My Body
My Body – My Home In der aktuellen Ausgabe der Kampagne "My Body" beschäftigen wir uns mit Themen wie Hautgesundheit, gesundem Schlaf und Bauchgesundheit. Mit Artikeln von Expert:innen und Beiträgen von Betroffenen, wollen wir Awareness schaffen, die allgemeine Bevölkerung aufklären, enigmatisieren und Patient:innen eine Stütze sein. Damit wir uns in unserem ewigen Zuhause wohlfühlen können! Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
My Body – My Home
In der aktuellen Ausgabe der Kampagne "My Body" beschäftigen wir uns mit Themen wie Hautgesundheit, gesundem Schlaf und Bauchgesundheit.
Mit Artikeln von Expert:innen und Beiträgen von Betroffenen, wollen wir Awareness schaffen, die allgemeine Bevölkerung aufklären, enigmatisieren und Patient:innen eine Stütze sein.
Damit wir uns in unserem ewigen Zuhause wohlfühlen können!
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
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EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET<br />
Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />
<strong>My</strong> <strong>Body</strong><br />
Der<br />
25. Juni ist<br />
Welt-Vitiligo-Tag!<br />
Mehr Informationen<br />
finden Sie auf<br />
Seite 3.<br />
„Oben ohne<br />
glücklich!“<br />
Sharon Battiste hat seit ihrer Kindheit<br />
kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata).<br />
Im Interview berichtet sie, warum sie sich<br />
bewusst für ihre Glatze – und damit für Freiheit<br />
und Glücklichsein entschieden hat.<br />
Hautgesundheit<br />
Gesunder Schlaf<br />
Bauchgesundheit<br />
FOTO: ZVG<br />
Gute Nacht. Guter Tag.<br />
Passedan ® beruhigt rund um die Uhr.<br />
Tropfen zum Einnehmen. Die Anwendung dieses traditionellen pflanzlichen Arzneimittels bei nervöser Unruhe und bei Einschlafstörungen beruht ausschließlich<br />
auf langjähriger Verwendung. Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. PAS_2308_L
2 Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info 3<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
VORWORT<br />
HAUT<br />
HAUT<br />
Alopecia areata10<br />
Sharon Battiste spricht über ihr<br />
Leben mit kreisrundem Haarausfall<br />
14<br />
Kopfweh<br />
Was tun, wenn Schmerzen den<br />
Schlaf stören?<br />
17<br />
CED und Darmgesundheit<br />
Das eigene Bauchgefühl ernst nehmen<br />
und Hilfe in Anspruch nehmen<br />
EVENTKALENDER<br />
Die Österreichische Lungenunion veranstaltet<br />
1 x im Monat ein kostenloses Online-Live-<br />
Atemtraining für Menschen mit chronischen<br />
Lungenerkrankungen. Machen Sie mit!<br />
Mittwochs, 18–19 Uhr:<br />
04. September<br />
02. Oktober<br />
06. November<br />
04. Dezember<br />
Außerdem finden 4x im Jahr kostenlose<br />
Live-Online-Informationsveranstaltungen für<br />
Lungenkrebspatient:innen, Familienmitglieder<br />
und Freund:innen statt.<br />
Do, 27. Juni 2024, 18–19 Uhr<br />
Wann kann Strahlentherapie bei<br />
Lungenkrebs helfen und welche<br />
Nebenwirkungen sind zu erwarten?<br />
Di, 01. Oktober 2024, 18–19 Uhr<br />
Früherkennung Lungenkrebs –<br />
Aktuelles Wissen<br />
Mi, 11. Dezember 2024, 18–19 Uhr<br />
Fortschritt in der Therapie und Diagnostik<br />
von Lungenkrebs<br />
Informationen zur Teilnahme finden Sie unter:<br />
www.lungenunion.at/jour-fixe-termine-2024<br />
FOTO: ZVG FOTO: CAROLINA HEZA<br />
Neue Therapieansätze<br />
revolutionieren die Behandlung<br />
von Hauterkrankungen<br />
Hauterkrankungen können das<br />
Leben stark beeinträchtigen, auch<br />
wenn sie nicht lebensbedrohlich sind.<br />
Von Juckreiz und Schmerzen bis zu<br />
kosmetischen Problemen belasten sie<br />
Körper und Psyche. Glücklicherweise<br />
bieten neue Forschungsergebnisse<br />
und Therapieansätze innovative<br />
Behandlungsmöglichkeiten, die das Leben<br />
vieler Betroffener verbessern können.<br />
Univ. Prof. Dr.<br />
Peter Wolf<br />
Vorstand der Universitätsklinik<br />
für<br />
Dermatologie und<br />
Venerologie<br />
Medizinische Universität<br />
Graz<br />
Präsident der Österreichischen<br />
Gesellschaft<br />
für Dermatologie<br />
und Venerologie<br />
(OEGDV)<br />
Univ. Doz. in Dr. in<br />
Regina Fink-Puches<br />
Leiterin der Allgemeinambulanz<br />
an der<br />
Universitätsklinik für<br />
Dermatologie und<br />
Venerologie<br />
Medizinische Universität<br />
Graz<br />
Generalsekretärin<br />
der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Dermatologie<br />
und Venerologie<br />
(OEGDV)<br />
FOTO: FEELIMAGE MATERN<br />
FOTO: WERNER STIEBER<br />
Während es einige Hauterkrankungen<br />
gibt, die ernsthafte<br />
Komplikationen mit sich<br />
bringen können, bestehen<br />
auch viele Hautprobleme, die zwar nicht<br />
lebensbedrohlich, aber dennoch sehr<br />
unangenehm sind. Krankheiten mit extrem<br />
juckender oder schmerzhafter Haut oder<br />
solche, die das Aussehen stark beeinträchtigen,<br />
führen oft zu erheblichen psychischen<br />
Belastungen und beeinflussen das Leben<br />
der Betroffenen tiefgreifend.<br />
Die Lebensqualität der Patient:innen<br />
– das allgemeine Wohlbefinden und die<br />
Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen<br />
– hat sich in klinischen Studien<br />
als wichtiger Maßstab etabliert. Dies ist<br />
besonders in der Dermatologie von großer<br />
Bedeutung.<br />
Erkrankungen wie Vitiligo (Weißfleckenkrankheit),<br />
Prurigo nodularis (chronisch<br />
rezidivierende Juckreizerkrankung) oder<br />
Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall)<br />
sind zwar nicht lebensbedrohlich,<br />
können aber zu erheblichen psychischen<br />
und sozialen Problemen führen. Studien<br />
haben gezeigt, dass Betroffene häufig unter<br />
Depressionen, Angst, Stigmatisierung,<br />
Anpassungsstörungen, sowie Schlaf- und<br />
Beziehungsproblemen leiden. All das hängt<br />
oft mit einem niedrigen Selbstwertgefühl<br />
und sozialer Isolation zusammen. Bis vor<br />
Kurzem fehlten effektive Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Nun gibt es jedoch neue, gezielte<br />
Therapien für die genannten und weitere<br />
Hautkrankheiten wie atopische Dermatitis<br />
(Neurodermitis) und Psoriasis (Schuppenflechte),<br />
die bereits zugelassen sind.<br />
Durch revolutionäre Fortschritte und<br />
Project Manager: Anna-Lena Müller, Julia Stempfer, MA Industry Manager: Julia Buchberger Business Development Manager: Paul<br />
Pirkelbauer, BA Lektorat: Sophie Müller, MA Design und Layout: Daniela Fruhwirth Credits: Shutterstock (außer anders vermerkt)<br />
Managing Director: Bob Roemké<br />
Medieninhaber: Mediaplanet GmbH, Bösendorferstraße 4/23, 1010 Wien, ATU 64759844 · FN 322799f FG Wien<br />
Impressum: https://mediaplanet.com/at/impressum/ Distribution: Der Standard Verlagsgesellschaft m.b.H<br />
Druck: Mediaprint Zeitungsdruckerei Ges.m.b.H. & Co.KG<br />
Kontakt bei Mediaplanet: Tel: +43 (0) 1 236 34 38 0 E-Mail: hello-austria@mediaplanet.com ET: 25.06.2024<br />
FOTO: DYLAN-POSSO-KTWRQDZAI3M-UNSPLASH<br />
Entwicklungen, die zum Teil auch der<br />
Forschung in Österreich zu verdanken sind,<br />
stehen Dermatolog:innen zahlreiche<br />
– völlig neuartige – Erfolg bringende<br />
Substanzen zur Behandlung bestimmter<br />
Hauterkrankungen zur Verfügung. Das<br />
sogenannte „Drug Repurposing“, also die<br />
Nutzung etablierter Wirkstoffe für neue<br />
Indikationen, könnte nun die Türen zur<br />
Behandlung vieler anderer entzündlicher<br />
Erkrankungen weit öffnen; so beispielsweise<br />
bei Pyoderma gangränosum, einer<br />
Hauterkrankung, die mit Geschwürbildung<br />
einhergeht, oder auch bei hereditären<br />
Erkrankungen mit Verhornungsstörungen<br />
wie Ichthyosen.<br />
Bleiben Sie in Kontakt:<br />
@Mediaplanet Austria<br />
@austriamediaplanet<br />
UNSERE PARTNER:<br />
Autoimmunerkrankung Vitiligo:<br />
Awareness schaffen,<br />
Mut machen<br />
Zum Welt-Vitiligo-Tag am 25. Juni stellt Prof. in Dr. in<br />
Angelika Hofer die chronische Hauterkrankung Vitiligo<br />
vor. Die Dermatologin und Leiterin der Vitiligo-<br />
Ambulanz am Universitätsklinikum Graz schafft<br />
Bewusstsein für Ursachen, Symptome, Verlauf und<br />
Behandlungsansätze.<br />
ao. Univ.-Prof. in Dr. in<br />
Angelika Hofer,<br />
MME<br />
Dermatologin und<br />
Leiterin der Vitiligo<br />
Ambulanz Univ. Klinik<br />
für Dermatologie und<br />
Venerologie<br />
Auenbruggerplatz 8<br />
8036 Graz<br />
Text: Doreen Brumme<br />
FOTO: WERNER STIEBER<br />
Was versteht man unter der<br />
Erkrankung Vitiligo?<br />
Vitiligo ist eine Autoimmunerkrankung der<br />
Haut, deren Auftreten durch bestimmte<br />
genetische Veränderungen begünstigt<br />
wird. Deshalb gibt es oft mehrere Betroffene<br />
in einer Familie. Bei einer Autoimmunerkrankung<br />
arbeitet das Immunsystem<br />
gegen körpereigene Strukturen. Im Fall<br />
von Vitiligo richtet es sich gegen pigmentbildende<br />
Zellen (Melanozyten) in der Haut,<br />
die für die Hautfarbe verantwortlich sind.<br />
Oft geht Vitiligo mit weiteren Autoimmunerkrankungen<br />
wie der Hashimoto Schilddrüsenunterfunktion<br />
einher. Wichtig zu<br />
wissen: Vitiligo ist nicht ansteckend.<br />
Die Hauterkrankung trifft alle<br />
Geschlechter gleichermaßen und tritt<br />
gehäuft um das 10. oder 34. Lebensjahr<br />
erstmals auf. Weltweit leiden 0,5 bis 1,0 %<br />
der Menschen daran.<br />
Bei Vitiligo werden also die pigmentbildenden<br />
Zellen angegriffen, wie äußert<br />
sich das?<br />
Wenn die pigmentbildenden Zellen der<br />
Haut zerstört werden, kann die betroffene<br />
Stelle nicht mehr bräunen und erscheint<br />
weiß. Deshalb wird Vitiligo auch Weißfleckenkrankheit<br />
genannt. Man unterscheidet<br />
dabei zwei Formen: die segmentale Vitiligo<br />
mit einzelnen oder wenigen, meist einseitig<br />
am Körper auftretenden Flecken; und die<br />
nicht segmentale Vitiligo, die beidseits<br />
symmetrisch auftritt. Bei letzterer zeigen<br />
sich die Flecken besonders um Hautöffnungen<br />
an Augen, Mund, Nase, Ohren,<br />
Fingernägel und im Intimbereich. Auch<br />
mechanisch stark belastete Hautpartien<br />
wie Ellenbogen, Knie und Fußknöchel sind<br />
betroffen. Die Flecken fallen plötzlich auf,<br />
wenn die restliche Haut gebräunt wird und<br />
einzelne Stellen weiß bleiben.<br />
Verschlechtert sich Vitiligo kontinuierlich<br />
oder schubweise?<br />
Meist ist der Krankheitsverlauf schicksalshaft:<br />
Nach einem ersten Schub kann die<br />
Erkrankung zum Stillstand kommen (segmentale<br />
Vitiligo) oder in weiteren Schüben<br />
verlaufen (nicht segmentale Vitiligo). Bei<br />
schubhaftem Verlauf sind die Phasen ohne<br />
Verschlechterung individuell unterschiedlich<br />
lang. Diese stabilen Phasen können<br />
Monate bis viele Jahre andauern.<br />
Was begünstigt einen Vitiligo-Schub?<br />
Schübe werden oft durch schwere Stresssituationen<br />
ausgelöst, erste Stellen können<br />
auch nach Sonnenbränden oder Hautverletzungen<br />
auftreten. Oft werden aber gar<br />
keine Auslöser gefunden.<br />
Ist das Hautkrebsrisiko<br />
bei Vitiligo erhöht?<br />
Studien belegen, dass das Hautkrebsrisiko<br />
bei Vitiligo nicht erhöht ist, im Gegenteil:<br />
Schwarzer Hautkrebs (Melanom) tritt bei<br />
Patient:innen mit Vitiligo viel seltener auf.<br />
Selbst nach längerfristigen Salbentherapien<br />
und Lichttherapien mit Schmalband-UVB-<br />
Licht konnte bisher kein erhöhtes Hautkrebsrisiko<br />
nachgewiesen werden.<br />
Ist Vitiligo heilbar? Wenn nicht, mit<br />
welcher Therapie kann sie eingedämmt<br />
werden?<br />
Vitiligo ist derzeit unheilbar, mit konsequenter<br />
Therapie können jedoch eine schubhafte<br />
Verschlechterung verhindert und<br />
einzelne Stellen wieder zufriedenstellend<br />
gebräunt werden. Dabei erzielt eine frühe<br />
Behandlung eine bessere Wirkung. Doch der<br />
Behandlungserfolg hängt wesentlich davon<br />
ab, wie regelmäßig und lange Betroffene die<br />
Therapien durchführen.<br />
Zur Behandlung im Gesicht wird seit<br />
Jahren der sogenannte Calcineurin-Hemmer<br />
(ein Cortison-Ersatz) angewendet, am<br />
Körper Cortison. Die überschießende, gegen<br />
die eigenen Hautzellen gerichtete Immunreaktion<br />
kann damit gut beruhigt werden.<br />
Seit Mitte 2023 ist auch ein topischer<br />
Janus-Kinase-Hemmer (JAK-Inhibitor) in<br />
Österreich zugelassen, der bei Patient:innen,<br />
die auf bisher übliche Lokaltherapien<br />
nicht ausreichend angesprochen haben,<br />
zum Einsatz kommt. Durchgeführte<br />
Studien mit diesem neuen Wirkstoff zeigen<br />
gute Ergebnisse und eine gute Verträglichkeit<br />
auch bei längerfristiger Anwendung<br />
über ein bis zwei Jahre.<br />
Was hat es mit den erwähnten Lichttherapien<br />
auf sich?<br />
Mit den genannten Lokaltherapien wird<br />
zwar das Immunsystem beruhigt, aber die<br />
Bildung neuer pigmentbildender Zellen<br />
nicht ausreichend gefördert. Um die Neubildung<br />
dieser Zellen anzuregen, müssen sich<br />
Vitiligo-Patient:innen sehr dosiert unter<br />
dermatologischer Anleitung dem Sonnenlicht<br />
aussetzen oder eine Lichttherapie mit<br />
einem Schmalband-UVB Licht machen. Beides<br />
unterstützt ebenso dabei, dass Schübe<br />
gestoppt werden.<br />
Wenn die Bräunung der hellen Hautstellen<br />
nach ca. zwei bis vier Monaten<br />
einsetzt, sind zuerst viele kleine braune<br />
Flecken zu sehen und dann allmählich eine<br />
flächige Bräunung (Repigmentierung). Vor<br />
Therapiebeginn muss immer ein individueller<br />
Therapieplan erstellt werden, da es<br />
auch Hautstellen gibt, z. B. die Finger, an<br />
denen zwar das Fortschreiten verhindert<br />
werden kann, aber keine Repigmentierung<br />
Der 25. Juni ist Welt-Vitiligo-Tag!<br />
