reisen EXLUSIV Sommer 2024
“Ich. Jetzt! Hier." Malediven Los Cabos Portugal Spanien Schweiz Schottland Schwarzwald Nord- und Ostsee und vieles mehr
“Ich. Jetzt! Hier."
Malediven
Los Cabos
Portugal
Spanien
Schweiz
Schottland
Schwarzwald
Nord- und Ostsee
und vieles mehr
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
<strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong><br />
Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />
ICH.<br />
JETZT!<br />
hIER.<br />
+ + +<br />
MALEDIVEN<br />
LOS CABOS<br />
MITTELMEER<br />
HOTELS<br />
PORTUGAL<br />
SPANIEN<br />
SCHWEIZ ASIEN<br />
KREUZFAHRT<br />
SCHOTTLAND<br />
SCHWARZWALD<br />
NORD- UND<br />
SKANDINAVIEN<br />
OSTSEE<br />
ISTANBUL
Finde das<br />
Außergewöhnliche<br />
Willkommen im Top End Australiens. Der 20.000 Quadratkilometer große Kakadu<br />
National Park – faszinierendes UNESCO Natur- und Kulturerbe mit mehr als<br />
5.000 Aboriginal-Felskunststätten – beeindruckt mit seinem Kulturreichtum und<br />
spektakulärer Natur. Seit über 65.000 Jahren ist der Park Heimat der Bininj- und<br />
Mungguy-Völker. Wer genau hinguckt, entdeckt zudem zahlreiche Tierarten,<br />
darunter Barramundi, Krokodile und eine einzigartige Vogelvielfalt.<br />
northernterritory.com/de
EDITORIAL<br />
ZWERGENAUFSTAND<br />
Neulich im Flugzeug von Äthiopien nach Frankfurt saß neben mir Omar. Ein<br />
groß gewachsener Herr aus Eritrea. Und Omar hat eine Leidenschaft, die<br />
ich nicht erwartete. Er ist Gartenzwerg-Experte und unterwegs zur Recherche-Mission<br />
in hessischen Laubengärten. Was er dort genau vorhat, habe<br />
ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Aber er hatte andererseits auch kein Verständnis<br />
für mein Unwissen zum Thema kulturell relevanter Gartendekoration. Seine Fragen,<br />
die er hatte, konnte ich ihm nicht beantworten, denn meine Berührungspunkte mit<br />
dem Thema gleichen meinem Verständnis für mathematisch komplexe Probleme.<br />
Also null. Für Omar undenkbar. Kopfschüttelnd nahm er neben mir Platz und sagte:<br />
»Very disappointed that you are not a fan.« Ich entschuldigte mich, es kam ein schlechtes<br />
Gewissen in mir hoch, bisher hatte ich den Zwerg für einen Spießer gehalten.<br />
Also stelle ich die Frage, was ich dringend wissen müsste?<br />
Urplötzlich war Omar nicht mehr enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Er war hellwach. Und<br />
weil ich bei einem Tomatensaft und äthiopischen Crackern so viel gelernt habe,<br />
möchte ich euch daran teilhaben lassen.<br />
Woher kommt der Gartenzwerg? Achtung, die erste Überraschung! Er kommt aus der<br />
Osttürkei und ist etwa 800 Jahre alt. »Damals wurden in den Bergwerken Pygmäen<br />
versklavt, denen übersinnliche Fähigkeiten nachgesagt wurden. Davor hatte man Angst.<br />
Um diese vermeintliche Magie im Zaum zu halten, wurden bemützte kleine Männer<br />
aus Ton hergestellt, die Familie und Haus schützen sollten.« Diese Figuren wurden<br />
dann von italienischen Kaufl euten entdeckt und so auch nach Deutschland verkauft.<br />
Nur ein echter Zwerg ist ein guter Zwerg! Omar mag kein Plastik. Die Zwerge sind zu<br />
leicht und sind auch nicht so schön anzusehen, sagte er. Ein echter Zwerg sollte aus<br />
Ton sein. So wie vor 800 Jahren. Denn nur dann wohnt in ihm eine Seele. Zudem<br />
darf der Gartenzwerg nicht größer als 69 Zentimeter sein. Er sollte auch einen Bart<br />
haben und männlich sein. Das hat einst die »Internationale Vereinigung zum Schutz<br />
der Gartenzwerge« bestimmt.<br />
Feminismus, nein danke! Omar möchte keine Zwerg-Dame. Zwerginnen gibt es erst –<br />
unglaublich! – seit 2000. Damals traute sich eine deutsche Manufaktur, eine Zwergin<br />
zu produzieren. Ich traue mich zu äußern, dass das doch jedem Gartenbesitzer selbst<br />
überlassen sei, ob er nun eine weibliche, männliche oder gar nicht binäre Figur in<br />
den Garten neben die Petersilie stellt. Omar was not amused. Er schüttelte vehement<br />
den Kopf und sagte: »Oh no! No no! Can’t do! It needs to be a male!«<br />
Foto: Julia Breuer/juliaslieblinge, anela.k/Shutterstock.com<br />
Ich wünsche ihm, dass er auf seiner Tour durch deutsche Gärten nichts Überraschendes<br />
fi ndet. Einen tätowierten Zwerg beispielsweise, oder einen mit kurzen Hosen.<br />
Das würde Omar nicht gefallen. Meine kurze Recherche hat übrigens ergeben, dass<br />
es mittlerweile auch personalisierte Gartenzwerge gibt, die das Gesicht des Besitzers<br />
haben. Oder eben der Besitzerin.<br />
»I go and count« hat er mir zum Abschluss noch hinterhergerufen. Zwerg-Volkszählung<br />
eines eritreischen Mannes in hessischen Gärten. Ich bin ehrlich gesagt auf sein Ergebnis<br />
gespannt und warte noch auf seine E-Mail. Was soll ich sagen: Reisen bildet!<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Instagram @fraumuksch<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
3
26<br />
SELLING<br />
SUNSET<br />
Wohin im Winter? Unser Vorschlag: Los Cabos<br />
im mexikanischen Bundesstaates Baja California<br />
Sur. Warum? Das Bild spricht für sich, oder?<br />
»Wenn man so will, ist es ein Sehnsuchts-<br />
Kreislauf: Rucksack packen, losziehen,<br />
heimkehren, Rucksack auspacken,<br />
Socken waschen, feststellen: Ich habe so vieles<br />
noch nicht gesehen. Rucksack packen ...«<br />
Harry Mitsidis<br />
Inhalt<br />
52<br />
SANDKASTENTRÄUME<br />
Schippe und Förmchen kann man getrost zu Hause lassen,<br />
dafür Wanderschuhe einpacken. Und die einzigartige<br />
Halbwüste Bardenas Reales in Spanien erkunden.
78<br />
ZUSAMMEN IST<br />
MAN WENIGER ALLEIN<br />
»Ich und meine besten<br />
19 Freunde genießen Ibiza in<br />
einer Villa am Meer.«<br />
MEXIKO<br />
EUROPA<br />
26 Los Cabos<br />
Schöne Unbekannte: Auf der Halbinsel Baja<br />
California lassen sich noch Orte erkunden,<br />
verschwiegene Buchten fi nden, Wale beobachten<br />
und – wer mag – bis spät in die Nacht feiern.<br />
52 Spanien<br />
Die schönste Sandburg lässt sich im<br />
Biosphärenreservat Bardenas Reales in<br />
Navarra fi nden. Reporterin Anja hat für<br />
uns mal nachgebuddelt.<br />
78 Villen zum Mieten<br />
Urlauben mit der ganzen Familie in einer<br />
Villa? Boho oder puristisch, aber stets mit<br />
Stil: Hier sind die schönsten Herbergen!<br />
Fotos: Norbert Eisele-Hein, Tom Dick, Federico Luraghi<br />
36 Hoher Norden<br />
Sieben Facetten vom <strong>Sommer</strong>glück: Zwischen<br />
grandiosen Stränden, leiser Wattlandschaft und<br />
den weltbesten Fischbrötchen stellen wir euch<br />
unsere Lieblingsorte an der Nord- und Ostsee vor.<br />
46 Schwarzwald<br />
Genießertipp: Auf der Käseroute quer durch den<br />
malerischen Schwarzwald schlemmt man sich<br />
vom Bauernhof zur Käserei.<br />
STANDARDS<br />
DEUTSCHLAND<br />
03 Editorial<br />
06 Reisenews<br />
08 Take away<br />
09 Da wollen wir hin<br />
10 Esskalation<br />
14 Für kleine Weltenbummler<br />
16 Städtetipp Tallinn<br />
18 Events<br />
20 Was gibt’s Altes, Herr Bender?<br />
21 Vorfreude<br />
34 Autorinnen<br />
114 Gewinnspiel & Impressum<br />
60 Schweiz<br />
Wir machen es wie die Schweizer, wir<br />
fahren der Sonne hinterher – und ab in<br />
das Tessin. Wein und gute Aussichten<br />
inklusive.<br />
66 Schottland<br />
Redakteurin Jasmin hat im schottischen<br />
Braemar Mut bewiesen und ist ... fi ndet<br />
es selbst heraus!<br />
72 Portugal<br />
Aveiro: Wo Portugal tatsächlich noch<br />
unbekannt ist. Trotz Traumstränden.<br />
beauty<br />
109<br />
Schrubb dich, sonn dich!<br />
Die besten Peelings zur Vorbereitung für<br />
die Bräune. Darauf folgt Tagespflege<br />
mit Lichtschutzfaktor.<br />
90 Singapur<br />
Innen ist das gigantische Marina Bay<br />
Sands erstaunlich lebendig. Und die<br />
weltberühmte Dachterrasse mit ihrem<br />
gigantösen Infi nitypool setzt dem ganzen<br />
die Krone auf.<br />
94 Malediven<br />
Wer einen unvergesslichen Logenplatz<br />
am Indischen Ozean sucht, kann im The<br />
Ritz-Carlton Maldives, Fari Islands<br />
ein rundes Wunder erleben.<br />
100 Bozen<br />
Jedes Zimmer ist ein Blickfang. Das<br />
Parkhotel Mondschein in Bozen ist ein<br />
Retro-Traum.<br />
104 Athen<br />
Mein lieber Scholli, ab ins Dolli:<br />
Geradezu verboten glamourös fand unser<br />
Redakteur Frank das The Dolli<br />
at Acropolis.<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
5
eisenews<br />
LUFTIBUS<br />
Es geht hoch hinaus. Wem der klassische Nordseeurlaub einfach zu langweilig<br />
ist, der kann sich das Jahr 2025 schon mal dick im Kalender anstreichen.<br />
Dann nämlich startet erstmals die Weltraumkapsel Céleste in die Stratosphäre,<br />
25 Kilometer über dem Meeresspiegel. Die futuristisch anmutende Kapsel bietet<br />
dabei Raum für sechs (kaufkräftige) Abenteurer, die es sich in den drei bequem<br />
und luxuriös ausgestatteten Kabinen bequem machen können. Beim Interieur<br />
hat man sich – thematisch passend – an handelsüblichen Privatjets orientiert.<br />
Je 90 Minuten dauern Auf- und Abstieg, genauso lange verweilt die Kapsel über<br />
den Wolken. Damit der Magen nicht knurrt, wird außerdem feinste Küche mit<br />
Weinbegleitung serviert. Alles andere als Astronautennahrung. Umweltschonend<br />
ist das Angebot auch noch, denn der Aufstieg gelingt allein mit Gasen. 60 Flüge<br />
pro Jahr plant Veranstalter Farret d’Astiès, der die Kapsel gemeinsam mit der<br />
französischen Raumfahrtbehörde konzipiert hat. 170.000 Euro pro Nase kostet<br />
der Spaß. www.zephalto.com<br />
6<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
Zum Darwinschmelzen<br />
Große Natur im kleinen Kreis. Der Reiseveranstalter andBeyond lässt im Juni<br />
seine Expeditionsyacht vom Stapel, auf der zwölf Reisende die märchenhafte<br />
Schönheit der Galapagosinseln entdecken können. Sechs Suiten und Kabinen<br />
bieten genug Platz und lassen es an Luxus nicht mangeln. Auf der einwöchigen<br />
Tour werden die Gäste von zwei professionellen Guides begleitet, außerdem<br />
wird es dank Aktivitäten vom Inselwandern übers Bird-Watching bis zum<br />
Schnorcheln garantiert nicht langweilig. www.andbeyond.com<br />
Fotos: Daniel Mirlea (2), Zephalto (2), Maridav/Shutterstock.com, andBeyond<br />
Auf Du und Du mit dem Bären. Oder dem<br />
Wolf. Oder dem Luchs. Um Menschen diese<br />
einmalige Erfahrung zu ermöglichen, hat<br />
die Stiftung Conservation Carpathia in<br />
Rumänien ein naturnahes Reisepaket geschnürt.<br />
Während einer dreitägigen geführten<br />
Tour geht es auf die Pirsch, um atemberaubende<br />
Ausblicke in einer der letzten<br />
wilden Regionen Europas zu genießen. Und<br />
das mit gutem Gewissen: Bis zu 70 Prozent<br />
der Erlöse werden in den Schutz der Region<br />
investiert. https://travelcarpathia.com<br />
Besuch bei Bärbel<br />
7
takeaway<br />
Wenn unterwegs der kleine<br />
Hunger kommt: Der neue Napf<br />
»Dog Bowl to go Tura« ist das<br />
perfekte Reiseaccessoire für<br />
Vierbeiner. Er lässt sich unkompliziert<br />
ein- oder ausklappen, ist<br />
platzsparend und eignet sich für<br />
Wasser wie für Trocken- oder<br />
Nassfutter. Von Palopa, um € 30<br />
TOLLER HECHT.<br />
DANK GEFLECHT.<br />
Wer das Modell »1303S« von Bottega Veneta<br />
trägt, fällt auf. Und heimst jede Menge Komplimente<br />
ein. Aus Spritzguss gefertigte Brille im<br />
ikonischen Intrecciato-Muster. Um € 400<br />
LÄUFT RUND.<br />
FÜR DEN HUND.<br />
BEGLEITER NACH HONGKONG.<br />
IST DIESER KING KONG.<br />
FÜR FORSCHE.<br />
DER HACKENPORSCHE! .<br />
Ob als Strand-, Shopping-<br />
oder Sportbegleiter: Die<br />
universelle Tote Bag von<br />
Sieger by Souleway<br />
ist vielseitig<br />
einsetzbar,<br />
wasserabweisend<br />
und<br />
absolut lässig.<br />
SbS Utility Bag,<br />
Marvellous<br />
Monkey, € 189<br />
Mit dem »Roadster Hardcase 4W Trolley<br />
S« auf der Überholspur – ob am Flughafen<br />
oder am Bahnhof. Ultraleicht und inspiriert<br />
von den Farben des Porsche 911 rollen die<br />
kugelgelagerten Räder lautlos und easy.<br />
Von Porsche, € 489<br />
FÜR DIE SCHLAPPEN.<br />
MÜSST IHR WAS BERAPPEN.<br />
JEDER KUSS.<br />
EIN GENUSS.<br />
Das Must-have auf jeder<br />
Reisepackliste: unisex, zeitlos<br />
und unendlich kombinierbar.<br />
Die edle 1774-Kollektion ist<br />
eine Hommage an die New<br />
Yorker Szene in der Downtown<br />
vom Manhattan der 1970erund<br />
1980er-Jahre. Spaziere<br />
heute stilecht mit den Birkenstocks<br />
»222 West« durch<br />
Manhattan! € 480<br />
Für filmreife Küsse beim<br />
Sonnenuntergang auf<br />
Mauritius oder den<br />
Malediven: Die Whitening<br />
Toothpaste »Of Course<br />
I Still Luv You« von<br />
Selahatin verleiht frischen<br />
Atem dank Eisenkraut,<br />
Bergamotte, Kardamom<br />
und Kiefer. 65 ml, € 22<br />
Fotos: PR (6)<br />
8<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
da wollen wir hin<br />
Ein Märchenschloss am Fuß der österreichischen Alpen nahe Salzburg, umgeben von türkisfarbenem<br />
Wasser und tiefen Wäldern. Klingt wie in einem Sissi-Film? Zumindest wurde im Schloss Fuschl 1955 für<br />
den ersten Sissi-Film mit Romy Schneider gedreht. Doch die Geschichte des Schlosses reicht bis ins 15.<br />
Jahrhundert zurück. Seitdem ist es das Wahrzeichen der Region, wo einst Erzbischöfe und Adelige ein<br />
und aus gingen. In den 1950er-Jahren wurde das Schloss Fuschl in ein Hotel umfunktioniert, das bei<br />
Filmstars und Politikern aus aller Welt sehr beliebt war. Kein Wunder, denn nicht nur die Geschichte ist<br />
einzigartig, auch die Lage auf einer kleinen Landzunge ist einmalig malerisch und idyllisch. Seit Kurzem<br />
wurde das geschichtsträchtige Schloss in die Neuzeit katapultiert. Die Luxushotelmarke Rosewood Hotels<br />
& Resorts hat mit viel Feingefühl für den historischen Charme die Luxusherberge umfassend renoviert.<br />
Am 1. Juli checken die ersten Hotelgäste in die 98 eleganten Gästezimmer ein. Am hoteleigenen<br />
Strand am Fuschlsee entspannen, sich im Außenpool des Asaya Spas verwöhnen lassen oder sich den<br />
kulinarischen Hochgenüssen in den fünf Restaurants hingeben hat definitiv etwas von märchenhaftem<br />
Sissi-Film – nur neu interpretiert. Wir würden sofort an<strong>reisen</strong> wollen! Ab € 800 die Nacht im DZ,<br />
www.rosewoodhotels.com<br />
SCHLOSS FUSCHL Österreich<br />
Fotos: Hero Image<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
9
esskalation<br />
Vorzügliches Essen genießen und dabei den Blick über die Weiten des Mittelmeers<br />
und des Traumstrands Cala Nova auf Ibiza schweifen lassen – diese traumhafte<br />
Urlaubsfantasie wird im Atzaró Beach Wirklichkeit. Der Beach Club mit hauseigenem<br />
Restaurant ruft durch seinen gekonnt umgesetzten Boho-Style mit viel<br />
Bast allerbeste 70er-Jahre-Erinnerungen hervor, in denen die vorzügliche Küche<br />
umso mehr zum Tragen kommt. Und davon gibt es reichlich. Das Speisekonzept<br />
könnte auch »Tausende tolle Kleinigkeiten« lauten. Auf die Teller(chen) kommen<br />
mediterrane Köstlichkeiten, die quer über den ganzen Tisch verteilt und dann<br />
nach Herzenslust kombiniert werden. Wie wäre es mit libanesischem Labneh mit<br />
getrockneten Tomaten, dazu gerösteter Kürbis und ein kunterbunter Salat mit<br />
Fenchel, Sellerie, Äpfeln, Orange, Cranberrys und Granatapfelkernen? Und keine<br />
Sorge: Auch für den Nachtisch ist selbstverständlich gesorgt. So lassen sich laue<br />
<strong>Sommer</strong>abende am Mittelmeer verbringen. www.atzarobeach.com<br />
<strong>Sommer</strong>, Sonne, SEETEUFEL<br />
Fotos: PR (2), Sayana Cairo, Ana Lui, Ian Dooley, Tourism Ireland<br />
10<br />
sommer <strong>2024</strong>
Hot on HERE<br />
Mit scharf? Ja scharf! Der<br />
Kärntner Tommy Hlatky erweitert<br />
sein Sortiment »Tom’s<br />
Hot Stuff« um die Currysauce<br />
»Brennstoff«. Und die hat es<br />
in sich. So sehr, dass sie sich<br />
gleich den ersten Platz bei den<br />
European Hot Sauce Awards<br />
<strong>2024</strong> gesichert hat. Wer zuerst<br />
zur Milch greift, hat verloren.<br />
Um € 6.<br />
https://shop.tomshotstuff.at<br />
Ohne Gin MIT SINN<br />
In der neu eröffneten Dubliner Bar »Board« gehen ausschließlich<br />
Drinks ohne Prozente über den Tresen – ob nun<br />
Bloody Mary oder Espresso Martini. Sogar alkoholfreies<br />
Guinness (ist das erlaubt?) wird verzapft. Und in der urigen<br />
Pub-Atmo im Stadtteil Harold’s Cross, mit Livemusik und<br />
Brettspielauswahl, schmeckt das gleich doppelt so gut.<br />
https://boarddublin.com<br />
Was die Weisen SPEISEN<br />
Eis A mit Sternchen: An der Gelato-Uni Carpigiani bei<br />
Bologna werdet ihr in fünf Tagen zum echten Gelato-<br />
Profi ausgebildet. Für besonders Eilige lohnt sich aber<br />
auch schon der Besuch im Gelato-Museum gleich<br />
neben der Uni. Teil der geführten Tour sind ein Eis-<br />
Tasting und ein Eismach-Kurs. www.gelatomuseum.com<br />
True<br />
COLOURS<br />
Aus dem Kran schmeckt<br />
es doch am besten. Und<br />
damit auch das Auge<br />
mittrinkt, sollte das gute<br />
Kraneberger unserer<br />
Meinung nach in angemessenen<br />
Gefäßen daherkommen.<br />
Zum Beispiel<br />
in denen der belgischen<br />
Designerin Isabelle De<br />
Pauw. Die edlen Gläser<br />
gibt es in sieben Farben.<br />
Je Glas € 98,<br />
https://paveau.com<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 11
esskalation<br />
Parfum<br />
DE PÂTISSERIE<br />
Olfaktorischer Kurztrip nach Paris<br />
gefällig? Mit der Duftkerzen-Edition<br />
»Café à la Diptyque« haben frankophile<br />
Heimeinrichter nun die Möglichkeit,<br />
die Luft der eigenen vier<br />
Wände zu veredeln. Wahlweise mit<br />
den Sorten »Biscuit«, »Fruits Confits«,<br />
»Café« oder »Chantilly«. Aber Achtung:<br />
Macht gleichzeitig Appetit.<br />
Box mit diesen drei Kerzen € 120,<br />
www.diptyqueparis.com<br />
Die Perle DER NATUR<br />
Shake it,<br />
TIL U MAKE IT<br />
So bekommt man gern Grüße. Die<br />
vorgemischten Cocktails von Nio<br />
kommen im ungewohnten, aber<br />
nicht unpraktischen Quadratformat<br />
daher. Aufschneiden, einschütten,<br />
genießen. Kosmopolitisch geht<br />
es in der neuen Postcards-Edition<br />
zu, mit je vier Drinks – inspiriert<br />
durch Frankreich, Japan und<br />
Venedig. Box € 32,<br />
https://niococktails.de<br />
Eine Region lernt man ja am besten<br />
über die Küche kennen. In der Bretagne<br />
geht das nun auch fein kuratiert, denn<br />
im Februar hat in Le Tour-du-Parc das<br />
Austernzentrum Ostréapolis eröffnet.<br />
Unter dem Motto »entdecken, schmecken,<br />
verstehen« dreht sich alles um die edle<br />
Muschel, die die bretonische Küche seit<br />
jeher prägt. www.bretagne-<strong>reisen</strong>.de<br />
öelchen LIEGEN<br />
Im <strong>Sommer</strong> mögen wir es bunt. Das<br />
ist auch das Motto der hübschen<br />
Einrichtungsaccessoires von Hübsch.<br />
Ganz besonders gefällt uns das<br />
Lollipop-Salatbesteck »Crave«.<br />
Einfach schön verspielt. Um € 23,<br />
https://hubsch-interior.com<br />
Fotos: PR (3), Alexandre Lamoureux, Fink, Schloss Frankenberg/Dominic Heidl, Estudio Mierteran 2017/estudio@mierteran.com<br />
12<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
estauranttipps<br />
Le Frankenberg,<br />
WEIGENHEIM<br />
Bereits im März wurden die Michelin-Sterne<br />
für <strong>2024</strong> vergeben und einer der begehrten<br />
Himmelskörper landete in Weigenheim. Ausgezeichnet<br />
wurden Küche und Küchenchef<br />
des Hotelrestaurants Le Frankenberg, in dem<br />
Spitzenkoch Steffen Szabo eine Melange aus<br />
fränkischer und französischer Küche auf die<br />
Teller zaubert. Es ist nicht der erste Stern, mit<br />
dem der gebürtige Franke ausgezeichnet wurde.<br />
Bereits 2016 stand der damals 25-Jährige im<br />
Guide Michelin. Im Schloss Frankenberg werden<br />
die feinen Acht-Gänge-Menüs Szabos Donnerstag-<br />
bis Samstagabend angeboten, samstags<br />
steht zusätzlich ein Gourmetlunch auf dem<br />
Programm.<br />
https://schloss-frankenberg.de/restaurant/<br />
Die Klosterküche folgt einer<br />
langen Tradition der Mönche.<br />
losterküche im fink BRIXEN<br />
»Aus dem Einfachen das Beste kreieren.« Was auch<br />
der Grundsatz einer studentischen WG-Küche sein<br />
könnte, ist im Fall des Laubenrestaurants im 2023<br />
eröffneten Brixener Boutiquehotel fink der Garant<br />
für raffinierte und unvergleichlich leckere Gerichte.<br />
Küchenchef Florian Fink nutzt für seine kulinarischen<br />
Kreationen weitestgehend Zutaten pflanzlichen<br />
Ursprungs, viele unmittelbar aus der Region<br />
und biologisch angebaut. Alle sechs Wochen wird<br />
die Speisekarte neu aufgestellt, immer nach Saison.<br />
Das edle und zurückhaltende Ambiente in dem vorbildlich<br />
restaurierten mittelalterlichen Laubenhaus<br />
rundet die gastronomische Erfahrung stilvoll ab.<br />
www.fink1896.it/de/restaurant<br />
Spitzenkoch Steffen Szabo aus dem<br />
Le Frankenberg in Weigenheim.<br />
El Pimpi, MÁLAGA<br />
Essen bei den Stars: Im Fall des El Pimpi in<br />
Málaga handelt es sich bei dem Star um keinen<br />
Geringeren als Antonio Banderas, der als<br />
Mitinhaber in dem 50 Jahre alten Traditionshaus<br />
gleichsam als Gastgeber auftritt. »El Pimpi« heißt<br />
so viel wie Streuner oder Lebenskünstler, und<br />
dementsprechend ist die Atmosphäre locker,<br />
unmittelbar und ungezwungen. In den typisch<br />
andalusischen Genuss, für den die Bodega über<br />
die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist – ob nun<br />
offen gegrillte Sardinen oder die Gazpacho-Variante<br />
Salmorejo –, kommen nun auch die Gäste<br />
im Puente Romano Beach Resort. Denn neben<br />
illustren Restaurants wie Nobu oder Coya hat<br />
hier im Mai auch ein Ableger des El Pimpi<br />
eröffnet. Buen provecho!<br />
www.puenteromano.com/dining-drinks/el-pimpi/<br />
Im El Pimpi ist man zu Gast bei<br />
Hollywoodstar Antonio Banderas.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
13
kleine weltenbummler<br />
Zauberraum,<br />
Urlaubstraum<br />
Klettern, toben<br />
und gemeinsam<br />
Zeit verbringen – ein<br />
Urlaub im Familien Natur<br />
Resort Moar Gut in Großarl<br />
im Salzburger Land macht alle<br />
Beteiligten glücklich. Hier verlebt<br />
jedes Familienmitglied (von Kleinkind<br />
bis Teenager, inklusive der mitgereisten<br />
Großeltern und des Hunds) eine erholsame<br />
Zeit und findet das, was ihm Spaß macht. Die<br />
Kleinsten entspannen im Baby-Spa bei Massage<br />
und Floating, danach haben sich die Eltern eine Auszeit<br />
im Erwachsenen-Spa verdient – und selbst die Teenies<br />
genießen zufrieden im neuen Exer-Gaming-Room mit LED-<br />
Videowand und Gamingtisch die Zeit. Morgen früh geht es dann<br />
mit der ganzen Familie auf eine Wandertour. Nacht im DZ für zwei<br />
Erwachsene und Baby ab € 725. www.moargut.com<br />
Teppich-tier, wünsch’ ich mir!<br />
Bitte nicht füttern, auch wenn der Tiger noch so<br />
freundlich schaut. Kuscheln ist jedoch jederzeit<br />
erlaubt. Im Kinderzimmer verwandelt sich der<br />
»Teppich-Tiger« zur Schmusekatze. Stubenrein<br />
ist er auch. Von Sula World. 45 x 90 cm, € 135,<br />
www.sulaworld.com<br />
14 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
FETE<br />
MIT<br />
RAKETE<br />
Wo soll es hingehen?<br />
Zum Mond natürlich!<br />
Mit dem Super-Sofa in<br />
Form einer Mondrakete<br />
von Circu werden<br />
Kindheitsträume wahr.<br />
Einsteigen und von<br />
fernen Galaxien träumen.<br />
Modell: Rocky<br />
Rocket, € 28.090.<br />
Fotos: PR (3), Moar Gut, Mirae Campbell 2023, www.heilwald-heringsdorf.de<br />
Statt in den<br />
Urlaub fahr'n,<br />
spiel‘ ich mit der<br />
Landebahn<br />
Poncho tragen,<br />
Abenteuer wagen<br />
Kuscheliger wird‘s nicht: Ob im Urlaub oder nachmittags auf<br />
dem Spielplatz, der Honcho Poncho hält warm, ist wasserabweisend<br />
und klein zusammenpackbar. Und lässt sich spielend<br />
leicht in eine Decke verwandeln. Von Therm-a-Rest, um € 80.<br />
Bitte die Landebahn frei machen, der<br />
Flieger hebt ab! Mit dem Flughafen aus<br />
Holz begeben sich kleine Pilotinnen und<br />
Piloten fantasievoll auf Reisen. Wohin<br />
der nächste Flug geht? Na, in den Urlaub<br />
natürlich! Von Flexa, ab zwei Jahren, € 45.<br />
Heilen & Verweilen !<br />
In der Natur zu sein, hat heilende Wirkung. Auch schon<br />
für die Kleinsten. Im Kinderheilwald in Heringsdorf auf<br />
Usedom können Kinder durchatmen. Und sich nach<br />
Lust und Laune bewegen. Klettern, Schaukeln,<br />
barfuß gehen, im Moos liegen oder Geräusche erkennen<br />
– im Wald gibt es jede Menge spannender Dinge<br />
zum Entdecken und Ausprobieren. Der Kinderheilwald<br />
Heringsdorf ist der Erste seiner Art in Europa.<br />
www.heilwald-heringsdorf.de/Der-Kinderheilwald<br />
15
städtetipp<br />
TALLINN<br />
VON DER MALERISCHEN ALTSTADT ÜBER DIE IMPOSANTE<br />
ALEXANDER-NEWSKI-KATHEDRALE BIS HIN ZUM ATEMBE-<br />
RAUBENDEN PANORAMABLICK VOM TOOMPEA-HÜGEL –<br />
DIE HAUPTSTADT ESTLANDS IST DAS PERFEKTE ZIEL<br />
FÜR EIN LANGES WOCHENENDE.<br />
BITTE MIT<br />
AUSSICHT<br />
Bei gutem Wetter gibt es eine<br />
Social-Media-Warteschlange.<br />
Denn die Aussichtsplattform<br />
»Kohtuotsa«, an der Nordseite<br />
des Tallinner Dombergs, ist ein<br />
beliebter Instagram-Spot. Doch<br />
auch für alle anderen gilt: Von<br />
hier eröffnet sich ein fantastischer<br />
Ausblick auf die roten<br />
Dächer der Altstadt und die<br />
stolzen Kirchen. Im Hintergrund<br />
sieht man den Finnischen Meerbusen,<br />
den Hafen und Pirita. Es<br />
ist schon sehr schön hier!<br />
POFFERTJES Á<br />
LA ESTLAND<br />
Kleine Pfannkuchen kennen wir in Deutsch-<br />
land meist aus den Niederlanden. Da heißen<br />
sie Poffertjes und erfreuen sich großer<br />
Beliebtheit. Das ist in Estland nicht anders.<br />
Es gibt sogar eine kleine Pfannkuchenkette<br />
namens Kooker, die mit viel Liebe köstliche<br />
Minipfannkuchen zubereitet. Diese<br />
schmecken etwas fester und gehaltvoller<br />
als der niederländische<br />
Kollege. Sie werden bei Kooker<br />
mit selbst gemachten Marmeladen<br />
und Soßen serviert. Die<br />
kleine Pfannkuchentheke am<br />
Rathausplatz ist eine gute<br />
Adresse. Auch die berlimo ist<br />
Rhabarlegendär.<br />
16 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV
Text: Jennifer Latuperisa-Andresen, Fotos: Jennifer Latuperisa-Andresen (5), Tallinn City Tourist Office & Convention Bureau(1), Marriott Bonvoy International<br />
DER KGB UND<br />
DAS HOTEL VIRU<br />
