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KOMM 4/2024

KOMM ist das Mitgliedermagazin der Bundesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di

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<strong>KOMM</strong><br />

JUGEND<br />

04/<strong>2024</strong> WWW.IKT.VERDI.DE<br />

Foto: shift-studio<br />

NEUE Zeiten brauchen<br />

NEUE Antworten<br />

Im Mai trafen sich rund 150 Mitglieder von (Jugend-) und Auszubildendenvertretungen<br />

aus dem ver.di-Bundesfachbereich A zu ihrer ersten gemeinsamen<br />

Konferenz in Göttingen. Es waren drei Tage, die die jungen Menschen<br />

mit intensivem Austausch untereinander verbrachten. Übergreifend über alle<br />

ver.di-Fachgruppen im Bundesfachbereich A und abseits von berufs- oder<br />

betriebsspezifischen Grenzen stand dabei im Fokus, was sie verbindet und<br />

wo sie auch künftig gemeinsam an ihren Themen und Forderungen arbeiten<br />

können.<br />

Teilnehmer*innen der Konferenz waren<br />

auch Mitglieder der Auszubildendenvertretungen<br />

(AV) der Telekom. Die jungen<br />

ver.di-Mitglieder kamen ansonsten aus<br />

den unterschiedlichsten Branchen und<br />

Betrieben. Ein übergreifendes Thema war<br />

mobiles Arbeiten in der Ausbildung, das<br />

allerdings nicht in allen Berufen möglich<br />

ist und auch nicht von jedem Betrieb angeboten<br />

wird. Künstliche Intelligenz jedoch<br />

wird, wenn sie nicht bereits jetzt in<br />

der Ausbildung eingesetzt wird, das kommende<br />

Berufsleben der jungen Menschen<br />

entscheidend beeinflussen. Zahlreiche<br />

weitere Themen wurden in Workshops<br />

behandelt.<br />

ver.di fragt die Jugend<br />

Spannend waren die Ergebnisse und Positionen<br />

aber nicht nur für die Teilnehmer*innen.<br />

ver.di-Bundesfachbereichsleiter<br />

Christoph Schmitz-Dethlefsen ging<br />

in seinem Redepart auf die neuen Standards<br />

in der Ausbildung wie auch der<br />

künftigen Arbeitswelt ein: „Ihr seid die<br />

erste Generation Azubis und dual Studierende,<br />

die Erfahrungen mit dem Thema<br />

Home office gesammelt hat. Ihr seid die<br />

Ersten, bei denen der Umgang mit Smartphone<br />

und Laptop zur beruflichen Grundausbildung<br />

gehört. Ihr seid die Ersten, für<br />

die der Umgang mit Künstlicher Intelligenz<br />

in der Arbeitswelt Standard ist oder<br />

zumindest bald sein wird.“ Umweltthemen<br />

stünden heute mehr im Fokus, Ausbildungsinhalte<br />

hätten sich geändert und<br />

die Belegschaften in vielen Betrieben seien<br />

heute viel internationaler, facettenreicher<br />

und weiblicher als früher.<br />

Doch nicht nur die Arbeitswelt müsse<br />

sich an veränderte Zeiten anpassen, auch<br />

ver.di müsse stärker auf die Bedürfnisse<br />

der jungen Mitglieder eingehen. Christoph<br />

Schmitz-Dethlefsen stellte sich in der<br />

Diskussion ihren Wünschen, Forderungen<br />

und Perspektiven. Die Ergebnisse werden<br />

nicht nur die künftige ver.di-Jugendarbeit,<br />

sondern die Arbeit im gesamten ver.di-<br />

Bundesfachbereich entscheidend beeinflussen.<br />

<br />

RED<br />

Weiter auf den Seiten 6+7


2<br />

INHALT VER.DI-READER GUTE ARBEIT 2025<br />

2 ver.di-Reader Gute Arbeit<br />

2025<br />

Digitalisierung und Künstliche<br />

Intelligenz<br />

3 Editorial<br />

Diese Ausgabe ...<br />

SAP Aufsichtsratswahl<br />

Gewerkschaften gestärkt im<br />

Aufsichtsrat<br />

Foto: Christian von Polentz<br />

4 Tarifrunde Telekom <strong>2024</strong><br />

Tarifabschluss steht!<br />

5 Eckpunkte des Ergebnisses<br />

6/7 Jugend<br />

Erstes großes JAV-Treffen<br />

in Göttingen<br />

8 International<br />

Auf dem Weg zu mehr Stärke<br />

und Durchsetzungskraft<br />

9 Media Broadcast<br />

Jetzt muss der Knoten platzen<br />

Beamtenversorgung<br />

Hinzuverdienst neben der<br />

Pension<br />

10/11 DT IT GmbH<br />

Wechsel mit Laufbahnsprung<br />

zur DRV Bund<br />

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz<br />

Ungefähr 20<br />

Prozent der Beschäftigten<br />

im<br />

Dienstleistungssektor<br />

geben<br />

an, dass sie mit<br />

Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) arbeiten.<br />

Zudem<br />

hat die Corona-<br />

Pandemie einen<br />

Digitalisierungsschub<br />

ausgelöst. Inzwischen sind 86 Prozent<br />

der Beschäftigten im Dienstleistungsbereich<br />

von der Digitalisierung betroffen,<br />

68 Prozent in (sehr) hohem<br />

Maße. Das sind mehr als noch im Jahr<br />

2016 – so die Zahlen des DGB-Index Gute<br />

Arbeit.<br />

Aber wie sieht es mit der Gestaltung<br />

der digitalen Arbeit aus und welche Besonderheiten<br />

sind bei der KI-Einführung<br />

VER.DI-BUNDESFACHGRUPPE IKT<br />

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und deren Anwendung zu beachten? Der<br />

Reader Gute Arbeit 2025 gibt wichtige<br />

Impulse für eine humane Technik- und<br />

Arbeitsgestaltung.<br />

Themen sind unter anderem:<br />

• aktueller Stand bei der Gestaltung digitaler<br />

Arbeit und Handlungsbedarfe<br />

• wegweisende Tarifverträge und betriebliche<br />

Regelungen, die ver.di in den letzten<br />

Jahren abgeschlossen hat<br />

• rechtliche Rahm enbedingungen und<br />

Mitbestimmungsmöglichkeiten von Betriebsräten<br />

sowie Vermeidung diskriminierender<br />

Effekte beim KI-Einsatz<br />

• Beteiligung der Beschäftigten<br />

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Reader erscheint im Dezember <strong>2024</strong> und<br />

wird unverzüglich ausgeliefert.<br />

Ausführliche Informationen:<br />

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die die IT- und TK-Branche bewegen:<br />

IMPRESSUM<br />

Foto: Manfred Geneschen<br />

11 Beamt*innen<br />

Versorgung: Streiktage<br />

zählen mit<br />

12 Personalratswahlen<br />

Gute Wahlergebnisse<br />

für die ver.di-Listen<br />

<strong>KOMM</strong> Nr. 4/<strong>2024</strong><br />

24. Jahrgang<br />

Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bundes vorstand: Frank Werneke<br />

Christoph Schmitz-Dethlefsen, Fachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)<br />

Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin, Telefon: 030 6956-0 Internet: https://ikt.verdi.de<br />

Erscheinungsweise: 8 Ausgaben pro Jahr<br />

Redaktion: Silke Leuckfeld (sil) E-Mail: redaktion.komm@verdi.de<br />

Layout: datagraphis GmbH, Wiesbaden-Nordenstadt Internet: https://datagraphis.de<br />

Gedruckt auf GraphoSilk FSC® 80g/m 2<br />

Druck: Schaffrath DruckMedien GmbH Auflage: 78 733<br />

Anzeigen und Beilagen:<br />

Telefon: 030 6956-2442<br />

E-Mail: redaktion.komm@verdi.de<br />

Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 26. Juli <strong>2024</strong>


3<br />

<strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />

EDITORIAL<br />

Diese Ausgabe ...<br />

... beginnt auf dem Titel mit einer Konferenz unserer Jugend. Drei Tage saßen Mitglieder<br />

von (Jugend-)Auszubildendenvertretungen aus den verschiedenen Branchen und Betrieben<br />

unseres ver.di-Bundesfachbereichs A zusammen. Für sie war es ein erstes großes Kennenlernen,<br />

aber auch die Erkenntnis, dass die Gemeinsamkeiten trotz aller Unterschiede<br />

