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In caso di mancato recapito si restituisca al mittente che si impegna a pagare la relativa tassa Poste Italiane S.p.A. - Spedizione in abbonamento postale - D.L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 n. 46) art. 1, comma 2 e 3 - DCB Bolzano<br />

Ausgabe <strong>166</strong> | Juli 2024 | BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

An<br />

»Wie die Wunden<br />

der Abtreibung unsere<br />

Gesellschaft prägen« S. 7<br />

Das Ende des<br />

Vertuschens<br />

S. 4<br />

Kinder, Jugendliche<br />

& Pornografie<br />

S. 14<br />

Ein neues Dekret der ital.<br />

Regierung bringt Bewegung<br />

ins Abtreibungsgesetz<br />

S. 16<br />

Geschichten<br />

aus dem <strong>Lebe</strong>n<br />

S. 22<br />

»Lasst uns<br />

Samen säen«<br />

S. 28


Foto: Privat<br />

Inhalt<br />

3 Leitartikel<br />

4 Das Ende des Vertuschens<br />

7 Wie die Wunden der<br />

Abtreibung unsere Gesellschaft<br />

nachhaltig prägen<br />

9 Heilung nach Abtreibung<br />

D<br />

12 Pressesplitter<br />

13 Kalenderfotos 2025<br />

14 Kinder, Jugendliche<br />

& Pornografie<br />

16 Ein neues Dekret der ital.<br />

Regierung bringt Bewegung<br />

ins Abtreibungsgesetz<br />

17 Lügen untergraben<br />

die wertvolle Arbeit der<br />

Beratungsstellen<br />

19 Arzt berichtet, wie er<br />

Ungeborene bei medikamentösen<br />

Abtreibungen rettet<br />

20 Ich kauf mir ein Kind<br />

22 Geschichten aus dem <strong>Lebe</strong>n<br />

24 Unannehmbare Empfehlungen<br />

27 Veranstaltungskalender<br />

28 »Lasst uns Samen säen«<br />

30 Mitgliederversammlung April<br />

◻<br />

Wir bedanken uns ganz herzlich<br />

für alle Spenden und Zuwendungen. Unser Bemühen ist<br />

ganz darauf ausgerichtet, sparsam und effizient mit den<br />

Spendengeldern umzugehen. Trotzdem bleiben noch hohe<br />

Kosten bei den Ausgaben. Vor allem die Monatsmiete der<br />

Büroräume bereitet uns Sorgen. Wäre es für eine Firma ein<br />

Ansporn, uns hierin mit einer monatlichen Zuwendung,<br />

welche von der Steuer absetzbar ist, unter die Arme zu<br />

greifen?<br />

Unsere Zeitschrift LEBE kann auch weiterhin auf Spendenbasis<br />

bezogen werden, wir bitten aber die Leser, denen es<br />

möglich ist, uns mit einem jährlichen Unkostenbeitrag von<br />

25 Euro zu unterstützen.<br />

Ihre Spende ist von der Steuer absetzbar!<br />

Aus dem Ausland: Bitte Ihre Spenden direkt<br />

auf das Konto in Meran überweisen.<br />

UNSER SPENDENKONTO: SPARKASSE MERAN<br />

IBAN: IT84 W060 4558 5910 0000 2711 000<br />

OHL<br />

2<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

BEWEGUNG FÜ̈R DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

Eintragung beim Landesgericht Bozen,<br />

N. 25/92 R. ST. vom 9.9.92<br />

Presserechtlich verantwortlich: Dr. Franz Pahl<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Hildegard Tscholl<br />

Für die Redaktion verantw.: Martha Zöggeler<br />

Redaktionsteam: Rosa Asam, Gustavo Brinholi,<br />

Tobias Degasperi, Hildegard Tscholl,<br />

Martha Zöggeler<br />

Layout: Sylvia Pechlaner, Martha Zöggeler<br />

Korrektur: Rosa Asam<br />

Druck: Lanarepro GmbH<br />

Auflage: 9.400 Stück<br />

Für Textabdrucke bitten wir um Rücksprache<br />

mit der Redaktion. Foto Titelseite: Shutterstock<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG,<br />

Gampenstraße 49, I-39012 Meran<br />

Tel. (+39) 0473 237338<br />

info@bewegungfuerdasleben.com<br />

lebe@bewegungfuerdasleben.com<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

Steuer-Nr.: 94027310211<br />

IBAN: IT84 W060 4558 5910 0000 2711 000<br />

SWIFT/BIC: CRBZIT2BO21<br />

BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

Gampenstraße 49, I-39012 Meran<br />

Tel. +39 0473 237338 | WhatsApp: +39 351 7774669<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

E-Mail Büro: info@bewegungfuerdasleben.com<br />

E-Mail LEBE: lebe@bewegungfuerdasleben.com<br />

BÜROZEITEN:<br />

Am Montag bleibt das Büro geschlossen<br />

Dienstag: 8.30 – 11.30 Uhr und von 14.30 – 17.30 Uhr<br />

Mittwoch: 8.30 – 11.30 Uhr<br />

Donnerstag: 8.30 – 11.30 Uhr<br />

Freitag: 8.30 – 11.30 Uhr<br />

Unser Büro bleibt vom 30. Juli bis 20. August wegen<br />

Ferien geschlossen.<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


Liebe Leser,<br />

der Mensch ist zur<br />

Freiheit berufen!<br />

Sicherlich möchten auch Sie wissen, welche Auswirkungen und Folgen die Abtreibung auf<br />

die Gesellschaft, ja auf die gesamte Entwicklung der Menschheit hat. Deshalb ist es höchste<br />

Zeit, dass wir uns diesem totgeschwiegenen und fast verbotenen Thema stellen und uns<br />

damit auseinandersetzen. Die Abtreibungslobby hat seit jeher eine absolute Vormachtstellung in<br />

den Medien. In der Öffentlichkeit werden nicht nur alle Begleiterscheinungen und Folgen der<br />

langjährigen Praxis der vorgeburtlichen Kindstötung bewusst ausgeblendet, es wird auch die<br />

Abtreibung als die schnelle und ideale Lösung dargestellt. Damit wurden die Weichen für die<br />

Gesetzgebung gestellt und das giftige Gedankengut konnte bis heute in Erziehung, Politik und<br />

Gesellschaft eindringen. Ärzte- und Psychologenteams in verschiedenen Ländern haben jedoch<br />

von Anfang an recherchiert und dokumentiert. Dass bei einer Abtreibung die Frau das zweite<br />

Opfer ist, war ehrlichen Ärzten, Psychologen und selbstdenkenden Menschen schnell klar. Die<br />

Folgen für den Mann wurden erst nach und nach erkannt. Das Leiden der Geschwister<br />

abgetriebener Kinder, ja ganzer Generationen, wird uns erst allmählich bewusst, wenn wir uns in<br />

die Ursachenforschung vertiefen. Dr. Manfred Müller und Claudia Schneidenbach führen uns in<br />

ihren Vorträgen durch die Tür, die den Weg zur Wahrheitsfindung öffnet, denn im tiefsten Sinne<br />

des Wortes macht nur die Wahrheit frei.<br />

Der Mensch ist zur Freiheit berufen, sich für das Wahre, Gute und Schöne zu entscheiden. Im<br />

Zusammenhang mit der Abtreibung bedeutet dies vor allem eine radikale Hinwendung zur<br />

Förderung und zum Schutz des menschlichen <strong>Lebe</strong>ns. Wir bemühen uns, einerseits mit zeitgemäßen<br />

Methoden auf die Menschen zuzugehen, andererseits für Sie, liebe Leser, zu recherchieren<br />

und Ihnen über unsere Medien die entsprechenden Erkenntnisse zu vermitteln.<br />

Ich freue mich, dass Sie uns stets zur Seite stehen und grüße Sie herzlichst!<br />

Hildegard Tscholl<br />

Vorsitzende der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n Südtirol<br />

ADRESSEN LÖSCHEN ODER ÄNDERN<br />

Liebe Leser, bitte teilen Sie uns Adressänderungen oder Abbestellungen rechtzeitig mit.<br />

Wir bekommen nach jedem Versand immer wieder Retoursendungen mit dem Vermerk<br />

„Empfänger verzogen, unbekannt oder verstorben“.<br />

Es ist schade, wenn die Zeitschriften im Müll landen, denn mit den aufgeklebten<br />

Adressetiketten können wir sie nicht mehr weiter verwenden.<br />

LEBE 165/2023 3


TITELTHEMA<br />

Das Ende des Vertuschens<br />

Zur Strategie der Abtreibungsindustrie gehört es, die Opfer<br />

unsichtbar werden zu lassen. Das ungeborene Kind wird, noch bevor<br />

es faktisch abgetrieben wird, verbal ins Nichts gestoßen.<br />

Von Dr. Manfred M. Müller, Priester und Seelsorger an der psychiatrischen Universitätsklinik in Wien<br />

Dr. Manfred M. Müller bei einem Vortrag<br />

im Jänner 2024 in Meran<br />

Monsignore Philip Reilly, Gründer der<br />

internationalen <strong>Lebe</strong>nsschutzbewegung<br />

Helfer für Gottes Kostbare Kinder<br />

(Helpers of God’s Precious Infants) und einer<br />

der großen <strong>Lebe</strong>nsschützer unserer Zeit, sagte<br />

in einem Vortrag in Fatima über das Kind, dem<br />

ersten Opfer der Abtreibung: „Alles klingt so<br />

vernünftig, weil nämlich die Person, um deren<br />

Tötung es geht, nicht zur Konversation dazugehört,<br />

das Opfer ist nicht anwesend. Was aber,<br />

wenn das Opfer dastünde und sagte: ‚Leute,<br />

redet ihr gerade darüber, mich umzubringen?<br />

Du dort sagst, du willst mich töten, und du dort<br />

sagst, du bist dagegen, mich zu töten, aber du<br />

bist durchaus dafür, dass die Person, die mich<br />

umbringen will, die Wahl (choice 1 ) hat. Seid ihr<br />

beide übergeschnappt?’“<br />

Das zweite Opfer<br />

Das zweite Opfer, die Frau, verschwindet im<br />

Abtreibungsvorgang gleichfalls, d.h. ihre<br />

Schmerzen nach der Abtreibung bleiben unausgesprochen.<br />

Aus Heilungsseminaren, in denen<br />

Frauen und Männer Heilung für ihre postabortiven<br />

Leidenszustände suchen, weiß man, dass<br />

eine Vielzahl der zweiten Opfer über lange<br />

1<br />

choice, wörtlich Wahl, umfasst als Schlagwort die Position<br />

der Abtreibungsbefürworter.<br />

Zeiträume hin ihre Schmerzen verdrängen, verbergen,<br />

nicht wahrhaben wollen, bis die Mauern<br />

des Verschweigens zusammenbrechen.<br />

In den Medien herrscht zudem notorisches Vertuschen.<br />

Wie zuletzt im österreichischen Fernsehen.<br />

Ein Bericht über Abtreibung wird gesendet.<br />

Wer kommt zur Sprache? Eine junge Frau, die<br />

ihre Abtreibung als die beste Entscheidung präsentiert.<br />

Das Übliche also: Die mediale Propaganda<br />

verkauft die Fiktion, dass Abtreibung<br />

harmlos ist, jedenfalls keine destruktiven Konsequenzen<br />

hat. Im Gegenteil: Abtreibung als<br />

Lösung.<br />

Dabei wäre es so einfach. Man sollte einfach mal<br />

einen Blick in Internetforen werfen, wo Betroffene<br />

über ihre Erfahrungen berichten. „Der Gedanke<br />

an den Abbruch ist für mich noch heute<br />

sehr schmerzhaft und voller Schuldgefühle. Es<br />

ist nicht wahr, dass mit der Abtreibung alle Probleme<br />

für die Frau vorüber sind. Im Gegenteil!<br />

Es war furchtbar!“ „Die Abtreibung war schrecklich,<br />

ein wahrer Horror. Nach der Abtreibung<br />

empfand ich zunächst Erleichterung. Die Gedanken<br />

daran und das schlechte Gewissen verdrängte<br />

ich lange Zeit. Auf die Dauer konnte ich<br />

dies nicht mehr.“ Zwei Zeugnisse von unzähligen<br />

anderen.<br />

Negative Folgen<br />

Dr. David C. Reardon, der Gründer des Elliot-<br />

Instituts, welches sich seit Jahrzehnten der wissenschaftlichen<br />

Erforschung der negativen Folgen<br />

der Abtreibung widmet, stellte bereits vor<br />

Jahren fest: „Es ist unmöglich, das ungeborene<br />

Kind einer Frau zu töten, ohne sie schwerem<br />

körperlichen, psychischen und geistigen Schaden<br />

auszusetzen. Es gibt keine einzige wissenschaftliche<br />

Studie, die gezeigt hat, dass die Abtreibung<br />

im Durchschnitt tatsächlich Nutzen für<br />

die Frauen hat. Im Gegenteil, es gibt zahlreiche<br />

Studien, die aufzeigen, dass Abtreibung schädigt.<br />

Viele dieser Studien wurden vom Elliot-<br />

Institut durchgeführt. Wir haben unsere Forschungsergebnisse<br />

in großen medizinischen<br />

Fachzeitschriften wie dem British Medical Journal<br />

und dem American Journal of Obstetrics<br />

and Gynecology veröffentlicht. Sie haben<br />

4<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


Foto: Shutterstock<br />

durchwegs dargelegt, dass Abtreibungen mit<br />

höheren Raten von Depression, Substanzenabusus,<br />

psychiatrischen Erkrankungen, Scheidung<br />

und Todesfällen, einschließlich Suizid,<br />

einhergehen.“<br />

Wie könnte es auch anders sein? Oder ist unsere<br />

Zeit schon dermaßen verroht, dass sie wie selbstverständlich<br />

annimmt, man könne ein ungeborenes<br />

Kind töten und danach weitermachen, als<br />

sei nichts geschehen? Abtreibungsbefürworter<br />

stellen das Ungeheuerliche – im Klartext: das<br />

Töten eines Kindes - tatsächlich genauso dar. In<br />

einer Broschüre von pro familia, dem deutschen<br />

Ableger des größten internationalen Abtreibungskonzerns<br />

International Planned Parenthood<br />

Federation, stand geschrieben: „Der<br />

Eingriff dauert ungefähr zehn Minuten. Nach<br />

dem Abbruch gehen Sie zurück in den Ruheraum<br />

und erholen sich bei einer Tasse Kaffee<br />

und Kuchen.“ Es wird kein Kind getötet, ein<br />

harmloser „Eingriff“ wird durchgeführt, Mehlspeise<br />

inklusive.<br />

Depression, Arbeitsunfähigkeit,<br />

Abgestumpftsein<br />

Dazu fällt mir eine Frau ein, die mich vor Jahren<br />

wegen eines Gesprächs aufsuchte. Das Thema:<br />

Ihre Abtreibung. Keiner hatte ihr gesagt, was sie<br />

danach erwartete. Depression, Arbeitsunfähigkeit,<br />

Abgestumpftsein, Flashbacks … Sie, die<br />

einstige Karrierefrau, war ein Wrack. Sie erwog,<br />

den Abtreiber zu verklagen, der ihr den „Eingriff“<br />

schöngeredet hatte.<br />

Ich könnte multiple ähnliche Beispiele bringen.<br />

Doch es gilt: Wer die Wahrheit nicht wahrnehmen<br />

will, dem helfen auch keine Zeugnisse. Für<br />

die Ideologen der Abtreibungsindustrie findet<br />

halt nicht statt, was nicht sein darf. Wo<br />

Abtreibung landauf landab in Talkshows, Zeitungsartikeln<br />

und politischen Verlautbarungen<br />

als „Gesundheitsservice“, „Selbstbestimmung<br />

der Frau“, oder wie die lügnerischen, verharmlosenden<br />

Floskeln auch immer lauten, vermarktet<br />

wird, ist kein Platz für die ungeschminkte<br />

Wahrheit der Frauen und Männer, die es besser<br />

wissen, weil sie die Katastrophe hinter sich<br />

haben.<br />

Ganz zu schweigen von den sogenannten Abtreibungsüberlebenden.<br />

Damit sind zum Beispiel<br />

die Menschen gemeint, die in Familien<br />

aufwachsen, wo eine oder mehrere Abtreibungen<br />

stattgefunden haben. Haben Sie schon mal<br />

in einer Fernsehsendung von diesen Opfern<br />

gehört?<br />

Auch dazu ein Tatsachenbericht<br />

Ein junger Mann, Ende der Zwanziger, sitzt mir<br />

gegenüber. Er hat vor kurzem das Buch Abtreibungsüberlebende<br />

gelesen. Er: „Das bin ich.“<br />

Während der Lektüre gingen ihm nicht nur<br />

sprichwörtlich die Augen auf, sondern mehr<br />

noch: Sein <strong>Lebe</strong>n, und das hieß über weite Strecken<br />

seine nicht verstehbaren Schmerzzustände,<br />

erhielten plötzlich Sinn und Aufhellung. Die<br />

disparaten Puzzlesteine seiner Geschichte fügten<br />

sich zusammen. Es war zunächst nur eine<br />

Indizienkette, doch wusste er, die Indizien waren<br />

unwiderlegbar. Also konfrontierte er seine<br />

Eltern mit der unausweichlichen Frage, ob sie<br />

jemals eine Abtreibung hatten durchführen lassen.<br />

Sein Vater wich der Frage aus, die Mutter<br />

gestand schließlich: Ja.<br />

Vor mir saß ein junger Mann in den, wie man so<br />

sagt, besten Jahren. Er hatte eigentlich das <strong>Lebe</strong>n<br />

vor sich. Er jedoch sagte zu mir, während<br />

die Tränen seine Wangen herunterrannen,<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 5


