17.04.2024 Aufrufe

BOGENSPORT MAGAZIN 2/2024

Seit 1995 ist das BOGENSPORT MAGAZIN die Fachzeitschrift für alle Freunde des Bogensports. Ob Nachrichten, Produktneuheiten, Wettkampfberichte oder Praxistipps, das BOGENSPORT MAGAZIN beleuchtet alle Bereiche dieser wunderbaren Sportart und ist sowohl für Profis als auch für Hobbysportler Unterhaltung, Information und Ratgeber zugleich.

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02<br />

30. Jahrgang | Nr. 2 | April/Mai <strong>2024</strong><br />

Preis Euro 5,50 | CHF 7,00<br />

4 195092 005500<br />

Das Titelbild zeigt Michelle Kroppen | Foto: Dean Alberga<br />

E 14037<br />

IM GESPRÄCH MIT:<br />

• LISA UNRUH<br />

• OLIVER HAIDN<br />

• SEBASTIAN ROHRBERG<br />

MENTALTRAINING:<br />

ÜBER DEN UMGANG<br />

MIT ANGST<br />

WETTKAMPF-HIGHLIGHTS:<br />

DEUTSCHE MEISTERSCHAFT<br />

IN SINDELFINGEN<br />

UND BUNDESLIGAFINALE<br />

IN WIESBADEN<br />

PRAXISTIPPS FOTOGRAFIE:<br />

SO GELINGEN TOLLE FOTOS<br />

UND VIELES MEHR.


EDITORIAL<br />

ÜBER ENTWICKLUNGEN<br />

UND ENTWICKLUNGS-<br />

POTENTIALE<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

das Wetter entwickelt sich und die wärmer werdenden Temperaturen<br />

locken uns zurück in die Natur auf die Bogensportplätze<br />

und in die Parcours. Die Hallensaison fand ihren Abschluss<br />

mit dem Bundesligafinale in Wiesbaden, dass Arne Metzlaf in<br />

dieser Ausgabe rückblickend noch einmal in den Fokus rückt,<br />

und natürlich mit der Deutschen Meisterschaft im Glaspalast in<br />

Sindelfingen. Anna Lena Gangluff fasst die Meisterschaft um die<br />

nationalen Titel zusammen.<br />

Die Freiluftsaison lockt auch mit besonderen Highlights für die<br />

Fans des Spitzensports. Noch vor den Olympischen Spielen in<br />

Paris trifft sich in Essen vom 5. bis zum 12. Mai die Crème de la<br />

Crème des europäischen Bogensports auf der Schießlinie der<br />

Europameisterschaft, um dort möglichst noch einige der<br />

verfügbaren Quotenplätze für die Spiele zu sichern. Mit der<br />

Europameisterschaft konnte der Deutsche Schützenbund<br />

auch in diesem Jahr ein internationales Spitzensportevent des<br />

Bogenschießens nach Deutschland holen. Für den Bogensport<br />

in Deutschland ist das eine großartige Entwicklung, die auch<br />

Bundestrainer Oliver Haidn innerhalb seines Interviews zum<br />

Ausdruck bringt: „Ich denke, die deutsche Bogensportgemeinschaft<br />

kann glücklich sein, dass wir einen Verband haben, der<br />

den Bogensport in dieser intensiven Weise fördert.“ Oliver Haidn<br />

spricht auch über Entwicklungen im Bundeskader und über<br />

Entwicklungspotentiale – beispielsweise über die wünschenswerte<br />

Einrichtung von hauptamtlichen Trainerstellen bei den<br />

Landesverbänden. Die Europameisterschaft in Essen bietet<br />

fotobegeisterten Bogensportlern eine traumhafte Kulisse für die<br />

Sportfotografie. Vielleicht entwickelst du auch erst die Leidenschaft<br />

zur Sportfotografie und entdeckst hier neue Potentiale,<br />

wenn du in dieser Ausgabe unseren praxisorientierten Fachbeitrag<br />

über Fotografie und Bogenschießen liest.<br />

Deinem persönlichen Entwicklungspotential im Bogenschießen<br />

widmen sich unsere Experten. Mentalcoach Markus Wagner gibt<br />

Antworten auf die Frage, wie wir selbstbewusst mit der Angst<br />

umgehen können und warum die Angst nicht zwingend unser<br />

Feind ist.<br />

Karim Bashir befasst sich mit dem gruseligsten Tabu beim Bogenschießen<br />

– dem Geheimnis der Scheibenpanik. Sein Einblick<br />

in die Thematik macht neugierig auf das mentale Spiel des<br />

Sports, das im Podcast auf archery+ vertieft wird. Die englischsprachige<br />

Plattform archery+ ist eine der jüngsten Entwicklungen<br />

der World Archery. Für unsere Leser haben wir in dieser<br />

Ausgabe gleich zwei Expertengespräche durchgeführt. „Erfolgreich<br />

trainieren“ ist das Thema von Lisa Unruh. Die zweifache<br />

Medaillengewinnerin der Olympischen Spiele gibt Tipps, die<br />

das Potential in sich tragen, deine Entwicklung im Bogensport<br />

auf ein neues Level zu katapultieren. Der Tuningexperte und<br />

mehrfache Welt- und Europameister Sebastian Rohrberg geht<br />

der Frage nach, ab welcher Leistungsklasse das Bogentuning<br />

sinnvoll ist.<br />

„Welche Apps für das Handy oder das Tablet sind im Training<br />

sinnvoll und werden im Leistungssport eingesetzt?“ – Das ist<br />

eine der Leserfragen, die an unsere Rubrik Dr. Spot gerichtet<br />

wurde. Das Expertenteam beantwortet diese und weitere Fragen<br />

auf zwei Seiten der aktuellen Ausgabe.<br />

Einblicke in die Entwicklung des Trainings geben auch in dieser<br />

Ausgabe Nationalkaderschütze Mathias Kramer und auch Tom<br />

Krenz in seiner einzigartigen Rubrik Tom´s Corner. „Hey, da ist<br />

Fortschritt innerhalb der zwei Jahre“ stellt Tom in seinem Artikel<br />

fest, in dem er seinen langen Weg hin zum Fortschritt in unverwechselbarer<br />

Weise beschreibt.<br />

Es sind also die Entwicklungen und Entwicklungspotentiale,<br />

die du in den vielfältigen Themen der aktuellen Ausgabe des<br />

<strong>BOGENSPORT</strong> <strong>MAGAZIN</strong>S wiederfindest und wir hoffen, dass<br />

diese Inhalte wichtige Impulse auch für deine persönliche Entwicklung<br />

beim Bogenschießen liefern.<br />

<br />

Herzlichst,<br />

<br />

Euer Günter Kuhr<br />

2/24 EDITORIAL <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 3


INHALT<br />

12<br />

Anmerkungen,<br />

Berichte,<br />

Ideen oder Fragen? –<br />

SENDE UNS<br />

DEIN FOTO<br />

Mehr dazu ab Seite 26<br />

26<br />

wir sehen die Produktion des<br />

<strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong>S<br />

als einen laufenden Prozess, bei dem man<br />

niemals auslernt und naturgemäß auch niemals<br />

am Ziel ankommen kann.<br />

In diesem Sinne freuen wir uns jederzeit über<br />

neue Ideen, sind offen für Ihre Kritik und begrüßen<br />

gerne weitere Autoren in unserem Team.<br />

Melden Sie sich bei uns unter<br />

redaktion@bogensport.de<br />

oder bei<br />

KARRIERE<br />

AUF DEM WEG ZUM PROFI:<br />

DER ERSTE AMATEUR SCHAFFT ES<br />

INS KOREANISCHE TEAM ........................................... 6<br />

WETTKAMPF<br />

DEUTSCHE MEISTERSCHAFT<br />

IN SINDELFINGEN .......................................................... 8<br />

BUNDESLIGAFINALE 2023/24<br />

IN WIESBADEN ............................................................. 52<br />

TRAINING<br />

TEIL 7 – BASISWISSEN<br />

GRUNDLAGEN DER SCHIESSTECHNIK .................... 40<br />

LEISTUNGSSPORT TEIL 3<br />

MATHIAS KRAMER IM TRAININGSPROZESS ........ 48<br />

MENTALTRAINING<br />

DAS GEHEIMNIS DER SCHEIBENPANIK ................. 18<br />

ANGST – WIE KÖNNEN WIR SELBSTBEWUSST<br />

DAMIT UMGEHEN ..................................................... 44<br />

INTERVIEW<br />

IM GESPRÄCH MIT LISA UNRUH<br />

ÜBER ERFOLGREICHES TRAINIEREN .................. 12<br />

IM GESPRÄCH MIT OLIVER HAIDN<br />

ÜBER TRAINER IN DEN LANDESVERBÄNDEN .... 22<br />

IM GESPRÄCH MIT SEBASTIAN ROHRBERG<br />

ÜBER BOGENTUNING ............................................... 34<br />

MATERIAL<br />

ESEMRO<br />

SCHWINGUNGSTILGER ............................................... 11<br />

VEREINE<br />

DAS KLEINE VEREINS-ABC ........................................ 20<br />

TOM’S CORNER<br />

KOMMT ZEIT, KOMMT RING ................................... 58<br />

FOTOGRAFIE<br />

LEIDENSCHAFTEN<br />

MITEINANDER VERBINDEN......................................... 26<br />

DRSPOT, NEWS UND MEHR<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag: Kuhn Fachverlag GmbH & Co. KG, Marktplatz 7, 78054 VS-Schwenningen<br />

Telefon: 07720 / 394-111 Fax: 07720 / 394-294 E-Mail: magazin@bogensport.de<br />

Geschäftsführung: Axel Ziegler Anzeigen: Silvia Brändle<br />

Redaktionsleitung: Axel Ziegler Aboservice: Silvia Brändle<br />

Redaktionsassistenz: Ferah Noor Layout: Steffi Scherr Repro: Maritta Saller<br />

Alle oben genannten Personen sind unter der Verlagsanschrift erreichbar.<br />

Titelbild: Michelle Kroppen | Foto: Dean Alberga<br />

Redaktionelle Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Günter Kuhr, Chris Wells (CW), Tom Krenz, Anna Lena Gangluff, Steffi Gräser,<br />

Markus Wagner, Arne Metzlaff, Jiwon Kim, Karim Bashir, Ludivine Maitre Wicki<br />

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Zeichnungen wird keine Haftung übernommen.<br />

Eine rechtliche Gewähr für die Richtigkeit der redaktionellen Beiträge und der Anzeigen wird nicht geleistet und<br />

eine Haftung nicht übernommen.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages.<br />

Das Bogensport Magazin erscheint zwei-monatlich.<br />

Bezugspreis: 5,50 Euro, Jahresabonnement 30 Euro inkl. 7% MwSt.<br />

Das Abonnement ist mit einer Frist von einem Monat kündbar.<br />

Druck: Silber Druck GmbH & Co. KG | Otto-Hahn-Straße 25 | 34253 Lohfelden<br />

DRSPOT ..................................................................47, 62<br />

NEWS AUF DEN SEITEN .......................17, 39, 51, 57, 61<br />

BLICKWINKEL ............................................................... 32<br />

8<br />

4 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INHALT 2/24


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KARRIERE<br />

Foto: Screenshot worldarchery.sport<br />

AUF DEM WEG ZUM PROFI:<br />

DER ERSTE AMATEURBOGENSCHÜTZE,<br />

DER ES INS KOREANISCHE TEAM<br />

GESCHAFFT HAT<br />

Von Jiwon Kim<br />

In Korea gab es schon immer einen festen Weg, um in die Nationalmannschaft zu kommen. Die Kinder fangen schon sehr früh an, in außerschulischen Clubs<br />

zu trainieren. Es gibt mehr Grundschulvereine als Mittelschulvereine, mehr Mittelschulvereine als Oberschulvereine und mehr Oberschulvereine als Universitätsmannschaften.<br />

Nur die Besten bleiben im Sport und werden schließlich Profis, die ein Unternehmen oder eine Stadtmannschaft vertreten. Und nur die<br />

Besten von ihnen tragen später das koreanische Trikot.<br />

Aber das System, das vor vier Jahrzehnten<br />

aufgebaut wurde, war ausschließlich<br />

auf den Recurve-Sport<br />

ausgerichtet. Mit der Einführung des Compounds<br />

bei den Asienspielen 2014 brauchte<br />

Korea auch Compound-Schützen. Einige<br />

ehemalige Recurve-Schützen wechselten,<br />

um die Lücke zu füllen. Etwa zur gleichen<br />

Zeit gab es in Korea eine große Initiative,<br />

um mehr Menschen für den Sport zu begeistern.<br />

Und erst Anfang 2017 nahm Kang<br />

Donghyeon einen Bogen in die Hand. „Ich<br />

wollte Feuerwehrmann werden und habe<br />

mich deshalb mit 20 Jahren zum Militär gemeldet”,<br />

erzählt er. „Als ich zwei Jahre lang<br />

im Rettungsteam arbeitete, habe ich Leben<br />

und Tod mit eigenen Augen gesehen. Das<br />

weckte in mir den Wunsch, mehr im Leben<br />

zu erleben. … Ich hatte eine vage Vorstellung<br />

davon, dass ich einen Bogen schießen<br />

wollte. Ich weiß nicht warum, aber<br />

mein Herz neigte eher zum Compound. Ich<br />

nahm für drei Monate einen Teilzeitjob an,<br />

sparte und kaufte mir eine Anfängerausrüstung.<br />

Ich fuhr zu einem öffentlichen Bogensportplatz,<br />

drei Stunden mit dem Bus<br />

hin und zurück, und ich begann dort zu<br />

schießen. … Ich hatte keine Ahnung vom<br />

Bogenschießen.”<br />

Donghyeon zog von Busan nach Gyeongsan,<br />

um die Universität zu besuchen, schoss<br />

aber weiter – zum Spaß. „Ich hatte einfach<br />

Spaß am Bogenschießen, an der Teilnahme<br />

an Turnieren und am Austausch mit<br />

anderen Vereinsmitgliedern”, sagt er. „Ich<br />

konnte mir nie vorstellen, Mitglied der<br />

Nationalmannschaft zu werden.“ Kein Vereinsbogenschütze<br />

hatte jemals zuvor das<br />

koreanische Nationaltrikot getragen. „Ich<br />

habe nicht in jungen Jahren mit dem Bogenschießen<br />

angefangen”, erklärt er. Aber<br />

das Talent des Spätstarters war nicht unbemerkt<br />

geblieben.<br />

Hong Sung-chil, ein ehemaliger internationaler<br />

Recurver, der vor allem für den<br />

Gewinn der Weltmeisterschaft im Bogenschießen<br />

im Jahr 1999 bekannt ist, lud<br />

den Amateurbogenschützen ein, nach dem<br />

6 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> KARRIERE 2/24


KARRIERE<br />

Ende seines Studiums im Dezember 2020<br />

in seine professionelle Akademie in Daegu<br />

einzutreten. Donghyeon hatte einen erstaunlichen<br />

Sprung gemacht. Im Jahr 2021<br />

machte er einen weiteren Sprung, als er sich<br />

einen Platz im koreanischen Kader sicherte<br />

und zum ersten Mal im Nationaltrikot als<br />

Mitglied der B-Mannschaft bei kontinentalen<br />

Wettkämpfen in Asien antrat. „Als Pionier<br />

ein neues Abenteuer zu beginnen, hat<br />

mich beunruhigt”, sagt er. „Aber ich dachte<br />

auch, dass Bogenschießen ein Sport ist, in<br />

dem ich alles erreichen kann, solange ich<br />

zehn Punkte schießen kann. Also habe ich<br />

alles gegeben.”<br />

Donghyeon schaffte es 2022 in die erste<br />

Mannschaft und nahm neben koreanischen<br />

Compound-Stars wie Choi Yonghee<br />

und Kim Jongho an drei Stationen des Hyundai<br />

Archery World Cups teil, in Gwangju,<br />

Paris und Medellín. Die Geschichte eines<br />

Amateur-Bogenschützen, der es bis in die<br />

Weltszene schafft, mag für viele Menschen<br />

aus Europa, aus Amerika – oder anderen<br />

Teilen Asiens – nicht bedeutsam oder ungewöhnlich<br />

erscheinen. In Korea ist sie jedoch<br />

von großer Bedeutung.<br />

Nachdem die Akademie in Daegu geschlossen<br />

wurde – Hong Sung-chil ging als Trainer<br />

in den Iran – schloss sich Donghyeon<br />

einem der ältesten und erfolgreichsten Profiteams<br />

Koreas an, Hyundai Steel. Zu seinen<br />

Mannschaftskameraden gehörten nun die<br />

beiden Olympiasieger Oh Jin Hyek und Ku<br />

Bonchan sowie die beiden bereits erwähnten<br />

Top-Compounder. „Als ich das Angebot<br />

bekam, dachte ich: Wie könnte ich so eine<br />

tolle Chance ausschlagen, mit Olympiasiegern<br />

wie Yonghee und Jongho zu trainieren?<br />

Ich habe mir ihre Videos auf YouTube<br />

angesehen, seit ich mit dem Bogenschießen<br />

angefangen habe”, sagt Donghyeon.<br />

Der erste Amateur, der zum Profi wurde,<br />

verpasste einen Platz in der Mannschaft<br />

für die Asienspiele 2023 – aber er kehrte<br />

für das Wintertraining <strong>2024</strong> in den Kader<br />

zurück.<br />

Kang Donghyeon hat den Weg zur Professionalität<br />

in Korea verändert. Andere sind<br />

ihm gefolgt, Joo Jaehoon zum Beispiel, dessen<br />

Arbeitgeber ihn für Wettkämpfe freistellt.<br />

Der Weg ist auch in Korea nicht mehr<br />

so festgelegt.<br />

Anzeige<br />

2/24 KARRIERE <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 7


WETTKAMPF<br />

DM HALLE <strong>2024</strong><br />

SPORTLER GLÄNZEN<br />

IM GLASPALAST IN SINDELFINGEN<br />

Von Anna Lena Gangluff<br />

Vom 8. bis 10. März fand in diesem Jahr der nationale Höhepunkt der Hallensaison für viele deutsche Bogensportler statt: die Deutsche Meisterschaft Halle.<br />

Unsere Autorin Anna Lena Gangluff hat die Verantwortlichen in den letzten Wochen vor, während und nach dem Event begleitet.<br />

Wie man den Wettkampf zu einem<br />

Event machen wollte, wie sich die<br />

Schützen geschlagen haben und<br />

ob die Veranstalter am Ende selbst zufrieden<br />

waren, erfahren Sie hier.<br />

ORGANISATION<br />

„Wir möchten den Bogensport in der Region<br />

bekannter machen und unterstützen.<br />

Bogenschießen ist eine tolle Sportart für<br />

körperliches und mentales Training, für<br />

Jung und Alt, für Leistung und Hobby – bei<br />

welcher Sportart kann man das alles haben?<br />

Gleichzeitig möchten wir auch den<br />

Bogenschützen in der Region das Highlight<br />

ermöglichen, die besten Bogenschützen<br />

Deutschlands live zu erleben“, sagte Michael<br />

Pollok, Teil des Teams der diesjährigen DM,<br />

im Vorfeld. Denn statt einfach „nur“ eine<br />

Deutsche Meisterschaft auszutragen, haben<br />

sich zahlreiche Bogensport-Enthusiasten im<br />

vergangenen Jahr den Kopf darüber zerbrochen,<br />

wie und was man im Vergleich zu den<br />

letzten Jahren optimieren könne.<br />

Zum einen braucht man ein großes Team<br />

hinter den Kulissen, das ein solch ambitioniertes<br />

Ziel umsetzen kann. Mit dem Bogen-<br />

Club Magstadt, dem Schützenverein Weil<br />

im Schönbuch und dem Bogensportclub<br />

Schömberg haben sich in diesem Jahr gleich<br />

drei Vereine gefunden, um das Event auszurichten.<br />

Außerdem wurde mit dem Glaspalast<br />

in Sindelfingen ein Austragungsort gefunden,<br />

der ordentlich Eindruck macht. Die<br />

lichtdurchflutete Leichtathletikarena wurde<br />

ideal an die Wettkampfbedingungen im<br />

Bogensport angepasst, und auch Zuschauer<br />

hatten die Möglichkeit, jede Passe im Blick<br />

zu behalten. Darüber hinaus gab es um das<br />

Wettkampffeld einen Messebereich, in dem<br />

zahlreiche Aussteller ihre Sortimente rund<br />

um den Bogensport präsentierten.<br />

Ebenso wichtig war es den Organisatoren,<br />

dass sich die Sportler, aber auch Zuschauer<br />

und Besucher nicht nur wohlfühlten, sondern<br />

dass sie sich auch als Teil des Events<br />

betrachten. „Versetzen wir uns in einen<br />

Teilnehmer: Wir haben die Qualifikation<br />

für die DM geschafft und dürfen auf einen<br />

Wettkampf, auf dem die Besten aus ganz<br />

Deutschland gegeneinander antreten. Auf<br />

diese Leistung darf man stolz sein!“ Dieses<br />

stolze Gefühl und diese Werte wollte man<br />

die Sportler auf allen Ebenen spüren lassen.<br />

Dazu wurde selbst ein eigenes Branding mit<br />

Logo entworfen, das neben dem Wiedererkennungswert<br />

auch für mehr Wertschätzung<br />

und Anerkennung der Leistungen<br />

stehen soll. Es ist eben nicht das kleine Dorfturnier<br />

von nebenan, sondern eine Deutsche<br />

Meisterschaft, ein großes und bedeutendes<br />

Ereignis.<br />

Daneben ging es den Veranstaltern in diesem<br />

Jahr auch um weitere kleine Details<br />

und Aspekte, die sonst ganz gerne mal hintangestellt<br />

werden – vielleicht auch, weil<br />

Mittel und Möglichkeiten fehlen. So war das<br />

Thema „Nachhaltigkeit“ ein wichtiger Faktor<br />

in der Planung. Dieser wurde auf verschiedenen<br />

Ebenen aufgegriffen, wie Pollock erklärte:<br />

„Thema Nachhaltigkeit. Das ist für uns<br />

kleine Vereine kein leichtes Unterfangen,<br />

aber wir möchten hier die ersten Schritte gehen<br />

und aktiv gestalten. Durch unsere Website<br />

www.dm-bogen-halle.de können wir<br />

auf Programmhefte verzichten und so den<br />

Papierbedarf auf ein Minimum reduzieren.<br />

Wir haben uns sogar Gedanken über den<br />

Namen der Website gemacht, denn www.<br />

dm-bogen-halle.de ist mit Absicht ohne<br />

eine Jahreszahl. So lässt sich die Website für<br />

zukünftige Ausrichter wiederverwenden.<br />

Auch bei der Verpflegung greifen wir auf regionale<br />

Produkte und Anbieter zurück.<br />

8 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 2/24


Fotos: Anna John<br />

2/24 WETTKAMPF <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 9


WETTKAMPF<br />

Ein weiterer Vorteil davon: Wir werden<br />

Deutschland zeigen, wie lecker schwäbische<br />

Maultaschen mit selbstgemachtem Kartoffelsalat<br />

schmecken können.“ Dem Feedback<br />

der Besucher und Sportler nach zu urteilen,<br />

ist ihnen das auf jeden Fall gelungen!<br />

WETTKAMPF<br />

Rund 570 Sportler aus ganz Deutschland<br />

qualifizierten sich im Kampf um die begehrten<br />

Titel. In diesem Jahr fehlten an<br />

der Schießlinie allerdings die Schützen des<br />

Recurve-Bundeskaders. Grund dafür waren<br />

die laufenden Vorbereitungen für die Heim-<br />

EM in Essen und die Olympischen Spiele in<br />

Paris. Umso größer waren die Chancen für<br />

jene Schützen, die sonst eher in der zweiten<br />

Reihe hinter den erfahrenen Kaderschützen<br />

stehen, im Kampf um die Medaillen.<br />

Bei den Recurve Herren sicherte sich David<br />

Strodick (SuS Boke) nach der Qualifikationsrunde<br />

den ersten Rang mit 586 Ringen.<br />

Auch in den Finalrunden konnte er seinen<br />

Lauf fortsetzen und traf im Goldfinale auf<br />

den erfahrenen Schützen Lukas Winkelmeyer,<br />

der wenige Wochen zuvor mit seiner<br />

Mannschaft BSC Sherwood Herne den zweiten<br />

Platz im Bundesligafinale belegt hatte.<br />

In einem engen Kopf-an-Kopf-Rennen auf<br />

hohem Niveau verfehlte Strodick die Zehn<br />

lediglich mit zwei von zwölf Pfeilen und sicherte<br />

sich mit dieser Leistung und einem<br />

7:1 die Goldmedaille.<br />

Bronze ging, in einem noch engeren Match,<br />

das erst durch ein Stechen entschieden wurde,<br />

an Armin Hense (BSC Geislingen).<br />

In Rabea Moschner (CfB Soest) setzte sich<br />

bei den Recurve Damen die Goldmedaillengewinnerin<br />

von 2022 mit 568 Ringen an<br />

die Spitze des Teilnehmerfelds. Ihrer Favoritenrolle<br />

in den Finalmatches konnte Moschner<br />

dieses Jahr nicht gerecht werden,<br />

sie verlor ein starkes Auftaktmatch mit 4:6.<br />

Dafür standen im Goldfinale in Sindelfingen<br />

Nicole Müller (Skam Fellbach-Schmiden)<br />

und Daniela Klesmann (BS Nürtingen), zwei<br />

Sportlerinnen aus der Region – so was sehen<br />

die Zuschauer besonders gerne. Klesmann<br />

kämpfte gut, doch sie unterlag Müller mit<br />

2:6. „Ich bin durch und durch zufrieden. Ich<br />

habe das gezeigt, was ich kann, und konnte<br />

es auch unter diesem Druck abrufen“, erklärte<br />

Klesmann dem DSB. Bronze sicherte<br />

sich Johanna Heinzel vom SV Querum.<br />

Bei den Recurve Senioren sicherte sich Hubert<br />

Schulze von der SG Eichenlaub Pressath<br />

nicht nur den ersten Platz mit 569 Ringen,<br />

sondern erzielte mit dem Ergebnis auch<br />

einen neuen deutschen Rekord!<br />

Pascal Schmidt (1. BSC Gießen), der nach<br />

der Qualifikation mit 587 Ringen auf dem<br />

vierten Rang lag, gewann das Goldfinale<br />

bei den Compound Herren in einem engen<br />

Stechen gegen Henning Lüpkemann (TV<br />

Meßkirch). Nach einem 144:144 behielten<br />

beide Schützen die Nerven und schossen jeweils<br />

eine Zehn im Stechen, wobei die von<br />

Schmidt näher am Zentrum lag. „Ich habe<br />

das Ziel erreicht, das ich schon seit Jahren<br />

erreichen wollte. Ich wusste, dass die Konkurrenz<br />

hart ist, und bin mit etwas weichen<br />

Knien in die Finalrunde gegangen“, gab er<br />

im Gespräch nach seinem Sieg gegenüber<br />

dem DSB zu. Den dritten Rang sicherte sich<br />

Thomas Hasenfuß vom SV Querum.<br />

Das Goldfinale der Compound Damen fiel<br />

dazu im Vergleich schon deutlicher aus:<br />

Andrea Kaiser vom BSV Memmingen setzte<br />

sich mit 143:138 gegen Katharina Kutscher<br />

(TSV Jahn Freising) durch. Alexandra Stadler<br />

(TSV Natternberg) erkämpfte sich die<br />

Bronzemedaille.<br />

Bei den Blankbogen Herren gingen insgesamt<br />

22 Schützen an den Start. Am Ende<br />

durfte sich Timo Durchdewald (SV Nieder-<br />

Florstadt) mit starken 553 Ringen über die<br />

Goldmedaille freuen. Auf dem zweiten Platz<br />

folgte Enrico Kabbe (SV Niederau 1891/541<br />

Ringe) und auf dem dritten Platz Timo Heydasch<br />

(ETG Wuppertal/539 Ringe).<br />

Ivonne Schaub vom SV Büchen ging als Siegerin<br />

in der Blankbogen Damenklasse vom<br />

Platz. 509 Ringe brachten ihr die Goldmedaille<br />

an diesem Wochenende. Silber ging<br />

an Diana Wiesner (BSV Ulm/505 Ringe),<br />

Bronze an Sandra Kunz (PSG Gera/502 Ringe).<br />

Besonders war auch die Situation in der<br />

Klasse der Blankbogen Master Herren:<br />

Nach 60 Pfeilen waren Michael Meyer<br />

(SSV Schwarzenbach/Wald) sowie Markus<br />

Möhring (SV Bargteheide) mit jeweils 539<br />

Ringen gleichauf an der Spitze des Teilnehmerfelds.<br />

Am Ende hatte Meyer allerdings<br />

mehr Zehner erzielt und bekam so den<br />

Deutschen Meistertitel zugesprochen.<br />

ERGEBNISSE<br />

Die Gesamtergebnisliste<br />

gibt es auf der Internetseite der DM Halle.<br />

AUSBLICK<br />

Das Feedback der Bogensportler fällt durchweg<br />

sehr positiv aus. Natürlich gibt es immer<br />

Kleinigkeiten, die man hätte besser<br />

machen können, doch nicht wenige Teilnehmer<br />

loben die Organisation und die<br />

guten Bedingungen, die ihnen in Sindelfingen<br />

geboten wurden. Auch Michael Pollok<br />

zieht Bilanz: „An wichtigster und allererster<br />

Stelle haben das die vielen ehrenamtlichen<br />

Freunde ermöglicht, die mit ihren hellblauen<br />

T-Shirts immer im Glaspalast präsent<br />

waren und den großen Druck einer Deutschen<br />

Meisterschaft auf so vielen Schultern<br />

verteilt haben. […] Die rote Tartan-Bahn<br />

und in der Mitte das grüne Wettkampffeld<br />

mit 36 Scheiben in einer Reihe. Auf der<br />

rechten Hallenseite erstrecken sich zwei<br />

orangefarbene Bahnen – die Finalscheiben<br />

– und dahinter erhebt sich das Siegerpodest,<br />

seitlich begleitet von den Flaggen der<br />

Bundesländer. Das waren ideale sportliche<br />

Bedingungen, bei denen die Tribünen mit<br />

Bogensportfans und neugierigen Zuschauern<br />

besetzt sind, alle gleichermaßen fasziniert<br />

von den großen Qualifikationen und<br />

spannenden Finals. […] Es war ein Wochenende,<br />

geprägt von Höhen und Emotionen.<br />

Die Händler in ihren farbenfrohen<br />

Messebereichen strahlen Zufriedenheit aus,<br />

überrascht von der überwältigenden Resonanz.<br />

Der Glaspalast ist am Samstag sehr<br />

gut gefüllt, und selbst die Küchencrew ist<br />

überrascht von der Nachfrage, die uns zu<br />

spontanen Einkäufen zwingt, um die Gäste<br />

mit köstlicher Verpflegung zu versorgen.“<br />

Eins lässt sich also sagen: Die Ausrichter haben<br />

ihre ambitionierten Ziele übertroffen.<br />

Das größte Lob, das sie an dem Wochenende<br />

bekommen haben? „Der Wunsch nach<br />

einer erneuten Ausrichtung der Deutschen<br />

Meisterschaften“, erzählt Pollok.<br />

Damit wurde in Sindelfingen gezeigt, was<br />

der Bogensport kann. Der Wunsch nach<br />

mehr Präsenz und Aufmerksamkeit wird<br />

immer größer. Turniere sollen zu Events<br />

werden, für die Sportler, aber auch die Zuschauer.<br />

Für viele ist die DM Halle ein Zeichen<br />

und ein Schritt in die richtige Richtung,<br />

nun muss an diesen Konzepten und<br />

Ansätzen festgehalten werden.<br />

Das Team vom Bogensport Magazin gratuliert<br />

allen Medaillengewinnern und Teilnehmern<br />

an der DM Halle zu großartigen<br />

sportlichen Leistungen und viel Erfolg für<br />

die kommende Außensaison!<br />

10 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 2/24


MATERIAL<br />

ESEMRO<br />

SCHWINGUNGSTILGER<br />

DER ETWAS ANDERE DÄMPFER<br />

Von Arne Metzlaff<br />

Die Firma esemro bietet verschiedene Zubehörprodukte für den Bogensport, die<br />

(teilweise) mit dem 3D-Drucker gefertigt werden. Neben den vor kurzem bereits in<br />

