen.<br />
Die Kollegen, die ich gefunden habe, waren<br />
immer hilfsbereit und interessierten sich für<br />
die italienische Kultur.<br />
Was hat Ihnen am besten geholfen, sich in<br />
der neuen Arbeitsumgebung und dem sozialen<br />
Umfeld zurechtzufinden?<br />
Ich bin fest davon überzeugt, dass die<br />
Grundwerte, auf denen ein Unternehmen<br />
basiert, einen erheblichen Einfluss auf den<br />
„Onboarding“-Prozess und die Arbeitsroutine<br />
haben. Freundliche und geduldige<br />
Kollegen machen natürlich einen großen<br />
Unterschied. Was ich jedem empfehlen<br />
k<strong>an</strong>n, um den sozialen Kreis zu erweitern, ist<br />
die Teillahme <strong>an</strong> Deutschkursen und Sportgruppen.<br />
Robert Montell<br />
Robert Montell aus Finnl<strong>an</strong>d,<br />
Test engineer<br />
Seit 2023 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
Welche kulturellen Unterschiede oder Gemeinsamkeiten<br />
gibt es zwischen Finnl<strong>an</strong>d<br />
und Deutschl<strong>an</strong>d?<br />
Deutsche sind im Allgemeinen viel offener<br />
als Finnen. Außerhalb Finnl<strong>an</strong>ds ist es deshalb<br />
viel einfacher, in unbek<strong>an</strong>nte Umgebungen<br />
vorzudringen. Es gibt außerdem<br />
einen klaren Unterschied in der Denkweise:<br />
In Deutschl<strong>an</strong>d wird nicht viel nachgedacht,<br />
sondern mehr get<strong>an</strong>, was mich zusätzlich<br />
motiviert. Die Menschen hier versuchen<br />
auch nicht, sich einfach ihrer Ver<strong>an</strong>twortung<br />
zu entziehen, sondern stellen sich dieser<br />
stattdessen.<br />
Haben Sie Ratschläge oder Anregungen zur<br />
Verbesserung der Willkommenskultur in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d?<br />
Die Einheimischen sollten ihre Englischkenntnisse<br />
mehr pflegen. Dies könnte die<br />
Kommunikation mit internationalen Arbeitnehmern<br />
verbessern, die kein oder nur<br />
wenig Deutsch sprechen.<br />
Welche Tipps würden Sie <strong>an</strong>deren internationalen<br />
Fachkräften geben, die vor einer<br />
ähnlichen beruflichen Veränderung stehen?<br />
Keine Angst vor Fehlern haben, neugierig<br />
sein und jede Gelegenheit nutzen – sei<br />
es bei der Arbeit oder in der Freizeit. Am<br />
Anf<strong>an</strong>g wird alles neu sein und viel wirken,<br />
aber das ist völlig in Ordnung.<br />
Fotos: Domeba<br />
53
DIE PIONIERE DES<br />
E-LEARNING<br />
Drehen wir die Zeit drei Jahre<br />
zurück: Ende 2020 befindet<br />
sich die Welt mitten in der<br />
P<strong>an</strong>demie. Wir stehen in der<br />
Schl<strong>an</strong>ge vorm Supermarkt<br />
und warten darauf, dass uns<br />
ein Mitarbeiter den nächsten<br />
Einkaufswagen desinfiziert<br />
und zuteilt. Unsere Freizeit<br />
verbringen wir mit Spaziergängen,<br />
weil Weihnachtsmärkte,<br />
Konzerte und sonstige<br />
Menschen<strong>an</strong>sammlungen<br />
nicht mehr existieren. Und wir<br />
lernen die Vorteile des digitalen<br />
Zeitalters zu schätzen.<br />
Fotos: Bildungsportal Sachsen GmbH<br />
Wir meeten uns per Video-Schalte, verbringen<br />
die Arbeitstage vermehrt im Home<br />
Office oder nutzen Lernplattformen im<br />
Internet. In dieser Zeit hatte die BPS Bildungsportal<br />
Sachsen GmbH Hochkonjunktur,<br />
denn das Unternehmen arbeitet seit 20<br />
Jahren <strong>an</strong> eben jenen E-Learning-Tools, die<br />
zu Zeiten der P<strong>an</strong>demie einen unschätzbaren<br />
Wert mitbrachten. Schon vor dem<br />
ersten Corona-Jahr nutzen sachsenweit<br />
bereits rund 30.000 Studierende und Lehrkräfte<br />
täglich die von BPS entwickelte Lernplattform<br />
OPAL, kurz für Online-Plattform<br />
für Akademisches Lehren und Lernen. „In<br />
der P<strong>an</strong>demie stiegen die Nutzerzahlen<br />
täglich auf bis zu 60.000 – dieses Niveau<br />
wurde bis heute nahezu gehalten“, freut<br />
sich Geschäftsführer Sven Morgner, der<br />
bereits seit 2001 mit dem Unternehmen<br />
verbunden ist. Die Idee hinter OPAL: eine<br />
flächendeckende Integration von E-Learning<br />
und neuen Medien im sächsischen<br />
Hochschulalltag. Um einen sachsenweiten<br />
St<strong>an</strong>dard auf den Weg zu bringen, wurde<br />
die BPS Bildungsportal Sachsen GmbH<br />
Ende 2004 von insgesamt elf sächsischen<br />
Hochschulen gegründet. Heute bietet das<br />
54
Unternehmen mit der Prüfungssoftware<br />
ONYX zusätzlich die Möglichkeit, Tests,<br />
Klausuren und Abschlussprüfungen online<br />
zu erstellen und sicher digital durchzuführen<br />
– ein weiterer Bereich, dessen Bedarf<br />
seit Corona gewachsen ist. Der Ausbildungsnachweis<br />
BLok stellt Ausbilder:innen<br />
und Azubis zudem ein digitales Berichtsheft<br />
zur Verfügung. Mit seinen innovativen<br />
Produkten agiert das Bildungsportal Sachsen<br />
mittlerweile weit über die Grenzen des<br />
Freistaates hinaus. Damit bei dem zuverlässigen<br />
Partner für Digitalisierung in der<br />
Aus- und Weiterbildung alles reibungslos<br />
läuft, bringt das Unternehmen insgesamt<br />
33 Mitarbeiter:innen zusammen – unter<br />
<strong>an</strong>derem aus den Bereichen Wirtschaftsund<br />
Sozialwissenschaften, Informatik und<br />
