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Nottwiler Auslese 2024

Geschichte und Geschichten von Nottwil, Nottwilerinnen und Nottwilern

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<strong>2024</strong><br />

US BACHTALE BÄRNERE B Ä R N E R E<br />

RGHÜSLI BROMEGG BUECHWEID B<br />

ACHER CHLIFELD CHOLWEID EGGE<br />

ERMATT FIGLISBERG FLÜSS GATT<br />

NDACHER HÄLDELI HOFMATT HOL<br />

ELI HUPRÄCHTIGE IFLIKE MANGEL<br />

BACHERHOF MEIEBACH MÜLI MUR<br />

US NIFFEL OBERARIG RÜTELI SAC<br />

ANDBLATTE SCHAFWEID SCHLÖSS<br />

MIDMATTE SCHÖNEGG SCHORE SCH<br />

WARZHOLZ SIDLERHOF ST. MARG<br />

ERHOF STEIWEID STÖCKE STOCKS<br />

TANNEFELS WALDHÜSLI WEIERM<br />

EIERWEID WISSHÜSLI ZIMMERRÜ


<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2024</strong>


Inhalt<br />

ALTHUS BACHTALE B Ä R N E R E<br />

ÄRNEREMATT BERGHÜSLI BROMEGG<br />

BUECHWEID BÜEL BURGACHER<br />

HLIFELD CHOLWEID EGGERSWIL EI<br />

MATT FIGLISBERG FLÜSS GATTWIL<br />

GRUNDACHER HÄLDELI HOFMATT<br />

LIEBI HÜBELI<br />

HUPRÄCHTIGE<br />

IFLIKE<br />

MANGELBURG MARBACHERHOF<br />

EIEBACH MÜLI MURIWEID NEUHUS<br />

FFEL OBERARIG RÜTELI SACK SAGI<br />

NDBLATTE SCHAFWEID SCHLÖSSLI<br />

SCHMIDMATTE SCHÖNEGG SCHORE<br />

ÜRLI SCHWARZHOLZ SIDLERHOF ST.<br />

MARGRETE STALDERHOF STEIWEID<br />

STÖCKE STOCKSCHÜRLI S T U D E<br />

NEFELS WALDHÜSLI WEIERMÄTTELI<br />

EIERWEID WISSHÜSLI ZIMMERRÜTI<br />

Titelbild: Die <strong>Nottwiler</strong><br />

Siedlungsnamen bilden<br />

das Schwerpunkt thema<br />

in dieser Ausgabe.<br />

Teilweise reicht ihr<br />

Ursprung weit in die<br />

alemannische Zeit<br />

zurück.<br />

Nottwil im Zentrum<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />

Wege weisen – wegweisend<br />

Chronikteam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

30 Jahre Zentrum Sagi<br />

Dank der Sägerei Hürlimann kam das Zentrum<br />

zu seinem Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Edith Schwander in Anlehnung an die Textauszüge<br />

von Geri Wyss, Sempacher Woche<br />

D’Chile im Dorf<br />

Jubiläum 150 Jahre Pfarrkirche St. Marien . . . . . . . . . . 15<br />

Christian Lanzendörfer<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

Siedlungsnamen von Nottwil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Josef Küng<br />

Nottwil hilft der Ukraine<br />

Ersatzheimat für Geflüchtete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

Monika Nöbauer<br />

Campingplatz Nottwil<br />

Wohlfühl-Destination am Sempachersee . . . . . . . . . . . . 51<br />

Jacqueline Willimann<br />

<strong>2024</strong><br />

2<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


Neuuniformierung der Brass Band Feldmusik Nottwil<br />

In Form mit neuer Uniform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

Jacqueline Willimann<br />

Caribbean Village<br />

Welcome in Nottwil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

Edith Schwander<br />

Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli<br />

Gemeinsam die Durststrecken überwunden . . . . . . . . . . 73<br />

Gaby Kindler<br />

Jahrbuch<br />

Rückblick Gemeinderat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

Rückblick Bildungskommission / Schule . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Rückblick Kirchenrat / Pfarrei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

<strong>Nottwiler</strong> Stern<br />

Verleihung des Anerkennungspreises . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

Blitzlichter<br />

Sportliche Grossanlässe mit Ausstrahlungskraft . . . . . . . 93<br />

Vereinsjubiläen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

Nottwil in Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />

Autorenangaben und Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

3 <strong>2024</strong>


Impressum <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2024</strong><br />

Herausgeberin Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />

Chronikteam Jacqueline Willimann (Leitung), Beatrice Huser Winkler, Gaby Kindler,<br />

Monika Nöbauer, Edith Schwander, Stephan Troxler<br />

Grafik und Layout sgrafik.ch, Stäuble GmbH, Nottwil<br />

Druck Abächerli Media AG, Sarnen<br />

Auflage 2250 Exemplare<br />

ISBN 978-3-033-10442-6<br />

© <strong>2024</strong> Gemeinde Nottwil, <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>: Bei Verwendung von Texten,<br />

auch auszugsweise, ist die Quelle anzugeben.


Nottwil im Zentrum<br />

Editorial<br />

Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong><br />

Haben Sie gewusst, dass der Weiler Büel zu den bedeutenden<br />

und früh belegten Namen der Gemeinde Nottwil gehört?<br />

Büel bedeutet «Hügel, Anhöhe, Abhang». Das Gebiet liegt auf<br />

einer Geländestufe über dem Talboden und war vermutlich wie<br />

das benachbarte Iflike schon früh besiedelt. Die ältesten Namensbelege<br />

reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Diese Recherchen<br />

und rund 60 Siedlungsnamen von «Althus» bis «Zimmerrüti» hat<br />

der vom Chronikteam beauftragte Josef Küng aus Schüpfheim<br />

erforscht und für die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> schriftlich festgehalten.<br />

Nebst diesem Beitrag wecken bestimmt noch einige andere<br />

Themen Ihr Interesse:<br />

- Letztes Jahr konnte das Zentrum Sagi sein 30-jähriges Jubiläum<br />

begehen. Es gilt als Ort der Begegnungen für sportliche<br />

und kulturelle Anlässe, aber mit der Gemeindeverwaltung<br />

auch als Anlaufstelle für die Anliegen unserer<br />

Bevölkerung.<br />

- Mit dem Ausbruch des Ukraine Krieges im Jahre 2022 kamen<br />

viele Flüchtlinge in die Schweiz. Auch Nottwil wurde zur<br />

Ersatzheimat für Geflüchtete.<br />

- Die eindrückliche Jubiläumsfeier 150 Jahre Pfarrkirche<br />

St. Marien ist Ihnen sicher noch in bester Erinnerung oder<br />

das Fest der Neuuniformierung unserer Brassband Feld musik<br />

Nottwil mit dem würdigen Festakt und dem gediegenen<br />

Dorffest.<br />

Walter Steffen<br />

Das gesamte Chronikteam unter der Leitung von Jacqueline<br />

Willimann verdient ein ganz grosses Dankeschön. Und Ihnen,<br />

liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir viel Spass bei der<br />

Lektüre der 5. Ausgabe der <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>.<br />

Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />

Gemeinderat Nottwil<br />

Im März <strong>2024</strong><br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

5 <strong>2024</strong>


Wege weisen – wegweisend<br />

Chronikteam<br />

Das Chronikteam von<br />

links: Gaby Kindler,<br />

Monika Nöbauer,<br />

Jacqueline Willimann,<br />

Stephan Troxler,<br />

Edith Schwander und<br />

Beatrice Huser Winkler<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Mit der fünften Ausgabe ist die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> definitiv<br />

ihren Kinderschuhen entwachsen. Auch die Schreibenden des<br />

Chronikteams haben ihre ersten Gehversuche längst hinter sich.<br />

In ehrenamtlicher Arbeit investieren sie für jede Ausgabe viele<br />

Stunden, um über Historisches und Aktualitäten der zwei vergangenen<br />

Jahre zu berichten.<br />

Für den aktuellen Chronikband haben wir neue Wege erprobt.<br />

Wir haben einen Gastautor engagiert, der zu einem fachspezifischen<br />

Thema, das den Kompetenzbereich des Chronikteams<br />

überschritten hätte, recherchiert und<br />

geschrieben hat. Seppi Küng aus<br />

Schüpfheim ist auf die Suche nach<br />

den historischen Wurzeln der Notteler<br />

Hof- und Flurnamen gegangen<br />

und setzt damit einen Meilenstein<br />

für das Gemeindearchiv. Interessierte<br />

finden also Erklärungen über<br />

ihr Wohngebiet und die Hintergründe<br />

der Namensgebung von<br />

Höfen, Fluren und Gebieten. Weitere<br />

Beiträge von wegweisenden Lebensgeschichten,<br />

Lebensphasen, Lebensschicksalen<br />

und Lebens-Highlights<br />

haben es ebenfalls verdient, in den<br />

Mittelpunkt zu rücken.<br />

Den Rückblick auf Grossveranstaltungen,<br />

die in Nottwil stattgefunden haben, finden Sie als<br />

Novum unter dem Kapitel «Blitzlichter». Reich bebildert erinnern<br />

sie an einzigartige Höhepunkte.<br />

Unentwegt verfolgen wir weiterhin unser Ziel, Nottwil für<br />

Sie ins Zentrum zu stellen. Wir danken herzlich für Ihr Interesse<br />

und wünschen Ihnen beim Unterwegssein in der neuen Ausgabe<br />

spannende Ein- und Ausblicke.<br />

<strong>2024</strong><br />

6<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


30 Jahre Zentrum Sagi<br />

Dank der Sägerei Hürlimann<br />

kam das Zentrum zu seinem Namen<br />

Am 24. / 25. April 1993 wurde in Nottwil das heutige<br />

Gemeindezentrum «Sagi» feierlich eingeweiht. Der Name<br />

Sagi weist darauf hin, dass zuvor jahrzehntelang die<br />

Sägerei Hürlimann an dieser Stelle das Dorfbild geprägt<br />

hat. «Die Sägerei von einst lebt weiter», stand in der<br />

Broschüre zur Einweihung des Zentrums ...<br />

... Bis es Zeit zum Feiern war, verging aber einige Zeit des<br />

Abwägens, der Diskussionen und der Planung. Verschiedene<br />

Faktoren verhalfen dann dem Bauvorhaben zum endgültigen<br />

Durchbruch:<br />

- 1987 stellte Jost Hürlimann den Sägereibetrieb an der Oberdorfstrasse<br />

altershalber ein. Dadurch eröffnete sich für die<br />

Gemeinde die Möglichkeit, Land an dieser zentralen Lage<br />

zu kaufen. Für das Gemeindezentrum hat sich dieser Standort<br />

als absolut ideal herausgestellt.<br />

- Mit der Post und der Raiffeisenbank wurden zwei Partner<br />

ins Boot geholt, die das geplante Gemeindeangebot sinnvoll<br />

ergänzen konnten. Die hohen Kosten von rund 17 Millionen<br />

Franken wurden auf drei Schultern verteilt.<br />

- Das Projekt des Architekten Walter Rüssli überzeugte die<br />

Jury und fand auch bei der Bevölkerung Anklang, was sich<br />

in den bewilligten Planungs- und Baukrediten niederschlug.<br />

- Die Einhaltung des vom Volk bewilligten Kredites war eine<br />

weitere, sehr harte Knacknuss. Der damalige Gemeinderat<br />

konnte mit der Vergabe des gesamten Projektes an eine<br />

Generalunternehmung eine erfolgreiche Strategie finden.<br />

Die Otto Estermann AG Sursee bewältigte die gestellte<br />

Aufgabe zur allgemeinen Zufriedenheit und so konnte das<br />

Zentrum fristgerecht innerhalb des bewilligten Kostendaches<br />

fertiggestellt werden.<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

7 <strong>2024</strong>


1<br />

1 Sägerei, Scheune<br />

und Wohnhaus an der<br />

Oberdorfstrasse<br />

Patron Josef Anton<br />

Hürlimann-Stutz<br />

(1852–1923) mit seinen<br />

Angestellten<br />

2 Die Sägerei nach dem<br />

Brand von 1935<br />

3 Vollgattersäge<br />

4 Zivilschützer beim<br />

Abbruch der Sägerei<br />

<strong>2024</strong><br />

2<br />

8<br />

30 Jahre Zentrum Sagi


100 Jahre Sägerei Hürlimann<br />

Die Sägerei Hürlimann konnte auf eine lange Geschichte<br />

zurückblicken. 1881 hatte Josef Anton Hürlimann die Sägerei<br />

gekauft und die Familiendynastie damit eingeläutet. Als die<br />

Sägerei Hürlimann 1987 ihren Betrieb einstellte, war Rolf Hürlimann,<br />

damals kaum zwanzig Jahre alt und gelernter Zimmermann,<br />

der Einzige, der in die Fussstapfen seines Vaters Jost<br />

Hürlimann hätte treten können. Doch die Familie kam zum<br />

Schluss, dass eine Sägerei mitten im Dorf in Zukunft eher schwierig<br />

zu betreiben sei und damit stand ein Verkauf der Liegenschaft<br />

zur Diskussion.<br />

Die Sägerei Hürlimann war ein Kleinbetrieb mit drei bis vier<br />

Angestellten, der vor allem Bauholz für Zimmereibetriebe herstellte<br />

und über ein kleines Hobelwerk verfügte. Sie prägte das<br />

Bild im <strong>Nottwiler</strong> Oberdorf über Jahrzehnte mit langen Holzstämmen<br />

entlang der Strasse. Die Stämme wurden geschält,<br />

dann weiterverarbeitet und zu vielen grossen Bretterstapeln<br />

links und rechts der Strasse zum Trocknen aufgeschichtet. Von<br />

der Strasse her zu sehen und zu hören war die Vollgattersäge,<br />

eine markante Maschine aus Stahl mit eingespannten Sägeblättern,<br />

welche die Holzstämme zerschnitt. Der Sagiweiher (hinter<br />

dem heutigen Gemeindezentrum) versorgte die Sägerei lange<br />

3 4<br />

30 Jahre Zentrum Sagi<br />

9 <strong>2024</strong>


Zeit mit Wasserkraft, bis diese dann von der allgemeinen Elektrifizierung<br />

abgelöst wurde. Es gab auch eine Holztrocknungsanlage,<br />

die mit einer Holzfeuerung betrieben wurde.<br />

Schreckensmomente und grossen Schaden richtete zweimal<br />

das ungebetene Feuer an. Die Sägerei brannte 1935 komplett<br />

nieder und 1976 stand die Scheune, die der Sägerei Hürlimann<br />

als Lager diente, im Vollbrand.<br />

«Ich habe noch sehr lebendige Erinnerungen an unsere<br />

Sägerei», berichtet Rolf Hürlimann. «Einerseits war sie für die<br />

Kinder ein riesiger Spielplatz, andererseits mussten wir in der<br />

schulfreien Zeit aber auch tüchtig mithelfen. Es ist schön, dass<br />

der Name des Gemeindezentrums noch heute an die Sägerei<br />

meines Vaters und an mein damaliges Zuhause erinnert.»<br />

1 Vogelperspektive des<br />

Zentrums Sagi<br />

2 Der Brunnen symbolisiert<br />

die Trilogie<br />

Post, Bank, Gemeinde.<br />

Die Säulen treiben<br />

via Wasser strahl das<br />

Mühle rad an<br />

Zentrum Sagi – ein «Ineinanderwirken der Kräfte»<br />

Ein Gemeindezentrum ist per Definition ein Treffpunkt, ein<br />

Ort für Diskussionen und der Zusammenarbeit. Zwei Projekte<br />

zur Einweihung des Zentrums Sagi konnten diesen Zweck eindrücklich<br />

aufzeigen:<br />

Dreissig Jahre war der Brunnen vor dem Gemeindehaus ein<br />

Hingucker und oft auch ein Ort für feuchtfröhliche Spielereien<br />

der Schulkinder. Der Brunnen mit den drei farbigen Säulen<br />

(Gemeinde, Post und Raiffeisenbank) und dem markanten<br />

Schwungrad mit Sägegatter (Bezug zur ursprünglichen Nutzung<br />

des Ortes) wurde vom Metallkunsthandwerker Hanspeter Büchler<br />

gestaltet. Ein «Ineinanderwirken der Kräfte», so beschrieb er sein<br />

Werk.<br />

Das Motto «Ineinanderwirken der Kräfte» wurde auch bestens<br />

umgesetzt beim grandiosen Gemeinschaftswerk, dem Wandteppich,<br />

der während dreissig Jahren den Treppenaufgang im<br />

Zentrum Sagi schmückte. Initiiert wurde das Projekt von der<br />

Kultur und Erwachsenenbildung. Die Künstlerin Ruth Husmann<br />

1 2<br />

<strong>2024</strong><br />

10<br />

30 Jahre Zentrum Sagi


Meili entwarf das Bild; dieses wurde vergrössert und auf die<br />

Stickunterlage übertragen. Abertausend Wollfäden in hundert<br />

Farbnuancen wurden mit feinen Gobelinstichen verarbeitet.<br />

Männer und Frauen trafen sich über Monate zu zweit, zu dritt<br />

oder in Gruppen, arbeiteten am Teppich und erlebten so ganz<br />

real «Gemeinschaft im Dorf».<br />

Beide Werke zeigten mit den Jahren grössere Alterserscheinungen<br />

und wurden im Laufe der Renovationen ersetzt.<br />

Zentrum Sagi – ein Haus im steten Wandel<br />

«Ein Hauch von Schweden», so wurde bei der Eröffnung die<br />

auffallend rote Farbgebung des Zentrums Sagi kommentiert. Die<br />

unbestritten tolle Architektur und Ästhetik eines Gebäudes sind<br />

das eine, das andere ist aber die Alltagstauglichkeit. Und hier<br />

kann das Zentrum Sagi wirklich punkten! Es ist ein lebendiges<br />

Haus, das dem Anspruch «<strong>Nottwiler</strong> Zentrum» voll und ganz<br />

gerecht wird.<br />

Jedes Kind, alle Jugendlichen und Erwachsenen, gehen im<br />

Zentrum Sagi ein und aus, mit den verschiedensten Anliegen<br />

und Tätigkeiten. Bemerkenswert und nicht alltäglich ist die<br />

häufige Nutzung des Zentrums Sagi durch die Schule.<br />

Die Bedürfnisse der Gemeinde, der Schule, sowie der beiden<br />

Partner Raiffeisenbank und Post haben sich im Laufe der Jahre<br />

immer wieder verändert. Erstaunlich wandelbar und flexibel<br />

zeigt sich bis heute das Raumprogramm. Wo eine Nutzung nicht<br />

mehr den Bedürfnissen entsprach, konnten mit überschaubarem<br />

Aufwand neue Angebote geschaffen werden.<br />

Beispiele:<br />

- Grosse Umwälzungen bei der Schweizerischen Post verursachten<br />

allenthalben ein «Poststerben», das im Zuge der Reorganisation<br />

auch die Poststelle Nottwil betraf. Mit grossem<br />

Bedauern verlor die Gemeinde 2016 ihre «eigene Post». Die<br />

Gemeinde Nottwil konnte – den schulischen Entwicklungen<br />

und dem Raumbedürfnis entsprechend – die Räumlichkeiten<br />

der Post erwerben und für die schulergänzenden Betreuungsangebote<br />

mit Mittagstisch umnutzen; ein Angebot, das vor<br />

dreissig Jahren kein Mensch für wahrscheinlich oder gar nötig<br />

erachtet hätte und heute kaum mehr wegzudenken ist.<br />

- Die Spielgruppenkinder treffen sich seit dem Umbau im<br />

ehemaligen Paketraum der Post, und direkt gegenüber konnte<br />

für die Vereine ein weiterer Proberaum zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

30 Jahre Zentrum Sagi<br />

11 <strong>2024</strong>


- Für die beiden Abteilungen des Kindergartens wurden 1993<br />

im Neubau Zentrum Sagi Süd im Obergeschoss neue Räume<br />

geschaffen, um die drängende Schulraumnot in den Schulhäusern<br />

zu entschärfen. Als dann 2008 das neue Schulgebäude<br />

eingeweiht und die Kindergärten darin integriert<br />

wurden, meldete die Raiffeisenbank Kaufinteresse für die<br />

freigewordenen Räume an und nutzt seither die umgebauten<br />

Büros für ihre Mitarbeitenden.<br />

- Die Zivilschutzräume wurden zu Beginn als Militärunterkünfte<br />

geschätzt und oft genutzt. Auch hier hat sich mit<br />

der Armeereform der Bedarf an Unterkünften stark vermindert.<br />

Seit einigen Jahren vermietet die Gemeinde diese Räume<br />

dem Kanton für die Einsatzzentrale des Kantonalen Führungsstabes.<br />

Ein Geschenk für die Zukunft<br />

Zum dreissigjährigen Jubiläum erhielt das Zentrum Sagi ein<br />

sinnvolles Geschenk: im Zusammenhang mit der Neugestaltung<br />

der Oberdorfstrasse wurden 30 Bäume entlang des Gebäudes<br />

und auf dem Sagi-Parkplatz gepflanzt. Entwicklung hat überall<br />

stattgefunden – die Bevölkerung von Nottwil hat sich in den<br />

vergangenen dreissig Jahren mehr als verdoppelt, und die<br />

Gemeindeaufgaben sind komplexer und vielfältiger geworden.<br />

Das Zentrum Sagi aber hat allem Stand gehalten, hat sich sehr<br />

gut im Alltag bewährt und ist auch heute noch ein viel beachtetes,<br />

gefreutes Bauwerk – Happy Birthday!<br />

Franz Imgrüt – 30 Jahre treuer Hauswart im Zentrum Sagi<br />

Franz Imgrüt und das Zentrum Sagi haben während 30<br />

Jahren gemeinsam Schritt gehalten. Schon zwei Monate vor der<br />

Eröffnung am 1.1.1993 erhielt er als Hauswart vom Gemeinderat<br />

die Anstellung und war fortan für das gesamte Gemeindezentrum,<br />

die Infrastruktur und Umgebung hauptverantwortlich.<br />

Leben, wohnen und arbeiten – alles unter einem Dach – gilt<br />

als Besonderheit und teils auch als Herausforderung. 25 Jahre<br />

wohnte Franz mit seiner Familie in einer der zwei Wohnungen<br />

im Zentrum Sagi Süd. Seine Frau Brigitte arbeitete einige Jahre<br />

ebenfalls mit in der Reinigung, und auch die Kinder kamen hin<br />

und wieder zum Einsatz.<br />

Franz als kommunikativer, interessierter Mensch schätzt<br />

den regen Kontakt mit allen Schichten und Altersgruppen der<br />

Bevölkerung und bezeichnet die Begegnungen als spannend und<br />

<strong>2024</strong><br />

12<br />

30 Jahre Zentrum Sagi


1 2<br />

bereichernd. Generationen von Kindern sah er kommen, beobachtete,<br />

wie sie grösser wurden und wie sie altersentsprechend<br />

bei verschiedenen Anlässen im Zentrum Sagi anzutreffen waren.<br />

Aus Sicht des Hauswartes:<br />

Wie hat sich das Zentrum Sagi bewährt?<br />

«Zu Beginn war das Haus noch etwas überdimensioniert,<br />

die Büros und die Sitzungszimmer in der Gemeindeverwaltung<br />

wurden nicht voll genutzt – Nottwil hatte 1993 weniger als 2000<br />

Einwohner. In den Folgejahren entwickelte sich die Gemeinde<br />

gewaltig und die grosszügige Planung des Hauses hat sich ausbezahlt.<br />

Die zwei Gebäudekomplexe wurden sukzessive den<br />

Bedürfnissen der Gemeindeverwaltung, der Schule, der Post und<br />

der Raiffeisenbank angepasst. Das ist wohl die ganz grosse<br />

Stärke des Zentrums Sagi – seine Flexibilität in der Raumnutzung.»<br />

1 Beinahe wie ein Götti<br />

für das Zentrum Sagi:<br />

Franz Imgrüt<br />

2 Der neu gestaltete<br />

Brunnen auf dem<br />

Vorplatz<br />

30 Jahre und immer noch motiviert?<br />

«Ja», das kann Franz Imgrüt mit Überzeugung sagen, «die<br />

Arbeit ist vielschichtig, herausfordernd und bleibt spannend.<br />

Die heutigen technischen Möglichkeiten erleichtern zwar die<br />

Arbeit, bedingen aber auch stete Weiterbildung. So bringt die<br />

30 Jahre Zentrum Sagi<br />

13 <strong>2024</strong>


Holzschnitzelfernheizung ganz neue Aufgaben, und die Photovoltaik-Anlage<br />

auf dem Dach des Zentrums generiert umweltfreundlichen<br />

Strom. Die Überwachung der Anlagen ist ein weiterer<br />

Arbeitsbereich des Technischen Dienstes».<br />

Im Allgemeinen hat Franz die Feststellung gemacht, dass<br />

sich die Mentalität der Gesellschaft geändert hat: «Die Menschen<br />

scheinen mir etwas anspruchsvoller, etwas ungeduldiger, etwas<br />

kritikfreudiger. Das ist eine Entwicklung, die man wohl überall<br />

feststellen kann und muss, leider!»<br />

Highlights, Sternstunden und was in bester Erinnerung<br />

bleibt<br />

Es gab und gibt immer wieder Grossanlässe im Zentrum<br />

Sagi, die bleibende Eindrücke hinterlassen. So erinnert sich<br />

Franz Imgrüt gerne an die regelmässig stattfindenden Generalversammlungen<br />

der Raiffeisenbank mit den Shows und den<br />

musikalischen Rahmenprogrammen. Immer wieder konnte man<br />

in Nottwil Schweizer Künstler bejubeln, die heute die grossen<br />

Bühnen beherrschen. Auch Vereine organisierten kulturelle<br />

Events mit Grössen wie Cabaret Divertimento, Michael Elsener,<br />

Marco Kunz, Hecht, Trauffer und weiteren. «Ausstellungen,<br />

Konzerte, Feiern, Hochzeiten und Jubiläen – es gibt immer<br />

wieder tolle Begegnungen mit Menschen, und das ist wohl das<br />

Schönste an meinem Beruf», meint Franz.<br />

Fasnachtsanlässe im <strong>Nottwiler</strong> Gemeindezentrum waren vor<br />

dreissig Jahren grandios, laut und weitherum grosse Publikumsmagnete.<br />

Die Guggenmusigen und Vereine sorgten für ausgelassene<br />

Feste und wildes Treiben. Seit einigen Jahren ist es etwas<br />

ruhiger, etwas weniger aufwendig geworden. Aber die Fasnachtszeit<br />

war und bleibt für den Technischen Dienst immer noch die<br />

arbeitsintensivste Phase mit der anschliessenden grossen Frühjahresreinigung<br />

des Zentrums Sagi.<br />

<strong>2024</strong><br />

14<br />

30 Jahre Zentrum Sagi


D’Chile im Dorf<br />

150 Jahre Pfarrkirche St. Marien –<br />

Pfarrer Balthasar Helfenstein<br />

Für die katholische Kirchgemeinde stand das Jahr 2022 im<br />

Zeichen der Jubiläumsfeierlichkeiten «150 Jahre Pfarrkirche<br />

St. Marien». Die Pfarrkirche wurde 1872 eingeweiht,<br />

nachdem die alte Kirche sechs Jahre zuvor, am<br />

5. Juni 1866, ein Raub der Flammen geworden war ...<br />

... Die Geschichte der Pfarrkirche St. Marien ist aber auch<br />

die Geschichte des damaligen Dorfpfarrers Balthasar Helfenstein,<br />

der heute kaum noch bekannt ist, der es aber – wie wir<br />

heute wissen – verdient, als wahrer Wohltäter in die Geschichte<br />

Nottwils einzugehen. Ohne ihn hätte es kein Jubiläum gegeben!<br />

Die Jubiläumsfeierlichkeiten<br />

Anstoss und Planung<br />

Von weither gut sichtbar ist das Wahrzeichen<br />

Nottwils, die schöne, hoch über der Kantonsstrasse<br />

thronende Kirche mit ihrem imposanten Turm, die<br />

anstelle der niedergebrannten alten Kirche gebaut<br />

und 1872 eingeweiht wurde. 2022 war also das Jahr<br />

des 150-jährigen Bestehens der Pfarrkirche St. Marien,<br />

ein Grund zum Feiern. Seelsorgeteam, Kirchenrat und<br />

Gemeinderat dachten über ein Fest für «Chend und Chegel»<br />

nach: Jung und Alt, Frauen und Männer sowie Familien mit<br />

Kindern sollten erreicht und ihnen allen ein fröhlicher, ein<br />

unkomplizierter, unterhaltsamer und geselliger Zugang zur<br />

Kirche ermöglicht werden. Die Kirche sollte als Institution wahrgenommen<br />

werden, die sich mit realen weltlichen Problemen<br />

von Menschen ebenso befasst wie sie zur Lösung gesellschaftlicher<br />

Probleme beizutragen hilft.<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

15 <strong>2024</strong>


Ende 2021 gelang es, Robi Arnold als<br />

Das Organisationskomitee<br />

OK-Präsident zu gewinnen, er, der über<br />

Gesamtverantwortung: Claudio Tomassini, reichlich Erfahrung bei der Organisation<br />

Pfarrei- und Pastoralraumleiter<br />

von grossen Anlässen verfügt und sich auf<br />

OK-Präsident: Robert Arnold<br />

die Suche nach Mitstreitern im Organisationskomitee<br />

(OK) machte. An der ersten<br />

Stv. OK-Präsident: Christoph Beeler<br />

Administration: Georges Stalder und Sitzung Ende Februar wählte das OK «D’Chile<br />

