KOMM 4/2024
KOMM ist das Mitgliedermagazin der Bundesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
KOMM ist das Mitgliedermagazin der Bundesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>KOMM</strong><br />
JUGEND<br />
04/<strong>2024</strong> WWW.IKT.VERDI.DE<br />
Foto: shift-studio<br />
NEUE Zeiten brauchen<br />
NEUE Antworten<br />
Im Mai trafen sich rund 150 Mitglieder von (Jugend-) und Auszubildendenvertretungen<br />
aus dem ver.di-Bundesfachbereich A zu ihrer ersten gemeinsamen<br />
Konferenz in Göttingen. Es waren drei Tage, die die jungen Menschen<br />
mit intensivem Austausch untereinander verbrachten. Übergreifend über alle<br />
ver.di-Fachgruppen im Bundesfachbereich A und abseits von berufs- oder<br />
betriebsspezifischen Grenzen stand dabei im Fokus, was sie verbindet und<br />
wo sie auch künftig gemeinsam an ihren Themen und Forderungen arbeiten<br />
können.<br />
Teilnehmer*innen der Konferenz waren<br />
auch Mitglieder der Auszubildendenvertretungen<br />
(AV) der Telekom. Die jungen<br />
ver.di-Mitglieder kamen ansonsten aus<br />
den unterschiedlichsten Branchen und<br />
Betrieben. Ein übergreifendes Thema war<br />
mobiles Arbeiten in der Ausbildung, das<br />
allerdings nicht in allen Berufen möglich<br />
ist und auch nicht von jedem Betrieb angeboten<br />
wird. Künstliche Intelligenz jedoch<br />
wird, wenn sie nicht bereits jetzt in<br />
der Ausbildung eingesetzt wird, das kommende<br />
Berufsleben der jungen Menschen<br />
entscheidend beeinflussen. Zahlreiche<br />
weitere Themen wurden in Workshops<br />
behandelt.<br />
ver.di fragt die Jugend<br />
Spannend waren die Ergebnisse und Positionen<br />
aber nicht nur für die Teilnehmer*innen.<br />
ver.di-Bundesfachbereichsleiter<br />
Christoph Schmitz-Dethlefsen ging<br />
in seinem Redepart auf die neuen Standards<br />
in der Ausbildung wie auch der<br />
künftigen Arbeitswelt ein: „Ihr seid die<br />
erste Generation Azubis und dual Studierende,<br />
die Erfahrungen mit dem Thema<br />
Home office gesammelt hat. Ihr seid die<br />
Ersten, bei denen der Umgang mit Smartphone<br />
und Laptop zur beruflichen Grundausbildung<br />
gehört. Ihr seid die Ersten, für<br />
die der Umgang mit Künstlicher Intelligenz<br />
in der Arbeitswelt Standard ist oder<br />
zumindest bald sein wird.“ Umweltthemen<br />
stünden heute mehr im Fokus, Ausbildungsinhalte<br />
hätten sich geändert und<br />
die Belegschaften in vielen Betrieben seien<br />
heute viel internationaler, facettenreicher<br />
und weiblicher als früher.<br />
Doch nicht nur die Arbeitswelt müsse<br />
sich an veränderte Zeiten anpassen, auch<br />
ver.di müsse stärker auf die Bedürfnisse<br />
der jungen Mitglieder eingehen. Christoph<br />
Schmitz-Dethlefsen stellte sich in der<br />
Diskussion ihren Wünschen, Forderungen<br />
und Perspektiven. Die Ergebnisse werden<br />
nicht nur die künftige ver.di-Jugendarbeit,<br />
sondern die Arbeit im gesamten ver.di-<br />
Bundesfachbereich entscheidend beeinflussen.<br />
<br />
RED<br />
Weiter auf den Seiten 6+7
2<br />
INHALT VER.DI-READER GUTE ARBEIT 2025<br />
2 ver.di-Reader Gute Arbeit<br />
2025<br />
Digitalisierung und Künstliche<br />
Intelligenz<br />
3 Editorial<br />
Diese Ausgabe ...<br />
SAP Aufsichtsratswahl<br />
Gewerkschaften gestärkt im<br />
Aufsichtsrat<br />
Foto: Christian von Polentz<br />
4 Tarifrunde Telekom <strong>2024</strong><br />
Tarifabschluss steht!<br />
5 Eckpunkte des Ergebnisses<br />
6/7 Jugend<br />
Erstes großes JAV-Treffen<br />
in Göttingen<br />
8 International<br />
Auf dem Weg zu mehr Stärke<br />
und Durchsetzungskraft<br />
9 Media Broadcast<br />
Jetzt muss der Knoten platzen<br />
Beamtenversorgung<br />
Hinzuverdienst neben der<br />
Pension<br />
10/11 DT IT GmbH<br />
Wechsel mit Laufbahnsprung<br />
zur DRV Bund<br />
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz<br />
Ungefähr 20<br />
Prozent der Beschäftigten<br />
im<br />
Dienstleistungssektor<br />
geben<br />
an, dass sie mit<br />
Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) arbeiten.<br />
Zudem<br />
hat die Corona-<br />
Pandemie einen<br />
Digitalisierungsschub<br />
ausgelöst. Inzwischen sind 86 Prozent<br />
der Beschäftigten im Dienstleistungsbereich<br />
von der Digitalisierung betroffen,<br />
68 Prozent in (sehr) hohem<br />
Maße. Das sind mehr als noch im Jahr<br />
2016 – so die Zahlen des DGB-Index Gute<br />
Arbeit.<br />
Aber wie sieht es mit der Gestaltung<br />
der digitalen Arbeit aus und welche Besonderheiten<br />
sind bei der KI-Einführung<br />
VER.DI-BUNDESFACHGRUPPE IKT<br />
GOES SOCIAL MEDIA<br />
FOLLOW US!<br />
#verdiIKT<br />
https://www.facebook.com/verdiikt<br />
#wirsindverdiIKT<br />
https://www.instagram.com/verdiikt/<br />
@verdiikt<br />
https://twitter.com/verdiikt/<br />
ver.di_IKT zur Netzpolitik<br />
https://twitter.com/verdi_Netzpol<br />
und deren Anwendung zu beachten? Der<br />
Reader Gute Arbeit 2025 gibt wichtige<br />
Impulse für eine humane Technik- und<br />
Arbeitsgestaltung.<br />
Themen sind unter anderem:<br />
• aktueller Stand bei der Gestaltung digitaler<br />
Arbeit und Handlungsbedarfe<br />
• wegweisende Tarifverträge und betriebliche<br />
Regelungen, die ver.di in den letzten<br />
Jahren abgeschlossen hat<br />
• rechtliche Rahm enbedingungen und<br />
Mitbestimmungsmöglichkeiten von Betriebsräten<br />
sowie Vermeidung diskriminierender<br />
Effekte beim KI-Einsatz<br />
• Beteiligung der Beschäftigten<br />
Jetzt vorbestellen bis 31. Oktober: Der<br />
Reader erscheint im Dezember <strong>2024</strong> und<br />
wird unverzüglich ausgeliefert.<br />
Ausführliche Informationen:<br />
https://kurzlinks.de/y028<br />
Folge uns für Tweets und Posts über die Themen,<br />
die die IT- und TK-Branche bewegen:<br />
IMPRESSUM<br />
Foto: Manfred Geneschen<br />
11 Beamt*innen<br />
Versorgung: Streiktage<br />
zählen mit<br />
12 Personalratswahlen<br />
Gute Wahlergebnisse<br />
für die ver.di-Listen<br />
<strong>KOMM</strong> Nr. 4/<strong>2024</strong><br />
24. Jahrgang<br />
Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bundes vorstand: Frank Werneke<br />
Christoph Schmitz-Dethlefsen, Fachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)<br />
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin, Telefon: 030 6956-0 Internet: https://ikt.verdi.de<br />
Erscheinungsweise: 8 Ausgaben pro Jahr<br />
Redaktion: Silke Leuckfeld (sil) E-Mail: redaktion.komm@verdi.de<br />
Layout: datagraphis GmbH, Wiesbaden-Nordenstadt Internet: https://datagraphis.de<br />
