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Stein 8/2024

Fassaden | Einfach elegant

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S08 | <strong>2024</strong><br />

MINERALISCHE WERKSTOFFE FÜR ARCHITEKTUR UND HANDWERK<br />

EINFACH<br />

ELEGANT<br />

MIT AUSZEICHNUNG<br />

Das Wohnhochhaus „Drei Horizonte“<br />

hat kürzlich den Deutschen<br />

Natursteinpreis <strong>2024</strong> gewonnen<br />

AUS SCHIEFER<br />

Zwei Wohnhäuser im sauerländischen<br />

Arnsberg sind elegant in<br />

Schiefer gekleidet<br />

FÜR KUNDEN<br />

Mit Serviceexzellenz können<br />

Unternehmer in Krisen Kunden<br />

besser an sich binden


EDITORIAL<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER,<br />

nachhaltiges Bauen ist eines der zentralen Themen<br />

unserer Zeit. In STEIN haben wir dazu in den letzten Jahren<br />

schon häufig berichtet. Dass Naturstein auch im<br />

Fassadenbau das Material der Stunde ist, stellen in<br />

jüngster Zeit immer mehr Architekten fest. Wir zeigen<br />

Ihnen ab Seite 6 drei völlig unterschiedliche Fassaden,<br />

die während der Stone+tec in Nürnberg mit dem Deutschen<br />

Natursteinpreis <strong>2024</strong> ausgezeichnet wurden. Zurecht,<br />

wie wir finden.<br />

Wie ein <strong>Stein</strong> das mediterrane Ambiente eines Luxushotels<br />

unterstreichen kann, erfahren Sie ab Seite 12. Mit<br />

dem Quellenhof präsentieren wir ein kleines, feines<br />

Fünfsternehotel in Südtirol, an dessen Fassade ein spaltrauer<br />

<strong>Stein</strong> als Riemchen verbaut wurde.<br />

Elegant im Schieferkleid kommen die Fassaden eines<br />

privaten Bauherren im Sauerland daher. Er legte großen<br />

Wert darauf, dass sich die Gebäude harmonisch<br />

in den Ort einfügen. Außerdem ganz oben auf seiner<br />

Agenda: das Thema Nachhaltigkeit. Lesen Sie ab<br />

Seite 18, wie die Architekten die Anforderungen mit<br />

einem Dach und einer Fassade aus Schiefer gelöst<br />

haben.<br />

Dass auch beim Bau von Mietwohnungen inzwischen<br />

bei den Fassaden auf Naturstein zurückgegriffen wird,<br />

ist eine sehr erfreuliche Nachricht. Wie harmonisch das<br />

Ergebnis sein kann, sehen Sie ab Seite 24.<br />

Mit welchem Maschinenpark ein <strong>Stein</strong> verarbeitendes<br />

Unternehmen ausgestattet sein muss, wenn es<br />

im Fassadenbau mitmischen will, hat unser Autor<br />

Michael Spohr recherchiert. Lesen Sie mehr dazu ab<br />

Seite 28.<br />

Titelbild: Brigida González<br />

Der Neubau des kriminaltechnischen Instituts des<br />

LKA Sachsen in Dresden ist als kompakter Solitärbaukörper<br />

in die Bestandsbebauung der weiteren LKA-<br />

Gebäude eingebunden. Die Körnigkeit des neuen<br />

Bauvolumens in Relation zu seiner Umgebung wirkt<br />