stattfindet. Aufklärung und Information<br />
sind außerdem essenziell für die<br />
konsequente Therapie-Durchführung der<br />
Patient:innen, die wissen, dass nach drei<br />
Wochen noch keine Besserung zu sehen sein<br />
kann.<br />
Für Aufklärung steht auch der<br />
Welt-Vitiligo-Tag am 25. Juni, oder?<br />
Ja, absolut! Der Welt-Vitiligo-Tag schafft<br />
Awareness für die Krankheit und trägt zum<br />
Wissensaufbau bei. Die Vitiligo wird leider<br />
oft als rein kosmetisches Problem abgetan,<br />
auch von Mediziner:innen: Bei einer<br />
Umfrage gaben 65 Prozent der Patient:innen<br />
an, dass sie von ihren Ärzt:innen gesagt<br />
bekommen hätten, bei Vitiligo gäbe es keine<br />
Therapien.<br />
Dieses Gefühl der Machtlosigkeit und die<br />
offensichtlichen Flecken führen zu einem<br />
Gefühl der Ausgrenzung: 50 Prozent der<br />
Patient:innen bewerten sogar ihre Chancen<br />
im Beruf als schlechter. Infolgedessen<br />
meiden sie soziale Kontakte, privat wie<br />
beruflich. Der Leidensdruck ist hoch und<br />
schlimmstenfalls rutschen die Betroffenen<br />
in eine Depression. Ein Teufelskreis<br />
beginnt, denn der psychosoziale Stress<br />
triggert die Krankheit.<br />
Was raten Sie Vitiligo-Patient:innen in<br />
Bezug auf die Therapie und den Umgang<br />
mit der Erkrankung?<br />
1. Lassen Sie sich hautärztlich untersuchen,<br />
sobald Sie den Verdacht haben, an Vitiligo<br />
erkrankt zu sein.<br />
2. Informieren Sie sich über Therapiemöglichkeiten<br />
und wählen Sie eine Therapie,<br />
die Sie auch längerfristig durchführen<br />
können. Eine Vitiligo-Therapie dauert<br />
sechs Monate oder oft auch länger.<br />
3. Fragen Sie nach Neuentwicklungen,<br />
wenn Sie über längere Zeit keine Verbesserung<br />
der Haut erzielen. Die Forschung<br />
zu Vitiligo läuft auf Hochtouren und neue<br />
Therapieansätze sind vielversprechend.<br />
4. Sie haben kein erhöhtes Hautkrebs-,<br />
jedoch ein erhöhtes Sonnenbrandrisiko<br />
an den weißen Hautstellen. Kurze<br />
Sonnenexpositionen der weißen Stellen<br />
können die Repigmentierung fördern.<br />
Sonnenbrände sind durch regelmäßiges<br />
Auftragen von Sonnenschutz mit hohem<br />
UVA- und UVB-Schutz zu verhindern.<br />
5. Informieren Sie sich über Selbstbräuner,<br />
Camouflage-Makeup und andere kosmetische<br />
Möglichkeiten, um die Flecken<br />
abzudecken. Die richtige Anwendung<br />
zeigen Ihnen Kosmetiker:innen oder<br />
Social Media!<br />
6. Holen Sie sich psychotherapeutische<br />
Hilfe, wenn die Vitiligo Ihre Lebensfreude<br />
trübt!<br />
Sprechen Sie mit einer Hautärztin oder einem Hautarzt über<br />
Möglichkeiten Ihrer Vitiligo-Behandlung.<br />
Mehr Informationen finden Sie unter: www.vitiligo.co.at<br />
AT/VI/NP/24/0021<br />
ERSTELLUNGSDATUM: 06/2024
4 Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
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Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info 5<br />
HAUT<br />
Juckende Knoten:<br />
Ein Überblick zu Prurigo nodularis<br />
Prurigo nodularis ist eine<br />
seltene entzündliche Hauterkrankung,<br />
die durch stark<br />
juckende rote Knoten auf<br />
der Haut gekennzeichnet ist.<br />
Diese Knoten treten meist an<br />
den Gliedmaßen, am Rücken<br />
und am Bauch auf. Der chronische Juckreiz<br />
gehört zu den stärksten, die es gibt, und ist<br />
nur schwer zu lindern.<br />
Das dadurch häufige Kratzen führt zu<br />
Hautveränderungen in Form von Knoten<br />
und Papeln. Der Name „Prurigo<br />
nodularis“ kommt aus dem Lateinischen:<br />
„pruritus“ bedeutet chronischer<br />
Juckreiz und „nodulus“<br />
kleine Knoten.<br />
Quellen:<br />
https://www.hautinfo.at/prurigo-nodularis-knoten-die-unter-die-haut-gehen<br />
https://www.prurigo-nodularis.info/prurigo<br />
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Sanofi<br />
Univ.-Prof. Dr.<br />
Franz Legat<br />
Universitätsklinik für<br />
Dermatologie und<br />
Venerologie,<br />
Medizinische<br />
Universität Graz<br />
FOTO: WERNER STIEBER<br />
HÄUFIGKEIT:<br />
• Betroffen sind<br />
meist Meschen<br />
über 50 Jahren<br />
• Frauen sind häufiger<br />
betroffen<br />
SYMPTOME:<br />
• Stark juckende Knoten auf der Haut<br />
• Aufgekratzte Hautknoten<br />
• Schmerzen in Form von Brennen<br />
• Kribbeln und Beißen<br />
• Juck-Kratz-Kreislauf<br />
Prurigo nodularis:<br />
Neue Hoffnung für Betroffene<br />
AUSWIRKUNGEN:<br />
• Schlafstörungen<br />
• Depressionen<br />
• Angstzustände<br />
• Isolation durch Juckreiz<br />
• Stigmatisierung durch die<br />
Gesellschaft<br />
• Sozialer Rückzug und<br />
Vereinsamung<br />
Patient:innen mit Prurigo nodularis, die sich in Behandlung begeben, können oft erfolgreich behandelt<br />
werden und helfen gleichzeitig dabei, die Therapie weiter zu verbessern, erklärt<br />
Dermatologe Franz Legat.<br />
Wodurch zeichnet sich die Prurigo nodularis<br />
aus?<br />
Die Prurigo nodularis ist die knotige Form<br />
der chronischen Prurigo. Davon sprechen<br />
wir, wenn drei Kriterien erfüllt sind: ein<br />
chronischer, mindestens sechs Wochen<br />
bestehender Juckreiz, Zeichen oder eine<br />
Vorgeschichte chronischen Kratzens auf<br />
der Haut sowie das Vorliegen typischer<br />
knotenförmiger Läsionen. Das Besondere<br />
ist dabei der schwer zu durchbrechende<br />
Juck-Kratz-Zyklus, ein Teufelskreis aus<br />
Jucken und Kratzen, der zu den ausgeprägten<br />
Schädigungen und den pruriginösen<br />
Hautveränderungen führt.<br />
Wir lernen gerade zwar kontinuierlich<br />
Neues dazu, doch warum<br />
manche Patient:innen mit<br />
chronischem Juckreiz eine<br />
Prurigo nodularis entwickeln,<br />
ist nach wie vor nicht ganz klar.<br />
In unseren Breiten entwickelt<br />
ein Fünftel der Bevölkerung im<br />
Laufe des Lebens mindestens<br />
einmal chronischen, länger<br />
als sechs Wochen anhaltenden<br />
Juckreiz. Diese Menschen<br />
können theoretisch auch eine<br />
chronische Prurigo entwickeln.<br />
Bei den meisten Patient:innen tritt<br />
sie im Alter zwischen fünfzig und<br />
siebzig Jahren auf.<br />
Warum ist der Leidensdruck bei<br />
den Patient:innen so hoch?<br />
Die Patient:innen leiden über<br />
Monate oder Jahre unter<br />
extremem Juckreiz. Sie müssen sehr viel<br />
Zeit darauf verwenden, die Erkrankung<br />
im Griff zu behalten. Sie schlafen oft keine<br />
einzige Nacht durch und müssen wegen<br />
des Juckens mehrmals aufstehen, um sich<br />
Linderung zu verschaffen. Der entstehende<br />
Schlafentzug führt dann zu einem massiven<br />
beruflichen und privaten Leistungseinbruch.<br />
Die für die Erkrankung typischen<br />
Hautveränderungen stellen eine zusätzliche<br />
Belastung dar – nicht nur aus ästhetischen<br />
Gründen. Häufig steht die Sorge, sie<br />
könnten als ansteckend wahrgenommen<br />
werden, im Vordergrund. Die Patient:innen<br />
versuchen deshalb, die betroffenen Hautstellen<br />
zu verstecken, bzw. meiden<br />
Situationen, bei denen diese<br />
Knoten sichtbar werden.<br />
Das reicht vom Schwimmbadbesuch<br />
bis hin zu<br />
zwischenmenschlichen<br />
Kontakten. Gesamt<br />
ergibt sich so eine<br />
große psychische<br />
Belastung, die das<br />
Entstehen von<br />
Depressionen oder Angststörungen massiv<br />
begünstigt.<br />
Was bedeuten die Fortschritte in der<br />
Forschung für die Patient:innen?<br />
Seit 2022 verfügen wir erstmalig über einen<br />
zugelassenen Wirkstoff, der bei rund<br />
sechzig Prozent der Patient:innen sehr gute<br />
Ergebnisse zeigt. Ein weiterer vielversprechender<br />
Wirkstoff befindet sich gerade in<br />
der Zulassungsphase. Um diesen Fortschritt<br />
in der Behandlung vorantreiben zu können,<br />
brauchen wir aber eine aktive Studientätigkeit.<br />
Die Studien erfolgen unter kontrollierten<br />
Bedingungen, um größtmögliche<br />
Sicherheit gewährleisten zu können.<br />
Derzeit sind leider viel weniger Personen in<br />
Behandlung, als statistisch zu erwarten<br />
wären. Viele Betroffene haben scheinbar<br />
aufgegeben oder trauen sich nicht, ärztliche<br />
Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei ist die<br />
Erkrankung aufgrund der typischen<br />
Hautveränderungen einfach zu diagnostizieren.<br />
Jede:r Patient:in, die/der sich in<br />
Behandlung begibt, hat nicht nur die<br />
Chance, den Leidensdruck deutlich zu<br />
senken, sondern hilft auch dabei, die<br />
Erkrankung besser zu verstehen und die<br />
Therapien weiter zu verbessern. Dies<br />
kommt dann allen Patient:innen zugute.<br />
Betroffene können sich an unsere Spezialambulanz<br />
für chronischen Pruritus und<br />
chronische Prurigo an der Medizinischen<br />
Universität Graz wenden und einen Termin<br />
vereinbaren.<br />
HAUT<br />
Dr. in med.<br />
Doris Weiss<br />
Fachärztin für<br />
Dermatologie in Wien<br />
und Mödling<br />
Text: Doreen Brumme<br />
FOTO: ZVG<br />
„Der Grundbaustein jeder<br />
Neurodermitis-Therapie ist die<br />
konsequente Basispflege, die<br />
mindestens zweimal täglich<br />
am ganzen Körper aufgetragen<br />
wird – auch da, wo die Haut<br />
gerade unauffällig ist.“<br />
Dr. in med. Doris Weiss, Dermatologin<br />
Tägliche Basispflege<br />
ist das Um und Auf<br />
bei Neurodermitis<br />
Dr. in med. Doris Weiss, Dermatologin und Neurodermitis<br />
Trainerin, erklärt im Interview, warum die Basistherapie<br />
und -pflege bei Neurodermitis unerlässlich ist und wie<br />
sie funktioniert.<br />
Was ist Neurodermitis?<br />
Neurodermitis oder Atopische Dermatitis ist die häufigste chronische<br />
Hauterkrankung im Kindesalter. Je nach Alter sind zwischen fünf und 20<br />
Prozent aller Kinder betroffen, wobei der Großteil eine milde Ausprägung<br />
zeigt. Neurodermitis verläuft meist in Schüben, die Neigung dazu ist erblich<br />
bedingt. Ursächlich kommen mehrere Faktoren zusammen: eine genetisch<br />
bedingte Hautbarrierestörung, entzündete Haut infolge einer überschießenden<br />
Reaktion des Immunsystems und ein unausgeglichenes Hautmikrobiom.<br />
Meist tritt die Neurodermitis im Kleinkindalter auf, sie kann aber auch schon<br />
Babys ab dem 3. Lebensmonat betreffen.<br />
Wie und wo zeigt sich Neurodermitis auf Babyhaut?<br />
Durch die gestörte Hautbarrierefunktion kann die Haut nicht genug Lipide<br />
(Fette) bilden und Feuchtigkeit schlecht speichern. Sie ist daher eher trocken,<br />
rau und reagiert empfindlich auf unterschiedliche Reize. Es zeigen sich<br />
entzündliche Rötungen an der Haut, die stark jucken. Durch das Kratzen wird<br />
die Hautbarriere weiter geschädigt, die Hautveränderungen können nässen<br />
und verkrusten. Erst in weiterer Folge kann es an den betroffenen Stellen zu<br />
einer Vergröberung und Verdickung der Hautstruktur kommen. Bei Babys<br />
zeigt sich die Neurodermitis als Wangenekzem oder an den Streckseiten von<br />
Armen und Beinen. Im Kindergarten- und Schulalter treten dann die klassischen<br />
„Beuge-Ekzeme“ an Ellenbeugen und Kniekehlen auf.<br />
Woran erkennen Eltern, dass ihr Baby starken Juckreiz hat und was ist<br />
zu tun?<br />
Wie auch ältere Kinder sind Babys dann besonders unruhig, irritiert und versuchen,<br />
die juckenden Stellen zu reiben oder kratzen. Ich empfehle deshalb<br />
die Fingernägel stets kurz zu halten. Sobald das Kind die Hautveränderungen<br />
als störend wahrnimmt, sollte jedenfalls eine ärztliche<br />
Vorstellung erfolgen, um schnell Linderung<br />
zu verschaffen und eine weitere Verschlechterung<br />
oder mögliche Komplikationen zu vermeiden.<br />
Am effektivsten lindern verschreibungspflichtige<br />
antientzündliche Cremes den Juckreiz. Aber auch<br />
Basispflegeprodukte mit hohem Wasseranteil wirken<br />
juckreizlindernd und können die Hautbarriere<br />
reparieren.<br />
Wie bleiben Eltern trotz der Sorge<br />
um ihr Kind ruhig?<br />
Mit viel Aufklärung fühlen sich Eltern im Umgang<br />
mit der Erkrankung schnell sicher und strahlen<br />
diese Sicherheit auch aus. Eltern müssen wissen,<br />
wie sie die empfindliche Haut ihrer Kinder richtig<br />
pflegen und welche Möglichkeiten ihnen im akuten<br />
Neurodermitis-Schub zur Verfügung stehen. Beruhigen sollte auch, dass sich<br />
die Neurodermitis dank richtiger Pflege und Therapie im Laufe der Kindheit<br />
meist „auswächst“.<br />
Wie bewältigt eine Familie die Herausforderung Neurodermitis?<br />
Für die Behandlung der Neurodermitis stehen uns mittlerweile sehr gute und<br />
vor allem sichere Behandlungsoptionen zur Verfügung. An erster Stelle steht<br />
jedoch immer die Basispflege. Sie verbessert allgemein das Hautbild und<br />
kann die Frequenz von Neurodermitis-Schüben reduzieren. Dadurch kann<br />
der Einsatz antientzündlicher Lokaltherapien wie Cortison verhindert oder<br />
auf Akutphasen beschränkt werden.<br />
Ich sag‘ immer die Therapie darf nie schlimmer sein als die Krankheit<br />
selbst: Die Pflege sollte sich angenehm auf der Haut anfühlen, rasch einziehen<br />
und die Haut lange mit Feuchtigkeit versorgen. Sie sollte frei von<br />
Duftstoffen und pflanzlichen Inhaltsstoffen sein, da diese gerade bei Patient:innen<br />
mit empfindlicher Neurodermitis-Haut Allergien auslösen können.<br />
Meist lernen Eltern und Kinder gleichermaßen, mit der Neurodermitis<br />
umzugehen. Im Schulalter sind die Kinder alt genug, um sich selbst einzucremen<br />
oder zumindest mitzuhelfen. Damit sie das auch machen, brauchen sie<br />
Vorbilder: Eltern, die sich selbst eincremen.<br />
Die „Neurodermitis-Familie“ benötigt zudem Dermatolog:innen, die sie<br />
begleiten, instruieren, gegebenenfalls Triggerfaktoren abklären und die<br />
passenden Therapien verordnen. Außerdem werden österreichweit Schulungsprogramme<br />