überwiegen. Ihre Interessen hat ver.di im Blick. So sitzen Jugendvertreter*innen bei großen<br />

Tarifrunden mit am Verhandlungstisch, ihre Forderungen sind Bestandteil der Tarifforderungen.<br />

Auch bei der Tarifrunde Telekom waren sie dabei: nicht nur bei den Streiks,<br />

sondern auch bei den Verhandlungsterminen. Die Ausbildung in eigenen Tarifverträgen<br />

zu regeln, ist aber noch immer nicht überall Standard. Auch nicht bei der Telekom.<br />

Einander zuzuhören und das Gehörte in praktisches Handeln zu übersetzen, ist übergreifend<br />

über alle Generationen heute wichtiger denn je. Die Arbeitswelt der jungen<br />

Kolleg*innen wird in den kommenden Jahrzehnten eine andere sein, als sie es heute ist.<br />

Die Weichen dafür werden jetzt gestellt. Ein gutes Beispiel dafür ist das Manifest für<br />

Künstliche Intelligenz, das der Telekom-Konzernbetriebsrat mit der Arbeitgeberin abgeschlossen<br />

hat.<br />

Die Jugend will und wird anders arbeiten als die Generationen davor. Und ihre Verhandlungsmacht<br />

ist gut, denn die Babyboomer gehen in Rente. Bis 2035 verlassen laut<br />

dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung rund sieben Millionen Menschen den<br />

Arbeitsmarkt. Dies wird die eine große Herausforderung für die Betriebe, aber auch für<br />

uns als Gewerkschaft.<br />

<br />

Die <strong>KOMM</strong>-Redaktion<br />

www.mitgliedwerden.verdi.de<br />

TERMINE DER BETRIEBSGRUPPEN<br />

Foto: geralt/pixabay<br />

Sie sind online zu finden unter:<br />

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Treffpunkte<br />

Oder einfach den<br />

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SAP AUFSICHTSRATSWAHL<br />

Gewerkschaften gestärkt im Aufsichtsrat<br />

Die Rechtsformänderung der SAP AG<br />

zur SAP SE gab Anlass zur klaren<br />

Positionierung des Europäischen<br />

Gerichtshofs (EuGH) pro Gewerkschaften<br />

im Aufsichtsrat (AR).<br />

VON CHRISTINE MUHR<br />

Längst ist bekannt, dass Unternehmen<br />

durch die Gründung einer SE (Societas<br />

Europaea) das starke deutsche Mitbestimmungsrecht<br />

unterlaufen wollen – so auch<br />

die SAP im Jahr 2014. Bei der Gründung<br />

der SAP SE wurde eine SE-Vereinbarung<br />

geschlossen, die zwar die betriebliche Mitbestimmung<br />

im europäischen Kontext regelte,<br />

aber beim Thema AR die externen<br />

unabhängigen Gewerkschaftssitze in<br />

einem verkleinerten AR streichen wollte.<br />

Langjähriger Rechtsstreit<br />

Ein jahrelanger Rechtsstreit bis hin zum<br />

EuGH folgte. Im Oktober 2022 entschied<br />

der EuGH im Sinne der Stärkung von Gewerkschaften.<br />

Er verwies allerdings an das<br />

Bundesarbeitsgericht (BAG) zur Ausgestaltung<br />

der Umsetzung.<br />

Im März 2023 wurden von ihm die Kriterien<br />

für die Wahl der externen Gewerkschaftssitze<br />

verkündet. Die SAP SE Beteiligungsvereinbarung<br />

musste jetzt unter<br />

Zeitdruck abgeändert werden, eine vorerst<br />

befristete Änderungsvereinbarung bestätigt<br />

die für Gewerkschaften reservierten<br />

Sitze im Aufsichtsrat. Der Europäische<br />

SE-Betriebsrat verhandelte im BAG-Sinn<br />

das Wahlverfahren für „alle in der SE, ihren<br />

Tochtergesellschaften und Betrieben vertretenen<br />

Gewerkschaften“ so, „dass die<br />

Gleichheit dieser Gewerkschaften in Bezug<br />

auf dieses Recht gewährleistet ist.“<br />

Es dauerte lange, bis mit dem bisher<br />

kompliziertesten Wahlverfahren die Arbeitnehmer*innen-Bank<br />

der SAP SE wieder<br />

mit externen Gewerkschaften besetzt<br />

war.<br />

Beim aufwendigen Wahlmarathon<br />

durch den Europäischen SE-Betriebsrat<br />

wurden leider keine DGB-Gewerkschaftsvertreter*innen<br />

für die zwei externen Plätze<br />

gewählt. Zwei Gewerkschaftsvertreter<br />

aus Frankreich und Belgien, die unserem<br />

europäischen Dachverband UNI nahestehen,<br />

konnten diese Sitze erringen. Gelbe<br />

Gewerkschaften, Berufsverbände und<br />

rechtsextremistische Vereinigungen wurden<br />

erfolgreich abgewehrt. In anderen<br />

internen Wahlverfahren konnten sich<br />

zwei DGB-Gewerkschafter, darunter unser<br />

ver.di-Kandidat Andreas Hahn, behaupten.<br />

In Summe sind nun vier Mitglieder<br />

von großen Gewerkschaften, welche die<br />

Werte des DGB teilen, auf der Arbeitnehmer*innen-Bank<br />

der SAP SE vertreten.<br />

Eine spannende Zeit im AR beginnt, zumal<br />

der Aufsichtsratsvorsitz von Hasso<br />

Plattner, einem der letzten aktiven Firmengründer,<br />

an Pekka Ala-Pietilä überging. Ein<br />

kleines Schmankerl am Rande: Anlässlich<br />

der offiziellen Verabschiedung von Hasso<br />

Plattner als Aufsichtsratsvorsitzender würdigte<br />

Bundeskanzler Olaf Scholz respektvoll<br />

seine gestalterische Kraft. Allerdings<br />

konnte er sich eine kleine Spitze auf die<br />

Skepsis der Unternehmensgründer bezüglich<br />

der Gründung eines Betriebsrates bei<br />

SAP vor 18 Jahren nicht verkneifen.<br />

Weitere Themen, die uns bei SAP aktuell<br />

beschäftigen und die wir in den folgenden<br />

<strong>KOMM</strong>-Ausgaben aufgreifen werden,<br />

sind: Personalabbau, Freiwilligen- und Vorruhestandsprogramm<br />

sowie die Officepflicht.<br />

Christine Muhr<br />

IT-Koordinatorin<br />

Bundesfachgruppe<br />

IKT<br />

Foto: privat


4<br />

TARIFRUNDE TELEKOM <strong>2024</strong><br />

Foto: Christian von Polentz<br />

TARIFABSCHLUSS STEHT!<br />

Die Tarifkommission Telekom ist nach intensiver Diskussion des Ergebnisses<br />

der ver.di-Mitgliederbefragung und den ebenfalls positiven Empfehlungen<br />

aus den ver.di-Landesfachgruppen IKT der Empfehlung der ver.di-Verhandlungskommission<br />

gefolgt und hat die Annahme des Verhandlungsergebnisses<br />

beschlossen. Einbezogen in den Tarifabschluss sind alle tarifierten Konzernunternehmen<br />

