Das ökumenische Magazin für einen nachhaltigen Einkauf "Kleine Kniffe" Ausgabe April 2024
Das ökumenische Magazin für einen nachhaltigen Einkauf "Kleine Kniffe" richtet sich an Einkäufer und Beschaffer aus Caritas, Diakonie, Evangelischer Kirche und Katholischer Kirche. Halbjährlich berichten wir über Best Practices des nachhaltigen Einkaufs in Kirchen und Wohlfahrtsverbänden, den gesetzlichen Vorgaben des ökumenischen Einkaufs wie die CSRD und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG) und stellen innovative Lösungen nicht nur von Startups vor, welche die digitale und nachhaltige Transformation des Einkaufs unterstützen.
Das ökumenische Magazin für einen nachhaltigen Einkauf "Kleine Kniffe" richtet sich an Einkäufer und Beschaffer aus Caritas, Diakonie, Evangelischer Kirche und Katholischer Kirche. Halbjährlich berichten wir über Best Practices des nachhaltigen Einkaufs in Kirchen und Wohlfahrtsverbänden, den gesetzlichen Vorgaben des ökumenischen Einkaufs wie die CSRD und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG) und stellen innovative Lösungen nicht nur von Startups vor, welche die digitale und nachhaltige Transformation des Einkaufs unterstützen.
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<strong>Das</strong> <strong>ökumenische</strong> <strong>Magazin</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>nachhaltigen</strong> <strong>Einkauf</strong><br />
6,80 EURO<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>April</strong> <strong>2024</strong><br />
Best Practice<br />
aus Kirche und Wohlfahrt<br />
Mit einem Beitrag von<br />
Christian Schehle,<br />
Lafim-Diakonie<br />
Top-Themen:<br />
<strong>Das</strong> Bundes-Klimaanpassungsgesetz<br />
Nachhaltige Geldanlage in der evangelischen <strong>Kleine</strong> Kniffe Kirche1<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 1 21.04.24 19:27
2 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 2 21.04.24 19:27
Editorial<br />
Heute melde ich mich in eigener Sache zu Wort. Seit dem letzten Jahr konnte man feststellen,<br />
dass das Interesse an Themen der <strong>nachhaltigen</strong> Beschaffung/des <strong>nachhaltigen</strong> <strong>Einkauf</strong>s sprunghaft<br />
gestiegen ist. Die Frage stellte sich, wie man diese erhöhte Nachfrage bedienen kann, ohne ein zu<br />
hohes Risiko durch Kostensteigerungen bei Druck und Versand in Kauf nehmen zu müssen. Es gab<br />
darauf nur eine Antwort: die Digitalisierung der Inhalte. Die digitale Transformation erreicht also<br />
das <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltigen</strong> <strong>Einkauf</strong> „<strong>Kleine</strong> Kniffe“. Ab sofort werden alle <strong>Ausgabe</strong>n des <strong>Magazin</strong>s<br />
nur digital zu lesen sein. Die Konsequenz daraus <strong>für</strong> Sie als Leser*in ist die eines schnelleren<br />
Zugangs zu den Inhalten und eine bequemere Art der Weiterleitung von interessanten Inhalten<br />
an Arbeitskollegen, die Sie darauf aufmerksam machen wollen.<br />
Ich stelle mich der erhöhten Nachfrage nach Inhalten der <strong>nachhaltigen</strong> Beschaffung mit<br />
im Abstand von drei Monaten regelmäßig ersch<strong>einen</strong>den Special Interest <strong>Magazin</strong>en, die den<br />
<strong>nachhaltigen</strong> <strong>Einkauf</strong> in den Warengruppen beleuchten. <strong>Das</strong> erste <strong>Magazin</strong> zur <strong>nachhaltigen</strong><br />
IT-Beschaffung ist Mitte Februar <strong>2024</strong> erschienen und wurde nach nur sechs Wochen bereits<br />
über 200.000 mal abgerufen. Gegenüber einer Auflage von 15.000 pro Heft ist diese Steigerung so<br />
immens, dass dieser 13-fache Gewinn an Reichweite <strong>für</strong> sich spricht. Von einem derart großen<br />
Gewinn an Beachtung profitieren vor allem die Autoren*innen sehr, weil ihre Erfahrungen und<br />
ihr Wissen eine wesentlich höhere Beachtung erfahren.<br />
Den Schwung nutze ich aus. Bereits jetzt in Vorbereitung sind Special Interest <strong>Magazin</strong>e <strong>für</strong><br />
die Warengruppen Bau, Energie und Mobilität. Absolut neu sind passend zu den Themen auf<br />
LinkedIn eingerichtete Erfahrungsgruppen und der monatlich ersch<strong>einen</strong>de Podcast „Procurement<br />
Pioneer“.<br />
Die <strong>Magazin</strong>e erreichen Sie unter dieser Adresse (https://t1p.de/sg8q7), den Podcast unter<br />
dieser Adresse (https://t1p.de/aw09o) und die Erfahrungsgruppe nachhaltiger IT-<strong>Einkauf</strong> auf<br />
LinkedIn unter dieser Adresse (https://t1p.de/dxxt1).<br />
Chefredakteur<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
3<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 3 21.04.24 19:27
08.LOREMIPSUMaecenasnecanteacorcidictumalesuadaeuismod.08.LOREMIPSUMaecenasnecanteacorcidictumalesuadaeuismod.08.LOREMIPSUMaecenasnecanteacorcidictumalesuadaeuismod.08.LOREMIPSUMaecenasnecanteacorcidictumalesuadaeuismod.42.ZUKUNFTEINKAUFEN<br />
Impressum<br />
Redaktion<br />
SDG media GmbH<br />
Wagenfeldstraße 7a<br />
44141 Dortmund<br />
Kontakt:<br />
redaktion@kleine-kniffe.de<br />
Chefredaktion und V.i.S.d.P:<br />
Thomas Heine<br />
Textbeiträge von:<br />
Dr. Karin Bassler, Claudia Berti, Alicia Buß,<br />
Hendrik Claaßen, Martin Eichenseder, Stefan<br />
Gartiser, Manfred Gorgus, Merle Kamppeter,<br />
Heike <strong>Kleine</strong>, Frederik Lange, Cornelia Merz,<br />
Falko Meyer, Monika Missalla Steinmann,<br />
Hans-Dieter Philipowski, Christian Schehle,<br />
Dr. Volker Teichert, Sarah Tietjen, Dr. Eberhard<br />
Witthoff,<br />
10<br />
Titelfoto:<br />
Lafim-Diakonie<br />
Fotos/Grafiken:<br />
Deutsche Bahn AG/Benedikt Stahl,<br />
Depositphotos, DiCV Aachen, epd-bild/Diakonie<br />
Deutschland/Hermann Bredehorst, GIZ,<br />
Thomas Mohn, Juliane Peschel-Paetzold<br />
Internet:<br />
www.nachhaltige-beschaffung.com<br />
Social media:<br />
LinkedIn: https://t1p.de/7xkcw<br />
Twitter: https://t1p.de/z16xt<br />
Facebook: https://t1p.de/fd2fu<br />
08<br />
Digitale <strong>Ausgabe</strong> veröffentlicht unter:<br />
https://t1p.de/sg8q7<br />
Herausgeber<br />
SDG media GmbH<br />
Wagenfeldstraße 7a<br />
44141 Dortmund<br />
www.sdg-media.de<br />
kleine kniffe® ist eingetragene Marke<br />
der IMAGO GmbH, Dortmund<br />
06. NACHHALTIGKEIT<br />
IN DER<br />
LAFIM-DIAKONIE<br />
08. START-UP<br />
LÖSUNGEN FÜR<br />
DEN NACHHALTI-<br />
GEN EINKAUF<br />
16. E-RECHNUNG<br />
WAS SIE WISSEN<br />
MÜSSEN<br />
18. LEITFADEN FÜR<br />
NACHHALTIGE<br />
GELDANLAGEN<br />
10. CASE STUDY<br />
DIGITALISIERUNG<br />
14. PROZESSKOSTEN<br />
SPAREN<br />
DURCH C-TEILE-<br />
MANAGEMENT<br />
20. DIE ROLLE VON<br />
BANKEN BEIM<br />
ERHALT DER<br />
BIODIVERSITÄT<br />
22. ENGAGEMENT FÜR<br />
FAIRE<br />
BESCHAFFUNG<br />
4 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 4 21.04.24 19:27
08.LOREMIPSUMaecenasnecanteacorcidictumalesuadaeuismod.08.LOREMIPSUMaecenasnecanteacorcidictumalesuadaeuismod.08.LOREMIPSUMaecenasnecanteacorcidictumalesuadaeuismod.08.LOREMIPSUMaecenasnecanteacorcidictumalesuadaeuismod.42.ZUKUNFTEINKAUFEN<br />
18 30<br />
42<br />
14<br />
24. GEMEINSAM<br />
EINKAUFEN SPART<br />
GELD UND<br />
RESSOURCEN<br />
26. HOW TO<br />
CSRD BERICHT-<br />
ERSTATTUNG?<br />
30. DAS NEUE KLIMA-<br />
ANPASSUNGS-<br />
GESETZES<br />
34. ENTWALDUNG -<br />
THEMA FÜR DEN<br />
EINKAUF<br />
36. DER BLAUEN ENGEL<br />
FÜR BLUMENERDEN<br />
38. BEITRAG DER HKD<br />
40. VOM ESG-<br />
MANAGEMENT ZUR<br />
UNTERNEHMENS-<br />
KULTUR<br />
42. FIRMENRAD-<br />
LEASING<br />
44. NETZWERKS<br />
PROJEKT<br />
„MOBILITÄT &<br />
KIRCHE“<br />
45. BREMISCHE EV.<br />
KIRCHE:<br />
KLIMASCHUTZ-<br />
GESETZ<br />
48. ENFIT-<br />
NACHHALTIGE<br />
VERPACKUNGEN<br />
51. VERMEIDUNG VON<br />
GREENWASH UND<br />
BLUEWASH IM<br />
IT EINKAUF<br />
52. 13 JAHRE KITA-PV:<br />
EIN ERFOLG<br />
60. LÖSUNGEN FÜR<br />
DEN<br />
NACHHALTIGEN<br />
EINKAUF<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
5<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 5 21.04.24 19:27
Nachhaltigkeit in der Diakonie<br />
Lafim-Diakonie:<br />
Nachhaltigkeit Made in Brandenburg<br />
Am 23. November 2023 wurde die Lafim-Diakonie mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis<br />
ausgezeichnet. Diese Anerkennung würdigt das Engagement des Unternehmens in der Pflegeund<br />
Sozialbranche hinsichtlich nachhaltiger Praktiken. Der Preis, gefördert vom DIHK und<br />
dem Bundesumweltministerium, zeichnet Pioniere des <strong>nachhaltigen</strong> Wandels aus und würdigt<br />
diejenigen, die beispielhafte Leistungen zur Umgestaltung ihrer jeweiligen Branchen erbringen.<br />
Ein Beitrag von Christian Schehle<br />
„Die CEOs und Nachhaltigkeitsbeauftragten der Finalisten und<br />
Gewinner versammelten sich dazu bei der offiziellen Preisverleihung<br />
in Düsseldorf, um ihre Trophäen entgegenzunehmen. Gäste<br />
wie Klaus Töpfer (Umweltminister a.D.) wurden geehrt, während<br />
prominente Moderatoren und musikalische Stars wie Ronan Keating<br />
durch den Abend führten. Die Großveranstaltung mit 2000<br />
Besuchenden war eingebettet in <strong>einen</strong> zweitägigen Nachhaltigkeitskongress.<br />
Matthias Welsch, Vorstand <strong>für</strong> Personal und Diakonische<br />
Kultur, unterstrich die Bedeutung der Auszeichnung: „Dieser<br />
Preis stärkt unsere Bestrebungen <strong>für</strong> eine soziale, ökologische und<br />
gesellschaftliche Transformation. Wir streben nach einer <strong>nachhaltigen</strong>,<br />
inklusiven Zukunft <strong>für</strong> alle.“<br />
Die Auszeichnung von Unternehmen in der Sozialwirtschaft<br />
zeigt dabei, dass Nachhaltigkeit in allen Branchen umsetzbar und notwendig<br />
ist. Interessanterweise trägt die Sozialwirtschaft zu höheren<br />
Emissionen bei als der innerdeutsche Flug- und Schiffverkehr zusammen<br />
und macht etwa 5% der deutschen Treibhausemissionen aus.<br />
In dieser Hinsicht hat die Lafim-Diakonie seit 2017 erhebliche<br />
Fortschritte im Klimaschutz erzielt, ihren CO 2<br />
-Ausstoß um<br />
27% reduziert und sich das Ziel gesetzt, bis 2035 CO 2<br />
-neutral zu<br />
wirtschaften, ohne auf Kompensation angewiesen zu sein.<br />
Schwerpunkte werden dabei auf die Einführung eines Umweltmanagement,<br />
den schrittweisen Übergang zu Elektroautos, die<br />
Nutzung von Ökostrom sowie die Implementierung von Wärmepumpenheiztechnik<br />
in größeren Seniorenzentren gelegt.<br />
Zudem wurde ein “Grünes Datenkonto” eingeführt, um Umweltkennzahlen<br />
zu überwachen. Die klimaschädlichen Emissionen von<br />
etwa 12.000 Tonnen CO 2<br />
pro Jahr resultieren vor allem aus dem<br />
Gasverbrauch <strong>für</strong> die Heizungen der Einrichtungen, dem Fuhrpark<br />
im ambulanten Dienst, dem Essen auf Rädern und der Verpflegung<br />
vor Ort.<br />
Zusätzliche Emissionen entstehen durch den <strong>Einkauf</strong> von<br />
Produkten wie Bettwäsche, Papier und anderen Verbrauchsmaterialien.<br />
Diese indirekten Emissionen entlang der Lieferkette werden<br />
noch nicht vollständig erfasst, dennoch ist bereits erkennbar, dass<br />
sie <strong>einen</strong> bedeutenden Anteil am Gesamtausstoß haben. Für die<br />
transparente Darstellung ihrer Nachhaltigkeitsfortschritte nutzt<br />
die Lafim-Diakonie, als Mitglied der Gemeinwohlökonomie, die<br />
Gemeinwohlbilanz. Dies trägt besonders zur Verknüpfung von<br />
sozialem und nachhaltigem Engagement bei.<br />
Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen insbesondere<br />
ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Behinderungen. Daher<br />
ist die Anpassung an den Klimawandel ein wichtiges strategisches<br />
Ziel der Lafim-Diakonie. In diesem Kontext hat die Lafim-Diakonie<br />
6 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 6 21.04.24 19:28
Foto: Lafim-Diakonie<br />
wertvolle Partnerschaften, etwa mit der Deutschen Allianz <strong>für</strong><br />
Klimawandel und Gesundheit “KLUG”, geknüpft, um den Klimawandelrisiken<br />
<strong>für</strong> besonders vulnerable Gruppen entgegenzuwirken.<br />
<strong>Das</strong> Projekt steht allen Pflegeeinrichtungen offen. Mehr Details<br />
finden Sie auf www.higela.de .<br />
Gleichzeitig wird auf Kooperationen beispielsweise mit der AWO<br />
zum Projekt ‘Klimafreundlich pflegen - überall’ und Netzwerken wie<br />
Nachhaltig@Diakonie und KIRUM gesetzt. Die Zusammenarbeit<br />
mit Brandenburger Hochschulen und Universitäten bereichert den<br />
interdisziplinären Austausch zusätzlich. Dadurch erhofft sich die<br />
Lafim-Diakonie beispielhaft durch die Partnerschaft mit der Charité<br />
künftig eine noch gesündere und gleichzeitig klimafreundliche Speiseplangestaltung<br />
in den 28 Küchen zu erreichen.<br />
Ein weiteres besonderes Projekt ist das seit August 2023 laufende<br />
Klimaschutzprojekt in Kamerun. In Zusammenarbeit mit den lokalen<br />
Organisationen „Pro Climate International“ und „Association<br />
for the Promotion of Persons Vulnerable“ (AHPPV) fokussiert<br />
sich das Projekt auf die Reduktion von CO 2<br />
-Emissionen durch<br />
den Einsatz von Kochbeuteln. Diese sind innovative Wärmeisolatoren,<br />
die es ermöglichen, dass Speisen nach einer kurzen Kochzeit<br />
auf dem Feuer weitergaren, ohne zusätzliche Energiezufuhr. So<br />
wird der Bedarf an Feuerholz drastisch reduziert, was wiederum<br />
den CO 2<br />
-Ausstoß senkt und zur Erhaltung der Wälder beiträgt.<br />
Zusätzlich wird die Rauchentwicklung beim Kochen reduziert und<br />
bietet damit eine praktische Lösung, die die Luftqualität verbessert<br />
und das Risiko von Atemwegserkrankungen vermindert. Die<br />
Kochbeutel werden in einer Einrichtung des AHPPV hergestellt, die<br />
Menschen mit Behinderung unterstützt. Dieser integrative Ansatz<br />
fördert die soziale Inklusion und bietet gleichzeitig eine praktische<br />
Lösung <strong>für</strong> Umweltprobleme.<br />
Die Auszeichnung der Lafim-Diakonie mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis<br />
beweist, dass Nachhaltigkeit in der Sozialwirtschaft<br />
nicht nur möglich ist, sondern auch zunehmend gewürdigt wird!<br />
Mehr zur Nachhaltigkeit in der Lafim-Diakonie finden Sie unter<br />
Klimaschutz und Nachhaltigkeit - Lafim Diakonie (lafim-diakonie.<br />
de)<br />
Autor<br />
Christian Schehle<br />
Leitung Stabsstelle Klimaschutz und<br />
Nachhaltigkeit<br />
Kontakt<br />
nachhaltig@lafim-diakonie.de<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
7<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 7 21.04.24 19:28
Start-up Lösungen <strong>für</strong> den <strong>nachhaltigen</strong> <strong>Einkauf</strong><br />
Kreislaufwirtschaft<br />
als Alternative zu Elektroschrottbergen<br />
Weltweit wird einem gerade veröffentlichten Uno-Bericht zufolge immer mehr Elektroschrott<br />
produziert - und das Recycling kommt nicht hinterher. Allein im Jahr <strong>2024</strong> fielen 62 Millionen<br />
Tonnen an elektronischem Abfall an, beschreibt der gerade veröffentlichte „Global E-Waste<br />
Monitor“. Laut EU-Richtlinie muss Elektromüll fachgerecht entsorgt oder wiederverwendet werden,<br />
doch die Realität sieht meist anders aus: Nur wenig wird recycelt. Minimise und Closing the Loop,<br />
haben sich entschlossen, ihre Kompetenzen zu bündeln, um Unternehmen eine transparente<br />
Möglichkeit zu bieten, Altgeräte wieder in den Stoffkreislauf zurückzuführen. Wir sprachen mit<br />
Stefan de Linde und Ryan Bark über ihre geschäftlichen Ansätze und den Grund der Kooperation.<br />
<strong>Das</strong> Interview führte Thomas Heine<br />
Stefan was ist die große Idee hinter Minimise?<br />
Minimise ist ein deutsches Start-up-Unternehmen, das die<br />
digitale Infrastruktur <strong>für</strong> die umweltgerechte Sammlung und das<br />
Recycling von Elektroschrott in Entwicklungsländern aufbaut. Unser<br />
Ziel ist es, gemeinsam mit Unternehmen, die elektronische Geräte<br />
verwenden oder herstellen, das schnell wachsende globale Problem<br />
des Elektronikabfalls anzugehen. Wir kümmern uns um diesen<br />
verlorenen Elektroschrott in einem Prozess, den wir Rezirkulation<br />
nennen, indem wir ihn sammeln und der Wertschöpfungskette<br />
wieder zur Verfügung stellen.<br />
Minimise arbeitet mit lokalen Recyclingzentren und Gemeinden<br />
in den Entwicklungs- und Schwellenländern zusammen und<br />
finanziert das ordnungsgemäße Elektroschrott Recycling vor Ort.<br />
Die dortigen Recyclingaktivitäten wiederum werden mittels einer<br />
von Minimise entwickelten zentralen Datenplattform dokumentiert<br />
und zu Wirkungsdaten <strong>für</strong> Unternehmen, die mit Minimise<br />
zusammenarbeiten, aufbereitet. Auf diese Weise baut Minimise eine<br />
globale Infrastruktur <strong>für</strong> dokumentiertes und umweltgerechtes<br />
Elektroschrott Recycling auf. Dieses hochwertige digitale Gut wird<br />
dann unseren Kunden zur Verfügung gestellt. Dank seiner transparenten<br />
und nachvollziehbaren Eigenschaften kann es <strong>für</strong> die<br />
Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Kommunikation Ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen<br />
und vieles mehr verwendet werden.<br />
Hat der geschäftliche Ansatz von Minimise bereits<br />
Früchte getragen?<br />
Ja, wir sind seit Beginn dieses Jahres Partner von refurbed in<br />
Österreich. Wir wollen zusammen mit dem Online-Marktplatz<br />
<strong>für</strong> refurbished Produkte in diesem Jahr 50.000 Handys einsammeln<br />
und korrekt recyceln lassen können. Basierend auf den Daten<br />
früherer Minimise-Projekte erwarten wir nicht nur das umweltgerechte<br />
Recycling von rund 2.600 kg Elektroschrott, sondern auch<br />
die Wiedergewinnung von ungefähr 240 Gramm Gold, 1.24 Kilogramm<br />
Silber und 212 Kilogramm Kupfer. refurbed arbeitet mit uns<br />
zusammen, weil wir den Ausgleich von IT-CO2-Fußabdrücken <strong>für</strong><br />
Unternehmen ermöglichen und die <strong>für</strong> die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
benötigten Daten liefern.<br />
Ryan, was ist die große Idee hinter Closing the Loop?<br />
Elektronische Geräte wie Handys und Laptops sind ein wesentlicher<br />
Bestandteil unseres Lebens und unserer Arbeit geworden.<br />
Die meisten verfügbaren Optionen <strong>für</strong> nachhaltige Beschaffung<br />
von neue Geräte sind jedoch nicht sehr attraktiv, weil sie riskant<br />
und kostspielig sind. Unser Service One for One ist der einzige<br />
Dienst, der diese Hindernisse überwindet: ein kundenorientierter<br />
Ansatz <strong>für</strong> eine bessere Beschaffung von technischer Hardware. Mit<br />
vielen nachweisbar positiven Effekten in kurzen Zeit. Sehr einfach<br />
zu implementieren und <strong>für</strong> <strong>einen</strong> attraktive Preis. Unser Ansatz ist<br />
sehr einfach. Ein neues Gerät, das auf den Markt gebracht wird, löst<br />
die Sammlung und das Recycling eines Altgeräts aus. Closing the<br />
Loop arbeitet in Ländern ohne sichere Recycling-Systeme. Und sorgt<br />
da<strong>für</strong>, dass Elektroschrott umweltschonend recycelt wird. Durch das<br />
Sammeln und Recyceln dieser Abfälle wird ein neues Gerät „kompensiert“.<br />
Unser Ansatz ist ein Weg zum lokalen Recycling in diesen<br />
Ländern und wird international unterstützt.<br />
Hat dieser geschäftliche Ansatz bereits Früchte<br />
getragen?<br />
Ich freue mich sehr, dass wir in <strong>2024</strong> die Partnerschaft mit Mini-<br />
8 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 8 21.04.24 19:28
mise begonnen haben, um die Sammlung und das Recycling von<br />
Elektroschrott auszubauen. Sie haben mit Refurbed bereits <strong>einen</strong><br />
großartigen Kunden gewonnen, daher besteht eindeutig Bedarf<br />
da<strong>für</strong>.<br />
In den letzten Jahren haben wir mit One for One mehr als<br />
300.000 Mobiltelefone und Laptops im öffentlichen Sektor „kompensiert“,<br />
um die Beschaffung neuer Mobiltelefone und Laptops<br />
nachhaltiger zu gestalten. One for One gilt als Best Practice im<br />
Bereich nachhaltiger IT-Beschaffung.<br />
Letzten Monat veröffentlichte Vodafone in Deutschland eine<br />
kurze Dokumentation über die Ergebnisse der Partnerschaft, die<br />
zeigt, wo und wie wir Handys sammeln und warum dies wichtig ist.<br />
Damit ist One for One schon heute eines der weltweit größten Handy-Recycling-Programme<br />
der Telekommunikationsbranche als 1,5<br />
Millionen Handys <strong>für</strong> fachgerechtes Recycling gesammelt wurden.<br />
An welcher Stelle ergänzen sich die geschäftlichen<br />
Ansätze von Minimise und Closing the Loop?<br />
In Ghana arbeiten wir eng mit unserem Partner Closing the<br />
Loop zusammen, um Handys einzusammeln, bevor sie auf der<br />
Mülldeponie landen. Jeder Schritt der Sammlung und des Recyclings<br />
wird von uns sorgfältig nachverfolgt, um vollständige Transparenz<br />
zu gewährleisten. Zusammen gelingt es uns, eine Alternative zum<br />
CO 2<br />
-Ausgleich anzubieten, die in den Produkten verwendeten Ressourcen<br />
widerspiegelt: das Elektronikschrott-Token.<br />
Im Inneren unserer Token erfassen wir die Reise des Abfalls,<br />
während er wieder in die Wirtschaft gelangt: die Ressourcen im<br />
Inneren der Geräte wie Gold, Silber, Kupfer und<br />
Projekt- und Partnerinformationen <strong>für</strong> Legitimationszwecke.<br />
Im Unterschied zu CO 2<br />
