Demokratiezeitung 2024
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
Demokratie<br />
JUNI <strong>2024</strong><br />
Oberhausener<br />
zeitung 5<br />
Wenn es drauf<br />
ankommt, steht Oberhausen<br />
zusammen:<br />
5.000 für Demokratie<br />
Seite 2<br />
Zahlreiche starke<br />
Projekte in Oberhausen<br />
für Groß und Klein<br />
Seite 8<br />
Informationen, Kultur<br />
und Gespräche. Der<br />
Demokratietag 2023<br />
Seite 12<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser!<br />
»Demokratie ist ein Verb!«,<br />
lesen wir auf dem T-Shirt.<br />
Sprachlich falsch? Nein!<br />
Unbedingt richtig! Demokratie<br />
gibt es nicht im Schlaf,<br />
sondern nur durch aktives<br />
Tun. In diesen drei Worten<br />
steckt eine geniale Feststellung<br />
und gleichzeitig auch<br />
Aufforderung!<br />
Das gerade 75 Jahre alt<br />
gewordene Grundgesetz<br />
spricht in Artikel 20 von der<br />
Staatsgewalt, die durch<br />
Wahlen und Abstimmungen<br />
und durch besondere Organe<br />
vom Volk ausgeübt wird. Die<br />
19 Artikel davor beschreiben<br />
die Grundrechte. Und genau<br />
diese machen eine Demokratie<br />
aus, für deren Erhalt<br />
wir etwas »tun« müssen.<br />
Wir haben<br />
die Wahl<br />
Am 9. Juni entscheiden wir über die<br />
Zusammensetzung des Europaparlaments.<br />
Dabei geben wir die Stimme<br />
den Kandidatinnen und Kandidaten,<br />
denen wir zutrauen, dass sie<br />
unsere Interessen vertreten.<br />
Und vor allem, denen wir vertrauen,<br />
dass sie niemals die Würde jedes<br />
Menschen, ungeachtet der Religion,<br />
der Nationalität, der Kultur,<br />
der Herkunft oder anderer Besonderheiten,<br />
aus dem Blick verlieren.<br />
Dies sollte bei jeder Wahl immer<br />
auch der Leitgedanke für unsere<br />
Stimmabgabe sein.<br />
In dieser 5. Auflage der<br />
<strong>Demokratiezeitung</strong> können<br />
Sie deswegen viel über<br />
aktive Schüler:innen und<br />
Lehrer:innen lesen. Sie finden<br />
so etwas wie ein Statement<br />
über das fordernde<br />
Grundgesetz und viele weitere<br />
interessante Artikel.<br />
Natürlich geht es auch um<br />
die Europawahl am 9. Juni.<br />
Für ein Europa, in dem die<br />
Demokratie und die Grundrechte<br />
an vielen Stellen<br />
mehr als bedroht sind. Wenn<br />
der Spitzenkandidat der<br />
AfD unverhüllt »das Leben<br />
in der Gemeinschaft der<br />
Ähnlichen im angestammten<br />
Territorium« fordert, geben<br />
er und seine identitären<br />
Gesinnungsgenoss:innen<br />
der fürchterlichen völkischnationalen<br />
»Rassentheorie«<br />
des letzten Jahrhunderts<br />
nur einen anderen Namen.<br />
Und folgerichtig fordern<br />
sie bei einem Treffen die<br />
Vertreibung aller »Nicht-<br />
Ähnlichen«!<br />
Dagegen wurden Millionen<br />
Menschen aktiv, sahen die<br />
»Demokratie als Verb«. Die<br />
Europawahl am 9. Juni ist ein<br />
Teil der Fortsetzung, deswegen:<br />
seien Sie aktiv und<br />
gehen Sie bitte wählen!<br />
Die Redaktion<br />
Von Beate Küpper<br />
DIE DISTANZIERTE MITTE<br />
Zustimmung zur Demokratie bleibt<br />
barn, unsere Erzieherin, Pflegekraft,<br />
den Handwerker und die<br />
Ärztin, ja sogar meine Freunde,<br />
meine Partnerin und die Enkelkinder“<br />
wurde vielen bewusst.<br />
Auch etliche ganz Alte waren dabei,<br />
die noch nie in ihrem Leben<br />
auf einer Demonstration waren,<br />
sich jetzt an die sich an die dunkelste<br />
Zeiten erinnerten: »Das<br />
hatten wir schon mal, das wollen<br />
wir auf keinen Fall noch einmal«.<br />
Und es protestierten Menschen,<br />
die selbst oder deren Familien vor<br />
längerer oder kürzerer Zeit eingewandert,<br />
manchmal auch aus Diktaturen<br />
und vor politischer Verfolgung<br />
geflohen sind. Sie betrachten<br />
die Entwicklungen mit besonderer<br />
Sorge, erleben sie doch ganz unmittelbar,<br />
wie die Stimmungslage<br />
zugleich heißer und kälter geworden<br />
ist. Das Ruhrgebiet steht in<br />
Beate Küpper, Professorin für<br />
Gruppen und Konflikt an der<br />
Hochschule Niederrhein und<br />
Mitautorin der Studie „Die distanzierte<br />
Mitte – rechtsextreme und<br />
demokratiegefährdende Einstellungen<br />
in Deutschland 2022/23“ der<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
Mit den ersten Sonnenstrahlen<br />
nach dem langen Winter gingen<br />
Hundertausende auf die Straße,<br />
um die Demokratie zu verteidigen.<br />
Angesichts des Superwahljahres<br />
<strong>2024</strong> machten vielen die<br />
rasant steigenden Zustimmungsund<br />
Prognosewerten für die AfD<br />
zunehmend Angst. »Jetzt reicht’s<br />
aber!« – der O-Ton drückt aus,<br />
was viele generationsübergreifend,<br />
darunter ganze Freundeskreise<br />
und Familien, motiviert<br />
haben mag. „Die meinen ja auch<br />
meinen Kollegen und die Nachbesonderer<br />
Weise dafür, wie aus<br />
vormals Fremden mit der Zeit ein<br />
Wir wird, ist hier doch der ganz<br />
überwiegende Teil der Bevölkerung<br />
hineingewandert – auch die<br />
Schimanskis, Koselleks und Castellas,<br />
die das inzwischen nur oft<br />
vergessen haben.<br />
Vorstellungen fallen durchaus<br />
auf fruchtbaren Boden<br />
»Remigration« war das Stichwort,<br />
das für viele das Fass zum Überlaufen<br />
gebracht hat. Gefallen war es<br />
auf einer geheimen Tagung in einer<br />
Villa an einem See nahe Potsdam,<br />
an der auch etliche Vertreter:innen<br />
der AfD anwesend waren. Hier<br />
hatte Martin Sellner, ein bekannter<br />
Vertreter der Identitären Bewegung,<br />
seine völkische Vorstellung<br />
von Gesellschaft verbreitet. Der<br />
Begriff der Remigration, der eigentlich<br />
in der Migrationsforschung die<br />
freiwillige Rückkehr in Heimatlänger<br />
bezeichnet, wird von der Neuen<br />
Rechten verharmlosend gewählt,<br />
weil das, was sie meinen, nämlich<br />
Selektion, Ausweisung und Deportation<br />
so nazihaft klingt wie es ist.<br />
Die Umdeutung von Begriffen und<br />
die »Selbstverharmlosung«, die<br />
der Thüringische AfD-Vorsitzende<br />
Björn Höcke empfiehlt, sind eine<br />
erklärte Strategie der Neuen Rechten,<br />
die sich gern modern und intellektuell<br />
gibt und daher nicht immer<br />
leicht als die Rechtsextremen<br />
erkannt werden, die sie sind.<br />
Die Vorstellungen der alten und<br />
neuen Rechtsextremen fallen in<br />
Teilen der Bevölkerung durchaus<br />
auf fruchtbaren Boden, auch solchen,<br />
die sich selbst gar nicht als<br />
„rechtsextrem« verstehen; hier<br />
schlummern die alten rassistischen<br />
und antisemitischen Ressentiments,<br />
die sich leicht anwärmen<br />
lassen. Sie haben es erfolgreich<br />
geschafft, dass ihre Botschaften<br />
mal mehr, mal weniger naiv erst<br />
nachgeplappert, unbewusst übernommen,<br />
dann überzeugt geteilt<br />
und zunehmend auch in Wahlverhalten<br />
und sogar Gewalt übersetzt<br />
werden.<br />
Umfragen zeichnen schon seit<br />
einiger Zeit nach, wie sich Teile<br />
der Bevölkerung in Deutschland<br />
zunehmend von der Demokratie<br />
distanzieren. Dies belegt auch die<br />
Reihe der repräsentativen Mitte-<br />
Studien im Auftrag der Friedrich-<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 3
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
OBERHAUSEN STEHT ZUSAMMEN,<br />
wenn es drauf ankommt<br />
Am 24. Januar <strong>2024</strong> hat mich<br />
Oberhausen äußerst positiv<br />
überrascht. Auch wenn der Anlass<br />
ein ernster war und ich ein<br />
mulmiges Gefühl in der Magengrube<br />
hatte, so bin ich mit einem<br />
sehr guten Gefühl nach Hause<br />
gegangen. Denn Oberhausen hat<br />
ein deutliches und unübersehbares<br />
Zeichen gesetzt. Gegen rechts<br />
– gegen die üblen Phantasien von<br />
rechtsnationalen Kräften, an denen<br />
auch einflussreiche Politiker<br />
der AfD teilnehmen.<br />
Wir erinnern uns. Am 10. Januar<br />
<strong>2024</strong> veröffentlicht das Recherchenetzwerk<br />
Correctiv Hintergründe<br />
und Inhalte eines rechten<br />
Geheimtreffens. Dieses hatte im<br />
November vergangenen Jahres in<br />
Potsdam stattgefunden. Und die<br />
Inhalte schocken die Republik.<br />
Da ist von Plänen für eine so genannte<br />
„Remigration“ die Rede.<br />
Millionen Menschen sollen aus<br />
Deutschland verdrängt, vertrieben<br />
und deportiert werden. Dazu wollen<br />
die Rechten einen Masterplan<br />
erstellen.<br />
Was auf die Veröffentlichung folgt,<br />
ist ein Sturm der Entrüstung –<br />
quer durch Deutschland. Ob in<br />
Städten oder kleineren Gemeinden.<br />
Ob im Osten oder Westen.<br />
Überall gehen Menschen gegen<br />
diese Vertreibungsphantasien auf<br />
die Straße. Und die Anzahl der<br />
Teilnehmenden übertrifft bei jeder<br />
dieser Aktionen oder Demonstration<br />
die erwartete Größenordnung<br />
bei weitem.<br />
Der Runde Tisch Oberhausen gegen<br />
Rechts reagiert und ruft zu<br />
einer Kundgebung auf. Das Motto<br />
ist: „Oberhausen steht auf! Gegen<br />
die AfD – Nie wieder ist jetzt“. Das<br />
spricht mir aus der Seele. Am 24.<br />
Januar bin ich gespannt auf das,<br />
was auf dem Friedensplatz passieren<br />
wird. Um 18 Uhr soll es losgehen.<br />
Eine kleine Bühne ist aufgebaut<br />
und ich höre etwas davon,<br />
dass einige hundert Menschen erwartet<br />
werden.<br />
Gegen 18 Uhr hellt sich mein Gesicht<br />
auf. Mir fällt ein Stein vom<br />
Herzen. Es sind nicht einige hundert<br />
Menschen gekommen, es sind<br />
mehr als 5.000 Menschen auf dem<br />
Friedensplatz versammelt. Sie alle<br />
denken offensichtlich das gleiche:<br />
Wir werden es nicht zulassen, dass<br />
noch einmal nach 1933 Menschen<br />
aus unserer Stadt deportiert werden.<br />
Von der Bühne werden kurze,<br />
aber sehr deutliche Reden gehalten.<br />
Auch in unserer Stadt Oberhausen<br />
ist der Wunsch groß, seinen<br />
Unmut und seinen Protest zu äußern.<br />
In meinem Umfeld gibt es<br />
viele, die sich über die Demokratie<br />
in unserem Land Sorgen machen<br />
und auch diejenigen, die es nicht<br />
zulassen wollen, dass ihre Freunde<br />
und Freundinnen aus dem Land<br />
gejagt werden sollen. Denn die<br />
Vertreibungs- und Deportationsanhänger<br />
würden dies, ohne mit<br />
der Wimper zu zucken, tatsächlich<br />
machen.<br />
Da muss doch etwas geschehen,<br />
da muss doch endlich mal die demokratische<br />
Mehrheit aufstehen?!<br />
Oder stehe ich ziemlich alleine<br />
und denke dies nur für mich oder<br />
für mein direktes Umfeld?<br />
Der Oberbürgermeister stellt sich<br />
auf die Bühne und drückt seine Solidarität<br />
aus. Der Superintendent<br />
des Evangelischen Kirchenkreises<br />
Oberhausen ruft uns zu, dass er es<br />
nicht zulassen werde, wenn Menschen<br />
vertrieben werden sollen.<br />
Der Vertreter der Katholischen<br />