mit Ausnahme der T-Systems-Gesellschaften.<br />

Am 7. Juni <strong>2024</strong> hat sich die ver.di-Tarifkommission<br />

mit dem erzielten Verhandlungsergebnis<br />

zur Tarifrunde <strong>2024</strong> befasst<br />

und ihm zugestimmt. Die ver.di-Verhandlungskommission<br />

hatte zuvor in zahlreichen<br />

Veranstaltungen die betrieblichen<br />

ver.di-Vertrauensleute, die Tarifbotschafter*innen<br />

sowie ver.di-Mitglieder eingeladen.<br />

Dort wurden jeweils alle Bestandteile<br />

des Verhandlungsergebnisses vorgestellt<br />

und intensive Diskussionen zu den einzelnen<br />

Teilen des Verhandlungsergebnisses<br />

sowie „Alternativszenarien“ geführt. Anschließend<br />

wurde noch eine breite Mitgliederbefragung<br />

durch unsere Tarifbotschafter*innen<br />

in den Betrieben durchgeführt.<br />

Mit Blick auf alle Elemente des<br />

Gesamt paketes und in Abwägung aller<br />

möglichen Alternativen zum weiteren Vorgehen<br />

sah eine klare Mehrheit trotz einiger<br />

herausgearbeiteter und berechtigter<br />

Kritikpunkte, das Gesamtpaket allerdings<br />

als trag fähigen Kompromiss an. Mehr als<br />

70 Prozent der befragten ver.di-Mitglieder<br />

sprachen sich für eine Annahme des Verhandlungsergebnisses<br />

aus.<br />

Dankeschön<br />

Die ver.di-Verhandlungs- und Tarifkommission<br />

bedankt sich bei allen, die sich in<br />

dieser Tarifbewegung engagiert und damit<br />

dieses Tarifergebnis möglich gemacht<br />

haben. „Gemeinsam stark“ hat sich in<br />

dieser Tarifrunde besonders bewiesen.<br />

Beispiel: Entgeltgruppe KS 2 DTS, aktueller Bandwert 115% = 39.414 €/Jahr<br />

1. Dauerhafter tariflicher Entgeltzuwachs<br />

DTS Entgeltgruppe KS2, aktueller Bandwert 115%<br />

39.414 €/Jahr<br />

Summe dauerhafter<br />

Zuwachs in €/Jahr<br />

Tabellenerhöhung zum 1. Oktober <strong>2024</strong><br />

Neues Jahresgehalt ab 1. Oktober <strong>2024</strong><br />

Zusätzliches Monatsentgelt ab 1. August 2025<br />

(dauerhaft im Entgelttarifvertrag verankert!)<br />

Summe<br />

dauerhafter<br />

Zuwachs in<br />

% /Jahr<br />

+6,0%<br />

190€ /Monat x 12<br />

(entspricht +5,78%*)<br />

=<br />

=<br />

2.365 €/Jahr<br />

41.779 €/Jahr<br />

2.280 €/Jahr<br />

2.365 €/Jahr<br />

+<br />

2.280 €/Jahr<br />

Neues Jahresgehalt ab 1. August 2025<br />

44.059 €/Jahr<br />

4.645 €/Jahr<br />

+11,78%<br />

*Berechnungsbasis: Aktueller Bandwert KS 2, 115% (39.414 €)


5 <strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />

Eckpunkte des Ergebnisses<br />

Das Verhandlungsergebnis gilt für alle<br />

Gesellschaften der Telekom, für die ver.di<br />

die Entgelttarifverträge zum 31.03.<strong>2024</strong><br />

gekündigt hat (insgesamt 16 Tarifbereiche<br />

plus Auszubildende/dual Studierende).<br />

Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen<br />

Laufzeiten wird es weitgehend<br />

inhaltsgleich auch auf die DT PVG<br />

und die DT SE übertragen. Ausgenommen<br />

ist leider die T-Systems.<br />

Dauerhafte Entgeltsteigerung<br />

• Erhöhung der individuellen Jahresentgelte<br />

sowie der Entgelttabellen:<br />

• PLUS 6 Prozent zum 01.10.<strong>2024</strong><br />

• Weitere Erhöhung durch das neue „Zusätzliche<br />

Monatsentgelt“ in Höhe von<br />

190 Euro im Monat ab 01.08.2025.<br />

Beurlaubte Beamt*innen erhalten<br />

161,50 Euro im Monat.<br />

• Laufzeit: bis 31.03.2026 = 24 Monate<br />

• DT PVG: Der „alte“ Entgelttarifvertrag<br />

läuft erst zum 31.07.<strong>2024</strong> aus. Deshalb<br />

zeitversetzt zum 01.02.2025 + 6 Prozent<br />

und zum 01.12.2025 das neue<br />

„Zusätzliche Monatsentgelt“ in Höhe<br />

von 190 Euro. Die Laufzeit beträgt<br />

ebenfalls 24 Monate und geht hier bis<br />

31.07.2026.<br />

• Für die DT SE SE läuft der Entgelttarifvertrag<br />

erst zum 30. 09. <strong>2024</strong> aus. Deshalb<br />

zeitversetzt zum 01.04.2025 + 6 Prozent<br />

und zum 01.02.2026 das neue „Zusätzliche<br />

Monatsentgelt“ in Höhe von 190<br />

Euro. Laufzeit ebenfalls 24 Monate bis<br />

30.09.2026.<br />

Auszubildende und dual Studierende<br />

• Erhöhung der Vergütungen für Auszubildende<br />

und dual Studierende PLUS 95<br />

Euro monatlich zum 01.10.<strong>2024</strong> und<br />

zum 01.08.2025 weitere 6 Prozent<br />

• Erweiterung der Vergütungstabelle der<br />

dual Studierenden um eine Stufe für<br />

das vierte Studienjahr (Studium mit Regelstudienzeit<br />

von über drei Jahren).<br />

Die neue Vergütung beträgt 1450 Euro<br />

zum 01.09.<strong>2024</strong>. Dieser Wert erhöht<br />

sich ab 01.10.<strong>2024</strong> im Rahmen der<br />

oben aufgeführten Erhöhungsschritte.<br />

Inflationsausgleichsprämie<br />

• Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie<br />

(Einmalzahlung) in Höhe von 1550<br />

Euro im Juli <strong>2024</strong>; Beschäftigte der<br />

BUYIN erhalten 1050 Euro. Für Beschäftigte<br />

der DT PVG GmbH erfolgt die Zahlung<br />

im August <strong>2024</strong> und bei der DTSE<br />

SE im Oktober <strong>2024</strong>. Für alle gilt: Teilzeitbeschäftigte<br />

erhalten die Zahlung<br />

anteilig, Beschäftigte in der aktiven<br />

Phase der Altersteilzeit in voller Höhe.<br />

• Auszubildende und dual Studierende<br />

erhalten eine Inflationsausgleichsprämie<br />

in Höhe von 775 Euro im Juli <strong>2024</strong>.<br />

Auszubildende und dual Studierende,<br />

die zwischen Juli und Dezember in ein<br />

Arbeitsverhältnis übernommen werden,<br />

erhalten die Inflationsausgleichsprämie<br />

in Höhe der Tarifbeschäftigten.<br />

„Das ist ein hart erkämpftes, sehr gutes Verhandlungsergebnis, mit dem<br />

wir vor allem unser Ziel deutlicher, dauerhafter und nachhaltiger Entgeltsteigerungen<br />

erreichen konnten. Der ergänzend vereinbarte Kündigungsschutz<br />

gibt den Beschäftigten zusätzlich Sicherheit. Ohne den großen<br />

Einsatz der Beschäftigten bei den Warnstreiks und den Aktionen der<br />

vergangenen Wochen wäre das so nicht möglich gewesen.“<br />

VER.DI-VERHANDLUNGSFÜHRER , FRANK SAUERLAND<br />

„Zu den Forderungen der Jugend haben wir mit diesem Verhandlungsergebnis<br />

eine starke Antwort. Die Verhandlungskommission hat die Themen<br />

der Jugend sehr ernst genommen. Es ist sehr schön, dass die Jugend einen<br />

sehr hohen Stellenwert in der Fachgruppe IKT hat.“<br />

MARTA MÜLLER, VORSITZENDE DER BUNDESJUGEND DER FACHGRUPPE IKT<br />

UND MITGLIED DER VER.DI-VERHANDLUNGS<strong>KOMM</strong>ISSION<br />

Kündigungs schutz verlängert<br />

• Der tarifvertragliche Verzicht auf betriebsbedingte<br />

Beendigungskündigungen<br />

wird bis zum 31. 12. 2026 verlängert.<br />

Das gilt für die DTAG, TDG, DTS,<br />

DTA, DT Technik, DT GK, DT ISP, DT<br />

Security, DT PVG, DT SE und BUYIN.<br />

• Zusätzlich wird der bereits ausgelaufene<br />

Kündigungsschutz bei der DT IT GmbH<br />

bis zum 31. 12. 2026 verlängert. Bis<br />

zum Abschluss der Maßnahme<br />

Vector4IT finden allerdings anstelle der<br />

Regelungen des TV-Rationalisierungsschutzes<br />

weiterhin die Regelungen des<br />

abgeschlossenen Interessenausgleichs<br />

Anwendung.<br />

Beispiel: Entgeltgruppe 5 DT Technik, aktueller Bandwert 115% = 50.160 €/Jahr<br />

