Kulinarik & Genuss | Sommer 2024
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SONDER-<br />
AUSGABE<br />
KULINARIK<br />
& GENUSS<br />
IM ALLGÄU SOMMER <strong>2024</strong><br />
ERLEBENS-<br />
MITTEL.<br />
DER SCHMIDT<br />
UNVERFÄLSCHT<br />
UND VIELFÄLTIG.<br />
DIE KULINARIK IN DEN HÖRNERDÖRFERN<br />
DIE ALLGÄUER<br />
ALPWIRTSCHAFT.<br />
SEIT JAHRTAUSENDEN VOR UNSERER HAUSTÜRE<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
1
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die für uns zählen und die wir leben.<br />
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Urlaubsregion und sind uns<br />
unserer Verantwortung<br />
hinsichtlich sozialer,<br />
ökologischer und ökonomischer<br />
Nachhaltigkeit bewußt<br />
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JAHRE<br />
CLAUDIO-PARRINELLO.DE
Inhalte<br />
Generationen<br />
In Pfronten schreiben zwei Köche ihre ganz eigene<br />
Geschichte. Simon Schlachter und seine Tante Barbara<br />
Schlachter-Ebert bewahren das Bewährte und öffnen sich<br />
gleichzeitig dem Eigentümlichen – auf Spitzenniveau.<br />
SEITE 12<br />
<strong>Kulinarik</strong> in den<br />
Hörnerdörfern<br />
Die Vielfalt des Allgäus zeigt die Natur, zeigen die<br />
Menschen und vor allem die <strong>Kulinarik</strong>. In den Hörnerdörfern<br />
zeigt sie sich von ihrer köstlichsten Seite zwischen<br />
Sterne-Küche und traditioneller Brotzeit und bietet alles,<br />
worauf der Gaumen Lust hat.<br />
SEITE 30<br />
Aus der Not<br />
wird die Tugend<br />
Vom Hunger zur einzigartigen Stärke: Die Allgäuer<br />
Alpwirtschaft ist von unschätzbarem Wert für die Region.<br />
Es lohnt sich, in ihre Geschichte einzutauchen, um zu<br />
begreifen, welch große Bedeutung ihr zukommen muss.<br />
SEITE 52<br />
6 KULINARIK & GENUSS
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
ALPEN-VERLAGSGRUPPE OHG<br />
Bahnhofstraße 8 ‘ 87435 Kempten<br />
tel +49(0)831 540219-0<br />
info@alpen-verlagsgruppe.de<br />
www.alpen-verlagsgruppe.de<br />
Geschäftsführende Gesellschafter:<br />
Thomas Sonnenmoser & Marcel Reiser<br />
Titelbild: © Philip Herzhoff<br />
Druckerei:<br />
Holzer Druck und Medien<br />
www.druckerei-holzer.de<br />
Fridolin-Holzer-Straße 22 + 24<br />
88171 Weiler-Simmerberg<br />
Redaktion: Anja Buntz<br />
Vertrieb: Katrin Lehr<br />
Bernd Götz ‘ Matthias Albrecht<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />
für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, daher<br />
besteht auch kein Anspruch auf Ausfallhonorar. Mit<br />
den Autorenhonoraren gehen die Verwertungs-,<br />
Nutzungs- und Vervielfältigungsrechte an den Verlag<br />
über, insbesondere auch für elektronische Medien<br />
(Internet, Datenbanken, etc.).<br />
Vielfalt im <strong>Genuss</strong><br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
wir müssen zugeben, wir haben es schlichtweg unterschätzt – unser Allgäu.<br />
Trotz dem es unsere Heimat ist, konnten wir mit unserer Erstausgabe im Jahr<br />
2023 nicht ansatzweise erahnen, wieviel <strong>Genuss</strong>-Vielfalt tatsächlich in unserer<br />
geliebten Region steckt. Daher hatten wir keine andere Wahl als zu entscheiden,<br />
dass es zukünftig zwei Ausgaben unseres Magazins KULINARIK & GE-<br />
NUSS im ALLGÄU geben wird.<br />
Heute dürfen wir euch somit eine weitere Erstausgabe präsentieren: Die Sommerausgabe<br />
<strong>2024</strong> und mit ihr eine Welle an kulinarischen Glanzleistungen, die<br />
wir für euch entdecken durften. Wir hoffen, ihr habt ausreichend freie Zeit zur<br />
Verfügung, um euch durch die ganze Bandbreite schlemmen zu können und<br />
um euch selbst ein Bild davon zu machen, was euch genüsslich am meisten<br />
beeindruckt.<br />
Die Jahrtausende alte Geschichte der Alpwirtschaft, hochklassige Generationenprojekte,<br />
Dörfer mit kulinarischen Charakteren, das wohl beste Mango-<br />
Sorbet und ein Rohmilch Kefir, der in Deutschland einzigartig ist. Das nur als<br />
erster Anreiz für den <strong>Genuss</strong>, den ihr in den Händen haltet und dem ihr euch<br />
nun mit der Edition SOMMER <strong>2024</strong> hingeben können.<br />
Marcel & Sonny<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
7
Inhalte<br />
Allgäuer<br />
Eismanufaktur<br />
Es sind die Leidenschaft eines italienischen Eismachers<br />
und ein Zwischenstopp in Isny, die zu einem unverwechselbaren<br />
und dem vielleicht leckersten Eis im Allgäu führen.<br />
Familie Soravia kreiert die italienische Köstlichkeit<br />
seit vier Generationen.<br />
SEITE 60<br />
Von Apfelstrudel<br />
bis Zander<br />
Ein Traditionshaus, das vier Restaurants vereint.<br />
Von Fine-Dining, über mediterrane Küche bis zu<br />
Hüttenschmankerl – Das Sonnenalp Resort verwöhnt<br />
jeden Sommerfrischler. Wir verlosen 2 <strong>Genuss</strong>-Pässe<br />
für Dich und Deine Begleitung.<br />
SEITE 66<br />
Bio Rohmilch Kefir<br />
aus Heumilch vom<br />
Milchhof Lerf<br />
Er ist der Einzige seiner Art in ganz Deutschland und<br />
überzeugt mit Philosophie, purem Geschmack und der<br />
Leidenschaft, die in ihm steckt. Familie Lerf legt ihr<br />
Herzblut in ihre neueste Errungenschaft,<br />
den Rohmilch Kefir.<br />
SEITE 72<br />
8 KULINARIK & GENUSS
ALLES<br />
DÜRFEN,<br />
NICHTS<br />
MÜSSEN...<br />
À la Carte<br />
Fine Dining<br />
indoor & outdoor<br />
Das etwas andere Restaurant. Inmitten eines kleinen Chaletdorfs in<br />
Burgberg im Allgäu. Besonders. Anders. Echt. www.alpzitt-chalets.de<br />
Tischreservierung unter 08321 22099-0 oder info@alpzitt-chalets.de.
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Wild. Fisch.<br />
Frisch.<br />
Unsere Passion sind das Fischen, Jagen,<br />
Zubereiten und Kochen. Seit nunmehr vier<br />
Generationen bereichern wir das kulinarische<br />
Leben unserer Kunden mit frischem<br />
Fisch und Wild. Dabei steht der Name<br />
Schmidt für einen ganzheitlichen Qualitätsanspruch:<br />
Wir begegnen jedem Tier<br />
mit Respekt und setzen uns für eine möglichst<br />
nachhaltige und verantwortungsvolle<br />
Fischerei und Jagd ein. Wir schonen die<br />
Bestände und geben den Tieren die Chance<br />
auf ein Nachwachsen. Und wir achten<br />
auf absolute Frische sowie eine sorgfältige<br />
Verarbeitung und Veredelung. Bei voller<br />
Transparenz: Wir wissen genau, wo und<br />
wie unsere Fische und unser Wild aufgewachsen<br />
sind, von wem und wie sie gefangen<br />
oder gejagt wurden und auf welchem<br />
Weg sie in kürzester Zeit absolut frisch zu<br />
uns gekommen sind. Darauf sind wir stolz!<br />
Und ja, Qualität hat ihren Preis. Aber dafür<br />
kann man sie voll und ganz und mit gutem<br />
Gewissen genießen.<br />
Dienstag<br />
Memmingen, Mindelheim<br />
Mittwoch<br />
Kempten, Dietmannsried, Sendling,<br />
Fürstenried Ost<br />
Donnerstag<br />
Kaufbeuren, Füssen, Untergiesing<br />
Freitag<br />
Marktoberdorf, Senden<br />
Samstag<br />
Kempten, Memmingen, Mindelheim,<br />
Grünwald
Generationen<br />
Blicken wir auf das kulinarische Erbe des Allgäus, blicken wir auf<br />
Überzeugungen und Willenskraft, auf Beharrlichkeit und Ausdauer,<br />
auf Beständigkeit und auf unendlich viel Hingabe. Tief verwurzelt<br />
mit der Ursprünglichkeit, dem Einfachen und dem Machbaren, ist<br />
es das Gold in den Herzen der Allgäuer. Es ist die Bestätigung für<br />
das Bewahren des Bewährten und dem sich Öffnen für das Eigentümliche.<br />
Das kulinarische Erbe des Allgäus ist ein Vermächtnis von<br />
Generationen an Generationen.<br />
12 KULINARIK & GENUSS
Im Ostallgäu schreiben zwei Köche an der Geschichte weiter, beweisen<br />
mit einer unverwechselbaren Entspanntheit, dass Wurzeln und<br />
Flügel intakt sind. Und sie stehen für etwas ein, das im Allgäu seit jeher<br />
gedeiht – die Gemeinschaft. Mit ihren Familien und Teams kochen sie<br />
für das Auge, den Feinschmecker, den Wanderer und für alle anderen,<br />
die Teil ihrer einzigartigen Gastfreundschaft sein möchten. Sternekoch<br />
Simon Schlachter und Gourmetköchin Barbara Schlachter-Ebert eröffnen<br />
der Welt mit ihrer Küche ein außergewöhnliches kulinarisches<br />
Finish, aus Allgäuer Bodenständigkeit und internationaler Eleganz. Im<br />
Mittelpunkt steht dabei immer die Wertschätzung für das Produkt,<br />
für ihre Mitarbeiter und für ihr Zuhause. Autorin: Anja Buntz<br />
Zu Besuch bei Neffe und Tante, bei Simon Schlachter<br />
auf der Blauen Burg und bei Barbara Schlachter-Ebert<br />
auf der Schlossanger Alp.<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
13
Von Pommes,<br />
Pfauen und Sternen<br />
Sternekoch Simon Schlachter<br />
auf der Blauen Burg<br />
„Die Mischung machts“<br />
„WIR MACHEN DAS JETZT<br />
EINFACH MAL ANDERS.“<br />
Es ist die Lebensqualität, die er in den Bergen – daheim – findet.<br />
Hier findet er die Weite, die er braucht, um zu erschaffen. Wir<br />
finden die Anfahrt zum Boutiquehotel Blaue Burg erst einmal abenteuerlich,<br />
fragen uns, wie Gäste von weit her und regionale Lieferanten<br />
die private Zufahrt empfinden. „Das geht schon“, erzählt uns<br />
Simon Schlachter, der Ostallgäuer Koch mit dem Michelin-Stern,<br />
in einem sehr charmanten Interview und in einer einzigartigen<br />
Kulisse. Doch das Ankommen oben auf der Burg, das ist zunächst<br />
unspektakulär. Als erreichten wir das Hotel samt sternegekröntem<br />
Restaurant an seinem Hinterhof. Wieder nimmt uns Simon mit und<br />
antwortet, „Ja, das wissen wir“. Wir erfahren, dass dafür längst die<br />
nächste große Vision in den Köpfen des Sternekochs und seiner Familie<br />
herangewachsen ist.<br />
„Das ist schon ein Leuchtturmprojekt“, erkennt Simon in seinem Zuhause<br />
und der Erfolg gibt ihnen Recht. Stück für Stück ist der Familienbetrieb<br />
in den vergangenen 35 Jahren gewachsen. Seit 2017 wächst er<br />
mit Simon und Sabrina, seiner Partnerin, an der Spitze stetig weiter.<br />
Wir fragen uns, wohin. Der Platz auf dem Falkenstein ist schließlich<br />
begrenzt. Doch die beiden halten an ihren Zielen fest und während<br />
des Gesprächs erhalten dann auch wir ein Bild, das ziemlich klar ist.<br />
Es darf „custom made“ sein, von der Einfahrt bis zur Messerschublade<br />
in der Küche.<br />
Und das tun sie hier auch, heroben auf der Blauen Burg. In einem<br />
einzigartigen Konzept vereinen Sie gastronomische Höhepunkte vor<br />
spektakulärer Kulisse. Im Boutiquehotel können die Gäste nicht nur<br />
außerordentlich nächtigen, sondern in den unterschiedlichsten Nuancen<br />
den Gaumen verwöhnen. Der Start in den Tag könnte besser nicht<br />
gelingen als mit dem berühmten Frühstücksbuffet, das sowohl Hausgäste<br />
als auch externe Gäste verwöhnt. Den Mittagstisch serviert das<br />
à la carte Restaurant 1250 oder der „Container“ direkt neben der<br />
Sonnenterrasse. Hikers are welcome! Den Nachmittag verbringt man<br />
am besten auf eben dieser, bei einem guten Glas, einem Stück hausgemachtem<br />
Kuchen oder mit dem Unausweichlichen – dem Kaiserschmarrn.<br />
Am Abend erwarten sowohl das à la carte Restaurant 1250,<br />
als auch das 1-Stern Gourmet Restaurant Pavo ihre Gäste. Besonders<br />
im Pavo heißt es dann, zu Tisch mit den Liebsten, die Welt draußen<br />
lassen und 18 Gängen folgen, die am Michelin-Himmel leuchten.<br />
Simon, wolltest du immer schon die Blaue Burg bekochen?<br />
Der Falkenstein war immer schon ein Familienbetrieb und ich bin hier<br />
oben aufgewachsen. Dabei stand ich schon mit drei Jahren am Gasherd,<br />
rührte meine eigenen Soßen zusammen und kochte nach, was<br />
Jamie Oliver im Fernsehen zeigte. Ich habe alles aufgezeichnet. Einmal<br />
wollte ich ein weißes Schokoladen-Risotto in fünf Minuten fertig<br />
haben, wie es im Fernsehen gezeigt wurde. Was aber natürlich nicht<br />
gelang. Die Schule habe ich dann mit „drei gewinnt“ absolviert und<br />
irgendwann sagten die Eltern, „Simon, du musst raus und die Welt<br />
sehen“. Also ging ich und wusste, dass ich zehn Jahre unterwegs sein<br />
werde und danach nach Hause komme. Ich wusste genau, dass ich<br />
zurück auf dem Falkenstein mein eigenes Ding machen werde.<br />
...<br />
14 KULINARIK & GENUSS
KULINARIK & GENUSS<br />
15
„DAS GRÖSSTE<br />
LOB SIND DIE<br />
WIEDERKEHRENDEN<br />
GÄSTE.“<br />
Und wie kamst du zur Sterneküche?<br />
Mein Weg führt mich zuerst nach München. Bei einem gemeinsamen<br />
Mittagessen, ich war gerade Dreizehn, gab es den ersten Berührungspunkt<br />
mit der Sterneküche. Ich wusste noch nicht einmal, wie man<br />
das isst. Doch es schmeckte mir. Als jüngster Auszubildender in einem<br />
1-Stern-Betrieb lernte ich dann, dass ich wirklich bei null anfange. Daheim<br />
denkst du dir ja, du bist der König, was sollst du hier noch lernen.<br />
Damals im Königshof wurde mir allerdings klar, dass ich das für mich<br />
selbst mache, nicht mehr für meine Eltern. So ging auch der Notenschnitt<br />
direkt nach oben. Es interessierte mich einfach und ich hatte<br />
Bock drauf. Nach der Ausbildung war ich in Hamburg bei Ali Güngörmüs,<br />
den ich auf einer Küchenparty kennenlernte. Sein Stil gefiel<br />
mir, weil er aus einfachen Dingen etwas Cooles machen konnte. Dort<br />
durfte ich viel mit Fisch lernen. Anschließend folgten die 2-Sterne-Restaurants<br />
in der Schweiz und am Bodensee. Dort erkannte ich, dass ich<br />
alle Posten beherrschen möchte. Noch heute habe ich keinen Lieblingsposten.<br />
Ich helfe dort mit, wo ich gebraucht werde. Auf Rat eines<br />
befreundeten Sternekochs wechselte ich schließlich zu Andreas Caminada<br />
in die Schweiz und somit in einen 3-Sterne-Betrieb. Nach erfolgreichem<br />
Probearbeiten blieb ich eineinhalb Jahre dort und lernte, dass<br />
Gerichte so sehr in die Tiefe gedacht werden können, dass sie perfekt<br />
sind. Da ist dann kein Fehler mehr. Dass ich Sternekoch werden möchte,<br />
war zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht in meinem Kopf.<br />
Und da wurdest du dann „plötzlich“ Sternekoch?<br />
War es denn nun Ziel oder eher Zufall?<br />
In den ersten Jahren haben wir in der Küche moderne Akzente gesetzt,<br />
die Gäste dabei nach und nach mitgenommen. Durch meine<br />
Reise nach Asien spielten auch diese Komponenten eine Rolle. 2018<br />
sprach ich meine Idee aus, ein Restaurant im Restaurant eröffnen zu<br />
wollen, eine Art Sharing-Konzept. Alle bezweifelten das Fine Dining<br />
Konzept und die damit verbundenen Auflagen. Doch schließlich haben<br />
meine Eltern erkannt, dass ich mich mit meinem Wissen und meiner<br />
Erfahrung verwirklichen möchte. Eines Tages kam dann mein Bruder<br />
mit „Pavo“ um die Ecke und ich fragte ihn, was er damit meint. Sehr<br />
schlüssig erklärte er mir den Gedanken, dass das Lieblingstier von König<br />
Ludwig, der das „Projekt Falkenstein“ ins Leben rief, der blaue Pfau<br />
war und dieser im Asiatischen mit Pavo übersetzt wird. So ist das<br />
Konzept entstanden und nachdem die Burg mit dem Umbau ein ganz<br />
neues Gesicht bekam, folgte ein Jahr später die Eröffnung des Pavo. Mit<br />
den ersten Buchungen kam die Erkenntnis, dass wir das jetzt wirklich<br />
machen müssen und nach weiteren acht Monaten kam die Einladung<br />
nach Hamburg, zur Michelin-Gala. Ich wusste ja, wie man einen Stern<br />
kochen kann, aber das kam überraschend. Weil damals Pandemiezeit<br />
war, fand die Veranstaltung via Live-Stream statt. Da wir die Flugtickets<br />
schon gebucht hatten, saßen wir währenddessen in einer Bar in<br />
Hamburg. Bis es hieß, „Simon Schlachter, Pavo, im Boutiquehotel Blaue<br />
Burg, erhält einen Stern“. Mein Küchenteam, das keine Sterneerfahrung<br />
hat, befürchtete, dass jetzt alles exklusiver werden muss und wir einen<br />
anderen Kurs einschlagen. Doch die Mama konnte sie beruhigen, sie<br />
wusste, wir machen weiter wie bisher und werden darin immer besser.<br />
Ich sehe es genauso. Wir haben mit dem, was wir machen, einen Stern<br />
erkocht – ohne Absicht. Also bleiben wir dabei und verbessern uns<br />
genau darin stetig weiter. Ich habe auch keine Angst, dass sie uns den<br />