Pfarreisekretariat<br />

im Dorf» zum Jubiläumsmotto und entschied<br />

Finanzen: Stephan Künzli<br />

sich für eine Fest-Trilogie mit Veranstaltungen<br />

im Juni, August und Dezember 2022.<br />

Kommunikation / Medien: Christian Lanzendörfer,<br />

Carla Amrhyn und Joel Frei Während die Planung der Anlässe und Programme<br />

voranschritt, wurden für deren<br />

Festwirtschaft: Toni Hurschler und<br />

Monika Burri<br />

Finanzierung Gewerbebetriebe als Sponsoren<br />

und Gönner gewonnen. Vereinsmitglie-<br />

Anlässe: Stephan Troxler, Andreas<br />

Bossart, Isabel Estermann, Heidi Jetzer der sowie zahlreiche Frauen und Männer<br />

und Esther Huber<br />

waren bereit, ihre Helferdienste zur Verfügung<br />

zu stellen. Die Propaganda wurde<br />

Logistik / Infrastruktur: Josef Bisang<br />

ausser im «Nottwil aktuell» kulinarisch mit<br />

Jubiläumsbrot, Schokolade-Chilemüsli und<br />

Jubiläums-Crèmeschnitten aus der Bäckerei Künzli angekurbelt.<br />

An Ständen wurden als Andenken Motto getreu Jubiläumsweine,<br />

Jubiläumskerzen und Jubiläumsengel zum Verkauf angeboten.<br />

Auftakt mit Böllerschüssen an Fronleichnam<br />

Donnerstag, 16. Juni: Schon frühmorgens um 06.00 Uhr<br />

bildeten Böllerschüsse am «Herrgottstag», wie Fronleichnam<br />

auch genannt wird, den Auftakt zum Jubiläumsjahr. Gefeiert<br />

wurde bei prächtigem Wetter auf dem Kirchenvorplatz, wo nach<br />

frischen Klängen der Jugendmusik Oberkirch-Nottwil Pfarrei-<br />

1 2<br />

<strong>2024</strong><br />

16<br />

D’Chile im Dorf


seelsorger Christoph Beeler zum Feldgottesdienst begrüsste.<br />

Guter alter Tradition folgend feierten Mädchen und Buben der<br />

Erstkommunion noch einmal im weissen Kleid mit, ein feierlicher<br />

Anlass insbesondere für Familien, für Grosseltern, Eltern<br />

und Kinder. Nicht nur die Kirche, sondern Jesus selber war in<br />

diesen Momenten «zmitzt im Dorf». Das zeigte sich auch beim<br />

feierlichen Segen mit der Monstranz, den Heinz Hofstetter den<br />

Gläubigen, nach der Prozession in die Pfarrkirche, spendete.<br />

Und beim abschliessenden Apéro stiessen die Kirchgänger miteinander<br />

auf eine hoffnungsvolle Zukunft an.<br />

Familientag und Jubiläumsfeier an Maria Himmelfahrt<br />

Sonntag und Montag, 14. / 15. August: Gleich am Ende der<br />

Sommerferien konnten sich «Chend und Chegel» am Familientag<br />

verweilen, während am Montag, zu Maria Himmelfahrt die<br />

eigentliche Jubiläumsfeier für «d’Chile im Dorf», die Pfarrkirche<br />

St. Marien, stattfand.<br />

Für mehr als 200 Personen begann der Familientag am<br />

Sonntagvormittag mit einem genussvollen und reichhaltigen<br />

Brunch, den die Trachtengruppe Nottwil bereitgestellt hatte.<br />

Nicht nur der Gaumen freute sich am vielfältigen Buffet, fürs<br />

Ohr legten sich die Gemminger Schlosspark Musikanten aus der<br />

Nachbargemeinde von Nottwils Partnerstadt Schwaigern ins<br />

Zeug, die bestens zu unterhalten wussten. Kinder hatten derweil<br />

die Möglichkeit, sich in der Spielecke zu beschäftigen oder auf<br />

der Hüpfburg auszutoben. Und, noch bevor die Kirche nachmittags<br />

für den «Tag der offenen Tür» freigegeben wurde, konnten<br />

Familien das Kinderkonzert mit Albissers Buntwösch, einer<br />

humorvollen Band für Kinder, geniessen.<br />

1 Jubiläumsgottesdienst<br />

2 Auszug aus der Kirche<br />

Richtung Festplatz<br />

3 Festprediger<br />

Bischof Felix Gmür<br />

4 Apéro beim Zentrum<br />

Sagi<br />

3 4<br />

D’Chile im Dorf<br />

17 <strong>2024</strong>


Den Montag eröffneten gegen 10 Uhr Turmbläser auf dem<br />

Balkon des Kirchturms, ehe Bischof Felix Gmür, Bistum Basel, in<br />

Begleitung von Ministranten, Schweizergardisten und Seelsorgenden<br />

von nah und fern zum Festgottesdienst in die Kirche<br />

einzog. Die Verbundenheit mit der <strong>Nottwiler</strong> Kirche und die Dankbarkeit,<br />

ein solch schönes Gotteshaus zu pflegen, waren greifbar.<br />

Musikalisch umrahmt vom Kirchenchor und der Brass Band Feldmusik<br />

Nottwil ermutigte Bischof Felix Gmür dazu, den Kirchenraum<br />

mit Leben zu füllen und Solidarität in den Alltag hinauszutragen,<br />

ehe zu den Klängen der Feldmusik Nottwil Gross und<br />

Klein in einem Festzug zum Zentrum Sagi marschierten. Dort<br />

waren alle zu einem Apéro eingeladen, ehe die Bankett-Gäste im<br />

Saal den Jubiläumstag mit einem gediegenen Essen feierten. Für<br />

einen stimmungsvollen Rahmen sorgten die Trachtengruppe<br />

Nottwil, die Schlosspark Musikanten, die Alphornformation Chastelenblick<br />

und die Fahnenschwinger aus Gemmingen (D) 1 .<br />

An beiden Tagen konnten Interessierte hinter die Kirchenkulissen<br />

schauen. Entdeckungsmöglichkeiten gab es im engen<br />

Glockenturm, wo der gewaltige Hammer für den Stundenschlag<br />

bestaunt und die weite Aussicht von den Turmbalkonen genossen<br />

werden konnten. Die Orgel offenbarte ihre vielen hundert<br />

Pfeifen, und im Chorraum waren der Kirchenschatz und farbige<br />

Messgewänder zu bewundern.<br />

1) Nachbargemeinde<br />

der Städtepartnerstadt<br />

Schwaigern<br />

Volksmusik vom Feinsten und ein musikalischer Lichtzauber<br />

Maria Empfängnis, Donnerstag, 8. Dezember: «Zum Abschluss<br />

des Jubiläums gab es in der Pfarrkirche ein Konzert der Sonderklasse»,<br />

titelte Gabi Bucher das Ereignis in der «Surseer Woche».<br />

Claudio Tomassini, der Leiter des Pastoralraums Sursee, freute<br />

sich, die rund 600 Konzertbesucherinnen und -besucher in der<br />

voll besetzten Kirche willkommen zu heissen und auf das Jubiläumsjahr<br />

zurückzublicken. Esther Huber-Seeberger war es als<br />

Moderatorin vergönnt, die in Volksmusikkreisen bestens bekannten<br />

Künstler vorzustellen: Wolfgang Sieber, der unvergleichliche<br />

Organist, Komponist und Improvisator an der Orgel, den meisterhaften<br />

Trompeter Heinz Della Torre und die herausragende<br />

Jodlerin Arlette Wismer, aber auch den heimischen Jodlerklub,<br />

der das Konzert als Partner der Solisten mitgestaltete.<br />

Harmonische, klassische, unerwartete, folkloristische, leise,<br />

ergreifende und mächtige Melodien und Klänge, mit viel Herz<br />

und Liebe vorgetragen, kündigte Esther Huber an. Als Kennerin<br />

der Volksmusikszene vermittelte sie den Zuhörenden charmant<br />

und witzig die Herkunft und Inhalte der in fünf Blöcken vorgetragenen<br />

Stücke. Heiterkeit beispielsweise, als sie beim lüpfi-<br />

<strong>2024</strong> 18<br />

D’Chile im Dorf


1<br />

2<br />

3<br />

gen Block «z’Tanz» mit dem «Schäfli-Schottisch» der Kirche die<br />

Eignung als Tanzbühne abspricht, aber das Mitwippen und Mitklatschen<br />

in den Bänken erlaubte. Oder beim Block «Deheime»<br />

die Bedeutung des Wortes «Heimat»: Viele Menschen müssten<br />

aktuell in ihrer Heimat leiden, sagte sie, und lud als Zeichen<br />

des Mitgefühls alle dazu ein, in Gedanken an diese Menschen<br />

– und gerade in diesem Moment – den Sitznachbarinnen und<br />

-nachbarn ein herzliches Lächeln zu schenken.<br />

«Wolfgang Sieber», fasste Gabi Bucher in der ‹Surseer Woche›<br />

ihre Eindrücke zusammen, «legte Klangteppiche für den Jodlerklub,<br />

setzte Tupfer rund um die Jodellieder von Arlette Wismer<br />

und zeigte seine unbändige Spielfreude in den Solostücken. Im<br />

‹Schäfli-Schottisch› sah man förmlich die tanzenden Paare und<br />

hörte das Stampfen der Schuhe auf dem Parkett, mit Della Torre<br />

glitt er tänzerisch-lüpfig durch verschiedene musikalische Stilrichtungen<br />

(…) und beim ‹Pilatusg’hörn› wurde es einem Angst<br />

und Bang ob den teils furchterregenden Klängen.»<br />

Nach dem Konzert – es war dunkel geworden, draussen vor<br />

der Kirche – ertönten die ersten Klänge der Melodie «Conquest<br />

of Paradise», und in den nächsten Minuten entfaltete sich ein<br />

zunehmend spektakulärer werdendes Feuerwerk, welches die<br />

Anwesenden in Staunen versetzte. Der denkwürdige Abend mit<br />

Volksmusik vom Feinsten und dem musikalischen Lichtzauber<br />

endete in der Kälte der Nacht mit einem wärmenden Apéro.<br />

1 Jodlerklub mit Arlette<br />

Wismer<br />

2 Organist und Musikimprovisator<br />

Wolfgang<br />

Sieber an der Orgel<br />

3 Trompeter und Hornist<br />

Heinz Della Torre<br />

Festerlös für kirchliche Jugendorganisationen<br />

Dank der grossartigen Unterstützung von Sponsoren, von<br />

Vereinen, Helferinnen und Helfern konnte mit den Jubiläumsfeierlichkeiten<br />

ein Nettoerlös von 11 000 Franken erwirtschaf-<br />

D’Chile im Dorf<br />

19 <strong>2024</strong>


tet werden. Auf Antrag des Organisationskomitees hat der Kirchenrat<br />

diesen Betrag verschiedenen kirchlichen Institutionen<br />

für zweckgebundene und nachhaltige Projekte zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Pfarrer Balthasar Helfenstein (1814 – 1894)<br />

Bei der Arbeit an diesem Beitrag wurde der Schreibende auf<br />

einen Artikel im «Luzerner Landbote» aufmerksam gemacht.<br />

Dieser Artikel und weiterführende Recherchen führten zum über<br />

jeden Zweifel erhabenen Nachweis, dass der Neubau der 1872<br />

eingeweihten Pfarrkirche nur dank des in jeder Beziehung ausserordentlichen<br />

Engagements des damaligen Dorfpfarrers Balthasar<br />

Helfenstein möglich war.<br />

Das Jubiläum 150 Jahre Pfarrkirche St. Marien hätte ohne<br />

sein bemerkenswertes Wirken nicht stattgefunden. Seinem<br />

grossen, von tiefem Glauben geprägten Lebenswerk ist es deshalb<br />

geschuldet, hier und postum seine Geschichte zu erzählen. Dabei<br />

ist nicht nur die Kirche als Bauwerk von grosser Bedeutung,<br />

sondern vor allem auch das soziale Engagement von Balthasar<br />

Helfenstein, welches eine herausragende Stellung einnimmt.<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Kirchenbaugeschichte im Zeitraffer<br />

Die Geschichte der Gotteshäuser in Nottwil reicht bis ins<br />

13. Jahrhundert zurück. 1275 ist an der Stelle der heutigen Kirche<br />

eine kleine Kapelle bezeugt, die mit Wallfahrten in Verbindung<br />

gebracht wurde. 1497 brannte diese Kapelle nieder und wurde<br />

mit drei Altären neu erbaut. 1686 – 1688 wurde eine neue Kirche<br />

errichtet, die nach Grösse und Stellung den Rang einer Filialkirche<br />

erhielt 2) . Diese Kirche wurde am 5. Januar 1866 bei einem<br />

Grossbrand zerstört und bildete den Anlass für den Bau der heute<br />

bestehenden Pfarrkirche St. Marien, die am 26. Mai 1872 vom<br />

Basler Bischof Eugenius Lachat feierlich eingeweiht wurde.<br />

2) «Pfarrkirche St.<br />

Marien», Festschrift<br />

zur Neueinweihung<br />

am 15. August 1989<br />

(Kirchenrenovation)<br />

3) Joseph Eicher:<br />

Der Name steht<br />

stellvertretend für<br />

den Autor J.E., dessen<br />

wirklicher Name nicht<br />

mehr ermittelt werden<br />

konnte.<br />

Der Artikel und die ersten Recherchen<br />

Am 3. Juni 1966 erschien im «Luzerner Landbote» von Sursee<br />

unter dem Titel «Der Kirchenbrand von Nottwil vor 100 Jahren»<br />

ein ausführlicher, ganzseitiger Beitrag von Joseph Eicher 3) . «Von<br />

dem 39 Zentner (ca. 1 600 kg) schweren Geläute konnten nur<br />

1½ Zentner (ca. 80 kg) Metall gefunden werden, da die Glocken<br />

noch hängend flüssig wurden», schrieb Eicher und vermittelte<br />

so ein Bild der Zerstörungskraft des Infernos. Berichtet wird<br />

von den damals sehr prekären wirtschaftlichen Verhältnissen,<br />

von den rechtlichen Auseinandersetzungen, von Problemen<br />

<strong>2024</strong> 20<br />

D’Chile im Dorf


und Bedenken, dem Planungs- und Bauprozess sowie vom<br />

Kampf und ausserordentlichen Engagement des Pfarrers Balthasar<br />

Helfenstein als Protagonist des Kirchenneubaus. Doch<br />

davon später …<br />

113 Jahre nach der Einweihung der Pfarrkirche wurde für<br />

deren umfassende Innenrenovation an der Kirchgemeindeversammlungen<br />

vom 25. Oktober 1985 der Planungskredit und zwei<br />

Jahre später, am 30. März 1987, der Baukredit bewilligt. Die<br />

Renovation wurde anfangs 1989 abgeschlossen und am<br />

15. August 1989 als «Neueinweihung der Pfarrkirche» gefeiert.<br />

In der genannten Festschrift werden Geschichte und Bedeutung<br />

der Pfarrkirche von Dr. André Meyer, Denkmalpfleger des Kantons<br />

Luzern, hervorgehoben. Abschliessend würdigte er diese wie<br />

folgt: «… Mit der Pfarrkirche von Nottwil ist nicht nur ein weiteres<br />

bedeutendes Bauwerk von Wilhelm Keller fachgerecht<br />

renoviert, sondern auch dem Kanton Luzern ein (…) charakteristisches<br />

Bauwerk der Neugotik erhalten geblieben. (…) Die<br />

Kirche von Nottwil (ist ein) Baudenkmal der Neugotik und kulturgeschichtliches<br />

Zeugnis des dritten Viertels des 19. Jahrhunderts<br />

…». Während Wilhelm Keller, der Architekt und Baumeister,<br />

mehrfach genannt ist, wird der damalige Dorfpfarrer<br />

Balthasar Helfenstein in der Festschrift nicht erwähnt.<br />

2005 schaute das damalige Pfarreiteam in einer Festbroschüre<br />

«200 +1 Jahr Pfarrei St. Marien Nottwil» zurück auf «ein<br />

paar Streiflichter aus der Vergangenheit» und machte sich «einige<br />

Gedanken aus der Gegenwart». Die Feuersbrunst vom 5. Juni<br />

1866 wird darin erwähnt sowie die Kirchgemeindeversammlung<br />

vom 10. Juni 1866, als sich 159 <strong>Nottwiler</strong> Bürger für den Neubau<br />

der Kirche entschieden hatten. Auch Baumeister Wilhelm Keller<br />

wird als Architekt erneut hervorgehoben, ebenso wie der Basler<br />

Bischof Eugenius Lachat, der 1872 die neue Pfarrkirche feierlich<br />

einweihte. Pfarrer Helfenstein kommt wieder nicht vor, ausser<br />

in der in der gleichen Broschüre enthaltenen Liste der «Seelsorger<br />

in Nottwil» mit seinem Titel und Namen, seiner Wirkungsdauer<br />

und fünf ergänzenden Worten:<br />

«1846 Pfarrer Balthasar Helfenstein. Er wirkte als Pfarrer bis 1894.»<br />

Nichts weiter! – Das Wirken aller fünf ihm folgenden Seelsorger<br />

bis 2004 wurde hingegen mit zwischen fünf bis zehn<br />

Zeilen gewürdigt! Dass da die Würdigung von Balthasar Helfenstein<br />

unerklärlicherweise vergessen gegangen sein musste,<br />

legt ein aktueller Blick in den Chorraum der Pfarrkirche St.<br />

Marien nahe.<br />

D’Chile im Dorf<br />

21 <strong>2024</strong>


- Fachmännisch in die linke Chorwand der Pfarrkirche eingearbeitet<br />

ist ein Grabstein mit dem folgenden Text unter<br />

einer Bronzeplatte mit seinem Profil-Relief:<br />

HIER RUHT / HERR: BALT. HELFENSTEIN / PFARRER VON<br />

NOTTWIL / ER STARB IM 80. LEBENSJAHRE / REICH AN<br />

VERDIENSTEN / DEN 10. Januar 1894 / R.I.P.» 4) .<br />

- Und in der Mitte des Plattenbodens im Chor findet sich eine<br />

Bronzeplatte mit seiner Wirkungsdauer in Nottwil: «R.D.PAR.<br />

ET SEXT. / B. HELFENSTEIN / 1846 – 1894 / R.I.P.»<br />

4) R.I.P.: Requiescat In<br />

Pace (Latein); Ruhe in<br />

Frieden<br />

5) Das Hülfskomitee: B.<br />

Helfenstein, Ortspfarrer;<br />

J. Sigrist, Pfarrer in<br />

Ruswil, Dekan; J.<br />

Bölsterli, Sextar und<br />

Pfarrer in Sempach;<br />

Al. Staffelbach, Pfarrer<br />

in Neuenkirch; Julius<br />

Schnyder, Grossrath in<br />

Sursee, Jos. Schmid,<br />

Gerichtspräsident in<br />

Sempach, Leodegar<br />

Bachmann, Müller in<br />

Nottwil<br />

Pfarrer Balthasar Helfenstein, der Wohltäter<br />

Wer also war dieser Pfarrer Helfenstein (*30.11.1814 – 10.1.1894),<br />

der 1846, im Alter von 32 Jahren nach Nottwil kam, sich beim<br />

Kirchenbrand schon 20 Jahre als Seelsorger um seine «Pfarrgemeinde»<br />

gekümmert hatte, und in seinem 48. Dienstjahr im<br />

Alter von 79 Jahren gestorben ist? Aufschluss geben der schon<br />

genannte Beitrag von Joseph Eicher im «Luzerner Landbote»<br />

vom 3. Juni 1966, Pfarrer Helfensteins Testament, das am 3. März<br />

1894 in der «Schweizerische Kirchen-Zeitung» eröffnet und<br />

gewürdigt wurde sowie der Protokoll-Band über den Kirchenbau<br />

1866 – 1877 im Archiv der Pfarrei Nottwil. Pfarrer Helfenstein<br />

übte offensichtlich mehrere Funktionen gleichzeitig aus,<br />

denn er wird im Protokoll-Band neben seiner Funktion als Pfarrer<br />

ausnahmslos als Präsident bezeichnet, als Präsident der Kirchgemeindeversammlungen<br />

ebenso wie als Präsident der Kirchenbaukommission.<br />

Nach der Feuersbrunst vom 5. Juni 1866 nahm Balthasar<br />

Helfenstein das Heft des Handelns ohne Zögern fest in seine<br />

Hand. Schon am 6. Juni, nur einen Tag nach dem verheerenden<br />

Brand, bereitete er mit der Kirchenverwaltung für den kommenden<br />

Sonntag, den 10. Juni, eine ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung<br />

vor. Diese fand nach dem Gottesdienst im<br />

hinteren Teil der ausgebrannten Kirche statt. 158 von 159 <strong>Nottwiler</strong><br />

Bürgern stimmten dem sofortigen Bemühen um den Neubau<br />

ihrer Kirche zu. Ebenso wurde ein Gesuch an den Regierungsrat<br />

des Kantons Luzern verabschiedet, um dafür eine Kollekte in<br />

sämtlichen Pfarrgemeinden des Kantons und die Einsetzung<br />

eines «Hülfskomitees» 5) zu bewilligen.<br />

Die finanzielle Situation sowohl der Pfarrgemeinde als auch<br />

der (politischen) Gemeinde waren damals sehr angespannt. Neben<br />

den verbrannten Werten waren auch 16 000 Franken verloren,<br />

die seit den 1840er-Jahren in den Ausbau und die Restauration<br />

der Kirche investiert worden waren. Und die «Armenlast» lag<br />

schwer auf der Gemeinde, weil die eben neu errichtete Armen-<br />

<strong>2024</strong> 22<br />

D’Chile im Dorf


anstalt (Land und Neubau) 79 000 Franken verschlungen hatte<br />

– für damalige Verhältnisse gewaltige Summen.<br />

Vor diesem Hintergrund erwuchs dem Neubauprojekt Opposition<br />

durch Richter Bachmann und Gemeindeammann Stalder,<br />

die eine Verschiebung des Neubaus um zehn Jahre forderten.<br />

Pfarrer Helfenstein stemmte sich an der Kirchgemeindeversammlung<br />

vom 17. Juni mit dem Argument dagegen, dass damit<br />

der Erfolg der beantragten Kollekte gefährdet wäre, und auch<br />

bereits in Aussicht gestellte Beiträge des Kantons und des «Gnädigen<br />

Herrn in Solothurn suspendiert würden.» Weil auch Fachleute<br />

sich an die Seite Helfensteins stellten, sprach sich die Versammlung<br />

schliesslich ohne Gegenstimme für den sofortigen<br />

Neubau aus. Nur eine Woche später wurde an einer weiteren<br />

Kirchgemeindeversammlung die aus 13 Mitgliedern bestehende<br />

Kirchenbaukommission 6) unter dem Präsidium von Pfarrer Helfenstein<br />

gewählt.<br />

Am 11. Juli bewilligte der Regierungsrat die Kollekte, und<br />

schon am 18. Juli 1866 schickte das von «B. Helfenstein, Ortspfarrer»<br />

angeführte siebenköpfige Hülfskomitee den Spenden-<br />

aufruf 7) an alle Pfarrgemeinden, versehen mit einer Empfehlung<br />

von Bischof Eugenius.<br />

Innerhalb von nur sechs Wochen nach dem Kirchenbrand<br />

wurden damit die wesentlichen rechtlichen Voraussetzungen für<br />

die Anhandnahme der konkreten Planung und den Bau der<br />

neuen Kirche geschaffen. Inzwischen waren aber auch «sämtliche<br />

männlichen Kirchengenossen zu entsprechenden Fronarbeiten<br />

und Fuhren verpflichtet (worden). Alle Sonntage bot man<br />

für die kommende Woche die nötigen Fronarbeiter für Räumungsarbeit,<br />

zum Sand- und Steinrüsten und für Fuhren auf»,<br />

recherchierte Joseph Eicher im Protokollband.<br />

In den folgenden Monaten werden wohl übliche Vorarbeiten<br />

für Bauprojekte geleistet und finanzielle Aspekte geprüft worden<br />

sein. Verschiedene Kirchen in der Region wurden als Referenzobjekte<br />

besucht und nach langen Diskussionen auch mit «geistlichen<br />

und weltlichen» Beratern empfahl die Baukommission<br />

schliesslich einen Kirchenbau in neugotischem Stil. Auf der<br />

Grundlage eines entsprechenden Planes wurde an der Kirchgemeindeversammlung<br />

vom 13. Januar 1867 die Zusammenarbeit<br />

mit dem Luzerner Baumeister Wilhelm Keller beschlossen, der<br />

eine Bausumme von 96 000 Franken errechnet hatte. Später<br />

kamen weitere 10 000 Franken für eine Erweiterung der Kirche<br />

in der Länge und Breite hinzu.<br />

Am 8. März 1868 besiegelte die Kirchgemeindeversammlung<br />

den Bauvertrag mit Baumeister Keller in der Hoffnung,<br />

6) Kirchenbaukommission:<br />

Pfarrer B. Helfenstein<br />

als Präsident;<br />

Alt-Gemeindeammann<br />

Achermann, Bühl;<br />

Leodegar Bachmann,<br />

Müller, Dorf; Richter<br />

Jak. Kaufmann, Dorf;<br />

Kirchmeyer A. Wandeler,<br />

Bühl; Pfleger Aug. Küng,<br />

Elischwand; Richter<br />

Peter Jos. Achermann,<br />

Ifflikon; Zimmermeister<br />

Kaufmann, Buchweid;<br />

Schmied Huber, Ey;<br />

Sektionschef Zimmermann,<br />

Tannenfels;<br />

Richter Ant. Bachmann,<br />

Eggerswil; Gemeindeammann<br />

J. Stalder, Dorf;<br />

Suppleant Jos. Meier,<br />

Oberarig; Suppleant<br />

Aug. Küng, Elischwand.<br />

7) Aufruf für den Wiederaufbau<br />

einer neuen<br />

Pfarrkirche in Nottwil,<br />

14. / 18. Juli 1866<br />

D’Chile im Dorf<br />

23 <strong>2024</strong>


1<br />

1 Grabstein<br />

Balthasar Helfenstein,<br />

Wand links Chorraum<br />

2 Glockenrechnung<br />

Rüetschi Aarau<br />

1. November 1869<br />

3 Luzerner Landbote<br />

13. Januar 1894<br />

4 Titelseite<br />

Luzerner Landbote<br />

13. Januar 1894<br />

5 Letzter<br />

Wille / Testament von<br />

B. Helfenstein<br />

8) Siehe «<strong>Nottwiler</strong><br />

<strong>Auslese</strong> 2018»,<br />

S 55ff, «Die Glocken<br />

der Pfarrkirche St.<br />

Marien» von Christian<br />

Lanzendörfer und<br />

Stephan Troxler<br />

die Kirche bis zum Spätherbst unter Dach zu kriegen. Aber ein<br />

Rekurs mehrerer <strong>Nottwiler</strong> Bürger verzögerte den Baubeginn,<br />