1. Dauerhafter tariflicher Entgeltzuwachs<br />

DT Technik Entgeltgruppe 5, aktueller Bandwert 115%<br />

50.160,00 €/Jahr<br />

Summe dauerhafter<br />

Zuwachs in €/Jahr<br />

Tabellenerhöhung zum 1. Oktober <strong>2024</strong><br />

Neues Jahresgehalt ab 1. Oktober <strong>2024</strong><br />

Zusätzliches Monatsentgelt ab 1. August 2025<br />

(dauerhaft im Entgelttarifvertrag verankert!)<br />

Summe<br />

dauerhafter<br />

Zuwachs in<br />

% /Jahr<br />

+6,0%<br />

190€ /Monat x 12<br />

(entspricht +4,55%*)<br />

=<br />

=<br />

3.009,60 €/Jahr<br />

53.169,60 €/Jahr<br />

2.280,00 €/Jahr<br />

3.009,60 €/Jahr<br />

+<br />

2.280,00 €/Jahr<br />

Neues Jahresgehalt ab 1. August 2025<br />

55.449,60 €/Jahr<br />

5.289,60 €/Jahr<br />

+10,55%<br />

*Berechnungsbasis: Aktueller Bandwert EG 5, 115% (50.160,00 €)


6<br />

JUGEND<br />

ERSTES GROSSES JAV-T<br />

Bunt gemischt mit Blick auf ihre Ausbildungsbetriebe und -berufe, wie unser<br />

gemeinsamer ver.di-Bundesfachbereich A, trafen sich Mitglieder der<br />

(Jugend-) und Auszubildendenvertretungen JAV – bei der Telekom heißen sie<br />

Auszubildendenvertretungen, kurz AVen – zu ihrer ersten gemeinsamen Konferenz<br />

vom 22. bis 24. Mai <strong>2024</strong> in Göttingen. Die (J)AVis kamen aus Betrieben<br />

und Unternehmen wie den Sparkassen, den Stadtwerken, von Versicherungen,<br />

aus der privaten und öffentlichen Energie- und Wasserwirtschaft,<br />

der Bundesdruckerei, der Hamburger Staatsoper, aber auch aus der Telekommunikations-<br />

und IT-Branche.<br />

Der erste Tag startete mit einer Kennenlernrunde.<br />

An verschiedenen Stationen<br />

beantworteten die Teilnehmer*innen<br />

Fragen und berichteten aus ihrem betrieblichen<br />

Alltag.<br />

ver.di-Gewerkschaftssekretär Thomas<br />

Bachmann betreute die Station „Was war<br />

das Spannendste, was ihr als (J)AV bisher<br />

gemacht habt?“.<br />

„Es wurden unterschiedliche Beispiele<br />

genannt, so die Verhinderung einer Entlassung,<br />

aber auch das Aufdecken von<br />

Fällen von sexuellen Übergriffen. Dies hat<br />

dann sogar zur Kündigung der betreffenden<br />

Person geführt“, sagt Thomas Bachmann.<br />

Berichtet wurde auch von Vertreter*innen<br />

der (J)AVen, die bei großen Tarifrunden<br />

mit am Verhandlungstisch saßen.<br />

Fußball verbindet<br />

In den Pausen konnten sich die Teilnehmenden<br />

an einer Candy-Bar bedienen<br />

und eine Fotobox nutzen, aber auch in<br />

Sesseln und Liegestühlen entspannen.<br />

Untereinander wurde über den Fachkräftemangel,<br />

die Ausbildungsbedingungen<br />

und -vergütungen, aber auch über Goodies,<br />

wie Handys, Laptops, und Zuschüsse<br />

gesprochen.<br />

Der erste Tag endete mit einem Pub-<br />

Quiz mit vielen tollen ver.di-Preisen. Allerdings<br />

leerten sich die Tische ab 21 Uhr,<br />

denn parallel lief das Finale in der UEFA<br />

Europa League von Bayer 04 Leverkusen<br />

gegen Atalanta Bergamo, das Leverkusen<br />

mit 0:3 verlor. Und dort zeigte sich, dass<br />

Fußball verbindet, auch wenn das Spiel<br />

verloren ging.<br />

Die Generation Z<br />

Der zweite Tag begann mit einem Vortrag<br />

von Joana Starck, Vorsitzende der Bundesfachbereichsjugend,<br />

und Thomas Bachmann.<br />

Joana erklärte die Struktur des<br />

ver.di-Bundesfachbereichs A und betonte,<br />

warum es wichtig ist, dass sich bei uns<br />

(J)AVis aus verschiedenen Betrieben und<br />

Branchen vernetzen und gemeinsam Ideen<br />

entwickeln. Thomas Bachmann ging<br />

auf die Generation Z ein. Wie tickt die Generation<br />

Z, wie ist ihre Stellung auf dem<br />

Arbeitsmarkt, was sind ihre Ansprüche an<br />

Gute Arbeit und was müssen Unternehmen<br />

tun, um sie als Arbeitskräfte in Zeiten<br />

des Fachkräftemangels für sich zu gewinnen<br />

– und vor allem: wie können sie sie<br />

langfristig an sich binden. In einem weiteren<br />

Part ging Joana auf moderne Ausbildungsbedingungen<br />

in Zeiten von zunehmender<br />

Digitalisierung, dem Einsatz von<br />

Künstlicher Intelligenz und mobilem Arbeiten<br />

ein. Damit stimmte sie die (J)AVis auf<br />

die später anschließenden Workshops ein,<br />

die dies und vieles mehr zum Thema hatten.<br />

VR-Brillen im Praxistest<br />

Die Workshops deckten ein breites Themenspektrum<br />

ab. Schwerpunkte waren


7<br />

<strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />

REFFEN IN GÖTTINGEN<br />

unter anderem Künstliche Intelligenz und<br />

Virtual und Augmented Reality in der<br />

Ausbildung. In diesem Workshop konnten<br />

VR-Brillen auch gleich ausprobiert<br />

werden. Weitere Themen waren mobile<br />

Ausbildung, Fachkräftemangel, Zusammenarbeit<br />

in der (J)AV per App, Arbeitszeit<br />

zwischen Wunsch und Wirklichkeit,<br />

dual Studierende sowie neue Berufsbilder,<br />

zum Beispiel in der IT.<br />

Moderne Ausbildung mit Tarifvertrag<br />

Den dritten Tag leitete ver.di-Bundesfachbereichsleiter<br />

Christoph Schmitz-Dethlefsen<br />

ein. „Um aber speziell auf eure Bedürfnisse<br />

einzugehen, bemühen wir uns<br />

seit einiger Zeit, Tarifverträge allein für<br />

Nachwuchskräfte abzuschließen“, sagte<br />

Christoph Schmitz-Dethlefsen. „Einige von<br />

euch haben in ihren Firmen schon Ausbildungstarifverträge.<br />

Dort ist nicht nur die<br />

Höhe eurer Ausbildungsvergütung geregelt,<br />

sondern auch Qualitätsstandards für<br />

eine moderne Ausbildung.“ Darin seien<br />

häufig Zuschüsse, zum Beispiel für Fahrtkosten<br />

zum Betrieb, für Jobtickets oder<br />

das Deutschland-Ticket, zur Miete oder zu<br />

Ausbildungsmaterialien, aber auch Diensthandys<br />

und Laptops oder freie Tage für<br />

die Vorbereitung auf Prüfungen geregelt.<br />

„Leider machen bisher noch nicht alle Arbeitgeber*innen<br />

mit“, bedauerte Christoph<br />

Schmitz-Dethlefsen. Dabei sei dies<br />

durchaus im Interesse der Arbeitgeber*innen;<br />

schließlich ginge die sogenannte<br />

Babyboomer-Generation in Rente<br />

und Fachkräfte würden dann noch mehr<br />

fehlen als jetzt. Er verwies auf das Institut<br />

für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB), das prognostiziert, dass bis 2035<br />

