SOLiNZ_2024_3
SOLiNZ - solidarisches Linz - ist die Online-Zeitung der Solidarwerkstatt-Kommunalgruppe Linz.
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<strong>SOLiNZ</strong><br />
Die Nachbarschaftszeitung lesen - hören - schauen und aktiv werden!<br />
Schon 6.000 Unterschriften<br />
RETTEN WIR DEN GRÜNGÜRTEL!<br />
Am 23.5. fand die erste Menschenkette<br />
rund um das Alte<br />
Rathaus statt (sh. oben), um gegen<br />
die Verbauung des Grüngürtels in<br />
Aufhof zu protestieren.<br />
Bei der nächsten Gemeinderatssitzung<br />
am Donnerstag, 27. Juni<br />
wird die Bürgerinitaitive erneut eine<br />
Kundgebung (16 Uhr, Hauptplatz)<br />
veranstalten, um die 6.000 bisher gesammelten<br />
Unterschriften „Retten wir<br />
den Grüngürtel!“ zu übergeben. Um<br />
15 Uhr wird es eine Demo der Verkehrswende<br />
von der Postcity zum<br />
Hauptplatz aufbrechen.<br />
Sei(d) dabei!<br />
Weiter auf Seite 2<br />
Ausgabe 3/<strong>2024</strong><br />
Aus dem Inhalt:<br />
> Postcity - idealer Standort für die Digitaluni S 4<br />
> Linz wird immer heißer S 6<br />
> „Fossiles Steinzeitprojekt“ S 8<br />
> Offener Brief: Stopp der A26 ist alternativlos S 10<br />
> Die Entlastungslüge S 12<br />
> Revolution im Klimaschutzrecht S 14<br />
> Kidical Mass - Eine Radparade mit der Jugend S 15<br />
> Fäkalien in der Donau S 16<br />
> 752 Unterstützer:innen gegen McDonald‘s S 18<br />
> Straßenfest Bismarckstraße S 19<br />
> Freistadt: Skyranger statt Schulinvestitionen S 20<br />
> Best practice: Segel fürs Klima S 21<br />
> Anstieg der Arbeitslosigkeit in OÖ S 22<br />
> Zeit - Druck - Menschlichkeit S 24<br />
> Pflege in die Sozialversicherung S 25<br />
> Das „Castell Aurora“ muss verschwinden! S 26<br />
> Frieden für Palästina! S 29
Linz: Retten wir den Grüngürtel!<br />
Schon 6.000 Unterschriften gegen Verbauung in Auhof gesammelt<br />
Die Stadtverantwortlichen planen den nächsten Angriff auf den Grüngürtel.<br />
In Auhof, oberhalb der Universität soll 100.000 m2 Grünland in Bauland umgewidmet<br />
werden, um Platz für Digitaluniversität und Betriebsansiedlungen<br />
zu schaffen. Der Widerstand wächst. Am 23. Mai versammelten sich 350 Menschen<br />
zur ersten Menschenkette rund um das Alte Rathaus. Der Widerstand<br />
wächst, am 27. Juni gibt es die nächste Kundgebung.<br />
Diese 100.000 m2 Grünfläche soll in Bauland umgewidmet werden.<br />
Bürgermeister Klaus Luger, der gestern noch beteuerte, „der Grüngürtel ist sakrosankt“<br />
(OÖN, 7.11.2023), fertigt heute besorgte BürgerInnen ab und wirft ihnen “Denken<br />
im kleinstrukturierten politischen Diskurs“ vor. Diese Chance solle man “wegen Versiegelungsdiskussionen<br />
nicht vergeuden”, Umwidmungen wie aktuell im Grüngürtel nicht mehr<br />
zuzulassen, wäre für Linz der “vollkommen falsche Weg”. So spricht einer, dessen Denken<br />
in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stecken geblieben, wo der Fortschritt in<br />
Kubikmeter Beton und Quadratmeter versiegelter Fläche gemessen wurde.<br />
In Zeiten der Klimakrise und des rapiden Bodenverbrauchs muss allen getan werden, um<br />
den Grüngürtel zu retten, um der Stadt Kühlung zu verschaffen und fruchtbare Böden zu<br />
erhalten. Wie wirksam die Grüngürtel zur Kühlung der Stadt beiträgt, zeigt die Anzahl der<br />
Tropennächte, also Nächte bei denen Temperatur nicht unter 20 Grad absinkt. 2023 wurde<br />
in der Linzer Innenstadt 19 solcher heißen Nächte gemessen, im Auhof nur fünf.<br />
2
Menschenkette am 23. Mai um das Rathaus<br />
>> Video Kurzfassung und Langfassung<br />
Alternativstandort Postcity<br />
Für die Digitaluniversität bieten sich alternative Standorte wie z.B. die Postcity an: mitten<br />
in der Stadt, bestens an den Öffentlichen Verkehr angeboten, ohne Notwendigkeit, Flächen<br />
weiter zu versiegeln. Den Autobahnanschluss (A26) samt Abgasschlot und Zerstörung des<br />
nahe Bergschlösslparks sollte man sich allerdings sparen (sh. Seite 4, 5).<br />
Dabei geht es nicht nur um die Digitaluniversität, für die nur die Hälfte der 10 Hektar<br />
vorgesehen sind. Luger & Co wollen darüber hinaus die Chance nutzen, den Grüngürtel<br />
für weitere Betriebsansiedlungen zu zerstören. Da stehen schon einige Spekulanten in den<br />
Startlöchern: Helmut Fallmann, Eigentümer und CEO von Fabasoft hat in dem betreffenden<br />
Grüngürtel-Gebiet oberhalb der Universität ein 15.000 m2 Grundstück gekauft und drängt<br />
auf eine – lukrative - Umwidmung. Auch der Geschäftsführer der Real-Treuhand Baulandentwicklung<br />
und Bauträger GmbH hat ein über 40.000 qm großes Grundstück von Fürst<br />
Starhemberg erworben.<br />
Widerstand wächst<br />
Doch die Stadt-Oberen hat die Rechnung ohne den Wirt, sprich die BürgerInnen gemacht.<br />
Schon 6.000 Unterschriften sammelte der Bürgerinitiative „Rettet den Linzer Grüngürtel!“<br />
gegen die Verbauung. Am 23. Mai <strong>2024</strong> versammelten sich rund 350 zur ersten<br />
Menschenkette rund um das Alte Rathaus, in dem zeitgleich der Gemeinderat tagte. Die<br />
Mehrheitsverhältnisse sind knapp, nur SPÖ und ÖVP wollen für die Zerstörung des Grüngürtels<br />
stimmen. Der Widerstand wird wächst, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.<br />
Die nächste Kundgebung findet am Do, 27. Juni um 16 Uhr am Hauptplatz vor dem Alten<br />
Rathaus statt. Um 15 Uhr wird eine Verkehrswende-Demo von der Postcity starten, um<br />
zum Hauptplatz zu marschieren. Motto: „Grüngürtel retten - Autobahn stoppen - Postcity<br />
nutzen!“. Mach mit!<br />
Gerald Oberansmayr<br />
www.gruenguertel-retten.at, info@gruenguertel-retten.at<br />
www.facebook.com/RettenwirdenGruenguertel, www.instagram.com/gruenguertel_retten24<br />
3
Postuni<br />