das Bewilligungsverfahren konnte erst ein Jahr später vom<br />

zuständigen Regierungsrat abgeschlossen werden. Am 29. Juni<br />

1869 erfolgte die Grundsteinlegung. Alles ging plangemäss gut<br />

voran und schon am 21. / 22. Oktober konnte die Aufrichte<br />

gefeiert werden.<br />

Während des Wartens auf die Baubewilligung kam an der<br />

Kirchgemeindeversammlung vom 17. Januar 1869 die Anschaffung<br />

des Geläutes 8) zur Sprache. Pfarrer Helfenstein schlug vor,<br />

dass für die zweitgrösste Glocke eine Sammlung durchgeführt<br />

werden solle, er werde dann die Kosten für die anderen vier<br />

Glocken übernehmen. Es lässt sich leicht vorstellen, dass die<br />

Kirchgänger von diesem Angebot überwältigt waren, obwohl<br />

nur bescheiden geschrieben steht, dass man das gerne angenommen<br />

habe. Schaut man in den genannten Beitrag sowie in<br />

die Rechnung von Glockengiesser Rüetschi in Aarau vom<br />

1. November 1869, sind für das rund 4 300 Kilo wiegende Geläut<br />

Kosten von gesamthaft 14 305 Franken entstanden. Davon hat<br />

Pfarrer Helfenstein 3200 Kilo und damit gut 10 000 Franken<br />

übernommen (fast 10 % der veranschlagten Bausumme). – Des<br />

Weiteren soll Pfarrer Helfenstein ausser dem Geläut auch die<br />

Kosten für die Kanzel, die Altäre und Beichtstühle bezahlt haben,<br />

berichtete Joseph Eicher aufgrund seiner Nachforschungen.<br />

Am 5. Oktober wurden die Glocken per Bahn angeliefert<br />

und mit Pferdegespannen zur Kirche geführt. Sonntag, den<br />

17. Oktober, wurde Glockenweihe gefeiert, bei deren Zeremonien<br />

«Glockenpatinnen und -paten mit dem vielen Volk andächtig,<br />

(…) allseits freudig und festlich (folgten).» Am 26. Mai 1872<br />

schliesslich wurde das neue Gotteshaus von Bischof Eugenius<br />

Lachat im Rahmen einer feierlichen Einweihung sowie in Anwesenheit<br />

einer Delegation des Regierungsrates und vielen Geistlichen<br />

formell seiner Bestimmung übergeben.<br />

Die Hinterlassenschaft von Pfarrer Balthasar Helfenstein<br />

Am 18. Januar 1891 hielt Pfarrer Helfenstein aus Anlass<br />

seines 50-jährigen Priester-Jubiläums in der Pfarrkirche Nottwil<br />

eine bemerkenswerte Rede, die offensichtlich «auf innigen<br />

Wunsch mehrerer Pfarrkinder dem Drucke übergeben» worden<br />

ist. Der Hinweis auf diese Rede wurde bei den Recherchen entdeckt<br />

und in der Kapuzinerbibliothek Sursee gefunden, wo sie<br />

in einem Konvoluts-Band über Predigten enthalten ist. Die Rede<br />

ist – mit Blick auf verschiedene damalige Naturereignisse und<br />

Dramen, darunter auch der Kirchenbrand von 1866 – im Geiste<br />

<strong>2024</strong> 24<br />

D’Chile im Dorf


3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

D’Chile im Dorf<br />

25 <strong>2024</strong>


der damaligen Zeit eine tiefsinnige Liebeserklärung an seine<br />

Pfarrgemeinde Nottwil und seine «Pfarrkinder», wie er sie nannte,<br />

die ihm alles bedeuteten und sein Leben prägten.<br />

Drei Jahre später, am 10. Januar 1894, starb Pfarrer Balthasar<br />

Helfenstein. Er hinterliess ein Testament, welches die «Schweizerische<br />

Kirchen-Zeitung» vom 3. März 1894 auszugsweise<br />

öffentlich machte und kommentierte. Dieses Testament wurde<br />

auch im Archiv der Pfarrei Nottwil gefunden. Mit präzisen<br />

Anweisungen über die Verwendung der Mittel wurden unter<br />

anderem bedacht die Armen- und Waisenanstalt Nottwil, arme<br />

Schulkinder für Mittagessen im Winter und die Anschaffung<br />

von Kleidern, Schuhen und Strümpfen sowie weitere Institutionen,<br />

im Umfange von etwa 50 000 Franken.<br />

Sein gewaltiges finanzielles Engagement und Erbe können<br />

bewertet werden, indem man die genannten Beträge in Relation<br />

zu den veranschlagten Kosten von 106 000 Franken für den Bau<br />

der Pfarrkirche St. Marien setzt 8) . Dass das Pfarrer Helfenstein<br />

überhaupt möglich war, lag in seiner Abstammung von einer<br />

der ältesten, angesehensten und wohlhabenden Bauernfamilien<br />

des Kantons Luzern begründet, was er am Beginn seiner Rede<br />

von 1891 bescheiden mit diesen Worten erklärte: «… Und wenn<br />

ich auf diese Jahre zurückschaue, so begegnen meinem Blicke<br />

unzählbare Gnaden und Wohlthaten, mit denen Gottes Güte<br />

mich überhäuft hat, …»<br />

8) Eine formelle<br />

Baukostenabrechnung<br />

wurde im Pfarreiarchiv<br />

nicht gefunden,<br />

jedoch (vermutlich)<br />

eine provisorische<br />

Zusammenstellung<br />

der Baukosten über<br />

Fr. 128 395 (formal<br />

ein kaum leserlicher<br />

Sudel). Der Betrag<br />

erscheint aber<br />

realistisch, angesichts<br />

der vorhandenen<br />

Schlussrechnungen<br />

von Baumeister Keller<br />

über Fr. 77 840 und<br />

der Glockengiesserei<br />

Rüetschi, Aarau, über<br />

Fr. 14 305, zusammen<br />

schon Fr. 92 000.<br />

Warum?<br />

Es wäre interessant, die Gründe zu erfahren, weshalb Pfarrer<br />

Helfenstein seit dem Beitrag «Der Kirchenbrand von Nottwil vor<br />

100 Jahren» im «Luzerner Landbote» vom 3. Juni 1966 nie mehr<br />

erwähnt worden ist. Er hat gegen manche Widerstände, mit<br />

ausserordentlichem, selbstlosem und auch grossem finanziellem<br />

Engagement, den Bau der Pfarrkirche St. Marien erst ermöglicht.<br />

Dieses heutige Wissen macht deutlich, dass «D’Chile im<br />

Dorf» und das Jubiläum 150 Jahre Pfarrkirche St. Marien im<br />

Jahre 2022 Pfarrer Balthasar Helfenstein zu verdanken ist. Er<br />

verdient auch heute die Worte der Anerkennung, die Joseph<br />

Eicher schon vor 56 Jahren im «Luzerner Landbote» für ihn fand:<br />

«Das Andenken an Pfarrer Helfenstein sel., der 48 Jahre als vorbildlicher<br />

Priester all seine Kräfte und sein ganzes Vermögen<br />

für die Gemeinde Nottwil geopfert hat, bleibe stets in dankbarer<br />

Erinnerung.»<br />

<strong>2024</strong> 26<br />

D’Chile im Dorf


Von A(lthus)<br />

bis Z(immerrüti)<br />

Rund sechzig <strong>Nottwiler</strong> Siedlungsnamen<br />

dokumentiert und erklärt<br />

Die ältesten <strong>Nottwiler</strong> Siedlungsnamen reichen weit in die<br />

alemannische Zeit zurück. Andere beziehen sich auf die<br />

spätere Ausbau- und Rodungsphase, auf das Gelände, auf<br />

die Bewirtschaftung, auf die Besitzer – oder sie sind sogar<br />

Übernamen.<br />

Althus (01) ist, wie die Nachbarliegenschaft Neuhus, ab dem<br />

18. Jahrhundert im Taufbuch der Pfarrei Nottwil nachgewiesen.<br />

Ob Alt- und Neuhus (31) einst eine gemeinsame Liegenschaft<br />

bildeten oder von einem anderen benachbarten Hof (zum Beispiel<br />

Eggerswil oder Sandblatte) abgetrennt wurden, müsste<br />

noch erforscht werden.<br />

Bachtale (02) oder Bachtele bedeutet «Bachbett, Niederung<br />

mit einem Bachlauf». Der Name ist verbreitet, entsprechend unsicher<br />

ist, ob die allerfrühesten schriftlichen Erwähnungen hierher<br />

gehören, zum Beispiel jener aus dem Jahrzeitenbuch Sursee (1359),<br />

wo Hartmann zem Brunnen de Huprechtingen von einem Grundstück<br />

Bachtalakker<br />

stiftet. Klar zuzuordnen ist hingegen der Beleg<br />

aus dem Jahr 1683 im Zusammenhang mit Wasser-Streitigkeiten<br />

der Mühle Nottwil. Hans Bog, Besitzer der Zimmerrüti, gibt vor<br />

Gericht zu Protokoll, dass zuo selber Zytt nächst ob dem hus in<br />

der bachdallen keyn brütschen noch schweli gewesen.<br />

Der Name Bärnere (03) taucht im 14. Jahrhundert erstmals<br />

urkundlich auf. Das Kammeramtsurbar des Chorherrenstifts Beromünster<br />

erwähnt 1324 item in Notwil … bono dicti Bern. Im<br />

gleichnamigen Urbar von 1346 / 47 wird dieselbe Besitzung Beren-<br />

gut<br />

genannt. Im <strong>Nottwiler</strong> Mannschaftsverzeichnis von 1641<br />

wird Ober Bärnere aufgeführt, 1680 wird ab diesem Hof eine<br />

Gült errichtet. 1631 entrichtet Weibel Beat Bog zu Nottwil den<br />

In der Namenforschung<br />

ist es üblich, dass sich<br />

die Schreibweise an<br />

das Verzeichnis der<br />

amtlichen kantonalen<br />

Vermessung hält. Aus<br />

diesem Grund weichen<br />

einige von der gewohnten<br />

Bezeichnung ab.<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

27 <strong>2024</strong>


St.-Georgs-Zehnten nach Sursee, dies ab synem Hooff in der<br />

Under Berneren … stosset … an die Ober Berneren. – Vielleicht<br />

besteht ein Zusammenhang mit dem althochdeutschen Personennamen<br />

Bero. Möglich ist auch ein Bezug zum Tiernamen Bär.<br />

Als Flurname ist die benachbarte Bärnerematt (04) zum Beispiel<br />

im <strong>Nottwiler</strong> Katasterbuch von 1823 erwähnt. Wann genau<br />

er zum Siedlungsnamen wurde, müsste noch erforscht werden.<br />

1873 heisst es in einer Gült des Caspar Honauer, er habe das<br />

Heimwesen Bärnernmatt<br />

1855 erworben; dieses grenze unter<br />

anderem an die Bernernmatt des Müllers Bachmann.<br />

Der Name Berghüsli (05) ist selbsterklärend. Schon im<br />

17. Jahrhundert gibt es Belege. 1660 wird das Berghüssli im Zusammenhang<br />

mit der Nachbarliegenschaft uff der Rüty erwähnt,<br />

1665 Martin Bechler im Berghüslin, 1692 Mölcher Häflinger auf<br />

dem Heimwässen das Berghus genant. Ein Verzeichnis der wehrfähigen<br />

Mannschaft von 1689 führt Uolli Bächler im bärg hus<br />

und Hans Buocher im ober berg hus auf.<br />

Die Bromegg (06) liegt auf dem Geländerücken, der nordwärts<br />

zur Stöcke und zum Berghüsli abfällt. Der Namenteil -egg<br />

bezieht sich auf diese Lage. Im ersten Namenteil kann mundartlich<br />

Brame (Dorn- oder Brombeerstrauch) stecken; ebenso wahrscheinlich<br />

ist aber ein Zusammenhang mit mundartlich Bram,<br />

was den Rand einer Fläche oder eines Waldes, einen langgezogenen<br />

Rücken oder den Grat eines Berges bezeichnen kann. –<br />

Der Name ist ab dem 18. Jahrhundert belegt. 1709 errichtet Jöri<br />

Holtzman uf der bromegg eine Gült um 150 Gulden. 1807 ist<br />

Joseph Gerig als Besitzer erwähnt.<br />

Buechweid (07) ist als Siedlungsname ab dem 19. Jahrhundert<br />

belegt. Das <strong>Nottwiler</strong> Katasterbuch weist 1823 Martin Küng<br />

als Besitzer aus, 1864 gehörte das Heimwesen Johann Kaufmann,<br />

Zimmermeister von Eich. Der Name bezieht sich wohl auf den<br />

benachbarten Buechwald.<br />

Büel (08) gehört zu den bedeutenden und früh belegten<br />

Namen der Gemeinde Nottwil. Der Weiler liegt auf einer Geländestufe<br />

über dem Talboden und war wohl, wie das benachbarte<br />

Iflike, schon früh besiedelt. Die ältesten Namenbelege reichen<br />

ins 13. Jahrhundert zurück, als Grundstücke bi dem Büele oder<br />

ob dem Büele dem Kloster Rathausen zinspflichtig waren. – Büel<br />

bedeutet «Hügel, Anhöhe, Abhang».<br />

<strong>2024</strong> 28<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


Büelmatt (09) ist als Siedlungsname ab dem 19. Jahrhundert<br />

nachgewiesen. Das Grundstück wurde wohl vom benachbarten<br />

Hof Büel abgetrennt beziehungsweise verkauft.<br />

Burgacher (10) bezeichnet heute ein Wohngebiet. Im Gemeindekataster<br />

von 1908 wird Burgacher als Flurname aufgeführt;<br />

in einer Grundpfandverschreibung von 1910 sind im Burgacher<br />

ein neues Haus und eine neue Scheune erwähnt. 1878 gehörten<br />

zum Hof Mühle unter anderem der äussere Burgacher, auch<br />

Weiherweid genannt, samt dem Mühlenweiher und Tänsch. –<br />

Hinweise auf eine Burg gibt es keine. Vielleicht nimmt der Name<br />

Bezug auf die leicht erhöhte Lage oberhalb des Dorfes.<br />

Das heutige Wohngebiet Chlifeld (11) ist schon im 17. Jahrhundert<br />

erwähnt. 1604 heisst es in der Hinterlassenschaft des<br />

Caspar Kaufmann zu Ey: das Kleinfälldli … stosst … an Peter<br />

Achermanns Murweid. Der Gemeindekataster von 1823 führt im<br />

Gebiet Ey die Flurnamen Kleinfeld und Ober Kleinfeld auf. –<br />

«Feld» kann nicht nur Wies- oder Weideland bezeichnen, sondern<br />

auch Land, das für den Ackerbau bestimmt war und im Rhythmus<br />

der Dreifelderwirtschaft genutzt wurde.<br />

Cholweid (12): Gemäss Kataster gehörte die damals 16 Jucharten<br />

grosse Liegenschaft 1823 einem Jakob Krieger, 1908 den Gebrüdern<br />

Rast. – Die Vermutung liegt nahe, dass hier einst geköhlert<br />

wurde. Auf derselben Geländestufe, zirka zwei Kilometer südöstlich,<br />

in der Gemeinde Neuenkirch, gibt es den Hofnamen Cholholz.<br />

Eggerswil (13) ist wie Nottwil ein alemannischer Siedlungsname<br />

mit dem Zweitglied -wil. Im ersten Namenteil steckt ein<br />

althochdeutscher Personenname wie Ekiher oder ähnlich. – Ende<br />

des 12. Jahrhunderts erwähnt das Einkünfteurbar des Klosters<br />

Engelberg Zins de Ekirswilare. Im 13. und 14. Jahrhundert sind<br />

Formen wie Ekiswile, in Eggerswile, in Eggerwile überliefert.<br />

– Erwähnt sei in diesem Zusammenhang das vom Namentyp<br />

her verwandte Gattwil (18). Der Weiler gehört zu Buttisholz,<br />

aber einige Landparzellen liegen im angrenzenden <strong>Nottwiler</strong><br />

Gemeindegebiet. Der Name taucht im 13. Jahrhundert unter<br />

anderem in Dokumenten der Klöster Einsiedeln und Engelberg<br />

auf (in Gattwile, de Gattewile). 1289 tritt Rudolfus de Gatwil<br />

als Zeuge auf, und 1295 heisst es von Ulrich I. von Rinach: So<br />

het er ze Gatwile ein gut, das giltet siebenzehn malter dinkeln<br />

und haberen. – Der erste Namenteil enthält einen althochdeutschen<br />

Personennamen wie Gatto.<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

29 <strong>2024</strong>


46<br />

27<br />

45<br />

14<br />

40<br />

36<br />

23<br />

29<br />

15<br />

21<br />

34<br />

04<br />

30<br />

11<br />

07<br />

25<br />

08<br />

49<br />

03<br />

22<br />

05<br />

52<br />

09<br />

06<br />

38<br />

20<br />

32<br />

26<br />

18<br />

Althus (01)<br />

Bachtale (02)<br />

Bärnere (03)<br />

Bärnerematt (04)<br />

Berghüsli (05)<br />

Bromegg (06)<br />

Buechweid (07)<br />

Büel (08)<br />

Büelmatt (09)<br />

Burgacher (10)<br />

Chlifeld (11)<br />

Cholweid (12)<br />

Eggerswil (13)<br />

Ei (14)<br />

Ermatt (15)<br />

Figlisberg (16)<br />

Flüss (17)<br />

Gattwil (18)<br />

Grundacher (19)<br />

Häldeli (20)<br />

Hofmatt (21)<br />

<strong>2024</strong><br />

30<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


13<br />

41<br />

42<br />

28<br />

31<br />

47<br />

51<br />

01<br />

37<br />

54<br />

10<br />

55<br />

56<br />

44<br />

35<br />

19<br />

57<br />

02<br />

48<br />

12<br />

43<br />

24<br />

39<br />

50<br />

17<br />

16<br />

Holiebi (22)<br />

Hübeli (23)<br />

Huprächtige (24)<br />

Iflike (25)<br />

Mangelburg (26)<br />

Marbacherhof (27)<br />

33<br />

53<br />

Meiebach (28)<br />

Müli (29)<br />

Muriweid (30)<br />

Neuhus (31)<br />

Niffel (32)<br />

Oberarig (33)<br />

Rüteli (34)<br />

Sack (35)<br />

Sagi (36)<br />

Sandblatte (37)<br />

Schafweid (38)<br />

Schlössli (39)<br />

Schmidmatte (40)<br />

Schönegg (41)<br />

Schore (42)<br />

Schürli (43)<br />

Schwarzholz (44)<br />

Sidlerhof (45)<br />

St. Margrete (46)<br />

Stalderhof (47)<br />

Steiweid (48)<br />

Stöcke (49)<br />

Stockschürli (50)<br />

Stude (51)<br />

Tannefels (52)<br />

Waldhüsli (53)<br />

Weiermätteli (54)<br />

Weierweid (55)<br />

Wisshüsli (56)<br />

Zimmerrüti (57)<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

31 <strong>2024</strong>


Ei (14) bezeichnet ein Gebiet westlich des <strong>Nottwiler</strong> Ortskerns;<br />

es erstreckt sich vom Ufer des Sempachersees bis zum<br />

Büel. Erste Erwähnungen gehen ins 13. Jahrhundert zurück.<br />

1295 heisst es in einem Zinsrodel von Ulrich I. von Rinach:<br />

So het er ze Oye ein eigen gut von sinem vatter, das giltet<br />

zehen viertel kernen und ein swin, sol zehen schillinge gelten.<br />

Weitere frühe Belege lauten in Eye und in Oje. 1604 ist Peter<br />

Acherman zu Ey, 1618 Hanns Meyer zu Ey nachgewiesen. Ei<br />

bezeichnete aber schon damals mehr als bloss eine einzelne<br />

Liegenschaft. So führt ein Mannschaftsverzeichnis von 1624<br />

nicht weniger als 15 Personen zuo Ey auf. Und im Gemeindekataster<br />

von 1823 sind unter Ei über 20 Liegenschaften mit<br />

insgesamt rund 250 Jucharten Land registriert. Diese Zerstückelung<br />

hat bis heute angehalten; im Gebiet, das früher einfach<br />

Ei hiess, sind unter anderem das Schweizer Paraplegiker<br />

Zentrum und viele Wohnungen entstanden. – Der Name Ei<br />

bedeutet dasselbe wie Au: «Land am Wasser, feuchtes Wiesland».<br />

Der Name Ermatt (15) ist seit dem 16. Jahrhundert belegt.<br />

1569 gehört zum damals 156 Jucharten umfassenden Hof Iflike<br />

ein matten genannt die Erlenmatt hallt dryzehen mannwerkh.<br />

(Weitere Belege mit Erlen- fehlen.) 1684 ist im Feuerstättenverzeichnis<br />

des Michelsamts Joseph Akherman in der Eeren-<br />

matt<br />

aufgeführt. 1735 erwähnt das <strong>Nottwiler</strong> Taufbuch eine<br />

Familie Achermann in der Ehrmatt. – Der Erstbeleg deutet<br />

darauf hin, dass im Namen die Baumbezeichnung Erle steckt;<br />

«Erlenmatt» wurde zu «Ermatt» verkürzt.<br />

Ist der Siedlungsname Figlisberg (16) von einem Personennamen<br />

abgeleitet oder umgekehrt? Tatsache ist, dass schon<br />

1324 im Kammeramtsurbar des Stifts Beromünster ein Jo(hannes)<br />

de vüglisberg erwähnt ist. 1381 wird Heini Füglisperg von<br />

Notwile mit einer Hofstatt gelegen zu oberkilchen belehnt.<br />

1455 entwendet Heini Füglisperg von Archegg (Arig) dem<br />

Hensli Schnider ein Kalb. Das Surseer Jahrzeitenbuch nennt<br />

1481 Claus Fügelsberg von Hupprechtingen. 1758 lautet eine<br />

Gült auf die Brüder Bächler zuo füglischbärg. Ab dem 19. Jahrhundert<br />

setzt sich die Form Figlisperg / Figlisberg durch. – Der<br />

erste Namenteil geht auf althochdeutsch fugilin, «Vögelchen»,<br />

zurück. Figlisberg bezeichnet demnach eine vogelreiche Höhenlage.<br />

Oder aber: Der Name der Liegenschaft geht auf den<br />

Familiennamen Fügli (was ebenfalls «Vögelchen» bedeutet)<br />

zurück.<br />

<strong>2024</strong><br />

32<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


Flüss (17) ist der Name der Kapelle, die auf dem Nottelerberg,<br />

an der Gemeindegrenze zu Ruswil (737 m ü. M.) steht; im<br />

19. Jahrhundert ist der Name auch auf den unterhalb liegenden<br />

Hof übergegangen. – Im Volksmund hat die Kapelle den Ruf<br />

einer Zahnwehkapelle. Dass die vom Zahnfluss Gepeinigten<br />

dorthin pilgerten, habe zum Namen Flüss geführt, ist eine verbreitete<br />

These. Wahrscheinlicher ist, dass der Name von einem<br />

Familiennamen oder einem Übernamen Flüss abgeleitet ist: 1678<br />

erlaubten die Meyer von Huprächtigen und die Stäger vom Merzenberg<br />

dem Niclaus Anderes, auf der Kuppe zwischen ihren<br />

beiden Höfen eine Kapelle und ein Waldbruderhaus zu erbauen.<br />

Dazu nahm Anderes eine Gült von 200 Gulden auf, lastend auf<br />

seinem Heimwesen in der Rüti oder by den Stöcken genant. Interessant<br />

ist nun Folgendes: Bereits 1660 heisst es in einer Gült<br />

des Hofes Rüti, dieser stosse an Niclaus Flüssen Rüti. Offensichtlich<br />

sind Niclaus Anderes und Niclaus Flüss(en) identisch<br />

oder Vater und Sohn. Bemerkenswert ist zudem, wie schnell der<br />

Name Flüss auf die Kapelle überging. Schon 1690 beziehungsweise<br />

1693 werden in Gülten der Höfe Ober Stöcken und Merzenberg<br />

Zinsverpflichtungen erwähnt, die auf der Flüssen Capäll<br />

lasten. – Zum Kapellenstifter noch dies: Bei der Gült-Errichtung<br />

von 1679 gab er vor dem Weibel in Ruswil zu Protokoll, er habe<br />

aus sonderbaren Afäckt, yffer und anmuotung … ein Capäl zuo<br />

der Ehr Gottes und synen Heiligen erbauen und uffrichten lassen.<br />

Der Hof Grundacher (19) liegt auf einer Geländeterrasse im<br />

Anstieg zwischen Eggerswil und Huprächtige. Der Name ist<br />

bezeichnend: «Grund» ist im landschaftlichen Sinn zu verstehen<br />

und bedeutet «Talgrund, Ebene, Hangterrasse». 1667 werden in<br />

einer Gült des Hofes Mittler Schwarzholz die angrenzenden<br />

Grundacher Güeter erwähnt.<br />

Häldeli (20) ist die Verkleinerungsform von Halde, was<br />

«Abhang, steile Bergwiese» bedeutet. Der Name nimmt Bezug<br />

auf den Steilhang zwischen dem Niffel und der Schafweid. 1823<br />

ist Halden als Flurname von Ober Niffel (und auch Tannefels)<br />

aufgeführt. Aus dem Kataster von 1908 lässt sich rekonstruieren,<br />

dass die Liegenschaft Halden (das später zu Häldeli wurde),<br />

mit Ober Niffel identisch ist.<br />

Hofmatt (21), heute ein Hofname, wird schon früh als Flurname<br />

erwähnt. 1618 gehört zum Hof Ei eine Parzelle namens<br />

Bodenweid, die unter anderem an Fridlin Kaufmanns Hoffmaten<br />

stösst. (Der Flurname Bodenweid ist noch lebendig.) 1633 heisst<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

33 <strong>2024</strong>


1<br />

2<br />

5<br />

08<br />

49<br />

<strong>2024</strong><br />

34<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


3<br />

4<br />

1–4 Kreative<br />

Hofbeschilderungen<br />

5 Blick vom Tannenfels<br />

05<br />

06<br />

18<br />

09<br />

32<br />

20<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

35 <strong>2024</strong>


es im Jahrzeitenbuch Sursee, die Hausmatt<br />

des Hofes Ei stosse<br />

unter anderem an das Heilgen Hüslin an der strass gehn Sursee<br />

und an die hooffmatt. – Unter «Hof» ist hier ein grundherrlicher<br />

Hof zu verstehen, der an einen Meier (Verwalter) vergeben sein<br />

konnte; «Hofmatt» bezeichnet ein Gut im Dorfbereich, wo früher<br />

die Hausmatte des Hofgutes lag.<br />

Holiebi (22) ist als Flur- oder Siedlungsname in der westlichen<br />

Deutschschweiz, vorab im Kanton Bern, mehrfach belegt.<br />

Der Name bedeutet «schöne, angenehm gelegene Berg- oder<br />

Anhöhe». Das trifft auch hier zu: Die Holiebi liegt am Hügelzug,<br />

der von Iflike nach Tannefels ansteigt. Im <strong>Nottwiler</strong> Taufbuch<br />

ist 1736 eine Familie Meier in der Hohenliebe verzeichnet. 1748<br />

ist Johannes Meyer in der Hoch Liebe erwähnt. Im <strong>Nottwiler</strong><br />

Katasterbuch von 1823 sind zwei Liegenschaften Hochliebe aufgeführt.<br />

Der Liegenschaftsname Hübeli (23) ist ab dem 18. Jahrhundert<br />

belegt, 1768 beispielsweise im Firmbuch der Pfarrei Nottwil.<br />

1863 heisst es in der Gült, errichtet von Silvester und Martin<br />

Bächtinger, ihr Hof und Gut Hübeli enthalte 48 Jucharten. –<br />

Hübeli ist die Verkleinerungsform von Hubel, was «Hügel,<br />

Anhöhe» bedeutet. Hübelirain ist heute Name eines angrenzenden<br />

Wohngebiets.<br />

Huprächtige (24) bezeichnet heute eine ganze Reihe von Liegenschaften,<br />

die auf einer Geländestufe rund 150 bis 200 Meter<br />

über dem Sempachersee liegen. Der Name gehört zur grossen<br />

Gruppe der alemannischen Siedlungsnamen mit der Endung<br />

-ingen. Es handelt sich um Insassennamen; sie drücken die Zugehörigkeit<br />

von Personen zu einem Hofgründer oder Hofbesitzer<br />

aus, der im ersten Namenglied genannt ist. Erklären lässt sich der<br />

Name als «Bei den Leuten des Hunprecht». – Urkundlich taucht<br />

der Name erstmals im Jahr 1235 auf: Ritter Ulrich von Büttikon<br />

verkauft dem Benediktinerkloster Engelberg seine Besitzungen<br />

in villa Hunprehtingin, auch Johannes von Hildisrieden überträgt<br />

sein Gut in Huprehtingin diesem Kloster. Weitere Schreibweisen<br />

im 13. und 14. Jahrhundert sind Huprechtingen, Hupprehttingen<br />

oder ähnlich. Belege für die verkürzte, heute gesprochene Form<br />

Huprächtige<br />

tauchen erst in späterer Zeit auf.<br />

Auch Iflike (25) gehört zu den ältesten Namen und bestimmt<br />

zu den ältesten Siedlungen der Gemeinde Nottwil. Ende des<br />

12. Jahrhunderts nennt das Urbar des Klosters Engelberg Wern-<br />

<strong>2024</strong><br />

36<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


herus dictus (genannt) de Jrflinchon, im 13. Jahrhundert erscheinen<br />

Wernherus de Irflincham (1261) oder Petrus de Irflinchon<br />

(1278). Auch die Schreibweisen Irflinkon und Hirvlikon sind<br />

belegt. Die heutige Form ohne -r in der ersten Silbe erscheint<br />

erst später, 1408 zum Beispiel wird Margreth de Ifflikon genannt.<br />

– Namen mit der Endung -(i)kon bezeichnen meistens eine alemannische<br />

Ausbausiedlung mit der Bedeutung «Bei den Höfen<br />

der Leute des …». Im ersten Namenteil steckt ein althochdeutscher<br />

Personenname, der nicht genau bestimmbar ist.<br />

Mangelburg (26) ist ein Siedlungsname, den es auch in<br />

Mörsch wil (SG) gibt. Das St. Galler Namenbuch deutet ihn als<br />

«das stattliche Gebäude, wo Mangel herrscht». Ob dies auch für<br />

unseren Namen zutrifft? Es scheint, dass der Name keinen Bezug<br />

zu einer Burg (Wehranlage) hat; Hinweise darauf fehlen. Wahrscheinlich<br />

ist, dass «Burg» auf die Lage Bezug nimmt: Die Mangelburg<br />

liegt leicht erhöht und ist von zwei Seiten vom Eierwald<br />

umrahmt. Doch trotz prominenter Lage war die Liegenschaft<br />

nicht ertragreich; der Name ist wohl ironisch zu verstehen. –<br />

Bemerkenswert ist, dass die Bezeichnung schon früh auftaucht.<br />

Bereits 1595 heisst es in einer Gült der beiden Höfe zu Gattwil,<br />

deren Wald stosse an ein guet Mangelburg genannt. 1620 kommt<br />

der Name im Twingrodel Tannenfels vor, und 1676 errichtet<br />

Hans Caspar Stiller eine Gült ab min heimwässen und guot die<br />

Mangelburg genant.<br />

Das Gebiet Marbacherhof (27) hat seinen Namen vom Familiennamen<br />

Marbach. 1938 errichten die Geschwister Kaufmann<br />

eine Gült auf dem Marbacherhof, der damals knapp 30 Hektaren<br />

umfasste. Bis dahin war die Liegenschaft in schriftlichen Dokumenten<br />

mit Unter-Dorf<br />

bezeichnet worden. Der stattliche Hof<br />

unterhalb der heutigen Kantonsstrasse gehörte ab Ende der<br />

1830er Jahre Franz Marbach. 1873 erwarben ihn die Geschwister<br />

Kaufmann. Heute sind grosse Teile des einstigen Marbacherhofs<br />

überbaut und der Wohn- und Gewerbezone zugeteilt.<br />

Meiebach (28): 1703 ist Arthemi Muff Besitzer der Liegenschaft<br />

Meyenbach. 1719 heisst es in einer Gült der Kesselrüti<br />

(Gemeinde Neuenkirch), deren Wald stosse an Meyenbachwald.<br />

1784 erwähnt das Taufbuch Nottwil Familie Leu im Meienbach.<br />

– Der Name ging wohl vom Bach, der sich in den Sempachersee<br />

ergiesst, auf die Siedlung über. Speziell ist die lokale Aussprache<br />

mit Betonung auf langem a, Meiebaach. Namen mit Meiebeziehen<br />

sich oft auf den Monat Mai und bezeichnen früh grü-<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

37 <strong>2024</strong>


Nach rechts, nach links,<br />

nach oben oder unten<br />

- Nottwil verfügt über<br />

viele Wanderwege<br />

<strong>2024</strong><br />

38<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


nende Landstücke. Es ist aber auch denkbar, dass «Meienbach»<br />

auf nicht belegtes «Eienbach» zurückgeht mit der Bedeutung<br />

«Bach im feuchten Wiesland».<br />

Müli (29) und Mülifeld bezeichnen heute Wohngebiete. –<br />

Wann die erste Mühle in Nottwil in Betrieb war, kann im Rahmen<br />

dieser Arbeit nicht sicher festgestellt werden. Im Zusammenhang<br />

mit Rechtsstreitigkeiten wird eine Mühle aber mehrmals<br />

erwähnt; so erging 1566 ein Spruchbrief von wegen eines Mülliwegs<br />

der Mülli zu Nottwyl. In einem Streit um das Wasserrecht<br />

sagt 1683 Pantaleon Geiseller vor Gericht aus, dass er vor villen<br />

Jahren in der Müllin zu Notwyl gedienet habe. Im <strong>Nottwiler</strong><br />

Steuerrodel von 1693 ist Sebastian Thürig der Müller ab der<br />

Mühli und Matten verzeichnet. Der Müliweier, von dem aus das<br />

Wasser der Mühle zugeleitet wurde, existiert noch immer.<br />

Muriweid (30) bezeichnet heute ein Wohnquartier. – 1604<br />

ist Peter Achermann als Besitzer des Hofes Ey ausgewiesen, zu<br />

dem unter anderem ein Weid genannt die Murweid gehört. 1659<br />

wird die Murweydt<br />

erwähnt, 1823 die Unter Murweid und die<br />

Murweid. Der Wechsel zur Form Muriweid scheint sich erst in<br />

neuerer Zeit vollzogen zu haben, vielleicht im Zusammenhang<br />

mit dem Familiennamen Muri, der in Nottwil nachgewiesen ist.<br />

Der Name bezeichnete ursprünglich ein Grundstück, auf dem es<br />

Mauerreste einer früheren Siedlung gab oder das von Mauern<br />

gestützt wurde.<br />

Neuhus (31) (siehe Althus)<br />

Der Siedlungsname Niffel (32) ist ab der zweiten Hälfte des<br />

18. Jahrhunderts nachgewiesen, unter anderem in Tauf- und<br />

Firmbüchern der Pfarrei Nottwil. 1832 wird in einem Kaufbrief<br />

das Heimwesen der Ober Niffel oder Gattwyler Halden genannt<br />

erwähnt, 1850 Hof und Gütter im Niffel oder Mittlergattwil. Der<br />

Name kommt auch in Römerswil und im bernischen Rüderswil<br />

vor; eine abschliessende Deutung steht noch aus.<br />

Der Ortsname Nottwil taucht ab dem 13. Jahrhundert in<br />

schriftlichen Belegen auf. Das Einkünfteurbar des Benediktinerklosters<br />

Einsiedeln (1217 – 1222) verzeichnet elf Schilling Zins<br />

de Nottewile. 1273 wird ein Ulrich von Notwil als Bürger von<br />

Sempach aufgeführt. 1324 erwähnt das Kammeramtsurbar des<br />

Chorherrenstifts Beromünster eine Besitzung in Nottwil. – Nottwil<br />

gehörte nach dem Sempacherkrieg teils zum Luzerner Michels-<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

