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Schaukeln macht gute Laune. »Körper und Welt durch<br />

das eigene Tun in Gang zu bringen macht Freude«, sagt<br />

die Spiel- und Lerndesign-Professorin Karin Schmidt-<br />

Ruhland. Schaukeln als dynamische Form des Sitzens<br />

wirke beruhigend. Das liegt an unserem Gleichgewichtsorgan,<br />

dem Vestibularapparat, der seinen Sitz im Innenohr<br />

hat. Er informiert das Gehirn über die Lage des<br />

Körpers im Raum, über Beschleunigung und Abbremsen.<br />

Werden durch das Schaukeln die Sinneswahrnehmungen<br />

angeregt, wird das Gleichgewichtsorgan aktiviert.<br />

Die Körperhaltung stabilisiert sich, der<br />

Muskeltonus normalisiert sich. Sanft schwingend, erinnert<br />

sich der Körper an das Wohlgefühl im Mutterleib.<br />

Manchen Menschen wird auf der Schaukel aber<br />

schwindelig. Das geschieht dann, wenn die Botschaften<br />

der Sinnesorgane nicht übereinstimmen: Meldet also<br />

das Gleichgewichtsorgan eine Beschleunigung, die das<br />

Auge nicht wahrnimmt, etwa weil die Schaukelamplitude<br />

zu groß ist, ist das Gehirn überfordert, man fühlt sich<br />

des orien tiert. Kommen aus dem Innenohr nicht genügend<br />

Reize, verkümmert der Vestibularapparat. »Aber<br />

wir können unser Gleichgewichtsorgan reaktivieren. Wir<br />

müssen es nur regelmäßig trainieren«, sagt Stefan Kwast.<br />

Nicht aufhalten können wir dagegen den Alterungsprozess<br />

des Vestibularsystems. Es kann degenerieren: Die<br />

Haarzellen, die für die Wahrnehmung der Bewegungen<br />

verantwortlich sind, verkalken, oder die Zahl der Sinneszellen<br />

nimmt ab. Aus ist der Traum vom Fliegen.<br />

Für Anfänger: Wem beim Schaukeln schwindelig wird,<br />

der sollte sich langsam an die ungewohnte Bewegung<br />

gewöhnen. Fünf Minuten reichen für den Anfang.<br />

So geht’s: Ingo Froböse rät: »Lass dich nicht anschubsen,<br />

initiiere die Bewegungen selbst, und kontrolliere sie.<br />

Lass locker, schwinge frei.«<br />

Mehr, mehr, mehr!<br />

Schaukeln ist<br />

wie Fliegen mit<br />

Bodenhaftung<br />

Es ist ein ganz einfaches Sportgerät und bereitet<br />

doch auf alle Sportarten vor, die auf<br />

beiden Beinen stattfinden. Früher schwangen<br />

vor allem Mädchen auf Gehwegen<br />

und Schülerinnen auf Pausenhöfen die<br />

Hanfseile und sangen im Rhythmus des<br />

Seils. Heute ist es nicht nur eins von vier Geräten in der<br />

rhythmischen Sportgymnastik, sondern das Springen<br />

auch Teil der Prüfung für das Deutsche Sportabzeichen<br />

und als »Rope- Skip ping« Trendsport. Aus dem harmlosen<br />

Zeitvertreib sind eine Fitnessübung und ein akrobatischer<br />

Show- und Hochleistungssport erwachsen –<br />

»was an der vielseitigen Verwendbarkeit des Seils liegt«,<br />

wie Karin Schmidt-Ruhland von der Kunsthochschule<br />

Halle sagt: »Es ist höchst interpretationsfähig.«<br />

Die Renaissance des Seilspringens ist einem Lehrer<br />

aus Kaiserslautern zu verdanken. Mitte der 1980er-<br />

Jahre brachte Wolfgang Westrich Rope- Skip ping als<br />

neue Sportart aus den USA mit. Dort war es durch eine<br />

Kampagne der American Heart Association bekannt<br />

geworden. Aber eigentlich ist Rope- Skip ping nichts<br />

anderes als Seilspringen – nur schneller, präziser, spektakulärer.<br />

Könner schaffen 160 Sprünge pro Minute. Was<br />

früher Hanf war, ist heute Kunststoff. Seile aus Draht<br />

sind schwerer und behalten beim Schwingen ihre Form.<br />

Fotos Stockbyte/Getty Images (S. 12, 13); Lillagunga Grand; Eyem/Getty Images

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