TITELTHEMA<br />

wörtlich: „Man sagt zu mir, das <strong>Lebe</strong>n sei schön.<br />

Aber mein <strong>Lebe</strong>n ist Scheiße. Ich überlege, mich<br />

umzubringen.“<br />

Dieser junge Mann ist kein Einzelfall. Mitten unter<br />

uns leben Tausende und Abertausende von jungen<br />

Männern und Frauen, die in einer Familie<br />

aufgewachsen sind, wo es zum Horror der Abtreibung<br />

kam. Die Familie, die eigentlich ein Ort<br />

der Geborgenheit und des Grundvertrauens<br />

sein sollte, wird zum Ort des Todes. Wann lassen<br />

wir diese grausame Wirklichkeit der Abtreibungsüberlebenden<br />

an uns heran?<br />

Wann beenden wir<br />

die Vertuschung des Horrors?<br />

Noch bricht sich, wie mir scheint, der Horror<br />

anders Bahn. Ist es Ihnen schon mal aufgefallen,<br />

dass Horrorfilme seit Jahren Hochsaison haben?<br />

Man braucht nur in ein beliebiges Geschäft<br />

zu gehen, welches auch DVDs in seinem<br />

Sortiment hat, dann wird man sehr schnell fündig.<br />

Blutige Messer auf den Covern, blutrünstige<br />

Rituale, grausame Szenen. Zeigt sich nicht<br />

hier, laviert im Medium des Films, die alltägliche<br />

millionenfache, brutale Wirklichkeit des blutigen<br />

Abtreibungsgeschäftes?<br />

Die Geschichte lehrt, dass Ideologien, selbst<br />

wenn sie noch so vehement und global lanciert<br />

werden, ein Ablaufdatum haben. Denn die<br />

Wahrheit mag zwar unterdrückbar<br />

sein, aber nicht<br />

auslöschbar. Dort, wo das<br />

mediale und politische<br />

Establishment blindlings<br />

die Parolen der Abtreibungsindustrie<br />

wiederkäut,<br />

schafft sich der leidende<br />

Mensch eine<br />

Stätte, wo er sich der political<br />

correctness entziehen<br />

kann; vorzugsweise<br />

ist dies das Internet. Vergessen<br />

werden sollte dabei<br />

nie das Grundlegende:<br />

Das Abtreibungsopfer<br />

benötigt nicht die<br />

definitive wissenschaftliche<br />

Studie, die<br />

ihm attestiert, dass es leidet.<br />

Der konkrete Mensch<br />

ist nicht angewiesen auf<br />

die Studie. Er leidet jetzt. Er leidet tief. Er braucht<br />

jetzt Hilfe.<br />

Amerika ist diesbezüglich weiter. Die Tatsache,<br />

dass das infame Urteil Roe-versus-Wade, welches<br />

Abtreibung in Amerika 1973 legalisierte,<br />

2022 vom Obersten Amerikanischen Gerichtshof<br />

aufgehoben wurde, hat sich unter anderem<br />

dem zu verdanken, dass in den Vereinigten Staaten<br />

mehr und mehr Frauen (und auch Männer)<br />

sich nicht länger den Mund verbieten lassen.<br />

Sie artikulieren ihren Schmerz nach der Abtreibung.<br />

Eine der frühen amerikanischen Aufklärungsbewegungen<br />

hatte den bezeichnenden<br />

Namen: Women exploited by choice – Frauen,<br />

ausgebeutet durch die Abtreibungsideologie.<br />

Eine andere Bewegung unserer Tage heißt: Silent<br />

no more – Nicht länger schweigen (https://<br />

www.silentnomoreawareness.org/).<br />

Wie sagt die Redensart? – Lügen haben kurze<br />

Beine. Auch die Lügen der Abtreibungsindustrie<br />

kollabieren. Es ist eine Frage der Zeit. Denn die<br />

Opfer sind, gerade weil sie schwach sind, auf die<br />

Dauer stärker; das Leiden ist, weil es urmenschlich<br />

und wahr ist, aussagekräftiger als jede noch<br />

so gewiefte Vertuschungsstrategie. „Die Wahrheit<br />

wird euch frei machen“, so der kurze Indikativ<br />

aus dem Munde des Herrn im Johannesevangelium.<br />

Die Wahrheit, nicht die Lüge. Noch dann,<br />

wenn die Wahrheit eine bittere ist. ◻<br />

ZUM WEITERLESEN:<br />

6<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


Wie die Wunden<br />

der Abtreibung unsere<br />

Gesellschaft nachhaltig prägen<br />

Claudia Schneidenbach lebt mit ihrem Mann in Oberbayern. Siebzehn Jahre<br />

lang hat sie in Wien bei Human Life International (HLI) – Österreich für<br />

Schwangere in Not gearbeitet. Seit vielen Jahren widmet sie sich nun der<br />

Heilung von Wunden nach Abtreibung. Im November 2023 hielt sie in Bozen<br />

und Meran auf Einladung der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n zwei Vorträge zu diesem<br />

Thema. LEBE führte mit Claudia Schneidenbach folgendes Interview:<br />

LEBE: Sie widmen sich Frauen und Männern, die<br />

nach Abtreibung professionelle Hilfe suchen.<br />

Wie wird diese Hilfe gestaltet?<br />

CLAUDIA SCHNEIDENBACH: Es braucht Versöhnung -<br />

zuerst mit Gott, dann mit dem getöteten Kind,<br />

mit den Menschen, die Druck machten oder im<br />

Stich ließen, und natürlich auch, was oft am<br />

schwersten fällt, Versöhnung mit sich selbst. In<br />

der Aufarbeitung ist es nötig, sich der Wahrheit<br />

zu stellen, wie es zur Abtreibung kam und dass<br />

die Tötung des Kindes schweres Unrecht war.<br />

Claudia Schneidenbach beim Vortrag in Bozen<br />

Es ist wichtig, dass man der betroffenen Person<br />

hilft, ihren Anteil an Schuld zu erkennen und<br />

dafür Verantwortung zu übernehmen. Sodann<br />

braucht es Schritte, um dem Kind, das oft lange<br />

verdrängt wurde, einen Namen zu geben, zu<br />

ihm Beziehung aufzubauen. Es braucht<br />

Trauerarbeit. Und es braucht nichts Geringeres<br />

als eine Umkehr, eine Neuordnung des <strong>Lebe</strong>ns<br />

und ein bedingungsloses Ja zum <strong>Lebe</strong>n. Der<br />

Grad einer Heilung nach Abtreibung ist davon<br />

abhängig, ob Gott in die Aufarbeitung<br />

miteinbezogen wird oder nicht. Ja, man kann<br />

verdrängen. Man kann (therapeutische)<br />

Methoden lernen, um mit dem Schmerz<br />

umzugehen oder ihn zu umschiffen. Die<br />

Erfahrung vieler zeigt aber, dass diese<br />

Menschen keine echte, tiefgreifende und<br />

anhaltende Heilung erfahren.<br />

LEBE: Wenn wir von Betroffenen sprechen,<br />

denken wir zumeist an die Frau. Aber auch<br />

Männer leiden. Gibt es Unterschiede in den<br />

Folgen?<br />

CLAUDIA SCHNEIDENBACH: Eine Frau ist<br />

unmittelbarer von der Tötung ihres Kindes<br />

getroffen, sie fühlt ihren leeren Schoß. Sie kann<br />

aufgrund des Eingriffes körperliche Folgen<br />

bekommen, unfruchtbar werden, ein erhöhtes<br />

Brustkrebsrisiko tragen etc. Mögliche<br />

psychische Folgen nach Abtreibung sind unter<br />

der sog. „Posttraumatischen Belastungsstörung<br />

(PTBS)“ aufgelistet. Das zeigt, dass<br />

Abtreibung für viele Frauen ein traumatisierendes<br />

Geschehen ist. Männer spielen in<br />

90% der Abtreibungsentscheidungen eine<br />

wesentliche Rolle. Sie können um ihr Kind<br />

kämpfen, (emotional) abwesend sein, die<br />

Entscheidung ganz der Frau überlassen oder<br />

Druck auf Abtreibung machen. Je nach ihrer<br />

Rolle im Konflikt sind mögliche auftretende<br />

Folgen: extreme Gefühle von Ohnmacht und<br />

Wut, Abkapselung, lähmende Schuldgefühle,<br />

Suchtverhalten (Alkoholsucht, Pornographiesucht,<br />

Workoholismus, ...), Beziehungs- und<br />

sexuelle Störungen etc.<br />

LEBE: Wie geht es Geschwistern abgetriebener<br />

Kinder?<br />

CLAUDIA SCHNEIDENBACH: Dr. Philip Ney und seine<br />

Frau Dr. Marie Peeters-Ney haben die<br />

Problematik sog. Abtreibungsüberlebender<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 7