Stern wieder wegnehmen. Wir machen das, was wir tun, ordentlich<br />
und stehen voll und ganz dahinter. Wir haben Bock drauf.<br />
Was bedeutet es eigentlich fürs Tagesgeschäft einen<br />
Stern zu tragen? Gibt es besondere Anforderungen?<br />
Letztendlich gibt es keinen Unterschied, wie viele Sterne ein Restaurant<br />
trägt. In der Küche geben alle Gas. Es muss immer hundertfünfzig<br />
Prozent sein. Allerdings könnten wir hier in der Burg keine drei<br />
Sterne kochen. Da müssten wir alle anderen Services und Konzepte<br />
abschaffen, uns nur darauf konzentrieren. Wir bräuchten eine eigene<br />
Küche und eine eigene Crew, nur dafür. Ich weiß natürlich schon, wie<br />
es funktionieren würde. Doch ich will auch noch ein bisschen Mensch<br />
sein, die Zeit mit der Familie nicht vergessen. Bei drei Sternen kann<br />
man das Leben drum herum schon mal komplett vergessen.<br />
Im Anschluss folgte das Studium der Betriebswirtschaft an der Hotelfachschule.<br />
Ich wollte lernen, einen Betrieb auch wirtschaftlich führen<br />
zu können. Dabei lernte ich Sabrina kennen. Zusammen wollten wir<br />
eine Weltreise antreten, doch dafür war nicht ausreichend Zeit. Also<br />
sind wir für einige Wochen nach Südostasien. Mit der Reise wollten<br />
wir sehen, ob es mit uns funktioniert. Das hat es und so sind wir 2017<br />
zurück an die Burg.<br />
16 KULINARIK & GENUSS
Im Pavo bedeutet der eine Stern sehr viel Vorbereitung. In der Küche,<br />
in der wir eben auch für das 1250 kochen, läuft viel für das Pavo mit.<br />
Das Team ist super eingespielt und alle Aufgaben verteilen sich auf<br />
acht Personen. Wenn jemand einen Dip produziert, dann macht er<br />
den zweiten gleich mit. Wenn in der Patisserie süße Chips für das<br />
Dessert produziert werden, dann werden gleichzeitig herzhafte Chips<br />
für weitere Gerichte gefertigt. Wenn wir Ravioli machen, dann 1.000<br />
Stück und die gibt es dann im Pavo und im à la carte Restaurant. Wir<br />
kochen für beide mit derselben Brühe und wir können für das eine<br />
nicht schlechter kochen als für das andere. Dabei fertigen wir so viel<br />
wie nur möglich selbst. Das muss aus meiner Sicht sein.<br />
Wir haben eine coole Crew, alle helfen zusammen. Auch ich schrubbe<br />
den Boden, verstaue das Gemüse, mache Bestellungen, helfe bei der<br />
Patisserie und dem Abwäscher.<br />
Culinary Club by Simon Schlachter:<br />
Nimm uns mit! Wo esse ich zum Beispiel als erstes?<br />
„MIT<br />
DER<br />
CREW<br />
SIND<br />
WIR<br />
STARK.“<br />
Das ist schwer zu sagen. Die einen kommen direkt ins Pavo, auf Grund<br />
von Mund-zu-Mund-Empfehlung. Andere kommen aber auch wegen<br />
unserem Frühstück. Da holen wir eigentlich jeden ab. Und manche<br />
Gäste erreichen uns nach einer Wanderung und genießen am Nachmittag<br />
ihren Wurstsalat. Es ist die Mischung. Dazu die Lage und der<br />
einmalige Blick. Vor allem im Sommer auf den Sonnenliegen fühlen<br />
sich unsere Gäste wohl. Es ist nichts Außergewöhnliches, dass sich<br />
Restaurantgäste und Wanderer gemeinsam auf der Terrasse begegnen.<br />
Die Möglichkeiten sind ja da. Du bekommst eine Flasche Wein,<br />
Sardinen und Rinder Tatar, ebenso wie Suppe, Wurstsalat, Mandarinen<br />
Dessert und den Kaiserschmarrn à la minute. Dazu die selbstgemachten<br />
Kuchen. Jeder Gast ist willkommen. Auch jemand, der nicht<br />
so viel Geld ausgeben möchte. Dafür haben wir zum Beispiel unseren<br />
Container mit Selbstbedienung. Der ist mittlerweile so bekannt, dass<br />
uns die Gäste anrufen, ob er geöffnet hat. Dort bekommt man selbst<br />
hergestelltes Eis aus Pfrontner Milch, hausgemachte, ehrliche Pommes,<br />
Schinken-Käse-Toast und Getränke auf die Hand. ...<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
17
Abends im Pavo kommst du an und wir servieren erst einmal vier<br />
Aperós, kleine Snacks, dazu ein Glas Champagner. Damit holen wir<br />
die Fine Dining Gäste ab. Im Anschluss nehmen die Gäste in einer<br />
persönlichen Koje Platz und genießen das Menü aus 18 Kleinigkeiten.<br />
Über drei Stunden wird der Gast mit Köstlichkeiten bespielt, aber<br />
stets so, dass es sich nicht in die Länge zieht. Im 1250 servieren wir<br />
für unsere Gäste sehr hochwertige Gerichte à la carte. Die beiden<br />
Restaurants sollen schon rüberkommen. Doch es soll nicht allein das<br />
Pavo sein, sondern die Mischung aus allem. Mit Glück können wir für<br />
diejenigen, die bleiben wollen, auch spontane Übernachtungen möglich<br />
machen. Gerade unter der Woche besteht die Chance, noch ein<br />
freies Zimmer bei uns zu ergattern. Für jeden Gast ist etwas da. Ankommen<br />
und überrascht sein, trifft es meiner Meinung nach ganz gut.<br />
Simon, wie genießt man eigentlich richtig?<br />
Ich würde sagen, so wie man im Pavo isst. Dass man unserem Menü<br />
mit 18 Kleinigkeiten folgt, ohne darüber nachdenken zu müssen, was<br />
ich essen bzw. bestellen möchte. Wir verwöhnen den Gast, indem wir<br />
ihm diese Entscheidung abnehmen. Dabei können wir ohne Weiteres<br />
auch Vegetarier abholen. Sie müssen nicht befürchten, auf Grund ihrer<br />
Ernährungsform auf Gänge verzichten zu müssen. Wir bereiten ihnen<br />
im Pavo ebenso ein hochwertiges Menü zu. Im 1250 sogar vegan.<br />
Auch. sehr kurzfristig, das ist kein Problem. Weil wir alles selbst produzieren.<br />
Da wissen wir, was drin ist. Darauf achten wir sehr. So kann<br />
auch jemand der kein Fleisch, keinen Fisch oder ähnliches isst, bei uns<br />
sitzen, genießen und den Kopf ausschalten. Der Gast kann sich fallen<br />
und darauf einlassen.<br />
Was isst du denn am liebsten?<br />
Ich esse alles gerne. Wenn ich privat koche, dann unkompliziert. Wenn<br />
wir frei haben, dann gehen wir auch gerne essen, holen uns etwas vom<br />
Asiaten um die Ecke oder snacken uns durch den Tag. Mir schmeckt<br />
der klassische Zwiebelrostbraten oder im Café der Schinken-Käse-<br />
Toast samt Aperol. Abends schneiden wir Wurst auf und genießen<br />
eine Brotzeit. Total unkompliziert, damit macht man uns glücklich.<br />
Ihr habt den Slogan „From old to edgy“.<br />
Was wird bei euch immer Oldschool bleiben?<br />
Wir selbst, die Personen, die Familie im Hintergrund, das wird immer<br />
bleiben. Die Burg wird auch immer bleiben. Aber da diese als Thema<br />
an sich zu schwer ist, haben wir uns für die Design-Umstellung<br />
entschieden. Das war ein harter Cut. Wir mussten uns trauen, ein<br />
Boutiquehotel zu sein. Klein, fein, mit sehr wertigen und ausgewählten<br />
Materialien und einem auffälligen Blau. Unser Mut gab uns dabei<br />
Recht, die Nachfrage wurde mehr und inzwischen sind wir von drei<br />
auf neun Tische im Pavo gewachsen.<br />
18 KULINARIK & GENUSS
Die Tische stellen Simon und sein Team im Übrigen immer passend<br />
zum Anlass. Da wird das Pavo auch mal zum 1250 Restaurant, wenn<br />
der Platz benötigt wird. Alles überhaupt nicht von der Stange. Alles<br />
mit Design und Stil und niemals ohne Bodenständigkeit. Halt immer<br />
ein bisschen Oldschool bleiben.<br />
Unser Interview endet nach einer schnellen Hausführung – der Architekt<br />
wartet bereits auf den Bauherren – bei der Bienenstock Stube,<br />
dem Stammtisch. Hier formvollendet flüssiges Bienenwachs etliche<br />
Holzwaben an den Wänden, die je nach Lichteinfall leuchten. In dieser<br />
gemütlichen Ecke treffen sich Gäste wie Mitarbeiter – alle zu ihrer Zeit.<br />
Zeit wird es leider auch für uns, diesen Leuchtturm zu verlassen. Noch<br />
einmal geht es zurück in den „Hinterhof“. Es wird ein Millionenprojekt,<br />
wie uns Simon verrät, „Der Falkenstein wird grüner werden, ein Paradies.“<br />
Die Familie Schlachter will einmal mehr den Gast überraschen.<br />
Und lieber dauert es ein bisschen länger. „Wenn du alles fertig baust,<br />
dann bist du ja fertig. Dann passiert nichts mehr.“<br />
Den Faden hat er nie verloren, den blauen schon gar nicht. Sich prägen<br />
lassen von der Lehrzeit, von Null beginnen, die Base für das Leben<br />
lernen. Jeden Tag Neues entdecken, sich auch einmal etwas zeigen lassen,<br />
neugierig sein. Nahbar sein, Fehlentscheidungen treffen und treffen<br />
lassen, sich gegenseitig unterstützen – in diesem Familienbetrieb.<br />
Sympathisch wie wir finden und ich schmunzle mit der Gewissheit in<br />
mich hinein, dass Simon durch und durch Mensch ist. Mit der gewissen<br />
Mischung, die es braucht, um Feelgood, Gipfelglück und „a royal place<br />
of happiness“ zu schaffen.<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
19
Zwischen Mikrokosmos<br />
und Spitzenköchen<br />
Barbara Schlachter-Ebert<br />
„Man muss dazu bereit sein.“<br />
Hier oben auf der Schlossangeralp finde ich einen Augenblick Zeit,<br />
um mich um die eigene Achse zu drehen und das Schauspiel zu<br />
bewundern. Aggenstein und Breitenberg stehen imposant im Hintergrund<br />
– schon immer. Ebenso der große Giebel des Hotels im<br />
Vordergrund, der seit jeher geblieben ist. Damals hat ihn der Urgroßvater<br />
von Barbara Schlachter-Ebert errichtet. Heute gehört<br />
er zu einem der renommiertesten Restaurants im Allgäu. Ein paar<br />
Schritte weiter und ich finde mich in der entspannten Atmosphäre<br />
des Familienbetriebes wieder, freue mich auf das Gespräch mit der<br />
Chefin und bin sehr gespannt, wer hinter den Geschichten steckt,<br />
die seit Jahrzehnten Kochkunst über Deutschlands Grenzen hinaus<br />
vertritt. Wenige Minuten später begrüßt mich Barbara Schlachter-<br />
Ebert mit ihrer offenen Art und einer entspannten Herzlichkeit.<br />
Dabei hat sie eine Tasse Tee in der Hand und in Gedanken ihre<br />
Kalbsleberspätzle-Suppe, die noch vollendet werden will.<br />
Frau Schlachter-Ebert, woher kam<br />
denn die Liebe zu Ihrem Handwerk?<br />
Meine Ausbildung habe ich hier im elterlichen Betrieb absolviert. Ich<br />
war die jüngste von vier Kindern und es war im Grunde egal, für<br />
welchen Beruf ich mich entscheide. Meine Geschwister hatten die<br />
notwendigen Posten ja bereits besetzt. Doch ich habe schon immer<br />
gerne in der Küche unterstützt, dort hat es mir am meisten Spaß gemacht<br />
und dabei bin ich geblieben. Obwohl ich eigentlich Goldschmiedin<br />
werden wollte. Doch dabei passten die Rahmenbedingungen nicht<br />
ganz und so wurde ich Köchin. Ich liebe das Handwerk und anstatt in<br />
der Werkstatt lebe ich es eben in der Küche.<br />
Wie ging es nach der Ausbildung weiter?<br />
Nach der Lehre ging ich in die Schweiz und kochte in einem großen<br />
Betrieb mit 25 Köchen. Da wusste ich bald, dass das nichts für mich<br />
ist. Ich will es abwechslungsreicher. Und nachdem ich kurz zuhause<br />
im Betrieb aushalf, kam ich zum ersten Mal in die Sternegastronomie.<br />
Das war im Hotel Bareiss im Schwarzwald, bei Manfred Schwarz, eine<br />
gänzlich neue Erfahrung und mein Wunsch. Es gab damals wenige Köchinnen<br />
in der Sterneküche, ich war meistens die einzige Frau in den<br />
Betrieben. Dass ich damals reingekommen bin, das war schön. Der<br />
rauere Ton war für mich auch niemals ungerecht. Ich beherrschte die<br />
Struktur, war 120 Prozent konzentriert, habe gut mitgearbeitet und<br />
dadurch nie schlimme Erfahrungen gemacht. In der Sterneküche bin<br />
ich dann hängengeblieben. Zwischenzeitlich war ich noch in Paris, um<br />
die Sprache zu lernen. Daraufhin absolvierte ich die Hotelfachschule<br />
in Heidelberg, legte zeitgleich die Meisterprüfung ab, war als zweite<br />
Küchenchefin bei Hans Haas in Frankfurt und von dort ging es dann<br />
mit 25 endgültig zurück nach Hause, wo ich nach meinem Bruder die<br />
Küchenleitung übernommen habe.<br />
Gibt es etwas, das auf Ihrem Weg<br />
bezeichnend war Frau Schlachter-Ebert?<br />
Das waren immer meine Chefs. Von jedem habe ich etwas mitgenommen<br />
und jeder hat mich geprägt. Das war die eine Sache. Die andere<br />
war, meinen eigenen Stil zu finden. Für mich war klar, dass ich nach<br />
der Sterneküche zuhause keinen Stern kochen möchte. Ich wollte und<br />
will einfach nur gut, in „der Fülle“ kochen. Das ist in der Sternegastronomie<br />
etwas schwierig.<br />
...<br />
20 KULINARIK & GENUSS
KULINARIK & GENUSS<br />
21
Was bedeutet es eigentlich, wenn man<br />
in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit kocht?<br />
Das macht im Grunde keinen Unterschied. Unsere Vereinigung Jeunes<br />
Restaurateurs d’Europe ist zum Beispiel eine tolle Sache. Hier können<br />
wir unheimlich innovativ sein, neue Dinge ausprobieren. Wir gehen in<br />
den Austausch, sind als Member, das sind die älteren unter uns, präsent<br />
und teilen unsere Erfahrungen mit den jüngeren. Sprechen dabei<br />
zum Beispiel über Generationswechsel. Doch insgesamt muss man<br />
sich auch immer wieder ausklinken und sich seinen Raum nehmen.<br />
Nun leben Sie die Kochkunst Frau Schlachter-Ebert.<br />
Wie verstehen Sie sich selbst als Kochkünstlerin?<br />
Es ist wirklich eine Kunst, mit all den handwerklichen Geschicken und<br />
mit der Optik. Man muss darauf achten, dass es in einem bestimmten<br />
Maß perfekt übereinstimmt. Im Vergleich zu früher hat sich die Kunst<br />
natürlich verändert. Heute steckt so viel Handwerk in den Gerichten.<br />
Aufwickeln, reduzieren, abpassieren, aufsetzen und wieder abpassieren.<br />
Immer wieder verschiedene Auszüge an Geschmacksrichtungen<br />
herholen. Man kann alles schmackhaft machen, doch jede Komponente<br />
muss seinen eigenen Geschmack behalten. Eine Karotte muss nach<br />
Karotte schmecken. Man darf sie nicht verfälschen. Das Naturprodukt<br />
wollen wir so belassen, wie es ist. Was ich außerdem gerne mache,<br />
ist, verschiedene Schneidetechniken anzuwenden. Das ist etwas, das<br />
für mich sehr wichtig ist. Deshalb müssen wir schon viel schneiden.<br />
*lacht* Ja, bei allem kommt meine Kreativität jeden Tag zum Ausdruck.<br />
Ich lebe sie und es macht mir sehr viel Freude. Doch die Kunst<br />
ist das eine, ein starkes Team, das hinter mehr steht, das andere. Ohne<br />
diesem wäre das alles nicht möglich.<br />
Mit den Augen erkennen, was sich auf dem Teller abspielt.<br />
Was muss ich als Gast dafür mitbringen?<br />
Natürlich die Bereitschaft des Genießens. Und auch die Wertschätzung<br />
für die Arbeit, die in den einzelnen Komponenten steckt. Wir<br />
stellen unsere Arbeitsschritte auf dem Teller optisch dar, präsentieren<br />
entsprechend die Produkte und auch die Farben. Dazu kommt das<br />
Geschmackserlebnis im Mund. Eine weiche Konsistenz trifft auf eine<br />
feste und dann ist noch etwas dabei, das knuspert. Diese Nuancen<br />
sind schön und machen Spaß.<br />
Was trifft eigentlich Ihren persönlichen Geschmack?<br />
Ich mag alles gern, probiere auch alles. Ich esse einfach gerne. Doch<br />
zwei Dinge mag ich nicht, das sind rohe Zwiebel und Ziegenkäse.<br />
Einmal essen in...?<br />
Ich würde gerne mal im 3-Sterne-Restaurant Lasarte in<br />
Barcelona essen. Das habe ich bisher noch nicht geschafft.<br />
22 KULINARIK & GENUSS
Und einmal essen mit...?<br />
Am liebsten mit der ganzen Familie, Schlossanger und Falkenstein gemeinsam.<br />
Mit der gesamten Familie treffen wir uns nicht oft. Das würde<br />
ich gerne wieder einmal machen. Wir sind sehr familienorientiert<br />
und wenn wir die Zeit finden, einmal nur für uns sein können, dann<br />
genieße ich das sehr. Dann treffen wir uns später am Abend und sitzen<br />
bis weit in die Nacht. Dabei wechseln wir uns mit dem Kochen ab.<br />
Einmal kocht die Familie meines Bruders und einmal wir.<br />
<strong>Kulinarik</strong> im Allgäu – Worauf darf<br />
man hier besonders stolz sein?<br />
Sicherlich dass wir Traditionen haben, die in den Orten noch gelebt<br />
werden. Zwar haben wir nicht das Füllhorn an Ernte hier im Ostallgäu.<br />
Doch wir haben unsere Milch, unseren guten Käse, unser Fleisch und<br />
schönes Wild. Das muss man leben und darauf kann man stolz sein.<br />
Auch auf das Land selbst, auf die netten Menschen. Ich bin in meinem<br />
Leben immer wieder gerne heimgekommen. Meine Berge habe ich<br />
einfach gebraucht. Wir sind hier in Einzellage groß geworden und ich<br />