Ausgabe 1/<strong>2024</strong> vorgestellten Griffschalen für den Recurvebogen, bei denen man<br />

die Druckdatei erhält, gibt es auch Produkte, die von esemro selbst gefertigt und<br />

versandt werden. Genau dies ist der Fall beim FlexiDamp V2.<br />

Fotos: Arne Metzlaff<br />

Dieser ungewöhnliche „Dämpfer“ für<br />

den Recurvebogen besteht aus zwei<br />

gedruckten Teilen, einem Stahlseil,<br />

einer Sechskantschraube, mehreren Madenschrauben<br />

sowie wahlweise einer 5/16“-<br />

24 UNF oder einer 1/4“-20 UNC Schraube für<br />

die Verbindung mit dem Stabi.<br />

Das Aussehen und der Aufbau des Flexi-<br />

Damp V2 sind relativ ungewöhnlich und<br />

haben mit einem klassischen Dämpfer relativ<br />

wenig gemeinsam. Üblicherweise besteht<br />

ein Dämpfer aus einem für die Dämpfung<br />

notwendigen „Gummi“-Element, sogenannte<br />

Elastomere, die ihre Wirkung in Verbindung<br />

mit den Stabigewichten erzielen. Der<br />

FlexiDamp V2 unterscheidet sich dabei<br />

im Aufbau und auch der Funktionsweise<br />

grundsätzlich vom klassischen Dämpfer.<br />

Neben der Grundplatte, in der die Schraube<br />

zur Befestigung am Stabi sitzt, ist das für<br />

die Dämpfung oder vielmehr zur Tilgung<br />

der Schwingungen verwendete Drahtseil<br />

befestigt. Diese Grundplatte ist ebenso 3Dgedruckt<br />

wie das am Drahtseil befindliche<br />

verschiebbare Bauteil. Weshalb dieses Bauteil<br />

verschiebbar ist, lässt sich anhand der<br />

Funktionsweise leicht nachvollziehen. Mit<br />

Hilfe der Verschiebung lässt sich der Flexi-<br />

Damp V2 auf die Eigenfrequenz des Bogens<br />

einstellen. Vereinfacht erklärt sorgt das<br />

Einstellen des FlexiDamp V2 auf die Eigenfrequenz<br />

des Bogens dafür, dass die im<br />

Bogen vorhandene Schwingungsenergie<br />

durch den FlexiDamp V2 aufgenommen<br />

und durch Reibung der einzelnen Drähte<br />

im Drahtseil untereinander in Wärmeenergie<br />

umgewandelt und damit schlussendlich<br />

vernichtet, also getilgt wird. Die Energien<br />

im Bogen sind dabei so gering, dass keine<br />

tatsächliche Erwärmung des Drahtseils im<br />

FlexiDamp V2 festgestellt werden kann.<br />

Dieses sehr vereinfacht dargestellte Prinzip<br />

unterscheidet sich damit grundsätzlich von<br />

dem des klassischen „Gummi“-Dämpfers.<br />

Durch das Verschieben des beweglichen<br />

Elements verändert sich die Wirkung des<br />

FlexiDamp V2 spürbar. Somit merkt man<br />

relativ leicht, ob der Schwingungstilger auf<br />

die passende Eigenfrequenz des Bogens<br />

abgestimmt ist oder eben nicht. Sobald<br />

der FlexiDamp korrekt eingestellt ist, zeigt<br />

sich die im Vergleich andere Funktionsweise.<br />

Durch den FlexiDamp ändert sich<br />

das Verhalten, die Reaktion des Bogens im<br />

Vergleich zur Verwendung eines herkömmlichen<br />

Dämpfers. So wird dieser, einfach<br />

ausgedrückt etwas ruhiger und tatsächlich<br />

spürt man, dass die Schwingungen dem<br />

Bogen sozusagen entzogen werden. Natürlich<br />

ist der Bogen nicht gänzlich „ruhig gestellt“,<br />

aber dennoch hat sich zumindest in<br />

meinen Tests ein spürbarer Effekt gezeigt.<br />

Dies wird aber auch sicherlich abhängig<br />

von den verwendeten Stabis, dem Zuggewicht<br />

und auch einfach der persönlichen<br />

Empfindung sein.<br />

Mit einem Preis von 39 Euro fügt sich der<br />

FlexiDamp in den üblichen Preisbereich<br />

herkömmlicher Dämpfer ein. Angeboten<br />

wird er in sechs verschiedenen Farbvarianten<br />

(rot, grün, blau, schwarz, gelb, weiß/<br />

transparent). Mit seinem doch eher ungewöhnlichen<br />

Aussehen ist er etwas gewöhnungsbedürftig<br />

und erinnert fast an eine<br />

Art Lasche zum Aufhängen des Bogens.<br />

Nichtsdestotrotz ist seine Funktion spürbar,<br />

auch dank der (notwendigen) Anpassbarkeit<br />

an den Bogen.<br />

Somit lässt sich grundsätzlich festhalten,<br />

dass das physikalische Prinzip sehr gut<br />

auch im Bogensport nutzbar ist. Mir persönlich<br />

gefällt allerdings das aktuelle Erscheinungsbild<br />

des Schwingungstilgers<br />

nicht gut genug, als das ich es dauerhaft<br />

verwenden werde. Eine andere Bauform<br />

zu entwickeln, die etwas ansprechender<br />

gestaltet ist, ist sicherlich durch die aus der<br />

Funktionalität gegebene Rahmenbedingung<br />

eher schwierig umsetzbar. Wem das<br />

Aussehen des FlexiDamp gefällt oder für<br />

wen das Erscheinungsbild eine untergeordnete<br />

Rolle spielt, findet einen gut funktionierenden<br />

Dämpfer für seinen Bogen, der<br />

es wert ist, ausprobiert zu werden.<br />

2/24 MATERIAL <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 11


INTERVIEW<br />

EXPERTENGESPRÄCH MIT LISA UNRUH<br />

ERFOLGREICH<br />

TRAINIEREN<br />

Von Günter Kuhr<br />

Lisa Unruh beendete nach ihrer zweiten olympischen Medaille<br />

bei den Spielen in Tokio ihre Sportkarriere und arbeitet heute<br />

bei der Bundespolizeisportschule in Kienbaum. Aktuell befindet<br />

sie sich in der Trainerausbildung für die B-Lizenz Leistungssport.<br />

Nach Abschluss der DOSB-Trainerlizenz könnte<br />

Lisa Unruh das Training an der Sportschule Berlin unterstützen<br />

und ihre Erfahrungen aus der Zeit als internationale Spitzenschützin<br />

an die Sportschüler weitergeben.<br />

Lisa Unruh verfügt über umfassende<br />

Erfahrung zum Training im Bogensport,<br />

die sie als Spitzenathletin über<br />

viele Jahre sammelte. Im Expertengespräch<br />

gibt Lisa Unruh Impulse für ein erfolgreiches<br />

Training.<br />

BSM<br />

Worin siehst du das übergeordnete Ziel<br />

des Trainings?<br />

LISA UNRUH<br />

Grundsätzlich sind die Ziele des Trainings<br />

sehr individuell. Will der Bogensportler<br />

das Training für sich genießen, um Körper<br />

und Geist zu schulen, ist die Zielrichtung<br />

natürlich anders, als wenn er sich in einer<br />

Wettkampfphase befindet, in der die Zielstellung<br />

eher darauf ausgerichtet ist, die<br />

Fähigkeiten für den Wettkampf zu verbessern,<br />

um damit das Wettkampfniveau zu<br />

steigern. Vorrangig halte ich es für wichtig,<br />

dass das Bogensporttraining oder auch das<br />

Training im Sport allgemein Freude macht.<br />

Dazu zählt auch, dass man soziale Kontakte<br />

pflegen und Freunden begegnen kann. Im<br />

leistungssportlichen Bereich ist das übergeordnete<br />

Ziel, die speziellen Fähigkeiten für<br />

das Bogenschießen zu verbessern, um die<br />

Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Je nach Trainingsperiode<br />

variieren die Ziele. Während<br />

also zum Beginn der Saison die Technikentwicklung<br />

das Ziel ist, wechselt die Zielstellung<br />

in der Wettkampfperiode zur Zielstellung,<br />

die Fähigkeiten, die im Wettkampf<br />

abverlangt werden, zu verbessern.<br />

BSM<br />

Welche wesentlichen Faktoren sind bedeutend<br />

für diese Leistungsentwicklung?<br />

LISA UNRUH<br />

Die Frage aller Fragen ist sicherlich, was einen<br />

guten Schützen ausmacht. Sicherlich ist<br />

es zielführend, eine reproduzierbare Schießtechnik<br />

zu entwickeln. Verfügt ein Schütze<br />

über eine reproduzierbare Schießtechnik,<br />

hat er konstantere Ringzahlen. Aus meiner<br />

Erfahrung ist Qualität der Bewegungsausführung<br />

bedeutender als die Pfeilzahlen.<br />

Wenn also ein Schütze hohe Pfeilzahlen<br />

mit einer schlechten Qualität schießt, hat er<br />

überhaupt nichts gewonnen. Wichtiger ist<br />

es, dass in jeder Trainingseinheit die Qualität<br />

der Bewegungsausführung hoch ist und<br />

dass man die Dinge konzentriert und bewusst<br />

macht. Alles, was man bewusst macht,<br />

kann man auch kontrollieren und händeln.<br />

Jede Trainingseinheit sollte der Schütze also<br />

mit einer hohen Qualität absolvieren.<br />

Auch die Entwicklung von Kraft und Ausdauer<br />

sind wichtig, um einen fitten und gesunden<br />

Körper zu erhalten. Damit kann ich<br />

heiße und schwüle Tage besser aushalten<br />

und dann auch im Wettkampf die Leistung<br />

abrufen. Bei den internationalen Wettkämpfen<br />

hatten wir immer wieder auch extrem<br />

heiße Tage, beispielsweise in Taiwan, Japan<br />

oder in Mexico City, wo das Wettkampffeld<br />

auf 2500 Metern Höhe lag. Diese Einflüsse<br />

des Wetters merkt man natürlich, und mit<br />

einer Grundfitness geht man da einfach besser<br />

durch. Bogenschützen, die diese Fitness<br />

nicht besitzen, haben an diesen Tagen Probleme<br />

und können ihre Leistung nicht abrufen.<br />

Und das betrifft natürlich ebenso einen<br />

heißen Wettkampftag bei einer Deutschen<br />

Meisterschaft, auf die man sich über Monate<br />

vorbereitet hat. Es ist dann ärgerlich, wenn<br />

die Leistung nicht abrufbar ist, nur weil die<br />

Temperaturen dem Sportler zu schaffen machen.<br />

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Leistungsentfaltung<br />

im Bogensport ist die mentale<br />

Komponente. Bei einer mentalen Stärke<br />

kann ich das, was ich im Training mache,<br />

auch im Wettkampf umsetzen.<br />

12 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INTERVIEW 2/24


INTERVIEW<br />

Bilder: Günter Kuhr<br />

Eine Trainingssituation mit Lisa Unruh bei Regen.<br />

Das Wetter kann die Schützen herausfordern.<br />

An heißen Wettkampftagen werden sie erfolgreicher<br />

sein, wenn sie ihre Resistenz gegen Hitze<br />

durch Ausdauertraining aufgebaut haben.<br />

Für die Entwicklung der mentalen Stärke<br />

gibt es verschiedene Tools, die jeder Schütze<br />

entdecken kann und für sich das aussucht,<br />

das im individuellen Fall funktioniert.<br />

BSM<br />

Würdest du sagen, dass eine stabile Schießtechnik<br />

eine höhere Resistenz gegen Stress<br />

im Wettkampf bietet?<br />

LISA UNRUH<br />

Ich hatte eben von der reproduzierbaren<br />

Schießtechnik gesprochen, und das beinhaltet<br />

die Stabilität der Technik. Eine stabile<br />

Schießtechnik ist reproduzierbar. Die Stressresistenz<br />

ergibt sich nach meiner Erfahrung<br />

aus den mentalen Fähigkeiten. Wenn also<br />

ein Bogenschütze beispielsweise das Zittern<br />

in Stresssituationen wahrnimmt, akzeptiert<br />

und einfach schießt, und das mit einer hohen<br />

Überzeugung von seiner Leistungsfähigkeit,<br />

dann wird er die Situation bewältigen.<br />

BSM<br />

Könntest du exemplarisch die Entwicklung<br />

einer Fähigkeit am Beispiel des Techniktrainings<br />

darstellen? Nehmen wir als Beispiel<br />

die Optimierung der Rückenspannung.<br />

LISA UNRUH<br />

Es gibt für jede Technik mehrere Trainingsinhalte,<br />

die kombiniert werden können.<br />

Beim Techniktraining auf Kurzdistanz kann<br />

der Trainer mit Impulsen unterstützen,<br />

indem er durch das Anfassen der Oberarmrückseite<br />

die Bewegungsrichtung unterstützend<br />

andeutet. Der Einsatz von Videotechnik<br />

ist zudem effektiv. Also würde<br />

ich als Trainer eine Videostation aufbauen<br />

und über die Delay-Funktion dem Schützen<br />

die Möglichkeit geben, zeitverzögert nach<br />

jedem Schuss selbst zu sehen, was er eigentlich<br />

tut. Ein Trainingshilfsmittel, das zur Optimierung<br />

der Rückenspannung eingesetzt<br />

wird, ist der Shotmaster, den ich für weite<br />

Distanz empfehle – natürlich nur, wenn der<br />

Schießplatz Rasen hat und man sich nicht<br />

die Spitzen kaputt macht. Ansonsten gilt<br />

die Empfehlung für die Fünfmeterdistanz.<br />

Effektiv beim Techniktraining ist beispielsweise<br />

auch das Schießen mit geschlossenen<br />

Augen auf eine Kurzdistanz, bei dem<br />

die Aufmerksamkeit wesentlich deutlicher<br />

auf die Technikumsetzung gelenkt werden<br />

kann. Auch die Bewegungswahrnehmung<br />

wird geschult.<br />

Besonders wirkungsvoll ist das ideomotorische<br />

Training, bei dem der Schütze seine<br />

Bewegungswahrnehmung durch die Vorstellung<br />

der Technikausführung schult.<br />

Er geht also bei diesem Beispiel mit seiner<br />

mentalen Vorstellung in die Rückenspannung<br />

hinein und entwickelt schließlich<br />

ein Gefühl, das er mit der realen Bewegungsausführung<br />

verknüpfen kann. Vielen<br />

Schützen fehlt dieses Gefühl der Bewegung.<br />

Das stellt sich heraus, wenn sie<br />

die Bewegung nicht erklären können, die<br />

sie ausführen. Mit dem ideomotorischen<br />

Training, bei dem keine tatsächliche Bewegung<br />

stattfindet, also nur die Vorstellung<br />

der Bewegung, wird die Wahrnehmung<br />

für die Bewegung entwickelt. Das ist sehr<br />

wichtig.<br />

Es ist allerdings vor dem Beginn der Technikarbeit<br />

wichtig, zunächst zu analysieren,<br />

wo eine unsaubere Ausführung ihre Ursache<br />

hat. Erst wenn diese Ursache richtig erkannt<br />

wurde, kann die Arbeit an der Technik<br />

beginnen. Bei einer instabilen Bogenschulter<br />

beispielsweise könnte die Ursache auch<br />

bei der Zugschulter liegen. Stellt sich heraus,<br />

dass die Ursache tatsächlich bei der<br />

Bogenschulter liegt, könnte es sein, dass<br />

der Schütze noch nicht die richtige Vorstellung<br />

entwickelt hat, was mit dem Druck<br />

der Bogenschulter überhaupt gemeint ist.<br />

2/24 INTERVIEW <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 13


INTERVIEW<br />

LISA UNRUH<br />

Die Saison wird in verschiedene Trainingsperioden<br />

gegliedert. Die einzelnen Perioden<br />

bringen in Bezug auf die Trainingsinhalte<br />

bereits eine Abwechslung mit sich.<br />

Ich möchte das am Beispiel der Vorbereitungsperiode<br />

zum Beginn des Sportjahres<br />

darstellen. Diese Vorbereitungsperiode<br />

startet nach der Regenerationspause. Hier<br />

wird die Technik wieder aufgebaut. Das<br />

Training wird abwechslungsreich gestaltet.<br />

Du schießt mal auf fünf Meter, dann auf 70<br />

Meter, mit oder ohne Auflage, du machst<br />

Zielpunkttraining, schießt auf Streifen als<br />

Trefferbilder, dann mit Balancepads. Auch<br />

das Schießen mit dem Shottrainer ist ein<br />

typischer Trainingsinhalt. Das Trainieren<br />

mit Videotechnik ist extrem wichtig für die<br />

Technikentwicklung. An diesen Beispielen<br />

sieht man, wie abwechslungsreich Training<br />

gestaltet werden kann. Bei der Auswahl der<br />

Trainingsinhalte steht das abgesteckte Ziel<br />

des Trainings im Vordergrund. Der Schütze<br />

sollte sich also fragen, warum er trainiert.<br />

Was ist also das Ziel dieses Trainings? Auf<br />

dieses Ziel wird das Training mit den Inhalten<br />

ausgerichtet. Es geht bei dieser Zielformulierung<br />

ganz konkret darum, welche<br />

Fähigkeiten der Schütze in seinem Training<br />

verbessern möchte. Das einfach-vor-sichhin-Schießen<br />

bringt nicht viel. Es geht ja<br />

im Training um die gezielte Ausbildung<br />

von Fähigkeiten.<br />

Der Shotmaster ist ein Hilfsmittel, um die Rückenspannung zu trainieren. Ein Band des Shotmaster verbindet die<br />

Sehne mit dem Ellbogen. Nach dem Lösen fängt das Band die Sehne unmittelbar vor den Zugfinger ab. Nur wenn<br />

die Rückenspannung hoch ist, bleibt die Schulterachse stabil.<br />

Der Trainer kann den Druck selbst nicht<br />

sehen, nur der Schütze fühlt den Druck.<br />

Daher ist es wichtig, dass Trainer und<br />

Schütze zunächst darüber sprechen und<br />

sich austauschen. Stellt sich dabei heraus,<br />

dass der Schütze nicht genau weiß, was er<br />

tun soll beim Aufbau des Drucks, dann ist<br />

natürlich klar, dass die Schulter ausbricht<br />

und instabil ist.<br />

Es stehen also verschiedene Trainingsinhalte<br />

und Hilfsmittel zur Verfügung, um<br />

die Entwicklung der Technik gezielt anzugehen.<br />

BSM<br />

Das ideomotorische Training könnte der<br />

Schütze auch zu Hause durchführen.<br />

Ist das zu empfehlen?<br />

LISA UNRUH<br />

Nein, ich empfehle, es am Trainingsplatz<br />

durchzuführen. Dort wird trainiert. Es sollte<br />

in Verbindung mit realen Schüssen durchgeführt<br />

werden. Beispielsweise werden<br />

beim ideomotorischen Training drei Passen<br />

angesetzt. Beim Einstieg in das ideomotorische<br />

Training sollte der Schütze einen ideomotorischen<br />

Schuss absolvieren und anschließend<br />

drei reale Pfeile schießen. In den<br />

folgenden Wochen kann dieses Verhältnis<br />

angepasst werden, zunächst auf einen ideomotorischen<br />

Schuss und anschließend zwei<br />

reale Pfeile bis hin zum Verhältnis 1:1. Das<br />

ideomotorische Training ist äußerst effektiv.<br />

Es wird sicher noch in vielen Bereichen unterschätzt.<br />

BSM<br />

Wie kann ein Training abwechslungsreich<br />

und dennoch zielführend gestaltet werden?<br />

Ich halte es übrigens für wichtig, die lang-,<br />

mittel- und kurzfristigen Ziele klar zu formulieren<br />

und am besten sogar aufzuschreiben.<br />

Schütze und Trainer sollten beide wissen,<br />

wo die Reise hingehen soll. E s macht wenig<br />

Sinn, wenn der Trainer für den Schützen<br />

ambitionierte Ziele absteckt, die der<br />

Schütze nicht verinnerlicht hat. Sie müssen<br />

sich also austauschen, damit sie auch<br />

wirklich in die gleiche Richtung arbeiten.<br />

Um die Zielstellung anpassen zu können,<br />

macht es beispielsweise auf dem Weg zu<br />

einer Deutschen Meisterschaft Sinn, einen<br />

Zwischenwettkampf zu absolvieren, um<br />

dort zu prüfen, welche Fähigkeiten bereits<br />

gut umgesetzt werden und wo noch Bedarf<br />

besteht, Fähigkeiten auszubauen. Damit<br />

müssen dann kurzfristige Zielstellungen<br />

auch angepasst werden. Diese werden im<br />

Optimalfall in einen Trainingsplan für die<br />

darauffolgende Woche integriert und mit<br />

Trainingsinhalten unterfüttert.<br />

BSM<br />

Sollte der Trainer im Idealfall den<br />

Trainingsplan für jeden Trainingstag<br />

konkret festlegen?<br />

LISA UNRUH<br />

Für die Entwicklung von Fähigkeiten ist<br />

ein Wochenplan mit Trainingsinhalten<br />

optimal. Allerdings favorisiere ich die Entwicklung<br />

von mündigen Schützen, die<br />

selbst einen Einfluss auf die Trainingsinhalte<br />

haben und mitentscheiden können,<br />

zu welchem Zeitpunkt ein Trainingsinhalt<br />

ihn tatsächlich weiterbringt. Ein Rahmentrainingsplan<br />

würde also Wochenaufgaben<br />

enthalten, dem Schützen aber auch eine<br />

Flexibilität bei der Umsetzung einräumen.<br />

Dieser Gedanke betrifft weniger die Kinder,<br />

aber Schützen, die aufgrund ihres Alters in<br />

der Lage sind, Prioritäten selbst zu erkennen<br />

und abzustecken.<br />

BSM<br />

Siehst du es als sinnvoll an, ein Ergebnis<br />

als Zielsetzung für einen Wettkampf<br />

festzulegen?<br />

14 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INTERVIEW 2/24


INTERVIEW<br />

Beim Einschießen auf die Kurzdistanz werden Pfeile häufig „geballert“. Fehlt hier die Qualität bei der Technikausführung,<br />

ist das Einschießen nicht effektiv.<br />

LISA UNRUH<br />

Ich halte eine Routine für wichtig, die den<br />

Start des Trainings markiert. Zu viele Routinen<br />

können allerdings auch einer notwendigen<br />

Flexiblität im Wege stehen. Ich<br />

will diesen Zusammenhang kurz darstellen.<br />

Nach dem Aufbau des Bogens sollte<br />

ein kurzes Erwärmen als Routine erfolgen.<br />

Einige Schützen starten danach mit einem<br />

ausführlichen Einschießen. Allerdings führt<br />

das Einschießen auf fünf Meter häufig dazu,<br />

dass die Pfeile einfach geballert werden, und<br />

dann verfällt der Sinn des Einschießens,<br />

weil keine Qualität da ist und der Schütze<br />

nicht bewusst seine Technik ausführt. In<br />

der Wettkampfperiode macht das Einschießen<br />

als eine Routine im Training aus meiner<br />

Sicht wenig Sinn, denn diese Möglichkeit<br />

bieten Wettkämpfe auch nicht. Wurde<br />

während des Wettkampftrainings ein umfangreiches<br />

Einschießen als Routine entwickelt,<br />

fehlt dem Schützen diese Routine am<br />

Wettkampftag, weil sie dort nicht angeboten<br />

wird. Hier wird nach den Probepfeilen<br />

sofort die Leistung abgerufen. Wichtiger ist<br />

es daher, dass der Schütze eine Flexibilität<br />

entwickelt hat, mit der er auf Situationen<br />

reagieren kann. Diese Flexibilität, sich immer<br />

wieder neu und anders auszurichten,<br />

benötigt er im Wettkampf. Wird der Schütze<br />

aber abhängig von zu vielen Routinen, die<br />

er im Training entwickelt hat, wirft ihn das<br />

im Wettkampf aus dem Konzept. Das Aufwärmen<br />

nach dem Aufbau des Bogens ist<br />

allerdings auch im Wettkampf als Routine<br />

realisierbar. Trainingsinhalte sollten also<br />

variabel bleiben, damit der Bogensportler<br />

seine Flexibilität ausbilden kann.<br />

LISA UNRUH<br />

Ringzahlen würde ich niemals als Zielsetzung<br />

formulieren. Stattdessen halte ich es<br />

für wichtiger, aufgabenorientiert an die<br />

Sache heranzugehen. Die Aufgabe ist die<br />

Umsetzung einer stabilen Schießtechnik.<br />

Das ist das Einzige, was du kontrollieren<br />

und händeln kannst. Allein die Einflüsse<br />

des Wetters bei einem Wettkampf liegen<br />

außerhalb deiner Kontrolle, und dadurch<br />

wird dein Ergebnis beeinflusst. Dennoch<br />

kannst du auch bei ungünstigen Wetterbedingungen<br />

deine Aufgabe gut meistern.<br />

Dafür ist die Ringzahl nicht relevant. Liegt<br />

der Fokus auf deiner Aufgabe, die Technik<br />

gut umzusetzen, kommst du unweigerlich<br />

zum besten Ergebnis unter den jeweiligen<br />

Bedingungen des Wettkampfes. Konzentriere<br />

dich also auf die Aufgabe, auf die<br />

Schießtechnik – beispielsweise darauf, eng<br />

zu lösen oder auf den Rhythmus, was auch<br />

immer. Es geht immer um die Aufgabe. Alle<br />

Gedanken rund um ein Ergebnis lenken<br />

dich ab, machen dich nur nervös, und du<br />

kannst das nicht kontrollieren. Der Fokus<br />

auf eine Aufgabe führt dich also zum besten<br />

Ergebnis, nicht die Zielvorgabe einer<br />

Ringzahl. Daher haben mich als Schützin<br />

gesetzte Ringzahlen in einer Zielformulierung<br />

niemals tangiert.<br />

Anzeige<br />

BSM<br />

Das Ausschießen zum Ende des Trainings<br />

hat das Ziel, dass der Schütze den Trainingstag<br />

mit einer sauberen Schießtechnik abschließt.<br />

Ist das aus deiner Sicht sinnvoll?<br />

LISA UNRUH<br />

Ja, das kann ich unterstützen. Ich selbst<br />

habe häufig zum Abschluss des Trainings<br />

eine kleine Anzahl von Pfeilen – beispielsweise<br />

sechs oder acht Pfeile – geschossen<br />

und mir dafür vorgenommen, mindestens<br />

einen perfekten Schuss abzuliefern, bei dem<br />

alles passte. Und wenn dieser Pfeil dann in<br />

einer sehr guten Neun oder Zehn steckte,<br />

dann beendete ich das Training.<br />

BSM<br />

Welche Bedeutung hat die Entwicklung<br />

von Routinen im Training?<br />

2/24 INTERVIEW <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 15


INTERVIEW<br />

Du könntest andere Schützen motivieren, an<br />

dem Wettkampftraining teilzunehmen. So<br />

können innerhalb der Wettkampfsimulation<br />

auch Matches geschossen und ein Final-<br />

Feeling im Training erlebt werden. Die damit<br />

verbundene Aufregung und der Umgang damit<br />

werden durch die Wettkampfsimulation<br />

geübt.<br />

Eine Simulation des Wettkampfes im Training lässt sich mit einer Ampelanlage, Schießzetteln und Ergebnistafeln<br />

realisieren. Die Schützen erleben dann realitätsnahe Wettkampfsituationen.<br />

Das hat mich zum Ende des Trainings noch<br />

einmal richtig gepusht.<br />

BSM<br />

Welche Hilfsmittel sind im Training wichtig<br />

und sollten zur Verfügung stehen?<br />

LISA UNRUH<br />

Zur Grundausstattung zählen das Theraband,<br />

der Shotmaster, das Videodelay und<br />

Balancepads. Sinnvoll sind kleine Gummibänder,<br />

die zwischen Mittelteil und Sehne<br />

gesetzt werden können, um im speziellen<br />

Krafttraining das Zuggewicht zu erhöhen.<br />

Noch besser sind sogenannte Kraftwurfarme,<br />

die einfach mit einem höheren Zuggewicht<br />

ausgestattet sind. Wenn ein Schütze phasenweise<br />

ein höheres Zuggewicht schießt, kann<br />

er seine Technik anschließend mit seinem<br />

realen Zuggewicht stabiler umsetzen. Sinnvoll<br />

in der Vorbereitungsphase sind auch<br />

verschiedene Zielpunkte oder Streifen, die<br />

im Training eingesetzt werden können. Der<br />

Schütze kommt dann auch mal von der typischen<br />

Auflage weg. Diese verschiedenen<br />

Zielpunkte können unkompliziert selbst angefertigt<br />

werden.<br />

BSM<br />

Welche Bedeutung haben die<br />

Leistungskontrollen im Training?<br />

LISA UNRUH<br />

Wie soll man seine Leistung einschätzen,<br />

wenn man vor dem Wettkampf keine Leistungskontrollen<br />

schießt? Die Leistungskontrollen<br />

sind die einzige Möglichkeit, den<br />

Leistungsstand im Training abzurufen und<br />

einschätzen zu können. Ich habe die Erfahrung<br />

gemacht, dass die Leistungskontrollen<br />

auch extrem die Technik stabilisieren.<br />

Wenn ich Kleinigkeiten an der Technik geändert<br />

hatte, schoss ich bewusst anschließend<br />

eine Leistungskontrolle, weil die Leistungskontrolle<br />

meine Technik noch stabiler<br />

machte. In der Wettkampfperiode sind die<br />

Leistungskontrollen extrem wichtig. Wenn<br />

du im Training nicht so viel Zeit für die Leistungskontrolle<br />

hast, kannst du auch einfach<br />

einen Wettkampfstart simulieren, oder du<br />

sprichst einen Trainingspartner an, um mit<br />

zwölf oder 15 Pfeilen ein Match zu schießen.<br />

Solche kleinen Leistungskontrollen kann<br />

man immer mal zwischendurch einschieben.<br />

Sinnvoll können auf dem Weg zum<br />

Zielwettkampf auch reale Wettkämpfe sein,<br />

die einfach als Wettkampftraining genutzt<br />

werden. Dort gibt es die realen Wettkampfbedingungen.<br />

BSM<br />

Wie könnte ein herausforderndes<br />

Wettkampftraining gestaltet werden,<br />

das die Schützen herausfordert?<br />

LISA UNRUH<br />

Optimal ist es, wenn eine möglichst reale Simulation<br />

des Wettkampfes stattfindet.<br />

Bogensportvereine können sich für ein<br />

Wettkampftraining mit benachbarten Vereinen<br />

treffen, um eine besondere Atmosphäre<br />

für die Schützen zu schaffen. Es ergibt sich<br />

dann die Besonderheit, dass in dieses vereinsübergreifende<br />

Wettkampftraining auch<br />

Schützen eingebunden sind, mit denen man<br />

nicht regelmäßig trainiert. Natürlich sollten<br />

für die Wettkampfsimulation eine Ampel<br />

aufgestellt sein, Schießzettel ausgegeben<br />

und alle Rahmenbedingungen eines realen<br />

Wettkampfes geschaffen werden. Interessant<br />

sind auch die Ergebnistafeln unter der Scheibe,<br />

damit alle Schützen den aktuellen Ergebnisstand<br />

auf dem Platz sehen können. Diese<br />

Situation spricht mentale Fähigkeiten an, die<br />

der Schütze hier entwickeln kann, wenn sein<br />

Ergebnis jederzeit von allen Beteiligten einsehbar<br />

ist. Für eine Finalsituation könnten<br />

Finalscheiben präpariert werden.<br />

BSM<br />

Welche Möglichkeiten gibt es, den<br />

Spaßfaktor im Training hochzusetzen?<br />

LISA UNRUH<br />

Ein wesentlicher Faktor für den Spaß im<br />

Training sind die abwechselnden Trainingsinhalte.<br />

Dazu können auch Inhalte zur<br />

Ausbildung der allgemeinen Koordination<br />

eingesetzt werden, wie etwa das Tischtennisspielen<br />

oder Federballspielen. Diese Inhalte<br />

sind auch perfekt für die Ausbildung der<br />

Hand- Augen- Koordination. Oster- oder beispielsweise<br />

Weihnachtsschießen sind besondere<br />

Highlights im Jahresverlauf. Aber auch<br />

Schießspiele als Einzel- oder Teamspiele<br />

sind angenehme Abwechslungen, die richtig<br />

viel Spaß in das Training bringen. Gerade das<br />

Teamschießen mit dem Rotieren wie bei der<br />

Bundesliga fördern den Zusammenhalt der<br />

Schützen. Das Schießen auf Luftballons mit<br />

Teams kann den Spaß im Training richtig<br />

anfeuern. Scheiben Krüger bietet eine große<br />

Auswahl von speziellen Scheibenauflagen.<br />

Ein besonderes Erlebnis ist das Schießen bei<br />

zunehmender Dämmerung und ausgeleuchteten<br />

Scheiben.<br />

16 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INTERVIEW 2/24


NEWS<br />

DIE EHEMALIGE OLYMPIASIEGERIN<br />

KI BO BAE KÜNDIGTE IHREN RÜCKTRITT AN<br />

Die Olympiasiegerin von London<br />

2012, Ki Bo Bae, gab am 14.<br />

Februar auf einer Pressekonferenz<br />

in Seoul ihren Rücktritt<br />

vom Wettkampfsport bekannt.<br />

Die 35-jährige Südkoreanerin,<br />

die 1997 in den Bogensport<br />

einstieg und 2015 die Weltmeisterschaft<br />

gewann, sagte:<br />

„Nach 27 Jahren als Sportlerin<br />

bin ich nun bereit, in meinen<br />

Alltag zurückzukehren.” Ki Bo<br />

Bae beendet ihre Karriere als<br />

eine der erfolgreichsten und<br />

beliebtesten Bogenschützen der<br />

Neuzeit. Berühmt geworden ist<br />

sie durch den Gewinn von zwei<br />

Goldmedaillen bei den Olympischen<br />

Spielen 2012 in London.<br />

Bei ihrer zweiten Olympiade<br />

Rio 2016 holte sie mit dem<br />

immer noch ungeschlagenen<br />

koreanischen Frauenteam ein<br />

drittes Mal Gold und scheiterte<br />

nur knapp an einem erneuten<br />

Einzeltitel, als sie im Halbfinale<br />

gegen ihre Teamkollegin und<br />

spätere Siegerin Chang Hye Jin<br />

verlor.<br />

Nachdem Ki Bo Bae 2018<br />

Mutter geworden war und 2022<br />

ihren Doktor in Pädagogik<br />

gemacht hatte, kehrte sie in der<br />

letzten Saison überraschend<br />

in die koreanische Nationalmannschaft<br />

zurück. Das sollte<br />

ihr letzter Einsatz im kultigen<br />

weißen Trikot sein. „Ich habe<br />

immer nach vorne geschaut<br />

und mich weiterentwickelt,<br />

aber jetzt, wo ich meinen Bogen<br />

aus der Hand lege, fühlt es sich<br />

nicht real an”, sagte sie. „Ich<br />

glaube fest daran, dass der Platz,<br />

den ich hinterlasse, zuverlässig<br />

von der nächsten Generation<br />

ausgefüllt wird.“ Ki Bo Bae<br />

sprach ausgiebig über ihre Zeit<br />

bei den Olympischen Spielen<br />

2012 in London und bezeichnete<br />

den Stechpfeil, mit dem sie<br />

Aida Roman schlug und Gold<br />

holte, als den denkwürdigsten<br />

Moment ihrer Karriere. „Dieser<br />

eine Schuss hätte mein Leben<br />

in eine andere Richtung lenken<br />

können”, sagte sie. „Es war ein<br />

schwieriger Moment, aber ich<br />

denke, es war ein Wendepunkt<br />

in meinem Leben, denn er führte<br />

zu dieser Goldmedaille.”<br />

Mit ihren olympischen Erfolgen<br />

(dreimal Gold und einmal<br />

Bronze) liegt Ki Bo Bae vor den<br />

Spielen in Paris im Einzelmedaillenspiegel<br />

(der Neuzeit) nur<br />

hinter den Legenden Kim Soo-<br />

Nyung und Park Sung-Hyun<br />

auf Platz drei. Während ihrer<br />

Karriere gewann sie sieben<br />

Medaillen bei den Weltmeisterschaften<br />

im Bogenschießen,<br />

darunter den Einzeltitel 2015,<br />

drei Mal das Finale des Hyundai<br />

Archery World Cups (2012,<br />

2016 und 2017) und zwei Mal<br />

die World University Games.<br />

Im Rahmen ihrer Rücktrittserklärung<br />

als Athletin sagte<br />

Ki Bo Bae, dass sie eine zweite<br />

Karriere als Bogensporttrainerin<br />

anstrebe.<br />

<br />

Chris Wells<br />

Foto: Screenshot worldarchery.sport<br />

KARRIERE-<br />

HIGHLIGHTS<br />

2010: Mannschaftsgold<br />

bei den Asienspielen<br />

2011: Erster Mixed-Team-Weltmeister,<br />

Universiade-Sieger und<br />

dreifache Goldmedaillengewinnerin<br />

2012: Olympiasiegerin,<br />

olympisches Mannschaftsgold,<br />

Weltcup-Siegerin<br />

2015: Weltmeisterin,<br />

Universiade-Meisterin<br />

2016: Olympisches Mannschaftsgold,<br />

Einzelbronze, Weltcup-Siegerin<br />

2017: Weltmeisterin<br />

NOZIGLIA STELLT MIT DEM BAREBOW<br />

EINEN 18-METER-WELTREKORD BEI DER EM-HALLE AUF<br />

Die renommierte italienische<br />

Blankbogenschützin Cinzia<br />

Noziglia hat bei den Hallen-<br />

Europameisterschaften in Kroatien<br />

einen neuen Weltrekord<br />

mit 60 Pfeilen auf die 18-Meter-<br />

Qualifikationsrunde aufgestellt.<br />

Sie schoss 556 Ringe und schlug<br />

damit die bisherige Weltbestleistung<br />

von Lina Bjorklund<br />

um vier Ringe. „Ich bin wirklich<br />

glücklich und zufrieden. Ich<br />

habe in letzter Zeit ziemlich gut<br />

geschossen, und ich bin so froh,<br />

dass ich keinen der Ringe verloren<br />

habe, die ich normalerweise<br />

im Training schieße”, sagte<br />

Noziglia. „Das war ein wunderbarer<br />

Wettbewerb, schwierig,<br />

aber fantastisch.”<br />

Athleten der deutschen Nationalmannschaft<br />

nahmen an<br />

dieser Europameisterschaft<br />

nicht teil. <br />

Text: Auf Basis von Chris Wells<br />

Foto: screenshot worldarchery.sport<br />

2/24 NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 17


MENTALTRAINING<br />

DAS GRUSELIGSTE TABU BEIM BOGENSCHIESSEN:<br />

DAS GEHEIMNIS<br />

DER SCHEIBENPANIK<br />

Bild: Dean Alberga<br />

Karim Bashir<br />

„Die Scheibe macht nichts mit dir!” … sagte der türkische Olympiateam-Psychologe Cem Gizep zu mir, als wir die ersten vier Folgen des neuen Taking Aim<br />