Gedruckt auf GraphoSilk FSC® 80g/m 2<br />
Druck: Schaffrath DruckMedien GmbH Auflage: 78 733<br />
Anzeigen und Beilagen:<br />
Telefon: 030 6956-2442<br />
E-Mail: redaktion.komm@verdi.de<br />
Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 26. Juli <strong>2024</strong>
3<br />
<strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />
EDITORIAL<br />
Diese Ausgabe ...<br />
... beginnt auf dem Titel mit einer Konferenz unserer Jugend. Drei Tage saßen Mitglieder<br />
von (Jugend-)Auszubildendenvertretungen aus den verschiedenen Branchen und Betrieben<br />
unseres ver.di-Bundesfachbereichs A zusammen. Für sie war es ein erstes großes Kennenlernen,<br />
aber auch die Erkenntnis, dass die Gemeinsamkeiten trotz aller Unterschiede<br />
überwiegen. Ihre Interessen hat ver.di im Blick. So sitzen Jugendvertreter*innen bei großen<br />
Tarifrunden mit am Verhandlungstisch, ihre Forderungen sind Bestandteil der Tarifforderungen.<br />
Auch bei der Tarifrunde Telekom waren sie dabei: nicht nur bei den Streiks,<br />
sondern auch bei den Verhandlungsterminen. Die Ausbildung in eigenen Tarifverträgen<br />
zu regeln, ist aber noch immer nicht überall Standard. Auch nicht bei der Telekom.<br />
Einander zuzuhören und das Gehörte in praktisches Handeln zu übersetzen, ist übergreifend<br />
über alle Generationen heute wichtiger denn je. Die Arbeitswelt der jungen<br />
Kolleg*innen wird in den kommenden Jahrzehnten eine andere sein, als sie es heute ist.<br />
Die Weichen dafür werden jetzt gestellt. Ein gutes Beispiel dafür ist das Manifest für<br />
Künstliche Intelligenz, das der Telekom-Konzernbetriebsrat mit der Arbeitgeberin abgeschlossen<br />
hat.<br />
Die Jugend will und wird anders arbeiten als die Generationen davor. Und ihre Verhandlungsmacht<br />
ist gut, denn die Babyboomer gehen in Rente. Bis 2035 verlassen laut<br />
dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung rund sieben Millionen Menschen den<br />
Arbeitsmarkt. Dies wird die eine große Herausforderung für die Betriebe, aber auch für<br />
uns als Gewerkschaft.<br />
<br />
Die <strong>KOMM</strong>-Redaktion<br />
www.mitgliedwerden.verdi.de<br />
TERMINE DER BETRIEBSGRUPPEN<br />
Foto: geralt/pixabay<br />
Sie sind online zu finden unter:<br />
https://tk-it.verdi.de/<br />
Service<br />
Treffpunkte<br />
Oder einfach den<br />
QR-Code scannen<br />
SAP AUFSICHTSRATSWAHL<br />
Gewerkschaften gestärkt im Aufsichtsrat<br />
Die Rechtsformänderung der SAP AG<br />
zur SAP SE gab Anlass zur klaren<br />
Positionierung des Europäischen<br />
Gerichtshofs (EuGH) pro Gewerkschaften<br />
im Aufsichtsrat (AR).<br />
VON CHRISTINE MUHR<br />
Längst ist bekannt, dass Unternehmen<br />
durch die Gründung einer SE (Societas<br />
Europaea) das starke deutsche Mitbestimmungsrecht<br />
unterlaufen wollen – so auch<br />
die SAP im Jahr 2014. Bei der Gründung<br />
der SAP SE wurde eine SE-Vereinbarung<br />
geschlossen, die zwar die betriebliche Mitbestimmung<br />
im europäischen Kontext regelte,<br />
aber beim Thema AR die externen<br />
unabhängigen Gewerkschaftssitze in<br />
einem verkleinerten AR streichen wollte.<br />
Langjähriger Rechtsstreit<br />
Ein jahrelanger Rechtsstreit bis hin zum<br />
EuGH folgte. Im Oktober 2022 entschied<br />
der EuGH im Sinne der Stärkung von Gewerkschaften.<br />
Er verwies allerdings an das<br />
Bundesarbeitsgericht (BAG) zur Ausgestaltung<br />
der Umsetzung.<br />
Im März 2023 wurden von ihm die Kriterien<br />
für die Wahl der externen Gewerkschaftssitze<br />
verkündet. Die SAP SE Beteiligungsvereinbarung<br />
musste jetzt unter<br />
Zeitdruck abgeändert werden, eine vorerst<br />
befristete Änderungsvereinbarung bestätigt<br />
die für Gewerkschaften reservierten<br />
Sitze im Aufsichtsrat. Der Europäische<br />
SE-Betriebsrat verhandelte im BAG-Sinn<br />
das Wahlverfahren für „alle in der SE, ihren<br />
Tochtergesellschaften und Betrieben vertretenen<br />
Gewerkschaften“ so, „dass die<br />
Gleichheit dieser Gewerkschaften in Bezug<br />
auf dieses Recht gewährleistet ist.“<br />
Es dauerte lange, bis mit dem bisher<br />
kompliziertesten Wahlverfahren die Arbeitnehmer*innen-Bank<br />
der SAP SE wieder<br />
mit externen Gewerkschaften besetzt<br />
war.<br />
Beim aufwendigen Wahlmarathon<br />
durch den Europäischen SE-Betriebsrat<br />
wurden leider keine DGB-Gewerkschaftsvertreter*innen<br />
für die zwei externen Plätze<br />
gewählt. Zwei Gewerkschaftsvertreter<br />
aus Frankreich und Belgien, die unserem<br />
europäischen Dachverband UNI nahestehen,<br />
konnten diese Sitze erringen. Gelbe<br />
Gewerkschaften, Berufsverbände und<br />
rechtsextremistische Vereinigungen wurden<br />
erfolgreich abgewehrt. In anderen<br />
internen Wahlverfahren konnten sich<br />
zwei DGB-Gewerkschafter, darunter unser<br />
ver.di-Kandidat Andreas Hahn, behaupten.<br />
In Summe sind nun vier Mitglieder<br />
von großen Gewerkschaften, welche die<br />
Werte des DGB teilen, auf der Arbeitnehmer*innen-Bank<br />
der SAP SE vertreten.<br />
Eine spannende Zeit im AR beginnt, zumal<br />
der Aufsichtsratsvorsitz von Hasso<br />
Plattner, einem der letzten aktiven Firmengründer,<br />
an Pekka Ala-Pietilä überging. Ein<br />
kleines Schmankerl am Rande: Anlässlich<br />
der offiziellen Verabschiedung von Hasso<br />
Plattner als Aufsichtsratsvorsitzender würdigte<br />
Bundeskanzler Olaf Scholz respektvoll<br />
seine gestalterische Kraft. Allerdings<br />
konnte er sich eine kleine Spitze auf die<br />
Skepsis der Unternehmensgründer bezüglich<br />
der Gründung eines Betriebsrates bei<br />
SAP vor 18 Jahren nicht verkneifen.<br />
Weitere Themen, die uns bei SAP aktuell<br />
beschäftigen und die wir in den folgenden<br />
<strong>KOMM</strong>-Ausgaben aufgreifen werden,<br />
sind: Personalabbau, Freiwilligen- und Vorruhestandsprogramm<br />
sowie die Officepflicht.<br />
Christine Muhr<br />
IT-Koordinatorin<br />
Bundesfachgruppe<br />
IKT<br />
Foto: privat
4<br />
TARIFRUNDE TELEKOM <strong>2024</strong><br />
Foto: Christian von Polentz<br />
TARIFABSCHLUSS STEHT!<br />
Die Tarifkommission Telekom ist nach intensiver Diskussion des Ergebnisses<br />
der ver.di-Mitgliederbefragung und den ebenfalls positiven Empfehlungen<br />
aus den ver.di-Landesfachgruppen IKT der Empfehlung der ver.di-Verhandlungskommission<br />
gefolgt und hat die Annahme des Verhandlungsergebnisses<br />
beschlossen. Einbezogen in den Tarifabschluss sind alle tarifierten Konzernunternehmen<br />
