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2024/07 | Unternehmen | Juli 2024 | Ausgabe 93

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unternehmen [!] RESSORT 1<br />

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten <strong>Ausgabe</strong> <strong>93</strong> | <strong>Juli</strong> <strong>2024</strong> | 3,00 €<br />

Ein Typ für<br />

harte Sachen<br />

+<br />

Senden<br />

spezial<br />

Aus groß mach klein: Kleemann-Geschäftsführer<br />

Alexander Knam erklärt, warum die Göppinger<br />

mit ihren Brechern so erfolgreich sind.<br />

FIT FÜRS BERUFSLEBEN<br />

Das RAZ in Ulm bringt Menschen<br />

mit besonderem Förderbedarf in<br />

den ersten Arbeitsmarkt.<br />

Seite 6<br />

LIZENZ ZUM RASEN<br />

Nach Feierabend dreht sich bei<br />

Moritz Butzbach alles um die<br />

nächste schnelle Runde.<br />

Seite 36<br />

SCHLAGKRÄFTIGE HILFE<br />

Wie <strong>Unternehmen</strong> ihre<br />

Angestellten vor Angriffen<br />

schützen.<br />

Seite 38


FINE DINE Box als Geschenk<br />

2<br />

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unternehmen [!] INHALT/EDITORIAL 3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Herausforderungen wie Klimawandel, Demografie<br />

und geopolitische Unsicherheiten scheinen<br />

derzeit Gesellschaft und Wirtschaft zu erdrücken.<br />

Um etwas zu verändern – wenn auch nur im Kleinen,<br />

gilt es, Verantwortung zu übernehmen. Wie<br />

das auf unterschiedlichste Art und Weise passieren<br />

kann, zeigen wir Ihnen in unserer aktuellen<br />

<strong>Ausgabe</strong>. So verlagert der Maschinenbauer Kleemann<br />

aus Göppingen nicht wie viele andere <strong>Unternehmen</strong><br />

Arbeitsplätze ins Ausland, sondern expandiert<br />

am Firmensitz im Filstal.<br />

Wie das funktionieren kann und wie sich die<br />

Kommunikation zwischen Mensch und Maschine<br />

weiterentwickelt, erklärt Geschäftsführer Alexander<br />

Knam im Interview (Seite 10). Verantwortung<br />

für die Schwächeren in unserer Gesellschaft<br />

übernimmt das Regionale Ausbildungszentrum<br />

in Ulm. Jugendliche mit besonderem Förderbedarf<br />

werden hier fit für das Berufsleben gemacht<br />

(Seite 6). Eine klimafreundlichere Logistik hat<br />

hingegen Iveco im Blick. Am Standort in Ulm ist<br />

die Produktion von Lkw mit reinem Elektroantrieb<br />

angelaufen. Ich wünsche Ihnen eine abwechslungsreiche<br />

Lektüre!<br />

Ihre <strong>Juli</strong>a Kling,<br />

Redakteurin unternehmen [!]<br />

VERANTWORTEN<br />

6 Leichterer Start ins Berufsleben<br />

Das Regionale Ausbildungszentrum in Ulm<br />

bringt Menschen mit besonderem<br />

Förderbedarf in den ersten Arbeitsmarkt.<br />

20 Auf dem Weg zur klimafreien Logistik<br />

Mit drei Ansatzpunkten die strengen Vorgaben<br />

zur CO 2<br />

-Einsparung umsetzen.<br />

38 Hände hoch!<br />

Wie <strong>Unternehmen</strong> ihre Angestellten vor<br />

Angriffen schützen.<br />

TITELTHEMA<br />

10 Unsere Maschinen sprechen<br />

miteinander<br />

Kleemann-Chef Alexander Knam<br />

im Gespräch.<br />

MACHEN<br />

24 Gemeinsam heilen<br />

Die Tagesklinik Curamed und die Areion Privatpraxen<br />

wollen die psychosomatische Versorgung<br />

in Neu-Ulm verbessern.<br />

SPEZIAL<br />

28 Zugang für alle möglich machen<br />

Von Mitte 2025 an sollen alle Menschen digitale<br />

Angebote nutzen können. <strong>Unternehmen</strong><br />

sollten sich vorbereiten.<br />

32 Firmensitz im Büro auf Zeit<br />

In einem Coworking Space den Firmensitz<br />

einzurichten ist ungewöhnlich. Mike Ebinger<br />

hat es trotzdem gemacht.<br />

42 Die Stadt für den zweiten Blick<br />

Senden ist im Aufbruch. Neue Gewerbeflächen<br />

sollen die Firmen anlocken.<br />

LEBEN<br />

36 Mit der Lizenz zum Rasen<br />

An den Wochenenden wechselt Moritz Butzbach<br />

vom Büro auf die Rennstrecke.<br />

48 Vorbeigeschaut bei Gabriele Renner<br />

Sie handelt mit Kühltextilien, liebt aber selbst<br />

die Sonne.<br />

NAMEN & NACHRICHTEN<br />

4 Conti gibt Neu-Ulm auf<br />

18 Ungewisse Zukunft für Schuler Erfurt<br />

35 Zurückhaltung der Industrie belastet<br />

50 Impressum<br />

24<br />

20<br />

36 32<br />

38


4<br />

NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

Conti gibt Neu-Ulm auf<br />

Autozulieferer Den großen Ankündigungen, einen Forschungscampus zu bauen, folgte<br />

nichts. Jetzt zieht sich der Konzern aus Hannover ganz aus der Stadt an der Donau zurück.<br />

Wirtschaftsstandort Die<br />

Nachricht hatte sich für Neu-<br />

Ulm toll angehört: Trotz Milliardenverlusten,<br />

Sparprogrammen<br />

und Werkschließungen<br />

baut Continental einen Forschungscampus<br />

in Neu-Ulm,<br />

um seine Standorte in der Region<br />

– im Ulmer Science Park II<br />

sowie in einem Haus am Neu-<br />

Ulmer Busbahnhof zusammenlegen.<br />

Ursprünglicher Termin<br />

für das 50-Millionen-Projekt:<br />

sollte Dezember 2022 sein.<br />

Erst wurde der Forschungscampus<br />

für autonome Mobilität,<br />

der bis zu 700 Beschäftigten hätte<br />

Platz bieten sollen, auf Eis gelegt,<br />

dann strich der Konzern<br />

ihn komplett. Doch das ist nicht<br />

das Ende der schlechten Nachrichten<br />

für Neu-Ulm. Im Februar<br />

hieß es dann, dass 190 Stellen<br />

im Bereich Autonomes Fahren<br />

(ADC, Automotive Distance<br />

Control Systems) bei Continental<br />

wegfallen. Und zwar an allen<br />

Standorten, die sich in Süddeutschland<br />

mit dem Thema beschäftigen,<br />

in Lindau, Memmingen,<br />

Riemerling bei München –<br />

sowie in Ulm und Neu-Ulm.<br />

Dennoch sei nicht daran gedacht,<br />

die hiesigen Standorte zusammenzulegen.<br />

Fünf Monate später gibt Conti<br />

nun bekannt: „Wir haben entschieden,<br />

den gemieteten Standort<br />

in Neu-Ulm aufzugeben“,<br />

teilt ein Sprecher des Automobilzulieferers<br />

mit. Die Begründung:<br />

Im ADC-Bereich gebe es<br />

eben eine „rückläufige Anwesenheitsquote“<br />

in den Büros,<br />

Stichwort: Homeoffice. Die Auslastungen<br />

der jeweiligen Gebäude<br />

an allen Automotive-Standorten<br />

werde ständig geprüft, wo<br />

es „sinnvoll“ ist, werde konsolidiert.<br />

Ende des zweiten Quartals 2025<br />

ist Schluss in den Räumen in der<br />

Glacis-Bastion am Bahnhof. Die<br />

hiesigen Aktivitäten werde man<br />

an den bestehenden Standorten<br />

in Ulm zusammenzuziehen. Wegen<br />

des Neubaugrundstücks stehe<br />

man „in guten und konstruktiven<br />

Gesprächen mit der Stadt“.<br />

[!] nid<br />

Große Beflaggung am Firmensitz in Hannover. In Neu-Ulm wird bald<br />

nichts mehr an Conti erinnern. <br />

Foto: Continental AG<br />

Ulmer Innenstadt soll schöner werden<br />

Sanierung Das Viertel zwischen<br />

Bahnhof und Münster<br />

wird Sanierungsgebiet. Die<br />

Stadt Ulm hat eine Reihe von<br />

Schwachstellen an Gebäuden<br />

und im öffentlichen Raum aufgelistet.<br />

Sie zu beheben und das<br />

ganze Quartier aufzuwerten ist<br />

Ziel des neuen Sanierungsgebiets<br />

Innenstadt West, das der<br />

Bauausschuss des Gemeinderats<br />

beschlossen hat.<br />

Die Bebauung stammt fast<br />

vollständig aus der Nachkriegszeit<br />

und ist in die Jahre gekommen.<br />

Die Grünflächen, so vorhanden,<br />

sind teils wenig ansprechend<br />

oder sind sozialer Brennpunkt.<br />

Ziele der Sanierung sind<br />

Nicht die schönste Ecke Ulms:<br />

die Neue Straße am Xinedome.<br />

FOTO: SIEGFRIED GEYER<br />

zum Beispiel, „die Mischung aus<br />

Einkaufen, Arbeiten, Dienstleistung<br />

und Wohnen neu zu gewichten“,<br />

im Handel Haupt- und<br />

Nebenlagen besser zu verknüpfen,<br />

mehr Wohnungen zu schaffen<br />

und Freiräume aufzuwerten<br />

– öffentliche ebenso wie private,<br />

sagt Peter Rimmele, Leiter<br />

der Abteilung Stadtplanung. Die<br />

Stadt will erreichen, dass Baulücken<br />

geschlossen und niedrige,<br />

teils einstöckige Gebäude<br />

aufgestockt oder ersetzt werden.<br />

In der Bahnhofstraße, die geprägt<br />

ist von großen Handelshäusern<br />

wie C&A und Galeria<br />

Karstadt Kaufhof, gehe es neben<br />

der Sanierung teils auch um<br />

Aufstockung oder Neubau, sagt<br />

Rimmele. In der Hirschstraße,<br />

der Haupteinkaufsstraße, dominiert<br />

ebenfalls Handel, die Häuser<br />

sind aber kleiner und schmaler<br />

und haben in den oberen Etagen<br />

mehr Wohnungen. Dort soll<br />

das Wohnumfeld verbessert<br />

werden. In der Neuen Straße<br />

soll sich, vor allem zwischen<br />

Glöcklerstraße und Xinedome,<br />

der ärmliche Zustand der Bebauung<br />

ändern. Unabhängig<br />

vom Sanierungsgebiet hat die<br />

Stadt vor, die Fußgängerzone<br />

Bahnhofstraße/Hirschstraße ab<br />

2026 neu zu gestalten und zu begrünen.<br />

[!] <br />

cik


unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />

Betriebe haben Abwanderungsgedanken<br />

Konjunktur Die zu Jahresbeginn<br />

aufkeimende Hoffnung auf einen<br />

Aufschwung im Kreis Göppingen<br />

hat einen schweren<br />

Dämpfer erhalten. Die <strong>Unternehmen</strong><br />

im Filstal bewerten die<br />

Lage wieder schlechter, und<br />

auch die Geschäftserwartungen<br />

bleiben düster. Das geht aus der<br />

aktuellen Sonderauswertung<br />

der Frühsommer-Konjunkturumfrage<br />

der IHK Region Stuttgart<br />

für den Kreis Göppingen<br />

hervor. „Die Konjunktur im<br />

Kreis Göppingen legt damit einen<br />

Rückwärtsgang ein. Das<br />

sind keine guten Signale“, kommentierte<br />

Göppingens IHK-Bezirkskammerpräsidentin<br />

Edith<br />

Strassacker von der gleichnamigen<br />

Kunstgießerei in Süßen die<br />

Lage. Die Unsicherheit durch<br />

eine unberechenbare Wirtschaftspolitik<br />

und die Belastung<br />

durch Bürokratie ließen bei der<br />

Wirtschaft im Kreis wenig Optimismus<br />

aufkommen. Mit dem<br />

Fachkräftemangel und den hohen<br />

Energiekosten litten die Investitionsbereitschaft<br />

und die<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

der <strong>Unternehmen</strong>. „Sorge<br />

bereitet auch die generell<br />

hohe Bereitschaft der Industrie<br />

zu Verlagerungen. Wir benötigen<br />

daher endlich die richtigen<br />

wirtschaftspolitischen Wachstumsimpulse“,<br />

sagt Strassacker.<br />

Die Umfrage ergab: Nur 27,1 Prozent<br />

der <strong>Unternehmen</strong> geben<br />

an, dass die eigene wirtschaftliche<br />

Lage gut sei. Zum Jahresbeginn<br />

waren es noch 30 Prozent.<br />

Eine schlechtere Lage geben<br />

jetzt sogar 26,6 Prozent der <strong>Unternehmen</strong><br />

an, das sind rund 7<br />

Prozentpunkte mehr als zum<br />

Jahresbeginn.[!]<br />

su<br />

FOTO: SAKARIN14/ADOBESTOCK.COM<br />

Ob in der Metallindustrie oder anderen Branchen. Im Kreis Göppingen<br />

kommt die Wirtschaft nicht in Schwung.<br />

Vorzeitig mit<br />

Eder verlängert<br />

SWU Geschäftsführer Klaus<br />

Eder, der seit 2015 an der Spitze<br />

der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm<br />

steht, bleibt weitere fünf Jahre<br />

im Amt. Der Aufsichtsrat verlängerte<br />

den Vertrag mit dem<br />

Oberallgäuer vorzeitig. Die<br />

Amtszeit Eders, der eine Lehre<br />

als Energie-Elektroniker, ein<br />

Elektrotechnik-Studium und<br />

den Master of Business Administration<br />

absolvierte,<br />

verlängert<br />

sich bis<br />

zum 30. Juni<br />

2030. „Er hat bewiesen,<br />

dass er<br />

Klaus Eder<br />

bleibt Chef<br />

der Stadtwerke<br />

Ulm/<br />

Neu-Ulm.<br />

das <strong>Unternehmen</strong><br />

mit Weitblick<br />

und Leidenschaft<br />

führt“, sagt der<br />

Ulmer OB Martin<br />

Ansbacher.<br />

Bereits seit 1. Juni hat Josef Althoff<br />

die Geschäftsführung der<br />

SWU Netze GmbH übernommen.<br />

Er folgt auf Wolfgang Rabe,<br />

der aus gesundheitlichen Gründen<br />

ausgeschieden ist. [!]amb<br />

Handwerker<br />

stellen ein<br />

Handwerk Jeder achte Betrieb<br />

in Deutschland plant, mehr Personal<br />

einzustellen, obwohl die<br />

Geschäftserwartungen gleichbleibend<br />

oder sinkend sind. Das<br />

geht aus einer aktuellen Studie<br />

des Instituts der deutschen<br />

Wirtschaft hervor. Demnach<br />

spielt die Fachkräftesicherung<br />

bei der Personalplanung der Betriebe<br />

eine größere Rolle als die<br />

Anpassung an die Geschäftserwartungen.<br />

„Diese Studienergebnisse<br />

bestätigen unsere Beobachtungen:<br />

Im regionalen<br />

Handwerk herrscht gewerkeübergreifend<br />

eine hohe Einstellungsbereitschaft“,<br />

sagt Tobias<br />

Mehlich, Hauptgeschäftsführer<br />

der Handwerkskammer Ulm. In<br />

deren eigener Konjunkturumfrage<br />

im ersten Quartal dieses<br />

Jahres zeigte sich allerdings ein<br />

uneinheitliches Bild: Sieben<br />

Prozent der Befragten wollen<br />

die Zahl ihrer Beschäftigten erhöhen,<br />

sieben Prozent rechnen<br />

mit Stellenabbau. Die große<br />

Mehrheit setzt auf eine stabile<br />

Personalzahl. [!] mone<br />

Kaos übernimmt<br />

Halma Die insolvente Ulmer<br />

Werbeagentur Halma hat nun<br />

doch eine Zukunft. Nachdem<br />

das <strong>Unternehmen</strong>, das unter anderem<br />

für Marken wie Unilever,<br />

Zeiss oder Seeberger aktiv war,<br />

im Dezember 2023 in die Zahlungsunfähigkeit<br />

gerutscht und<br />

im Februar unter der Führung<br />

von Insolvenzverwalter Georg<br />

Jakob Stemshorn (Kanzlei Pluta)<br />

aufgelöst worden war, geht<br />

Teamviewer Der Göppinger<br />

Software-Anbieter Teamviewer<br />

hat nach dem Hacker-Angriff<br />

Ende Juni gemeinsam mit Experten<br />

seines Partners Microsoft<br />

nach eigener Darstellung<br />

seine Sicherheitsvorkehrungen<br />

verschärft und maximal ausgebaut.<br />

Darüber hinaus baue der<br />

Fernwartungsspezialist seine interne<br />

Konzern-IT komplett neu<br />

auf. Teamviewer betonte: Weder<br />

die separate Produktumgebung,<br />

es nun doch weiter. Zum 1. <strong>Juli</strong><br />

hat die Werbeagentur Kaos aus<br />

Wangen im Allgäu den Betrieb<br />

und fast alle Mitarbeiter übernommen.<br />

Sowohl der Standort<br />

in Söflingen als auch die Marke<br />

Halma bleiben bestehen. Steffen<br />

Martin und Markus Hitzler, die<br />

beiden Geschäftsführer, sind<br />

von Bord. Sie widmen sich den<br />

Angaben zufolge neuen Herausforderungen.<br />

<br />

swp<br />

Lehre aus Cyberangriff<br />

noch die Konnektivitätsplattform,<br />

noch Kundendaten seien<br />

betroffen gewesen. Teamviewer<br />

geht davon aus, dass der Angreifer<br />

einen kompromittierten Mitarbeiterzugang<br />

genutzt hat, um<br />

Informationen aus dem Mitarbeiterverzeichnis<br />

zu kopieren.<br />

Es handle sich hierbei um Namen,<br />

geschäftliche Kontaktdaten<br />

und verschlüsselte Passwörter<br />

für die interne Corporate IT<br />

Umgebung. [!]<br />

su


FOTOS: KATHARINA SCHRÖDER<br />

& OLAF SCHRADER<br />

Ob im Verkauf oder der Gastronomie: Die Jugendlichen können ihr neues Wissen im Laden oder Café im RAZ gleich anwenden.<br />

Leichterer Start<br />

ins Berufsleben<br />

RAZ Das Regionale Ausbildungszentrum in Ulm bringt Menschen mit besonderem<br />

Förderbedarf in den ersten Arbeitsmarkt. Dort werden Erfolgsgeschichten, wie die von<br />

Salvatore Romano und Aylin Sütcü geschrieben – und der Arbeitskräftemangel bekämpft.<br />

Salvatore Romano steht<br />

an der Mensa-Kasse,<br />

rechnet einen Gast ab<br />

und plauscht gleich<br />

noch fröhlich mit ihm. Der<br />

24-Jährige arbeitet inzwischen<br />

zwar in einem Hotel an der Rezeption,<br />

kennt sich in der Schillerstraße<br />

15 aber noch bestens<br />

aus. Dort beim Regionalen Ausbildungszentrum<br />

Ulm (RAZ)<br />

hat er seine Ausbildung zum<br />

Fachpraktiker im Gastgewerbe<br />

gemacht und es auf den ersten<br />

– also den regulären – Arbeitsmarkt<br />

geschafft. Dabei haben<br />

ihm das einige Menschen nicht<br />

zugetraut, doch Romano hat gekämpft<br />

– erfolgreich.<br />

Beim RAZ in Ulm werden<br />

Menschen mit besonderem Förderbedarf<br />

sowie psychischer<br />

oder sozialer Beeinträchtigung<br />

ausgebildet. Sozialpädagogen,<br />

Ausbilder und Psychologen unterstützen<br />

die Jugendlichen<br />

während der Ausbildung. Rund<br />

30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

gibt es im RAZ, schildert<br />

Leiter Johannes Hettrich. In<br />

Ausbildung befinden sich derzeit<br />

demnach rund 55 Jugendliche.<br />

In berufsvorbereitenden<br />

Bildungsmaßnahmen (BvB) seien<br />

es etwa 20 Schülerinnen und<br />

Schüler, und im Vorqualifizierungsjahr<br />

Arbeit und Beruf<br />

(VAB) gebe es vier Teilnehmer.<br />

Das RAZ arbeitet je nach Bedarf<br />

mit einem Pool von mehr als 100<br />

Betrieben zusammen. „Scheitern<br />

wollen wir verhindern, und<br />

stattdessen Erfolgserlebnisse<br />

schaffen“, sagt Hettrich. Um das<br />

zu erreichen, gehe man flexibel<br />

auf den Bedarf der einzelnen Jugendlichen<br />

ein. „Unsere Mission<br />

ist Ausbildung für jeden“, betont<br />

er. „Unsere Vision ist Teilhabe<br />

am gesellschaftlichen Leben<br />

und am Arbeitsleben.“ Denn<br />

eine Ausbildung ermögliche einen<br />

Job, durch diesen Job könne<br />

man sein Leben dann gestalten<br />

und sei ein Teil der Gesellschaft.