Kirche zitiert seinen Bischof mit<br />
den Worten: Für Katholiken ist die<br />
AfD nicht wählbar. Die Vorsitzende<br />
des Integrationsrates berührt<br />
mein Herz. Sie lässt ihren Emotionen<br />
freien Lauf. Sie kündigt<br />
deutlichen Widerstand an. Das ist<br />
sehr beeindruckend – die Menschen<br />
auf dem Platz applaudieren<br />
unüberhörbar. Das Theater liest<br />
die Menschenrechte aus unserem<br />
Grundgesetz vor. Ja, darum geht<br />
es an diesem Tag. Mehr als 5.000<br />
Menschen sind sich einig: Wir werden<br />
gemeinsam das Grundgesetz<br />
verteidigen.<br />
Was bleibt am Ende des Tages:<br />
Ich habe viele entschlossene Menschen<br />
gesehen – die besorgt sind –<br />
die aber nach der Kundgebung mit<br />
einem Lächeln im Gesicht nach<br />
Hause gehen. Denn wir alle haben<br />
gespürt: Oberhausen steht zusammen,<br />
wenn es drauf ankommt.<br />
André Wilger<br />
8. – 15. SEPTEMBER <strong>2024</strong><br />
WOCHE DER<br />
DEMOKRATIE<br />
OBERHAUSEN<br />
Demokratie bedeutet ...<br />
... Partizipation, Chancengleichheit<br />
und Meinungsfreiheit für<br />
alle, die in ihr leben – ohne Unterschied<br />
durch Herkunft, Alter,<br />
Behinderung, Geschlecht.<br />
Andreas Loos, Pfarrer<br />
am Hans-Sachs-Berufskolleg<br />
2
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Ebert-Stiftung, die seit 2006<br />
demokratiegefährdende bis demokratiefeindliche<br />
Einstellungen<br />
in der Bevölkerung erheben. Die<br />
vergangene Mitte-Studie 2022/23,<br />
durchgeführt vor gut einem Jahr,<br />
wurde unter dem Titel »Die distanzierte<br />
Mitte« veröffentlicht.<br />
Wenn die Wut schon mal<br />
in Gewalt umschlägt<br />
Immer mehr Menschen verlieren<br />
nach eigenen Angaben das Vertrauen<br />
nicht nur in die Politik, sondern<br />
auch gleich mit in die ganze Demokratie,<br />
so der zentrale Befund. Nur<br />
noch 57 % der Befragten waren<br />
davon überzeugt: »Die deutsche<br />
Demokratie funktioniert im Großen<br />
und Ganzen ganz gut.«, vier<br />
Jahre zuvor waren es immerhin<br />
noch 65 %. Wer das Vertrauen in<br />
das Funktionieren der Demokratie<br />
verliert, öffnet sich leichter auch für<br />
eine populistische Weltsicht, die<br />
pauschal der Logik der »korrupten<br />
Eliten« gegen das »moralisch reine<br />
Volk« folgt. »Die regierenden<br />
Parteien betrügen das Volk« – diese<br />
Kernerzählung des Populismus<br />
teilten vor gut einem Jahr 30 % der<br />
Befragten der Mitte-Studie, weitere<br />
23 % antworteten mit »teilsteils«.<br />
Zwei Jahre zuvor, im Winter<br />
2020/21 folgten lediglich 15 %<br />
der Befragten dieser Erzählung,<br />
weitere knapp 20 % »teils-teils«.<br />
Der völkischen Ansicht der Neuen<br />
Rechten »Unterschiedliche Völker<br />
sollten sich nicht vermischen«,<br />
wie sie auf dem »Geheimtreffen«<br />
mitschwang, waren fast 10 % der<br />
Befragten, weitere 16 % teils-teils.<br />
Und 13 % billigen inzwischen politische<br />
Gewalt, indem sie beispielsweise<br />
der Aussage zustimmen »Einige<br />
Politiker haben es verdient,<br />
wenn die Wut gegen sie schon<br />
mal in Gewalt umschlägt«. 8,3 %<br />
der Bevölkerung teilt inzwischen<br />
sogar ein geschlossen rechtsextremes<br />
Weltbild, weitere 20 % liegen<br />
mit ihren Einstellungen in einem<br />
Graubereich zwischen klar demokratisch<br />
und rechtsextremen Positionen.<br />
Das sind dreimal mehr als<br />
in den Jahren zuvor.<br />
Eine rechtsextreme Ideologie wird<br />
in der Mitte-Studie über sechs<br />
Teildimensionen, drei politischhistorische<br />
– die Befürwortung<br />
einer Diktatur, Nationaler Chauvinismus<br />
und die Verharmlosung<br />
des Nationalsozialismus – und<br />
drei sozial-völkische – Fremdenfeindlichkeit,<br />
Antisemitismus und<br />
Sozialdarwinismus – abgebildet.<br />
Jede Dimension wird über drei<br />
Aussagen erfasst, jede der Aussagen<br />
widerspricht der liberalen Demokratie,<br />
wie sie sich im Grundgesetz<br />
ausdrückt: »Was Deutschland<br />
jetzt braucht, ist eine einzige starke<br />
Partei, die die Volksgemeinschaft<br />
insgesamt verkörpert« – dieser<br />
Aussagen stimmten vor gut einem<br />
Jahr 24 % der Befragten zu, weitere<br />
19 % »teils-teils«, »Wir sollten<br />
einen Führer haben, der Deutschland<br />
mit starker Hand regiert«<br />
meinten 14 % und weitere 12 %<br />
»teils-teils«, die Einstellung: »Es<br />
gibt wertvolles und unwertes Leben«<br />
vertraten 12 %, ebenso viele<br />
»teils-teils«. Nur wer allen 18 Aussagen<br />
»überwiegend« oder »voll<br />
und ganz zustimmt«, dem wird ein<br />
geschlossen rechtsextremes Weltbild<br />
attestiert, das Maß ist also sehr<br />
streng.<br />
Der Großteil der Wählerschaft<br />
ist Mittelschicht<br />
Befragte, die mit der AfD sympathisieren,<br />
also angeben, der AfD<br />
ihre Stimme geben zu wollen oder<br />
schon einmal mit dem Gedanken<br />
gespielt zu haben, wäre am nächsten<br />
Sonntag Bundestagswahl, neigen<br />
deutlich häufiger zu rechtsextremen<br />
Einstellungen (21 %) bzw.<br />
finden sich mit den eigenen Einstellungen<br />
im Graubereich (47 %).<br />
Die AfD bietet ihren potentiellen<br />
Wähler:innen also ziemlich genau<br />
das, was deren Einstellungen entspricht.<br />
So wichtig die Themen Armut<br />
und soziale Ungleichheit für sich<br />
genommen sind, sie sind keine<br />
ausreichende Begründung für demokratiegefährdende<br />
oder gar demokratiefeindliche<br />
Einstellungen<br />
und die Sympathie für die AfD.<br />
Ja, Menschen in prekären sozialen<br />
Lagen sympathisieren zwar häufiger<br />
mit der AfD, aber der Großteil<br />
der Wählerschaft ist Mittelschicht.<br />
Diejenigen, die mit der AfD sympathisieren,<br />
fallen jedoch durch<br />
ihr ausgeprägtes Gefühl, kollektiv<br />
benachteiligt zu sein, auf. Wer<br />
sich kollektiv benachteiligt fühlt,<br />
tendiert eher zu demokratiegefährdenden<br />
bis hin zu rechtsextremen<br />
Einstellungen und zwar<br />
weitgehend unabhängig vom Einkommen.<br />
Zugleich hängen diese<br />
Personen häufiger neoliberalen Positionen<br />
an. So sind beispielsweise<br />
41 % der AfD-Sympathisant:innen<br />
mindestens teils-teils, eher oder<br />
voll und ganz davon überzeugt:<br />
»Menschen, die wenig nützlich<br />
sind, kann sich keine Gesellschaft<br />
leisten«, 43 % von ihnen meinen<br />
mindestens teils-teils, eher oder<br />
voll und ganz: »Mir steht mehr<br />
zu als anderen«. Unter denen, die<br />
nicht mit der AfD sympathisieren,<br />
sind das 29 respektive 27 %.<br />
Vereinfachung<br />
komplexer Sachverhalte<br />
Gerade bei Jüngeren nimmt die<br />
Befürwortung der Demokratie ab,<br />
ist das Misstrauen groß, das Gefühl<br />
gehört zu werden gering. Sie<br />
lassen sich zunehmend vom lauten<br />
und aggressiven Populismus mitziehen.<br />
Inzwischen neigen mehr<br />
Jüngere als Ältere sogar zu rechtsextremen<br />
Einstellungen. In der<br />
letzten Mitte-Studie teilten 12 Prozent<br />
der 18- bis 34-Jährigen, 8 %<br />
der Mittelalten, aber lediglich 4 %<br />
der ab 65-Jährigen ein geschlossen<br />
rechtsextremes Weltbild. Hierbei<br />
spielen nicht nur, aber auch das<br />
Internet und Social Media eine<br />
Rolle, über die sich gerade einfache,<br />
skandalisierende Botschaften<br />
besonders leicht verbreiten und<br />
auch gezielt rechtsextreme Propaganda<br />
verbreitet wird. Keine Partei<br />
ist so aktiv in Social Media wie die<br />
AfD. Ohnehin ist der Populismus<br />
in Massenmedien, egal ob analog<br />
oder digital, im Vorteil, folgen sie<br />
doch den gleichen Handlungslogiken,<br />
wie die Politikwissenschaftlerin<br />
Paula Diehl anschaulich analysiert:<br />
Vereinfachung komplexer<br />
Sachverhalte, der Fokus auf Personen<br />
statt auf komplizierte Probleme,<br />
das Setzen auf Emotionen<br />
statt auf Verstand, hinzu kommt<br />
ein gut-böse Denken ohne Schattierungen.<br />
Skandale und Tabubrüche<br />
gehören zum Handwerk,<br />
ebenso die Erzählung des von den<br />
Eliten »betrogenen Volks«, beides<br />
schafft Aufmerksamkeit, beides<br />
lenkt ab von vielleicht eigener Verantwortlichkeit.<br />
So verschieben sich die Normalitäten<br />
(wieder) – demokratiegefährdende<br />
bis selbst klar rechtsextreme<br />
Positionen werden inzwischen<br />
von immer mehr Menschen selbstbewusst<br />
geteilt. Dazu tragen im<br />
Übrigen nicht zuletzt auch einige<br />
Politiker:innen und manche Medien<br />
bei, die Begriffe und Forderungen<br />
der äußersten Rechten mal<br />
unbedacht, mal absichtlich übernehmen<br />
und sie somit salonfähig<br />
machen. Dass sie damit der AfD<br />
Wahlstimmen abjagen können, ist<br />
ein furchtbarer Irrtum, der Igel ist<br />
immer schon vor dem Hasen da –<br />
die äußerste Rechte rückt einfach<br />
nur immer weiter nach rechts bzw.<br />
hat dort schon ihre Schergen postiert.<br />
Sie einholen kann und will<br />
hoffentlich kein:e Demokrat:in,<br />
denn dann ist er oder sie keiner<br />
mehr.<br />
Viele wollen<br />
nicht tatenlos zusehen<br />
Die Demonstrationen für die Demokratie<br />
machen deutlich: Viele<br />
wollen nicht tatenlos zusehen, wie<br />
uns die Demokratie zwischen den<br />
Fingern zerbröselt, einige mutwillig<br />
auf ihr herumtrampeln und<br />
Akteure von ganz Rechtsaußen<br />
gezielt daran arbeiten, sie von innen<br />
auszuhöhlen, um sie letztlich<br />
zu zerstören. Die Unterstützer der<br />
Demokratie sind gerade vielerorts<br />
dabei, den Schwung der Demonstrationen<br />
weiterzutragen.<br />
Demokratie …<br />
Für uns ist wichtig, dass wir in einer Demokratie<br />
leben, weil jeder/jede so akzeptiert<br />
wird, wie er/sie ist, und weil jeder Mensch<br />
gleich viel zählt. Wir alle können dafür<br />
sorgen, dass die Demokratie stark ist und<br />
bleibt.<br />
Die Demokratieentdecker*innen<br />
vom Bertha-von-Suttner-Gymnasium<br />
3
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
GEBRAUCHTWAGEN<br />
Vor Wahlen kommt es ja gelegentlich<br />
vor, dass man gefragt<br />
wird: „Würden Sie einem bestimmten<br />
Politiker oder einer<br />
Politikerin einen Gebrauchtwagen<br />
abkaufen?“ Ich frage<br />
dann immer zurück: „Ist es der<br />
Privatwagen oder der Dienstwagen?“<br />
Das ist doch eine interessante<br />
Frage. Womit gehen die Leute<br />
besser um? Mit ihrem Privatbesitz<br />
oder mit öffentlichem Eigentum?<br />
Ich glaube, ich würde<br />
eher den Dienstwagen kaufen.<br />
Warum? Den pflegt der Fahrdienst.<br />
Die bessere Frage ist ja<br />
auch diese hier: „Welchem Politiker<br />
würden sie ihr eigenes<br />
Auto anvertrauen?“ Manch<br />
einer fährt’s zu Bruch und gibt<br />
die Schuld dem Fahrzeug. Da<br />
ist Vorsicht geboten. Sprachlich<br />
