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Norbert Schwontkowski - Weltkunst

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Und dennoch hinterfragt <strong>Schwontkowski</strong> sich, sein Tun<br />

und seine Malerei immer wieder: „Was ist ein gutes<br />

Bild?“. Die Antwort, die er gefunden hat: »Es ist fast<br />

ein alchemistischer Prozess, der eine (Bild-)Geschichte<br />

aufleben lässt mittels Farbmaterie. Ich lege viel Wert<br />

auf den Grund, der z.B. eine Atmosphäre wie ein Wetter<br />

darstellen kann und der schon viel vorgibt, obwohl<br />

es nur Farbmaterie ist. Einige Bildgründe sind deshalb<br />

so dick, weil sie mein eigenes Scheitern demonstrieren.<br />

Das Scheitern ist für mich ein Grund, noch mehr zu verdichten.<br />

Ich arbeite so lange an einem Bild, bis es mich<br />

in Ruhe lässt. Ich brauche für den Prozess nicht lange,<br />

das Wichtigste erschließt sich in 2, 3 Sekunden.« Es ist<br />

demnach wie der kurze erste Eindruck bei einer Begegnung<br />

mit einer fremden Person, der sich überträgt auf<br />

die Sparsamkeit der Darstellung sowohl im Prozess der<br />

Herstellung als auch der anschließenden Betrachtung:<br />

»Die blitzartige Verbindung der Substrate lassen gemeinsam<br />

ein Bild entstehen. Ich gehe noch mal hinein in das<br />

Geschehen und prüfe, ob das ein gutes Bild ist, dann wird<br />

es ganz schnell auf die Leinwand übertragen. Alles Überflüssige<br />

wird weggelassen und das Wesentliche verdichtet<br />

– im doppelten Sinne von Dichtung und Verdichtung:<br />

Wenn alles stimmt, ist das Bild verdichtet, also fertig.« 18<br />

Es ist die polare Situation zwischen Gelingen und Scheitern,<br />

Leben und Tod, »purem Glück und reinem Elend«<br />

(Titel einer Ausstellung in Vancouver), »Kot und Gold«<br />

(K.H. Greune) – es ist das Drama der eigenen Existenz<br />

und das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit, was ihn<br />

bewegt und antreibt, diese Bilder zu malen.<br />

Ulrike Lehmann<br />

Geboren 1960 in Krefeld, 1987 Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

(Führungsdienst) auf der Documenta 8, Kassel;<br />

1987-1989 Lehraufträge für Kunst und Design an der HbK<br />

Braunschweig und an der UGHS Essen für Museumspädagogik;<br />

1989 – 1991 Ausstellungsleiterin an der Kunsthalle<br />

Bremen; 1991 – 1994 Promotion über Robert Mangold;<br />

1994 – 1995 Kustodin und wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am ZKM - Museum für Gegenwartskunst; Karlsruhe; 1997<br />

Leiterin des Kunstvereins Konstanz; 1998 - 99 Wiss. Mitarbeiterin der Video-<br />

und Fotoabteilung des Museums Ludwig, Köln; 2002- 9/2007 Ausstellungskuratorin<br />

am Wilhelm-Hack-Museum und der städt. Rudolf-Scharpf-Galerie,<br />

Ludwigshafen.<br />

<strong>Norbert</strong> <strong>Schwontkowski</strong><br />

Anmerkungen<br />

1 Dieser Satz ist ein Zitat von Franz Marc, auf das sich <strong>Norbert</strong><br />

<strong>Schwontkowski</strong> bezieht in seinem gleichlautenden Aufsatz<br />

Glasbläser, Goldsucher und Lampenputzer, in: Ausst.kat.<br />

Linsen, Akademie der Künste zu Berlin/Galerie am Pariser<br />

Platz, 1992, o.S.<br />

2 <strong>Norbert</strong> <strong>Schwontkowski</strong>, Über das Herstellen, Schmelzen und<br />

Zerbrechen von Glas, in: Ausst.kat. Künstlerhaus Bethanien,<br />

Berlin 1989, S. 9.<br />

3 Kartrin Wittneven, Man sieht nur mit dem Pinsel gut, in:<br />

Zeitschrift Monopol, 2/2007, S. 102.<br />

4 Peter Friese, Der Schädel des hl. Johannes des Täufers<br />

als Kind, in: Ausst.kat. (echtgold), Overbeck-Gesellschaft<br />

Lübeck u.a., 1994, o.S.<br />

5 Rainer Beßling, in: Ausst.kat. <strong>Norbert</strong> <strong>Schwontkowski</strong>, Malerei,<br />

Produzentengalerie, Hamburg, 1998.<br />

6 Eva Schmidt, Bilder malen, um Schreck abzufedern, wie<br />

<strong>Norbert</strong> <strong>Schwontkowski</strong> es tut, in: Ausst. kat. Dolores, Galerie<br />

Thoman, Innsbruck, 2007, S.6.<br />

7 Eva Schmidt, <strong>Schwontkowski</strong>-Zonen, in: Ausst.kat. Kino,<br />

Kunsthalle Bremen u. a., Salon Verlag Köln, 2005, S. 105-<br />

107.<br />

8 Peter Bürger, Die Wege des Begehrens. Ein Gespräch, in:<br />

Ausst.kat. Flos, Kunstverein Oldenburg u.a., Köln 1999, S. 17<br />

und 18.<br />

9 So lautet eine Videoarbeit von Marcel Odenbach von 1983 in<br />

der Sammlung Museum Ludwig, Köln (Deutschland)<br />

10 Friedrich Meschede, Das 11. Gebot: Du sollst sehen, in:<br />

Ausst.kat. Flos, ebenda, S. 8.<br />

11 Rainer Beßling, ebenda.<br />

12 <strong>Norbert</strong> <strong>Schwontkowski</strong> in einem Telefongespräch mit der<br />

Autorin am 19.1.2008.<br />

13 <strong>Norbert</strong> <strong>Schwontkowski</strong>, zit. nach: Immer währende Plötzlichkeit,<br />

in: Zeitschrift ART, April 2006, S. 39.<br />

14 Derselbe, in: Zeitschrift Monopol, 2/2007, S. 102.<br />

15 ebenda.<br />

16 Rainer Beßling, ebenda.<br />

17 Seit Anfang der Neunziger Jahre entstehen die Drucke in<br />

enger Zusammenarbeit mit Peter Dettmann in Berlin. Große<br />

Teile seines umfangreichen grafischen Werkes (etwa 2-3000<br />

Druckgrafiken, Papierarbeiten, Skizzenblätter, Künstlerbücher)<br />

sind im Frühjahr 2006 bei einem großen Wasserschaden<br />

im Haus vernichtet worden.<br />

18 <strong>Norbert</strong> <strong>Schwontkowski</strong> in einem Telefongespräch mit der<br />

Autorin am 19.1.2008.<br />

Fotonachweis<br />

Courtesy Contemporary Fine Arts, Berlin<br />

Fotos: Jochen Littkemann<br />

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