liebe das. Das mitten in der Natur sein. Ich bin schon ein Naturkind.<br />
Barbara Schlachter-Ebert in einer<br />
ruhigen Minute: Was passiert dann?<br />
Dann spiele ich mit meinem Mann Backgammon oder ich lese. Das ist<br />
für mich Entspannung. Vor allem bevor ich einschlafe, lese ich. Dann<br />
gehe ich mit der Geschichte ins Bett und nicht mit der Arbeit. So<br />
kommt der Kopf auf eine andere Ebene. Außerdem bin ich viel in<br />
unserem Kräutergarten am Gärteln. Den haben wir seit 2007 und er<br />
bereitet mir sehr viel Freude. Man hat seinen Ertrag, seine Ernte und<br />
man erdet sich. Und so haben wir immer schnell ein paar Kräuterabschnitte<br />
zur Hand. Ein großes Hobby sind auch meine beiden Hunde.<br />
Mit ihnen gehen ich jeden Morgen meine Runde. Das brauche ich,<br />
diese eine Stunde in der Natur. Danach sitzen wir mit der Familie auf<br />
einen Kaffee zusammen und gleichen unseren Tag ab. Bevor es an die<br />
Arbeit geht und wir für unsere Gäste da sind. Sieben Tage die Woche<br />
zum Frühstück, Mittagstisch und Abendessen geöffnet zu haben,<br />
braucht immer wieder den Abgleich untereinander.<br />
Heute gehen Mutter und Sohn Hand in<br />
Hand. Wo spüren Sie die Moderne in der<br />
Zusammenarbeit mit Ihrem Sohn Bastian?<br />
Das sind vor allem die Nuancen, die Bastian mitbringt. Er legt viel<br />
Wert auf Nudelgerichte, wie Schlutzkrapfen und Maultaschen, doch<br />
eben in seinem ganz eigenen Stil. Ich erlebe es auch im Anrichten<br />
oder in neuen Gewürzen. Bastian verwendet zum Beispiel schwarzen<br />
Knoblauch und Limettenblätter. Er orientiert sich auch gerne an der<br />
asiatischen Küche. Ich bin da ich eher herkömmlich, koche heute Rinderrouladen,<br />
für das Personal eine Schweineschulter mit Knödel und<br />
Kraut. Außerdem stehen Kalbsleberspätzle auf dem Plan. Bastian und<br />
ich tun uns gegenseitig nicht weh. Wir schaffen eine Symbiose, leiten<br />
die Küche als Doppelspitze und vertreten uns gegenseitig. Doch ich<br />
entscheide immer im Sinne von Bastian. Der Gast darf keine Unterschiede<br />
schmecken. Die Zukunft gehört einfach der Jugend und mein<br />
Mann und ich unterstützen das auch.<br />
...<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
23
Wohin darf Sie Ihr Weg noch<br />
führen Frau Schlachter-Ebert?<br />
Wir wollen die nächste Generation noch ein wenig<br />
unterstützen. Uns ist es wichtig, dass nun die<br />
Kinder den Betrieb führen. Wir wohnen nicht<br />
mehr im Haus, kommen ganz normal morgens<br />
zur Arbeit. Solange wir Lust und Liebe haben,<br />
solange unsere Jugend es möchte, machen wir<br />
das. Und dann werden wir einfach den Lebensabend<br />
genießen. Ich werde ein bisschen für mich<br />
und meinen Mann kochen und wir führen unsere<br />
Lofts unten im Tal. Ich bin jetzt Sechzig und habe<br />
so ein erfülltes Leben, eine schöne Arbeit und<br />
eine schöne Aufgabe. Ich kann nur glücklich sein.<br />
Glücklich bin auch ich, denn ich darf Barbara<br />
Schlachter-Ebert nun in die Küche folgen und<br />
die Kalbsleberspätzle-Suppe beinahe aus dem<br />
Topf kosten. Frischer geht es nicht, leckerer auch<br />
nicht. „So koche ich“, lässt mich die Küchenchefin<br />
wissen. Sie widmet ihre ganze Aufmerksamkeit<br />
dem Produkt, gibt sich ihm völlig hin. Dabei<br />
niemals ohne Finesse. Aber auch niemals aufdringlich.<br />
Für Barbara Schlachter-Ebert darf sich<br />
nichts in den Vordergrund drängen. „Es soll halt<br />
geschmackvoll sein.“<br />
Mit dem ersten Löffel Suppe schmecke ich, was<br />
sie lebt und ich schmecke ihre Gelassenheit. Ich<br />
koste die Liebe zu ihrem Beruf und weiß, in diesem<br />
Moment, mitten in ihrer Küche, ist sie in<br />
ihrem Element. Den Augenblick des <strong>Genuss</strong>es<br />
unterbricht eine Kollegin, die sich kurz verabschieden<br />
möchte. Und schon im nächsten Moment<br />
finden wir uns vor dem Ofen wieder, um<br />
die Rinderrouladen zu wenden. Barbara Schlachter-Ebert<br />
drückt mir die Gabel in die Hand,<br />
animiert mich zum Hineinstechen. „Wenn man<br />
leicht durchkommt, sind sie fertig“, erklärt sie mir.<br />
Außerdem teilt sie mit mir eine schöne Erkenntnis:<br />
„Nach 35 Jahren habe ich endlich das Kochen<br />
gelernt. Ich habe es verstanden und koche nun<br />
aus meinem persönlichen Fundus heraus.“<br />
Was sie noch mit mir teilt, ist ihre Überzeugung,<br />
dass es ein toller Beruf für Frauen ist. Die Karriere<br />
braucht nicht allzu viel Zeit, die Familie lässt<br />
sich wunderbar vereinbaren, die Arbeitszeiten<br />
sind vielfältig und man darf sich entfalten. „Man<br />
muss halt dazu bereit sein. Sich dabei immer auf<br />
das konzentrieren, was um einen herum ist. Und<br />
nicht zu viel denken, das ist auch wichtig.“<br />
Barbara Schlachter-Ebert, ein Mensch, bei dem<br />
man im hektischen Küchenalltag Halt finden<br />
kann. Ich persönlich finde in ihrem Mikrokosmos<br />
Ruhe. Spüre, wie sie ihn pflegt – für sich selbst,<br />
ihre Familie und für ihre Mitarbeiter. Barbara<br />
Schlachter-Ebert, ein Mensch zum Umarmen.<br />
24 KULINARIK & GENUSS
Bavarian Single Malt<br />
WIR BRENNEN FÜR DEINEN MOMENT SEIT 1905<br />
Gemaischt,<br />
gebraut, gebrannt<br />
und gelagert bei<br />
Penninger<br />
SCAN & TASTE<br />
Die Besten als Maßstab nehmen,<br />
und alles daran setzen,<br />
sie zu erreichen - dieses Ziel<br />
macht unseren Penninger<br />
Bavarian Single Malt Whisky<br />
aus. Wir produzieren in vergleichbarer<br />
Art und Weise zu<br />
unseren Kollegen auf der Insel,<br />
und schätzen uns sehr glücklich,<br />
hier auch einen Whisky<br />
geschaffen zu haben, der in<br />
Zukunft den Vergleich nicht<br />
scheuen braucht.<br />
Euer Stefan Penninger<br />
In unseren Läden<br />
im Allgäu verkosten<br />
OBERSTDORF<br />
Oststraße 34<br />
87561 Oberstdorf<br />
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Mo bis Fr: 10 bis 18 Uhr<br />
Sa: 10 bis 16 Uhr<br />
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Kirchplatz 2<br />
87534 Oberstaufen<br />
+49 8386 962076<br />
Mo bis Fr: 10 bis 18 Uhr<br />
Sa: 10 bis 16 Uhr<br />
Alte Hausbrennerei Penninger GmbH<br />
Saßbach 2 ∙ 94065 Waldkirchen<br />
Mehr Informationen zu unseren Standorten unter:<br />
www.penninger.de/orte
Tradition & Werte bewahren,<br />
mit Weitblick handeln<br />
Früchte Jork aus Isny hat es verstanden<br />
Draußen strahlt die Sonne mit allem, was sie im Allgäu hergibt,<br />
als ich Maximilian Jork treffe, um mehr über ihn, die Geschichte<br />
seines Unternehmens und über die Wege in die internationale Rekrutierung<br />
zu erfahren. Maximilian Jork, Geschäftsführer in vierter<br />
Generation, erzählt mir, was seiner Familie schon immer wichtig<br />
war, worauf sie immer noch Wert legen und wohin die kulinarische<br />
Reise sie führt. Blicken Sie mit uns gemeinsam auf einen Weg, der<br />
vor siebzig Jahren seinen Lauf nahm.<br />
„Wir sind viel mehr als Früchte, wir haben auch Gemüse“, antwortet<br />
Maximilian Jork lachend, als hätte er meine Frage bereits geahnt. Tatsächlich<br />
verfügt die Firma, anders als der Name zunächst vermuten<br />
lässt, über ein breites Vollsortiment, mit welchem sie ihre Kunden mit<br />
allem versorgen, was diese benötigen. Die Kundengruppen sind dabei<br />
genauso vielseitig wie das Sortiment von klassischen Gastronomiebetrieben<br />
und Hotels bis hin zu Großkantinen, Kliniken und Einzel-<br />
händlern. Der Ursprung von Früchte Jork ist allerdings in der Tat bei<br />
einem reinen Obst- und Gemüsehandel. Aus dieser Zeit stammen<br />
auch noch einige langjährige Mitarbeitende, die teilweise schon seit 45<br />
Jahren im Unternehmen arbeiten. Die klassische „Obsthändler-Mentalität“:<br />
Heute eingekauft, am Nachmittag verkauft und am nächsten<br />
Morgen zum Kunden geliefert. „Mit Beginn des Vollsortiments haben<br />
wir diese Mentalität auf Produkte übertragen, die das gar nicht erfordern.<br />
Das ist auch der Grund für unseren hohen Anspruch an die<br />
Servicequalität – unsere Kunden immer so schnell und so gut wie<br />
möglich zu bedienen.<br />
Fest im Allgäu verwurzelt, liegt Familie Jork die Region sehr am Herzen.<br />
So wird diese nicht nur durch den Kauf von Produkten aus der<br />
Umgebung gestärkt, sondern auch durch zahlreiche Maßnahmen im<br />
Bereich Nachhaltigkeit erhalten. Im Bereich der regionalen Produkte<br />
greift das Unternehmen auf ein starkes Netzwerk mit einer langjähri-<br />
26 KULINARIK & GENUSS
gen Partnerschaft zurück. Das betrifft selbstverständlich nicht nur den<br />
Obst und Gemüse Bereich, sondern auch Produkte wie Milch, Fleisch<br />
und Käse. „Hier können wir durch kurze Lieferwege mit dem eigenen<br />
Fuhrpark und einer super Beschaffungslogistik in Zukunft auch noch<br />
weiter wachsen und den Markt stärken“, so Maximilian Jork über die<br />
Erfolgsfaktoren, die der Standort Allgäu mit sich bringt.<br />
Als Exot unter seinen Mitbewerbern betreibt Früchte Jork sogar seine<br />
eigene Werkstatt für den gesamten Fuhrpark. Dieser umfasst heute<br />
ca. 50 Lkw und 60 Pkw, da ist es wertvoll, die entsprechende Expertise<br />
selbst im Haus zu haben. Insgesamt arbeiten im Unternehmen<br />
rund 300 Mitarbeitende aus 30 verschiedenen Ländern. So treffen<br />
Allgäuer Urgesteine hier auf Azubis aus Kamerun, die im Rahmen<br />
der internationalen Rekrutierung zu Früchte Jork gekommen sind. Die<br />
Maßnahmen, Auszubildende aus anderen Ländern zu akquirieren, ist<br />
ein immer wichtiger werdender Bestandteil. Die hohe Motivation der<br />
jungen Menschen, die gute Integration und die Vielfalt, welche das<br />
Team dadurch erlangt, gleicht für das Unternehmen auch den erhöhten<br />
Aufwand wieder aus.<br />
Für die Zukunft wünscht sich Maximilian Jork seinem Team weiter die<br />
nötige Stabilität und damit Sicherheit bieten zu können. „Alle sollen<br />
gerne zur Arbeiten kommen können, ohne die Angst haben zu müssen,<br />
nicht zu wissen, wie sie den Tag bewältigen“. In einem permanent<br />
wachsenden Unternehmen und allgemein zunehmenden Fachkräftemangel<br />
ist dies wohl die größte Herausforderung. Derzeit meistert<br />
das Unternehmen diese Herausforderung mit Bravour. Während Maximilian<br />
Jork den Überblick über das Sortiment etwas verloren hat, ist<br />
dies bei seinen Mitarbeitenden glücklicherweise nicht der Fall – hier<br />
kennt er noch jedes Gesicht persönlich. Zugute kommt ihm auch die<br />
Erfahrung in nahezu allen Abteilungen. „Ich habe noch ein Grundverständnis<br />
für die Prozesse, das verschafft mir Legitimation im Team“.<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
27
Ein<br />
kulinarisches<br />
Abenteuer.<br />
In Missen, im Herzen des Allgäus,<br />
ticken die Uhren eventuell<br />
noch ein wenig langsamer. Das<br />
hat aber seinen Grund. Hier lebt<br />
man weiter die Traditionen und<br />
ist vor allem auf Qualität und ein<br />
gewisses Selbstverständnis, das<br />
Leben zu lieben, eingestellt. Für<br />
alle Outdoor-Enthusiasten gibt<br />
es hier jede Menge zu entdecken,<br />
sei es beim Wandern, Skifahren<br />
oder Bergsteigen. Und mittendrin<br />
in diesem idyllischen Ort befindet<br />
sich die Brauerei Schäffler mit<br />
ihrem traditionsreichen Brauereigasthof.<br />
Die Geschichte dieses<br />
gastronomischen Juwels reicht bis<br />
ins Jahr 1468 zurück, fast so alt<br />
wie das Dorf Missen selbst.<br />
28 KULINARIK & GENUSS
Der Brauereigasthof Schäffler beeindruckt mit einer<br />
einzigartigen Mischung aus Tradition und Moderne,<br />
die sich vor allem in seiner Speisekarte widerspiegelt.<br />
Hier werden traditionelle Gerichte mit<br />
hippen Streetfood-Klassikern kombiniert, was für<br />
eine ganz besondere kulinarische Erfahrung sorgt.<br />
Ein Besuch im Brauereigasthof Schäffler verspricht<br />
absoluten <strong>Genuss</strong>. Nur die besten Produkte finden<br />
ihren Weg in die Küche des Gasthofs. Frisch,<br />
regional und von lokalen Lieferanten – das ist das<br />
Grundmotto, das sich in traditionellen, saisonalen<br />
und kreativen Gerichten manifestiert. Die beiden<br />
Küchenchefs Andreas Müller und Florian Krappweis<br />
zaubern moderne und klassische Allgäuer<br />
Spezialitäten auf den Teller, von traditionellem<br />
Zwiebelrostbraten bis hin zum angesagten Cheesebruger.<br />
Die Qualität der verwendeten Produkte ist bei jedem<br />
Bissen spürbar. Das Rindfleisch stammt aus<br />
Missen, der Käse von der Bergkäserei Diepolz und<br />
die Milchprodukte von der Hof-Milch aus Missen.<br />
Doch nicht nur Fleischliebhaber kommen hier auf<br />
ihre Kosten, auch Vegetarier und sogar Veganer<br />
finden eine vielfältige Auswahl an frischen Gerichten<br />
auf der Speisekarte.<br />
Doch nicht nur die Gerichte selbst machen den<br />
Brauereigasthof Schäffler zu etwas Besonderem.<br />
Hier wird Essen und Biergenuss zu einem Erlebnis<br />
gemacht. Mit verschiedenen Specials wie dem<br />
„Brutzel-Eck“, gemütlichen Zapf-Winkeln, dem<br />
sonnigen Biergarten und wechselnden Events wird<br />
jeder Besuch zu einem Highlight.<br />
Besonders spannend ist das „Brutzel-Eck“, wo<br />
man selbst zum Koch werden kann. Hier können<br />
Gruppen von 8-12 Personen ihre eigenen Menüs<br />
auf heißen Steinen kreieren. Oder wie wäre es<br />
damit, selbst das perfekte Bier einzuschenken? An<br />
den Zapftischen für bis zu 12 Personen kann man<br />
sein Lieblings-Schäffler-Bier direkt vom Fass zapfen.<br />
Eine Herausforderung für jeden Bierliebhaber!<br />
Mit viel Liebe und Leidenschaft führt die Gastgeberfamilie<br />
Graßl und ihr Team den Brauereigasthof<br />
& Hotel Schäffler. Ihre Hingabe und Begeisterung<br />
spiegeln sich in jedem Detail wider und schaffen<br />
eine familiäre und einzigartige Atmosphäre. Da<br />
darf die Uhr getrost ein wenig langsamer ticken.<br />
SCHÄFFLER<br />
Brauereigasthof & Hotel<br />
Familie Graßl<br />
Hauptstraße 15 ‘ D-87547 Missen<br />
Tel+49 8320 920-15<br />
info@brauereigasthof-schaeffler.de<br />
www.brauereigasthof-schaeffler.de<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
29
30 KULINARIK & GENUSS
<strong>Kulinarik</strong><br />
in den<br />
Hörnerdörfern<br />
Vielmehr als Stereotyp Käse<br />
Im Illertal finden sich keine unüberwindbaren<br />
Felswände. Vielmehr sind es<br />
romantische Gipfelgruppen – „Hörner“<br />
– Grasberge, Höhenplateaus und weitläufige<br />
Kammwiesen, die unser Herz<br />
öffnen. Wunderschön ergänzend dazu<br />
sind die Allgäuer Hörnerdörfer Fischen,<br />
Ofterschwang, Obermaiselstein, Bolsterlang<br />
und Balderschwang. Beides zusammen<br />
bildet eine Welt für sich, in der<br />
echte Geschichten, wahre Einblicke und<br />
authentische Erlebnisse möglich sind.<br />
Daraus entsteht etwas Bleibendes, etwas,<br />
das sich festsetzen möchte, in einem<br />
allumfassenden Sinn. Körper, Geist<br />
und Seele dürfen in den Hörnerdörfern<br />
aufatmen, frei sein und sich dem Lebensgenuss<br />
hingeben. Nicht selten, dass<br />
dabei Inspirationen fließen, Aktionen in<br />
Gang kommen und gleichzeitig Regeneration<br />
angestoßen wird.<br />
© Mittelalpe im Sommer<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
31
© Mittelalpe im Sommer<br />
Und dann ist da noch ein ganz eigenes Kapitel, das die Region der<br />
Hörnerdörfer beschreibt – vielleicht sogar in ihrem Kern: unverfälschter<br />
Geschmack. Die Dörfer glänzen mit ihrer <strong>Kulinarik</strong>. Die Bandbreite<br />
zwischen Spitzen-Sterne-Küche bis hin zur Brotzeit ist groß. Was<br />
zählt sind stets die persönliche Begierde und der individuelle Gaumen.<br />
In einem Potpourri aus Regionalität, Qualität und lokaler Wertschöpfung<br />
toben sich die Köche und Köchinnen auf einem Niveau aus, das<br />
man geschmacklich erst einmal begreifen muss. Zieht man die Kreise<br />
dieser Philosophie ein Stück weiter, wird deutlich, dass dies immer<br />
dann gelingt, wenn die Gemeinschaft stimmt. Wenn sich an einem<br />
guten Produkt viele beteiligen. Das Handwerk, die Umgebung, die Natur,<br />