unternehmen [!] VERANTWORTEN 7<br />

Romano ist ein Beispiel dafür<br />

– und eine Erfolgsgeschichte. Er<br />

hat erst ein VAB, dann eine kooperative<br />

berufliche Bildung<br />

und Vorbereitung auf den ersten<br />

Arbeitsmarkt (KoBV) und<br />

schließlich die Ausbildung zum<br />

Fachpraktiker im Gastgewerbe<br />

gemacht. „Ich wollte unbedingt<br />

eine Ausbildung machen“, schildert<br />

Romano. „Salvatore ist das<br />

beste Beispiel für ‚wo ein Wille<br />

ist, ist auch ein Weg‘“, sagt Bildungsbegleiterin<br />

Resche Maher.<br />

Die Gastronomie hat es ihm<br />

besonders angetan. Bedienen,<br />

Tische eindecken, sich mit Gästen<br />

unterhalten – das gefalle ihm<br />

einfach. „Der ist für den Job geboren“,<br />

sagt sein Ausbilder Abdurrahman<br />

Akgün. Auch Hettrich<br />

ist voll des Lobs: „Salvatore<br />

ist ein Leuchtturm, der aufgezeigt<br />

hat, dass man nicht so<br />

eng denken muss, und Wege gehen<br />

kann, die es vorher noch<br />

nicht gab.“<br />

Sich der Angst stellen<br />

Noch eine Erfolgsgeschichte ist<br />

Aylin Sütcü. Die 20-Jährige<br />

macht gerade eine Ausbildung<br />

zur Verkaufshelferin im Bäckerhandwerk.<br />

Davor war sie in BvB<br />

und hat dabei festgestellt, welche<br />

Ausbildung sie machen<br />

möchte. „Ich finde es gut, weil<br />

mir hier viel geholfen worden<br />

ist“, sagt sie. Die Ausbildung,<br />

Ausflüge und Teamarbeiten gefallen<br />

ihr. Abgeschlossen ist ihre<br />

Ausbildung noch nicht, aber<br />

schon jetzt hat sie etwas erreicht,<br />

das manche Menschen<br />

nie schaffen: Sie hat sich ihrer<br />

Resche Maher (links)<br />

und Abdurrahman<br />

Akgün helfen den<br />

Jugendlichen, ihren<br />

Weg zu finden.<br />

Er ist ein<br />

Leuchtturm,<br />

der aufzeigt, dass<br />

man neue Wege<br />

gehen kann.<br />

Abdurrahman Akgün<br />

Ausbilder<br />

Angst gestellt, mit fremden<br />

Menschen zu sprechen und hat<br />

jetzt sogar Spaß daran, erzählt<br />

sie. Geholfen habe ihr dabei das<br />

RAZ.<br />

Die Einrichtung bietet Maßnahmen<br />

in den Bereichen Ernährung,<br />

Verkauf und Service,<br />

Handwerk sowie Hauswirtschaft<br />

an. In dem Gebäude gibt<br />

es unter anderem einen Bäckereiverkauf,<br />

eine Backstube, eine<br />

Werkstatt und eine Küche. Dort<br />

können die Jugendlichen Praxiserfahrung<br />

sammeln. Ein Catering-Angebot<br />

gibt es auch, da<br />

müsse man aber schauen. „Wir<br />

wollen die Jugendlichen ausbilden,<br />

es soll auch realitätsnah<br />

sein“, sagt Maher. Der Fokus<br />

liegt aber auf der pädagogischen<br />

Arbeit. „Das Tolle ist, dass man<br />

FOTO: KATHARINA SCHRÖDER<br />

baut fürs Gewerbe.<br />

Für viele schöne<br />

Lebensabende, -tage<br />

und -morgen.<br />

Rohbau von Fritschle.<br />

Wohnpark St. Barbara, Riedlingen<br />

www.fritschle-baut.de


8<br />

VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />

Eine Einrichtung mit unterschiedlichen Möglichkeiten<br />

Salvatore Romano hat seine Ausbildung im RAZ abgeschlossen, Aylin Sütcü ist noch mittendrin.<br />

FOTOS: KATHARINA SCHRÖDER<br />

Was wir hier<br />

machen,<br />

gehört auch zum<br />

Spektrum der<br />

Gesellschaft.<br />

Johannes Hettrich<br />

RAZ-Leiter<br />

Das Regionale Ausbildungszentrum<br />

Ulm (RAZ) gehört<br />

zum Liebenau Berufsbildungswerk<br />

in Ravensburg, das wiederum<br />

eine Tochtergesellschaft<br />

der Stiftung Liebenau ist. Im<br />

RAZ werden Menschen mit besonderem<br />

Förderbedarf sowie<br />

psychischer oder sozialer Beeinträchtigung<br />

ausgebildet. Dafür<br />

gibt es verschiedene Maßnahmen.<br />

Das RAZ in Ulm bietet<br />

theoriereduzierte Ausbildungen<br />

in den Bereichen Ernährung,<br />

Verkauf und Service, Handwerk<br />

und Hauswirtschaft an. Daneben<br />

gibt es berufsvorbereitende<br />

Bildungsmaßnahmen (BvB). Ziel<br />

ist es, Jugendliche bei der Berufsfindung<br />

und Erreichung der<br />

Ausbildungsreife zu helfen. Bei<br />

der Kooperativen Beruflichen<br />

Bildung und Vorbereitung auf<br />

den ersten Arbeitsmarkt<br />

(KoBV) geht es um eine Qualifizierung<br />

zu einer sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung<br />

ohne Ausbildung. An der Max-<br />

Gutknecht-Schule können<br />

Schüler ihr Vorqualifizierungsjahr<br />

Arbeit und Beruf (VAB) abschließen.<br />

Kostenträger ist die<br />

Agentur für Arbeit.<br />

hier im Haus üben kann und die<br />

Fehler dann nicht draußen<br />

macht“, führt die Bildungsbegleiterin<br />

aus.<br />

Generell steht im RAZ die<br />

Praxis im Vordergrund. Die<br />

Ausbildungen sind theoriereduziert.<br />

Im ersten Lehrjahr wird<br />

vor allem am RAZ ausgebildet<br />

mit kürzeren Praktika, im zweiten<br />

und dritten Lehrjahr geht es<br />

dann vor allem um Langzeitpraktika<br />

in Betrieben und<br />

schließlich gibt es Bewerbungstraining.<br />

Aber auch das sei nicht<br />

in Stein gemeißelt, sondern werde<br />

individuell auf jeden einzelnen<br />

Jugendlichen angepasst.<br />

„Wir laufen Hand in Hand, gemeinsam<br />

mit den Jugendlichen“,<br />

betont Maher.<br />

Bundesweit anerkannt<br />

„Auch wenn es im zweiten oder<br />

im dritten Lehrjahr mal eine<br />

Krise gibt, gibt es hier immer ein<br />

Auffangbecken“, sagt Maher.<br />

„Da ist dann nicht die Ausbildung<br />

gefährdet.“ Das Ziel ist,<br />

dass die Betriebe, in denen die<br />

Jugendlichen ihre Langzeitpraktika<br />

absolvieren, sie anschließend<br />

auch übernehmen. Anerkannt<br />

ist die theoriereduzierte<br />

Ausbildung in ganz Deutschland.<br />

Im Haus werden aber auch<br />

andere Themen mit den Jugendlichen<br />

angegangen. „Wichtig ist<br />

immer, zu gucken, was der Bedarf<br />

ist“, sagt Maher. Es gibt zum<br />

Beispiel Konzentrationstrainings<br />

und verschiedene Coachings.<br />

Mit Psychologen können<br />

die Jugendlichen etwa erarbeiten,<br />

warum sie sich nicht konzentrieren<br />

können.<br />

Das Einzugsgebiet des RAZ<br />

ist groß: die Jugendlichen kommen<br />

aus Göppingen, Geislingen<br />

über den Alb-Donau-Kreis und<br />

Ulm oder auch aus Biberach.<br />

Hettrich wünscht sich, dass das<br />

RAZ als Anlaufstelle für Beratungen<br />

stärker ins Bewusstsein<br />

der Menschen rückt. Und: „Es<br />

wird immer über Eliteschulen<br />

und Studenten gesprochen. Was<br />

wir machen, gehört aber auch<br />

zum Spektrum der Gesellschaft.“<br />

Werden im sozialen Bereich<br />

Gelder gekürzt, spüre das<br />

RAZ das. „Man stellt fest, dass<br />

Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt<br />

fehlen“, sagt Hettrich.<br />

„Umso wichtiger ist es, dass<br />

auch alle mitgenommen werden.“<br />

[!] Katharina Schröder


unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />

9<br />

Steuerliche Behandlung von<br />

E-Ladestationen<br />

Immer mehr <strong>Unternehmen</strong> bieten auf ihrem<br />

Betriebsgelände E-Ladestationen zum Aufladen<br />

von Elektrofahrzeugen an. Viele <strong>Unternehmen</strong><br />

sehen dies als Kundenservice bzw.<br />

als Teil der Bonifizierung von Mitarbeitern<br />

oder der so genannten CSR (Corporate Social<br />

Responsibility).<br />

Darüber hinaus sieht das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz<br />

(GEIG) für bestehende<br />

Nichtwohngebäude mit mehr als 20<br />

Stellplätzen ab dem 01.01.2025 verpflichtend<br />

vor, einen sogenannten Ladepunkt anzubieten.<br />

Das Thema wird also weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

Bei der Zurverfügungstellung von<br />

Strom aus Ladestationen sind allerdings die<br />

steuerlichen Auswirkungen in verschiedenen<br />

Steuerrechtsgebieten zu berücksichtigen.<br />

Trotz der Aktualität und großen Relevanz des<br />

Themas gibt es bisher kaum Äußerungen der<br />

Finanzverwaltung und keine Rechtsprechung<br />

zur steuerlichen Behandlung von Ladestationen,<br />

so dass wir die wesentlichen steuerlichen<br />

Auswirkungen der Bereitstellung von E-Ladesäulen<br />

durch Unternehmer im Folgenden kurz<br />

darstellen möchten.<br />

1. Bilanzierung der E-Ladestation<br />

Bei der E-Ladestation selbst handelt es sich<br />

grundsätzlich um eine Betriebsvorrichtung,<br />

die mit Anschaffungskosten zu aktivieren und<br />

über die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer<br />

abzuschreiben ist. Die Kosten für Wartung und<br />

Instandhaltung der E-Ladestation sind sofort<br />

abzugsfähige Betriebsausgaben des <strong>Unternehmen</strong>s.<br />

2. Laden von betriebseigenen PKW<br />

Werden an der betrieblichen Ladestation betriebseigene<br />

PKW geladen, entstehen weder<br />

bei der Einkommen- noch bei der Umsatzsteuer<br />

Besonderheiten. Der verbrauchte Strom ist<br />

als Betriebsausgabe abziehbar.<br />

3. Abgabe des Stroms zum marktüblichen Preis<br />

Bietet das überlassende <strong>Unternehmen</strong> den<br />

Strom entgeltlich zu einem marktüblichen<br />

Preis an, entstehen ebenfalls keine Besonderheiten.<br />

Im Rahmen der Ertragsteuern ist der erzielte<br />

Erlös für das abgebende <strong>Unternehmen</strong> – unabhängig<br />

vom Abnehmer des Stroms – voll<br />

einkommen- bzw. körperschaftsteuerpflichtig.<br />

Umsatzsteuerlich erzielt der Unternehmer<br />

durch die Abgabe des Stroms umsatzsteuerpflichtige<br />

Umsätze. Dabei werden die Stromlieferungen<br />

und Dienstleistungen wie die Bereitstellung<br />

von E-Ladesäulen als eine einheitliche<br />

Lieferung behandelt.<br />

4. Unentgeltliche bzw. verbilligte Stromabgabe<br />

Stellt das <strong>Unternehmen</strong> den Strom unentgeltlich<br />

bzw. verbilligt zur Verfügung, ist wie folgt zu<br />

unterscheiden:<br />

a) Laden Arbeitnehmer des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

ihre E-Fahrzeuge unentgeltlich an der E-Ladesäule<br />

des Arbeitgebers, liegt in Höhe des<br />

Strombezugs grundsätzlich ein lohnsteuerund<br />

sozialversicherungsbeitragspflichtiger<br />

Sachbezug vor. Allerdings ist das kostenlose<br />

Aufladen von Elektroautos im <strong>Unternehmen</strong><br />

lohnsteuer- (§ 3 Nr. 46 EStG) und sozialversicherungsfrei<br />

(§ 14 Abs. 1 Satz 1 SGB IV i.V.m. §<br />

1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 SvEV). Umsatzsteuerlich ist<br />

bei der unentgeltlichen Stromabgabe an Arbeitnehmer<br />

grundsätzlich eine unentgeltliche<br />

Wertabgabe zu versteuern, sofern nicht im Einzelfall<br />

bereits der Vorsteuerabzug aus dem Bezug<br />

des Stroms (ganz oder teilweise) ausgeschlossen<br />

ist, weil der Strom ausschließlich für<br />

diesen Zweck erworben wurde.<br />

b) Laden nicht angestellte Gesellschafter einer<br />

Körperschaft (also v.a. einer GmbH) ihren privaten<br />

PKW unentgeltlich an der Ladesäule „ihrer“<br />

Gesellschaft, gilt dies als so genannte verdeckte<br />

Gewinnausschüttung der Gesellschaft<br />

an ihren Gesellschafter. Diese muss mit der<br />

Körperschaftsteuererklärung erklärt werden.<br />

Die anfallende Kapitalertragsteuer ist unabhängig<br />

davon im Zeitpunkt jedes einzelnen Ladevorgangs<br />

einzubehalten und abzuführen.<br />

Der Gesellschafter muss die Einnahmen aus<br />

Gewinnausschüttungen in seiner Einkommensteuererklärung<br />

angeben. Laden Einzelunternehmer<br />

bzw. nicht angestellte Gesellschafter<br />

von Personengesellschaften (z.B. einer OHG,<br />

KG usw.) ihren privaten PKW unentgeltlich an<br />

der betrieblichen Ladesäule, stellt der Strombezug<br />

eine Entnahme dar, die dem Einkommen<br />

hinzuzurechnen ist. Im Hinblick auf die<br />

Umsatzsteuer gelten grundsätzlich die oben<br />

dargestellten Ausführungen zur unentgeltliche<br />

Stromabgabe an Arbeitnehmer entsprechend.<br />

c) Laden sonstige Personen, also v.a. Kunden,<br />

Geschäftspartner, Lieferanten usw. ihre jeweiligen<br />

Fahrzeuge unentgeltlich an der betrieblichen<br />

Ladesäule eines anderen Unternehmers,<br />

stellt der unentgeltliche Strombezug steuerlich<br />

grundsätzlich ein Geschenk dar. Dabei sind<br />

Geschenke bis zu einem Wert von 10 € voll und<br />

Geschenke über einem Wert von 50 € grundsätzlich<br />

nicht abzugsfähig. Geschenke im Wert<br />

von 10 € bis 50 € können pauschal nach § 37b<br />

EStG versteuert werden. Umsatzsteuerlich<br />

wird die kostenlose Abgabe von Strom aus Ladestationen<br />

an fremde Dritte je nach Einzelfall<br />

entweder als eigenständige Lieferung oder als<br />

Nebenleistung betrachtet, die das umsatzsteuerliche<br />

Schicksal der Hauptleistung teilt.<br />

Die genaue Einordnung sollte individuell geprüft<br />

werden. Dabei sind Geschenke bis zu<br />

50 € (ohne Umsatzsteuer) nicht steuerbar und<br />

haben keine Auswirkungen auf den Vorsteuerabzug.<br />

Bei Geschenken über 50 € entfällt<br />

grundsätzlich das Vorsteuerabzugsrecht. im<br />

Übrigen ist eine unentgeltliche Wertabgabe zu<br />

versteuern.<br />

5. Stromsteuer<br />

<strong>Unternehmen</strong>, die Strom für Elektrofahrzeuge<br />

aus erworbenen und damit bereits besteuertem<br />

Strom bereitstellen, gelten nicht als<br />

Stromlieferanten, sondern als Endverbraucher.<br />

Damit fällt bei der Bereitstellung von angekauftem<br />

Ladestrom an Mitarbeiter oder<br />

Dritte auf dem Betriebsgelände in der Regel<br />

keine zusätzliche Stromsteuer an. Werden Ladestationen<br />

hingegen auch mit eigen erzeugtem<br />

Strom aus Photovoltaikanlagen und<br />

Blockheizkraftwerken betrieben, gilt das <strong>Unternehmen</strong><br />

als Versorger und bedarf grundsätzlich<br />

einer entsprechenden Einzelerlaubnis<br />

des Hauptzollamtes. Eine Ausnahme gilt für<br />

Anlagen bis zu 1 MW bzw. hocheffizienten<br />

KWK-Anlagen bis 50 kW. Zudem ist Strom von<br />

Anlagen bis zu 2 MW von der Stromsteuer befreit,<br />

wenn er vor Ort verbraucht oder an Letztverbraucher<br />

geliefert wird.<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

· Bernd Hoch,<br />

Rechtsanwalt; Steuerberater<br />

bernd.hoch@sonntag-partner.de<br />

Tel: +49 731-96644-0<br />

· Eileen Danner,<br />

Rechtsanwaltin; Steuerberaterin<br />

eileen.danner@sonntag-partner.de<br />

Tel: +49 731-96644-0<br />

Syrlinstraße 38 | 89<strong>07</strong>3 Ulm<br />

www.sonntag-partner.de


Steht seit Dezember 2022<br />

an der Spitze der Göppinger<br />

Kleemann GmbH:<br />

Geschäftsführer<br />

Alexander Knam .


unternehmen [!] TITELTHEMA 11<br />

„Unsere Maschinen<br />

sprechen miteinander“<br />

Kleemann Die Maschinen aus Göppingen sind Kolosse mit brachialer Gewalt. Sie stehen in<br />

den Steinbrüchen und Innenstädten dieser Welt, zerkleinern Material und bereiten es auf.<br />

Geschäftsführer Alexander Knam erklärt, wie kluge Lösungen die Megatrends<br />

Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Recycling zur Basis für starkes Wachstum machen.<br />

Herr Knam, welchen Berufswunsch hatten Sie als<br />

Kind?<br />

Alexander Knam: Meine Eltern haben gemeinsam<br />

mit meinem Opa ein Haus gebaut. Das hat mich alles<br />

fasziniert und ich sprang auf der Baustelle herum,<br />

wollte den Ton angeben und stand wahrscheinlich<br />

nur im Weg. Mein Opa war von Beruf Vorarbeiter<br />

und nannte mich „Kapo”.<br />

Sie wollten nicht etwa Baggerfahrer oder Baumaschinenführer<br />

werden?<br />

Nein, ich war auch damals schon eher der Drahtzieher<br />

im Hintergrund. Damals haben mich große<br />

Baumaschinen noch nicht in dem Maße fasziniert,<br />

wie sie es heute tun.<br />

Was ist die größte Kleemann-<br />

Maschine?<br />

Das ist unser mobiler Prallbrecher<br />

MOBIREX MR 130 PRO, ein mehr<br />

als 80 Tonnen schweres Gerät in<br />

Vollausstattung, das in der Stunde<br />

600 Tonnen Naturstein oder Recyclingmaterial<br />

zerkleinert.<br />

Wann haben Sie das letzte Mal eine Kleemann-Maschine<br />

bedient?<br />

Anfang April waren wir bei mehreren Kunden, die<br />

unsere neueste Anlage im Feld testen. Dies haben<br />

unser Team und ich uns angeschaut, auch um Feedback<br />

von unseren Kunden zu bekommen. Diese Maschine<br />

steht für die veränderte Ausrichtung von<br />

Kleemann. Wir gehen noch stärker in den Bereich<br />

Recycling. Da sind kleine, mobile, kompakte Maschinen<br />

gefragt. Und weil die Maschinen mit Blick<br />

auf den Fachkräftemangel leicht zu bedienen sein<br />

sollen, habe ich sie bedient. Mein Credo: Wenn ich<br />

das hinkriege, schafft das jede und jeder.<br />

Wie erklären Sie am Sonntagskaffeetisch, was<br />

Brecher- und Siebanlagen machen?<br />

Kleemann produziert Maschinen zur Materialaufbereitung<br />

nach dem Motto „Aus groß mach klein”,<br />

konkreter gesagt Maschinen, die zur Zerkleinerung<br />

Jeder Bürger in<br />

Deutschland<br />

nutzt umgerechnet<br />

ein Kilo Stein pro<br />

Stunde.<br />

und Absiebung von Naturgesteinen und Recyclingmaterial<br />

eingesetzt werden. Da unsere Anlagen mobil<br />

ausgelegt sind, können diese beim Kunden im<br />

Steinbruch, im Recyclinghof oder im urbanen Umfeld<br />

flexibel eingesetzt werden.<br />

Was passiert mit dem zerkleinerten Material?<br />

Dieses zerkleinerte und aufbereitete Material findet<br />

in fast allen Bereichen unseres täglichen Lebens<br />

seinen Einsatz. Angefangen vom Straßen- und Gleisbau,<br />

Häuserbau bis hin zum Sportplatz-Rasen.<br />

Überall wird aufbereitetes Gesteinsmaterial benötigt,<br />

Quarzsand beispielsweise für Fensterglas. Beton<br />

besteht zu 80 Prozent aus Stein und Sand. Auch<br />

wenn es kaum zu glauben ist, benötigt<br />

beziehungsweise nutzt jeder<br />

Bürger in Deutschland umgerechnet<br />

etwa 1 Kilo Stein pro Stunde.<br />

Wie muss man sich Ihre Brecher-<br />

Typen vorstellen?<br />

Die Maschinen werden je nach<br />

Kundenanforderung stand alone<br />

oder intelligent verkettet als Anlagenzügen<br />

eingesetzt. Da das zu brechende Material<br />

sehr unterschiedlich ist, gibt es verschiedene<br />

Techniken. Unser Backenbrecher arbeitet nach dem<br />

Prinzip der Druckzerkleinerung – ähnlich wie ein<br />

Nussknacker. Unsere Kegelbrecher funktionieren<br />

ähnlich wie ein Mörser, der das Material mahlt und<br />

dann in Form bringt. Unsere Prallbrecher hingegen<br />

könnten mit einem Hammer verglichen werden.<br />

Siebanlagen können sie sich wirklich stark vereinfacht<br />

wie ein Kindersieb im Sandkasten vorstellen.<br />

Das hört sich nach roher Gewalt an, wieviel<br />

Know-how steckt in diesen Geräten?<br />

Ja, im ersten Moment hört sich das vielleicht brachial<br />

an, aber es steckt sehr viel technisches und<br />

vor allem auch verfahrenstechnisches Know-how<br />

in den Maschinen. Lag früher der Fokus vor allem<br />

auf dem Thema „Stahl und Eisen“, so stehen inzwischen<br />

automatisierte Prozesse, ausgeklügelte Überlastsysteme<br />

zum Schutz der Anlagen, eine gute<br />

Zur Person<br />

Alexander Knam ist<br />

in Karlsruhe geboren<br />

und dort in der Region<br />

aufgewachsen. Er<br />

machte eine Ausbildung<br />

zum Werkzeugmechaniker,<br />

arbeitete<br />

viele Jahre im elterlichen<br />

Maschinenbaubetrieb,<br />

bevor er ein<br />

Wirtschaftsingenieur-<br />

Studium absolvierte<br />

und beim US-Konzern<br />

John Deere einstieg.<br />

Dort arbeitete er in<br />

unterschiedlichen<br />

Werken und Funktionen,<br />

seit 2009 als Geschäftsführer.<br />

Im Dezember<br />

2022 wechselte<br />

er an die Spitze<br />

der Kleemann GmbH.<br />

Der 50-Jährige hat<br />

zwei Töchter und ist<br />

Ausdauersportler<br />

durch und durch. Außer<br />

an Triathlons, einige<br />

über Ironman-<br />

Distanzen, nahm er<br />

2023 am ältesten<br />

Radrennen der Welt<br />

teil: Paris-Brest-Paris.<br />

Für die 1230 Kilometer<br />

und rund 12.000 Höhenmeter<br />

an einem<br />

Stück benötigte er 81<br />

Stunden.