39 <strong>2024</strong>


amt, teils zur Landvogtei Ruswil sowie zum Rothenburgeramt<br />

und kam in der Helvetik zum Distrikt Sempach. 1801 wurde die<br />

politische Gemeinde Nottwil geschaffen. – Im Namen Nottwil<br />

steckt wie in vielen weiteren alemannischen Ortsnamen die althochdeutsche<br />

Siedlungsbezeichnung -wilari, mittelhochdeutsch<br />

-wiler<br />

beziehungsweise -wil, was ein kleines Dorf, einen Weiler<br />

oder ein einzelnes Gehöft bedeuten kann. Der erste Namenteil<br />

enthält einen althochdeutschen Personennamen Noto oder<br />

ähnlich. Nottwil bedeutet also «beim Gehöft des Noto». Wie bei<br />

den meisten zusammengesetzten Wil-Namen ist diese Person<br />

urkundlich nicht fassbar.<br />

Oberarig (33) liegt zum Teil in der Gemeinde Nottwil, zum<br />

Teil in der Gemeinde Ruswil. Westlich davon befinden sich die<br />

Liegenschaften Mittelarig und Underarig, die zur Gemeinde<br />

Buttisholz gehören. – Erstmals erwähnt wird der Name Ende des<br />

12. Jahrhunderts im Urbar des Klosters Engelberg, das Naturalund<br />

Geldzinsen De Archeko einzieht. 1298 verkauft Diethelm<br />

von Wolhusen seinen Hof Archegge. 1488 nennt das Ruswiler<br />

Jahrzeitenbuch Hans von Archegg. 1527 wird Hans Bächlers<br />

hoff zu ober archegg aufgeführt, 1569 der Hof Oberarig. – Diese<br />

Belege zeigen, dass es sich um einen Namen auf -egg handelt,<br />

der sich mit der Zeit auf -ig abschwächte, gleich wie beispielsweise<br />

Hapfig (Ruswil) oder Lindig (Neuenkirch). Egg bezeichnet<br />

den langgestreckten, von Buttisholz her ansteigenden Hügelzug.<br />

Im ersten Namenteil steckt mittelhochdeutsch arche oder arch,<br />

das nicht nur «Arche», sondern auch «Kasten» oder «Damm»<br />

bedeuten kann, hier vielleicht «hochgelegene, etwas aufragende<br />

Geländestelle».<br />

Rüteli (34) bezeichnet heute ein Wohngebiet. 1752 wird auf<br />

dem Heimwäsen in der neuwen Rütty eine Gült errichtet, 1660<br />

eine auf dem Heimwesen uff der Rüty. Die Zuordnung der historischen<br />

Belege ist nicht einfach; 1679 heisst es in einer Gült<br />

in der Rüti oder by den Stöcken genant<br />

(siehe Stöcke und Flüss).<br />

– Rüteli ist die Verkleinerungsform von Rüti, was eine gerodete<br />

Fläche bezeichnet.<br />

Der Name Sack (35) bezieht sich auf die Lage: Die Liegenschaft,<br />

auf leicht abfallendem Gelände, ist auf zwei Seiten von<br />

den Tobeln gegen Grundacher und Schwarzholz umschlossen.<br />

1667 heisst es in einer Gült des Hofes Schwarzholz: Item ein<br />

Weidt genannt Sak … stosst an … die Ober Schwartz Holtzen<br />

Güeter … an die Grundacher Güeter. 1717 besitzen zehn Geschwis-<br />

<strong>2024</strong><br />

40<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


ter namens Dürig das Höfflein und Guett der Grundacher und<br />

Sackh genandt, 1735 verzeichnet das Taufbuch eine Familie<br />

Dubach im Sack.<br />

Sagi (36): Der Dorfbach trieb früher die <strong>Nottwiler</strong> Mühle an,<br />

später entstand hier auch eine Sägerei. Der Gemeindekataster erwähnt<br />

1908 Josef Hürlimann als Besitzer der Liegenschaft Sagi, zu der<br />

unter anderem eine Wirbelsäge und eine Ladenhütte gehörten.<br />

Sandblatte (37) wird um 1588 in einem Kaufbrief des Schlosses<br />

Wartensee (Gemeinde Neuenkirch) erwähnt: Sitz, Schloss<br />

und Huss Wartenseew genant … mit sambt den beiden Meyer<br />

Höffen, Wartensee undt Sandplaten genandt, so darbey gelegen.<br />

1707 errichtet Caspar Saltzman zu Ober Eggerschwyll Sandblatten<br />

genant, eine Gült. – In Sandblatte selbst, aber auch in der<br />

Umgebung, kommen Sandsteinfelsen vor. Gemäss Robert Steinmann,<br />

Sandblatte, ist man vor Jahren beim Bau einer Jauchegrube<br />

direkt neben der Scheune auf Sandstein gestossen.<br />

Die Liegenschaft Schafweid (38) thront zuoberst auf dem<br />

Hügelzug über den Liegenschaften Tannenfels. Schafweid war<br />

früher eine Flurbezeichnung. Der Liegenschaftsname kommt im<br />

18. Jahrhundert unter anderem im Taufbuch der Pfarrei Nottwil<br />

vor. Und gemäss einem Kaufbrief von 1779 veräusserte Joseph<br />

Huober von Renzligen dem Martin Kupper in der Schafweid zwey<br />

Jucharten Weidland.<br />

Der Name Schlössli (39) bezieht sich vielleicht auf die erhöhte<br />

(schlosswürdige) Lage der Liegenschaft. Oder hier stand einst<br />

ein schönes, herrschaftliches Gebäude. 1743 weist das <strong>Nottwiler</strong><br />

Taufbuch eine Familie Meier im Schlössli auf. 1832 verkaufte<br />

Alois Kiener seinen Anteil Schlössli an Maria Schüpfer.<br />

Schmidmatte (40), heute ein Wohngebiet, ist als Name einer<br />

Parzelle unter anderem im Liegenschaftskataster von 1823 nachgewiesen,<br />

ebenso die Schmiede selbst, die damals Josef Huber<br />

gehörte.<br />

Schönegg (41) ist ein Name, der spontan vergeben wurde.<br />

Dies ist gut dokumentiert. 1863 beziehungsweise 1888 erwarb<br />

der Metzger Jakob Krieger ein Stück von der sogenannten Langweid<br />

unterhalb der Kantonsstrasse, Dreiangel genannt, und baute<br />

darauf ein Haus. 1889 heisst es in einer Grundpfandverschreibung:<br />

Die Liegenschaft «Dreiangel», nun «Schönegg» genannt.<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

41 <strong>2024</strong>


Für die Deutung des Namens Schore (42) gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

Der mundartliche Begriff kann einerseits «etwas<br />

Empor- oder Hervorragendes» bedeuten. Das würde zur Lage<br />

passen, da die Liegenschaft (wenn auch nur leicht) über dem<br />

Sempachersee liegt. Vor der Seeabsenkung zu Beginn des<br />

19. Jahrhunderts lag der Schore wohl etwa hundert Meter näher<br />

am Wasser. Das Katasterbuch von 1823 erwähnt für Schore, wie<br />

zum Beispiel auch für Meiebach oder Eggerswil, eine Parzelle<br />

Neues Seeland. Die zweite Möglichkeit: Der Name bedeutet<br />

«Boden, der mit der Haue bearbeitet wurde, Kulturland». – 1624<br />

ist Lorenz Schmidli im Schoren im Mannschaftsverzeichnis des<br />

Gerichts Oberkirch aufgeführt. In einem Steuerrodel von 1693<br />

werden Hans und Claus die Götzen im Schorenhaus erwähnt.<br />

Das <strong>Nottwiler</strong> Taufbuch erwähnt 1735 Familie Jost im Schoren<br />

beziehungsweise Schorren.<br />

1823 verkaufte Johannes Dietschi sein Heimwesen Schürli<br />

(43) den Brüdern Augustin, Jakob und Konrad Trochsler. Wahrscheinlich<br />

bezeichnete der Name ursprünglich eine Scheune in<br />

1–4 Einheitliche<br />

Hofbeschriftung 1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

<strong>2024</strong><br />

42<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


einem Stück Land und erst später wurde<br />

daraus eine selbständige Liegenschaft mit<br />

Wohnhaus.<br />

Der Name Schwarzholz (44) lässt sich<br />

als «dunkler» oder «dunkel erscheinender<br />

Wald» deuten; mittelhochdeutsch bzw.<br />

schweizerdeutsch «Holz» hat auch die<br />

Bedeutung «Wald». – Auf den ersten Blick<br />

vermag diese Deutung nicht zu überzeugen,<br />

weil sich beim Schwarzholz kein<br />

eigentlicher Wald befindet, sondern lediglich<br />

das lange, von Unter Huprächtige<br />

herkommende Tobel vorbeiführt. Gut<br />

möglich ist aber, dass der namengebende<br />

Wald nicht mehr steht, sondern erst spät<br />

gerodet wurde. Auffallend ist, dass sich<br />

in diesem ziemlich steilen Gebiet auf<br />

engem Raum weitere Namen finden, die<br />

erst ab dem 17. Jahrhundert auftauchen<br />

und auf Rodung hinweisen (Stude, Cholholz,<br />

Stockschürli). – 1586 verzeichnet<br />

das Turmbuch von Luzern Agatha Dubs<br />

uff dem underen Schwarzholtzlin under<br />

eggenschwyll; sie wird der Hexerei bezichtigt.<br />

1668 errichtet Martin Achermann im<br />

Mittlisten Schwarzholtz<br />

eine Gült; es stösst<br />

unter anderem an under und ober<br />

Schwartzholz.<br />

Die Geschichte des Gebiets Sidlerhof<br />

(45) im Detail zu erforschen, wäre eine<br />

spannende Aufgabe und würde Aufschluss<br />

darüber geben, wie sich die Besitz- und<br />

Namenverhältnisse am nördlichen Dorfrand<br />

Nottwils ab dem 19. Jahrhundert<br />

veränderten. Ende der 1930-er Jahre<br />

erwarb Alois Kaufmann den 21 Hektaren<br />

grossen Sidlerhof<br />

von Witwe Marie Sidler-Achermann.<br />

Vorher war die Liegenschaft,<br />

jedenfalls in schriftlichen Dokumenten,<br />

einfach mit Dorf<br />

bezeichnet<br />

worden. Das heutige Areal Sidlerhof ist<br />

aber nur noch ein Bruchteil dessen, was<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

Zu diesem Beitrag<br />

Vor drei Jahren fragte mich das Chronikteam<br />

an, für die «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2024</strong>»<br />

einen Beitrag über die Flurnamen der<br />

Gemeinde Nottwil zu verfassen. In Absprache<br />

mit dem Team habe ich diesen Auftrag<br />

dann eingegrenzt: Bearbeitet wurden<br />

lediglich die Siedlungsnamen, rund 60 an<br />

der Zahl. In erster Linie sind dies Namen<br />

von Bauernhöfen und anderen Liegenschaften,<br />

zum Teil auch von Wohngebieten,<br />

sofern deren Name weit zurückreicht.<br />

In der Ortsnamenforschung ist es üblich,<br />

für jeden Namen den ältesten schriftlichen<br />

Beleg aufzuspüren, die Veränderung des<br />

Namens bis zur heutigen Version zu dokumentieren,<br />

mit Gewährsleuten das Gelände<br />

zu begehen und schliesslich eine Deutung<br />

herzuleiten. Das war im Rahmen dieser<br />

Arbeit nicht durchgehend möglich. Um den<br />

Beitrag im vorgegebenen Umfang zu halten,<br />

wurde zudem darauf verzichtet, die vielen<br />

historischen Belege mit der exakten Quellenangabe<br />

zu versehen. Geforscht wurde<br />

vor allem im Staatsarchiv Luzern sowie im<br />

Stadtarchiv Sursee. Als Quellen dienten<br />

vorab Gült- und Kaufprotokolle, Kirchenbücher,<br />

Mannschafts- und Katasterverzeichnisse<br />

sowie das Quellenwerk zur Entstehung<br />

der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Die<br />

Schreibweise der heutigen Namen hält sich<br />

an das Verzeichnis der amtlichen kantonalen<br />

Vermessung. Historische Belege sind im<br />

Text kursiv hervorgehoben.<br />

Ein grosser Dank geht an die Namenforscherin<br />

Dr. Erika Waser, Littau, die das Manuskript<br />

durchgesehen und wertvolle Hinweise<br />

zur Namendeutung beigesteuert hat.<br />

Josef Küng<br />

43 <strong>2024</strong>


die Familien Sidler im 19. Jahrhundert<br />

innehatten. Ein Kaufvertrag von 1831<br />

schildert, wie Johann, Jost und Jakob<br />

Sidler ihre bis anhin besessenen Liegenschaften<br />

in aller Fründschafft und bester<br />

Zufriedenheit teilten. Es entstanden drei<br />

Höfe im Umfang von je rund 55 Jucharten<br />

(also je rund 20 Hektaren), die danach ihre<br />

eigene Geschichte erlebten.<br />

St. Margrete (46) bezeichnet mehrere<br />

Liegenschaften im Grenzgebiet Nottwil<br />

/ Oberkirch. Ab dem 13. Jahrhundert<br />

gehörte dieses Gut den Herren von<br />

Rinach. Der Name leitet sich von der<br />

Kapelle ab, die der heiligen Margaretha<br />

geweiht ist. Der Ursprung der Kapelle<br />

liegt im Dunkeln.<br />

Wie der Marbacherhof und der Sidlerhof<br />

hat auch der benachbarte Stalderhof<br />

(47) seinen Ursprung in einem Familiennamen.<br />

1892 erwarb Josef Bachmann<br />

den damals 22 Hektaren grossen Hof von<br />

Jakob Stalder. 1908 ging die nun Stal-<br />

derhof<br />

genannte Liegenschaft innerhalb<br />

der Familie Bachmann in neue Hände<br />

über.<br />

Die Steiweid (48) gehörte früher zur<br />

Zimmerrüti. 1812 verkaufte Thomas Meyer<br />

in der Zimmerrütty<br />

den Geschwistern Jost,<br />

Anton und Maria Leder, Bachtalen, das Landstück vorder Steinweid<br />

… stost … an des verkäufers Hüsli und Steinweiden. Bestätigt<br />

wird dies 1845 in einer Gült des Nachbarhofes Klein<br />

Huprächtigen: Item die Steinweid, ehemals zum Zimmerrütti<br />

Hof gehörend. Erst später wurde Steiweid eine eigenständige<br />

Liegenschaft. – Der Name kann sich entweder auf steinigen<br />

Untergrund der Parzelle oder auf einen markanten Stein im<br />

Gelände beziehen.<br />

Stöcke (49) ist ein Rodungsname und bezeichnet einen<br />

abgeholzten Waldteil oder eine Parzelle mit vielen Baumstrünken.<br />

Ein Mannschaftsverzeichnis von 1689 führt Joseph Buocher<br />

<strong>2024</strong><br />

44<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


im Stöckhus auf. 1680 heisst es in einer Gült von Ober Bärnere,<br />

die Mosweid stosse unter anderem an das Heim Wässen in den<br />

Stöckhen.<br />

Dieselbe Bedeutung hat «Stock-» im Hofnamen Stockschürli<br />

(50) nahe beim <strong>Nottwiler</strong>wald gelegen. 1666 heisst es in einer<br />

Gült, Huprächtige stosse unter anderem an das guot stockschürli.<br />

1689 gehörte Heinrich Meyer im Stockschürli zur wehrfähigen<br />

Mannschaft.<br />

Der Hofname Stude (51) ist heute auch Name eines Wohngebiets.<br />

Mundartlich «Stude» bedeutet «Strauch, Gebüsch, Unterholz».<br />

Der Name bezeichnete anfänglich wohl ein Geländestück,<br />

das mit Gebüsch oder Jungholz bestanden war. – Bereits 1624<br />

ist Bether Götz in der Studen im Mannschaftsrodel des Gerichts<br />

Oberkirch aufgeführt. 1744 errichtet Caspar Dürig eine Gült ab<br />

seiner Liegenschaft in der Oberen Studen genannt. 1771 tut<br />

Luntzi Stöckli dasselbe ab seinem Heimwesen der halbe theil in<br />

den Studen. Im Katasterverzeichnis von 1823 sind im Gebiet<br />

Studen rund ein Dutzend Liegenschaftsbesitzer aufgeführt.<br />

Die Geschichte von Tannenfels (52) ist im Historischen<br />

Lexikon der Schweiz in kurzer Form dargestellt. Dort heisst es<br />

unter anderem: «Die Burg und der Hof Tannenfels bildeten vom<br />

Spätmittelalter an bis 1798 den Kern einer kleinen, gleichnamigen<br />

Herrschaft, die Güter und Rechte vor allem in den umliegenden<br />

Weilern Ei, Gattwil, Iflikon und St. Margrethen umfasste.<br />

Die Burg wurde vermutlich von den Kyburger Ministerialen<br />

von Sursee-Tannenfels gebaut; um 1250 wird Werner von Sursee<br />

erstmals mit dem Zunamen Tannenfels erwähnt.» Ab dem<br />

14. Jahrhundert erscheint der Name häufig, meist in der Form<br />

Tannenvels. 1324 beispielsweise verkauft Frene von Tannenvels<br />

dem Chorherrenstift Beromünster zwei Grundstücke, ligent<br />

under Tannenvels. – Heute gibt es mehrere Liegenschaften Tannefels.<br />

Zum Namen führte der tannenbestandene Felsen beim<br />

heutigen Schloss. 1)<br />

Das Waldhüsli (53) liegt direkt neben dem <strong>Nottwiler</strong>wald.<br />

Wahrscheinlich wurde die Liegenschaft von Oberarig abgetrennt<br />

und hiess ursprünglich auch so. Eine Beschreibung von 1693<br />

passt jedenfalls genau, wenn es heisst, das 12 Jucharten grosse<br />

Heimwesen grenze an Nothwyller Waldt, zum anderen an das<br />

guoth stockh schürli und an hooff oberarig. 1735 ist Mychell<br />

Stäger im Wald hus erwähnt; 1746 Kasper Achermann im Wald-<br />

1) Siehe ausführliche<br />

Geschichte des<br />

Schlosses Tannenfels<br />

in der <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

2020<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />

45 <strong>2024</strong>


Der Autor<br />

Josef Küng, Jahrgang 1957, wuchs auf dem<br />

Hof Under Merzenberg auf. Dieser liegt<br />

unterhalb der Flüsskapelle auf Ruswiler<br />

Gemeindegebiet und gehörte damals noch<br />

zur Kirchgemeinde Nottwil. Nach der Primarschule<br />

in der Aussenschule Etzenerlen,<br />

sechs Jahren an der Kanti Beromünster<br />

und der Matura in Sursee studierte<br />

Josef Küng in Freiburg<br />

Germanistik im Haupt- und<br />

Geschichte im Nebenfach. In<br />

seiner Lizentiatsarbeit (1982)<br />

befasste er sich mit den Hofnamen<br />

der Gemeinde Ruswil, 1991<br />

verfasste er eine (nicht publizierte)<br />

Dissertation über «Die<br />

Siedlungs- und Flurnamen der<br />

Gemeinde Ruswil bis 1500».<br />

Nach einem Jahr als Assistenzlehrer in der<br />

Westschweiz stieg er 1983 bei der Luzerner<br />

Tageszeitung «Vaterland» in den Journalismus<br />

ein. 1985 wechselte er nach Schüpfheim<br />

zum «Entlebucher Anzeiger», den er<br />

ab 1996 leitete. Um wieder vermehrt als<br />

Journalist arbeiten zu können, gab er diese<br />

leitende Funktion 2013 ab. 2022 ging Josef<br />

Küng in Pension.<br />

hüsslin. 1812 heisst es, der Hof<br />

Oberarig stosse an Joseph<br />

Süössen Heimwesen im Waldhüsli.<br />

Die Namen Weiermätteli<br />

(54) und Weierweid (55), heute<br />

Wohngebiete, stehen im Zusammenhang<br />

mit dem Müliweier<br />

unterhalb der Zimmerrüti (siehe<br />

Burgacher und Müli).<br />

Der Name Wisshüsli (56)<br />

leitet sich wohl vom verbreiteten<br />

Familiennamen Wyss ab,<br />

der auch in Nottwil nachgewiesen<br />

ist. Denkbar ist auch, dass<br />

ein Gebäude heller Farbe so<br />

bezeichnet wurde. – 1802<br />

errichten Annamaria und Clemencia<br />

Schmidli eine Gült ab<br />

unserem heimwesen das weisshüsli<br />

genant, 1803 lautet die<br />

Schreibweise in selber Sache<br />

Wissenhüsly. 1826 verkauft<br />

Michael Amman sein Heimwesen<br />

Wissenhüsli an Joseph<br />

Portmann aus Malters.<br />

Zimmerrüti (57): Schon im<br />

16. Jahrhundert war der Hoff<br />

Zimmerrütti an die Kapelle<br />

Unserer Lieben Frau in Nottwil abgabepflichtig. 1611 heisst es<br />

in einer Gült des Hofes Ober Bernern, dieser stosse unter anderem<br />

an Hooff Zimmerrüti. 1621 halten Hoof unnd gutt in der Zimmerrüti<br />

… einhundert iucharten ofenes landts und zächen iucharten<br />

walldt. 1683 gibt Hans Bog im Zusammenhang mit Wasser-<br />

Streitigkeiten der Mühle Nottwil zu Protokoll, dass er den Hof<br />

in der Zymerrüti Ettliche Jahre in Ehren gehabt. – Der Name<br />

leitet sich vom mittelhochdeutschen «zimber, zimmer» in der<br />

Bedeutung «Bauholz» ab, kombiniert mit «Rüti» (gerodete Fläche).<br />

Zimmerrüti ist also ein Ort, wo man Bauholz schlug.<br />

<strong>2024</strong> 46<br />

Von A(lthus) bis Z(immerrüti)


Nottwil hilft der Ukraine<br />

Ersatzheimat für Geflüchtete<br />

Am 24. Februar 2022 ist die russische Armee in die Ukrai ne<br />

einmarschiert, dieser Krieg trieb Millionen Menschen in die<br />

Flucht. Auch in der Schweiz sind täglich hunderte von<br />

Schutzsuchenden angekommen. Ganze Familien sowie viele<br />

allein geflüchtete Frauen mit Kindern wurden von Gastfamilien<br />

auch in unserer Gemeinde herzlich aufgenommen.<br />

Gastland Schweiz<br />

Der Bundesrat hat im März 2022 entschieden, zum ersten<br />

Mal den Schutzstatus S für geflüchtete Menschen aus der Ukraine<br />

zu aktivieren. Tausende Flüchtlinge mussten auch im Kanton<br />

Luzern registriert werden, für die Behörden war das eine enorme<br />

Herausforderung und führte wiederholt zu angespannten Situationen.<br />

Dank der Hilfe von unzähligen Gastfamilien schweizweit,<br />

die sich spontan zur Aufnahme von Schutzsuchenden<br />

bereit erklärten, wurde es möglich, die anspruchsvolle Aufgabe<br />

zu meistern.<br />

Willkommen in Nottwil<br />

Im April 2022 organisierte die Gemeinde Nottwil für die<br />

ersten eingetroffenen Geflüchteten aus der Ukraine und ihre<br />

zugeteilten Gastfamilien zum gegenseitigen Kennenlernen einen<br />

Willkommens- und Begegnungsanlass im Vikariatshaus. Die<br />

neu gegründete «Taskforce Ukraine» bot mit Hilfe vieler freiwilliger<br />

Helferinnen und Helfer ihre Unterstützung an. Ein<br />

Deutsch-Sprachkurs wurde angeboten, ein Ukraine-Kaffeetreff<br />

für gegenseitigen Austausch organisiert und auf der Homepage<br />

der Gemeinde eine Material-Spendenliste aufgeschaltet.<br />

Kleider, Schuhe, Spielsachen, Schulmaterial usw. wurden<br />

gesucht. Die <strong>Nottwiler</strong> Bevölkerung half grosszügig mit, den<br />

Betroffenen dringend benötigte Sachen zu übergeben. Die Pfarrei<br />

richtete einen Hilfsfonds für Geldspenden ein.<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

47 <strong>2024</strong>


Die Geflüchteten waren sehr dankbar<br />

für die herzliche Aufnahme in Nottwil.<br />

In vielen bewegten Gesprächen, mit Hilfe<br />

von ukrainisch und russisch sprechenden<br />

Anwesenden oder in Englisch und mittels<br />

Google-Translate, kamen sich Geflüchtete<br />

und Einheimische näher, und die Zuversicht<br />

nahm beidseitig zu, dass zumindest<br />

für den Anfang vieles zum Guten aufgegleist<br />

war.<br />

Die Asylunterkunft TUK<br />

(temporäre Unterkunft)<br />

in Nottwil<br />

Herausforderung Schule<br />

Es war das erklärte Ziel, die Kinder möglichst bald nach ihrem<br />

Eintreffen in Nottwil in der Schule zu integrieren. Dank guter<br />

und flexibler Organisation durch die Schulleitung und die Lehrpersonen<br />

wurden die ukrainischen Kinder im Kindergarten sowie<br />

in der Primar- und Sekundarschule aufgenommen und Schritt<br />

für Schritt mit dem Schweizer Schulsystem vertraut gemacht.<br />

Es war ein grosser Glücksfall, dass die Schulleitung die<br />

ukrainische Studentin Olha Zinchenko anstellen konnte. Dank<br />

ihrer guten Deutschkenntnisse war sie als Dolmetscherin und<br />

Betreuungsperson eine wertvolle Verbindungperson zwischen<br />

den Kindern, deren Eltern und den <strong>Nottwiler</strong> Lehrpersonen.<br />

Ferienerlebnis<br />

Im Jublano-Sommerlager 2022, in Stein im Toggenburg,<br />

waren die ukrainischen Kinder herzlich willkommen. Dank<br />

finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde Nottwil und<br />

unter der Obhut der Jublano-Gruppenleiterinnen und -leiter<br />

fuhren sie mit grosser Begeisterung in die Ferien, knüpften<br />

Freundschaften und erlebten einen tollen Sommer.<br />

Heimat bleibt Heimat<br />

Bereits im Sommer 2022 kehrten viele der Geflüchteten in<br />

ihre Heimat zurück, erfüllt mit grosser Dankbarkeit, Aufnahme<br />

und Schutz in Nottwil gefunden zu haben. Einige reisten in<br />

andere Länder weiter, die meisten jedoch gingen zurück zu ihren<br />

Familien, um ihrem Land in dieser schweren Zeit beizustehen.<br />

Asylunterkunft TUK<br />

(temporäre Unterkunft) in Nottwil<br />

In Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg aktivierte die<br />

Luzerner Kantonsregierung einen Verteilschüssel zur Aufnahme<br />

von Personen im Asyl- und Migrationsbereich und forderte die<br />

<strong>2024</strong> 48<br />

Nottwil hilft der Ukraine


Betreuung der ukrainischen Kinder<br />

Interview mit Olha Zinchenko<br />

Olha, woher kommst du und wie bist du nach<br />

Nottwil gekommen?<br />

Ich stamme aus Lwiw (Lemburg), im Westen der<br />

Ukraine und bin etwa einen Monat nach Kriegsausbruch,<br />

Ende März, in der Schweiz angekommen. Ich<br />

habe einen Studienplatz in Psychologie im deutschsprachigen<br />

Raum gesucht. Da ich Deutsch schon in<br />

der Ukraine studiert habe, hat mir die Hochschule<br />

Luzern sofort ein Gaststudium in Wirtschaftspsychologie<br />

mit Aufenthalt in einer Gastfamilie angeboten.<br />

Ich war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Meine<br />

Eltern haben per Zoom mit der Gastfamilie Kontakt<br />

aufgenommen, und drei Tage später bin ich bereits<br />

in Luzern angekommen. In meiner Gastfamilie habe<br />

ich eine sehr herzliche Aufnahme mit Familienanschluss gefunden,<br />

und ich fühle mich sehr wohl. Meine Gast-Mama ist Lehrerin in Nottwil<br />

und so ist auch der Kontakt zur Schule Nottwil zustande gekommen.<br />

Im April 2022 unterstützte ich zuerst in Freiwilligenarbeit die Kinder<br />

aus der Ukraine in der Schule Nottwil. Später bekam ich eine feste<br />

Anstellung mit einem 40 %-Pensum als Klassenassistentin.<br />

Welches waren deine Aufgaben an der Schule Nottwil?<br />

Die Kinder waren während des Unterrichts auf Unterstützung in<br />

der deutschen Sprache angewiesen. Ich habe ihnen geholfen zu<br />

verstehen, und nach der Schule habe ich mit ihnen die Hausaufgaben<br />

gemacht. Später konnte ich sie dann selber in Deutsch<br />

unterrichten. In der Schulbibliothek wurde uns ein Raum zur Verfügung<br />

gestellt, wo ich in den Fachgebieten Heimat / Sprache / Kultur<br />

(HSK) der Schweiz und der Ukraine unterrichtete.<br />

Wir thematisierten die schwierige Situation in der Heimat und<br />

sprachen über Integration im Gastland. Jedes Kind wurde dazu<br />

motiviert, seine eigenen persönlichen Ziele zu setzen.<br />

Ich konnte die Kinder in allen Stufen direkt in der Klasse besuchen<br />

und während des Unterrichtes unterstützen.<br />

Auch war ich ihre Ansprechperson, tröstete, wenn sie traurig waren,<br />

machte Ausflüge und war trotz der Funktion als Lehrperson eine<br />

Freundin oder Schwester für sie. In gemeinsamen Gesprächen mit den<br />

Eltern und der Schulleitung konnte ich viele Themen und Probleme<br />

besprechen.<br />

Nottwil hilft der Ukraine<br />

49 <strong>2024</strong>


Im Paraplegiker Zentrum<br />

wurden regelmässig Patienten<br />

aus der Ukraine aufgenommen<br />

und behan delt. Für<br />

die Begleitpersonen wurden<br />

Deutschkurse organisiert.<br />

Schutzstatus S<br />

Für Schutzsuchende aus der<br />

Ukraine hat der Bundesrat den<br />

Schutzstatus S aktiviert:<br />

- Rascher und unbürokrati<br />

scher Schutz in der<br />

Schweiz – ohne Durchführung<br />

von Asylverfahren<br />

- Ausweis S, auf ein Jahr<br />

befristet und verlängerbar<br />

- Aufenthaltsrecht, Familiennachzug,<br />

Anspruch auf<br />

Unterbringung und medizinische<br />

Versorgung<br />

- Kinder können die Schule<br />

besuchen<br />

- Ohne Bewilligung ins<br />

Ausland reisen und in die<br />

Schweiz zurückkehren<br />

- Anspruch auf Sozialhilfe,<br />

Möglichkeit ohne Wartefrist<br />

einer Arbeit nachzugehen<br />

- Status S ist rückkehrorientiert,<br />

Bund schafft<br />

Voraussetzungen für eine<br />

Rückkehr<br />

- Die Kantone erhalten vom<br />

Bund eine Globalpauschale<br />

Gemeinden auf, genügend Unterbringungsplätze für<br />

Geflüchtete zu schaffen. Die gemeindeinterne «Taskforce<br />

Ukraine» lancierte die temporäre Unterkunft in<br />

Nottwil. Die Schweizer Paraplegiker Stiftung (SPS)<br />

in Nottwil stellte dem Kanton ein Grundstück an der<br />

Gewerbestrasse zur Verfügung, auf welchem in kurzer<br />

Zeit ein Containerdorf zur Beherbergung von 70 Personen<br />

errichtet wurde. Im November 2022 wurden<br />

35 Flüchtlinge im neu eröffneten Center temporär<br />

aufgenommen. Im Gebäude des GZI (Guido A. Zäch<br />

Institut) wurde in Zusammenarbeit mit der Schule<br />

Nottwil und dem Kanton ein Unterrichtsraum eingerichtet.<br />

Eine Lehrerin aus der Ukraine unterrichtete<br />

die Kinder in zwei Gruppen, die jüngeren am Vormittag<br />

und die älteren am Nachmittag. Es wurde in<br />

Anbindung an den Schweizer Lehrplan gelehrt, absolute<br />

Priorität galt jedoch dem Deutschunterricht.<br />

Das grosszügige Angebot der <strong>Nottwiler</strong> Lehrerschaft,<br />

die Kinder der Asylunterkunft am freiwilligen<br />

Schulsport teilnehmen zu lassen, war eine grosse<br />

Bereicherung und willkommene Abwechslung.<br />

Auch zum jetzigen Zeitpunkt (Herbst 2023) leben<br />

noch Ukrainerinnen und Ukrainer in der Asylunterkunft.<br />

Nach einem Rotationssystem finden sie jedoch<br />

nach ein paar Monaten Aufnahme in anderen Gemeinden<br />

des Kantons Luzern und verlassen Nottwil.<br />

Transporte in die Ukraine<br />

Mehrere Transporte wurden von engagierten Helferinnen<br />

und Helfern für die Ukraine organisiert. Unter<br />

anderem wurde ausgemustertes Material aus dem Militärspital<br />

zur Verfügung gestellt und die <strong>Nottwiler</strong><br />

Bevölkerung aufgerufen, nützliche Bedarfsartikel wie<br />

Decken, warme Kleidung, Holzöfen usw. zu sammeln.<br />

Prall gefüllte Lastwagen konnten sich so mit vielen<br />

Hilfsgütern auf den Weg in die Ukraine machen.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Wie sich die Lage in der Ukraine entwickeln<br />