die Wertschätzung für den gesamten Prozess. Wunderbar, dass<br />
dies in den Hörnerdörfern glückt. Und welch ein Gewinn, dass das<br />
Gute im Allgäu leicht zu erreichen ist. In den Gasthöfen, Restaurants,<br />
Hotels oder bei den Produzenten direkt ab Hof. Wo auch immer, man<br />
schmeckt die Leidenschaft für die Tradition und die Region.<br />
Essen in den Hörnerdörfern kann<br />
ein Krafttanken sein, ein Vorbereiten<br />
für die vielfältigen Abenteuer,<br />
oder ein Erlebnis für sich.<br />
In keiner Weise ist hier alles nur<br />
Käse. Im Gegenteil, hier wird der<br />
Stereotyp zu wahrem Facettenreichtum.<br />
32 KULINARIK & GENUSS
HOTEL BERWANGER HOF IM ALLGÄU . FAMILIE BERWANGER . NIEDERDORF 11 . 87538 OBERMAISELSTEIN . +49 8326 36330 . BERWANGERHOF.DE<br />
feine <strong>Kulinarik</strong> à la Carte<br />
Bergblick Sonnenterrasse<br />
Kaffee und Kuchen<br />
genussort<br />
TISCHRESERVIERUNG UNTER 08326 36330 | INFO@BERWANGERHOF.DE
Nina’s<br />
Alpine<br />
Fusionsküche<br />
Im Ifenblick in Balderschwang leben die Facetten. Nina Meyer schafft<br />
mit ihrer ausnahmslosen Bio-Küche den Spagat zwischen Gerichten<br />
der Sehnsucht und Weltoffenheit, auch genannt: Nina‘s Alpine Fusionsküche.<br />
Dazu gehört in erster Linie das Bedürfnis der Gäste zu schätzen.<br />
Denn wer ins Allgäu reist, der möchte gewiss den Kaiserschmarrn<br />
kosten. Doch Kaiserschmarrn bedeutet für Nina nicht Sehnsucht, sondern<br />
Stress. Der Charme ist ihr ein wenig abhandengekommen.<br />
„Doch ich bin durch und durch Gastgeberin und mir<br />
ist es wichtig, dass es meine Gäste schön haben,<br />
dass sie Spaß haben. Sie reisen ja mit der Sehnsucht<br />
nach dieser Wohlfühlküche an.“<br />
Daher trifft sie die Entscheidung, dass eine Mixtur entstehen muss.<br />
Eine Kombination aus beidem, dass sich die Gäste wohlfühlen und<br />
sie sich selbst auch. Ihre Sehnsuchtsküche entspringt derzeit aus dem<br />
asiatischen Raum. Chinesisch und japanisch – das echte! – schenken<br />
ihr ausreichend Inspiration, um Geschmack, Kochtechnik und Zubereitungsart<br />
derart zu vereinen, dass eine ganz neue Art von Sehnsucht<br />
entsteht. Für Nina ist es „total logisch“, salzige Germknödel mit der<br />
passenden Füllung aus Ziegenfleisch zu kreieren.<br />
„Die Rezeptkreation ist ein bisschen wie ein Outfit<br />
zusammenstellen. Grundsätzlich kennst du den Anlass<br />
und weißt, was du im Kleiderschrank hast. Du<br />
nimmst von allem etwas und stellst es zusammen,<br />
dass es matcht.“<br />
Und dann ist da eine weitere Besonderheit, die beim ersten Zusammentreffen<br />
durchaus verwundern kann. Im Ifenblick wird Buffet serviert.<br />
Das ergab sich damals aus der wachsenden Philosophie von<br />
Nina’s Papa. Dieser stellt die Küche Anfang 2000 auf die Säulen Regionalität<br />
und Bewusstsein. Was sich zunächst im Fleisch niederschlägt,<br />
schlägt Wellen zu den anderen Produkten. Bis die Schwester von<br />
Nina, die heutige Hotelchefin, entscheidet, auf einhundert Prozent<br />
Bio umzustellen. Diese Umstellung erfordert über kurz oder lang die<br />
Notwendigkeit, sich von á la carte zu verabschieden und das Konzept<br />
Buffet zu begrüßen.<br />
„Dass man machen darf, wie man will,<br />
das ist meiner Schwester und mir sehr wichtig.“<br />
Das Buffet funktioniert für alle Gäste und besonders für Familien, die<br />
unterschiedlich essen wollen. Jeder kann in seinem Tempo und in seiner<br />
Menge das kosten, was zur persönlichen Sehnsucht passt. Und die<br />
Idee, dass es ab 13 Uhr alles gibt: Suppe, Salat, Kuchen und Dessert.<br />
Damit sich keiner entscheiden muss. In allem stecken jedenfalls ehrliche<br />
Produkte, Eier und Milch aus dem Allgäu, Fleisch zu 98 Prozent<br />
aus dem Umkreis von 100 Kilometern, Gemüse von einer Bäuerin.<br />
Das schafft Bewusstsein, sowohl im Team als auch bei den Gästen.<br />
„Wir bezahlen einen fairen Preis, weil es auf der<br />
gesamten Wertschöpfungskette fairer läuft und wir<br />
die Erde damit ausgleichen.“<br />
Bio-Expressionistin Nina Meyer<br />
© Dietmar Denger<br />
Damit darf man sich allein der Philosophie wegen satt fühlen. Doch<br />
im Ifenblick in Balderschwang passiert es einfach auch, dass man sich<br />
rundum genährt fühlt, satt wird. Dass sich das Gefühl der Zufriedenheit<br />
einstellt, so als ob man gerade bei Oma gegessen hat. So fühlt es sich an,<br />
wenn man Nina’s Alpine Fusionsküche genießt. Dann fühlt man sich wie<br />
zuhause, eben weil „man alles machen darf, wie man möchte.“<br />
34 KULINARIK & GENUSS
Nina’s Gericht aus ihrem Kochbuch „Zwischen Mett, Dim Sum und Kässpätzle“<br />
Dampfnudel gefüllt mit zupfter Goiß,<br />
Piment d’espelette-Brösel und Aprikosen-Kompott<br />
© Oliver Götz<br />
Dampfnudel<br />
• 650 g Weizenmehl<br />
• 300 ml lauwarme Milch<br />
• 40 g Butter<br />
• 1 Ei<br />
Piment d’espelette-Brösel<br />
• 150 g Butter<br />
• 50 g Haselnüsse – gebräunt,<br />
geschält, grob gehackt<br />
• Salz, Pfeffer<br />
• 1 Prise Salz<br />
• 60 g Zucker<br />
• 1 Würfel frische Hefe<br />
• 150 g Semmelbrösel<br />
• ca. 1 TL Piment d’espelette<br />
• 1 TL helle Misopaste<br />
Für die Brösel<br />
150 g Butter in einem Topf bräunen. 1 TL Misopaste dazugeben und<br />
glattrühren. 150 g Semmelbrösel, 50 g Haselnüsse und ca. 1 TL Piment<br />
d’espelette unterrühren und bräunen.<br />
Für die Aprikosen<br />
500 g Aprikosen entsteinen und vierteln. 2 EL Zucker und das Stück<br />
Ingwer und 2 EL Wasser zusammen mit den Aprikosen und dem<br />
Saft einer halben Zitrone aufkochen. Mit Quatre d’épices und Salz<br />
abschmecken. Einen Deckel auflegen und gar ziehen lassen. Die Aprikosen<br />
sollten weich, nicht matschig sein.<br />
Aprikosenkompott<br />
• 500 g Aprikosen<br />
• 2 cm Ingwer<br />
• ½ Zitrone<br />
• etwas Quatre d’épice<br />
ZUBEREITUNG<br />
• 2 EL Zucker<br />
• 2 EL Wasser<br />
• 1 Prise Salz<br />
Für die Dampfnudel<br />
Für die Dampfnudeln 650 g Mehl und 1 Prise Salz in eine Schüssel geben.<br />
In der Mitte eine Vertiefung formen, 300 ml lauwarme Milch mit<br />
60 g Zucker, 40 g Butter und 1 Würfel frische Hefe hineingeben und<br />
15 Minuten stehen lassen. Wenn sich Bläschen bilden, Ei zugeben und<br />
mit einem Kochlöffel vermengen. Danach alles zusammen zu einem<br />
glatten Teig kneten. Teig zu einer Kugel schleifen und in eine gefettete<br />
Schüssel legen. Zugedeckt für ca. 40 Minuten an einen warmen Ort<br />
stellen und gehen lassen.<br />
Nun den Teig in 8 Teile trennen und runde Knödel formen. Diese<br />
leicht plattdrücken. In jedes Teigstück einen Löffel von der Füllung<br />
geben und verschließen. Mit der Öffnung nach unten auf ein gefettetes<br />
Backpapier legen und mit einem Tuch bedecken.<br />
In dieser Zeit in einen Topf 80 g Butter, 100 ml Wasser, 200 ml Milch<br />
und 1 TL Salz geben. Mit einem Deckel verschließen. Einmal aufkochen<br />
lassen. Nun die Dampfnudeln in den Topf setzen. Ein Küchentuch über<br />
den Topf legen, damit das Tropfwasser vom Deckel aufgefangen wird,<br />
dann mit dem Deckel verschließen. Temperatur reduzieren und für ca.<br />
30 Minuten bei niederer Temperatur dämpfen lassen. Den Deckel dabei<br />
nicht öffnen, sonst fallen die Germknödel zusammen. Einen Schöpfer<br />
der Aprikosen mit dem Sirup auf einen Teller geben. Darauf einen<br />
Germknödel setzen und mit den Piment d’espelette Bröseln toppen.<br />
Gut zu wissen: Zupfte Goiß ist wie Pulled Pork –<br />
ein über Nacht im Ofen geschmortes Ziegenkitzfleisch.<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
35
Entspannte<br />
Eleganz im<br />
Wiesenstadl<br />
"Damit der Gast immer wieder etwas<br />
Neues erlebt. Das ist Erlebnisgastronomie"<br />
„Die Hütte im Dorf“ nennt sich der Wiesenstadl in Obermaiselstein.<br />
Hier erlebt man Berghüttenflair im Tal, man entspannt bei lässiger Musik<br />
und suhlt sich im abgestimmten Ambiente, zwischen modernem<br />
Lichtkonzept und Altholz mit Geschichte. Stefan und Fabian Hartmann<br />
sind die neuen Visionäre im Wiesenstadl und wollen es anders machen.<br />
In der Heimat von Stefan kreieren die beiden passionierten Gastronomen<br />
ein Konzept, das in Deutschland beinahe einmalig ist. Lediglich<br />
zwei bis drei weitere Restaurants haben es verstanden, den Liquidgrill<br />
in Szene und auf die außergewöhnliche Art der Zubereitung zu setzen.<br />
Der Tisch ist eingedeckt, der Grill steht für jeden Gast bereit. Zucker<br />
und Rum entfachen die Flamme. Und dann muss nur noch die Entscheidung<br />
fallen, was gegrillt werden soll. Bestellt werden können Rinderfilet,<br />
Rumpsteak, Maishähnchen oder Schweinefilet. Auch Garnelen sind<br />
möglich – die, die ihren Namen auch verdienen. Gegrillt wird das, was<br />
schmeckt und ausschließlich von bester Qualität. Innerhalb von sieben<br />
Minuten ist das Fleisch gar. Währenddessen entstehen in der Küche die<br />
Beilagen, werden à la minute, knackig und frisch serviert. Dazu reicht der<br />
Service stets vier verschiedene Gewürze und vier verschiedene Saucen.<br />
36 KULINARIK & GENUSS
Die Saucen sind über dies bemerkenswert. Sie sind selbstgemacht,<br />
bis ins Feinste perfektioniert. Dabei wechseln die Variationen regelmäßig.<br />
Wer zweimal in den Wiesenstadl kommt, wird kaum dieselbe<br />
Saucenfolge erleben. Auch das Brot vorneweg kommt stets mit einem<br />
außergewöhnlichen Dip. Da ist zum Beispiel der Dirty Martini Dip,<br />
der sich aus in Gin eingelegten Oliven, Schmand und Gorgonzola zu<br />
etwas verbindet, das nicht so schnell vergessen werden kann.<br />
"Wir überraschen den Gast mit verschiedenen Produkten.<br />
Das Erlebnis ist da, weil sich immer wieder<br />
etwas an den Gerichten verändert. Dabei bringen<br />
wir das an den Gast, mit dem wir uns wohl fühlen<br />
und schaffen Gemütlichkeit."<br />
Diese Gemütlichkeit findet sich immer dann, wenn die Zeit da ist, um<br />
eine Flasche Wein zu genießen. Ob nun mit oder ohne Liquidgrill. Die<br />
Weinkarte lädt förmlich dazu ein. Ausschließlich deutsche Weine von<br />
feinen Weingütern, eigens mit dem Sommelier ausgewählt, dürfen sich<br />
darin zeigen. Schon nach wenigen Monaten wird den Gästen bewusst,<br />
„endlich einmal ein Restaurant mit einer guten Weinkarte“. Sowieso<br />
darf sich die Hütte im Dorf noch mehr in Richtung Bar, im Sommer<br />
auch zur Lounge im Außenbereich, entwickeln, um herkommen zu<br />
können und um „einfach etwas zu trinken“. So treffen sich Urlaubsgäste<br />
und Einheimische, haben eine gute Zeit und genießen Qualität<br />
und entspannte Eleganz.<br />
Stefan und Fabian sind nahbar, verzichten bewusst auf das Prädikat<br />
„Fine Dining“. Sie wollen, dass sich jeder wohlfühlt. Dass die Bodenständigkeit<br />
erlebt und die Gemütlichkeit geschätzt wird. Dass im Kopf<br />
die Atmosphäre eines Wohnzimmers bleibt und dass sie gerne besucht<br />
werden.<br />
"Jeder soll genießen können. Auch wenn es eventuell<br />
etwas gehobener wirkt, laden wir alle ein, vorbeizukommen<br />
und es auszuprobieren."<br />
Einzigartiger Liquidgrill im Wiesenstadl<br />
Tante Emma<br />
Tea Room & Bistro<br />
Seit 2015 betreiben der Brite David Bell und seine Frau Christina<br />
den „Tante Emma Tea Room & Bistro“ im Zentrum von Fischen. Tee<br />
und Kuchen werden auf altem Porzellan serviert, bei nostalgischer<br />
Tea Room Musik im gemütlichen Ambiente. Bei schönem Wetter<br />
steht die Sonnenterrasse zur Verfügung.<br />
Neben einer großen Auswahl aus selbstgebackenen Kuchen und Torten,<br />
nach Rezepten von Oma, gibt es hier auch Flammkuchen, Sandwiches<br />
und Toasties. Auch für Veganer ist gesorgt – es gibt täglich<br />
eine beachtliche Auswahl an Getränken und Speisen wie Crumbles,<br />
Eiscreme, Sandwiches und Scones ohne tierische Produkte.<br />
Seit 2019 ist dem Café ein kleiner Laden angeschlossen, wo regionale<br />
und britische Produkte, sowie liebevoll ausgesuchte Geschenke zum<br />
Verkauf stehen.<br />
TIPP: Das Highlight ist jedoch der Afternoon Tea, wo Gäste Scones<br />
mit Clotted Cream & Konfitüre, Sandwiches und kleine Küchlein auf<br />
einer Etagère serviert bekommen, zusammen mit einem Kännchen<br />
köstlichen Tees nach Wahl.<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag - Freitag: 11 – 18 Uhr<br />
Samstag: Ruhetag | Sonntag/Feiertag: 12 - 18 Uhr<br />
Weitere Infos unter: www.tante-emma-tearoom.de<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
37
Ein grüner<br />
Stern und von<br />
allem das Beste<br />
In Ofterschwang eröffnete 2017 das freistil Restaurant. Der Grund:<br />
Eigentümer Constantin Kiehne wünscht sich ein Küchenteam, mit dem<br />
er Besonderes kreieren kann. Inzwischen ist das freistil eine Marke,<br />
freut sich über Bekanntheit weit über die Hörnerdörfer hinaus. Das à la<br />
carte Restaurant im gleichnamigen Hotel heißt Hausgäste und externe<br />
Gäste gleichermaßen willkommen. Dabei versucht der Gastgeber samt<br />
Küchenchef und Team nicht die klassischen Erwartungen von Kässpatzen<br />
oder Zwiebelrostbraten zu bedienen, sondern mit den Produkten<br />
kreativ zu arbeiten, um Überraschungserlebnisse zu schaffen.<br />
„Wenn ich essen gehe, dann möchte ich nicht das gleiche<br />
essen, was ich zuhause selbst zubereiten kann.“<br />
Das freistil ist keineswegs überkandidelt. Doch es gilt immer schon,<br />
gut und hochwertig einzukaufen – von allem das Beste. Was dabei auffallen<br />
muss ist, dass es stets Produkte sind, die die Region bietet. Vor<br />
Ort das einzukaufen, was es gibt, ist das Bekenntnis der Küche. Auf<br />
Hummer, Trüffel oder Salzwasserfische wird daher gerne verzichtet.<br />
Weiter im Credo lautet der Auftrag, aus den besten Nahrungsmitteln,<br />
etwas Leckeres, etwas „Ordentliches“ entstehen zu lassen. Aus dem<br />
„weltbesten“ Weißtannenhonig oder der ultimativen Fassbutter.<br />
Signature Dish Saibling mit Linsen,<br />
Rettich und Meerrettichmayo<br />
„Wir haben zum Beispiel eine regionale Fischzucht,<br />
die extrem hochwertige Süßwasserfische liefert.“<br />
freistil Visionär Constantin Kiehne<br />
Die Philosophie erstreckt sich weiter. Denn aus den Produkten wird<br />
nicht „unfassbar viel“ gemacht. Das Produkt darf für sich sprechen. Im<br />
Signature Dish wird der Saibling tranchiert, sanft erwärmt und auf etwas<br />
Linsen und Rettich mit Meerrettich-Mayonnaise serviert. Gekocht<br />
wird eben so, dass man den Saibling noch als Saibling herausschmeckt.<br />
38 KULINARIK & GENUSS
Je mehr man kostet, desto mehr wird klar, dass Regionalität der härteste<br />
Eckpfeiler im grünen Konzept ist und Basis für den Verleih des grünen<br />
Michelin Sterns, die Auszeichnung für herausragende Arbeit im Bereich<br />
der Nachhaltigkeit. Ohne groß darauf hinzuarbeiten, erhält das Restaurant<br />
bereits im zweiten Jahr nach Herausgabe den Stern verliehen.<br />
„Damals hatte ich mit der Bewerbung für den grünen<br />
Michelin Stern eineinhalb Seiten zum Thema<br />
Nachhaltigkeit und was wir bereits umgesetzt hatten<br />
übermittelt. Für uns waren viele Maßnahmen<br />
schon lange selbstverständlich.“<br />
Das mündet in eine Karte, die monatlich wechselt, davon allerdings<br />
nur die Hälfte der Gerichte. So gewährleistet das Restaurant auch<br />
die nachhaltige Wirtschaftlichkeit. Klassiker wie Schnitzel und Tomatensuppe<br />
dürfen hingegen auf einer separaten kleinen Karte immer<br />
bleiben. Sodass alle Bedürfnisse gedeckt werden, jeder essen kann,<br />
was er möchte. Viel oder wenig, warm oder kalt. Constantin weiß<br />
„Wir wollen mit der Natur achtsam umgehen,<br />
den generellen Konsum achtsamer gestalten.“<br />
allerdings auch, dass das Allgäu „schon sehr coole Produkte“ hat, aber<br />
dass sehr viel mehr möglich ist. Mehr Kräuter aus den heimischen<br />
Wäldern oder weniger Monokultur zum Beispiel. Das freistil will nicht<br />
ausschließend sein, umso mehr bewusst.<br />
Was kann nach so viel unterschiedlichem, erlebnisreichen und eindrucksvollen<br />
<strong>Genuss</strong> denn noch folgen, was in den Hörnerdörfern herausragt?<br />
Das ist eine gute Frage, auf die wir unmittelbar antworten möchten. Mit<br />