Podcasts aufnahmen, der am 9. Februar auf archery+ veröffentlicht wurde. Warum heißt es dann Scheibenpanik? In den ersten vier Episoden des Podcasts<br />

diskutierten Cem, der brasilianische Olympiateilnehmer Bernardo Oliveira und der Diplom-Psychologe Dr. Jon Rhodes über die inneren Abläufe im Kopf<br />

eines Bogenschützen.<br />

Als studierter Sportpsychologe (und<br />

ehemaliger internationaler Fechter),<br />

der in den letzten fünf Jahren<br />

die besten Bogenschützen der Welt kommentiert<br />

hat, war dieses Thema genau mein<br />

Ding. Aber als ich in unser Studio in Berlin<br />

kam, wurde mir klargemacht, dass das Thema<br />

„Scheibenpanik” nicht erwähnt werden<br />

sollte. Ich habe internationale Spitzenschützen,<br />

Trainer und Betreuer danach gefragt<br />

– und die allgemeine Antwort war... ohrenbetäubendes<br />

Schweigen. „Ich will nicht darüber<br />

reden. Es könnte mir auch passieren,<br />

wenn ich es tue”, sagte ein Athlet.<br />

Trotz der vielen Fortschritte in der Sportwissenschaft<br />

entzieht sich die gefürchtete<br />

Scheibenpanik vollständig einer angemessenen<br />

Bewertung und modernen Methoden,<br />

um sie zu lösen oder die Athleten vor<br />

ihr zu schützen? Wie ein Voodoo-Zauber<br />

schien sie etwas zu sein, das man um jeden<br />

Preis vermeiden muss und über das man<br />

nur ungern spricht. Schrecklich, dachte ich.<br />

Deshalb habe ich mich lange Zeit an diese<br />

ungeschriebene Regel gehalten und während<br />

unserer Live-Sendungen nicht (viel)<br />

darüber gesprochen. Aber dieser Podcast<br />

war die Chance. Der höchstdekorierte Athlet<br />

in der Geschichte des Hyundai Archery<br />

World Cups, Braden Gellenthien, beschrieb<br />

Scheibenpanik einmal als „Jede Art von<br />

Angst, die dich daran hindert, dein Bestes<br />

zu geben.” In Korea wird sie oft als „Clicker-<br />

Krankheit” bezeichnet.<br />

Der bekanntere Name ist eigentlich irreführend.<br />

Es ist nicht das Ziel, das Panik auslöst,<br />

sondern das Wetter, der Ort, die Umgebung,<br />

die Konkurrenz, die Gegner oder<br />

die Situation. „Es könnte alles sein, und du<br />

weißt nicht, wann es kommt”, sagt Bernardo.<br />

Letztlich ist es die Angst – vor dem Versagen<br />

oder dem Erfolg. Aber wie äußert sie<br />

sich? Der Weltranglistenerste Mike Schloesser<br />

erklärt, dass er nicht zielen oder lösen<br />

kann. Für andere ist es ein Zucken, während<br />

manche sagen, dass sie den Pfeil nicht<br />

durch den Klicker ziehen können. All das<br />

sind ganz einfache körperliche Vorgänge,<br />

doch plötzlich werden sie unmöglich.<br />

„Ich hatte schreckliche Angst vor dem<br />

Schießen”, sagt Sara Lopez, die achtfache<br />

18 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> MENTALTRAINING 2/24


MENTALTRAINING<br />

Karim Bashir mit Cem Gizep, Bernardo Oliveira und Dr. Jon Rhodes im Taking Aim-Podcast von archery+.<br />

<br />

Bild: Screenshot worldarchery.sport<br />

Hyundai-Bogensport-Weltmeisterin, die<br />

fast zwei Saisons lang unter diesem lähmenden<br />

Phänomen litt. „Ich wusste nicht,<br />

ob es für immer bleiben würde oder nicht.<br />

… Ich habe mich geschämt.” Gellenthien,<br />

Schloesser und Lopez. Drei der Besten,<br />

die je in diesem Spiel des Bogenschießens<br />

angetreten sind, sprechen über ihre eigenen<br />

Erfahrungen mit der schrecklichen<br />

Krankheit der Scheibenpanik. Lopez hat<br />

ihre Scheibenpanik besiegt – und dann<br />

die Weltmeisterschaften 2021 gewonnen.<br />

Schloesser hatte eine Phase, in der die letzten<br />

Pfeile seiner wichtigen Matches ein<br />

Kampf waren. Sein jüngstes perfektes Finale<br />

in Nîmes deutet darauf hin, dass diese<br />

Panik längst der Vergangenheit angehört.<br />

Gellenthien nutzte Techniken zur mentalen<br />

Aufrechterhaltung, um sicherzustellen,<br />

dass er während seiner langen Karriere<br />

weiterhin auf hohem Niveau schießen<br />

kann. Alle diese Elite-Bogenschützen haben<br />

ihre Scheibenpanik in den Griff bekommen.<br />

Das eigentliche Problem ist der Mangel an<br />

Ressourcen für die Lösung und offenen Gesprächen<br />

über dieses Thema. Wenn Bogenschützen<br />

in einem frühen Stadium ihrer<br />

sportlichen Laufbahn unter dem schrecklichen<br />

Tabu leiden, kann sich das als lähmend<br />

erweisen. Nicht wenige wenden sich<br />

deshalb von ihren Bögen ab. „Die Angst<br />

entsteht durch eine Mischung aus erhöhtem<br />

Druck, starkem Leistungsabfall und<br />

erhöhter Aufmerksamkeit”, erklärt Dr. Rhodes.<br />

„Das ist nicht nur beim Bogenschießen<br />

so. Es ist eine universelle Herausforderung.”<br />

Das Problem bei einem Sport wie dem Bogenschießen,<br />

bei dem es so sehr um Routine,<br />

Abläufe und Gefühle geht, ist, dass die<br />

Angst – die Scheibenpanik – alles zunichte<br />

macht. Sie ist so zerstörerisch, dass es ohne<br />

professionelle Hilfe oft schwierig ist, das<br />

zugrundeliegende Problem zu erkennen,<br />

es in etwas Positives umzuwandeln und es<br />

zu besiegen. „Es ist wichtig, was unter dem<br />

Teppich liegt”, fügt Cem hinzu. „Sobald wir<br />

die Gründe für das Problem erkannt haben,<br />

können wir Prozesse einrichten, um sie zu<br />

lösen. Es ist an der Zeit, mit diesem Voodoo-Mythos<br />

aufzuräumen, und es ist an<br />

der Zeit, über Scheibenpanik zu sprechen.“<br />

INFO<br />

Im neuen (englischsprachigen) Taking Aim-Podcast<br />

auf archery+ erfährst du mehr über das mentale<br />

Spiel des Sports – www.archery.tv<br />

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VEREIN<br />

DAS KLEINE<br />

VEREINS-ABC<br />

Fotos: Steffi Gräser<br />

Von Steffi Gräser<br />

Step by step versuche ich, euch mit auf eine kleine Reise zu nehmen.<br />

Es sind Tipps aus 25 Jahren Erfahrung. Vielleicht findet ihr ein paar Anregungen zum Thema Vereinsarbeit.<br />

Viele beginnen mit dem Bogensport<br />

in einem Verein. Sind begeistert, weil<br />

sie vielleicht im Urlaub bei der Animation<br />

ein paar Pfeile geschossen haben.<br />

Entweder war die Entfernung sehr kurz, und<br />

sie haben super getroffen, was zwangsläufig<br />

zu einer positiven Motivation führt. Oder sie<br />

empfinden den Schuss als solchen sehr positiv.<br />

Nun also nach dem Urlaub ab in den Verein<br />

und anknüpfen. Was erhoffe ich mir, wenn<br />

ich in einen Verein eintrete und dort meine<br />

Freizeit verbringe? Menschen, die mir das<br />

Gefühl geben, auf mich gewartet zu haben?<br />

Die mich ernst nehmen und mir helfen, das<br />

richtige Material zu bekommen? Trainer, die<br />

etwas Positives an meinem Schießen finden?<br />

Eine Gemeinschaft, in der es mir gelingt, von<br />

der Arbeit oder privaten Problemen abzuschalten?<br />

Freundlichkeit und ein Willkommen<br />

und so vieles mehr?<br />

Aber ohne Training und gute Beratung gibt<br />

es kein Weiterkommen, und es wird sehr<br />

schnell langweilig.<br />

Wenn es mal stagniert, sind die Trainer gefordert,<br />

ihren Schützlingen, egal ob groß oder<br />

klein, erreichbare Trainingsaufgaben zu geben,<br />

die sie sichtbar vorankommen lassen.<br />

Also, was macht einen Sport- oder Schützenverein<br />

aus, um mit Nachhaltigkeit für alle<br />

Spaß und Freude zu erleben? Langfristige<br />

Vereinsarbeit muss man leben. Als Trainer<br />

bedarf es eines hohen Empathielevels und<br />

Authentizität, aber das Wichtigste ist ein Alleinstellungsmerkmal.<br />

Es gibt weit mehr als<br />

100 „Fettnäpfchen“, in die wir treten können,<br />

aber genau dieser Lernprozess gehört dazu<br />

und macht es für mich so Interessant.<br />

Learning by Doing, und ich habe versucht,<br />

das für mich Wichtigste zu strukturieren.<br />

Okay, hier also jetzt für euch der Start mit<br />

dem kleinen Vereins-ABC. Es ist doch sehr<br />

komplex, aber ich würde mich sehr freuen,<br />

wenn wir auch hier etwas Langfristiges<br />

schaffen und ihr mit Neugier auf die nächste<br />

Ausgabe wartet.<br />

Viel Spaß beim Lesen<br />

20 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> VEREIN 2/24


wie Ausdauer:<br />

Ausdauer ist ein wichtiger Bestandteil für uns. Kennt ihr das,<br />

wenn ihr das Gefühl habt, dass es stagniert oder euch alles über<br />

den Kopf wächst? Über die Jahre habe ich so viele motivierte angehende<br />

Trainer kennengelernt. So manche Schnellschüsse. Anfangs motiviert,<br />

aber schnell nachlassend. Sie merken, wie kräftezehrend es sein kann,<br />

regelmäßig die Motivation ihrer Schützlinge aufrecht zu erhalten.<br />

Für uns ist es wichtig, wenn wir merken, dass wir müde und resigniert werden,<br />

dass wir an unsere eigene Regeneration denken. Nehmt euch gegebenenfalls<br />

auch mal für drei bis vier Wochen raus und organisiert euch eine Vertretung,<br />

damit ihr erholt und voller Sehnsucht wieder zurück ins Training und in euren<br />

Verein kommt. Wir wollen Spaß haben, wir wollen nach einem Training befriedigt<br />

rausgehen und uns selbst, wenn es schon kein Anderer tut, auf die Schulter<br />

klopfen. Diese Motivation mitzunehmen.<br />

Also holt euch Informationen über Aus- und Fortbildungen oder aus dem<br />

Internet. Es warten so vielseitige Angebote auf euch. Genau damit füttern<br />

wir unsere Ausdauer, die wir im Verein benötigen.<br />

DM <strong>2024</strong> Platz 1-3 U 18 m Recurve<br />

Ja, genau das spiegelt unseren Verein wider.<br />

wie Charakter:<br />

Jeder Verein sollte<br />

Charakter haben.<br />

Der sich über viele<br />

Jahre entwickelt und geprägt wird.<br />

Entwickelt euch und passt es vor allem<br />

an eure Bedürfnisse an. Der Charakter<br />

des SV Erfurt-West 90, also mein Heimatverein,<br />

ist, dass wir großen Wert<br />

auf die emotionale Persönlichkeitsentwicklung<br />

unserer Jüngsten legen. Psychische und soziale Aspekte haben unsere<br />

größte Priorität. Auch erzieherisch nehmen wir großen Einfluss, sprich Halten an<br />

Regeln und Respekt hat bei uns absoluten Vorrang.<br />

Charakter heißt für mich auch, dass man ein Alleinstellungsmerkmal hat, also<br />

etwas Besonderes aus einem Bündel von vielen Eigenschaften. Das heißt aber<br />

nicht, dass die sportlichen Erfolge auf der Strecke bleiben. Im Gegenteil.<br />

Diese „Stärke“, die wir gemeinsam aufbauen, beflügelt den Nachwuchs auch in<br />

seinen eigenen Leistungen.<br />

wie Begeisterung:<br />

Im Verein können wir Mitglieder nur langfristig halten, wenn wir<br />

die Begeisterung für unseren Sport, aber auch für das Vereinsleben<br />

übertragen können.<br />

Ich finde, dass das sehr einfach ist. 25 Jahre, die ich nun in meinem<br />

Heimatverein SV Erfurt-West 90 bin, geben uns Recht.<br />

Begeisterung für Training, Begeisterung zu Arbeitseinsätzen, Begeisterung zu<br />

Wettkämpfen, Begeisterung zum Trainingslager. Man kann jeden ins Boot holen,<br />

wenn einem bewusst ist, dass es nur über Geben und Nehmen funktionieren<br />

kann.<br />

Bei uns im Verein bin meistens ich diejenige, die die verrückten Ideen hat.<br />

Gott sei Dank schaffe ich es immer wieder, auch unseren Vereinschef<br />

Frank Weimann davon zu überzeugen, und folglich auch die anderen Mitglieder<br />

und Eltern.<br />

Also, Begeisterung ist übertragbar. Nutzt eure Ressourcen und seid auch mal<br />

verrückt. Hier entsteht der meiste Spaß, und es entstehen Geschichten für<br />

Jahrzehnte, so wie der „Kraftakt“ zum Turnier der Jüngsten auf dem Domplatz<br />

in Erfurt, mit anfangs schier unüberwindlichen Hürden.<br />

wie Dynamik:<br />

Dynamik heißt, weiter voran zu kommen. Sich neu entwickeln und<br />

sich neuen Herausforderungen stellen. Stagnieren ist wirklich das<br />

Schlimmste, was einem Trainer oder Verein passieren kann.<br />

Also erfindet euch neu. Sei es, dass ihr mal zu einem „anderen“ Wettkampf<br />

fahrt, Trainingseinheiten verändert, neue Ideen ins Training bringt,<br />

zu Fortbildungen fahrt, um diese neuen Erfahrungen mit einzubringen, neue Zielstellungen<br />

vor allem mit und für euren Nachwuchs. Gebt euch nicht zufrieden,<br />

wenn ein Sportler Kreismeister geworden ist, sondern geht gemeinsam neue<br />

Ziele an. Dynamik bedeutet auch, Kraft und Energie aufzubringen, aber es lohnt<br />

sich vor allem für euch. Versprochen.<br />

Es sind Anreize, die ich euch mitgeben möchte, weil ich allen Trainern und<br />

Vereinen dieses wertvolle Gefühl wünsche. Dieses Gefühl von ERFOLG; FAIRNESS;<br />

GANZHEITLICH; HARMONIE…<br />

aber dazu in der nächsten Ausgabe mehr.<br />

DIE Steffi Anregungen und Feedback gerne über graeser@tsbev.de<br />

2/24 VEREIN <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 21


INTERVIEW<br />

IM GESPRÄCH MIT OLIVER HAIDN<br />

»WIR BRAUCHEN<br />

IN ALLEN LANDESVERBÄNDEN<br />

HAUPTAMTLICHE TRAINER!«<br />

22 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INTERVIEW 2/24


INTERVIEW<br />

Von Günter Kuhr<br />

Seit fast 13 Jahren ist Oliver Haidn der Bundestrainer des Bogensports in Deutschland. Seit 2014 setzte eine Erfolgsserie deutscher Bogensportler bei internationalen<br />

Wettkämpfen ein, die sich in den Folgejahren immer wieder bestätigen sollte. Die deutschen Athleten und Teams tummeln sich nunmehr seit<br />

einigen Jahren unter den Top 10 in der Welt. Deutsche Athleten sicherten bei den beiden zurückliegenden Spielen olympische Medaillen. <strong>2024</strong> folgen nun<br />

die Olympischen Spiele in Paris mit mindestens vier deutschen Athleten.<br />

Oliver Haidn gibt in unserem Gespräch<br />

einen Einblick in die Entwicklung<br />

der Nationalmannschaft,<br />

aber auch in die Entwicklung des deutschen<br />

Bogensports und die bisher ungenutzten<br />

Möglichkeiten, die das Potenzial zur Weiterentwicklung<br />

des Bogensports in sich tragen.<br />

Das Gespräch führten wir im Januar <strong>2024</strong>.<br />

BSM<br />

Der vergangene Olympiazyklus war kurz.<br />

Wie ist die Entwicklung bei den Vorbereitungen<br />

auf die Olympischen Spiele in Paris?<br />

OLIVER HAIDN<br />

Tatsächlich ist zum einen der Zeitrahmen<br />

für die Vorbereitung auf die Olympischen<br />

Spiele recht straff. Auf der anderen Seite<br />

haben wir gesehen, dass wir den Schwung<br />

nach der Bronzemedaille bei den Olympischen<br />

Spielen in Tokio gut mitgenommen<br />

haben. Über die zwei Jahre danach mit den<br />

Höhepunkten bei der EM in München und<br />

der WM in Berlin konnten wir erneut sehr<br />

gute Erfolge erzielen. Das zeigt letztendlich,<br />

dass wir gut gearbeitet haben. Wir gehen<br />

daher zuversichtlich in das Jahr <strong>2024</strong> mit<br />

erfolgreichen Olympischen Spielen in Paris<br />

als Zielstellung.<br />

BSM<br />

Im Trainerstab gab es Veränderungen. Marc<br />

Dellenbach hat Deutschland verlassen und<br />

ist in die Schweiz gegangen. Wie hat sich die<br />

Trainersituation entwickelt?<br />

OLIVER HAIDN<br />

Veränderungen gibt es immer wieder. Die<br />

Frage ist dabei, wie man mit den Veränderungen<br />

umgeht. Mitunter bieten sich auch<br />

Potenziale, wie wir dies schon 2021 und<br />

2022 bestätigt gesehen haben. Dennoch<br />

ist für alle Beteiligten eine Mehrbelastung<br />

entstanden, sowohl für die Trainer als auch<br />

für die Athleten. Auch wenn sich der Trainer-<br />

und Betreuerstab verkleinert, muss die<br />

Qualität aufrechterhalten werden. Damit<br />

ist auch mehr Selbstständigkeit seitens der<br />

Athleten gefordert. Das ist nicht notwendigerweise<br />

eine schlechte Sache, weil ich stets<br />

das übergeordnete Ziel verfolgte, Athleten zu<br />

entwickeln, die selbstständig handeln können,<br />

um an der Linie zu bestehen. So muss<br />

sich der Athlet jetzt aber noch intensiver mit<br />

seinem eigenen Training und seinem Schießen<br />

auseinandersetzen. Zudem müssen sich<br />

die einzelnen Personen des Bundestrainerstabes<br />

nun entsprechende Aufgaben teilen.<br />

Die Entwicklung der Schießtechnik ist vor<br />

allem meine Aufgabe, im psychologischen<br />

Bereich kommt die Unterstützung vor allem<br />

von Grit Reimann, und den Bereich des<br />

Materials und Tunings deckt federführend<br />

Reinhard Kisselbach ab. Für den physiotherapeutischen<br />

Bereich haben wir derzeit vier<br />

Physiotherapeuten, die neben Jürgen Schult<br />

(Olympiasieger Diskus) auch das Athletiktraining<br />

fachlich begleiten.<br />

Was die Entwicklung über <strong>2024</strong> hinaus angeht,<br />

werde ich sehr genau prüfen, welche<br />

Trainer wir langfristig einstellen und wie wir<br />

den Betreuerstab an sich aufstellen können.<br />

Eine Erweiterung des Bundestrainerstabs ist<br />

erforderlich, da die aktuelle Mehrbelastung<br />

nur begrenzt in dieser Qualität machbar ist.<br />

Wir haben einige Personen im Blick, eine<br />

Entscheidung ist noch nicht gefallen.<br />

Seitens des Verbandes erfahren wir viel<br />

Unterstützung. Das betrifft beispielsweise<br />

die organisatorischen Abläufe rund um<br />

die Nationalmannschaft. Das fängt bei der<br />

Reiseorganisation an und geht über ein gewöhnliches<br />

Athletenmanagement weit hinaus,<br />

umfasst aber auch infrastrukturelle<br />

Angelegenheiten wie die Bereitstellung von<br />

Trainingszeiten an den Stützpunkten in Zusammenarbeit<br />

mit den beteiligten Institutionen,<br />

wie etwa dem Sportforum Berlin, der<br />

Bundespolizei und der Bundeswehr, aber<br />

auch den Olympiastützpunkten. Mit Thomas<br />

Abel, dem DSB-Sportdirektor, und unserem<br />

Cheftrainer Michel Gomez haben wir<br />

kompetente und unterstützende Hände. Gemeinsam<br />

versuchen wir, das Ganze gut zu<br />

stemmen und erfolgreich zu handeln. Dafür<br />

bin ich allen persönlich sehr dankbar.<br />

BSM<br />

Da bisher keine Bogensporthalle gebaut<br />

werden konnte, nutzt ihr in den Wintermonaten<br />

vor allem Trainingsmöglichkeiten in<br />

der Türkei. Könntest du einen Einblick in<br />

das Training in Belek geben?<br />

OLIVER HAIDN<br />

Sowohl in Berlin als auch in München haben<br />

wir ein hohes Potenzial an Athleten.<br />

Erfolge können aber in Zukunft nur dann<br />

aufrechterhalten werden, wenn die nationalen<br />

Rahmenbedingungen dafür geschaffen<br />

werden.<br />

Ich möchte daher zunächst auf die Entwicklung<br />

von nationalen Trainingsstätten<br />

eingehen. Weder in Berlin noch in München<br />

– unseren Haupttrainingsstätten des<br />

Olympia- und Perspektivkaders – haben wir<br />

optimale Trainingsbedingungen. An beiden<br />

Stützpunkten fehlt vor allem eine für den<br />

Bundeskader dauerhaft nutzbare Trainingsmöglichkeit<br />

auf der 70 Meter-Distanz, die<br />

auch im Winter täglich zur Verfügung steht.<br />

Ich gehe davon aus, dass zumindest das<br />

Projekt der Bogenhalle in Berlin noch vor<br />

Abschluss des Olympiazyklus Los Angeles<br />

so weit abgeschlossen ist, dass wir vorbereitend<br />

auf die Spiele zumindest in dieser Halle<br />

trainieren können. In München oder anderen<br />

Stützpunkten würde ich daher seitens<br />

der regionalen Entscheidungsträger deutlich<br />

mehr Initiative erwarten. Dies betrifft<br />

auch die personelle Aufstockung – sprich<br />

die Schaffung von hauptamtlichen Trainerstellen.<br />

Im Augenblick können wir durch die Trainingsaufenthalte<br />

im türkischen Belek die<br />

fehlenden optimalen Trainingsstätten gerade<br />

noch kompensieren. In der Türkei trainieren<br />

wir dabei im Winter mindestens einmal<br />

im Monat für eine Woche. Die Gloria Sport<br />

Arena zählt hier zu den besten Trainingsstätten<br />

in Europa. Das betrifft die Indoorwie<br />

auch die Outdoor-Bogenanlage sowie<br />

das gesamte Spektrum des Athletiktrainings<br />

und die medizinisch-regenerativen (physiotherapeutischen)<br />

Möglichkeiten.<br />

2/24 INTERVIEW <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 23


INTERVIEW<br />

BSM<br />

Könntest du den Weg zu den Spielen skizzieren<br />

und dabei auch die Chancen auf einen<br />

Mannschaftsquotenplatz der Herren darstellen?<br />

»Spitzensport am Sportforum Berlin – Sportstätte in erschreckendem Zustand« titelte das <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong><br />

bereits in der Ausgabe 4/2020. Am Zustand der Anlage hat sich bis heute nichts verbessert. Im Winter schießen<br />

die Athleten aus Holzbaracken heraus.<br />

Fotos: BSM<br />

Temporär trainieren wir in Deutschland am<br />

olympischen Trainingszentrum in Kienbaum.<br />

Die Athleten im Süden versuchen zudem,<br />

während des Heimtrainings mit eigens<br />

erstellten privaten Einhausungen – um von<br />

innen nach außen zu schießen – das Training<br />

bei winterlichen Bedingungen auf 70 Meter<br />

zu realisieren.<br />

Als ich im Dezember beim Training in Berlin<br />

war, trainierten wir am Stützpunkt bei<br />

starkem Schneefall und knapp über Null<br />

Grad täglich über mehrere Stunden aus einer<br />

Holzbaracke heraus auf 70 Meter. Das<br />

sind keine optimalen Bedingungen, und ich<br />

habe großen Respekt vor unseren Athleten<br />

und Trainern, die ihre Arbeit unter diesen<br />

Bedingungen trotzdem und gerade deshalb<br />

durchziehen.<br />

BSM<br />

Nutzen auch andere Nationen das<br />

Wintertraining in Belek?<br />

OLIVER HAIDN<br />

In Belek trainieren wir fast ausschließlich<br />

zusammen mit der türkischen Mannschaft,<br />

denn auch dort sind die Zeit- und Platzkapazitäten<br />

begrenzt. Wenn wir mit der vollen<br />

Stärke unserer Mannschaft unterwegs sind,<br />

dann sind wir mit zwölf deutschen Athleten<br />

in Belek. Hinzu kommen 16 Athleten<br />

aus dem türkischen Kader und zehn bis 15<br />

Trainer und Betreuer. Damit ist der verfügbare<br />

Platz in der 70 Meter-Halle dann auch<br />

ausgereizt.<br />

BSM<br />

Welche Schwerpunkte habt ihr aktuell im<br />

Training gesetzt?<br />

OLIVER HAIDN<br />

Wir befanden uns bis Ende Dezember in<br />

der Vorbereitungsperiode 1, die inhaltlich<br />

vor allem geprägt war von der Entwicklung<br />

und der Optimierung der Schießtechnik.<br />

In der athletischen Ausbildung standen<br />

wir in diesem Zeitraum am Beginn des intramuskulären<br />

Kraft- und Koordinationstrainings,<br />

um Kraft – ohne große Hypertrophie<br />

– aufzubauen, um nun im Januar<br />

und Februar die hohen Trainingsumfänge<br />

im Schießtraining mit einer hohen Qualität<br />

und der erforderlichen Kraft leisten zu<br />

können.<br />

Im psychologischen Bereich nutzen wir in<br />

VP 1 und VP 2 vor allem das ideomotorische<br />

Training. Durch die Entwicklung einer<br />

erweiterten Bewegungsvorstellung soll<br />

dadurch auch die Schießtechnik qualitativ<br />

abgesichert werden.<br />

Insgesamt prüften wir zum Abschluss der<br />

Vorbereitungsperiode 1 mit Hilfe der athletischen<br />

Testbatterie und begleitenden<br />

Videoanalysen bei allen Bundeskaderathleten<br />

den Stand der individuellen Entwicklung.<br />

So haben wir nun im Januar und<br />

Februar bei allen Athleten auch die Möglichkeit,<br />

noch steuernd einzugreifen.<br />

Bereits im Januar war die Trainingsperiode<br />

1 also abgeschlossen, und bei einer guten<br />

Qualität der Schießtechnik haben wir die<br />

Trainingsumfänge nochmals deutlich erhöht.<br />

Das bedeutet dann wöchentliche Umfänge<br />

von mindestens 2000 Pfeilen. Im Februar<br />

folgte die Abstimmung des Materials.<br />

Dann steigen wir im März in die nationalen<br />

Qualifikationen ein.<br />

OLIVER HAIDN<br />

Ab Mitte April bilden wir das auf acht Athletinnen<br />

und Athleten reduzierte Team, das die<br />

internationalen Wettkämpfe bestreiten wird.<br />

Dieses Team startet dann bereits Ende April<br />

beim ersten Weltcup in China, gefolgt von der<br />

Europameisterschaft in Essen Anfang Mai<br />

und dem zweiten Weltcup in Korea gegen<br />

Ende Mai. Anfang Juni reisen wir in die Türkei<br />

zur Vorbereitung auf den Last Qualifier<br />

und den letzten Weltcup. Ende Juni startet<br />

die unmittelbare Vorbereitung auf die Olympischen<br />

Spiele mit einem mehrwöchigen<br />

Trainingslager in Deutschland. Am 23. Juli<br />

reisen wir nach Paris zu den Olympischen<br />

Spielen, um erfolgreich zu schießen.<br />

Die Herren haben dabei noch drei Möglichkeiten,<br />

um aus dem Einzelquotenplatz einen<br />

Mannschaftsquotenplatz zu machen. Die<br />

erste Möglichkeit bietet sich Anfang Mai bei<br />

den Europameisterschaften in Essen. Wenn<br />

das Team hier gewinnt, ist der Mannschaftsquotenplatz<br />

sicher. Eine weitere Möglichkeit<br />

hätten wir in Belek Mitte Juni beim Last Qualifier,<br />

bei dem insgesamt drei Mannschaften<br />

Quotenplätze gewinnen können. Zwei weitere<br />

Quotenplätze werden anschließend über<br />

die Weltrangliste vergeben. Ausschlaggebend<br />

hierfür ist der Stand der Weltrangliste nach<br />

dem letzten Weltcup im Juni in Antalya.<br />

BSM<br />

Die Athleten haben Unterstützung von Sportpsychologen.<br />

Doch auch als Trainer gibt es<br />

belastende Situationen. Welche Strategie<br />

nutzt du dafür?<br />

OLIVER HAIDN<br />

Auch wenn ich viele Erfahrungen über die<br />

Jahre sammeln konnte, so habe ich den Eindruck,<br />

dass die Anforderungen im internationalen<br />

Bogensport durch mehr Wettkämpfe<br />

und engere Zeitfenster insgesamt immer weiter<br />

steigen. Das bedeutet für unsere Arbeit als<br />

Trainer auch noch mehr Einsatz, noch mehr<br />

Zeitaufwand und noch mehr Qualität bei<br />

gleichzeitig kürzeren regenerativen Zeitfenstern.<br />

Wir müssen also immer mehr leisten,<br />

um mit den internationalen Anforderungen<br />

Stand zu halten. Als Trainer bewegen wir uns<br />

24 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INTERVIEW 2/24


INTERVIEW<br />

– ebenso wie auch die Athleten – immer wieder<br />

im physischen und psychischen Grenzbereich<br />

des tatsächlich Machbaren. Wir sind<br />

da zwar schon gemeinsam in einem Boot,<br />

aber als Trainer sind die Anforderungen zeitlich<br />

deutlich erweitert, da wir uns über die<br />

Jahre hinweg länger in diesem Grenzbereich<br />

bewegen und dieses Pensum fahren müssen.<br />

Als Trainer tun wir daher gut daran, uns frühzeitig<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen, in<br />