Medienm<strong>an</strong>agement. Sie arbeiten im Produktm<strong>an</strong>agement,<br />
in der Software-Entwicklung,<br />
der Qualitätssicherung, in der Admin-<br />
Abteilung oder im Kundensupport. Immer<br />
mal wieder beschreiten auch internationale<br />
Fachkräfte ihren Bildungs- und Karriereweg<br />
bei der BPS GmbH. Maria Kretz, die<br />
Assistentin der Geschäftsführung, bringt<br />
beispielsweise russische Wurzeln mit und<br />
kennt die Herausforderungen, wenn die<br />
Muttersprache eine <strong>an</strong>dere ist. An Deutschkenntnissen<br />
m<strong>an</strong>gelt es den Bewerber:innen<br />
in der Regel aber kaum: „Fachkräfte<br />
aus dem Ausl<strong>an</strong>d bringen meist ein gutes<br />
Sprachlevel mit. Sie kommen zum größten<br />
Teil aus dem universitären Umfeld und haben<br />
sich bereits gut in Deutschl<strong>an</strong>d eingelebt,<br />
bevor sie sich bei uns bewerben.“ Das<br />
sei auch notwendig, da sich der Arbeitsalltag<br />
vorwiegend auf Deutsch abspielt.<br />
Damit die neuen Kolleg:innen von Anf<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong> gut „mitgenommen“ werden, bekommen<br />
sie in der Anf<strong>an</strong>gsphase eingespielte<br />
Mitarbeiter:innen zur Seite gestellt. „Das<br />
gilt natürlich für alle Bewerber:innen – egal<br />
welcher Herkunft“, sagt Sven Morgner. Weitere<br />
Hilfestellung bietet ein Betriebsrat, der<br />
in allen Bel<strong>an</strong>gen ein wichtiger Ansprechpartner<br />
ist. So unterstützte die Arbeitnehmervertretung<br />
kürzlich beispielsweise<br />
eine Kollegin aus Kirgisist<strong>an</strong>, die während<br />
ihres Studiums <strong>an</strong> der Hochschule Zwickau<br />
bereits im Unternehmen arbeitete. Der<br />
Chef fasst zusammen: „Im Grunde sind<br />
die geografischen Wurzeln bei uns nicht<br />
entscheidend. Was uns interessiert, sind<br />
die fachlichen Qualifikationen und wie<br />
jem<strong>an</strong>d tickt.“ Und wie genau muss jem<strong>an</strong>d<br />
ticken, um bei BPS in die engere Wahl zu<br />
kommen? Sven Morgner lacht, zeichnet<br />
d<strong>an</strong>ach aber ein erstaunlich scharfes Bild<br />
der künftigen Kolleg:innen: „M<strong>an</strong> muss eine<br />
gute Portion Pragmatismus und vor allem<br />
Lust <strong>an</strong> unserer Arbeit mitbringen. Wir<br />
agieren viel im Team, weshalb eine gewisse<br />
Kommunikationsfähigkeit von Vorteil ist.<br />
Wer d<strong>an</strong>n noch eine gute Sozialkompetenz<br />
<strong>an</strong> den Tag legt, sollte sich noch heute bei<br />
uns melden.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
BPS Bildungsportal Sachsen<br />
GmbH<br />
chemnitz.jobs/bps<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Kasachst<strong>an</strong>, Russl<strong>an</strong>d<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
bewerbung@bps-system.de<br />
3<br />
55
GEHEIMTIPP:<br />
DEUTSCH LERNEN MIT<br />
VOLKSLIEDERN<br />
Fotos: Intenta<br />
Beim Reinbeißen knuspert es leise. Im Mund zergehen<br />
hauchdünne Teigblätter, d<strong>an</strong>n kommen die Nüsse<br />
und der Zuckerschock. Denn die üppige orientalische<br />
Nachspeise Baklava ist vor allem eines: sehr süß.<br />
Warum wir in einem <strong>Magazin</strong> mit Firmenportraits<br />
<strong>an</strong> dieser Stelle ins Kulinarische<br />
abdriften? G<strong>an</strong>z einfach: Weil es bei der<br />
Intenta GmbH durchaus vorkommt, dass<br />
der Chef die syrische Spezialität aus<br />
seinem Heimatl<strong>an</strong>d mitbringt. Moment<br />
mal, kommt das Gebäck denn nicht aus<br />
der Türkei? Nein, das türkische Nationalgebäck<br />
stammt ursprünglich aus<br />
Syrien und wurde im Osm<strong>an</strong>ischen Reich<br />
„eingetürkt“. Auf diese Richtigstellung<br />
besteht Geschäftsführer Dr. Basel Fardi<br />
augenzwinkernd. Integration fängt bei<br />
56
Intenta also bereits in der Chefetage <strong>an</strong>:<br />
„Das Thema ist sozusagen in unserer<br />
Firmen-DNA ver<strong>an</strong>kert“, lacht Personalreferentin<br />
Steph<strong>an</strong>ie Blönau, eine von<br />
knapp 70 Mitarbeiter:innen im gesamten<br />
Intenta-Kosmos. Dieser Kosmos erstreckt<br />
sich von <strong>Chemnitz</strong> über Hamburg<br />
bis Aachen und beheimatet vielfältige<br />
Kompetenzen in der Software- und<br />
Hardware-Entwicklung. Der Geschäftsbereich<br />
Software Engineering in Hamburg<br />
umfasst Schwerpunkte wie die klassische<br />
Applikationsentwicklung, Automotive<br />
Software und sp<strong>an</strong>nende neue KI-Al-<br />
Steph<strong>an</strong>ie Blönau. Dennoch lege m<strong>an</strong><br />
im Unternehmen viel Wert darauf, dass<br />
die Sprachsicherheit im Laufe der Zeit<br />
sukzessive ausgebaut wird. „Denn irgendw<strong>an</strong>n<br />
ist die Arbeit auch vorbei und<br />
m<strong>an</strong> wieder auf sich allein gestellt. Ohne<br />
Deutschkenntnisse ist eine Integration<br />
in die Gesellschaft d<strong>an</strong>n kaum möglich.<br />
Schon bei kleinen, alltäglichen Dingen<br />
wie Behördengängen, Arztbesuchen<br />
oder dem Wochenendeinkauf k<strong>an</strong>nst Du<br />
dich nicht darauf verlassen, dass jeder<br />
