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Kann es sein, dass ein paar Meter und die<br />

Laune eines anderen Menschen darüber<br />

entscheiden, wie es uns geht? Nicht die<br />

eigene Vergangenheit, nicht das Einkommen?<br />

Nicht die Gesundheit, die Glücksspiele,<br />

politischen Enttäuschungen oder<br />

Zukunftschancen? Nicholas Christakis, Soziologe und<br />

Direktor des Human Nature Lab der Yale University,<br />

hat die Daten einer ganzen Kleinstadt untersucht, gesammelt<br />

über Jahre. Er hat sich die sozialen Verstrickungen<br />

angesehen, die Krankheiten und Launen der<br />

Leute, hat die Winkel und Nischen in deren sozialen<br />

Netzen durchsucht – um herauszufinden, wo sich das<br />

Glück ansammelt und wo es fehlt. Und dann hat er<br />

eine interessante Entdeckung gemacht: Ob reich oder<br />

arm, gesund oder nicht – glücklich sind diejenigen, die<br />

von Glücklichen umgeben sind. Ganz direkt, Tür an<br />

Tür. Nicht nur weil sich Glückliche mit Glücklichen<br />

zusammentun, sondern weil sich Glück ausbreitet.<br />

Glück und Unglück sind ansteckend wie Viren. Besonders<br />

wichtig für die Übertragung: physische Nähe<br />

und regelmäßiger Kontakt. Je näher man wohnt, desto<br />

höher ist die Ansteckungsrate, vor allem zwischen<br />

gleichen Geschlechtern. Sein dringender Rat: Achten<br />

Sie darauf, mit wem Sie Ihre Zeit verbringen!<br />

»Das Schicksal des Menschen ist der Mensch«<br />

(Bertolt Brecht, »Die Mutter«)<br />

Die menschliche Existenz ist darauf ausgelegt, sich mit<br />

anderen zusammenzutun. Als Einzelkämpfer hätte sich<br />

der Homo sapiens nicht durchgesetzt. Er war vermutlich<br />

weder der Schlaueste noch der Stärkste unter den<br />

Menschenarten, und seine Babys kommen so unreif<br />

auf die Welt, dass sie sterben würden, wenn sich nicht<br />

jahrelang andere um sie kümmern – sein Vorteil ist die<br />

Kooperation. Jeder Einzelne wird fest in das Netz der<br />

Menschheit eingewoben, in das große Mit ein an der.<br />

Wobei die meisten bestimmt schon festgestellt haben:<br />

Das Zusammensein ist nicht immer leicht. Und egal ob<br />

durch Job, Liebe, Wohnraum, Geburt oder andere<br />

Spielarten des Schicksals: Nicht mit jedem will man im<br />

Leben verbunden sein, vorsichtig ausgedrückt.<br />

Aber kann man die Stinktiere einfach aussortieren?<br />

Die Jammerer, Bremser, Kleinmacher? Die Schlechtgelaunten,<br />

Immerbesorgten und Besserwisser? Die Gemeinen<br />

und Hinterhältigen? Bei manchen geht das bestimmt,<br />

und wenn man jemanden kennenlernt, kann<br />

man darauf achten, sich kein Stinktier ans Bein zu<br />

binden – doch die Realität zeigt: Schon das ist nicht so<br />

leicht. Gerade wenn es darauf ankommt, zum Beispiel<br />

in der Liebe, tarnen sie sich nämlich. Und wieder andere,<br />

wie Eltern, Kinder, Nachbarn oder Kollegen, kann man<br />

sich gar nicht aussuchen und somit auch nicht so leicht<br />

loswerden. Der Mensch hat zwar keine natürlichen<br />

Feinde. Aber er hat die anderen Menschen. »Wir sind<br />

unsere schlimmsten Raubtiere«, sagt Christakis.<br />

Warum ist es so kompliziert zu erkennen, wer uns<br />

wirklich guttut? Wie gehen wir am besten mit denen<br />

um, die es nicht tun – aber nun mal in unserem Leben<br />

vorhanden sind? Und was ist das überhaupt: guttun?

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