stimmig, die Ausrichtung und Orientierung an den<br />

angrenzen Gebäudezeilen ist logisch gewählt. Der<br />

eher introvertierte Baukörper mit großzügigem,<br />

gestaffeltem Innenhof schafft durch sein monolithisches<br />

Erscheinungsbild nach außen einen signifikanten<br />

Auftritt und eine starke Präsenz auf dem<br />

Areal des LKA.<br />

Falls Sie es zeitlich nicht geschafft haben, selbst nach<br />

Nürnberg zur Stone +tec zu reisen oder Ihre Eindrücke<br />

vor Ort einfach noch einmal auffrischen wollen, dann<br />

legen wir Ihnen unseren ausführlichen Nachbericht ab<br />

Seite 50 ans Herz. Soviel sei hier schon mal gespoilert:<br />

eine rundum gelungene Veranstaltung, die auf dem besten<br />

Weg ist, zu alter Stärke zurückzukehren!<br />

Viel Spaß bei der Lektüre von STEIN wünscht Ihnen<br />

Ihre <strong>Stein</strong>redaktion<br />

Redaktion@stein-magazin.de<br />

S08| <strong>2024</strong> 3


INHALT<br />

SCHÖNE WELT DER<br />

STEINE<br />

06 And the winner is ...<br />

STEIN präsentiert Siegerobjekte<br />

des Deutschen<br />

Natursteinpreis <strong>2024</strong><br />

12 Mediterran, schlicht<br />

und elegant<br />

Ein Hideaway in Südtirol<br />

steckt im Riemchenkleid<br />

18 Modisch im Schieferkleid<br />

Zeitgemäße Architektur<br />

trifft auf Nachhaltigkeit<br />

24 Eine harmonische<br />

Komposition<br />

Wohnungsbau mit Naturstein<br />

setzt sich langsam<br />

durch<br />

STEINE BEARBEITEN<br />

28 Fassadenbau für<br />

Fortgeschrittene<br />

Der perfekte<br />

Maschinenpark für<br />

die Fassadenfertigung<br />

37 Azul Platino<br />

Die STEINKUNDE stellt<br />

einen Naturstein aus<br />

Spanien vor<br />

KUNDEN GEWINNEN<br />

40 In Krisen mit Service<br />

punkten<br />

Serviceexcellenz ist<br />

auch für die Kundenbindung<br />

wichtig<br />

PANORAMA<br />

50 Stone+tec<br />

Der große Nachbericht<br />

RUBRIKEN<br />

59 Vorschau<br />

60 Impressum<br />

4 S08| <strong>2024</strong>


DNP <strong>2024</strong><br />

Das Wohnhochhaus<br />

„Drei Horizonte“ in Frankfurt,<br />

in der Nähe des<br />

Ostbahnhofs. Es besteht<br />

aus insgesamt drei<br />

Bauteilen und umfasst<br />

eine oberirdische Grundfläche<br />

von insgesamt<br />

27.600 Quadratmetern<br />

6 S08| <strong>2024</strong>


SCHÖNE WELT DER STEINE<br />

AND THE<br />

WINNER IS …<br />

Am 19. Juni <strong>2024</strong> wurde im Rahmen der Stone+tec der Gewinner des Deutschen<br />

Natursteinpreises (DNP) <strong>2024</strong> verkündet. Für den diesjährigen Wettbewerb wurden<br />

insgesamt 69 Arbeiten eingereicht. Die Jury würdigte aus den 25 nominierten<br />

Naturstein-Projekten den Preisträger sowie weitere Kategoriesieger. Die STEIN-<br />