Produkten und Konzepten, die in den beschaulichen, idyllischen Dörfern<br />
wachsen und reifen. Und mit ihren Urhebern, die mit Leidenschaft das<br />
hegen und pflegen, was die Welt braucht: Vermächtnisse.<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
39
Busche Berta Haus in Ofterschwang<br />
Ofterschwang<br />
traut sich<br />
Ein Vermächtnis ist das Busche Berta Haus in Ofterschwang. Die Gemeinde<br />
erwirbt das Haus vor vielen Jahren aus Privatbesitz. Ein Haus,<br />
in dem Geschichte geschrieben wurde und in dem weiter Geschichte<br />
geschrieben wird: mit einer deutschlandweit einzigartigen Idee.<br />
„Es ist noch keine andere Gemeinde<br />
auf diese Schnappsidee gekommen.“<br />
Bürgermeister Alois Ried entscheidet sich 2008 als Gemeinde das<br />
Brennrecht zu erwerben. Mit dem Kauf der Brennanlage wird besiegelt,<br />
jegliches Destillat herstellen zu dürfen, Whisky, Gin oder Obstbrände.<br />
In Zusammenarbeit mit einem ausgebildeten Destillateur, werden in<br />
Ofterschwang zunächst Apfel, Himbeere und Vogelbeere gebrannt. Es<br />
folgt der regionale Star, der Allgäuer Gin, mit der heimischen Latschenkiefer.<br />
Von Jahr zu Jahr steigern sich die Expertise der Gemeinde und<br />
die Kilogramm an Rohstoffen. In einem Liter Williamsbrand stecken<br />
17 Kilogramm Birnen mit möglichst vielen Sonnenstunden.<br />
„Alles, was die Sonne reifen lässt,<br />
tut der Qualität gut.“<br />
Bürgermeister Alois Ried<br />
Jede Flasche steht für einhundert Prozent Qualität und reinstes Naturprodukt.<br />
Kein einziges Gramm Zucker, keinerlei Farb- und Geschmacksstoffe<br />
werden den Bränden hinzugesetzt. Reife Früchte und<br />
Kräuter, sowie Lagerzeiten zwischen sechs Monaten und drei Jahren<br />
lassen den Geschmack einer Idee entfalten, die einzigartiger nicht sein<br />
kann und die gekostet werden möchte.<br />
40 KULINARIK & GENUSS
Gemeindejäger Hans Sistig<br />
Das dritte Vermächtnis, der Eisladen Ofterschwang, steht gleich<br />
nebenan. Auch hier entscheiden der Bürgermeister und seine Gemeinde,<br />
den Laden nach vorheriger Geschäftsaufgabe zu übernehmen<br />
und ihn zu betreiben. Aus heimischer Milch, von einer Sennerei aus<br />
Hüttenberg, stellt ein Experte das Eis her. Alles „passiert innerhalb<br />
von zwei bis drei Kilometern“. Milch und alle weiteren Zutaten, auch<br />
das Endprodukt, müssen stets lebensmittelgeprüft sein.<br />
Frische Gemüseauswahl im Dorfladen Ofterschwang<br />
Die edlen Tropfen können im gemeindeeigenen Dorfladen erworben<br />
werden. Noch eine Idee, die mit mutigen Schritten durch die<br />
Gemeinde verwirklicht wurde. Nach ausführlicher Studie startet das<br />
„Projekt“, das heute längst keines mehr ist, sondern vielmehr eine Institution<br />
im Feriendorf. Örtliche Brauereien, Bäckereien und Metzgereien,<br />
regionales Obst und Gemüse, Milch und Eier – alles aus einem<br />
Umkreis von 20 Kilometern findet im Dorfladen seinen Platz.<br />
„Das macht das Dorf aus. Ein Eisladen oder ein<br />
Dorfladen sind ein Treffpunkt. Man trifft sich, trinkt<br />
Kaffee, redet miteinander. Das geht in unserer Welt<br />
ja verloren.“<br />
„Wir wollen oberste Qualität.“<br />
Der Eisladen öffnet zwischen Mai und Oktober an sieben Tagen die<br />
Woche, verkauft inzwischen bis zu 20 Sorten und an einem heißen<br />
Nachmittag im Sommer bis zu 1.000 Kugeln. Das allein darf beeindrucken.<br />
Doch Alois Ried, wäre nicht Alois Ried, wenn er sich nicht<br />
auch hier etwas Spezielles einfallen lassen würde. Der Plan war, etwas<br />
zu machen, das etwas mit dem Allgäu zu tun hat. Seither kreiert er<br />
gemeinsam mit dem Eismacher das Eis des Jahres. Die erste Sondersorte<br />
entstand aus Hanfsamen, weil hier „vor hundert Jahren mal Hanf<br />
angepflanzt wurde“. Es folgen Sorten mit Bergkäse, Enzian, Latschenkiefer,<br />
Heu und Wacholder. Für dieses Jahr hat der Bürgermeister<br />
„faktisch noch nichts“. (Eis des Jahres <strong>2024</strong> war zum Zeitpunkt der<br />
Veröffentlichung nicht bekannt.)<br />
Wir bleiben in Ofterschwang, entdecken im Busche Berta Haus und<br />
im Dorfladen eine kleine Besonderheit – Produkte der Wildschmiede.<br />
Produkte, die nach alter Tradition und ohne Chemie hergestellt werden,<br />
und zwar von Hans Sistig. Seine Leidenschaft gebührt der Jagd,<br />
ob nun als Gemeindejäger oder im Privaten, und der Verarbeitung des<br />
Wildes. Dabei nutzt er nicht nur die Edelteile, sondern alles am Wild.<br />
Was in der Hobby-Metzgerei seines Vaters beginnt, wird schnell begehrt.<br />
Wildschinken, Kochsalami und Co kommen an und die Nachfrage<br />
verlangt nach einem kompletten Neubau mit modernster Metzgerei.<br />
Damit verarbeitet er nun das gesamte Wild aus Ofterschwang,<br />
Gunzesried und Immenstadt vor Ort.<br />
„Wir sind klein und können vor allem<br />
auf spezielle Wünsche eingehen.“<br />
Die Spezialitäten reifen mit der Zeit, Hans‘ Ideen ebenso. Als er die<br />
Reiferäume im Busche Berta Haus entdeckt, scherzt er mit seinem<br />
Chef, dem Bürgermeister, dass die „Wildschiene“ ihm gehört. Alois<br />
Ried nimmt ihn beim Wort, lässt ihn machen. Was in den außergewöhnlichen<br />
Versuch mündet, spezielle Schinkensorten im Keller des<br />
Busche Berta Hauses reifen zu lassen, zum Beispiel nach Art eines<br />
spanischen Iberico Schinkens. Versuch deshalb, weil Klima, Temperatur<br />
und Luftfeuchtigkeit bestimmen werden, welchen Weg dieses im<br />
Allgäu einzigartige Projekt nimmt. Nirgendwo sonst reift der Schinken<br />
im Bauernhaus – außer in der Gemeinde Ofterschwang. Freuen wir<br />
uns auf diese genussvolle Marke, die dort entsteht.<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
41
Die Erbin<br />
der Kräuter<br />
„Balderschwanger Kräuter machen den<br />
Unterschied zu allen anderen im Allgäu.“<br />
Das Wetter und das Klima sind hier, im Hörnerdorf Balderschwang<br />
rauer und kälter als in den restlichen Gemeinden. Doch aus Sicht der<br />
Kräuterexpertin Silvia Kienle ist das wertvoll. Sie weiß, dass auch immer<br />
etwas absterben muss, um anschließend Neues hervorzubringen.<br />
Silvia Kienle, Inhaberin des Kräuterhotel Kienle, wurde die Liebe zu<br />
Kräutern sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Von Beginn an wurde sie<br />
mit den Schätzen der Natur versorgt und in Berührung gebracht. Für<br />
sie war es alltäglich, bei Verletzungen von Mensch und Tier „etwas von<br />
draußen zu holen“, dort wächst „alles“. Vor einigen Jahren erwirbt sie<br />
mit ihrer Familie ein Grundstück mit Gasthäuschen etwas außerhalb.<br />
„Ein Glück“ für die Kräuterfee, denn sie hat nun den Garten, den sie<br />
bis dato schmerzlich vermisst. Die dazugehörige Wiese erweist sich<br />
als viel größer als ursprünglich angenommen. Also wird aus der Wiese<br />
ihr Kräutergarten. Inzwischen sind es knapp 6.000 Quadratmeter, die<br />
bepflanzt sind. Ein unverwechselbarer Schau- und Erntegarten.<br />
Refugium im Kräutergarten von Silvia Kienle<br />
„Es ist nicht nur die Ernte der Kräuter für unser Hotel<br />
wichtig. Sondern dass man den Menschen näherbringt,<br />
was die Natur alles hergibt. Dass man das<br />
alles nicht vergisst.“<br />
Auch was wir essen können, darf nicht vergessen werden, wenn es nach<br />
Silvia Kienle geht. Schon im Frühjahr bringt die Natur viele Vitaminspender<br />
hervor. Im Hotel finden Gäste die Kräuter sowieso überall. An der<br />
Teestation, die größer ist als die des Kaffees. Im Aperitif, in den Gerichten<br />
und besonders während der Kräuterwochen, die mehrmals im<br />
Jahr stattfinden. Spezielle Kräutermenüs und Frühstück im Garten verwöhnen<br />
die Gäste mit bester Pflanzenkraft. Zusätzlich finden zu den ohnehin<br />
schon stattfindenden Kräuterführungen weitere aufschlussreiche<br />
und köstliche Highlights Platz im Urlaubskalender. Kräuter sammeln und<br />
trocknen, Kräutersalz mischen, Duftzucker herstellen und Kräuterbrote<br />
kosten. Das Kraut steht vom Anfang bis zum Ende im Mittelpunkt.<br />
42 KULINARIK & GENUSS
„Wenn bei den Kräuterführungen jeder Gast<br />
ein Kraut im Sinn behält, ist das super.“<br />
Neben der Erinnerung an das Lieblingskraut nehmen Gäste noch viel<br />
mehr mit nach Hause. Die persönliche Teemischung, einen Setzling<br />
oder die Erinnerung an den einzigartigen Kräuterschmarrn. Die Hotelküche<br />
greift währenddessen auf alles Selbstgemachte zurück, auf<br />
Kräutersaucen, Pesto und Öle, bringt sie in die saisonal wechselnde<br />
Karte mit ein. Lavendelrösti mit Pilzen, Hühnerbrüstchen mit Salbei<br />
oder Kräuterparfait mit Ananassalbei, es gibt immer ein Kraut, das<br />
den Gaumen entzückt. Die Kräuter werden im Sommer von Silvia<br />
Kienle und ihren Mitarbeitern in großen Körben gesammelt, einige<br />
davon in der Kräuterwerkstatt getrocknet. Dort verbreiten sie einen<br />
himmlischen Duft und werden für den Winter haltbar gemacht. Frisch<br />
dürfen sie in der Küche verbraucht werden, am liebsten von der Chefin<br />
selbst.<br />
„Früh morgens, wenn die Nacht noch da ist und der<br />
Tag beginnt, dann höre ich die Natur erwachen.“<br />
Zwischen all den Aufgaben findet Silvia Kienle immer auch ein wenig<br />
Zeit zum Sitzen, um den Garten zu genießen und um zu träumen –<br />
dass der Garten noch größer wird und davon, ihr Erbe zu Papier zu<br />
bringen, mit eigens von ihr gezeichneten Pflanzen.<br />
ankommen | auftanken | genießen<br />
Entdecken Sie die herzliche Atmosphäre und<br />
die köstlichen Genüsse unseres Gasthauses<br />
im Herzen von Balderschwang.<br />
a la carté . regional . traditionell<br />
Treten Sie ein in unsere gemütlichen Stuben<br />
– Jägerstube, Dorfstube, Bauernstube –<br />
und genießen Sie eine gelungene Mischung<br />
aus Tradition und Moderne.<br />
Unsere Küche legt großen Wert auf<br />
Nachhaltigkeit und vereint die besten Zutaten<br />
aus dem Allgäu und dem Bregenzerwald.<br />
Probieren Sie die hausgemachten<br />
Köstlichkeiten unserer Kräuterwirtin Silvia,<br />
bekannt für ihre Backkunst.<br />
Kienle - das Kräuterhotel & Gasthaus<br />
Dorfplatz 3 | 87538 Balderschwang<br />
+49 (0) 8328 924 920<br />
info@hotel-kienle.de<br />
www.hotel-kienle.de
Auszug aus der Kräuterwoche:<br />
Das Menü<br />
Apéro, Wilde Kräuter im Haussekt<br />
Kräuterbrot, Basilikum-Aufstrich<br />
Filet vom BIOrind mit Kräuterkruste an Thymianjus<br />
und Estragon-Kartoffelstampf oder<br />
Gekräuterte Frischkäsepraline<br />
auf knackigen Salatherzen Käse-Kräuter<br />
Suppenduett<br />
KIENLES Kräuterspätzle auf Tomaten-Basilikum-Ragout<br />
mit würzigen Bergkäsefetzen und Kräuter<br />
aus dem eigenen Garten<br />
Filet vom Bergschwein im Gartenkräutermantel<br />
an Bärlauchspätzle und Wurzelgemüse oder<br />
Schokominze-Parfait an gezuckerten Beeren,<br />
Lavendelsahne und zartherbem Schokospiegel<br />
44 KULINARIK & GENUSS
Facettenreichtum war es, mit dem wir in die<br />
Exkursion <strong>Kulinarik</strong> in den Hörnerdörfern<br />
gestartet sind. Facettenreichtum ist es, den<br />
wir nun umso mehr kennen, schätzen und<br />
schmecken. Die Allgäuer Hörnerdörfer sind<br />
wahrlich ein <strong>Genuss</strong> und eine Heimat für<br />
Feinschmecker. Dabei haben wir längst noch<br />
nicht alles gesehen, gekostet und genussvoll<br />
zelebriert.<br />
In den Hörnerdöfern Fischen und Bolsterlang<br />
verwöhnen ebenso großartige kulinarische<br />
Wertschöpfer mit ihren Produkten<br />
und Gerichten. Heumilch, Quellwasserfische,<br />
einer der besten Metzger Deutschlands<br />
und „Kratzat“ sollten unbedingt auf<br />
den Wunschzettel des <strong>Genuss</strong>es. Vor allem<br />
um die persönliche Begierde zu stillen.<br />
Und auch, um dieser Bandbreite näherzukommen,<br />
um den puren Geschmack zu begreifen<br />
und um sich in dieser genussvollen<br />
Gemeinschaft wiederfinden zu können. Inmitten<br />
dieser facettenreichen, ehrlichen Leidenschaft<br />
und kostbaren Tradition.<br />
Wo ist der Anfang? Und wo ist das Ende?<br />
Wir empfehlen sich Schritt für Schritt durch<br />
die <strong>Kulinarik</strong> der Hörnerdörfer zu kosten.<br />
<br />
Autorin: Anja Buntz<br />
37€<br />
ABENDMENÜ<br />
4-GANG*<br />
* WIR BITTEN UM TISCHRESERVIERUNG<br />
ADULTS ONLY - JUGENDLICHE AB 15 WILLKOMMEN<br />
23€<br />
FRÜHSTÜCKS<br />
BUFFET*<br />
HOTEL ROSENSTOCK · BERGER WEG 14 · 87538 FISCHEN · TEL 08326 364560 WWW.HOTEL-ROSENSTOCK.DE
Wo <strong>Genuss</strong> und<br />
Handwerk sich<br />
vereinen.<br />
Ofterschwang. Bauernhaus Busche Berta. Wenn Tradition auf klassische<br />
Allgäuer Handwerkskunst und Lebensweise treffen, dann ist<br />
man hier, im denkmalgeschützten Haus, das 2017 aufwendig renoviert<br />
wurde, genau richtig.<br />
Die Sanierung des Bauernhauses Busche Berta stellt nicht nur einen<br />
Schritt in die Moderne dar, sondern bewahrt auch ein wertvolles<br />
Stück Allgäuer Kultur. Gäste aus dem Oberallgäu und der einheimischen<br />
Bevölkerung haben nun die Möglichkeit, Einblicke in die<br />
frühere Lebensweise, das regionale Handwerk und die traditionelle<br />
Landwirtschaft der Alpenregion zu erhalten. Neben der Töpferei<br />
s’Alpgfihl können Besucher im vorhandenen Naturkeller die Veredelung<br />
von Käse und Schinken aus der Region erleben. Das Ambiente<br />
eines denkmalgeschützten Bauernhauses bietet dabei den perfekten<br />
Rahmen, um hochwertige, handwerklich produzierte Produkte mit<br />
allen Sinnen zu genießen. Diese einzigartige Kombination macht das<br />
Bauernhaus Busche Berta zu einem unverzichtbaren kulturellen Anlaufpunkt<br />
im Oberallgäu.<br />
Ofterschwang, das beschauliche Dorf im Allgäu, hat für besondere<br />
Anlässe immer etwas zu bieten. Sei es ein Standkonzert, der Ski-Weltcup<br />
der Damen oder ein traditionelles Musikantentreffen – in Ofterschwang<br />
ist immer etwas los. Zu diesen besonderen Gelegenheiten<br />
öffnen sich die Türen der sanierten Tenne im hinteren Teil des Busche<br />
Berta Hauses. Dieser geräumige Saal strahlt pure Allgäuer Lebenslust<br />
aus und bereitet Einheimischen sowie Urlaubern große Freude. Besucher<br />
haben die Möglichkeit, die Tenne im Rahmen von Führungen<br />
zu besichtigen. Darüber hinaus beherbergt die Scheune den Ausstellungsbereich<br />
für die Töpferei sowie weitere interessante Themenausstellungen,<br />
die das kulturelle Erlebnis im Busche Berta Haus abrunden.<br />
Ein besonderes Highlight ist die Bergbrennerei, die Besuchern einen<br />
Einblick in die Wissenschaft des Schnapsbrennens bietet. Feinste Obstbrände<br />
aus Obst von umliegenden Bergwiesen entstehen hier, und die<br />
Besucher können die Destillieranlage besichtigen und werden in die<br />
Wissenschaft des Schnapsbrennens eingeweiht.<br />
Früher wurde im Bauernhaus Käse produziert, und die Naturkellerräume<br />
wurden saniert, um ihren ursprünglichen Zustand zu bewahren.<br />
Heute können Besucher bei einer Führung durch das Haus den Käseund<br />
Schinkenreifekeller erkunden und erfahren gleichzeitig interessantes<br />
über die Kunst der Käseherstellung.<br />
Für alle, die das „Gute vom Dorf“ auch zuhause genießen möchten,<br />
bietet das Bauernhaus Busche Berta einen Onlineshop, in dem ausgewählte<br />
Produkte erworben werden können.<br />
Für alle, die das „Gute vom Dorf“ auch zuhause<br />
genießen möchten, bietet das Bauernhaus Busche Berta<br />
unter www.busche-berta.de einen Onlineshop, in dem<br />
ausgewählte Produkte erworben werden können.<br />
Die Edelprodukte erhalten Sie außerdem vor<br />
Ort im Dorfladen Ofterschwang.<br />
46 KULINARIK & GENUSS
DE-ÖKO-006<br />
Eine Welt Festival<br />
21. & 22.09.24 in Legau im Allgäu<br />
Lasst uns gemeinsam feiern!<br />
Verkostungsstände & Schnäppchenmarkt | Händlermarkt | Feines Bio-Essen<br />
Lieferanten aus aller Welt | Vorträge & Kochshows | Kultur & Musik<br />
Kinderprogramm mit Kettenkarussell und vieles mehr<br />
Ab 10 Uhr | Eintritt 5 € | Kinder bis 14 Jahre frei<br />
Rapunzel Naturkost | Rapunzelstraße 2 | 87764 Legau<br />
www.rapunzel.de/festival<br />
Wir machen Bio aus Liebe.
