Nottwiler Auslese 2024
Geschichte und Geschichten von Nottwil, Nottwilerinnen und Nottwilern
Geschichte und Geschichten von Nottwil, Nottwilerinnen und Nottwilern
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<strong>2024</strong><br />
US BACHTALE BÄRNERE B Ä R N E R E<br />
RGHÜSLI BROMEGG BUECHWEID B<br />
ACHER CHLIFELD CHOLWEID EGGE<br />
ERMATT FIGLISBERG FLÜSS GATT<br />
NDACHER HÄLDELI HOFMATT HOL<br />
ELI HUPRÄCHTIGE IFLIKE MANGEL<br />
BACHERHOF MEIEBACH MÜLI MUR<br />
US NIFFEL OBERARIG RÜTELI SAC<br />
ANDBLATTE SCHAFWEID SCHLÖSS<br />
MIDMATTE SCHÖNEGG SCHORE SCH<br />
WARZHOLZ SIDLERHOF ST. MARG<br />
ERHOF STEIWEID STÖCKE STOCKS<br />
TANNEFELS WALDHÜSLI WEIERM<br />
EIERWEID WISSHÜSLI ZIMMERRÜ
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2024</strong>
Inhalt<br />
ALTHUS BACHTALE B Ä R N E R E<br />
ÄRNEREMATT BERGHÜSLI BROMEGG<br />
BUECHWEID BÜEL BURGACHER<br />
HLIFELD CHOLWEID EGGERSWIL EI<br />
MATT FIGLISBERG FLÜSS GATTWIL<br />
GRUNDACHER HÄLDELI HOFMATT<br />
LIEBI HÜBELI<br />
HUPRÄCHTIGE<br />
IFLIKE<br />
MANGELBURG MARBACHERHOF<br />
EIEBACH MÜLI MURIWEID NEUHUS<br />
FFEL OBERARIG RÜTELI SACK SAGI<br />
NDBLATTE SCHAFWEID SCHLÖSSLI<br />
SCHMIDMATTE SCHÖNEGG SCHORE<br />
ÜRLI SCHWARZHOLZ SIDLERHOF ST.<br />
MARGRETE STALDERHOF STEIWEID<br />
STÖCKE STOCKSCHÜRLI S T U D E<br />
NEFELS WALDHÜSLI WEIERMÄTTELI<br />
EIERWEID WISSHÜSLI ZIMMERRÜTI<br />
Titelbild: Die <strong>Nottwiler</strong><br />
Siedlungsnamen bilden<br />
das Schwerpunkt thema<br />
in dieser Ausgabe.<br />
Teilweise reicht ihr<br />
Ursprung weit in die<br />
alemannische Zeit<br />
zurück.<br />
Nottwil im Zentrum<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />
Wege weisen – wegweisend<br />
Chronikteam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
30 Jahre Zentrum Sagi<br />
Dank der Sägerei Hürlimann kam das Zentrum<br />
zu seinem Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Edith Schwander in Anlehnung an die Textauszüge<br />
von Geri Wyss, Sempacher Woche<br />
D’Chile im Dorf<br />
Jubiläum 150 Jahre Pfarrkirche St. Marien . . . . . . . . . . 15<br />
Christian Lanzendörfer<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
Siedlungsnamen von Nottwil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
Josef Küng<br />
Nottwil hilft der Ukraine<br />
Ersatzheimat für Geflüchtete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
Monika Nöbauer<br />
Campingplatz Nottwil<br />
Wohlfühl-Destination am Sempachersee . . . . . . . . . . . . 51<br />
Jacqueline Willimann<br />
<strong>2024</strong><br />
2<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
Neuuniformierung der Brass Band Feldmusik Nottwil<br />
In Form mit neuer Uniform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
Jacqueline Willimann<br />
Caribbean Village<br />
Welcome in Nottwil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />
Edith Schwander<br />
Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli<br />
Gemeinsam die Durststrecken überwunden . . . . . . . . . . 73<br />
Gaby Kindler<br />
Jahrbuch<br />
Rückblick Gemeinderat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
Rückblick Bildungskommission / Schule . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Rückblick Kirchenrat / Pfarrei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
<strong>Nottwiler</strong> Stern<br />
Verleihung des Anerkennungspreises . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
Blitzlichter<br />
Sportliche Grossanlässe mit Ausstrahlungskraft . . . . . . . 93<br />
Vereinsjubiläen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />
Nottwil in Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />
Autorenangaben und Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
3 <strong>2024</strong>
Impressum <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2024</strong><br />
Herausgeberin Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />
Chronikteam Jacqueline Willimann (Leitung), Beatrice Huser Winkler, Gaby Kindler,<br />
Monika Nöbauer, Edith Schwander, Stephan Troxler<br />
Grafik und Layout sgrafik.ch, Stäuble GmbH, Nottwil<br />
Druck Abächerli Media AG, Sarnen<br />
Auflage 2250 Exemplare<br />
ISBN 978-3-033-10442-6<br />
© <strong>2024</strong> Gemeinde Nottwil, <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>: Bei Verwendung von Texten,<br />
auch auszugsweise, ist die Quelle anzugeben.
Nottwil im Zentrum<br />
Editorial<br />
Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong><br />
Haben Sie gewusst, dass der Weiler Büel zu den bedeutenden<br />
und früh belegten Namen der Gemeinde Nottwil gehört?<br />
Büel bedeutet «Hügel, Anhöhe, Abhang». Das Gebiet liegt auf<br />
einer Geländestufe über dem Talboden und war vermutlich wie<br />
das benachbarte Iflike schon früh besiedelt. Die ältesten Namensbelege<br />
reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Diese Recherchen<br />
und rund 60 Siedlungsnamen von «Althus» bis «Zimmerrüti» hat<br />
der vom Chronikteam beauftragte Josef Küng aus Schüpfheim<br />
erforscht und für die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> schriftlich festgehalten.<br />
Nebst diesem Beitrag wecken bestimmt noch einige andere<br />
Themen Ihr Interesse:<br />
- Letztes Jahr konnte das Zentrum Sagi sein 30-jähriges Jubiläum<br />
begehen. Es gilt als Ort der Begegnungen für sportliche<br />
und kulturelle Anlässe, aber mit der Gemeindeverwaltung<br />
auch als Anlaufstelle für die Anliegen unserer<br />
Bevölkerung.<br />
- Mit dem Ausbruch des Ukraine Krieges im Jahre 2022 kamen<br />
viele Flüchtlinge in die Schweiz. Auch Nottwil wurde zur<br />
Ersatzheimat für Geflüchtete.<br />
- Die eindrückliche Jubiläumsfeier 150 Jahre Pfarrkirche<br />
St. Marien ist Ihnen sicher noch in bester Erinnerung oder<br />
das Fest der Neuuniformierung unserer Brassband Feld musik<br />
Nottwil mit dem würdigen Festakt und dem gediegenen<br />
Dorffest.<br />
Walter Steffen<br />
Das gesamte Chronikteam unter der Leitung von Jacqueline<br />
Willimann verdient ein ganz grosses Dankeschön. Und Ihnen,<br />
liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir viel Spass bei der<br />
Lektüre der 5. Ausgabe der <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>.<br />
Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />
Gemeinderat Nottwil<br />
Im März <strong>2024</strong><br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
5 <strong>2024</strong>
Wege weisen – wegweisend<br />
Chronikteam<br />
Das Chronikteam von<br />
links: Gaby Kindler,<br />
Monika Nöbauer,<br />
Jacqueline Willimann,<br />
Stephan Troxler,<br />
Edith Schwander und<br />
Beatrice Huser Winkler<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Mit der fünften Ausgabe ist die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> definitiv<br />
ihren Kinderschuhen entwachsen. Auch die Schreibenden des<br />
Chronikteams haben ihre ersten Gehversuche längst hinter sich.<br />
In ehrenamtlicher Arbeit investieren sie für jede Ausgabe viele<br />
Stunden, um über Historisches und Aktualitäten der zwei vergangenen<br />
Jahre zu berichten.<br />
Für den aktuellen Chronikband haben wir neue Wege erprobt.<br />
Wir haben einen Gastautor engagiert, der zu einem fachspezifischen<br />
Thema, das den Kompetenzbereich des Chronikteams<br />
überschritten hätte, recherchiert und<br />
geschrieben hat. Seppi Küng aus<br />
Schüpfheim ist auf die Suche nach<br />
den historischen Wurzeln der Notteler<br />
Hof- und Flurnamen gegangen<br />
und setzt damit einen Meilenstein<br />
für das Gemeindearchiv. Interessierte<br />
finden also Erklärungen über<br />
ihr Wohngebiet und die Hintergründe<br />
der Namensgebung von<br />
Höfen, Fluren und Gebieten. Weitere<br />
Beiträge von wegweisenden Lebensgeschichten,<br />
Lebensphasen, Lebensschicksalen<br />
und Lebens-Highlights<br />
haben es ebenfalls verdient, in den<br />
Mittelpunkt zu rücken.<br />
Den Rückblick auf Grossveranstaltungen,<br />
die in Nottwil stattgefunden haben, finden Sie als<br />
Novum unter dem Kapitel «Blitzlichter». Reich bebildert erinnern<br />
sie an einzigartige Höhepunkte.<br />
Unentwegt verfolgen wir weiterhin unser Ziel, Nottwil für<br />
Sie ins Zentrum zu stellen. Wir danken herzlich für Ihr Interesse<br />
und wünschen Ihnen beim Unterwegssein in der neuen Ausgabe<br />
spannende Ein- und Ausblicke.<br />
<strong>2024</strong><br />
6<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
30 Jahre Zentrum Sagi<br />
Dank der Sägerei Hürlimann<br />
kam das Zentrum zu seinem Namen<br />
Am 24. / 25. April 1993 wurde in Nottwil das heutige<br />
Gemeindezentrum «Sagi» feierlich eingeweiht. Der Name<br />
Sagi weist darauf hin, dass zuvor jahrzehntelang die<br />
Sägerei Hürlimann an dieser Stelle das Dorfbild geprägt<br />
hat. «Die Sägerei von einst lebt weiter», stand in der<br />
Broschüre zur Einweihung des Zentrums ...<br />
... Bis es Zeit zum Feiern war, verging aber einige Zeit des<br />
Abwägens, der Diskussionen und der Planung. Verschiedene<br />
Faktoren verhalfen dann dem Bauvorhaben zum endgültigen<br />
Durchbruch:<br />
- 1987 stellte Jost Hürlimann den Sägereibetrieb an der Oberdorfstrasse<br />
altershalber ein. Dadurch eröffnete sich für die<br />
Gemeinde die Möglichkeit, Land an dieser zentralen Lage<br />
zu kaufen. Für das Gemeindezentrum hat sich dieser Standort<br />
als absolut ideal herausgestellt.<br />
- Mit der Post und der Raiffeisenbank wurden zwei Partner<br />
ins Boot geholt, die das geplante Gemeindeangebot sinnvoll<br />
ergänzen konnten. Die hohen Kosten von rund 17 Millionen<br />
Franken wurden auf drei Schultern verteilt.<br />
- Das Projekt des Architekten Walter Rüssli überzeugte die<br />
Jury und fand auch bei der Bevölkerung Anklang, was sich<br />
in den bewilligten Planungs- und Baukrediten niederschlug.<br />
- Die Einhaltung des vom Volk bewilligten Kredites war eine<br />
weitere, sehr harte Knacknuss. Der damalige Gemeinderat<br />
konnte mit der Vergabe des gesamten Projektes an eine<br />
Generalunternehmung eine erfolgreiche Strategie finden.<br />
Die Otto Estermann AG Sursee bewältigte die gestellte<br />
Aufgabe zur allgemeinen Zufriedenheit und so konnte das<br />
Zentrum fristgerecht innerhalb des bewilligten Kostendaches<br />
fertiggestellt werden.<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
7 <strong>2024</strong>
1<br />
1 Sägerei, Scheune<br />
und Wohnhaus an der<br />
Oberdorfstrasse<br />
Patron Josef Anton<br />
Hürlimann-Stutz<br />
(1852–1923) mit seinen<br />
Angestellten<br />
2 Die Sägerei nach dem<br />
Brand von 1935<br />
3 Vollgattersäge<br />
4 Zivilschützer beim<br />
Abbruch der Sägerei<br />
<strong>2024</strong><br />
2<br />
8<br />
30 Jahre Zentrum Sagi
100 Jahre Sägerei Hürlimann<br />
Die Sägerei Hürlimann konnte auf eine lange Geschichte<br />
zurückblicken. 1881 hatte Josef Anton Hürlimann die Sägerei<br />
gekauft und die Familiendynastie damit eingeläutet. Als die<br />
Sägerei Hürlimann 1987 ihren Betrieb einstellte, war Rolf Hürlimann,<br />
damals kaum zwanzig Jahre alt und gelernter Zimmermann,<br />
der Einzige, der in die Fussstapfen seines Vaters Jost<br />
Hürlimann hätte treten können. Doch die Familie kam zum<br />
Schluss, dass eine Sägerei mitten im Dorf in Zukunft eher schwierig<br />
zu betreiben sei und damit stand ein Verkauf der Liegenschaft<br />
zur Diskussion.<br />
Die Sägerei Hürlimann war ein Kleinbetrieb mit drei bis vier<br />
Angestellten, der vor allem Bauholz für Zimmereibetriebe herstellte<br />
und über ein kleines Hobelwerk verfügte. Sie prägte das<br />
Bild im <strong>Nottwiler</strong> Oberdorf über Jahrzehnte mit langen Holzstämmen<br />
entlang der Strasse. Die Stämme wurden geschält,<br />
dann weiterverarbeitet und zu vielen grossen Bretterstapeln<br />
links und rechts der Strasse zum Trocknen aufgeschichtet. Von<br />
der Strasse her zu sehen und zu hören war die Vollgattersäge,<br />
eine markante Maschine aus Stahl mit eingespannten Sägeblättern,<br />
welche die Holzstämme zerschnitt. Der Sagiweiher (hinter<br />
dem heutigen Gemeindezentrum) versorgte die Sägerei lange<br />
3 4<br />
30 Jahre Zentrum Sagi<br />
9 <strong>2024</strong>
Zeit mit Wasserkraft, bis diese dann von der allgemeinen Elektrifizierung<br />
abgelöst wurde. Es gab auch eine Holztrocknungsanlage,<br />
die mit einer Holzfeuerung betrieben wurde.<br />
Schreckensmomente und grossen Schaden richtete zweimal<br />
das ungebetene Feuer an. Die Sägerei brannte 1935 komplett<br />
nieder und 1976 stand die Scheune, die der Sägerei Hürlimann<br />
als Lager diente, im Vollbrand.<br />
«Ich habe noch sehr lebendige Erinnerungen an unsere<br />
Sägerei», berichtet Rolf Hürlimann. «Einerseits war sie für die<br />
Kinder ein riesiger Spielplatz, andererseits mussten wir in der<br />
schulfreien Zeit aber auch tüchtig mithelfen. Es ist schön, dass<br />
der Name des Gemeindezentrums noch heute an die Sägerei<br />
meines Vaters und an mein damaliges Zuhause erinnert.»<br />
1 Vogelperspektive des<br />
Zentrums Sagi<br />
2 Der Brunnen symbolisiert<br />
die Trilogie<br />
Post, Bank, Gemeinde.<br />
Die Säulen treiben<br />
via Wasser strahl das<br />
Mühle rad an<br />
Zentrum Sagi – ein «Ineinanderwirken der Kräfte»<br />
Ein Gemeindezentrum ist per Definition ein Treffpunkt, ein<br />
Ort für Diskussionen und der Zusammenarbeit. Zwei Projekte<br />
zur Einweihung des Zentrums Sagi konnten diesen Zweck eindrücklich<br />
aufzeigen:<br />
Dreissig Jahre war der Brunnen vor dem Gemeindehaus ein<br />
Hingucker und oft auch ein Ort für feuchtfröhliche Spielereien<br />
der Schulkinder. Der Brunnen mit den drei farbigen Säulen<br />
(Gemeinde, Post und Raiffeisenbank) und dem markanten<br />
Schwungrad mit Sägegatter (Bezug zur ursprünglichen Nutzung<br />
des Ortes) wurde vom Metallkunsthandwerker Hanspeter Büchler<br />
gestaltet. Ein «Ineinanderwirken der Kräfte», so beschrieb er sein<br />
Werk.<br />
Das Motto «Ineinanderwirken der Kräfte» wurde auch bestens<br />
umgesetzt beim grandiosen Gemeinschaftswerk, dem Wandteppich,<br />
der während dreissig Jahren den Treppenaufgang im<br />
Zentrum Sagi schmückte. Initiiert wurde das Projekt von der<br />
Kultur und Erwachsenenbildung. Die Künstlerin Ruth Husmann<br />
1 2<br />
<strong>2024</strong><br />
10<br />
30 Jahre Zentrum Sagi
Meili entwarf das Bild; dieses wurde vergrössert und auf die<br />
Stickunterlage übertragen. Abertausend Wollfäden in hundert<br />
Farbnuancen wurden mit feinen Gobelinstichen verarbeitet.<br />
Männer und Frauen trafen sich über Monate zu zweit, zu dritt<br />
oder in Gruppen, arbeiteten am Teppich und erlebten so ganz<br />
real «Gemeinschaft im Dorf».<br />
Beide Werke zeigten mit den Jahren grössere Alterserscheinungen<br />
und wurden im Laufe der Renovationen ersetzt.<br />
Zentrum Sagi – ein Haus im steten Wandel<br />
«Ein Hauch von Schweden», so wurde bei der Eröffnung die<br />
auffallend rote Farbgebung des Zentrums Sagi kommentiert. Die<br />
unbestritten tolle Architektur und Ästhetik eines Gebäudes sind<br />
das eine, das andere ist aber die Alltagstauglichkeit. Und hier<br />
kann das Zentrum Sagi wirklich punkten! Es ist ein lebendiges<br />
Haus, das dem Anspruch «<strong>Nottwiler</strong> Zentrum» voll und ganz<br />
gerecht wird.<br />
Jedes Kind, alle Jugendlichen und Erwachsenen, gehen im<br />
Zentrum Sagi ein und aus, mit den verschiedensten Anliegen<br />
und Tätigkeiten. Bemerkenswert und nicht alltäglich ist die<br />
häufige Nutzung des Zentrums Sagi durch die Schule.<br />
Die Bedürfnisse der Gemeinde, der Schule, sowie der beiden<br />
Partner Raiffeisenbank und Post haben sich im Laufe der Jahre<br />
immer wieder verändert. Erstaunlich wandelbar und flexibel<br />
zeigt sich bis heute das Raumprogramm. Wo eine Nutzung nicht<br />
mehr den Bedürfnissen entsprach, konnten mit überschaubarem<br />
Aufwand neue Angebote geschaffen werden.<br />
Beispiele:<br />
- Grosse Umwälzungen bei der Schweizerischen Post verursachten<br />
allenthalben ein «Poststerben», das im Zuge der Reorganisation<br />
auch die Poststelle Nottwil betraf. Mit grossem<br />
Bedauern verlor die Gemeinde 2016 ihre «eigene Post». Die<br />
Gemeinde Nottwil konnte – den schulischen Entwicklungen<br />
und dem Raumbedürfnis entsprechend – die Räumlichkeiten<br />
der Post erwerben und für die schulergänzenden Betreuungsangebote<br />
mit Mittagstisch umnutzen; ein Angebot, das vor<br />
dreissig Jahren kein Mensch für wahrscheinlich oder gar nötig<br />
erachtet hätte und heute kaum mehr wegzudenken ist.<br />
- Die Spielgruppenkinder treffen sich seit dem Umbau im<br />
ehemaligen Paketraum der Post, und direkt gegenüber konnte<br />
für die Vereine ein weiterer Proberaum zur Verfügung gestellt<br />
werden.<br />
30 Jahre Zentrum Sagi<br />
11 <strong>2024</strong>
- Für die beiden Abteilungen des Kindergartens wurden 1993<br />
im Neubau Zentrum Sagi Süd im Obergeschoss neue Räume<br />
geschaffen, um die drängende Schulraumnot in den Schulhäusern<br />
zu entschärfen. Als dann 2008 das neue Schulgebäude<br />
eingeweiht und die Kindergärten darin integriert<br />
wurden, meldete die Raiffeisenbank Kaufinteresse für die<br />
freigewordenen Räume an und nutzt seither die umgebauten<br />
Büros für ihre Mitarbeitenden.<br />
- Die Zivilschutzräume wurden zu Beginn als Militärunterkünfte<br />
geschätzt und oft genutzt. Auch hier hat sich mit<br />
der Armeereform der Bedarf an Unterkünften stark vermindert.<br />
Seit einigen Jahren vermietet die Gemeinde diese Räume<br />
dem Kanton für die Einsatzzentrale des Kantonalen Führungsstabes.<br />
Ein Geschenk für die Zukunft<br />
Zum dreissigjährigen Jubiläum erhielt das Zentrum Sagi ein<br />
sinnvolles Geschenk: im Zusammenhang mit der Neugestaltung<br />
der Oberdorfstrasse wurden 30 Bäume entlang des Gebäudes<br />
und auf dem Sagi-Parkplatz gepflanzt. Entwicklung hat überall<br />
stattgefunden – die Bevölkerung von Nottwil hat sich in den<br />
vergangenen dreissig Jahren mehr als verdoppelt, und die<br />
Gemeindeaufgaben sind komplexer und vielfältiger geworden.<br />
Das Zentrum Sagi aber hat allem Stand gehalten, hat sich sehr<br />
gut im Alltag bewährt und ist auch heute noch ein viel beachtetes,<br />
gefreutes Bauwerk – Happy Birthday!<br />
Franz Imgrüt – 30 Jahre treuer Hauswart im Zentrum Sagi<br />
Franz Imgrüt und das Zentrum Sagi haben während 30<br />
Jahren gemeinsam Schritt gehalten. Schon zwei Monate vor der<br />
Eröffnung am 1.1.1993 erhielt er als Hauswart vom Gemeinderat<br />
die Anstellung und war fortan für das gesamte Gemeindezentrum,<br />
die Infrastruktur und Umgebung hauptverantwortlich.<br />
Leben, wohnen und arbeiten – alles unter einem Dach – gilt<br />
als Besonderheit und teils auch als Herausforderung. 25 Jahre<br />
wohnte Franz mit seiner Familie in einer der zwei Wohnungen<br />
im Zentrum Sagi Süd. Seine Frau Brigitte arbeitete einige Jahre<br />
ebenfalls mit in der Reinigung, und auch die Kinder kamen hin<br />
und wieder zum Einsatz.<br />
Franz als kommunikativer, interessierter Mensch schätzt<br />
den regen Kontakt mit allen Schichten und Altersgruppen der<br />
Bevölkerung und bezeichnet die Begegnungen als spannend und<br />
<strong>2024</strong><br />
12<br />
30 Jahre Zentrum Sagi
1 2<br />
bereichernd. Generationen von Kindern sah er kommen, beobachtete,<br />
wie sie grösser wurden und wie sie altersentsprechend<br />
bei verschiedenen Anlässen im Zentrum Sagi anzutreffen waren.<br />
Aus Sicht des Hauswartes:<br />
Wie hat sich das Zentrum Sagi bewährt?<br />
«Zu Beginn war das Haus noch etwas überdimensioniert,<br />
die Büros und die Sitzungszimmer in der Gemeindeverwaltung<br />
wurden nicht voll genutzt – Nottwil hatte 1993 weniger als 2000<br />
Einwohner. In den Folgejahren entwickelte sich die Gemeinde<br />
gewaltig und die grosszügige Planung des Hauses hat sich ausbezahlt.<br />
Die zwei Gebäudekomplexe wurden sukzessive den<br />
Bedürfnissen der Gemeindeverwaltung, der Schule, der Post und<br />
der Raiffeisenbank angepasst. Das ist wohl die ganz grosse<br />
Stärke des Zentrums Sagi – seine Flexibilität in der Raumnutzung.»<br />
1 Beinahe wie ein Götti<br />
für das Zentrum Sagi:<br />
Franz Imgrüt<br />
2 Der neu gestaltete<br />
Brunnen auf dem<br />
Vorplatz<br />
30 Jahre und immer noch motiviert?<br />
«Ja», das kann Franz Imgrüt mit Überzeugung sagen, «die<br />
Arbeit ist vielschichtig, herausfordernd und bleibt spannend.<br />
Die heutigen technischen Möglichkeiten erleichtern zwar die<br />
Arbeit, bedingen aber auch stete Weiterbildung. So bringt die<br />
30 Jahre Zentrum Sagi<br />
13 <strong>2024</strong>
Holzschnitzelfernheizung ganz neue Aufgaben, und die Photovoltaik-Anlage<br />
auf dem Dach des Zentrums generiert umweltfreundlichen<br />
Strom. Die Überwachung der Anlagen ist ein weiterer<br />
Arbeitsbereich des Technischen Dienstes».<br />
Im Allgemeinen hat Franz die Feststellung gemacht, dass<br />
sich die Mentalität der Gesellschaft geändert hat: «Die Menschen<br />
scheinen mir etwas anspruchsvoller, etwas ungeduldiger, etwas<br />
kritikfreudiger. Das ist eine Entwicklung, die man wohl überall<br />
feststellen kann und muss, leider!»<br />
Highlights, Sternstunden und was in bester Erinnerung<br />
bleibt<br />
Es gab und gibt immer wieder Grossanlässe im Zentrum<br />
Sagi, die bleibende Eindrücke hinterlassen. So erinnert sich<br />
Franz Imgrüt gerne an die regelmässig stattfindenden Generalversammlungen<br />
der Raiffeisenbank mit den Shows und den<br />
musikalischen Rahmenprogrammen. Immer wieder konnte man<br />
in Nottwil Schweizer Künstler bejubeln, die heute die grossen<br />
Bühnen beherrschen. Auch Vereine organisierten kulturelle<br />
Events mit Grössen wie Cabaret Divertimento, Michael Elsener,<br />
Marco Kunz, Hecht, Trauffer und weiteren. «Ausstellungen,<br />
Konzerte, Feiern, Hochzeiten und Jubiläen – es gibt immer<br />
wieder tolle Begegnungen mit Menschen, und das ist wohl das<br />
Schönste an meinem Beruf», meint Franz.<br />
Fasnachtsanlässe im <strong>Nottwiler</strong> Gemeindezentrum waren vor<br />
dreissig Jahren grandios, laut und weitherum grosse Publikumsmagnete.<br />
Die Guggenmusigen und Vereine sorgten für ausgelassene<br />
Feste und wildes Treiben. Seit einigen Jahren ist es etwas<br />
ruhiger, etwas weniger aufwendig geworden. Aber die Fasnachtszeit<br />
war und bleibt für den Technischen Dienst immer noch die<br />
arbeitsintensivste Phase mit der anschliessenden grossen Frühjahresreinigung<br />
des Zentrums Sagi.<br />
<strong>2024</strong><br />
14<br />
30 Jahre Zentrum Sagi
D’Chile im Dorf<br />
150 Jahre Pfarrkirche St. Marien –<br />
Pfarrer Balthasar Helfenstein<br />
Für die katholische Kirchgemeinde stand das Jahr 2022 im<br />
Zeichen der Jubiläumsfeierlichkeiten «150 Jahre Pfarrkirche<br />
St. Marien». Die Pfarrkirche wurde 1872 eingeweiht,<br />
nachdem die alte Kirche sechs Jahre zuvor, am<br />
5. Juni 1866, ein Raub der Flammen geworden war ...<br />
... Die Geschichte der Pfarrkirche St. Marien ist aber auch<br />
die Geschichte des damaligen Dorfpfarrers Balthasar Helfenstein,<br />
der heute kaum noch bekannt ist, der es aber – wie wir<br />
heute wissen – verdient, als wahrer Wohltäter in die Geschichte<br />
Nottwils einzugehen. Ohne ihn hätte es kein Jubiläum gegeben!<br />
Die Jubiläumsfeierlichkeiten<br />
Anstoss und Planung<br />
Von weither gut sichtbar ist das Wahrzeichen<br />
Nottwils, die schöne, hoch über der Kantonsstrasse<br />
thronende Kirche mit ihrem imposanten Turm, die<br />
anstelle der niedergebrannten alten Kirche gebaut<br />
und 1872 eingeweiht wurde. 2022 war also das Jahr<br />
des 150-jährigen Bestehens der Pfarrkirche St. Marien,<br />
ein Grund zum Feiern. Seelsorgeteam, Kirchenrat und<br />
Gemeinderat dachten über ein Fest für «Chend und Chegel»<br />
nach: Jung und Alt, Frauen und Männer sowie Familien mit<br />
Kindern sollten erreicht und ihnen allen ein fröhlicher, ein<br />
unkomplizierter, unterhaltsamer und geselliger Zugang zur<br />
Kirche ermöglicht werden. Die Kirche sollte als Institution wahrgenommen<br />
werden, die sich mit realen weltlichen Problemen<br />
von Menschen ebenso befasst wie sie zur Lösung gesellschaftlicher<br />
Probleme beizutragen hilft.<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
15 <strong>2024</strong>
Ende 2021 gelang es, Robi Arnold als<br />
Das Organisationskomitee<br />
OK-Präsident zu gewinnen, er, der über<br />
Gesamtverantwortung: Claudio Tomassini, reichlich Erfahrung bei der Organisation<br />
Pfarrei- und Pastoralraumleiter<br />
von grossen Anlässen verfügt und sich auf<br />
OK-Präsident: Robert Arnold<br />
die Suche nach Mitstreitern im Organisationskomitee<br />
(OK) machte. An der ersten<br />
Stv. OK-Präsident: Christoph Beeler<br />
Administration: Georges Stalder und Sitzung Ende Februar wählte das OK «D’Chile<br />
Pfarreisekretariat<br />
im Dorf» zum Jubiläumsmotto und entschied<br />
Finanzen: Stephan Künzli<br />
sich für eine Fest-Trilogie mit Veranstaltungen<br />
im Juni, August und Dezember 2022.<br />
Kommunikation / Medien: Christian Lanzendörfer,<br />
Carla Amrhyn und Joel Frei Während die Planung der Anlässe und Programme<br />