Englisch spricht. Kommunikation auf<br />
Augenhöhe ist außerdem das A und O,<br />
Software-Entwickler Jaroslav Dousa und Personalreferentin Steph<strong>an</strong>ie Blönau<br />
„kleine Stadt“ <strong>Chemnitz</strong> mit ihrer vielen<br />
Natur ins Herz geschlossen, was auch<br />
den Menschen zu verd<strong>an</strong>ken ist, die ihn<br />
über die Jahre hinweg begleiteten: „Vom<br />
Studentenkreis bis zu den heutigen Kolleginnen<br />
und Kollegen hatte ich immer<br />
freundliche und hilfsbereite Menschen<br />
um mich. Das erleichtert die Integration<br />
ungemein.“ Genauso <strong>an</strong>gekommen<br />
sollen sich irgendw<strong>an</strong>n auch die Neuen<br />
in der Intenta-Familie fühlen. Steph<strong>an</strong>ie<br />
Blönau: „Das funktioniert natürlich nur,<br />
wenn m<strong>an</strong> sie aus ihrer ‚Community‘<br />
herausholt und sie über gemeinsame<br />
Team-Events L<strong>an</strong>d und Leute besser<br />
kennen lernen. Dabei achten wir darauf,<br />
dass Integration keine Einbahnstraße ist.<br />
Das heißt, wir vermitteln zwar typische<br />
<strong>deutsch</strong>e Bräuche, wie bei einem Besuch<br />
auf dem Weihnachtsmarkt. Auf<br />
der <strong>an</strong>deren Seite passen wir uns bei<br />
Team-Events aber auch den kulturellen<br />
Gepflogenheiten des jeweiligen L<strong>an</strong>des<br />
<strong>an</strong>, beispielsweise achten wir beim<br />
Catering auch auf kulturelle und religiöse<br />
Besonderheiten.“ M<strong>an</strong> dürfe nicht nur zu<br />
Hause sitzen, sondern sollte sich ins kulturelle<br />
Leben stürzen, rät Jaroslav Dousa<br />
allen Neu<strong>an</strong>kömmlingen, die in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
beruflich Fuß fassen möchten. Sein<br />
Geheimtipp zum Erlernen der Sprache:<br />
„Deutsche Volkslieder“, schmunzelt der<br />
leidenschaftliche Akkordeonspieler.<br />
„Diese waren in der Anf<strong>an</strong>gszeit mein<br />
bester Sprachunterricht, wenn auch<br />
nicht immer bei allen Mitstreitern um<br />
mich herum beliebt.“<br />
gorithmen. D<strong>an</strong>eben ist in <strong>Chemnitz</strong> mit<br />
dem Schwerpunkt Bildverarbeitung die<br />
Entwicklung, Produktion und Vertrieb<br />
von intelligenten, kamerabasierten Sensorsystemen<br />
zur Personenerkennung<br />
und die Verwaltung der Firmengruppe<br />
<strong>an</strong>sässig. Firmenübergreifend haben<br />
insgesamt 20 Prozent der Mitarbeiter:innen<br />
ihre Wurzeln im Ausl<strong>an</strong>d. Das<br />
liegt <strong>an</strong> der Tatsache, dass der Bereich<br />
Software-Entwicklung auch für internationale<br />
Fachkräfte mit überschaubaren<br />
Deutschkenntnissen geeignet ist“, erklärt<br />
um kulturelle Unterschiede aus dem Weg<br />
zu räumen“, sagt Jaroslav Dousa. Diese<br />
Erfahrung machte der Software-Entwickler<br />
bereits vor 20 Jahren. Damals ist sein<br />
Heimatl<strong>an</strong>d Tschechien gerade Mitglied<br />
in der Europäischen Union geworden. Ein<br />
Ausl<strong>an</strong>dssemester <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong><br />
sollte seinen Karriereweg in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
besiegeln. „Es hätte auch Großbrit<strong>an</strong>nien<br />
werden können“, resümiert Jaroslav<br />
Dousa. „Aber Sachsens Nähe zu meinem<br />
Heimatl<strong>an</strong>d hat d<strong>an</strong>n doch den Ausschlag<br />
gegeben.“ Mittlerweile habe er die<br />
WEITERE INFOS:<br />
Intenta GmbH<br />
chemnitz.jobs/intenta<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Tschechien, Syrien, Lib<strong>an</strong>on<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
karriere@intenta.de<br />
4<br />
57
VON EINEM SPANIER,<br />
DER SICH EIN HERZ UND IN<br />
CHEMNITZ FUSS FASSTE<br />
Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />
58
„Wir schlagen die Brücke zwischen<br />
Wissenschaft und Wirtschaft und sind so<br />
Forschungspartner für den Mittelst<strong>an</strong>d.<br />
Das heißt, unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen<br />
nutzen ihr Knowhow, um<br />
<strong>an</strong>wendungsorientiert und industrienah<br />
Lösungen für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen zu erarbeiten.“ So stellt<br />
Bi<strong>an</strong>ka Albrecht das Institut <strong>Chemnitz</strong>er<br />
Maschinen- und Anlagenbau e. V., kurz<br />
ICM, vor. Dabei fokussiert sich die gemeinnützige<br />
Forschungseinrichtung auf<br />
regionale Projektpartner. Internationale<br />
Projekte werden nur punktuell bearbeitet.<br />
Primär sind die rund 80 Mitarbeiter:innen<br />
im mittel<strong>deutsch</strong>en Raum tätig.<br />
Das heißt, ihre Kompetenz kommt der<br />
Wirtschaft wie der Hochschull<strong>an</strong>dschaft<br />
in Sachsen und Thüringen zugute.<br />
Am ICM tüftelt m<strong>an</strong> aber nicht „nur“ <strong>an</strong><br />
innovativen Lösungen aus dem Bereich<br />
Maschinenbau. M<strong>an</strong> baut ebenso Brücken<br />
zwischen Menschen, ihren Heimatländern,<br />
ihren Werten: interkulturelle<br />
Arbeitsatmosphäre inklusive. Wenn da<br />
nicht die Sprachbarriere wäre, die täglich<br />
die Arbeit in den Teams vor Herausforderungen<br />