wird, ist aus heutiger Sicht nicht absehbar. Viele<br />

ukrainische Geflüchtete warten auf das Ende des Krieges, damit<br />

sie in ihr Land zurückkehren können, andere haben hier bereits<br />

eine Arbeit gefunden, möchten sich integrieren und bei uns<br />

bleiben.<br />

<strong>2024</strong> 50<br />

Nottwil hilft der Ukraine


Campingplatz Nottwil<br />

Wohlfühl-Destination am Sempachersee<br />

Wenn Reisende Ferien machen, ihre Zelte aufschlagen und<br />

den Alltag vergessen können, dann geht die Arbeit der<br />

Camping-Leitung so richtig los. Eigentlich hatte der Landwirt<br />

der Liegenschaft St. Margrethen, Hans Blum sen.,<br />

einst nicht die Absicht, einen Campingplatz aus eigener<br />

Initiative zu erstellen ...<br />

... Spontane Anfragen von Zeltbegeisterten gaben ihm die<br />

zündende Idee, seinen Grund und Boden für eine begrenzte Zeit<br />

als Bleibe anzubieten.<br />

Die ersten Gäste<br />

Auf dem Landwirtschaftsbetrieb St. Margrethen, direkt am<br />

See, wo früher die Kühe von Hans Blum sen. (1925 – 2011) weideten,<br />

haben Mitte der 1950er Jahre Reisende noch ihr Zelt<br />

aufgeschlagen – ohne eine entsprechende Bewilligung einholen<br />

zu müssen. Diese ersten Gäste gehörten dem Zeltclub Zofingen<br />

an, der Mitglied des «Schweizerischen Camping und Caravaning<br />

Verband SCCV» war. Ihr Instinkt, ein Plätzchen für Erholung<br />

und Wohlergehen gefunden zu haben, war die Initialzündung<br />

zum heutigen Camping-Platz. Damals war die Infrastruktur beim<br />

Zelten noch sehr bescheiden. Ganz rudimentär erschloss Hans<br />

Blum das Zeltlager mit einer Stromleitung, und als Jahr für Jahr<br />

auch zunehmend rund um das Haus und den Hof campiert wurde,<br />

stellte der Zeltclub Zofingen, dessen Mitglieder mit der Familie<br />

Blum in guter Verbindung standen, einen Wagen mit sanitärer<br />

Einrichtung für alle Touristen zur Verfügung. Diese provisorische<br />

Situation änderte sich mit dem Bau des ersten Kiosks im<br />

Jahr 1963 und den angrenzenden Waschräumen, Toiletten und<br />

Duschen. Hans Blum sen. und seine Frau Elisabeth hatten seither<br />

zwei berufliche Standbeine, den Landwirtschaftsbetrieb und die<br />

Leitung des Campingplatzes.<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

51 <strong>2024</strong>


Veränderung und Entwicklung<br />

1962 baute Hans Blum oberhalb des Zeltplatzes ein Dreifamilienhaus.<br />

Nachdem er seinen Landwirtschaftsbetrieb verpachtet<br />

hatte, zog er mit seiner Familie ins neue Haus, konzentrierte<br />

sich auf die Aufgabe als Camping-Leiter und hatte als Nebenerwerb<br />

im Winterhalbjahr einen Job bei der Fenaco in Sursee.<br />

Mehr und mehr entstanden aus den Wohnwagen mit Vorzelten<br />

und den Campinghäuschen, mit zum Teil liebevoll gestalteten<br />

Gärtchen, kleine Ferien- und Wochenend-Rückzugsorte.<br />

Und mit der im Zentrum stehenden historischen St. Margrethen-<br />

Kapelle aus dem 13. Jahrhundert erhielt der Ort den Charakter<br />

eines kleinen Dörfchens. Heute zählt der Campingplatz 82 Residenz-Standplätze<br />

und 16 Saisonplätze; letztere werden zum Teil<br />

für Jahresaufenthalte oder als Wohnungsersatz genutzt. Lediglich<br />

sechs Plätze stehen spontanen Besucherinnen und Besuchern<br />

mit einem Wohnmobil oder Wohnwagen zur Verfügung.<br />

Mit der wachsenden Beliebtheit und dem entsprechenden<br />

Besucheraufkommen drängte sich die Erweiterung der Infrastruktur-Räume<br />

auf. Um auch für die Zukunft gewappnet zu sein, wurde<br />

schliesslich der alte Kiosk abgerissen und 1999 ein Neubau mit<br />

sanitären Einrichtungen, einem Einkaufsladen, einem Restaurant<br />

/ Aufenthaltsraum sowie einer Wohnung für die Gastgeber<br />

erstellt. Ergänzt wurde der Neubau im Aussenbereich durch ein<br />

kleines Strassencafé und einen Spielplatz. Seither ist der Campingplatz<br />

nicht nur ein beliebter Treffpunkt für Campinggäste, sondern<br />

auch für Spazierende, die auf dem Vorbeiweg einen Kaffee geniessen<br />

oder nach Feierabend mit einem Bier anstossen wollen.<br />

Personelle Wechsel und neue Liebe<br />

1994 übergab der 68-jährige Hans Blum seinem Sohn Hans<br />

die Camping-Anlage. Seit Kindsbeinen gehörte sie zum Leben<br />

von Hans jun., aber eine Übernahme hatte der gelernte Plattenleger<br />

und Maurer weder geplant noch in Aussicht genommen.<br />

Vater Blum hatte aber seine klaren Vorstellungen. Tochter Margrit<br />

war die einzige der Nachkommen, die Interesse am Hof zeigte<br />

und so übernahm sie ihn dann 1990 zusammen mit ihrem Mann<br />

Theo Kramer. Als logische Folge wurde dann Hans jun. als Ältester<br />

bestimmt, den Campingplatz weiterzuführen. Anfangs 1994<br />

übernahm Hans zusammen mit seiner ersten Frau und den beiden<br />

Söhnen Patrick und Marcel die Aufgabe seiner Eltern. Schon<br />

bald begann Hans jun. mit der Planung des Neubaus inmitten<br />

des Campinggeländes, und nach dessen Fertigstellung bezog er<br />

mit seiner Familie die darin realisierte neue Wohnung. Die Ehe<br />

wurde 2005 geschieden.<br />

<strong>2024</strong> 52<br />

Campingplatz Nottwil


1 2<br />

1 Camping anno<br />

dazumal<br />

2 Direkt neben der<br />

Scheune von Familie<br />

Blum (1960)<br />

3 Vogelperspektive<br />

des ersten offiziellen<br />

Campingplatzes (1962)<br />

3<br />

Unten am Bahngeleise hatte Dora Winzenried 1998 ein<br />

kleines Camping-Häuschen erworben. Die 1954 geborene Postangestellte<br />

arbeitete bis 2006 in Schöftland und verbrachte ihre<br />

Freizeit in Nottwil. Die engagierte Frau packte gerne mit an und<br />

hatte schon Jahre zuvor die Stellvertretung des Campings übernommen,<br />

wenn die Familie Blum unterwegs war. Als Hans –<br />

wieder als Single – den Betrieb weiterführte, festigte sich die<br />

Verbindung zu Dora step by step. Die Liebesbeziehung hat bis<br />

heute Bestand.<br />

Das Leben auf dem Campingplatz<br />

In der Campingsaison, die von Anfang März bis Mitte Oktober<br />

dauert, hatten die beiden tägliche Präsenzzeiten von morgens<br />

neun bis abends zehn Uhr, an Wochenenden bis elf Uhr. Wo<br />

viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, ist die<br />

Gewährleistung von Ordnung, Sauberkeit und Nachtruhe von<br />

grösster Bedeutung. Auch die Camping-Gäste werden zu diesem<br />

Zweck mit einem verbindlichen Reglement in die Verantwortung<br />

genommen. Viele verschiedene und abwechslungsreiche Arbeiten<br />

müssen auf einem Campingplatz erledigt werden. Dora Win-<br />

Campingplatz Nottwil<br />

53 <strong>2024</strong>


Auch das noch ...<br />

Eines Tages mietete ein Franzose einen<br />

Zeltplatz bei Hans Blum. Er wusste nicht,<br />

wie lange er bleiben wollte und bezahlte<br />

Tag für Tag seine Miete. – Seine Unentschlossenheit<br />

klärte sich auf, als er von<br />

der Polizei wegen Diebstahls und Einbrüchen<br />

verhaftet wurde.<br />

zenried und Hans Blum erledigten zusammen mit einer Hilfskraft,<br />

die stundenweise bei der Reinigung mithalf, praktisch<br />

alles selber: Gäste werden empfangen und verabschiedet, die<br />

sanitären Anlagen regelmässig gereinigt, der Verkaufsladen<br />

betreut (einfachheitshalber ohne Frischprodukte) und die Gäste<br />

im Restaurant mit Getränken und Snacks bedient, um nur einige<br />

dieser Aufgaben zu nennen – geschweige denn die Outdoor-<br />

Arbeiten auf dem rund 14 000 m 2 grossen Gelände.<br />

Trotz des hohen Aufwandes findet Dora Winzenried noch<br />

Zeit für die Liebe zum Detail. Ihr Flair für ein gepflegtes Ambiente<br />

ist deutlich spürbar, da sind die<br />

Waschräume saisonal themenorientiert<br />

dekoriert mit Schmetterlingen, Blumen<br />

oder Spruchtafeln. Alles wirkt einladend,<br />

gepflegt und kreativ.<br />

Es ist nicht verwunderlich, dass Gäste<br />

seit über 40 Jahren den Campingplatz als<br />

ihre zweite Heimat bezeichnen. Die meisten<br />

Residenz-Mieter halten sich in der offiziellen<br />

Saison in ihren Häuschen auf. Ohne<br />

Wärmedämmung ist das Leben im Winter<br />

auf dem Campingplatz hingegen weniger<br />

gemütlich. Dennoch gibt es einige wenige Personen, die das<br />

ganze Jahr auf dem Platz wohnen, die auch in Nottwil angemeldet<br />

sind und hier Steuern bezahlen. Angesichts der geringen<br />

Nachfrage boten Dora Winzenried und Hans Blum aber keinen<br />

Winterbetrieb an. Die bestehenden Mietverhältnisse sind Ausnahmen<br />

– Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis.<br />

Hin und wieder kommt es zu einem Mieterwechsel, oft auch<br />

altersbedingt. Die Häuschen werden dann entweder verkauft<br />

oder abgerissen und neu aufgebaut.<br />

Mehrheitlich sind es langjährige, treue Gäste, die ihren wertvollen<br />

Anteil zur Camping-Familie St. Margrethen beitragen.<br />

Gäste aus nah und fern<br />

Ausser Schweizerinnen und Schweizern, vorwiegend aus<br />

dem Raum Basel, gab es früher oft auch Gäste aus dem näheren<br />

Ausland. Durch die Kongresse und Weiterbildungs-Veranstaltungen<br />

im Schweizer Paraplegiker Zentrum nimmt die Zahl derer<br />

zu, die mit ihrem Wohnmobil anreisen, vor allem aus der Schweiz<br />

oder aus Deutschland. Die verfügbaren Plätze sind dauernd<br />

besetzt, vor allem dann, wenn in der Umgebung grössere Feste<br />

stattfinden. Platzmieten für Zelte gibt es seit fünf Jahren keine<br />

mehr.<br />

<strong>2024</strong> 54<br />

Campingplatz Nottwil


Das Leiter-Paar hat sich den Betrieb eher pflegeleicht<br />

gestaltet. Tagesgäste gibt es nur sporadisch, daher fallen die<br />

täglichen Abrechnungen weg, und die Abläufe sind ruhiger.<br />

Eine Erweiterung des Camping-Areals war nie ein Thema, weil<br />

die anliegenden Landreserven teilweise auf die Gemeindegrenze<br />

von Oberkirch treffen oder als Landwirtschaftsland genutzt<br />

werden.<br />

Einige persönliche Fragen an<br />

Dora Winzenried und Hans Blum:<br />

Wie würdet ihr euren Campingplatz beschreiben?<br />

Dora: Er hat eine überschaubare Grösse, ist ruhig gelegen,<br />

in ländlicher Umgebung und verfügt über einen eigenen Seeanstoss,<br />

den die Gäste nutzen dürfen.<br />

Welche Bedingungen muss ein Campingplatz erfüllen?<br />

Hans: Mein Vater hatte keine Auflagen, er konnte über seinen<br />

Grund und Boden selber bestimmen. Bevor er mir den Campingplatz<br />

übergeben hat, fand eine Zonenrevision der Gemeinde<br />

statt. Dabei wurde über dieses Gebiet ein Gestaltungsplan errichtet<br />

und das Land in eine Camping- und Erholungszone eingeteilt.<br />

Es wurde vor der Übergabe vom übrigen Landwirtschaftsland<br />

getrennt.<br />

Habt ihr mit den Camping-Leitern in der Region<br />

Kontakt gepflegt?<br />

Man kennt sich in diesen Kreisen und tauscht sich hin und<br />

wieder mal aus. Ich war bis 2018 im «swisscamp-Verband<br />

Schweizeri scher Campings» im Vorstand als Aktuar tätig, und<br />

ich habe auch Camping-Bewertungen durchgeführt. Die Betriebsbesichtigungen<br />

waren interessant, sie gaben Einsicht in verschiedene<br />

Ideen und Umsetzungen, und entsprechend den Bewertungen<br />

verdienten sich die Campings die Auszeichnung mit<br />

Sternen.<br />

Was bereitete euch in der ganzen Zeit immer wieder<br />

Probleme?<br />

Die Parkplatzsituation ist in der Hochsaison am Wochenende<br />

immer wieder ein Thema. Statt nachzufragen, wo es noch<br />

Abstellplätze gibt, stellen die Leute ihr Auto irgendwo auf der<br />

Wiese oder im Gelände hin. In Rücksprache mit uns gibt es<br />

meistens eine zufriedenstellende Parkmöglichkeit.<br />

Campingplatz Nottwil<br />

55 <strong>2024</strong>


Wie sehen eure Ferienziele aus? Macht ihr auch Camping?<br />

Unsere Ferien konzentrierten sich bis anhin auf die Wintermonate.<br />

Wir genossen es, uns im Hotel verwöhnen zu lassen.<br />

Ende Jahr werdet ihr die Pension antreten. Auf was freut<br />

ihr euch am meisten?<br />

Wir freuen uns auf die neue Wohnung in der Dorfbachallee,<br />

werden uns dort einnisten und unsere Freiheit geniessen.<br />

Wir werden es schätzen, auch in den Sommermonaten etwas<br />

unternehmen zu können und nach Lust und Laune Ausflüge zu<br />

planen.<br />

Nachfolge<br />

Hans Blum und Dora Winzenried haben sich schon seit ein<br />

paar Jahren mit der Nachfolgeregelung auseinandergesetzt. Der<br />

Neffe von Hans, Christoph Kramer und seine Partnerin Melanie<br />

Valles, hatten schon vor längerer Zeit ihr Interesse angekündigt,<br />

den Campingplatz in Zukunft zu übernehmen. In der Zwischenzeit<br />

wurde der Wert des Grundstücks geschätzt, der Kaufvertrag<br />

entworfen und im Oktober 2023 von den neuen Eigentümern<br />

unterzeichnet.<br />

Nach ziemlich genau 30 Jahren übergaben Dora Winzenried<br />

und Hans Blum die Schlüssel des Campings St. Margrethen am<br />

1. Januar <strong>2024</strong> an das neue Leiterpaar.<br />

Jugendsünden ...<br />

Einmal feierten einige Teenies den<br />

1. August auf dem Zeltplatz. Zur Nachtruhe<br />

kam es erst zu früher Stunde. Als Dora am<br />

Morgen zum Rechten schaute, entdeckte<br />

sie im WC und drum herum Spaghetti, die<br />

hätten weggespült werden sollen. Dora<br />

kannte die Verursacher, ging zu deren Zelt,<br />

weckte die Mannschaft lautstark und hielt<br />

sie an, sofort für Sauberkeit zu sorgen und<br />

nachher den Zeltplatz unverzüglich zu verlassen.<br />

Trotz Schlaftrunkenheit reinigten die<br />

jungen Gäste die Toilette zur vollen Zufriedenheit,<br />

aber mit dem Zugeständnis auf<br />

die dringende Bitte, noch bis am Nachmittag<br />

bleiben zu dürfen, weil sie dann<br />

von ihren Eltern abgeholt würden.<br />

Ein neuer Lebensinhalt<br />

Grösser könnte die Freude nicht sein,<br />

die in den strahlenden Gesichtern von<br />

Christoph Kramer und Melanie Valles sichtbar<br />

wird. Sie haben ihre einmalige Chance<br />

erkannt und alles darangesetzt, um den<br />

Campingplatz zu erwerben. Das junge Paar<br />

liebt die Unabhängigkeit, die Freiheit, die<br />

flexible Gestaltung des Alltags und das<br />

Abenteuer, es weiss aber auch um die Verantwortung,<br />

die sie bei ihrer neuen Arbeit<br />

erwartet. Ihre bisherigen Jobs – Christoph<br />

als Koch in der Beach Bar und im Winter<br />

als Landschaftsgärtner, Melanie als Pflegefachfrau<br />

(auch heute noch mit Teilzeitpensum)<br />

– geben ihnen das Rüstzeug für<br />

die neue Herausforderung. «Wir sind Feuer<br />

und Flamme für dieses Projekt. Wir haben<br />

einige Schnuppertage im Sommer auf dem<br />

<strong>2024</strong> 56<br />

Campingplatz Nottwil


1 2<br />

3<br />

1 Der erste Camping-<br />

Kiosk: links Hans Blum<br />

sen., ganz rechts<br />

Hans Blum jun.<br />

2 1964 Bau des<br />

1. Kiosks und der<br />

sanitären Anlagen<br />

3 Das neue und das<br />

abgebende Leiterpaar:<br />

v.l. Melanie Valles,<br />

Christoph Kramer,<br />

Hans Blum und Dora<br />

Winzenried<br />

Steckbriefe des neuen Leiterpaares<br />

Name<br />

Melanie (Meli)<br />

Valles<br />

Jahrgang 1995 1994<br />

Aufgewachsen in Emmenbrücke Nottwil<br />

Gelernter Beruf Dipl. Pflegefachfrau HF Koch<br />

Christoph (Chregu)<br />

Kramer<br />

Hobbys Yoga, Natur Bier brauen,<br />

Windsurfen, Natur<br />

Mein grösster Wunsch Ein erfülltes Leben Gesund bleiben<br />

Lebensmotto<br />

Sei der Mensch,<br />

den du selbst gerne<br />

treffen würdest<br />

Zufriedenheit ist eine<br />

Lebenseinstellung<br />

Camping absolviert, aber wir sind noch Greenhorns in dieser<br />

Branche. Unsere Aufgabe besteht zunächst darin, uns zurechtzufinden<br />

und zu organisieren», meint Christoph. «Wir beide<br />

lieben es, unverplant den Tag anzugehen und ihm eigenständig<br />

einen Rhythmus zu geben.» Einen Steinwurf entfernt wohnt<br />

Christophs Familie, die ihnen in stürmischen Zeiten bestimmt<br />

als Notnagel dienen wird. Von ihren zahlreichen Reisen bringen<br />

Melanie und Christoph Erfahrungen, Ideen, Enthusiasmus und<br />

Idealismus mit, die dem <strong>Nottwiler</strong> Campingplatz neuen Schub<br />

verleihen werden.<br />

Campingplatz Nottwil<br />

57 <strong>2024</strong>


1<br />

2<br />

Stimme aus der Camping-Familie<br />

Sonja und Urs Sidler aus Luzern-Reussbühl<br />

verbringen seit 22 Jahren ihre Freizeit auf<br />

dem Campingplatz Nottwil. Zu Beginn<br />

waren sie mit Wohnwagen und Vorzelt vor<br />

Ort, zögerten dann später aber nicht lange<br />

und erwarben ein Häuschen, das zum<br />

Verkauf angeboten wurde, ihr zweites<br />

Zuhause am Sempachersee. Sie verbringen<br />

seither die schönen Wochenenden und die<br />

Ferien in ihrem Idyll und geniessen die<br />

familiäre Atmosphäre rundum. «Alle helfen<br />

einander und nach getaner Arbeit geniessen<br />

wir das Zusammensein. Wir schätzen<br />

hier die ausgezeichnete und viel gerühmte<br />

Sauberkeit sehr. Von Vorteil ist auch die<br />

gute Anbindung an den ÖV. Uns gefällt die<br />

Gemeinde Nottwil, wir treffen uns mit Einheimischen<br />

zum Apéro im Strassencafé und<br />

tauschen unsere Gedanken aus. So läuft<br />

immer etwas.»<br />

1 Neubau von 1994<br />

2 Eine wahre Idylle:<br />

Der Seeanstoss gehört<br />

zum Campingplatz<br />

Zukunftsaussichten<br />

Auf die Frage, ob er sich als Koch eine eingerichtete Küche<br />

wünsche, um das kulinarische Angebot auf dem Campingplatz<br />

zu erweitern, meint Christoph, es sei im Moment nicht das Ziel,<br />

bauliche Veränderungen vorzunehmen. Vielmehr könnte es sein,<br />

dass er an schönen Abenden im Freien in einer Drei-Bein-Pfanne<br />

koche, um die Camping-Gäste und Besuchende aus Nottwil zu<br />

verwöhnen. Dazu wird er, vermutlich als einziger Camping-Leiter<br />

weit und breit, sein eigenes Bier, das «BrauBär», servieren.<br />

Zusammen mit einem Kollegen produziert er jährlich 300 bis<br />

600 Liter davon und hat damit eine grosse Abnehmerschaft<br />

gewonnen. Das tönt doch alles vielversprechend, und bestimmt<br />

werden Melanie und Christoph mit ihrer Kreativität ihre Kundschaft<br />

überraschen. «Wir sind so dankbar für diese Chance, die<br />

wir von Dora und Hans in unseren jungen Jahren erhalten»,<br />

meint Melanie, «wir können unseren Traum leben, darauf freuen<br />

wir uns mega.»<br />

<strong>2024</strong> 58<br />

Campingplatz Nottwil


Neuuniformierung<br />

Brass Band Feldmusik Nottwil<br />

In Form mit neuer Uniform<br />

Hand aufs Herz: Wer von uns hat ein dreissigjähriges<br />

Kleidungsstück in seiner Garderobe und trägt es mehrmals<br />

im Monat, ob im Sommer oder im Winter? «Obwohl der<br />

Zeitgeist da und dort an der Uniform von 1993 genagt hat,<br />

könnten wir noch einige Jahre darin auftreten», ...<br />

... meinen die beiden Fest-OK Co-Präsidenten Pirmin Bernet<br />

und Herbert Wandeler. Dennoch durfte die Brass Band Feldmusik<br />

Nottwil (BBFN) im September 2023 feierlich und festlich<br />

eine neue Uniform einweihen.<br />

«Das Hauptproblem lag darin, dass wir für unsere zahlreichen,<br />

neu in die BBFN eingetretenen jungen Musikantinnen und<br />

Musikanten keinen Stoff mehr zur Verfügung hatten, um ihnen<br />

eine Uniform schneidern zu lassen. Zudem verzögerten sich die<br />

Vorbereitungen und die Durchführung für eine Neuuniformierung<br />

durch die Corona-Pandemie, und es war jetzt höchste Zeit,<br />

das Projekt umzusetzen».<br />

Und so hatte die BBFN am 8. / 9. September 2023 Grund<br />

genug, die neue Uniform mit einem unvergesslichen Fest, in<br />

dem der Fokus auf Feierlichkeit und Gemütlichkeit gerichtet<br />

wurde, zu präsentieren.<br />

Findungsprozess und Resultat<br />

Dass das Abstimmungsresultat beim Auswahlverfahren dreier<br />

Uniformen schliesslich mit 38:1 ausfiel, war der seriösen Vorbereitung<br />

der Uniformenkommission zu verdanken. Jede Musikantin<br />

/ jeder Musikant konnte mittels eines Fragebogens Vorschläge<br />

zur neuen Uniform einbringen. Gefragt war die Meinung<br />

zur Hutform, ob Kleidung oder Uniform, Krawatte oder Fliege,<br />

mit oder ohne Gilet, Farbe, Schnitt, Details. Die Mehrheit der<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