Drei Architekturstudierende entwickeln einen Plan für einen alternativen<br />
Standort der Digitaluniversität.<br />
Die Postcity als ideal Standort für die Digitaluniversität<br />
80.000 m 2 Nutzfläche umfasst die ehemalige<br />
„Postcity“ direkt neben dem<br />
Hauptbahnhof, zwischen den Bahntrassen<br />
und Waldeggstraße. Der Plan der Stadt: Abreißen<br />
der Gebäude, Neubau von monströsen<br />
Hochhäusern, 2.000 Tiefgaragenplätze<br />
und die groteske A26-Autobahnspinne auf<br />
drei Ebenen. Gleichzeitig soll für die Digital<br />
universität in Auhof wertvolles Grünland in<br />
Bauland umgewidmet werden. Allen Projekten<br />
gemeinsam: Sie sind klimapolitisch<br />
katastrophal. Drei Architekturstudierende<br />
haben nun ein Alternativprojekt entwickelt:<br />
Die bestehenden Gebäude in der Postcity<br />
werden nicht abgerissen, sondern für die<br />
Digitaluniversität adaptiert und neu genutzt.<br />
Behutsame Nachverdichtung – verbaute<br />
graue Energie weiterhin genutzt<br />
In den Projektunterlagen heißt es: „Statt<br />
das alte Postverteilerzentrum abzubrechen<br />
und die Fläche mit neuen Wohn- und Gewerbetürmen<br />
zu besetzen, wird der Bestand<br />
der neuen Nutzung einer Digitalen<br />
TU Linz zugeführt und das Areal behutsam<br />
nachverdichtet. Somit kann ein großer Teil<br />
der verbauten grauen Energie weiterhin<br />
genutzt und erheblicher Ressourcen- und<br />
Energieaufwand für ein Neubauprojekt vermieden<br />
werden. Die innerstädtische Lage<br />
am Verkehrsknotenpunkt ist ideal geeignet<br />
als Universitätsstandort und bietet direkte<br />
Anbindung an städtische Institutionen. Die<br />
Verknüpfung des Konzeptes von adaptive<br />
reuse mit klimaschonender Mobilität und<br />
der Errichtung neuer Grünflächen stellt eine<br />
mögliche Antwort auf die dringendsten<br />
Fragen der Gegenwart dar: Wie können wir<br />
den Folgen parasitären Raubbaus begegnen<br />
und in eine Postwachstumsgesellschaft<br />
hineinwachsen?“<br />
Durch die vorgeschlagene Aufstockung<br />
4
und Erweiterung des Komplexes erreichen<br />
wir eine Bruttogeschossfläche von rund<br />
115.000 m 2 . Anhand des Raumbedarfs<br />
von Universitäten mit ähnlichem Lehrangebot<br />
wird von einem Raumbedarf von rund<br />
50.000 m² Bruttogeschossfläche der TU bei<br />
einer Vollauslastung mit 5.000 Studierenden<br />
aus. Dazu kommen 30.000 m² Wohnraum<br />
für Studierende und Lehrende. Weitere<br />
Flächen entfallen auf Veranstaltungsräume,<br />
eine hauseigene Kinderbetreuungseinrichtung<br />
sowie Freizeiteinrichtungen. Rund<br />
18.000 m² bieten Platz für externe Nutzer:innen.<br />
Sowohl Gewerbe, als auch weitere<br />
Bildungseinrichtungen können an die TU<br />
angegliedert werden.<br />
Win-win Lösung<br />
Das Projekt der Studierenden ist eine<br />
hervorragende win-win Lösung, wie die<br />
Digitaluniversität möglichst klimaschonend<br />
errichtet werden kann. Der Campus umfasst<br />
ausgedehnte Grünflächen, mit einer direkten<br />
Anbindung des Bergschlösslparks. Die<br />
Universität ist bestens an den Öffentlichen<br />
Verkehr angebunden. Auf den A26-Autobahntunnel,<br />
der das ganze Viertel in eine<br />
Verkehrshölle verwandeln würde, können<br />
Studierende wie Wohnbevölkerung gerne<br />
verzichten. Detail am Rande: Der A26-Abgasschlot<br />
würde direkt am Uni-Campus stehen.<br />
Hier die detaillierte Projektvorstellung:<br />
www.postuni.at<br />
5
LINZ WIRD IMMER HEISSER<br />
D<br />
ie Entwicklung ist alarmierend: Linz wird immer heißer. 2023/24 war das zweitheißeste<br />
Jahr – nach 2018 – mit insgesamt 2,3 Grad gegenüber dem langjährigen Durchschnitt.<br />
An 236 Tagen im Jahr war es heißer (davon 102 um sehr viel heißer) und nur an 129<br />
kälter (davon 25 deutlich kälter). Im Vorjahr gab es 35 Hitzetage mit mehr als 30 Grad und<br />
in der Innenstadt 19 Tropennächte, in denen Temperatur nicht unter 20 Grad absank. In der<br />
Stadt macht sich der Klimawandel besonders stark bemerkbar, weil viele Flächen versiegelt<br />
sind und sich Betonwüsten besonders stark aufheizen.<br />
6
Hitzenotfallplan?<br />
Doch jetzt - so hören wir – jetzt steuert die Stadt Linz dagegen, indem sie eine<br />
„Hitzenotfallplan“ entwickelt. So soll etwa der Limonistollen für Hitzegeplagte geöffnet<br />
werden, auch können Kirchen und andere kühle Orte geöffnet werden. Nur<br />
eines sucht man im „Hitzenotfallplan“ vergeblich: eine Veränderung der Politik, im<br />
Gegenteil: Statt Grünraum zu erhalten und den Boden zu entsiegeln, sollen im Auhof<br />
10 Hektar Grünraum für den Bau der Digitaluniversität und Betriebsansiedlungen<br />
geopfert werden, genau dort wo eine der Kaltluftschneisen noch für Abkühlung in<br />
den Sommermonaten sorgt. Für den Autobahnhalbanschluss Auhof werden 5 Hektar<br />
Grünland verbetoniert. Am Bau der A26-Autobahn – mitten durch die Stadt - will<br />
der Bürgermeister ebenso festhalten wie an der damit verbundenen Zerstörung des<br />
Bergschlössl- und Ziegeleiparks.<br />
Grüngürtel um über 900 Hektar geschrumpft<br />
In Linz ist der Anteil an Grünfläche zwischen 2004 und <strong>2024</strong> deutlich geschrumpft:<br />
von 5.937 Hektar und 5.014 Hektar. Das ist ein Minus von 923 Hektar, der Anteil der<br />
Grünfläche ist damit von 61,2 % auf 52 % gesunken. Deshalb ist der Widerstand der<br />
Bevölkerung gegen die Verbauung des Grüngürtels so wichtig. Ein „Hitzenotfallplan“<br />
ist gut und schön, aber der Erhalt der grüne Lunge von Linz, die für Abkühlung<br />
sorgt, ist das Um und Auf einer vorausschauenden Politik.<br />
7
„Diese Autobahn-Monster ist ein Fass ohne Boden.“<br />
Christian Leckschmidt<br />
„Fossiles Steinzeitprojekt“<br />