mit Ausnahme der T-Systems-Gesellschaften.<br />
Am 7. Juni <strong>2024</strong> hat sich die ver.di-Tarifkommission<br />
mit dem erzielten Verhandlungsergebnis<br />
zur Tarifrunde <strong>2024</strong> befasst<br />
und ihm zugestimmt. Die ver.di-Verhandlungskommission<br />
hatte zuvor in zahlreichen<br />
Veranstaltungen die betrieblichen<br />
ver.di-Vertrauensleute, die Tarifbotschafter*innen<br />
sowie ver.di-Mitglieder eingeladen.<br />
Dort wurden jeweils alle Bestandteile<br />
des Verhandlungsergebnisses vorgestellt<br />
und intensive Diskussionen zu den einzelnen<br />
Teilen des Verhandlungsergebnisses<br />
sowie „Alternativszenarien“ geführt. Anschließend<br />
wurde noch eine breite Mitgliederbefragung<br />
durch unsere Tarifbotschafter*innen<br />
in den Betrieben durchgeführt.<br />
Mit Blick auf alle Elemente des<br />
Gesamt paketes und in Abwägung aller<br />
möglichen Alternativen zum weiteren Vorgehen<br />
sah eine klare Mehrheit trotz einiger<br />
herausgearbeiteter und berechtigter<br />
Kritikpunkte, das Gesamtpaket allerdings<br />
als trag fähigen Kompromiss an. Mehr als<br />
70 Prozent der befragten ver.di-Mitglieder<br />
sprachen sich für eine Annahme des Verhandlungsergebnisses<br />
aus.<br />
Dankeschön<br />
Die ver.di-Verhandlungs- und Tarifkommission<br />
bedankt sich bei allen, die sich in<br />
dieser Tarifbewegung engagiert und damit<br />
dieses Tarifergebnis möglich gemacht<br />
haben. „Gemeinsam stark“ hat sich in<br />
dieser Tarifrunde besonders bewiesen.<br />
Beispiel: Entgeltgruppe KS 2 DTS, aktueller Bandwert 115% = 39.414 €/Jahr<br />
1. Dauerhafter tariflicher Entgeltzuwachs<br />
DTS Entgeltgruppe KS2, aktueller Bandwert 115%<br />
39.414 €/Jahr<br />
Summe dauerhafter<br />
Zuwachs in €/Jahr<br />
Tabellenerhöhung zum 1. Oktober <strong>2024</strong><br />
Neues Jahresgehalt ab 1. Oktober <strong>2024</strong><br />
Zusätzliches Monatsentgelt ab 1. August 2025<br />
(dauerhaft im Entgelttarifvertrag verankert!)<br />
Summe<br />
dauerhafter<br />
Zuwachs in<br />
% /Jahr<br />
+6,0%<br />
190€ /Monat x 12<br />
(entspricht +5,78%*)<br />
=<br />
=<br />
2.365 €/Jahr<br />
41.779 €/Jahr<br />
2.280 €/Jahr<br />
2.365 €/Jahr<br />
+<br />
2.280 €/Jahr<br />
Neues Jahresgehalt ab 1. August 2025<br />
44.059 €/Jahr<br />
4.645 €/Jahr<br />
+11,78%<br />
*Berechnungsbasis: Aktueller Bandwert KS 2, 115% (39.414 €)
5 <strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />
Eckpunkte des Ergebnisses<br />
Das Verhandlungsergebnis gilt für alle<br />
Gesellschaften der Telekom, für die ver.di<br />
die Entgelttarifverträge zum 31.03.<strong>2024</strong><br />
gekündigt hat (insgesamt 16 Tarifbereiche<br />
plus Auszubildende/dual Studierende).<br />
Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen<br />
Laufzeiten wird es weitgehend<br />
inhaltsgleich auch auf die DT PVG<br />
und die DT SE übertragen. Ausgenommen<br />
ist leider die T-Systems.<br />
Dauerhafte Entgeltsteigerung<br />
• Erhöhung der individuellen Jahresentgelte<br />
sowie der Entgelttabellen:<br />
• PLUS 6 Prozent zum 01.10.<strong>2024</strong><br />
• Weitere Erhöhung durch das neue „Zusätzliche<br />
Monatsentgelt“ in Höhe von<br />
190 Euro im Monat ab 01.08.2025.<br />
Beurlaubte Beamt*innen erhalten<br />
161,50 Euro im Monat.<br />
• Laufzeit: bis 31.03.2026 = 24 Monate<br />
• DT PVG: Der „alte“ Entgelttarifvertrag<br />
läuft erst zum 31.07.<strong>2024</strong> aus. Deshalb<br />
zeitversetzt zum 01.02.2025 + 6 Prozent<br />
und zum 01.12.2025 das neue<br />
„Zusätzliche Monatsentgelt“ in Höhe<br />
von 190 Euro. Die Laufzeit beträgt<br />
ebenfalls 24 Monate und geht hier bis<br />
31.07.2026.<br />
• Für die DT SE SE läuft der Entgelttarifvertrag<br />
erst zum 30. 09. <strong>2024</strong> aus. Deshalb<br />
zeitversetzt zum 01.04.2025 + 6 Prozent<br />
und zum 01.02.2026 das neue „Zusätzliche<br />
Monatsentgelt“ in Höhe von 190<br />
Euro. Laufzeit ebenfalls 24 Monate bis<br />
30.09.2026.<br />
Auszubildende und dual Studierende<br />
• Erhöhung der Vergütungen für Auszubildende<br />
und dual Studierende PLUS 95<br />
Euro monatlich zum 01.10.<strong>2024</strong> und<br />
zum 01.08.2025 weitere 6 Prozent<br />
• Erweiterung der Vergütungstabelle der<br />
dual Studierenden um eine Stufe für<br />
das vierte Studienjahr (Studium mit Regelstudienzeit<br />
von über drei Jahren).<br />
Die neue Vergütung beträgt 1450 Euro<br />
zum 01.09.<strong>2024</strong>. Dieser Wert erhöht<br />
sich ab 01.10.<strong>2024</strong> im Rahmen der<br />
oben aufgeführten Erhöhungsschritte.<br />
Inflationsausgleichsprämie<br />
• Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie<br />
(Einmalzahlung) in Höhe von 1550<br />
Euro im Juli <strong>2024</strong>; Beschäftigte der<br />
BUYIN erhalten 1050 Euro. Für Beschäftigte<br />
der DT PVG GmbH erfolgt die Zahlung<br />
im August <strong>2024</strong> und bei der DTSE<br />
SE im Oktober <strong>2024</strong>. Für alle gilt: Teilzeitbeschäftigte<br />
erhalten die Zahlung<br />
anteilig, Beschäftigte in der aktiven<br />
Phase der Altersteilzeit in voller Höhe.<br />
• Auszubildende und dual Studierende<br />
erhalten eine Inflationsausgleichsprämie<br />
in Höhe von 775 Euro im Juli <strong>2024</strong>.<br />
Auszubildende und dual Studierende,<br />
die zwischen Juli und Dezember in ein<br />
Arbeitsverhältnis übernommen werden,<br />
erhalten die Inflationsausgleichsprämie<br />
in Höhe der Tarifbeschäftigten.<br />
„Das ist ein hart erkämpftes, sehr gutes Verhandlungsergebnis, mit dem<br />
wir vor allem unser Ziel deutlicher, dauerhafter und nachhaltiger Entgeltsteigerungen<br />
erreichen konnten. Der ergänzend vereinbarte Kündigungsschutz<br />
gibt den Beschäftigten zusätzlich Sicherheit. Ohne den großen<br />
Einsatz der Beschäftigten bei den Warnstreiks und den Aktionen der<br />
vergangenen Wochen wäre das so nicht möglich gewesen.“<br />
VER.DI-VERHANDLUNGSFÜHRER , FRANK SAUERLAND<br />
„Zu den Forderungen der Jugend haben wir mit diesem Verhandlungsergebnis<br />
eine starke Antwort. Die Verhandlungskommission hat die Themen<br />
der Jugend sehr ernst genommen. Es ist sehr schön, dass die Jugend einen<br />
sehr hohen Stellenwert in der Fachgruppe IKT hat.“<br />
MARTA MÜLLER, VORSITZENDE DER BUNDESJUGEND DER FACHGRUPPE IKT<br />
UND MITGLIED DER VER.DI-VERHANDLUNGS<strong>KOMM</strong>ISSION<br />
Kündigungs schutz verlängert<br />
• Der tarifvertragliche Verzicht auf betriebsbedingte<br />
Beendigungskündigungen<br />
wird bis zum 31. 12. 2026 verlängert.<br />