Zu Sowjetzeiten wurden Gäste aus dem Westen im Hotel Viru<br />
untergebracht, und zwar ausschließlich dort. Denn so hatte<br />
der KGB, der damalige Geheimdienst der Sowjetunion, die<br />
Chance, die Gäste zu belauschen und zu bespitzeln. Wer sich<br />
für die geheime Geschichte der Stadt interessiert, kann an<br />
einer Führung durch das KGB-Museum teilnehmen, das sich<br />
im 23. Stock des Sokos Hotel Viru befindet. Viel zu sehen gibt<br />
es nicht, aber den Erzählungen von Guide Pawel zu lauschen,<br />
lässt die Geschichte lebendig werden. Sehr spannend – und<br />
ganz nebenbei ist die Aussicht auch nicht schlecht.<br />
ESTNISCHES DESIGN<br />
Die pure Einkaufsfreude wartet im Estnischen Designhaus.<br />
Abseits der weltweit großen Brands bekommt man hier<br />
eine vielfältige Auswahl an kunsthandwerklichen Produkten<br />
von estnischen Designern, wobei die Verkaufserlöse in<br />
Projekte investiert werden, die estnische Kultur fördern.<br />
100 kreative Persönlichkeiten stellen hier aus. Es gibt von<br />
Accessoires über Mode bis zu Feinheiten fürs Interieur<br />
alles, was das stilsichere Herz begehrt.<br />
SCHLAFEN IM<br />
TELEGRAFENAMT<br />
NOA<br />
CHEF’S HALL<br />
Hallo, Geschmacksexplosion!<br />
Die Muschel Beurre Blanc<br />
im zweitbesten Restaurant<br />
Estlands ist so gut, dass<br />
man sie heimlich abfüllen<br />
und mit nach Hause nehmen<br />
mag. Doch das ist nur<br />
ein Highlight von vielen.<br />
Das Restaurant, dotiert mit<br />
einem Michelin-Stern, liegt<br />
malerisch an der Ostsee.<br />
Wer hier am Abend Platz<br />
nimmt, bekommt eine ganz<br />
besondere Goldene Stunde<br />
geboten. Mit Cocktails der<br />
Extraklasse und hängenden<br />
Amuse-Bouches. Beim<br />
Tasting-Menü – es gibt<br />
keine Wahl – offenbart jeder<br />
Bissen eine neue Nuance<br />
und lässt in eine Welt kulinarischer<br />
Genüsse eintauchen.<br />
Übrigens hat Tim Mälzer<br />
hier in der letzten Staffel<br />
von Kitchen Impossible ein<br />
Gericht nachkochen müssen.<br />
Es war eine Herausforderung<br />
und wir wissen, warum.<br />
Das ein oder andere Telefon lässt vermuten, dass das<br />
Hotel Telegraaf eine ganz besondere Geschichte hat. Das<br />
Gebäude aus dem Jahre 1878, in dem sich einst die Zentrale<br />
von Eesti Telegraaf befand, wurde renoviert und zu einem<br />
luxuriösen Fünf-Sterne-Hotel umgewandelt. Die Lage? Exzellent!<br />
Mitten in der Tallinner Altstadt. Zur Überraschung gibt<br />
es auch einen Spa, inklusive Pool, Sauna und Behandlungen.<br />
Nur zum Frühstück würden wir empfehlen woanders einzukehren.<br />
Das geht besser!<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
17
events<br />
WAS FÜR.<br />
EIN ZIRKUS!.<br />
Wenn Akrobaten abenteuerlich<br />
durch die Lüfte fliegen, ist man<br />
im Cirque du Soleil gelandet. Mit<br />
der Show »Corteo« entführt der<br />
Zirkus in die Fantasiewelt des<br />
Clowns Mauro. Dieser ist gerade<br />
gestorben, doch sein Geist ist noch<br />
da. Seine Freunde veranstalten<br />
für ihn eine festliche Parade mit<br />
Pauken und Trompeten, eben eine<br />
»Corteo«. Und so schwingen sich<br />
tollkühne Akrobaten in barocken<br />
Kostümen in schwindelerregende<br />
Höhen, jonglieren, balancieren,<br />
tanzen. Beeindruckend und<br />
faszinierend.<br />
www.cirquedusoleil.com/de/corteo<br />
Die ikonische Musik der US-Fantasy-<br />
Zeichentrickserie wird zum Leben<br />
erweckt mit »Avatar – Der Herr der<br />
Elemente In Concert«. Die spektakuläre<br />
Show kommt nun auch<br />
nach Deutschland. Dabei steht die<br />
Musik in perfekter Harmonie mit<br />
den Höhepunkten und Lieblingsmomenten<br />
der Zeichentrickserie, die<br />
drei Staffeln lang auf Nickelodeon<br />
ausgestrahlt wurde. Ein Fest für<br />
die Ohren! www.reservix.de<br />
PURE MAGIE!.<br />
18<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
Text: Ulrike Herder; Fotos: Ulrike Herder (3), Warner Bros. Studio Tour London – The Making of Harry (2), Maja Prgomet maja.prgomet@gmail.com, PR<br />
Laut knarzend schließt sich der alte Kleiderschrank. Dann hallt<br />
der Zauberspruch »Riddikulus« durch den Raum. Spätestens jetzt<br />
bekommt man Gänsehaut. Denn es fühlt sich an, als wäre man in<br />
eine Zeitkapsel gestiegen und geradewegs in einem Filmset der<br />
Harry-Potter-Filmreihe gelandet. Genauer: In den Moment, als<br />
Harry und seine Mitschüler den Riddikulus-Zauber am Irrwicht mit<br />
Professor Lupin üben, der oben auf der Treppe über das Geschehen<br />
wacht. Für nicht eingefleischte Potter-Fans: Irrwichte sind Nichtwesen<br />
und der Riddikulus-Zauber verwandelt sie in etwas Lächerliches,<br />
worüber man lachen muss, womit der Irrwicht besiegt wird.<br />
Gleich um die Ecke begibt sich der »Fahrende Ritter« mit lautem<br />
Getöse auf eine rasante Fahrt durch die Nacht. Die Betten und der<br />
Kronleuchter im Inneren des lilafarbenen Busses rutschen und<br />
schwingen bedenklich hin und her. Schräg gegenüber sitzen dann<br />
die drei Hauptdarsteller – Harry, Hermine und Ron (als Puppen versteht<br />
sich) – bei einer Tasse Tee im Klassenzimmer für Wahrsagerei<br />
und stecken die Köpfe zusammen. Dabei gleicht das Klassenzimmer<br />
der exzentrischen Professorin Trelawney eher einer orientalischen<br />
Teestube mit reichlich rotem Samt und arabischen Lampen.<br />
Harry-Potter-Fans mögen es schon längst erkannt haben: All das<br />
sind Szenen aus dem dritten Film der Potter-Reihe »Harry Potter<br />
and the Prisoner of Azkaban«, auf Deutsch: »Harry Potter und der<br />
Gefangene von Askaban«. Zum 20-jährigen Jubiläum des dritten<br />
Teils haben die Macher der Warner Bros. Studio Tour London ihre<br />
Ausstellung um Sets, Originalkostüme und Requisiten ergänzt.<br />
Die Sonderausstellung heißt: »Return to Azkaban«.<br />
Die Ausstellung, die sich über 14.000 Quadratmeter – zwei Hallen<br />
und einen kleinen Außenbereich – verteilt, gibt es nunmehr<br />
seit zwölf Jahren. Einst als Versuch gestartet ist ihr Erfolg<br />
ungebrochen. Bis zu 4.550 Besucher am Tag unter der Woche<br />
und bis zu 8.000 am Wochenende tauchen in die Welt<br />
des wohl berühmtesten Zauberlehrlings der Welt ein. Die<br />
Tickets sind oft erst mit einem Vorlauf von drei Monaten<br />
überhaupt erhältlich. Die Harry-Potter-Welt ist eine Welt,<br />
die sich stetig verändert. Die Sets werden ergänzt, wie<br />
jetzt zum Jubiläum des dritten Teils, und je nach Jahreszeit<br />
angepasst. Das Material scheint schier unendlich.<br />
Kein Wunder, denn es braucht nicht viel Zeit in der Ausstellung,<br />
bis man eins erkennt: Alle Beteiligten an den Harry-Potter-Filmen<br />
haben sich mit solch einer Hingabe und Liebe fürs Detail dieser<br />
Zauberwelt gewidmet, die das Herz berührt.<br />
Angefangen bei Kleinigkeiten wie dem ausgestellten Schmuck<br />
von Schauspielerin Evanna Lynch, die im Film die Schülerin Luna<br />
Lovegood verkörpert. Den gesamten Schmuck, den sie bei den<br />
Drehs trug, hat sie selbst gebastelt. Oder die Hütte von Hagrid,<br />
dem Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts, die in der<br />
Studioumgebung nicht »echt wirkte« und kurzerhand mitten in die<br />
wilde Natur der Highlands ausgeflogen wurde. Wer genau hinschaut,<br />
sieht sogar noch die Haken auf dem Dach der gemütlichen<br />
Holzhütte. Oder der Laden für magische Scherzartikel der Zwillinge<br />
Weasley (Rons Brüder) in der Winkelgasse, der mit 40.000 Requisiten<br />
und 140 verschiedenen Designs gefüllt ist. Im Film ist er genau<br />
90 Sekunden zu sehen.<br />
Eine Liebe und Hingabe fürs Detail, die belohnt wird – mit Fans, die<br />
ebenso vernarrt sind in diese Zauberwelt. Familien, die allesamt<br />
in Gryffindor-Robe vor den Sets posieren. Kleine Besucher, die wie<br />
hypnotisiert mit großen Augen und schwingendem Zauberstab<br />
durch die Hallen spazieren. Teenager in Slytherin-Schuluniform, die<br />
lachend vorbeiziehen und nach dem »Goldenen Schnatz« Ausschau<br />
halten. Der wichtigste Ball im Quidditch-Spiel ist in der Ausstellung<br />
mehrfach versteckt als eine Art Rallye. Was für ein Spektakel diese<br />
Ausstellung! Und auch für Nicht-Harry-Potter-Fans ein zauberhaftes<br />
Erlebnis, in das man wahrlich abtauchen kann!<br />
INFO. Die Warner Bros. Studio Tour befindet sich in Leavesden,<br />
32 Kilometer nordwestlich von London. Von dort aus fährt ein<br />
Schnellzug (ca. 20 Minuten ab Euston) oder ein Shuttlebus<br />
(ca. 15 Minuten). Tickets für Erwachsene € 62, für Kinder € 50<br />
(bis vier Jahre kostenlos). Studio Tour Drive, Leavesden,<br />
WD25 7LR, www.wbstudiotour.co.uk/de<br />
EINE ZAUBERWELT,.<br />
DIE VERZAUBERT.<br />
frühling 2016<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
19
KOLUMNE | Historische Dönekes<br />
Dem Himmel so nah<br />
Unser Redaktionshistoriker Konrad sammelt auf Tour<br />
zwangsläufig allerhand Geschichten. Die lassen sich leider –<br />
Anweisung der Chefredaktion – nicht immer in einer Reportage<br />
unterbringen. Auf dieser hart erkämpften Seite darf er dafür seine<br />
liebsten historischen Anekdoten zum Besten geben. Dönekes halt.<br />
Was gibt’s Altes,<br />
Herr Bender?!<br />
Jeden Morgen das Gleiche: Mein Handy klingelt, raus aus<br />
den Federn. Bei der Klamottenwahl auch der Blick auf<br />
den Bildschirm: Was sagt die Wetter-App? Blouson oder<br />
Regenjacke? Wo genau die Sonne jetzt gerade aufgegangen<br />
ist, in welcher Mondphase wir uns befinden oder wo die<br />
Plejaden gerade stehen, darüber hingegen mache ich mir, man<br />
sehe es mir nach, eher selten Gedanken.<br />
Doch noch bis vor gar nicht so langer Zeit war das korrekte<br />
Bestimmen der Jahreszeit und damit der Entscheidung, wann<br />
der richtige Zeitpunkt für Aussaat und Ernte gekommen ist,<br />
für unsere Vorfahren überlebenswichtig. Wer darüber Bescheid<br />
wusste, bestimmte über das Wohlergehen einer ganzen Gemeinschaft<br />
und hatte dementsprechend auch sehr viel Macht.<br />
Findige Kenner prähistorischer Leckerbissen werden es schon<br />
geahnt haben: Hier geht es um die Himmelsscheibe von Nebra.<br />
Dieser Sensationsfund wurde am 4. Juli 1999 von zwei Hobby-<br />
Archäologen mit nicht ganz lauteren Motiven gemacht. Mittels<br />
Metalldetektor brachten die beiden Männer nebst bronzezeitlichen<br />
Schwertern, Beilen und Bruchstücken von Armreifen auch<br />
eine kreisrunde Bronzeplatte mit goldenen Einlassungen darauf<br />
aus einem lange verschlossenen Grab ans Tageslicht.<br />
Anstatt nun aber in bester Indiana-Jones-Manier den Fund<br />
ins nächste Museum zu verfrachten, verscherbelten die beiden<br />
Sondengänger die Himmelsscheibe mitsamt Hortfund für geradezu<br />
läppische 31.000 Deutsche Mark an einen Kölner Händler.<br />
Nach geltendem Recht gehört der Fund aber eigentlich dem<br />
Land Sachsen-Anhalt, sodass die Liste interessierter Käufer<br />
recht bald erheblich kürzer wurde. Die Himmelsscheibe und<br />
der gesamte Hortfund wurden schließlich, nach dreijähriger<br />
Odyssee, in einer filmreifen Undercover-Aktion sichergestellt,<br />
Hehler und Raubgräber dingfest gemacht und ein Jahr später<br />
amtlich verurteilt.<br />
Ende gut, alles gut. Die Scheibe konnte endlich angemessen<br />
behandelt und untersucht werden. Gut 4.000 Jahre hat der Dis-<br />
kus auf dem Buckel, seine Herstellung fällt damit in die<br />
Bronzezeit. Bis heute ist die Himmelsscheibe von Nebra damit<br />
die wohl älteste Darstellung des Himmels. Sonne, Mond und<br />
Sterne – unter anderem die Plejaden – in trauter Einsamkeit<br />
vereint. Und als ob das noch nicht beeindruckend genug wäre,<br />
lassen sich mit dem Edeldiskus und entsprechendem how auch noch vier äußerst wichtige Tage im Jahr bestimmen:<br />
die <strong>Sommer</strong>- und Wintersonnenwende sowie die Tagundnachtgleiche<br />
zu Frühlings- und Herbstanfang. Da wären wir<br />
wieder beim Erntejahr.<br />
Know-<br />
Der Bestattete dürfte also ein ziemlich hohes Tier gewe-<br />
sen sein. Sonst wäre er wohl kaum mit diesem Artefakt und<br />
einer amtlichen Waffen- und Schmucksammlung begraben<br />
worden. Da muss ich ehrlich mit mir sein: Über das Wohlergehen<br />
meiner Erntegemeinschaft bestimme ich (zum Glück)<br />
nicht. Dafür liegen in meiner gut gepolsterten Ruhestätte<br />
aber auch keine hartkantigen Bronzeschmuckstücke herum.<br />
Wenn da nur nicht immer dieser Wecker wäre…<br />
Die Himmelsscheibe mit Hortfund ist heute im Landes-<br />
museum für Vorgeschichte Halle (Saale) ausgestellt. In Nebra<br />
selbst lohnt sich das preisgekrönte Besucherzentrum<br />
Arche Nebra, in dem ihr einen eindrücklichen Einblick in<br />
das Leben der Menschen der Bronzezeit erhaltet.<br />
Fotos: LDA Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták, aquatarkus/Shutterstock.com; Illustration: Anastasiia Yurevych/Shutterstock.com, Eroshka/Shutterstock.com<br />
20
VORFREUDE<br />
Rückzugsorte inmitten grandioser Natur, die gestresste Seelen erden<br />
und das Herz erfüllen. Zurück in die Zivilisation? Das kann warten!<br />
WEM<br />
DAS<br />
WASSER<br />
BIS<br />
ZUM<br />
HALS<br />
STEHT<br />
Foto: Tourism Western Australia<br />
… der hat unfassbares Glück, denn zwischen März und August begegnen Taucher und Schnorchler<br />
im Ningaloo-Riff in Westaustralien Walhaien. Ein Erlebnis mit Gänsehautgarantie. Fast lautlos gleiten<br />
die friedlichen Giganten, die bis zu 16 Meter lang und etwa 30 Tonnen schwer werden können,<br />
neben einem her. Vom jährlichen Laichen der mehr als 200 Korallenarten angelockt, umschiffen<br />
sie elegant das Riff und lassen sich den fetten Krill schmecken. Um auf sie zu treffen, müssen<br />
Schnorchler und Taucher mit einem Boot weit hinaus in den Ningaloo Marine Park. Dann gilt: hinter<br />
dem Walhai oder seitlich neben ihm schwimmen, auf keinen Fall berühren und nicht vors Maul<br />
schwimmen. Ein einmaliges Erlebnis! www.westernaustralia.com<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
21
WER<br />
DIE<br />
NACHT<br />
ZUM<br />
TAG<br />
MACHT<br />
22 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
VORFREUDE | Oregon<br />
Foto: Joey Hamilton/Travel Oregon, Jack Wonderly/Travel Southern Oregon<br />
… wird belohnt, denn er bekommt ein<br />
Naturspektakel der Extraklasse geboten. Das<br />
Outback im Süden Oregons ist ein abgelegenes,<br />
dünn besiedeltes Gebiet, wo Wildpferde,<br />
Dickhornschafe und Pronghorns, eine Antilopenart,<br />
zwischen Flüssen und Bergketten<br />
leben. Am Tag schon sehenswert, verwandelt<br />
sich das Gebiet nachts zum Paradies für<br />
Sternengucker. Seit Kurzem darf sich das<br />
Gebiet als weltweit größtes Schutzgebiet<br />
für klaren, dunklen Himmel mit der Zertifizierung<br />
»Dark Sky Sanctuary« schmücken.<br />
Vergeben wird der Titel von der Organisation<br />
DarkSky International, die sich weltweit für<br />
die Anerkennung und Erhaltung des dunklen<br />
Himmels einsetzt. Und wenn dann die Sterne<br />
über einem zum Greifen nah sind, mutiert<br />
man doch gerne zur Nachteule.<br />
www.southernoregon.org<br />
23
VORFREUDE | Schweden<br />
WER IM<br />
GLASHAUS<br />
SITZT …<br />
… der lebt gesünder. Denn Zeit inmitten Schwedens Natur zu verbringen, holt gestresste<br />
Gemüter sozusagen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Das geht jedenfalls aus<br />
einer schwedischen Fallstudie hervor. Dafür wohnten fünf Teilnehmer mit extrem stressigen<br />
Jobs in speziell angefertigten Hütten aus Glas mitten in Schwedens Wäldern. Ihr Wohlbefinden<br />
und ihre Gesundheit überprüften dabei Forscher. Schon nach 72 Stunden sanken bei allen<br />
Teilnehmern der Blutdruck sowie die Herzfrequenz, und das Wohlbefinden verbesserte sich<br />
zusehends. Und sie fühlten sich kreativer. Wir wussten schon immer: Schwedens Natur ist<br />
einfach großartig. Gestresst? Also ab nach Schweden und sich mitten in die Natur einmieten.<br />
Wie beispielsweise ins abgelegene Trakt Forest Hotel. https://traktforesthotel.com<br />
24<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
Foto: Anna-Lena Lundqvist/Visit Schweden<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
25
text & fotos<br />
BNorbert Eisele-Hein<br />
WALE! WEITE!<br />
WAHNSINN!<br />
WO ELEFANTENKAKTEEN SICH ZU WÄLDERN<br />
VEREINEN UND BUCKELWALE VOR FREUDE IN<br />
DIE LUFT SPRINGEN, TREFFEN INMITTEN EINER DRAMATISCH-<br />
SCHÖNEN NATUR ABENTEURER UND KITESURFER AUF<br />
SPRINGBREAKER UND VISIONÄRE. WILLKOMMEN IN LOS CABOS!<br />
26
MEXIKO | Los Cabos<br />
Eine Wucht, diese Bucht:<br />
Die Hauptstadt Funchal verdankt ihren Namen<br />
dem wilden Fenchel, überall wuchs.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 27
MEXIKO | Los Cabos<br />
Buckelwale werden<br />
in San José del Cabo<br />
mit Luftballons auf<br />
Hauswände gehievt.<br />
»Es ist wirklich verrückt. Noch vor der Jahrtausendwende<br />
konnten wir hier einen gebrauchten Ford Mustang oder<br />
einen coolen Chevy gegen ein schönes Stück Land eintauschen.<br />
2002 gab es in La Ventana gerade einmal fünf Familien<br />
und einen kleinen Hardware-Store für die Fischer«,<br />
erinnert sich Carlos Pazuelos, 42, der Operations Manager<br />
des Boutiquehotels Todo Bien. »Nur die Hauptstraße war<br />
asphaltiert, alles andere waren staubige Schotterpisten.<br />
Für Camper, Kiteboarder und Mountainbiker war die südliche<br />
Ecke im mexikanischen Bundesland Baja California<br />
Sur immer schon ein Geheimtipp.« Durch Covid-19 aber<br />
entdeckten mehr und mehr Menschen die naturgeprägte<br />
Landzunge. »Hier waren alle ständig an der frischen Luft,<br />
keiner trug Maske. Und klar, die Freaks blieben und fanden<br />
Gefallen an diesem Lifestyle. Die Preise schnellten in den<br />
Himmel.«<br />
Außerhalb der Ortschaften führt er uns durch einen bizarren<br />
Wald mit bis zu 15 Meter hohen Cardón-Kakteen.<br />
Pachycereus pringlei, der lateinische Name »Elefantenkaktus«<br />
passt perfekt. Die größten Kakteen der Welt, die<br />
wie mutierte Kandelaber wirken, werden bis zu 25 Tonnen<br />
schwer und Hunderte Jahre alt. Der verschlungene Pfad ist<br />
vorbildlich markiert. Trailrunner überholen uns keuchend.<br />
Mountainbiker driften durch die sandigen Kurven. Kapitale<br />
Truthahngeier ruhen mit ausgebreiteten Flügeln auf<br />
den Cardónes, wirken gelangweilt. Auf einem kleinen Aussichtshügel<br />
lüftet Carlos das Geheimnis von La Ventana.<br />
»Hier seht ihr es: das Fenster, die Meerespassage zwischen<br />
dem Strand und den dahinterliegenden Gipfeln der Sierra<br />
de las Cacachilas und der Isla Cerralvo. Für die Blauwale<br />
ist La Ventana die erste ruhige Bucht auf ihrem Weg von<br />
Alaska in den Süden.« Auch andere Tiere steuern die Bucht<br />
an. Orcas, Mobula-Rochen oder Delfine lassen sich hier<br />
beobachten, die gegenüberliegende Isla Cerralvo wurde<br />
2005 Teil des Unesco-Welterbes. Kiter schwören auf den<br />
Nordwind, der in der Sierra Fahrt aufnimmt. »Noch seht<br />
ihr das Meer flach wie eine Flunder daliegen, aber gegen<br />
Mittag fängt es an zu wehen.« Die Thermik sorgt für eine<br />
konstante Kiter-Düse, wie es sie sonst nur in Kapstadt und<br />
in Tarifa gibt.<br />
Beim Streifzug durch die rapide wachsende Gemeinde<br />
La Ventana begeistern Dutzende prächtige Wandmalereien.<br />
Kakteen und Kiter, Biker und Buckelwale, die fast in<br />
Lebensgröße auf dem Mauerwerk landen. Unter der Projektleitung<br />
von Streetart-Künstlerin Sarah Vargas werden<br />
gerade die Wände eines Oxxo-Supermarkts verschönert.<br />
Ihr geht es um nicht weniger als den Erhalt der kompletten<br />
kulturellen Identität: »Dazu gehört natürlich die komplette<br />
Flora und Fauna der Baja. Diesen Markt werden schon<br />
bald ein krachend roter Kardinalsvogel und ein heimischer<br />
Hirsch schmücken.«<br />
Dieses Bewusstsein ist auch der Walmart-Erbin Christy<br />
Walton wichtig. Mit der Rancho Cacachilas oberhalb La Ventanas<br />
versucht sie seit 2008, in der kargen Bergwelt sanften<br />
Ökotourismus mit der Prämisse maximaler Nachhaltigkeit<br />
zu verwirklichen, erklärt Guide Said Estrella bei einer<br />
Tour über die 17.000 Hektar große Ranch. »Wir weiden in<br />
dem hügeligen Gelände Rinder, unterhalten 100 Kilometer<br />
Wanderwege und 60 Kilometer Biketrails, die zu den<br />
schönsten Mexikos zählen«, erklärt der ehemalige Englischlehrer<br />
aus Mexiko-Stadt.<br />
Nicht nur Rinder, auch Ziegen und Pferde werden auf der<br />
Ranch gehalten, Gemüse und Gewürze naturvereinbar angebaut.<br />
»Unsere Glamping-Zeltgäste schwärmen von unseren<br />
Bio-Produkten. Die Käsekultur für unsere Ziegenmilch<br />
kam eigentlich schon mit den Spaniern. Meist wurde aber<br />
nur kurz haltbarer Frischkäse produziert. Wir haben mithilfe<br />
von Schweizer Käsemeistern Sorten mit diversen Reifeund<br />
Härtegraden entwickelt, den wir mit unserem Gemüse<br />
auf den umliegenden Märkten verkaufen können«, zählt der<br />
Guide auf. Schon steht ein Brett mit klassischem Frischkäse,<br />
einem in Asche gewendeten Panela Blanco, einem Girasole-Weichkäse<br />
mit cremigem Kern und einem würzigen Hartkäse<br />
auf dem wuchtigen Holztisch. Dazu werden Honig,<br />
Feigenmarmelade und sogar Wein gereicht – köstlich. Alles<br />
aus eigener Produktion. Mitten in der kargen Kaktuswüste.<br />
28<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
San José del Cabo feiert eine ganzjährige Fiesta – die<br />
Gassen mit ihren Boutiquen und Galerienhängen voller<br />
bunter Wimpel. Am Strand und in den Hotels feiern die<br />
Touristen wie Einheimische. Stille Zuschauer: die Murales.<br />
Die Wandmalereien sind omnipräsent in der Stadt.<br />
Was dem Wiener sein<br />
Schnitzel und dem Berliner die<br />
Bulette ist dem Madeirenser<br />
sein Fleischspieß.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
29
Vier Köpfe für Los Cabos: Mariana Cobarbiez demonstriert die Welt<br />
der Wale, Mark Spahr vom Cafe El Triunfo seinen Verkaufsschlager:<br />
Sauerteigbrot. Said Estrella referiert über das Leben der »Vaqueros«,<br />
der mexikanischen Cowboys und die Kunst der Sattlerei. Und der ewig<br />
jung wirkende José Castellano Hernandez zeigt stolz seinen Bulli.<br />
30<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
MEXIKO | Los Cabos<br />
EL TRIUNFO SCHEINT SO EIN MIRAKULÖSER<br />
SEHNSUCHTSORT FÜR NEUSTARTS ZU SEIN.<br />
Im »Packing Room« erklärt uns Said die Arbeit der »Vaqueros«,<br />
der mexikanischen Cowboys. Zeigt uns, aus wie vielen<br />
Schichten dickstem Leder die Sättel und »Armas«, also<br />
der Flankenschutz für Pferd und Reiter gegen die Kakteen,<br />
beschaffen sein müssen. »Für den Sattelrumpf verwenden<br />
wir das Holz der Cardón-Kakteen, die hier zu Abertausenden<br />
an den Hängen gedeihen.« Manche Sättel sind<br />
wahre Kunstwerke, mit aufwendiger Schmuckornamentik.<br />
Ein Handwerk, das leider ausstirbt. Said ist dennoch stolz<br />
darauf, Teil eines so großartig durchdachten Nachhaltigkeitsprojekts<br />
zu sein. In seine Heimat, nach Mexiko-Stadt,<br />
fährt er nur noch, um seine Eltern zu besuchen. Er liebt es<br />
hier.<br />
Auch in El Triunfo, knappe 40 Kilometer westlich im<br />
Inneren der Halbinsel, gedeihen fast schon skurrile Projekte.<br />
An den Goldrausch des 19. Jahrhunderts erinnert<br />
heute nur noch ein knapp 50 Meter hoher Schornstein der<br />
damaligen Bergbaugesellschaft. Der 68-jährige José Castellano<br />
Hernandez zählt zu den letzten der 380 verbliebenen<br />
Seelen. 2015 war er mit seinem alten Bully auf Durchreise,<br />
als er dem morbiden Charme El Triunfos verfiel. Seine Lebensgeschichte<br />
liest sich wie die Blaupause des »American<br />
Dream«. »Mit 17 bin ich mit einigen Freunden illegal in<br />
die USA. Zuerst habe ich in Los Angeles in Fast-Food-Läden<br />
geputzt, später gekellnert, habe stets gespart und mich<br />
hochgearbeitet, bis ich selbst zwei Restaurants übernommen<br />
habe«, offenbart der so jugendlich wirkende Selfmademan.<br />
Nachdem José seine Restaurants verkauft hatte,<br />
tingelte er drei Jahre mit seinem Camper durch Mexiko,<br />
bevor er in El Triunfo noch einmal voll durchstartete. Seine<br />
riesige Anlage mit individuell ausgestatteten Cabañas, rustikalen<br />
Blockhütten im Vaquero-Style, lassen Wildwestfans<br />
mit der Zunge schnalzen. Nebenbei baut José noch eine<br />
alte Mine zum Museum um, errichtet bereits seine fünfte<br />
Zip-Line und auch seine Eisdiele läuft prima.<br />
El Triunfo scheint so ein mirakulöser Sehnsuchtsort für<br />
Neustarts zu sein. Auch der Bäckermeister Mark Spahr ist<br />
hat sich in dem kleinen Kaff auf der Pazifikseite der Baja California<br />
Sur verwirklicht. »Hier habe ich meine Traumlocation<br />
für mein ›Cafe El Triunfo‹ gefunden.« Breite Schultern,<br />
geflochtener Wikingerbart, großflächige Tattoos – Mark ist<br />
ein Typ, der sofort ins Auge sticht. Der Harley-Fan hat eine<br />
bewegende Drogenvergangenheit hinter sich. Herausgeholfen<br />
haben Therapie – und das Backhandwerk, das er sich<br />
auf langen Reisen angeeignet hat. Für seine Croissants,<br />
Brioches und seinen spektakulären Torten kommt die Kundschaft<br />
auch die 75 Kilometer lange Bergroute von Todos<br />
Santos herübergefahren. Ganz schön beeindruckend.<br />
Stets mit grandiosen Ausblicken auf den Pazifik geht<br />
es weiter nach Cabo San Lucas, dem touristischen Epizentrum<br />
der Baja California Sur. Dem Eingang zum sogenannten<br />
»Tourist Corridor«, der bereits in den 1970er-Jahren<br />
als touristisches Großprojekt zur Entwicklung der Baja ersonnen<br />
wurde. Vielen Europäern unbekannt, ist Cabo für<br />
die Nordamerikaner ähnlich wie für uns die Kanaren oder<br />
Balearen. Der Ort wird von allen großen Drehkreuzen der<br />
USA angesteuert, ist ein geschätzter Kreuzfahrt-Hub und<br />
gilt für gut 400 Millionen Nordamerikaner als Nahziel.<br />
Sage und schreibe 18 Weltklasse-Golfplätze, mondäne<br />
Yachthäfen und Michelin-Sterne dotierte Gourmettempel<br />
locken jährlich an die vier Millionen Touristen an. Der betuchten<br />
Klientel – und davon gibt es hier reichlich – versprechen<br />
Charterboote beim Hochseefischen einen packenden<br />
Kampf mit dem begehrten Schwertfisch. Die Studierenden<br />
pilgern nicht nur zum Springbreak an den Milky<br />
Beach oder den Lovers Beach, um dort richtig abzufeiern.<br />
Monumental in den stahlblauen Himmel aufsteigende Felszacken<br />
markieren das Ende des niederkalifornischen Appendix.<br />