eschrieben und sie in zehn Typen eingeteilt. 1<br />

Das sind zum Beispiel Kinder, die in Familien<br />

aufwachsen, in denen eines oder mehrere ihrer<br />

Geschwister durch Abtreibung ums <strong>Lebe</strong>n<br />

gekommen sind. Oder Kinder, denen man<br />

sagte, man hätte sie besser abtreiben sollen,<br />

oder deren Abtreibung, wiewohl geplant,<br />

letztlich dann doch nicht durchgeführt wurde.<br />

Auch Kinder, die in Ländern mit hohen<br />

Abtreibungszahlen geboren werden. Diese<br />

Überlebenden leiden unter existentiellen<br />

Schuldgefühlen und Ängsten (warum leben<br />

sie, während ihr Geschwister tot ist?), haben<br />

Beziehungsprobleme sowie Probleme mit<br />

Autorität; leiden häufig an chronischem<br />

Misstrauen, neigen zur Flucht in Drogen und<br />

virtuelle Welten etc. Sie wollen eher keine<br />

Familie gründen noch Kinder großziehen. An<br />

einen liebenden Gott zu glauben, fällt ihnen<br />

meist sehr schwer.<br />

LEBE: Wie hoch schätzen Sie den Anteil an<br />

Betroffenen in unserer Gesellschaft?<br />

CLAUDIA SCHNEIDENBACH: Ich wage zu behaupten,<br />

dass ein Großteil in irgendeiner Weise von<br />

Abtreibung betroffen ist: Frauen, die<br />

abgetrieben haben, mit den dazugehörenden<br />

Männern und Geschwistern abgetriebener<br />

Kinder. Diese Geschwister bekommen<br />

ihrerseits wieder Kinder und geben ihre<br />

unaufgearbeiteten Verletzungen weiter. Dann<br />

Großeltern, dann das mit der Durchführung<br />

der Tötungen beschäftigte Personal. Ein ganzes<br />

Volk, das Abtreibung will oder duldet, wird<br />

mitschuldig und hat Folgen zu tragen. Dr. Philip<br />

Ney sagt, dass es bei dem Thema keine<br />

unbeteiligten Dritten gibt, gerade auch die<br />

„Zuschauer“ machen sich schuldig. Nicht zu<br />

vergessen die zahllosen Betroffenen durch die<br />

Verwendung sogenannter „Verhütungsmittel“,<br />

die in Wirklichkeit Abtreibungsmittel sind (Pille<br />

danach und viele hormonelle<br />

Verhütungsmittel 2 ).<br />

1<br />

Philip G. Ney / Marie A. Peeters-Ney: Abtreibungsüberlebende.<br />

Immaculata Verlag Wien, 2. verb. Auflage 2017.<br />

ISBN: 978-3-9503846-0-4<br />

2<br />

Dr. Rudolf Ehmann (verstorben 2019), Schweizer Gynäkologe,<br />

von 1984 – 2006 Chefarzt im Kantonspital Nidwalden<br />

in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe,<br />

hat die frühabtreibende Wirkung vieler sog. hormoneller<br />

„Verhütungsmittel“ beschrieben. Hier in seinem Vortrag:<br />

Die globale Kontrazeption: die globale Verwüstung. Die<br />

Abschaffung des Menschen., den er beim 5. Welt-Gebets-<br />

Kongress für das <strong>Lebe</strong>n (5. – 10. 10.2010 in Rom) hielt.:<br />

LEBE: Kann der Einzelne in seinem<br />

Wirkungskreis einen Beitrag zur Heilung<br />

Betroffener leisten?<br />

CLAUDIA SCHNEIDENBACH: Wesentlich ist, solchen<br />

Betroffenen mit großer Liebe zuzuhören und<br />

für sie zu beten. Im <strong>Lebe</strong>n von Menschen ist oft<br />

viel passiert, bevor sie sich für eine Abtreibung<br />

entschieden. Eine Frau mit vielen<br />

Abtreibungen könnte zum Beispiel als Kind<br />

sexuell missbraucht worden sein. Es gibt<br />

Materialien, die jeder an Betroffene<br />

weitergeben kann – ein einschlägiges Buch,<br />

eine Einladung zu einem Rachels Weinberg®<br />

Wochenende in Italien, Österreich und<br />

Deutschland. 3 Papst Johannes Paul II. schreibt<br />

in der Enzyklika Evangelium vitae Kapitel 99 an<br />

Frauen nach Abtreibung: „Was geschehen ist,<br />

war und bleibt in der Tat zutiefst Unrecht. Lasst<br />

euch jedoch nicht von Mutlosigkeit ergreifen,<br />

und gebt die Hoffnung nicht auf. Sucht<br />

vielmehr das Geschehene zu verstehen und<br />

interpretiert es in seiner Wahrheit. Falls ihr es<br />

noch nicht getan habt, öffnet euch voll Demut<br />

und Vertrauen der Reue: der Vater allen<br />

Erbarmens wartet auf euch, um euch im<br />

Sakrament der Versöhnung seine Vergebung<br />

und seinen Frieden anzubieten.“<br />

◻<br />

„[…] Die Wirkungsweise der Pille weist vier Faktoren auf:<br />

1) Ovulationshemmung: kontrazeptiv; 2) Zervixschleim:<br />

kontrazeptiv; 3) Endometriumfaktor: nidationshemmend<br />

= frühabtreibend; 4) Tubenfaktor: nidationshemmend =<br />

frühabtreibend. Also haben wir bei der Pille zwei frühabtreibende<br />

Mechanismen: zum einen den Endometriumfaktor<br />

(3), indem die Gebärmutterschleimhaut unter der<br />

Pille nicht adäquat aufgebaut wird, sodass sich der Embryo<br />

nicht einnisten kann. Zum anderen den Tubenfaktor<br />

(4), bei dem die glatte Muskulatur des Eileiters unter dem<br />

Einfluss des Progesterons gelähmt wird, wodurch der<br />

Embryo langsamer transportiert wird und dadurch zu spät<br />

zur lebensrettenden Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut<br />

gelangt, er verhungert gleichsam. Gleichzeitig<br />

sind auch die Tubensekrete in ihrer Zusammensetzung<br />

gestört, was eine Desynchronisation all dieser Vorgänge<br />

bedeutet.“<br />

3<br />

Rachels Weinberg in Italien: http://vignadirachele.org/<br />

Österreich: https://rachelsweinberg.at/<br />

Deutschland: https://rachelsweinberg.de/<br />

8<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


Foto: Shutterstock<br />

Heilung nach Abtreibung<br />

nach der Methode von Rachels Weinberg® Einkehrwochenende<br />

TITELTHEMA<br />

Dr. Theresa Burke, Psychologin aus Pennsylvania<br />

(USA) entwickelte in den neunziger<br />

Jahren für betroffene Frauen und<br />

Männer ein Heilungskonzept, das sich seit seiner<br />

Etablierung rasanter Ausbreitung erfreut. Und<br />

das Schönste; unzählige Frauen und Männer<br />

berichten nach der Teilnahme an den Heilungstagen<br />

von neuer Hoffnung, neuer Freude, neuem<br />

<strong>Lebe</strong>nsmut.<br />

Frauen und Männer leiden nach einer Abtreibung.<br />

Auch Geschwister, die in Familien aufwachsen,<br />

in denen es dazu kam. Ebenso Ärzte,<br />

Klinikpersonal und Andere, die in irgendeiner<br />

Weise mit dem Abtreibungsgeschäft zu tun<br />

haben. Das Leid kann sich in unterschiedlichen<br />

Symptomen äußern. Die Skala reicht von schweren<br />

Depressionen, Migräneanfällen, emotionalen<br />

Absterben, Panikattacken, Verlust des<br />

Selbstwertgefühles, Beziehungs- und Kommunikationsstörungen<br />

bis hin zu Pornographiesucht<br />

und Medikamenten- und<br />

Alkoholmissbrauch.<br />

Die Einkehr<br />

Rachels Weinberg Einkehrwochenenden beginnen<br />

freitags um 15.00 Uhr und enden sonntags<br />

um 17.00 Uhr. Sie finden in einer wohltuenden,<br />

entspannten Atmosphäre statt, in der Diskretion,<br />

Vertraulichkeit und ein geschützter Raum strikt<br />

gewährleistet sind.<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 9


Das Team, das die Einkehr leitet, ist interdisziplinär:<br />

ein Therapeut (Psychologe/Psychiater/Traumatherapeut),<br />

ausgebildete Beraterinnen sowie<br />

ein Priester. Gemeinsam arbeiten sie am Wohl<br />

der Männer und Frauen<br />

Die Teilnehmer werden durch Gespräche, geistige<br />

Übungen, das Sakrament der Versöhnung,<br />

eine Gedenkfeier und eine Abschlussmesse von<br />

der Todeserfahrung der Abtreibung zur tiefen<br />

Bejahung des <strong>Lebe</strong>ns geführt. Das Trauma und<br />

die Trauer werden verarbeitet, neue heilsame<br />

Wege erschlossen, das Selbstvertrauen und die<br />

Selbstschätzung gestärkt, das Gemeinschaftsgefühl<br />

belebt, das Vertrauen in Gottes Gnade<br />

gefestigt. Das eigene <strong>Lebe</strong>n gewinnt wieder<br />

Hoffnung und Zukunft<br />

Nachfolgende Zeugnisse von Teilnehmern von<br />

Rachels Weinberg® Einkehr sind aus dem Buch<br />

„Auferstehung“ von Dr. Manfred M. Müller, entnommen.<br />

Sie zeigen, was Abtreibung mit Menschen<br />

macht und wie sie geheilt<br />

werden können.<br />

Und etwas gehört<br />

jetzt zu mir<br />

von einer Teilnehmerin<br />

Mein <strong>Lebe</strong>n hat sich nach<br />

diesen nur drei Tagen der<br />

Rachels-Weinberg-Einkehr<br />

total verändert. Ich sehe die<br />

Welt nicht mehr durch diesen<br />

Schleier aus Nebel, Mutlosigkeit<br />

und Kraftlosigkeit.<br />

Ich habe mehr <strong>Lebe</strong>nskraft und Freude, und etwas<br />

gehört jetzt zu mir, was vorher abgespalten<br />

war. Das ist ein total neues <strong>Lebe</strong>nsgefühl.<br />

Vor ein paar Tagen hat die Person, der ich den<br />

Brief an dem Rachels-Weinberg-Wochenende<br />

geschrieben habe, mir das erste Mal seit Jahren<br />

einen ehrlichen Brief geschrieben. Das fand ich<br />

doch sehr bemerkenswert. Ich habe ihr meinen<br />

Brief aber nicht abgeschickt. Auch waren nach<br />

dem Wochenende die Telefonkontakte mit meinen<br />

Eltern von einer anderen Qualität. Dieses<br />

Gefühl, für sie ständig verantwortlich sein zu müssen,<br />

diese Angst um sie, das ist nicht mehr da.<br />

Und am erstaunlichsten empfand ich es, als ich<br />

Sonntagabend nach Hause kam und mein Mann<br />

und die Kinder schon auf mich warteten und<br />

mich offensichtlich vermisst hatten. Da die folgenden<br />

Tage auch ähnlich abliefen, habe ich<br />

mich dann doch ernsthaft gefragt, ob ich diese<br />

Art der Zuneigung und Zuwendung einfach<br />

vorher nicht wahrnehmen konnte, so vieles einfach<br />

fehlinterpretiert habe. Ich denke, das könnte<br />

sein. Ich bedanke mich bei C., die mich so<br />

liebevoll innerhalb einer Übung berührt hat. Mir<br />

ist dabei klargeworden, dass ich solches vorher<br />

nie erlebt habe. Auch die schöne Einheit des<br />

ganzen Rachels-Weinberg-Teams, die nach außen<br />

spürbar war, hat mich sehr berührt.<br />

Die Geschichte eines Ehepaars<br />

erzählt von einem Mitarbeiter<br />

Das Paar, das teilnahm, war in der Vergangenheit<br />

in der Eheberatung gewesen. Sie hatten sich<br />

mehrmals getrennt; während ihrer brüchigen<br />

Ehe hatte jeder von ihnen Affären gehabt. Ihre<br />

Ehe war weiterhin auf wackligem Grund, als sie<br />

kamen. Emotional blieben sie aufgrund des<br />

Schmerzes distanziert. Einer der Gründe, warum<br />

sie überhaupt zusammenblieben,<br />

waren die Kinder,<br />

Wickeln Sie mein Herz<br />

ein. Es ist gebrochen,<br />

seitdem ich den Anruf<br />

bekam, dass die<br />

Abtreibung vorüber<br />

und mein Kind weg ist.“<br />

die nach der Abtreibung<br />

zur Welt gekommen waren.<br />

Zudem half ihnen der gemeinsame<br />

christliche Glaube,<br />

zusammenzubleiben<br />

und weiterzukämpfen.<br />

Sie kamen schließlich zur<br />

Einsicht, dass es nicht so<br />

sehr ein Eheproblem zwischen<br />

ihnen gab, sondern<br />

ein Abtreibungsproblem.<br />

Sie kamen zur Rachels-Weinberg-Einkehr und<br />

gestanden ein, dass sie zwar Liebe zueinander<br />

empfanden, aber nicht wussten, wie sie die<br />

Sperre, welche die Abtreibung in ihr <strong>Lebe</strong>n gebracht<br />

hatte, hinter sich lassen sollten. Sie wussten<br />

nicht, wie sie sich länger lieben sollten. Ihre<br />

Worte: „Wir sind leer.“ Deswegen kamen sie zur<br />

Einkehr.<br />

Der Ehemann sagte seinen Stein betreffend: „Ich<br />

trage jetzt diesen Stein seit 14 Jahren. All diese<br />

Zeit über bin ich gefühlsmäßig tot. Ich stürze<br />

mich in meine Arbeit, die mich von meiner Frau<br />

entfremdet und die sie wütend macht, aber ich<br />

weiß nicht, was ich sonst machen soll. Sie hatte<br />

einiges an Hilfe nach der Abtreibung, aber ich<br />

weiß nicht, wie ich geheilt werden soll. Und wir<br />

wissen nicht, wie wir unsere Ehe heilen sollen.“<br />

Der Ehemann sagte noch was: Seit der Abtreibung<br />

wisse er überhaupt nicht mehr, wer er als<br />

10<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


Foto: Shutterstock<br />

Ehemann und Ernährer der Familie sei. Er wusste<br />

nie, was er eigentlich sein und tun sollte; darum<br />

stürzte er sich in die Arbeit. Er sagte, seine Identität<br />

– wer er war –, das sei alles von ihm weggenommen<br />

worden und er habe sich nie ganz<br />

gefühlt, habe sich nach der Abtreibung nie als<br />

der gefühlt, der er eigentlich sein sollte.<br />

Er sagte: „Ich weiß, ich war während der Schwangerschaft<br />

nie für sie da. Ich akzeptiere meinen<br />

Anteil an Verantwortung, ich weiß, dass sie letztlich<br />

ihre Entscheidung wegen meiner und unserer<br />

wackligen Beziehung traf (er war damals<br />

beim Militär); aber an diesem Tag damals bin<br />

ich gestorben. Seit 14 Jahren bin ich tot.“<br />

Während der Lazarus-Übung passierte etwas<br />

Wunderbares. Als das Mitarbeiterteam zu ihnen<br />

kam, um den Teil ihres Körpers einzubinden, den<br />

sie nennen würden, beschloss die Frau, ihre<br />

linke Hand einwickeln zu lassen. Sie sagte: „An<br />

dieser Hand ist mein Ehering, und ich hätte<br />

gerne, dass unsere Ehe wiederhergestellt ist.“<br />

Er sagte: „Wickeln Sie mein Herz ein. Es ist gebrochen,<br />

seitdem ich den Anruf bekam, dass<br />

die Abtreibung vorüber und mein Kind weg ist.“<br />

Wir wickelten sie also dementsprechend ein.<br />

Nach dem Gebet, wenn wir herumgehen, um<br />

die Teilnehmer auszuwickeln, gingen zwei vom<br />

Team zu der Frau, um deren Hand auszuwickeln;<br />

doch der Ehemann hielt sie zurück und sagte:<br />

„Nein, nein, bitte, lasst es mich machen.<br />

Ich denke, das ist mein Platz als ihr Ehemann.<br />

Ich möchte eine Partnerschaft beginnen, die wir<br />

nie hatten. Ich möchte für sie da sein, ich will<br />

nicht länger so distanziert sein.“<br />

Und er wickelte ihre Hand aus. Sie ihrerseits<br />

nahm die Binden von seinem Herzen und bat<br />

ihn um Verzeihung für ihre Verbitterung ihm gegenüber.<br />

Daraufhin umarmten sie sich fünf lange<br />

Minuten. Mitzubekommen, wie der Ehemann<br />

seine Frau nach der Lazarusübung an sich zog,<br />

war dermaßen herzerwärmend. Sie hielten sich<br />

an der Hand, als sie den langen Weg hinuntergingen,<br />

der zu unserem Essraum führte. Diejenigen<br />

unter uns, die hinter ihnen gingen, konnten<br />

nicht anders als lächeln. Wir alle nahmen<br />

wahr, dass er das, was ihm genommen worden<br />

war, zurückbekam, als er ihre Hand aus den<br />

Binden befreite ... er bekam seine Berufung<br />

zurück, Ehemann und Ernährer seiner Frau zu<br />

sein. Und, wie wir alle wissen, dieses Wunder<br />

kann nur Gott wirken. Ich war einfach froh, dabei<br />

zu sein und es mitzubekommen. Seine Frau war<br />

begeistert. Sie sagte, dass sie sich in seiner Liebe<br />

sicher und beschützt und geliebt fühle. Sie freute<br />

sich an der Innigkeit.<br />

Eine der Übungen während der Einkehr, in<br />

welcher die Auferweckung des Lazarus im<br />

11. Kapitel des Johannesevangeliums aktualisiert<br />

wird.<br />

◻<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 11


PRESSE-SPLITTER<br />

Italien zeigt sich im Kampf für das <strong>Lebe</strong>n gegen den Mainstream der EU-Länder<br />

Am Rande eines Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs in Brüssel forderte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni<br />

die spanische Regierung auf, „nicht zu belehren“ oder sich „in die inneren Angelegenheiten“ ihres Landes „einzumischen“. Die<br />

Meinungsverschiedenheit entstand im Zusammenhang mit einer von den italienischen Abgeordneten gebilligten Maßnahme, die es<br />

Anti-Abtreibungsgruppen erlaubt, in Kliniken anwesend zu sein, in denen Abtreibungen vorgenommen werden. „Ich habe mehrmals<br />

gehört, dass Außenminister über inneritalienische Angelegenheiten gesprochen haben, ohne die Fakten zu kennen. Wenn man ein<br />

Problem nicht kennt, sollte man die gute Angewohnheit haben, nicht zu belehren“, sagte Meloni. Die spanische Ministerin für<br />

Gleichstellung, Ana Redondo, verurteilte die Maßnahme: „Organisierte Belästigungen von Frauen, die abtreiben wollen, zuzulassen,<br />

bedeutet, ein gesetzlich anerkanntes Recht zu untergraben. Das ist die Strategie der Ultrarechten: einschüchtern, um die Rechte<br />

zurückzudrängen, um die Gleichheit zwischen Frauen und Männern zu verhindern.“ Eugenia Roccella, die italienische Ministerin für<br />

D<br />

Familie und Chancengleichheit, forderte ihre spanische Amtskollegin ◻ auf, den gesamten Gesetzestext zu lesen, damit ihre Meinung<br />

nicht „auf der Propaganda der italienischen Linken“ beruhe. Frau Roccella argumentierte, dass der verabschiedete Änderungsantrag<br />

„einen Artikel des seit 46 Jahren geltenden Abtreibungsgesetzes wortwörtlich wiedergibt“. Ein Änderungsantrag wird die Finanzierung<br />

von Pro-Life-Organisationen durch EU-Fonds erleichtern und Pro-Life-Aktivisten den Zugang zu Kliniken, die Abtreibungen durchführen,<br />

ermöglichen, um „die Betreuung von Frauen zu gewährleisten“.<br />

Avvenire<br />

Tschechien: Ärzte töten<br />

irrtümlich Kind im Mutterleib<br />

In einem Prager Lehrkrankenhaus haben<br />

Mitarbeiter irrtümlich ein Kind im Mutterleib<br />

getötet. Nachdem der tschechische<br />

TV-Sender CNN Prima News zuerst über<br />

den Vorfall berichtet hatte, bestätigte ihn<br />

das tschechische Gesundheitsministerium<br />

gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.<br />

Demnach kam es zu einer Verwechslung<br />

von zwei Frauen asiatischer Herkunft, die<br />

in Tschechien leben. Eine von ihnen wollte<br />

in der Klinik eine Ausschabung vornehmen<br />

lassen, die andere war für eine Vorsorgeuntersuchung<br />

gekommen.<br />

Der Leiter der Abteilung für Geburtshilfe<br />

und Gynäkologie des Krankenhauses, Michal<br />

Zikan, erklärte gegenüber den Medien,<br />

die Ursache für die Verwechslung seien<br />

sprachliche Barrieren gewesen. Die<br />

Patientin, bei der die Abtreibung durchgeführt<br />

wurde, habe ein Dokument in tschechischer<br />

Sprache unterschrieben, das für<br />

die andere Frau bestimmt gewesen sei.<br />

Die Chirurgen hätten „keinen Grund zu der<br />

Annahme gehabt, dass sie es mit einer<br />

anderen Patientin zu tun hatten“.<br />

Ein Ministeriumssprecher drückte der Betroffenen<br />

und ihrer Familie „tiefstes<br />

Bedauern“ aus. Es sei zu einem „unverzeihlichen<br />

menschlichen Versagen“ gekommen.<br />

Der Leiter des Krankenhaus, Jan<br />

Kvaček, bat die Frau und ihre Familie um<br />

Entschuldigung und gab zu: „Das hätte<br />

niemals geschehen dürfen.“ Als Konsequenz<br />

wurde ein Mitarbeiter suspendiert,<br />

ein weiterer befindet sich unter fachlicher<br />

Aufsicht. Laut Kvaček erhält die Frau psychologische<br />

Hilfe. Sie habe außerdem Anspruch<br />

auf einen Rechtsbeistand und eine<br />

Entschädigung. www.idea.de<br />

Melinda Gates spendet 1 Milliarde Dollar für Abtreibungshilfe<br />

Melinda Gates, die Exfrau von Microsoft Gründer Bill Gates, hat angekündigt, dass sie in<br />

den nächsten zwei Jahren 1 Milliarde Dollar spenden wird, um das zu fördern, was sie<br />

als “Frauenrechte” bezeichnet. Ein großer Teil dieser Mittel wird jedoch in die Förderung<br />

der Abtreibung fließen.<br />

Die Gelder sollen verschiedenen Organisationen zugutekommen, darunter das Center<br />

for Reproductive Rights und The 19th, um nur einige zu nennen. Die jüngste Spende ist<br />

das Ergebnis eines Versprechens der Bill and Melinda Gates Foundation, Millionen in<br />

radikale Pro-Abtreibungskampagnen zu stecken. Die Gates Foundation hat Planned<br />

Parenthood seit ihrer Gründung mehr als 94 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt,<br />

davon 10,5 Millionen Dollar allein im Jahr 2022. Die Gates-Stiftung hat sich auch<br />

verpflichtet, andere Abtreibungsorganisationen zu unterstützen, darunter das European<br />

Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights und MSI Reproductive Choices,<br />

um nur einige zu nennen. Mit ihrer jüngsten Finanzierungsankündigung will Gates ihre<br />

Pro-Abtreibungs-Mission weiter vorantreiben, indem sie die Initiative als Kampf für die<br />

Rechte der Frauen darstellt. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema Abtreibung in den<br />

Mittelpunkt ihrer philanthropischen Arbeit zu rücken. www.ifamnews.com/de<br />

Rom: Für Mütter, Väter und Kinder - Tausende Teilnehmer<br />

beim Marsch fürs <strong>Lebe</strong>n<br />

Am 22. Juni 2024 fand in Rom die jährliche nationale Demonstration für den Schutz des<br />

<strong>Lebe</strong>ns statt. Unter dem Motto „Lasst uns das <strong>Lebe</strong>n wählen” versammelten sich tausende<br />

Teilnehmer aus ganz Italien bei sommerlicher Temperatur. Die Veranstaltung begann<br />

um 14 Uhr auf der Piazza della Repubblica nahe dem Hauptbahnhof Termini. Von dort<br />

aus führte der Demonstrationszug etwa 1,6 Kilometer die Via Nazionale entlang bis zum<br />

antiken Foro Romano, wo eine Kundgebung mit Reden und musikalischen Beiträgen<br />

stattfand. Massimo Gandolfini, einer der Sprecher des jährlichen Marsches, erklärte, die<br />

Organisation fordere von Italiens politischer Führung „strukturelle öffentliche Reformen<br />

zur Förderung der Eheschließung junger Paare, Anreize für die Geburtenrate und Unterstützung<br />

der Elternschaft durch eine familienfreundliche Umgestaltung des Steuersystems<br />

und der Sozialdienste”.<br />

CNAdeutsch@catholicna.com<br />

Giorgia Meloni lässt Recht auf Abtreibung aus G7-<br />

Abschlussdokument streichen<br />

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die in diesem Jahr die Präsidentschaft der<br />

G7 innehat, hat veranlasst, dass das Recht auf Abtreibung im Schlussdokument des<br />