ist in den Begriffen „abkaufen“<br />
und „anvertrauen“ jedenfalls alles<br />
enthalten, was eine Wahlentscheidung<br />
ausmacht: Kaufen<br />
und Vertrauen. Nur wem man<br />
vertraut, dem kauft man auch<br />
was ab. Ich habe mal folgende<br />
Geschichte gehört: ein Kunde<br />
war bei einem Gebrauchtwagenhändler<br />
im westlichen<br />
Ruhrgebiet und fragte diesen:<br />
„Welchen ihrer Wagen würden<br />
sie selber kaufen?“ Die ehrliche<br />
Antwort: „Keinen. Die sind alle<br />
Schrott!“ Und genau bei diesem<br />
Händler hat der Kunde dann<br />
einen Wagen gekauft. Weil der<br />
nämlich selber wusste, was an<br />
seinen Fahrzeugen kaputt ist.<br />
Dann wurde die Kupplung repariert<br />
und der Wagen hat noch<br />
zehn Jahre lang gehalten. Oft ist<br />
es ja auch das Wichtigste, dass<br />
man die Schäden überhaupt<br />
kennt und benennen kann. Ein<br />
Gebrauchtwagenhändler, der<br />
sich selber glaubt, dass sein<br />
komplett maroder Fuhrpark<br />
einwandfrei funktioniert, verkauft<br />
ja letzten Endes auch nur<br />
Schrott.<br />
Dass mir in diesem Zusammenhang<br />
einige Verkehrsminister<br />
der letzten zehn Jahre einfallen,<br />
liegt sicher nur am Thema Straßenverkehr.<br />
Und dann gibt’s<br />
natürlich auch noch den Faktor<br />
Sympathie.<br />
Ein Bekannter hat mir zum<br />
Beispiel mal erzählt, dass ihm<br />
seine alten Autos immer so ans<br />
Herz wachsen, dass er sie ausschließlich<br />
an Menschen weiterverkauft,<br />
die ihm auch sympathisch<br />
sind.<br />
Diese Einstellung finde ich<br />
richtig gut. Wenn man diese<br />
Methode auch auf das Thema<br />
Politik überträgt, dann gibt es<br />
für mich am rechten Rand des<br />
Parteienspektrums sehr viele<br />
Politiker, denen ich nicht mal<br />
ein Auto verkaufen würde, geschweige<br />
denn eins abkaufen.<br />
Aber das nur nebenbei. Taugt<br />
also das Beispiel? Sollte man<br />
sich die Frage stellen „Welcher<br />
Politikerin oder welchem Politiker<br />
würde ich einen Gebrauchtwagen<br />
abkaufen?“ Ich glaube,<br />
es gibt da einen wichtigen Unterschied.<br />
Beim Gebrauchtwagenkauf<br />
hat man am Ende<br />
nur das Fahrzeug zu Hause. In<br />
der Politik muss man es nach<br />
einer falschen Wahlentscheidung<br />
die nächsten vier bis fünf<br />
Jahre auch noch zusätzlich mit<br />
dem Gebrauchtwagenhändler<br />
aushalten. Und das kann ja viel<br />
schlimmer sein.<br />
Zur Wahl gehen sollte man aber<br />
in jedem Fall. Denn wer gar<br />
nicht wählen geht, dem wird<br />
hinterher wieder irgendeine<br />
unbrauchbare Schrottkarre vor<br />
die Tür gestellt, mit der man<br />
dann nur rechts abbiegen oder<br />
hupen kann. Und damit kommt<br />
man ja nicht mal bis zur Werkstatt.<br />
Bis die Tage!<br />
Matthias Reuter<br />
Demokratie ...<br />
... ist für mich der Anspruch,<br />
mich angstfrei für Menschen<br />
einsetzen zu können, welche<br />
Benachteiligungen ausgesetzt<br />
sind.<br />
Inga Kellermann,<br />
Caritas Oberhausen<br />
EUROPAWAHL<br />
Wählen ist mitbestimmen<br />
Ach ja, die gibt’s ja auch noch:<br />
die Europawahl. Die Wahl zum<br />
Europa-Parlament kann man in<br />
einem Jahr mit vielen Wahlen<br />
auch leicht mal vergessen. Und so<br />
wichtig ist sie ja auch nicht, werden<br />
die einen denken. Und wieder<br />
andere kritisieren, dass man<br />
dieses Europa sowieso gar nicht<br />
verstehen kann.<br />
Aber doch, man kann. Und dabei<br />
wollen wir ein klein wenig unterstützen.<br />
Im Juni wählen wir unsere<br />
Vertreter für das Europäische<br />
Parlament. Das sind quasi die<br />
Vertreter der Bürger, während<br />
der Ministerrat alle Staaten der<br />
Europäischen Union (= EU) vertritt.<br />
Das Parlament soll sich für<br />
unsere Belange einsetzen und hat<br />
dabei ein Wertefundament, vor<br />
allem Menschenrechte, Demokratie,<br />
Freiheit und Gleichheit.<br />
Formal ist es so, dass unsere Bürgervertreter<br />
im Europa-Parlament<br />
keine eigenen Gesetzesvorhaben<br />
einbringen können – das können<br />
nur die EU-Kommission oder der<br />
Ministerrat. Aber die beiden sind<br />
auf die Zustimmung des Parlaments<br />
angewiesen. Der Prozess<br />
soll möglichst viele einbinden<br />
und ist deshalb nicht einfach und<br />
schnell – gut Ding will Weile haben.<br />
Von wegen gut Ding: viele sind<br />
immer wieder nicht mit dem einverstanden,<br />
was das Parlament<br />
beschließt, wie zum Beispiel beim<br />
Beschluss der EU-Asylreform im<br />
April deutlich wurde. Die slowenische<br />
Zeitung „Dnevnik“ meinte<br />
dazu, dass weder die linken noch<br />
die rechten Parteien des politi-<br />
DEN RECHTEN<br />
NICHT DAS FELD ÜBERLASSEN<br />
Hinlänglich bekannt ist mittlerweile,<br />
dass rechte Kreise ihren<br />
Hass und ihre Hetze über die<br />
sogenannten „sozialen Medien“<br />
verbreiten. Sie haben erkannt,<br />
dass die Verbreitung ihrer rassistischen<br />
und rechtsextremistischen<br />
Parolen dort die größte<br />
Resonanz erreicht.<br />
Das Oberhausener Bündnis „Runder<br />
Tisch gegen Rechts – für Toleranz<br />
und Demokratie“ hat daher<br />
eine eigene Plattform auf Facebook<br />
und Instagram aufgebaut.<br />
Der Runde Tisch will nicht nur auf<br />
den Plätzen unserer Stadt Präsenz<br />
zeigen, sondern auch in den sozialen<br />
Medien. Denn dort braucht<br />
es dringend eine starke Stimme<br />
gegen Rechtsextremismus, Rassismus<br />
und Antisemitismus.<br />
Dazu ist es wichtig, dass die demokratischen<br />
Kräfte unserer<br />
Stadt diese Seiten auf Instagram<br />
und Facebook „liken“ und weitere<br />
Freundinnen und Freunde dazu<br />
einladen. So kann die nötige Aufmerksamkeit<br />
und die Kenntnisse<br />
schen Spektrums in der EU damit<br />
zufrieden seien. „The Irish Times“<br />
glaubt kaum, dass die neuen Maßnahmen<br />
nutzen werden, denn es<br />
sei sicher, dass der Strom derer, die<br />
sich auf die gefährliche Reise nach<br />
Europa begeben, nicht abreißen<br />
werde. Und die französische Zeitung<br />
„La Croix“ sieht die Gefahr,<br />
dass an den Grenzen Verstöße gegen<br />
die Menschenwürde vorkommen.<br />
Trotz aller Kritik sollte man<br />
aber nicht gleich das Kind mit dem<br />
Bade ausschütten und die EU als<br />
solche in Frage stellen.<br />
Das größte Problem der Europäischen<br />
Union ist relativ neu. Denn<br />
es gibt leider einige, denen die<br />
Werte der EU auf ganz radikale<br />
Weise völlig schnurz sind, und das<br />
sind ausnahmslos die Vertreter der<br />
Rechtsaußen-Parteien. Diese vertreten<br />
einen völkischen Patriotismus,<br />
der alles, was ihm irgendwie<br />
fremd vorkommt, nicht im eigenen<br />
Land haben will – der Faschist Höcke<br />
nennt das verharmlosend „Remigration“.<br />
Deshalb wollen sich die<br />
europäischen Rechtsaußen noch<br />
weiter nach außen abschotten: Europa<br />
soll zur Festung werden. Aber<br />
eigentlich soll auch die EU weg,<br />
denn das europäische Projekt ist<br />
für Nationalisten ein Feindbild.<br />
Die Europäische Union hat aber<br />
noch Chancen, auch als Wertegemeinschaft.<br />
Sie kann gegen Staaten<br />
wie Ungarn, das unter Orban<br />
den demokratischen Rechtsstaat<br />
massiv zurückgebaut hat, Rechtsmittel<br />
anwenden. Und sie kann<br />
versuchen, die Impulse der Rechtsaußen<br />
abzumildern. Das geht aber<br />
nur, wenn die Wähler in ganz<br />
Europa die richtigen Parteien ins<br />
über ein demokratisches Oberhausen<br />
deutlich erhöht werden.<br />
Hier gelangen Sie zu den Internet-<br />
Auftritten:<br />
Parlament wählen. Sie sollten daher<br />
nicht die verheerende Gewaltgeschichte<br />
Europas im 20. Jahrhundert<br />
vergessen und den langen<br />
Frieden in Europa nach 1945. Und<br />
Lesen Sie weiter auf der Seite rechts<br />
facebook.com/<br />
oberhausengegenrechts<br />
instagram.com/<br />
oberhausengegenrechts<br />
4
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
EIN ORT<br />
DER DEMOKRATIE<br />
Das Theater Oberhausen<br />
Es geht nicht ohne dich!<br />
Mitte Mai war die Europawahltour<br />
der Landeszentrale für<br />
politische Bildung NRW auf<br />
Einladung des Demokratiebüros<br />
Oberhausen zu Gast (siehe<br />
auch großes Foto oben).<br />
Auf dem Saporoshje-Platz hatten<br />
interessierte Bürgerinnen und<br />
die Wähler sollten nicht vergessen,<br />
welche drei Werte ihnen am wichtigsten<br />
sind: Frieden, Demokratie<br />
und Menschenrechte. Und noch<br />
vor kurzem galt den Wählern in<br />
der EU der freie Personen- und<br />
Warenverkehr als eine der besten<br />
Errungenschaften. Wenn aber die<br />
EU kippt, dann wird vieles davon<br />
fallen, siehe England. Und dann<br />
werden die Nationen langfristig<br />
wieder gegeneinander antreten<br />
statt sich friedlich in Parlamenten,<br />
Ratssitzungen oder Kommissionen<br />
auf Kompromisse zu verständigen.<br />
Worauf das hinausläuft,<br />
kann man sich ausmalen. Unsere<br />
Vorfahren, die 1870 oder später geboren<br />
worden sind, haben wegen so<br />
was zwei Weltkriege durchleiden<br />
müssen. Daher ist jede gegen nationalistische<br />
Ideologien abgegebene<br />
Stimme bei der Europawahl eine<br />
Stimme für Frieden und universale<br />
Bürger die Möglichkeit, sich über<br />
Europa und die anstehende Wahl<br />
zu informieren. Rege genutzt wurden<br />
der Wahl-O-Mat, das Europa-<br />
Quiz, die Audiowalks sowie die<br />
Demokratiebausteine.<br />
Werte. Wählen kann also helfen.<br />
Überzeugen Sie sich davon bei der<br />
Europawahl am 9. Juni mit einem<br />
Selbstversuch in Ihrem Wahllokal.<br />
Theater erfindet sich seit Jahrtausenden<br />
immer wieder neu, um<br />
sich der Gesellschaft im Wandel<br />
immer wieder anzunähern. Am<br />
Theater Oberhausen bedeutete<br />
dies unlängst, eine neue Sparte zu<br />
gründen. Durch die Kunstsparte<br />
„Urban Arts“ ist es das erste Mal<br />
gelungen, den urbanen Tanz an<br />
einem deutschen Stadttheater zu<br />
verankern. Oberhausen ist damit<br />
zu einem Zentrum für die urbane<br />
Kultur im Ruhrgebiet geworden.<br />
Wer hier im Ensemble tanzt, erzählt<br />
nicht mit klassischem Tanztheater,<br />
sondern mit HipHop,<br />
Krumping und anderen urbanen<br />
Tanzstilen – und zwar Geschichten<br />
aus ihrer und unserer unmittelbaren<br />
Lebenswelt.<br />
Gerade in Zeiten, in denen demokratische<br />
Strukturen in Frage<br />
gestellt werden, spielen Theater<br />
eine wichtige Rolle. Es sind öffentliche<br />
Orte der Stadtgesellschaft,<br />
an denen alle Bürger:innen dazu<br />
eingeladen sind, in einen Diskurs<br />
zu treten. Orte, an denen unterschiedlichsten<br />
Gedanken und Perspektiven<br />
Raum gegeben wird, und<br />
an denen die Schauspieler:innen<br />
als auch die Zuschauer:innen<br />
