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EDITORIAL<br />
Phänomen Struffi<br />
Wenn ich im Freundeskreis oder auch auf Turnieren<br />
über Jan-Lennard Struff rede, gibt es keinen<br />
einzigen Menschen, der ihn nicht mag. Warum<br />
ist er so beliebt? Was gefällt den Leuten an dem<br />
1,96-Meter-Mann, der über sich selbst sagt:<br />
„Ich war nie der Hoppla-jetzt-komm-ich-Typ“?<br />
Um sich der Antwort zu nähern, klingeln in meinem Kopf zwei<br />
Zitate. Als Davis Cup-Legende Niki Pilic für ein paar Davis Cup-Einsätze<br />
noch einmal als Berater aus der Rente kam, traf ich ihn bei der<br />
Begegnung gegen Frankreich in Frankfurt. Struff hatte gerade bei<br />
seinem Davis Cup-Debüt nach viereinhalb Stunden 6:7, 6:2, 7:6, 2:6,<br />
8:10 gegen den damaligen Top Ten-Mann Gilles Simon verloren. „Ich<br />
wusste nicht, dass er so gut ist. Er hat Top Ten-Potenzial“, schwärmte<br />
Pilic über Struff und ich habe den eher introvertierten Kroaten selten<br />
schwärmen hören. 2015 war das. Ein paar Jahre später adelte<br />
Boris Becker in seiner Funktion als Head of Men‘s Tennis beim DTB<br />
die deutsche Nummer zwei: „Wenn ich jemand auswählen müsste,<br />
der für mein Team spielt, würde ich immer Struff nehmen.“ Zwei<br />
Erklärungsansätze für Struffs Beliebtheit. Als er jetzt nach 15 Jahren<br />
auf der Tour seinen ersten ATP-Titel bei den BMW Open in München<br />
holte, hatten wir unsere Titelfigur für dieses<br />
Juni-Heft gefunden. Meine Kollegen Franziska Brülls<br />
und Tim Böseler sprachen mit acht Personen aus seinem<br />
direkten Umfeld, um sich dem Phänomen Struff<br />
zu nähern. Die Story lesen Sie ab Seite 14. Struffi verdrängte<br />
übrigens Rafael Nadal von der „1“. Oder sollte<br />
man besser sagen „das Rätsel Rafa“? Wann hört der<br />
von Verletzungen gebeutelte Mallorquiner auf? Diese<br />
Frage treibt die ganze Tenniswelt um. Seit er 2022 in<br />
Wimbledon zu seinem Halbfinale gegen Nick Kyrgios<br />
wegen einer Bauchmuskelverletzung nicht antreten<br />
konnte, feierte der 37-Jährige nicht mehr viele Siege<br />
(das Turnier in Madrid war bei Redaktionsschluss dieser<br />
Ausgabe noch nicht beendet). Journalisten sollten<br />
Spielern nicht sagen, wann sie aufzuhören haben.<br />
Fakt ist aber, dass sich der früher auf Sand unbezwingbare<br />
Nadal oft quält, statt den Gegnern sein Spiel aufzuzwingen.<br />
Wie das Exitszenario des gemessen an<br />
Grand Slam-Titeln zweitbesten Spielers der Tennishistorie<br />
(22 Majorsiege) aussehen könnte, bleibt fraglich.<br />
Für die Story „Schlägt er noch einmal richtig zu?“,<br />
ab Seite 22, sind wir noch einmal in seine Anfänge eingetaucht.<br />
Vor mehr als 20 Jahren.<br />
ANDREJ ANTIC,<br />
Chefredakteur<br />
andrej.antic@<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
ERFOLGREICH SEIT 15 JAHREN: Struff<br />
mit BMW Open-Pokal und Uwe Liedtke<br />
(Physio und Athletiktrainer).<br />
Foto: Privat<br />
Herzlichst Ihr<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
3
INHALT<br />
74<br />
LIEBT AUCH<br />
DEN FILZBALL:<br />
Eine Runde<br />
Tennis mit<br />
Fußball-Europameister<br />
Thomas<br />
Helmer.<br />
22<br />
DER<br />
ABSCHIED<br />
NAHT: Was<br />
kann Rafael<br />
Nadal noch<br />
leisten?<br />
Foto: Imago/Riccardo Larreina<br />
Foto: Oliver Hardt<br />
Foto: Franziska Brülls<br />
48<br />
SCHUHTEST:<br />
13 Modelle für<br />
Sand und Hartplatz<br />
auf dem<br />
Prüfstand.<br />
FIRST SERVICE<br />
6 Badespaß<br />
Siegersprünge in Barcelona und Houston.<br />
8 Rückkehr nach Wimbledon?<br />
Boris Beckers Privatinsolvenz ist beendet.<br />
10 Tops & Flops<br />
Nicolas Kiefer, Janin Ullmann, Christian Rask.<br />
12 Nachgefragt bei Nicola Kuhn<br />
Der 24-jährige Deutsche über seine Nationenwechsel.<br />
HINTERGRUND<br />
14 Spätzünder auf Erfolgskurs<br />
Jan-Lennard Struff gewinnt in München seinen ersten<br />
ATP-Titel. Ehrliche Arbeit und hohes Vertrauen ins<br />
eigene Umfeld zeichnen den Deutschen aus.<br />
22 Schlägt er noch einmal richtig zu?<br />
Die Zeichen stehen auf Abschied bei Rafael Nadal.<br />
Seine turbulente Vorbereitung auf die French Open.<br />
30 So tippt die Redaktion<br />
Wer gewinnt Roland Garros?<br />
32 Die Lautlose<br />
Elena Rybakina siegt beim Porsche Tennis Grand Prix.<br />
36 Heimspiel vor Olympia<br />
Alexander Zverev tritt als Titelverteidiger in Hamburg an.<br />
38 Joker im großen Spiel<br />
Wildcards sind in der Turnierszene ein wichtiges<br />
Tool für Veranstalter. Wer sie nach welchen Kriterien<br />
bekommt.<br />
42 Live-Matches satt<br />
Sky etabliert sich als Tennissender Nummer eins.<br />
AUSRÜSTUNG<br />
48 Spiel, Schuh und Sieg<br />
13 Schuhe für Sandplatz und Hartplatz im Test.<br />
56 Geburtstag eines Klassikers<br />
Der Babolat Pure Drive wird 30 Jahre alt.<br />
58 LK-Matches überall und jederzeit<br />
LK-relevante Partien mobil tracken mit der Wingfield-App.<br />
59 Neue Produkte<br />
MEDIZIN<br />
60 Gegen ein „Autsch“ beim Aufschlag<br />
Schonende Therapien gegen eine Kalkschulter.<br />
REISE<br />
62 Prima Klima<br />
Der Robinson Club Agadir bietet ganzjährig angenehme<br />
Temperaturen zum Tennis spielen.<br />
66 Sportliche Erholung<br />
Das Quellenhof Luxury Resort in Südtirol.<br />
LEUTE<br />
68 Vom Druck befreit<br />
Rudi Molleker legte seine Karriere auf Eis. Nun ist der<br />
23-Jährige wieder da. Wir haben ihn getroffen.<br />
74 Leider kein Wimbledon<br />
Ein Match mit Fußball-Europameister Thomas Helmer.<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
44 Ranglisten, Statistiken<br />
46 Kolumne „ON TOUR“:<br />
Alexander Waske über die neue ATP-Reform im Doppel.<br />
80 Vorschau & Impressum<br />
82 Kolumne Zeitsprung: Das French Open-Finale<br />
1984 zwischen Ivan Lendl und John Mcenroe.<br />
Titelfoto: ATP & Getty Images<br />
4 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
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FIRST SERVICE<br />
HOCH HINAUS: Ben Shelton gewann in<br />
Houston seinen ersten ATP-Titel auf Sand<br />
– 32 Jahre nachem sein Vater und Coach,<br />
Bryan Shelton, an gleicher Stelle gesiegt<br />
hatte. 1992 war es aber noch nicht üblich,<br />
anschließend in den Pool zu springen.<br />
Foto: Jared Wickerham/US Clay<br />
Badespaß<br />
Seitdem<br />
Emilio Sanchez 1991 in Barcelona den Titel holte<br />
und danach von Ballkindern in den Clubpool geworfen<br />
wurde, ist es Tradition: Der Barcelona-Sieger springt, flankiert<br />
vom Ballpersonal, ins kühle Nass. In diesem Jahr durfte<br />
Casper Ruud Anlauf nehmen und eintauchen. Was weniger<br />
bekannt ist: Auch bei den US-Sandplatz-Meister schaften der<br />
Herren in Houston gibt es diesen Brauch. Rainer Schüttler<br />
6<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
und Ernests Gulbis waren 2008 die ersten „Poolspringer“, als<br />
sie die Doppelkonkurrenz gewannen. Seitdem klettern die<br />
Houston-Sieger gerne auf das Sprungbrett des altehrwürdigen<br />
River Oaks Country Club und stürzen sich hinab. 2024<br />
genoss Ben Shelton den Badespaß, nachdem er im Finale<br />
Titelverteidiger Frances Tiafoe besiegt hatte. Tiafoe bevorzugte<br />
2023 übrigens „nur“ den Sprung vom Beckenrand.<br />
BOMBASTISCH: Seinen ersten Titel<br />
bei einem ATP 500er-Turnier konnte<br />
Casper Ruud angemessen feiern – mit<br />
einer Arschbombe ins Schwimmbad<br />
des Real Club de Tenis von Barcelona.<br />
Foto: Imago/Felipe Mondino<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
7
FIRST SERVICE<br />
BORIS BECKER<br />
Rückkehr nach<br />
Wimbledon?<br />
AUFTRITT BEIM LAUREUS AWARD: Boris Becker mit Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro.<br />
Foto: Imago<br />
Boris Beckers Privatinsolvenz ist beendet.<br />
Die Anwälte Beckers und die englischen<br />
Insolvenzverwalter einigten sich vor dem<br />
High Court. Demnach ließ das Gericht<br />
eine sofortige Restschuldbefreiung anordnen.<br />
In einem Statement von Beckers<br />
Rechtsanwalt Christian-Oliver Mose heißt<br />
es, dass die „private Insolvenz von Boris<br />
Becker“ nun „rechtskräftig beendet“ sei.<br />
Die Welt berichtete von einem Deal, wonach<br />
Becker nach Zahlung einer mittleren<br />
sechsstelligen Summe nun schuldenfrei<br />
sein soll. Ursprünglich wäre Beckers<br />
Insolvenz verfahren bis zum 16. Oktober<br />
2031 gelaufen. Becker, der sich selbst<br />
nicht zur Insolvenz äußern will, darf laut<br />
englischen Medien ab Oktober 2024 wieder<br />
nach Großbritannien einreisen. Heißt:<br />
Aus Wimbledon könnte er 2025 wieder<br />
für die BBC live vor Ort berichten.<br />
WTA-TOUR<br />
Auf ein Date mit Danielle<br />
RAUS AUS DEM SCHATTEN: Danielle Collins<br />
spielt aktuell groß auf, holte 2024 zwei Titel.<br />
Foto: Instagram @danimalcollins<br />
US-Spieler Danielle Collins ist auf Abschiedstour:<br />
Ende des Jahres hört die<br />
30-Jährige auf. Ein Grund: Sie will frühzeitig<br />
eine Familie gründen. Womöglich<br />
ist ihr derzeitiger Freund Bryan Kipp<br />
der Auserwählte. Wie sich die beiden<br />
kennengelernt haben, wäre jedenfalls<br />
der wunderbare Beginn einer langen<br />
Partnerschaft. Als Collins 2023 früh in<br />
Wimbledon ausgeschieden war, traf<br />
sie in einem Café auf Kipp. Die beiden<br />
kamen ins Gespräch. „Er wusste nichts<br />
über Tennis und er wusste nicht, dass ich<br />
Tennisspielerin bin“, verriet Collins nun.<br />
Kipp entpuppte sich als Golffan. „Ich mag<br />
das an ihm, denn mit jemandem zusammen<br />
zu sein, der sich für andere Dinge<br />
interessiert, lässt einen selbst wachsen“,<br />
sagt Collins. Immerhin. Kipp hat nun so<br />
viel Interesse am Tennis entwickelt, dass<br />
er seiner Freundin zu den Turnieren in<br />
den USA manchmal hinterherreist.<br />
Foto: DTB<br />
DABEI: Das deutsche BJKC-Team<br />
qualifizierte sich für die Finals 2024.<br />
BJKC-FINALS<br />
Neuer Modus<br />
Nachdem sich das deutsche Team mit<br />
einem Auswärtssieg in Brasilien für die<br />
Billie Jean King Cup-Finals 2024 in Sevilla<br />
qualifiziert hatte, wurde bekannt, dass die<br />
Finalrunde eine Woche später als sonst<br />
(12. – 20.11.) und in einem neuen Modus<br />
(K.o.-Wettbewerb) stattfinden wird. Vier<br />
gesetzte Teams (Spanien, Italien, Kanada,<br />
Tschechien) haben ein Freilos, die acht<br />
übrigen spielen vier weitere Viertelfinalisten<br />
aus. Deutschland spielt zum Auftakt gegen<br />
Großbritannien.<br />
8 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
CHALLENGER IN BUSAN<br />
Jubiläum beim<br />
Selfmade-Event<br />
Sie nannten sich „Tennis Lovers Group“<br />
und wollten im südkoreanischen Busan<br />
ein internationales Turnier etablieren.<br />
1999 fingen die Tennisenthusiasten<br />
mit einem nationalen Turnier an, in das<br />
sie ihr eigenes Geld investierten. Das<br />
Selfmade-Event wurde schnell bekannt<br />
und 2003 stieg der koreanische Verband<br />
mit ein. Das Challenger-Turnier von<br />
Busan entstand, das im April 2024 zum<br />
20. Mal durchgeführt wurde. Kein anderes<br />
Challenger in Asien existiert länger. Jong<br />
Yun Lee, der das Turnier von Beginn an<br />
begleitet hat, träumt nun vom nächsten<br />
Schritt: „Wir haben mit dem Turnier schon<br />
alles durchgemacht und es gibt uns<br />
immer noch. Vielleicht werden wir ja bald<br />
ein Event auf der großen ATP-Tour.<br />
Foto: ATP<br />
SÜDKOREAS SCHMUCKKÄSTCHEN: das Challenger-Turnier von Busan.<br />
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»<br />
Ich habe damit<br />
abgeschlossen,<br />
mich mit meiner<br />
früheren Version<br />
zu vergleichen.<br />
Dominic Thiem<br />
»<br />
Wenn ich jemals einen<br />
Tennisplatz bei mir zu<br />
Hause bauen könnte,<br />
würde ich den Indoor-<br />
Sandplatz aus Stuttgart<br />
dort einbauen.<br />
Sam Stosur<br />
»<br />
Wie gut ist Kai<br />
Havertz?! Einer der<br />
besten Stürmer in<br />
der Premier League.<br />
Andy Murray auf X<br />
»<br />
Schreiben ist ein bisschen<br />
wie Tennisspielen –<br />
nur ohne Sprinten.<br />
Autorin Andrea Petkovic<br />
»<br />
Ich mag Sand<br />
noch immer<br />
nicht besonders.<br />
Mein Spiel ist<br />
nicht dafür<br />
geeignet.<br />
Daniil Medvedev<br />
»<br />
Frauenpower ist großartig,<br />
aber ich sehne<br />
mich nach einer eigenen<br />
Familie.<br />
Garbine Muguruza zu ihrem<br />
endgütigen Rücktritt<br />
Foto: WTA<br />
TOPS & FLOPS<br />
Novak Djokovic<br />
Noch ein Rekord für den Ausnahmespieler: Novak<br />
Djokovic wurde zum fünften Mal nach 2012, 2015,<br />
2016 und 2019 zum Weltsportler des Jahres im<br />
Rahmen der „Laureus-Awards“ ernannt. Er schließt<br />
damit auf zu Roger Federer, der ebenfalls fünfmal<br />
die Auszeichnung erhielt. Der Laureus wird seit 2000<br />
verliehen. Bei den Herren wurden insgesamt zwölfmal<br />
Tennisprofis geehrt. „Zwölf Jahre nach meinem<br />
ersten Laureus hier wieder zu stehen, macht mich<br />
stolz“, sagte Djokovic bei seiner Ehrung.<br />
Foto: Imago<br />
Iga Swiatek<br />
Hätten Sie Polens Superstar erkannt? Iga<br />
Swiatek posiert nun für die französische<br />
Kosmetikmarke Lancôme – als erste<br />
Sportlerin überhaupt. „Das ist eine riesige<br />
Sache für mich“, betont die 22-Jährige. Das<br />
trifft auch finanziell zu: 2023 war Swiatek<br />
laut US-Magazin Forbes die bestbezahlte<br />
Sportlerin der Welt. Geschätztes Jahreseinkommen:<br />
knapp 24 Milllionen Dollar.<br />
Christian Rask<br />
Selten sah man eine krassere Fehlentscheidung:<br />
Estoril-Viertelfinale<br />
zwischen Lokalmatador Nuno Borges<br />
und Cristian Garin. Borges hat Breakchance<br />
zum 4:2 im zweiten Satz, als<br />
Garin einen Ball an die Grundlinie<br />
spielt und ein Fan „Aus“ schreit. Borges<br />
spielt weiter und Garin macht den<br />
Fehler – dennoch bekommt er von<br />
Stuhlschiedsrichter Christian Rask den<br />
Punkt. Warum? Niemand verstand die<br />
Entscheidung, die tatsächlich vom<br />
Supervisor bestätigt wurde. Garin<br />
gewann am Ende 6:2, 7:6.<br />
Foto: Imago<br />
10 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
Hotel Tannenhof<br />
Foto: Instagram/@janinullmann<br />
Janin Ullmann<br />
Die ungarische Fußball-Nationalmannschaft<br />
wird es sich während der EM 2024<br />
in Deutschland in einem Tennis-Paradies<br />
gemütlich machen. Das Teamquartier der<br />
Ungarn ist nämlich das Hotel Tannenhof<br />
im Allgäu. Die Kicker können sich auf eine<br />
riesige Wellnesslandschaft und auf sieben<br />
topgepflegte Tennis-Sandplätze freuen.<br />
Nicolas Kiefer<br />
Foto: X/@Nicolas_Kiefer<br />
Die Fernsehmoderatorin und Schauspielerin<br />
verriet der Women‘s Health ihr Fitnessgeheimnis:<br />
Tennis spielen. Als sie 2023<br />
beruflich die Australian Open besuchte, war<br />
sie „schockverliebt in den Sport“. Seitdem<br />
verfolgt sie die Profitour und steht vor allem<br />
selbst auf dem Platz. Warum die 42-Jährige<br />
Tennis so mag? „Weil der Fokus auf dir selbst<br />
liegt – auf deinen Stärken und Schwächen.“<br />
Foto: Datenbank<br />
Alle guten Dinge sind sechs – zumindest für<br />
Nicolas Kiefer. Die ehemalige Nummer vier<br />
der Welt hat als Marathonläufer die sechs<br />
„Majors“ der Laufszene (London, Berlin,<br />
Tokio, Boston, New York, Chicago) allesamt<br />
unter der Vier-Stunden-Marke geschafft.<br />
Nach dem Zieleinlauf in Boston („der größte<br />
Tag meiner Läuferkarriere“) darf er sich „Six<br />
Star Finisher“ nennen – Gratulation!
FIRST SERVICE<br />
14.940 Fans<br />
strömten<br />
an den zwei Tagen der Billie<br />
Jean King Cup-Partie zwischen<br />
Brasilien und Deutschland<br />
in die Ginasio Ibirapuera-<br />
Arena von Sao Paulo – neuer<br />
Zuschauerrekord für eine<br />
Billie Jean King Cup-Qualifikationsrunde.<br />
Nachgefragt bei Nicola Kuhn<br />
»Ich möchte ein ganzes Jahr<br />
verletzungsfrei spielen«<br />
Die ehemalige Nummer 174 der Welt über seine Nationenwechsel, die<br />
vielen Verletzungen und die Zusammenarbeit mit einem Psychologen<br />
300.000<br />
Euro kostete die Uhr, die<br />
Sebastian Korda kurz vor<br />
Beginn des Masters in Monte<br />
Carlo geklaut wurde. Die<br />
Täter rissen ihm die Uhr vom<br />
Handgelenk und flüchteten<br />
mit einem Moped.<br />
7<br />
US-Profis waren jünger<br />
als 21 Jahre, als sie<br />
die Nummer 1 ihres<br />
Landes wurden: Andre<br />
Agassi, Jimmy Connors, Jim<br />
Courier, John McEnroe, Andy<br />
Roddick, Pete Sampras und<br />
– als neuester Spieler – Ben<br />
Shelton (Nr. 14, Stand 15.4.) Er<br />
ist der jüngste US-Topmann<br />
seit Roddick im März 2004.<br />
260<br />
Wochen<br />
brauchte<br />
Grigor<br />
Dimitrov, um es zurück in<br />
die Top 10 zu schaffen. Am 5.<br />
November 2018 flog er aus<br />
dem erlauchten Kreis, am 1.<br />
April 2024 gehörte er wieder<br />
dazu. Albert Costa (264 Wochen)<br />
und Gilles Simon (308<br />
Wochen) brauchten noch länger<br />
für ihr Top 10-Comeback.<br />
1.087.000<br />
Italiener schauten bei Sky<br />
(Pay-TV) das Monte Carlo-<br />
Halbfinale von Jannik Sinner<br />
gegen Stefanos Tsitsipas.<br />
Die meistgesehenen Partien<br />
der italienischen Fußball-<br />
Liga hatten am gleichen Tag<br />
weniger Live-Zuschauer (bei<br />
DAZN): Turin vs. Juventus<br />
(945.000) und Inter vs. Cagliari<br />
(952.000) knackten die<br />
Millionengrenze nicht.<br />
Herr Kuhn, Sie spielen mittlerweile<br />
wieder für Deutschland. War der<br />
zwischenzeitliche Wechsel nach<br />
Spanien im Nachhinein richtig?<br />
Im Großen und Ganzen nicht. Ich<br />
wohne in Spanien, bin aber teilweise in<br />
Deutschland aufgewachsen und habe<br />
das Gefühl, dass ich hier besser hinpasse.<br />
Vor ein paar Jahren hat mich der<br />
Deutsche Tennis Bund gefragt, ob ich<br />
wieder für Deutschland spielen möchte.<br />
Ich stimmte zu und bin weiterhin glücklich<br />
mit der Entscheidung.<br />
Sie verloren 2022 in Hamburg nur<br />
knapp gegen Carlos Alcaraz. Wie<br />
haben Sie das Spiel damals erlebt?<br />
Ich hatte in dem Match meine Chancen<br />
und habe bewiesen, dass ich auf hohem<br />
ATP-Niveau spielen kann. Zuletzt ist es<br />
für mich aufgrund vieler Verletzungen<br />
unglücklich gelaufen. Aber natürlich<br />
war es ein Highlight, vor heimischer<br />
Kulisse gegen ihn zu spielen. Gleiches<br />
gilt auch für meinen ersten Challenger-<br />
Titel, den ich mit 17 Jahren in Braunschweig<br />
holte. Viele denken nach so<br />
einem Erfolg, sie seien der jetzt neue<br />
Novak Djokovic. Aber ich habe damals<br />
verstanden, dass dies nur der Anfang<br />
einer Profi karriere ist.<br />
Welche Verletzungen hatten Sie?<br />
Im November 2022 hatte ich eine Nasenoperation,<br />
danach kamen zwei Bandscheibenvorfälle,<br />
die mich zu vier<br />
Monaten Pause gezwungen haben.<br />
Anschließend hatte ich Operationen,<br />
Bluttherapien und Probleme an Knien,<br />
Hüfte und Rücken, weshalb ich fast das<br />
gesamte Jahr nicht spielen konnte. Der<br />
Startpunkt dieser Verletzungsserie war<br />
2018, als ich mir meinen Fuß brach.<br />
Wie sind Sie mental mit den Rückschlägen<br />
umgegangen, vor allem,<br />
nachdem Sie sich 2022 für das Wimbledon-Hauptfeld<br />
qualifiziert hatten?<br />
ZURÜCK IN<br />
DEN TOP 500:<br />
Nicola Kuhn,<br />
24, gewann im<br />
April seinen<br />
vierten ITF-<br />
Titel.<br />
Aufgrund meiner katastrophalen Leistung<br />
beim Vorbereitungsturnier in Halle und<br />
der darauffolgenden Trennung von meinem<br />
Trainer bin ich allein und ohne Erwartungen<br />
nach Wimbledon geflogen. Dann<br />
habe ich mich für das Hauptfeld qualifiziert<br />
und in vier Sätzen gegen Brandon Nakashima<br />
verloren. Wenn man danach nicht<br />
mehr spielen kann, ist es mental schwierig.<br />
Ich war sehr frustriert, aber es bringt<br />
nichts, zu Hause rumzuheulen. Deshalb<br />
habe ich angefangen, mit einem Psychologen<br />
zusammenzuarbeiten. Bis heute<br />
haben wir viel auf mentaler Ebene erreicht.<br />
Zur Ablenkung habe ich angefangen, mit<br />
ein paar Freunden durch den Import von<br />
Autos Geld dazu zu verdienen.<br />
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?<br />
In erster Linie möchte ich ein ganzes Jahr<br />
verletzungsfrei durchspielen. Nach einem<br />
Jahr Pause war es für den Körper schwierig,<br />
sich wieder an den Rhythmus zu gewöhnen.<br />
Es ist für mich wichtiger, nach einem<br />
Turnier nach Hause zu fliegen und zu spüren,<br />
dass es meinem Körper gut geht, als<br />
ein Finale zu gewinnen. Mit der Zeit wird<br />
die spielerische Qualität zurückkommen.<br />
Wenn ich drei Monate spielen konnte,<br />
waren die Resultate gut. Ich arbeite jeden<br />
Tag diszipliniert, um meinen Körper wieder<br />
aufzubauen. Interview: Jan Jobmann<br />
Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf<br />
12 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
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TURNIERE PORTRÄT<br />
Foto: Imago/Philippe Ruiz<br />
14<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
DURCHMARSCH ZUM<br />
TITEL: Bei den BMW<br />
Open in München<br />
gewann Jan-Lennard<br />
Struff sein erstes ATP-<br />
Turnier. Er gab dabei<br />
keinen Satz ab.<br />
Spätzünder<br />
auf Erfolgskurs<br />
Endlich: Jan-Lennard Struff gewinnt bei den BMW Open in München seinen ersten<br />
ATP-Titel – mit 33 Jahren. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, die sich<br />
auf zwei Säulen stützt: ehrliche Arbeit und hohes Vertrauen ins eigene Umfeld<br />
TEXT TIM BÖSELER, FRANZISKA BRÜLLS<br />
→<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
15
TURNIERE PORTRÄT<br />
1<br />
100<br />
Struffs stetiger<br />
Aufstieg<br />
Weltranglistenplatzierung von<br />
Jan-Lennard Struff jeweils am<br />
Jahresende<br />
2012<br />
168<br />
2013<br />
168<br />
2014<br />
59<br />
2015<br />
107<br />
2016<br />
63<br />
2017<br />
53<br />
200<br />
2011<br />
239<br />
300<br />
400<br />
500<br />
600<br />
2009<br />
702<br />
2010<br />
359<br />
NATIONALE GRÖSSE:<br />
2011 wurde Struff mit<br />
21 Jahren Deutscher<br />
Herren-Meister. Ein<br />
Jahr später verteidigte<br />
er den Titel.<br />
Foto: Datenbank<br />
PREMIERE IN<br />
WIMBLEDON: Als<br />
Qualifikant spielte<br />
sich Struff 2013 in die<br />
zweite Runde, wo er<br />
gegen Jeremy Chardy<br />
in vier Sätzen verlor.<br />
Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf<br />
DAVIS CUP-DEBÜT:<br />
Beim Heimspiel in<br />
Frankfurt gegen<br />
Frankreich 2015 verlor<br />
Struff 8:10 im fünften<br />
Satz gegen Gilles<br />
Simon.<br />
Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf<br />
700<br />
Never quit – niemals aufgeben“,<br />
ist so eine hohle,<br />
kalenderspruchartige Sportlerfloskel,<br />
derer man längst<br />
überdrüssig ist. So wie „No<br />
excuses – keine Entschuldigungen“<br />
oder „no pain, no gain – kein<br />
Schmerz, kein Erfolg“. Von Influencern<br />
inflationär dahingepostete Weisheiten, die<br />
nur in den seltensten Fällen wirklich mit<br />
Leben gefüllt werden.<br />
Jan-Lennard Struff trug früher Kappen,<br />
auf denen „Never quit” stand. Wenn er<br />
mal etwas auf seinen Social Media-Kanälen<br />
veröffentlicht, ist irgendwo immer<br />
der Hashtag #neverquit untergebracht.<br />
Struff trat im Sommer 2008 zum ersten<br />
Mal bei einem Profiturnier an, er war<br />
damals 18 Jahre alt. 16 Jahre später hat er<br />
als Tennisprofi seinen vorläufigen Karrierehöhepunkt<br />
erreicht. In München, bei den<br />
BMW Open, gewann er seinen ersten ATP-<br />