Mittendrin das berühmte El Arco, ein über 60 Meter<br />
hohes Felstor, das sogar mit dem SUP-Board durchfahren<br />
werden kann.<br />
Und die Gewässer rings um den südlichsten Sporn dieser<br />
einzigartigen Landzunge zählen zu den weltweit besten<br />
Plätzen für die Walbeobachtung. Ein Bootsausflug unter<br />
kundiger Führung ist also ein Muss. Die Marinebiologin<br />
Mariana Cobarbiez und die Meeresforscherin Belem Valencia<br />
führen die Touren von Cabo Nature. Mit ihrem kleinen<br />
Boot tuckern wir gemächlich aufs Meer hinaus. Anhand eines<br />
Spielzeugwals erklären sie uns unterhaltsam die Welt<br />
der Wale. »Die größten Säugetiere der Welt bringen hier im<br />
Winter ihre Kälber zur Welt und finden aufgrund der günstigen<br />
Strömung Nahrung im Überfluss«, startet Mariana<br />
ihren Vortrag, während wir im gleißenden Sonnenlicht schon<br />
die Atemfontänen der Wale sehen. Nur wenig später tum-<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
31
MEXIKO | Los Cabos<br />
meln sich die Meeresgiganten direkt neben uns, zeigen ihre<br />
mächtigen Rückenflossen. Buckelwalkälber springen fröhlich<br />
in die Höhe. Mariana lässt ein Unterwassermikrofon in<br />
die Tiefe gleiten. Gemeinsam lassen wir uns von den Walgesängen<br />
bezirzen. Wir alle lauschen gespannt verträumt<br />
der Wal-Oper.<br />
Auch San José am östlichen Ende des »Korridors« gleicht<br />
einem Kunstwerk. Kolonialer Altstadtkern, die alte Missionskirche<br />
vorbildlich restauriert. Die zahllosen Luxusboutiquen<br />
und noblen Restaurants, selbst die Souvenirkitschläden<br />
wurden architektonisch vorbildlich angepasst. Natürlich<br />
hat das alles seinen Preis. Ein mutiger Blick durch<br />
das Schaufenster von Maklern lässt einem trotz 30 Grad<br />
Celsius vorübergehend das Blut in den Adern gefrieren:<br />
Preise wie in Beverly Hills.<br />
Wer San José del Cabo Richtung Osten verlässt, stößt<br />
schon bald auf eine gut befahrbare Sandpiste Richtung Cabo<br />
Pulmo, die sich über hoch auftürmende Dünen schlängelt.<br />
Die Straße ist zwar noch nicht asphaltiert, aber schon stehen<br />
hier märchenhafte Villenanlagen. Kein Wunder: Der Panoramablick<br />
ist zum Niederknien schön und die Wale<br />
schwimmen direkt vor der Haustür. Auch Delfine surfen<br />
in der Brandung. Das Gebiet etwas weiter östlich wurde<br />
schon 1995 großflächig unter Schutz gestellt und die Baugenehmigungen<br />
wurden drastisch reduziert – auch auf Betreiben<br />
einer Bürgerinitiative. Seit 2005 ist das 173 Quadratkilometer<br />
große Biosphärenreservat des Nationalparks<br />
Cabo Pulmo auch Unesco-Weltnaturerbe. Der 90 Quadratkilometer<br />
große Meerespark darin beherbergt das älteste<br />
Hartkorallenriff Amerikas, weist die weltweit größte Vielfalt<br />
an Haien auf und begeistert Taucher mit knallroten<br />
Zackenbarschen. Schnorcheln und tauchen darf man allerdings<br />
nur mit zertifizierten Guides.<br />
Ob nun also gehobene Badeferien oder lieber ein Abenteuerurlaub.<br />
Partysause in Cabo oder Pioniergeist in kleinen,<br />
überraschend coolen, Orten wie El Triunfo. Auf einer<br />
Rundtour mit dem eigenen Fahrzeug ist alles arrangierbar.<br />
Liebend gerne natürlich mit einem alten Ford Mustang.<br />
Auch wenn einem dafür heute garantiert keiner mehr ein<br />
Grundstück vermacht.<br />
MITTENDRIN DAS BERÜHMTE EL ARCO.<br />
WAHRLICH, DAS ENDE DER BAJA IST MAGISCH.<br />
Foto: Los Cabos Tourism Board<br />
32<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
INFO<br />
Die Urlaubsregion Los Cabos ist ein ganzjähriges<br />
Reiseziel mit sehr kurzem, kühlen Winter, gefolgt<br />
von einem langen und intensiven Frühjahr und<br />
einem tropischen <strong>Sommer</strong>. Juli und August sind sehr<br />
heiße Monate mit über 45 Grad Celsius im Landesinneren.<br />
Die beste Reisezeit, für eine Rundreise auf<br />
der Halbinsel Baja California, ist Mitte Oktober bis<br />
Mai. www.visitloscabos.travel/<br />
ANREISE Ab November Nonstop-Flug mit Condor von<br />
Frankfurt a. M. nach Los Cabos. Tickets ab € 350<br />
pro Strecke buchbar. www.condor.com<br />
Mark Spahrs Cafe El Triunfo fungiert<br />
mit seinen großflächigen Kunstwerken<br />
auch als Galerie.<br />
33
AUTOR:INNEN<br />
Jasmin Faust<br />
Jasmins Herz muss viel<br />
aushalten, denn sie verliebt<br />
sich in (fast) jedes<br />
Land, in dem sie unterwegs<br />
ist, und würde am<br />
liebsten gleich für immer<br />
dort bleiben. Die Schönheit<br />
des Reisens findet<br />
sie überall, in der Landschaft<br />
des Schwarzwalds,<br />
den Städten Mexikos oder<br />
in den Wüsten Jordaniens.<br />
Hauptsache Natur, Menschen<br />
und ein bisschen<br />
Abenteuer. Immer mit<br />
dabei: viel Neugierde auf<br />
Neues.<br />
»Was der Schwarzwald und<br />
Schottland gemeinsam<br />
haben? Beide beginnen mit<br />
S und hören mit Schönheit<br />
auf. Letzteres im übertragenen<br />
Sinn natürlich. Doch es<br />
gibt noch mehr Gemeinsamkeiten,<br />
insbesondere<br />
die Menschen, die mit<br />
Stolz und Liebe Besuchern<br />
alles über ihre Heimat<br />
erzählen. Und stolz können<br />
sie auch sein. Denn Natur,<br />
Landschaft und auch die<br />
Geschichten sind sowohl<br />
im Schwarzwald als auch<br />
in Schottland fantastisch.<br />
Hach, einfach dort bleiben,<br />
das wär’s! Im Wechsel<br />
natürlich.«<br />
Instagram @_howtogetlost_<br />
Norbert Eisele-Hein<br />
Und Action! So könnte<br />
Norberts Lebensmotto<br />
lauten. Entweder er sitzt<br />
auf einem Bike zwischen<br />
haushohen Kakteen oder<br />
paddelt mit Delfinen um<br />
die Wette. Wenn er es<br />
ruhig angehen lässt, ist<br />
er wahrscheinlich nur auf<br />
einem Klettersteig der<br />
Superlative unterwegs.<br />
Für uns war er an der<br />
Baja California in Mexiko.<br />
Natürlich hat er auch da<br />
sein Outdoorparadies<br />
gefunden.<br />
»Verträumte Käffer, einsame<br />
Postkartenstrände<br />
und eine facettenreiche<br />
Unterwasserwelt haben<br />
mich nachhaltig fasziniert.<br />
Dazu gesellten sich Wale,<br />
die man hier im Winter aus<br />
nächster Nähe beobachten<br />
kann. Feiern kann man hier<br />
auch. Los Cabos ist ein<br />
echter Party-Hotspot und<br />
auf einem Roadtrip lässt<br />
sich beides miteinander<br />
kombinieren. Schön: Ab<br />
November wird es einen<br />
neuen Flug von Frankfurt<br />
am Main geben. Das katapultiert<br />
meinen Geheimtipp<br />
wohl auf die Bucketlist der<br />
deutschen Reisenden.«<br />
Instagram @<strong>reisen</strong>_exclusiv<br />
Anja Kocherscheidt<br />
Eins steht fest: Wenn es<br />
irgendwo gute Storys<br />
gibt, dann mit Sicherheit<br />
an der Bar. Bei einem kühlen<br />
Cerveza in Navarra bekam<br />
Anja von Barkeeper<br />
Raúl genau das – und ein<br />
ungeplantes Abenteuer<br />
obendrein.<br />
»Ob die Legenden um den<br />
Outlaw Sanchicorrota stimmen,<br />
lässt sich nicht mit<br />
letzter Gewissheit sagen.<br />
Sehr real und definitiv unvergesslich<br />
sind jedoch die<br />
monumentalen Landschaften<br />
der Bardenas Reales<br />
und die dort herrschende,<br />
fast schon ohrenbetäubende<br />
Stille. Ein Once-in-a-<br />
Lifetime-Erlebnis!«<br />
Instagram @heinzhh<br />
Frank Störbrauck<br />
Zuletzt war Redakteur<br />
Frank zweimal für uns<br />
innerhalb Europas unterwegs.<br />
Zunächst in Aveiro<br />
an der portugiesischen<br />
Atlantikküste, wenig später<br />
in Athen. Zwei recht<br />
unterschiedliche Ziele,<br />
die aber eins gemeinsam<br />
haben: Aufgrund ihrer<br />
spätsommerlichen Temperaturen<br />
sind sie perfekt<br />
für alle, die im September<br />
oder Oktober noch einmal<br />
den <strong>Sommer</strong> verlängern<br />
möchten.<br />
»Die kilometerlangen<br />
Sandstrände bei Aveiro sind<br />
eine wunderbare Alternative<br />
zur überlaufenen Algarve.<br />
Athen empfiehlt sich im Oktober,<br />
wenn es nicht mehr<br />
ganz so heiß ist, die Sonne<br />
aber noch zuverlässig vom<br />
blauen Himmel scheint.«<br />
Instagram @yourselfmales<br />
Konrad Bender<br />
Redakteur Konrad ist<br />
eigentlich nicht so der<br />
Sonnenanbeter. Vor dem<br />
nassen Frühling in diesem<br />
Jahr ist er aber Richtung<br />
Süden geflohen – ins<br />
sonnige Tessin an den<br />
Luganer See.<br />
»Prächtige Jahrhundertwendebauten<br />
mit farbenfrohen<br />
Fassaden zieren die Straßen,<br />
in den Laubengängen<br />
reihen sich Luxusgeschäfte<br />
aneinander wie Perlen auf<br />
einer Schnur. Und als ich<br />
schließlich an der Uferpromenade<br />
ankomme, sehe<br />
ich gleich mehrere Anleger,<br />
an denen kleinere und<br />
größere Sport- und Segelboote<br />
sanft auf dem Wasser<br />
wiegen. Lugano wäre der<br />
perfekte Drehort für einen<br />
James-Bond-Film.«<br />
Instagram<br />
@wiederroboterausfuturama<br />
mir fehlen die Worte ...<br />
Fotos: privat; Illustration: rangsan paidaen/Shutterstock.com<br />
34<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
DEUTSCHLAND<br />
SCHÖNER ALS<br />
IM ASHRAM<br />
Auf die Matte, fertig, los: Im Allgäu warten jede Menge besonderer Yoga-Spots<br />
auf Urlauber. Ob auf dem Hirschberg mit atemberaubendem Gipfelpanorama,<br />
Yoga auf dem SUP-Board auf dem Forggensee oder in einem der Yoga-Hotels wie<br />
dem Hubertus Mountain Refugio Allgäu in Balderschwang. Dort liegt auf den<br />
Zimmern eine Matte bereit, um an den täglichen Yoga-Sessions teilzunehmen.<br />
www.allgaeu.de<br />
Fotos: Allgäu GmbH/Erika Dürr, Wilmina/Robert Rieger, Chris Kleer/Schwarzwald Tourismus<br />
BESSER ALS ALCATRAZ<br />
Hinter urigen Backsteinmauern und einem atmosphärischen Innenhof, der<br />
mit funkelnden Lichterketten geschmückt ist, vermutet man nicht gerade<br />
ein ehemaliges Frauengefängnis und Gerichtsgebäude aus dem Jahr 1896.<br />
Im Wilmina Hotel in Westberlin fi nden sich viele Reminiszenzen an die Vergangenheit:<br />
dicke Stahltüren, die typische Architektur der Gefängnisfl ure<br />
und 44 Gästezimmer, die aus ehemaligen Gefängniszellen entstanden sind.<br />
Doch keine Sorge: Die Zellen wurden erweitert und miteinander verbunden,<br />
um einladende, luftige Gästezimmer in schlichter Eleganz zu schaffen. Ein<br />
Rückzugsort voller Leben, Gemeinschaft und Wärme. Ab € 180 im DZ,<br />
https://wilmina.com<br />
KÖSTLICHER ALS FRANKREICH<br />
Die Badische Weinstraße steht seit 70 Jahren für unzählige Weinerlebnisse:<br />
Gegründet 1954 am Westrand der Ferienregion Schwarzwald,<br />
windet sie sich mittlerweile auf mehr als 500 Kilometern durch die<br />
sonnendurchfl uteten Hügel und Täler der badischen Weinbauregionen.<br />
Die Genießerroute bietet im Jubiläumsjahr vielfältige Erkundungsmöglichkeiten<br />
– sei es bei Wanderungen, auf Radwegen, bei Weinfesten,<br />
neuen Events wie »Pinot and Rock« oder exklusiven Erlebnistouren.<br />
www.badische-weinstrasse.de<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
35
DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />
WIR LIEBEN STRAND.<br />
..<br />
DIE STEIFE BRISE.<br />
..<br />
EIN FISCHBROTCHEN AUF DIE HAND.<br />
DIE FUSSE HOCHLEGEN IM STRANDKORB.<br />
WANDERUNGEN, WAHLWEISE WATT<br />
UND GANZ VIEL WONNE.<br />
DAS SIND UNSERE<br />
LIEBLINGSORTE.<br />
36<br />
sommer <strong>2024</strong>
Nordisch<br />
by<br />
Nature<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
37
sylt<br />
AUTOR HARALD LIEBT DIE INSEL IN DER<br />
Harald Braun<br />
NORDSEE. WIE OFT ER SCHON DORT WAR?<br />
ES GEHT IMMER NOCH EIN BISSCHEN MEHR.<br />
..<br />
ZURUCK NACH<br />
WESTERLAND (AUCH.)<br />
So viele Möglichkeiten, Sylt lieben zu lernen. Und immer ist<br />
es eine andere Insel. Zumindest in den Erinnerungen jener,<br />
die auf Deutschlands mondänster Nordseeinsel eine schöne<br />
Zeit verbracht haben und sich in dieses Gesamtkunstwerk<br />
aus Wind, Wasser und knorriger Folklore verliebt<br />
haben. Die Wanderstrecke zwischen Rantum und Hörnum<br />
zum Beispiel, an der Südspitze der Insel. Menschen stemmen<br />
sich gegen den Wind, die Jacken aufgebläht wie Fallschirme,<br />
rote Wangen, tränende Augen. Die Brandung der<br />
nahen Nordsee verschluckt das eigene Keuchen. Der Weg<br />
führt vorbei an Dünen, reetgedeckten Hobbit-Häusern und<br />
den torfbraunen Pfützen des Wattenmeers, vorbei auch am<br />
Designplattenbau des Hapimag-Resorts und dem Budersand,<br />
der gelungenen Version eines modernen Luxushotels<br />
mitten in der Sylter Natur. Auf solch einem Spaziergang ist<br />
viel zu sehen und fast alles zu spüren, was Sylt ausmacht:<br />
die klare Luft, die Weite, die Aura kerniger Gesundheit, die<br />
Frische. Sylt pustet Seele und Körper durch.<br />
Dieses Sylt allerdings meint Gunter Sachs nicht, der<br />
einst über seinen Lieblingsort sagte: »Ich fühle mich in<br />
Kampen auf Sylt ein bisschen wie ein Affe im Zoo, aber<br />
mit lieben Besuchern.« Dieses Sylt, das Sachs meint, verfügt<br />
über eine Whiskymeile namens Strönwai, eine hohe<br />
Dichte an roten Cordhosenträgern und den Hobokenweg,<br />
in dem die Häuser zweistellige Millionenbeträge kosten.<br />
Im <strong>Sommer</strong> verkehrt man je nach Tageszeit in der Kupferkanne,<br />
einem Traditionscafé in Kampen mit Blick aufs<br />
Wattenmeer und die Hünengräber, nicht nur wegen der<br />
hausgemachten Blechkuchen, aber auch. Oder setzt sich<br />
in den Sportwagen mit dem Sylt-Aufkleber an der Heckscheibe<br />
und mischt sich in Herbert Secklers Sansibar unter<br />
Menschen, die Prosecco zum Frühstück für ein Menschenrecht<br />
halten. Deutschlands berühmteste Bretterbude in<br />
den Rantumer Dünen ist ein grandioser VIP-Spot für alle.<br />
Das Essen ist gut, die Weine sind hervorragend, die Preise<br />
lächerlich. Mehr von diesem Sylt geht nicht.<br />
Die anderen Sylts aber, die finden andere Liebhaber. Das<br />
stürmische List etwa als Paradies für Kitesurfer und Standort<br />
des wichtigen Erlebniszentrums Naturgewalten, natürlich<br />
auch der berühmte Ellenbogen mit Blick auf die dänische<br />
Insel Rømø. Oder nehmen wir Braderup, wo die größte zusammenhängende<br />
Heidefläche Schleswig-Holsteins blüht,<br />
ein vielfältiges Sammelsurium von Pflanzen und Tierwelt.<br />
Die zwölf Inselorte könnten unterschiedlicher nicht sein.<br />
Und jeder Ort hat seine Leute. Menschen (und Tiere), die<br />
sich darüber freuen, dass die Gemeinde Wenningstedt in<br />
der Nebensaison zweimal im Jahr zu den »Hundetagen« einlädt.<br />
Menschen, die in der wunderschönen »Sturmhaube«<br />
von Felix Knochenhauer luxuriös logieren und sich zum<br />
Lunch an Franzi Schuberts »Eintopf«-Foodstand treffen.<br />
Sylt verträgt Gegensätze. Nur eine einheitliche Formel, die<br />
Sylts Faszinosum für alle und immer erklären würde, die<br />
gibt es nicht. Nur dieses kalt-heiße Sylt-Gefühl, von dem<br />
so viele Besucher schwärmen. Was das ist: Erst zieht einen<br />
Sylt nach draußen, weil die klare Reizluft der Insel glücklich<br />
macht, selbst wenn es regnet oder so kalt ist, dass man Zuckerwatte<br />
atmet. Und dann, nach einer Stunde oder zwei,<br />
will man ganz dringend auch wieder hinein in eine geheizte<br />
Stube, mit klammen Fingern, laufender roter Nase und<br />
strahlenden Augen, bis man die Wärme spürt, die sich erst<br />
in den Zehen ausbreitet und sich dann ganz langsam bis<br />
in die Haarspitzen vorkämpft – und schon wieder glücklich<br />
macht. Heiß und kalt und heiß und kalt ...<br />
Apropos: Die Strandsauna Hörnum ist ganzjährig<br />
geöffnet. Wenn man ein wenig Glück hat, kann<br />
man dort beobachten, wie sich gerade noch vor<br />
Hitze dampfende Saunagänger im Adamskostüm<br />
bei Minusgraden in die Nordsee stürzen,<br />
vor Angstlust jauchzend. Wie sagte<br />
schon Thomas Mann über Sylt: »An diesem<br />
erschütternden Meere habe ich tief gelebt.«<br />
Wer wollte dem Mann widersprechen?<br />
38<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />
GROSS, ..<br />
GROSSER,<br />
SEENPLATTE<br />
Spieglein, Spieglein an der Wand, was ist der größte Binnensee<br />
im ganzen Land? Die Müritz! Ja, tatsächlich, denn<br />
die 112 Quadratkilometer Seenfläche liegen komplett in<br />
Deutschland – im Vergleich zum Bodensee. Er ist nicht nur<br />
groß, sondern auch unglaublich schön. Man fühlt sich tatsächlich<br />
ein wenig wie am Meer, wenn man an den malerischen<br />
Sandstränden, gerahmt von Schilf, am Ufer der<br />
Müritz steht und die seichten Wellen die Füße kitzeln.<br />
Die gesamte Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern ist<br />
Hoch die Spieße – und die Tassen: ein einziges Poncha, Naturparadies: ein Mix Familien schippern mit dem<br />
aus Zitronensaft, Honig und Hausboot Zuckerrohrschnaps, von Ankerplatz zu Ankerplatz, Freunde ziehen<br />
sowie Espetadas (Fleischspieße) sind ein Muss.<br />
mit dem Kanu, Segelboot oder SUP von See zu See und<br />
Camp zu Camp. Denn: Durch viele kleine Kanäle ist die<br />
Müritz mit den umliegenden Seen wie dem Kölpinsee, dem<br />
Leppinsee und unzähligen weiteren verbunden. Durch<br />
dichtes Blätterdach gleitet man von einer Welt in die<br />
nächste – eine malerischer als die andere. Mit etwas Glück<br />
Was dem Wiener sein<br />
Schnitzel und dem Berliner<br />
die Bulette ist dem Madeirenser<br />
sein Fleischspieß.<br />
entdeckt man dabei sogar Biber oder Seeadler im Nationalpark<br />
Müritz! Stege laden zum Picknick ein, und wer<br />
eine Abkühlung braucht, springt einfach ins kühle Nass.<br />
Persönlicher Tipp: Die Fischbrötchen beim Müritzfischer<br />
sind einfach köstlich! Hier wird der Fisch noch frisch geangelt<br />
und selbst geräuchert.<br />
..<br />
Muritz<br />
sommer winter/frühjahr <strong>2024</strong> <strong>2024</strong><br />
39
DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />
flensburg<br />
FÜR UNSERE CHEFREDAKTEURIN EINES<br />
Jenny Latuperisa-Andresen<br />
DER SCHÖNSTEN ORTE DES LANDES –<br />
NEIN, MOMENT – DER WELT!<br />
Wer an Flensburg denkt, denkt vermutlich an Punkte. Und zwar die bösen, die<br />
man für Fehlverhalten hinter dem Steuer bekommt. Doch bitte: Flensburg ist<br />
eine der tollsten Städte Deutschlands. Sie liegt malerisch an der Förde und unmittelbar<br />
an der Grenze zu Dänemark. Der Nachbar ist spürbar. Insbesondere in<br />
Stilfragen ist das auch gut so.<br />
Wohin also gehen, wenn man in Flensburg ist? Allein die Altstadt überzeugt.<br />
Pittoresker könnte sie nicht sein. Über 700 Jahre Geschichte sprechen da aus den<br />
schiefen Giebeln und den engen Gassen. Backsteingotik hier, traditionsreiche<br />
Kaufmannshöfe da. Zum Sonnenuntergang empfehlen sich ein Bierchen und ein<br />
Fischbrötchen an der Hafenspitze. Und wer gerne einen Ausflug machen möchte,<br />
der sollte nach Holnis fahren. Die Halbinsel wurde bei der Verteilung der<br />
Schönheit reich beschenkt. Verwunschene Wanderwege, sattgrüne Wiesen und<br />
am Ende ein Selfie an der Nordspitze mit Blick auf die dänische Küste. Oder wie<br />
wäre es mit einer Bootsfahrt gen Glücksburg? Unterwegs auf der Flensburger<br />
Förde zu sein, lohnt sich immer. Und einen Pharisäer an Bord zu trinken, ist<br />
praktisch ein Muss für jeden Besucher im Norden. Ach ja, das ist ein Kakao mit<br />
Schuss, gerne Rum, und Sahne.<br />
Apropos Rum. Flensburgs historischer Reichtum kommt unter anderem<br />
vom Import des karibischen Rohrums, der hier vor Ort zu trinkbarem Rum verarbeitet<br />
wurde. Wer sich tiefergehend informieren möchte, sollte sich im historischen<br />
Rumkeller des Zollpackhauses umsehen. Ist auch ein guter Tipp für Regenwetter.<br />
Denn dafür ist die Wahrscheinlichkeit hoch. Nirgends jedoch klingt<br />
der Regen schöner als im Café Klatsch. Bestes Frühstück, bester Kuchen und<br />
Leckereien in besonderem Ambiente gibt es dort. Und wer einmal die Gabel im<br />
Gericht versenkt, der vergisst das Wetter. So wie man den Rest der Welt vergisst,<br />
wenn man im schönen Flensburg verweilt.<br />
40
Simone Sever<br />
DIE LIEBE HAT AUTORIN SIMONE<br />
NACH SIESEBY GEBRACHT.<br />
ZUM<br />
VERLIEBEN<br />
Sieseby<br />
Eine Dorfstraße mit Kirche und Friedhof, mit bildhübschen weißen reetgedeckten<br />
Häusern, mit zwei Restaurants, einem Hotel, einem Segeljugendclub<br />
und einem Briefkasten: willkommen im Herzen Siesebys, Schleswig-Holsteins<br />
bewohntem Flächendenkmal.<br />
Wäre man sachlich, würde man Sieseby als einen Ortsteil der Gemeinde<br />
Thumby im Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein und<br />
die Schlei als »glaziale Rinne, eine durch Gletscher geformte geografische<br />
Struktur« erklären. Doch sachlich ist in diesem Fall überbewertet. Denn:<br />
Sieseby sollte man besser mit allen Sinnen und zu jeder Jahreszeit spüren.<br />
Warum? Weil im <strong>Sommer</strong> das Entkorken der Sekt- und das Ploppen<br />
der Bierflaschen am Steg eine so schöne Melodie spielen. Weil die Bank<br />
bei den drei Weiden ein so beschauliches Plätzchen ist. Weil die Stare<br />
– bevor sie ihre Schlafplätze im Uferschilf einnehmen – die imposantesten<br />
Formationen fliegen und weil sich die Sonnenuntergänge am Wasser<br />
in wahnwitzig kitschigen Farbpaletten präsentieren. Weil das Schilf im<br />
Wind wie eine Gruppe Tänzer anmutet, die die Choreografie des Herbststurms<br />
darbietet, und der Winter alles in schönstes Schneeweiß hüllt.<br />
Weil im Frühjahr auf dem Friedhof der Kirche aus dem 12. Jahrhundert<br />
die Krokusse so farbgewaltig aus der Erde herausplatzen, die 105 Meter<br />
lange Lindenbaumallee Spalier für die Verstorbenen steht und die Stille<br />
am frühen Morgen geradezu greifbar ist. Weil das Geläut der Kirchenglocken<br />
zur Mittagszeit eine so beruhigende und wiederkehrende Komponente<br />
ist. Weil an wolkenverhangenen Tagen das Gelb der Narzissen das<br />
Sonnenlicht zu ersetzen scheint und die Blüten der Kirschen, der Magnolien<br />
und der Rhododendren so bezaubernd die Nasen kitzeln und weil<br />
bei Höchsttemperaturen das Lachen und das Platschen der Arschbomben<br />
unten an der Schlei beinahe bis hoch zum Gasthof Alt Sieseby schallen.<br />
Wer wissen möchte, was das »G.A.S.« mit Jahreszahl an den Fassaden<br />
der reetgedeckten Häuser zu bedeuten hat, der findet beim Gasthof Alt<br />
Sieseby eine Informationstafel oder fragt einfach einen »Einheimischen«.<br />
Die erklären das gern mit frechem Grinsen: »G.A.S.«, so schmunzeln sie,<br />
steht für »Ganz armer Schlucker«. Wer’s glaubt!<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
41
DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />
Kilometerweite Dünenlandschaften, der wohl feinste Sand in unseren Breitengraden<br />
und eine Meer-Sand-Dünen-Farbkombination, die nahezu ausschließlich<br />
Postkartenmotive bietet: das kleine Eiland Amrum. Mitten im Nationalpark<br />
Wattenmeer gelegen, ist die viertgrößte der nordfriesischen Inseln ein Ruhe<br />
spendender Rückzugsort in bewegten Zeiten.<br />
Vor allem im <strong>Sommer</strong> ist es ein Fest für die Sinne, die nackten Füße in den<br />
geschmeidig weichen Kniepsand zu stecken. So nennen die Einheimischen den<br />
besonders feinen Sand, wie er nur hier auf Amrum und vielleicht noch auf Sylt<br />
vorkommt. (Aus der ewigen Diskussion, ob der Sand nun auf Sylt oder auf Amrum<br />
feiner ist, sollte man sich tunlichst raushalten.) Wenn die Millionen kleinen<br />
Sandkörner von der <strong>Sommer</strong>sonne aufgewärmt die Zehen umspielen, lässt das<br />
alles andere vergessen und spendet erstklassige Entspannung. Aber Achtung:<br />
Der Kniepsand findet sich auch noch Wochen später in Socken und Schuhen<br />
wieder. Ein kleines Andenken an einen tollen Urlaub.<br />
Absolut einzigartig auf Amrum ist die weitläufige Dünenlandschaft. Stellenweise<br />
gibt es nichts anderes zu sehen als den saftig grünen Strandhafer, der die<br />
sandigen Hügel bedeckt, im Wind wogt und in der Sonne tanzt. Das Betreten der<br />
Dünen ist aus Naturschutzgründen zwar verboten, das macht aber gar nichts.<br />
Denn durch die Dünen führen breite Wege aus aneinandergereihten Holzdielen,<br />
von denen aus sich dieses faszinierende Biotop beobachten lässt.<br />
Das dritte Naturspektakel im Bunde ist die Nordsee. Im <strong>Sommer</strong> hat das<br />
Wasser genau die richtige Temperatur für herrliche Badestunden in den steten<br />
Wogen der See. Oder aber man steckt die Füße bei Ebbe in den nicht minder<br />
warmen Wattboden. Auch noch beim zwanzigsten Mal verliert das Watt nicht<br />
seine Faszination. Nicht nur Nordseeneulinge sollten unbedingt an einer geführten<br />
Wanderung teilnehmen.<br />
Unser Geheimtipp: In den Amrumer Dünen lassen sich bei Dunkelheit hervorragend<br />
Sterne und Leuchtturmfeuer beobachten. Entweder auf eigene Faust<br />
auf Entdeckungstour gehen oder als Teil einer informativen Führung.<br />
42<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
amrum<br />
Konrad<br />
Bender<br />
amrumBEI STÜRMISCH KALTEM WETTER SCHALTET<br />
REDAKTEUR KONRAD IN DEN RELAXMODUS.<br />
ABER NICHT NUR DESWEGEN HAT ER SICH<br />
IN AMRUM AUF ANHIEB VERLIEBT!<br />
NATUR<br />
IM NORDEN<br />
herbst 2020<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
43
Marie Tysiak<br />
Anja Kocherscheidt<br />
FÜR WAHLKÖLNERIN UND REDAKTEURIN MARIE<br />
DIE ABSOLUTE NORDSEE-INSELSCHÖNHEIT.<br />
UND DAS LIEGT NICHT AN DER KÖLSCH-KNEIPE!<br />
juist<br />
WILDE WONNE<br />
Ich bin mir sicher: Juist ist die schönste der ostfriesischen Inseln im Wattenmeer vor<br />
der Küste Niedersachsens. Warum? Weil die Düneninsel von einem 17 Kilometer<br />
langen Sandstrand gesäumt wird! Beim Anflug mit der kleinen Propellermaschine<br />
der Inselflieger von Norddeich aus (Kostenpunkt ca. 50 Euro pro Person) hat man<br />
einen wahnsinnigen Blick auf das flache, grüne Juist, das sich wie ein schmaler<br />
Schutzwall zwischen Watt und Nordsee schmeißt. Zentral auf der Insel liegt die kleine<br />
Siedlung Juist samt Fischerhafen, an dessen Promenade im <strong>Sommer</strong> vor allem<br />
Familien ankommen, um sich auf der autofreien Insel eine entspannte Zeit zu<br />
machen. Und das kann man hier ganz vorzüglich! Wie wäre es mit Faulenzen im<br />
Strandkorb am endlosen Sandstrand? Eine Fahrradtour ans Ende der Insel zum<br />
einsamen Gasthof Domäne Bill zwischen den Dünen, wo man sich wirklich fühlt<br />
wie am Ende der Welt? Oder lieber ein Spaziergang zu den Seen und Salzwiesen<br />
im Inselinneren? Ein Besuch in der schönen Saunalandschaft, Muscheln schlürfen<br />