voranschritt, wurden für deren<br />
Festwirtschaft: Toni Hurschler und<br />
Monika Burri<br />
Finanzierung Gewerbebetriebe als Sponsoren<br />
und Gönner gewonnen. Vereinsmitglie-<br />
Anlässe: Stephan Troxler, Andreas<br />
Bossart, Isabel Estermann, Heidi Jetzer der sowie zahlreiche Frauen und Männer<br />
und Esther Huber<br />
waren bereit, ihre Helferdienste zur Verfügung<br />
zu stellen. Die Propaganda wurde<br />
Logistik / Infrastruktur: Josef Bisang<br />
ausser im «Nottwil aktuell» kulinarisch mit<br />
Jubiläumsbrot, Schokolade-Chilemüsli und<br />
Jubiläums-Crèmeschnitten aus der Bäckerei Künzli angekurbelt.<br />
An Ständen wurden als Andenken Motto getreu Jubiläumsweine,<br />
Jubiläumskerzen und Jubiläumsengel zum Verkauf angeboten.<br />
Auftakt mit Böllerschüssen an Fronleichnam<br />
Donnerstag, 16. Juni: Schon frühmorgens um 06.00 Uhr<br />
bildeten Böllerschüsse am «Herrgottstag», wie Fronleichnam<br />
auch genannt wird, den Auftakt zum Jubiläumsjahr. Gefeiert<br />
wurde bei prächtigem Wetter auf dem Kirchenvorplatz, wo nach<br />
frischen Klängen der Jugendmusik Oberkirch-Nottwil Pfarrei-<br />
1 2<br />
<strong>2024</strong><br />
16<br />
D’Chile im Dorf
seelsorger Christoph Beeler zum Feldgottesdienst begrüsste.<br />
Guter alter Tradition folgend feierten Mädchen und Buben der<br />
Erstkommunion noch einmal im weissen Kleid mit, ein feierlicher<br />
Anlass insbesondere für Familien, für Grosseltern, Eltern<br />
und Kinder. Nicht nur die Kirche, sondern Jesus selber war in<br />
diesen Momenten «zmitzt im Dorf». Das zeigte sich auch beim<br />
feierlichen Segen mit der Monstranz, den Heinz Hofstetter den<br />
Gläubigen, nach der Prozession in die Pfarrkirche, spendete.<br />
Und beim abschliessenden Apéro stiessen die Kirchgänger miteinander<br />
auf eine hoffnungsvolle Zukunft an.<br />
Familientag und Jubiläumsfeier an Maria Himmelfahrt<br />
Sonntag und Montag, 14. / 15. August: Gleich am Ende der<br />
Sommerferien konnten sich «Chend und Chegel» am Familientag<br />
verweilen, während am Montag, zu Maria Himmelfahrt die<br />
eigentliche Jubiläumsfeier für «d’Chile im Dorf», die Pfarrkirche<br />
St. Marien, stattfand.<br />
Für mehr als 200 Personen begann der Familientag am<br />
Sonntagvormittag mit einem genussvollen und reichhaltigen<br />
Brunch, den die Trachtengruppe Nottwil bereitgestellt hatte.<br />
Nicht nur der Gaumen freute sich am vielfältigen Buffet, fürs<br />
Ohr legten sich die Gemminger Schlosspark Musikanten aus der<br />
Nachbargemeinde von Nottwils Partnerstadt Schwaigern ins<br />
Zeug, die bestens zu unterhalten wussten. Kinder hatten derweil<br />
die Möglichkeit, sich in der Spielecke zu beschäftigen oder auf<br />
der Hüpfburg auszutoben. Und, noch bevor die Kirche nachmittags<br />
für den «Tag der offenen Tür» freigegeben wurde, konnten<br />
Familien das Kinderkonzert mit Albissers Buntwösch, einer<br />
humorvollen Band für Kinder, geniessen.<br />
1 Jubiläumsgottesdienst<br />
2 Auszug aus der Kirche<br />
Richtung Festplatz<br />
3 Festprediger<br />
Bischof Felix Gmür<br />
4 Apéro beim Zentrum<br />
Sagi<br />
3 4<br />
D’Chile im Dorf<br />
17 <strong>2024</strong>
Den Montag eröffneten gegen 10 Uhr Turmbläser auf dem<br />
Balkon des Kirchturms, ehe Bischof Felix Gmür, Bistum Basel, in<br />
Begleitung von Ministranten, Schweizergardisten und Seelsorgenden<br />
von nah und fern zum Festgottesdienst in die Kirche<br />
einzog. Die Verbundenheit mit der <strong>Nottwiler</strong> Kirche und die Dankbarkeit,<br />
ein solch schönes Gotteshaus zu pflegen, waren greifbar.<br />
Musikalisch umrahmt vom Kirchenchor und der Brass Band Feldmusik<br />
Nottwil ermutigte Bischof Felix Gmür dazu, den Kirchenraum<br />
mit Leben zu füllen und Solidarität in den Alltag hinauszutragen,<br />
ehe zu den Klängen der Feldmusik Nottwil Gross und<br />
Klein in einem Festzug zum Zentrum Sagi marschierten. Dort<br />
waren alle zu einem Apéro eingeladen, ehe die Bankett-Gäste im<br />
Saal den Jubiläumstag mit einem gediegenen Essen feierten. Für<br />
einen stimmungsvollen Rahmen sorgten die Trachtengruppe<br />
Nottwil, die Schlosspark Musikanten, die Alphornformation Chastelenblick<br />
und die Fahnenschwinger aus Gemmingen (D) 1 .<br />
An beiden Tagen konnten Interessierte hinter die Kirchenkulissen<br />
schauen. Entdeckungsmöglichkeiten gab es im engen<br />
Glockenturm, wo der gewaltige Hammer für den Stundenschlag<br />
bestaunt und die weite Aussicht von den Turmbalkonen genossen<br />
werden konnten. Die Orgel offenbarte ihre vielen hundert<br />
Pfeifen, und im Chorraum waren der Kirchenschatz und farbige<br />
Messgewänder zu bewundern.<br />
1) Nachbargemeinde<br />
der Städtepartnerstadt<br />
Schwaigern<br />
Volksmusik vom Feinsten und ein musikalischer Lichtzauber<br />
Maria Empfängnis, Donnerstag, 8. Dezember: «Zum Abschluss<br />
des Jubiläums gab es in der Pfarrkirche ein Konzert der Sonderklasse»,<br />
titelte Gabi Bucher das Ereignis in der «Surseer Woche».<br />
Claudio Tomassini, der Leiter des Pastoralraums Sursee, freute<br />
sich, die rund 600 Konzertbesucherinnen und -besucher in der<br />
voll besetzten Kirche willkommen zu heissen und auf das Jubiläumsjahr<br />
zurückzublicken. Esther Huber-Seeberger war es als<br />
Moderatorin vergönnt, die in Volksmusikkreisen bestens bekannten<br />
Künstler vorzustellen: Wolfgang Sieber, der unvergleichliche<br />
Organist, Komponist und Improvisator an der Orgel, den meisterhaften<br />
Trompeter Heinz Della Torre und die herausragende<br />
Jodlerin Arlette Wismer, aber auch den heimischen Jodlerklub,<br />
der das Konzert als Partner der Solisten mitgestaltete.<br />
Harmonische, klassische, unerwartete, folkloristische, leise,<br />
ergreifende und mächtige Melodien und Klänge, mit viel Herz<br />
und Liebe vorgetragen, kündigte Esther Huber an. Als Kennerin<br />
der Volksmusikszene vermittelte sie den Zuhörenden charmant<br />
und witzig die Herkunft und Inhalte der in fünf Blöcken vorgetragenen<br />
Stücke. Heiterkeit beispielsweise, als sie beim lüpfi-<br />
<strong>2024</strong> 18<br />
D’Chile im Dorf
1<br />
2<br />
3<br />
gen Block «z’Tanz» mit dem «Schäfli-Schottisch» der Kirche die<br />
Eignung als Tanzbühne abspricht, aber das Mitwippen und Mitklatschen<br />
in den Bänken erlaubte. Oder beim Block «Deheime»<br />
die Bedeutung des Wortes «Heimat»: Viele Menschen müssten<br />
aktuell in ihrer Heimat leiden, sagte sie, und lud als Zeichen<br />
des Mitgefühls alle dazu ein, in Gedanken an diese Menschen<br />
– und gerade in diesem Moment – den Sitznachbarinnen und<br />
-nachbarn ein herzliches Lächeln zu schenken.<br />
«Wolfgang Sieber», fasste Gabi Bucher in der ‹Surseer Woche›<br />
ihre Eindrücke zusammen, «legte Klangteppiche für den Jodlerklub,<br />
setzte Tupfer rund um die Jodellieder von Arlette Wismer<br />
und zeigte seine unbändige Spielfreude in den Solostücken. Im<br />
‹Schäfli-Schottisch› sah man förmlich die tanzenden Paare und<br />
hörte das Stampfen der Schuhe auf dem Parkett, mit Della Torre<br />
glitt er tänzerisch-lüpfig durch verschiedene musikalische Stilrichtungen<br />
(…) und beim ‹Pilatusg’hörn› wurde es einem Angst<br />
und Bang ob den teils furchterregenden Klängen.»<br />
Nach dem Konzert – es war dunkel geworden, draussen vor<br />
der Kirche – ertönten die ersten Klänge der Melodie «Conquest<br />
of Paradise», und in den nächsten Minuten entfaltete sich ein<br />
zunehmend spektakulärer werdendes Feuerwerk, welches die<br />
Anwesenden in Staunen versetzte. Der denkwürdige Abend mit<br />
Volksmusik vom Feinsten und dem musikalischen Lichtzauber<br />
endete in der Kälte der Nacht mit einem wärmenden Apéro.<br />
1 Jodlerklub mit Arlette<br />
Wismer<br />
2 Organist und Musikimprovisator<br />
Wolfgang<br />
Sieber an der Orgel<br />
3 Trompeter und Hornist<br />
Heinz Della Torre<br />
Festerlös für kirchliche Jugendorganisationen<br />
Dank der grossartigen Unterstützung von Sponsoren, von<br />
Vereinen, Helferinnen und Helfern konnte mit den Jubiläumsfeierlichkeiten<br />
ein Nettoerlös von 11 000 Franken erwirtschaf-<br />
D’Chile im Dorf<br />
19 <strong>2024</strong>
tet werden. Auf Antrag des Organisationskomitees hat der Kirchenrat<br />
diesen Betrag verschiedenen kirchlichen Institutionen<br />
für zweckgebundene und nachhaltige Projekte zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Pfarrer Balthasar Helfenstein (1814 – 1894)<br />
Bei der Arbeit an diesem Beitrag wurde der Schreibende auf<br />
einen Artikel im «Luzerner Landbote» aufmerksam gemacht.<br />
Dieser Artikel und weiterführende Recherchen führten zum über<br />
jeden Zweifel erhabenen Nachweis, dass der Neubau der 1872<br />
eingeweihten Pfarrkirche nur dank des in jeder Beziehung ausserordentlichen<br />
Engagements des damaligen Dorfpfarrers Balthasar<br />
Helfenstein möglich war.<br />
Das Jubiläum 150 Jahre Pfarrkirche St. Marien hätte ohne<br />
sein bemerkenswertes Wirken nicht stattgefunden. Seinem<br />
grossen, von tiefem Glauben geprägten Lebenswerk ist es deshalb<br />
geschuldet, hier und postum seine Geschichte zu erzählen. Dabei<br />
ist nicht nur die Kirche als Bauwerk von grosser Bedeutung,<br />
sondern vor allem auch das soziale Engagement von Balthasar<br />
Helfenstein, welches eine herausragende Stellung einnimmt.<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Kirchenbaugeschichte im Zeitraffer<br />
Die Geschichte der Gotteshäuser in Nottwil reicht bis ins<br />
13. Jahrhundert zurück. 1275 ist an der Stelle der heutigen Kirche<br />
eine kleine Kapelle bezeugt, die mit Wallfahrten in Verbindung<br />
gebracht wurde. 1497 brannte diese Kapelle nieder und wurde<br />
mit drei Altären neu erbaut. 1686 – 1688 wurde eine neue Kirche<br />
errichtet, die nach Grösse und Stellung den Rang einer Filialkirche<br />
erhielt 2) . Diese Kirche wurde am 5. Januar 1866 bei einem<br />
Grossbrand zerstört und bildete den Anlass für den Bau der heute<br />
bestehenden Pfarrkirche St. Marien, die am 26. Mai 1872 vom<br />
Basler Bischof Eugenius Lachat feierlich eingeweiht wurde.<br />
2) «Pfarrkirche St.<br />
Marien», Festschrift<br />
zur Neueinweihung<br />
am 15. August 1989<br />
(Kirchenrenovation)<br />
3) Joseph Eicher:<br />
Der Name steht<br />
stellvertretend für<br />
den Autor J.E., dessen<br />
wirklicher Name nicht<br />
mehr ermittelt werden<br />
konnte.<br />
Der Artikel und die ersten Recherchen<br />
Am 3. Juni 1966 erschien im «Luzerner Landbote» von Sursee<br />
unter dem Titel «Der Kirchenbrand von Nottwil vor 100 Jahren»<br />
ein ausführlicher, ganzseitiger Beitrag von Joseph Eicher 3) . «Von<br />
dem 39 Zentner (ca. 1 600 kg) schweren Geläute konnten nur<br />
1½ Zentner (ca. 80 kg) Metall gefunden werden, da die Glocken<br />
noch hängend flüssig wurden», schrieb Eicher und vermittelte<br />
so ein Bild der Zerstörungskraft des Infernos. Berichtet wird<br />
von den damals sehr prekären wirtschaftlichen Verhältnissen,<br />
von den rechtlichen Auseinandersetzungen, von Problemen<br />
<strong>2024</strong> 20<br />
D’Chile im Dorf
und Bedenken, dem Planungs- und Bauprozess sowie vom<br />
Kampf und ausserordentlichen Engagement des Pfarrers Balthasar<br />
Helfenstein als Protagonist des Kirchenneubaus. Doch<br />
davon später …<br />
113 Jahre nach der Einweihung der Pfarrkirche wurde für<br />
deren umfassende Innenrenovation an der Kirchgemeindeversammlungen<br />
vom 25. Oktober 1985 der Planungskredit und zwei<br />
Jahre später, am 30. März 1987, der Baukredit bewilligt. Die<br />
Renovation wurde anfangs 1989 abgeschlossen und am<br />
15. August 1989 als «Neueinweihung der Pfarrkirche» gefeiert.<br />
In der genannten Festschrift werden Geschichte und Bedeutung<br />
der Pfarrkirche von Dr. André Meyer, Denkmalpfleger des Kantons<br />
Luzern, hervorgehoben. Abschliessend würdigte er diese wie<br />
folgt: «… Mit der Pfarrkirche von Nottwil ist nicht nur ein weiteres<br />
bedeutendes Bauwerk von Wilhelm Keller fachgerecht<br />
renoviert, sondern auch dem Kanton Luzern ein (…) charakteristisches<br />
Bauwerk der Neugotik erhalten geblieben. (…) Die<br />
Kirche von Nottwil (ist ein) Baudenkmal der Neugotik und kulturgeschichtliches<br />
Zeugnis des dritten Viertels des 19. Jahrhunderts<br />
…». Während Wilhelm Keller, der Architekt und Baumeister,<br />
mehrfach genannt ist, wird der damalige Dorfpfarrer<br />
Balthasar Helfenstein in der Festschrift nicht erwähnt.<br />
2005 schaute das damalige Pfarreiteam in einer Festbroschüre<br />
«200 +1 Jahr Pfarrei St. Marien Nottwil» zurück auf «ein<br />
paar Streiflichter aus der Vergangenheit» und machte sich «einige<br />
Gedanken aus der Gegenwart». Die Feuersbrunst vom 5. Juni<br />
1866 wird darin erwähnt sowie die Kirchgemeindeversammlung<br />
vom 10. Juni 1866, als sich 159 <strong>Nottwiler</strong> Bürger für den Neubau<br />
der Kirche entschieden hatten. Auch Baumeister Wilhelm Keller<br />
wird als Architekt erneut hervorgehoben, ebenso wie der Basler<br />
Bischof Eugenius Lachat, der 1872 die neue Pfarrkirche feierlich<br />
einweihte. Pfarrer Helfenstein kommt wieder nicht vor, ausser<br />
in der in der gleichen Broschüre enthaltenen Liste der «Seelsorger<br />
in Nottwil» mit seinem Titel und Namen, seiner Wirkungsdauer<br />
und fünf ergänzenden Worten:<br />
«1846 Pfarrer Balthasar Helfenstein. Er wirkte als Pfarrer bis 1894.»<br />
Nichts weiter! – Das Wirken aller fünf ihm folgenden Seelsorger<br />
bis 2004 wurde hingegen mit zwischen fünf bis zehn<br />
Zeilen gewürdigt! Dass da die Würdigung von Balthasar Helfenstein<br />
unerklärlicherweise vergessen gegangen sein musste,<br />
legt ein aktueller Blick in den Chorraum der Pfarrkirche St.<br />
Marien nahe.<br />
D’Chile im Dorf<br />
21 <strong>2024</strong>
- Fachmännisch in die linke Chorwand der Pfarrkirche eingearbeitet<br />
ist ein Grabstein mit dem folgenden Text unter<br />
einer Bronzeplatte mit seinem Profil-Relief:<br />
HIER RUHT / HERR: BALT. HELFENSTEIN / PFARRER VON<br />
NOTTWIL / ER STARB IM 80. LEBENSJAHRE / REICH AN<br />
VERDIENSTEN / DEN 10. Januar 1894 / R.I.P.» 4) .<br />
- Und in der Mitte des Plattenbodens im Chor findet sich eine<br />
Bronzeplatte mit seiner Wirkungsdauer in Nottwil: «R.D.PAR.<br />
ET SEXT. / B. HELFENSTEIN / 1846 – 1894 / R.I.P.»<br />
4) R.I.P.: Requiescat In<br />
Pace (Latein); Ruhe in<br />
Frieden<br />
5) Das Hülfskomitee: B.<br />
Helfenstein, Ortspfarrer;<br />
J. Sigrist, Pfarrer in<br />
Ruswil, Dekan; J.<br />
Bölsterli, Sextar und<br />
Pfarrer in Sempach;<br />
Al. Staffelbach, Pfarrer<br />
in Neuenkirch; Julius<br />
Schnyder, Grossrath in<br />
Sursee, Jos. Schmid,<br />
Gerichtspräsident in<br />
Sempach, Leodegar<br />
Bachmann, Müller in<br />
Nottwil<br />
Pfarrer Balthasar Helfenstein, der Wohltäter<br />
Wer also war dieser Pfarrer Helfenstein (*30.11.1814 – 10.1.1894),<br />
der 1846, im Alter von 32 Jahren nach Nottwil kam, sich beim<br />
Kirchenbrand schon 20 Jahre als Seelsorger um seine «Pfarrgemeinde»<br />
gekümmert hatte, und in seinem 48. Dienstjahr im<br />
Alter von 79 Jahren gestorben ist? Aufschluss geben der schon<br />
genannte Beitrag von Joseph Eicher im «Luzerner Landbote»<br />
vom 3. Juni 1966, Pfarrer Helfensteins Testament, das am 3. März<br />
1894 in der «Schweizerische Kirchen-Zeitung» eröffnet und<br />
gewürdigt wurde sowie der Protokoll-Band über den Kirchenbau<br />
1866 – 1877 im Archiv der Pfarrei Nottwil. Pfarrer Helfenstein<br />
übte offensichtlich mehrere Funktionen gleichzeitig aus,<br />
denn er wird im Protokoll-Band neben seiner Funktion als Pfarrer<br />
ausnahmslos als Präsident bezeichnet, als Präsident der Kirchgemeindeversammlungen<br />
ebenso wie als Präsident der Kirchenbaukommission.<br />
Nach der Feuersbrunst vom 5. Juni 1866 nahm Balthasar<br />
Helfenstein das Heft des Handelns ohne Zögern fest in seine<br />
Hand. Schon am 6. Juni, nur einen Tag nach dem verheerenden<br />
Brand, bereitete er mit der Kirchenverwaltung für den kommenden<br />
Sonntag, den 10. Juni, eine ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung<br />
vor. Diese fand nach dem Gottesdienst im<br />
hinteren Teil der ausgebrannten Kirche statt. 158 von 159 <strong>Nottwiler</strong><br />
Bürgern stimmten dem sofortigen Bemühen um den Neubau<br />
ihrer Kirche zu. Ebenso wurde ein Gesuch an den Regierungsrat<br />
des Kantons Luzern verabschiedet, um dafür eine Kollekte in<br />
sämtlichen Pfarrgemeinden des Kantons und die Einsetzung<br />
eines «Hülfskomitees» 5) zu bewilligen.<br />
Die finanzielle Situation sowohl der Pfarrgemeinde als auch<br />
der (politischen) Gemeinde waren damals sehr angespannt. Neben<br />
den verbrannten Werten waren auch 16 000 Franken verloren,<br />
die seit den 1840er-Jahren in den Ausbau und die Restauration<br />
der Kirche investiert worden waren. Und die «Armenlast» lag<br />
schwer auf der Gemeinde, weil die eben neu errichtete Armen-<br />
<strong>2024</strong> 22<br />
D’Chile im Dorf
anstalt (Land und Neubau) 79 000 Franken verschlungen hatte<br />
– für damalige Verhältnisse gewaltige Summen.<br />
Vor diesem Hintergrund erwuchs dem Neubauprojekt Opposition<br />
durch Richter Bachmann und Gemeindeammann Stalder,<br />
die eine Verschiebung des Neubaus um zehn Jahre forderten.<br />
Pfarrer Helfenstein stemmte sich an der Kirchgemeindeversammlung<br />
vom 17. Juni mit dem Argument dagegen, dass damit<br />
der Erfolg der beantragten Kollekte gefährdet wäre, und auch<br />
bereits in Aussicht gestellte Beiträge des Kantons und des «Gnädigen<br />
Herrn in Solothurn suspendiert würden.» Weil auch Fachleute<br />
sich an die Seite Helfensteins stellten, sprach sich die Versammlung<br />
schliesslich ohne Gegenstimme für den sofortigen<br />
Neubau aus. Nur eine Woche später wurde an einer weiteren<br />
Kirchgemeindeversammlung die aus 13 Mitgliedern bestehende<br />
Kirchenbaukommission 6) unter dem Präsidium von Pfarrer Helfenstein<br />
gewählt.<br />
Am 11. Juli bewilligte der Regierungsrat die Kollekte, und<br />
schon am 18. Juli 1866 schickte das von «B. Helfenstein, Ortspfarrer»<br />
angeführte siebenköpfige Hülfskomitee den Spenden-<br />
aufruf 7) an alle Pfarrgemeinden, versehen mit einer Empfehlung<br />
von Bischof Eugenius.<br />
Innerhalb von nur sechs Wochen nach dem Kirchenbrand<br />
wurden damit die wesentlichen rechtlichen Voraussetzungen für<br />
die Anhandnahme der konkreten Planung und den Bau der<br />
neuen Kirche geschaffen. Inzwischen waren aber auch «sämtliche<br />
männlichen Kirchengenossen zu entsprechenden Fronarbeiten<br />
und Fuhren verpflichtet (worden). Alle Sonntage bot man<br />
für die kommende Woche die nötigen Fronarbeiter für Räumungsarbeit,<br />
zum Sand- und Steinrüsten und für Fuhren auf»,<br />
recherchierte Joseph Eicher im Protokollband.<br />
In den folgenden Monaten werden wohl übliche Vorarbeiten<br />
für Bauprojekte geleistet und finanzielle Aspekte geprüft worden<br />
sein. Verschiedene Kirchen in der Region wurden als Referenzobjekte<br />
besucht und nach langen Diskussionen auch mit «geistlichen<br />
und weltlichen» Beratern empfahl die Baukommission<br />
schliesslich einen Kirchenbau in neugotischem Stil. Auf der<br />
Grundlage eines entsprechenden Planes wurde an der Kirchgemeindeversammlung<br />
vom 13. Januar 1867 die Zusammenarbeit<br />
mit dem Luzerner Baumeister Wilhelm Keller beschlossen, der<br />
eine Bausumme von 96 000 Franken errechnet hatte. Später<br />
kamen weitere 10 000 Franken für eine Erweiterung der Kirche<br />
in der Länge und Breite hinzu.<br />
Am 8. März 1868 besiegelte die Kirchgemeindeversammlung<br />
den Bauvertrag mit Baumeister Keller in der Hoffnung,<br />
6) Kirchenbaukommission:<br />
Pfarrer B. Helfenstein<br />
als Präsident;<br />
Alt-Gemeindeammann<br />
Achermann, Bühl;<br />
Leodegar Bachmann,<br />
Müller, Dorf; Richter<br />
Jak. Kaufmann, Dorf;<br />
Kirchmeyer A. Wandeler,<br />
Bühl; Pfleger Aug. Küng,<br />
Elischwand; Richter<br />
Peter Jos. Achermann,<br />
Ifflikon; Zimmermeister<br />
Kaufmann, Buchweid;<br />
Schmied Huber, Ey;<br />
Sektionschef Zimmermann,<br />
Tannenfels;<br />
Richter Ant. Bachmann,<br />
Eggerswil; Gemeindeammann<br />
J. Stalder, Dorf;<br />
Suppleant Jos. Meier,<br />
Oberarig; Suppleant<br />
Aug. Küng, Elischwand.<br />
7) Aufruf für den Wiederaufbau<br />
einer neuen<br />
Pfarrkirche in Nottwil,<br />
14. / 18. Juli 1866<br />
D’Chile im Dorf<br />
23 <strong>2024</strong>
1<br />
1 Grabstein<br />
Balthasar Helfenstein,<br />
Wand links Chorraum<br />
2 Glockenrechnung<br />
Rüetschi Aarau<br />
1. November 1869<br />
3 Luzerner Landbote<br />
13. Januar 1894<br />
4 Titelseite<br />
Luzerner Landbote<br />
13. Januar 1894<br />
5 Letzter<br />
Wille / Testament von<br />
B. Helfenstein<br />
8) Siehe «<strong>Nottwiler</strong><br />
<strong>Auslese</strong> 2018»,<br />
S 55ff, «Die Glocken<br />
der Pfarrkirche St.<br />
Marien» von Christian<br />
Lanzendörfer und<br />
Stephan Troxler<br />
die Kirche bis zum Spätherbst unter Dach zu kriegen. Aber ein<br />
Rekurs mehrerer <strong>Nottwiler</strong> Bürger verzögerte den Baubeginn,<br />
das Bewilligungsverfahren konnte erst ein Jahr später vom<br />
zuständigen Regierungsrat abgeschlossen werden. Am 29. Juni<br />
1869 erfolgte die Grundsteinlegung. Alles ging plangemäss gut<br />
voran und schon am 21. / 22. Oktober konnte die Aufrichte<br />
gefeiert werden.<br />
Während des Wartens auf die Baubewilligung kam an der<br />
Kirchgemeindeversammlung vom 17. Januar 1869 die Anschaffung<br />
des Geläutes 8) zur Sprache. Pfarrer Helfenstein schlug vor,<br />
dass für die zweitgrösste Glocke eine Sammlung durchgeführt<br />
werden solle, er werde dann die Kosten für die anderen vier<br />
Glocken übernehmen. Es lässt sich leicht vorstellen, dass die<br />
Kirchgänger von diesem Angebot überwältigt waren, obwohl<br />
nur bescheiden geschrieben steht, dass man das gerne angenommen<br />
habe. Schaut man in den genannten Beitrag sowie in<br />
die Rechnung von Glockengiesser Rüetschi in Aarau vom<br />
1. November 1869, sind für das rund 4 300 Kilo wiegende Geläut<br />
Kosten von gesamthaft 14 305 Franken entstanden. Davon hat<br />
Pfarrer Helfenstein 3200 Kilo und damit gut 10 000 Franken<br />
übernommen (fast 10 % der veranschlagten Bausumme). – Des<br />
Weiteren soll Pfarrer Helfenstein ausser dem Geläut auch die<br />
Kosten für die Kanzel, die Altäre und Beichtstühle bezahlt haben,<br />
berichtete Joseph Eicher aufgrund seiner Nachforschungen.<br />
Am 5. Oktober wurden die Glocken per Bahn angeliefert<br />
und mit Pferdegespannen zur Kirche geführt. Sonntag, den<br />
17. Oktober, wurde Glockenweihe gefeiert, bei deren Zeremonien<br />
«Glockenpatinnen und -paten mit dem vielen Volk andächtig,<br />
(…) allseits freudig und festlich (folgten).» Am 26. Mai 1872<br />
schliesslich wurde das neue Gotteshaus von Bischof Eugenius<br />
Lachat im Rahmen einer feierlichen Einweihung sowie in Anwesenheit<br />
einer Delegation des Regierungsrates und vielen Geistlichen<br />
formell seiner Bestimmung übergeben.<br />
Die Hinterlassenschaft von Pfarrer Balthasar Helfenstein<br />
Am 18. Januar 1891 hielt Pfarrer Helfenstein aus Anlass<br />
seines 50-jährigen Priester-Jubiläums in der Pfarrkirche Nottwil<br />
eine bemerkenswerte Rede, die offensichtlich «auf innigen<br />
Wunsch mehrerer Pfarrkinder dem Drucke übergeben» worden<br />
ist. Der Hinweis auf diese Rede wurde bei den Recherchen entdeckt<br />
und in der Kapuzinerbibliothek Sursee gefunden, wo sie<br />
in einem Konvoluts-Band über Predigten enthalten ist. Die Rede<br />
ist – mit Blick auf verschiedene damalige Naturereignisse und<br />
Dramen, darunter auch der Kirchenbrand von 1866 – im Geiste<br />
<strong>2024</strong> 24<br />
D’Chile im Dorf
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
D’Chile im Dorf<br />
25 <strong>2024</strong>
der damaligen Zeit eine tiefsinnige Liebeserklärung an seine<br />
Pfarrgemeinde Nottwil und seine «Pfarrkinder», wie er sie nannte,<br />
die ihm alles bedeuteten und sein Leben prägten.<br />
Drei Jahre später, am 10. Januar 1894, starb Pfarrer Balthasar<br />
Helfenstein. Er hinterliess ein Testament, welches die «Schweizerische<br />
Kirchen-Zeitung» vom 3. März 1894 auszugsweise<br />
öffentlich machte und kommentierte. Dieses Testament wurde<br />
auch im Archiv der Pfarrei Nottwil gefunden. Mit präzisen<br />
Anweisungen über die Verwendung der Mittel wurden unter<br />
anderem bedacht die Armen- und Waisenanstalt Nottwil, arme<br />
Schulkinder für Mittagessen im Winter und die Anschaffung<br />
von Kleidern, Schuhen und Strümpfen sowie weitere Institutionen,<br />
im Umfange von etwa 50 000 Franken.<br />
Sein gewaltiges finanzielles Engagement und Erbe können<br />
bewertet werden, indem man die genannten Beträge in Relation<br />
zu den veranschlagten Kosten von 106 000 Franken für den Bau<br />
der Pfarrkirche St. Marien setzt 8) . Dass das Pfarrer Helfenstein<br />
überhaupt möglich war, lag in seiner Abstammung von einer<br />
der ältesten, angesehensten und wohlhabenden Bauernfamilien<br />
des Kantons Luzern begründet, was er am Beginn seiner Rede<br />
von 1891 bescheiden mit diesen Worten erklärte: «… Und wenn<br />