durch diese Auseinandersetzung<br />
wachsen können. Orte, die große<br />
Geschichten erzählen, die uns im<br />
Innersten bewegen und uns immer<br />
wieder fliegen lassen. Es sind Orte,<br />
an denen das Publikum mit verschiedenen<br />
Lebensrealitäten und<br />
Erfahrungswelten konfrontiert<br />
werden kann, an denen Utopien<br />
geträumt und Zukunftsvisionen<br />
entwickelt werden können.<br />
So auch in Oberhausen. Intendantin<br />
Kathrin Mädler und ihrem<br />
jungen Team ist es wichtig, jedes<br />
Jahr einen politisch relevanten<br />
Spielplan zu präsentieren – einen<br />
Spielplan mit großen Geschichten<br />
und Emotionen, die Fragen des<br />
Miteinanders in politischen, gesellschaftlichen<br />
und privaten Kontexten<br />
aufwerfen. Dies gelingt mit<br />
Wärme, Mut und Empathie sowie<br />
einem geschärften Blick – mit dem<br />
Theater kann man sowohl in die<br />
Vergangenheit als auch in die Zukunft<br />
reisen, um die brüchige Gegenwart<br />
behutsam zu fassen. Kathrin<br />
Mädler und ihr Team begreifen<br />
das Theater als demokratischen<br />
Raum und sehen in der Kunst eine<br />
Chance: „Im Ringen um unsere<br />
Demokratie braucht es eine klare<br />
Positionierung unserer Kunst in<br />
der Gegenwart.“ Genau das tut das<br />
Theater Oberhausen, und zwar mit<br />
Schauspiel, Tanz und vielem anderen<br />
mehr.<br />
5
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
Die AfD hat am 2.9.2023 während<br />
einer Schiffstour auf dem Rhein einen<br />
sogenannten »Zukunftskongreß«<br />
(!) abgehalten.<br />
Eingeladen hatte die Oberhausener<br />
AfD-Ratsfraktion. Herausragende<br />
Gäste sind zwei Redner:<br />
Der NRW-Landesvorsitzende<br />
der Jungen Alternative (JA) Felix<br />
Cassel sowie Matthias Helferich,<br />
seit 2021 Mitglied des Bundestags<br />
ohne Fraktion. Der Student<br />
der Rechtswissenschaften Cassel<br />
zeichnet zunächst das Bild einer<br />
negativen Jugend. Er spricht von<br />
»langzeitstudierenden Klimaklebern«<br />
sowie einer Jugend, die<br />
Kinderrechte im Verfassungsrang<br />
einfordert. Über ein viel zu junges<br />
Wahlalter, von Bildschirmsucht,<br />
Fettleibigkeit und Orientierungslosigkeit.<br />
Bei der Jugend »also doch alles<br />
verloren?«, fragt er rhetorisch.<br />
»Zum Glück nicht«, antwortet er<br />
selbst und lässt einen Bericht über<br />
das Leben und die Aktivitäten bei<br />
der JA folgen. Deren Jugendliche,<br />
wie in allen Jugendbewegungen<br />
der Rechten in Europa, das »Heft<br />
selbst in die Hand nehmen« und<br />
sich einer größeren Aufgabe als<br />
»grenzenloser Konsum und grenzenlose<br />
Toleranz« widmen. Die<br />
»Wandervogel«-Bewegung des<br />
SCHIFFSTOUR<br />
AUF RECHTEM KURS<br />
Zukunftsplanungen der AfD<br />
letzten Jahrhunderts ist ihm da<br />
ein gutes Beispiel, eine Jugend, die<br />
»ihr Heil nicht in einem [...] wie<br />
auch immer gearteten Fortschritt<br />
sucht.« Er kommt zum Punkt: Es<br />
ist eine bewusste Jugend »in vielen<br />
kleinen Nestern des Widerstands,<br />
wie sie sich Codreanu gewünscht<br />
hat«.<br />
Wer weiß, wer Codreanu war, der<br />
beginnt zu grübeln! Eine kurze<br />
Beschreibung finden Sie im untenstehenden<br />
Kasten. Warum<br />
widerspricht der selbst ernannte<br />
Historiker und Oberhausener<br />
AfD-Ratsherr Noldus hier nicht<br />
sofort? Schließlich war dieser als<br />
Wer war<br />
Corneliu Zelea Codreanu?<br />
Vorbild der Jugend gepriesene<br />
Mann ein rumänischer Terrorist,<br />
Antisemit und Faschist!<br />
Die Schlussrede hält Matthias<br />
Helferich aus Dortmund. Viel Verschwörungstheorie,<br />
es geht um den<br />
Austausch des Volkes: die »Gemeinschaft<br />
der Ähnlichen«, von<br />
der Maximilian Krah und die Identitären<br />
reden, soll gegen Alice Weidels<br />
»Burkas, Kopftuchmädchen<br />
und alimentierte Messermänner«<br />
ausgetauscht werden. Er redet vom<br />
»demokratischen Notwehrrecht«<br />
gegen die Massenzuwanderung.<br />
Zitiert Jörg Haider und vor allem<br />
Martin Sellner. Der hat, wir erin-<br />
Er wurde 1899 in Jassy/Rumänien<br />
geboren, war Antisemit und<br />
radikaler Nationalist. Seinen<br />
Wahlspruch »Rumänien den<br />
Rumänen, und nur den Rumänen!«<br />
versuchte er gewalttätig<br />
durchzusetzen. Im Laufe seines<br />
recht kurzen Lebens gründete<br />
er die »Liga zur Christlich-Nationalen<br />
Verteidigung« mit dem<br />
Hakenkreuz als Zeichen; die<br />
»Legion des Erzengels Michael«<br />
sowie die »Eiserne Garde«,<br />
alle drei radikal antisemitisch<br />
und christlich-national. Dazu<br />
plante er mit anderen Attentate<br />
auf Politiker, Rabbis, Bankiers<br />
und Zeitungsverleger, erschoss<br />
1924 den Polizeipräfekten und<br />
verübte mehrere terroristische<br />
Attentate. Er wurde 1938 zu zehn<br />
Jahren Haft verurteilt und kurz<br />
darauf ermordet. Den durchsichtigen<br />
Versuch der Regierung, den<br />
Mord zu vertuschen, nutzen faschistische<br />
Kreise Europas heute<br />
für einen »Codreanu-Kult«.<br />
nern uns, laut Correctiv bei dem<br />
Geheimtreffen die »Remigration«<br />
aller Nichtdeutschen gefordert.<br />
Danach gehen alle ans Büffet.<br />
Wir aber denken daran, dass diesem<br />
Geheimtreffen und der Forderung<br />
nach »Remigration«<br />
Hunderttausende Menschen in<br />
Deutschland, in Oberhausen waren<br />
es 5.000, widersprochen haben.<br />
TAG GEGEN RASSISMUS<br />
Gesamtschule Osterfeld setzt sich für Frieden ein<br />
Alljährlich findet am 21. März<br />
der „Tag gegen Rassismus“ mit<br />
bundesweiten Aktionen statt,<br />
ausgerufen von den Vereinten<br />
Nationen im Jahr 1966, dem<br />
6. Jahrestag eines Massakers im<br />
Südafrika der Apartheid.<br />
In Oberhausen gestaltete die Gesamtschule<br />
Osterfeld bereits zum<br />
siebten Mal mit Beteiligung der<br />
Schüler:innenvertretung ihren<br />
schulinternen „Schule ohne Rassismus<br />
– Schule mit Courage“-<br />
Tag. Mit Ausnahme des Schulabschlussjahrgangs<br />
nahmen alle<br />
Schüler:innen an breit gefächerten<br />
Workshops, Trainings und<br />
weiteren Angeboten teil. In der<br />
„Lichtburg“ schauten Jahrgänge<br />
den Film „Zu weit weg“, welcher<br />
Heimatverlust durch Flucht sowie<br />
die Kraft von Freundschaft thematisiert,<br />
und „Sterne zum Dessert“,<br />
der ermutigt, auch in schwierigen<br />
Situationen nicht aufzugeben. Das<br />
„Theater Till“ gestaltete ein Stück<br />
zum Thema Gewalt. Weitere Gruppen<br />
thematisierten friedliches<br />
Zusammenleben, stärkten Gruppenzusammenhalt<br />
durch Kooperationsspiele<br />
und trainierten, sich<br />
in einem Gruppenspiel individuell<br />
gegen rassistische Thesen zu positionieren.<br />
Mit Hermann-Josef Schepers,<br />
KAB Oberhausen, wurde im Rahmen<br />
der Patenschaft der Gedenkstätte<br />
des Zwangsarbeiterlagers<br />
an der Malzstraße der Menschen<br />
gedacht, die unter grausamsten Bedingungen<br />
dort leben und arbeiten<br />
mussten. Die historischen Informationen<br />
vermittelte Dr. Gudrun<br />
Havemann, ehemalige GSO-Lehrerin.<br />
Mit auf eine Friedenstaube<br />
geschriebenen Gedanken, dem<br />
Vorlesen von Menschenrechten<br />
und einer Friedensgeschichte gestaltete<br />
eine Klasse eine bewegende<br />
kleine Zeremonie, die durch<br />
Redebeiträge von Schulleiter Dr.<br />
Weibels-Balthaus und Bezirksbürgermeister<br />
Krey mit Fokus auf Erinnerungskultur<br />
und Menschenrechte<br />
ergänzt wurde.<br />
Gedenkhalle und Bunkermuseum<br />
Oberhausen ermöglichten die<br />
Workshops „Jugend im Nationalsozialismus:<br />
Zwischen Anpassung<br />
und Widerstand“, „Alltag im<br />
Krieg“ und „Kindheit im Krieg“.<br />
Es wurde miteinander diskutiert<br />
und geforscht. Schüler:innen lernten<br />
mithilfe der Stolpersteine-App<br />
bewegende Lebensgeschichten in<br />
Osterfeld kennen. Die Oberstufe<br />
absolvierte das „interespect-Training“<br />
des interkulturellen Trainers<br />
Mohamed El Boujaddaini.<br />
Demokratie<br />
Der Austausch von Meinungen,<br />
für seine Überzeugung einzutreten,<br />
sich zu engagieren<br />
für einen sozialen Ausgleich<br />
zwischen den Generationen.<br />
Meine Quelle ist Artikel 1 des<br />
Grundgesetzes.<br />
Hermann-Josef Schepers,<br />
KAB Oberhausen<br />
6
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
Deshalb ist die Erinnerung an die<br />
Demokratiegründung vor 75 Jahren<br />
wichtig. Denn Gefahr besteht,<br />
wenn sich Rechtsextreme mit Ultrakonservativen<br />
zusammentun,<br />
wie im Herbst 2023 in Potsdam,<br />
wo sie einen Plan ausheckten zur<br />
Deportation Unerwünschter,<br />
nämlich deutscher Bürger mit Migrationshintergrund<br />
zusammen mit<br />
Asylsuchenden und in Deutschland<br />
lebenden Ausländern. Die<br />
Wut der Chauvinisten richtet sich<br />
damit nicht nur gegen den Buchstaben,<br />
sondern den Geist der Verfassung,<br />
gegen Freiheit, Gleichheit,<br />
Toleranz. Die Kampfansage gilt<br />
der offenen Gesellschaft und kultureller<br />
Vielfalt. Diese Werte stehen<br />
für den Wiederaufstieg und<br />
das Ansehen Deutschlands in der<br />
Gemeinschaft der Nationen und<br />
auch für den ökonomischen Erfolg.<br />
Daran ist zu erinnern am 75. Geburtstag<br />
des Grundgesetzes. Und<br />
daran, dass wir Europäer geworden<br />
sind und Weltbürger. Das<br />
Aufbäumen gegen die Moderne,<br />
gegen Realität und Vernunft, die<br />
Sehnsucht nach dem ethnisch homogenen<br />
Nationalstaat, das Getöse<br />
„Deutschland den Deutschen“<br />
ist Demagogie, von Ewiggestrigen<br />
verkündet, von Verdrossenen und<br />
Unzufriedenen begrüßt. Der Schaden<br />
wäre unermesslich, wenn diese<br />
Haltung wieder mehrheitsfähig<br />
würde.<br />
Wolfgang Benz war bis 2011 Leiter<br />
des Instituts für Antisemitismusforschung<br />
an der Technischen<br />
Universität Berlin. Er ist einer der<br />
renommiertesten Zeithistoriker<br />
Deutschlands und hat zahlreiche<br />
Publikationen zur Geschichte des<br />
Nationalsozialismus, des Holocaust<br />
und des Widerstands vorgelegt.<br />
DAS GRUNDGESETZ<br />
ALS LEHRE DER GESCHICHTE<br />
Von Wolfgang Benz<br />
Die gute Nachricht ist die, dass<br />
Hunderttausende seit Anfang des<br />
Jahres <strong>2024</strong> überall in Deutschland<br />
gegen Rechtsextremismus<br />
auf den Straßen protestieren, dass<br />
sie sich damit zur Demokratie, zu<br />
Menschenrecht und Menschenwürde<br />
öffentlich bekennen. Die<br />
schlechte Nachricht lautet, dass<br />
dies im Jahr des 75. Geburtstags<br />
des Grundgesetzes der Bundesrepublik<br />
Deutschland notwendig<br />
geworden ist, dass demokratische<br />
Gesinnung nicht selbstverständlich<br />
für alle Bürger ist.<br />
Die Verfassung, im Mai 1949 in<br />
Bonn als Provisorium der Ordnung<br />