stellt. Viele Aspekte ergeben<br />
eine Gemengelage, die nicht so einfach<br />
zu meistern sind. Die Kommunikation mit<br />
Partnern erfolgt vorr<strong>an</strong>gig in Deutsch.<br />
Projekt- bzw. Fördermittel<strong>an</strong>träge müssen<br />
zw<strong>an</strong>gsläufig in Deutsch verfasst und<br />
allgemeinverständlich, wissenschaftlich<br />
formuliert sein. Selbst für Muttersprachler:innen<br />
ist das schon eine komplexe<br />
Aufgabenstellung. Das Schreiben von<br />
Fachartikeln, Zwischen-und Schlussberichten<br />
fällt auch <strong>deutsch</strong>en Student:innen<br />
oft schwer.<br />
Wenn m<strong>an</strong> das in Deutsch als Fremdsprache<br />
stemmen muss, ist das eine<br />
riesige Hürde. Dabei ist die Einrichtung<br />
auf die Studierenden <strong>an</strong>gewiesen. Sie<br />
bringen frische Ideen in die Teams. Von<br />
ihren Ged<strong>an</strong>ken und innovativen Ansätzen<br />
profitieren alle.<br />
Demgegenüber stehen die Studienbedingungen,<br />
die junge Menschen aus aller<br />
Welt nach <strong>Chemnitz</strong> ziehen. Ohne elementare<br />
Deutschkenntnisse zum Bachelor?<br />
Kein Thema. Englisch ist die Studiensprache,<br />
auch <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong>. Was<br />
für die Studierenden – zum Beispiel aus<br />
China oder Indien – ein Vorteil ist, erweist<br />
sich in der Rekrutierung, Mitarbeiterbindung<br />
und ihrer Verwurzelung hier in<br />
der Region als eher schwierig. Denn wer<br />
den Schritt wagt, für das Studium in ein<br />
<strong>an</strong>deres L<strong>an</strong>d zu gehen, der ist flexibel in<br />
der Wahl seiner Arbeitsstelle und seines<br />
Wohnortes. Die Sache ist also komplex.<br />
Umso erzählenswerter ist die Karriere<br />
von Álvaro Oteros Pérez. Der 29-Jährige<br />
stammt aus Nordostsp<strong>an</strong>ien, genauer<br />
gesagt aus Katalonien. Er ist aufgewachsen<br />
in der Kleinstadt Olot, die von<br />
(inaktiven) Vulk<strong>an</strong>en umgeben ist. Ein<br />
idyllischer Flecken Erde; leider mit wenig<br />
Zukunftsaussichten für junge Leute. Um<br />
Perspektiven zu schaffen, steuert die<br />
Europäische Union beispielsweise mit<br />
Förderprogrammen entgegen. Integration<br />
durch Austausch heißt solch ein<br />
Instrument. Álvaro Oteros Pérez kam<br />
über ein betriebliches Ausl<strong>an</strong>dspraktikum<br />
zum ICM. Nach acht Wochen war<br />
klar, dass er in Deutschl<strong>an</strong>d bleiben will.<br />
Heute ist er Teil des Teams Informationsund<br />
Kommunikationstechnologie und<br />
programmiert Web- und Datenb<strong>an</strong>k<strong>an</strong>wendungen.<br />
Im MINTsportRegion-Projekt,<br />
welches Kinder und Teenager außerhalb<br />
der Schule für Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaft und Technik begeistern<br />
soll, findet m<strong>an</strong> sein Knowhow. Die<br />
App für eine der neuesten ICM-Eigenentwicklungen<br />
– den Innvelo-Scooter,<br />
einem Lastenroller mit Elektro<strong>an</strong>trieb, –<br />
trägt ebenfalls seine H<strong>an</strong>dschrift. Auf die<br />
Frage, ob er <strong>an</strong>gekommen sei, <strong>an</strong>twortet<br />
er: „Ich wollte die Erfahrung machen in<br />
einem <strong>an</strong>deren L<strong>an</strong>d zu arbeiten und<br />
dazuzulernen. Diese Gelegenheit habe<br />
ich genutzt. Beim ICM bin ich geblieben,<br />
weil das Mitein<strong>an</strong>der im Team passt.<br />
Die Arbeitsinhalte sind sp<strong>an</strong>nend. Wir<br />
frühstücken jeden Tag zusammen; auch<br />
in der Mittagspause isst keiner allein.<br />
M<strong>an</strong>chmal gibt es Kuchen und ab und<br />
<strong>an</strong> spielen wir Skat. Und, <strong>Chemnitz</strong> hat<br />
für mich die richtige Größe. Die Stadt ist<br />
nicht zu groß und nicht zu klein. Alles ist<br />
gut vernetzt und erreichbar.“<br />
Álvaro ist ein Beispiel gelungener Integration<br />
und ein wertvoller Mitarbeiter am<br />
ICM. Interkulturelles Arbeiten k<strong>an</strong>n<br />
gelingen. Ein Nachmachen ist erwünscht.<br />
WEITERE INFOS:<br />
ICM - Institut <strong>Chemnitz</strong>er Maschinen-<br />
und Anlagenbau e.V.<br />
chemnitz.jobs/icm<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Ir<strong>an</strong>, Indien, China, Pakist<strong>an</strong>,<br />
B<strong>an</strong>gladesh, Sp<strong>an</strong>ien, Russl<strong>an</strong>d<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
personal@icm-chemnitz.de<br />
8<br />
59
Konzernstrukturen können für ein Unternehmen<br />
durchaus Sinn machen – um<br />
beispielsweise das wirtschaftliche Risiko<br />
aufzuspalten, um Produktionsabläufe zu<br />
optimieren oder um operierende und<br />
verwaltende Teile des Betriebs vonein<strong>an</strong>der<br />
zu trennen. Unter solchen Strukturen<br />
leiden allerdings oft Faktoren wie Flexibilität<br />
und Schnelligkeit: „Doch genau diese<br />
Anforderungen stellt der Markt <strong>an</strong> technologische<br />
Entwicklungen“, sagt Karsten<br />
Schulze, einer der fünf Gründer, die bis<br />
2017 in solchen Strukturen der Automobilindustrie<br />
tätig waren. Mit FDTech schufen<br />
sie jenes Unternehmen, das ihren Ansprüchen<br />