bei der Juister Auster oder ein typisch friesischer Tee beim Lütje Teehuus? Ich sage:<br />
Juist ist die schönste der ostfriesischen Inseln. Und als Lokalpatriotin muss ich<br />
noch hinzufügen: Es gibt sogar eine Kölsch-Kneipe auf der Insel! Persönlicher Tipp:<br />
Die Sonnenuntergänge am Strand von Juist sind einfach magisch. Am schönsten<br />
sogar, wenn noch etwas wilder Nordseewind dazukommt, der den Sand wie fliegende<br />
Wolken über den Strand jagt.<br />
Fotos: Privat (5), Simone Sever (2), T. Kaiser, TMV/Gross, Jennifer Latuperisa-Andresen, Jens Herrndorff, Ibrahim Rifath, TZ SPO/Drachenfest, YesPhotographers/Shutterstock.com, ABC vector/Shutterstock.com, sabinebraun.de<br />
DAS SURFER-FEELING, DIE<br />
FRISCHE BRISE UND SUNDOWNER<br />
BEI SONNENUNTERGANG MACHEN<br />
WAHLNORDLICHT ANJA IN SPO<br />
GLÜCKLICH.<br />
44<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />
Sand, Sand, Sand – so weit das Auge reicht. Und das Allerbeste: Was im ersten Moment nach<br />
fernen Karibikstränden klingt, liegt in Wirklichkeit direkt vor der Haustür! Auf zwölf Kilometern<br />
Länge und bis zu zwei Kilometern Breite umarmt der gigantische weiße Nordseestrand das Örtchen<br />
St. Peter-Ording auf der Halbinsel Eiderstedt.<br />
Und wer jetzt denkt: »Nordsee? Ist das nicht eher was für Rentner?«, der lasse sich ruhig eines<br />
Besseren belehren. Denn verschnarchtes Küstenflair ist eindeutig Schnee von gestern. Heute<br />
machen szenige Hotels und Strandbars, die schicke Wellnessoase in der Dünentherme sowie<br />
die quirlige Vanlife-Community das Seebad zum angesagten »place to be«. So kann es an den<br />
Wochenenden und in der Saison in SPO, wie St. Peter-Ording unter Eingefleischten heißt, auch<br />
schon mal voll werden. Doch zum Glück bietet der XXL-Strand mehr als genug Platz, damit sich<br />
Kitesurfer, Reiter, Spaziergänger, Badegäste und Hundefreunde nicht auf die Füße treten.<br />
Wahrzeichen von St. Peter-Ording und ikonisches Fotomotiv sind die bis zu sieben Meter<br />
hohen Pfahlbauten. 1911 eröffnete mit der sogenannten »Giftbude« das erste Stelzengebäude des<br />
Orts, in dem Alkohol an die Gäste ausgeschenkt wurde. Schnell gab es Zuwachs, sodass heute<br />
fünf Pfahlbauten Restaurants und Strandbars beherbergen, in denen sich gemütliche Sundowner<br />
oder Snacks direkt am Meer genießen lassen.<br />
Ein gastronomisches Highlight: das Salt & Silver am Meer im Ortsteil Böhl. Nach einigen<br />
Jahren auf St. Pauli zog es die beiden kochverrückten Surfer und die Welt be<strong>reisen</strong>den Buchautoren<br />
Johannes Riffelmacher und Thomas Kosikowski an die Küste. Hier grillen sie bei spektakulärem<br />
Blick übers Wattenmeer über dem offenen Feuer Rinder und Lämmer von den hiesigen<br />
Salzwiesen sowie Fisch, den man mit gutem Gewissen genießen kann. Dazu gibt’s Muscheln<br />
und Austern aus der Nordsee sowie raffiniert zubereitetes Grünzeug von den Höfen im Umland.<br />
Wen die frische Brise und die endlosen Strandspaziergänge müde gemacht haben, der bleibt<br />
einfach länger. Geeignete Quartiere für jeden Geschmack gibt es in SPO viele: ob Ferienwohnung,<br />
Beach-Motel mit Surferflair oder das frisch wiedereröffnete Hotel Zweite Heimat. Letzteres<br />
trägt sein Credo schon im Namen und bietet jetzt 69 Stuben mit viel Platz, gemütlicher<br />
Einrichtung, großen Balkonen und zum Teil privatem Spa.<br />
LIEBLINGSORT<br />
st. peter ording<br />
herbst 2020<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
45
B<br />
text<br />
Jasmin Faust<br />
DEUTSCHLANDS BERÜHMTESTES MITTELGEBIRGE IST<br />
SPÄTESTENS SEIT DER SCHWARZWALDKLINIK FEST IN<br />
UNSEREN KÖPFEN VERANKERT. DER SCHWARZWALD<br />
IST ABER MEHR ALS BRINKMANN UND BOLLENHUT.<br />
REDAKTEURIN JASMIN FAUST HAT SICH AUF DIE<br />
KÄSEROUTE DURCH DEN SÜDSCHWARZWALD<br />
BEGEBEN. LECKER WAR ES.<br />
Schwarzwälder Schinken, Schwarzwälder Kirschtorte, Schwarzwaldforelle.<br />
Die Regionalität ist im Schwarzwald kulinarisch sogar fest im<br />
Namen verbaut. Aber auch bei weniger regional-plakativen Köstlichkeiten,<br />
wie Maultaschen, Flädlesuppe oder Käsespätzle, läuft nicht<br />
nur den Locals das Wasser im Mund zusammen.<br />
Apropos Käse. Zugegeben: Auf den ersten Blick ist Käse nicht das,<br />
was mir beim Gedanken an den Schwarzwald durch den Kopf schießt.<br />
Da würde ich mich gedanklich eher in Richtung Allgäu futtern. Neu<br />
ist die Käseherstellung im Schwarzwald aber nicht. Schon im Mittelalter<br />
wurde auf vielen Bauernhöfen aus Kuh- und Ziegenmilch Käse<br />
gemacht. Seitdem hat sich hier aber einiges getan. Auch im Schwarzwald.<br />
Käse ist heute nicht mehr nur Lebensmittel, er ist Genuss und<br />
bei vielen auch ein bisschen Lifestyle. Er spricht alle Geruchs- und<br />
Geschmacksknospen an. Im Guten wie im Schlechten. Er scheidet<br />
Geister und verbindet Brothälften.<br />
Und dennoch, das Mittelalter ist vorbei, lang leben die Schwarzwälder<br />
Käsetraditionen! Also wieder. Denn lange Zeit gerieten sie fast in<br />
Vergessenheit. Aber genauso wie leidige Modetrends: Alles kommt<br />
wieder. Hier zum Glück, möchte ich sagen. Denn Käse ist immer eine<br />
gute Idee. Finde ich jedenfalls.<br />
Und nicht nur ich. Das dachten sich auch einige Käsebetriebe im<br />
Naturpark Südschwarzwald und schlossen sich zu einer Käseroute<br />
46
DEUTSCHLAND | Schwarzwald<br />
Alles<br />
Käse<br />
im Schwarzwald<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
47
Unterwegs auf der<br />
Käse<br />
Was dem Wiener sein Schnitzel und dem Berliner die Bulette ist dem Madeirenser sein Fleischspieß.<br />
route<br />
48 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV
DEUTSCHLAND | Schwarzwald<br />
Liebt, was sie tut: Conni<br />
stellt von der Milch ihrer<br />
120 Kühe mit viel Hingabe<br />
köstlichen Käse her.<br />
zusammen. Und das ist mehr als ein wahr gewordener<br />
Traum für Laktosefans. Hier ist Wissen, Leidenschaft und<br />
Liebe im Spiel. Herausgekommen sind käsige Spezialitäten<br />
für jeden Geschmack oder Körper. Körper? Ja, dazu später<br />
mehr.<br />
Start meiner Tour auf der cremigen bis würzigen Käseroute<br />
ist der Hof-Peterle in Baiersbronn, genauer gesagt im<br />
idyllischen Murgtal ganz am Rand des Schwarzwalds. Dort<br />
hat Ziegenbauer Michael Peterle nach einer Station im Elsass<br />
seine Heimat gefunden. Seit 1993 führt er zusammen<br />
mit seiner Frau Katja den Hof. Dabei: viele Ziegen und Hühner<br />
und eben alles, was dazugehört. Viel Arbeit in erster Linie,<br />
denn der Hof ist ein Ein-Mann-und-eine-Frau-Betrieb.<br />
Etwa 40 Ziegen geben die Milch für den Schatz des Hofs.<br />
Und dieser Schatz ist ziemlich lecker, es ist nämlich Ziegenkäse<br />
mit Dost. Der »Baiersbronner Schatz« vom Hof-Peterle<br />
variiert in seinem Aroma je nach Zeitablauf von cremig-mild<br />
bis fest-würzig. »Das Aroma des Käses erinnert mich immer<br />
ein wenig an einen <strong>Sommer</strong>tag im Schwarzwald, wenn die<br />
Wiesen blühen und ich an einer warmen Sandsteinmauer<br />
am Waldrand vorbeilaufe«, sagt Michael und schmunzelt<br />
dabei. Ich auch. Denn vielleicht ist das eines der schönsten<br />
Zitate, das einen Käse beschreiben könnte. Wer jetzt direkt<br />
nach Baiersbronn möchte: Dieser »Baiersbronner Schatz« ist<br />
nur in den Monaten Mai bis Oktober erhältlich.<br />
Ich hänge dem Geschmack des Ziegenkäses noch ein<br />
bisschen nach, während ich schon auf dem Weg zur nächsten<br />
Station bin. Es geht zu »Connis Käsemanufaktur« auf<br />
dem Schwenkenhof nach Loßburg. Cornelia »Conni« Reich<br />
beeindruckt mich auf den ersten Blick. Konzentriert und<br />
ruhig erzählt sie ihre Geschichte, behält dabei aber all<br />
das Geschehen auf ihrem Hof im Blick. Eigentlich hat sie<br />
nicht so richtig Zeit, Fachfremden das Käsen zu erklären,<br />
denn die Kühe müssen gemolken werden. Aber sie lässt<br />
sich nicht aus der Ruhe bringen. Conni hat das Käsen in<br />
den Schweizer Bergen gelernt und dann in den Schwarzwald<br />
gebracht. »Wenn ich im Schwarzwald bin, muss ich<br />
auch was Schwarzwälderisches machen», dachte sie sich<br />
und entschied sich für Käse. Die Milch dafür bekommt sie<br />
von ihren 120 Kühen. Veredelt wird die handgeschöpfte<br />
Leckerei mit saisonalen Kräutern und Gewürzen aus biologischer<br />
Herkunft. Und ihr Blütenkäse sieht aus, wie er<br />
schmeckt: wunderbar! Den Käse verkauft Conni in ihrem<br />
Unverpacktladen, in dem es viel mehr gibt als »nur« Käse.<br />
Der Schwenkenhof liegt einsam, im Umland gibt es sehr<br />
wenig Infrastruktur. Und genau das macht Connis Laden<br />
zum Einkaufshotspot des Umlands. Während meines Besuchs<br />
dort war der Laden immer voll. Und Conni? Die<br />
steht mit leichtem Lächeln hinter der Theke und schneidet<br />
Käse. Und man sieht ihr an, wie viel Freude sie an dem<br />
hat, was sie tut. Das gilt nicht nur für den Laden, sondern<br />
für den ganzen Hof. Denn Entertainment gibt es auch auf<br />
dem Schwenkenhof: Bei ihrem Programm »KulturReich«<br />
kann man mit Yoga und Qigong den Darmtrakt wieder ins<br />
Gleichgewicht bringen, falls sich die Laktose doch zu langsam<br />
abbaut. Und im <strong>Sommer</strong> kann man beim Scheunenkino<br />
Käsewürfel statt Popcorn knabbern. Ich entscheide mich<br />
aber für das kleine Gartencafé im Baumhausstil. Denn nach<br />
dem ganzen Käse ist mir ein bisschen nach Kaffee. Oder<br />
nach etwas Süßem. Denn meine anderen Geschmacksnerven<br />
fühlen sich langsam vernachlässigt.<br />
Um mal ein bisschen die Hirnwindungen anstelle des<br />
Magens zu füttern, geht es am nächsten Tag zu einer persönlichen<br />
Premiere für mich. Ich werde meinen ersten Käse<br />
herstellen. Dafür muss ich nicht in die Schweizer Berge,<br />
sondern kann einfach in Schönwald im Schwarzwald vorbeischauen.<br />
Dort steht das 404 Jahre alte Küferhäusle, wo<br />
müden Wanderern nicht nur mit einer deftigen Vesperplatte<br />
wieder Energie zugefüttert wird, sondern Inhaber Martin<br />
Dengler auch das Käsen lehrt. Ich werde einen sogenannten<br />
»Küferella», einen Weichkäse nach Feta-Art machen. Martin<br />
Kuckuck<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
49
DEUTSCHLAND | Schwarzwald<br />
Der leckere Ziegenkäse vom<br />
Hof-Peterle schmeckt nicht nur<br />
Dreikäsehochs.<br />
Dengler ist ein gemütlicher Typ mit viel Käsewissen. Seine<br />
Leidenschaft führte ihn vom Hobby zum Beruf und im Allgäu<br />
schließlich zum Käsemeister. Im Käseworkshop lerne<br />
ich nicht nur, wann ich was genau wo einrühren muss, sondern<br />
auch viel über Molke im Speziellen. Früher ein unerwünschtes<br />
Nebenprodukt bei der Produktion, heute gesunder<br />
Allrounder. Man kann sie trinken oder darin baden wie<br />
Kleopatra. Martin hält auch Nischenwissen für mich bereit,<br />
mit dem ich künftig klugscheißen kann: Kleopatra hat nicht<br />
in Ziegenmilch gebadet, sondern in Molke. Denn die ist<br />
reich an Proteinen, Aminosäuren, Mineralien und Vitaminen.<br />
Nach meinem Workshop bin ich vielleicht immer noch<br />
sehr weit von der Käsemeisterin entfernt, aber ich halte<br />
meinen eigenen »Küferella« in der Hand. Und der schmeckt<br />
mir zu Hause sogar ganz gut. Rezepte gibt es nach dem<br />
Workshop, und mit meinem neuen Nischenwissen melde<br />
ich mich direkt beim nächsten Kneipenquiz an.<br />
Mit meinem frischen Käse in der Kühltasche geht es für<br />
mich weiter nach Hinterzarten zum Ospelehof. Was beim<br />
Ankommen ins Auge fällt: Hier steht ein Anwesen, wie ich<br />
es nicht schöner im Schwarzwald erwarten könnte. Holz,<br />
tiefgezogene Dächer, große Balkone, Geranien und hübsche<br />
Holzfenster. Leise dudelt die Titelmusik der Schwarzwaldklinik<br />
in meinem Hinterkopf und meine Fantasie macht<br />
einen kleinen Landschaftsflug über die Wiesen. Dieses idyllische<br />
Potenzial haben die Besitzer Martin und Jutta Braun<br />
genutzt und den seit 1901 in Familienbesitz befindlichen<br />
Hof mit viel Engagement und Einfallsreichtum breit aufgestellt.<br />
Ferienwohnungen, ein Bauernladen und natürlich<br />
eine Käserei. Eigene Rinder gibt es nicht, die Milch für<br />
ihre Molkereierzeugnisse wie Berg-, Schnitt-, Weich- und<br />
Frischkäse wird aus Partnerbetrieben angeliefert. Was nicht<br />
heißt, dass es auf dem Ospelehof keine Tiere gibt, aber<br />
Highlandrinder sind eben nicht zum Melken da. Auf dem<br />
Ospelehof geht das Thema Käse direkt noch einen Schritt<br />
weiter – wir erinnern uns: Kleopatra. Seit 2006 stellt Martin<br />
Braun unter einem hohen Anteil von Frischmolke Kosmetik<br />
her. Und die reicht von Cremes bis Badezusätzen. Ich stelle<br />
fest: Käse macht glücklich, Molke schön. Und gehe direkt<br />
mal im Hofladen auf Stöbertour.<br />
Zu guter Letzt reise ich nach Endingen am Kaiserstuhl –<br />
in die Toskana des Schwarzwalds. Die Region am Kaiserstuhl<br />
gilt als die wärmste in Deutschland. Und ich fühle mich in<br />
dem kleinen hübschen Städtchen direkt wohl. Ein laues Lüftchen,<br />
hübsche Häuser, enge Gassen und ein Käsekleinod der<br />
anderen Art: das Käsereimuseum von Fridtjov Bauser. Und<br />
der erklärt nicht nur die Welt des Käses und erzählt seine<br />
Geschichte, sondern gibt auch Käseworkshops. Und das alles<br />
mit so viel Witz und Charme, dass jeder direkt merkt: Hier ist<br />
nicht nur viel Leidenschaft zum Thema Käse, sondern auch<br />
Wissen und kritisches Hinterfragen zum Thema Verbrauch<br />
und Konsum dabei. Seine Führungen sind ein bisschen interaktiv<br />
und auf jeden Fall kurzweilig. Als ich einen Moment<br />
nicht aufpasse, halte ich plötzlich ein Stückchen getrockneten<br />
Kälbermagen in der Hand und bekomme erklärt, wie daraus<br />
Naturlab für die Käseherstellung produziert wird. Aber<br />
keine Sorge: Es fühlt sich nicht so eklig an, wie es klingt.<br />
Mit vollem Käseherz trete ich die Heimreise an. Zu<br />
Hause räume ich meinen selbst gemachten »Küferella« mit<br />
ein bisschen Stolz in den Kühlschrank. Dabei fällt mein<br />
Blick auf einen Kühlschrankmagneten, der mich schon<br />
lange begleitet: »Sie müssen ein Romantiker sein, um sich<br />
selbst, Ihr Geld und Ihre Zeit in Käse zu investieren.« Das<br />
hat Anthony Bourdain mal gesagt. Und es ist, als wäre er<br />
dafür durch den pittoresken Südschwarzwald gereist.<br />
INFO<br />
Infos zu den Höfen, Käsereien und zum Museum unter:<br />
Hof-Peterle in Baiersbronn: https://hof-peterle.com<br />
Connis Käsemanufaktur, Schwenkenhof in Loßburg:<br />
www.connis-kaesemanufaktur.de<br />
Den Käseworkshop im Küferhäusle gibt es pro Käsetopf<br />
und Person für € 64, www.kueferhaeusle.de<br />
Ospelehof in Hinterzarten: www.ospelehof.de<br />
Käsereimuseum von Fridtjov Bauser:<br />
https://kaeserei-museum.de<br />
Die Käseroute Südschwarzwald umfasst noch einige<br />
mehr Betriebe. Auf insgesamt 16 Stationen lässt es<br />
sich super durch allerlei Käsesorten probieren und<br />
nebenbei noch eine Menge Wissen anhäufen. Und das<br />
alles in schönster Kulisse. Mehr Infos zur Käseroute<br />
Südschwarzwald: www.naturpark-suedschwarzwald.de<br />
Käsegenuss auf Sterneniveau. Thomas Merkle ist<br />
nicht nur Genussbotschafter für das Land Baden-<br />
Württemberg, sondern tischt in seinem Restaurant<br />
»Pfarrwirtschaft« in Endingen einzigartige Köstlichkeiten<br />
aus regionalen Produkten mit modernem Touch auf.<br />
Käse ist auch dabei. www.merkles-restaurant.de<br />
Fotos: sweet marshmallow/Sutterstock.com, Funny Solution Studio/Shutterstock.com, Schwarzwald Tourismus, Jasmin Faust, Ulrike Klumpp; Illustrationen: KO-SIM/Shutterstock.com<br />
50<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
EUROPA<br />
Nicht bloß ein Luxushotel, sondern ein Ort, an dem Familien und Freunde zusammenkommen:<br />
Das ist das Capelongue, ein idyllisches Feriendorf in der Provence. Auf einem<br />
Hügel gelegen blicken die Gäste auf die Luberon-Berge und das alte Dorf Bonnieux.<br />
Außer dem Gesang der Zikaden herrscht hier absolute Ruhe. Inmitten üppiger Gärten<br />
aus Jasmin, Tamarisken, Rosmarin und Lavendelsträuchern, zwischen Obstbäumen und<br />
alten Steinmauern verbergen sich 57 Zimmer und Suiten, die in<br />
warmen Naturtönen mit Holzelementen<br />
gehalten sind. Diese reihen sich<br />
um den zentralen Platz, den Brunnen,<br />
die Buchhandlung und das Café. Auch<br />
vom Pool hat man einen wunderschönen<br />
Ausblick über die provenzalische<br />
Landschaft. Spa sowie zwei Restaurants,<br />
eines davon mit Michelin-Stern<br />
ausgezeichnet, kümmern sich um den<br />
Rest. Ab € 340 für zwei Personen.<br />
www.beaumier.com<br />
TRÈS JOLIE<br />
Fotos: PR, Travelcoup, Benoit Linero<br />
RUCKIZUCKI<br />
Koffer und Rucksack in einem: Die Vorderseite des<br />
»72-hour Backpack« von Carl Friedrik lässt sich vollständig<br />
öffnen wie bei einem Koffer. Fertig gepackt?<br />
Dann huckepack genommen und auf geht’s freihändig<br />
und stilvoll in den Wochenendtrip. € 595<br />
DAS GEHT FLUGS<br />
Privatjet fl iegen klingt wie ein teurer Spaß. Doch es gibt einen Trick. Der europaweite<br />
Privatjetanbieter Travelcoup hat eine »Empty Leg Plattform« gegründet. Reisende<br />
können einzelne Sitze in den privaten Jets für bis zu 22 Passagiere buchen. Damit<br />
möchte das Unternehmen Leerfl üge zwischen der Heimatbasis und anderen Flughäfen<br />
vermeiden. Travelcoup fl iegt im Charterdienst Mallorca und Ibiza von München und<br />
Zürich an. Flüge nach Mallorca starten ab € 695, nach Ibiza ab € 818 (jeweils pro<br />
Person und Strecke). www.travelcoup.com/empty-legs<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
51
AUF DEN SPUREN<br />
DES SPANISCHEN<br />
ROBIN HOOD<br />
DURCH EINE DER GRÖSSTEN<br />
HALBWÜSTEN EUROPAS<br />
52
EUROPA | Spanien<br />
text<br />
BAnja Kocherscheidt<br />
DIE BARDENAS REALES IN SPANIENS NORDOSTEN GELTEN<br />
ALS »MONUMENT VALLEY EUROPAS«. DIE SURREAL WIRKENDE<br />
MONDLANDSCHAFT MIT IHREN BIZARREN FELSFORMATIONEN IST<br />
NICHT NUR EUROPAS GRÖSSTE HALBWÜSTE, SONDERN AUCH<br />
SEHNSUCHTSZIEL FÜR VANLIFER, EINDRUCKSVOLLE KULISSE FÜR<br />
HOLLYWOODPRODUKTIONEN UND DORADO FÜR VOGELKUNDLER.<br />
IN VERGANGENEN JAHRHUNDERTEN JEDOCH MACHTEN DIE<br />
MENSCHEN EINEN WEITEN BOGEN UM DIE BARDENAS – DENN<br />
HIER VERSTECKTEN SICH OUTLAWS UND GEÄCHTETE. UND<br />
DEREN SPUREN LASSEN SICH NOCH HEUTE ERAHNEN …<br />
Hollywoodkulisse und Lost Place zugleich:<br />
Doch die meiste Zeit des Jahres gehören die<br />
Bardenas Reales den Schafen und ihren Hirten.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
53
EUROPA | Spanien<br />
Tudela im Nordosten Spaniens. Es ist Ende August, die Region<br />
ächzt unter Temperaturen um die 40 Grad Celsius.<br />
Hier in der kleinen Bar an der Plaza ist es angenehm kühl.<br />
Die Klimaanlage brummt und das frische Bier, das mir Raúl<br />
in einem eisgekühlten Glas reicht, befeuchtet meine trockene<br />
Kehle. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und<br />
werfe Raúl einen dankbaren Blick zu: »Wie haltet ihr das<br />
bloß aus?«<br />
»Ach, daran gewöhnt man sich«, zuckt der Kellner mit<br />
den Schultern. »Wir Menschen hier sind zäh – und das ist<br />
noch gar nichts. Früher gab es hier so eine Art Robin Hood,<br />
der hat sich jahrelang in den Bardenas durchgeschlagen.<br />
Das ist eine Leistung!«<br />
Robin Hood? Ich muss mich verhört haben. Hier in<br />
Spanien? »Nein, nein, das ist schon richtig«, erklärt mir<br />
Raúl lachend. »Aber natürlich nicht der mit den Strumpfhosen.«<br />
Tatsächlich meint der Barmann nicht den legendären<br />
Robin von Locksley, der mit seinen Männern im englischen<br />
Sherwood Forest hauste und für die Freiheit der Armen<br />
eintrat. Vielmehr, so erklärt er mir, ist die Rede von Sancho<br />
de Rota, einem ehemaligen Müller aus dem Städtchen<br />
Cascante im Süden Navarras. Dieser avancierte unter dem<br />
Beinamen Sanchicorrota im 15. Jahrhundert zum wohl berühmtesten<br />
Banditen der Region und soll so etwas wie Spaniens<br />
Gegenstück zu Robin Hood gewesen sein.<br />
Und da es hier keine weitläufigen Wälder gibt wie in<br />
England, wählte der ein anderes Versteck vor der Justiz: die<br />
Bardenas Reales, eine der monumentalsten und zugleich<br />
unwirtlichsten Landschaften Europas. Sie liegen nur wenige<br />
Kilometer von Tudela entfernt – logisch, dass ich mir das<br />
nicht entgehen lassen kann!<br />
Keine dreißig Autominuten später finde ich mich in einer<br />
fast surreal wirkenden, spröden Mondlandschaft wieder.<br />
Um mich herum Berge aus ockerfarbenem Lehm. Der<br />
Cierzo, ein heftiger und trockener Nordwestwind, hat sie<br />
zu spektakulären Formationen geschliffen. Sie sehen aus<br />
wie zu Stein gewordene Pyramiden, riesige Krater, teilweise<br />
auch wie zerbrechliche Türme. Regenfälle sind hier äußerst<br />
selten – was erklärt, dass sich nur ein paar zähe Pflanzen<br />
wie Rosmarin, Wacholder und Thymian trotzig der Sonne<br />
entgegenstrecken. Auch Esparto, ein silbrig-grünes Gras,<br />
Vegetation? Fehlanzeige!<br />
Nur ein paar sehr zähe<br />
Pflanzen trotzen der<br />
trockenen Mondlandschaft.<br />
54<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
sommer <strong>2024</strong> 55
ÜBER VIELE JAHRHUNDERTE<br />
GALTEN DIE BARDENAS<br />
ALS BANDITENLAND.<br />
Castildetierra, »Schloss aus<br />
Erde«, heißt der bekannteste<br />
Felsen der Bardenas Reales<br />
auf Deutsch.<br />
56<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
EUROPA | Spanien<br />
aus dem die Römer Seile fertigten, entdecke ich auf dem<br />
lehmigen Boden.<br />
Über viele Jahrhunderte galten die Bardenas, die heute<br />
von der Unesco als Biosphärenreservat geschützt sind,<br />
als Banditenland. Zahlreiche Outlaws versteckten sich hier<br />
vor dem Arm des Gesetzes, und Sanchicorrota, besagter<br />
Ex-Müller aus Cascante, von dem mir Raúl in Tudela erzählt<br />
hat, soll einer von ihnen gewesen sein. Kein Wunder<br />
also, dass Maultiertreiber, Postkutschen, Bischöfe und königliche<br />
Karawanen einen tunlichst großen Bogen um das<br />
schwer zugängliche Gebiet machten.<br />
Heute ist das freilich anders: Vanlifer, Fotografen und<br />
Hollywoodregisseure haben die Bardenas Reales als eindrucksvolle<br />
Kulisse entdeckt. James Bond war hier, im »Monument<br />
Valley Europas«, Fans der Erfolgsserie »Game of<br />
Thrones« erkennen das fiktive Dothrakische Meer wieder.<br />
Und auf Instagram posieren schöne, junge Menschen mit<br />
ihren Campern und Geländefahrzeugen vor den bizarren<br />
Felsen und unwirklich scheinenden Sonnenuntergängen.<br />
Doch wer in der monumentalen Landschaft vor allem<br />
eine Kulisse sieht, versäumt viel von ihrer historischen<br />
Tiefe. Während sich auf der Schotterpiste, die mich zum<br />
»Cabezo de Sanchicorrota« geführt hat, langsam der aufgewirbelte<br />
Staub legt, umgibt mich eine fast unwirkliche Stille.<br />
Vor mir ragt ein massiver Felsen auf, dahinter erstreckt<br />
sich eine lang gezogene, sichtbar in verschiedene Sedimentschichten<br />
unterteilte Formation. Diese als »El Rallon«<br />
bekannte Felsenkette zählt heute zu den wichtigsten Vogelschutzgebieten<br />
der Region: Neben Geiern, Steinadlern und<br />
Eulen nisten hier auch Krähen, Turmfalken, Dohlen und<br />
Trauersteinschmätzer.<br />
Aber auch die Höhle von Sanchicorrota soll sich hier<br />
oben befunden haben, darum wage ich den Aufstieg über<br />
einen schmalen Pfad. Allerdings: Was aus der Entfernung<br />
wie eine bizarre Lehmformation wirkte, entpuppt sich bei<br />
näherer Betrachtung als scharfkantiges, fast wie mit Glassplittern<br />
gespicktes Kalkgestein. Der Fels fällt zu beiden<br />
Seiten nahezu senkrecht ab – nicht auszumalen, was es bedeutet,<br />
hier abzurutschen!<br />
Abenteuerlich wage ich mich voran, setze vorsichtig<br />
einen Fuß vor den anderen. Derweil k<strong>reisen</strong> über mir wie<br />
im Western ein paar Schmutzgeier, die sich – so mein Ein-<br />
herbst 2020<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
57
EUROPA | Spanien<br />
Futuristisch reduziert, spielt im Hotel Aire de Bardenas die Natur die Hauptrolle.<br />
druck – vermutlich schon auf eine köstliche Mahlzeit freuen.<br />
Ich versuche sie zu ignorieren und erreiche schließlich<br />
den Gipfel. Bei der Aussicht über die monumentale Mondlandschaft<br />
stockt mir der Atem.<br />
Und während ich den Blick schweifen lasse, entdecke<br />
ich im Licht der späten Nachmittagssonne tatsächlich den<br />
gewölbten Eingang zu einer kleinen Höhle. Ihre Decke<br />
scheint von Menschenhand geschaffen – vielleicht ist ja<br />
tatsächlich etwas dran an der Überlieferung, dass Sanchicorrota<br />
ein paar Dorfbewohner aus der Umgebung dafür<br />
angeheuert haben soll, ihm ein Versteck zu graben? Ein<br />
Schauer überläuft mich. Denn die Legende besagt ebenfalls,<br />
dass er sie anschließend getötet haben soll, damit sie<br />
seinen Aufenthaltsort nicht verraten konnten.<br />
Ich versuche, diese Erzählung mit dem heldenhaften<br />
Banditen in Einklang zu bringen, der die Reichen bestahl,<br />
um es den Armen zu geben – doch es will mir nicht gelingen.<br />
Zu groß sind die Widersprüche. Auch die ursprüngliche<br />
Anklage wegen Mords passt nicht zum heldenhaften Image<br />
des spanischen Robin Hood: So soll er einen Mann, der mit<br />
seinem Vater in einen Landstreit verwickelt war, sowie drei<br />
zu seiner Festnahme herbeigeeilte königliche Wachen auf<br />
dem Gewissen haben. Anschließend floh Sanchicorrota der<br />
Legende nach in die Bardenas und schloss sich dort jener<br />
Räuberbande an, die er später anführen sollte.<br />
Jahrelang foppte der selbst ernannte »König der Bardenas«<br />
die rund 200 Männer, die der damalige Herrscher Juan II.<br />
auf ihn angesetzt hatte: So beschlugen der listige Müller<br />
und seine 30 Getreuen etwa die Hufe ihrer Pferde verkehrt<br />
herum und führten die Häscher damit in die Irre.<br />
Als die vom König befehligte Gruppe Sanchicorrota<br />
schließlich doch aufspürte, soll dieser einen Dolch gezogen<br />
und sich selbst getötet haben, um nicht gefangen genommen<br />
zu werden. Zur Abschreckung wurde sein Leichnam<br />
in vielen an die Bardenas angrenzenden Gemeinden öffentlich<br />
zur Schau gestellt, bevor er in der Stadt Tudela am Galgen<br />
aufgehängt wurde.<br />
Bevor auch ich mich auf den Rückweg nach Tudela<br />
mache, genieße ich noch einmal die abendliche Stille über<br />
