Versicherungsbote 1-2017
- Reform der Betriebsrente - Der digitale Sachversicherungsmarkt - KMU-Absicherung - Chatbots in der Versicherungsbranche
- Reform der Betriebsrente
- Der digitale Sachversicherungsmarkt
- KMU-Absicherung
- Chatbots in der Versicherungsbranche
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Ausgabe 01/<strong>2017</strong><br />
BUNDESTAGSWAHL <strong>2017</strong><br />
Worauf sich die Versicherungsbranche<br />
einstellen muss<br />
Sparten<br />
Arbeitskraftabsicherung – gelebte Intransparenz<br />
Markt<br />
Warum wir eine Honorar-Gebührenordnung<br />
für Versicherungsmakler brauchen<br />
Robo-Advisor - Freund oder Feind<br />
Praxis<br />
Verbietet der BGH die „Generationenberatung“?
Inhalt · Editorial<br />
Schenken Zeit, sparen Geld:<br />
die Online-Services der Allianz für Makler.<br />
Netzwelt<br />
4 Onlineberatung<br />
(k)eine Glaubensfrage<br />
Markt<br />
6 Robo-Advisor<br />
Freund oder Feind<br />
8 Warum wir eine<br />
Honorar-Gebührenordnung<br />
für Versicherungsmakler<br />
brauchen<br />
10 Zusatzversicherungen 2.0<br />
lukrativ statt lästig<br />
Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />
30 Was planen die Parteien<br />
mit Blick auf die<br />
Kranken- und<br />
Rentenversicherung?<br />
32 CDU / CSU<br />
34 SPD<br />
35 Bündnis 90 / Die Grünen<br />
36 Die Linke<br />
38 FDP<br />
40 Piratenpartei<br />
Liebe Leser,<br />
am 24. September ist es so weit, die<br />
Bürger wählen einen neuen Bundestag.<br />
Und damit bestimmen sie auch<br />
über die Frage, wie es weitergehen<br />
soll in Deutschland mit der Rente<br />
und der Krankenversicherung. SPD,<br />
Grüne und Linke liebäugeln mit der<br />
Einführung einer Bürgerversicherung<br />
oder ähnlicher Konzepte. Und mit<br />
dem SPD-Kanzlerkandidaten Martin<br />
Schulz ist der Wahlkampf tatsächlich<br />
wieder spannend geworden. Wir<br />
wollten es genau wissen und haben<br />
allen Parteien Fragen zukommen<br />
lassen, wie sie sich zu bestimmten<br />
Versicherungsfragen positionieren. Die Bundestagswahl ist<br />
Schwerpunkt dieser Ausgabe.<br />
12 Investmentfonds:<br />
Aktives oder passives<br />
Managment<br />
– was ist erfolgreicher?<br />
14 Im Zweifel für den<br />
Fonds-Sparplan<br />
16 ETFs – Riskanter Liebling<br />
von Medien und<br />
Verbraucherschutz<br />
Vertrieb<br />
42 Vermittler-Webseite<br />
Ein guter Internet-Auftritt<br />
sollte mehrere Aufgaben<br />
erfüllen<br />
45 Wie lassen sich Bedenken<br />
gegen die Honorarberatung<br />
überwinden?<br />
Ein weiteres Themengebiet, dem wir besondere Aufmerksamkeit<br />
widmen, ist die Absicherung biometrischer Risiken. Fachmakler<br />
Frank Dietrich bewertet die Transparenz von Berufsunfähigkeits-Policen<br />
in seinem Kommentar kritisch. Schon die Bedingungswerke<br />
der Versicherer warten, nach seiner Ansicht, mit<br />
unscharfen Formulierungen auf. Hier kommt Versicherungsvermittlern<br />
eine besondere Aufgabe zu, wie Dietrich argumentiert.<br />
Indem sie Verträge und Anbieter beurteilen, sind sie Regulativ<br />
im Sinne des Kunden. Und Michael Franke von den Rating-Experten<br />
Franke & Bornberg erklärt in seinem Beitrag, weshalb es<br />
wichtig ist, auch die Beitragsstabilität bei BU-Policen im Auge zu<br />
behalten.<br />
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Praxis<br />
18 Generationenberatung<br />
als Chance für den Vertrieb<br />
begreifen<br />
19 Vermögensschaden-<br />
Haftpflicht:<br />
Von Update zu Update<br />
20 Verbietet der BGH die<br />
„Generationenberatung“?<br />
22 Private Pflegevorsorge ist<br />
die größte Chance der<br />
Makler!<br />
Karriere<br />
24 Anregungen für<br />
Finanzvermittler<br />
zur eigenen ganzheitlichen<br />
Familienvorsorge<br />
26 Weiterbildung im Wandel<br />
Sparten<br />
46 Die Invaliditätsabsicherung<br />
in der privaten<br />
Unfallversicherung<br />
50 Vorsicht Beitragsfalle<br />
So schützen Sie Ihre Kunden<br />
vor steigenden BU-Prämien<br />
53 Wie Sie die Hauptschlagader<br />
in Unternehmen im Fluss<br />
halten<br />
54 Zukunftsmarkt<br />
Gewerbepolicen:<br />
El Dorado mit Hindernissen<br />
56 Arbeitskraftabsicherung<br />
– gelebte Intransparenz<br />
58 Bürgschaften machen<br />
Der dritte Themenschwerpunkt ergibt sich aus der immer strengeren<br />
Regulierung der Branche und den damit verbundenen<br />
Konsequenzen für Vermittler. So kommentierten einige Medien,<br />
darunter auch der <strong>Versicherungsbote</strong>, dass nach zwei BGH-Urteilen<br />
die boomende Generationenberatung im Grunde Vermittlern<br />
untersagt wird. Aber ist das wirklich so? In seinem lesenswerten<br />
Beitrag trägt Fachanwalt Lutz Arnold zu einer Versachlichung der<br />
Debatte bei – und gibt Entwarnung.<br />
In einem anderen Beitrag plädiert Michael Buth, Geschäftsführer<br />
des Leipziger Maklerpools Invers, für eine Honorar-Gebührenordnung<br />
für Versicherungsmakler. Denn wird der Gesetzentwurf<br />
des Bundeswirtschaftsministeriums zur Umsetzung der EU-Vertriebsrichtlinie<br />
IDD in seiner jetzigen Form beibehalten, dürfen<br />
Makler zukünftig kein Honorar mehr von ihren Kunden verlangen,<br />
sondern müssen sich von den Versicherern vergüten lassen. Die<br />
Konsequenzen sind bitter: Nicht wenige Interessenvertreter kommentierten,<br />
damit werde im Grunde der Beruf des Versicherungsmaklers<br />
abgeschafft. Sollte dieser nicht auf der Seite des Kunden<br />
stehen? Ich würde mich freuen, wenn Sie auch die anderen<br />
Beiträge dieses Magazins mit Gewinn lesen!<br />
Ihr<br />
Björn Bergfeld<br />
Chefredakteur <strong>Versicherungsbote</strong><br />
Mehr dazu bei Ihrem Maklerbetreuer<br />
oder unter makler.allianz.de/infovideos<br />
Impressum<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> Verlag UG<br />
(haftungsbeschränkt)<br />
Reclamstraße 42<br />
04315 Leipzig<br />
FN: 0341 / 24 330 450<br />
Fax: 0341 / 39 28 43 09<br />
www.versicherungsbote.de<br />
redaktion@versicherungsbote.de<br />
Vertretungsberechtigter Geschäftsführer:<br />
Björn Bergfeld<br />
Registergericht: Amtsgericht Leipzig<br />
Registernummer: HRB 26728<br />
Steuernummer: 231 /121 / 11727<br />
Inhaltlich Verantwortlicher gemäß<br />
§ 55 Abs. 2 RStV:<br />
Björn Bergfeld (Anschrift wie oben)<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> Magazin 01-<strong>2017</strong><br />
Auflage: 5.000 Stück<br />
ET: 28.03.<strong>2017</strong><br />
Redaktionsschluss 03.03.<strong>2017</strong><br />
Direktvertrieb über <strong>Versicherungsbote</strong><br />
Redaktion: Björn Bergfeld (Chefredakteur),<br />
Mirko Wenig, Jenny Müller<br />
Layout und Satz:<br />
Frank Springsguth<br />
Bildnachweis Titel:<br />
©franckreporter/istockphoto.com<br />
Druck: Merkur Druck- & Kopierzentrum<br />
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UNFALL IST ZUFALL, ABSICHERUNG NICHT!<br />
Onlineberatung<br />
(k)eine Glaubensfrage<br />
Glaube ich daran, mit einer neuen Kommunikationsform als Vermittler von Versicherungen und Finanzdienstleistungen<br />
Erfolg zu haben oder nicht? Auf diese Frage scheinen sich Diskussionen um den Weg<br />
zum digitalen Kunden zu fokussieren. Lassen Sie sich ermutigen.<br />
Die Zahl der Nutzer des Internets ist in den<br />
letzten 10 Jahren in Deutschland um über<br />
20 Prozent angestiegen. Rund 58 Millionen<br />
Deutsche über 14 Jahren sind online aktiv.<br />
Als größter Treiber für Informationen,<br />
Beratung und Kauf im Internet haben sich<br />
mobilen Endgeräte wie Smartphones und<br />
Tablets und Phablets erwiesen.<br />
Und der Trend setzt sich fort und scheint<br />
unumkehrbar zu sein. Onlinetexte und<br />
-anzeigen sowie Videos verschmelzen<br />
immer mehr. Sprachassistenten wie Siri<br />
oder Alex ersetzen oftmals schon manuelle<br />
Eingaben der Nutzer bei der Informationssuche.<br />
Die Welt der Kommunikation<br />
verändert sich rasant. Und es geht weiter<br />
so.<br />
Online-Medien<br />
in die Maklerfirmen<br />
Die Gründe, warum sich Makler der<br />
Online- oder Videoberatung geöffnet<br />
haben, sind sehr unterschiedlich. So gibt<br />
es Makler, die aus der Not eine Tugend<br />
machen. Kunden aus mehreren Bundesländern<br />
lassen sich nur mit großem Aufwand<br />
an Zeit und Kosten persönlich betreuen.<br />
Und irgendwann ist es solchen Maklern<br />
einfach zu viel, den Kunden tausende von<br />
Kilometern hinterherzufahren.<br />
Der Inhaber von Eistert-Finanz, Herr Deuerling,<br />
schildert seine Erfahrungen so:<br />
„Ich mache das (Video-Beratung) schon<br />
seit einigen Jahren mit Kunden die weiter<br />
weg wohnen oder nicht viel Zeit haben.<br />
Ich muss mich eben auf jedes einzelne<br />
Videogespräch gut vorbereiten“.<br />
Andere Makler leben in einer Region, die<br />
wirtschaftlich und demografisch schwierig<br />
ist. Was liegt da näher als sich online<br />
den Kunden in anderen Regionen zu<br />
nähern. Die Comfort-plan GmbH aus<br />
Holzwickede hat das erfolgreich getan.<br />
Diese Maklerfirma führt sogar „Online<br />
Versicherungsmakler“ im Firmennamen.<br />
Weitere Beispiele für Online-Makler gibt<br />
es für technische Versicherungen, Reiseversicherungen<br />
oder auch für Tiere oder<br />
Nischenprodukte für Boote, Golf oder<br />
Musikinstrumente.<br />
Angst vor der<br />
Anonymität des Internets<br />
Natürlich ist der Online-Verkauf über<br />
das Internet mit anonymen Kunden oder<br />
die Kommunikation von Bildschirm zu<br />
Bildschirm nicht so persönlich wie die<br />
Situation des Gegenübersitzens in einem<br />
Raum an einem Ort. Aber seien wir, bei der<br />
Bewertung dieser Situation, doch selbstkritisch.<br />
Kann an einem „schlechten“ Tag<br />
nicht auch bei der persönlichen Beratung<br />
ein eher mäßiges Ergebnis erreicht<br />
werden? Empathie ist kein Privileg oder<br />
Automatismus persönlicher Beratungen.<br />
Bereiten Sie Ihre Kunden auf die neuen<br />
Angebote vor. Kommunizieren Sie, dass Sie<br />
für Ihre Kunden auch Online-Angebote<br />
oder sogar die Online-Beratung anbieten.<br />
Ein schönes Beispiel für gelungene<br />
Kundeninformation finden Sie auf der<br />
Homepage der Maklerfirma von Reiner<br />
Bastian aus Husum.<br />
Fehler vermeiden und<br />
Beratungsstrategie anpassen<br />
Die meisten Fehler, die man bei der<br />
Online-Beratung machen kann, sind keine<br />
spezifischen Themen dieser Beratungsart.<br />
Kunden wollen ernst genommen werden<br />
und nicht das Gefühl haben, beim Makler<br />
nur eine Nummer für neue Versicherungen<br />
und Verträge zu sein.<br />
Auch wenn der Kunde viele Kilometer weit<br />
weg vor seinem Tablet oder PC mit dem<br />
Makler seines Vertrauens chattet, will er<br />
oder sie individuell behandelt werden. Und<br />
je anschaulicher der Makler seine Beratung<br />
mit Grafiken, Bildern und Übersichten<br />
inhaltlich aufwertet, umso weniger wirkt<br />
die persönliche genauso wie Online-Beratung<br />
kalt und unpersönlich.<br />
Beratungsinhalte und -formen für<br />
Online-Beratung und Video-Chats können<br />
speziell sein. Wenn sich der Kunde<br />
durch zig Unterseiten klicken muss, damit<br />
er zum Abschluss kommt, dann ist das<br />
ebenso wenig optimal wie wenn ein<br />
Makler in einer Videoberatung 30 Seiten<br />
Fachinhalte über den Kunden ausschüttet,<br />
dann wird auch eine persönliche Beratung<br />
langweilig. Professionelle Hilfe beim Start<br />
ist angeraten.<br />
Fazit<br />
Die Online-Beratung kann eine sinnvolle<br />
und wichtige Ergänzung der Modernisierung<br />
der Kommunikation und Beratung<br />
in .Maklerfirmen sein. Dies gilt besonders<br />
auch für eine Verbesserung des Verhältnisses<br />
von Aufwand und Nutzen in bestimmten<br />
Sparten sowie bei Kunden, die nicht in<br />
der unmittelbaren Region des Maklerbüros<br />
wohnen oder arbeiten. Glauben Sie nicht<br />
nur an den Erfolg, tun Sie es.<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Dr. Peter Schmidt<br />
Dr. Peter Schmidt<br />
Inhaber Consulting & Coaching<br />
- Unternehmensberatung<br />
mit dem PLUS und des Portals<br />
bestandundnachfolge.de<br />
Seite 4 01/<strong>2017</strong> Foto: © violetkaipa / istockphoto.com<br />
Seite 5
Markt<br />
Robo-Advisor<br />
Freund oder Feind?<br />
Ein Roboter, der das Geld eines Menschen aus Fleisch und Blut mit Hilfe von Bits und Bytes anlegt,<br />
wirft zwei Fragen auf. Erstens: Funktioniert das? Zweitens: Wenn ja, was passiert dann künftig mit<br />
dem Finanzberater aus Fleisch und Blut? Bevor wir zu Technik und Markt der automatisierten Geldanlage<br />
kommen, kommt einer der derzeit berühmtesten Geldanlagetheoretiker zu Wort:<br />
Eugene Fama ist Amerikaner, Wirtschaftsprofessor<br />
und Nobelpreisträger des Jahres<br />
2013. Er hat seine Auszeichnung aus einem<br />
Grund bekommen, den man in einen<br />
Satz fassen kann: „Die Finanzmärkte sind<br />
rational. Alle Informationen stecken im<br />
Kurs“. So lässt sich Famas wissenschaftlich<br />
erforschtes Credo zusammenfassen.<br />
Aus seiner Sicht braucht man fast keine<br />
Fondsmanager, die nach den besten Aktien<br />
oder Anleihen picken.<br />
Robos lauern<br />
im Smartphone<br />
Weil Aktien langfristig je nach Index mit<br />
rund sieben bis acht Prozent rentieren,<br />
kann es kein Fehler sein, sich an Börsenindizes<br />
wie DAX, EUROSTOXX oder den<br />
US-MSCI-Index „anzulehnen“. Und weil<br />
sich das Ganze einfach bewerkstelligen,<br />
vor allem automatisieren lässt, fehlt so<br />
einem Indexfonds eigentlich nur noch<br />
eine Schnittstelle zum Kunden.<br />
Gemeint ist der normale Mensch, zum<br />
Beispiel ein Arbeiter am Band bei BMW,<br />
den Finanzen (seien wir ehrlich) nicht<br />
interessieren.<br />
Hier kommen seit einigen Jahren die<br />
Robo-Advisors ins Spiel. Als Idee und<br />
Technik aus den USA nach Deutschland<br />
importiert, treten inzwischen einige<br />
Finanzroboter auf dem deutschen Markt<br />
an. Und tummeln sich zunehmend im<br />
Smartphone der Menschen. Es geht nur<br />
noch darum, den Handynutzern das Geld<br />
aus den Fingerkuppen zu locken, dass die<br />
Leute mit dem Finger aufs Display tippen,<br />
erst auf dem Feld „100 Euro monatlich<br />
anlegen“ und dann genau auf dem Feld<br />
„Kaufen“. Okay, so weit sind wir noch nicht.<br />
Noch nicht im Massengeschäft.<br />
Getestet<br />
und für gut befunden<br />
Lohnen Roboter? Das Leipziger Finanzportal<br />
Brokervergleich.de hat im vergangenen<br />
Jahr einen Echtgeld-Test gemacht. Wie<br />
es der Name bereits andeutet, haben die<br />
Leipziger Geldprofis echtes Geld, schwört<br />
Daniel Franke, der Chef des Hauses, bei<br />
den Robos eingezahlt. Gestartet ist der<br />
Echtgeld-Test vor knapp zwei Jahren.<br />
Für die Zeit vom 1. Mai 2016 bis 31. Januar<br />
<strong>2017</strong> berichtet Franke diese Ergebnisse:<br />
(siehe Grafik Links: Robo-Advice Anbieter<br />
im einzigen Echtgeld-Test)<br />
So liegt die Performance aller seit dem<br />
1. Mai 2016 im Test befindlichen Robo<br />
Advisors zwischen +4,6 Prozent und 9,3<br />
Prozent. Die beiden Benchmarks, die zum<br />
Vergleich mitlaufen, liegen hingegen bei<br />
+5,30 Prozent (50 Prozent MSCI World<br />
(Aktien) und 50 Prozent Barclays Aggregate<br />
Bonds (Anleihen) beziehungsweise +8,90<br />
Prozent (Kommer-Strategie, Weltportfolio<br />
gemischt mit „risikofreiem“ Portfolioteil).<br />
„Vom Finanzberater<br />
zum Fintech“<br />
Daniel Franke: „Während fast alle Anbieter<br />
im Test die passive Benchmark aus 50<br />
Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen<br />
schlagen, wird es beim Weltportfolio nach<br />
Kommer schon enger. Diese Benchmark<br />
übertreffen nur zwei der neun Anbieter.“<br />
Dies zeigt aus Frankes Sicht, „dass der<br />
Auswahl des richtigen Robo-Advisors eine<br />
ganz besondere Bedeutung zukommt“. Er<br />
empfiehlt daher, auf einen Anbieter zu<br />
setzen, der als Finanzportfolio-Verwalter<br />
nach § 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 3 KWG (Kreditwesengesetz)<br />
mit BaFin-Erlaubnis tätig ist.<br />
(siehe Grafik Unten: Landkarte der<br />
RoboAdvisors in Deutschland)<br />
Für den aktuellen Sieger Whitebox erkläre<br />
sich das Vorgehen so: Zeichnen sich unruhige<br />
Zeiten oder eine Trendwende an den<br />
Aktienmärkten ab, fährt der Roboter den<br />
Aktienanteil im Portfolio herunter, um<br />
Kursverluste zu minimieren. Im Umkehrschluss<br />
fährt er die Aktienquote hoch,<br />
wenn seine Handelsstrategien steigende<br />
Kurse anzeigen. Stehen die Robos nun<br />
in Opposition zum Finanzvermittler?<br />
Das muss jeder Vermittler für sich selbst<br />
entscheiden. Ein Anbieter auf der Liste<br />
oben denkt statt an Konfrontation an<br />
Kooperation.<br />
Das Unternehmen Vaamo sagt: „Wir<br />
machen Finanzberater zum Fintech“. Das<br />
Modell ist eigentlich einfach. Der menschliche<br />
Berater sagt dem Kunden, wo es<br />
langgeht, wie viel Geld wohin zu tun oder<br />
etwa fürs Alter anzusparen ist – Finanzberatung,<br />
genauer Budgetberatung pur.<br />
Powered by Finanztaschenrechner. Danach<br />
bezahlt der Kunde den Honorar-Berater<br />
und klickt sich beim Robo-Advisor seine<br />
Fonds herbei. Nicht immer, aber immer<br />
öfter je jünger.<br />
Markus Rieksmeier<br />
Seite 6 01/<strong>2017</strong><br />
Grafiken: © Franke-Media / BrokerVergleich.de<br />
Seite 7
Markt<br />
Warum wir eine<br />
Honorar-Gebührenordnung<br />
für Versicherungsmakler brauchen<br />
Verpasst der Gesetzgeber gerade eine einmalige Chance, die Position der Versicherungsmakler nachhaltig<br />
zu stärken und damit gleichzeitig den Verbraucherschutz? Gerade herrscht in der Versicherungswirtschaft<br />
eine rege Diskussion um den Referentenentwurf, mit dem die EU-Vermittlerrichtlinie IDD in deutsches<br />
Gesetz gegossen werden soll. Und Skepsis gegenüber den geplanten Neuerungen ist angebracht,<br />
kommentiert Michael Buth, Geschäftsführer des Leipziger Maklerpools Invers GmbH.<br />
In seiner jetzigen Version sehe ich das<br />
Gesetz als einen Todesstoß für Versicherungsmakler.<br />
Sollte der Gesetzentwurf<br />
ohne Änderungen umgesetzt werden,<br />
dürften sich Makler ihre Tätigkeit nur<br />
noch durch die Versicherer vergüten lassen.<br />
Wie ist dies mit der Aufgabe des Versicherungsmaklers<br />
als „Sachverwalter und Interessenwahrer<br />
des Kunden“ zu vereinbaren?<br />
Gar nicht! Auch, dass die Annahme von<br />
Honoraren zukünftig untersagt sein soll,<br />
bereitet mir Bauchschmerzen.<br />
Eigene Honorar-<br />
Gebührenordnung für<br />
Versicherungsmakler<br />
Wie könnte eine Lösung aussehen? Der<br />
perfekte Weg für die Maklerschaft wäre<br />
ein eigenes Berufsbild. Die Umsetzung<br />
würde jedoch Jahre dauern. Abhilfe könnte<br />
jedoch eine Gebührenordnung für Versicherungsmakler<br />
schaffen. Während dieses<br />
Modell in anderen Branchen, wie etwa<br />
bei Rechtsanwälten oder Ärzten, seit Jahren<br />
praktiziert wird, steht das Rad in der<br />
Assekuranz still.<br />
Bereits 1879 wurde die erste Gebührenordnung<br />
für Rechtsanwälte eingeführt. Diese<br />
mündete 1957 in die Bundesrechtsanwaltsgebührenordnung<br />
(BRAGO) und wurde<br />
2004 in das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz<br />
(RVG) geführt. Auch die Gebührenordnung<br />
für Ärzte hat eine lange Historie.<br />
1896 trat die erste Fassung der Preußischen<br />
Gebührenordnung für approbierte Ärzte<br />
und Zahnärzte (Preugo) in Kraft und<br />
wurde 1965 von der Gebührenordnung<br />
für Ärzte (GOÄ) abgelöst.<br />
Bei der Idee oder gar der Einführung einer<br />
Honorar-Gebührenordnung für Versicherungsmakler<br />
hinkt unsere Branche also<br />
klar hinterher. Dabei würde diese gerade<br />
jetzt Sinn machen. Immerhin muss der<br />
Gesetzgeber die EU-Vermittlerrichtlinie<br />
IDD zeitnah in deutsches Recht gießen.<br />
Zudem sind Makler Sachwalter des<br />
Kunden und haften für die Folgen ihrer<br />
Beratungstätigkeit („Sachwalterurteil“<br />
des BGH, IV ZR 190/83). Damit sind sie<br />
dafür prädestiniert, langfristig für die<br />
Absicherung und die Altersvorsorge der<br />
Verbraucher zu sorgen.<br />
Einfache Lösung,<br />
die Wettbewerb zwischen<br />
Maklern erlaubt<br />
Eine Honorar-Ordnung für Versicherungsmakler<br />
sollte aus meiner Sicht möglichst<br />
einfach gehalten werden. Der Gesetzgeber<br />
sollte hier lediglich einen Rahmen schaffen,<br />
in dem Wettbewerb auch bei Beratung<br />
gegen Honorar durchaus möglich<br />
ist. Vorstellbar wäre etwa eine einfache<br />
Stundensatz-Regelung, in der ein Mindeststunden-Satz<br />
und ein Höchststunden-Satz<br />
festgeschrieben werden. Diese Sätze sollte<br />
der Gesetzgeber mit den entsprechenden<br />
Vermittler-Verbänden aushandeln.<br />
Darüber hinaus muss ein Neben- und<br />
Fremdkostenersatz gewährleistet sein.<br />
Dazu zählen zum Beispiel:<br />
• Kosten für notwendige Kopien, Ausdrucke<br />
und Überlassung elektronisch<br />
gespeicherter Daten<br />
• Aufwendungen für Hilfskräfte, Gutachten<br />
Dritter, verbrauchte Stoffe,<br />
Werkzeuge und erforderliche Fotos<br />
• Fahrtkosten<br />
• Umsatzsteuer<br />
• etc.<br />
Trennung von Honorarund<br />
Provisionsvermittlung<br />
schafft Schlechterberatung<br />
Die derzeitige Vorstellung des Gesetzgebers<br />
und die Forderung verschiedener<br />
Verbraucherschützer zur Förderung der<br />
Honorarberatung, ohne die vorgenannte<br />
Ausweitung der Erlaubnis für Versicherungsmakler,<br />
ist meines Erachtens nach<br />
in der Praxis nicht durchsetzbar.<br />
Erfahrungen aus Großbritannien belegen,<br />
dass sich die Breite der Bevölkerung<br />
Honorarberatung nicht leisten kann bzw.<br />
nicht leisten will. Eine Beratungs- und<br />
Versorgungslücke ist die Folge. Es ist<br />
daher völlig unverständlich, warum Politik<br />
und Verbraucherschützer noch immer<br />
auf einer Trennung von Honorar- und<br />
Provisionsvermittlung bestehen. Politik<br />
und Verbraucherschützer fordern unter<br />
Berücksichtigung des Vorgenannten<br />
letztendlich statt einer Besserberatung<br />
eine Schlechterberatung. Denn wer keine<br />
Beratung mehr in Anspruch nimmt, der<br />
ist naturgemäß ganz schlecht beraten.<br />
Wo nicht beraten wird, dort sinkt der<br />
Durchsatz der Bevölkerung mit Eigenvorsorge.<br />
Fehlende Arbeitskraftabsicherung,<br />
fehlende Todesfallabsicherung, fehlende<br />
Haftungsabsicherung und auch fehlende<br />
Sachwerte-Absicherung in der Eigenvorsorge<br />
der Verbraucher führen unweigerlich<br />
zu einer Mehrbelastung des Sozialsystems.<br />
Die Sozialkassen selbst stellen nur eine<br />
Mindestabsicherung zur Verfügung; wenn<br />
überhaupt. Dies wiederum führt zu weniger<br />
Kaufkraft. Weniger Kaufkraft führt zu<br />
wirtschaftlichem Verfall. Wirtschaftlicher<br />
Verfall führt zu weniger Einnahmen für<br />
die Sozialkassen, was am Ende zu weiteren<br />
Leistungskürzungen oder gar Leistungsstreichungen<br />
führt. Ein Teufelskreis, der<br />
beim Punkt fehlender beziehungsweise<br />
nicht in Anspruch genommener Beratung<br />
seinen Anfang nimmt. Diesem Kreislauf<br />
seien hier die positiven Folgen einer Honorarordnung<br />
gegenübergestellt:<br />
Die positiven Folgen<br />
einer Honorar-Ordnung<br />
a) Damit würde der auf Kundenseite<br />
stehende Versicherungsmakler, klar<br />
gesetzlich geregelt, sowohl Verbraucher<br />
wie auch Nichtverbraucher (z.B.<br />
Unternehmer) gegen gesondertes Entgelt<br />
beraten dürfen.<br />
b) Es wäre gesetzlich geregelt, dass persönliche<br />
Beratung nicht umsonst zu<br />
haben ist. Kein Kaufmann kann es<br />
sich leisten ohne Entgelt für einen<br />
Dritten tätig zu werden. Beratung kostet<br />
Geld – im Übrigen auch bei den<br />
Verbraucherzentralen, trotz deren<br />
staatlicher Unterstützung.<br />
c) Es wäre sodann unerheblich, ob z.B.<br />
eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
nur als gezillmerter Tarif<br />
zu haben ist oder als echter Null-gezillmerter<br />
Tarif. Kunde und Berater<br />
können gemeinsam entscheiden, auf<br />
welche Weise die Beratungsleistung<br />
zu entlohnen ist.<br />
d) Ein „Entkommen“ aus dem Beratungshonorar<br />
wäre dem Kunden<br />
nicht möglich, es sei denn, er kann<br />
gerichtlich nachweisen, dass die Vergütung<br />
des Versicherungsmaklers<br />
wegen schlechter bzw. mangelhafter<br />
Beratung nicht gerechtfertigt war.<br />
e) Der jetzige Versicherungsmakler<br />
würde vom kaufmännisch unbedingt<br />
erforderlichen Courtageinteresse endlich<br />
vollständig frei werden.<br />
Michael Buth<br />
Geschäftsführer<br />
INVERS GmbH<br />
f) Versicherungsmakler würden von<br />
eventuellen Interessenkonflikten frei<br />
werden.<br />
g) Versicherungsmakler müssten fortan<br />
nicht mehr fürchten ihre Beratungsleistung<br />
bei anschließend fehlendem<br />
Versicherungsvertragsabschluss<br />
umsonst erbracht zu haben.<br />
h) Verbraucher müssten nicht fürchten<br />
für kleinpreisige Versicherungsverträge<br />
vergleichsweise hohe Honorare<br />
zahlen zu müssen.<br />
i) Durch die Verrechnungsmöglichkeit<br />
des Honorars mit Courtage-Zahlungen<br />
wäre nicht mehr zu befürchten,<br />
dass untere Einkommensgruppen aus<br />
finanziellen Gründen auf Beratung<br />
verzichten müssten.<br />
j) Durch eine vom Gesetzgeber in<br />
Abstimmung mit den betreffenden<br />
Berufsverbänden zu schaffende<br />
Gebührenordnung würde weder beim<br />
Versicherungsmakler noch beim Versicherungsberater<br />
ein Interesse an<br />
einer Ausdehnung der Beratungsleistungen<br />
bestehen.<br />
k) Verbraucher müssten durch Schaffung<br />
einer Gebührenordnung nicht mehr<br />
fürchten, dass dem unabhängigen Rat des<br />
Versicherungsmaklers kaufmännische<br />
Interessenskonflikte aus ungerechtfertigt<br />
hohem Beratungshonorar oder<br />
Courtage-Interessen entgegenstehen.<br />
l) Der Hinweis der „Interessengemeinschaft<br />
Deutscher Versicherungsmakler“<br />
(IGVM) auf eine, vielleicht<br />
rechtlich zulässige, Doppelzulassung<br />
als Versicherungsmakler und<br />
Versicherungsberater in Form von<br />
zwei verschiedenen Rechtspersönlichkeiten<br />
(z.B. als GmbH und UG)<br />
wäre dann nicht mehr erforderlich.<br />
Es ist zu bezweifeln, dass eine solche<br />
Konstellation dem eigentlichen<br />
Willen des Gesetzgebers entsprechen<br />
würde; schon aus moralischer Sicht.<br />
Zusammenfassend ist zu sagen, dass eine<br />
Koexistenz von geregelter Honorar- und<br />
Provisionsberatung bis hin zu Mischmodellen<br />
dann dem Verbraucher einen Nutzen<br />
bringt, wenn diese transparent und<br />
nachvollziehbar sind. Weder Exzesse in<br />
der provisionsbasierten Beratung, noch<br />
eine Honorarberatung, die sich nur gut<br />
betuchte Bürger leisten können, nutzten<br />
den Verbrauchern, mithin der Gesellschaft.<br />
Es müssen vernünftige Regeln her und<br />
für die Schaffung dieser setze ich mich<br />
gern ein.<br />
Ein Kommentar von<br />
Michael Buth<br />
Seite 8 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 9
Markt<br />
Karl Dieterich ist Gründer und<br />
Geschäftsführer von Covomo. Die<br />
Covomo Versicherungsvergleich<br />
Gesellschaft ist ein unabhängiges<br />
Vergleichsportal für alle Zusatzversicherungen,<br />
wie bspw. Reise-,<br />
Tier-, Elektronikversicherungen.<br />
Covomo betreibt die größte Reiseversicherungs-Tarif-Datenbank<br />
in Deutschland mit über 1200<br />
Tarifen von mehr als 50 Versicherungsunternehmen.<br />
Seine<br />
Vergleichstechnologie bietet<br />
Covomo professionellen Vermittlern<br />
an und informiert in seinem<br />
Online-Magazin über Vorteile und<br />
Sonderversicherungen.<br />
Foto: © Covomo<br />
TVs oder auch Drohnen-Versicherungen<br />
immer mehr in den Fokus – sowohl physischer<br />
Natur als auch aus Datenschutzgesichtspunkten<br />
und mit Blick auf mögliche<br />
Hackerangriffe.<br />
Mobilität: Hier sind gerade insbesondere<br />
E-Bikes und Pedelecs im Kommen. Spezialversicherungen<br />
schützen die Besitzer<br />
der meist über 1.000 Euro teuren Zweiräder<br />
vor Ärger und finanziellen Schäden<br />