-Zertifikaten sind unsere E-Müll-Token<br />
also rückverfolgbar und nachweisbar. Closing the Loop ist also der<br />
operative Part unserer gemeinsamen Dienstleistung, während wir<br />
von Minimise die Verfügbarkeit der Daten und die Transparenz<br />
gewährleistet.<br />
Wie profitieren Unternehmen von der Kooperation<br />
von Minimise und Closing the Loop?<br />
Mit unserem Ansatz können Unternehmen ihre Strategie zu<br />
mehr Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in ihrer Beschaffung<br />
auf den Weg bringen und sofort Ergebnisse erzielen. Sie laufen nicht<br />
in die Gefahr, Green Washing zu betreiben, weil das Elektronikschrott-Token<br />
eine rückverfolgbare und nachweisbare Leistung<br />
garantiert. Unsere Kunden werden nicht eingeschränkt bei der Wahl<br />
ihrer bevorzugten Geräte und Hersteller und letztendlich bieten wir<br />
<strong>einen</strong> handfesten und kosteneffektiven Ansatz <strong>für</strong> die CSR-Ziele des<br />
Unternehmens und die Reduktion von CO 2<br />
-Emissionen in der Lieferkette.<br />
Die Partnerschaft mit Closing the Loop bringt uns <strong>einen</strong><br />
branchenweit anerkannten Partner mit einer soliden und bewährten<br />
Lösung.<br />
Zweitens hat jedes Stück Elektroschrott, das wir sammeln, <strong>einen</strong><br />
einzigartigen Weg. Von der Sammlung über die Verarbeitung bis<br />
hin zum Recycling dokumentieren wir den Ort und die Zeit jedes<br />
einzelnen Schritts. Unternehmen, die mit Minimise zusammenarbeiten,<br />
können diesen Weg mit ihren Mitarbeitern teilen und so eine<br />
Möglichkeit des Employer Branding nutzen. Ihre Mitarbeiter haben<br />
ein Gerät des Unternehmens in der Hand, sehen aber gleichzeitig<br />
auch das Engagement ihres Arbeitgebers <strong>für</strong> positive Auswirkungen.<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
9<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 9 21.04.24 19:28
Case Study Digitalisierung<br />
Schäfer Shop -<br />
die Transformation eines digitalen Handelsplatzes hin zu einem<br />
anerkannten Serviceprovider <strong>für</strong> Beschaffungsabteilungen.<br />
Die Transformation der Beschaffung ist auch eine Herausforderung <strong>für</strong> digitale<br />
Verkaufsplattformen, die sich auf ein verändertes Kundenverhalten einstellen und deshalb ihre<br />
Marktpositionierung anpassen müssen. In den <strong>Einkauf</strong>sabteilungen sind in immer stärkeren Maße<br />
Vertreter von elektronischen Handelsplätzen als Sparringpartner gefragt, weil deren Erfahrungen<br />
und technische Ansätze helfen können, die Beschaffung mit externen Lösungen zu optimieren.<br />
Wir sprachen mit Pascal Kühne über die Herausforderungen, vor denen Schäfer Shop heute steht,<br />
um sich mit neuen Ansätzen zukunftsorientiert aufzustellen.<br />
<strong>Das</strong> Interview führte Thomas Heine<br />
Du bist bei Schäfer Shop<br />
<strong>für</strong> Business Development<br />
verantwortlich. Kannst du<br />
das Unternehmen kurz vorstellen?<br />
Schäfer Shop ist ein Komplettausstatter.<br />
Mit unserem Sortiment<br />
decken wir alles ab, was man zum<br />
besseren Arbeiten in Büro, Lager<br />
und Betrieb benötigt. Vor 50<br />
Jahren im Westerwald gegründet,<br />
ist das Familienunternehmen<br />
heute in neun Ländern mit ins<br />
rund 1.000 Mitarbeiter:innen aufgestellt,<br />
mit denen wir ca. 880.000<br />
Kunden betreuen. Bei uns bestellen<br />
Sie über den Webshop aktuell<br />
benötigte Waren wie Büromaterial,<br />
Reinigungs- und Hygieneartikel und Werkzeuge. Mit unserer<br />
Planungsabteilung „Workplace Solutions“ unterstützt Sie ein interdisziplinäres<br />
Expert:innenteam in der Entwicklung passgenauer<br />
Lösungen wie zum Beispiel neue Raum- und Einrichtungskonzepte<br />
<strong>für</strong> Büros und Lagersysteme.<br />
Überblick<br />
In der dynamischen Zeiten von heute steht die Beschaffung<br />
vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die strategische<br />
Lösungen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>nachhaltigen</strong> Erfolg erfordern. Vom Vertragsmanagement<br />
bis hin zur digitalen Transformation müssen<br />
sich <strong>Einkauf</strong>sabteilungen mit komplexen Fragestellungen<br />
auseinandersetzen, die die Zukunft des Beschaffungswesens<br />
bestimmen.<br />
Die Überwindung von Widerständen, die Verbesserung<br />
digitaler Fähigkeiten und die Förderung starker Partnerschaften<br />
sind entscheidend <strong>für</strong> die Navigation durch das sich entwickelnde<br />
Beschaffungsökosystem. Es gilt, Ineffizienzen zu beseitigen,<br />
Datengenauigkeit zu gewährleisten und transparente Beziehungen<br />
zu fördern, um strategische Initiativen und operative Exzellenz<br />
voranzutreiben.<br />
Was sind aus deiner Sicht<br />
die treibenden Aspekte in den<br />
Procurement-Abteilungen,<br />
die sich auf das Geschäftsmodell<br />
von Schäfer Shop<br />
auswirken?<br />
Die Komplexität moderner<br />
Beschaffungsprozesse veranlassen<br />
Unternehmen immer mehr, ihre<br />
<strong>Einkauf</strong>sabteilungen strategisch<br />
auszurichten, um sie effektiv bewältigen<br />
zu können. Dabei sind die<br />
Haupttreiber <strong>für</strong> <strong>einen</strong> strategischen<br />
Ansatz sicher die Digitalisierung<br />
und Nachhaltigkeit. Aber auch das<br />
Risikomanagement, die Risikovermeidung,<br />
Datentransparenz und<br />
die Entwicklung eindeutiger Compliance-Regeln<br />
genießen heute höchste Aufmerksamkeit.<br />
Welche Auswirkungen hat dieses geänderte<br />
Marktumfeld auf die Positionierung des Unternehmens?<br />
Unsere Hauptaufgabe besteht darin, uns vom externen Dienstleister<br />
hin zu einem anerkannten Sparringspartner des <strong>Einkauf</strong>s zur<br />
Unterstützung seiner strategischen Ausrichtung zu positionieren.<br />
10 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 10 21.04.24 19:28
Foto: Pascal Kühne<br />
Wir wollen helfen, die PS auf die Straße zu bringen. Weil wir seit<br />
vielen Jahren digital aufgestellt sind und mit einer sehr hohen Zahl an<br />
Zulieferern täglich zusammenarbeiten, bringen wir viel Erfahrungen<br />
und sinnvolle Tools in unsere Gespräche mit <strong>Einkauf</strong>sabteilungen<br />
ein. Dazu gehören zum Beispiel ein digitales <strong>Das</strong>hboard zur<br />
<strong>Ausgabe</strong>nkontrolle und Transparenz <strong>für</strong> Entscheidungen von<br />
Kosteneinsparungspotentialen. Wir erleichtern aber auch die<br />
Zusammenarbeit mit Zulieferern und das Workflow-Management.<br />
Denn mit unseren Projektmanagement-Tools, Kommunikationskanälen<br />
und Funktionen zur Interaktion zwischen Anbietern und<br />
Einkäufern, ermöglichen wir eine nahtlose Kommunikation, Aufgabenzuweisung<br />
sowie das Management der notwendigen Prozesse.<br />
Und auf welche Lösungen läuft diese Positionierung<br />
hinaus?<br />
Wer regelmäßig bestellt, braucht Beschaffungswege, die Bestellabläufe<br />
vereinfachen, Zeit sparen und Kosten reduzieren. Mit einer<br />
Investition in E-Procurement spart man Zeit, Geld und Nerven.<br />
Bereits 2015 hat Schäfer Shop den Bereich „Workplace Solutions“<br />
gegründet. Ein Team aus Innenarchitekt:innen bzw. Interieur<br />
Designer:innen und weiteren Projektmanager:innen ist darauf spezialisiert,<br />
die individuellen Bedürfnisse unserer Kundinnen und<br />
Kunden zu bedienen. Diese Kompetenz wollen wir auf die Entwicklung<br />
hochgradig individualisierter Lösungs-, Betreuungs- bzw.<br />
Deploymentkonzepte <strong>für</strong> Unternehmen übertragen. Dies geht nur in<br />
enger Abstimmung mit den Kund:innen. Läuft dieser Abstimmungsprozess<br />
optimal, gelingt es uns, wesentliche Strategieparameter<br />
wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Produktivität <strong>für</strong> das Procurement<br />
schnell umzusetzen. Mit uns gelingt eine erfolgreiche<br />
Umsetzung des Strategiepapiers auch in multinationalen, komplexen<br />
und dezentral agierenden Organisationsstrukturen. Wir entlasten so<br />
den <strong>Einkauf</strong> von vielen Umsetzungsaufgaben.<br />
Welche Rolle spielt dabei der Aspekt der<br />
Nachhaltigkeit?<br />
Nachhaltigkeit ist inzwischen im „Mindset“ von Schäfer Shop<br />
verankert. Es ist nicht nur im Markenkern beschrieben, es ist auch<br />
Teil der Firmenkultur geworden. Wir von Schäfer Shop reden<br />
deshalb nicht nur darüber, wir handeln! Zum Beispiel mithilfe<br />
einer internen Projektgruppe, die sich abteilungsübergreifend mit<br />
allen relevanten Themen beschäftigt und diese vorantreibt – vom<br />
Recyclingbecher in der Betriebskantine bis zu tonnenweiser Papiereinsparung<br />
bei unserer Katalogproduktion. Wir arbeiten ständig<br />
daran, in Sachen Nachhaltigkeit noch besser zu werden, intern, aber<br />
auch unter Betrachtung unserer gesamten Lieferkette sowie unseres<br />
Service- und Produktportfolios. Gleich zu Beginn des Jahres gibt es<br />
erfreuliche Neuigkeiten bei Schäfer Shop: <strong>Das</strong> Unternehmen wurde<br />
erneut von EcoVadis mit der Gold-Medaille ausgezeichnet. Schäfer<br />
Shop gehört damit zu den besten 5 % Großhandelsunternehmen auf<br />
der Bewertungsplattform.<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
11<br />
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Foto: depositphotos<br />
Was sind die wichtigsten Merkmale <strong>für</strong> ein erfolgreiches<br />
Dienstleistungsangebot einer Beschaffungsplattform<br />
<strong>für</strong> das Procurement?<br />
Egal, ob es sich um ein kleines, ein mittelständisches Unternehmen<br />
oder um <strong>einen</strong> international operierenden Konzern handelt,<br />
wir bieten maßgeschneiderte Lösungen <strong>für</strong> einfache Bestellwege,<br />
optimierte Beschaffungsprozesse und individuelle Preislisten.<br />
Gemeinsam mit unseren Kund:innen entwickeln wir eine optimale<br />
strategische <strong>Einkauf</strong>s-Roadmap und bringen deren internes E-Procurement<br />
hinsichtlich Digitalisierung und Automatisierung weiter<br />
nach vorne. Und wenn ein Unternehmen bereits eine eigene E-Procurement-Lösung<br />
nutzt, dann stellen wir passende elektronische<br />
Produktkataloge in allen Formaten zur Verfügung.<br />
Für jeden Beschaffungsverantwortlichen hat das<br />
Lieferantenmanagement Top-Priorität. Wie könnt ihr<br />
diese Aufgaben unterstützen?<br />
Wir bieten Hilfe beim Lieferantenmanagement mit verschiedenen<br />
Funktionalitäten und Vorteilen. Wir können den Prozess der<br />
Registrierung und Einbindung von Lieferanten automatisieren und<br />
die Zusammenarbeit mit ihnen erleichtern, um eine starke Partnerschaft<br />
aufzubauen. Eine umfassende Analyse der Lieferantendaten<br />
ermöglicht die Identifizierung von Risiken und führt letztendlich<br />
zu Kosteneinsparungs-möglichkeiten durch effiziente Praktiken im<br />
Lieferantenmanagement.<br />
Vor welchen Herausforderungen steht das<br />
Vertriebsteam von Schäfer Shop, wenn es sich als Partner<br />
und Dienstleister <strong>für</strong> die Beschaffung von Unternehmen<br />
positionieren will?<br />
Zu den wichtigsten Herausforderungen gehören der Aufbau<br />
von Vertrauen durch den Nachweis von Fachwissen und Zuverlässigkeit,<br />
das Verständnis <strong>für</strong> Kundenbedürfnisse und die Anpassung<br />
der Dienstleistungen an die speziellen Beschaffungsprozesse jedes<br />
Kunden und jeder Kundin. Deshalb investieren wir in den Aufbau<br />
von Reputation, Branchenkenntnis und die kontinuierliche Verbesserung<br />
unserer Dienstleistungen, um den sich wandelnden<br />
Kundenanforderungen gerecht zu werden.<br />
Welchen Blick hast du auf die Zukunft?<br />
Unternehmen befinden sich in einer Zeit des digitalen<br />
Umbruchs – von kollaborativen Tools in der Kundenansprache,<br />
über das technologisierte Recruiting im War for Talents, bis hin<br />
zur Generierung von Akzeptanz unter den Mitarbeiter:innen <strong>für</strong><br />
New Work. Die kommenden Jahre werden sicherlich noch weitere<br />
Veränderungsprozesse mit sich bringen. Fakt ist aber, dass<br />
der Transformationsprozess von jedem einzelnen abhängt. Die<br />
Roadmap zur Digitalisierung muss von allen im Unternehmen<br />
gleichermaßen akzeptiert und vorangetrieben werden. Digitaler<br />
Wandel ohne kulturellen Wandel im Unternehmen kann und wird<br />
nicht nachhaltig sein<br />
<strong>Das</strong> Interview führte<br />
Thomas Heine<br />
Chefredakteur<br />
www.nachhaltige-beschaffung.com<br />
12 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
13<br />
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Wirtschaftlichkeit im <strong>Einkauf</strong><br />
Prozesskosten sparen<br />
durch effektives C-Teile Management<br />
Elektronische Beschaffungsmarktplätze steigern die Wirtschaftlichkeit im<br />
<strong>Einkauf</strong>. In den Fokus geraten in diesem Zusammenhang die sogenannten C-Teile. Der<br />
Beschaffungsaufwand <strong>für</strong> diese C-Teile ist gegenüber ihres geringen Warenwertes<br />
unverhältnismäßig hoch. 80 Prozent der erzeugten Kosten stecken bei C-Teilen nicht im<br />
Produktpreis, sondern in den mit der Bestellung einhergehenden Prozesskosten. Hier liegt also<br />
auch der größte Hebel, um zu sparen. Leider wird der oft nicht genutzt.<br />
Interview mit Heike <strong>Kleine</strong>, verantwortlich <strong>für</strong> den Bereich öffentliche Beschaffung bei Unite<br />
Wo stehen wir heute im <strong>Einkauf</strong> dieser sogenannten<br />
C-Teile?<br />
C-Teilen werden Eigenschaften wie geringer Material-Einzelpreis,<br />
kleine Bestellgrößen, viele Lieferanten und Hersteller<br />
zugeordnet. Weil diese Materialien selten strategische Bedeutung<br />
haben, wie zum Beispiel Büroartikel, Reinigungsartikel oder Verpackungsmaterialien,<br />
wurden sie in der Vergangenheit wenig beachtet.<br />
<strong>Das</strong> ändert sich gerade rapide. Warum? Verschiedene Studien haben<br />
herausgearbeitet, dass bei der Beschaffung von C-Teilen ein erhebliches<br />
Einsparpotential zu heben ist. Dies ist gerade <strong>für</strong> öffentliche<br />
Auftraggeber interessant, die mit Herausforderungen wie Ressourcenmangel<br />
sowie einer schwindenden Personaldecke konfrontiert<br />
sind und dies kompensieren müssen. Wir sehen daher immer mehr<br />
öffentliche Einrichtungen und natürlich auch Unternehmen, die<br />
diesen Bereich der Beschaffung aktiver managen.<br />
Worauf fokussiert das C-Teile-Management?<br />
Die Prozesskosten der Beschaffung, die alle Arbeitsschritte von<br />
der Produktsuche über die Bestellanforderung bis hin zur Rechnungsabwicklung<br />
umfassen, haben <strong>einen</strong> viel größeren Einfluss auf<br />
die Gesamtkosten der C-Teile-Beschaffung als die Materialkosten.<br />
Daher liegt der Fokus im C-Teile-Management insbesondere auf der<br />
Prozessoptimierung. Durch die Einführung einer digitalen Lösung<br />
kann die Beschaffung optimiert und damit signifikante Kosteneinsparungen<br />
realisiert werden.<br />
Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Beschaffung<br />
von C-Teilen?<br />
Ein einheitlicher digitaler Prozess zum Beispiel über <strong>einen</strong> digitalen<br />
Marktplatz als erste Adresse <strong>für</strong> Bedarfsanforderer bewirkt eine<br />
spürbare Reduzierung der Prozesskosten. <strong>Einkauf</strong>ende müssen <strong>für</strong><br />
geringwertige Produkte nicht mehr manuell verschiedene Online-<br />
Shops oder Kataloge vergleichen. Ein Marktplatz wie Mercateo<br />
von Unite liefert per Mausklick <strong>einen</strong> automatischen Angebotsvergleich<br />
und ermöglicht so, schnell das passende Produkt zu den<br />
besten Konditionen zu finden. Da Produktsuche, Bestellvorgang und<br />
Rechnungsabwicklung in einer Oberfläche stattfinden bzw. sogar<br />
in bereits bestehende <strong>Einkauf</strong>ssysteme integriert werden können,<br />
werden Prozesse verschlankt und optimiert.<br />
Gilt das auch <strong>für</strong> die öffentliche Beschaffung, die an<br />
das Vergaberecht gebunden ist?<br />
Ja, öffentliche Auftraggeber können über <strong>einen</strong> digitalen Marktplatz<br />
beschaffen. <strong>Das</strong> gilt vor allem <strong>für</strong> Direktaufträge, die nach<br />
Paragraph 14 UVgO ohne Vergabeverfahren abgewickelt werden<br />
können. Je nach Bundesland gelten hier verschiedene Wertgrenzen<br />
von 1.000 Euro bis zu 10.000 Euro. In den Bereich der Direktaufträge<br />
fallen typischerweise C-Teile mit geringem Auftragswert.<br />
Öffentliche Auftraggeber müssen dabei die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit<br />
und Transparenz beachten. Die bereits genannten<br />
<strong>Einkauf</strong>sfunktionen stellen dies sicher. Da eine Anmeldung kostenfrei<br />
und ohne IT-Aufwand möglich ist, lohnt sich der Schritt auch<br />
14 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 14 21.04.24 19:28
Foto: unite<br />
<strong>für</strong> kleine Behörden. Experten sehen in Zukunft auch den Einsatz<br />
von Marktplätzen bei Aufträgen mit größerem Volumen über den<br />
Direktauftrag hinaus. Schon jetzt lassen sich Bündelungsrahmenverträge<br />
und eigene Kataloge in den Mercateo Marktplatz integrieren.<br />
Und was ist zu dem Aspekt der Nachhaltigkeit in der<br />
Beschaffung von C-Teilen zu sagen?<br />
Auch beim Thema Nachhaltigkeit lohnt es sich, auf <strong>einen</strong><br />
Marktplatz zu setzen. Dieser schafft Transparenz in Bezug auf<br />
produktbezogene Nachhaltigkeitsinformationen. Über die<br />
Filterfunktion lassen sich Produkte anzeigen, die über ein Nachhaltigkeitssiegel<br />
oder eine Zertifizierung verfügen. <strong>Das</strong> beschleunigt<br />
die Suche nach <strong>nachhaltigen</strong> Produkten enorm. Da Nachhaltigkeit<br />
laut Vergaberecht ein wesentliches Beschaffungsziel im öffentlichen<br />
Sektor ist, müssen öffentliche Einrichtungen sich auch beim<br />
Thema C-Teile Gedanken darüber machen. Vor dem Hintergrund<br />
des Kosten- und Personaldrucks schafft eine digitale Lösung unkompliziert<br />
Transparenz und Orientierung.<br />
<strong>Einkauf</strong>slösungen ein wichtiger Bestandteil im Beschaffungsprozess<br />
sind, weil sie <strong>Einkauf</strong>sprozesse vereinfachen und beschleunigen.<br />
Digitale Tools senken Kosten, schaffen Transparenz und ermöglichen<br />
den Raum <strong>für</strong> die Konzentration auf strategische Aufgaben der<br />
C-Teile Beschaffung, wie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit.<br />
Heike <strong>Kleine</strong> verantwortet den Bereich öffentliche Beschaffung<br />
bei Unite und bringt langjährige Erfahrung als <strong>Einkauf</strong>sexpertin<br />
sowohl im B2B als auch im B2G mit. Ihr Hauptaugenmerk liegt<br />
darauf, die Bedürfnisse öffentlicher Einrichtungen beim Thema<br />
Beschaffung zu erfüllen. Dazu analysiert sie Marktbedingungen, verfolgt<br />
Trends und entwickelt maßgeschneiderte Lösungen <strong>für</strong> den<br />
öffentlichen <strong>Einkauf</strong>. Sie und das Unite Team beraten Sie gern, wie<br />
Sie Ihre C-Teile-Beschaffung optimieren können.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft der <strong>nachhaltigen</strong><br />
C-Teile-Beschaffung?<br />
Wir sehen in Deutschland und anderen Ländern, dass elektronische<br />
Marktplatzlösungen von großen öffentlichen und<br />
betrieblichen Beschaffern erfolgreich eingesetzt werden. Vor allem<br />
in der öffentlichen Beschaffung steigt das Bewusstsein, dass digitale<br />
<strong>Das</strong> Interview führte<br />
Thomas Heine<br />
Chefredakteur<br />
www.nachhaltige-beschaffung.com<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
15<br />
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Digitalisierung im <strong>Einkauf</strong><br />
Die E-Rechnung kommt –<br />
was Sie jetzt wissen müssen<br />
Nach dem Regierungsentwurf des Wachstumschancengesetzes sind Unternehmen und die<br />
öffentliche Verwaltung ab dem 1. Januar 2025 dazu verpflichtet, E-Rechnungen zu nutzen. Zwar<br />
wird es eine Übergangsphase bis 2027 geben, doch es ergibt Sinn, schon jetzt die Basis zu<br />
schaffen, um die gesetzlichen Anforderungen erfüllen zu können. Denn mit der Umstellung auf<br />
E-Rechnungen lassen sich massive Einsparungen und Effizienzsteigerungen realisieren. Noch dazu<br />
ist eine elektronische Rechnungsstellung deutlich nachhaltiger. Wer s<strong>einen</strong> Beschaffungsprozess<br />
nachhaltig aufstellen möchte, muss konsequent digitalisieren – auch im Bereich Rechnungen.<br />
Ein Beitrag von Heike <strong>Kleine</strong><br />
Warum ist die E-Rechnung sinnvoll?<br />
Die E-Rechnung macht Abrechnungsprozesse effizienter,<br />
transparenter und sicherer. Schätzungen gehen davon aus, dass<br />
E-Rechnungen Kosteneinsparungen von 60 bis 80 Prozent erzielen<br />
können und sich die Bearbeitungsdauer auf ein Drittel reduzieren<br />
lässt. Besonders bei Bestellungen mit sehr kleinem Volumen im<br />
indirekten <strong>Einkauf</strong> lässt sich so der Aufwand erheblich verringern.<br />
Durch die elektronische Rechnungsstellung und Übermittlung<br />
lassen sich Fehler vermeiden und die Prozesskosten damit weiter<br />
senken. Außerdem ist die Rechnungsabwicklung deutlich transparenter<br />
und nachvollziehbarer, sodass Compliance-Anforderungen<br />
leichter erfüllt werden können. In puncto Sicherheit sind die Rechnungsdaten<br />