Titel. „Es ist unglaublich! Der erste Titel<br />
und dann zu Hause. Ich habe so lange<br />
gewartet. Ich bin schon so lange auf der<br />
Tour. Ein sagenhaftes Gefühl“, freute sich<br />
Struff. Der Spätzünder ließ sich 2022 nicht<br />
von einer blöden Fußverletzung (Zehbruch<br />
beim Frusttritt gegen einen Handtuchhalter<br />
in Indian Wells) und 2023 nicht von<br />
einer Hüftverletzung (leichter Knorpelschaden)<br />
aufhalten. Im Gegenteil: Gerade<br />
in diesen Zwangspausen sammelte er neue<br />
Kräfte und schärfte sein Mindset, um dann<br />
stärker aus ihnen hervorzugehen.<br />
Wenn also jemand tatsächlich das<br />
Motto „Never quit“ beherzigt, dann er, der<br />
etwas stille Sauerländer. Tennis-Deutschland<br />
hatte ihn lange gar nicht auf dem<br />
Schirm, er flog unterm Radar. Ihm war das<br />
recht, weil er nicht so gerne im Rampenlicht<br />
steht und lieber in aller Ruhe seine<br />
Arbeit erledigt. In den letzten Jahren allerdings<br />
hat sich ein Wandel vollzogen. Struff,<br />
für den Interviews lange eher lästige Pflicht<br />
waren, ist nicht mehr der schüchterne Typ,<br />
der lieber im Hintergrund bleibt. Klar, er ist<br />
keine Rampensau, niemand, der mit seiner<br />
Meinung hausieren geht – das wird er auch<br />
nie werden. Aber er ist zu einer starken Persönlichkeit<br />
in der Szene gereift, mit der<br />
man Attribute wie Ehrlichkeit, Bodenständigkeit,<br />
Höflichkeit, Teamgeist und auch<br />
Arbeit im Sinne von hartem Training verbindet.<br />
„Alle lieben Struff“, titelte die Süddeutsche<br />
Zeitung, nachdem „Struffi“, wie<br />
ihn alle nennen, in München triumphiert<br />
hatte. Egal, in welcher eigenen Tennis-<br />
Bubble sich Fans und Beobachter bewegen:<br />
Dem Struffi gönnte jeder diesen Titel.<br />
Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf<br />
16 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
2018<br />
57<br />
2019<br />
35<br />
ERSTER DOPPEL-POTT:<br />
2018 gewann Struff an der<br />
Seite von Ben McLachlan<br />
in Tokio. Drei weitere<br />
Doppeltitel folgten bisher,<br />
zuletzt der in Dubai 2024.<br />
2020<br />
36<br />
Foto: Imago/Naoki Morita<br />
2021<br />
51<br />
KNAPP GESCHEITERT: 2021 erreichte<br />
Struff in München sein erstes ATP-Finale<br />
und verlor es gegen den Georgier<br />
Nikoloz Basilashvili 4:6, 6:7.<br />
Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf<br />
2022<br />
150<br />
2023<br />
25<br />
TRAUMLAUF IN<br />
MADRID: Als Lucky<br />
Loser spielte sich<br />
Struff 2023 bis ins<br />
Finale des Masters-<br />
1000er-Events. Nur<br />
Alcaraz war besser.<br />
Foto: Imago/Mutsu Kawamori<br />
*Stand: 29. April 2024<br />
DIE ERLÖSUNG: 218<br />
Turnierstarts waren<br />
nötig, um den ersten<br />
Titel auf der ATP-Tour<br />
zu holen. „Ich habe so<br />
lange darauf gewartet“,<br />
sagte Struff nach<br />
dem Finale von München,<br />
in dem er Taylor<br />
Fritz 7:5, 6:3 besiegte.<br />
2024*<br />
24<br />
Den München-Erfolg feierte er kaum.<br />
Um 22:15 Uhr, nach dem Abschied von seiner<br />
Freundin Madeleine, zog er sich in sein<br />
Hotelzimmer zurück. Am nächsten Tag flog<br />
er nach Madrid, wo er 2023 einen Traumlauf<br />
als Lucky Loser bis ins Finale absolviert<br />
hatte. Dort legte er los, wie jemand, der sich<br />
von der Last, endlich mal einen Turniersieg<br />
einfahren zu müssen, befreit hatte.<br />
32 Winner gegen Jaume Munar, 34 Winner<br />
gegen Ugo Humbert, jeweils in zwei Sätzen<br />
– absurde Werte auf Sand. Erst gegen Carlos<br />
Alcaraz, gegen den er 2023 im Endspiel verlor,<br />
war Endstation nach einem spektakulären<br />
Match – 3:6, 7:6, 6:7. Struff, soviel ist<br />
klar, spielt momentan sein bestes Tennis.<br />
Um zu verstehen, wie er es nach all den<br />
Jahren auf dieses Level geschafft hat, sprach<br />
<strong>tennis</strong> MAGAZIN mit Menschen aus seinem<br />
direkten Umfeld, die ihn schon seit Jahren,<br />
zum Teil seit Jahrzehnten, kennen. Wir lassen<br />
sie ungefiltert zu Wort kommen, damit<br />
der besondere Struff-Spirit deutlich wird.<br />
Uwe Liedtke, Athletiktrainer:<br />
Ich habe Jan in München begleitet, es ist<br />
„unser Turnier“. Das heißt: Hier betreue ich<br />
ihn allein, also ohne einen seiner Coaches<br />
Carsten Arriens oder Marvin Netuschil. Wir<br />
teilen uns die Betreuung untereinander<br />
auf. Auch wenn ich „nur“ der Athletiktrainer<br />
und Physio bin: Über die Jahre<br />
habe ich mir das nötige Tenniswissen<br />
angeeignet. Viel habe ich von Carsten<br />
Arriens gelernt. Ich komme aus dem Sport,<br />
habe nie etwas anderes gemacht. Ich war<br />
Kraftsportler und später Fußballtrainer.<br />
Dadurch habe ich vielleicht einen etwas<br />
anderen Blick auf die Tenniswelt. In München<br />
wurde ich oft gefragt, warum dem Jan<br />
das miese Wetter nichts ausmachen würde.<br />
Ich antwortete dann, dass ihn das nicht<br />
interessiert, weil er hier ist, um Tennis zu<br />
spielen. Jan ist so etwas gewohnt. Wenn wir<br />
im Winter unseren Fitnessblock durchknallen,<br />
dann habe ich ihn schon bei minus<br />
zehn Grad und Schneetreiben nach draußen<br />
geschickt. Das Tolle an Jan ist, dass er<br />
so etwas nicht hinterfragt. Er macht es einfach<br />
und zögert keine Sekunde. So war er<br />
übrigens schon immer. Als ich ihn das erste<br />
Mal traf, war er 16 oder 17 Jahre alt. Er war<br />
dürr und schlaksig, aber er hat alles durchgezogen.<br />
Manchmal ist er auf allen Vieren<br />
aus meinem Fitnessstudio gekrochen, aber<br />
am nächsten Tag stand er wieder vor der<br />
Tür und wollte mit mir arbeiten. Mir wurde<br />
damals klar, dass er eine ganz besondere<br />
Einstellung in sich trägt, die ihn als Sportler<br />
richtig weit bringen kann. Anfangs habe ich<br />
→<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
17
TURNIERE PORTRÄT<br />
HEIZDÜSE: Trainer Marvin Netuschil<br />
bringt Power von der Box auf den<br />
Court. Er ist mit Struff seit gemeinsamen<br />
Kindertagen eng befreundet.<br />
Foto: Imago/Claus Bergmann<br />
DAVIS CUP-DUO: Mit Kumpel<br />
Tim Pütz (li.) siegte Struff 2018 in<br />
Valencia. Rechts: Vater Dieter Struff.<br />
Foto: Privat<br />
Foto: Imago/Paul Zimmer<br />
VERTRAUENSPERSON: Uwe Liedtke<br />
ist für Struff Physiotherapeut, Athletik<br />
trainer, Coach, Ratgeber und vor<br />
allem ein verdammt guter Freund.<br />
WEGGEFÄHRTE: Andreas Mies ist<br />
wie Struff 1990 geboren. Die beiden<br />
kennen sich seit gemeinsamen<br />
Juniorenzeiten. In München<br />
standen sie im Doppelfinale.<br />
Foto: Imago/Mladen Lackovic<br />
OFT VIEL SPASS MITEINANDER: Davis Cup-<br />
Teamchef Michael Kohlmann und Struff<br />
wissen genau, was sie aneinander haben.<br />
Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf<br />
mit ihm für kleines Geld trainiert. Meine<br />
Frau fragte mich dann, warum ich mit<br />
dem Jungen fast gratis arbeiten würde. Ich<br />
meinte zu ihr: „Stell dir mal vor, der spielt<br />
irgendwann in Wimbledon.“ Meine Frau<br />
lachte mich aus. Tja, 2014 war ich dann mit<br />
Jan in Roland Garros, später auch in Wimbledon.<br />
Wir sind in all den Jahren zu echten<br />
Freunden geworden. Mit keiner anderen<br />
Person außerhalb meiner Familie habe<br />
ich so viel Zeit verbracht. Er ist ein herzensguter<br />
Mensch, der nie schlecht über andere<br />
spricht. ich bin davon überzeugt, dass er<br />
noch einige gute Jahre vor sich haben wird.<br />
Wir müssen wegen seiner Hüfte eine richtige<br />
Belastungssteuerung befolgen. Dann<br />
kann er noch, bis er 40 Jahre alt ist, spielen<br />
– warum denn nicht?<br />
Andreas Mies, Profikollege<br />
Wir kennen uns schon sehr lange. Beim<br />
Jüngsten-Cup in Köln haben wir mit<br />
zwölf Jahren das erste Mal gegeneinander<br />
gespielt. Damals war er noch ein kleiner<br />
Knirps, einen halben Kopf kleiner als<br />
ich. Mit 17 war er dann einen Kopf größer<br />
als alle anderen und hat serviert wie jetzt,<br />
wie so ein Henker. Heute gehen wir bei<br />
Turnieren oft gemeinsam essen. In München<br />
haben wir zusammen Doppel gespielt<br />
und ich war in seiner Box, habe alle Einzel<br />
gesehen. Struffi hat seine Gegner mit seiner<br />
Power förmlich erdrückt. Wenn er die<br />
Chance hatte, ist er gnadenlos draufgegangen.<br />
Vollgas<strong>tennis</strong> eben. Typisch Struffi.<br />
Im Halbfinale war Rune völlig überfordert<br />
mit der Geschwindigkeit von Struffis Spiel.<br />
Nach jedem zweiten Punkt hat Rune fragend<br />
in seine Box geschaut und wusste<br />
überhaupt nicht mehr, wo oben und unten<br />
war. Struffi hat nur Winner geschlagen.<br />
Außerhalb des Platzes tritt er gar nicht<br />
dominant und aggressiv auf, da ist er ruhig<br />
und entspannt. Auf dem Platz schaltet er<br />
dann in den Match-Modus und drückt<br />
wieder aufs Gaspedal. Er hat mit Carsten<br />
Arriens und Marvin Netuschil zwei ganz<br />
unterschiedliche Trainer. Arriens ist ruhig,<br />
Netuschil macht ständig Alarm. Dieser<br />
Mix ist Struffi wichtig. Das Umfeld unterschätzt<br />
man manchmal. Du kannst den<br />
tollsten Coach in deiner Box sitzen haben,<br />
aber wenn man sich nicht versteht, ist es<br />
manchmal ein Hindernis.<br />
Martina & Dieter Struff, Eltern:<br />
Wir sind beide Tennistrainer und Sportlehrer.<br />
Beim Studium in Paderborn haben<br />
wir uns kennengelernt. Durch unsere<br />
Berufe ist Jan in einem sportlichen Umfeld<br />
aufgewachsen und spielte mit fünf Jahren<br />
Tennis und Fußball. Er war immer voll<br />
motiviert, wir brauchten ihn nie anzutreiben.<br />
Das kam alles von ihm selbst. Und<br />
weil ihm Sport so viel Spaß gemacht hat,<br />
war es manchmal schwierig, ihn vom Platz<br />
zu kriegen. Er hat sogar das Trinken und<br />
Essen vergessen. Schon als Kind war er oft<br />
mit uns im Dortmunder Stadion auf der<br />
Südtribüne, seine Liebe zur Borussia war<br />
und ist riesig. Er hat sich damals das Aufwärmprogramm<br />
der Profis abgeschaut<br />
und hat es zu Hause nachgemacht. Vor der<br />
Schule, morgens um sechs Uhr. Wir sind<br />
dann ab und zu vom Seilspringen in seinem<br />
Zimmer wach geworden. Mit zehn,<br />
elf Jahren wurde sein Ehrgeiz dann noch<br />
offensichtlicher, weil er an seine Zimmerwände<br />
seine Ziele schrieb. So etwas wie:<br />
„Ich kann es schaffen!“ Sein „Never quit“-<br />
Motto ist seine innere Überzeugung. Er hat<br />
die Gabe, an sich selbst arbeiten zu wollen,<br />
18 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
um besser zu werden. Als wir einmal in den<br />
Sommer ferien in den Urlaub fuhren, sagte<br />
Jan anschließend: „Das war ja ganz schön,<br />
aber wisst ihr eigentlich, welche Turniere<br />
ich alle verpasst habe?“ Danach gab es<br />
keine Sommerurlaube mehr, sondern nur<br />
noch Turnierreisen. Er machte dann sein<br />
Abitur und wir trafen die Vereinbarung,<br />
dass er es ein Jahr lang als Tennisprofi probieren<br />
dürfte. Wobei wir schon davon überzeugt<br />
waren, dass er ohne den schulischen<br />
Druck als Tennisspieler richtig durchstarten<br />
würde. Und so war es dann auch. Vorher<br />
mit der Schule hatte er anstrengende<br />
Tage, mit viel Fahrerei, Essen und Hausaufgaben<br />
im Auto. Als das wegfiel, spielte<br />
er wie befreit auf. Unsere Rolle änderte<br />
sich mehrmals. Wir waren früher die Trainer,<br />
dann mehr die Manager und jetzt passen<br />
wir eben auf die Enkel auf, wenn Not<br />
am Mann ist. So wie beim Turnier in München,<br />
als Jan ohne die Jungs und nur mit<br />
seiner Freundin unterwegs war. Jans Titel<br />
hat uns natürlich sehr gefreut. Wir haben<br />
das Finale zu Hause vor dem Fernseher verfolgt.<br />
Jan hat sich Schritt für Schritt nach<br />
Foto: Instagram @jl_struff<br />
LEIDENSCHAFTLICHER PAPA: Struff und<br />
seine Freundin Madeleine haben zwei Söhne:<br />
Henri kam 2019 zur Welt, 2022 folgte Bodhi.<br />
oben gearbeitet und der Titel ist letztlich<br />
die logische Konsequenz seiner Arbeit.<br />
Zwischendurch hatten wir mal Bedenken,<br />
ob er vielleicht zu nett für das Tennisgeschäft<br />
ist. Als Junior etwa konnte er sich gar<br />
nicht vorstellen, dass ihn ein Gegner mal<br />
über das Ohr haut. Aber er hat es geschafft,<br />
sich selbst treu zu bleiben, und er erfährt<br />
auch in Profikreisen hohe Wertschätzung,<br />
weil er ist, wie er ist. Er wurde ja von den<br />
Kollegen zum Comeback-Player 2023<br />
gewählt. Das bedeutet ihm viel. Fast so<br />
viel wie der Titel in München.<br />
Tim Pütz, Profikollege:<br />
Struffi kenne ich, seitdem er ein ambitionierter<br />
Nachwuchsspieler war. Es ist<br />
beeindruckend, zu sehen, wie er sich da<br />
immer weiter stetig verbessert hat, mit<br />
harter Arbeit vor allem. Er ist ein Spitzen-<br />
Typ. Er war der einzige aktive Tennisspieler,<br />
den ich auf meine Hochzeit eingeladen<br />
habe. Struffi ist ein toller Mensch, der das<br />
Herz am rechten Fleck hat. Wenn man ihm<br />
irgendwas vorwerfen möchte, dann vielleicht,<br />
dass er ein bisschen zu nett ist.<br />
→
TURNIERE PORTRÄT<br />
STRUFF<br />
IN ZAHLEN<br />
Drittältester Spieler bei<br />
seinem Premieren-ATP-Titel:<br />
1) Paolo Lorenzi > 34 Jahre,<br />
7 Monate: Kitzbühel 2016<br />
2) Victor Estrella Burgos > 34 Jahre,<br />
6 Monate: Quito 2015<br />
3) Jan-Lennard Struff > 33 Jahre, 11<br />
Monate: München 2024<br />
WAS WIRD DIE<br />
ZUKUNFT BRINGEN?<br />
Solange der Körper<br />
mitmacht, wird Struff<br />
weiterspielen. An den<br />
Olympischen Spielen<br />
2028 in Los Angeles<br />
würde er gerne noch<br />
teilnehmen.<br />
Drei weitere ATP Finals:<br />
∞ München 2021 (4:6, 6:7 vs. Basilashvili)<br />
∞ Madrid 2023 (4:6, 6:3, 3:6 vs. Alcaraz)<br />
∞ Stuttgart 2023 (6:4, 6:7, 6:7 vs. Tiafoe)<br />
Vier ATP-Titel im Doppel<br />
∞ Tokio 2018 (mit Ben McLachlan)<br />
∞ Metz 2019 (mit Robert Lindstedt)<br />
∞ Auckland 2019 (mit Ben McLachlan)<br />
∞ Dubai 2024 (mit Tallon Griekspoor)<br />
Sechs Titel auf der Challenger-Tour<br />
∞ 2014: Heilbronn<br />
∞ 2015: Orleans & Stettin<br />
∞ 2016: Alphen & Mons<br />
∞ 2022: Braunschweig<br />
Zwölf Siege, 38 Niederlagen<br />
gegen Top 10-Spieler<br />
∞ Beste Bilanz gegen aktuellen Top<br />
10-Spieler: 5:1 Siege vs. Ruud<br />
Häufigste Gegner<br />
∞ Neunmal vs. Shapovalov (6:3)<br />
und Gojowczyk (6:3)<br />
∞ Siebenmal vs. Coric (5:2)<br />
und Djokovic (0:7)<br />
Siegquote nach Belag<br />
∞ 51 Prozent auf Sand (71:68)<br />
∞ 47 Prozent auf Hartplatz (206:230)<br />
∞ 40 Prozent auf Rasen (19:28)<br />
Höchste Weltranglistenposition<br />
∞ Einzel: 21 (19. Juni 2023)<br />
∞ Doppel: 21 (22. Oktober 2018)<br />
Meistgespielte Turniere<br />
∞ 14 Teilnahmen in Hamburg<br />
(drei Siege, 14 Niederlagen)<br />
∞ 13 Teilnahmen in München<br />
(22 Siege, 12 Niederlagen) und<br />
Halle (drei Siege, 13 Niederlagen)<br />
∞ Meistgespieltes Grand Slam-Turnier:<br />
12x Australian Open (8 Siege,<br />
12 Niederlagen)<br />
Stand: 30. April 2024<br />
Foto: ATP<br />
Michael Kohlmann, Teamchef:<br />
Was uns verbindet: Wir gaben beide 2015<br />
beim Heimspiel gegen Frankreich unser<br />
Davis Cup-Debüt – Struffi als Spieler und<br />
ich als Teamchef. Er hat sich seitdem<br />
unglaublich entwickelt: von einem eher<br />
stillen Davis Cup-Debütanten hin zu einem<br />
echten Teamleader. In vielen Partien ist er<br />
schon die Stimme der Mannschaft und gibt<br />
den Takt vor. Seine Körpersprache hat sich<br />
extrem verbessert. Vor zehn Jahren ließ er<br />
noch öfter die Schultern hängen, schüttelte<br />
häufig den Kopf. Jetzt strahlt er so<br />
viel positive Energie aus. Das lebt er und<br />
man nimmt ihm das voll ab. Das ist vorbildlich<br />
und da können sich viele Jugendliche<br />
eine große Scheibe von abschneiden.<br />
Er hat viele Tiebreaks zu Saisonbeginn<br />
gespielt und ganz viele enge Matches verloren,<br />
ist aber immer positiv geblieben.<br />
Struffi ist in vielerlei Hinsicht ein Paradebeispiel<br />
dafür, dass es sich bezahlt macht,<br />
hart zu arbeiten und zusammen mit seinem<br />
Team durch schwierige Zeiten zu<br />
gehen. Konstanz zahlt sich dann am Ende<br />
aus. Meine Lieblings anekdote mit ihm:<br />
Davis Cup-Abstiegsrunde in Polen 2016, es<br />
steht 2:2, Struffi spielt das entscheidende<br />
Match. Bei einem Seitenwechsel sage ich<br />
ihm, worauf er achten soll, was ich mir taktisch<br />
wünsche. Als ich fast fertig bin, sagt er<br />
plötzlich: „Warte mal, ich war gerade ganz<br />
woanders, kannst du es noch mal wiederholen?“<br />
In dem Moment ruft der Schiedsrichter<br />
„Time!“ Struffi schaut mich an und<br />
meint dann nur: „Ach egal, ich hau den<br />
jetzt weg.“ Dann ist er aufgestanden und<br />
hat ihn weggehauen. In der Situation war<br />
das nicht besonders witzig, aber im Nachhinein<br />
haben wir Tränen gelacht. Wir erinnern<br />
uns oft gemeinsam an diese Szene.<br />
Marvin Netuschil, Trainer:<br />
Struffi und ich spielten mit fünf Jahren<br />
bei einem Kleinfeldturnier gegeneinander.<br />
Seitdem kennen wir uns. Anfangs verband<br />
uns nur Tennis, später entwickelte<br />
sich eine Freundschaft. Wir durchliefen die<br />
gleiche Jugendförderung, trainierten viel<br />
miteinander, spielten Doppel, teilten uns<br />
das Zimmer. Mit 20 wurde sein Potenzial<br />
deutlich und er startete durch. Jan pflegt<br />
gewachsene Kontakte gewissenhaft. Er<br />
holte mich als Coach ins Team, nachdem er<br />
2022 infolge einer Verletzung bis auf Rang<br />
167 abgerutscht war. Er wollte frischen<br />
Input. Ich versuche ihm positive Energie<br />
zu geben, wenn ich in der Box sitze. Das<br />
liegt irgendwie in meiner DNA. Jan ist mehr<br />
ein introvertierter Mensch, dazu passt<br />
meine euphorische Art ganz gut. Manchmal<br />
macht er sich ein Stück kleiner, als er<br />
ist. Der Titel in München war auch in der<br />
Hinsicht wichtig für ihn. ◯<br />
20 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
VOLLES HAUS TROTZ<br />
WINTERWETTER: Die<br />
BMW Open 2024 waren<br />
an neun von neun Tagen<br />
ausverkauft.<br />
Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf<br />
Bereit für die Zukunft<br />
Trotz mieser Wetterbedingungen war die Turnierwoche bei den<br />
BMW Open ein gelungener Startschuss in ein neues Kapitel<br />
Strahlender Sonnenschein, 26 Grad<br />
Celsius, Tennisprofis, die ohne T-Shirt<br />
trainierten, Tennisfans mit Hüten, die in<br />
der Sonne die Trainingseinheiten von Felix<br />
Auger-Aliassime, Dominic Thiem & Co.<br />
verfolgten – das Qualifikationswochenende<br />
bei den BMW Open 2024 startete<br />
vielversprechend. Doch der April machte<br />
seinem Namen alle Ehre. Denn ab dem<br />
ersten Hauptfeld-Spieltag am Montag<br />
legte das Wetter eine Kehrtwende hin:<br />
Regen, Hagel, fünf Grad Außentemperatur<br />
und Schnee begleiteten die folgenden<br />
sieben Spieltage. Das hielt die Münchener<br />
Tennisfans aber nicht davon ab, das Event<br />
in Scharen zu besuchen – insgesamt<br />
47.500 Zuschauer kamen über neun Tage<br />
auf die Anlage, ab Montag dann eben<br />
eingekuschelt in Winterjacken, Mützen<br />
und Handschuhe.<br />
ZÜNFTIGER BURSCHE: Turniergewinner<br />
Struff in Trachten-Lederhose mit Trophäe<br />
und dem Siegerauto, ein BMW i5.<br />
Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf<br />
Eine Herausforderung stellten die Witterungsbedingungen<br />
auch für die Spieler<br />
dar. Während sich Jan-Lennard Struff,<br />
ausgestattet mit langen Unterhosen und<br />
Unterziehhemden, auf seinem Weg zum<br />
Titel nicht von der Kälte beeindrucken<br />
ließ, hatte der topgesetzte Alexander<br />
Zverev mit den Zuständen zu kämpfen.<br />
„In solchen Bedingungen kann ich das<br />
Turnier nicht gewinnen“, so die deutsche<br />
Nummer eins. Er fühle sich seiner<br />
spielerischen Waffen beraubt, sagte er.<br />
Turnierdirektor Patrik Kühnen konterte<br />
augenzwinkernd: „Wir haben eben das<br />
härteste Sandplatzturnier der Welt.“<br />
Was Zverev allerdings ab nächstem Jahr<br />
zusätzlich bei seinen München-Starts<br />
motivieren könnte: Ab 2025 gehören<br />
die BMW Open der 500er-Kategorie an.<br />
Heißt: Statt 250 Weltranglistenpunkten für<br />
den Sieger wird es 500 geben. Auch das<br />
Preisgeld steigt von etwa 600.000 Euro<br />
auf knapp 2,5 Millionen Euro an. Dazu<br />
wird 2025 die Anlage umgebaut, um<br />
die Zuschauerkapazität von 47.500 auf<br />
70.000 bis 80.000 Plätze zu steigern. Geplant<br />
ist es, einen provisorischen Centre<br />
Court vor dem Clubhaus zu errichten. Mit<br />
Hilfe des Freistaats Bayers, der 50 Prozent<br />
der Kosten übernehmen will, soll später<br />
dann ein größeres Tennisstadion gebaut<br />
werden. Das Ziel der Veranstalter ist, trotz<br />
der Vergrößerung die typisch heimische<br />
Atmosphäre mit Tennisclub-Charme der<br />
BMW Open beizubehalten. Fabian Tross,<br />
der Vorsitzende des MTTC Iphitos, versprach:<br />
„Wir wollen größer werden, aber<br />
familiär und bodenständig bleiben.“ ◯<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
21<br />
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TURNIERE VORSCHAU FRENCH OPEN<br />
DAS KARRIEREENDE<br />
NAHT: Seit seinem<br />
French Open-Titel 2022<br />
hat Rafael Nadal nur<br />
zehn Turniere gespielt.<br />
In der Weltrangliste steht<br />
er nur noch auf Platz 512<br />
(Stand: 29.4.2024).<br />
Foto: Imago/Sergio Ruiz<br />
22 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
Schlägt er noch<br />
einmal richtig zu?<br />
Die Zeichen stehen auf Abschied. Rafael Nadal wird aller Voraussicht nach<br />
zum letzten Mal bei den French Open antreten. Noch nie war die Vorbereitung<br />
auf sein Lieblingsturnier so turbulent wie dieses Mal<br />
TEXT ANDREJ ANTIC, CHRISTIAN ALBRECHT BARSCHEL<br />
→<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
23
TURNIERE VORSCHAU FRENCH OPEN<br />
VOLLER EINSATZ:<br />
Aber bei den Starts in<br />
Barcelona und Madrid<br />
fehlte es Nadal oft an<br />
Spritzigkeit.<br />
Foto: Imago/Urbanandsport<br />
Donnerstag, der 25. April. Es ist<br />
etwa 18 Uhr. Die Luft in Madrid<br />
ist knapp 20 Grad warm.<br />
Es liegt aber mehr als ein<br />
laues Lüftchen in der Luft.<br />
Ein Hauch von Abschied. In<br />
den vorderen Reihen des Manolo Santana<br />
Stadium mit seinen 12.240 Plätzen und dem<br />
dekorativen Blumenschmuck mit roten und<br />
weißen Blüten sitzen die betuchten Einwohner<br />
der spanischen Hauptstadt. Haben<br />
sich aufgebrezelt. Noch einmal Rafa spielen<br />
sehen! Seine Aura spüren. Später den<br />
Enkeln erzählen: Ich war dabei, bei einem<br />
seiner letzten Auftritte.<br />
Das Drehbuch hätte nicht besser sein<br />
können. Sein Gegner heißt Darwin Blanch,<br />
Amerikaner aus Deerfield Beach, Florida,<br />
mit spanischen Wurzeln. Deshalb trainiert<br />
er auch hin und wieder in der Akademie<br />
von Juan Carlos Ferrero. Mit Carlos Alcaraz<br />
hat die Nummer 1028 der Welt auch schon<br />
öfter Bälle geschlagen.<br />
In das erlesene Feld von Madrid kam<br />
der Lockenkopf, der letztes Jahr als Junior<br />
in Paris und Wimbledon in den Halbfinals<br />
stand, per Wildcard – IMG, der mächtigen<br />
Agentur, sei Dank. Vor zwei Jahren wurde<br />
Blanch mit 14 Jahren und fünf Monaten<br />
zum zweitjüngsten Spieler überhaupt, der<br />
jemals einen ATP-Punkt holte. Inzwischen<br />
ist der Linkshänder 16.<br />
Linkshänder? 16? Genau wie Nadal, als<br />
er 2003 seine ersten ATP-Turniere spielte.<br />