durch Diebstahl, Pannen oder Verarbeitungsfehler.<br />
Sport und Freizeit: Hier spielt der saisonale<br />
Aspekt eine wichtige Rolle, wie<br />
etwa während der Wintersportsaison oder<br />
zum Start der Jagdsaison Ende September,<br />
Anfang Oktober.<br />
Transaktionskosten für Recherche, Abschluss<br />
und Abrechnung lassen sich<br />
mit den richtigen digitalen Werkzeugen<br />
deutlich reduzieren. Gleichzeitig werden<br />
Makler auch den Anforderungen der Verbraucher<br />
gerecht, deren Wunsch nach<br />
Transparenz im Hinblick auf Preis und<br />
Leistungen immer stärker in den Vordergrund<br />
rückt.<br />
Darüber hinaus helfen Online-Tools<br />
nicht nur, den passenden Tarif zu finden,<br />
sondern bieten beispielsweise auch die<br />
Möglichkeit auf Entwürfe für Endkundenmailings<br />
zurückzugreifen oder einen<br />
Newsletter-Versand einzurichten. Das<br />
macht die Beratung für den Makler nicht<br />
nur effizienter, sondern auch profitabler.<br />
Digitalisierung ist<br />
kein Schreckgespenst<br />
Zusatzversicherungen sind ein Markt, auf<br />
dem sich die gewinnbringende Zusammenarbeit<br />
von Maklern und InsurTechs,<br />
die sich als deren Partner verstehen, bereits<br />
deutlich zeigt. Die Mehrheit der Makler,<br />
nämlich 60 Prozent, begreift die Digitalisierung<br />
ohnehin als Chance. Das zeigt das<br />
Covomo-Stimmungsbild zu den digitalen<br />
Vertriebstools für die Makler.<br />
Fakt ist<br />
Digitalisierung in der Versicherungsbranche<br />
bedeutet mehr, als nur papiergebundene<br />
Vorgänge auf den Computer<br />
zu übertragen. Es ist nötig, den kompletten<br />
Prozess von der Beratung über<br />
den Abschluss bis zur Buchhaltung zu<br />
digitalisieren und alle Instrumente zu<br />
beherrschen. Außerdem sollte es möglich<br />
sein, intelligente Statistiken und Berichte<br />
abzurufen. Egal ob Gepäck-, Handy- oder<br />
Ski-Versicherungen: Zusatzversicherungen<br />
werden sich für Makler künftig definitiv<br />
mehr lohnen!<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Karl Dieterich<br />
Zusatzversicherungen 2.0<br />
lukrativ statt lästig<br />
Die Versicherung fürs SnowBoard, die Drohne oder eine Reiserücktrittsversicherung – eines hatten die<br />
Zusatzversicherungen und das Geschäft damit lange Zeit gemeinsam: Sie waren weitgehend unprofitabel.<br />
Das ist aber Vergangenheit. Denn Online-Tools wie Vergleichsrechner, Endkundenmailings, Newsletter-Versand<br />
oder Marketingkampagnen ermöglichen eine effizientere Tariffindung und eine umfassendere<br />
Beratung.<br />
Beim Thema Zusatzversicherungen<br />
brechen viele Makler nicht gerade in<br />
Jubelstürme aus – noch nicht. Denn der<br />
Aufwand in diesem Bereich war bislang<br />
relativ hoch: Die Tarife sind vielzählig und<br />
Makler müssen sich in die Themenfelder<br />
stark einarbeiten, um eine individuelle<br />
Versicherung zu ermöglichen. Dennoch<br />
kann es sich aufgrund der stetig steigenden<br />
Nachfrage kein Makler leisten, auf<br />
Zusatzversicherungen zu verzichten oder<br />
den Kunden ins Internet zu verweisen.<br />
Handyversicherungen mögen zwar kleinmargig<br />
sein aber sie sind oft Einsteigerprodukte<br />
für die Kunden-Makler-Beziehung.<br />
Die gute Nachricht: Durch den Einsatz<br />
von Online-Vergleichsrechnern werden<br />
Zusatzversicherungen für Makler zum<br />
lohnenden Geschäft und schaffen zudem<br />
proaktive Anknüpfungspunkte in der<br />
Beratung, weil sich bei Zusatzversicherungen<br />
etwa oft saisonal relevante Anknüpfungspunkte<br />
ergeben wie beispielsweise<br />
zur Urlaubszeit.<br />
Versicherungen,<br />
die Emotionen wecken<br />
Zusatzversicherungen haben das große<br />
Potential, die Kunden emotional zu erreichen:<br />
die Police für den Hund, die Absicherung<br />
fürs geliebte Rennrad oder die teure<br />
Uhr, die man vom Großvater geerbt hat.<br />
Beim genauen Blick auf die Zusatzversicherungen<br />
haben insbesondere die folgenden<br />
Sparten Potential:<br />
Reiseversicherungen: Besonders mit Blick<br />
darauf, dass viele Online-Reiseportale nur<br />
ungenügenden Schutz und wenig transparente<br />
Tarife anbieten, gibt es hier viel<br />
Potential, angefangen bei der Reiserücktrittversicherung,<br />
Auslandskrankenversicherungen<br />
bis hin zur Gepäckversicherung.<br />
Tierversicherungen: Das Nicht-Versichern<br />
von etwa Hunden wird in einigen Bundesländern<br />
mit hohen Bußgeldern von<br />
bis zu 10.000 Euro geahndet. Für viele<br />
Verbraucher drohen hier also horrende<br />
Kosten – die sie ohne entsprechenden<br />
Versicherungsschutz selbst tragen müssen.<br />
Elektronikversicherungen: Gerade mit<br />
Blick auf Smart Home rückt der Schutz<br />
von vernetzten Haushaltsgeräten, Smart-<br />
Seite 10 01/<strong>2017</strong><br />
A FMERKSAM<br />
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Seite 11
Markt<br />
Emmanuel Chapuis<br />
Fondsmanager<br />
Oddo Meriten Asset Management<br />
Lars Reiner<br />
Gründer und Geschäftsführer<br />
Ginmon<br />
Investmentfonds:<br />
Aktives oder passives Managment<br />
– was ist erfolgreicher?<br />
Multi Asset, Absolute Return oder Low Vola: Fondsmanager erfinden immer neue Strategien, um für ihre<br />
Kunden eine Outperformance zu erzielen. Outperformance gibt es gar nicht, behaupten hingegen die<br />
Robo Advisor, die gänzlich auf Indexfonds setzen. Ist die Zeit des aktiven Fondsmanagements abgelaufen?<br />
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr,<br />
dass sich auf dem Aktienmarkt Geld verdienen<br />
lässt. Für Privatanleger stellt jedoch<br />
der Kauf von Einzelaktien ein großes<br />
Risiko dar. Der Anleger muss nicht nur<br />
extreme Schwankungen des Aktienkurses<br />
aushalten, auch drohen im Extremfall<br />
hohe Verluste. Dass sich diese Risiken<br />
durch Investmentfonds verringern lassen,<br />
leuchtet ein: Je mehr Aktien der Fonds hält<br />
und je unterschiedlicher diese sind, desto<br />
größer die Risikodiversifikation.<br />
Der Fondsmanager hat die Aufgabe, das<br />
ihm anvertraute Geld in genau jene Aktien<br />
zu investieren, die am besten den Zweck<br />
des Fonds erfüllen. Dies tut er entweder<br />
prozyklisch, indem er im Wert gesunkene<br />
Wertpapiere verkauft oder antizyklisch,<br />
indem er Aktien solcher Unternehmen<br />
nachkauft und auf einen Wiederanstieg<br />
hofft. Oberstes Prinzip ist das Erzielen<br />
einer Outperformance für seine Anleger,<br />
also besser abzuschneiden als der Index.<br />
Dafür wird der Fondsmanager mit einer<br />
Managementgebühr entlohnt.<br />
Klarer Auftrag:<br />
möglichst hohe Rendite<br />
Outperformance ist auch das Ziel von<br />
Emmanuel Chapuis vom deutsch-französischen<br />
Vermögensverwalter Oddo Meriten<br />
Asset Management. Er entscheidet, welches<br />
Unternehmen, welches Land und welche<br />
Branche wie hoch im Fonds gewichtet sein<br />
soll. Dazu hat er die aktuelle Konjunkturentwicklung,<br />
Finanzmarktdaten und<br />
Unternehmensprognosen im Blick. Er<br />
analysiert die börsennotierten Unternehmen,<br />
bewertet deren Geschäftsaussichten<br />
und wählt am Ende nur diejenigen für<br />
seinen Fonds aus, denen er ein überdurchschnittliches<br />
Kurspotential zutraut. „Das<br />
bedeutet für mich Geld investieren; sich<br />
Mühe geben und versuchen, die aussichtsreichsten<br />
Aktien auszuwählen.<br />
Bei einem Exchange Traded Fund (kurz:<br />
ETF) findet dagegen keine Auswahl statt.<br />
Dort kauft man den kompletten Index mit<br />
all seinen attraktiven und unattraktiven<br />
Aktien. Das Ergebnis ist dann eine Durchschnittsrendite“,<br />
sagt Chapuis. Durchschnittliche<br />
Ergebnisse sind jedoch nicht<br />
sein Anspruch. „Ich habe von meinen<br />
Kunden den Auftrag, für sie eine möglichst<br />
hohe Rendite zu erzielen“, beschreibt er<br />
seine Aufgabe. Diese erfüllt er auch sehr<br />
gut: Mit seinem Fonds Oddo Génération,<br />
der in europäische Aktiengesellschaften<br />
mit starkem Familieneinfluss investiert,<br />
schaffte er in jedem der vergangenen fünf<br />
Kalenderjahre eine bessere Wertentwicklung<br />
als sein Vergleichsindex. Über fünf<br />
Jahre per 31. Dezember 2016 steht so für<br />
die CI-EUR-Anteilsklasse des Fonds ein<br />
Wertzuwachs von 113 Prozent zu Buche,<br />
verglichen mit 76 Prozent für den Vergleichsindex.<br />
„Outperformance<br />
gibt es nicht“<br />
Lars Reiner, Gründer und Geschäftsführer<br />
des Frankfurter Robo-Advisors Ginmon<br />
kann so etwas nur wenig beeindrucken:<br />
„Natürlich gibt es immer wieder Zeiträume,<br />
in denen Fondsmananager den Markt<br />
schlagen. Doch kein Fondsmanager liefert<br />
ewig Überperformance“, so Reiner. Irgendwann<br />
kommt jeder Hund wieder zum<br />
Herrchen zurück, so der Unternehmensgründer<br />
mit Verweis auf das bekannte<br />
Bonmot des Börsengurus André Kostolany.<br />
Reiner verweist dabei auf zahlreiche<br />
Studien: Je länger die Untersuchungszeiträume,<br />
desto niedriger die Erfolgsquote.<br />
So kam eine Standard & Poor’s-Studie<br />
im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis,<br />
dass 86 Prozent aller 25.000 untersuchten<br />
aktiven Fonds über einen Zeitraum<br />
von zehn Jahren das Ziel verfehlten, eine<br />
höhere Rendite als der Index zu erzielen.<br />
„So etwas wie eine Outperfomance gibt es<br />
nicht“, ist sich Lars Reiner sicher. Wenn<br />
langfristig niemand über dem Index liegen<br />
kann, so die Idee, warum dann nicht einfach<br />
dem Index folgen? Mit Indexfonds liegt<br />
man zwar kaum besser als der Index aber<br />
eben auch nur selten darunter und das zu<br />
wesentlich niedrigeren Gebühren, als die<br />
aktiven Fondsmanager für ihre Arbeit verlangen.<br />
Die Index-Ausrichtung ist dabei frei<br />
von Emotionen und Prognosen, so Reiner<br />
über die Vorteile des Index-Tracking. „Dabei<br />
sollte man digitale Vermögensverwaltung<br />
nicht mit passivem Fondsmanagement<br />
gleichsetzen. Denn auch die Arbeit eines<br />
Algorithmus, der permanent die angelegten<br />
Beträge in ETFs investiert und dadurch die<br />
Portfoliostruktur steuert, ist keinesfalls<br />
passiv, sondern folgt einer vordefinierten,<br />
durchaus als aktiv zu verstehenden<br />
Investmentstrategie“, so Reiner, der mittels<br />
Smart Rebalancing Neuzuflüsse stets in<br />
untergewichtete Anlagebausteine investiert.<br />
Neue Finanztest-Studie<br />
über Robo Advisor zeigt<br />
deutliche Unterschiede<br />
Robo Advisor folgen dabei ebenso unterschiedlichen<br />
Strategien, wie dies die aktiven<br />
Fondsmanager der einzelnen Investmentboutiquen<br />
tun. Denn die bessere<br />
Strategie entscheidet langfristig über den<br />
Anlageerfolg, sind sich sowohl Chapuis als<br />
auch Reiner sicher. Asset Manager stehen<br />
in ständigem Wettstreit. In der Ausgabe<br />
1/<strong>2017</strong> hat die Zeitschrift Finanztest nun<br />
auch Robo Advisor untersucht und dabei<br />
festgestellt, dass kaum ein Anbieter dem<br />
anderen gleicht. Bereits die Grundstruktur<br />
der insgesamt 18 Robo Advisor zwang<br />
die Tester, diese in die drei Kategorien<br />
Full, Half und Self Service zu unterteilen.<br />
Die Bandbreite geht dabei zwischen<br />
vier bis 23 ETF-Portfolios. Alles, was<br />
aktive Fondsmanager machen, können<br />
auch ihre digitalen Konkurrenten. Sie<br />
können sogar dieselben Fehler machen.<br />
Am Ende entscheidet auch hier die Wertschöpfung<br />
– und die Gebühren, welche<br />
bei Robo Advisorn wesentlich niedriger<br />
sind. Denn diese können sich verstärkt<br />
Skaleneffekte zunutze machen.<br />
Es zeigt sich also, dass der Unterschied<br />
zwischen aktivem und passivem Fondsmanagement<br />
gar nicht so sehr ein Unterschied<br />
zwischen klassischem und digitalem<br />
Fondsmanagement ist, sondern dass<br />
die Grenze, die die Qualitätsunterschiede<br />
ausmacht, quer durch die Fondsbranche<br />
hindurch verläuft. Am Ende werden<br />
beide, aktive Fondsmanager und Robo<br />
Advisor, an ihren Ergebnissen gemessen<br />
werden.<br />
Jenny Müller<br />
Seite 12 01/<strong>2017</strong><br />
Foto: © stanciuc / istockphoto.com<br />
Seite 13
Markt<br />
Im Zweifel für den<br />
Fonds-Sparplan<br />
Welche Produkte können Vermittler dem Kunden überhaupt noch ruhigen Gewissens anbieten? Diese<br />
Frage wird angesichts der Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank immer schwerer zu beantworten.<br />
Für Versicherer wird der Druck ob der gut verzinsten Altverträge immer höher. Einige Anbieter<br />
haben sich bereits dazu hinreißen lassen, ihren Kunden eine Kündigung der Verträge ans Herz zu legen.<br />
Woraufhin der Verbraucherschutz Sturm lief.<br />
Björn Bergfeld<br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> Verlag UG<br />
(haftungsbeschränkt)<br />
Der Markt probiert sich daher in alternativen<br />
Konzepten - ohne oder mit eingeschränkten<br />
Garantien. Weitere beliebte<br />
Optionen sind fondsgebundene Lebensoder<br />
Rentenversicherungen. Diese Produkte<br />
hatten 2015 einen Anteil von 16,2<br />
Prozent am Neugeschäft der Lebensversicherer.<br />
In der Summe wurden immerhin<br />
827.400 Verträge neu abgeschlossen.<br />
Das geht aus dem Statistischen Jahrbuch<br />
2016 des Gesamtverbands der Deutschen<br />
Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.<br />
Wie kompetent sind<br />
Versicherungsvermittler<br />
in Sachen Kapitalanlagen?<br />
Bei fondsgebundenen Policen ist der<br />
gesamte oder ein wesentlicher Teil des<br />
Leistungsanspruchs, wie bei Kapitalanlagen,<br />
direkt an die Wertentwicklung von<br />
bestimmten vertraglich vereinbarten<br />
Fondsanteilen gebunden. Allerdings gelten<br />
bei Beratungsfehlern nicht die strengeren<br />
Kapitalanlagegrundsätze.<br />
Wird bei einer fondsgebundenen Lebensversicherung<br />
vom Kunden ein Beratungsfehler<br />
geltend gemacht, stellt sich die Frage,<br />
welche Voraussetzungen für den behaupteten<br />
Schadensersatzanspruch maßgeblich<br />
sind. Denn die Haftung für Beratungsfehler<br />
beurteilt sich bei Versicherungen anders<br />
als bei Kapitalanlagen. Während für die<br />
Vermittlung einer Kapitalanlage die Sachkunde<br />
hierfür nachgewiesen werden muss<br />
beziehungsweise der Status des „Alten<br />
Hasen“ herangezogen wird - die Vermittler<br />
also stets eine Erlaubnis nach § 34 f GewO<br />
benötigen, so fehlt diese Grundlage für die<br />
Vermittlung von Fondspolicen in Gänze.<br />
Erst kürzlich preschte der Verbund Deutscher<br />
Honorarberater (VDH) mit einer<br />
angriffslustigen Formulierung hervor.<br />
„Denn sie wissen nicht, was sie tun“ hieß<br />
es in einer Pressemitteilung. Im Visier des<br />
Honorarberater-Lobbyverbands stehen<br />
Versicherungsvermittler, die keine Sachkunde<br />
in der Anlagenberatung vorweisen<br />
können aber trotzdem zu Fonds-Policen<br />
beraten. Den Vermittlern mangle es<br />
schlicht an der nötigen Sachkunde für<br />
die Beratung zu Investmentprodukten.<br />
Der Verband verweist zudem auf die strengen<br />
Ansprüche an eine Anlageberatung.<br />
Der Vermittler muss vorab ein detailliertes<br />
Kundenprofil zur Risikobereitschaft des<br />
Kunden erstellen. Zu berücksichtigen sind<br />
hierbei Erfahrungen, Kenntnisse sowie die<br />
finanziellen Verhältnisse des Verbrauchers.<br />
Hier werde mit zweierlei Maß gemessen,<br />
denn die Dokumentationspflichten zu<br />
Fondspolicen seien „leider nicht annähernd<br />
so streng und ausführlich wie im<br />
Investmentsektor“, kritisiert VDH-Chef<br />
Dieter Rauch. Abhilfe könnte hier zum<br />
Beispiel eine gesetzliche Pflicht schaffen,<br />
dass die Vermittler von Fondspolicen<br />
sowohl ihre Sachkunde in Versicherungsfragen<br />
als auch in Sachen Kapitalanlage<br />
nachweisen müssen.<br />
Mit Blick auf Versicherungsmakler weist die<br />
IHK jedoch keine gesonderte Statistik aus,<br />
welcher Vermittler sowohl eine Sachkunde<br />
nach § 34d als auch § 34f GewO erworben<br />
hat. Aber es lässt sich ein Trend hin zu<br />
mehr Finanzanlage-Sachkunde erkennen.<br />
Die Zahl der Finanzanlagenvermittler mit<br />
Erlaubnis nach § 34f Gewerbeordnung<br />
(GewO) ist im Januar <strong>2017</strong> auf 37.229<br />
gestiegen. Das bedeutet ein Plus von gut<br />
zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />
Welches Produkt<br />
ist das Bessere?<br />
Dennoch bleibt die große Frage: Welches<br />
Produkt ist das Bessere für die Altersvorsorge<br />
- Fondspolice oder ein Sparplan in<br />
einen Investmentfonds? Dazu klammern<br />
wir das Thema Todesfallschutz aus und<br />
schauen uns die Entwicklung von bestehenden<br />
Fondspolicen im Vergleich zur<br />
Anlage in einen Fonds-Sparplan mit den<br />
gleichen Zielfonds an. Zur Berechnung<br />
haben wir ein Tool der EDISOFT GmbH<br />
genutzt, das über ein Fondsuniversum<br />
der FVBS-Datenbank verfügt. So konnte<br />
die Anlage inklusive identischer Laufzeiten,<br />
Beiträge, Dynamiken und Kosten<br />
nachgebildet werden.<br />
Insgesamt zeichneten sich ähnliche<br />
Ergebnisse, bei den untersuchten Policen,<br />
ab. Daher sollen stellvertretend zwei Beispiele<br />
für die Tendenz der Resultate stehen.<br />
Zum einen wurde eine Fondspolice<br />
der Württembergischen herangezogen.<br />
Seit 2004 wurden 12 Jahre lang monatlich<br />
25 Euro angespart. In Summe wurden<br />
also 3.600 Euro in den Vertrag eingezahlt.<br />
Allerdings lag der Rückkaufswert<br />
zum 30.11.2016 lediglich bei 2.029,10<br />
Euro. Das sind 1.570,90 Euro Verlust<br />
oder eine Rendite von -10,22 Prozent<br />
pro Jahr für den Betrachtungszeitraum.<br />
Dabei hatte der, in der Police gewählte<br />
Fonds, der W&W Quality Select Aktien<br />
Welt, gar keine negative Entwicklung. Im<br />
gleichen Zeitraum und nach Kosten hat<br />
der Fonds ein Ergebnis von 5.565 Euro<br />
erreicht. Damit hätte der Vertragsnehmer<br />
eine Rendite von 6,99 Prozent pro<br />
Jahr erzielt und damit keinen Verlust,<br />
sondern einen Gewinn von 1.965 Euro<br />
eingefahren. Im Vergleich zur Fondspolice<br />
steht damit eine Differenz von<br />
stolzen 3.535,90 Euro zu Gunsten des<br />
Fonds-Sparplans.<br />
Im zweiten Test wurde eine HDI Fondspolice<br />
betrachtet. Seit Vertragsbeginn<br />
2004 wurden insgesamt 4.787,92 Euro<br />
eingezahlt (25 Euro/mtl. und 4 Prozent<br />
Dynamik). Im Januar betrug das Fondsguthaben<br />
in der Police 3.621,44 Euro. Das<br />
entspricht einem Verlust von 1.166,48<br />
Euro beziehungsweise einer Rendite von<br />
-5,04 Prozent pro Jahr. Auch hier hatte der<br />
Zielfonds, der Inovesta Classic OP, eine<br />
positive Entwicklung im Betrachtungszeitraum.<br />
Immerhin schaffte der Fonds<br />
eine Wertentwicklung von 3,62 Prozent<br />
pro Jahr. In absoluten Zahlen entspricht<br />
das einem Guthaben von 5.937 Euro und<br />
damit einem Zuwachs, im Vergleich zum<br />
eingezahlten Betrag, von 1.149,08 Euro.<br />
Die Differenz zum Fondsguthaben, in<br />
der Police, beträgt sogar 2.315,56 Euro.<br />
Wie diese Unterschiede zwischen den<br />
beiden Modellen entstehen, ist nicht<br />
schwer zu erraten. Abschluss- und Verwaltungskosten<br />
minimieren das Guthaben<br />
der Policen gerade in den ersten Vertragsjahren<br />
enorm. Leider sorgen auch<br />
die fortlaufenden jährlichen Kosten einer<br />
Fondspolice dafür, dass der Nachteil zu<br />
einem reinen Fondssparplan in einem<br />
Investmentdepot eher noch größer wird.<br />
Viele Vermittler<br />
unterschätzen den<br />
Zinseszins-Effekt<br />
Die Vorbehalte gegenüber Aktien und<br />
Investmentfonds als Sparform oder gar<br />
für die Altersvorsorge sind weiterhin<br />
tief verwurzelt. Lediglich 18 Prozent<br />
der Bundesbürger investieren in Aktien<br />
und Fonds. Das zeigt eine Studie der<br />
Postbank. Dabei empfehlen inzwischen<br />
sogar Verbraucherschützer die Nutzung<br />
von Investmentfonds zur Altersvorsorge.<br />
„Rendite über rund 1,5 Prozent lässt sich<br />
derzeit nur noch mit Anlageprodukten<br />
erzielen, die Wertschwankungen unterliegen“,<br />
weiß Volker Schmidtke, Finanzreferent<br />
bei der Verbraucherzentrale Berlin.<br />
So liege das Risiko eines Verlustes bei<br />
einem über Jahrzehnte laufenden Aktienfonds-Sparplan<br />
de facto bei null.<br />
Viele Anleger und auch Vermittler unterschätzen<br />
in diesem Zusammenhang die<br />
langfristige Rolle des Zinseszins. Er<br />
ist gerade im Niedrigzins-Umfeld das<br />
stärkste Argument gegen dauerhafte Zinsanlagen<br />
und für eine Anlage in Fonds.<br />
Beispielhaft seien hier die Anlagezeiträume<br />
20 und 40 Jahre gegenübergestellt.<br />
Während bei einer Anlage über 20 Jahre<br />
eine Endsumme von 37.083,05 Euro<br />
steht, werden bei einer Anlage über 40<br />
Jahre immerhin 143.031,86 Euro erwirtschaftet.<br />
Als Basis wurde ein monatlicher<br />
Fondssparplan mit 100 Euro, einem<br />
Ausgabeaufschlag von 5 Prozent, einem<br />
Depotentgelt von 25 Euro pro Jahr und<br />
einem kalkulierten Kursgewinn von sechs<br />
Prozent angenommen. Bereits abgezogen<br />
wurden zudem die Abgeltungssteuer und<br />
der Soli-Beitrag.<br />
Selbst wenn nun der ein oder andere Vermittler<br />
schreien möge, dass die Anlage in<br />
einer Fondspolice steuerlich günstiger sei.<br />
Schließlich waren die Kapitalerträge von<br />
Fondspolicen bis Ende 2004 komplett<br />
steuerfrei - wenn die Verträge mindestens<br />
fünf Jahre Beiträge bespart wurden<br />
und der Vertrag mindestens zwölf Jahre<br />
lief.<br />
Seit der Einführung des Alterseinkünftegesetzes<br />
2005 gilt für Lebensversicherungen,<br />
dass deren Kapitalertrag zur Hälfte<br />
besteuert wird. Dafür muss der Vertrag<br />
ebenso mindestens 12 Jahre bestand<br />
haben. Zudem darf die Police nicht vor<br />
dem 60. Lebensjahr des Versicherten ausgezahlt<br />
werden. Seit 2012 liegt die Grenze<br />
bei 62 Jahren.<br />
Doch der steuerliche Vorteil der Fondspolice<br />
als Altersvorsorge ist nur die<br />
halbe Wahrheit, wenn eben nur an die<br />
finalen Erträge und nicht an die zusätzlichen<br />
Absicherungsmöglichkeiten über<br />
einen Versicherungsmantel gedacht<br />
wird. Dann kann eine Fondspolice, ob<br />
der Kostenstruktur insbesondere in den<br />
Anfangsjahren, eben nicht den gleichen<br />
Ertrag, wie der vergleichbare Fonds,<br />
erwirtschaften.<br />
Wie viel Vermittler mit Fonds verdienen<br />
können? Diese Frage möchte ich Martin<br />
Eberhard beantworten lassen. Der Versicherungsmakler<br />
hatte diese Frage in<br />
einem exklusiven Interview mit <strong>Versicherungsbote</strong><br />
wie folgt beantwortet:<br />
„So viel man möchte! Die Rechnung ist<br />
ganz einfach – Pro Million Bestand reden<br />
wir über 10.000 Euro im Jahr, das sind<br />
800 Euro im Monat. Fragen Sie mal einen<br />
Handwerker, wie lange dieser für 800<br />
Euro Gehaltserhöhung schuften muss<br />
und überlegen Sie sich doch mal, wie einfach<br />
es ein Finanzdienstleister hat.<br />
Wir reden bei einem Million Bestand<br />
über ca. 30 Kunden. Das ist im Schnitt<br />
ein Depot alle zwei Wochen. Ich frage<br />
mich oft, was die Kollegen mit Ihrer Zeit<br />
so machen, die ständig jammern es geht<br />
nichts am Markt!“<br />
Ein Kommentar von<br />
Björn Bergfeld<br />
Seite 14 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 15
Advertorial<br />
ETFs – Riskanter Liebling<br />
von Medien und Verbraucherschutz<br />
Der Markt für ETFs ist derzeit sehr undurchschaubar. Trotzdem sind diese Anlageprodukte weiterhin<br />
Lieblinge des Verbraucherschutzes. Ein Kommentar von Cornelia Fentzahn, Leiterin Investmentfondsund<br />
Depotanalyse der Invers GmbH aus Leipzig, die aktiv gemanagte Fonds sinnvoller findet.<br />
Perfektes Zusammenspiel zwischen dem<br />
Maklerverwaltungsprogramm Keasy, Zeitsprung-<br />
Dokumentenservice und fb-xpert SUH-Vergleich:<br />
Keasy macht die Vorteile<br />
der Digitalisierung<br />
praxisnah erlebbar!<br />
Seit geraumer Zeit werden Verbraucherschutz<br />
und Medien nicht müde, für kostengünstige<br />
ETFs zu werben. Ein ETF ist ein<br />
Indexfonds, der einen bestimmten Markt<br />
abbildet und somit auch alle Katastrophen,<br />
die sich darin befinden. Doch wie immer<br />
im Leben: Was wenig bis nichts kostet,<br />
ist oft auch wenig bis nichts wert. Bei<br />
dem ganzen Hype um Indexfonds werden<br />
wieder einmal die inzwischen größer<br />
werdenden Gefahren, die damit einhergehen,<br />
ausgeblendet. Ich frage mich, ob<br />
Verbraucherschutz und Medien auch dafür<br />
die Verantwortung übernehmen werden?<br />
Die meisten Indizes<br />
investieren prozyklisch<br />
Die meisten Indizes sind kapitalisierungsgewichtet<br />
und investieren somit absolut<br />
prozyklisch. Als nachvollziehbares Beispiel<br />
kann sich jeder den Kursverlauf der Aktien<br />
K+S und ProSiebenSat1 ansehen. Die<br />
Aufnahme von K+S in den DAX ist im<br />
Spätsommer 2008 erfolgt. Damit musste<br />
jeder Indexfonds, der z.B. den DAX abbildet,<br />
investieren.<br />
Seitdem hat die Aktie nahezu 70 Prozent<br />
ihres Wertes verloren. Im März 2016 ist<br />
K+S aus dem Index geflogen und somit<br />
wurde der Verlust für passive Investoren<br />
in ETFs realisiert. Stattdessen wurde die<br />
Aktie von ProSiebenSat1 in den DAX<br />
aufgenommen. Seit Anfang 2012 hat die<br />
Aktie über 240 Prozent zugelegt. Von diesem<br />
Kursanstieg hat ein passiver Investor<br />
in einem DAX-ETF nichts. Erst mit den<br />
Kurszuwächsen wurde u.a. die notwendige<br />
Kapitalisierungsgröße erreicht, um<br />
in den DAX aufgenommen zu werden.<br />
Seit Aufnahme hat die Aktie in der Spitze<br />
allerdings fast 35 Prozent verloren. Ein<br />
aktiver Fondsmanager berücksichtigt<br />
ganz bewusst auch solche Ereignisse.<br />
Fakt ist: Ein Indexfonds deckt einen Markt<br />
ab und damit auch alle Katastrophen, die<br />
sich in diesem Markt befinden. Da würde<br />
ich mir nicht nur im derzeitigen Marktumfeld<br />
ein Investment sehr genau überlegen.<br />
Inzwischen ist der Markt für ETFs rasant<br />
gewachsen, somit für viele Privatanleger<br />
vollkommen undurchschaubar. Es bestehen<br />
Gefahren, wie die Indizes abgebildet<br />
werden. Vor allem gibt es inzwischen bei<br />
einer Vielzahl der ETFs ein Problem, die<br />
mangelnde Liquidität. Und das wird insbesondere<br />
dann gefährlich, wenn es an<br />
den Märkten wieder einmal abwärts geht.<br />
Ein aktiver Fondsmanager<br />
ist selbst der größte Kunde<br />
in seinem Fonds<br />
Ist es nicht sinnvoller, einen aktiven Fondsmanager<br />
zu beauftragen, der selbst der<br />
größte Kunde in seinem Fonds ist und<br />
ein Unternehmen hinsichtlich Qualitätskriterien<br />
umfassend durchleuchtet? Wenn<br />
dieser Fondsmanager dann feststellt, dass<br />
der faire Wert des Unternehmens deutlich<br />
über dem aktuellen Börsenkurs liegt,<br />
dann kann Qualität zu einem günstigen<br />
Preis erworben werden. Das ist langfristig<br />
gesund - nur, das macht kein Indexfonds.<br />
Und wenn aktive Fondsmanager keine<br />
Unternehmen finden, die qualitativ<br />
hochwertig und günstig sind? Dann<br />
gehen sie ebenso verantwortungsvoll<br />
um, halten im Zweifel die Füße still<br />
und haben somit höhere Cash-Positionen.<br />
Das gibt ihnen einen Puffer, wenn<br />
es an den Märkten abwärts geht und sie<br />
haben liquide Mittel, um nach einem<br />
Kurssturz qualitative Unternehmen<br />
wieder günstiger einzukaufen. Hier gilt<br />
es also, Schwankungen aktiv zu nutzen.<br />
All das macht ein passiver Indexfonds<br />
(ETF) nicht.<br />
Einen Indexfonds würde ich persönlich<br />
gewichten, wenn ich der Meinung<br />
bin, dass eine ganz bestimmte Region<br />
(bestimmtes Land) oder ein bestimmter<br />
Sektor komplett überverkauft ist<br />
und sich somit hier kurzfristig Chancen<br />
auf eine Gegenbewegung ergeben. Das<br />
nennt sich bewusstes Eingehen einer<br />
Wette. Das hat mit langfristiger Geldanlage<br />
für Privatanleger herzlich wenig zu<br />
tun. Die Geiz-ist-geil-Mentalität, ETFs zu<br />
kaufen, weil sie günstig sind, kann sich,<br />
