Herausforderung Demographischer Wandel - Kuratorium der ...
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Wie decken wir den Fachkräftebedarf von morgen?<br />
Wir haben mit älteren Mitarbeitern über das Thema „Spezialqualifi<br />
zierung“ für ältere Menschen gesprochen. Diese waren<br />
entrüstet bei <strong>der</strong> Idee, dass es „50+“-Qualifi zierungen geben<br />
könnte und fühlten sich diskriminiert. Der Austausch von erfahrenen<br />
Menschen und jungen Menschen in <strong>der</strong> Lernsituation<br />
ist wichtig. Auch kulturell für das Unternehmen.<br />
Wünsche o<strong>der</strong> Appelle an die Bildungspolitik<br />
• Verschiebung <strong>der</strong> Verantwortung für bildungspolitische<br />
Fragen von <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>ebene auf die Bundesebene<br />
Mehr und mehr Entscheidungen zur Berufl ichen Bildung werden<br />
in Europa getroffen. Der Kulturfö<strong>der</strong>alismus und die damit<br />
verbundenen unterschiedlichen Konzepte führen Deutschland<br />
zur bildungspolitischen Handlungsunfähigkeit in <strong>der</strong> EU. Als<br />
ernstzunehmen<strong>der</strong> Partner werden wir nicht mehr gesehen.<br />
Damit werden wohl auch sehr gute, bewährte Bildungssysteme,<br />
wie das duale System es schwer haben.<br />
• Verschlankung bildungspolitischer Entscheidungsprozesse<br />
W. Churchill hat einmal gesagt: „Ein Kamel ist ein Pferd,<br />
das von einer Kommission entwickelt wurde“. Tausende von<br />
haupt- und ehrenamtlichen Bildungspolitikern ringen sich Tag<br />
für Tag mit den gleichen möglichen Lösungsansätzen auf<br />
Landes- und auf Bundesebene. Dadurch heben sich Kräfte<br />
gegenseitig auf. Viele Beteiligte führen nicht zwangsläufi g zu<br />
guten Ergebnissen. Denken Sie an die formale Komplexität<br />
von Neuordnungsverfahren, bei denen Experten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />
auf Bundesebene eine Entscheidung treffen und das Ergebnis<br />
dann auf Län<strong>der</strong>eben erneut diskutieren und möglicherweise<br />
verän<strong>der</strong>n. O<strong>der</strong> denken Sie an den Prozess bei<br />
<strong>der</strong> Rechtschreibreform. Das war Kabarettreif mit traurigen<br />
Auswirkungen für die Schüler, die zwischen Baum und Borke<br />
saßen.<br />
• Verbesserung von Image und Standing <strong>der</strong> Lehrer<br />
Der Beruf des Lehrers wurde in den letzten Jahrzehnten bei<br />
Imagerankings kontinuierlich nach unten durchgereicht. Wer<br />
will vor einem solchen Hintergrund denn noch Lehrer werden?<br />
Sie sind aber die zentralen Multiplikatoren einer qualifi zierten<br />
Schul- und Berufsausbildung. Das Scharnier zu den jungen<br />
Menschen. Führen sie die Diskussion über Qualitäten in <strong>der</strong><br />
Lehrerausbildung, über attraktive Vergütungssysteme, nicht<br />
darüber ob eine Stunde mehr o<strong>der</strong> weniger gearbeitet werden<br />
soll.<br />
• Unterstützung <strong>der</strong> Opfer <strong>der</strong> Bildungspolitiker aus <strong>der</strong><br />
68er-Generation<br />
PISA hat hervorragende Lösungsansätze und Initiativen für<br />
den Kin<strong>der</strong>gartenbereich und die Grundschule hervorgebracht.<br />
Das ist gut so und wird mittelfristig das Qualifi zierungsniveau<br />
in Deutschland wie<strong>der</strong> verbessern. Aber wir<br />