59 <strong>2024</strong>


Stimmen bildete die Grundlage für die Entwürfe der Spezialschneiderei<br />

«Schuler Uniformen AG» in Rothenthurm, die den<br />

entsprechenden Auftrag erhalten hatte. Sie, als die erfahrenste<br />

Schweizer Firma in Sachen Uniformen, setzte dann die Wünsche<br />

der Uniformenkommission um und nähte drei Prototypen.<br />

Und wahrhaftig, das Resultat kann sich sehen lassen. Der<br />

vom Gemeindewappen geprägten roten Kittelfarbe blieb man<br />

treu; allerdings ist der Farbton etwas dunkler gewählt. Die<br />

schwarze Hose mit Seitenstreifen und das weisse Hemd – alles<br />

massgeschneidert und vollständig ein Schweizer Produkt – lässt<br />

die Uniform modern und elegant erscheinen. Besondere Details<br />

sind das gestickte Logo auf Brusttaschenhöhe, der Stehkragen,<br />

die schwarzen Einfassungen des Revers, der Manschetten und<br />

des Tascheneingriffs. Echt chic und als Hingucker gilt das im<br />

Schnitt extravagante Gilet als Variante zum Kittel. Die einheitliche<br />

Krawatte und die Tellermütze vervollständigen schlussendlich<br />

das neue Outfit.<br />

«Für die Zukunft sind wir gewappnet. Stoff für zwölf zusätzliche<br />

Uniformen ist im Lager reserviert. Das wird für eine gute<br />

Weile ausreichen», meinen die OK-Präsidenten. «Zusammen mit<br />

der neuen Fahne und der Teil-Neuinstrumentierung von 2012<br />

sind nun vorläufig keine Wünsche mehr offen. Es wird bezüglich<br />

grosser Festivitäten der BBFN etwas ruhiger werden.»<br />

Unübertreffbare Grosszügigkeit und Sympathie<br />

Die Auswahl der Uniform ist das eine, die Finanzierung das<br />

andere. «Wir haben uns zum Sponsoring-Konzept viele Überlegungen<br />

gemacht und damit voll ins Schwarze getroffen. Wir<br />

sind überwältigt von der Grosszügigkeit der Bevölkerung und<br />

auch von der aufwändigen Sammeltour unserer Musikantinnen<br />

und Musikanten. Im Voraus hat jedes Mitglied seine Bekannten<br />

und Freunde zugeteilt bekommen, um ihnen mit einem persönlichen<br />

Besuch die Spendenmöglichkeiten zu unterbreiten». Wenn<br />

man bedenkt, dass die Kosten für eine komplette Uniform 2 500<br />

Franken betragen und 48 davon angefertigt und vollständig<br />

bezahlt werden konnten, haben es viele Leute gut gemeint mit<br />

der BBFN. «Die auserwählten Sponsoren haben uns mit grossem<br />

Wohlwollen unterstützt. Für deren Akquisition und Betreuung<br />

haben wir neue Wege eingeschlagen. Wir konnten mit ihnen<br />

vereinbaren, dass wir am Fest auf die übliche Bandenwerbung<br />

und die Inserate verzichten wollten. Als Gegenleistung unternahmen<br />

wir mit den Sponsorinnen und Sponsoren einen tollen,<br />

gesellschaftlichen Tagesausflug, der auf gute Resonanz gestossen<br />

ist.» Auf die Frage nach dem Erfolgsrezept meinen Pirmin<br />

<strong>2024</strong> 60<br />

Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil


Bernet und Herbert Wandeler: «Wir sind an vielen öffentlichen<br />

Veranstaltungen präsent. Die Leute erfreuen sich jeweils an<br />

unserer Musik. Ihr finanzieller Beitrag ist ein Dankeschön an<br />

uns. Das freut uns wahnsinnig, weil in einigen Familien bis zu<br />

fünf Personen aus zwei Generationen in der BBFN mitwirken,<br />

ist die Kontinuität gewährleistet und die Verbundenheit sehr<br />

familiär. Diese Harmonie stärkt uns und strahlt Freude aus.»<br />

Das Fest vom 8. / 9. September 2023<br />

Gekonnt und mit klaren Zielen hat das<br />

Organisationskomitee das Fest geplant. «Es<br />

ist uns alles gelungen. Es kam nie Hektik<br />

oder Nervosität auf, wir konnten alle entspannt<br />

ein wunderbares Fest geniessen. Und<br />

bemerkenswert ist, dass alle BBFN-Mitglieder,<br />

egal wie früh es am Morgen für sie wurde,<br />

pünktlich zum Aufräumen bereitstanden,»<br />

erzählen die beiden OK-Präsidenten.<br />

Bereitzustehen in der neuen Uniform,<br />

mit Instrument und bestimmt mit etwas<br />

Herzklopfen, galt es für die BBFN am<br />

Samstag, 9. September, 16 Uhr. Die Gäste in<br />

der Kirche konnten es kaum erwarten, die<br />

Brass Band in den neuen Kleidern zu sehen.<br />

Mit Fanfarenklängen wurden sie empfangen<br />

und mit aufmerksamen Blicken willkommen<br />

geheissen. Der Überraschungseffekt hielt sich<br />

im ersten Moment in Grenzen, weil die Farbgebung<br />

sich nur leicht von der alten Uniform<br />

Festprogramm<br />

abhebt und die Finessen nicht sofort im Detail erkennbar waren.<br />

Nach der näheren Betrachtung und mit der Präsentation sowie den<br />

Erklärungen am Bankett von Markus Egli, OK-Chef Ressort Uniform,<br />

waren sich dann aber alle einig, dass die neue Uniform sehr passend<br />

ist für Nottwil und über schöne und spezielle Details verfügt.<br />

Pfarreiseelsorger Christoph Beeler führte mit Gedanken aus<br />

dem Korinther-Brief durch die Feier, und die BBFN übernahm<br />

die musikalische Begleitung. Den eindrücklichen und feierlichen<br />

Höhepunkt bildeten die Einsegnung der Uniform und die Fahnengrüsse<br />

der benachbarten Musikgesellschaften aus Buttisholz,<br />

Neuenkirch, Oberkirch, Rüediswil, Ruswil und Sigigen.<br />

Nach dem Festzug von der Kirche ins Zentrum Sagi traf sich<br />

das halbe Dorf bei überaus warmem Septemberwetter zum Apéro,<br />

erfüllt mit Notteler Stolz, eine so tolle Brass Band Feldmusik zu<br />

haben.<br />

Freitag, 8. September<br />

- Fürobebier im Zelt<br />

- Finger-Food aus verschiedenen Ländern<br />

- Unterhaltung durch die beiden<br />

Formationen Brassianer und das Trio<br />

Vollgas<br />

Samstag, 9. September<br />

- 16.00 Uhr feierliche Einsegnung der<br />

Uniform in der Kirche<br />

- Festzug zum Zentrum Sagi<br />

- Apéro für die ganze Bevölkerung<br />

- Bankett<br />

- Unterhaltung durch Kabarettist Veri<br />

- Musikalische Unterhaltung durch die<br />

BBFN<br />

Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil<br />

61 <strong>2024</strong>


1 Uniformen aus den<br />

Jahren (von links):<br />

1921, 1954, 1974 und<br />

zwei aus 1993 (damals<br />

hatte die BBFN zwei<br />

Uniformen)<br />

2 Die BBFN in der<br />

neuen Uniform 1<br />

2<br />

<strong>2024</strong><br />

62<br />

Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil


Interne Statements zur neuen Uniform und zum Fest<br />

Die einzigartige Stimmung am Freitagabend wird mir besonders<br />

in guter Erinnerung bleiben. Viele Leute, die nicht<br />

unbedingt einen direkten Bezug zur Blasmusik haben,<br />

feierten mit uns. Das hat mich sehr gefreut.<br />

Beat Achermann, Präsident (bis 2023)<br />

Besonders gefreut hat mich natürlich, dass wir die<br />

neue Uniform präsentieren konnten, und dass alle<br />

jungen Musikantinnen und Musikanten nun massgeschneidert<br />

eingekleidet sind. Das alles haben wir der<br />

grosszügigen Unterstützung der <strong>Nottwiler</strong> Bevölkerung<br />

zu verdanken.<br />

Urs Bachmann, Ehrenpräsident und Aktivmitglied<br />

Ich bin der BBFN beigetreten, weil mir das Musizieren<br />

– besonders mit meiner Familie und meinen Freunden –<br />

sehr grosse Freude bereitet. An der neuen Uniform gefällt<br />

mir, dass sich die Farbe Rot des Wappens der Gemeinde<br />

Nottwil widerspiegelt, und sie mit ihrem Schnitt sowohl<br />

traditionell als auch modern erscheint.<br />

Alijah Käch, jüngstes Mitglied der BBFN (Jg. 2007)<br />

Mit der Neuuniformierung begann ich gleichzeitig mein<br />

10. Jahr als Dirigent der BBFN. Deshalb freut es mich riesig,<br />

dass ich weiterhin diesen Verein mit zahlreichen jungen<br />

und auch mit erfahrenen Musizierenden dirigieren darf.<br />

Für mich waren das letzte Stück bei der Uniformsegnung<br />

in der Kirche und der anschliessende Applaus mit Standing<br />

Ovations einfach überwältigend, sehr emotional und<br />

einer der schönsten Höhepunkte des Festes. Hier spürte ich<br />

eine unglaubliche Dankbarkeit gegenüber der BBFN.<br />

Thomas Theiler, Dirigent der BBFN<br />

Zwei Hauptmerkmale standen bei der Umfrage für die Uniform<br />

im Mittelpunkt: Die rote Farbe und als Ergänzung das<br />

Gilet.<br />

Für uns fünf Personen im Auswahlteam «Ressort Uniform»<br />

war es das Schwierigste, allen Erwartungen der Mitglieder<br />

gerecht zu werden.<br />

Markus Egli, Leiter «Ressort Uniform»<br />

Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil<br />

63 <strong>2024</strong>


Die Uniform wird bis<br />

ins Detail präsentiert<br />

Die BBFN<br />

Gründungsjahr: 1913<br />

Anzahl Mitglieder 2023: 48<br />

Präsident 2013–2023: Beat Achermann<br />

Präsident ab <strong>2024</strong>: Markus Egli<br />

Dirigent:<br />

Thomas Theiler<br />

Abendprogramm mit Fokus auf<br />

Gemütlichkeit<br />

Das Publikum im vollen Sagi-Saal<br />

gab seiner Freude und Begeisterung über<br />

den wunderbaren Anlass Ausdruck. Als<br />

Ehrengäste waren zugegen: Regierungsrat<br />

Reto Wyss, Ehrenbürger und SPZ-Klinik-<br />

Gründer Dr. Guido A. Zäch, Gemeindepräsident<br />

Walter Steffen, die Gemeinderatsmitglieder<br />

sowie Spitzenschwinger Sven Schurtenberger.<br />

Nach einem hervorragenden Bankett präsentierte die BBFN<br />

musikalische Leckerbissen unter der Leitung von Thomas Theiler,<br />

und Kabarettist «Veri» glänzte mit träfen Sprüchen und überraschenden,<br />

witzigen Pointen. Bewusst verzichtete das OK auf<br />

Ansprachen und Grussworte, um der Gemütlichkeit, dem gemeinschaftlichen<br />

Wohl und dem Unterhaltungseffekt genug Platz<br />

einzuräumen.<br />

Rückblickend ist deutlich spürbar, dass die BBFN unsere<br />

Gemeinde wie Kitt verbindet, durch ihre Musik Brücken schlägt<br />

und zum Träumen animiert – kurz gesagt, sie hat das Herz am<br />

rechten Fleck.<br />

<strong>2024</strong> 64<br />

Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil


Caribbean Village<br />

Welcome in Nottwil<br />

Wer ein Surfer-Herz besitzt, wer das Chillen unter Palmen<br />

liebt, wer gerne dem Salsa frönt und seine Freizeit in einer<br />

anderen Welt verbringen möchte, der ist im Caribbean<br />

Village, einer kleinen, karibisch anmutenden Oase am<br />

Sempachersee in Nottwil, bestens aufgehoben.<br />

Die farbig gestalteten Kleinbauten bilden ein buntes Dörfchen,<br />

bestehend aus der Beachbar, einem Beachshop, dem Surfund<br />

Stand Up Paddle (SUP)-Center und dem Surfshop. Seit über<br />

vierzig Jahren geniessen hier Menschen aus nah und fern<br />

Karibik feeling mitten in der Zentralschweiz, lernen trendige<br />

Wassersportarten kennen und geniessen die warmen Sommerabende<br />

bei feinen Drinks, Snacks und Musik.<br />

Thomi Jäger – Initiator, Gründer, Macher<br />

Thomi Jäger, geboren und aufgewachsen in Beromünster,<br />

absolvierte eine Erstausbildung als Maurer und anschliessend<br />

eine Hochbauzeichnerlehre. Er war wohl immer sportlich unterwegs,<br />

neue Trends faszinierten ihn, die weite Welt lockte und<br />

überall taten sich Möglichkeiten auf. Dass er aber sein ganzes<br />

Berufsleben dem Wassersport verschreiben würde, das hätte er<br />

zu Beginn wohl selber am allerwenigsten geahnt.<br />

Es war im Jahr 1976, als ihn zum ersten Mal und für lebenslänglich<br />

das Windsurf-Virus packte. Ein Zeitungsbericht machte<br />

ihn auf die neue Wassersportart aus Amerika aufmerksam. Thomi<br />

war sofort hell begeistert. Zu dieser Zeit waren schweizweit erst<br />

eine Handvoll Surfer aktiv auf dem Wasser anzutreffen und<br />

keiner wusste über das Handling richtig Bescheid.<br />

Thomi Jäger kaufte sich eine erste Surfausrüstung und versuchte<br />

anhand einer Gebrauchsanweisung, das Sportgerät startklar<br />

zu machen. Das Material – im Gegensatz zu heute – war<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

65 <strong>2024</strong>


Anita und Thomi Jäger,<br />

Surfpioniere anno<br />

dazumal<br />

schwer, unhandlich und noch ziemlich primitiv. Die ersten Versuche<br />

auf dem Wasser und im Wind waren abenteuerlich und<br />

begleitet von vielen überraschungsvollen Tauchgängen. Und<br />

trotzdem war es wie ein Rausch.<br />

Thomi war vom Windsurfen so begeistert, dass er ein Jahr<br />

später eine Windsurfschule eröffnete. Mit fünf Surfbrettern auf<br />

dem Dach seines alten Toyota Corolla fuhren er und seine Kursteilnehmenden<br />

an den Hallwiler- und Sempachersee. Mit einfachen<br />

Tipps brachte er den Surfschülerinnen und -schülern<br />

das Windsurfen bei. In der kalten Jahreszeit arbeitete er als<br />

Skilehrer im Bündnerland und konnte so die Winterzeit überbrücken.<br />

Courage zahlt sich aus<br />

Ab 1979 konzentrierte sich Thomi Jäger voll aufs Wind surfen.<br />

In Sursee eröffnete er einen Surfshop mit einem Kleiderladen. Es<br />

ist unglaublich, dass er den Mut, die Vision und die Tatkraft für<br />

eine clevere Geschäftsidee aufbrachte und mit 21 Jahren ein<br />

eigenes Geschäft gründete. Thomi hatte tatsächlich von Anfang<br />

an einen guten Riecher für Trends, denn in den Achtzigerjahren<br />

setzte dann ein richtiger Windsurf-Boom ein. 1982 zügelte er<br />

den Shop in eine alte Baubaracke der SBB neben dem Bahnhof<br />

Nottwil. Diese Entscheidung stellte sich im Nachhinein als abso-<br />

<strong>2024</strong> 66<br />

Caribbean Village – Welcome in Nottwil


luter Glücksfall heraus. Das dortige Terrain der SBB bot genügend<br />

Platz für kommende Erweiterungen, es besass die perfekte SBB-<br />

Anbindung und natürlich einen direkten Seezugang.<br />

Thomi Jäger machte seine Leidenschaft definitiv zum Beruf.<br />

Er absolvierte die Ausbildung zum diplomierten Windsurf-<br />

Instruktor, bildete sich zum J+S-Experten weiter und setzte<br />

seine Kenntnisse als Surflehrer auf Fuerteventura und anderen<br />

Kanarischen Inseln um. Surfen war und blieb bis heute seine<br />

Passion und Inspiration. Von seinen Reisen brachte er regelmässig<br />

Ideen für «sein Caribbean Village» und sein Business mit<br />

nach Hause.<br />

Was klein und bescheiden in einer Baubaracke begann,<br />

wurde immer farbiger, kreativer und das Angebot breiter, reichhaltiger<br />

und umfassender. Mehr und mehr entwickelte sich am<br />

Sempachersee mit den Jahren ein karibisches Dörfchen, in dem<br />

jeder zusätzliche Bau seinen Charme, seine Funktion und seine<br />

spezifische Einrichtung bekommen sollte.<br />

Die Surfpioniere auf<br />

dem Sempachersee<br />

Das Caribbean Village<br />

Das Caribbean Village ist vielfältig. Zahlreiche Räumlichkeiten<br />

und Sitzplätze stehen für diverse Events und genussvolle,<br />

chillige Stunden zur Verfügung. Nach und nach wurden verschiedene<br />

Erweiterungsbauten realisiert mit dem Ziel, den Cha-<br />

Caribbean Village – Welcome in Nottwil<br />

67 <strong>2024</strong>


Aktuelle Geschäftsleitung der<br />

Caribbean Village AG<br />

Thomi Jäger, Inhaber<br />

Andy Hänggi, Inhaber<br />

Sabrina Gabriel, Mitinhaberin (seit 2018)<br />

Silvan Gabriel, Mitinhaber (seit 2022)<br />

Simon Jäger, Inhaber Surf- und SUP-<br />

Center Sempachersee<br />

rakter des Caribbean Village zu unterstreichen und das karibische<br />

Feeling zu verstärken. Ganz wichtig für ein authentisches<br />

Ferienerlebnis sind die exotischen Pflanzen, die prächtigen<br />

Palmen und die aufwändigen dekorativen Details. Aber was das<br />

Caribbean Village besonders auszeichnet, was immer wieder als<br />

Fotosujet gepostet wird und als Inbegriff für Ferien steht, ist<br />

die kunterbunte fröhliche Farbgebung der<br />

verschiedenen Häuser. Die Beachbar, das<br />

Herz des Caribbean Village, wurde 2001<br />

gebaut. Gegenüber befinden sich die<br />

bestuhlten Sonnen-Terrassen und die<br />

Hoch-Terrasse mit freier Sicht über das<br />

ganze Village-Gelände und den Sempachersee.<br />

Umgeben von Bambus können<br />

Gäste das karibische Treiben aus der Höhe<br />

geniessen. Wer es im kleinen Rahmen<br />

gemütlich haben möchte, richtet sich im<br />

violett bemalten, turmartigen Gebäude<br />

zuoberst in der Lounge ein. Es ist der höchste Aussichtspunkt<br />

mit Blick auf den Sempachersee, in die Berge und ins Surental.<br />

Für eine grössere Gästeschar stehen das Beach House mit<br />

einem flexiblen Dach für Apéros und Barbecue oder, im hinteren<br />

Bereich des Geländes, die Villa Fiesta und das Caribbean<br />

Tienda für Bankette zur Verfügung.<br />

Das Reisebüro<br />

1995 gründete Thomi Jäger mit seinem Geschäftspartner<br />

Andy Hänggi ein Reisebüro. Die beiden spezialisierten sich –<br />

wen wunderts – auf Windsurfreisen. Während zwanzig Jahren<br />

organisierten sie für ihre Kundschaft attraktive Reisen zu tollen<br />

Surfdestinationen. Inzwischen hat sich die Reisebranche stark<br />

verändert, die Online-Buchungen und weitere Veränderungen<br />

machten diesen Geschäftszweig unrentabel und führten zu dessen<br />

Auflösung. Die frei gewordenen Räume wurden über die Wintermonate<br />

2015 / 16 neu gestaltet, und voilà – das farbige Casa<br />

Feliz mit der typisch bunten Fassade und karibischem Flair war<br />

bereit für neue Gäste.<br />

Beachshop, Surf- und SUP-Shop<br />

Der Shop ist speziell auf die Windsurfing-Community ausgerichtet.<br />

Hier finden Surfer und Surferinnen Boards, Segel,<br />

Surfanzüge, Masten und Trapeze. Dazu gibt es im Shop auch<br />

Zubehör für neue trendige Wassersportarten wie Foil-Surfing,<br />

Wing Foil und Stand Up Paddling (SUP) zu kaufen. Und nicht<br />

<strong>2024</strong><br />

68<br />

Caribbean Village – Welcome in Nottwil


nur Surfbegeisterte stöbern in den Gestellen nach einem tollen<br />

Stück. Wer sich ein cooles Sommer-Outfit leisten will, kann sich<br />

mit Kleidern, Taschen, Sonnenbrillen, Accessoires und Flip-Flops<br />

aus erlesener Marken eindecken. Individuelle, professionelle<br />

Beratung und guter Service sind garantiert.<br />

Surf- und SUP-Center Sempachersee<br />

Direkt beim Bahnhof Nottwil befindet sich die Surf- und<br />

SUP-Center Sempachersee GmbH. Hier ist Simon Jäger als Inhaber<br />

dieses Geschäftszweiges mit seinem Team von April bis September<br />

unermüdlich für die Wassersport-Begeisterten im Einsatz und<br />

überzeugt mit kompetenter Schulung und hochwertigem Material.<br />

Zu Anfangszeiten des Caribbbean Village war das Windsurfen<br />

die Hauptattraktion, und dieser Sport hat auch heute<br />

noch nichts von seiner Faszination eingebüsst. Im Unterschied<br />

zu früher erleichtern die heutigen kurzen, breiten Bretter und<br />

die leichten Segel den Einstieg in den Surfsport aber enorm.<br />

Eine neue Art des Surfens ist das Wing Foil. Es verbindet<br />

verschiedene Varianten des Surfens zu einer neuen Wassersportart:<br />

Ein bisschen Wellenreiten, ein bisschen Windsurfen und<br />

dazu noch etwas vom Kitesurfen, um dann einfach schwerelos<br />

übers Wasser zu flitzen.<br />

Den SUP-Trend haben Thomi Jäger und sein Team rechtzeitig<br />

und vorausschauend erkannt, entsprechendes Material<br />

beschafft und die SUP-Schulung in ihr Kursangebot aufgenommen.<br />

Dieses entspannende Erlebnis auf dem Wasser wird von<br />

Schulen, Firmen, Vereinen und Einzelpersonen gerne und auch<br />

sehr rege genutzt.<br />

Der Start<br />

des Caribbean Village<br />

Caribbean Village – Welcome in Nottwil<br />

69 <strong>2024</strong>


Ein paar Fragen an Thomi Jäger<br />

Das Caribbean Village ist weitherum bekannt für die<br />

lockere Stimmung und den guten Spirit. Wie schaffst du<br />

das über all die Jahre des Bestehens?<br />

Es gibt viele verschiedene Faktoren, die dazu beitragen. Die<br />

Outdoor-Saison dauert lediglich von April bis Ende September.<br />

Wir sind in diesem arbeitsintensiven Halbjahr mit Begeisterung<br />

und grossem Einsatz für unsere Gäste da, tagsüber und vor allem<br />

an den (im besten Fall) langen, warmen Abenden. Die Leute<br />

können es jeweils nach den Wintermonaten kaum erwarten und<br />

freuen sich, wenn sie wieder draussen den Feierabend im Freundeskreis<br />

geniessen können.<br />

Stehen bleiben ist für uns ein Fremdwort. Wir sind permanent<br />

dran, Neues ins Spiel zu bringen, um damit unsere Gäste<br />

immer wieder zu überraschen, zum Beispiel mit neuen Deko-<br />

Elementen, einem speziellen Angebot oder mit der sagenhaften<br />

Pflanzenpracht. Üppig bepflanzte Blumentöpfe, tropische Palmen,<br />

Farben, Musik und kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt<br />

schaffen ein echtes Ferienfeeling.<br />

Und das Allerwichtigste: Ich kann auf ein ganz tolles Team<br />

zählen mit vielen jungen, motivierten Mitarbeitenden, die über<br />

die Sommerzeit einen guten Job machen. Für mich gibt es keine<br />

08/15-Mentalität, darauf lege ich sehr grossen Wert. Engagierte<br />

Leute sollen ihre Chance bekommen. Ein Beispiel dafür sind die<br />

Geschwister Sabrina und Silvan Gabriel: Wir haben die beiden<br />

als langjährige Mitarbeitende in die Geschäftsleitung und als<br />

Mitinhaber aufgenommen.<br />

Würdest du sagen, Caribbean Village ist ein Ort für Jung<br />

und Alt, für Gäste aus Nottwil und von überall?<br />

Ja, das trifft wirklich zu. Unsere Gäste kommen vielleicht<br />

für ein Bier, für einen Snack, und sie bleiben manchmal bis zum<br />

Schluss, einfach weil es so entspannt und doch lebendig ist wie<br />

ein Strassencafé. Zu sehen gibt es ja immer etwas!<br />

Im Caribbean Village<br />

wurden schon Beach-Partys,<br />

Platz-Angebot<br />

Beachbar mit Sonnenterrasse 150 Personen<br />

Salsa-Nights, Hochzeiten, Firmenfeste,<br />

Jubiläen, Geburtstage<br />

Hochterrasse<br />

40 Personen und Klassenzusammenkünfte<br />

Turmlounge<br />

20 Personen gefeiert, einfach Feste aller Art<br />

Beach-House<br />

70 Personen (ausser Polterabende – bei<br />

Villa Fiesta und Caribbean Tienda 100 Personen diesen Anfragen sagen wir prinzipiell<br />

Casa Feliz<br />

50 Personen<br />

nein) für Gäste aus der<br />

ganzen Schweiz. Wir haben mit<br />

<strong>2024</strong><br />

70<br />

Caribbean Village – Welcome in Nottwil


1<br />

2 3<br />

Sabrina Gabriel eine äusserst engagierte Eventmanagerin gefunden,<br />

die mit enormer Kreativität und grossem persönlichen Einsatz<br />

versucht, jeden Kundenwunsch möglich zu machen und jedes<br />

Fest einzigartig zu organisieren.<br />

Tatsache ist, dass heute der Gastronomie- und Event-Bereich<br />

einen Grossteil des Unternehmens ausmacht. Wir sind bestrebt,<br />

mit Partnern vor Ort und aus der Region für unserer Kundschaft<br />

die besten Angebote zu bieten. Da haben wir mit der Paraplegiker<br />

Group einen ganz tollen Partner gefunden.<br />

1 Beachbar mit Sonnenterrasse<br />

2 Beachshop mit Turmlounge<br />

3 Aussicht von der<br />

Hochterrasse<br />

Habt ihr auch mit Problemen zu kämpfen?<br />

Wir sind uns bewusst, dass unsere Gäste einige Emissionen<br />

verursachen, und auf diese Problematik sind wir auch sensibilisiert.<br />

Das Caribbean Village ist ausserhalb der Wohnzone, das<br />

macht es etwas einfacher. Unsere Nachbarn vom Seefeld infor-<br />

Caribbean Village – Welcome in Nottwil<br />

71 <strong>2024</strong>


Das Caribbean-Village-<br />

Team 2023<br />

mieren wir proaktiv anfangs Saison über geplante, grössere Events<br />

und sind bestrebt, die geltenden Richtlinien einzuhalten. Der<br />

ÖV-Anschluss ist perfekt, als Win-win-Situation betrachten wir<br />

die Nutzung der Parkanlage Seefeld, deren Einnahmen der<br />

Gemeinde Nottwil zufliessen oder das Parkhaus im SPZ, das bei<br />

einem Besucherandrang genutzt werden kann.<br />

Mit Alkohol-Exzessen, Pöbeleien und sonstigen problematischen<br />

Entwicklungen haben wir selten Probleme. Grund dafür<br />

könnten die entspannte Atmosphäre und die Ferienstimmung<br />

im Caribbean Village sein, die auf die Gäste abfärben. Unbestritten<br />

wird das eine oder andere alkoholische Getränk konsumiert,<br />

aber trotzdem bleibt es friedlich, zum Glück auch bei<br />

grösseren Anlässen. Bei Vorfällen reagieren wir sofort und sprechen<br />

die Personen gezielt an.<br />

Das Caribbean Village wird immer wieder in der Presse<br />

positiv hervorgehoben, wie kommt das?<br />

Ja, das stimmt, und das freut uns immer wieder. Zu Beginn<br />

waren wir eher ein Geheimtipp für coole Location, unterdessen sind<br />

wir schweizweit bekannt und werden vermehrt porträtiert und empfohlen.<br />

Unsere Drinks, unsere Events, die lockere Atmosphäre, die<br />

Musik, die Farben, einfach das Gesamtpaket macht es aus, dass wir<br />

immer wieder positive Presseberichte erhalten. Super!<br />

Die Freude am Wasser bleibt bestehen, die sportlichen Möglichkeiten<br />

im und auf dem See werden fantasiereicher, die Erholung<br />

und das Vergnügen der Menschen werden immer ein<br />

Bedürfnis bleiben und zusammen mit der Innovation des Caribbean<br />

Village-Teams wird die karibische Insel auf dem Festland<br />

Nottwil ein Platz an der Sonne bleiben.<br />

<strong>2024</strong> 72<br />

Caribbean Village – Welcome in Nottwil


Porträt der Bio-Pionier-Familie<br />

Rita und Toni Renggli<br />

Gemeinsam die Durststrecken überwunden<br />

Vor über 40 Jahren wagten sich Rita und Toni Renggli-<br />

Stirnimann auf ihrem Hof «Cholholz» an das innovative<br />

Projekt des Bio-Landbaus – damals noch über hartnäckige<br />

Widerstände hinweg. Seit 1998 führen Philipp Renggli und<br />

seine Frau Judith (-Henauer) den Knospe- zertifizierten<br />

Bio-Betrieb weiter.<br />

Das «Stöckli» des Bio-Hofes «Cholholz», direkt neben dem<br />

seeseits errichteten neuen Wohnhaus, leuchtet in der goldenen<br />

Herbstsonne. Hier dürfen Rita und Toni Renggli-Stirnimann<br />

schon seit dem Herbst 1997 ihren dritten Lebensabschnitt geniessen.<br />

Obwohl beide nicht gerne im Mittelpunkt der öffentlichen<br />

Aufmerksamkeit stehen – und sämtliche Hofgebäude streng<br />

genommen auf Neuenkircher Boden stehen – sind sie bereit, für<br />

die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> nochmals Rückschau zu halten und über<br />

ihre Anfänge als Luzerner Bio-Landbau-Pioniere zu erzählen.<br />

Erste Impulse<br />

Wie schlug eigentlich das damals noch «junge» Gedankengut<br />

eines möglichen Wechsels in Richtung biologischer Landbau<br />

erste zarte Wurzeln im Cholholz? Toni schaut lächelnd zu Rita<br />

und meint trocken: «Also eigentlich bist ja du schuld, dass es<br />

so gekommen ist!» Rita bestätigt dies und präzisiert: «Ich hatte<br />

schon immer Freude am Gärtnern. Durch die regelmässige Lektüre<br />

der SGBL 1) -Gartenzeitschrift wurde ich auf alternative, bodenschonende<br />

Anbaumöglichkeiten aufmerksam und besuchte ab<br />

und zu auch die dort ausgeschriebenen Kurse bei Frieda Welten 2)<br />

im bernischen Spiez.»<br />

Die gewonnenen Erkenntnisse setzte Rita im grossen Familiengarten<br />

mit Erfolg um. Toni liess seine Frau gewähren, war als<br />

Spross einer anerkannten Viehmäster-Dynastie aber vorerst noch<br />

skeptisch, was einen ausgeweiteten Anbau von Bio-Gemüse auf<br />

1) SGBL =<br />

Schweizerische<br />

Gesellschaft für<br />

biologischen Landbau;<br />

ab 1994 umbenannt in<br />

Bioterra<br />

2) Schwester des Berner<br />

Botanikprofessors Max<br />

Welten; Ausbildung zur<br />

Hauswirtschaftslehrerin;<br />

in den 80er-Jahren<br />

gefragte Biogarten-<br />

Kurs leiterin in ihrem<br />

Schulgarten in Aeschi<br />

BE; Referentin und<br />

Autorin zahlreicher Ratgeber<br />

über biolo gischen<br />

Gartenbau<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

73 <strong>2024</strong>


Rita und Toni Renggli<br />

Hofland betraf. Irgendwann habe es dann aber auch bei ihm «Klick<br />

gemacht», erinnert er sich. Von da an machten sich die beiden<br />

gemeinsam auf einen ganz besonderen Weg, den vor ihnen noch<br />

nicht viele gegangen waren – schon gar nicht im Kanton Luzern.<br />

3) Gründer der AVG<br />

(Anbau- und Verwertungsgenossenschaft)<br />

1946 in Galmiz FR;<br />

heute Terraviva; Berater<br />

und Förderer der 1972<br />

in Herzogenbuchsee BE<br />

gegründeten Biofarm-<br />

Genossenschaft; diese<br />

ist heute als Marke und<br />

als Selbsthilfe-Genossenschaft<br />

von Schweizer<br />

Biobauern etabliert (Sitz<br />

in Kleindietwil BE).<br />

Wichtige Weggefährten<br />

Zwei Jahre – von 1978 bis 1980 – dauerte die Umstellung<br />

zum zertifizierten Biobetrieb. Gemeinsame Kurse bei den Bio-<br />

Pionieren Hans und Maria Müller 3) auf dem Möschberg BE<br />

gehörten ebenso dazu wie der Erfahrungsaustausch unter den<br />

damals rund sieben am Bio-Gemüse- und -Landbau interessierten<br />

Paaren in der Region; lange bevor sich diese als Verband<br />

organisierten. Getroffen habe man sich abwechslungsweise in<br />

den Privatwohnungen (die Männer in der Stube, die Frauen in<br />

der Küche). Mit einigen der damaligen Teilnehmenden pfleg(t)en<br />

Rengglis bis heute eine jahrelange Freundschaft.<br />

1984 kamen durch ein engagiertes Lehrerehepaar, welches<br />

in einer Auszeit zwei Jahre Praktikumseinsatz auf dem Cholholz<br />

leistete, weitere wertvolle Impulse auf den Hof. Zu viert liess<br />

sich manches leichter ausprobieren – kritisch überprüfen – und<br />

immer wieder neu anpassen.<br />

Skepsis und Widerstände<br />

«Die ersten Jahre waren schon ein Chrampf», blickt Toni<br />

zurück. Es habe sowohl bei der Umstellung der Milchwirtschaft<br />

als auch bei jener des Acker- und Gemüsebaus an Erfahrung und<br />

an geeigneten Maschinen gefehlt, welche gewisse Arbeiten erleichtern<br />

konnten. Das grösste Problem sei über viele Jahre hinweg<br />

<strong>2024</strong> 74<br />

Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli


die giftfreie Bekämpfung des Unkrauts und<br />

der Schädlinge gewesen, erinnert er sich. Toni Renggli (*1940) ist zusammen mit<br />