Nein, das Leben ist kein langer, ruhiger<br />
Fluss. Es ist ein Kreislauf.<br />
Allerdings: Nadal startete als Nummer<br />
203 in seine erste volle Profisaison. Bei<br />
seinem ersten Auftritt in der Belle Etage<br />
Chronologie der letzten zwei Jahre<br />
JUNI 2022<br />
Nadal gewinnt zum 14. Mal die<br />
French Open. Vor dem Finale<br />
gegen Casper Ruud bekommt<br />
er Injektionen in die Nerven,<br />
die den Fuß betäuben. Einen<br />
Tag nach dem Titelgewinn<br />
läuft er auf Krücken. „Es ist<br />
offensichtlich, dass ich so nicht<br />
weitermachen kann und auch<br />
nicht weitermachen will”, sagt<br />
er nach dem Titelgewinn.<br />
Foto: Imago/Ella Ling<br />
JULI 2022<br />
Nadal gewinnt in Wimbledon<br />
im Viertelfinale<br />
gegen Taylor Fritz unter<br />
Schmerzen mit einem<br />
Riss in der Bauchmuskulatur.<br />
Zum Halbfinale<br />
gegen Nick Kyrgios tritt<br />
er nicht an. Anschließend<br />
spielt er noch vier<br />
Turniere bis zum Ende des<br />
Jahres.<br />
OKTOBER 2022<br />
Nadal wird erstmals<br />
Vater. Seine Frau<br />
María Francisca<br />
Perelló bringt auf<br />
Mallorca einen Sohn<br />
zur Welt. Der Kleine<br />
heißt wie sein Vater:<br />
Rafael. Nadal und<br />
Perello sind seit<br />
2005 ein Paar, seit<br />
2019 verheiratet.<br />
24 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
schlug er die Nummer sieben der Welt,<br />
Albert Costa, in Monte Carlo. Am Ende der<br />
Saison war der junge Mann, der in den<br />
nächsten zwei Dekaden die Tenniswelt aus<br />
den Angeln heben sollte, die Nummer 48<br />
der Welt.<br />
Nadals Krankenakte<br />
Kurioserweise wird Nadal – lila Dress,<br />
leuchtendes orangefarbenes Stirnband –<br />
an diesem Abend in Madrid auf Platz 512<br />
notiert. Die Karriere von Rafael Nadal neigt<br />
sich dem Ende entgegen. Das wissen die<br />
Zuschauer, die Gegner, die ganze Tenniswelt.<br />
Seine Krankenakte (siehe auch Seite<br />
28) ist so dick, dass man locker ein Dutzend<br />
Aktenordner damit füllen könnte.<br />
Auf den ersten Blick ist alles wie immer.<br />
Auch Nicht-Tennisfans kennen die Rituale,<br />
die Alleinstellungsmerkmale des Spaniers.<br />
Das charakteristische Stöhnen. Die Art, wie<br />
er über den Kopf ausschwingt. Wie er die<br />
Flaschen beim Seitenwechsel drapiert. Wie<br />
ein Autist in seiner eigenen Welt.<br />
Aber die Elastizität ist nicht mehr so<br />
wie sie war. Wie sollte sie auch bei einem<br />
Lichtes Haar und<br />
sein Anhang auf der<br />
Tribüne altert mit<br />
37-Jährigen? Am 3. Juni wird er 38. Er ist<br />
nicht mehr so schnell am Ball. Die Gegner<br />
werden von ihm nicht mehr erdrückt,<br />
so wie 2008 in Roland Garros, der größten<br />
Machtdemonstration, die es im Tennis<br />
je gegeben hat. Noch einmal zum Genießen:<br />
Achtelfinale gegen Fernando Verdasco<br />
– 6:1, 6.0, 6:2. Viertelfinale gegen Nicolas<br />
Rafael Nadal bei<br />
den French Open<br />
Titel: 14<br />
Matches: 112:3<br />
Sätze: 335:34<br />
Siege gegen Top-10-Spieler: 32<br />
39 Matchsiege in Folge (2010 bis 2015)<br />
38 Satzgewinne in Folge (2016 bis 2018)<br />
24 Sätze mit 6:0<br />
4 Titel ohne Satzverlust<br />
Almagro – 6:1, 6:1, 6:1. Halbfinale gegen<br />
Novak Djokovic – 6:4, 6:2, 7:6. Finale gegen<br />
Roger Federer 6:1, 6.3, 6:0.<br />
Aber jetzt wird das Haar licht und<br />
sein Anhang auf der Tribüne – Coach Carlos<br />
Moya, Manager Carlos Costa, der Vater<br />
Sebastian, PR-Mann Benito Perz Barbadillo<br />
– ist mit ihm gealtert.<br />
In seinem Auftaktmatch in Madrid<br />
ist er noch einmal der „King of Clay“. 6:1<br />
gewinnt er den ersten Satz nach 28 Minuten.<br />
Am Ende steht es 6:1, 6:0. Allerdings<br />
war der 1,90-Meter-Mann Blanch, der mit<br />
viel Wumms servieren kann, so beeindruckt<br />
von der großen Bühne, dass seine<br />
Vorhandschüsse meist um mehrere Chorizo-Salami-Längen<br />
im Aus landeten.<br />
Zurück ins Jahr 2003. Zurück zum<br />
16-jährigen Nadal. Damals fand das Turnier<br />
am Hamburger Rothenbaum noch als Masters-Event<br />
im Mai statt. <strong>tennis</strong> MAGAZIN<br />
fragt beim ATP-Pressemann Nicolai Arzani<br />
nach, ob es mit einem Interview mit Roger<br />
Federer klappt. Der Schweizer galt damals<br />
als Superstar in spe. Zwei Monate später<br />
gewann er Wimbledon.<br />
Die Handbewegung von Arzani war<br />
unmissverständlich – keine Chance auf<br />
KÖNIG VON ROLAND GARROS: Rafael<br />
Nadal siegte 2005 erstmals in Paris.<br />
Federer. „Aber ich kann euch ein Interview<br />
mit Rafael Nadal anbieten“, sagt Arzani, „er<br />
wird einer der ganz Großen.“<br />
Also Nadal, der Qualifikant, in der Players<br />
Lounge in Hamburg. Den Gesprächspartner<br />
schaut er kaum an, blickt immer<br />
wieder auf das Display seines Handys.<br />
Keine Arroganz, sondern Schüchternheit.<br />
Sein Händedruck ist lasch, komplett anders<br />
als die Vorhand, die er am Abend zuvor<br />
einem bedauernswerten Carlos Moya,<br />
immerhin Ex-Nummer eins und French<br />
Open-Champion, um die Ohren drosch.<br />
Das Gesicht von Nadal ist das eines Kindes.<br />
Eigentlich muss man ihm alles aus der<br />
Nase ziehen. Ein Dolmetscher ist dabei,<br />
Nadal spricht kaum Englisch.<br />
Fühlt er sich als Tennisstar? „Nein, überhaupt<br />
nicht“, sagt Nadal mit tiefer Stimme,<br />
„ich konzentriere mich nur auf Tennis. Das<br />
ist das einzige, was mich interessiert.“ Dass<br />
das Hamburger Abendblatt heute titelt „Die<br />
Zukunft des Tennis“, interessiert ihn nicht<br />
sonderlich. Aber schon damals wird ein<br />
Wesenszug deutlich, den man bei ihm in<br />
den nächsten Jahren oft erleben wird. Er<br />
fühlt mit dem geschlagenen Moya, seinem<br />
Landsmann und Mentor.<br />
Foto: Imago<br />
→<br />
JANUAR 2023<br />
Nadal verletzt sich bei<br />
den Australian Open<br />
in der zweiten Runde<br />
gegen Mackenzie<br />
Macdonald am<br />
Hüftbeuger des linken<br />
Beines und verliert in<br />
drei Sätzen. Die Folge<br />
seiner Verletzung:<br />
bis zu acht Wochen<br />
Pause.<br />
Foto: Imago/Mike Frey<br />
MÄRZ 2023<br />
Das Ende einer gigantischen<br />
Serie im Profi<strong>tennis</strong>.<br />
Nach 912 Wochen in Folge<br />
fällt Nadal aus den Top 10<br />
im ATP-Ranking. „Bei all<br />
den Verletzungen, die ich<br />
in den letzten 18 Jahren<br />
hatte, ist es fast ein Wunder,<br />
dass ich nie außerhalb<br />
der Top 10 gelandet bin“,<br />
sagt er.<br />
MAI 2023<br />
Nachdem seine Verletzung<br />
immer noch nicht auskuriert<br />
ist, erklärt Nadal seine<br />
Absage für die French Open.<br />
Außerdem lässt er durchblicken,<br />
dass 2024 sein letztes<br />
Jahr auf der Tour sein wird.<br />
„Ich habe so hart gearbeitet,<br />
dass mein Karriereende<br />
nicht hier sein wird, in einer<br />
Pressekonferenz.“<br />
→<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
25
TURNIERE VORSCHAU FRENCH OPEN<br />
„Er tat mir leid, weil er nicht sein bestes<br />
Tennis gespielt hat“, sagt Nadal. Als Rafa,<br />
wie ihn schon damals alle nennen, zehn<br />
Jahre alt ist, lernt er Moya bei einem Juniorenturnier<br />
kennen. Jetzt sagt er: „Dass Carlos<br />
mich unterstützt, ist fantastisch.“<br />
In der Retrospektive wird klar, wie<br />
sehr Nadal seine „Bubble“ schon immer<br />
gebraucht hat. Sie gibt dem im tiefsten<br />
Inneren ängstlichen, scheuen Jungen<br />
Schutz. Die Heimat Mallorca, sein Umfeld,<br />
das über die Jahre immer dasgleiche geblieben<br />
ist. Nur sein Onkel Toni gehört nicht<br />
mehr so richtig dazu.<br />
Seit Rafael Nadal im Club Tenis Manacor<br />
auf Mallorca mit vier Jahren seine ersten<br />
Bälle schlug, wurde er von Toni trainiert.<br />
Dass das Verhältnis schwierig war,<br />
wird schon in seiner Biografie „Rafa. Mein<br />
Weg an die Spitze“ von 2012 deutlich. 2017<br />
kommt es zur Trennung, die einer komplizierten<br />
Scheidung gleicht, weil beide nicht<br />
mehr miteinander und anfangs auch nicht<br />
ohne den anderen konnten.<br />
Und jetzt? Im 22. Profijahr? Wie geht<br />
die Geschichte aus? Denn eines ist klar:<br />
Seine Zeit läuft ab. Das mag brutal klingen,<br />
aber es ist Fakt. Schon zehn Roland Garros-<br />
Titel waren nicht zu fassen. Es wurden 14.<br />
Einen 15. wird es nicht geben, weil Nadal<br />
zwar Grenzen verschoben hat, aber jetzt an<br />
seine Grenze kommt. Es geht jetzt um ein<br />
Exit-Szenario. Um ein würdiges Ende einer<br />
einzigartigen Karriere.<br />
Aber ob Nadal tatsächlich die French<br />
Open spielen wird, ließ er vor Turnierstart<br />
in Madrid völlig offen. „Wenn ich in Paris so<br />
ankomme, wie ich mich heute fühle, werde<br />
ich nicht spielen. Ich werde die French<br />
Open spielen, wenn ich konkurrenzfähig<br />
bin. Wenn ich nicht auf den Platz gehen<br />
kann mit dem Gefühl des Traumes, selbst<br />
wenn es nur ein kleiner Prozentsatz ist,<br />
ergibt es keinen Sinn für mich. Dann bevorzuge<br />
ich es, bei den Erinnerungen zu bleiben,<br />
die ich mit Roland Garros verbinde“,<br />
sagte er.<br />
Bedeutet: Hat Nadal keinen Funken<br />
Glauben, dass er die French Open auch in<br />
seinem derzeitigen körperlichen Zustand<br />
auf Augenhöhe mitspielen kann, wird er<br />
darauf verzichten.<br />
Dabei spielt es eine große Rolle, dass<br />
es in Paris über drei Gewinnsätze geht und<br />
Nadals letztes Match in diesem Format<br />
etwas länger zurückliegt – in der zweiten<br />
BIS ZUM LETZTEN<br />
TROPFEN: Im Training<br />
gab Rafael Nadal alles,<br />
um wieder wettbewerbsfähig<br />
zu sein.<br />
Doch zahlreiche Verletzungen<br />
bremsten<br />
ihn beim Comeback<br />
immer wieder aus.<br />
Runde der Australian Open 2023, wo er sich<br />
am Hüftbeuger verletzt hatte. „Ein Verzicht<br />
wäre nicht das Ende der Welt oder das Ende<br />
meiner Karriere. Ich habe immer noch Ziele<br />
nach Roland Garros, beispielsweise Olympia“,<br />
sagt Nadal.<br />
Das olympische Turnier in Paris, das<br />
ebenfalls in Nadals „Wohnzimmer“, im<br />
Stade Roland Garros, ausgetragen wird,<br />
würde Nadal auf seinem geliebten Sand die<br />
Chance bieten, als erster Tennisspieler drei<br />
Goldmedaillen zu gewinnen. Allein es fehlt<br />
der Glaube.<br />
Foto: Imago/ Urbanandsport<br />
JUNI 2023<br />
Seinen 37. Geburtstag verbringt<br />
Nadal im Krankenhaus.<br />
Er lässt sich in Barcelona<br />
einer Arthroskopie<br />
an der Hüfte unterziehen.<br />
Kurz darauf wendet er<br />
sich an seine Millionen<br />
Fans via Social Media mit<br />
der Botschaft, dass der<br />
Genesungsprozess fünf<br />
Monate dauern wird.<br />
Foto: Instagram<br />
NOVEMBER 2023<br />
Nadal kündigt an, dass er<br />
im Januar in Brisbane und<br />
dann bei den Australian<br />
Open spielen wird. „Wir<br />
wissen, dass der Schmerz<br />
niemals verschwinden<br />
wird. Ich werde nicht mehr<br />
Grand Slams gewinnen als<br />
Djokovic, aber ich werde<br />
die Chance haben, wieder<br />
Spaß zu haben“, sagt er.<br />
JANUAR 2024<br />
Nadal gewinnt in Brisbane<br />
seine ersten beiden<br />
Matches überzeugend. Im<br />
Viertelfinale gegen Jordan<br />
Thompson vergibt er drei<br />
Matchbälle und verletzt sich<br />
erneut. Eine MRT-Untersuchung<br />
ergibt eine Muskelverletzung.<br />
Er sagt daraufhin<br />
seine Teilnahme bei den<br />
Australian Open statt.<br />
JANUAR 2024<br />
Die Meldung, dass Nadal<br />
zum Tennis-Botschafter von<br />
Saudi-Arabien ernannt wird,<br />
sorgt für Wirbel wegen der<br />
Menschenrechtslage. Das<br />
Königreich soll er im Rahmen<br />
seiner Partnerschaft<br />
nun jährlich besuchen, „um<br />
den Sport zu fördern und<br />
eine neue Rafa-Nadal-Akademie<br />
aufzubauen“.<br />
26 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
Mit dem Olympiasieg im Einzel in<br />
Peking 2008 wurde er erstmals die Nummer<br />
eins der Welt, 2016 in Rio de Janeiro<br />
holte er Gold im Doppel an der Seite seines<br />
Kindheitsfreundes Marc Lopez.<br />
Und nun 2024 in Paris? Vieles deutet<br />
daraufhin, dass der Spanier zumindest<br />
im Doppel an den Start gehen wird an der<br />
Seite des 17 Jahre jüngeren Carlos Alcaraz.<br />
Es wäre eine faszinierende Paarung.<br />
Alcaraz betonte immer wieder, dass er<br />
unbedingt mit seinem Landsmann spielen<br />
möchte. „Es wäre ein Traum. Nicht nur, im<br />
Einzel oder Doppel eine Medaille zu gewinnen,<br />
aber einfach das Erlebnis, mit meinem<br />
Idol gemeinsam Doppel zu spielen. Diese<br />
Erinnerung würde ich mit ihm besonders<br />
gerne teilen“, sagt Alcaraz. Und Nadal bestätigte<br />
am Rande des Masters-Turniers in<br />
Madrid: „Carlos muss mich nicht fragen,<br />
wenn alles gut geht, werden wir spielen. Es<br />
ist auch für mich sehr aufregend. Es wäre<br />
großartig, vor den Olympischen Spielen<br />
das ein oder andere Turnier zu spielen, um<br />
sich vorzubereiten und sich auf dem Platz<br />
wohlzufühlen.“<br />
Nadal wäre nicht Nadal, wenn er nicht<br />
das weiterhin machen würde, was ihn in<br />
den letzten zwei Dekaden charakterisiert<br />
hat: Tiefstapelei. „Ich wäre total überrascht,<br />
wenn ich am Samstag Alex de Minaur<br />
besiegen würde“, sagte er vor seinem Zweitrundenmatch<br />
in Madrid gegen den Australier,<br />
der zugegebenermaßen zu diesem<br />
Zeitpunkt mit Platz elf Galaxien vor Nadal<br />
im Ranking lag.<br />
De Minaur, kein ausgewiesener Sandplatzliebling,<br />
hatte Nadal eine Woche zuvor<br />
in Barcelona geschlagen. Was dann in Madrid<br />
im Duell zwischen den beiden passierte,<br />
war ein Auftritt Nadals, wie man ihn kennt.<br />
Die Energie, die Leidenschaft, der Kampfeswille,<br />
die klassischen Schlagkombinationen.<br />
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FRENCH OPEN<br />
Termin: 26. Mai bis 9. Juni<br />
Ort: Paris<br />
Belag: Sand<br />
Herrenfinale 2023: Novak Djokovic<br />
– Casper Ruud 7:6, 6:3, 7:5<br />
Damenfinale 2023: Iga Swiatek –<br />
Karolina Muchova 6:2, 5:7, 6:4<br />
Größtes Stadion: Court Philippe-<br />
Chatrier (15.225 Plätze)<br />
Rekordsieger: Rafael Nadal (14 Titel)<br />
Rekordsiegerin: Chris Evert (7 Titel)<br />
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All das, was den Spanier über die Jahre so<br />
ausgezeichnet hatte, war wieder da.<br />
„Ich bin die letzte Zeit jeden Tag aufgewacht,<br />
um solch einen Moment wie<br />
diesen zu erleben“, freute er sich nach<br />
dem für ihn unerwarteten Sieg gegen<br />
de Minaur. Wobei auch die Tiefstapelei<br />
Methode hat, eine Art Selbstschutz vor<br />
Enttäuschungen ist. Selbst in seinen glorreichen<br />
Zeiten auf Sand, als er jeden beliebigen<br />
Gegner schwindelig spielte und als<br />
haushoher Favorit in jedes Match ging,<br />
war immer dieses Understatement bei<br />
Nadal zu spüren.<br />
Wie gesagt: Am 3. Juni wird Nadal 38<br />
Jahre alt. Normalerweise verbringt er seinen<br />
Geburtstag in Paris während der<br />
French Open. Sollte er an seinem Ehrentag,<br />
an dem der zweite Achtelfinaltag ausgetragen<br />
wird, noch im Turnier dabei<br />
sein, müsste man das in Anbetracht der<br />
Umstände als Sensation werten, zumal er<br />
diesmal auf Losglück angewiesen ist.<br />
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FEBRUAR 2024<br />
Nach der Kritik an seinen<br />
Engagement in Saudi-<br />
Arabien erklärt Nadal in<br />
einem Interview seine<br />
Beweggründe. „70 Prozent<br />
der Bevölkerung sind unter<br />
35 Jahren und es kann eine<br />
echte Veränderung geben,<br />
weil es junge Leute sind,<br />
die sie fordern“, sagt er zur<br />
Lage in Saudi-Arabien.<br />
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6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
27
TURNIERE VORSCHAU FRENCH OPEN<br />
Da er in Paris erstmals nicht gesetzt<br />
sein wird, droht im schlechtesten Fall ein<br />
frühes Duell gegen einen Topspieler wie<br />
Carlos Alcaraz, Jannik Sinner oder Novak<br />
Djokovic. Ein Szenario, das Nadal sicherlich<br />
im Hinterkopf hat. Dass er 2025 noch einmal<br />
die French Open spielen wird, ist ausgeschlossen,<br />
zumal er in Madrid bestätigt<br />
DIE VERLETZUNGEN VON RAFAEL NADAL IN DER ÜBERSICHT<br />
Jahr Verletzungen<br />
Absagen bei Grand Slams, ATP-Finals, Olympia;<br />
Verletzungen während großer Turniere<br />
2003 Ellenbogenverletzung French Open<br />
2004 Ermüdungsbruch im Mittelfuß French Open, Wimbledon, Olympia (Athen)<br />
2005 Knieverletzung, Bänderverletzung ATP-Finals<br />
2006 Schulterprobleme Australian Open<br />
2007 Knieprobleme, Unterarmverletzung Australian Open<br />
2008 Knieprobleme ATP-Finals<br />
2009<br />
Sehnenentzündung in beiden Knien,<br />
Bauchmuskelzerrung, Rückenprobleme<br />
Wimbledon, French Open, US Open<br />
2010 Knieverletzung, Quadrizepssehnenriss Australian Open, Wimbledon<br />
2011<br />
Muskelfaserriss im Oberschenkel, Haarriss im Fuß,<br />
Knieprobleme<br />
Australian Open, Wimbledon<br />
2012<br />
Patellasehnenriss, Sehnenentzündung im Knie,<br />
Hoffa-Kastert-Syndrom<br />
US Open, ATP-Finals, Olympia (London),<br />
Wimbledon<br />
2013 Magen-Darm-Infektion Australian Open<br />
2014<br />
Rückenprobleme, Handgelenksverletzung,<br />
Blinddarm-OP<br />
US Open, ATP-Finals, Australian Open<br />
2015 Knieverletzung ---<br />
2016 Handgelenksprobleme ATP-Finals, French Open<br />
2017 Knieverletzung ---<br />
Verletzung am Hüftbeuger, Patellasehnen-Entzündung,<br />
2018 Bauchmuskelzerrung,<br />
ATP-Finals, Australian Open<br />
freier Gelenkkörper im Sprunggelenk<br />
2019 Handgelenksverletzung ---<br />
2020 wegen Pandemie nicht angetreten<br />
2021<br />
2022<br />
Körperliche Erschöpfung, Operation Müller-Weiss-<br />
Syndrom (seit Kindheit)<br />
Rippenbruch, Spiele mit betäubtem Fuß, Bauchmuskelverletzung<br />
hat, dass er in der spanischen Hauptstadt<br />
das letzte Mal angetreten ist (Aus im Achtelfinale<br />
gegen Jiri Lehecka, 5:7, 4:6).<br />
Möglicherweise kopiert der Spanier<br />
seinen langjährigen Rivalen und mittlerweile<br />
guten Freund Roger Federer in<br />
Sachen Abschied. Der hatte beim Laver<br />
Cup umrahmt von vielen Spielerkollegen<br />
Wimbledon, US Open, ATP-Finals, Olympia<br />
(Tokio), French Open<br />
Wimbledon, US Open<br />
2023 Muskelverletzung am Hüftbeuger<br />
French Open, Wimbledon, US Open,<br />
Australian Open<br />
2024 Muskelverletzung im Oberschenkel Australian Open<br />
und ehemaligen Wegbegleitern „Good bye“<br />
gesagt. Nadals Zusage für den Laver Cup in<br />
Berlin (20. bis 22. September) gab es bereits.<br />
2022 beim Abschied von Federer in London<br />
ging das Bild, wie Federer und Nadal<br />
auf der Bank Händchen hielten, um die<br />
Welt – es ist eines dieser ikonischen Sportfotos.<br />
Ins kollektive Sportgedächtnis haben<br />
sich die Tränen längst eingebrannt. Falls<br />
Nadal beim Laver Cup tatsächlich seine Karriere<br />
beenden wird, dürfte es ähnlich emotional<br />
zugehen.<br />
Oder überrascht der „Stier aus Manacor“<br />
doch noch alle? Gibt es den finalen<br />
Tusch im letzten Akt? Stade Roland Garros.<br />
16.000 jubelnde Zuschauer. Matchball<br />
Nadal. Nein, nicht bei den French Open,<br />
sondern bei Olympia. Verwandelt im<br />
Doppel an der Seite von Nachfolger<br />
Alcaraz. Bronze oder Gold. Man wird ja<br />
noch träumen dürfen. ◯<br />
SCHON AUF DEM RADAR: Rafael Nadal als<br />
Titelheld auf unserem Cover im Juli 2003. Der<br />
16-Jährige hatte gerade seinen Mentor und<br />
heutigen Coach Carlos Moya geschlagen. In<br />
Paris 2003 pausierte er – Ellbogenverletzung.<br />
MÄRZ 2024<br />
Nachdem er seinen<br />
geplanten Start in Doha<br />
im Februar abgesagt hat,<br />
spielt er beim „Netflix<br />
Slam“ in Las Vegas gegen<br />
Carlos Alcaraz (6:3, 4:6,<br />
12:14). Kurz darauf sagt<br />
er seinen Start in Indian<br />
Wells ab. Er sei noch nicht<br />
bereit für die Belastungen,<br />
teilt er mit.<br />
Foto: Imago/Ella Ling<br />
APRIL 2024<br />
Nadal steigt als Gesellschafter<br />
bei Playtomic, einer<br />
weltweiten Buchungs-<br />
App für Tennis und Padel,<br />
ein. „Die App schafft es,<br />
diese Sportarten für alle<br />
Menschen zugänglich<br />
zu machen, unabhängig<br />
von ihrer körperlichen<br />
Verfassung oder ihrem<br />
Spielniveau“, sagt er.<br />
Foto: Datenbank<br />
APRIL 2024<br />
Nadal muss auch seinen<br />
Start in die Sandplatzsaison<br />
in Monte Carlo absagen. Er<br />
fühlt sich noch nicht in der<br />
Lage, auf hohem Niveau<br />
zu spielen. Es gibt Spekulationen,<br />
dass er erst zu<br />
den French Open bereit ist.<br />
Kurz darauf spielt er aber<br />
die Turniere in Barcelona<br />
und Madrid.<br />
28 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
Bildnachweis: Valentin Diehl<br />
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TURNIERE VORSCHAU FRENCH OPEN<br />
ROLAND GARROS: Der „La<br />
Coupe des Mosquetaires“<br />
(re.) und der „La Coupe<br />
Suzanne Lenglen“ werden<br />
in Erinnerung an große<br />
französische Tennishelden<br />
vergeben.<br />
Foto: Datenbank Foto: Datenbank Foto: Imago<br />
French Open —<br />
So tippt die Redaktion<br />
Roland Garros gilt als das härteste Grand Slam-Turnier. Wer ist am besten<br />
gerüstet für die Strapazen auf der berühmten Terre Battue?<br />
ALEX ZVEREV & ELENA RYBAKINA<br />
ANDREJ ANTIC<br />
Die Chancen, ein Grand Slam-Turnier<br />
zu gewinnen, werden für Zverev<br />
übersichtlicher. Inzwischen ist er bei<br />
den Aufsteigern Alcaraz und Sinner<br />
fast ein Außenseiter-Tipp. Vielleicht<br />
keine schlechte Ausgangsposition. Wird<br />
Paris warm und trocken, profitiert er von seiner Erfahrung von<br />
28 Grand Slam-Starts und siegt. Bei den Damen holt Rybakina<br />
nach Wimbledon 2022 ihren zweiten Slam.<br />
CARLOS ALCARAZ & IGA SWIATEK<br />
CHRISTIAN ALBRECHT<br />
BARSCHEL<br />
Bei den Damen führt kein Weg an<br />
Iga Swiatek vorbei. Auf Sand ist sie<br />
eine Klasse für sich. Ruft die Polin<br />
ihre Leistung ab, wird sie zum vierten<br />
Mal in Paris gewinnen. Offen wie seit 20<br />
Mein<br />
Tipp<br />
Mein<br />
Tipp<br />
Jahren nicht mehr erscheint mir die Herrenkonkurrenz. Viel<br />
hängt davon ab, wie das Wetter sein wird. Scheint reichlich<br />
die Sonne und ist er fit genug, sehe ich Carlos Alcaraz vorne.<br />
Foto: Datenbank Foto: Datenbank<br />
NOVAK DJOKOVIC & IGA SWIATEK<br />
TIM BÖSELER<br />
Auch wenn Novak Djokovic eine für<br />
seine Verhältnisse bisher schlechte<br />
Saison gespielt hat: Wenn jemand<br />
weiß, wie man Grand Slam-Turniere<br />
gewinnt, dann er. Den Angriff der<br />
jungen Wilden wird er auf der Pariser<br />
Asche noch einmal ausbremsen. Bei den Damen wird erneut<br />
Iga Swiatek dominierem. Klar, ist ein Langeweiler-Tipp, aber<br />
ich sehe einfach keine andere Spielerin vor der Polin.<br />
JANNIK SINNER & ARYNA SABALENKA<br />
FRANZISKA BRÜLLS<br />
Zwar fehlt es Aryna Sabalenka an<br />
Konstanz, aber in Melbourne hat sie<br />
mit ihrem zweiten Grand Slam-Titel<br />
bereits bewiesen, wie stark sie ein<br />
Turnier dominieren kann. Bei den<br />
Herren fällt mein Tipp auf Jannik Sinner.<br />
AKTUELLE WETTQUOTEN<br />
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Mein<br />
Tipp<br />
Mein<br />
Tipp<br />
Der 22-Jährige spielt eine überragende Saison und hat vom<br />
Vorjahr in Paris (Zweitrunden-Niederlage gegen Daniel Altmaier)<br />
noch einiges gut zu machen.<br />
30 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
TURNIERE STUTTGART<br />
VOLLE FOKUSSIERUNG:<br />
Die 1,84 Meter große Elena<br />
Rybakina servierte mit bis zu<br />
200 km/h in der Stuttgarter<br />