der Wüste. Denn abgesehen vom umstrittenen Militärgelände,<br />
das große Teile der Bardenas heute einnimmt, und<br />
gelegentlichen Überflügen durch Nato-Flieger geht es doch<br />
deutlich beschaulicher zu als zu Sanchicorrotas Zeiten:<br />
So leben im Biosphärenreservat vor allem Schafe – bis zu<br />
100.000 Tiere sollen jeden Herbst aus den 80 Kilometer<br />
nördlich gelegenen Pyrenäen ins Tal kommen. Jedes Jahr<br />
im April brechen die Hirten und ihre Tiere wieder auf und<br />
lassen die Halbwüste noch stiller zurück. Dann gehört das<br />
einmalige Terrain wieder ganz den Wanderern, Radfahrern<br />
und Vanlifern.<br />
Fotos: Aire de Bardenas (3), Bernard Hermant, Tom Dick, Nathan Thomassin<br />
58<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
INFO<br />
UNWIRKLICH<br />
SCHÖN: NICHTS ALS<br />
STEINE, STERNE,<br />
STILLE UND STAUB.<br />
Allgemeine Infos zur Region und zu den Bardenas Reales gibt<br />
es unter: www.spain.info oder www.bardenasreales.es<br />
ANREISE Von den meisten deutschen Flughäfen über Madrid,<br />
Bilbao und Barcelona. Von dort am besten mit dem Pkw bis<br />
nach Arguedas, dem Eingang zum Naturpark.<br />
SCHLAFEN Das von vier jungen Einheimischen mit viel Liebe<br />
zum Detail restaurierte Boutiquehotel »Santa Ana« ist das<br />
einzige mitten in der Altstadt von Tudela und kombiniert<br />
historische Gebäudesubstanz mit zahlreichen modernen<br />
Annehmlichkeiten.<br />
Zimmer um € 150 pro Nacht. Futuristisch mutet das Hotel<br />
»Aire de Bardenas« im Süden des Naturparks an – hier<br />
nächtigt man in Würfeln oder transparenten Bubbles mit<br />
Blick auf die unwirkliche Umgebung und den einmaligen<br />
Sternenhimmel. Um € 300 pro Nacht.<br />
TOUREN Geführte Touren auf Englisch und Spanisch bieten<br />
Stefania und Paco von www.activaexperience.com. Zur Auswahl<br />
stehen Allradfahrzeuge, Buggys oder auch E-Bikes.<br />
ESSEN Aufgrund seiner Lage im fruchtbaren Schwemmland<br />
des Ebro ist Tudela berühmt für seinen Gemüse- und Weinanbau.<br />
Spezialitäten sind im Mai und Juni der weiße und<br />
grüne Spargel, rote Paprika und Artischocken. Besonders<br />
lecker: der lokale Gemüseeintopf Menestra sowie die<br />
Ribera-Weine der Umgebung.<br />
59
Zu Gast<br />
in der Schweizer<br />
Sonnenstube<br />
Alles nur Fassade? Mit viel dahinter!<br />
Das Stadtbild Luganos ist geprägt von<br />
den immer noch reizvollen Fassaden<br />
der Jahrhundertwende.<br />
60
EUROPA | Tessin<br />
text<br />
BKonrad Bender<br />
Wohl bekomms!<br />
Donnerstags ist Apéro-<br />
Abend in Lugano, die<br />
schweizerisch-italienische<br />
Variante des Aperitifs.<br />
Tessin<br />
UNSER REDAKTEUR KONRAD IST NORMALERWEISE<br />
NICHT SO DER SONNENANBETER. DA DAS FRÜHJAHR ZU HAUSE<br />
ABER SOGAR IHM ZU NASS UND KALT WAR, IST ER IN DEN<br />
ITALIENISCHEN, SONNENGEKÜSSTEN TEIL DER SCHWEIZ<br />
GEFAHREN: INS TESSIN, AN DEN IMMER<br />
BLAUEN LUGANER SEE.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
61
Wer gibt den Ton an? Merlot ist<br />
die Weinsorte schlechthin im<br />
Tessin. In manchen Winzereien<br />
wird der edle Tropfen noch<br />
wie zur Römerzeit in tönernen<br />
Amphoren veredelt.<br />
mManchmal ist so ein kleines bisschen Häme ja okay. Unter<br />
guten Freunden. Zum Beispiel, wenn man wie ich gerade<br />
schon seinen zweiten Cappuccino in einem schnuckeligen<br />
Café am Luganer See schlürft und sich dabei die südalpine<br />
Sonne auf den Pelz brennen lässt. Während die Daheimgebliebenen<br />
über mieses Aprilwetter klagen. Tja. Mal ist<br />
man der Hund, und mal der Baum.<br />
Ich bin bei Weitem nicht der Einzige, der vor dem<br />
schlechten Wetter durch den Gotthardtunnel geflohen<br />
ist. Als ich in Lugano, der größten Stadt am Luganer See,<br />
ankomme und einen ersten Gang durch die verwinkelten<br />
Gässchen mache, merke ich schnell: Die Stadt ist voll mit<br />
Deutschschweizern. Das Tessin gilt auch als Sonnenstube<br />
der Schweiz und wenn in den nördlichen Kantonen<br />
schlechtes Wetter herrscht, strömen die Eidgenossen in<br />
Scharen Richtung Süden.<br />
So herrscht also reges Treiben in diesem ehemaligen<br />
Fischerörtchen, das heute ein bildhübscher Zweitwohnsitz<br />
für die Reichen und Schönen ist. Von der eher einfachen<br />
Vergangenheit merkt man heute nicht mehr viel. Prächtige<br />
Jahrhundertwendebauten mit farbenfrohen Fassaden<br />
zieren die Straßen, in den Laubengängen reihen sich Luxusgeschäfte<br />
aneinander wie Perlen auf einer Schnur. Und<br />
als ich schließlich an der Uferpromenade ankomme, sehe<br />
ich gleich mehrere Anleger, an denen kleinere und größere<br />
Sport- und Segelboote sanft auf dem Wasser wiegen. Lugano<br />
wäre der perfekte Drehort für einen James-Bond-Film.<br />
Wie es dazu gekommen ist, das erklärt mir die Gästeführerin<br />
Letizia Bettoli. »Der große Wandel kam im 19.<br />
Jahrhundert, vor allem mit der Fertigstellung des Gotthardtunnels<br />
1880.« Zwar gehört das Tessin bereits seit 1503<br />
zur Eidgenossenschaft, zunächst als Vogtei und seit 1803<br />
dann als ebenbürtiger Kanton. Die Nähe zu Italien und der<br />
italienischen Kultur ist aber immer noch allgegenwärtig.<br />
Und das schätzten und schätzen eben auch die nördlichen<br />
Eidgenossen, sodass sich Lugano durch die bessere Anbindung<br />
von der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />
zum Zentrum des Tessiner Tourismus entwickelte. »Heute<br />
hört man im <strong>Sommer</strong> fast nur Deutsch«, lacht Letizia.<br />
Tatsächlich ist das Tessin nur einer von zwei Kantonen, in<br />
denen Italienisch Amtssprache ist.<br />
In der Entwicklung zur Tourismushochburg wurde um<br />
die Jahrhundertwende auch der Großteil der Altstadt im<br />
zeitgenössischen Stil umgestaltet. Einige Überbleibsel findet<br />
man aber noch in einigen Ecken der Stadt. So etwa die<br />
von außen unscheinbare Kirche Santa Maria degli Angioli<br />
direkt an der Uferpromenade. Als ich eintrete und meine<br />
Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, erblicke ich<br />
eine gigantische Kreuzigungsszene, fast zehn Meter in der<br />
Breite, mit mehr als 100 Figuren. Gemalt wurde das imposante<br />
Fresko von Bernardino Luini, einem Schüler Leonardo<br />
da Vincis. Nicht nur ist es aus sich heraus ein sehenswerter<br />
Kunstschatz, sondern auch das älteste Renaissancefresko<br />
der Schweiz. Ich merke: Lugano hat auch innere Werte.<br />
Die entdecke ich auch, als ich mich abends in der Stadt<br />
herumtreibe. In den warmen Monaten wird jeden Donnerstagabend<br />
in den Bars, Bistros und Restaurants der<br />
Stadt der Apéro zelebriert. Terrassen und Innenräume sind<br />
gefüllt mit Einheimischen und Touristen gleichermaßen.<br />
Auch bei der Schweizer Variante des Aperitifs trinkt man<br />
gerne Wein und im Tessin ist man besonders stolz auf die<br />
heimischen Tropfen. Vorrangig Merlot. Den gibt es, wie ich<br />
mit Erstaunen feststelle, auch als Weißwein.<br />
Um herauszufinden, wie dieses Wunder in Flaschenform<br />
zustande kommt, fahre ich in das Dorf Morcote. Das<br />
wurde 2016 zum schönsten Dorf der Schweiz gewählt.<br />
Völlig zu Recht, merke ich schnell. Die vielen kleinen Häuser,<br />
die sich am südlichen Fuß des Monte Arbòstora den<br />
Hang hinauf aneinanderschmiegen, sehen aus wie gemalt.<br />
Gemeinsam mit der kleinen Barockkirche und der alten<br />
Burg weit über dem Ort bilden sie ein Postkartenmotiv, bei<br />
dessen Anblick jedem Romantiker das Herz aus der Brust<br />
springt.<br />
Rund um die Burg, dem Castello di Morcote, betreibt<br />
Gaby Gianini seit mehr als 20 Jahren eine Bio-Winzerei.<br />
Die Tochter eines Tessiners und einer Deutschen hat das<br />
Weingut von ihrem Großvater übernommen und über die<br />
Jahre mit Erfolg ausgebaut. »Wir waren die Ersten, die im<br />
Tessin nach Bio-Maßstäben angebaut haben«, erzählt Gaby.<br />
»Heute arbeiten wir seit drei Jahren biodynamisch. Unsere<br />
besten Mitarbeiter sind unsere Regenwürmer.«<br />
Wie aber wird denn jetzt aus der dunklen Rebe ein<br />
weißer Merlot? Das erklärt mir Mitarbeiterin Kate in den<br />
heiligen Hallen des Weinguts, der Kelterei. »Was dem Merlot<br />
seine sonst charakteristische Farbe gibt, sind die Häute<br />
der einzelnen Trauben. Um zu verhindern, dass sie mit<br />
in den Saft gelangen, müssen wir sie so sanft wie möglich<br />
pressen.« Und so gelangt dann zwar der Saft, nicht aber<br />
die Farbe in den zu gärenden Saft. Der Merlot wird weiß.<br />
Wieder was gelernt. Der Wein eignet sich hervorragend als<br />
Mitbringsel, denn die Schweizer exportieren gerade einmal<br />
zwei Prozent ihres Weins ins Ausland.<br />
Wer sich für den Herstellungsprozess interessiert, kann<br />
sich auf eine geführte Tour durch die Weinberge und das<br />
Weingut machen – Verkostung natürlich inklusive. 2019<br />
haben Gaby und ihr Team sogar ein eigenes Boutiquehotel<br />
62<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
EUROPA | Tessin<br />
Jedes Dorf<br />
am Luganer See:<br />
eine Postkarte!<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
63
EUROPA | Tessin<br />
im Dorf eröffnet. In dem ehemaligen Klostergebäude war<br />
zeitweise auch eine Architekturschule untergebracht. Das<br />
sieht man am eleganten Interieur heute noch. Die verschiedenen<br />
Stile harmonieren hervorragend miteinander, ob<br />
nun hölzerne Kassettendecke, moderne Stahl-Glas-Treppe<br />
oder überraschend gut gelungener Nacktbetonanbau. Nur<br />
zwölf Zimmer finden in dem historischen Bau Platz, die<br />
aber sind mit Liebe zum Detail eingerichtet. Ich checke<br />
hier zwar nicht ein, Architektur ist aber das richtige Stichwort<br />
für meinen nächsten Ausflug.<br />
Denn nun geht es für mich hoch hinaus. In Capolago,<br />
am südlichsten Zipfel des Luganer Sees, nehme ich die Zahnradbahn<br />
hinauf zum Gipfel des Monte Generoso. Knapp 40<br />
Minuten dauert die gemütliche Fahrt hinauf, aus den Boxen<br />
klingt leiser Italoschlager und vor jedem Tunnel wird<br />
laut das Horn geblasen. Da kommt Stimmung auf. Schon<br />
aus der Bahn heraus reichen sich die Traumansichten die<br />
Klinke in die Hand. Doch das ist alles nichts gegen das, was<br />
der Gipfel bereithält.<br />
Oben angekommen sehe ich beim Ausstieg gleich, was<br />
von unten noch wie ein auf dem Gipfel gelandetes, fremdartiges<br />
Raumschiff aussah: die »Fiore di pietra«, die Steinblume<br />
vom Tessiner Stararchitekten Mario Botta. Tatsächlich<br />
erhebt sich der massive Bau wie eine steinerne Knospe, nur<br />
knapp unter dem eigentlichen Gipfel des Monte Generoso,<br />
und prägt das Panorama von hier oben noch mehr als beim<br />
Blick unten aus dem Tal.<br />
Waghalsig: Mit der »Fiore di pietra« hat<br />
der Tessiner Architekt Mario Botta den<br />
Monte Generoso nachhaltig geprägt.<br />
64 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
Fotos: Konrad Bender (3), Natalie Behn, YueStock/Shutterstock.com<br />
Der außergewöhnliche Bau wurde natürlich nicht nur aus<br />
Jux und Tollerei errichtet. In den Alpen hat es Tradition,<br />
dass auf einem Gipfel auch ein Gasthaus betrieben wird.<br />
Doch die alte Hütte auf dem Monte Generoso war Anfang<br />
des 21. Jahrhunderts deutlich in die Jahre gekommen, sodass<br />
die Betreibergenossenschaft der Bergbahn beschloss,<br />
dem berühmten Sohn der Region den Auftrag für ein einzigartiges<br />
Wahrzeichen zu erteilen. 2017 wurde die »Fiore<br />
di pietra« eingeweiht. Der Bau beherbergt ein Restaurant,<br />
ein kleines Infozentrum zur Geschichte der Bauarbeiten<br />
und eine Dachterrasse. Für private Veranstaltungen und<br />
sogar Hochzeiten steht ein eigener Saal zur Verfügung.<br />
Ich mache mich die restlichen gut 100 Meter hinauf bis<br />
zum Gipfel. Von hier, in 1.700 Metern Höhe, genieße ich<br />
einen wahrhaftig atemberaubenden Blick auf das Tessin.<br />
Ich sehe den strahlend blauen Luganer See, kann den Lago<br />
Maggiore in der Ferne erahnen und da, schüchtern hinter<br />
ein paar Wolken, lugt sogar das Matterhorn hervor. Das<br />
erinnert mich daran, dass ich morgen die Heimfahrt Richtung<br />
Norden antrete, zurück ins kalte, nasse Deutschland.<br />
Doch heute genieße ich noch die wärmenden Strahlen hier<br />
in der Sonnenstube der Schweiz.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen zum Tessin beim<br />
Tourismusbüro unter: www.ticino.ch/de<br />
Führungen und Weinverkostungen im Castello di<br />
Morcote sind buchbar unter:<br />
www.castellodimorcote.ch/de<br />
Boutiquehotel Relais Castello di Morcote:<br />
www.relaiscastellodimorcote.ch/de<br />
Tickets für die Zahnradbahn zum Monte Generoso<br />
sowie Informationen zur Gastronomie und dem Veranstaltungsprogramm<br />
in der Fiore di pietra gibt es unter:<br />
www.montegeneroso.ch/de<br />
2017 wurde die »Fiore di pietra« eingeweiht.<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
65
EUROPA | Schottland<br />
text<br />
BJasmin Faust<br />
Schottland,<br />
ach<br />
Schottland!<br />
Dieser Titel ist vielleicht wenig originell, aber<br />
die wunderschöne Landschaft der schottischen<br />
Highlands hat leider dazu geführt, dass Redak-<br />
teurin Jasmin Faust bei ihrem ersten Aufenthalt<br />
dort einen Teil ihres Sprachschatzes verloren hat.<br />
Anfänglich jedenfalls. Mittlerweile<br />
hat sie ihn wiedergefunden.<br />
66<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
sommer <strong>2024</strong><br />
67
E<br />
»Es kann nur einen geben.« Das kommt mir in den Sinn<br />
und schon sehe ich Christopher Lambert auf einer sehr<br />
baufälligen historischen Ruine stehen, während er sein<br />
Schwert gen Himmel streckt. Ich bin ein Kind der Filmwelt<br />
der 1980er- und 1990er-Jahre, jüngere Generationen mögen<br />
sich vielleicht nicht mehr an die Highlander-Trilogie<br />
erinnern, bei mir ist aber jede Szene schlagartig da. Und<br />
inmitten der grün-braunen hügeligen Landschaft der bezopfte<br />
Christopher Lambert mit seinem Silberblick. Gut,<br />
ich schweife ein bisschen ab.<br />
Was der Filmtitel schon verrät: Ich bin in den Highlands.<br />
Oder besser auf dem Weg dahin. Irgendwo zwischen Edinburgh<br />
und Braemar, meinem Zielort in … Nun ja, den Highlands.<br />
Ich möchte mich jetzt schon einmal dafür entschuldigen,<br />
dass dieses Wort in diesem Text unverhältnismäßig<br />
oft vorkommt, aber es beschreibt die Landschaft eben in so<br />
einfacher wie auch treffender Art und Weise. Und die Landschaft,<br />
durch die ich fahre, sieht eben ziemlich genau so<br />
aus, als würde Christopher Lambert um seinen Kopf kämpfen.<br />
Oder wahlweise Mel Gibson mit schottischem Flaggen-Make-up<br />
um die Unabhängigkeit seines Volks. Braveheart<br />
ist übrigens auch ein Film aus den 1990er-Jahren.<br />
Unterwegs eine kurze Warnung zu den »bumpy streets«<br />
vom Fahrer und schon schlängeln wir uns auf ebendiesen<br />
fast zwei Stunden lang vom Flughafen Edinburgh durch die<br />
schottische Landschaft. Sowohl »bumpy« als auch »schlängeln«<br />
sind hier durchaus wörtlich zu nehmen. Bei der Fahrt<br />
durch die atemberaubende Landschaft ist es zuweilen nötig,<br />
meinen Blick mal starr geradeaus auf den Hinterkopf<br />
des Fahrers zu halten, um meinem Magen ein bisschen<br />
Ruhe zu gönnen. Hier stelle ich schon einmal fest: Ich bin<br />
wahrscheinlich ein bisschen weniger abgehärtet als die<br />
Helden aus den Filmen. Das besorgt mich ein wenig, denn<br />
ich habe während meines Aufenthalts noch etwas sehr Spezielles<br />
vor, wofür ein bisschen (mehr) Überwindung nötig<br />
sein wird. Aber dazu komme ich noch.<br />
Die »bumpy streets« haben irgendwann ein Ende und<br />
ich erreiche Braemar, ein idyllisches 600-Seelen-Dorf mitten<br />
in den Highlands. Das Örtchen liegt in der schottischen<br />
Region Fife. Zurückgehend auf den namensgebenden Duke<br />
of Fife zieht sich die Region von der Ostküste bis in die<br />
Highlands und durfte sich in früheren Zeiten sogar mal als<br />
Königreich bezeichnen. Und die Monarchie zieht es immer<br />
noch hier hin, denn mitten in der schönsten Landschaft<br />
liegt Balmoral, der <strong>Sommer</strong>sitz der britischen Königsfamilie.<br />
Und gerade die verstorbene Queen Elizabeth ist hier<br />
sehr gerne hingekommen. Hier hat sie sich frei gefühlt,<br />
sagt man. Ein Blick auf die Weite der Landschaft und ich<br />
weiß genau, was sie meint. Auch fernab eines Lebens mit<br />
königlichem Hofprotokoll und royalen Pflichten.<br />
Ihre Liebe für Schottland hat sie wahrscheinlich schon<br />
von ihrer Ur-Ur-Großmutter Queen Victoria. Und sie an<br />
ihren Sohn, den heutigen King Charles, weitergegeben. So<br />
kann es durchaus mal vorkommen, dass einem beim Wandern<br />
ein älterer Herr entgegenkommt, der einem vielleicht<br />
irgendwie bekannt vorkommt. Kleiner Funfact nebenbei:<br />
King Charles trägt bei seinen Aufenthalten in den Highlands<br />
fast ausschließlich einen Kilt, erzählt man mir später.<br />
Ich finde, das macht es vielleicht ein bisschen leichter, die<br />
Begegnung einzuordnen, und beschließe, bei meinen Wanderungen<br />
mal die Augen offen zu halten.<br />
Ob es nun wirklich nur einen Highlander geben kann,<br />
weiß man hier nicht so richtig, aber Geschichten zum und<br />
mit dem Königshaus hat in Braemar jeder. Irgendwer hat<br />
schon mal auf Balmoral gearbeitet oder kennt zumindest<br />
jemanden sehr gut, der der Queen vielleicht mal die royale<br />
Garderobe herausgelegt hat. In Restaurants und Pubs<br />
weiß man von spontanen Besuchen der Palastbewohner<br />
zu berichten und spätestens beim jährlichen Event der<br />
Superlative wird’s königlich, denn das kleine Örtchen ist<br />
Austragungsort der jährlichen Highland Games, dem sogenannten<br />
»Braemar Gathering«. Und das gilt als das traditionsreichste<br />
Event Schottlands. Baumstämme und Hämmer<br />
werfende Schotten, die sich darüber hinaus auch im<br />
Steinstoßen und Sackhüpfen messen, werden dort von der<br />
königlichen Familie aus ihrer Loge heraus bejubelt.<br />
Zurück zu meinem Besuch. Ich bin zwar nicht zum<br />
Sackhüpfen da, wohl aber für die Landschaft und ihre<br />
Ruhe. Wandern, Berge gucken, wandern, Berge gucken, so<br />
ist mein Plan für die nächsten Tage. Eigentlich ganz einfach.<br />
Und doch wird daraus gegen Ende meiner Reise eine<br />
Art Selbsterfahrung, mit der ich so nicht gerechnet hätte.<br />
Es ist meine erste Reise nach Schottland. Und eins kann<br />
ich nach den ersten Minuten schon sagen: Es ist genau so,<br />
wie ich es mir nach diversen Kinofilmen vorgestellt habe.<br />
Und sogar noch ein bisschen schöner.<br />
Meine erste Wanderung führt mich durch das kleine<br />
Örtchen und wieder hinaus. Was nur wenige Wimpernschläge<br />
dauert, weil Braemar eben so klein und beschaulich<br />
ist. Für mich ist es gerade genau das Richtige. Ich will<br />
Ruhe, Weite und Natur. Endlich mal wieder durchatmen,<br />
was im Stadtalltag eben nicht so einfach möglich ist. Ich<br />
freue mich auf Wanderungen, Aussichten und viel frische<br />
Luft. Und hier enttäuscht mich Schottland absolut nicht.<br />
Gefühlt fünfmal geblinzelt und schon stehe ich auf dem<br />
Berg Morrone auf fast 859 Metern Höhe. Na ja, es hat ein<br />
bisschen mehr Mühe gekostet, als fünfmal zu blinzeln, aber<br />
die Aussicht ist jede Mühe wert. Queen Victoria hat hier<br />
oben gerne mit Prinz Albert gesessen und eben genau diesen<br />
Blick genossen, den ich auch gerade sehe. Ein bisschen<br />
fühle ich ihren Geist, bilde ich mir ein.<br />
Wer übrigens weniger etwas von dieser Aussicht hat?<br />
Die Bergläufer des »Braemar Gathering«. Die müssen hier<br />
nämlich bestenfalls in Rekordgeschwindigkeit hoch- und<br />
68<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
EUROPA | Schottland<br />
Was dem Wiener sein<br />
Schnitzel und dem Berliner die<br />
Bulette ist dem Madeirenser<br />
sein Fleischspieß.<br />
Treffen mit King Charles<br />
oder Christopher Lambert.<br />
Doch Moment, es kann<br />
nur einen geben.<br />
Was dem Wiener<br />
sein Schnitzel und<br />
dem Berliner die<br />
Bulette ist dem<br />
Madeirenser sein<br />
Fleischspieß.<br />
Auf Schloss Balmoral in den Highlands<br />
verbringen King Charles und Camilla<br />
traditionell ihre <strong>Sommer</strong>ferien.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 69
EUROPA | Schottland<br />
Wild Swimming?<br />
Why not?<br />
Faszinierendes Farbenmeer: In den schottischen<br />
Highlands scheint es hinter dem Horizont sogar<br />
noch weiter zu gehen.<br />
70<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
Fotos: Jasmin Faust (2), Vectorchoice/Shutterstock.com, Forever Callie Media/Shutterstock.com, Martin Bennie, Vladimir Fedotov, Joachim Pressl, eaters collective, jazman/Shutterstock.com<br />
wieder herunterlaufen. Ich bin froh, dass ich mir meine<br />
Wandergeschwindigkeit selbst aussuchen kann, und genieße<br />
jeden Schritt und Tritt. Ich frage mich, ob es noch<br />
schöner werden kann. Ja, kann es.<br />
Das wird mir Annie Armstrong am nächsten Tag zeigen.<br />
Annie hat Zoologie in St. Andrews studiert, ja, dort, wo<br />
Prince William auch studiert und seine Kate kennengelernt<br />
hat. Annie hat schon als Kind die Wälder der Highlands<br />
erkundet. Ihre Liebe zu der Natur, den Outdooraktivitäten<br />
und der schottischen Kultur brachte sie dazu, ihr eigenes<br />
Unternehmen zu gründen. Mit »Wild Braemar« kann sie<br />
nun all ihre Leidenschaften verbinden und vermitteln. So<br />
nun auch mir.<br />
Wir wandern erst ein Stück durch die wunderschöne<br />
Landschaft an den Ausläufern des Cairngorm-Nationalparks.<br />
Gefühlt brauche ich ewig für diese kurze Wanderung,<br />
weil ich einfach alle paar Meter stehen bleiben und<br />
mich kneifen muss, dass ich das gerade erleben darf. Ich<br />
atme immer wieder tief durch. Mehr als atmen, kneifen,<br />
gehen und mich umschauen muss ich gerade nicht machen.<br />
Und das tut so gut. Wenn mir nicht immer wieder<br />
kurz durch den Kopf schießen würde, was Annie und ich<br />
heute noch vorhaben.<br />
Annie ist nämlich auch qualifizierter Open-Water-<br />
Swimming-Guide. Im Film Highlander wird Christopher<br />
Lambert von Sean Connery im Rahmen seiner Ausbildung<br />
zum Unsterblichen (ja, ich bin mir bewusst, wie das klingt,<br />
wenn man den Film nicht kennt) von einem Boot in einen<br />
See geschubst. Der Highlander kann nicht schwimmen,<br />
aber eben auch nicht sterben. Also geht er auf dem Grund<br />
des Sees spazieren und genießt die Aussicht. So wie ich gerade,<br />
nur halt unter Wasser. Kalt scheint ihm dabei nicht zu<br />
sein. Vermutlich, weil er es, wie Annie, schon seit der Kindheit<br />
gewohnt ist, in Gebirgsflüssen und -seen zu baden.<br />
Im Gegensatz zu mir. Bei vier Grad Außen- und Wassertemperatur<br />
muss ich schon ein bisschen überlegen, ob<br />
mir wirklich nach einem Bad zumute ist. Und das, obwohl<br />
Annie alles so schön hergerichtet hat. Da ist ein gemütliches<br />
Zelt mit einem kleinen Ofen, vielen Kissen, Bü-<br />
chern und Decken. Hier könnte ich schon ein paar Tage<br />
verbringen. Nebenan ein zu einer Sauna umgebauter Pferdeanhänger.<br />
Beides an einem wunderschönen Flusslauf inmitten<br />
der Berge. Und genau in diesem Flusslauf soll ich<br />
nun schwimmen gehen. Wandern und saunen, kein Problem.<br />
Aber Wild Swimming bei ein bisschen Schneetreiben?<br />
Ich bin unsicher. Aber weil ich schon mal da bin,<br />
überwinde ich mich. Recherche für diese Story muss ja<br />
schließlich auch sein. Ich nehme also allen Mut zusammen,<br />
spüre meinen inneren Highlander und tauche bis über die<br />
Schultern ins kalte Wasser. Dabei halte ich mit dem ersten<br />
Kälteschock die Luft an, erinnere mich, dass Atmen eine<br />
ganz gute Idee wäre, und beginne irgendwie hektisch zu<br />
hecheln. Ich merke kaum, dass mein Bewegungsapparat<br />
schon aus dem Wasser flüchtet. Nicht so richtig glamourös,<br />
aber ich bin sicher, darauf schaut hier gerade niemand. Ist<br />
ja auch mein erstes Mal.<br />
Immerhin traue ich mich zweimal. Doch eins steht bei<br />
aller Liebe zu schottischen Traditionen fest: Mein neues<br />
Hobby wird es wahrscheinlich nicht werden. Ich bin eher<br />
der Warmwassertyp. Aber ich bin auch ein bisschen Highlander(in).<br />
Nur halt ohne Schwert, Baumstammwerfen<br />
und Kampfeslust. Damit kann ich aber gut leben.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen zu Schottland und der<br />
Region Fife gibt es unter: www.visitscotland.com<br />
Schlafen Das Fünf-Sterne-Hotel The Fife Arms lebt<br />
den schottischen Charme mit royalem Touch und<br />
steckt bis in die kleinste Ecke voller Kunst. DZ ab<br />
€ 658, www.thefifearms.com<br />
Touren Annie Armstrong bietet mit ihrem Unternehmen<br />
»Wild Braemar« geführte Wandertouren<br />
und andere Outdoor-Experiences an.<br />
www.wildbraemar.com<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
71
EUROPA | Aveiro<br />
Macht Laune: eine Gondelfahrt<br />
mit den »Moliceiros« auf den<br />
Kanälen von Aveiro.<br />
72
text<br />
BFrank Störbrauck<br />
Auf einen apéro<br />
nach Aveiro<br />
AN DER MÜNDUNG DES RIO VOUGA TREFFEN<br />
CHILLIGES LEBENSGEFÜHL AUF SÜSSE OVOS MOLOS<br />
UND EINE KILOMETERLANGE DÜNENLANDSCHAFT:<br />
WILLKOMMEN IN AVEIRO, EINER DER SCHÖNSTEN<br />
STÄDTE IN PORTUGAL.<br />
SSonnenbrille, sportlich-lässige Radlerkleidung, die Sonnenmilch<br />
akkurat im Gesicht verteilt: Wer Miguel Caçador<br />
auf dem Holzsteg am Strand in Barra sieht, könnte meinen,<br />
es sei Hochsommer. Gut, in Sachen Temperatur käme<br />
das hin: 27 Grad zeigt das Thermometer an. Wäre da<br />
nicht dieser Wind. »Mit kräftigem Wind musst du hier<br />
zuweilen rechnen«, sagt Miguel. Für den speziellen Wind<br />
haben sie hier an Portugals Nordküste sogar einen eigenen<br />
Namen: die Nortada, der Nordwind. Der Wind entsteht<br />
vor allem durch ein Hitzetief über der Iberischen<br />
Halbinsel und ein Azorenhoch über dem Atlantik. Und<br />
der kann sich zuweilen etwas länger hier einnisten: »Das<br />
können bis zu neun Tage am Stück sein«, sagt Miguel lachend.<br />
Der 48-Jährige ist in der Region geboren. Er arbeitet<br />
in der Werft vor den Toren der Stadt, sieht sich aber<br />
auch als Botschafter Aveiros und führt Besucher durch<br />
eine der schönsten Regionen Portugals.<br />
Miguels Heimat ist eine Gegend, die vom Pauschalreise-Tourismus<br />