Das gilt für die DTAG, TDG, DTS,<br />
DTA, DT Technik, DT GK, DT ISP, DT<br />
Security, DT PVG, DT SE und BUYIN.<br />
• Zusätzlich wird der bereits ausgelaufene<br />
Kündigungsschutz bei der DT IT GmbH<br />
bis zum 31. 12. 2026 verlängert. Bis<br />
zum Abschluss der Maßnahme<br />
Vector4IT finden allerdings anstelle der<br />
Regelungen des TV-Rationalisierungsschutzes<br />
weiterhin die Regelungen des<br />
abgeschlossenen Interessenausgleichs<br />
Anwendung.<br />
Beispiel: Entgeltgruppe 5 DT Technik, aktueller Bandwert 115% = 50.160 €/Jahr<br />
1. Dauerhafter tariflicher Entgeltzuwachs<br />
DT Technik Entgeltgruppe 5, aktueller Bandwert 115%<br />
50.160,00 €/Jahr<br />
Summe dauerhafter<br />
Zuwachs in €/Jahr<br />
Tabellenerhöhung zum 1. Oktober <strong>2024</strong><br />
Neues Jahresgehalt ab 1. Oktober <strong>2024</strong><br />
Zusätzliches Monatsentgelt ab 1. August 2025<br />
(dauerhaft im Entgelttarifvertrag verankert!)<br />
Summe<br />
dauerhafter<br />
Zuwachs in<br />
% /Jahr<br />
+6,0%<br />
190€ /Monat x 12<br />
(entspricht +4,55%*)<br />
=<br />
=<br />
3.009,60 €/Jahr<br />
53.169,60 €/Jahr<br />
2.280,00 €/Jahr<br />
3.009,60 €/Jahr<br />
+<br />
2.280,00 €/Jahr<br />
Neues Jahresgehalt ab 1. August 2025<br />
55.449,60 €/Jahr<br />
5.289,60 €/Jahr<br />
+10,55%<br />
*Berechnungsbasis: Aktueller Bandwert EG 5, 115% (50.160,00 €)
6<br />
JUGEND<br />
ERSTES GROSSES JAV-T<br />
Bunt gemischt mit Blick auf ihre Ausbildungsbetriebe und -berufe, wie unser<br />
gemeinsamer ver.di-Bundesfachbereich A, trafen sich Mitglieder der<br />
(Jugend-) und Auszubildendenvertretungen JAV – bei der Telekom heißen sie<br />
Auszubildendenvertretungen, kurz AVen – zu ihrer ersten gemeinsamen Konferenz<br />
vom 22. bis 24. Mai <strong>2024</strong> in Göttingen. Die (J)AVis kamen aus Betrieben<br />
und Unternehmen wie den Sparkassen, den Stadtwerken, von Versicherungen,<br />
aus der privaten und öffentlichen Energie- und Wasserwirtschaft,<br />
der Bundesdruckerei, der Hamburger Staatsoper, aber auch aus der Telekommunikations-<br />
und IT-Branche.<br />
Der erste Tag startete mit einer Kennenlernrunde.<br />
An verschiedenen Stationen<br />
beantworteten die Teilnehmer*innen<br />
Fragen und berichteten aus ihrem betrieblichen<br />
Alltag.<br />
ver.di-Gewerkschaftssekretär Thomas<br />
Bachmann betreute die Station „Was war<br />
das Spannendste, was ihr als (J)AV bisher<br />
gemacht habt?“.<br />
„Es wurden unterschiedliche Beispiele<br />
genannt, so die Verhinderung einer Entlassung,<br />
aber auch das Aufdecken von<br />
Fällen von sexuellen Übergriffen. Dies hat<br />
dann sogar zur Kündigung der betreffenden<br />
Person geführt“, sagt Thomas Bachmann.<br />
Berichtet wurde auch von Vertreter*innen<br />
der (J)AVen, die bei großen Tarifrunden<br />
mit am Verhandlungstisch saßen.<br />
Fußball verbindet<br />
In den Pausen konnten sich die Teilnehmenden<br />
an einer Candy-Bar bedienen<br />
und eine Fotobox nutzen, aber auch in<br />
Sesseln und Liegestühlen entspannen.<br />
Untereinander wurde über den Fachkräftemangel,<br />
die Ausbildungsbedingungen<br />
und -vergütungen, aber auch über Goodies,<br />
wie Handys, Laptops, und Zuschüsse<br />
gesprochen.<br />
Der erste Tag endete mit einem Pub-<br />
Quiz mit vielen tollen ver.di-Preisen. Allerdings<br />
leerten sich die Tische ab 21 Uhr,<br />
denn parallel lief das Finale in der UEFA<br />
Europa League von Bayer 04 Leverkusen<br />
gegen Atalanta Bergamo, das Leverkusen<br />
mit 0:3 verlor. Und dort zeigte sich, dass<br />
Fußball verbindet, auch wenn das Spiel<br />
verloren ging.<br />
Die Generation Z<br />
Der zweite Tag begann mit einem Vortrag<br />
von Joana Starck, Vorsitzende der Bundesfachbereichsjugend,<br />
und Thomas Bachmann.<br />
Joana erklärte die Struktur des<br />
ver.di-Bundesfachbereichs A und betonte,<br />
warum es wichtig ist, dass sich bei uns<br />
(J)AVis aus verschiedenen Betrieben und<br />
Branchen vernetzen und gemeinsam Ideen<br />
entwickeln. Thomas Bachmann ging<br />
auf die Generation Z ein. Wie tickt die Generation<br />
Z, wie ist ihre Stellung auf dem<br />
Arbeitsmarkt, was sind ihre Ansprüche an<br />
Gute Arbeit und was müssen Unternehmen<br />
tun, um sie als Arbeitskräfte in Zeiten<br />
des Fachkräftemangels für sich zu gewinnen<br />
– und vor allem: wie können sie sie<br />
langfristig an sich binden. In einem weiteren<br />
Part ging Joana auf moderne Ausbildungsbedingungen<br />
in Zeiten von zunehmender<br />
Digitalisierung, dem Einsatz von<br />
Künstlicher Intelligenz und mobilem Arbeiten<br />
ein. Damit stimmte sie die (J)AVis auf<br />
die später anschließenden Workshops ein,<br />
die dies und vieles mehr zum Thema hatten.<br />
VR-Brillen im Praxistest<br />
Die Workshops deckten ein breites Themenspektrum<br />
ab. Schwerpunkte waren
7<br />
<strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />
REFFEN IN GÖTTINGEN<br />
unter anderem Künstliche Intelligenz und<br />
Virtual und Augmented Reality in der<br />
Ausbildung. In diesem Workshop konnten<br />
VR-Brillen auch gleich ausprobiert<br />
werden. Weitere Themen waren mobile<br />
Ausbildung, Fachkräftemangel, Zusammenarbeit<br />
in der (J)AV per App, Arbeitszeit<br />
zwischen Wunsch und Wirklichkeit,<br />
dual Studierende sowie neue Berufsbilder,<br />
zum Beispiel in der IT.<br />
Moderne Ausbildung mit Tarifvertrag<br />
Den dritten Tag leitete ver.di-Bundesfachbereichsleiter<br />
Christoph Schmitz-Dethlefsen<br />
ein. „Um aber speziell auf eure Bedürfnisse<br />
einzugehen, bemühen wir uns<br />
seit einiger Zeit, Tarifverträge allein für<br />
Nachwuchskräfte abzuschließen“, sagte<br />
Christoph Schmitz-Dethlefsen. „Einige von<br />
euch haben in ihren Firmen schon Ausbildungstarifverträge.<br />
Dort ist nicht nur die<br />
Höhe eurer Ausbildungsvergütung geregelt,<br />
sondern auch Qualitätsstandards für<br />
eine moderne Ausbildung.“ Darin seien<br />
häufig Zuschüsse, zum Beispiel für Fahrtkosten<br />
zum Betrieb, für Jobtickets oder<br />
das Deutschland-Ticket, zur Miete oder zu<br />
Ausbildungsmaterialien, aber auch Diensthandys<br />
und Laptops oder freie Tage für<br />
die Vorbereitung auf Prüfungen geregelt.<br />
„Leider machen bisher noch nicht alle Arbeitgeber*innen<br />
mit“, bedauerte Christoph<br />
Schmitz-Dethlefsen. Dabei sei dies<br />
durchaus im Interesse der Arbeitgeber*innen;<br />
schließlich ginge die sogenannte<br />
Babyboomer-Generation in Rente<br />
und Fachkräfte würden dann noch mehr<br />