12<br />

TITELTHEMA unternehmen [!]<br />

„Das Vertriebs- und<br />

Händlernetzwerk der<br />

Wirtgen Group hilft uns<br />

sehr“, sagt Geschäftsführer<br />

Knam.<br />

Handhabung sowie ressourcenschonende Verfahren<br />

im Vordergrund.<br />

Wir haben<br />

uns bewusst<br />

von individuellen<br />

Großprojekten<br />

zurückgezogen.<br />

Was sind die wichtigsten Punkte aus Kundensicht?<br />

Die Maschinen müssen zunächst ihre Funktion erfüllen<br />

und zuverlässig funktionieren. Das hört sich<br />

trivial an, ist es aber nicht. Die Themen Haltbarkeit<br />

und Dauerfestigkeit sind angesichts der ungeheuren<br />

Kräfte, die dort wirken, und Einsatzzeiten<br />

von bis zu 18 Stunden am Tag entscheidend. Am<br />

Ende schauen unsere Kunden sehr genau auf die<br />

die Gesamtkosten der Produkte über den gesamten<br />

Lebenszyklus.<br />

Und damit auf die Themen Stillstandzeiten,<br />

Wartung und Service.<br />

Ja, und natürlich auf den Spritverbrauch. Kleemann<br />

ist im Markt dafür bekannt, dass wir die energieeffizientesten<br />

Maschinen haben.<br />

Warum läuft Ihr Geschäft so gut?<br />

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Wir haben<br />

uns vor einigen Jahren bewusst aus dem sehr aufwendigen<br />

und komplexen Geschäft von individuellen<br />

Großprojekten zurückgezogen. Inzwischen sind<br />

wir im „Kleinserien-Bereich“ mit etwas kleineren<br />

Maschinen für eine Nische tätig. Dabei gilt es, die<br />

Produktion professionell zu managen. Die Themen<br />

Gleichteile und das Denken in Produktfamilien sind<br />

für eine schnellere Entwicklung und effizientere<br />

Produktion ausschlaggebend. Außerdem haben wir<br />

unser Portfolio stark erweitert.<br />

Was heißt das?<br />

Früher hat sich Kleemann auf die Natursteinaufbereitung<br />

in Steinbrüchen konzentriert. Inzwischen<br />

sind wir auch im Recycling sehr gut aufgestellt –<br />

vor allem auch in innerstädtischen Bereichen. Unsere<br />

kleinste Maschine, die MR 100 NEO, ist eine<br />

hoch flexible, kompakte und leicht transportierbare<br />

Recyclinganlage. Im Idealfall reißen sie im Innenstadtbereich<br />

ein Haus ab und nutzen das Material<br />

dank der Aufbereitung durch Kleemann-Maschinen<br />

direkt für den Wiederaufbau.<br />

Kleemann wirkt wie ein Mittelständler, ist aber<br />

gleichzeitig ein Teil eines Konzerns.<br />

Welche Rolle spielt das?<br />

Kleemann zählt seit 2006 zur Wirtgen Group, die<br />

2017 Teil des US-Konzerns John Deere wurde. Beides<br />

Mal haben wir davon sehr profitiert. Für die<br />

Zukunft eröffnet uns das weitere Wachstumsmöglichkeiten.<br />

Inwiefern?<br />

Es gibt noch in vielen Ländern und Regionen ein<br />

sehr großes Potential für unsere Baumaschinen und<br />

Technologien. Da kommt uns zugute, dass wir über<br />

das weltweite Vertriebs- und Händlernetzwerk der<br />

Wirtgen Group international hervorragend aufgestellt<br />

sind. Das hilft uns beim Verkauf unserer Maschinen<br />

sehr – und bei Service und Wartung. Das<br />

ist fast noch die wichtigere Säule unseres Geschäfts.


So unterstützen beispielsweise unsere großen Anlagenzüge<br />

– also die Kombination mehrerer Maschinen<br />

– unter anderem beim Ausbau der Infrastruktur<br />

in Südamerika, Afrika und Asien.<br />

Wie profitiert Kleemann von John Deere?<br />

John Deere ist nicht nur in der Landmaschinentechnik<br />

eine bestimmende Größe, sondern auch im Baumaschinenbereich.<br />

Speziell in Nordamerika gibt es<br />

viele Kunden in Steinbrüchen, die schon seit Jahren<br />

Radlader und Bagger von John Deere fahren.<br />

Nun bieten John Deere und die Wirtgen Group auch<br />

Kleemann-Produkte an. Das hat uns eine weitere<br />

Tür geöffnet. Die USA beziehungsweise Nordamerika<br />

war und ist ein sehr wichtiger Markt für uns,<br />

in dem wir unser Geschäft stetig erweitert haben.<br />

Das ist nur ein Beispiel für die Synergieeffekte, die<br />

möglich sind, da stehen wir erst am Anfang. Gleichzeitig<br />

können wir als Kleemann autark arbeiten.<br />

Wie eng ist die Abstimmung bei Investitionen mit<br />

der Wirtgen Group und John Deere?<br />

Natürlich ist es nicht mehr wie früher, als wir ein familiengeführtes<br />

<strong>Unternehmen</strong> waren. Aber es ist ganz<br />

klar: Sinnvollen Investitionen steht nach wie vor<br />

nichts im Wege. Das Vertrauen in Kleemann seitens<br />

der Wirtgen Group und John Deere ist sehr hoch.<br />

Wie stark ist Kleemann bei anderen Themen in die<br />

Konzernstrukturen eingebunden?<br />

Wichtige Ziele wie zum Beispiel in Sachen Nachhaltigkeit<br />

oder Sicherheit werden vom John Deere<br />

Konzern über die Wirtgen Group auf Kleemann<br />

heruntergebrochen. So hat sich John Deere beispielsweise<br />

das Ziel gesetzt, die CO 2<br />

-Emissionen<br />

im Fabrikumfeld bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren.<br />

Für unsere Maschinen, die draußen im<br />

Einsatz sind, um 30 Prozent. Natürlich gibt es<br />

auch Vorgaben zu Prozessen wie Compliance oder<br />

fürs Personalmanagement – und eine gewisse Erwartungshaltung<br />

der Aktionäre. Abgesehen davon<br />

können wir weitestgehend autark arbeiten,<br />

sofern wir unsere Ziele erreichen. Das Tolle für<br />

Kleemann ist: Wir können uns aus dem Besten<br />

aus von drei Welten bedienen. Mit meiner 20-jährigen<br />

Erfahrung im John-Deere-Konzern versuche<br />

ich aktiv, die Menschen in unserer Organisation<br />

zu den richtigen Themen zusammenzubringen.<br />

Themenwechsel: Welche Entwicklung beobachten<br />

Sie in den vergangenen Jahren bei Ihren Kunden?<br />

Die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit haben<br />

in der Baumaschinen-Branche Einzug gehalten<br />

und haben schnell an Bedeutung gewonnen.<br />

„ Mit dem Heben der<br />

Synergieeffekte zwischen<br />

Kleemann, der Wirtgen<br />

Group und John Deere<br />

stehen wir erst am<br />

Anfang“, betont Alexander<br />

Knam.<br />

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Alexander Knam setzt auf<br />

enge Zusammenarbeit mit<br />

den Kunden: Maschinen<br />

werden in der Entwicklungsphase<br />

unter realen<br />

Bedingungen getestet.<br />

Wie reagieren Sie darauf?<br />

Wir binden unsere Kunden stark ein. So testen wir<br />

beispielsweise unsere Anlagen in der Entwicklungsphase<br />

unter realen Bedingungen bei unseren Kunden.<br />

Das Feedback, das wir hier erhalten, ist Gold<br />

wert und fließt zurück in die Entwicklungs-Abteilung.<br />

Mit sehr vielen Kunden führen wir so schon<br />

über viele Jahre sehr enge Beziehungen und erkennen<br />

so schon sehr früh, wo die Trends in der Branche<br />

hingehen.<br />

Wie relevant sind datengetriebene Geschäftsmodelle<br />

in ihrem Geschäft?<br />

Wir sammeln Daten zur Maschine, aber keine personenbezogenen<br />

Daten. Um in Gänze Einblick in<br />

die Maschinen und deren Performance im Einsatz<br />

zu haben, muss der Kunde die Freigabe erteilen,<br />

dass wir die Maschine im System unter die Lupe<br />

nehmen können. Stichworte sind unter anderem<br />

eine clevere Automatisierung der Prozesse und proaktiver<br />

Support. Ziel ist immer, unseren Kunden einen<br />

weiteren Mehrwert zu bieten und zukünftig<br />

Probleme zu erkennen und zu beseitigen, bevor sie<br />

auftreten.<br />

Wie sehr hat die Digitalisierung schon heute Ihre<br />

Maschinen verändert?<br />

Die Anforderungen an moderne<br />

Brech- und Siebanlagen haben<br />

sich in den vergangenen Jahren<br />

deutlich erhöht, deren Komplexität<br />

hat zugenommen. Die Systeme<br />

sollen einfach und sicher<br />

beherrschbar sein – und dies<br />

ohne lange Einweisungen. Es<br />

geht nicht mehr wie früher um<br />

die einfache Hebelbedienung ohne große Spielräume.<br />

Man will das Beste aus seiner Anlage holen,<br />

auf unterschiedliche Umstände wie beispielsweise<br />

eine Änderung beim Aufgabematerial flexibel<br />

reagieren können und dabei Ressourcen<br />

schonend arbeiten. Moderne Steuerungssysteme,<br />

innovative Sensorik und digitale Anwendungen<br />

haben schon länger bei uns Einzug gehalten. Dabei<br />

sind wir sind ganz klar die Vorreiter in der<br />

Industrie.<br />

Baggerfahrer<br />

können per<br />

Smartphone<br />

unsere Anlagen<br />

bedienen.<br />

Wie sehen diese digitalen Lösungen im Alltag aus?<br />

Unsere Maschinen lassen sich<br />

miteinander koppeln und damit zu<br />

einem Produktionssystem vernetzen.<br />

Wenn man beispielsweise<br />

drei Maschinen zu einer Linie<br />

koppelt, lässt sich das ganze System<br />

optimieren. Wir sind zudem<br />

Marktführer, wenn es um die<br />

Technologie zur Bedienung und<br />

Steuerung der Anlagen geht.<br />

Haben Sie ein Beispiel dafür?<br />

Ein Punkt ist, dass Baggerfahrer per Smartphone<br />

und App die Anlagen einsehen und bedienen können.<br />

Ein anderer ist, dass die Maschinen miteinander<br />

kommunizieren, entweder klassisch über Kabel<br />

oder drahtlos. Die Prozesse und der Zustand<br />

der Maschinen werden virtuell und digital abgebildet<br />

und das System regelt und optimiert sich in Gewissem<br />

Umfang selbst.<br />

Was heißt das?<br />

Die Informationen zum Materialfluss werden auf<br />

dem Monitor angezeigt ebenso Fehler- und Warn-


unternehmen [!] TITELTHEMA 15<br />

meldungen. Ein Sensor an der Anlage misst die<br />

Höhe der Materialhalde am Ende der Maschine,<br />

das System informiert den Radlader-Fahrer vorsorglich:<br />

Achtung, in drei Minuten ist die Halde<br />

am Maximum, bitte abräumen. Damit werden unnötige<br />

Stillstände vermieden. Denn die kosten Zeit<br />

und damit Geld. Der Baggerfahrer sieht die Performance-Daten<br />

des Brechers und wird beispielsweise<br />

aufgefordert mehr oder weniger Gestein aufzugeben.<br />

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in der<br />

Baumaschinenbranche?<br />

Das spielt eine immer größere Rolle. Zum einen<br />

gibt es häufig von Städten und Gemeinden inzwischen<br />

höhere Auflagen hinsichtlich Lärm- und<br />

Staubemissionen. Das Thema „Zero Emission“<br />

spielt speziell in einigen Nachbarländern wie den<br />

Niederlanden schon heute eine zentrale Rolle. Bereits<br />

heute kann ein Großteil unseres Portfolios<br />

elektrisch betrieben werden. Und als innovatives<br />

<strong>Unternehmen</strong> arbeiten wir natürlich verstärkt an<br />

der Elektrifizierung des gesamten Produktportfolios.<br />

Zudem können die Maschinen aber auch<br />

über das effizienteste Dieselaggregat im Markt<br />

betrieben werden.<br />

Was tut Kleemann dafür, ein klimafreundliches<br />

<strong>Unternehmen</strong> zu werden?<br />

Zum einen ist es uns ein Anliegen, dass unsere Kunden<br />

möglichst umweltfreundlich und ressourcenschonend<br />

arbeiten können. Zum anderen arbeiten<br />

wir permanent daran, unser Werk und unsere Produktionsprozesse<br />

effizient und klimafreundlich zu<br />

gestalten.<br />

Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?<br />

Wir haben unsere Produktionshallen mit LED-Beleuchtung<br />

ausgestattet. Damit sparen wir mehr als<br />

1,5 Millionen kWh und damit 588 Tonnen CO 2<br />

pro<br />

Jahr. Das ist in etwa die CO 2<br />

-Jahresbilanz von 50<br />

Menschen in Deutschland. Erst jüngst haben wir<br />

die komplette Beleuchtung im Verwaltungsgebäude<br />

auf LED umgestellt, zudem beziehen wir dafür<br />

Ökostrom. Weitere Projekte wie eine große Photovoltaik-Anlage<br />

auf unseren Dächern sind aktuell in<br />

der Planung. Darum kümmert sich ein eigens installierter<br />

Nachhaltigkeitsmanager bei Kleemann,<br />

der unser Umweltmanagementsystem vorantreibt.<br />

Was machen Sie außerdem?<br />

Wir nehmen das Thema wirklich ernst. Das geht<br />

bis zu unseren Grünflächen. Um Insekten und den<br />

Zero<br />

Emission<br />

spielt in<br />

Nachbarländern<br />

eine große Rolle.<br />

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16<br />

TITELTHEMA unternehmen [!]<br />

100 Jahre Expertise in Brecher- und Siebanlagen<br />

Diese Kleemann-Anlage weist im Göppinger Stauferpark den Weg zur Firmenzentrale. <br />

Foto: Giacinto Carlucci<br />

Die Wurzeln der heutigen Kleemann GmbH<br />

(Göppingen) reichen ins Jahr 1857 zurück.<br />

Damals gründete Ferdinand Kleemann eine<br />

Feilenhauerei, die er später um landwirtschaftliche<br />

Geräte erweiterte. Seit den<br />

1920er Jahren hat sich Kleemann auf Brech-<br />

und Siebanlagen spezialisiert und damit auf<br />

die Gesteinsaufbereitung. Ein neuer Schwerpunkt<br />

sind Anlagen fürs Recycling. Der Gründung<br />

der GmbH 2005 folgte 2006 die mehrheitliche<br />

Übernahme durch die Wirtgen<br />

Group, die 2017 vom US-Konzern John Deere<br />

übernommen wurde. 2023 erwirtschafteten<br />

mehr als 600 Beschäftigte einen Rekordumsatz<br />

in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe.<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> sieht beim Umsatz und<br />

bei der Belegschaft enormes Wachstum in<br />

den nächsten Jahren.<br />

Wir fertigen<br />

unsere<br />

preissensiblen<br />

Produkte in<br />

Indien.<br />

Boden zu schonen, haben wir uns dazu entschieden<br />

diese nicht mehr mechanisch zu mähen, sondern<br />

durch Kamerun-Schafe beweiden zu lassen.<br />

Ihre Diplomarbeit handelte von der Entwicklung<br />

von Logistikkonzepten für den Einkauf von<br />

Produktionsgütern aus China und Indien.<br />

Wie wichtig sind diese beiden Länder für Kleemann?<br />

Auch wenn meine Diplomarbeit schon viele Jahr<br />

zurückliegt. Ein Bezug aus Komponenten aus diesen<br />

Ländern, ist elementar wichtig für einen deutschen<br />

Produktionsstandort. Da diese beiden Länder<br />

für uns sehr wichtige Märkte sind, setzen wir<br />

als Wirtgen Group auf lokale Produktionsstätten.<br />

Auch aufgrund der Größe und des Marktvolumens<br />

sind diese beiden Länder für Kleemann sehr interessante<br />

Märkte.<br />

Viele deutsche <strong>Unternehmen</strong> verlagern ihre<br />

Fertigung ins Ausland, Kleemann expandiert in<br />

Göppingen. Was sind die Gründe?<br />

Göppingen ist nach wie vor unsere Zentrale. Hier<br />

entwickeln wir unsere Produkte und produzieren<br />

komplexe Brecher-Modelle. Das soll auch so bleiben.<br />

Unsere preissensiblen Produkte, werden in Indien<br />

in derselben Qualität gefertigt. Aber auch diese<br />

Maschinen werden in Göppingen entwickelt.<br />

Dazu stehen wir in einem sehr engen Austausch<br />

mit den Kolleginnen und Kollegen in Indien. Mit<br />

dieser Strategie stellen wir Kleemann für die Zukunft<br />

erfolgreich auf.<br />

Wie sehr beschäftigt Sie der Fachkräftemangel?<br />

Natürlich sind auch wir dem Fachkräftemangel sowie<br />

dem Wettbewerb aufgrund der geografischen<br />

Lage ausgesetzt. Deshalb setzen wir stark auf das<br />

Thema Ausbildung und sind auch überregional dafür<br />

bekannt. Aktuell bilden wir in 13 verschiedenen<br />

Berufen Auszubildende aus. Ab September <strong>2024</strong> beschäftigen<br />

wir dann insgesamt 80 Azubis. Besonders<br />

erfreulich ist, dass sich für die technischen Berufe<br />

inzwischen auch immer mehr Mädchen interessieren<br />

und wir einen Frauenanteil von 10 Prozent<br />

in der Ausbildung haben.<br />

Mit welchen Hochschulen arbeiten Sie zusammen?<br />

Mit einer ganzen Reihe. Mit der Hochschule Esslingen<br />

stehen wir im engen Kontakt. Am Standort<br />

Göppingen machen wir Raumsponsoring und unterstützen<br />

das Projekt „Formula Student“. Hier entwickeln,<br />

konstruieren, bauen und vermarkten Studenten<br />

der Hochschule Esslingen einen eigenen<br />

Rennwagen. Wir helfen mit Sach- und Dienstleistungen.<br />

Zudem können die Studierenden auf unserem<br />

Firmengelände vor der Werfthallte ihre Testläufe<br />

machen.<br />

Was tun Sie dafür, ihre Mitarbeiter zu halten<br />

und neue zu gewinnen?<br />

Wir versuchen als innovatives, familienfreundliches<br />

<strong>Unternehmen</strong> Mitarbeiter für uns zu gewinnen und<br />

langfristig durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen<br />

zu halten. Gerade im gewerblichen Bereich<br />

gibt es hier wirklich sehr gute Beispiele. So hat ein<br />

Mitarbeiter bei uns mit der Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker<br />

gestartet, hat dann ein duales<br />

Studium bei uns draufgelegt und ist heute Fertigungsplaner<br />

– und das alles in 6 Jahren. Das Kleemann<br />

eigene Potentialkandidaten-Programm „Kleemann<br />

Next Step“, das auf zwei Jahre ausgelegt ist,<br />

fördert und fordert zudem mögliche Führungskräfte<br />

von morgen.


unternehmen [!] TITELTHEMA 17<br />

Wie gehen Sie mit den Themen körperliche und<br />

psychische Gesundheit um?<br />

Wir bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

viele Benefits im Bereich Gesundheit und Soziales<br />

an. So haben wir beispielsweise eine externe<br />

Mitarbeiterberatung installiert, die vertraulich bei<br />

verschiedensten Themen wie psychischen Belastungen,<br />

Umgang mit Ämtern und Behörden, Vermittlung<br />

von Beratungsstellen, Burnout und vielem mehr<br />

unterstützt. Das ist nur eine von vielen Maßnahmen<br />

in diesem Bereich. Verschiedene weitere Maßnahmen<br />

wie mobiles Arbeiten und ein flexibles Arbeitszeitkonto<br />

sind für uns selbstverständlich.<br />

Wie schätzen Sie die Perspektiven von Kleemann<br />

und der Baumaschinenbranche ein?<br />

Die vergangenen Jahre waren nicht einfach. Das<br />

Weltgeschehen mit all seinen Konsequenzen wie<br />

Materialmangel und erhöhten Kosten für Stahl oder<br />

Energieversorgung durch Gas sowie erschwerte<br />

Transporte in den Weltmeeren hat uns – wie wohl<br />

alle <strong>Unternehmen</strong> der Baumaschinenbranche - natürlich<br />

auch sehr gefordert. Nichtsdestotrotz ist es<br />

uns gelungen auch in diesen heraufordernden Jahren<br />

weiter zu wachsen.<br />

Wie sieht es in diesem Jahr aus?<br />

Das stellt für Kleemann ein „Übergangsjahr” dar.<br />

Wir haben neue Maschinenmodelle, mit denen<br />

wir in neue Marktsegmente eintreten. Die ersten<br />

kompakten mobilen Prallbrechanlagen wurden<br />

nun ausgeliefert, die Maschine kommt bei den<br />

Kunden super an. Mit dem zweiten neuen Modell<br />

werden wir unser Siebportfolio weiter ausbauen.<br />

Auch im Hinblick auf die Bauma 2025, der für unsere<br />

Branche mit Abstand wichtigsten Messe, sind<br />

wir sehr zuversichtlich. Wir werden dort neue<br />

Produkte und Innovationen in Sachen Elektrifizierung<br />

und damit Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung<br />

vorstellen. Mit dem eingeschlagenen<br />

Kurs sehe ich langfristige Wachstumschancen für<br />

Kleemann.<br />

Welche Frage hätten Sie gerne gestellt<br />

bekommen?<br />

Heute ist Kleemann die Nummer 3 weltweit im Bereich<br />

mobile Brech- und Siebanlagen. Hat Kleemann<br />

das Potential zum Weltmarktführer?<br />

Wie lautet Ihre Antwort?<br />

Ganz klar: ja!<br />

Dieses Interview wurde<br />

geführt von NWZ-Redakteurin<br />

Susann Schönfelder-Kuhn,<br />

und<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

unternehmen[!].<br />

Fotos: Marc Hörger<br />

www.munk-ulm.de<br />

INDUSTRIEANWESEN<br />

MITTEN IM ULMER DONAUTAL,<br />

VIELFÄLTIG NUTZBAR!<br />

Grundstücksfläche ca. 41.692 m², Nutzfläche ca.<br />

19.376 m², aufgeteilt in 7 Hallen und 2 Verwaltungsgebäude.<br />

Baujahr: ab 1957. Letzte umfassende<br />

Sanierung 2022. Ca. 85 Stellplätze.<br />

Energieausweise in Bearbeitung.<br />

Kaufpreis auf Anfrage<br />

Für weitere Infos: Steffen Munk <strong>07</strong>31-96 8 96-43<br />

Der Ausbau des Geschäfts mit kleinen, mobilen Anlagen fürs<br />

Recycling stimmt Kleemann-Geschäftsführer Knam zuversichtlich.