Porsche Arena.<br />
32 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
Die Lautlose<br />
Mit dem finalen Triple zwischen Iga Swiatek und<br />
Aryna Sabalenka hatte man gerechnet. Aber dann war<br />
Elena Rybakina besser als alle anderen und siegte zum<br />
ersten Mal beim Porsche Tennis Grand Prix<br />
TEXT ANDREJ ANTIC<br />
Foto: Imago/Hartenfelser<br />
KUNST UND SPIELE:<br />
Ein Rahmenprogramm<br />
mit Showelementen –<br />
wie hier vom weltberühmten<br />
Stuttgarter<br />
Ballett – gehört zur<br />
DNA des Porsche<br />
Tennis Grand Prix.<br />
Foto: Imago/Rahn<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
33
TURNIERE STUTTGART<br />
Als Elena Rybakina 2022<br />
sensationell in Wimbledon<br />
reüssierte, war für jeden<br />
Zuschauer – ob bei den 15.000<br />
auf dem Centre Court oder<br />
den Millionen vor den Bildschirmen<br />
– offensichtlich: Die Kasachin war<br />
völlig überfordert. Eine echte Freude über<br />
den Coup sah man nicht.<br />
Knapp zwei Jahre später hat die gebürtige<br />
Moskowiterin zwar ihr Wesen nicht<br />
geändert. Sie ist immer noch introvertiert,<br />
aber es gibt kaum eine Spielerin auf der<br />
Tour, die auch abseits des Courts so entspannt<br />
und gelassen wirkt. Fakt ist, dass<br />
Wimbledon sie in eine neue Dimension<br />
katapultierte. Ein One-Slam-Wonder ist sie<br />
mitnichten. Allein in diesem Jahr siegte die<br />
1,84-Meter-Frau mit dem brachialen Service<br />
in Brisbane und Abu Dhabi. In Doha und<br />
Miami erreichte sie das Finale.<br />
In Stuttgart beendete sie die Siegesserie<br />
von Iga Swiatek. Zwei Auftritte hatte die<br />
Weltranglistenerste bislang im Ländle. Zweimal<br />
schnappte sie sich den Porsche. In beiden<br />
Finals besiegte sie Aryna Sabalenka.<br />
In diesem Jahr war im Halbfinale Endstation<br />
für die Frau, die sich am Montag nach<br />
dem Turnier für 100 Wochen auf Platz eins<br />
der Weltrangliste feiern lassen durfte. Verloren<br />
hatte Swiatek ausgerechnet gegen<br />
Angstgegnerin Rybakina. Tags darauf schlug<br />
sie Überraschungsfinalistin Marta Kostyuk.<br />
Fun Fact: Rybakina, die neben der Siegprämie<br />
von 131.000 Euro den obligatorischen<br />
Porsche-Flitzer gewann, hat noch<br />
nicht einmal einen Führerschein. Die 24-Jährige<br />
hatte bisher schlicht keine Zeit, genügend<br />
Fahrstunden zu absolvieren.<br />
Ob sie am Ende davon profitierte, dass<br />
Kostyuk nach mehr als zehn Stunden Schuften<br />
im Finale platt war – sei es drum. Fakt<br />
ist: Rybakina ist mit das Beste, was der<br />
Damen-Circuit zurzeit zu bieten hat. Den<br />
Aufschlag wuchtet sie mit bis zu 200 Stundenkilometern<br />
ins gegnerische Feld. Ihre<br />
Grundschläge sind flach, lang und präzise.<br />
Vor allem im Match gegen Swiatek<br />
wurde wieder einmal deutlich, dass es der<br />
Polin überhaupt nicht gefällt, wenn jemand<br />
anders als sie das Kommando übernimmt.<br />
Was ebenfalls für Rybakina als mögliche<br />
künftige Nummer eins der Welt spricht:<br />
Sie zieht ihr Power<strong>tennis</strong> auf allen Belägen<br />
durch: siehe Wimbledon (Rasen), siehe auch<br />
Indian Wells (Hartplatz). Beim inoffiziellen<br />
„Fifth Slam“ holte sie 2023 den Titel. Und<br />
siehe jetzt den Porsche Tennis Grand Prix.<br />
Das Stuttgarter Turnier mag von der<br />
Kategorie „nur“ ein 500er-Turnier sein.<br />
Aber es ist ein Juwel. Da mögen die Masters<br />
in Madrid und Rom größer sein und mehr<br />
Preisgeld ausschütten, aber feiner und elitärer<br />
geht es fast nirgendwo auf der Tour<br />
zu als in der Porsche Arena. „Wir sind wahrscheinlich<br />
das einzige Turnier, bei dem die<br />
Nummer 10 der Welt nicht gesetzt ist“, sagt<br />
Markus Günthardt.<br />
Der Turnierdirektor sitzt gerade in der<br />
VIP-Lounge, nippt am Mineralwasser. Dicker<br />
Teppichboden, der jeden Schall dämpft,<br />
edle Speisen, Kellnerinnen mit blütenweißer<br />
Bluse, die einem jeden kulinarischen<br />
Wunsch erfüllen. Der PTGP, wie das Turnier<br />
im Branchenslang genannt wird, ist<br />
sein Baby. Seit 2005, als es aus dem beschaulichen<br />
Filderstadt in die Bad Cannstatter<br />
Hightech-Arena umzog, schaffen er und sein<br />
Team es jedes Jahr, ein Event zu kreieren,<br />
das Spielerinnen und Gästen ein Lächeln ins<br />
Gesicht zaubert.<br />
Ausmaße wie in Roland Garros<br />
4.200 Zuschauer fasst die Porsche Arena.<br />
Von Donnerstag bis Sonntag war sie ausverkauft.<br />
Mehr als 31.000 Zuschauer erlebten<br />
in der Woche einen Showkampf zu Turnierbeginn<br />
(mit Andrea Petkovic), ein Village in<br />
der benachbarten Hanns-Martin-Schleyer-<br />
Halle, in dem man die Stars hautnah beim<br />
Training beobachten konnte, eine Weltklasse-Ballett-Einlage<br />
und die Lichtershow<br />
auf dem Centre Court mit Matches etwa zwischen<br />
Iga Swiatek und Emma Raducanu, bei<br />
denen man ins Schwärmen geriet. „Es war<br />
das beste Tennis, das ich je gesehen habe“,<br />
urteilte die Sportliche Leiterin Anke Huber<br />
über das Niveau der kompletten Woche.<br />
Wer sich etwas länger mit ihrer „besseren<br />
Hälfte“ – die frühere Nummer vier der<br />
Welt und der frühere Schweizer Doppelspezialist<br />
Günthardt ergänzen sich ideal als Veranstalter-Duo<br />
– unterhält, bekommt einen<br />
Eindruck der besonderen Porsche-Philosophie.<br />
Sie erfährt auch keinen Kratzer, weil<br />
in diesem Jahr nicht die komplette Top Ten<br />
versammelt ist – Jessica Pegula und Maria<br />
Sakkari fehlen.<br />
Einen Masters-Status strebt das Turnier<br />
gar nicht an, „weil auch Porsche“, so Günthardt,<br />
„nicht der größte Automobilhersteller<br />
ist“, vor allem kein „Massenhersteller“.<br />
Aber wie bedeutend Stuttgart ist, zeigt die<br />
kluge Inszenierung: „Unser Center Court hat<br />
die gleichen Ausmaße wie der Court Philippe<br />
Chatrier in Paris mit seinen 16.000 Sitzen.<br />
Wenn du einen großen Center Court<br />
hast, suggerierst du beim Fernsehbild, dass<br />
du ein großes Turnier bist“, sagt Günthardt.<br />
Der zweite Grund für den langen Auslauf:<br />
Foto: Imago/Rahn<br />
LAUFWUNDER: Marta Kostyuk<br />
war die Überraschung des<br />
Turniers. Die Ukrainerin (21)<br />
spielte sich bis ins Finale und<br />
auf Platz 21 der Weltrangliste.<br />
Die Spielerinnen bekommen fünf Wochen<br />
vor dem Höhepunkt auf Sand schon einmal<br />
einen Vorgeschmack auf Paris. Auch in<br />
puncto Sand, der sich an der französischen<br />
„Terre Battue“ orientiert und immer wieder<br />
auf den Prüfstand gestellt wird. Mit wieviel<br />
Detailverliebtheit Günthardt & Co. an ihr<br />
Turnier gehen, zeigt auch dies: Inzwischen<br />
vertraut man der ungarischen Platzbaufirma<br />
„Reboundsports“. Kurioserweise entpuppte<br />
sich der Mann dahinter als Sohn des<br />
ehemaligen Doppelpartners von Günthardt,<br />
Zoltan Kuharszky. Kuharszky – das Leben<br />
schreibt oft witzige Geschichten – war auch<br />
Trainer von Anke Huber. Der Clou bei dem<br />
neuen Boden. Er wird direkt auf Holzplatten<br />
aufgetragen und verlegt, was kaum noch<br />
Staub entwicklung zur Folge hat. Huber, die<br />
den Untergrund beim Billie Jean King Cup<br />
getestet hatte, war jedenfalls begeistert.<br />
Und noch jemand dürfte es jetzt sein:<br />
Elena Rybakina. Mit ihrem ersten Titel in<br />
Stuttgart gehört sie zum engen Favoritenkreis<br />
auf ihren zweiten Grand Slam-Titel –<br />
Ende Mai und Anfang Juni in Paris. ◯<br />
34<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
Von Donnerstag<br />
bis Sonntag war<br />
die Porsche Arena<br />
ausverkauft<br />
RESULTATE<br />
WTA STUTTGART<br />
Viertelfinale:<br />
Swiatek – Raducanu 7:6, 6:3;<br />
Rybakina – Paolini 6:3, 5:7, 6:3;<br />
Kostyuk – Gauff 3:6, 6:4, 7:6;<br />
Vondrousova – Sabalenka 3:6,<br />
6:3, 7:5.<br />
Halbfinale:<br />
Rybakina – Swiatek 6:3, 4:6, 6:3;<br />
Kostyuk – Vondrousova 7:6, 6:2.<br />
Finale:<br />
Rybakina – Kostyuk 6:2, 6:2.<br />
Doppelfinale:<br />
Chan/Kudermetova – Eikeri/Neel<br />
6:4, 3:6, 10:2<br />
Foto: Imago/Rahn<br />
FETTE BEUTE: Elena Rybakina (Mi.)<br />
bekam einen Porsche Taycan 4S<br />
Sport Turismo. Porsche-CEO<br />
Oliver Blume und Finalistin Marta<br />
Kostyuk stehen Spalier.<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
35
TURNIERE VORSCHAU HAMBURG<br />
Foto: Imago/Gärtner<br />
Heimspiel<br />
vor Olympia<br />
Titelverteidiger Alexander<br />
Zverev tritt wieder in seiner<br />
Heimat an – auch, um für<br />
Olympia fit zu sein. Ein Plan,<br />
dem einige andere Stars<br />
womöglich folgen könnten<br />
TEXT TIM BÖSELER<br />
Es war ein „Riesenkindheitstraum“,<br />
der 2023 für Alexander Zverev am<br />
Rothenbaum in Erfüllung ging, als<br />
er den Titel in seiner Heimatstadt<br />
Hamburg gewann. Frühzeitig<br />
signalisierte er, dass er 2024 „natürlich“<br />
die Titelverteidigung in Angriff nehmen<br />
würde, was man nicht unbedingt als eine<br />
Selbstverständlichkeit abtun kann. Denn<br />
2024 ist einiges anders am Rothenbaum,<br />
dem traditionsreichsten deutschen Tennisturnier.<br />
Der Deutsche Tennis Bund als<br />
Inhaber der Turnierlizenz wechselte den<br />
Veranstalter. Der Vertrag mit der Familie<br />
Reichel wurde nicht verlängert, nun wird<br />
die Agentur Tennium mindestens für die<br />
nächsten fünf Jahre das Event managen.<br />
Tennium-Chef Kristoff Puelinckx kündigte<br />
an, dass er das Turnier „in Hamburg<br />
präsenter“ machen wolle: „Die Leute in der<br />
Stadt müssen darüber reden.“ Was dabei<br />
hilft, sind große Namen. 2024 könnte den<br />
neuen Veranstaltern der Juli-Termin in<br />
die Karten spielen, denn das Hamburger<br />
Sandplatzevent liegt direkt vor dem olympischen<br />
Tennis turnier in Paris, das ebenfalls<br />
auf Sand ausgetragen wird. Nach der<br />
fünfwöchigen Rasensaison ist Hamburg<br />
also die ideale Vorbereitung auf Olympia.<br />
Auch dort hat Zverev als Goldmedaillengewinner<br />
von Tokio 2021 viel vor.<br />
„Das Hamburger Turnier spricht mit<br />
seiner Tradition natürlich für sich, aber<br />
ich habe das Gefühl, dass es 2024 durch<br />
die Konstellation mit Olympia besonders<br />
attraktiv für die Spieler ist“, sagt Puelinckx<br />
auf <strong>tennis</strong> MAGAZIN-Anfrage. Man führe<br />
gute Gespräche und wird vier Wochen vor<br />
Turnierstart das Starterfeld bekanntgeben.<br />
2025 wird es den nächsten Umbruch geben.<br />
Hamburg wird dann im Mai stattfinden.<br />
URSCHREI ZUHAUSE: Alexander Zverev, gebürtiger Hamburger,<br />
gewann 2023 am Rothenbaum als erster deutscher Spieler seit<br />
30 Jahren. 1993 hatte Michael Stich in Hamburg triumphiert.<br />
„Der frühere Termin hat viele Vorteile<br />
für uns. Als Sandplatzturnier im Vorfeld<br />
von Roland Garros zieht man die Stars an.<br />
Und wir liegen nicht mehr mitten in den<br />
Sommerferien“, freut sich Puelinckx. ◯<br />
INFOS<br />
HAMBURG OPEN<br />
Ort: Hamburg<br />
Kategorie: 500<br />
Belag: Sand<br />
Datum: 13. bis 21. Juli 2024<br />
Spieleranzahl: 32er-Feld Einzel,<br />
16er-Feld Doppel<br />
Preisgeld: ca. 2 Millionen Euro<br />
Teilnehmer: Alexander Zverev,<br />
Holger Rune<br />
Titelverteidiger: Alexander Zverev<br />
Infos & Tickets:<br />
www.hamburgopenatp500.com<br />
Foto: Imago/Stegemann<br />
36 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
TURNIERE HINTERGRUND<br />
Joker im<br />
großen Spiel<br />
Sie können Profikarrieren beschleunigen, Fans auf<br />
die Tribünen locken und Sponsorenwünsche erfüllen:<br />
Wildcards sind in der Turnierszene ein wichtiges Tool für<br />
Veranstalter, Spieler, Verbände und Förderer. Aber wer<br />
bekommt sie nach welchen Kriterien?<br />
TEXT TIM BÖSELER<br />
Sie sind problematisch und<br />
ungerecht. Sie begünstigen<br />
Profis, die rein zufällig aus<br />
wohlhabenden Ländern oder<br />
aus Grand Slam-Nationen<br />
stammen. Sie sind subjektiv<br />
in einem Sport, der sich für Objektivität<br />
rühmt. Und sie sind ein Einfallstor für<br />
Korruption.“ So beschrieb einmal US-<br />
Tennisreporter Jon Wertheim für die<br />
Sports Illustrated das Wesen der Wildcard.<br />
Auch wenn Wertheim sich bewusst<br />
provokant ausgedrückt hat: Wildcards<br />
sind nicht einfach nur als Einladung<br />
Foto: Shutterstock<br />
38<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
für Spieler und Spielerinnen in ein Turnier<br />
zu verstehen, bei denen sie auf regulärem<br />
Weg nicht hätten mitspielen können. Wild -<br />
cards können auch Ausgangspunkt für<br />
Streitereien, Diskussionen und Skandale<br />
sein. Das Thema ist vielschichtiger, als man<br />
auf dem ersten Blick vermutet. Höchste<br />
Zeit also, einige grundlegende Fragen rund<br />
um die Wildcard zu klären.<br />
Wieso sagt man Wildcard?<br />
Der Begriff stammt vom Pokerspielen. In<br />
bestimmten Spielvarianten gibt es dort<br />
eine Wildcard, die man wie einen Joker<br />
einsetzen kann. Frei übersetzt ist es eine<br />
„wilde Spielkarte“, wobei wild im Sinne von<br />
„beliebig verwendbar“ gemeint ist. Wildcards<br />
gibt es auch in anderen Sportarten<br />
(z.B. in den nordamerikanischen Profiligen<br />
NBA, NFL, NHL, MLB) oder im IT-Bereich,<br />
wo sie als Platzhalter für andere Zeichen<br />
beim Programmieren fungieren.<br />
Wozu dienen Wildcards?<br />
Sie ermöglichen vor allem zwei wesentliche<br />
Aspekte: Nachwuchsförderung durch Wildcards<br />
für vielversprechende Talente und<br />
Attraktivitätssteigerung des Teilnehmerfelds,<br />
indem „Big Names“, also bekannte<br />
Profis, eingeladen werden. Sandra Reichel<br />
von der Agentur Matchmaker, die die WTA-<br />
Turniere in Hamburg und Linz veranstaltet,<br />
beschreibt es so: „Wildcards sind extrem<br />
wichtig für uns als Turnierveranstalter.<br />
Wir können mit ihnen dem nationalen<br />
Nachwuchs eine Chance geben und gleichzeitig<br />
namhafte Spielerinnen in die Felder<br />
holen. Durch beide Maßnahmen wird das<br />
Feld attraktiver – für die Fans, für die ganze<br />
Region, für die Medien, für die Sponsoren.“<br />
Wie viele Wildcards gibt es?<br />
Jedes Turnier – egal auf welchem Profilevel<br />
– verfügt über eine bestimmte<br />
Anzahl von Wildcards. Sie werden an Spieler<br />
und Spieler innen vergeben, die es aufgrund<br />
ihrer Weltranglistenposition nicht<br />
direkt ins Hauptfeld schaffen. Es wird<br />
ihnen also die Qualifikation erspart. Kleinere<br />
WTA- und ATP-Turniere der 250er und<br />
500er-Kategorie können in der Regel vier<br />
Wildcards vergeben. Bei den großen 96er-<br />
Feldern der kombinierten Masters-Turniere<br />
sind es acht in den WTA-Einzelkonkurrenzen.<br />
Auch die Grand Slam-Events haben<br />
acht Wildcards pro Einzelwettbewerb.<br />
Wer entscheidet über die Vergabe?<br />
Spätestens jetzt wird es kompliziert. Denn<br />
wer die Wildcards vergibt, ist nicht festge-<br />
legt. Häufig ist es so, dass die Ausrichter<br />
der Turniere darüber bestimmen, wer die<br />
Wildcards bekommt. Vermarktungsagenturen,<br />
Verbände oder die Lizenzinhaber<br />
der Turniere sind bei der Vergabe aber oft<br />
involviert. Je nachdem, wie die Entscheidungen<br />
ausfallen, kann das durchaus zu<br />
Irritationen führen – wie beim Groß-Turnier<br />
von Madrid. In der spanischen Hauptstadt<br />
ging nur eine Wildcard an einen<br />
spanischen Profi, nämlich an Nachwuchsspieler<br />
Martin Landaluce. Die acht WTA-<br />
Wildcards erhielten ausschließlich ausländische<br />
Spielerinnen. In Madrid ist diese<br />
Politik seit 2022 gängig. Damals gab es<br />
einen Aufschrei in der spanischen Tennisszene.<br />
Routinier Fernando Verdasco<br />
bemängelte öffentlich die fehlende Unterstützung<br />
spanischer Tennis profis. Inzwischen<br />
hat man sich auch in Madrid daran<br />
gewöhnt. Denn seit 2022 liegt die Turnierlizenz<br />
in den Händen des Vermarktungsriesen<br />
IMG. Dieser unterstützt mit den<br />
freien Startplätzen vor allem Profis, die<br />
bei IMG unter Vertrag stehen. So kam es<br />
etwa zu dem Generationenduell zwischen<br />
Rafael Nadal, 37, und dem erst 16-jährigen<br />
IMG-Kunden Darwin Blanch, das Nadal 6:1,<br />
6:0 gewann. Blanch, die Nummer 1028 der<br />
Weltrangliste, wurde auch schon in Miami<br />
mit einer Wildcard bedacht, weil das Event<br />
ebenfalls IMG gehört. In der deutschen<br />
Turnierszene ist so ein Extremfall noch<br />
nicht aufgetreten. Zwar haben bei den ATP-<br />
Turnieren in Halle, München und Stuttgart<br />
die Turnierdirektoren das letzte Wort in<br />
Sachen Wildcard, aber vorab gibt es einen<br />
Austausch mit dem Deutschen Tennis<br />
Bund (DTB). „Ich denke zuerst immer an die<br />
deutschen Spieler und spreche das in der<br />
Regel mit dem deutschen Davis Cup-Teamchef<br />
Michael Kohlmann entsprechend ab,<br />
auch wenn die finale Entscheidung bei mir<br />
liegt“, erklärt etwa Halle-Turnierdirektor<br />
Ralf Weber auf <strong>tennis</strong> MAGAZIN-Anfrage.<br />
Weber bezieht in seine Überlegungen stets<br />
mit ein, wie weit ein möglicher deutscher<br />
Wildcard-Inhaber kommen kann und wie<br />
„ausgeprägt dessen Rasenexpertise“ ist.<br />
In Hamburg bestimmt der DTB dagegen<br />
eigenständig, welche Spieler Wildcards<br />
bekommen, weil dem Verband die Turnierlizenz<br />
gehört. Und wie läuft es auf den<br />
unterklassigen Turnieren ab? „Auf Challengern<br />
oder ITF-Turnieren kann der DTB<br />
einen Teil der Wildcards bestimmen, das ist<br />
vertraglich so festgelegt“, erläutert Michael<br />
Kohlmann. Konkret ist es so, dass die DTB-<br />
Wildcards etwa bei Challengern an eine<br />
Förderung gekoppelt sind.<br />
WILDE<br />
DINGER<br />
DIE GRÖSSTEN<br />
WILDCARD-TITEL<br />
WUNDER VON WIMBLEDON: 2001<br />
gewann Goran Ivanisevic endlich auf<br />
dem heiligen Rasen – als 125. der<br />
Weltrangliste. Dank einer Wildcard<br />
rutschte er überhaupt ins Hauptfeld.<br />
MIT KIND UND KEGEL: Nach einer<br />
27-monatigen Babypause und ohne<br />
Platzierung in der Damen-Weltrangliste<br />
bekam Kim Clijsters 2009 eine Wildcard<br />
für die US Open – und holte sensationell<br />
den Titel. Tochter Jada, damals<br />
anderthalb, freute sich mit der Mama.<br />
Foto: Imago<br />
Foto: Imago/ Corinne Dubreuil<br />
→<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
39
TURNIERE HINTERGRUND<br />
Joker-Vielspieler:<br />
Profis mit den meisten Wildcard-Starts*<br />
Herren<br />
1. Andy Murray 55<br />
2. Tommy Haas 53<br />
2. Goran Ivanisevic 52<br />
4. James Blake 49<br />
5. Lleyton Hewitt 45<br />
Damen<br />
1. Sam Stosur 41<br />
2. Venus Williams 40<br />
3. Bethanie Mattek-Sands 37<br />
4. Eugenie Bouchard 35<br />
5. Alicia Molik 33<br />
*Es zählen nur Hauptfeld-Starts bei ATP/WTA- und Grand<br />
Slam-Turnieren. Quelle: ATP, WTA, <strong>tennis</strong>abstracts<br />
**Fettung: aktive Spielerin/aktiver Spieler<br />
BYE, BYE: Venus Williams startete seit August<br />
2021 bei 14 Turnieren – stets per Wildcard.<br />
Zuletzt verlor sie in Miami in Runde eins.<br />
Foto: Imago/Goeff Burke<br />
Das heißt: Gibt der Veranstalter zwei Wildcards<br />
an den DTB, dann fließt auch die Förderung<br />
für das Turnier in Höhe von 20.000<br />
Euro. Auf ITF-Ebene beläuft sich der Betrag<br />
auf bis zu 4.000 Euro Förderung für die<br />
Turniermacher, wenn der DTB zwei Wildcards<br />
für seine Kaderspieler vergeben kann.<br />
Hinzukommen oft noch ähnliche Kooperationsverträge<br />
mit dem jeweiligen Landesverband,<br />
der die kleinen Profievents ebenfalls<br />
unterstützt, wenn er im Gegenzug eine<br />
Wildcard bekommt. Weil die Organisatoren<br />
auf die finanzielle Unterstützung angewiesen<br />
sind, gehen sie den DTB-Deal ein. Eine<br />
Win-Win-Situation? Für die meisten schon.<br />
Manche an der Basis interpretieren die<br />
Wildcardabgabe aber auch als ein „Machtinstrument“,<br />
das sich der DTB „erkauft“.<br />
Gibt es „Last Minute-Wildcards“?<br />
Ja, auch wenn sie offiziell anders heißen.<br />
Auf der WTA-Tour sind es die „ Exemption<br />
Wildcards“, auf der ATP-Tour die „A+ Wildcards“.<br />
Sie sind an bestimmte Bedingungen<br />
geknüpft und können kurzfristig von Spielerinnen<br />
und Spielern in Anspruch genommen<br />
werden. Auf der Damentour richten<br />
sich diese speziellen Wildcards an aktuelle<br />
Top 30-Spielerinnen (bis 2023 waren es<br />
die Top 20!) oder an ehemalige Nummer<br />
1-Spielerinnen, Grand Slam Turnier-Gewinnerinnen,<br />
WTA-Finals-Champion (jeweils<br />
innerhalb der letzten zehn Jahre) oder<br />
WTA-1000er-Siegerinnen (innerhalb der<br />
letzten fünf Jahre). Die erfahrene Turnierdirektorin<br />
Sandra Reichel erklärt, wie der<br />
Umgang mit diesen Wildcards funktioniert:<br />
„Als WTA 250er-Turnier hat man vier<br />
Wildcards. Über zwei kann ich frei verfügen,<br />
die anderen beiden sind als Exemption<br />
Wildcards für verdiente Top 30-Spielerinnen<br />
quasi reserviert. Nur wenn es<br />
keine Anfragen von Top 30-Spielerinnen<br />
gibt, kann ich sie an andere Kandidatinnen<br />
vergeben. Weil nun die besser platzierten<br />
Damen über ihre Starts bei kleineren Turnieren<br />
immer kurzfristiger entscheiden,<br />
kann es zu plötzlichen Verschiebungen in<br />
der Entry List kommen.“ Welche Folgen das<br />
haben kann, erklärt sie an einem Beispiel:<br />
„2013 in Linz wollte ich die dritte Wildcard<br />
an eine österreichische Spielerin vergeben,<br />
dann fragte plötzlich Angie Kerber an.<br />
Sie hatte Chancen, sich für die WTA-Finals<br />
zu qualifizieren und brauchte dafür noch<br />
Punkte. So erhielt schließlich Angie die<br />
Wildcard, drei Minuten vor der Deadline.<br />
Sie gewann das Turnier und schaffte es zu<br />
den WTA-Finals.“ Auf der Herrentour ist das<br />
Prozedere etwas einfacher. Am Ende einer<br />
Saison wird eine nicht-öffentliche Liste<br />
mit Spielern angelegt, die „A+ Wildcards“<br />
beantragen können. Die Listen unterscheiden<br />
sich je nach Region, aber in der Regel<br />
umfassen sie die aktuell acht besten Spieler<br />
der Welt. Ralf Weber vergab 2023 eine dieser<br />
A+Wildcards an Stefanos Tsitsipas – aus<br />
einem kuriosen Grund: Der Grieche hatte<br />
es versäumt, für Halle zu melden, war aber<br />
vertraglich an das Rasenturnier gebunden<br />
(bis einschließlich 2024).<br />
Werden Geschwister bevorzugt?<br />
Wer regelmäßig die Auslosungen der WTAund<br />
ATP-Turniere checkt, muss den Eindruck<br />
bekommen, dass Geschwister von<br />
bekannten Profis häufig in den Genuss<br />
von Wildcards kommen. Marko Djokovic,<br />
der jüngere Bruder von Novak Djokovic,<br />
erhielt acht Wildcards für ATP-Turniere. Er<br />
stand nie höher als auf Platz 571 im Ranking<br />
und verlor jedes Mal in der ersten<br />
Runde. Elke Clijsters, die Schwester von<br />
Kim Clijsters mit einem höchsten Ranking<br />
von 389, erhielt sieben WTA-Wildcards.<br />
Sie gewann kein einziges Mal. Aktuelles<br />
Beispiel ist Petros Tsitsipas, der jüngere<br />
Bruder von Stefanos Tsitsipas, der regelmäßig<br />
Wildcards für Einzel- und Doppelstarts<br />
bekommt. Der Verdacht: Wenn die<br />
Schwester oder der Bruder eine Wildcard<br />
bekommt, tritt der eigentliche Star auch<br />
bei dem Turnier an. Offiziell will niemand<br />
40 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
einen Zusammenhang sehen. Ralf Weber<br />
immerhin räumt ein, dass der Manager<br />
von Tsitsipas ihn nach einer Doppel-Wildcard<br />
für den jüngeren Bruder gefragt hätte.<br />
Weber lehnte dies vehement ab: „Ich will<br />
bei diesem Thema null Einmischung.“<br />