etwa sieben Millionen Menschen den<br />

deutschen Arbeitsmarkt verlassen werden.<br />

Was kann ver.di besser machen?<br />

Christoph Schmitz-Dethlefsen endete mit<br />

drei Leitfragen: Was muss sich aus eurer<br />

Sicht ändern, damit ihr eine bessere, zeitgemäße<br />

und moderne Ausbildung erhaltet?<br />

Wie kann euch ver.di dabei unterstützen?<br />

Wie schaffen wir es gemeinsam,<br />

mehr Azubis und dual Studierende von<br />

gewerkschaftlicher Arbeit zu überzeugen?<br />

Aufgeteilt nach Landesbezirken,<br />

gingen die (J)AVis in die regionale Vernetzung<br />

und den Austausch. Dabei wurden<br />

die Leitfragen von Christoph Schmitz-<br />

Dethlefsen an Beispielen aus dem Alltag<br />

diskutiert. Die Bandbreite der angesprochenen<br />

Probleme reichte von unfassbaren<br />

Papierschlachten im Ausbildungsalltag,<br />

wo digitale Lösungen das Leben deutlich<br />

erleichtern würden, über nicht übernommene<br />

Übernachtungskosten von dual<br />

Studierenden am Studienort bis zu notwendigen<br />

modernen Ausbildungsmitteln,<br />

wie zum Beispiel funktionierenden mobilen<br />

Endgeräten.<br />

Diese und andere Anliegen flossen in<br />

die abschließende Gesprächsrunde mit<br />

Christoph Schmitz-Dethlefsen, Joana<br />

Starck und Joshua Kensy, Vorsitzender der<br />

ver.di-Jugend, ein.<br />

Dort wurde unter anderem thematisiert,<br />

wie wichtig die gemeinsame Einflussnahme<br />

und Diskussion zu Themen<br />

wie mobilem Arbeiten ist – nicht nur im<br />

Betrieb, sondern auch bei der Politik. Ein<br />

wichtiger Bestandteil der Diskussion waren<br />

verschiedene Herangehensweisen an<br />

die gewerkschaftliche Ansprache neuer<br />

Auszubildender und dual Studierender –<br />

vom gemeinsamen Pizzaessen beim<br />

Stammtisch bis hin zur offiziellen Ansprache<br />

zum Ausbildungsstart.<br />

Das Fazit der Konferenz lautete einmütig:<br />

ver.di sind wir alle und nur zusammen<br />

können wir etwas bewegen. RED<br />

Fotos: shift-studio


8<br />

INTERNATIONAL<br />

Auf dem Weg zu mehr Stärke<br />

und Durchsetzungskraft<br />

Im Rahmen der Unterstützung albanischer<br />

Gewerkschaften fand am<br />

Pfingstwochenende in Golem, einer<br />

Küstenstadt nicht weit von der<br />

Hauptstadt Tirana entfernt, ein<br />

zweitägiger Workshop statt. Fünfundzwanzig<br />

Teilnehmer*innen aus<br />

mehr als zehn Gewerkschaften,<br />

NGOs und einem gewerkschaftlichen<br />

Dachverband nahmen daran teil.<br />

VON ADO WILHELM<br />

Der Workshop wurde von der Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung (FES) in Albanien organisiert<br />