des Neubaus von Staatlichkeit<br />
und Demokratie im Westen<br />
Deutschlands verabschiedet, seit<br />
Jahrzehnten auch im Osten, in der<br />
ehemaligen DDR, in Kraft, ist das<br />
verbindliche Regelwerk unserer<br />
Staats- und Gesellschaftsordnung.<br />
Das Grundgesetz garantiert sozialen<br />
Frieden und Wohlstand, Freiheit<br />
und Recht für alle Bürger. Das<br />
Grundgesetz ist in der Reaktion<br />
auf die Diktatur des nationalsozialistischen<br />
Regimes entstanden.<br />
Die Weimarer Reichsverfassung<br />
von 1919, die als Muster einer demokratischen<br />
Konstitution weltweit<br />
gefeiert wurde, hielt dem Ansturm<br />
der Extremisten lediglich<br />
zwölf Jahre lang, bis 1933, stand,<br />
weil es zu wenig Demokraten in<br />
Deutschland gab, weil Konservative<br />
im Bündnis mit Reaktionären<br />
den Rechtsextremisten der NS-<br />
DAP die Tür öffneten. Linksextremisten<br />
trugen zur Polarisierung<br />
der politischen Lager bei, die den<br />
Untergang der Weimarer Republik,<br />
des ersten Demokratieversuchs<br />
in Deutschland, besiegelte. Weitere<br />
zwölf Jahre lang jubelten zu viele<br />
als willige Untertanen Hitler so<br />
lange zu, bis Deutschland zerstört<br />
und Europa verwüstet war.<br />
Das Grundgesetz zog die Lehren<br />
aus der Katastrophe und ebnete<br />
den mühsamen Weg Deutschlands<br />
in die internationale Gemeinschaft<br />
der Nationen, in der Deutschland<br />
wieder Ansehen hat und Einfluss<br />
genießt. Unbelehrbare stellten die<br />
Grundlage des Erfolgs, das Prinzip<br />
Demokratie, immer wieder in<br />
Frage, sehnten sich zurück in die<br />
Unfreiheit, in den Obrigkeitsstaat,<br />
unter die Herrschaft des „starken<br />
Demokratie ist für mich …<br />
... ein wahres Geschenk, was<br />
wir nicht einfach geschenkt<br />
bekommen, ein Geben und<br />
Nehmen. Sie gibt uns viel, kann<br />
ohne unser Engagement aber<br />
nicht bestehen.<br />
Rebecca Proba,<br />
Friedensdorf International<br />
Mannes“, unter die Ideologie des<br />
Nationalstaats und der ethnisch<br />
definierten „Volksgemeinschaft“.<br />
Die Barden der NPD, der „Deutschen<br />
Volksunion“, der „Republikaner“,<br />
der Neonazi-Sekten, der<br />
Identitären, Ethnozentralisten<br />
oder Reichsbürger, die seit 1945<br />
kamen, kommen und gehen, schlugen<br />
gemeinsam und in Konkurrenz<br />
zueinander die morsche Leier,<br />
kündeten neuen Gläubigen die alte<br />
Botschaft vom deutschen Nationalstolz<br />
und der Minderwertigkeit<br />
anderer. Einst wurden Juden als<br />
angeblich feindliche Minderheit<br />
ausgegrenzt, jetzt sind es Zuwanderer,<br />
die pauschal als unerwünschte<br />
Fremde diffamiert werden.<br />
Die Rechtsradikalen vergangener<br />
Jahrzehnte scharten sich freilich<br />
nur zu Gruppierungen, die keinen<br />
wirklichen Einfluss gewannen.<br />
Jetzt folgen Unzufriedene und<br />
Verdrossene einer Partei, die das<br />
falsche Etikett „Alternative“ im<br />
Namen führt, die Phrasen über<br />
Fremdenhass, Nationalismus und<br />
völkische Ideologie deklamiert.<br />
Diese Partei hat sich radikalisiert,<br />
sie hat im Gegensatz zu ihrem ihren<br />
Vorgängern Zulauf und Mandate<br />
in allen Parlamenten. Weil<br />
sie keine Problemlösungen bieten<br />
kann, hetzt sie Unzufriedene und<br />
Verdrossene auf. Es geht ihr um<br />
„Blut und Boden“, um nationalistische<br />
Enge statt Weltoffenheit. Sie<br />
missachtet die elementaren Tugenden<br />
der Demokratie, Toleranz und<br />
Pluralität und verweigert die Lehre<br />
aus der Geschichte.<br />
Das Zitate-Rätsel<br />
WER HAT’S GESAGT?<br />
1) Die Altparteien sind nicht nur inhaltlich erstarrt, sie sind<br />
inhaltlich entartet.<br />
Hubert Aiwanger (Freie Wähler)<br />
Joseph Goebbels (NSDAP)<br />
Bernd Höcke (AfD)<br />
Geert Wilders (PVV, Niederlande)<br />
2) In kurzer Zeit war ich zum fanatischen ‚Deutschnationalen‘<br />
geworden, wobei dies allerdings nicht identisch ist mit unserem<br />
heutigen Parteibegriff.<br />
Alexander Gauland (AfD)<br />
Adolf Hitler (NSDAP)<br />
Bernd Höcke (AfD)<br />
Christian Worch (Die Rechte)<br />
3) Was wir noch jedoch zumeist in der AfD erleben ist eine<br />
Zensur junger oder noch radikalerer Ideen aus Angst vor<br />
Konsequenzen durch die Schlapphüte des Verfassungsschutzes.<br />
Alexander Cassel (Junge Alternative NRW)<br />
Erich Noldus (AfD Oberhausen)<br />
Martin Sellner (Identitäre Bewegung)<br />
Alice Weidel (AfD)<br />
4) Jetzt, wo die Stunde der Abrechnung immer näher kommt,<br />
wird es den roten und den schwarzen Sesselinhabern immer<br />
klarer, was die Stunde geschlagen hat.<br />
Website Autonome Nationalisten<br />
Hatemut Mumm (AfD Oberhausen)<br />
National-Zeitung Oberhausen (NSDAP-Parteizeitung)<br />
Website ‚Der III. Weg‘<br />
5) Basierend auf Hinterzimmerabsprachen einigten sich insbesondere<br />
die ehemaligen Volksparteien auf ein „Weiter so“<br />
in „Merkelischer Tradition“.<br />
Claus Cremer (Die Heimat, ehemals NPD)<br />
Wolfgang Kempkes (AfD Oberhausen)<br />
Götz Kubitschek (Aktivist Neue Rechte)<br />
Theobald Müller (Chef Müllermilch)<br />
6) Auch eine Partei, die Gefahr läuft, extremistisch unterwandert<br />
zu werden, hat einen Anspruch darauf, dass wir ihr<br />
sagen, wo etwas in die falsche Richtung läuft.<br />
Volkhard Knigge, ehem. Direktor der Stiftung Gedenkstätten<br />
Buchenwald und Mittelbau-Dora<br />
Stephan J. Kramer, Verfassungsschutzpräsident Thüringen<br />
Hans-Georg Maaßen, ehem. Präsident des Bundesamtes für<br />
Verfassungsschutz (heute: Werteunion)<br />
Barbara Slowik, Polizeipräsidentin von Berlin<br />
Die Auflösung der Zitate-Rätsel findet sich auf der vorletzten Seite.<br />
7
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
DEMOKRATIE<br />
MACHT SCHULE<br />
Mit der Wanderausstellung „Demokratie<br />
macht Schule“ des<br />
Landtags NRW luden in Oberhausen<br />
die Erich-Kästner-Schule<br />
sowie die Rolandschule Kinder<br />
dazu ein, Demokratie in ihrer Lebenswelt<br />
interaktiv zu erleben.<br />
Kinderrechte und Demokratieerziehung<br />
spielen dabei eine zentrale<br />
Rolle. Der direkte Kontakt zu<br />
Politikern wie dem Landtagspräsidenten<br />
André Kuper und Oberbürgermeister<br />
Daniel Schranz<br />
unterstreichen die Bedeutung<br />
eines unmittelbaren Erlebens der<br />
Kinder, wie auch Monika van Elst,<br />
Schulleiterin der Erich-Kästner-<br />
Schule, hervorhebt: „Fast zwei<br />
Stunden lang haben sie alle Fragen<br />
der Kinder zu Demokratie und<br />
Wahlen beantwortet. Dann konnten<br />
die Kinder ihre Interessen begründen<br />
und gemeinsam Abstimmungen<br />
üben.“<br />
Ahrya und Melissa, zwei Schülerinnen<br />
der Erich-Kästner-Schule,<br />
schildern ihre Eindrücke: „Am<br />
29. Januar hatten die Schüler der<br />
Erich-Kästner-Grundschule in<br />
Oberhausen einen besonderen<br />
Besuch bekommen. Der Landtagspräsident<br />
André Kuper und<br />
der Oberbürgermeister der Stadt<br />
Oberhausen, Daniel Schranz, wollten<br />
uns erklären, wie Demokratie<br />
funktioniert. Sie waren im Rahmen<br />
einer Demokratie-Ausstellung bei<br />
uns. Die Veranstaltung war gut<br />
organisiert und wir waren sehr aufgeregt.<br />
In der Pausenhalle versammelten<br />
sich die Viertklässler, einige<br />
Kinder der dritten Klasse und die<br />
Klassenlehrer. Dort durften wir<br />
unseren Gästen Fragen stellen und<br />
Vorschläge machen. Unsere Fragen<br />
und Vorschläge wurden schon<br />
in den Klassen festgelegt. Wir unterhielten<br />
uns sehr lange und die<br />
Gespräche waren für uns sehr besonders,<br />
weil es einzigartig war.<br />
Am besten fanden wir, dass wir die<br />
Ausstellung an unserer Schule haben<br />
und mit den Politikern reden<br />
durften. Am Ende durften einige<br />
Kinder am Rednerpult stehen und<br />
mit den anderen Kindern über die<br />
Sachen abstimmen, die gut für unsere<br />
Stadt sein könnten“.<br />
Foto oben: In der Rolandschule waren der Landtagspräsident<br />
André Kuper und der Oberhausener<br />
Schuldezernent Jürgen Schmidt (re.) zu Gast.<br />
Foto links: (v.l.) Oberbürgermeister Daniel<br />
Schranz, Schulleiterin Monika van Elst und<br />
Landtagspräsident André Kuper stellten sich in<br />
der Erich-Kästner-Grundschule den Fragen der<br />
Schüler:innen.<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
mit ein wenig Wissen<br />
und dem richtigen<br />
Riecher können Sie es<br />
sicherlich schaffen, die<br />
passenden Antworten<br />
in die Kästchen einzutragen.<br />
Die Buchstaben<br />
in den grau hinterlegten<br />
Kästchen ergeben nacheinander<br />
gelesen das<br />
Lösungswort.<br />
Senden Sie die Lösung<br />
per Mail an: nrweltoffen@awo-oberhausen.<br />
de oder per Postkarte<br />
an: Stadt Oberhausen,<br />
NRWeltoffen, André<br />
Wilger, Mülheimer<br />
Straße 8, 46049 Oberhausen.<br />
Einsendeschluss ist der<br />
21. Juni <strong>2024</strong>. Unter<br />
allen richtigen Einsendungen<br />
verlosen wir<br />
zwei Gutscheine im<br />
Wert von je 100 Euro,<br />
die in einem Oberhausener<br />
Restaurant eingelöst<br />
werden können.<br />
Mitarbeitende an dieser<br />
Zeitung dürfen nicht<br />
teilnehmen. Der Rechtsweg<br />
ist ausgeschlossen.<br />
DAS EUROPA-QUIZ<br />
Wie gut kennen Sie sich aus?<br />
Wappentier von Sterkrade<br />
Oberhausen gehört zum Regierungsbezirk?<br />
Europa gehört zu den sieben Erdteilen, die auch ..... genannt werden<br />
In welchem Gremium sitzen die Europa-Abgeordneten?<br />
Nachname 800-Meter-Weltmeister (1983) aus Oberhausen<br />
Wohnzimmer der lokalen Demokratie (umgangssprachlich)<br />
Die Fans sagen: Das schönste Stadion der Welt<br />
Das größte Land Europas, das auch zu Asien gehört<br />
LÖSUNGSWORT<br />
8<br />
Impressum<br />
Herausgeberin:<br />
AWO Oberhausen<br />
Bundesprogramm „Demokratie leben!“<br />
Mülheimer Straße 8 · 46049 Oberhausen<br />
dpaasch@awo-oberhausen.de<br />
Redaktion: Clemens Heinrichs, Lühr Koch, Maren Kronenberg,<br />
Dirk Paasch, Claudia Stein, André Wilger<br />
Gestaltung/Satz: schnugmedia, Oberhausen<br />
Auflage: 100.000 Exemplare<br />
Fotos/Zeichnungen: Kerstin Bögeholz, Paolo Calleri, Lühr Koch,<br />
Daniala König, Martin Möller/Funke Foto Services, Heiko Sakurai,<br />
Dana Schmidt, André Sedlaczek, Jakob Studnar, Tom Thöne, Dirk<br />
Vogel, Jörg Vorholt, Carsten Walden, Kommunales Integrationszentrum<br />
Oberhausen, Oberhausener Schulen, schnugmedia, Privat,<br />
AdobeStock<br />
Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ<br />
bzw. des BAFzA dar. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen<br />
die Meinung der Autor:innen dar.<br />
In Kooperation und mit<br />
Unterstützung durch das<br />
Landesprogramm „NRWeltoffen“.