Der Widerstand gegen die A26-Autobahn geht weiter. Auszug aus der Rede von<br />
Christian Leckschmidt (Initiative Verkehrswende jetzt!) beim Klimastreik am<br />
19.4.<strong>2024</strong> am Hauptplatz.<br />
Mit jedem Tag wird unser Widerstand gegen dieses fossile Steinzeitprojekt drängender<br />
und wichtiger. Es ist schön zu sehen, wenn auch die Bevölkerung sich dieser<br />
Fehlplanung immer bewusster wird. Die Stadt hat die Bevölkerung gefragt, was sich mit<br />
einer klimaneutralen Industriestadt 2040 nicht vereinen lässt. Ein Großteil der Befragten<br />
sah den Westring und den Autobahnbau als größtes Problem (sh Grafik rechts).<br />
Das zeigt, dass auch wir mit viel Fleiß gegen die Propaganda der Politik ankommen<br />
können, und unsere Arbeit ein wichtiger Teil in der Gesellschaft ist. Es soll uns Mut geben<br />
gegen die Meinungsmache und vorgestrige Ideen.<br />
Denn dieses fossile Steinzeitprojekt konterkariert alle Klimaziele: Schon der Bau dieses<br />
Autobahntunnels emittiert Unmengen an CO2 mit der Herstellung von Beton und einer<br />
Armada an Baumaschinen. Vom Betrieb und der Belastung durch mehr Motorisierten Individualverkehr<br />
ganz zu schweigen. Dieses fossile Steinzeitprojekt soll täglich 30.000 zusätzliche<br />
Autofahrten nach Linz bringen.<br />
Die Politik hausiert immer noch mit der Verkehrsentlastung. Doch wir haben die Zahlen<br />
und Modellrechnungen der ASFINAG studiert und es zeigt sich, dass 86 % aller Linzer Straßen<br />
eine Verkehrszunahme, manche sogar bis weit über 100%, erfahren.<br />
8<br />
Fass ohne Boden<br />
Dieses fossile Steinzeitprojekt<br />
darf aufgrund<br />
explodierender Baukosten<br />
nicht weitergebaut<br />
werden. Die letzte Korrektur<br />
der geplanten<br />
Baukosten auf 1.200<br />
Mio. Euro macht deutlich,<br />
dass dieses Monster<br />
ein Fass ohne Boden ist.<br />
Dieses fossile Steinzeitprojekt<br />
wird nicht benötigt.<br />
Die Verkehrserhe-
A26 nicht mit Klimaschutz vereinbar<br />
271<br />
Umfrageergebnis: Vorhaben der Stadt, die mit Vision der klimaneutralen Industriestadt Linz 2040<br />
nicht vereinbar sind. Quelle: Stadtforschung<br />
bung 2022 zeigt eindeutig, dass aus dem Einzugsgebiet der A26, dem Korridor B127/<br />
Mühlkreisbahn, ins obere Mühlviertel, der Motorisierte Individualverkehr immer weniger<br />
wird. In den letzten 10 Jahren ging der Verkehr um 14 % zurück. Auch die permanente<br />
Zählstelle Puchenau zeigt diesen Trend. Wo die Autos weniger werden, brauchen wir keine<br />
Autobahn! Dieses fossile Steinzeitprojekt ist nicht alternativlos, wie uns die Politiker das<br />
immer verkaufen wollen. Die angesprochene Umfrage des Landes OÖ zeigt auch, dass aus<br />
dem Oberen Mühlviertel der Öffentliche Verkehr um 20,1% zugenommen hat.<br />
Dieses zarte Pflänzchen der umwelt- und klimafreundlichen Mobilität soll von der Monsterautobahn<br />
zertrampelt werden. Dabei könnte dieser zarte Keim mit der Durchbindung<br />
der Mühlkreisbahn über die Hafenbahnschleife in den Hauptbahnhof rasch und kostengünstig<br />
zu einem Stamm im Nahverkehr anwachsen. Es fehlen lediglich Gleise über die<br />
Eisenbahnbrücke zum Posthof, um fast 50.000 Arbeitsplätze entlang der Industriezeile bis<br />
zur Voest vernünftig an den öffentlichen Verkehr anzubinden.<br />
Es gibt Auswege aus diesem fossilem Steinzeitprojekt und alle, fast alle, wollen diese<br />
Auswege Richtung Zukunft gehen.<br />
Zukunft statt Autobahnbau!<br />
Hier die ganze Rede: https://www.solidarwerkstatt.at/verkehr/zukunft-statt-autobahn-bau<br />
9
Der STOPP DER A26 ist alternativlos!<br />
Als Begründung für die A26-Autobahn wurde von der ASFINAG angegeben, dass<br />
damit die Zahl der Autos, die durch das Römerberg-Tunnel fahren, abnehmen wird:<br />
von 27.600 auf 18.800 täglich. Doch zeigen aktuelle Messungen: Das Ziel ist mit 18.000<br />
Fahrzeugen nicht nur erreicht, sondern unterschritten - OHNE DIE AUTOBAHN. Die Initiative<br />
Verkehrswende jetzt! hat in einem Offenen Brief an die ASFINAG die folgerichtige<br />
Konsequenz gezogen: „Das Projektziel ist erreicht! Der Stopp des Weiterbaus der A26<br />
alternativlos.“<br />
Und weiter heißt es in dem Offenen Brief: „Es wäre jetzt geradezu paradox, schildbürgerhaft<br />
und die denkbar unmöglichste Art der Geldverschwendung und Steuergeldvernichtung,<br />
wenn man angesichts dieser eingetretenen Entwicklungen dennoch auf die<br />
Umsetzung des Monsterprojekts beharren würde, das aus den weltweit gleichen Erfahrungen<br />
die Auto-Verkehrszahlen wieder in die Höhe schnellen lassen würde, was absolut<br />
unverantwortlich wäre.“<br />
10<br />
Frau Gewessler bitte aufwachen!<br />
Es ist absolut unvorstellbar, hier noch einmal 900 Mio Euro zu investieren, um den in<br />
den letzten 10 - 15 Jahren eingetretenen Rückgang der Kfz-Verkehrszahlen wieder ins Gegenteil<br />
zu drehen und derartig viel Steuergeld für die Vergrößerung der Klimakatastrophe<br />
einzusetzen. Das müssten eigentlich auch Bürgermeister Luger und Landeshauptmann<br />
Stelzer verstehen. Und Klimaministerin Gewessler, die aus Rücksicht auf den Koalitionspartner<br />
der Autobahn bisher grünes Licht gegeben hat, soll endlich aufwachen und sich<br />
daran erinnern, mit welcher Argumentation sie seinerzeit die Lobau-Autobahn abgedreht<br />
hat: „Wir müssen darauf schauen, die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen klima- und<br />
umweltfreundlich zu befriedigen. Es gibt Alternativen zum Autobahnbau, vor allem durch<br />
den zügigen Ausbau des öffentlichen Verkehrs. In 20 Jahren werden wir von den heutigen<br />
Kindern gefragt werden, was wir damals getan haben, um ihre Zukunft zu retten.“ (Pressekonferenz<br />
1.12.2021).<br />
JETZT IST DIE ZEIT ZU HANDELN!