für betroffene Eltern angeboten 1 , die das Verständnis der<br />
Erkrankung und den Austausch untereinander fördern.<br />
1<br />
www. neurodermitis-schulung.at<br />
LEBEN MIT<br />
NEURODERMITIS<br />
Hautpflege bei Babys<br />
mit Neurodermitis:<br />
15 Tipps für Eltern<br />
„Es gibt kein Patentrezept für die<br />
richtige Hautpflege bei Babys mit<br />
Neurodermitis, denn die Krankheit<br />
verläuft individuell.“ – Mag. Karin<br />
Meinhart weiß, wovon sie spricht, denn<br />
sie ist selbst ehemalige Neurodermitis-<br />
Patientin. Die Gründerin von<br />
Hautinfo.at hat Eltern bewährte Tipps<br />
zusammengestellt.<br />
FOTO: ZVG<br />
Mag.<br />
Karin Meinhart<br />
ehemalige Neurodermitis-Patientin<br />
und Gründerin von<br />
Hautinfo.at<br />
Tipps zur Hautreinigung und -pflege<br />
• Babys einmal täglich kurz lauwarm<br />
duschen oder baden<br />
• Verwendung von pH-neutralen, farbstoff- und<br />
duftfreien Waschprodukten<br />
• Haut nie trocken rubbeln, sondern nur sanft tupfen<br />
• Hautpflege direkt auf die noch leicht feuchte Haut auftragen<br />
• konsequente Basispflege zweimal täglich mit Spezialprodukten<br />
(auch zwischen Schüben)<br />
• Hautpflege immer nur dünn auftragen, bei Bedarf nachcremen<br />
• Sommerpflege mit mehr Feuchtigkeit, Winterpflege mit mehr Fett<br />
benutzen<br />
Tipps gegen Juckreiz<br />
• übermäßiges Schwitzen vermeiden, lieber mehrere dünne, lockere<br />
Bekleidungsschichten als eine zu dicke (Zwiebelprinzip)<br />
• Wäsche ohne Weichspüler waschen<br />
• Kleidung und Bettwäsche aus glatten Materialien wie Viskose,<br />
Baumwolle und Seide, keine synthetischen Stoffe, keine Wolle<br />
• kühlende und fett-feuchte Umschläge<br />
• Basispflege für stärkeren Kühleffekt im Kühlschrank lagern<br />
Tipps für den Alltag<br />
• täglich mehrmalige Basispflege braucht Zeit und Ruhe, dafür einen<br />
festen Platz im Tagesablauf einplanen<br />
• Hautpflege-Sessions passend zum Alter des Kindes ritualisieren,<br />
zum Beispiel mit Fingerspielen, Massagen, Liedern und Geschichten<br />
• bei Bedarf psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen<br />
Welche Creme ist für Babyhaut mit Neurodermitis die richtige?<br />
Die Wahl der Creme sollte passend zum jeweiligen Hautzustand<br />
erfolgen. Dabei gilt: Leichte Lotionen sind einfacher aufzutragen als<br />
reichhaltigere Salben und Balsame, die dafür aber die schwächelnde<br />
Hautbarriere mit mehr Rückfettung unterstützen.<br />
Mehr Informationen finden Sie unter: www.hautinfo.at<br />
Erfahre mehr zu der chronischentzündlichen<br />
Hauterkrankung<br />
unter: www.leben-mitneurodermitis.info<br />
MAT-AT-2400492 - 1.0 - 06/2024
6 Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info 7<br />
EXPERTISE<br />
HAUT<br />
INSPIRATION<br />
HAUT<br />
Ao. Univ.-Prof. in<br />
Dr. in Gudrun<br />
Ratzinger<br />
Stellvertretende<br />
Direktorin, Universitätsklinik<br />
für Dermatologie,<br />
Venerologie<br />
und Allergologie<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Generalisierte Pustulöse Psoriasis (GPP):<br />
„Die seltene Erkrankung ist<br />
jetzt gut behandelbar!“<br />
Ao. Univ.-Prof. in Dr. in Gudrun Ratzinger ist Dermatologin und stellvertretende<br />
Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie<br />
und Allergologie und stellt im Interview die Hauterkrankung GPP und ihre<br />
Behandlungsmöglichkeiten vor.<br />
Was versteht man unter GPP?<br />
Die Generalisierte Pustulöse Psoriasis<br />
(GPP) ist eine seltene chronisch-entzündliche<br />
Hauterkrankung mit Überlappungen<br />
aber auch deutlichen Unterschieden zur<br />
klassischen Schuppenflechte. Offiziell liegt<br />
die Zahl der von GPP-Betroffenen bei zwei<br />
bis 100 Fällen pro eine Million Menschen.<br />
Wir an der Hautklinik in Innsbruck sehen<br />
ungefähr einen neuen Fall pro Jahr. Da die<br />
Hauterkrankung mit einer Entzündungsreaktion<br />
(Inflammation) einhergeht, die<br />
sich gegen eigene Strukturen richtet (auto<br />
= selbst), zählt die GPP zu den sogenannten<br />
autoinflammatorischen Erkrankungen.<br />
Was steckt hinter dieser Entzündungsreaktion?<br />
Dahinter steckt die angeborene körpereigene<br />
Abwehr – das ist der ältere, nicht<br />
erworbene Teil des Immunsystems. Bei<br />
GPP kommt es zu einer überschießenden<br />
Reaktion bestimmter Abwehrzellen, die<br />
sich gegen Zellen des eigenen Körpers<br />
richten; das heißt, letztere werden wie körperfremde<br />
Eiweiße bekämpft. Das Immunsystem<br />
spult zum vermeintlichen Schutz<br />
des Körpers sein gewohntes Abwehrprogramm<br />
ab – meist schubweise. Der Verlauf<br />
der GPP kann jedoch variieren, sowohl in<br />
der Zahl und Stärke der Schübe, als auch in<br />
der Länge der schubfreien Phasen.<br />
Die Ursache der Entzündungsreaktion<br />
ist noch nicht vollkommen geklärt. Doch<br />
wir wissen, was schiefläuft: Für die Regulierung<br />
der Entzündung sind bestimmte<br />
Botenstoffe wichtig, die dafür sorgen, dass<br />
Immunzellen miteinander kommunizieren<br />
Text: Doreen Brumme<br />
können. Einer dieser Botenstoffe ist<br />
Interleukin 36, der über einen zugehörigen<br />
Rezeptor an die Immunzellen andockt.<br />
Kommt es hierbei zu „Missverständnissen“,<br />
kann das eine fehlgesteuerte Entzündung<br />
auslösen.<br />
Wie zeigt sich die GPP auf der Haut?<br />
GPP erkennt man an den unzähligen<br />
zunächst nur stecknadelkopfgroßen<br />
Pusteln, die mit Eiter gefüllt sind. Diese<br />
bilden sich innerhalb weniger Tage auf dem<br />
ganzen Körper. Zum Teil können sie sich<br />
auch vereinen. Ausgenommen davon bleiben<br />
Kopf, Hände, Füße und Schleimhäute.<br />
Diese Eiterpusteln sind oberflächlich und<br />
trocknen rasch, infolgedessen ergibt sich<br />
ein trockenes, schuppiges Hautbild.<br />
Gibt es weitere Symptome?<br />
Gegen eine mögliche Infektion arbeitet<br />
der Körper systemisch, also indem er seine<br />
Temperatur erhöht. GPP-Schübe sind demnach<br />
oft mit Fieber verbunden. Typisch<br />
sind auch Schmerzen und ein allgemeines<br />
Schwächegefühl. Die Pusteln können<br />
zudem jucken.<br />
Ist die GPP ansteckend?<br />
Nein. Die Hautkrankheit basiert nicht auf<br />
Erregern wie Viren oder Bakterien. Deshalb<br />
gelten die Pusteln als steril.<br />
Inwieweit ist die „Verwandtschaft“ mit<br />
der Schuppenflechte relevant?<br />
Gut die Hälfte der GPP-Patient:innen hat<br />
eine vorbestehende und/oder begleitende<br />
Schuppenflechte. Die zugrundeliegenden<br />
Entzündungsreaktionen sind jedoch sehr<br />
unterschiedlich.<br />
Wie behandeln Sie eine GPP?<br />
Zuerst wird untersucht, ob ein behandelbarer<br />
Infekt die Hautreaktion ausgelöst hat,<br />
beispielsweise ein Harnwegs- oder ein Lungeninfekt.<br />
Die GPP selbst haben wir bisher<br />
vor allem mit Therapien behandelt, die<br />
auch bei der Schuppenflechte Anwendung<br />
finden, darunter Cortison-Cremes und<br />
Vitamin-A-Säure-Präparate (sogenannte<br />
Retinoide). In Ausnahmefällen kamen<br />
auch systemische Cortisontherapien zum<br />
Einsatz.<br />
Neuerdings gibt es auch Medikamente,<br />
die gezielt in die Therapie in die Entstehung<br />
der GPP eingreifen.<br />
Um die passende Behandlung zu finden,<br />
ist es wichtig, dass sich die Patient:innen an<br />
Fachärzt:innen für Dermatologie wenden.<br />
Diese können beurteilen, ob Verdacht auf<br />
GPP besteht und im Bedarfsfall an eines der<br />
Kompetenzzentren für GPP überweisen,<br />
die über alle Informationen zum aktuellen<br />
Stand der Forschung, den neuesten Therapien<br />
und Behandlungsmöglichkeiten dieser<br />
seltenen und chronischen Erkrankung<br />
verfügen.<br />
Warum ist die Behandlung der GPP<br />
essenziell?<br />
Eine GPP muss unbedingt behandelt<br />
werden, andernfalls kann sie den Lehrbüchern<br />
zufolge lebensbedrohlich verlaufen.<br />
Das ist aber ganz selten.<br />
Dünnhäutig: Wenn die Haut<br />
trocken und gereizt ist<br />
Ein gesunder Lebensstil und sanfte und der eigenen Haut entsprechende<br />
Pflegeroutinen wirken sich positiv auf sensible und gereizte Haut und damit<br />
auf unser Wohlergehen aus.<br />
Die Haut ist nicht nur das größte<br />
Organ des menschlichen Körpers,<br />
sondern auch das einzige, das sich<br />
selbst regenerieren kann. Ist die<br />
Haut gesund, machen wir uns kaum über<br />
sie Gedanken, und wenn doch, dann positive:<br />
Sie erlaubt es uns, selbst feinste Strukturen<br />
zu ertasten und zarteste Berührungen<br />
wahrnehmen zu können – und sie schützt<br />
uns gleichzeitig vor äußeren Einflüssen.<br />
Doch nur, wenn sie elastisch bleibt und<br />
nicht austrocknet, kann sie diese Schutzfunktion<br />
auch erfüllen. Ist das Gleichgewicht<br />
der Hautbarriere gestört, kann<br />
es zu Rötungen, Austrocknung, Brennen,<br />
Juckreiz, Spannungsgefühl oder lokalem<br />
Wärmegefühl kommen und unser Wohlempfinden<br />
nachhaltig gestört werden: Die<br />
Bedeutung des Worts „dünnhäutig“ kommt<br />
also nicht von ungefähr. Tatsächlich ist<br />
trockene Haut dünner als gesunde Haut.<br />
Besonders häufig sind Wangen, Hände,<br />
Unterarme sowie Füße und Schienbeine<br />
betroffen. Fehlen der Haut über einen<br />
längeren Zeitraum Fett und Feuchtigkeit,<br />
kann dies die Schuppenbildung und das<br />
Text: Werner Sturmberger<br />
Entstehen von Rissen und Entzündungen<br />
begünstigen.<br />
Dos & Don’ts für gesunde Haut<br />
Die Ursachen trockener Haut können vielfältig<br />
sein. Dazu zählen Umwelteinflüsse<br />
– Kälte, Hitze, Sonne, Wasser oder Schadstoffe<br />
– genauso wie dermatologische sowie<br />
Hormon- und Stoffwechselerkrankungen.<br />
Wer unter trockener Haut leidet, hat häufig<br />
eine Veranlagung dazu, die durch Lebensstil<br />
und falsche Pflege verstärkt wird. Eine<br />
ärztliche Abklärung der Symptome ist<br />
deshalb immer eine gute Idee. In jedem<br />
Fall trägt ein gesunder Lebensstil auch zur<br />
Gesundheit der Haut bei. Das heißt, zu<br />
den „Don‘ts“ zählen Alkohol, Nikotin und<br />
enganliegende Kleidungsstücke. Alkohol<br />
führt zu vermehrter Schweißbildung und<br />
begünstigt Austrocknung. Die Giftstoffe<br />
im Tabak können das Entstehen von<br />
Hauterkrankungen begünstigen. Zu enge<br />
Kleidungsstücke erschweren es der Haut<br />
zu atmen und fördern Schweißbildung,<br />
was wiederum Austrocknung begünstigt.<br />
Auch besonders raue Stoffe oder chemische<br />
Streicheleinheiten für<br />
empfindliche Haut.<br />
Zusätze irritieren die Haut. Neue Kleidungsstücke<br />
sollten nicht nur deshalb vor<br />
dem ersten Tragen gewaschen werden.<br />
Zu den „Dos“ zählen hingegen die<br />
Verwendung medizinischer Hautpflege<br />
sowie eine ausgewogene Ernährung und<br />
ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Der<br />
Körper benötigt Flüssigkeit, um Lipide an<br />
die Oberhaut leiten und die Haut mit<br />
schützenden Fettverbindungen überziehen<br />
zu können. Gerade im Alter sinkt die<br />
Fähigkeit der Haut, Fette zu bilden und<br />
Feuchtigkeit speichern zu können. Anders<br />
als herkömmliche Hautpflegeprodukte sind<br />
medizinische frei von Zusätzen wie Seife,<br />
Farbstoffe, Parabene, Mineralöle, Silikone,<br />
Aluminiumsalze oder allergieverdächtige<br />
Duftstoffe, die Reizungen hervorrufen<br />
können. Medizinische Hautpflege beinhaltet<br />
konzentrierte, dermatologische Inhaltsstoffe,<br />
die die Hautbarriere schützen. Dabei<br />
handelt es sich aber nicht um Arzneimittel,<br />
sondern um besonders sanfte Pflegeprodukte,<br />
die sowohl die Hygiene als auch die<br />
Hauterneuerung unterstützen und so zur<br />
Gesundheit der Haut beitragen.<br />
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auch im umweltfreundlichen<br />
Nachfüllbeutel<br />
Weitere Symptome der GPP<br />
• Starke Hautschmerzen<br />
• Ein brennendes Gefühl auf der Haut<br />
• Schwerer Juckreiz<br />
• Rötungen und Pusteln<br />
• Trockene Haut, Schuppen und Krusten<br />
GPP betrifft nicht nur die Haut. Folgende<br />
weitere Symptome können auftreten<br />
• Kopfschmerzen<br />
• Fieber<br />
• Schüttelfrost<br />
• Übelkeit<br />
• Müdigkeit<br />
• Gelenkschmerzen<br />
• Muskelschwäche<br />
Act4GPP<br />
Weiterführende Informationen zu GPP, eine Liste der möglichen Symptome, ein Leitfaden für<br />
Fragen bei Ärzt:innen und nützliche Infos sind unter www.act4gpp.com/at/ abrufbar. Die Initiative<br />
Act4GPP unterstützt Patient:innen mit GPP und hilft ihnen, sich im Umgang mit der Erkrankung<br />
verbunden und unterstützt zu fühlen.<br />
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8 Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info 9<br />
INSIGHT<br />
HAUT<br />
5 Missverständnisse<br />
zum Thema Hautkrebs<br />
Dermatologin Dr.in<br />
med. univ. Amanda<br />
Zbyszewski hat Spot the Dot<br />
erzählt, über welche fünf<br />
Missverständnisse sie ihre<br />
Patient:innen regelmäßig<br />
aufklären muss.<br />
FOTO: MARLENE ANNA KRAUSHOFER, MODEL: FRANCA MARIE DONAUBAUER<br />
INSPIRATION<br />
SCHLAF<br />
Text Amanda Zbyszewski für Spot the Dot<br />
„Wenn ich Sonnencreme verwende, werde<br />
ich nicht braun.“<br />
Falsch! Sonnencreme verlängert den<br />
Eigenschutz der Haut und ermöglicht eine<br />
schonende und langanhaltende Bräunung.<br />
Das regelmäßige Eincremen mit Sonnencreme<br />
ist ein Muss, denn jeder Sonnenbrand<br />
erhöht das Hautkrebsrisiko, insbesondere die<br />
Entstehung von Melanomen. Darüber hinaus<br />
sind regelmäßige Hautchecks in jedem Alter<br />
ratsam, um bösartige Veränderungen frühzeitig<br />
zu erkennen.<br />
„Ich habe mich heute schon einmal eingecremt,<br />
das muss reichen.“<br />
Falsch! Der Lichtschutzfaktor (LSF) in Sonnencremen<br />