G7-Treffens gestrichen wird. Zuletzt wurde dies beim G7-Gipfel 2023 in Japan gefordert.<br />

Als treibende Kräfte für diese Forderung gelten Frankreich (Macron) und Kanada (Trudeau)<br />

aber auch die USA (Joe Biden).<br />

www.kath.net<br />

Foto: Shutterstock<br />

12<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


PRESSE-SPLITTER PRESSE-SPLITTER<br />

Kalenderbilder 2025<br />

Langsam wird es wieder Zeit, mit der Planung<br />

für den Kalender 2025 zu beginnen. Damit das<br />

aber etwas wird, brauchen wir eure Unterstützung.<br />

Deshalb unsere Bitte: schickt uns Fotos<br />

eurer Kinder, Enkelkinder, Nichten und Neffen<br />

(bitte fragt aber vorher die Eltern um ihr Einverständnis).<br />

Die Fotos sollten eine gute Qualität<br />

haben, da wir leider nur diese in die Auswahl<br />

nehmen können. Und schickt uns, wenn möglich,<br />

auch mehrere Bilder, das erhöht die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass eines ausgewählt wird.<br />

Ihr bekommt dann von uns per Mail eine Einverständniserklärung,<br />

welche die Erziehungsberechtigten<br />

unterschrieben wieder an uns zurückschicken<br />

müssen, damit wir die Bilder auch<br />

verwenden dürfen.<br />

Wir hoffen natürlich auf viele Zusendungen und<br />

freuen uns schon darauf. Die Fotos bitte an<br />

lebe@bewegungfuerdasleben.com senden.<br />

Einsendeschluss ist der 31. August 2024<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024<br />

13


FAMILIE<br />

Kinder, Jugendliche<br />

& Pornografie<br />

Pornografie ist im Internet leicht zu finden – auch für<br />

Heranwachsende. Über die Folgen berichtet die Psychotherapeutin<br />

und Diplom-Psychologin Tabea Freitag (Hannover).<br />

„<br />

Wann ist mein Kind reif<br />

für ein Smartphone?“<br />

– „Sobald Sie denken,<br />

dass es okay ist, wenn Ihr Kind<br />

Pornos schaut.“ So antwortete<br />

ein Lehrer den überraschten<br />

Eltern, die wohl eher mit den<br />

üblichen Medienkompetenztipps<br />

gerechnet hatten. Längst<br />

prägen Pornovideos die Fantasien,<br />

Gedanken sowie das Frauen- und Männerbild<br />

von Kindern und Jugendlichen und ihre<br />

Beziehungs- und Liebesfähigkeit. Vor allem<br />

überschreiten die schamverletzenden, zutiefst<br />

verstörenden Bilder massiv ihre Grenzen.<br />

Darum sind die Beeinflussung und Konfrontation<br />

von Kindern mit Pornografie eine Form sexuellen<br />

Missbrauchs (§ 176 a Strafgesetzbuch). Und<br />

Missbrauch lebt auch hier vom Wegschauen,<br />

Schweigen oder Verharmlosen durch Erwachsene<br />

– auf allen Ebenen in Politik, Schule, Kirche<br />

und in vielen Familien.<br />

Unethischer Menschenversuch<br />

Mehr als die Hälfte der elf- bis dreizehnjährigen<br />

Kinder haben bereits pornografische Bilder<br />

oder Filme gesehen (British Board of Film Classification,<br />

2019). Sie werden im Internet, vielfach<br />

auch über Soziale Medien wie Instagram, TikTok<br />

oder im Klassenchat damit konfrontiert.<br />

Die ungebremste Digitalisierung der Schule,<br />

vielfach ohne ausreichenden Filterschutz der<br />

Tablets, verschärft das Problem. Jedes Zugänglichmachen<br />

von Pornos an unter 18-Jährige ist<br />

gesetzlich verboten (§ 184 StGB). Doch 2017<br />

konsumierten mehr als 70 Prozent der männlichen<br />

Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren<br />

täglich bis mehrmals wöchentlich Pornografie<br />

(WDR Quarks-Studie), 20 Prozent sogar täglich.<br />

Auch Mädchen sind zunehmend betroffen. Der<br />

Direktor des Instituts für Sexualwissenschaft und<br />

Sexualmedizin der Charité Berlin, Prof. Klaus M.<br />

Beier, sprach schon 2010 von einem großen<br />

unethischen Menschenversuch.<br />

Jedes Jahr zählt<br />

Ein Untersuchungsbericht von<br />

Januar 2023 für die britische<br />

Regierung kam zu dem Ergebnis,<br />

dass Pornos eine Schlüsselrolle<br />

bei der Normalisierung<br />

und Duldung sexueller Gewalt<br />

an Mädchen spielen.<br />

Zudem kam heraus, dass die<br />

Videos umso gefährlicher sind, je früher die<br />

Kinder sie sehen. Jedes Jahr zählt, in dem Kinder<br />

vor Porno-Einflüssen bewahrt bleiben. 49 Prozent<br />

der Teenager, die beim Erstkontakt mit Pornografie<br />

noch keine elf Jahre alt waren, suchten<br />

später aktiv nach Gewaltpornografie zur eigenen<br />

Befriedigung im Vergleich zu 30 Prozent<br />

derer, die erst mit zwölf Jahren darauf stießen.<br />

Die repräsentative Befragung in Großbritannien<br />

zeigte auch, in welchem Ausmaß Pornografie<br />

tatsächlich Erwartungen und Verhalten in realen<br />

sexuellen Beziehungen prägt. Demnach glauben<br />

viele Jugendliche, Gewalt beim Sex gehöre<br />

dazu: 47 Prozent der befragten 16- bis 21-Jährigen<br />

waren der Auffassung, dass Mädchen Gewalt<br />

beim Geschlechtsverkehr – etwa Schläge<br />

oder Würgen – erwarten würden. Dies entspricht<br />

den heute vorherrschenden pornografischen<br />

Drehbüchern und dringt in reale Beziehungen<br />

ein: Bei den über 18-Jährigen hatte fast die<br />

Hälfte schon einmal Gewalt beim Sex erlebt.<br />

Warum mehr junge Männer ins<br />

Bordell gehen<br />

Mit den Folgen eines frühen und häufigen Pornografiekonsums<br />

werde ich auch in der Beratung<br />

von Betroffenen und Angehörigen tagtäglich<br />

konfrontiert, insbesondere einer<br />

Abhängigkeitsentwicklung und massiven Beziehungsstörungen.<br />

Wie tiefgreifend menschliche<br />

Werte wie Empathie, Rücksichtnahme, Liebesund<br />

Bindungsfähigkeit, Respekt vor der Würde<br />

und Unverfügbarkeit des Anderen zur Disposition<br />

stehen, spiegeln auch unsere Erfahrungen<br />

14<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


Foto: Shutterstock<br />

in der Prävention wider: „Wir schauen Pornos,<br />

um zu wissen, was die Jungs von uns erwarten“,<br />

sagen manche Schülerinnen. Den Mädchen ist<br />

bewusst, dass fast alle Jungen Pornos schauen<br />

und das ihre Erwartungen prägt.<br />

Ihr Unbehagen angesichts der frauenverachtenden,<br />

brutalen Praktiken der Mainstreampornografie<br />

beantworten manche mit Hass auf den<br />

eigenen Körper, auf ihr Mädchensein, andere<br />

geraten selbst in den Sog des Pornokonsums<br />

oder sehen sich mit der Zeit selbst als Sexobjekt.<br />

In Beziehungen lassen sich Mädchen und junge<br />

Frauen zunehmend auf Praktiken ein, die sie als<br />

demütigend, eklig oder schmerzhaft erleben,<br />

um nicht die Beziehung zu verlieren, als verklemmt<br />

zu gelten oder allein zu bleiben. So<br />

werden Grenzverletzungen normalisiert.<br />

Jungen, die häufig Pornos konsumieren, nehmen<br />

Mädchen vermehrt als Sexobjekt wahr. Die<br />

ständige Verfügbarkeit von Sex als Produkt und<br />

weiblichen Körpern als Konsumgut, das sie nach<br />

Alter, Ethnie, Körpermaßen und Praktiken auswählen<br />

können, befördert eine narzisstische<br />

Anspruchshaltung. Pornos vermitteln die Botschaft:<br />

„Nimm dir, was du willst, wann immer du<br />

Lust hast. Es gibt keine Grenzen. Nur deine Befriedigung<br />

zählt.“ Je früher dies gelernt wird,<br />

desto mehr prägt es Beziehungen und Sexualität.<br />

Und führt auch dazu, dass immer mehr junge<br />

Männer zu Prostituierten gehen.<br />

Wie Eltern ihre Kinder schützen<br />

können<br />

Kinder sollten nicht über einen unkontrollierten<br />

Internetzugang verfügen, denn sie haben noch<br />

nicht den Reifegrad, eigenverantwortlich über<br />

Inhalte und Dauer ihrer Internetnutzung zu<br />

entscheiden. Technische Hilfen wie Filterschutzsoftware<br />

ergänzen, aber ersetzen natürlich nicht<br />

das vertrauensvolle Gespräch in der Familie.<br />

Aus Scham und Zerrissenheit erzählen nur 4<br />

Prozent der Kinder ihren Eltern, wenn sie auf<br />

Pornos gestoßen sind. Darum sollten Eltern das<br />

Thema proaktiv und unaufgeregt ansprechen<br />

und dabei ihren Kindern signalisieren, dass sie<br />

um die Verbreitung wissen, ihnen keine Vorwürfe<br />

machen werden, wenn ihr Kind davon erzählt.<br />

In der Prävention mit „Fit for Love?“ in Schulen<br />

erleben wir, dass Teenager dankbar sind, wenn<br />

Erwachsene auf gesichtswahrende und wertschätzende<br />

Weise mit ihnen über Pornos, Sexualität<br />

und Liebe reden, ohne Schamgefühle zu<br />

verletzen. Dies gelingt z. B. mit Bildern, die etwas<br />

von dem Zusammenspiel von Bindung und Sexualität,<br />

von Identität und guten Grenzen, von<br />

Leidenschaft (Feuer) oder der Fähigkeit, Spannung<br />

auszuhalten (Pfeil und Bogen),<br />

verdeutlichen.<br />

Dabei ist mir wichtig, ein positives, ganzheitliches<br />

Bild von Liebe und Sexualität zu vermitteln,<br />

aber auch über Hintergründe der Pornoindustrie<br />

wie Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung<br />

sowie über die Risiken wie Sucht und Beziehungsprobleme<br />

aufzuklären.<br />

Für Eltern ist es sinnvoll, neben dem Gespräch<br />

zu Hause auch das mit Schul- und Kirchenvertretern<br />

zu suchen. Dort können sowohl ein ausreichender<br />

technischer Schutz (§ 184 StGB) als<br />

auch Elternabende zum Thema und Prävention<br />

in Schulklassen oder Jugendgruppen angeregt<br />

werden. Aufklärung über Pornokonsum, Menschenhandel,<br />

Sucht und Ausstiegshilfen gehört<br />

in jede Gemeinde.<br />

◻<br />

Quelle: IDEA Nr. 14-2024 - www.idea.de<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 15