18<br />

NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

Cindy Berend<br />

neu im Vorstand<br />

Kreissparkasse<br />

Göppingen<br />

Cindy Berend<br />

ist vom Verwaltungsrat<br />

in den<br />

Vorstand der<br />

Kreissparkasse Göppingen berufen<br />

worden. Die 41-Jährige<br />

folgt auf Vorstand Klaus Meissner,<br />

der nach dem Weggang von<br />

Dr. Hariolf Teufel zum 1. Januar<br />

2025 den Vorstandsvorsitz der<br />

Kreissparkasse Göppingen<br />

übernehmen wird. Cindy Berend<br />

verantwortet derzeit das<br />

gewerbliche Geschäft bei der<br />

Kreissparkasse Göppingen. Darüber<br />

hinaus ist sie seit Oktober<br />

2018 stellvertretendes Vorstandsmitglied.<br />

Werk in Mexiko<br />

verkauft<br />

Allgaier Die Ulmer Kanzlei des<br />

Insolvenzverwalters Michael<br />

Pluta hat das mexikanische<br />

Tochterunternehmen des insolventen<br />

Autozulieferers verkauft.<br />

Allgaier De Puebla befindet<br />

sich nicht im Insolvenzverfahren.<br />

Neuer Eigentümer ist die<br />

italienische Proma Group mit<br />

Sitz in Caserta, nördlich von<br />

Neapel. Über den Kaufpreis<br />

wurde Stillschweigen vereinbart.<br />

Die rund 500 Arbeitsplätze<br />

bleiben erhalten. Am Firmesitz<br />

in Uhingen beschäftigt die<br />

Allgaier Automotive GmbH<br />

rund 730 Mitarbeiter.<br />

Großauftrag für<br />

Prüfstände<br />

Maschinenbau Die Ziegler +<br />

Schenk GmbH (Göppingen) hat<br />

einen Millionenauftrag eines<br />

schwäbischen Batterieherstellers<br />

erhalten. Es handelt sich dabei<br />

um fünf Prüfstände für Booster-Batterien<br />

eines Sportwagenherstellers<br />

aus dem Land. Zum<br />

Einsatz kämen die Batterien in<br />

E-Sportwagen für „Top-Sprints“,<br />

beim sogenannten „Kick-<br />

Down“, sagt Daniel Steeb, Leiter<br />

Automation bei Ziegler +<br />

Schenk. Angaben zum Umsatz<br />

macht das <strong>Unternehmen</strong> nicht.<br />

Schuler hat in Erfurt zu wenige Aufträge für sein Schweißwerk und die mechanische Fertigung.<br />

Ungewisse Zukunft für Schuler Erfurt<br />

Neuer Besitzer<br />

für „Steinzeit“<br />

Insolvenz Die insolvente Eislinger<br />

Boulderhalle „Steinzeit“ soll<br />

von einem neuen Betreiber<br />

übernommen werden. Erbaut<br />

und betrieben wird die Halle<br />

bislang von der Campus Boulderhalle<br />

Göppingen GmbH. Der<br />

vorläufige Insolvenzverwalter<br />

Markus Fröhlich aus Neu-Ulm<br />

ist zuversichtlich: Die Halle laufe<br />

gut, der Geschäftsbetrieb<br />

gehe uneingeschränkt weiter.<br />

Rettung für vier<br />

Standorte<br />

Raumausstattung Von den 27<br />

Standorten der insolventen TTL<br />

Süd OP bleiben nur vier Standorte<br />

erhalten; Aalen, Schwäbisch<br />

Gmünd, Dillingen und Heilbronn.<br />

Kathrin Kübler ist Geschäftsführerin<br />

der neuen TTL Heimtextilien<br />

GmbH, sie ist eine Tochter<br />

des Firmengründers. 2023 war<br />

das <strong>Unternehmen</strong> an einen Investor<br />

verkauft worden. Für die neue<br />

Firma arbeiten rund 30 Menschen,<br />

viele davon sind langjährige<br />

Mitarbeiter. Vor der Insolvenz<br />

waren es 400 Beschäftigte.<br />

Moloko auf<br />

Expansionskurs<br />

Der Göppinger Pressenbauer Schuler hat angekündigt,<br />

das Werk im thüringischen Erfurt deutlich<br />

zu verkleinern. Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender<br />

des Mutterkonzern Andritz, beurteilt die Lage<br />

des Erfurter Werks mit seinen 380 Beschäftigten so:<br />

„Derzeit und perspektivisch ist für Schuler eine Auslastung<br />

und damit ein profitabler Betrieb nicht möglich.“<br />

Schuler prüfe den Verkauf der beiden Werksbereiche,<br />

die besonders von der Unterauslastung betroffen<br />

seien: das Schweißwerk und die mechanische<br />

Fertigung. „Wir ziehen natürlich die Fortführung unter<br />

einer anderen Eigentümerschaft der Schließung<br />

vor“, sagte Schönbeck. Schuler werde dabei als Kunde<br />

die Kapazitäten weiterhin nutzen. In den nächsten<br />

zwölf Monaten seien in den beiden Bereichen<br />

keine Entlassungen geplant.<br />

Getränke Die Moloko Beverage<br />

GmbH aus Göppingen will<br />

mit einer Erweiterung des Sortiment<br />

weiter wachsen. Nach<br />

Erfrischungsgsetränken in Dosen<br />

und Kaugummis gibt es nun<br />

auch ein weinhaltiges Getränk<br />

mit Kohlensäure. Ziel des <strong>Unternehmen</strong>s,<br />

das 20 Beschäftigte<br />

zählt, ist es den im zweistelligen<br />

Millionenbereich angesiedelten<br />

Umsatz in den nächsten<br />

Jahren zu verdoppeln.<br />

Topometric ist<br />

insolvent<br />

Autozulieferer Die Topometric<br />

GmbH mit Sitz in Göppingen-<br />

Jebenhausen steckt in finanziellen<br />

Schwierigkeiten. Die Mitarbeiter<br />

haben seit zwei Monaten<br />

keinen Lohn erhalten. Daher hat<br />

der Messtechnik-Spezialist<br />

beim Amtsgericht Göppingen<br />

Anfang Juni Insolvenz angemeldet.<br />

Aktuell beschäftigt Topometric<br />

43 Mitarbeiter, in Hoch-<br />

Zeiten vor etwa drei Jahren waren<br />

es noch knapp 60 gewesen.<br />

Der Jahresumsatz lag bisher in<br />

der Größenordnung von fünf<br />

Millionen Euro. [!] rai<br />

FOTO: SCHULER PRESSEN GMBH


unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />

19<br />

Mit ungebremstem Tatendrang<br />

in die Zukunft<br />

Das Autohaus Sayler ist seit Jahrzehnten sehr erfolgreich. Das liegt vor allem an dem<br />

Anspruch der Geschäftsführer Hans-Ulrich und Frederic Sayler.<br />

Aktuell sind vor allem E-Mobilität und Digitalisierung die bestimmenden Themen.<br />

Höchste Ansprüche für die Zufriedenheit<br />

der Kunden<br />

Seit der Gründung des Autohauses im Jahr<br />

1978, nach dem Studium der Betriebswirtschaft,<br />

stellt der Geschäftsführer Hans-Ulrich<br />

Sayler unermüdlich die Weichen. Die beiden<br />

Autohäuser in der Herrlinger Straße und in der<br />

Markusstraße in Ulm sind stets auf dem neuesten<br />

Stand, um die Wünsche der Kunden zu erfüllen.<br />

„Unser Anspruch ist es, allen Kunden<br />

bestmögliche Beratung und optimalen Service<br />

zukommen zu lassen. Für dieses Ziel arbeiten<br />

wir alle hart, egal, ob im Verkauf oder im Service“,<br />

sagt der diplomierte Betriebswirt.<br />

Wir setzen alles daran,<br />

mit der Zeit zu gehen.“<br />

Hans-Ulrich Sayler,<br />

Geschäftsführer Autohaus Sayler<br />

Von 1984 bis 2015 war die AVIS Autovermietung<br />

in der Neutorstrasse ebenfalls in der<br />

Sayler-Gruppe und unter der erfolgreichen<br />

Verwaltung von Hans-Ulrich Sayler.<br />

Alle Serviceleistungen des<br />

Autohauses Sayler<br />

Die Digitalisierung ist auch für das Autohaus<br />

Sayler an beiden Standorten ein wichtiges<br />

Thema. Kunden können heute per E-Mail oder<br />

über das Internet einen persönlichen Beratungstermin<br />

mit dem Verkauf oder der Werkstatt<br />

vereinbaren. Trotz der modernen Möglichkeit<br />

steht der direkte Kontakt zu den Kunden<br />

immer noch im Vordergrund. Das<br />

persönliche Gespräch ist für das Team im Autohaus<br />

Sayler nach wie vor selbstverständlich.<br />

Das Autohaus geht aber nicht nur im Service<br />

mit der Zeit, sondern ist auch bei der E-Mobilität<br />

stets auf dem neuesten Stand – sowohl<br />

im Verkauf, als auch in der Werkstatt. Kunden<br />

erhalten beim Autohaus Sayler einen rundum<br />

Service. Die neuesten E-Modelle von Volvo,<br />

Mazda und Peugeot – ebenso Hypbrid, Mild<br />

Hypbrid und auch Verbrenner – ob Benziner<br />

oder Diesel – sind verfügbar. Die neuen Volvo<br />

C 30 und C 40 Recharge Pure Elektric stehen<br />

ab sofort für eine Probefahrt bereit. Ebenfalls<br />

interessant für Kunden: der neue Mazda CX-<br />

60 Plug-in Hybrid – ein Cross-over-Modell.<br />

Die neusten Modelle der Marke Peugeot präsentiert<br />

das Autohaus Sayler am Standort in<br />

der Herrlinger-Straße.<br />

Hans-Ulrich und Frederic Sayler.<br />

„Wir setzen alles daran, mit der Zeit zu gehen.<br />

Der Umstieg in die neue Welt, heißt immer am<br />

Ball bleiben, damit wir unseren Erfolg in gleicher<br />

Form beibehalten können“, sagt Hans-<br />

Ulrich Sayler. Sohn Frederic ist seit mehr als<br />

20 Jahren mit der Leitung der Markusstraße<br />

12 und den Marken Volvo sowie Mazda betraut.<br />

Hauseigene Fotovoltaik-Anlagen speisen<br />

Saylers Ladestationen<br />

Für die Zukunft strebt das Autohaus Sayler<br />

zwei getrennte Bereiche für Verbrenner und<br />

Elektroautos an – für jeden der Fachbereiche<br />

steht kompetentes Personal bereit. So lassen<br />

sich Werkstattmitarbeiter gezielter weiterbilden,<br />

um stets auf dem neuesten Stand der<br />

Technik zu sein. Für die Elektromobilität stehen<br />

fünf Ladestationen je Autohaus bereit, die<br />

aus der hauseigenen Fotovoltaik mitversorgt<br />

werden.<br />

Das Autohaus Sayler überzeugt seit Jahrzehnten<br />

in verschiedenen bundesweiten<br />

Wettbewerben zur Verkaufs-, Versicherungsoder<br />

Kundenzufriedenheit. „Bei Volvo gewin-<br />

Für Peugeot & Bosch:<br />

Herrlinger Straße 64 · 89081 Ulm<br />

Tel <strong>07</strong>31 - 9 37 99-0<br />

Fax <strong>07</strong>31 - 9 37 99-33<br />

info@autohaus-sayler.de<br />

Für Volvo & Mazda:<br />

Markusstraße 12 · 89081 Ulm<br />

Tel <strong>07</strong>31 - 9 37 89-0<br />

Fax <strong>07</strong>31 - 9 37 89-33<br />

fsayler@autohaus-sayler.de<br />

Foto: Autohaus Sayler<br />

nen wir fast jährlich Verkaufswettbewerbe,<br />

ebenso bei Peugeot“, so Sayler.<br />

Geplant ist eine getrennte Werkstatt für alle<br />

E-Fahrzeuge und der Aufbau einer Autovermietung<br />

für Langzeitmieten am Standort in Ulm.


Blick ins Cockpit der emissionsfreien Sattelzugmaschine S-eWay, die Iveco in Kleinserie in Ulm herstellt. <br />

Auf dem Weg zur<br />

klimafreien Logistik<br />

Güterverkehr Die Vorgaben zur CO 2<br />

-Einsparung sind streng.<br />

Dafür, dass die Umsetzung gelingt, gibt es drei Ansatzpunkte.<br />

Für das <strong>Unternehmen</strong> Iveco<br />

ist es ein Meilenstein:<br />

In einem speziellen Produktionszentrum<br />

am<br />

Standort Ulm hat gerade die<br />

Kleinserien-Produktion von<br />

Lkws mit reinem Elektroantrieb<br />

sowie mit Elektromotor und<br />

Brennstoffzelle begonnen. Von<br />

einer „Dekarbonisierungsstrategie<br />

mit einem Multi-Antriebs-<br />

Ansatz, der die Weiterentwicklung<br />

von Biomethan-, batterieelektrischen<br />

und Brennstoffzellentechnologien<br />

vorantreibt“,<br />

spricht das <strong>Unternehmen</strong>.<br />

Solche Initiativen sind wichtig.<br />

Das hat auch das Frühjahresgutachten<br />

der Bundesregierung<br />

vor kurzem belegt: „Der zunehmend<br />

schlechtere Zustand der<br />

Straßen- und Schieneninfrastruktur<br />

belastet die wirtschaftliche<br />

Entwicklung in Deutschland.<br />

Gleichzeitig ist eine Dekarbonisierung<br />

des Güterverkehrs<br />

erforderlich.“ Zu diesem Schluss<br />

kam der Sachverständigenrat<br />

Wirtschaft. Die Forderung: „Um<br />

den Straßengüterverkehr schnell<br />

und effizient zu dekarbonisieren,<br />

sollte der Fokus staatlicher Unterstützung<br />

zunächst auf dem<br />

Aufbau einer flächendeckenden<br />

Ladeinfrastruktur<br />

für<br />

batterieelektrische<br />

Lkw liegen.“<br />

Eine Verlagerung<br />

des<br />

Güterverkehrs<br />

von der Straße auf<br />

Fotos:Firma Iveco<br />

die Schiene sei aufgrund mangelnder<br />

Kapazitäten im Schienennetz<br />

nur begrenzt möglich.<br />

Daher müsse auch die Schieneninfrastruktur<br />

modernisiert und<br />

ausgebaut werden.<br />

„Batterieelektrische Lkw<br />

können bereits heute dazu beitragen,<br />

die Emissionen im Straßengüterverkehr<br />

zu reduzieren.<br />

Andere emissionsarme Antriebe<br />

haben nicht dieselbe Marktreife“,<br />

betonte damals Monika<br />

Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates<br />

Wirtschaft.<br />

Laut Gutachten eignen sich nur<br />

sechs Prozent der straßengebundenen<br />

Transporte aufgrund<br />

der Transportstrecke und der<br />

Art der Verladung für eine Verlagerung<br />

auf die Schiene. Eine<br />

solche Verlagerung wird jedoch<br />

durch Kapazitätsengpässe im<br />

Schienenverkehr verhindert.<br />

E-Lkw tragen<br />

dazu bei,<br />

Emissionen im<br />

Güterverkehr zu<br />

verringern.<br />

Monika Schnitzer<br />

Sachverständigenrätin<br />

„Die Verkehrsinfrastruktur ist in<br />

einem desolaten Zustand. Ohne<br />

größere Investitionen wird sie<br />

sich weiter verschlechtern, da<br />

der Güterverkehr weiter zunehmen<br />

und die Belastung der Infrastruktur<br />

steigen wird“, warnte<br />

Schnitzer. Interessant waren<br />

auch die Zahlen des Gremiums<br />

zu den Treibhausgasemissionen<br />

des Güterverkehrs in Deutschland:<br />

Sie betragen demnach lediglich<br />

acht Prozent aller Treibhausgasemissionen,<br />

davon entfallen<br />

98 Prozent auf den Straßengüterverkehr.<br />

Für Christoph Tripp sind diese<br />

Zahlen überraschend. „Insgesamt<br />

sprechen wir über einen


unternehmen [!] VERANTWORTEN 21<br />

Anteil von 20 Prozent durch<br />

CO 2<br />

–Emissionen, die durch den<br />

Verkehr insgesamt verursacht<br />

werden. Nur ein Drittel davon<br />

entfällt auf den Lieferverkehr,<br />

wobei hier 20 Prozent auf den<br />

Nah-, 80 Prozent auf den Fernverkehr<br />

entfallen“, sagt der Professor<br />

für Distributions- und<br />

Handelslogistik an der Technischen<br />

Hochschule Nürnberg<br />

Georg Simon Ohm. Insofern sei<br />

die aktuelle Diskussion verklärt,<br />

da sie in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

vor allem auf den Güterverkehr<br />

fokussiert werde, der<br />

Hebel beim Privatverkehr aber<br />

viel größer sei.<br />

Logistiker unter Druck<br />

Trotzdem sind die <strong>Unternehmen</strong><br />

der Branche unter Zugzwang,<br />

ihre Flotten sowie<br />

Routen möglichst klimafreundlich<br />

umzustrukturieren. „Der<br />

Druck der Gesellschaft, Gesetzgebung,<br />

Politik und der Auftraggeber<br />

wird definitiv immer größer“,<br />

sagt Tripp. Daher beschäftigt<br />

sich die Transportwirtschaft<br />

intensiv damit, wie sie eine CO 2-<br />

Reduktion umsetzen kann. Nach<br />

Einschätzung des Nürnberger<br />

Professors gibt es drei Ansatzpunkte:<br />

eine bessere Auslastung<br />

der Verkehre, Verlagerungen auf<br />

emissionsärmere Verkehrsträger<br />

sowie die Umstellung von<br />

Fahrzeugen auf andere Antriebstechnologien.<br />

„In der Branche ist umstritten,<br />

was hier Sinn macht, wir haben<br />

die Diskussion um batterieelektrische<br />

Fahrzeuge, dann den<br />

Wasserstoffantrieb, der für längere<br />

Strecken infrage kommt,<br />

sowie die synthetischen Kraftstoffe“,<br />

beschreibt er das Dilemma.<br />

Vor diesem Hintergrund sei<br />

es für <strong>Unternehmen</strong> im Moment<br />

eine schwierige Entscheidung,<br />

„weil damit hohe Investitionen,<br />

beispielsweise in einen Fuhrpark,<br />

verbunden sind.“ Ein<br />

E-Lkw sei zwei bis dreimal teurer<br />

als ein herkömmlicher Lastkraftwagen.<br />

Tripp plädiert für<br />

Technologieoffenheit und Brückentechnologien,<br />

damit die<br />

Emissionen durch den Verkehr<br />

tatsächlich deutlich gesenkt<br />

werden können.<br />

Eine Studie der Bundesvereinigung<br />

Logistik (BVL) aus dem<br />

vergangenen Jahr beschreibt für<br />

die Branche ohnehin einen tief-<br />

FOTO: OLIVIER LE MOAL/ADOBESTOCK.COM<br />

Auf den Verkehr entfallen in Deutschland 20 Prozent der<br />

CO 2<br />

-Emissionen. Diese sollen bis 2030 halbiert werden.<br />

Anzeige<br />

DENKINGER RAIL-HUB – nachhaltige<br />

Logistik in der Region<br />

Als regionales Logistik-, Transport- und IT-<br />

<strong>Unternehmen</strong> ist es das vorrangige Ziel von<br />

DENKINGER, wirtschaftliches Handeln mit<br />

ökologischer Verantwortung zu vereinen.<br />

Mit dem neuen RAIL-HUB setzt DENKINGER<br />

Maßstäbe in Sachen nachhaltiger Logistik.<br />

Die neu errichteten Logistikhallen stehen entlang<br />

einer zwei Kilometer langen Gleisanlage,<br />

die reaktiviert und erweitert wurde. Ganzzüge<br />

können hier direkt einfahren und die Güter mit<br />

modernstem Equipment umgeschlagen werden.<br />

Die Regionalversorgung wird dabei vom<br />

eigenen E-LKW Fuhrpark, der durch die installierte<br />

Photovoltaik-Anlage versorgt wird, übernommen.<br />

Erbaut wurden die Hallen aus regionalem<br />

Lärchen holz, die sich gut in die Landschaft einfügen.<br />

Ergänzt wird die Fassade mit lichtdurchlässigen<br />

PV-Modulen in Kombination mit<br />

Speichern. Dadurch erreicht DENKINGER<br />

einen Autarkiegrad von 75 % für den eigenen<br />

Strombedarf und die E-LKW Infrastruktur. Sowohl<br />

im Fuhrpark als auch in der Logistikausstattung<br />

sieht DENKINGER Wasserstoff als<br />

Umschlagbagger bei der Bahnentladung.<br />

wertvolle Ergänzung und ist Mitglied im Projekt<br />

H2-Wandel vom Alb-Donau-Kreis.<br />

Neben dem RAIL-HUB in Rottenacker werden<br />

insgesamt vier weitere Gleisanschlüsse von<br />

DENKINGER betrieben. Der nördlichste befindet<br />

sich dabei in Bremerhaven. In Summe<br />

werden durch diese Gleisanschlüsse jährlich<br />

tausende LKW-Ladungen von der Straße auf<br />

die Schiene verlagert.<br />

Abgerundet wird das Konzept durch selbst<br />

Fertiggestellt: DENKINGER RAIL-HUB in Ehingen.<br />

entwickelte, intelligente IT-Lösungen und<br />

Dashboards, unter anderem auch zur CO 2 -<br />

Auswertung.<br />

Denkinger Internationale Spedition GmbH<br />

Röntgenstraße 6<br />

89584 Ehingen (Donau)<br />

Tel. <strong>07</strong>391 70880<br />

info@denkinger-logistik.de<br />

www.denkinger-logistik.de<br />

Fotos: Denkinger


22<br />

VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />

In Sachen Beschäftigung die drittgrößte Branche in Deutschland<br />

Ob zu Luft, zu Wasser oder zu Land: Verkehrswege sind die Schlagadern der Wirtschaft.<br />