durch die Automatisierung besser geschützt.<br />
Was ist jetzt zu tun?<br />
Auf Unternehmen kommen nun zwei Anforderungen zu: Rechnungen<br />
elektronisch zur Verfügung zu stellen und verarbeiten zu<br />
können. Auch wenn noch nicht final definiert ist, welches XML-Format<br />
in Deutschland verpflichtend wird, lohnt es sich schon jetzt, die<br />
Weichen da<strong>für</strong> zu setzen. Der Bereich der Rechnungen wird oft<br />
vernachlässigt, obwohl auch hier Prozesskosten eingespart werden<br />
können. Grundvoraussetzung ist ein ganzheitlich digitalisierter<br />
Procurement-to-Pay-Prozess. Plattformen wie Unite können hierbei<br />
unterstützen, denn sie ermöglichen <strong>einen</strong> einheitlichen digitalen<br />
Prozess von der Produktsuche über die Bestellung bis zur Rechnung.<br />
Außerdem profitieren Sie vom Single Creditor Service. Egal bei wie<br />
vielen Lieferanten Sie auf dem bei Unite angebundenen Mercateo<br />
Marktplatz oder über eingebundene Kataloge bestellen, haben Sie<br />
nur <strong>einen</strong> Kreditor und die Möglichkeit auf <strong>einen</strong> digitalen Rechnungsweg.<br />
<strong>Das</strong> entlastet Ihre Buchhaltung zusätzlich.<br />
Unite und Mercateo bieten die Möglichkeit zur EDI-gestützten<br />
Rechnungsübermittlung in verschiedenen Formaten. Für öffentliche<br />
Auftraggeber ist beispielsweise der Versand im X-Rechnungsformat<br />
über <strong>einen</strong> Serviceprovider an das Peppolnetzwerk möglich. Der<br />
Plattformbetreiber beobachtet die Entwicklungen in Bezug auf die<br />
gesetzten Anforderungen zur E-Rechnung und wird je nach Gesetzeslage<br />
entsprechende Lösungen bereitstellen.<br />
Stellen Sie jetzt schon die Weichen <strong>für</strong> die Pflicht zur E-Rechnung,<br />
indem Sie Ihre <strong>Einkauf</strong>sprozesse digitalisieren. Digitale<br />
Prozesse sind nicht nur nachhaltig, sondern sparen hohe Prozesskosten.<br />
Mit dem Prozesskostenrechner von Unite und Mercateo in<br />
Zusammenarbeit mit der Hochschule <strong>für</strong> Technik, Wirtschaft und<br />
Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) finden Sie heraus, wie hoch Ihr<br />
individuelles Einsparpotenzial ist.<br />
Autorin<br />
Heike <strong>Kleine</strong><br />
Leiterin des Bereichs<br />
öffentliche Beschaffung bei<br />
Unite<br />
16 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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Was ist eine E-Rechnung?<br />
Oft gibt es noch Unsicherheiten, was als E-Rechnung gilt. Hier sehen Sie die Unterscheidung<br />
zwischen einer Papier-, PDF und E-Rechnung im Überblick.<br />
Die Papierrechnung<br />
• Eine Papierrechnung ist keine E-Rechnung<br />
• Auch nicht, wenn diese als Scan oder digitales Foto vorliegt<br />
• Die Rechnungsdaten liegen nicht strukturiert vor<br />
• Es ist keine automatische und elektronische Verarbeitung<br />
möglich<br />
Die PDF-Rechnung<br />
• Eine PDF-Rechnung ist keine E-Rechnung<br />
• Ein PDF ist zwar ein elektronisches Format, allerdings<br />
handelt sich um eine digitale und bildhaft repräsentierte<br />
Rechnung<br />
• Der Schwerpunkt liegt auf der papiergleichen visuellen<br />
Darstellung der Rechnungsinhalte<br />
• Eine automatische und elektronische Verarbeitung ist nicht<br />
möglich<br />
E-Rechnung<br />
• Als reines semantischen Datenformat konzipiert<br />
• Rechnungsdaten können direkt und ohne Medienbruch in die<br />
verarbeitenden Systeme übertragen werden<br />
• Die europäische Norm <strong>für</strong> elektronische Rechnungsstellung<br />
EN-16931 gibt die Verwendung des strukturierten Datenformats<br />
XML vor<br />
• Bisher unterscheidet sich die Ausgestaltung; in den<br />
europäischen Ländern kommen verschiedene XML-Formate<br />
zum Einsatz; welches Datenformat in Deutschland verpflichtend<br />
wird, ist noch nicht klar<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
17<br />
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Sustainable Finance<br />
Der Leitfaden <strong>für</strong><br />
ethisch-nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche<br />
Vor einem Jahr veröffentlichte der Arbeitskreis Kirchlicher Investoren (AKI) eine Neuauflage des<br />
Leitfadens <strong>für</strong> ethisch-nachhaltige Geldanlage. Der EKD-Leitfaden, wie er als Nummer 113 der<br />
EKD-Texte auch genannt wird, wurde <strong>für</strong> die 5. Auflage vollständig überarbeitet. Von Anfang an<br />
war es eine Besonderheit des Leitfadens, dass er von denjenigen geschrieben wird, die ihn auch<br />
anwenden: den Finanzverantwortlichen aus Kirche und Diakonie.<br />
Ein Beitrag von Dr. Karin Bassler<br />
Sie lassen sich bei der Formulierung beraten, entscheiden jedoch<br />
selbst darüber, was und wie es im Leitfaden steht. Beraten werden<br />
sie hauptsächlich von kirchlichen Nachhaltigkeitsexpert:innen, die<br />
Sachkunde sowie ethische und kirchliche Positionen in die Debatte<br />
einbringen, und von Dienstleistern, die <strong>für</strong> die Umsetzung unerlässlich<br />
sind.<br />
Wie in Kapitel 1 ausgeführt, war der Green Deal der EU von<br />
2019 eine zentrale Rahmenbedingung <strong>für</strong> die Neuauflage. Er basiert<br />
auf den im „Superjahr“ der Nachhaltigkeit 2015 beschlossenen Sustainable<br />
Development Goals und Pariser Klimazielen. Der <strong>für</strong> die<br />
Zielerreichung notwendige Umbau zu einer <strong>nachhaltigen</strong> Wirtschaft<br />
und Gesellschaft kann nicht ohne das Geld institutioneller<br />
und privater Investoren finanziert werden. Darum bildeten sich bei<br />
Investoren verschiedene Ansätze der Einbeziehung von Nachhaltigkeits-Faktoren<br />
in die Geldanlage heraus. Der Leitfaden fokussiert auf<br />
die Wirkung, da der AKI die ethisch-nachhaltige Geldanlage seit den<br />
Anfängen 2008 so definiert: Geldanlagen sind nach ökonomischen<br />
Grundsätzen vorzunehmen. Die gleichzeitige Auseinandersetzung<br />
mit den Wirkungen der Geldanlage auf Um-, Mit- und Nachwelt ist<br />
jedoch unverzichtbar. Darum sollen Geldanlagen unter Berücksichtigung<br />
unserer christlichen Werte sozialverträglich, ökologisch und<br />
generationengerecht erfolgen. Kirchliche Investoren ergänzen also<br />
die ökonomischen Ziele der Geldanlage um Nachhaltigkeitsziele und<br />
handeln im Rahmen ihrer Werte und der christlichen Ethik.<br />
Im Kapitel 2 werden die Instrumente der ethisch-<strong>nachhaltigen</strong><br />
Geldanlage den Kategorien Verhindern – Fördern – Gestalten<br />
zugeordnet und beschrieben. Keine Kategorie ist verzichtbar. Ohne<br />
die Anwendung von wertebasierten Ausschlusskriterien verlieren<br />
kirchliche Investoren ihre Glaubwürdigkeit; an bestimmten<br />
(Geschäfts-)Tätigkeiten wollen sie aus ihrer ethisch-<strong>nachhaltigen</strong><br />
Motivation heraus nicht verdienen. Ohne Positivauswahl lassen sich<br />
keine Nachhaltigkeits-Schwerpunkte im Portfolio setzen, und ohne<br />
Engagement (Dialoge und Stimmrechtsausübung) wird der Investor<br />
seiner auch nach der Kaufentscheidung bleibenden Verantwortung<br />
<strong>für</strong> die Wirkungen seines Geldes nicht gerecht: Eigentum verpflichtet.<br />
<strong>Das</strong> Hauptkapitel 3 ist nach den einzelnen Anlageklassen gegliedert.<br />
Nach deren Beschreibung werden die Instrumente vorgestellt,<br />
die bei der jeweiligen Anlageklasse angewandt werden können –<br />
und zwar in der Ausprägung, die der AKI empfiehlt. Seit der ersten<br />
Auflage zeichnet sich der Leitfaden dadurch aus, dass er konkrete<br />
Kriterien formuliert und auch operationalisierbare Indikatoren<br />
nennt, mit denen die Einhaltung der Kriterien sichergestellt und<br />
überprüft werden kann.<br />
Die Ausschlusskriterien von Unternehmensanlagen werden<br />
bei kirchlichen Investoren mit besonderer Aufmerksamkeit wahrgenommen,<br />
denn hier werden christliche Ethik und kirchliche<br />
Nachhaltigkeitsexpertise auf den Punkt gebracht. Gleichzeitig sind<br />
Ausschlusskriterien beim Investieren nicht beliebig vermehrbar und<br />
verschärfbar, wenn ein Anlageuniversum übrigbleiben soll, mit dem<br />
die ökonomischen Anlageziele Sicherheit, Liquidität und Rendite<br />
verfolgt werden können. Ausgeschlossen sind nach Geschäftsbereichen<br />
(Umsatzgrenze von 5 Prozent) und nach Geschäftspraktiken<br />
zum Beispiel Unternehmen:<br />
18 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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Foto: depositphotos<br />
• die an Entwicklung, Herstellung und Handel von Rüstungsgütern<br />
sowie unabhängig vom Umsatzanteil an Entwicklung,<br />
Herstellung und Handel von geächteten Waffen und Atomwaffen<br />
maßgeblich beteiligt sind<br />
• die gentechnisch verändertes Saatgut herstellen<br />
• die Atomenergie produzieren<br />
• die Kohle fördern<br />
• die unkonventionelle Förderung von Öl und Gas betreiben<br />
• die selbst oder deren Zulieferer systematisch Menschenrechte<br />
verletzen.<br />
Ein Novum im Leitfaden ist die Aufnahme von Negativkriterien,<br />
die als Gegenstück zu Positivkriterien die Untergewichtung<br />
empfehlen. Die Anforderungen an Unternehmen, die sich aus der<br />
Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ergeben, lassen<br />
sich nach Ansicht des AKI besser mit den Instrumenten Positiv- und<br />
Negativkriterien und dem gestaltenden Instrument des Engagements<br />
vermitteln als mit Ausschlusskriterien.<br />
Überarbeitet wurde auch die Klimastrategie, die als ethisch-nachhaltig<br />
dann gilt, wenn das Gesamtportfolio eines Investors auf das<br />
Pariser Klimaziel ausgerichtet wird. Mit welchen Mitteln und<br />
Instrumenten ein solches Ziel umgesetzt werden kann, wird praxisorientiert<br />
dargestellt. Damit wird Bezug genommen auf die<br />
EKD-Klimaschutzrichtlinie, nach der bei kirchlichen Vermögensanlagen<br />
die Klimawirkungen der Geldanlagen als notwendiger<br />
Bestandteil zu berücksichtigen sind. Kontext der Klimaschutzrichtlinie<br />
sind die Beschlüsse der EKD-Synode und der Diakonie<br />
Deutschland, die Klimaneutralität bis 2035 anzustreben. Der AKI<br />
leistet mit der 5. Auflage des Leitfadens dazu <strong>einen</strong> wesentlichen<br />
Beitrag. Ein umfangreicher Anhang ergänzt den Leitfadentext. Er<br />
enthält ein Glossar und eine Checkliste, die alle Kriterien und Indikatoren<br />
des Leitfadens enthält – und zwar nach Anlageklassen geordnet<br />
und durchnummeriert. Sie ist auch digital verfügbar.<br />
Wie geht es weiter mit dem Leitfaden? Dazu heißt es im Vorwort:<br />
Der Arbeitskreis wird diesen Leitfaden auch in Zukunft<br />
weiterführen und aktualisieren. Informationen dazu sind unter<br />
www.aki-ekd.de jederzeit abrufbar. Hinweise und Anregungen sind<br />
willkommen – es gilt, den Wissensaustausch über ethisch-nachhaltige<br />
Investments in Gang zu halten.<br />
Autorin<br />
Dr. Karin Bassler<br />
Geschäftsführerin<br />
Arbeitskreis Kirchlicher Investoren<br />
https://www.aki-ekd.de/<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
19<br />
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Biodiversität im Finanzwesen<br />
Die Rolle von Banken beim Erhalt der Biodiversität<br />
Neben dem Klimawandel ist die Biodiversitätskrise eine der zentralen Herausforderungen unserer<br />
Zeit. Natur ist unser wertvollstes Kapital – ohne sie wäre menschliches Leben und Wirtschaften<br />
auf unserem Planeten undenkbar. Spätestens seit dem historischen Biodiversitätsübereinkommen<br />
von Kunming und Montreal im Dezember 2022 ist klar, dass der Schutz von Ökosystemen und<br />
Biodiversität in Zukunft in der Wirtschaft keine Nischenrolle mehr spielen darf. Hierbei kommt dem<br />
Finanzsektor und insbesondere den Banken eine wichtige Rolle zu, um Mittel zu mobilisieren, die<br />
im Biodiversitätsabkommen <strong>für</strong> die Finanzierung der biologischen Vielfalt vorgesehen sind.<br />
Ein Beitrag von Frederik Lange<br />
Wenn wir über die globalen Risiken der kommenden Jahre und<br />
Jahrzehnte sprechen, ist ein Thema allgegenwärtig: der Klimawandel<br />
und seine existenziellen Folgen <strong>für</strong> Mensch und Gesellschaft.<br />
Natürlich gibt es unterschiedliche Auffassungen über den richtigen<br />
Weg zur Klimaneutralität. Dennoch steht fest, dass der Kampf gegen<br />
die Erderwärmung spätestens seit dem Pariser Abkommen von 2015<br />
das Bewusstsein und Handeln von Wirtschaft und Politik mehr und<br />
mehr prägt. Seine Dringlichkeit wird heutzutage von kaum jemandem<br />
bestritten.<br />
Dabei wird leicht vergessen, dass der Klimawandel nur eine von<br />
zahlreichen ökologischen Herausforderungen ist. <strong>Das</strong> nicht weniger<br />
wichtige Thema – der Erhalt der Biodiversität – schafft es nur sporadisch<br />
ins Rampenlicht der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei sind<br />
die Risiken und Herausforderungen kaum weniger ausgeprägt als<br />
beim Klimawandel. Dies zeigt nicht zuletzt der Global Risks Report<br />
<strong>2024</strong> vom World Economic Forum (WEF), der den Verlust der<br />
biologischen Vielfalt und den Zusammenbruch des Ökosystems als<br />
wesentliche globale Risiken <strong>für</strong> die kommenden zehn Jahre einstuft.<br />
Die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache<br />
Biodiversität bezieht sich auf die Vielfalt des Lebens auf der<br />
Erde, einschließlich der Artenvielfalt, der genetischen Vielfalt und<br />
der Vielfalt der Ökosysteme. Diese Vielfalt ist stark bedroht. <strong>Das</strong><br />
Artensterben und der Ökosystemverlust schreiten aktuell in einem<br />
nie gekannten Ausmaß voran, was zahlreiche Studien belegen. So<br />
ging zum Beispiel der Bestand an Wirbeltierarten zwischen 1970<br />
und 2018 um 69 % zurück. Zudem ging allein zwischen 1900 und<br />
2000 rund 75 % der Pflanzenvielfalt verloren. Schätzungen zufolge<br />
sind etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben<br />
bedroht.<br />
Zu den wesentlichen Treibern der Biodiversitätskrise zählen<br />
der Klimawandel, die ausgeweitete Nutzung von terrestrischen,<br />
maritimen und Süßwasserflächen, die Umweltverschmutzung, die<br />
Nutzung und Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen und das<br />
Ausbreiten invasiver Arten. Hinzu kommen indirekte Treiber wie<br />
der demografische Wandel, ökonomisch-technologische Entwicklungen<br />
sowie menschliche Verhaltensweisen im Allgem<strong>einen</strong> - etwa<br />
Ernährungsweisen.<br />
Die Auswirkungen auf unsere<br />
Lebensgrundlagen sind massiv<br />
Der fortschreitende Verlust an Biodiversität droht massive<br />
Auswirkungen auf unseren Planeten und die menschlichen Lebensgrundlagen<br />
zu haben. Biodiversität ist von entscheidender Bedeutung<br />
<strong>für</strong> das Funktionieren unseres Planeten, da Biodiversität eine Vielzahl<br />
von ökologischen Dienstleistungen („Ökosystemdienstleistungen“)<br />
bereitstellt. Dazu gehören unter anderem Insektenbestäubung, die<br />
Bereitstellung natürlicher Ressourcen - zum Beispiel Nahrungsmittel<br />
wie Obst, Gemüse, Getreide-, Verwendung von Pflanzen im<br />
Arzneimittelsektor, Reinigung des Wassers und der Luft, der Schutz<br />
vor Naturkatastrophen sowie die Regulierung des Klimas und der<br />
Wasserqualität. So sind 80 % der Nachhaltigkeitsziele (- sogenannte<br />
20 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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Foto: depositphotos<br />
SDGs) nicht erreichbar, wenn die Biodiversität nicht erhalten und<br />
ausreichend geschützt wird.<br />
Auch unsere Wirtschaft wird vom Verlust der Biodiversität stark<br />
betroffen sein. So ist nach Angaben des Weltwirtschaftsforums mehr<br />
als die Hälfte des globalen Bruttoinlandprodukts von Biodiversität<br />
abhängig. Verarmt die Natur, drohen auch Unternehmen empfindliche<br />
finanzielle Einbußen.<br />
Dem Finanzsektor kommt eine wichtige Rolle<br />
zu<br />
Um die Biodiversität zu schützen und soweit möglich<br />
wiederherzustellen, einigten sich fast 200 Länder auf der 15. Weltnaturkonferenz<br />
(COP 15) in Montreal, Kanada im Jahr 2022 auf eine<br />
Reihe neuer Ziele und Vorgaben. Diese beziehen Unternehmen und<br />
Finanzinstitutionen direkt mit ein: So sollen zum Beispiel große und<br />
transnationale Unternehmen und Finanzinstitute zur regelmäßigen<br />
Überwachung, Bewertung und transparenten Offenlegung ihrer<br />
Risiken, Abhängigkeiten und Auswirkungen auf die biologische<br />
Vielfalt verpflichtet werden.<br />
Banken und Finanzinstitute sind aus verschiedenen Gründen<br />
mit dem Thema Biodiversität befasst. Zum <strong>einen</strong> spielen sie eine<br />
wichtige Rolle bei der <strong>nachhaltigen</strong> Transformation, da sie durch<br />
ihre Investitions- und Finanzierungstätigkeit Kapital <strong>für</strong> nachhaltige<br />
Wirtschaftsaktivitäten bereitstellen können. Zum anderen können<br />
Banken auch direkt von Risiken in Bezug auf Biodiversität betroffen<br />
sein.<br />
Wie auch bei der Bekämpfung des Klimawandels müssen und<br />
wollen Banken daher ein Teil der Lösung sein, um zum Erhalt der<br />
Biodiversität beizutragen. Klar ist jedoch auch, dass der Finanzsektor<br />
das Problem nicht allein lösen kann. Hierzu bedarf es der richtigen<br />
politischen Rahmenbedingungen. Insbesondere muss Regulierung<br />
so konzipiert sein, dass Banken und vor allem die Realwirtschaft<br />
ihren jeweiligen Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten können.<br />
Die Regulierung sollte dabei möglichst direkt beim Verursacher<br />
ansetzen. Politische Maßnahmen sollten zudem Hilfestellung bieten,<br />
um die noch dürftige Datenlage beim Thema Biodiversität zu verbessern.<br />
Der Erhalt der Biodiversität ist eine gesamtgesellschaftliche<br />
Herausforderung. Sie kann nur im Schulterschluss von Politik,<br />
Wirtschaft und dem Finanzsektor gemeistert werden.<br />
Autor<br />
Frederik Lange<br />
Associate Director<br />
Bundesverband<br />
deutscher Banken e.V.<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
21<br />
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Klimaschutz und Qualifikation<br />
Engagement <strong>für</strong> die faire Beschaffung von Kirchen<br />
Als zivilgesellschaftliche Organisation engagiert sich die Romero Initiative (CIR) seit über<br />
40 Jahren <strong>für</strong> <strong>einen</strong> ganzheitlichen Wandel hin zu einem gerechten Wirtschafts- und<br />
Gesellschaftssystem, in dem Menschen unter würdigen Bedingungen arbeiten und leben können<br />
und Unternehmen sozial und ökologisch handeln. Die CIR unterstützt Partnerorganisationen<br />
in Mittelamerika und verknüpft diese Kooperation mit Kampagnen- und Bildungsarbeit in<br />
Deutschland. Dabei ermutigen wir Wirtschaft, Kirchen, Politik und nicht zuletzt Bund, Länder und<br />
Kommunen dazu, kritisch zu konsumieren und nachhaltig zu handeln, um eine lebenswerte Welt<br />
auch <strong>für</strong> zukünftige Generationen zu ermöglichen.<br />
Ein Beitrag von Merle Kamppeter<br />
In Kontext des kritischen Konsums setzt sich die CIR seit vielen<br />
Jahren <strong>für</strong> eine sozial-verantwortliche Beschaffung ein. Neben<br />
unserer politischen Arbeit beraten wir Beschaffer*innen praxisnah<br />
und begleiten innovative Pilotprojekte, wie die Ausschreibung von<br />
fairem Schulessen in Berlin. Zusätzlich zur öffentlichen Beschaffung<br />
von Bund, Ländern und Kommunen, engagieren wir uns auch <strong>für</strong><br />
den fairen <strong>Einkauf</strong> von Kirchen.<br />
<strong>Das</strong> Beschaffungsvolumen von Kirchen und kirchlichen<br />
Einrichtungen liegt jedes Jahr bei einem hohen zweistelligen Milliardenbetrag.<br />
Mit diesem <strong>Einkauf</strong>svolumen haben Kirchen eine<br />
große Hebelwirkung, die Produktion und den Handel von fairen<br />
und <strong>nachhaltigen</strong> Produkten zu unterstützen und zu stärken.<br />
Zudem kommt der Kirche eine besondere Vorbildrolle zu, denn die<br />
Wahrung der Schöpfung und das Eintreten <strong>für</strong> Gerechtigkeit sind<br />
zentrale Aspekte des christlichen Glaubens. Dies sollte sich auch im<br />
<strong>Einkauf</strong> von Kirchen und kirchlichen Einrichtungen zeigen.<br />
Kirchen beschaffen zahlreiche Produkte, deren Produktion<br />
und Handel zu negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen<br />
führen kann. Dazu gehören unter anderem Natursteine, Gewänder,<br />
Kerzen, Weihrauch und Myrrhe, Blumen und Gestecke.<br />
Viele dieser Produkte bzw. ihre Rohstoffe stammen aus Ländern<br />
des Globalen Südens. Die Produzent*innen erhalten oftmals k<strong>einen</strong><br />
fairen Anteil an der Wertschöpfung und können ihre Produktionskosten<br />
nicht decken. Vielfach mangelt es schon an grundlegendem<br />
Arbeitsschutz wie Schutzkleidung <strong>für</strong> den Umgang mit Pestiziden,<br />
geregelten Arbeitszeiten und existenzsichernden Löhnen. Ausbeuterische<br />
Kinderarbeit, Diskriminierung und Einschüchterung durch<br />
Vorgesetzte stehen noch viel zu häufig an der Tagesordnung.<br />
Oft werden diese Produkte über Jahre hinweg aus gewohnten<br />
Quellen beschafft, ohne dass die <strong>Einkauf</strong>enden sich über ihre<br />
Umwelt- und Sozialverträglichkeit im Klaren sind. Dabei gibt es<br />