BERATUNG<br />

Ein neues Dekret der<br />

italienischen Regierung bringt<br />

Bewegung ins<br />

Abtreibungsgesetz<br />

Von Tobias<br />

Degasperi<br />

Der Senat stimmte am<br />

Dienstag, den 23. April,<br />

mit 95 Ja- und 68 Nein-<br />

Stimmen sowie einer Enthaltung<br />

endgültig dem Dekret zu,<br />

das weitere dringende Bestimmungen<br />

für die Umsetzung des<br />

Nationalen Plans für Wiederaufbau<br />

und Resilienz (PNNR) enthält. Dieses Dekret<br />

erlaubt nun auch die Zulassung von sogenannten<br />

„pro-Life-Organisationen“ in den staatlichen<br />

Beratungsstellen, die sich um Frauen in Schwangerschaftskonflikten<br />

kümmern. Die Regionen<br />

können bei der Organisation der staatlichen<br />

Beratungsstellen „ohne neue oder größere Belastungen<br />

für die öffentlichen Finanzen auch auf<br />

die Beteiligung von Einrichtungen des Dritten<br />

Sektors zurückgreifen, die über qualifizierte Erfahrungen<br />

in der Mutterschaftshilfe verfügen“.<br />

Der Text, der im Übrigen lediglich die Umsetzung<br />

dessen wiederholt, was bereits in Artikel 2<br />

des Gesetzes 194 aus dem Jahre 1978 über die<br />

Abtreibung vorgesehen ist, hat einen Aufschrei<br />

eines Teils der Opposition gegen die Mehrheit<br />

ausgelöst. Der von Lorenzo Malagola von den<br />

„Fratelli d’Italia“ unterzeichnete Vorschlag hat<br />

also den Senat passiert, aber allein die Erwähnung<br />

der Beteiligung von „Pro-Life“-Verbänden<br />

an den Beratungsstellen sorgte für einen medialen<br />

Aufschrei sondergleichen.<br />

Kurze Zeit darauf hat Premierministerin Giorgia<br />

Meloni in Brüssel die Maßnahme verteidigt und<br />

erklärt, dass sie sich darauf beschränkt, die bereits<br />

im Gesetz 194 enthaltenen Bestimmungen<br />

zu übernehmen, deren „vollständige Anwendung“<br />

sie fordert. Wenige Stunden später hingegen<br />

erhielt Italien eine Ohrfeige von der Sprecherin<br />

der Europäischen Kommission für<br />

wirtschaftliche Angelegenheiten, Veerle Nuyts,<br />

der zufolge diese Maßnahmen zur Abtreibung<br />

„nichts mit dem PNNR zu tun haben“.<br />

Aber was tun sie und wie viele Beratungsstellen<br />

gibt es in Italien? Die durch das Gesetz Nr. 405<br />

vom 29. Juli 1975 eingerichteten Beratungsstellen<br />

sind soziale und gesundheitliche<br />

Basisdienste mit vielfältigen Kompetenzen. Sie<br />

sind ein wichtiges Instrument für die Umsetzung<br />

der Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit<br />

von Frauen, die gesamtheitlich verstanden und<br />

über die gesamte <strong>Lebe</strong>nsspanne betrachtet<br />

werden, sowie zum Schutz der Gesundheit im<br />

Jugendalter und in Paar- und Familienbeziehungen.<br />

Im Stiefelstaat gibt es im Vergleich zu den Bedürfnissen<br />

der Bevölkerung zu wenige Familienberatungsstellen,<br />

es gibt nur 1 pro 35.000<br />

Einwohner, obwohl sie in der Anzahl von 1 pro<br />

Ministerpräsidentin Giorgia Meloni<br />

20.000 empfohlen werden. Dies ist eines der<br />

Ergebnisse einer Umfrage unter 1.800 italienischen<br />

Beratungsstellen, die zwischen November<br />

2018 und Juli 2019 im Rahmen eines vom<br />

Gesundheitsministerium finanzierten und geförderten<br />

Projekts durchgeführt wurde.<br />

Und die Situation scheint sich zunehmend zu<br />

verschlechtern, denn laut dem jüngsten statistischen<br />

Jahrbuch des staatlichen Gesundheitsdienstes<br />

ist ihre Zahl rückläufig, da in den letzten<br />

Jahren jede zehnte Beratungsstelle geschlossen<br />

wurde (2012 waren es noch 2.467, 2022 nur<br />

noch 2.161).<br />

Foto: Facebook<br />

16<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


Lügen untergraben die wertvolle Arbeit<br />

der Beratungsstellen<br />

„<br />

Wir führen keine Gehirnwäsche durch.<br />

Wir versuchen nicht, Frauen mit manipulativen<br />

Techniken zu überzeugen.<br />

Wir spielen nicht den Herzschlag des Fötus nach<br />

und verwenden keine Wörter wie „Mord“. Wir<br />

sind satzungsgemäß neutral und heißen Frauen<br />

aller Religionen willkommen. Wir hören zu und<br />

bieten Hilfen an. Das ist alles“ Diese Aussagen<br />

macht die Vorsitzende des Centro di Auito alla<br />

Vita (Cav) Mangiagalli, Soemia Sibillo, im italienischen<br />

Blatt Avvenire. Weiter berichtet sie von<br />

Fällen, wo Sozialämter schwangere Mädchen an<br />

sie weiterleiten, weil die Eltern sie rausgeworfen<br />

haben. Die Mädchen bekommen eine Notunterkunft<br />

und guten Beistand. Ihre Beratungsstelle<br />

ist infolge des neuen Gesetzes der italienischen<br />

Regierung durch eine mediale<br />

Hetzkampagne verunglimpft worden.<br />

Der Vorschlag der italienischen Regierung an<br />

die Regionen „auf Einrichtungen des dritten<br />

Sektors zurückzugreifen, die über qualifizierte<br />

Erfahrungen in der Unterstützung von Mutterschaft<br />

verfügen“, hat einen großen Aufschrei der<br />

Feministen verursacht. Dabei wird einfach das<br />

gesetzlich neu eingefordert, was im Abtreibungsgesetz<br />

194 von 1978 von Anfang an verankert<br />

ist: es muss alles getan werden, um die<br />

Hindernisse zur Fortführung der Schwangerschaft<br />

zu beseitigen. Das heißt nicht mehr und<br />

nicht weniger, als dass die Zeit, die Kompetenz<br />

und die Ressourcen da sein müssen, um mit der<br />

abtreibungswilligen Frau mögliche Perspektiven<br />

und Hilfen zu finden, die ihre eigene Überzeugung<br />

zum Kind stärken. In Italien gibt es einige<br />

Krankenhäuser mit Beratungsstellen vom Centro<br />

di Aiuto alla Vita: vier im Piemont, eines auf<br />

Sardinien, eines in Friaul-Julisch Venetien, drei<br />

in Sizilien, eines in Ligurien, eines in Kalabrien<br />

und drei in der Lombardei.<br />

◻<br />

Mehr als 98 % der an der Erhebung teilnehmenden<br />

Beratungsstellen (1535 von 1800, davon<br />

622 im Norden, 382 im Zentrum und 531 im<br />

Süden) arbeiten im Bereich der Frauengesundheit.<br />

Mehr als 75 % befassen sich mit Sexualität,<br />

Empfängnisverhütung, der künstlichen Befruchtung,<br />

sexuell übertragbaren Krankheiten und<br />

Krebsvorsorge.<br />

81% der Beratungsstellen bieten Dienstleistungen<br />

im Bereich Paare, Familien und Jugendliche<br />

an, und die am häufigsten behandelten Themen<br />

sind Verhütung, Sexualität und reproduktive Gesundheit,<br />

sexuell übertragbare Infektionen/<br />

Krankheiten und Beziehungsprobleme.<br />

Bei den Beratungsstellen, die in Schulen tätig<br />

waren, war das am häufigsten behandelte Thema<br />

die Affekt- und Sexualerziehung (94 %),<br />

gefolgt von <strong>Lebe</strong>nsstil, Mobbing und<br />

Cybermobbing.<br />

Gynäkologen, Hebammen, Psychologen und<br />

Sozialarbeiter sind die in den Beratungsstellen<br />

am häufigsten vertretenen Berufsgruppen, wobei<br />

die Personalausstattung in den einzelnen<br />

Regionen sehr unterschiedlich ist.<br />

Diese Analyse zeigt, dass Gesundheitsberatungsstellen<br />

ein einzigartiges Angebot zum<br />

Schutz der Gesundheit von Frauen, Kindern und<br />

Jugendlichen sind. Sie erfüllen eine unersetzliche<br />

Informationsfunktion zur Unterstützung der<br />

Prävention und der Förderung der<br />

Frauengesundheit, begleiten und unterstützen<br />

Frauen während der Schwangerschaft und nach<br />

der Geburt, bieten Gebärmutterhalskrebs-<br />

Screening an und unterstützen Paare, Familien<br />

und Jugendliche, wenn auch mit verbesserungswürdigen<br />

geografischen Unterschieden.<br />

„Die Rolle der Beratungsstellen ist von strategischer<br />

Bedeutung für die Prävention und Gesundheitsförderung,<br />

und im Rahmen der Förderung<br />

einer bewussten und<br />

verantwortungsvollen Fortpflanzung haben sie<br />

dazu beigetragen, die Zahl der Abtreibungen<br />

von 1982 bis 2017 um mehr als 65 % zu senken“,<br />

bescheinigt die ISS (Istituto Superiore di Sanità).<br />

Es ist also wirklich dringend notwendig, ihre<br />

Rolle zu stärken, indem eine angemessene finanzielle<br />

Unterstützung für die Durchführung<br />

einer so wichtigen Arbeit zu so sensiblen Themen<br />

gewährleistet wird. Auch durch die Zulassung<br />

von Vereinigungen aus dem „dritten Sektor“,<br />

wozu sich die „pro-Life-Vereinigungen“<br />

zählen, dient letztlich einer Stärkung des<br />

Angebots.<br />

Wer sind nun die vielfach kritisierten<br />

„pro-life-Organisation“?<br />

Dazu Maria Casini, die Präsidentin des „Movimento<br />

per la vita“: „Sie werden als Aasgeier<br />

dargestellt, die über Frauen herfallen und sie<br />

ihrer Freiheit berauben, als gefährliche Truppen,<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 17


Foto: Shutterstock<br />

proFrau<br />

S ü d t i r o l<br />

Hotline für Südtirol<br />

täglich von 8 bis 22 Uhr<br />

(auch an Sonn- und Feiertagen)<br />

+39 0473 1920006<br />

Direkten Kontakt mit unserer<br />

Beratungsstelle gibt es über die<br />

Website und E-Mail-Adresse:<br />

www.profrausuedtirol.com<br />

info@profrausuedtirol.com<br />

Tel. und WhatsApp:<br />

+39 351 7676376<br />

die Beratungsstellen überfallen und die ‚erworbenen’<br />

Entscheidungen und Rechte gefährden,<br />

und dafür werden sie beschimpft. Nichts könnte<br />

weiter von der Wahrheit entfernt sein.<br />

Die Freiwilligen für das <strong>Lebe</strong>n müssen daher als<br />

das erkannt werden, was sie wirklich sind: eine<br />

wunderbare, befreiende und willkommene Realität.<br />

Es handelt sich um einen grundlegenden<br />

Dienst an den Frauen, den Paaren, den Familien,<br />

der zivilen und kirchlichen Gemeinschaft, auch<br />

weil die Sorge um die Ärmsten der Armen, die<br />

Wehrlosesten und die Kleinsten der Prüfstein,<br />

‚der Lackmustest’ für jedes andere Engagement<br />

im Dienste des Menschen ist. Man kann sich<br />

nicht um alles kümmern, aber man kann beweisen,<br />

dass das Recht auf <strong>Lebe</strong>n in der Lage ist,<br />

alles zu erneuern. Es handelt sich um eine neue<br />

und originelle Form der Freiwilligenarbeit im<br />

Vergleich zu derjenigen, die sich in der Vergangenheit<br />

um schwangere Frauen und ‚alleinerziehende<br />

Mütter’ gekümmert hat. Diese Arbeit ist<br />

Ausdruck einer außergewöhnlichen kulturellen<br />

Revolution im Kontext einer vorherrschenden<br />

Mentalität, die Fortschritt, Rechte und Freiheit<br />

mit der organisierten Herbeiführung des Todes<br />

verbindet.<br />

Es handelt sich um eine inklusive Freiwilligenarbeit,<br />

weil sie mit allen, Gläubigen und Nicht-<br />

Gläubigen, die Zivilisation der Wahrheit und der<br />

Liebe aufbauen will. Diese Menschen sind sich<br />

bewusst, dass sie in einem ‚Feldlazarett’ tätig<br />

sind, weil die Kultur der Abtreibung tötet, verwundet,<br />

verarmt und betrügt. Aus diesem Grund<br />

strecken sie, während sie die ‚Kultur des Verwerfens’<br />

streng verurteilen, ihre Arme nach den<br />

Frauen aus, die von der Abtreibung versucht<br />

werden, aber auch nach den Frauen, die leider<br />

diese schmerzhafte Erfahrung gemacht haben.<br />

Für diese Menschen ist der Schutz des <strong>Lebe</strong>ns<br />

keine Ideologie, sondern eine konkrete, strahlende<br />

und hoffnungsvolle Realität, verkörpert<br />

durch die Existenz von Frauen und Männern, die<br />

auf sozialer, kultureller, wissenschaftlicher, rechtlicher<br />

und politischer Ebene jenen neuen Humanismus<br />

aufbauen wollen, der seine Kraft und<br />

Energie aus der Anerkennung des gezeugten<br />

Kindes als eines von uns bezieht.“<br />

Die Öffnung der Beratungsstellen für Pro-Life-<br />

Organisationen durch die vom Senat mehrheitlich<br />

angenommene Änderung des letzten<br />

PNRR-Dekrets hat jedenfalls die Debatte im<br />

Land über die Abtreibung und die Rolle der<br />

Beratungsstrukturen neu entfacht. ◻<br />

18<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


BERATUNG<br />

Arzt berichtet, wie er Ungeborene bei<br />

medikamentösen Abtreibungen rettet<br />

„<br />

Immer wieder würden Frauen<br />

zur Abtreibung gedrängt.<br />

Wenn sie nur die erste von<br />

zwei Abtreibungspillen nehmen,<br />

gibt es relativ gute Chancen, das<br />

Baby auf die Welt zu bringen,<br />

wenn sich die Schwangere anders<br />

entscheidet.<br />

Der britische Arzt Dr. Dermot<br />

Kearney (siehe Foto) hat bei einer<br />

Konferenz in Salt Lake City (USA)<br />

Ende April die teilnehmenden<br />

Ärzte aufgerufen, sich trotz verschiedener<br />

Widrigkeiten für den<br />

<strong>Lebe</strong>nsschutz einzusetzen. Kearney<br />

sprach bei der jährlichen<br />

Heartbeat International Conference.<br />

Heartbeat ist das größte Netzwerk zur<br />

Unterstützung schwangerer Frauen in den USA<br />

und leitet das weltweite Netzwerk Abortion Pill<br />

Rescue®. Die Mitglieder des Netzwerkes helfen<br />

Frauen, welche die erste von zwei Abtreibungspillen<br />

genommen haben, sich dann aber anders<br />

entscheiden und ihr Kind auf die Welt bringen<br />

wollen. Trotz starker Widerstände ist es Kearney<br />

und anderen Ärzten in Großbritannien gelungen,<br />

seit 2020 insgesamt 61 Ungeborene vor<br />

einer Abtreibung zu bewahren, indem sie Progesteron<br />

verabreichen, nachdem die schwangere<br />

Frau die erste Abtreibungspille genommen<br />

hat, die Mifepriston enthält. Kearney ist selbst<br />

Mitglied des Abortion Pill Rescue® Network<br />

(APRN). Er berichtet von einer Erfolgsquote von<br />

mindestens 50 Prozent für seine Patientinnen.<br />

Eine erfolgreiche Behandlung bedeutet, dass<br />

die Schwangerschaft weitergeht und das Baby<br />

lebend geboren wird. Nimmt die Frau sowohl<br />

Mifepriston als auch Misoprostol (die zweite<br />

Abtreibungspille, die einige Tage nach der ersten<br />

eingenommen wird), überleben nur 1 bis 2<br />

Prozent der Ungeborenen. Wenn die Schwangere<br />

nur Mifepriston nimmt, aber keine Behandlung<br />

mit Progesteron erhält, ist der Anteil der<br />

Überlebenden bei unter 20 Prozent. Bevor er<br />

selbst mit der Behandlung begonnen hat, wandte<br />

sich Kearney 2020 an den britischen National<br />

Health Service, das Royal College of Obstetricians<br />

and Gynaecologists und das Royal College<br />

of General Practitioners und hoffte, die Ärzteverbände<br />

würden angesichts der bereits vorhandenen<br />

Erfahrungen über die Wirksamkeit die<br />

Behandlungsmethode unterstützen. Das taten<br />

sie nicht.<br />

Das General Medical Council begann allerdings<br />

2021 ohne sein Wissen mit einer Untersuchung,<br />

nachdem das Royal College of Obstetricians<br />

and Gynaecologists und die Pro-Abtreibungsorganisation<br />

Marie Stopes International ihm<br />

standeswidriges Verhalten vorgeworfen hatten.<br />

Im schlimmsten Fall hätte das Council Kearney<br />

die Zulassung als Arzt entziehen können. Im Mai<br />

2021 wurde ihm verboten Progesteron im Zusammenhang<br />

mit Hilfe nach der Einnahme der<br />

ersten Abtreibungspille zu verabreichen, zu verschreiben<br />

oder zu empfehlen. Ein Anwaltsteam<br />

brachte Kearneys Fall vor ein Gericht. Im Februar<br />

2022 wurde das Verfahren eingestellt. Es gebe<br />

keine Anhaltspunkte für ein standeswidriges<br />

Verhalten, gab das Gericht als Begründung an.<br />

Bei seinem Vortrag in Salt Lake City wies Kearney<br />

darauf hin, dass schwangere Frauen vom medizinischen<br />

Personal immer wieder zu Abtreibungen<br />

gedrängt würden. Nach Einnahme der ersten<br />

Abtreibungspille würden sie die Abtreibung<br />

abbrechen wollen und kämen zu ihm oder zu<br />

seinen Ärztekollegen vom APRN. Mittlerweile<br />

würden Abtreibungsärzte, welche Abtreibungspillen<br />

verschreiben, ihren Patientinnen immer<br />

häufiger ausdrücklich davon abraten, die Abtreibung<br />

abzubrechen und zu Dr. Kearney oder<br />

seinen Kollegen vom APRN zu gehen. Da aber<br />

immer mehr Abtreibungen mit der Abtreibungspille<br />

durchgeführt werden, gebe es auch<br />

immer mehr Möglichkeiten für ihn und das<br />

APRN, sagte Kearney.<br />

www.kath.net<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 19


BUCHBESPRECHUNG<br />

Ich kauf mir ein Kind –<br />

Das unwürdige Geschäft mit<br />

der Leihmutterschaft<br />

Vorweg: Man bestellt es in Amerika, der Ukraine oder auch in Georgien.<br />

Herstellungsmaterial, Ausstattung und Farbe werden nach Katalog ausgesucht.<br />