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
MUT ZU MULTIKULTURALITÄT<br />
UND ZUM MITEINANDER<br />
Während ich das schreibe, sitze<br />
ich in einem Café einer türkischstämmigen<br />
Besitzerin,<br />
man kennt sich seit Jahren. Unterschiedliche<br />
Sprachen, jedoch<br />
das gleiche „Datt“ und „Watt“.<br />
Der „Ruhrpott“ ist Teil meiner<br />
Identität. Klar gibt es Herausforderungen,<br />
klar ist aber auch,<br />
dass ich den Umgang mit „dem<br />
Anderen“ gewohnt und damit in<br />
der Lage bin, angstfrei „WIR“ zu<br />
sagen. Inspirieren, Mut machen,<br />
Erfahrungen ermöglichen ist<br />
Kern meiner Arbeit als Lehrer<br />
und Ausbilder für Lehrkräfte.<br />
Thomas Sengwitz (hier rechts auf<br />
dem Foto) ist Fachleiter in der<br />
Lehrerausbildung und unterrichtet<br />
an der Anne-Frank-Schule, die auf<br />
seine Initiative hin dem Netzwerk<br />
„Schule ohne Rassismus – Schule<br />
mit Courage“ beigetreten ist.<br />
WIR WÄHLEN ... ZUSAMMENHALT<br />
Unsere Stärke ist das Miteinander:<br />
Oberhausener Schulen grenzen<br />
sich deutlich von politischen<br />
Extremen ab und tragen durch<br />
ihr pädagogisches Wirken nachhaltig<br />
zum Erhalt elementarer<br />
demokratischer Werte bei.<br />
Für das friedliche Zusammenleben<br />
ist nicht maßgeblich, aus welchem<br />
Teil der Erde unsere Familie<br />
ursprünglich stammt, welche Sprache<br />
wir zuerst erlernt haben oder<br />
ob wir Falafel einem Mettbrötchen<br />
vorziehen. Wir möchten Mut machen,<br />
Haltung zu zeigen und zu<br />
Das Grundgesetz regelt das „WIR“.<br />
Dort aber, wo Homogenität erzielt<br />
werden soll, wird Individualität,<br />
„das Andere“ zur Störung erklärt.<br />
Gesellschaftliche Homogenität ist<br />
ein Fantasiekonstrukt, das, wo es<br />
in der Vergangenheit auf die Realität<br />
traf, nicht selten mit Gewalt<br />
umgesetzt wurde. Das Grundgesetz<br />
gibt uns die Aufgabe, aus dem<br />
Nebeneinander ein Miteinander<br />
werden zu lassen. Der Mensch<br />
neben uns kann natürlich auch<br />
bloß toleriert werden, fremd bleiben.<br />
Aber Ideen wie Abschottung<br />
und die Angst vor konstruierten<br />
Feindbildern stehen vor der Tür.<br />
Aufeinander zuzugehen erfordert<br />
Diskursfähigkeit, Neugierde, Anerkennung<br />
von Andersartigkeit<br />
bei gleichzeitiger Suche nach und<br />
Kultivierung des Gemeinsamen.<br />
Gelassenheit. Wo profitieren wir<br />
voneinander ohne das „Selbst“ abzulegen?<br />
Wo verändert Kennenlernen<br />
„des Anderen“ uns selbst –<br />
ohne Angst vor Identitätsverlust?<br />
einem konstruktiven Umgang mit<br />
Kontroversen und Konflikten finden.<br />
Ob wir dazu einen Polit-Talk oder<br />
eine Demonstration für Vielfalt<br />
organisieren, den Landtag NRW<br />
nach Oberhausen einladen, das<br />
Netzwerk „Schule ohne Rassismus<br />
– Schule mit Courage“ gestalten<br />
oder uns selbst für das diskriminierungssensible<br />
Arbeiten weiterbilden,<br />
haben wir doch alle das gleiche<br />
Ziel: Demokratie fördern und<br />
verteidigen, für die Gleichwertigkeit<br />
aller Menschen einstehen.<br />
Wo entsteht im gemeinsamen<br />
Lernen völlig Neues? Was mein<br />
Gegenüber mitbringt, sollte man<br />
doch mal herausfinden. Das darf<br />
sein, es bedroht nicht. Eine meiner<br />
ehemaligen Schülerinnen und<br />
Referendarinnen mit türkischdeutschem<br />
Hintergrund bereitet<br />
heute als inspirierende Geschichtslehrerin<br />
gezielt auf das Leben in<br />
unserer pluralen Gesellschaft vor.<br />
Nimmt manchmal andere Wege<br />
als ich, ist in manchen Aspekten<br />
anders geprägt. Das ist alles gut so.<br />
Das Grundgesetz macht’s möglich.<br />
Danke.<br />
Thomas Sengwitz<br />
Dieses starke Signal geht in Oberhausen<br />
von der Schullandschaft<br />
aus und wird in ihren vielfältigen<br />
Beiträgen für die <strong>Demokratiezeitung</strong><br />
deutlich.<br />
Kunstprojekte wie die Bilderrahmen-Aktion<br />
von NRWeltoffen<br />
„Wir wählen Zusammenhalt“ (siehe<br />
auch Foto unten) veranschaulichen:<br />
Hass ist keine Meinung und<br />
zum grundlegenden, gegenseitigen<br />
Respekt vor der Kultur und Würde<br />
jedes einzelnen Menschen gibt es<br />
keine „Alternative“.<br />
Maren Kronenberg<br />
9<br />
KULTUR DER VIEFALT<br />
Fortbildung in Schwarze Heide<br />
Zwei Fragen vorweg: Nennen Sie<br />
Komponisten, die vor 1905 gelebt<br />
haben. Nennen Sie Maler, die<br />
vor 1905 gelebt haben.<br />
Und? Sind auch Ihnen „nur“ weiße<br />
Männer eingefallen? Dann<br />
geht es Ihnen nicht anders als den<br />
Mitarbeitenden im Schulteam der<br />
Schwarze-Heide-Schule. Gemeinsam<br />
haben sich alle pädagogischen<br />
Mitarbeitenden der Villa Pfiffikus<br />
(unseres offenen Ganztags), das<br />
Lehrerkollegium, die Alltagshelfenden<br />
und die Schulsozialarbeiterin<br />
am 31. Januar zum pädagogischen<br />
Fortbildungstag verabredet,<br />
um unserem Wunsch, „eine Schule<br />
ohne Rassismus – Schule mit Courage“<br />
zu werden, einen Schritt näher<br />
zu kommen. Durch das Förderprogramm<br />
„Demokratie leben!“<br />
konnten wir Prof. Dr. Lorenz Narku<br />
Laing von der Vielfaltsprojekte<br />
GmbH sowie der Evangelischen<br />
Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe<br />
als Moderator für unser<br />
Team gewinnen. Er verfügt über<br />
vielfältige Erfahrungen als Diversity-Trainer,<br />
Politik- und Sozialwissenschaftler<br />
und gestaltete mit<br />
uns ein offenes, herausforderndes<br />
und humorvolles Nachdenken und<br />
Be-Arbeiten, das auf der Grundlage<br />
wissenschaftlicher Forschungen<br />
immer wieder tief in unser alltägliches<br />
Erleben und Handeln führt.<br />
Es ist für uns ein intensiver Tag mit<br />
ernsten Gesprächen, oft aber auch<br />
mit gemeinsamem Lachen. „Wir<br />
begeben uns auf den Weg des Antirassismus<br />
und der soll ein freudiger<br />
sein und er darf und er soll Spaß<br />
machen“ (Prof. Laing).<br />
Wir betrachten verschiedene Formen<br />
von Rassismus und erleben<br />
einige Aha-Effekte. So stellen<br />
wir beispielsweise fest, dass der<br />
strukturelle Rassismus noch immer<br />
in vielen unserer gewohnten<br />
Bildungs- und Gesundheitsangeboten<br />
tief verankert ist. Auch unsere<br />
Tiefensozialisation, unsere<br />
Bildung und auch die der Kinder<br />
betrachten wir – anhand unterschiedlicher<br />
Medien wie Cartoons,<br />
Videoclips und Lieder – und sind<br />
überrascht über das in Summe erschreckende<br />
Ergebnis.<br />
Die wichtigste Erkenntnis an diesem<br />
Tag erlangen wir aber mit den<br />
eingangs erwähnten Fragen. Denn<br />
diese öffnen uns die Augen darüber,<br />
dass wir eine immense Leerstelle<br />
in unserem Bildungssystem<br />
haben: Was wir unseren Schülerinnen<br />
und Schülern vermitteln, ist<br />
immer noch geprägt von vielen auf<br />
Rassismus basierenden Gedanken<br />
und Haltungen. Es bedarf eines<br />
viel stärker multikulturellen Curriculums,<br />
um der Lebenswelt aller<br />
Schülerinnen und Schüler zu entsprechen<br />
und diese demokratisch<br />
zu bilden und zu erziehen. „Jeder<br />
junge Mensch hat ohne Rücksicht<br />
auf seine wirtschaftliche Lage und<br />
Herkunft und sein Geschlecht ein<br />
Recht auf schulische Bildung, Erziehung<br />
und individuelle Förderung.“<br />
(§1 Schulgesetz NRW)<br />
Für die Mitarbeitenden der<br />
Schwarze-Heide-Schule war diese<br />
Veranstaltung der Auftakt zur<br />
Veränderung des eigenen Curriculums.<br />
Es ist uns ein Anliegen,<br />
alle Schülerinnen und Schüler,<br />
egal welcher Herkunft, kultureller<br />
und sozialer Prägung, nicht nur<br />
anhand hergebrachter Leitlinien<br />
zu stärken. Wir wollen sie befähigen,<br />
eine starke und eigenständige<br />
Persönlichkeit zu entwickeln. Als<br />
Mitarbeitende, die zum großen<br />
Teil eher wenige multikulturelle<br />
Erfahrungen mitbringen, schärfen<br />
wir unseren Blick gerade auf diejenigen<br />
Schülerinnen und Schüler,<br />
die leider rassistisch geprägte Erfahrungen<br />
schon mitbringen.<br />
Dieses Anliegen<br />
unserer<br />
Planung, im<br />
S o m m e r<br />
b e r e i t s<br />
verabredet,<br />
bew<br />
e g t e<br />
uns angesichts<br />
der aktuellen<br />
Entwicklung<br />
der<br />
politischen Lage<br />
in unserem Land<br />
umso mehr: wir wollen die Kinder<br />
erziehen und befähigen, dass sie<br />
sich füreinander stark machen und<br />
echte Vielfalt leben.<br />
Möglicherweise können wir so<br />
mithelfen, dass der Liedtext „Superheld“<br />
von Samy Deluxe irgendwann<br />
der Vergangenheit angehört,<br />
in dem er von seinem Sohn erzählt:<br />
„alle seine Superhelden sind weiß<br />
… wär ich so gern dein Superheld,<br />
dein Superheld mit brauner Haut“.<br />
In diesem Sinne folgen wir gerne<br />
der Aufforderung, die Prof. Laing<br />
uns mitgegeben hat: „Schaffen<br />
Sie eine Kultur, wo Diversität sich<br />
wohlfühlt.“
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
ÜBER MENSCHEN, DIE ZU UNS KOMMEN<br />
Ein Interview<br />
Kaum ein Thema wie Migration,<br />
Integration und Fluchtbewegungen<br />
wird im politischen wie im<br />
allgemeinen Kontext so kontrovers<br />
diskutiert und ist so emotional<br />
besetzt. Teilweise wird es als<br />
populistisches Instrument dazu<br />
missbraucht, Ängste und Vorbehalte<br />
zu schüren, Menschen gegeneinander<br />
aufzuhetzen.<br />
Im folgenden Interview bezieht<br />
Lale Arslanbenzer, die Leiterin des<br />
Kommunalen Integrationszentrums<br />
(KI) Oberhausen, Stellung<br />
zu Schlüsselaspekten des Themas<br />
und benennt nachvollziehbare<br />
Praxisbeispiele und notwendigen<br />
Handlungsbedarf bei Integrationshürden<br />
im Alltag.<br />
Frau Arslanbenzer, das Thema<br />
Migration, Asyl und Integration<br />
hat angesichts aktueller Entwicklungen<br />
weiter an Bedeutung<br />
gewonnen. Wie stehen Sie zu<br />
einer möglichen Begrenzung von<br />
Zuwanderung, wie sie öffentlich<br />
diskutiert wird?<br />
Lale Arslanbenzer: Das Thema<br />
„Zuwanderungsbegrenzung“<br />
entfacht in der Öffentlichkeit<br />
immer wieder Diskussionen, wenn<br />
die Anzahl der Fluchtzuwanderung<br />
steigt. „Das Boot ist voll“<br />
oder „Flüchtlingsschwärme“ sind<br />
dabei Wordings, die das Thema<br />
nicht sachlich, sondern reißerisch<br />
aufnehmen.<br />
Meine Haltung ist, man müsste<br />
über Migration, Integration und<br />
auch was die Kommunen leisten<br />
können oder wo die Grenzen des<br />
aufnehmenden Systems ist, sachlich<br />
reden können. Warum? Um<br />
zu schauen: Wo stehen wir, was<br />
müssen wir machen, um Menschen<br />
auch gerecht zu werden, die<br />
zu uns kommen.<br />
Zum anderen auch, um in der<br />
Stadtgesellschaft handlungsfähig<br />
zu bleiben. Das Thema Zuwanderung<br />
ist für die Bevölkerung in<br />
Deutschland das wichtigste politische<br />
Thema. Das zeigen immer<br />
wieder Umfragen und Studien.<br />
Das hat aber auch etwas damit zu<br />
tun, wie wir in der Öffentlichkeit<br />
mit dem Thema umgehen, mit<br />
konkreten Zahlen für die eigene<br />
Stadt oder Kommune, damit es<br />
begreifbar wird.<br />
Wir müssen uns davor hüten, zu<br />
dramatisieren, denn das gefährdet<br />
unsere Demokratie. Die Stimmung<br />
kann in einem Land kippen,<br />
das kennen wir aus der Geschichte.<br />
Nehmen wir ein Beispiel, das<br />
immer wieder diskutiert wird: Die<br />
Zahl der Menschen, die abgeschoben<br />
werden sollen, beläuft sich auf<br />
der Bundesebene auf ca. 50.000.<br />
In Bezug auf unsere Stadt Oberhausen<br />
sprechen wir vielleicht<br />
über 20 oder 30 Menschen.<br />
Es ist ein Dilemma: Belegt man<br />
Sportstätten mit Geflüchteten,<br />
dann stellt sich die Frage: Wo<br />
machen jetzt unsere Kinder Sport?<br />
Denn wir sind ja auch vielfältig<br />
verantwortlich, verantwortlich für<br />
die Gesundheit von Kindern, auch<br />
dafür, dass wir selbst Sport treiben<br />
können. Und gleichzeitig müssen<br />
wir natürlich Menschen vor Obdachlosigkeit<br />
schützen.<br />
Für diese Probleme muss unbedingt<br />
eine Lösung gefunden werden.<br />
Das ist die Herausforderung<br />
der Kommunen und der Menschen,<br />
die damit zu tun haben.<br />
Welche Faktoren sind für eine<br />
erfolgreiche Integration nötig?<br />
Ich beginne mit den atmosphärischen<br />
Faktoren: Es ist wichtig,<br />
dass den Menschen nicht feindselig<br />
begegnet wird, sondern dass sie<br />
eine offene Gesellschaft vorfinden.<br />