Nachdenkpause für die A26<br />
Die für 1. Juni geplante Trassenwanderung ist leider sprichwörtlich ins Wasser gefallen.<br />
Eine kleine Aktion beim Mühlkreisbahnhof haben sich AktivistInnen aber<br />
nicht nehmen lassen, um auf eine wichtige Petition hinzuweisen: "Nachdenkpause - keine<br />
A26, bevor nicht der erste Zug über die Eisenbahnbrücke fährt!" Bitte unterschreiben!<br />
openpetition.eu/nachdenkpauseA26<br />
Radeln auf der A7<br />
Radfahren auf der Autobahn<br />
Der Marathon machte es auch heuer wieder möglich: Die Initiative Verkehrswende<br />
jetzt! lud am Sonntag 7.4.<strong>2024</strong> wieder zum Radln auf der A7-Autobahn. Statt Motorlärm<br />
war für eineinhalb Stunden Musik und Kinderlachen zu hören. In Linz sind fast die<br />
Hälfte aller Autowege unter fünf Kilometer, die ideale Distanz fürs Rad. Statt 1,2 Milliarden<br />
für die A26 auszugeben, sollten die versprochenen 80 Kilometer Hauptradrouten rasch<br />
verwirklicht werden. Wird nämlich in dem (Schecken-)Tempo weitergebaut wie bisher, werden<br />
wir dafür 100 Jahre brauchen.<br />
11
A26<br />
DIE ENTLAS-<br />
TUNGSLÜGE<br />
12<br />
Durch den Bau der A26 soll die Linzer<br />
Innenstadt vom Verkehr entlastet werden,<br />
wird uns von Stadt- und Landespolitik<br />
seit Jahren vorgesagt. Die Initiative Verkehrwende<br />
jetzt! hat recherchiert: Die offiziellen<br />
Verkehrsprognosen der ASFINAG, die als<br />
Grundlage für die Bewilligung des Projekts<br />
waren, sprechen eine ganz andere Sprache:<br />
bei 86% der 432 untersuchten Straßen wird<br />
mit einer Zunahme des Verkehrs gerechnet.<br />
Im Detail:<br />
• 25 Straßenzüge ( 6% ) erfahren eine Entlastung<br />
von mehr als -3%<br />
• 33 Straßenzüge ( 7%) bleiben in etwa<br />
gleich +/-3%<br />
• 142 Straßenzüge (33%) erfahren einen<br />
Verkehrszuwachs von +3 bis +25%<br />
• 121 Straßenzüge (28% ) erfahren einen<br />
Verkehrszuwachs von +25 bis +50%<br />
• 114 Straßenzüge (26% ) erfahren einen<br />
Verkehrszuwachs von über 50%<br />
Insgesamt rechnet die ASFINAG mit rd.<br />
30.000 zusätzlichen Autofahrten täglich. Die<br />
Linzer Innenstadt erfährt im Durchschnitt<br />
eine gewaltige Steigerung (sh. Grafik). Die<br />
Initiative Verkehrswende jetzt! hat die Zahlen<br />
der ASFING online so aufbereitet, dass<br />
jede/r die prognostizierten Zahlen für jede<br />
Straße selbst einsehen kann.<br />
(Lügen-)Kartenhaus bricht zusammen<br />
Das Hauptargument für die Errichtung der<br />
A26 - die massive Verkehrsentlastung der<br />
Innenstadt - fällt angesichts dieser Fakten,<br />
wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Nur in<br />
einzelnen Straßen in der Innenstadt würde<br />
der Verkehr infolge von Verlagerungseffekten<br />
abnehmen. Aber das ist die absolute<br />
Ausnahme. In der überwiegenden Anzahl<br />
der Straßen gibt es Zunahmen, oftmals im<br />
Bereich von +30 %, +50 % oder mehr.<br />
Beim Bahnhofsknoten, der die Innenstadt<br />
anbinden soll, wird die Autobahn 7-spurig<br />
in die 4-spurige Kärntnerstraße übergehen.<br />
Durch die mangelnde Aufnahmekapazität<br />
der Kärtnerstraße sind Staus vorprogrammiert.<br />
Die A26 soll über Bindermichl- und<br />
Niedernharter Tunnel an die A7 angebunden<br />
werden. Aber die A7 ist derzeit schon<br />
so stark überlastet, dass es täglich zu extremen<br />
Rückstaus bis über die Westbrücke<br />
kommt. Ein absolutes Verkehrschaos ist<br />
nach der Fertigstellung im Jahr 2035 vorprogrammiert.<br />
Ausstieg aus den Verträgen<br />
Es ist daher eine inakzeptable Täuschung<br />
der Öffentlichkeit, wenn von der Stadt- und<br />
Landespolitik behauptet wird, die Linzer:innen<br />
würden von einer Verkehrsentlastung<br />
profitieren. Die Konsequenz fasst Gertraud<br />
Walli, Vorsitzende des Vereins Zukunft statt<br />
Autobahn-Bau, zusammen: „Haben wir den<br />
Mut und steigen wir aus den Verträgen dieses<br />
Uraltprojekts aus, retten wir die Lebensqualität<br />
in Linz!“
Zum Online-Tool:<br />
www.volksbefragung-linz.at/die-entlastungsluege<br />
Zu den Videobeiträgen:<br />
https://www.dorftv.at/video/44513<br />
https://www.dorftv.at/video/44515<br />
https://www.dorftv.at/video/44514<br />
13
REVOLUTION IM KLIMASCHUTZRECHT<br />
Erfolgreiche Klage Schweizer Klimasenorinnen hat weitreichende Folgen.<br />
14<br />
Eine Gruppe Frauen hat am 9. April <strong>2024</strong> eine Revolution im Klimaschutzrecht<br />
bewirkt. Seither ist im Klimaschutzrecht kein Stein mehr auf dem<br />
anderen geblieben.<br />
Die Schweizer KlimaSeniorinnen haben ihre Klimaklage beharrlich bis vor den Europäischen<br />
Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg gebracht. Der EGMR hat<br />
den KlimaSeniorinnen Recht gegeben und erkennt ein Menschenrecht auf Klimaschutz und<br />
auf wirksamen Schutz vor schwerwiegenden nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels<br />
auf Leben, Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität an. Der EGMR hat mit dieser<br />
Entscheidung die Schweiz wegen unzureichender staatlicher Klimaschutzmaßnahmen verurteilt.<br />
Menschenrechts-Entscheidungen des EGMR gelten aber für ganz Europa. Daher<br />
muss dieses Menschenrecht auf Klimaschutz von allen Ämtern und Behörden aller europäischer<br />
Staaten umgesetzt und beachtet werden.<br />
Der EGMR betrachtet den Klimawandel als „common concern of humankind“. Das Menschenrecht<br />
auf Klimaschutz kann demnach nicht von Einzelpersonen durchgesetzt werden,<br />
sondern durch Umwelt- und Klimaschutzvereine. Der EGMR hat dabei Kriterien aufgestellt,<br />
wie Umwelt- und Klimaschutzorganisationen künftig Klimaklagen wegen Menschenrechtsverletzung<br />
aufgrund unzureichender Klimaschutzmaßnahmen des Staates geltend machen können.<br />
Der österreichische Verfassungsgerichtshof wird schon bald über eine anhängige Klimaklage<br />
entscheiden und muss dabei bereits diese Entscheidung des EGMR berücksichtigen.<br />
Der EGMR sieht darüberhinaus auch das Menschenrecht auf faires Verfahren verletzt,<br />
weil der beschwerdeführende Verein nach Schweizer Recht keine Möglichkeit hatte, die<br />
Menschenrechtsverletzung geltend zu machen. Für Österreich wird das wohl gravierende<br />
Auswirkungen auf das bestehende Umweltrechtssystem haben. Denn nach bestehenden<br />
Rechtsgrundsätzen wird das „öffentliche Interesse“ in Klimafragen meist nur durch die Behörde<br />
abgewogen. Ein „subjektives Recht“ von Umweltvereinen oder von Einzelnen besteht<br />
v.a. dann nicht, wenn Umweltrechte missachtet werden oder wenn Verstöße gegen<br />
Umweltrechte nicht geahndet werden.<br />
Um die revolutionären Auswirkungen dieser grundlegenden Entscheidung des EGMR<br />