haben heute auch eine Generation von Schulabsolventen,<br />
unabhängig von <strong>der</strong> Schulform, die oft nicht richtig lesen und<br />
schreiben kann. Die Beherrschung einfacher Grundrechenarten<br />
(Prozentrechung, Dreisatz) ist bei den Bewerbertests<br />
oft Herrschaftswissen. Hier sind pragmatische Maßnahmen<br />
gefor<strong>der</strong>t, die schnell greifen.<br />
14<br />
Walter Lindemann<br />
Demographische Entwicklung<br />
Konsequenzen für die Deutsche Post World Net<br />
• Die Dimensionen haben wir noch nicht voll erfasst. Die<br />
Auswirkungen ähneln einer Revolution und wirken sich auf<br />
alles aus. Kreativität ist bei den Lösungen gefragt.<br />
• Da gleichzeitig mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten in Deutschland<br />
auch unser Personalbedarf sinken wird, werden die<br />
Auswirkungen nicht so ausgeprägt sein wie in an<strong>der</strong>en Unternehmen.<br />
• Wir beobachten die Fluktuation anhand von Simulationsmodellen<br />
und setzen auf Maßnahmen zur Flexibilisierung<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeit und ein differenziertes Gesundheitsmanagement,<br />
um unser Arbeitskräftepotenzial optimal zu nutzen.<br />
• Durch eine Umverteilung von Aufgaben sollen jeweils die<br />
beson<strong>der</strong>en Kompetenzen junger und älterer Mitarbeiter<br />
optimal genutzt werden und darüber effektive Personaleinsatz-<br />
und Personalkostensteuerung erfolgen.<br />
• Unsere Kunden sind 2025 im Durchschnitt 48 – 52 Jahre<br />
alt. Prognosen (z. B. Statistisches Bundesamt) zufolge<br />
wird die Hälfte <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung im Jahr 2050<br />
älter als 48 Jahre sein.<br />
• Innovative Produkte und Dialogmarketing-Lösungen sind<br />
nötig für EXPRESS, LOGISTIK, FINANCE – wie z. B. Abholservice<br />
und erweiterter Zustellservice.<br />
Zukunft <strong>der</strong> dualen Ausbildung<br />
• Der Bedarf an qualifi zierten Fach- und Führungstätigkeiten<br />
wird im Verhältnis zu Anlerntätigkeiten deutlich zunehmen.<br />
Gleichzeitig nimmt das Angebot an Bewerbern für Ausbildungs-<br />
bzw. Arbeitsplätze ab, so dass mittelfristig ein Fachund<br />
Führungskräftemangel drohen kann. Ost und West verzeichnen<br />
dabei sehr unterschiedliche Entwicklungen!<br />
– Die älteste Gruppe <strong>der</strong> Erwerbstätigen (50 bis 64 Jahre)<br />
wird 2050 zahlenmäßig fast unverän<strong>der</strong>t den an<strong>der</strong>en<br />
deutlich geschrumpften Erwerbsgruppen (20 bis 34<br />
Jahre, 35 bis 49 Jahre) gegenüberstehen.<br />
– Gleichzeitig kommt es lt. Bundesinstitut für Berufsbildung<br />
bis 2020 zu einer Halbierung <strong>der</strong> Absolventenzahlen<br />
allgemein bilden<strong>der</strong> Schulen.<br />
• Dadurch gewinnt die duale Ausbildung im Konzern Deutsche<br />
Post World Net immer mehr an Bedeutung. Sie ist<br />
<strong>der</strong> Nachwuchskanal für Fachkräfte. Dies gilt sowohl für<br />
den kaufmännischen und logistischen Sektor als auch für<br />
spezifi sche technische Qualifi zierungen.<br />
• Es gibt nur partielle Konkurrenz für Abiturienten, die eine<br />
duale Ausbildung bzw. einen Bachelor-Studiengang abgeschlossen<br />
haben. Wir werden beide Eingangskanäle je<br />
nach Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> einzelnen Unternehmensbereiche<br />
brauchen und die jeweiligen Vorteile und Stärken nutzen.