denen Erholungsphasen konkret gesetzt werden.<br />

Diese zeitlichen Abschnitte sind wichtig,<br />

um entsprechend aufzutanken. In einer<br />

olympischen Saison ist das – aufgrund des<br />

Einmaligkeitscharakters von Olympischen<br />

Spielen – nochmals schwieriger.<br />

Persönlich versuche ich daher, die wenigen<br />

freien Zeiträume auch bewusst freizuhalten.<br />

Denn nur wenn ich selbst – als ein Glied in<br />

der Kette – die Kraft habe, meinen Beitrag in<br />

der Mannschaft gut zu leisten, kann sich auch<br />

das Team insgesamt in seiner Leistung optimal<br />

entfalten.<br />

BSM<br />

Der Deutsche Schützenbund hat in den<br />

vergangenen Jahren sein Engagement im<br />

Bogensport deutlich verstärkt. Welche Entwicklungen<br />

gibt es hier mit Blick auf die<br />

kommenden Jahre?<br />

OLIVER HAIDN<br />

Ich denke, die deutsche Bogensportgemeinschaft<br />

kann glücklich sein, dass wir einen<br />

Verband haben, der den Bogensport in dieser<br />

intensiven Weise fördert. Wenn wir uns die<br />

zurückliegenden Jahre anschauen, angefangen<br />

bei den Weltcups in Berlin 2017 und 2018,<br />

den seit vielen Jahren hochklassigen Bundesligafinals<br />

und Deutschen Meisterschaften in<br />

Wiesbaden, der Europa- und Weltmeisterschaft<br />

im eigenen Land, dann aber auch die<br />

Finals in verschiedenen deutschen Großstädten,<br />

dann ist das für den Bogensport insgesamt<br />

eine sehr gute Entwicklung.<br />

An dieser Stelle muss ich einfach mal ein<br />

Dankeschön aussprechen an den Verband<br />

und die gesamten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

und all die freiwilligen Helfer, die<br />

Jahr für Jahr auch uns als Nationalmannschaft,<br />

zugleich aber auch die deutsche Bogensportgemeinschaft<br />

als Ganzes fördern<br />

und unterstützen, mit so vielen attraktiven<br />

nationalen und internationalen Wettkämpfen,<br />

die wir nie wieder vergessen werden. Erst<br />

durch dieses Engagement ist es gelungen,<br />

den Bogensport unter Einbezug der Medien<br />

so populär zu präsentieren. Es ist eine Ehre,<br />

Teil dieses Prozesses zu sein.<br />

Wie dies in den kommenden Jahren noch zu<br />

toppen sein könnte, würde sich mir nur insofern<br />

erschließen, wenn wir in 2036 die Olympischen<br />

Spiele nochmals nach Deutschland<br />

bringen könnten. Aber wer soll das schaffen?<br />

Hat der Sport hier in unserer Gesellschaft<br />

überhaupt noch diesen Stellenwert?<br />

BSM<br />

Wo siehst du noch Entwicklungspotenzial für<br />

den deutschen Bogensport?<br />

OLIVER HAIDN<br />

Ein mir wichtiges Thema ist die Förderung<br />

von Trainertalenten in den Landesverbänden<br />

– und das soll als Aufruf an alle Landesverbände<br />

zu verstehen sein. Wir sind seit vielen<br />

Jahren auf der Ebene der Landesverbände<br />

mit deutlich zu wenig engagierten Trainern<br />

ausgestattet. Wir brauchen aber in allen Landesverbänden<br />

hauptamtliche Bogensporttrainer.<br />

Nur dann sind die Qualität der Trainerarbeit<br />

und die Qualität der Ausbildung<br />

von leistungswilligen Nachwuchsschützen<br />

bis in die Vereine hinein auch sichergestellt.<br />

Für mich ist das eine Herzensangelegenheit,<br />

denn wir können Höchstleistungen doch<br />

nur erwarten, wenn wir Nachwuchsschützen<br />

schon in den ersten Jahren auf höchstem<br />

Niveau begleiten und ausbilden. Nur<br />

wenn bereits zum Anfang richtig gearbeitet<br />

wird – und das betrifft im besonderen Maße<br />

die Schießtechnik – dann können wir von<br />

einer Basis ausgehen, die Höchstleistungen<br />

überhaupt erst ermöglicht. Ich hoffe in<br />

diesem Bereich dringlichst, dass wir es in<br />

allen Landesverbänden in absehbarer Zeit<br />

schaffen, hauptamtliche Trainer zu installieren.<br />

Dazu zählt auch, die entsprechende<br />

Infrastruktur im Hinblick auf die Trainingsmöglichkeiten<br />

zu gestalten. Hier liegt unser<br />

größtes Entwicklungspotenzial, mit dem wir<br />

in den nächsten Jahren die Entwicklung des<br />

Leistungssports gestalten und internationale<br />

Erfolge absichern könnten.<br />

BSM<br />

Danke für das Gespräch. Wir wünschen dir<br />

und dem gesamten Team maximale Erfolge<br />

im olympischen Jahr und eine großartige<br />

Entwicklung.<br />

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2/24 INTERVIEW <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 25


SENDE UNS<br />

DEIN FOTO<br />

Wir freuen uns auf dein<br />

Foto-Highlight <strong>2024</strong>.<br />

Schreibe uns gerne eine kurze Hintergrundinformation<br />

zu deinem Foto.<br />

Die Redaktion wählt die besten Fotos aus<br />

und diese erscheinen dann in einer<br />

Ausgabe des <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong>s<br />

Sende das Foto bis zum 31. August <strong>2024</strong><br />

an redaktion@bogensport.de<br />

LEIDENSCHAFTEN MITEINANDER VERBINDEN<br />

FOTOGRAFIE UND BOGENSCHIESSEN<br />

Günter Kuhr<br />

Das Bogenschießen bietet eine faszinierende Kulisse für die Sportfotografie. Wer sich für Fotografie interessiert, findet auf den Trainings- und Wettkampfplätzen<br />

ein kreatives Experimentierfeld und kann hier zwei Leidenschaften miteinander verbinden. In diesem Artikel möchte ich Tipps und Wissenswertes<br />

vermitteln, um deine Fotos auf ein neues Level zu bringen. Schwerpunkte dieses Artikels sind auch die speziellen Besonderheiten der Fotografie im Bogensport.<br />

Die Fotografie begleitet mich schon<br />

seit Jahrzehnten. Ich habe mich als<br />

Autodidakt in das Thema eingearbeitet,<br />

bin also kein gelernter Fotograf.<br />

Welche technischen Anforderungen Fotos<br />

haben sollten, damit sie für den Druck in<br />

Zeitungen und Magazinen geeignet sind,<br />

lernte ich während meiner Arbeit für verschiedene<br />

Verlage. Die Auflösung der Fotos<br />

steht im Zusammenhang mit dem empfohlenen<br />

Kameratyp, so dass faszinierende Fotos<br />

möglich werden, die auch für den Druck<br />

im Sportteil der Zeitung eingesetzt werden<br />

könnten.<br />

DAS MASS DER AUFLÖSUNG IST DPI<br />

Mit einem Smartphone lassen sich beeindruckende<br />

Fotos anfertigen, die eine präzise<br />

Auflösung am Display haben. Für einen<br />

großformatigen Druck im Sportteil der Zeitung<br />

ist die Auflösung dieser Fotos allerdings<br />

zu gering. Daher können Fotos, die mit dem<br />

Smartphone angefertigt werden, bereits aus<br />

technischen Gründen nur kleinformatig gedruckt<br />

werden. Das Foto mit der Pressemitteilung<br />

versinkt dann irgendwo zwischen<br />

den Meldungen der Zeitung. Eine größere<br />

Aufmerksamkeit des Lesers erhält die Pressemitteilung,<br />

wenn ein großformatiges<br />

Foto mit abgedruckt wird. 300 dpi (Punktdichte<br />

des Fotos) und eine Größe von mindestens<br />

2500 Pixel sollte die Fotodatei haben.<br />

Ideal sind Fotos im Querformat.<br />

26 | <strong>BOGENSPORT</strong>MAGAZN FOTOGRAFIE 2/24


FOTOGRAFIE<br />

Daher bin ich der digitalen Spiegelreflexkamera<br />

treu geblieben.<br />

Welche Merkmale einer Kamera sind für<br />

die Sportfotografie im Bogenschießen<br />

sinnvoll?<br />

Handys zeigen Fotos in beeindruckender Qualität am Display. Für einen großformatigen Druck ist die Auflösung<br />

allerdings zu gering.<br />

Fotos: Günter Kuhr<br />

Wenn du bereits mit dem Motiv des Fotos<br />

den Redakteur der Zeitung begeisterst,<br />

erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

dieses Foto großformatig in der Zeitung zusammen<br />

mit dem Pressebericht abgedruckt<br />

wird. Das großformatige Foto im Sportteil<br />

der Zeitung kann die Faszination für den<br />

Bogensport in der Region fördern, wenn<br />

das Foto diese Faszination transportiert –<br />

denn Bilder sagen mehr als tausend Worte.<br />

DIE OPTIMALE KAMERA<br />

FÜR DIE SPORTFOTOGRAFIE<br />

Wer in die Sportfotografie einsteigt, wird in<br />

der Regel eine Fotokamera mit einem günstigen<br />

Preis-Leistungsverhältnis auswählen.<br />

Spiegellose Systemkameras sind zumindest<br />

in den unteren Preissegmenten keine gute<br />

Wahl für den Bogensport. Sie erzeugen auf<br />

den Fotos eine realitätsfremde Schwingung<br />

der Sehne nach dem Lösen.<br />

• Das Kameragehäuse sollte die Option für<br />

einen Objektivwechsel bieten, damit auch<br />

Teleobjektive mit hohen Brennweiten<br />

eingesetzt werden können. Damit lassen<br />

sich gegebenenfalls Sportler aus größeren<br />

Entfernungen heranzoomen.<br />

• Sinnvoll ist eine hohe Serienbildzahl mit<br />

möglichst hohem Speicherpuffer, um den<br />

Pfeil im Moment des Abschusses einfangen<br />

zu können.<br />

• Programme für Zeit- und<br />

Blendenautomatik.<br />

• Bedienung über Knöpfe, damit Einstellungen<br />

am Kameragehäuse situativ und<br />

unkompliziert vorgenommen werden<br />

können.<br />

• Bei einem integrierten Blitz sollte dieser<br />

deaktivierbar sein, denn zumindest auf<br />

den Wettkämpfen ist das Fotografieren<br />

mit Blitz nicht erlaubt.<br />

• Speicherkarten mit einem großen Speichervolumen<br />

ermöglichen das Anfertigen<br />

vieler Fotos an einem Wettkampftag,<br />

so dass du später eine bessere Auswahl<br />

treffen kannst.<br />

Ich selbst nutze eine digitale Spiegelreflexkamera<br />

von Canon (Canon 1D Mark IV), die<br />

bis zu zehn Bilder pro Sekunde anfertigt. Die<br />

hohe Serienbildzahl ermöglicht es bei einer<br />

Belichtungszeit von mindestens 1/1000 Sekunde,<br />

den Pfeil im Abschuss einzufrieren.<br />

Anzeige<br />

Mit einer spritzwassergeschützten Kamera sind Fotos bei Regen möglich. Vorsichtshalber hatte ich bei diesem Foto<br />

die Kamera und das Objektiv mit einer Folie abgedeckt. Die Belichtungszeit lag bei 1/1000 Sekunde. Das Motiv<br />

hebt sich vom unscharfen Hintergrund ab. Die Tiefenschärfe kann über die Blende eingestellt werden (Michelle<br />

Kroppen im Training 2018).<br />

2/24 FOTOGRAFIE <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 27


FOTOGRAFIE<br />

AUTOMATIKPROGRAMME DER KAMERA<br />

Digitale Spiegelreflexkameras verfügen<br />

über Automatikprogramme. Neben der Programmautomatik<br />

(P), bei der die Blende<br />

und die Belichtungszeit automatisch passend<br />

zu den Lichtverhältnissen eingestellt<br />

werden, sind insbesondere die Zeitautomatik<br />

(AV oder A) sowie die Blendenautomatik<br />

(TV oder S) besonders interessant. Beide<br />

Funktionen werden in Regel über ein Stellrad<br />

am Kameragehäuse aktiviert.<br />

Weil Blitzgeräte im Wettkampf nicht zugelassen sind, wird bei geringer Ausleuchtung in der Halle mit einer längeren<br />

Belichtungszeit gearbeitet. Um Verwacklungen beim Halten der Kamera zu vermeiden, ist ein Stativ (auch<br />

ein Einbeinstativ) zu empfehlen. Lichtstarke Objektive sind teurer, bieten aber bessere Einsatzmöglichkeiten in der<br />

Sporthalle (Lisa Unruh beim Bundesligafinale 2018).<br />

Entscheidender für die Auswahl dieses Kameragehäuses<br />

war für mich allerdings, dass<br />

diese Vollformatkamera eine überragende<br />

Detaildarstellung bei den Fotos liefert. Das<br />

Gehäuse ist bei meiner Kamera staub- und<br />

spritzwassergeschützt, so dass ich Fotos auch<br />

bei widrigen Wetterbedingungen anfertigen<br />

kann.<br />

Da eine Vollformatkamera mit hoher Serienbildzahl<br />

ihren Preis hat, lohnt es sich, nach<br />

gebrauchten Kameragehäusen zu stöbern.<br />

Die Preise schwanken und sind von der<br />

Anzahl der Auslösungen abhängig. Seriöse<br />

Händler bieten die Kameras nach einem<br />

technischen Check erheblich unter dem<br />

Neuwert an.<br />

Neben der Bedienungsanleitung gibt es für<br />

beliebte Kameras spezielle Bücher und natürlich<br />

auch Tipps im Internet. Um aus dem<br />

vollen Funktionsumfang der Kamera die<br />

Funktionen herauszufiltern, die für dich in<br />

der Praxis tatsächlich hilfreich sind, solltest<br />

du beginnen, die Funktionen immer wieder<br />

zu testen. Du wirst nach und nach die Funktionen<br />

nutzen, die wirklich hilfreich sind, und<br />

damit wird auch der praxisrelevante Funktionsumfang<br />

beherrschbar.<br />

WELCHE OBJEKTIVE FÜR DIE SPORTFOTOGRAFIE<br />

Preiswerte Spiegelreflexkameras werden in<br />

der Regel mit einem Standardobjektiv ausgeliefert.<br />

Ideal für den Einstieg sind Objektive<br />

mit einem weiten Brennweitenspektrum.<br />

Ein Beispiel wäre ein Objektiv mit einer<br />

Brennweite von 18 bis 135 mm, wobei die<br />

18 mm den Weitwinkelbereich und die 135<br />

mm den Telebereich abdecken. Der Weitwinkelbereich<br />

ist ideal für Übersichtsaufnahmen<br />

und Aufnahme aus dem Nahbereich.<br />

Mit dem Telebereich kann das Motiv<br />

aus einer größeren Entfernung herangezoomt<br />

werden.<br />

Ich verwende bei der Fotografie im Bogensport<br />

überwiegend zwei Objektive, die ich<br />

je nach Bedarf wechsle. Ein Objektiv deckt<br />

die Brennweiten von 24 bis 70 mm ab. Ein<br />

weiteres Objektiv deckt 70 bis 200 mm ab.<br />

Damit sind Trainings- und Wettkampfsituationen<br />

gut abgedeckt. Eine Besonderheit<br />

haben beide Objektive. Mit einer Lichtstärke<br />

von 2.8 kann ich auch bei einer mäßigen<br />

Ausleuchtung in Sporthallen Fotos ohne<br />

Blitz anfertigen. Diese Lichtstärke macht<br />

die Objektive allerdings deutlich teurer. Um<br />

die Linsen der Objektive vor einer Beschädigung<br />

zu schützen, habe ich jeweils einen<br />

preiswerten UV-Filter vor die Objektivlinse<br />

geschraubt.<br />

• BLENDENAUTOMATIK (TV ODER S)<br />

Ist die Blendenautomatik aktiviert, wählst<br />

du die Belichtungszeit, und die Blende<br />

passt sich automatisch an. Wenn ich beispielsweise<br />

auf dem Foto einen Pfeil im<br />

Abschuss festhalten möchte, nutze ich<br />

die Blendenautomatik, wähle eine kurze<br />

Belichtungszeit von mindestens 1/1000<br />

Sekunde. Die Blendenautomatik passt die<br />

Blende entsprechend an, damit das Foto<br />

optimal belichtet wird. Allerdings müssen<br />

die Lichtverhältnisse die kurze Belichtungszeit<br />

zulassen.<br />

• ZEITAUTOMATIK (AV ODER A)<br />

Ist die Zeitautomatik aktiviert, wählst du<br />

die Blende aus, und die Belichtungszeit<br />

passt sich den Lichtverhältnissen automatisch<br />

an. Möchte ich den Bogenschützen<br />

vor einem unscharfen Hintergrund<br />

dargestellt haben, wähle ich einen niedrigen<br />

Wert (z.B. Blende f2,8). Ist es mir aber<br />

wichtig, dass auch der Hintergrund auf<br />

dem Foto scharf dargestellt wird, wähle<br />

ich einen höheren Wert (z.B. Blende f22).<br />

• PROGRAMMAUTOMATIK (P)<br />

Für einen Schnappschuss aus der Hüfte<br />

kann die Programmautomatik die beste<br />

Wahl sein. Hier stellt die Kamera Belichtungszeit<br />

und Blende automatisch ein.<br />

• MANUELLE EINGABE (M)<br />

Möchtest du sowohl die Belichtungszeit als<br />

auch die Blende manuell eingeben, wählst<br />

du am Funktionsrad der Kamera die manuelle<br />

Eingabe und nimmst anschließend<br />

die Einstellungen vor.<br />

DIE OPTIMALEN LICHTVERHÄLTNISSE<br />

FÜR EINE FOTOSESSION<br />

Strahlender Sonnenschein wirft dunkle<br />

Schatten in die Augenhöhlen und bietet keineswegs<br />

die optimalen Lichtverhältnisse für<br />

die Fotografie am Bogensportplatz. Besser<br />

ist eine leichte Bewölkung. Bei einer Quellbewölkung<br />

könntest du für das optimale<br />

Foto warten, bis sich eine Wolke vor die<br />

Sonne geschoben hat. Für ein perfekt ausgeleuchtetes<br />

Portraitfoto bei strahlendem<br />

Sonnenschein wählst du den Schatten eines<br />

Baumes oder eines Vordachs.<br />

28 | <strong>BOGENSPORT</strong>MAGAZN FOTOGRAFIE 2/24


FOTOGRAFIE<br />

Diese Werte gibst du über die manuelle<br />

Eingabe (M) in die Kamera ein. Einige Kameras<br />

verfügen über eine Speichertaste.<br />

Durch Drücken der Speichertaste werden<br />

die gemessene Belichtungszeit und Blende<br />

für das Foto konserviert, so dass du mit den<br />

gespeicherten Werten so lange Fotos anfertigen<br />

kannst, bis du die Speichertaste wieder<br />

loslässt.<br />

Beim Fotografieren gegen die Sonne können interessante Blendeffekte auf dem Foto entstehen. Für die optimale<br />

Belichtung führte ich vor dem Foto eine Belichtungsmessung auf dem grünen Rasen durch. Mit gedrückter Speichertaste<br />

der Belichtungsmessung richtete ich die Kamera anschließend auf das Motiv und fertigte das Foto (Elisa<br />

Tartler im Training 2018).<br />

In Sporthallen sind die Lichtverhältnisse<br />

in der Regel ungünstig. Wegen der eher<br />

schlechten Ausleuchtung werden hier längere<br />

Belichtungszeiten erforderlich. Diese<br />

führen schnell zu verwackelten Bildern,<br />

zumindest wenn du die Kamera frei in den<br />

Händen hältst. Praktisch ist ein preiswertes<br />

Einbeinstativ, das unter die Fotokamera geschraubt<br />

wird. Einbeinstative lassen sich in<br />

der Höhe rasch anpassen und ermöglichen<br />

das Anfertigen von verwackelungsfreien<br />

Fotos ohne Blitzlicht in Sporthallen.<br />

Am Wettkampftag kannst du das Wetter<br />

nicht aussuchen und fertigst deine Fotos<br />

unter den gegebenen Bedingungen an. Achte<br />

auf den Stand der Sonne. In der Regel fotografierst<br />

du nicht gegen die Sonne, da sich<br />

bei den Automatikfunktionen (TV und AV)<br />

die Belichtung auf die helle Sonne einstellt<br />

und das eigentliche Motiv unterbelichtet<br />

ist, also zu dunkel dargestellt wird. Wenn<br />

du allerdings gegen die Sonne fotografieren<br />

möchtest, dann führe vor dem Foto mit der<br />

Kamera eine Belichtungsmessung durch.<br />

Richte dazu das Objektiv auf den grünen Rasen<br />

des Bogensportplatzes (alternativ grüne<br />

Blätter eines Baumes oder einen grauen Asphalt),<br />

drücke den Auslöser leicht ein, um<br />

nun die Werte für die Belichtungszeit und<br />

Blende auslesen zu können.<br />

MOTIVAUSWAHL UND SINNVOLLE FUNKTIONEN<br />

Allein zur Motivauswahl werden ganze Bücher<br />

gefüllt. Einige Tipps sollen dir helfen,<br />

dass dein Foto außergewöhnlich werden<br />

kann:<br />

• Entscheide dich zunächst, ob du das Foto<br />

im Hoch- oder Querformat aufnehmen<br />

möchtest. Im Sportteil der Zeitung werden<br />

eher Querformatfotos großformatig<br />

abgedruckt, während hochformartige Fotos<br />

eher kleiner abgedruckt werden.<br />

• Experimentiere mit dem Bildausschnitt.<br />

Laien platzieren regelmäßig das Motiv in<br />

der Mitte des Fotos. In Einzelfällen kann<br />

das sogar die beste Wahl sein, beispielsweise<br />

bei der Portraitfotografie. Für das<br />

Einfangen von Szenen am Trainingsplatz<br />

kann dir der „Goldene Schnitt“ eine Inspiration<br />

bieten, bei dem das Motiv bewusst<br />

außerhalb der Bildmitte platziert wird.<br />

Der Bogenschütze blickt beispielsweise in<br />

die Bildmitte. Der Goldene Schnitt ist ein<br />

inspirierender Wegweiser bei der Motivauswahl.<br />

Bei der Motivwahl wurde der Bogenschütze bewusst außerhalb der Bildmitte platziert, so dass er in der Szenerie<br />

des Finalfeldes eingebettet ist. Die farbenfrohen Ringscheiben erscheinen unscharf im Hintergrund. Möchte der<br />

Fotograf auch die Scheiben scharf im Bild haben, verändert er die Blendeneinstellung (Finalsituation beim World<br />

Cup 2018).<br />

• Ich fotografiere grundsätzlich Bildserien,<br />

indem ich den Auslöser der Kamera gedrückt<br />

halte. Damit lassen sich Fotos vermeiden,<br />

bei denen die abgebildete Person<br />

die Augen wegen eines Lidschlags geschlossen<br />

hat, und das passiert noch häufiger<br />

bei Personengruppen.<br />

2/24 FOTOGRAFIE <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 29


FOTOGRAFIE<br />

BOGENSCHÜTZEN AUS RICHTUNG DER SCHEIBEN FOTOGRAFIEREN?<br />

Aus dem Bogensport Magazin kennst du sicher auch<br />

Fotos, bei dem der Fotograf den Bogenschützen von<br />

vorn und scheinbar aus der Schussrichtung fotografiert<br />

hat. Beachte dazu folgende Hinweise:<br />

• Mit einem Teleobjektiv können Fotos mit einem<br />

Sicherheitsabstand angefertigt werden.<br />

• Der Fotograf steht beim Anfertigen der Fotos auf<br />

der Seite des geschlossenen Bogenfensters.<br />

Der Bereich vor der offenen Seite des Bogenfensters<br />

ist kein sicherer Standort für den Fotografen.<br />

Wenn beispielsweise eine Nocke im Abschuss<br />

platzt, könnte der Pfeil in Richtung des offenen<br />

Bogenfensters ausbrechen.<br />

• Der Fotograf achtet darauf, dass in seinem Rücken<br />

kein weiterer Bogenschütze schießt, bei dem der<br />

Pfeil im offenen Bogenfenster liegt.<br />

• Auf Wettkämpfen sind die Bereiche, in denen sich<br />

der Fotograf bewegen darf, mit den Kampfrichtern<br />

abzusprechen.<br />

<br />

Das geschlossene Bogenfenster ist auf der Seite des Fotografen. Bei einem technischen Defekt kann der Pfeil durch die Lage des Bogenfensters eher nicht in Richtung<br />

des Fotografen ausbrechen. Markant ist hier die niedrige Perspektive, aus der das Foto angefertigt wurde (Maximilian Weckmüller im Training 2020).<br />

• Die Einstellung der optimalen Schärfe<br />

macht das Foto brillant. Fotografierst du<br />

ein Gesicht, stellst du mit dem Autofokus<br />

die Schärfe auf die Augen ein. Bei den<br />

Spiegelreflexkameras wird der Autofokus<br />

bereits durch ein leichtes Eindrücken des<br />

Auslösers aktiviert. Hältst du den Auslöser<br />

nach der Scharfstellung gedrückt,<br />

kannst du im One-Shot-Modus die Kamera<br />

bewegen, ohne dass sich die eingestellte<br />

Schärfe ändert. Diese Funktion hat eine<br />

Bedeutung, wenn du das Motiv außerhalb<br />

der Bildmitte platzieren möchtest. Beim<br />

All-Servo-Modus hingegen passt sich<br />

die Schärfe immer wieder neu an. Dieser<br />

Modus wird bei beweglichen Motiven<br />

eingesetzt, beispielsweise wenn du Bogenschützen<br />

fotografieren möchtest, die<br />

sich von den Scheiben in deine Richtung<br />

bewegen.<br />

• Da wir unsere Umgebung in der Regel aus<br />

der Augenhöhe betrachten, wirken Fotos<br />

häufig bereits interessanter, wenn sie aus<br />

einer untypischen Perspektive aufgenommen<br />

wurden. Kniest du dich beispielsweise<br />

ab oder stellst dich auf eine Bank,<br />

kann bereits die veränderte Perspektive<br />

das Foto außergewöhnlich wirken lassen,<br />

selbst bei Fotos, auf denen die veränderte<br />

Perspektive nicht sofort ins Auge fällt.<br />

• Experimentiere mit der Tiefenschärfe,<br />

indem du die Blende variierst. Vielleicht<br />

möchtest du, dass hinter dem Bogenschützen<br />

der gesamte Bogenplatz scharf<br />

dargestellt wird. Oder du bevorzugst auf<br />

dem Foto einen unscharfen Hintergrund.<br />

Die Einstellung der Blende bietet dir dafür<br />

die Auswahlmöglichkeit.<br />

• Die farbenfrohen Scheibenauflagen sind<br />

beim Bogenschießen ein markantes Motiv.<br />

Nach einer Siegerehrung würde ich<br />

den Bogenschützen mit seiner Medaille<br />

vorzugsweise in einem größeren Abstand<br />

von mindestens zehn Metern zu den<br />

Scheiben fotografieren und eine Perspektive<br />

wählen, bei der die farbenfrohen<br />

Scheibenauflagen unscharf im Hintergrund<br />

erscheinen. In diesem Fall hebt<br />

sich der Bogenschütze vom Hintergrund<br />

ab, während die unscharfen Scheiben im<br />

Hintergrund nicht nur eine Farbenvielfalt<br />

in das Foto zaubern, sondern wortlos die<br />

Sportdisziplin des Medaillenträgers verraten.<br />

Für Pressefotos könnte eine solche<br />

Motivauswahl ideal sein.<br />

• Bei der Motivauswahl achte ich immer<br />

auf den Hintergrund. Befinden sich hinter<br />

dem Bogenschützen ein Stapel von Plastikstühlen<br />

oder ungeordnet wirkende Bogentaschen,<br />

würde ich vorzugsweise die<br />

Perspektive als Fotograf so wählen, dass<br />

diese Gegenstände nicht im Hintergrund<br />

des Fotos erscheinen. Das Foto würde seine<br />

Ästhetik verlieren. Im Training könnte<br />

der Bogenschütze seinen Standort wechseln,<br />

im Wettkampf immerhin noch der<br />

Fotograf. Oft genügt es, wenn sich der Fotograf<br />

abhockt und den Schützen aus einer<br />

niedrigen Perspektive fotografiert, so dass<br />

der ungeordnete Hintergrund nicht auf<br />

dem Foto abgebildet ist.<br />

• Ein Highlight beim Bogenschießen bleibt<br />

der Moment, in dem der Pfeil den Bogen<br />

verlässt. Mindestens 1/1000 Sekunde benötigst<br />

du zum Einfrieren dieses magischen<br />

Moments. Allerdings wirst du in der<br />

Regel selbst bei einer Kamera mit einer<br />

hohen Bildfolge mehrere Anläufe benötigen,<br />

um diesen Moment festzuhalten.<br />

30 | <strong>BOGENSPORT</strong>MAGAZN FOTOGRAFIE 2/24


VERWENDUNG<br />

DEINER FOTOS<br />

FOTOGRAFIE<br />

Das unbearbeitete Foto auf der linken Seite. Rechts wurden die Belichtung und die Farbbalance in der Fotobearbeitung<br />

angepasst. Weitere Einstellungen wurden hier mit Adobe Lightroom vorgenommen (Steve Wijler beim<br />

World Cup 2018).<br />

• Als Hobbyfotograf wirst du nach dem Fototag<br />

feststellen, dass einige Bilder vielleicht<br />

doch nicht gelungen sind. Einige Fotos<br />

werden unscharf sein, bei anderen war<br />

vielleicht die Motivauswahl nicht optimal.<br />

Eine Speicherkarte mit einem großen Volumen<br />

ermöglicht es dir, eine Vielzahl von<br />

Serienaufnahmen zu fertigten. Die Ausbeute<br />

der faszinierenden Fotos erhöht sich<br />

einfach durch die größere Fotoauswahl.<br />

DER <strong>BOGENSPORT</strong>PLATZ<br />

ALS EXPERIMENTIERFELD<br />

Der Bogensportplatz deines Vereins ist<br />

auch ein ideales Trainingsgelände für deine<br />

Fotografie. In der Regel freuen sich die<br />

Bogensportler, wenn du ihnen Fotos nach<br />

der Fotosession am Trainingsplatz anbieten<br />

kannst. Die Bogensportler sollten allerdings<br />

im Vorfeld ihr Einverständnis gegeben haben,<br />

wenn du sie im Training fotografieren<br />

möchtest.<br />

FOTOS AUF WETTKÄMPFEN<br />

Bei Wettkampfteilnehmern oder Betreuern<br />

wird ein Schnappschuss mit der Kamera<br />

toleriert. Wenn du einen Wettkampf als Fotograf<br />

dokumentieren und vielleicht Fotos<br />

sogar veröffentlichen möchtest, solltest du<br />

schon vor dem Wettkampfbeginn mit dem<br />

Veranstalter sprechen und das Einverständnis<br />

einholen. In dem Gespräch solltest du<br />

auch darlegen, wofür du die Fotos anfertigst.<br />

Ist der Veranstalter einverstanden, geben<br />

Kampfrichter Auskunft über die Bereiche,<br />

die du als Fotograf betreten darfst. Bei<br />

den regionalen Wettkämpfen freuen sich<br />

in der Regel Ausrichter und Bogensportler<br />

über die Fotos. Bei den internationalen<br />

Wettkämpfen und inzwischen auch bei einigen<br />

der nationalen Top-Wettkämpfe des<br />

Deutschen Schützenbundes ist eine Akkreditierung<br />

des Fotografen im Vorfeld erforderlich,<br />

um den Wettkampfplatz oder die<br />

Finalarena zu betreten. Die Akkreditierungen<br />

können begrenzt sein.<br />

BEARBEITUNG DER FOTOS<br />

Hochwertige Fotokameras fertigen nicht nur<br />

Fotos im bekannten jpg-Format, sie liefern<br />

auch eine Foto-Rohdatei. Diese kann später<br />

in der Fotobearbeitung am PC ohne Qualitätsverlust<br />

bearbeitet werden. So lassen sich<br />

beispielsweise die Belichtung, der Kontrast<br />

oder etwa die Farben nachträglich anpassen.<br />

Möglich ist das auch bei jpg-Dateien,<br />

und der Qualitätsverlust ist für die gängige<br />

Verwendung des Fotos gering. In der Regel<br />

bietet bereits der Kamerahersteller eine kostenlose<br />

Software für die Fotobearbeitung<br />

an, die grundlegende Funktionen enthält<br />

und daher auch relativ einfach zu bedienen<br />

ist. Das Experimentieren kann bereits helfen,<br />

die wichtigen Funktionen herauszufinden.<br />

Erweiterte Möglichkeiten bietet die<br />

komplexe Software für die Fotobearbeitung<br />

GIMP (www.gimp.org), die kostenlos im Internet<br />

heruntergeladen werden kann. Profis<br />

arbeiten mit Adobe Photoshop und Adobe<br />

Lightroom. Leidenschaftliche Fotografen<br />

Das Kunsturhebergesetz (KunstUrhG) und die Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO) regeln die<br />

Verbreitung von Fotos und das Recht am eigenen<br />

Bild. Das betrifft beispielsweise die Verbreitung<br />

von Fotos in den sozialen Medien. Grundsätzlich<br />

dürfen Bildnisse nur mit Einwilligung des Abgebildeten<br />

verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt<br />

werden. Bei Kindern ist das Einverständnis<br />

der Erziehungsberechtigten erforderlich. Ausnahmen<br />

sind öffentliche Veranstaltungen, wie etwa<br />

Sportveranstaltungen, bei denen das Interesse<br />

des Veranstalters an den Fotos bejaht werden<br />

kann, und wenn auf den Fotos ein Bezug zum<br />

Sportgeschehen klar erkennbar ist. Daher ist die<br />

Rücksprache mit dem Veranstalter erforderlich.<br />

Die Veröffentlichung von Fotos anderer Fotografen<br />

ist nur nach vorheriger Einwilligung des<br />

Fotografen gestattet, andernfalls könnten teure<br />

Abmahnungen folgen. Wie auch in anderen<br />

Rechtsgebieten, so ist auch hier die Rechtslage<br />

komplex. Daher bietet dieser Text lediglich eine<br />

grobe Orientierung und kann keinesfalls als verbindliche<br />

Rechtsberatung angesehen werden.<br />

Meine Empfehlung für die Praxis ist wesentlich<br />

unkomplizierter: Wenn du an einem Trainingstag<br />

Fotos anfertigst, informierst du die Teilnehmer<br />

über dein Vorhaben und auch darüber, wofür<br />

du die Fotos verwenden möchtest. Du bittest die<br />

Teilnehmer des Trainings gleich vorab, dir mitzuteilen,<br />

falls sie nicht fotografiert werden möchten.<br />

Bei Kindern fragst du vorher die Erziehungsberechtigten.<br />

War der Verwendungszweck zunächst<br />

nicht die Veröffentlichung des Fotos, kannst du<br />

dir immer noch nachträglich das Einverständnis<br />

von der abgebildeten Person einholen und dann<br />

das Foto beispielsweise einer Pressemitteilung<br />

des Vereins beifügen. Bei öffentlichen Wettkämpfen<br />

sprichst du im Vorfeld grundsätzlich mit dem<br />

Veranstalter.<br />

investieren für das Abo monatlich knapp<br />

unter zwölf Euro für beide Softwarepakete<br />

und die regelmäßigen Updates. Damit lassen<br />

sich Bilder generieren, die manchmal<br />

schöner sind als die Wirklichkeit.<br />

Dieser Artikel hat einige spezielle Details<br />

zur Sportfotografie im Bogensport aufgriffen,<br />

kann aber in der Kürze den gesamten<br />

Themenkomplex der Fotografie nicht abdecken.<br />

Weitergehende Informationen zur<br />

Fotografie bieten Fachbücher sowie Quellen<br />

im Internet. Den größten Erfahrungsschatz<br />

bietet dir dann letztendlich die praktische<br />

Erfahrung auf den Bogensportanlagen, und<br />

dazu lädt dich der Sommer <strong>2024</strong> förmlich<br />

ein.<br />

2/24 FOTOGRAFIE <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 31


BLICKWINKEL<br />

Fotografiert mit dem Tausendstel einer Sekunde behält der Pfeil<br />

eine dynamische Bewegungsunschärfe, die etwas über seine hohe<br />

Geschwindigkeit verraten soll. Der etwas vor dem Bogenschützen<br />

stehende Fotograf blickte aus sicherer Distanz durch ein Teleobjektiv,<br />

als dieser faszinierende Moment eingefangen wurde.