Redaktion stellt einige der Arbeiten vor und gratuliert den Gewinnern.<br />

Foto: Marcus Bredt<br />

PREISTRÄGER DNP <strong>2024</strong><br />

UND SIEGER IN DER<br />

KATEGORIE „FASSADEN<br />

MIT HINTERLÜFTETEN<br />

AUSSENWANDBEKLEI-<br />

DUNGEN AUS NATURSTEIN“<br />

DREI HORIZONTE<br />

Das sagt die Jury dazu:<br />

Mit dem Wohnhochhaus „Drei Horizonte“ im Frankfurter<br />

Ostend gelingt dem Büro O&O Baukunst auf<br />

sehr unaufgeregte Weise eine überaus überzeugende<br />

Antwort auf die drängende Frage, wie qualitätvoller,<br />

verdichteter Wohnungsbau gestaltet werden kann.<br />

Die überragenden Qualitäten dieser vertikalen<br />

Wohnform werden sich mit der Zeit – nach der Inbesitznahme<br />

durch die Bewohner – nur noch weiter<br />

verstärken. Denn die Schönheit, Ruhe und Dauerhaftigkeit<br />

des <strong>Stein</strong>s stehen dann in schöner Spannung<br />

zum neuen Leben in dieser Struktur: Hier können<br />

sich Erinnerungen festmachen! Hier sind Leben und<br />

Grün erwünscht!<br />

Insbesondere der Kunstgriff, die unvermeidlichen<br />

Freisitzplätze in einer loggienartigen Struktur zu vereinen,<br />

erweist sich als überaus vorteilhaft für die Wirkung<br />

der städtebaulichen Figur und sorgt zugleich für<br />

eine subtile Abgrenzung zwischen privatem und öffentlichem<br />

Leben. Statt der gewöhnlich an dieser Stelle<br />

anzutreffenden Vulgaritäten tritt uns hier ein gegliederter,<br />

körperhafter Bau entgegen. Die Tatsache, dass<br />

die Loggien in <strong>Stein</strong> gefasst sind: umso schöner! Die<br />

architektonische Gestaltung findet genau jene Balance<br />

zwischen Repetition und Belebung, zwischen Vertikale<br />

und Horizontale, die es braucht, um Menschen für<br />

ein Gebäude einzunehmen. Dabei macht sich das Gebäude<br />

keineswegs durch imponierende Gesten oder<br />

modische Eskapaden wichtig. Vielmehr fügt es sich –<br />

trotz Maßstabssprung – selbstverständlich und einfach<br />

in die umgebende Struktur ein. Gleichwohl nicht<br />

ohne als wohltuender Akzent das neue Quartier im<br />

städtischen Gewebe zu markieren und auch zu repräsentieren.<br />

Hierin zeigt sich in den Augen der Jury die<br />

wahre Meisterschaft architektonischen Könnens. Ein<br />

derartiges Gebäude möchte man gerne hundert und<br />

S08| <strong>2024</strong> 7


LUXUSHOTEL<br />

Der <strong>Stein</strong> unterstreicht das<br />

gewünschte mediterrane<br />

Ambiente der See Lodge<br />

12 S08| <strong>2024</strong>


SCHÖNE WELT DER STEINE<br />

MEDITERRAN,<br />

SCHLICHT UND<br />

ELEGANT<br />

Naturstein schmückt die Fassade eines kleinen, neu errichteten,<br />

modernen Fünfsternehotels in Südtirol. Ein spaltrauer <strong>Stein</strong> ist als<br />