meiner Meinung nach, langfristig erheblich<br />
zum Nachteil für Anleger auswirken.<br />
Und ja, es gibt sie, die aktiven verantwortungsvollen<br />
Fondsmanager, die nach<br />
diesem simplen Prinzip agieren. Ich kenne<br />
einige von ihnen, so z.B. Dr. Christoph<br />
Bruns, der sehr authentisch für die Anlageklasse<br />
in Aktien steht. Mit seinem aktiv<br />
gemanagten Loys Global erzielt er große<br />
Mehrwerte für Anleger. Und ich bin der<br />
Meinung, dass für Qualität ein fairer Preis<br />
gezahlt werden sollte..<br />
Ein Kommentar von<br />
Cornelia Fentzahn<br />
Leiterin Investmentfonds- und<br />
Depotanalyse der INVERS GmbH<br />
Die Wörter Digitalisierung, BiPRO und Prozessoptimierung sind derzeit<br />
überall präsent aber für die meisten in der Praxis immer noch<br />
nicht griffig nutzbar, geschweige denn: erlebbar. Das ändert sich<br />
mit Keasy. Der neu vorgestellte Posteingang ermöglicht Postbearbeitung<br />
wie von Zauberhand. Während solche Aussagen meist nur<br />
Prospektversprechen sind, bringt Keasy die komplette Businesslogik<br />
für die meisten Geschäftsvorfälle und Gesellschaften gleich mit. In<br />
Kombination mit der nahtlosen Integration des SUH-Vergleichstools<br />
fb-xpert wird der komplett medienbruchfreie und digitale Vertragsprozess<br />
praktisch erlebbar und erleichtert und vereinheitlicht die<br />
Büroabläufe enorm.<br />
Vermittler kennen das Problem: Immer<br />
wieder gibt es Stoßzeiten, in denen der<br />
Poststapel bedrohliche Ausmaße annimmt.<br />
Kommen dann noch Ausfälle von Mitarbeitern<br />
hinzu, wird es kritisch, in der<br />
Masse an Rückständen den Überblick<br />
zu behalten. Die Gefahr ist groß, dass<br />
wichtige Dokumente zu lange liegen bleiben<br />
– mit der Folge, dass Haftungsfälle,<br />
Unzufriedenheit der Kunden und unnötiger<br />
Mehraufwand entstehen können.<br />
Solche Situationen entschärft die Keasy<br />
Postverarbeitung komplett.<br />
Automatisierte Postverarbeitung<br />
im Alltag erleben<br />
Wenn Sie morgens Ihren Posteingang in<br />
Keasy öffnen, sehen Sie alle Poststücke,<br />
die automatisch von den Gesellschaften<br />
per BiPRO-Dokumententransfer über die<br />
Zeitsprung-Schnittstelle abgeholt wurden.<br />
Keasy hat die Dokumente bereits automatisch<br />
den betreffenden Verträgen zugeordnet<br />
und jeweils den passenden Typ<br />
bestimmt. Mit einem Klick werden alle<br />
Dokumente je nach Dokumententyp weiterverarbeitet.<br />
Ihr Posteingang ist danach<br />
leer und aufgeräumt.<br />
Unterlagen, die für Sie wirklich wichtig<br />
und relevant sind, bekommen Sie nochmal<br />
als offene Aktivität kategorisiert und<br />
priorisiert zur Prüfung vorgelegt. Ein Praxisbeispiel:<br />
Während zahlreiche Beitragsrechnungen<br />
beispielsweise komplett dunkel<br />
verarbeitet zum Vertrag abgelegt werden,<br />
sind Kündigungsbestätigungen automatisch<br />
der entsprechenden Kündigungsaktivität<br />
zugeordnet, die Sie dann mit einem<br />
Klick bestätigen können. Dadurch wird der<br />
Vorgang abgeschlossen und der Vertrag<br />
zum entsprechenden Datum storniert.<br />
Die wenigsten Anwender möchten sichselbst<br />
mit Prozessbaukästen und komplexen<br />
Filterregeln auseinandersetzen. Deshalb<br />
bringt Keasy dies alles praxistauglich<br />
und alltagserprobt für Sie mit und sorgt<br />
dafür, dass alles nahtlos ineinander greift.<br />
Aber wenn Sie z.B. Mahnungen erst ab<br />
einer bestimmten Beitragshöhe oder nur<br />
in bestimmten Sparten als Aktivität sehen<br />
möchten, können Sie das bei Bedarf ganz<br />
einfach individuell anpassen.<br />
Die Praxiserfahrung nach vielen tausend<br />
Dokumenten zeigt, dass der Aufwand für<br />
die Postverarbeitung mit Keasy um 90<br />
Prozent reduziert werden kann.<br />
Und auch die Post, die noch gescannt<br />
wird, per Fax eingeht oder manuell aus<br />
Gesellschaftsportalen heruntergeladen<br />
wird, können Sie mit dem Keasy-Posteingang<br />
halbautomatisiert sehr effizient und<br />
komfortabel verarbeiten.<br />
Standardisierung und<br />
Vereinfachung auch bei der<br />
Angebots- und Antragserstellung<br />
Damit auch der Angebots- und Antragsprozess<br />
schlank und einheitlich erfolgen<br />
kann, wurde der leistungsfähige SUH-Tarifierungs-<br />
und Vergleichsrechner „fb-xpert“<br />
von Franke und Bornberg in Keasy integriert.<br />
Damit können Sie mit einem Klick z.B.<br />
die Daten des Fremdvertrags an fb-xpert<br />
übergeben, dort tarifieren und beantragen.<br />
Der Antrag wird automatisch in Keasy<br />
angelegt, ebenso wie alle dazugehörigen<br />
Unterlagen. Im nächsten Schritt können<br />
Sie die automatische Beratungsdokumentation<br />
von Keasy erstellen lassen und sind<br />
fertig. Über den Keasy-Posteingang wird<br />
die Police der Antragsaktivität automatisch<br />
zugeordnet – und Sie haben immer den<br />
gleichen Prozess, einfach und schlank.<br />
Selbstverständlich können Sie bei Bedarf<br />
auch die umfangreichen Detail-Gegenüberstellungen<br />
von fb-xpert nutzen und<br />
mit einem Klick mehrere Angebote in<br />
Keasy anlegen lassen.<br />
Im Ergebnis verschafft Keasy im Zusammenspiel<br />
mit den neuen Funktionen einen<br />
geschlossenen, medienbruchfreien Vertriebsprozess<br />
– Digitalisierung mal nicht<br />
als überstrapazierter Medienhype, sondern<br />
ganz praktisch und komfortabel erlebbar!<br />
Weitere Informationen zu Keasy<br />
erhalten Sie auf www.keasy.de<br />
Seite 16 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 17
Praxis<br />
Generationenberatung<br />
als Chance für den Vertrieb begreifen<br />
Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird der neuesten Demografie-Bilanz der Bundesregierung folgend,<br />
stabiler bleiben als gedacht. Die Gründe liegen in der höheren Zuwanderung und in steigenden Geburtenraten.<br />
Dennoch ist der demografische Wandel allgegenwärtig. Die Lebenserwartung steigt stetig und verändert<br />
unsere Gesellschaft – und damit auch die Anforderungen an eine professionelle Vorsorgeberatung.<br />
Vermögensschaden-Haftpflicht:<br />
Von Update zu Update<br />
Die Vermittler von Versicherungen und Finanzen müssen regelmäßig überprüfen, ob ihre Vermögensschaden-Haftpflicht<br />
noch aktuell ist oder angepasst werden muss. Weshalb das so ist, erklärt Marc<br />
Hinrichsen, Geschäftsführer bei Hans John Versicherungsmakler, in seinem Gastbeitrag.<br />
Kai Göttker<br />
Direktor Vertrieb<br />
Monuta Versicherungen<br />
Die Geburtenrate in Deutschland ist über<br />
viele Jahre hinweg zurückgegangen, doch<br />
eine Trendwende zeichnete sich schon<br />
länger ab: Lag sie im Jahr 2011 noch bei<br />
1,29, verzeichnete die Bundesregierung im<br />
Jahr 2015 schon eine Geburtenrate von<br />
1,51 – Tendenz weiter steigend. Doch diese<br />
Entwicklung wird nicht ausreichen, um<br />
Geburten und Todesfälle auszugleichen.<br />
Die Folge: Die Einwohnerzahl Deutschlands<br />
bleibt zwar stabil, die Alterung der<br />
Bevölkerung schreitet aber weiter voran<br />
– wenn auch verlangsamt.<br />
Demografischer Wandel<br />
erfordert neue<br />
Vorsorgethemen<br />
Im Zuge dieses demografischen Wandels<br />
verändern sich nicht selten auch familiäre<br />
Strukturen. Die Absicherung der ganzen<br />
Familie über mehrere Generationen hinweg<br />
rückt in den Vordergrund. Wer als<br />
Makler und Vermittler mit seinen Kunden<br />
über die Verantwortung der Generationen<br />
füreinander spricht, findet darin leicht<br />
Anknüpfungspunkte zu wichtigen Vorsorgethemen.<br />
Die Beratung sollte dabei<br />
nicht nur die Belange des Kunden selbst,<br />
sondern auch die Lebensbereiche der<br />
gesamten Familie einschließen. Es gilt,<br />
den Kunden und seine Familie in den<br />
Mittelpunkt zu stellen. Der generationenübergreifende<br />
Ansatz festigt die Position<br />
des Beraters als Vorsorgeexperte in seinem<br />
Kundenstamm.<br />
Die Generationenberatung umfasst dabei<br />
ein breites Spektrum an Vorsorgethemen.<br />
Dazu gehören bespielweise die Patientenverfügung<br />
und die Vorsorgevollmacht.<br />
Diese wichtigen Dokumente sichern die<br />
eigene Selbstbestimmtheit des Kunden<br />
und schützen gleichzeitig seine Familienangehörigen.<br />
Eine Patientenverfügung<br />
sorgt im Fall einer schweren Krankheit<br />
oder nach einem Unfall dafür, dass Ärzte<br />
und Angehörige genau wissen, wie der<br />
Patient in dieser Situation, in der er gegebenenfalls<br />
nicht mehr entscheidungsfähig<br />
ist, medizinisch behandelt werden möchte.<br />
Eine Vorsorgevollmacht regelt, wer in<br />
finanziellen und organisatorischen Angelegenheiten<br />
für ihn handlungsberechtigt<br />
ist. Makler und Vermittler sollten Ihre<br />
Kunden über die Bedeutung dieser Vorsorgeverfügungen<br />
aufklären und sie dabei<br />
unterstützen, diese häufig ungeklärten<br />
Themen für sich und ihre Angehörigen<br />
zu regeln.<br />
Trauerfall-Vorsorge häufig<br />
noch vernachlässigt<br />
Eine Umfrage des Instituts forsa unter<br />
Bundesbürgern deckt eine weitere Vorsorgelücke<br />
auf, die Berater mit ihren Kunden<br />
ansprechen sollten: Zwar haben sich<br />
53 Prozent der Befragten bereits einmal<br />
über die Vorsorge für die eigene Bestattung<br />
Gedanken gemacht. Abgesichert hat<br />
den Trauerfall jedoch nur ein Drittel der<br />
Bundesbürger. Und lediglich acht Prozent<br />
haben über die finanzielle Vorsorge<br />
hinaus auch die Organisation der eigenen<br />
Trauerfeier geregelt.<br />
Dabei ist die finanzielle Absicherung des<br />
Trauerfalls nicht zu vernachlässigen. Im<br />
Durchschnitt liegen die Bestattungskosten<br />
heute bei mindestens 6.000 Euro – je nach<br />
Region sind auch bis zu 10.000 Euro keine<br />
Seltenheit. Das sind Beträge, die Angehörige<br />
belasten oder gar überfordern können.<br />
Entgegen vieler Annahmen, leisten heute<br />
weder Krankenkassen noch Arbeitgeber<br />
einen Beitrag zu diesen Kosten. Wenn<br />
dann im Alter noch hohe Pflegekosten das<br />
Ersparte bis auf einen geringen Freibetrag<br />
aufzehren, reicht es oft nicht mehr für eine<br />
würdevolle Bestattung. Eine zweckgebundene<br />
Sterbegeldversicherung fällt dagegen<br />
unter das gesetzliche Schonvermögen und<br />
ist vor staatlichen Zugriffen geschützt,<br />
damit das Geld auch garantiert für den<br />
Bestattungswunsch des Verstorbenen zur<br />
Verfügung steht.<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Kai Göttker<br />
Die Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung<br />
(VSH) für Vermittler von Versicherungen<br />
und Finanzanlagen unterliegt<br />
einem stetigen Wandel und erfordert somit<br />
auch regelmäßige Anpassungen. Schließlich<br />
verändert sich auch das Berufsbild<br />
stetig: Das Erschließen neuer Vertriebswege,<br />
regelmäßige Vorgaben durch die<br />
Gesetzgebung sowie zu berücksichtigende<br />
Einflüsse der Rechtsprechung wirken sich<br />
unmittelbar auf die Anforderungen an<br />
eine erfolgreiche und rechtlich zulässige<br />
Vermittlungstätigkeit aus.<br />
Daraus ergeben sich insbesondere spezielle<br />
Herausforderungen an die kontinuierliche<br />
und dem eigenen, individuellen Bedarf<br />
angepasste Aktualisierung der jeweils<br />
erforderlichen VSH.<br />
Im Folgenden sei in diesem Zusammenhang<br />
auf eine höchst aktuelle Auswirkung<br />
einer gesetzlichen Neuregelung aus dem<br />
vergangenen Jahr sowie auf die grundsätzliche<br />
Entwicklung hingewiesen, dass sich<br />
das Berufsbild der Vermittler einer stetigen<br />
Veränderung unterworfen ist.<br />
Gesetzesänderung:<br />
Am 21. März <strong>2017</strong> endete<br />
die Übergangsfrist für<br />
den § 34 i GewO<br />
Wer nach Ablauf der Übergangsfrist weiterhin<br />
Verbraucherimmobilien-Darlehensverträge<br />
vermitteln möchte, bedarf<br />
der Erlaubnis nach § 34 i GewO. Um die<br />
„Alte-Hasen-Regelung“ in Anspruch nehmen<br />
zu können, ist es erforderlich, die<br />
Erlaubnis „in den Händen“ halten zu können,<br />
die Antragstellung in letzter Minute<br />
ist nicht ausreichend. Einige Industrieund<br />
Handelskammern wiesen bereits Ende<br />
Januar darauf hin, dass aufgrund der noch<br />
zu erwartenden hohen Antragszahlen von<br />
Vermittlern eine rechtzeitige Bearbeitung<br />
ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr<br />
garantiert werden könne. Vermittler müssen<br />
ihrer Vermögensschadenhaftpflicht<br />
entsprechend anzeigen, dass sie nach<br />
§ 34 i GewO beratend tätig sind.<br />
Wandel des Berufsbildes<br />
Eine Vielzahl der Vermittler ist aktuell<br />
damit beschäftigt sich neue Vertriebsmöglichkeiten<br />
und weitere Tätigkeitsfelder zu<br />
erschließen. Hierbei stellt sich die Frage,<br />
ob die neuen Tätigkeiten von der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung<br />
gedeckt sind.<br />
Ob eine konkrete Tätigkeit als „berufliche<br />
Tätigkeit“ in den Versicherungsschutz<br />
einbezogen wurde, ist im Einzelfall<br />
nicht immer frei von Zweifeln. Den<br />
anzuwendenden Maßstab, was schon,<br />
beziehungsweise was noch alles zum<br />
jeweiligen Berufsbild gehört, bildet die<br />
Verkehrsauffassung. Aus diesem Grunde<br />
werden vermehrt konkrete Tätigkeiten<br />
des Versicherungsnehmers in den Versicherungsbedingungen<br />
„klarstellend“<br />
aufgeführt.<br />
Einerseits ist diese Tendenz vorteilhaft,<br />
da die eindeutige Aufnahme bestimmter<br />
Tätigkeiten Rückfragen ob des Versicherungsschutzes<br />
vermeidet. Andererseits<br />
wird der Umfang der regelmäßig kurz<br />
gefassten Besondere Bedingungen und<br />
Risikobeschreibungen (BBR) durch die<br />
Regelung von (vermeintlich) Selbstverständlichem<br />
künstlich aufgebläht. Das<br />
erweckt gegebenenfalls fälschlicherweise<br />
den Eindruck, dass diese Tätigkeiten bei<br />
Versicherern, die dem „Aufzählungstrend“<br />
Marc Hinrichsen<br />
Gesellschafter-Geschäftsführer<br />
Hans John Versicherungsmakler GmbH<br />
nicht Folge leisten, nicht versichert seien,<br />
obwohl dies bereits unstreitig nach dem<br />
Berufsbild der Fall sein kann.<br />
Wichtig ist, dass der Vermittler stets beachtet,<br />
dass Versicherungsschutz nur im Rahmen<br />
des gesetzlich Zulässigen besteht und<br />
sich der Vermittler daher nur innerhalb<br />
seiner Befugnisse bewegen sollte. Verstößt<br />
der Vermittler beispielsweise gegen das<br />
Rechtsdienstleistungs-Gesetz, darf er oftmals<br />
keine Versicherungsleistungen erwarten.<br />
Etwas anderes gilt nur dann, wenn<br />
der Versicherungsschutz bedingungsseitig<br />
innerhalb spezieller VSH-Konzepte auch<br />
dann gewährt wird, wenn der Vermittler<br />
die Grenze der unzulässigen Tätigkeit nicht<br />
wissentlich (bewusst) überschritten hat.<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Marc Hinrichsen<br />
Seite 18 01/<strong>2017</strong> Seite 19
Praxis<br />
Verbietet der BGH die<br />
„Generationenberatung“?<br />
In den letzten Monaten sind in Fachmedien Artikel erschienen, die teilweise den Eindruck erwecken, der<br />
BGH verbiete Vermittlern Generationenberatung oder schon das bloße Befassen mit Vorsorgeverfügungen.<br />
Ist das so?<br />
Im Beschluss des BGH (AZ I ZR 211/14)<br />
und dem Urteil des BGH (AZ IV ZR<br />
340/13) ging es auch nicht um „Generationenberatung“.<br />
Inhalt war vielmehr,<br />
dass ein Unternehmen gewerbsmäßig<br />
Ansprüche aus gekündigten Lebensversicherungsverträgen<br />
der Versicherungsnehmer<br />
im eigenen Namen gegenüber<br />
den Lebensversicherern geltend machte<br />
ohne über eine Registrierung nach § 10<br />
RDG als „Inkassounternehmen“ zu verfügen.<br />
Im Streit stand, ob es sich bei den<br />
sog. Kauf- und Abtretungsvereinbarungen<br />
um „unerlaubte Abtretungen“ oder<br />
„erlaubte Forderungskäufe“ handelte. Dazu<br />
kam, dass der Kunde ausschließlich dieses<br />
Unternehmen bezahlte, was teilweise<br />
selber Prüfungen vornahm und teilweise<br />
Rechtsanwälte beauftragte und diese auch<br />
alleine bezahlte. Der BGH ging hier von<br />
unerlaubten Abtretungen aus und sah<br />
auch in dem einheitlichen Bezahl- und<br />
Auftragsvorgang den Anwalt nicht als<br />
eigenen Dienstleister, sondern nur als<br />
einen Erfüllungsgehilfen des Unternehmens,<br />
weil das Unternehmen den Anwalt<br />
beauftragte, bezahlte und so letztlich auch<br />
steuerte. Auch solche Auftragsketten werden<br />
daher regelmäßig unzulässig sein!<br />
allgemeine Aufklärung über rechtliche<br />
Hintergründe ist also klar keine rechtliche<br />
Prüfung des Einzelfalles. Wenn der<br />
Finanzdienstleister daher nur über die<br />
(rechtlichen) Folgen spricht, die eintreten<br />
können, wenn man kein Testament<br />
oder keine Vollmacht bzw. Patientenverfügung<br />
erstellt hat, liegt ebenfalls keine<br />
Rechtsberatung vor. Auch das Übergeben<br />
von Mustern oder das Empfehlen eines<br />
Anwalts oder Notars haben die genannten<br />
Urteile nicht als konkrete Rechtsberatung<br />
gewertet.<br />
Die verschiedenen Artikel, zum Beispiel<br />
„Unerlaubte Rechtsdienstleistung: Wann<br />
machen sich Finanzberater strafbar?“ in<br />
„Das Investment“ vom 13.01.<strong>2017</strong> und<br />
„Generationenberater: Sind die Verträge<br />
nichtig?“ von „Procontra Online“<br />
am 08.02.<strong>2017</strong>, zitieren insgesamt drei<br />
höchstrichterliche Entscheidungen, eine<br />
des Oberlandesgerichtes Karlsruhe (4 U<br />
109/10) und zwei des Bundesgerichtshofes<br />
(BGH 12.11.2015 AZ I ZR 211/14 und<br />
BGH 11.01.<strong>2017</strong> AZ IV ZR 340/13).<br />
Aber wer diese Entscheidungen wirklich<br />
einmal gelesen hat, der wird die Worte<br />
„Generationenberater“ und „Finanzvermittler“<br />
etc. in diesen Entscheidungen<br />
gar nicht finden! Weder der BGH noch<br />
das OLG Karlsruhe haben sich in diesen<br />
Entscheidungen mit „Generationenberatern“<br />
befasst!<br />
Die bisherigen Urteile<br />
Im Urteil des OLG Karlsruhe (4 U 109/10)<br />
hatte eine Volksbank aktiv mit „Rechtsberatung<br />
auf erb-, familien- und steuerrechtlichem<br />
Gebiet“ geworben und auch selber<br />
„die Erstellung von Vorsorgeverfügungen“<br />
angeboten. Beides wurde der Bank von dem<br />
OLG Karlsruhe verboten weil beides nur<br />
mit Zulassung nach dem RDG möglich ist.<br />
Die klassische „Generationenberatung“<br />
verfolgt doch gerade finanzielle (!) Beratungsansätze<br />
und setzt dabei lediglich<br />
rechtliches und vertriebliches Wissen ein.<br />
Das hat aus Sicht des Verfassers aber auch<br />
gar nichts mit „Werbung zu Rechtsberatung“,<br />
„Forderungsabtretung“ oder „Auftragsketten“<br />
zu tun. Das Problem ist also<br />
nicht - wie die irreführenden Überschriften<br />
all der genannten Artikel Glauben<br />
machen - „die Generationenberatung“.<br />
Zu dieser haben der BGH und das OLG<br />
Karlsruhe bisher überhaupt nicht Stellung<br />
genommen! Vielmehr kommt es darauf an,<br />
ob ein Vermittler in seiner Beratung die<br />
Grenze von „erlaubter“ zu „unerlaubter“<br />
Rechtsberatung überschreitet.<br />
„Erlaubte“ und „unerlaubte“<br />
Rechtsberatung<br />
„Rechtsdienstleistung ist jede Tätigkeit<br />
in konkreten fremden Angelegenheiten,<br />
sobald sie eine rechtliche Prüfung des<br />
Einzelfalls erfordert.“, vgl. § 2 RDG. Sollten<br />
Finanzdienstleister bei ihrer zu überprüfenden<br />
Tätigkeit also nicht „konkret“ oder<br />
ohne „rechtliche Prüfung des Einzelfalles“<br />
tätig werden, liegt auch keine erlaubnispflichtige<br />
Tätigkeit vor. „Konkrete“ bzw.<br />
„rechtliche Prüfung des Einzelfalles“ bedeutet,<br />
dass die Angelegenheit ganz individuelle<br />
Fragen und Rechtslösungen des<br />
jeweiligen Mandanten betrifft.<br />
Zulässig ist, dem Mandanten die Bedeutung<br />
und Wichtigkeit von Testament,<br />
Vollmacht und Patientenverfügung aufzuzeigen,<br />
gerne auch am Beispiel des<br />
Finanzdienstleisters selbst und gerne auch<br />
detailliert. Auch verschiedene Varianten<br />
der rechtlichen Vorsorge dürfen angesprochen<br />
werden (z.B. „Standardmuster oder<br />
anwaltliches Dokument?“). Auch eine<br />
Unzulässig ist dagegen, wenn der Finanzvermittler<br />
auf die jeweilige Lebenssituation<br />
des Mandanten hin diesem passende rechtliche<br />
Formulierungen oder Texte selber<br />
erstellt oder Antworten in Fragebögen selber<br />
vorgibt. Unzulässig ist zumindest nach<br />
BGH AZ I ZR 211/14 wohl auch, wenn<br />
der Kunde ausschließlich eine Gesellschaft<br />
bezahlt, die dann wiederum den Anwalt<br />
steuert und intern bezahlt.<br />
Faustformel also: Je weniger auf die individuelle<br />
Situation des Mandanten abgestellt<br />
wird und je allgemeiner über Recht<br />
und Rechtsfolgen gesprochen wird, desto<br />
unwahrscheinlicher ist eine Rechtsberatung.<br />
Fazit<br />
Finanzdienstleister, die versuchen, in<br />
einem schwierigen Markt neue Wege zu<br />
gehen und rechtliches und vertriebliches<br />
Wissen erwerben und das umsetzen, sollten<br />
sich nicht entmutigen lassen! „Generationenberatung“<br />
war nie Gegenstand<br />
der genannten Urteile!<br />
Es liegt schon keine Rechtsberatung vor,<br />
wenn nicht „konkret“ oder ohne „rechtliche<br />
Prüfung im Einzelfall“ gearbeitet<br />
wird. Etwas anderes sagen auch die verschiedenen<br />
Urteile nicht!<br />
Finanzdienstleister sind aber gut beraten,<br />
wenn sie auf Werbung mit den Begriffen<br />
wie „Rechtsberatung“ verzichten und sich<br />
an das RDG halten und zwar unabhängig<br />
davon, ob sie eine Ausbildung zum<br />
„Generationenberater“ oder ähnlichem<br />
haben.<br />
Ein Gastkommentar von<br />
Lutz Arnold<br />
Lutz Arnold<br />
Inhaber<br />
Anwaltskanzlei Arnold<br />
Seite 20 01/<strong>2017</strong> Foto: © LDProd / istockphoto.com<br />
Seite 21
Praxis<br />
Private Pflegevorsorge<br />
ist die größte Chance der Makler!<br />
Leistungssätze ab 01.01.<strong>2017</strong> im Gesamtüberblick<br />
Leistung Pflegegrad 1 Pflegegrad 2 Pflegegrad 3 Pflegegrad 4 Pflegegrad 5<br />
Pflegegeld/Monat 0 316 Euro 545 Euro 728 Euro 901 Euro<br />
Pflegesachleistungen/Monat 0 689 Euro 1.298 Euro 1.612 Euro 1.995 Euro<br />
Stefan Knoll<br />
Vorsitzender des<br />
Vorstandes der<br />
DFV Deutsche<br />
Familienversicherung AG<br />
Pflegegrade statt Pflegestufen – so heißt<br />
es seit dem 1. Januar in der gesetzlichen<br />
Pflegeversicherung. Mit in Kraft treten der<br />
zweiten Stufe des Pflegestärkungsgesetzes<br />
wird die Pflegebedürftigkeit eines Patienten<br />
nun statt in drei Pflegestufen anhand<br />
von fünf Pflegegraden abgebildet. Das<br />
stellt auch die private Pflegezusatzversicherung<br />
vor das Problem, dass die Tarife<br />
hier ebenfalls ins neue System übersetzt<br />
werden müssen. Viele Anbieter haben<br />
ihre Tarife entsprechend abgeändert oder<br />
planen neue Tarife.<br />
Das Thema Pflegeversicherung sollte von<br />
Vermittlern noch mehr in den Fokus<br />
gerückt werden.<br />
„Ich sehe im Vertrieb von privaten Pflegezusatzversicherungen<br />
nicht nur irgendeine<br />
Chance, sondern die Chance schlechthin.<br />
Mit dem Pflegestärkungsgesetz wird suggeriert,<br />
dass die Pflege für heute und in Zukunft<br />
gesichert ist. Man belügt die Menschen,<br />
wenn man diese in Sicherheit wiegt und<br />
das Thema Vorsorge – aus mutmaßlich<br />
wahlstrategischen Gründen – ad acta legt.<br />
Der Makler hat hierbei die historische<br />
Möglichkeit seine Mitbürger aufzuklären<br />
und daran zu verdienen. Hierbei betone<br />
ich immer und immer wieder, dass nur<br />
6 Prozent der Bundesbürger eine private<br />
Pflegezusatzversicherung abgeschlossen<br />
haben. Einen derart ungesättigter Markt<br />
kennt keine andere Variante der privaten<br />
Vorsorge.<br />
Zusätzlich ist wichtig zu wissen, dass der<br />
Kunde seiner Pflegezusatzversicherung<br />
im Durchschnitt 35 Jahre treu bleibt, bei<br />
allen sonstigen Versicherungen sind es<br />
nur 5 Jahre. Damit sind Pflegezusatzversicherungen<br />
das Versicherungsprodukt<br />
zur langfristigen Kundenbindung- und<br />
sicherung schlechthin.“, sagt Stefan Knoll,<br />
Vorsitzender des Vorstandes der DFV<br />
Deutsche Familienversicherung AG.<br />
Tages- und Nachtpflege/Monat 0 689 Euro 1.298 Euro 1.612 Euro 1.995 Euro<br />
Vollstationäre Pflege/Monat 125 Euro 770 Euro 1.262 Euro 1.775 Euro 2.005 Euro<br />
Zusätzliche Betreuungs- und<br />
Entlassungsleistungen/Monat<br />
Kurzzeitpflege<br />
Verhinderungspflege<br />
Wohnraumanpassung<br />
Pflegehilfsmittel/Monat<br />
Wohngruppenförderung<br />
Pflegeunterstützungsgeld<br />
Zuschüsse zum Hausnotruf<br />
125 Euro* 125 Euro* 125 Euro* 125 Euro* 125 Euro*<br />
1.612 Euro pro Jahr plus 100 Prozent des nicht genutzten Budgets<br />
der Verhindungspflege, d.h. Insgesamt bis zu 3.223 Euro pro Jahr<br />
1.612 Euro pro Jahr plus 50 Prozent des nicht genutzten Budgets<br />
der Kurzzeitpflege, d.h. Insgesamt bis zu 2.418 Euro pro Jahr<br />
bis zu 4.000 Euro einmalig für alle Maßnahmen der Barrierereduzierung<br />
bis zu 40 Euro<br />
* als Geldbetrag, der für die Erstattung von Betreuungs- und Entlastungsleistungen genutzt werden kann<br />
2.500 bis 10.000 Euro Gründungszuschuss (für max. 4 Personen pro WG)<br />
sowie monatlich 250 Euro Organisationszuschuss<br />
ca. 67 Prozent des Bruttoeinkommens<br />
(für 10 Tage Freistellung zur Pflege eines nahen Angehörigen)<br />
einmalig 10,49 Euro für Anschlusskosten und mtl. 18,36 Euro für Betrieb<br />
Alter vs. Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff<br />
Jenny Müller<br />
Alter Pflegebedürftigkeitsbegriff<br />
(gültig bis 31.12.2016)<br />
Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff<br />
(gültig ab 01.01.<strong>2017</strong>)<br />
Die wichtigsten Änderungen im Überblick<br />
Einordnung der<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
Pflegestufe „0“, 1, 2 und 3 sowie „eingeschränkte<br />
Alltagskompetenz bei kognitiven Einschränkungen (z.B.<br />
Demenz)<br />
Pflegegrad 1, 2, 3, 4 und 5<br />
Umwandlung von Pflegestufe in Pflegegrad<br />
PFLEGESTUFE<br />
PFLEGEGRAD<br />
bisher nicht vorgesehen 1<br />
Punktesystem für Zuweisung eines Pflegegrads<br />
12,5 bis unter 27 Punkte Pflegegrad 1<br />
Begutachtungskriterien<br />
Körperlicher Unterstützungsbedarf in vier Bereiche:<br />
1 Körperpflege<br />
2 Mobilität<br />
3 Ernährung<br />
4 Haushaltsführung<br />
Grad der Selbstständigkeit in sechs<br />
Aktivitätsbereichen:<br />
1 Mobilität<br />
2 kognitive und kommunikative Fähigkeiten<br />
3 Verhaltensweisen und psychische Problemlagen<br />
4 Selbstversorgung<br />
5 Umgang mit krankheits- und therapiebedingten<br />
Anforderungen und Belastungen<br />
Pflegestufe 0<br />
Pflegestufe 1 2<br />
27 bis unter 47,5 Punkte Pflegegrad 2<br />
6 Gestaltung des Alltagslebens<br />
und sozialer Kontakte<br />
Pflegestufe 1 mit e.A.<br />
Pflegestufe 2 3<br />
Pflegestufe 2 mit e.A.<br />
Pflegestufe 3 4<br />
Pflegestufe 3 mit e.A.<br />
Pflegestufe 3 mit Härtefall 5<br />
47,5 bis unter 70 Punkte Pflegegrad 3<br />
70 bis unter 90 Punkte Pflegegrad 4<br />
90 bis 100 Punkte Pflegegrad 5<br />
Berücksichtigung<br />
kognitiver Einschränkung<br />
Grundlage fer Errechnung<br />
des Pflegebedarfs<br />
Körperliche Beeinträchtigung im Zentrum der Begutachtung,<br />
kognitive Einschränkungen nur tweilweise<br />
berücksichtigt („eingeschänkte Alltagskompetenz“).<br />
Zeitaufwand in Minuten für den täglichen Unterstützungsbedarf<br />
Ganzheitliches Gutachten des Antragsteller: Entscheidend<br />
sind sowohl körperliche als auch psychische und<br />
geistige Beeinträchtigungen und der daraus resultierende<br />
noch vorhandene Grad der Selbstständigkeit.<br />
Gesamtpunktzahl der Selbstständigkeit des Antragsstellers<br />
gemäß definierter Bewertungsskala nach<br />
Begutachtung<br />
Seite 22 01/<strong>2017</strong><br />
Quelle: pflege.de<br />
Seite 23
Karriere<br />
Anregungen für Finanzvermittler<br />
zur eigenen ganzheitlichen<br />
Familienvorsorge<br />
Viele Finanzvermittler beraten täglich ihre Kunden dazu, wie man sich am besten absichert. Aber wie<br />
sieht es mit der eigenen Absicherung der Finanzvermittler aus? Hat der Schuster die schlechtesten<br />