Foto und Text: Günter Kuhr


INTERVIEW<br />

34 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INTERVIEW 2/24


INTERVIEW<br />

EXPERTENGESPRÄCH MIT SEBASTIAN ROHRBERG<br />

BOGENTUNING<br />

AB WELCHER LEISTUNGS-<br />

KLASSE?<br />

Von Günter Kuhr<br />

Ab wann sollten Bogensportler in das Tuning des<br />

Materials einsteigen, und welche Einstellungen<br />

zählen zu den Grundeinstellungen? Diese und<br />

weitere Fragen durchleuchten wir in diesem<br />

Expertengespräch. Sebastian Rohrberg, der im<br />

Tuningteam der DSB-Nationalmannschaft mitwirkt,<br />

gibt Tipps für Trainer und Bogensportler.<br />

Das Expertengespräch ist nicht als Anleitung<br />

für das Tuning zu verstehen<br />

– es soll Antworten und Einschätzungen<br />

zum Themenbereich des Tunings im<br />

Allgemeinen liefern.<br />

BSM<br />

Ab welcher Entwicklungsstufe eines Bogensportlers<br />

siehst du den Bedarf für die ersten<br />

Schritte des Bogentunings?<br />

SEBASTIAN<br />

Sobald ein Bogensportler sein erstes Metallmittelteil<br />

hat, sollten hier die Wurfarme<br />

gerade eingestellt werden, so dass auch die<br />

Sehne in der Bogenmitte verläuft. Bei den<br />

einfachen Holzmittelteilen aus dem Leihprogramm<br />

der Händler ist das Einstellen<br />

nicht möglich. Aber sobald ein Mittelteil<br />

diese Möglichkeit bietet, sollte das Einstellen<br />

der Wurfarme auch erfolgen, und das<br />

auch nach jedem Wurfarmwechsel. Ich denke,<br />

es macht für den Bogensportler keinen<br />

Sinn, dass er einen krumm eingestellten<br />

Bogen schießt und deswegen möglicherweise<br />

die Pfeile im Abschuss an das Mittelteil<br />

schlagen. Auch sollte der Pfeil mindestens<br />

im Center des Bogens liegen und niemals<br />

innerhalb des Centers in Richtung des Mittelteils.<br />

Der Tiller sollte auf zwei bis sechs<br />

Millimeter eingestellt und die Nockpunktüberhöhung<br />

auf einen Standardwert von<br />

etwa zwölf Millimeter – gemessen an der Unterkante<br />

des oberen Nockpunktes – gesetzt<br />

werden. Wichtig für diese frühe Phase ist es<br />

auch, dass der Bogensportler einen Pfeil hat,<br />

der einigermaßen zum Bogen passt und ordentlich<br />

fliegt. Der Pfeil kann etwas zu steif<br />

sein, da sich in der Regel im Lernprozess der<br />

Auszug noch erhöht und auch das Zuggewicht<br />

nach oben angepasst wird. Solange<br />

der Bogensportler keinen Klicker schießt,<br />

kann ein Pfeil, der im Vollauszug mit seiner<br />

2/24 INTERVIEW <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 35


INTERVIEW<br />

Länge über das Mittelteil hinausragt, eingesetzt<br />

werden. Wird das Zuggewicht erhöht,<br />

und insbesondere, wenn später der Klicker<br />

eingesetzt wird, wird der Pfeil gekürzt, so<br />

dass der Spine dann immer noch passt.<br />

Wenn diese grundlegenden Dinge passen,<br />

wird der Sporteinsteiger Spaß entwickeln<br />

können, weil das Material dann einfach bessere<br />

Schießergebnisse zulässt. Diese Grundeinstellungen<br />

sind ideal für das Erlernen der<br />

Technikgrundlagen. In dieser Phase geht es<br />

also um Grundeinstellungen, die noch nicht<br />

mit Testverfahren überprüft werden. Lediglich<br />

die Pfeilflugbeobachtung wird eingesetzt,<br />

damit ein einigermaßen passender<br />

Spine gefunden wird. Das Messen der Standhöhe<br />

und der Zusammenhang mit dem Einoder<br />

Ausdrehen der Sehne zur Anpassung<br />

der Standhöhe kann hier vom Schützen gelernt<br />

und vorgenommen werden.<br />

BSM<br />

Die Ursachen für das Anschlagen des Pfeils<br />

kann auch Ursachen in der Schießtechnik<br />

haben!<br />

SEBASTIAN<br />

Das ist sehr häufig der Fall, und man kann<br />

dieses leichte Touchieren des Pfeils am Mittelteil<br />

während des Abschusses in der frühen<br />

Lernphase auch tolerieren. Eine Ursache ist<br />

übrigens häufig ein zu hoher Druck auf der<br />

Seitenkante der Griffschale. Gerade Karbonpfeile<br />

fliegen sehr dicht am Mittelteil und<br />

können das Mittelteil dann auch mal leicht<br />

touchieren. Ich würde die leichte Berührung<br />

in dieser Phase des Trainings nicht zu sehr<br />

dramatisieren und stattdessen akzeptieren.<br />

BSM<br />

Ab welchen Moment würdest du ein weitergehendes<br />

Tuning empfehlen?<br />

SEBASTIAN<br />

Wenn der Schütze regelmäßig zwei Mal in<br />

der Woche trainiert und der Zeitpunkt für<br />

den Einsatz des Klickers gekommen ist,<br />

dann macht es Sinn, einen Bogen mit Button<br />

einzusetzen und auch schon mal einen<br />

Rohschaft zu schießen. Das wird im Vereinstraining<br />

etwa nach einem Jahr der Fall<br />

sein. Das ist in der Regel auch der Zeitpunkt,<br />

bei dem die Stabilisatoren mit leichten Gewichten<br />

am Bogen eingesetzt werden. Der<br />

Rohschafttest kann in dieser Phase auf acht<br />

bis zehn Meter geschossen werden. Sind<br />

die Trefferergebnisse gut und der Spot auf<br />

18 Meter wird regelmäßig getroffen, kann<br />

der Test auch schon auf 18 Meter erfolgen.<br />

Der Rohschaft wird dann mehrmals mitgeschossen,<br />

denn er wird nicht immer die gleiche<br />

Stelle treffen. Es geht vielmehr darum,<br />

Tendenzen zu erkennen. Der Nockpunkt<br />

kann dann angepasst werden. Der Test zeigt<br />

mit den Tendenzen auch, ob der Schaft beispielsweise<br />

wesentlich zu steif oder wesentlich<br />

zu weich reagiert. Am Ende sollte der<br />

Rohschaft einigermaßen passen. Der Schütze<br />

lernt dabei das erste Testverfahren im<br />

Tuning kennen und nimmt natürlich wahr,<br />

dass man sich um ihn kümmert.<br />

BSM<br />

Du hast den Einsatz der Stabilisation angesprochen.<br />

Sollte der Einsteiger bereits mit<br />

einem Monostabilisator starten?<br />

SEBASTIAN<br />

Wenn wir über den olympischen Recurvebogen<br />

sprechen, dann macht es tatsächlich<br />

Sinn, dass bereits der Einsteiger das<br />

typische Kippverhalten des Bogens kennenlernt<br />

und mit dem Monostabilisator startet.<br />

Es sollte ein kleines Gewicht am Stabilisator<br />

eingesetzt werden. Ohne Stabilisator kippt<br />

der Bogen mit dem oberen Wurfarm nach<br />

hinten, und das ist dann im Lernprozess<br />

nicht sinnvoll. Ich würde daher auch beim<br />

Erlernen des Blankbogenschießens empfehlen,<br />

ein Gewicht einzusetzen, um das Zurückfallen<br />

des Bogens zu vermeiden.<br />

BSM<br />

Du hast den Lerneffekt angesprochen, den<br />

die Bogenschützen bei dem ersten Rohschafttest<br />

haben.<br />

BSM<br />

Könntest du hier kurz skizzieren, welche Einstellungen und welche Tests du für die Absicherung der Grundeinstellungen durchführst?<br />

SEBASTIAN<br />

1. Ausrichten der Wurfarme mit Position<br />

der Sehne in der Bogenmitte<br />

2. Standhöhe prüfen und in den Bereich<br />

der Herstellerangaben bringen<br />

3. Centerstellung des Pfeils (Bogenmitte)<br />

4. Visiernadel wird in der seitlichen Ausrichtung<br />

über dem Pfeil platziert<br />

5. Nockpunktüberhöhung festlegen mit<br />

Rohschafttest<br />

6. Buttonfederspannung über Schießtest<br />

(beim Schießen von befiederten Pfeilen<br />

wird die Federspannung so lange<br />

erhöht, bis die Pfeile den Zielpunkt treffen)<br />

7. Rohschafttest zur Bestimmung der Pfeilreaktion<br />

(hart/weich)<br />

8. Anpassungen zur Optimierung der<br />

Pfeilreaktion (z.B. Zuggewichtsanpassung,<br />

Pfeile schneiden, Spitzengewicht<br />

anpassen etc.)<br />

9. Ein Walkback-Test in Abständen von<br />

drei Metern, beginnend ab drei bis hin<br />

zu 30 Metern.<br />

Der Rohschafttest wird grundsätzlich auf<br />

etwa 18 Meter durchgeführt und kann<br />

anschließend auf 30 Meter wiederholt<br />

werden. Das ist aber nicht zwingend erforderlich.<br />

Beim Walkback-Test wird eine lotrechte<br />

Linie auf der Scheibe angebracht.<br />

Beim Distanzwechsel in den Abständen<br />

von drei Metern wird der Pfeil zum Ende<br />

des Tunings immer in den Bereich der<br />

lotrechten Linie treffen. Anpassungen<br />

nehme ich im Wesentlichen über die Veränderungen<br />

der Centerstellung des Pfeils<br />

und über Veränderungen der Standhöhe<br />

vor.<br />

Da sich im Laufe der Saison immer leichte<br />

Änderungen an der Schießtechnik ergeben,<br />

würde ich die Tests später noch<br />

einmal durchführen. Grundsätzlich kann<br />

man sagen, dass jede Verbesserung der<br />

Schießtechnik dazu führen wird, dass der<br />

Pfeil weicher reagiert. Eine Optimierung<br />

der Schießtechnik führt grundsätzlich zu<br />

einer höheren Energieentfaltung des Bogens.<br />

36 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INTERVIEW 2/24


INTERVIEW<br />

SEBASTIAN<br />

Es ist sinnvoll, dass im Vereinstraining<br />

Schulungen für Schützen zum Material<br />

angeboten werden. Der Rohschafttest ist<br />

ein Beispiel, bei dem der Schütze diesen<br />

Test erstmals unter Anleitung durchführt<br />

und die Bedeutung kennenlernt. Wenn der<br />

Schütze weiß, wie man eine Sehne herstellt,<br />

wenn der Schütze weiß, wie die Grundeinstellungen<br />

des Bogens vorgenommen werden,<br />

dann entwickelt sich ein Verständnis<br />

für das Material. Der Schütze muss danach<br />

beispielsweise noch nicht die Sehne selbst<br />

wickeln oder alle Einstellungen vornehmen<br />

können, aber es baut sich eben ein<br />

Verständnis für die Zusammenhänge des<br />

Bogentunings auf. Sinnvoll kann es sein,<br />

mehrere Bogensportler zusammenzuziehen,<br />

um an einem Trainingstag gemeinsam<br />

Rohschäfte zu schießen. Wenn Tendenzen<br />

festgestellt werden, können Anpassungen<br />

vorgenommen werden. Das Erlernen dieser<br />

Dinge gehört mit zum Bogenschießen.<br />

Letztlich kann auch der Trainer entlastet<br />

werden, wenn die Schützen über dieses<br />

Wissen verfügen und es an andere Schützen<br />

weitergeben können, ohne dass jedes<br />

Mal der Trainer gerufen wird. Die Schützen<br />

unterhalten sich im Training, man tauscht<br />

sich aus und unterstützt sich dann einfach,<br />

wenn das Wissen vorhanden ist.<br />

SEBASTIAN<br />

Anfangs machen die Schützen sehr regelmäßig<br />

noch Anpassungen beim Zuggewicht.<br />

Wenn der Schütze dann so weit<br />

ist, dass er die komplette Freiluftsaison<br />

mit seinem Zuggewicht schießt und dabei<br />

eine einigermaßen konstante Schießtechnik<br />

entwickelt hat, dann ist das ein guter<br />

Zeitpunkt für das komplette Grundtuning,<br />

bei dem die Grundeinstellungen überprüft<br />

und durch Schießtests abgesichert werden.<br />

Diese Zeit für das Tuning würde ich mir<br />

nehmen, wenn der Schütze ambitioniert ist<br />

Anzeige<br />

und klare Wettkampfziele abgesteckt hat.<br />

Nehmen wir beispielsweise einen ambitionierten<br />

Jugendlichen, der mit 30 Pfund in<br />

die Freiluftsaison geht, dann würde ich hier<br />

zum Beginn der Freiluftsaison an einem<br />

Tag das Tuning ansetzen. Im Laufe der Saison<br />

erfolgen dann immer wieder mal Überprüfungen<br />

der Einstellungen einschließlich<br />

der Schießtests. Der Hintergrund ist<br />

die sich immer wieder leicht verändernde<br />

Schießtechnik, die Anpassungen bei den<br />

Einstellungen am Material erforderlich machen<br />

kann.<br />

BSM<br />

Würdest du das Tuning als Vorbereitung für<br />

den ersten Wettkampf einsetzen?<br />

SEBASTIAN<br />

Ich würde das nicht davon abhängig machen.<br />

Es gibt Schützen, die sich die Finger<br />

wundschießen und schon nach sechs Monaten<br />

540 Ringe schießen. Wenn das Interesse<br />

am Bogenschießen so groß ist, kann<br />

die Auseinandersetzung mit den ersten Tuningschritten<br />

auch früher erfolgen. Für den<br />

Rohschafttest auf 18 Meter wäre die Voraussetzung,<br />

dass der Schütze beständig den<br />

Spot trifft. Streut der Schütze noch über die<br />

gesamte Scheibe, macht es keinen Sinn.<br />

BSM<br />

Ab welchem Zeitpunkt würdest du in Zusammenarbeit<br />

mit dem Schützen die kompletten<br />

Grundeinstellungen überprüfen<br />

und die wichtigen Schießtests durchführen?<br />

2/24 INTERVIEW <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 37


INTERVIEW<br />

BSM<br />

Das Bogentuning vor einem wichtigen Wettkampf<br />

bringt dem Schützen einen mentalen<br />

Vorsprung, weil er sicher sein kann, dass das<br />

Material optimal abgestimmt ist. Ein Versprechen,<br />

dass nach dem Bogentuning die<br />

Ringzahlen deutlich hoch gehen, macht aber<br />

keinen Sinn. Was ist in der Praxis zu erwarten?<br />

SEBASTIAN<br />

Wenn ich schlecht abgestimmtes Material<br />

schieße und der Pfeil quer aus dem Bogen<br />

kommt, wird das Bogentuning, das zu einem<br />

sauberen Pfeilflug führt, grundsätzlich zu<br />

einer deutlich höheren Ringzahl führen (es<br />

sei denn, der Schütze würde fehlerfrei jeden<br />

Pfeil identisch schießen). Eine konkrete Ringzahl<br />

kann man hier sicher nicht festlegen,<br />

weil hier auch die Qualität der Schießtechnik<br />

immer noch eine wichtige Rolle spielt. Nach<br />

einem Tuning wird sich der Technikfehler<br />

nicht so stark auf das Trefferergebnis auswirken.<br />

Wenn ich die Gruppen der Pfeile durch<br />

das Tuning verbessere, kann ich einen Pfeil<br />

aus dem Achterring in die Neun bringen.<br />

Vielleicht wird der Pfeil auch nur von einer<br />

schlechten Acht zu einer 8,5, bei einer besseren<br />

Trefferlage dann aber auch zur Neun.<br />

Über diese bessere Gruppierung kommen<br />

die besseren Schießergebnisse. Die Verbesserung<br />

der Pfeilgruppe wird bei jedem Schützen<br />

nach dem Tuning eintreten. Dennoch<br />

bleibt es schwierig, die Leistungssteigerung<br />

in konkrete Zahlen zu bringen. Daher sollte<br />

man dem Schützen auch niemals konkrete<br />

Versprechungen machen, wie die Leistungssteigerung<br />

in Ringzahlen aussehen könnte.<br />

BSM<br />

Bei Bogenschützen im frühen Lernprozess<br />

werden Wurfarme mit einem leichten Zuggewicht<br />

eingesetzt, die häufig aus einem<br />

Leihprogramm kommen und keine hohe<br />

Qualität haben. Diese Wurfarme haben die<br />

Tendenz, sich im Bereich der Wurfarmenden<br />

zu verziehen. Welche Empfehlung gibst du<br />

hier zur Handhabung und zur Bedeutung<br />

des Verzugs?<br />

SEBASTIAN<br />

Diese Leihwurfarme mit den niedrigen Zuggewichten<br />

haben in der Regel keine hohe<br />

Qualität und verziehen sich schon mal.<br />

Daher ist es hier besonders sinnvoll, eine<br />

Spannschnur beim Bogenaufbau einzusetzen.<br />

Sie verringert die Gefahr des Verzugs.<br />

Wenn aber der Wurfarm bereits verzogen<br />

ist, kann man in Absprache mit dem Händler<br />

Korrekturen vornehmen. Dabei werden<br />

die Wurfarme durch eine Biegung der Wurfarmenden<br />

zurück in die Form gebracht,<br />

gegebenenfalls nach einer Erhitzung über<br />

Wasserdampf. Die Bogenschützen, die diese<br />

sehr leichten Wurfarme schießen, stehen<br />

in der Regel noch am Beginn der Lernphase,<br />

und hier hat das noch nicht die große<br />

Bedeutung, wenn die Wurfarme verzogen<br />

sind. Wichtiger ist, dass der Pfeil im Abschuss<br />

einigermaßen sauber aus dem Bogen<br />

kommt. Ein größeres Problem sehe ich,<br />

wenn ein groß gewachsener Bogenschütze<br />

mit einem großen Auszug diese Wurfarme<br />

schießt, weil die qualitativ schlechten Wurfarme<br />

dann brechen können.<br />

BSM<br />

Bögen aus dem Leihprogramm sind häufig<br />

mit Metallnockpunkten ausgestattet. Würdest<br />

du diese Nockpunkte auf der Sehne<br />

belassen oder sofort auswechseln?<br />

SEBASTIAN<br />

Ich empfehle, die Metallnockpunkte sofort<br />

zu ersetzen durch gewickelte Nockpunkte.<br />

Gerade bei den niedrigen Zuggewichten<br />

wirken die dicken und schweren Nockpunkte<br />

auf das Schwingungsverhalten der<br />

Sehne nach dem Lösen. Der Pfeilflug verbessert<br />

sich beim Einsatz der leichten, gewickelten<br />

Nockpunkte.<br />

BSM<br />

Viele Einsteigerbögen werden mit einer<br />

preiswerten Hoyt Super Rest-Pfeilauflage<br />

ausgeliefert. Was hältst du von dieser Pfeilauflage?<br />

Nach dem Ausrichten der Wurfarme verläuft die Sehne<br />

mittig durch die Wurfarmschablonen, aber auch mittig<br />

des Monostabilisators (vorausgesetzt, das Gewinde,<br />

der Stabilisator und das Mittelteil sind gerade).<br />

<br />

Fotos: Günter Kuhr<br />

SEBASTIAN<br />

Das ist nicht nur eine der günstigsten,<br />

sondern eine der besten Pfeilauflagen, die<br />

auf dem Markt sind. Die Auflage kann unkompliziert<br />

ausgewechselt werden, und im<br />

Einsteigerbereich kann man diese Auflage<br />

auch ohne Button schießen. Die Hoyt Super<br />

Rest hat einen relativ weichen Finger,<br />

so dass hier auch mal ein Pfeil leicht anschlagen<br />

kann, ohne dass der Pfeilflug erheblich<br />

beeinträchtigt wird. Es gibt dafür<br />

zwei Klebepads in unterschiedlichen Stärken,<br />

so dass man den Pfeil einigermaßen in<br />

das Center bekommen kann. Für den Leistungssport<br />

gibt es eine weitere Pfeilauflage,<br />

die ich einsetzen würde, und das ist die<br />

Shibuya Ultima Rest. Auch die Pfeilauflage<br />

von Gabriel Bogensport ist sicher gut. Für<br />

Freizeitsportler mögen neben der Hoyt Super<br />

Rest auch noch Nachbauten der Ultima<br />

Rest in Betracht kommen.<br />

38 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INTERVIEW 2/24


NEWS<br />

OLYMPISCHER ZEITPLAN<br />

FÜR DAS BOGENSCHIESSEN<br />

PARIS ENTHÜLLT MEDAILLEN<br />

FÜR DIE OLYMPISCHEN SPIELE UND GIBT<br />

WEITERE TICKETS FÜR BOGENSCHIESSEN FREI<br />

Die Designs der Medaillen für<br />

die kommenden Olympischen<br />

und Paralympischen Spiele<br />

wurden am 8. Februar enthüllt.<br />

An diesem Tag gab Paris <strong>2024</strong><br />

auch zusätzliche Zuschauertickets<br />

zum allgemeinen Verkauf<br />

frei.<br />

Die Medaillen dieses Sommers<br />

sind mit dem Originalmetall<br />

des Eiffelturms geschmückt.<br />

Das sechseckige Eisen, das die<br />

Form des Landes Frankreich<br />

darstellt, wurde bei Renovierungsarbeiten<br />

im letzten Jahrhundert<br />

gerettet. Es wurde wiederverwendet,<br />

mit dem Logo<br />

der Spiele versehen und zu<br />

einem neuen Stück Geschichte<br />

umfunktioniert. Während die<br />

Rückseite der olympischen<br />

Medaillen das traditionelle<br />

Bild der griechischen Siegesgöttin<br />

Nike zeigt, steht auf der<br />

paralympischen Medaille „Paris<br />

<strong>2024</strong>” in Blindenschrift. Die<br />

mittlerweile universelle Schrift<br />

für Sehbehinderte wurde in<br />

Frankreich von Louis Braille erfunden.<br />

Die Medaillen wurden<br />

von Chaumet, einem Pariser<br />

Luxusjuwelier, entworfen und<br />

werden von der Monnaie de<br />

Paris hergestellt, die auch die<br />

Weltmeisterschaftsmedaillen<br />

des Bogenschießens produziert.<br />

Die Medaillen werden in fünf<br />

olympischen Bogensportwettbewerben<br />

vom 25. Juli bis<br />

zum 4. August und in neun<br />

paralympischen Bogensportwettbewerben<br />

vom 29. August<br />

bis zum 5. September vergeben.<br />

Beide Wettbewerbe finden auf<br />

der berühmten Esplanade des<br />

Invalides im Herzen der französischen<br />

Hauptstadt statt.<br />

Es gibt noch eine begrenzte<br />

Anzahl von Tickets, die man<br />

online unter www.tickets.<br />

paris<strong>2024</strong>.org kaufen kann. <br />

<br />

Text: Ludivine Maitre Wicki<br />

Foto: Screenshot worldarchery.sport<br />

• Donnerstag, 25. Juli:<br />

Qualifikation<br />

• Sonntag, 28. Juli:<br />

Mannschaftsfinale der Frauen<br />

• Montag, 29. Juli:<br />

Mannschaftsfinale der Männer<br />

• Dienstag, 30. Juli<br />

Donnerstag, 1. August:<br />

Ausscheidungen<br />

• Freitag, 2. August:<br />

Mixed-Team-Finale<br />

• Samstag, 3. August:<br />

Finale der Frauen<br />

• Sonntag, 4. August:<br />

Finale der Männer<br />

PARALYMPISCHER ZEITPLAN<br />

FÜR DAS BOGENSCHIESSEN<br />

• Donnerstag, 29. August:<br />

Qualifikation<br />

• Freitag, 30. August:<br />

Compound-Ausscheidungen<br />

• Samstag, 31. August:<br />

W1-Frauen,<br />

Compound-Frauen-Finale<br />

• Sonntag, 1. September:<br />

Finale W1 Männer,<br />

Finale Compound Männer<br />

• Montag, 2. September:<br />

W1 Mixed-Team,<br />

Compound Mixed-Team-Finale<br />

• Dienstag, 3. September:<br />

Finale der Recurve-Frauen<br />

• Mittwoch, 4. September:<br />

Finale der Recurve-Männer<br />

• Donnerstag, 5. September:<br />

Finale Recurve Mixed Team<br />

TÜRKISCHE COMPOUND-BOGENSCHÜTZIN HAZAL BURUN<br />

STELLT 18-METER-REKORD MIT 598 RINGEN AUF<br />

Die Weltbestleistung in der<br />

18-Meter-Qualifikation der<br />

Compoundschützinnen ist<br />

offiziell einen Ring näher an<br />

die unschlagbare Marke von<br />

600 Ringen herangerückt.<br />

Hazal Buruns Rekordrunde<br />

mit 598 Ringen Anfang des<br />

Jahres blieb fast unbemerkt.<br />

Das Ergebnis des türkischen<br />

Teammitglieds, am 5. Januar<br />

in Antalya geschossen, wurde<br />

am 5. Februar als neuer Weltund<br />

Europarekord (Frauen<br />

und U21) bestätigt. „Ich wollte<br />

schon immer einen eigenen<br />

Rekord aufstellen. Das war<br />

eines meiner Ziele. Ich habe<br />

an mich selbst geglaubt, und<br />

das hat mir geholfen”, sagte die<br />

19-Jährige. „Als ich an diesem<br />

Tag an der Reihe war, habe ich<br />

mich von meiner Umgebung<br />

abgeschottet. Es gab nur mich<br />

und das Ziel.”<br />

Die aktuelle Weltranglistenerste<br />

Ella Gibson, deren Weltrekord<br />

fünf Jahre lang bei 595<br />

Ringen stand, steigerte diesen<br />

Rekord im November 2019 um<br />

einen Ring. Einen Monat später<br />

wurde dieser Rekord von Sarah<br />

Prieels mit 597 Ringen überboten.<br />

Buruns neue Weltbestleistung<br />

mag zunächst unter dem<br />

Radar geblieben sein – aber sie<br />

ist nicht weniger bedeutsam<br />

für die weitergehende Jagd auf<br />

eine neue Weltbestleistung in<br />

der Compound-Kategorie der<br />

Frauen.<br />

Text: Chris Wells<br />

Foto: Screenshot worldarchery.sport<br />

2/24 NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 39


TRAINING<br />

TEIL 7 – BASISWISSEN FÜR SPORTEINSTEIGER<br />

GRUNDLAGEN<br />

DER SCHIESSTECHNIK<br />

Von Günter Kuhr<br />

Beim Einstieg in die Grundlagen der Schießtechnik hatte ich empfohlen, die Bogenhand zunächst geschlossen zu halten. Den Hintergrund möchte ich an<br />

dieser Stelle nochmal darstellen. Sporteinsteiger lernen gleich zu Beginn eine Vielzahl von Technikelementen.<br />

Ist die Bogenhand in dieser frühen Lernphase<br />

bereits geöffnet, greifen Sporteinsteiger<br />

in der Regel nach dem Lösen der<br />

Sehne „reflexartig“ nach dem Bogen. Damit<br />

sich dieser Greifreflex im Training nicht festigt,<br />

bevorzuge ich also, die optimale Platzierung<br />

der Bogenhand abgekoppelt zu einem<br />

späteren Zeitpunkt zu trainieren. Dieser<br />

Zeitpunkt ist nun gekommen.<br />

des Bogens verhindern, sie sind aber für die<br />

Umsetzung der nachfolgend beschriebenen<br />

Technikumsetzung ungeeignet.<br />

DETAILS ZUR PLATZIERUNG DER BOGENHAND<br />

• In der Bewegungsphase 1 wird die Bogenhand<br />

im Griff platziert. Die Abbildung 2A<br />

zeigt die Positionsphase 1 mit der platzierten<br />

Bogenhand. Hier wird durch ein leichtes<br />

Anziehen der Sehne mit der Zughand<br />

eine entgegengesetzte Druck- und Zugbewegung<br />

ausgeführt.<br />

• Beim Platzieren der Bogenhand wird der<br />

Hautlappen, der sich zwischen Daumen<br />

DIE FINGERSCHLINGE<br />

Beim Schießen mit der offenen Bogenhand<br />

verwendest du eine Fingerschlinge, die den<br />

Bogen nach dem Lösen auffängt. Ideal für<br />

den Einstieg ist eine spezielle Fingerschlinge<br />

aus dem Bogensportfachhandel. Diese Fingerschlinge<br />

wird am Daumen und wahlweise<br />

am Zeige-, Mittel- oder Ringfinger angelegt.<br />

Wenn die Bogenhand im Griff platziert<br />

ist, sollte die angelegte Fingerschlinge einen<br />

Abstand von etwa drei bis vier Zentimeter<br />

zum Mittelteil haben (vgl. Abbildung 1).<br />

Nach dem Lösen der Sehne bleibt die Bogenhand<br />

geöffnet, und der Bogen wird von<br />

der Fingerschlinge aufgefangen. Beachte<br />

bitte, dass Bogenschlingen, die am Bogen<br />

befestigt werden, zwar das Herunterfallen<br />

Abbildung 1 - Die Fingerschlinge wurde hier in der Abbildung am Daumen und am Mittelfinger angelegt. Die<br />

Länge der Fingerschlinge sollte bei Einsteigern so gewählt werden, dass sie nach dem Anlegen etwa drei bis vier<br />

Zentimeter Freiraum zum Mittelteil des Bogens hat (vgl. rechts in der Abbildung).<br />