inzwischen zahlreiche ökologische und sozial nachhaltige Alternativen.<br />
So sind beispielsweise über den KIRCHENShop (www.<br />
kirchenshop.de) bereits eine Vielzahl von <strong>nachhaltigen</strong> und fairen<br />
Produkten verfügbar. Dabei können Sie über die Filterfunktion<br />
sogar besonders glaubwürdige faire und ökologische Zertifikate und<br />
Siegel auswählen, u.a. Fairtrade und Naturland Fair.<br />
Übrigens: Die CIR analysiert und bewertet in regelmäßigen<br />
Abständen Siegel aus dem Lebensmittel- und Textilbereich. Falls<br />
Sie im Labellabyrinth einmal den Durchblick verlieren, besuchen<br />
Sie doch https://labelchecker.de - Ein Wegweiser durch das Labellabyrinth<br />
oder bestellen unseren Wegweiser.<br />
Neben den r<strong>einen</strong> Beschaffungsprozessen gibt es auch weitere<br />
Möglichkeiten, wie die Kirche sich <strong>für</strong> <strong>einen</strong> kritischeren Konsum<br />
einsetzen kann.<br />
Nachhaltigkeit predigen<br />
An vielen Stellen in der Bibel ist der Bezug zur Nachhaltigkeit<br />
22 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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Foto: depositphotos<br />
(Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung) zu finden.<br />
Die Webseite „Nachhaltig predigen“ bietet auf <strong>ökumenische</strong>r Grundlage<br />
Anregungen und Impulse, um die Bibeltexte eines Gottesdienstes<br />
in den globalen Zusammenhang <strong>nachhaltigen</strong> Lebens und Handelns<br />
einzuordnen.<br />
und Bedarf nach öko-fairen Kirchen-Produkten an. Suchen Sie einfach<br />
das Gespräch, oftmals sind die Reaktionen sehr positiv. Die<br />
Erfahrung hat gezeigt: Wenn wir als <strong>Einkauf</strong>ende aktiv öko-faire<br />
Herstellungsprozesse einfordern, erreichen wir tatsächlich in vielen<br />
Fällen entscheidende und nachhaltige Veränderungen.<br />
Handeln Sie fair und kreativ<br />
Bieten Sie nach dem Gottesdienst an einem Stand faire, ökologische<br />
oder regional hergestellte Produkte an. Oder verbinden<br />
Sie den Gottesdienst mit einem öko-fairen Frühstück. Auf diese<br />
Weise informieren Sie die Gemeindemitglieder über Ihre <strong>nachhaltigen</strong><br />
Anliegen und die Bedeutung von öko-fairen Kriterien beim<br />
<strong>Einkauf</strong>. Dazu können Materialien ausgelegt werden, die über die<br />
Arbeitsbedingungen in globalen Lieferketten informieren und faire<br />
Alternativen aufzeigen. Schauen Sie sich hierzu doch einmal in<br />
unserem Shop um: https://www.ci-romero.de/produkt-kategorie/<br />
beschaffung/.<br />
Tun Sie Gutes und sprechen Sie darüber<br />
Machen Sie Ihre Erfolge und Erfahrungen publik und informieren<br />
Sie andere Gemeindemitglieder und Nachbargemeinden über<br />
Ihre Aktivitäten. Schreiben Sie z. B. <strong>einen</strong> Artikel <strong>für</strong> den Pfarrbrief<br />
oder <strong>für</strong> die Gemeindezeitung. Und auch über Ihre Gemeinde hinaus<br />
kann Ihr Engagement zum Nachmachen motivieren.<br />
Mehr Informationen zum Engagement der Romero Initiative<br />
(CIR) <strong>für</strong> die faire Beschaffung von Kirchen finden Sie auf<br />
unserer Website: https://www.ci-romero.de/kritischer-konsum/<br />
beschaffung/kirche/<br />
Verlieren Sie nicht den Mut<br />
Für viele der genannten Bereiche gibt es bereits gute Beispiele.<br />
In anderen Bereichen ist noch jede Menge Vorreiter- und Pionier-Arbeit<br />
auf kirchlicher Ebene zu leisten.<br />
Sprechen Sie Produzent*innen, Händler*innen und Lieferant*innen,<br />
mit denen Sie zusammenarbeiten, gezielt auf Ihren Wunsch<br />
Autorin<br />
Merle Kamppeter<br />
Romero Initiative (CIR), Schillerstr.<br />
44a, 48155 Münster;<br />
E-Mail: cir@ci-romero.de<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
23<br />
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Nachhaltiger <strong>Einkauf</strong> in Wohlfahrtseinrichtungen<br />
Wohlfahrtseinrichtungen kaufen gemeinsam ein,<br />
sparen Geld und Ressourcen<br />
Die katholische und evangelische Kirche haben als zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland eine<br />
große Nachfragemacht. Indem sie sich zusammentun, können sie bessere <strong>Einkauf</strong>skonditionen<br />
aushandeln. Ihre <strong>Einkauf</strong>splattform hier<strong>für</strong> ist die Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in<br />
Deutschland.<br />
Ein Beitrag von Falko Meyer<br />
Wenn die globale Erwärmung bis 2045 auf 1,5 Grad Celsius<br />
begrenzt werden soll, müssen die Kohlendioxidemissionen schnell<br />
gesenkt werden. Dieses ehrgeizige Ziel kann nur erreicht werden,<br />
wenn wir diese Herausforderung als Chance nutzen, um Innovationen<br />
voranzutreiben und visionäre Ideen zu entwickeln.<br />
Was können Kirchen und Wohlfahrtsverbände zur Erreichung<br />
dieser Ziele beitragen? Der Auftrag, die Schöpfung zu bewahren,<br />
gehört zum Kernbestand des christlichen Glaubens. Für die Glaubwürdigkeit<br />
der Kirchen ist es deswegen unerlässlich, auch selbst aktiv<br />
zu handeln. Die katholische und evangelische Kirche in Deutschland<br />
haben als zweitgrößter Arbeitgeber Deutschlands mit ihren<br />
Kirchengemeinden, Bildungshäusern, Verwaltungsstellen sowie<br />
diakonischen und caritativen Einrichtungen eine große Nachfragemacht.<br />
Wo liegen die Vorteile?<br />
Die Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in Deutschland<br />
(WGKD) ist die <strong>ökumenische</strong> <strong>Einkauf</strong>splattform in Deutschland.<br />
Ziel der WGKD ist, die <strong>Einkauf</strong>spotenziale der Ökumene zu bündeln<br />
und dadurch bessere <strong>Einkauf</strong>skonditionen zu ermöglichen.<br />
Ihr Selbstverständnis: “Wir nehmen die Herausforderungen an<br />
und entwickeln neue Ideen und Ansätze, die es unseren Kunden<br />
ermöglichen, nachhaltig einzukaufen und durch gemeinsames Handeln<br />
geldwerte Vorteile zu erzielen. Dabei setzen wir auf die Vorteile<br />
eines gemeinsamen <strong>Einkauf</strong>s.” Der von der WGKD initiierte<br />
gemeinsame <strong>Einkauf</strong> von Kirchen und Wohlfahrtseinrichtungen<br />
bietet zahlreiche Vorteile.<br />
1. Kostenersparnis: Durch den gemeinsamen <strong>Einkauf</strong> können<br />
Wohlfahrtseinrichtungen von Skaleneffekten profitieren. So können<br />
größere Mengen von Produkten oder Dienstleistungen eingekauft<br />
und so günstigere Preise oder Rabatte ausgehandelt werden. Dies<br />
führt zu Kostenersparnissen <strong>für</strong> die einzelnen Einrichtungen, die<br />
ihre begrenzten Ressourcen effizienter nutzen können.<br />
2. Qualitätsverbesserung: Der gemeinsame <strong>Einkauf</strong> ermöglicht<br />
es den Wohlfahrtseinrichtungen, hochwertige Produkte oder Dienstleistungen<br />
zu beziehen. Indem sie ihre Kaufkraft bündeln, haben<br />
sie mehr Verhandlungsmacht gegenüber Lieferanten und können<br />
sicherstellen, dass sie die bestmögliche Qualität erhalten.<br />
3. Effizienzsteigerung: Durch den gemeinsamen <strong>Einkauf</strong><br />
können Wohlfahrtseinrichtungen ihre Beschaffungsprozesse<br />
optimieren. Sie können gemeinsame Verträge abschließen, Bestellprozesse<br />
rationalisieren und Lieferungen koordinieren. Dies führt zu<br />
einer verbesserten Effizienz in der Beschaffung, Lagerhaltung und<br />
Logistik.<br />
4. Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer: Beim gemeinsamen<br />
<strong>Einkauf</strong> können Wohlfahrtseinrichtungen voneinander<br />
lernen und Erfahrungen austauschen. Durch die Zusammenarbeit<br />
können sie Best Practices identifizieren, neue Ideen entwickeln und<br />
voneinander lernen, wie sie ihre Betriebsabläufe verbessern können.<br />
Dies führt zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung und einem<br />
Wissensaustausch, der allen Einrichtungen zugutekommt.<br />
24 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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Foto: depositphotos<br />
Gemeinsam <strong>für</strong> die Umwelt<br />
Indem Kirchen und Wohlfahrtsverbände den gemeinsamen<br />
<strong>Einkauf</strong> als Instrument nutzen, können sie nicht nur ihre eigenen<br />
Ressourcen effizienter nutzen, sondern auch eine Vorreiterrolle bei<br />
der Förderung nachhaltiger Praktiken einnehmen. Durch Zusammenarbeit,<br />
Erfahrungsaustausch und Partnerschaften können sie<br />
ihre positive Einflussnahme auf die Umwelt maximieren. Es ist<br />
wichtig, dass diese Initiativen weiterentwickelt und ausgebaut<br />
werden, um den Beitrag von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden zur<br />
Bekämpfung der globalen Erwärmung zu verstärken. Die WGKD als<br />
Initiator und organisatorischem Bindeglied unterstützt die Einrichtungen<br />
hierbei. Welchen Bedarf sie in diesem Bereich haben, daran<br />
ist die WGKD interessiert, um den <strong>Einkauf</strong> noch nachhaltiger und<br />
effizienter zu gestalten.<br />
Autor<br />
Falko Meyer<br />
Geschäftsführer WGKD<br />
www.wgkd.de<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
25<br />
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Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
Einstieg in die CSRD-<br />
Nachhaltigkeitsberichterstattung <strong>für</strong> KMU<br />
Unternehmen, die soziale und ökologische Aspekte in ihrem Handeln berücksichtigen, sind bereits<br />
<strong>einen</strong> wichtigen Schritt gegangen. Eine systematische und regelmäßige Berichterstattung über den<br />
Stand der eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten ist eine wertvolle Orientierungshilfe, um Fortschritte<br />
nachvollziehbar zu machen, Risiken und Chancen zu erkennen und Prozesse des eigenen<br />
Nachhaltigkeitsmanagements zu optimieren.<br />
Ein Beitrag von Claudia Berti<br />
Die neue gesetzlich geforderte Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
(Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)<br />
sollte idealerweise nicht nur als reine Berichterstattungsaufgabe<br />
gesehen werden, sondern als Anlass, Nachhaltigkeit strukturiert im<br />
Unternehmen zu verankern und darüber zu berichten. Die Nachhaltigkeitsperformance<br />
einer Organisation hat direkten Einfluss auf<br />
Kapitalbeschaffung, Kostenstrukturen und Absatzvolumen. Deshalb<br />
spiegelt die heutige Nachhaltigkeitsberichterstattung ein Verständnis<br />
einer holistischen Betrachtung der ökonomischen, sozialen und<br />
ökologischen Wirkzusammenhänge wider.<br />
Der langfristige Unternehmenserfolg und -wert<br />
lässt sich nicht mehr allein aus seiner derzeitigen Finanzsituation<br />
beurteilen, sondern muss insbesondere die Auswirkungen,<br />
Chancen und Risiken eines Unternehmens im<br />
Zusammenspiel mit seinem Umfeld reflektieren. Umwelt-, Sozialund<br />
Governance-Belange stehen in enger Wechselwirkung<br />
mit der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und der heutigen<br />
Werthaltigkeit von Investitionen.<br />
Der Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung fällt vielen<br />
Unternehmen jedoch häufig schwer. Verschiedene freiwillige<br />
Berichtsstandards (z.B. die GRI Standards - Global Reporting Initiative<br />
sowie der DNK - Deutscher Nachhaltigkeitskodex) unterstützen<br />
Unternehmen bei den ersten Schritten und dem Aufsetzen der<br />
Nachhaltigkeitserklärung. Die neue europäische Berichtspflicht hat<br />
das Ziel, den Umfang, die Qualität sowie die Vergleichbarkeit von<br />
Nachhaltigkeitsberichten voranzutreiben. Mit der CSRD wird die<br />
Einbindung der Nachhaltigkeitsberichterstattung in den Lagebericht<br />
<strong>für</strong> viele Unternehmen verpflichtend. Im Vergleich zur bisherigen<br />
Regelung nach §§ 289b ff. Handelsgesetzbuch (HGB) erweitert sie<br />
den Anwendungsbereich und den Umfang der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
deutlich. <strong>Das</strong> deutsche Bundesministerium der<br />
Justiz hat am 22. März <strong>2024</strong> den Referentenentwurf eines Gesetzes<br />
zur Umsetzung der CSRD in deutsches Recht vorgelegt. Bundesjustizminister<br />
Dr. Marco Buschmann sagte, die CSRD werde 1:1 in<br />
deutsches Recht umgesetzt.<br />
Für wen und ab wann gilt die Regulierung?<br />
Die europäische Berichtspflicht gilt seit dem 1. Januar <strong>2024</strong> <strong>für</strong><br />
kapitalmarktorientierte Unternehmen, große Kredit institute und<br />
Versicherungen, die bereits unter der Non-Financial Reporting<br />
Directive (NFRD) fallen. Beginnend mit dem Berichtsjahr 2025 sind<br />
große nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen von der CSRD<br />
betroffen, sofern sie zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen: Bilanzsumme<br />
von mindestens 25 Millionen Euro, Nettoumsatzerlöse von<br />
mindestens 50 Millionen Euro und/oder mindestens 250 Beschäftigte.<br />
Zusätzlich werden ab dem Berichtsjahr 2026 kleine und mittelgroße<br />
Unternehmen ab einer Bilanzsumme von 450.000 € und<br />
Umsatzerlöse von 900.000 € oder mit mehr als 10 Mitarbeitenden<br />
berichtspflichtig. Ab 2028 müssen europäische Tochterunternehmen<br />
von Konzernen, die außerhalb der EU <strong>einen</strong> Nettoumsatz von<br />
über 150 Mio. Euro erzielen, ebenfalls Bericht erstatten.<br />
Prinzip der Doppelten Wesentlichkeit<br />
Besondere Bedeutung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
hat das Kriterium der „Wesentlichkeit“, denn nicht alle Aspekte<br />
der Nachhaltigkeit sind in der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
26 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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Foto: depositphotos<br />
zu berichten. Hier<strong>für</strong> haben Unternehmen eine Wesentlichkeitsanalyse<br />
vorzunehmen. Zu berichten ist sowohl über die wesentlichen<br />
Auswirkungen der Unternehmensaktivitäten auf Menschen<br />
und Umwelt („Wesentlichkeit der Auswirkungen“) als auch über die<br />
finanziellen Risiken und Chancen („finanzielle Wesentlichkeit“), d.h.<br />
wie sich z.B. der Klimawandel auf Finanzlage, finanzielle Leistungsfähigkeit,<br />
Cashflows, Zugang zu Finanzmitteln oder Kapitalkosten<br />
des Unternehmens auswirkt oder auswirken könnte. Finanzielle<br />
und Impact-Perspektive stehen stark in Wechselwirkung zueinander.<br />
Die Auswirkungen des Unternehmens auf Menschen oder<br />
Umwelt zusammen mit Änderungen der Strategie, einschließlich<br />
Investitionen sowie Managemententscheidungen zur Bewältigung<br />
solcher Auswirkungen, können zu Risiken und Chancen führen.<br />
Wesentliche Risiken und Chancen ergeben sich im Allgem<strong>einen</strong> aus<br />
Auswirkungen und Abhängigkeiten. Dabei handelt es sich um das<br />
sogenannte „Prinzip der Doppelten Wesentlichkeit“.<br />
Einheitliche Berichtsstandards: European<br />
Sustainability Reporting Standards (ESRS)<br />
Der Inhalt der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD<br />
wird durch die European Sustainability Reporting Standards (ESRS)<br />
konkretisiert. Die European Financial Reporting Advisory Group<br />
(EFRAG) hat im Auftrag der EU-Kommission im ersten Schritt<br />
sektorübergreifende Standards (ESRS Set 1) erarbeitet. Sie umfassen<br />
insgesamt 826 pflichtmäßig zu beachtende Datenpunkte und 257<br />
Wahlangaben.<br />
Für die praktische Anwendung der ESRS stehen berichtspflichtigen<br />
Unternehmen drei Entwürfe der Leitlinien zur Verfügung: Der<br />
erste Entwurf (EFRAG IG 1) behandelt die Anforderungen an die<br />
Wesentlichkeitsbewertung in ESRS, der zweite Entwurf (EFRAG<br />
IG 2) befasst sich mit den Aspekten der Wertschöpfungskette in<br />
ESRS. Der dritte Entwurf (EFRAG IG 3) enthält die detaillierten<br />
ESRS-Datenpunkte als Excel-Arbeitsmappe mit einem begleitenden<br />
Erläuterungshinweis. Diese Dokumente sind nicht verbindlich und<br />
dienen nur unterstützend. Darüber hinaus hat EFRAG die Entwürfe<br />
<strong>für</strong> zwei weitere Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
zur Konsultation veröffentlicht. Diese sollen kapitalmarktorientierte<br />
KMU sowie freiwillig berichtende KMU bei der Erfüllung der<br />
CSRD-Anforderungen erleichtern.<br />
Berichterstattung im elektronischen iXBRL-<br />
Format<br />
Nach der CSRD müssen Unternehmen ihre Berichte im iXBRL<br />
(Inline eXtensible Business Reporting Language)-Format einreichen.<br />
Es kombiniert das menschenlesbare HTML-Format mit zusätzlichen<br />
“Tags”, die den Zahlen und Aussagen eine Bedeutung verleihen, die<br />
von Computern verstanden werden können. <strong>Das</strong> maschinenlesbare<br />
Format soll die Vergleichbarkeit und Konsistenz der Daten<br />
verbessern und die Analyse erleichtern. Die genauen technischen<br />
Details und Anforderungen <strong>für</strong> die Nutzung des iXBRL-Formats<br />
sind jedoch noch in der Entwicklung. Die Kennzeichnung nach den<br />
Anforderungen des elektronischen Reporting-Formats wird Teil<br />
einer verpflichtenden Wirtschaftsprüfung.<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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Foto: depositphotos<br />
Prüfpflicht<br />
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung wird künftig verpflichtender<br />
Bestandteil des Lageberichts und damit auch der externen Prüfpflicht<br />
unterliegen. Die Prüfungstiefe soll schrittweise erweitert werden:<br />
Ab sofort ist eine Prüfung mit begrenzter Sicherheit (“limited assurance”)<br />
vorgesehen. Ab voraussichtlich 2028 wird eine Prüfung mit<br />
hinreichender Sicherheit (“reasonable assurance”) verlangt, was der<br />
Prüfungstiefe im Rahmen der Finanzberichterstattung entspricht.<br />
Die Prüfung durch eine/<strong>einen</strong> unabhängigen Wirtschaftsprüfer*in<br />
umfasst:<br />
• die Übereinstimmung der Angaben mit der CSRD und den<br />
ESRS<br />
• den vom Unternehmen durchgeführten Prozess zur<br />
Ermittlung der berichteten Informationen<br />
• die Kennzeichnung nach den Anforderungen des<br />
elektronischen Reporting-Formats<br />
• die Indikatoren gemäß Artikel 8 der EU-Taxonomie-<br />
Verordnung<br />
In fünf Schritten zur erfolgreichen Einführung<br />
der CSRD-Berichterstattung<br />
Die Vorgaben der ESRS sind umfangreich und die Vorlaufzeit<br />
<strong>für</strong> die Unternehmen zur Vorbereitung ist minimal. Eine rechtzeitige<br />
Planung ist von entscheidender Bedeutung, um die CSRD-Anforderungen<br />
erfüllen zu können. Aufgrund meiner Erfahrungen in<br />
der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten nach ESRS, GRI und<br />
DNK, rate ich Ihnen bereits in diesem Jahr mit der Durchführung<br />
der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse zu beginnen. Planen Sie da<strong>für</strong><br />
3 bis 9 Monate ein, je nach Kontext, Umfang des Engagements der<br />
Beteiligten und der internen Kapazitäten. Die Wesentlichkeitsanalyse<br />
wird Ihnen die relevanten Daten liefern, die Sie ab Januar 2025<br />
erfassen sollten. Auf diese Weise können Sie <strong>einen</strong> CSRD-konformen<br />
Bericht rechtzeitig erstellen und im Jahr 2026 veröffentlichen.<br />
Der Prozess der Berichterstellung erfordert mehrere Stufen. Ich<br />
schlage Ihnen folgende fünf Schritte zur erfolgreichen CSRD-Berichterstattung<br />
vor:<br />
1. Frühzeitige Planung und Kommunikation: Die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
soll Teil einer zentralen und integrierten<br />
Unternehmensstrategie sein; beginnen Sie den Berichtsprozess,<br />
indem Sie das Mandat der Geschäftsführung <strong>für</strong> die Verankerung<br />
von Nachhaltigkeit auf höchster Ebene sichern. Für die Umsetzung<br />
der Nachhaltigkeitsberichterstattung müssen meist verschiedene<br />
Unternehmensbereiche wie <strong>Einkauf</strong>, Logistik, Infrastruktur mit<br />
einbezogen werden; identifizieren Sie die notwendigen Verantwortlichkeiten<br />
und informieren Sie die mitwirkenden Personen<br />
über die CSRD-Anforderungen, den voraussichtlichen Ablaufplan<br />
und ggfs. die verwendete Softwarelösung.<br />
2. Interne Status quo-Analyse: Identifizieren Sie Bereiche,<br />
wo im Unternehmen bereits einige nachhaltigkeitsbezogene Inhalte<br />
zur Verfügung stehen: Welche Maßnahmen setzen Sie bereits in den<br />
Handlungsfeldern Umwelt, Soziales und Ökonomie um? Bestehen<br />
Unternehmenswerte, Ziele, Regeln (z.B. Code of Conduct) in Ihrem<br />
Unternehmen oder Anforderungen (z.B. Teilnahme an ESG-Ratings)<br />
von der Muttergesellschaft, Lieferanten, Kunden oder NGOs<br />
in Bezug auf nachhaltigkeitsrelevante Themen?<br />
3. Umfeldanalyse: Analysieren Sie Ihre Stakeholder, Mitbewerber<br />
und Wertschöpfungskette: Welche sind direkt betroffen,<br />
wer hat am meisten Einfluss auf Ihrem Unternehmen? Wie weit ist<br />
der Fortschritt Ihrer Mitbewerber anhand der ESG-Kriterien? Ist<br />
Ihr Unternehmen jetzt oder zukünftig von gesetzlichen Regularien<br />
(z.B. CSRD, EU-Taxonomie, Bundesklimaschutzgesetz) betroffen?<br />
Welche sind makroökonomische Trends in Ihrer Branche in Punkto<br />
Nachhaltigkeit (z.B. Circular Economy, emissionsärmere Produkte)?<br />
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4. Doppelte Wesentlichkeitsanalyse: Zur Identifikation<br />
der <strong>für</strong> Ihren Nachhaltigkeitsbericht relevanten Themen dient die<br />
Wesentlichkeitsanalyse gemäß den Vorgaben der ESRS. Zur Unterstützung<br />