«Immer wieder mussten sehr lange Arbeitstage<br />

und viel Handarbeit investiert werden (Nott wil / Neuenkirch) aufgewachsen und<br />

neun Geschwistern auf dem Hof Cholholz<br />

– jede helfende Hand war willkommen.» hat den elterlichen Betrieb 1973 übernommen;<br />

gemäss noch nicht vollumfänglich<br />

Praktikantinnen und Praktikanten – unter<br />

anderen gar aus Deutschland, den Niederlanden,<br />

Polen und Brasilien – waren für Familienchronik mindestens in sechster<br />

abgeschlossenen Nachforschungen in der<br />

die umfangreichen Stall- und Feldarbeiten Generation. Toni ist verheiratet mit Rita<br />

unverzichtbar und für das Familienleben Renggli-Stirnimann (*1941), aufgewachsen<br />

meist eine Bereicherung. Einer der brasilianischen<br />

Praktikanten, der aus einer vier Kindern Thomas, Daniel, Philipp und<br />

in der Ober-Bernern, Nottwil. Neben ihren<br />

ehemals deutschen Kolonie stammte und Sabine gehören mittlerweile zehn Grosskinder<br />

und drei Urgrosskinder zur Familie.<br />

etwas (veraltetes) Deutsch sprechen konnte,<br />

so erzählte Toni, habe ihm einmal am Abend<br />

zugerufen: «Die Hinkel sind in Ordnung!»<br />

Nach längerem Forschen, was denn mit «Hinkel» gemeint sein<br />

könnte, stellte sich heraus, dass er Toni berichten wollte, dass er<br />

«die Hühner ordnungsgemäss ins Gehege gesperrt habe».<br />

Rita erinnert sich, dass man in diesen Jahren von aussen<br />

das «seltsame Treiben» im Cholholz eher distanziert, argwöhnisch<br />

und kritisch beobachtet hat. Offene Kontaktnahme durch<br />

Landwirte aus der Nachbarschaft oder gar Gespräche bezüglich<br />

des damals neuen Bio-Landbaus habe es aber nicht gegeben.<br />

Eher sei indirekt «gestichelt» worden – am Stammtisch oder<br />

dann in der Schule in Nottwil, wo ihre Söhne unter anderem<br />

als «Bio-Buben» gehänselt wurden. Auch die Jüngste, Sabine,<br />

habe sich noch während ihrer Ausbildung zur Kinderkrankenschwester<br />

etliche blöde Sprüche anhören müssen. Vieles hätten<br />

die Kinder still weggesteckt, anderes sei erst nach Jahren offengelegt<br />

worden. «Sie wollten es offenbar mit eigener Kraft regeln<br />

– und uns nicht gross damit belasten», vermutet Rita.<br />

Marktwagen und Hoflädali<br />

Bereits 1985 lancierten Rita und Toni Lieferungen ab Hof<br />

in Dorf-Quartiere von Nottwil und Neuenkirch – zu interessierten<br />

Privatkundinnen und -kunden.<br />

Mit der Ergänzung des «Pflanzblätzes» durch mehrere plastiküberzogene<br />

Gemüse-Tunnel konnten sowohl die Sortenvielfalt<br />

als auch die Erntedauer erweitert werden. Immer wieder<br />

experimentierte man mit neuen Zucchetti-, Peperoni- und Tomatensorten,<br />

welche das neue, deutlich wärmere Zuhause schätzten.<br />

Auch der beliebte Nüsslisalat konnte so in den Wintermonaten<br />

beinahe ohne Zukauf durchgehend angeboten werden.<br />

Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli<br />

75 <strong>2024</strong>


Vom Verein SBLO zu Bio Suisse<br />

Im September 1981 organisierten sich die Schweizer Bio-Landwirte<br />

erstmals im Verein «Schweizerisch biologische Landbau-Organisation<br />

SBLO». 1997 wurde diese in Bio Suisse umbenannt. 1992 wurde<br />

der Bio-Landbau durch Bund und Kantone staatlich anerkannt – ab<br />

1993 unterstützte der Bund den Bio-Landbau mit ökologischen<br />

Direktzahlungen. 1993 bzw. 1995 stiegen Coop und Migros in die<br />

Vermarktung ein.<br />

2008 betrug die Anzahl der Bio-Betriebe zehn Prozent der Landwirtschaftsbetriebe<br />

in der Schweiz und in Liechtenstein. 2022<br />

wurde durch die 7 819 Bio-Betriebe bereits 18 Prozent der landwirtschaftlichen<br />

Fläche biologisch bebaut. Die Nachfrage nach<br />

Bio-Produkten stieg stetig. 2023 generierten Schweizer Bio-Produkte<br />

3,8 Mia Franken Umsatz 4) .<br />

Bio Luzern<br />

Der Verein Bio Luzern wurde 1992 gegründet. Damals gab es im<br />

Kanton nur gerade sieben Bio-Betriebe 5) . Langsam, aber stetig<br />

wurden es immer mehr. Von 2000 bis 2023 beispielsweise hat sich<br />

ihre Anzahl auf mittlerweile 485 Betriebe mehr als verdoppelt.<br />

Knapp 12 Prozent der landwirtschaflichen Nutzfläche im Kanton<br />

Luzern werden aktuell biologisch bewirtschaftet, das ist ein geringerer<br />

Anteil als in den anderen Zentralschweizer Kantonen 6) .<br />

In Nottwil sind neben dem Cholholz zur Zeit weitere vier Betriebe<br />

Knospe- zertifiziert: Stefan und Angi Huber-Kurmann, Hohliebe;<br />

Toni Kaufmann, Niffel; Simon Wandeler und Susanne Arnold, Bühl 2<br />

(ab Dez. 23); Toni und Helene Weingartner-Ottiger, Huprächtigen.<br />

4) Quelle: Bio Suisse<br />

5) Aussage Josef<br />

Meierhans, erster<br />

Präsident Bio Luzern,<br />

gegenüber der LZ (2017)<br />

6) Quelle: lawa.lu.ch<br />

(«Aktionsplan Bio-<br />

Landbau» 2023)<br />

Ab Herbst 1986 begannen Rengglis, ihre Bio-Produkte (darunter<br />

auch hofeigener Dinkel, Milch, Quark und Eier) an einem<br />

wöchentlichen Markt in Neuenkirch zu verkaufen; später dann<br />

auch im Flecken Rothenburg. Ein speziell konstruierter Marktwagen<br />

mit hochkurbelbarem Verdeck erleichterte das aufwändige<br />

Bereitstellen der frisch geernteten Gemüsesorten. Die<br />

schnitzartig zu einem Kreis formierten Holzkistchen bildeten<br />

einen ansprechenden Blickfang. «Das direkte Echo der zufriedenen<br />

Kundschaft hat uns immer wieder angespornt und über<br />

manches Tief hinweggeholfen», verrät Rita.<br />

Mit der Übernahme des Hofes durch Sohn Philipp im Jahr<br />

1998 endeten die Marktfahrten. Doch bis 2018 führten Rita und<br />

Toni die Gemüselieferungen an Private weiter. Dann gaben sie<br />

<strong>2024</strong> 76<br />

Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli


den «Pflanzblätz» auf. Ein grosser Familien-Gemüsegarten in<br />

der Nähe des neuen Wohnhauses wird seither kooperativ bebaut<br />

und genutzt.<br />

Auch im «Hoflädali», das 2010 ins Stöckli «zügelte», konnte<br />

noch bis vor fünf Jahren ein breites Sortiment an eigenen<br />

und zugekauften Bio-Produkten direkt ab Hof bezogen werden.<br />

Mit dem immer grösser werdenden Angebot in Reformläden<br />

und bei Grossverteilern verminderte sich der Zulauf, so dass<br />

diese besondere Kunden-Dienstleistung schliesslich eingestellt<br />

wurde.<br />

Dankbarkeit – und Freude am Erreichten<br />

Während der Rückschau staunen Rita und Toni Renggli oft<br />

selber darüber, wie viele Abenteuer sie gewagt, wie viele Hindernisse<br />

sie erfolgreich umschifft – und wie viele Hürden sie<br />

auf ihrem ganz besonderen Weg gemeistert haben. Wie haben<br />

sie dies über all die Jahre hinweg bloss geschafft? «Ich glaube,<br />

wir haben deshalb durchgehalten, weil wir beide hundertprozentig<br />

vom Bio-Landbau überzeugt waren», vermutet Rita.<br />

«Zusammen konnten wir auch schwierige Durststrecken überwinden.»<br />

Toni bestätigt: «Die Rückkehr zu konventionellen<br />

Methoden war für keines von uns eine Option.»<br />

Die Stärken zweier starker Persönlichkeiten waren also<br />

Garant für den langfristigen Erfolg. Toni über Rita: «Du bist zu<br />

Beginn oft kritischer als ich, doch wenn du von etwas überzeugt<br />

bist, bist du voll dabei.» Rita über Toni: «Du hast dich auch bei<br />

Misserfolgen nie aufgeregt und bist immer ruhig geblieben.<br />

Deine positive Grundhaltung tat gut. Wir waren einfach ein<br />

gutes Gespann.»<br />

Natürlich hätten sie auch grosses Glück gehabt, dass keine<br />

Unfälle oder schweren Krankheiten ihre Pläne durchkreuzt haben,<br />

sagt Toni. Dafür sind beide sehr dankbar.<br />

Dankbarkeit und Freude, dass das Cholholz als Knospe-zertifizierter<br />

Biobetrieb weitergeführt werden würde, prägten dann<br />

auch den Moment der Hofübernahme durch ihren Sohn Philipp<br />

und dessen Frau Judith (-Henauer). Und als die gesamte Familie<br />

im Jahr 2007 den Anerkennungspreis der Gemeinde Nottwil,<br />

den «<strong>Nottwiler</strong> Stern», erhielt, erlebten Rita und Toni dies tief<br />

berührt als «späte Genugtuung».<br />

Der Biohof Cholholz heute<br />

Bevor Philipp Renggli 1998 gemeinsam mit seiner Frau<br />

Judith (und ihren vier Kindern) den elterlichen Biohof übernahm,<br />

plante er gemeinsam mit seinem Vater ein grosses Projekt:<br />

Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli<br />

77 <strong>2024</strong>


Die beiden realisierten eine moderne neue Scheune und einen<br />

Laufstall im Holzbau. Die Firma Trüssel Holzbau, Schenkon,<br />

erstellte diese zwischen Oktober 1994 und Sommer 1995. Philipp<br />

war in dieser Zeit in Kleinwangen als landwirtschaftlicher Angestellter<br />

tätig und nahm sich ein halbes Jahr Auszeit, um seinen<br />

Vater in der Bauphase zu unterstützen. Zudem leistete er als<br />

junger Familienvater damals manche «Überstunde».<br />

Ungefähr 60 Prozent des hofeigenen Einkommens generiert<br />

heute die hofeigene Bio-Milch, die anfänglich noch durch die<br />

Milchgenossenschaft Eggerswil weiterverarbeitet und vermarktet<br />

wurde. Später folgte ein Vertrag mit der Emmi (heute ZMP).<br />

Weitere 30 Prozent werden durch Bio-Freiland-Poulet-Mast (für<br />

die Bell AG – vormals SEG, Zell) erwirtschaftet. 1998 war Philipp<br />

Renggli der erste Zentralschweizer Bio-Produzent in dieser<br />

Branche. So wie sein Vater konnte er noch nicht auf Erfahrungswerte<br />

zurückgreifen und wirkte an der Entwicklung und Erprobung<br />

von Prototypen mobiler Ställe mit, bis hin zum jetzigen<br />

Modell. Gerade im Kanton Luzern sei – so Philipp Renggli – im<br />

Sektor der biologischen Tierhaltung noch «Luft nach oben». Ein<br />

weiteres Produktionsstandbein ist der Bio-Dinkel, der in der<br />

Ferrenmühle Kleinwangen gemahlen wird.<br />

Anders als vor über 40 Jahren spüren Philipp und Judith<br />

Renggli breite Akzeptanz – auch in landwirtschaftlichen Kreisen –<br />

für das, was sie täglich tun. Mit ihren Berufskollegen, Nachbarn<br />

und Kunden pflegen sie ein freundschaftliches Verhältnis. Die<br />

ehemalige Hauswirtschafslehrerin und Gesundheitsberaterin<br />

Judith gab ihr Wissen und Können über viele Jahre hinweg in<br />

Koch- und Backkursen weiter.<br />

Neben Hofführungen (mit Judiths legendären Apéros und<br />

Zobigs) unter anderem für die IG Bio Fleisch oder für Bio Luzern<br />

engagierten sich beide jahrelang für das Projekt «planète bio»<br />

(2004 von Coop zum 10-Jahr-Jubiläum von Naturaplan lanciert).<br />

Dabei brachten pädagogisch ausgebildete Fachpersonen<br />

in jeweils fünf Wohnwagen interessierten Oberstufenklassen<br />

Wissenswertes über den Bio-Landbau näher. Vieles konnte auf<br />

den ausgewählten Höfen direkt beobachtet, untersucht und ausprobiert<br />

werden.<br />

Was die nächste Renggli-Generation für ihre berufliche<br />

Zukunft plant, ist noch offen. «Vieles ist zurzeit noch am<br />

Werden…oder im Umbruch», formuliert es Judith. Doch die Philosophie<br />

der aktuellen Cholholz-Bewohnerinnen und -bewohner<br />

ist eindeutig: «Arbeiten mit der Natur – und nicht gegen sie,<br />

Freude haben an dem, was wir tun, und diesen immateriellen<br />

Reichtum an die nächste Generation weitergeben.»<br />

<strong>2024</strong> 78<br />

Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli


Jahrbuch<br />

Rückblick Gemeinderat<br />

17. Januar 2022<br />

8. März 2022<br />

9. März 2022<br />

23. Mai 2022<br />

25. Mai 2022<br />

22. Juni 2022<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

Einwohnerbefragung<br />

Nach 2016 führte die Gemeinde zum zweiten Mal eine Bevölkerungsbefragung<br />

durch. Es wurden 1 000 Einwohnerinnen und<br />

Einwohner befragt. Die Rücklaufquote von 59 % liefert ein gutes<br />

Bild über die Zufriedenheit der Bevölkerung. Die Beurteilung<br />

fiel sehr positiv aus, und diverse Punkte konnten in die Jahresplanung<br />

aufgenommen werden.<br />

Ukraine Task-Force<br />

Der Gemeinderat reagiert auf den Angriffskrieg von Russland<br />

gegen die Ukraine und gründet eine Task-Force. Die elfköpfige<br />

Task-Force kümmert sich fortan um die Bedürfnisse der<br />

Flüchtlinge.<br />

Lifteinbau Schulhaus 1969<br />

Das Schulhaus 1969 wird durch den Einbau eines Personenlifts<br />

behindertengerecht ausgebaut.<br />

Gemeindestrategie<br />

Die Gemeindestrategie für die Jahre 2022 bis 2032 wird der<br />

Bevölkerung vorgelegt. Die Strategie beinhaltet sechs Themengebiete<br />

und basiert auf der DNA: «gemeinsam natürlich vorwärts».<br />

Asylunterkunft: TUK Nottwil<br />

Zusammen mit dem Kanton Luzern wird die Erstellung einer<br />

temporären Asylunterkunft für die Flüchtlinge aus der Ukraine<br />

geplant. Aufgrund der hohen Anzahl von Flüchtlingen werden<br />

die Unterbringungsmöglichkeiten der Schweiz knapp.<br />

Elektronische Wasserzähler<br />

Die Wasserzähler der Gemeinde Nottwil werden in drei<br />

Etappen durch elektronische Wasserzähler ersetzt. Dadurch<br />

werden die Daten in Zukunft direkt von der Wasserversorgung<br />

abgelesen und müssen nicht mehr gemeldet werden.<br />

79 <strong>2024</strong>


August 2022<br />

Winter 2022<br />

11. Dezember 2022<br />

Musikschule<br />

Die Musikschule Nottwil hat fusioniert. Sie war zu klein<br />

und hat die vom Kanton neu vorgeschriebene Mindestgrösse<br />

nicht erreicht. Nun ist sie Bestandteil der Musikschule Oberer<br />

Sempachersee (MSOSS). Die Grundlage bildet ein Gemeindevertrag<br />

zwischen den Gemeinden Neuenkirch, Sempach, Eich, Hildisrieden,<br />

Rain und Nottwil. Die Musikschulleitung und das<br />

Sekretariat sind in Neuenkirch<br />

beheimatet. Der Musikschulunterricht<br />

für die <strong>Nottwiler</strong> Kinder und<br />

Jugendlichen findet aber weiterhin<br />

in Nottwil statt. Durch den Zusammenschluss<br />

können Synergien<br />

genutzt und mehr Ensembles<br />

angeboten werden. Der gemeinsame<br />

Start im Schuljahr 2022/2023<br />

ist gut gelungen.<br />

Strommangellage<br />

Aufgrund des Krieges in der Ukraine kommt es zu einer<br />

Strommangellage in Europa. Die Gemeinde versucht ihr Bestes,<br />

um den eigenen Verbrauch möglichst tief zu halten.<br />

Erweiterung Buslinie 65 ins Wysshüsli<br />

Die Buslinie 65 wird erweitert und fährt neu ins Gebiet<br />

Wysshüsli. Dadurch kann ein grosses Gebiet der Gemeinde<br />

zusätzlich mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen werden.<br />

Der dafür notwendige Wendeplatz wird gebaut.<br />

Haltestelle Wysshüsli<br />

<strong>2024</strong><br />

80<br />

Rückblick Gemeinderat


2023<br />

April 2023<br />

5. Juni 2023<br />

1. August 2023<br />

27. Oktober 2023<br />

30. November 2023<br />

Schulraumerweiterung<br />

Die Planung für die Schulraumerweiterung mit der zweiten<br />

Etappe des Schulhauses 2017 wird begonnen.<br />

30 Jahre Zentrum Sagi<br />

Das Gemeindehaus feiert sein 30-jähriges Bestehen. Im<br />

Rahmen der Feierlichkeiten ersetzte ein neues Wandbild das<br />

bisherige, und 30 Bäume wurden gepflanzt.<br />

Ortsplanungsrevision: öffentliche Auflage<br />

Die Unterlagen für die Ortsplanungsrevision werden öffentlich<br />

aufgelegt. Während der einmonatigen Auflagefrist wurden<br />

14 Einsprachen eingereicht, wovon acht nach den Einspracheverhandlungen<br />

zurückgezogen wurden. Der Gemeinderat nahm<br />

aufgrund von Einsprachen einige Änderungen vor und legte<br />

diese im März <strong>2024</strong> in einer zweiten öffentlichen Auflage auf.<br />

Betreuungsgutscheine<br />

Die Gemeinde unterstützt die Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf und führt die Betreuungsgutscheine ein. Die Kinderbetreuung<br />

wird dem Einkommen entsprechend unterstützt.<br />

Einweihung Meetingraum Zentrum Sagi<br />

Der neue Raum konnte auf dem Dach des Zentrums Sagi<br />

angebaut werden und dient dem Personal als Pausenraum und<br />

als Sitzungszimmer.<br />

Energie- und Klimaleitbild<br />

Das Energie- und Klimaleitbild 2023 – 2033 zeigt die Ziele<br />

des Gemeinderates auf und dient als Basis für einen umweltfreundlichen<br />

Umgang mit Ressourcen und Energie in der<br />

Gemeinde Nottwil.<br />

Rückblick Gemeinderat<br />

81 <strong>2024</strong>


Jahrbuch<br />

Rückblick Bildungskommission / Schule<br />

Januar 2022<br />

Februar 2022<br />

April 2022<br />

18. Mai 2022<br />

Begrüssungsformen<br />

Die vergangenen zwei Jahre waren geprägt von Abstandregeln,<br />

Maskenpflicht, Händewaschen, abgesagten Events usw.<br />

Auch das Händeschütteln war längere Zeit untersagt.<br />

Aus diesem Grund setzten wir im Schuljahr 2021 / 22 einen<br />

Kontrapunkt. Verschiedene Begrüssungsrituale wurden angeschaut<br />

und geübt. Wir begrüssten uns in verschiedenen Sprachen,<br />

führten eine Abklatschwoche durch und setzten uns<br />

auch in der Gesundheitsförderung mit dieser Thematik auseinander.<br />

Digitalisierung<br />

Der Computer ist schon länger in den Schulzimmern präsent.<br />

In den letzten Jahren gab es aber einen grossen Schub in der<br />

Digitalisierung. Regelmässig gibt es Weiterbildungen für die<br />

Lehrpersonen.<br />

In den Schulzimmern haben elektronische Wandtafeln oder<br />

Screens die schwarze Wandtafel und die Kreide abgelöst. Die<br />

Benutzung von Tablets und Laptops ist im Unterricht nicht mehr<br />

wegzudenken. Ab der 3. Klasse hat jedes Schulkind ein eigenes<br />

Gerät. In der Schule Nottwil sind mittlerweile über 300 Geräte<br />

im Einsatz.<br />

Eiertütschen<br />

Am Hohen Donnerstag in der Vormittagspause organisierten<br />

die beiden Schülerinnen- und Schüler-Räte das traditionelle<br />

«Ostereiertütschen». Bei bester Laune und Frühlingssonne wurden<br />

alle 260 Ostereier «getütscht» und aufgegessen.<br />

Flohmarkt<br />

Am Mittwochnachmittag organisierten die Schülerinnen<br />

und Schüler der 1. / 2. Klasse gemeinsam mit dem Elterntreff<br />

einen spannenden Flohmarkt. Nicht mehr benötigte Spielsachen<br />

konnten weiterverkauft oder getauscht werden.<br />

<strong>2024</strong> 82<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


Juni 2022<br />

August 2022<br />

November 2022<br />

24. Februar 2023<br />

6. bis 10. Februar<br />

2023<br />

Verkehrspolizist<br />

Der Verkehrspolizist ist mehrmals pro Jahr auf dem Schulareal<br />

anzutreffen. So lehrt er die Kindergartenkinder das sichere<br />

Überqueren der Strasse. In der 2. Klasse folgen erste Fahr- und<br />

Vortrittsregeln. Das Üben im Verkehrsgarten steht dann in der<br />

3. / 4. Klasse auf dem Programm. Die theoretische und praktische<br />

Radfahrerprüfung ist der Höhepunkt in der 5. / 6. Klasse.<br />

Auch die Jugendlichen in der Sek erhalten noch Besuch von<br />

einem Polizisten. Für die älteren Lernenden kommen Themen<br />

wie soziale Medien, Alkohol, Drogen, Mischkonsum und anderes<br />

zur Sprache.<br />

Schulstartapéro<br />

Neben den 60 Lehrpersonen werden weitere Personen in der<br />

zweiten Schulwoche zu einem Begrüssung-Apéro eingeladen<br />

und begrüsst: Schulsozial- und Jugendarbeit, Klassenassistenzen,<br />

Elternrat, Technischer Dienst, Reinigungsteam, Katechetinnen,<br />

Bildungskommission, Gemeinderat und Geschäftsleitung,<br />

Sekretariat, Schulbusfahrerin, Schulzahnpflege und Betreuerinnen.<br />

Weit über 100 Personen sind für die Schule Nottwil im<br />

Einsatz.<br />

Berufswahl – BAT-Tag<br />

An der Sekundarschule ist die Berufswahl ein zentrales<br />

Thema, das über alle drei Schuljahre regelmässig im Fokus steht.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein Nottwil wurde zum<br />

ersten Mal ein BAT-Tag organisiert. Mit dem Berufsatelier-Tag<br />

(BAT) zu Beginn der Sekundarstufe erhalten die Schülerinnen<br />

und Schüler in Form von Ateliers einen praktischen Einblick in<br />

die verschiedenen Lehrberufe, die in Nottwil und der näheren<br />

Umgebung angeboten werden.<br />

Evakuationsübung<br />

Was ist zu tun bei einem Brandfall? Um alle auf ein solches<br />

Szenario vorzubereiten, wird regelmässig eine Evakuationsübung<br />

durchgeführt. Nach dem Alarm begaben sich alle Anwesenden<br />

zum Sammelplatz in die Sporthalle Kirchmatte. Alle sind natürlich<br />

glücklich, wenn der Ernstfall nie eintreten wird.<br />

Skilager in Parpan GR – Projektwoche in Nottwil LU<br />

Über 70 Kinder, begleitet von zehn Erwachsenen, genossen<br />

ein tolles Skilager bei guten Pistenverhältnissen in den Bünder<br />

Bergen. Die Lagerteilnehmenden schwelgen noch heute in ihren<br />

schönen Erinnerungen.<br />

Rückblick Bildungskommission / Schule<br />

83 <strong>2024</strong>


114 Lernende der 5. bis 9. Klasse blieben in Nottwil und<br />

erlebten eine abwechslungsreiche Spezialwoche. So standen<br />

unter anderem ein Tag auf einem Bauernhof, ein Ausflug aufs<br />

Eisfeld und eigene Talente auf dem Programm.<br />

April / Mai 2023<br />

Umweltaktionen<br />

Die Klassen der 1. Sek haben am 12. und 16. Mai gemeinsam<br />

an einer nationalen Umweltaktion teilgenommen. So<br />

wurden im Dorf Nottwil jeglicher Abfall sowie insbesondere<br />

giftige Zigarettenstummel, die achtlos weggeworfen wurden,<br />

gesammelt.<br />

Die 3. Sek unterstützte im Frühling einen Landwirt beim<br />

Pflanzen einer Hecke mit Krautsaum. Bei nasskaltem Wetter<br />

wurden in zweieinhalb Stunden 850 Heckenpflanzen gesetzt. So<br />

leisteten die Jugendlichen einen Beitrag für eine intakte Umwelt.<br />

1<br />

1 Skilager in<br />

Parpan GR<br />

2 Umweltaktionen<br />

3 Abrakadabra,<br />

simsalabim …<br />

4+5 Klassenlager<br />

2<br />

<strong>2024</strong> 84<br />

Rückblick Bildungskommission / Schule


Mai / Juni 2023<br />

Juni 2023<br />

Juni 2023<br />

Schwimmen<br />

Die Schulkinder erhalten vom Kindergarten bis zur 6. Klasse<br />

Schwimmunterricht. Die Lehrpersonen brauchen dazu ein gültiges<br />

SLRG-Brevet (Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft).<br />

Als Abschluss des Schulschwimmens erhalten die Schülerinnen<br />

und Schüler in der 6. Klasse die Gelegenheit, das Jugendbrevet<br />

zu absolvieren.<br />

De Linus uf de Suechi noch sim Talent<br />

Während einer Woche wurden intensiv Theater gespielt, Lieder<br />

geübt und Requisiten hergestellt. Mit viel Begeisterung waren die<br />

Schülerinnen und Schüler der 3. / 4. Klassen dabei. Ende Woche<br />

durften sie ihr Musical der ganzen Schulgemeinschaft und am<br />

Abend der Öffentlichkeit vorstellen und den verdienten Applaus<br />

geniessen.<br />

Abrakadabra, simsalabim … !<br />

In der Projektwoche des Kindergartens wurde viel gezaubert,<br />

gesungen und getanzt. Die selbst eingeübten Tricks wurden mit<br />

grosser Freude den Eltern in einer Zaubershow vorgestellt.<br />

3<br />

4 5<br />

Rückblick Bildungskommission / Schule<br />

85 <strong>2024</strong>


Erntezeit<br />

Juni 2023<br />

August 2023<br />

September 2023<br />

Oktober 2023<br />

November 2023<br />

Klassenlager<br />

Zweimal in ihrer Schulzeit erleben die Schulkinder in Nottwil<br />

ein Klassenlager. So fuhren die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler<br />

mit dem eigenen Fahrrad am Montag nach Vordemwald<br />

und genossen eine für einmal ganz andere Schulwoche, gespickt<br />

mit vielen Highlights und mit Spiel und Spass.<br />

Die 8. Klasse verbrachte ihre Spezialwoche in Engelberg.<br />

Motto 2022 – 2025<br />

Für drei Jahre orientieren wir uns nach dem Motto: In der<br />

Schule Nottwil handeln wir mit Weitsicht. Die Schülerinnen und<br />

Schüler erleben verschiedene Aktionen und Projekte. Das Highlight<br />

wird aber erst im <strong>2024</strong> über die Bühne gehen.<br />

Erntezeit<br />

Seit ein paar Jahren pflegen die 1. / 2. Klassen einen eigenen<br />

Schulgarten. Das Hegen und Pflegen macht sich seit dem Frühling<br />

bezahlt. Alle fleissigen Helfenden werden im Sommer bzw. Herbst<br />

mit vielen Leckereien aus dem eigenen Garten entschädigt.<br />

«Check your Bike»-Tag<br />

Seit gut zehn Jahren organisiert der Elternrat Nottwil zusammen<br />

mit Fachpersonen und der Polizei eine Velokontrolle für<br />

die 3. bis 9. Klassen. Alle Velos werden auf ihre Verkehrs- und<br />

Wintertauglichkeit geprüft. Diese Aktion dient der Sicherheit<br />

der Schulkinder.<br />

Räbeliechtli-Umzug<br />

Weit über 100 Kindergarten- und Spielgruppenkinder präsentierten<br />

bei kaltem Herbstwetter stolz ihre Räbeliechtli oder<br />

Laternen. Die zahlreichen Lichter erhellten die dunkle Nacht.<br />

<strong>2024</strong> 86<br />

Rückblick Bildungskommission / Schule


Jahrbuch<br />

Rückblick Kirchenrat / Pfarrei<br />

9. Januar 2022<br />

April 2022<br />

24. April 2022<br />

Verabschiedung von Anita und Stephan Troxler<br />

Anita Troxler, Pastorale Mitarbeiterin und Stephan Troxler,<br />

Sakristan und Hauswart, wurden infolge Pensionierung in der<br />

voll besetzten Kirche verabschiedet.<br />

Stille Wahl des Kirchenrates und der Mitglieder der<br />

Rechnungskommission<br />

Mit Genehmigung des Synodalrates wurden in stiller Wahl<br />

für die Amtsperiode 2022 – 2026 folgende Personen in den Kirchenrat<br />

gewählt: Franz Vogel, Kirchenratspräsident; Judith<br />

Dobler, Kirchmeierin; Petra Kaufmann, Kirchenratsschreiberin;<br />

Monika Burri, Ressort Pfarreirat, Spitex, Kultur und Gesellschaftliches;<br />

Alice Egli, Ressort Schule und Jugend.<br />

Die Rechnungskommission setzt sich für die nächste Amtsperiode<br />

wie folgt zusammen: Roland Zimmermann, Präsident;<br />

Judith Zimmermann und Adrian Rutz, Mitglieder der Rechnungskommission.<br />

Ebenfalls in stiller Wahl wurde Heidi Muff als Mitglied<br />

in die Synode gewählt.<br />

Weisser Sonntag<br />

29 Erstkommunikantinnen<br />

und Erstkommunikanten<br />

konnten zum ersten<br />

Mal den Leib Christi empfangen.<br />

Der Weisse Sonntag<br />

fand unter dem Jesuswort<br />

«Ich bin das Brot des<br />

Lebens» statt.<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

87 <strong>2024</strong>


April 2022<br />

Mai 2022<br />

27. Mai 2022<br />

16. Juni 2022<br />

Juli 2022<br />

31. Juli 2022<br />

14. / 15. August<br />

2022<br />

Sanierung Friedhofmauer<br />

Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Friedhofes<br />

durch die Einwohnergemeinde Nottwil wurde auch die Friedhofmauer<br />

anteilsmässig durch die Gemeinde und die Kirchgemeinde<br />

saniert. Nach der Rodung zeigte sich, dass die Mauer in<br />

einem sehr schlechten Zustand war. Gleichzeitig wurden auch<br />

Schäden am Treppenaufgang zur Kirche behoben. Die Arbeiten<br />

dauerten von April bis Juni.<br />

Ausflug für freiwillig Engagierte und Angestellte der Pfarrei<br />

34 Personen folgten der Einladung und erlebten im Ballenberg<br />

einen interessanten Tag.<br />

Firmung<br />

Am Pfingstsamstag empfingen 40 Jugendliche durch den<br />

Firmspender Generalvikar Dr. Markus Thürig das Sakrament der<br />

Firmung.<br />

Fronleichnam, Startschuss zum 150-jährigen Jubiläum der<br />

Pfarrkirche St. Marien<br />

Morgens um 6.00 Uhr fiel mit drei Böllerschüssen der Startschuss<br />

zum Jubiläum. Nach dem festlichen Gottesdienst wurde<br />

die Informationstafel zur Geschichte der Pfarrkirche enthüllt.<br />

Verabschiedung von Marianne Rössle und Roland Grütter<br />

Am 10. Juli wurden Marianne Rössle, Pastorale Mitarbeiterin,<br />

und Roland Grütter, Pastoraler Mitarbeiter und Katechet,<br />

nach ihrem langjährigen Wirken in unserer Pfarrei würdig verabschiedet.<br />

1. Augustfeier<br />

Die traditionelle 1. Augustfeier am Seeufer mit dem ökumenischen<br />

Gottesdienst in der Badi Nottwil wurde von Hans Weber<br />

(Reformierter Pfarrer Oberer Sempachersee) und Anita Troxler<br />

(Mitarbeiterin Liturgie, Pfarrei Nottwil) gestaltet. Musikalisch<br />

umrahmt wurde der Gottesdienst vom Jodlerklub Nottwil.<br />

Festlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum<br />

der Pfarrkirche St. Marien<br />

Die grossen Festlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum der<br />