Fotos: Günter Kuhr<br />

40 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 2/24


TRAINING<br />

Abbildung 2 - A bis D.<br />

und Zeigefinger befindet (sog. Netz der<br />

Hand), im tiefsten Punkt der Griffschale<br />

positioniert (vgl. die gelbe Linie in der Abbildung<br />

2C).<br />

• In der Abbildung 2D markiert der blaue<br />

Balken die Position der Griffschale in der<br />

Hand. Der Griff liegt also im Bereich des<br />

Daumenballens. Die kleine grüne Markierung<br />

zeigt die Grenze zum äußeren Handmuskel<br />

(musculus palmaris brevis), der<br />

keine Berührung mit der Griffschale hat.<br />

Um diese Position des Griffs in der Bogenhand<br />

zu erreichen, ist ein Herausdrehen<br />

der Bogenhand bei der Griffplatzierung<br />

erforderlich.<br />

• Der orangefarbene Punkt in den Abbildungen<br />

2C und 2D zeigt den sogenannten<br />

Druckpunkt im Bereich der Griffschale sowie<br />

im Bereich des Daumenballens. Im Bereich<br />

dieses Punktes soll also der höchste<br />

Druck entfaltet werden. In dieser Lernphase<br />

wird empfohlen, den Druckpunkt zum<br />

Ende des oberen Drittels zu wählen, so wie<br />

es in der Abbildung 2C durch den orangefarbenen<br />

Punkt gekennzeichnet ist. Es ist<br />

entscheidend, dass dieser Druckpunkt bei<br />

jedem Schuss identisch ist, um eine Streuung<br />

der Pfeile zu vermeiden.<br />

• Der Druckpunkt liegt mittig der Griffschale.<br />

Die Abbildung 2C zeigt mit der roten<br />

Linie die mittige Position. Auf den Außenkanten<br />

der Griffschale sollte kein Druck<br />

ausgeübt werden, da sich andernfalls der<br />

Bogen im Auszug leicht verwindet und der<br />

Pfeilflug im Abschuss negativ beeinträchtigt<br />

wird.<br />

• Die Finger der Bogenhand sind gekrümmt<br />

und locker, so als wolltest du damit Klavier<br />

spielen.<br />

Nimm dir in der Bewegungsphase 1 die<br />

Zeit, deine Bogenhand sauber und vor jedem<br />

Schuss identisch zu platzieren. Gerade<br />

zum Beginn der Lernphase wirst du immer<br />

wieder leichte Korrekturen vornehmen<br />

müssen, bis die Bogenhand von Schuss zu<br />

Schuss identisch platziert ist. Achte bei der<br />

folgenden Bewegungsphase darauf, dass der<br />

Druckpunkt erhalten bleibt und die Finger<br />

locker bleiben.<br />

DAS LÖSEN DES GRIFFS AUS DER BOGENHAND<br />

Nach dem Platzieren der Bogenhand in der<br />

Bewegungsphase 1 bleibt die Bogenhand bis<br />

zum Lösen der Sehne stabil in der Griffposition,<br />

und die Finger bleiben entspannt. Nach<br />

dem Lösen der Sehne bleibt der Bogenarm<br />

in der Position (das sogenannte Nachhalten).<br />

Die Griffschale löst sich nun aus der Bogenhand.<br />

Die Finger der Bogenhand bleiben<br />

entspannt, während der Bogen nach vorne<br />

abfällt und von der Fingerschlinge aufgefangen<br />

wird. Mit dem Auffangen des Bogens<br />

durch die Fingerschlinge bewegt sich die<br />

Bogenhand über das Handgelenk nach unten.<br />

Der Bogen kann nun frei schwingen.<br />

Abbildung 3 – Nach dem Lösen der Sehne löst sich der Griff aus der Bogenhand und wird von der Fingerschlinge aufgefangen. Die Bogenhand klappt dann nach unten ab,<br />

damit der Bogen frei schwingen kann.<br />

2/24 TRAINING <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 41


TRAINING<br />

WARUM SOLL EIGENTLICH DIE BOGENHAND<br />

WÄHREND DER TECHNIKAUSFÜHRUNG GEÖFFNET BLEIBEN?<br />

Ein wesentliches Ziel beim Schießen mit der offenen Bogenhand ist es, eine Verwindung des Bogens während<br />

des Auszugs sowie die Entladung einer solchen Verwindung nach dem Lösen zu verhindern. Stell dir den<br />

Daumenballen, an dem die Griffschale anliegt, wie eine Abschussrampe vor. Beim leichten Vorspannen der<br />

Sehne in der Bewegungsphase 1 drückt sich die Griffschale gegen diese Abschussrampe. Liegt der Druckpunkt<br />

mittig der Griffschale, wirst du den Bogen verwindungsfrei ausziehen können. Später, wenn das Lösen der<br />

Sehne erfolgt, löst sich auch die Griffschale ganz einfach vom Daumenballen, also von dieser Abschussrampe.<br />

Der Bogen kann sich frei aus der Hand lösen und wird von der Fingerschlinge aufgefangen. Aufnahmen mit<br />

Hochgeschwindigkeitskameras zeigen, dass der Pfeil den Bogen längst verlassen hat, wenn sich der Bogen<br />

vom Daumenballen zu lösen beginnt.<br />

DEINE TRAININGSEINHEITEN<br />

1. Schwunggymnastik<br />

Umfang: 10 Minuten<br />

Inhalt: Wärme dich mit einer Schwunggymnastik<br />

auf, bei der du vom Hals<br />

abwärts alle Gelenke durch kreisende<br />

Bewegungen aktivierst.<br />

2. Techniktraining - Einschießen<br />

Umfang: 30 Pfeile<br />

Inhalt: Nutze eine Kurzdistanz ohne<br />

Zielbild und schieße dich mit 30 Pfeilen<br />

in deine bisher gelernte Bewegungstechnik<br />

ein.<br />

3. Techniktraining –<br />

Platzierung der Bogenhand<br />

Umfang: 30 Pfeile<br />

Inhalt: Du trainierst in diesem Abschnitt<br />

die Platzierung der Bogenhand in der<br />

Bewegungsphase 1. Schieße dabei weiterhin<br />

auf die Kurzdistanz bis maximal<br />

zehn Meter ohne Zielbild. Mit Erreichen<br />

des Ankers schließt du deine Augen und<br />

lenkst deine Aufmerksamkeit voll auf die<br />

Bogenhand.<br />

Die Finger der Bogenhand sind entspannt.<br />

Konzentriere dich darauf, dass<br />

die Bogenhand beim Lösen reflexfrei<br />

bleibt.<br />

Der Bogen wird von der Fingerschlinge<br />

aufgefangen, die Bogenhand bewegt sich<br />

dann nach unten. Der Bogenarm bleibt<br />

dabei in der Position (Nachhalten).<br />

4. Techniktraining –<br />

Platzierung der Bogenhand<br />

Umfang: 30 Pfeile<br />

Inhalt: Erhöhe die Entfernung auf 15<br />

bis 20 Meter und nutze weiterhin kein<br />

Zielbild. Trainiere die Platzierung der<br />

Bogenhand in der Bewegungsphase 1.<br />

Beim Schießen bleiben die Augen geöffnet.<br />

Achte auch hier auf die reflexfreie<br />

Bogenhand beim Lösen.<br />

• Empfohlen ist langfristig ein ergänzendes<br />

Krafttraining. Ideal für die Schulterstabilität<br />

ist ein regelmäßiges Schwimmtraining<br />

oder ein Theraband-Training, das<br />

die Schultermuskulatur anspricht.<br />

Auch die Rumpfmuskulatur sollte mit einem<br />

Krafttraining angesprochen werden,<br />

um die stabile Körperposition im Stand<br />

zu fördern.<br />

TIPP: DEIN HILFSMITTEL<br />

ZUM ERFASSEN<br />

DER PFEILZAHLEN<br />

Die Trainingsumfänge des Schießtrainings werden<br />

in Pfeilzahlen gemessen. Ein Hilfsmittel für<br />

die Erfassung der Pfeilzahlen ist ein Rundenzähler,<br />

der am Köcher getragen wird. Zum Ende<br />

des Trainings hast du damit immer den Überblick<br />

über die Anzahl der geschossenen Pfeile.<br />

Notiere die Pfeilzahlen mit deinen persönlichen<br />

Anmerkungen zum Techniktraining in deinem<br />

Schießbuch. Die Notizen helfen dir beim nächsten<br />

Training, auf deine wesentlichen Erfahrungen<br />

zurückzugreifen.<br />

Abbildung 5 – Ein Rundenzähler am Köcher unterstützt<br />

die Erfassung der Pfeilzahlen.<br />

WIE KANN EIN GREIFREFLEX BESEITIGT WERDEN?<br />

Das Beseitigen eines Greifreflexes der Bogenhand kann ein langer Prozess sein. Daher sollte in der frühen<br />

Lernphase der Fokus auf die entspannten Finger der Bogenhand während des Lösens geachtet werden.<br />

Hat sich dennoch ein Greifreflex herausgebildet, kann ein simples Hilfsmittel eingesetzt werden.<br />

Die Abbildung 4 zeigt eine Kunststoffkapsel aus einem Überraschungsei, die mit einem Band am Mittelteil/Monostabilisator<br />

befestigt wird. Beim Platzieren der Bogenhand wird zunächst die Fingerschlinge<br />

angelegt. Danach wird die Kapsel mit dem Daumen und den Fingern der Bogenhand gehalten.<br />

Wenn sich nach dem Lösen der Sehne das Griffstück aus der Bogenhand löst, verhindert die Kapsel den<br />

Greifreflex der Finger. Der Bogen schiebt die Kapsel aus den Fingern und fällt in die Fingerschlinge. Bei<br />

nächsten Schuss kann die Kapsel sofort wieder eingesetzt werden. Das Training mit diesem Hilfsmittel<br />

wird einige Wochen dauern, bis sich der Greifreflex aufgelöst hat.<br />

Abbildung 4 – Eine Kunststoffkapsel aus einem Überraschungsei wurde hier mit einem Band am<br />

Mittelteil/Monostabilisator befestigt. Bei der Positionierung der Bogenhand wird zunächst die Fingerschlinge<br />

angelegt. Danach wird die Kapsel mit Daumen und Finger gehalten.<br />

42 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 2/24


ANGST<br />

WIE KÖNNEN WIR SELBSTBEWUSST<br />

DAMIT UMGEHEN?<br />

Foto: freepik/katemangostar<br />

Von Markus Wagner<br />

Angst – Beschleunigter Herzschlag, die Hände werden schwitzig, Nervosität stellt sich ein. Und Unwohlsein stellt sich ein. Der Magen fühlt sich flau an, Muskeln<br />

können sich verspannen. Konzentration scheint in dem Moment schier unmöglich zu sein. Wer hat nicht schon einmal eine solche Erfahrung gemacht?<br />

In unserem Sport taucht dieser Moment<br />

sicherlich häufig auf, wenn wir<br />

den Weg zur Schießlinie antreten oder<br />

aber sehen, dass die Uhr nur noch wenig<br />

Zeit für den letzten Pfeil übriglässt. Es gibt<br />

bestimmt noch eine ganze Reihe von Ängsten,<br />

die auftauchen können. Das ist ganz<br />

individuell, da ja auch jeder anders empfindet<br />

und anders mit Ängsten umgeht.<br />

der Ängste ist sehr weit und lässt sich auch<br />

hier in dem Fall durchaus wiederfinden.<br />

Welche Art Ängste sind denn nun da? Die<br />

Angst zu versagen ist sicher eine der häufigsten.<br />

Der Fokus liegt dann darauf, besonders engagiert<br />

und perfekt zu sein. Man will unbedingt<br />

gut sein. Dadurch verliert der Schütze<br />

das Vertrauen in seine vorher gut trainierten<br />

Fähigkeiten.<br />

TRAINING & TURNIER<br />

Warum fühlt es sich so anders an?<br />

In meinen Workshops taucht in der anfänglichen<br />

Vorstellungsrunde, wo jeder<br />

auch gerne die Erwartungen an den Tag äußern<br />

soll, immer wieder die Frage auf, wie<br />

man sich richtig auf ein Turnier vorbereitet.<br />

Im Training scheint noch alles super zu<br />

laufen, und im Turnier verzweifelt der eine<br />

oder die andere, dass er/sie seine Trainingsergebnisse<br />

nicht mehr abrufen kann. Es<br />

macht sich „Lampenfieber“ breit. Man mag<br />

jetzt sagen, dass das noch nicht wirklich etwas<br />

mit Angst zu tun hat. Die Bandbreite<br />

Bilder: Markus Wagner<br />

44 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> MENTALTRAINING 2/24


MENTALTRAINING<br />

Diese sind ja noch da, aber darauf zugreifen<br />

im Turnier steht bei einigen dann nicht an<br />

erster Stelle. Selbstzweifel treiben die Versagensängste<br />

noch voran. Der Leistungsdruck<br />

steigt. Also gilt es, wieder Selbstvertrauen zu<br />

haben. Sich seiner Fähigkeiten bewusst zu<br />

sein und diese, wie im Training angewandt,<br />

auch im Turnier zu nutzen.<br />

So sehr unterscheiden sich Training und<br />

Turnier von den äußeren Bedingungen gar<br />

nicht. Der große Unterschied findet im Kopf<br />

statt. Turniere absolvieren wir seltener als<br />

das Training. Während ein Training, auch<br />

wenn es mal nicht so gut lief, im Grunde<br />

ja keine größeren Konsequenzen hat. Ein<br />

Turnier schon. Das Ergebnis, das abgeliefert<br />

wird, entscheidet, ob wir Lob und Anerkennung,<br />

eine Medaille, einen Pokal oder eine<br />

Qualifikation für das nächsthöhere Turnier<br />

erhalten.<br />

Hinzu kommt, dass wir ein Turnier von<br />

außen wenig beeinflussen können. Es ist<br />

fremdgesteuert. Startzeiten, Zeitlimits und<br />

so weiter. Alles ist vorgegeben. Wenn jemand<br />

also immer am Nachmittag sein Training<br />

absolviert, könnte er später auf einem<br />

Turnier Schwierigkeiten haben, auf einmal<br />

morgens um 9 Uhr an der Schießlinie stehen<br />

zu müssen. Auch wenn es hier viele Unterschiede<br />

gibt, so sollte uns ein Turnier nicht<br />

überraschen, wenn wir uns im Vorfeld gut<br />

darauf vorbereitet haben.<br />

Es gibt, wie viele wissen, schier endlose<br />

Möglichkeiten und Tools, wie man sein<br />

Selbstbewusstsein stärkt. Wie man, motiviert<br />

und sich seines Selbst bewusst, in einen<br />

Wettkampf geht. Daher werden im Folgenden<br />

hier auch nicht alle Möglichkeiten<br />

erwähnt werden können.<br />

ERINNERUNGEN AN DAS BESTE!<br />

„MOMENT OF EXCELLENCE“<br />

Eine Möglichkeit, sich selbstbewusst zu fühlen<br />

und auch so zu agieren, ist die Erinnerung<br />

an seine Stärken und guten Momente.<br />

Sich hier einen „Anker“ zu schaffen. Leider<br />

neigen wir dazu, uns eher an die schlechteren<br />

Erfahrungen als an die guten zu erinnern.<br />

Wir sehen eher das verpatzte Turnier<br />

als das Super-Training ein paar Tage<br />

zuvor. Häufig liegt es auch daran, dass wir<br />

Trainingstage eher als Routine sehen. Uns<br />

hier die besonderen Momente nicht herausziehen,<br />

um sie als Motivationsmotor zu<br />

nutzen. Auch kommt es oft vor, dass Trainingseinheiten<br />

auf Verbesserung der Technik<br />

ausgelegt sind. Und bei Veränderungen<br />

an dieser kann es, wie wir wissen, eben<br />

auch mal zu Leistungseinbrüchen kommen,<br />

die dann eben eher einen negativen Nachgeschmack<br />

haben. Deswegen sind ja auch<br />

turnierähnliche Trainingseinheiten so wichtig.<br />

Damit wir uns hier positive Momente<br />

schaffen können, an die wir uns später<br />

gerne zurückerinnern, uns den Anker dort<br />

holen können. Für diejenigen, die eventuell<br />

sagen könnten: „Na, so gute Ergebnisse und<br />

Momente habe ich noch nicht gehabt beim<br />

Bogenschießen!“ Zum einen können wir aus<br />

dem noch so kleinen Fortschritt etwas Gutes<br />

herausholen. Und ferner muss für eine<br />

solche Einstellung oder Sichtweise nicht<br />

zwingend der Sport herhalten. Jeder tolle<br />

Moment lässt sich zu so einem Anker machen.<br />

Es geht nicht zwingend um das Detail<br />

beim Schießen, sondern um das Gefühl, die<br />

Emotion, die wir in einem solchen Moment<br />

erfahren durften. Diesen „Moment of Excellence“<br />

(siehe auch BSM Nr.4/2018) müssen<br />

wir natürlich im Vorfeld trainieren. Stellen<br />

wir uns den Moment noch einmal so detailliert<br />

wie möglich gedanklich vor. Versucht,<br />

ihn emotional nachzufühlen. Dann brecht<br />

ihr diesen Moment auf einen Begriff herunter.<br />

Ein Signalwort oder einen kurzen Satz,<br />

einen Anker. Und diesen sagt ihr euch dann<br />

immer (auch beim Training) selbst vor, bevor<br />

es an den Start geht.<br />

DIE TASCHE VOLLER KÖNNEN!<br />

Eine weitere Möglichkeit, sich einen solchen<br />

Anker zu setzen, ist, sich seiner Fähigkeit<br />

bewusst zu sein und diese auch aufzuschreiben.<br />

Welche besonderen Fähigkeiten habe<br />

ich (auch außersportlich)? Wo bin ich besonders<br />

gut drin? Hier sollte sich der Schütze<br />

alles aufschreiben, was ihm so einfällt.<br />

„Ich habe eine gute Ausdauer!“, „Ich kann<br />

mich gut organisieren!“ und so weiter.<br />

Vielen mag es erst einmal schwerfallen,<br />

weil ihnen im ersten Schritt nicht direkt etwas<br />

einfallen will. Das ist etwas, womit wir<br />

uns eben nicht so oft beschäftigen. Aber<br />

hier sollte sie der Trainer auch ermutigen<br />

und ihnen Hilfestellungen geben. Schreibt<br />

so viele Stärke, wie es geht, für euch auf.<br />

Wichtig dabei ist auch, sich dieser positiven<br />

Eigenschaften im Moment des Aufschreibens<br />

sehr bewusst zu sein und diese nachzufühlen.<br />

Anschließend nimmt man diesen<br />

Zettel und steckt ihn in seine Hosentasche<br />

(natürlich die, die man am Trainings- oder<br />

Turniertag anhat) oder in seinen Köcher<br />

oder Ähnliches. Zu Beginn eines Turniers<br />

(aber auch vor dem Training) nimmt man<br />

sich diesen Zettel wieder zur Hand, liest ihn<br />

kurz und holt sich somit das positive Gefühl<br />

seiner Fähigkeiten in den jetzigen Moment.<br />

Ausreichend trainiert muss man dann später<br />

eventuell den Zettel gar nicht mehr lesen,<br />

sondern es reicht aus, diesen nur anzufassen,<br />

zu sehen.<br />

Statt dieser Papieranker lassen sich auch<br />

andere Dinge nutzen. Ich habe mir mal, um<br />

mich immer daran zu erinnern, worum es<br />

im Bogensport eigentlich nur noch geht, ein<br />

personalisiertes Armband machen lassen.<br />

Die Begriffe:<br />

Imagine<br />

(„Stell es Dir vor!“)<br />

Perform<br />

(„Führe es aus!“)<br />

Succeed<br />

(„Sei erfolgreich damit!“)<br />

geben mir die richtige Einstellung, mein<br />

Training konzentriert anzugehen und mich<br />

nicht von anderen Einflüssen ablenken zu<br />

lassen.<br />

ZURÜCK AN DEN ANFANG!<br />

Als letztes möchte ich euch noch eine weitere<br />

Möglichkeit aufzeigen, die es uns möglich<br />

macht, gegen Angst anzugehen und Drucksituationen<br />

zu entschärfen. Dabei geht es<br />

schlicht und einfach darum, warum wir<br />

unseren Sport überhaupt ausüben. Ist es,<br />

weil wir gerne mit vielen anderen an der<br />

Schießlinie stehen und unter vorgegebenem<br />

Zeitfenster unsere beste Leistung abliefern<br />

müssen? Ist es die Tatsache, dass unsere<br />

eigene Leistung durch bessere Schützen<br />

zahlentechnisch schlichtweg geschmälert<br />

wird? Ich glaube nicht, dass jemand<br />

2/24 MENTALTRAINING <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 45


MENTALTRAINING<br />

auf ein Turnier geht, um schlecht zu sein.<br />

Auch wenn es sicherlich bei hochrangigen<br />

Turnieren wie DM, EM, WM und anderen<br />

internationalen Wettkämpfen unterm<br />

Strich nur auf das Ergebnis ankommt. Eines<br />

sage ich meinen Schützen in Workshops<br />

und beim Training immer wieder: „Erinnert<br />

euch, warum ihr mal angefangen habt mit<br />

dem Schießen!“<br />

Die Antwort ist so gut wie immer: „Weil es<br />

Spaß macht!“ Und genau das ist, was wir<br />

immer hochhalten sollten. So sehr uns auch<br />

gerade das bevorstehende Finale Angst bereitet<br />

und unter Druck setzt. „HABT SPASS<br />

DABEI!“<br />

DIE ANGST IST NICHT ZWINGEND DEIN FEIND!<br />

Wie in meinem letzten Artikel (BSM 1/<strong>2024</strong><br />

ENTspannung-ANspannung) ist eine gewisse<br />

Nervosität und Anspannung in einem<br />

Wettkampf völlig normal und auch durchaus<br />

nützlich. Dadurch kann der Schütze<br />

fokussierter, leistungsbereiter und aktiver<br />

sein. Es gilt eben, das gesunde Mittelmaß<br />

zwischen Anspannung und Entspannung<br />

zu finden und die Nervosität nicht in Angst<br />

umschlagen zu lassen. Es ist unsere Entscheidung,<br />

ob wir die Dinge, die wir gerade<br />

wahrnehmen, positiv oder negativ bewerten.<br />

Wir können lernen, von den negativen<br />

Bewertungen wegzukommen und das Gute<br />

in (fast) allem zu sehen. Das geht sicherlich<br />

nicht von heute auf morgen. Unser Wertesystem<br />

hat sich über die Zeit in uns entwickelt,<br />

und wenn wir hier vielleicht Menschen<br />

sind, die Dinge schon mal negativ<br />

oder skeptisch betrachten, so bedarf es eines<br />

intensiveren Trainings über die Zeit als bei<br />

jemandem, der von Grund auf schon positiv<br />

drauf ist. Wer mich persönlich kennt, weiß,<br />

dass ich eher jemand bin, der (fast) immer<br />

gut drauf ist (ich versuche es zumindest).<br />

Einfach, weil ich mich irgendwann einmal<br />

dazu entschieden habe. Alles, was wir werten,<br />

hat von der Betrachtung her immer<br />

zwei Seiten. Und die Seite, die mir am ehesten<br />

gefällt, ist eben die positive, gute Seite.<br />

Ich denke, man sieht mir das auf meinen<br />

Workshops und Seminaren auch an, dass es<br />

mir einen enormen Spaß macht.<br />

Spaß ist nicht nur einfach eine Einstellung.<br />

Spaß liefert auch durch entsprechende Neurotransmitter<br />

(u.a. Dopamin, Serotonin, Endorphin,<br />

Noradrenalin, Phenethylamin und<br />

Oxytocin) einen echten Antrieb nach vorne,<br />

nach oben.<br />

Und mit Spaß gerüstet und die positive Einstellung<br />

trainiert, können wir viel entspannter<br />

und angstfreier bevorstehende Aufgaben<br />

angehen und auch erfolgreich abschließen.<br />

Trainiert solche Dinge auch in der Gruppe<br />

beim Training. Zusammen macht es noch<br />

mal mehr Spaß und Freude, und man kann<br />

sich hier auch noch gegenseitig loben, puschen<br />

und motivieren. So gerüstet kann das<br />

nächste Turnier sicher kommen.<br />

In diesem Sinne:<br />

Auf geht’s! und<br />

ALLE INS GOLD!<br />

Euer Markus<br />

46 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> MENTALTRAINING 2/24


DRSPOT – DIE EXPERTEN<br />

SIE FRAGEN –<br />

UNSER DR-SPOT-EXPERTEN-TEAM ANTWORTET<br />

Frage an das Experten-Team:<br />

Meine erste Frage: Ich bin kurzsichtig, sehe in der Ferne alles verschwommen.<br />

Daher trage ich eine Gleitsichtbrille. Ich habe jedoch<br />

immer wieder Probleme beim Zielen. Ich sehe nicht scharf. Was<br />

wäre die Lösung? Mein Optiker schlägt vor, eine Einstärkenbrille<br />

zu machen und die Zentrierung auf das Zielen mit dem Recurve-b<br />

ogen abzustimmen. Ist das die Lösung?<br />

Meine zweite Frage: Was für Brillen tragen die Profis? Mete Gazoz,<br />

Thomas Chirault, Chiara Rebagliati? Einstärkenbrillen? Weshalb<br />

tragen die Profis immer Brillen mit großen Gläsern?<br />

Antwort von Günter Kuhr:<br />

Es ist eine sehr individuelle Frage, welche Brille beim Bogenschießen<br />

ideal ist. Die Kopfposition innerhalb der Schießtechnik ist<br />

relevant. Einige Bogenschützen können beispielsweise den Kopf<br />

nicht weit genug eindrehen und so liegt dann der Nasensteg im<br />

Zielbereich. Hier könnte eine Brille ohne Nasensteg hilfreich sein.<br />

Ist das Kinn leicht angehoben, wird die Gleitsichtbrille Probleme<br />

machen. Technisch könnte dann geprüft werden, ob die Kopfposition<br />

leicht geneigt werden kann. In dem Fall muss dann auch<br />

die Sehne am Kinn neu positioniert werden. Der Kopf sollte dabei<br />

immer in der natürlichen Ausrichtung bleiben. Andernfalls<br />

sind Einstärkengläser sinnvoll. Bei den Gläsern kann es gerade<br />

im Randbereich zu optischen Irritationen kommen, so dass der<br />

Bogensportler das Ziel nicht an der Stelle sieht, wo es eigentlich<br />

ist oder sich das Zielbild verzerrt oder unscharf darstellt. Daher<br />

sind große Gläser ein Vorteil. Einen Fachartikel zum Thema „Worauf<br />

Brillenträger achten sollten - Die Brille und ihre Auswirkung<br />

beim Bogenschießen“ ist nachzulesen in der Ausgabe 2/2021 des<br />

<strong>BOGENSPORT</strong> <strong>MAGAZIN</strong>s. Welche Brillen die genannten Spitzensportler<br />

tragen, ist der Redaktion im einzelnen nicht bekannt. Wir<br />

hoffen, dass diese kurzen Ausführungen hilfreich sind.<br />

Fragen an das Experten-Team:<br />

Meine Frage betrifft die Wraps, welche viele Schützen an ihren<br />

Pfeilen benutzen. Abgesehen von dem Vorteil, dass man beim<br />

Neubefiedern von Pfeilen mit Kleber - nicht mit doppelseitigem<br />

Klebeband - die Oberfläche von Carbonschäften schont, haben<br />

die Wraps auch Einfluss auf den Spine des jeweiligen Schaftes?<br />

Und wenn ja, wie wird der Pfeil beeinflusst? Ich denke durch die<br />

„Verstärkung” des Schaftes im hinteren Bereich müsste der Pfeil<br />

etwas härter/steifer reagieren, oder?<br />

Frage stellen unter: www.bogensport.de<br />

Antwort von Maximilian Weckmüller:<br />

Bei der Verwendung von Wraps ist das Befiedern vor allem mit Sekundenkleber<br />

deutlich schonender und sehr einfach. Aber auch<br />

mit Klebestreifen ist es meiner Meinung nach simpel, da die alten<br />

Streifen unkompliziert entfernt werden können. Außerdem sind<br />

auf den Wraps immer gut lesbare Nummern und Beschriftung<br />

drauf. Bezüglich des Verhaltens des Pfeils kann man sagen, dass<br />

die Wraps den Pfeil grundsätzlich ein bisschen steifer machen,<br />

da man am Heck Gewicht hinzufügt. Ich denke, dass die „Verstärkung“<br />

des Pfeils da weniger eine Rolle spielt als das Gewicht. Aber<br />

auch da gibt es zumindest von „Custommade Wraps“ verschiedene<br />

Optionen. Neben den normal langen Wraps gibt es ausgeschnittene<br />

und kürzere „ultra-light-Wraps“ sowie auch sehr kurze,<br />

bei denen die Beschriftung zwischen der Befiederung platziert ist<br />

und nicht davor ist.<br />

Frage an das Experten-Team:<br />

Gibt es eine empfohlene Länge für die Fingerschlinge beim Recurvebogen?<br />

Wann ist sie zu kurz und wann ist sie zu lang?<br />

Antwort von Lisa Unruh:<br />

Das ist wirklich eine sehr gute Frage. Das Thema Fingerschlingenlänge<br />

wird äußerst stiefmütterlich behandelt bzw. wird grundsätzlich<br />

in die Hand des Schützen gelegt. Tatsächlich ist die Länge<br />

aber sehr entscheidend. Wenn sie zu lang ist und der Bogen einen<br />

zu weiten Weg des Fallens hat, neigt der Bogenschütze dazu, unbewusst<br />

ein wenig zuzugreifen. Das wiederum verstärkt andere<br />

Fehler, wie z.B. ein Zusammenfallen oder Nachvornelösen.<br />

Zu kurze Schlingen sind unangenehm und tun nach einer Weile<br />

weh. Außerdem führt eine zu kurze Schlinge oft zu mehr Spannung<br />

in der Hand, da der Bogen direkt an ihr zieht. Bei einer guten<br />

Länge kann der Bogen ein Stück frei nach vorne fliegen. Und sie<br />

ist kurz genug, dass man nicht das Gefühl bekommt, der Bogen<br />

würde komplett aus der Hand fallen.<br />

Für mich ist die Länge immer so, dass ich mit dem Zeigefinger<br />

noch den Pfeil unter den Klicker legen kann.<br />

Weitere Experten-Anworten auf Seite 62<br />

2/24 DRSPOT <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 47


TRAINING<br />

LEISTUNGSSPORT TEIL 3<br />

MATHIAS KRAMER<br />

IM TRAININGSPROZESS<br />

Fotos: BSM<br />

Von Günter Kuhr<br />

Als wir uns mit Mathias Kramer über sein Training im Bundeskader gegen Mitte Februar unterhielten, befand er sich in der Vorbereitungsphase 2. Die<br />

Trainingsumfänge beliefen sich hier auf bis zu 2000 Pfeile in der Woche. Zusammen mit den anderen Trainingsarten, wie etwa dem ergänzenden Athletiktraining,<br />

umfasst der tägliche Zeitaufwand etwa dem eines Arbeitstages, den auch Berufstätige aufbringen. Als Sportsoldat der Bundeswehr kann Mathias<br />

diesen Aufwand betreiben.<br />

Und das scheint auch notwendig zu<br />

sein, wenn man bedenkt, dass die<br />

Top-Bogenschützen in der Weltrangliste<br />

heute Vollprofis sind oder als Sportstudenten<br />

mit Freistellungen den Zeitaufwand<br />

von Profis abdecken. Um im langfristigen<br />

Trainingsprozess die Top-Platzierungen der<br />

Weltrangliste oder olympische Medaillen zu<br />

erzielen, sind diese hohen Trainingsumfänge<br />

heute unumgänglich.<br />

TRAINING IN BELEK UND EIN TUNINGLEHRGANG<br />

Die zurückliegenden Wochen waren geprägt<br />

von einem Trainingslager im türkischen Belek,<br />

wo auch im Januar die olympischen Distanzen<br />

im Freien geschossen werden konnten,<br />

aber auch von einem Tuninglehrgang,<br />

der Mitte Februar am Bundesleistungszentrum<br />

Kienbaum bei Berlin stattfand. Dieser<br />

Tuninglehrgang wird jährlich angesetzt<br />

und fand in einer Laufhalle des Bundesleistungszentrums<br />

unter Laborbedingungen<br />

statt. Hier konnte also während des Tunings<br />

die 70-Meter-Distanz ohne wetterbedingte<br />

Störfaktoren geschossen werden. Die Athletinnen<br />

und Athleten entschieden hier endgültig,<br />

welches Material sie in der folgenden<br />

Außensaison einsetzen werden. Mathias<br />

beispielsweise wählte X10er mit einem neuen<br />

Spine von 380. Das gesamte Equipment<br />

wurde innerhalb mehrerer Phasen des<br />

Tuningprozesses abgestimmt, so dass die<br />

kommenden Wettkämpfe mit diesem abgestimmten<br />

Material geschossen werden können.<br />

Feinabstimmungen erfolgen immer<br />

wieder innerhalb des fortlaufenden Trainingsprozesses.<br />

Wenn sich beispielsweise<br />

Details der Schießtechnik im Laufe der Saison<br />

ändern, kann sich das auf die Energieübertragung<br />

des Bogens auswirken. Dann<br />

sind Anpassungen am Material notwendig.<br />

Für das erste große Tuning am Bundesleistungszentrum<br />

Kienbaum stand ein ganzes<br />

Expertenteam zur Verfügung. Der Moment,<br />

in dem sich der Pfeil nach dem Lösen der<br />

48 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 2/24


TRAINING<br />

Sehne in Bewegung setzte und seinen Weg<br />

entlang des Bogenfensters bahnte, wurde als<br />

Hochgeschwindigkeitsaufnahme mit Highspeed-Kameras<br />

gefilmt. Die Auswertung<br />

der Filmaufnahmen gaben Rückschlüsse,<br />

ob Anpassungen am Material notwendig<br />

wurden. Im Rahmen von Schießtests wurde<br />

das Material schon vor der ersten Hochgeschwindigkeitsaufnahme<br />

vorbereitet. Nach<br />

den Filmaufnahmen folgten weitere Schießtests<br />

im Rahmen des Feintunings. Fast eine<br />

Woche dauerte der gesamte Tuningprozess,<br />

bis alle Bundeskaderathleten ihr Material<br />

optimal abgestimmt hatten. Kienbaum bietet<br />

für derartige Lehrgänge eine passende<br />

Infrastruktur. Die Athleten sind dort in Pavillons<br />

untergebracht, haben kurze Wege<br />

zum Essen, zur Laufhalle und können die<br />

Athletikräume für das Kraft- und Kardiotraining<br />

nutzen. Diese Athletikblöcke nutzte<br />

Mathias zusammen mit den anderen Athletinnen<br />

und Athleten auch während des Tuninglehrgangs.<br />

SCHIESSTRAINING, TECHNIKARBEIT<br />

UND LEISTUNGSKONTROLLEN<br />

Der Haupttrainingsort war für Mathias der<br />

Bundesstützpunkt Berlin. Für ergänzende<br />

Trainingseinheiten am Wochenende nutzte<br />

er die Bogensportanlage seines Heimatvereins<br />

in Werlte. Dort kann Mathias die weiten<br />

Distanzen aus einer beheizten Bogenhalle<br />

heraus schießen. Bei der Technikarbeit arbeitet<br />

er aktuell an der Stabilität des Bogenarms<br />

sowie an der Rückenspannung auf der Zugarmseite,<br />

um darüber die Halteposition zu<br />

optimieren. Diese Details werden stabilisiert.<br />

Der Fokus im Techniktraining wird im Jahresverlauf<br />

immer wieder neu auf die jeweils<br />

wichtigen Details der Schießtechnik ausgerichtet.<br />

Damit wird die Schießtechnik im Saisonverlauf<br />

stabil gehalten.<br />

Jede Woche schoss Mathias bereits Leistungskontrollen.<br />

Dazu zählten pro Woche<br />

zwei Leistungskontrollen jeweils mit den 72<br />

Pfeilen einer Vorrunde.<br />

GROBER ABRISS DES<br />

TUNINGPROZESSES<br />

Fast eine Woche wurde die Laufhalle in Kienbaum<br />

in eine Bogen- und Tuninghalle umgewandelt.<br />

• Materialprüfung und ggf.<br />

Anpassungen am Bogen<br />

• Schießtests, u.a. Rohschafttest auf<br />

30 und 70 Meter, Walk Back-Test<br />

• Festlegung des Spine, Anpassung der Pfeillänge,<br />

Kleben der Spitzen und Einsetzen der Nocken<br />

• Hochgeschwindigkeitsaufnahmen und<br />

Auswertung<br />

• Schießtests mit allen Blankschäften<br />

im Rahmen des Feintunings<br />

• Schießtests mit allen befiederten Pfeilen<br />

im Rahmen des Feintunings<br />

Beim Ausschießen von Pfeilgruppen auf 70 Meter<br />

wurden zunächst alle Blankschäfte geschossen.<br />

Bei Blankschäften, die tendenziell außerhalb der<br />

Gruppe lagen, wurden die Nocken schrittweise im<br />

Schaft zunächst um ein Viertel gedreht, später um<br />

ein Achtel, bis sie möglichst optimal in der Gruppe<br />

lagen. Nach dem Aufkleben der Federn folgte das<br />

Ausschießen erneut mit den befiederten Pfeilen.<br />

Konnte die optimale Gruppierung einzelner Pfeile<br />

innerhalb dieses Verfahrens nicht erreicht werden,<br />

sortierten die Athleten diese Pfeile aus. Aussortierte<br />

Pfeile können im Techniktraining eingesetzt<br />

werden. Die Pfeile mit den besten Gruppierungen<br />

werden für die Leistungskontrollen und Wettkämpfe<br />

geschont.<br />

Zu den Arbeiten des Tunings zählten aber auch<br />

Arbeiten wie das Anpassen des Tab-Leders durch<br />

Zuschneiden oder Anpassungen der Griffschale.<br />

Mathias Kramer nutzte beim Heimtraining in Werlte die Bogenhalle, aus der das Schießen auf 70 Meter möglich wird.<br />