Riemchen verklebt und verleiht dem Luxus-Resort eine edle und<br />

mediterran anmutende Note.<br />

Von Dr. Alexandra Nyseth<br />

Foto: Samuel Holzner<br />

Eines der kleinsten Fünfsternehotels in Südtirol ist die<br />

Quellenhof See Lodge in St. Martin in der Provinz<br />

Bozen. Inmitten der Landschaft des Passeiertals bietet<br />

es sowohl im Winter als auch im Sommer einen<br />

perfekten Ausgangspunkt für unterschiedlichste Aktivitäten<br />

in der Natur.<br />

VOM EINFACHEN HOTEL ZUM LUXUS-RESORT<br />

Das Hotel wird bereits in dritter Generation geführt:<br />

1923 übernahmen die Großeltern des heutigen Besitzers<br />

den Quellenhof. Im November 2020 startete die<br />

Verwirklichung des Fünf-Sterne-Rückzugsorts Quellenhof<br />

See Lodge mit dem ersten Spatenstich. Seit<br />

2022 erwartet die Gäste neben dem Stammhaus des<br />

Quellenhof Luxury Resort Passeier nun auch ein luxuriöses<br />

Urlaubsrefugium für Gäste ab 14 Jahren. Das<br />

Fünfsterneluxushotel in Südtirol verfügt nur über 26<br />

Wohneinheiten: 22 Suiten mit und ohne Zugang zum<br />

großen Pool, des „Sees“ sowie vier See-Villen, die vom<br />

Wasser umgeben sind. Dieser sehr große Pool vor alpiner<br />

Kulisse ist das Markenzeichen dieses Luxus-Resorts.<br />

Mit 4.500 Quadratmetern und einem Durchmesser<br />

von 105 Metern zählt er zu den größten in der Gegend.<br />

Die Einrichtung des Resorts ist in natürlichen,<br />

warmen Tönen gehalten und besteht aus hochwertigen<br />

Materialien wie <strong>Stein</strong>, Glas und dunklem Holz.<br />

SCHLICHT UND ELEGANT<br />

Hochwertige Materialien finden sich auch außen und<br />

machen bereits aus der Ferne auf sich aufmerksam:<br />

Eine der Besonderheiten der Gestaltung des Hotels ist<br />

die Fassade. Der Vorschlag des Besitzers war es, diese<br />

mit schmalen Natursteinriemchen zu verkleiden. Einige<br />

Bereiche sind nahezu komplett in Kalksteinriemchen<br />

„Pietra di Lipica“ gehüllt. Die schmalen <strong>Stein</strong>elemente<br />

an der Fassade korrespondieren mit ebenfalls<br />

horizontal ausgerichteten schmalen Holzverkleidungen.<br />

Durchbrochen wird die Fassade vor allem Richtung<br />

Pool von großzügigen Glasflächen. Grundidee des<br />

Entwurfs war es laut Aussage der ausführenden Planer,<br />

ein Gebäude zu schaffen, das sich durch eine schlichte<br />

Eleganz auszeichnet und in dem nachhaltige und natürliche<br />

Materialien Verwendung finden. Die Überlegung<br />

für die kleinformatigen Spaltsteine war, eine ruhige<br />

architektonische Gestaltung zu schaffen und dennoch<br />

eine strukturierte Oberfläche zu erhalten. Gleichzeitig<br />

wählte der Besitzer diesen <strong>Stein</strong> aufgrund seiner<br />

Farbe und Ästhetik, er sollte auf der einen Seite steinig<br />

sein, auf der anderen Seite aber das mediterrane Ambiente<br />

für das Thema der See Lodge unterstreichen.<br />

Der <strong>Stein</strong> stammt aus einem <strong>Stein</strong>bruch in Slowenien<br />

neben dem Dorf Lipiza und für die Riemchen wählten<br />

die Verantwortlichen einen Mix aus den verschiede-<br />

S08| <strong>2024</strong> 13


ZWEI WOHNHÄUSER IN ARNSBERG<br />

Der <strong>Stein</strong> unterstreicht das<br />

gewünschte mediterrane<br />

Ambiente der See Lodge.<br />

18 S08| <strong>2024</strong>


SCHÖNE WELT DER STEINE<br />

Dach und Wand fließen zu einer angenehmen,<br />

eleganten Optik zusammen<br />

MODISCH IM<br />

SCHIEFER-<br />

KLEID<br />

Foto:<br />

Die Stadt Arnsberg im Sauerland wird vor allem<br />

durch ihr historisches Zentrum sowie durch die<br />

waldreiche Umgebung am Ufer der Ruhr geprägt.<br />

Charakteristisch für die Architektur vor<br />

Ort sind die regionaltypischen Fachwerkhäuser<br />

mit Fassaden und Dächern aus Schiefer. Im<br />

Stadtteil Neheim wurden zwei benachbarte<br />

Wohnhäuser im KfW55-Standard neu errichtet,<br />

die diese Tradition auf moderne Weise fortführen<br />

und mit Nachhaltigkeit verbinden. Die eingesetzten<br />

<strong>Stein</strong>e von Rathscheck Schiefer verbinden<br />

den zeitgemäßen Charakter der Architektur<br />

mit einem hohen Anspruch an Nachhaltigkeit.<br />

S08| <strong>2024</strong> 19


NACHHALTIGE WOHNANLAGE<br />

Das Zusammenspiel zwischen Material,<br />

Proportionen und dem urbanen Charakter<br />

der Wohnanlage ist sehr gelungen.<br />

Auch die Freiraumqualität ist hoch<br />

Gekonntes Zusammenspiel der eloxierten<br />

Fenster mit dem Naturstein. Alle Wohnungen<br />

haben einen Balkon oder eine Terrasse<br />

Fotos: Nikolay Kazakov<br />

24 S08| <strong>2024</strong>


SCHÖNE WELT DER STEINE<br />

EINE HARMONISCHE<br />

KOMPOSITION<br />

Im Mietwohnungsbau sind Fassaden aus Naturstein eher eine Seltenheit. Anders<br />

