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AM ANFANG DREI FRAGEN<br />

3. Wo ist das Wetter<br />

besser – am Meer oder<br />

in den Bergen?<br />

Mit den Füßen im Sand oder dem Kopf in den Wolken:<br />

Überall lässt es sich aushalten, wenn das Wetter stimmt.<br />

Und die Chancen auf Sonne lassen sich sogar erhöhen<br />

Text Sven Stillich<br />

Foto Iveta Gabaliņa<br />

G<br />

utes Wetter ist schlecht zu fassen: Die<br />

einen lieben es knallig heiß, andere<br />

wünschen es sich kühler. Surfer sehnen<br />

sich nach Wind – und scheint die Sonne<br />

zu lange, erhitzen sich die Landwirte.<br />

Dennoch würden die meisten Mitteleuropäer<br />

wohl zustimmen, wenn man »gutes Wetter«<br />

definieren würde als: blauer Himmel, angenehm warm,<br />

trocken. Die Sonne scheint also lange, und man freut<br />

sich auf ein Eis in der Waffel. Zur Sonnenscheindauer<br />

gibt es zum Glück Statistiken, und die sagen: Der Ort,<br />

auf den weltweit am ausdauerndsten die Sonne brutzelt,<br />

heißt Yuma und liegt in Arizona, USA, an der<br />

Grenze zu Mexiko. 4040 Stunden im Jahr scheint dort<br />

durchschnittlich die Sonne, umgerechnet 340 Tage<br />

lang. Das Städtchen mit dem Wüstenklima liegt am<br />

Colorado River – also weder in den Bergen noch an der<br />

Küste. Von Meer umgeben ist immerhin der Ort mit<br />

der kürzesten mittleren jährlichen Sonnenscheindauer<br />

– und dessen Küste ist vereist: Auf den Südlichen Orkneyinseln<br />

nahe der Antarktis scheint nämlich durchschnittlich<br />

von Neujahr bis Silvester nur 478 Stunden<br />

die Sonne, der kälteste Monat ist der Juli mit minus 8,5<br />

Grad Celsius. Zu kalt zum Baden.<br />

Und in Deutschland? Da findet sich die Gegend<br />

mit der meisten Sonne auf dem höchsten Berg – es ist<br />

die Zugspitze mit 1873 Sonnenstunden im Jahresmittel.<br />

Knapp dahinter kommen dann aber schon Orte mit<br />

Küste, nämlich Hiddensee und Fehmarn mit 1771 und<br />

1756 Stunden Sonne. Doch Andreas Friedrich vom<br />

Deutschen Wetterdienst geht die Sache komplexer an:<br />

Entscheidend sei, wann man dorthin reisen wolle. »Im<br />

Sommer sieht es auf der Zugspitze gar nicht gut aus mit<br />

Sonnenschein«, sagt er, »da ist es eher im Herbst oder<br />

im Winter schön, wenn der Gipfel über dem Nebel und<br />

den Wolken liegt.« An der Küste scheine dagegen eher<br />

im Sommer die Sonne, »und dann vor allem auf den<br />

Inseln, weil dort durch die relativ kühle Nord- oder<br />

Ostsee die Wolkenbildung etwas unterdrückt wird«,<br />

sagt Friedrich. »Oft ist es an der Küste noch sonnig,<br />

während sich im Land bereits die Wolken auftürmen.«<br />

Abseits der Mittelwerte gibt es auch hierzulande<br />

Orte mit extrem viel Sonne. Den deutschen Rekord für<br />

die meiste Sonne im Jahr hält das Klip pen eck, ein Berg<br />

am Rande der Schwäbischen Alb. 2329 Stunden hat dort<br />

die Sonne geschienen, allerdings war das 1959 – wer also<br />

seitdem voller Hoffnung auf Sonnengarantie immer<br />

wieder hingefahren ist, wurde enttäuscht. Was man aber<br />

zumindest für Mitteleuropa verlässlich sagen kann: »An<br />

der Küste erlebt man schnellere Wetterwechsel. Man hat<br />

öfter mal einen sonnigen Vormittag und einen regnerischen<br />

Nachmittag oder umgekehrt«, sagt Friedrich.<br />

»Wenn man in den Bergen Pech hat und die Wetterlage<br />

schlecht ist, regnet es auch mal eine Woche lang.«<br />

Einen Tipp hat er trotzdem: Früh aufstehen lohnt<br />

sich immer. »In den Bergen geht es oft am Vormittag<br />

sonnig los, und im Laufe des Tages werden die Quellwolken<br />

immer mächtiger, bis sich am Nachmittag die<br />

Gewitter entladen«, sagt Friedrich. »Man sollte bei<br />

Sonnenaufgang los oder sogar schon auf dem Berg sein.<br />

Wenn man dann auf 2000 Metern auf dem Gipfel steht,<br />

hat man eine fantastische Fernsicht.« Und an der Küste?<br />

»Zum Beispiel an der Nord- und Ostsee gibt es Land-<br />

Seewind-Systeme. Da ist es gern so, dass am Vormittag<br />

der Seewind nicht so ausgeprägt und das Meer noch<br />

relativ ruhig ist«, sagt er. »Dann sind die Temperaturen<br />

am späten Vormittag am höchsten, bevor gegen Mittag<br />

der Seewind einsetzt und es spürbar kühler wird. Der<br />

Surfer wartet also eher auf den Nachmittag.« Und dann<br />

sind ja bis auf die Landwirte wieder alle zufrieden. —

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