Die<br />
<strong>Genuss</strong>experten.<br />
Ein ganz normaler, sonniger Dienstagmorgen im Oberallgäu. Unser<br />
Weg führt uns heute in ein Unternehmen, mit welchem viele Menschen<br />
aus der Region häufig indirekt Kontakt haben: die Füß GmbH<br />
ist der renommierteste Lebensmittelgroßhändler in der Region, versorgt<br />
den Großteil der Hotel- und Gastronomieszene im Allgäu mit<br />
frischen Lebensmitteln und sorgt mit einer klaren Geschäftspolitik<br />
für einen Dreiklang aus Verlässlichkeit, Qualität und Persönlichkeit.<br />
Wir werden sehr freundlich in dem hellen Eingangsbereich des modernen<br />
Geschäftsgebäudes in Immenstadt empfangen. Es ist ein Umgang,<br />
der uns im ganzen Haus umgehend positiv auffällt. Hier „menschelt“<br />
es, hier spürt man Leidenschaft, Engagement und die Freude an der<br />
täglichen Arbeit. Herbert Füß dürfte unser erster Eindruck mehr als<br />
positiv stimmen. Der Geschäftsführer des Familienbetriebes setzt nämlich<br />
exakt auf diese Philosophie der Symbiose aus höchster Qualität bei<br />
den Lebensmitteln und der persönlichen Note im Umgang miteinander.<br />
Warum das so ist, welche Rolle der LKW-Fahrer bei der direkten<br />
Auslieferung zum Kunden spielt und was einen mittelständischen, regionalen<br />
Lebensmittelgroßhändler von einem internationalen Konzern<br />
unterscheidet, dem sind wir im Gespräch mit Herbert Füß auf den<br />
Grund gegangen.<br />
Unsere Spurensuche beginnt im Jahr 1970 in Burgberg. Adolf und Helga<br />
Füß, die Gründer des Unternehmens, haben seit den Anfängen höchsten<br />
Wert auf den Handel mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln<br />
gelegt. Der einst auf die Zerlegung und den Handel von Fleisch, Wild<br />
und Geflügel spezialisierte Betrieb florierte und baute nach dem Umzug<br />
nach Sonthofen sein Sortiment weiter aus. Ein weiterer Meilensteil erfolgte<br />
1987 mit der Gründung der Einkaufsgemeinschaft GAFATEAM.<br />
Dabei wurde gemeinsam mit 27 weiteren Lebensmittelgroßhändlern<br />
48 KULINARIK & GENUSS
aus ganz Deutschland der Grundstein für den Einkauf und Vertrieb von<br />
hochwertigen Lebensmitteln gelegt. Herbert Füß selbst ist seit dem Jahr<br />
2000 in der Gesamtverantwortung. Er baute das Unternehmen weiter<br />
aus und schärfte dessen Profil. Mit Blick auf die Region, den eigenen<br />
Kompetenzen und den Wurzeln der Firma wurde der Fokus mehr denn<br />
je auf hochwertige Produkte gelegt – so entstand auch der Slogan „Beweisen<br />
Sie guten Geschmack“. Seit über 50 Jahren verpflichtet man sich<br />
bei den <strong>Genuss</strong>experten, erstklassige und frische Produkte an die Kunden<br />
zu liefern. "Wo es gut ist, isst man wieder". – dieser Satz ist keine<br />
leere Worthülse, sondern beschreibt ein Fundament bei Füß. Und: der<br />
Satz wird jeden Tag aufs Neue mit Leben gefüllt.<br />
Das geht nur, wenn man sich mit der Region identifiziert, und dadurch<br />
die regionalen Gegebenheiten bis ins letzte Detail kennt. Um<br />
eine erfolgreiche und langfristige Zusammenarbeit zu gewährleisten,<br />
setzt der Lebensmittelgroßhändler auf starke und zuverlässige Partnerschaften<br />
vor Ort. Als lokales Familienunternehmen übernehmen<br />
Herbert Füß und sein Team Verantwortung für die Region, fördern die<br />
regionale Wertschöpfung und investieren vor Ort. Das zeigt sich an<br />
vielen Kooperationen ebenso, wie durch den 2011 erfolgten Neubau<br />
in Immenstadt.<br />
Die Heimatverbundenheit des Unternehmens zum Allgäu spiegelt sich<br />
aber auch in den hohen Anforderungen wider, die an die im Sortiment<br />
geführten Lebensmittel gestellt werden. Nur Produkte, die den hohen<br />
Qualitätsstandards in Bezug auf Frische, Qualität und Geschmack entsprechen,<br />
finden Eingang in das Portfolio. Dabei bevorzugt man bei<br />
Füß regionale Produzenten, wann immer möglich. Und das wäre dann<br />
wohl auch schon der deutliche Unterschied zu international agierenden<br />
Mitbewerbern. „Wir sind froh über das, was wir haben. Es ist hart<br />
erarbeitet und mit einem auf Vertrauen basierten, täglichen Umgang<br />
aufgebaut. Deshalb bildet das auch unsere DNA“, sagt Herbert Füß,<br />
der in diesem Zuge das Beispiel des bereits erwähnten LKW-Fahrers<br />
anspricht. Wer denke, die Kundenbeziehung höre beim Außendienst<br />
auf, der irre, so der Unternehmer. „Unsere Mitarbeiter, die dann vor<br />
Ort die Ware liefern, haben einen mindestens ähnlich engen Kontakt<br />
zu unseren Kunden, wie ein Kundenbetreuer. Deshalb sollte man diese<br />
Schnittstelle auch menschlich nie unterschätzen. Darauf achten wir<br />
– und die Kunden danken es uns“, so Füß.<br />
Wenn Herbert Füß so ins Erzählen gerät, nimmt man neben aller Leidenschaft<br />
für das tägliche Tun auch seine außerordentlichen, unternehmerischen<br />
Fähigkeiten wahr. Der Allgäuer weiß genau, auf was es<br />
„Wir sind froh über das,<br />
was wir haben. Es ist hart<br />
erarbeitet und mit einem<br />
auf Vertrauen basierten,<br />
täglichen Umgang aufgebaut.<br />
Deshalb bildet das<br />
auch unsere DNA“<br />
ankommt, und wie man wirtschaftliche Ziele mit nachhaltigen Kundenbeziehungen<br />
in Einklang bringt. So verwundert es nicht, dass der Füß<br />
Gastro Service mittlerweile ein Einzugsgebiet von über 60 Kilometern<br />
rund um den Firmenstandort hat und so unter anderem die besten<br />
Hotel- und Gastronomiebetriebe vom Allgäu bis ins Kleinwalsertal und<br />
Tannheimer Tal beliefern darf. „Dürfen“, das ist dabei die genau richtige<br />
Wortwahl, denn bei allem Erfolg besitzt Herbert Füß genügend Demut<br />
und Dankbarkeit gegenüber Auftraggebern wie der Belegschaft, als dass<br />
er den Status Quo keinesfalls als selbstverständlich ansieht. Das mag<br />
auch eine der Triebfedern sein, dass man sich bei Füß seit jeher weiterentwickelt.<br />
Beispiel gefällig? Die neue Füß-App, die jederzeit am mobilen<br />
Endgerät aktuelle Sortimentsangebote, attraktive Aktionen und wichtige<br />
News rund um das Unternehmen zugänglich macht.<br />
Bei allem Innovationsgeist und „Vorwärtsdrang“ ist eines seit den Anfängen<br />
gleich geblieben: es „menschelt“ bei Füß – und das im aller<br />
positivsten Sinne. Eine Partnerschaft mit den <strong>Genuss</strong>experten beginnt<br />
dabei stets mit einem intensiven Kennenlernen. Die individuellen<br />
Anforderungen der Betriebe werden dabei genau analysiert und auf<br />
dieser Grundlage dann maßgeschneiderte Angebote entwickelt, die<br />
perfekt auf die jeweiligen Betriebe zugeschnitten sind. Die geografische<br />
Nähe, um in jeglicher Situation schnell reagieren zu können, ist<br />
so gepaart mit einer handwerklichen und emotionalen Nähe, die ein<br />
gegenseitiges Wissen und Verstehen der Bedürfnisse und der Menschen<br />
dahinter voraussetzt. Das macht eine Zusammenarbeit mit Füß<br />
dann auch so besonders. Es ist eine Zusammenarbeit, bei welcher am<br />
Ende beide Parteien einen guten Geschmack beweisen.<br />
Weitere Informationen: www.fuess.com<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
49
50 KULINARIK & GENUSS
ack to<br />
the roots.<br />
Restaurant Storchennest setzt auf neu interpretierte Klassiker<br />
Mit viel Leidenschaft zum Detail bietet das Restaurant Storchennest<br />
abwechselnde, saisonale Wochenkarten und täglich wechselnde Business-Lunches<br />
an. Das junge Team der beiden Inhaber bereitet Ihnen<br />
mit Feingespür eine echte Wohlfühl-Atmosphäre, sei es auf der großen<br />
Außenterrasse oder im modern, aber gemütlich im Landhausstil<br />
eingerichteten Innenbereich.<br />
So wird die deutsche Esskultur mit viel Qualität und Liebe zur Gastlichkeit<br />
im Storchennest gelebt. Es ist eine Art „back to the roots“,<br />
was die Millers kulinarisch für die Gäste bieten – Klassiker, aber neu<br />
interpretiert. Selbstverständlich gibt es im Allgäuer Restaurant passend<br />
zur Regionalität Biere aus dem Allgäuer Brauhaus.<br />
Wenn Kinga und Maximilian Miller nach der kulinarischen Linie<br />
im Restaurant Storchennest in der Kemptener Bahnhofstraße gefragt<br />
werden, fallen schnell die Ausdrücke „regional“ und „saisonal“.<br />
Das liegt vor allem daran, dass die Millers auf Wunsch vieler<br />
Gäste verstärkt zurück zu den Wurzeln der bürgerlich-regionalen<br />
Küche gehen: Kässpatzen oder Zwiebelrostbraten treffen in der<br />
Speisekarte auf Schweinemedaillons vom Allgäuer Landschwein<br />
und Allgäuer Rindercarpaccio. Regionalität steht in Sachen Speisen-<br />
und Nahrungsmittelauswahl an oberster Stelle. Im Restaurant<br />
wird größten Wert auf hausgemachte Produkte und regionale<br />
Waren gelegt.<br />
Bodenständig, mit Flair und regional verwurzelt – das verkörpert das<br />
Restaurant Storchennest. Übrigens: Das Restaurant bietet bis zu 75<br />
Sitzplätze, was sich für kleine und größere Firmen für Weihnachtsfeiern<br />
oder andere Events perfekt anbietet.<br />
RESTAURANT STORCHENNEST<br />
Familie Miller ‘ Bahnhofstraße 8 ‘ 87435 Kempten<br />
Tel.: +49(0)831-29237 ‘ info@restaurant-storchennest.de<br />
www.restaurant-storchennest.de<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag Ruhetag ‘ Dienstag - Sonntag: ab 11 Uhr geöffnet<br />
warme Küche (durchgehend!) von 11.30 - 21.00 Uhr<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
51
Aus der<br />
Not wird<br />
die Tugend<br />
Die Geschichte der Alpwirtschaft<br />
© Allgäu GmbH | Matthias Wendlinga<br />
Für was wir im Allgäu leben, wird deutlich,<br />
wenn wir an einem freien Tag den Wanderrucksack<br />
packen und uns hinaufschlängeln – hinauf<br />
auf die typische Allgäuer Hochalpe. Vorbei<br />
an saftig grünen Wiesen, sanft plätschernden<br />
Bächen und an selig kauenden Kühen. Für das<br />
leben wir Allgäuer, wie unsere Gäste gleichermaßen.<br />
Doch es ist nicht nur ein Für, sondern<br />
auch ein Von. Lasst uns dieses Von einmal näher<br />
betrachten. Insbesondere die Frage, wo die Alpwirtschaft<br />
ihren Ursprung hat und welche Bedeutung<br />
ihr beigemessen werden darf. Um uns<br />
die Augen für einen Schatz zu öffnen, der seit<br />
Jahrtausenden vor der Haustüre zu finden ist.<br />
Wenn wir die Geschichte der Alpwirtschaft erkunden wollen, kommen<br />
wir nicht daran vorbei, uns näher mit der Milchverarbeitung und<br />
deren Entstehung zu befassen. Emmerich Heilinger, ehemaliger Leiter<br />
des Milchwirtschaftlichen Vereins und Dozent beim Heimatbund Allgäu<br />
und an der Hochschule Kempten lässt mich an seinem Wissen<br />
teilhaben und ich tauche mit ihm ein in diese Jahrtausende alte Geschichte.<br />
Zugrunde liegt eine weniger schöne Zeit: Der Hunger der<br />
Menschen. Doch ist der Mensch schon immer bestrebt nach Wachstum<br />
und Verbesserung. Was zunächst nicht bewusst geschieht, doch<br />
mit den Jahrhunderten an Attraktivität gewinnt und in eine Kulturlandschaft<br />
mündet, wie wir sie heute kennen: die Käseküche Deutschlands<br />
– auf höchstem Niveau.<br />
© TVABS Jungle GmbH | Andi Mayr<br />
52 KULINARIK & GENUSS
© Allgäu GmbH | Resi Agentur Felix Baab<br />
Lass uns auf der Uhr zunächst noch einmal ein paar Jahrtausende zurückdrehen.<br />
Nachdem sich der Gletscher zurückzog, kamen zwischen<br />
8.000 und 3.000 vor Christus Nomaden, so etwas wie durchziehende<br />
Jäger, ins Allgäu und fanden eine Urwaldlandschaft vor. Ein ursprünglicher<br />
Wald, Moore und Sumpf, die nach dem Rückzug des Eisriesen<br />
blieben. Die ersten Besucher wurden zu Ureinwohnern mit Hungergefühl.<br />
Im Verlauf, vermutlich weil die Selbstversorgung so herausfordernd<br />
war, besonders für jene, die aus den wärmeren Regionen kamen,<br />
zogen immer wieder neue Volksstämme durch das Allgäu. Bis zum<br />
ersten Volk, von dem wir wissen, das sich so richtig der Alpwirtschaft<br />
verschrieb: die Kelten. Sie stellten sich der Herausforderung. Sie wussten,<br />
„hier sind wir eingeschränkt“. Doch es mit Grünlandwirtschaft und<br />
Nutzvieh, wie Kühe, Schafe und Ziegen zu versuchen, ist es ihnen allemal<br />
wert. Aus der Milch entstanden Käse von vorwiegend minderer<br />
Qualität und Butter – das haltbare Hauptprodukt über Jahrtausende<br />
hinweg. Und aus der Not erwuchs die Tugend.<br />
Was zu Beginn in den Tälern und im heimischen Stall Käse am Rande<br />
brachte, trug sich schon bald in höhere Höhen hinauf. Ausschlaggebend<br />
war die Verfügbarkeit des Futters für die Tiere. Was wiederum<br />
bedeutend für die Genießbarkeit des Käses war. Das Futter des Sommers,<br />
gewonnen aus den landwirtschaftlichen Flächen im Tal, brauchte<br />
© Allgäu GmbH | Klaus-Peter Kappest<br />
© Allgäu GmbH | Marc Oeder © Allgäu GmbH | Resi Agentur Felix Baab<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
53
Zuwachs, um die Tiere ganzjährig gut versorgen zu können. Das Futter<br />
des Sommers – nicht ausreichend für den Erfolg. Es mussten weitere<br />
Nutzflächen erschlossen werden, welche im Allgäu schlichtweg<br />
weiter oben zu finden waren. Nach ersten Rodungen der Höhenlagen<br />
um 1.400 vor Christus, konnte dort das Grünland endlich auch im<br />
Sommer genutzt werden. Das Milchvieh durfte sich nach Herzenslust<br />
selbst verköstigen und die Hochweiden abgrasen, soweit es die<br />
Älpler zuließen. Wenn diese nicht gerade damit beschäftigt waren,<br />
ihren Käse direkt auf der Alpe zu produzieren und zu pflegen. Im Winter<br />
hingegen, konnte das Talfutter herangezogen werden. Diese erste<br />
Alpwirtschaft der Kelten brachte den entscheidenden Umschwung in<br />
der Geschichte.<br />
Weil durch diese Vorgehensweise im Hochland viele Tiere zusammengetrieben<br />
wurden, konnten größere Milchmengen gewonnen werden.<br />
Die Geburtsstunde der ersten größeren Käse, einer Art Bergkäse von<br />
guter Qualität. Von diesen Alpkäsen und einer hohen Käsekultur berichteten<br />
sogar die Römer und veranlassten nicht wenige Lieferungen<br />
von der Provinz Rätien – wozu auch das Allgäu zählte – bis ins alte<br />
Rom. Die Römer verstanden es, die positiven Seiten ihrer Eroberungen<br />
zu genießen. So auch den Bergkäse aus dem Allgäu.<br />
54 KULINARIK & GENUSS
© Allgäu GmbH | Klaus-Peter Kappest<br />
Weil das Gebiet durch die äußeren Einflüsse, wie ein wesentlich kühleres<br />
Klima und die Topografie, zu anspruchsvoll war, um vernünftige<br />
Ernten von Getreide und Co. zu erzielen, wurden die Einwohner des<br />
Allgäu zu echten Spezialisten in der Milchwirtschaft und der Herstellung<br />
von Käse. Vor etwa zweihundert Jahren die erneute Renaissance,<br />
als der Reichtum stieg und die Milchwirtschaft einen erneuten Wandel<br />
durchlebte. Der Bayerische Staat übernahm die Region und nach einer<br />
ausführlichen Erhebung erweiterten sich die Ländereien. Käsehändler<br />
wie Hirnbein, Althaus und Stadler – die Pioniere – hielten die Bauern<br />
an, die Milchwirtschaft zu intensivieren und die Art der Verarbeitung<br />
des weißen Goldes weiterzuentwickeln. Nach Orientierung an den<br />
Nachbarn Schweiz, Belgien und Holland konnten dann die ersten<br />
Limburger und Emmentaler vom Laib geschnitten werden. Mit Erschließung<br />
der Bahn von Kempten Mitte des 19. Jahrhunderts und Anschluss<br />
an die Bahnlinie Bayerns nahm der Handel zu und notwendige<br />
Schritte der Wertschöpfungskette, wie das Verpacken, gewannen an<br />
Bedeutung.<br />
„Heute wissen die Bauern genau, wie sie mit ihren landwirtschaftlichen<br />
Flächen umgehen müssen. Die Käser in der Sennerei schmecken,<br />
fühlen und spüren jede noch so kleine Veränderung in ihren Produkten<br />
oder im Klima in ihren Reifekellern“, weiß Emmerich Heilinger.<br />
Es ist das Entwickeln eines Fingerspitzengefühls, geboren aus einer<br />
einstigen Not heraus. ...<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
55
Es ist die Kulturlandschaft Allgäu,<br />
wie wir sie heute kennen. Es<br />
wurde eine Landschaft kultiviert<br />
– gerodet und fruchtbar gemacht<br />
– wie wir sie heute sehen, wenn<br />
wir durch die Täler und über die<br />
Alpen wandern. Grüne Flächen,<br />
einzelne Höfe, Wälder, die gesamte<br />
Kombination aus allem. Wollen<br />
wir sie weiterhin erleben, dann<br />
kommen wir nicht um die Pflicht<br />
herum, die Milch- und Alpwirtschaft<br />
zu erhalten. „Wenn wir aufhören<br />
würden, die Jungtiere auf die<br />
Alpen zu schicken, dann würde es<br />
relativ schnell gehen, dass die Flächen<br />
wieder verwachsen.“ Und das<br />
typische Bild des Allgäus mit ihnen.<br />
Auch das Skifahren wäre nicht<br />
mehr möglich, wenn die Flächen<br />
nicht von der Alpwirtschaft freigehalten<br />
werden. Die Menschen<br />
und Touristen kommen in diese<br />
malerische Landschaft, weil genau<br />
dort die Allgäuer Produkte entstehen<br />
und weil das abwechslungsreiche<br />
Bild der Unterschiedlichkeit<br />
aus Berg und Tal besteht, weil der<br />
direkte Zugang zur Natur gegeben<br />
ist. Und weil dort die „Kässpatzn“<br />
am besten schmecken.<br />
Autorin: Anja Buntz<br />
© TVABS | Susanne Baade<br />
56 KULINARIK & GENUSS
Jubiläum im<br />
Bier-Refugium.<br />
Bernardi Bräu feiert dieses Jahr 10-Jähriges,<br />
die BierAlp bereits 5-Jähriges!<br />