fehlen als jetzt. Er verwies auf das Institut<br />
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
(IAB), das prognostiziert, dass bis 2035<br />
etwa sieben Millionen Menschen den<br />
deutschen Arbeitsmarkt verlassen werden.<br />
Was kann ver.di besser machen?<br />
Christoph Schmitz-Dethlefsen endete mit<br />
drei Leitfragen: Was muss sich aus eurer<br />
Sicht ändern, damit ihr eine bessere, zeitgemäße<br />
und moderne Ausbildung erhaltet?<br />
Wie kann euch ver.di dabei unterstützen?<br />
Wie schaffen wir es gemeinsam,<br />
mehr Azubis und dual Studierende von<br />
gewerkschaftlicher Arbeit zu überzeugen?<br />
Aufgeteilt nach Landesbezirken,<br />
gingen die (J)AVis in die regionale Vernetzung<br />
und den Austausch. Dabei wurden<br />
die Leitfragen von Christoph Schmitz-<br />
Dethlefsen an Beispielen aus dem Alltag<br />
diskutiert. Die Bandbreite der angesprochenen<br />
Probleme reichte von unfassbaren<br />
Papierschlachten im Ausbildungsalltag,<br />
wo digitale Lösungen das Leben deutlich<br />
erleichtern würden, über nicht übernommene<br />
Übernachtungskosten von dual<br />
Studierenden am Studienort bis zu notwendigen<br />
modernen Ausbildungsmitteln,<br />
wie zum Beispiel funktionierenden mobilen<br />
Endgeräten.<br />
Diese und andere Anliegen flossen in<br />
die abschließende Gesprächsrunde mit<br />
Christoph Schmitz-Dethlefsen, Joana<br />
Starck und Joshua Kensy, Vorsitzender der<br />
ver.di-Jugend, ein.<br />
Dort wurde unter anderem thematisiert,<br />
wie wichtig die gemeinsame Einflussnahme<br />
und Diskussion zu Themen<br />
wie mobilem Arbeiten ist – nicht nur im<br />
Betrieb, sondern auch bei der Politik. Ein<br />
wichtiger Bestandteil der Diskussion waren<br />
verschiedene Herangehensweisen an<br />
die gewerkschaftliche Ansprache neuer<br />
Auszubildender und dual Studierender –<br />
vom gemeinsamen Pizzaessen beim<br />
Stammtisch bis hin zur offiziellen Ansprache<br />
zum Ausbildungsstart.<br />
Das Fazit der Konferenz lautete einmütig:<br />
ver.di sind wir alle und nur zusammen<br />
können wir etwas bewegen. RED<br />
Fotos: shift-studio
8<br />
INTERNATIONAL<br />
Auf dem Weg zu mehr Stärke<br />
und Durchsetzungskraft<br />
Im Rahmen der Unterstützung albanischer<br />
Gewerkschaften fand am<br />
Pfingstwochenende in Golem, einer<br />
Küstenstadt nicht weit von der<br />
Hauptstadt Tirana entfernt, ein<br />
zweitägiger Workshop statt. Fünfundzwanzig<br />
Teilnehmer*innen aus<br />
mehr als zehn Gewerkschaften,<br />
NGOs und einem gewerkschaftlichen<br />
Dachverband nahmen daran teil.<br />
VON ADO WILHELM<br />
Der Workshop wurde von der Friedrich-<br />
Ebert-Stiftung (FES) in Albanien organisiert<br />
und von der ver.di-Bundesfachgruppe<br />
IKT inhaltlich unterstützt. Stine Klapper,<br />
Leiterin der FES Albanien, und Genci<br />
Lamllari, Koordinator für die gewerkschaftliche<br />
Arbeit, freuten sich besonders,<br />
dass auch Mitglieder von neu gegründeten<br />
Gewerkschaften teilnahmen.<br />
Griff in die Werkzeugkiste<br />
Vermittelt wurden als ein wichtiges Instrument<br />
aus der „gewerkschaftlichen<br />
Werkzeugkiste“ Befragungen von Mitgliedern<br />
und Beschäftigten, deren Sinn, Techniken<br />
und Methodik, aber auch Tipps und<br />
Tricks der Referent*innen. Steff Schulze,<br />
ver.di- Gewerkschaftssekretärin aus Nürnberg,<br />
reiste zusammen mit Ado Wilhelm,<br />
der für die ver.di-Bundesfachgruppe IKT<br />
die Zusammenarbeit mit der FES und den<br />
albanischen Gewerkschaften koordiniert,<br />
nach Albanien, um den inhaltlichen Part<br />
zu übernehmen.<br />
Es wurde zunächst ausführlich über die<br />
methodischen Grundlagen einer gewerkschaftlichen<br />
Befragung gesprochen. Welche<br />
Zielgruppen sind für Befragungen,<br />
zum Beispiel zum Thema Tarifarbeit,<br />
wichtig? Ist das Ziel der Befragung eher<br />
das Erkennen von Mehrheitsverhältnissen<br />
oder eine konkrete Abstimmung zu einem<br />
Sachverhalt? Welche Auswirkungen<br />
hat die jeweilige Fragestellung auf die<br />
Antworten? Welche Fragearten gibt es<br />
und welche Fragestellungen eignen sich<br />
besonders? In welcher Frequenz können<br />
Befragungen erhoben werden? Welche<br />
konkreten Maßnahmen tragen zu einer<br />
hohen Beteiligung bei?<br />
Schwierige Ausgangslage<br />
Seit Jahren unterstützen die FES und die<br />
ver.di-Bundesfachgruppe IKT die jungen<br />
albanischen Gewerkschaften darin, sich<br />
zu etablieren, um stärker zu werden.<br />
Durch gute und transparente Gewerkschaftsarbeit<br />
soll das Image positiv verändert<br />
werden. Allerdings hat das jahrzehntelange<br />
Regime des damaligen Diktators<br />
Enver Hoxha bis heute einen negativen<br />
Nachhall und das Vertrauen in die Gewerkschaften<br />
ist noch immer beschädigt.<br />
Die Regierung tut ein Übriges, indem sie<br />
immer wieder durchblicken lässt, Gewerkschaften<br />
seien schwach und eigentlich<br />
überflüssig.<br />
diese Themen zu engagieren. Um es nicht<br />
nur bei dem theoretischen Teil zu belassen,<br />
wurde das Gehörte auch gleich in<br />
praktischen Übungen umgesetzt. In Arbeitsgruppen<br />
wurden erste Überlegungen<br />
zur Umsetzung in den jeweiligen Betrieben<br />
diskutiert und ausgearbeitet. Die<br />
Anlässe sind in den einzelnen Bereichen<br />
völlig unterschiedlich. Die SPPT, die albanische<br />
Schwestergewerkschaft von ver.di,<br />
ist zuständig für den Callcenter-Bereich<br />
und die Telekommunikationsbranche. Sie<br />
hat die Arbeitsbedingungen ganz oben<br />
auf der Agenda, die Gewerkschaft der<br />
Ölarbeiter hingegen mehr den Bereich<br />
Sicherheit und Arbeitsschutz. Beschäftigte<br />
im Bildungsbereich und im Gesundheitswesen<br />
wiederum klagen über hohe<br />
Belastungen und suchen nach Wegen,<br />
hier Abhilfe zu schaffen. Alle Teilnehmer*innen<br />
waren sich einig, dass sie mehr<br />
Stärke und Durch setzungsvermögen<br />
brauchen, um die jetzigen Bedingungen<br />
zu verbessern. Ein Thema am Rande ist<br />
die künftige Bildung von Betriebsräten,<br />
die es in Albanien bisher nicht gibt.<br />
Pläne für die Zukunft<br />
Im September soll digitales Organizing in<br />
einem eintägigen Workshop behandelt<br />
werden. Im Oktober geht es dann in einem<br />
Politiktalk um den Stellenwert von<br />
Gewerkschaftsarbeit im politischen<br />
Raum. Als Referent hat Frank Bsirske zugesagt,<br />
ehemaliger ver.di-Vorsitzender<br />
und heute Bundestagsabgeordneter von<br />
Bündnis 90/Die Grünen. Von den Teilnehmer*innen<br />