und von der ver.di-Bundesfachgruppe<br />

IKT inhaltlich unterstützt. Stine Klapper,<br />

Leiterin der FES Albanien, und Genci<br />

Lamllari, Koordinator für die gewerkschaftliche<br />

Arbeit, freuten sich besonders,<br />

dass auch Mitglieder von neu gegründeten<br />

Gewerkschaften teilnahmen.<br />

Griff in die Werkzeugkiste<br />

Vermittelt wurden als ein wichtiges Instrument<br />

aus der „gewerkschaftlichen<br />

Werkzeugkiste“ Befragungen von Mitgliedern<br />

und Beschäftigten, deren Sinn, Techniken<br />

und Methodik, aber auch Tipps und<br />

Tricks der Referent*innen. Steff Schulze,<br />

ver.di- Gewerkschaftssekretärin aus Nürnberg,<br />

reiste zusammen mit Ado Wilhelm,<br />

der für die ver.di-Bundesfachgruppe IKT<br />

die Zusammenarbeit mit der FES und den<br />

albanischen Gewerkschaften koordiniert,<br />

nach Albanien, um den inhaltlichen Part<br />

zu übernehmen.<br />

Es wurde zunächst ausführlich über die<br />

methodischen Grundlagen einer gewerkschaftlichen<br />

Befragung gesprochen. Welche<br />

Zielgruppen sind für Befragungen,<br />

zum Beispiel zum Thema Tarifarbeit,<br />

wichtig? Ist das Ziel der Befragung eher<br />

das Erkennen von Mehrheitsverhältnissen<br />

oder eine konkrete Abstimmung zu einem<br />

Sachverhalt? Welche Auswirkungen<br />

hat die jeweilige Fragestellung auf die<br />

Antworten? Welche Fragearten gibt es<br />

und welche Fragestellungen eignen sich<br />

besonders? In welcher Frequenz können<br />

Befragungen erhoben werden? Welche<br />

konkreten Maßnahmen tragen zu einer<br />

hohen Beteiligung bei?<br />

Schwierige Ausgangslage<br />

Seit Jahren unterstützen die FES und die<br />

ver.di-Bundesfachgruppe IKT die jungen<br />

albanischen Gewerkschaften darin, sich<br />

zu etablieren, um stärker zu werden.<br />

Durch gute und transparente Gewerkschaftsarbeit<br />

soll das Image positiv verändert<br />

werden. Allerdings hat das jahrzehntelange<br />

Regime des damaligen Diktators<br />

Enver Hoxha bis heute einen negativen<br />

Nachhall und das Vertrauen in die Gewerkschaften<br />

ist noch immer beschädigt.<br />

Die Regierung tut ein Übriges, indem sie<br />

immer wieder durchblicken lässt, Gewerkschaften<br />

seien schwach und eigentlich<br />

überflüssig.<br />

diese Themen zu engagieren. Um es nicht<br />

nur bei dem theoretischen Teil zu belassen,<br />

wurde das Gehörte auch gleich in<br />

praktischen Übungen umgesetzt. In Arbeitsgruppen<br />

wurden erste Überlegungen<br />

zur Umsetzung in den jeweiligen Betrieben<br />

diskutiert und ausgearbeitet. Die<br />

Anlässe sind in den einzelnen Bereichen<br />

völlig unterschiedlich. Die SPPT, die albanische<br />

Schwestergewerkschaft von ver.di,<br />

ist zuständig für den Callcenter-Bereich<br />

und die Telekommunikationsbranche. Sie<br />

hat die Arbeitsbedingungen ganz oben<br />

auf der Agenda, die Gewerkschaft der<br />

Ölarbeiter hingegen mehr den Bereich<br />

Sicherheit und Arbeitsschutz. Beschäftigte<br />

im Bildungsbereich und im Gesundheitswesen<br />

wiederum klagen über hohe<br />

Belastungen und suchen nach Wegen,<br />

hier Abhilfe zu schaffen. Alle Teilnehmer*innen<br />

waren sich einig, dass sie mehr<br />

Stärke und Durch setzungsvermögen<br />

brauchen, um die jetzigen Bedingungen<br />

zu verbessern. Ein Thema am Rande ist<br />

die künftige Bildung von Betriebsräten,<br />

die es in Albanien bisher nicht gibt.<br />

Pläne für die Zukunft<br />

Im September soll digitales Organizing in<br />

einem eintägigen Workshop behandelt<br />

werden. Im Oktober geht es dann in einem<br />

Politiktalk um den Stellenwert von<br />

Gewerkschaftsarbeit im politischen<br />

Raum. Als Referent hat Frank Bsirske zugesagt,<br />

ehemaliger ver.di-Vorsitzender<br />

und heute Bundestagsabgeordneter von<br />

Bündnis 90/Die Grünen. Von den Teilnehmer*innen<br />

wurde für künftige Workshops<br />

als Thema die Vorbereitung und Durchführung<br />

von Tarifrunden gewünscht. Die<br />

FES und ver.di planen zudem für das kommende<br />

Jahr, das Thema Stärkung und<br />

Ausbau von Gewerkschaftsrechten auf<br />

die Agenda zu nehmen.<br />

Beteiligung schafft Vertrauen<br />

Foto: Kay Herschelmann<br />

Ado Wilhelm<br />

ver.di-Gewerkschaftssekretär<br />

i. R.<br />

Umfragen sind ein wichtiger Baustein von<br />

demokratischen Prozessen und damit<br />

auch von gesellschaftlicher Relevanz in<br />

Albanien. Studien und Erfahrungen zeigen,<br />

dass Menschen, die nach ihren Anliegen<br />

befragt und an Entscheidungen<br />

beteiligt wurden, eher bereit sind, sich für<br />

Fotos: FES Albanien


9 <strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />

MEDIA BROADCAST<br />

Jetzt muss der Knoten platzen<br />

Drei Verhandlungsrunden gab es für<br />

die ver.di-Mitglieder bei der Media<br />

Broadcast bereits, bisher aber ohne<br />

Ergebnis. Noch liegen die Vorstellungen<br />

von ver.di und der Arbeitgeberin<br />

weit auseinander. Ende Juni soll wieder<br />

verhandelt werden.<br />

Die Arbeitgeberin hatte in der bisher<br />

letzten Verhandlungsrunde am 27. Mai<br />

erneut ihre Position dargelegt. Wie in<br />

den vorherigen Gesprächen sind dabei<br />

Nebenthemen wie die leistungs- und potenzialabhängige<br />

Verteilung und eine<br />

Verschlechterung der Konditionen in<br />

der betrieblichen Altersvorsorge thematisiert<br />

worden. „Wir haben im Gegenzug<br />

abermals unsere Forderungen begründet<br />

und ihnen die Erwartungen der<br />

ver.di-Mitglieder in der Media Broadcast<br />

erläutert“, sagt ver.di-Verhandlungsführer<br />

Tim Feise. ver.di fordert bei einer<br />

Laufzeit von zwölf Monaten eine tabellenwirksame<br />

Erhöhung der Entgelte von<br />

12,5 Prozent; Auszubildende sollen pauschal<br />

185 Euro mehr im Monat bekommen.<br />

Nasenfaktor<br />

Bisher ist die Arbeitgeberin nur zu kleinen<br />

Erhöhungsschritten bereit. Zum 1. September<br />

<strong>2024</strong> sollen die Gehälter sowie die<br />

Tabellenwerte linear um 1,25 Prozent angehoben<br />

werden. Zusätzlich sollen individuell<br />

und leistungsabhängig 1,25 Prozent<br />

verteilt werden. Bedeutet: Nicht jede und<br />

jeder wird dieses Geld bekommen. Für die<br />

Monate April bis August wollen sie jeweils<br />

60 Euro Inflationsausgleichsprämie zahlen.<br />

Die Ausbildungsvergütungen sollen ab<br />

September <strong>2024</strong> im Schnitt über alle Ausbildungsjahre<br />

um 30 Euro steigen. Zum<br />

1. April 2025 sollen die Einkommen noch<br />

einmal um dieselben Werte angehoben<br />

werden.<br />

Enttäuscht reagierten die Nachwuchskräfte:<br />

„Für die gleiche Ausbildung und<br />

Arbeit würde ich bei anderen Firmen eine<br />

viel höhere Vergütung bekommen. Diese<br />

Bezahlung ist nicht mehr zeitgemäß und<br />

wird keine neuen Auszubildenden zur<br />

Media Broadcast anziehen.“<br />

ver.di hatte das Angebot der Media<br />

Broadcast den ver.di-Mitgliedern in einer<br />

Online-Konferenz vorgestellt, die darauf<br />

empört reagierten. Damit sei der Unfrieden<br />

im Betrieb vorprogrammiert, lautete<br />

eine Kritik. Und weiter: „Somit werden die<br />

individuellen 1,25 Prozent nur nach Nasenfaktor<br />

mit besonderer Begründung<br />

und nicht für jede und jeden freigegeben.<br />

Wie viele in den Genuss kommen dürfen,<br />

bleibt im Verborgenen!“<br />

In die Ende Juni (nach <strong>KOMM</strong>-Redaktionsschluss)<br />

stattfindenden Gespräche<br />

geht ver.di mit einer klaren Erwartungshaltung.<br />

„Dort muss sich der Knoten endlich<br />

lösen. Wir haben einfache und nachvollziehbare<br />

Forderungen aufgestellt.<br />

Jetzt müssen einfache Lösungen her und<br />

keine Ausweitung in Nebenthemen“, betonte<br />

Tim Feise.<br />

RED<br />

Aktuelle Infos unter:<br />

https://mediabroadcast.verdi.de<br />

BEAMTENVERSORGUNG<br />

Hinzuverdienst neben der Pension<br />

Wollen Beamt*innen im Ruhestand einer Erwerbstätigkeit nachgehen, können<br />

sie nur bis zu einer bestimmten Höchstgrenze anrechnungsfrei hinzuverdienen.<br />

Die Pension wird immer dann gekürzt, wenn die Summe aus<br />

Versorgung und Einkommen über einen individuell konkret bestimmten<br />

Höchstbetrag hinausgeht. Jede (Neben-)Tätigkeit muss der Bundesanstalt für<br />

Post und Telekommunikation Deutsche Bundespost (BAnst PT) angezeigt<br />

werden.<br />

bis zum Betrag der Höchstversorgung<br />

(71,75 Prozent der ruhegehaltfähigen<br />

Dienstbezüge) plus 525 Euro zuzüglich<br />

des jeweils zustehenden Unterschiedsbetrages<br />

nach Paragraf 50 Abs. 1 BeamtVG<br />

(Familienzuschlag). Diese Grenze gilt bis<br />

zum Erreichen der individuellen Regelaltersgrenze.<br />

Im Fall des vorzeitigen Ruhestandes<br />

auf Antrag ab dem 63. Lebensjahr kann<br />

der Betrag, der zwischen den Versorgungsbezügen<br />

und dem Betrag der<br />

letzten Aktivbezüge liegt, plus 525 Euro<br />

zuzüglich des jeweils zustehenden<br />

Unterschiedsbetrages nach Paragraf 50<br />

Abs. 1 BeamtVG anrechnungsfrei hinzuverdient<br />

werden.<br />

Grundsätzlich unbegrenzt hinzuverdienen<br />

können alle Versorgungsberechtigten,<br />

die die Regelaltersgrenze (bis zum<br />

Jahr 2031 auf das 67. Lebensjahr ansteigend)<br />

erreicht haben. Ein Erwerbseinkommen<br />

aus einer Verwendung im öffentlichen<br />

Dienst wird angerechnet.<br />

ANITA SCHÄTZLE<br />

GSN I. R.<br />

Die umfänglichen Vorschriften für die<br />

Bundesbeamt*innen sind in Paragraf 53<br />

Abs. 2 und 3 Beamtenversorgungsgesetz<br />

(BeamtVG) geregelt. Beim Engagierten<br />

Ruhestand (ER) gilt Paragraf 4 Abs. 3 des<br />

Gesetzes zur Verbesserung der personellen<br />

Struktur beim Bundeseisenbahnvermögen<br />

und in den Postnachfolgeunternehmen<br />

(BEPNStruktG). Danach sind<br />

Beamt*innen im ER wie Ruhestandsbeamt*innen<br />

im Sinne des Paragraf 53<br />

Abs.2 Nr. 3 BeamtVG anzusehen.<br />

Sonderfall vorzeitiger Ruhestand<br />

Im Fall des vorzeitigen Ruhestandes mit<br />

ER oder aus gesundheitlichen Gründen<br />

oder auf Antrag wegen Schwerbehinderung<br />

ist der Hinzuverdienst eng begrenzt.<br />

Kürzungsfrei hinzuverdient werden kann<br />

TELEKOM<br />

Engagierter Ruhestand<br />

Nach aktuell bekanntem Stand liegen<br />

bei der Telekom etwas mehr<br />

als 1300 genehmigte und genehmigungsfähige<br />

Anträge vor. Sie sind<br />

alle zur weiteren Bearbeitung freigegeben.<br />

Die Anzahl bewegt sich<br />

im Rahmen des vom Vorstand genehmigten<br />

Budgets. Anträge für<br />

die 1. Hälfte <strong>2024</strong> konnten am<br />

1. Januar 1970 Geborene oder für<br />

am 1. Januar 2023 in eine Beförderungsplanstelle<br />

eingewiesene Beamt*innen<br />

ausnahmsweise schon<br />

am 31. Dezember 2023 stellen. AS


10<br />

DT IT GMBH<br />

Wechsel mit Laufbahnsprung<br />

zur DRV Bund<br />

Foto: DRV Bund<br />

Foto: Charles Yunck<br />

V. l.: Tschakawak Flory, DT IT GmbH; Dr. Stephan Fasshauer, Direktor DRV Bund; Nicole Collier, ver.di-Betriebsgruppe<br />

