Ideenplus 2/2017
Ideenplus 2/2017 Hefttehma: Gnade
Ideenplus 2/2017
Hefttehma: Gnade
- Keine Tags gefunden...
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
Artikel<br />
Allein aus<br />
von Uwe Holmer<br />
Gnade<br />
„Aus Gnade seid ihr selig geworden<br />
(wörtl.: gerettet) durch Glauben,<br />
und das nicht aus euch: Gottes Gabe<br />
ist es, nicht aus Werken, damit sich<br />
nicht jemand rühme“ (Eph 2,8-9).<br />
Wir stehen im 500. Jubiläumsjahr<br />
der Reformation. Da liegt es<br />
nahe, dass wir bei dem Wort „Gnade“<br />
an Luther denken. Denn Luther<br />
hatte das Wort „Gnade“ ganz<br />
tief erfasst und ist dadurch froh<br />
geworden und seines Christenstandes<br />
gewiss.<br />
Jahre hindurch hatte der<br />
Mönch Luther sich bemüht, ja gequält,<br />
um vor Gott gerecht zu werden.<br />
Er wollte so viele gute Werke<br />
tun, dass Gott ihm gnädig werden<br />
könnte. Doch das schaffte er nicht.<br />
Er schreibt: „Ich war unmutig gegen<br />
Gott und sprach: Ist es denn<br />
nicht genug damit, dass elende,<br />
durch die Erbsünde in Ewigkeit<br />
verdammte Sünder durch das Gesetz<br />
der zehn Gebote mit allerlei<br />
Unheil bedrückt sind? Muss denn<br />
Gott noch durch das Evangelium<br />
ein Leid dem andern anfügen<br />
und uns nun auch noch durch das<br />
Evangelium mit seiner Gerechtigkeit<br />
und seinem Zorn bedrohen?<br />
So raste ich in meinem verwirrten<br />
Gewissen vor Wut …“<br />
Doch dann las er im Römerbrief<br />
die Verse 1,16 und 17: „Ich schäme<br />
mich des Evangeliums nicht; denn es<br />
ist eine Kraft Gottes, die selig macht<br />
alle, die daran glauben, die Juden zuerst<br />
und ebenso die Griechen. Denn<br />
darin wird offenbart die Gerechtigkeit,<br />
die vor Gott gilt, welche kommt<br />
aus Glauben in Glauben; wie geschrieben<br />
steht: ‚Der Gerechte wird<br />
aus Glauben leben.’<br />
Luther schreibt weiter: „Da er-<br />
barmte Gott sich mein. Unaufhörlich<br />
sann ich Tag und Nacht, bis ich auf<br />
den Zusammenhang der Worte zu<br />
merken begann: Die Gerechtigkeit<br />
Gottes wird im Evangelium offenbar,<br />
wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte<br />
wird aus Glauben leben.’ Da fing<br />
ich an, die Gerechtigkeit Gottes als<br />
eine solche Gerechtigkeit zu begreifen,<br />
durch die der Gerechte als durch<br />
Gottes Geschenk lebt – also aus<br />
Glauben. Ich begriff, dass man dies<br />
so verstehen müsse: Durch das Evangelium<br />
wird Gottes Gerechtigkeit offenbar,<br />
nämlich die passive, durch<br />
die Gott uns aus Gnade und Barmherzigkeit<br />
rechtfertigt durch den<br />
Glauben. Da fühlte ich mich völlig<br />
neu geboren. Die Tore hatten<br />
sich mir aufgetan; ich war in das<br />
Paradies selber eingetreten.“<br />
So begriff Martin Luther, dass<br />
Gott uns gerecht macht, nicht<br />
wegen genügend guter Werke,<br />
die wir vollbracht hätten, sondern<br />
wegen des Opfers Jesu<br />
Christi auf Golgatha. Dort hat Jesus<br />
für alle unsere Sünden die<br />
Strafe getragen. Wer nun sich<br />
Jesus anvertraut, ihn um Vergebung<br />
bittet, dem werden seine<br />
Sünden vergeben. Dann ist<br />
er nicht mehr schuldig vor Gott,<br />
sondern gerecht und im Frieden<br />
mit Gott. Das ist die Gerechtigkeit<br />
Gottes. Gott schenkt sie jedem,<br />
der an Jesus glaubt, aus<br />
lauter Gnade. Was müssen wir<br />
also tun? Nichts – nur uns an Jesus<br />
wenden, ihn um Vergebung<br />
bitten und glauben, dass er alles<br />
bei Gott für uns gut gemacht<br />
hat. Denn in Jesus begegnet uns<br />
Gottes Gnade, seine Gunst, sein<br />
Wohlgefallen.<br />
Luther sagt später: „Wo Vergebung<br />
der Sünden ist, da ist auch<br />
Leben und Seligkeit“, eben Gottes<br />
Gnade.<br />
Gewiss, es ist nicht ganz leicht,<br />
sich in Luthers mittelalterliche Formulierungen<br />
einzufinden. Wenn<br />
man aber das 500. Reformationsjubiläum<br />
begeht, sollte man schon<br />
mal dem geistlichen Urgrund der Reformation<br />
nachgehen. Dann merkt<br />
man, dass diese Wahrheit auch heute<br />
noch trägt und erlebt werden kann:<br />
4<br />
Ausgabe 2 • <strong>2017</strong>