bei der Wohnanlage „Le Quartier“ im südhessischen Eberstadt. Dem Bauherrn,<br />

der Dotter-Stiftung, lag eine nachhaltige und langlebige Gestaltung am Herzen.<br />

So wurde bei der Wohnanlage die komplette Fassade einheitlich mit dem hellem<br />

schlesischen Sandstein Hohenzollern Park von Hofmann Naturstein verkleidet.<br />

Von Martina Noltemeier<br />

Im „Le Quartier“ wurde eine Architektur erschaffen,<br />

die – ganz im Sinne der Stiftung – Nachhaltigkeit durch<br />

Beständigkeit zeigt und hohen ästhetischen Ansprüchen<br />

genügt. Maßgabe für die Mietshäuser waren Robustheit<br />

und geringe Unterhalts- und Instandhaltungskosten<br />

für Jahrzehnte. Das beauftragte Architekturbüro<br />

JOHNNY architecture, Karlsruhe, arbeitete für<br />

die Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung vier<br />

Entwürfe aus. Für die Bewertung wurden die zu erwartenden<br />

Kosten während der Nutzung, die Lebenszykluskosten,<br />

einbezogen. Denn Stiftungen sind theoretisch<br />

für die Unendlichkeit angelegt.<br />

Entstanden ist im Le Quartier ein familienfreundliches,<br />

naturbezogenes Areal mit einer hohen Freiraumqualität<br />

in ruhiger, klarer Formensprache. Die<br />

Wohnanlage gegenüber dem Stifter-Gebäude, in dem<br />

Goldwell-Gründer Hans Erich und seine Frau Marie Elfriede<br />

Dotter bis zu ihrem Lebensende wohnten, besteht<br />

aus sechs Mehrfamilienhäusern. Die 42 hochwertigen<br />

Wohnungen mit bodentiefen Fenstern wirken<br />

hell und freundlich und haben alle Balkon oder<br />

Terrasse. Das Zentrum bildet ein kleiner begrünter<br />

Quartiersplatz im rückwärtigen Bereich, der Begegnung<br />

und Gemeinschaft ermöglichen soll. Der repräsentative<br />

„Stiftergarten“ ist als Erinnerung an das Stifterpaar<br />

so angelegt, dass immer etwas blüht und auch<br />

die Außenanlagen sind schön gestaltet, erst kürzlich<br />

wurde ein Quellstein gesetzt.<br />

Mit der Entscheidung für den „Siegerentwurf“ fiel die<br />

Wahl auf Sandstein als Fassaden-Material. Die anderen<br />

Entwürfe schlugen Klinker, mineralische Oberflächen<br />

oder Holz vor. Gemeinsam mit dem Vorstand der Dotter-Stiftung<br />

musterte das Karlsruher Architekturbüro<br />

bereits während der Entwurfsphase verschiedene Natursteine<br />

bei Hofmann Naturstein. Am Ende entschied<br />

man sich für den gelben Sandstein Hohenzollern Park.<br />

„Der Naturstein stammt aus Schlesien/Europa, passt<br />

mit seiner Farbigkeit zum Charakter des Entwurfs und<br />

auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt“, resümiert<br />

Architekt Tobias Göttert. Zudem zeichne er sich<br />

durch seine hohe Witterungsbeständigkeit aus.<br />

DER SANDSTEIN WAR TONANGEBEND<br />

Das Architekturbüro ist bei der Gestaltung der Fassade<br />

sehr sorgfältig vorgegangen. Dabei ging es nicht nur um<br />

den Naturstein, sondern auch das Fugenbild und das<br />

Zusammenspiel mit den eloxierten Fenstern und Bauteilen<br />

wie Attika oder Balkonen, was bei Visualisierungen<br />

und Renderings vorab gezeigt wurde. Als natürliches<br />

Material war der Sandstein tonangebend, und von<br />

hier wurde die weiterführende Materialität entwickelt.<br />

EINE FASZINIERENDE CHANGIERENDE OPTIK<br />

Architekt Tobias Göttert gefällt der lebendige Charakter<br />

des Sandsteins mit seinen Bänderungen und fossilen<br />

Einschüssen. „Der Hohenzollern Park ist mit seiner<br />

changierenden Optik sehr vielseitig. Was wir an unserem<br />

Sandstein besonders mögen, ist, dass er im Ge-<br />

S08| <strong>2024</strong> 25


KUNDEN GEWINNEN<br />

SO GELINGT<br />

EXZELLENTER<br />

SERVICE<br />

Ralph Lange und Susanne Beckmann trainieren große Serviceorganisationen. Für<br />

Handwerksunternehmen geben Sie Tipps, wie diese sich mit einer authentischen<br />