wurde für künftige Workshops<br />
als Thema die Vorbereitung und Durchführung<br />
von Tarifrunden gewünscht. Die<br />
FES und ver.di planen zudem für das kommende<br />
Jahr, das Thema Stärkung und<br />
Ausbau von Gewerkschaftsrechten auf<br />
die Agenda zu nehmen.<br />
Beteiligung schafft Vertrauen<br />
Foto: Kay Herschelmann<br />
Ado Wilhelm<br />
ver.di-Gewerkschaftssekretär<br />
i. R.<br />
Umfragen sind ein wichtiger Baustein von<br />
demokratischen Prozessen und damit<br />
auch von gesellschaftlicher Relevanz in<br />
Albanien. Studien und Erfahrungen zeigen,<br />
dass Menschen, die nach ihren Anliegen<br />
befragt und an Entscheidungen<br />
beteiligt wurden, eher bereit sind, sich für<br />
Fotos: FES Albanien
9 <strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />
MEDIA BROADCAST<br />
Jetzt muss der Knoten platzen<br />
Drei Verhandlungsrunden gab es für<br />
die ver.di-Mitglieder bei der Media<br />
Broadcast bereits, bisher aber ohne<br />
Ergebnis. Noch liegen die Vorstellungen<br />
von ver.di und der Arbeitgeberin<br />
weit auseinander. Ende Juni soll wieder<br />
verhandelt werden.<br />
Die Arbeitgeberin hatte in der bisher<br />
letzten Verhandlungsrunde am 27. Mai<br />
erneut ihre Position dargelegt. Wie in<br />
den vorherigen Gesprächen sind dabei<br />
Nebenthemen wie die leistungs- und potenzialabhängige<br />
Verteilung und eine<br />
Verschlechterung der Konditionen in<br />
der betrieblichen Altersvorsorge thematisiert<br />
worden. „Wir haben im Gegenzug<br />
abermals unsere Forderungen begründet<br />
und ihnen die Erwartungen der<br />
ver.di-Mitglieder in der Media Broadcast<br />
erläutert“, sagt ver.di-Verhandlungsführer<br />
Tim Feise. ver.di fordert bei einer<br />
Laufzeit von zwölf Monaten eine tabellenwirksame<br />
Erhöhung der Entgelte von<br />
12,5 Prozent; Auszubildende sollen pauschal<br />
185 Euro mehr im Monat bekommen.<br />
Nasenfaktor<br />
Bisher ist die Arbeitgeberin nur zu kleinen<br />
Erhöhungsschritten bereit. Zum 1. September<br />
<strong>2024</strong> sollen die Gehälter sowie die<br />
Tabellenwerte linear um 1,25 Prozent angehoben<br />
werden. Zusätzlich sollen individuell<br />
und leistungsabhängig 1,25 Prozent<br />
verteilt werden. Bedeutet: Nicht jede und<br />
jeder wird dieses Geld bekommen. Für die<br />
Monate April bis August wollen sie jeweils<br />
60 Euro Inflationsausgleichsprämie zahlen.<br />
Die Ausbildungsvergütungen sollen ab<br />
September <strong>2024</strong> im Schnitt über alle Ausbildungsjahre<br />
um 30 Euro steigen. Zum<br />
1. April 2025 sollen die Einkommen noch<br />
einmal um dieselben Werte angehoben<br />
werden.<br />
Enttäuscht reagierten die Nachwuchskräfte:<br />
„Für die gleiche Ausbildung und<br />
Arbeit würde ich bei anderen Firmen eine<br />
viel höhere Vergütung bekommen. Diese<br />
Bezahlung ist nicht mehr zeitgemäß und<br />
wird keine neuen Auszubildenden zur<br />
Media Broadcast anziehen.“<br />
ver.di hatte das Angebot der Media<br />
Broadcast den ver.di-Mitgliedern in einer<br />
Online-Konferenz vorgestellt, die darauf<br />
empört reagierten. Damit sei der Unfrieden<br />
im Betrieb vorprogrammiert, lautete<br />
eine Kritik. Und weiter: „Somit werden die<br />
individuellen 1,25 Prozent nur nach Nasenfaktor<br />
mit besonderer Begründung<br />
und nicht für jede und jeden freigegeben.<br />
Wie viele in den Genuss kommen dürfen,<br />
bleibt im Verborgenen!“<br />
In die Ende Juni (nach <strong>KOMM</strong>-Redaktionsschluss)<br />
stattfindenden Gespräche<br />
geht ver.di mit einer klaren Erwartungshaltung.<br />
„Dort muss sich der Knoten endlich<br />
lösen. Wir haben einfache und nachvollziehbare<br />
Forderungen aufgestellt.<br />
Jetzt müssen einfache Lösungen her und<br />
keine Ausweitung in Nebenthemen“, betonte<br />
Tim Feise.<br />
RED<br />
Aktuelle Infos unter:<br />
https://mediabroadcast.verdi.de<br />
BEAMTENVERSORGUNG<br />
Hinzuverdienst neben der Pension<br />
Wollen Beamt*innen im Ruhestand einer Erwerbstätigkeit nachgehen, können<br />
sie nur bis zu einer bestimmten Höchstgrenze anrechnungsfrei hinzuverdienen.<br />
Die Pension wird immer dann gekürzt, wenn die Summe aus<br />
Versorgung und Einkommen über einen individuell konkret bestimmten<br />
Höchstbetrag hinausgeht. Jede (Neben-)Tätigkeit muss der Bundesanstalt für<br />
Post und Telekommunikation Deutsche Bundespost (BAnst PT) angezeigt<br />
werden.<br />
bis zum Betrag der Höchstversorgung<br />
(71,75 Prozent der ruhegehaltfähigen<br />
Dienstbezüge) plus 525 Euro zuzüglich<br />
des jeweils zustehenden Unterschiedsbetrages<br />
nach Paragraf 50 Abs. 1 BeamtVG<br />
(Familienzuschlag). Diese Grenze gilt bis<br />
zum Erreichen der individuellen Regelaltersgrenze.<br />
Im Fall des vorzeitigen Ruhestandes<br />
auf Antrag ab dem 63. Lebensjahr kann<br />
der Betrag, der zwischen den Versorgungsbezügen<br />
und dem Betrag der<br />
letzten Aktivbezüge liegt, plus 525 Euro<br />
zuzüglich des jeweils zustehenden<br />
Unterschiedsbetrages nach Paragraf 50<br />
Abs. 1 BeamtVG anrechnungsfrei hinzuverdient<br />
werden.<br />
Grundsätzlich unbegrenzt hinzuverdienen<br />
können alle Versorgungsberechtigten,<br />
die die Regelaltersgrenze (bis zum<br />
Jahr 2031 auf das 67. Lebensjahr ansteigend)<br />
erreicht haben. Ein Erwerbseinkommen<br />
aus einer Verwendung im öffentlichen<br />
Dienst wird angerechnet.<br />
ANITA SCHÄTZLE<br />
GSN I. R.<br />
Die umfänglichen Vorschriften für die<br />
Bundesbeamt*innen sind in Paragraf 53<br />
Abs. 2 und 3 Beamtenversorgungsgesetz<br />
(BeamtVG) geregelt. Beim Engagierten<br />
Ruhestand (ER) gilt Paragraf 4 Abs. 3 des<br />
Gesetzes zur Verbesserung der personellen<br />
Struktur beim Bundeseisenbahnvermögen<br />
und in den Postnachfolgeunternehmen<br />
(BEPNStruktG). Danach sind<br />
Beamt*innen im ER wie Ruhestandsbeamt*innen<br />
im Sinne des Paragraf 53<br />
Abs.2 Nr. 3 BeamtVG anzusehen.<br />
Sonderfall vorzeitiger Ruhestand<br />
Im Fall des vorzeitigen Ruhestandes mit<br />
ER oder aus gesundheitlichen Gründen<br />
oder auf Antrag wegen Schwerbehinderung<br />
ist der Hinzuverdienst eng begrenzt.<br />
Kürzungsfrei hinzuverdient werden kann<br />
TELEKOM<br />
Engagierter Ruhestand<br />
Nach aktuell bekanntem Stand liegen<br />
bei der Telekom etwas mehr<br />
als 1300 genehmigte und genehmigungsfähige<br />
Anträge vor. Sie sind<br />
alle zur weiteren Bearbeitung freigegeben.<br />
Die Anzahl bewegt sich<br />
im Rahmen des vom Vorstand genehmigten<br />