<strong>an</strong>passungsfähiger Weiterentwicklung<br />
im Bereich Mobilität entsprach. Ihre<br />
Vision: Selbstbestimmte Mobilität für alle<br />
zu jeder Zeit <strong>an</strong> jedem Ort zu ermöglichen.<br />
Heute ist das Unternehmen Spezialist<br />
für automatisiertes Fahren, erarbeitet<br />
Prozesse, Methoden sowie Werkzeuge<br />
und entwickelt Algorithmen für automatisierte<br />
Fahrfunktionen. So flexibel wie<br />
im Kerngeschäft ist FDTech auch bei der<br />
Suche nach qualifiziertem Personal: 175<br />
Mitarbeiter:innen, darunter 25 Student:innen<br />
und Azubis in dualer Ausbildung<br />
sind sechs Jahre nach der Gründung im<br />
Unternehmen beschäftigt. 30 von ihnen<br />
haben internationale Wurzeln und bringen<br />
insgesamt 14 verschiedene Nationalitäten<br />
mit – Tendenz steigend. Karsten Schulze<br />
sieht einen Vorteil in der hohen Motivation<br />
der internationalen Fachkräfte: „Das fängt<br />
beim Grad der Ausbildung <strong>an</strong> und erstreckt<br />
sich bis hin zur Energie im Arbeitsalltag.“<br />
Viele Menschen mit Wurzeln aus<br />
<strong>an</strong>deren Kulturkreisen seien hochgebildet<br />
und hochmotiviert. „Da können sich<br />
hierzul<strong>an</strong>de viele ein Vorbild nehmen“, so<br />
Karsten Schulze.<br />
Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />
Nun könnte m<strong>an</strong> meinen, dass FDTech in<br />
einer Br<strong>an</strong>che unterwegs ist, in der sich<br />
internationale Fachkräfte auf der Verständigung<br />
in Englisch ausruhen können.<br />
„G<strong>an</strong>z und gar nicht“, erwidert Schulze.<br />
„Natürlich sind wir in der Firma bilingual<br />
unterwegs, aber gute Deutschkenntnisse<br />
sind für unsere Belegschaft mit internationalen<br />
Wurzeln ein Muss. In unserem<br />
Kundenumfeld werden die meisten Meetings<br />
auf Deutsch abgehalten. Und auch<br />
im privaten Bereich sollte m<strong>an</strong> sich gut<br />
verständigen können.“ Unterstützung gibt<br />
es bei FDTech unter <strong>an</strong>derem in Form von<br />
Deutschkursen über einen lokalen Dienstleister.<br />
Auch bei der Wohnungssuche,<br />
beim Visum und der Einbürgerung stehe<br />
das Unternehmen zur Seite, ergänzt Saba<br />
Abdollahi. Die 33-Jährige stammt aus dem<br />
Ir<strong>an</strong>, hat <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong> ihr Studium<br />
der Biomedizinischen Technik erfolgreich<br />
absolviert und bereichert seit Anf<strong>an</strong>g<br />
2020 das Team von FDTech. Deutschl<strong>an</strong>d<br />
sei neben Australien und K<strong>an</strong>ada ihre<br />
erste Wahl gewesen. „Ordnung, Sicherheit,<br />
die Qualität des Studiums und vor allem<br />
die demokratischen Werte waren am Ende<br />
die ausschlaggebenden Faktoren“, erzählt<br />
sie. Doch ihr Start in Deutschl<strong>an</strong>d war alles<br />
<strong>an</strong>dere als einfach: „Für eine Kontoeröffnung<br />
benötigt m<strong>an</strong> eine Bestätigung der<br />
Ausländerbehörde. Diese verl<strong>an</strong>gt eine<br />
Anmeldebescheinigung, wofür wiederum<br />
eine Anschrift notwendig ist. Für eine Wohnung<br />
benötigt m<strong>an</strong> allerdings ein Konto<br />
– und der Kreislauf beginnt von vorne“,<br />
erzählt Saba, die sich für internationale<br />
Fachkräfte eine bessere org<strong>an</strong>isatorische<br />
Betreuung wünscht. „Das tut schon weh,<br />
wenn m<strong>an</strong> sieht, wie hoch der Bedarf <strong>an</strong><br />
Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d ist und wie<br />
wenig Willkommenskultur Deutschl<strong>an</strong>d<br />
zu bieten hat.“ Der monatel<strong>an</strong>ge Kampf<br />
INTEGRATION IST<br />
KEINE EINBAHNSTRASSE<br />
60
um ein Besuchervisum für ihre Eltern sei<br />
so ein Beispiel: „Wir Fachkräfte aus dem<br />
Ausl<strong>an</strong>d sind ja keine Maschinen, sondern<br />
Menschen, die ihre Eltern gerne bei<br />
wichtigen Ereignissen wie Hochzeit oder<br />
Geburt dabeihaben möchten.“ Trotz aller<br />
Hürden bezeichnet sie Deutschl<strong>an</strong>d heute<br />
als ihre zweite Heimat: „Wenn ich aus dem<br />
Urlaub hierher zurückkehre, fühle ich<br />
mich zu Hause. Ich bin d<strong>an</strong>kbar, weil ich<br />
mich hier nach meinen Vorstellungen entfalten<br />
und entwickeln konnte.“ Die Suche<br />
nach mehr Lebensqualität war auch die<br />
Motivation von Ary Frigeri aus Brasilien.<br />
Der 28-jährige Software-Entwickler wollte<br />
in einem einladenden und pluralistischen<br />
Umfeld arbeiten, in dem er seine Erfahrungen<br />
offen austauschen k<strong>an</strong>n. „Dieser<br />
Schritt erfordert jedoch Geduld. In den<br />
ersten Monaten gibt es viel Papierkram<br />
zu erledigen. Gleichzeitig muss m<strong>an</strong><br />
für sich eine neue Routine schaffen – in<br />
der Arbeit und in der städtischen Umgebung.“<br />
Weniger Schwierigkeiten hatte<br />
er mit der <strong>deutsch</strong>en Angewohnheit, für<br />
fast alles einen Termin zu vereinbaren,<br />
auch für „kleinere“ soziale Aktivitäten. „Mit<br />
Terminen geht auch Pünktlichkeit einher.<br />
In Brasilien ist es dagegen St<strong>an</strong>dard, bei<br />