Leisten? Im Folgenden werden Anregungen dazu gegeben, dass sich die Finanzvermittler unbedingt<br />
Gedanken dazu machen sollten, wie sie sich und ihre Familie und ihr Gewerbe mit rechtlichen, organisatorischen<br />
und finanziellen Bausteinen absichern. Erst im zweiten Schritt könnte man dann mit einem<br />
ähnlichen Konzept in die Kundenakquise gehen. In jedem Fall sollten die Gedanken die „ganzheitliche<br />
Familienvorsorge“ betreffen.<br />
Lutz Arnold ist langjähriger<br />
Referent für Versicherungen<br />
& Vertriebe, Buchautor und<br />
Rechtsanwalt mit Tätigkeitsschwerpunkten<br />
im Kapitalanlagerecht,<br />
Vermittlerrecht und<br />
Vorsorgeverfügungen.<br />
Gerade als Finanz- und Versicherungsvermittler<br />
sollte man in seinem eigenen<br />
privaten und beruflichen Umfeld eine<br />
„ganzheitliche Familienvorsorge“ aufbauen.<br />
Was ist damit gemeint?<br />
„Ganzheitlich“ bedeutet, auch Absicherungspunkte<br />
anzudenken, die nicht nur<br />
aus der „finanziellen“ Welt stammen. Denn<br />
neben einer natürlich wichtigen finanziellen<br />
Absicherung sollten auch rechtliche,<br />
medizinische und organisatorische<br />
Gesichtspunkte nicht fehlen!<br />
In der rechtlichen Notfallvorsorge sind<br />
Fragen zu klären wie:<br />
• Wie hat der Finanz- und Versicherungsvermittler<br />
für sich selbst aber<br />
auch für jeden in seiner Familie und<br />
für sein Unternehmen geregelt, wer<br />
wann mit welchen Befugnissen was<br />
entscheiden darf, wenn der Vermittler<br />
nicht mehr geschäftsfähig ist?<br />
• Hat der Vermittler auch - umgekehrt<br />
- von seinen Familienangehörigen,<br />
über die er entscheiden möchte (z.B.<br />
Eltern, erwachsene Kinder) eine<br />
schriftliche Ermächtigung erhalten,<br />
dass er überhaupt für diese Personen<br />
entscheiden darf?<br />
• Gibt es im engeren Familien- oder<br />
Freundeskreis minderjährige Kinder<br />
und wer soll für diese das Sorgerecht<br />
übernehmen, damit genau das nicht<br />
durch das Jugendamt wahrgenommen<br />
wird?<br />
• Wie vererbt oder verkauft er sein<br />
Gewerbe bzw. Bestand richtig, ohne<br />
dass hier vor allem Vorschriften des<br />
Datenschutzes verletzt wurden oder<br />
Personen den Bestand erben, die aber<br />
keine Gewerbezulassung nach § 34 c,<br />
d, f, i GewO etc. haben?<br />
Die organisatorische und medizinische<br />
Vorsorge muss sicherstellen, dass bei einem<br />
Unfall, wenn der Patient nicht mehr sprechen<br />
kann, dennoch der gesamte Informationsprozess<br />
über die Unfall-Ersthelfer,<br />
die behandelnden Ärzte bis zur Familie<br />
funktioniert. Das heißt, dass alle Personen,<br />
die dann informieren müssen und<br />
die, die zu informieren sind, auch ohne<br />
Zutun des Patienten wissen, was zu tun ist<br />
und wer zu informieren ist. Dazu gehört,<br />
dass dann auch wichtige persönliche und<br />
medizinische Daten des Betroffenen, sowie<br />
dessen Vorsorgedokumente zeitnah und<br />
ohne Mitwirkung des (geschäftsunfähigen)<br />
Patienten zur Verfügung stehen. Ärzte<br />
und Krankenhäuser sollten nun einmal<br />
frühzeitig und ohne Eingreifen Dritter<br />
schnell an Notfalldokumente, Kontaktdaten<br />
von Angehörigen, medizinische<br />
Daten wie Blutgruppe, behandelnder Arzt<br />
bzw. Hausarzt, Impfstatus und Allergien<br />
bzw. Unverträglichkeiten herankommen.<br />
Sollten die Ärzte diese Informationen nicht<br />
schnell erhalten, kann es zu Fehldiagnosen<br />
und Fehlbehandlungen kommen! Bei<br />
einem Schlaganfall werden „routinemäßig“<br />
Blutverdünner verabreicht - hoffentlich ist<br />
der Patient dann kein Bluter oder gegen<br />
diese Mittel allergisch! Dazu müssen Ärzte<br />
Sicherheit haben, dass diese medizinischen<br />
Daten und Dokumente stets aktuell und<br />
die Texte rechtswirksam sind. Hier muss<br />
also u.a. folgendes geklärt werden:<br />
• Wie erfahren Angehörige, dass der<br />
Patient verunfallt ist, wenn dieser<br />
nicht mehr sprechen und die Kontaktdaten<br />
seiner Angehörigen den<br />
Helfern und Ärzten mitteilen kann?<br />
• Wie erfahren Ärzte, Krankenhäuser<br />
aber auch Angehörige, ob es Vorsorgedokumente<br />
wie Vorsorgevollmacht<br />
und Patientenverfügung überhaupt<br />
gibt und wie kommen Ärzte und<br />
Angehörige da ran, wenn diese doch<br />
normalerweise zu Hause bei dem<br />
Patienten liegen?<br />
• Wie erfahren Ärzte und Krankenhäuser,<br />
welche medizinischen Besonderheiten<br />
bei dem (geschäftsunfähigen)<br />
Patienten zu beachten sind? Woher<br />
kennen die Notfallstationen dann<br />
Angaben zur Blutgruppe, zu einem<br />
Hausarzt, dem Impfstatus und bestehenden<br />
Allergien bzw. Unverträglichkeiten<br />
oder ob der Patient z.B.<br />
ein Bluter ist?<br />
Schließlich muss auch die finanzielle Vorsorge<br />
gerade für die eigene Familie geplant<br />
sein. Denn wovon leben die Angehörigen,<br />
wenn der Haupternährer oder sein Gewerbe<br />
ausfallen? Die finanzielle Absicherung<br />
muss in doppelter Hinsicht geklärt werden:<br />
Zum einen geht es um Einkommensabsicherung,<br />
damit die Familie weiter ein<br />
Einkommen bezieht. Zum anderen geht es<br />
aber für Angehörige auch um Haftungsvermeidung,<br />
denn Verwandte ersten Grades<br />
sowie Lebenspartner und Schwiegerkinder<br />
haften für bestimmte Familienangehörige<br />
auch mit ihrem Privatvermögen, vgl. z.B.<br />
§ 1601 ff. BGB - Schlagwort „Eltern haften<br />
für Kinder“. Bei der finanziellen Vorsorge<br />
muss also geklärt werden:<br />
• Wovon leben Angehörige, wenn der<br />
Ernährer langfristig (z.B. Koma) oder<br />
dauerhaft (bei Tod) ausfällt?<br />
• Wie kann in der eigenen Familie vermieden<br />
werden, dass z.B. Kinder für<br />
die Eltern zahlen müssen oder dass<br />
das Erbe der Eltern für deren Pflege<br />
im Alter verwendet werden muss<br />
oder dass bestimmte Personen für<br />
die Beerdigungskosten haften müssen,<br />
obwohl man im Testament vielleicht<br />
ganz andere Personen mit dem Erbe<br />
bedacht hat?<br />
Der Verfasser regt an, dass man gerade<br />
als Finanz- und Versicherungsvermittler<br />
dieses ganzheitliche Thema für sich<br />
und seine Familie und sein Unternehmen<br />
durchdenkt und löst. Erst dann dürfte<br />
der nächste Schritt sein, dieses Thema<br />
bzw. dieses dann am eigenen Beispiel entstandene<br />
„Konzept“ auch seinen Kunden<br />
strukturiert näher zu bringen. Dadurch,<br />
dass man dann selber für sich alles schon<br />
einmal durchdacht und geplant hat, fällt es<br />
sicher leichter, seinen Kunden Angebote<br />
für ein „ganzheitliches Familienvorsorgeprogramm“<br />
zu unterbreiten und über<br />
dieses Thema dann auch wichtige Finanzprodukte<br />
im Kundenkreis anzusprechen,<br />
für die die Kunden ohne „ganzheitlichen<br />
Rahmen“ oft nicht offen sind.<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Lutz Arnold<br />
Seite 24 01/<strong>2017</strong> Foto: © anyaberkut / istockphoto.com<br />
Seite 25
Karriere<br />
Weiterbildung im Wandel<br />
Integrität, fokussierte fachliche Expertise und ein tiefes unternehmerisches Verständnis gehören zu den<br />
wichtigsten Erfolgsfaktoren von Versicherungs- und Finanzvermittler. Das Allein wird in Zukunft aber<br />
nicht mehr reichen.<br />
André Wohlert<br />
Produktmanagement /<br />
Trainer<br />
PERSPECTIVUM<br />
Norbert Lamers<br />
Inhaber<br />
PERSPECTIVUM<br />
Der digitale Wandel unserer Gesellschaft,<br />
der bereits heute über Apps auf dem Smartphone<br />
ausnahmslos alle Lebensbereiche<br />
bedient, macht auch vor Vermittlern in<br />
den nächsten Jahren keinen Halt. Die<br />
Wertschöpfung in einem Vermittlerbüro<br />
wird sich tiefgreifend verändern und ist<br />
dabei, völlig neue Geschäftsmodelle an<br />
die Oberfläche zu spülen. Viele Vermittler<br />
erkennen die Zeichen der Zeit und planen<br />
gezielte Investitionen in Technik, Mitarbeiter<br />
und Weiterbildung. Sie hinterfragen<br />
kritisch ihr Business, stellen Vergütungsmodelle<br />
und strategische Partnerschaften<br />
auf den Prüfstand. Eine Fokussierung auf<br />
ertragreiche Kundenverbindungen oder<br />
Sparten steht dabei auf der Wunschliste<br />
ganz oben, ebenso wie die Umsetzung<br />
von regulatorischen Anforderungen oder<br />
die Einführung digitaler Beratungs- und<br />
Verwaltungsprozesse.<br />
Die Digitalisierung hat auch<br />
vor der Lern- und Informationswelt<br />
nicht Halt gemacht.<br />
Im Gegenteil!<br />
Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt<br />
erhöhen sich der Stellenwert des Lernens<br />
im Arbeitsprozess und die Bedeutung des<br />
Unternehmens als Lernort. Die allgegenwärtige<br />
Vernetzung mit dem Internet über<br />
Smartphone, Tablet oder Notebook und<br />
der damit verbundene permanente Zugang<br />
zu fast allen Informationen führen zu veränderten<br />
Lernprozessen. Viele Menschen<br />
wollen heute eigenverantwortlich dann<br />
lernen, wann und wo immer es ihnen<br />
gefällt. Wer morgens eine halbe Stunde mit<br />
dem Zug ins Büro fährt, kann diese Zeit<br />
gut nutzen, um sich über neue Produkte<br />
oder Dienstleistungen zu informieren oder<br />
um sich weiterzubilden. Nach Feierabend<br />
noch ein paar Stunden in einem Seminarraum<br />
verbringen oder am Wochenende<br />
die Freizeit opfern, möchte kaum noch<br />
jemand. Diese Veränderung ist im Übrigen<br />
in allen Altersschichten zu erkennen.<br />
Die Aus- und Weiterbildung erfolgt heute<br />
nicht mehr „auf Vorrat“, sondern „auf<br />
Abruf “. Beschleunigt wird dieser Prozess<br />
durch den zunehmenden Kosten- und<br />
Zeitdruck in vielen Unternehmen. Weiterbildungstourismus<br />
– mit langen Reise- und<br />
Ausfallzeiten - kann und will sich heute<br />
niemand mehr leisten.<br />
Die Menschen erwarten heute und in der<br />
Zukunft mehr denn je innovative Konzepte<br />
und Angebote.<br />
In unserer Branche gibt es allerdings im<br />
Gegensatz zu anderen Branchen nur wenig<br />
in der Angebotspalette, der Nachholbedarf<br />
ist immens.<br />
Anders sieht es sicherlich in der Automobilbranche<br />
oder der Reisebranche<br />
aus. Schon seit Jahren gehen diese<br />
Branchen neue und innovative Wege.<br />
Automobil-Verkäufer zum Beispiel werden<br />
per Video-based-Film oder Web-based-Training<br />
zu den neuesten Produktinformationen<br />
trainiert, die technischen<br />
Details der neuen Kfz werden nicht<br />
mehr in aufwändigen Präsenz-Trainings,<br />
sondern über PC direkt am Arbeitsplatz<br />
vermittelt. Die gleichen Informations-Boards<br />
nutzt der Verkäufer im<br />
Verkaufsgespräch, um den Kunden den<br />
Nutzen des neuen Kfz zu präsentieren.<br />
Digital und mobil<br />
Mittlerweile halten diese Weiterbildungsangebote<br />
auch Einzug in der Finanzdienstleistungswelt.<br />
Einige Weiterbildungsgesellschaften<br />
machen sich einen<br />
Namen und setzen voll auf den Wandel.<br />
Brandaktuelles Wissen wird hierbei in<br />
konzertierten und unterhaltsamen Lernsequenzen<br />
von Experten präsentiert und<br />
lässt sich ganz bequem in kleinen Einheiten<br />
in den Arbeitsalltag integrieren.<br />
Digitales Lernen ist eine Konsequenz aus<br />
der Selbstverständlichkeit, dass so gut wie<br />
Jeder heutzutage mindestens ein mobiles<br />
Endgerät nutzt, sei es Smartphone, Notebook<br />
oder Tablet.<br />
Weitere Bausteine im Bereich des digitalen<br />
Lernens sind Unternehmensspiele, Orientierungstests<br />
und Lernkarteisysteme. Sie<br />
funktionieren nach dem gleichen Prinzip,<br />
dem spielerischen Lernen.<br />
Dabei „spielt“ man entweder alleine<br />
oder im Team oder gegeneinander.<br />
Das System Lernkartei funktioniert wie<br />
die Lernkarteien in früheren Schuljahren.<br />
Auf die Vorderseite einer Karte ein Stichwort<br />
geschrieben und auf die Rückseite<br />
die Lösung. Mit Hilfe mehrerer Fächer,<br />
in welche die Lernkarten anschließend<br />
einsortiert werden, ist es möglich, genau<br />
die Fakten zu wiederholen, die noch nicht<br />
verinnerlicht wurden. Die Lernkarteisysteme<br />
wiederholen auf spielerische Art und<br />
Weise immer wieder genau die Fragen,<br />
die noch nicht verinnerlicht wurden und<br />
liefern eine kurze Begründung für die richtige<br />
Antwort. So werden die Lerninhalte<br />
optimal ins Langzeitgedächtnis transferiert.<br />
Mittlerweile nutzen dies viele Vermittler,<br />
um sich beispielsweise auf die Sachkundeprüfungen<br />
bei der IHK vorzubereiten.<br />
Innerhalb eines Unternehmens können<br />
Mitarbeiter auch nach diesem System<br />
gegeneinander spielen. Eine ganz neue<br />
Form, spielerisch das Wissen zu testen<br />
und zu erweitern.<br />
Innerhalb des Unternehmens ist es wichtig,<br />
dass elektronische Lernformen auch<br />
mit den unverzichtbaren Präsenz-Veranstaltungen<br />
gemischt werden. Denn<br />
wie immer kommt es auf die richtige<br />
Mischung an!<br />
Vorbereitung auf<br />
Sachkundeprüfungen<br />
oder gesetzlich geforderte<br />
Qualifizierungen<br />
Mittlerweile werden sowohl in der Grundausbildung<br />
zum § 34 i, 34 f und 34 d als<br />
auch bei Weiterbildungen mit Zertifikat<br />
hervorragende Mischvarianten angeboten,<br />
die Zeit und Geld sparen und effektiv auf<br />
die IHK-Sachkundeprüfungen vorbereiten.<br />
Aber auch mehr Spaß bereiten beim<br />
Lernen dieser Fachthemen.<br />
Müssen viele Mitarbeiter geschult werden,<br />
wie zum Beispiel zu Themen wie Compliance,<br />
Arbeitssicherheit oder Datenschutz,<br />
ist dies schnell und kostengünstig über<br />
interessante Online-Modelle möglich.<br />
Individuelle Arrangements ermöglichen<br />
effektive Angebote.<br />
Motivierend,<br />
schnell und effektiv<br />
Viele Beispiele, die zeigen, dass auch das<br />
Lernen in Zeiten der Digitalisierung neuen<br />
Maßstäben unterworfen ist. Auch Bildung<br />
muss sich an das Tempo und die Erfordernisse<br />
der neuen Zeit anpassen. Mit<br />
solchen innovativen Konzepten holt man<br />
sich die Lernwelt in die Arbeitswelt und<br />
das eigene Unternehmen. Ziel muss es sein,<br />
dass 80 Prozent der Wissensaufnahme am<br />
Arbeitsplatz erfolgen kann, die restlichen<br />
20 Prozent in externen Veranstaltungen<br />
und Seminaren.<br />
Führungskräfte und Chefs von Vermittlerunternehmen<br />
fällt dabei mehr denn je<br />
eine Schlüsselrolle zu. Es gilt möglichst<br />
effektiv aber auch kostengünstig sicherzustellen,<br />
dass sie selbst und natürlich<br />
auch ihre Mitarbeiter für die Zukunft<br />
gerüstet sind.<br />
Über einfache Wege wird auf einzurichtenden<br />
Lernplattformen dem Mitarbeiter die<br />
Chance geboten, sich am Arbeitsplatz<br />
weiterzuentwickeln. Dem Mitarbeiter<br />
werden Medien bereitgestellt, die ihm<br />
die Möglichkeit geben, die Fragen, die<br />
sich während der Arbeit ergeben, direkt<br />
und vor allem schnell zu lösen.<br />
Holen Sie die Bildung an den Arbeitsplatz<br />
und geben Sie den Mitarbeitern die<br />
Chance, sich selbstverantwortlich weiterzubilden,<br />
so lautet die Marschrichtung für<br />
die Zukunft. Dies hört sich auf den ersten<br />
Blick teuer an, ist aber höchst effektiv und<br />
preisgünstig.<br />
Es gilt dabei auf individuelle und kostengünstige<br />
Lösungen und innovative Systeme<br />
zu setzen, welche Seminarverwaltung und<br />
Lernmanagement unter einer Oberfläche<br />
vereinen und bereits mit Schnittstellen<br />
in virtuelle Klassenzimmer, Konferenzräumen,<br />
elektronische Bezahlsysteme<br />
oder zu „gut beraten“ ausgestattet ist. Mit<br />
wenig Aufwand lassen sich mittlerweile<br />
Systeme für Inhouse-Kunden an deren<br />
„Look-and-Feel“ anpassen, die damit das<br />
perfekte Herzstück für eine zukünftige<br />
eigene Akademie bieten.<br />
Weiterbildungen<br />
Langjährige Weiterbildungen verlieren<br />
zunehmend an Bedeutung. Genau aus diesem<br />
Grund sind auch die Anmeldezahlen<br />
von beispielsweise Fachwirt-Studiengängen<br />
seit Jahren rückläufig.<br />
Gefragt sind effektive und vertriebsorientierte<br />
Weiterbildungen mit Zertifikat.<br />
Dies kommt auch denjenigen Vermittlern<br />
entgegen, die sich zunehmend mehr, aufbauend<br />
auf einer soliden Grundausbildung,<br />
in bestimmten Feldern besonders qualifizieren<br />
wollen.<br />
IHK-Zertifikatslehrgänge haben in der<br />
Wirtschaft einen hohen Stellenwert. Sie<br />
vermitteln in 50 bis 200 Unterrichtsstunden<br />
konzentriertes Handlungs- und<br />
Entscheidungswissen. Dabei ist die<br />
inhaltliche Fokussierung und Praxisnähe<br />
von besonderer Bedeutung. Die<br />
Lehrgänge finden berufsbegleitend statt<br />
und schließen mit einem bundesweit<br />
anerkannten Zertifikat ab, für das neben<br />
regelmäßiger Teilnahme ein lehrgangsinterner<br />
Test erfolgreich absolviert werden<br />
muss. Jeder Endkunde, der selber über<br />
einen IHK-Abschluss verfügt, weiß um<br />
die Qualität eines solchen Abschlusses.<br />
Coaching wird<br />
alltagstauglich<br />
Ein weiterer Baustein ist das Coaching,<br />
die direkte Unterstützung vor Ort. Erfahrene<br />
Experten helfen bei der individuellen<br />
Transformation von Wissen in neue<br />
Geschäftsmodelle und unternehmerische<br />
Prozesse. Sie unterstützen in schwierigen<br />
Führungssituationen, in der Teambildung,<br />
in der Personalentwicklung oder<br />
projektbezogen in der Klärung fachlich<br />
anspruchsvoller Fragestellungen. Coaching<br />
wird damit alltagstauglich, da auch<br />
kleinere Coaching-Einheiten on demand,<br />
quasi als „Experten-Talk“ für wenig Geld<br />
gebucht werden können.<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Norbert Lamers, André Wohlert<br />
Seite 26 01/<strong>2017</strong> Seite 27
Advertorial<br />
Für Ihren besten Freund<br />
Der Spaß beim Spaziergang, das Umhertollen nach Feierabend, die freudige Begrüßung:<br />
ohne Frage – Hunde bereichern unseren Alltag in vielfältiger Weise. Ob Appenzeller Sennenhund,<br />
Beagle oder Zwergschnauzer – einen Vierbeiner zu besitzen, bedeutet, im Falle eines Falles auch<br />
Verantwortung zu übernehmen. Mit dem Barmenia-Operationskostenschutz für Hunde haben<br />
Hundeliebhaber ihre Tierarztkosten im Griff.<br />
Hunde gelten als die besten Freunde des<br />
Menschen. Doch wenn die tierischen Familienmitglieder<br />
krank werden und zum Tierarzt<br />
oder in die Klinik müssen, kann es teuer<br />
werden. Das weiß jeder Hundebesitzer. Bei<br />
einem Kreuzbandriss, einer Magendrehung<br />
oder einer Tumorerkrankung liegen die<br />
Behandlungskosten und Honorare sehr<br />
schnell im hohen dreistelligen oder sogar<br />
vierstelligen Eurobereich. Und müssen<br />
zudem oftmals sofort privat bezahlt werden.<br />
Eine finanzielle Lösung für Hundebesitzer<br />
ist im Falle eines Falles die neue Barmenia-Operationskostenversicherung.<br />
Überzeugende Leistungen<br />
Die Versicherung bietet freie Wahl des<br />
Tierarztes oder der Tierklinik sowie<br />
lebenslangen Versicherungsschutz. Ein<br />
Ausschluss bestimmter Hunderassen ist<br />
nicht vorgesehen.<br />
Dank der Innovationsklausel gelten Leistungsverbesserungen,<br />
die Neukunden<br />
ohne zusätzlichen Beitrag angeboten<br />
werden, ebenfalls automatisch für die<br />
bereits bestehenden Verträge: So bleibt<br />
der Versicherungsschutz immer auf dem<br />
neuesten Stand. Die Leistungsvorteile der<br />
Barmenia-Operationskostenversicherung<br />
für Hunde sind überzeugend.<br />
Zudem gibt es kein Jahreslimit. Das<br />
heißt, ambulante und stationäre Operationskosten<br />
bei Krankheiten, Unfällen<br />
oder Verletzungen werden im Rahmen<br />
der Gebührenordnung für Tierärzte<br />
unbegrenzt erstattet. Gleiches gilt für<br />
teure Zahnextraktionen. Die Wartezeit<br />
nach Vertragsabschluss beträgt üblicherweise<br />
30 Tage. Nur für wenige Krankheiten<br />
und Fehlentwicklungen gilt eine längere<br />
Wartezeit von sechs bis 18 Monaten.<br />
Dazu gehören etwa der Nabelbruch,<br />
die Ellbogengelenkdysplasie (ED), eine<br />
wachstumsbedingte Erkrankung der<br />
Ellbogengelenke oder Osteochondrosis<br />
dissecans (OCD), eine Erkrankung der<br />
Gelenke. Bei Unfällen, etwa im Straßenverkehr,<br />
entfällt dagegen diese Karenzzeit.<br />
Schutz im Falle eines Falles<br />
Die Barmenia erstattet die Kosten bis zum<br />
dreifachen Satz der Gebührenordnung<br />
für Tierärzte. Und das für folgende drei<br />
Bereiche: erstens für die diagnosegebende<br />
Untersuchung, die zur Operation führt,<br />
und für daran anschließende weitere<br />
operationsvorbereitende Untersuchungen,<br />
inklusive Vorbericht sowie spezielle<br />
Untersuchungen wie Röntgen, Magnet-Resonanz-Tomographie<br />
und Labor.<br />
Zweitens für die Operation. Und drittens<br />
die anschließende Nachbehandlung bis<br />
zum 15. Kalendertag nach der Operation.<br />
Für Prothesen zahlt die Barmenia einen<br />
Zuschuss von bis zu 500 Euro. Dieser<br />
Betrag steht für die Vertragslaufzeit einmalig<br />
zur Verfügung und kann erstmals<br />
nach einer Wartezeit von 24 Monaten in<br />
Anspruch genommen werden. Außerdem<br />
lässt sich eine Selbstbeteiligung mit Beitragsnachlass<br />
vereinbaren.<br />
Europaweite Sicherheit<br />
Der Geltungsbereich der Hunde-Operationskostenversicherung<br />
umfasst ganz<br />
Europa. Damit ist der vierbeinige Freund<br />
beim Urlaub bis zu drei Monate innerhalb<br />
Europas abgesichert. Der Schutz für den<br />
Vierbeiner gilt auch auf den Kanarischen<br />
Inseln, den Azoren und Madeira. Der<br />
Beitrag ist abhängig vom Alter des Hundes<br />
und steigt bis zu einem Alter von sieben<br />
Jahren.<br />
Abschließen lässt sie sich maximal bis zum<br />
siebten Lebensjahr des Tieres, gilt aber ein<br />
Leben lang. Darüber hinaus verzichtet die<br />
Barmenia derzeit als einziger Versicherer<br />
in Deutschland auf das Kündigungsrecht<br />
im Leistungsfall ab dem vierten Vertragsjahr.<br />
Der Beitrag für einen zweijährigen<br />
Hund beläuft sich inklusive der Versicherungssteuer<br />
von 19 Prozent auf nur 17,90<br />
Euro pro Monat.<br />
„Hunde sind häufig Familienmitglieder, die<br />
uns sehr ans Herz gewachsen sind. Eine<br />
unerwartete Operation kann jeden Hund<br />
treffen, egal in welchem Alter und welcher<br />
Rasse. In dem Fall möchte man seinem<br />
treuen Gefährten dann auch helfen. Für<br />
Menschen gibt es die Barmenia Krankenversicherung.<br />
Bei Tieren muss man hier<br />
privat zahlen. Was liegt näher als die Idee,<br />
die Absicherung für Operationen auch<br />
auf den Vierbeiner zu übertragen“, sagt<br />
Michael Groß, Hauptabteilungsleiter Tarif<br />
bei der Barmenia Allgemeinen.<br />
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Für den besten<br />
Freund.<br />
Die Operationskostenversicherung der Barmenia für<br />
Hunde.<br />
Ihr Kunde ist auf den Hund gekommen? Damit übernimmt er<br />
die Verantwortung für ein besonderes Familienmitglied – und<br />
natürlich auch dessen Gesundheit. Der Hund ist der beste<br />
Freund des Menschen. Wenn ihm etwas passiert, kann‘s teuer<br />
werden! Mit der neuen Operationskostenversicherung<br />
für Hunde können Ihre Kunden hierfür fi nan ziell vorsorgen.<br />
Denn die Barmenia übernimmt die Kosten für Operationen:<br />
- bis zum 3-fachen Satz der Gebührenordnung für Tierärzte,<br />
- ohne Begrenzung auf eine Jahres-Höchstersatzleistung,<br />
- und verzichtet ab dem 4. Versicherungsjahr auf ihr ordentliches<br />
Kündigungsrecht und auf das Kündigungsrecht nach<br />
einem Versicherungsfall!<br />
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Seite 28 01/<strong>2017</strong>
ersicherungsbote Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />
Bundestagswahl<br />
<strong>2017</strong><br />
Was planen die Parteien<br />
mit Blick auf die<br />
Kranken- und Rentenversicherung?<br />
Wenn die Bürger am 24. September einen<br />
neuen Bundestag wählen, wird auch die<br />
Versicherungsbranche mit Spannung auf<br />
das Ergebnis blicken. Nicht nur, weil die<br />
SPD mit Martin Schulz über einen Kanzlerkandidaten<br />
verfügen, der Amtsinhaberin<br />
Angela Merkel (CDU) tatsächlich das<br />
Bundeskanzleramt streitig machen kann.<br />
Es stehen auch Entscheidungen an, die die<br />
Branche direkt betreffen – wie geht es weiter<br />
mit der gesetzlichen Rentenversicherung?<br />
Steht die Riester-Rente vor dem Aus?<br />
Dürfen die privaten Krankenversicherer<br />
weiterhin Vollversicherungen anbieten<br />
oder kommt die Bürgerversicherung? Fast<br />
alle Parteien haben angekündigt, solche<br />
Fragen zu Schwerpunktthemen ihres<br />
Wahlkampfes zu machen.<br />
Der <strong>Versicherungsbote</strong> hat den zur Bundestagswahl<br />
antretenden Parteien einheitliche<br />
Fragen zukommen lassen, wie sie sich<br />
zur Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung,<br />
Krankenversicherung und der<br />
privaten Altersvorsorge nach der Bundestagswahl<br />
<strong>2017</strong> positionieren. Auch die AfD<br />
wurde angefragt, antwortete jedoch nicht.<br />
Die Fragen stellte Mirko Wenig.<br />
Seite 30 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 31
ersicherungsbote Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />
Karl Schiewerling<br />
Mitglied des Deutschen Bundestages und<br />
Arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />
Macht sich die CDU/CSU für den Erhalt des<br />
dualen Systems in der Krankenversicherung<br />
mit den beiden Säulen „gesetzlich“<br />
und „privat“ stark? Wie positionieren Sie<br />
sich zu der Idee einer Bürgerversicherung,<br />
wonach private Krankenversicherer nur<br />
noch Zusatzversicherungen anbieten<br />
dürfen?<br />
Wir halten am bestehenden System fest<br />
und sehen keine Vorteile durch die Bürgerversicherung.<br />
Die OECD plädiert dafür, das Renteneintrittsalter<br />
an die steigende Lebenserwartung<br />
der Bundesbürger zu koppeln. Wie<br />
positioniert sich die CDU/CSU zu einer<br />
möglichen Anhebung des Renteneintrittsalters<br />
– und wo ist aus Ihrer Sicht<br />
die Schmerzgrenze?<br />
Zunächst ist das Renteneintrittsalter bis<br />
2029 geregelt. Bis dahin wird es schrittweise<br />
angehoben und die Rente mit 67<br />
eingeführt. Daran halten wir fest und<br />
beobachten die Auswirkungen auf den<br />
Arbeitsmarkt und auf die Menschen. Das<br />
muss man zunächst einmal wirken lassen.<br />
Zu gegebener Zeit kann entschieden<br />
werden, welcher Anpassungsbedarf im<br />
Hinblick auf die weiter steigende Lebenserwartung<br />
besteht. Ich gehe davon aus,<br />
dass bei steigender Lebenserwartung auch<br />
das Renteneintrittsalter steigen wird. Es<br />
ist Teil der Finanzierung der Rente und<br />
der Generationengerechtigkeit. Es sollte<br />
aber nicht automatisch erfolgen, sondern<br />
im Lichte der Gesamtentwicklung entschieden<br />
werden. Notwendig sind darüber<br />
hinaus Ansätze für freiwilliges längeres<br />
Arbeiten, wie wir es mit der Flexirente<br />
ermöglichen.<br />
Im Dezember 2015 waren 1.038 Millionen<br />
Bundesbürger auf Leistungen aus der<br />
Grundsicherung im Alter (SGB XII) angewiesen:<br />
eine Verdoppelung gegenüber<br />
2003. Was kann und muss aus Sicht Ihrer<br />
Partei getan werden, um der Altersarmut<br />
entgegenzuwirken?<br />
Trotz dieser Steigerung sind nur drei<br />
Prozent aller Senioren auf Grundsicherungsleistungen<br />
angewiesen. Viele<br />
davon haben kaum Berührungspunkte<br />
zur gesetzlichen Rentenversicherung,<br />
darunter auch beachtlich viele,<br />
die erwerbsgemindert sind. Das zeigt<br />
auch, dass wir an den Ursachen arbeiten<br />
sollten. Die angedachte Lebensleistungsrente<br />
hat insoweit einige Defizite.<br />
Wichtiger ist beispielsweise eine Absicherungspflicht<br />
für Selbständige, die<br />
keinem Pflichtversicherungssystem<br />
angehören. Im Bereich der Absicherung<br />
der Erwerbsminderung haben wir<br />
jetzt mehrere Schritte unternommen,<br />
die auch zu steigenden Erwerbsminderungsrenten<br />
führen. Schließlich muss<br />
man sehr differenziert schauen, was<br />
man im Bereich der Geringverdiener<br />
oder unserer Beschäftigten nachbessern<br />