Kann man Wildcards kaufen?<br />
Offiziell natürlich nicht. Doch die Gerüchte<br />
halten sich hartnäckig. Es ist so wie bei<br />
dem Geschäft mit den Tenniswetten: Auf<br />
hohem Profi level ist es unwahrscheinlich,<br />
dass Wildcards verkauft werden. Auf den<br />
unteren Stufen der Tour aber werden die<br />
Protagonisten empfänglicher für dubiose<br />
Geschäfte. Zwei aktuelle Beispiele zeigen<br />
das. Robert Biletic, Turnierdirektor der<br />
Kiseljak Open, einem 25.000er ITF-Turnier<br />
für Herren in Bosnien und Herzegowina,<br />
wurde 2023 für ein halbes Jahr gesperrt,<br />
weil er 2021 versucht hatte, eine Wildcard<br />
zu verkaufen. Der spanische Profi Aaron<br />
Cortes bekam jüngst eine 15-jährige Spielsperre<br />
aufgebrummt. Eines seiner vielen<br />
Vergehen: Er hatte es probiert, Wildcards<br />
für ITF-Turniere zu kaufen.<br />
Vorteil für Grand Slam-Nationen?<br />
Definitiv – und das in doppelter Hinsicht.<br />
Zum einen können die Grand Slam-Nationen<br />
ihren eigenen Nachwuchs per Wildcard<br />
auf die höchste Tennisbühne schicken. Das<br />
absurdeste Beispiel stammt aus England:<br />
Alex Bogdanovic bekam achtmal eine Wildcard<br />
für das Wimbledon-Hauptfeld – und<br />
verlor achtmal. Als ihm die neunte Wimbledon-Wildcard<br />
verwehrt wurde, nannte er<br />
die Entscheidung „respektlos“. Der zweite<br />
Vorteil ist ein 2001 initiiertes Abkommen<br />
der Grand Slam-Turniere in Melbourne,<br />
Paris und New York: Man schiebt sich<br />
gegenseitig eine Wildcard zu, damit etwa<br />
eine franzö sische Nachwuchshoffnung<br />
nicht nur in Roland Garros Grand Slam-Feeling<br />
aufsaugen kann, sondern auch noch<br />
bei den Australian Open. „Reciprocal Wildcard“<br />
nennt sich dieser Austausch offiziell,<br />
an dem Wimbledon nicht teilnimmt. Die<br />
Verbände der Grand Slam-Länder veranstalten<br />
Events oder sogar Turnierserien, deren<br />
Sieger am Ende die Wildcard für das Grand<br />
Slam-Turnier in Übersee erhalten. Für die<br />
Profis, die jenseits der Top 150 stehen, sind<br />
Grand Slam-Starts in finanzieller Hinsicht<br />
ein großer Fang. Wer knapp 110.000 Euro<br />
für eine Erstrundenniederlage kassiert (Australian<br />
Open 2024), kann die weitere Saison<br />
etwas entspannter angehen. Umso hilfreicher<br />
also, wenn man gleich mehrere Optionen<br />
auf Grand Slam-Wildcards hat. ◯<br />
Foto: Imago/Iso Sport<br />
Foto: Imago/Mark Greenwood<br />
DURCHBRUCH<br />
DANK EINLADUNG<br />
MIT WILDCARD PLÖTZLICH AUF DER GROSSEN BÜHNE<br />
TRAUMLAUF: Erst<br />
im Halbfinale beim<br />
ATP-Turnier in seiner<br />
Heimatstadt Hamburg<br />
war für Alexander Zverev,<br />
damals 17 Jahre alt, 2014<br />
Endstation. Als 285. der<br />
Weltrangliste hatte er<br />
eine Wildcard bekommen.<br />
Nur drei Jahre<br />
später – im Mai 2017 –<br />
stand Zverev erstmals in<br />
den Top 10 des Rankings.<br />
TITEL AUS DEM NICHTS:<br />
1998 holte der 16 Jahre<br />
alte Lleyton Hewitt als<br />
550. der Weltrangliste<br />
dank einer Wildcard den<br />
Titel bei seinem Heimturnier<br />
in Adelaide. Er ist bis<br />
heute der am niedrigsten<br />
platzierte Spieler, der ein<br />
ATP-Turnier gewinnen<br />
konnte. Im November<br />
2001 wurde Hewitt die<br />
Nummer eins der Welt –<br />
im Alter von 20 Jahren<br />
und acht Monaten.<br />
GROSSE ENTDECKUNG:<br />
Coco Gauff bekam als<br />
15-Jährige eine Wildcard<br />
für die Wimbledon-Quali<br />
2019 – und preschte<br />
bis ins Achtelfinale des<br />
Hauptfeldes vor. Die<br />
aktuelle Nummer drei<br />
der Damen gewann 2023<br />
mit den US Open bereits<br />
einen Grand Slam-Titel.<br />
Gauff zählt zu den am<br />
besten bezahlten Sportlerinnen<br />
der Welt.<br />
Foto: Imago/Meincke<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
41
TURNIERE TV<br />
UMFANGREICHE<br />
BERICHTERSTATTUNG:<br />
Der Pay-TV-Sender Sky<br />
überträgt nicht nur fast<br />
alle wichtigen Turniere<br />
auf der ATP- und WTA-<br />
Tour, sondern ist bei<br />
vielen Events mit Field-<br />
Reportern vor Ort.<br />
Foto: Imago/Joly Victor<br />
Live-Matches satt<br />
Foto: Datenbank<br />
Der Pay-TV-Sender Sky überträgt seit Saisonbeginn rund 80<br />
Turniere sowie über 4.000 Spiele auf der ATP- und WTA-Tour<br />
Die WTA-Tour hat im deutschen<br />
Fernsehen eine neue Heimat<br />
gefunden. Nach der ATP-Tour<br />
hat sich der Pay-TV-Sender Sky<br />
inzwischen auch die exklusiven<br />
Rechte an der Damentour gesichert. Im<br />
Rahmen einer Partnerschaft mit den beiden<br />
Profiorganisationen wird Sky bis zum<br />
Jahr 2028 umfassend von ATP- und WTA-<br />
Tour berichten. Bedeutet: Mehr als 80 Turniere<br />
und über 4.000 Spiele live zeigt der<br />
Sender aus Unterföhring bei München. Sky<br />
etabliert sich damit als der Tennissender<br />
Nummer eins in Deutschland und überträgt<br />
mehr Live-Tennis als jemals zuvor –<br />
dazu gehören die ATP Finals und die WTA<br />
Finals sowie alle 1000er-Turniere, die meisten<br />
500er- und 250er-Turniere sowie die<br />
NextGen ATP Finals.<br />
„Durch die fantastische Vereinbarung<br />
mit der ATP und der WTA stärken wir unser<br />
werthaltiges Live-Sportangebot und untermauern<br />
unsere Position von Sky Sport Tennis<br />
als ‚Must Have‘ für jeden Tennisfan. Auf<br />
der ATP und WTA-Tour erleben wir gerade<br />
einen Generationenwechsel mit vielen<br />
neuen Persönlichkeiten“, sagt Charly Classen,<br />
Executive Vice President Sports bei Sky<br />
Deutschland, über den neuen Fünfjahres-<br />
Deal mit der ATP und der WTA.<br />
Auf dem linearen 24-Stunden- Sender<br />
Sky Sport Tennis überträgt der Sender<br />
immer die besten Matches des Tages. Die<br />
Programmierung erfolgt durch die Redaktion,<br />
sodass die besten, relevantesten<br />
und spannendsten Matches der ATP und<br />
WTA-Tour gezeigt werden. In Wochen mit<br />
mehreren parallel stattfindenden Turnieren<br />
werden zusätzliche Sender zur Verfügung<br />
gestellt. Zusätzlich zu der Programmierung<br />
auf den linearen Kanälen<br />
bietet Sky alle verfügbaren Matches und<br />
Courts der ATP und WTA-Turniere auf Sky<br />
Q sowie Bonusstreams auf der Streaming-<br />
Plattform WOW an. Das heißt, Tennisfans<br />
können sich aus dem Angebot aller<br />
Spiele auch ein individuell bevorzugtes<br />
Match, welches nicht auf dem linearen Sky<br />
Sport Tennis Kanal läuft, auswählen sowie<br />
beliebig von Court zu Court wechseln.<br />
Bei der Ausweitung zum Tennissender<br />
Nummer eins verstärken neue Gesichter<br />
das etablierte Team der Kommentatoren,<br />
Experten und Field-Reporter. Als neue<br />
Experten im Team von Sky sind inzwischen<br />
Andrea Petkovic, Philipp Kohlschreiber<br />
und Mischa Zverev dabei.<br />
Petkovic begleitet seit Februar als<br />
Hauptexpertin im Wechsel mit Sky-Urgestein<br />
Patrik Kühnen die Matches der ATP<br />
und WTA-Tour. „Ich finde es großartig und<br />
wichtig, dass Sky dem Tennissport im<br />
deutschen Fernsehen eine derart große<br />
Bühne bietet“, sagt Petkovic über das große<br />
und exklusive Live-Tennis-Angebot (25<br />
Euro monatlich im Sportpaket) von Sky. ◯<br />
42 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
...see.you.there!<br />
TENNIS TRADITION ON<br />
WIMBLEDON GRASS<br />
Fixstarter 2024:<br />
Angelique Kerber & Naomi Osaka<br />
15.-23. Juni 2024 | Berlin<br />
Fixstarter 2024:<br />
Alexander Zverev<br />
Fixstarter 2024:<br />
Ben Shelton<br />
8.-16. Juni 2024 | Stuttgart<br />
22.-29. Juni 2024 | Mallorca<br />
stuttgart.berlin.palma.graz.wien
TURNIERE STATISTIK<br />
TURNIERE APRIL – JUNI 2024<br />
Datum Turnier Belag Preisgeld<br />
HERREN<br />
Sieger/<br />
Titelverteidiger<br />
01.04. – 07.04. Houston Sandplatz 661.585 $ Ben Shelton<br />
Estoril Sandplatz 579.320 € Hubert Hurkacz<br />
Marrakesch Sandplatz 579.320 € Matteo Berrettini<br />
07.04. – 14.04. Monte Carlo Sandplatz 5.950.575 € Stefanos Tsitsipas<br />
15.04. – 21.04. Barcelona Sandplatz 2.782.960 € Casper Ruud<br />
München Sandplatz 579.320 € Jan-Lennard Struff<br />
Bukarest Sandplatz 579.320 € Marton Fucsovics<br />
24.04. – 04.05. Madrid Sandplatz 7.877.020 € Carlos Alcaraz<br />
08.05. – 19.05. Rom Sandplatz 7.877.020 € Daniil Medvedev<br />
19.05. – 25.05. Genf Sandplatz 951.745 € Nicolas Jarry<br />
Lyon Sandplatz 760.750 € Arthur Fils<br />
26.05. – 09.06. French Open Sandplatz nicht fixiert Novak Djokovic<br />
10.06. – 16.06. Stuttgart Rasen 734.915 € Frances Tiafoe<br />
‘s-Hertogenbosch Rasen 690.135 € Tallon Griekspoor<br />
17.06. – 23.06. Halle Rasen 2.255.655 € Alexander Bublik<br />
Queen‘s Rasen 2.255.655 € Carlos Alcaraz<br />
23.06. – 29.06. Mallorca Rasen 932.135 € Christopher Eubanks<br />
DAMEN<br />
01.04. – 07.04. Charleston Sandplatz 922.573 $ Danielle Collins<br />
Bogota Sandplatz 267.082 $ Camila Osorio<br />
12.04. – 14.04. BJK Cup Quali - kein Preisgeld Kanada<br />
15.04. – 21.04. Stuttgart Sandplatz 922.573 $ Elena Rybakina<br />
Rouen Sandplatz 267.082 $ Sloane Stephens<br />
23.04. – 05.05. Madrid Sandplatz 8.770.480 $ Aryna Sabalenka<br />
07.05. – 19.05. Rom Sandplatz 5.509.771 $ Elena Rybakina<br />
19.05. – 25.05. Straßburg Sandplatz 267.082 $ Elina Svitolina<br />
Rabat Sandplatz 267.082 $ Lucia Bronzetti<br />
26.05. – 09.06. French Open Sandplatz nicht fixiert Iga Swiatek<br />
10.06. – 16.06. ‘s-Hertogenbosch Rasen 267.082 $ Ekaterina Alexandrova<br />
Nottingham Rasen 267.082 $ Katie Boulter<br />
17.06. – 23.06. Berlin Rasen 922.573 $ Petra Kvitova<br />
Birmingham Rasen 267.082 $ Jelena Ostapenko<br />
23.06. – 29.06. Bad Homburg Rasen 922.573 $ Katerina Siniakova<br />
PARISER DOPPELPACK: Nach den<br />
French Open findet auch das olympische<br />
Turnier im Stade Roland Garros statt.<br />
GELDRANGLISTE 2024<br />
HERREN ($)<br />
Rang Name Preisgeld<br />
1. Sinner, Jannik (ITA) 4.258.627<br />
2. Medvedev, Daniil 2.307.667<br />
3. Ruud, Casper (NOR) 2.214.080<br />
4. Zverev, Alexander (GER) 2.081.332<br />
5. Tsitsipas, Stefanos (GRE) 1.980.681<br />
6. Alcaraz, Carlos (ESP) 1.736.000<br />
7. de Minaur, Alex (AUS) 1.667.534<br />
8. Djokovic, Novak (SRB) 1.312.104<br />
9. Hurkacz, Hubert (POL) 1.266.844<br />
10. Dimitrov, Grigor (BUL) 1.230.280<br />
27. Struff, Jan-Lennard (GER) 502.252<br />
Die aktuellen<br />
Weltranglisten<br />
im Einzel finden<br />
Sie auf<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
French Open als letzte Chance für Olympia<br />
Viele Profis kämpfen bei den French Open (26. Mai bis<br />
9. Juni) auch um ihr Ticket für das olympische Turnier<br />
in Paris (ab 29. Juli). Denn anhand der Weltranglisten<br />
nach dem Grand Slam-Turnier in Roland Garros wird das<br />
Teilnehmerfeld für die Olympischen Spiele bestimmt.<br />
Bei den French Open stehen neun Deutsche sicher<br />
im Hauptfeld: Alexander Zverev, Jan-Lennard Struff,<br />
Dominik Koepfer, Daniel Altmaier, Yannick Hanfmann,<br />
Tatjana Maria, Tamara Korpatsch, Laura Siegemund und<br />
Angelique Kerber (über ihr Protected Ranking).<br />
GELDRANGLISTE 2024<br />
DAMEN ($)<br />
Rang Name Preisgeld<br />
1. Swiatek, Iga (POL) 2.576.308<br />
2. Sabalenka, Aryna 2.399.121<br />
3. Zheng, Qinwen (CHN) 1.540.263<br />
4. Collins, Danielle (USA) 1.532.403<br />
5. Rybakina, Elena (KAZ) 1.471.535<br />
6. Sakarri, Maria (GRE) 1.355.580<br />
7. Gauff, Coco (USA) 1.246.509<br />
8. Paolini, Jasmine (ITA) 1.190.845<br />
9. Kalinskaya, Anna 1.946.604<br />
10. Mertens, Elise (BEL) 893.228<br />
34. Kerber, Angelique (GER) 421.315<br />
Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf<br />
LIEBLINGSTURNIER: Nur Rafael Nadal gewann öfter im Fürstentum.<br />
Stefanos Tsitsipas siegte nun zum dritten Mal in Monte Carlo.<br />
Foto: Imago/Corinne Dubreuil<br />
DOPPELRANGLISTE<br />
HERREN<br />
Rang Name Punkte<br />
1. Ebden, Matthew (AUS) 7.990<br />
2. Bopanna, Rohan (IND) 7.810<br />
3. Granollers, Marcel (ESP) 7.130<br />
3. Zeballos, Horacio (ARG) 7.130<br />
5. Ram, Rajeev (USA) 6.585<br />
6. Salisbury, Joe (GBR) 6.540<br />
7. Koolhof, Wesley (NED) 6.480<br />
8. Dodig, Ivan (CRO) 6.230<br />
9. Krajicek, Austin (USA) 6.230<br />
10. Skupski, Neal (GBR) 5.150<br />
13. Krawietz, Kevin (GER) 4.040<br />
DOPPELRANGLISTE<br />
DAMEN<br />
Rang Name Punkte<br />
1. Hsieh, Su-Wei (TPE) 8.565<br />
2. Mertens, Elise (BEL) 8.345<br />
3. Hunter, Storm (AUS) 7.695<br />
4. Dabrowski, Gabriela (CAN) 6.495<br />
5. Routliffe, Erin (NZL) 6.160<br />
6. Siegemund, Laura (GER) 5.680<br />
7. Melichar, Nicole (USA) 5.275<br />
7. Perez, Ellen (AUS) 5.275<br />
9. Zvonareva, Vera 4.983<br />
10. Stefani, Luisa (BRA) 4.655<br />
109. Lohoff, Julia (GER) 854<br />
Stand aller Ranglisten: 29.04.2024<br />
44 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
LC<br />
GRAND SLAM DER BEGEISTERUNG<br />
DAS LEXUS LC CABRIOLET<br />
Um Großes zu erreichen, braucht es Leidenschaft. Das gilt für den Tenniscourt genauso wie für<br />
die Straße. Unser Ass: das Lexus LC 500 Cabriolet – ein sportliches Statement für automobilgewordene<br />
Begeisterung. Eine Begeisterung, die Sie spüren können. Zum Beispiel, wenn die<br />
Kraft des V8-Motors zum Leben erwacht. Oder wenn die markante Linienführung mal wieder<br />
alle Blicke auf sich zieht. Erfahren Sie mehr über unsere Rolle als offizieller Automobilpartner<br />
der ATP Tour, über unseren Lexus LC und warum Passion alles verändert, auf: lexus.de<br />
Lexus LC 500 Cabriolet: 5-l-Benzinmotor 341 kW (464 PS), Energieverbrauch kombiniert 11,7 l/100 km, CO 2<br />
-Emissionen kombiniert 275 g/<br />
km, CO 2<br />
-Klasse G. Abbildung zeigt Sonderausstattung.
KOLUMNE ON TOUR<br />
Das Kreuz mit<br />
dem Doppel<br />
Andreas Mies<br />
Immer<br />
im Wechsel<br />
Alexander Waske<br />
Immer<br />
im Wechsel<br />
INSIDER: Alexander<br />
Waske (49), ehemaliger<br />
Davis Cup-Spieler, leitet<br />
die nach ihm benannte<br />
Tennis-University in<br />
Frankfurt.<br />
Unser Autor hat auf der ATP-Tour 187 Doppel<br />
gespielt. Die neue ATP-Reform, dass Einzelspieler<br />
künftig häufiger im Duett antreten sollen,<br />
sieht er mit gemischen Gefühlen<br />
VON ALEXANDER WASKE<br />
Foto: Imago/van den Berg<br />
BESSER GEHT ES<br />
NICHT: Ein Doppel,<br />
in dem Rafael Nadal<br />
und Roger Federer<br />
gemeinsam antreten<br />
(wie hier beim<br />
Laver Cup 2022 in<br />
London), ist das ultimative<br />
Fan-Erlebnis.<br />
Doppel attraktiver zu machen – davon<br />
träumt die ATP schon lange. Beim Masters<br />
in Madrid startete die Herrentour die<br />
neueste Version dieser Idee. In dem 32er-<br />
Feld waren 16-Teamplätze für Einzelspieler<br />
reserviert. In der zweiten Turnierwoche konnten sie<br />
dafür melden. Das Ganze ging logischerweise zu Lasten<br />
der Doppelcracks. Nur 16 Teams kamen am Anfang<br />
rein, die restlichen stehen auf einer „Alternate-List“.<br />
Das Kalkül der ATP: Wer im Einzel in den ersten<br />
Runden ausscheidet, spielt dann Doppel. Allerdings<br />
tauchen Fragen auf: Sind die Profis, die bereits ausgeschieden<br />
sind, diejenigen, die die Fans sehen wollen?<br />
Oder anders formuliert: Dass die Stars Alcaraz, Sinner,<br />
Medvedev & Co. früh scheitern, ist eher unwahrscheinlich.<br />
Wenn man einmal genau hinschaut, sieht man,<br />
dass sie in der Regel Doppel spielen, wenn es ihr Turnierplan<br />
zulässt. Indian Wells ist ein gutes Beispiel. Da<br />
reisen im Anschluss alle nach Miami und haben Zeitfenster,<br />
die es sonst nicht gibt. Kein Europäer würde<br />
zwischendurch nach Hause jetten. Dann doch lieber<br />
Doppel spielen, wenn es passt.<br />
Fakt ist aber auch, dass es in der zweiten Woche<br />
von den neuen Mega-Masters-Turnieren attraktive<br />
Challenger gibt. Es ist anzunehmen, dass die Spieler,<br />
die im Einzelranking nicht so hoch stehen, lieber<br />
dorthin reisen, als Doppel zu spielen. Ein Grund dafür:<br />
Im Doppel können sie keine Weltranglistenpunkte fürs<br />
Einzel sammeln – genau da liegt das Problem.<br />
Ich finde die kombinierte Einzel- und Doppelweltrangliste<br />
bei den Junioren sehr gut. Es könnte<br />
auch die Lösung für die Herren sein. Wofür spielen die<br />
Profis? Für Titel, Preisgelder und die Weltrangliste! Es<br />
wäre ein toller Anreiz, Punkte, die man im Einzel nicht<br />
gewonnen hat, durch das Doppel zu kompensieren.<br />
Hinter der Reform, die in meinen Augen noch ein<br />
Reförmchen ist, steckt auch der Druck, den Turnierveranstalter<br />
haben. Tennis konkurriert mit vielen Sportarten.<br />
Im Viertelfinale gibt es nur vier Matches. Die Preise<br />
sind teilweise horrend. Da wäre es natürlich gut, auf<br />
den Showcourts attraktive Doppelpaarungen zu bieten,<br />
die es es bislang nur teilweise gibt – wie etwa Shelton/Eubanks.<br />
Die einzigen Doppelspieler, die Stars<br />
waren und die Antrittsgelder verlangen konnten, waren<br />
die Bryan-Brüder. Ihr Markenzeichen, der Chest-Jump,<br />
bei dem sie nach gewonnenen Punkten im Sprung die<br />
Oberkörper aufeinanderprallen ließen, kannten auch<br />
Menschen, die sich für Tennis wenig interessierten.<br />
Wenn die Nummer 35 und 48 im Einzel gemeinsam<br />
Doppel spielen, wird das keinen hinter dem Ofen vorlocken.<br />
Und anders als früher zu Borg-McEnroe-Connors-Zeiten<br />
tun sich heute die Topstars die zusätzliche<br />
Belastung nicht an. Die benötigte Zeit verbringen sie<br />
im Gym, weil die Athletik heute eine komplett andere<br />
Rolle spielt. Es sei denn, sie brauchen zu Beginn der<br />
Saison Matches. Darum sieht man vor den Australian<br />
Open auch häufig topgerankte Solisten im Doppel.<br />
Grundsätzlich finde ich es gut, neue Wege zu gehen.<br />
Was aber nicht geht: laute Musik, Zuschauer, die mitten<br />
im Ballwechsel auf den Court kommen. Das ist dann wie<br />
im Zoo und hat mit ernsthaftem Profisport und der ehrlichen<br />
Arbeit im Doppel nichts zu tun. ◯<br />
46 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
Wetten ist unser Sport.<br />
DU HAST DAS WISSEN.<br />
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AUSRÜSTUNG SCHUHTEST<br />
Spiel, Schuh<br />
und Sieg<br />
Wer auf dem Platz performen will, braucht das<br />
passende Schuhwerk. Wir haben 13 Modelle<br />
getestet, die für Sand und Hartplatz geeignet sind<br />
TEXT: CHRISTIAN ALBRECHT BARSCHEL<br />
48<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
VIEL AUSWAHL:<br />
13 Modelle von neun<br />
Herstellern nahmen an<br />
unserem Schuhtest teil.<br />
EXPERTE<br />
HOLGER LÜTZ<br />
Orthopädie-Schuh technikermeister. Führt seit 1995 seine<br />
eigene Firma in Hamburg. Lütz fertigt individuelle Einlagen<br />
nach biomechanischen und sensorischen Gesichtspunkten an<br />
– zur Erhöhung der Leistungs fähigkeit bei Sportlern, zur Korrektur<br />
klassischer Fußfehlstellungen oder um ganz körperliche<br />
Wirkungen zu erzielen. Kontakt: www.holger-luetz.de<br />
Foto: Franziska Brülls<br />
So lief der Test: Getestet wurden<br />
13 Schuhmodelle in den<br />
Orthopädie-Räumen unseres<br />
Experten Holger Lütz in<br />
Hamburg. Im Labor wurde<br />
das Verhalten der Schuhe<br />
bei einer ruckartigen Stoppbewegung<br />
(vergleichbar mit einem Ausfallschritt<br />
auf dem Court) untersucht – hier wirken<br />
große Kräfte auf den Schuh. Außerdem<br />
trug das Team von Lütz die Schuhe<br />
mehrere Tage in der Praxis, um den<br />
Tragekomfort einzuordnen. Am Ende<br />
wurden zwei Testsieger ermittelt. Einer<br />
in der Kategorie „Funktionalität“ (beinhaltet<br />
die beiden Wertungen Stabilität<br />
und Dämpfung) und einer in der Kategorie<br />
„Komfort“ (umfasst Belüftung<br />
und Tragegefühl).<br />
Das bedeuten die vier untersuchten<br />
Bereiche: Stabilität besagt, wie gut<br />
der Schuh den Fuß- und Kniegelenken<br />
unter einer <strong>tennis</strong>spezifischen Belastung<br />
Halt bietet. Bei der Eigenschaft<br />
Dämpfung heißt weich nicht automatisch,<br />
dass der Schuh besser ist. Hier<br />
ging es darum, dass ein Schuh die bestmögliche<br />
Mischung aufweist, sodass<br />
sich weder ein schwammiges noch ein<br />
zu hartes Gefühl einstellt. Der Faktor<br />
Tragegefühl meint, wie angenehm sich<br />
der Schuh am Fuß anfühlt, ob er Zehen<br />
bzw. Ballen einengt, sodass Druckpunkte<br />
entstehen, oder ob er in allen<br />
Bereichen genügend Platz bietet. Die<br />
Belüftung beschreibt die Atmungsaktivität<br />
des Obermaterials.<br />
Besonderheit: Durch das Punktesystem<br />
geht man davon aus, dass eine<br />
hohe Punktzahl eine sehr gute Eigenschaft<br />
bezeichnet. Bei der Dämpfung<br />
ist dies nur bedingt der Fall. Der Wert 9<br />
bei der Dämpfung führt zu einer Reduktion<br />
der Stabilität. Somit kann solch ein<br />
Schuh nur für Freizeitspieler, aber nicht<br />
für Leistungsspieler geeignet sein.<br />
Fazit: Wie schon bei den vergangenen<br />
Schuhtests sind wieder alle<br />
Modelle für ein ordentliches Spiel<br />
auf Sand und/oder Hartplatz geeignet<br />
und bekommen eine Allrounder-<br />
Empfehlung. Es gibt keine Ausreißer.<br />
Kein Schuh ist zu hart, keiner zu weich.<br />
Im Grunde ist jeder Schuh für jede<br />
Fußform und jeden Fußtyp geeignet.<br />
Einige Firmen haben ihre bestehenden<br />
Modelllinien leicht weiterentwickelt.<br />
Nike geht neue Wege und hebt sich mit<br />
seinen beiden Modellen von den anderen<br />
Herstellern etwas ab.<br />
→<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
49
AUSRÜSTUNG SCHUHTEST<br />
TEST<br />
SIEGER<br />
KOMFORT<br />
6/2024<br />
ASICS<br />
Solution Speed FF 3<br />
FILA<br />
Veloce<br />
HEAD<br />
Revolt Pro 4.5 Clay<br />
PREIS: 150 €<br />
GEWICHT: 310 g (bei Größe 44)<br />
SOHLE: Allcourt<br />
PREIS: 115 €<br />
GEWICHT: 370 g (bei Größe 43)<br />
SOHLE: Sand<br />
PREIS: 160 €<br />
GEWICHT: 440 g (bei Größe 44)<br />
SOHLE: Sand<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
Der Asics Solution FF 3 ist ein toller<br />
Nachfolger des Vorgängermodells! Das<br />
Obermaterial besteht nicht mehr aus Synthetik,<br />
sondern aus Mesh. Das macht ihn<br />
bekömmlicher und viel leichter. Mit dem<br />
um 50 Gramm reduzierten Gewicht ist er<br />
der leichteste Schuh im Test. Durch den abgerundeten<br />
Absatz beruhigt der Schuh den<br />
Bewegungsablauf im Sprunggelenk und<br />
in den Knien ungemein. Die Zehen haben<br />
nach oben hin viel Platz. Kaufempfehlung<br />
für engagierte, aber vielleicht auch orthopädisch<br />
geplagte Spielerinnen und Spieler.<br />
www.asics.com<br />
Auch wenn Fila seinen Schuh nun Veloce<br />
(schnell auf italienisch) nennt, ist er eine<br />
sehr gelungene Weiterentwicklung des<br />
Sabbia Lite. Die Stabilität und Performance<br />
sind geblieben, jedoch fühlt er sich durch<br />
den etwas weicheren Zehenbereich noch<br />
bequemer an. Daher volle Punktzahl beim<br />
Tragekomfort. Die Passform ist sehr weich<br />
und bequem, ähnlich wie bei einem Sneaker.<br />
Fazit: ein unspektakulärer, angenehmer<br />
Allrounder, der sich leichter anfühlt, als er in<br />
Wirklichkeit ist. Besonders gut für druckempfindliche<br />
Füße geeignet.<br />
www.fila.de<br />
Der Head Revolt 4.5 ist deutlich schwerer<br />
geworden, allerdings merkt man es ihm<br />
kaum an. Trotz seines höheren Gewichts ist<br />
er weiterhin angenehm zu tragen. Durch<br />
das recht feste Obermaterial fällt die Belüftung<br />
etwas geringer aus. Der Fersenauftritt<br />
ist, wie auch bei anderen Head-Modellen,<br />
etwas weicher, aber straff gedämpft.<br />
Dadurch ergibt sich ein gedämpftes und<br />