gesellschaftlichen Aktivitäten zu spät zu<br />
kommen.“ Auch im Arbeitsumfeld fühlte<br />
sich Ary schnell willkommen. „Meine<br />
Kolleginnen und Kollegen waren von<br />
Beginn <strong>an</strong> kulturell sehr interessiert und<br />
wollten mehr über Essen, Städte oder<br />
brasili<strong>an</strong>ische Gepflogenheiten wissen.“<br />
Diese Kultur des Mitein<strong>an</strong>ders – egal mit<br />
welchem Hintergrund – sei fest in der<br />
Unternehmensphilosophie ver<strong>an</strong>kert,<br />
erklärt Karsten Schulze. Wer Respekt und<br />
Toler<strong>an</strong>z vermissen lässt, habe im Unternehmen<br />
nichts verloren, sagt er konsequent.<br />
„Das gilt natürlich für beide Seiten –<br />
für unsere <strong>deutsch</strong>e Belegschaft wie auch<br />
internationale Fachkräfte.“ Saba ergänzt:<br />
„Integration ist eine beidseitige Angelegenheit.<br />
Wer hier Fuß fassen möchte,<br />
sollte die Werte des L<strong>an</strong>des respektieren<br />
und im besten Fall zu schätzen wissen. Auf<br />
der <strong>an</strong>deren Seite gehört zu einer erfolgreichen<br />
Integration auch die Mithilfe der<br />
<strong>deutsch</strong>en Gesellschaft. Im Idealfall gehen<br />
beide Seiten aufein<strong>an</strong>der zu.“ Damit sich<br />
bei FDTech beide Seiten außerhalb des<br />
Arbeitsumfeldes besser kennen lernen<br />
können, stehen regelmäßig Grillnachmittage,<br />
Spieleabende oder die gemeinsame<br />
Teilnahme <strong>an</strong> verschiedenen öffentlichen<br />
Events auf dem Programm. Zur jährlichen<br />
Geburtstagsfeier kommen d<strong>an</strong>n<br />
auch noch die Familien und Partner*innen<br />
mit. Karsten Schulze: „Wir fördern solche<br />
Events im Sinne der Kulturbildung. Es ist<br />
aber kein Pflichtprogramm, sonst wäre<br />
das auch gar nicht authentisch.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
FDTech GmbH<br />
chemnitz.jobs/fdtech<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Indien, Italien, Brasilien, China, Pakist<strong>an</strong>,<br />
Syrien, Tschechien, Kamerun, Polen, Indien, Ir<strong>an</strong>,<br />
Aserbaidsch<strong>an</strong>, Kirgisist<strong>an</strong>, Ukraine<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
apply@fdtech.de<br />
15<br />
61
INNOVATION TRIFFT<br />
INTERNATIONALITÄT<br />
Intelligente IT-Lösungen und Beratungs<strong>an</strong>sätze entwickeln,<br />
dabei Freiräume für Ideen haben und partnerschaftliches<br />
Teamwork erleben. Wer all das und noch mehr möchte, ist<br />
bei der msg group genau richtig. Die international agierende<br />
Firma, die im IT-Consulting und in der Softwareentwicklung<br />
tätig ist, bietet <strong>an</strong>spruchsvolle und abwechslungsreiche Aufgaben.<br />
Das Unternehmen ist seit über 40 Jahren am Markt<br />
und mit 170 Mitarbeitende vor Ort in <strong>Chemnitz</strong>. Seit 25 Jahren<br />
dabei ist Ingo Gringer. So wie ihm als heutigen St<strong>an</strong>dortleiter<br />
geht es auch zahlreichen Kollegen und Kolleginnen,<br />
die seit Jahrzehnten der msg verbunden sind. „Es gibt bei<br />
uns keine hierarchische Atmosphäre, alles ist offen, kooperativ<br />
und durch Projektgeschäfte und den Technologiew<strong>an</strong>del<br />
auch immer wieder herausfordernd“, erzählt Ingo Gringer.<br />
Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n, privat<br />
Nagima Mendigulova<br />
Die Firma lebt von Innovation und Internationalität.<br />
Die Mitarbeitenden kommen neben<br />
Deutschl<strong>an</strong>d auch aus China, Russl<strong>an</strong>d,<br />
Kirgisist<strong>an</strong>, der Ukraine und der Türkei. Oft<br />
wird der Grundstein für eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit bereits im Studium gelegt:<br />
starke Kooperationen mit der TU <strong>Chemnitz</strong>,<br />
den Hochschulen Zwickau und Mittweida<br />
und dadurch kontinuierliche Forschungsprojekte<br />
mit Studierenden aus aller Welt<br />
zahlen sich aus.<br />
Genau so ist auch Iuli<strong>an</strong>a Schreiber zu msg<br />
gekommen. Seit 2015 lebt die gebürtige<br />
S<strong>an</strong>kt Petersburgerin in Deutschl<strong>an</strong>d. Im<br />
dritten Semester ihres Masterstudiums<br />
der Informatik <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong> hat sie<br />
darüber nachgedacht, wo sie ihr Pflichtpraktikum<br />
absolvieren sollte. Passend dazu hatte<br />
sie <strong>an</strong> der Ringvorlesung zur industriellen<br />
IT-Anwendung der Informatik teilgenommen.<br />
In der Ver<strong>an</strong>staltung erhielten sie und ihre<br />
Mitstudierenden Einblicke in die <strong>Chemnitz</strong>er<br />
IT-L<strong>an</strong>dschaft. „Eines dieser Unternehmen<br />
war msg, und ich erinnere mich noch gut<br />
<strong>an</strong> den Vortrag von Ingo Gringer über das<br />
62
Iuli<strong>an</strong>a Schreiber<br />
Thema der Digitalisierung, der mich beeindruckt<br />
hat. Was für mich besonders hervorsticht,<br />
war die Tatsache, dass die Einführung<br />
der Digitalisierung die Bearbeitungszeit für<br />
Sachbearbeitende erheblich verkürzt hat.<br />
Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen,<br />
mich direkt bei msg zu bewerben“, erzählt<br />