Rund 330 Milliarden Euro Umsatz<br />

hat die deutsche Logistikbranche<br />

laut der Bundesvereinigung Logistik<br />

2023 erwirtschaftet. 71,9 Prozent<br />

der Güter wurden einer Schätzung<br />

nach über die Straße transportiert,<br />

19,1 Prozent über die Schiene, 6,5<br />

Prozent über die Binnenschifffahrt<br />

sowie 2,6 Prozent durch Rohrfernleitungen.<br />

Die Branche beschäftigt<br />

rund drei Millionen Menschen und<br />

ist damit der drittgrößte Arbeitgeber<br />

in Deutschland. Nur knapp die<br />

Hälfte der logistischen Leistungen<br />

besteht in sichtbaren Bewegung von<br />

Gütern. Die andere Hälfte findet in<br />

der Planung, Steuerung und Umsetzung<br />

innerhalb von Firmen statt.<br />

FOTO: SITTINAN/ADOBESTOCK.COM<br />

Zur Person<br />

Marius Roy ist studierter<br />

Wirtschaftsingenieur<br />

und seit<br />

2019 Projektmanager<br />

bei der Bundesvereinigung<br />

Logistik<br />

(BVL) e.V. in Bremen<br />

tätig. Im Team<br />

„Trends & Märkte“<br />

verantwortet er das<br />

Thema nachhaltige<br />

Logistik.<br />

Dass etwas<br />

passieren muss,<br />

haben alle erkannt.<br />

Marius Roy<br />

Projektmanager BVL<br />

greifenden Transformationsprozess,<br />

bei dem die Nachhaltigkeit zwar<br />

auch eine der wichtigen Säule ist,<br />

jedoch die „Verlader und Logistikdienstleister<br />

die Hauptverantwortung<br />

für eine nachhaltigere Gestaltung<br />

des Wirtschaftsbereichs Logistik<br />

bei der Politik und der jeweils<br />

anderen Seite sehen.“ Die Untersuchung<br />

spricht hier von einer „Verantwortungsdiffusion“.<br />

Hemmnisse<br />

auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit<br />

seien „die als gering wahrgenommene<br />

Möglichkeit zur Einflussnahme,<br />

fehlende personelle und finanzielle<br />

Ressourcen sowie eine<br />

mangelnde Zahlungsbereitschaft<br />

der End-Kunden.“<br />

Die stärkste Motivation für die<br />

Branche komme von den Kunden der<br />

Logistikunternehmen, die nachhaltige<br />

Transporte explizit fordern, auch<br />

um ihre eigene Bilanz zu verbessern,<br />

betont Marius Roy, Projektmanager<br />

bei der BVL. Für ihn ist absehbar,<br />

dass für Kurzstrecken wohl nur Elektromobilität<br />

die einzige Lösung ist.<br />

Für längere Strecken sei „optimalerweise“<br />

die Verlagerung des Verkehrs<br />

auf die Bahn die Lösung, wobei die<br />

letzte Meile dann mit dem Lkw bewältigt<br />

werden müsste. „Auf der Mittelstrecke<br />

wird momentan auch auf<br />

andere Technologien gesetzt, Edeka<br />

beispielsweise stellt seine Lkw-Flotte<br />

schrittweise auf flüssiges Biomethan<br />

in der Regionalgesellschaft Minden-Hannover<br />

um.“<br />

Auch wenn sich die Branche noch<br />

im Anfangsstadium befinde, könnten<br />

fossile Brennstoffe keine Zukunftslösung<br />

sein: „Vermutlich wird<br />

sich nach jetzigem Stand ein Mix aus<br />

Technologien sowie Verkehrsträgern<br />

durchsetzen.“ Wenn die Technologie<br />

sich weiterentwickelt und<br />

die Ladeinfrastruktur stärker ausgebaut<br />

wird, dann dürfte die Umstellung<br />

flächendeckend erfolgreich<br />

sein, so der Projektmanager: „Dass<br />

etwas passieren muss, haben alle erkannt.“<br />

[!] <br />

Wilfried Urbe<br />

Zur Person<br />

Christoph Tripp arbeitet<br />

als Professor<br />

für Distributionsund<br />

Handelslogistik<br />

an der Technischen<br />

Hochschule Nürnberg<br />

Georg Simon<br />

Ohm. Er ist Autor des<br />

Fachbuches „Distributions-<br />

und Handelslogistik<br />

– Netzwerke<br />

und Strategien<br />

der Omnichannel-Distribution<br />

im<br />

Handel“.


unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />

23<br />

Seit mehr als 50 Jahren fertigt Kränzle besonders leistungsfähige, langlebige und innovative Hochdruckreinigersysteme. Mit der Zeit wurde das Produktprogramm<br />

um Kehrmaschinen und leistungsfähige Industriesauger erweitert.<br />

Eine schwäbische Erfolgsgeschichte<br />

Fotos: Josef Kränzle GmbH & Co. KG<br />

Kränzle – 50 Jahre nachhaltige Qualität<br />

Die Geschichte von Kränzle ist eine wahre<br />

schwäbische Erfolgsgeschichte: Mit Tugenden<br />

wie Beharrlichkeit, Erfindergeist, Fleiß<br />

und nicht zuletzt durch vorausschauendes<br />

Wirtschaften hat der Firmengründer Josef<br />

Kränzle seinen eindrucksvollen Weg vom wagemutigen<br />

Sprung in die Selbstständigkeit eines<br />

Ein-Mann-Betriebs bis hin zum renommierten<br />

Unternehmer von Weltruf beschritten.<br />

In diesem Jahr gibt es ein wohlverdientes Jubiläum<br />

zu feiern: Seit nunmehr 50 Jahren<br />

steht der Name Kränzle für besonders leistungsfähige,<br />

langlebige und innovative Hochdruckreinigersysteme,<br />

deren nachhaltige<br />

Qualität von professionellen Anwendern<br />

ebenso wie von privaten Nutzern auf der<br />

ganzen Welt geschätzt wird. Ob auf dem Bau<br />

oder in der Kfz-Werkstatt, in der Landwirtschaft<br />

und sogar in hygienisch sensiblen<br />

Einsatzbereichen, ebenso wie rund um Haus<br />

und Garten: Mit einem Kränzle ist gründliche<br />

Sauberkeit immer und überall gewährleistet.<br />

Ein halbes Jahrhundert voller Leidenschaft<br />

für Präzision<br />

Bei Kränzle hat man sich mit Durchschnitt nie<br />

zufriedengegeben. Technische Lösungen<br />

werden permanent verfeinert und so lange<br />

ausgefeilt, bis sie den strengsten Qualitätsanforderungen<br />

genügen. Ausgeprägte Benutzerfreundlichkeit<br />

und außergewöhnliche Lang lebigkeit<br />

sind seit jeher Maßstab für die Produktentwicklung<br />

bei Kränzle.<br />

Das gilt ebenso für die Auswahl von Materialien<br />

und Komponenten: Die Pumpe – Herzstück<br />

eines jeden Hochdruckreinigers – wird<br />

bei Kränzle ausschließlich aus hochwertigem<br />

geschmiedetem Sondermessing gefertigt.<br />

Die besonders leistungsfähigen Pumpenkolben<br />

aus Edelstahl sind keramikbeschichtet<br />

und zeichnen sich durch hohe Verschleißfestigkeit<br />

aus, und die Gehäuse der Hochdruckreiniger<br />

verfügen über das einzigartige, praktisch<br />

unzerstörbare Roto-Mold-Chassis.<br />

Ein Kränzle ist immer so konstruiert, dass Ersatzteile<br />

unkompliziert ausgetauscht werden<br />

können und Reparaturen auch nach vielen<br />

Jahren im harten Einsatzalltag problemlos zu<br />

erledigen sind. Die Geräte aus Illertissen sind<br />

bekannt für ihre lange Lebensdauer, mit der<br />

das <strong>Unternehmen</strong> einen wichtigen Beitrag für<br />

mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz leistet<br />

und der „Wegwerfmentalität“ bewusst entgegentritt.<br />

Standort Illertissen ist Dreh- und<br />

Angelpunkt<br />

Seit der Gründung durch Josef Kränzle im<br />

Jahr 1974 hat das <strong>Unternehmen</strong> seinen Sitz in<br />

Illertissen. Von hier aus schaffte es Kränzle in<br />

kürzester Zeit, mit seinen Produkten „Made in<br />

Germany“ zu überzeugen. Heute beträgt die<br />

Fertigungstiefe etwa 80 Prozent. Alle Geräte<br />

werden hier mit den bei Kränzle selbst gefertigten<br />

Teilen montiert und auf Herz und Nieren<br />

geprüft, bevor sie an die Kunden ausgeliefert<br />

Seniorchef Josef<br />

Kränzle hat gleich<br />

doppelt Grund zum<br />

Feiern: Neben dem<br />

50-jährigen Jubiläum<br />

seines überaus<br />

erfolg reichen<br />

<strong>Unternehmen</strong>s begeht<br />

er in diesem Jahr auch seinen achtzigsten<br />

Geburtstag – und das bei bester Gesundheit<br />

und mit viel Elan fürs Geschäft. Nach wie vor<br />

kommen von ihm wichtige Impulse für<br />

Verbesserungen und innovative Produktideen.<br />

werden. Im vergangenen Jahr haben die beiden<br />

Werke mit fast 250 Mitarbeitern über<br />

100.000 Hochdruckreiniger gefertigt, von denen<br />

60 Prozent in den Export gehen: Kränzle<br />

ist in über 70 Ländern aktiv.<br />

Josef Kränzle GmbH & Co. KG<br />

Rudolf-Diesel-Straße 20<br />

89257 Illertissen<br />

Tel. +49 7303 96 05 0<br />

www.kraenzle.com


Zusammen<br />

heilen<br />

Oben im Hintergrund:<br />

CuraMed zieht in den<br />

Kunstpark Neu-Ulm direkt<br />

gegenüber von Areion<br />

(dieses Foto).<br />

Fotos: CuraMed Kliniken GmbH<br />

Gesundheit Die Tagesklinik CuraMed und die<br />

Areion Privatpraxen Neu-Ulm bilden einen<br />

Gesundheitscampus. Der soll die psychosomatische<br />

Versorgung verbessern.<br />

Pfeifen, Piepsen, Klingeln:<br />

Zehn Millionen<br />

Menschen in Deutschland<br />

müssen ständig<br />

Ohrgeräusch ertragen, schätzt<br />

die Deutsche Tinnitus-Liga. Viele<br />

von ihnen akzeptieren das<br />

Pfeifen als tägliche Begleiter.<br />

„Die Tinnituspatienten, die zu<br />

uns kommen, haben mitunter einen<br />

erheblichen Leidensdruck“,<br />

berichtet Dr. Franziska van Hall.<br />

Die Fachärztin für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie ist die Ärztliche<br />

Direktorin der CuraMed<br />

Tagesklinik Neu-Ulm. Anfang<br />

<strong>Juli</strong> ist die Privatklinik in die<br />

ehemaligen Büroräume der<br />

Kanzlei Schneider und Geiwitz<br />

gezogen – und bildet nun gemeinsam<br />

mit den Areion Privatpraxen,<br />

die im Hochhaus gegenüber<br />

untergebracht sind, einen<br />

neuen „Gesundheitscampus“<br />

rund um den Kunstpark in Neu-<br />

Ulm.<br />

Zu den Grundbedürfnissen<br />

jeder Stadt gehört eine wohnortnahe<br />

gesundheitliche Versorgung.<br />

Die Menschen in Ulm und<br />

Neu-Ulm sind durch die Kliniklandschaft<br />

am Oberen Eselsberg<br />

und viele niedergelassene Hausärzte<br />

sowohl stationär als auch<br />

ambulant gut versorgt. Bei einer<br />

näheren Analyse der örtlichen<br />

Gesundheitsversorgung im Jahr<br />

2014 sei ihnen jedoch aufgefallen,<br />

dass es in Neu-Ulm an der<br />

dritten Säule noch mangele, berichtet<br />

Prof. Heinz Maier, der<br />

Ärztliche Direktor von Areion,


unternehmen [!] MACHEN 25<br />

Zwei Kliniken, 320 Beschäftigte<br />

im Gespräch: „Ein möglichst unkomplizierter<br />

Zugang zu kompetenten<br />

Fachärzten fehlte<br />

noch.“ Gemeinsam mit Phillip<br />

Schneider, dem heutigen Geschäftsführer<br />

von Areion, entstand<br />

so die Idee, in einem neu<br />

gebauten Hochhaus ein fachärztliches<br />

Zentrum einzurichten.<br />

Unter dem Dach von Areion<br />

arbeiten inzwischen Spezialisten<br />

aus vielen Fachbereichen:<br />

Kardiologie, Innere Medizin,<br />

Augenheilkunde, HNO-Heilkunde,<br />

Dermatologie, Urologie,<br />

Proktologie, Physiotherapie,<br />

Psychotherapie, Ästhetische<br />

Medizin und Schlafmedizin.<br />

„Unser Schwerpunkt ist die Körpermedizin<br />

— unser Gesundheitsverständnis<br />

ist aber eindeutig<br />

ganzheitlich. Ein gesunder<br />

Geist wohnt nun mal in einem<br />

gesunden Körper, und umgekehrt“,<br />

so Schneider.<br />

Raum für bis zu 24 Patienten<br />

Die HNO-Ärzte von Areion<br />

sind, unter anderem, auf Tinnituserkrankungen<br />

spezialisiert:<br />

„Das Ohrgeräusch an sich ist<br />

noch nicht die Krankheit, sondern<br />

zunächst nur Symptom. Ist<br />

der Tinnitus chronisch, muss<br />

eine körperliche Ursache ausgeschlossen<br />

werden. Wenn das der<br />

Fall ist, kommt die Psychotherapie<br />

als weiterbehandelnde Fachrichtung<br />

ins Spiel“, erläutert<br />

Maier. Insbesondere bei komplexeren<br />

psychosomatischen<br />

Erkrankungen sei es entscheidend,<br />

dass ein interdisziplinäres<br />

Team behandele.<br />

Mit CuraMed ist jetzt der Zugang<br />

zu solchen Therapieangeboten<br />

gegeben: Ein Glücksfall<br />

für Stadt und Patienten. Mittelfristig<br />

wird es Raum für 24 Patienten<br />

mit stressassoziierten<br />

Erkrankungen, Störungen des<br />

emotionalen Erlebens und<br />

Schmerzstörungen sowie Sportler<br />

mit mentalen Leistungseinbußen<br />

und Erschöpfungszuständen<br />

geben.<br />

Der Hintergrund: Als sich<br />

Bernd Scheffold, Geschäftsführer<br />

der CuraMed-Klinikgruppe,<br />

und Phillip Schneider kennenlernen,<br />

verstehen sie sich auf<br />

Anhieb. Ihre Vision: Die Bündelung<br />

der Kompetenz ihrer beiden<br />

Häuser. Also eine optimale<br />

Heinz Maier, Facharzt für HNO-Kunde und Ärztlicher Direktor von<br />

Areion, beim Stellen einer Diagnose. <br />

Foto: Areion<br />

Wichtig bei<br />

komplexen<br />

Fällen ist, dass ein<br />

interdisziplinäres<br />

Team behandelt.<br />

Prof. Heinz Maier<br />

Ärztlicher Direktor, Areion<br />

Symbiose von Diagnostik und<br />

Therapie, eine engmaschige individualisierte<br />

Behandlung<br />

durch ein hochspezialisiertes<br />

und interdisziplinäres Team,<br />

dienstleistungsorientiertes Patientenmanagement,<br />

und all das<br />

im geschützten Areal des Kunstparks.<br />

Der Zufall wollte es, dass<br />

die Liegenschaften, die jetzt die<br />

Tagesklinik beheimaten, frei<br />

wurden. „Dann hatten wir plötzlich<br />

richtig viel leerstehende<br />

Fläche – und es hat sich einfach<br />

angeboten. Der Gedanke eines<br />

Gesundheitscampus lag auf der<br />

Hand“, berichtet Schneider.<br />

Der Bedarf ist offensichtlich:<br />

„Psychosomatische Erkrankungen<br />

werden immer häufiger<br />

richtig diagnostiziert – doch die<br />

aktuelle Versorgungslage kann<br />

das kaum auffangen“, bedauert<br />

Scheffold. Auf diese Ausgangslage<br />

trifft das Konzept von CuraMed.<br />

Es umfasst unter anderem<br />

einen luxuriösen 4:1 Betreuungsschlüssel,<br />

die Möglichkeit,<br />

sich in Präsenz, aber auch digital<br />

per Video behandeln zu lassen,<br />

sowie die Vernetzung von<br />

psychotherapeutischen und körpermedizinischen<br />

Behandlungsansätzen.<br />

„Neben unseren eigenen<br />

Fachärzten stehen hierfür in<br />

Zukunft auch die Experten von<br />

Areion zur Verfügung“, freut<br />

sich Scheffold.<br />

In Zukunft sollen auch die<br />

Fachbereiche Radiologie und<br />

Orthopädie in den Verbund des<br />

Der Hauptsitz der CuraMed<br />

Kliniken GmbH befindet sich in<br />

Albstadt (Zolleranalbkreis). Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung<br />

ist Bernd Max Scheffold. Die fünf<br />

Standorte erstrecken sich von<br />

Albstadt, über Neu-Ulm, Isny<br />

und Oberstdorf bis nach Nürnberg.<br />

Zuletzt erwirtschafte CuraMed<br />

mit rund 300 Beschäftigten<br />

einen Jahresumsatz von 35<br />

Millionen Euro. Die Tagesklinik<br />

für Psychosomatische Medizin,<br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

in Neu-Ulm zählt 18 Beschäftigte.<br />

Ärztliche Direktorin ist Dr.<br />

med. Franziska van Hall.<br />

Die Areion GmbH – Privatpraxen<br />

beschäftigt 20 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Geschäftsführer ist Phillip<br />

Schneider, Ärztlicher Direktor<br />

ist Prof. Dr. med. Heinz Maier.<br />

Gesundheitscampus mit aufgenommen<br />

werden. Das Leistungsangebot<br />

der beiden Einrichtungen<br />

stehe nicht nur Privatpatienten<br />

offen, sondern<br />

auch Selbstzahlern.<br />

Zurück zum Beispiel Tinnitus:<br />

„Gerade weil er so ein häufiges<br />

Symptom ist, gibt es eine<br />

Vielzahl von Therapieansätzen,<br />

die Betroffene zunächst überfordern<br />

können. Auch deshalb ist<br />

es extrem wichtig, dass wir auf<br />

Basis von wissenschaftlich fundierten<br />

Leitlinien arbeiten“, erläutert<br />

van Hall. Eine nachhaltig<br />

wirksame Tinnitustherapie<br />

sei interdisziplinär und multimodal.<br />

Dazu gehöre eine spezifische<br />

kognitive Verhaltenstherapie,<br />

mit der auch weitere Erkrankungen,<br />

die oft mit Tinnitus<br />

zusammenhängen, wie<br />

etwas Depressionen oder Ängste,<br />

mitbehandelt werden können.<br />

Auch Achtsamkeitstraining<br />

und bewegungstherapeutische<br />

Ansätze gehören dazu.<br />

„Während ihres Aufenthalts<br />

bei uns vermitteln wir unseren<br />

Patienten Stressbewältigungskompetenzen<br />

und sorgen dafür,<br />

dass sie ihre Erkrankung und die<br />

Symptome besser verstehen. So<br />

lernen sie langfristig, sich selbst<br />

zu helfen. Und natürlich spielt<br />

auch die Umgebung, in der wir<br />

gesund werden, eine Rolle“, unterstreicht<br />

van Hall mit Blick auf<br />

den Kunstpark. [!]<br />

<br />

<strong>Juli</strong>ka Nehb


26 Anzeige RESSORT unternehmen [!]<br />

Wir sind dabei:<br />

Bereits zum 9. Mal findet in diesem Jahr der Fachkräftetag in Ulm statt.<br />

Fotos: SWP-Archiv<br />

Auf der Suche nach<br />

dem Job-Match<br />

Der 9. Fachkräftetag Ulm/Neu-Ulm ist ein Gewinn für <strong>Unternehmen</strong> und motivierte Bewerber.<br />