Wohlfühlen, was ist das eigentlich genau? Viele verbinden den Begriff<br />
mit körperlicher und geistiger Gesundheit, andere wiederum<br />
fühlen sich einfach in gewissen Momenten wohl. Zum Beispiel bei<br />
einem guten Bier in geselliger Atmosphäre an den malerischen Hängen<br />
des Grünten im Allgäu.<br />
Hier haben Petra und Bernhard Göhl nicht nur die höchstgelegene<br />
Privatbrauerei Deutschlands, sondern vor allem ein Juwel für Bierliebhaber<br />
geschaffen. In einem idyllischen Setting am Kammeregger Weg,<br />
versteckt vor der Hektik des Alltags, offenbart sich mit Bernardi Bräu<br />
eine kleine Brauerei mit Shop und großer BierAlp, die große Leidenschaft<br />
für außergewöhnliches Bier verkörpert.<br />
Das kommt nicht von ungefähr. Zehn Jahre ist es her, dass sich in Diplom-Braumeister<br />
und Getränketechniker Bernhard, der die Brauereien<br />
Europas bereiste, der Wunsch breit machte, nicht nur eine eigene<br />
Brauerei zu gründen, sondern vor allem ein Bier zu kreieren, das sich<br />
von der Masse abhebt - „Ebbas Bsonderes“. Dieser Slogan gilt seither<br />
an den Hängen des Grünten.<br />
Heute ist das Bier-Refugium von Petra und Bernhard Göhl nicht nur ein<br />
Ort, an dem diese Vision Wirklichkeit geworden ist, sondern das Reinheitsgebot<br />
von 1516 dient als Grundpfeiler für ihre Kreationen, wobei<br />
das Gebirgswasser aus der eigenen Quelle eine unverzichtbare Zutat<br />
ist. Bernhard Göhl betont: „Die Qualität und der Charakter unserer<br />
Biere sticht auch durch die Verwendung unseres Quellwassers hervor."<br />
Die steigende Nachfrage führte zu einer Erweiterung der Produktionsflächen<br />
von Bernardi Bräu sowie zum Bau der BierAlp, nur wenige Meter<br />
von den Brauräumen am Fuße des Grünten entfernt. Hier wird nicht<br />
nur Bier ausgeschenkt, sondern auch traditionelle, regionale Hausmannskost<br />
serviert, die mit hochwertigen Zutaten und viel Liebe zum Detail<br />
zubereitet wird. Die Küche spiegelt die Hingabe der Göhls wider, ihren<br />
Gästen ein authentisches Erlebnis zu bieten. Natürlich ist die Bier-Alp<br />
längst kein Geheimtipp mehr. Vielmehr hat sich der Standort der Göhls<br />
durch Qualität und dem gewissen Etwas einen Namen gemacht. Was<br />
bedeutet nun das Jubiläum für die Göhls? Einerseits sicherlich eine Möglichkeit,<br />
mit Stolz aber auch Demut auf die Anfänge zurückzublicken.<br />
Andererseits wären die Göhls nicht so erfolgreich, wenn sie nicht lieber<br />
nach vorne blicken würden. Was mit dem Umbau einer ehemaligen<br />
Seilbahnstation als Startpunkt zur Brauerei vor zehn Jahren begann, verkörpert<br />
heute als beachtlicher Standort weiterhin dieselbe Leidenschaft<br />
für Qualität, Tradition und Einzigartigkeit, die jeden Besuch zu einem<br />
unvergesslichen Erlebnis macht. Und: welche Bernhard Göhl dazu veranlasste,<br />
sein eigenes Bier an den Markt zu bringen. Ein Bier, das dieses<br />
erwähnte „Wohlfühlen“ verkörpert. Autor: Marcel Reiser<br />
BERNARDIBRÄU, BIER ALP<br />
Inhaber: Bernhard Göhl<br />
Kammeregger Weg 7 ‘ 87549 Rettenberg/Kranzegg<br />
Tel.: +49(0)8327 9326180 ‘ www.bieralp.de ‘ www.bernardibraeu.de<br />
Unsere neuen Öffnungszeiten:<br />
BierAlp: Dienstag bis Samstag, ab 14:30 Uhr<br />
Verkauf: Dienstag bis Freitag, 14.30 - 18:00 Uhr<br />
KULINARIK & GENUSS 57
58 KULINARIK & GENUSS
Das #achtzig<br />
Ausgezeichnet genießen in Schattwald<br />
Von den Bergen direkt ins Restaurant geht in Schattwald im Tannheimer<br />
Tal. Das Restaurant #achtzig lädt dazu ein und bedient<br />
seine Gäste mit hervorragendem Service, stilvollem Ambiente und<br />
gehobener <strong>Kulinarik</strong>. Hier darf man es sich als Gast gemütlich machen,<br />
sich in eine der luftigen, trendigen Nischen fallen lassen, um<br />
den Gaumen nach Herzenslust zu verwöhnen.<br />
Mit der Neugestaltung des Restaurants gilt es, Schlichtheit auf höchstem<br />
Niveau zu erleben. Schlichtweg vorbeikommen, die Zeit in den<br />
Hintergrund rücken und sich von einer klaren, unbeschwerten Karte<br />
begeistern lassen. Mit Einflüssen aus der Gourmetküche und modern<br />
interpretierten klassischen Gerichten begegnet der Küchenchef den<br />
Ansprüchen seiner Gäste. Feiner anrichten, leichter machen und interessanter<br />
genießen, lautet sein Credo. Besonders abends wartet eine<br />
außergewöhnliche Auswahl an Kreationen auf Genießer.<br />
Im #achtzig erlaubt man sich eine Auszeit à la einzigartiger Einfachheit.<br />
Einen entspannten Abend verbringen, stilvoll essen und den perfekten<br />
Mix aus Eleganz, Harmonie und Bodenständigkeit auskosten.<br />
Oktopus an Avocado und Aioli, würziges Hirschgulasch und Kaiserschmarrn<br />
à la minute sind dabei nur ein Teil der Highlights, die aus der<br />
Küche gezaubert werden. Wen es tagsüber zur Hausnummer achtzig<br />
führt, kostet auf der Terrasse kreative Eisssorten der Allgäuer eismanufaktur<br />
oder schwelgt mit Freunden bei ausgewählten Getränken, bis<br />
Krautspätzle geschmackvoll in der silbernen Pfanne serviert werden.<br />
Das #achtzig in Schattwald ist das Pendant mit Style zur Skistube, das<br />
jeden Gast von mittags bis abends willkommen heißt und von dem<br />
man so schnell nicht wieder gehen möchte.<br />
RESTAURANT #achtzig<br />
Schattwald 80 ‘ 6677 Schattwald, Tannheimer Tal ‘ www.la-soa.at<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
59
© Ian Dooley | unsplash<br />
60 KULINARIK & GENUSS
Allgäuer<br />
Eismanufaktur<br />
Und ein verdammt leckeres Mango-Sorbet<br />
Es war der Großvater, der damals von Italien unterwegs nach Lörrach<br />
war, um dort Eis zu machen. Bei einem Zwischenstopp im Gasthof<br />
Hirsch in Isny erkennt er den Wert in diesem beschaulichen Örtchen<br />
im württembergischen Allgäu. Er legt sich fest, eröffnet ein Jahr später<br />
seine erste Eisdiele und legt den Grundstein für das Eisimperium<br />
der Familie Soravia. Das war vor vier Generationen. Heute liefern die<br />
Nachkommen Michele und Augostino, gemeinsam mit Federico und<br />
Alessandro, die Neffen beziehungsweise Söhne, das ganze Jahr über<br />
Eis in Eisdielen, die Gastronomie und in den Handel. Die Notwendigkeit<br />
in Italien zu überwintern, ist nicht mehr gegeben. Dafür aber das<br />
tägliche Kosten des vielleicht besten Eises im Allgäu.<br />
Seit 2017 findet man die Allgäuer Eismanufaktur am Achener Hof in<br />
Isny – nur 500 Meter Luftlinie von ihrem Milchlieferanten entfernt.<br />
Auf dem Hof steht ihr brandneuer Schockfroster, eine Einzelanfertigung,<br />
zusätzlich zu den drei bereits existierenden und weil es einen<br />
ihren Bedürfnissen entsprechenden am Markt nicht gibt. Anlass ist<br />
die neue Eismaschine, die bis zu 3.000 Becher pro Stunde abfüllen<br />
lassen könnte. Könnte deshalb, weil die Kapazitäten noch begrenzt<br />
sind. Doch Jahr für Jahr steigert sich die Menge. 15.000 Becher Vanille<br />
waren es im Jahr 2023, die von der Eismaschine, über den Schockfroster<br />
bis zu den Genießern wanderten. Federico, der Eismacher und<br />
derjenige, der „ein bisschen alles“ im Familienbetrieb macht, weiß um<br />
die aktuelle Situation: „Wir arbeiten immer noch per Hand. Zwar ist<br />
es mittlerweile semi-Handabfüllung, doch es geht sehr viel einfacher<br />
im Vergleich zur früheren Produktion in der Eisdiele.“ Damals wohnte<br />
die Oma über der Eisdiele, in der es auf Grund der Maschinen, durchaus<br />
„heiß“ werden konnte. Als die Familie damals in der Wohnung der<br />
Nonna 40 Grad misst, steht fest, dass die Produktion mehr Fläche und<br />
einen anderen Standort braucht.<br />
Ihre Bereitschaft zur Veränderung und Expansion spiegelt der Erfolg.<br />
Besonders in den Jahren der Pandemie spüren sie einen deutlichen<br />
Zuwachs, der Eiskonsum explodiert förmlich. „Eis essen war eben<br />
das, was den Menschen gestattet war“, erinnert sich Alessandro.<br />
Seither reist der Strom an Nachfrage und Eisverzehr nicht mehr ab.<br />
Neukunden, Großkunden, Cafés, Hofläden, Bauernhöfe mit Ferienwohnungen,<br />
Hütten, Alpen und jeder einzelne Allgäuer Urlaubsgast<br />
möchte von den leckeren Sorten kosten. Um sich unmittelbar nach<br />
dem ersten Zergehen auf der Zunge für immer zu verlieben.<br />
...<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
61
dennoch umstandslos produziert werden. Der Hauptstamm an Eissorten<br />
umfasst in etwa 30 Sorten. Vanille, Schoko und Joghurt – das<br />
sind die Klassiker und nach wie vor die Erfolgsgaranten. Kalamansi, Erdbeere<br />
und Stachelbeere gesellen sich unter anderem als Sorbet hinzu.<br />
Die Rohstoffe dazu stammen zum Teil aus Süditalien. Zitronen, Orangen<br />
und Mandarinen werden aus Sizilien geliefert. In einem 22 Liter-Eimer<br />
steckt reinster Fruchtsaft aus von der Sonne geküssten Früchten.<br />
Die teuerste Pistazie der Welt kommt ebenso aus Sizilien, aus Bronte.<br />
Sie wächst am Fuße des Ätna und wird dort mit den besten Mineralien<br />
versorgt. Teuer macht das Eis die Tatsache, dass der Baum nur<br />
alle zwei Jahre Früchte trägt. Und Die Haselnuss darf nur dann ins Eis,<br />
wenn sie ihre Wurzeln im Piemont hat.<br />
Die Basis der meisten Sorten bildet die Milch vom Bauern um die Ecke.<br />
Es wird pure und frischeste Rohmilch verarbeitet. Was im ersten Moment<br />
sehr romantisch klingt, ist in Wirklichkeit eine streng geregelte<br />
Angelegenheit. Der Allgäuer Eismanufaktur bleiben maximal zwei Tage,<br />
um die Milch zu verarbeiten. Doch die Familie Soravia weiß damit umzugehen.<br />
Die Milch, die sie beziehen, verarbeiten sie einfach sofort.<br />
Minimum 120 Liter sind es, die sie in den typischen Allgäuer Kannen<br />
abholen. Das Maximum im Hochsommer: bis zu einer Tonne Rohmilch<br />
täglich. Wie gut, dass die Landwirtschaft nur ein paar Meter entfernt ist.<br />
Den Gedanken der Nachhaltigkeit verfolgt die Familie allerdings noch<br />
weiter, frägt sich, was sie zu hundert Prozent regional bekommen<br />
können. „Dass wir den Kreis weitestgehend schließen können“, das ist<br />
Michele Soravia, dem Onkel sehr wichtig. Momentan können sie die<br />
hundert noch nicht erfüllen, doch sie sind auf einem sehr guten Weg.<br />
Maschinen und Geräte werden auf CO 2<br />
-Neutralität geprüft, bevor<br />
sie die Manufaktur bereichern. Wasserrückgewinnung ist bereits im<br />
Einsatz, das Wasser selbst wird weitestgehend reduziert. Der Strom<br />
stammt vom Dach, das Obst aus der Region um den Bodensee und<br />
der Kakao aus nachhaltiger Wirtschaft. Weitere Zulieferer werden<br />
ebenso auf einen bewussten Umgang mit den Produkten geprüft.<br />
"Eis ist eine Emotion", schwärmt Federico. Er selbst denkt dabei an<br />
seine Kindheit, an schöne Erinnerungen in der Eisdiele seines Vertrauens.<br />
Es ist schlichtweg „die Eisdiele von damals“, die man im Gedächtnis<br />
hat. „Wenn du Eis isst, ist das eine Reproduktion von Kindheitserinnerungen<br />
– jedes Mal aufs Neue.“ Da liegt der Grund nahe,<br />
weshalb er selbst Eismacher wurde. Und doch war es nicht sein erster<br />
Berufswunsch. Niemals wollte er in der Familien-Eisdiele arbeiten. Natürlich<br />
kommt es immer anders. Eines Tages lässt auch er sich von der<br />
Begeisterung des Eismachens anstecken, lässt sich in der Kunst ausbilden,<br />
die schon sein Ururgroßvater praktizierte und lernt eine Vielfalt<br />
an Herstellungsarten kennen. Weiß inzwischen bei jeder einzelnen<br />
Sorte, welches Mischungsverhältnis es aus Milch, Fett und Trockenanteilen<br />
braucht. Noch einmal erinnert er sich zurück: „Eismacher<br />
waren hauptsächlich Italiener und meiner Meinung nach gehört hinter<br />
jede Eisdiele auch ein Italiener.“ Doch er weiß auch, dass man bereit<br />
sein muss, Opfer zu bringen. Es ist harte Arbeit, besonders im Sommer,<br />
wenn sieben Tage die Woche Hochbetrieb herrscht und Eisdielen<br />
zwischen 30 und 40 Wannen pro Tag bestellen. „Die Qualität<br />
darf darunter nicht leiden. Es müssen immer Leidenschaft und Liebe<br />
drinstecken. So als ob die Nonna kocht.“<br />
Überhaupt ist es der Familie ein Anliegen, ein Bewusstsein für die<br />
Rohstoffe zu entwickeln. „Dass vor allem auch Kinder wissen, wie<br />
Haselnuss schmeckt“, das ist Federico wichtig. Darum bleibt in der<br />
Allgäuer Eismanufaktur das Eis so natürlich wie möglich und nur die<br />
besten Zutaten münden gemäß den Familienrezepten in die Eismaschine.<br />
Um am Ende den Gaumen zu entzücken – zum Beispiel mit<br />
einem verdammt leckeren Mango-Sorbet.<br />
<br />
Autorin: Anja Buntz<br />
Insgesamt fertigen Federico und sein Team unendlich viele Sorten. Sie<br />
können alles herstellen, was ihre Kunden wünschen. Sorten wie Rote<br />
Bete mit Schokolade oder Birne Parmesan sind Besonderheiten, die<br />
62 KULINARIK & GENUSS
AUSSERGEWÖHNLICH<br />
GENIESSEN IM<br />
ST. RAPHAEL<br />
IM ALLGÄU<br />
Tagen, Bilden und Übernachten ist im 3* Superior Hotel St. Raphael<br />
in Kempten etwas Besonderes. Im ehemaligen Kloster werden<br />
Gäste vor einer wunderschönen Bergkulisse empfangen.<br />
Das Inklusionsunternehmen bietet darüber hinaus Stille<br />
und Ruhe für alle, die sich danach sehnen.<br />
Doch inmitten dieser außergewöhnlichen Atmosphäre<br />
genießt man vor allem die traditionelle Gastfreundschaft und<br />
regionale Frische. Die Küche weiß mit moderner Kochkunst zu<br />
verwöhnen, richtet dabei saisonale Zutaten und beste Qualität<br />
in ihrer schönsten Form an. Auch kulinarische Highlights warten<br />
auf die Gäste. Sei es beim Krimidinner, donnerstags zum<br />
Schnitzelsabend oder sonntags, wenn das Langschläferfrühstück<br />
bis zur Mittagszeit mit einem leckeren Buffet<br />
mit großer Auswahl verwöhnt.<br />
EXTRAS FÜR IHREN AUFENTHALT<br />
Das Langschläfer-Frühstück und als Neuigkeit an<br />
jedem Donnerstag ab 18 Uhr unser Schnitzeltag.<br />
In lauen Sommernächten auch auf unserer tollen<br />
Terrasse. Lassen Sie es sich gut gehen!<br />
Wer mit Kollegen länger bleiben möchte und Bedarf nach<br />
ausreichend lichtdurchflutetem Raum für Ideen hat, kann<br />
sich in den inspirierenden Tagungsräumen einfinden.<br />
WWW.ST-RAPHAEL-IM-ALLGAEU.DE<br />
St. Raphael im Allgäu | Bischof-Freundorfer-Weg 24 | 87439 Kempten
Zum<br />
Goldenen<br />
Hirsch<br />
Moderne zum Wohlfühlen<br />
im Herzen von Sonthofen<br />
Alteingesessen und doch niemals aus der Zeit gefallen sind wir im<br />
Brauereigasthof Zum Goldenen Hirsch. Seit über 300 Jahren leben<br />
wir Tradition, eine urgemütliche Atmosphäre und doch passen wir<br />
uns stets den Bedürfnissen aus dem Heute an. Nicht weniger als herausragenden<br />
Service, bewährte Qualität und modernes Ambiente<br />
legen wir zusammen, um keinen Wunsch offen zu lassen.<br />
MODERN. GEMÜTLICH.<br />
TYPISCH ALLGÄU.<br />
Seit einem Jahr erstrahlt das Gold unseres Brauereigasthofs in neuem<br />
Glanz. Hotel, Sudhaus und Bräustüble finden sich nach der Modernisierung<br />
in feinster Symbiose im Zentrum von Sonthofen wieder.<br />
Ferdl’s Bräustüble steht für den Erhalt des Ursprungs und lädt in<br />
uriger Atmosphäre zu einem kühlen, preisgekrönten Bier ein. Dazu<br />
eine zünftige Mahlzeit und ein gutes Gespräch. Kulinarisch-ländliche<br />
Wünsche treffen auf heimische, regionale, saisonale und marktfrische<br />
Zutaten. Das Ergebnis sind echter Geschmack und ein ehrlicher Gruß.<br />
Im Sommer genießt sich das Heimatgefühl und die Allgäuer Gastlichkeit<br />
am besten draußen auf unserer sonnigen Terrasse.<br />
Bistro, Bar und Lounge vereint das maximal moderne Sudhaus. Hier<br />
trifft man auf die kleinen Freuden des Lebens. Ein Kurzer, kräftigender<br />
Snack oder ein ausklingender Cocktail. Die junge, exquisite Karte<br />
offenbart viel Abwechslung und unsere Liebe zur Heimat. Ob Hotel-,<br />
Stadt- oder Regionsgast, wir heißen alle herzlich willkommen.<br />
Wer mit seinem Anlass aus dem Rahmen fällt, passt Zum Goldenen<br />
Hirsch. Wir bieten ausreichend Raum für große Feiern. Dazu unsere<br />
Expertise, um unvergessliche Momente zu planen. Speisenfolge, Getränkebegleitung,<br />
Dekoration – alles darf in unseren Händen liegen.<br />
Damit genügend Zeit für den Anlass bleibt.<br />
Noch ein bisschen länger bleiben und die wundervolle Allgäuer Region<br />
genießen: 48 Zimmer und Suiten laden zum entspannten Verweilen<br />
und zur gemütlichen Zweisamkeit ein. Mit allen Annehmlichkeiten,<br />
nach der eine unvergessliche Auszeit verlangt.<br />
ZUM GOLDENEN HIRSCH<br />
Hirschstraße 2 ‘ 87527 Sonthofen ‘ tel +49(0)8321 67280<br />
64 KULINARIK & GENUSS
www.krumbach-mineralwasser.de<br />
t y p i s c h a l l g ä u .<br />
Einfach<br />
einlade nd. L<br />
Krumbach macht die Tafel perfekt.<br />
Kommen Gäste, kommt nur Gutes auf den Tisch.<br />
Wenn sich für Sie nicht nur beim Essen alles um <strong>Genuss</strong><br />
dreht, sondern auch bei der Auswahl der Getränke,<br />
sind Krumbach Mineralwasser Gourmet Medium oder<br />
Krumbach Mineralwasser Gourmet Still in der eleganten<br />
Gastro-Flasche genau das Richtige. Geschmackvoll in<br />
jeder Hinsicht, erfrischend und – ob rustikal oder elegant<br />
– ein echter Hingucker auf Ihrer Tafel.<br />
Krumbach ist einfach: Typisch Allgäu!