trotzdem schnelles Bewegungsgefühl. Etwas<br />
schade ist, dass die Schnürung wieder<br />
klassisch ist. Die „schräge“ Schnürung des<br />
Vorgängers war eine echte Innovation.<br />
www.head.com<br />
Fotos: Datenbank<br />
50 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
K-SWISS<br />
Hypercourt Supreme 2 HB<br />
LACOSTE<br />
AG-LT23 Ultra<br />
MIZUNO<br />
Wave Exceed Tour 6 CC<br />
PREIS: 179,99 €<br />
GEWICHT: 428 g (bei Größe 42,5)<br />
SOHLE: Sand<br />
PREIS: 170 €<br />
GEWICHT: 426 g (bei Größe 44)<br />
SOHLE: Allcourt<br />
PREIS: 150 €<br />
GEWICHT: 340 g (bei Größe 44)<br />
SOHLE: Sand<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
Der Hypercourt Supreme 2 HB ist eine vorsichtige<br />
Weiterentwicklung zum Vorgängermodell.<br />
Er ist etwas stabiler geworden,<br />
was natürlich im Sinne der K-Swiss-Anhänger<br />
ist. Die Sohle ist etwas weniger ausgestellt<br />
als beim Vorgänger. Es gibt ein festes,<br />
durchgehendes Stabilitätselement im mittleren<br />
Sohlenbereich. Der Stand ist neutral,<br />
jedoch mit gutem Seitenhalt. Der Vorfuß ist<br />
sehr weich gepolstert. Nach wie vor gilt: Er<br />
ist ein guter Schuh mit einer Mischung aus<br />
Stabilität und Bequemlichkeit. Geeignet für<br />
Allrounder für alle Spielklassen.<br />
In der Konstruktion ist der AG-LT 23 Ultra<br />
eine gute Weiterentwicklung. Da er in der<br />
Passform deutlich schmaler ausfällt, ist<br />
er nur bedingt ein echter Nachfolger. Der<br />
Schuh ist im Vorfuß weich gepolstert. Die<br />
Unterbrechung in der Sohle führt zu mehr<br />
Torsion, dadurch ist er dynamischer. Das<br />
Modell fällt sehr klein aus (eine Nummer<br />
größer kaufen!). Wer einen schlanken Fuß<br />
hat, wird sich freuen. Weiterhin gilt: Spieler<br />
mit starken Knick- oder Plattfüßen sollten<br />
ihn gut testen, da er aufgrund der Außenstabilität<br />
innen weniger Halt bietet.<br />
Der Wave Exceed Tour 6 von Mizuno entspricht<br />
im Grunde dem Vorgängermodell.<br />
Dieser Schuh ist eine Bank und wurde nun<br />
zum fünften Mal behutsam weiterentwickelt.<br />
Die Sohlenkonstruktion ist etwas<br />
stabiler geworden, was prima ist. Die Idee,<br />
die Achillessehne am Schuhabschluss zu<br />
entlasten, scheint sich bewährt zu haben<br />
und ist in diesem Modell geblieben –<br />
ebenfalls toll! Nach wie vor ist der Wave<br />
Exceed Tour ein perfekter Allrounder mit<br />
guter Stabilität für Spieler und Spielerinnen<br />
mit empfindlichen Achillessehnen.<br />
www.kswiss.com<br />
www.lacoste.com<br />
www.mizuno.eu<br />
→<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
51
AUSRÜSTUNG SCHUHTEST<br />
TEST<br />
SIEGER<br />
FUNKTIONALITÄT<br />
6/2024<br />
MIZUNO<br />
Wave Exceed Tour 6 AC<br />
NIKE<br />
Zoom GP Challenge Pro<br />
NIKE<br />
Zoom GP Challenge 1<br />
PREIS: 150 €<br />
GEWICHT: 340 g (bei Größe 44)<br />
SOHLE: Allcourt<br />
PREIS: 109,99 €<br />
GEWICHT: 410 g (bei Größe 44)<br />
SOHLE: Sand<br />
PREIS: 149,99 €<br />
GEWICHT: 418 g (bei Größe 43)<br />
SOHLE: Sand<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
Auch das Allcourt-Modell des Wave Exceed<br />
Tour 6 entspricht im Grunde seinem Vorgänger.<br />
Der Schuh ist etwas stabiler, hat eine<br />
angenehme Passform, der Bereich rund um<br />
die Achillessehne fühlt sich entspannter an.<br />
Also gilt auch hier: neuen Schuh anziehen<br />
und mit gewohntem Gefühl loslegen. Dass<br />
das Allcourt-Modell wie auch bei On bis auf<br />
das Sohlenprofil identisch mit dem Sandplatzschuh<br />
ist, ergibt Sinn. Wer sich beide<br />
Paare gönnt, kann sowohl auf Sand als auch<br />
auf dem Hartplatz mit dem gleichen Fußgefühl<br />
und guter Performance punkten.<br />
www.mizuno.eu<br />
Der Challenge Pro ist eine gelungene<br />
Neukonstruktion. Der Schuh bietet mit<br />
seinen vielen Stabilitätspunkten einen<br />
tollen Seitenhalt. Dies ist für Nike nahezu<br />
untypisch, wurde aber klasse umgesetzt.<br />
Gleichzeitig bringt der abgerundete Absatz<br />
bei langen Schritten deutlich mehr Ruhe<br />
in den Bewegungsablauf. An der vorderen<br />
Außenseite befindet sich ein sehr ausgeprägtes<br />
Stabilitätselement, das in den<br />
Schnürbereich übergeht. Das Modell fällt<br />
beim Tragen sehr klein aus. Geeignet für<br />
leistungsorientierte Allrounder.<br />
www.nike.com<br />
Im Grunde ist der Zoom GP Challenge 1 der<br />
große Bruder vom Challenge Pro. Der Schuh<br />
bietet die gleiche Performance, aber von<br />
allem etwas mehr. Der Seitenhalt ist überragend,<br />
jedoch sollten Spieler mit Knick- oder<br />
Plattfüßen ihn gut testen, da er den Fuß,<br />
aufgrund der Außenstabilität sehr stark nach<br />
innen kippt. Volle Punktzahl gibt es bei der<br />
Stabilität! Bei allen Bewegungen gibt er einem<br />
regelrecht das Gefühl, ein dynamisches<br />
Fundament unter den Füßen zu haben.<br />
Wegen der hohen Stabilität müssen beim<br />
Komfort etwas Abstriche gemacht werden.<br />
www.nike.com<br />
Fotos: Datenbank<br />
52 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
ON<br />
The Roger Pro 1<br />
PREIS: 199,95 €<br />
GEWICHT: 404 g (bei Größe 44)<br />
SOHLE: Hartplatz<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
Roger Federer scheint nicht nur Ahnung<br />
vom Tennis zu haben, sondern auch von<br />
Biomechanik und Anatomie. In diesem<br />
Schuh für Hartplatz steckt viel Herzblut.<br />
Der The Roger Pro 1 hat eine grundsolide<br />
Stabilität im Vorfuß und der Rückfuß wird<br />
einfach nur stabil gehalten. Eine Carbonplatte<br />
in der Sohle stabilisiert den gesamten<br />
Schuh. Die Passform fühlt sich klasse an<br />
und durch das leichte Mesh im Vorfuß ist<br />
er zudem für druckgeplagte Füße geeignet.<br />
Achtung! Bitte mit diesem Schuh kein Auto<br />
fahren, da die Sohle sehr breit ist.<br />
www.on-running.com<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
53
AUSRÜSTUNG SCHUHTEST<br />
ON<br />
The Roger Pro 2 Clay<br />
YONEX<br />
Sonicage 3<br />
YONEX<br />
Eclipsion 5<br />
PREIS: 199,95 €<br />
GEWICHT: 416 g (bei Größe 44)<br />
SOHLE: Sand<br />
PREIS: 149,90 €<br />
GEWICHT: 334 g (bei Größe 43)<br />
SOHLE: Allcourt<br />
PREIS: 189,90 €<br />
GEWICHT: 366 g (bei Größe 43)<br />
SOHLE: Sand<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
STABILITÄT:<br />
TRAGEGEFÜHL:<br />
DÄMPFUNG:<br />
BELÜFTUNG:<br />
Der Roger Pro 2 Clay von On ist fast identisch<br />
mit dem Allcourtschuh The Roger<br />
Pro 1. Die große Ausnahme: die durchgehende<br />
Fischgrätensohle. Die Eigenschaften<br />
des Schuhs bleiben sonst nahezu gleich.<br />
Trotz seines Gewichts fühlt sich das Modell<br />
recht leicht an. Nach ihrer jahrelangen<br />
Expertise im Laufsport ist den Schweizern<br />
dank der Zusammenarbeit mit Roger Federer<br />
auch der Einstieg in Sachen Tennisschuhe<br />
gelungen. Der Roger Pro 2 Clay ist<br />
vor allem für leistungsorientierte Spieler<br />
und Spielerinnen geeignet.<br />
www.on-running.com<br />
Der Yonex Sonicage 3 ist ein grundsolider<br />
Schuh ohne viel Schnickschnack. Durch<br />
das stabile Obermaterial ist die Belüftung<br />
etwas geringer. Die auffallend starke<br />
Fersenpolsterung gibt hinten einen prima<br />
Halt. Der Schuh ist leicht nach außen stabilisierend<br />
aufgebaut, sodass ein neutrales<br />
Tragegefühl entsteht. Die Sohle ist sehr<br />
flach mit einem direkten und niedrigen<br />
Bodengefühl. Da der Schuh vorne sowohl<br />
etwas schmaler und flacher ausfällt, ist er<br />
sehr interessant für Spielerinnen und Spieler<br />
mit schlankeren Füßen.<br />
www.yonex.com<br />
Wie auch bei den Testschuhen von Nike ist<br />
der Eclipsion 5 von Yonex wie ein großer<br />
Bruder vom Sonicage 3. Durch das Mehr an<br />
Stabilität bietet er eine höhere Performance<br />
– und das bei einer bequemeren Passform.<br />
Er fühlt sich einfach runder an. Er bietet<br />
ungemein viel Halt. Die Ausgewogenheit<br />
aus etwas Dämpfung unter der Ferse aber<br />
super Stabilität im Vorfuß ist klasse. Dass er<br />
sich dennoch bequem anfühlt, macht ihn<br />
zum herausragenden Modell. Aber auch bei<br />
ihm gilt: Durch das stabilere Obermaterial<br />
fällt die Belüftung etwas geringer aus.<br />
www.yonex.com<br />
Fotos: Datenbank<br />
54 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
RUBRIK THEMA<br />
MATCHPOINT<br />
IM PARADIES<br />
Hier steht<br />
ein Seitentitel ganz<br />
elegant kursiv<br />
ET HARITA QUAM CORERAE<br />
poris expel ma sita volupta<br />
teseri aceperoriam nonsed<br />
milla volorestis ellabor si am<br />
vellitiaspic te di quas nonse<br />
min cor sant volesti onecus,<br />
aperchil intiam autam volupti<br />
busant.<br />
Senis eum volecumque corepra<br />
tecearitam, audam, si unti ra<br />
corerferum quunti a volorepe<br />
et dolendipsam, sim qui odissit<br />
et ellab id eum exped quaepe<br />
voloreiunt eos inihic tem debitat<br />
asit di ditam, voloratem nistius aerfererro<br />
exerum et que nonsequam, adis eliquas<br />
itiure aruptat posandendis ped ma<br />
verum evel mosapit atemodignam fugiae.<br />
Et velit ernatiamus expliquodiam everferiora<br />
vendipsant remporum ut as solup-<br />
Schlag auf in unserem Luxusresort Grand Palladium Costa Mujeres Resort & Spa*****<br />
Entdecke das Rafa Nadal Tennis Centre, exklusiv für Gäste des 2018 eröffneten Strandhotels tatque mit pa modernem sequatio eari Design nonseque pra cus<br />
und gebaut im Einklang mit der Natur. Perfektioniere dein Spiel, lerne von den Besten und est feiere ulpa volut jeden qui Triumph, debitia ndebiti omnimus<br />
angeleitet von Experten der Rafa Nadal Academy by Movistar. Dieses hochmoderne Zentrum in nulpa hält pratiberibus Programme cum für quasimodisti<br />
sitia de lantius doluptae doloreh endelic<br />
jede Spielstärke bereit.<br />
illit, sim etum asimus cone reperio. Sande<br />
ma quam, est, sitaquam quuntore pratendunt<br />
deleceaque iniscilla quisimi nis-<br />
DEIN REISEBÜRO FREUT SICH AUF DICH<br />
tionectem volesci endelitaquis et optatur<br />
repudiore sitatem dolum doles rersper chitenisciat<br />
hil modit officipsunda vit, temosam<br />
sedicipsae vel int pra con rem nationse<br />
volore des essitio es quodi quuntius<br />
quatqui vero et hicidunt, susaperae dolorum<br />
volent exerupid ut adiam, solore, odit,<br />
quo te peles repelitium rendicati inventiur<br />
nationse volore des essitio es.<br />
Ti dolore velique nobitas rehendem<br />
sectur mi, ommolum dolestruptas<br />
nos magnima gnatecu sandenditet liatur,<br />
cuptasin reprehe nectum que aboritio<br />
Inullat enimiliti abor nobitatiumet et<br />
laborempore conempernate lanimposant<br />
modiosaped ut mi, simodi demporisciis<br />
dolori ut est estibus amusam arum dolor<br />
Rat harupta dipideb itatet doluptatem es<br />
recatio occumquam sit verspid elendipsam<br />
intios ut venihil laccus, sincit elliqui odipsam,<br />
ut volupta doleste mporporem. Comnis<br />
cum dolorep rernatibus sitatinum inctatumet,<br />
a que pa velenist eum et imagnis<br />
cipsus, accum rempto inihiliquos auta qui<br />
ullestrumqui quo molorepel eturera temporem<br />
cumqui nim autem volendi cient,<br />
nos quam, es recatio occumquam sit verspid<br />
elendipsam intionet volorepelit enis<br />
doloreici tenda aut ape volores maximat<br />
aute dolenduci quo duo duo vitis rempos<br />
reiunt evene plaut ma quo velitatiosam<br />
natis quam quosam apit accum nulpa →<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
55
AUSRÜSTUNG SCHLÄGER<br />
JUBILÄUM:<br />
Der Babolat Pure<br />
Drive feiert seinen<br />
30. Geburtstag.<br />
Foto: Imago/Corinne Dubreuil<br />
HISTORISCH:<br />
Na Li gewann bei den<br />
French Open 2011<br />
als erste Asiatin ein<br />
Grand Slam-Turnier.<br />
Ihr Schläger: der<br />
Babolat Pure Drive.<br />
Foto: Datenbank<br />
SANDKÖNIG:<br />
Carlos Moya<br />
siegte bei den<br />
French Open<br />
1998 als erster<br />
Spieler mit dem<br />
Babolat Pure<br />
Drive bei einem<br />
Grand Slam-<br />
Turnier.<br />
Geburtstag<br />
eines Klassikers<br />
Der Babolat Pure Drive wird 30 Jahre alt.<br />
Zum Jubiläum gibt es ein neues, innovatives Design<br />
Foto: Imago /Norbert Schmidt<br />
Ein Klassiker. Wenn man über den<br />
Babolat Pure Drive spricht, dann<br />
trifft es dieses Wort sicherlich<br />
am besten. 30 Jahre ist es bereits<br />
her, dass Babolat nach mehr als<br />
100 Jahren Expertise bei der Herstellung<br />
von Saiten in den Schlägermarkt eingestiegen<br />
ist. Die erste Schlägerreihe: der Babolat<br />
Pure Drive. Das Ergebnis: Der Schläger<br />
mischte den Markt gehörig auf. Während in<br />
den 90er-Jahren das Tennis hauptsächlich<br />
von kontrollorientierten Schlägern dominiert<br />
wurde, die sich durch kleine Schlägerköpfe<br />
und Rahmen mit quadratischen<br />
Querschnitten auszeichneten, verlieh der<br />
elliptische Querschnitt des Pure Drive mit<br />
seinem 645 Quadratzentimeter großen<br />
Schlägerkopf ordentlich Power.<br />
Im Jahr 1998 gewann erstmals ein Spieler<br />
mit dem Babolat Pure Drive ein Grand<br />
Slam-Turnier: Carlos Moya siegte bei den<br />
French Open. Es folgten zehn weitere Grand<br />
Slam-Titel mit dem Pure Drive, darunter<br />
Kim Clijsters (US Open 2005, 2009 und 2010,<br />
Australian Open 2010), Na Li (French Open<br />
2011, Australian Open 2014) und Andy Roddick<br />
(US Open 2003). Fünf Spielern gelang<br />
mit diesem Modell der Sprung auf Platz<br />
eins in der Weltrangliste. Eine von ihnen ist<br />
immer noch aktiv: Karolina Pliskova.<br />
„Ich besitze dieses Modell, seitdem<br />
ich neun Jahre alt bin. Ich habe eigentlich<br />
nie etwas anderes versucht und nie daran<br />
gedacht zu wechseln. Denn ich denke, er<br />
ist der beste Schläger in der Welt“, sagt Pliskova<br />
über den Pure Drive. Zum 30-jährigen<br />
Jubiläum hat Babolat das Modell in einer<br />
besonderen Version herausgebracht mit<br />
einem neuen, innovativen Design, das alle<br />
Blautöne seit der ersten Ausgabe im Jahr<br />
1994 vereint. Das Motto: 30 Jahre Erfolg, 30<br />
Jahre Power, 30 Jahre Blau. ◯<br />
INFOS<br />
BABOLAT PURE DRIVE<br />
30TH ANNIVERSARY<br />
Gewicht: 300 Gramm<br />
Länge: 68,5 cm<br />
Kopfgröße: 645 qcm<br />
Besaitungsmuster: 16/19<br />
Balance: 32 cm<br />
Preis: 300 €<br />
Infos: www.babolat.com<br />
Foto: Datenbank<br />
56 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
RUBRIK THEMA<br />
Tennis ist<br />
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1-2<br />
SEIT ÜBER 45 JAHREN DIE NR. 1<br />
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Rückkehr in Melbourne: die Mütter Angelique Kerber und Naomi Osaka • 16 Rackets im Test • Doppel Frantzen und Jebens<br />
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Die Mütter Angelique Kerber und Naomi Osaka spielen<br />
wieder – bei den Australian Open in Melbourne<br />
RACKET-TEST<br />
16 Schläger<br />
für Könner<br />
NEUES<br />
DOPPEL<br />
Constantin Frantzen<br />
und Hendrik Jebens<br />
begeistern<br />
Comeback<br />
document1198774237164897010.indd 1 30.11.23 13:55<br />
3 Ausgaben nur 20,80 €<br />
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Anbieter des Abonnements ist JAHR MEDIA GmbH & Co. KG. Belieferung, Betreuung und Abrechnung erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH<br />
als leistenden Unternehmer.<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
57
AUSRÜSTUNG DIGITALISIERUNG<br />
NEUER SCHRITT IM<br />
WINGFIELD-KOSMOS:<br />
die ortsunabhängige<br />
Aufzeichnung von<br />
LK-Matches mit dem<br />
eigenen Handy.<br />
Foto: Wingfield<br />
LK-Matches<br />
überall und jederzeit<br />
Mit der neuen Wingfield-App kann jeder via Smartphone<br />
LK-relevante Partien aufzeichnen und validieren lassen<br />
Für rund 400.000 Aktive, die um<br />
Punkte für ihre Leistungsklasse<br />
kämpfen, wäre es ein Traum, wenn<br />
sie auch einfach so mal ein LK-<br />
Match spielen könnten – ohne<br />
offiziellen Rahmen. Das deutsche Tennis-<br />
Tech-Unternehmen Wingfield wird diesem<br />
Wunsch nun gemeinsam mit dem DTB in<br />
die Tat umsetzen. Schon seit 2021 ist die LK-<br />
Erfassung über Wingfield möglich: auf den<br />
etwa 400 Courts mit fest installierten Wingfield-Boxen.<br />
Die KI-basierte Match-Prüfung<br />
von Wingfield ermöglicht so Partien mit<br />
offizieller LK-Wertung – abseits von Punktspielen<br />
und Turnieren. Wingfield stellt seitdem<br />
sicher, dass mit ihrer Technologie<br />
ausgetragene Matches nach geltenden DTB-<br />
Regularien sowie unter fairen Bedingungen<br />
stattgefunden haben und über mittelt<br />
Ergebnisse automatisch an das DTB-Ranglistensystem.<br />
Neu ist nun die flexible Austragung<br />
von LK-Matches, die mit dem eigenen<br />
Smartphone aufgezeichnet werden.<br />
Ortsunabhängig kann man so auf die<br />
etablierte Validierungstechnologie zugreifen.<br />
Match-Auswertungen und Analysen<br />
werden Nutzer jedoch nur bei Spielen<br />
mit der Wingfield Box erhalten. Bei der<br />
mobilen Variante steht die LK-Wertung des<br />
Matches im Vordergrund.<br />
Um LK-Matches mit Wingfield spielen<br />
zu können, muss man sich nur die kostenfreie<br />
Wingfield-App herunterladen und<br />
einen Benutzer-Account anlegen, der mit<br />
dem persönlichen mybigpoint-Profil verbunden<br />
werden muss. Zur Aufzeichnung<br />
der Matches brauchen die Spieler ein Stativ<br />
oder eine Zaunhalterung, mit dem das<br />
Smartphone hinter der Grundlinie platziert<br />
wird. Nach Spielende bestätigt man das<br />
Endergebnis per App und gibt das Match<br />
so zur offiziellen Validierung frei. Die hochgeladenen<br />
Aufnahmen durchlaufen einen<br />
unabhängigen Prüfprozess. KI-basierte<br />
Algorithmen analysieren verschiedene<br />
Match-Parameter, wie Spielerverhalten,<br />
korrektes Ergebnis oder Regelverstöße und<br />
stellen so eine regelkonforme Durchführung<br />
der Matches sicher. Sollten im Matchverlauf<br />
Ungereimtheiten auftreten, werden<br />
auffällige Abschnitte von geschultem<br />
Personal überprüft. Bei zu großen Zweifeln<br />
wird das Match nicht freigegeben.<br />
Ab sofort können Spieler über die Wingfield-App<br />
an einem offenen Betatest teilnehmen<br />
und die neue Funktion nutzen. Hierzu<br />
muss der eigene Account zunächst für die<br />
LK-Funktion aktiviert werden. Im Rahmen<br />
dieser Betaphase werden die ersten 100<br />
gespielten Matches nicht berechnet. Danach<br />
fällt pro Spieler eine Bearbeitungsgebühr in<br />
Höhe von 12,99€ pro Match an. Preisnachlässe<br />
über den Wingfield<br />
„Pro Plan“ innerhalb der App<br />
sind möglich. ◯<br />
INFOS<br />
LK-MATCHES ÜBER<br />
DIE WINGFIELD-APP<br />
∞ Maximal 15 Wingfield-LK-<br />
Matches innerhalb von 12 Monaten.<br />
∞ Maximal drei Wingfield-LK-Matches<br />
innerhalb von 12 Monaten gegen<br />
denselben Gegner.<br />
∞ Vorerst können nur Einzelpartien<br />
gewertet werden, keine Doppelmatches.<br />
Infos: www.wingfield.io/lk-matches<br />
58 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
AUSRÜSTUNG NEUE PRODUKTE<br />
TECNIFIBRE<br />
Aus Saiten<br />
zu Bekleidung<br />
Die X-LOOP-T-Shirts von Tecnifibre<br />
sind zu 100 Prozent aus recyceltem<br />
Material hergestellt. Der Clou:<br />
Recycelte Polyester-Saiten werden<br />
nach dem Spielen zu Garnen verarbeitet<br />
und fließen zu 50 Prozent in die<br />
T-Shirt-Produktion ein. In den Farbvarianten<br />
Marine und Camouflage für<br />
Damen und Herren erhältlich.<br />
Preis: 50 €<br />
www.tecnifibre.com<br />
DR. JACOBY<br />
Für die Gelenke<br />
Die Pferdesalbe Arthro Gelenk von Dr. Jacoby<br />
ist speziell entwickelt für die Bedürfnisse<br />
von Tennisspielern und verspricht<br />
eine effektive Linderung von Schmerzen in<br />
den Knien sowie eine verbesserte Beweglichkeit.<br />
Wertvolle Inhaltsstoffe sorgen für<br />
eine Gleitschicht zwischen den Gelenken.<br />
So können Reibungen minimiert werden<br />
und Bewegung kann wieder leichter fallen.<br />
Bei dm und Rossmann erhältlich.<br />
Preis: 12,95 € (100 ml)<br />
www.drjacobyspfedersalbe.de<br />
TOPSPIN 2K25<br />
Viel Spielspaß<br />
Die TopSpin-Reihe ist wieder da. Nach<br />
2011 erscheint eine neue Spielsimulation<br />
mit vielen Features für PS4, PS5,<br />
Xbox One, Xbox X und PC. Spielen Sie<br />
als die Legenden Roger Federer und<br />
Serena Williams oder glänzen Sie mit<br />
schmetternden Aufschlägen als Carlos<br />
Alcaraz, Iga Swiatek, Frances Tiafoe<br />
oder Andre Agassi. Wählen Sie aus über<br />
24 spielbaren Profis aus und entfesseln<br />
Sie Ihre Finesse gegen andere Spieler<br />
lokal oder online. Es gibt drei Ausgaben:<br />
die Standard Edition, die Deluxe<br />
Edition und die Grand Slam Edition.<br />
Preis: 74,99 € für PS5<br />
www.topspin.2k.com<br />
PACIFIC<br />
Spin und<br />
Kontrolle<br />
Die Polyestersaite X Force 5 von<br />
Pacific ist aus der neuesten Generation<br />
der Co-Polyester-Fasern<br />
entwickelt. Die Saite verleiht Spin<br />
und Kontrolle und beißt sich durch<br />
die fünf Ecken geradezu in den Ball.<br />
Preis: 19,90 € (Set), 199 € (Rolle)<br />
www.pacific.com<br />
Fotos: Datenbank<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
59
MEDIZIN SCHULTER<br />
SCHMERZ LASS<br />
NACH: Probleme an<br />
der Schulter haben<br />
viele Tennisspieler.<br />
Mitunter tritt bei ihnen<br />
das Phämomen der<br />
Kalkschulter auf.<br />
Gegen ein<br />
»Autsch!«<br />
beim Aufschlag<br />
Intensives Tennisspielen belastet die Schulter.<br />
Wer Pech hat, bekommt eine Kalkschulter. Doch mit<br />
schonenden Therapien wie dem Tenex-Verfahren aus<br />
den USA lassen sich die Schmerzen beheben<br />
Eine Kalkschulter kann sehr<br />
schmerzhaft sein. Typisch bei<br />
Tennisspielern ist dann ein starkes<br />
Stechen in der Schulter,<br />
wenn man den Arm zum Aufschlag<br />
nach oben führt. Aber<br />
auch daheim bleibt man meist nicht verschont.<br />
Das geht so weit, dass jede „Über-<br />
Kopf-Arbeit“ weh tut – egal, ob man die<br />
Haare föhnt oder eine Tasse aus dem oberen<br />
TEXT GABRIELE HELLWIG<br />
Schrank nimmt. Nachts kann das Liegen auf<br />
der betroffenen Seite zur Tortur werden. Im<br />
fortgeschrittenen Stadium hat man bei fast<br />
jeder Bewegung Schulterschmerzen, sogar<br />
beim Tür öffnen.<br />
Bei einer Kalkschulter ist nicht das<br />
Schultergelenk selbst betroffen, sondern<br />
es hat sich Kalk in den umgebenden Schultersehnen<br />
eingelagert. „Diese Kalkeinlagerungen<br />
stören die Sehne nicht unbedingt“,<br />
Foto: Shutterstock<br />
sagt Experte Raul Borgmann, Orthopäde<br />
der Orthopassion-Praxis in Freiburg. Jedoch<br />
ist zwischen dem Schulterdach und dem<br />
Oberarmkopf von Natur aus nur wenig<br />
Platz: „Wächst das Kalkdepot oder entsteht<br />
eine muskuläre Dysbalance, wird der<br />
Raum immer enger. Die Sehne wird unter<br />
dem Schulterdach eingeklemmt. Dies führt<br />
zu einem Reizzustand mit anschließender<br />
Entzündung und damit zu Schmerzen.“<br />
Genaugenommen handelt es sich nicht<br />
um Kalk im herkömmlichen Sinne, sondern<br />
um kristalline Kalzium-Ablagerungen<br />
in den Sehnenzellen. „Oft führt eine<br />
chronische Überlastung zu einer Kalkeinlagerung“,<br />
sagt Borgmann. Meistens ist<br />
diese kombiniert mit muskulären Dysbalancen,<br />
so der Freiburger Orthopäde: „Die<br />
Schulter ist ein muskelgeführtes Gelenk.<br />
Die Gelenkpfanne ist eigentlich zu klein<br />
für den Oberarmkopf und muss durch die<br />
Muskelspannung der Rotatorenmanschette<br />
in der Gelenkpfanne zentriert werden.<br />