Stimmt die Chemie? Würde man im Arbeitsalltag<br />

miteinander zu Recht kommen? Wie<br />

sieht es mit der Motivation aus? Welche Sozialleistungen<br />

bietet ein <strong>Unternehmen</strong>? Geht<br />

es um den Job, stehen jede Menge Fragen im<br />

Raum – und zwar auf Seiten des Bewerbers<br />

oder der Bewerberin ebenso wie auf Seiten<br />

des <strong>Unternehmen</strong>s. Schließlich wollen am<br />

Ende beide sagen: So passt das!<br />

Kennenlernen in entspannter Atmosphäre<br />

<strong>Unternehmen</strong> aller Branchen sind aktuell auf<br />

der Suche nach motivierten und engagierten<br />

Fachkräften. Der 9. Fachkräftetag Ulm/Neu-<br />

Ulm am 18. Oktober auf dem Gelände der<br />

Ulm Messe bietet dafür die perfekte Gelegenheit,<br />

das <strong>Unternehmen</strong> zu präsentieren<br />

und Fachkräfte – und solche, die es werden<br />

wollen – in entspannter und gleichwohl professioneller<br />

Atmosphäre kennenzulernen.<br />

Der Fachkräftetag bietet viele Möglichkeiten<br />

des persönlichen Austausches und eines<br />

ersten Kennenlernens.<br />

46 Millionen Menschen in<br />

Deutschland waren im April<br />

<strong>2024</strong> erwerbstätig. Das ist ein leichtes<br />

Plus im Vergleich zum Vormonat. “<br />

Quelle: Destatis<br />

Für <strong>Unternehmen</strong> gibt es beim Fachkräftetag<br />

Ulm/Neu-Ulm zudem ein exklusives Personal-Netzwerkforum<br />

zu Trends im Personalwesen<br />

mit zwei Impulsvorträgen, Austausch<br />

und Get-together. Für Interessenten werden<br />

kostenfreie Services sowie Vorträge zu Berufsthemen<br />

und persönlicher Entwicklung<br />

angeboten.<br />

Jochen Rauscher,<br />

HR-Manager bei<br />

Dachser: „Auf der<br />

Suche nach motivierten<br />

und qualifizierten<br />

Mitarbeitenden bietet<br />

der Fachkräftetag<br />

die ideale Plattform,<br />

mit Interessierten ins Gespräch zu kommen<br />

und den ersten Kontakt zu knüpfen. Gleichzeitig<br />

haben wir als <strong>Unternehmen</strong> die Chance,<br />

unsere Arbeitsplätze und unsere Tätigkeitsbereiche<br />

vorzustellen. Wir haben in den<br />

vergangenen Jahren stets gute Erfahrungen<br />

mit dem Fachkräftetag gemacht und kommen<br />

daher gerne auch in diesem Jahr in die<br />

Messehallen. Wir sind gespannt darauf, interessante<br />

Gespräche zu führen und Menschen<br />

kennenzulernen.“<br />

Namhafte <strong>Unternehmen</strong> verschiedenster<br />

Branchen sind bereits wieder mit dabei.<br />

Impressionen und Ausstellerstimmen des<br />

Fachkräftetags von 2023 finden Sie im Video<br />

unter: www.fachkräftetag-ulm.de<br />

Seien Sie mit Ihrem <strong>Unternehmen</strong> dabei!<br />

Nutzen Sie die Chance und präsentieren Sie<br />

Ihr <strong>Unternehmen</strong> beim Fachkräftetag:<br />

Freitag, 18. Oktober <strong>2024</strong> Ulm Messe:<br />

9. Fachkräftetag Ulm/Neu-Ulm<br />

von 13-19 Uhr,<br />

Personal-Netzwerkforum<br />

Get-together um 11.00 Uhr<br />

Kontakt & Anmeldung<br />

Tobias Lehmann<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Tel.: <strong>07</strong>31 - 156 515<br />

www.fachkräftetag.de<br />

und auf Linkedin


unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />

27<br />

Kennen sich schon lange aus Branche und Ehrenamt:Uwe Wöhrle (l.), Fa. Handgrätinger, und Marcus Dodel, M. u. W. Schlecker.<br />

Gelungene Firmenübergabe:<br />

Innovationskraft und Kompetenz<br />

Fotos: Ulrike Hoche<br />

M. u. W. Schlecker Elektrische Anlagen übernimmt<br />

die Ulmer Traditionsfirma<br />

Handgrätinger Elektro-Anlagen. Mit der <strong>Unternehmen</strong>s<br />

integration gehen Know-how und<br />

bestens ausgebildete, hoch motivierte Mitarbeiter<br />

zur Firma M. u. W. Schlecker über.<br />

Eine <strong>Unternehmen</strong>sübergabe muss gut überlegt<br />

sein. Mit der Firma Handgrätinger Elektro-Anlagen<br />

übergibt Uwe Wöhrle nicht nur ein<br />

<strong>Unternehmen</strong>. Für ihn geht eine Ära zu Ende.<br />

„Mit M. u. W. Schlecker ist aber ein vertrauenswürdiger<br />

Partner am Start“, bekräftigt Wöhrle<br />

zuversichtlich. Marcus Dodel und Uwe Wöhrle<br />

kennen und schätzen sich schon lange. Sie haben<br />

gemeinsame Erfahrungen in der Branche<br />

und aus ehrenamtlichem Engagement.<br />

Kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

„Wir stehen für höchste Qualität und Sicherheit.<br />

Unsere Kunden können auf den Einsatz von<br />

hochwertigen und vielfach getesteten Produkten<br />

und Komponenten vertrauen. Wir arbeiten<br />

nur mit Marken zusammen, die Produkte von<br />

herausragender Qualität herstellen.“ Als Geschäftsführer<br />

etablierte Marcus Dodel über die<br />

klassische <strong>Unternehmen</strong>sführung hinaus ein Innovationsmanagement,<br />

um sein <strong>Unternehmen</strong><br />

systematisch und kontinuierlich durch Neuerungen<br />

weiterzuentwickeln und die Zukunft des<br />

<strong>Unternehmen</strong>s zu sichern. Er motiviert die Mitarbeiter,<br />

sich weiterzubilden und sich eigenständig<br />

in innovative Projekte einzubringen.<br />

Eine neu eingeführte Onboarding-Plattform mit<br />

allen Informationen für die Ausführung eines<br />

Auftrags, die über die eigene Website zugänglich<br />

ist, erleichtert die Arbeit.<br />

Tradition und Innovation seit fast 100 Jahren<br />

Nach der Verleihung des „TOP 100 Innovationspreis<br />

des deutschen Mittelstandes“ im Jahr<br />

2019 wurde M. u. W. Schlecker 2020 mit dem<br />

Deutschen Unternehmerpreis Elektrohandwerk<br />

ausgezeichnet. Die Jury bewertete neben der<br />

Rentabilität des <strong>Unternehmen</strong>s vor allem die<br />

Betriebsorganisation, die Führung der Mitarbeiter,<br />

die Innovationsfähigkeit und die Entwicklung<br />

des Unternehmers selbst. Verliehen wurde der<br />

Preis von der Redaktion der Fachzeitschrift<br />

„de – das elektrohandwerk“, die alle zwei Jahre<br />

den begehrten Unternehmerpreis ausschreibt.<br />

Man ist stolz auf diesen Preis, denn „die Auszeichnung<br />

bestätigt unseren Kurs von Tradition<br />

und Innovation“, so Marcus Dodel.<br />

Durch die Übernahme<br />

bekommen wir einen Zuwachs<br />

bestens ausgebildeter und hoch<br />

motivierter Mitarbeiter.“<br />

Marcus Dodel,<br />

Geschäftsführer M. u. W. Schlecker<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> ist mit der Übernahme seiner<br />

Vision als Innovationsführer dynamisch zu<br />

wachsen und Marktführer im Großraum Ulm zu<br />

sein, ein Stück näher gekommen. 2026 feiert<br />

das <strong>Unternehmen</strong> sein 100-jähriges Bestehen,<br />

darauf ist man mächtig stolz. „Als Familienunternehmen<br />

in der 3. Generation tragen wir<br />

eine besondere Verantwortung für die Mitarbeiter<br />

und das <strong>Unternehmen</strong>“, so Marcus Dodel<br />

Übernahme des Teams<br />

M. u. W. Schlecker Elektrische Anlagen übernimmt<br />

zum 1. <strong>Juli</strong> <strong>2024</strong> nahtlos alle Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen. Damit wächst die Firma<br />

Schlecker auf insgesamt über 70 Mitarbeiter an.<br />

Selbstverständlich werden auch die Kunden der<br />

Firma Handgrätinger gerne übernommen und<br />

weiter betreut.<br />

M. u. W. Schlecker Elektrische Anlagen GmbH<br />

Scheffeltgasse 3/1<br />

89<strong>07</strong>7 Ulm<br />

+49 731 140 550-0<br />

info@elektro-schlecker.de<br />

www.elektro-schlecker.de<br />

www.pure-energie.de


28<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Zugang für alle<br />

möglich machen<br />

Barrierefreiheit Von Mitte nächsten Jahres an sollen alle Menschen<br />

digitale Angebote nutzen können. <strong>Unternehmen</strong>, die Produkte und<br />

Dienstleistungen im Internet anbieten, sollten sich vorbereiten.<br />

Weniger Barrieren in Apps und auf Internetseiten,<br />

das ist das Ziel des neuen Gesetzes.<br />

<br />

Illustrationen: Max Meschkowski<br />

Lichtblitze, Goldkonfettiregen,<br />

ein bejubelter<br />

Konzertauftritt. Schnitt.<br />

Eine feiernde Menschenmenge.<br />

Schnitt. Ein junges Pärchen<br />

am Strand, das freundlich<br />

in die Kamera winkt. Dann alles<br />

auf Wiederholung. Keine Frage<br />

– das bunte, bildfüllende Video,<br />

das die Besucher auf der Internetseite<br />

sparkasse.de in Dauerschleife<br />

empfängt, macht sofort<br />

gute Laune. Aber die schnelle<br />

Abfolge aus permanenten Bewegungen,<br />

neuen Einstellungen<br />

und bildstarken Emotionen<br />

führt rasch zur Reizüberflutung.<br />

Manch einer, der zum ersten<br />

Mal auf dem Finanzportal der<br />

Sparkassengruppe landet, wird<br />

daher unter Umständen Schwierigkeiten<br />

haben, sich auf der Internetseite<br />

auf Anhieb zurechtfinden.<br />

Dem flotten Clip könnte<br />

deshalb schon bald der virtuelle<br />

Stecker gezogen werden.<br />

„Wir arbeiten derzeit an einem<br />

optimierten Internetauftritt“,<br />

sagt Michaela Pfisterer,<br />

die als Lead Digital Strategy<br />

Content das millionenfach angeklickte<br />

Sparkassen-Finanzportal<br />

verantwortlich betreut.<br />

„Dabei machen wir die Seite<br />

barrierefrei und passen sie an<br />

die gesetzlichen Anforderungen<br />

an, die ab Mitte kommenden<br />

Jahres gelten.“<br />

Viele <strong>Unternehmen</strong> betroffen<br />

Zum 28. Juni 2025 nämlich tritt<br />

das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz<br />

(BFSG) in Kraft. Hinter<br />

dem etwas sperrig anmutenden<br />

Namen verbirgt sich ein umfassendes<br />

Regelwerk. Die Umsetzung<br />

dürfte viele <strong>Unternehmen</strong><br />

stark beschäftigen. „Durch das<br />

Gesetz soll allen Menschen die<br />

Teilhabe am Wirtschaftsleben<br />

ermöglicht werden“, erläutert<br />

Tatjana Neuwald, Referatsleiterin<br />

Wettbewerbsrecht bei der<br />

IHK München und Oberbayern.<br />

„Gefordert ist digitale Barrierefreiheit,<br />

was in erster Linie auf<br />

Menschen abzielt, die beispielsweise<br />

eine Behinderung haben.<br />

Aber auch ältere Personen und<br />

Menschen mit wenig Erfahrung<br />

im Umgang mit digitalen Medien<br />

stehen im Fokus.“<br />

Es geht bei dem Gesetz also<br />

um „eine Form von Inklusion


unternehmen [!] SPEZIAL 29<br />

Für Ältere oder Menschen mit Behinderung können Kleinigkeiten zu Stolperfallen werden – auch im Netz.<br />

und Gleichberechtigung“, ergänzt<br />

Pfisterer. Per PC oder<br />

Smartphone online shoppen,<br />

Reisen buchen oder eine Fahrkarte<br />

lösen – für viele Menschen<br />

ohne Einschränkungen ist das<br />

inzwischen Alltag.<br />

Ältere und<br />

Menschen mit<br />

wenig Erfahrung<br />

im Internet<br />

stehen im Fokus.<br />

Tatjana Neuwald<br />

IHK München und Oberbayern<br />

„Aber was ist, wenn ihnen<br />

zum Beispiel durch einen Unfall<br />

eine Hand fehlt und sie können<br />

keine Maus bedienen? Oder sie<br />

sind blind und besuchen eine<br />

Homepage zum ersten Mal?“<br />

veranschaulicht Pfisterer das<br />

Problem. Dann seien die Betroffenen<br />

darauf angewiesen, dass<br />

es Hilfsmöglichkeiten gibt, mit<br />

denen sie sich durch die Seite<br />

manövrieren können. „Viele<br />

Menschen sprechen und verstehen<br />

zudem nicht so gut<br />

Deutsch“, gibt Pfisterer zu bedenken.<br />

„Aber auch sie wollen<br />

sich zum Beispiel zu Finanzthemen<br />

ausreichend informieren<br />

können.“<br />

Mit dem neuen Gesetz sind<br />

Hersteller, Händler und Importeure,<br />

die bestimmte elektronische<br />

oder webbasierte Produkte<br />

und Dienstleistungen für private<br />

Verbraucher anbieten, verpflichtet,<br />

diese barrierefrei zu<br />

machen. Dazu zählt zum Beispiel<br />

auch das Onlinebanking<br />

von Kreditinstituten ebenso wie<br />

deren SB-Terminals und Geldautomaten.<br />

Betroffen sind auch<br />

Personenbeförderungsdienstleister<br />

und Telekommunikationsanbieter<br />

– vor allem aber alle<br />

<strong>Unternehmen</strong>, die ihre Leistungen<br />

und Produkte über eine App<br />

vertreiben oder einen Webshop<br />

für Privatkunden betreiben.<br />

Ausgenommen hat der Gesetzgeber<br />

lediglich Kleinstunternehmen,<br />

die betroffene<br />

Dienstleistungen erbringen.<br />

„Das bedeutet im Umkehrschluss<br />

allerdings, dass Kleinstunternehmen,<br />

die entsprechende<br />

Produkte herstellen, grundsätzlich<br />

zur Barrierefreiheit verpflichtet<br />

sind“, warnt<br />

IHK-Expertin Neuwald.<br />

Als Kleinstunternehmen gelten<br />

Firmen mit weniger als zehn<br />

Beschäftigten und einem Jahresumsatz<br />

von maximal 2 Millio-<br />

Kostenlose<br />

Veranstaltungen &<br />

Workshops<br />

TIPP: Online-Vortrag “Barrierefreiheit<br />

und Nachhaltigkeit für Websites”<br />

Infos und<br />

Anmeldung<br />

dz-uab.de/<br />

veranstaltungen<br />

Wir sind Ihr Ansprechpartner für<br />

Digitalisierungsfragen!<br />

Das Digitalisierungszentrum organisiert<br />

kostenlose Workshops, Vorträge und<br />

Stammtische zum Thema Digitalisierung<br />

für <strong>Unternehmen</strong>.<br />

Am 19. September bieten wir einen<br />

kostenlosen Vortrag an: "Gesetzliche<br />

Änderungen 2025 - Barrierefreiheit und<br />

Nachhaltigkeit für Websites".<br />

In 45 Minuten erfahren Sie, wie Sie Ihre<br />

Website anpassen und ob Ihr<br />

<strong>Unternehmen</strong> betroffen ist.


30<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Dem Gesetz Genüge tun<br />

kehr an. „Werden noch zusätzlich<br />

zwei neue Mitarbeiter eingestellt,<br />

fällt der Betrieb unter die Neuregelung.“<br />

Was genau müssen betroffene<br />

<strong>Unternehmen</strong> nun konkret mache?<br />

„Grundsätzlich zeichnet sich<br />

der Trend ab, dass die Wahrnehmung<br />

eines Produktes oder einer<br />

Dienstleistung immer über mindestens<br />

zwei Sinne möglich sein muss“,<br />

erläutert Neuwald. „Das heißt beispielsweise,<br />

dass schriftliche Informationen<br />

wie etwa auch die Bedienungsanleitung<br />

auch vorgelesen<br />

werden müssen.“<br />

Eine Erleichterung aus Sicht der<br />

<strong>Unternehmen</strong> ist, dass das BFSG bestimmte<br />

Konformitätsvermutungen<br />

enthält. Werden zum Beispiel bestimmte<br />

DIN- oder ISO-Standards<br />

erfüllt, wird die Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen<br />

vermutet,<br />

wenn diese Normen und Standards<br />

selbst die Barrierefreiheitsanforderungen<br />

erfüllen. Verschiedene<br />

neue technische Standards werden<br />

dafür auf europäischer und nationaler<br />

Ebene neu erarbeitet oder angepasst.<br />

„Wer ein gängiges E-Commerce-<br />

Produkt von den großen US-Herstellern<br />

wie etwa eine App für ein<br />

Smartphone oder eine Online-Shop-<br />

Lösung nutzt, kann notwendige Anpassungen<br />

häufig mit Tools vornehmen,<br />

die bereits eingebaut sind“,<br />

weiß Pfisterer. In den USA ist Barrierefreiheit<br />

seit Jahren verpflichtend<br />

und wer sich nicht an das Regelwerk<br />

hält, muss empfindliche<br />

Strafen bezahlen.<br />

Häufig ist ein<br />

Check der<br />

des gesamten<br />

Online-Auftrittes<br />

sinnvoll.<br />

Wer das neue Gesetz noch nicht verinnerlicht hat, bekommt Hilfe etwa bei der IHK.<br />

Ist mein Onlineshop, meine<br />

Homepage oder meine App fit<br />

für die Anforderungen des<br />

Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes?<br />

Hilfsadressen und Ansprechpartner<br />

dazu hat die<br />

IHK München auf ihrer Internetpräsenz<br />

(ihk-muenchen.de,<br />

Zur Person<br />

Tatjana Neuwald<br />

ist Referatsleiterin<br />

für Wettbewerbsrecht<br />

bei der IHK für<br />

München und Oberbayern.<br />

Die promovierte<br />

Juristin ist<br />

Spezialistin für<br />

Wettbewerbsrecht.<br />

Suchfunktion nutzen: Stichwort<br />

„Barrierefreiheitsstärkungsgesetz“)<br />

zusammengetragen.<br />

Dort finden Interessierte<br />

auch den Link zum Anbieter<br />

eines speziellen Tests,<br />

mit dem <strong>Unternehmen</strong> die<br />

Barrierefreiheit ihres Webangebots<br />

prüfen und analysieren<br />

können. Ein detaillierter Prüfbericht<br />

am Ende zeigt auf,<br />

welche Maßnahmen der Betreiber<br />

oder die Betreiberin<br />

sinnvollerweise ergreifen sollte,<br />

um den Pflichten des Gesetzes<br />

Genüge zu tun.<br />

nen Euro, alternativ einer Bilanzsumme<br />

von höchstens 2 Millionen<br />

Euro. „Ein Kosmetikstudio mit neun<br />

Beschäftigten und weniger als zwei<br />

Millionen Jahresumsatz ist grundsätzlich<br />

nicht betroffen. Weder ist<br />

die Dienstleistung in der Liste des<br />

Gesetzes erfasst, noch ist das <strong>Unternehmen</strong><br />

groß genug“, nennt Neuwald<br />

ein konkretes Beispiel.<br />

„Die Sachlage ändert sich jedoch,<br />

wenn der Betrieb Terminbuchungen<br />

online anbietet und auch noch Kosmetikprodukte<br />

über seine Website<br />

zum Verkauf stellt.“ Denn dann biete<br />

das <strong>Unternehmen</strong> Dienstleistungen<br />

im elektronischen Geschäftsver-<br />

Tatjana Neuwald<br />

IHK München und Oberschwaben<br />

„Anders ist die Situation, wenn<br />

eine Firma zum Beispiel ihre App<br />

selbst programmiert hat oder es<br />

wurde eine Standard-Lösung angeschafft,<br />

die an die eigenen Belange<br />

angepasst wurde“, sagt die Digital-Expertin.<br />

Dann sind häufig<br />

Anpassungen notwendig. Etwa<br />

müssen Schriften und Farbkontraste<br />

auf der Internetseite auch für<br />

Personen mit eingeschränkter Sehkraft<br />

erkennbar sein. Produktbeschreibungen<br />

und andere Texte<br />

müssen auch in einfacher Sprache<br />

verfügbar sein.<br />

Dies gilt auch für Verpackungen<br />

und Bedienungsanleitungen. „Häufig<br />

ist ein gründlicher Check des gesamten<br />

Online-Auftritts und in der<br />

Folge eine entsprechende Überarbeitung<br />

sinnvoll – am besten mit externer<br />

Hilfe“, sagt Neuwald. „Mit<br />

Blick auf mögliche Kapazitätsengpässe<br />

spezieller Dienstleister sollten<br />

betroffene <strong>Unternehmen</strong> damit<br />

nicht bis zur letzten Minute warten.<br />

Denn Verstöße können schnell teuer<br />

werden.“[!] Thomas Luther


unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />

31<br />

Regionale Rechenzentren: Sicher,<br />

kosteneffizient und nachhaltig<br />

Immer mehr <strong>Unternehmen</strong> lagern ihre Server-<br />

Systeme in regionale Rechenzentren aus. Im<br />

Interview erklärt Jörg Steins, Geschäftsführer<br />

von LEW TelNet in Neusäß bei Augsburg, warum<br />

Colocation eine Vielzahl von Vorteilen bietet<br />

und wie Kunden von den Rechenzentren der<br />

LEW TelNet profitieren.<br />

Hallo Herr Steins, eine die aktuellen Anforderungen<br />

erfüllende und sichere IT-Infrastruktur<br />

ist grundlegend geworden – für große<br />

<strong>Unternehmen</strong> ebenso wie für KMU. Die Frage<br />

aber ist, ob ich dafür eigene Serverräume einrichte<br />

oder Colocation-Angebote wie das der<br />

Rechenzentren bei LEW TelNet nutze.<br />

Jeder, der vor dieser Entscheidung steht, sollte<br />

sich drei Fragen stellen: Was ist günstiger? Was<br />

ist effektiver? Und: Was ist sicherer? Wer ein<br />

eigenes Rechenzentrum aufbauen will, darf<br />

nicht nur die ohnehin hohen Kosten für geeignete<br />

Räumlichkeiten, Anschaffung und laufenden<br />

Betrieb berücksichtigen. Er muss auch dafür<br />

sorgen, dass die gewünschte Hardware jederzeit<br />

verfügbar ist und dass er trotz der<br />

angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt geeignetes<br />

Fachpersonal das bei Bedarf rund um<br />

die Uhr zur Verfügung steht und sich um Wartung<br />

der Server, Daten- und Netzsicherheit sowie<br />

Umgebungskontrolle, Energieversorgung<br />

und Sicherheitstechnik kümmert. Zudem muss<br />

das Fachpersonal regelmäßig geschult werden,<br />

da sich die gesetzlichen Anforderungen ständig<br />

ändern. All dies treibt die Kosten in die Höhe<br />

und macht sie schwer kalkulierbar. Ähnlich<br />

verhält es sich mit steigenden Energiekosten,<br />

Treibgasemissionen oder neuen Vorschriften<br />

zur Abwärmenutzung. Hinzu kommt der Faktor<br />

Sicherheit, der sich nicht nur auf die digitale<br />

Sicherheit beschränkt. Auch gegen Stromausfälle,<br />

mutwillige Beschädigungen, Überschwemmungen<br />

und andere Katastrophen<br />

müssen die Serverräume absolut zuverlässig<br />

geschützt werden.<br />

Mit anderen Worten: Dank Colocation können<br />

sich <strong>Unternehmen</strong> stärker auf ihre Kernaufgaben<br />

konzentrieren.<br />

Sie profitieren aber noch von einem weiteren<br />

Faktor: LEW TelNet verfügt über mehr als zwei<br />

Jahrzehnte Know-how im Aufbau und Betrieb<br />

eines Rechenzentrums mit hochleistungsfähiger<br />

IT-Infrastruktur. Neben maßgeschnei-<br />

derten Lösungen vor<br />

allem auf umfassend<br />

durchdachten<br />

Umgang mit der IT-<br />

Infrastruktur. Unsere<br />

Rechenzentren<br />

bieten daher nicht<br />

nur höchsten Schutz<br />

gegen Cyber-Diebstahl<br />

und -Manipulation,<br />

sondern auch<br />

gegen physische Ereignisse<br />

wie Vandalismus,<br />

Feuer, Hochwasser<br />

oder<br />

Jörg Steins, Geschäftsführer<br />

von LEW TelNet in<br />

Neusäß bei Augsburg.<br />

Foto: LEW TelNet GmbH<br />

Schneechaos. Durch<br />

redundante Systeme stellen wir eine hohe Verfügbarkeit<br />

sicher und vermeiden Sicherheitsausfälle<br />

durch proaktives Monitoring. Alle Komponenten<br />

und organisatorischen Abläufe im<br />

Rechenzentrum werden regelmäßig von unabhängigen<br />

Gutachtern nach den aktuellen<br />

Standards für kritische Infrastrukturen, also<br />

nach DIN EN 50600 und ISO 27001, zertifiziert.<br />

Und natürlich entsprechen unsere Angebote<br />

dem Energieeffizienzgesetz.<br />

Kurzporträt der LEW TelNet GmbH<br />

Mit einem über 7.000 km langen Glasfasernetz<br />

und über 300 Breitbandprojekten<br />

ist die LEW TelNet einer der größten regionalen<br />

Netzbetreiber im Südwesten<br />

Bayerns. Neben zukunftssicheren Bereichen<br />

Internetanbindung, IT-Sicherheit,<br />

Rechenzentrum, Standortvernetzung,<br />

Netzwerk, Telefonie und mobiles Arbeiten.<br />

LEW Highspeed ist das Triple Play-Produkt<br />

von LEW TelNet für Privatkunden in<br />

ausgewählten Kommunen: Internet, Telefonie<br />

und TV, zukunftssicher über Glasfaser<br />

bis ins Haus. LEW TelNet ist das Telekommunikationsunternehmen<br />

der LEW-<br />

Gruppe und beschäftigt rund 140<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