Iuli<strong>an</strong>a Schreiber. Bereut hat sie diesen<br />
Schritt nie. Das Arbeitsklima bei msg beschreibt<br />
sie als äußerst unterstützend und<br />
kollaborativ. „Seit dem ersten Tag als Praktik<strong>an</strong>tin<br />
bei msg habe ich mich als Teil des<br />
Teams gefühlt. Ich wurde intensiv eingeführt<br />
und betreut und auch jetzt finde ich immer<br />
sofort jem<strong>an</strong>den, der mir bei Problemen<br />
hilft“, so die 30-Jährige. Ihr Unternehmen<br />
lege großen Wert auf die Förderung einer<br />
diversen und inklusiven Arbeitsumgebung,<br />
die Raum für unterschiedliche Perspektiven<br />
und Hintergründe bietet. Darüber hinaus<br />
org<strong>an</strong>isiert msg regelmäßig gemeinsame<br />
Feierlichkeiten und Ver<strong>an</strong>staltungen, die<br />
es den Mitarbeitenden ermöglichen, sich<br />
nicht nur beruflich, sondern auch persönlich<br />
näher kennenzulernen und eine starke,<br />
unterstützende Gemeinschaft aufzubauen.<br />
Iuli<strong>an</strong>a Schreiber spricht internationalen<br />
Fachkräften eine klare Empfehlung aus, sich<br />
bei der msg zu bewerben.<br />
Ähnlich geht es Kollegin Nagima Mendigulova.<br />
Sie kommt aus dem zentralasiatischen<br />
L<strong>an</strong>d Kirgisist<strong>an</strong> und lebt seit 2020<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d. Sie hat eine passende<br />
Arbeitsstelle nach ihrem Studium gesucht<br />
und msg auf LinkedIn gefunden. „Mir<br />
haben beim msg-Stellenagebot besonders<br />
die guten Arbeitsbedingungen sowie die<br />
Unternehmenswerte wie ‚Mensch im Mittelpunkt‘<br />
und die ‚Diversity & Vielfalt‘ gefallen“,<br />
erzählt Nagima Mendigulova. Sie arbeitet<br />
im Unternehmen als IT Consult<strong>an</strong>t und<br />
empfindet das Arbeitsklima als freundlich<br />
und unterstützend. Falls m<strong>an</strong> Hilfe benötigt,<br />
könne m<strong>an</strong> sich immer <strong>an</strong> ein Teammitglied<br />
wenden. „Mich haben die flache Hierarchie<br />
und die ‚Du-Kultur‘ beeindruckt, weil diese<br />
in meinem Heimatl<strong>an</strong>d selten sind“, so die<br />
26-Jährige. Außerdem bekommen alle Mitarbeitenden<br />
zum Arbeitsbeginn verschiedene<br />
Schulungen. Dieses Onboarding helfe<br />
sehr, die wichtigen Themen für die Arbeit<br />
bei der msg zu verstehen. „Ich habe dort<br />
beispielsweise viel über Versicherungen erfahren<br />
und einige IT-Kenntnisse aufgefrischt.<br />
Für mich war auch sehr wichtig, dass msg<br />
mich bei meinen Visums<strong>an</strong>gelegenheiten<br />
mit Verständnis unterstützt hat“, so Nagima<br />
Mendigulova.<br />
In den verg<strong>an</strong>gen mehr als zwei Jahrzehnten<br />
seit Gründung des St<strong>an</strong>dorts haben die<br />
Mitarbeitenden viel erreicht. Die msg ist<br />
nicht nur eine verlässliche Arbeitgeberin,<br />
sondern spielt auch eine tragende Rolle im<br />
Leben ihrer Mitarbeiter und deren Familien.<br />
Dabei ist msg besonders wichtig, dass<br />
ihre Ver<strong>an</strong>twortung über die Geschäftswelt<br />
hinausgeht und sie es sehr schätzt, Teil der<br />
Gemeinschaft in <strong>Chemnitz</strong> zu sein.<br />
WEITERE INFOS:<br />
msg systems AG<br />
chemnitz.jobs/msg<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, China, Russl<strong>an</strong>d, Kirgisist<strong>an</strong>,<br />
Ukraine, Türkei<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
msg.group/chemnitz<br />
6<br />
63
Foto: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />
INTEGRATION SCHON<br />
WÄHREND DER PFLEGE-<br />
AUSBILDUNG<br />
64
Der M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Fachkräften in Deutschl<strong>an</strong>d schlägt sich<br />
in kaum einer Br<strong>an</strong>che so sehr nieder wie in der Pflege.<br />
Allein in Sachsen werden in den kommenden Jahren bis<br />
zu 120.000 qualifizierte Kr<strong>an</strong>kenpflegehelfer:innen und<br />
Pflegefachkräfte fehlen. Die Bundesregierung reagierte mit<br />
einer Neugestaltung der Ausbildung: Die Anf<strong>an</strong>g 2020 eingeführte<br />
generalisitische Pflegeausbildung vereint nun die<br />
ehemaligen Ausbildungsformen der Gesundheitsbr<strong>an</strong>che in<br />
den Bereichen Kinderpflege, Kr<strong>an</strong>kenpflege und Altenpflege.<br />
Durch die Neugestaltung wollte die Bundesregierung bis<br />
2023 die Zahl der Auszubildenden um zehn Prozent erhöhen.<br />
Stattdessen fielen die bundesweiten Azubizahlen im<br />
Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent (Sachsen:<br />
Minus 2 Prozent).<br />
„Dass insgesamt neun Jahre Ausbildungserfahrung<br />
nun in drei Jahren<br />
untergebracht werden, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sehen<br />
wie m<strong>an</strong> will“, formuliert es Jörg Ahner<br />
diplomatisch. Eine Durchfallquote von<br />
rund 20 Prozent spreche aber eine<br />
deutliche Sprache. Jörg Ahner ist Leiter<br />
des Altenpflegeheims Rembr<strong>an</strong>dtstraße,<br />
eine der zahlreichen Einrichtungen des<br />
ASB Ortsverb<strong>an</strong>d <strong>Chemnitz</strong> und Umgebung<br />
e.V. Der Ortsverb<strong>an</strong>d engagiert sich<br />
neben der Altenhilfe mit drei Altenpflegeheimen<br />