dieses Prozesses und zur Sicherstellung der Vollständigkeit<br />
sollten Sie die Liste der Nachhaltigkeitsaspekte in ESRS 1 Absatz<br />
AR16 verwenden. Ebenso wichtig ist es, unternehmensspezifische<br />
Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen, die nicht in dieser Liste<br />
enthalten sind. Je Nachhaltigkeitsaspekt identifizieren Sie tatsächliche<br />
und potenzielle negative sowie positive Auswirkungen aus<br />
der finanziellen und Impact-Perspektive. Beziehen Sie dabei Ihre<br />
priorisierten Anspruchsgruppen ein, z.B. durch Workshops, Befragungen,<br />
Interviews. Für jede identifizierte Auswirkung ist den<br />
relevanten Zeithorizont gemäß ESRS 1, Kapitel 6.4 (Definition<br />
von kurz-, mittel- und langfristig <strong>für</strong> Berichtszwecke) anzugeben<br />
und ob sie sich auf den eigenen Betrieb, die vor- oder nachgelagerte<br />
Wertschöpfungskette bezieht.<br />
Im nächsten Schritt sind die Auswirkungen anhand der in<br />
ESRS festgelegten Bewertungskriterien quantitativ zu bewerten:<br />
Wie schwerwiegend, umfangreich und inwiefern behebbar sind die<br />
tatsächlichen negativen Auswirkungen auf Umwelt und Menschen?<br />
Wie wahrscheinlich sind die potenziellen negativen Auswirkungen?<br />
Wie schwerwiegend und wahrscheinlich sind die finanziellen<br />
Auswirkungen auf die Leistung, die Finanzlage, den Cashflow, den<br />
Zugang zu und die Kosten von Kapital? Dokumentieren Sie dabei<br />
das gesamte Bewertungsverfahren und dessen Ergebnisse.<br />
5. Datenerfassung und Berichterstattung: Es ist sinnvoll,<br />
bei der Datensammlung sowohl Lieferketten als auch Wertschöpfungsketten<br />
zu berücksichtigen. Qualitative Informationen zu<br />
Managementansätzen sowie quantitative Daten müssen von den<br />
Fachabteilungen sowie von externen Anspruchsgruppen wie z.B.<br />
Ihre Lieferanten angefragt werden. Energiemanager*innen oder<br />
das Controlling können zum Beispiel <strong>für</strong> Energieverbrauchsinformationen<br />
zuständig sein, die monatliche Abrechnungen von Strom,<br />
Erdgas und Heizöl auf Jahresbasis zu erfassen. Jährliche Kennzahlen<br />
der Mitarbeitenden können in der Regel von der Personalabteilung<br />
bereitgestellt werden. Bei der Berichterstattung sollen Aspekte<br />
wie das Ausmaß, den Umfang und die Schwere der Auswirkungen<br />
berücksichtigt werden - drei wesentliche Kriterien nach dem ESRS<br />
- sowie Daten zu den Zielen und Kennzahlen. Planen Sie genügend<br />
Zeit, um den Berichtsinhalt ins iXBRL-Format umzusetzen und<br />
anschließend von einer/einem Wirtschaftsprüfer*in prüfen zu<br />
lassen.<br />
Fazit<br />
Die neue europäische Berichtspflicht bringt viele Vorteile mit<br />
sich. Sie ermöglicht es Unternehmen, durch die Umsetzung der<br />
CSRD-Anforderungen ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern.<br />
Dies hilft ihnen nicht nur, ihr Geschäft zu optimieren, sondern<br />
auch den wachsenden Bedürfnissen ihrer Stakeholder gerecht zu<br />
werden. Darüber hinaus sorgt die CSRD <strong>für</strong> Transparenz und Vergleichbarkeit,<br />
was <strong>für</strong> Investoren, Lieferanten und Kunden u.a. von<br />
großem Nutzen ist. Sie unterstützt zudem die Erreichung der Pariser<br />
Klimaziele.<br />
Ein sorgfältig geplanter Zeitplan, der auch die Möglichkeit einer<br />
Wirtschaftsprüfung berücksichtigt, ist ein weiterer Schlüsselfaktor<br />
<strong>für</strong> erfolgreiches Reporting. Dabei ist eine frühzeitige Vorbereitung<br />
entscheidend. Für die Erstanwendung gibt es ausführliche Leitlinien,<br />
die bei der erfolgreichen Nachhaltigkeitsberichterstattung nach<br />
CSRD helfen können. Fangen Sie frühzeitig an und nutzen Sie diese<br />
Chance, um Ihr Unternehmen zeitgemäß und zukunftsfähig auf dem<br />
Markt zu positionieren.<br />
Autorin<br />
Claudia Berti<br />
Consultant Sustainability Services<br />
TÜV Rheinland Consulting<br />
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Klimawandel<br />
Klimawandel in Deutschland -<br />
Verabschiedung des Bundes-Klimaanpassungsgesetzes<br />
Die Klimadaten zeigen, dass Deutschland seit 1881 eine signifikante Erhöhung der<br />
durchschnittlichen Lufttemperatur erlebt hat. Ein Anstieg von 1,7°C wurde verzeichnet, der den<br />
globalen Temperaturanstieg von 1,1°C übertrifft und damit vermuten lässt, dass sich Landgebiete<br />
schneller als ozeanische Regionen erwärmen. Besonders in den letzten 50 Jahren hat sich das<br />
Tempo der Erwärmung beschleunigt, mit einer Erwärmungsrate von 0,38°C pro Dekade seit 1971.<br />
Ein Beitrag von Dr. Volker Teichert<br />
Die Abb. 1 verdeutlicht diesen Trend und zeigt die Temperaturanomalien<br />
in Deutschland über die 10-Jahresperioden von 1883<br />
bis 2022 im Vergleich zum Referenzzeitraum von 1881 bis 1910. Es<br />
ist eine klare Zunahme der Temperaturanomalien zu beobachten,<br />
wobei die Periode von 2013 bis 2022 eine auffällige Erhöhung von<br />
über 1,5 K aufweist. Diese Zahlen belegen die zunehmende Erwärmung<br />
und unterstreichen die Notwendigkeit von Maßnahmen<br />
gegen den Klimawandel.<br />
Die historische Entwicklung der Temperaturen zeigt Schwankungen,<br />
die durch jährliche Wetteränderungen und dekadische<br />
Klimavariabilitäten verursacht werden. Diese natürlichen Schwankungen<br />
können die Wirkung von externen Klimaantrieben wie<br />
Sonneneinstrahlung und Vulkanaktivität sowie menschlichen Einflüssen<br />
zeitweise überdecken.<br />
Die Erwärmung in Deutschland ist über die Jahreszeiten hinweg<br />
konsistent, mit dem stärksten Anstieg im Winter. Die räumlichen<br />
Unterschiede sind gering, und die Erwärmung ist in westlichen<br />
Bundesländern sowie in Bayern und Thüringen tendenziell etwas<br />
höher als in Brandenburg und Berlin.<br />
Niederschlag<br />
In Deutschland hat sich das Niederschlagsverhalten im Laufe<br />
der letzten Jahrzehnte merklich verändert. Vor allem im Winter ist<br />
eine klare Zunahme der Niederschlagsmengen zu beobachten, mit<br />
einem Anstieg um etwa 48 mm seit dem späten 19. Jahrhundert, was<br />
einer Zunahme von 26% entspricht. Diese Veränderung zeigt sich<br />
insbesondere in den nordwestlichen Bundesländern. Im Sommer<br />
hingegen ist der Trend weniger eindeutig, mit einem geringen<br />
Rückgang der Niederschlagsmenge um etwa 11 mm, der innerhalb<br />
der natürlichen Schwankungen liegt.<br />
Niederschlagsextreme<br />
Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, was generell<br />
zu einem Anstieg der Niederschläge führt. Bei Starkniederschlägen,<br />
die durch konvektive Prozesse wie Gewitter entstehen, könnte dies<br />
zu einer Zunahme ihrer Intensität führen. Allerdings ist eine präzise<br />
Analyse von Starkniederschlagsereignissen aufgrund ihrer hohen<br />
Variabilität und regionalen Unterschiede schwierig.<br />
Abb. 2 auf Seite 18 veranschaulicht die Verteilung und Intensität<br />
der Starkniederschläge in Deutschland zwischen 2001 und 2022,<br />
basierend auf den Warnstufen des Deutschen Wetterdienstes. Die<br />
Karte zeigt, dass besonders intensive Niederschläge nicht nur auf<br />
bestimmte Gebiete beschränkt sind, sondern potenziell überall im<br />
Land auftreten können. Obwohl der Beobachtungszeitraum <strong>für</strong> eine<br />
fundierte Trendanalyse noch zu kurz ist, suggeriert der vorläufige<br />
Trend eine Zunahme der Häufigkeit solcher Ereignisse in wärmeren<br />
Jahren.<br />
30 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 30 21.04.24 19:28
Quelle: Umweltbundesamt (2023): Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel – Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie der Bundesregierung.<br />
Dessau, S. 20<br />
In Deutschland hat sich das Auftreten von extremen<br />
Wetterereignissen in den letzten Jahrzehnten verändert, wie aus<br />
einer Analyse der Radardaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD)<br />
hervorgeht. Die Daten zeigen eine steigende Anzahl von Starkniederschlagsereignissen<br />
mit besonders kurzer Dauer. Die Abbildung<br />
2 verdeutlicht, dass die Zahl dieser Ereignisse, insbesondere<br />
die von einer bis sechs Stunden Dauer, in den Jahren von 2001 bis<br />
2022 zugenommen hat. Auffällig ist das Jahr 2018, in dem trotz eines<br />
überdurchschnittlich trockenen Gesamtjahres eine erhöhte Zahl<br />
an Starkregenereignissen registriert wurde, was auf die verstärkte<br />
Bildung von konvektiven Niederschlägen in wärmeren Perioden<br />
schließen lässt.<br />
Extreme Trockenheit<br />
Die räumliche Verteilung dieser Trockenheit offenbart, dass<br />
insbesondere der Osten Deutschlands sowie das Rhein-Main-Gebiet<br />
von dieser Zunahme betroffen sind. Diese Regionen zeigen in den<br />
letzten Dekaden eine stetig steigende Anzahl an Tagen mit geringer<br />
Bodenfeuchtigkeit, was die landwirtschaftliche Produktivität und<br />
Ökosysteme zunehmend belastet.<br />
Zusammengefasst weisen die Daten auf eine Zunahme extremer<br />
Wetterphänomene wie Starkniederschlag und Trockenheit<br />
hin, die weitreichende Folgen <strong>für</strong> die Umwelt, die Landwirtschaft<br />
und die Gesellschaft in Deutschland haben. Während die Datenlage<br />
<strong>für</strong> Starkregenereignisse zeigt, dass diese Phänomene zunehmend<br />
über das ganze Land verteilt sind, ist die steigende Bodentrockenheit<br />
besonders in bestimmten Regionen problematisch und erfordert<br />
eine Anpassung der landwirtschaftlichen Praktiken und Wasserwirtschaft.<br />
Entwicklung in 2023<br />
Auch 2023 hat sich der Klimawandel weiter fortgesetzt. Dabei<br />
war der 6. Juli 2023 ein außergewöhnlicher Tag: denn an diesem Tag<br />
wurden gleich zwei Rekorde aufgestellt. Erstens kam es an diesem<br />
Tag zu den meisten Flügen weltweit: 134.186 Passagiermaschinen<br />
waren an diesem Tag unterwegs. Gleichzeitig war der 6. Juli 2023 der<br />
bislang wärmste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Bereits<br />
am 3. Juli 2023 überschritt die globale Durchschnittstemperatur<br />
erstmals in der Geschichte die 17-Grad-Schwelle. Drei Tage später<br />
waren es sogar 17,23 Grad Celsius. Als Grund <strong>für</strong> das Ansteigen der<br />
Temperatur wird neben der globalen Erwärmung das Phänomen<br />
El Niño angegeben (vgl. Christ 2023) Der Klimawandel muss also<br />
als unumkehrbar angesehen werden, sodass wir uns vermehrt damit<br />
beschäftigen müssen, was zu tun ist, um sich an den Klimawandel<br />
anzupassen.<br />
Verabschiedung des Bundes-<br />
Klimaanpassungsgesetzes<br />
Der Bundestag hat hierzu im November 2023 das Bundes-<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
31<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 31 21.04.24 19:28
Quelle: Umweltbundesamt (2023): Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel – Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie der Bun-desregierung.<br />
Dessau, S. 25<br />
Klimaanpassungsgesetz (KAnG) beschlossen. Ziel des Gesetzes ist,<br />
negative Auswirkungen des Klimawandels auf Leben, Gesellschaft,<br />
Wirtschaft, Infrastruktur und Natur zu verhindern oder zu minimieren.<br />
Es soll die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen und<br />
der Gesellschaft gegenüber den Klimaveränderungen erhöhen und<br />
soziale Ungleichheiten verhindern.<br />
Nach § 3 KAnG ist die Bundesregierung dazu verpflichtet,<br />
spätestens bis zum 30. September 2025 eine vorsorgende Klimaanpassungsstrategie<br />
mit messbaren Zielen vorzulegen. Diese Strategie<br />
muss unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
alle vier Jahre aktualisiert werden. Die Entwicklung dieser<br />
Strategie basiert insbesondere auf der Klimarisikoanalyse, auf die in<br />
§ 4 KAnG näher eingegangen wird.<br />
In der vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie müssen folgende<br />
Cluster und zugeordnete Handlungsfelder berücksichtigt werden:<br />
• Wasser mit Unterfeldern wie Wasserhaushalt, Wasserwirtschaft,<br />
Küsten- und Meeresschutz und Fischerei;<br />
• Infrastruktur mit Gebäuden, Energieinfrastruktur und<br />
Verkehr.<br />
• Land und Landnutzung mit Boden, biologischer Vielfalt, Landwirtschaft<br />
und Wald sowie Forstwirtschaft;<br />
• Gesundheit mit dem Fokus auf der menschlichen Gesundheit;<br />
• Wirtschaft mit Industrie und Gewerbe sowie Finanzwirtschaft;<br />
• Stadtentwicklung, Raumplanung und Bevölkerungsschutz mit<br />
Stadt- und Siedlungsent-wicklung, Raumplanung und<br />
Bevölkerungsschutz;<br />
• Ein Cluster mit übergreifenden Handlungsfeldern.<br />
Diese Strategie muss ambitionierte, messbare Ziele enthalten,<br />
die innerhalb eines festgelegten zeitlichen Rahmens erreicht werden<br />
sollen und einem bestimmten Cluster zugeordnet sind. Zudem muss<br />
<strong>für</strong> jedes Ziel mindestens ein Indikator definiert werden, der den<br />
Fortschritt misst. Die Strategie benennt auch geeignete Maßnahmen<br />
des Bundes zur Erreichung und gibt Empfehlungen <strong>für</strong> Maßnahmen,<br />
die in die Zuständigkeit der Länder fallen. Außerdem wird ein<br />
Mechanismus zur Bewertung der Fortschritte in der Zielerreichung<br />
festgelegt.<br />
Bei der Auswahl der Maßnahmen, wenn es mehrere gleich<br />
geeignete gibt, sollen nachhaltige Anpassungsmaßnahmen Vorrang<br />
haben. Dies betrifft vor allem jene, die Synergien mit den Bereichen<br />
des natürlichen Klimaschutzes, dem Schutz der biologischen Vielfalt<br />
und der <strong>nachhaltigen</strong> Stadt- und Siedlungsentwicklung aufweisen.<br />
Die Länder, Verbände und die Öffentlichkeit sollen in die Festlegung<br />
der messbaren Ziele, Indikatoren und Maßnahmen einbezogen<br />
werden. Die Verantwortlichkeit <strong>für</strong> die Aufstellung, Überprüfung<br />
und eventuelle Aktualisierung der Ziele und Maßnahmen in der<br />
Strategie trägt das jeweilige Bundesministerium, das, in Abstimmung<br />
mit anderen betroffenen Bundesministerien, fachlich überwiegend<br />
32 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 32 21.04.24 19:28
<strong>für</strong> ein Ziel oder eine Maßnahme zuständig ist. Die Zuständigkeitsverteilung<br />
innerhalb der Bundesregierung bleibt dabei unverändert.<br />
Wie bereits erwähnt, ist die Bundesregierung nach § 4 KAnG<br />
dazu verpflichtet, eine Klimarisikoanalyse durchzuführen, die auf<br />
dem aktuellen Stand der Wissenschaft basiert und mindestens alle<br />
zehn Jahre aktualisiert wird. Des Weiteren verpflichtet sich die<br />
Bundesregierung dazu, den Ländern und Kommunen die <strong>für</strong> die<br />
Klimarisikoanalyse verwendeten Daten, fachliche Grundlagen und<br />
methodische Leitfäden zur Verfügung zu stellen.<br />
Die Bundesregierung will darüber hinaus regelmäßig Daten zu<br />
folgenden Aspekten erheben:<br />
• Informationen über die Schadenssummen, die auf Schäden aus<br />
extremen Wetterereignissen zurückzuführen sind.<br />
Die Anpassung der Bundesliegenschaften zielt auf Nachhaltigkeit<br />
ab und legt <strong>einen</strong> Schwerpunkt auf Maßnahmen, die Synergien<br />
mit natürlichen Klimaschutzinitiativen, Kreislaufwirtschaft, dem<br />
Schutz der biologischen Vielfalt und der <strong>nachhaltigen</strong> Entwicklung<br />
von Städten und Siedlungen aufweisen.<br />
Zusätzlich unterstützt die Bundesregierung, innerhalb ihrer<br />
Zuständigkeiten und Haushaltsmög-ichkeiten, Länder und Kommunen<br />
bei der Anpassung ihrer Liegenschaften an den Klimawandel.<br />
Dies wird durch Schulungsangebote, Wissensaustausch und Zertifizierung<br />
nach den Prinzipien des <strong>nachhaltigen</strong> Bauens gefördert.<br />
Im Weiteren werden in den §§ 9 bis 12 die Aufgaben der Bundesländer<br />
beschrieben, die bis zum 31. Januar 2026 eine eigene<br />
Klimaanpassungsstrategie erarbeiten und verabschieden sollen.<br />
• <strong>Ausgabe</strong>n des Bundes im Zusammenhang mit Maßnahmen zur<br />
Anpassung an den Klimawandel.<br />
Die Bundesregierung will in regelmäßigen Abständen <strong>einen</strong><br />
Monitoringbericht vorlegen, der auf dem aktuellen Stand der<br />
Wissenschaft basiert. Dieser Bericht dient dazu, die Öffentlichkeit<br />
über die beobachteten Folgen des Klimawandels in Deutschland zu<br />
informieren und den Stand der Zielerreichung zu verdeutlichen.<br />
Ab dem Inkrafttreten des Gesetzes muss der Monitoringbericht<br />
mindestens alle vier Jahre erstellt und veröffentlicht<br />
werden, vorzugsweise vor der geplanten Vorlage der vorsorgenden<br />
Klimaanpassungsstrategie gemäß § 3 KAnG. <strong>Das</strong> Monitoring<br />
bildet die wissenschaftliche Grundlage, um den Fortschritt bei der<br />
Zielerreichung zu bewerten und die Klimaanpassungsstrategie fortzuschreiben.<br />
Sollte sich auf Grundlage des Monitorings eine Zielverfehlung<br />
ergeben, sind Anpassungen bei den Maßnahmen zur Zielerreichung<br />
im Rahmen der Fortschreibung der Klimaanpassungsstrategie<br />
gemäß § 3 KAnG vorzunehmen.<br />
Literatur<br />
Christ, Johannes (2023):<br />
Nicht nur der wärmste Tag: Diese unrühmlichen<br />
Klimarekorde wurden 2023 schon gebrochen. In:<br />
Redaktionsnetzwerk Deutschland vom 13. Juli 2023.<br />
URL: https: /www.rnd.de/wissen/klimawandel-dieseunruehmlichen-klimarekorde-wurden-2023-schongebrochen-VBYVFBA6BFBLRDODVBKHCBNMNA.html<br />
Umweltbundesamt (2023): Monitoringbericht 2023 zur<br />
Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel<br />
– Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe<br />
Anpassungsstrategie der Bundesregierung. Dessau.<br />
URL: https: /www.umweltbundesamt.de/sites/<br />
default/files/medien/376/publikationen/dasmonitoringbericht_2023_bf_korr.pdf.<br />
Außerdem werden dabei die Ziele geprüft und gegebenenfalls<br />
aktualisiert. Wenn aufgrund des Monitorings oder anderer Erkenntnisse<br />
eine Zielverfehlung erwartet wird, können die zuständigen<br />
Ressorts geeignete Maßnahmen zur Verbesserung ergreifen, auch<br />
bevor die Klimaanpassungsstrategie nach § 3 KAnG aktualisiert wird.<br />
Nach § 7 KAnG passt der Bund seine Bundesliegenschaften<br />
an die Auswirkungen des Klimawandels an. Dies wird durch die<br />
Umsetzung angemessener Maßnahmen bei der Errichtung und<br />
Modernisierung von Gebäuden auf diesen Liegenschaften erreicht.<br />
Diese Maßnahmen werden anhand eines Bewertungssystems <strong>für</strong><br />
nachhaltiges Bauen durchgeführt, das unter Berücksichtigung der<br />
gesetzlichen Vorgaben kontinuierlich aktualisiert wird.<br />
Autor:<br />
Dr. Volker Teichert<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
an der Forschungsstätte<br />
der Evangelischen<br />
Studiengemeinschaft e.V.<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
33<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 33 21.04.24 19:28
Biodiversität im <strong>Einkauf</strong><br />
Entwaldung -<br />
Warum dies auch ein Thema <strong>für</strong> den <strong>Einkauf</strong> ist<br />
Die Entwaldung schreitet weltweit massiv voran. Vor allem die Zerstörung des tropischen<br />
Regenwaldes in Südamerika, im Kongobecken und in Südostasien steuert auf eine<br />
unwiederbringliche Zerstörung von Ökosystemen zu. Laut der Umweltstiftung WWF wird pro<br />
Minute eine Waldfläche von 4,5 Fußballfeldern zerstört. Bis 2050 könnte allein die Hälfte des<br />
brasilianischen Regenwaldes unwiederbringlich vernichtet sein, wenn die jetzige Entwaldung in<br />
dieser Region ungebremst weiter geht.<br />
Ein Beitrag von Dr. Eberhard Witthoff<br />
Entwaldungsfreiheit mit Stichtagslösung<br />
Für die EU ist die Entwaldung und Waldschädigung schon<br />
seit langem auf der politischen und juristischen Agenda, auch<br />
weil der Anteil des weltweiten Verbrauchs von Produkten, die<br />
auf die Entwaldung zurückgehen, in der EU sehr hoch ist. Mit der<br />
EU-Holzhandels-VO sollten bereits Holz- und Papiererzeugnisse<br />
aus entwaldeten Gebieten verhindert werden. Mit der neuen<br />
Entwaldungs-VO vom Juli 2023 nimmt die EU zusätzlich die landwirtschaftliche<br />
Nutzung der entwaldeten Flächen ins Visier. Hier gilt<br />
<strong>für</strong> die Produkte aus Soja, Kaffee, Kakao, Palmöl, Kautschuk, aber<br />
auch aus der Rinderhaltung mit dem 31.12.2020 ein Stichtag. Wurde<br />
Wald nach diesem Datum gerodet oder zerstört, so dürfen diese Produkte<br />
nicht mehr in die EU ein- oder ausgeführt werden.<br />
Rechtskonformität und<br />
Sorgfaltspflichterklärung<br />
Die Entwaldungsfreiheit ist nicht die einzige Voraussetzung. Die<br />
Verordnung verlangt, dass die betroffenen Erzeugnisse vor allem<br />
unter Wahrung der Menschen- und Landnutzungsrechte gewonnen<br />
werden. Schließlich ist auch die Vorlage einer Sorgfaltserklärung<br />
erforderlich, die neben dem Nachweis der Rechtskonformität auch<br />
durch eine Geolokalisierung den Nachweis erbringen muss, dass die<br />
betroffene Fläche nicht nach dem Stichtag 31.12.2020 gerodet wurde.<br />
Ein- und Ausfuhrverbot sowie Sanktionen<br />
Nach dem jetzigen Stand wird die Entwaldungs-VO ab dem<br />
30.12.<strong>2024</strong> „scharf geschaltet“, d.h. ab dann gelten alle Verbots- und<br />
Sanktionsvorschriften und auch die Kontrollen können durchgeführt<br />
werden. Für den <strong>Einkauf</strong> ist wichtig, dass hier die gesamte<br />
Lieferkette in der Verantwortung steht. Betroffen sind nicht nur alle<br />
Marktteilnehmer, die diese Erzeugnisse gewerblich in den Verkehr<br />