Budgets. Anträge für<br />
die 1. Hälfte <strong>2024</strong> konnten am<br />
1. Januar 1970 Geborene oder für<br />
am 1. Januar 2023 in eine Beförderungsplanstelle<br />
eingewiesene Beamt*innen<br />
ausnahmsweise schon<br />
am 31. Dezember 2023 stellen. AS
10<br />
DT IT GMBH<br />
Wechsel mit Laufbahnsprung<br />
zur DRV Bund<br />
Foto: DRV Bund<br />
Foto: Charles Yunck<br />
V. l.: Tschakawak Flory, DT IT GmbH; Dr. Stephan Fasshauer, Direktor DRV Bund; Nicole Collier, ver.di-Betriebsgruppe<br />
DRV Bund; Oliver Lehmann, Personal DRV Bund; Alfred Lohbeck, Geschäftsführer Personal DT IT GmbH; Dagmar<br />
König, Selbstverwaltung DRV Bund; Nicole Ayaz, HR DTAG; Jürgen Schwarzbeck, DTAG/DTSE CSS; Elisabeth Burg,<br />
DT IT GmbH; Diana Jäger, Personalgewinnung DRV Bund; Andreas Franke, ver.di und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender<br />
DT IT GmbH; Elisabeth Schley, DTAG/DTSE CSS<br />
Mit tatkräftigem Einsatz von ver.di<br />
ist eine Kooperationsvereinbarung<br />
zwischen DRV Bund und Telekom<br />
gelungen. Sie ermöglicht Beamt*innen<br />
bei der DT IT GmbH den Wechsel<br />
zur DRV Bund im Wege eines dafür<br />
konzipierten Laufbahnsprungs.<br />
ver.di hat sich nachdrücklich und gemeinsam<br />
mit der Deutschen Telekom bei der<br />
Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV<br />
Bund) dafür engagiert, dass bei der DT IT<br />
GmbH vom Arbeitsplatzverlust betroffene<br />
Beamt*innen eine neue Arbeitsplatzperspektive<br />
bei der DRV Bund bekommen. Die<br />
DRV Bund hat enormen Bedarf an Fachkräften<br />
in der IT und bei der DT IT GmbH<br />
werden Fachkräfte freigesetzt. Daran, dass<br />
die Vakanzen bei der DRV nun zum Tell<br />
mittels Übernahme verbeamteter IT-Fachkräfte<br />
besetzt werden können, hat der<br />
engagierte Einsatz von ver.di einen ganz<br />
erheblichen Anteil.<br />
Nach anfänglich großen Schwierigkeiten<br />
ist es ver.di gelungen, alle Beteiligten<br />
zu einem gemeinsamen Treffen zu bewegen.<br />
Als Ergebnis hat am 3. Mai die DRV<br />
Bund mit der Telekom eine Kooperationsvereinbarung<br />
geschlossen, damit zukünftig<br />
die an einem Wechsel zur DRV interessierten<br />
Beamt*innen noch leichter vom vereinbarten<br />
Modell profitieren. Der fachliche<br />
Hinweis von ver.di, dass der Laufbahnsprung<br />
noch in der DT IT erfolgen kann<br />
(„logische Sekunde“), war für das Gelingen<br />
im weiteren Prozess entscheidend.<br />
Andreas Franke, in unserem ver.di-<br />
Bundesfachbereich zuständig für Beamtenpolitik,<br />
erläutert im Interview die Details<br />
der Lösung.<br />
?<br />
Was war das Ziel?<br />
AF: Die DRV Bund hat enorme Vakanzen<br />
im IT-Bereich. Dagegen sind bei<br />
der DT IT GmbH Beschäftigte, verbeamtete<br />
IT-Fachkräfte, zugewiesen oder beurlaubt,<br />
wie Tarifbeschäftigte vom Personalabbau<br />
und damit verbundenem Beschäftigungsverlust<br />
in der Produktion<br />
betroffen. Tarifbeschäftigte können im<br />
Wege des von ver.di mit der DRV Bund<br />
abgeschlossenen Tarifvertrages Arbeitnehmerüberlassung<br />
zur DRV Bund wechseln.<br />
Eine solche analoge Möglichkeit<br />
fehlte bisher für die Beamt*innen.<br />
?<br />
Was war das Problem?<br />
AF: Die Welten zwischen der im<br />
globalen Wettbewerb stehenden Deutschen<br />
Telekom und der DRV Bund sind<br />
erheblich, wenn es darum geht, für
11 <strong>KOMM</strong> 04/<strong>2024</strong><br />
Lösungen neue Wege zu gehen. Das<br />
Problem ist: Die DRV Bund hat nur<br />
Stellen des gehobenen Dienstes in ihrer<br />
IT ausgewiesen, es gibt keine Laufbahn<br />
des mittleren Dienstes. Die Beamt*innen<br />
bei der DT IT GmbH befinden sich jedoch<br />
fast ausschließlich in der Laufbahn<br />
des mittleren Dienstes. Aus Sicht der<br />
DRV Bund eine schwer überwindbare<br />
Hürde.<br />
?<br />
Wie ist die Lösung und wie<br />
bewertest Du sie?<br />
AF: Am 3. Mai <strong>2024</strong> hat die DRV Bund<br />
mit der Telekom eine Kooperationsvereinbarung<br />
zur Übernahme verbeamteter<br />
IT-Fachkräfte geschlossen. Die Telekom<br />
stellt ein Verfahren bereit, wonach in der<br />
Telekom eine Feststellungskommission<br />
die Auswahl und die Feststellung der Befähigung<br />
für den gehobenen Dienst vornimmt.<br />
Die Übernahme aus Ämtern des<br />
gehobenen Dienstes der Telekom zur DRV<br />
Bund in den gehobenen Dienst, also A9<br />
mit Beförderungsmöglichkeit bis A11/<br />
A12, erfolgt dann in einer sogenannten<br />
juristischen Sekunde.<br />
Das Ergebnis ist ein großartiger Erfolg.<br />
Mit dem Laufbahnsprung werden Lebensträume<br />
wahr, die verbeamteten<br />
Kolleg*innen der Telekom erwartet<br />
ein Arbeitsplatz mit langfristiger Perspektive<br />
und mit möglicher beruflicher<br />
Entwicklung. Sie leisten gesellschaftlich<br />
äußerst relevante Arbeit, indem sie<br />
jetzt die IT des Bundes mit ihren in der<br />
Telekom seit Jahrzehnten erlernten<br />
Fähigkeiten und Kompetenzen voranbringen.<br />
?<br />
Was war der Schritt zum Erfolg?<br />
AF: Entscheidend war, alle Beteiligten<br />
an einen Tisch zu bringen. Nur in gemeinsamer<br />
persönlicher Runde konnte<br />
das komplexe Thema positiv geklärt werden.<br />
Wegweisend war die beamtenrechtliche<br />
Kompetenz von ver.di mit<br />
samt Lösungsansatz. Schließlich kamen<br />
die Leitungsspitze der DRV Bund sowie<br />
deren Beamten-Arbeitsebene, der Geschäftsführer<br />
Personal der DT IT GmbH<br />
und deren zuständige Arbeitsebene, die<br />
Beamten-Arbeitsebene der Telekom,<br />
ver.di-Vertreterinnen aus der Selbstverwaltung<br />
und der Betriebsgruppe DRV<br />
Bund sowie meine Person in der Funktion<br />
als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der DT IT GmbH bei der DRV Bund<br />
in Berlin zusammen.<br />
?<br />
Welche Erwartungen/Forderungen<br />
hat ver.di?<br />
AF: Wir fordern, dass aktuell alle Möglichkeiten<br />
ausgeschöpft werden, um<br />
bundesweite Versetzungen nach Koblenz<br />
zu vermeiden, zum Beispiel mit Projektarbeiten<br />
von wohnortnahen Telekom-<br />
Standorten. Wir fordern gleichberechtigte<br />
Teilhabe an materiellen Verbesserungen<br />
im Betrieb, wie zum Beispiel Zulagen.<br />
Längst überfällig ist der Wegfall<br />
des Stellenkegels und wir fordern den<br />
Laufbahnsprung für langjährig höherwertig<br />
tätige Beamt*innen auch innerhalb<br />
des Konzerns. Die vereinbarte<br />
Transformation IT zur DRV Bund ist ein<br />
guter Anfang. Das muss weitergedacht<br />