ich auf diese Jahre zurückschaue, so begegnen meinem Blicke<br />
unzählbare Gnaden und Wohlthaten, mit denen Gottes Güte<br />
mich überhäuft hat, …»<br />
8) Eine formelle<br />
Baukostenabrechnung<br />
wurde im Pfarreiarchiv<br />
nicht gefunden,<br />
jedoch (vermutlich)<br />
eine provisorische<br />
Zusammenstellung<br />
der Baukosten über<br />
Fr. 128 395 (formal<br />
ein kaum leserlicher<br />
Sudel). Der Betrag<br />
erscheint aber<br />
realistisch, angesichts<br />
der vorhandenen<br />
Schlussrechnungen<br />
von Baumeister Keller<br />
über Fr. 77 840 und<br />
der Glockengiesserei<br />
Rüetschi, Aarau, über<br />
Fr. 14 305, zusammen<br />
schon Fr. 92 000.<br />
Warum?<br />
Es wäre interessant, die Gründe zu erfahren, weshalb Pfarrer<br />
Helfenstein seit dem Beitrag «Der Kirchenbrand von Nottwil vor<br />
100 Jahren» im «Luzerner Landbote» vom 3. Juni 1966 nie mehr<br />
erwähnt worden ist. Er hat gegen manche Widerstände, mit<br />
ausserordentlichem, selbstlosem und auch grossem finanziellem<br />
Engagement, den Bau der Pfarrkirche St. Marien erst ermöglicht.<br />
Dieses heutige Wissen macht deutlich, dass «D’Chile im<br />
Dorf» und das Jubiläum 150 Jahre Pfarrkirche St. Marien im<br />
Jahre 2022 Pfarrer Balthasar Helfenstein zu verdanken ist. Er<br />
verdient auch heute die Worte der Anerkennung, die Joseph<br />
Eicher schon vor 56 Jahren im «Luzerner Landbote» für ihn fand:<br />
«Das Andenken an Pfarrer Helfenstein sel., der 48 Jahre als vorbildlicher<br />
Priester all seine Kräfte und sein ganzes Vermögen<br />
für die Gemeinde Nottwil geopfert hat, bleibe stets in dankbarer<br />
Erinnerung.»<br />
<strong>2024</strong> 26<br />
D’Chile im Dorf
Von A(lthus)<br />
bis Z(immerrüti)<br />
Rund sechzig <strong>Nottwiler</strong> Siedlungsnamen<br />
dokumentiert und erklärt<br />
Die ältesten <strong>Nottwiler</strong> Siedlungsnamen reichen weit in die<br />
alemannische Zeit zurück. Andere beziehen sich auf die<br />
spätere Ausbau- und Rodungsphase, auf das Gelände, auf<br />
die Bewirtschaftung, auf die Besitzer – oder sie sind sogar<br />
Übernamen.<br />
Althus (01) ist, wie die Nachbarliegenschaft Neuhus, ab dem<br />
18. Jahrhundert im Taufbuch der Pfarrei Nottwil nachgewiesen.<br />
Ob Alt- und Neuhus (31) einst eine gemeinsame Liegenschaft<br />
bildeten oder von einem anderen benachbarten Hof (zum Beispiel<br />
Eggerswil oder Sandblatte) abgetrennt wurden, müsste<br />
noch erforscht werden.<br />
Bachtale (02) oder Bachtele bedeutet «Bachbett, Niederung<br />
mit einem Bachlauf». Der Name ist verbreitet, entsprechend unsicher<br />
ist, ob die allerfrühesten schriftlichen Erwähnungen hierher<br />
gehören, zum Beispiel jener aus dem Jahrzeitenbuch Sursee (1359),<br />
wo Hartmann zem Brunnen de Huprechtingen von einem Grundstück<br />
Bachtalakker<br />
stiftet. Klar zuzuordnen ist hingegen der Beleg<br />
aus dem Jahr 1683 im Zusammenhang mit Wasser-Streitigkeiten<br />
der Mühle Nottwil. Hans Bog, Besitzer der Zimmerrüti, gibt vor<br />
Gericht zu Protokoll, dass zuo selber Zytt nächst ob dem hus in<br />
der bachdallen keyn brütschen noch schweli gewesen.<br />
Der Name Bärnere (03) taucht im 14. Jahrhundert erstmals<br />
urkundlich auf. Das Kammeramtsurbar des Chorherrenstifts Beromünster<br />
erwähnt 1324 item in Notwil … bono dicti Bern. Im<br />
gleichnamigen Urbar von 1346 / 47 wird dieselbe Besitzung Beren-<br />
gut<br />
genannt. Im <strong>Nottwiler</strong> Mannschaftsverzeichnis von 1641<br />
wird Ober Bärnere aufgeführt, 1680 wird ab diesem Hof eine<br />
Gült errichtet. 1631 entrichtet Weibel Beat Bog zu Nottwil den<br />
In der Namenforschung<br />
ist es üblich, dass sich<br />
die Schreibweise an<br />
das Verzeichnis der<br />
amtlichen kantonalen<br />
Vermessung hält. Aus<br />
diesem Grund weichen<br />
einige von der gewohnten<br />
Bezeichnung ab.<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
27 <strong>2024</strong>
St.-Georgs-Zehnten nach Sursee, dies ab synem Hooff in der<br />
Under Berneren … stosset … an die Ober Berneren. – Vielleicht<br />
besteht ein Zusammenhang mit dem althochdeutschen Personennamen<br />
Bero. Möglich ist auch ein Bezug zum Tiernamen Bär.<br />
Als Flurname ist die benachbarte Bärnerematt (04) zum Beispiel<br />
im <strong>Nottwiler</strong> Katasterbuch von 1823 erwähnt. Wann genau<br />
er zum Siedlungsnamen wurde, müsste noch erforscht werden.<br />
1873 heisst es in einer Gült des Caspar Honauer, er habe das<br />
Heimwesen Bärnernmatt<br />
1855 erworben; dieses grenze unter<br />
anderem an die Bernernmatt des Müllers Bachmann.<br />
Der Name Berghüsli (05) ist selbsterklärend. Schon im<br />
17. Jahrhundert gibt es Belege. 1660 wird das Berghüssli im Zusammenhang<br />
mit der Nachbarliegenschaft uff der Rüty erwähnt,<br />
1665 Martin Bechler im Berghüslin, 1692 Mölcher Häflinger auf<br />
dem Heimwässen das Berghus genant. Ein Verzeichnis der wehrfähigen<br />
Mannschaft von 1689 führt Uolli Bächler im bärg hus<br />
und Hans Buocher im ober berg hus auf.<br />
Die Bromegg (06) liegt auf dem Geländerücken, der nordwärts<br />
zur Stöcke und zum Berghüsli abfällt. Der Namenteil -egg<br />
bezieht sich auf diese Lage. Im ersten Namenteil kann mundartlich<br />
Brame (Dorn- oder Brombeerstrauch) stecken; ebenso wahrscheinlich<br />
ist aber ein Zusammenhang mit mundartlich Bram,<br />
was den Rand einer Fläche oder eines Waldes, einen langgezogenen<br />
Rücken oder den Grat eines Berges bezeichnen kann. –<br />
Der Name ist ab dem 18. Jahrhundert belegt. 1709 errichtet Jöri<br />
Holtzman uf der bromegg eine Gült um 150 Gulden. 1807 ist<br />
Joseph Gerig als Besitzer erwähnt.<br />
Buechweid (07) ist als Siedlungsname ab dem 19. Jahrhundert<br />
belegt. Das <strong>Nottwiler</strong> Katasterbuch weist 1823 Martin Küng<br />
als Besitzer aus, 1864 gehörte das Heimwesen Johann Kaufmann,<br />
Zimmermeister von Eich. Der Name bezieht sich wohl auf den<br />
benachbarten Buechwald.<br />
Büel (08) gehört zu den bedeutenden und früh belegten<br />
Namen der Gemeinde Nottwil. Der Weiler liegt auf einer Geländestufe<br />
über dem Talboden und war wohl, wie das benachbarte<br />
Iflike, schon früh besiedelt. Die ältesten Namenbelege reichen<br />
ins 13. Jahrhundert zurück, als Grundstücke bi dem Büele oder<br />
ob dem Büele dem Kloster Rathausen zinspflichtig waren. – Büel<br />
bedeutet «Hügel, Anhöhe, Abhang».<br />
<strong>2024</strong> 28<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
Büelmatt (09) ist als Siedlungsname ab dem 19. Jahrhundert<br />
nachgewiesen. Das Grundstück wurde wohl vom benachbarten<br />
Hof Büel abgetrennt beziehungsweise verkauft.<br />
Burgacher (10) bezeichnet heute ein Wohngebiet. Im Gemeindekataster<br />
von 1908 wird Burgacher als Flurname aufgeführt;<br />
in einer Grundpfandverschreibung von 1910 sind im Burgacher<br />
ein neues Haus und eine neue Scheune erwähnt. 1878 gehörten<br />
zum Hof Mühle unter anderem der äussere Burgacher, auch<br />
Weiherweid genannt, samt dem Mühlenweiher und Tänsch. –<br />
Hinweise auf eine Burg gibt es keine. Vielleicht nimmt der Name<br />
Bezug auf die leicht erhöhte Lage oberhalb des Dorfes.<br />
Das heutige Wohngebiet Chlifeld (11) ist schon im 17. Jahrhundert<br />
erwähnt. 1604 heisst es in der Hinterlassenschaft des<br />
Caspar Kaufmann zu Ey: das Kleinfälldli … stosst … an Peter<br />
Achermanns Murweid. Der Gemeindekataster von 1823 führt im<br />
Gebiet Ey die Flurnamen Kleinfeld und Ober Kleinfeld auf. –<br />
«Feld» kann nicht nur Wies- oder Weideland bezeichnen, sondern<br />
auch Land, das für den Ackerbau bestimmt war und im Rhythmus<br />
der Dreifelderwirtschaft genutzt wurde.<br />
Cholweid (12): Gemäss Kataster gehörte die damals 16 Jucharten<br />
grosse Liegenschaft 1823 einem Jakob Krieger, 1908 den Gebrüdern<br />
Rast. – Die Vermutung liegt nahe, dass hier einst geköhlert<br />
wurde. Auf derselben Geländestufe, zirka zwei Kilometer südöstlich,<br />
in der Gemeinde Neuenkirch, gibt es den Hofnamen Cholholz.<br />
Eggerswil (13) ist wie Nottwil ein alemannischer Siedlungsname<br />
mit dem Zweitglied -wil. Im ersten Namenteil steckt ein<br />
althochdeutscher Personenname wie Ekiher oder ähnlich. – Ende<br />
des 12. Jahrhunderts erwähnt das Einkünfteurbar des Klosters<br />
Engelberg Zins de Ekirswilare. Im 13. und 14. Jahrhundert sind<br />
Formen wie Ekiswile, in Eggerswile, in Eggerwile überliefert.<br />
– Erwähnt sei in diesem Zusammenhang das vom Namentyp<br />
her verwandte Gattwil (18). Der Weiler gehört zu Buttisholz,<br />
aber einige Landparzellen liegen im angrenzenden <strong>Nottwiler</strong><br />
Gemeindegebiet. Der Name taucht im 13. Jahrhundert unter<br />
anderem in Dokumenten der Klöster Einsiedeln und Engelberg<br />
auf (in Gattwile, de Gattewile). 1289 tritt Rudolfus de Gatwil<br />
als Zeuge auf, und 1295 heisst es von Ulrich I. von Rinach: So<br />
het er ze Gatwile ein gut, das giltet siebenzehn malter dinkeln<br />
und haberen. – Der erste Namenteil enthält einen althochdeutschen<br />
Personennamen wie Gatto.<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
29 <strong>2024</strong>
46<br />
27<br />
45<br />
14<br />
40<br />
36<br />
23<br />
29<br />
15<br />
21<br />
34<br />
04<br />
30<br />
11<br />
07<br />
25<br />
08<br />
49<br />
03<br />
22<br />
05<br />
52<br />
09<br />
06<br />
38<br />
20<br />
32<br />
26<br />
18<br />
Althus (01)<br />
Bachtale (02)<br />
Bärnere (03)<br />
Bärnerematt (04)<br />
Berghüsli (05)<br />
Bromegg (06)<br />
Buechweid (07)<br />
Büel (08)<br />
Büelmatt (09)<br />
Burgacher (10)<br />
Chlifeld (11)<br />
Cholweid (12)<br />
Eggerswil (13)<br />
Ei (14)<br />
Ermatt (15)<br />
Figlisberg (16)<br />
Flüss (17)<br />
Gattwil (18)<br />
Grundacher (19)<br />
Häldeli (20)<br />
Hofmatt (21)<br />
<strong>2024</strong><br />
30<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
13<br />
41<br />
42<br />
28<br />
31<br />
47<br />
51<br />
01<br />
37<br />
54<br />
10<br />
55<br />
56<br />
44<br />
35<br />
19<br />
57<br />
02<br />
48<br />
12<br />
43<br />
24<br />
39<br />
50<br />
17<br />
16<br />
Holiebi (22)<br />
Hübeli (23)<br />
Huprächtige (24)<br />
Iflike (25)<br />
Mangelburg (26)<br />
Marbacherhof (27)<br />
33<br />
53<br />
Meiebach (28)<br />
Müli (29)<br />
Muriweid (30)<br />
Neuhus (31)<br />
Niffel (32)<br />
Oberarig (33)<br />
Rüteli (34)<br />
Sack (35)<br />
Sagi (36)<br />
Sandblatte (37)<br />
Schafweid (38)<br />
Schlössli (39)<br />
Schmidmatte (40)<br />
Schönegg (41)<br />
Schore (42)<br />
Schürli (43)<br />
Schwarzholz (44)<br />
Sidlerhof (45)<br />
St. Margrete (46)<br />
Stalderhof (47)<br />
Steiweid (48)<br />
Stöcke (49)<br />
Stockschürli (50)<br />
Stude (51)<br />
Tannefels (52)<br />
Waldhüsli (53)<br />
Weiermätteli (54)<br />
Weierweid (55)<br />
Wisshüsli (56)<br />
Zimmerrüti (57)<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
31 <strong>2024</strong>
Ei (14) bezeichnet ein Gebiet westlich des <strong>Nottwiler</strong> Ortskerns;<br />
es erstreckt sich vom Ufer des Sempachersees bis zum<br />
Büel. Erste Erwähnungen gehen ins 13. Jahrhundert zurück.<br />
1295 heisst es in einem Zinsrodel von Ulrich I. von Rinach:<br />
So het er ze Oye ein eigen gut von sinem vatter, das giltet<br />
zehen viertel kernen und ein swin, sol zehen schillinge gelten.<br />
Weitere frühe Belege lauten in Eye und in Oje. 1604 ist Peter<br />
Acherman zu Ey, 1618 Hanns Meyer zu Ey nachgewiesen. Ei<br />
bezeichnete aber schon damals mehr als bloss eine einzelne<br />
Liegenschaft. So führt ein Mannschaftsverzeichnis von 1624<br />
nicht weniger als 15 Personen zuo Ey auf. Und im Gemeindekataster<br />
von 1823 sind unter Ei über 20 Liegenschaften mit<br />
insgesamt rund 250 Jucharten Land registriert. Diese Zerstückelung<br />
hat bis heute angehalten; im Gebiet, das früher einfach<br />
Ei hiess, sind unter anderem das Schweizer Paraplegiker<br />
Zentrum und viele Wohnungen entstanden. – Der Name Ei<br />
bedeutet dasselbe wie Au: «Land am Wasser, feuchtes Wiesland».<br />
Der Name Ermatt (15) ist seit dem 16. Jahrhundert belegt.<br />
1569 gehört zum damals 156 Jucharten umfassenden Hof Iflike<br />
ein matten genannt die Erlenmatt hallt dryzehen mannwerkh.<br />
(Weitere Belege mit Erlen- fehlen.) 1684 ist im Feuerstättenverzeichnis<br />
des Michelsamts Joseph Akherman in der Eeren-<br />
matt<br />
aufgeführt. 1735 erwähnt das <strong>Nottwiler</strong> Taufbuch eine<br />
Familie Achermann in der Ehrmatt. – Der Erstbeleg deutet<br />
darauf hin, dass im Namen die Baumbezeichnung Erle steckt;<br />
«Erlenmatt» wurde zu «Ermatt» verkürzt.<br />
Ist der Siedlungsname Figlisberg (16) von einem Personennamen<br />
abgeleitet oder umgekehrt? Tatsache ist, dass schon<br />
1324 im Kammeramtsurbar des Stifts Beromünster ein Jo(hannes)<br />
de vüglisberg erwähnt ist. 1381 wird Heini Füglisperg von<br />
Notwile mit einer Hofstatt gelegen zu oberkilchen belehnt.<br />
1455 entwendet Heini Füglisperg von Archegg (Arig) dem<br />
Hensli Schnider ein Kalb. Das Surseer Jahrzeitenbuch nennt<br />
1481 Claus Fügelsberg von Hupprechtingen. 1758 lautet eine<br />
Gült auf die Brüder Bächler zuo füglischbärg. Ab dem 19. Jahrhundert<br />
setzt sich die Form Figlisperg / Figlisberg durch. – Der<br />
erste Namenteil geht auf althochdeutsch fugilin, «Vögelchen»,<br />
zurück. Figlisberg bezeichnet demnach eine vogelreiche Höhenlage.<br />
Oder aber: Der Name der Liegenschaft geht auf den<br />
Familiennamen Fügli (was ebenfalls «Vögelchen» bedeutet)<br />
zurück.<br />
<strong>2024</strong><br />
32<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
Flüss (17) ist der Name der Kapelle, die auf dem Nottelerberg,<br />
an der Gemeindegrenze zu Ruswil (737 m ü. M.) steht; im<br />
19. Jahrhundert ist der Name auch auf den unterhalb liegenden<br />
Hof übergegangen. – Im Volksmund hat die Kapelle den Ruf<br />
einer Zahnwehkapelle. Dass die vom Zahnfluss Gepeinigten<br />
dorthin pilgerten, habe zum Namen Flüss geführt, ist eine verbreitete<br />
These. Wahrscheinlicher ist, dass der Name von einem<br />
Familiennamen oder einem Übernamen Flüss abgeleitet ist: 1678<br />
erlaubten die Meyer von Huprächtigen und die Stäger vom Merzenberg<br />
dem Niclaus Anderes, auf der Kuppe zwischen ihren<br />
beiden Höfen eine Kapelle und ein Waldbruderhaus zu erbauen.<br />
Dazu nahm Anderes eine Gült von 200 Gulden auf, lastend auf<br />
seinem Heimwesen in der Rüti oder by den Stöcken genant. Interessant<br />
ist nun Folgendes: Bereits 1660 heisst es in einer Gült<br />
des Hofes Rüti, dieser stosse an Niclaus Flüssen Rüti. Offensichtlich<br />
sind Niclaus Anderes und Niclaus Flüss(en) identisch<br />
oder Vater und Sohn. Bemerkenswert ist zudem, wie schnell der<br />
Name Flüss auf die Kapelle überging. Schon 1690 beziehungsweise<br />
1693 werden in Gülten der Höfe Ober Stöcken und Merzenberg<br />
Zinsverpflichtungen erwähnt, die auf der Flüssen Capäll<br />
lasten. – Zum Kapellenstifter noch dies: Bei der Gült-Errichtung<br />
von 1679 gab er vor dem Weibel in Ruswil zu Protokoll, er habe<br />
aus sonderbaren Afäckt, yffer und anmuotung … ein Capäl zuo<br />
der Ehr Gottes und synen Heiligen erbauen und uffrichten lassen.<br />
Der Hof Grundacher (19) liegt auf einer Geländeterrasse im<br />
Anstieg zwischen Eggerswil und Huprächtige. Der Name ist<br />
bezeichnend: «Grund» ist im landschaftlichen Sinn zu verstehen<br />
und bedeutet «Talgrund, Ebene, Hangterrasse». 1667 werden in<br />
einer Gült des Hofes Mittler Schwarzholz die angrenzenden<br />
Grundacher Güeter erwähnt.<br />
Häldeli (20) ist die Verkleinerungsform von Halde, was<br />
«Abhang, steile Bergwiese» bedeutet. Der Name nimmt Bezug<br />
auf den Steilhang zwischen dem Niffel und der Schafweid. 1823<br />
ist Halden als Flurname von Ober Niffel (und auch Tannefels)<br />
aufgeführt. Aus dem Kataster von 1908 lässt sich rekonstruieren,<br />
dass die Liegenschaft Halden (das später zu Häldeli wurde),<br />
mit Ober Niffel identisch ist.<br />
Hofmatt (21), heute ein Hofname, wird schon früh als Flurname<br />
erwähnt. 1618 gehört zum Hof Ei eine Parzelle namens<br />
Bodenweid, die unter anderem an Fridlin Kaufmanns Hoffmaten<br />
stösst. (Der Flurname Bodenweid ist noch lebendig.) 1633 heisst<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
33 <strong>2024</strong>
1<br />
2<br />
5<br />
08<br />
49<br />
<strong>2024</strong><br />
34<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
3<br />
4<br />
1–4 Kreative<br />
Hofbeschilderungen<br />
5 Blick vom Tannenfels<br />
05<br />
06<br />
18<br />
09<br />
32<br />
20<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
35 <strong>2024</strong>
es im Jahrzeitenbuch Sursee, die Hausmatt<br />
des Hofes Ei stosse<br />
unter anderem an das Heilgen Hüslin an der strass gehn Sursee<br />
und an die hooffmatt. – Unter «Hof» ist hier ein grundherrlicher<br />
Hof zu verstehen, der an einen Meier (Verwalter) vergeben sein<br />
konnte; «Hofmatt» bezeichnet ein Gut im Dorfbereich, wo früher<br />
die Hausmatte des Hofgutes lag.<br />
Holiebi (22) ist als Flur- oder Siedlungsname in der westlichen<br />
Deutschschweiz, vorab im Kanton Bern, mehrfach belegt.<br />
Der Name bedeutet «schöne, angenehm gelegene Berg- oder<br />
Anhöhe». Das trifft auch hier zu: Die Holiebi liegt am Hügelzug,<br />
der von Iflike nach Tannefels ansteigt. Im <strong>Nottwiler</strong> Taufbuch<br />
ist 1736 eine Familie Meier in der Hohenliebe verzeichnet. 1748<br />
ist Johannes Meyer in der Hoch Liebe erwähnt. Im <strong>Nottwiler</strong><br />
Katasterbuch von 1823 sind zwei Liegenschaften Hochliebe aufgeführt.<br />
Der Liegenschaftsname Hübeli (23) ist ab dem 18. Jahrhundert<br />
belegt, 1768 beispielsweise im Firmbuch der Pfarrei Nottwil.<br />
1863 heisst es in der Gült, errichtet von Silvester und Martin<br />
Bächtinger, ihr Hof und Gut Hübeli enthalte 48 Jucharten. –<br />
Hübeli ist die Verkleinerungsform von Hubel, was «Hügel,<br />
Anhöhe» bedeutet. Hübelirain ist heute Name eines angrenzenden<br />
Wohngebiets.<br />
Huprächtige (24) bezeichnet heute eine ganze Reihe von Liegenschaften,<br />
die auf einer Geländestufe rund 150 bis 200 Meter<br />
über dem Sempachersee liegen. Der Name gehört zur grossen<br />
Gruppe der alemannischen Siedlungsnamen mit der Endung<br />
-ingen. Es handelt sich um Insassennamen; sie drücken die Zugehörigkeit<br />
von Personen zu einem Hofgründer oder Hofbesitzer<br />
aus, der im ersten Namenglied genannt ist. Erklären lässt sich der<br />
Name als «Bei den Leuten des Hunprecht». – Urkundlich taucht<br />
der Name erstmals im Jahr 1235 auf: Ritter Ulrich von Büttikon<br />
verkauft dem Benediktinerkloster Engelberg seine Besitzungen<br />
in villa Hunprehtingin, auch Johannes von Hildisrieden überträgt<br />
sein Gut in Huprehtingin diesem Kloster. Weitere Schreibweisen<br />
im 13. und 14. Jahrhundert sind Huprechtingen, Hupprehttingen<br />
oder ähnlich. Belege für die verkürzte, heute gesprochene Form<br />
Huprächtige<br />
tauchen erst in späterer Zeit auf.<br />
Auch Iflike (25) gehört zu den ältesten Namen und bestimmt<br />
zu den ältesten Siedlungen der Gemeinde Nottwil. Ende des<br />
12. Jahrhunderts nennt das Urbar des Klosters Engelberg Wern-<br />
<strong>2024</strong><br />
36<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
herus dictus (genannt) de Jrflinchon, im 13. Jahrhundert erscheinen<br />
Wernherus de Irflincham (1261) oder Petrus de Irflinchon<br />
(1278). Auch die Schreibweisen Irflinkon und Hirvlikon sind<br />
belegt. Die heutige Form ohne -r in der ersten Silbe erscheint<br />
erst später, 1408 zum Beispiel wird Margreth de Ifflikon genannt.<br />
– Namen mit der Endung -(i)kon bezeichnen meistens eine alemannische<br />
Ausbausiedlung mit der Bedeutung «Bei den Höfen<br />
der Leute des …». Im ersten Namenteil steckt ein althochdeutscher<br />
Personenname, der nicht genau bestimmbar ist.<br />
Mangelburg (26) ist ein Siedlungsname, den es auch in<br />
Mörsch wil (SG) gibt. Das St. Galler Namenbuch deutet ihn als<br />
«das stattliche Gebäude, wo Mangel herrscht». Ob dies auch für<br />
unseren Namen zutrifft? Es scheint, dass der Name keinen Bezug<br />
zu einer Burg (Wehranlage) hat; Hinweise darauf fehlen. Wahrscheinlich<br />
ist, dass «Burg» auf die Lage Bezug nimmt: Die Mangelburg<br />
liegt leicht erhöht und ist von zwei Seiten vom Eierwald<br />
umrahmt. Doch trotz prominenter Lage war die Liegenschaft<br />
nicht ertragreich; der Name ist wohl ironisch zu verstehen. –<br />
Bemerkenswert ist, dass die Bezeichnung schon früh auftaucht.<br />
Bereits 1595 heisst es in einer Gült der beiden Höfe zu Gattwil,<br />
deren Wald stosse an ein guet Mangelburg genannt. 1620 kommt<br />
der Name im Twingrodel Tannenfels vor, und 1676 errichtet<br />
Hans Caspar Stiller eine Gült ab min heimwässen und guot die<br />
Mangelburg genant.<br />
Das Gebiet Marbacherhof (27) hat seinen Namen vom Familiennamen<br />
Marbach. 1938 errichten die Geschwister Kaufmann<br />
eine Gült auf dem Marbacherhof, der damals knapp 30 Hektaren<br />
umfasste. Bis dahin war die Liegenschaft in schriftlichen Dokumenten<br />
mit Unter-Dorf<br />
bezeichnet worden. Der stattliche Hof<br />
unterhalb der heutigen Kantonsstrasse gehörte ab Ende der<br />
1830er Jahre Franz Marbach. 1873 erwarben ihn die Geschwister<br />
Kaufmann. Heute sind grosse Teile des einstigen Marbacherhofs<br />
überbaut und der Wohn- und Gewerbezone zugeteilt.<br />
Meiebach (28): 1703 ist Arthemi Muff Besitzer der Liegenschaft<br />
Meyenbach. 1719 heisst es in einer Gült der Kesselrüti<br />
(Gemeinde Neuenkirch), deren Wald stosse an Meyenbachwald.<br />
1784 erwähnt das Taufbuch Nottwil Familie Leu im Meienbach.<br />
– Der Name ging wohl vom Bach, der sich in den Sempachersee<br />
ergiesst, auf die Siedlung über. Speziell ist die lokale Aussprache<br />
mit Betonung auf langem a, Meiebaach. Namen mit Meiebeziehen<br />
sich oft auf den Monat Mai und bezeichnen früh grü-<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
37 <strong>2024</strong>
Nach rechts, nach links,<br />
nach oben oder unten<br />
- Nottwil verfügt über<br />
viele Wanderwege<br />
<strong>2024</strong><br />
38<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
nende Landstücke. Es ist aber auch denkbar, dass «Meienbach»<br />
auf nicht belegtes «Eienbach» zurückgeht mit der Bedeutung<br />
«Bach im feuchten Wiesland».<br />
Müli (29) und Mülifeld bezeichnen heute Wohngebiete. –<br />
Wann die erste Mühle in Nottwil in Betrieb war, kann im Rahmen<br />
dieser Arbeit nicht sicher festgestellt werden. Im Zusammenhang<br />
mit Rechtsstreitigkeiten wird eine Mühle aber mehrmals<br />
erwähnt; so erging 1566 ein Spruchbrief von wegen eines Mülliwegs<br />
der Mülli zu Nottwyl. In einem Streit um das Wasserrecht<br />
sagt 1683 Pantaleon Geiseller vor Gericht aus, dass er vor villen<br />
Jahren in der Müllin zu Notwyl gedienet habe. Im <strong>Nottwiler</strong><br />
Steuerrodel von 1693 ist Sebastian Thürig der Müller ab der<br />
Mühli und Matten verzeichnet. Der Müliweier, von dem aus das<br />
Wasser der Mühle zugeleitet wurde, existiert noch immer.<br />
Muriweid (30) bezeichnet heute ein Wohnquartier. – 1604<br />
ist Peter Achermann als Besitzer des Hofes Ey ausgewiesen, zu<br />
dem unter anderem ein Weid genannt die Murweid gehört. 1659<br />
wird die Murweydt<br />
erwähnt, 1823 die Unter Murweid und die<br />
Murweid. Der Wechsel zur Form Muriweid scheint sich erst in<br />
neuerer Zeit vollzogen zu haben, vielleicht im Zusammenhang<br />
mit dem Familiennamen Muri, der in Nottwil nachgewiesen ist.<br />
Der Name bezeichnete ursprünglich ein Grundstück, auf dem es<br />
Mauerreste einer früheren Siedlung gab oder das von Mauern<br />
gestützt wurde.<br />
Neuhus (31) (siehe Althus)<br />
Der Siedlungsname Niffel (32) ist ab der zweiten Hälfte des<br />
18. Jahrhunderts nachgewiesen, unter anderem in Tauf- und<br />
Firmbüchern der Pfarrei Nottwil. 1832 wird in einem Kaufbrief<br />
das Heimwesen der Ober Niffel oder Gattwyler Halden genannt<br />
erwähnt, 1850 Hof und Gütter im Niffel oder Mittlergattwil. Der<br />
Name kommt auch in Römerswil und im bernischen Rüderswil<br />
vor; eine abschliessende Deutung steht noch aus.<br />
Der Ortsname Nottwil taucht ab dem 13. Jahrhundert in<br />
schriftlichen Belegen auf. Das Einkünfteurbar des Benediktinerklosters<br />
Einsiedeln (1217 – 1222) verzeichnet elf Schilling Zins<br />
de Nottewile. 1273 wird ein Ulrich von Notwil als Bürger von<br />
Sempach aufgeführt. 1324 erwähnt das Kammeramtsurbar des<br />
Chorherrenstifts Beromünster eine Besitzung in Nottwil. – Nottwil<br />
gehörte nach dem Sempacherkrieg teils zum Luzerner Michels-<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
39 <strong>2024</strong>
amt, teils zur Landvogtei Ruswil sowie zum Rothenburgeramt<br />
und kam in der Helvetik zum Distrikt Sempach. 1801 wurde die<br />
politische Gemeinde Nottwil geschaffen. – Im Namen Nottwil<br />
steckt wie in vielen weiteren alemannischen Ortsnamen die althochdeutsche<br />
Siedlungsbezeichnung -wilari, mittelhochdeutsch<br />
-wiler<br />
beziehungsweise -wil, was ein kleines Dorf, einen Weiler<br />