auch durchzusetzen, wird es wohl noch vieler strategischer Klimaklagen bedürfen. Denn es<br />
wäre eine große Überraschung, wenn die gravierenden Änderungen aufgrund des neuen<br />
Menschenrechts auf Klimaschutz proaktiv von sich aus und ohne gerichtlichen Druck durch<br />
Klimaschutzorganisationen umgesetzt werden.<br />
Erwin Leitner
KIDICAL MASS – eine Radparade mit<br />
und für die Jugend<br />
und viel genutzten Rad und Gehweg an der Beinahe-Autobahn<br />
trauen sich viele Erwachsene schon<br />
nicht radeln.<br />
Die Kniefälligkeit vor dem MIV kennt leider auch hier<br />
kein Pardon. Frühestens mit der Eröffnung der nächsten<br />
Autobahnbrücke könne eine Verbesserung für den<br />
umwelt- und klimafreundlichen Verkehr angedacht werden,<br />
heißt es seitens der Politik.<br />
Der fröhliche Zug passierte den Urfahranermarkt und<br />
endete, wie immer, mit einem Eis am großen Spielplatz<br />
auf der Donaulände.<br />
Zu hoffen bleibt das bald Bedingungen geschaffen<br />
werden die erlauben, sicher und bequem mit dem<br />
Fahrrad unterwegs zu sein. Welches Kinder und Eltern<br />
von der Qual befreit, in einen Sitz im SUV gequetscht<br />
zu werden.<br />
Christian Leckschmidt<br />
Am Samstag den 4. Mai<br />
fand in Linz, sowie in<br />
vielen anderen Gemeinden<br />
auch, die Kidical Mass statt.<br />
Diese von der Radlobby organisierte<br />
Veranstaltung soll<br />
vor allem die Wichtigkeit von<br />
kindgerechter Radinfrastuktur<br />
aufzeigen.<br />
Bei besten Wetter radelten<br />
350 kleine und große Radaktivisten<br />
durch die Innenstadt<br />
und mit Freudenrufen und<br />
lautem Klingeln durch den Römerbergtunnel<br />
hinab zur Donau.<br />
Eine der gefährlichsten<br />
Radwegabschnitte an normalen<br />
Tagen, die Nibelungenbrücke,<br />
wurde dreimal überfahren.<br />
Über den schmalen<br />
Videobeitrag zur Kidical Mass in Ottensheim:<br />
https://www.dorftv.at/video/44311<br />
15
Fäkalien gehören in die Kläranlage<br />
und nicht in die Donau!<br />
Die Aufregung war groß, als die Schei.. bildlich dokumentiert, die ungeniert vom Schiff<br />
in die Donau fließt. In Linz bitte, wo alles so supersauber ist, selbst wenn so manches<br />
noch so zum Himmel stinkt! Seit Jahren machen wir im SOLINZ auf diesen ekligen Missstand<br />
der Fäkalienentsorgung von Schiffen in die Donau aufmerksam. Doch Stadt und Land<br />
oder gar der Gesundheitspolizei scheint es egal zu sein, dass Menschen im Fluss schwimmend<br />
Unmengen von Fäkalien aus Kreuzfahrtschiffen ausgesetzt sind.<br />
Was wird nicht alles gesundheitspolizeilich vorgeschrieben, kontrolliert und wenn nötig<br />
sanktioniert? Nur bei Abwässern und Exkrementen aus den gut 400 (!) Kreuzfahrtschiffen<br />
auf der Donau, gibt es in Österreich noch immer keinerlei Nachweispflicht, wie diese ordnungsgemäß<br />
entsorgt werden. So wie in Linz geschehen, dürften sich viele den Badespaß<br />
in Linz an der Donau sorgsam überlegen. Und sei der Strand in Linz und Urfahr noch so toll.<br />
Exkremente um die Nase schwimmend zu haben, macht nicht einmal den Badetouristen<br />
Spaß, sofern diese nicht mit dem Schiff daher geschwommen kommen.<br />
Video, das dem Magazin „Linza“ zugespielt wurde, und die Entsorgung der<br />
Schei.. in der Donau dokumentiert: https://ooe.orf.at/stories/3258426/<br />
Rudolf Schober<br />
Kein Badespaß…<br />
16
Des Bürgermeisters schwere Last<br />
Zum Video<br />
Des Bürgermeisters schwere Last fällt am Abend ab, dann darf auch er träumen.<br />
17
752 Unterstützer:innen wollen keinen<br />
McDonald`s auf der grünen Wiese!<br />
Nicht nur heute wird der letzte Flecken an Natur verbaut. Die Rodung in Ohlsdorf hat<br />
gezeigt, dass große und einflussreiche Unternehmen tun und lassen können, was<br />
sie wollen. Auch im Norden der Stadt Linz soll eine Grünfläche unsinnigerweise verbaut<br />
werden! Wir solidarisieren uns auch mit den Bürger:innen, welche diesen für Linz wichtigen<br />
Grüngürtel schützen wollen!<br />
Gleichzeitig fordern die Unterstützer:innen dieser Petition Bürgermeister Klaus Luger,<br />
Stadtrat Dietmar Prammer und die Verantwortlichen bei McDonald‘s Österreich auf, von<br />
diesem Projekt im #linzersüden abzulassen. Wir erwarten durch den Bau des McDonald‘s<br />
und dem dazugehörigen Parkplatz bzw. DriveIn, dass der Jaukerbach mit Abfällen stark<br />
beeinträchtigt wird!<br />
Als Draufgabe wird durch den Bau des Schnellrestaurants sich auch der motorisierte Individualverkehr<br />
stark erhöhen. Und das, obwohl im #linzersüden dieser Bereich jetzt bereits<br />
rund um Ebelsberg, Auwiesen, Pichling und SolarCity stark an seine Grenzen stößt<br />
Wie wir bereits in der Vergangenheit gesehen haben, kann sich ein Konzern von bestehenden<br />
Liegenschaften zurückziehen. So wie dies bei McDonald‘s an der Unionkreuzung in<br />
Linz geschehen ist! Was dann hier allerdings in diesem Bereich übrigbleiben würde, ist eine<br />
leblose, verbetonierte Fläche und wieder eine vertane Chance, dem Streben nach einer<br />
#Klimahauptstadt nachzukommen!<br />
Denn die Politik soll nicht mit hohlen Phrasen und leeren Versprechungen an die Bürger:innen<br />
herantreten, sondern nachhaltige naturerhaltende Entscheidungen treffen!<br />
In der Hoffnung keine weiteres direktdemokratisches Mittel ergreifen zu müssen, ersuchen<br />
wir um Einsicht und Vernunft für die nächsten Generationen.<br />
Für die Petition<br />
Armin Kraml<br />
18
Straßenfest Bismarckstraße<br />
– wir fordern zeitnahe Maßnahmen!<br />
Es ist wieder soweit und es muss sein - wir gehen abermals auf die Straße, um auf die<br />
belastende Verkehrssituation im Neustadtviertel aufmerksam zu machen. Denn während<br />
wir in den letzten beiden Jahren zuversichtlich waren, stellt sich jetzt Ernüchterung ein.<br />
Zeitnahe Verbesserungen scheinen wieder in weite Ferne zu rücken.<br />
Glaubt man den Aussagen aus dem Linzer Rathaus, dürfte ein breiter Konsens darüber<br />
bestehen, die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wieder zu verbessern. Verkehrsberuhigung,<br />
die Rückeroberung des öffentlichen Raumes für Fußgänger*innen und<br />
die Stärkung der sanften Mobilität werden medienwirksam als Ziele formuliert. Fühlt man<br />
den Entscheidungsträger*innen dann jedoch auf den Zahn und fragt nach dem konkreten<br />
Zeitraum der Umsetzung, kommt wieder vermehrt das Jahr 2035 ins Spiel.<br />
Es ist unbestritten sinnvoll und wichtig, langfristige Konzepte für die Linzer Innenstadt<br />
zu entwickeln. Ebenso notwendig ist es aber auch, zeitnahe Maßnahmen dort zu setzen,<br />
wo bereits seit vielen Jahren Handlungsbedarf besteht. Das eine darf das andere nicht<br />