Von Apfelstrudel<br />
bis Zander<br />
Eine Reise durch die Sonnenalp-<strong>Kulinarik</strong>-Welt<br />
SONNENALP RESORT<br />
Ein Traditionshaus mit Geschichte: Im Jahr 1919 begann alles mit einer<br />
Ausflugsgaststätte für Sommerfrischler und heute, über hundert Jahre<br />
später, finden Gäste mit dem Sonnenalp Resort in Ofterschwang<br />
ein familiengeführtes Fünf-Sterne-Luxusresort vor, das an Service und<br />
Qualität kaum zu überbieten ist. Eine 20.000 qm große Wellness-<br />
Welt, drei Golfplätze, eine eigene Shopping-Passage mit 12 Stores und<br />
Deutschlands größte Hotelskischule – aber damit nicht genug: Zum<br />
Sonnenalp Resort gehören außerdem vier Restaurants, die auch ohne<br />
eine Hotelübernachtung besucht werden können. Schließlich liegt es<br />
der im Allgäu verwurzelten Inhaberfamilie Fäßler sehr am Herzen<br />
auch den Einheimischen und der Region etwas Gutes zu tun.<br />
GOURMETRESTAURANT SILBERDISTEL<br />
Fine Dining mit Bergblick: Seit 2011 mit einem Michelinstern ausgezeichnet,<br />
steht die Silberdistel immer mittwochs, donnerstags und samstags<br />
ganz im Zeichen der Fusion Cuisine. Das Team um Küchenchef Florian<br />
Wagenbach und Oberkellner Brian McLaren kredenzen regionale Zutaten<br />
gepaart mit ausgefallenen Zubereitungstechniken aus aller Welt und<br />
erweitern so die Horizonte so mancher Feinschmecker.<br />
RESTAURANT SEEHAUS – LA CUCINA INIZIO<br />
Dolce-Vita im Grünen: Italienisches Flair, Pizza, Pasta und Tiramisu findet<br />
man in idyllischer Lage und großzügiger Sonnenterrasse am Golfplatz<br />
Oberallgäu mit einem herrlichen Blick auf die Allgäuer Alpen.<br />
66 KULINARIK & GENUSS
RESTAURANT WALDHAUS<br />
Das Restaurant Waldhaus in Ofterschwang lädt im gemütlich-urigen<br />
und alpenländischen Landhausstil zu kreativen Vorspeisen, klassischen<br />
Allgäuer Schmankerl oder hausgemachtem Kuchen ein.<br />
WELTCUP-HÜTTE<br />
Hoch hinaus geht es mit einem Besuch der Weltcup-Hütte am Ofterschwanger<br />
Horn. Dort warten Sommer wie Winter ausgewählte<br />
Hüttenschmankerl: Egal ob Kaiserschmarrn und Cappuccino oder der<br />
knusprige Schweinebraten mit Knödel und Blaukraut – dort oben findet<br />
jeder die passende Stärkung nach der Runde am Berg.<br />
Bei dieser kulinarischen Vielfalt fällt die Entscheidung nicht unbedingt<br />
leicht, weswegen die Sonnenalp letztes Jahr den <strong>Genuss</strong>-Pass ins Leben<br />
gerufen hat. Mit diesem Gutschein-Booklet kann man in allen vier<br />
Restaurants essen. Also ganz nach dem Motto „Einmal zahlen – vier<br />
Mal genießen“. Durch dieses spezielle Produkt möchte Inhaberfamilie<br />
Fäßler ein ganz besonderes Angebot für die Region und seine Bewohner<br />
schaffen und nicht zuletzt auch dem allgemeinen Wirtshaussterben<br />
den Kampf ansagen.<br />
GEWINNSPIEL<br />
Heute Kaiserschmarrn auf der Weltcup-Hütte und<br />
morgen das 5-Gänge-Menü im Sternerestaurant?<br />
Kein Problem! Wir bringen dich zum <strong>Genuss</strong>!<br />
Zu gewinnen gibt es 2 <strong>Genuss</strong>-Pässe für dich und<br />
deine Wunschbegleitung im Wert von je 229,- €.<br />
Der Sonnenalp-<strong>Genuss</strong>-Pass enthält vier Gutscheine:<br />
• ein 5-Gänge-Menü im Gourmetrestaurant Silberdistel<br />
• ein 3-Gänge-Menü im Restaurant Seehaus – La Cucina Inizio<br />
• ein 2-Gänge-Menü im Restaurant Waldhaus<br />
• ein Hauptgericht in der Weltcup-Hütte<br />
Verlosung / Teilnahme:<br />
Zur Teilnahme am Gewinnspiel schickst du uns einfach eine E-Mail<br />
an info@alpen-verlagsgruppe.de mit dem Betreff „Gewinnspiel<br />
Sonnenalp-<strong>Genuss</strong>-Pass“ und du landest automatisch im Lostopf.<br />
Der Gewinner wird per E-Mail benachrichtigt.<br />
Einsendeschluss ist der 21. Juni <strong>2024</strong>. Teilnahme ab 18 Jahren. Der<br />
Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung des Gewinns ist<br />
nicht möglich. Die Teilnehmer- & Gewinnerdaten werden ausschließlich<br />
für die Abwicklung dieses Gewinnspiels verwendet.<br />
Weitere Informationen zum<br />
<strong>Genuss</strong>pass gibt es hier:<br />
shopping.sonnenalp.de/shopping/genuss-hoch-4<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
67
HELLO MY DEER<br />
... oder auch “Hallo mein*e Liebe*r!“<br />
68 KULINARIK & GENUSS
Wir sitzen in einem Café im schönen Isny im Allgäu. Nicht in irgendeinem<br />
Café, sondern im HELLO MY DEER, direkt am neu gestalteten<br />
Marktplatz der Kleinstadt. Um uns herum viele kleine<br />
Geschäfte, eine gut gefüllte Fußgängerzone und schräg gegenüber,<br />
das Rathaus. Es geht ein Sommerlüftchen. Und plötzlich kommt uns<br />
mitten im Allgäu ein Hauch von Dolce Vita entgegen. Zum Avocado<br />
Smash gönnen wir uns einen Espresso. Einen guten Kaffee. An einem<br />
guten Platz. Für eine gute Zeit.<br />
Der Hauch, das unbeschwerte Gefühl. Was erscheint, wie zufällig vorbeigeweht,<br />
ist ein Konzept mit einer klaren Linie. Sabrina Heine und<br />
Sarah Ziegler hatten eine Idee und der Erfolg gibt ihnen Recht. Doch<br />
wie kam es eigentlich dazu? „Wir sind in die Sache mehr reingestolpert<br />
als dass wir das langfristig so geplant hatten: Eine neue Location<br />
in der Stadt, ein bisschen Ideen spinnen, Zufälle, die rückblickend<br />
wahrscheinlich keine waren, das Vertrauen und der Ansporn unserer<br />
Verpächter, Mut und ein bisschen Wahnsinn“, lachen die beiden Quereinsteigerinnen.<br />
„Wir haben spontan einfach das erschaffen, was uns<br />
zu dieser Zeit selbst in Isny gefehlt hat.“ Der gute Platz, für eine gute<br />
Zeit, in guter Gesellschaft.<br />
Wie „nur mal eben reingestolpert“ wirkt allerdings rein gar nichts mehr.<br />
Selbst wenn man im Innenraum sitzt, fühlt man sich dank vollständig zu<br />
öffnender Fensterfront so, als würde man im Freien relaxen. Auch das<br />
Geschirr, die Dekoration, das gesamte Lichtkonzept, die Einrichtung:<br />
Alles durchdacht, alles passt. Skandinavisches Flair, gewohnt simpel. Und<br />
übrigens auch käuflich zu erwerben. Alles, also wirklich alles im HELLO<br />
MY DEER kann bestellt und zuhause genossen werden.<br />
Guter, wirklich guter Kaffee. Vielseitiges Frühstück, süß oder deftig.<br />
Smarte Starter, die unterschiedlichsten Plates für den Hunger zwischendurch.<br />
Classics als Dauerbrenner. Und immer wechselnde Specials, damit<br />
es den vielen Stammgästen nicht langweilig wird. Von Eggs Benedict<br />
über Weißwurst, Berry Pancakes, bis hin zu Wildwaren, verschiedene<br />
Flammkuchen und allerlei veganen Köstlichkeiten. Und das haben all die<br />
mit Liebe selbstgemachten Kreationen gemeinsam: nur die besten Zutaten<br />
von ausgewählten, regionalen Lieferanten. Denn Qualität steht für<br />
die beiden Inhaberinnen in jeglicher Hinsicht an erster Stelle.<br />
Ebenso bunt ist die Getränkekarte. Ganz egal ob mit oder ohne Alkohol.<br />
Wein, von hier, auch mal von dort, gerne darf er auch bio sein.<br />
Chai Latte oder lieber Cappuccino? Gin Tonic, wer mag – und wenn<br />
man sich aus über zwanzig verschiedenen Sorten überhaupt für den<br />
liebsten entscheiden kann. Einfach und gut: Ein kühles Helles. Gebraut<br />
von der Familienbrauerei Stolz. Quasi nebenan.<br />
Der gute Platz für die gute Zeit. Man schmeckt es. Man spürt es. Man<br />
liebt es. So sehr, dass im HELLO MY DEER regelmäßig Hochzeitsgesellschaften<br />
aus dem gegenüberliegenden Rathaus ihren Sekt und hausgemachte<br />
Häppchen genießen. So sehr, dass hier wirklich alles möglich<br />
ist: DJ-Party, Poetry Slam, Business-Events, Dinner-Abende mit Gastköchen,<br />
runde Geburtstage und Hochzeiten – bis hin zu Caterings außer<br />
Haus. Flexibel und offen. So muss man wohl sein, möchte man derart<br />
gekonnt in die Gastronomie stolpern. Und plötzlich ergibt alles einen<br />
Sinn. Selbst Allgäu und Dolce Vita gehen da Hand in Hand.<br />
HELLO MY DEER<br />
Marktplatz 6 ‘ 88316 Isny<br />
Tel.: +49(0)75629743971 ‘ www.hellomydeer.de<br />
Folgt uns auf Instagram: hellomydeerisny<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
69
60 Jahre<br />
Leidenschaft<br />
zum Handwerk<br />
Bewusste Ernährung, ein gesunder Lebensstil und qualitativ hochwertige,<br />
regionale Zutaten sind heute in aller Munde. Als Richard<br />
Böckle 1973 in Probstried gemeinsam mit seiner Frau eine Metzgerei<br />
eröffnete, verzichtete er bereits auf jeglichen Zusatz von<br />
Schweinefleisch und –fett. Da die Leidenschaft zum Metzgerhandwerk<br />
der Familie sozusagen in den Genen liegt, verwundert nicht,<br />
dass Sohn Martin und Frau Marianne den Betrieb weiterführten<br />
und auch Enkel Michael in die Fußstapfen des Großvaters tritt.<br />
Die Böckles haben sich einen echten Namen in der Region und darüber<br />
hinaus gemacht, ein Familienbetrieb mit Online-Versand und Ladenverkauf<br />
an jedem Freitag, spezialisiert auf Wurstwaren aus reinem<br />
Rind- und Kalbfleisch, ohne Geschmacksverstärker und Aromen, kein<br />
Natriumglutamat, Phosphat, Milcheiweiß, Gluten und Fertiggewürze.<br />
Dafür aber mit enormem handwerklichen Können und traditionellen<br />
Rezepturen versehen. Seit Gründungszeit verlassen hochwertige<br />
Wurst- und Fleischwaren Probstried per Post nach ganz Deutschland,<br />
sowie nach Österreich und Frankreich.<br />
Wer die Entscheidung getroffen hat, sich zukünftig bewusst gesund zu<br />
ernähren und Schweinefleisch von seinem Speiseplan zu streichen, ist<br />
hier genau an der richtigen Adresse.<br />
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www.rein-rind.de<br />
Folgen Sie uns!<br />
70 KULINARIK & GENUSS
RICHARD BÖCKLE GMBH<br />
Metzgerei ‘ Landmetzgerei ‘ Onlineshop<br />
Hochvogelweg 6 ‘ 87463 Probstried ‘ tel +49(0)8374 8319<br />
bestellung@metzgerei-boeckle.de ‘ www.metzgerei-boeckle.de<br />
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Ladenverkauf jeden<br />
Freitag von 8 – 18 Uhr.<br />
Genießen Sie kulinarische Höhepunkte<br />
im Hotel“edita“ in Scheidegg i. Allgäu<br />
Entdecken Sie im Hotel “edita“ eine Vielzahl an kulinarischen Köstlichkeiten,<br />
die Ihre Sinne verzaubern werden. Unser erfahrenes Küchenteam kreiert für Sie<br />
täglich einzigartige Gerichte, die sowohl traditionelle als auch moderne Einflüsse<br />
vereinen. Lassen Sie sich von unserer abwechslungsreichen Speisekarte inspirieren<br />
und genießen Sie in gemütlicher Atmosphäre kulinarische Highlights aus<br />
der Region. Ergänzend zu den <strong>Genuss</strong>momenten für Ihren Gaumen bietet unser<br />
großer Wellnessbereich mit Infinity-Pool den perfekten Ausgleich für Ihre Seele.<br />
Erleben Sie eine außergewöhnliche Zeit im Hotel “edita“ in Scheidegg.<br />
Buchen Sie noch heute Ihren Aufenthalt und lassen Sie sich von uns verwöhnen!
Der Einzige seiner Art<br />
im Allgäu – in Deutschland sowieso<br />
Bio Rohmilch Kefir<br />
aus Heumilch vom<br />
Milchhof Lerf<br />
Der Milchhof Lerf liegt im idyllischen Dennenberg bei Ottobeuren.<br />
Wer dort ankommt, der fühlt sich zurückversetzt in eine Zeit, in der<br />
sich Kinder noch mit Murmeln und Gummitwist beschäftigten, der<br />
Arbeitsweg nur ein paar Schritte lang war und der Feierabend damit<br />
verbracht wurde, einfach nur da zu sitzen und über das Leben zu<br />
sinnieren. Sechs Familien leben in diesem Ort, davon betreiben alle<br />
Landwirtschaft. Etwas, das selten geworden ist. Etwas, das man in<br />
Dennenberg umso mehr schätzt. Wenn auch die Arbeit auf jedem<br />
einzelnen dieser Höfe niemals endet, so wird sie doch mit Herzblut<br />
und Hingabe betrieben. Ich darf der Leidenschaft von Michael und<br />
Katharina Lerf alias Michi und Kathi begegnen, die auf und mit<br />
ihrem Milchhof Vorreiter und Vorbild sind. Gemeinsam machen wir<br />
uns auf den Rundweg, vom Ursprung bis zum Produkt und ich verstehe,<br />
warum sie ihre Arbeit so lieben.<br />
Angekommen in Dennenberg, werde ich von Michi und seinem glücklichen<br />
Sprössling, der im Transportwagen mitfahren darf, begrüßt.<br />
Kathi braucht noch einen Augenblick, damit Lieferscheine und Bestellungen<br />
rechtzeitig den Hof verlassen. Die Wartezeit überbrücke<br />
ich mit Staunen und Umsehen und dem Gefühl, willkommen zu sein.<br />
Und dann machen wir uns zu viert auf den Weg, um den Ursprung<br />
ihrer einzigartigen Errungenschaft, aber auch aller anderen Produkte<br />
der „feinen Allgäuerin“, in Augenschein zu nehmen. Weit müssen wir<br />
nicht gehen, denn die saftig grünen Futterwiesen grenzen unmittelbar<br />
an den Hof der Lerfs. Gerade wird gezäunt, damit es die Kühe, die den<br />
Sommer über zuhause bleiben, sicher haben. Auf dem Weg erzählt<br />
mir Michi, dass ausschließlich die Jungtiere auf die Alpen geschickt<br />
werden, in eine Art „Kindergarten auf Zeit“, die Erwachsenen bleiben<br />
hier. Mein Blick schweift und mir wird bewusst: Hier ist er also, der<br />
Ursprung, inmitten des Unterallgäus, eingebettet in sanft geschwungene<br />
Hügel, gepflegt von Familie Lerf, mittlerweile in dritter Generation<br />
und auf dem einzigen Vorzugsmilchbetrieb in Bayern.<br />
72 KULINARIK & GENUSS
Das kostbare und ursprünglichste Futter, im Frühling frisch vom<br />
Feld, wird in den Sommer- und Herbstmonaten zum Heu von bester<br />
Qualität. Kathi führt mich dazu zur nächsten Station, die Kinderträume<br />
wahr werden lässt. Ein Heustadel, der 8.000 Kubik Futter fasst,<br />
von der Ernte eines Sommers beinahe voll wird und jede Menge<br />
Platz zum Springen und Toben bietet. Der Duft ist unbeschreiblich<br />
und ich erfahre, dass durchaus die eine oder andere Schulklasse, die<br />
zu Besuch kommt, mutige Sprünge ins Heu wagt. Am heutigen Tag<br />
ist der Vorrat leider nicht mehr ausreichend, um auch meinen Mut<br />
unter Beweis stellen zu können. Das Futter reicht für eine komplette<br />
Wintersaison und was übrigbleibt, wird als Ballen für das Jungvieh<br />
konserviert. Überhaupt wird die Philosophie der Familie im Heustadel<br />
mehr als sichtbar. Ihre Tiere sind ihr höchstes Gut und damit<br />
dies so bleibt, wird nicht weniger als das Beste – hofeigenes Heu<br />
und Gras der Sommerweiden – vor der glücklichen Braunviehherde<br />
ausgebreitet.<br />
„Wenn morgens die Sonne aufgeht und die Kühe<br />
fressen zufrieden, das kann man schon genießen.“<br />
Wir verlassen die stattliche Schatzkammer und folgen der Wertschöpfungskette,<br />
um ihren Kern zu erreichen – den Außenklimastall<br />
mit angrenzendem Laufhof, der den Kühen 365 Tage im Jahre den<br />
freien Himmel nach eigenem Ermessen ermöglicht. Hell ist es hier.<br />
Noch heller wird es, als Michi mir die „Jalousien“ öffnet, um für die<br />
Fotos noch besseres Licht zu bekommen. Zufrieden und vielleicht<br />
auch ein bisschen dazu aufgelegt zu posieren, fressen die rund 100<br />
Milchkühe gemächlich vor sich hin und lassen sich von uns nicht stören.<br />
Eine hübscher als die andere, wie ich finde. Es fällt mir schwer<br />
weiterzugehen, nicht in dieser Gemächlichkeit zu versinken und der<br />
Führung durch Kathi und Michi zu folgen. Doch es gibt noch ein bisschen<br />
was zu sehen und das möchte ich mir selbst nicht vorenthalten.<br />
Im Stall selbst sind die Kühe ihrem Alter entsprechend in ihren Boxen<br />
„sortiert“. Wir begannen bei den Ältesten und enden bei den jüngsten<br />
Familienmitgliedern. Seit 2019 betreiben die Lerfs am Hof auch Ammenvorhaltung,<br />
eine Art kuhgebundener Aufzucht und gleichfalls dem<br />
Wohl der Tiere gewidmet. Es bedeutet, dass die Neugeborenen noch<br />
eine Weile bei ihrer „Mutti“ bleiben dürfen, bevor sie zur Amme kommen<br />
und bevor es dann auch für sie hinauf in den Kindergarten geht.<br />
„Wenn man ein regionales Produkt kauft, dann steckt<br />
auch eine gewisse Wertschöpfung dahinter und man<br />
kann bis zu den Tieren nachverfolgen, dass es ihnen<br />
gut geht und sie gut behandelt werden.“<br />
Während wir die kleinsten mit unseren sehnsüchtigen Blicken belohnen,<br />
erklärt mir Michi, dass wir auf ihrer eigenen Biogasanlage, die in<br />
einer Art Untergeschoss verbaut ist, stehen. „Damals wurde so gebaut.“<br />
Die Energie wandert in den hofeigenen Bedarf. Wir wandern<br />
weiter zum Melkstand, der täglich das weiße Gold verschafft. Diese<br />
Milch ist deshalb Gold wert, weil sie mit so vielen Vorzügen glänzt –<br />
eben, weil sie Vorzugsmilch ist. Das bedeutet, dass sie unbehandelt<br />
ist und als Rohmilch direkt an den Verbraucher gehen darf. Oder<br />
als am Hof verarbeitetes Produkt. Ein nicht einfaches Unterfangen.<br />
Braucht es dazu doch die staatliche Zulassung und Zertifizierung.<br />
Hinzu kommt, dass Milch und Produkte stets dem Bio-Siegel entsprechen<br />
– und auch garantiert werden. EU-Bio, Bioland, Heumilch<br />
und Bayerisches Biosiegel bestätigen die wertvolle Arbeit der Lerfs.<br />
Bereits seit 1993 wird am Milchhof in Dennenberg die Vorzugsmilch<br />
nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus produziert – weit<br />
vor einer Bio-Bewegung, die wir derzeit wahrnehmen und leben.<br />
Das macht Lust auf Produkte, die meinen Gaumen erfrischen und<br />
dem Leib Gutes tun. ...<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
73
Denn nach dem Rundgang über den Hof darf ich ihn nun endlich<br />
kennenlernen: den ersten und einzigen Bio Rohmilch Kefir in Deutschland.<br />
Eine Köstlichkeit, für die sich Kathi und Michi ein Jahr Zeit lassen<br />
(müssen). Vor allem deshalb, weil die bürokratischen Mühlen etwas<br />
langsamer mahlen, als ihre Kühe Milch geben. Zum anderen, weil Verpackung<br />
und Design der „feinen Allgäuerin“ ebenso Zeit zum Reifen<br />
benötigen. Doch was drin steckt in dieser Verpackung, darauf kommt<br />
es letztendlich an. Gemeinsam mit dem niederländischen Milchpionier<br />
Professor Doktor Ton Baars, der unter anderem an der Universität<br />
Utrecht zur Rohmilch Forschung betreibt, fördern die beiden das<br />
Sauermilchprodukt aus Rohmilch, Kulturen und Hefen zu Tage, das<br />
nun seit Kurzem im eigens gestalteten Becher zu finden ist. Probanden<br />
74 KULINARIK & GENUSS
aus den Niederlanden berichten von der Bekömmlichkeit, sogar von<br />
der Verbesserung des Hautbildes bis hin zur Regeneration des Darms<br />
innerhalb von wenigen Wochen. Ein kleines Wunderwerk, das nun<br />
vor mir in einer hübschen Trinkschale auf mich wartet. Der erste<br />
Schluck ist wie erhofft erfrischend, die Säure angenehm – wer es mag.<br />
Ich mag’s und ich stelle mir eine laue Sommernacht vor, in der genau<br />
dieser Kefir dazu da ist, mich abzukühlen. Gleich darauf folgt ein Verkosten<br />
in Verbindung mit Holundersirup. Nicht weniger wohltuend<br />
am Gaumen. Kathi verrät mir noch, dass es „der Fettanteil von 3,8<br />
Prozent ist“, der den Geschmack trägt. Etwas aus meiner Sicht Bemerkenswertes,<br />
was Familie Lerf hier für das Allgäu und für Deutschland<br />
konstituiert. ...<br />
„So sollte Milch<br />
schmecken.“<br />
KULINARIK & GENUSS<br />
75
Ich blicke in zwei zufriedene Gesichter, die trotz ihrer täglichen Aufgaben<br />
und Anforderungen strahlen. Ich sehe die Leidenschaft, die ich<br />
bereits bei der Ankunft am Milchhof spüren konnte. Und ich schmecke<br />
sie im letzten Schluck Heumilch, die ich ebenso verkosten durfte<br />
und die als „Allgäuer Heumilch“ mittlerweile sogar UNESCO Weltkulturerbe<br />
ist. Allerdings frage ich mich noch, wieso eigentlich „Die<br />
feine Allgäuerin“? „Die Idee für diese Marke lag 30 Jahre in unserer<br />
Schublade“, berichtet Michi. Doch dann kam der Tag der Tage, an<br />
welchem das Konzept aufs Etikett durfte. Dabei finden Kunden das<br />
dunkelrote Design überwiegend in der Münchner Region. Im Allgäu<br />
läuft die Marke unter dem Schirm von „Von hier“ und ist in Grün-<br />
Blau in den Regalen von Feneberg zuhause. Wo und wie auch immer<br />
man den Produkten der Familie Lerf begegnet, eines davon sollte<br />
man mindestens probieren. Sei es der einzigartige Rohmilch Kefir,<br />
die Vorzugsmilch oder der Joghurt von natur bis Mokka.<br />
Ein letzter Gang führt mich von der Stube, entlang der Molkerei und<br />
einem weiteren lächelnden Gesicht einer Mitarbeiterin, hinaus in dieses<br />
beschauliche Dörfchen, das nicht geeigneter sein könnte – für<br />
diese erfrischende Pionierleistung.<br />
<br />
Autorin: Anja Buntz<br />
76 KULINARIK & GENUSS
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