verlängert den Eigenschutz der<br />
Haut, der jedoch immer wieder aufgefrischt<br />
werden muss. Besonders bei Outdoor-Aktivitäten<br />
sollte alle zwei bis drei Stunden nachgeschmiert<br />
werden, da Schwitzen und Abrieb<br />
die Wirkung mindern können.<br />
„Im Wasser und im Schatten muss ich<br />
mich nicht einschmieren.“<br />
Falsch! Sonnenstrahlen durchdringen<br />
Wasser, Sonnenschirme und sogar leichte<br />
Wolken. Reflektionen von Wasser, Schnee<br />
und Höhenluft verstärken die UV-Strahlung<br />
obendrein. Sonnencreme sollte daher täglich,<br />
unabhängig von der Wetterlage, angewendet<br />
werden.<br />
„Ich bin ein dunkler Hauttyp, ich muss<br />
mich nicht einschmieren.“<br />
Falsch! Auch dunkle Hauttypen können<br />
einen Sonnenbrand bekommen, wenn auch<br />
seltener. Sonnenschutz ist wichtig, um nicht<br />
nur Sonnenbrand, sondern auch Hautalterung<br />
vorzubeugen. Die Eigenschutzzeit<br />
variiert je nach Hauttyp.<br />
„Ich muss viel in der Sonne sein, um genug<br />
Vitamin D zu bekommen.”<br />
Falsch! Du musst dich nicht in der Sonne<br />
braten, um das Vitamin D zu bekommen, das<br />
du brauchst. Längere Sonnenexposition<br />
bedeutet nicht mehr Vitamin D, sondern<br />
erhöht das Risiko für UV-bedingte Hautschäden.<br />
Mithilfe einer ausgewogenen Ernährung<br />
und der täglichen Sonneneinstrahlung durch<br />
Zeiten im Freien wird im Normalfall genügend<br />
aufgenommen.<br />
Was kannst du tun?<br />
1. Schütze deine Haut vor Sonnenschäden<br />
(SPF 50, Schutz durch Kleidung etc.).<br />
2. Untersuche deine Haut jeden Monat<br />
von Kopf bis Fuß.<br />
3. Lasse dich jedes Jahr durch eine:n<br />
Dermatolog:in untersuchen.<br />
4. Sprich über das Thema Hautkrebs.<br />
5. Probiere das kostenfreie<br />
Online-Spiel „Check das<br />
mal“ unter<br />
www.spotthedot.org/<br />
game und lerne dazu.<br />
Über Spot the Dot<br />
Spot the Dot wurde 2015 als gemeinnützige Organisation von der niederländischen Melanom-Patientin Marije Kruis<br />
gegründet. Die Organisation arbeitet mit einem globalen Netzwerk von Leuten aus Kunst und Sport sowie Hautkrebsbetroffenen<br />
und Dermatolog:innen zusammen, um das Bewusstsein für Melanome und andere Arten von Hautkrebs zu<br />
schärfen. Erfahren Sie mehr über Spot the Dot unter www.spotthedot.org und die „Faster Than Skincancer“-<br />
Kampagne unter www.fasterthanskincancer.org. Besuchen Sie außerdem die Website<br />
www.dermaz.at von Dermatologin Dr. in med.univ. Amanda Zbyszewski.<br />
Josef Hoza<br />
Obmann der Patientenorganisation<br />
Selbsthilfe Schlafapnoe<br />
mehr Informationen<br />
unter:<br />
www.ssoe.at/<br />
FOTO: XAVER<br />
Schnarchen als Vorstufe<br />
der Volkskrankheit<br />
„obstruktive Schlafapnoe“ (OSA)<br />
Viele Österreicher:innen schlafen nicht erholsam und sind tagsüber oft müde<br />
und gereizt. Diese Schlafstörungen werden oft unterschätzt, weshalb auch die<br />
Dunkelziffer bei der Krankheit Schlafapnoe sehr hoch ist.<br />
Schlafstörungen können verschiedenste<br />
Ursachen haben. Sie können<br />
durch Einflüsse von außen<br />
verursacht werden, zum Beispiel<br />
durch Schichtarbeit, Lärm oder Ähnliches.<br />
Andere wiederum sind die Folge<br />
körperlicher oder psychischer Erkrankungen.<br />
Weniger bekannt ist jedoch,<br />
dass es Erkrankungen des Schlafes<br />
selbst gibt, die schwerwiegende Folgen<br />
für die Gesundheit haben können, so<br />
auch die obstruktive Schlafapnoe (OSA),<br />
die oft mit lautem Schnarchen beginnt.<br />
Kollaps im Rachen<br />
Die OSA zählt heute zu einer der wichtigsten<br />
Erkrankungen, die im Schlaflabor<br />
untersucht werden. Zirka 49 % der<br />
Männer und 33 % der Frauen zwischen<br />
dem 20. und 81. Lebensjahr sind davon<br />
betroffen. Am stärksten gefährdet sind<br />
Männer der Altersgruppe 40 bis 75. Bei<br />
Frauen tritt die Erkrankung oft erst<br />
mit den Wechseljahren auf, was auf<br />
Umstellungen im Hormonhaushalt<br />
zurückzuführen ist. Die Symptome sind<br />
bei beiden Gruppen dieselben.<br />
Bei der obstruktiven Schlafapnoe (die<br />
oft mit den Auswirkungen des Schlafapnoesyndroms<br />
OSAS verwechselt wird)<br />
kommt es im Schlaf zu Atempausen<br />
(Apnoen), die mindestens zehn Sekunden<br />
und länger andauern. Es wurden<br />
sogar schon zweiminütige Apnoen<br />
beobachtet. Bei Schwerkranken sind<br />
600 Atempausen und mehr pro Nacht<br />
keine Seltenheit. Diese Atempausen<br />
führen jedoch zu einem Sauerstoffmangel<br />
im Gehirn. Besteht eine obstruktive<br />
Schlafapnoe unerkannt über Monate<br />
und Jahre hinweg, entwickelt sich<br />
daher eine chronische Müdigkeit bzw.<br />
Schläfrigkeit mit Einschlafneigung<br />
am Tag. Dies ist unter anderem auch<br />
Ursache für Unfälle am Arbeitsplatz<br />
und insbesondere im Straßenverkehr.<br />
Wann Symptome können auf eine<br />
OSA hindeuten?<br />
Von der OSA betroffen sind vorwiegend<br />
Männer, aber auch Frauen, zwischen<br />
dem 40. und 75. Lebensjahr, die laut<br />
und unregelmäßig schnarchen, übergewichtig<br />
sind und oft auch an Bluthochdruck<br />
leiden. Zusätzlich klagen<br />
Erkrankte über nicht erholsamen<br />
Schlaf, morgendliche Kopfschmerzen,<br />
exzessive Tagesschläfrigkeit, Schwitzen<br />
beim Schlafen, häufiges nächtliches<br />
Harnlassen, Gereiztheit, Depressionen<br />
und sexuelle Funktionsstörungen bis<br />
zur Impotenz.<br />
Häufige Folgen der OSA sind Bluthochdruck,<br />
Herzrhythmusstörungen im<br />
Schlaf, Herzschwäche, Herzinfarkt oder<br />
Schlaganfall im Schlaf sowie erhöhte<br />
Unfallhäufigkeit im Haushalt, am<br />
Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr.<br />
Wie wird eine die obstruktive Schlafapnoe<br />
diagnostiziert?<br />
Neben dem Schlaflabor gibt es auch die<br />
ambulante Diagnostik. Dafür erhalten<br />
Personen mit Verdacht auf Schlafapnoe<br />
für die Verwendung zuhause vom<br />
fachärztlichen Team ein Diagnosegerät<br />
(ähnlich dem 24-Stunden-EKG) und<br />
können im eigenen Bett schlafen. Der/<br />
die Partner:in ist besonders wichtig bei<br />
der Untersuchung, da der/die Erkrankte<br />
das unregelmäßige Schnarchen selbst<br />
nicht hört bzw. die Atempausen nicht<br />
bemerkt. Besonders häufig kommt dies<br />
übrigens beim Schlafen in Rückenlage<br />
vor.<br />
Tabelle zur Einschätzung<br />
des Risikos, an schlafbezogenen<br />
Atmungsstörungen<br />
(z. B. OSA) zu leiden:<br />
Gewichtung Risiko NoSAS Score<br />
NOSAS SCORE<br />
Halsumfang > 40 cm<br />
Übergewicht<br />
BMI > 25<br />
BMI > 30<br />
Schnarchen (eigene Angabe)<br />
Alter > 55<br />
Männliches Geschlecht<br />
4 Punkte<br />
3 Punkte<br />
5 Punkte<br />
2 Punkte<br />
4 Punkte<br />
2 Punkte<br />
NoSAS Score ≥ 8 = hohe Wahrscheinlichkeit,<br />
an einer schlafbezogenen Atemstörung<br />
zu leiden.<br />
Quelle: Hypnolaus Studie Prof. Dr. Heinzer Lausanne
10 Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info 11<br />
COVERSTORY<br />
HAUT<br />
Meine Entscheidung:<br />
Oben ohne glücklich!<br />
Sharon Battiste (33) hat seit ihrer Kindheit kreisrunden<br />
Haarausfall (Alopecia areata). Im Interview berichtet die<br />
deutsche Schauspielerin, Bachelorette 2022 (RTL) und<br />
Sechste bei Let’s Dance 2023, warum sie sich bewusst für<br />
ihre Glatze – und damit für Freiheit und Glücklichsein<br />
entschieden hat.<br />
Text: Doreen Brumme<br />
Sharon, wann hast du bemerkt, dass mit<br />
deinen Haaren etwas nicht stimmt?<br />
Als ich acht Jahre alt war, machte meine<br />
Tanztrainerin mir vor einem Auftritt die<br />
Haare. Plötzlich hielt sie inne und sagte:<br />
‚Was ist denn da los?‘ Sie nahm meinen<br />
Finger und führte ihn zu einer Stelle auf<br />
meinem Kopf – wo ich keine Haare fühlen<br />
konnte. Die Haut dort war haarlos und glatt<br />
wie ein Kinderpopo. Abends sprach ich mit<br />
meiner Mutter und wir beschlossen, abzuwarten.<br />
Diese eine kahle Stelle wuchs zwar<br />
wieder zu – doch mein Haar lichtete sich<br />
an einer anderen. Daraufhin wurde ich von<br />
verschiedenen Ärzt:innen durchgecheckt.<br />
Die Kernaussage aller hallt noch bis heute<br />
nach: ‚Das ist jetzt so.‘<br />
Wie kam es schließlich zur Diagnose<br />
„Kreisrunder Haarausfall“?<br />
Ein paar Jahre später sprach eine Hautärztin<br />
zum ersten Mal von kreisrundem Haarausfall<br />
– Alopecia areata. Ich konnte den<br />
lateinischen Namen weder aussprechen,<br />
noch hatte ich eine Ahnung, was mit der<br />
chronischen Erkrankung auf mich zukommen<br />
würde. Man verschrieb mir Tinkturen<br />
zum Auftragen und Kortison, doch nichts<br />
half: Es zeigten sich immer wieder kahle<br />
Stellen von der Größe eines 2-Euro-Stücks.<br />
Wie schlimm war diese optisch sichtbare<br />
Erkrankung anfangs für dich?<br />
Als Teenagerin belastete sie mich sehr. Ich<br />
war ein extrovertiertes Mädchen, liebte<br />
es, mich zu präsentieren. Der Haarausfall<br />
bremste mich. Ich vergoss viele Tränen<br />
und hegte große Zweifel, weil ich unsicher<br />
war, was die Zukunft bringen würde. Ich<br />
schämte mich wegen der lichten Stellen auf<br />
meinem Kopf; fürchtete, dass man mich<br />
darauf anspricht. Gleich nach dem Aufstehen<br />
tastete ich zuerst nach mir bekannten<br />
Stellen, dann nach neuen.<br />
Was bedeuteten dir deine Haare?<br />
Meine Haare waren immer viel und immer<br />
laut. Sie waren mein Markenzeichen – von<br />
klein auf. Ich liebte sie. Obwohl ich auch<br />
etliche Male erlebte, dass man mir ungefragt<br />
hineingriff, weil sie anders waren als<br />
die Haare meiner Mitmenschen. In der<br />
Schule war ich eine der wenigen People of<br />
Color und die einzige mit einem Afro. Ich<br />
empfand meine Haare stets als eine Art<br />
Schutzmantel – doch angesichts der haarlosen<br />
Stellen hatte ich das Gefühl, dass er<br />
löchrig würde. Das war schwierig für meine<br />
Seele. Ich fühlte mich verletzlich.<br />
Wie kam es dann trotzdem zur mutigen<br />
Entscheidung, dir eine Glatze zu rasieren?<br />
Mit Anfang 20 verstärkte sich mein Haarausfall.<br />
Die lichten Stellen waren mittlerweile<br />
faustgroß, mein Unterkopf fast kahl.<br />
An Zopf oder Dutt war nicht mehr zu denken.<br />
Ich stand seit 2018 regelmäßig vor der<br />
TV-Kamera und fürchtete sehr um meine<br />
Rollen. Mir ging es immer schlechter, mein<br />
Selbstbewusstsein tendierte gegen null.<br />
Aber: Auf meinen Social-Media-Kanälen<br />
sprach ich offen über meinen Haarausfall<br />
und baute eine großartige Community auf,<br />
mit der ich mich seitdem nahezu täglich<br />
austausche. Anders als im Job konnte ich<br />
dort selbst bestimmen, wann ich was wie<br />
sage.<br />
Ich trug tagsüber Perücken. Doch wenn<br />
ich sie vor dem Schlafengehen absetzte,<br />
fühlte ich, wie ich ganz klein wurde. Ich<br />
zog mich immer weiter zurück. Ich ließ mir<br />
eine Perücke aufnähen. Als mehr als die<br />
Hälfte meiner Haare weg waren, fragte ich<br />
mich: ‚Sharon, was sind deine Optionen?‘<br />
Ich hatte 20 Jahre lang mit dem Haarausfall<br />
gekämpft und viel versucht – alles vergebens.<br />
Ich wollte so nicht mehr weitermachen.<br />
Ich sah die letzte aber wichtige<br />
Chance, für mich zu entscheiden, wie ich<br />
mit meinem Haarausfall fertig werde – und<br />
nutzte sie.<br />
‚Ich glaube, die Haare müssen ab …<br />
Schau doch nur, wie ich aussehe!‘, das<br />
sagte ich mir und kurz darauf einer Freundin.<br />
Sie antwortete auf ihre liebenswert<br />
direkte Art: ‚Ja. Das sieht Scheiße aus.‘<br />
Ich rief meine Mama und zwei weitere<br />
Freundinnen an und sagte, dass ich mich<br />
von meinen Haaren trennen wollte. Kurz<br />
darauf klingelten die beiden Freundinnen<br />
an meiner Tür. Sie waren zur moaralischen<br />
Unterstützung angereist. Als die Pizza<br />
abends gegessen war und meine Mädels<br />
wieder loswollten, überkam es mich: Jetzt<br />
oder nie! Wir sprinteten ins Bad, eine<br />
Haarlos glücklich<br />
zu sein ist für jede:n<br />
mit Haarausfall<br />
eine Option.“<br />
Sharon Battiste, Mai 2024<br />
FOTO: ZVG<br />
Freundin hatte die Haarschneidemaschine<br />
vorsorglich aufgeladen, und nach sechs<br />
Minuten hatte ich meine Glatze. Ich bekam<br />
schon Komplimente, doch die Mädels<br />
wollten mir erst noch den Kopf waschen,<br />
bevor ich in einen Spiegel gucken durfte.<br />
Dabei sah ich mich schon in der Armatur:<br />
Überwältigend! Ich rief nach einem Spiegel<br />
und lachte lauthals. Ich fühlte mich mit<br />
der Glatze so erleichtert, frei, sicher, stark,<br />
schön, weiblich – und sexy! Und dieses<br />
Gefühl hielt nicht nur an – es verstärkte sich<br />
sogar. Heute ist die Glatze mein Markenzeichen<br />
und Teil meines Jobs.<br />
Wie kann die Glatze<br />
Teil deines Jobs sein?<br />
Mich zu rasieren, war eine der schwersten<br />
und zugleich besten Entscheidungen<br />
meines Lebens. Ich weiß, eine Glatze ist<br />
nichts für jede und jeden. Doch damit<br />
bestehen andere Möglichkeiten: Perücken,<br />
Accessoires. Haarausfall ist kein Grund,<br />
unglücklich zu leben. Sich haarlos glücklich<br />
zu fühlen – dafür können wir uns entscheiden.<br />
Ich hab’s getan. Oben ohne aufzutreten<br />
und andere bei derselben Entscheidung zu<br />
unterstützen ist jetzt meine Mission.<br />
Sharon, was wünschst du dir<br />
für die Zukunft?<br />
Ich wünsche mir für alle neue Schönheitsideale;<br />
und für mich: Dass sich mein<br />
Haarausfall nicht ausbreitet – meine<br />
Augenbrauen und Wimpern zu verlieren,<br />
wäre ein harte Herausforderung.<br />
Du wünschst dir also kein Heilmittel<br />
gegen deinen Haarausfall?<br />
Nicht für mich. Ich bin oben<br />
ohne glücklich.