bringen oder ausführen, sondern auch jeder Händler in der Lieferkette.<br />
Neben dem Ein- und Ausfuhrverbot sind Bußgelder bis zu 4%<br />
des jährlichen Umsatzes möglich. Ebenfalls können die betroffenen<br />
Erzeugnisse bei Importeuren und Händlern eingezogen werden und<br />
die betroffenen Unternehmen von der Vergabe öffentlicher Aufträge<br />
ausgeschlossen werden.<br />
34 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 34 21.04.24 19:28
Foto: depositphotos<br />
Folgewirkungen <strong>für</strong> den <strong>Einkauf</strong><br />
Einkäufer sind von potenziellen Import- und Vertriebsverboten<br />
erheblich betroffen. Die Entwaldungs-VO kann tatsächlich zu Engpässen<br />
in der Lieferkette und bei der Verfügbarkeit von bestimmten<br />
Erzeugnissen führen. Neben Preissteigerungen und Themen des<br />
Risiko- und Qualitätsmanagements kann die Anwendung der Entwaldungs-VO<br />
das Lieferantenrisiko beträchtlich erhöhen. Da die<br />
gesamte Lieferkette betroffen ist, sind neben den Bußgeldern auch<br />
überraschende Regressansprüche möglich, wenn sich herausstellt,<br />
dass Produkte oder Erzeugnisse nicht entwaldungsfrei im Sinne der<br />
Verordnung sind.<br />
der EU noch nicht ausreichend <strong>für</strong> ihre Arbeit personell und sachlich<br />
ausgestattet sind. Ebenso fehlt noch das EU-Informationssystem<br />
mit der entsprechenden Schnittstelle, wo die Sorgfaltserklärungen<br />
registriert werden können. Abgesehen von den Kosten der Implementierung<br />
dürfte eine späte Verwaltungsumsetzung auch kritisch<br />
<strong>für</strong> die Importeure und Einkäufer sein, wenn ab dem kommenden<br />
Jahr die rechtssichere Anwendung der neuen Vorschriften<br />
sichergestellt sein soll. In jedem Fall sind Einkäufer gut beraten,<br />
sich bereits jetzt mit dem Risikomanagement rund um das Thema<br />
Entwaldungs-VO zu befassen und mit den Vorbereitungen zur<br />
Umsetzung baldmöglichst zu beginnen.<br />
Aktueller Ausblick<br />
Die verbleibende Zeit <strong>für</strong> die Umsetzung ist mit 8 Monaten<br />
kurz. Die betroffenen Erzeuger- und Importverbände sind bereits<br />
aktiv geworden. Im Mittelpunkt steht hierbei die Forderung nach<br />
einem Moratorium <strong>für</strong> die Umsetzung. Jedoch ist auch die Verwaltungsumsetzung<br />
noch nicht abgeschlossen. So wurde in den Medien<br />
gemeldet, dass die meisten Kontroll- und Überwachungsbehörden in<br />
Autor<br />
Dr. Eberhard Witthoff<br />
CONLEGIS<br />
Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />
http://www.conlegis.com/<br />
e.witthoff@conlegis.com<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
35<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 35 21.04.24 19:28
Aus nationalen Kompetenzstellen der Beschaffung<br />
Torffrei gärtnern mit dem Blauen Engel <strong>für</strong><br />
organische Kultursubstrate und Blumenerden<br />
Kultursubstrate und Blumenerden bieten Pflanzen den benötigten Wurzelraum und ermöglichen<br />
deren Luft-, Wasser- und Nährstoffversorgung. Im kommunalen Bereich werden sie beispielsweise<br />
zur Park- und Flächengestaltung, zur Straßenbegrünung oder auf Friedhöfen eingesetzt. Der<br />
neue Blaue Engel <strong>für</strong> organische Kultursubstrate und Blumenerden kann zukünftig torffreie<br />
Produkte auszeichnen, welche bei den eingesetzten Materialien Nachhaltigkeitsanforderungen<br />
berücksichtigen, einer regelmäßigen Qualitätskontrolle unterliegen und strenge Anforderungen an<br />
die Schadstoffgehalte erfüllen.<br />
Ein Beitrag von Sarah Tietjen, Cornelia Merz und Stefan Gartiser<br />
Warum Torf(frei)?<br />
Torf hat sich über Jahrzehnte als Substratausgangsstoff<br />
etabliert, da er sehr günstige Eigenschaften <strong>für</strong> die Herstellung von<br />
pflanzenbaulich geeigneten Kultursubstraten besitzt. Allerdings ist<br />
die Nutzung von Torf mit negativen Umweltwirkungen verbunden.<br />
Aufgrund der sehr langsamen Entstehung des Torfkörpers<br />
in Mooren ist Torf ein nicht-nachwachsender Rohstoff. Moore<br />
sind, global betrachtet, wichtige Kohlenstoffspeicher. Aus Klimaschutzgründen<br />
soll der im Torf gebundene Kohlenstoff erhalten<br />
werden. Daher sind die Wiedervernässung trockengelegter Moorböden<br />
und der Ausstieg aus der Torfnutzung wichtige Maßnahmen<br />
im Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung.<br />
Torfnutzung in Kommunen<br />
In einer Umfrage zur Torfnutzung in Kommunen der Fachagentur<br />
Nachwachsende Rohstoffe e.V bestätigten 25 % der<br />
befragten Mitarbeitenden aus Stadtgrünämtern, kommunalen<br />
Gärtnereien und Grünflächenverwaltungen, dass die Torffreiheit<br />
von Kultursubstraten in jeder Ausschreibung und bei der Beauftragung<br />
von Dienstleistern berücksichtigt wird. Dabei gaben 77 % der<br />
Befragten an, dass es keine Verwaltungsvorschrift zum bevorzugten<br />
Einsatz torfreduzierter und torffreier Substrate gibt.<br />
Im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen kann auf die Vergabekriterien<br />
des Blauen Engel <strong>für</strong> organische Kultursubstrate und<br />
Blumenerden pauschal verwiesen sowie der Blaue Engel als Nachweis<br />
gefordert werden (§ 34 VgV, § 24 UVgO). Sobald Produkte mit<br />
dem neuen Zeichen am Markt sind, erleichtert dies die Beschaffung.<br />
Anforderungen an die organischen<br />
Kultursubstrate<br />
Der Blaue Engel hat das Ziel, besonders nachhaltige und qualitativ<br />
hochwertige Produkte auszuzeichnen. Torffreie Kultursubstrate<br />
werden in der Regel als Mischungen mehrerer Torfersatzstoffe<br />
hergestellt, da eine gute gärtnerische Qualität nur durch eine<br />
geeignete Kombination erzielt werden kann. Aktuell werden vor<br />
allem Grüngutkomposte, Holzfasern, Rindenhumus und gartenbauliche<br />
Kokosprodukte als organische Torfersatzstoffe eingesetzt.<br />
Der Blaue Engel beschränkt dabei auf den Einsatz von Reststoffen,<br />
wobei insbesondere die Verwertung von Abfällen <strong>einen</strong> Beitrag zur<br />
Kreislaufwirtschaft leistet.<br />
Nachhaltige Herkunft<br />
<strong>Das</strong> neue Umweltzeichen <strong>für</strong> organische Kultursubstrate stellt<br />
Anforderungen an eine verantwortliche, an Nachhaltigkeitskriterien<br />
orientierte Herkunft der Substratausgangsstoffe. Die holzbasierten<br />
Ausgangsstoffe müssen beispielsweise in der Verarbeitung von<br />
Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft anfallen. Gartenbauliche<br />
Kokosprodukte werden aktuell aus Reststoffen der Verarbeitung<br />
von Kokosfasern gewonnen. Damit sie in den mit dem Blauen<br />
Engel zertifizierten Kultursubstraten eingesetzt werden dürfen,<br />
müssen unter anderem soziale Mindestanforderungen bei ihrer<br />
Aufbereitung eingehalten werden.<br />
Zeitgleich mit dem Blauen Engel wird mit HORTICERT ein<br />
Zertifizierungssystem <strong>für</strong> nachhaltige Torfersatzstoffe in den Markt<br />
eingeführt. <strong>Das</strong> Bundesministeriums <strong>für</strong> Ernährung und Landwirtschaft<br />
hat, unter Projektträgerschaft der FNR, die Meo Carbon<br />
Solutions GmbH mit der Entwicklung und Etablierung dieses<br />
36 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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Foto: depositphotos<br />
Systems beauftragt. Die Anforderungen an eine nachhaltige<br />
Herkunft der Torfersatzstoffe <strong>für</strong> den Blauen Engel werden überwiegend<br />
durch eine HORTICERT Zertifizierung abgedeckt.<br />
Qualitätssicherung<br />
Um die Pflanzenverträglichkeit der Kultursubstrate zu<br />
gewährleisten, besteht das am deutschen Markt gut etablierte<br />
System der Gütesicherungen. Der Nachweis über eine regelmäßige<br />
Kontrolle wichtiger Qualitätsparameter <strong>für</strong> die Ausgangsstoffe<br />
und im fertigen Substrat muss auch <strong>für</strong> den Blauen Engel erbracht<br />
werden. Die Qualitätsparameter umfassen beispielsweise eine gute<br />
Pflanzenverträglichkeit, <strong>einen</strong> stabilen Stickstoffhaushalt und die<br />
Beschränkung von Verunreinigungen durch Plastik und keimfähige<br />
Samen.<br />
Blauer Engel <strong>für</strong> organische Kultursubstrate<br />
und Blumenerden<br />
<strong>Das</strong> neue Umweltzeichen wurde nach wissenschaftlichen<br />
Kriterien unter breiter Stakeholderbeteiligung durch das Öko-<br />
Institut und Hydrotox im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />
erarbeitet. Dabei wurde auch auf die Anschlussfähigkeit an<br />
neue und bereits am Markt etablierte Systeme geachtet. Die Jury<br />
Umweltzeichen verabschiedete den Blauen Engel <strong>für</strong> organische<br />
Kultursubstrate und Blumenerden (DE-UZ 234) im Dezember 2023.<br />
Erste Produkte können in der Saison 2025 am Markt sein, die Kriterien<br />
jedoch schon unmittelbar bei Ausschreibungen genutzt werden.<br />
Schadstoffanforderungen<br />
Darüber hinaus müssen <strong>für</strong> eine Zertifizierung mit dem Blauen<br />
Engel strenge Schadstoffanforderungen eingehalten werden. Die<br />
Grenzwerte <strong>für</strong> Schwermetalle entsprechen überwiegend denen<br />
der europäischen Öko-Verordnung. Die Stoffgruppe der per- und<br />
polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) umfasst toxische, schwer<br />
abbaubare (persistente) und sehr mobile Stoffe. Für den Blauen<br />
Engel wurde der gesetzliche Grenzwert um das Zehnfache verringert.<br />
Für Mikroplastik (< 1 mm) gibt es aktuell noch keine standardisierte<br />
Nachweismethode in Kultursubstraten. Um die Verunreinigung mit<br />
Kunststoffen möglichst gering zu halten, gilt <strong>für</strong> die eingesetzten<br />
Komposte eine zusätzliche Beschränkung des optischen Verunreinigungsgrads<br />
(RAL-Gütezeichen 251).<br />
Autoren<br />
Sarah Tietjen, Umweltbundesamt<br />
Stefan Gartiser, Hydrotox - GmbH<br />
Cornelia Merz, Öko-Institut e.V.<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
37<br />
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Aus kirchlichen Initiativen<br />
Nachhaltige Beschaffung im KIRCHENShop<br />
durch Kreislaufwirtschaft, Kaskadennutzung und GreenIT<br />
Nachhaltige Beschaffung als Geschäftsmodell<br />
Ein Bericht von Hendrik Claaßen,<br />
Geschäftsführer der HKD Handelsgesellschaft <strong>für</strong> Kirche und Diakonie<br />
Mit dem KIRCHENShop (www.kirchenshop.de) ist uns ein<br />
Online-Marktplatz gelungen, der speziell darauf ausgerichtet ist,<br />
kirchlichen und sozialwirtschaftlichen Unternehmen eine Plattform<br />
<strong>für</strong> eine verantwortungsvolle Beschaffung von ökologisch, ökonomisch<br />
und sozial <strong>nachhaltigen</strong> Produkten zu bieten. Die Vorteile<br />
des KIRCHENShops liegen in seiner Auswahl geprüft nachhaltiger<br />
Artikel sowie den angebotenen Produktvorschlägen und -angeboten.<br />
Der Marktplatz ermöglicht es unseren Nutzern, nach <strong>nachhaltigen</strong><br />
Produkten zu filtern, was bedeutet, dass konventionell hergestellte<br />
Produkte direkt ausgeschlossen werden können. Darüber hinaus<br />
profitieren unsere Nutzer von regelmäßigen Lieferantenprüfungen.<br />
Unter den geprüft <strong>nachhaltigen</strong> Lieferanten des KIRCHENShops<br />
befinden sich u.a. Unternehmen, wie Westfalia Spielgeräte, Circulee<br />
und Biokema, die bereits als Pioniere auf ihrem Gebiet bekannt sind.<br />
Lieferanten, die ihr Handwerk verstehen – von<br />
Kerzen über Spielgeräte bis hin zu gebrauchter<br />
Hardware<br />
Unterschiedlicher kann das Angebot von Westfalia Spielgeräte,<br />
Circulee und Biokema kaum sein – dennoch vereint sie ein gemeinsames<br />
Ziel: die Ressourcenschonung. In ihren Produktionsschritten<br />
achten sie vor allem auf eine sinnvolle Ressourcennutzung durch<br />
Kreislaufwirtschaft und Kaskadennutzung. Nur so, und damit sind<br />
wir uns als Anbieter einig, können wir mit unserem Konsum den<br />
richtigen Schritt <strong>für</strong> unser Morgen gehen.<br />
Westfalia Spielgeräte: Vorreiter in nachhaltiger<br />
Spielgeräteherstellung<br />
Westfalia Spielgeräte hat sich auf die Herstellung nachhaltiger<br />
und langlebiger Spielgeräte spezialisiert. Nahezu ihr gesamtes<br />
Sortiment trägt das renommierte Blauer-Engel-Siegel. Ein herausragendes<br />
Merkmal ihrer Spielgeräte ist der außerordentlich hohe<br />
Recyclinganteil. Für die Herstellung werden Materialien aus der<br />
gelben Wertstofftonne verwendet, wie z.B. Waschmittelkanister,<br />
Lebensmittelverpackungen und sortenreine Kunststoffe aus der<br />
Industrieproduktion. Die Westfalia Spielgeräte sind langlebig, wirtschaftlich,<br />
schonen die Ressourcen und sind unschädlich <strong>für</strong> Mensch,<br />
Wasser und Boden. Sie setzen damit auf innovative, sichere und<br />
umweltfreundliche Spielgeräte.<br />
Circulee: Gebrauchte Hardware <strong>für</strong> eine<br />
nachhaltige IT-Infrastruktur<br />
Circulee hat sich darauf spezialisiert, explizit <strong>für</strong> Unternehmen<br />
gebrauchte Hardware, wie Laptops, Smartphones, Tablets und Monitore<br />
ohne Qualitätsverlust anzubieten. So können Unternehmen<br />
38 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 38 21.04.24 19:28
Foto: depositphotos<br />
ihre Umweltbelastung reduzieren und Kosten sparen. Die Nutzung<br />
von gebrauchter Hardware unterstützt das Prinzip der zirkulären<br />
Wertschöpfung, indem Ressourcen geschont und CO2-Emissionen<br />
minimiert werden. Anders als bei der linearen Wertschöpfung durch<br />
Neugeräte bleiben die in der Produktion eingesetzten Ressourcen<br />
möglichst lange und ohne Verlust im Lebenszyklus der Hardware<br />
erhalten. Je öfter ein gebrauchtes Gerät den Zyklus von Nutzung,<br />
Aufbereitung und Wiederverwendung durchläuft und je länger die<br />
Nutzungsphasen sind, desto besser fällt die Ökobilanz am Ende der<br />
Lebensdauer aus.<br />
Biokema: Produkte, die es so noch nicht<br />
gegeben hat<br />
Biokema produziert Rohstoffe, Kerzen und Feueranzünder aus<br />
lokal anfallenden natürlichen Gebrauchtstoffen. Im Recyclingprozess<br />
wird auf die Verwendung von Erdöl-Paraffin, essbare Öle sowie<br />
Lebens- und Futtermittel verzichtet. Ausschließlich Reststoffe aus<br />
der Lebensmittelindustrie und dem Nahrungsmittelbereich werden<br />
verwendet. Biokema gelingt es so, durch ihr patentiertes Verfahren,<br />
diese neu gewonnenen Rohstoffe einer neuen Verwendung<br />
zuzuführen. <strong>Das</strong> Unternehmen steht <strong>für</strong> sorgfältige Abwägung und<br />
Einsparung von begrenzt verfügbaren und nicht ersetzbaren Ressourcen.<br />
Zusammen mit unseren Partnern bieten wir Unternehmen eine<br />
Möglichkeit, ihre Beschaffung praktisch und nachhaltig zu gestalten,<br />
ohne dabei die Umweltbelastung zu erhöhen.<br />
Autor:<br />
Hendrik Claaßen<br />
Geschäftsführer der<br />
HKD Handelsgesellschaft <strong>für</strong><br />
Kirche und Diakonie mbH<br />
www.kirchenshop.de<br />
Kontakt:<br />
HKD Handelsgesellschaft <strong>für</strong> Kirche und Diakonie mbH<br />
Herzog-Friedrich-Str. 45<br />
24103 Kiel<br />
Telefon Kirchenshop: 0431 / 59 49 99-555<br />
E-Mail: kontakt@kirchenshop.de<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
39<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 39 21.04.24 19:28
Change Management<br />
Von ESG-Management<br />
zur <strong>nachhaltigen</strong> Unternehmenskultur<br />
In den vergangenen Jahren hat das Bewusstsein <strong>für</strong> Nachhaltigkeit erheblich zugenommen,<br />
angetrieben durch regulatorische Anforderungen und steigende gesellschaftliche Erwartungen.<br />
Viele Unternehmen erkennen nun die Dringlichkeit, nachhaltige Praktiken zu integrieren. Jedoch<br />
ist die Herangehensweise und Umsetzung der regulatorischen Anforderungen, Sorgfaltspflichten<br />
und Berichtspflichten bezüglich Nachhaltigkeit <strong>für</strong> viele neu und erfordert eine ganzheitliche<br />
Strategie. Angesichts dieser Herausforderungen wird die Harmonisierung von Geschäftszielen und<br />
Nachhaltigkeit unerlässlich<br />
Ein Beitrag von Alicia Buß<br />
Eine umfassende Vision <strong>für</strong> Nachhaltigkeit beginnt mit der<br />
Integration von Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil der Geschäftsziele.<br />
Unternehmen erkennen, dass Nachhaltigkeit nicht länger<br />
als isolierte Initiative betrachtet werden kann, sondern als unverzichtbarer<br />
Bestandteil ihrer langfristigen Strategie dient, um eine<br />
unternehmerische Kultur der Nachhaltigkeit zu etablieren. Diese<br />
Vision fördert langfristige Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und<br />
Wertschöpfung, während sie gleichzeitig positive Auswirkungen<br />
auf Gesellschaft und Umwelt erzielt.<br />
In unserer Beratungspraxis hat sich bewährt, dass eine Nachhaltigkeitsidentität<br />
klare unternehmerische Nachhaltigkeitswerte als<br />
Leitprinzipien erfordert. Indem Nachhaltigkeitswerte gebildet und<br />
reflektiert werden, erschaffen die Mitarbeitenden im Unternehmen<br />
durch die Übernahme der eigenen Verantwortung das Fundament<br />
<strong>für</strong> nachhaltige Strategien, Entscheidungen und Geschäftspraktiken.<br />
Durch die Verankerung von Nachhaltigkeitswerten als<br />
Bestandteil der Unternehmensidentität kann das Unternehmen<br />
sein Nachhaltigkeitsengagement stärken und langfristige positive<br />
Veränderungen vorantreiben.<br />
Es ist von entscheidender Bedeutung, alle Mitarbeitenden des<br />
Unternehmens in den Prozess der Entwicklung und Umsetzung der<br />
Nachhaltigkeitsvision einzubeziehen. Eine Kommunikationsstrategie<br />
spielt hierbei eine Rolle, da sie Transparenz und Engagement<br />
fördert.<br />
<strong>Das</strong> Einbeziehen aller Mitarbeitenden erfordert regelmäßige<br />
Meetings, Schulungen und Workshops. Diese Foren bieten den<br />
Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich über die Nachhaltigkeitsziele<br />
des Unternehmens zu informieren, Feedback zu geben und Ideen<br />
einzubringen. Zusätzlich können interaktive Plattformen wie<br />
Intranets oder soziale Medien genutzt werden, um den Dialog über<br />
Nachhaltigkeit zu fördern und die aktive Beteiligung der Mitarbeitenden<br />
zu unterstützen.<br />
Durch die Einbindung in den Nachhaltigkeitsprozess schafft das<br />
Unternehmen ein Gefühl der Mitverantwortung und fördert eine<br />
Kultur des <strong>nachhaltigen</strong> Handelns, die über einzelne Initiativen<br />
hinausgeht. <strong>Das</strong> Bewusstsein und Engagement <strong>für</strong> Nachhaltigkeit<br />
werden im gesamten Unternehmen gestärkt und die erfolgreiche<br />
Umsetzung der Nachhaltigkeitsvision unterstützt.<br />
Letztendlich liegt die Verantwortung <strong>für</strong> die Umsetzung der<br />
Strategie bei jeder einzelnen Person, nur wenn alle Mitarbeitenden<br />
aktiv dazu beitragen, kann eine nachhaltige Unternehmenskultur<br />
Wirklichkeit werden und langfristige positive Veränderungen<br />
bewirken.<br />
Interdisziplinäre Teams spielen eine entscheidende Rolle <strong>für</strong><br />
nachhaltige und lernende Organisationen. Durch die Zusammenführung<br />
verschiedener Fachkompetenzen wird die Entwicklung<br />
innovativer Lösungsansätze ermöglicht. Dabei wird das Wissen über<br />
Nachhaltigkeit erweitert und das Wissen in den Arbeitsalltag integriert<br />
und eine Kultur der Selbstverantwortung gefördert.<br />
Indem Mitarbeitende ihre individuellen Fähigkeiten um<br />
Nachhaltigkeitsaspekte erweitern, verstehen sie die Visionen der<br />
Organisation und integrieren sie in ihre täglichen Aufgaben. Dies<br />
erfordert ein Bewusstsein <strong>für</strong> die Auswirkungen des eigenen Han-<br />
40 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 40 21.04.24 19:28
Foto: depositphotos<br />
delns sowie die Bereitschaft, Veränderungen anzunehmen und an<br />
der Umsetzung nachhaltiger Praktiken mitzuwirken.<br />
Die Integration der Nachhaltigkeitsvision im<br />
Beschaffungsprozess<br />
Unternehmen erkennen die Bedeutung einer <strong>nachhaltigen</strong><br />
Beschaffungsstrategie <strong>für</strong> ihr Geschäft. Statt sich ausschließlich auf<br />
Kosten und Qualität zu konzentrieren, integrieren sie zunehmend<br />
Nachhaltigkeitskriterien in ihre Beschaffungsprozesse. Schulungen<br />
und Sensibilisierungsmaßnahmen <strong>für</strong> den <strong>Einkauf</strong> und Lieferanten<br />
können dazu beitragen, das Bewusstsein <strong>für</strong> Nachhaltigkeitsfragen<br />
zu schärfen und das Verständnis <strong>für</strong> die Bedeutung von ESG-Kriterien<br />
im Beschaffungsprozess zu fördern.<br />
Dies unterstützen zum Beispiel transparente, ethische und<br />
ökologische Standards bei der Lieferantenauswahl. Durch diese<br />
Strategieanpassung im <strong>Einkauf</strong> verbessern Unternehmen ihre<br />
Nachhaltigkeitsleistung und festigen ihre Unternehmenskultur. Die<br />
Integration von Nachhaltigkeitskriterien bietet die Möglichkeit,<br />
<strong>Einkauf</strong>sprozesse zu optimieren und neue Lieferantenbeziehungen<br />
zu begründen. Dies minimiert Risiken, steigert die Reputation und<br />
kann neue Märkte eröffnen.<br />
Weitere relevante Ansätze umfassen die Festlegung von<br />
ESG-Richtlinien. ESG-Kriterien sollten bei der Auswahl von<br />
Lieferanten und Produkten berücksichtigt werden. Diese Richtlinien<br />
dienen somit als Leitfaden sowohl <strong>für</strong> den <strong>Einkauf</strong> als auch<br />