Im Bereich Bildung, im Bereich<br />
Arbeit, gesellschaftlich insgesamt,<br />
denn eine offene Gesellschaft ist<br />
integrationsfördernd.<br />
Dann haben wir den Bereich<br />
Bildung, dazu gehört auch die<br />
Erwachsenenbildung. Wir kennen<br />
die Schwierigkeiten unseres<br />
Bildungssystems: Lehrermangel,<br />
zu große Klassen, bis zu 34<br />
Schülerinnen und Schüler in einer<br />
Klasse, darunter einige, die die<br />
deutsche Sprache überhaupt nicht<br />
beherrschen. Wir können uns<br />
selber ausmalen, wie schnell diese<br />
Kinder das lernen können. Dann<br />
hängt es auch ab von den unterschiedlichen<br />
Herkunftsländern.<br />
Wenn Kinder aus Großstädten<br />
und aus einem Elternhaus kommen,<br />
von dem sie auch parallel<br />
unterstützt werden, lernen sie die<br />
deutsche Sprache schnell.<br />
Wir hatten aber auch Kinder, die<br />
waren teilweise drei Jahre auf<br />
der Flucht. Das heißt, die Kinder<br />
hatten jahrelang keine Schule von<br />
innen gesehen, sondern die Zeit<br />
in Flüchtlingslagern verbracht.<br />
Altersgemäß haben wir die Kinder<br />
Demokratie<br />
Vor allem müssen wir uns<br />
davor hüten, zu dramatisieren,<br />
denn das gefährdet unsere<br />
Demokratie. Die Stimmung in<br />
einem Land kann kippen, das<br />
kennen wir aus der Geschichte.<br />
Lale Arslanbenzer,<br />
Kommunales Integrationszentrum<br />
Oberhausen<br />
in die dritte Klasse eingeschult,<br />
obwohl sie nie in der Schule<br />
gewesen sind und noch gar nicht<br />
alphabetisiert waren.<br />
Deshalb ist es im Bereich Bildung<br />
wichtig, dass die Kinder nicht nur<br />
Deutsch sprechen, sondern auch<br />
die Grundlagen so gelegt sind,<br />
dass sie einen guten Abschluss machen<br />
und damit wirklich auch eine<br />
Chance in Beruf und Ausbildung<br />
ergreifen können.<br />
Was muss durch die Kommune,<br />
das KI oder Schulen geleistet<br />
werden?<br />
Als weitere Schlüsselfaktoren<br />
insbesondere für Familien mit<br />
jüngeren Kindern sehe ich Kindertageseinrichtungen<br />
und Kinderbetreuung,<br />
für die das Jugendamt<br />
verantwortlich ist. Für Jugendliche<br />
gibt es Vorbereitungsklassen und<br />
anschließend die Möglichkeit, in<br />
jeden Bildungsgang zu gelangen.<br />
Zahlreiche Maßnahmen des Kommunalen<br />
Integrationszentrums<br />
für Schulkinder und Jugendliche,<br />
die zum Erlernen der deutschen<br />
Sprache zusätzlich zum Schulunterricht<br />
beitragen, kommen hinzu.<br />
Beispiele sind die Sommerschule,<br />
»Deutsch für den Schulstart«,<br />
Projekte zur Verkehrserziehung,<br />
die wir auch über Träger finanzieren<br />
sowie Begleitung mit Sprachmittlung<br />
über Landesgelder.<br />
Der Begriff »Facharbeitermangel«<br />
ist in aller Munde.<br />
Wie können aus Ihrer Sicht die<br />
in Deutschland lebenden, aus<br />
anderen Ländern eingewanderten<br />
Menschen im Sinne einer für<br />
alle Seiten förderlichen Lösung<br />
berücksichtigt werden?<br />
Können nicht nur, sondern müssen!<br />
Es ist wirklich auch für unser<br />
soziales System, die Gesamtbevölkerung<br />
wichtig, dass nicht der Eindruck<br />
entsteht, Menschen wollten<br />
nur von unseren Sozialleistungen<br />
leben. Arbeiten ist der Hebel für<br />
Selbstständigkeit, für unabhängiges<br />
Leben. Ich bin nicht vom Sozialamt<br />
oder vom Jobcenter abhängig,<br />
sondern ich habe einen Beruf,<br />
verdiene und deshalb kann ich mir<br />
meine Wohnung selber aussuchen.<br />
Außerdem erlebe ich im Arbeitsleben<br />
sozialen Zusammenhalt, habe<br />
Kontakte und werde ein Teil der<br />
Gesellschaft.<br />
Unsere Bürokratie hat jedoch hohe<br />
Hürden bei der Anerkennung von<br />
ausgeübten Berufen oder anderen<br />
Ausbildungssystemen. Deshalb<br />
braucht es vereinfachende Programme<br />
für Menschen mit Fluchthintergrund.<br />
Es geht darum, mit<br />
Hilfe besonderer Instrumente die<br />
Menschen so schnell wie möglich<br />
in Facharbeits-, also gelernte<br />
Arbeitsbereiche zu bekommen.<br />
Es gibt die Anerkennung von<br />
ausländischen Abschlüssen sowie<br />
den Ansatz, praktische Überprüfungen<br />
vorzunehmen. Dabei gilt<br />
es, die unterschiedlichen Systeme<br />
der Länder zu berücksichtigen.<br />
Welche Hürden müssen außerdem<br />
dringend überwunden<br />
werden oder besser abgebaut<br />
werden?<br />
Natürlich wieder das Problem der<br />
Sprache. Und das bringt uns zu<br />
der Frage, ob es eigentlich besser<br />
ist, diese direkt im Job zu lernen,<br />
also »Learning by doing« oder im<br />
Sprachkurs? Die nächste Schwierigkeit<br />
ist, das zum Beispiel Frauen<br />
mit Kindern, die möglicherweise<br />
auch noch alleinerziehend sind,<br />
die Sprache erlernen wollen und<br />
gar keine Möglichkeit haben, das<br />
Kind irgendwo unterzubringen.<br />
Je nachdem, in welcher Branche<br />
ich arbeiten möchte, benötige<br />
ich schon bei berufsbegleitenden<br />
Maßnahmen entsprechende<br />
Deutschkenntnisse. Aber dafür<br />
müssen wir natürlich bestimmte<br />
Voraussetzungen haben, beispielsweise<br />
Maßnahmen, die das<br />
Bundesamt für Migration und<br />
Flüchtlinge flächendeckend finanziert.<br />
Doch ein solcher Kurs muss<br />
sich durch genug Teilnehmende<br />
für den Träger lohnen. Eine andere<br />
Option wären Paten, welche die<br />
Auszubildenden begleiten.<br />
Inwiefern wird aus ihrer Sicht<br />
eingewanderten Menschen aus<br />
verschiedenen Herkunftsländern<br />
eine unterschiedliche Behandlung<br />
zuteil?<br />
Es gibt definitiv eine unterschiedliche<br />
Behandlung. Wir hatten ja<br />
bei der Ukraine die sogenannte<br />
»Massenzustromrichtlinie«.<br />
Die gab es schon lange, wurde<br />
aber zum ersten Mal angewandt.<br />
Und das hat auch viel zu Unmut<br />
geführt, weil die Menschen aus der<br />
Ukraine nun sofort ohne Asylantrag,<br />
ohne andere Anerkennung<br />
Kriegsflüchtlinge sein konnten<br />
und vom (heute sogenannten)<br />
Bürgergeld profitieren.<br />
Währenddessen mussten aber alle<br />
anderen Gruppen den Weg gehen,<br />
Asyl zu beantragen und zu erhalten.<br />
Die Asylbewerberleistungen<br />
sind geringer als das Bürgergeld.<br />
Menschen aus Afghanistan, die<br />
sogenannten Ortskräfte, die der<br />
deutschen Bundeswehr geholfen<br />
haben, vor Ort zu übersetzen und<br />
deren Leben jetzt gefährdet war,<br />
hatten noch nicht einmal so viel<br />
Geld, dass sie Fahrtkosten zur<br />
Ausländerbehörde bezahlen konnten.<br />
Das haben wiederum Ehrenamtliche<br />
organisiert und einen<br />
Fonds zusammengestellt. Also es<br />
war schon ungerecht.<br />
Ich spreche nicht gegen diese<br />
schnelle Organisation für die<br />
Ukraine. Ich hätte mir nur gewünscht,<br />
dass man solche Lösungen<br />
auch für alle anderen Bevölkerungsgruppen,<br />
die aus anderen<br />
Ländern kommen, anwendet oder<br />
so flexibel ist.<br />
Wie können unterschiedliche<br />
Gruppen gleichwertig berücksichtigt<br />
werden?<br />
Menschen bringen Kultur, individuelles<br />
Können mit und es ist<br />
natürlich wichtig, dass das auch<br />
im Leben zur Geltung gebracht<br />
wird. Wenn wir uns zum Beispiel<br />
Deutschlands Gastronomie<br />
anschauen, wie sie vor 40 Jahren<br />
war und wie sie heute ist, hat sich<br />
etwas geändert. Eine Migrationsgesellschaft<br />
lässt sich von einer<br />
Nicht-Migrationsgesellschaft<br />
wirklich schnell dadurch unterscheiden,<br />
wie die Küche ist.<br />
Deshalb ist die Diskussion müßig,<br />
zu sagen, „ihre Kultur wollen<br />
wir nicht“. Eine Metropole wie<br />
Frankfurt hat mehrheitlich eine<br />
nicht-deutsche Bevölkerung und<br />
Frankfurt geht es nicht schlecht.<br />
Nein, also die Anzahl der Migranten<br />
hat mit dem Wohlergehen<br />
einer Stadt nichts zu tun.<br />
Herzlichen Dank für das<br />
Gespräch, Frau Arslanbenzer!<br />
Das Interview führten Lühr Koch<br />
und Maren Kronenberg.<br />
Lale Arslanbenzer leitet seit Februar<br />
2023 das Kommunale Integrationszentrum<br />
der Stadt Oberhausen.<br />
1963 in der Türkei geboren, kam<br />
sie 1981 nach Deutschland. Der<br />
Ausbildung zur staatl. anerkannten<br />
Erzieherin folgte ein Studium der<br />
Sozialwissenschaften. Sie leitete<br />
u.a. das Stadtteilmanagement in<br />
Dinslaken-Lohberg.<br />
10
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
PARTNERSCHAFT IM<br />
ZEICHEN DES KRIEGES<br />
Oberhausen hilft Saporishja<br />
Wir alle wissen es und erfahren es<br />
immer wieder neu durch die Medien:<br />
die Ukraine ist nun schon<br />
im dritten Kriegsjahr dem Überfall<br />
Russlands ausgesetzt. Die<br />
Oberhausener Partnerstadt Saporishja<br />
ist ebenfalls von russischen<br />
Angriffen betroffen, die die zivile<br />
Infrastruktur zerstören. Das Zerstörte<br />
muss repariert oder neu<br />
aufgebaut werden. Trotz aller<br />
Bemühungen ist es notwendig,<br />
die Stadt mit Hilfsgütern zu versorgen,<br />
weil die Menschen nicht<br />
mehr ausschließlich aus dem eigenen<br />
Land versorgt werden können.<br />
Der gemeinnützige Verein ‚Oberhausen<br />
hilft‘ hat auf die Situation<br />
früh und schnell reagiert. Inzwischen<br />
hat er 17 Hilfstransporte<br />
mit einem Gesamtgewicht von<br />
170 Tonnen nach Saporishja auf<br />
den Weg gebracht. Hauptsächliche<br />
Zielgruppe der Hilfsmittel<br />
sind krebserkrankte Kinder in<br />
Krankenhäusern, Waisenkinder<br />
und kinderreiche Familien. In<br />
Kooperation mit der Partnerorganisation<br />
vor Ort, der ‚Gesellschaft<br />
Saporishja – Oberhausen‘, werden<br />
die Hilfsgüter nach einem vorher<br />
abgestimmten Bedarf direkt vor<br />
Ort verteilt. Alles kommt eins zu<br />
eins an: medizinische Geräte, Me-<br />
dikamente, Spielzeuge, spezielle<br />
Kindernahrung, Pampers, Winterkinderkleidung<br />
oder Schuhe.<br />
Alles dies wurde trotz der Kriegshandlungen<br />
mit LKW 2.700 km<br />
nach Saporishja gefahren. Und<br />
Ende 2023 ist es bereits zum zweiten<br />
Mal dank der Unterstützung<br />
von Oberhausener Bürger*innen<br />
gelungen, 4.000 Weihnachtspäckchen,<br />
die von Oberhausener Kindern<br />
für Kinder in der Ukraine<br />
gepackt wurden, in Saporishja zu<br />
übergeben.<br />
Viktor Nestorenko von der ‚Gesellschaft<br />
Saporishja – Oberhausen‘ ergänzt:<br />
„Es ist eine große Hilfe für<br />
uns, mit dem Mercedes-Sprinter,<br />
der von ‚Oberhausen hilft‘ gespendet<br />
wurde, Hilfsgüter vor Ort zu<br />
verteilen.“ Jeder Transport ist mit<br />
großem logistischem Aufwand<br />
verbunden. Im April <strong>2024</strong> sind<br />
die Auflagen für die Lieferung<br />
von Hilfsgütern in die Ukraine<br />
erheblich erhöht worden, um die<br />
Korruption vor Ort besser zu verhindern.<br />
„Trotz dieses zusätzlichen<br />
Aufwands“, so Wolfgang Heitzer,<br />
ehrenamtlicher Geschäftsführer<br />
von ‚Oberhausen hilft‘, „werden<br />
wir auch zukünftig Kindern und<br />
jungen Menschen unserer Partnerstadt<br />
helfen, wo wir können“.<br />
Große Unterstützung erfährt<br />
der gemeinnützige Verein bei der<br />
Transportabwicklung von Marc<br />
Wer noch helfen möchte, kann<br />
eine Spende auf das Konto<br />
von ‚Oberhausen hilft‘ überweisen.<br />
Die IBAN lautet:<br />
DE06 3655 0000 0053 224143.<br />
Saporishja wird es Ihnen danken!<br />
Grunenberg vom städtischen Büro<br />
für Interkultur. Die Vorbereitungen<br />
für den 18. Hilfstransport laufen<br />
bereits. „Nur durch Spenden<br />
der Oberhausener:innen können<br />
wir weiterhin den Kindern und<br />
Jugendlichen helfen,“ so Jörg Bischoff,<br />
1. Vorsitzender von ‚Oberhausen<br />
hilft‘.<br />
Kundgebung<br />
Die Apostel-Kirchengemeinde auf<br />
dem Tackenberg und die benachbarte<br />
türkische Gemeinde veranstalteten<br />
am 20. April <strong>2024</strong> eine<br />
Kundgebung gegen Rechts mit<br />
fast 150 Teilnehmer:innen. Beeindruckende<br />
Reden schlossen den<br />
Rundgang durch Tackenberg ab.<br />
Auflösung der<br />
Zitate-Rätsel<br />
von Seite 7<br />
Zitat 1: Bernd Höcke war’s, der<br />
rechtsextremistische Vordenker<br />
des völkischen Flügels der AfD<br />
mit bundesweitem Einfluss auf<br />
seine Partei. H. fällt regelmäßig<br />
bei seinen Äußerungen durch die<br />
Verwendung von Nazi-Terminologie<br />
auf. So gehört auch der<br />
Begriff „entartet“ in den Handwerkskoffer<br />
der Nazis. Vermeintlich<br />
entartete Menschen fielen<br />
zu Zehntausenden der nationalsozialistischen<br />
Euthanasie zum<br />
Opfer.<br />