oder ein einzelnes Gehöft bedeuten kann. Der erste Namenteil<br />
enthält einen althochdeutschen Personennamen Noto oder<br />
ähnlich. Nottwil bedeutet also «beim Gehöft des Noto». Wie bei<br />
den meisten zusammengesetzten Wil-Namen ist diese Person<br />
urkundlich nicht fassbar.<br />
Oberarig (33) liegt zum Teil in der Gemeinde Nottwil, zum<br />
Teil in der Gemeinde Ruswil. Westlich davon befinden sich die<br />
Liegenschaften Mittelarig und Underarig, die zur Gemeinde<br />
Buttisholz gehören. – Erstmals erwähnt wird der Name Ende des<br />
12. Jahrhunderts im Urbar des Klosters Engelberg, das Naturalund<br />
Geldzinsen De Archeko einzieht. 1298 verkauft Diethelm<br />
von Wolhusen seinen Hof Archegge. 1488 nennt das Ruswiler<br />
Jahrzeitenbuch Hans von Archegg. 1527 wird Hans Bächlers<br />
hoff zu ober archegg aufgeführt, 1569 der Hof Oberarig. – Diese<br />
Belege zeigen, dass es sich um einen Namen auf -egg handelt,<br />
der sich mit der Zeit auf -ig abschwächte, gleich wie beispielsweise<br />
Hapfig (Ruswil) oder Lindig (Neuenkirch). Egg bezeichnet<br />
den langgestreckten, von Buttisholz her ansteigenden Hügelzug.<br />
Im ersten Namenteil steckt mittelhochdeutsch arche oder arch,<br />
das nicht nur «Arche», sondern auch «Kasten» oder «Damm»<br />
bedeuten kann, hier vielleicht «hochgelegene, etwas aufragende<br />
Geländestelle».<br />
Rüteli (34) bezeichnet heute ein Wohngebiet. 1752 wird auf<br />
dem Heimwäsen in der neuwen Rütty eine Gült errichtet, 1660<br />
eine auf dem Heimwesen uff der Rüty. Die Zuordnung der historischen<br />
Belege ist nicht einfach; 1679 heisst es in einer Gült<br />
in der Rüti oder by den Stöcken genant<br />
(siehe Stöcke und Flüss).<br />
– Rüteli ist die Verkleinerungsform von Rüti, was eine gerodete<br />
Fläche bezeichnet.<br />
Der Name Sack (35) bezieht sich auf die Lage: Die Liegenschaft,<br />
auf leicht abfallendem Gelände, ist auf zwei Seiten von<br />
den Tobeln gegen Grundacher und Schwarzholz umschlossen.<br />
1667 heisst es in einer Gült des Hofes Schwarzholz: Item ein<br />
Weidt genannt Sak … stosst an … die Ober Schwartz Holtzen<br />
Güeter … an die Grundacher Güeter. 1717 besitzen zehn Geschwis-<br />
<strong>2024</strong><br />
40<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
ter namens Dürig das Höfflein und Guett der Grundacher und<br />
Sackh genandt, 1735 verzeichnet das Taufbuch eine Familie<br />
Dubach im Sack.<br />
Sagi (36): Der Dorfbach trieb früher die <strong>Nottwiler</strong> Mühle an,<br />
später entstand hier auch eine Sägerei. Der Gemeindekataster erwähnt<br />
1908 Josef Hürlimann als Besitzer der Liegenschaft Sagi, zu der<br />
unter anderem eine Wirbelsäge und eine Ladenhütte gehörten.<br />
Sandblatte (37) wird um 1588 in einem Kaufbrief des Schlosses<br />
Wartensee (Gemeinde Neuenkirch) erwähnt: Sitz, Schloss<br />
und Huss Wartenseew genant … mit sambt den beiden Meyer<br />
Höffen, Wartensee undt Sandplaten genandt, so darbey gelegen.<br />
1707 errichtet Caspar Saltzman zu Ober Eggerschwyll Sandblatten<br />
genant, eine Gült. – In Sandblatte selbst, aber auch in der<br />
Umgebung, kommen Sandsteinfelsen vor. Gemäss Robert Steinmann,<br />
Sandblatte, ist man vor Jahren beim Bau einer Jauchegrube<br />
direkt neben der Scheune auf Sandstein gestossen.<br />
Die Liegenschaft Schafweid (38) thront zuoberst auf dem<br />
Hügelzug über den Liegenschaften Tannenfels. Schafweid war<br />
früher eine Flurbezeichnung. Der Liegenschaftsname kommt im<br />
18. Jahrhundert unter anderem im Taufbuch der Pfarrei Nottwil<br />
vor. Und gemäss einem Kaufbrief von 1779 veräusserte Joseph<br />
Huober von Renzligen dem Martin Kupper in der Schafweid zwey<br />
Jucharten Weidland.<br />
Der Name Schlössli (39) bezieht sich vielleicht auf die erhöhte<br />
(schlosswürdige) Lage der Liegenschaft. Oder hier stand einst<br />
ein schönes, herrschaftliches Gebäude. 1743 weist das <strong>Nottwiler</strong><br />
Taufbuch eine Familie Meier im Schlössli auf. 1832 verkaufte<br />
Alois Kiener seinen Anteil Schlössli an Maria Schüpfer.<br />
Schmidmatte (40), heute ein Wohngebiet, ist als Name einer<br />
Parzelle unter anderem im Liegenschaftskataster von 1823 nachgewiesen,<br />
ebenso die Schmiede selbst, die damals Josef Huber<br />
gehörte.<br />
Schönegg (41) ist ein Name, der spontan vergeben wurde.<br />
Dies ist gut dokumentiert. 1863 beziehungsweise 1888 erwarb<br />
der Metzger Jakob Krieger ein Stück von der sogenannten Langweid<br />
unterhalb der Kantonsstrasse, Dreiangel genannt, und baute<br />
darauf ein Haus. 1889 heisst es in einer Grundpfandverschreibung:<br />
Die Liegenschaft «Dreiangel», nun «Schönegg» genannt.<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
41 <strong>2024</strong>
Für die Deutung des Namens Schore (42) gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
Der mundartliche Begriff kann einerseits «etwas<br />
Empor- oder Hervorragendes» bedeuten. Das würde zur Lage<br />
passen, da die Liegenschaft (wenn auch nur leicht) über dem<br />
Sempachersee liegt. Vor der Seeabsenkung zu Beginn des<br />
19. Jahrhunderts lag der Schore wohl etwa hundert Meter näher<br />
am Wasser. Das Katasterbuch von 1823 erwähnt für Schore, wie<br />
zum Beispiel auch für Meiebach oder Eggerswil, eine Parzelle<br />
Neues Seeland. Die zweite Möglichkeit: Der Name bedeutet<br />
«Boden, der mit der Haue bearbeitet wurde, Kulturland». – 1624<br />
ist Lorenz Schmidli im Schoren im Mannschaftsverzeichnis des<br />
Gerichts Oberkirch aufgeführt. In einem Steuerrodel von 1693<br />
werden Hans und Claus die Götzen im Schorenhaus erwähnt.<br />
Das <strong>Nottwiler</strong> Taufbuch erwähnt 1735 Familie Jost im Schoren<br />
beziehungsweise Schorren.<br />
1823 verkaufte Johannes Dietschi sein Heimwesen Schürli<br />
(43) den Brüdern Augustin, Jakob und Konrad Trochsler. Wahrscheinlich<br />
bezeichnete der Name ursprünglich eine Scheune in<br />
1–4 Einheitliche<br />
Hofbeschriftung 1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
<strong>2024</strong><br />
42<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
einem Stück Land und erst später wurde<br />
daraus eine selbständige Liegenschaft mit<br />
Wohnhaus.<br />
Der Name Schwarzholz (44) lässt sich<br />
als «dunkler» oder «dunkel erscheinender<br />
Wald» deuten; mittelhochdeutsch bzw.<br />
schweizerdeutsch «Holz» hat auch die<br />
Bedeutung «Wald». – Auf den ersten Blick<br />
vermag diese Deutung nicht zu überzeugen,<br />
weil sich beim Schwarzholz kein<br />
eigentlicher Wald befindet, sondern lediglich<br />
das lange, von Unter Huprächtige<br />
herkommende Tobel vorbeiführt. Gut<br />
möglich ist aber, dass der namengebende<br />
Wald nicht mehr steht, sondern erst spät<br />
gerodet wurde. Auffallend ist, dass sich<br />
in diesem ziemlich steilen Gebiet auf<br />
engem Raum weitere Namen finden, die<br />
erst ab dem 17. Jahrhundert auftauchen<br />
und auf Rodung hinweisen (Stude, Cholholz,<br />
Stockschürli). – 1586 verzeichnet<br />
das Turmbuch von Luzern Agatha Dubs<br />
uff dem underen Schwarzholtzlin under<br />
eggenschwyll; sie wird der Hexerei bezichtigt.<br />
1668 errichtet Martin Achermann im<br />
Mittlisten Schwarzholtz<br />
eine Gült; es stösst<br />
unter anderem an under und ober<br />
Schwartzholz.<br />
Die Geschichte des Gebiets Sidlerhof<br />
(45) im Detail zu erforschen, wäre eine<br />
spannende Aufgabe und würde Aufschluss<br />
darüber geben, wie sich die Besitz- und<br />
Namenverhältnisse am nördlichen Dorfrand<br />
Nottwils ab dem 19. Jahrhundert<br />
veränderten. Ende der 1930-er Jahre<br />
erwarb Alois Kaufmann den 21 Hektaren<br />
grossen Sidlerhof<br />
von Witwe Marie Sidler-Achermann.<br />
Vorher war die Liegenschaft,<br />
jedenfalls in schriftlichen Dokumenten,<br />
einfach mit Dorf<br />
bezeichnet<br />
worden. Das heutige Areal Sidlerhof ist<br />
aber nur noch ein Bruchteil dessen, was<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
Zu diesem Beitrag<br />
Vor drei Jahren fragte mich das Chronikteam<br />
an, für die «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2024</strong>»<br />
einen Beitrag über die Flurnamen der<br />
Gemeinde Nottwil zu verfassen. In Absprache<br />
mit dem Team habe ich diesen Auftrag<br />
dann eingegrenzt: Bearbeitet wurden<br />
lediglich die Siedlungsnamen, rund 60 an<br />
der Zahl. In erster Linie sind dies Namen<br />
von Bauernhöfen und anderen Liegenschaften,<br />
zum Teil auch von Wohngebieten,<br />
sofern deren Name weit zurückreicht.<br />
In der Ortsnamenforschung ist es üblich,<br />
für jeden Namen den ältesten schriftlichen<br />
Beleg aufzuspüren, die Veränderung des<br />
Namens bis zur heutigen Version zu dokumentieren,<br />
mit Gewährsleuten das Gelände<br />
zu begehen und schliesslich eine Deutung<br />
herzuleiten. Das war im Rahmen dieser<br />
Arbeit nicht durchgehend möglich. Um den<br />
Beitrag im vorgegebenen Umfang zu halten,<br />
wurde zudem darauf verzichtet, die vielen<br />
historischen Belege mit der exakten Quellenangabe<br />
zu versehen. Geforscht wurde<br />
vor allem im Staatsarchiv Luzern sowie im<br />
Stadtarchiv Sursee. Als Quellen dienten<br />
vorab Gült- und Kaufprotokolle, Kirchenbücher,<br />
Mannschafts- und Katasterverzeichnisse<br />
sowie das Quellenwerk zur Entstehung<br />
der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Die<br />
Schreibweise der heutigen Namen hält sich<br />
an das Verzeichnis der amtlichen kantonalen<br />
Vermessung. Historische Belege sind im<br />
Text kursiv hervorgehoben.<br />
Ein grosser Dank geht an die Namenforscherin<br />
Dr. Erika Waser, Littau, die das Manuskript<br />
durchgesehen und wertvolle Hinweise<br />
zur Namendeutung beigesteuert hat.<br />
Josef Küng<br />
43 <strong>2024</strong>
die Familien Sidler im 19. Jahrhundert<br />
innehatten. Ein Kaufvertrag von 1831<br />
schildert, wie Johann, Jost und Jakob<br />
Sidler ihre bis anhin besessenen Liegenschaften<br />
in aller Fründschafft und bester<br />
Zufriedenheit teilten. Es entstanden drei<br />
Höfe im Umfang von je rund 55 Jucharten<br />
(also je rund 20 Hektaren), die danach ihre<br />
eigene Geschichte erlebten.<br />
St. Margrete (46) bezeichnet mehrere<br />
Liegenschaften im Grenzgebiet Nottwil<br />
/ Oberkirch. Ab dem 13. Jahrhundert<br />
gehörte dieses Gut den Herren von<br />
Rinach. Der Name leitet sich von der<br />
Kapelle ab, die der heiligen Margaretha<br />
geweiht ist. Der Ursprung der Kapelle<br />
liegt im Dunkeln.<br />
Wie der Marbacherhof und der Sidlerhof<br />
hat auch der benachbarte Stalderhof<br />
(47) seinen Ursprung in einem Familiennamen.<br />
1892 erwarb Josef Bachmann<br />
den damals 22 Hektaren grossen Hof von<br />
Jakob Stalder. 1908 ging die nun Stal-<br />
derhof<br />
genannte Liegenschaft innerhalb<br />
der Familie Bachmann in neue Hände<br />
über.<br />
Die Steiweid (48) gehörte früher zur<br />
Zimmerrüti. 1812 verkaufte Thomas Meyer<br />
in der Zimmerrütty<br />
den Geschwistern Jost,<br />
Anton und Maria Leder, Bachtalen, das Landstück vorder Steinweid<br />
… stost … an des verkäufers Hüsli und Steinweiden. Bestätigt<br />
wird dies 1845 in einer Gült des Nachbarhofes Klein<br />
Huprächtigen: Item die Steinweid, ehemals zum Zimmerrütti<br />
Hof gehörend. Erst später wurde Steiweid eine eigenständige<br />
Liegenschaft. – Der Name kann sich entweder auf steinigen<br />
Untergrund der Parzelle oder auf einen markanten Stein im<br />
Gelände beziehen.<br />
Stöcke (49) ist ein Rodungsname und bezeichnet einen<br />
abgeholzten Waldteil oder eine Parzelle mit vielen Baumstrünken.<br />
Ein Mannschaftsverzeichnis von 1689 führt Joseph Buocher<br />
<strong>2024</strong><br />
44<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
im Stöckhus auf. 1680 heisst es in einer Gült von Ober Bärnere,<br />
die Mosweid stosse unter anderem an das Heim Wässen in den<br />
Stöckhen.<br />
Dieselbe Bedeutung hat «Stock-» im Hofnamen Stockschürli<br />
(50) nahe beim <strong>Nottwiler</strong>wald gelegen. 1666 heisst es in einer<br />
Gült, Huprächtige stosse unter anderem an das guot stockschürli.<br />
1689 gehörte Heinrich Meyer im Stockschürli zur wehrfähigen<br />
Mannschaft.<br />
Der Hofname Stude (51) ist heute auch Name eines Wohngebiets.<br />
Mundartlich «Stude» bedeutet «Strauch, Gebüsch, Unterholz».<br />
Der Name bezeichnete anfänglich wohl ein Geländestück,<br />
das mit Gebüsch oder Jungholz bestanden war. – Bereits 1624<br />
ist Bether Götz in der Studen im Mannschaftsrodel des Gerichts<br />
Oberkirch aufgeführt. 1744 errichtet Caspar Dürig eine Gült ab<br />
seiner Liegenschaft in der Oberen Studen genannt. 1771 tut<br />
Luntzi Stöckli dasselbe ab seinem Heimwesen der halbe theil in<br />
den Studen. Im Katasterverzeichnis von 1823 sind im Gebiet<br />
Studen rund ein Dutzend Liegenschaftsbesitzer aufgeführt.<br />
Die Geschichte von Tannenfels (52) ist im Historischen<br />
Lexikon der Schweiz in kurzer Form dargestellt. Dort heisst es<br />
unter anderem: «Die Burg und der Hof Tannenfels bildeten vom<br />
Spätmittelalter an bis 1798 den Kern einer kleinen, gleichnamigen<br />
Herrschaft, die Güter und Rechte vor allem in den umliegenden<br />
Weilern Ei, Gattwil, Iflikon und St. Margrethen umfasste.<br />
Die Burg wurde vermutlich von den Kyburger Ministerialen<br />
von Sursee-Tannenfels gebaut; um 1250 wird Werner von Sursee<br />
erstmals mit dem Zunamen Tannenfels erwähnt.» Ab dem<br />
14. Jahrhundert erscheint der Name häufig, meist in der Form<br />
Tannenvels. 1324 beispielsweise verkauft Frene von Tannenvels<br />
dem Chorherrenstift Beromünster zwei Grundstücke, ligent<br />
under Tannenvels. – Heute gibt es mehrere Liegenschaften Tannefels.<br />
Zum Namen führte der tannenbestandene Felsen beim<br />
heutigen Schloss. 1)<br />
Das Waldhüsli (53) liegt direkt neben dem <strong>Nottwiler</strong>wald.<br />
Wahrscheinlich wurde die Liegenschaft von Oberarig abgetrennt<br />
und hiess ursprünglich auch so. Eine Beschreibung von 1693<br />
passt jedenfalls genau, wenn es heisst, das 12 Jucharten grosse<br />
Heimwesen grenze an Nothwyller Waldt, zum anderen an das<br />
guoth stockh schürli und an hooff oberarig. 1735 ist Mychell<br />
Stäger im Wald hus erwähnt; 1746 Kasper Achermann im Wald-<br />
1) Siehe ausführliche<br />
Geschichte des<br />
Schlosses Tannenfels<br />
in der <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
2020<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)<br />
45 <strong>2024</strong>
Der Autor<br />
Josef Küng, Jahrgang 1957, wuchs auf dem<br />
Hof Under Merzenberg auf. Dieser liegt<br />
unterhalb der Flüsskapelle auf Ruswiler<br />
Gemeindegebiet und gehörte damals noch<br />
zur Kirchgemeinde Nottwil. Nach der Primarschule<br />
in der Aussenschule Etzenerlen,<br />
sechs Jahren an der Kanti Beromünster<br />
und der Matura in Sursee studierte<br />
Josef Küng in Freiburg<br />
Germanistik im Haupt- und<br />
Geschichte im Nebenfach. In<br />
seiner Lizentiatsarbeit (1982)<br />
befasste er sich mit den Hofnamen<br />
der Gemeinde Ruswil, 1991<br />
verfasste er eine (nicht publizierte)<br />
Dissertation über «Die<br />
Siedlungs- und Flurnamen der<br />
Gemeinde Ruswil bis 1500».<br />
Nach einem Jahr als Assistenzlehrer in der<br />
Westschweiz stieg er 1983 bei der Luzerner<br />
Tageszeitung «Vaterland» in den Journalismus<br />
ein. 1985 wechselte er nach Schüpfheim<br />
zum «Entlebucher Anzeiger», den er<br />
ab 1996 leitete. Um wieder vermehrt als<br />
Journalist arbeiten zu können, gab er diese<br />
leitende Funktion 2013 ab. 2022 ging Josef<br />
Küng in Pension.<br />
hüsslin. 1812 heisst es, der Hof<br />
Oberarig stosse an Joseph<br />
Süössen Heimwesen im Waldhüsli.<br />
Die Namen Weiermätteli<br />
(54) und Weierweid (55), heute<br />
Wohngebiete, stehen im Zusammenhang<br />
mit dem Müliweier<br />
unterhalb der Zimmerrüti (siehe<br />
Burgacher und Müli).<br />
Der Name Wisshüsli (56)<br />
leitet sich wohl vom verbreiteten<br />
Familiennamen Wyss ab,<br />
der auch in Nottwil nachgewiesen<br />
ist. Denkbar ist auch, dass<br />
ein Gebäude heller Farbe so<br />
bezeichnet wurde. – 1802<br />
errichten Annamaria und Clemencia<br />
Schmidli eine Gült ab<br />
unserem heimwesen das weisshüsli<br />
genant, 1803 lautet die<br />
Schreibweise in selber Sache<br />
Wissenhüsly. 1826 verkauft<br />
Michael Amman sein Heimwesen<br />
Wissenhüsli an Joseph<br />
Portmann aus Malters.<br />
Zimmerrüti (57): Schon im<br />
16. Jahrhundert war der Hoff<br />
Zimmerrütti an die Kapelle<br />
Unserer Lieben Frau in Nottwil abgabepflichtig. 1611 heisst es<br />
in einer Gült des Hofes Ober Bernern, dieser stosse unter anderem<br />
an Hooff Zimmerrüti. 1621 halten Hoof unnd gutt in der Zimmerrüti<br />
… einhundert iucharten ofenes landts und zächen iucharten<br />
walldt. 1683 gibt Hans Bog im Zusammenhang mit Wasser-<br />
Streitigkeiten der Mühle Nottwil zu Protokoll, dass er den Hof<br />
in der Zymerrüti Ettliche Jahre in Ehren gehabt. – Der Name<br />
leitet sich vom mittelhochdeutschen «zimber, zimmer» in der<br />
Bedeutung «Bauholz» ab, kombiniert mit «Rüti» (gerodete Fläche).<br />
Zimmerrüti ist also ein Ort, wo man Bauholz schlug.<br />
<strong>2024</strong> 46<br />
Von A(lthus) bis Z(immerrüti)
Nottwil hilft der Ukraine<br />
Ersatzheimat für Geflüchtete<br />
Am 24. Februar 2022 ist die russische Armee in die Ukrai ne<br />
einmarschiert, dieser Krieg trieb Millionen Menschen in die<br />
Flucht. Auch in der Schweiz sind täglich hunderte von<br />
Schutzsuchenden angekommen. Ganze Familien sowie viele<br />
allein geflüchtete Frauen mit Kindern wurden von Gastfamilien<br />
auch in unserer Gemeinde herzlich aufgenommen.<br />
Gastland Schweiz<br />
Der Bundesrat hat im März 2022 entschieden, zum ersten<br />
Mal den Schutzstatus S für geflüchtete Menschen aus der Ukraine<br />
zu aktivieren. Tausende Flüchtlinge mussten auch im Kanton<br />
Luzern registriert werden, für die Behörden war das eine enorme<br />
Herausforderung und führte wiederholt zu angespannten Situationen.<br />
Dank der Hilfe von unzähligen Gastfamilien schweizweit,<br />
die sich spontan zur Aufnahme von Schutzsuchenden<br />
bereit erklärten, wurde es möglich, die anspruchsvolle Aufgabe<br />
zu meistern.<br />
Willkommen in Nottwil<br />
Im April 2022 organisierte die Gemeinde Nottwil für die<br />
ersten eingetroffenen Geflüchteten aus der Ukraine und ihre<br />
zugeteilten Gastfamilien zum gegenseitigen Kennenlernen einen<br />
Willkommens- und Begegnungsanlass im Vikariatshaus. Die<br />
neu gegründete «Taskforce Ukraine» bot mit Hilfe vieler freiwilliger<br />
Helferinnen und Helfer ihre Unterstützung an. Ein<br />
Deutsch-Sprachkurs wurde angeboten, ein Ukraine-Kaffeetreff<br />
für gegenseitigen Austausch organisiert und auf der Homepage<br />
der Gemeinde eine Material-Spendenliste aufgeschaltet.<br />
Kleider, Schuhe, Spielsachen, Schulmaterial usw. wurden<br />
gesucht. Die <strong>Nottwiler</strong> Bevölkerung half grosszügig mit, den<br />
Betroffenen dringend benötigte Sachen zu übergeben. Die Pfarrei<br />
richtete einen Hilfsfonds für Geldspenden ein.<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
47 <strong>2024</strong>
Die Geflüchteten waren sehr dankbar<br />
für die herzliche Aufnahme in Nottwil.<br />
In vielen bewegten Gesprächen, mit Hilfe<br />
von ukrainisch und russisch sprechenden<br />
Anwesenden oder in Englisch und mittels<br />
Google-Translate, kamen sich Geflüchtete<br />
und Einheimische näher, und die Zuversicht<br />
nahm beidseitig zu, dass zumindest<br />
für den Anfang vieles zum Guten aufgegleist<br />
war.<br />
Die Asylunterkunft TUK<br />
(temporäre Unterkunft)<br />
in Nottwil<br />
Herausforderung Schule<br />
Es war das erklärte Ziel, die Kinder möglichst bald nach ihrem<br />
Eintreffen in Nottwil in der Schule zu integrieren. Dank guter<br />
und flexibler Organisation durch die Schulleitung und die Lehrpersonen<br />
wurden die ukrainischen Kinder im Kindergarten sowie<br />
in der Primar- und Sekundarschule aufgenommen und Schritt<br />
für Schritt mit dem Schweizer Schulsystem vertraut gemacht.<br />
Es war ein grosser Glücksfall, dass die Schulleitung die<br />
ukrainische Studentin Olha Zinchenko anstellen konnte. Dank<br />
ihrer guten Deutschkenntnisse war sie als Dolmetscherin und<br />
Betreuungsperson eine wertvolle Verbindungperson zwischen<br />
den Kindern, deren Eltern und den <strong>Nottwiler</strong> Lehrpersonen.<br />
Ferienerlebnis<br />
Im Jublano-Sommerlager 2022, in Stein im Toggenburg,<br />
waren die ukrainischen Kinder herzlich willkommen. Dank<br />
finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde Nottwil und<br />
unter der Obhut der Jublano-Gruppenleiterinnen und -leiter<br />
fuhren sie mit grosser Begeisterung in die Ferien, knüpften<br />
Freundschaften und erlebten einen tollen Sommer.<br />
Heimat bleibt Heimat<br />
Bereits im Sommer 2022 kehrten viele der Geflüchteten in<br />
ihre Heimat zurück, erfüllt mit grosser Dankbarkeit, Aufnahme<br />
und Schutz in Nottwil gefunden zu haben. Einige reisten in<br />
andere Länder weiter, die meisten jedoch gingen zurück zu ihren<br />
Familien, um ihrem Land in dieser schweren Zeit beizustehen.<br />
Asylunterkunft TUK<br />
(temporäre Unterkunft) in Nottwil<br />
In Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg aktivierte die<br />
Luzerner Kantonsregierung einen Verteilschüssel zur Aufnahme<br />
von Personen im Asyl- und Migrationsbereich und forderte die<br />
<strong>2024</strong> 48<br />
Nottwil hilft der Ukraine
Betreuung der ukrainischen Kinder<br />
Interview mit Olha Zinchenko<br />
Olha, woher kommst du und wie bist du nach<br />
Nottwil gekommen?<br />
Ich stamme aus Lwiw (Lemburg), im Westen der<br />
Ukraine und bin etwa einen Monat nach Kriegsausbruch,<br />
Ende März, in der Schweiz angekommen. Ich<br />
habe einen Studienplatz in Psychologie im deutschsprachigen<br />
Raum gesucht. Da ich Deutsch schon in<br />
der Ukraine studiert habe, hat mir die Hochschule<br />
Luzern sofort ein Gaststudium in Wirtschaftspsychologie<br />
mit Aufenthalt in einer Gastfamilie angeboten.<br />
Ich war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Meine<br />
Eltern haben per Zoom mit der Gastfamilie Kontakt<br />
aufgenommen, und drei Tage später bin ich bereits<br />
in Luzern angekommen. In meiner Gastfamilie habe<br />
ich eine sehr herzliche Aufnahme mit Familienanschluss gefunden,<br />
und ich fühle mich sehr wohl. Meine Gast-Mama ist Lehrerin in Nottwil<br />
und so ist auch der Kontakt zur Schule Nottwil zustande gekommen.<br />
Im April 2022 unterstützte ich zuerst in Freiwilligenarbeit die Kinder<br />
aus der Ukraine in der Schule Nottwil. Später bekam ich eine feste<br />
Anstellung mit einem 40 %-Pensum als Klassenassistentin.<br />
Welches waren deine Aufgaben an der Schule Nottwil?<br />
Die Kinder waren während des Unterrichts auf Unterstützung in<br />
der deutschen Sprache angewiesen. Ich habe ihnen geholfen zu<br />
verstehen, und nach der Schule habe ich mit ihnen die Hausaufgaben<br />
gemacht. Später konnte ich sie dann selber in Deutsch<br />
unterrichten. In der Schulbibliothek wurde uns ein Raum zur Verfügung<br />
gestellt, wo ich in den Fachgebieten Heimat / Sprache / Kultur<br />
(HSK) der Schweiz und der Ukraine unterrichtete.<br />
Wir thematisierten die schwierige Situation in der Heimat und<br />
sprachen über Integration im Gastland. Jedes Kind wurde dazu<br />
motiviert, seine eigenen persönlichen Ziele zu setzen.<br />
Ich konnte die Kinder in allen Stufen direkt in der Klasse besuchen<br />
und während des Unterrichtes unterstützen.<br />
Auch war ich ihre Ansprechperson, tröstete, wenn sie traurig waren,<br />
machte Ausflüge und war trotz der Funktion als Lehrperson eine<br />
Freundin oder Schwester für sie. In gemeinsamen Gesprächen mit den<br />
Eltern und der Schulleitung konnte ich viele Themen und Probleme<br />
besprechen.<br />
Nottwil hilft der Ukraine<br />
49 <strong>2024</strong>
Im Paraplegiker Zentrum<br />
wurden regelmässig Patienten<br />
aus der Ukraine aufgenommen<br />
und behan delt. Für<br />
die Begleitpersonen wurden<br />
Deutschkurse organisiert.<br />
Schutzstatus S<br />
Für Schutzsuchende aus der<br />
Ukraine hat der Bundesrat den<br />
Schutzstatus S aktiviert:<br />
- Rascher und unbürokrati<br />
scher Schutz in der<br />
Schweiz – ohne Durchführung<br />
von Asylverfahren<br />
- Ausweis S, auf ein Jahr<br />
befristet und verlängerbar<br />
- Aufenthaltsrecht, Familiennachzug,<br />
Anspruch auf<br />
Unterbringung und medizinische<br />
Versorgung<br />
- Kinder können die Schule<br />
besuchen<br />
- Ohne Bewilligung ins<br />
Ausland reisen und in die<br />
Schweiz zurückkehren<br />
- Anspruch auf Sozialhilfe,<br />
Möglichkeit ohne Wartefrist<br />
einer Arbeit nachzugehen<br />
- Status S ist rückkehrorientiert,<br />
Bund schafft<br />
Voraussetzungen für eine<br />
Rückkehr<br />
- Die Kantone erhalten vom<br />
Bund eine Globalpauschale<br />
Gemeinden auf, genügend Unterbringungsplätze für<br />
Geflüchtete zu schaffen. Die gemeindeinterne «Taskforce<br />
Ukraine» lancierte die temporäre Unterkunft in<br />