Wenn da eine Dysbalance entsteht, stimmt<br />
diese Zentrierung nicht mehr und es kann<br />
zu einer Sehneneinklemmung – dem sogenannten<br />
Impingement – kommen.“<br />
Der Orthopäde kann mit einem modernen<br />
Ultraschallgerät eine Kalkschulter leicht<br />
diagnostizieren. In der Regel erzielt man mit<br />
konservativen Therapien schnell eine Besserung.<br />
Bei starken Schmerzen erhält der Patient<br />
schmerz- und entzündungshemmende<br />
Medikamente. Eine intensive Kältetherapie<br />
der Schulter ist ebenfalls sinnvoll. Mit<br />
Hilfe von Physiotherapie kann die Zentrierung<br />
des Oberarmkopfes verbessert und der<br />
Raum unter dem Schulterdach etwas erweitert<br />
werden, um den Druck auf die durch<br />
den Kalk verbreiterten Sehnen zu verringern.<br />
Als Basistherapie kommt bei der Kalkschulter<br />
dann vor allem die Stoßwellentherapie<br />
zum Einsatz. Borgmann erklärt: „Bei<br />
der Stoßwellentherapie werden kurze, hochenergetische<br />
Schalldruckwellen erzeugt.<br />
Dadurch werden im Gewebe mehr Botenstoffe<br />
ausgeschüttet und alle regenerativen<br />
Stoffwechselprozesse hochgefahren: die<br />
Durchblutung verbessert sich, es werden<br />
entzündungshemmende Stoffe und Wachstumsfaktoren<br />
freigesetzt und sogar das Einwandern<br />
von Stammzellen aktiviert.“<br />
60<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
Foto: Datenbank<br />
Synergistische Effekte kann man durch<br />
die Ergänzung der Stoßwellentherapie mit<br />
der Myofazialen-Triggerpunkt-Behandlung<br />
und Osteopathie erzielen. Bei der Myofazialen-Triggerpunkt-Behandlung<br />
geht<br />
es darum, schmerzhafte Verhärtungen in<br />
der Muskulatur aufzulösen, um den Oberarmkopf<br />
wieder richtig zu zentrieren. „Bei<br />
den Triggerpunkten handelt es sich um<br />
schmerzhafte, lokale Muskelverspannungen,<br />
in denen der Muskel in mikroskopisch<br />
kleinen Muskelfaserabschnitten so kontrahiert<br />
ist, dass er die versorgenden Blutgefäße<br />
abdrückt und sich praktisch selbst<br />
stranguliert. Dadurch entsteht ein Sauerstoffmangel<br />
im Gewebe und eine Energiekrise<br />
auf zellulärer Ebene, aus der der<br />
Muskel aufgrund seines lokalen Durchblutungsmangels<br />
nicht selbstständig wieder<br />
herauskommt“, erläutert Borgmann. Speziell<br />
geschulte Orthopäden und Therapeuten<br />
können die Triggerpunkte in dem Muskel<br />
und Fasziengewebe aufspüren und mittels<br />
Stoßwelle, Akupunktur oder manuell<br />
behandeln.<br />
Auch die Osteopathie ist ein wichtiger<br />
Bestandteil des Behandlungskonzeptes<br />
der orthopädischen Privatpraxis Orthopassion.<br />
„Bei der Osteopathie geht man davon<br />
aus, dass alle Teile im Körper eng miteinander<br />
verbunden sind“, erklärt Borgmann,<br />
der selbst Osteopath ist. „Haut, Knochen,<br />
Muskeln und innere Organe werden durch<br />
sogenannte Faszien, das sind Hüllen aus<br />
Bindegewebe, stabil und beweglich gehalten.<br />
Diese Faszien umgeben den ganzen<br />
Körper. Durch die Faszien kommunizieren<br />
alle Gewebe des Körpers miteinander,<br />
weil die Nerven und Gefäße in den Faszien<br />
verlaufen.“ Mit speziellen Handgriffen löst<br />
der Therapeut oder Orthopäde das Gewebe<br />
und stellt die natürliche Spannung im Muskel<br />
und Fasziengewebe wieder her. Muskuläre<br />
Dysbalancen, die oft mit ursächlich für<br />
die Kalkschulter sind, können damit behoben<br />
werden.<br />
Wenn man die Beschwerden nicht mit<br />
den konservativen Therapien in den Griff<br />
bekommt, wurde bisher meistens eine<br />
Operation empfohlen. Jetzt kann in solchen<br />
Fällen schonender vorgegangen werden:<br />
Bei dem neuen Tenex-Verfahren, das<br />
aus den USA kommt, wird minimal-invasiv<br />
behandelt – statt offen zu operieren.<br />
Das Tenex-Verfahren nutzt modernste<br />
Technologien, um gezielt geschädigtes<br />
Gewebe in den betroffenen Sehnen<br />
zu identifizieren und minimal-invasiv zu<br />
behandeln. Das schonende Verfahren wird<br />
ambulant oder mit einer Überwachungsnacht<br />
durchgeführt. Der Orthopäde spritzt<br />
eine lokale Betäubung in die Schulter und<br />
führt unter Ultraschallkontrolle eine spezielle<br />
Nadel ganz gezielt bis in den Kalk.<br />
Borgmann: „Dann wird durch den Einsatz<br />
moderner Ultraschallenergie der Kalk vorsichtig<br />
aufgelöst und durch dieselbe kleine<br />
Hightech-Nadel abgesaugt, während der<br />
gesunde Teil der Sehnen erhalten bleibt.“<br />
Nach dem Eingriff legt der Arzt einen sterilen<br />
Verband an. Nähte sind nicht erforderlich.<br />
Borgmann: „Das Tenex-Verfahren<br />
ist schonend, sicher und enorm wirksam.<br />
Es schließt eine therapeutische Lücke zwischen<br />
rein konservativer Therapie und offener<br />
Chirurgie.“<br />
Am ersten Tag nach der Behandlung<br />
sollte man sich noch schonen, aber schon<br />
nach wenigen Tagen sind leichte Aktivitäten<br />
und Dehnübungen möglich. Nach<br />
etwa sechs Wochen kann der Patient wieder<br />
Tennis spielen. „Für Patienten bedeutet<br />
das Tenex-Verfahren deutlich weniger<br />
Beschwerden und eine bis zu viermal<br />
schnellere Wiederaufnahme seiner Aktivitäten<br />
als bei einer offenen Operation“, sagt<br />
Borgmann.<br />
Als Tennisspieler muss es aber nicht so<br />
weit kommen, denn dem Kalkschulter-Phänomen<br />
kann man vorbeugen. Wichtig ist in<br />
erster Linie eine saubere Tennis-Technik. Es<br />
empfiehlt sich, diese innerhalb einer Trainerstunde<br />
von einem Coach mal checken<br />
zu lassen – selbst wenn man auf dem Court<br />
schon ein alter Hase ist. „Empfehlenswert<br />
ist auch ein Krafttraining als Ausgleich, um<br />
muskuläre Dysbalancen zu vermeiden“, rät<br />
Borgmann. ◯<br />
UNSER EXPERTE<br />
DR. RAUL BORGMANN<br />
Dr. Raul Borgmann<br />
ist Facharzt für<br />
Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie und<br />
Diplom-Osteopath.<br />
Der Gründer der<br />
Privatpraxis Orthopassion<br />
in Freiburg hat sich spezialisiert<br />
auf regenerative Orthopädie,<br />
Osteopathie und Bewegungsmedizin.<br />
„Regenerieren statt operieren“, lautet<br />
das Praxis-Motto. Dr. Borgmann behandelt<br />
viele Sportler, darunter auch<br />
Tennisspieler auf Bundesliga-Niveau.<br />
www.orthopassion.de<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
61
IDEALE<br />
TRAININGSBE-<br />
DINGUNGEN:<br />
Fünf Quarzsandplätze<br />
stehen<br />
im Robinson<br />
Club Agadir zur<br />
Verfügung.<br />
HIMMLISCH:<br />
Der Sonnen-untergang<br />
in der Rooftopbar<br />
Café Maure<br />
gehört zu den Höhepunkten<br />
im Robinson<br />
Club Agadir.<br />
62 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
REISE REPORTAGE<br />
Prima<br />
Klima<br />
Ein Traum aus Tausendundeine<br />
Nacht mit Dünen,<br />
Meer und ganz viel Sonne.<br />
Der Robinson Club Agadir<br />
bietet nicht nur Erholung<br />
satt, sondern ganzjährig<br />
angnehme Temperaturen<br />
zum Tennis spielen<br />
TEXT CHRISTIAN ALBRECHT BARSCHEL<br />
FOTOS OLIVER HARDT<br />
Eid Mubarak. Das bedeutet<br />
„gesegnetes Fest“. Als <strong>tennis</strong><br />
MAGAZIN im April nach Agadir<br />
reist, endet der Fastenmonat<br />
Ramadan. Bedeutet: Mit einem<br />
dreitätigen Zuckerfest wird<br />
das Fastenbrechen zelebriert. Das öffentliche<br />
Leben in Marokko steht zu einem der<br />
bedeutendsten Festlichkeiten im Islam<br />
nahezu still. Nicht so im Robinson Club<br />
Agadir. Hier herrscht geselliges Treiben.<br />
Der wohlklingende Rausch der Wellen des<br />
Atlantiks ist von Weitem gut zu vernehmen.<br />
Die Sonne strahlt auf die Dünen am<br />
Meer. Ein angenehmer Wind weht über die<br />
Anlage. Aus den Lautsprechern ertönt der<br />
80er-Jahre-Klassiker Take My Breath Away<br />
der Gruppe Berlin. Im Song aus dem Hollywood-Blockbuster<br />
Top Gun geht es darum,<br />
dass aus Liebe einem der Atem stockt.<br />
Beim Schlendern über die palastartige<br />
Anlage des Robinson Clubs Agadir<br />
schwingt immer etwas Majestätisches mit.<br />
Das liegt zum einen an der morgenländischen<br />
Architektur, die an die Erzählungen<br />
aus Tausendundeine Nacht erinnert,<br />
sowie dem Garten aus Palmen, zum anderen<br />
am Königspalast, dessen Grundstück<br />
sich direkt neben der Anlage befindet. Was<br />
sofort auffällt: Der Weg vom Beginn der<br />
Anlage bis zum Strandabschnitt ist lang –<br />
insgesamt 1,7 Kilometer. Das hat auch mit<br />
dem Königspalast zu tun, wie Clubdirektor<br />
Ulrich Thöne aufklärt. „Der Königspalast<br />
hat damals in der Bauphase vor- →<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
63
REISE REPORTAGE<br />
KÖNIGSDÜNE:<br />
Einer der vielen<br />
Königspaläste von<br />
Marokko liegt direkt<br />
neben der Clubanlage.<br />
VIEL RACKETSPORT:<br />
Clubdirektor Ulrich<br />
Thöne (oben) kennt<br />
sich im Tennis bestens<br />
aus. Mittlerweile spielt<br />
er auch viel Padel.<br />
gegeben, wie das Grundstück geschnitten<br />
werden soll. Dadurch ist es eine schmale,<br />
lange Anlage geworden. Das hat den Vorteil,<br />
dass wir eine Strandcommunity sowie<br />
eine Poolcommunity haben und es nie<br />
Probleme mit dem Reservieren der Liegen<br />
gibt“, erzählt Thöne, dessen erste Station<br />
bei Robinson im Jahr 1991 eine Tätigkeit als<br />
Tennistrainer war.<br />
Seit Januar 2021 kümmert sich der<br />
gebürtige Lüdenscheider um den Robinson<br />
Club Agadir. Vor allem die Mentalität<br />
der Marokkaner hat ihn sofort begeistert.<br />
„Die Marokkaner sind sehr gastfreundlich,<br />
sehr zuverlässig, treu und wertegesteuert.<br />
Fast schon ein bisschen Deutsch. Es ist<br />
alles sehr unaufgeregt und authentisch.<br />
Marokko ist die Schweiz Afrikas – neutral.<br />
Wenn es mal knistert zwischen afrikanischen<br />
Staaten, wird Marokko als Vermittler<br />
eingesetzt. Der ehemalige König Hassan<br />
II. hat mal den schönen Spruch gesagt:<br />
„Marokko ist eine Palme, dessen Wurzeln<br />
in dem Fundament der Sahara und der<br />
arabischen Welt Nordafrikas liegen, aber<br />
deren Blätter und Wipfel in Europa atmen<br />
und leben.“ So erzählt es Thöne. Agadir,<br />
ursprünglich ein Fischerdorf der Berber,<br />
ist die modernste Stadt Marokkos und als<br />
Urlaubsgebiet nicht nur für Touristen aus<br />
Europa interessant. Als „Weiße Stadt am<br />
Meer“ wird Agadir (die Metropolregion<br />
umfasst ca. 1,2 Millionen Einwohner) gerne<br />
bezeichnet.<br />
„Was den Club auszeichnet, ist das perfekte<br />
Klima. Wir haben eine eigene Wetterzone.<br />
Wenn es im Sommer in Marrakesch<br />
mit mehr als 40 Grad sehr heiß ist, haben<br />
wir bei uns in Agadir 27 Grad“, sagt Thöne.<br />
Bedingt durch den kühlen Golfstrom von<br />
den Kanaren bildet sich über dem Atlasgebirge<br />
in den Sommermonaten ein Hochnebel,<br />
der sich gegen Mittag auflöst. Das<br />
schützt vor der Hitze und sorgt für ein<br />
Wohlfühl-Feeling, vor allem für Tennisspieler,<br />
die hier ganzjährig gute Trainingsund<br />
Spielbedingungen vorfinden – sonnig,<br />
milde Temperaturen, eine leichte Brise. „Wir<br />
hatten bei uns im Club zuletzt eine polnische<br />
Tennismannschaft mit 60 Spielern<br />
und drei Trainern zu Gast, die ihre Saisonvorbereitung<br />
absolviert haben“, sagt Thöne.<br />
Apropos Tennis: Wir machen uns auf<br />
den Weg zur Tennisanlage. Die fünf Quarzsandplätze<br />
und die beiden Padelplätze<br />
sind alle belegt. Tennis hat in Marokko traditionell<br />
einen großen Stellenwert. Parallel<br />
zu unserem Besuch findet im 250 Kilometer<br />
entfernten Marrakesch das einzige<br />
ATP-Turnier in Afrika statt. Seit 1984 ist<br />
Marokko im Turnierkalender der ATP-Tour<br />
vertreten, zunächst 30 Jahre in Casablanca,<br />
seit 2016 in Marrakesch. Auch die Damen<br />
spielen in Marokko ihr einziges WTA-Turnier<br />
in Afrika. 2001 fanden erstmals die<br />
Morocco Open statt, die seit 2016 in der<br />
64 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
HIER GEHT‘S LANG:<br />
Die Tafeln am Strand mit<br />
den Entfernungen<br />
zu Städten sind ein<br />
beliebtes Fotomotiv.<br />
HEREINSPAZIERT: Das marokkanische Flair<br />
ist im Robinson Club Agadir überall zu spüren.<br />
GEDENKEN AN DIE<br />
ERDBEBENOPFER:<br />
„Gott, Vaterland,<br />
Königreich“ ist auf<br />
dem Hügel zur Festung<br />
Kasbah zu lesen.<br />
INFOS<br />
ROBINSON CLUB AGADIR<br />
Marokko mit Afrikas<br />
einzigen ATP- und<br />
WTA-Turnieren<br />
Hauptstadt Rabat ausgetragen werden. Die<br />
Begeisterung für Tennis im Vergleich zu<br />
den 90er- und 2000er-Jahren, als Marokko<br />
mit Younes El Aynaoui, Hicham Arazi<br />
und Karim Alami gleichzeitig drei Topspieler<br />
hatte, ist inzwischen etwas abgeebbt.<br />
Auch hier überstrahlt der Fußball<br />
alles. 2030 wird Marokko einer von mehreren<br />
Gastgebern der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
sein. Agadir soll dabei ein Spielort<br />
werden. In den nächsten sechs Jahren wird<br />
also eine Menge passieren, inklusive eines<br />
gewaltigen Ausbaus des Flughafens sowie<br />
der Gestaltung einer neuen Yachthafen-<br />
Marina. Geld spielt dabei keine Rolle, denn<br />
der marokkanische König, Mohammed VI.,<br />
ist einer der reichsten Afrikaner.<br />
Als sich am 8. September 2023 am späten<br />
Abend ein Erdbeben der Stärke 6,8<br />
über dem Atlasgebirge ereignete, war dies<br />
ein riesengroßer Schock für das Land. Der<br />
Robinson Club, der ein Zertifikat für eine<br />
Stärke bis zu 9,0 hat, und die Stadt Agadir<br />
sind erdbebensicher gebaut, nachdem die<br />
Hafenstadt bei einem verheerenden Erdbeben<br />
im Jahr 1960 fast vollständig zerstört<br />
wurde. Der Schriftzug auf dem Hügel<br />
zur Festung Kasbah erinnert an die Toten<br />
des Erdbebens von 1960: „Gott, Vaterland,<br />
Königreich“ ist zu lesen.<br />
Wir machen uns auf den Weg in die<br />
Rooftopbar, ins Café Maure – dem „Place to<br />
be“ auf der Anlage. Von hier hat man einen<br />
traumhaften Blick über den Club bis zum<br />
Meer. Die Sonne versinkt über dem Atlantik,<br />
die Dünen recken sich vom Sonnenlicht<br />
stolz empor, während auf der Terrasse eine<br />
Live-Band spielt und die Sängerin erneut<br />
den 80er-Jahre-Klassiker Take My Breath<br />
Away anstimmt. Atemberaubend! ◯<br />
Eröffnung: April 2008<br />
Geöffnet: ganzjährig, All-inclusive<br />
Landeskategorie: 4 Sterne<br />
Fläche: 172.000 Quadratmeter<br />
Länge: 1,7 km<br />
Zimmer: 343<br />
Betten: 702<br />
Entfernung vom Flughafen: 23 km<br />
Tennisangebot: fünf Quarzsandplätze<br />
(zwei mit Flutlicht) plus zwei<br />
Padelplätze. Tennisschule und<br />
Schlägerverleih<br />
Sportprogramm: Wassersport (u.a.<br />
Wellenreiten), Beach-Volleyball,<br />
Fußballplatz (Kleinfeld), Tisch<strong>tennis</strong>,<br />
diverse Fitnesskurse und vier Golfplätze<br />
in der näheren Umgebung<br />
Wellness: Indoor-Pool,<br />
finnische Sauna, Hamam, Massageund<br />
Beautyräume<br />
Entertainment: tägliche Abendshows<br />
im Theater, Live-Musik sowie ein<br />
Nachtclub<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
65
REISE HOTEL-TIPP<br />
Foto: Datenbank<br />
Sportliche<br />
Erholung<br />
EXKLUSIVE TRAININGSSTUNDEN: Mit der European Tennis<br />
Academy können Sie Ihr Tennis auf ein neues Level bringen.<br />
LUXURIÖSE AUSZEIT: Schon<br />
am Eingang des Quellenhofs<br />
wird der Wohlfühlcharakter<br />
des Resorts deutlich.<br />
Sie wollen Urlaub machen, aber nicht auf Tennis verzichten?<br />
Dann ist das Quellenhof Luxury Resort die richtige Wahl<br />
Foto: Datenbank<br />
URLAUB IN DEN<br />
BERGEN: Das Quellenhof<br />
Luxury Resort liegt im<br />
Südtiroler Passeier Tal.<br />
Foto: Datenbank<br />
Was gibt es Schöneres, als<br />
sich in einer luxuriösen<br />
Unterkunft vom alltäglichen<br />
Stress zu erholen<br />
und nur wenige Meter<br />
vom Tenniscourt entfernt zu sein? Der<br />
Quellenhof im Südtiroler Passeier Tal<br />
ermöglicht diesen Traum mit einer<br />
Kombination aus einem vielfältigen<br />
Tennisangebot und einem erholsamen<br />
Rahmenprogramm.<br />
Passend zur Sandplatzsaison bietet das<br />
Hotel sieben Courts mit dem roten Untergrund<br />
an. Darauf können die Gäste sowohl<br />
eigenständig mit einer kostenlosen Ausstattung<br />
aufschlagen als auch mit einem<br />
professionellen Tennistrainer. Der Quellenhof<br />
bietet unterschiedliche Varianten<br />
eines kostenpflichtigen Tennistrainings<br />
an. Diese reichen von einem Kinder- oder<br />
Schnupper kurs bis hin zu einem Einzelunterricht<br />
und zeichnen sich durch ein<br />
maßgeschneidertes Trainingskonzept aus.<br />
Darüber hinaus können Mannschaften<br />
im Luxury Resort gemeinsam mit der<br />
European Tennis Academy, einem Partner<br />
des Quellenhofs, trainieren – entweder zur<br />
Saisonvorbereitung im Frühling oder in<br />
Form von „Relax & Play“ im Herbst.<br />
Außerdem ist der Quellenhof das einzige<br />
Tennishotel in Südtirol, das einen<br />
Padel-Platz vorzuweisen hat. Auch dafür<br />
besteht die Möglichkeit, Trainingsstunden<br />
zu buchen.<br />
Abgesehen vom Tennisprogramm sind<br />
die verschiedenen Häuser ein bedeutendes<br />
Merkmal des Luxury Resorts. Diese bieten<br />
beispielsweise Sportbecken, Bowlingbahnen<br />
und Billardtische zur sportlichen<br />
Abwechslung, Wellnessbereiche auf dem<br />
Dach, Indoor- und Outdoorpools sowie lauschige<br />
Parks zur Erholung und gemütliche<br />
Speiseräume, eine Hotelbar und eine Vinothek<br />
für einen kulinarischen Genuss.<br />
Die Qualität des ausgewogenen<br />
Sportangebots des Quellenhofs ist nicht<br />
unentdeckt geblieben. So erhielt das<br />
Luxury Resort 2018 den Aktiv Hotel<br />
Award, ein Preis für deutschsprachige<br />
Hotels mit besonderen Leistungen im<br />
Aktivitätsangebot.<br />
Apropos Preis: Es gibt verschiedene<br />
Angebote zum Sparen, wie zum Beispiel<br />
fünf Nächte buchen, aber nur vier bezahlen.<br />
Mehr Informationen und Buchungsmöglichkeiten<br />
finden Sie unter:<br />
www.quellenhof.it. ◯<br />
66 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
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ZURÜCK IN DER SPUR:<br />
Rudi Molleker belegt aktuell<br />
einen Platz in den Top 200.<br />
Sein Ziel: Er will wieder Spaß<br />
haben am Tennis und die<br />
Zeit auf der Tour genießen.<br />
Foto: Witters<br />
68 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
LEUTE PORTRÄT<br />
Weniger Druck,<br />
mehr Spaß<br />
Rudolf „Rudi“ Molleker legte seine Tenniskarriere auf Eis.<br />
Jetzt ist er wieder da. Was hat ihn zu der Auszeit bewegt?<br />
Wie haben ihn die vergangenen sechs Jahre geprägt? Und<br />
wie blickt er in die Zukunft? <strong>tennis</strong> MAGAZIN hat ihn getroffen<br />
TEXT FRANZISKA BRÜLLS<br />
Er zählte zu den aufstrebenden<br />
Tennistalenten Deutschlands,<br />
war auf dem Vormarsch in die<br />
Top 100, wurde verglichen mit<br />
Alexander Zverev oder gar als<br />
der nächste Boris Becker. 2019,<br />
als er gerade 18 Jahre alt war, lautete sein<br />
erklärtes Ziel: die Top 100. Aber es kam<br />
alles anders. Ohne dass die Öffentlichkeit<br />
Wind davon bekam, entschied sich Rudolf<br />
„Rudi“ Molleker seine Tenniskarriere vorerst<br />
zu beenden. Er setzte einen völlig<br />
anderen Fokus, suchte den Weg zu seinen<br />
privaten Interessen und legte den Tennisschläger<br />
für über ein Jahr komplett beiseite.<br />
Nun, knapp fünf Jahre später, reist der<br />
23-Jährige wieder um die Welt und versucht<br />
das Leben im Tenniszirkus zu genießen.<br />
<strong>tennis</strong> MAGAZIN hat Molleker getroffen<br />
und sich ausführlich mit ihm über seine<br />
Auszeit, seine persönliche Entwicklung und<br />
sein angestrebtes Leben unterhalten.<br />
Als wüsste niemand, wer der junge<br />
Mann eigentlich ist, tritt Rudolf Molleker<br />
ins Clubhaus beim Hamburger Tennisverband<br />
und reicht den <strong>tennis</strong> MAGAZIN-Kollegen<br />
die Hand. Dabei stellt er sich vor:<br />
→<br />
Foto: Imago/Mladen Lackovic<br />
AUFSTEIGENDE<br />
FORM: Rudi Molleker<br />
ist die Nummer<br />
172 der Welt. Im Mai<br />
vor einem Jahr stand<br />
er noch auf Platz<br />
338.<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
69
TEILT SEIN<br />
LEBEN: Auf seinem<br />
Instagram-Kanal<br />
(@rudimollo) gibt<br />
Molleker Einblicke<br />
in sein Leben.<br />
AUF REISEN: Im<br />
Rahmen der Tour<br />
sieht Molleker<br />
viele Orte, hier<br />
den Gardasee in<br />
Italien.<br />
HUNDELIEBHABER:<br />
Molleker verbringt seine<br />
Freizeit gerne mit seinem<br />
Bruder German und den<br />
Hunden.<br />
„Hey, ich bin Rudi!“ Inmitten von Spielern<br />
und Zuschauern, die das Challenger-Turnier<br />
in Hamburg besuchen, nimmt er im<br />
Restaurant Platz. Er wirkt kein bisschen<br />
genervt oder gestresst von dem Pressetermin,<br />
der ihm bevorsteht. Ganz im Gegenteil:<br />
Er ist aufgeschlossen, reflektiert und<br />
absolut bereit, die vergangenen Jahre seines<br />
Lebens Revue passieren zu lassen.<br />
Zuletzt hatte <strong>tennis</strong> MAGAZIN mit Molleker<br />
gesprochen, als er gerade 18 Jahre alt<br />
war, 2018 also. Zu diesem Zeitpunkt galt der<br />
„Berliner Jung‘“ als polarisierendes Talent. Er<br />
ließ seinen Emotionen auf dem Court freien<br />
Lauf und gewährte in den sozialen Medien<br />
tiefe Einblicke in sein Privatleben. Professionellen<br />
Beobachtern gefiel das nicht immer.<br />
Aber sein damaliger Coach Benjamin Thiele,<br />
der ihn auch heute wieder begleitet, sagte<br />
damals schon: „Wir lechzen hierzulande<br />
nach echten Typen, die mitreißen und auch<br />
mal polarisieren. Wenn es dann mal jemanden<br />
gibt, regen sich viele schnell auf und es<br />
wird einem das Negative vorgehalten. Aber<br />
viele Zuschauer können eine Bindung zu<br />
ihm aufbauen und fiebern und fühlen mit.“<br />
Heute wirkt „Rudi“, wie er gerne<br />
genannt wird, gelassen. Zwar platziert er<br />
seine Emotionen weiterhin auf dem Court<br />
und scheut sich nicht vor einer Diskussion<br />
mit den Offiziellen, wenn er sich ungerecht<br />
behandelt fühlt. Dennoch sagt er selbst<br />
über sich mit einem Schmunzeln: „Mein<br />
Leben hat sich in den vergangenen sechs<br />
Jahren nicht wirklich verändert. Vielleicht<br />
bin ich ein bisschen ruhiger geworden.“<br />
Betrachtet man die blanken Tatsachen,<br />
stimmt es: Molleker spielt immer noch oder<br />
besser wieder professionell Tennis, er arbeitet<br />
mit dem gleichen Coach, der auch weitestgehend<br />
mit ihm zu den Turnieren reist,<br />
pflegt immer noch ein enges Verhältnis zu<br />
seiner Familie und organisiert sich und sein<br />
Leben selbst. Auch seine Vorliebe für deutsche<br />
Rapmusik und Schuhe ist geblieben.<br />
Was sich aber verändert hat: seine Einstellung<br />
zum Sport. Noch 2018 nahm er<br />
die Top 100 fest ins Visier. Heute weiß er<br />
nicht mal sicher, welche Position er in der<br />
Weltrangliste belegt. „Ich weiß, dass ich zu<br />
den besten 200 Spielern gehöre. Ungefähr<br />
DREAMTEAM: Seinen<br />
Hund hat Molleker in Form<br />
eines Tattoos auf seinem<br />
Arm verewigt.<br />
habe ich im Blick, welche Turniere ich spielen<br />
kann.“ Sein Credo lautet mittlerweile<br />
eher: „Ich spiele einfach Tennis und wenn<br />
ich gute Erfolge erziele, kommt das Ranking<br />
von allein.“<br />
Im Gespräch wird deutlich, dass doch<br />
einiges bei der deutschen Nachwuchshoffnung<br />
passiert ist, er scheint nachdenklich<br />
zu sein. Was hat ihn also zu seiner Pause<br />