ausschließen. Denn für viele Menschen im Neustadtviertel, die täglich unter verhaltensauffälligen<br />
Verkehrsteilnehmer*innen und lautstarken Autoposern leiden, stellt das Jahr 2035<br />
absolut keine Perspektive dar. Einen Zusammenhang zwischen der Fertigstellung eines Westrings<br />
und Autofahrer*innen, die das Neustadtviertel als Renn- und Poserstrecke missbrauchen,<br />
erkennen wir ohnehin nicht.<br />
Wir fordern daher die Stadt Linz auf: Begeben wir uns bitte wieder auf die Ebene des<br />
zeitnah Machbaren. Parallel dazu sind wir auch gerne bereit, gemeinsam Visionen zu entwickeln,<br />
wie verkehrsberuhigt und begrünt sich die Linzer Innenstadt irgendwann nach 2035<br />
darstellen könnte.<br />
Mit dieser Forderung beanspruchen wir unter dem Motto „Reclaim the Street“ die<br />
Bismarckstraße und laden am Freitag den 28. Juni zwischen 18:00 und 22:00 zum<br />
Straßenfest ein.<br />
Werner Hudelist – Bürgerinitiative Lebenswerter Hessenplatz und Umgebung<br />
19
Skyranger statt Schulinvestitionen<br />
Skyranger-Raketen kommen nach Freistadt. Kosten: acht Millionen Euro pro Stück<br />
Die Kaserne Freistadt wird neue Fliegerabwehr-Stützpunkt. Der oberösterreichische<br />
Militärkommandant Dieter Muhr freut sich, dass „es geeignete Werkstätten, Hallen,<br />
Garagen und Flugdächer brauchen wird“, um die Kaserne Freistadt zu adaptieren. Ob die<br />
Anrainer des Übungsplatzes genauso enthusiastisch über diesen Ausbau und die damit<br />
einhergehende Lärmbelästigung durch eine erhöhte Frequenz von Militärübungen erfreut<br />
sind, ist zweifelhalt.<br />
Es sind aber nicht nur die wirtschaftlichen Vorteile, die Muhr am Herzen liegen, sondern<br />
die Tatsache, dass die Kaserne Freistadt ab jetzt ein neues Alleinstellungsmerkmal<br />
vorweisen kann, nämlich neun der neuen „Pandur EVO“-Radpanzer mit dem Luftabwehrsystem<br />
„Skyranger“, dessen Kosten bei acht Millionen Euro pro Stück liegen. Ob<br />
die Freistädter solchen Investitionen genauso aufgeschlossen gegenüberstehen, ist angesichts<br />
der Tatsache, dass das Freistädter Budget <strong>2024</strong> äußerst besorgniserregend war<br />
und “die schwarze Null” nur durch Sparmaßnahmen erreicht werden konnte, fraglich.<br />
Es bleibt folglich auch spannend, ob Eltern, deren Kinder aus Platz- und Geldmangel in<br />
Containern betreut werden müssen, Millioneninvestitionen in neue „Pandur EVO“-Radpanzer<br />
bestückt mit “Skyranger” Luftabwehrtürmen gegenüber verbesserten Unterrichtsbedingungen<br />
bevorzugen.<br />
Von Igor Böhm, zum ausführlichen Beitrag siehe hier<br />
20
Best practice<br />
Segel für´s Klima<br />
Spanien. Die Stadt Valladolid, in der Region Kastilien-León in Nordspanien, mit<br />
295.639 Einwohnern, hat neben schönen historischen Bauten und Parks, auch außergewöhnliches:<br />
Hängematten. Was soll daran nun außergewöhnlich sein? Viele von<br />
uns besitzen selbst eine und genießen unter Bäumen oder auf Balkonen entspannte<br />
Stunden.Valladolid benutzt begrünte Hängematten zur Kühlung seiner Gassen.<br />
„... Wärmeinsel Effekt“<br />
Die Hitze der Stadt ist im Sommer brutal, wie schon der Austrobarde Reinhard Fendrich<br />
gesungen hat. Und die Hitze nimmt mit der Klimaerwärmung zu. Während die Luft außerhalb<br />
der Stadt nachts noch merklich abkühlt, geben die verbetonierten Flächen, Straßen<br />
und Häuser der Städte die gespeicherte Hitze des Tages in der Nacht ab. Man spricht auch<br />
von einem „städtischen Wärmeinsel Effekt“.<br />
Kühlung durch „Begrünte Hängematten“<br />
Um im Sommer der unter Hitze leidenden Stadtbevölkerung Valladolids Kühlung zu verschaffen,<br />
kam ein Unternehmen auf die Idee der “Begrünten Hängematten”. Überdimensional<br />
große Sonnensegel wurden mit Moos und Blumen bepflanzt. 1200m² dieser begrünten<br />
Hängematten wurden zwischen den Häusern über den Gassen montiert. Dort spenden<br />
sie Schatten und sorgen für ein angenehmes Klima.<br />
Ein Quadratmeter dieser Pflanzen soll laut Hersteller den Sauerstoffbedarf einer Person<br />
pro Jahr decken können. Ein komplexes System aus Rohren versorgt die begrünten Hängematten<br />
an trockenen Tagen mit ausreichend Wasser. Die begrünten Segel werden schräg<br />
aufgehängt, wobei ein Rohr am oberen Ende zur Wasserversorgung dient und ein zentrales<br />
Rohr am unteren Ende überschüssiges Wasser wieder auffängt und so spart. Das aufgefangene<br />
Wasser kann dann in den Kreislauf zurückfließen. Die “Green shades” dämpfen mit<br />
ihrem Bewuchs außerdem den Stadtlärm.<br />
Begrünte Sonnensegel, wie jene in Valladolid, wären auch für die Gassen in Linz eine weitere<br />
Idee, um im Sommer die Hitze zu reduzieren. Folgen wir dem Beispiel Valladolids und<br />
setzen wir nicht nur Bäume, sondern auch die Segel.<br />
Eveline Steinbacher<br />
21
In OÖ steigt die Arbeitslosigkeit am<br />
stärksten an<br />
Die<br />
Konjunktur<br />
trübt sich<br />
merklich ein. Das hat<br />
Auswirkungen auf<br />
den Arbeitsmarkt<br />
in Linz und Oberösterreich.<br />
Im Arbeitsmarktbezirk<br />
Linz<br />
stieg die Arbeitslosigkeit<br />
im Mai im<br />
Vergleich zum letzten<br />
Jahr um 14,5%<br />
auf über 11.000<br />
Menschen, während<br />
sich Offenen<br />
Stellen um mehr als<br />
23% reduzierten. 2,5<br />
Arbeitslose stellen<br />
sich um eine Offene<br />
Stelle an. In Oberösterreich<br />
nahm die<br />
Arbeitslosigkeit im<br />
Mai im Vergleich zu<br />
vergangenem Jahr<br />
um über 18% zu<br />
(auf rund 41.000),<br />
während die Zahl<br />
der Offenen Stellen<br />
um 28% abnahm.<br />
Damit ist in unserem<br />
Bundesland die<br />
Arbeitslosigkeit am<br />
stärksten von allen<br />
Bundesländern angestiegen,<br />
im österreichischen<br />
Durchschnitt<br />
stieg sie um<br />
8,5%.<br />
Arbeitslose wurde<br />
von der Regierung<br />
in der Zeit der Rekordinflation<br />
völlig<br />
im Regen stehen<br />
gelassen. Es gab<br />
keine Valorisierung<br />
des Arbeitslosengelds<br />
und die niedrige<br />
Nettoersatzrate<br />
von 55% wurde<br />
nicht angehoben. 9<br />
von 10 Arbeitslosen<br />
haben ein Arbeitslosengeld,<br />
das z.T.<br />
weit unter Armutsgefährdungsschwelle<br />
von 1.572 Euro für<br />
eine Ein-Personen<br />
Haushalt liegt. Der<br />
Wertverlust von Arbeitslosengeld<br />
bzw.<br />
Notstandhilfe für<br />
die Betroffenen ist<br />
enorm: Laut Berechnung<br />
des Momentum<br />
Institut beträgt<br />
er knapp 16 Prozent<br />
von Jänner 2022 bis<br />
Dezember <strong>2024</strong>.<br />
Zeit, wieder an die<br />
Forderungen des<br />
Arbeitslosengeld<br />
rauf-Volksbegehrens<br />
zu erinnern: Rauf mit<br />
dem Arbeitslosengeld<br />
auf zumindest<br />
70% des letzten<br />