in <strong>Chemnitz</strong> und Burgstädt<br />
auch mit ambul<strong>an</strong>ten Pflege<strong>an</strong>geboten,<br />
einem Wohnpflegeheim für körperlich<br />
schwerstbehinderte Menschen und im<br />
Rettungsdienst – von der Notfallrettung<br />
bis zum Katastrophenschutz. 630<br />
Mitarbeiter:innen und aktuell 46 Auszubildende<br />
zählt der Ortsverb<strong>an</strong>d, wobei in<br />
den Einrichtungen auch Menschen aus<br />
17 weiteren Nationen tätig sind – von der<br />
Wäscherei bis zur Arbeit im Pflegeheim.<br />
Die beeindruckende Zahl zeigt, dass sich<br />
der ASB-Ortsverb<strong>an</strong>d schon frühzeitig<br />
mit internationalen Fachkräften ausein<strong>an</strong>dersetzte:<br />
„Bis 2010 war das in der<br />
Pflege noch kein Thema, spätestens<br />
2013 haben wir uns Ged<strong>an</strong>ken gemacht.<br />
Da zeichnete sich l<strong>an</strong>gsam ab, dass sich<br />
viele Expertenprognosen bewahrheiten<br />
würden“, erzählt Jörg Ahner.<br />
Um den Fachkräftem<strong>an</strong>gel abzufedern,<br />
setzt der ASB seit 2014 bereits in der<br />
Ausbildung <strong>an</strong> und arbeitet dafür mit<br />
dem BIP <strong>Chemnitz</strong>, dem Beruflichen<br />
Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesens<br />
<strong>an</strong> der Markthalle und dem<br />
Medicampus <strong>Chemnitz</strong> zusammen. Die<br />
Einrichtung der F&U gGmbH startete im<br />
selben Jahr mit der Ausbildung junger<br />
Vietnames:innen zu Pflegefachkräften.<br />
Der praktische Teil der Ausbildung wird<br />
unter <strong>an</strong>derem beim ASB Ortsverb<strong>an</strong>d<br />
absolviert, wo viele der Azubis auch<br />
nach ihrer Ausbildung Fuß fassen. „Um<br />
die Integration zu erleichtern, bieten<br />
wir regelmäßig Azubi-Events <strong>an</strong>. Zudem<br />
gibt es teambildende Maßnahmen und<br />
Teamtage, die durch die Teams individuell<br />
gestaltet werden können“, erklärt<br />
die Zentrale Praxis<strong>an</strong>leiterin Katharina<br />
Busch. Um auch Schüler:innen hierzul<strong>an</strong>de<br />
frühzeitig für eine Ausbildung im<br />
Pflegebereich zu begeistern, kooperiert<br />
sie mit Schulen, ist auf Ausbildungsmessen<br />
präsent und auf einschlägigen<br />
Social-Media-K<strong>an</strong>älen unterwegs. „Die<br />
meisten Bewerberinnen und Bewerber<br />
finden aber nach wie vor über Empfehlungen<br />
durch Freunde oder Bek<strong>an</strong>nte<br />
den Weg zu uns.“<br />
Auch Thi Nhung Pham wurde durch den<br />
Tipp einer Freundin auf die Karrierech<strong>an</strong>cen<br />
beim ASB aufmerksam. 2014<br />
kam sie nach Deutschl<strong>an</strong>d und schloss<br />
2018 erfolgreich ihre Pflegeausbildung<br />
ab. Zuvor hatte sie in Vietnam eine dreijährige<br />
Pharmazie-Lehre absolviert,<br />
bevor sie für sehr wenig Lohn in einer<br />
Apotheke arbeitete. „Das war nicht meine<br />
Zukunft. Ich wollte ein besseres Leben“<br />
erinnert sich die heute 31-Jährige. Der<br />
Schritt in ein vollkommen neues Umfeld<br />
sei ihr nicht leichtgefallen, die größte<br />
Hürde sei die <strong>deutsch</strong>e Sprache gewesen.<br />
Denn gute Deutschkenntnisse<br />
sind für Pflegekräfte enorm wichtig. Sie<br />
ermöglichen eine adäquate Kommunikation<br />
mit pflegebedürftigen oder stationär<br />
beh<strong>an</strong>delten Menschen. Mithilfe guter<br />
Deutschkenntnisse können Pflegekräfte<br />
aus dem Ausl<strong>an</strong>d die Patient:innen unterstützen<br />
und ihnen Vertrauen und Geborgenheit<br />
schenken. In Sachsen gelten<br />
Sprachkenntnisse der Niveaustufe B2 als<br />
Voraussetzung, um eine Stelle im medizinischen<br />
oder pflegerischen Bereich<br />
<strong>an</strong>treten zu dürfen. Doch die <strong>deutsch</strong>e<br />
Sprache sei nicht die einzige Hürde, die<br />
es in Pflegeeinrichtungen zu überwinden<br />
gilt. Jörg Ahner: „Neben der Belegschaft<br />
müssen auch unsere Pflegeheim-Bewohner<br />
bei der Integration internationaler<br />
Fachkräfte mitgenommen werden.<br />
Das ist eine Aufgabe, die wir sehr ernst<br />
nehmen, schließlich treffen hier verschiedene<br />
Kulturen und Denkweisen aufein<strong>an</strong>der.“<br />
Bei Problemen habe im Haus eine<br />
Integrationsbeauftragte stets ein offenes<br />
Ohr für die rund 200 Mitarbeiter:innen.<br />
Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d rät Thi<br />
Nhung Pham: „Verfolgt euren Weg, seid<br />
fleißig und lernt Deutsch. D<strong>an</strong>n stehen<br />
euch viele Wege offen.“<br />
WEITERE INFOS:<br />
Arbeiter-Samariter-Bund<br />
Ortsverb<strong>an</strong>d <strong>Chemnitz</strong> und<br />
Umgebung e.V.<br />
chemnitz.jobs/asb<br />
Unsere Mitarbeiter:innen<br />
stammen aus:<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Algerien, Bosnien-<br />
Herzegowina, Bulgarien, Eritrea, Georgien, Ir<strong>an</strong>,<br />
Kasachst<strong>an</strong>, Lib<strong>an</strong>on, Nigeria, Polen, Russische Föderation,<br />
Syrien, Tschechien, Ukraine,Venezuela, Vietnam<br />
Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />
bewerbung@asb-ov-chemnitz.de<br />
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