Zitat 2: Adolf Hitler war’s. Der<br />
Begriff „deutschnational“ beinhaltete<br />
schon immer eine<br />
völkische Ausgrenzung und ist<br />
rassistisch und antisemitisch<br />
aufgeladen. Völkische Teile der<br />
Deutschnationalen Volkspartei<br />
(DNVP) der Weimarer Republik<br />
gingen mit der NSDAP eine<br />
Koalition ein. Auch die Nachfolgepartei<br />
der NSDAP in der<br />
Bundesrepublik, die Sozialistische<br />
Reichspartei Deutschlands<br />
(SRP), war völkisch deutschnational.<br />
Sie wurde zum Glück 1952<br />
verboten.<br />
Zitat 3: Alexander Cassel war’s.<br />
Berichtet hat darüber die AfD<br />
Oberhausen. In seinem jovial<br />
gehaltenen Redebeitrag beim<br />
Zukunftskongress der AfD<br />
Oberhausen deutet der junge<br />
Mann mit dem altmodischen<br />
Zwirbelbart an, was Markenkern<br />
der AfD ist: deutschtümelnden<br />
Nationalismus und aggressiven<br />
Rassismus salonfähig zu machen.<br />
Dahinter liegen moralische<br />
Abgründe, aber auch Horrorszenarien<br />
für alle diejenigen, die<br />
aufgrund der Ausgrenzungsideologie<br />
der AfD bedroht sind.<br />
Zitat 4: Die National-Zeitung<br />
Oberhausen war’s, sie druckte<br />
dies am 23.4.1932 ab, also noch<br />
vor der Machtübernahme durch<br />
die Nazis. Der bedrohliche Charakter<br />
der NSDAP war schon<br />
damals klar. Gepaart mit dem<br />
Verächtlichmachen des politischen<br />
Feindes – was mehr ist als<br />
nur ein Gegner – drohte man<br />
unverhohlen mit „Abrechnung“.<br />
Es wundert nicht, dass es schnell<br />
zur Verfolgung, Entrechtung<br />
und Ermordung tausender politischer<br />
Gegner der Nazis kam.<br />
Höcke hat sinngemäß ähnliches<br />
in seinen Zukunftsplänen für die<br />
Gegenwart skizziert, kann man<br />
nachlesen.<br />
Zitat 5: Kempkes, AfD Oberhausen<br />
war’s. Interessant ist der<br />
Stil der Aussage, wenn wie hier<br />
von „Hinterzimmerabsprachen“<br />
gesprochen wird. So was schürt<br />
absichtsvoll den Verdacht, dass<br />
gekungelt und damit gegen<br />
die Interessen der Allgemeinheit<br />
gehandelt wird. Das ist ein<br />
drastischer Vorwurf, der zwar<br />
völlig ohne Belege auskommt,<br />
aber auch nur dem Zweck dient,<br />
den politischen Feind öffentlich<br />
schlecht zu machen. Daher ist<br />
dieser Begriff beispielhaft für den<br />
rabiaten Angriffs-Stil der AfD als<br />
Gesamtpartei.<br />
Zitat 6: Stephan J. Kramer war’s.<br />
Gespräche zwischen Verfassungsschützern<br />
und Parlamentariern<br />
sind erst einmal nichts<br />
Ungewöhnliches, wenn es z.B.<br />
um Bedrohungslagen geht. Kramer<br />
hatte mal mit dem völkischnationalen<br />
AfD-Funktionär<br />
Brandner ein offizielles Gespräch,<br />
von dem B. später sagte,<br />
er habe Tipps erhalten. Kramer<br />
korrigierte diese Behauptung:<br />
er sei lediglich seinem Auftrag<br />
zu Aufklärung nachgekommen:<br />
„Wir machen keine strategische<br />
Beratung. Wir teilen selbstverständlich<br />
auch nicht mit, welche<br />
Maßnahmen wir gegebenenfalls<br />
ergreifen.“<br />
Welche Bedeutung<br />
hat Demokratie für mich?<br />
Am Demokratietag im letzten September nahmen Oberhausener:innen<br />
dazu Stellung und hielten ihr persönliches Statement in der Fotobox des<br />
Kommunalen Integrationszentrums (KI) fest.<br />
Demokratie …<br />
braucht ein festes Fundament.<br />
Es darf nicht bröckeln.<br />
Deshalb ist chancengerechte<br />
Bildung und Erziehung unentbehrlich<br />
für den Fortbestand<br />
der Demokratie.<br />
Andrea Eikmeyer,<br />
Initiative B-reden<br />
11
<strong>Demokratiezeitung</strong><br />
Oberhausener<br />
5<br />
für Toleranz und Vielfalt<br />
LEBENDIG UND BUNT<br />
Rückblick Demokratietag 2023<br />
Die Frage, was Demokratie in<br />
ihrem Kern bedeutet und wie<br />
man sie mit Leben füllen kann,<br />
haben Organisatoren und Beteiligte<br />
beim ersten „Tag der Demokratie“<br />
in Oberhausen deutlich<br />
und überaus erfolgreich gezeigt.<br />
Denn die Bandbreite reichte von<br />
einer Konferenz über eine Kulturbühne<br />
bis hin zum Plaudern<br />
am Würstchenstand – es war ein<br />
beeindruckend vielfältiges Programm.<br />
Für fast alles gibt es einen speziellen<br />
Tag im Jahr. Neben offensichtlich<br />
profanen Anlässen wie dem<br />
„Tag der roten Rose“ am 12. Juni<br />
gibt es auch welche, die eine besondere<br />
Bedeutung haben. Dazu<br />
gehört auch der „Internationale<br />
Tag der Demokratie“, den die Generalversammlung<br />
der Vereinten<br />
Nationen 2007 ausgerufen hat und<br />
auf den 15. September gelegt hat.<br />
Das Ziel des Tages ist es, die Förderung,<br />
aber auch die Verteidigung<br />
der Grundsätze der Demokratie<br />
zum Thema zu machen.<br />
Einige Jahre hat es gedauert, bis<br />
dieser Tag auch in unserer Stadt<br />
angekommen ist. Oder sagen wir<br />
mal, bis sich Menschen zusammengetan<br />
haben, um den Tag in<br />
Oberhausen mit Leben zu füllen.<br />
Herausgekommen ist ein Programm,<br />
das im und am Rathaus<br />
Oberhausen stattgefunden hat.<br />
Und offensichtlich hatten die Bürgerinnen<br />
und Bürger große Lust<br />
auf Demokratie, denn es kamen<br />
mehrere hundert Menschen.<br />
Konferenz<br />
Den Start – und damit die Eröffnung<br />
des Programms – stellte die<br />
Demokratiekonferenz im schmucken<br />
neuen Ratssaal dar. Bis auf<br />
den letzten Platz gefüllt waren die<br />
Stuhlreihen im Plenarsaal und auf<br />
der Besuchertribüne. Vor dem Saal<br />
warteten trotzdem noch viele, die<br />
auf Einlass hofften. Oberbürgermeister<br />
Schranz begrüßte die Anwesenden<br />
und hielt eine engagierte<br />
Rede für die Demokratie.<br />
In ihrem Beitrag zur Studie über<br />
das Verhältnis der Mitte der deutschen<br />
Gesellschaft zur Demokratie<br />
berichtete Prof. Beate Küpper<br />
(siehe separaten Artikel in dieser<br />
Zeitung) zwar auch von Tendenzen<br />
zu rechtsextremen und demokratiegefährdenden<br />
Einstellungen<br />
in unserer Gesellschaft. Doch<br />
die gute Nachricht war jedoch,<br />
dass die weitaus größere Zahl der<br />
Bürger:innen der Demokratie nach<br />
wie vor positiv gegenübersteht.<br />
Magnet des Tages: Ratssaal<br />
Sehr stark gefragt waren auch die<br />
Führungen durch den Ratssaal im<br />
Anschluss an die Konferenz. Die<br />
Menschen wollten einen Blick in<br />
den frisch renovierten Saal werfen.<br />
Durch die Modernisierung haben<br />
die Mitglieder des Rates und der<br />
Ausschüsse nun optimale Voraussetzungen,<br />
demokratische Willensbildung<br />
zu praktizieren und bis<br />
hin zur politischen Entscheidung<br />
über alle relevanten Themen zu<br />
debattieren. Die Geldsumme für<br />
die Renovierung wurde von vielen<br />
zwar als sehr hoch empfunden,<br />
aber mit dem Ergebnis zeigten sich<br />
Besucher:innen doch sehr zufrieden.<br />
Eine Besucherin brachte es<br />
auf den Punkt: „Hier ist viel Geld<br />
verbaut worden, vielleicht sogar –<br />
so mein Gefühl – viel zu viel. Aber<br />
es sieht beeindruckend aus. Die<br />
Decke ist ein echter Hingucker.<br />
Sieht toll aus.“<br />
Paternosterplaudern<br />
Dass man in einem Paternoster<br />
ins Plaudern geraten konnte, war<br />
vielen neu. Aber das Angebot,<br />
mal eine Fahrt im Paternoster mit<br />
einem Stadtteilbürgermeister zu<br />
machen, wurde rege angenommen.<br />
Die Beteiligten lobten nach<br />
den Fahrten die angenehme Atmosphäre<br />
bei diesen Plauderfahrten,<br />
und es konnten etliche Anregungen<br />
für die zukünftige Arbeit<br />
in den Stadtteilen mitgenommen<br />
werden. Den Tenor äußerte ein Besucher<br />
so: „Ich hatte gar nicht erwartet,<br />
dass man so unkompliziert<br />
mit einem Bürgermeister reden<br />
kann. Ich bin begeistert.“<br />
Demokratie ist für mich …<br />
... Anstrengung! Und jede<br />
Anstrengung wert: sie zu<br />
verteidigen, sie mit anderen<br />
Menschen in einer demokratischen<br />
Gesellschaft zu<br />
erhalten und aktiv zu leben.<br />
Benedict Neugebauer,<br />
Jugendclub Courage e.V.<br />
Kulturbühne<br />
Bereits bei den Vorbereitungen<br />
wurde klar, dass der Tag der Demokratie<br />
nicht aus steifen Programmteilen<br />
bestehen sollte. Demokratie<br />
äußert sich auch in Kunst, Musik<br />
und Kultur. Daher stellten die Organisatoren<br />
ein abwechslungsreiches<br />
Programm zusammen. Den<br />
Anfang machte die Jugendbühne<br />
Bathalo mit einem viel beachteten<br />
und beeindruckenden musikalischen<br />
Auftritt gegen Vorurteile<br />
und Sprachlosigkeit. Die Jugendlichen<br />
zeigten, wie es gelingen kann,<br />
Vorurteile gegen Menschen anderer<br />
Herkunft und Kultur abzubauen.<br />
„Das Miteinander und der Austausch<br />
der Kulturen hat mich sehr<br />
beeindruckt“, äußerte eine Zuhörerin.<br />
Auch die abwechslungsreichen<br />
Beiträge im Teil „Open Stage“<br />
gingen zu Herzen.<br />
Der Auftritt von „Der Butterwegge“<br />
lud anschließend zum Tanzen<br />
ein. Mit unterschiedlichen Musikstilen<br />
und engagierten Texten<br />
erreichte der Musiker sein Publikum.<br />
Den Schluss des Bühnenprogramms<br />
gestaltete der Kabarettist<br />
Matthias Reuter. Mit seinen pointierten<br />
Äußerungen und seinem<br />
provokanten Stil regte Reuter zum<br />
Nachdenken an.<br />
Kantinengespräche<br />
In der ehemaligen Kantine des<br />
Rathauses gab es die Möglichkeit,<br />
mit Verantwortlichen aus Politik<br />
und Verwaltung ins Gespräch zu<br />
kommen. Hier konnten sich die<br />
Besucher:innen an Thementischen<br />
mit Ausschussvorsitzenden<br />
unterhalten, Fragen stellen und<br />
Hintergründe erfahren. Das Themenspektrum<br />
reichte von Gleichstellungsfragen<br />
über Schule und<br />
Finanzen bis hin zu Stadtentwicklung.<br />
Eine Besucherin dieses Angebotes<br />
war begeistert: „Ich habe<br />
hier heute viel gelernt über die<br />
Arbeit der Verwaltung und gehe<br />
mit dem Gefühl nach Hause, dass<br />
Entscheidungen, die im Rat oder<br />
den Ausschüssen gefällt werden,<br />
eine intensive Erarbeitung und<br />
Berücksichtigung von etlichen Detailfragen<br />
beinhalten. Ich habe nun<br />
mehr Respekt vor der Arbeit der<br />
Stadtverwaltung.“<br />
Zwischenrufe<br />
Eigens für den Tag der Demokratie<br />
wurden zwei inhaltliche Programmpunkte<br />
vorbereitet. In den<br />
Statements ging es um Impulse zu<br />
den Themen „Gleichberechtigung“<br />
sowie „Demokratiegefährdung“.<br />
Das Theater zeigte Auszüge aus<br />
dem Stück „And now Hanau“, bei<br />
dem es um den rassistischen Mord<br />
an neun Menschen mit Migrationshintergrund<br />
durch einen Rassisten<br />
in Hanau ging.<br />
Markt der Möglichkeiten<br />
Vor dem Rathauseingang, unter<br />
den Arkaden und auf dem Vorplatz<br />
waren viele Stände von Gruppen<br />
und Initiativen aufgebaut, die sich<br />
als Teil der demokratischen Stadtgesellschaft<br />
verstehen. An fast<br />
allen Ständen, die sich unter dem<br />
Motto „Lebendiges Oberhausen“<br />
versammelt hatten, gab es Möglichkeiten<br />
zur aktiven Beteiligung,<br />
sei es durch Abstimmungen mit<br />
Bällen oder Meinungskarten. Die<br />
Organisationen und Einrichtungen<br />
zeigten ein sehr abwechslungsreiches,<br />
kreatives, buntes Bild von<br />
Demokratie und Beteiligung in<br />
Oberhausen. Daran schlossen sich<br />
auch die Mitmachaktionen für<br />
Kinder und Jugendliche an.<br />
12<br />
Für das leibliche Wohl wurde auch<br />
gesorgt. Das Gdanska reichte Getränke<br />
und Speisen. Ein Besucher<br />
fasste den Tag am Würstchenstand<br />
zusammen: „Was hier heute geschafft<br />
wurde, ist atemberaubend.<br />
Eine Bandbreite von Demokratie,<br />
die ich nicht erwartet hatte. Von<br />
einer Konferenz bis hin zum Austausch<br />
bei Musik, Marktständen<br />
und Gesprächen bei einer leckeren<br />
polnischen Bratwurst war für jeden<br />
etwas dabei. Hut ab – ich hoffe,<br />
im nächsten Jahr gibt es eine Wiederholung.“<br />
Woche der Demokratie<br />
Und tatsächlich: Nach dem großen<br />
Erfolg mit mehreren hundert<br />
Besucher:innen wird es auch <strong>2024</strong><br />
Aktivitäten zum „Tag der Demokratie“<br />
im September geben. Aber<br />
es wird nicht nur einen Tag geben:<br />
die Planungsgruppe und auch die<br />
beteiligten Organisationen bereiten<br />
eine ganze WOCHE der Demokratie<br />
vor. Der Termin steht<br />
bereits fest: vom 8. bis zum 15.<br />
September <strong>2024</strong> gibt es eine Festwoche<br />
zur Demokratie. Sie sind<br />
schon jetzt ganz herzlich dazu<br />
eingeladen!