bislang eher wenig beachtet wurde, ganz<br />
im Gegensatz zur überlaufenen Algarve im Süden. Dabei<br />
bietet Aveiro, rund 80.000 Menschen leben in der Stadt,<br />
alles, was es für den gelungenen Portugal-Urlaub braucht:<br />
pittoreske Kanäle im Zentrum, die ihr den Spitznamen<br />
»Venedig Portugals« einbrachten, eine mediterrane Küche,<br />
kilometerlange Strände und Dünen vor der Haustür und<br />
das ganze Jahr über viel Sonnenschein. Remmidemmi<br />
ist hier nur im August, wenn das ganze Land Ferien hat<br />
und mit Kind und Kegel die Küste einnimmt. Die Anreise<br />
ist bequem: Wer von Lissabon herkommt, ist mit dem<br />
Auto zweieinhalb Stunden unterwegs. Von Porto aus ist<br />
es sogar nur weniger als eine Stunde. Auch die Zugverbindungen<br />
sind exzellent: Von beiden Städten aus muss<br />
man nicht einmal umsteigen, wenn man sich nach Aveiro<br />
aufmacht.<br />
Diese Vorzüge locken vor allem Individualtouristen<br />
an. All-inclusive-Bunker gibt es hier nicht. Abschalten,<br />
die Natur und das Meer genießen, das ist das Credo der<br />
meisten Touristen. Auch für mich. Es ist Samstagmittag,<br />
Miguel zeigt mir den Strand in Barra. Als wir ankommen,<br />
haben schon Dutzende Besucher ihr Refugium abgesteckt.<br />
Familien packen ihre Kühltaschen und Decken<br />
aus, zwei Pärchen spielen unter Gejohle Frisbee, ein paar<br />
männliche Jugendliche wagen sich mit einem Surfbrett<br />
aufs Wasser. In der Ferne treiben ein paar Segelschiffe<br />
winter/frühjahr sommer <strong>2024</strong> <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
73
»Wer die<br />
Geschichte<br />
Aveiros<br />
verstehen<br />
möchte,<br />
kommt<br />
um den<br />
Bacalhau<br />
nicht<br />
herum.«<br />
über den Atlantik. Vielleicht sind es die vielen fröhlichen<br />
Menschen, vielleicht ist es das Meer, aber meine Tristesse<br />
über den bevorstehenden Herbst ist wie weggepustet.<br />
Dass Miguel und ich mit dem Fahrrad von Aveiro aus<br />
hergeradelt sind, war eine gute Idee. Fast könnte man sagen,<br />
der Weg war das Ziel unserer gemächlichen 60-Minuten-Tour:<br />
Entspannt ging es vorbei an Lagunen und<br />
Sümpfen, in denen sich Flamingos, Störche und Reiher<br />
tummeln. An den Salinen von Aveiro, auf denen noch<br />
heute fleißige Arbeiter Salz produzieren. Und an den großen<br />
Kai-Anlagen der einst florierenden Hochseefischerei.<br />
Noch heute legen die verrosteten Schiffe im Hafen Zeugnis<br />
davon ab.<br />
»Von Ílhavo, einer Kleinstadt vor den Toren Aveiros,<br />
segelten die Schiffe in den Nordatlantik und ins Nordpolarmeer.<br />
Die Portugiesen waren seinerzeit die Ersten,<br />
die Kabeljau vor der Küste Neufundlands fischten«, erzählt<br />
Miguel wenig später, als wir auf der Avenida dos<br />
Bacalhoeiros im Nachbarort Gafanha da Nazaré einen<br />
Zwischenstopp einlegen. Hier wird unter einer Brücke<br />
Wandmalerei gezeigt, die der Künstler António Conceição<br />
mit viel Liebe zum Detail angefertigt hat. Sie stellt<br />
die verschiedenen Phasen des Kabeljaufangs dar – und ist<br />
vor allem eine Hommage an die Frauen, die oft auch in<br />
der Kabeljauindustrie arbeiteten.<br />
»Wer die Geschichte Aveiros verstehen möchte, kommt<br />
um den Bacalhau nicht herum«, sagt Miguel. Seinen An-<br />
Bildschön gestrandet:<br />
Rund um Aveiro haben<br />
Besucher drei wunderschöne<br />
Strände zur Auswahl – wie den<br />
Dünenstrand von São Jacinto.<br />
74
EUROPA | Aveiro<br />
fang nahm die Geschichte des Kabeljaus zu Beginn des<br />
16. Jahrhunderts als eine Expedition portugiesischer<br />
Seeleute auf dem vermeintlichen Weg nach Indien den<br />
Fischreichtum vor der Küste Neufundlands entdeckte. Es<br />
war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Mehrere Hundert<br />
Schiffe stachen in der Folgezeit in See und bescherten<br />
der Region mit ihren Fängen Wohlstand. Die Verarbeitung<br />
des Kabeljaus begann schon auf den Schiffen,<br />
auf denen er gleich nach dem Fang gesalzen wurde. So<br />
blieb der Kabeljau lange haltbar und behielt sein Aroma.<br />
Zurück in der Region Aveiro wurde der Fisch vom Salz<br />
befreit und anschließend im Freien getrocknet. Bis heute<br />
steht der Bacalhau ganz oben auf den Speisekarten der<br />
Restaurants in ganz Portugal.<br />
Wer sich während seines Aveiro-Besuchs lieber am<br />
Strand in der Sonne brutzeln lassen möchte, hat die Qual<br />
der Wahl. Neben dem Strand in Barra lockt der im benachbarten<br />
Dorf Costa Nova. Hauptattraktion ist hier für<br />
viele aber nicht der Strand, sondern die mit kunterbunten<br />
Streifen bemalten Häuser. Die Häuser mit den spitzen<br />
Giebeln dienten den lokalen Fischern einst als Lager-,<br />
später dann als <strong>Sommer</strong>häuser. Als wir dort einen Zwischenstopp<br />
einlegen, posieren bereits viele junge Touristen<br />
vor den Häuschen und sammeln neues Futter für die<br />
nächste Instagram-Story. »Der Grund für die farbenfrohe<br />
Dekoration war allerdings nicht, dass unter den Fischern<br />
unentdeckte Künstler am Werk waren«, erzählt Miguel<br />
schmunzelnd. Vielmehr hatte die Bemalung einen ernsten<br />
Hintergrund: Bei Nebel erleichterte die farbige Markierung<br />
den Seeleuten die Orientierung und half ihnen,<br />
ihr eigenes Häuschen zu finden. Inzwischen wurden die<br />
meisten von ihnen in Urlaubsdomizile umgewandelt.<br />
Die Versuchung ist groß, nur an den Küsten von Barra<br />
und Costa Nova zu bleiben. Besonders für diejenigen,<br />
die sich im Urlaub einfach nur den ganzen Tag am Strand<br />
in der Sonne fläzen wollen. Aber es ist das Zentrum<br />
Aveiros, das einen Besuch so besonders macht. Die Stadt<br />
wirbt – nicht ganz unbescheiden – damit, das »Venedig<br />
Portugals« zu sein. Die passende Kulisse dafür bieten die<br />
kilometerlangen Kanäle, die die Stadt durchziehen. Auf<br />
diesen spielen die »Moliceiros« die Hauptrolle. Die eigenwillig<br />
geformten und fantasievoll – zuweilen auch frivol<br />
– bemalten Boote sind die Hauptattraktion der Stadt. Im<br />
Stundentakt trudeln auf der Rua do Clube dos Galitos die<br />
Reisebusse ein, vollgepackt mit Tagestouristen, die einmal<br />
die portugiesische Venedig-Gondelversion auf dem<br />
Kanal erleben wollen.<br />
Aber was hat es mit den Booten auf sich? »Früher<br />
holten die Besatzungen der Boote Algen aus dem Wasser<br />
der Lagune, die getrocknet und als Dünger in der Landwirtschaft<br />
verwendet wurden«, erzählt Miguel. Jahrzehntelang<br />
fristen sie in der Folge ein trauriges Dasein, bis vor<br />
ein paar Jahren ein gewiefter Geschäftsmann auf die Idee<br />
kam, den Booten ein frisches Antlitz zu verleihen, um<br />
damit Besucher durch die Kanäle zu tuckern. Heute glänzen<br />
die Boote wie nagelneu und chauffieren die Touristen<br />
vorbei an den imposanten Fassaden der Häuser aus der<br />
Zeit der Jugendstilarchitektur. Hingucker sind die kunstvollen<br />
Schmiedearbeiten und elegant geformten Balkone.<br />
Eines der schönsten Gebäude beherbergt ein liebevoll gestaltetes<br />
Jugendstilmuseum.<br />
Nur wenige Meter vom Kanal entfernt, können sich<br />
Besucher an einer süßen Verführung versuchen, für die<br />
die Stadt in Portugal bekannt ist: den Ovos Moles (»weiche<br />
Eier«). Die süße Spezialität aus triefend viel Eigelb<br />
und Zucker wird nahezu in jeder Konditorei in der Stadt<br />
angeboten. Der Ursprung der Ovos Moles reicht bis ins<br />
16. Jahrhundert zurück, lange vor der Gründung der<br />
Stadt. Einer der Legenden zufolge stammt die Rezeptur<br />
von einer Nonne aus einem Kloster. Erste Adresse in<br />
Aveiro, um die Kalorienbombe zu naschen, ist die Confeitaria<br />
Peixinho in der Rua de Coimbra im Zentrum. Sie<br />
wirbt damit, die älteste Konditorei der Stadt zu sein, die<br />
Ovos Moles backt.<br />
Und das hat sich herumgesprochen: Im kleinen Verkaufsraum<br />
drängeln sich Touristen aus aller Welt. Ein<br />
wildes Sprachengewirr durchhallt den Raum. Alle wollen<br />
sie die Leckerei probieren. Kein Wunder, es duftet verführerisch.<br />
Angeboten werden sie in vielen Variationen,<br />
mit Sahne, Pudding, Schokolade oder Hafer. Da ist für<br />
jede Naschkatze etwas dabei. Mitarbeiterin Sónia reicht<br />
Bitte durchstreifen: das<br />
benachbarte Dorf Costa Nova<br />
mit seinen bunten Häusern.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
75
EUROPA | Aveiro<br />
mir eine traditionelle Version der Ovos Moles. »Wir backen nach dem jahrhundertealten<br />
Originalrezept«, sagt Sónia. Verraten wird das natürlich nicht<br />
– da kann ich noch so sehr meinen Och-bitte-ich-sage-auch-nichts-weiter-<br />
Blick aufsetzen ...<br />
Ich bin jetzt hungrig wie ein Wolf und möchte meine Ovos Moles so<br />
schnell wie möglich verputzen. Ein feines Plätzchen dazu bietet sich unten<br />
am Kanal. Meine Ovos Moles wecken die Neugier anderer Touristen. Ein<br />
amerikanisches Pärchen, mit dem ich ins Gespräch komme, will wissen,<br />
was ich denn da in der Hand habe. Die Blicke der beiden signalisieren mir,<br />
dass sie nur zu gern ein Stückchen davon haben möchten. Das aber kommt<br />
nicht in die Tüte. Dieser Moment gehört mir ganz allein. Hmmm ... Das zergeht<br />
auf der Zunge. Die Ovos Moles sind eine echte »delicia«, wie sie hier in<br />
Portugal sagen. Nach dem ersten Bissen nehme ich mir vor, Nachschub für<br />
die Heimreise zu besorgen.<br />
Aber erst einmal verweile ich noch ein halbes Stündchen allein am Ufer.<br />
Beobachte amüsiert die Touristen, die in den »Moliceiros« im Minutentakt<br />
vorbeiziehen und alle möglichen Verrenkungen machen, um das perfekte<br />
Selfie zu schießen. Und wenn dann plötzlich die Sonne aus den Wolken<br />
hervorlugt und die Kanäle samt Jugendstilhäusern in eine kleine Märchenkulisse<br />
verwandelt, dann weiß ich: Es war eine feine Idee, den <strong>Sommer</strong> in<br />
Aveiro zu verlängern.<br />
Einer geht<br />
noch: die Ovos<br />
Moles sind ein<br />
Hochgenuss<br />
INFO<br />
ANREISE Lufthansa, Eurowings, Tap Air<br />
Portugal und Ryanair fliegen von vielen<br />
deutschen Flughäfen direkt zum Francisco<br />
Sá Carneiro Airport in Porto. Von dort fahren<br />
Busse ins Stadtzentrum Portos zum Bahnhof<br />
Porto-Campanhã. Anschließend geht es mit<br />
dem Zug in etwas mehr als einer Stunde nach<br />
Aveiro. Alternativ mit einem Mietwagen vom<br />
Flughafen über die Autobahn in rund einer<br />
Stunde nach Aveiro.<br />
ÜBERNACHTEN Hotel Moliceiro, Rua Doutor<br />
Barbosa de Magalhães 15/17, 3800-154<br />
Aveiro. Vier-Sterne-Hotel im Jugendstil, direkt<br />
vor dem Park Jardim do Rossio und dem Canal<br />
Central im Zentrum der Stadt gelegen. Preis<br />
pro Zimmer pro Nacht ab € 115 im Winter und<br />
ab € 180 im <strong>Sommer</strong>. www.hotelmoliceiro.pt<br />
RESTAURANTS Das Restaurant Cais do Pescado<br />
am Mercantéis-Kanal ist der ideale Ort<br />
für alle, die Fisch und Meeresfrüchte lieben.<br />
Untergebracht ist das angesagte Restaurant in<br />
einem historischen Gebäude und bietet eine<br />
gemütliche Atmosphäre. Die Dekoration ist<br />
von den Elementen des Meeres inspiriert. Auf<br />
der Speisekarte finden sich portugiesisches<br />
Soulfood wie Bacalhau à Brás – und als Nachspeise<br />
natürlich die berühmten Ovos Moles<br />
nach Art des Hauses. https://sorrisoseaplausos.pt/cais-do-pescado/<br />
UNTERWEGS Wer kein E-Bike benötigt, kann<br />
sich in Aveiro zwischen zehn und 19 Uhr<br />
kostenlos ein Fahrrad ausleihen. An den sogenannten<br />
BUGA-Stationen stehen insgesamt<br />
rund 250 Fahrräder bereit. Nach der Registrierung<br />
erhält man den Zugangscode.<br />
https://buga.cm-aveiro.pt/<br />
Wer ein E-Bike oder ein auf die eigenen<br />
Bedürfnisse zugeschnittenes Fahrrad möchte,<br />
schaut im familiengeführten Geschäft<br />
BICLARIA - Bike Rental & Tours vorbei.<br />
www.biclaria.pt<br />
INFOS Viele weitere nützliche Informationen<br />
über Aveiro und die Region hält die Website<br />
von Center of Portugal bereit.<br />
https://centerofportugal.com<br />
Fotos: BooFamily/Shutterstock.com, Ricardo Resende, Hector Martinez, rfranca/Shutterstock.com<br />
76<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
HOTEL<br />
IRIS FÜR<br />
DIE IRIS<br />
Wenn einen auf Reisen die<br />
Müdigkeit überfällt: Die<br />
»Ethno Floral Eyemask«<br />
von Simone Bruns fühlt<br />
sich kuschelweich an und<br />
verdeckt gekonnt Licht und<br />
Mit<strong>reisen</strong>de. € 119<br />
OBEN OHNE<br />
Einziehen in ein Haus zum Ausziehen. Zumindest auf Zeit.<br />
Die Cabin Anna ist das innovativste und schönste Tiny House,<br />
das es derzeit gibt. Bei Sonnenschein einfach öffnen, bei<br />
schlechtem Wetter im Handumdrehen zuziehen. Drinnen und<br />
draußen verschmelzen und es scheint, als wohne man mitten<br />
in der Natur. Die Anforderung für den Kauf (es gibt nur<br />
zehn Stück): Die Hütte muss im Grünen stehen. Wer sich<br />
die stolzen 437.000 Euro (ohne Versand und Aufbau wohlgemerkt)<br />
nicht leisten kann: Der Prototyp und fünf weitere<br />
Cabins stehen auf dem niederländischen Campingplatz Hartje<br />
Groen und können gemietet werden. www.cabin-anna.com<br />
POOLPOSITION<br />
Das neue Haus von Hotelier<br />
Dakis Joannou tanzt aus der<br />
Reihe. Er wollte mit dem<br />
Noūs Santorini ein Hotel<br />
schaffen, das keine Aussicht<br />
auf die Caldera braucht und<br />
dennoch absolutes Inselerlebnis<br />
bietet. Das Herzstück<br />
der griechischen Herberge ist<br />
ein 50 Meter langer L-förmiger<br />
Infinitypool. Die Zimmer,<br />
Suiten und Bungalows sind<br />
ebenfalls in einem klaren,<br />
modernen Stil gehalten,<br />
mit viel Wärme in Form von<br />
organischen Materialien und<br />
Plüschbetten. Hinzu kommt<br />
ein Spa, das sämtliche Wellnessträume<br />
erfüllt. Ab € 314<br />
die Nacht im DZ,<br />
www.yeshotels.gr<br />
Fotos: Cabin Anna (2), PR (2)<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 77
HOTEL<br />
EINE<br />
VILLA<br />
AM<br />
MEER<br />
Poolposition: Orte zum Abhängen gibt es in der<br />
Fincadelica Xarraca reichlich – einer stilvoller als<br />
der andere!<br />
78<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
text<br />
Marie Tysiak<br />
Im ruhigen Norden der Baleareninsel Ibiza hat dieses Frühjahr<br />
nach aufwendigen Renovierungen die Fincadelica Xarraca eröffnet.<br />
Die Villa thront mächtig und verspielt zugleich auf den Felsen über<br />
der kleinen, gleichnamigen Bucht. Platz bietet das Luxus-Hideaway<br />
für bis zu 20 Personen. Wer sich einmal wie ein echter Promi fühlen<br />
möchte, lädt all seine Liebsten ein und genießt auf 3.000 Quadratmetern<br />
Privatsphäre die spanische Mittelmeersonne in der schönsten<br />
Villa am Meer. Redakteurin Marie Tysiak hat vorgetestet und gleich<br />
ein paar Alternativen an anderen Orten im Gepäck.<br />
FINCADELICA XARRACA Ibiza<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
79
HOTEL<br />
Die Niederländerin Carmen<br />
Straatsma kam eher zufällig zu<br />
ihrem neuen Job als Innenarchitektin.<br />
Die Villa in Xarraca<br />
ist eines ihrer ersten Projeket –<br />
doch der Mix aus Vintage-<br />
Fundstücken mit modernen<br />
Designelementen lässt die<br />
schönsten Boho-Träume<br />
wahr werden.<br />
WO (DESIGN-)TRÄUME WAHR WERDEN<br />
EINE STÜRMISCHE BEGRÜSSUNG<br />
Ein knorriger Gigant von Olivenbaum begrüßt mich im<br />
Rondell vor dem Haus wie eine alte Bekannte. Der Wind<br />
peitscht mir den Regen ins Gesicht – schnell schlüpfe ich<br />
durch den Torbogen und die gigantische Glastür. Brr, das<br />
hatte ich mir anders vorgestellt Mitte Februar auf Ibiza!<br />
Doch das Innere des Hauses empfängt mich hingegen<br />
warm. Es fühlt sich ein wenig an, als stünde ich in einem<br />
Traum. Alles ist in einem hellen Beige gehalten, die Wände,<br />
die Decke – sogar der Boden. Kanten gibt es keine, dafür<br />
sind alle Ecken abgerundet. Einzig eine große, verspielte<br />
Lampe, umschlungen von einem Geflecht aus dünnen<br />
Ästen, baumelt von der Decke und wirft den runden Raum<br />
in ein wohliges Licht. Ich stehe im Flur der Villa Fincadelica<br />
Xarraca, von hier führen in alle Winkel des Hauses<br />
Treppen und Türen zu einigen der neun Schlafzimmer. Die<br />
anderen Räumlichkeiten verteilen sich auf mehreren Ebenen<br />
und Türmen über das 3.000 Quadratmeter große Areal<br />
– ein wahres Labyrinth. Abgerundete Treppenstufen geleiten<br />
mich nun durch einen hellen Tunnel hinab ins Herz des<br />
Hauses, meine Hand gleitet sanft über das kurvige Messing,<br />
das als Treppengeländer dient.<br />
EIN OFFENES GEHEIMNIS<br />
Ein großformatiges Gemälde und ein weiteres Kunstwerk<br />
in Form einer überdimensionalen Sanduhr, die perfekt<br />
platziert den Flur der unteren Etage schmücken, weisen<br />
mir den Weg. Durch die Bibliothek, wo plötzlich jedes einzelne<br />
wunderschöne Möbelstück und jeder einzelne ästhetische<br />
Bildband im Bücherregal um meine Aufmerksamkeit<br />
buhlen, gelange ich in den Wohn- und Essbereich. Anstelle<br />
von Türen führen großzügige Torbogen Raum für Raum<br />
weiter, kreisrunde Öffnungen in den Wänden verbinden<br />
alles miteinander und lassen das Licht seine eigenen Wege<br />
durch das Haus wandeln. Das fällt durch die große Fensterfront<br />
großzügig herein, hinter der das Meer wild im Sturm<br />
braust. Klare Trennungen, Ecken oder Kanten sucht man in<br />
der verspielten Villa vergebens!<br />
Ich stehe in der unglaublich ästhetischen, wahr gewordenen<br />
Vision der Innenarchitektin Carmen Straatsma. Die<br />
Niederländerin wurde gleich zu Beginn der Renovierungen<br />
in den Prozess involviert – und hat im wahrsten Sinne des<br />
Wortes in diesem Haus, das vorher lange im Privatbesitz<br />
eines deutschen Geschäftsmanns war, Mauern versetzt.<br />
Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. Der Mix<br />
aus handverlesenen Vintage-Pieces, Designklassikern aus<br />
aller Welt und Schmuckstücken von unbekannten Manufakturen,<br />
die Carmen einfach berührt haben, harmoniert so<br />
perfekt, dass der Begriff »instagrammable« für das Innere<br />
der Fincadelica Xarraca eine Untertreibung ist. Ich wusste<br />
nicht, dass es solch wahnsinnig schöne Dinge auf dieser<br />
Welt gibt. Jeder Gegenstand, der mit Bedacht sorgfältig gewählt<br />
wurde, könnte sicher seine ganz eigene Geschichte<br />
erzählen. Da ist es gar nicht schlimm, dass es heute den<br />
Rest des Nachmittags stürmen soll und ich es mir auf den<br />
stilvollen Loungesofas vor dem Kamin gemütlich machen<br />
und in den Büchern schmökern kann. Vielleicht schaue ich<br />
später noch einen Film auf dem gigantischen Smart-TV, das<br />
sich samt kuschelweicher Sitzkissen im Club-Room mit<br />
Blick auf den tosenden Ozean befindet.<br />
VON DER SONNE GEWECKT<br />
Kein Weckerklingeln. Stattdessen werde ich heute sanft<br />
vom leichten Rauschen der Wellen und dem Licht, das<br />
großzügig in mein Zimmer fällt, geweckt. Über Nacht<br />
habe ich absichtlich die Balkontür aufgelassen, um die mediterrane<br />
Brise hereinzulassen. Etwas tanzt vor meinem<br />
geschlossenen Augenlid. Die Sonne! Ich bin sofort hellwach.<br />
Der Sturm von gestern, der dem Meer etwas Wildes<br />
und dem Haus unglaubliche Gemütlichkeit verliehen hat,<br />
ist vorbei. Jetzt stehe ich auf dem kleinen französischen<br />
Balkon meines Zimmers im runden Turm und schaue ins<br />
Blau. Blauer Himmel, blaues Meer, blauer Pool. Die zarte<br />
Frühlingssonne im Norden der Baleareninsel wärmt sogar<br />
schon am Morgen meine nackten Füße. Unter mir die rot<br />
gestreiften Liegen mit Retrocharme um den – wie könnte<br />
es anders sein – abgerundeten Pool, Palmen wanken<br />
leicht im heute schwachen Wind. Dahinter erstreckt sich<br />
der Strand, meditativ rollen die Wellen heran, die mich so<br />
sanft geweckt haben. Heute wird ein Pool- und Strandtag –<br />
ganz klar! Doch erst einmal: Frühstück!<br />
80<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
BLAUER HIMMEL,<br />
BLAUES MEER,<br />
BLAUER POOL.<br />
HEUTE WIRD<br />
AM POOL GECHILLT –<br />
GANZ KLAR!<br />
81
HOTEL<br />
MIT IHREM BEIGEN, FRISCHEN ANSTRICH,<br />
DEN KLEINEN, VERSPIELTEN FENSTERN<br />
UND ABGERUNDETEN ECKEN ERINNERT<br />
DIE FINCADELICA XARRACA AN EINE<br />
LEBENSGROSSE SANDBURG.<br />
82
Feurig: Der israelische<br />
Koch Avi Razon versteht<br />
sein Handwerk – so wie<br />
hier beim BBQ-Lunch.<br />
Seine mediterranen<br />
Köstlichkeiten durften<br />
schon Staatschefs,<br />
Spitzensportler und<br />
Weltstars genießen,<br />
wie der Instagram-<br />
Account verrät.<br />
EIN HIDEAWAY MIT PROMI-POTENZIAL<br />
ABER BITTE MIT PRIVATKOCH!<br />
Ein Frühstücksservice samt Pancakes, frisch gepresstem<br />
Orangensaft, Avocadotoast, Eggs Benedict, frischem Joghurt<br />
oder auch einfach einem butterweichen Croissant<br />
mit frischem Latte macchiato ist immer in der Miete der<br />
Fincadelica Xarraca enthalten. Im Bademantel – schließlich<br />
nächtige ich in meiner privaten Villa – suche ich meinen<br />
Weg in die Gemeinschaftsräume. Auf Wunsch kocht auch<br />
gerne ein Privatkoch die gesamte Zeit für die Gäste der Villa.<br />
Wenn man Glück hat, ist der Israeli Avi Razon verfügbar<br />
(Fincadelica vermittelt gerne). Denn der junge Koch ist<br />
nicht nur unglaublich sympathisch und kauft seine Zutaten<br />
frisch auf den Märkten der Insel – er weiß auch, die Gäste<br />
nach Strich und Faden mit seinen köstlichen Gerichten zu<br />
verwöhnen. Das volle Potenzial seiner Künste, besonders<br />
der israelischen Küche, hat Avi gestern schon bei hausgeschmortem<br />
Lamm mit Tahin und geröstetem Blumenkohl<br />
zum Besten gegeben!<br />
Der fruchtige Aperitivo schmeckt köstlich, die Sonne geht<br />
gerade dramatisch hinter der felsigen Küste unter, das<br />
tief stehende Licht taucht die Kakteen rund um die Sunset-Terrasse<br />
in diese mediterrane Wärme, wie es sie so nur<br />
am Mittelmeer zu finden gibt. Gerade habe ich eine sehr<br />
wohltuende Yoga-Session im Club Room absolviert. Kurzerhand<br />
wurde die Bar mit Räucherstäbchen dekoriert und<br />
der Billardtisch für den Moment zur Seite geschoben und<br />
eine der besten Yoga-Lehrerinnen der Insel hatte genug<br />
Platz für einen kleinen Kurs für die Gäste der Villa. Mein<br />
Körper und Geist fühlten sich seit Jahren nicht so gut. Ja,<br />
der Luxus in der Fincadelica Xarraca ist tiefenentspannend.<br />
Echtes Runterkommen ohne viel Bling-Bling. Genau dieser<br />
»Barefoot Luxury« ist es, den immer mehr Menschen suchen<br />
– und den man im Norden von Ibiza findet. Im Kreis<br />
seiner Liebsten einen unvergesslichen Urlaub verbringen,<br />
bei dem die Zeit stillsteht. Denn, wenn ich eines im Leben<br />
lerne, dann ist es doch, dass Zeit zusammen das Kostbarste<br />
ist. Man merkt nicht einmal, wie man in diesen Momenten<br />
Erinnerungen für die Ewigkeit schafft. Und dafür kann<br />
ich mir keinen schöneren Ort vorstellen als die Fincadelica<br />
Xarraca, die schönste Sandburg am Meer.<br />
Fotos: Federico Luraghi (6), Marie Tysiak (3), Kapreski/Shutterstock.com<br />
EINE LEBENSGROSSE SANDBURG<br />
Erschöpft von einer vormittäglichen Runde SUP, bei der<br />
ich die kleinen Höhlen in den Klippen erkundet habe, fläze<br />
ich im weichen Sand. Die Fincadelica Xarraca thront zur<br />
Rechten der kleinen Bucht auf den rauen Felsen, zu deren<br />
Füßen ein paar einsame Fischerboote vor Anker liegen.<br />
Von hier unten wirkt das Anwesen noch eindrucksvoller.<br />
Die verschiedenen Ebenen fügen sich zu einem magischen<br />
Ganzen, hier und da ragt ein Kaktus dazwischen empor.<br />
Und mittendrin der rustikale, so Ibiza-typische Turm, in<br />
dem sich auf der obersten Etage mein kreisrundes Zimmer<br />
befindet. Mit ihrem beigen, frischen Anstrich, den kleinen,<br />
verspielten Fenstern und abgerundeten Ecken erinnert die<br />
Fincadelica Xarraca an eine lebensgroße Sandburg. Der<br />
Duft von BBQ steigt mir in die Nase, ich erinnere mich,<br />
dass Avi heute angekündigt hat, im mediterranen Garten<br />
zum Lunch zu grillen! Das lasse ich mir nicht zweimal sagen<br />
und nehme die wenigen Stufen des privaten Beach-Zugangs<br />
zur Villa hinauf.<br />
INFO<br />
Die Villa in Xarraca ist die zweite Villa der The Fincadelica<br />
Collection, beide stehen im Norden der Insel Ibiza und sind<br />
jeweils nur komplett zu mieten. Hier werden alle Wünsche wahr,<br />
ob Familienzusammenkunft, Geburtstag, Zeit mit Freunden,<br />
privates Yoga-Retreat oder die Feier deines Lebens. Mitgründerin<br />
und Ibiza-Expertin Serena Cook organisiert mit Liebe zum<br />
Detail alles, was drum herum gewünscht wird. Neun Schlafzimmer<br />
(eines davon ein Familienzimmer) bieten Platz für bis zu 20<br />
Personen. Auf 3.000 Quadratmetern mit privatem Strandzugang,<br />
eigenem Pool (unbeheizt) und Kaminen in jedem Zimmer<br />
bietet die Villa genug Platz für reichlich Privatsphäre und ist das<br />
ganze Jahr verfügbar. Die gesamte Villa Fincadelica Xarraca<br />
kostet für eine Woche ab ca. € 70.000 (in der Nebensaison) für<br />
alle 20 Personen, inklusive House Manager, Ansprechpartner<br />
vor Ort, Frühstücksservice und Reinigung. Ein Koch und weitere<br />
Services können gern hinzugebucht werden.<br />
Für Buchungen: reservations@fi ncadelica.com<br />
www.fi ncadelicaibiza.com<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
83
DREI AUF EINEN STREICH<br />
Vals, Schweiz, vier bis acht Gäste<br />
Im Osten der Schweiz, nahe des schnuckeligen Bergdorfs Vals im Kanton Graubünden, liegen die Ferienhäuser der Familie<br />
Zumthor auf 1.526 Metern. Ja – die Familie des berühmten Architekten Peter Zumthor. Er hat die drei Holzchalets Oberhus, Unterhus<br />
und Türmlihus (zwischen 130 und 160 Quadratmetern) höchstpersönlich entworfen. Sie versprühen dementsprechend die puristische<br />
Gemütlichkeit, die wir von dem Stararchitekten gewohnt sind. Komplett aus Holz und mit bodentiefen Fenstern fühlt man<br />
sich sofort mit der umliegenden Bergwelt verbunden. Im <strong>Sommer</strong> lädt die Terrasse mit Blick auf die Gipfel zum Frühstücken an der<br />
frischen Luft ein, im Winter das Sofa vor dem Kamin. Zwei – oder je nach Ferienwohnung drei – Schlafzimmer bieten ausreichend<br />
Platz für die ganze Familie. Egal ob im <strong>Sommer</strong> zum Wandern, Radfahren und Bummeln oder im Winter zum Skifahren (die Skipiste<br />