DRV Bund; Oliver Lehmann, Personal DRV Bund; Alfred Lohbeck, Geschäftsführer Personal DT IT GmbH; Dagmar<br />

König, Selbstverwaltung DRV Bund; Nicole Ayaz, HR DTAG; Jürgen Schwarzbeck, DTAG/DTSE CSS; Elisabeth Burg,<br />

DT IT GmbH; Diana Jäger, Personalgewinnung DRV Bund; Andreas Franke, ver.di und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender<br />

DT IT GmbH; Elisabeth Schley, DTAG/DTSE CSS<br />

Mit tatkräftigem Einsatz von ver.di<br />

ist eine Kooperationsvereinbarung<br />

zwischen DRV Bund und Telekom<br />

gelungen. Sie ermöglicht Beamt*innen<br />

bei der DT IT GmbH den Wechsel<br />

zur DRV Bund im Wege eines dafür<br />

konzipierten Laufbahnsprungs.<br />

ver.di hat sich nachdrücklich und gemeinsam<br />

mit der Deutschen Telekom bei der<br />

Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV<br />

Bund) dafür engagiert, dass bei der DT IT<br />

GmbH vom Arbeitsplatzverlust betroffene<br />

Beamt*innen eine neue Arbeitsplatzperspektive<br />

bei der DRV Bund bekommen. Die<br />

DRV Bund hat enormen Bedarf an Fachkräften<br />

in der IT und bei der DT IT GmbH<br />

werden Fachkräfte freigesetzt. Daran, dass<br />

die Vakanzen bei der DRV nun zum Tell<br />

mittels Übernahme verbeamteter IT-Fachkräfte<br />

besetzt werden können, hat der<br />

engagierte Einsatz von ver.di einen ganz<br />

erheblichen Anteil.<br />

Nach anfänglich großen Schwierigkeiten<br />

ist es ver.di gelungen, alle Beteiligten<br />

zu einem gemeinsamen Treffen zu bewegen.<br />

Als Ergebnis hat am 3. Mai die DRV<br />

Bund mit der Telekom eine Kooperationsvereinbarung<br />

geschlossen, damit zukünftig<br />

die an einem Wechsel zur DRV interessierten<br />

Beamt*innen noch leichter vom vereinbarten<br />

Modell profitieren. Der fachliche<br />

Hinweis von ver.di, dass der Laufbahnsprung<br />

noch in der DT IT erfolgen kann<br />

(„logische Sekunde“), war für das Gelingen<br />

im weiteren Prozess entscheidend.<br />

Andreas Franke, in unserem ver.di-<br />

Bundesfachbereich zuständig für Beamtenpolitik,<br />

erläutert im Interview die Details<br />

der Lösung.<br />

?<br />

Was war das Ziel?<br />

AF: Die DRV Bund hat enorme Vakanzen<br />

im IT-Bereich. Dagegen sind bei<br />

der DT IT GmbH Beschäftigte, verbeamtete<br />

IT-Fachkräfte, zugewiesen oder beurlaubt,<br />

wie Tarifbeschäftigte vom Personalabbau<br />

und damit verbundenem Beschäftigungsverlust<br />

in der Produktion<br />

betroffen. Tarifbeschäftigte können im<br />

Wege des von ver.di mit der DRV Bund<br />

abgeschlossenen Tarifvertrages Arbeitnehmerüberlassung<br />

zur DRV Bund wechseln.<br />

Eine solche analoge Möglichkeit<br />

fehlte bisher für die Beamt*innen.<br />

?<br />

Was war das Problem?<br />

AF: Die Welten zwischen der im<br />

globalen Wettbewerb stehenden Deutschen<br />

Telekom und der DRV Bund sind<br />

erheblich, wenn es darum geht, für


11 <strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />

Lösungen neue Wege zu gehen. Das<br />

Problem ist: Die DRV Bund hat nur<br />

Stellen des gehobenen Dienstes in ihrer<br />

IT ausgewiesen, es gibt keine Laufbahn<br />

des mittleren Dienstes. Die Beamt*innen<br />

bei der DT IT GmbH befinden sich jedoch<br />

fast ausschließlich in der Laufbahn<br />

des mittleren Dienstes. Aus Sicht der<br />

DRV Bund eine schwer überwindbare<br />

Hürde.<br />

?<br />

Wie ist die Lösung und wie<br />

bewertest Du sie?<br />

AF: Am 3. Mai <strong>2024</strong> hat die DRV Bund<br />

mit der Telekom eine Kooperationsvereinbarung<br />

zur Übernahme verbeamteter<br />

IT-Fachkräfte geschlossen. Die Telekom<br />

stellt ein Verfahren bereit, wonach in der<br />

Telekom eine Feststellungskommission<br />

die Auswahl und die Feststellung der Befähigung<br />

für den gehobenen Dienst vornimmt.<br />

Die Übernahme aus Ämtern des<br />

gehobenen Dienstes der Telekom zur DRV<br />

Bund in den gehobenen Dienst, also A9<br />

mit Beförderungsmöglichkeit bis A11/<br />

A12, erfolgt dann in einer sogenannten<br />

juristischen Sekunde.<br />

Das Ergebnis ist ein großartiger Erfolg.<br />

Mit dem Laufbahnsprung werden Lebensträume<br />

wahr, die verbeamteten<br />

Kolleg*innen der Telekom erwartet<br />

ein Arbeitsplatz mit langfristiger Perspektive<br />

und mit möglicher beruflicher<br />

Entwicklung. Sie leisten gesellschaftlich<br />

äußerst relevante Arbeit, indem sie<br />

jetzt die IT des Bundes mit ihren in der<br />

Telekom seit Jahrzehnten erlernten<br />

Fähigkeiten und Kompetenzen voranbringen.<br />

?<br />

Was war der Schritt zum Erfolg?<br />

AF: Entscheidend war, alle Beteiligten<br />

an einen Tisch zu bringen. Nur in gemeinsamer<br />

persönlicher Runde konnte<br />

das komplexe Thema positiv geklärt werden.<br />

Wegweisend war die beamtenrechtliche<br />

Kompetenz von ver.di mit<br />

samt Lösungsansatz. Schließlich kamen<br />

die Leitungsspitze der DRV Bund sowie<br />

deren Beamten-Arbeitsebene, der Geschäftsführer<br />

Personal der DT IT GmbH<br />

und deren zuständige Arbeitsebene, die<br />

Beamten-Arbeitsebene der Telekom,<br />

ver.di-Vertreterinnen aus der Selbstverwaltung<br />

und der Betriebsgruppe DRV<br />

Bund sowie meine Person in der Funktion<br />

als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der DT IT GmbH bei der DRV Bund<br />