Nettoeinkommens.<br />
22
Referenzbugets <strong>2024</strong><br />
Was braucht man, um sich ein angemessenes Leben leisten zu können<br />
Von den ASB Schuldnerberatungen GmbH, der Dachorganisation der staatlich anerkannten<br />
Schuldenberatungen in Österreich, werden jährlich sog. Referenzbugets für<br />
Österreich berechnet. Sie zeigen, wie viel Geld für verschiedene Haushaltstypen nötig ist,<br />
um sich ein angemessenes Leben mit einem Minimum an sozialer und kultureller Teilhabe<br />
leisten zu können. Das Referenzbudget für einen Ein-Personen-Haushalt liegt bei 1.730<br />
Euro und damit um 137 Euro über jenem aus dem Vorjahr. Ein Ein-Eltern-Haushalt mit zwei<br />
Kindern hat monatliche Kosten von 3.704 Euro. Das sind 300 Euro mehr als im letzten Jahr.<br />
Besonders stark sind die Preise für Heizen (plus 53 %), Nahrungsmittel (plus 11 %) und<br />
soziale und kulturelle Teilhabe (plus 10 %) angestiegen. Auch die Mietkosten haben sich<br />
deutlich erhöht (plus 8%). Erstmals gibt es auch Referenzbudgets für Paar-Haushalte mit vier<br />
Kindern und Ein-Eltern-Haushalte mit drei sowie vier Kindern.<br />
… zeigen auf, warum die Armut wächst<br />
Sieht man sich die Referenzbudgets an, die – wie gesagt – ein angemessenes Leben mit<br />
einem Minimum an sozialer und kultureller Teilhabe gewähren, wird klar, warum sich Armut<br />
in Österreich ausbreitet. Die Armutsgefährdungsschwelle für eine Ein-Personen-Haushalt<br />
liegt bei 1.572 Euro. Laut einer jüngsten Studien von Statistik Austria sind etwa 1,6 Millionen<br />
Menschen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet – das sind 17,7 Prozent der Bevölkerung,<br />
also fast ein Fünftel – Tendenz steigend. Die Anhebung von Arbeitslosengeld, Ausgleichszulage<br />
für PensionistInnen und der Sozialhilfe wäre ein wichtiger erster Schritt zur Armutsbekämpfung.<br />
Nähere Infos: www.schuldnerberatung.at/referenzbudget/<br />
23
Zeit – Druck – Menschlichkeit<br />
Auszug aus der Rede von Gudrun Bernhard, stv. Betriebsratsvorsitzende im<br />
Diakoniewerk OÖ, am 16. Mai bei der Auftaktveranstaltung der Kampagne<br />
"Zeit - Druck - Menschlichkeit", mit der die Gewerkschaften GPA, vida und<br />
younion in Oberösterreich Druck für Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
im Betreuungs-, Pflege- und Gesundheitsbereich machen wollen.<br />
Ich stehe hier für meine ca 1300 Kolleg:innen in der Behindertenarbeit,<br />
die meisten arbeiten im Wohnen, ein Teil in Werkstätten<br />
oder der integrativen Beschäftigung.<br />
Bei uns werden Menschen mit kognitiven und zusätzlich körperlichen<br />
und psychischen Beeinträchtigungen betreut. Die Behindertenarbeit<br />
in OÖ wird auf Grundlage des Chancengleichheitsgesetzes<br />
geregelt und finanziert. Hier gab es in den letzten Jahren<br />
massive Einschnitte: 15% weniger Personal. Das hat massive<br />
Auswirkungen auf die Betreuungsqualität und auf die Arbeitsbedingungen<br />
der Mitarbeiter:innen. Wo beispielsweise früher zwei<br />
Fachkräfte im Dienst waren, ist es jetzt nur mehr eine, und wenn<br />
die ausfällt, muss jemand in seiner Freizeit einspringen.<br />
Basisversorgung heißt Warm-Satt-Sauber – das war vor 30 Jahren<br />
ein No-Go, heute ermöglicht der Personalschlüssel oft nicht<br />
viel mehr.<br />
„Der Personalschlüssel<br />
ermöglicht oft nicht viel<br />
mehr als: warm - satt -<br />
sauber.“<br />
(Gudrun Berhard,<br />
stv. Betriebsratsvorsitzende<br />
Diakoniewerk Gallneukirchen)<br />
Damit wir wieder zufriedenstellend arbeiten und menschenwürdig betreuen können<br />
brauchen wir:<br />
• eine Finanzierung, die sich am tatsächlichen Bedarf orientiert - und nicht nach Maßgabe<br />
der bereitgestellten Geldmittel<br />
• einen Personalschlüssel, der Bedürfnisse bei psychischen und geistigen Behinderungen<br />
genauso berücksichtigt wie notwendige Fachlichkeit bei Pflegehandlungen<br />
- und nicht reine Konzentration auf Basis-Pflege<br />
• und wir brauchen attraktive Arbeitszeitmodelle mit garantierter Freizeit - und nicht<br />
unendliche Flexibilität auf Kosten der Mitarbeitenden<br />
>Hier die ganze Rede nachlesen<br />
24
Pflege in die Sozialversicherung!<br />
Die Flickschusterei im<br />
Pflegebereich muss<br />
endlich aufhören. Wir<br />
brauchen eine Lösung,<br />
die über den Tag hinausdenkt:<br />
Pflege in die Sozialversicherung!<br />
In Österreich herrscht Pflegenotstand.<br />
Dieser hat<br />
viele Gesichter:<br />
• Pflege bedeutet Armutsrisiko für die<br />
Pflegebedürftigen. Das Pflegegeld<br />
reicht laut Rechnungshof nur bis zu 25%<br />
der wirklichen Pflegekosten.<br />
• In Österreich sind rd. 950.000 Menschen<br />
in der Pflege engagiert. 80% davon sind<br />
Familienangehörige, drei Viertel von<br />
ihnen Frauen. Die Belastungen für die<br />
Familien sind groß. Oftmals werden die<br />
Pflegenden selbst zum Pflege- und Armutsfall.<br />
• Es kommt zum finanziellen Ausbluten<br />
der Gemeinden, die mit hohen Pflegeaufwendungen<br />
und extremem Spardruck<br />
konfrontiert sind.<br />
• Über 78.000 Pflegekräfte – zumeist<br />
Frauen aus Osteuropa – arbeiten in der<br />
24-Stunden-Pflege zu einem Stundenlohn<br />
von zwei bis drei Euro. Das ist Ausbeutung<br />
pur unter dem Deckmantel der<br />
(Schein-)Selbständigkeit.<br />
• Aber auch regulär in der Pflege Beschäftigte<br />
sind oft am Rande ihrer Kräfte:<br />
Laut AK-Studie sind 40 % der PflegearbeiterInnen<br />
burn-out-gefährdet.<br />
Um einen Ausweg aus diesem Pflegenotstand<br />
zu finden, schlägt die Solidarwerkstatt<br />
eine Änderung im Pflegesystem<br />
vor. Der Grundgedanke: Die Pflege soll in<br />
das bewährte System der Sozialversiche-<br />
rung integriert werden. Ähnlich wie in der<br />
sozialen Krankenversicherung soll die Pflege<br />
auf zwei Pfeilern beruhen:<br />
• Erstens: Jeder und jede hat einen Rechtsanspruch<br />
auf qualitativ hochstehende<br />
Pflegeleistungen entsprechend seines/<br />
ihres Bedarfs – unabhängig davon, wie<br />
dick die Brieftasche ist.<br />
• Zweitens: Jeder und jede leistet dafür einen<br />
Sozialversicherungsbeitrag entsprechend<br />
der jeweiligen finanziellen Leistungsfähigkeit.<br />
Mit der Einbeziehung der Pflege in die<br />
Sozialversicherung wird vom Geldleistungsauf<br />
das Sachleistungsprinzip umgestellt.<br />
Das bedeutet: Im Pflegefall besteht ein individueller<br />
Rechtsanspruch auf die notwendigen<br />
Pflegeleistungen – auf qualitativ hohem<br />
Niveau und mit echter Wahlfreiheit für<br />
alle. D.h. die Pflegebedürftigen haben die<br />
Wahl zwischen Pflegeeinrichtungen, mobilen<br />
Diensten und/oder Pflege im Kreis der<br />
Familie bzw. Angehörigen. Wird Letzteres<br />