12 Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info 13<br />
SCHLAF<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
SCHLAF<br />
Univ.-Prof. in Dr. in<br />
Birgit Högl<br />
Professorin für<br />
Neurologie und<br />
Schlafmedizin sowie<br />
Leiterin der Klinik für<br />
Schlafstörungen und<br />
Vizedirektorin der<br />
Klinik für Neurologie<br />
an der Medizinischen<br />
Universität Innsbruck<br />
FOTO: ZVG<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
Warum schlafen wir,<br />
und was geschieht, wenn nicht?<br />
Unser Verständnis von der Funktion<br />
des Schlafes hat sich in den letzten<br />
Jahrzehnten stark gewandelt. In<br />
historischen Zeiten ging man noch<br />
davon aus, Schlaf sei ein passiver Zustand, in<br />
dem das Gehirn weitgehend abgeschaltet sei.<br />
Durch intensive Forschungstätigkeit wissen<br />
wir mittlerweile, dass unser Gehirn während<br />
des Schlafes viele Funktionen ausführt; nämlich<br />
in genau orchestrierten Regelkreisen<br />
und unter Einsatz und Beteiligung zahlreicher<br />
Hirnareale und Botenstoffe.<br />
Am Anfang der Schlafforschung bestand<br />
der Ansatz darin zu untersuchen, was<br />
geschieht, wenn man Schlaf vollständig<br />
oder teilweise verhindert. Besonders in den<br />
letzten Jahren haben wir diesbezüglich einen<br />
exponentiellen Wissenszuwachs verzeichnen<br />
können. Wir wissen nun, auf welche Art<br />
Schlaf für die Gesunderhaltung des Gehirns<br />
sorgt.<br />
Die Funktion des Gehirns im Schlaf<br />
Es konnte nachgewiesen werden, dass<br />
im Schlaf – insbesondere im Tiefschlaf<br />
und wahrscheinlich auch im REM-Schlaf<br />
(Rapid Eye Movement) – das Gehirn von<br />
schädlichen Eiweißaggregaten, die sich im<br />
Wachzustand dort angesammelt haben,<br />
effizient gereinigt wird. Dieser Reinigungsmechanismus<br />
ist schon nach einer einzigen<br />
Nacht ohne Schlaf beeinträchtigt. Außerdem<br />
verstehen wir zunehmend besser, dass im<br />
Schlaf auch im Gehirn dynamische Prozesse<br />
ablaufen: Zum Beispiel weisen vorm Schlafen<br />
benutzte Gehirnareale während des Schlafens<br />
eine höhere Gehirnaktivität auf, die wir<br />
generell mit Tiefschlaf in Zusammenhang<br />
bringen, als Gehirnareale, die im Wachzustand<br />
nicht intensiv genutzt wurden.<br />
Langfristige Auswirkungen<br />
von Schlafmangel<br />
Bei den Folgen von Schlafmangel gilt es<br />
zu unterscheiden zwischen: akut – eine<br />
Nacht komplett ohne Schlaf (akute Schlafdeprivation);<br />
und chronisch – chronische<br />
partielle Schlafdeprivation genannt, bei<br />
vielen Berufstätigen unter der Woche und bei<br />
Schichtarbeiter:innen der Fall. Innerhalb der<br />
Gruppe der von Schlaflosigkeit betroffenen<br />
Patient:innen gibt es eine kleine Untergruppe,<br />
die objektiv zu wenig Schlaf bekommt.<br />
Die Auswirkungen von akutem, einmaligem<br />
Schlafmangel sind vorwiegend<br />
Aufmerksamkeitsprobleme, beispielsweise<br />
bei monotonen Tätigkeiten; Probleme der<br />
Entscheidungsfähigkeit; Probleme hinsichtlich<br />
bestimmter komplexer sprachlicher<br />
Fähigkeiten; aber auch Probleme bei der<br />
Emotionsregulierung und Stimmungsschwankungen.<br />
Bereits eine Nacht ohne<br />
Schlaf erhöht außerdem die Schmerzempfindlichkeit<br />
und das Risiko, sich mit einer<br />
Erkältung anzustecken.<br />
Bei chronisch zu wenig Schlaf, bei vielen<br />
Menschen in der sogenannten „Rush-<br />
Hour“ des Lebens, gilt es zu bedenken,<br />
dass die Auswirkungen viel weitreichender<br />
sind. Sie erhöhen das Risiko für Herz- und<br />
Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck,<br />
Gewichtszunahme und Diabetes und Beeinträchtigungen<br />
des Immunsystems. Es gibt<br />
darüber hinaus Hinweise auf ein erhöhtes<br />
Risiko für die Entwicklung einer neurodegenerativen<br />
Erkrankung. Das zeigte sich auch<br />
in einer großen Innsbrucker Studie: Bei fast<br />
1.000 Patient:innen konnte gezeigt werden,<br />
dass bereits sehr diskrete Veränderungen<br />
in der objektiven Schlafstruktur mit einem<br />
messbar erhöhten Risiko für die Entwicklung<br />
einer neurodegenerativen Erkrankung nach<br />
mehr als zwölf Jahren Beobachtungszeit einhergingen.<br />
Auch eine amerikanische Studie<br />
konnte nachweisen, dass Patient:innen mit<br />
objektiv verkürzter Schlafdauer in der Mitte<br />
ihres Lebens ein messbar erhöhtes Risiko<br />
aufweisen, im Alter eine demenzielle Erkrankung<br />
zu entwickeln. Ob diese Zusammenhänge<br />
kausal sind, lässt sich aktuell noch<br />
nicht gänzlich sagen.<br />
Solche Forschungsergebnisse sind<br />
jedenfalls Grund genug, sich um die eigene<br />
Schlafgesundheit zu kümmern, und bei<br />
vielen Aktivitäten immer auch genügend Zeit<br />
zum Schlafen einzuplanen. Es geht hier vor<br />
allem um die Zeit, die man sich nimmt, um<br />
im Bett zu liegen. Diese sollte gemäß der<br />
Ansicht aller großen internationalen<br />
Schlafgesellschaften sieben bis neun<br />
Stunden betragen.<br />
Passionsblume – ein pflanzliches<br />
Arzneimittel für gesunden Schlaf<br />
Während des Schlafs regeneriert sich der Körper. Gesunder Schlaf ist daher unerlässlich für ein gesundes<br />
Leben. Doch das Leben selbst ist es, das den Schlaf vieler Menschen stört: In Österreich klagt etwa jede:r<br />
Dritte unter 30 Jahren über Schlafprobleme. Bei den Ü60-Jährigen schlafen 72 Prozent der Frauen und<br />
45 Prozent der Männer schlecht 1 . Mit der Passionsblume bietet die Natur ein pflanzliches Arzneimittel, das<br />
Schlafprobleme lindern kann. Wie es wirkt, erfahren Sie hier.<br />
Warnhinweis: Tropfen zum<br />
Einnehmen. Über Wirkung<br />
und mögliche unerwünschte<br />
Wirkungen informieren<br />
Gebrauchsinformation,<br />
Arzt oder Apotheker.<br />
Die Anwendung dieses<br />
traditionellen pflanzlichen<br />
Arzneimittels bei<br />
nervöser Unruhe und<br />
bei Einschlafstörungen<br />
beruht ausschließlich auf<br />
langjähriger Verwendung.<br />
4 Faktoren, die gesunden<br />
Schlaf ausmachen<br />
Für die Wissenschaft ist Schlaf gesund,<br />
wenn er ausreichend lang, ununterbrochen,<br />
gleichmäßig und erfrischend ist. Der<br />
Schlafbedarf variiert von Person zu Person –<br />
die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt<br />
Neugeborenen 14 bis 17, Schulkindern 9 bis<br />
12, Teenager:innen 8 bis 10 und Erwachsenen<br />
7 bis 8 Stunden Schlaf. Gut zu wissen:<br />
Dass das Schlafbedürfnis im Alter sinkt, ist<br />
ein <strong>My</strong>thos, der sich hartnäckig hält. Es ist<br />
nicht das Mehr an Lebensjahren, das für<br />
weniger Schlaf sorgt, sondern vielmehr die<br />
im Alter nachlassende Gesundheit.<br />
Das bringt Ihnen gesunder Schlaf<br />
Auf eine gute Nacht folgt ein guter Tag.<br />
Denn wer nachts gut schläft, gibt seinem<br />
Körper die Gelegenheit, sich gesund zu<br />
erhalten. Guter Schlaf bringt Ihnen tagsüber<br />
Fokus und Kraft für längere Zeit, um<br />
die vielzähligen und vielfältigen Herausforderungen<br />
des Lebens zu meistern.<br />
Das passiert, während Sie schlafen<br />
Noch ist nicht komplett erforscht, was<br />
während des Schlafens alles passiert – so<br />
viel steht jedoch fest: Viele Funktionen<br />
fährt der Körper herunter, um Energie zu<br />
sparen. Zugleich finden verschiedene Regenerationsprozesse<br />
statt – im Zuge dessen ist<br />
die körpereigene Immunabwehr besonders<br />
aktiv und es werden viele Wachstumshormone<br />
ausgeschüttet. Im Gehirn wandern<br />
die tagsüber erfassten Informationen vom<br />
Kurz- ins Langzeitgedächtnis, damit sie<br />
nicht verloren gehen.<br />
So beeinträchtigt schlechter<br />
Schlaf Ihre Gesundheit<br />
Schlecht ist Ihr Schlaf, wenn Sie Probleme<br />
mit dem Ein- und/oder Durchschlafen<br />
haben und/oder trotz ausreichend Schlaf<br />
nicht fit für Ihren Alltag, sondern stattdessen<br />
müde, gereizt und überfordert sind.<br />
Schlechter Schlaf beeinträchtigt Ihr Wohlbefinden<br />
und auf Dauer Ihre physische wie<br />
psychische Gesundheit. Laut einer aktuellen<br />
Studie2 fühlen Sie sich älter, wenn Sie<br />
zu wenig geschlafen haben – jede Nacht mit<br />
zu wenig Schlaf erhöht Ihr gefühltes Alter<br />
um 0,23 Jahre. Und wer nur zwei Nächte<br />
hintereinander zu wenig schläft, fühlt sich<br />
der Studie zufolge gleich um 4,44 Jahre<br />
älter.<br />
Wie Ihnen die Passionsblume zu<br />
gutem Schlaf verhilft<br />
Die Blüten der Passionsblume zählen zu<br />
den schönsten der Welt. Von den mehr als<br />
500 Arten der Pflanze setzt die Medizin<br />
eine, die Passiflora incarnata, erfolgreich als<br />
Arzneimittel gegen Nervosität und Schlafprobleme<br />
ein. Der Extrakt dieser Passionsblume<br />
steckt unter anderem in den<br />
Passedan ® -Tropfen, die in<br />
Österreich als beliebteste<br />
Einnahmeform gelten<br />
und sich seit Jahrzehnten<br />
bewähren. Die Tropfen<br />
erhöhen die innere Ruhe<br />
und Ausgeglichenheit,<br />
erleichtern das Einschlafen<br />
und verbessern den<br />
Schlafablauf.<br />
Quellen: 1 sleep2-Studie 2023 -<br />
https://schlafstudie.sleep2.com/<br />
die-studie/<br />
2 https://royalsocietypublishing.<br />
org/doi/10.1098/rspb.2024.0171<br />
Buchtipp<br />
Besser Schlafen<br />
ISBN: 978-3-7106-0733-2<br />
Priv. Doz. Dr. med.<br />
Michael Saletu<br />
Neurologe und<br />
Schlafmediziner, Bereichsleiter<br />
Schlafmedizin<br />
am LKH<br />
Graz II, Standort Süd,<br />
Präsident der Österreichischen<br />
Gesellschaft<br />
für Schlafmedizin<br />
(ÖGSM)<br />
Mag. phil. Dr. med.<br />
Omid Amouzadeh-<br />
Ghadikolai<br />
Philosoph, Psychiater<br />
und Schlafmediziner,<br />
GFSG Gesellschaft<br />
zur Förderung seelischer<br />
Gesundheit<br />
GmbH, Beirat Psychiatrie<br />
der ÖGSM<br />
FOTO: THOMAS KLAFFL<br />
FOTO: ZVG<br />
„Für guten Schlaf können<br />
Sie selbst viel tun!“<br />
Der Neurologe Michael Saletu und der Psychiater Omid Amouzadeh-Ghadikolai<br />
stellen die chronische Schlaflosigkeit (Insomnie) als eigenständige Erkrankung<br />
vor und erklären, wie sie diagnostiziert wird. Zudem informieren die beiden<br />
Schlafmediziner darüber, welche bewährten und innovativen Therapien gegen<br />
krankhafte Schlafprobleme helfen und was Betroffene selbst tun können.<br />
Dr. Saletu, Dr. Amouzadeh-Ghadikolai:<br />
Wie schlafen die Österreicher:innen?<br />
Dr. Saletu, Bereichsleiter Schlafmedizin<br />
am LKH Graz II, Standort Süd, und Präsident<br />
der Österreichischen Gesellschaft für<br />
Schlafmedizin (ÖGSM): Die eine Hälfte der<br />
Österreicher:innen schläft unseres Wissens<br />
nach gut. Die andere Hälfte klagt über<br />
gelegentliche Schlafstörungen – etwa zehn<br />
Prozent der Bevölkerung hierzulande leiden<br />
sogar an einer krankhaften Schlaflosigkeit:<br />
der chronischen Insomnie, die man als Volkskrankheit<br />
bezeichnen könnte.<br />
Gibt es Risikogruppen für chronische<br />
Schlaflosigkeit?<br />
Dr. Saletu: Als Risikofaktoren gelten<br />
höheres Alter, chronische Schmerzen und<br />
andere chronische Krankheiten, Immobilität<br />
(schlimmstenfalls Bettlägerigkeit) und damit<br />
oft verbunden ein mangelnder Kontakt<br />
mit natürlichem Licht sowie das weibliche<br />
Geschlecht.<br />
Warum ist Schlaflosigkeit nicht nur für die<br />
Betroffenen, sondern gesamtgesellschaftlich<br />
problematisch?<br />
Dr. Saletu: Schlechter Schlaf erhöht auf Dauer<br />
das Risko für Herz-Kreislauferkrankungen,<br />
Fettleibigkeit (Adipositas) und Depressionen.<br />
Betroffene neigen erfahrungsgemäß zu höherem<br />
Alkoholkonsum und haben insgesamt<br />
eine geringere Lebenserwartung.<br />
Chronische Schlaflosigkeit ist hierzulande<br />
ein Hauptgrund dafür, dass Menschen nicht<br />
zur Arbeit gehen – 11 bis 18 Krankheitstage<br />
und ein jährlicher Verlust am Brutto-Inlands-<br />
Produkt (BIP) von 8.765 Euro pro Einwohner<br />
gehen auf ihr Konto.<br />
Wie unterscheiden Sie gelegentliche Einund<br />
Durchschlafstörungen von krankhafter<br />
Schlaflosigkeit?<br />
Dr. Saletu: Gemäß den Leitlinien der internationalen<br />
Fachgesellschaften für Schlafmedizin<br />
liegt eine krankhafte Schlafstörung<br />
dann vor, wenn man einerseits an mindestens<br />
drei Tagen der Woche über mindestens<br />
drei Monate hinweg Probleme beim Einund/oder<br />
Durchschlafen hat und/oder zu<br />
früh aufwacht und andererseits der schlechte<br />
Schlaf die Tagesbefindlichkeit und -leistung<br />
beeinträchtigt.<br />
Dr. med. Omid Amouzadeh-Ghadikolai,<br />
GFSG Gesellschaft zur Förderung seelischer<br />
Gesundheit GmbH, Beirat Psychiatrie<br />
der ÖGSM: Wichtig für die Diagnose ist<br />
zudem die Eigenbeobachtung der Patient:innen.<br />
Es hilft, kurzfristig, also über circa<br />
zwei Wochen, ein Schlaftagebuch zu führen<br />
– insbesondere dann, wenn man häufiger als<br />
nur gelegentlich das Gefühl hat, schlecht zu<br />
schlafen, und dafür auch keinen konkreten<br />
Grund angeben kann (übermäßiger Stress<br />
in Familie und/oder Job, Lifestyle, der den<br />
gewohnten Tag-Nacht-Rhythmus durcheinanderbringt).<br />
Beim Tracken des eigenen<br />
Schlafverhaltens können auch moderne<br />