von Gadastatt liegt direkt an den Ferienhäusern!) – in diesen luxuriösen Chalets entflieht man garantiert dem Alltag. Das Türmlihus<br />
kommt zudem mit eigener Sauna daher! Einen kleinen Haken gibt es nur: Man mag einfach nicht mehr fort! Übrigens liegt am Fuß<br />
des Berges in Vals die wunderschöne Therme, die ebenfalls von Peter Zumthor entworfen wurde.<br />
Eine Woche kostet in der Nebensaison ab etwa € 3.100. https://zumthorferienhaeuser.ch<br />
VALS<br />
Fotos: Ralph Feiner (3), Kapreski/Shutterstock.com<br />
84<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
Purismus trifft Panorama: Bodentiefe Fenster geben von allen Winkeln der Häuser den Ausblick auf die Berge frei.<br />
Dass in der Schlichtheit die Schönheit liegt, dafür ist der berühmte Schweizer Architekt Peter Zumthor bekannt.<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 85
MEDITERRANES GLÜCK HOCH ZWEI<br />
Sizilien, Italien, vier Gäste<br />
Der Duft von frischen Zitronen, historische Trockenmauern um Olivenhaine und überall verwinkelte Ecken,<br />
an denen man sich niederlassen kann: Die Finca Nido d’Estia ist ein wahr gewordener Mittelmeertraum. Im<br />
Süden von Sizilien gelegen, ist dieses Ferienhaus de luxe perfekt für eine Familie mit zwei Kindern – dank eines<br />
Doppelzimmers und eines Zweibettzimmers. Ein wunderschön gestalteter Pool im Garten oder der nahe Strand<br />
sorgen für Abkühlung an warmen <strong>Sommer</strong>tagen, einzigartige Altstädte wie in Ragusa, Scicli oder Modica locken<br />
am lauen Abend für einen Bummel, wobei man die Villa eigentlich gar nicht verlassen mag: schattige Liegestühle<br />
zwischen Johannisbrotbäumen, das kristallblaue Wasser des Pools, das rustikale und dabei doch sehr<br />
farbenfrohe Gebäude, gemütliche Loungemöbel – hier ist man im Urlaub! Und dank der hohen Gewölbedecken<br />
und der zwei Badezimmer hat eine vierköpfige Familie hier mehr als genug Platz. Es darf gern noch größer sein?<br />
Kein Problem. Gleich nebenan liegt die große Schwester, Masseria d’Estia. Um all seine Liebsten mitzubringen,<br />
können auch beide Villen gerne gemietet werden.<br />
Eine Woche im Nido d’Estia für bis zu vier Gäste kostet ab € 3.320 pro Woche.<br />
Eine Woche im Masseria d’Estia für bis zu zehn Gäste kostet ab € 5.560 pro Woche.<br />
www.thethinkingtraveller.com/italy/sicily/villas/nido-d-estia<br />
www.thethinkingtraveller.com/italy/sicily/villas/masseria-d-estia<br />
Fotos: Benedetto Tarantino (3), Kapreski/Shutterstock.com<br />
86<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
SIZILIEN<br />
Die Finca Nido d Estia mit eigenem Pool im Süden<br />
von Sizilien ist der perfekte Mittelmeer-Traum für<br />
eine vierköpfige Familie.<br />
herbst 2020 87
SAU<br />
WOHNEN, WO DER WEIN WÄCHST<br />
Sausal, Österreich, zwei bis vier Gäste<br />
Weinliebhaber aufgepasst! Im luxuriösen Feriendomizil Liebstöckl<br />
Sausal von PURESLeben in Alleinlage südlich von Graz in der<br />
Steiermark wohnt ihr gleich zwischen den Weinbergen an der<br />
Sausaler Weinstraße. Wirklich, mehr Weinblick geht nicht, denn<br />
zu allen Seiten führen die Reben malerisch den Berg hinunter. Die<br />
190 Quadratmeter auf zwei Etagen sind modern eingerichtet, Holz,<br />
Glas und Samt fügen sich stilvoll zusammen. In den Boxspringbetten<br />
der drei Schlafzimmer mit je eigenem Bad schläft es sich<br />
vorzüglich! Gemütliche Sofas und Schaukelstühle in gleich mehreren<br />
Wohnbereichen, ein großräumiger Patio mit Pool bieten genug<br />
Freiraum für eine Familie, Freundesgruppe oder zwei befreundete<br />
Paare. Eine voll ausgestattete Küche lädt zu ausgedehnten Kochabenden<br />
ein und vor dem frei schwebenden Kamin lässt sich der<br />
ein oder andere edle Tropfen der Region genießen. Auch eine<br />
private Sauna gehört zum Inventar und ein eigener Weingarten<br />
mit 1.000 Quadratmetern umgibt das Hideaway. Hier lässt es sich<br />
also zu jeder Jahreszeit herrlich urlauben. Prost!<br />
Bitte Platz nehmen: In der luxuriösen<br />
Ferienwohnung Liebstöckl<br />
Sausal kann man es sich zu jeder<br />
Jahreszeit gemütlich machen. Und<br />
dazu ein Gläschen Wein gleich aus<br />
der Region trinken – mit Blick auf<br />
die Weinreben. Hach.<br />
Eine Woche kostet ab etwa € 5.000. PURESLeben verfügt über<br />
viele weitere Luxusferienhäuser in verschiedenen Größen in<br />
Österreich. www.liebstoeckl.com, www.puresleben.at<br />
88<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
SAL<br />
MALLORCA<br />
Fotos: Günter Standl (2), Bella Residencia Immobilienverwaltungs GmbH (2), Kapreski/Shutterstock.com<br />
ZWISCHEN YACHTHAFEN UND<br />
GOLFPLÄTZEN AUF MALLORCA<br />
Mallorca, Spanien, maximal sechs Personen<br />
Wer es modern und clean mag, für den ist die Villa Riviera in<br />
Costa d’en Blanes im Südwesten von Mallorca der perfekte<br />
Rückzugsort. Ganz neu im Programm des Luxusferienhäuser-Anbieters<br />
The Private Hideaway, verdient diese 280 Quadratmeter<br />
große Villa auf zwei Ebenen mit gleich fünf Suiten<br />
diesen Titel absolut. Von der Veranda mit dem beheizbaren<br />
Salzwasserpool hat man einen herrlichen Blick auf das Meer<br />
und den umliegenden 1.000 Quadratmeter großen Garten.<br />
Eine Sauna sorgt zusätzlich für reichlich Entspannung – sowieso:<br />
Entschleunigung ist hier ein Leichtes! Der noble Yachthafen<br />
Puerto Portals für einen kleinen Segeltörn liegt nicht weit<br />
entfernt, auch einige Golfplätze finden sich in unmittelbarer<br />
Nähe. Mit dem inkludierten Elektro-Golfcart samt Straßenzulassung<br />
ist man schnell überall. Egal also, ob man lieber in den<br />
schnuckeligen Bars und Restaurants der Gegend einkehrt oder<br />
gemeinsam in der voll ausgestatteten Küche kocht – Freunde<br />
und Familien fühlen sich hier einfach wohl. Ein Conciergeservice,<br />
der bei allen Unternehmungen auf der Insel behilflich ist,<br />
und viele weitere Extras, wie zum Beispiel die Nutzung des<br />
Tennisplatzes, Fitnessstudios oder eine umfassende Baby- und<br />
Kinderausstattung, sind im Preis bereits enthalten.<br />
Eine Woche für maximal sechs Personen (plus Kinder und<br />
gegebenenfalls Personal) kostet ab € 5.978.<br />
www.theprivatehideaway.com/villa-riviera<br />
herbst 2020<br />
89
HOTEL<br />
VON AUSSEN HUI,<br />
VON INNEN GIGANTISCH<br />
Jeder hat es schon einmal gesehen: das Trio aus silberglänzenden<br />
Hochhäusern, auf dem ein gigantisches Schiff zu ruhen scheint,<br />
das in Wahrheit der berühmteste Infinitypool der Welt ist. Redakteurin<br />
Marie Tysiak war zu Gast im Marina Bay Sands in Singapur,<br />
wo nicht alles ist, wie es auf den ersten Blick scheint.<br />
text<br />
Marie Tysiak<br />
MARINA BAY SANDS Singapur<br />
90<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
Alles im Blick: In der Ferne recken sich die<br />
bis zu 50 Meter hohen »Supertrees« gen<br />
Himmel, bepflanzt mit mehr als 700 Arten<br />
von Bromelien, Farnen und Orchideen. Sie<br />
sind Teil der »Gardens by the Bay«.<br />
Mein Hals ist verrenkt. Dennoch schaffe<br />
ich es nicht, meinen Kopf weit genug in<br />
den Nacken zu werfen, um vor dem Eingang<br />
das ganze Gebäude in den Blick zu<br />
nehmen. Das Marina Bay Sands, das seit<br />
2010 die Skyline von Singapur und die<br />
weltweite Hotellerie maßgeblich prägt, ist einfach zu groß.<br />
Ich schreite durch die Eingangstür unter Turm eins und<br />
stehe in der gigantischen Halle, die alle drei Türme verbindet.<br />
Architekt Moshe Safdie aus Boston hat hier eine wahre<br />
Meisterleistung innen wie außen geschaffen: Etage für<br />
Etage sind wie Spielkarten aufeinandergestapelt, das leicht<br />
geneigte Konstrukt wurde von einem Feng-Shui-Meister<br />
abgesegnet. In der Halle selbst befinden sich viele Pop-ups,<br />
allen voran die berühmte Patisserie Origin Bloom. Allein<br />
in der Eingangshalle kann man sich Tage aufhalten, wenn<br />
man jeden Shop und jedes Restaurant besucht.<br />
Ein Dutzend Rezeptionsschalter bedienen die Schlange<br />
der neu angekommenen Hotelgäste. Kein Wunder: Das<br />
Marina Bay Sands verfügt über rund 1.890 Zimmer, verteilt<br />
auf 55 Etagen in drei Türmen. Dank meines Premium-Services,<br />
der sehr zu empfehlen ist, dauert mein Check-in nur<br />
wenige Minuten (wer mag, kann auch einfach erst im Zimmer<br />
einchecken, ebenso steht ein Serviceteam per Whats-<br />
App den gesamten Aufenthalt zur Verfügung). Und schon<br />
stehe ich mit meiner Zimmerkarte, auf der die berühmteste<br />
Hotelfassade der Welt gedruckt ist, am Aufzug. Hier muss<br />
man gut aufpassen, welchen Lift man nimmt, schließlich<br />
sind die Türme nur ganz oben und ganz unten verbunden.<br />
Ich wohne für die kommenden zwei Tage in Turm eins, Etage<br />
9, Zimmer 960. Blick: direkt auf die Skyline.<br />
Mit dem Schließen der Aufzugtüren und der einkehrenden<br />
Ruhe stellt sich dieses wohltuende Gefühl ein,<br />
das gewisse Hotels ausstrahlen, die wahren Komfort und<br />
Klasse verstehen. Mit einem leichten »Klick« öffnet sich die<br />
Zimmertür meines Sands Premier Rooms. Beim Betreten<br />
schwingt automatisch der Vorhang auf und gibt wie versprochen<br />
den Blick auf die Skyline von Singapur frei. Wow.<br />
Doch das »Wow« gilt nicht nur der phänomenalen Aussicht,<br />
die sich dank der bodentiefen Fenster präsentiert.<br />
Auch das Innere des Zimmers des Marina Bay Sands kann<br />
sich sehen lassen. Was mich als Erstes an meinem Zimmer<br />
überrascht, ist die Größe: 5 Quadratmeter im Durchschnitt<br />
(das ist keine Suite, sondern eine Premium-Zimmer-Kategorie!).<br />
Die Badewanne ist groß genug für zwei,<br />
dazu eine Regendusche, mehrere breite Waschbecken und<br />
eine Spiegelfront. Hier könnte sich eine fünfköpfige Familie<br />
gleichzeitig frisch machen, ohne sich in die Quere zu<br />
kommen. Auch das kuschelweiche Bett wirkt fast wie ein<br />
Familienbett – hier verliert man schnell den Überblick, ob<br />
noch jemand anderes in der Luxus-Frette-Bettwäsche des<br />
Kingsizebetts liegt. Der Smart-TV (inklusive Netflix und<br />
Co.), der zu Movie-Nights mit Pizza vom Roomservice und<br />
Drinks der eigenen Cocktailbar einlädt, misst ein stolzes<br />
Maß von 75 Zoll. Soll heißen, der Fernseher ist so breit, wie<br />
ich groß bin. Auf so einem großen Fernseher habe ich tat-<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
91 91
HOTEL<br />
sächlich noch nie einen Film geschaut. Eigene Fitnessprogramme<br />
und unzählige Apps darauf machen das Gym im<br />
55. Stock fast überflüssig. Doch die Aussicht ist dort gigantisch,<br />
ebenso wie vom ausgezeichneten Banyan Tree Spa.<br />
Gigantisch lässt sich auf das gesamte Marina Bay Sands<br />
übertragen. Denn, was ich vorher nicht wusste: Zum Marina<br />
Bay Sands gehören nicht nur die drei Hochhäuser samt<br />
Aussichtsplattform und Pool auf der Cé La Vi SkyBar – und<br />
das vorgelagerte Einkaufszentrum The Shoppes at Marina<br />
Bay Sands samt 270 Shops und Restaurants (sehr zu<br />
empfehlen: Bread Street Kitchen von Gordon Ramsay!),<br />
Shopping-Conciergeservice und sogar eigenen Kanälen,<br />
auf denen man im Stil von Venedig mit dem Boot herumschippern<br />
kann. Auch das berühmte Casino mit mehr als<br />
2.000 Automaten und 600 Spieltischen im Untergeschoss<br />
der Mall, ein Theater, ein Kino, das ArtScience Museum<br />
mit spannenden digitalen Ausstellungen in dem Gebäude<br />
in Form einer weißen Lotusblüte und eben über 80 (!) Restaurants<br />
für alle Geschmäcker (auch Wolfgang Puck hat ein<br />
Restaurant im Marina Bay Sands!) sind Teil des Resorts,<br />
das sich auf einer Fläche von mehr als 15 Hektar an die<br />
Mündung des Singapore Rivers schmiegt. Jeden Abend<br />
wird in der Bucht kostenfrei die schönste Fountain-Wasser-Show<br />
Spectra gezeigt und mit Musik untermalt.<br />
AUF DER HOHEN KANTE:<br />
IN 200 METERN HÖHE SCHWIMMEN DIE GÄSTE<br />
AUF AUGENHÖHE MIT DEN WOLKENKRATZERN.<br />
Fotos: Marina Bay Sands (3), Kapreski/Shutterstock.com<br />
92<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
Und wir haben noch nicht über den berühmtesten Ort<br />
im Hotelkomplex gesprochen: die Dachterrasse mit dem<br />
knapp 150 Meter langen größten Infinitypool auf einer<br />
Höhe von 200 Metern. Ich schlüpfe also in meinen Bikini,<br />
Flip-Flops und Bademantel. Der Aufzug bringt mich in<br />
Windeseile zur 57. Etage. Oben angekommen im Sands<br />
SkyPark staune ich nicht schlecht, dass hier mehr passiert<br />
als schwimmen und chillen. Denn auf der begrünten<br />
Dachterrasse, die über 300 Meter lang und dabei sehr<br />
schmal ist, finden sich Restaurants (das Rise ist perfekt<br />
fürs Frühstück!), Bars, ein Nachtclub und eben der gigantische<br />
Pool, der fast die gesamte Länge des Roofs einnimmt.<br />
Nicht so leicht, eine Liege zu ergattern. Um fünf<br />
Uhr am Nachmittag ist der Pool mehr als gut besucht, obwohl<br />
er ausschließlich den Hotelgästen vorbehalten ist.<br />
Ein Erlebnis. Dieser Pool, der dreifach olympische<br />
Maße hat. Neben einem Bereich für Kleinkinder ist ein<br />
Drittel des Poolbereichs auch für größere Kinder zugänglich,<br />
die restlichen zwei Drittel sind »adults only«. Dass<br />
ich im Familienbereich gelandet bin, stört mich nicht.<br />
Hier hält nur ab und an jemand – okay, vielleicht jeder<br />
Zweite, inklusive mir – sein Handy in der Hand, um diesen<br />
wahrlich gigantischen Ausblick und Moment festzuhalten.<br />
Ein paar Kinder planschen in ersten Schwimmversuchen<br />
umher und sorgen für Urlaubsgefühl pur.<br />
Am letzten Abend kehre ich ins Wakuda ein. Das japanische<br />
Fusion-Restaurant liegt zentral in der Eingangs-<br />
halle. Beim Betreten des hölzernen, verschachtelten Baus<br />
gleitet man – wie so oft in den letzten Tagen – in eine neue<br />
Welt. Gedimmtes, stilvolles Licht, der Blick in einen bewachsenen<br />
Hinterhof, die lange Theke, hinter der Spitzenköche<br />
in Perfektion die kleinen Happen zubereiten. Fast<br />
alle Tische sind besetzt, Drinks werden ausgeschenkt –<br />
doch der Raum scheint die Geräusche auf eine angenehme<br />
Weise zu verschlucken. Serviert wird im Kaiseki-Stil – fünf<br />
Köstlichkeiten, die der zweifache Michelin-Sterne-Koch<br />
Tetsuya persönlich kreiert hat. Von mariniertem Thunfisch<br />
über frischen Seeigel, Wagy-Rind zu Tempura und feinstem<br />
Sushi. Jeder der kleinen Gänge zergeht auf der Zunge.<br />
Ich möchte nicht, dass das Servieren aufhört. Ich könnte<br />
hier ewig schlemmen. Dazu die köstlichen Cocktails. Auf<br />
diese schönen Tage im Rausch des Marina Bay Sands!<br />
Schon von außen ist das Resort eine Wucht, doch von<br />
innen ist es einfach noch 55 Level gigantischer. Tausende<br />
kleine Welten, die einen schnell für eine Woche verschlucken<br />
können, fügen sich hier zu einem großen unglaublich<br />
eindrucksvollen Ganzen. Wie nichts sonst steht das Marina<br />
Bay Sands als Sinnbild für die moderne Entwicklung Singapurs,<br />
die zweifelsohne zukunftsweisend ist.<br />
INFO<br />
Marina Bay Sands. 10 Bayfront Ave, Singapore 018956.<br />
Die Sands Premier Rooms mit Premium-Service starten<br />
ab ca. € 875 die Nacht, www.marinabaysands.com<br />
93
HOTEL<br />
text<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Ehrlich gesagt, habe ich in der Headline schon untertrieben.<br />
Hier im The Ritz-Carlton Maldives, Fari Islands läuft nicht nur<br />
alles rund. Hier läuft alles auf Hochtouren. Das einzige Ziel:<br />
neue Maßstäbe für den perfekten Hotelaufenthalt setzen.<br />
EINE<br />
RUNDE<br />
SACHE<br />
THE RITZ-CARLTON MALDIVES Fari Islands<br />
94<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
Villa Kunterrund:<br />
Die Villen sind<br />
nicht nur ein Hingucker,<br />
sondern auch<br />
eine Wohlfühloase.<br />
Wunschlos glücklich<br />
ist hier keine<br />
Ausnahme, sondern<br />
Standard.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
95
HOTEL<br />
Das Spa ist das architektonische<br />
Meisterwerk<br />
des Resorts: Umkreist<br />
von den Over-Water-<br />
Villen, scheint der mit<br />
Holz verkleidete Rundbau<br />
in der Mitte über<br />
allem zu schweben.<br />
Es tut mir leid. Ich gebe es besser jetzt gleich zu<br />
Beginn des Texts zu: Ich bin geflasht. Dieses Hotel<br />
hat mich berührt. Es hat mich verwöhnt. Es<br />
hat mich verstanden. Und irgendwie hat es mich<br />
auch gesehen. Das klingt jetzt esoterisch. Aber<br />
wer mich kennt, der weiß, dass ich das nicht bin. Aber weil<br />
dies ja ein journalistisches Medium ist, wollte ich gern am<br />
Anfang klarstellen, dass ich nicht investigativ die Matratzen<br />
mit einer Schwarzlichtlampe beleuchtet habe und auch<br />
nicht versucht habe, in der letzten Schrankritze nach Staub<br />
zu suchen. Dies ist kein investigativer Text. Dies ist eine<br />
Lobhudelei. Und zwar gilt das für jede hier erlebte Minute<br />
und für jede besuchte Ecke des Resorts.<br />
Doch eventuell habe ich nun das Interesse dafür geweckt,<br />
warum es hier so phänomenal ist. Das mag ich gerne im<br />
Detail erläutern. Ich muss nur eben das Wörterbuch der<br />
positiven Adjektive aus dem Schrank holen. Die sind hier<br />
vonnöten.<br />
Bei der Ankunft im Paradies – ja, das ist wohl im Allgemeinen<br />
die erste Assoziation für Malediven-Reisende – wartet<br />
schon ein Schnellboot am Steg des Velana-International-<br />
Flughafens. Unser Gepäck ist bereits verladen. Wir müssen<br />
nur noch an Bord Platz nehmen, uns für einen Softdrink<br />
entscheiden, die Bento-Box der kleinen kulinarischen Verführungen<br />
öffnen und ganz langsam in der Traumwelt der<br />
unzähligen Inseln ankommen.<br />
Wobei meine Aufregung schon maximal hoch ist, als<br />
ich die modernen runden Over-Water-Villen am Horizont<br />
erblicke. Dass mein Herz mit einer derartigen Vorfreude<br />
auf ein Hotel reagiert, ist selten. Wahrscheinlich sehe ich<br />
zu viele davon in einem Jahr. Hier ist das anders. Wie sagen<br />
wir im Ruhrgebiet so schön: Ich hab’ Puls. Und wie!<br />
Denn das Resort ist bildschön. Etwas ganz Besonderes.<br />
Die ersten Schritte auf dem Areal werden mit einem Laut<br />
aus einer großen Muschel untermalt, während ein kühles<br />
Handtuch gereicht wird. Mit dem Buggy geht es über die drei<br />
Inseln zur Orientierung. Mein Kopf kommt nicht so richtig<br />
hinterher. Ich sehe die Blicke der anderen Gäste und fühle<br />
mich beobachtet. Erst zur Abreise werde ich verstehen, was<br />
mir diese diversen Augen sagen wollen. Der obligatorische<br />
Check-in findet, ganz privat, in der gebuchten Villa statt.<br />
Nach einer kurzen gefühlsbedingten Eingewöhnungsphase.<br />
Könnte sein, dass ich Tränen in den Augen habe. Vor Glück<br />
selbstverständlich und der plötzlichen Gewissheit, dass der<br />
Moment des Check-outs ein ganz schwieriger werden wird.<br />
Die insgesamt 100 Villen sind wirklich sexy. Sie sind rund<br />
und die bodentiefen verglasten Terrassentüren lassen sich<br />
komplett zurückschieben, sodass den wichtigsten Schritten<br />
des Urlaubs – vom Bett zum Daybed oder wahlweise vom<br />
Bett in den privaten Plunge-Pool – nichts mehr im Weg<br />
steht. Indoor-Outdoor-Wohngefühl in Perfektion. Das gilt<br />
für die Strandvillen sowie für die Überwasser-Variante.<br />
Unsere Over-Water-Villa wird just bei Einzug von einem<br />
Stachelrochen besucht. Es wären nur ein paar Schritte zu<br />
ihm hinab ins Meer. Allerdings habe ich ihn viel zu spät<br />
entdeckt. Viel zu lange sah er für mein ungeübtes Auge aus<br />
wie ein Stein. In den nächsten Tagen lerne ich, dass sich<br />
insbesondere Stachelrochen hier wohlfühlen. Sie kommen<br />
immer wieder mal vorbei und sehen nach dem Rechten.<br />
Die Wahl der Wasserquellen ist enorm. Es gibt eine<br />
riesige Dusche und eine zusätzliche Outdoordusche. Wer<br />
mag, kann auch ein Bad nehmen und aufs Meer blicken<br />
oder statt auf die Natur auf den großen Fernseher schauen.<br />
Doch den braucht hier eigentlich keiner. Zum Soundtrack<br />
des Meers schläft es sich wunderbar. Mit oder ohne<br />
Tür. Und ganz nebenbei gibt sich auch das Bett die größte<br />
Mühe. Es zeigt sich permanent von seiner gemütlichsten<br />
Seite. Himmlisch.<br />
Bei dem Wort himmlisch fallen mir gleich mehrere Orte<br />
ein, die wir als Nächstes in Gedanken besuchen sollten. Das<br />
Spa beispielsweise oder aber die Restaurants. Dazu komme<br />
ich aber lieber später und nehme euch erst einmal mit<br />
in die Tiefe. Wer gerne schnorchelt – ich habe ein kleines<br />
Manko gefunden –, hat hier nicht gerade das allerbeste<br />
Hausriff vor der Traumvilla. Das liegt daran, dass die Inseln<br />
»man-made« sind, also aufgeschüttet. Wer also mit<br />
Mantas schnorcheln mag oder mit Schildkröten, der sollte<br />
einen Ausflug buchen. Diese wiederum sind derart gut<br />
organisiert, wie ich es selten bei einem Ausflug dieser Art<br />
erlebt habe. Bisher hat mir noch nie ein Schnorchelguide<br />
die Haare einzeln aus der Schnorchelbrille gezogen. Und<br />
er hat mich auch während des Ausflugs nie aus den Augen<br />
96<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
Wer im The Ritz-Carlton<br />
Maldives, Fari Islands<br />
verweilt, wünscht sich<br />
eine Extrarunde im<br />
Urlaubsparadies.<br />
INDOOR-OUTDOOR-WOHNGEFÜHL IN PERFEKTION.<br />
DAS GILT FÜR DIE STRANDVILLEN SOWIE<br />
FÜR DIE ÜBERWASSER-VARIANTE.<br />
97
HOTEL<br />
So schließt sich der Kreis: entspannte Stunden<br />
mit eisgekühltem Martini am Infinitypool – und<br />
der ist ... auch rund.<br />
ES SIND WELTKLASSEKÖSTLICHKEITEN,<br />
DIE DORT IN LEGERER ATMOSPHÄRE<br />
SERVIERT WERDEN.<br />
98<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
DIE MITARBEITER DES RESORTS<br />
MACHEN DIESES HOTEL WOHL ZU EINEM<br />
DER BESTEN DER WELT.<br />
Fotos: Jennifer Latuperisa-Andresen, The Ritz-Carlton Maldives, Fari Islands (3), Kapreski/Shutterstock<br />
gelassen. Auf drei Gäste kam jeweils ein Guide. Sorgenfrei<br />
neben den Schildkröten gleiten. Herrlich!<br />
Diese Situation versinnbildlicht den gesamten Service<br />
des Ritz-Carlton. Es klingt ein wenig abgedroschen. Aber<br />
es ist wahr. Die Mitarbeiter des Resorts machen dieses Hotel<br />
wohl zu einem der besten der Welt. Das Housekeeping<br />
hinterlässt süße Botschaften oder auch mal eine Illustration<br />
beim Turn-down-Service. Vorbeigehende Gäste werden<br />
immer mit einer liebenswürdigen Geste, rechte Hand am<br />
Herzen und einem Nicken, begrüßt. Die Butler, jede Villa<br />
hat einen, werden als »Aris Meeha« bezeichnet. Der Name<br />
ist eine Hommage an die maledivische Sprache Dhivehi<br />
und bedeutet »engster Vertrauter des Königs«. Sie sind die<br />
Vermittler für alle Bedürfnisse der Gäste.<br />
Und diese Bedürfnisse werden erhört. Speziell in der Kulinarik.<br />
Wer mit Diätplänen anreist, wird sicher zufrieden<br />
sein, aber den ein oder anderen unvergesslichen Glücksmoment<br />
verpassen.<br />
Beispielsweise die Gambas al ajillo beim Lunch in der<br />
Beach Shack! Wer denkt, wir Europäer sind so nah am Mittelmeer,<br />
dass ein Konsum von Tapas auf den Malediven nicht<br />
nötig wäre, irrt. Und zwar gewaltig. Es sind Weltklasseköstlichkeiten,<br />
die dort in legerer Atmosphäre serviert werden.<br />
Dabei hat man als Gast die Füße im Sand, den Strand vor<br />
Augen und am besten einen leichten Rosé an den Lippen.<br />
Es ist eine Entscheidungshilfe, dass die Beach Shack am<br />
Abend geschlossen hat und nur zur maledivischen Nacht<br />
öffnet. Die wiederum ist nicht unbedingt ihr Geld wert. Da<br />
lohnt es sich, die Gunst der Stunde zu nutzen, um einen<br />
Tisch in den anderen Restaurants zu ergattern.<br />
Beispielsweise für den gebratenen Reis im Summer<br />
Pavilion. Dieses Restaurant ist ein Ableger des mit einem<br />
Michelin-Stern ausgezeichneten kantonesischen Restaurants<br />
in Singapur. Wer mag, sollte sich quer durch die Dim<br />
Sums probieren, allein weil die Soßen unfassbar köstlich<br />
sind. Oder für ein Wagyu-Nigiri in die Eau Bar. Die hier<br />
servierten Sushiplatten stehen dem hochgelobten Nobu in<br />
nichts nach.<br />
Jetzt wird es komplizierter. Es gibt sieben Bootsminuten<br />
entfernt ein kulinarisches Dorf. Das wiederum liegt<br />
auf der Nachbarinsel, auf der sich auch das Patina Resort<br />
befindet. In diesem kulinarischen Dorf gibt es zahlreiche<br />
Optionen, die Öffnungszeiten variieren je nach Wochentag,<br />
es lohnt sich, sich vorher zu informieren. Aber am meisten<br />
lohnt es sich, dem Restaurant Arabesque einen Besuch abzustatten.<br />
Und zwar mit leerem Magen. Denn die dortige<br />
Küche, die sich zwischen Nordindien und dem Nahen Osten<br />
lokalisieren lässt, ist unglaublich. Allein für die Küche<br />
des ägyptischen Kochs Mohammed Negm Eldin empfiehlt<br />
sich die Anreise auf die Malediven. Jeder Bissen, ich wiederhole,<br />
jeder Bissen ist eine Offenbarung. Sterneküche<br />
braucht es da nicht. Er kocht mit Herz und Seele.<br />
Und ja, für ein relativ neues Resort, es wurde erst 2021<br />
eröffnet, hat dieses Haus sehr viel Seele. Die spürt man<br />
beispielsweise im liebevoll gestalteten Ritz Kids Club. Hier<br />
können Kinder nicht nur spielen, sondern auch etwas über<br />
die Meereswelt oder die maledivische Kultur lernen. Seele<br />
hat auch das Spa, ein Schönheitstempel, der in Form eines<br />
Kreises über dem Meer thront. Das Spa wirkt ein wenig wie<br />
ein gelandetes Ufo. Mit an Bord des Spaceships sind die<br />
geschicktesten Hände des Universums, die garantiert jede<br />
Verspannung finden und zu beheben wissen.<br />
Das Spa-Menü definiert Gelassenheit in einer international<br />
verständlichen Sprache der Wohltat. Kräuterstempel<br />
hier, Thaimassage da. Detox-Wraps, Schönheitsrituale, Hot<br />
Stones, Shiatsu oder ein Bartritual für die Herren. Dabei<br />
findet die Anwendung jeweils in einer der Suiten statt, in<br />
der auch immer Pärchen Platz haben. Praktischerweise. So<br />
darf individuell entspannt werden, aber dennoch Zeit zu<br />
zweit verbracht werden. Es gibt auch für Signature-Anwendungen,<br />
die etwas aufwendiger sind, eine Suite, in der man<br />
einfach stundenlang verweilen kann.<br />
Und wer mag, kann morgens zum kostenlosen oga-Kurs<br />
unter der aufgehenden Sonne gehen. Wenn man es denn<br />
schafft aus dem Bett herauszukriechen. Das wiederum ist<br />
eine echte Herausforderung.<br />
Und irgendwann kommt der Tag. Der Tag, an dem das<br />