und umgesetzt werden.<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />
ANITA SCHÄTZLE GSN I. R.<br />
BEAMT*INNEN<br />
Versorgung: Streiktage zählen mit<br />
Nehmen beurlaubte Beamt*innen an<br />
einem Streik teil, bleibt das ohne negative<br />
Wirkung auf die ruhegehaltfähige<br />
Dienstzeit. Die Bundesanstalt<br />
für Post- und Telekommunikation<br />
Deutsche Bundespost (BAnst PT) sah<br />
das zunächst anders. Dagegen hat<br />
ver.di nachdrücklich insistiert, mit<br />
Erfolg.<br />
Die BAnst PT wollte beurlaubten Beamt*innen<br />
die ruhegehaltfähige Dienstzeit<br />
um die Tage kürzen, an denen sie an<br />
einem ver.di-Tarifstreik teilgenommen<br />
hatten. Erfolgreich hat sich ver.di für<br />
betroffene beurlaubte Beamt*innen<br />
eingesetzt, sodass die Nichtanrechnung<br />
von Streiktagen bei der Berechnung der<br />
ruhegehaltfähigen Dienstzeit unterbleibt.<br />
ver.di kam nach rechtlicher Prüfung<br />
im Fall der Beurlaubung auf der Grundlage<br />
des Postpersonalrechtsgesetzes zu<br />
dem Ergebnis, dass die Rechtslage zu<br />
Gunsten der beurlaubten Beamt*innen<br />
eindeutig ist. Die Begründung ergebe<br />
sich aus dem Postpersonalrechtsgesetz<br />
und aus dem Beamtenversorgungsgesetz<br />
sowie den dazu erlassenen Verwaltungsvorschriften.<br />
Darüber hat sich<br />
ver.di mit der BAnst PT in persönlichen<br />
Gesprächen sehr intensiv auseinandergesetzt.<br />
Am Ende teilte die BAnst PT Anfang<br />
April ver.di schriftlich mit, dass sie<br />
die Streiktage als ruhegehaltfähig anerkenne.<br />
Das ist erfreulich und wichtig,<br />
zumal zu diesem Zeitpunkt die Tarifrunde<br />
Telekom im Gange war und<br />
ver.di auch die beurlaubten Beamt*innen<br />
zur aktiven Streikteilnahme aufgerufen<br />
hatte. <br />
AS<br />
Foto: Manfred Geneschen
12<br />
PERSONALRATSWAHLEN<br />
Gute Wahlergebnisse<br />
für die ver.di-Listen<br />
Über 3000 Beschäftigte der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation,<br />
Post und Eisenbahnen (Bundesnetzagentur) waren aufgerufen,<br />
ihre Interessenvertretungen zu wählen, darunter auch 130 Wahlberechtigte<br />
für die Jugend- und Auszubildendenvertretungen.<br />
VON JAN-JÖRG BACHMANN<br />
Insgesamt zwölf Personalräte und fünf<br />
Jugend- und Auszubildendenvertretungen<br />
sowie der Gesamtpersonalrat<br />
und die Gesamt-Jugendund<br />
Auszubildendenvertretung<br />
haben die Beschäftigten<br />
der Bundesnetzagentur am<br />
24. April <strong>2024</strong> neu gewählt.<br />
Auch der Hauptpersonalrat<br />
des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Klimaschutz<br />
(BMWK) sowie die Haupt-<br />
Jugend- und Auszubildendenvertretung<br />
beim BMWK wurden<br />
gewählt.<br />
ver.di setzt sich durch<br />
ver.di hat dabei insgesamt<br />
sehr gute Wahlergebnisse erzielt<br />
und das mancherorts sogar<br />
gegen zwei konkurrierende<br />
Listen. So konnten die Beschäftigten<br />
beim Personalrat<br />
der Zentrale der Bundesnetzagentur<br />
aus drei Listen auswählen.<br />
Die meisten der rund<br />
1700 Beamt*innen sowie fast<br />
550 Arbeitnehmer*innen haben<br />
sich für ver.di entschieden.<br />
Im Gesamtpersonalrat gingen<br />
drei von vier Plätzen der<br />
Gruppe Arbeitnehmer*innen und bei der<br />
Gruppe Beamt*innen neun von 13 Plätzen<br />
an ver.di. Auch hier hat sich ver.di<br />
gegen zwei konkurrierende Listen durchgesetzt.<br />
ver.di-Mehrheit im Ministerium<br />
3964-2-1222<br />
WWW.VERDI.DE<br />
Die Wahlergebnisse der Bundesnetzagentur<br />
haben außerdem maßgeblich dazu<br />
beigetragen, dass ver.di im Hauptpersonalrat<br />
des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Klimaschutz (BMWK) wieder<br />
die Mehrheit stellt. Die ver.di-Listen bei<br />
den Beamt*innen und den Arbeitnehmer*innen<br />
wurden jeweils stärkste Fraktion.<br />
Insgesamt fünf Beschäftigte aus der<br />
Bundesnetzagentur sind für ver.di künftig<br />
im 27 Mitglieder umfassenden Hauptpersonalrat<br />
des BMWK.<br />
MEHR<br />
Herausgeber: ver.di, Bereich Mitbestimmung<br />
#PRWAHL<br />
Bei den Wahlen der vier Jugend- und<br />
Auszubildendenvertretungen sowie der<br />
Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung<br />
waren die Wahlvorschläge von<br />
ver.di für die – insgesamt 16 – zu wählenden<br />
Gremienplätze konkurrenzlos.<br />
Gelebte Demokratie im Betrieb<br />
WERT<br />
ZUSAMMEN<br />
WEITERGEHEN<br />
PERSONALRAT WÄHLEN!<br />
Das Wahlergebnis spiegelt in erster Linie<br />
die hohe Akzeptanz und breite Anerkennung<br />
der bisherigen Arbeit der ver.di-Personalräte<br />
in der Bundesnetzagentur wider.<br />
Die gute Wahlbeteiligung verbessert<br />
die Durchsetzungsmöglichkeiten für die<br />
Interessenvertretungen. Außerdem zeigt<br />
die hohe Wahlbeteiligung, dass betriebliche<br />
Demokratie von den Beschäftigten<br />
der Bundesnetzagentur gelebt wird.<br />
Fast 200 Kandidat*innen haben auf<br />
den ver.di-Vorschlagslisten kandidiert.<br />
Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass<br />
die Beschäftigten gemeinsam mit ver.di<br />
den Berufsalltag gestalten und mitbestimmen<br />
wollen. Die Beschäftigten haben mit<br />
ihrer Stimmabgabe und einem<br />
eindeutigen Votum ihre künftigen<br />
Interessenvertretungen gestärkt<br />
und die Arbeit der letzten<br />
Jahre in und von ver.di honoriert.<br />
Junge rücken nach<br />
Gleichzeitig ist es ver.di in der<br />
Bundesnetzagentur auch bei diesen<br />
Wahlen gelungen, eine Überalterung<br />
der Gremien zu vermeiden<br />
und junge Kandidat*innen<br />
unter 35 Jahren zu motivieren,<br />
von denen sehr viele bereits Erfahrungen<br />
aus der Arbeit in den<br />
Jugend- und Auszubildendenvertretungen<br />
mitbringen. Damit<br />
kann die erfolgreiche Arbeit der<br />
letzten Jahre von ver.di auch<br />
nachhaltig fortgesetzt werden.<br />
Die intensive Vorbereitung der<br />
Personalratswahlen – beginnend<br />
mit der Suche nach Kandidierenden<br />
im Juni 2023 über die Konferenz<br />
der Betriebsgruppen zur<br />
Listenaufstellung im September<br />
2023 und den Start der Wahlwerbung<br />
im Januar <strong>2024</strong> bis hin zum<br />
Wahltag – hat sich gelohnt. Nicht<br />
nur wegen der Wahl ergebnisse,<br />
sondern auch mit Blick auf das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und die Lust auf<br />
Gewerkschafts- und Personalratsarbeit,<br />
die in dieser Zeit gestärkt wurde. Und<br />
nach der Wahl ist vor der Wahl.<br />
Jan-Jörg<br />
Bachmann<br />
Gesamtpersonalrat<br />
Bundesnetzagentur<br />
Foto: privat