in Berlin zusammen.<br />

?<br />

Welche Erwartungen/Forderungen<br />

hat ver.di?<br />

AF: Wir fordern, dass aktuell alle Möglichkeiten<br />

ausgeschöpft werden, um<br />

bundesweite Versetzungen nach Koblenz<br />

zu vermeiden, zum Beispiel mit Projektarbeiten<br />

von wohnortnahen Telekom-<br />

Standorten. Wir fordern gleichberechtigte<br />

Teilhabe an materiellen Verbesserungen<br />

im Betrieb, wie zum Beispiel Zulagen.<br />

Längst überfällig ist der Wegfall<br />

des Stellenkegels und wir fordern den<br />

Laufbahnsprung für langjährig höherwertig<br />

tätige Beamt*innen auch innerhalb<br />

des Konzerns. Die vereinbarte<br />

Transformation IT zur DRV Bund ist ein<br />

guter Anfang. Das muss weitergedacht<br />

und umgesetzt werden.<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />

ANITA SCHÄTZLE GSN I. R.<br />

BEAMT*INNEN<br />

Versorgung: Streiktage zählen mit<br />

Nehmen beurlaubte Beamt*innen an<br />

einem Streik teil, bleibt das ohne negative<br />

Wirkung auf die ruhegehaltfähige<br />

Dienstzeit. Die Bundesanstalt<br />

für Post- und Telekommunikation<br />

Deutsche Bundespost (BAnst PT) sah<br />

das zunächst anders. Dagegen hat<br />

ver.di nachdrücklich insistiert, mit<br />

Erfolg.<br />

Die BAnst PT wollte beurlaubten Beamt*innen<br />

die ruhegehaltfähige Dienstzeit<br />

um die Tage kürzen, an denen sie an<br />

einem ver.di-Tarifstreik teilgenommen<br />

hatten. Erfolgreich hat sich ver.di für<br />

betroffene beurlaubte Beamt*innen<br />

eingesetzt, sodass die Nichtanrechnung<br />

von Streiktagen bei der Berechnung der<br />

ruhegehaltfähigen Dienstzeit unterbleibt.<br />

ver.di kam nach rechtlicher Prüfung<br />

im Fall der Beurlaubung auf der Grundlage<br />

des Postpersonalrechtsgesetzes zu<br />

dem Ergebnis, dass die Rechtslage zu<br />

Gunsten der beurlaubten Beamt*innen<br />

eindeutig ist. Die Begründung ergebe<br />

sich aus dem Postpersonalrechtsgesetz<br />

und aus dem Beamtenversorgungsgesetz<br />

sowie den dazu erlassenen Verwaltungsvorschriften.<br />

Darüber hat sich<br />

ver.di mit der BAnst PT in persönlichen<br />

Gesprächen sehr intensiv auseinandergesetzt.<br />

Am Ende teilte die BAnst PT Anfang<br />

April ver.di schriftlich mit, dass sie<br />

die Streiktage als ruhegehaltfähig anerkenne.<br />

Das ist erfreulich und wichtig,<br />

zumal zu diesem Zeitpunkt die Tarifrunde<br />

Telekom im Gange war und<br />

ver.di auch die beurlaubten Beamt*innen<br />

zur aktiven Streikteilnahme aufgerufen<br />

hatte. <br />

AS<br />

Foto: Manfred Geneschen


12<br />

PERSONALRATSWAHLEN<br />

Gute Wahlergebnisse<br />

für die ver.di-Listen<br />

Über 3000 Beschäftigte der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation,<br />

Post und Eisenbahnen (Bundesnetzagentur) waren aufgerufen,<br />

ihre Interessenvertretungen zu wählen, darunter auch 130 Wahlberechtigte<br />

für die Jugend- und Auszubildendenvertretungen.<br />

VON JAN-JÖRG BACHMANN<br />

Insgesamt zwölf Personalräte und fünf<br />

Jugend- und Auszubildendenvertretungen<br />

sowie der Gesamtpersonalrat<br />

und die Gesamt-Jugendund<br />

Auszubildendenvertretung<br />

haben die Beschäftigten<br />

der Bundesnetzagentur am<br />

24. April <strong>2024</strong> neu gewählt.<br />

Auch der Hauptpersonalrat<br />

des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Klimaschutz<br />

(BMWK) sowie die Haupt-<br />

Jugend- und Auszubildendenvertretung<br />

beim BMWK wurden<br />

gewählt.<br />

ver.di setzt sich durch<br />

ver.di hat dabei insgesamt<br />

sehr gute Wahlergebnisse erzielt<br />

und das mancherorts sogar<br />

gegen zwei konkurrierende<br />

Listen. So konnten die Beschäftigten<br />

beim Personalrat<br />

der Zentrale der Bundesnetzagentur<br />

aus drei Listen auswählen.<br />

Die meisten der rund<br />

1700 Beamt*innen sowie fast<br />

550 Arbeitnehmer*innen haben<br />

sich für ver.di entschieden.<br />

Im Gesamtpersonalrat gingen<br />

drei von vier Plätzen der<br />

Gruppe Arbeitnehmer*innen und bei der<br />

Gruppe Beamt*innen neun von 13 Plätzen<br />

an ver.di. Auch hier hat sich ver.di<br />

gegen zwei konkurrierende Listen durchgesetzt.<br />

ver.di-Mehrheit im Ministerium<br />

3964-2-1222<br />

WWW.VERDI.DE<br />

Die Wahlergebnisse der Bundesnetzagentur<br />

haben außerdem maßgeblich dazu<br />

beigetragen, dass ver.di im Hauptpersonalrat<br />

des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Klimaschutz (BMWK) wieder<br />

die Mehrheit stellt. Die ver.di-Listen bei<br />

den Beamt*innen und den Arbeitnehmer*innen<br />

wurden jeweils stärkste Fraktion.<br />

Insgesamt fünf Beschäftigte aus der<br />

Bundesnetzagentur sind für ver.di künftig<br />

im 27 Mitglieder umfassenden Hauptpersonalrat<br />

des BMWK.<br />

MEHR<br />

Herausgeber: ver.di, Bereich Mitbestimmung<br />

#PRWAHL<br />

Bei den Wahlen der vier Jugend- und<br />

Auszubildendenvertretungen sowie der<br />

Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung<br />

waren die Wahlvorschläge von<br />

ver.di für die – insgesamt 16 – zu wählenden<br />

Gremienplätze konkurrenzlos.<br />

Gelebte Demokratie im Betrieb<br />

WERT<br />

ZUSAMMEN<br />

WEITERGEHEN<br />

PERSONALRAT WÄHLEN!<br />

Das Wahlergebnis spiegelt in erster Linie<br />

die hohe Akzeptanz und breite Anerkennung<br />

der bisherigen Arbeit der ver.di-Personalräte<br />

in der Bundesnetzagentur wider.<br />

Die gute Wahlbeteiligung verbessert<br />

die Durchsetzungsmöglichkeiten für die<br />

Interessenvertretungen. Außerdem zeigt<br />

die hohe Wahlbeteiligung, dass betriebliche<br />

Demokratie von den Beschäftigten<br />

der Bundesnetzagentur gelebt wird.<br />

Fast 200 Kandidat*innen haben auf<br />

den ver.di-Vorschlagslisten kandidiert.<br />

Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass<br />

die Beschäftigten gemeinsam mit ver.di<br />

den Berufsalltag gestalten und mitbestimmen<br />

wollen. Die Beschäftigten haben mit<br />

ihrer Stimmabgabe und einem<br />

eindeutigen Votum ihre künftigen<br />

Interessenvertretungen gestärkt<br />

und die Arbeit der letzten<br />

Jahre in und von ver.di honoriert.<br />

Junge rücken nach<br />

Gleichzeitig ist es ver.di in der<br />

Bundesnetzagentur auch bei diesen<br />

Wahlen gelungen, eine Überalterung<br />

der Gremien zu vermeiden<br />

und junge Kandidat*innen<br />

unter 35 Jahren zu motivieren,<br />

von denen sehr viele bereits Erfahrungen<br />

aus der Arbeit in den<br />

Jugend- und Auszubildendenvertretungen<br />

mitbringen. Damit<br />

kann die erfolgreiche Arbeit der<br />

letzten Jahre von ver.di auch<br />

nachhaltig fortgesetzt werden.<br />

Die intensive Vorbereitung der<br />

Personalratswahlen – beginnend<br />

mit der Suche nach Kandidierenden<br />

im Juni 2023 über die Konferenz<br />

der Betriebsgruppen zur<br />

Listenaufstellung im September<br />

2023 und den Start der Wahlwerbung<br />

im Januar <strong>2024</strong> bis hin zum<br />

Wahltag – hat sich gelohnt. Nicht<br />

nur wegen der Wahl ergebnisse,<br />

sondern auch mit Blick auf das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

und die Lust auf<br />

Gewerkschafts- und Personalratsarbeit,<br />

die in dieser Zeit gestärkt wurde. Und<br />

nach der Wahl ist vor der Wahl.<br />

Jan-Jörg<br />

Bachmann<br />

Gesamtpersonalrat<br />

Bundesnetzagentur<br />

Foto: privat

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