Man bezahlt es und holt es nach Fertigstellung ab.<br />

Von Birgit Kelle<br />

Wir sprechen nicht von Automobilen, sondern<br />

von Babys. Die sogenannte<br />

„Leihmutterschaft“ avanciert damit auf<br />

dem Weltmarkt zum Menschenhandel unserer Zeit.<br />

Das Geschäftsmodell funktioniert in verteilten<br />

Rollen. Es nutzt den Reichen, den Verzweifelten,<br />

den Gebärunwilligen, den Gebärunfähigen, den<br />

Singles und homosexuellen<br />

Paaren. Es verdient daran<br />

eine Milliardenindustrie der<br />

technisch und ethisch grenzenlosen<br />

Reproduktionsmedizin.<br />

Frauen sind dabei<br />

Material und Mittel zum<br />

Zweck, sie werden ausgebeutet<br />

in der Dritten Welt,<br />

in den armen Ländern Europas,<br />

in prekären Situationen.<br />

Man degradiert sie zu<br />

Brutkästen und nutzt ihre<br />

Notlagen schamlos aus. Kinder<br />

sind das wertvolle Produkt.<br />

Sie werden auf dem<br />

Weltmarkt zu hohen Preisen<br />

wie Ware gehandelt oder auch entsorgt, wenn<br />

sie doch nicht so makellos sind, wie auf den<br />

Katalogseiten angepriesen.<br />

„Leihmutterschaft“ klingt so harmlos, ist sie aber<br />

nicht. Wir sind ja hier nicht in einer Bibliothek,<br />

wo man Bücher ausleiht und zurückgibt, nachdem<br />

man sie fertiggelesen hat. Es wird auch<br />

keine Mutter „geliehen“, ganz im Gegenteil die<br />

Frau soll auf gar keinen Fall Mutter sein, sondern<br />

nur eine reine Brutstätte.<br />

Aus der Perspektive des Kindes ist es schlicht<br />

Menschenhandel. Eine Degradierung vom Subjekt<br />

und Träger individueller Menschenrechte<br />

hin zum rechtlosen Objekt, zu einem Ding. Heißt<br />

es nicht passend „das“ Kind? Es ist ein großes<br />

Menschenexperiment am „offenen Herzen“ und<br />

der seelischen Gesundheit dieser Kinder. Das<br />

global verkaufte Kind darf nicht unter seinem<br />

Schicksal leiden. Es soll bitte unbedingt<br />

Journalistin und Autorin: Birgit Kelle<br />

glücklich und dankbar sein, dafür, dass es auf<br />

der Welt ist, und später keine dummen Fragen<br />

nach seiner biologischen Herkunft stellen –<br />

schließlich war es sehr teuer. Es wird zur Handelsware,<br />

die bitte ohne Produktionsfehler, im<br />

richtigen Geschlecht, in der richtigen Anzahl,<br />

bei voller Gesundheit, zu erschwinglichem Preis<br />

und natürlich pünktlich zum<br />

richtigen Zeitpunkt in der<br />

Work-Life-Balance seiner<br />

Auftraggeber zur Verfügung<br />

stehen soll. Jeder hat<br />

doch schließlich diskriminierungsfrei<br />

ein Recht auf<br />

ein Kind, oder etwa nicht?<br />

Um den Ansprüchen aller<br />

Profiteure zu genügen, werden<br />

im Namen der<br />

„Leihmutterschaft“ weltweit<br />

längst anerkannte, ethischmoralische<br />

Hürden der zivilisierten<br />

Welt wieder eingerissen.<br />

Wahlweise im Sinne<br />

des medizinischen und<br />

technischen Fortschrittes, der Antidiskriminierung,<br />

der Emanzipation der Frau und des<br />

Glücksanspruchs des Einzelnen möchten manche<br />

offenbar die Menschenrechte noch einmal<br />

neu verhandeln. Alles wieder auf Anfang, nur<br />

weil der Mensch jetzt reproduktionstechnisch<br />

Dinge kann, die man früher nicht für möglich<br />

hielt. Und das hier ist nur der Anfang. Das Gruselkabinett<br />

der Reproduktionsmedizin hat noch<br />

mehr auf Lager als die künstliche Befruchtung<br />

eines angemieteten Bauches.<br />

Es zählte jedenfalls bislang zu den großen Errungenschaften<br />

der zivilisierten Welt, Sklaverei<br />

und Menschenhandel zu gesellschaftlichen No-<br />

Gos zu erklären, weil sie mit der Würde des<br />

Menschen nicht vereinbar sind. Kinder zu kaufen<br />

und zu verkaufen, ist aber okay?<br />

Gleiches gilt für den Organhandel. Das schmutzige<br />

Geschäft ist weltweit geächtet, damit<br />

Foto: Kerstin Pukall<br />

20<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


verzweifelte Notlagen armer<br />

Menschen nicht herausgefordert<br />

und ausgenutzt<br />

werden können.<br />

Nicht einmal wenn sie<br />

ihre Einwilligung dazu<br />

gäben. Doch Frauen in<br />

den Slums der Dritten<br />

Welt oder in georgischen<br />

Frauenhäusern als Brutkästen<br />

anzuwerben und<br />

ihre Kinder zu kaufen, ist<br />

in Ordnung? Eine Niere<br />

„nein“ – ein ganzes Kind<br />

„ja“?<br />

Aus der Perspektive der<br />

Frau ist „Leihmutterschaft“<br />

die Prostitution 2.0. Der moderne Zuhälter<br />

arbeitet bloß nicht mehr im Rotlichtmilieu,<br />

sondern deutlich lukrativer als Agenturvermittler<br />

im Reproduktionsgeschäft, zum Teil über<br />

Kontinente hinweg. Er schickt seine „Mädchen“<br />

bloß nicht mehr auf die Straße zum Anschaffen,<br />

sondern in den Kreißsaal zum Gebären. In beiden<br />

Fällen werden die Frauen dabei zu funktionierenden<br />

Körperteilen degradiert. Und genau<br />

deswegen muss man es beim Namen nennen,<br />

worüber wir hier reden. Beutete man früher „nur“<br />

die Sexualität der Frau aus, will man heute ihre<br />

Gebärfähigkeit gegen Geld.<br />

Während nun Thailand und Indien, lange Jahre<br />

die führenden Länder dieses schmutzigen Marktes,<br />

bereits zurückrudern und nach leidvollen<br />

Erfahrungen die „Leihmutterschaft“ in ihren Ländern<br />

wieder verbieten, entwickeln sich arme<br />

europäische Länder zum neuen Zentrum der<br />

Szene. Von der Ukraine verlagerte sich der Markt<br />

kriegsbedingt und pragmatisch nach Georgien,<br />

dort versorgte man auch den zusammengebrochenen<br />

indischen Markt wieder und warb Mietmütter<br />

aus ehemaligen Sowjetstaaten an. Behinderte<br />

Kinder musste man nicht abholen, die<br />

durften in georgischen Waisenhäusern „entsorgt“<br />

werden. Produktionsfehler will keiner.<br />

Die deutsche Regierung verschließt beide Augen<br />

vor den Fakten dieses menschenverachtenden<br />

Geschäftes vor der europäischen Haustüre.<br />

Es ist auch nicht bekannt, dass die deutsche<br />

Außenministerin im Sinne ihrer vielzitierten „feministischen<br />

Außenpolitik“ ein deutliches Wort<br />

FinanzBuch Verlag (19. März 2024), 256 Seiten<br />

ISBN-10: 3959727704 – ISBN-13: 978-3959727709<br />

an die Ukraine gerichtet<br />

hätte, um einmal nach<br />

den Rechten und dem<br />

Gesundheitszustand Tausender<br />

ukrainischer<br />

Mietmütter zu fragen, die<br />

während des andauernden<br />

Krieges in der Ukraine<br />

entbunden haben.<br />

Stattdessen strebt dieselbe<br />

Regierung nahezu antizyklisch<br />

nach einer Legalisierung<br />

dieser Praxis<br />

auch auf deutschem<br />

Boden.<br />

„Es gibt kein richtiges <strong>Lebe</strong>n<br />

im falschen“, formulierte<br />

der Philosoph Theodor W. Adorno gegen<br />

den Selbstbetrug des Menschen, er könne sich<br />

in einem grundlegend falschen oder gar bösen<br />

Gesellschaftssystem dennoch irgendwie gut<br />

einrichten. Etwas Falsches wird nicht richtig,<br />

indem man die Bedingungen des Unrechtes<br />

hübscher gestaltet. „Leihmutterschaft“ wird moralisch<br />

nicht tragbarer, wenn man den Kreißsaal<br />

bunt anmalt, die „Brut-Frauen“ besser bezahlt<br />

oder den Kinderkauf rechtlich sicher und finanziell<br />

im Sonderangebot auf dem Markt anbietet.<br />

Man spielt längst Gott bei der Optimierung und<br />

Erschaffung des ganz neuen Menschen. Selbstverständlich<br />

wird bei dem Prozess der Zeugung<br />

im Reagenzglas „unwertes“ und krankes <strong>Lebe</strong>n<br />

längst aussortiert, oder auch das „falsche“ Geschlecht.<br />

Wieder andere arbeiten an dem (Alb)-<br />

Traum, die menschliche Fortpflanzung ganz vom<br />

weiblichen Körper abzukoppeln und Retortenbabys<br />

in technischen Brutkästen großzuziehen,<br />

als wäre die Dystopie von Aldous Huxleys „Schöne<br />

neue Welt“ keine Warnung, sondern eine<br />

Bedienungsanleitung.<br />

Das Geschäft der „Leihmutterschaft“ ist nicht die<br />

Lösung, sondern der Beginn von ethischen, moralischen,<br />

emotionalen, psychischen, gesundheitlichen<br />

und juristischen Problemen. Deswegen<br />

muss man der Realität ins Auge sehen, wem<br />

dieser Akt wider die Menschenwürde nutzt, wer<br />

daran verdient, wer darunter leidet und warum<br />

es aus all diesen Gründen weltweit verboten<br />

werden muss.<br />

◻<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 21


aus dem <strong>Lebe</strong>n<br />

Geschichten<br />

Mutter lehnt Abtreibung ab –<br />

Kind entwickelt sich nach<br />

der Geburt gut<br />

Im Jahr 2021 war Marie Stockdale mit Zwillingen<br />

schwanger. Die Ärzte stellten bei einem der<br />

beiden Mädchen eine seltene Gehirnerkrankung<br />

und eine Abnormität an der Speiseröhre<br />

fest. Die Ärzte rieten, das kranke Kind<br />

abzutreiben.<br />

Marie und ihr Partner entschieden sich gegen<br />

eine Abtreibung. Die Zwillinge Ava und Mila<br />

wurden im Mai<br />

2022 geboren.<br />

(Siehe Bild) Ava<br />

wurde gleich<br />

nach der Geburt<br />

operiert, um die<br />

Anomalie an der<br />

Speiseröhre zu<br />

korrigieren. Im Alter von fünf Wochen musste<br />

sie erneut operiert werden. In den ersten Monaten<br />

musste sie mit einem Schlauch ernährt werden<br />

und sie muss nach wie vor alle zwei Monate<br />

ins Krankenhaus. Doch sie entwickelt sich gut.<br />

Die Ärzte beobachten auch regelmäßig Avas<br />

Gehirnerkrankung. Diese dürfte nicht sehr<br />

schwer sein. Ava erhält Physiotherapie. Die Ärzte<br />

und Therapeuten sind mit ihrer Entwicklung<br />

zufrieden.<br />

Abtreibung sei für sie nie eine Option gewesen,<br />

sagt Marie und fügt hinzu: „Ich musste ihr eine<br />

Chance geben zu kämpfen.“ www.kath.net<br />

„Heute glaube ich, dass wir uns<br />

über die Schwangerschaft gefreut<br />

hätten“<br />

Eine Kolumnistin des „Tagesspiegel“ bereut ihre<br />

Abtreibung. „Heute glaube ich, dass wir uns<br />

eigentlich über die Schwangerschaft gefreut<br />

hätten“, schreibt Sofia Schlaube in der „Elternkolumne“<br />

der Zeitung.<br />

Sie war mit 27 Jahren schwanger geworden, als<br />

sie mitten im Studium steckte und es unklar war,<br />

ob die Beziehung zu ihrem damaligen Freund<br />

Zukunft haben würde. Nach der Abtreibung<br />

ging es ihr nicht gut, bekennt sie offen. Sie versuchte<br />

sich zwar einzureden, dass das Baby nur<br />

ein „Zellhaufen“ gewesen sei.<br />

„Aber richtig gut ging es mir nicht damit. Denn<br />

auch wenn der Embryo nicht mehr in mir war,<br />

hatte ich mich doch verändert. Die Hormone<br />

hatten etwas mit meinem Körper gemacht, ihn<br />

auf ein Baby vorbereitet“, schreibt die Kolumnistin,<br />

die mittlerweile Mutter einer fünfjährigen<br />

Tochter ist.<br />

Die Abtreibung habe auch die Beziehung zu<br />

ihrem Freund verändert, gibt sie offen zu. Dem<br />

Paar sei bewusstgeworden, dass sie eigentlich<br />

doch Eltern sein wollten; andererseits sperrte<br />

sich etwas in ihnen, nach der Abtreibung einfach<br />

ein neues Baby zu „machen“. Die Beziehung<br />

ging drei Jahre später auseinander. „Heute meine<br />

ich, dass ich damals eigentlich doch bereit<br />

war, Mutter zu werden“, bedauert Schlaube ihre<br />

Entscheidung.<br />

www.kath.net<br />

Mutter bestätigt:<br />

Abtreibungsverbot bei Herzschlag<br />

rettete das <strong>Lebe</strong>n ihres Sohnes<br />

Eine 33-jährige fünffache Mutter hat Zeugnis<br />

gegeben, wie das Abtreibungsverbot bei Herzschlag<br />

im US-Bundesstaat Georgia das <strong>Lebe</strong>n<br />

ihres jüngsten Sohnes gerettet hat.<br />

Die Frau, von der nur ihr Vorname Neesha bekannt<br />

ist, wurde 2022 ungeplant schwanger. Sie<br />

war damals bereits alleinerziehende Mutter von<br />

vier Kindern und war der Ansicht, sie würde eine<br />

weitere Schwangerschaft nicht schaffen und<br />

dann dem Baby nicht das <strong>Lebe</strong>n bieten können,<br />

das es verdiene, weil sie mit ihren vier bereits<br />

geborenen Kindern mehr als genug zu tun haben<br />

werde.<br />

Sie war der Ansicht, dass eine Abtreibung die<br />

einzige Lösung war und vereinbarte einen Termin<br />

bei einer Abtreibungsklinik. Neesha hatte<br />

bereits acht Abtreibungen hinter sich und berichtet,<br />

dass sie sich nach jedem der Eingriffe<br />

leer gefühlt habe und immer „unempfindlicher“<br />

gegenüber dem <strong>Lebe</strong>n geworden war. Sie dachte<br />

oft an ihre abgetriebenen Kinder und überlegte,<br />

wie deren <strong>Lebe</strong>n wohl aussehen würde.<br />

Neesha erfuhr, dass eine Abtreibung in Georgia<br />

nur möglich war, solange beim Ungeborenen<br />

kein Herzschlag feststellbar war, also ungefähr<br />

bis zur sechsten Schwangerschaftswoche. Bei<br />

einer Untersuchung wurde festgestellt, dass das<br />

Baby bereits einen Herzschlag hatte und die<br />

Abtreibung deshalb nicht durchgeführt werden<br />

konnte.<br />

Über Bekannte kam sie in Kontakt mit einem<br />

ganzen Netzwerk von Hilfsorganisationen, welche<br />

Frauen bei ungeplanten Schwangerschaften,<br />

bei der Geburt und auch nachher<br />

unterstützen.<br />

22<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


Unter den Organisationen, denen sie begegnete<br />

war auch eine Adoptionsagentur. Neesha entschied<br />

sich, ihren ungeborenen Sohn zur Adoption<br />

zu geben. Als der Adoptionsprozess begann,<br />

wurde sie von einem weiteren<br />

Schicksalsschlag getroffen: Sie verlor ihre Arbeitsstelle.<br />

Dank der Hilfe der Adoptionsagentur,<br />

die sie auch finanziell unterstützte, konnte<br />

sie ganz auf ihre Gesundheit und ihre Familie<br />

konzentrieren.<br />

Sie entschied sich für ein Paar aus Florida als<br />

Adoptiveltern für ihren Sohn. Sie lernte die beiden<br />

bereits Monate vor der Geburt kennen und<br />

ist bis heute in Kontakt mit ihnen und mit ihrem<br />

Sohn, der jetzt zehn Monate alt ist.<br />

„Obwohl ich diese Schwangerschaft nicht geplant<br />

habe, obwohl ich keinen Plan hatte, gab<br />

es Leute, die einen hatten“, sagt Neesha. Es gab<br />

Menschen, die auf die Geburt ihres Sohnes<br />

warteten, ihn liebten, bevor sie ihn trafen und<br />

bereit waren, ihn aufzunehmen.<br />

Das Abtreibungsverbot bei Herzschlag hat ihr<br />

die Augen für die Möglichkeit der Adoption<br />

geöffnet. „Ich liebe meinen Sohn so sehr“, sagt<br />

sie wörtlich. Das Abtreibungsverbot bei Herzschlag<br />

habe nicht nur sein <strong>Lebe</strong>n gerettet, sondern<br />

auch eine weitere Familie gesegnet.<br />

Neesha gibt heute Zeugnis über ihre Erfahrungen,<br />

um andere Frauen in ungeplanten Schwangerschaften<br />

zu ermutigen und möglichst vielen Menschen<br />

auf die Bedeutung von <strong>Lebe</strong>nsschutzgesetzen<br />

aufmerksam zu machen. www.kath.net<br />

Ungeplant schwanger in Afrika:<br />

„Ich konnte meinen Sohn<br />

nicht töten“<br />

Von Veronika Wetzel<br />

Fast drei Jahre ist es nun her, dass Olivia herausfand,<br />

dass sie schwanger war. Damals war sie<br />

gerade 21. Ihr selbst sei es damals nicht einmal<br />

sofort aufgefallen. Ihre Mutter habe sie darauf<br />

angesprochen, wo denn ihre Periode bleibe,<br />

und habe sie daraufhin zum Arzt geschickt. Der<br />

habe ihr den Verdacht der Mutter bestätigt:<br />

schwanger. Sie saß wie angewurzelt auf dem<br />

Untersuchungsstuhl, konnte sich nicht bewegen.<br />

Tausend Gefühle überkamen sie: Angst, Hoffnungslosigkeit,<br />

Enttäuschung, die Frage wie sie<br />

das schaffen soll, aber die Überzeugung, dass<br />

sie es schaffen wird. Ihr Umfeld war sich einig:<br />

sie sollte abtreiben. „Mein Freund hat mir gesagt,<br />

dass ich abtreiben soll. Er hat gesagt, dass<br />

er alles dafür tun wird, um das Geld zu<br />

bekommen.“ Eine Abtreibung kostet in Ruanda,<br />

wo Olivia lebt, rund 180.000 bis 200.000 Ruanda-<br />

Francs, umgerechnet rund 150 Euro – etwa zwei<br />

Monatsgehälter. Als sie ihrem Freund sagte, dass<br />

sie das Baby behalten werde, sagte er: „Dann<br />

bin ich weg.“ Auch ihre Freunde und Familie<br />

hätten ihr dazu geraten, abzutreiben. „Aber ich<br />

habe gesagt, dass ich das nicht tun kann. Ich<br />

konnte meinen Sohn doch nicht töten! Was,<br />

wenn das das einzige Kind ist, das Gott mir<br />

schenkt?“<br />

Ihr sei klar gewesen, dass ihr Freund und sie für<br />

die Situation verantwortlich seien, „aber mein<br />

Sohn war doch unschuldig! Und selbst, wenn<br />

ich dafür verurteilt werde, dass ich unehelich<br />

schwanger geworden bin, dann weiß ich, dass<br />

Gott mich dafür belohnt, dass ich das Kind gerettet<br />

habe. Gott ist Gnade“.<br />

Während ihrer Schwangerschaft habe sie viel<br />

gebetet. „Wenn man betet, wird einem plötzlich<br />

egal, was andere denken. Es ist dann nur wichtig,<br />

was Gott von einem denkt.“ Olivia spricht schnell,<br />

während sie von ihrer Schwangerschaft erzählt,<br />

als würde sie sich das alles zum ersten Mal von<br />

der Seele reden. Sie sieht zur Seite, Tränen laufen<br />

über ihre Wangen, die sie immer wieder schnell<br />

beiseite wischt. „Ich weiß, ich bin sensibel“, sagt<br />

sie. „Aber heute weiß ich, dass ich auch stark<br />

bin. Denn ich habe das Kind gerettet, während<br />

alle wollten, dass ich ihn töte.“ Ein trauriges<br />

Lächeln spielt um ihre Lippen. Einen Moment<br />

lang sagt sie nichts. „Ich weiß noch, wie er das<br />

erste Mal in meinem Bauch gestrampelt hat.“<br />

Für ihre Familie war es eine große Schande, dass<br />

die Tochter schwanger geworden war. „Mein<br />

Vater hat mich nicht mehr angesehen, er hat<br />

mich wie Luft behandelt.“ In den letzten Monaten<br />

ihrer Schwangerschaft mietete ihre Mutter ein<br />

Haus, in das sich Olivia zurückziehen sollte, da<br />

ihr Vater seine Tochter nicht mehr im Haus haben<br />

wollte. Nach der Geburt weigerte ihr Vater<br />

sich zunächst, seinen Enkelsohn zu sehen. „Nur<br />

meine Mutter war mit mir im Krankenhaus.“<br />

Inzwischen studiert Olivia Jura. Sie lebt wieder<br />

bei ihren Eltern, die für sie und ihren Sohn sorgen.<br />

„Aber es ist nicht leicht, als alleinerziehende<br />

Mutter mit Anfang 20 zu studieren. Mein Sohn<br />

ist immer zu Hause, wenn ich in der Universität<br />

bin. Einige meiner Freunde wissen nicht einmal,<br />

dass ich ein Kind habe.“ Olivia wischt sich noch<br />

einmal über das Gesicht und sieht dann mit<br />

einem Lächeln das Bild ihres zweijährigen Sohnes<br />

Henry an. „Ich liebe meinen Sohn, auch<br />

wenn er nicht geplant war. Und ich bin froh, dass<br />

ich ihn habe.“ www.die-tagespost.de<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 23