2/24 TRAINING <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 49


TRAINING<br />

Mathias beim Vorbereitungstraining am Bundesstützpunkt<br />

Berlin auf das Bundesligafinale.<br />

<br />

Foto: Mathias Kramer<br />

In der Woche vor unserem Gespräch<br />

schoss Mathias 678 und 674 Ringe bei diesen<br />

Leistungskontrollen. Während des<br />

Tuninglehrgangs konnte er seine Saisonbestleistung<br />

von 680 auf 682 Ringen hochsetzen,<br />

allerdings unter den Laborbedingungen<br />

in der Laufhalle in Kienbaum.<br />

ABSCHLUSS DER BUNDESLIGASAISON MIT SILBER<br />

Nach einem erfolgreichen dritten Spieltag<br />

der Bundesliga wechselte Mathias von dicken<br />

Aluminiumpfeilen auf X10er, da die<br />

Trainingsergebnisse diesen Pfeilwechsel erfolgreich<br />

erscheinen ließen. Beim vierten<br />

Spieltag konnte er dann aber sein Potenzial<br />

nicht voll ausschöpfen. Er konnte seine<br />

Schießtechnik nicht optimal umsetzen und<br />

blieb unter seinen Erwartungen. Als Mitglied<br />

des Teams Sherwood Herne zog Mathias ins<br />

Bundesligafinale in Wiesbaden ein. Er berichtete<br />

schon vor dem Finale, dass das gesamte<br />

Team aus Herne hoch motiviert und<br />

sich des eigenen Potenzials bewusst sei. Das<br />

sind die wichtigen Voraussetzungen, um ins<br />

Goldfinale einzuziehen. Vor 680 Zuschauern<br />

sollte das schließlich auch gelingen. Hier unterlag<br />

das Team allerdings mit 3:7 gegen das<br />

Team der BSG Ebersberg und beendete die<br />

Bundesligasaison <strong>2024</strong> mit Silber. Mathias<br />

schoss hier übrigens wieder seine dicken<br />

Pfeile aus Aluminium.<br />

AUSRICHTUNG AUF DAS OLYMPIATEAM<br />

Nach dem Bundesligafinale liegt nun der Fokus<br />

voll auf den Outdoor-Wettkämpfen. Die<br />

erste richtungsentscheidende Bewährungssituation<br />

hält der März bereit. Dann nämlich<br />

führt Bundestrainer Oliver Haidn mit den<br />

Athletinnen und Athleten den ersten DSBinternen<br />

Ausscheidungswettkampf für die<br />

Besetzung des Olympiateams durch. An fünf<br />

Tagen werden im Rahmen dieser internen<br />

Ausscheidung eine Vielzahl von Wettkampfmodi<br />

geschossen, die jeweils entsprechend<br />

des Rankings mit Punkten belohnt werden.<br />

Drei Wochen später folgt der zweite DSBinterne<br />

Ausscheidungswettkampf. Anschließend<br />

werden jeweils für die Frauen und<br />

Männer zwei Viererteams gebildet, die in die<br />

intensiven Vorbereitungen für die Olympischen<br />

Spiele in Paris eintreten. Das Nationalteam<br />

der Männer wird in den kommenden<br />

Monaten die letzten Chancen nutzen, um<br />

den bereits gesicherten Einzelquotenplatz<br />

auf einen Teamquotenplatz zu erweitern. Da<br />

der Ausscheidungswettkampf nach unserem<br />

Redaktionsschluss stattfindet, werden wir<br />

erst im kommenden Teil dieser Artikelserie<br />

berichten, wie Mathias diese Bewährungssituation<br />

gemeistert hat.<br />

TRAININGSBESTLEISTUNG<br />

DER SAISON AUF 70 METER<br />

Im Februar konnte Mathias seine Bestleistung bei<br />

den Leistungskontrollen mit 72 Wertungspfeilen<br />

von 680 auf 682 Ringen hochsetzen.<br />

36 Pfeile – 344 Ringe<br />

72 Pfeile – 682 Ringe<br />

Foto: Dean Alberga<br />

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50 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 2/24


NEWS<br />

DER BRASILIANISCHE WELTRANGLISTENERSTE D’ALMEIDA<br />

TRAINIERTE IN KOREA FÜR DIE SPIELE IN PARIS<br />

ATHLETE SPOTLIGHT wird<br />

präsentiert von WIAWIS: Der<br />

Weltranglistenerste und amtierende<br />

Hyundai-Bogensport-<br />

Weltmeister Marcus D’Almeida<br />

hat vor der Freiluftsaison eine<br />

Woche lang mit dem bekannten<br />

Trainer Kim Hyung-Tak in<br />

Korea trainiert. „Ich habe mich<br />

dieses Mal verbessert”, sagte<br />

der 26-jährige Brasilianer. „Es<br />

ist mein fünftes Mal, dass ich<br />

in Korea trainiere, und ich bin<br />

zurückgekommen, um mich an<br />

die wichtigsten Aspekte meines<br />

Schusses zu erinnern. Ich war<br />

zum ersten Mal 2018 hier, und<br />

seitdem habe ich nur Verbesserungen<br />

gesehen, deshalb<br />

komme ich immer wieder!”<br />

D’Almeida ist seit Ende 2021 auf<br />

einem Höhenflug und gewann<br />

2022 in Paris seine erste und<br />

letztes Jahr in Shanghai seine<br />

zweite Etappe auf dem internationalen<br />

Outdoor Circuit.<br />

In den letzten zwei Monaten<br />

erzielte er seinen großen Erfolg<br />

auf 18 Meter, als er Zweitplatzierter<br />

bei den Indoor Archery<br />

World Series Finals in Las Vegas<br />

wurde. Allerdings besteht kein<br />

Zweifel daran, dass der Brasilianer<br />

die freie Natur bevorzugt.<br />

„Der Sport kann uns jeden Tag<br />

eine Menge lehren”, schrieb er<br />

zu einem Instagram-Video, das<br />

ihn beim Schießen im Schnee<br />

zeigt. „Du musst dich nicht gegen<br />

die Natur stellen, um eine<br />

Zehn zu treffen, sondern dich<br />

mit ihr verbinden. Die perfekte<br />

Balance entsteht im Koexistieren.”<br />

D’Almeida sicherte<br />

Brasilien einen Quotenplatz für<br />

die kommenden Olympischen<br />

Spiele, als er bei der Hyundai<br />

World Archery Weltmeisterschaft<br />

im August 2023 den<br />

dritten Platz belegte. Die Bedingungen<br />

waren nass – aber auch<br />

da hat er die Natur umarmt und<br />

zwischen den Sätzen in den Regen<br />

gestarrt, anstatt sich unter<br />

einen Regenschirm zu stellen.<br />

Der Weltranglistenerste der<br />

Recurve-Männer ist nicht der<br />

Einzige, der in dieser Saison koreanische<br />

Unterstützung sucht.<br />

Man munkelt, dass Frankreichs<br />

Lisa Barbelin dort trainieren<br />

wird, während Deepika Kumari<br />

und Atanu Das Ende letzten<br />

Jahres Zeit mit Trainer Kim verbrachten.<br />

Kumari leitet derzeit<br />

den Auswahlprozess für das<br />

diesjährige indische Team und<br />

gewann im Februar den Asia<br />

Cup in Bagdad.<br />

<br />

Chris Wells<br />

Foto: Screenshot worldarchery.sport<br />

ARCHERY+ STARTET DEN TAKING AIM PODCAST –<br />

ERFORSCHE DAS MENTALE SPIEL<br />

Im Februar wurde auf der<br />

englischsprachigen Plattform<br />

archery+ der brandneue Podcast<br />

„Taking Aim” veröffentlicht,<br />

der sich mit dem mentalen<br />

Spiel beim Bogenschießen<br />

beschäftigt. Vier Episoden mit<br />

den Titeln Visualisierung und<br />

Bilder, Stressbewältigung und<br />

Resilienz, Vertrauen und Kompetenz<br />

sowie Zielpanik stehen<br />

den Abonnenten als Video zur<br />

Verfügung. Reine Audio-Highlights<br />

sind auch über andere<br />

Podcast-Anbieter verfügbar.<br />

In den ersten vier Episoden<br />

von Taking Aim kommen der<br />

türkische Teampsychologe Cem<br />

Gizep, der Sportpsychologe Dr.<br />

Jon Rhodes und der brasilianische<br />

Olympionike Bernardo<br />

Oliveira zu Wort. Moderiert<br />

wird das von Karim Bashir, dem<br />

Kommentator des World Archery<br />

World Feed.<br />

Die neue Streaming-Plattform<br />

der World Archery ist die zentrale<br />

Anlaufstelle für Berichte<br />

und Inhalte über internationale<br />

Bogensportwettbewerbe. Das<br />

aktuelle Archiv von World Archery<br />

kann kostenlos angesehen<br />

werden, und wöchentlich<br />

kommen weitere hinzu. Die<br />

Vegas Shootdowns können<br />

über ein Abonnement oder für<br />

einen einmaligen Ticketpreis<br />

angesehen werden. archery+<br />

findet man im Internet unter<br />

www.archery.tv<br />

<br />

Chris Wells<br />

Foto: Screenshot worldarchery.sport<br />

2/24 NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 51


WETTKAMPF<br />

AUFEINANDERTREFFEN DER NORD UND SÜDLIGA<br />

DAS BUNDESLIGAFINALE 2023/24<br />

Fotos: Eckhard Frerichs<br />

Von Arne Metzlaff<br />

Wie in den vergangenen Jahren auch, trafen sich<br />

erneut die vier besten Mannschaften aus der 1.<br />

Bundesliga Nord und 1. Bundesliga Süd in Wiesbaden<br />

am Platz der Deutschen Einheit zum Bundesliga-Finale,<br />

um den Deutschen Meister der<br />

Bundesliga Bogen zu küren.<br />

Bereits seit 2016 wird das Bundesliga-<br />

Finale Bogen in diesem Rahmen und<br />

Umfang in Wiesbaden ausgetragen.<br />

Damit ist es bereits eine kleine Tradition<br />

und ein Saisonhöhepunkt sowohl für die<br />

teilnehmen Athleten als auch für die Zuschauer<br />

selbst. Dabei sind es nicht nur die<br />

Zuschauer vor Ort in der Halle, sondern<br />

auch die Online-Zuschauer, die per Live-<br />

Stream dabei sind.<br />

52 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 2/24


WETTKAMPF<br />

DIE BEIDEN GRUPPEN SETZTEN SICH WIE FOLGT ZUSAMMEN:<br />

Gruppe A Punkte Gruppe B Punkte<br />

BSG Ebersberg 6:0 SV Querum 6:0<br />

Sherwood BSC Herne 3:3* SGI Welzheim 4:2<br />

TS 1861 Bayreuth 3:3 FSG Tacherting 2:4<br />

BSC BB Berlin 0:6 SV Dauelsen 0:6<br />

und dem amtierenden Bundesliga-Ersten<br />

und dreimaligen Meister in den vergangenen<br />

drei Finals, BSG Ebersberg, kam es zu<br />

einem spannenden Duell. Beide Teams zeigten<br />

sich selbstbewusst, wussten aber auch<br />

das Finale einzuordnen und betonten, dass<br />

auch immer das nötige Quäntchen Glück<br />

dazu gehört.<br />

Das Finale versprach eine Menge Action und<br />

bot großartigen Sport. Zwei der drei „Golden<br />

Girls” des deutschen Bogensports, Katharina<br />

Bauer und Michelle Kroppen, die bei der<br />

Weltmeisterschaft in Berlin zusammen mit<br />

Charline Schwarz Gold gewonnen hatten,<br />

waren auch dabei und zeigten ihr Können.<br />

Ebenso war Florian Unruh, einer der besten<br />

Bogenschützen der Welt (Weltmeister und<br />

World Games-Sieger im Feldbogenschießen),<br />

vertreten. Neben diesen drei herausragenden<br />

deutschen Bogensportlern standen<br />

weitere hochkarätige Bogenschützen an der<br />

Schießlinie.<br />

Um das Finale in dieser Form präsentieren<br />

zu können, gab es viele Stunden an Planungen<br />

und Vorbereitungen. Auch der Aufbau<br />

hat es dabei natürlich in sich, da die Kulisse<br />

insbesondere für die Kamera-Bilder vor Ort<br />

und zusätzlich den Live-Stream vorbereitet<br />

werden musste. So wurden laut Aussagen<br />

des DSB von zehn Technikern in über 120<br />

Arbeitsstunden sieben Tonnen Technik installiert.<br />

Darunter neben 70 Metern Traversen<br />

und über 90 Lampen auch eine professionelle<br />

Bildregie mit insgesamt zehn Kameras<br />

und knapp sechs Kilometern Kabel. Neben<br />

den Technikern halfen einige regionale Bogensportvereine<br />

(SV Burgfalken Wiesbaden,<br />

TSV Schlangenbad-Georgenborn, 1. UTK<br />

BSC Oberauroff, SV Aarfalke Taunusstein-<br />

Wehen 1952 und SV Wiesbaden-Igstadt) tatkräftig<br />

bei der Ausrichtung des Finales mit.<br />

Ohne diese Unterstützung wäre eine Veranstaltung<br />

in dem Rahmen auch überhaupt<br />

nicht möglich.<br />

Das Prozedere des Finals an sich blieb dabei<br />

wie gehabt. Die acht Mannschaften wurden<br />

abhängig von ihrer Platzierung nach dem<br />

letzten Spieltag in der jeweiligen Liga in<br />

zwei Gruppen aufgeteilt. So ist sichergestellt,<br />

dass die gleichen Bedingungen für die Nordund<br />

die Süd-Teams herrschen. Die ungefähr<br />

680 Zuschauer in der Halle konnten dabei<br />

wieder spannende Matches miterleben und<br />

unterstützen die Teams wie gewohnt lautstark.<br />

Insbesondere in der Gruppe A mit<br />

dem Nordliga-Meister Sherwood BSC Herne<br />

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2/24 WETTKAMPF <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 53


WETTKAMPF<br />

Dies spiegelt sich insbesondere in der Aussage<br />

von Elisa Tartler (BSG Ebersberg) vor<br />

dem Finale wider: „Es geht immer sehr eng<br />

zu. Ein bisschen Glück muss da manchmal<br />

auch dabei sein. Wir sind zwar gut aufgestellt,<br />

aber sicher ist im Bundesligafinale<br />

nie etwas.“ Weiter führte sie aus, sie hoffe<br />

darauf, dass sich die BSG Ebersberg erneut<br />

den Titel sichert.<br />

Nach der Gruppenphase ziehen jeweils der<br />

Erst- und Zweitplatzierte jeder Gruppe ins<br />

Halbfinale ein. In der Gruppe A setzte sich<br />

standesgemäß der amtierende Deutsche<br />

Meister BSG Ebersberg als Gruppenerster<br />

durch. Die Entscheidung, wer der zweite<br />

Halbfinalist aus Gruppe A ist, konnte erst<br />

im Stechen entschieden werden. Hier kam<br />

es zu der Besonderheit, dass die Mannschaften<br />

aus Herne und Bayreuth jeweils<br />

3:3 Punkte erreicht hatten und sich in ihrem<br />

Match unentschieden, also mit 5:5<br />

Punkten, getrennt hatten. Im daraus resultierenden<br />

Stechen setzte sich der Sherwood<br />

BSC Herne mit 29 - 27 durch.<br />

In der Gruppe B kam es zu einer kleinen<br />

Überraschung, da sich der Meister der<br />

Bundesliga Süd, die FSG Tacherting, wider<br />

Erwarten nicht für das Halbfinale qualifizierte<br />

und als Dritter nicht über die Gruppenphase<br />

hinauskam. Während der Saison<br />

zeigte das Team aus Tacherting eine konstant<br />

starke Leistung und verwies sogar den<br />

amtierenden Deutschen Meister aus Ebersberg<br />

auf den zweiten Tabellenplatz. Diese<br />

Dominanz setzte sich im Bundesliga-Finale<br />

nicht fort.<br />

Somit stand bereits durch die Halbfinalbegegnungen<br />

fest, dass erstmals seit 2018 ein<br />

Nord-Team ins Goldfinale einziehen wird,<br />

da es ein reines Nord- und ein reines Süd-<br />

Match gab. In einem spannenden Match<br />

schaffte es das Team aus Herne schlussendlich,<br />

sich durchzusetzen, und traf damit im<br />

Goldfinale, wie auch bereits in der Gruppenphase,<br />

auf die BSG Ebersberg.<br />

BSG Ebersberg | SGi Welzheim 6:2<br />

SV Querum | Sherwood BSC Herne 4:6<br />

Die Bronzemedaille sicherte sich im Finale<br />

um Platz drei die SGI Welzheim. Nach<br />

dem letztjährigen dritten Platz gelang dem<br />

SV Querum in diesem Jahr der abermalige<br />

Sprung auf das Treppchen diesmal nicht,<br />

sondern er landete auf dem vierten Platz.<br />

Auch in diesem Jahr heißt der Sieger des<br />

Finales und damit Deutscher Meister BSG<br />

Ebersberg. In einem packenden Duell setzte<br />

sie sich gegen Sherwood BSC Herne durch<br />

und verteidigte damit ihren Titel. Auch das<br />

Team aus Herne konnte sich schlussendlich<br />

mit Silber zufriedengeben, wie der Bundesliga-Neuling<br />

Mathias Kramer nach dem Goldfinale<br />

selbstbewusst kommentierte: „Das<br />

Finale war sehr atemberaubend, die Präsentation<br />

ist toll und die Kulisse fantastisch.<br />

Ich bin locker reingegangen, weil ich wusste,<br />

was wir schießen können, und das haben<br />

wir auch gezeigt. Nächstes Jahr wollen wir<br />

54 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 2/24


Gold holen.“ Aber auch Michelle Kroppen<br />

machte gleich eine Kampfansage: „Wir haben<br />

jetzt zum zweiten Mal in Folge gewonnen,<br />

und nächstes Jahr wollen wir das Triple<br />

holen. Wir haben sehr gut zusammengearbeitet,<br />

und das ist der Lohn.“ Dem stimmte<br />

auch der Trainer der Ebersberger Mannschaft,<br />

Andreas Blaschke, zu und sagte: „Ich<br />

bin superstolz auf mein Team. Es war kein<br />

einfacher Wettkampf, aber sie haben sehr<br />

gut zugehört und super gearbeitet.“<br />

SGI Welzheim | SV Querum 7:1<br />

BSG Ebersberg | Sherwood BSC Herne 7:3<br />

Wie auch in den letzten Jahren bot das Bundesligafinale<br />

eine großartige Bühne für die<br />

Bogensport-Elite aus Deutschland. So ist<br />

ein Großteil des Bundeskaders vertreten<br />

und sorgt für ein sehr hohes Niveau in der<br />

Bundesliga und insbesondere im Finale. So<br />

setzen sich beispielsweise die Teams aus<br />

Ebersberg (Michelle Kroppen, Elisa Tartler,<br />

Maximilian Weckmüller) und Tacherting<br />

(Katharina Bauer, Felix Wieser, Moritz Wieser)<br />

vor allem aus erfahrenen Nationalkader-Athleten<br />

zusammen. Dabei ist es schön<br />

zu sehen, dass neben den Berufssportlern<br />

auch immer wieder Teams, die sich eher<br />

aus Hobbysportlern zusammensetzen, den<br />

Sprung ins Finale schaffen und dabei auch<br />

mithalten können. Das Schöne am Bogenschießen<br />

ist doch gerade, dass manchmal<br />

nur ein Pfeil entscheidend ist, und wenn<br />

man genau an dieser Stelle das nötige Glück<br />

oder vielleicht auch Können hat, kann das<br />

ein oder andere Team auch mal „geärgert“<br />

werden.<br />

Das Bundesliga-Finale Bogen war nicht<br />

nur sportlich ein Highlight, sondern auch<br />

gesellschaftlich. Prominente wie der Oberbürgermeister<br />

von Wiesbaden und die neue<br />

hessische Staatssekretärin im Familien-,<br />

Gesundheits- und Sportministerium, Sonja<br />

Optendrenk, waren vor Ort und zeigten sich<br />

begeistert von der Veranstaltung. Oberbürgermeister<br />

Gert-Uwe Mende, Dauergast bei<br />

den Bogensport-Events in Wiesbaden: „Es<br />

war wie immer ein stimmungsvoller Wettkampf<br />

mit einem tollen Publikum. Es war<br />

super spannend und großartiger Sport.” Die<br />

Stadt Wiesbaden ist stolz, Ausrichter des Finals<br />

zu sein, und der OB plant auch beim<br />

zweiten Höhepunkt des Jahres in der Stadt<br />

dabei zu sein, bei der Deutschen Meisterschaft.<br />

Diese Präsenz vor allem der Politik ist unumgänglich<br />

für eine bessere Vermarktung<br />

und erfolgreiche Perspektive in der Zukunft.<br />

Ohne diese wären Veranstaltungen wie das<br />

Bundesliga-Finale in Wiesbaden oder auch<br />

die Medaillen-Finals bei den deutschen<br />

Meisterschaften WA im Sommer in Wiesbaden<br />

auf dem Bowling Green nicht möglich.<br />

Durch diese Aufmerksamkeit kam es neben<br />

den sportlichen Highlights, den Matches,<br />

während des Finals zu verschiedenen kurzen<br />

Beiträgen, durch die vor allem Moderator<br />

Micha Spannhaus führte.<br />

2/24 WETTKAMPF <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 55


WETTKAMPF<br />

Bereits seit dem ersten Bundesliga-Finale<br />

2016 in Wiesbaden begleitet er die Highlights<br />

des deutschen Bogensportes wie die<br />

Finals bei den deutschen Meisterschaften,<br />

aber auch die Weltmeisterschaften in Berlin.<br />

So war auch Bundestrainer Oliver Haidn vor<br />

Ort, stellte die Bedeutung solcher Events für<br />

den deutschen Bogensport heraus und legte<br />

seinen Fokus dabei bereits auf die anstehende<br />

Europameisterschaft im kommenden<br />

Sommer.<br />

Das Bundesligafinale wurde wie üblich live<br />

auf Sportdeutschland.TV gestreamt und bot<br />

somit auch den Zuschauern, die nicht live<br />

vor Ort dabei sein konnten, von zu Hause<br />

oder unterwegs ein beeindruckendes Spektakel.<br />

Durch Veranstaltungen wie das Bundesliga-Finale<br />

kann der Bekanntheitsgrad<br />

des Bogensports ausgebaut werden. Auch<br />

genießt die Bundesliga grundsätzlich auch<br />

bei den Bogenschützen selbst eine sehr große<br />

Beliebtheit und trägt dazu bei, den Sport<br />

in Deutschland weiter zu etablieren. So wird<br />

auch hoffentlich in den kommenden Jahren<br />

weiterhin das Bundesliga-Finale Bogen<br />

in dieser Form in Wiesbaden ausgetragen<br />

werden.<br />

Mit diesem spannenden Finale geht die<br />

Bundesliga-Saison zu Ende, doch die Athleten<br />

bereiten sich bereits auf weitere Herausforderungen<br />

vor, darunter die Europameisterschaft<br />

in Essen im Mai <strong>2024</strong>.<br />

SPIELTAGE IN DER BUNDESLIGA BOGEN<br />

EIN KOMMENTAR VON ANNA LENA GANGLUFF<br />

Alle Jahre wieder gibt es Missverständnisse, Fehlkommunikationen<br />

oder unvorhersehbare Änderungen,<br />

was die Bundesliga-Spieltage angeht.<br />

Auch in diesem Jahr herrschte kurzzeitig Verwirrung<br />

um den vierten Spieltag. Unsere Autorin<br />

Anna Lena Gangluff hat mit dem Ligaleiter Andreas<br />

Blaschke gesprochen, um die Gerüchte aus dem<br />

Weg zu räumen.<br />

Der vierte Bundesliga-Spieltag fand am 10. Februar<br />

statt. Anscheinend gingen aber einige davon<br />

aus, dass das Ganze eine Woche vorher, also am 3.<br />

Februar, stattfinden sollte. Recht schnell kam der<br />

Verdacht auf, dass der Spieltag kurzfristig um eine<br />

Woche verschoben worden sei. Einer der Gründe,<br />

die immer wieder im Gespräch waren, war die Tatsache,<br />

dass einige Kaderschützen am 3. Februar<br />

am Vegas Shoot in Las Vegas teilnahmen und so<br />

ihren Mannschaften fehlten. „In diesem Jahr ist<br />

alles auf die Olympischen Spiele ausgerichtet“, erklärt<br />

Blaschke. Was das mit der Bundesliga zu tun<br />

hat? So einiges. Aktuell haben die Deutschen vier<br />

Quotenplätze, drei für die Damen und einen bei<br />

den Herren. Ziel wäre es natürlich, zwei weitere<br />

Plätze bei den Herren zu bekommen, sodass dort<br />

auch eine komplette Mannschaft an den Start gehen<br />

kann. In diesem Jahr ist es aber so, dass unter<br />

anderem Quotenplätze über die Weltranglistenplatzierungen<br />

vergeben werden beziehungsweise,<br />

dass die Liste dazu herangezogen wird. Und da<br />

das Turnier in Las Vegas zur Indoor World Series<br />

zählt, die ebenfalls in die Weltranglistenplatzierungen<br />

mit einspielt, war es nur sinnvoll, die Athleten<br />

der Nationalmannschaft dort starten zu lassen.<br />

„In jeder anderen Sportart, in der ein internationaler<br />

Wettkampf stattfindet, an dem deutsche Kader-<br />

Athleten teilnehmen, findet an dem Tag kein Liga-<br />

Wettkampf in der höchsten deutschen Liga statt.<br />

Das ist im Fußball, im Handball oder eben auch bei<br />

uns so – egal, in welchem Sport.“<br />

Anscheinend gab es einfach einen Fehler in der<br />

Kommunikation. Blaschke erläuterte allerdings,<br />

dass die Termine bereits seit März 2023 feststanden<br />

und kommuniziert wurden.<br />

Solche Situationen zeigen immer wieder, wie wichtig<br />

eine richtige Kommunikation ist, aber dass es<br />

noch wichtiger ist, die Hintergründe für solche Entscheidungen<br />

zu verstehen, denn ziemlich oft gibt<br />

es ziemlich kluge und sinnvolle Gründe, die zu der<br />

Entscheidung, wann welcher Spieltag stattfinden<br />

soll, führen.<br />

Im nächsten Jahr wird das Ganze übrigens kein<br />

Problem sein: Der weltbekannte Vegas Shoot findet<br />

erst im März statt und die Olympischen Spiele<br />

auch erst wieder im Jahr 2028.<br />

56 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 2/24


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NEWS<br />

Daumen hoch für Michelle Kroppen und Platz drei in Nîmes.<br />

Charline Schwarz zeigte bei der World Series in Nîmes eine hervorragende Leistung,<br />

die mit Platz zwei belohnt wurde.<br />

WORLD SERIES NÎMES:<br />

SILBER UND BRONZE FÜR WELTMEISTERINNEN<br />

DSB: Der Auftakt in die internationale<br />

Saison ist den deutschen<br />

Bogenschützen gelungen:<br />

Charline Schwarz und Michelle<br />

Kroppen standen im Januar bei<br />

der World Series in Nîmes/FRA<br />

als Zweite und Dritte auf dem<br />

Treppchen. Auch Florian Unruh<br />

überzeugte.<br />

Charline Schwarz musste sich<br />

im Finale der Spanierin Elia<br />

Canales erst im Stechschuss mit<br />

9:10 geschlagen geben, nachdem<br />

es in dem hochklassigen<br />

Match nach fünf Passen unentschieden<br />

hieß (30-30, 29-28, 28-<br />

29, 30-30, 30-30). „Ich bin super<br />

zufrieden mit dem Gesamtwettkampf,<br />

und es war wirklich<br />

schön hier. Die Atmosphäre war<br />

richtig cool, und es war sehr<br />

spannend zu schießen“, meinte<br />

Schwarz danach. Auch Kroppen<br />

feierte einen tollen Einstand in<br />

die internationale Saison. Im<br />

Bronzefinale siegte sie 7:3 (30-<br />

28, 29-28, 28-30, 30-30, 30-28)<br />

gegen die Französin Victoria<br />

Sebastian. Im Halbfinale hatte<br />

Schwarz im deutschen Duell<br />

mit 6:4 die Oberhand behalten.<br />

Die anderen deutschen<br />

Schützinnen landeten auf den<br />

Plätzen neun (Katharina Bauer,<br />

Elina Idensen), 17 (Elisa Tartler)<br />

und 57 (Clea Reisenweber).<br />

Bereits in der Qualifikation<br />

zeigten die Weltmeisterinnen,<br />

dass sie in diesem Jahr einiges<br />

vorhaben: Schwarz (591),<br />

Kroppen (587) und Katharina<br />

Bauer (586) landeten auf den<br />

Plätzen eins, vier und sechs.<br />

Elisa Tartler (571, 29. Platz),<br />

Elina Idensen (570, 30. Platz)<br />

und Clea Reisenweber (544, 57.<br />

Platz) waren von den vorderen<br />

Platzierungen ein gutes Stück<br />

entfernt.<br />

Bei den Männern zeigte vor<br />

allem Florian Unruh eine gute<br />

Frühform und schloss die<br />

Qualifikation mit 595 Ringen<br />

auf Rang zwei ab. Moritz Wieser<br />

(588, 10. Platz), Maximilian<br />

Weckmüller (586, 17. Platz),<br />

Felix Wieser (582, 24. Platz) und<br />

Jonathan Vetter (580, 33. Platz)<br />

folgten. In der K.o.-Phase war<br />

Unruh abermals bester DSB-<br />

Schütze, erst im Viertelfinale<br />

ereilte ihm beim 2:6 (28-30, 30-<br />

30, 30-30, 29-30) gegen den späteren<br />

Finalisten Steve Wijler/<br />

NED das Aus. Weckmüller und<br />

Moritz Wieser auf Platz neun,<br />

Felix Wieser (17) und Jonathan<br />

Vetter (33) folgten.<br />

Im Compoundbereich konnten<br />

die deutschen Teilnehmer keine<br />

vorderen Plätze erreichen: Kristin<br />

Schönbach (42.), Jennifer<br />

Walter (45.), Melanie Endlicher<br />

(66.), Leon Hollas (73.) und<br />

Michael Bolm (111.) mussten<br />

sich in dem großen Teilnehmerfeld<br />

geschlagen geben.<br />

Dagegen glänzten Frida Janke<br />

und Estelle Moscatelli im U21-<br />

Turnier mit dem Recurvebogen<br />

als starke Fünfte und Neunte.<br />

Sophie Wagner wurde in der<br />

gleichen Altersgruppe mit dem<br />

Compoundbogen 21.<br />

Für einige der deutschen Spitzenschützen<br />

im Recurvebereich<br />

sollte es am 2. Februar bereits<br />

weitergehen, dann starteten<br />

Bauer, Schwarz, Unruh und<br />

Anzeige<br />

Weckmüller beim Weltcup in<br />

Las Vegas/USA. „Ich freue mich<br />

auf den nächsten Wettkampf<br />

in Las Vegas und werde dort<br />

natürlich auch mein Bestes<br />

geben“, sagte Schwarz.<br />

Das deutsche<br />

Recurve-Team in Nimes<br />

Katharina Bauer (Raubling),<br />

Michelle Kroppen, Elisa Tartler,<br />

Charline Schwarz, Clea Reisenweber<br />

(alle Berlin), Elina Idensen<br />

(Bad Münder), Jonathan<br />

Vetter (Deufringen), Florian<br />

Unruh, Maximilian Weckmüller<br />

(beide Berlin), Moritz Wieser<br />

(Trostberg), Felix Wieser (Tacherting).<br />

<br />

Text: DSB<br />

<br />

Fotos: World Archery<br />

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2/24 NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 57