in Anspruch genommen, haben die pflegenden<br />
Angehörigen die Möglichkeit einer<br />
regulären Anstellung, die sozialversichert ist<br />
und einem Kollektivvertrag unterliegt.<br />
Mehr dazu hier lesen<br />
25
Das „Castell Aurora“ muss verschwinden!<br />
„Castell Aurora“ in Steyregg - Zentrum der Rechtsextremen<br />
In Steyregg richtet sich die „Identitäre Bewegung“ im Castell Aurora ein. Gekauft wurde<br />
2019 die Immobilie von einer Privatperson, die zunächst angab, das Bierlokal weiterführen<br />
zu wollen. 2021 stellte sich dann heraus, dass hier eine Zentrale der rechtsextremen Bewegung<br />
entstehen. Die Bedeutung des „Castell Aurora“ geht weiter über den regionalen<br />
Kontext hinaus.<br />
Finanziert wurde der Ankauf über „Schanze-Eins“, eine Kommanditgesellschaft für den<br />
ganzen deutsch-sprachigen Raum, in die Menschen anonym Geld einzahlen können, um<br />
damit rechtsextreme Räume zu finanzieren, ohne dabei sichbar zu werden. Recherchen des<br />
Magazins Monitor haben ergeben, dass der eh. CDU-Finanzsenator Peter Kurth 120.000<br />
Euro an Schanze Eins überwiesen hat. Die Nähe zu Deutschland wurde in der Projektbeschreibung<br />
des „Castell Aurora“ hervorgehoben, auch das rasche Wachstum der Identitären<br />
und eine starke Burschenschafterszene in Oberösterreich. Als Kriterium, warum die Wahl<br />
auf einen Vorort von Linz gefallen ist, wird auch die „schwache aktivistische linke Szene“ in<br />
Linz genannt, „was die Gefahr möglicher Angriffe minimiere.“<br />
Warum Steyregg?<br />
Eines wurde freilich in der Projektbeschreibung nicht erwähnt, hat aber bei der Entscheidung,<br />
in Steyregg ein Zentrum des Rechtsextremismus für den ganzen deutschsprachigen<br />
Raum einzurichten, sicherlich eine Hauptrolle gespielt: Die Willfährigkeit von Politikern von<br />
ÖVP und SPÖ, mit den Rechtsextremen zu kungeln. Die Stelzer-ÖVP hat mit ihrer Koalition<br />
mit der FPÖ Manfred Haimbuchner zum Landeshauptmann-Stellvertreter gemacht,<br />
der auch stellvertretender Vorsitzender des Witiko-Bundes war. Der Witiko-Bund ist die radikalste<br />
Gruppierung der Vertriebenenverbände; im „Witiko-Brief“ finden sich Sätze wie<br />
dieser: „Zu den gewaltigsten Geschichtslügen der jüngsten Vergangenheit gehören die<br />
sechs Millionen Juden.“<br />
26
Und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) macht mit Ulrich Püschel einen Mann zum<br />
Direktor für Gesundheit und Sport im Linzer Magistrat, dem eine wichtige Nahtstellenfunktion<br />
zwischen FPÖ und Identitären zukommt. Püschel war Herausgeber der rassistischen<br />
Hasspostille „Info-Direkt“, Mitveranstalter des rechtsextremen Kongresses „Europa verteidigen“<br />
und nahm wiederholt an Demonstrationen der Identitären teil. Er ist Mitglied der<br />
Burschenschaft Arminia Czernowitz, die den Kontakt mit dem Neonazismus nicht scheut,<br />
und jener „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ angehört, die für ein Großdeutschland in<br />
den Grenzen von 1939 eintritt.<br />
Oberösterreichisches (Un-)sittenbild<br />
Zum oberösterreichischen (Un-)sittenbild zählt auch, dass jahrelang der Landesdelegiertenconvent,<br />
einer Nachwuchs-Organisation der Aminia Czernowitz, mit Landessubventionen<br />
überhäuft wurde – bewilligt nicht nur mit den Stimmen der FPÖ und ÖVP, sondern auch<br />
mit denen von SPÖ und Grünen. Eine Million sind zwischen 2011 und 2021 an Steuergeld<br />
für rechtsextreme Burschenschafter zusammengekommen. Erst der Druck der antifaschistischen<br />
Szene hat diesem Skandal Einhalt geboten. Doch für den Ring Freiheitlicher Jugend,<br />
der sich öffentlich brüstet, das „Who is Who“ (neo-)faschistischer Literatur zu seinen<br />
Schulungsunterlagen zu zählen, fließen nach wie vor Landesgelder. Einstimmig. Nur <strong>2024</strong><br />
scherten erstmals die Grünen bei der Bewilligung der 70.000 Euro Landessubvention aus.<br />
Der RFJ zählt zu den gern gesehenen Gästen, im „Castell Aurora“ bei den diversen<br />
Verstaltungen.<br />
Das „Castell Aurora“ muss verschwinden. Voraussetzung ist, den Sumpf auf Landes- oder<br />
Stadtebene trockenzulegen, der immer wieder Rückendeckung für die Rechtsextremen<br />
gibt. Und die antifaschistische Bewegung in Oberösterreich muss daran arbeiten, damit<br />
ihre Schwäche nicht mehr länger als Standortvorteil für Rechtsextreme gilt.<br />
Petitionen hier unterschreiben<br />
und weitersagen!<br />
Keine Rechtsextremen in höchsten<br />
städtischen Funktionen!<br />
https://mein.aufstehn.at/petitions/nein-zu-rechtsextremen-in-hochstenstadtischen-funktionen<br />
Schluss mit der Landesförderung für die rechtsextreme RFJ!<br />
https://mein.aufstehn.at/p/stopp-rfj<br />
27
Frieden für Palästina!<br />
U<br />
nter diesem Motto organisierte die Initiative Frieden für Palästina Linz am 24. Mai eine<br />
Kundgebung in der Linzer Landstraße. Redebeiträge kamen unter anderem von Pax<br />
Christi OÖ, der Solidarwerkstatt Österreich, der Palästina Solidarität Linz, Not in our Name<br />
Vienna, Grüne Generation plus. Auf einem Transparent wurde die Opferbilanz symbolisch<br />
festgehalten: Gazas tote Kinder würden 201 Schulbusse mit je 72 Kindern füllen. Dieses<br />
Schlachten muss ein Ende finden – Waffenstillstand sofort! Ein dauerhafter Frieden setzt die<br />
Überwindung des Apartheidsystem in Israel voraus, denn Frieden kann auf Dauer nur auf<br />
Gerechtigkeit aufbauen.<br />
<strong>SOLiNZ</strong> - wir über uns<br />
<strong>SOLiNZ</strong> – Solidarisches Linz – ist das Online-Medium der Solidarwerkstatt-Kommunalgruppe<br />
Linz. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser<br />
Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen<br />
– was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute<br />
Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich<br />
auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale<br />
und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden.<br />
Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen zu sein, indem wir Text, Video<br />
und Audio miteinander verknüpfen.<br />
Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass<br />
Menschen mithelfen, <strong>SOLiNZ</strong> zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust<br />
hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns<br />
deine Ideen!<br />
28<br />
KONTAKT:<br />
Solidarwerkstatt-Büro, Waltherstraße 15, 4020 Linz, T 0732 77 10 94 od. 0664 15 40 742.<br />
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Wir freuen uns auch über finanzielle Unterstützung für unser Zeitungsprojekt <strong>SOLiNZ</strong>:<br />
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