kann. Altersarmut wird durch gute Ausbildung<br />
und durch eine durchgehende<br />
Erwerbsbiografie verhindert.<br />
Wie positioniert sich die CDU/CSU zur<br />
staatlich geförderten Altersvorsorge, speziell<br />
zur Riester- und Basis-Rente? Zuletzt<br />
gab es auch aus den Reihen der Politik<br />
viele kritische Stimmen, Horst Seehofer<br />
bezeichnete das Modell gar als „gescheitert“.<br />
Die Riester-Rente hat sicherlich ihre Probleme.<br />
Diese liegen teilweise in komplizierten<br />
Regelungen, teilweise in der Niedrigzinsphase<br />
und zu einem erheblichen Teil auch im<br />
Anbieterverhalten begründet. Dennoch ist<br />
sie nicht gescheitert. Immerhin haben wir<br />
16 Millionen Verträge, von denen einige<br />
ruhen. Ermutigend ist, dass die Förderung<br />
insbesondere Geringverdiener erreicht.<br />
Deshalb lohnt es sich hier nachzujustieren.<br />
Das ist auch in der Vergangenheit schon<br />
geschehen, das Zulagenverfahren wurde<br />
bereits vereinfacht. Mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz<br />
wollen wir die Förderung<br />
optimieren und ausbauen sowie Hemmnisse<br />
abbauen. So wird beispielsweise die Grundzulage<br />
angehoben, und die Beitragspflicht<br />
von betrieblichen Riester-Renten abgeschafft.<br />
Wie positioniert sich Ihre Partei zu einer<br />
Altersvorsorge-Pflicht für Selbstständige<br />
– und wie könnte diese gestaltet sein?<br />
Mindestens 700.000 Selbständige sorgen<br />
nicht für ihr Alter vor, so eine DIW-Studie.<br />
Dennoch haben diese Menschen im Alter<br />
Anrecht auf Grundsicherung und werden<br />
mit Steuergeldern aufgefangen.<br />
Das ist in der Tat ein Problem. Gerade<br />
den Soloselbständigen droht Altersarmut,<br />
insbesondere wenn das Geschäft nicht läuft.<br />
Deswegen wollen wir für alle Selbständigen,<br />
die nicht abgesichert sind, eine Versicherungspflicht<br />
mit Wahlfreiheit. Sie muss so<br />
ausgestaltet sein, dass die Besonderheiten der<br />
Selbständigkeit hinreichend berücksichtigt<br />
werden und gerade in der Gründungsphase<br />
niemanden überfordert. Das ist aber auch<br />
kein leichtes Unterfangen. Es wird noch<br />
einige Zeit in Anspruch nehmen, hier ein<br />
tragfähiges Konzept zu entwickeln. Wie in<br />
der Rentenversicherung müssen alle anderen<br />
Versicherungsformen existenzgesichert<br />
und die Kapitalanlage mündelsicher sein.<br />
Sollte die gesetzliche Rente zukünftig<br />
gestärkt werden, etwa durch Anhebung<br />
des Rentenniveaus? Wenn ja: Wie kann<br />
verhindert werden, dass angesichts der<br />
Alterung der Gesellschaft die Beiträge<br />
zur Rentenkasse zu stark steigen?<br />
Das Rentenniveau ist eine relative und<br />
sehr theoretische Größe, die nicht viel<br />
darüber aussagt, wie die Renten zukünftig<br />
steigen. Es steht vielmehr in Abhängigkeit<br />
von den Beiträgen und Löhnen.<br />
Die Richtwerte, die wir bis 2030 für das<br />
Rentenniveau haben, werden eingehalten:<br />
nämlich dass 43 Prozent bis 2030<br />
nicht unterschritten werden dürfen. Wir<br />
werden voraussichtlich dank der guten<br />
wirtschaftlichen Entwicklung sogar bei<br />
knapp 45 Prozent liegen. Ich bin dafür<br />
es in etwa bei dieser Größenordnung zu<br />
stabilisieren, alles andere wird teuer für<br />
die junge Generation.<br />
Wir bedanken uns für das Interview!<br />
Seite 32 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 33
ersicherungsbote Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />
Vorbemerkung: Der Prozess und die Beratungen<br />
zum Wahlprogramm der SPD für<br />
die Bundestagswahl <strong>2017</strong> sind noch nicht<br />
abgeschlossen. Über das Wahlprogramm<br />
wird ein Bundesparteitag beschließen, der<br />
für den 25.6.<strong>2017</strong> vorgesehen ist. Deshalb<br />
können die folgenden Antworten<br />
nur den gegenwärtigen Stand der programmatischen<br />
Überlegungen skizzieren.<br />
Fragen, die die Alterssicherung betreffen,<br />
beziehen sich im Wesentlichen auf das<br />
Gesamtkonzept zur Alterssicherung, das<br />
im November 2016 von Bundesarbeitsund<br />
Sozialministerin Andrea Nahles<br />
vorgelegt wurde.<br />
Macht sich die SPD für den Erhalt des<br />
dualen Systems in der Krankenversicherung<br />
mit den beiden Säulen „gesetzlich“<br />
und „privat“ stark? Wie positionieren Sie<br />
sich zu der Idee einer Bürgerversicherung,<br />
wonach private Krankenversicherer nur<br />
noch Zusatzversicherungen anbieten<br />
dürfen?<br />
Die SPD strebt eine Bürgerversicherung<br />
an, in der alle Bürgerinnen und Bürger auf<br />
die gleiche Weise nach den Grundsätzen<br />
der heutigen gesetzlichen Krankenversicherung<br />
versichert sind.<br />
Die OECD plädiert dafür, das Renteneintrittsalter<br />
an die steigende Lebenserwartung<br />
der Bundesbürger zu koppeln.<br />
Wie positioniert sich die SPD zu einer<br />
möglichen Anhebung des Renteneintrittsalters<br />
– und wo ist aus Ihrer Sicht<br />
die Schmerzgrenze?<br />
Die SPD lehnt eine weitere Anhebung des<br />
Renteneintrittsalters ab. Die Anhebung der<br />
Regelaltersgrenze bis 2029 ist gesetzlich<br />
festgelegt. Jetzt über die Zeit danach zu<br />
spekulieren, lenkt von den Problemen<br />
der Menschen ab und schürt Verunsicherung.<br />
Jetzt geht es darum, dafür zu sorgen,<br />
dass mehr Menschen gesund und unter<br />
altersgerechten Arbeitsbedingungen die<br />
Regelaltersgrenze erreichen können.<br />
Im Dezember 2015 waren 1.038 Millionen<br />
Bundesbürger auf Leistungen aus der<br />
Grundsicherung im Alter (SGB XII) angewiesen:<br />
eine Verdoppelung gegenüber<br />
2003. Was kann und muss aus Sicht Ihrer<br />
Partei getan werden, um der Altersarmut<br />
entgegenzuwirken?<br />
Von denjenigen, die Ende 2015 Leistungen<br />
aus der Grundsicherung im Alter<br />
und bei Erwerbsminderung erhielten,<br />
waren 536.000 im Rentenalter und<br />
502.000 zwischen 18 und dem Rentenalter.<br />
Hauptrisiko für Bedürftigkeit ist<br />
die Erwerbsminderung. Ein zweites<br />
Hauptrisiko ist das Fehlen eines gesetzlichen<br />
Rentenanspruchs. Hinzu kommen<br />
geringere Rentenanwartschaften, etwa<br />
wegen niedriger Löhne im Erwerbsleben.<br />
Unser Gesamtkonzept zur Alterssicherung<br />
sieht deshalb vor, die Leistungen der<br />
Erwerbsminderungsrente zu verbessern,<br />
bislang nicht obligatorisch Versicherte,<br />
wie etwa so genannte Solo-Selbstständige,<br />
in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
einzubeziehen, und eine Solidarrente<br />
einzuführen, die sicherstellt, dass langjährig<br />
Versicherte ein Alterseinkommen<br />
oberhalb der Grundsicherung erzielen.<br />
Ein Gesetzentwurf zur Verbesserung der<br />
Leistungen der Erwerbsminderungsrente<br />
liegt bereits vor und wurde im Kabinett<br />
bereits beschlossen.<br />
Wie positioniert sich die SPD zur staatlich<br />
geförderten Altersvorsorge, speziell zur<br />
Riester- und Basis-Rente? Zuletzt gab es<br />
auch aus den Reihen der Politik viele kritische<br />
Stimmen, Horst Seehofer bezeichnete<br />
das Modell gar als „gescheitert“.<br />
Dr. Carola Reimann<br />
Mitglied des<br />
Deutschen Bundestages<br />
SPD<br />
Aus unserer Sicht haben sich die Erwartungen<br />
an die steuerlich geförderte private<br />
Altersvorsorge nicht erfüllt. Das Gesamtkonzept<br />
sieht deshalb vereinfachte und<br />
transparentere Riester-Produkte und eine<br />
Erhöhung der Grundzulage vor.<br />
Wie positioniert sich Ihre Partei zu einer<br />
Altersvorsorge-Pflicht für Selbstständige<br />
– und wie könnte diese gestaltet sein?<br />
Mindestens 700.000 Selbständige sorgen<br />
nicht für ihr Alter vor, so eine DIW-Studie.<br />
Dennoch haben diese Menschen im Alter<br />
Anrecht auf Grundsicherung und werden<br />
mit Steuergeldern aufgefangen.<br />
Ein Hauptrisiko für Armut im Alter ist das<br />
Fehlen eines gesetzlichen Rentenanspruchs.<br />
Das Gesamtkonzept zur Alterssicherung<br />
sieht deshalb vor, bislang nicht obligatorisch<br />
Versicherte, wie etwa so genannte<br />
Solo-Selbstständige, in die gesetzliche<br />
Rentenversicherung einzubeziehen.<br />
Sollte die gesetzliche Rente zukünftig<br />
gestärkt werden, etwa durch Anhebung<br />
des Rentenniveaus? Wenn ja: Wie kann<br />
verhindert werden, dass angesichts der<br />
Alterung der Gesellschaft die Beiträge zur<br />
Rentenkasse zu stark steigen?<br />
Auf die gesetzliche Rente als tragendes<br />
Fundament müssen sich im Alter alle<br />
verlassen können. Unser Ziel ist es deshalb,<br />
das Leistungsniveau der gesetzlichen Rente<br />
stabil zu halten. Die Rentenversicherung<br />
kann den demografischen Wandel nicht<br />
alleine schultern. Das ist eine Aufgabe der<br />
gesamten Gesellschaft. Das Gesamtkonzept<br />
sieht deshalb einen Demografiezuschuss<br />
aus Bundesmitteln vor.<br />
Wir bedanken uns für das Interview!<br />
Macht sich BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN<br />
für den Erhalt des dualen Systems in<br />
der Krankenversicherung mit den beiden<br />
Säulen „gesetzlich“ und „privat“<br />
stark? Wie positionieren Sie sich zu der<br />
Idee einer Bürgerversicherung, wonach<br />
private Krankenversicherer nur noch<br />
Zusatzversicherungen anbieten dürfen?<br />
Die Spaltung des Versichertenmarkes in<br />
gesetzlich und privat gefährdet die finanzielle<br />
Stabilität, Verlässlichkeit und Qualität<br />
unseres solidarischen Gesundheitswesens.<br />
Mit der grünen Bürgerversicherung<br />
wollen wir darum einen gemeinsamen<br />
Versichertenmarkt für alle gesetzlichen<br />
und privaten Krankenversicherungsunternehmen<br />
schaffen. Private Krankenversicherungsunternehmen<br />
können neben<br />
Zusatzversicherungen wie alle Kassen<br />
auch die Bürgerversicherung anbieten.<br />
So entsteht zwischen allen Krankenkassen<br />
Wettbewerb um gute Versorgung.<br />
Die OECD plädiert dafür, das Renteneintrittsalter<br />
an die steigende Lebenserwartung<br />
der Bundesbürger zu koppeln.<br />
Wie positioniert sich BÜNDNIS 90 / DIE<br />
GRÜNEN zu einer möglichen Anhebung<br />
des Renteneintrittsalters – und wo ist<br />
aus Ihrer Sicht die Schmerzgrenze?<br />
Die schrittweise Anhebung der Regelaltersgrenze<br />
auf 67 Jahre ist notwendig<br />
und muss mit einer verbesserten Beschäftigungssituation<br />
für älterer Arbeitnehmerinnen<br />
und -nehmer einhergehen. Die<br />
Regelaltersgrenze sollte allerdings keine<br />
starre Grenze mehr sein.<br />
Im Dezember 2015 waren 1.038 Millionen<br />
Bundesbürger auf Leistungen aus<br />
der Grundsicherung im Alter (SGB XII)<br />
angewiesen: eine Verdoppelung gegenüber<br />
2003. Was kann und muss aus Sicht<br />
Ihrer Partei getan werden, um der Altersarmut<br />
entgegenzuwirken?<br />
Gerade Geringverdienerinnen und<br />
Geringverdiener haben auch bei einem<br />
stabilen Rentenniveau keine Chance,<br />
sich eine Rente oberhalb des Grundsicherungsniveaus<br />
zu erarbeiten. Besonders<br />
Frauen droht Armut im Alter. Für<br />
Menschen, die den größten Teil ihres<br />
Lebens gearbeitet, Kinder erzogen,<br />
andere Menschen gepflegt oder sonstige<br />
Anwartschaften in der Rentenversicherung<br />
erworben haben, wollen wir eine<br />
Garantierente einführen, die oberhalb<br />
der Grundsicherung liegt – ohne Bedürftigkeitsprüfung<br />
und ohne Anrechnung<br />
von betrieblicher und privater Altersvorsorge.<br />
Wie positioniert sich BÜNDNIS 90 / DIE<br />
GRÜNEN zur staatlich geförderten Altersvorsorge,<br />
speziell zur Riester- und Basis-<br />
Rente? Zuletzt gab es auch aus den Reihen<br />
der Politik viele kritische Stimmen,<br />
Horst Seehofer bezeichnete das Modell<br />
gar als „gescheitert“.<br />
Wir wollen - zusätzlich zu den bestehenden<br />
Riester-Angeboten - einen<br />
Bürgerfonds einführen; ein öffentlich<br />
verwaltetes, einfaches, kostengünstiges<br />
und sicheres Basisprodukt. Dieser Bürgerfonds<br />
soll sowohl für die betriebliche<br />
wie für die private Altersvorsorge offen<br />
stehen. Außerdem sollen auch freiwillige<br />
Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
möglich sein. Um die private<br />
Altersvorsorge zu stärken, wollen<br />
wir ein Opt-Out-Modell prüfen, bei dem<br />
man sich aktiv gegen die Teilnahme entscheiden<br />
muss. Zudem wollen wir die<br />
öffentliche Förderung in Zukunft vor<br />
allem auf Geringverdienende konzentrieren.<br />
Wie positioniert sich Ihre Partei zu einer<br />
Altersvorsorge-Pflicht für Selbstständige<br />
– und wie könnte diese gestaltet sein?<br />
Katrin Göring-Eckardt<br />
Spitzenkandidatin<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
Mindestens 700.000 Selbständige sorgen<br />
nicht für ihr Alter vor, so eine DIW-Studie.<br />
Dennoch haben diese Menschen im Alter<br />
Anrecht auf Grundsicherung und werden<br />
mit Steuergeldern aufgefangen.<br />
Wir wollen nicht anderweitig abgesicherte<br />
Selbständige in die Rentenversicherung<br />
einbeziehen und ihnen eine größere Beitragsflexibilität<br />
als heute ermöglichen. Für jene<br />
Selbstständigen, die bereits Vorsorge für ihre<br />
Alter getroffen haben und insbesondere für<br />
Existenzgründerinnen und Existenzgründer<br />
sind Übergangsregelungen notwendig.<br />
Sollte die gesetzliche Rente zukünftig<br />
gestärkt werden, etwa durch Anhebung<br />
des Rentenniveaus? Wenn ja: Wie kann<br />
verhindert werden, dass angesichts der<br />
Alterung der Gesellschaft die Beiträge zur<br />
Rentenkasse zu stark steigen?<br />
Die Basis für eine umfassende Alterssicherung<br />
ist und bleibt die gesetzliche<br />
Rente. Diese ist besser als ihr Ruf. Eine<br />
Stabilisierung des Rentenniveaus ist dringend<br />
notwendig. Rentenniveau und Beitragssatz<br />
müssen in einem angemessenen<br />
Verhältnis stehen, sodass auch die junge<br />
Generation weiter in die gesetzliche Rente<br />
vertrauen kann. Dafür schlagen wir ein<br />
Bündel von Maßnahmen vor. Wir wollen,<br />
dass versicherungsfremde Leistungen aus<br />
Steuern bezahlt werden, dass es für Frauen,<br />
Ältere und gesundheitlich beeinträchtige<br />
Personen leichter wird, erwerbstätig zu<br />
sein und sie angemessen bezahlt werden.<br />
Auch sollten schon kurzfristig deutlich<br />
mehr Personen in die Rentenversicherung<br />
einbezogen werden, insbesondere jene, die<br />
keine obligatorische Absicherung haben.<br />
Wir bedanken uns für das Interview!<br />
Seite 34 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 35
ersicherungsbote Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />
Macht sich DIE LINKE für den Erhalt des<br />
dualen Systems in der Krankenversicherung<br />
mit den beiden Säulen „gesetzlich“<br />
und „privat“ stark? Wie positionieren Sie<br />
sich zu der Idee einer Bürgerversicherung,<br />
wonach private Krankenversicherer nur<br />
noch Zusatzversicherungen anbieten<br />
dürfen?<br />
Nein, DIE LINKE sieht in der Koexistenz<br />
der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) die Hauptursache<br />
für die Zwei-Klassen-Medizin. Das sorgt<br />
für Ungerechtigkeiten und Ineffizienzen<br />
in der Versorgung und für Probleme in<br />
der Angemessenheit der Beiträge. Nach<br />
unserer Auffassung hat jeder Mensch<br />
das gleiche Recht auf eine gute gesundheitliche<br />
Versorgung auf dem Stand der<br />
Wissenschaft. Deshalb sind zwei Versicherungssysteme<br />
kontraproduktiv. Weil privat<br />
Versicherte schneller Termine erhalten,<br />
müssen gesetzlich Versicherte länger warten.<br />
Umgekehrt erhalten privat Versicherte<br />
auch Leistungen, die zweifelhaft sind. Sie<br />
sind tendenziell überversorgt, was nicht<br />
nur eine Ressourcenverschwendung ist,<br />
sondern auch negative gesundheitliche<br />
Folgen haben kann.<br />
Dazu kommt, dass die private Krankenversicherung<br />
(PKV) aufgrund der weitgehenden<br />
Nichtsteuerbarkeit der Versorgung,<br />
den hohen Verwaltungs- und Provisionskosten<br />
und nicht zuletzt aufgrund<br />
der Niedrigzinsen wenig zukunftsfähig<br />
ist. Nach unserer Ansicht wäre es daher<br />
besser, die private Krankenversicherung<br />
geordnet zu einem Stichtag abzuschaffen<br />
und die bis dahin dort Versicherten in die<br />
solidarische Gesundheitsversicherung<br />
(‚Bürgerversicherung‘) einzubeziehen.<br />
Freiwillige Zusatzversicherungen können<br />
selbstverständlich weiter angeboten<br />
werden.<br />
Schließlich ist das duale Krankenversicherungssystem<br />
auch deshalb zu hinterfragen,<br />
weil es für Versicherte an der Grenze von<br />
GKV und PKV regelmäßig teils absurde<br />
Härten verursacht. Das gilt beispielsweise<br />
für geringverdienende Selbstständige, für<br />
verwitwete oder geschiedene Beamtengatt*innen,<br />
für Rentnerinnen und Rentner,<br />
die Vorversicherungszeiten in der GKV<br />
nicht erfüllen, für Menschen mit Vorerkrankungen<br />
oder für freiwillig gesetzlich<br />
Versicherte mit geringem Einkommen.<br />
Die OECD plädiert dafür, das Renteneintrittsalter<br />
an die steigende Lebenserwartung<br />
der Bundesbürger zu koppeln.<br />
Wie positioniert sich DIE LINKE zu einer<br />
möglichen Anhebung des Renteneintrittsalters<br />
– und wo ist aus Ihrer Sicht<br />
die Schmerzgrenze?<br />
Die Rente erst ab 67 muss abgeschafft<br />
werden – ohne Wenn und Aber. Jede und<br />
jeder muss wieder spätestens ab 65 Jahren<br />
abschlagsfrei in Rente gehen dürfen.<br />
Nach 40 Beitragsjahren wollen wir einen<br />
abschlagsfreien Einstieg in die Rente schaffen.<br />
Das soll bereits ab der Vollendung<br />
des 60. Lebensjahres möglich sein. Dies<br />
ist notwendig, weil es viele Berufe gibt,<br />
in der die Beschäftigten bei ihrem durchschnittlichen<br />
Berufsaustritt deutlich jünger<br />
als 63 Jahre sind. Bauarbeiter können<br />
zum Beispiel mit 57,6 Jahren nicht mehr<br />
arbeiten und das Berufsaustrittsalter von<br />
Krankenschwestern liegt bei knapp 61<br />
Jahren. Forderungen, die Regelaltersgrenze<br />
immer weiter anzuheben sind vor diesem<br />
Hintergrund extrem unsozial.<br />
Im Dezember 2015 waren 1.038 Millionen<br />
Bundesbürger auf Leistungen aus der<br />
Grundsicherung im Alter (SGB XII) angewiesen:<br />
eine Verdoppelung gegenüber<br />
2003. Was kann und muss aus Sicht Ihrer<br />
Partei getan werden, um der Altersarmut<br />
entgegenzuwirken?<br />
Nur die Rückkehr zu einem Rentenniveau<br />
von 53 Prozent und ein gesetzlicher<br />
Mindestlohn in Höhe von zwölf Euro<br />
brutto garantieren, dass man in Zukunft<br />
nach 45 Jahren Arbeit nicht auf das Sozialamt<br />
gehen muss. Die von der Bundesregierung<br />
geplante aber nicht umgesetzte<br />
sogenannte ‚Solidarische Lebensleistungsrente‘<br />
verdient ihren Namen nicht. Sie ist<br />
ein Hohn und brächte im Westen gerade<br />
einmal 813 Euro netto und im Osten<br />
nur 765 Euro netto. DIE LINKE fordert<br />
deshalb eine einkommens- und vermögensgeprüfte<br />
Solidarische Mindestrente.<br />
Niemand soll im Alter von weniger als<br />
1.050 Euro netto leben müssen. Wir wollen<br />
außerdem Lücken in der Erwerbsbiographie<br />
schließen. Dazu sollen erstens die<br />
Abschläge auf Erwerbsminderungsrenten<br />
abgeschafft werden und zweitens aus<br />
Steuermitteln wieder Rentenbeiträge für<br />
Langzeiterwerbslose (ALG II) gezahlt werden<br />
und zwar auf der Basis eines halben<br />
Durchschnittsverdienstes. Drittens muss<br />
die bis einschließlich 1991 gültige „Rente<br />
nach Mindestentgeltpunkten“ entfristet<br />
werden, die Beschäftigte mit niedrigen<br />
Arbeitseinkommen in der Rente besserstellt<br />
und viertens fordern wir endlich<br />
einen dritten Entgeltpunkt auch für die<br />
Erziehung von Kinder, die vor 1992 geboren<br />
wurden!<br />
Wie positioniert sich DIE LINKE zur staatlich<br />
geförderten Altersvorsorge, speziell zur<br />
Riester- und Basis-Rente? Zuletzt gab es<br />
auch aus den Reihen der Politik viele kritische<br />
Stimmen, Horst Seehofer bezeichnete<br />
das Modell gar als „gescheitert“.<br />
Das Totalversagen der Riesterrente wurde<br />
auch bei der jüngsten Anhörung des Bundestages<br />
am 23. Januar <strong>2017</strong> vom „Bund<br />
der Versicherten“ und dem „Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband“ eindrucksvoll<br />
bestätigt. Die hohen Verwaltungskosten<br />
der Riester-Rente und die niedrigen Renditen<br />
machen demnach die private Vorsorge<br />
zu einem Minusgeschäft. Das muss endlich<br />
auch von der Bundesregierung in ihren<br />
völlig überzogenen Prognosen berücksichtigt<br />
werden, da ansonsten die Menschen<br />
getäuscht werden. An einer Wiederanhebung<br />
des Rentenniveaus auf 53 Prozent<br />
führt deshalb kein Weg vorbei. Zudem<br />
hat DIE LINKE im Bundestag ein klares<br />
Konzept vorgelegt wie Riesterversicherte<br />
freiwillig ihre bisher erworbenen individuellen<br />
Ansprüche kostenarm auf das persönliche<br />
Rentenkonto bei der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung übertragen können.<br />
Die staatliche Riesterförderung von über<br />
drei Milliarden Euro jährlich wollen wir<br />
dann einstellen und um diese Summen<br />
die Bundeszuschüsse an die gesetzliche<br />
Rentenversicherung erhöhen. Außerdem<br />
soll es Versicherten und ihren Arbeitgeber*innen<br />
deutlich erleichtert werden,<br />
bis zu einer bestimmten Höhe freiwillig<br />
zusätzliche Beiträge in die gesetzliche<br />
Rentenversicherung auf ihr persönliches<br />
Rentenkonto einzuzahlen. Dies wäre eine<br />
sinnvolle Alternative zu Riester und zur<br />
heutigen betrieblichen Altersvorsorge.<br />
Wie positioniert sich Ihre Partei zu einer<br />
Altersvorsorge-Pflicht für Selbstständige<br />
– und wie könnte diese gestaltet sein?<br />
Mindestens 700.000 Selbständige sorgen<br />
nicht für ihr Alter vor, so eine DIW-Studie.<br />
Dennoch haben diese Menschen im Alter<br />
Anrecht auf Grundsicherung und werden<br />
mit Steuergeldern aufgefangen.<br />
Die Einbeziehung von Selbstständigen in<br />
die gesetzliche Rentenversicherung ist ein<br />
längst überfälliger Schritt. Damit erhielten<br />
Selbstständige den Zugang zum vollständigen<br />
Leistungspaket der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung: von der Absicherung<br />
im Alter oder bei Erwerbsminderung bis<br />
hin zur Sicherung der Hinterbliebenen.<br />
Innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
greifen zudem die Instrumente<br />
des sozialen Ausgleichs, die auch Selbstständigen<br />
mit geringen Einkünften zu<br />
Gute kommen. Darüber hinaus müssen<br />
wir aber darauf achten, dass wir gerade<br />
Soloselbständige nicht finanziell überfordern.<br />
Die Beiträge müssen sich daher<br />
an dem tatsächlichen Einkommen orientieren<br />
– und nicht an pauschalen oder<br />
fiktiven Mindesteinkommen (Gesetzliche<br />
Krankenversicherung). DIE LINKE prüft<br />
derzeit auch, ob und in welchem Umfang<br />
ein degressiv gestalteter Steuerzuschuss<br />
zu den Beiträgen sinnvoll ist.<br />
Die Einbeziehung von Selbstständigen in<br />
die gesetzliche Rentenversicherung muss<br />
integraler Bestandteil einer grundlegenden<br />
Reform der Alterssicherung werden.<br />
Wir wollen, dass alle Erwerbstätigen in<br />
die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen<br />
werden und damit auch wirtschaftlich<br />
leistungsfähige Berufsgruppen<br />
wie Ärzt*innen, Apotheker*innen, Politiker*innen<br />
und Beamt*innen. Auch sie<br />
müssen in das Solidarsystem der gesetzlichen<br />
Rente einbezogen werden und endlich<br />
Beiträge in die Rentenkasse einzahlen!<br />
Die Beitragsbemessungsgrenze wollen<br />
wir in einem ersten Schritt auf die bereits<br />
existierende Grenze der knappschaftlichen<br />
Rentenversicherung anheben, in<br />
weiteren Schritten drastisch anheben, um<br />
sie letztendlich vollständig aufzuheben.<br />
Gleichzeitig müssen Rentenansprüche<br />
über dem Doppelten des Durchschnittes<br />
der Standardrente (zur Zeit: Renten über<br />
2740 Euro) abgeflacht werden – und damit<br />
Solidarität im System gestärkt werden. Es<br />
soll somit eine Beitragsäquivalenzgrenze<br />
eingeführt werden. Mehr Versicherte<br />
bedeuteten in einem solidarischen und<br />
umlagefinanzierten System auch niedrigere<br />
Beiträge für alle.<br />
Sollte die gesetzliche Rente zukünftig<br />
gestärkt werden, etwa durch Anhebung<br />
des Rentenniveaus? Wenn ja: Wie kann<br />
verhindert werden, dass angesichts der<br />
Alterung der Gesellschaft die Beiträge zur<br />
Rentenkasse zu stark steigen?<br />
Das „Sicherungsniveau vor Steuern“ der<br />
gesetzlichen Rente muss wieder auf 53 Prozent<br />
erhöht werden, damit der Lebensstandard<br />
im Alter gesichert werden kann und<br />
die Renten für Alle spürbar steigen. Dieses<br />
Rentenniveau ist auch im Jahr 2030 und<br />
Matthias W. Birkwald<br />
Rentenpolitischer Sprecher<br />
Bundestagsfraktion DIE LINKE<br />
danach finanzierbar, wenn wir Arbeitgeber<br />
wieder paritätisch an der Finanzierung der<br />
Rente beteiligen. Die Bundesregierung<br />
erwartet heute von den Beschäftigten, dass<br />
sie zusätzlich vier Prozent ihres Lohnes in<br />
eine Riesterrente und weitere 3,2 Prozent<br />
in eine betriebliche Altersvorsorge (oder<br />
betriebliche Altersversorgung) stecken:<br />
also 7 Prozent Beitragssatz alleine finanzieren!<br />
Ein Rentenniveau von 53 Prozent und<br />
damit die Abkehr vom Drei-Säulen-Modell<br />
würde nach den Angaben der Bundesregierung<br />
(Alterssicherungskonzept Seite<br />
56) im Jahr 2030 zu einem Beitragssatz<br />
von 25,7 Prozent führen. Dies würde<br />
Beschäftigte und ihre Arbeitgeber*innen<br />
mit Durchschnittsverdienst lediglich<br />
jeweils 88 Euro (bezogen auf geschätzte<br />
4.500 Euro brutto im Monat) mehr kosten.<br />
Der Lebensstandard würde ausschließlich<br />
durch die GRV gesichert. Dafür könnten<br />
Arbeitnehmer*innen auf vier Prozent Beitrag<br />
für eine Riesterrente verzichten - bei<br />
Durchschnittsverdienenden also auf 166<br />
Euro. Durchschnittsverdienende hätten<br />
unter dem Strich auch im Jahr 2030 sogar<br />
78 Euro mehr in der Tasche! Die bisher aus<br />
Steuermitteln finanzierten Riesterzulagen<br />
könnten direkt in die Rentenversicherung<br />
umgelenkt werden.<br />
Wir bedanken uns für das Interview!<br />
Seite 36 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 37
ersicherungsbote Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />
Marie-Agnes Strack-Zimmermann<br />
Macht sich die FDP für den Erhalt des<br />
dualen Systems in der Krankenversicherung<br />
mit den beiden Säulen „gesetzlich“<br />
und „privat“ stark? Wie positionieren Sie<br />
sich zu der Idee einer Bürgerversicherung,<br />
wonach private Krankenversicherer nur noch<br />
Zusatzversicherungen anbieten dürfen?<br />
Das duale System aus gesetzlicher und<br />
privater Krankenversicherung hat sich<br />
bewährt. Statt einer Bürgerversicherung,<br />
die zu einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung<br />
führen würde, wollen wir<br />
beide Säulen weiterentwickeln und die<br />
Wahlfreiheit der Bürgerinnen und Bürger<br />
stärken: Künftig soll jeder unabhängig<br />
vom Einkommen entscheiden können,<br />
ob er sich gesetzlich oder privat versichert.<br />
Dazu muss sichergestellt sein, dass die<br />
privaten Versicherer jeden Antragsteller<br />
zu einem Basistarif versichern können, der<br />
keine schlechteren Leistungen beinhalten<br />
darf als die gesetzliche Krankenversicherung.<br />
Auch Altersrückstellungen müssen<br />
bei einem Wechsel innerhalb der PKV<br />
einfacher möglich sein. Die gesetzlichen<br />
Kassen sollen mehr Wettbewerbsmöglichkeiten<br />
erhalten, etwa bei Tarifoptionen,<br />
und marktverzerrende Umverteilungen<br />
durch den Gesundheitsfonds sind zu<br />
beenden. Eine Bürgerversicherung als<br />
getarnte staatliche Zwangskasse lehnen<br />
wir hingegen strikt ab. Sie führt durch<br />
staatliche Zwangsrationierung langfristig<br />
zu einer schlechteren medizinischen<br />
Versorgung gerade der Menschen, die<br />
sich von einer Bürgerversicherung eine<br />
bessere Gesundheitsversorgung erhoffen.<br />