Nottwil. Die Schweizer Paraplegiker Stiftung (SPS)<br />
in Nottwil stellte dem Kanton ein Grundstück an der<br />
Gewerbestrasse zur Verfügung, auf welchem in kurzer<br />
Zeit ein Containerdorf zur Beherbergung von 70 Personen<br />
errichtet wurde. Im November 2022 wurden<br />
35 Flüchtlinge im neu eröffneten Center temporär<br />
aufgenommen. Im Gebäude des GZI (Guido A. Zäch<br />
Institut) wurde in Zusammenarbeit mit der Schule<br />
Nottwil und dem Kanton ein Unterrichtsraum eingerichtet.<br />
Eine Lehrerin aus der Ukraine unterrichtete<br />
die Kinder in zwei Gruppen, die jüngeren am Vormittag<br />
und die älteren am Nachmittag. Es wurde in<br />
Anbindung an den Schweizer Lehrplan gelehrt, absolute<br />
Priorität galt jedoch dem Deutschunterricht.<br />
Das grosszügige Angebot der <strong>Nottwiler</strong> Lehrerschaft,<br />
die Kinder der Asylunterkunft am freiwilligen<br />
Schulsport teilnehmen zu lassen, war eine grosse<br />
Bereicherung und willkommene Abwechslung.<br />
Auch zum jetzigen Zeitpunkt (Herbst 2023) leben<br />
noch Ukrainerinnen und Ukrainer in der Asylunterkunft.<br />
Nach einem Rotationssystem finden sie jedoch<br />
nach ein paar Monaten Aufnahme in anderen Gemeinden<br />
des Kantons Luzern und verlassen Nottwil.<br />
Transporte in die Ukraine<br />
Mehrere Transporte wurden von engagierten Helferinnen<br />
und Helfern für die Ukraine organisiert. Unter<br />
anderem wurde ausgemustertes Material aus dem Militärspital<br />
zur Verfügung gestellt und die <strong>Nottwiler</strong><br />
Bevölkerung aufgerufen, nützliche Bedarfsartikel wie<br />
Decken, warme Kleidung, Holzöfen usw. zu sammeln.<br />
Prall gefüllte Lastwagen konnten sich so mit vielen<br />
Hilfsgütern auf den Weg in die Ukraine machen.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Wie sich die Lage in der Ukraine entwickeln<br />
wird, ist aus heutiger Sicht nicht absehbar. Viele<br />
ukrainische Geflüchtete warten auf das Ende des Krieges, damit<br />
sie in ihr Land zurückkehren können, andere haben hier bereits<br />
eine Arbeit gefunden, möchten sich integrieren und bei uns<br />
bleiben.<br />
<strong>2024</strong> 50<br />
Nottwil hilft der Ukraine
Campingplatz Nottwil<br />
Wohlfühl-Destination am Sempachersee<br />
Wenn Reisende Ferien machen, ihre Zelte aufschlagen und<br />
den Alltag vergessen können, dann geht die Arbeit der<br />
Camping-Leitung so richtig los. Eigentlich hatte der Landwirt<br />
der Liegenschaft St. Margrethen, Hans Blum sen.,<br />
einst nicht die Absicht, einen Campingplatz aus eigener<br />
Initiative zu erstellen ...<br />
... Spontane Anfragen von Zeltbegeisterten gaben ihm die<br />
zündende Idee, seinen Grund und Boden für eine begrenzte Zeit<br />
als Bleibe anzubieten.<br />
Die ersten Gäste<br />
Auf dem Landwirtschaftsbetrieb St. Margrethen, direkt am<br />
See, wo früher die Kühe von Hans Blum sen. (1925 – 2011) weideten,<br />
haben Mitte der 1950er Jahre Reisende noch ihr Zelt<br />
aufgeschlagen – ohne eine entsprechende Bewilligung einholen<br />
zu müssen. Diese ersten Gäste gehörten dem Zeltclub Zofingen<br />
an, der Mitglied des «Schweizerischen Camping und Caravaning<br />
Verband SCCV» war. Ihr Instinkt, ein Plätzchen für Erholung<br />
und Wohlergehen gefunden zu haben, war die Initialzündung<br />
zum heutigen Camping-Platz. Damals war die Infrastruktur beim<br />
Zelten noch sehr bescheiden. Ganz rudimentär erschloss Hans<br />
Blum das Zeltlager mit einer Stromleitung, und als Jahr für Jahr<br />
auch zunehmend rund um das Haus und den Hof campiert wurde,<br />
stellte der Zeltclub Zofingen, dessen Mitglieder mit der Familie<br />
Blum in guter Verbindung standen, einen Wagen mit sanitärer<br />
Einrichtung für alle Touristen zur Verfügung. Diese provisorische<br />
Situation änderte sich mit dem Bau des ersten Kiosks im<br />
Jahr 1963 und den angrenzenden Waschräumen, Toiletten und<br />
Duschen. Hans Blum sen. und seine Frau Elisabeth hatten seither<br />
zwei berufliche Standbeine, den Landwirtschaftsbetrieb und die<br />
Leitung des Campingplatzes.<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
51 <strong>2024</strong>
Veränderung und Entwicklung<br />
1962 baute Hans Blum oberhalb des Zeltplatzes ein Dreifamilienhaus.<br />
Nachdem er seinen Landwirtschaftsbetrieb verpachtet<br />
hatte, zog er mit seiner Familie ins neue Haus, konzentrierte<br />
sich auf die Aufgabe als Camping-Leiter und hatte als Nebenerwerb<br />
im Winterhalbjahr einen Job bei der Fenaco in Sursee.<br />
Mehr und mehr entstanden aus den Wohnwagen mit Vorzelten<br />
und den Campinghäuschen, mit zum Teil liebevoll gestalteten<br />
Gärtchen, kleine Ferien- und Wochenend-Rückzugsorte.<br />
Und mit der im Zentrum stehenden historischen St. Margrethen-<br />
Kapelle aus dem 13. Jahrhundert erhielt der Ort den Charakter<br />
eines kleinen Dörfchens. Heute zählt der Campingplatz 82 Residenz-Standplätze<br />
und 16 Saisonplätze; letztere werden zum Teil<br />
für Jahresaufenthalte oder als Wohnungsersatz genutzt. Lediglich<br />
sechs Plätze stehen spontanen Besucherinnen und Besuchern<br />
mit einem Wohnmobil oder Wohnwagen zur Verfügung.<br />
Mit der wachsenden Beliebtheit und dem entsprechenden<br />
Besucheraufkommen drängte sich die Erweiterung der Infrastruktur-Räume<br />
auf. Um auch für die Zukunft gewappnet zu sein, wurde<br />
schliesslich der alte Kiosk abgerissen und 1999 ein Neubau mit<br />
sanitären Einrichtungen, einem Einkaufsladen, einem Restaurant<br />
/ Aufenthaltsraum sowie einer Wohnung für die Gastgeber<br />
erstellt. Ergänzt wurde der Neubau im Aussenbereich durch ein<br />
kleines Strassencafé und einen Spielplatz. Seither ist der Campingplatz<br />
nicht nur ein beliebter Treffpunkt für Campinggäste, sondern<br />
auch für Spazierende, die auf dem Vorbeiweg einen Kaffee geniessen<br />
oder nach Feierabend mit einem Bier anstossen wollen.<br />
Personelle Wechsel und neue Liebe<br />
1994 übergab der 68-jährige Hans Blum seinem Sohn Hans<br />
die Camping-Anlage. Seit Kindsbeinen gehörte sie zum Leben<br />
von Hans jun., aber eine Übernahme hatte der gelernte Plattenleger<br />
und Maurer weder geplant noch in Aussicht genommen.<br />
Vater Blum hatte aber seine klaren Vorstellungen. Tochter Margrit<br />
war die einzige der Nachkommen, die Interesse am Hof zeigte<br />
und so übernahm sie ihn dann 1990 zusammen mit ihrem Mann<br />
Theo Kramer. Als logische Folge wurde dann Hans jun. als Ältester<br />
bestimmt, den Campingplatz weiterzuführen. Anfangs 1994<br />
übernahm Hans zusammen mit seiner ersten Frau und den beiden<br />
Söhnen Patrick und Marcel die Aufgabe seiner Eltern. Schon<br />
bald begann Hans jun. mit der Planung des Neubaus inmitten<br />
des Campinggeländes, und nach dessen Fertigstellung bezog er<br />
mit seiner Familie die darin realisierte neue Wohnung. Die Ehe<br />
wurde 2005 geschieden.<br />
<strong>2024</strong> 52<br />
Campingplatz Nottwil
1 2<br />
1 Camping anno<br />
dazumal<br />
2 Direkt neben der<br />
Scheune von Familie<br />
Blum (1960)<br />
3 Vogelperspektive<br />
des ersten offiziellen<br />
Campingplatzes (1962)<br />
3<br />
Unten am Bahngeleise hatte Dora Winzenried 1998 ein<br />
kleines Camping-Häuschen erworben. Die 1954 geborene Postangestellte<br />
arbeitete bis 2006 in Schöftland und verbrachte ihre<br />
Freizeit in Nottwil. Die engagierte Frau packte gerne mit an und<br />
hatte schon Jahre zuvor die Stellvertretung des Campings übernommen,<br />
wenn die Familie Blum unterwegs war. Als Hans –<br />
wieder als Single – den Betrieb weiterführte, festigte sich die<br />
Verbindung zu Dora step by step. Die Liebesbeziehung hat bis<br />
heute Bestand.<br />
Das Leben auf dem Campingplatz<br />
In der Campingsaison, die von Anfang März bis Mitte Oktober<br />
dauert, hatten die beiden tägliche Präsenzzeiten von morgens<br />
neun bis abends zehn Uhr, an Wochenenden bis elf Uhr. Wo<br />
viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, ist die<br />
Gewährleistung von Ordnung, Sauberkeit und Nachtruhe von<br />
grösster Bedeutung. Auch die Camping-Gäste werden zu diesem<br />
Zweck mit einem verbindlichen Reglement in die Verantwortung<br />
genommen. Viele verschiedene und abwechslungsreiche Arbeiten<br />
müssen auf einem Campingplatz erledigt werden. Dora Win-<br />
Campingplatz Nottwil<br />
53 <strong>2024</strong>
Auch das noch ...<br />
Eines Tages mietete ein Franzose einen<br />
Zeltplatz bei Hans Blum. Er wusste nicht,<br />
wie lange er bleiben wollte und bezahlte<br />
Tag für Tag seine Miete. – Seine Unentschlossenheit<br />
klärte sich auf, als er von<br />
der Polizei wegen Diebstahls und Einbrüchen<br />
verhaftet wurde.<br />
zenried und Hans Blum erledigten zusammen mit einer Hilfskraft,<br />
die stundenweise bei der Reinigung mithalf, praktisch<br />
alles selber: Gäste werden empfangen und verabschiedet, die<br />
sanitären Anlagen regelmässig gereinigt, der Verkaufsladen<br />
betreut (einfachheitshalber ohne Frischprodukte) und die Gäste<br />
im Restaurant mit Getränken und Snacks bedient, um nur einige<br />
dieser Aufgaben zu nennen – geschweige denn die Outdoor-<br />
Arbeiten auf dem rund 14 000 m 2 grossen Gelände.<br />
Trotz des hohen Aufwandes findet Dora Winzenried noch<br />
Zeit für die Liebe zum Detail. Ihr Flair für ein gepflegtes Ambiente<br />
ist deutlich spürbar, da sind die<br />
Waschräume saisonal themenorientiert<br />
dekoriert mit Schmetterlingen, Blumen<br />
oder Spruchtafeln. Alles wirkt einladend,<br />
gepflegt und kreativ.<br />
Es ist nicht verwunderlich, dass Gäste<br />
seit über 40 Jahren den Campingplatz als<br />
ihre zweite Heimat bezeichnen. Die meisten<br />
Residenz-Mieter halten sich in der offiziellen<br />
Saison in ihren Häuschen auf. Ohne<br />
Wärmedämmung ist das Leben im Winter<br />
auf dem Campingplatz hingegen weniger<br />
gemütlich. Dennoch gibt es einige wenige Personen, die das<br />
ganze Jahr auf dem Platz wohnen, die auch in Nottwil angemeldet<br />
sind und hier Steuern bezahlen. Angesichts der geringen<br />
Nachfrage boten Dora Winzenried und Hans Blum aber keinen<br />
Winterbetrieb an. Die bestehenden Mietverhältnisse sind Ausnahmen<br />
– Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis.<br />
Hin und wieder kommt es zu einem Mieterwechsel, oft auch<br />
altersbedingt. Die Häuschen werden dann entweder verkauft<br />
oder abgerissen und neu aufgebaut.<br />
Mehrheitlich sind es langjährige, treue Gäste, die ihren wertvollen<br />
Anteil zur Camping-Familie St. Margrethen beitragen.<br />
Gäste aus nah und fern<br />
Ausser Schweizerinnen und Schweizern, vorwiegend aus<br />
dem Raum Basel, gab es früher oft auch Gäste aus dem näheren<br />
Ausland. Durch die Kongresse und Weiterbildungs-Veranstaltungen<br />
im Schweizer Paraplegiker Zentrum nimmt die Zahl derer<br />
zu, die mit ihrem Wohnmobil anreisen, vor allem aus der Schweiz<br />
oder aus Deutschland. Die verfügbaren Plätze sind dauernd<br />
besetzt, vor allem dann, wenn in der Umgebung grössere Feste<br />
stattfinden. Platzmieten für Zelte gibt es seit fünf Jahren keine<br />
mehr.<br />
<strong>2024</strong> 54<br />
Campingplatz Nottwil
Das Leiter-Paar hat sich den Betrieb eher pflegeleicht<br />
gestaltet. Tagesgäste gibt es nur sporadisch, daher fallen die<br />
täglichen Abrechnungen weg, und die Abläufe sind ruhiger.<br />
Eine Erweiterung des Camping-Areals war nie ein Thema, weil<br />
die anliegenden Landreserven teilweise auf die Gemeindegrenze<br />
von Oberkirch treffen oder als Landwirtschaftsland genutzt<br />
werden.<br />
Einige persönliche Fragen an<br />
Dora Winzenried und Hans Blum:<br />
Wie würdet ihr euren Campingplatz beschreiben?<br />
Dora: Er hat eine überschaubare Grösse, ist ruhig gelegen,<br />
in ländlicher Umgebung und verfügt über einen eigenen Seeanstoss,<br />
den die Gäste nutzen dürfen.<br />
Welche Bedingungen muss ein Campingplatz erfüllen?<br />
Hans: Mein Vater hatte keine Auflagen, er konnte über seinen<br />
Grund und Boden selber bestimmen. Bevor er mir den Campingplatz<br />
übergeben hat, fand eine Zonenrevision der Gemeinde<br />
statt. Dabei wurde über dieses Gebiet ein Gestaltungsplan errichtet<br />
und das Land in eine Camping- und Erholungszone eingeteilt.<br />
Es wurde vor der Übergabe vom übrigen Landwirtschaftsland<br />
getrennt.<br />
Habt ihr mit den Camping-Leitern in der Region<br />
Kontakt gepflegt?<br />
Man kennt sich in diesen Kreisen und tauscht sich hin und<br />
wieder mal aus. Ich war bis 2018 im «swisscamp-Verband<br />
Schweizeri scher Campings» im Vorstand als Aktuar tätig, und<br />
ich habe auch Camping-Bewertungen durchgeführt. Die Betriebsbesichtigungen<br />
waren interessant, sie gaben Einsicht in verschiedene<br />
Ideen und Umsetzungen, und entsprechend den Bewertungen<br />
verdienten sich die Campings die Auszeichnung mit<br />
Sternen.<br />
Was bereitete euch in der ganzen Zeit immer wieder<br />
Probleme?<br />
Die Parkplatzsituation ist in der Hochsaison am Wochenende<br />
immer wieder ein Thema. Statt nachzufragen, wo es noch<br />
Abstellplätze gibt, stellen die Leute ihr Auto irgendwo auf der<br />
Wiese oder im Gelände hin. In Rücksprache mit uns gibt es<br />
meistens eine zufriedenstellende Parkmöglichkeit.<br />
Campingplatz Nottwil<br />
55 <strong>2024</strong>
Wie sehen eure Ferienziele aus? Macht ihr auch Camping?<br />
Unsere Ferien konzentrierten sich bis anhin auf die Wintermonate.<br />
Wir genossen es, uns im Hotel verwöhnen zu lassen.<br />
Ende Jahr werdet ihr die Pension antreten. Auf was freut<br />
ihr euch am meisten?<br />
Wir freuen uns auf die neue Wohnung in der Dorfbachallee,<br />
werden uns dort einnisten und unsere Freiheit geniessen.<br />
Wir werden es schätzen, auch in den Sommermonaten etwas<br />
unternehmen zu können und nach Lust und Laune Ausflüge zu<br />
planen.<br />
Nachfolge<br />
Hans Blum und Dora Winzenried haben sich schon seit ein<br />
paar Jahren mit der Nachfolgeregelung auseinandergesetzt. Der<br />
Neffe von Hans, Christoph Kramer und seine Partnerin Melanie<br />
Valles, hatten schon vor längerer Zeit ihr Interesse angekündigt,<br />
den Campingplatz in Zukunft zu übernehmen. In der Zwischenzeit<br />
wurde der Wert des Grundstücks geschätzt, der Kaufvertrag<br />
entworfen und im Oktober 2023 von den neuen Eigentümern<br />
unterzeichnet.<br />
Nach ziemlich genau 30 Jahren übergaben Dora Winzenried<br />
und Hans Blum die Schlüssel des Campings St. Margrethen am<br />
1. Januar <strong>2024</strong> an das neue Leiterpaar.<br />
Jugendsünden ...<br />
Einmal feierten einige Teenies den<br />
1. August auf dem Zeltplatz. Zur Nachtruhe<br />
kam es erst zu früher Stunde. Als Dora am<br />
Morgen zum Rechten schaute, entdeckte<br />
sie im WC und drum herum Spaghetti, die<br />
hätten weggespült werden sollen. Dora<br />
kannte die Verursacher, ging zu deren Zelt,<br />
weckte die Mannschaft lautstark und hielt<br />
sie an, sofort für Sauberkeit zu sorgen und<br />
nachher den Zeltplatz unverzüglich zu verlassen.<br />
Trotz Schlaftrunkenheit reinigten die<br />
jungen Gäste die Toilette zur vollen Zufriedenheit,<br />
aber mit dem Zugeständnis auf<br />
die dringende Bitte, noch bis am Nachmittag<br />
bleiben zu dürfen, weil sie dann<br />
von ihren Eltern abgeholt würden.<br />
Ein neuer Lebensinhalt<br />
Grösser könnte die Freude nicht sein,<br />
die in den strahlenden Gesichtern von<br />
Christoph Kramer und Melanie Valles sichtbar<br />
wird. Sie haben ihre einmalige Chance<br />
erkannt und alles darangesetzt, um den<br />
Campingplatz zu erwerben. Das junge Paar<br />
liebt die Unabhängigkeit, die Freiheit, die<br />
flexible Gestaltung des Alltags und das<br />
Abenteuer, es weiss aber auch um die Verantwortung,<br />
die sie bei ihrer neuen Arbeit<br />
erwartet. Ihre bisherigen Jobs – Christoph<br />
als Koch in der Beach Bar und im Winter<br />
als Landschaftsgärtner, Melanie als Pflegefachfrau<br />
(auch heute noch mit Teilzeitpensum)<br />
– geben ihnen das Rüstzeug für<br />
die neue Herausforderung. «Wir sind Feuer<br />
und Flamme für dieses Projekt. Wir haben<br />
einige Schnuppertage im Sommer auf dem<br />
<strong>2024</strong> 56<br />
Campingplatz Nottwil
1 2<br />
3<br />
1 Der erste Camping-<br />
Kiosk: links Hans Blum<br />
sen., ganz rechts<br />
Hans Blum jun.<br />
2 1964 Bau des<br />
1. Kiosks und der<br />
sanitären Anlagen<br />
3 Das neue und das<br />
abgebende Leiterpaar:<br />
v.l. Melanie Valles,<br />
Christoph Kramer,<br />
Hans Blum und Dora<br />
Winzenried<br />
Steckbriefe des neuen Leiterpaares<br />
Name<br />
Melanie (Meli)<br />
Valles<br />
Jahrgang 1995 1994<br />
Aufgewachsen in Emmenbrücke Nottwil<br />
Gelernter Beruf Dipl. Pflegefachfrau HF Koch<br />
Christoph (Chregu)<br />
Kramer<br />
Hobbys Yoga, Natur Bier brauen,<br />
Windsurfen, Natur<br />
Mein grösster Wunsch Ein erfülltes Leben Gesund bleiben<br />
Lebensmotto<br />
Sei der Mensch,<br />
den du selbst gerne<br />
treffen würdest<br />
Zufriedenheit ist eine<br />
Lebenseinstellung<br />
Camping absolviert, aber wir sind noch Greenhorns in dieser<br />
Branche. Unsere Aufgabe besteht zunächst darin, uns zurechtzufinden<br />
und zu organisieren», meint Christoph. «Wir beide<br />
lieben es, unverplant den Tag anzugehen und ihm eigenständig<br />
einen Rhythmus zu geben.» Einen Steinwurf entfernt wohnt<br />
Christophs Familie, die ihnen in stürmischen Zeiten bestimmt<br />
als Notnagel dienen wird. Von ihren zahlreichen Reisen bringen<br />
Melanie und Christoph Erfahrungen, Ideen, Enthusiasmus und<br />
Idealismus mit, die dem <strong>Nottwiler</strong> Campingplatz neuen Schub<br />
verleihen werden.<br />
Campingplatz Nottwil<br />
57 <strong>2024</strong>
1<br />
2<br />
Stimme aus der Camping-Familie<br />
Sonja und Urs Sidler aus Luzern-Reussbühl<br />
verbringen seit 22 Jahren ihre Freizeit auf<br />
dem Campingplatz Nottwil. Zu Beginn<br />
waren sie mit Wohnwagen und Vorzelt vor<br />
Ort, zögerten dann später aber nicht lange<br />
und erwarben ein Häuschen, das zum<br />
Verkauf angeboten wurde, ihr zweites<br />
Zuhause am Sempachersee. Sie verbringen<br />
seither die schönen Wochenenden und die<br />
Ferien in ihrem Idyll und geniessen die<br />
familiäre Atmosphäre rundum. «Alle helfen<br />
einander und nach getaner Arbeit geniessen<br />
wir das Zusammensein. Wir schätzen<br />
hier die ausgezeichnete und viel gerühmte<br />
Sauberkeit sehr. Von Vorteil ist auch die<br />
gute Anbindung an den ÖV. Uns gefällt die<br />
Gemeinde Nottwil, wir treffen uns mit Einheimischen<br />
zum Apéro im Strassencafé und<br />
tauschen unsere Gedanken aus. So läuft<br />
immer etwas.»<br />
1 Neubau von 1994<br />
2 Eine wahre Idylle:<br />
Der Seeanstoss gehört<br />
zum Campingplatz<br />
Zukunftsaussichten<br />
Auf die Frage, ob er sich als Koch eine eingerichtete Küche<br />
wünsche, um das kulinarische Angebot auf dem Campingplatz<br />
zu erweitern, meint Christoph, es sei im Moment nicht das Ziel,<br />
bauliche Veränderungen vorzunehmen. Vielmehr könnte es sein,<br />
dass er an schönen Abenden im Freien in einer Drei-Bein-Pfanne<br />
koche, um die Camping-Gäste und Besuchende aus Nottwil zu<br />
verwöhnen. Dazu wird er, vermutlich als einziger Camping-Leiter<br />
weit und breit, sein eigenes Bier, das «BrauBär», servieren.<br />
Zusammen mit einem Kollegen produziert er jährlich 300 bis<br />
600 Liter davon und hat damit eine grosse Abnehmerschaft<br />
gewonnen. Das tönt doch alles vielversprechend, und bestimmt<br />
werden Melanie und Christoph mit ihrer Kreativität ihre Kundschaft<br />
überraschen. «Wir sind so dankbar für diese Chance, die<br />
wir von Dora und Hans in unseren jungen Jahren erhalten»,<br />
meint Melanie, «wir können unseren Traum leben, darauf freuen<br />
wir uns mega.»<br />
<strong>2024</strong> 58<br />
Campingplatz Nottwil
Neuuniformierung<br />
Brass Band Feldmusik Nottwil<br />
In Form mit neuer Uniform<br />
Hand aufs Herz: Wer von uns hat ein dreissigjähriges<br />
Kleidungsstück in seiner Garderobe und trägt es mehrmals<br />
im Monat, ob im Sommer oder im Winter? «Obwohl der<br />
Zeitgeist da und dort an der Uniform von 1993 genagt hat,<br />
könnten wir noch einige Jahre darin auftreten», ...<br />
... meinen die beiden Fest-OK Co-Präsidenten Pirmin Bernet<br />
und Herbert Wandeler. Dennoch durfte die Brass Band Feldmusik<br />
Nottwil (BBFN) im September 2023 feierlich und festlich<br />
eine neue Uniform einweihen.<br />
«Das Hauptproblem lag darin, dass wir für unsere zahlreichen,<br />
neu in die BBFN eingetretenen jungen Musikantinnen und<br />
Musikanten keinen Stoff mehr zur Verfügung hatten, um ihnen<br />
eine Uniform schneidern zu lassen. Zudem verzögerten sich die<br />
Vorbereitungen und die Durchführung für eine Neuuniformierung<br />
durch die Corona-Pandemie, und es war jetzt höchste Zeit,<br />
das Projekt umzusetzen».<br />
Und so hatte die BBFN am 8. / 9. September 2023 Grund<br />
genug, die neue Uniform mit einem unvergesslichen Fest, in<br />
dem der Fokus auf Feierlichkeit und Gemütlichkeit gerichtet<br />
wurde, zu präsentieren.<br />
Findungsprozess und Resultat<br />
Dass das Abstimmungsresultat beim Auswahlverfahren dreier<br />
Uniformen schliesslich mit 38:1 ausfiel, war der seriösen Vorbereitung<br />
der Uniformenkommission zu verdanken. Jede Musikantin<br />
/ jeder Musikant konnte mittels eines Fragebogens Vorschläge<br />
zur neuen Uniform einbringen. Gefragt war die Meinung<br />
zur Hutform, ob Kleidung oder Uniform, Krawatte oder Fliege,<br />
mit oder ohne Gilet, Farbe, Schnitt, Details. Die Mehrheit der<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
59 <strong>2024</strong>
Stimmen bildete die Grundlage für die Entwürfe der Spezialschneiderei<br />
«Schuler Uniformen AG» in Rothenthurm, die den<br />
entsprechenden Auftrag erhalten hatte. Sie, als die erfahrenste<br />
Schweizer Firma in Sachen Uniformen, setzte dann die Wünsche<br />
der Uniformenkommission um und nähte drei Prototypen.<br />
Und wahrhaftig, das Resultat kann sich sehen lassen. Der<br />
vom Gemeindewappen geprägten roten Kittelfarbe blieb man<br />
treu; allerdings ist der Farbton etwas dunkler gewählt. Die<br />
schwarze Hose mit Seitenstreifen und das weisse Hemd – alles<br />
massgeschneidert und vollständig ein Schweizer Produkt – lässt<br />
die Uniform modern und elegant erscheinen. Besondere Details<br />
sind das gestickte Logo auf Brusttaschenhöhe, der Stehkragen,<br />
die schwarzen Einfassungen des Revers, der Manschetten und<br />
des Tascheneingriffs. Echt chic und als Hingucker gilt das im<br />
Schnitt extravagante Gilet als Variante zum Kittel. Die einheitliche<br />
Krawatte und die Tellermütze vervollständigen schlussendlich<br />
das neue Outfit.<br />
«Für die Zukunft sind wir gewappnet. Stoff für zwölf zusätzliche<br />
Uniformen ist im Lager reserviert. Das wird für eine gute<br />
Weile ausreichen», meinen die OK-Präsidenten. «Zusammen mit<br />
der neuen Fahne und der Teil-Neuinstrumentierung von 2012<br />
sind nun vorläufig keine Wünsche mehr offen. Es wird bezüglich<br />
grosser Festivitäten der BBFN etwas ruhiger werden.»<br />
Unübertreffbare Grosszügigkeit und Sympathie<br />
Die Auswahl der Uniform ist das eine, die Finanzierung das<br />
andere. «Wir haben uns zum Sponsoring-Konzept viele Überlegungen<br />
gemacht und damit voll ins Schwarze getroffen. Wir<br />
sind überwältigt von der Grosszügigkeit der Bevölkerung und<br />
auch von der aufwändigen Sammeltour unserer Musikantinnen<br />
und Musikanten. Im Voraus hat jedes Mitglied seine Bekannten<br />
und Freunde zugeteilt bekommen, um ihnen mit einem persönlichen<br />
Besuch die Spendenmöglichkeiten zu unterbreiten». Wenn<br />
man bedenkt, dass die Kosten für eine komplette Uniform 2 500<br />
Franken betragen und 48 davon angefertigt und vollständig<br />
bezahlt werden konnten, haben es viele Leute gut gemeint mit<br />
der BBFN. «Die auserwählten Sponsoren haben uns mit grossem<br />
Wohlwollen unterstützt. Für deren Akquisition und Betreuung<br />
haben wir neue Wege eingeschlagen. Wir konnten mit ihnen<br />
vereinbaren, dass wir am Fest auf die übliche Bandenwerbung<br />
und die Inserate verzichten wollten. Als Gegenleistung unternahmen<br />
wir mit den Sponsorinnen und Sponsoren einen tollen,<br />
gesellschaftlichen Tagesausflug, der auf gute Resonanz gestossen<br />
ist.» Auf die Frage nach dem Erfolgsrezept meinen Pirmin<br />
<strong>2024</strong> 60<br />
Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil
Bernet und Herbert Wandeler: «Wir sind an vielen öffentlichen<br />
Veranstaltungen präsent. Die Leute erfreuen sich jeweils an<br />
unserer Musik. Ihr finanzieller Beitrag ist ein Dankeschön an<br />
uns. Das freut uns wahnsinnig, weil in einigen Familien bis zu<br />
fünf Personen aus zwei Generationen in der BBFN mitwirken,<br />
ist die Kontinuität gewährleistet und die Verbundenheit sehr<br />
familiär. Diese Harmonie stärkt uns und strahlt Freude aus.»<br />
Das Fest vom 8. / 9. September 2023<br />
Gekonnt und mit klaren Zielen hat das<br />
Organisationskomitee das Fest geplant. «Es<br />
ist uns alles gelungen. Es kam nie Hektik<br />