digitale Gadgets sinnvoll unterstützen.<br />
Gibt es einen Leitfaden zur Orientierung,<br />
um die Diagnose Insomnie sicherzustellen?<br />
Dr. Amouzadeh-Ghadikolai: In einer<br />
interdisziplinär zusammengesetzten Taskforce<br />
der ÖGSM haben wir die ALiBABA-Checkliste<br />
entwickelt. Dabei handelt es sich um<br />
einen einfach anzuwendenden Interviewleitfaden,<br />
der die wesentlichen Merkmale<br />
einer chronischen Insomnie abfragt und<br />
eine Schweregradbestimmung ermöglicht:<br />
Einschlafstörung, Durchschlafstörung, frühmorgendliches<br />
Erwachen, nicht erholsamer<br />
Schlaf. Erfasst werden zudem die typischen<br />
Liegezeiten im Bett, die bei Schlafgestörten<br />
oft von den tatsächlichen Schlafzeiten<br />
abweichen, sowie die Befindlichkeit am Tage.<br />
Darüber hinaus fragt die Checkliste nach<br />
Anzeichen, die auch auf andere Gesundheitsprobleme<br />
hinweisen können, um diese<br />
als Ursache auszuschließen (sogenannte<br />
Differenzialdiagnostik).<br />
Was bringt die ALiBABA-Checkliste an<br />
Vorteilen?<br />
Dr. Amouzadeh-Ghadikolai: Die ALiBABA-<br />
Checkliste bringt 4 große Vorteile:<br />
1. Strukturierte Herangehensweise: Sie hilft<br />
dabei, die Diagnose und Behandlung von<br />
Insomnie systematisch und strukturiert<br />
anzugehen.<br />
2. Patient:innenbeteiligung: Mit dem<br />
Selbstbeurteilungsteil können Patient:innen<br />
aktiv in ihre Behandlung<br />
eingebunden werden, was zu höherer<br />
Motivation und besseren Behandlungsergebnissen<br />
führen kann.<br />
3. Verlaufsbeobachtung: Die regelmäßige<br />
Anwendung des ISI ermöglicht es, den<br />
Behandlungserfolg zu überwachen und<br />
Anpassungen vorzunehmen.<br />
4. Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Die<br />
Checkliste fördert die Zusammenarbeit<br />
zwischen verschiedenen medizinischen<br />
Fachrichtungen und stellt sicher, dass<br />
alle Aspekte der Insomnie berücksichtigt<br />
werden.<br />
Was sind typische Ursachen<br />
für Schlafstörungen?<br />
Dr. Saletu: Das Wort Schlafstörung gilt<br />
für uns eigentlich als Oberbegriff für sechs<br />
Hauptgruppen: Schlaflosigkeit (Insomnie),<br />
schlafbezogene Atmungsstörung (Schlafapnoe),<br />
Tagesschläfrigkeit hirnorganischer<br />
Ursache (Hypersomnolenzstörungen),<br />
Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen (zum<br />
Beispiel wegen Schichtarbeit), Aufwachstörungen<br />
(zum Beispiel Schlafwandeln)<br />
und nächtliche Bewegungsstörungen (zum<br />
Beispiel Ruhelose Beine).<br />
Wie behandeln Sie die chronische<br />
Insomnie?<br />
Dr. Saletu: Die Schlafmedizin macht große<br />
Fortschritte. Im Zuge dessen liegt der Fokus<br />
aktuell auf individuell zugeschnittenen<br />
Behandlungen – zunächst vorzugsweise<br />
ohne den Einsatz von Medikamenten. Das<br />
Mittel der Wahl ist inzwischen eine kognitive<br />
Verhaltenstherapie für chronische Insomnie<br />
(Cognitive Behavioral Therapy for Insomnia,<br />
CBT-I). Machen die Patient:innen beherzt<br />
mit, sind die Veränderungen hin zum Positiven<br />
in den meisten Fällen rasch spürbar.<br />
Dr. Amouzadeh-Ghadikolai: Die CBT-I<br />
umfasst verschiedene Maßnahmen: Betroffene<br />
brauchen Aufklärung über den Schlaf<br />
(Psychoedukation). Des Weiteren werden<br />
Betroffene von uns dazu angehalten, ihre<br />
Schlafgewohnheiten zu hinterfragen und<br />
etwaige Störfaktoren auszuräumen (Schlafhygiene).<br />
Belegt ist auch, dass verschiedene<br />
Entspannungstechniken schlaffördernd<br />
wirken. Mithilfe einer passgenauen Bettliegezeitverkürzung<br />
lassen sich die Gelegenheiten<br />
fürs Schlafen beschränken. Das erhöht den<br />
Schlafdruck und trägt seinerseits zur Schlafregulierung<br />
bei. Angewöhnen sollten sich<br />
Betroffene, das Bett als reinen Schlafplatz<br />
zu nutzen (Stimuluskontrolle). Kognitive<br />
Techniken helfen den Betroffenen, ihrer<br />
gedankliche Erregung, die Schlaf verhindert,<br />
entgegenzuwirken.<br />
Dr. Saletu: Sie sehen an diesem bunten<br />
Maßnahmenkatalog, dass die Betroffenen<br />
viel selbst tun können, um ihre Schlafstörung<br />
zu bekämpfen. Schlafstörungen sind kein<br />
Schicksal: Verlorengegangener guter Schlaf<br />
lässt sich zurückholen!<br />
Wie sieht es mit Schlafmitteln aus?<br />
Dr. Saletu: Wir sprechen heute von Schlafmitteln,<br />
wenn es um die klassischen Hypnotika<br />
geht: Medikamente, die Schlaf gezielt<br />
verstärken. Diese wirken sehr gut bei akuten<br />
Schlafstörungsepisoden, bergen aber das<br />
Risiko der Gewöhnung. Tritt diese ein, muss<br />
die Dosis erhöht werden, um die gleiche<br />
Wirkung zu erzielen. Hier ist also Vorsicht<br />
geboten.<br />
Forschungsergebnisse deuten darauf hin,<br />
dass bei chronischer Schlaflosigkeit wachheitsfördernde<br />
Hirnregionen nachts<br />
überaktiv bleiben (Hyperarousal). Patient:innen<br />
beschreiben dies häufig als einen<br />
„umgelegten Wachschalter“, der nicht mehr<br />
abzuschalten ist. Der Neurotransmitter<br />
Orexin regt diese Wachheit an. Die neue<br />
Wirkstoffgruppe der Orexin-Rezeptorantagonisten<br />
blockiert die Wirkung von Orexin und<br />
lässt somit wieder natürlichen Schlaf zu, wo<br />
vorher keiner möglich war. Dies ermöglicht<br />
einen stabileren Schlaf, ohne die Verteilung<br />
der Schlafphasen zu verändern. Welches<br />
Medikament im Einzelfall zum Einsatz<br />
kommt, liegt immer im Ermessen der<br />
behandelnden Mediziner:innen.<br />
21.06.2024 AT-DA-0004
14 Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />
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SCHLAF<br />
Kopfschmerzen:<br />
So halten Sie den Schlafstörer in Schach!<br />
Text: Doreen Brumme<br />
INSPIRATION<br />
SCHLAF<br />
Chronische Rhinosinusitis<br />
mit Nasenpolypen<br />
Dr. in med.<br />
Sonja-Maria Tesar<br />
Leiterin der Ambulanz<br />
für Kopf- und<br />
Gesichtsschmerzen<br />
am Klinikum Klagenfurt<br />
und Präsidentin<br />
der Österreichischen<br />
Kopfschmerzgesellschaft<br />
(ÖKSG)<br />
FOTO: GERNOT GLEISS<br />
Kopfschmerzen sollten Sie nicht einfach hinnehmen. Dr. in med. Sonja-Maria<br />
Tesar, Leiterin der Ambulanz für Kopf- und Gesichtsschmerzen am Klinikum<br />
Klagenfurt und Präsidentin der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft<br />
(ÖKSG), erklärt verbreitete Kopfschmerztypen und Behandlungsmethoden.<br />
Welche Kopfschmerzen plagen die Österreicher:innen?<br />
Wir unterscheiden sekundäre Kopfschmerzen als Krankheitssymptom und<br />
primäre Kopfschmerzen als eigenständige Erkrankung. Das Verhältnis von<br />
primären zu sekundären Kopfschmerzen ist 9:1. Die drei verbreiteten primären<br />
Kopfschmerztypen sind Spannungskopfschmerzen, Migräne und<br />
Clusterkopfschmerzen.<br />
Am meisten verbreitet ist der Kopfschmerz vom Spannungstyp. Er drückt<br />
dumpf am ganzen Kopf. Meine Patient:innen beschreiben ihn zum Beispiel als<br />
„zu engen Helm“. Der Schmerz ist mäßig stark, lästig, aber erträglich, wenn man<br />
sich ablenkt. Er beschränkt den Alltag kaum. Man kann ihm gut mit Entspannungstechniken<br />
und Ausdauersport entgegenwirken. Auch eine Kopfschmerztablette<br />
schlägt rasch an.<br />
Etwa eine Million Österreicher:innen1 (15 Prozent der Bevölkerung) leiden an<br />
Migräne. 6.000 Jahre alte Aufzeichnungen zeugen bereits vom Auftritt dieses<br />
komplexen Kopfschmerztyps in der Antike. Von Migräne ist dann die Rede,<br />
wenn der Kopf immer wieder – unbehandelt bis zu drei Tage pro Attacke – einseitig,<br />
pulsierend und pochend schmerzt und der Schmerz sich bei körperlicher<br />
Anstrengung verstärkt. Damit einhergehen können Übelkeit, Erbrechen, Lichtund<br />
Lärmempfindlichkeit. Ruhe ist daher der erste Schritt aus der Migräne,<br />
die den Alltag stark beeinträchtigt. Migränemanagement und Medikation sind<br />
Schritt zwei und drei.<br />
Der Clusterkopfschmerz trifft zwar nur 0,1 bis 0,2 Prozent der Bevölkerung,<br />
dafür aber mit voller Härte. Beim Clusterkopfschmerz geht nichts mehr. Wer<br />
den strengen, einseitigen Kopfschmerz fühlt, kann nicht ruhig bleiben. Betroffene<br />
wollen mit dem Kopf nur noch „gegen eine Wand“. Typisch ist, dass auch das<br />
Auge der betroffenen Seite in Mitleidenschaft gerät: Das Lid hängt und das Auge<br />
tränt und ist errötet. Und mehr noch: Auch die Nase verstopft auf dieser Seite.<br />
Der Clusterkopfschmerz lässt sich mit Medikamenten behandeln.<br />
Was tun, wenn Kopfschmerzen den Schlaf stören?<br />
Guter Schlaf ist ein Muss. Unsere Organe, Muskeln und Gehirn brauchen diese<br />
Zeit, um sich zu entspannen und zu erholen. Ein gestörter Schlaf ist abnorm, der<br />
auf Dauer krank macht. Wenn Kopfschmerzen immer wieder den Schlaf stören,<br />
muss man der Sache auf den Grund gehen. Beobachtung und ein Kopfschmerztagebuch<br />
sind hier sinnvoll. Das hilft bei der Abklärung im ärztlichen Gespräch.<br />
Wichtig ist in jedem Fall: Stress verstärkt jeden Kopfschmerz und beeinträchtigt<br />
die Schlafqualität, weshalb der Lifestyle der Betroffenen entsprechend kritisch<br />
betrachtet werden sollte – mit dem Ziel, den Stresspegel zu senken.<br />
Was raten Sie Patient:innen mit chronischen Kopfschmerzen?<br />
Jeder Schmerz ist ein Warnsignal – und als solches ernst zu nehmen. Chronischer<br />
Kopfschmerz, der den Schlaf und damit die Lebensqualität einschränkt,<br />
kann und sollte behandelt werden. Finden Sie sich nicht damit ab, dass Standarddiagnostik<br />
meist ohne pathologischen Befund bleibt. Gehen Sie der<br />
Ursache auf den Grund, auch wenn diese nicht gleich offensichtlich ist! Wir<br />
Spezialist:innen haben längst das Wissen und spezielle Verfahren, chronischen<br />
Kopfschmerz zu diagnostizieren. Gehen Sie deshalb in ein Kopfschmerzzentrum.<br />
Dort wird Ihnen geholfen!<br />
Quelle: 1 https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/2024/news-im-mai-2024/eine-million-menschen-in-oesterreich-vonmigraene-betroffen/<br />
Sara Jaros ist seit ihrer Jugend Migräne-Patientin<br />
und spricht im Interview darüber, wie sie<br />
ihre immer wieder kehrenden Kopfschmerzen in<br />
Schach hält und wie wichtig ihr der Austausch<br />
mit anderen Betroffenen ist.<br />
Seit wann leiden Sie an Migräne und wie verlief<br />
der Diagnoseprozess?<br />
Schon in meiner Jugend war ich mit Kopfschmerzen<br />
konfrontiert. Mit 21 Jahren explodierte mein<br />
Kopf förmlich nach einem schweren privaten<br />
Schicksalsschlag. Anschließend dauerte es noch<br />
einige mühevolle Jahre bis zur tatsächlichen Diagnose<br />
– inklusive vieler Besuche bei Ärzt:innen und<br />
Ratlosigkeit. Mit der Diagnose kam die Erleichterung,<br />
da ich endlich Zugang zu einer adäquaten<br />
Therapie der Migräne hatte.<br />
Wie empfinden Sie einen Migräneanfall und<br />
welche Faktoren tragen dazu bei, dass die Migräne<br />
verstärkt wird?<br />
Eine Migräneattacke fühlt sich an, als ob jemand<br />
mit einem Hammer permanent auf deinen Schädel<br />
einschlägt. Er bohrt sich durch deine Schädeldecke<br />
und wird von Übelkeit und Erbrechen, Licht- und<br />
Lärmempfindlichkeit sowie Sprachstörungen<br />
begleitet. Faktoren, die meine Migräne verstärken,<br />
sind beispielsweise Stress, unregelmäßiger Schlafrhythmus,<br />
Hormone, Verspannungen, Emotionen<br />
oder das Wetter.<br />
Was mir seit etwa vier Jahren hilft, sind die<br />
Regelmäßigkeit in Bezug auf Schlaf und Essen<br />
sowie Pausen. Ich muss frühzeitig auf die Signale<br />
meines Körpers hören und klare Grenzen setzen. Es<br />
gab schon Phasen, in denen ich sofort eine Attacke<br />
bekam, wenn ich zwei Stunden länger schlafen<br />
wollte. In diesem Zusammenhang ist ausreichend<br />
Schlaf ein wichtiger Faktor, da Schlafmangel,<br />
gepaart mit den vielen anderen Reizen des Tages,<br />
das „Migräne-Fass“ zum Überlaufen bringen kann.<br />
Summieren sich die vielen verschiedenen Reize,<br />
erhöht dies die Wahrscheinlichkeit für einen<br />
Anfall.<br />
Gibt es Ratschläge oder Informationen, die Sie<br />
anderen Migränepatient:innen geben können?<br />
Gib niemals auf, egal wie steinig der Weg auch ist.<br />
Suche dir Unterstützung, z. B. bei unserer Selbsthilfegruppe,<br />
der SHG Kopfweh. Zusätzlich empfehle<br />
ich den Austausch mit Gleichgesinnten, um neue<br />
Perspektiven aufgezeigt zu bekommen. In Österreich<br />
sind etwa eine Million Menschen von Migräne<br />
betroffen, du bist also nicht alleine. Prävention,<br />
Selbstfürsorge sowie der Austausch mit anderen ist<br />
für mich der Schlüssel zu mehr Lebensqualität.<br />
FOTO: ROSWITHA AUMAYR<br />
Sara Jaros, BSc<br />
Soziologin, Mentaltrainerin<br />
& Migräne<br />
Expertin<br />
www.jarosmentaltraining.at<br />
sara_jaros<br />
Dr. Stefan Edlinger<br />
Facharzt für Hals-,<br />
Nasen- und Ohrenkrankheiten<br />
Text Lukas Wieringer<br />
FOTO: PHOTO DIANA KOPAIGORA<br />
HNO-Arzt Dr. Stefan Edlinger berichtet im Interview über den Leidensdruck,<br />
der durch eine chronische Rhinosinusitis entstehen kann – und darüber,<br />
warum Nasenpolypen störend, aber nicht gefährlich sind.<br />
Herr Dr. Edlinger, wir sprechen über<br />
chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen.<br />
Was muss ich mir darunter<br />
vorstellen?<br />
Vereinfacht gesagt ist dies eine spezielle<br />
Form von dauerhaftem Schnupfen. Es<br />
kommt dabei durch Entzündungsvorgänge<br />
im Bereich der Schleimhäute der Nase und<br />
der Nasennebenhöhlen zu Veränderungen,<br />
die eine dauerhafte Entzündung auslösen<br />
und an gewissen Stellen zu Umbauvorgängen<br />
im Bereich der Schleimhäute<br />
führen. Diese Umbauvorgänge sind die<br />
Nasenpolypen.<br />
Sind diese Polypen gefährlich?<br />
Mir ist wichtig zu erwähnen, dass diese<br />
Polypen nicht mit Darmpolypen vergleichbar<br />
sind. Sie sind in<br />
99,999 % der Fälle<br />
keine Krebsvorstufe,<br />
sondern nur eine<br />
bestimmte Form der<br />
Nasenschleimhautentzündung.<br />
Was löst eine solche Entzündung in der<br />
Nase aus?<br />
Die Auslöser sind immer noch nicht ganz<br />
geklärt. Die gängigste These ist, dass<br />
eine sogenannte Typ2-Grunderkrankung<br />
dahinterstecken könnte. Diese Typ2-Erkrankungen<br />
kennen wir von der Allergie, vom<br />
allergischen Asthma. Ähnliche Vorgänge<br />
kommen auch in der Nase ganz gezielt vor<br />
und sind in Mitteleuropa die häufigsten<br />
Grundgruppen der Auslöser.<br />
Ist eine chronische Rhinosinusitis mit<br />
Nasenpolypen gefährlich?<br />
Gefährlich ist es nicht. Ich ziehe aber ganz<br />
gerne den Vergleich mit einer Allergie oder<br />
einer Schwerhörigkeit. Chronische Rhinosinusitis<br />
ist etwas, das die Betroffenen<br />
massiv begleitet und auch sehr stören kann.<br />
Wir als HNO-Ärzt:innen versuchen, unsere<br />
Patient:innen so zu begleiten, dass sie ohne<br />
massive Beeinträchtigungen am Alltagsgeschehen<br />
teilnehmen können.<br />
Wie sehen die häufigsten Sorgen<br />
und Ängste Betroffener aus?<br />
Eine große Gruppe an Patient:innen ist<br />
seit Jahrzehnten betroffen. Hier werden<br />
primär die Fragen gestellt, ob die Erkrankung<br />
wieder weggeht oder ob mit ihr gelebt<br />
werden muss. Außerdem machen sie sich<br />
Sorgen darüber, wie das Leben aussehen<br />
wird. Geht der Geruchssinn verloren, zum<br />
Beispiel. So wird die Erkrankung auch zur<br />
psychischen Belastung. Ein weiteres Thema<br />
ist oft auch die Angst, zu ersticken, weil die<br />
Nase in vielen Fällen so zu ist, dass kaum<br />
Luft durchkommt.<br />
Wie sieht der Zusammenhang von<br />
chronischer Rhinosinusitis und dem<br />
Schlaf aus?<br />
Diese Grunderkrankung beeinträchtigt den<br />
Schlaf ganz massiv. Die Nase befeuchtet,<br />
reinigt und erwärmt im Normalfall unsere<br />
Atemluft. Wenn diese Funktionen wegfallen,<br />
ist Mundatmung angesagt. Vor<br />
allem in Rückenlage kann das aufgrund<br />
von kollabierenden Atemwegen schnell<br />
zu Schnarchen führen – und in weiterer<br />
Folge zu Atempausen. Das führt wiederum<br />
zu schlechterer Schlafarchitektur, zu<br />
häufigerem Aufwachen in der Nacht und<br />
dadurch zu mehr Tagesmüdigkeit. Hier ist<br />
eine Begleitung durch HNO-Ärzt:innen sehr<br />
wichtig, um die Erkrankung und die damit<br />
einhergehenden Beeinträchtigungen so<br />
gering wie möglich zu halten.<br />
Wie wird eine chronische Rhinosinusitis<br />
mit Nasenpolypen behandelt?<br />
Grundsätzlich begleiten wir, wir heilen<br />
nicht. Die Krankheit ist in uns verortet,<br />
sprich, sie ist nicht heilbar. Aber mit Therapieansätzen<br />
kann so behandelt werden,<br />
dass die Beschwerden auf ein Minimum<br />
beschränkt werden können. Der Grundansatz<br />
sind Nasenspülungen, Nasensprays<br />
mit Meerwasser oder auch Cortison. Es<br />
können auch Allergietabletten eingesetzt<br />
werden, um die überschießenden Reizungen<br />
zu reduzieren. Und seit einigen wenigen<br />
Jahren haben wir auch die Möglichkeit,<br />
spezifische Spritzen zu verabreichen. Diese<br />
Behandlung können Betroffene auch selbst<br />
durchführen: Wie eine Thrombosespritze<br />
wird sie in den Bauch gespritzt. Dabei<br />
arbeiten wir mit Biologika, die ganz gezielt<br />
auf die Allergievorgänge abzielen und die<br />
Weiterleitung dieses Reizes bremsen bzw.<br />
unterbinden. Als letzte Möglichkeit gibt es<br />
eine Operation, um die natürliche Funktion<br />
der Nase wiederherzustellen.<br />
Was sollte ich zu einem HNO-Besuch<br />
mitbringen?<br />
Vorbefunde sind immer spannend. Auch<br />
oder gerade von Nasenröntgen oder einem<br />
CT der Nase. Sollte schon eine Operation<br />
erfolgt sein, sind auch die OP-Berichte<br />
wichtig. So können wir gemeinsam einen<br />
bestmöglichen Therapie-Fahrplan erstellen.<br />
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Grund könnte eine chronische<br />
Entzündung in Nase und<br />
Nasennebenhöhlen mit<br />
Nasenpolypen sein.*<br />
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*90 % aller Betroffenen mit chronischer Rhinosinusitis<br />
mit Nasenpolypen (CRSwNP) beklagen eine permanente<br />
Beeinträchtigung ihres Geruchs- bzw. Geschmackssinns.
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SCHLAF<br />
EXPERTISE<br />
BAUCH<br />
Rudolf Graf<br />
Verkaufsleiter bei<br />
Sembella<br />
FOTO: SEMBELLA<br />
Wie man sich bettet …<br />
Rudolf Graf, Verkaufsleiter bei Sembella und ausgewiesener Experte<br />
für die richtige Matratzenwahl, berichtet über die Bedeutung einer<br />
ausführlichen Liegeprobe und beantwortet die Frage, warum auch<br />
Lattenroste kein ewiges Leben haben.<br />
Herr Graf, was zeichnet eine gute<br />
Matratze aus?<br />
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass technische<br />
Gegebenheiten nicht ausschlaggebend<br />
für die Qualität einer Matratze sind. Es gibt<br />
bei jeder Produktgruppe, egal ob das Federkern,<br />
Schaumstoff oder Latex ist, bessere und<br />
weniger gute Produkte. Der erste wichtige<br />
Punkt ist ein gewisser Liegekomfort. Eine<br />
gute Matratze zeichnet aus, dass sie bei körperhervorstehenden<br />
Teilen wie Schulter oder<br />
Becken gut nachgibt – aber z. B. im Lordosenbereich<br />
trotzdem stützt. Ist eine Matratze<br />
zu weich, behindert sie beim Drehen und<br />
Wenden während des Schlafens. Ist sie zu<br />
fest, macht sie Druckstellen.<br />
Wie wirkt sich eine schlechte<br />
Matratze aus?<br />
Dass man während des Nachtschlafs kurz<br />
aufwacht, ist normal und nicht schädlich,<br />
sondern üblich. Aber eine Matratze, die nicht<br />
so gut für den eigenen Körper geeignet ist,<br />
sorgt für häufiges Aufwachen und mitunter<br />
auch für längere Wachphasen. Das wiederum<br />
verhindert erholsamen Schlaf und sorgt für<br />
Müdigkeit. Wenn man in der Früh aufsteht<br />
und sich gerädert statt erholt fühlt, sollte<br />
man das Thema Matratze für sich angehen.<br />
Was muss ich beim Kauf beachten? Macht<br />
Probeliegen vor dem Kauf Sinn?<br />
Eine gute Matratze soll dort nachgeben, wo<br />
sie nachgeben muss, und dort stützen, wo sie<br />
stützen kann. Wie kann man jetzt erkennen,<br />
ob eine Matratze zu mir und meinem Körper<br />
passt? Sie haben es schon angesprochen –<br />
beim Probeliegen. Eine Matratze kauft man<br />
nicht aus dem Prospekt oder im Internet,<br />
sondern nach einem ausführlichen Test. Das<br />
Wichtigste ist, sich Zeit dafür zu nehmen,<br />
denn eine Matratze sollte man doch acht bis<br />
zehn Jahre haben. Im Schnitt sind sie aber<br />
oftmals doppelt so lange in Gebrauch. Ein<br />
Produkt, das so lange verwendet wird, sollte<br />
ausführlich getestet und nicht überhaps<br />
gekauft werden.<br />
Wie kann ich eine Matratze testen?<br />
Sehr wichtig ist, sich Zeit zu lassen. Probeliegen<br />
im Geschäft ist nicht nach fünf Minuten<br />
erledigt. Dafür sollte man sich eine oder noch<br />
besser zwei Stunden Zeit nehmen, um ausgiebig<br />
zu testen. Auch ist es deutlich besser,<br />
eine Matratze im ausgeruhten Zustand zu<br />
testen, nicht im ermüdeten.<br />
Warum das?<br />
Im ausgeruhten Zustand ist der Körper<br />
am empfindlichsten, das heißt, wir spüren<br />
schneller und besser, was uns guttut bzw.<br />
was nicht. Wenn wird dagegen erschöpft<br />
sind und abends Probe liegen, passt uns<br />
bald eine Liegemöglichkeit. Erholt zeigt uns<br />
der Körper einfach sehr deutlich, ob eine<br />
Matratze für uns passt – oder doch eher nicht<br />
so ideal ist.<br />
Wie wichtig ist es, eine auf den eigenen<br />
Körper abgestimmte Matratze zu haben?<br />
Wir Menschen verbringen statistisch gesehen<br />
knapp ein Drittel unserer Lebenszeit auf der<br />
Matratze: zur Erholung, zur Regeneration,<br />
um die körpereigenen Batterien aufzuladen.<br />
All das passiert beim Schlafen. Wenn die<br />
Schlafunterlage zum Körper und zum Liegeverhalten<br />
passt, kann eine bessere Regeneration<br />
auch in kürzerer Zeit stattfinden.<br />
Wie sieht es im Bereich Nachhaltigkeit<br />
bei Matratzen aus?<br />
Wir arbeiten mittlerweile sehr intensiv an<br />
diesem Thema. Wichtig ist, gebrauchte<br />
Matratzen wiederzuverwerten. Es gibt bereits<br />
Produkte, die in der Kreislaufwirtschaft<br />
funktionieren, aber auch solche, wo man<br />
sich nach wie vor schwer tut. Alles, was bunt<br />
oder verklebt ist oder aus einem Materialmix<br />
besteht, ist schwer wiederzuverwerten. Alles,<br />
was aus einem einzigen Material besteht, ist<br />
recht schnell und einfach wiederzuverwerten<br />
– etwa sortenreiner Schaumstoff. Zwischen<br />
80 und 90 Prozent unserer Matratzenhüllen<br />
sind bereits aus recyceltem Material und<br />
können wieder recycelt werden. Ein Federkern<br />
kann eingeschmolzen werden.<br />
Wie wichtig ist das, was sich unter der<br />
Matratze befindet, also zum Beispiel der<br />
Lattenrost?<br />
Zwei Drittel der Wirkung macht die Matratze<br />
aus, ein Drittel der Betteinsatz. Die optimale<br />
Funktion der Matratze kann aber nur dann<br />
erfüllt werden, wenn der Betteinsatz mitarbeitet.<br />
Dort, wo die Matratze stützt, sollte<br />
der Betteinsatz die Matratze stützen. Und<br />
dort, wo die Matratze nachgibt, sollte auch<br />
der Betteinsatz nachgeben. Andernfalls geht<br />
ein Großteil der Funktion der Matratze<br />
verloren. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass<br />
ein Lattenrost tendenziell eher früher reif für<br />
einen Austausch ist als eine Matratze. Durch<br />
Wärme, Feuchtigkeit und Druck kann sich<br />
das Holz verformen und an Festigkeit<br />
verlieren.<br />
mehr Informationen<br />
unter:<br />
www.sembella.at/<br />
Evelyn Groß<br />
Präsidentin ÖMCCV<br />
– Österreichische<br />
Morbus Crohn / Colitis<br />
ulcerosa<br />
Vereinigung<br />
FOTO: JUMAPHOTOGRAPHY<br />
„Ein gesundes<br />
Bauchgefühl“<br />
Morbus Crohn und Colitis<br />
ulcerosa zählen zu den<br />
Chronisch Entzündlichen<br />
Darmerkrankungen<br />
(CED). Ihre<br />
Diagnose gleicht sprichwörtlich<br />
einem Schlag in die Magengrube –<br />
und das, obwohl die mit den Erkrankungen<br />
einhergehenden Verdauungsprobleme häufig<br />
schon Monate bis Jahre zuvor bestehen.<br />
Symptome einer CED sind vielschichtig<br />
Bauchschmerzen, blutige Durchfälle,<br />
Müdigkeit, Gewichtsabnahme, Verstopfung<br />
und Erbrechen bis hin zu Gelenksschmerzen,<br />
Augenentzündungen oder anderen<br />
Begleiterkrankungen können auftreten.<br />
Ich selbst lebe bereits seit 34 Jahren mit<br />
der Diagnose Morbus Crohn. Im Gespräch<br />
mit anderen Betroffenen vergleiche ich<br />
Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen<br />
gerne mit einem Rucksack. Für alle<br />
Beteiligten, vor allem für die Betroffenen<br />
selbst, ist der Rucksack namens CED klar<br />
erkennbar. Doch ebenso wie sich Rucksäcke<br />
optisch unterscheiden können – Material,<br />
Größe, Ausstattung –, verhält es sich auch<br />
mit der CED. Fisteln, Engstellen, sogenannte<br />
Stenose, Operationen, jahrzehntelange<br />
Medikamenteneinnahme, künstlicher<br />
Darmausgang, Inkontinenz, Gelenksbeschwerden<br />
und dergleichen können,<br />
müssen aber nicht im Rucksack namens<br />
CED enthalten sein. Aus diesem Grund ist<br />
ein kontinuierliches spezialisiertes Behandlungsmanagement<br />
wichtig.<br />
Eine frühzeitige Diagnose ist essenziell<br />
Um Komplikationen und schwere Verläufe<br />
vermeiden zu können, sind eine frühe<br />
Diagnosestellung und ein rechtzeitiger Start<br />
des Therapiemanagements essenziell. Hier<br />
muss der Fokus klar auf Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Bewusstseinsbildung im medizinischen<br />
Bereich, Gesundheitskompetenz der<br />
Bevölkerung und Aufbrechen des Tabus<br />
rund um die Verdauung gelegt werden.<br />
Das fäkale Calprotectin als wichtiger<br />
Entzündungsparameter<br />
Darüber hinaus muss meines Erachtens die<br />
Messung des fäkalen Calprotectin (fCal)<br />
wesentlicher Bestandteil von Untersuchungen<br />
und Diagnose sein. Dieser Biomarker<br />
korreliert mit Entzündungen im Darm.<br />
Deshalb ist es unverständlich für mich,<br />
dass dieser Wert viel zu selten bzw. zu spät<br />
bei länger anhaltenden Darmbeschwerden<br />
erhoben wird. Der Fokus wird stattdessen<br />
hauptsächlich auf Blutwerte und mögliche<br />