Die OECD plädiert dafür, das Renteneintrittsalter<br />
an die steigende Lebenserwartung<br />
der Bundesbürger zu koppeln.<br />
Wie positioniert sich die FDP zu einer<br />
möglichen Anhebung des Renteneintrittsalters<br />
– und wo ist aus Ihrer Sicht<br />
die Schmerzgrenze?<br />
Angesichts der vielfältigeren Lebensentwürfe<br />
und der, je nach Beruf höchst<br />
verschiedenen Arbeitsbelastungen sind<br />
starre Altersgrenzen für den Renteneintritt<br />
nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen<br />
fordern die Freien Demokraten eine<br />
Flexirente. Wir wollen dem Wunsch vieler<br />
Älterer nach mehr Freiräumen bei<br />
der Gestaltung von Arbeit und Freizeit<br />
entsprechen: So soll ab 60 jeder selbst<br />
entscheiden können, wann er in Rente<br />
geht – nach der einfachen Regel: Wer früher<br />
geht, bekommt eine geringere, wer<br />
später geht, eine entsprechend höhere<br />
Rente. Einzige Voraussetzung: Das Einkommen<br />
aus gesetzlicher Rente und<br />
sonstiger Altersvorsorge liegt über dem<br />
Grundsicherungsniveau. Zugleich wollen<br />
wir die Hinzuverdienstgrenzen neben<br />
dem Rentenbezug abschaffen, damit es<br />
einfacher ist, nebenbei noch zu arbeiten,<br />
wenn man es denn möchte.<br />
Im Dezember 2015 waren 1.038 Millionen<br />
Bundesbürger auf Leistungen aus der<br />
Grundsicherung im Alter (SGB XII) angewiesen:<br />
eine Verdoppelung gegenüber<br />
2003. Was kann und muss aus Sicht Ihrer<br />
Partei getan werden, um der Altersarmut<br />
entgegenzuwirken?<br />
Vor Altersarmut schützen eine durchgängige<br />
Teilhabe am Erwerbsleben und berufliche<br />
Aufstiegschancen. Zentral sind hier<br />
bessere Bildungschancen, die eine kontinuierliche<br />
Weiterqualifikation ermöglichen<br />
und ein flexibler Arbeitsmarkt. Wir<br />
wollen jeden befähigen, immer wieder<br />
einzusteigen. Daneben ist es unerlässlich,<br />
dass Menschen neben der gesetzlichen<br />
Rente auch betrieblich oder privat für das<br />
Alter vorsorgen. Damit sich freiwillige<br />
Altersvorsorge auszahlt, fordern wir eine<br />
nur teilweise Anrechnung der Einkünfte<br />
aus betrieblicher und privater Vorsorge<br />
auf die Grundsicherung im Alter. Wer sich<br />
anstrengt und vorsorgt, soll schließlich<br />
ein Alterseinkommen über Grundsicherungsniveau<br />
haben. Gleichzeitig muss<br />
die Doppelbesteuerung für Direktversicherungen<br />
dringend abgeschafft werden.<br />
Es ist ein Unding, dass jemand, der ein<br />
Leben lang über eine betriebliche Lebensversicherung<br />
für das Alter vorgesorgt hat,<br />
dafür bestraft wird.<br />
Wie positioniert sich die FDP zur staatlich<br />
geförderten Altersvorsorge, speziell zur<br />
Riester- und Basis-Rente? Zuletzt gab es<br />
auch aus den Reihen der Politik viele kritische<br />
Stimmen, Horst Seehofer bezeichnete<br />
das Modell gar als „gescheitert“.<br />
Die private Vorsorge ist ebenso wie<br />
eine vernünftige betriebliche Vorsorge<br />
ein unverzichtbarer Baustein für ein<br />
zukunftsfestes Rentensystem. Sie darf<br />
daher keineswegs abgeschafft, sondern<br />
muss gestärkt werden. Zum Beispiel<br />
Fraktionsvorsitzende<br />
FDP-Fraktion im Rat der Landeshauptstadt<br />
Düsseldorf<br />
durch mehr Verbraucherfreundlichkeit<br />
und Vergleichbarkeit der Produkte sowie<br />
der bereits erwähnten Abschaffung der<br />
Doppelbesteuerung von Direktversicherungen.<br />
Hier wollen wir die Möglichkeiten<br />
ausweiten, auch in Infrastruktur,<br />
Aktien und andere Unternehmensbeteiligungen<br />
zu investieren. Die Riester-Förderung<br />
soll künftig allen zur Verfügung<br />
stehen, also auch Selbstständigen oder<br />
Mitgliedern in berufsständischen Versorgungswerken.<br />
Das erleichtert bspw.<br />
den Wechsel zwischen Anstellung und<br />
Selbstständigkeit oder die Kombination<br />
von beidem. Zudem ist zu prüfen, ob die<br />
Frei- und Förderbeträge künftig dynamisiert<br />
werden sollten. Außerdem wollen<br />
wir allen Bürgerinnen und Bürgern<br />
die Möglichkeit schaffen, sich über ein<br />
datenschutzsicheres Online-Vorsorgekonto<br />
jederzeit einen Überblick über die<br />
bisherigen Ansprüche verschaffen zu<br />
können.<br />
Wie positioniert sich Ihre Partei zu einer<br />
Altersvorsorge-Pflicht für Selbstständige<br />
– und wie könnte diese gestaltet sein?<br />
Mindestens 700.000 Selbständige sorgen<br />
nicht für ihr Alter vor, so eine DIW-Studie.<br />
Dennoch haben diese Menschen im Alter<br />
Anrecht auf Grundsicherung und werden<br />
mit Steuergeldern aufgefangen.<br />
Wir sind uns des Problems bewusst, dass<br />
viele Selbstständige mangels ausreichender<br />
Vorsorge im Alter auf Grundsicherung<br />
angewiesen sind. Um diesem Risiko<br />
vorzubeugen, wollen wir Selbstständige<br />
verpflichten, künftig für eine Basisabsicherung<br />
im Alter vorzusorgen. Wichtig<br />
ist hier jedoch, ein Wahlrecht einzuräumen,<br />
um den vielfältigen Lebenswirklichkeiten<br />
der Selbstständigen gerecht<br />
zu werden. Wer nicht Pflichtmitglied<br />
in einem berufsspezifischen Alterssicherungssystem<br />
ist, soll seine Vorsorgeform<br />
frei wählen können. Hierzu<br />
zählen private Rentenversicherungen,<br />
Fonds, Immobilien und Rückstellungen<br />
aus dem Betriebsvermögen ebenso wie<br />
die freiwillige Vorsorge in der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung. Wir dürfen<br />
Selbstständigen keinesfalls vorschreiben,<br />
wie sie sich im Detail abzusichern<br />
haben. Die Pflichtversicherung einzelner<br />
Selbstständiger in der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung wollen wir dagegen<br />
abschaffen.<br />
Sollte die gesetzliche Rente zukünftig<br />
gestärkt werden, etwa durch Anhebung<br />
des Rentenniveaus? Wenn ja: Wie kann<br />
verhindert werden, dass angesichts der<br />
Alterung der Gesellschaft die Beiträge<br />
zur Rentenkasse zu stark steigen?<br />
Die Rentenniveaufestsetzung und die<br />
Stabilisierung der Rentenbeiträge waren<br />
wichtige Schritte auf dem Weg zu einer<br />
enkelfitten Rente. Wir lehnen es daher<br />
ab, diese Reformen rückabzuwickeln.<br />
Ein sinkendes Rentenniveau bedeutet<br />
auch nicht, dass die Renten sinken, sondern<br />
dass sie langsamer steigen als die<br />
Löhne. Die gesetzliche Rente wird auch<br />
künftig für viele Menschen ein wichtiger<br />
Bestandteil ihrer Altersvorsorge<br />
sein. Angesichts des demografischen<br />
Wandels sind eine private und – wenn<br />
möglich – betriebliche Altersvorsorge<br />
jedoch unverzichtbar, um die nachfolgenden<br />
Generationen nicht über<br />
Gebühr zu belasten. Wir wollen daher<br />
die betriebliche und private Vorsorge<br />
stärken und flexibler gestalten. Dies ist<br />
auch angesichts der immer bunter werdenden<br />
Arbeitswelt dringend geboten,<br />
in der Menschen zum Beispiel häufiger<br />
zwischen Anstellung und Selbstständigkeit<br />
wechseln werden. Deshalb wollen<br />
wir die Altersvorsorge nach einem Baukastenprinzip<br />
organisieren, so dass sich<br />
jeder flexibel genau die Altersvorsorge<br />
zusammenstellen kann, die zu seinem<br />
persönlichen Lebensweg passt.<br />
Wir bedanken uns für das Interview!<br />
Seite 38 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 39
ersicherungsbote Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />
Torsten Sommer<br />
NRW-Landtagsabgeordneter aus Dortmund<br />
Parlamentarischer Geschäftsführer, arbeitspolitischer<br />
und sozialpolitischer Sprecher der Piratenfraktion NRW<br />
Macht sich die Piratenpartei für den<br />
Erhalt des dualen Systems in der Krankenversicherung<br />
mit den beiden Säulen<br />
„gesetzlich“ und „privat“ stark? Wie<br />
positionieren Sie sich zu der Idee einer<br />
Bürgerversicherung, wonach private Krankenversicherer<br />
nur noch Zusatzversicherungen<br />
anbieten dürfen?<br />
Die Finanzierung des Gesundheitssystems<br />
betrachten wir als gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe. Daher sehen wir in der<br />
Einbeziehung sämtlicher Bürger in die<br />
Sozialversicherung unter Berücksichtigung<br />
möglichst aller Einkommensarten<br />
ein sinnvolles Modell zur Finanzierung<br />
dieses Systems, was einer Bürgerversicherung<br />
schon sehr nahe kommt. Wir<br />
erkennen allerdings die Einschränkungen<br />
der Wahlfreiheit in dieser Art der Finanzierung<br />
für Bürger sowie die Anbieter<br />
privater Krankenversicherungen an und<br />
verstehen ihre Bedenken. Daher setzen<br />
wir uns für einen Volksentscheid ein, um<br />
einen gesellschaftlichen Konsens in dieser<br />
wichtigen Frage des gemeinschaftlichen<br />
Zusammenlebens zu erreichen.<br />
Die OECD plädiert dafür, das Renteneintrittsalter<br />
an die steigende Lebenserwartung<br />
der Bundesbürger zu koppeln.<br />
Wie positioniert sich die Piratenpartei<br />
zu einer möglichen Anhebung des Renteneintrittsalters<br />
– und wo ist aus Ihrer<br />
Sicht die Schmerzgrenze?<br />
Das aktuelle Sozialsystem wurde zu einer<br />
Zeit entwickelt, in der die menschliche<br />
Arbeitskraft der entscheidende Produktionsfaktor<br />
war. Dies ist mittlerweile nicht<br />
mehr der Fall, sodass die bisherige Finanzierung<br />
der Rente innerhalb des Generationsvertrages<br />
nicht mehr zukunftsfähig ist.<br />
Schon jetzt finanzieren zwei Arbeitnehmer<br />
einen Rentner. Mit der Entwicklung der<br />
so genannten „Industrie 4.0“ und der fortschreitenden<br />
Digitalisierung wird sich die<br />
Zahl der Arbeitnehmer Studien zufolge,<br />
halbieren. Die Zahl der Beitragszahler<br />
wird also immer geringer. Dies vorausgeschickt<br />
halten wir auch die Finanzierung<br />
der Rente unabhängig vom Renteneintrittsalter<br />
ausschließlich aus den Einkünften<br />
aus Arbeit für nicht ausreichend.<br />
Alle bestehenden Rentensysteme, berufsständischen<br />
Versorgungssysteme und<br />
Pensionen im öffentlichen Dienst sollen<br />
zu einer Rentenkasse zusammengeführt<br />
werden. Alle steuerpflichtigen Einkommen<br />
und Kapitalerträge werden gleichermaßen<br />
zur Zahlung von Rentenbeiträgen<br />
verpflichtet. Keine Berufsgruppe wird<br />
ausgenommen, die Bemessungsgrenze<br />
soll entfallen. In die Rentenkasse zahlen<br />
alle in Deutschland lebenden Menschen<br />
einkommensabhängig ein. Die Beiträge<br />
von Selbstständigen werden sich an ihren<br />
jeweiligen Unternehmenszahlen orientieren,<br />
sodass diese in ihrer Existenz nicht<br />
gefährdet werden.<br />
Die staatliche Rentenkasse verwaltet<br />
sich eigenverantwortlich, ohne direkten<br />
Zugriff durch den Staat. Der Staat schafft<br />
den gesetzlichen Rahmen. Die Rentenkasse<br />
ist für die Rente zweckgebunden!<br />
Im Dezember 2015 waren 1.038 Millionen<br />
Bundesbürger auf Leistungen aus der<br />
Grundsicherung im Alter (SGB XII) angewiesen:<br />
eine Verdoppelung gegenüber<br />
2003. Was kann und muss aus Sicht Ihrer<br />
Partei getan werden, um der Altersarmut<br />
entgegenzuwirken?<br />
Die Piratenpartei setzt sich für die<br />
Abschaffung der Altersarmut und für<br />
die Prävention zukünftiger Altersarmut<br />
durch die Weiterentwicklung der Grundsicherung<br />
im Alter und bei Erwerbsminderung<br />
in Richtung auf ein Grundeinkommen<br />
für alte und erwerbsgeminderte<br />
Menschen ein. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
soll sich die Rentenbezüge in einem Korridor<br />
von Mindest- bis Maximalrente<br />
bewegen. Die Renten werden jährlich<br />
um einen Faktor, der die Inflationsrate<br />
berücksichtigt, angepasst. Dieser Faktor<br />
berücksichtigt außerdem die Änderung<br />
weiterer Kosten, wie zum Beispiel<br />
Gesundheitskosten.<br />
Wie positioniert sich die Piratenpartei<br />
zur staatlich geförderten Altersvorsorge,<br />
speziell zur Riester- und Basis-Rente?<br />
Zuletzt gab es auch aus den Reihen der<br />
Politik viele kritische Stimmen, Horst<br />
Seehofer bezeichnete das Modell gar<br />
als „gescheitert“.<br />
Private Altervorsorge über die von uns<br />
angestrebte Höchstrente sollte möglich<br />
sein. Riester- oder Basis-Rente wendet sich<br />
jedoch an diejenigen, die ohnehin wenig<br />
finanziellen Spielraum haben. Oftmals sind<br />
die Erträge dann gerade ausreichend, die<br />
Grundsicherung nicht in Anspruch nehmen<br />
zu müssen - oder noch geringer. Daher lehnen<br />
wir Konstrukte wie die Riester-Rente ab.<br />
Dabei setzen wir uns für klar nachvollziehbare<br />
Kostenstrukturen bei den privaten<br />
Rentenversicherungen ein: Die effektiv<br />
anfallenden Kosten und Gebühren einer<br />
privaten Rentenversicherung sind als Summe<br />
aller Einzelposten in der Gesamtlaufzeit,<br />
welche von den Versicherten an nichtstaatliche<br />
Versicherungsunternehmen zu<br />
zahlen sind, direkt neben der zu erwartenden<br />
Ablaufleistung (Auszahlungssumme)<br />
im Versicherungsangebot sowie in der<br />
Versicherungspolice auszuweisen. Der<br />
Versicherungsberater hat auf die Gebühren<br />
im Gespräch explizit hinzuweisen. Der<br />
spekulative Charakter der ausgewiesenen<br />
potenziellen Ablaufleistung ist klar darzustellen.<br />
Im Beratungsgespräch sowie in den<br />
Angebots- und Vertragsunterlagen muss<br />
deutlich darauf hingewiesen werden, dass<br />
möglicherweise die garantierten Werte nicht<br />
signifikant überschritten werden.<br />
Wie positioniert sich Ihre Partei zu<br />
einer Altersvorsorge-Pflicht für Selbstständige<br />
– und wie könnte diese gestaltet<br />
sein? Mindestens 700.000 Selbständige<br />
sorgen nicht für ihr Alter vor, so<br />
eine DIW-Studie. Dennoch haben diese<br />
Menschen im Alter Anrecht auf Grundsicherung<br />
und werden mit Steuergeldern<br />
aufgefangen.<br />
Selbstständige tragen im erheblichen<br />
Maß zur Wertschöpfung der Gesellschaft<br />
bei. Und ebenso etwa als Künstler<br />
dafür, dass Kunst und Kultur in unserem<br />
Staat überhaupt möglich ist. Alle<br />
steuerpflichtigen Einkommen und Kapitalerträge<br />
sollen zur Zahlung von Rentenbeiträgen<br />
verpflichtet werden. Keine<br />
Berufsgruppe wird ausgenommen, die<br />
Bemessungsgrenze soll entfallen. In die<br />
Rentenkasse sollen alle in Deutschland<br />
lebenden Menschen einkommensabhängig<br />
einzahlen. Die zu entrichtenden<br />
Beiträge von Selbstständigen sollen sich<br />
dabei an ihren jeweiligen Unternehmenszahlen<br />
orientieren, sodass diese in<br />
ihrer Existenz nicht gefährdet werden.<br />
Ebenso ist es sinnvoll auch hier eine<br />
paritätische Beteiligung des eigentlichen<br />
Auftraggebers einzuführen. Mittelfristig<br />
wollen wir jedoch mit dem „Recht auf<br />
sichere Existenz und gesellschaftliche<br />
Teilhabe“ ein umfassenderes System zur<br />
allgemeinen, bedingungslosen Grundsicherung<br />
etablieren.<br />
Sollte die gesetzliche Rente zukünftig<br />
gestärkt werden, etwa durch Anhebung<br />
des Rentenniveaus? Wenn ja: Wie kann<br />
verhindert werden, dass angesichts der<br />
Alterung der Gesellschaft die Beiträge zur<br />
Rentenkasse zu stark steigen?<br />
Wie in Antwort zu Frage 2 bereits<br />
erwähnt, stehen wir zuerst für eine Verbreiterung<br />
der Beitragsbasis. Darüber<br />
hinaus müssen sowohl der demografische<br />
Wandel, wie auch Wanderungsbewegungen<br />
mit eingerechnet werden. Erst<br />
wenn hierzu verlässliches Zahlenmaterial<br />
vorliegt, kann entschieden werden,<br />
ob und wenn ja in welchem Umfang<br />
die Rentenkassen gestärkt werden muss.<br />
Eine alleinige Anhebung der Rentenbeiträge<br />
oder des Rentenniveaus würde nur<br />
an den Symptomen herumdoktern, dass<br />
eigentliche Grundproblem aber außer<br />
Acht lassen.<br />
Daher wollen wir die Rentenbeiträge so<br />
breit wie möglich aufstellen und eine<br />
bedingungslose Grundsicherung einführen<br />
um dann den Wanderungsbewegungen<br />
sowie der demografischen und wirtschaftlichen<br />
Gesamtenwicklung Rechnung zu<br />
tragen. Als Gesellschaft können wir nur<br />
gemeinsam gewinnen. Lassen wir uns<br />
weiter auseinanderdividieren, verlieren<br />
wir letztendlich alle.<br />
Wir bedanken uns für das Interview!<br />
Seite 40 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 41
Vertrieb<br />
Vermittler-Webseite<br />
Ein guter Internet-Auftritt sollte<br />
mehrere Aufgaben erfüllen<br />
Wenn Versicherungsvermittler ihren Online-Auftritt planen, sollten sie einige einfache Grundsätze beachten.<br />
Sonst könnte nicht nur der Kunde durch eine unprofessionelle Webseite abgeschreckt werden<br />
– es drohen auch rechtliche Konsequenzen, wenn beispielsweise die Statusinformation nicht transparent<br />
kommuniziert wird. Wolfram Lefèvre von der expertenhomepage GmbH gibt Tipps für die Planung der<br />
Unternehmenswebseite.<br />
Wolfram Lefèvre<br />
Geschäftsführer<br />
expertenhomepage GmbH<br />
Sichtbarkeit erhöhen<br />
Wenn ein Bestandskunde Ihr Unternehmen<br />
einem Bekannten empfiehlt, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieser erst<br />
einmal danach googelt. Er möchte sich<br />
vorab über das Unternehmen informieren.<br />
Mit einer professionellen Homepage baut<br />
der Vermittler erstes Vertrauen auf und<br />
zeigt dem Interessenten, wie er ihn kontaktieren<br />
kann. Je mehr Kontaktmöglichkeiten<br />
der Vermittler auf seiner Homepage<br />
bietet, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass er auch kontaktiert wird:<br />
Ziel sollte es sein, für den Kunden oder<br />
Interessenten auf dem Kanal erreichbar<br />
zu sein, den er nutzen möchte.<br />
Potentielle Neukunden können aber auch<br />
einfach nach einem Versicherungsvermittler<br />
in der Region googeln. Wer hier<br />
nicht vorne im Suchergebnis erscheint, hat<br />
schlechte Karten. Eine gute Suchmaschinen-Platzierung<br />
erreicht man vor allem<br />
durch aktuelle und themenrelevante<br />
Inhalte auf der eigenen Homepage. Und<br />
diese Inhalte sollten dann natürlich nicht<br />
nur der Suchmaschinen-Optimierung<br />
dienen, sondern auch den Menschen, die<br />
auf die Homepage kommen, hochwertige<br />
Informationen bieten und sie so von den<br />
Produkten und Angeboten überzeugen.<br />
Nun hören wir immer wieder von Vermittlern,<br />
dass ihre Kunden persönliche Betreuung<br />
gewohnt sind und daher eine digitale<br />
Präsenz eher unwichtig oder gar unnötig<br />
ist. Laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015<br />
sind 80 Prozent der Deutschen online.<br />
Dass die Verbreitung des Internets bei<br />
den 14- bis 29-Jährigen bei fast 100 Prozent<br />
liegt, dürfte niemanden überraschen.<br />
Dass aber auch über 80 Prozent der 40- bis<br />
59-Jährigen gelegentlich und zwei Drittel<br />
dieser Menschen täglich das Internet nutzen,<br />
sollte jeden Vermittler zum Nachdenken<br />
bewegen: Wer nicht im Internet vertreten<br />
ist, dem droht Unsichtbarkeit – im<br />
Telefonbuch sucht heute niemand mehr!<br />
Mit Vertriebstools<br />
den Bestand pflegen<br />
Eine gute Homepage verhilft dem Versicherungsvermittler<br />
aber nicht nur zu<br />
Neukunden: Noch größer sind die Chancen,<br />
die sie für eine effiziente Arbeit im<br />
Bestand bietet: Vertriebs-Tools – wie zum<br />
Beispiel eine interaktive Bedarfsanalyse –<br />
ermöglichen es dem Kunden, selbst den<br />
Bedarf zu ermitteln, Absicherungslücken<br />
zu erkennen und direkt online einen<br />
Beratungstermin zu vereinbaren. Auch<br />
ein Kundenlogin mit digitalem Versicherungsordner<br />
ist ein toller Service für die<br />
Kunden. Nur ist es hier aus meiner Sicht<br />
elementar, integrierte Lösungen zu nutzen,<br />
die nicht einzeln gepflegt und auf dem<br />
aktuellen Stand gehalten werden müssen,<br />
sondern sich beispielsweise direkt<br />
mit dem Maklerverwaltungsprogramm<br />
(MVP) verknüpfen.<br />
Rechtliche Fallstricke vermeiden<br />
– Impressum und<br />
Datenschutz<br />
Zudem treiben einige Vermittler auch<br />
Sorgen vor rechtlichen Konsequenzen um.<br />
Der andauernde Rechtsstreit zwischen<br />
dem BVK und Check24 zeigt erneut, wie<br />
wichtig es für Vermittler ist, den Informationspflichten<br />
auf dem eigenen Internetauftritt<br />
nachzukommen.<br />
Viele IHKs bieten zwar Merkblätter zur<br />
korrekten Gestaltung des Impressums, die<br />
konkreten Anforderungen weichen aber<br />
von Einzelfall zu Einzelfall stark ab. Oft<br />
benötigen Vermittler juristische Unterstützung<br />
bei der Formulierung eines rechtssicheren<br />
Impressums mit Erstinformation.<br />
Gerade die Erstinformation bereitet vielen<br />
Vermittlern Probleme, da diese dem Kunden<br />
immer aktuell und als speicherbare<br />
beziehungsweise druckbare Version zur<br />
Verfügung gestellt werden muss.<br />
Datenschutz<br />
aktiv kommunizieren!<br />
Rechtlich gelten für Versicherungsvermittler<br />
dieselben Sicherheits- und Datenschutzstandards<br />
wie für die meisten anderen Branchen.<br />
Nur kommen Vermittler aufgrund<br />
ihrer Tätigkeit zwangsweise in Kontakt<br />
mit sensibleren Kundendaten als beispielsweise<br />
Handwerker. Um das Vertrauen der<br />
Kunden zu gewinnen, persönliche Daten<br />
auch über das Internet auszutauschen,<br />
sollten Versicherungsvermittler die Themen<br />
Datensicherheit und Datenschutz sehr<br />
ernst nehmen und das auch offensiv auf<br />
der eignen Internetseite kommunizieren.<br />
Um datenschutzkonform zu kommunizieren,<br />
ist es beispielsweise mittlerweile<br />
notwendig, sämtliche Formular-Anfragen<br />
auf der Homepage über eine verschlüsselte<br />
SSL-Verbindung zu versenden. In der Realität<br />
wird diese Anforderung aber noch viel<br />
zu selten umgesetzt. Umso wichtiger ist es<br />
für einen Vermittler, auf dessen Homepage<br />
Formulare SSL-verschlüsselt versendet<br />
werden, dass er dies auch offensiv kommuniziert<br />
und beispielsweise direkt neben<br />
dem Absenden-Button schreibt.<br />
Nutzung von<br />
Content Marketing zur<br />
Gewinnung von Neukunden<br />
Content Marketing ist gerade in aller<br />
Munde – doch was bedeutet dieses<br />
Schlagwort eigentlich? Das ist der Sammelbegriff<br />
für eine Marketing-Technik,<br />
die mehr bietet als Werbebotschaften.<br />
Information mit Mehrwert statt plumper<br />
Werbung – das ist Content Marketing. In<br />
Zeiten aufgeklärter Kunden, die blumigen<br />
Werbeversprechen schon längst nicht<br />
mehr blind vertrauen, hat sich deshalb<br />
Content Marketing zur nachhaltigsten<br />
Werbeform entwickelt: Bereitstellung von<br />
hochwertigen und emotionalen Inhalten,<br />
die relevante Zielgruppen informieren,<br />
begeistern und unterhalten sollen.<br />
Content Marketing ist ein hervorragendes<br />
Instrument zur Gewinnung und Bindung<br />
von interessierten Kunden. Egal ab<br />
Steuerberater, Rechtsanwalt oder Versicherungsvermittler:<br />
Früher oder später<br />
muss sich jeder Unternehmer mit diesem<br />
Thema beschäftigen und sollte sich daher<br />
nicht auf seinen Stammkunden ausruhen.<br />
In wenigen Jahren wird dieser Stamm<br />
nicht mehr so umfangreich sein und es<br />
müssen mit Marketing-Maßnahmen<br />
neue Kunden akquiriert und gebunden<br />
werden.<br />
Wenn von erfolgreichem Content Marketing<br />
die Rede ist, werden oft Beispiele von<br />
Großunternehmen genannt. Viele Vermittler<br />
fühlen sich davon eingeschüchtert,<br />
da sie nicht über Marketingbudgets und<br />
-experten verfügen wie die Versicherer.<br />
Was viele Vermittler nicht wissen: Content<br />
Marketing kann sehr einfach, effektiv<br />
und kostengünstig sein.<br />
Seite 42 01/<strong>2017</strong> Seite 43
Vertrieb<br />
Eintrag bei<br />
Google My Business erhöht<br />
regionale Sichtbarkeit<br />
Vermittler können kostenlos einen<br />
Google My Business Eintrag nutzen<br />
und damit schon viel erreichen. Google<br />
My-Business ist das lokale Branchenbuch<br />
von Google. Und Google ist nach wie<br />
vor die meist genutzte Suchmaschine in<br />
Deutschland mit einem Marktanteil von<br />
fast 95 Prozent. Gerade für die regionale<br />
Kundenzielgruppe ist deshalb ein Profil<br />
bei Google My Business ein wichtiger<br />
Baustein zur Onlinepräsenz eines Vermittlers.<br />
Bei Suchanfragen mit regionalem Kontext<br />
blendet Google zusätzlich zum<br />
organischen Suchergebnis eine Google-Maps-Karte<br />
mit einer Liste der lokalen<br />
Suchergebnisse ein. So haben Vermittler<br />
eine zweite Chance auf einen vorderen<br />
Platz im Google Suchergebnis (neben<br />
den organischen Treffern). Achten Sie<br />
beim Anlegen des Google My Business<br />
Profils darauf, dass Sie möglichst viele<br />
Informationen zu Ihrem Unternehmen<br />
angeben.<br />
bAV-Berater<br />
Die perfekte Kombination aus<br />
Beratungs- und Verwaltungsmodulen<br />
für den bAV-Vermittler<br />
Je vollständiger das Profil ist, desto besser<br />
ist die Chance einer prominenten Platzierung<br />
im Suchergebnis von Google. Besonders<br />
wichtig ist es, im Profil die Adresse<br />
der Homepage anzugeben. Denn nur so<br />
kann zusammen mit Ihrem Eintrag im<br />
lokalen Suchergebnis auch ein Link zu<br />
Ihrer Homepage angezeigt werden.<br />
Homepage als Knotenpunkt<br />
aller digitalen Aktivitäten<br />
Wir sehen die Unternehmens-Homepage<br />
als zentralen Knotenpunkt aller digitalen<br />
Aktivitäten eines Versicherungsvermittlers.<br />
Um diese Homepage herum entstehen<br />
dann die Wege, die zum digitalen Erfolg<br />
führen, indem sie entweder Menschen<br />
zum Angebot des Vermittlers führen oder<br />
für Kunden und den Vermittler möglichst<br />
komfortable und gleichzeitig effiziente<br />
Services schaffen.<br />
Sie sollten sich die Frage stellen: Welchen<br />
Weg möchten Sie als erstes bauen? Wir<br />
empfehlen hier den Weg des geringsten<br />
Widerstands – lieber eine gute Homepage,<br />
auf der nur Anfrage-Formulare, Ihre<br />
E-Mail-Adresse und Ihre Telefonnummer<br />
als Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung<br />
stehen, als ein euphorisch eingeführter<br />
digitaler Versicherungsordner, der dann<br />
schon nach wenigen Wochen dem Tagesgeschäft<br />
zum Opfer fällt und nicht mehr<br />
gepflegt wird.<br />
Genauso verhält es sich mit Profilen in<br />
Sozialen Netzwerken: Wer selbst nichts<br />
mit Facebook am Hut hat, der wird über<br />
diesen Kanal keine Kunden gewinnen.<br />
Zu unterschiedlich ist die Ansprache,<br />
die ein potentieller Kunde (oder Facebook-„Freund“)<br />
auf diesem Kanal erwartet.<br />
Facebook ist wie Stammtisch – nur eben<br />
digital. Platte Werbebotschaften haben hier<br />
nichts zu suchen! Wer Facebook erfolgreich<br />
nutzen will, muss sich über diesen<br />
Kanal vorrangig ein sympathisches Image<br />
aufbauen und immer wieder am Rande<br />
platzieren, dass er Experte in allen Versicherungsfragen<br />
ist. Irgendwann (und<br />
das ist in der Regel erst, wenn der Kunde<br />
einen konkreten Bedarf hat) wird sich ein<br />
Kunde daran erinnern und den Vermittler<br />
kontaktieren – über eine Facebook-Nachricht<br />
– oder per E-Mail, Telefon oder das<br />
Kontakt-Formular auf der Homepage.<br />
Vielleicht bekommen Sie gar nicht mit,<br />
dass Ihre Aktivität auf Facebook für den<br />
Lead verantwortlich ist.<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Wolfram Lefèvre<br />
Wie lassen sich Bedenken gegen<br />
die Honorarberatung überwinden?<br />
Kritiker der Honorarberatung betonen, dass deutsche Kunden für eine Finanzberatung kein Honorar<br />
oder maximal 50,00 Euro in der Stunde bereit sind zu zahlen und dass Honorarberatung unsozial sei,<br />
da sich Geringverdiener keine Honorare leisten könnten. Doch es gibt Lösungen, der Honorarberatung<br />
mehr Wertschätzung zu verschaffen. Ein Gastkommentar von Dr. Walter Hubel, Vorstand der con.fee AG.<br />
Spannungsfeld<br />
Provision und Kunde<br />
Grund für die mehrheitliche Ablehnung<br />
der Honorarberatung ist die über Jahrzehnte<br />
gebildete Meinung, dass Beratung<br />
nur Mittel zum Zweck sei und die Beratung<br />
selbst nur einen geringen Wert besitze.<br />
Da Versicherungs- und Fondsvermittler<br />
üblicherweise durch Provisionen vergütet<br />