LEW TelNet GmbH<br />

Oskar-von-Miller-Straße 1b · 86356 Neusäß<br />

T +49 821 328 4477<br />

greendatacenter@lewtelnet.de<br />

www.green-data-center.de<br />

www.lewtelnet.de<br />

Jetzt Rack mieten &<br />

IT-Betriebskosten senken!<br />

Weniger IT-Kosten, weniger Aufwand<br />

Colocation mit dem LEW Green Data Center<br />

in Augsburg – nachhaltig und effizient


unternehmen [!]<br />

Nur einen Schreibtisch, einen<br />

Konferenzraum oder ein ganzes<br />

Büro: Coworking Spaces bieten<br />

viele Möglichkeiten.<br />

Wer keinen Platz für<br />

ein Arbeitszimmer<br />

hat, Berufliches<br />

und Privates gerne<br />

trennen möchte oder nur zeitweise<br />

einen Schreibtisch<br />

braucht, kann in Metropolen<br />

wie Berlin, London oder New<br />

York selbstverständlich in Coworking<br />

Spaces gehen. Einen<br />

Schreibtisch im Großraumbüro<br />

spontan für ein paar Stunden<br />

mieten oder einen eigenen<br />

Raum für ein paar Tage geht<br />

mittlerweile aber auch problemlos<br />

in der Provinz, in der in Baden-Württemberg<br />

wirtschaftlich<br />

ohnehin mindestens so viel<br />

los ist wie in den Großstädten.<br />

Im Filstal zwischen Ulm und<br />

Stuttgart ist der Coworking<br />

Space in Göppingen schon etabliert,<br />

im kleineren Geislingen<br />

etwas weiter östlich ist er noch<br />

recht neu. Mike Ebinger und Sezer<br />

Güler sind mit ihrem <strong>Unternehmen</strong><br />

EG-Kassensysteme seit<br />

der ersten Stunde, seit rund einem<br />

Jahr, dabei. Die beiden Geschäftsführer<br />

mieten ihre Arbeitsplätze<br />

nicht stunden- oder<br />

tageweise. Sie sind mit ihrem<br />

<strong>Unternehmen</strong> komplett ins Coworking<br />

Geislingen eingezogen.<br />

Drei Räume belegt die Firma<br />

im Erdgeschoss. Ebinger und<br />

Güler haben ihre Schreibtische<br />

im „Chefbüro“, daneben gibt es<br />

einen Showroom, in dem die<br />

verschiedenen Kassen- und Bezahlsysteme<br />

sowie Waagen, die<br />

das <strong>Unternehmen</strong> vertreibt und<br />

bei den Kunden vor Ort betreut,<br />

gezeigt werden. Viele Kunden<br />

kommen aus der Region, sagt<br />

Ebinger, manche aber auch aus<br />

Firmensitz im<br />

Büro auf Zeit<br />

Bayern und ganz Deutschland.<br />

Einige von ihnen finden auch<br />

den Weg nach Geislingen, um<br />

sich bei Ebinger und Güler vor<br />

Ort die Geräte zeigen zu lassen,<br />

mit denen sie später vor Ort arbeiten<br />

und kassieren.<br />

Neben dem dafür notwendigen<br />

Ausstellungsraum gibt es<br />

noch das Technik-Büro, in dem<br />

die Kassen programmiert und<br />

für ihren Einsatz fit gemacht<br />

werden. Neben den beiden Geschäftsführern<br />

gibt es noch drei<br />

Mitarbeiter, für alle ist genug<br />

Platz in den fest gemieteten<br />

Räumen. Wichtig ist auch der<br />

firmeneigene Lagerraum, der im<br />

Keller angemietet wurde. „Ein<br />

Lager hat am alten Standort gefehlt“,<br />

sagt Ebinger. Jetzt stapeln<br />

sich dort neue Kassen, Bon-Rollen<br />

und vieles andere.<br />

Das Lager war nur ein Grund<br />

für den Umzug des <strong>Unternehmen</strong>s,<br />

das vorher jahrelang in einem<br />

Ladenlokal mit breiter<br />

Coworking Stunden- oder tageweise einen Arbeitsplatz mieten ist<br />

mittlerweile in vielen Städten möglich. Mit der ganzen Firma dort<br />

einzuziehen, nicht. Mike Ebinger hat es trotzdem gemacht.<br />

FOTOS: VICTOR ZASTOL‘SKIY, PIXEL-SHOT/ADOBESTOCK.COM


unternehmen [!] SPEZIAL 33<br />

FOTO: SEVENTYFOUR/ADOBESTOCK.COM<br />

Zusammen im<br />

Raum, aber mit<br />

Privatsphäre für<br />

die Arbeit.<br />

Schaufensterfront in Geislingen residiert<br />

hat. Am meisten überzeugt<br />

hat Ebinger aber etwas anderes: die<br />

IT. „Die IT-Struktur muss passen“,<br />

sagt er. Die Kassen in den Geschäften<br />

der Kunden werden oft per Fernwartung<br />

vom Technikbüro in Geislingen<br />

betreut. Die Datenmengen<br />

sind immens, die Anforderungen an<br />

die Daten-Sicherheit auch. Im Keller<br />

des Coworking Geislingen steht<br />

ein nagelneuer Server, der den beiden<br />

Unternehmern und ihren Mitarbeitern<br />

genau das bietet, was sie<br />

brauchen.<br />

„In vielen, meist älteren Geschäfts-<br />

und Bürohäusern ist das<br />

nicht gegeben“, sagt Ebinger, oder<br />

es müsste mit viel Aufwand nachgerüstet<br />

werden. „Gute IT kostet richtig<br />

Geld.“ Nun ist die sichere und<br />

leistungsfähige IT schon im Komplettpaket<br />

dabei, das hat Ebinger<br />

und Güler überzeugt. Und – wie üblich<br />

in Coworking-Umgebung – auch<br />

Heizung, Strom und fast alles andere<br />

ist in der Mietrate, in der Branche<br />

heißt die gerne „Flatrate“, dabei.<br />

„Um das alles muss ich mich<br />

nicht mehr kümmern“, sagt Ebinger<br />

und kann sich besser auf sein Kerngeschäft<br />

konzentrieren.<br />

Mit dabei ist auch die Küche, die<br />

direkt neben den Firmenräumen im<br />

Erdgeschoss liegt, und die sich die<br />

Um Heizung<br />

und Strom<br />

muss ich mich<br />

nicht mehr<br />

kümmern.<br />

Mike Ebinger<br />

EG-Kassensysteme<br />

EG-Mitarbeiter mit einem Maklerbüro,<br />

das dort auch seinen Sitz hat,<br />

teilen. Das ist dann Coworking wie<br />

man es kennt, mehrere Mieter teilen<br />

sich die Infrastruktur, auch die<br />

Empfangstheke gleich am Eingang<br />

ist für alle da. Im Obergeschoss liegen<br />

die „klassischen“ Coworking-<br />

Space-Mietarbeitsplätze, auch ein<br />

Konferenzraum steht bei Bedarf zur<br />

Verfügung. Größere Veranstaltungen<br />

mit Kunden wie Vorträge oder<br />

Schulungen, all das ist für Ebinger<br />

und Güler an ihrem neuen Standort<br />

kein Problem. „Foyer ordentlich aufstuhlen,<br />

fertig“, sagt Ebinger.<br />

Wermutstropfen? Gibt es auch,<br />

aber richtig viel fällt ihm nicht ein:<br />

Mehr Parkplätze wären gut, sagt<br />

Ebinger, und ein größeres Schild an<br />

der Fassade, das auf seine Firma hinweist,<br />

wünscht er sich. Ansonsten<br />

ist er mit dem neuen Standort mitten<br />

in Geislingen zufrieden. Das<br />

Ganze sei eine sichere Sache.<br />

Richtig sicher ist auch der alte<br />

Tresorraum mit Schließfächern im<br />

Keller. Er ist noch ein Überbleibsel,<br />

denn das komplett sanierte Coworking-Gebäude<br />

beherbergte früher<br />

eine Bankfiliale. Auch die Schließfächer<br />

werden vermietet, Kassensysteme,<br />

Tresor und Schließfächer,<br />

das passt gut zusammen.<br />

Dass der Coworking-Markt wei-<br />

Zur Person<br />

Mike Ebinger ist vor<br />

fünf Jahren als Geschäftsführer<br />

in das<br />

von Partner Sezen<br />

Güler gegründete<br />

<strong>Unternehmen</strong> eingestiegen.<br />

Er ist gelernter<br />

Industriemechaniker<br />

und Produkt-<br />

Designer.


34<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Nicht nur in Städten gefragt<br />

Ob für wenige Stunden oder mehrere Wochen: Auch auf dem Land wollen immer mehr Menschen einen flexiblen Arbeitsplatz.<br />

FOTO: GORODENKOFF/ADOBESTOCK.COM<br />

Die meisten Coworking-Standorte gibt<br />

es in Deutschland in den Millionenmetropolen<br />

Berlin, München und Hamburg – allein<br />

die drei genannten Städte verfügen nach der<br />

aktuellen Erhebung des Bundesverbandes<br />

Coworking Spaces Deutschland (BVCS) über<br />

435 Coworking-Standorte. Spitzenreiter ist<br />

Berlin mit 221 Standorten. Die baden-württembergische<br />

Landeshauptstadt Stuttgart<br />

liegt im Städte-Ranking mit 43 Coworking<br />

Spaces auf Rang sieben.<br />

Die Anzahl von Städten und Gemeinden<br />

mit Coworking Spaces ist hierzulande seit<br />

2020 um mehr als 70 Prozent gestiegen,<br />

bundesweit gibt es auf dem Land aktuell<br />

knapp 600 Coworking Spaces. Im Bundesland-Ranking<br />

liegt Baden-Württemberg mit<br />

234 Standorten auf Platz drei, hinter Spitzenreiter<br />

Nordrhein-Westfalen mit 354 und<br />

Bayern mit 302 Standorten.<br />

Beschäftigte<br />

wollen weniger<br />

Zeit unproduktiv<br />

mit dem Pendeln<br />

verbringen.<br />

Tobias Kollewe<br />

BVCS-Präsident<br />

ter wächst, zeigt eine aktuelle<br />

Erhebung des Bundesverbandes<br />

Coworking Spaces Deutschland<br />

(BVCS): „Die Zahl der Coworking<br />

Spaces in Deutschland hat<br />

sich seit 2018 mehr als versechsfacht<br />

auf 1.852 Standorte.“ Die<br />

Zahl der Coworking Spaces steige<br />

demnach seit fünf Jahren<br />

kontinuierlich an. „Der andauernde<br />

Wandel in der Arbeitswelt<br />

mit Anforderungen an Flexibilität<br />

bietet beste Voraussetzungen<br />

für eine wachsende<br />

Nachfrage nach weiteren Flächen“,<br />

sagt Tobias Kollewe, Präsident<br />

des Bundesverbandes.<br />

„Absolut betrachtet sind natürlich<br />

viele Coworking Spaces in<br />

den Metropolregionen zu finden.<br />

Hier arbeiten mehr Menschen<br />

und hier sind auch viele<br />

Büroflächen zu finden“, sagt<br />

Kollewe.<br />

Aber die Provinz – siehe<br />

Geislingen – holt auf: „In den<br />

ländlichen Regionen wird das<br />

Thema allerdings immer wichtiger.<br />

Beschäftigte wollen weniger<br />

unproduktive Zeit mit dem<br />

Pendeln verbringen – sie erwarten<br />

von den <strong>Unternehmen</strong> einen<br />

Arbeitsplatz, der näher an ihrem<br />

Wohnort liegt. Es geht also vermehrt<br />

um dezentrales Arbeiten<br />

und geringere räumliche Arbeitsmobilität.<br />

Coworking<br />

Spaces bieten hier flexible Möglichkeiten<br />

für <strong>Unternehmen</strong> und<br />

Beschäftigte“, sagt Kollewe. Er<br />

sieht einen „Trend“, der sich<br />

verfestigte: Mittelständler und<br />

Konzerne träten vermehrt als<br />

Nutzer von Coworking Spaces<br />

auf, „um ihren Beschäftigten<br />

wohnortnahe und gut ausgestattete<br />

Arbeitsplätze bieten zu können“.[!]<br />

Peter Buyer


unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 35<br />

Rupp gründet<br />

Tochterfirma<br />

Baubranche Die Rupp-Gruppe<br />

aus Weißenhorn hat ihr Spektrum<br />

um Holzbau erweitert. Dafür<br />

hat sie das Tochterunternehmen<br />

Schirßner Holzbau gegründet.<br />

Im Zuge dessen hat<br />

Rupp alle sechs Mitarbeiter der<br />

Zimmerei Schirßner aus Nersingen<br />

übernommen. Stefan<br />

Schirßner, einstiger Chef der<br />

Zimmerei und Fabian Rupp bilden<br />

die Geschäftsführung. Dahinter<br />

steht der Plan, dass sich<br />

die Rupp-Gruppe, die in vier<br />

Tochtergesellschaften rund 60<br />

Frauen und Männer beschäftigt,<br />

in Sachen serieller Sanierung<br />

stärker aufstellt.<br />

Peri kauft<br />

britische Firma<br />

Übernahme Der Schalungsund<br />

Gerüsthersteller hat den<br />

britischen Zulieferer Mabey<br />

Hire übernommen, der mit 400<br />

Mitarbeitern an 16 Standorten in<br />

Großbritannien vertreten ist.<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> gilt als Spezialist<br />

für Brücken, Tunnel,<br />

Kraftwerke und andere Infrastruktur-Bauwerke<br />

sowie für Sanierungen.<br />

Peri-Chef Christian<br />

Schwörer sieht den Kauf als<br />

wichtigen Meilenstein in der<br />

Wachstumsstrategie. Das <strong>Unternehmen</strong><br />

mit Firmensitz in Weißenhorn<br />

erwirtschaftete zuletzt<br />

mit rund 9200 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter einen Umsatz<br />

von 1,8 Milliarden Euro.<br />

Kurzarbeit bei<br />

Bosch Rexroth<br />

Fahrzeugbau Das Bosch-Rexroth-Werk<br />

in Elchingen bekommt<br />

die rückläufige Nachfrage<br />

nach Hydraulik-Komponenten<br />

zu spüren. Wie viele Beschäftigte<br />

von Kurzarbeit<br />

betroffen sind, kommuniziert<br />

Bosch Rexroth nur rückblickend.<br />

Im Mai waren es rund<br />

450 Mitarbeitende. Je nach Auslastung<br />

werde die Arbeitszeit im<br />

Moment zwischen 15 und 30<br />

Prozent reduziert. Aktuell hat<br />

das Werk rund 2200 Mitarbeiter.<br />

Ein Ende der Kurzarbeit ist<br />

Die Auslastung in den Handwerksbranchen variiert stark. Im Kfz-Gewerbe läuft es noch gut.<br />

Zurückhaltung der Industrie belastet<br />

noch nicht absehbar. Das Elchinger<br />

Werk gilt als Spezialist<br />

für Hydraulik-Pumpen und -Motoren,<br />

wie sie in Baggern, Mobilkränen,<br />

Radladern und anderen<br />

mobilen Arbeitsmaschinen<br />

benötigt werden.<br />

Burkhardt<br />

investiert<br />

Getränke Der Fruchtsafthersteller<br />

Burkhardt aus Machtolsheim<br />

(Alb-Donau-Kreis) investiert<br />

laut Geschäftsführer Andreas<br />

Erz 13 Millionen Euro in<br />

eine neue Halle und neue Abfüllanlage<br />

Die Investition in moderne<br />

Technik hilft künftig kohlensäurehaltige<br />

Getränke selbst<br />

abzufüllen, minimiert so Transportwege<br />

und Kosten und verringert<br />

zudem den Wasserverbrauch<br />

um die Hälfte. Der Safthersteller<br />

beschäftigt 63 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Die<br />

Modernisierung hat nach Angaben<br />

des <strong>Unternehmen</strong>s keine<br />

Auswirkungen auf die Zahl der<br />

Beschäftigten.<br />

Beam-Technik<br />

für Lufthansa<br />

Tankkreinigung Die Beam<br />

GmbH unterstützt die Lufthansa<br />

mit einem neuen Reinigungsverfahren.<br />

Das verwendet<br />

der Dax –Konzern vor allem bei<br />

größeren Business-Jets, um mikrobieller<br />

Verunreinigungen in<br />

den Kraftstofftanks von VIPund<br />

Geschäftsflugzeugen zu beseitigen.<br />

Beam entwickelt seine<br />

Geräte am Firmensitz in Altenstadt<br />

(Kreis Neu-Ulm) und<br />

Die Stimmung der Handwerksbetriebe zwischen<br />

Ostalb und Bodensee. Bei der jüngsten Konjunkturumfrage<br />

der Handwerkskammer Ulm bewerten nur<br />

noch 59 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als<br />

gut, verglichen mit 69 Prozent im Vorjahresquartal.<br />

Besonders das Bauhauptgewerbe und die Ausbauhandwerke<br />

stehen vor großen Herausforderungen,<br />

während das Kfz-Handwerk weiterhin positive Impulse<br />

verzeichnet. Der Anteil der Betriebe, die einen<br />

schlechten Geschäftsverlauf melden, ist von vier<br />

Prozent im Vorjahr auf elf Prozent gestiegen. Sorge<br />

machten die gewerblichen Investitionen und das<br />

Bauhauptgewerbe. Die Industrie investiere zu wenig<br />

und kaufe damit zu wenig beim Handwerk ein, sagte<br />

Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer<br />

Ulm.<br />

lässt sie von einem Partner in<br />

Italien produzieren. Das Familienunternehmen<br />

beschäftigt<br />

mehr als 50 Mitarbeiter.<br />

Bechtle baut<br />

IT-Campus<br />

Systemhaus Die Bechtle AG<br />

(Neckarsulm), die an 85 Standorten<br />

mehr als 15.000 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, baut in der Nähe der<br />

Hochschule Neu-Ulm ein sechsstöckiges<br />

Bürogebäude sowie ein<br />

Parkhaus mit 213 Stellplätzen. Der<br />

neue Standort bietet Platz für bis<br />

zu 300 Mitarbeitende – zum Start<br />

sollen rund 150 Arbeitsplätze belegt<br />

sein: Nach Fertigstellung im<br />

ersten Quartal 2026 werden die<br />

Beschäftigten von drei regionalen<br />

Bechtle-<strong>Unternehmen</strong> das Gebäude<br />

beziehen.[!]<br />

FOTO: AMH E.V.