humorvollen Kommunikation vom Wettbewerb absetzen können.<br />

Fotos: Top Perform<br />

Der Betriebswirt Ralph Lange ist Geschäftsführer von Top Perform. Das<br />

Unternehmen trainiert Servicecenter in der Versicherungsbranche und<br />

in der Industrie. Der Schwerpunkt der Trainings liegt auf Empathie und<br />

Emotionssteuerung. Lange sagt: „Humor kann in Konflikten mit Kunden<br />

ein enormer Eisbrecher sein.“<br />

Die Psychologin Susanne Beckmann ist Trainerin und systemischer<br />

Coach. Gemeinsam mit Ralph Lange hat sie das Servicekonzept „Emotional<br />

Power“ entwickelt. Susanne Beckmann begleitet Nachfolgegespräche<br />

und den Wissenstransfer bei Funktions- und Unternehmensübergaben.<br />

S08| <strong>2024</strong> 43


INTERVIEW MIT SUSANNE BECKMANN UND RALPH LANGE<br />

STEIN: Durch die Baukrise und den Wegfall von Neugeschäft<br />

wird im Handwerk die Stammkundenpflege<br />

wichtiger. Gibt es typische Service-Fallen, die einer<br />

guten Kundenbeziehung im Weg stehen?<br />

Susanne Beckmann: In jeder Branche gibt es Fälle, in<br />

denen es zwischen Unternehmen und Kunden nicht<br />

funktioniert und Kunden oder Interessenten maßlos<br />

enttäuscht werden. Kritische Situationen mit Kunden<br />

entstehen vor allem dann, wenn die Beteiligten zwischen<br />

emotionaler und sachlicher Ebene nicht trennen<br />

können. In vielen Firmen gibt es eine Lücke zwischen<br />

gutem und exzellentem Service, die Unternehmen<br />

mit klassischen Methoden nur schwer überwinden.<br />

Exzellenter Kundenservice ist für die Weiterempfehlung<br />

entscheidend. Deshalb haben wir das Buch<br />

geschrieben (siehe Tipp zum Weiterlesen).<br />

Ralph Lange: Bei Modernisierungen oder längeren<br />

Bauphasen gibt es Probleme, wenn sich die Unternehmen<br />

nicht in die die Lage des Kunden versetzen, was<br />

die Auswirkungen der Arbeiten auf dessen Alltag betrifft.<br />

Sie überlegen nicht, was es bedeutet, wenn die<br />

Heizung nicht funktioniert, wenn Küche, Bad oder Flur<br />

wochenlang nicht benutzbar sind oder sich Arbeiten<br />

verzögern. Diese Faktoren in die betrieblichen Abläufe<br />

zu integrieren und in der Kommunikation zu berücksichtigen,<br />

ist für das Kundenerlebnis jedoch ganz entscheidend.<br />

STEIN: Welche Rolle spielt die Kultur im Unternehmen?<br />

Beckmann: Die Firmenkultur wird zu 90 Prozent<br />

durch Chefs und Chefinnen geprägt und spielt für das<br />

Serviceerlebnis eine zentrale Rolle. Mitarbeiterverhalten<br />

ist immer die Folge von Führungsverhalten.<br />

Alles, was gut läuft, aber auch Fehlentwicklungen wie<br />

unangemessenes Verhalten gegenüber Kunden<br />

haben Führungskräfte zu verantworten. Wenn sich<br />

das Management nicht kümmert, merken Kunden das<br />

sofort. Eine gute Haltung gegenüber Kunden kann<br />