<strong>für</strong> Lieferanten. Unternehmen können Lieferanten anhand ihrer<br />
ESG-Performance bewerten und auswählen. Dazu können sie Fragebögen,<br />
Audits oder Bewertungssysteme verwenden. Unternehmen<br />
können zusätzlich Nachhaltigkeitsklauseln in ihre Lieferverträge<br />
integrieren, um sicherzustellen, dass Lieferanten die vereinbarten<br />
ESG-Standards einhalten.<br />
Schließlich kann der <strong>Einkauf</strong> durch kontinuierliches Monitoring<br />
der Lieferanten dauerhaft unterstützt werden.<br />
Diese Entwicklung zeigt, dass Unternehmen zunehmend die<br />
Bedeutung einer <strong>nachhaltigen</strong> Beschaffung erkennen und damit<br />
ihre eigene Rentabilität und Resilienz stärken. Sie reflektiert die<br />
Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsvision und das Versprechen<br />
zur Nachhaltigkeit des Unternehmens, das in allen Abteilungen und<br />
Geschäftsbeziehungen verankert ist, um in Gänze nachhaltig und<br />
wirkungsvoll zu sein.<br />
Autorin<br />
Alicia Buß<br />
ESG Compliance Consultant<br />
alicia.buss@wiacon.de<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
41<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 41 21.04.24 19:28
Aus kirchlichen Initiativen<br />
Firmenrad-Leasing<br />
als Mittel zur Steigerung der Attraktivität von Arbeitgebern<br />
Viele Einrichtungen der Wohlfahrt und der Kirchen stehen bei der Personalgewinnung und –<br />
bindung im Wettbewerb mit privatwirtschaftlichen Unternehmen und anderen Verwaltungen.<br />
Aufgrund des demographischen Wandels und des allgem<strong>einen</strong> Fachkräftemangels wird es <strong>für</strong><br />
diese Einrichtungen zunehmend schwieriger, Mitarbeiter zu halten und geeignete Bewerber <strong>für</strong><br />
vakante Stellen zu finden.<br />
Ein Beitrag von Falko Meyer<br />
Deshalb ist es wichtig, mit Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit auf dem angespannten Arbeitsmarkt bestehen<br />
zu können. Da den Tätigkeiten in offenen Stellen jeweils entsprechende<br />
Entgeltgruppen zugewiesen sind, kann man an diesen selbst<br />
nichts verändern. In den Fokus geraten deshalb Dienstvereinbarung<br />
als Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität.<br />
Zu den Maßnahmen zählt unter anderem auch das Fahrradleasing.<br />
Fahrräder sind ein wesentlicher Bestandteil aktueller und<br />
zukünftiger Mobilitätskonzepte. Und ein entsprechendes Angebot<br />
kommt bei Bewerber*innen sehr gut an, denn das Angebot erfüllt<br />
ein gesteigertes Fitness- und Gesundheitsbewusstsein der Menschen.<br />
<strong>Das</strong> ist auch der Grund, weshalb Firmenrad-Leasing immer<br />
mehr nachgefragt wird und es trotzdem immer noch ein erhebliches,<br />
ungenutztes Potenzial besteht.<br />
Beim vom Arbeitgeber geförderten Fahrrad-Leasing können<br />
Arbeitnehmer ein Fahrrad über ihren Arbeitgeber leasen, das sowohl<br />
<strong>für</strong> berufliche als auch <strong>für</strong> private Zwecke genutzt werden kann.<br />
So müssen insbesondere hochwertige Fahrräder oder vergleichsweise<br />
teure E-Bikes nicht durch Einmalzahlungen gekauft, sondern<br />
können in monatlichen Raten finanziert werden – und sind dabei<br />
durch eine steuerlich vorteilhafte Gehaltsumwandlung auch noch<br />
preiswerter als bei einem Direktkauf.<br />
Als WGKD kennen wir die täglichen Sorgen der Kirchen und<br />
ihrer Wohlfahrtseinrichtungen und versuchen mit passenden<br />
Lösungen <strong>für</strong> die Herausforderungen unsere Nutzer zu unterstützen.<br />
Firmenrad-Leasing ist <strong>für</strong> uns auch deshalb so interessant, weil<br />
es <strong>einen</strong> guten Einstieg in eine nachhaltige Mobilität darstellt. Beim<br />
Screening der Anbieter haben wir Belovelo als idealen Partner identifiziert.<br />
Belovelo beherrscht alle Prozesse des Firmenrad-Leasing<br />
und unterstützt interessierte Einrichtungen mit einem Rundum-Sorglos-Paket<br />
<strong>für</strong> die Personalabteilungen. Hier gibt es keine<br />
versteckten Kosten, keine Überraschungen <strong>für</strong> Mitarbeiter*innen,<br />
die sich <strong>für</strong> das Leasing entscheiden. Und zudem gibt es <strong>für</strong> alle<br />
WGKD-Kunden attraktive Sonderkonditionen.<br />
Steigern Sie also die Attraktivität Ihrer Einrichtung als Arbeitgeber<br />
<strong>für</strong> Mitarbeiter*innen und neues Personal. Damit sichern<br />
Sie sich <strong>einen</strong> Vorsprung bei der Personalrekrutierung. Bei Fragen<br />
helfen wir gerne. Sprechen Sie uns an.<br />
Autor<br />
Falko Meyer<br />
Geschäftsführer WGKD<br />
www.wgkd.de<br />
42 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 42 21.04.24 19:28
In eigener Sache<br />
Procurement Pioneer - der Podcast zum <strong>Magazin</strong><br />
In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer wichtiger werden, erweitert die Redaktion<br />
des <strong>Magazin</strong>s <strong>für</strong> nachhaltige Beschaffung seine digitale Reichweitet. Seit Anfang des Jahres ergänzt ein<br />
monatlicher Podcast namens “Procurement Pioneer” die Berichterstattung des <strong>Magazin</strong>s. Wir befassen uns<br />
mit den aktuellen Themen der Beschaffung. Der inhaltliche Schwerpunkt des Podcast liegt auf den Themen<br />
Klimawandel, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Widerstandsfähigkeit und Menschenrechte in der Lieferkette.<br />
Der Podcast bietet den Hörern <strong>einen</strong> einzigartigen Einblick in die Welt der <strong>nachhaltigen</strong> Beschaffung<br />
und präsentiert Pofis des <strong>Einkauf</strong>s, die über ihre tägliche Arbeit und Innovationen in ihrem Arbeitsgebiet<br />
berichten.<br />
Ein Beitrag von Thomas Heine<br />
Warum ein Podcast heute wichtig ist<br />
Podcasts haben sich in den letzten Jahren zu einem beliebten<br />
und einflussreichen Medium entwickelt. Sie bieten Zuhörern die<br />
Möglichkeit, sich auf unterhaltsame und informative Weise mit<br />
Themen auseinanderzusetzen, die sie interessieren. Im Bereich der<br />
<strong>nachhaltigen</strong> Beschaffung ist ein Podcast besonders wertvoll, da<br />
er komplexe Themen verständlich und lebendig vermitteln kann.<br />
Durch die persönlichen Gespräche mit Experten können die Hörer<br />
<strong>einen</strong> authentischen Einblick in die Branche gewinnen und von<br />
deren Erfahrungen profitieren.<br />
Vorteile <strong>für</strong> die Hörer des Podcasts<br />
Der Podcast “Procurement Pioneer” bietet den Hörern zahlreiche<br />
Vorteile. Zum <strong>einen</strong> können sie sich bequem von überall aus über die<br />
neuesten Entwicklungen in der <strong>nachhaltigen</strong> Beschaffung informieren.<br />
Egal ob unterwegs, beim Sport oder in den eigenen vier Wänden<br />
- der Podcast ist jederzeit abrufbar. Zum anderen erhalten die Hörer<br />
exklusive Einblicke in die Arbeit von Vorreitern in diesem Bereich.<br />
Die Interviews mit den Gästen ermöglichen es, deren Motivation,<br />
Herausforderungen und Lösungsansätze kennenzulernen und daraus<br />
selbst Inspiration zu schöpfen.<br />
Podcast als ideale Ergänzung zum <strong>Magazin</strong><br />
Der Podcast “Procurement Pioneer” ist die perfekte Ergänzung<br />
zum digitalen <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> nachhaltige Beschaffung. Während das<br />
<strong>Magazin</strong> die Leser mit ausführlichen Artikeln, Hintergrundinformationen<br />
und Analysen versorgt, bietet der Podcast eine persönlichere<br />
und interaktivere Plattform. Die Hörer können die Protagonisten<br />
direkt erleben, ihre Stimmen hören und so <strong>einen</strong> authentischeren<br />
Eindruck von ihrer Arbeit gewinnen. Gemeinsam schaffen <strong>Magazin</strong><br />
und Podcast ein umfassendes Angebot, das Interessierte umfassend<br />
über Trends, Herausforderungen und Lösungen in der <strong>nachhaltigen</strong><br />
Beschaffung informiert.<br />
Mit dem neuen Podcast “Procurement Pioneer” geht das <strong>Magazin</strong><br />
<strong>für</strong> nachhaltige Beschaffung <strong>einen</strong> mutigen Schritt in die digitale<br />
Zukunft. Im Gespräch mit Profis des <strong>Einkauf</strong>s, die <strong>einen</strong> Einblick in<br />
die tägliche Arbeit und deren Innovationen geben, bietet der Podcast<br />
den Hörern wertvolle Impulse zum Weiterdenken.<br />
Insgesamt bietet ein Podcast wie “Procurement Pioneer” die<br />
Möglichkeit, das Interesse an nachhaltiger Beschaffung auf vielfältige<br />
Art und Weise zu wecken und zu vertiefen. Durch die persönlichen<br />
Einblicke, verständliche Aufbereitung und bequeme Verfügbarkeit<br />
kann er dazu beitragen, dass sich mehr Menschen mit diesem wichtigen<br />
Thema auseinandersetzen.<br />
Mehr Informationen:<br />
Podcast: “Procuremen Pioneer:<br />
https: /nachhaltige-beschaffung.com/podcast.html<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
43<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 43 21.04.24 19:28
Nachhaltige Mobilität<br />
Netzwerksprojekt „Mobilität & Kirche“<br />
Drei Jahre lang arbeiteten Mitarbeitende aus 13 evangelischen Landeskirchen und katholischen Diözesen<br />
gemeinsam <strong>für</strong> eine nachhaltige kirchliche Mobilität. <strong>Das</strong> Thema bleibt weiterhin relevant <strong>für</strong> den<br />
Klimaschutz und die angestrebte Treibhausgasneutralität. Die Förderung <strong>für</strong> Netzwerksprojekt „Mobilität &<br />
Kirche“ endet, die <strong>ökumenische</strong> Zusammenarbeit zur kirchlichen Mobilität wird fortgeführt.<br />
<strong>Das</strong> Abschlusstreffen Ende 2023 in Berlin brachte alle Beteiligten<br />
des Netzwerks „Mobilität & Kirche“ noch einmal persönlich<br />
zusammen. Als Impulsgeber waren Prof. Dr. Andreas Knie, Leiter<br />
der Forschungsgruppe Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung<br />
am Wissenschaftszentrum Berlin <strong>für</strong> Sozialforschung,<br />
und Dominik Fette, Sprecher <strong>für</strong> klima- und sozialverträgliche<br />
Mobilität des Verkehrsclub Deutschland (VCD), eingeladen. Beide<br />
appellierten, auch nach dem geförderten Projekt nicht nachzulassen<br />
mit dem Bemühen <strong>für</strong> ein nachhaltige kirchliche Mobilität. In der<br />
Debatte um eine soziale und ökologische Mobilitätswende können<br />
Kirchen eine wichtige Rolle einnehmen.<br />
Drei Jahre lang war die Zusammenarbeit der Netzwerkpartner*innen<br />
durch die Nationale Klimaschutzinitiative gefördert worden. Die<br />
meisten der zwölf Netzwerktreffen fanden klimafreundlich als Videokonferenzen<br />
statt. Bei den Treffen stand das gemeinsame Lernen<br />
von externen Fachreferent*innen und der Austausch über die konkrete<br />
Umsetzung im kirchlichen Kontext im Vordergrund. Parallel<br />
dazu wurden die beteiligten Kirchen von Expert*innen zu aktuellen<br />
individuellen mobilitätsspezifischen Fragestellungen beraten.<br />
Die Themen reichten hierbei von der Mobilitätsanalyse kirchlicher<br />
Standorte, über digitale Tools zur Erfassung von Dienstfahrten bis<br />
hin zur juristischen Beratung <strong>für</strong> die Installation von Ladestationen<br />
<strong>für</strong> Elektroautos. Von den Beratungsergebnissen profitierten durch<br />
die strukturierte Zusammenarbeit alle Netzwerkteilnehmenden. Die<br />
Netzwerkakteure verabredeten sich in Berlin bereits <strong>für</strong> ein Folgetreffen,<br />
die Zusammenarbeit wird auch nach der geförderten Phase auf<br />
informeller Ebene fortgeführt.<br />
„Wir haben zahlreiche Potenziale und Maßnahmen <strong>für</strong> eine<br />
nachhaltige Veränderungen der kirchlichen Mobilität identifiziert.<br />
Mobilität ist eine der größten Ursachen von Treibhausgasemissionen<br />
und bietet gleichzeitig große Einsparungspotenziale <strong>für</strong> die Kirchen<br />
wie auch <strong>für</strong> die Gesellschaft insgesamt. Es ist von entscheidender<br />
Bedeutung, dass ein größeres Bewusstsein <strong>für</strong> eine nachhaltigere Art<br />
der Bewegung und des Transports von Menschen und Gütern geschaffen<br />
wird.“ so Dr. Oliver Foltin, der das Netzwerk administrativ<br />
begleitet hat.<br />
Zum Abschluss wurden aus dem Netzwerk „Mobilität &<br />
Kirche“ heraus Handlungsempfehlungen zur <strong>nachhaltigen</strong><br />
Mobilität <strong>für</strong> Landeskirchen und Diözesen verfasst, die die notwendigen<br />
und anstehenden Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung und<br />
Verkehrsverlagerung, zur Verkehrsoptimierung und zur Elektrifizierung<br />
der Mobilität aber auch organisatorische und strukturelle<br />
Maßnahmen und Kommunikationsmaßnahmen umfassen und<br />
möglichst eine baldige Umsetzung erfahren.<br />
Es wurden Handlungsempfehlungen verabschiedet.<br />
44 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 44 21.04.24 19:28
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
45<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 45 21.04.24 19:28
Aus nationalen Kompetenzstellen der Beschaffung<br />
Digitalisierung und nachhaltige Beschaffung<br />
„Digitalisierung“, ein Schlagwort das im Zusammenhang mit der Vergabe öffentlicher Aufträge<br />
vermehrt auftaucht und darauf hoffen lässt, dass Beschaffende Ihre Aufgaben zukünftig einfacher<br />
und besser durchführen können.<br />
Ein Beitrag von Ralf Grosse<br />
Dabei sind aber nicht nur die zugrundeliegenden Prozesse Ziel<br />
einer möglichen Verbesserung, sondern auch die gezielte Aufnahme<br />
unterschiedlicher Anforderungen an das Produkt oder die Dienstleistung<br />
und diese erfolgreich in die Ausschreibung mit einzubinden.<br />
Dies gilt auch <strong>für</strong> die Aspekte der Nachhaltigkeit und betrifft<br />
damit die unterschiedlichen Aspekte der ökologischen, sozialen und<br />
ökonomischen Dimensionen. Eine Berücksichtigung dieser <strong>nachhaltigen</strong><br />
Anforderungen kann bereits in der der Vergabe vorgelagerten<br />
Entscheidungsprozesse, beispielhaft in einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung,<br />
erfolgen und im weiteren Verlauf des Vergabeprozesses<br />
konkretisiert werden.<br />
Der Bund hat zum Beispiel dieses Vorgehen in Bezug zu<br />
Erkenntnissen der Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen in der Allgem<strong>einen</strong><br />
Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klimafreundlicher<br />
Leistungen (AVV Klima) in § 2 „Prüf- und Berücksichtigungspflichten<br />
vor Einleitung des Vergabeverfahrens“ <strong>für</strong> die Bundesverwaltung<br />
berücksichtigt.<br />
Vorstellbar ist, dass eine Aufnahme dieser Anforderungen<br />
in eine digitale Komponente des Vergabeprozesses, z.B. in die<br />
Bedarfsanforderung, die Mitarbeitenden in den Vergabestellen entlasten<br />
kann. Weiterführend kann die Möglichkeit bestehen, unter<br />
der Nutzung nachfolgender Automatisierungsprozesse entsprechende<br />
Nachhaltigkeitskriterien zu erkennen und diese selbstständig in<br />
die Vergabeunterlagen aufzunehmen. Unbeantwortet bleibt die<br />
Frage, ob entsprechende Systeme vor der Ausschreibung bereits den<br />
Markt, ggf. unter Nutzung Künstlicher Intelligenz, auf die Anforderungen<br />
hin abprüfen können und damit auch die Erfolgschancen der<br />
Ausschreibung im Vorhinein zu bewerten, oder die entsprechenden<br />
Anforderungen zielgenau anpassen zu können.<br />
Auch eine automatisierte Bewertung der geforderten Nachhaltigkeitskriterien<br />
in den Angeboten kann die Vergabestellen bei der<br />
Zuschlagsentscheidung unterstützen. Letztendlich sind damit auch<br />
die eigenen Bemühungen im Nachhaltigkeitssektor darstellbar, somit<br />
auch beeinflussbar.<br />
Ist dies heute bereits möglich? In Teilen kann dies bejaht werden,<br />
nachhaltige Vorgaben <strong>für</strong> Standardleistungen können heutzutage<br />
bereits in Vergabesystemen abgebildet werden, ähnlich den<br />
Anforderungen aus technischen Lieferbedingungen oder Normen<br />
zu bestimmten Produktbereichen. Eine automatisierte Bewertung<br />
der Angebote ist auch heute schon begrenzt möglich. Beispielhaft<br />
könnten hier<strong>für</strong> Ausschreibungen unter Berücksichtigung einer<br />
Lebenszykluskostenberechnung und die Anwendung eines entsprechenden<br />
Tools sein.<br />
In der weiteren zeitlichen Betrachtung ist auch der vermehrte<br />
Einsatz der Künstlichen Intelligenz zur Einbindung nachhaltiger<br />
Aspekte in Ausschreibungen der öffentlichen Hand zu berücksichtigen.<br />
So stellt der „OECD Beschäftigungsausblick 2023: Künstliche<br />
Intelligenz und der Arbeitsmarkt“ in einer Zusammenfassung dar:<br />
„KI scheint sich in mehrfacher Hinsicht von früheren Veränderungen<br />
auf dem Gebiet der digitalen Technologien zu unterscheiden:<br />
46 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 46 21.04.24 19:28
Grafik: KNB<br />
1. Sie erweitert das Spektrum der automatisierbaren Aufgaben<br />
deutlich über den Bereich der routinemäßigen nichtkognitiven<br />
Tätigkeiten hinaus,<br />
2. KI ist eine Universaltechnologie, was bedeutet, dass fast jeder<br />
Sektor und Beruf davon betroffen sein wird, und<br />
3. das Tempo der Entwicklung ist beispiellos.“<br />
Quelle: https://www.oecd-ilibrary.org/sites/0a37fd48-de/<br />
index.html?itemId=/content/component/0a37fd48-de<br />
Die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz auch in<br />
anderen Bereichen (z.B. im Bereich der Entwicklung von Arzneimitteln)<br />
1 deutet darauf hin, dass deren Einsatz Einfluss auch im Bereich<br />
der <strong>nachhaltigen</strong> Beschaffung haben kann.<br />
Weitere Informationen<br />
Über unsere Webseite www.nachhaltige-beschaffung.<br />
info finden Sie darüber hinaus noch weitere<br />
Informationen zum Thema nachhaltige öffentliche<br />
Beschaffung.<br />
Kompetenzstelle <strong>für</strong> Nachhaltige Beschaffung (KNB)<br />
Hotline: +49 (0)22899 610-2345<br />
Email: nachhaltigkeit@bescha.bund.de<br />
Quellen<br />
OECD Beschäftigungsausblick 2023 :<br />
https: /www.oecd-ilibrary.org/sites/0a37fd48-de/index.<br />
html?itemId=/content/component/0a37fd48-de<br />
Studie: KI beschleunigt Arzneimittel-Entwicklung und<br />
personalisierte Medizin<br />
https: /www.heise.de/news/Studie-KI-beschleunigt-<br />
Arzneimittel-Entwicklung-und-personalisierte-<br />
Medizin-9650800.html<br />
Autor<br />
Ralf Grosse<br />
Kompetenzstelle <strong>für</strong> Nachhaltige<br />
Beschaffung (KNB)<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
47<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 47 21.04.24 19:28
Nachhaltige Verpackungen<br />
Lebensmittelsicherheit steht an oberster Stelle<br />
Die ENFIT-Arbeitsgruppe „Wiederverwendbare Verpackungen“ will in regelmäßigen, fachübergreifenden<br />
Meetings alle Aspekte der gesamten Lieferkette von Lebensmittelverpackungen nachgehen. Bei Mehrweg<br />
nur den Austausch zwischen Restaurant und Gast zu betrachten, reiche bei Weitem nicht.<br />
Ein Beitrag von Hans-Dieter Philipowski<br />
Seit mehr als einem Jahr gilt in Deutschland die Mehrwegangebotspflicht<br />
<strong>für</strong> Speisen oder Getränke zum Mitnehmen. Alle,<br />
die bisher Einwegverpackungen genutzt haben, müssen ihre Speisen<br />
und Getränke auch in Mehrwegverpackungen anbieten, ihre<br />
Kunden und Gäste auf diese Möglichkeit hinweisen.<br />
Doch wie diese Letztvertreiber die Mehrweglösung umsetzen,<br />
ist ihnen weitestgehend selbst überlassen. Einige arbeiten mit<br />
Anbietern von Mehrwegsystemen zusammen wie Recup, Relevo,<br />
Vytal, Interzero, cup&more oder Sykell. Diese stellen Mehrwegverpackungen<br />
zur Verfügung, organisieren Rücknahme, Reinigung bis<br />
hin zur Rücklieferung an die Letztvertreiber. Doch ist dies nur ein<br />
kleiner, überschaubarer Kreislauf zwischen den gleichen Partnern.<br />
Er verlangt Konsumenten zudem ab, die Verpackungen genau dort<br />
zurückzugeben, wo sie sie erhalten haben.<br />
Um Mehrweg <strong>für</strong> Konsumenten aber attraktiv zu machen, sollte<br />
die Rückgabe an jedem Rückgabeort erfolgen können. Stichwort<br />
„Return anywhere“. In der Praxis bedeutet das, dass ein McDonald’s<br />
Kaffeebecher in einem anderen Restaurant oder einem Rückgabeautomaten<br />
irgendwo im öffentlichen Raum zurückgegeben werden<br />
kann. Damit wird der Kreislauf höchst komplex, wirft viele Fragen<br />
auf und kann zu Problemen führen. Die Beteiligten können und<br />
werden dann ständig wechselnde Partner sein. Ein solches System<br />
funktioniert aus Sicht der Lebensmittelsicherheit, Hygiene und Food<br />
Defense nur, wenn alle Stakeholder nach den gleichen verbindlichen<br />
Standards arbeiten. Food Defense steht <strong>für</strong> Schutz vor Kontamination,<br />
Manipulation und Sabotage.<br />
Gestartet ist die ENFIT-Arbeitsgruppe <strong>für</strong> Lebensmittelsicherheit,<br />
Hygiene, Food Defense und mehr <strong>für</strong> wiederverwendbare<br />
Verpackungen im Mai 2023. Ihr Ziel ist eine verbindliche Guideline<br />
<strong>für</strong> alle.<br />
Bereiche der Kreislaufführung zu erarbeiten Vorschriften <strong>für</strong><br />
Lebensmittelsicherheit, Hygiene und Food Defense gelten <strong>für</strong> die<br />
Hersteller der Verpackungen (Verpackungs-Konformität) und<br />
beinhalten ihre Prüfung und Kategorisierung auf ihre Kreislaufeignung.<br />