oder Nervosität auf, wir konnten alle entspannt<br />
ein wunderbares Fest geniessen. Und<br />
bemerkenswert ist, dass alle BBFN-Mitglieder,<br />
egal wie früh es am Morgen für sie wurde,<br />
pünktlich zum Aufräumen bereitstanden,»<br />
erzählen die beiden OK-Präsidenten.<br />
Bereitzustehen in der neuen Uniform,<br />
mit Instrument und bestimmt mit etwas<br />
Herzklopfen, galt es für die BBFN am<br />
Samstag, 9. September, 16 Uhr. Die Gäste in<br />
der Kirche konnten es kaum erwarten, die<br />
Brass Band in den neuen Kleidern zu sehen.<br />
Mit Fanfarenklängen wurden sie empfangen<br />
und mit aufmerksamen Blicken willkommen<br />
geheissen. Der Überraschungseffekt hielt sich<br />
im ersten Moment in Grenzen, weil die Farbgebung<br />
sich nur leicht von der alten Uniform<br />
Festprogramm<br />
abhebt und die Finessen nicht sofort im Detail erkennbar waren.<br />
Nach der näheren Betrachtung und mit der Präsentation sowie den<br />
Erklärungen am Bankett von Markus Egli, OK-Chef Ressort Uniform,<br />
waren sich dann aber alle einig, dass die neue Uniform sehr passend<br />
ist für Nottwil und über schöne und spezielle Details verfügt.<br />
Pfarreiseelsorger Christoph Beeler führte mit Gedanken aus<br />
dem Korinther-Brief durch die Feier, und die BBFN übernahm<br />
die musikalische Begleitung. Den eindrücklichen und feierlichen<br />
Höhepunkt bildeten die Einsegnung der Uniform und die Fahnengrüsse<br />
der benachbarten Musikgesellschaften aus Buttisholz,<br />
Neuenkirch, Oberkirch, Rüediswil, Ruswil und Sigigen.<br />
Nach dem Festzug von der Kirche ins Zentrum Sagi traf sich<br />
das halbe Dorf bei überaus warmem Septemberwetter zum Apéro,<br />
erfüllt mit Notteler Stolz, eine so tolle Brass Band Feldmusik zu<br />
haben.<br />
Freitag, 8. September<br />
- Fürobebier im Zelt<br />
- Finger-Food aus verschiedenen Ländern<br />
- Unterhaltung durch die beiden<br />
Formationen Brassianer und das Trio<br />
Vollgas<br />
Samstag, 9. September<br />
- 16.00 Uhr feierliche Einsegnung der<br />
Uniform in der Kirche<br />
- Festzug zum Zentrum Sagi<br />
- Apéro für die ganze Bevölkerung<br />
- Bankett<br />
- Unterhaltung durch Kabarettist Veri<br />
- Musikalische Unterhaltung durch die<br />
BBFN<br />
Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil<br />
61 <strong>2024</strong>
1 Uniformen aus den<br />
Jahren (von links):<br />
1921, 1954, 1974 und<br />
zwei aus 1993 (damals<br />
hatte die BBFN zwei<br />
Uniformen)<br />
2 Die BBFN in der<br />
neuen Uniform 1<br />
2<br />
<strong>2024</strong><br />
62<br />
Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil
Interne Statements zur neuen Uniform und zum Fest<br />
Die einzigartige Stimmung am Freitagabend wird mir besonders<br />
in guter Erinnerung bleiben. Viele Leute, die nicht<br />
unbedingt einen direkten Bezug zur Blasmusik haben,<br />
feierten mit uns. Das hat mich sehr gefreut.<br />
Beat Achermann, Präsident (bis 2023)<br />
Besonders gefreut hat mich natürlich, dass wir die<br />
neue Uniform präsentieren konnten, und dass alle<br />
jungen Musikantinnen und Musikanten nun massgeschneidert<br />
eingekleidet sind. Das alles haben wir der<br />
grosszügigen Unterstützung der <strong>Nottwiler</strong> Bevölkerung<br />
zu verdanken.<br />
Urs Bachmann, Ehrenpräsident und Aktivmitglied<br />
Ich bin der BBFN beigetreten, weil mir das Musizieren<br />
– besonders mit meiner Familie und meinen Freunden –<br />
sehr grosse Freude bereitet. An der neuen Uniform gefällt<br />
mir, dass sich die Farbe Rot des Wappens der Gemeinde<br />
Nottwil widerspiegelt, und sie mit ihrem Schnitt sowohl<br />
traditionell als auch modern erscheint.<br />
Alijah Käch, jüngstes Mitglied der BBFN (Jg. 2007)<br />
Mit der Neuuniformierung begann ich gleichzeitig mein<br />
10. Jahr als Dirigent der BBFN. Deshalb freut es mich riesig,<br />
dass ich weiterhin diesen Verein mit zahlreichen jungen<br />
und auch mit erfahrenen Musizierenden dirigieren darf.<br />
Für mich waren das letzte Stück bei der Uniformsegnung<br />
in der Kirche und der anschliessende Applaus mit Standing<br />
Ovations einfach überwältigend, sehr emotional und<br />
einer der schönsten Höhepunkte des Festes. Hier spürte ich<br />
eine unglaubliche Dankbarkeit gegenüber der BBFN.<br />
Thomas Theiler, Dirigent der BBFN<br />
Zwei Hauptmerkmale standen bei der Umfrage für die Uniform<br />
im Mittelpunkt: Die rote Farbe und als Ergänzung das<br />
Gilet.<br />
Für uns fünf Personen im Auswahlteam «Ressort Uniform»<br />
war es das Schwierigste, allen Erwartungen der Mitglieder<br />
gerecht zu werden.<br />
Markus Egli, Leiter «Ressort Uniform»<br />
Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil<br />
63 <strong>2024</strong>
Die Uniform wird bis<br />
ins Detail präsentiert<br />
Die BBFN<br />
Gründungsjahr: 1913<br />
Anzahl Mitglieder 2023: 48<br />
Präsident 2013–2023: Beat Achermann<br />
Präsident ab <strong>2024</strong>: Markus Egli<br />
Dirigent:<br />
Thomas Theiler<br />
Abendprogramm mit Fokus auf<br />
Gemütlichkeit<br />
Das Publikum im vollen Sagi-Saal<br />
gab seiner Freude und Begeisterung über<br />
den wunderbaren Anlass Ausdruck. Als<br />
Ehrengäste waren zugegen: Regierungsrat<br />
Reto Wyss, Ehrenbürger und SPZ-Klinik-<br />
Gründer Dr. Guido A. Zäch, Gemeindepräsident<br />
Walter Steffen, die Gemeinderatsmitglieder<br />
sowie Spitzenschwinger Sven Schurtenberger.<br />
Nach einem hervorragenden Bankett präsentierte die BBFN<br />
musikalische Leckerbissen unter der Leitung von Thomas Theiler,<br />
und Kabarettist «Veri» glänzte mit träfen Sprüchen und überraschenden,<br />
witzigen Pointen. Bewusst verzichtete das OK auf<br />
Ansprachen und Grussworte, um der Gemütlichkeit, dem gemeinschaftlichen<br />
Wohl und dem Unterhaltungseffekt genug Platz<br />
einzuräumen.<br />
Rückblickend ist deutlich spürbar, dass die BBFN unsere<br />
Gemeinde wie Kitt verbindet, durch ihre Musik Brücken schlägt<br />
und zum Träumen animiert – kurz gesagt, sie hat das Herz am<br />
rechten Fleck.<br />
<strong>2024</strong> 64<br />
Neuuniformierung Brass Band Feldmusik Nottwil
Caribbean Village<br />
Welcome in Nottwil<br />
Wer ein Surfer-Herz besitzt, wer das Chillen unter Palmen<br />
liebt, wer gerne dem Salsa frönt und seine Freizeit in einer<br />
anderen Welt verbringen möchte, der ist im Caribbean<br />
Village, einer kleinen, karibisch anmutenden Oase am<br />
Sempachersee in Nottwil, bestens aufgehoben.<br />
Die farbig gestalteten Kleinbauten bilden ein buntes Dörfchen,<br />
bestehend aus der Beachbar, einem Beachshop, dem Surfund<br />
Stand Up Paddle (SUP)-Center und dem Surfshop. Seit über<br />
vierzig Jahren geniessen hier Menschen aus nah und fern<br />
Karibik feeling mitten in der Zentralschweiz, lernen trendige<br />
Wassersportarten kennen und geniessen die warmen Sommerabende<br />
bei feinen Drinks, Snacks und Musik.<br />
Thomi Jäger – Initiator, Gründer, Macher<br />
Thomi Jäger, geboren und aufgewachsen in Beromünster,<br />
absolvierte eine Erstausbildung als Maurer und anschliessend<br />
eine Hochbauzeichnerlehre. Er war wohl immer sportlich unterwegs,<br />
neue Trends faszinierten ihn, die weite Welt lockte und<br />
überall taten sich Möglichkeiten auf. Dass er aber sein ganzes<br />
Berufsleben dem Wassersport verschreiben würde, das hätte er<br />
zu Beginn wohl selber am allerwenigsten geahnt.<br />
Es war im Jahr 1976, als ihn zum ersten Mal und für lebenslänglich<br />
das Windsurf-Virus packte. Ein Zeitungsbericht machte<br />
ihn auf die neue Wassersportart aus Amerika aufmerksam. Thomi<br />
war sofort hell begeistert. Zu dieser Zeit waren schweizweit erst<br />
eine Handvoll Surfer aktiv auf dem Wasser anzutreffen und<br />
keiner wusste über das Handling richtig Bescheid.<br />
Thomi Jäger kaufte sich eine erste Surfausrüstung und versuchte<br />
anhand einer Gebrauchsanweisung, das Sportgerät startklar<br />
zu machen. Das Material – im Gegensatz zu heute – war<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
65 <strong>2024</strong>
Anita und Thomi Jäger,<br />
Surfpioniere anno<br />
dazumal<br />
schwer, unhandlich und noch ziemlich primitiv. Die ersten Versuche<br />
auf dem Wasser und im Wind waren abenteuerlich und<br />
begleitet von vielen überraschungsvollen Tauchgängen. Und<br />
trotzdem war es wie ein Rausch.<br />
Thomi war vom Windsurfen so begeistert, dass er ein Jahr<br />
später eine Windsurfschule eröffnete. Mit fünf Surfbrettern auf<br />
dem Dach seines alten Toyota Corolla fuhren er und seine Kursteilnehmenden<br />
an den Hallwiler- und Sempachersee. Mit einfachen<br />
Tipps brachte er den Surfschülerinnen und -schülern<br />
das Windsurfen bei. In der kalten Jahreszeit arbeitete er als<br />
Skilehrer im Bündnerland und konnte so die Winterzeit überbrücken.<br />
Courage zahlt sich aus<br />
Ab 1979 konzentrierte sich Thomi Jäger voll aufs Wind surfen.<br />
In Sursee eröffnete er einen Surfshop mit einem Kleiderladen. Es<br />
ist unglaublich, dass er den Mut, die Vision und die Tatkraft für<br />
eine clevere Geschäftsidee aufbrachte und mit 21 Jahren ein<br />
eigenes Geschäft gründete. Thomi hatte tatsächlich von Anfang<br />
an einen guten Riecher für Trends, denn in den Achtzigerjahren<br />
setzte dann ein richtiger Windsurf-Boom ein. 1982 zügelte er<br />
den Shop in eine alte Baubaracke der SBB neben dem Bahnhof<br />
Nottwil. Diese Entscheidung stellte sich im Nachhinein als abso-<br />
<strong>2024</strong> 66<br />
Caribbean Village – Welcome in Nottwil
luter Glücksfall heraus. Das dortige Terrain der SBB bot genügend<br />
Platz für kommende Erweiterungen, es besass die perfekte SBB-<br />
Anbindung und natürlich einen direkten Seezugang.<br />
Thomi Jäger machte seine Leidenschaft definitiv zum Beruf.<br />
Er absolvierte die Ausbildung zum diplomierten Windsurf-<br />
Instruktor, bildete sich zum J+S-Experten weiter und setzte<br />
seine Kenntnisse als Surflehrer auf Fuerteventura und anderen<br />
Kanarischen Inseln um. Surfen war und blieb bis heute seine<br />
Passion und Inspiration. Von seinen Reisen brachte er regelmässig<br />
Ideen für «sein Caribbean Village» und sein Business mit<br />
nach Hause.<br />
Was klein und bescheiden in einer Baubaracke begann,<br />
wurde immer farbiger, kreativer und das Angebot breiter, reichhaltiger<br />
und umfassender. Mehr und mehr entwickelte sich am<br />
Sempachersee mit den Jahren ein karibisches Dörfchen, in dem<br />
jeder zusätzliche Bau seinen Charme, seine Funktion und seine<br />
spezifische Einrichtung bekommen sollte.<br />
Die Surfpioniere auf<br />
dem Sempachersee<br />
Das Caribbean Village<br />
Das Caribbean Village ist vielfältig. Zahlreiche Räumlichkeiten<br />
und Sitzplätze stehen für diverse Events und genussvolle,<br />
chillige Stunden zur Verfügung. Nach und nach wurden verschiedene<br />
Erweiterungsbauten realisiert mit dem Ziel, den Cha-<br />
Caribbean Village – Welcome in Nottwil<br />
67 <strong>2024</strong>
Aktuelle Geschäftsleitung der<br />
Caribbean Village AG<br />
Thomi Jäger, Inhaber<br />
Andy Hänggi, Inhaber<br />
Sabrina Gabriel, Mitinhaberin (seit 2018)<br />
Silvan Gabriel, Mitinhaber (seit 2022)<br />
Simon Jäger, Inhaber Surf- und SUP-<br />
Center Sempachersee<br />
rakter des Caribbean Village zu unterstreichen und das karibische<br />
Feeling zu verstärken. Ganz wichtig für ein authentisches<br />
Ferienerlebnis sind die exotischen Pflanzen, die prächtigen<br />
Palmen und die aufwändigen dekorativen Details. Aber was das<br />
Caribbean Village besonders auszeichnet, was immer wieder als<br />
Fotosujet gepostet wird und als Inbegriff für Ferien steht, ist<br />
die kunterbunte fröhliche Farbgebung der<br />
verschiedenen Häuser. Die Beachbar, das<br />
Herz des Caribbean Village, wurde 2001<br />
gebaut. Gegenüber befinden sich die<br />
bestuhlten Sonnen-Terrassen und die<br />
Hoch-Terrasse mit freier Sicht über das<br />
ganze Village-Gelände und den Sempachersee.<br />
Umgeben von Bambus können<br />
Gäste das karibische Treiben aus der Höhe<br />
geniessen. Wer es im kleinen Rahmen<br />
gemütlich haben möchte, richtet sich im<br />
violett bemalten, turmartigen Gebäude<br />
zuoberst in der Lounge ein. Es ist der höchste Aussichtspunkt<br />
mit Blick auf den Sempachersee, in die Berge und ins Surental.<br />
Für eine grössere Gästeschar stehen das Beach House mit<br />
einem flexiblen Dach für Apéros und Barbecue oder, im hinteren<br />
Bereich des Geländes, die Villa Fiesta und das Caribbean<br />
Tienda für Bankette zur Verfügung.<br />
Das Reisebüro<br />
1995 gründete Thomi Jäger mit seinem Geschäftspartner<br />
Andy Hänggi ein Reisebüro. Die beiden spezialisierten sich –<br />
wen wunderts – auf Windsurfreisen. Während zwanzig Jahren<br />
organisierten sie für ihre Kundschaft attraktive Reisen zu tollen<br />
Surfdestinationen. Inzwischen hat sich die Reisebranche stark<br />
verändert, die Online-Buchungen und weitere Veränderungen<br />
machten diesen Geschäftszweig unrentabel und führten zu dessen<br />
Auflösung. Die frei gewordenen Räume wurden über die Wintermonate<br />
2015 / 16 neu gestaltet, und voilà – das farbige Casa<br />
Feliz mit der typisch bunten Fassade und karibischem Flair war<br />
bereit für neue Gäste.<br />
Beachshop, Surf- und SUP-Shop<br />
Der Shop ist speziell auf die Windsurfing-Community ausgerichtet.<br />
Hier finden Surfer und Surferinnen Boards, Segel,<br />
Surfanzüge, Masten und Trapeze. Dazu gibt es im Shop auch<br />
Zubehör für neue trendige Wassersportarten wie Foil-Surfing,<br />
Wing Foil und Stand Up Paddling (SUP) zu kaufen. Und nicht<br />
<strong>2024</strong><br />
68<br />
Caribbean Village – Welcome in Nottwil
nur Surfbegeisterte stöbern in den Gestellen nach einem tollen<br />
Stück. Wer sich ein cooles Sommer-Outfit leisten will, kann sich<br />
mit Kleidern, Taschen, Sonnenbrillen, Accessoires und Flip-Flops<br />
aus erlesener Marken eindecken. Individuelle, professionelle<br />
Beratung und guter Service sind garantiert.<br />
Surf- und SUP-Center Sempachersee<br />
Direkt beim Bahnhof Nottwil befindet sich die Surf- und<br />
SUP-Center Sempachersee GmbH. Hier ist Simon Jäger als Inhaber<br />
dieses Geschäftszweiges mit seinem Team von April bis September<br />
unermüdlich für die Wassersport-Begeisterten im Einsatz und<br />
überzeugt mit kompetenter Schulung und hochwertigem Material.<br />
Zu Anfangszeiten des Caribbbean Village war das Windsurfen<br />
die Hauptattraktion, und dieser Sport hat auch heute<br />
noch nichts von seiner Faszination eingebüsst. Im Unterschied<br />
zu früher erleichtern die heutigen kurzen, breiten Bretter und<br />
die leichten Segel den Einstieg in den Surfsport aber enorm.<br />
Eine neue Art des Surfens ist das Wing Foil. Es verbindet<br />
verschiedene Varianten des Surfens zu einer neuen Wassersportart:<br />
Ein bisschen Wellenreiten, ein bisschen Windsurfen und<br />
dazu noch etwas vom Kitesurfen, um dann einfach schwerelos<br />
übers Wasser zu flitzen.<br />
Den SUP-Trend haben Thomi Jäger und sein Team rechtzeitig<br />
und vorausschauend erkannt, entsprechendes Material<br />
beschafft und die SUP-Schulung in ihr Kursangebot aufgenommen.<br />
Dieses entspannende Erlebnis auf dem Wasser wird von<br />
Schulen, Firmen, Vereinen und Einzelpersonen gerne und auch<br />
sehr rege genutzt.<br />
Der Start<br />
des Caribbean Village<br />
Caribbean Village – Welcome in Nottwil<br />
69 <strong>2024</strong>
Ein paar Fragen an Thomi Jäger<br />
Das Caribbean Village ist weitherum bekannt für die<br />
lockere Stimmung und den guten Spirit. Wie schaffst du<br />
das über all die Jahre des Bestehens?<br />
Es gibt viele verschiedene Faktoren, die dazu beitragen. Die<br />
Outdoor-Saison dauert lediglich von April bis Ende September.<br />
Wir sind in diesem arbeitsintensiven Halbjahr mit Begeisterung<br />
und grossem Einsatz für unsere Gäste da, tagsüber und vor allem<br />
an den (im besten Fall) langen, warmen Abenden. Die Leute<br />
können es jeweils nach den Wintermonaten kaum erwarten und<br />
freuen sich, wenn sie wieder draussen den Feierabend im Freundeskreis<br />
geniessen können.<br />
Stehen bleiben ist für uns ein Fremdwort. Wir sind permanent<br />
dran, Neues ins Spiel zu bringen, um damit unsere Gäste<br />
immer wieder zu überraschen, zum Beispiel mit neuen Deko-<br />
Elementen, einem speziellen Angebot oder mit der sagenhaften<br />
Pflanzenpracht. Üppig bepflanzte Blumentöpfe, tropische Palmen,<br />
Farben, Musik und kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt<br />
schaffen ein echtes Ferienfeeling.<br />
Und das Allerwichtigste: Ich kann auf ein ganz tolles Team<br />
zählen mit vielen jungen, motivierten Mitarbeitenden, die über<br />
die Sommerzeit einen guten Job machen. Für mich gibt es keine<br />
08/15-Mentalität, darauf lege ich sehr grossen Wert. Engagierte<br />
Leute sollen ihre Chance bekommen. Ein Beispiel dafür sind die<br />
Geschwister Sabrina und Silvan Gabriel: Wir haben die beiden<br />
als langjährige Mitarbeitende in die Geschäftsleitung und als<br />
Mitinhaber aufgenommen.<br />
Würdest du sagen, Caribbean Village ist ein Ort für Jung<br />
und Alt, für Gäste aus Nottwil und von überall?<br />
Ja, das trifft wirklich zu. Unsere Gäste kommen vielleicht<br />
für ein Bier, für einen Snack, und sie bleiben manchmal bis zum<br />
Schluss, einfach weil es so entspannt und doch lebendig ist wie<br />
ein Strassencafé. Zu sehen gibt es ja immer etwas!<br />
Im Caribbean Village<br />
wurden schon Beach-Partys,<br />
Platz-Angebot<br />
Beachbar mit Sonnenterrasse 150 Personen<br />
Salsa-Nights, Hochzeiten, Firmenfeste,<br />
Jubiläen, Geburtstage<br />
Hochterrasse<br />
40 Personen und Klassenzusammenkünfte<br />
Turmlounge<br />
20 Personen gefeiert, einfach Feste aller Art<br />
Beach-House<br />
70 Personen (ausser Polterabende – bei<br />
Villa Fiesta und Caribbean Tienda 100 Personen diesen Anfragen sagen wir prinzipiell<br />
Casa Feliz<br />
50 Personen<br />
nein) für Gäste aus der<br />
ganzen Schweiz. Wir haben mit<br />
<strong>2024</strong><br />
70<br />
Caribbean Village – Welcome in Nottwil
1<br />
2 3<br />
Sabrina Gabriel eine äusserst engagierte Eventmanagerin gefunden,<br />
die mit enormer Kreativität und grossem persönlichen Einsatz<br />
versucht, jeden Kundenwunsch möglich zu machen und jedes<br />
Fest einzigartig zu organisieren.<br />
Tatsache ist, dass heute der Gastronomie- und Event-Bereich<br />
einen Grossteil des Unternehmens ausmacht. Wir sind bestrebt,<br />
mit Partnern vor Ort und aus der Region für unserer Kundschaft<br />
die besten Angebote zu bieten. Da haben wir mit der Paraplegiker<br />
Group einen ganz tollen Partner gefunden.<br />
1 Beachbar mit Sonnenterrasse<br />
2 Beachshop mit Turmlounge<br />
3 Aussicht von der<br />
Hochterrasse<br />
Habt ihr auch mit Problemen zu kämpfen?<br />
Wir sind uns bewusst, dass unsere Gäste einige Emissionen<br />
verursachen, und auf diese Problematik sind wir auch sensibilisiert.<br />
Das Caribbean Village ist ausserhalb der Wohnzone, das<br />
macht es etwas einfacher. Unsere Nachbarn vom Seefeld infor-<br />
Caribbean Village – Welcome in Nottwil<br />
71 <strong>2024</strong>
Das Caribbean-Village-<br />
Team 2023<br />
mieren wir proaktiv anfangs Saison über geplante, grössere Events<br />
und sind bestrebt, die geltenden Richtlinien einzuhalten. Der<br />
ÖV-Anschluss ist perfekt, als Win-win-Situation betrachten wir<br />
die Nutzung der Parkanlage Seefeld, deren Einnahmen der<br />
Gemeinde Nottwil zufliessen oder das Parkhaus im SPZ, das bei<br />
einem Besucherandrang genutzt werden kann.<br />
Mit Alkohol-Exzessen, Pöbeleien und sonstigen problematischen<br />
Entwicklungen haben wir selten Probleme. Grund dafür<br />
könnten die entspannte Atmosphäre und die Ferienstimmung<br />
im Caribbean Village sein, die auf die Gäste abfärben. Unbestritten<br />
wird das eine oder andere alkoholische Getränk konsumiert,<br />
aber trotzdem bleibt es friedlich, zum Glück auch bei<br />
grösseren Anlässen. Bei Vorfällen reagieren wir sofort und sprechen<br />
die Personen gezielt an.<br />
Das Caribbean Village wird immer wieder in der Presse<br />
positiv hervorgehoben, wie kommt das?<br />
Ja, das stimmt, und das freut uns immer wieder. Zu Beginn<br />
waren wir eher ein Geheimtipp für coole Location, unterdessen sind<br />
wir schweizweit bekannt und werden vermehrt porträtiert und empfohlen.<br />
Unsere Drinks, unsere Events, die lockere Atmosphäre, die<br />
Musik, die Farben, einfach das Gesamtpaket macht es aus, dass wir<br />
immer wieder positive Presseberichte erhalten. Super!<br />
Die Freude am Wasser bleibt bestehen, die sportlichen Möglichkeiten<br />
im und auf dem See werden fantasiereicher, die Erholung<br />
und das Vergnügen der Menschen werden immer ein<br />
Bedürfnis bleiben und zusammen mit der Innovation des Caribbean<br />
Village-Teams wird die karibische Insel auf dem Festland<br />
Nottwil ein Platz an der Sonne bleiben.<br />
<strong>2024</strong> 72<br />
Caribbean Village – Welcome in Nottwil
Porträt der Bio-Pionier-Familie<br />
Rita und Toni Renggli<br />
Gemeinsam die Durststrecken überwunden<br />
Vor über 40 Jahren wagten sich Rita und Toni Renggli-<br />
Stirnimann auf ihrem Hof «Cholholz» an das innovative<br />
Projekt des Bio-Landbaus – damals noch über hartnäckige<br />
Widerstände hinweg. Seit 1998 führen Philipp Renggli und<br />
seine Frau Judith (-Henauer) den Knospe- zertifizierten<br />
Bio-Betrieb weiter.<br />
Das «Stöckli» des Bio-Hofes «Cholholz», direkt neben dem<br />
seeseits errichteten neuen Wohnhaus, leuchtet in der goldenen<br />
Herbstsonne. Hier dürfen Rita und Toni Renggli-Stirnimann<br />
schon seit dem Herbst 1997 ihren dritten Lebensabschnitt geniessen.<br />
Obwohl beide nicht gerne im Mittelpunkt der öffentlichen<br />
Aufmerksamkeit stehen – und sämtliche Hofgebäude streng<br />
genommen auf Neuenkircher Boden stehen – sind sie bereit, für<br />
die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> nochmals Rückschau zu halten und über<br />
ihre Anfänge als Luzerner Bio-Landbau-Pioniere zu erzählen.<br />
Erste Impulse<br />
Wie schlug eigentlich das damals noch «junge» Gedankengut<br />
eines möglichen Wechsels in Richtung biologischer Landbau<br />
erste zarte Wurzeln im Cholholz? Toni schaut lächelnd zu Rita<br />
und meint trocken: «Also eigentlich bist ja du schuld, dass es<br />
so gekommen ist!» Rita bestätigt dies und präzisiert: «Ich hatte<br />
schon immer Freude am Gärtnern. Durch die regelmässige Lektüre<br />
der SGBL 1) -Gartenzeitschrift wurde ich auf alternative, bodenschonende<br />
Anbaumöglichkeiten aufmerksam und besuchte ab<br />
und zu auch die dort ausgeschriebenen Kurse bei Frieda Welten 2)<br />
im bernischen Spiez.»<br />
Die gewonnenen Erkenntnisse setzte Rita im grossen Familiengarten<br />
mit Erfolg um. Toni liess seine Frau gewähren, war als<br />
Spross einer anerkannten Viehmäster-Dynastie aber vorerst noch<br />
skeptisch, was einen ausgeweiteten Anbau von Bio-Gemüse auf<br />
1) SGBL =<br />
Schweizerische<br />
Gesellschaft für<br />
biologischen Landbau;<br />
ab 1994 umbenannt in<br />
Bioterra<br />
2) Schwester des Berner<br />
Botanikprofessors Max<br />
Welten; Ausbildung zur<br />
Hauswirtschaftslehrerin;<br />
in den 80er-Jahren<br />
gefragte Biogarten-<br />
Kurs leiterin in ihrem<br />
Schulgarten in Aeschi<br />
BE; Referentin und<br />
Autorin zahlreicher Ratgeber<br />
über biolo gischen<br />
Gartenbau<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
73 <strong>2024</strong>
Rita und Toni Renggli<br />
Hofland betraf. Irgendwann habe es dann aber auch bei ihm «Klick<br />
gemacht», erinnert er sich. Von da an machten sich die beiden<br />
gemeinsam auf einen ganz besonderen Weg, den vor ihnen noch<br />
nicht viele gegangen waren – schon gar nicht im Kanton Luzern.<br />
3) Gründer der AVG<br />
(Anbau- und Verwertungsgenossenschaft)<br />
1946 in Galmiz FR;<br />
heute Terraviva; Berater<br />
und Förderer der 1972<br />
in Herzogenbuchsee BE<br />
gegründeten Biofarm-<br />
Genossenschaft; diese<br />
ist heute als Marke und<br />
als Selbsthilfe-Genossenschaft<br />
von Schweizer<br />
Biobauern etabliert (Sitz<br />
in Kleindietwil BE).<br />
Wichtige Weggefährten<br />
Zwei Jahre – von 1978 bis 1980 – dauerte die Umstellung<br />
zum zertifizierten Biobetrieb. Gemeinsame Kurse bei den Bio-<br />
Pionieren Hans und Maria Müller 3) auf dem Möschberg BE<br />
gehörten ebenso dazu wie der Erfahrungsaustausch unter den<br />
damals rund sieben am Bio-Gemüse- und -Landbau interessierten<br />
Paaren in der Region; lange bevor sich diese als Verband<br />
organisierten. Getroffen habe man sich abwechslungsweise in<br />
den Privatwohnungen (die Männer in der Stube, die Frauen in<br />
der Küche). Mit einigen der damaligen Teilnehmenden pfleg(t)en<br />
Rengglis bis heute eine jahrelange Freundschaft.<br />
1984 kamen durch ein engagiertes Lehrerehepaar, welches<br />
in einer Auszeit zwei Jahre Praktikumseinsatz auf dem Cholholz<br />
leistete, weitere wertvolle Impulse auf den Hof. Zu viert liess<br />
sich manches leichter ausprobieren – kritisch überprüfen – und<br />
immer wieder neu anpassen.<br />