man den allermeisten Mitarbeitern, Praktikanten und<br />

Aushilfen vermitteln. Aber der Impuls muss von oben<br />

kommen.<br />

STEIN: Für Mitarbeiter im Kundenkontakt gibt es Servicetrainings.<br />

Helfen eingeübte Floskeln?<br />

Lange: Kunden wollen eine nahbare Kommunikation,<br />

sie wollen berührt werden. Floskeln können dies nicht<br />

leisten. Sie passen überall, zielen aber nicht ins Herz.<br />

Deshalb sollte man bei der Trainerauswahl immer<br />

nachfragen, worauf der Schwerpunkt eines Trainings<br />

liegt. Geht es auch um Haltung oder nur darum Formulierungen<br />

für bestimmte Situationen einzustudieren.<br />

Letzteres genügt nicht, damit Kunden einen Service<br />

als exzellent einstufen. Entscheidend ist das Herzblut,<br />

mit dem ich in eine Kommunikation gehe, die<br />

Mühe, die ich mir mache. Führungskräfte sollten ihre<br />

Mitarbeiter ermutigen freundlich und zugleich authentisch<br />

zu kommunizieren.<br />

STEIN: In Ihrem Buch „Emotional Power“ geben Sie<br />

Tipps für hervorragenden Kundenservice. Inwiefern<br />

lässt sich das Konzept auf kleinere und mittlere Unternehmen<br />

übertragen?<br />

Beckmann: Der Ansatz funktioniert überall, wo sich<br />

Menschen im beruflichen und privaten Kontext begegnen.<br />

Es beginnt mit der Entscheidung der Firmeninhaber<br />

sich mit begeisternder Kommunikation und hervorragendem<br />

Service vom Wettbewerb absetzen zu<br />

wollen. Das Management ist immer ein integrativer<br />

Teil der Lösung. Führungskräfte müssen verstehen,<br />

dass der Wandel bei ihnen beginnt. Nur dann wird die<br />

Veränderung von innen heraus getragen und ist nicht<br />

nur angelernt. Die Nachhaltigkeit von Anlerneffekten<br />

kennen alle, die Weiterbildungen besuchen: Nach<br />

einem Seminar ist man oft hoch motiviert, zurück im<br />

Alltag setzt man aber kaum etwas vom Gelernten um.<br />

Führungskräfte müssen ihre eigene Servicebegeisterung<br />

übertragen. Im Idealfall begleitet man den Wandel<br />

mit Coachings. Die Schulungen starten aber immer<br />

im Management und nicht bei den Mitarbeitern und<br />

Mitarbeiterinnen.<br />

STEIN: Warum muss es Begeisterung sein, warum<br />

reicht Zufriedenheit nicht aus?<br />

Lange: Wenn Kunden mit einer Leistung „nur“ zufrieden<br />

sind, empfehlen sie ein Unternehmen selten weiter.<br />

Für eine Empfehlung braucht es Exzellenz, auch im<br />

Service. Das Gute daran: Exzellenter Service braucht<br />

keine besondere Ausbildung, alle Menschen können<br />

nahbar kommunizieren. Aber sie müssen es sich zutrauen<br />

und sie brauchen sowohl den Freiraum als auch<br />

die konkrete Aufforderung und Ermunterung der Führung,<br />

es im geschäftlichen Umfeld auszuprobieren.<br />

44 S08| <strong>2024</strong>

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