werden, steht naturgemäß das Produkt und<br />
weniger die Beratung im Vordergrund. Nur<br />
wenige Berater können sich vollkommen<br />
über die Verlockung hoher Provisionen<br />
hinwegsetzen und befinden sich deshalb<br />
in einem Interessenkonflikt. Banken und<br />
Finanzvertriebe werden zu einem wesentlichen<br />
Teil über Provisionen gesteuert.<br />
Gesetz zur Förderung<br />
der Honorarberatung<br />
Politiker und Verbraucherschützer setzen<br />
sich seit langem intensiv dafür ein, dass<br />
diese Fehlsteuerung gebremst wird. In<br />
einigen europäischen Ländern wurden<br />
deshalb bereits Provisionsverbote verhängt.<br />
Deutschland geht einen anderen Weg. Es<br />
möchte die Honorarberatung als alternative,<br />
zweite Beratungsform etablieren.<br />
Dazu wurde von der Bundesregierung<br />
aktuell ein Gesetz zur Einführung eines<br />
honorarbasierten Versicherungsberaters<br />
beschlossen. Es soll am 23. Februar 2018 in<br />
Kraft treten und weist dem neuen Berufsbild<br />
eine Reihe von Wettbewerbsvorteilen<br />
zu. Beispielsweise kann zukünftig nur der<br />
Versicherungsberater Nettoprodukte vermitteln,<br />
seine Kunden umfassend rechtlich<br />
beraten und gegenüber Versicherungsgesellschaften<br />
rechtlich vertreten. Auch darf<br />
nur er sowohl Netto- als auch Provisionsprodukte<br />
vermitteln, wobei die Provisionen<br />
an die Kunden ausgekehrt werden müssen.<br />
Änderungen am Gesetz sind aber zum<br />
jetzigen Zeitpunkt noch möglich.<br />
Honorarberater müssen<br />
nicht umsonst arbeiten<br />
Generell bietet die Honorarberatung für<br />
den Berater den Vorteil, dass er nicht mehr<br />
umsonst arbeiten muss. Ergebnislose<br />
Beratungen müssen nicht länger durch<br />
provisionsträchtige Vertragsabschlüsse<br />
subventioniert werden. Außerdem macht<br />
er sich unabhängig von weiter sinkenden<br />
Provisionen und hohen Haftungszeiten<br />
im Bereich der Altersvorsorge.<br />
Parallel dazu gibt es ähnliche, allerdings<br />
weniger tiefgreifende Änderungen im<br />
Bereich der Geldanlage. Der Erfolg der<br />
Honorarberatung in Deutschland wird<br />
davon abhängen, wie viele der knapp<br />
40.000 Versicherungs- und Finanzmakler<br />
die neuen Vorteile erkennen und sich zu<br />
einem Wechsel bewegen lassen.<br />
Mehr Aufklärung nötig<br />
Darüber hinaus wäre es für die Durchsetzung<br />
der Honorarberatung hilfreich,<br />
wenn die Verbraucher stärker von Politik,<br />
Verbrauchervereinigungen und Presse<br />
über die Vorteile der Honorarberatung<br />
aufgeklärt werden würden. Die meisten<br />
Verbraucher lehnen Honorare ab, weil sie<br />
annehmen, dass im Hintergrund zusätzlich<br />
Provisionen fließen. Sie wissen nicht, dass<br />
mit einer (seriösen) Honorarberatung<br />
immer kostengünstige Nettoprodukte verbunden<br />
sind, bei denen keine Provisionen<br />
und Vertriebskosten einkalkuliert sind.<br />
Dadurch bringen Nettotarife dem Verbraucher<br />
speziell im Bereich der Altersvorsorge<br />
und Geldanlage unter dem Strich mehr<br />
Endkapital, auch unter Berücksichtigung<br />
von Honoraren. Mit der Honorarberatung<br />
werden Kunden darüber hinaus erstmals<br />
ernsthaft über Kosten und deren Auswirkung<br />
auf erzielbare Renditen und Sparziele<br />
aufgeklärt. Erst mit diesen Informationen<br />
ist es möglich, angebotene Finanzprodukte<br />
angemessen zu bewerten und sinnvolle<br />
Entscheidungen zu treffen.<br />
Makler sind noch bevorzugt<br />
Bis zum Inkrafttreten des neuen Gesetzes<br />
dürfen Versicherungsmakler sowohl auf<br />
Provisions- als auch auf Honorarbasis<br />
beraten. In der aktuellen Marktsituation,<br />
in der viele Kunden aufgrund niedriger<br />
Zinsen und zunehmender Angst vor Altersarmut<br />
verunsichert sind, können sie mit<br />
Kostentransparenz und renditestarken<br />
Nettoprodukten bereits heute punkten.<br />
Außerdem schaffen sie sich auf diese Weise<br />
Wettbewerbsvorteile für die neue Marktsituation<br />
im nächsten Jahr.<br />
Ein Gastkommentar von<br />
Dr. Walter Hubel<br />
Dr. Walter Hubel<br />
Vorstand<br />
con.fee AG<br />
bAV – einfach. effizient. digital.<br />
xbav-berater.de<br />
Seite 44 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 45
Sparten<br />
Die Invaliditätsabsicherung<br />
in der privaten Unfallversicherung<br />
Bei einer Beratung zur privaten Unfallversicherung sollte der Versicherungsmakler mehr als 30 relevante<br />
Punkte mit seinem Kunden besprechen und diese danach auch dokumentieren. Der wichtigste Bereich<br />
in jeder privaten Unfallversicherung ist die Absicherung für den Invaliditätsfall. Hier versteckt sich auch<br />
das größte Haftungspotential.<br />
Der Vermittler muss mit dem Kunden den<br />
Kapitalbedarf ermitteln, um die finanzielle<br />
Absicherung nach einem Unfall zu<br />
gewährleisten. Dazu sind verschiedene<br />
Faktoren zu berücksichtigen. Neben einer<br />
ausreichend hohen Grundsumme spielen<br />
die Progression und die Gliedertaxe eine<br />
wichtige Rolle. Außerdem sollte der Versicherungsmakler<br />
in seiner Beratung die<br />
Absicherung durch eine Unfallrente nicht<br />
außer Acht lassen.<br />
Es stellt sich darüber hinaus noch die Frage,<br />
muss der Versicherungsmakler Leistungen<br />
aus der gesetzlichen Unfall- bzw. Rentenversicherung<br />
bei der Ermittlung des<br />
Kapitalbedarfs berücksichtigen?<br />
Die Invaliditätsleistung<br />
Invalidität in der privaten Unfallversicherung<br />
liegt dann vor, wenn die körperliche<br />
oder geistige Leistungsfähigkeit der<br />
versicherten Person durch einen Unfall<br />
dauerhaft beeinträchtigt wird.<br />
Die Absicherung dieser Invalidität ist die<br />
Basis jeder privaten Unfallversicherung.<br />
Die Entschädigung für eine erlittene Invalidität<br />
nach einem Unfall richtet sich nach<br />
dem Grad der Invalidität und der vorher<br />
vereinbarten Versicherungssumme. Der<br />
Grad der Invalidität wird dabei entsprechend<br />
einer vereinbarten Gliedertaxe<br />
bestimmt.<br />
Der Kapitalbedarf<br />
Zur seriösen Berechnung des Kapitalbedarfs<br />
des Kunden muss der Versicherungsmakler<br />
verschiedene Kriterien beachten.<br />
Zum einen besteht ein einmaliger Kapitalbedarf,<br />
welcher sich zusammensetzt<br />
aus Kosten, wie zum Beispiel Haus- bzw.<br />
Wohnungsumbaukosten, Kfz-Umbaukosten,<br />
Kosten für Reha- bzw. Pflegemaßnahmen<br />
und so weiter. Andererseits hat der<br />
Kunde aber auch laufenden Kapitalbedarf,<br />
zum Beispiel für den Lebensunterhalt, die<br />
Miete, eine Hypothek oder ein Darlehen.<br />
Diesen Kapitalbedarf mit einer einmaligen<br />
Invaliditätsentschädigung abzudecken,<br />
wird im aktuellen Niedrigzinsumfeld<br />
immer schwieriger. Hat der Kunde zum<br />
Beispiel das zehnfache Jahreseinkommen<br />
versichert und legt diese Summe zu null<br />
Prozent Zins an, reicht das Kapital auch<br />
nur 10 Jahre.<br />
Die Höhe der<br />
Invaliditätsleistung<br />
Die Höhe der Invaliditätsleistung lässt sich<br />
nach folgender Faustformel bestimmen:<br />
Grundinvalidität<br />
min. 3 – 5-faches<br />
Jahreseinkommen<br />
Vollinvalidität<br />
min. 10-faches<br />
Jahreseinkommen<br />
Hierbei kann es sich nur um eine Faustformel<br />
handeln, da die Höhe der Invaliditätsabsicherung<br />
von mehreren Faktoren<br />
abhängig ist:<br />
• Wie alt ist die zu versichernde Person?<br />
• Wie ist der Lebensstandard der zu<br />
versichernden Person?<br />
• In welchen Familienverhältnissen lebt<br />
die zu versichernde Person?<br />
Außerdem ist die Invaliditätsleistung tarifbedingt<br />
maximiert, sodass die Mehrzahl<br />
der Versicherer die Entschädigung im<br />
Bereich der Vollinvalidität bei 750.000,00<br />
Euro begrenzt. Ein 30-jähriger Familienvater<br />
mit einem Jahreseinkommen von<br />
30.000,00 Euro dürfte im derzeitigen<br />
Niedrigzinsumfeld mit dieser Summe<br />
unterversichert sein. Ohne Zinseinnahmen<br />
reicht diese Summe nur für 25 Jahre,<br />
dann ist der Familienvater erst 55 Jahre<br />
alt und steht ohne Einnahmen da.<br />
Um die Entschädigungsleistung bei Invalidität<br />
kostengünstig zu erhöhen, ist es<br />
ratsam, eine Progression zu vereinbaren.<br />
In der Regel werden von den Versicherern<br />
Tarife mit Progressionen von 225 Prozent,<br />
350 Prozent und 500 Prozent angeboten.<br />
Eine Grundsumme von 100.000,00 Euro<br />
hätte bei Vollinvalidität und einer vereinbarten<br />
Progression von 225 Prozent eine<br />
Entschädigungsleistung von 225.000,00<br />
Euro zur Folge.<br />
Wichtig bei der Auswahl der Progression<br />
ist deren Verlauf. Nach wie vor gibt es<br />
einzelne Tarife, bei denen der progressive<br />
Verlauf erst ab einem Invaliditätsgrad von<br />
75 Prozent oder noch später einsetzt. Eine<br />
bei den meisten Versicherern übliche und<br />
auch für den Kunden empfehlenswerte<br />
Progressionsstaffel sieht am Beispiel einer<br />
Grundsumme von 100.000,00 Euro wie<br />
folgt aus:<br />
(siehe Tabellen Progession auf Seite 47)<br />
Mit einer ausreichend hohen Invaliditätsgrundsumme<br />
und einer kundenfreundlichen<br />
Progressionsstaffel stellen Sie sicher,<br />
dass Ihr Kunde auch im Bereich geringer<br />
Invaliditätsgrade eine entsprechend hohe<br />
Entschädigung erhält.<br />
Die Gliedertaxe<br />
Bei der Bemessung des Invaliditätsgrades<br />
wird zwischen Voll- und Teilinvalidität<br />
unterschieden.<br />
Unter Vollinvalidität versteht man den<br />
vollständigen Verlust oder die vollständige<br />
Progression 225 %<br />
Invaliditätsgrad Leistung Beispiel Entschädigung<br />
0 % – 25 % 1-fach 25 % * 1 25.000 EUR<br />
26 % - 50 % 2-fach 25 % * 2 50.000 EUR<br />
51 % - 100 % 3-fach 50 % * 3 150.000 EUR<br />
Gesamtleistung<br />
Progression 350 %<br />
225.000 EUR<br />
Invaliditätsgrad Leistung Beispiel Entschädigung<br />
0 % – 25 % 1-fach 25 % * 1 25.000 EUR<br />
26 % - 50 % 3-fach 25 % * 3 75.000 EUR<br />
51 % - 100 % 5-fach 50 % * 5 250.000 EUR<br />
Gesamtleistung<br />
Progression 500 %<br />
350.000 EUR<br />
Invaliditätsgrad Leistung Beispiel Entschädigung<br />
0 % – 25 % 1-fach 25 % * 1 25.000 EUR<br />
26 % - 50 % 5-fach 25 % * 5 125.000 EUR<br />
51 % - 100 % 7-fach 50 % * 7 350.000 EUR<br />
Gesamtleistung<br />
Funktionsunfähigkeit von Körperteilen<br />
oder Sinnesorganen. Bei Teilinvalidität<br />
spricht man hingegen vom teilweisen<br />
Verlust oder der Beeinträchtigung der<br />
Funktionsfähigkeit von Körperteilen oder<br />
Sinnesorganen. Wird beispielsweise eine<br />
Funktionsbeeinträchtigung von 50 Prozent<br />
einer Hand aufgrund eines Unfalls festgestellt,<br />
errechnet sich der Invaliditätsgrad<br />
aus dem 5/10 Teil aus dem in der Gliedertaxe<br />
festgelegten Prozent-Wert.<br />
Hier wird deutlich, dass die Vereinbarung<br />
einer verbesserten Gliedertaxe dem<br />
Kunden im Schadenfall zu einer höheren<br />
Leistung verhilft.<br />
500.000 EUR<br />
Quelle: unfalltarif24.de<br />
Da sich die verbesserten Gliedertaxen,<br />
welche von den Versicherern angeboten<br />
werden, erheblich unterscheiden, kann<br />
das nachfolgende Beispiel nicht als exemplarisch<br />
angesehen werden.<br />
(siehe Tabelle auf Seite 48)<br />
Ergänzung zur<br />
Invaliditätsleistung<br />
Eine sinnvolle Ergänzung zur einmaligen<br />
Kapitalauszahlung ist die Vereinbarung<br />
einer Unfallrente. Üblicherweise zahlt der<br />
Versicherer die Unfallrente erst ab einem<br />
Invaliditätsgrad von 50 Prozent. Die vereinbarte<br />
Unfallrente wird dann aber bei<br />
den allermeisten Tarifen lebenslang und<br />
in der vereinbarten Höhe gezahlt.<br />
Wenn unser 30-jähriger Familienvater<br />
eine Unfallrente von 1.500,00 Euro pro<br />
Monat vereinbart, hat er für den zukünftigen<br />
Lebensunterhalt seiner Familie eine<br />
entsprechende Grundlage geschaffen und<br />
der restliche Kapitalbedarf ist mit einer<br />
Invaliditätsleistung in ausreichender Höhe<br />
versicherbar.<br />
Zumindest im derzeitigen Niedrigzinsumfeld<br />
handelt es sich bei der Unfallrente<br />
um eine Option, die bei der Beratung des<br />
Kunden durch den Versicherungsmakler in<br />
jedem Fall Berücksichtigung finden muss.<br />
Leistungen aus der<br />
gesetzlichen Versicherung<br />
Bei der Beratung des Kunden Leistungen<br />
aus der gesetzlichen Versicherung zu<br />
berücksichtigen, ist immer mit Haftungsrisiken<br />
verbunden.<br />
Die gesetzliche Unfallversicherung gilt<br />
z.B. nur auf dem Weg zur Arbeit, während<br />
der Arbeit und auf dem Weg zurück nach<br />
Hause. Der Versicherungsschutz erlischt,<br />
wenn der Arbeitnehmer nicht den direkten<br />
Arbeitsweg benutzt. Außerdem hat<br />
der Arbeitnehmer in den allermeisten<br />
Fällen während der Pausenzeiten keinen<br />
Versicherungsschutz.<br />
Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente<br />
greift auch nicht in jedem Fall. Ist Ihr<br />
Kunde laut privater Unfallversicherung<br />
Invalide, heißt das noch lange nicht, dass<br />
er auch eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente<br />
erhält. Haben Sie dann eine<br />
Seite 46 01/<strong>2017</strong> Seite 47
Sparten<br />
Körperteile, Organe, Sinnesorgane<br />
Gliedertaxe nach den Allgemeinen<br />
Unfallversicherungs-Bedingungen<br />
(AUB2010)<br />
Verbesserte Gliedertaxe<br />
Arm 70 % 80 %<br />
Arm bis oberhalb des Ellenbogens 65 % 80 %<br />
Arm unterhalb des Ellenbogens 60 % 80 %<br />
Arm oberhalb des Handgelenks 80 %<br />
Hand 55 % 75 %<br />
Daumen 20 % 35 %<br />
Zeigefinger 10 % 25 %<br />
anderer Finger 5 % 15 %<br />
für sämtliche Finger einer Hand jedoch<br />
höchstens<br />
Bein über der Mitte des Oberschenkels 70 % 80 %<br />
Bein bis zur Mitte des Oberschenkels 60 % 80 %<br />
Bein bis unterhalb des Knies 50 % 80 %<br />
Bein bis zur Mitte des Unterschenkels 45 % 80 %<br />
Bein oberhalb des Fußgelenks 80 %<br />
Fuß 40 % 70 %<br />
große Zehe 5 % 20 %<br />
andere Zehe 2 % 10 %<br />
ein Auge 50 % 60 %<br />
beide Augen 100 %<br />
75 %<br />
Leistung aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
berücksichtigt, besteht eine<br />
Versorgungslücke.<br />
Fazit<br />
Eine private Unfallversicherung bietet die<br />
finanzielle Absicherung von Unfallfolgen<br />
und ist deshalb besonders wichtig. Sehr<br />
zu empfehlen ist die private Unfallversicherung<br />
für Kinder, Jugendliche und<br />
Arbeitnehmer, da der Schutz der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung zeitlich sehr<br />
eingeschränkt gilt. Außerdem ist die private<br />
Unfallversicherung für Selbstständige,<br />
Freiberufler und Hausfrauen unerlässlich,<br />
da hier keine gesetzliche Unfallversicherung<br />
besteht.<br />
Die private Unfallversicherung hat ein<br />
besonders günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
Um unser Beispiel noch einmal<br />
aufzugreifen, nachfolgend die Jahresbeiträge<br />
inklusive Versicherungssteuer für<br />
unseren 30-jährigen Familienvater und<br />
seine Familie.<br />
(siehe Tabelle rechts)<br />
Ein Kunde kann also eine Summe von<br />
500.000,00 Euro bei Vollinvalidität bereits<br />
für einen Monatsbeitrag zwischen 6,75<br />
Invalidität Grundsumme<br />
100.000 EUR mitverbesserter<br />
Gliedertaxe<br />
Progression GG A GG B<br />
Quelle: unfalltarif24.de<br />
225 % 63,25 EUR 102,35 EUR<br />
350 % 79,35 EUR 128,80 EUR<br />
500 % 87,40 EUR 140,30 EUR<br />
Euro und 12,50 Euro (je nach Gefahrengruppe)<br />
absichern. Im derzeitigen<br />
Niedrigzinsumfeld sind die versicherten<br />
Summen in den meisten Bestandsverträgen<br />
zu niedrig. Um der gesetzlichen Verpflichtung<br />
zur anlassbezogenen Beratung<br />
des Kunden gerecht zu werden, sollten die<br />
Versicherungsmakler bei ihren Kunden die<br />
Bestandsverträge prüfen und entsprechend<br />
anpassen.<br />
Schützen Sie Ihre Kunden vor den finanziellen<br />
Folgen eines Unfalles und schließen<br />
Sie die vorhandenen Versorgungslücken<br />
mit einer privaten Unfallversicherung.<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
R. André Klotz<br />
R. André Klotz<br />
Geschäftsführer<br />
VFV GmbH - Der Sachpool<br />
Milz 10 %<br />
Milz bei Kindern vor Vollendung des 14.<br />
Lebensjahres<br />
20 %<br />
eine Niere 25 %<br />
beide Nieren 100 %<br />
www.unfalltarif24.de<br />
falls die andere Niere bereits vor dem<br />
Unfall verloren war<br />
Gehör auf einem Ohr 30 % 45 %<br />
100 %<br />
Gehör auf beiden Ohren 100 %<br />
Stimme 100 %<br />
Geruchssinn 10 % 20 %<br />
OHNE Gesundheitsfragen<br />
Unfallrente mit mit Rentengarantie<br />
Keine Vorversicherer-/ Vorschadenanfrage<br />
Verdoppelung der der Unfallrente<br />
Beitragsbefreiung bei bei Arbeitslosigkeit<br />
FDL-Tarif möglich<br />
Geschmackssinn 5 % 20 %<br />
Quelle: unfalltarif24.de<br />
UNFALL IST IST ZUFALL, ABSICHERUNG NICHT!<br />
Seite 48 01/<strong>2017</strong> Seite 49
Sparten<br />
Vorsicht Beitragsfalle<br />
So schützen Sie Ihre Kunden<br />
vor steigenden BU-Prämien<br />
Noch nie waren die BU-Bedingungen so gut wie heute. Mittlerweile findet der Wettbewerb oft über den<br />
Preis statt. Aber wie stabil sind die Prämien tatsächlich? Michael Franke erläutert, welche Faktoren die<br />
Beitragsstabilität gefährden können.<br />
Michael Franke ist geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Unternehmen<br />
„Franke und Bornberg GmbH“ und<br />
„Franke und Bornberg Research<br />
GmbH“.<br />
Er ist Pionier des Versicherungs-Produktratings.<br />
Seit 1987 analysiert<br />
er Versicherungsbedingungen und<br />
veröffentlichte 1995 das erste qualitative<br />
Rating von Versicherungsprodukten<br />
im deutschen Markt. 2002<br />
Launch einer Onlineplattform für<br />
Riesterverträge. 2004 erstmalige<br />
Entwicklung eines VVG-konformen<br />
technischen Beratungsprozesses<br />
mit ersten Robo-Elementen. 2013<br />
Gründung von vers.diagnose, der<br />
ersten elektronischen Risikoprüfungsplattform<br />
für biometrische<br />
Versicherungsprodukte.<br />
Egal ob Politiker, Vermittler oder Verbraucherschützer<br />
– in diesem Punkt sind<br />
sich alle einig: Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
(BU) zählt zu den<br />
wichtigsten Verträgen überhaupt. Doch<br />
im Neugeschäft hinterlässt diese Erkenntnis<br />
aktuell wenig Spuren. 2015 kamen<br />
nur 415.168 Stück und damit 7,6 Prozent<br />
weniger Verträge in die Bücher als im<br />
Jahr zuvor. Rechnerisch hat 2015 nicht<br />
mal einer von hundert Erwerbstätigen<br />
in Deutschland einen BU-Vertrag abgeschlossen.<br />
Dabei war die BU-Versicherung noch nie<br />
so leistungsfähig wie heute. Als Franke<br />
und Bornberg vor mehr als 20 Jahren die<br />
Abweichung von der Durchschnittsprämie (Brutto)<br />
Musterfall: Bankkaufmann<br />
120,00%<br />
100,00%<br />
80,00%<br />
60,00%<br />
40,00%<br />
20,00%<br />
0,00%<br />
-20,00%<br />
-40,00%<br />
-60,00%<br />
Abweichung von der Durchschnittsprämie (Brutto)<br />
Musterfall: Bankkaufmann<br />
Durchschnittsprämie: 107,99 €<br />
Versicherer<br />
© 2016 Franke und Bornberg GmbH – Studie: Stabilität der Berufsunfähigkeitsversicherer – Alle Angaben ohne Gewähr<br />
© 2016 Franke und Bornberg GmbH – Studie: Stabilität der Berufsunfähigkeitsversicherer – Alle Angaben ohne Gewähr<br />
© 2016 Franke und Bornberg GmbH<br />
Abweichung von der Durchschnittsprämie (Netto)<br />
Musterfall: Bankkaufmann<br />
140,00%<br />
120,00%<br />
100,00%<br />
80,00%<br />
60,00%<br />
40,00%<br />
20,00%<br />
0,00%<br />
-20,00%<br />
-40,00%<br />
Abweichung von der Durchschnittsprämie (Netto)<br />
Musterfall: Bankkaufmann<br />
Durchschnittsprämie: 75,19 €<br />
Versicherer<br />
ersten BU-Ratings erstellten, gab es gerade<br />
einmal zwei Berufsgruppen und keine<br />
Tarifstandards im Markt. Das hohe Bedingungsniveau<br />
von heute ist das Ergebnis<br />
vieler kritischer Analysen und der daraus<br />
entstandenen Transparenz. Mittlerweile<br />
gilt der Verzicht auf abstrakte Verweisung<br />
ebenso als Bedingungsstandard wie weltweiter<br />
Versicherungsschutz. Einige frühere<br />
Ratingstandards wie die Definition des versicherten<br />
Berufes sind heute sogar Gesetzesbestandteil.<br />
Auch heute gibt es noch<br />
sinnvolle Neuerungen, etwa Leistungen bei<br />
Arbeitsunfähigkeit oder Pflegebausteine.<br />
Insgesamt aber beobachten wir, dass sich<br />
der Wettbewerb verlagert hat – weg von<br />
den Bedingungen hin zum Preis.<br />
© 2016 Franke und Bornberg GmbH<br />
1<br />
2<br />
Risikofaktor 1:<br />
Unrealistisches Beitragsniveau<br />
Diese Entwicklung birgt erhebliche Gefahren.<br />
Leistungsstarke Bedingungen zum<br />
niedrigen Preis können in Kombination<br />
mit erodierenden Zinsen eine explosive<br />
Mischung hervorbringen. Dabei könnte<br />
alles so einfach sein: Die kalkulierte Prämie<br />
– also die Bruttoprämie – sollte nahe<br />
am erwarteten Risiko liegen. Langjährige<br />
Erfahrungswerte insbesondere der Rückversicherer<br />
erlauben es, BU-Neugeschäft und<br />
Bestand auf der Grundlage einer soliden<br />
Risikoprüfung sehr genau einzuschätzen.<br />
Dies gilt insbesondere dann, wenn Kollektive<br />
und damit die Berufsgruppenstruktur<br />
nicht zu kleinteilig gewählt werden. Häufig<br />
ist aber genau das Gegenteil der Fall:<br />
Auch Versicherer mit kleinen Beständen<br />
und relativ geringer Durchschlagskraft<br />
im Markt versuchen, ihre Wettbewerbsposition<br />
durch stärkere Differenzierung<br />
der Berufsgruppen zu verbessern.<br />
Franke und Bornberg hat die Beitragskalkulation<br />
von 57 BU-Versicherern untersucht<br />
– mit bemerkenswerten Ergebnissen. Denn<br />
die Bandbreite ist enorm, beim Brutto- wie<br />
auch beim Nettobeitrag (Zahlbeitrag). Als<br />
Benchmark haben wir für sechs Musterfälle<br />
das jeweilige Beitragsmittel der 20<br />
bedeutendsten BU-Versicherer zugrunde<br />
gelegt. Davon weichen die Beiträge um bis<br />
zu 50 Prozent (brutto) beziehungsweise<br />
30 Prozent (netto) ab, in Ausnahmefällen<br />
sogar noch darüber hinaus. Besonders<br />
ausgeprägt sind die Unterschiede in den<br />
vermeintlich „guten“ Berufsgruppen, wie<br />
das Berechnungsbeispiel für einen Bankkaufmann<br />
zeigt – offenbar eine Folge des<br />
scharfen Wettbewerbs.<br />
(siehe Tabellen)<br />
Ist bei einem Tarif der Abstand („Spread“)<br />
zwischen Brutto- und Nettoprämie aufgrund<br />
sehr optimistischer Annahmen zum<br />
Risikoverlauf besonders groß, wächst die<br />
Gefahr, dass später die Überschüsse sinken<br />
und der Zahlbeitrag steigt. Praktiker kennen<br />
das Prinzip, wenn auch mit anderen<br />
Kalkulationsgrundlagen, aus der privaten<br />
Krankenversicherung. Dort haben einige<br />
Versicherer mit Kampfprämien neue Kunden<br />
gewinnen können, jedoch den Beitrag<br />
schon nach wenigen Jahren „angepasst“,<br />
sprich drastisch erhöht. Hat sich der<br />
Gesundheitszustand des Versicherten<br />
seit dem Abschluss verschlechtert (und<br />
Seite 50 01/<strong>2017</strong><br />
Seite 51
Sparten<br />
die Wahrscheinlichkeit ist groß), gehen<br />
seine Chancen auf günstigen Versicherungsschutz<br />
bei einer anderen Gesellschaft<br />
gegen Null, und er steckt in der Falle.<br />
Risikofaktor 2:<br />
Falsche Risikoeinschätzung<br />
Die Bewertung der beruflichen Risiken<br />
hat – neben der Gesundheitsprüfung –<br />
entscheidenden Einfluss auf die Prämienkalkulation.<br />
Häufig verwenden Versicherer<br />
dafür ein Scoring-Modell, das sich am<br />
Anteil der kaufmännischen bzw. körperlichen<br />
Tätigkeit sowie der Reisetätigkeit<br />
des Antragstellers orientiert. Nicht selten<br />
treten Sprungstellen zutage, also Anteilsgrenzen,<br />
deren Überschreiten zu überproportionalen<br />
Steigerungen des Beitrages<br />
führt. Das verleitet Kunden und manchmal<br />
auch Vermittler dazu, die Prozentsätze für<br />
körperliche und Reisetätigkeit eher abzurunden<br />
und kaufmännische Tätigkeiten<br />
überproportional zu gewichten. Trotzdem<br />
haben Versicherer kaum realistische Chancen,<br />
falsche Angaben zu sanktionieren.<br />
Auch in diesen Beständen schlummert<br />
also die Gefahr, dass die Prämien nicht<br />
auskömmlich sind.<br />
Risikofaktor 3:<br />
Negativselektion<br />
Unkalkulierbare Risiken gehen Gesellschaften<br />
ein, die mit großzügigen Nachversicherungsgarantien<br />
werben und Beitragsdynamik<br />
über ein vernünftiges Maß hinaus<br />
zulassen. Nach unseren Beobachtungen<br />
versichern immerhin sieben von 57 Versicherern<br />
stolze zehn Prozent Dynamik<br />
ohne zusätzliche Gesundheitsprüfung.<br />
Die Gefahr einer Negativselektion ist<br />
offensichtlich. Insbesondere Kunden,<br />
die wegen ihres (schlechten) Gesundheitszustandes<br />
am Markt keine Chance<br />
auf weiteren Versicherungsschutz haben,<br />
werden hier beherzt zugreifen und die<br />
maximale Dynamik ausschöpfen.<br />
Makler geraten an dieser Stelle oft in einen<br />
Gewissenskonflikt. Auf der einen Seite<br />
wollen sie ihrem Kunden den bestmöglichen<br />
Versicherungsschutz bieten. Andererseits<br />
ist ihnen klar: Sie handeln gegen<br />
die Interessen des Versichertenkollektivs,<br />
wenn sie ihm schlechte Risiken zuführen.<br />
Auf lange Sicht kann das nicht gutgehen.<br />
(siehe Tabelle)<br />
Risikofaktor 4:<br />
Finanzielle Schwäche<br />
Das Lebensversicherungsreformgesetz,<br />
kurz LVRG, erlaubt Versicherern, Verluste<br />
einer Gewinnquelle mit Erträgen aus<br />
anderen Quellen auszugleichen. Sind die<br />
Kapitalerträge niedriger als die Verpflichtungen<br />
aus Garantieversprechen und Zinszusatzreserve,<br />
steigt der Handlungsdruck.<br />
Gesellschaften, die in dieser Situation von<br />
der Querverrechnung Gebrauch machen<br />
und Überschüsse aus der BU als Ausgleich<br />
für fehlende Kapitalerträge heranziehen,<br />
provozieren eine Negativspirale: Junge und<br />
gesunde Kunden kündigen wegen der Beitragserhöhung,<br />
die niedrigere BU-Überschüsse<br />
mit sich bringen, und wechseln<br />
zu anderen Versicherern. Im Versichertenkollektiv<br />
bleiben überwiegend Ältere<br />
und Kunden mit bereits verschlechtertem<br />
Gesundheitszustand. Während die Schäden<br />
steigen, sinken die Überschüsse oder<br />
werden sogar zu Verlusten. Der Versicherer<br />
gerät in einen Sog aus Unterdeckung<br />
bei Garantieversprechen und negativen<br />
Schadenquoten im BU-Geschäft.<br />
Status quo und Ausblick<br />
Dynamik<br />
Höchstmögliche Dynamiksätze<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Höchstmögliche Dynamiksätze<br />
Versicherer<br />
© 2016 Franke und Bornberg GmbH – Studie: Stabilität der Berufsunfähigkeitsversicherer – Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Franke und Bornberg wollte es genau<br />
wissen: Gibt es bereits Versicherer, die ihre<br />
BU-Überschussdeklaration in den Jahren<br />
2005 bis 2015 nennenswert reduziert<br />
haben? Von insgesamt 57 untersuchten<br />
Gesellschaften ist das tatsächlich bei 13<br />
der Fall. Von diesen haben elf den Verrechnungsgewinnanteil<br />
und weitere zwei<br />
die Bonusrente in zumindest einer Tarifgeneration<br />
gesenkt. Manchmal waren nur<br />
einzelne Eintrittsalter oder Berufsgruppen<br />
betroffen. Noch sind Beitragssteigerungen<br />
in der BU-Versicherung also eine Randerscheinung.<br />
Sobald aber ein Tarif für das<br />
Neugeschäft geschlossen wird, wächst die<br />
Gefahr, dass Überschüsse zurückgenommen<br />
werden.<br />
Müsste ein Versicherer die deklarierten<br />
Überschüsse auf breiter Front senken, wäre<br />
die weitere Entwicklung vorhersagbar. Sie<br />
führte mittel- und langfristig zu einer<br />
Entmischung des Versichertenkollektivs<br />
und damit zur weiteren Beschleunigung<br />
der Talfahrt. Die private Krankenversicherung<br />
zeigt uns bereits, wie Vermittler und<br />
Kunden in dieser Situation reagieren: mit<br />
gezielter Umdeckung gesunder Kunden.<br />
Im Gegenzug hätten gesundheitlich angeschlagene<br />
Versicherte kaum Chancen, bei<br />
einem anderen Unternehmen bezahlbaren<br />
Versicherungsschutz zu erhalten.<br />
Vor dieser Entwicklung schützt sich, wer<br />