<strong>Das</strong> gleiche gilt <strong>für</strong> den Letztvertreiber. Hinzukommen aber<br />
beim anbieterübergreifenden Sammeln alle, die die gebrauchten<br />
Behälter einsammeln, sie spülen, die das gereinigte Geschirr sortieren<br />
und nach Anbietern sortiert wieder neu verpacken. Dabei<br />
kommen wiederum Behälter zum Einsatz, die ebenfalls hygienisch<br />
einwandfrei gereinigt und gehandhabt werden müssen. Eine lange<br />
Verpackungskette inklusiven Transportfahrzeugen und deren Nutzern.<br />
Die Mehrwegbehälter gehen durch so viele Orte und Hände.<br />
<strong>Das</strong> kann kein Gastronom als Letztvertreiber überschauen oder gar<br />
überprüfen.<br />
Denken Sie zusätzlich an die Vorschriften zu Halal und koscherem<br />
Essen! Sind diese Ernährungsformen nicht mit abgedeckt,<br />
können ganz praktisch einzelne Restaurants der muslimischen und<br />
jüdischen Community nicht an einem übergreifenden Kreislaufsystem<br />
teilnehmen. Verantwortlich ist laut Gesetz am Ende der Kette<br />
jedoch der Letztvertreiber. Und natürlich ist die Digitalisierung ein<br />
wichtiges weiteres Thema in der Arbeitsgruppe.<br />
48 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 48 21.04.24 19:28
Foto: Dipl.-Ing. Hans-Dieter Philipowski<br />
Mit mittlerweile über dreißig Teilnehmern wollen wir alle<br />
Aspekte berücksichtigen, eruieren, welche Vorschriften bereits<br />
existieren, wie sie sich überschneiden und wo noch Regelungen und<br />
definierte Prozesse fehlen. Am Ende soll eine Checkliste stehen, die<br />
Letztvertreibern und allen anderen im Kreislaufsystem Sicherheit<br />
geben soll: Was muss ich als Betreiber eines Restaurants beachten?<br />
Was kann ich beeinflussen? Wie kann ich prüfen, ob mein Spüldienstleister<br />
hygienisch einwandfreie Becher und Bowls bei mir<br />
abliefert, ob der Laderaum des Lieferanten hygienisch ist und den<br />
<strong>für</strong> mich gelten Vorschriften entspricht? Wir haben über 100 Regeln<br />
und Vorschriften analysiert und wollen sie leicht und verständlich<br />
<strong>für</strong> den normalen Anwender machen.<br />
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe sind Hersteller und in<br />
Verkehrbringer wiederverwendbarer Verpackungen, von Spülmaschinen<br />
und Reinigungsmitteln sowie Systembetreiber und<br />
Spüldienstleister. Außerdem Hersteller von Sekundärverpackungen,<br />
also etwa Behältern, um Spülgut wieder in Umlauf zu bringen, und<br />
automatisierten Inspektionssystemen sowie von Rücknahmeautomaten.<br />
Vertreten sind zudem Experten <strong>für</strong> Lebensmittelsicherheit,<br />
des Fraunhofer Instituts, der Kühne Logistik Universität sowie der<br />
RTG-ReUse To Go Initiative. Als internationale Vereinigung bringt<br />
ENFIT Expertise und umfangreiche Erfahrungen zur Erarbeitung<br />
internationaler Standards mit ein.<br />
Einige Mitglieder der Arbeitsgruppe bringen jahrelange<br />
Erfahrung darin mit, praxisorientiert internationale Guidelines<br />
zu erarbeiten. ENFIT als Siegelgeber hat vor Jahren die erste<br />
Guideline <strong>für</strong> den internationalen Transport von Rohstoffen in<br />
Transportbehältern erarbeitet. Die definierten Anforderungen an<br />
Lebensmittelsicherheit, Hygiene und Food Defense setzen heute<br />
<strong>einen</strong> internationalen Standard.<br />
In der Lebensmittelindustrie stand schon immer das Ergebnis<br />
im Vordergrund und nicht der Prozess. In der EU-Verordnung 178-<br />
2002 ist die Verantwortung der Lebensmittelunternehmer eindeutig<br />
geregelt. Diese tragen eine weitreichende Verantwortung. Leider<br />
gibt es hier in der Gesetzgebung eine gewisse Verantwortungslücke.<br />
Nicht der Spüldienstleister ist nach dem Gesetz verantwortlich <strong>für</strong><br />
die Sauberkeit und Hygiene der Verpackungen, sondern der Letztvertreiber,<br />
der <strong>einen</strong> Spüldienstleister nutzt.<br />
Besonders diese Lücke bearbeitet die ENFIT Arbeitsgruppe. Wir<br />
wollen sicherstellen, dass nicht nur der Lebensmittelunternehmen/<br />
Letztvertreiber weiß, welche Verantwortung er trägt und wie er die<br />
Sicherheit herstellt. Auch die Spüldienstleister sollen nach definierten<br />
ENFIT-Standards arbeiten können.<br />
Wir wollen eine verbindliche Guideline schaffen, die die<br />
Verantwortlichkeit und die Umsetzung <strong>für</strong> jeden der beteiligten<br />
Stakeholder eindeutig beschreibt: Verpackungshersteller,<br />
Letztvertreiber, Automatenhersteller, Transportunternehmen,<br />
Systemanbieter, Spüldienstleister, Auditoren und andere. Einigkeit<br />
herrscht darüber, dass die Kreislaufführung erheblich komplexer ist,<br />
als es sich die meisten gedacht haben und dass hier noch viel zu erarbeiten<br />
ist. Deshalb wünschen wir uns auch weitere Mitstreiter etwa<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
49<br />
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ENFIT<br />
Der internationale Verband ENFIT e.V. Supply Chain Safety<br />
vertritt die Interessen seiner internationalen Mitglieder und<br />
Kooperationspartner, steht im Austausch mit nationalen und<br />
internationalen Organisationen und Gremien.<br />
Hierzu zählen u.a.: Europäische Kommission, BfR-Bundesinstitut<br />
<strong>für</strong> Risikobewertung, Lebensmittelkontrolle, WHO,<br />
FDA-Food and Drug Administration der USA, Lebensmittelsicherheit<br />
und Verbraucherschutz, Zusammenarbeit mit jüdischen<br />
Rabbinaten zur Umsetzung der spezifischen Koscher-Anforderungen<br />
und den Halal Organisationen zur Umsetzung der<br />
spezifischen Halal-Anforderungen beim Transport und der Reinigung<br />
von Transportbehältern, Chemie- und Logistikverbände,<br />
ADR-Gremien <strong>für</strong> den sicheren Transport von Gefahrgut und<br />
viele andere.<br />
ENFIT ist Siegelgeber und bildet auch Auditoren aus.<br />
Die Webseite www.enfit.eu und www.enfit-mehrweg.eu<br />
bietet neben Informationen Gesetztestexte und Vorschriften zum<br />
PDF-Download.<br />
Foto: depositphotos<br />
Arbeitskreis<br />
„Wiederverwendbare Verpackungen“<br />
von Mehrwegsystemanbietern, die – nicht als Einzige – die<br />
Tragweite eines umfassenden Kreislaufs noch nicht erkannt haben<br />
könnten.<br />
Wir haben bereits jetzt die ersten Spüldienstleister nach dem<br />
ENFIT HQF (High-Quality-Food) Standard, mit ENFIT-Gütesiegel,<br />
zertifiziert. Wiederverwendbare Verpackungen sollen in drei<br />
Kreislaufkategorien eingeordnet werden: sehr gut, gut und weniger<br />
gut <strong>für</strong> den Kreislauf geeignet. Danach wird sich die jeweilige Kreislaufumlage<br />
richten, aus der die Kosten <strong>für</strong> Transport, Sortierung und<br />
Reinigung finanziert werden.<br />
Parallel entwickeln wir ein digitales und standardisiertes Ausbildungsprogramm<br />
<strong>für</strong> die beteiligten Stakeholder. Jeder soll Gewissheit<br />
haben über seine Verantwortung und vorhandene Lösungen. Mehrweg<br />
muss <strong>für</strong> alle Beteiligten einfach und sicher sein. Nur dann wird<br />
es vom Konsumenten gerne angenommen.<br />
• Hersteller und in Verkehrbringer: Cup&more,<br />
DishCircle, IQ-Pak, Sykell-Einfach Mehrweg,<br />
circolution, Pfabo, Dotch, Paccon<br />
• Spülmaschinen-Hersteller: Hobart, Meiko<br />
• Reinigungsmittel-Hersteller: Büfa, Remsgold<br />
• Systembetreiber/Spüldienstleister: cup&more,<br />
WastoPAC, DMT-Geschirr, Interzero Pooling Cycle,<br />
WBG-Pooling, Eternity Systems<br />
• Hersteller von Sekundärverpackungen: UTZ-Group<br />
und Beku-Plast<br />
• Hersteller automatisierter Inspektionssysteme:<br />
miho-inspektionssysteme<br />
• Rücknahmeautomaten-Hersteller: Tomra, Sielaff<br />
• Lebensmittelsicherheits-Experten:<br />
Delphi-Lebensmittelsicherheit, CS-Food Safety<br />
• Vertreter von: Fraunhofer Institut, Kühne Logistik<br />
Universität, RTG-ReUse To Go Initiative.<br />
Autor<br />
Hans-Dieter Philipowski<br />
Präsident<br />
ENFIT e.V. International Association<br />
Supply Chain Safety<br />
50 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 50 21.04.24 19:28
“<strong>Kleine</strong> Kniffe” der nachhaltgen Beschaffung<br />
Vermeidung von greenwash und bluewash im IT <strong>Einkauf</strong><br />
Greenwashing und Bluewashing - die Verwendung unzutreffender oder übertriebener<br />
ökologischer oder sozialer Behauptungen – als Einkäufer ungeprüft zu übernehmen, beinhaltetet<br />
ein Risiko. Nachhaltigkeitsangaben, von unabhängiger Seite mit Fachwissen und umfangreiche<br />
Ressourcen überprüft, sind eine Lösung. Ein Umweltzeichen oder eine Zertifizierung kann eine<br />
große Hilfe sein, aber nur, wenn sie glaubwürdig ist. Natürlich sind TCO Certified Kriterien<br />
transparent und kostenlos zugänglich.<br />
Ein Beitrag von Martin Eichenseder<br />
Unabhängige Nachweise helfen Ihnen, falsche<br />
Ansprüche zu vermeiden<br />
Selbst die strengsten Nachhaltigkeitskriterien sind wirkungslos,<br />
wenn kein System zur unabhängigen Überprüfung und Überwachung<br />
der Fortschritte, und das über eine Zeitachse von vielen Jahren,<br />
im Bereich der Nachhaltigkeit vorhanden ist. Für Einkäufer ist es<br />
extrem schwierig, an unabhängig geprüfte Produktinformationen zu<br />
gelangen. Daher sind viele gezwungen, sich auf Selbsterklärungen<br />
der Industrie und ungeprüfte Produktaussagen zu verlassen, was zu<br />
einem hohen Risiko von Greenwashing und Bluewashing führt.<br />
Tests und Audits erfordern große Ressourcen<br />
Nachhaltigkeitsansprüche müssen nachgewiesen werden. Vor,<br />
während und nach dem Kauf. Dies ist eine äußerst zeitaufwändige<br />
Arbeit, die ein hohes Maß an Fachwissen erfordert. Die Angabe<br />
eines Nachhaltigkeitssiegels, das Tests und Audits beinhaltet und von<br />
unabhängigen Experten durchgeführt wird, reduziert die Kosten<br />
und Ressourcen, die von der beschaffenden Organisation verlangt<br />
werden. Sprechen sie mit Beschaffern, die versucht haben, erst zum<br />
Zeitpunkt der Beschaffung, gefundene Problem zu lösen. Oder überhaupt<br />
die verantwortliche Fabrik zu identifizieren.<br />
Die Industrie in die Pflicht nehmen und<br />
motivieren<br />
Bei TCO Certified wird die Einhaltung aller Kriterien von<br />
akkreditierten Experten unabhängig überprüft. Seit 12 Jahren wird<br />
kontinuierlich auditiert, monitored, Schwachstellen aufgedeckt<br />
und die Behebung überprüft. Gleichzeitig wird dieser Aufwand der<br />
Fabriken belohnt, kontinuierlich, nicht nur <strong>für</strong> eine Bestellung, sondern<br />
global durch ein globales Siegel. Und natürlich gibt es, wie im<br />
Steuersystem, wie bei der Straßenverkehrsordung und überall klar<br />
definierte Sanktionen, die auch ohne wenn und aber durchgesetzt<br />
werden. Diese systematische Arbeitsweise bedeutet, dass Sie sich<br />
darauf verlassen können, dass die zertifizierten Produkte, die Sie<br />
kaufen, eine nachhaltigere Wahl auf höchstem Niveau sind.<br />
Autor:<br />
Martin Eichenseder<br />
Ambassador<br />
TCO Certified<br />
martin.eichenseder@<br />
tcodevelopment.com<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
51<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 51 21.04.24 19:28
Solarenergie<br />
13 Jahre Kita-PV: Eine Erfolgsgeschichte<br />
Wenn die Mischung stimmt, passieren Dinge manchmal ganz schnell. So wie 2010 in<br />
Rothenkirchen, einem Ortsteil von Steinberg im sächsischen Vogtlandkreis. Der Bürgermeister<br />
der knapp 3.000 Einwohner zählenden Gemeinde war Elektromeister mit viel Photovoltaik-<br />
Erfahrung. Er initiierte den Bau einer Photovoltaikanlage auf der Kindertagesstätte. 2010 ging sie<br />
ans Netz und verschafft der Gemeinde seitdem Einnahmen aus Einspeisevergütungen, die in die<br />
Kinderkrippe und den Kindergarten reinvestiert werden – Energie <strong>für</strong> die Zukunft der Gemeinde.<br />
Ein Beitrag von Manfred Gorgus<br />
Sonnenstrom ermöglicht Investitionen in<br />
Ausstattung und Unterhalt<br />
Vor 13 Jahren wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters<br />
auf dem Dach der Kindertagesstätte Rothenkirchen eine<br />
25-KilowattPeak-Photovoltaikanlage installiert. Damals wurde<br />
sie als klassische Einspeiseanlage konzipiert, die ihre Erzeugung<br />
vollständig in das öffentliche Netz einspeist. Bei rund 40 Cent Einspeisevergütung<br />
generiert die Anlage attraktive Einnahmen, die<br />
die Gemeinde in Ausstattung und Unterhalt der Kita investiert. So<br />
konnte dieses Jahr mit Hilfe der PV-Gewinne und Fördermitteln<br />
zusätzlich ein Spielgerät im Wert von 12.000 Euro <strong>für</strong> den Außenbereich<br />
angeschafft werden.<br />
In sieben Jahren läuft die Förderung der Kita-PV aus. Danach soll<br />
die Anlage auf Eigenverbrauch umgestellt werden. Künftig könnte<br />
dann ein Stromspeicher angeschafft werden, der die Überkapazitäten<br />
des Tages <strong>für</strong> die sonnenarmen Morgenstunden des Folgetages<br />
zurückhält. Die 25 Kilowatt Peak der Anlage reichen locker, um den<br />
Jahresstrombedarf von Krippe und Kindergarten zu decken.<br />
Wechselrichter als Retter<br />
Die Umwandlung des Photovoltaik-Gleichstroms in Wechselstrom<br />
übernehmen nun drei Wechselrichter, einer <strong>für</strong> jede<br />
Ausrichtung der drei Dachflächen, nämlich Süd, Südost und Ost. Mit<br />
diesem liefert die Kita-PV wieder volle Leistung – im Schnitt 22.000<br />
bis 23.000 Kilowattstunden pro Jahr.<br />
„Die Einnahmen aus der Photovoltaik sind <strong>für</strong> eine kleine<br />
Gemeinde wie unsere viel Geld. Umso mehr freuen wir uns, dass wir<br />
heute von der Weitsicht unseres Altbürgermeisters und des Gemeinderates<br />
profitieren“, kommentiert Beatrice Küttner die Initiative zur<br />
Kita-PV.<br />
Aber auch der derzeitige Bürgermeister setzt <strong>für</strong> die Zukunft<br />
auf erneuerbare Energien. So soll auch auf dem Schulgebäude eine<br />
Photovoltaikanlage <strong>für</strong> den Eigenverbrauch installiert werden. Und<br />
falls der Strom aus der bestehenden Kita-PV <strong>für</strong> die Liegenschaft<br />
doch nicht ausreichen sollte oder der Stromverbrauch in Nachbargebäuden<br />
vom Gesetzgeber einfacher gestaltet wird, bietet das<br />
Kindergartendach Platz <strong>für</strong> zusätzliche PV-Module.<br />
Zahlen und Fakten<br />
• 25,2-kWp-Photovoltaikanlage, aufgeteilt in drei Anlagenteile<br />
mit drei Ausrichtungen: Süd, Südost, Ost<br />
• Drei KOSTAL Wechselrichter PLENTICORE plus (<strong>für</strong> jede<br />
Ausrichtung <strong>einen</strong>). 2010 war das Standard. Heute könnten<br />
weniger Geräte mit mehreren MPP-Trackern eingesetzt<br />
werden.<br />
Ideal <strong>für</strong> Eigenverbrauch:<br />
PV-Ausrichtung von Ost nach Süd<br />
Der Krippen-Anbau umschließt das ältere Gebäude, in dem der<br />
Kindergarten untergebracht ist, an drei Seiten (Süd, Südost, Ost).<br />
52 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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Foto: depositphotos<br />
Damit hat die aus drei Teilen bestehende, dachparallel verteilte<br />
Anlage eine <strong>für</strong> den Eigenverbrauch ideale Ausrichtung: Der östliche<br />
Teil liefert schon am frühen Morgen Sonnenenergie. Dann übernimmt<br />
der Südostteil und schließlich die Südseite, die bis zum späten<br />
Nachmittag Strom liefert, wenn die Einrichtung schließt.<br />
„Der Eigenverbrauch ist aber erst nach Auslaufen der Förderung<br />
ein Thema“, sagt Dipl.-Ing. Beatrice Küttner. Die Bauingenieurin<br />
ist die verantwortliche Liegenschaftsverwalterin in Steinberg und<br />
<strong>für</strong> die Betreuung der Photovoltaikanlage zuständig. „Der Altbürgermeister,<br />
der die Anlage 2010 initiierte, war Elektromeister und<br />
Vorsitzender der Elektroinnung. Er hatte schon damals viel Erfahrung<br />
mit Photovoltaikanlagen und hat der Gemeinde mit der Anlage<br />
wirklich Gutes getan“, sagt Küttner.<br />
<strong>Das</strong> fachlich geübte Auge erkennt beim ersten Blick auf die<br />
Anlage, dass nicht nur die vorhandenen Flächen optimal genutzt<br />
wurden, sondern dass auch alle Abstände zum Dachrand stimmen.<br />
Die Module wurden auf dem 10 Grad geneigten Dach dachparallel<br />
verlegt. <strong>Das</strong> mag die Leistung der Anlage etwas schmälern, ist aber<br />
eine sichere und damit nachhaltige Installation, sodass die Anlage<br />
über viele Jahrzehnte betrieben werden kann.<br />
Waschmaschine, Beleuchtung, Digitalgeräte:<br />
Vollversorgung mit Strom vom Dach<br />
„In Kindergarten und Krippe betreuen zehn Erwachsende im<br />
Schichtdienst jeden Werktag rund 60 Kinder. Zu den Verbrauchern<br />
zählen unter anderem die Waschmaschine, Beleuchtung und<br />
Digitalgeräte. <strong>Das</strong> Gebäude ist bereits mit größeren Heizkörpern<br />
ausgestattet, die mit einer Vorlauftemperatur von 35 Grad arbeiten<br />
können und somit <strong>für</strong> den Betrieb mit erneuerbaren Energien,<br />
z.B. einer elektrischen Wärmepumpe o.ä. vorbereitet sind“, erklärt<br />
Beatrice Küttner.<br />
Geöffnet ist die Einrichtung von 06:00 bis 16:30 Uhr. <strong>Das</strong> sind<br />
ideale Zeiten <strong>für</strong> den maximalen Eigenverbrauch, gerade angesichts<br />
der optimalen Ausrichtung der Anlage.<br />
Autor<br />
Manfred Gorgus<br />
Solar professional<br />
https://www.solar-professionell.de/<br />
<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
53<br />
<strong>Kleine</strong>_Kniffe_04_24_Kirche.indd 53 21.04.24 19:28
Lösungen <strong>für</strong> den <strong>nachhaltigen</strong> <strong>Einkauf</strong><br />
Kurze (<strong>Einkauf</strong>s-)Wege:<br />
Schlüssel <strong>für</strong> direkte CO 2<br />
-Einsparung und Förderung der regionalen Wirtschaft<br />
Viele Kommunen haben Beschlüsse zur Klimaneutralität gefasst und in Klimaplänen oftmals<br />
auch die Forderung verankert, regionale Kreisläufe im Rahmen der öffentlichen Beschaffung<br />
zu unterstützen. <strong>Das</strong> Vergaberecht erlaubt jedoch nicht, regionale Produkte oder Leistungen<br />
auszuschreiben. Dieses Problem kann durch die Anwendung des anerkannten Umweltzeichens<br />
HOLZ VON HIER® gelöst werden. <strong>Das</strong> nach § 34 Vergabeverordnung (VgV) Typ I ähnliche<br />
Gütezeichen ist konform mit der ISO 14024. Es darf im Rahmen von (Bau-)Ausschreibungen<br />
und dem <strong>Einkauf</strong> von Holzprodukten als Leitzertifikat gefordert oder in Beschaffungsrichtlinien<br />
verankert werden.<br />
Ein Beitrag von Monika Missalla Steinmann<br />
Transportwege sind ein oft vernachlässigter, aber elementarer<br />
Hebel <strong>für</strong> mehr Klima- und Um-weltschutz. Werden sie beim<br />
<strong>Einkauf</strong> von (Holz-)Produkten berücksichtigt, vermindert sich der<br />
CO 2<br />
-Abdruck. Ein zusätzlicher Effekt, ist die Stärkung der regionalen<br />
Wirtschaft. Beide Aspekte sind <strong>für</strong> Kommunen interessant.<br />
Schließlich sollten alle Bausteine, die <strong>für</strong> die angestrebte Klimaneutralität<br />
nützlich sein können, genutzt werden.<br />
Mit dem anerkannten Umweltzeichen HOLZ VON HIER©<br />
werden die Vorketten der Holzprodukte (alle Verarbeitungsschritte<br />
von der Rohstoffquelle über die Herstellung bis zum Einsatz-ort/<br />
Kunden) und damit die Transportentfernung in den Blick genommen.<br />
HOLZ VON HIER® ist das einzige Umweltlabel, das die<br />
Warenströme von einzelnen, individuellen Produkten entlang der<br />
gesamten Verarbeitungskette und des Transports in Echtzeit erfasst<br />
und dokumentiert. Schließ-lich steht der gesamte Lebenszyklus eines<br />
Produktes im Zusammenhang mit möglichen Umwelt-folgen. Zulässige<br />
Transportentfernungen von 50 km (Brennholz) bis max. 450<br />
km (komplette Holzbaumodule) bieten weiterhin Möglichkeiten,<br />
die regionale Forstwirtschaft und anhängende Wirtschaftsbetriebe<br />
zu mobilisieren und damit regionale Wertschöpfung zu generieren.<br />
Eine Belebung der Wirtschaft stärkt den Standort und fördert die<br />
Attraktivität <strong>für</strong> Wohn- und Wirtschaftsansiedlung.<br />
Von der Aufnahme des Umweltzeichens HOLZ VON HIER© in<br />
Beschaffungsleitlinien und anschlie-ßenden Ausschreibungen und/<br />
oder Bauvergaben, die den Transportweg und damit eine CO 2<br />
-Obergrenze<br />
definieren, können Kommunen folglich im doppelten Sinn<br />
profitieren.<br />
Zahlreiche Kommunen und auch Bundesländer haben sich der<br />
gemeinnützigen Initiative bereits angeschlossen. Weitere Mitglieder<br />
sind willkommen!<br />
Die neue Plattform https://www.holz-kommunal.de/ stellt<br />
Akteuren im kommunalen Sektor In-formationen bereit, um Klimaschutz<br />
und regionale Wertschöpfung praktisch noch besser<br />
verbin-den zu können. Klima- und Regionalmanagement, Bau- und<br />
Beschaffungsabteilungen sowie Wirtschaftsförderung sollen dadurch<br />
in die Lage versetzt werden, kurze Transportwege <strong>für</strong> Holzprodukte<br />
in Vergabevorgaben und Leistungsbeschreibungen zu fordern.<br />
Autorin<br />
Monika Missalla Steinmann<br />
info@missalla-steinmann.de<br />
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<strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
55<br />
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www.nachhaltige-beschaffung.com<br />
56 <strong>Kleine</strong> Kniffe<br />
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