Pfarrkirche St. Marien begannen am 14. August mit dem Familientag<br />

und einem Brunch. Am 15. August erreichten die Feierlichkeiten<br />

mit dem Festgottesdienst mit Bischof Felix Gmür<br />

ihren Höhepunkt.<br />

<strong>2024</strong> 88<br />

Rückblick Kirchenrat / Pfarrei


17. / 18. September<br />

2022<br />

15. September 2022<br />

Dezember 2022<br />

8. Dezember 2022<br />

Ministranten-Reise<br />

Am Bettags-Wochenende konnten die Minos mit dem ehemaligen<br />

Präses und Sakristan Stephan Troxler die wegen Corona<br />

zweimal verschobene Ministranten-Reise nachholen. Der zweitägige<br />

Ausflug führte zuerst in den Europapark Rust. Anschliessend<br />

gab es ein Ministrantinnen- und Ministrantentreffen in<br />

unserer <strong>Nottwiler</strong> Partnerstadt Schwaigern.<br />

Neue Mitarbeiterin im Pfarreisekretariat<br />

Sarah Lötscher begann als neue Mitarbeiterin im Pfarreisekretariat<br />

als Nachfolgerin von Susanne Kaufmann. Zu ihren<br />

Aufgaben gehört unter anderen die Betreuung der Homepage,<br />

und als erste Vertreterin der Pfarrei wirkt sie auch als Mitglied<br />

im Redaktionsteam «Nottwil Aktuell» mit.<br />

Kirchenbeleuchtung in Zeiten des Strommangels<br />

Im Winter 2022 waren alle aufgefordert, eine Strommangellage<br />

zu vermeiden. Aus diesem Grund verzichtete die Kirchgemeinde<br />

auf die Aussenbeleuchtung der Pfarrkirche.<br />

Abschluss der Festlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum<br />

der Pfarrkirche St. Marien<br />

Die Festlichkeiten fanden mit einem volkstümlichen Konzert<br />

und einem grossen Feuerwerk ihren Abschluss.<br />

1<br />

1 Festlichkeiten für das<br />

150-jährige Jubiläum<br />

der Pfarrkirche St.<br />

Marien<br />

2 Kirchenchöre Nottwil<br />

und Ballwil am<br />

Jubiläums-Konzert in<br />

der Pfarrkirche Nottwil<br />

2<br />

Rückblick Kirchenrat / Pfarrei<br />

89 <strong>2024</strong>


Januar 2023<br />

18. Januar 2023<br />

Februar 2023<br />

Februar 2023<br />

16. April 2023<br />

27. Mai 2023<br />

28. Mai 2023<br />

3. Juni 2023<br />

Wechsel Sakristanin im Zentrum Eymatt Nottwil<br />

Trudi Brun beendet die langjährige Aufgabe als Sakristanin<br />

im Raum der Stille. Adelheid Koller übernimmt ihre Nachfolge.<br />

Winterhilfe für die Ukraine<br />

Auf Anfrage um Mithilfe durch den Verein Parasolka (Silvia<br />

Zimmermann) entschied sich die «Taskforce Ukraine / Nottwil»,<br />

eine Lieferung mit gesammelten Hilfsgütern als Winterhilfe für<br />

die Ukraine zu organisieren. Eine beträchtliche Menge wertvoller<br />

Güter konnte auf einen ukrainischen Sattelschlepper verladen<br />

werden.<br />

Fasnachtsgottesdienst<br />

Die Fasnacht machte – erstmals nach der Corona-Zeit –<br />

dieses Jahr auch vor der Kirchentüre nicht Halt. Teils bunt<br />

gekleidet, feierten viele Gottesdienstbesucher mit Ballonen und<br />

fasnächtlichen Klängen die 5. Jahreszeit.<br />

Anschluss Brunnen<br />

Der Brunnen auf dem Vorplatz Vikariatshaus wurde an die<br />

Leitung des Agathabrunnens angeschlossen.<br />

Weisser Sonntag<br />

Der Weisse Sonntag mit 32 Erstkommunionkindern fand<br />

unter dem Jesuswort «Ich bin der gute Hirt» statt.<br />

Firmung<br />

Mit der Firmung haben die 32 Jugendlichen unter der<br />

Begleitung von Generalvikar Markus Thürig ihr Glaubensbekenntnis<br />

bezeugt und das Sakrament des Heiligen Geistes empfangen.<br />

125 Jahre Kirchenchor Nottwil<br />

Der Kirchenchor Nottwil darf auf 125 Jahre Bestehen zurückblicken.<br />

Im Pfingstgottesdienst in der Pfarrkirche wurde dieses<br />

Jubiläum würdig gefeiert.<br />

Verabschiedung Claudio Tomassini<br />

Im Abendgottesdienst wurde die Verabschiedung von Claudio<br />

Tomassini als Pastoralraumleiter gefeiert. Vor neun Jahren kam<br />

er in die Pfarrei Sursee und führte die fünf Pfarreien Geuensee,<br />

Knutwil / St.Erhard, Nottwil, Oberkirch und Sursee zum Pastoralraum<br />

Region Sursee zusammen.<br />

<strong>2024</strong> 90<br />

Rückblick Kirchenrat / Pfarrei


1 Verabschiedung<br />

Claudio Tomassini<br />

2 Jubiläum 75 Jahre<br />

Flüsskapelle<br />

7. Juli 2023<br />

31. Juli 2023<br />

September 2023<br />

November 2023<br />

November 2023<br />

1 2<br />

Schulschluss-/ Schuleröffnungs-Gottesdienst<br />

Am 7. Juli feierten die Schulkinder mit ihren Eltern den<br />

letzten Tag vor den Ferien. An diesem letzten Arbeitstag als<br />

Katechetin wurde Silvia Roos in den wohlverdienten Ruhestand<br />

verabschiedet.<br />

Am Schuleröffnungs-Gottesdienst wurden die beiden neuen<br />

Katechetinnen Antoinette Longobardi Beeler und Cony Häfliger<br />

willkommen geheissen.<br />

1. Augustfeier<br />

Der ökumenische Gottesdienst am Vorabend des Nationalfeiertages<br />

in der Badi Nottwil – gestaltet durch Hans Weber<br />

(Reformierter Pfarrer, Sempach) und Anita Troxler (Mitarbeiterin<br />

Liturgie, Pfarrei Nottwil) – wurde vom Kirchenchor Nottwil<br />

musikalisch begleitet.<br />

Jubiläum 75 Jahre Flüsskapelle<br />

Zum 75-jährigen Jubiläum der Kapellengenossenschaft stand<br />

die Flüsskilbi dieses Jahr in einem besonderen Licht. Strahlendes<br />

Wetter lockte Gläubige aus nah und fern in den Schatten<br />

der Lindenbäume, um das Fest «Maria Geburt» zu feiern.<br />

Holzschlag im Kirchenwald Gebiet «Säliwald»<br />

Thomas Weingartner hatte den Kirchenrat angefragt, ob er<br />

für den Neubau seines Wohnhauses Rundholz vom Kirchenwald<br />

kaufen kann. Anfang November wurde das Mondholz im Gebiet<br />

«Säliwald» geschlagen.<br />

Dankesabend für Freiwillige und Angestellte<br />

Der diesjährigen Einladung zum Dankesabend in den<br />

Vikariats saal folgten 42 Personen.<br />

Rückblick Kirchenrat / Pfarrei<br />

91 <strong>2024</strong>


<strong>Nottwiler</strong> Stern<br />

Verleihung des Anerkennungspreises<br />

2022<br />

Der <strong>Nottwiler</strong> Kulturpreis 2022 wurde dem Preisträger<br />

Sepp Häcki, Bühlstrasse 11, Nottwil, als Anerkennung<br />

für seine grosse Freiwilligenarbeit im Notteler<br />

Gemeindewald verliehen. Sepp Häcki hat in der<br />

Folge des Sturms Lothar vom Dezember 1999 während<br />

20 Jahren den Notteler Gemeindewald mit viel Freude<br />

und Leidenschaft gepflegt und gehegt. Der vielfältige<br />

Wald, die neu entstandenen kleinen Waldweiher und<br />

das Picknickplätzli sind dank seinem Engagement zu<br />

einem gern besuchten Naherholungsraum und zu<br />

einem wertvollen Biotop geworden. Sepp Häcki hat<br />

in der Dankesrede den Preis all jenen Personen gewidmet, die<br />

ebenfalls Tag für Tag andere bedeutende Freiwilligenarbeit leisten.<br />

2023<br />

Madeleine Kost Bühlmann, Rigistrasse 4, Nottwil,<br />

durfte verdienterweise den <strong>Nottwiler</strong> Stern 2023 in<br />

Empfang nehmen. Ihr grosses Interesse am Brauchtum,<br />

am Kunsthandwerk wie Klöppeln und Spinnen<br />

und an den alten Holzinstrumenten zeichnet sie besonders<br />

aus. Ihre Vorliebe zur mittelalterlichen Musik<br />

motivierte sie dazu, selber die Instrumente herzustellen.<br />

So entstand zum Beispiel eine Drehleiher, auf der<br />

sie selber gekonnt Musikstücke spielen kann. Madeleine<br />

ist unaufgeregt immer wieder dort, wo sie einen<br />

kleinen Beitrag zu einem guten Zusammenleben in<br />

der Gemeinde leisten kann. Seit bald 20 Jahren räumt sie in den<br />

Sommermonaten freiwillig und unentgeltlich zum Wohle aller<br />

jeden Morgen das Ufer bei der Badi auf und beseitigt den angeschwemmten<br />

Schmutz. Sie pflegt den Sandbereich, damit die<br />

Kinder unbeschwert am und mit dem Wasser spielen können. An<br />

der Feier sagte sie: «Ich mache das, weil ich in den See verliebt<br />

bin, ihm etwas zurückgeben will, und weil es mir gut tut!»<br />

<strong>2024</strong><br />

92<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


Blitzlichter<br />

Sportliche Grossanlässe mit Ausstrahlungskraft<br />

12. – 14. Mai 2023 – Luzerner Kantonales Schwingfest<br />

In der Sportarena des SPZ Nottwil massen sich die «Bösen» im<br />

Sägemehl.<br />

1 Die Sportarena des<br />

SPZ war Austragungsort<br />

des 103. Kantonalen<br />

Schwingfestes<br />

2 7 800 Gäste wurden<br />

vom Empfangs-Torbogen<br />

willkommen geheissen<br />

3 OK-Präsident René<br />

Künzli schwingt die<br />

Verbandsfahne in Anwesenheit<br />

von Regierungsratspräsident<br />

Guido<br />

Graf (links)<br />

4 Joel Wicki gewann<br />

den Schlussgang gegen<br />

Sven Schurtenberger<br />

und durfte den Siegermuni<br />

«Nottu» (Züchter<br />

Hanspeter Kaufmann)<br />

entgegennehmen<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

93 <strong>2024</strong>


6. bis 9. Juni 2023 – ParAthletics<br />

Die Weltelite traf sich an der Para-Leichtathletik am World Para<br />

Athletics Grand Prix im SPZ Nottwil.<br />

1 Das Schweizer<br />

Paraplegiker Zentrum<br />

war Austragungsort der<br />

ParAthletics<br />

2 Der <strong>Nottwiler</strong> Marcel<br />

Hug führt das Feld an<br />

im Wettkampf über<br />

1 500 Meter<br />

3 Manuela Schär<br />

(rechts) und Catherine<br />

Debrunner (links) liefern<br />

sich an den ParAthletics<br />

2023 spannende Duelle<br />

1<br />

2<br />

3<br />

<strong>2024</strong><br />

94<br />

Blitzlichter


12. Juni 2023 – Tour de Suisse 2. Etappe –<br />

Etappenzielort Nottwil<br />

In Nottwil wurde die Zielankunft der 2. Etappe der Tour de<br />

Suisse gefeiert. Der Aufwand wurde entschädigt durch beste<br />

Stimmung, schönstes Wetter und tolle Fernsehbilder der Region.<br />

1<br />

1 Zwischen 13 und 14.30 Uhr gehört die Zielstrecke<br />

den Schülerinnen und Schülern: «Bewegungsparcours<br />

auf Rädern»<br />

2 Start des Handbike-Team-Wettkampfs<br />

3 Einfahrt Historische Radfahrerkompanie<br />

4 Zieleinfahrt der Fahrer mit dem 23-jährigen<br />

Eritreer Biniam Girmay an der Spitze<br />

5 Michael Schär wird für seine Karriere geehrt von<br />

Kollege Matthias Frank (Mitte), ehemaliger Radrennprofi,<br />

Nottwil und von Walter Steffen (rechts),<br />

Gemeindepräsident Nottwil<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Blitzlichter<br />

95 <strong>2024</strong>


Vereinsjubiläen<br />

Vereinsjubiläen im 2022<br />

90 Jahre<br />

Gründungsjahr<br />

Fischerverein<br />

Sempachersee<br />

1932<br />

20 Jahre<br />

Gründungsjahr<br />

Fischerchörli Nottwil 2002<br />

Vereinsjubiläen im 2023<br />

125 Jahre<br />

Gründungsjahr<br />

Kirchenchor Nottwil 1898<br />

110 Jahre<br />

Gründungsjahr<br />

Brass Band Feldmusik<br />

Nottwil<br />

1913<br />

40 Jahre<br />

Gründungsjahr<br />

Gewerbeverein Nottwil 1983<br />

Kegelklub Seemöve 1983<br />

Samichlausgruppe<br />

Nottwil<br />

1983<br />

25 Jahre<br />

Gründungsjahr<br />

Donatoren Spono<br />

Nottwil<br />

1998<br />

<strong>2024</strong> 96<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


Nottwil in Zahlen<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

50<br />

100<br />

150<br />

200<br />

250<br />

300<br />

350<br />

182<br />

2068<br />

Legende 1990 2009<br />

34<br />

11<br />

149<br />

55<br />

3342<br />

313 300<br />

12<br />

61<br />

3574<br />

Schweizer<br />

4104<br />

20<br />

31<br />

3579<br />

Schweizer<br />

4124<br />

22<br />

44<br />

3563<br />

Schweizer<br />

4156<br />

16<br />

302<br />

545<br />

Ausländer<br />

291<br />

245 530 241<br />

Ausländer<br />

261 593<br />

Ausländer<br />

257<br />

Gesamtbevölkerung<br />

2021<br />

2022<br />

2023<br />

Bevölkerungsveränderung 2021 2022 2023<br />

Geburtenüberschuss (10 Jahres-Zyklus) 248 213 231<br />

Wanderungsgewinn (10 Jahres-Zyklus) 439 464 470<br />

Bevölkerungswachstum (10 Jahres-Zyklus) + 18,6 % + 18,2 % + 18,8 %<br />

Bevölkerungsdichte (Einwohner / km 2 ) 276 278 280<br />

Stimmberechtigte (Personen) 2774 2614 2767<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

97 <strong>2024</strong>


Konfessionszugehörigkeit<br />

2022 2023<br />

2534<br />

katholisch<br />

61,4%<br />

398<br />

9,7%<br />

ref.<br />

1192<br />

konfessionslos<br />

und andere<br />

28,9%<br />

2448<br />

katholisch<br />

58,9%<br />

9,3%<br />

ref.<br />

386<br />

1322<br />

konfessionslos<br />

und andere<br />

31,8%<br />

Altersstruktur<br />

bis 9 Jahre<br />

10 bis 19<br />

20 bis 29<br />

30 bis 39<br />

40 bis 49<br />

50 bis 59<br />

60 bis 69<br />

70 bis 79<br />

80 bis 89<br />

90 und älter<br />

562<br />

535<br />

469<br />

491<br />

428<br />

414<br />

563<br />

586<br />

622<br />

627<br />

658<br />

661<br />

408<br />

433<br />

266<br />

276<br />

113<br />

121<br />

8<br />

12<br />

0<br />

100 200 300 400 500 600<br />

2022<br />

2023<br />

Zahlen Schülerinnen und Schüler<br />

1)<br />

inkl. Untergymnasium<br />

sowie Sportschulen<br />

Kriens und Schüpfheim<br />

Kindergarten<br />

Primarstufe<br />

Sekundarstufe<br />

I 1)<br />

Total<br />

Schüler/innen<br />

87<br />

88<br />

271<br />

284<br />

142<br />

138<br />

500<br />

510<br />

2022<br />

2023<br />

0 100 200 300 400 500<br />

<strong>2024</strong><br />

98<br />

Nottwil in Zahlen


Steuern 2022 2023<br />

Steuerpflichtige (natürliche Personen) 2368 2402<br />

Steuerpflichtige (juristische Personen) 188 195<br />

Steuerfuss 2022 2023<br />

Gemeinde Nottwil 1.85 1.85<br />

Kanton Luzern 1.60 1.60<br />

Christ-katholische Kirche 0.31 0.31<br />

Evangelisch-reformierte Kirche 0.25 0.25<br />

Römisch-katholische Kirche 0.275 0.275<br />

Gemeindefinanzen in CHF 2022<br />

Gemeindesteuern Einnahmen 11844116<br />

Gemeindesteuern Ausgaben 38311<br />

Andere Steuern Einnahmen 546290<br />

Andere Steuern Ausgaben 734<br />

Total aller Einnahmen 29128907<br />

Total aller Ausgaben 27970236<br />

Ertragsüberschuss 1158671<br />

Wohnungsbau 2020 1.1.2023<br />

Wohnungsbestand 1697 1792<br />

Wohnungsgrösse<br />

1 – 2 Zimmer 14,5 % 16,3 %<br />

3 – 4 Zimmer 49,1 % 48,8 %<br />

5+ Zimmer 36,4 % 34,9 %<br />

Einfamilienhäuser 24,8 % 23,3 %<br />

Gebäude mit Wohnnutzung 752 773<br />

Wohnungsbau<br />

1–2 ZWG<br />

16,3%<br />

3–4 ZWG<br />

48,8%<br />

5+ ZWG<br />

34,9%<br />

Wohnungsgrösse<br />

Grundbuchamt 2022 2023<br />

Handänderungssteuern<br />

Veranlagte Handänderungen 44 41<br />

Einnahmen Handänderungssteuer CHF 85769 71739<br />

Grundstückgewinnsteuer<br />

Einnahmen CHF 411072 183732<br />

EFH<br />

23,3%<br />

Gebäude<br />

mit Wohnnutzung<br />

öffentliche Dienste 2022 2023<br />

Wasser in Rechnung gestellt m 3 252915 265828<br />

Nottwil in Zahlen<br />

99 <strong>2024</strong>


Wahlen<br />

2. April 2023 Ersatzwahl eines Mitgliedes der Bürgerrechtskommission<br />

für den Rest der Amtsdauer 2020 – <strong>2024</strong> Stimmbeteiligung: 33.72 %<br />

Mitglieder:<br />

Kandidat / in Kast Barbara Achermann Bruno Ratnasingam Rajeepan Vereinzelte<br />

erhaltene Stimmen 535 – gewählt 195 165 20<br />

2. April 2023 Neuwahlen Kantons- und Regierungsrat<br />

Kantonsrat<br />

Die Mitte<br />

27.9%<br />

Stimmbeteiligung 40.90% Regierungsrat Stimmbeteiligung 40.78%<br />

SVP<br />

27.0%<br />

Tschuor Michaela, neu*<br />

Wyss Reto, bisher*<br />

FDP<br />

17.5%<br />

SP und Gewerkschaften / 10%<br />

Grünliberale Partei / 9.0%<br />

Grüne / 6.0%<br />

Generationenliste – Die Mitte / 1.2%<br />

Junge Grüne / 0.6%<br />

Kultur und Gesellschaft (Grüne) / 0.4%<br />

JUSOplus / 0.4%<br />

Peter Fabian, bisher*<br />

Hartmann Armin, neu**<br />

Fanaj Ylfete, neu**<br />

Kaufmann Andrea<br />

Huser Claudia<br />

Wenger Christa<br />

Stehlin Zoé<br />

Peyer Chiara<br />

Peter Juergen<br />

Vereinzelte<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />

im Diagramm nicht berücksichtigt:<br />

Blankolisten (129) / ungültig (10) / leer (5)<br />

*im 1. Wahlgang gewählt<br />

** im 2. Wahlgang (14. Mai 2023) gewählt<br />

22. Oktober 2023 Neuwahlen National- und Ständerat<br />

Nationalrat<br />

SVP<br />

29.5%<br />

Stimmbeteiligung 51.33%<br />

Die Mitte<br />

29.4%<br />

FDP. Die Liberalen<br />

16.2%<br />

Ständerat<br />

Müller Damian*<br />

Gmür Andrea*<br />

Haller Dieter<br />

Roth David<br />

SP und Gewerkschaften<br />

10.8%<br />

Grünliberale Partei / 5.8%<br />

Grüne / 5.3%<br />

Mass-Voll / 1.4%<br />

EVP / 0.6%<br />

Für eine prod. Landwirtschaft / 0.4%<br />

Parteilos / 0.2%<br />

Aktive Senioren / 0.1%<br />

Schweizer Demokraten / 0.1%<br />

Fischer Roland<br />

Regli Peter<br />

Spring Laura<br />

Hagmann Yannik<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />

*gewählt<br />

Partei-/Listenstimmen aus Nottwil inkl. Unterlisten (nicht berücksichtigt: Blankolisten [156], ungültig [50])<br />

<strong>2024</strong> 100<br />

Nottwil in Zahlen


Abstimmungen kantonal<br />

13. Februar 2022 Tragung des Covid-bedingten Verlusts 2020 des<br />

Kantonsspitals in Form einer Aktienkapitalerhöhung<br />

angenommen 75.31 %<br />

SN: 43.25 %<br />

73.79 % – 867 308 L: 15 U: 14<br />

25. September 2022 Unterstützung Kasernenneubau für die Päpstliche<br />

Schweizergarde im Vatikan<br />

abgelehnt 71.48 %<br />

SN: 57.50 %<br />

467 1108 – 70.35 % L: 10 U: 19<br />

18. Juni 2023 Ost- und Westumfahrung Flecken Beromünster angenommen 64.07 %<br />

SN: 37.30 %<br />

65.94 % – 666 344 L: 19 U: 9<br />

26. November 2023 Volksinitiative «Attraktive Zentren» abgelehnt 72.78 %<br />

SN: 31.00 %<br />

172 676 – 79.72 % L: 7 U: 6<br />

Volksinitiative «Anti-Stauinitiative» und Gegen vorschlag SN: 30.90 %<br />

L: 0 U: 6<br />

Initiative abgelehnt 80.63 %<br />

169 668 – 79.81 %<br />

Gegenvorschlag abgelehnt 51.37 %<br />

52.91 % – 427 380<br />

Stichfrage abgelehnt 75.88 %<br />

1149 599 – 80.08 %<br />

Erweiterung, Umnutzung und Erneuerung der<br />

Kantonsschule Sursee<br />

angenommen 79.74 %<br />

SN: 31.00 %<br />

77.58 % – 654 189 L: 10 U: 6<br />

Legende:<br />

SN = Stimmbeteiligung<br />

Nottwil<br />

L = Leer<br />

U = Ungültig<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nottwil in Zahlen<br />

101 <strong>2024</strong>


Abstimmungen national<br />

13. Februar 2022 Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot<br />

– Ja zu Forschungswegen mit<br />

Impulsen für Sicherheit und Fortschritt»<br />

abgelehnt 79.10 %<br />

SN: 43.15 %<br />

212 1016 – 82.74 % L: 15 U: 14<br />

Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen<br />

vor Tabakwerbung (Kinder und Jugendliche<br />

ohne Tabakwerbung)»<br />

angenommen 56.70 %<br />

SN: 45.04 %<br />

564 667 – 54.18 % L: 9 U: 14<br />

Änderung des Bundesgesetzes über die Stempelabgaben abgelehnt 62.60 %<br />

SN: 44.65 %<br />

490 716 – 59.37 % L: 23 U: 14<br />

Bundesgesetz über ein Massnahmenpaket<br />

zugunsten der Medien<br />

abgelehnt 54.60 %<br />

SN: 44.72 %<br />

500 716 – 58.88 % L: 15 U: 14<br />

15. Mai 2022 Änderung des Filmgesetzes angenommen 58.40 %<br />

SN: 39.00 %<br />

52.41 % – 555 504 L: 23 U: 6<br />

Änderung des Transplantationsgesetzes angenommen 60.20 %<br />

SN: 39.50 %<br />

55.60 % – 606 484 L: 6 U: 6<br />

Übernahme der EU-Verordnung Europäische Grenz- und<br />

Küstenwache<br />

angenommen 71.50 %<br />

SN: 36.60 %<br />

72.26 % – 711 273 L: 33 U: 6<br />

25. September 2022 Volksinitiative «Keine Massentierhaltung in der<br />

Schweiz (Massentierhaltungsinitiative)»<br />

abgelehnt 62.90 %<br />

SN: 58.70 %<br />

463 1147 – 71.24 % L: 8 U: 19<br />

Bundesbeschluss über die Zusatzfinanzierung der AHV<br />

durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />

angenommen 55.10 %<br />

SN: 58.60 %<br />

61.33 % – 980 618 L: 17 U: 19<br />

Änderung des Bundesgesetzes über die Alters- und<br />

Hinterlassenenversicherung (AHV 21)<br />

angenommen 50.50 %<br />

SN: 58.30 %<br />

60.21 % – 958 633 L: 17 U: 19<br />

Änderung des Verrechnungssteuergesetzes<br />

(Stärkung des Fremdkapitalmarkts)<br />

abgelehnt 52.00 %<br />

SN: 58.00 %<br />

55.58 % – 856 684 L: 60 U: 19<br />

<strong>2024</strong> 102<br />

Nottwil in Zahlen


18. Juni 2023 Bundesbeschluss über eine besondere Besteuerung<br />

grosser Unternehmensgruppen<br />

(Umsetzung OECD/G20-Projekt)<br />

angenommen 78.50 %<br />

SN: 39.00 %<br />

79.21 % – 842 221 L: 13 U: 11<br />

Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die<br />

Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit<br />

angenommen 59.10 %<br />

SN: 39.40 %<br />

54.76 % – 592 489 L: 5 U: 11<br />

Änderung des Covid-19-Gesetzes vom<br />

16. Dezember 2022<br />

angenommen 61.90 %<br />

SN: 39.50 %<br />

52.60 % – 567 511 L: 12 U: 11<br />

Legende:<br />

SN = Stimmbeteiligung<br />

Nottwil<br />

L = Leer<br />

U = Ungültig<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nottwil in Zahlen<br />

103 <strong>2024</strong>


Autorenangaben und<br />

Bildnachweis<br />

Autorinnen / Autoren<br />

Silvan Hodel, Gemeinde Nottwil<br />

Petra Kaufmann, Kirchenrat Nottwil<br />

Gaby Kindler, Wauwil<br />

Josef Küng, Schüpfheim<br />

Christian Lanzendörfer, Nottwil<br />

Monika Nöbauer, Nottwil<br />

Erwin Peter, Schulleitung, Nottwil<br />

Edith Schwander, Nottwil<br />

Walter Steffen, Nottwil<br />

Sina Strässle, Gemeinde Nottwil<br />

Stephan Troxler, Nottwil<br />

Jacqueline Willimann, Nottwil<br />

Geri Wyss, Sempacher Woche<br />

Redaktionelle Bearbeitung<br />

Meinrad Dubach, Nottwil<br />

Christian Lanzendörfer, Nottwil<br />

Bildnachweis<br />

Umschlag – Josef Küng; Grafik: Gregor Stäuble<br />

S. 4 – Heidy Steffen<br />

S. 6 – Gregor Stäuble<br />

S. 8, 9 – Rolf Hürlimann<br />

S. 10, 13 – Gemeinde Nottwil<br />

S. 16, 17, 19 – Joel Frei<br />

S. 24, 25 – Christian Lanzendörfer<br />

S. 30 – Luftbild: Google Maps; Grafik: Gregor Stäuble<br />

S. 34, 35, 38, 42, 44 – Josef Küng<br />

S. 46 – Bruno Röösli<br />

S. 48 – Christian Lanzendörfer<br />

S. 49 – Gregor Stäuble<br />

S. 53 – Bild 1, 2, 3 und S. 57 – Bild 1, 2: Hans Blum<br />

S. 57 – Bild 3 und S. 58 – Christian Lanzendörfer<br />

S. 62, 63, 64 – Joel Frei<br />

S. 66, 67, 69 und S. 71 – Bild 1: Thomi Jäger<br />

S. 71 – Bild 2, 3: Christian Lanzendörfer<br />

S. 74 – Gaby Kindler<br />

S. 80 – Josef Küng<br />

S. 84 – Bild 1: Christian Arnold; Bild 2: Michael Blum<br />

S. 85 – Bild 3: Aline Ziswiler; Bild 4, 5: Christian Arnold<br />

S. 86 – Rahel Wyss<br />

S. 89 – Bild 1: Joel Frei; Bild 2: Archiv Pfarrei Nottwil<br />

S. 91 – Archiv Pfarrei Nottwil<br />

S. 92 – Bruno Achermann<br />

S. 93 – OK LKSF Nottwil 2023/Fredy Thürig<br />

S. 94 – Bild 1, 2: Tobias Lackner; Bild 3: Team Tobias Lackner<br />

S. 95 – Bild 1, 2, 3, 5: Gregor Stäuble; Bild 4: Ana Birchler-Cruz, Surseer Woche<br />

<strong>2024</strong> 104<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


ISBN 978-3-033-10442-6

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