auf einen vorsichtig kalkulierenden und<br />
finanzstarken Anbieter setzt. Erste Wahl<br />
für Vermittler und Kunden sind deshalb<br />
BU-Versicherer, die durch auskömmliche<br />
Kalkulation, realistische Risikoprüfung<br />
und eine starke Finanzausstattung langfristig<br />
sicherstellen, dass Überschüsse<br />
und damit der Zahlbeitrag konstant<br />
bleiben.<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Michael Franke<br />
© 2016 Franke und Bornberg GmbH<br />
3<br />
Wie Sie die Hauptschlagader in<br />
Unternehmen im Fluss halten<br />
Der Liquiditätsfluss in Unternehmen ist so wichtig, wie die Blutzirkulation bei uns Menschen.<br />
Kommt diese ins Stocken – Exodus!<br />
Das hört sich sehr martialisch an, ist<br />
jedoch die Realität. Daher möchte ich<br />
Ihnen heute ein Produkt näher bringen,<br />
welches genau das verhindert.<br />
Es geht um ein Produkt, welches den<br />
Unternehmer beziehungsweise die kaufmännische<br />
Leitung besser schlafen, einfach<br />
ruhiger arbeiten und agieren lässt. Es ist<br />
ein Produkt, was schon sehr lange auf<br />
dem Markt ist, jedoch von Unternehmen<br />
und Unternehmern fahrlässig außer Acht<br />
gelassen wird. Nach dem Motto: „Wir kennen<br />
unsere Kunden“ oder „Das fangen<br />
wir schon ab“.<br />
Niemand gibt Ihnen die<br />
Garantie, dass Ihr Kunde<br />
ehrlich zu Ihnen ist!<br />
Möglicherweise fangen Unternehmen mal<br />
einen Forderungsausfall ab – jedoch nicht<br />
jedes. Unternehmen können jederzeit in<br />
eine Schieflage geraten und die Folge ist,<br />
dass Mitarbeiter entlassen werden müssen.<br />
Für jeden Betroffenen eine menschliche<br />
Tragödie. Um dies bei Ihren Kunden zu<br />
vermeiden, sollten Firmen den Bereich<br />
Kreditversicherung mit in ihr Portfolio<br />
aufnehmen. Denn: Es geht heutzutage<br />
gar nicht mehr nur um die Absicherung<br />
der laufenden Forderungen!<br />
Insolvenz? Nein, das<br />
passiert mir nicht!<br />
Frage: Was passiert, wenn ein Auftraggeber<br />
Ihres Kunden in die Insolvenz gerät, vorab<br />
mit ihrem Kunden eine Stundung offener<br />
Posten vereinbart hat? Nichts? Das stimmt<br />
so nicht ganz, vielmehr passiert eine ganze<br />
Menge. Der Insolvenzverwalter wird sämtliche<br />
bereits vereinnahmten und verwendeten<br />
Forderungen einfordern beziehungsweise<br />
anfechten können. Sämtliche? JA!<br />
Bis zu zehn Jahre rückwirkend. Der §133<br />
der Insolvenzordnung lässt dies zu. Dieser<br />
Paragraph erlaubt dem Insolvenzverwalter<br />
bereits geleistete Zahlungen der letzten<br />
zehn Jahre anzufechten und diese von<br />
den Lieferanten zurückzufordern, um sie<br />
in die Insolvenzmasse einfließen zu lassen.<br />
Damit soll die Benachteiligung einzelner<br />
Gläubiger verhindert werden.<br />
Zudem erleichtert die aktuelle Rechtsprechung<br />
des Bundesgerichtshof (BGH) die<br />
Insolvenzanfechtung durch den Insolvenzverwalter<br />
erheblich. So muss der Lieferant<br />
nachweisen, dass zum Zeitpunkt<br />
des Zahlungseingangs keine drohende<br />
Zahlungsunfähigkeit seines Abnehmers<br />
vorlag. Anzeichen für einen möglichen<br />
Zahlungsausfall können beispielsweise<br />
Stundungen oder Ratenzahlungen sein.<br />
Über einen Zeitraum von zehn Jahren<br />
sind Umsätze über einen Auftraggeber<br />
in sechs- oder gar siebenstelliger Summe<br />
keine Seltenheit. Für Unternehmen können<br />
derartige Forderungen seitens des<br />
Insolvenzverwalters schnell zu hohen<br />
Verlusten oder im schlimmsten Fall zur<br />
Existenzbedrohung werden. Deshalb:<br />
Sorgen Sie dafür, dass sich Ihr Kunde<br />
diesbezüglich keine Sorgen machen muss.<br />
Neue Produkte sichern<br />
einen Großteil ab!<br />
Denn: Dieses Risiko kann in Verbindung<br />
mit einer Warenkreditversicherung abgesichert<br />
werden. Wenn der Unternehmer<br />
sagt, dass laufende Forderungen nicht<br />
abgesichert werden müssen, weil andere<br />
risikomindernde Maßnahmen bereits<br />
getroffen wurden, können auch nur mögliche<br />
Rückforderungen aus einer Insolvenz<br />
des Kunden abgesichert werden. Generell<br />
ist es ein Risiko, was kein Kunde in den<br />
Büchern haben sollte, da es nicht wirklich<br />
zu beziffern ist! Vielmehr können Sie dafür<br />
sorgen, dass sich der Unternehmer auf das<br />
wichtigste - sein Unternehmen - konzen-<br />
Marco Lotz<br />
Geschäftsführer<br />
MKM KreditManagement GmbH<br />
trieren kann. Mögliche Rückforderungen<br />
kann er beruhigt „wegatmen“, da diese<br />
abgesichert sind.<br />
Netzwerk?!<br />
Das Thema Kreditversicherung ist ein<br />
sehr spezielles. Sie können sich in dieses<br />
einarbeiten oder mit einem Spezialisten<br />
zusammenarbeiten, der sein Geschäft so<br />
gut versteht, wie Sie Ihr Kerngeschäft. So<br />
agieren Sie gemeinsam am Kunden. Der<br />
große Vorteil für Sie: Sie konzentrieren<br />
sich weiterhin auf Ihr Geschäft – ihr Kunde<br />
wird in der „anderen“ Sparte ebenfalls professionell<br />
beraten. Von dieser Kooperation<br />
profitieren alle Seiten. So sieht Netzwerk<br />
heutzutage aus. Öffnen Sie sich für diese<br />
Sparte. Ihr Kunde wird es Ihnen danken<br />
– garantiert!<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Marco Lotz<br />
Seite 52 01/<strong>2017</strong> Seite 53
Ein Kodex für die eigene<br />
Überzeugung<br />
Zukunftsmarkt Gewerbepolicen:<br />
El Dorado mit Hindernissen<br />
Die Gewerbeversicherung zählt zu den Fokusthemen bei Versicherern und auch im freien Vertrieb. In<br />
kaum einer anderen Sparte finden so viele Produktneuheiten den Weg zu den Vermittlern und in die<br />
Kundengespräche. Schwindende Margen und Regulierungen in anderen Sparten machen Gewerbepolicen<br />
inzwischen auch für Makler interessant, die bis dato nicht auf die Beratung gewerblicher Kunden<br />
spezialisiert waren.<br />
Das Thema „Gewerbeversicherung“ rückt<br />
in den Fokus - viel Handlungsbedarf also<br />
für die Maklerbetreuer und Vertriebstrainer<br />
der Gesellschaften. Wie wird der Markt<br />
sich entwickeln? Welche Produkte haben<br />
welche Vorteile und eignen sich für welche<br />
Kunden? Und wie spricht man optimal<br />
auf das Thema an?<br />
Der erste Schritt zum Erfolg besteht in<br />
einer präzisen Kundenanalyse. Gewerbliche<br />
Risiken sind so vielfältig wie das<br />
Wirtschaftsleben selbst. Umso wichtiger<br />
ist es zu wissen, mit welchen Kunden man<br />
spricht und welches Risikoprofil sie auszeichnet.<br />
Ein Handwerksbetrieb etwa sieht<br />
sich ganz anderen Gefahren ausgesetzt als<br />
etwa ein Handelsunternehmen oder ein<br />
Gaststättengewerbe. Hier gilt es, für jeden<br />
Kunden das optimale Deckungskonzept<br />
zu entwickeln.<br />
Hilfe im Labyrinth:<br />
Spezialisierung oder All-Risk<br />
Vermittlern kann es helfen, sich auch im<br />
Vertrieb auf bestimmte Branchen zu spezialisieren.<br />
Viele erfolgreiche Gewerbemakler<br />
haben diesen Schritt längst vollzogen<br />
und beraten entweder im Präsenzvertrieb<br />
oder auch unter Nutzung der neuen digitalen<br />
Möglichkeiten weit über die eigene<br />
Region hinaus.<br />
Unterstützen kann aber auch die Produktauswahl.<br />
Gerade für kleinere und<br />
mittelständische Kunden mit ihren differenzierten<br />
Gefahren sind All-Risk-Tarife<br />
eine gute Option. Denn sie sichern<br />
den Kunden vor allen Schäden ab, die<br />
in den Versicherungsbedingungen nicht<br />
ausdrücklich ausgeschlossen sind. Für Vermittler<br />
ohne Branchenfokus sind sie somit<br />
eine gute Wahl in der Empfehlung. Wir<br />
setzen daher bei unserer Gewerbepolice<br />
auf die Multiline-Variante und alternativ<br />
auf die neue All-Risk-Deckung.<br />
Hohes Potenzial:<br />
Knapp die Hälfte der Betriebe<br />
ist unterversichert<br />
Der Hype um die Gewerbeversicherung<br />
ist schon statistisch leicht erklärbar: Eine<br />
Studie der Gothaer im Marktumfeld der<br />
kleinen und mittelgroßen Unternehmen<br />
(KMU) aus dem vergangenen Jahr etwa<br />
hat ermittelt: Rund 55 Prozent der älteren<br />
Betriebe (gegründet vor 2005) verfügen<br />
über einen geringen oder gar keinen<br />
Versicherungsschutz. Bei den jüngeren<br />
Unternehmen sieht es nicht viel besser aus:<br />
Hier haben gerade 68 Prozent maximal<br />
drei Policen abgeschlossen.<br />
Für Vermittler bedeutet dieses Potenzial<br />
„viele Fliegen mit einer Klappe“, sofern<br />
sie über die entsprechende Qualifikation<br />
verfügen oder diese erwerben. Denn die<br />
gewerbliche Versicherung bietet über das<br />
klassische Produktumfeld hinaus attraktive<br />
Anknüpfungspunkte an weitere<br />
Beratungsfelder wie etwa die betriebliche<br />
Krankenversicherung (bKV), die betriebliche<br />
Altersvorsorge (bAV) oder auch die<br />
persönliche Absicherung und Vorsorge der<br />
Unternehmer und ihrer Familien.<br />
Perspektive für<br />
Tüchtige und Netzwerke<br />
Allerdings ist dieses augenscheinliche El<br />
Dorado mit einigem Aufwand zu erobern.<br />
Die Themen sind vielfältig und die Anforderung<br />
an die Fachkenntnis des zu beratenden<br />
Unternehmens nicht nur aus Haftungsgründen<br />
hoch. Hier sind nicht allein<br />
Fleiß und Kreativität des Vermittlers ein<br />
entscheidendes Erfolgskriterium, sondern<br />
auch seine Vernetzungsqualität: Wem es<br />
gelingt, sich mit spezialisierten Kollegen<br />
gut zu arrangieren, wird seinen Kunden<br />
eine erheblich bessere Beratung bieten<br />
können als der „Einzelkämpfer“ - frei nach<br />
dem traditionellen Motto des Kollektivs:<br />
„Gemeinsam sind wir stärker“.<br />
Ein Gastbeitrag von<br />
Andreas Topp<br />
Andreas Topp<br />
ist Underwriter bei der<br />
Bayerischen und mitverantwortlich<br />
für die Markteinführung<br />
der neuen<br />
Gewerbepolice.<br />
Seite 54 01/<strong>2017</strong><br />
Mit dem Kodex „Ehrbarer Versicherungsmakler“<br />
und „Ehrbarer Finanzanlagevermittler“<br />
bekennen sich beide<br />
Vermittlergruppen dazu, im Sinne ihrer<br />
Kunden zu handeln und sich an die im<br />
Kodex formulierten Regeln zu halten.<br />
Mit Hilfe der Registernummer zum<br />
§ 34d bzw. § 34f GewO kann jeder<br />
Kunde online auf <strong>Versicherungsbote</strong>.de<br />
prüfen, ob sich sein Makler zum<br />
Kodex bekennt.<br />
Diese Versicherer akzeptieren den<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> Kodex:<br />
ERGO Versicherungsgruppe AG<br />
Stuttgarter Versicherung AG<br />
Wüstenrot & Württembergische AG<br />
Baden-Badener Versicherung AG<br />
Feuersozietät Berlin Brandenburg<br />
Versicherung AG<br />
Alte Leipziger – Hallesche<br />
Konzern<br />
Zurich Versicherung<br />
DEURAG Deutsche Rechtsschutz-Versicherung<br />
AG<br />
Den genauen Wortlaut der<br />
Kodizes kann man unter<br />
http://kodex.vbote.de nach -<br />
lesen und sich online registrieren<br />
oder Sie nutzen<br />
das nachfolgende Bestell -<br />
for mular:<br />
Registrieren und bestellen<br />
Zutreffendes bitte ausfüllen bzw. ankreuzen und senden an:<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> Verlag UG, Reclamstr. 42, 04315 Leipzig,<br />
per E-Mail: info@versicherungsbote.de, via Fax: 0341/39284309<br />
Ich bekenne mich zum<br />
Kodex Ehrbarer Versicherungsmakler<br />
Registernr. 34d<br />
Senden Sie mir ein gedrucktes Exemplar:<br />
ohne Personalisierung für 18,00 Euro*<br />
personalisiert für 70,00 Euro*<br />
Kodex Ehrbarer Finanzanlagevermittler<br />
Registernr. 34f<br />
Senden Sie mir ein gedrucktes Exemplar:<br />
ohne Personalisierung für 18,00 Euro*<br />
personalisiert für 70,00 Euro*<br />
*Für beide Kodizes zusammen zahlen Sie 24,00 Euro, für die personalisierte Variante 100,00 Euro. Alle Preise in Netto.<br />
Firma:<br />
Name, Vorname:<br />
Straße, Nr.:<br />
PLZ, Ort:<br />
E-Mail-Adresse:<br />
Ort, Datum:<br />
Ich akzeptiere die Allgemeinen Geschäftsbedingungen unter www.versicherungsbote.de/agb.html<br />
Unterschrift:
Sparten<br />
Arbeitskraftabsicherung<br />
gelebte Intransparenz<br />
Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist derzeit die beste Einkommenssicherung. Nur sie<br />
bewertet die, bei gesundheitlichen Veränderungen oder Beeinträchtigungen, verbleibenden Restfähigkeiten<br />
in Bezug auf den versicherten Beruf. Vermittlern kommt hierbei die Aufgabe zu, die Transparenz<br />
von Tarifen und Anbietern zu bewerten. Das wird ihnen teils von der Branche selbst erschwert. Ein<br />
Kommentar von Frank Dietrich, Inhaber der Frank Dietrich Fachmakler GmbH.<br />
Frank Dietrich<br />
Inhaber<br />
Frank Dietrich Fachmakler<br />
GmbH<br />
Der Vermittler ist bei der Vermittlung<br />
einer Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
(BU) in der Verantwortung zu entscheiden,<br />
ob ein Leistungsfall im Vertragswerk<br />
nachvollziehbar oder intransparent definiert<br />
ist. Damit werden Vermittler zum<br />
außervertraglichen Regulativ der Anbieter.<br />
Denn so rosig ist die Welt in der BU-Versicherung<br />
nicht. Die Probleme sind so<br />
prekär, dass inzwischen darüber diskutiert<br />
wird, ob durch die Abkopplung der Berufsunfähigkeits-Absicherung<br />
aus der Gesetzlichen<br />
Rentenversicherung der politische<br />
Auftrag zur flächendeckenden Versorgung<br />
der schutzbedürftigen Bevölkerung durch<br />
die private Versicherungswirtschaft noch<br />
sichergestellt ist. Das heißt: Der Gesetzgeber<br />
denkt darüber nach, das Thema<br />
BU-Schutz wieder in die eigenen Hände<br />
zu nehmen.<br />
Denn die Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
suggeriert Versicherungsschutz, der einer<br />
näheren Betrachtung nur zum Teil standhält.<br />
Beklagt werden im Wesentlichen:<br />
• Das VVG, welches bereits intransparente<br />
Begrifflichkeiten als Grundlage<br />
solcher Verträge vorgibt<br />
• Intransparente Bestimmungen / auslegbar<br />
und ungenau<br />
• Die Recherche der Gesundheitsdaten<br />
• Zu hohe Beiträge / Leistungsausschlüsse<br />
oder Risikozuschläge<br />
• Intransparente Entscheidungsfindung<br />
(situationsabhängig, abhängig von<br />
der Wirtschaftslage des Anbieters, als<br />
auch der Stimmung des Bearbeiters)<br />
• Anwaltliche Rhetorik und das Verschleppen<br />
von Entscheidungen - Taktik<br />
des Aushungerns<br />
• Rating-Unternehmen und Gütesiegel<br />
Die Kernprobleme beginnen bereits im oft<br />
unklaren Bedingungswerk der Anbieter.<br />
Darin befinden sich teils schwer verifizierbare<br />
Produktmerkmale mit einer<br />
Fülle von unbestimmten Begriffen und<br />
unverbindlichen Formulierungen. Hinzu<br />
kommen nicht spezifizierte Mitwirkungsund<br />
schwer erfüllbare Nachweispflichten<br />
für Versicherte.<br />
Wenn schon die<br />
Grundlagen unklar sind!<br />
So entsteht bereits bei der Erklärung der<br />
Ereignisse, die zur Berufsunfähigkeit führen,<br />
die ersten schwammigen Formulierungen.<br />
Um dies an einem Beispiel zu<br />
verdeutlichen:<br />
§ 172 Leistung des Versicherers (Auszug)<br />
(1) ...<br />
(2) Berufsunfähig ist, wer seinen zuletzt<br />
ausgeübten Beruf, so wie er ohne gesundheitliche<br />
Beeinträchtigung ausgestaltet war,<br />
infolge Krankheit, Körperverletzung oder<br />
mehr als altersentsprechendem Kräfteverfall,<br />
ganz oder teilweise voraussichtlich auf<br />
Dauer nicht mehr ausüben kann.<br />
(3) ... (Ende)<br />
Der Begriff der Krankheit definiert sich<br />
durch das Vorliegen eines Zustands, der von<br />
der Norm abweicht, bei dem das Wohlbefinden<br />
gestört ist und der eine Behandlungsbedürftigkeit<br />
begründet. Man sollte davon<br />
ausgehen, dass eine solche Definition klar<br />
und nachvollziehbar ist. Dennoch diskutieren<br />
die Anbieter der privaten Krankenversicherung<br />
und BU-Versicherung, wann<br />
Krankheit in Bezug auf die Ergebnisse eines<br />
prädiktiven Gentests vorliegt und damit<br />
angabepflichtig wird. Weit über 100 unklare<br />
Bestimmungen, die gedeutet und diskutiert<br />
werden können, finden sich in den Bedingungswerken<br />
der Versicherung. Da wären<br />
beispielsweise Begriffe wie „zumutbar“<br />
oder „wirtschaftlich zweckmäßig“, die sehr<br />
dehnbar und keinesfalls verbindlich sind.<br />
Weitere Begrifflichkeiten (Auszug)<br />
(siehe Tabelle rechts)<br />
Die Recherche der Gesundheitsdaten:<br />
Prinzipiell haftet der Antragsteller für die<br />
wahrheitsgemäße und vollständige Angabe<br />
seiner Gesundheitsdaten im Antrag. Das<br />
begründet die Einsicht in die gelisteten<br />
Behandlungsdaten. Doch genau hier kommen<br />
wir zum nächsten großen Problem,<br />
das Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse<br />
(TK), im vergangenen Jahr publik<br />
machte. So manipulierten Ärzte Hand in<br />
Hand mit den Gesetzlichen Krankenkassen<br />
die Abrechnung von Leistungen. So<br />
würden Prämien an Ärzte gezahlt, wenn<br />
sie Patienten auf dem Papier kränker<br />
machen als diese tatsächlich sind.<br />
Das Ergebnis sind Fehlangaben oder<br />
Falschangaben von anzeigepflichtigen<br />
Krankheitsbildern.<br />
In über 80 Prozent der angeforderten<br />
Unterlagen finden sich Diagnosen, die<br />
keine Grundlage haben. Subjektives Empfinden<br />
wird zur gesicherten Diagnose.<br />
Übermüdung zur Depression.<br />
Beiträge/Leistungsausschlüsse/Risikozuschläge<br />
Das Risiko, sein Einkommen zu verlieren,<br />
ist nicht nur für den Versicherten eine<br />
Bedrohung. Bedenkt man die drohende<br />
Summe der Zahlungen, gilt dies auch<br />
für den Versicherer. Eine vollständige<br />
Risikobewertung ist damit unabdingbar.<br />
Bewertet wird der Gesundheitszustand,<br />
Risiken in Beruf und Freizeit. Risikoerhöhenden<br />
Umständen auszuweichen ist<br />
daher nur möglich, wenn ein Abschluss<br />
in jungen Jahren gewählt wird.<br />
75 % Leistungsregulierung<br />
werden am Markt<br />
kommuniziert<br />
Seitens der Rating-Unternehmen, Siegelverkäufer<br />
und des Gesamtverbands<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(GDV) werden regelmäßig positive Nachrichten<br />
veröffentlicht. So werden aktuell<br />
am Markt 75 Prozent Leistungsregulierung<br />
kommuniziert. Auf Nachfrage beim GDV<br />
wurde uns dazu mitgeteilt, dass man die<br />
Zumutbar<br />
Höchstrichterliche<br />
Rechtsprechung<br />
Beruf/Tätigkeit<br />
Lebensstellung<br />
wirtschaftlich<br />
zweckmäßig<br />
Restfähigkeiten<br />
Arztanordnungsklausel<br />
Versicherer direkt am Telefon befragt habe.<br />
Welche Antwort würden Sie als Versicherer<br />
geben, wenn man sie fragt, ob sie gut<br />
regulieren?<br />
Dennoch glauben viele Vermittler auf<br />
Basis dieser Angabe, dass die Wahl des<br />
Anbieters sekundär sei. Die Bestimmungen<br />
selbst haben sie meist nie gelesen.<br />
Sie verwechseln die Beratung mit der<br />
Nutzung einer Vergleichssoftware, deren<br />
Vorgaben sie nicht kennen. Das wäre so,<br />
als würde die Hebebühne in einer Autowerkstatt<br />
den Wagen reparieren, nicht<br />
aber der Monteur.<br />
Leistungsprüfung<br />
Die Grundlagen der Leistungsregulierung<br />
folgen in ihrer Intransparenz den<br />
Begrifflichkeiten der Vertragswerke. Ein<br />
Vorstand betonte mir gegenüber, dass<br />
Medizin nicht wie Mathematik sei und<br />
lehnte sich ganz in Ruhe zurück. Zum<br />
Hintergrund: Es war dem Vorstand und<br />
seinen Anwälten möglich, die den Versicherten<br />
behandelnden und begutachtenden<br />
Ärzte tatsächlich fünf Jahre lang nicht<br />
vor Gericht erscheinen zu lassen. Dafür<br />
bot er einen Vergleich! Wird ein solcher<br />
Vergleich nun als Leistungsregulierung<br />
gewertet und lässt den Anbieter besser<br />
aussehen als er wirklich ist?<br />
Oft wird mit BU-Kompetenz und Servicefreundlichkeit<br />
in der Leistungsregulierung<br />
geworben. Was ist eine BU-Kompetenz<br />
und für oder gegen wen wird sie angewendet?<br />
Bemisst sich die Service-Freundlichkeit<br />
an der Zeit, in der der Telefonhörer<br />
abgenommen wird?<br />
Gesundheitliche<br />
Beeinträchtigung<br />
ohne erheblichen<br />
Kapitalaufwand<br />
Zugewinn<br />
neuer Eigenschaften<br />
Umorganisationsklausel<br />
Meldepflichten<br />
Seit Jahrzehnten bewerten die Ratingunternehmen<br />
wie Franke & Bornberg und<br />
auch Morgen und Morgen die Anbieter<br />
und verkaufen Gütesiegel. Wie und<br />
mit welchen Methoden und welcher<br />
Detailtreue die Daten erhoben wurden,<br />
ist unbekannt. Zudem wird die Gilde der<br />
Rating-Unternehmen und Siegelverkäufer<br />
im Ernstfall nie für eine falsche Bewertung<br />
haften. Diesen Punkt sollten sich Vermittler<br />
dringend vor Augen führen.<br />
Qualitätsoffensive<br />
für mehr Transparenz<br />
Licht ins Dunkle soll eine Qualitäts- und<br />
Transparenzinitiative zur Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
der PremiumCircle<br />
Deutschland GmbH bringen. Diese hat<br />
alle Versicherer mit einem komplexen<br />
Erhebungsbogen zum tatsächlichen Leistungsverhalten<br />
befragt. Dazu gehören<br />
unter anderem auch alle juristischen Eskalationsstufen.<br />
Mit der Veröffentlichung<br />
der Daten und der daraus abzuleitenden<br />
tatsächlichen Leistungsregulierung soll<br />
ein Umdenken in der Branche einsetzen.<br />
Die Ergebnisse werden am 28.03.<strong>2017</strong><br />
im Rahmen des Recht-Symposiums-BU<br />
veröffentlicht. Dann sollen alle ausgewerteten<br />
Ergebnisse – unter namentlicher<br />
Nennung der beteiligten Versicherer und<br />
derer, die keine Transparenz leisten wollen<br />
– auf den Tisch kommen. Referenten<br />
der Veranstaltung sind unter anderem<br />
der Vorsitzende Richter des Landgerichts<br />
Berlin (Versicherungskammer), Dr. Sven<br />
Marlow, sowie Richter Herrn Udo Spuhl.<br />
EIn Gastbeitrag von<br />
Frank Dietrich<br />
Seite 56 01/<strong>2017</strong> Seite 57
Sparten<br />
Bonität<br />
Bonitätsindex<br />
100 150 200 250 350 400 450 500 600<br />
312<br />
PD<br />
(Ausfall-wahrscheinlichkeit)<br />
bester Wert<br />
4,21 %<br />
0,0 % 0,15 % 0,47 % 0,90 % 6,54 % 15,14 % 22,33 % 86,67 % 94,21 %<br />
schlechtester Wert<br />
Ein Bonitätsindex von 312 beudetet „schwache Bonität“.<br />
PD = Probability of Default (Ausfallwahrscheinlichkeit). Die PD gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Kreditnehmer innerhalb eines Jahres ausfällt<br />
(üblichweise aufgrund eines formellen Insolvenzverfahrens).<br />
Die Ausfallwahrscheinlichkeit nach Basel II - Kriterien bezieht sich auf 12 Monate und beträgt für diese Bonität 4,21 %.<br />
Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 2,24 %.<br />
Bürgschaften machen<br />
Wie mit dem Geld der Anderen, der Versicherungsmakler<br />
und sein Kunde glücklich werden.<br />
Ein Profi bei der Arbeit. Vor gut 20 Jahren fuhr der Autor dieser Zeilen zusammen mit einem älteren<br />
Herrn auf der Autobahn 8 von Karlsruhe nach Stuttgart. Ein Gespräch mit dem Mann wollte nicht recht<br />
gelingen. Der brummte nur vor sich hin, zählte immer nur Namen und Zahlen auf: „Die Meier-Müller KG,<br />
die haben 150“. Pause. „Schulz & Söhne AG, die haben 250 – wird knapp“. Auf die Frage, was den Mann<br />
bewegt, antwortete er: „Ich mag Autobahn fahren. Dann lese ich auf den LKW-Planen die Firmennamen.<br />
Schau’n sie dort, die Schröder AG, die haben 450, hoffnungslos“.<br />
Was für Zahlen der Mann vorgebetet hat?<br />
Jeden einzelnen Bonitätsindex der Unternehmen,<br />
deren Logo er von den LKW-Planen<br />
abgelesen hatte. Der Mann, nennen wir<br />
ihn Wolfgang Kramer, war damals Ende<br />
60 und Generalagent eines Versicherers.<br />
Kramer hatte sein Arbeitsleben lang fast<br />
nichts Anderes getan als mit dem Verkauf<br />
von Bürgschaften an Unternehmen<br />
wohlhabend und glücklich zu werden.<br />
Der Mann hatte, weil seit Jahrzehnten<br />
trainiert, die Bonitätswerte von fast jedem<br />
Unternehmen im Kopf! Wahnsinn.<br />
Makler können Banken<br />
Konkurrenz machen<br />
Profi Kramers Produkt waren Kautionsversicherungen.<br />
Die sind praktisch das<br />
Gegenstück der Versicherer zur Bürgschaft<br />
der Banken. Und damit ist das Wichtigste<br />
zu Bürgschaften im Zusammenhang mit<br />
Versicherungsmaklern schon so gut wie<br />
erklärt: Makler können Banken Konkurrenz<br />
machen. Und darüber hinaus ihre<br />
Kunden besser versorgen als die Banken<br />
es tun. Hier wird es erklärt. Zunächst zum<br />
Markt. Viele Unternehmen brauchen Bürgschaften,<br />
um den eigenen Bargeldbestand<br />
zu schonen.<br />
Der Vermieter verlangt eine geldwerte<br />
Mietgarantie. Bauunternehmen bekommen<br />
ihre Rechnung nie in voller Höhe<br />
bezahlt, weil der Hauskäufer einen Teil<br />
der Rechnung noch fünf Jahre einbehalten<br />
darf (damit seine Garantie gewährleistet<br />
ist, wenn das Bauunternehmen<br />
statt Qualität Pfusch am Bau abgeliefert<br />
hat). Tankstellenpächter müssen Kautionen<br />
stellen, damit es sich für sie nicht<br />
lohnt, in die Kasse zu greifen und mit<br />
50.000 Euro Umsatz das Weite zu suchen.<br />
Wie kreditwürdig ein Unternehmen ist, das<br />
bewertet zum Beispiel das Unternehmen<br />
Creditreform – und ist nichts anderes<br />
als eine Schufa (auch) für Unternehmen.<br />
Auf einer Skala von 100 bis 600 bewertet<br />
Creditreform die Bonität, die Kreditwürdigkeit<br />
eines Unternehmens. Der<br />
Wert 100 ist top, der Wert 600 bedeutet<br />
Ausfall (nicht kreditwürdig). Steigt der<br />
Index über 300, dann ist der Profi gefragt.<br />
Bonitätszauberei?<br />
Handwerk!<br />
Frank Kohrt ist Versicherungsmakler aus<br />
dem fränkischen Forchheim. Bürgschaften<br />
und Kautionen samt der entsprechenden<br />
Spezialpolice sieht Kohrt als „guten Türöffner<br />
bei Gewerbekunden“ und erklärt das<br />
Geschäft am marktgängigen Beispiel des<br />
Tankstellenpächters. Der muss bei Aral<br />
oder Shell oft einen Betrag von 50.000<br />
Euro als Sicherheit hinterlegen. Zu diesem<br />
Zweck muss er bei der Hausbank, welche<br />
bürgen soll, erst einmal Bargeld abliefern:<br />
16.000 Euro. Und zusätzlich verlangt die<br />
Bank für die restlichen 34.000 Euro als<br />
effektiven Betrag von 2.600 Euro Avalgebühr<br />
pro Jahr. Das muss nicht sein.<br />
„Die Versicherungslösung kostet hier nur<br />
knapp 1.900 Euro“, sagt Kohrt. „Außerdem<br />
kriegt der Pächter seine 16.000 Euro<br />
Sicherheit zurück, wenn ich das anfasse“.<br />
Nein, Frank Kohrt kann nach eigenem<br />
Bekunden nicht zaubern. Das scheinbare<br />
Wunder der Geldvermehrung beruht unter<br />
anderem auf der Pflege des Bonitätsindex.<br />
Kohrt: „Die meisten Tankstellenpächter<br />
geben keine Daten an die Creditreform.<br />
Der Index kann aber durch die Weitergabe<br />
bestimmter Daten optimiert werden“.<br />
Kohrt betont: „Bestimmte Daten“.<br />
Selber machen<br />
oder kooperieren<br />
Es gibt also Regeln, wie man als Bürgschaftsprofi<br />
die Bonität seines Kunden<br />
pflegt, seine Kosten senkt und Bargeld von<br />
der Bank zurück ins Haus holt. Makler,<br />
die sich noch nicht im Bereich der Bürgschaften<br />
und Kautionen tummeln, können<br />
sich nun lange in das Thema einarbeiten<br />
– oder bequem mit einem Spezialisten<br />
kooperieren. „Ein guter Bürgschaftsprofi<br />
hat Zugang zu Sonderkonzepten, etwa bei<br />
den Versicherern, hat also neben Wissen<br />
auch den Zugang zum Produkt“, so Kohrt.<br />
Ferner haben Bürgschaftsspezialisten auch<br />
einen direkten Zugang zur Creditreform<br />
und können etwa dem Tankstellenpächter<br />
schnell sagen, wie die Kosten für die<br />
Garantie niedrig gehalten oder bei bestehenden<br />
Kautionen gesenkt werden können.<br />
Verdienen lässt sich mit dem Geschäft auch<br />
Geld. Die Courtagen bewegen sich bei<br />
Kautionsversicherungen bei sechs bis sieben<br />
Prozent. Stornofrei sicher, gern gezahlt<br />
von dankbaren Kunden. Bei diesem Deal<br />
profitieren Kunde, Bürgschaftsspezialist<br />
und Makler.<br />
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www.der-sachpool.de<br />
Markus Rieksmeier<br />
Frank Kohrt<br />
Versicherungsmakler und<br />
Inhaber Wirtschaftsberatung<br />
Forchheim<br />
Seite 58 01/<strong>2017</strong> Foto: © Pixelci / istockphoto.com<br />
Seite 59
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