Unannehmbare Empfehlungen<br />

Der fehlende Wille, alle relevanten Fakten anzuerkennen:<br />

Warum die Bundesdeutsche „Kommission zur reproduktiven<br />

Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“ statt bei guter<br />

Wissenschaft bei schlechter Metaphysik gelandet ist.<br />

Eine Analyse von Stefan Rehder<br />

Es lässt sich nicht ändern. Dem Bericht der<br />

„Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung<br />

und Fortpflanzungsmedizin“<br />

muss widersprochen werden. Nicht in jedem<br />

einzelnen Punkt. Sondern – viel gravierender –<br />

grundlegend. Denn ob beabsichtigt oder nicht,<br />

in ihm vertreten ihre Mitglieder Standpunkte,<br />

die kein Katholik und noch viel schlimmer, überhaupt<br />

kein Mensch, also ein mit Vernunft begabtes<br />

Geschöpf, teilen kann. Worin also besteht<br />

das Unannehmbare, das die Mitglieder der Kommission<br />

in ihrem Bericht vorlegen? Nun, das<br />

Unteilbare und Unannehmbare besteht darin,<br />

dass seine Verfasser den Gesetzgeber und – weil<br />

in der Demokratie alle<br />

Macht vom Volke ausgeht,<br />

letztlich auch uns – in der irrigen<br />

Ansicht zu missionieren<br />

suchen, es könne statthaft<br />

und mehr noch,<br />

rechtmäßig sein, unschuldige<br />

und wehrlose Menschen<br />

im Frühstadium ihrer Existenz<br />

zu töten.<br />

Nun könnte der aufmerksame<br />

Leser einwenden, in dem<br />

Bericht der Kommission zur<br />

reproduktiven Selbstbestimmung<br />

und Fortpflanzungsmedizin<br />

sei davon an keiner Stelle die<br />

Rede. Und das wäre völlig zutreffend. An keiner<br />

Stelle ihres Berichts sprechen die Mitglieder der<br />

Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung<br />

und Fortpflanzungsmedizin davon, dass<br />

es statthaft – und mehr noch – rechtmäßig sei,<br />

unschuldige und wehrlose Menschen im Frühstadium<br />

ihrer Existenz zu töten. Stattdessen<br />

empfehlen sie „nach eingehender Berücksichtigung<br />

des Sachstands sowie ausführlicher Würdigung<br />

der relevanten ethischen und rechtlichen<br />

Aspekte“ und „ausgehend von<br />

verfassungs-, europa- und völkerrechtlichen Vorgaben,<br />

von ethischen Überlegungen und unter<br />

Berücksichtigung medizinischer und psychosozialer<br />

Aspekte sowie der Versorgungssituation<br />

für schwangere Frauen“ dem Gesetzgeber, und<br />

Wäre es „rechtmäßig“,<br />

einen unschuldigen,<br />

wehrlosen Menschen<br />

zu töten, gäbe es<br />

überhaupt nichts, was<br />

dann noch<br />

„unrechtmäßig“ wäre.“<br />

damit letztlich auch uns, „den Schwangerschaftsabbruch“<br />

in der „Frühphase“ [zu] erlauben<br />

(Rechtmäßigkeit und Straffreiheit)“.<br />

Nur macht es das nicht besser, sondern schlimmer.<br />

Denn sieht man einmal davon ab, dass<br />

„Rechtmäßigkeit und Straffreiheit“ eine Tautologie<br />

darstellen, weil Strafe, so überhaupt, nur das<br />

Unrechtmäßige, niemals aber das Rechtmäßige<br />

verdient, so lügen die Mitglieder der Kommission,<br />

dem Gesetzgeber und damit letztlich dem<br />

Volk (jedenfalls seinem wahlberechtigten Teil),<br />

hier, wenn auch womöglich unbewusst, so doch,<br />

nach Lage der Dinge, gewaltig in die Tasche.<br />

Denn wer einen Schwangerschaftsabbruch „medizinisch“<br />

als „Entleerung<br />

des schwangeren Uterus“<br />

definiert, wie die Kommission<br />

dies in ihrem Bericht tut,<br />

der bestimmt ihn nicht bloß<br />

unter. Er bestimmt ihn auch<br />

gänzlich falsch. Schon deshalb,<br />

weil ein Uterus gar<br />

nicht „schwanger“ werden<br />

kann. Schwanger werden<br />

oder sein, das kann nur<br />

eine Frau. Auch „geschwängert“<br />

wird – um im Bild zu<br />

bleiben – nicht etwa der<br />

Uterus, was bereits rein anatomisch<br />

unmöglich wäre, sondern die Frau.<br />

Zwar können Menschen, Frauen wie Männer mit<br />

Vielem „schwanger gehen“. Im biologischen<br />

Sinne können aber allein Frauen schwanger<br />

werden. Und wenn, dann immer nur als Folge<br />

der Zeugung eines Kindes. Korrekt definiert stellt<br />

daher ein Schwangerschaftsabbruch die vorgeburtliche<br />

Tötung eines Menschen dar.<br />

Die Tötung eines wehrlosen und unschuldigen<br />

Menschen kann aber, ganz gleich in welchem<br />

Stadium seiner Existenz er sich befindet, niemals<br />

statthaft sein. Wäre es „rechtmäßig“, einen unschuldigen,<br />

wehrlosen Menschen zu töten,<br />

gäbe es überhaupt nichts, was dann noch „unrechtmäßig“<br />

wäre. Auch steht es einem Rechtsstaat<br />

nicht zu, seine Bürger aus der Verantwortung<br />

für ihre Handlungen zu entlassen.<br />

24<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


Foto: Wikipedia by_Stepro<br />

Welches Foto?<br />

Deutscher Bundestag, Plenarraum<br />

Schwanger werden kann eine Frau, außer nach<br />

einer Vergewaltigung, nur in Folge der einvernehmlichen<br />

geschlechtlichen Vereinigung<br />

mit einem zeugungsfähigen Mann und auch das<br />

nur binnen der wenigen fruchtbaren Tage ihres<br />

Zyklus.<br />

Da heute zudem jeder weiß, dass a) die Jungfrauengeburt,<br />

so sie denn überhaupt noch geglaubt<br />

wird, ein einmaliges historisches Ereignis<br />

darstellt und b) Kontrazeptiva nur einen<br />

relativen und keinen absoluten „Schutz“ vor einer<br />

Empfängnis bieten, weiß auch jeder, dass<br />

eine mögliche Folge einer geschlechtlichen Vereinigung<br />

in der Zeugung eines Menschen besteht.<br />

Zu diesem „Risiko“ müssen und können<br />

sich Menschen verhalten. Selbst wer ihm ganz<br />

entkommen will, hat dazu heute mehr als nur<br />

eine Möglichkeit: Als da wären Enthaltsamkeit,<br />

Sterilisation und gleichgeschlechtlicher Sex.<br />

Während Katholiken die letzten beiden Optionen<br />

verboten sind, verlangt der weltanschaulich<br />

neutrale Staat dergleichen von seinen Bürgern<br />

nicht. Eine „reproduktive Selbstbestimmung“,<br />

die diesen Namen verdient, müsste hier ansetzen<br />

und kann nicht erst dort beginnen wollen,<br />

wo ein Schwangerschaftstest positiv ausfällt.<br />

Zumal in einem freiheitlichen Staat wie der Bundesrepublik<br />

Deutschland niemand gezwungen<br />

wird, gemäß der Sexualmoral der katholischen<br />

Kirche zu leben. Er muss ihr nicht einmal Beachtung<br />

schenken und kann sie, von der Wiege bis<br />

zur Bahre, daher auch vollumfänglich<br />

ignorieren. Mehr noch: In einem freiheitlichen<br />

Staat darf vom Geschlechtsakt auch jeder so<br />

gering denken, wie er mag. Drastischer formuliert:<br />

In einem solchen Staat hat niemand das<br />

Recht, jemand anderen daran zu hindern, sich<br />

mit dem Dreikampf aus „Fressen, F*-cken, Fernsehen“<br />

zufrieden zu geben.<br />

Gefragt sind Staat und Rechtsordnung aber<br />

spätestens dort, wo jemand anderem daraus ein<br />

Schaden zu erwachsen droht. Denn aus einer<br />

würdelosen Betrachtung des Geschlechtsaktes<br />

(bei welchem sich die Beteiligten im besten Fallwechselseitig<br />

als Mittel zum Zweck benutzen)<br />

folgt nun einmal keineswegs, dass auch seine<br />

sämtlichen möglichen Folgen würdelos sein<br />

müssten.<br />

Würde muss ein Mensch sich nicht erst verdienen.<br />

Sie kommt ihm buchstäblich qua Existenz<br />

zu. Deshalb beginnt die Allgemeine Erklärung<br />

der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948,<br />

die im Übrigen ohne jeden Gottesbezug auskommt,<br />

auch mit den Worten „Die Anerkennung<br />

der inhärenten Würde“, also der mit dem<br />

Menschsein gegebenen Würde, „und der gleichen<br />

und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder<br />

der Menschheitsfamilie ist die Grundlage<br />

für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der<br />

Welt.“ Würde besitzt eine Person daher auch<br />

nicht deshalb, weil sie von ihren Erzeugern „geplant“,<br />

„gewollt“ oder „erhofft“ wurde. Es ist<br />

interessant, dass dieser abwegige Gedanke<br />

heute vor allem von jenen verfochten wird,<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 25


die den Gedanken der Gottesebenbildlichkeit<br />

des Menschen als Würdebegründung<br />

verwerfen.<br />

Laut dem Bundesverfassungsgericht genügen<br />

„die von Anfang an im menschlichen Sein angelegten<br />

potenziellen Fähigkeiten, um die Menschenwürde<br />

zu begründen“. Daher kann es dekretieren:<br />

„Wo menschliches <strong>Lebe</strong>n existiert,<br />

kommt ihm Menschenwürde zu; es ist nicht entscheidend,<br />

ob der Träger sich dieser Würde<br />

bewusst ist und sie selbst zu wahren weiß.“<br />

Mehr noch: „<strong>Lebe</strong>n im Sinne der geschichtlichen<br />

Existenz eines menschlichen Individuums besteht<br />

nach gesicherter biologisch-physiologischer<br />

Erkenntnis jedenfalls<br />

vom 14. Tage nach der Empfängnis<br />

(Nidation, Individuation)<br />

an …<br />

Der damit begonnene Entwicklungsprozess<br />

ist ein kontinuierlicher<br />

Vorgang, der<br />

keine scharfen Einschnitte<br />

aufweist und eine genaue<br />

Abgrenzung der verschiedenen<br />

Entwicklungsstufen<br />

des menschlichen <strong>Lebe</strong>ns<br />

nicht zulässt. Er ist auch nicht<br />

mit der Geburt beendet; die<br />

für die menschliche Persönlichkeit<br />

spezifischen Bewusstseinsphänomene<br />

z. B.treten erst längere Zeit nach der Geburt auf.“<br />

Deshalb könne auch „der Schutz des Art. 2 Abs.<br />

2 Satz 1 GG [„Jeder hat das Recht auf <strong>Lebe</strong>n und<br />

körperliche Unversehrtheit“] weder auf den ‚fertigen‘<br />

Menschen nach der Geburt noch auf den<br />

selbstständig lebensfähigen nasciturus beschränkt<br />

werden. Das Recht auf <strong>Lebe</strong>n wird jedem<br />

gewährleistet, der ‚lebt‘; zwischen einzelnen<br />

Abschnitten des sich entwickelnden <strong>Lebe</strong>ns<br />

vor der Geburt oder zwischen ungeborenem<br />

und geborenem <strong>Lebe</strong>n kann hier kein Unterschied<br />

gemacht werden. ‚Jeder‘ im Sinne des<br />

Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG ist ‚jeder <strong>Lebe</strong>nde‘, anders<br />

ausgedrückt: jedes <strong>Lebe</strong>n besitzende menschliche<br />

Individuum; ‚jeder‘ ist daher auch das<br />

noch ungeborene menschliche Wesen“, so die<br />

Richter weiter.<br />

Der die beiden Urteile des Bundesverfassungsgerichts<br />

tragende verfassungsrechtliche Gedanke<br />

ist die prinzipielle Gleichwertigkeit<br />

Allerdings wäre<br />

sodann zu klären,<br />

wodurch ein Noch-<br />

Nicht-Mensch zum<br />

Menschen würde.<br />

Durch das Passieren<br />

eines ‚magischen<br />

Geburtskanals’?“<br />

Quelle: Die Tagespost - www.die-tagespost.de<br />

ungeborenen und geborenen <strong>Lebe</strong>ns. Die Kommission<br />

zur reproduktiven Selbstbestimmung<br />

und Fortpflanzungsmedizin glaubt – und das ist<br />

einer der entscheidenden Punkte, die ihre Empfehlungen<br />

unannehmbar machen – diese Einsicht<br />

verwerfen zu können. So etwa, wenn sie<br />

explizit schreibt: „Dem <strong>Lebe</strong>nsrecht des Embryos/Fetus<br />

kommt geringeres Gewicht zu als<br />

dem <strong>Lebe</strong>nsrecht des Menschen nach der Geburt.“<br />

Dabei stellt sich die Kommission auf den<br />

Standpunkt, angesichts der „existenziellen Abhängigkeit<br />

des Ungeborenen vom Körper der<br />

Schwangeren“ spreche viel dafür, „dass das <strong>Lebe</strong>nsrecht<br />

pränatal mit geringerem Schutz zum<br />

Tragen kommt als für den<br />

geborenen Menschen“. In<br />

Wirklichkeit spricht gar<br />

nichts dafür. Und das nicht<br />

nur, weil eben niemand wie<br />

die Jungfrau zum Kinde<br />

kommt.<br />

Wer aus dem biologischen<br />

Faktum (der Angewiesenheit<br />

des Embryos auf den<br />

Uterus der Frau) auf ein Sollen<br />

schließt (nämlich den<br />

frühen Schwangerschaftsabbruch<br />

„rechtmäßig“ zu<br />

stellen), der begeht einen<br />

naturalistischen Fehlschluss. Umgehen ließe sich<br />

dieser nur, durch die Einführung einer weiteren<br />

Prämisse. Die aber müsste dann lauten: Frühe<br />

menschliche Embryonen sind keine Menschen.<br />

Dann und nur dann könnte der frühe Schwangerschaftsabbruch,<br />

der dann auch keine vorgeburtliche<br />

Tötung eines Menschen wäre, „rechtmäßig“<br />

gestellt werden. Allerdings wäre sodann<br />

zu klären, wodurch ein Noch-Nicht-Mensch zum<br />

Menschen würde. Durch das Passieren eines<br />

„magischen Geburtskanals“? Durch das Erlangen<br />

einer weiteren Fähigkeit, wie die, bei verbleibender<br />

Angewiesenheit auf Dritte, prinzipielle<br />

Überlebensfähigkeit außerhalb des<br />

Mutterleibes? Fragen über Fragen, die allerdings<br />

auch längst geklärt sind und vor allem eines<br />

zeigen: Wer Fakten nicht anerkennen will, weil<br />

ihm die Konsequenzen nicht zusagen, der landet<br />

am Ende nicht bei guter Wissenschaft, sondern<br />

stattdessen bei schlechter Metaphysik. ◻<br />

26<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


GEBETSVIGILIEN<br />

WIR BETEN<br />

FÜR DAS LEBEN!<br />

Sa, 20.07. in Meran<br />

Sa, 17.08. in Bozen<br />

Sa, 21.09. in Meran<br />

Sa, 19.10. in Bozen<br />

Bozen – Gries: 14.30 Uhr<br />

Hl. Messe in der Dreiheiligenkirche,<br />

Duca D’Aostaallee,<br />

anschließend Gebetszug und<br />

Gebet vor dem Krankenhaus,<br />

zeitgleich gestaltete Anbetung<br />

in der Kirche<br />

Meran: 14.30 Uhr<br />

Hl. Messe in der Kapelle bei den<br />

Barmherzigen Schwestern in<br />

Gratsch, anschließend Gebetszug<br />

und Gebet vor dem Krankenhaus,<br />

zeitgleich gestaltete Anbetung in<br />

der Kapelle, Rückkehr und<br />

Abschluss in der Kapelle<br />

VERANSTALTUNGSKALENDER<br />

Informiert euch auf unserer Webseite über den aktuellen Stand der<br />

Veranstaltungen: www.bewegungfuerdasleben.com oder abonniert<br />

unseren TELEGRAM-KANAL: http://t.me/bewegungfuerdasleben<br />

FILMABEND „Mut wächst nicht auf Bäumen“<br />

Freitag, den 13. September 2024 mit Beginn um 20 Uhr<br />

Die wahre Geschichte von Tyson und seinem<br />

großen Rennen<br />

Held dieser wahren Geschichte ist der 15-<br />

jährige Tyson. Er ist Autist und bisher zu<br />

Hause unterrichtet worden, weil ihm seine<br />

Kontaktschwierigkeiten große Probleme bereiten.<br />

Als der Junge dann plötzlich in eine<br />

normale Schule gehen will, ist es kein Wunder,<br />

dass er dort ein Opfer von Mobbing und<br />

Hänseleien wird. Als er sich dann auch noch<br />

in den Kopf setzt, einen Marathon zu laufen,<br />

glaubt kaum jemand, dass er das schaffen<br />

kann. Schließlich hat der magere Junge keineswegs<br />

die Konstitution eines Läufers. Doch Tyson hat einen außergewöhnlichen<br />

Lehrer gefunden, der ihn dabei unterstützt.<br />

Im Vereinssitz der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n, Gampenstraße 49, Meran<br />