Skepsis und Widerstände<br />
«Die ersten Jahre waren schon ein Chrampf», blickt Toni<br />
zurück. Es habe sowohl bei der Umstellung der Milchwirtschaft<br />
als auch bei jener des Acker- und Gemüsebaus an Erfahrung und<br />
an geeigneten Maschinen gefehlt, welche gewisse Arbeiten erleichtern<br />
konnten. Das grösste Problem sei über viele Jahre hinweg<br />
<strong>2024</strong> 74<br />
Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli
die giftfreie Bekämpfung des Unkrauts und<br />
der Schädlinge gewesen, erinnert er sich. Toni Renggli (*1940) ist zusammen mit<br />
«Immer wieder mussten sehr lange Arbeitstage<br />
und viel Handarbeit investiert werden (Nott wil / Neuenkirch) aufgewachsen und<br />
neun Geschwistern auf dem Hof Cholholz<br />
– jede helfende Hand war willkommen.» hat den elterlichen Betrieb 1973 übernommen;<br />
gemäss noch nicht vollumfänglich<br />
Praktikantinnen und Praktikanten – unter<br />
anderen gar aus Deutschland, den Niederlanden,<br />
Polen und Brasilien – waren für Familienchronik mindestens in sechster<br />
abgeschlossenen Nachforschungen in der<br />
die umfangreichen Stall- und Feldarbeiten Generation. Toni ist verheiratet mit Rita<br />
unverzichtbar und für das Familienleben Renggli-Stirnimann (*1941), aufgewachsen<br />
meist eine Bereicherung. Einer der brasilianischen<br />
Praktikanten, der aus einer vier Kindern Thomas, Daniel, Philipp und<br />
in der Ober-Bernern, Nottwil. Neben ihren<br />
ehemals deutschen Kolonie stammte und Sabine gehören mittlerweile zehn Grosskinder<br />
und drei Urgrosskinder zur Familie.<br />
etwas (veraltetes) Deutsch sprechen konnte,<br />
so erzählte Toni, habe ihm einmal am Abend<br />
zugerufen: «Die Hinkel sind in Ordnung!»<br />
Nach längerem Forschen, was denn mit «Hinkel» gemeint sein<br />
könnte, stellte sich heraus, dass er Toni berichten wollte, dass er<br />
«die Hühner ordnungsgemäss ins Gehege gesperrt habe».<br />
Rita erinnert sich, dass man in diesen Jahren von aussen<br />
das «seltsame Treiben» im Cholholz eher distanziert, argwöhnisch<br />
und kritisch beobachtet hat. Offene Kontaktnahme durch<br />
Landwirte aus der Nachbarschaft oder gar Gespräche bezüglich<br />
des damals neuen Bio-Landbaus habe es aber nicht gegeben.<br />
Eher sei indirekt «gestichelt» worden – am Stammtisch oder<br />
dann in der Schule in Nottwil, wo ihre Söhne unter anderem<br />
als «Bio-Buben» gehänselt wurden. Auch die Jüngste, Sabine,<br />
habe sich noch während ihrer Ausbildung zur Kinderkrankenschwester<br />
etliche blöde Sprüche anhören müssen. Vieles hätten<br />
die Kinder still weggesteckt, anderes sei erst nach Jahren offengelegt<br />
worden. «Sie wollten es offenbar mit eigener Kraft regeln<br />
– und uns nicht gross damit belasten», vermutet Rita.<br />
Marktwagen und Hoflädali<br />
Bereits 1985 lancierten Rita und Toni Lieferungen ab Hof<br />
in Dorf-Quartiere von Nottwil und Neuenkirch – zu interessierten<br />
Privatkundinnen und -kunden.<br />
Mit der Ergänzung des «Pflanzblätzes» durch mehrere plastiküberzogene<br />
Gemüse-Tunnel konnten sowohl die Sortenvielfalt<br />
als auch die Erntedauer erweitert werden. Immer wieder<br />
experimentierte man mit neuen Zucchetti-, Peperoni- und Tomatensorten,<br />
welche das neue, deutlich wärmere Zuhause schätzten.<br />
Auch der beliebte Nüsslisalat konnte so in den Wintermonaten<br />
beinahe ohne Zukauf durchgehend angeboten werden.<br />
Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli<br />
75 <strong>2024</strong>
Vom Verein SBLO zu Bio Suisse<br />
Im September 1981 organisierten sich die Schweizer Bio-Landwirte<br />
erstmals im Verein «Schweizerisch biologische Landbau-Organisation<br />
SBLO». 1997 wurde diese in Bio Suisse umbenannt. 1992 wurde<br />
der Bio-Landbau durch Bund und Kantone staatlich anerkannt – ab<br />
1993 unterstützte der Bund den Bio-Landbau mit ökologischen<br />
Direktzahlungen. 1993 bzw. 1995 stiegen Coop und Migros in die<br />
Vermarktung ein.<br />
2008 betrug die Anzahl der Bio-Betriebe zehn Prozent der Landwirtschaftsbetriebe<br />
in der Schweiz und in Liechtenstein. 2022<br />
wurde durch die 7 819 Bio-Betriebe bereits 18 Prozent der landwirtschaftlichen<br />
Fläche biologisch bebaut. Die Nachfrage nach<br />
Bio-Produkten stieg stetig. 2023 generierten Schweizer Bio-Produkte<br />
3,8 Mia Franken Umsatz 4) .<br />
Bio Luzern<br />
Der Verein Bio Luzern wurde 1992 gegründet. Damals gab es im<br />
Kanton nur gerade sieben Bio-Betriebe 5) . Langsam, aber stetig<br />
wurden es immer mehr. Von 2000 bis 2023 beispielsweise hat sich<br />
ihre Anzahl auf mittlerweile 485 Betriebe mehr als verdoppelt.<br />
Knapp 12 Prozent der landwirtschaflichen Nutzfläche im Kanton<br />
Luzern werden aktuell biologisch bewirtschaftet, das ist ein geringerer<br />
Anteil als in den anderen Zentralschweizer Kantonen 6) .<br />
In Nottwil sind neben dem Cholholz zur Zeit weitere vier Betriebe<br />
Knospe- zertifiziert: Stefan und Angi Huber-Kurmann, Hohliebe;<br />
Toni Kaufmann, Niffel; Simon Wandeler und Susanne Arnold, Bühl 2<br />
(ab Dez. 23); Toni und Helene Weingartner-Ottiger, Huprächtigen.<br />
4) Quelle: Bio Suisse<br />
5) Aussage Josef<br />
Meierhans, erster<br />
Präsident Bio Luzern,<br />
gegenüber der LZ (2017)<br />
6) Quelle: lawa.lu.ch<br />
(«Aktionsplan Bio-<br />
Landbau» 2023)<br />
Ab Herbst 1986 begannen Rengglis, ihre Bio-Produkte (darunter<br />
auch hofeigener Dinkel, Milch, Quark und Eier) an einem<br />
wöchentlichen Markt in Neuenkirch zu verkaufen; später dann<br />
auch im Flecken Rothenburg. Ein speziell konstruierter Marktwagen<br />
mit hochkurbelbarem Verdeck erleichterte das aufwändige<br />
Bereitstellen der frisch geernteten Gemüsesorten. Die<br />
schnitzartig zu einem Kreis formierten Holzkistchen bildeten<br />
einen ansprechenden Blickfang. «Das direkte Echo der zufriedenen<br />
Kundschaft hat uns immer wieder angespornt und über<br />
manches Tief hinweggeholfen», verrät Rita.<br />
Mit der Übernahme des Hofes durch Sohn Philipp im Jahr<br />
1998 endeten die Marktfahrten. Doch bis 2018 führten Rita und<br />
Toni die Gemüselieferungen an Private weiter. Dann gaben sie<br />
<strong>2024</strong> 76<br />
Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli
den «Pflanzblätz» auf. Ein grosser Familien-Gemüsegarten in<br />
der Nähe des neuen Wohnhauses wird seither kooperativ bebaut<br />
und genutzt.<br />
Auch im «Hoflädali», das 2010 ins Stöckli «zügelte», konnte<br />
noch bis vor fünf Jahren ein breites Sortiment an eigenen<br />
und zugekauften Bio-Produkten direkt ab Hof bezogen werden.<br />
Mit dem immer grösser werdenden Angebot in Reformläden<br />
und bei Grossverteilern verminderte sich der Zulauf, so dass<br />
diese besondere Kunden-Dienstleistung schliesslich eingestellt<br />
wurde.<br />
Dankbarkeit – und Freude am Erreichten<br />
Während der Rückschau staunen Rita und Toni Renggli oft<br />
selber darüber, wie viele Abenteuer sie gewagt, wie viele Hindernisse<br />
sie erfolgreich umschifft – und wie viele Hürden sie<br />
auf ihrem ganz besonderen Weg gemeistert haben. Wie haben<br />
sie dies über all die Jahre hinweg bloss geschafft? «Ich glaube,<br />
wir haben deshalb durchgehalten, weil wir beide hundertprozentig<br />
vom Bio-Landbau überzeugt waren», vermutet Rita.<br />
«Zusammen konnten wir auch schwierige Durststrecken überwinden.»<br />
Toni bestätigt: «Die Rückkehr zu konventionellen<br />
Methoden war für keines von uns eine Option.»<br />
Die Stärken zweier starker Persönlichkeiten waren also<br />
Garant für den langfristigen Erfolg. Toni über Rita: «Du bist zu<br />
Beginn oft kritischer als ich, doch wenn du von etwas überzeugt<br />
bist, bist du voll dabei.» Rita über Toni: «Du hast dich auch bei<br />
Misserfolgen nie aufgeregt und bist immer ruhig geblieben.<br />
Deine positive Grundhaltung tat gut. Wir waren einfach ein<br />
gutes Gespann.»<br />
Natürlich hätten sie auch grosses Glück gehabt, dass keine<br />
Unfälle oder schweren Krankheiten ihre Pläne durchkreuzt haben,<br />
sagt Toni. Dafür sind beide sehr dankbar.<br />
Dankbarkeit und Freude, dass das Cholholz als Knospe-zertifizierter<br />
Biobetrieb weitergeführt werden würde, prägten dann<br />
auch den Moment der Hofübernahme durch ihren Sohn Philipp<br />
und dessen Frau Judith (-Henauer). Und als die gesamte Familie<br />
im Jahr 2007 den Anerkennungspreis der Gemeinde Nottwil,<br />
den «<strong>Nottwiler</strong> Stern», erhielt, erlebten Rita und Toni dies tief<br />
berührt als «späte Genugtuung».<br />
Der Biohof Cholholz heute<br />
Bevor Philipp Renggli 1998 gemeinsam mit seiner Frau<br />
Judith (und ihren vier Kindern) den elterlichen Biohof übernahm,<br />
plante er gemeinsam mit seinem Vater ein grosses Projekt:<br />
Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli<br />
77 <strong>2024</strong>
Die beiden realisierten eine moderne neue Scheune und einen<br />
Laufstall im Holzbau. Die Firma Trüssel Holzbau, Schenkon,<br />
erstellte diese zwischen Oktober 1994 und Sommer 1995. Philipp<br />
war in dieser Zeit in Kleinwangen als landwirtschaftlicher Angestellter<br />
tätig und nahm sich ein halbes Jahr Auszeit, um seinen<br />
Vater in der Bauphase zu unterstützen. Zudem leistete er als<br />
junger Familienvater damals manche «Überstunde».<br />
Ungefähr 60 Prozent des hofeigenen Einkommens generiert<br />
heute die hofeigene Bio-Milch, die anfänglich noch durch die<br />
Milchgenossenschaft Eggerswil weiterverarbeitet und vermarktet<br />
wurde. Später folgte ein Vertrag mit der Emmi (heute ZMP).<br />
Weitere 30 Prozent werden durch Bio-Freiland-Poulet-Mast (für<br />
die Bell AG – vormals SEG, Zell) erwirtschaftet. 1998 war Philipp<br />
Renggli der erste Zentralschweizer Bio-Produzent in dieser<br />
Branche. So wie sein Vater konnte er noch nicht auf Erfahrungswerte<br />
zurückgreifen und wirkte an der Entwicklung und Erprobung<br />
von Prototypen mobiler Ställe mit, bis hin zum jetzigen<br />
Modell. Gerade im Kanton Luzern sei – so Philipp Renggli – im<br />
Sektor der biologischen Tierhaltung noch «Luft nach oben». Ein<br />
weiteres Produktionsstandbein ist der Bio-Dinkel, der in der<br />
Ferrenmühle Kleinwangen gemahlen wird.<br />
Anders als vor über 40 Jahren spüren Philipp und Judith<br />
Renggli breite Akzeptanz – auch in landwirtschaftlichen Kreisen –<br />
für das, was sie täglich tun. Mit ihren Berufskollegen, Nachbarn<br />
und Kunden pflegen sie ein freundschaftliches Verhältnis. Die<br />
ehemalige Hauswirtschafslehrerin und Gesundheitsberaterin<br />
Judith gab ihr Wissen und Können über viele Jahre hinweg in<br />
Koch- und Backkursen weiter.<br />
Neben Hofführungen (mit Judiths legendären Apéros und<br />
Zobigs) unter anderem für die IG Bio Fleisch oder für Bio Luzern<br />
engagierten sich beide jahrelang für das Projekt «planète bio»<br />
(2004 von Coop zum 10-Jahr-Jubiläum von Naturaplan lanciert).<br />
Dabei brachten pädagogisch ausgebildete Fachpersonen<br />
in jeweils fünf Wohnwagen interessierten Oberstufenklassen<br />
Wissenswertes über den Bio-Landbau näher. Vieles konnte auf<br />
den ausgewählten Höfen direkt beobachtet, untersucht und ausprobiert<br />
werden.<br />
Was die nächste Renggli-Generation für ihre berufliche<br />
Zukunft plant, ist noch offen. «Vieles ist zurzeit noch am<br />
Werden…oder im Umbruch», formuliert es Judith. Doch die Philosophie<br />
der aktuellen Cholholz-Bewohnerinnen und -bewohner<br />
ist eindeutig: «Arbeiten mit der Natur – und nicht gegen sie,<br />
Freude haben an dem, was wir tun, und diesen immateriellen<br />
Reichtum an die nächste Generation weitergeben.»<br />
<strong>2024</strong> 78<br />
Porträt der Bio-Pionier-Familie Rita und Toni Renggli
Jahrbuch<br />
Rückblick Gemeinderat<br />
17. Januar 2022<br />
8. März 2022<br />
9. März 2022<br />
23. Mai 2022<br />
25. Mai 2022<br />
22. Juni 2022<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
Einwohnerbefragung<br />
Nach 2016 führte die Gemeinde zum zweiten Mal eine Bevölkerungsbefragung<br />
durch. Es wurden 1 000 Einwohnerinnen und<br />
Einwohner befragt. Die Rücklaufquote von 59 % liefert ein gutes<br />
Bild über die Zufriedenheit der Bevölkerung. Die Beurteilung<br />
fiel sehr positiv aus, und diverse Punkte konnten in die Jahresplanung<br />
aufgenommen werden.<br />
Ukraine Task-Force<br />
Der Gemeinderat reagiert auf den Angriffskrieg von Russland<br />
gegen die Ukraine und gründet eine Task-Force. Die elfköpfige<br />
Task-Force kümmert sich fortan um die Bedürfnisse der<br />
Flüchtlinge.<br />
Lifteinbau Schulhaus 1969<br />
Das Schulhaus 1969 wird durch den Einbau eines Personenlifts<br />
behindertengerecht ausgebaut.<br />
Gemeindestrategie<br />
Die Gemeindestrategie für die Jahre 2022 bis 2032 wird der<br />
Bevölkerung vorgelegt. Die Strategie beinhaltet sechs Themengebiete<br />
und basiert auf der DNA: «gemeinsam natürlich vorwärts».<br />
Asylunterkunft: TUK Nottwil<br />
Zusammen mit dem Kanton Luzern wird die Erstellung einer<br />
temporären Asylunterkunft für die Flüchtlinge aus der Ukraine<br />
geplant. Aufgrund der hohen Anzahl von Flüchtlingen werden<br />
die Unterbringungsmöglichkeiten der Schweiz knapp.<br />
Elektronische Wasserzähler<br />
Die Wasserzähler der Gemeinde Nottwil werden in drei<br />
Etappen durch elektronische Wasserzähler ersetzt. Dadurch<br />
werden die Daten in Zukunft direkt von der Wasserversorgung<br />
abgelesen und müssen nicht mehr gemeldet werden.<br />
79 <strong>2024</strong>
August 2022<br />
Winter 2022<br />
11. Dezember 2022<br />
Musikschule<br />
Die Musikschule Nottwil hat fusioniert. Sie war zu klein<br />
und hat die vom Kanton neu vorgeschriebene Mindestgrösse<br />
nicht erreicht. Nun ist sie Bestandteil der Musikschule Oberer<br />
Sempachersee (MSOSS). Die Grundlage bildet ein Gemeindevertrag<br />
zwischen den Gemeinden Neuenkirch, Sempach, Eich, Hildisrieden,<br />
Rain und Nottwil. Die Musikschulleitung und das<br />
Sekretariat sind in Neuenkirch<br />
beheimatet. Der Musikschulunterricht<br />
für die <strong>Nottwiler</strong> Kinder und<br />
Jugendlichen findet aber weiterhin<br />
in Nottwil statt. Durch den Zusammenschluss<br />
können Synergien<br />
genutzt und mehr Ensembles<br />
angeboten werden. Der gemeinsame<br />
Start im Schuljahr 2022/2023<br />
ist gut gelungen.<br />
Strommangellage<br />
Aufgrund des Krieges in der Ukraine kommt es zu einer<br />
Strommangellage in Europa. Die Gemeinde versucht ihr Bestes,<br />
um den eigenen Verbrauch möglichst tief zu halten.<br />
Erweiterung Buslinie 65 ins Wysshüsli<br />
Die Buslinie 65 wird erweitert und fährt neu ins Gebiet<br />
Wysshüsli. Dadurch kann ein grosses Gebiet der Gemeinde<br />
zusätzlich mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen werden.<br />
Der dafür notwendige Wendeplatz wird gebaut.<br />
Haltestelle Wysshüsli<br />
<strong>2024</strong><br />
80<br />
Rückblick Gemeinderat
2023<br />
April 2023<br />
5. Juni 2023<br />
1. August 2023<br />
27. Oktober 2023<br />
30. November 2023<br />
Schulraumerweiterung<br />
Die Planung für die Schulraumerweiterung mit der zweiten<br />
Etappe des Schulhauses 2017 wird begonnen.<br />
30 Jahre Zentrum Sagi<br />
Das Gemeindehaus feiert sein 30-jähriges Bestehen. Im<br />
Rahmen der Feierlichkeiten ersetzte ein neues Wandbild das<br />
bisherige, und 30 Bäume wurden gepflanzt.<br />
Ortsplanungsrevision: öffentliche Auflage<br />
Die Unterlagen für die Ortsplanungsrevision werden öffentlich<br />
aufgelegt. Während der einmonatigen Auflagefrist wurden<br />
14 Einsprachen eingereicht, wovon acht nach den Einspracheverhandlungen<br />
zurückgezogen wurden. Der Gemeinderat nahm<br />
aufgrund von Einsprachen einige Änderungen vor und legte<br />
diese im März <strong>2024</strong> in einer zweiten öffentlichen Auflage auf.<br />
Betreuungsgutscheine<br />
Die Gemeinde unterstützt die Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf und führt die Betreuungsgutscheine ein. Die Kinderbetreuung<br />
wird dem Einkommen entsprechend unterstützt.<br />
Einweihung Meetingraum Zentrum Sagi<br />
Der neue Raum konnte auf dem Dach des Zentrums Sagi<br />
angebaut werden und dient dem Personal als Pausenraum und<br />
als Sitzungszimmer.<br />
Energie- und Klimaleitbild<br />
Das Energie- und Klimaleitbild 2023 – 2033 zeigt die Ziele<br />
des Gemeinderates auf und dient als Basis für einen umweltfreundlichen<br />
Umgang mit Ressourcen und Energie in der<br />
Gemeinde Nottwil.<br />
Rückblick Gemeinderat<br />
81 <strong>2024</strong>
Jahrbuch<br />
Rückblick Bildungskommission / Schule<br />
Januar 2022<br />
Februar 2022<br />
April 2022<br />
18. Mai 2022<br />
Begrüssungsformen<br />
Die vergangenen zwei Jahre waren geprägt von Abstandregeln,<br />
Maskenpflicht, Händewaschen, abgesagten Events usw.<br />
Auch das Händeschütteln war längere Zeit untersagt.<br />
Aus diesem Grund setzten wir im Schuljahr 2021 / 22 einen<br />
Kontrapunkt. Verschiedene Begrüssungsrituale wurden angeschaut<br />
und geübt. Wir begrüssten uns in verschiedenen Sprachen,<br />
führten eine Abklatschwoche durch und setzten uns<br />
auch in der Gesundheitsförderung mit dieser Thematik auseinander.<br />
Digitalisierung<br />
Der Computer ist schon länger in den Schulzimmern präsent.<br />
In den letzten Jahren gab es aber einen grossen Schub in der<br />
Digitalisierung. Regelmässig gibt es Weiterbildungen für die<br />
Lehrpersonen.<br />
In den Schulzimmern haben elektronische Wandtafeln oder<br />
Screens die schwarze Wandtafel und die Kreide abgelöst. Die<br />
Benutzung von Tablets und Laptops ist im Unterricht nicht mehr<br />
wegzudenken. Ab der 3. Klasse hat jedes Schulkind ein eigenes<br />
Gerät. In der Schule Nottwil sind mittlerweile über 300 Geräte<br />
im Einsatz.<br />
Eiertütschen<br />
Am Hohen Donnerstag in der Vormittagspause organisierten<br />
die beiden Schülerinnen- und Schüler-Räte das traditionelle<br />
«Ostereiertütschen». Bei bester Laune und Frühlingssonne wurden<br />
alle 260 Ostereier «getütscht» und aufgegessen.<br />
Flohmarkt<br />
Am Mittwochnachmittag organisierten die Schülerinnen<br />
und Schüler der 1. / 2. Klasse gemeinsam mit dem Elterntreff<br />
einen spannenden Flohmarkt. Nicht mehr benötigte Spielsachen<br />
konnten weiterverkauft oder getauscht werden.<br />
<strong>2024</strong> 82<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
Juni 2022<br />
August 2022<br />
November 2022<br />
24. Februar 2023<br />
6. bis 10. Februar<br />
2023<br />
Verkehrspolizist<br />
Der Verkehrspolizist ist mehrmals pro Jahr auf dem Schulareal<br />
anzutreffen. So lehrt er die Kindergartenkinder das sichere<br />
Überqueren der Strasse. In der 2. Klasse folgen erste Fahr- und<br />
Vortrittsregeln. Das Üben im Verkehrsgarten steht dann in der<br />
3. / 4. Klasse auf dem Programm. Die theoretische und praktische<br />
Radfahrerprüfung ist der Höhepunkt in der 5. / 6. Klasse.<br />
Auch die Jugendlichen in der Sek erhalten noch Besuch von<br />
einem Polizisten. Für die älteren Lernenden kommen Themen<br />
wie soziale Medien, Alkohol, Drogen, Mischkonsum und anderes<br />
zur Sprache.<br />
Schulstartapéro<br />
Neben den 60 Lehrpersonen werden weitere Personen in der<br />
zweiten Schulwoche zu einem Begrüssung-Apéro eingeladen<br />
und begrüsst: Schulsozial- und Jugendarbeit, Klassenassistenzen,<br />
Elternrat, Technischer Dienst, Reinigungsteam, Katechetinnen,<br />
Bildungskommission, Gemeinderat und Geschäftsleitung,<br />
Sekretariat, Schulbusfahrerin, Schulzahnpflege und Betreuerinnen.<br />
Weit über 100 Personen sind für die Schule Nottwil im<br />
Einsatz.<br />
Berufswahl – BAT-Tag<br />
An der Sekundarschule ist die Berufswahl ein zentrales<br />
Thema, das über alle drei Schuljahre regelmässig im Fokus steht.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein Nottwil wurde zum<br />
ersten Mal ein BAT-Tag organisiert. Mit dem Berufsatelier-Tag<br />
(BAT) zu Beginn der Sekundarstufe erhalten die Schülerinnen<br />
und Schüler in Form von Ateliers einen praktischen Einblick in<br />
die verschiedenen Lehrberufe, die in Nottwil und der näheren<br />
Umgebung angeboten werden.<br />
Evakuationsübung<br />
Was ist zu tun bei einem Brandfall? Um alle auf ein solches<br />
Szenario vorzubereiten, wird regelmässig eine Evakuationsübung<br />
durchgeführt. Nach dem Alarm begaben sich alle Anwesenden<br />
zum Sammelplatz in die Sporthalle Kirchmatte. Alle sind natürlich<br />
glücklich, wenn der Ernstfall nie eintreten wird.<br />
Skilager in Parpan GR – Projektwoche in Nottwil LU<br />
Über 70 Kinder, begleitet von zehn Erwachsenen, genossen<br />
ein tolles Skilager bei guten Pistenverhältnissen in den Bünder<br />
Bergen. Die Lagerteilnehmenden schwelgen noch heute in ihren<br />
schönen Erinnerungen.<br />
Rückblick Bildungskommission / Schule<br />
83 <strong>2024</strong>
114 Lernende der 5. bis 9. Klasse blieben in Nottwil und<br />
erlebten eine abwechslungsreiche Spezialwoche. So standen<br />
unter anderem ein Tag auf einem Bauernhof, ein Ausflug aufs<br />
Eisfeld und eigene Talente auf dem Programm.<br />
April / Mai 2023<br />
Umweltaktionen<br />
Die Klassen der 1. Sek haben am 12. und 16. Mai gemeinsam<br />
an einer nationalen Umweltaktion teilgenommen. So<br />
wurden im Dorf Nottwil jeglicher Abfall sowie insbesondere<br />
giftige Zigarettenstummel, die achtlos weggeworfen wurden,<br />
gesammelt.<br />
Die 3. Sek unterstützte im Frühling einen Landwirt beim<br />
Pflanzen einer Hecke mit Krautsaum. Bei nasskaltem Wetter<br />
wurden in zweieinhalb Stunden 850 Heckenpflanzen gesetzt. So<br />
leisteten die Jugendlichen einen Beitrag für eine intakte Umwelt.<br />
1<br />
1 Skilager in<br />
Parpan GR<br />
2 Umweltaktionen<br />
3 Abrakadabra,<br />
simsalabim …<br />
4+5 Klassenlager<br />
2<br />
<strong>2024</strong> 84<br />
Rückblick Bildungskommission / Schule
Mai / Juni 2023<br />
Juni 2023<br />
Juni 2023<br />
Schwimmen<br />
Die Schulkinder erhalten vom Kindergarten bis zur 6. Klasse<br />
Schwimmunterricht. Die Lehrpersonen brauchen dazu ein gültiges<br />
SLRG-Brevet (Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft).<br />
Als Abschluss des Schulschwimmens erhalten die Schülerinnen<br />
und Schüler in der 6. Klasse die Gelegenheit, das Jugendbrevet<br />
zu absolvieren.<br />
De Linus uf de Suechi noch sim Talent<br />
Während einer Woche wurden intensiv Theater gespielt, Lieder<br />
geübt und Requisiten hergestellt. Mit viel Begeisterung waren die<br />
Schülerinnen und Schüler der 3. / 4. Klassen dabei. Ende Woche<br />
durften sie ihr Musical der ganzen Schulgemeinschaft und am<br />
Abend der Öffentlichkeit vorstellen und den verdienten Applaus<br />
geniessen.<br />
Abrakadabra, simsalabim … !<br />
In der Projektwoche des Kindergartens wurde viel gezaubert,<br />
gesungen und getanzt. Die selbst eingeübten Tricks wurden mit<br />
grosser Freude den Eltern in einer Zaubershow vorgestellt.<br />
3<br />
4 5<br />
Rückblick Bildungskommission / Schule<br />
85 <strong>2024</strong>
Erntezeit<br />
Juni 2023<br />
August 2023<br />
September 2023<br />
Oktober 2023<br />
November 2023<br />
Klassenlager<br />
Zweimal in ihrer Schulzeit erleben die Schulkinder in Nottwil<br />
ein Klassenlager. So fuhren die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler<br />
mit dem eigenen Fahrrad am Montag nach Vordemwald<br />
und genossen eine für einmal ganz andere Schulwoche, gespickt<br />
mit vielen Highlights und mit Spiel und Spass.<br />
Die 8. Klasse verbrachte ihre Spezialwoche in Engelberg.<br />
Motto 2022 – 2025<br />
Für drei Jahre orientieren wir uns nach dem Motto: In der<br />
Schule Nottwil handeln wir mit Weitsicht. Die Schülerinnen und<br />
Schüler erleben verschiedene Aktionen und Projekte. Das Highlight<br />
wird aber erst im <strong>2024</strong> über die Bühne gehen.<br />
Erntezeit<br />
Seit ein paar Jahren pflegen die 1. / 2. Klassen einen eigenen<br />
Schulgarten. Das Hegen und Pflegen macht sich seit dem Frühling<br />
bezahlt. Alle fleissigen Helfenden werden im Sommer bzw. Herbst<br />
mit vielen Leckereien aus dem eigenen Garten entschädigt.<br />
«Check your Bike»-Tag<br />
Seit gut zehn Jahren organisiert der Elternrat Nottwil zusammen<br />
mit Fachpersonen und der Polizei eine Velokontrolle für<br />
die 3. bis 9. Klassen. Alle Velos werden auf ihre Verkehrs- und<br />
Wintertauglichkeit geprüft. Diese Aktion dient der Sicherheit<br />
der Schulkinder.<br />
Räbeliechtli-Umzug<br />
Weit über 100 Kindergarten- und Spielgruppenkinder präsentierten<br />
bei kaltem Herbstwetter stolz ihre Räbeliechtli oder<br />
Laternen. Die zahlreichen Lichter erhellten die dunkle Nacht.<br />
<strong>2024</strong> 86<br />
Rückblick Bildungskommission / Schule
Jahrbuch<br />
Rückblick Kirchenrat / Pfarrei<br />
9. Januar 2022<br />
April 2022<br />
24. April 2022<br />
Verabschiedung von Anita und Stephan Troxler<br />
Anita Troxler, Pastorale Mitarbeiterin und Stephan Troxler,<br />
Sakristan und Hauswart, wurden infolge Pensionierung in der<br />
voll besetzten Kirche verabschiedet.<br />
Stille Wahl des Kirchenrates und der Mitglieder der<br />
Rechnungskommission<br />
