zeitwissen_2020_05_full
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52<br />
DIE GROSSEN<br />
3<br />
Hula-Hoop-Reifen, Schaukel und Springseil: Die Veteranen<br />
der Turnhalle treten zum Kräftemessen an.<br />
Moderne Fitnessgeräte dürfen schon mal nervös werden<br />
Text Hella Kemper<br />
Mitte des 16. Jahrhunderts malte Pieter<br />
Bruegel der Ältere im Vordergrund<br />
des Gemäldes Die Kinderspiele zwei<br />
Reifenspieler. Die beiden treiben ihre<br />
Reifen mit einem Stöckchen voran.<br />
Tüdelreifen, wie sie genannt wurden,<br />
waren aus Weidenholz – oder gar aus Eisen, wenn sie<br />
zuvor als Halteringe von Holzfässern gedient hatten.<br />
»Alles, was rund ist, fasziniert«, sagt Karin Schmidt-<br />
Ruhland, Professorin für Spiel- und Lerndesign an der<br />
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Bunt beklebt<br />
– fertig ist das Spielzeug: der Hula-Hoop-Reifen.<br />
Die Amerikaner Arthur Melin und Richard Knerr bastelten<br />
den ersten in einer Garage in Kalifornien aus einem<br />
leichten, aber stabilen Plastik. Im Sommer 1958<br />
verkauften sich 40 Millionen Stück – seither gilt der<br />
Plastikreifen als eins der erfolgreichsten Sportgeräte.<br />
»Eigentlich ist Jonglage eine ur alte Kunst«, sagt der<br />
Sporthistoriker Ansgar Molzberger von der Deutschen<br />
Sporthochschule Köln, »aber Melin und Knerr ist es<br />
gelungen, eine Trade mark zu entwickeln, ein Markenzeichen.«<br />
Doch der Hula- Hoop- Hype hielt in den USA<br />
nicht lange an: Nach dem Sommer 1958 verschwanden<br />
die Reifen. Dafür wurden jetzt in Deutschland die Hüften<br />
geschwungen. »Eine klassische Wirtschaftswundergeschichte«,<br />
sagt Molzberger. »Nach dem Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs war der erste Aufschwung erreicht, man<br />
konnte es sich leisten, wieder albern zu sein.« Hula-<br />
Hoop, das klang außerdem exotisch und erotisch. Seinen<br />
Ursprung hat der Name in einem hawaiianischen Tanz,<br />
hoop ist das englische Wort für Reifen. Das sexy Hüftkreisen<br />
rief Moralwächter auf den Plan. In Japan wurde<br />
Hula-Hoop in der Öffentlichkeit sogar verboten.<br />
Ein typischer Reifen wiegt zwischen 200 und 500<br />
Gramm und verhält sich ähnlich wie ein Ball. »Durch<br />
seinen großen Durchmesser hat er trotz seines geringen<br />
Gewichts eine gewisse Trägheit«, sagt Stefan Kwast von<br />
der Universität Leipzig. Das erleichtert das Spiel – denn