bewegt und was hat sie mit ihm gemacht?<br />
Eigentlich lief es bis ins Jahr 2019, kurz<br />
vor seinem Rückzug, „super“ für Molleker,<br />
wie er selbst sagt. Mit Rang 146 erreichte<br />
er sein bislang bestes Ranking mit gerade<br />
mal 18 Jahren und qualifizierte sich für zwei<br />
Grand Slam-Turniere. Dann kam die Wimbledon-Panne.<br />
Er hatte vergessen, sich für<br />
Fotos: Instagram/Rudolf Molleker<br />
70 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
LEUTE PORTRÄT<br />
das Major in London zu melden. Die Presse,<br />
aber auch einige Tennisfans, stürzten sich<br />
auf das Missgeschick und äußerten ihr<br />
Unverständnis, wie so etwas einem Profi<br />
nur passieren könne. „Das hat mich ein<br />
bisschen mitgenommen“, gibt Molleker zu.<br />
Kurz danach zog er sich zurück. „Warum ich<br />
den Spaß am Tennis verloren habe, kann<br />
ich noch immer nicht erklären“, sagt er.<br />
Ihm bleiben nur Mutmaßungen: „Es kann<br />
sein, dass ich zu viel alleine unterwegs war.<br />
Zu dieser Zeit hatte ich keinen Coach mehr.<br />
Ich war jung, verbrachte viel Zeit alleine<br />
in irgendwelchen Hotels und wusste, dass<br />
meine Freunde zu Hause sitzen und anfangen,<br />
ihr Leben zu genießen.“ Was er meint:<br />
Er war gerade 18 Jahre alt geworden. Viele<br />
Jugendliche fangen in diesem Alter an, sich<br />
auszuprobieren. Es ist mehr erlaubt, sie<br />
gehen feiern, treffen sich mit Freunden auf<br />
Drinks und entdecken das Leben neu. „Ich<br />
konnte es nicht nachvollziehen. Am Ende<br />
des Tages war ich einfach nur ein ganz<br />
normaler Jugendlicher, der auch Spaß am<br />
Leben haben wollte, aber nicht konnte.“<br />
Also machte Molleker einen Cut. Er legte<br />
den Schläger beiseite, nahm diesen nicht<br />
einmal in die Hand. Er hörte auf, das Tennisgeschehen<br />
zu verfolgen, plante keine<br />
„Das ist nicht das<br />
Leben, das ich<br />
führen möchte“<br />
Turniere oder Flüge für die nächsten<br />
Wochen. Stattdessen zog er sich zu Hause<br />
zurück. „Ich saß bis morgens sieben Uhr<br />
vor der Playstation. Als meine Mama aufgestanden<br />
und zur Arbeit gegangen ist, bin<br />
ich schlafen gegangen. Um 19 Uhr bin ich<br />
aufgewacht und dann ging es wieder vor<br />
die Playstation“, erzählt er. Er spielte Call<br />
of Duty, ein Ego-Shooter-Game, und fing<br />
an, auf der Plattform “Twitch“ zu streamen.<br />
„Das war eine coole Zeit, ich habe<br />
neue Freunde gefunden und alles um mich<br />
herum ausgeblendet.“ Dann kam die weltweite<br />
Corona-Pandemie. Auch die Tennistour<br />
pausierte. Deshalb fiel vorerst<br />
gar nicht auf, dass der junge Spieler sich<br />
zurückgezogen hatte. „Für alle, die es nicht<br />
wussten, war ich quasi verletzt“, sagt er. Ob<br />
er jemals wieder zum Tennisschläger greifen<br />
würde, war nicht klar. Weder seine Eltern<br />
noch sein Bruder oder jemand anders im<br />
engeren Umfeld machten ihm Druck, wieder<br />
zu spielen. Sein älterer Bruder German<br />
riet ihm: „Rudi, pass auf, wenn Tennis nicht<br />
das ist, was dir Spaß macht, dann mach<br />
etwas anderes!“ Ein paar Ideen, wie eine<br />
alternative Karriere aussehen könnte, geistern<br />
Molleker noch heute durch den Kopf:<br />
„Ich interessiere mich für Autos und Immobilien.<br />
Egal, was es hätte werden können, ich<br />
bin schlau genug, einen Plan B zu finden“,<br />
versichert er.<br />
So lange wie zu dieser Zeit, erzählt Molleker,<br />
war er noch nie zu Hause. Er war es<br />
gewohnt zu reisen, war immer auf dem<br />
Sprung. „Manchmal schätzt man Dinge<br />
erst dann, wenn sie weg sind“, zitiert Molleker<br />
einen typischen Kalenderspruch.<br />
Aber genau dieser hat die Wende in seinem<br />
Leben herbeigeführt: „Auf einmal saß →<br />
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6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
71
LEUTE PORTRÄT<br />
DUO: Coach Benjamin Thiele<br />
(Hintergrund) begleitet Molleker<br />
zu den meisten Turnieren.<br />
Foto: Witters<br />
Foto: Jürgen Hasenkopf/Imago<br />
ich da und habe gemerkt, dass das langfristig<br />
nicht das Leben ist, das ich leben<br />
möchte. Dafür habe ich nicht meine komplette<br />
Kindheit und Jugend aufgegeben.“<br />
Ohne sein genaues Ziel zu kennen, betrat<br />
Molleker also wieder den Tennisplatz, um<br />
einfach mal wieder zu spielen. „Ich war<br />
nicht darauf eingestellt, bald zum nächsten<br />
Turnier zu fliegen“, sagt er. Schnell<br />
flammte seine Begeisterung für die Sportart<br />
wieder auf, er trainierte häufiger und<br />
merkte, dass er „Lust hatte, wettkampffähig<br />
zu sein“. Also bereitete er sich auf die<br />
ersten Turniere auf Challenger-Niveau<br />
vor. „Der Weg dorthin war hart“, so Molleker.<br />
Acht Challenger-Turniere in Folge verlor<br />
er in der ersten Runde, also streute er<br />
ITF-Events ein, um wieder positive Erfahrungen<br />
zu sammeln. Erst 2022 schaffte es<br />
Molleker, nun 21 Jahre alt, ins Finale eines<br />
ITF-Turniers einzuziehen. Aus den Top<br />
200 der Weltrangliste hatte er sich mittlerweile<br />
längst verabschiedet und stand jenseits<br />
der besten 400 ATP-Profis der Welt.<br />
Langsam pirschte er sich aber wieder ran,<br />
gewann im Juni 2022 das ITF-Turnier in<br />
Kamen, im August folgte ein Turniersieg in<br />
Wetzlar (ebenfalls auf ITF-Niveau) und im<br />
Dezember 2022 ein ITF-Triumph in Antalya.<br />
Über die Future-Tour und Teilnahmen<br />
bei Challenger-Events zählte Molleker ab<br />
Juni 2023 wieder zu den besten 300 Spielern<br />
der Welt. Im August des gleichen Jahres<br />
folgte der Turniersieg bei dem Challenger<br />
in Prag. In seiner Laufbahn war es der<br />
zweite Challenger-Sieg überhaupt, seit seinem<br />
ersten Titel 2018 in Heilbronn.<br />
Mittlerweile, knapp drei Jahre nach dem<br />
Re-Start auf der Profi-Tour, gehört Molleker<br />
wieder zu den besten 180 Spielern der Welt.<br />
„Das Leben als Tennisspieler ist eine Achterbahn-Fahrt“,<br />
hat er gelernt. „Ich muss<br />
lernen, die schönen Zeiten zu genießen,<br />
aber gleichzeitig wissen, dass auch Zeiten<br />
„Für dieses Leben<br />
habe ich mein<br />
Leben geopfert“<br />
kommen, die nicht so schön sind.“ Für viele<br />
Außenstehende wirkt der Tennissport elitär,<br />
die Profis scheinen ein erfülltes Leben<br />
FLUGMODUS: Bei<br />
den BMW Open stand<br />
Molleker per Wildcard<br />
im Hauptfeld. Er erreichte<br />
die 2. Runde.<br />
zu haben, gut zu verdienen und wöchentlich<br />
neue Städte zu entdecken. „Aber die<br />
Schattenseiten sind viel größer, als viele<br />
Leute sich vorstellen können“, sagt Molleker.<br />
Dabei spricht er einerseits von dem<br />
mentalen Druck auf Seiten der Spieler: „Es<br />
ist immer noch eine Einzelsportart und<br />
alles lastet auf deinen Schultern, beispielsweise<br />
die Bezahlung deiner Trainer, die du<br />
aus eigener Tasche vergüten musst, wenn<br />
du keine Sponsoren hast.“ Andererseits thematisiert<br />
er Hassnachrichten in den sozialen<br />
Medien – sowohl nach verlorenen als<br />
auch gewonnenen Matches. Zwar kann<br />
Molleker das Leben in der Öffentlichkeit<br />
genießen und lässt Tennisfans daran teilhaben,<br />
aber er bemerkt auch: „Die Augen<br />
sind immer auf dich gerichtet. Jede Kleinigkeit,<br />
die du falsch machst, wird bestraft.“<br />
Und auch wenn er gerne reist und viel von<br />
der Welt sieht, bergen die Reisestrapazen<br />
in seinen Augen Nachteile: „Natürlich ist es<br />
72 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
schön, in jungen Jahren von der Welt so viel<br />
zu sehen. Aber nichtsdestotrotz haben wir<br />
Familie, Freunde, Partner, die man vermisst<br />
und nicht immer mitnehmen kann. Dann<br />
gibt es Turniere, bei denen du in der ersten<br />
Runde verlierst. Dort bleibt man nicht noch<br />
und schaut sich alles an. Man will einfach<br />
nur noch weg“, sagt Molleker.<br />
Um aber die schönen Seiten des Tennisspieler-Daseins<br />
anzunehmen, sagt der<br />
Rechtshänder, habe er aus seinen Erfahrungen<br />
gelernt und einen neuen Schwerpunkt<br />
gelegt. „Ich setzte mir nicht mehr wirklich<br />
Ziele, sondern versuche es zu genießen und<br />
wertzuschätzen, Tennis spielen zu können.<br />
Ich möchte einfach Spaß haben.“<br />
Um sich an die bedeutsamen Dinge<br />
in seinem Leben zu erinnern, fällt Molleker<br />
zum Ende des Gesprächs ein, hat sich<br />
in den vergangenen sechs Jahren doch<br />
etwas geändert: „Ein paar Tattoos sind dazu<br />
gekommen“, freut er sich. Keines davon sei<br />
ohne Bedeutung, alle mit feinen Nadelstichen<br />
gestochen: den Umriss seines Hundes,<br />
die Koordinaten seines Geburtsortes,<br />
den Geburtstag seines Bruders, ein Tattoo<br />
für seine Familie oder Sprüche, die Bestandteil<br />
seines Lebens sind und ihn an etwas<br />
erinnern. „Why not“, also „Warum nicht“<br />
ziert beispielsweise seinen linken Unterarm.<br />
„Impossible“ mit den ersten zwei Buchstaben<br />
durchgestrichen, steht an seinem rechten<br />
Oberarm, also statt „unmöglich“ – „alles<br />
ist möglich“. Knappe Worte, die den Sportler<br />
treffend beschreiben. Er setzt sich keine<br />
Grenzen, will den Druck so gering wie möglich<br />
halten und einfach lernen, Spaß am<br />
Leben zu haben. Schließlich hat er für das<br />
Leben auf der Tennistour, sein „normales“<br />
Leben geopfert, wie er selbst sagt. In Zukunft<br />
will Molleker sich also Zeit lassen, denn<br />
„auch wenn der Weg noch lang ist, ist auch<br />
meine Tenniskarriere noch lang“. ◯<br />
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Foto: <strong>tennis</strong> MAGAZIN<br />
AUFGESCHLOSSEN: Molleker im Gespräch<br />
mit Franziska Brülls von <strong>tennis</strong> MAGAZIN.<br />
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6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
73<br />
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LEUTE EIN MATCH MIT…<br />
Leider kein<br />
Wimbledon<br />
<strong>tennis</strong> MAGAZIN traf Ex-Profi und<br />
Fußball-Europameister Thomas Helmer<br />
auf dem Platz. Neben Vorhand und<br />
Volley gab es jede Menge Anekdoten<br />
über Boris Becker, die Queen und<br />
Nelson Mandela<br />
TEXT ANDREJ ANTIC<br />
FOTOS OLIVER HARDT<br />
AUGEN AUF DEN<br />
BALL: Thomas<br />
Helmer im „Racket<br />
Inn Sporthotel“ in<br />
Hamburg.<br />
74 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
VITA<br />
THOMAS HELMER<br />
Der Herforder (geb. am 21. April 1965<br />
in Herford) ist ein ehemaliger deutscher<br />
Fußballspieler sowie heutiger<br />
Sportmoderator. 1996 wurde er in<br />
England Europameister. Helmer absolvierte<br />
zwischen 1990 und 1998 68<br />
Länderspiele. Der Verteidiger startete<br />
seine Profikarriere bei Arminia Bielefeld.<br />
Später spielte er u.a. für Borussia<br />
Dortmund, Bayern München, den AFC<br />
Sunderland und Hertha BSC.<br />
→<br />
6/2024<br />
<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
75
LEUTE EIN MATCH MIT…<br />
GAAAANZ TIEF RUN-<br />
TER: Thomas Helmer<br />
buddelt die Kugel aus<br />
und stürmt weiter<br />
Richtung Netz.<br />
Teniypisch Ü55. Die Themen<br />
gleichen sich. Natürlich – Verletzungen.<br />
Ich bin mit Thomas<br />
Helmer zum Tennis spielen<br />
im „Racket Inn“ in Hamburg-<br />
Schnelsen verabredet. Wir<br />
haben Glück mit dem Wetter. Sonne und<br />
Wolken wechseln sich ab. Unser Court ist<br />
perfekt präpariert. Gleich geht es los. Aber<br />
vorher noch eine Anekdote. „Meine aktive<br />
Zeit habe ich fast ohne Blessuren überstanden<br />
und dann wird mir ein Tretboot auf der<br />
Alster zum Verhängnis“, sagt der 59-Jährige.<br />
Ein Ausflug mit der Familie. Helmer<br />
steht auf dem Boot, will an Land, hat aber<br />
die Entfernung unterschätzt. Der Ausfallschritt<br />
wird lang und länger, während sich<br />
das Boot immer weiter vom Ufer entfernt.<br />
„Ich bin dann im Fast-Spagat im Wasser<br />
gelandet, voll bekleidet und mit Handy“,<br />
erzählt er, „zwei Tage später hatte ich noch<br />
eine Veranstaltung mit Uli Hoeneß in Linz.“<br />
Als er per Flieger zurück in Hamburg<br />
ist, schillert sein Bein in violett, grün und<br />
gelb. Er geht zum Radiologen und landet in<br />
der Röhre. Diagnose: Muskelbündelriss im<br />
Oberschenkel. „Letztendlich waren es dann<br />
sieben Wochen auf Krücken mit Orthese.<br />
So was brauche ich nicht noch mal“, sagt<br />
Helmer über den Unfall, der schon fast fünf<br />
Jahre zurückliegt.<br />
Wir schlagen Bälle. Rhythmus bekommen,<br />
sich wieder an Sand gewöhnen, die<br />
Bewegungen genießen, den Gegner ein<br />
bisschen ausgucken. Wobei: Von Gegnern<br />
kann heute keine Rede sein. Es werden am<br />
Ende lange Rallys garniert mit Ausflügen<br />
ans Netz. Dafür gibt es mehr Klönschnack.<br />
Schließlich trifft man nicht alle Tage einen<br />
Fußball-Europameister.<br />
1996 war das. Finale in Wembley.<br />
Deutschland schlägt Tschechien 2:1 durch<br />
das Golden Goal von Oliver Bierhoff. Helmer<br />
ist einer von fünf Spielern, die alle sechs<br />
AUF DEN SLICE IST VERLASS: <strong>tennis</strong><br />
MAGAZIN-Chefredakteur Andrej Antic schiebt<br />
den Ball zurück in die gegnerische Hälfte.<br />
76 <strong>tennis</strong>magazin.de<br />
6/2024
Matches auf dem Weg zum Titel spielen. Wie<br />
war es bei der Siegerehrung mit der Queen?<br />
„Uns eint schon mal, dass wir am gleichen<br />
Tag Geburtstag haben. Den Händedruck mit<br />
ihr gab es vor und nach dem Spiel.“<br />
Mindestens genauso beeindruckend<br />
sei ein Treffen mit Nelson Mandela gewesen.<br />
„Der wurde gerade aus dem Gefängnis<br />
entlassen. Der Mann hatte so eine positive<br />
und fröhliche Ausstrahlung.“ Kurz vor<br />
Weihnachten in den 1990er-Jahren kamen<br />
die Deutschen in Johannesburg gegen Südafrika<br />
über ein 0:0 nicht hinaus. „Wir haben<br />
vorher eine Woche im Trainingslager in<br />
Als Boris Becker im<br />
Londoner Hotel die<br />
Minibars plünderte<br />
Kapstadt nur gefeiert und sonst nichts<br />
gemacht“, erinnert sich Helmer.<br />
Nach dem EM-Triumph gab es wenigstens<br />
Grund für eine Party. Boris Becker,<br />
der sich im Match gegen Neville Godwin<br />
in Wimbledon das Handgelenk gebrochen<br />
hatte, feierte mit. „Mit Boris war es<br />
immer nett. Es gibt die ein oder andere lustige<br />
Geschichte“, sagt Helmer. Bitte gerne<br />
erzählen! „Die Engländer im Hotel fingen<br />
irgendwann an, uns als ‘blöde Deutsche’ zu<br />
bezeichnen und haben gesagt ‘Es gibt nichts<br />
mehr zu trinken’. Boris hat dann in allen<br />
Zimmern die Minibar geplündert.“ Vorher<br />
ENTSPANNTER TALK: Tennisfan Thomas<br />
Helmer traf Boris Becker und Steffi Graf.<br />
lag der Tennisstar bei Doktor Müller-Wohlfahrt<br />
im Krankenzimmer. Steffen Freund<br />
hatte sich gerade das Kreuzband gerissen.<br />
„Boris fragte: ‘Wann bin ich denn dran?’<br />
Ich habe ihm freundschaftlich gesagt ‘Halt<br />
die Goschn’. Der Steffen liegt da, weint und<br />
hofft, dass er noch spielen kann. Du bist<br />
schon rausgeflogen in Wimbledon.“<br />
Helmer grinst, als er die Anekdoten auspackt.<br />
In Wimbledon wäre er gerne mal<br />
gewesen. Hat bisher nicht geklappt. Im Fernsehen<br />
hat er früher die Matches von McEnroe,<br />
Connors oder Sampras verschlungen.<br />
In Paris war er schon und oft am Hamburger<br />
Rothenbaum. „Das Live-Erlebnis schlägt<br />
alles“, sagt Helmer. Wenn er mit Freunden<br />
im Fußballstadion sitzt, sieht er auch sofort,<br />
ob es Abseits war oder nicht. „Die Freunde<br />
gucken mich manchmal komisch an, bevor<br />
es per Videobeweis aufgeklärt wird. Als früherer<br />
Spieler hat man einen Blick dafür.“<br />
Was ihn beim Tennis fasziniert? „Du<br />
bist allein auf dem Platz und musst Lösungen<br />
finden, auch wenn Du nicht gut spielst.<br />
Wenn ich damals einen schlechten Tag<br />
hatte, habe ich zu Lothar (Matthäus, d. Red.)<br />
und den anderen gesagt, dass sie schön<br />
hinter mir bleiben und aufpassen sollen.“<br />
Vom Basketball schwärmt der Sportfan<br />
Helmer geradezu: „Als wir 1994 die WM<br />
in den USA spielten, habe ich in Chicago die<br />
Bulls gegen Phoenix Suns gesehen, also das<br />
Duell Michael Jordan gegen Charles Barkley.“<br />
Zweimal Overtime habe es gegeben. Helmer:<br />
„Am Ende hebt Jordan ab, dreht sich<br />
in der Luft, man denkt, der muss ja irgendwann<br />
wieder runterkommen. Und dann versenkt<br />
er das Ding ganz locker.“<br />
Zurück zum kleineren Ball. Bei Bayern<br />
und der Nationalmannschaft gab es keine<br />
Zeit für Tennis. Aber bei einem Trainingslager<br />
mit Borussia Dortmund greift er zum<br />
Racket. Frank Pagelsdorf, der später HSV-<br />
Trainer wurde, organisierte ein Turnier.<br />
Im Einzel ist Helmer schnell raus, aber mit<br />
Pagelsdorf, der „richtig gut war“, gewinnt er<br />
das Doppel. „Es gab das Zimmer Dirk Hupe<br />
und Frank Pagelsdorf. Die hatten immer<br />
zwei Taschen dabei, eine mit Sportsachen<br />
und eine mit Süßigkeiten. Wir haben abends<br />
immer angeklopft, ob sie uns was abgeben.“<br />
Noch einmal auf den Platz. Helmer<br />
punktet mit einer Vorhand und reißt die<br />
Arme in den Himmel. Ein gelungenes Ende<br />
– und viele schöne Geschichten! ◯<br />
Die Fußball-EM<br />
beginnt am 14.<br />
Juli in München.<br />
HELMERS EM-TIPP<br />
„In der Vorrunde schlagen wir Schottland (3:0), Ungarn (4:1) und die<br />
Schweiz (2:1), werden Gruppensieger. Florian Wirtz und Jamal Musiala<br />
können die Topstars der EM werden. Wir kommen ins Halbfinale!<br />
Die anderen Favoriten sind für mich Frankreich (müssen nur als<br />
Team funktionieren), Italien (der Titelverteidiger ist schwer zu spielen)<br />
und England (Jude Bellingham und Phil Foden sind in Topform).<br />
Eine Überraschung könnte Österreich mit Ralf Rangnick werden.“<br />
HAT SPASS GEMACHT: Bälle schlagen mit<br />
einem Fußball-Europameister gibt es für<br />
<strong>tennis</strong> MAGAZIN auch nicht alle Tage.<br />
TREFFEN MIT DER<br />
QUEEN: Thomas „Icke“<br />
Häßler beim Handshake<br />
mit Königin Elizabeth II.<br />
Thomas Helmer (hinter<br />
Häßler) schaut zu.<br />
Foto: Imago<br />
6/2024<br />
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77
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<strong>tennis</strong> MAGAZIN erscheint 10x jährlich in der<br />
JAHR MEDIA GMBH & CO. KG<br />
Jürgen-Töpfer-Str. 48, 22763 Hamburg<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsführung<br />
Alexandra Jahr<br />
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Andrej Antic (V.i.S.d.P.)<br />
Redaktion<br />
Christian Albrecht Barschel,<br />
Tim Böseler<br />
Head of Online Franziska Brülls<br />
Director Content Michael Werner<br />
Head of Sales<br />
Holger Henopp, Tel: 040 38906-292<br />
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Frank Holzberger, Tel: 040 38906-460<br />
frank.holzberger@<strong>tennis</strong>magazin.de<br />
Senior Key Account Manager<br />
Thomas Quast, Tel: 040 38906-473<br />
thomas.quast@jahr-media.de<br />
VORSCHAU<br />
Saison-<br />
Höhepunkt<br />
auf Rasen<br />
Wie hat der Sieg in<br />
Wimbledon das Leben<br />
von Marketa Vondrousova<br />
verändert? Wir<br />
blicken im Interview<br />
mit der Tschechin<br />
voraus auf das Grand<br />
Slam-Spektakel auf<br />
dem „heiligen Rasen“.<br />
Art-Director Heico Forster<br />
Grafik<br />
Dirk Bartos (stv. Art-Director, CvD),<br />
Keith Campbell, Bente Somma<br />
Lithographie<br />
Katja Mucke-Koopmann<br />
Produktionsmanagement<br />
Ilja Badekow, Sybille Hagen,<br />
Andreas Meyer<br />
Vertrieb<br />
Einzelverkauf<br />
DMV Der Medienvertrieb GmbH &<br />
Co. KG, Meßberg 1, 20086 Hamburg<br />
www.dermedienvertrieb.de<br />
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Nr. 48 vom 1. Januar 2024<br />
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KOLUMNE ZEITSPRUNG MIT ...<br />
...Ivan Lendl & John McEnroe<br />
Vor 40 Jahren durchbrach Ivan Lendl bei den French Open endlich<br />
seinen Grand Slam-Fluch. Im Finale fügte er John McEnroe eine seiner<br />
bittersten Niederlagen zu und holte einen 0:2-Satzrückstand auf<br />
NEIDISCHER BLICK:<br />
John McEnroe (re.)<br />
muss mit ansehen,<br />
wie sein Erzrivale Ivan<br />
Lendl die French Open-<br />
Trophäe in Empfang<br />
nimmt.<br />
JUNI<br />
Foto: Imago/Sven Simon<br />
1984<br />
Es war purer Hass, den John McEnroe und Ivan Lendl auf<br />
dem Platz verband. Zu aktiven Zeiten konnten sich die<br />
beiden nicht ausstehen. Unterschiedliche Spielstile, verschiedene<br />
Persönlichkeiten. Auf der einen Seite der harte<br />
Arbeiter Lendl, der sich mit unbändigem Fleiß an die<br />
Weltspitze kämpfte. Auf der anderen Seite McEnroe, mit unglaublich<br />
viel Ballgefühl und Spielwitz gesegnet. „Ich habe mehr Talent<br />
in meinem kleinen Finger als Ivan in seinem gesamten Körper“,<br />
sagte McEnroe einst über seinen Dauerrivalen, gegen den er<br />
36-mal antrat. Im Finale von Roland Garros 1984 spielten die beiden<br />
ihr legendärstes Match. Am Ende kassierte McEnroe seine<br />
bitterste Niederlage, Lendl feierte einen seiner schönsten Siege.<br />
Die Vorzeichen vor dem Endspiel in Paris waren klar verteilt.<br />
McEnroe war zu jener Zeit der Überspieler. Der US-Amerikaner<br />
ging mit einer makellosen 42:0-Saisonbilanz ins Finale – kein<br />
Match hatte er 1984 bisher verloren. An Lendl hingegen haftete der<br />
Verliererstatus. Er verlor seine ersten vier Grand Slam-Endspiele,<br />
zudem auch die letzten fünf Duelle gegen seinen Dauerrivalen. Für<br />
McEnroe lief alles nach Plan auf dem Weg zum ersten Titel in Paris.<br />
Er gewann die ersten beiden Sätze problemlos – 6:3, 6:2.<br />
Doch plötzlich brachte sich „Big Mac“ – wie so häufig in seiner<br />
Karriere – selbst aus dem Spiel. Anfang des dritten Satzes<br />
lief er nach einem verlorenen Punkt in Richtung eines Kamera-<br />
manns und schrie in dessen Kopfhörer. Offensichtlich hatte er<br />
sich von den Geräuschen, die aus den Kopfhören kamen, gestört<br />
gefühlt. Das Pariser Publikum quittierte die Aktion, wie es eigentlich<br />
immer der Fall ist, mit Buhrufen. McEnroe verlor mit zunehmender<br />
Spielzeit sein inneres Gleichgewicht, während Lendl<br />
ins Match zurückkam. „Als ich ihn das erste Mal breakte, sah ich<br />
Hoffnung. Denn wenn ich es einmal schaffe, kann ich es auch ein<br />
weiteres Mal tun“, sagte Lendl. Der gebürtige Tschechoslowake<br />
drehte im vierten Satz einen 2:4-Rückstand und rang den US-<br />
Amerikaner nach 4:08 Stunden Spielzeit mit 3:6, 2:6, 6:4, 7:5, 7:5<br />
nieder. Endlich sein erster Grand Slam-Titel im fünften Finale. „Es<br />
fühlt sich großartig an, endlich andere Fragen zu beantworten“,<br />
kommentierte er.<br />
Während Lendl sieben weitere Grand Slam-Titel gewann, hinterließ<br />
die bittere Niederlage einige Spuren bei McEnroe. Dennoch<br />
zog er im Rückblick viel Positives aus dem verlorenen<br />
French Open-Finale. „Es war für mich das beste und schlimmste<br />
Match zugleich. Gegen Ivan Lendl in fünf Sätzen zu verlieren, wo<br />
ich doch endlich dieses Turnier gewinnen wollte, war ein Tiefpunkt.<br />
Ein Highlight hingegen war der Empfang, den mir die<br />
Zuschauer bereiteten, als ich in das Stadion ging. Dieses Gefühl,<br />
als ich auf den Platz kam, war vielleicht das beste in meiner ganzen<br />
Karriere“, sagte er im Interview mit der Welt. ◯<br />
82 <strong>tennis</strong>magazin.de 6/2024
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