Infektionen im Gastrointestinaltrakt gelegt,<br />
aber nicht auf diesen Entzündungsparameter.<br />
Viel eher werden die Symptome einer<br />
psychischen Überlastung zugeschrieben<br />
und die Betroffenen mit ihrer Symptomatik<br />
allein gelassen.<br />
Das fäkale Calprotectin kann nicht nur<br />
für die Diagnosestellung ein wertvoller<br />
Biomarker sein, sondern auch für die<br />
Verlaufskontrolle. Unkompliziert und<br />
vor allem nicht invasiv werden über eine<br />
Stuhlprobe der Wert gemessen sowie ein<br />
Therapieansprechen, das<br />
Abklingen der Entzündung<br />
im Darm sowie die Verlaufskontrolle<br />
dargestellt.<br />
Da Morbus Crohn und Colitis<br />
ulcerosa in Schüben auftreten, es<br />
also Phasen – Monate/Jahre – mit hoher<br />
Entzündungsaktivität und Phasen ohne<br />
Krankheitsaktivität gibt, ist es für Betroffene<br />
oftmals schwierig, einen neuen Schub<br />
zu erkennen. Bei Symptomen ähnlich<br />
einer Darminfektion bedeutet die Messung<br />
des fäkalen Calprotectin eine schnelle<br />
und einfache Abklärung durch die hausärztliche<br />
Untersuchung. Kostbare Zeit<br />
und auch finanzielle Ressourcen können<br />
damit gespart werden. Ein Besuch in der<br />
Spezialambulanz oder bei spezialisierten<br />
Gastroenterolog:innen im niedergelassenen<br />
Bereich kann bei einem niedrigen fCal-Wert<br />
vermieden werden. Die Messung des fCal<br />
gibt Betroffenen Sicherheit und die Möglichkeit,<br />
ihre CED im Blick zu haben.<br />
Durch den Austausch von Betroffenen für<br />
Betroffene möchten wir als ÖMCCV,<br />
Österreichische Morbus Crohn/Colitis<br />
ulcerosa Vereinigung, geprüfte medizinische<br />
Informationen, Beratung und Hilfestellung<br />
niederschwellig anbieten.<br />
Österreichische Morbus Crohn/<br />
Colitis ulcerosa Vereinigung<br />
oemccv.at<br />
CED-Kompass – ein Service der ÖMCCV<br />
ced-kompass.at
18 Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info 19<br />
BAUCH<br />
Barbara Gödl-<br />
Purrer, MSc<br />
Physiotherapeutin,<br />
Mitglied Präsidium<br />
Physio Austria<br />
Das „Blasengefühl“ –<br />
Die Stimme aus dem Unterbauch<br />
FOTO: ZVG<br />
Die Organe des Bauch-Becken-Raumes<br />
verfügen über ein „internes“<br />
Meldesystem, das die Kontrolle<br />
der lebenswichtigen Ausscheidungsvorgänge<br />
zuverlässig sicherstellt.<br />
Harnblase und Harnröhre verfügen über<br />
„Sensoren“, die ständig Druck und Dehnung<br />
messen und den Füllzustand an<br />
das Gehirn melden. Bewusst wird uns<br />
letzterer erst, wenn er auf ein gewisses<br />
Level ansteigt. Dann wird uns das „Blasengefühl“<br />
als Harndrang bewusst und wir<br />
suchen die Toilette auf. Die Blase ist ein<br />
Muskelorgan und fasst durchschnittlich<br />
500 ml Urin. Wenn sie sich füllt, entspannt<br />
sich der Blasenmuskel – zum Entleeren<br />
zieht sich der Muskel zusammen. Die Muskeln<br />
der Harnröhre spannen sich umgekehrt<br />
beim Füllen an und öffnen sich beim<br />
Harnlassen. Die gesunde Blase entleert<br />
sich etwa vier- bis sechsmal am Tag und<br />
null- bis einmal in der Nacht. Unterhalb der<br />
Harnblase befindet sich der Beckenboden.<br />
Seine Muskelanteile können die Blase aktiv<br />
von unten stützen und die Harnröhre verschließen.<br />
Das Blasengefühl sagt uns schon vor dem<br />
Harnlassen, ob wenig, mäßig oder viel Urin<br />
in der Blase ist. Durch Schätzen der Blasenfüllmenge<br />
bei Harndrang und anschließendes<br />
Messen der tatsächlich entleerten<br />
Menge kann ein selbstbestimmter Umgang<br />
mit dem Harndrang erlernt werden.<br />
Zusätzlich kann ein gezieltes Anspannen<br />
der Beckenbodenmuskulatur helfen, das<br />
Wasserlassen zeitlich zu steuern. So kann<br />
man auch lernen, dem Blasengefühl zu<br />
vertrauen und die Blase bei Harndrang zu<br />
kontrollieren.<br />
Bei bestimmten Erkrankungen können<br />
diese Kontrollmechanismen der Blase<br />
verändert sein. Dann entgleist auch das<br />
Signalsystem und wir können dem Blasengefühl<br />
allein nicht mehr trauen. Eine<br />
medizinische Abklärung ist hier<br />
notwendig, um die Ursachen zu finden und<br />
eine gezielte Behandlung einzuleiten.<br />
Physiotherapeut:innen mit einer urogynäkologischen<br />
Fachausbildung können<br />
Maßnahmen setzen, um das Selbstkontrollsystem<br />
der Blase und die unterstützende<br />
Funktion des Beckenbodens gezielt zur<br />
Prävention und Behandlung von Blasengesundheit<br />
zu trainieren.<br />
BAUCH<br />
Hertha Deutsch<br />
Vorsitzende der<br />
Österreichischen<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
Zöliakie<br />
FOTO: BRICHTA<br />
Zöliakie ist sehr gut zu bewältigen –<br />
und keine Katastrophe<br />
Etwa ein bis zwei Prozent der österreichischen Bevölkerung leiden an Zöliakie. Hertha<br />
Deutsch, Vorsitzende der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Zöliakie, erklärt, wie<br />
sich die chronische Erkrankung zeigt und wie sie diagnostiziert und behandelt wird.<br />
Was ist Zöliakie?<br />
Zöliakie ist eine immunologisch bedingte<br />
Erkrankung, die durch den Verzehr von<br />
glutenhaltigen Speisen ausgelöst wird und<br />
in jedem Lebensalter auftreten kann. Das<br />
im Weizenkorn enthaltene Klebereiweiß<br />
Gluten und ähnliche Eiweißkörper<br />
in Roggen, Gerste und deren<br />
Abstammungen und Kreuzungen<br />
wie z. B. Dinkel, Grünkern,<br />
Einkorn, Emmer etc. führen zu<br />
einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut.<br />
Dadurch wird die<br />
Nährstoffaufnahme stark beeinträchtigt.<br />
Die Oberfläche einer gesunden Dünndarmschleimhaut<br />
bei Erwachsenen wäre<br />
ausgebreitet so groß wie ein Fußballfeld<br />
– bei einer unbehandelten Zöliakie hätte sie<br />
nur die Größe eines Tischfußballfeldes.<br />
Wie sehen die Symptome bei<br />
Zöliakie aus?<br />
Die Symptome der Zöliakie sind so unterschiedlich<br />
und vielfältig (mehr als 200<br />
sind bekannt), dass Zöliakie als Chamäleon<br />
bezeichnet wird. Die häufigsten Symptome<br />
sind Eisenmangel, Blähungen, Durchfall,<br />
Verstopfung, Muskel- und Gelenksschmerzen,<br />
Leistungsschwäche, Infektanfälligkeit,<br />
Müdigkeit, Kopfschmerzen, Krankheitsgefühl<br />
und Depression.<br />
AT-999-999<br />
Text Doreen Brumme<br />
Warum ist es wichtig, bei diesen Symptomen<br />
auch an Zöliakie zu denken?<br />
Unbehandelt kann die Zöliakie aufgrund<br />
der verminderten Nährstoffaufnahme die<br />
Lebensqualität stark beeinträchtigen und<br />
in späterer Folge auch diverse Erkrankungen<br />
wie Osteoporose und sogar<br />
auch Fehlgeburten verursachen.<br />
Laut Screening-Studien sind ein<br />
bis zwei Prozent der Bevölkerung<br />
Zöliakie-Betroffene, aber nur ein<br />
Zehntel davon ist diagnostiziert.<br />
Die unerkannte Zöliakie belastet:<br />
Die Menschen spüren die Symptome,<br />
laufen von Arzt zu Ärztin, doch hören<br />
immer wieder, dass keine Ursache für ihre<br />
Beschwerden nachweisbar ist, weil an die<br />
spezifische Blutuntersuchung nicht gedacht<br />
wird.<br />
Das heißt, Zöliakie wird mit einer speziellen<br />
Blutuntersuchung diagnostiziert?<br />
Hinweise auf eine Zöliakie geben spezifische<br />
Antikörper (tTG und/oder EMA der<br />
Klasse IgA) im Blut, wobei ein IgA-Mangel<br />
ausgeschlossen werden muss. Anschließend<br />
erfolgt eine Gastroskopie, bei der<br />
Gewebsproben der Dünndarmschleimhaut<br />
völlig schmerzlos aus dem obersten Dünndarmabschnitt<br />
entnommen werden. Bei<br />
Kindern kann bei korrekter Einhaltung<br />
der ESPGHAN-Kriterien die Gastroskopie<br />
entfallen.<br />
Diagnose Zöliakie – was tun?<br />
Die einzige Therapie der Zöliakie ist eine<br />
glutenfreie Ernährung. In unserer Lebensmitteldatenbank<br />
sind über 13.200 Produkte<br />
enthalten, die nach Hersteller:in, Marke oder<br />
Produktgruppe abgefragt werden können.<br />
Die Gastronomiedatenbank, das 700-Seiten<br />
umfassende Zöliakie-Handbuch sowie unsere<br />
Ernährungsseminare und Veranstaltungen<br />
helfen für ein gutes glutenfreies Leben.<br />
Welche drei Tipps haben<br />
Sie für Betroffene?<br />
1. Beginnen Sie keine glutenfreie Ernährung<br />
ohne Diagnose, sonst kann Zöliakie<br />
nicht mehr erkannt werden. Wir empfehlen<br />
Vertrauensärzt:innen.<br />
2. Zuverlässige Informationen finden sie<br />
auf unserer Website www.zoeliakie.or.at;<br />
denn in diversen Social-Media-Foren<br />
kursieren viele Fehlinformationen.<br />
3. Ernähren Sie sich konsequent glutenfrei.<br />
Glutenfrei zertifizierte Lebensmittel<br />
mit dem internationalen<br />
Glutenfrei-Symbol und der Registrierungsnummer<br />
bieten die größtmögliche<br />
Sicherheit durch strenge Kontrollen.<br />
Bauchgefühl:<br />
Darmgesundheit und Psyche<br />
Ein gesunder Darm und psychisches Wohlbefinden hängen eng<br />
miteinander zusammen – insbesondere bei Erkrankungen des<br />
Verdauungstraktes, erklärt der Gastroenterologe Dr. Clemens Dejaco.<br />
Text Werner Sturmberger<br />
Frei von Gluten,<br />
voll von Gutem<br />
Univ.-Prof. Dr.<br />
Clemens Dejaco<br />
Stv. Abteilungsleiter<br />
der Abteilung<br />
Gastroenterologie<br />
und Hepatologie am<br />
Wiener AKH<br />
FOTO: ZVG<br />
Wie hängen Psyche und<br />
Darm zusammen?<br />
Wir alle kennen den Ausdruck „Bauchgefühl“<br />
– etwa, wenn uns etwas betrübt<br />
oder wir uns in einer Situation unwohl<br />
fühlen. Gehirn und Darm beeinflussen sich<br />
dabei wechselseitig. Mittlerweile sprechen<br />
wir von einer Mikrobiota-Darm-Hirnachse:<br />
Nicht nur die vielen Nervenzellen im<br />
Darm, sondern auch der Inhalt des Darms,<br />
also der Stuhl mit dem Mikrobiom, das<br />
Milliarden von Bakterien umfasst, beeinflussen<br />
unser Wohlergehen. Wir lernen<br />
gerade sehr viel Neues über das Mikrobiom<br />
und seine Bedeutung für Gesundheit und<br />
Wohlergehen.<br />
So werden Veränderungen im Mikrobiom<br />
auch im Zusammenhang mit der Entstehung<br />
von Alzheimer, Multipler Sklerose<br />
oder Morbus Parkinson diskutiert. Besonders<br />
deutlich ist dieser Zusammenhang<br />
beim Vorliegen einer chronisch entzündlichen<br />
Darmerkrankung (CED). Dabei findet<br />
man immer wieder eine gestörte Zusammensetzung<br />
des Mikrobioms – man spricht<br />
dann von einer Dysbiose, bei der einzelne<br />
Bakterienstämme andere dominieren.<br />
Dr. Dejaco, Sie leiten die Spezialambulanz<br />
für gastroenterologische Psychosomatik.<br />
Was kann man sich darunter<br />
vorstellen?<br />
Wir wissen, dass negativer Stress<br />
– Erschöpfung, Ausgelaugt-Sein, konstante<br />
Überforderung – uns schadet. Bei Patient:innen<br />
mit einer CED können sich psychische<br />
Belastungen wie Stress, Überforderung,<br />
Depression oder Angst negativ auf den Verlauf<br />
der Erkrankung auswirken. Patient:innen<br />
mit psychischen Erkrankungen sind<br />
häufiger von Krankheitsschüben betroffen<br />
und neigen eher dazu, die Therapie<br />
abzubrechen.<br />
Als fachspezifische Psychosomatik-<br />
Ambulanz versuchen wir durch Erhebung<br />
einer bio-psycho-sozialen Anamnese, den<br />
Menschen in seiner Gesamtheit zu erfassen.<br />
Das heißt, wir fokussieren nicht allein auf<br />
die Krankheitssymptome, sondern versuchen<br />
auch, psychosoziale Umstände<br />
und mögliche Auslöser von Symptomen zu<br />
beleuchten. Neben der Ernährung sind das<br />
etwa einschneidende Lebensereignisse oder<br />
Situationen bzw. Begleitumstände, die die<br />
Erkrankung verschlimmern. Wir versuchen<br />
gemeinsam mit den Patient:innen, diese<br />
Faktoren zu beleuchten und wenn möglich<br />
positiv zu verändern. Wir wollen Betroffene<br />
dabei unterstützen, die Krankheit anzunehmen,<br />
um mit den negativen Folgen<br />
der Krankheit besser umgehen zu können.<br />
Gelingt dies, können negative Verstärkungsspiralen<br />
– wie etwa panikhafte Angstzustände<br />
oder die Tendenz zum sozialen Rückzug<br />
– durchbrochen und die Belastung für die<br />
Psyche und den Körper reduziert werden.<br />
Welche Bedeutung hat die Beziehung<br />
zwischen Ärzt:innen und Patient:innen<br />
bei Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom?<br />
Der Leidensdruck bei Patient:innen ist<br />
häufig sehr hoch, wenngleich bei der<br />
Abklärung der Verdauungsprobleme und<br />
Schmerzen die Befunde oft weitgehend<br />
unauffällig sind. Gleichzeitig geht die<br />
Erkrankung, ähnlich wie bei CED, häufig<br />
mit stark tabuisierten Beschwerden einher:<br />
Stuhlgang, Schmerzen und Intimität der<br />
Patient:innen. Wir möchten deshalb mit<br />
unser Psychosomatik-Ambulanz auch die<br />
betreuenden Ärzt:innen für die Bedürfnisse<br />
solcher Patient:innen mit funktionellen<br />
Störungen des Verdauungssystems sensibilisieren,<br />
da bei diesen Erkrankungen die<br />
Psyche eine große Rolle spielen kann. Das<br />
heißt nicht, dass alle Patient:innen mit<br />
funktionellen Verdauungsstörungen<br />
psychosomatisch evaluiert werden müssen,<br />
es braucht aber ein hohes Maß an Kommunikations-<br />
und Einfühlungsvermögen, um<br />
solche Erkrankungen gut behandeln zu<br />
können.<br />
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