Strandoutfit im Koffer landet. Der Tag, an dem ich zum<br />
letzten Mal ins Meer hopse. Der Tag, an dem ich das letzte<br />
Mal im La Locanda zum Frühstücksbüfett schreite und mir<br />
einen Crpe bestelle. Da kommt der Tag, an dem ich am<br />
Wegesrand stehe und die Menschen im Buggy anstarre, die<br />
gerade angereist sind. Neid kommt auf. Ich möchte mit den<br />
Frischankömmlingen tauschen. Und zwar sofort.<br />
INFO<br />
The Ritz-Carlton Maldives, Fari Islands. North Male<br />
Atoll, Fari Islands, Male, Maldiven, 20013.<br />
https://fari-islands.com<br />
Die Preise starten ab € 1.408 die Nacht inkl. Frühstück.<br />
Wer Transfer und Vollpension dazu bucht, zahlt ab<br />
€ 1.608 die Nacht (beides ohne Steuern).<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
99
HOTEL<br />
text<br />
Konrad Bender<br />
M NDSÜCHTIG<br />
Manchmal ist es Liebe auf den ersten Blick. So ging es unserem<br />
Redakteur Konrad bei seinem Aufenthalt im Parkhotel Mondschein<br />
in Bozen. Das elegante Designhotel ist ein echter Hingucker –<br />
ob nun bei Vollmond oder im strahlenden Sonnenschein.<br />
Nanu, ich war doch eben noch mitten in der<br />
Stadt?! Durch ein kleines Tor und einen<br />
weitläufigen Garten schlängelt sich der Weg<br />
zum Eingang des Parkhotels Mondschein in<br />
Bozen. Vom geselligen Trubel, der mich gerade<br />
noch umgeben hat, keine Spur mehr.<br />
Stattdessen wohlige Ruhe in dieser grünen Augenweide,<br />
aus der sich direkt vor mir der Jahrhundertwendebau mit<br />
seinem warm tönernen Anstrich erhebt, mit strahlend weißen<br />
Fensterrahmen und halb von saftiggrünem Efeu bewachsen.<br />
Eine traumhafte Farbkombination, charaktervoll<br />
und doch nicht aufdringlich.<br />
Das Traditionshotel blickt auf eine bewegte Geschichte<br />
zurück, halb mittelalterliches Gasthaus, halb kleines Grandhotel<br />
mit Belle-poque-Charme, bestens gelegen an der<br />
100<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
PARKHOTEL MONDSCHEIN<br />
Bozen<br />
101
HOTEL<br />
DAS PARKHOTEL IST DAS WOHNZIMMER DER BOZENER.<br />
ABENDS VERMISCHEN SICH AUSWÄRTIGE UND<br />
EINHEIMISCHE NACHTSCHWÄRMER ZU EINEM<br />
VIELSPRACHIGEN, GESELLIGEN MIX.<br />
Fotos: Çirağan Palace Kempinski (5)<br />
102<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
Bock auf Schaumparty?<br />
Oldschool trifft Hipster. Alleinstehende<br />
Badewannen erobern<br />
jedes Interieurherz, oder?<br />
Fotos: Parkhotel Mondschein (9), Kapreski/Shutterstock.com, Daniel Fung/Shutterstock.com<br />
Brenner-Route. Im Mai 2022 wurde das Mondschein nach<br />
aufwendigen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet und<br />
präsentiert sich nun als Topadresse mitten in der Bozener<br />
Altstadt, nicht einmal zehn Minuten vom Hauptbahnhof<br />
entfernt. Perfekt für einen kleinen Wochenendausflug.<br />
Schon beim Anblick der Gäste, die sich auf der Terrasse<br />
einen nachmittäglichen Imbiss genehmigen oder bereits<br />
am ersten Spritz des Tages nippen, stellt sich Entspannung<br />
ein. In dieser Atmosphäre kann man gar nicht anders, als<br />
mondän und gelassen zu wirken. Meine Ohren erreicht ein<br />
Stimmgewirr verschiedener deutscher Dialekte. Münchner,<br />
Österreicher, Schweizer sind hier traut vereint, aber natürlich<br />
ist auch Italienisch zu hören sowie die Lingua franca<br />
des Reisens, Englisch. Es geht kosmopolitisch zu in der<br />
Hauptstadt Südtirols.<br />
Das Innenleben des Parkhotels ist ebenfalls eine helle<br />
Augenweide. Das merke ich schnell, als ich mich an der edlen<br />
Mid-Century-Bar vorbei in Richtung Rezeption bewege.<br />
Auch hier ist das Farb- und Gestaltungsschema unübersehbar.<br />
Dunkle Holztöne, elegante Messingelemente, altrosa<br />
Polstermöbel. Akzente setzen die zeitgenössischen Kunstwerke<br />
der Malerin Irene Fernndez Arcas und der Fotografin<br />
Karla Hiraldo Voleau, die im ganzen Hotel zu finden sind.<br />
Nun aber aufs Zimmer! Edle Parkettböden, elegante,<br />
waldgrüne Tapeten und dunkle Holzmöbel setzen den feinen<br />
Stil fort, der mir im Mondschein in jedem Winkel begegnet.<br />
Doch zuallererst bewundere ich den fantastischen<br />
Ausblick auf die Dolomiten, die sich beim Blick aus dem<br />
Fenster in all ihrer Pracht präsentieren. Als Nächstes werfe<br />
ich mich auf das wolkig-weiche Kingsizebett und schaue<br />
mich um. Kleine Details wie die feine Stuckdecke, der fein<br />
aufgearbeitete Antik-Beistelltisch oder die charmante Du-<br />
scharmatur mit Emaille-Einlassungen fügen sich perfekt<br />
in den Jahrhundertwendestil des Hotels.<br />
Während meines sonnigen Südtiroler Wochenendes begleitet<br />
mich das Mondschein wie ein verlässlicher Freund.<br />
Ich möchte den Tag mit einer Runde Yoga starten? Kein<br />
Problem, im eleganten Yoga-Studio mit Parkett und Kreuzgewölbe<br />
bietet Managerin Arianna täglich drei bis vier<br />
Kurse an. Mein Hemd muss für ein Dinner noch gebügelt<br />
werden? Ruckzuck erledigt vom erstklassigen Hausservice.<br />
Und der Espresso an der Bar zwischen Shopping-Trip<br />
und nachmittäglichem Ausflug in die Berge<br />
schmeckt sowieso hervorragend. An der Bar komme ich<br />
auch schnell ins Gespräch mit anderen Gästen und merke<br />
schnell: Das Parkhotel ist auch das Wohnzimmer der<br />
Bozener. Gerade abends vermischen sich auswärtige und<br />
einheimische Nachtschwärmer zu einem vielsprachigen,<br />
geselligen Mix.<br />
Doch nach zwei Nächten – so will es die kalendarische<br />
Ordnung – ist das Wochenende auch schon wieder vorbei.<br />
Etwas wehmütig lasse ich mir während der letzten Stunden<br />
vor meiner Rückfahrt auf der Terrasse die Sonne auf<br />
den Pelz scheinen und schlürfe meine zweite Hauslimo.<br />
Süßsaure Grapefruit. Beim nächsten Mal, das steht für<br />
mich fest, checke ich definitiv länger als nur für ein Wochenende<br />
im Mondschein ein.<br />
INFO<br />
Parkhotel Mondschein, Piavestrasse 15, 39100<br />
Bozen, Südtirol/Italien<br />
Übernachtung ab € 190 im Doppelzimmer zzgl. € 25<br />
p.P. für Frühstück. www.parkhotelmondschein.com<br />
103
HOTEL<br />
Infinitypool mit Aussicht: Der Blick<br />
vom Pool auf der Dachterrasse auf die<br />
Akropolis ist ein Träumchen.<br />
104<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
ZU FÜSSEN DER<br />
THE DOLLI Athen<br />
text<br />
Frank Störbrauck<br />
Akropolis, Agora, Theater des Dionysos, Nationalgarten:<br />
Wer Athen besucht, dem wird ganz schwindelig angesichts der vielen<br />
geschichtsträchtigen Orte, die es in der Stadt zu sehen gibt. Wie gut,<br />
dass es mittendrin eine Oase der Ruhe gibt: das Boutiquehotel »The Dolli«.<br />
Von der Dachterrasse des Hauses genießt man einen spektakulären Blick.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
105
HOTEL<br />
Meine Güte. Nun irre ich schon seit 20 Minuten<br />
durch die Gegend. Dabei hatte mich<br />
Google Maps schon so gut wie ans Ziel gelotst.<br />
Nur wenige Meter, dann soll ich da<br />
sein, las ich noch erleichtert vor einer Minute.<br />
Doch jetzt bin ich wieder 300 Meter entfernt. Ich ziehe<br />
mich in einen Hauseingang zurück und atme erst einmal<br />
tief durch.<br />
Wer zum ersten Mal – samt Koffer im Schlepptau – rund<br />
um die Metrostation Monastiraki durch die Athener Innenstadt<br />
zieht, an einem Samstagabend noch dazu, hat es nicht<br />
leicht. Die Straßen sind eng und voll, die Bürgersteige im<br />
Miniformat sowieso. Die letzten Shopping-Queens sind<br />
noch da, die ersten Nachtschwärmer schon da. Und das<br />
Ziel meiner Odyssee durch das Gewusel, das Dolli-Hotel,<br />
irgendwo hier mittendrin. Eine Frau mittleren Alters, die<br />
neben mir ein Eis schleckt, scheint meine Lage erkannt zu<br />
haben. »Where do you want to go?«, fragt sie cool. »Dolli«,<br />
antworte ich, »Dolli Hotel.« Sie weiß sofort Bescheid. »Oh,<br />
that’s just around the corner. Then just down the street«,<br />
sagt sie. Ich nicke kurz, ziehe davon, da ruft sie mir noch<br />
ein »excellent choice« hinterher.<br />
Wenige Minuten später dann erblicke ich es. Die Fassade<br />
des im neoklassizistischen Stil errichteten Dolli-Hotels<br />
mit seinen wunderschönen Bögen, Linien und imposanten<br />
Fenstern ist schon von Weitem ein Hingucker. Dann mal<br />
nichts wie hinein in die gute Stube. Kaum hat mir der Portier<br />
die Tür zur Empfangshalle geöffnet, beginnt eine Reise<br />
in die Vergangenheit. Zumindest optisch. Die stuckverzierte<br />
Decke der Lobby von mehr als zehn Metern Höhe sorgt<br />
für den ersten Wow-Moment. Auf den Marmortischen und<br />
dem Kaminsims tummeln sich antike griechische Keramiken.<br />
Schwanweiße Fauteuils und tiefe, sehr tiefe, Pacha-Sofas<br />
laden dazu ein, ein kleines Verschnaufpäuschen einzulegen.<br />
Highlight der Lobby aber sind zwei große antike<br />
Atlasstatuen. Die eine trägt die Welt, die andere das Universum<br />
auf ihren Schultern. Im Hintergrund plätschern leise<br />
Housemusic-Sounds aus den Lautsprechern. Sehr fein.<br />
Der erste Eindruck passt.<br />
Dann fällt mein Blick auf einen wuchtigen Holztisch,<br />
auf dem mehr als ein Dutzend verschiedene Leckereien<br />
platziert sind. Obstbeerentörtchen, feine Marzipanpralinen<br />
und Pistazienkekse lassen das Wasser in meinem Mund<br />
zusammenlaufen. Bevor ich mir aber die kleinen Kalorienbömbchen<br />
vorknöpfe, muss ich den Check-in hinter mich<br />
bringen. Eine Mitarbeiterin der Rezeption eilt herbei, serviert<br />
ein Glas Champagner zur Begrüßung und erkundigt<br />
sich nach dem Befinden (sehr gut, danke) und der Anreise<br />
(och ja, muss, ne). Der Check-in dauert leider etwas länger<br />
als gedacht. Statt den Gast nach der langen Anreise mit<br />
möglichst wenig Check-in-Prozedere zu behelligen, wird<br />
einem ein Tablet in die Hand gedrückt, auf dessen Tastatur<br />
man das Check-in-Formular selbst ausfüllen darf – und<br />
leicht übermüdet und verzweifelt nach deutschen Umlauten<br />
und dem @-Zeichen sucht.<br />
Am nächsten Mittag begegne ich Mitarbeiterin Vania<br />
Micha in der Lobby. Das 1925 vom griechischen Architekten<br />
Andreas Kriezis erbaute Gebäude war ursprünglich<br />
als Wohnsitz für seine beiden Töchter konzipiert, erzählt<br />
sie. Sie zogen aber nie ein das Gebäude fungierte in der<br />
Folge als Kaufhaus, in dem verschiedene Möbel- und Einrichtungsfirmen<br />
untergebracht waren. Das letzte Unternehmen<br />
zog Anfang der 2000er-Jahre aus. Das Gebäude<br />
schloss seine Türen und stand jahrelang leer – bis es von<br />
Mari Daskalantonakis, Chefin der familiengeführten Grecotel-Hotelgruppe,<br />
entdeckt wurde. Das Hotelunternehmen<br />
betreibt rund 40 Vier- und Fünfsternehotels und -resorts<br />
in Griechenland.<br />
Von 2018 an wurde in dem Gebäude fünf Jahre lang gehämmert,<br />
gehandwerkt und designt. Genauso wie es sich<br />
Daskalantonakis vorgestellt hat. Und sie ist es auch, die<br />
dem Hotel nicht nur den drolligen Namen, sondern auch<br />
ihren persönlichen Stempel aufgedrückt hat. Das ist überall<br />
im Hotel zu sehen und zu spüren, von den Antiquitäten<br />
aus dem 17. und 18. Jahrhundert aus ihrer persönlichen<br />
Sammlung bis hin zu den Möbeln lokaler Handwerker. Die<br />
exquisite Ausstattung des Hauses ist das eine. Der Ausblick<br />
aber das andere, sagt Vania Micha mit einem Lächeln.<br />
Ob ich nicht Lust hätte, mal einen Blick auf die Dachterrasse<br />
zu werfen. Jup. Habe ich.<br />
Als wir oben ankommen, stockt mir fast der Atem. Ich<br />
habe in meinem Leben schon viele Restaurant-Dachterrassen<br />
besucht und dabei die Aussicht genossen. Aber das<br />
hier spielt in einer anderen Liga. In nur rund 500 Metern<br />
Luftlinie ist das Parthenon der Akropolis in voller Pracht<br />
zu sehen. Der neben dem Restaurant liegende Infinitypool<br />
erzeugt durch die Spiegelung die Illusion, dass der Parthenon<br />
förmlich im Wasser schwebt. Das ist wirklich wow.<br />
Solch ein spektakulärer Ausblick auf das einstige Zentrum<br />
des religiösen Lebens im mächtigen Stadtstaat Athen haut<br />
einen förmlich vom Hocker.<br />
Vania Micha und ich nehmen Platz im Restaurant Dollis,<br />
das am frühen Mittag noch so gut wie leer ist. Die Sonne<br />
scheint vom strahlend blauen Himmel und ich bin überrascht,<br />
wie sommerlich warm es Ende Oktober in Athen<br />
noch ist. Wegen der vielen blühenden Jasminpflanzen, die<br />
Fotos: Grecotels S.A./The Dolli at Acropolis(4), Kapreski/Shutterstock.com<br />
106<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
Edler Marmor und<br />
sorgsam kuratierte<br />
Kunst bezirzen den<br />
Besucher in der Lobby.<br />
Auch die Zimmer und<br />
Suiten, einige davon<br />
mit Aussicht auf die<br />
Akropolis, versprechen<br />
Luxus pur.<br />
NATÜRLICHE KURVEN KUNSTVOLL IN SZENE GESETZT:<br />
DAS DOLLI INSPIRIERT FÜR DAS EIGENHEIM UNGEMEIN.<br />
ABER ACHTUNG: KÖNNTE TEUER WERDEN!<br />
107
HOTEL<br />
das gesamte Restaurant umranken, liegt ein herrlich süßlich-blumiger<br />
Duft in der Luft. Am Nachbartisch sitzt eine<br />
junge Dame mit großer Sonnenbrille und Jeanskleid und<br />
blättert in der Vogue. Ein Ort, an dem man stundenlang<br />
verweilen könnte, um sich an diesem famosen Ausblick auf<br />
die Akropolis zu ergötzen.<br />
Nikos, der Kellner, begrüßt mich auf Deutsch. Er hat<br />
anderthalb Jahre in Hamburg gelebt, berichtet er – und<br />
empfiehlt zur Einstimmung erst einmal einen Cocktail. Ist<br />
ja schließlich Wochenende. Der herbeigezauberte Cocktail<br />
»The Dolli«, ein Mix aus dem Likör Skinos Mastiha, der<br />
japanischen Zitrusfrucht uzu, dem Reiswein Mirin und<br />
Maracujasaft, schmeckt herrlich erfrischend. Zur Vorspeise<br />
kommt eine leichte Avocado mit Salatherzen, Basilikum,<br />
Estragon und Limette um die Ecke.<br />
Für den Hauptgang fällt die Auswahl nicht schwer – die<br />
ist auf der Mittagskarte nämlich überraschend übersichtlich.<br />
Neben gegrilltem Hühnchen mit Süßkartoffelpüree<br />
und Tarragonsoße empfiehlt die Küche Sashimi und Sushi.<br />
Da nehme ich doch lieber Teriyaki-Lachs mit Mangotatar,<br />
Koriander und Ingwer. Den komponiert das Team um Küchenchef<br />
Spyros Varelas nicht nur kunstvoll auf den Teller,<br />
auch geschmacklich weiß das Lachsgericht mit seiner milden<br />
Note zu überzeugen. Und auch der Service im Dollis<br />
überzeugt – kompetent, zugewandt und immer mit einem<br />
Lächeln. Das übrigens lässt sich vom Team des ganzen<br />
Hauses sagen. So gesehen ist ein Aufenthalt im »The Dolli«<br />
eine gute Wahl. Eine »excellent choice« eben.<br />
INFO<br />
The Dolli, Mitropoleos 49, 10556 Athen.<br />
Tel. +30 216 0047000<br />
Preis pro Nacht für zwei Gäste: ab rund € 730.<br />
www.thedolli.com<br />
SOLCH EIN SPEKTAKULÄRER<br />
AUSBLICK IN ATHEN HAUT<br />
EINEN FÖRMLICH<br />
VOM HOCKER.<br />
Speis und Trank gleich vor<br />
der Römischen Agora: Im<br />
Restaurant Dolli’s bekommt<br />
der Ausdruck »Das Auge<br />
isst mit« eine völlig neue<br />
Bedeutung.<br />
108<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
sommer <strong>2024</strong>
BEAUTY<br />
KISS ME<br />
Wer viel reist, braucht für<br />
seine Haut vor allem eins:<br />
Feuchtigkeit. Die Wunderwaffe<br />
für sämtliche rissigen<br />
Körperstellen ist das<br />
Superbalm von Lanolips. Es<br />
hilft bei extrem trockenen<br />
und rissigen Lippen, Hautstellen,<br />
Nagelhäuten und<br />
Ellenbogen, ohne zu kleben<br />
und zu fetten. »The Original<br />
101 Ointment Multipurpose<br />
Superbalm«, 15 g, um € 15<br />
ZUR RUHE KOMMEN<br />
FREISCHWIMMER<br />
Fotos: Martin Morrell, Krallerhof, PR<br />
Ein Wellnessurlaub, aus dem man Entspannung<br />
mit zurück in den Alltag nimmt, aber auch langfristig<br />
Strategien, die die Lebensqualität für die ganze<br />
Familie verbessern? Der Krallerhof im österreichischen<br />
Leogang bietet mit seinem neuen Programm Regeneration<br />
& Longevity genau das an: Von Emotionscoaching für die<br />
ganze Familie, um besser mit Herausforderungen umzugehen,<br />
bis Retreats für Erwachsene zum Thema Biohacking für ein gesundes, langes<br />
Leben. Allerdings sind allein schon wenige Stunden im Spa Atmosphere die<br />
pure Wonne. Entworfen von Stararchitekt Hadi Teherani erholen sich die Gäste<br />
auf 2.500 Quadratmetern und schwimmen im 5.500 Quadratmeter großen<br />
Naturbadesee oder im 50 Meter langen Infinitypool. www.krallerhof.com/de<br />
Ein Sprung ins kalte Wasser<br />
ist in Singapur stets eine<br />
willkommene Abkühlung. Vor<br />
allem, wenn man so stilvoll<br />
und hoch über den Dächern<br />
der Megametropole abtaucht<br />
wie im neuen Spa Como<br />
Shambhala Singapore. Dort<br />
ziehen die Gäste nun ihre Bahnen<br />
in einem Tauchbad, das<br />
Eisplatten erzeugt. Wem das<br />
eine Spur zu frisch ist, der entspannt<br />
im Pool, gönnt sich ein<br />
wohltuendes Treatment, nimmt<br />
an Yoga- und Pilates-Kursen<br />
teil oder genießt einfach auf<br />
einer Liege die Aussicht über<br />
die Stadt und die ruhige und<br />
sehr luxuriöse Atmosphäre.<br />
www.comoshambhala.com/<br />
singapore<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 109
Erst<br />
schrubb dich ...<br />
Saubertrick von Kopf bis Fuß:<br />
Bimsstein und Bambus reinigen und<br />
glätten die Haut. Grünes Zitrusaroma<br />
belebt die Sinne. Von Aēsop,<br />
180 ml, € 37<br />
Strahl doch mal! Mit »The<br />
Porefessional Wow Polish« von<br />
Benefit Cosmetics ein Leichtes.<br />
Das Enzympeeling-Puder<br />
erfrischt die Haut sofort<br />
und lässt sie ebenmäßiger<br />
erscheinen. 45 g, € 52<br />
Japanische Maienkirsche,<br />
schwarzes Reisextrakt und<br />
Kakaobutter zaubern weiche,<br />
gepflegte Haut. »Pink Sugar<br />
Scrub« von Rituals, 250 g,<br />
um € 17<br />
Immer im Reisegepäck dabei:<br />
Die Peelingmaske von Lierac<br />
entfernt Unreinheiten und lässt<br />
den Teint leuchten. »The Scrub<br />
Mask«, 75 ml, um € 20<br />
Glatte Sache: supersanftes<br />
Peelingpuder für empfindliche<br />
Gesichtshaut. »Enzyme Peel«<br />
von Declaré, 50 g, um € 34<br />
110
IN WENIGEN MINUTEN STRAHLENDE<br />
UND GLATTE HAUT: DIESE PEELINGS BEREITEN<br />
DIE HAUT BESTENS AUF DIE SONNE VOR.<br />
LIFESTYLE<br />
Offenbarung: befreit die<br />
sensible Gesichtshaut sanft<br />
von rauen Stellen für einen<br />
strahlenden Teint.<br />
Gesichtspeeling von<br />
Dr. Barbara Sturm, 100 ml,<br />
€ 60<br />
Mit Wow-Effekt:<br />
Das Körperpeeling »Rituel<br />
Douceur Gommage Crème<br />
Fondant Corps« von Payot<br />
duftet herrlich nach Pistazie<br />
und Mandeln, massiert wohltuend<br />
die Haut und begeistert mit<br />
zartem Ergebnis.<br />
200 ml, € 32<br />
Der Strandurlaub kann<br />
kommen: Das »Exfoliating<br />
Guarana Mousse« von Juvena<br />
zaubert babyzarte Haut und<br />
sorgt für ein frisches<br />
Hautgefühl. 125 ml, € 48<br />
Auch die Kopfhaut freut sich<br />
stets über einen Frischekick.<br />
Vulkanasche, Himalaja-Salz<br />
und grüne Tonerde befreien<br />
von abgestorbenen Hautschuppen<br />
und Talg. »Tea Tree<br />
Special Detox Foaming Salt<br />
Scrub« von Paul Mitchell, 184 g,<br />
um € 36<br />
Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen; Text: Ulrike Herder<br />
Für rosige Zeiten: Peeling-Gel<br />
mit natürlichem Fruchtsäure-<br />
Mix und Pflanzenextrakten<br />
von Annemarie Börlind. Ideal<br />
für unreine Haut. Fruchtsäure-Peeling,<br />
30 ml, um € 30<br />
Soo zart: Rizinus- und Kaktusöl<br />
peelen und pflegen. Gesichtsunreinheiten<br />
ade! »The Beautifier<br />
Face Wash & Peeling Gel« von<br />
hej organic, 125 ml, um € 7<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
111
DANN<br />
SONN DICH!<br />
Schattenplatz für die Haut:<br />
Die leichte Tagescreme von Muti<br />
wirkt der Hautalterung entgegen<br />
und schützt mit Lichtschutzfaktor<br />
20. »Anti-Age Day Cream SPF 20«,<br />
50 ml, um € 44<br />
Glätteisen: Sheabutter regeneriert,<br />
Macadamianuss bekämpft Falten.<br />
Die Anti-Aging-Ta-gespflege von<br />
Eisenberg Paris ist ein Glücksfall<br />
für die Haut. »La Protection Idéale«<br />
mit SPF 30, 50 ml, € 131<br />
Ist doch sonnenklar! Die sanfte<br />
Emulsion bewahrt die Haut vor<br />
schädlichen Alltagseinflüssen.<br />
ȃmulsion Protectrice Phyto<br />
Cellulaire SPF20« von Sophie’s<br />
Garden, 50 ml, € 290<br />
Sonnenbrand? Nicht mit mir!<br />
Die Tagescreme von Shiseido<br />
spendet Feuchtigkeit, zieht<br />
schnell ein und mildert Falten.<br />
»Wrinkle Smoothing Day<br />
Cream SPF 25«, 50 ml, € 108<br />
112
LIFESTYLE<br />
DOPPELT HÄLT BESSER:<br />
DIESE TAGESCREMES PFLEGT UND<br />
SCHÜTZT DIE HAUT VOR UV-STRAHLEN.<br />
Kein Grund rot, zu werden!<br />
Schon gar nicht, wenn man die<br />
»A4 Day Watch« aufgetragen<br />
hat – Anti-Aging-Pflege plus<br />
täglicher UV-A-/ UV-B-Schutz<br />
gegen lichtbedingte Hautalterung<br />
mit LSF 30. 50 ml, € 179<br />
Sonnen-Einmaleins: Je höher<br />
der Lichtschutzfaktor, umso<br />
besser: »Sun Drops SPF 50«<br />
von Dr. Barbara Sturm mit<br />
rotem Ginseng, Rapssamen-,<br />
Mangosamen- und Aprikosenkernöl.<br />
10 ml, € 50<br />
Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen; Text: Ulrike Herder<br />
Täglicher Sundowner: Die<br />
rosé getönte Feuchtigkeitscreme<br />
mit SPF 20 von Korres<br />
versorgt die Haut mit einer<br />
großen Portion Feuchtigkeit.<br />
»White Pine Luminous<br />
Awakening Moisturizer SPF 20«,<br />
40 ml, um € 57<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
113
CHECK OUT<br />
GEWINN-<br />
SPIEL<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint viermal im Jahr bei der<br />
ella Verlag und Medien GmbH<br />
Headquarters Hürth 3<br />
50354 Hürth<br />
Tel.: 02233 460 15-0<br />
Fax: 02233 460 15-24<br />
info@<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />
www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />
Wellness-Aufenthalt im Gräflicher Park<br />
Health & Balance Resort zu gewinnen<br />
Inmitten der kraftspendenden Natur eines der schönsten<br />
englischen Landschaftsparks Deutschlands mit über<br />
200.000 Pflanzen, Quellen und Moorteichen steht das<br />
Gräflicher Park Health & Balance Resort seit über 240<br />
Jahren für Wellness für Körper und Seele, für traditionelle<br />
Heilkunde und exzellente Kulinarik. In den sechs<br />
individuellen Logierhäusern spiegelt sich der gräfliche<br />
Stil in jedem der 135 Zimmer und Suiten wider. Das Wellnesshotel<br />
in Bad Driburg mit Golf- und Tennisanlage,<br />
Fitnesscenter und vielen weiteren Sport- und Freizeitaktivitäten<br />
verzaubert seine Gäste mit einer ganz besonderen<br />
Atmosphäre. Im preisgekrönten GARTEN SPA<br />
kann man sich auf 1.800 Quadratmetern verwöhnen lassen – bei wohltuenden<br />
Beauty- und Wellnessanwendungen, im ganzjährig beheizten Außenpool oder in<br />
den verschiedenen Saunen und Dampfbädern. Eine große Geschmacksvielfalt<br />
und Frische bringen die beiden hauseigenen Restaurants »Caspar’s« und »Pferdestall«<br />
auf den Teller. Weitere Infos: www.graeflicher-park.de<br />
Wir verlosen 2 Übernachtungen für 2 Personen inklusive Halbpension und 3 Stunden<br />
in der Privat Spa (buchbar auf Anfrage und nach Verfügbarkeit).<br />
Für die Teilnahme am Gewinnspiel beantwortet bitte eine Frage unter:<br />
www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/graeflicher-park<br />
Einsendeschluss ist der 30.08.<strong>2024</strong>.<br />
Chefredakteurin<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Art Director<br />
Alessandro Riggio<br />
Redaktion<br />
Ulrike Herder, Konrad Bender,<br />
Jasmin Faust, Marie Tysiak,<br />
Frank Störbrauck<br />
Reporter:innen dieser Ausgabe<br />
Jan Malte Andresen<br />
Harald Braun<br />
Norbert Eisele-Hein<br />
Anja Kocherscheidt<br />
Alina-Sophia Riemann<br />
Simone Sever<br />
Anzeigenleitung<br />
Susanne Gorny, sg@ella-verlag.com<br />
Anzeigen<br />
Andrea Vogel, av@ella-verlag.com<br />
Marketing & Kooperationen<br />
Claudia Scholz, cs@ella-verlag.com<br />
Bianca Feider, bf@ella-verlag.com<br />
Korrekturen<br />
Bärbel Philipp, textperlen.de<br />
Titelbild Saud Edum<br />
Druck Bonifatius, Paderborn<br />
Vertrieb<br />
VU Verlagsunion KG, Hamburg<br />
114<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV
GEHEN SIE MIT<br />
UNS AUF REISEN!<br />
<strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> Mexiko, Nord- und Ostsee, Schwarzwald, Spanien, Tessin, Schottland, Portugal, Voíllen zum Mieten, Malediven, Lieblingshotels<br />
ella verlag<br />
<strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong><br />
ICH.<br />
hIER.<br />
JETZT!<br />
Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />
+ + +<br />
MALEDIVEN<br />
LOS CABOS<br />
PORTUGAL<br />
SPANIEN<br />
SCHWEIZ<br />
SCHOTTLAND<br />
SCHWARZWALD<br />
NORD- UND<br />
OSTSEE<br />
8 x <strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />
zum Aktionspreis von 44 Euro<br />
(statt 63,20 Euro) plus Geschenk.<br />
✔ 30 % Rabatt<br />
✔ Geschenk nach Wahl*<br />
✔ kostenfreie Zustellung<br />
✔ jederzeit kündbar nach Ablauf<br />
der Bezugsdauer (acht Ausgaben)<br />
JETZT<br />
ABONNIEREN<br />
UND<br />
GESCHENK<br />
SICHERN!<br />
Mehr Auswahl und weitere Angebote auf www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/abo/<br />
oder anrufen: +49(0)2233 460 15-0<br />
*Angebot gültig innerhalb Deutschlands, solange der Vorrat reicht.<br />
<strong>reisen</strong> EXCLUSIV erscheint in der ella Verlag und Medien GmbH, Headquarters Hürth 3, 50354 Hürth.<br />
Fotos: PR<br />
Kochbuch<br />
PACIFIC FOOD<br />
Die passionierte Köchin<br />
Heidi Köster hat in die<br />
Töpfe dieser Welt<br />
geschaut und über<br />
100 Rezepte mitgebracht –<br />
rund um den Pazifik, von<br />
Hongkong bis Ecuador,<br />
von Yap bis L.A.<br />
336 Seiten, Gräfe<br />
und Unzer Verlag<br />
Kochbuch<br />
SKANDINAVIEN<br />
Eine nicht nur kulinarische<br />
Reise zu den nordischen<br />
Regionen Island,<br />
Dänemark, Schweden,<br />
Finnland und Norwegen.<br />
208 Seiten, Gräfe und<br />
Unzer Verlag
MEIN PERSÖNLICHES<br />
TIME-OUT IM BAD.<br />
GEBERIT AQUACLEAN. DAS DUSCH-WC.<br />
Machen Sie’s wie Beachvolleyball-Profi Sandra Ittlinger und erleben Sie<br />
ein völlig neues Gefühl von Frische und Sauberkeit: Geberit AquaClean<br />
reinigt den Po auf Knopfdruck mit einem sanften, warmen Wasserstrahl<br />
und verwandelt Ihr Bad in eine Wellnesszone.<br />
Mehr auf www.geberit.de/aquaclean