Tom’s CORNER<br />

KOMMT ZEIT, KOMMT RING<br />

Heute erzähle ich euch von dem langen Weg, den ich gegangen bin, ich zeige euch Bilder vom Fortschritt. Ich zeige euch in Bildern, wie ich eine<br />

starke schulterliche Beeinträchtigung bewältigt habe. Dazu kommen noch Bilder von anderen Neueinsteigern, die das Glück haben, von vornherein<br />

einen guten Start zu haben. Ihnen gilt mein voller Respekt und als tägliche Freunde natürlich auch meine volle Unterstützung. Zum Schluss<br />

flasht mich eine Erinnerung und durchbricht meine Schreibblockade.<br />

Eine sehr merkwürdig anklingende Überschrift bürde ich euch Lesern<br />

dieser Ausgabe auf. Aber im Nachhinein werdet ihr die Bedeutung<br />

der Überschrift doch klar nachvollziehen können und höchstwahrscheinlich<br />

an einigen Stellen Parallelen zu euch erkennen. Ist<br />

Erfolg eigentlich erkennbar? Sind unsere Anstrengungen für<br />

dich als aktiver Bogenschütze selbst täglich nachvollziehbar?<br />

Was müssen wir Bogenschützen tun, um erfolgreich zu sein?<br />

Können wir Signale erkennen? Wird dieser Weg „kein leichter…”,<br />

vielmehr ein „…weiter sein”? Ich muss ich euch auch noch unbedingt<br />

mein Schießtagebuch vorstellen, das leider nicht immer mein<br />

Freund ist, sondern mich häufig anranzt, geradezu massiv anpöbelt.<br />

Ja, dieses Schießtagebuch ist ein böser Geist, der leider nicht<br />

nur aus Aladins Flasche entwich, nein, Heimsuchung ist sein Hobby…<br />

Ich nenne es weniger liebevoll Xanthippe. Sokrates erkannte<br />

schon vor Jahrhunderten, worauf er sich einließ… Sie keift abartig<br />

herum, wogegen ein Trainer mir noch schonend sagen wird:<br />

Tom, versuche das noch einmal, das war jetzt nicht optimal. Mein<br />

Schießtagebuch, eine in meinem Kopf herumgeisternde Irrgestalt,<br />

hingegen sagt mir dann: „Tom, warum hast du die Sechs geschossen?<br />

Hatten wir nicht bereits darüber gesprochen, dass du das<br />

lassen sollst? Ich habe den Verdacht, dass du mich nicht ausreichend<br />

ernst nimmst! Nimmst du mich oder sogar unsere Beziehung<br />

auf die leichte Schulter? Sag mal, was bedeutet dir unsere<br />

Beziehung denn überhaupt? Lass uns jetzt hier darüber reden…<br />

Ich glaube, ich sollte mich von dir scheiden lassen… du gehst<br />

nicht mit mir mit, wir haben offenbar andere Ziele….” Wow, harter<br />

Tobak, jetzt aber schnell weg von diesem kleinen Teufel… Finger<br />

in die Ohren, und ich kann dich nicht hören, trallallallalaaa!!!<br />

Weg von mir/ihr zu einem anderen Schützen…<br />

Steffi schießt jetzt erst den vierundzwanzigsten Tag, und sie<br />

schreibt in ihr Schießtagebuch das da…. Ja, so ein Schießtagebuch<br />

sollte jeder Bogenschütze mit sich führen. Es ist nicht für die breite<br />

Öffentlichkeit gedacht. Der Schütze selber kann seine Gedanken,<br />

seine Ziele, seine Ergebnisse und die Schlussfolgerungen daraus jederzeit<br />

in Retrospektive erkennen. Steffi sollte stolz auf ihre Ergebnisse<br />

sein. Sie schießt nach 24 Schießtagen so, wie ich es gerade so<br />

eben nach gut zwei Jahren hinkriege. Da ist noch Luft nach oben!<br />

Sie reflektiert auch als Compoundbogenschütze die Lehre von Kisik<br />

Lee 1 . Häufig sprechen wir über die einzelnen Schritte „set – setup<br />

– draw – load…”. Sie beobachtet jede einzelne Phase an sich. Sie<br />

sagte mir zweifelnd, dass sie nicht wissen kann, ist, ob sie „das T”<br />

richtig bildet und ob sie sich zu weit zum peep hole vorbeugt. Das<br />

follow through vernachlässigt sie noch, sie erzählt es mir – aber<br />

auch mit Stolz, was sie bereits als gut erkennt. Ich filmte sie und<br />

fotografierte sie auf ihren Wunsch hin und sandte ihr die Aufnahmen<br />

zu. Steffi stellte fest, dass entgegen ihren Befürchtungen alles<br />

okay war.<br />

Steffi sagte mit noch: „Wenn die Pfeile gut gruppieren, dann habe<br />

ich Endorphine… alles gut so! Aber wenn die Pfeile irgendwie<br />

durcheinander sind, dann ist in mir so ein Gefühl, das mich wirklich<br />

dazu zwingt: mach das besser. Ich arbeite dann sehr in mich<br />

vertieft und geradezu zwanghaft daran, ein besseres Ergebnis abzuliefern.<br />

Ich habe geradezu ein zwanghaftes Wollen, das besser zu<br />

machen.” Bernd, einer unserer Bogenfrühsportgruppe, zeigt auch<br />

sehr früh Erfolge. Einmal im Monat quält ihn Robin und bestiehlt<br />

ihn um einen Pfeil.<br />

Steffis<br />

Schießtagebuch<br />

Fotos: Tom Krenz<br />

58 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> Tom’s CORNER 2/24


Tom’s CORNER<br />

Bernd mit Robin<br />

Schlaflos in Wanne-Eickel<br />

Ich erzähle euch jetzt, was mich letzte Nacht beschäftigte. Ich war<br />

eigentlich seit 1 Uhr klar im Kopf und wach… das kann nicht sein…<br />

los, dreh dich um und schlafe „gefälligst”. Aber ein erholter Körper<br />

tut dir diesen Gefallen nicht. Ich drückte einfach die Augen zu und<br />

sagte mir… finde deinen Schlaf. Gezz penn endlich, Tom. Oda willze,<br />

dattas Schießtagebuch dir ne Predigt hält? Aber anstatt Schäfchen zu<br />

zählen, zählte ich Ringe. Ich stellte mir vor, wie ich im Zielen so<br />

dastand. Im Grau der dunklen Nacht begann ich, Situationen zu<br />

reflektieren. Ich sah mich beispielsweise auf Richtung 7:30 Uhr im<br />

Rot zielen… auf einmal ratterte es in meinem Kopf: NEIN – du löst<br />

nicht aus… guck ma! Das ist kein weiter Weg in die Zehn… ziehe,<br />

ziehe, ziehe. Und jetzt löse bloß nicht aus. Solange du nicht auf einem<br />

Turnier den Goldpokal erhalten hast, ist Goldpanik einfach<br />

deiner unwürdig. Ich träumte vom ausdauernden Zielen, wie ich<br />

in die Mitte fand und dann auslöste.<br />

Ich war hin und hergerissen. Immer wieder fand ich in die Realität,<br />

entglitt dann neuen Fantasieszenarien. Falls mich einer fragen<br />

sollte: Nein, ich nehme keine Drogen, das fand alles clean statt.<br />

Aber immer wieder verfiel ich in Bilder, in Vorgänge und den Willen,<br />

im Gold zu lösen.<br />

Ich bin mir bewusst, dass die monatelange Bekämpfung des zwanghaften<br />

Auslösens innerhalb einer Sekunde damit zu tun hat. Ja, die<br />

Erinnerung kommt immer wieder nach oben. Über drei Monate<br />

habe ich daran gearbeitet, dieses zwanghafte, panische Auslösen in<br />

den Griff zu bekommen. Ich musste erst begreifen, woran es lag…<br />

War es das zu schwere Gewicht auf den Stabis? Negativ!<br />

Weißt du, wie du dich im Laufe der Zeit weiterentwickelt hast? Ein<br />

Trainer darf noch in das Schießtagebuch blicken, um vertrauensvoll<br />

in Zusammenarbeit daraus Ziele zu vereinbaren. Aber allen<br />

anderen soll der Einblick verweigert werden. Das Schießtagebuch<br />

soll eine persönliche Zone sein, in der jeder Bogenschütze eine<br />

„timeline” ins Leben ruft, die ihm seine Entwicklung im Laufe der<br />

Zeit nachvollziehbar dokumentiert. Steffi erlaubt mir, mit euch wenigstens<br />

eine Seite zu teilen. Nehmt euch Zeit, zu verstehen, dass<br />

ein Schießtagebuch nicht nur Fakten aufnimmt, sondern auch die<br />

emotionale Lage des Schützen, sein Fazit, aber auch neu gesteckte<br />

Ziele wiedergibt.<br />

1<br />

https://kisiklee.com/<br />

2<br />

Bitte jetzt zuerst anhören!<br />

Höre ich da etwa gerade „Schwachsinn”? Ich hoffe es war „Schachsinn”…<br />

denn die Tiefe dieses Spieles kommt uns Bogenschützen<br />

nahe. „Tom komm, gezz hömma da auf die Leser so inne tiefsinnige<br />

Rinne zu ziehen, … also komm, mamma da einne Punkt!” Ich hasse<br />

es, wenn mir unqualifiziert hereingeredet wird. Wenn das dann<br />

noch mein eigenes Schießtagebuch ist, dann muss ich an mir halten,<br />

um keine bösen Äußerungen von mir zu geben. Xanthippe wird<br />

gezz richtich fies… Naja, Ich hatte zunächst auch ein physikalisches<br />

Schießtagebuch, und ich notierte mir sehr akribisch, wo die Pfeile<br />

landeten. Das war für jemanden, der auf elf Meter auf eine 122er<br />

Auflage Misses schoss, wirklich total überzogen. Als ich dann nach<br />

dem März 2022 gezwungen war, auf ein Außengelänge auszuweichen,<br />

da Axel Langweige seine 18-Meter-Halle in den Sommermonaten<br />

für andere Zwecke vorsah, bekam ich von ihm den Tipp, bei<br />

der Schützengilde Habinghorst in Castrop-Rauxel zu schießen. SGi<br />

Habinghorst 1899 e.V. hat sehr viele erfolgreiche Bogenschützen<br />

hervorgebracht, das wusste ich damals nicht. Ich war auf mich<br />

selbst fixiert und schoss mit dem Leihbogen von Axel Langweige,<br />

einem PSE Spyder, im Feld auf 18 Meter. Leider war ich mir selbst<br />

überlassen. „Schieß erstmal”… offensichtlich waren die Beteiligten<br />

sich nicht sicher, wie lange dieser schultergelenkzerstörte Krüppel<br />

überhaupt „Bock” auf Bogenschießen hat. Sie erkannten aber<br />

schnell, dass ich wenigstens dreimal die Woche auf dem Platz trainierte…<br />

Hier rufe ich euch da draußen mit schlecht gemachter Erfahrung<br />

zu: NEIN! Flitsche NIEMALS alleine einfach so herum. Ich<br />

habe mir Verhaltensweisen antrainiert, die jenseits von Gut und<br />

Böse sind, und konnte mich ein halbes Jahr damit beschäftigten,<br />

diese falschen Abläufe aus meinem Kopf zu verbannen. Aber „sie”<br />

ließen mich flitschen… Und ob dieser Typ, dieser Tom, überhaupt<br />

irgendwas hinkriegen wird, wer weiß das denn? Glücklicherweise<br />

habe ich Fotos gemacht. Weiter unten findet ihr eine Bilderstrecke…<br />

Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Viele Leute haben<br />

gelacht, als ich von den Versagerpassen Fotos aufnahm. Sie hatten<br />

nicht begriffen, dass da für mich kleine Fortschritte zu erkennen<br />

waren. Dazwischen lagen Hochs und Tiefs… Dazwischen liegen<br />

viele Wochen, in denen ich vier- bis fünfmal jeweils zwei Stunden<br />

täglich geschossen, nicht geflitscht, habe. Erfolg wird niemandem<br />

einfach so in die Wiege gelegt. Erfolg ist die Summe der ernsthaften,<br />

in Härte gegen seine Bequemlichkeit gerichteten Bemühungen.<br />

Ich habe seit über einem Jahr jeden Sonntag morgens um<br />

sechs Uhr nach einer Fahrstrecke von 30 Kilometern trainiert…<br />

mehr als drei Stunden, meistens vier… es gab Momente, wo ich<br />

mir – als der Wecker klingelte – sagte… ach, eigentlich will ich jetzt<br />

lieber noch ein Auge über das Kissen schieben. Und? Wenn der<br />

innere Schweinehund hier siegen würde, ginge ich im Trainingscamp<br />

durch das Verlierertor… Nix da! Los! Ich bin zwar kein Leistungssportler<br />

noch irgendwie erfolgreich. Ich sage immer wieder<br />

gerne: „Ich bin hier, um den letzten Platz zu verteidigen!” Das ist<br />

mir in der Vergangenheit fast immer geglückt, aber mittlerweile<br />

sehe ich da ernsthafte Tendenzen, dass ich auch einmal über 500<br />

Ringe schieße… abwarten… „the show goes on”, um Freddie Mercury<br />

für uns alle noch einmal vor das geistige Auge zu zerren…<br />

Frozen<br />

Heute habe ich einfach einmal ein paar alte Musikvideos auf youtube<br />

angesehen. Irgendwie habe ich seit Wochen eine Schreibblockade.<br />

Die so „fetzigen” Ideen kommen irgendwie gerade nicht<br />

wieder in den Kopf. Okay, ich habe die deadline für meine Kolumne<br />

signifikant überschritten… Metallica: Unforgiven stimmte mich<br />

nur etwas ein. Dann hörte ich „Frozen” von Madonna, 1998 2 . Während<br />

ich zuhörte, explodierte es plötzlich in meinem Schädel!<br />

2/24 Tom’s CORNER <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 59


Tom’s CORNER<br />

1999 hatte ich Morbus Hodgkin – Lymphdrüsenkrebs. Meine Eltern<br />

waren der Situation hilflos ausgesetzt und sichtlich überfordert,<br />

sie besuchten mich nie im Krankenhaus. Ich sagte mir selbst: Tom,<br />

Eltern sollen niemals ihre Kinder begraben müssen! Gib alles! Nur<br />

meine heutige Frau „stand bei mir” 3 . Wir gaben beide im Jetzt und im<br />

Hier das Rauchen auf. Eine letzte Kippe für uns beide heute Abend,<br />

bevor ich ins Krankenhaus gehe. Eine halbe Packung Kippen lag<br />

leicht erkennbar im Schrank in der Diele – halbvoll… greif zu, Idiot,<br />

wenn du ein Schwächling bist. Wir beide haben nie wieder geraucht.<br />

Außerdem einigten wir uns darauf, den Kugelaschenbecher nicht<br />

zu reinigen. Er fand ebenfalls einen erhabenen Platz in der Vitrine.<br />

Falls einer von uns schwach werden würde – da sind die Kippen, das<br />

Feuerzeug und nun, rieche mal am kalten Rauch! Ihr wisst, das ist<br />

wirklich „ekelhaftig”. Arbeitskollegen besuchten mich im Krankenhaus,<br />

und Steffi fragte mich: Was können sie dir schenken? Ich wollte<br />

unbedingt die beiden Bände vom MIT über neuronale Netzwerke –<br />

natürlich written in american language, of course, what else? Steffi<br />

fragte mich, was sie mir noch persönlich schenken könne. Da war<br />

dieser Song: „Frozen”. Steffi fand das Album Ray of Light von Madonna<br />

und schenkte es mir. Die ersten Tage im Krankenhaus fühlte ich<br />

mich wie ein Gladiator: Heil Cäsar, die Totgeweihten grüßen dich.<br />

Meine Stimmung ließ ich aber auf keinen Fall einbrechen. Mens<br />

sana in corpore sana! Mein Zimmernachbar war auch so ein Typ, der<br />

zuerst bei einer subkutanen Injektion „AU, AU, AU” schrie, um dann<br />

hinterher die Situation als Situationskomik zu entspannen.<br />

Natürlich ist eine Injektion in das Bauchfettgewebe alles andere als<br />

schmerzhaft. Ich war mental an einem Punkt angekommen, wo die<br />

Pfleger sagten: Herr Krenz, denken Sie daran, gleich um 18 Uhr gibt<br />

es die Spritze. „Legt sie da hin, ich hau die mir schon selbst ‚rein…”,<br />

und so war es dann. Ich wollte keine Zwänge mehr in diesem Abschnitt<br />

meines Lebens. Das waren so an die zweihundert Injektionen<br />

Thromboseschutz durch Heparin… Einmal schellte ich bereits<br />

das dritte Mal nach den Pflegern, um eine Infusionsnadel entfernen<br />

zu lassen. Die hatten gerade Arbeitsanfall („ich komme gleich”)… Ja,<br />

okay, datt Dingens zieh ich gezz selber raus… Mann, wie das blutet,<br />

Tempo drauf und gut… Wie ich heute so „Frozen” nach langer Zeit<br />

wieder höre, gehen mir viele gemischte Gefühle durch Bauch und<br />

Kopf. „You only see what your eyes want to see”. Ja, Menschen sehen nur<br />

das, was unmittelbar auf sie einwirkt. Heute habe ich einen guten<br />

Freund nach mehr als zweieinhalb Wochen wieder gesehen. Er hatte<br />

sich von seinem Vater verabschieden müssen. Meine Augen haben<br />

etwas gesehen, einen Menschen, der noch nicht mit der Situation<br />

abgeschlossen hat. Für einen Moment glaubte ich, nicht verarbeitete<br />

Trauer zusammen mit der Freude des Wiedersehens zu spüren. Wir<br />

drückten uns so intensiv wie nie zuvor, wie Brüder. Später zuhause<br />

konnte ich für den Bruchteil einer Sekunde nicht an mir halten. Was<br />

hast du denn, fragte Steffi, und sie teilte meine Emotionen.<br />

„How can life be what you want it to be”. Ja, wie macht man das aus<br />

seinem Leben, was man sich vornimmt? „You’re frozen, when you’re<br />

heart’s not open”. Wenn du nicht offen für dich und andere bist, dir<br />

etwas vormachst, wird das nichts! Ein Bogenschütze darf sich nicht<br />

gegen Empfehlungen verschränken, er (sein Herz) muss selbst prüfen,<br />

ob er etwas verbessern kann. „You’re so consumed with how much<br />

you get”. Und wenn du mit so etwas wie Anspruchsdenken durch die<br />

Welt wandelst... Denke nicht in scores… Ich weiß, das ist schwer. Das<br />

ist auch für mich extrem schwer… Ich sehe mir die Bilder meiner<br />

Pfeilwürfe an. Schaut euch meinen Weg an…<br />

Tom und die Misses<br />

Nein, es geht jetzt nicht um die attraktiven Südstaatenladys. Leider.<br />

Es geht in anderer Weise um Miss-Erfolg. Eine Zeit lang schrieb ich<br />

meine Ringe wie auf einem Turnier nieder. Acht von achtunddreißig<br />

Pfeilen waren „miss”. Das wären dann 167 Ringe gewesen. Ich wollte<br />

das nicht wahrhaben, machte fortan für jeden miss nur einen Punkt<br />

und wertete diese dann nicht. 237 Ringe… hört sich schon besser<br />

an, und das ist auch besser für das Selbstbewusstsein. Nur so geht’s<br />

weiter!<br />

Ich rechne nicht als allerhöchstes Maß Ringe zusammen, ich sehe:<br />

Hey, da ist Fortschritt innerhalb der zwei Jahre… „Keine Atempause,<br />

Geschichte wird gemacht, es geht voran” 4 . „You waste your time with<br />

hate and regret”. Was lenkt uns ab? Hass ist ja letztendlich nichts Weiteres,<br />

als das sich auf andere fixieren… nenene, so geht das nicht! Als<br />

Bogenschütze arbeitest du immer nur an dir selber. Die anderen sind<br />

für deinen Erfolg bedeutungslos. „You’re broken, when your heart’s not<br />

open”. Ja, wenn du dich nicht für konstruktive Kritik bereit erklärst,<br />

dann haben wir „broken arrow” 5 „If I could melt your heart, we’d never<br />

be apart”. Irgendwie dachte ich bei dieser Zeile an meinen Bogen. Ja,<br />

der Alpha X 33 von HOYT hat mein Herz erweicht. Maggie Mae selber<br />

hätte das zu mir sagen können – so heißt der Bogen. Sie unterstützt<br />

mich so wie kein Bogen zuvor mit meinem zerstörten Kugelgelenk<br />

der linken Schulter. Irgendwie verstehe ich diese Zeile als Aufruf<br />

so, dass gerade dieser Bogen mich unterstützt und ich ihn niemals<br />

verraten werde (interessante Parallele: to give s.o. away). In der Tat<br />

gelingen mir mit ihm mehr technisch saubere Abläufe als je zuvor<br />

– obwohl, wenn mir die Kraft ausgeht, dann nutzt „Maggie Mae’s”<br />

beste Unterstützung natürlich nichts – es liegt dann am Schützen.<br />

„Give yourself to me, then you hold the key”. Ja! Vertraue auf deinen<br />

Bogen, vertraue auf dich, deine Technik – das ist der Schlüssel zum<br />

Erfolg! Denke positiv! So oder so… der Erfolg liegt in erster Linie in<br />

deinem eigenen Kopf verankert. Mir sagte ein lieber Mensch, den ich<br />

häufiger auf Turnieren traf: „Wenn du eine Zehn treffen willst, dann<br />

wirst du das auch!”<br />

Liebe Grüße<br />

Euer Tom<br />

.Mai 2022... Oktober 2022... nur Passen und Misses... August 2023 misses ignorieren... März <strong>2024</strong><br />

3<br />

Ben E. King: Stand by me https://www.youtube.com/watch?v=hwZNL7QVJjE 4 Fehlfarben: Ein Jahr https://www.youtube.com/watch?v=Kvek60dvq50<br />

5<br />

„Wir waren Helden”, Film mit Mel Gibson


NEWS<br />

WORLD SERIES LAS VEGAS:<br />

KROPPEN SIEGT<br />

IM SPIELERPARADIES<br />

Michelle Kroppen wurde im Finale von Katharina Bauer betreut und beglückwünscht.<br />

DSB: Michelle Kroppen (Berlin)<br />

hat das World Series Finale in<br />

Las Vegas gewonnen. Die 27-jährige<br />

Team-Welt- und Europameisterin<br />

mit dem olympischen<br />

Bogen setzte sich im Finale der<br />

Hallenrunde gegen die US-Amerikanerin<br />

Casey Kaufhold mit<br />

6:4 (30-29, 29-29, 30-29, 28-29,<br />

29-29) durch.<br />

„Ich freue mich sehr über diese<br />

Leistung. Nach der Bronzemedaille<br />

in Nîmes ist das natürlich<br />

eine tolle Steigerung, auch<br />

das gesamte Weltcupfinale zu<br />

gewinnen. Und es war eine tolle<br />

Erfahrung, in dieser Finalarena<br />

zu stehen“, jubelte Kroppen. Auf<br />

dem Weg zum Titel räumte sie<br />

alles aus dem Weg, was Rang<br />

und Namen hat: 6:0 gegen<br />

Bryony Pitman/GBR, 7:1 gegen<br />

Denisa Barankova/SVK, 6:5 gegen<br />

Berlin-Weltmeisterin Marie<br />

Horackova und dann der finale<br />

Coup gegen die Weltranglisten-<br />

Zweite Kaufhold. Kroppen will<br />

den Erfolg nicht zu hoch hängen,<br />

da Halle und Freiluft immer<br />

zwei Paar Schuhe sind, sagte<br />

aber: „Das gibt natürlich Schub<br />

für die Saison, wobei natürlich<br />

Halle nochmal etwas anderes ist<br />

als Freiluft. Aber gerade zweimal<br />

in einer Finalarena zu siegen<br />

gibt auf jeden Fall Selbstvertrauen.“<br />

Das sollten auch fünf andere<br />

DSB-Athleten mitnehmen, denn<br />

in Charline Schwarz, Katharina<br />

Bauer, Florian Unruh sowie den<br />

Wieser-Brüdern Moritz und<br />

Felix hatten sich fünf weitere<br />

deutsche Schützen für das<br />

Finale der besten 16 qualifiziert.<br />

Unruh wurde Fünfter, Schwarz<br />

belegte Platz sechs, Moritz<br />

Wieser landete auf Platz acht<br />

und Bauer sowie Felix Wieser<br />

auf Rang neun. Das Sextett hatte<br />

sich über die Hallenserie für das<br />

Finale qualifiziert.<br />

Das deutsche Team<br />

in Las Vegas<br />

Athleten: Katharina Bauer<br />

(Raubling), Michelle Kroppen,<br />

Charline Schwarz, Elisa Tartler<br />

(alle Berlin), Jonathan Vetter<br />

(Deufringen), Florian Unruh<br />

(Berlin), Felix Wieser (Tacherting),<br />

Moritz Wieser (Trostberg),<br />

Maximilian Weckmüller (Berlin)<br />

Betreuer: Ralf Lewandowski<br />

<br />

Text: DSB<br />

<br />

Foto: World Archery<br />

DER BRASILIANISCHE WELTRANGLISTENERSTE<br />

D’ALMEIDA TRAINIERTE IN KOREA FÜR DIE SPIELE IN PARIS<br />

ATHLETE SPOTLIGHT wird<br />

präsentiert von WIAWIS: Der<br />

Weltranglistenerste und amtierende<br />

Hyundai-Bogensport-<br />

Weltmeister Marcus D’Almeida<br />

hat vor der Freiluftsaison eine<br />

Woche lang mit dem bekannten<br />

Trainer Kim Hyung-Tak in<br />

Korea trainiert. „Ich habe mich<br />

dieses Mal verbessert”, sagte<br />

der 26-jährige Brasilianer. „Es<br />

ist mein fünftes Mal, dass ich<br />

in Korea trainiere, und ich bin<br />

zurückgekommen, um mich an<br />

die wichtigsten Aspekte meines<br />

Schusses zu erinnern. Ich war<br />

zum ersten Mal 2018 hier, und<br />

seitdem habe ich nur Verbesserungen<br />

gesehen, deshalb komme<br />

ich immer wieder!”<br />

D’Almeida ist seit Ende 2021 auf<br />

einem Höhenflug und gewann<br />

2022 in Paris seine erste und<br />

letztes Jahr in Shanghai seine<br />

zweite Etappe auf dem internationalen<br />

Outdoor Circuit. In den<br />

letzten zwei Monaten erzielte<br />

er seinen großen Erfolg auf 18<br />

Meter, als er Zweitplatzierter<br />

bei den Indoor Archery World<br />

Series Finals in Las Vegas wurde.<br />

Allerdings besteht kein Zweifel<br />

daran, dass der Brasilianer<br />

die freie Natur bevorzugt. „Der<br />

Sport kann uns jeden Tag eine<br />

Menge lehren”, schrieb er zu<br />

einem Instagram-Video, das ihn<br />

beim Schießen im Schnee zeigt.<br />

„Du musst dich nicht gegen die<br />

Natur stellen, um eine Zehn zu<br />

treffen, sondern dich mit ihr<br />

verbinden. Die perfekte Balance<br />

entsteht im Koexistieren.”<br />

D’Almeida sicherte Brasilien<br />

einen Quotenplatz für die kommenden<br />

Olympischen Spiele,<br />

als er bei der Hyundai World<br />

Archery Weltmeisterschaft im<br />

August 2023 den dritten Platz<br />

belegte. Die Bedingungen waren<br />

nass – aber auch da hat er die<br />

Natur umarmt und zwischen<br />

den Sätzen in den Regen gestarrt,<br />

anstatt sich unter einen<br />

Regenschirm zu stellen.<br />

Der Weltranglistenerste der<br />

Recurve-Männer ist nicht der<br />

Einzige, der in dieser Saison koreanische<br />

Unterstützung sucht.<br />

Man munkelt, dass Frankreichs<br />

Lisa Barbelin dort trainieren<br />

wird, während Deepika Kumari<br />

und Atanu Das Ende letzten<br />

Jahres Zeit mit Trainer Kim verbrachten.<br />

Kumari leitet derzeit<br />

den Auswahlprozess für das<br />

diesjährige indische Team und<br />

gewann im Februar den Asia<br />

Cup in Bagdad. Text: Chris Wells<br />

Foto: Screenshot worldarchery.sport<br />

2/24 NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 61


SIE FRAGEN –<br />

UNSER DR-SPOT-EXPERTEN-TEAM ANTWORTET<br />

Frage an das Experten-Team:<br />

Welche Apps für das Handy oder das Tablet sind im Training sinnvoll<br />

und werden im Leistungssport eingesetzt?<br />

Antwort von Michelle Kroppen:<br />

Zum Aufzeichnen der Trefferbilder gibt es 2 Apps, die ein wenig<br />

Geld kosten, aber wirklich mit Abstand am besten funktionieren.<br />

Für Android-Geräte heißt die App „Artemis” und bei iOS gibt es eine<br />

App mit dem Namen „ArcherySuccess”. Dort können auch jegliche<br />

Informationen über das Material sowie die geschossenen Pfeilzahlen<br />

eingetragen werden. Es gibt auch noch andere Apps, die kostenlos<br />

sind, aber deutlich weniger Informationen bieten. Die Kosten für<br />

eine der beiden oben genannten Apps lohnen sich in meinen Augen<br />

in jedem Fall. Des Weiteren sind jegliche Apps mit „Video-Delay”<br />

sehr hilfreich, um sich seinen Schuss nochmal per Video anzuschauen.<br />

Man setzt die Verzögerung auf beispielsweise 8 Sekunden, dann<br />

macht man den Schuss und kann sich die Wiederholung auf Handy<br />

oder Tablet anschauen. Außerdem benutze ich noch Timer-Apps wie<br />

zum Beispiel „Seconds” oder „Intervall Timer” um die vorgegebene<br />

Zeit von Wettkämpfen im Training zu simulieren.<br />

Fragen an das Experten-Team:<br />

In der Bedienungsanleitung zu meinem Bogen ist der empfohlene<br />

Bereich für die Standhöhe der Sehne recht variabel. Wie kann ich für<br />

mich die optimale Standhöhe herausfinden?<br />

62 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> DRSPOT 2/24<br />

Frage stellen unter: www.bogensport.de<br />

Antwort von Maximilian Weckmüller:<br />

Ich würde immer erst einmal relativ in der Mitte der vorgegebenen<br />

Standhöhe beginnen. Bei meinem 70” Hoyt Formula XD ist<br />

der Bereich von 22,2-24,1cm angegeben und ich schieße 23,4 - also<br />

nicht weit vom Mittelwert. Als erstes kann man immer etwas nach<br />

dem Klang gehen. Aber jeder sollte ab einem gewissen Niveau seine<br />

Standhöhe ausschießen, dafür gibt es verschiedene Wege. Wir<br />

schießen entweder eine Art „Walk-Back-Test” und zielen dabei auf<br />

eine senkrechte Linie. Von den Entfernungen 2, 4, 6, 8, 10, 12 Meter<br />

versucht man, alle Pfeile auf die senkrechte Linie zu schießen. Das<br />

Ganze macht man z.B. in 2-mm-Schritten der Standhöhe und schaut<br />

am Ende, welche Einstellung am Besten ist. Oder man schießt auf<br />

seine Wettkampfentfernung und spielt solange mit der Standhöhe<br />

rum, bis die Gruppierung am Besten ist. Je nachdem, ob man<br />

einen anderen Griff schießt, können die vorgeschlagenen Werte<br />

nicht exakt sein, wenn man zum Pivot Point misst. Deshalb messen<br />

einige von der Sehne bis zum Button.<br />

Frage an das Experten-Team:<br />

Ist ein weicher Stabi nicht besser als ein extrem steifer Stabi, um<br />

Vibrationen aufzunehmen?<br />

Antwort von Maximilian Weckmüller:<br />

Ein weicher Stabilisator kann auch gut Schwingungen aufnehmen,<br />

allerdings verhält sich ein steiferer Stabi bei höherem Zuggewicht<br />

besser. Die heutigen, relativ steifen Stabilisatoren verwenden<br />

meines Wissens nach Carbonrohre, die trotz der Steifheit<br />

auch eine gute Schwingungsdämpfung haben. Meistens wird<br />

noch ein Dämpfer am Ende des Stabilisators verwendet und/<br />

oder der jeweilige Stabilisator hat interne Dämpfung mit Gummi,<br />

Pulver oder Ähnlichem, um den ersten Schlag des Abschusses<br />

aufzunehmen. Dazu kommt, dass der steifere Stabi beim Zielen<br />

Muskelbewegungen nicht verstärkt und sich somit ruhiger und<br />

präziser zielen lässt. Man muss das Stabi-Setup nicht nur von der<br />

Gewichtsverteilung, sondern auch von Art und Steifigkeit des<br />

Dämpfers abstimmen. Nach meiner Erfahrung ist ein relativ steifer<br />

Stabi mit viel Gewicht, aber eher steifen oder keinen Dämpfern<br />

am angenehmsten.


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