Mit Genehmigung des Synodalrates wurden in stiller Wahl<br />
für die Amtsperiode 2022 – 2026 folgende Personen in den Kirchenrat<br />
gewählt: Franz Vogel, Kirchenratspräsident; Judith<br />
Dobler, Kirchmeierin; Petra Kaufmann, Kirchenratsschreiberin;<br />
Monika Burri, Ressort Pfarreirat, Spitex, Kultur und Gesellschaftliches;<br />
Alice Egli, Ressort Schule und Jugend.<br />
Die Rechnungskommission setzt sich für die nächste Amtsperiode<br />
wie folgt zusammen: Roland Zimmermann, Präsident;<br />
Judith Zimmermann und Adrian Rutz, Mitglieder der Rechnungskommission.<br />
Ebenfalls in stiller Wahl wurde Heidi Muff als Mitglied<br />
in die Synode gewählt.<br />
Weisser Sonntag<br />
29 Erstkommunikantinnen<br />
und Erstkommunikanten<br />
konnten zum ersten<br />
Mal den Leib Christi empfangen.<br />
Der Weisse Sonntag<br />
fand unter dem Jesuswort<br />
«Ich bin das Brot des<br />
Lebens» statt.<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
87 <strong>2024</strong>
April 2022<br />
Mai 2022<br />
27. Mai 2022<br />
16. Juni 2022<br />
Juli 2022<br />
31. Juli 2022<br />
14. / 15. August<br />
2022<br />
Sanierung Friedhofmauer<br />
Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Friedhofes<br />
durch die Einwohnergemeinde Nottwil wurde auch die Friedhofmauer<br />
anteilsmässig durch die Gemeinde und die Kirchgemeinde<br />
saniert. Nach der Rodung zeigte sich, dass die Mauer in<br />
einem sehr schlechten Zustand war. Gleichzeitig wurden auch<br />
Schäden am Treppenaufgang zur Kirche behoben. Die Arbeiten<br />
dauerten von April bis Juni.<br />
Ausflug für freiwillig Engagierte und Angestellte der Pfarrei<br />
34 Personen folgten der Einladung und erlebten im Ballenberg<br />
einen interessanten Tag.<br />
Firmung<br />
Am Pfingstsamstag empfingen 40 Jugendliche durch den<br />
Firmspender Generalvikar Dr. Markus Thürig das Sakrament der<br />
Firmung.<br />
Fronleichnam, Startschuss zum 150-jährigen Jubiläum der<br />
Pfarrkirche St. Marien<br />
Morgens um 6.00 Uhr fiel mit drei Böllerschüssen der Startschuss<br />
zum Jubiläum. Nach dem festlichen Gottesdienst wurde<br />
die Informationstafel zur Geschichte der Pfarrkirche enthüllt.<br />
Verabschiedung von Marianne Rössle und Roland Grütter<br />
Am 10. Juli wurden Marianne Rössle, Pastorale Mitarbeiterin,<br />
und Roland Grütter, Pastoraler Mitarbeiter und Katechet,<br />
nach ihrem langjährigen Wirken in unserer Pfarrei würdig verabschiedet.<br />
1. Augustfeier<br />
Die traditionelle 1. Augustfeier am Seeufer mit dem ökumenischen<br />
Gottesdienst in der Badi Nottwil wurde von Hans Weber<br />
(Reformierter Pfarrer Oberer Sempachersee) und Anita Troxler<br />
(Mitarbeiterin Liturgie, Pfarrei Nottwil) gestaltet. Musikalisch<br />
umrahmt wurde der Gottesdienst vom Jodlerklub Nottwil.<br />
Festlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum<br />
der Pfarrkirche St. Marien<br />
Die grossen Festlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum der<br />
Pfarrkirche St. Marien begannen am 14. August mit dem Familientag<br />
und einem Brunch. Am 15. August erreichten die Feierlichkeiten<br />
mit dem Festgottesdienst mit Bischof Felix Gmür<br />
ihren Höhepunkt.<br />
<strong>2024</strong> 88<br />
Rückblick Kirchenrat / Pfarrei
17. / 18. September<br />
2022<br />
15. September 2022<br />
Dezember 2022<br />
8. Dezember 2022<br />
Ministranten-Reise<br />
Am Bettags-Wochenende konnten die Minos mit dem ehemaligen<br />
Präses und Sakristan Stephan Troxler die wegen Corona<br />
zweimal verschobene Ministranten-Reise nachholen. Der zweitägige<br />
Ausflug führte zuerst in den Europapark Rust. Anschliessend<br />
gab es ein Ministrantinnen- und Ministrantentreffen in<br />
unserer <strong>Nottwiler</strong> Partnerstadt Schwaigern.<br />
Neue Mitarbeiterin im Pfarreisekretariat<br />
Sarah Lötscher begann als neue Mitarbeiterin im Pfarreisekretariat<br />
als Nachfolgerin von Susanne Kaufmann. Zu ihren<br />
Aufgaben gehört unter anderen die Betreuung der Homepage,<br />
und als erste Vertreterin der Pfarrei wirkt sie auch als Mitglied<br />
im Redaktionsteam «Nottwil Aktuell» mit.<br />
Kirchenbeleuchtung in Zeiten des Strommangels<br />
Im Winter 2022 waren alle aufgefordert, eine Strommangellage<br />
zu vermeiden. Aus diesem Grund verzichtete die Kirchgemeinde<br />
auf die Aussenbeleuchtung der Pfarrkirche.<br />
Abschluss der Festlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum<br />
der Pfarrkirche St. Marien<br />
Die Festlichkeiten fanden mit einem volkstümlichen Konzert<br />
und einem grossen Feuerwerk ihren Abschluss.<br />
1<br />
1 Festlichkeiten für das<br />
150-jährige Jubiläum<br />
der Pfarrkirche St.<br />
Marien<br />
2 Kirchenchöre Nottwil<br />
und Ballwil am<br />
Jubiläums-Konzert in<br />
der Pfarrkirche Nottwil<br />
2<br />
Rückblick Kirchenrat / Pfarrei<br />
89 <strong>2024</strong>
Januar 2023<br />
18. Januar 2023<br />
Februar 2023<br />
Februar 2023<br />
16. April 2023<br />
27. Mai 2023<br />
28. Mai 2023<br />
3. Juni 2023<br />
Wechsel Sakristanin im Zentrum Eymatt Nottwil<br />
Trudi Brun beendet die langjährige Aufgabe als Sakristanin<br />
im Raum der Stille. Adelheid Koller übernimmt ihre Nachfolge.<br />
Winterhilfe für die Ukraine<br />
Auf Anfrage um Mithilfe durch den Verein Parasolka (Silvia<br />
Zimmermann) entschied sich die «Taskforce Ukraine / Nottwil»,<br />
eine Lieferung mit gesammelten Hilfsgütern als Winterhilfe für<br />
die Ukraine zu organisieren. Eine beträchtliche Menge wertvoller<br />
Güter konnte auf einen ukrainischen Sattelschlepper verladen<br />
werden.<br />
Fasnachtsgottesdienst<br />
Die Fasnacht machte – erstmals nach der Corona-Zeit –<br />
dieses Jahr auch vor der Kirchentüre nicht Halt. Teils bunt<br />
gekleidet, feierten viele Gottesdienstbesucher mit Ballonen und<br />
fasnächtlichen Klängen die 5. Jahreszeit.<br />
Anschluss Brunnen<br />
Der Brunnen auf dem Vorplatz Vikariatshaus wurde an die<br />
Leitung des Agathabrunnens angeschlossen.<br />
Weisser Sonntag<br />
Der Weisse Sonntag mit 32 Erstkommunionkindern fand<br />
unter dem Jesuswort «Ich bin der gute Hirt» statt.<br />
Firmung<br />
Mit der Firmung haben die 32 Jugendlichen unter der<br />
Begleitung von Generalvikar Markus Thürig ihr Glaubensbekenntnis<br />
bezeugt und das Sakrament des Heiligen Geistes empfangen.<br />
125 Jahre Kirchenchor Nottwil<br />
Der Kirchenchor Nottwil darf auf 125 Jahre Bestehen zurückblicken.<br />
Im Pfingstgottesdienst in der Pfarrkirche wurde dieses<br />
Jubiläum würdig gefeiert.<br />
Verabschiedung Claudio Tomassini<br />
Im Abendgottesdienst wurde die Verabschiedung von Claudio<br />
Tomassini als Pastoralraumleiter gefeiert. Vor neun Jahren kam<br />
er in die Pfarrei Sursee und führte die fünf Pfarreien Geuensee,<br />
Knutwil / St.Erhard, Nottwil, Oberkirch und Sursee zum Pastoralraum<br />
Region Sursee zusammen.<br />
<strong>2024</strong> 90<br />
Rückblick Kirchenrat / Pfarrei
1 Verabschiedung<br />
Claudio Tomassini<br />
2 Jubiläum 75 Jahre<br />
Flüsskapelle<br />
7. Juli 2023<br />
31. Juli 2023<br />
September 2023<br />
November 2023<br />
November 2023<br />
1 2<br />
Schulschluss-/ Schuleröffnungs-Gottesdienst<br />
Am 7. Juli feierten die Schulkinder mit ihren Eltern den<br />
letzten Tag vor den Ferien. An diesem letzten Arbeitstag als<br />
Katechetin wurde Silvia Roos in den wohlverdienten Ruhestand<br />
verabschiedet.<br />
Am Schuleröffnungs-Gottesdienst wurden die beiden neuen<br />
Katechetinnen Antoinette Longobardi Beeler und Cony Häfliger<br />
willkommen geheissen.<br />
1. Augustfeier<br />
Der ökumenische Gottesdienst am Vorabend des Nationalfeiertages<br />
in der Badi Nottwil – gestaltet durch Hans Weber<br />
(Reformierter Pfarrer, Sempach) und Anita Troxler (Mitarbeiterin<br />
Liturgie, Pfarrei Nottwil) – wurde vom Kirchenchor Nottwil<br />
musikalisch begleitet.<br />
Jubiläum 75 Jahre Flüsskapelle<br />
Zum 75-jährigen Jubiläum der Kapellengenossenschaft stand<br />
die Flüsskilbi dieses Jahr in einem besonderen Licht. Strahlendes<br />
Wetter lockte Gläubige aus nah und fern in den Schatten<br />
der Lindenbäume, um das Fest «Maria Geburt» zu feiern.<br />
Holzschlag im Kirchenwald Gebiet «Säliwald»<br />
Thomas Weingartner hatte den Kirchenrat angefragt, ob er<br />
für den Neubau seines Wohnhauses Rundholz vom Kirchenwald<br />
kaufen kann. Anfang November wurde das Mondholz im Gebiet<br />
«Säliwald» geschlagen.<br />
Dankesabend für Freiwillige und Angestellte<br />
Der diesjährigen Einladung zum Dankesabend in den<br />
Vikariats saal folgten 42 Personen.<br />
Rückblick Kirchenrat / Pfarrei<br />
91 <strong>2024</strong>
<strong>Nottwiler</strong> Stern<br />
Verleihung des Anerkennungspreises<br />
2022<br />
Der <strong>Nottwiler</strong> Kulturpreis 2022 wurde dem Preisträger<br />
Sepp Häcki, Bühlstrasse 11, Nottwil, als Anerkennung<br />
für seine grosse Freiwilligenarbeit im Notteler<br />
Gemeindewald verliehen. Sepp Häcki hat in der<br />
Folge des Sturms Lothar vom Dezember 1999 während<br />
20 Jahren den Notteler Gemeindewald mit viel Freude<br />
und Leidenschaft gepflegt und gehegt. Der vielfältige<br />
Wald, die neu entstandenen kleinen Waldweiher und<br />
das Picknickplätzli sind dank seinem Engagement zu<br />
einem gern besuchten Naherholungsraum und zu<br />
einem wertvollen Biotop geworden. Sepp Häcki hat<br />
in der Dankesrede den Preis all jenen Personen gewidmet, die<br />
ebenfalls Tag für Tag andere bedeutende Freiwilligenarbeit leisten.<br />
2023<br />
Madeleine Kost Bühlmann, Rigistrasse 4, Nottwil,<br />
durfte verdienterweise den <strong>Nottwiler</strong> Stern 2023 in<br />
Empfang nehmen. Ihr grosses Interesse am Brauchtum,<br />
am Kunsthandwerk wie Klöppeln und Spinnen<br />
und an den alten Holzinstrumenten zeichnet sie besonders<br />
aus. Ihre Vorliebe zur mittelalterlichen Musik<br />
motivierte sie dazu, selber die Instrumente herzustellen.<br />
So entstand zum Beispiel eine Drehleiher, auf der<br />
sie selber gekonnt Musikstücke spielen kann. Madeleine<br />
ist unaufgeregt immer wieder dort, wo sie einen<br />
kleinen Beitrag zu einem guten Zusammenleben in<br />
der Gemeinde leisten kann. Seit bald 20 Jahren räumt sie in den<br />
Sommermonaten freiwillig und unentgeltlich zum Wohle aller<br />
jeden Morgen das Ufer bei der Badi auf und beseitigt den angeschwemmten<br />
Schmutz. Sie pflegt den Sandbereich, damit die<br />
Kinder unbeschwert am und mit dem Wasser spielen können. An<br />
der Feier sagte sie: «Ich mache das, weil ich in den See verliebt<br />
bin, ihm etwas zurückgeben will, und weil es mir gut tut!»<br />
<strong>2024</strong><br />
92<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
Blitzlichter<br />
Sportliche Grossanlässe mit Ausstrahlungskraft<br />
12. – 14. Mai 2023 – Luzerner Kantonales Schwingfest<br />
In der Sportarena des SPZ Nottwil massen sich die «Bösen» im<br />
Sägemehl.<br />
1 Die Sportarena des<br />
SPZ war Austragungsort<br />
des 103. Kantonalen<br />
Schwingfestes<br />
2 7 800 Gäste wurden<br />
vom Empfangs-Torbogen<br />
willkommen geheissen<br />
3 OK-Präsident René<br />
Künzli schwingt die<br />
Verbandsfahne in Anwesenheit<br />
von Regierungsratspräsident<br />
Guido<br />
Graf (links)<br />
4 Joel Wicki gewann<br />
den Schlussgang gegen<br />
Sven Schurtenberger<br />
und durfte den Siegermuni<br />
«Nottu» (Züchter<br />
Hanspeter Kaufmann)<br />
entgegennehmen<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
93 <strong>2024</strong>
6. bis 9. Juni 2023 – ParAthletics<br />
Die Weltelite traf sich an der Para-Leichtathletik am World Para<br />
Athletics Grand Prix im SPZ Nottwil.<br />
1 Das Schweizer<br />
Paraplegiker Zentrum<br />
war Austragungsort der<br />
ParAthletics<br />
2 Der <strong>Nottwiler</strong> Marcel<br />
Hug führt das Feld an<br />
im Wettkampf über<br />
1 500 Meter<br />
3 Manuela Schär<br />
(rechts) und Catherine<br />
Debrunner (links) liefern<br />
sich an den ParAthletics<br />
2023 spannende Duelle<br />
1<br />
2<br />
3<br />
<strong>2024</strong><br />
94<br />
Blitzlichter
12. Juni 2023 – Tour de Suisse 2. Etappe –<br />
Etappenzielort Nottwil<br />
In Nottwil wurde die Zielankunft der 2. Etappe der Tour de<br />
Suisse gefeiert. Der Aufwand wurde entschädigt durch beste<br />
Stimmung, schönstes Wetter und tolle Fernsehbilder der Region.<br />
1<br />
1 Zwischen 13 und 14.30 Uhr gehört die Zielstrecke<br />
den Schülerinnen und Schülern: «Bewegungsparcours<br />
auf Rädern»<br />
2 Start des Handbike-Team-Wettkampfs<br />
3 Einfahrt Historische Radfahrerkompanie<br />
4 Zieleinfahrt der Fahrer mit dem 23-jährigen<br />
Eritreer Biniam Girmay an der Spitze<br />
5 Michael Schär wird für seine Karriere geehrt von<br />
Kollege Matthias Frank (Mitte), ehemaliger Radrennprofi,<br />
Nottwil und von Walter Steffen (rechts),<br />
Gemeindepräsident Nottwil<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Blitzlichter<br />
95 <strong>2024</strong>
Vereinsjubiläen<br />
Vereinsjubiläen im 2022<br />
90 Jahre<br />
Gründungsjahr<br />
Fischerverein<br />
Sempachersee<br />
1932<br />
20 Jahre<br />
Gründungsjahr<br />
Fischerchörli Nottwil 2002<br />
Vereinsjubiläen im 2023<br />
125 Jahre<br />
Gründungsjahr<br />
Kirchenchor Nottwil 1898<br />
110 Jahre<br />
Gründungsjahr<br />
Brass Band Feldmusik<br />
Nottwil<br />
1913<br />
40 Jahre<br />
Gründungsjahr<br />
Gewerbeverein Nottwil 1983<br />
Kegelklub Seemöve 1983<br />
Samichlausgruppe<br />
Nottwil<br />
1983<br />
25 Jahre<br />
Gründungsjahr<br />
Donatoren Spono<br />
Nottwil<br />
1998<br />
<strong>2024</strong> 96<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
Nottwil in Zahlen<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
50<br />
100<br />
150<br />
200<br />
250<br />
300<br />
350<br />
182<br />
2068<br />
Legende 1990 2009<br />
34<br />
11<br />
149<br />
55<br />
3342<br />
313 300<br />
12<br />
61<br />
3574<br />
Schweizer<br />
4104<br />
20<br />
31<br />
3579<br />
Schweizer<br />
4124<br />
22<br />
44<br />
3563<br />
Schweizer<br />
4156<br />
16<br />
302<br />
545<br />
Ausländer<br />
291<br />
245 530 241<br />
Ausländer<br />
261 593<br />
Ausländer<br />
257<br />
Gesamtbevölkerung<br />
2021<br />
2022<br />
2023<br />
Bevölkerungsveränderung 2021 2022 2023<br />
Geburtenüberschuss (10 Jahres-Zyklus) 248 213 231<br />
Wanderungsgewinn (10 Jahres-Zyklus) 439 464 470<br />
Bevölkerungswachstum (10 Jahres-Zyklus) + 18,6 % + 18,2 % + 18,8 %<br />
Bevölkerungsdichte (Einwohner / km 2 ) 276 278 280<br />
Stimmberechtigte (Personen) 2774 2614 2767<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
97 <strong>2024</strong>
Konfessionszugehörigkeit<br />
2022 2023<br />
2534<br />
katholisch<br />
61,4%<br />
398<br />
9,7%<br />
ref.<br />
1192<br />
konfessionslos<br />
und andere<br />
28,9%<br />
2448<br />
katholisch<br />
58,9%<br />
9,3%<br />
ref.<br />
386<br />
1322<br />
konfessionslos<br />
und andere<br />
31,8%<br />
Altersstruktur<br />
bis 9 Jahre<br />
10 bis 19<br />
20 bis 29<br />
30 bis 39<br />
40 bis 49<br />
50 bis 59<br />
60 bis 69<br />
70 bis 79<br />
80 bis 89<br />
90 und älter<br />
562<br />
535<br />
469<br />
491<br />
428<br />
414<br />
563<br />
586<br />
622<br />
627<br />
658<br />
661<br />
408<br />
433<br />
266<br />
276<br />
113<br />
121<br />
8<br />
12<br />
0<br />
100 200 300 400 500 600<br />
2022<br />
2023<br />
Zahlen Schülerinnen und Schüler<br />
1)<br />
inkl. Untergymnasium<br />
sowie Sportschulen<br />
Kriens und Schüpfheim<br />
Kindergarten<br />
Primarstufe<br />
Sekundarstufe<br />
I 1)<br />
Total<br />
Schüler/innen<br />
87<br />
88<br />
271<br />
284<br />
142<br />
138<br />
500<br />
510<br />
2022<br />
2023<br />
0 100 200 300 400 500<br />
<strong>2024</strong><br />
98<br />
Nottwil in Zahlen
Steuern 2022 2023<br />
Steuerpflichtige (natürliche Personen) 2368 2402<br />
Steuerpflichtige (juristische Personen) 188 195<br />
Steuerfuss 2022 2023<br />
Gemeinde Nottwil 1.85 1.85<br />
Kanton Luzern 1.60 1.60<br />
Christ-katholische Kirche 0.31 0.31<br />
Evangelisch-reformierte Kirche 0.25 0.25<br />
Römisch-katholische Kirche 0.275 0.275<br />
Gemeindefinanzen in CHF 2022<br />
Gemeindesteuern Einnahmen 11844116<br />
Gemeindesteuern Ausgaben 38311<br />
Andere Steuern Einnahmen 546290<br />
Andere Steuern Ausgaben 734<br />
Total aller Einnahmen 29128907<br />
Total aller Ausgaben 27970236<br />
Ertragsüberschuss 1158671<br />
Wohnungsbau 2020 1.1.2023<br />
Wohnungsbestand 1697 1792<br />
Wohnungsgrösse<br />
1 – 2 Zimmer 14,5 % 16,3 %<br />
3 – 4 Zimmer 49,1 % 48,8 %<br />
5+ Zimmer 36,4 % 34,9 %<br />
Einfamilienhäuser 24,8 % 23,3 %<br />
Gebäude mit Wohnnutzung 752 773<br />
Wohnungsbau<br />
1–2 ZWG<br />
16,3%<br />
3–4 ZWG<br />
48,8%<br />
5+ ZWG<br />
34,9%<br />
Wohnungsgrösse<br />
Grundbuchamt 2022 2023<br />
Handänderungssteuern<br />
Veranlagte Handänderungen 44 41<br />
Einnahmen Handänderungssteuer CHF 85769 71739<br />
Grundstückgewinnsteuer<br />
Einnahmen CHF 411072 183732<br />
EFH<br />
23,3%<br />
Gebäude<br />
mit Wohnnutzung<br />
öffentliche Dienste 2022 2023<br />
Wasser in Rechnung gestellt m 3 252915 265828<br />
Nottwil in Zahlen<br />
99 <strong>2024</strong>
Wahlen<br />
2. April 2023 Ersatzwahl eines Mitgliedes der Bürgerrechtskommission<br />
für den Rest der Amtsdauer 2020 – <strong>2024</strong> Stimmbeteiligung: 33.72 %<br />
Mitglieder:<br />
Kandidat / in Kast Barbara Achermann Bruno Ratnasingam Rajeepan Vereinzelte<br />
erhaltene Stimmen 535 – gewählt 195 165 20<br />
2. April 2023 Neuwahlen Kantons- und Regierungsrat<br />
Kantonsrat<br />
Die Mitte<br />
27.9%<br />
Stimmbeteiligung 40.90% Regierungsrat Stimmbeteiligung 40.78%<br />
SVP<br />
27.0%<br />
Tschuor Michaela, neu*<br />
Wyss Reto, bisher*<br />
FDP<br />
17.5%<br />
SP und Gewerkschaften / 10%<br />
Grünliberale Partei / 9.0%<br />
Grüne / 6.0%<br />
Generationenliste – Die Mitte / 1.2%<br />
Junge Grüne / 0.6%<br />
Kultur und Gesellschaft (Grüne) / 0.4%<br />
JUSOplus / 0.4%<br />
Peter Fabian, bisher*<br />
Hartmann Armin, neu**<br />
Fanaj Ylfete, neu**<br />
Kaufmann Andrea<br />
Huser Claudia<br />
Wenger Christa<br />
Stehlin Zoé<br />
Peyer Chiara<br />
Peter Juergen<br />
Vereinzelte<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />
im Diagramm nicht berücksichtigt:<br />
Blankolisten (129) / ungültig (10) / leer (5)<br />
*im 1. Wahlgang gewählt<br />
** im 2. Wahlgang (14. Mai 2023) gewählt<br />
22. Oktober 2023 Neuwahlen National- und Ständerat<br />
Nationalrat<br />
SVP<br />
29.5%<br />
Stimmbeteiligung 51.33%<br />
Die Mitte<br />
29.4%<br />
FDP. Die Liberalen<br />
16.2%<br />
Ständerat<br />
Müller Damian*<br />
Gmür Andrea*<br />
Haller Dieter<br />
Roth David<br />
SP und Gewerkschaften<br />
10.8%<br />
Grünliberale Partei / 5.8%<br />
Grüne / 5.3%<br />
Mass-Voll / 1.4%<br />
EVP / 0.6%<br />
Für eine prod. Landwirtschaft / 0.4%<br />
Parteilos / 0.2%<br />
Aktive Senioren / 0.1%<br />
Schweizer Demokraten / 0.1%<br />
Fischer Roland<br />
Regli Peter<br />
Spring Laura<br />
Hagmann Yannik<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />
*gewählt<br />
Partei-/Listenstimmen aus Nottwil inkl. Unterlisten (nicht berücksichtigt: Blankolisten [156], ungültig [50])<br />
<strong>2024</strong> 100<br />
Nottwil in Zahlen
Abstimmungen kantonal<br />
13. Februar 2022 Tragung des Covid-bedingten Verlusts 2020 des<br />
Kantonsspitals in Form einer Aktienkapitalerhöhung<br />
angenommen 75.31 %<br />
SN: 43.25 %<br />
73.79 % – 867 308 L: 15 U: 14<br />
25. September 2022 Unterstützung Kasernenneubau für die Päpstliche<br />
Schweizergarde im Vatikan<br />
abgelehnt 71.48 %<br />
SN: 57.50 %<br />
467 1108 – 70.35 % L: 10 U: 19<br />
18. Juni 2023 Ost- und Westumfahrung Flecken Beromünster angenommen 64.07 %<br />
SN: 37.30 %<br />
65.94 % – 666 344 L: 19 U: 9<br />
26. November 2023 Volksinitiative «Attraktive Zentren» abgelehnt 72.78 %<br />
SN: 31.00 %<br />
172 676 – 79.72 % L: 7 U: 6<br />
Volksinitiative «Anti-Stauinitiative» und Gegen vorschlag SN: 30.90 %<br />
L: 0 U: 6<br />
Initiative abgelehnt 80.63 %<br />
169 668 – 79.81 %<br />
Gegenvorschlag abgelehnt 51.37 %<br />
52.91 % – 427 380<br />
Stichfrage abgelehnt 75.88 %<br />
1149 599 – 80.08 %<br />
Erweiterung, Umnutzung und Erneuerung der<br />
Kantonsschule Sursee<br />
angenommen 79.74 %<br />
SN: 31.00 %<br />
77.58 % – 654 189 L: 10 U: 6<br />
Legende:<br />
SN = Stimmbeteiligung<br />
Nottwil<br />
L = Leer<br />
U = Ungültig<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nottwil in Zahlen<br />
101 <strong>2024</strong>
Abstimmungen national<br />
13. Februar 2022 Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot<br />
– Ja zu Forschungswegen mit<br />
Impulsen für Sicherheit und Fortschritt»<br />
abgelehnt 79.10 %<br />
SN: 43.15 %<br />
212 1016 – 82.74 % L: 15 U: 14<br />
Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen<br />
vor Tabakwerbung (Kinder und Jugendliche<br />
ohne Tabakwerbung)»<br />
angenommen 56.70 %<br />
SN: 45.04 %<br />
564 667 – 54.18 % L: 9 U: 14<br />
Änderung des Bundesgesetzes über die Stempelabgaben abgelehnt 62.60 %<br />
SN: 44.65 %<br />
490 716 – 59.37 % L: 23 U: 14<br />
Bundesgesetz über ein Massnahmenpaket<br />
zugunsten der Medien<br />
abgelehnt 54.60 %<br />
SN: 44.72 %<br />
500 716 – 58.88 % L: 15 U: 14<br />
15. Mai 2022 Änderung des Filmgesetzes angenommen 58.40 %<br />
SN: 39.00 %<br />
52.41 % – 555 504 L: 23 U: 6<br />
Änderung des Transplantationsgesetzes angenommen 60.20 %<br />
SN: 39.50 %<br />
55.60 % – 606 484 L: 6 U: 6<br />
Übernahme der EU-Verordnung Europäische Grenz- und<br />
Küstenwache<br />
angenommen 71.50 %<br />
SN: 36.60 %<br />
72.26 % – 711 273 L: 33 U: 6<br />
25. September 2022 Volksinitiative «Keine Massentierhaltung in der<br />
Schweiz (Massentierhaltungsinitiative)»<br />
abgelehnt 62.90 %<br />
SN: 58.70 %<br />
463 1147 – 71.24 % L: 8 U: 19<br />
Bundesbeschluss über die Zusatzfinanzierung der AHV<br />
durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />
angenommen 55.10 %<br />
SN: 58.60 %<br />
61.33 % – 980 618 L: 17 U: 19<br />
Änderung des Bundesgesetzes über die Alters- und<br />
Hinterlassenenversicherung (AHV 21)<br />
angenommen 50.50 %<br />
SN: 58.30 %<br />
60.21 % – 958 633 L: 17 U: 19<br />
Änderung des Verrechnungssteuergesetzes<br />
(Stärkung des Fremdkapitalmarkts)<br />
abgelehnt 52.00 %<br />
SN: 58.00 %<br />
55.58 % – 856 684 L: 60 U: 19<br />
<strong>2024</strong> 102<br />
Nottwil in Zahlen
18. Juni 2023 Bundesbeschluss über eine besondere Besteuerung<br />
grosser Unternehmensgruppen<br />
(Umsetzung OECD/G20-Projekt)<br />
angenommen 78.50 %<br />
SN: 39.00 %<br />
79.21 % – 842 221 L: 13 U: 11<br />
Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die<br />
Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit<br />
angenommen 59.10 %<br />
SN: 39.40 %<br />
54.76 % – 592 489 L: 5 U: 11<br />
Änderung des Covid-19-Gesetzes vom<br />
16. Dezember 2022<br />
angenommen 61.90 %<br />
SN: 39.50 %<br />
52.60 % – 567 511 L: 12 U: 11<br />
Legende:<br />
SN = Stimmbeteiligung<br />
Nottwil<br />
L = Leer<br />
U = Ungültig<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nottwil in Zahlen<br />
103 <strong>2024</strong>
Autorenangaben und<br />
Bildnachweis<br />
Autorinnen / Autoren<br />
Silvan Hodel, Gemeinde Nottwil<br />
Petra Kaufmann, Kirchenrat Nottwil<br />
Gaby Kindler, Wauwil<br />
Josef Küng, Schüpfheim<br />
Christian Lanzendörfer, Nottwil<br />
Monika Nöbauer, Nottwil<br />
Erwin Peter, Schulleitung, Nottwil<br />
Edith Schwander, Nottwil<br />
Walter Steffen, Nottwil<br />
Sina Strässle, Gemeinde Nottwil<br />
Stephan Troxler, Nottwil<br />
Jacqueline Willimann, Nottwil<br />
Geri Wyss, Sempacher Woche<br />
Redaktionelle Bearbeitung<br />
Meinrad Dubach, Nottwil<br />
Christian Lanzendörfer, Nottwil<br />
Bildnachweis<br />
Umschlag – Josef Küng; Grafik: Gregor Stäuble<br />
S. 4 – Heidy Steffen<br />
S. 6 – Gregor Stäuble<br />
S. 8, 9 – Rolf Hürlimann<br />
S. 10, 13 – Gemeinde Nottwil<br />
S. 16, 17, 19 – Joel Frei<br />
S. 24, 25 – Christian Lanzendörfer<br />
S. 30 – Luftbild: Google Maps; Grafik: Gregor Stäuble<br />
S. 34, 35, 38, 42, 44 – Josef Küng<br />
S. 46 – Bruno Röösli<br />
S. 48 – Christian Lanzendörfer<br />
S. 49 – Gregor Stäuble<br />
S. 53 – Bild 1, 2, 3 und S. 57 – Bild 1, 2: Hans Blum<br />
S. 57 – Bild 3 und S. 58 – Christian Lanzendörfer<br />
S. 62, 63, 64 – Joel Frei<br />
S. 66, 67, 69 und S. 71 – Bild 1: Thomi Jäger<br />
S. 71 – Bild 2, 3: Christian Lanzendörfer<br />
S. 74 – Gaby Kindler<br />
S. 80 – Josef Küng<br />
S. 84 – Bild 1: Christian Arnold; Bild 2: Michael Blum<br />
S. 85 – Bild 3: Aline Ziswiler; Bild 4, 5: Christian Arnold<br />
S. 86 – Rahel Wyss<br />
S. 89 – Bild 1: Joel Frei; Bild 2: Archiv Pfarrei Nottwil<br />
S. 91 – Archiv Pfarrei Nottwil<br />
S. 92 – Bruno Achermann<br />
S. 93 – OK LKSF Nottwil 2023/Fredy Thürig<br />
S. 94 – Bild 1, 2: Tobias Lackner; Bild 3: Team Tobias Lackner<br />
S. 95 – Bild 1, 2, 3, 5: Gregor Stäuble; Bild 4: Ana Birchler-Cruz, Surseer Woche<br />
<strong>2024</strong> 104<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
ISBN 978-3-033-10442-6