Eintritt frei<br />

Wallfahrt nach Maria Weißenstein<br />

Am Sonntag, 3. November 2024<br />

Wir beten gemeinsam fur " eine Erneuerung der Gesetze,<br />

die das <strong>Lebe</strong>n schutzen " sollen<br />

von seinem Beginn bis zu seinem Ende.<br />

Treffpunkte:<br />

09.00 Uhr - in Leifers, 10.00 Uhr - Aldein (Gampen)<br />

14.00 Uhr - HL. MESSE<br />

Anmeldung für die Shuttle-Busse:<br />

• Pustertal - Frau Rieder: Tel.: +39 320 9728828<br />

• Unterer Vinschgau bis Schlanders<br />

Gruber Erna: Tel.: +39 347 4707734<br />

• Oberer Vinschgau Laas bis Reschen<br />

Fliri Gertraud: Tel.: +39 347 1685310<br />

• Meran, Passeiertal:<br />

Büro Bewegung: Tel. +39 351 777 4669<br />

Zusteigemöglichkeiten entlang der Strecke.<br />

Für weitere Infos: Tel. +39 351 777 4669<br />

Tel.: +39 0473 237338 oder<br />

E-Mail: info@bewegungfuerdasleben.com<br />

Veranstalter:<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 27


»Lasst uns Samen säen«<br />

Unter diesem Motto gehen seit vergangenem Oktober<br />

einige mutige und engagierte Frauen regelmäßig auf die<br />

Straßen unserer Städte und Dörfer.<br />

Von Martha<br />

Zöggeler<br />

Sie sprechen Passanten an<br />

und fragen direkt, was sie<br />

vom Thema Abtreibung<br />

halten. Dabei ernten sie oft Ablehnung,<br />

aber es entstehen<br />

auch sehr angeregte Diskussionen<br />

und Gespräche.<br />

Die Art der Begegnungen hat<br />

sich gegenüber früher geändert: damals in den<br />

Anfängen versuchten wir in Diskussionen unsere<br />

Gesprächspartner vehement<br />

und mit Nachdruck zu<br />

überzeugen, dass es darum<br />

geht, Kinder zu retten, was<br />

an sich ja richtig ist. Heute<br />

geht man aber ganz anders<br />

auf die Menschen zu. Man<br />

versucht, sie durch gezielte<br />

Fragen selbst zum Nachdenken<br />

anzuregen und<br />

kann dann feststellen, dass<br />

sie sehr oft nur vorgegebene<br />

Parolen, die sie gehört<br />

oder gelesen haben, wiedergeben<br />

und selbst wenig<br />

über das Thema nachgedacht<br />

haben. Aber dann,<br />

durch das Gespräch in der<br />

Begegnung, setzen sie sich<br />

selbst mit der Thematik auseinander<br />

und kommen<br />

dann sehr oft zu ganz anderen<br />

Schlüssen als zu Beginn<br />

des Gesprächs.<br />

Das ist ein neuer Weg, den wir eingeschlagen<br />

haben, da es fast unmöglich ist, auf eine andere<br />

Art Menschen zum Thema Abtreibung anzusprechen.<br />

Das Hintergrundwissen beziehen unsere<br />

„<strong>Lebe</strong>nsbotschafterinnen“ aus Online-Fortbildungen,<br />

die dankenswerterweise von der Pro<br />

Life Organisation „ProLife Europe“ regelmäßig<br />

angeboten werden. Manuela Steiner von ProLife<br />

Europe war im Oktober letzten Jahres für<br />

einige Tage bei uns in Südtirol und begleitete<br />

mit ihrer Professionalität unsere erste Straßenaktion.<br />

Und säte dabei die ersten Samen, die<br />

nun aufgehen.<br />

Wir bekommen heute kaum noch Gelegenheit,<br />

mit der Position des <strong>Lebe</strong>nsschutzes in der<br />

Öffentlichkeit präsent zu sein, schlicht und einfach<br />

deshalb, weil unsere Presseaussendungen<br />

entweder von den angeschriebenen Medien<br />

ignoriert oder ins Gegenteil verkehrt werden.<br />

Selbst Medien, die ansonsten nicht unbedingt<br />

als abtreibungsfreundlich gelten, scheuen sich,<br />

unsere Texte zu veröffentlichen. Liegt es daran,<br />

dass wir von den linken Parteien, Politikern und<br />

Medien zu Unrecht als im<br />

Mittelalter lebend, militant,<br />

Wir bekommen heute<br />

kaum noch Gelegenheit,<br />

mit der Position<br />

des <strong>Lebe</strong>nsschutzes in<br />

der Öffentlichkeit<br />

präsent zu sein, schlicht<br />

und einfach deshalb,<br />

weil unsere Presseaussendungen<br />

entweder von den<br />

angeschriebenen<br />

Medien ignoriert oder<br />

ins Gegenteil verkehrt<br />

werden.<br />

fundamentalistisch, frauenfeindlich,<br />

und die Totschlagkeule<br />

schlechthin als<br />

rechtsradikal<br />

abgestempelt<br />

werden? Leider werden<br />

in der breiten Öffentlichkeit<br />

nur diese Stimmen<br />

wahrgenommen, da sie<br />

sehr laut sind und zum Teil<br />

großen Raum in den Medien<br />

erhalten. Öffentlich für<br />

den <strong>Lebe</strong>nsschutz einzutreten<br />

traut sich fast kein Politiker<br />

und Journalist, wie<br />

letzthin die Diskussion um<br />

die Einbeziehung von <strong>Lebe</strong>nsschützern<br />

in die<br />

Schwangerschaftskonfliktberatung<br />

gezeigt hat.<br />

Erst heute der<br />

Tragweite bewusst<br />

Als im fernen Jahr 1992 mein Bruder Franz Gögele<br />

die Idee hatte, eine eigene Vereinszeitung<br />

zu machen, waren wir uns nicht bewusst, wie<br />

wichtig unsere Zeitschrift LEBE einmal werden<br />

würde, dass es beinahe unsere einzige Möglichkeit<br />

sein wird, den Ungeborenen und ihren Müttern<br />

eine Stimme zu geben.<br />

Damals war es nur ein Projekt von vielen, welche<br />

die Bewegung gestartet hat, aber es ist, auch<br />

dank Eurer treuen finanziellen Unterstützung,<br />

das Erfolgreichste und Beständigste geworden<br />

und geblieben.<br />

28<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


V.l.n.r.: Sabine Piazzi, Andrea de Bayer, Hildegard Tscholl<br />

„Beratungsstelle proFrau<br />

Südtirol“<br />

Die Beratungsstelle proFrau Südtirol<br />

ist noch ein junges Projekt und in<br />

Südtirol noch nicht sehr bekannt.<br />

In den letzten Monaten haben sich<br />

vermehrt Frauen in unserer Beratungsstelle<br />

gemeldet, die eine Abtreibung<br />

hinter sich haben und unter<br />

den Folgen leiden. Eine<br />

Aussage, die öfters vorkommt: „Hätte<br />

ich eine bessere Beratung gehabt,<br />

hätte ich mich anders entschieden.“<br />

Hier versuchen die geschulten<br />

Beraterinnen den Frauen zum Teil<br />

nach den Richtlinien von „Fünf<br />

Schritte zur Heilung der Wunden<br />

nach Abtreibung“ von Dr. Manfred<br />

M. Müller zu helfen.<br />

Die Beratung im Schwangerschaftskonflikt<br />

hat sich in den letzten Jahren<br />

mit der Digitalisierung grundlegend<br />

geändert. Fanden vor einigen Jahren<br />

die Beratungen vorwiegend durch ein persönliches<br />

Gespräch statt, laufen im aktuellen<br />

digitalen Zeitalter die meisten Kontakte übers<br />

Internet, Email oder WhatsApp ab. Wir hatten<br />

das Glück, dass wir uns der Österreichischen<br />

Hotline „Es gibt Alternativen“ anschließen konnten,<br />

wodurch es möglich wurde, erstmalig in<br />

Südtirol eine kostenlose Schwangerschaftskonfliktberatung<br />

täglich, auch an Sonntagen, von<br />

8.00 bis 22.00 Uhr zu gewährleisten. Und die<br />

Beraterinnen werden dadurch regelmäßig in<br />

der Gesprächsführung geschult.<br />

Wir haben Anfang des Jahres an alle Gynäkologen,<br />

Krankenhäuser, gynäkologische Ambulatorien<br />

und Hausärzte den Flyer der Beratungsstelle<br />

geschickt. Aber das ist nicht genug. Es ist<br />

sehr wichtig, dass die Flyer, Visitenkarten und<br />

Aufkleber von proFrau Südtirol flächendeckend<br />

in unserem Land verteilt werden: in Geschäften,<br />

Restaurants, Krankenhäusern, Banken, Kirchen,<br />

kurzum überall da, wo Menschen zirkulieren.<br />

Und hier bitten wir ganz konkret um Eure Mithilfe,<br />

um landesweit „Samen zu säen“, damit Frauen<br />

nicht mehr sagen müssen: hätte ich das vorher<br />

gewusst: Bitte verteilt Flyer in Eurer<br />

Umgebung!<br />

Meldet Euch bei uns über WhatsApp unter der<br />

Nummer 0039 351 7774669 oder unter der<br />

Emailadresse info@bewegungfuerdasleben.<br />

com. Wir werden Euch im August das gewünschte<br />

Material landesweit persönlich<br />

vorbeibringen!<br />

Diese Aktionen sind nur möglich, weil wir immer<br />

wieder auf Eure tatkräftige finanzielle Unterstützung<br />

vertrauen dürfen! Deshalb wagen wir Euch<br />

erneut zu bitten, unser „Samen säen“ mitzutragen,<br />

auch im Gebet.<br />

◻<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 29


Mitgliederversammlung im April<br />

Am 11. April lud die Bewegung für das<br />

<strong>Lebe</strong>n ihre Mitglieder zur Jahreshauptversammlung<br />

ein. Die Vorsitzende Hildegard<br />

Tscholl berichtete zu Beginn von den<br />

Schwierigkeiten des letzten Jahres, die es seit<br />

der Änderung des Vereinsstatuts und der verpflichtenden<br />

Aufnahme in das staatliche Einheitsregisters<br />

für Vereine des Dritten Sektors,<br />

kurz RUNTS, gegeben hat. Der bürokratische<br />

Aufwand für Vereine ist enorm gestiegen, die<br />

Mitarbeiterinnen im Büro hatten sehr Vieles zu<br />

aktualisieren, neue Register für Freiwillige und<br />

Mitglieder mussten erstellt werden, ganz zu<br />

schweigen von den Schwierigkeiten mit der<br />

Technik, da alle Daten über eine eigens vom<br />

Staat eingerichtete Webseite digital nach Rom<br />

geschickt werden müssen. Leider funktionieren<br />

diese Dienste bekanntlich nicht immer einwandfrei<br />

und die Nerven lagen zeitweise blank!<br />

Hildegard Tscholl durfte aber auch Positives vom<br />

vergangenen Arbeitsjahr berichten: Im Herbst<br />

sind wir mit einer neuen Aktion gestartet: „Lasst<br />

uns Samen säen“ (siehe Seite 28), welche bereits<br />

sichtbare Früchte trägt! Der Umbau und die<br />

Neuausrichtung unserer Beratungsstelle<br />

„proFrau Südtirol“ ist ein weiteres Highlight: unsere<br />

Beraterinnen bekamen durch die Zusammenarbeit<br />

mit der österreichweit agierenden<br />

Hotline „Es gibt Alternativen“ eine fundierte<br />

Ausbildung und werden laufend in der Beratungstätigkeit<br />

geschult. Weiters wurde für die<br />

Beratungsstelle eine Instagram- und Facebookseite<br />

aktiviert, auf denen mittels bezahlter Werbeschaltungen<br />

auf die Beratung im Schwangerschaftskonflikt<br />

aufmerksam gemacht werden<br />

soll.<br />

Ein großes Anliegen war dem neu gewählten<br />

Vorstand die Reduzierung der Spesen, da das<br />

Arbeitsjahr 2022 mit einem großen Verlust von<br />

28.000 € abgeschlossen wurde. Durch den<br />

Wechsel des Telefonanbieters, Auflösung von<br />

bestehenden Wartungsverträgen, die energetische<br />

Sanierung des Kondominiums, und der<br />

damit verbundenen Senkung von Heizungs- und<br />

Kondominiumspesen, konnten die laufenden<br />

Ausgaben gesenkt werden. Und zu guter Letzt<br />

haben wir unseren Vereinsbus verkauft, den wir<br />

nicht mehr zwingend benötigen, da wir mit Ende<br />

2023 die Verteilung von <strong>Lebe</strong>nsmittel an bedürftige<br />

Familien eingestellt haben. Dieser Dienst<br />

30<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024


ereitete uns einerseits zwar Freude, war aber<br />

mit einem großen bürokratischen und zeitlichen<br />

Aufwand verbunden, da einmal monatlich die<br />

<strong>Lebe</strong>nsmittel mit dem Bus in Bozen abgeholt,<br />

verpackt und verteilt werden mussten. Da dies<br />

aber nicht zu den Kernaufgaben einer <strong>Lebe</strong>nsschutzorganisation<br />

gehört, haben wir uns<br />

schweren Herzens von dieser Aufgabe zurückgezogen.<br />

So konnten wir den Verlust auf<br />

4.131,75 € reduzieren.<br />

Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Es<br />

fehlt in der Bilanz für das Jahr 2023 der Betrag<br />

der 5 Promille aus dem Jahr von 2022, welcher<br />

13.000 € ausmacht. Das hängt laut Auskunft des<br />

zuständigen Ministeriums mit der Schwierigkeit<br />

zusammen, welche die Vereine mit der Eintragung<br />

in das RUNTS hatten. Diese Auszahlungen<br />

sollen voraussichtlich erst im Laufe der Jahre<br />

2024 – 2025 erfolgen! Wir möchten uns an dieser<br />

Stelle von ganzem Herzen bei Euch für die<br />

Zuwendung der 5 Promille bedanken, mit denen<br />

Ihr unsere Arbeit bereits seit dem Jahr 2007<br />

unterstützt!<br />

◻<br />

AUSGABEN 2023<br />

BILANZ<br />

Spesen Vereinssitz: 31.644,09 €<br />

Allgemeine Spesen: 12.907,75 €<br />

Zeitschrift <strong>Lebe</strong>: 55.172,61 €<br />

Öffentlichkeitsarbeit: 7.845,25 €<br />

Beratungsstelle: 8.236,47 €<br />

Veranstaltungen: 2.370,16 €<br />

Gesamtausgaben: 118.176,33 €<br />

EINNAHMEN 2023<br />

Spenden: 59.440,77 €<br />

Beiträge Öffentliche Hand: 28.968,11 €<br />

Sonstige Einnahmen: 25.462,50 €<br />

Gesamteinnahmen: 113.871,38 €<br />

Verlust: - 4.304,95 €<br />

DE IN KOR P E R?<br />

Dei n Körp e r<br />

h at n i c ht :<br />

– 2 Köpfe<br />

– 4 Hände<br />

– 4 Beine<br />

– 2 schlagende<br />

Herzen<br />

– 2 Arten<br />

von DNA<br />

LEBE <strong>166</strong>/2024 31


D<br />

◻<br />

ZIELSETZUNGEN:<br />

Liebe Leser, wir sind ein ehrenamtlicher Verein, der sich um eine „Kultur des <strong>Lebe</strong>ns”<br />

bemüht. Wir fördern eine lebensbejahende Denkweise bezüglich Annahme und<br />

Schutz eines jeden menschlichen <strong>Lebe</strong>ns in allen Formen seiner Entwicklung - von der<br />

natürlichen Empfängnis bis zum natürlichen Tod.<br />

Wir setzen uns u.a. ein<br />

• gegen jede Art von Manipulation und Selektion<br />

am ungeborenen, alten und behinderten <strong>Lebe</strong>n;<br />

• für gezielte Hilfe für schwangere Frauen<br />

in Not durch konkrete Beratung und Hilfe;<br />

• für Hilfen zur Bewältigung des PAS –<br />

POST ABORTION SYNDROM.<br />

BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

Besuche uns<br />

in den sozialen Medien<br />

32<br />

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