LEBEN unternehmen [!]<br />

Butzbachs Credo: Im <strong>Unternehmen</strong> wie im Rennsport gilt es, sich<br />

von Schwierigkeiten nicht entmutigen zu lassen. Foto: Sigrid Balke<br />

Mit der<br />

Lizenz zum<br />

Rasen<br />

Die private Seite Nach Feierabend dreht<br />

sich bei Moritz Butzbach alles um die<br />

nächste schnelle Runde. Die Leidenschaft<br />

für schnelle Autos liegt in der Familie.<br />

FOTO: MARC HÖRGER<br />

Moritz Butzbach ist<br />

studierter Wirtschaftsingenieur<br />

und<br />

zusammen mit seinem<br />

Vater Thilo Geschäftsführer<br />

der Butzbach GmbH Industrietore.<br />

Das mittelständische<br />

Familienunternehmen ist als<br />

Hersteller von Industrietoren<br />

erfolgreich im B2B-Bereich. Die<br />

gemeinsame <strong>Unternehmen</strong>sführung<br />

ist aber nicht das Einzige,<br />

was die beiden verbindet. Während<br />

Thilo Butzbach früher Oldtimer-Rallyes<br />

gefahren ist und<br />

seinen Alfa Romeo Spider inzwischen<br />

nur noch für gemütliche,<br />

private Ausfahrten nutzt,<br />

zieht es den Sohn auf die Rennstrecke.<br />

Auslöser für die Rennleidenschaft,<br />

die er mit seinem Bruder<br />

Emil teilt, war ein Artikel in einem<br />

Motorsportmagazin über<br />

den BMW 318ti Cup, den weltgrößten<br />

Motorsport Markenpokal<br />

und die relativ unkomplizierten<br />

Teilnahmevoraussetzungen.<br />

Ohne Rennerfahrung mitfahren<br />

zu können war<br />

verlockend, schließlich hatte<br />

sein Vater mit seiner Affinität<br />

für Oldtimer bereits die Basis<br />

für die Autoleidenschaft gelegt.<br />

Da die Rennserie für jeden zugänglich<br />

ist und alle Teilnehmer<br />

das weitgehend gleiche Fahrzeug<br />

fahren, wurde aus der Versuchung<br />

„es mal zu probieren“<br />

im Frühjahr 2021 Realität. „Vorausgegangen<br />

waren vier Monate<br />

Umbau des vorgeschriebenen<br />

BMW 318ti in Omas Garage, mit<br />

wenig Erfahrung, viel try and error,<br />

lernen durch Youtube-Videos<br />

und ausprobieren“, erinnert<br />

sich Moritz Butzbach an die<br />

Anfänge seiner Rennkarriere.<br />

Campingurlaub mit Rennen<br />

Mit der Rennlizenz in der Tasche<br />

konnte es dann losgehen.<br />

An Bord des Serienfahrzeugs<br />

Baujahr 1995 mit 140 PS war nur<br />

ein Sportsitz mit Sechspunktgurt,<br />

Überrollkäfig und Feuerlöscher,<br />

außerdem eine extra Vorrichtung,<br />

um im Brandfall die<br />

Motorhaube von außen öffnen<br />

zu können. Das Fahrerfeld setzt<br />

sich aus Halb-Profis, Quereinsteigern<br />

und Gentlemen Racern<br />

zusammen. „Man sieht sich an<br />

den Wochenenden an unterschiedlichen<br />

Rennstrecken in<br />

Deutschland, Belgien und den<br />

Niederlanden. Es fühlt sich an<br />

wie Campingurlaub mit Autorennen“,<br />

berichtet Moritz Butzbach.<br />

Die sieben Rennen der Serie<br />

umfassen jeweils ein 40-minü-


unternehmen [!] LEBEN 37<br />

tiges freies Fahren zum Kennenlernen<br />

der Strecke, ein 20-minütiges<br />

Qualifying und zweimal<br />

eine Stunde Rennen mit verpflichtendem<br />

Boxenstopp, den<br />

die beiden Butzbach-Brüder für<br />

den Fahrerwechsel nutzen. „Da<br />

alle Fahrzeuge annähernd gleich<br />

sind, kommt es viel auf Taktik,<br />

Antäuschen und Windschattenfahren<br />

an, vor allem aber auf das<br />

fahrerische Können“, weiß<br />

Butzbach. „Das macht den Reiz<br />

der Rennen aus.“<br />

Ihr erstes Rennen war für<br />

beide Brüder eine ernüchternde<br />

Erfahrung. „Unser erster<br />

und einziger ,Unfall‘ passierte<br />

gleich beim ersten Mal.“ Die<br />

Motorhaube löste sich, flog gegen<br />

die Windschutzscheibe und<br />

damit war das Rennen gelaufen.<br />

Aufgeben sei dennoch nicht infrage<br />

gekommen. Mit vielen<br />

Tipps aus der Community gingen<br />

Moritz Butzbach und sein<br />

Bruder Emil mit 20 PS mehr<br />

und besserer Vorbereitung in<br />

das nächste Rennen. „Mit oft<br />

minimalen Veränderungen an<br />

Vermessung, Gewichtsverteilung,<br />

oder Reifendruck, lässt<br />

sich viel bewirken, ohne dass<br />

Es kommt viel<br />

auf Taktik,<br />

Antäuschen und<br />

das Fahren im<br />

Windschatten an.<br />

es vom Reglement abweicht<br />

und von der Rennleitung beanstandet<br />

wird“, erklärt Moritz<br />

Butzbach. „Inzwischen liegen<br />

wir an guten Tagen im oberen<br />

Mittelfeld der 50 Teilnehmer<br />

und gehören mit unseren eher<br />

begrenzten Mitteln unter den<br />

vergleichbaren Teams zu den<br />

recht Erfolgreichen. Das ist für<br />

uns okay.“ Ein Vergleich mit<br />

den professionellen Teams mache<br />

keinen Sinn – und keinen<br />

Spaß. „Eine Erkenntnis, die ich<br />

auch als Geschäftsführer umsetze“,<br />

sagt Butzbach. „Es geht<br />

um den Anspruch in seiner<br />

Klasse der Beste zu sein, Herausforderungen<br />

zu meistern<br />

und mit kleinen Stellschrauben<br />

viel bewegen und verändern zu<br />

können.“ Im Geschäft wie auch<br />

im Rennsport gehe es darum,<br />

sich nicht von Schwierigkeiten<br />

entmutigen zu lassen. „Man<br />

muss lernen, Fehler rechtzeitig<br />

zu erkennen, daraus zu lernen,<br />

um dann wieder zurück auf die<br />

Idealspur zu steuern“, lautet<br />

seine Devise.<br />

Ambitionen auf mehr Rennprofessionalität<br />

haben die Brüder<br />

nicht. Wie es mit dem<br />

Rennsport weitergeht, hängt<br />

auch von der wachsenden Verantwortung<br />

im Betrieb ab,<br />

wenn der Vater in absehbarer<br />

Zeit als zweiter Geschäftsführer<br />

ausscheiden wird. „Derzeit<br />

kann ich meine Tätigkeit als<br />

Geschäftsführer und unser<br />

Hobby noch gut miteinander<br />

vereinbaren, aber der Aufwand<br />

ist schon recht hoch“, sagt<br />

Butzbach. „Die meisten Rennstrecken<br />

liegen im Norden der<br />

Republik oder in Belgien und<br />

Holland.“ Hinzukomme, dass<br />

das Fahrzeug nach jedem Rennen<br />

gewartet und Verschleißteile<br />

ausgetauscht werden müssen.<br />

„Falls diese Wartung nicht<br />

mehr ausreicht, und das Auto<br />

größere Schäden davontragen<br />

würde, gibt es wohl kein Neues.<br />

Dann war es eine tolle Zeit.<br />

Aber jetzt sind wir noch dabei,<br />

und das zählt“, freut sich der<br />

31-Jährige auf das nächste Rennen<br />

Ende August auf dem Lausitzring.<br />

[!] Siegrid Balke<br />

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Unterwegs auf der Rennstrecke: Moritz Butzbach und sein Bruder Emil wechseln sich ab im Cockpit des<br />

BMW 318ti. <br />

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Mit über 40 Jahren<br />

Erfahrung im Torbau<br />

und einer Geschäftsführung<br />

in der 2. und 3.<br />

Generation gehört die<br />

Butzbach GmbH zum<br />

klassischen familiengeführten<br />

Mittelstand<br />

und mit ihren langlebigen<br />

Produkten zu einem<br />

der Qualitätsführer<br />

der Branche.<br />

Planung, Konstruktion<br />

und Fertigung der<br />

Industrietore, Schnelllauftore,<br />

Hangartore<br />

und Sonderlösungen<br />

finden an den Standorten<br />

Unterroth und Kellmünz<br />

statt. Die Hälfte<br />

der zu 100 Prozent in<br />

Deutschland produzierten<br />

Tore geht zu<br />

Kunden ins Ausland.<br />

Besonderheiten sind<br />

etwa seitlich öffnende<br />

Schnelllauftore oder<br />

auch lichtdurchlässige<br />

Fiberglaspanele.<br />

Insgesamt beschäftigt<br />

das 1953 gegründete<br />

<strong>Unternehmen</strong> an<br />

den beiden Standorten<br />

im im Landkreis Neu-<br />

Ulm 270 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

und erzielte zuletzt einen<br />

Umsatz von rund<br />

40 Millionen Euro.<br />

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38<br />

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Wer im Berufsalltag tätlich angegriffen wird, muss schnell reagieren können.<br />

Hände hoch!<br />

Verteidigung Angriffe auf Angestellte sind für <strong>Unternehmen</strong> der reinste Horror. Um ihrer<br />

Fürsorgepflicht nachzukommen, holen sich viele Betriebe schlagkräftige Unterstützung.<br />

Sieht cool aus. Ist es jedoch<br />

nicht. Wer seine<br />

Hände in einer brenzligen<br />

Situation in den<br />

Hosentaschen vergraben hat,<br />

muss Glück haben, wenn er mit<br />

einem blauen Auge davonkommt.<br />

Klingt logisch, ist es<br />

aber nicht. Viele Menschen<br />

schätzen Gefahren falsch ein,<br />

sind auf einen möglichen körperlichen<br />

Angriff auf der Straße<br />

oder an der eigenen Arbeitsstelle<br />

nicht vorbereitet. „Schon<br />

wenn sich ein Konflikt anbahnt,<br />

müssen die Hände immer frei<br />

beweglich und möglichst vor<br />

dem Oberkörper sein“, so Michael<br />

Gräßler: „Und wenn sich<br />

ein Streit nicht mehr vermeiden<br />

lässt, sollte man ihn in einem sicheren<br />

Abstand führen.“<br />

Aufmerksam sein und mögliche<br />

Aggressoren nicht zu nah an<br />

sich heranlassen, das sind nur<br />

zwei von vielen elementaren<br />

Tipps, die der 49-jährige Inhaber<br />

der SDFT GmbH parat hat.<br />

Seine Schule für Selbstverteidigung,<br />

Zivilcourage und Selbstschutz<br />

hat neben dem Stammsitz<br />

in Römerstein auf der<br />

Schwäbischen Alb auch einen<br />

Standort in Ulm.<br />

Doch es müssen ja nicht<br />

gleich die Fäuste fliegen. „Oftmals<br />

kann man auch mit einem<br />

freundlichen Lächeln versuchen,<br />

einen Konflikt mit Worten<br />

einzufangen“, sagt Gräßler, der<br />

neben Selbstverteidigungskursen<br />

für Privatpersonen mit seinem<br />

Team auch präventive<br />

Grundlagenseminare für das<br />

Verhalten bei angewandter körperlicher<br />

Gewalt anbietet.<br />

Zur Zielgruppe gehören<br />

Schulen, Ämter, Arztpraxen,<br />

Blaulichtorganisationen und immer<br />

öfter auch Firmen, die um<br />

den Schutz ihrer Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter besorgt<br />

sind. Tendenz steigend. „Wir bekommen<br />

immer mehr Anfragen“,<br />

berichtet Gräßler.<br />

Situationen entzerren<br />

Auch die Stadtwerke Ulm/Neu-<br />

Ulm haben bereits einen Kurs<br />

gebucht – für etwa 20 Beschäftigte,<br />

die tagtäglich in Bussen<br />

und Straßenbahnen ihren Dienst<br />

verrichten. „Die Fürsorge für<br />

unser Personal auf der Straße ist<br />

uns ein wichtiges und ernstzunehmendes<br />

Anliegen“, sagt Ralf<br />

Gummersbach. Mit den Trainings<br />

möchte das <strong>Unternehmen</strong>


unternehmen [!] VERANTWORTEN 39<br />

sein Personal schulen, damit es<br />

kritische Situationen schon sehr<br />

frühzeitig erkennen und routiniert<br />

und wirksam entzerren<br />

kann. „Und das lange bevor daraus<br />

eventuell Gewalt entstehen<br />

kann“, erklärt der Geschäftsführer<br />

der SWU Verkehr GmbH,<br />

der eine Ausweitung der Schulungen<br />

auch für andere Servicebereiche<br />

plant.<br />

Auch im Alltag einer Klinik<br />

können Ärzte und Pfleger<br />

schnell mit herausfordernden<br />

und potenziell gefährlichen Situationen<br />

konfrontiert werden,<br />

etwa zu später Stunde in der<br />

Notaufnahme. Aus diesem<br />

Grund trifft auch das Universitätsklinikum<br />

Ulm vorsorglich<br />

Maßnahmen, um das Personal<br />

zu schützen. „Das Wissen, sich<br />

und andere notfalls durch Deeskalation<br />

und Selbstverteidigung<br />

schützen zu können, stärkt das<br />

Selbstbewusstsein der Mitarbeitenden<br />

und gibt ihnen ein Gefühl<br />

der Kontrolle und Sicherheit<br />

im Arbeitsalltag“, erklärt<br />

Prof. Dr. Thomas Datzmann,<br />

Ärztlicher Direktor der Zentralen<br />

Interdisziplinären Notaufnahme.<br />

Er ist sich sicher: „Dies<br />

dient nicht nur der individuellen<br />

Sicherheit, sondern auch<br />

dem Schutz des gesamten<br />

Teams und der Patientinnen und<br />

Patienten.“<br />

Deeskalation in der Klinik<br />

Auch die Alb-Donau Kliniken<br />

bieten auf Impuls eines Oberarztes<br />

der Chirurgie seit zwei<br />

Jahren praxisorientierte Grundlagenseminare<br />

zur Gewaltprävention<br />

der SDFT an. „In einem<br />

Klima zunehmender Gewalt<br />

auch gegen Rettungskräfte wollen<br />

wir unsere Mitarbeitenden<br />

möglichst gut schützen, sie in<br />

Deeskalationstechniken schulen<br />

und dafür sorgen, dass sie aggressives<br />

Verhalten schnell erkennen<br />

und entsprechend reagieren<br />

können“, erklärt Pressesprecherin<br />

Daniela Rieker.<br />

Und das ist erst der Anfang.<br />

Wurden bislang Kurse für Mitarbeiter<br />

in den Ambulanzen und<br />

in der Zentralen Notaufnahme<br />

angeboten, so möchte das Ehinger<br />

Klinikum sein Angebot zukünftig<br />

auch ausweiten – für das<br />

Personal an der Information und<br />

Regelmäßiges Training kann helfen, im Ernstfall schnell zu reagieren. <br />

Oft lässt sich<br />

mit einem<br />

freundlichen<br />

Lächeln ein<br />

Konflikt einfangen.<br />

Michael Gräßler<br />

SDFT-Inhaber<br />

der Patientenaufnahme. „Vereinzelt<br />

wurde uns sogar rückgemeldet,<br />

dass ein solcher Kurs eigentlich<br />

eine Pflichtfortbildung<br />

werden sollte“, berichtet Daniela<br />

Rieker.<br />

Leitfaden gegen Gewalt<br />

Auch die Stadt Ulm rückt die Sicherheit<br />

ihrer Bediensteten in<br />

den Fokus – mit einem neuen<br />

Gewaltschutzkonzept. „Im Rahmen<br />

unserer Fürsorgepflicht als<br />

Arbeitgeberin ist es eine unserer<br />

wichtigsten Aufgaben im<br />

Rahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />

Gefahren für<br />

unsere Mitarbeitenden abzuwehren<br />

und uns aktiv vor sie zu<br />

stellen und zu schützen“, sagt<br />

Walter Erdle vom Bereich Zentrale<br />

Steuerung, Personal und<br />

Organisation. „Wir müssen feststellen,<br />

dass die Gesellschaft immer<br />

dünnhäutiger und ungeduldiger<br />

wird.“ Und somit teilwei-<br />

Foto: Alexander Chalaby<br />

se auch aggressiv. In Anbetracht<br />

zunehmender Gewalt auch gegenüber<br />

Personal von Behörden<br />

und Dienstleistungszentren hat<br />

die Stadt nun einen Handlungsleitfaden<br />

entworfen. „Mit ihm<br />

sollen unter anderem Hilfestellungen<br />

für Führungskräfte und<br />

Mitarbeiter gegeben werden im<br />

Umgang mit Übergriffen und<br />

traumatisierenden Ereignissen<br />

am Arbeitsplatz“, sagt Erdle.<br />

In dem Leitfaden werden<br />

nicht nur die Beschäftigten von<br />

publikumsintensiven Kundenbereichen<br />

angesprochen, sondern<br />

auch die Angestellten im<br />

Außendienst, zum Beispiel des<br />

gemeindlichen Vollzugsdienstes,<br />

Mitarbeiter der Recyclinghöfe<br />

und auch Sozialarbeiter.<br />

Das Konzept enthält Maßnahmen<br />

zur Vorbeugung von<br />

Gewalt, Deeskalationsstrategien,<br />

die Gefährdungsbeurteilung<br />

von Arbeitsplätzen sowie


40<br />

VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />

Ein Recht auf Notwehr<br />

Im Strafgesetzbuch ist<br />

festgeschrieben:<br />

Notwehr ist keine<br />

rechtswidrige Handlung.<br />

Wer auf der Straße angegriffen<br />

wird, darf sich verteidigen.<br />

Dies ist im Strafgesetzbuch<br />

(StGB) unter dem § 32 „Notwehr“<br />

festgeschrieben:<br />

(1) Wer eine Tat begeht, die<br />

durch Notwehr geboten ist,<br />

handelt nicht rechtswidrig.<br />

– falls doch etwas passiert – einen<br />

Notfallplan mit Angaben zur medizinischen<br />

und psychologischen<br />

Nachsorge. Neben Selbstverteidigungskursen<br />

bietet die Stadt auch<br />

Erste-Hilfe-Seminare an. „Wir wollen<br />

mit dem Leitfaden bei unseren<br />

Mitarbeitenden ein Bewusstsein<br />

schaffen für Gefahrensituationen<br />

und Hilfestellungen geben“, erklärt<br />

Erdle den Ansatz.<br />

Leichtgläubig und leichtfertig<br />

Mir passiert schon nichts. So denken<br />

viele Menschen. Diese etwas unbedarfte<br />

Meinung hört Michael<br />

Gräßler nicht selten. „Doch Gewalt<br />

gibt es an jedem Tag in Deutschland.<br />

(2) Notwehr ist die Verteidigung,<br />

die erforderlich ist, um<br />

einen gegenwärtigen rechtswidrigen<br />

Angriff von sich oder<br />

einem anderen abzuwenden.<br />

Geschützt sind grundsätzlich<br />

alle individualen Rechtsgüter,<br />

also nicht nur die körperliche<br />

Zur Person<br />

Michael Gräßler<br />

gründete die Schule<br />

für Selbstverteidigung<br />

2014 in Römerstein,<br />

2017 folgte das<br />

Zentrum in Ulm. Der<br />

49-Jährige ist hauptberuflich<br />

Einsatzbeamter<br />

bei der Berufsfeuerwehr.<br />

Unversehrtheit im Rahmen einer<br />

Körperverletzung oder das<br />

Eigentum, sondern auch die<br />

Ehre oder das Recht am eigenen<br />

Bild. Damit kann grundsätzlich<br />

auch Notwehr gegen<br />

Beleidigungen oder unerwünschte<br />

Bildaufnahmen ausgeübt<br />

werden.<br />

FOTO: GEARSTD/ADOBESTOCK.COM<br />

Deshalb ist es unser Ziel, dass Teilnehmende<br />

in Zukunft nicht mehr<br />

leichtgläubig und leichtfertig in eine<br />

Gefahrensituation geraten.“<br />

In seinen Seminaren zeigt er, wie<br />

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

im Falle einer körperlichen Auseinandersetzung<br />

richtig stehen und<br />

sich sicher bewegen, wie sie die Distanzen<br />

einhalten oder wiederherstellen<br />

können und auch wie sie sich<br />

gegen Tritte und Schläge, Umklammerungen,<br />

Fassen an der Kleidung<br />

und Ziehen an den Haaren wehren.<br />

Doch Gräßler spricht auch über Gesetze<br />

und Pflichten. „Die rechtlichen<br />

Grundlagen kennt fast niemand“, ist<br />

sein Eindruck. Dabei sei es wichtig<br />

zu wissen, was der Notwehrparagraph<br />

beinhaltet, was das Jedermannsrecht<br />

ist und auch, ob man<br />

Personen bis zum Eintreffen der Polizei<br />

„festnehmen“ darf.<br />

Individuelle Szenarien<br />

Auch das Wing Chun Kung Fu Zentrum<br />

Ulm unterstützt Firmen mit<br />

Crashkursen – regelmäßig und individuell.<br />

„Es gibt für jeden Arbeitsplatz<br />

natürlich auch spezifische Gefahrenszenarien“,<br />

sagt Inhaber Bodo<br />

Seibold. Wichtig sei deshalb die Vermittlung<br />

von Grundlagen. „Man<br />

muss lernen, sich verteidigen zu<br />

wollen.“<br />

Viele Menschen<br />

wissen nicht,<br />

wie sie sich in einem<br />

Konflikt verhalten<br />

sollen.<br />

Bodo Seibold<br />

Wing Chun Kung Fu Zentrum Ulm<br />

Viele Menschen wüssten nicht,<br />

wie sie sich in einem Konflikt zu verhalten<br />

haben, da sie noch nie in einer<br />

solchen Stresssituation gewesen<br />

sind, sagt Bodo Seibold. Durch<br />

selbstbewusstes Auftreten und Körpersprache<br />

ließen sich jedoch bei<br />

den meisten Streitigkeiten körperliche<br />

Auseinandersetzungen vermeiden.<br />

Entscheidend ist Seibold zufolge<br />

eines: „Man muss nur die Opferrolle<br />

sprengen.“<br />

Hans Karrer bekommt ebenfalls<br />

Anfragen von <strong>Unternehmen</strong>, stellt<br />

jedoch nach einem Anfangsgespräch<br />

immer klar: „Ein einmaliges Selbstverteidigungs-Seminar<br />

hat seine<br />

Grenzen.“ Deshalb möchte der Leiter<br />

der Ulmer Kampfsportschule<br />

„Tatort-Zentrum Ulm“ niemanden<br />

in falscher Sicherheit wiegen. „Mit<br />

einem Training am Vormittag ist es<br />

nicht getan. Techniken muss man<br />

ganz lange, ausdauernd und gut dosiert<br />

üben.“<br />

Das ist auch die Botschaft von Michael<br />

Gräßler: „Unsere Seminare<br />

sind keine Selbstverteidigungskurse.<br />

Wer auf Nummer Sicher gehen<br />

möchte, der kommt um ein regelmäßiges<br />

Training nicht herum.“ Und<br />

das kann dazu führen, dass man in<br />

so mancher brenzligen Situation<br />

ohne blaues Auge davonkommt.<br />

[!] Stefan Loeffler


MEDIZIN WELLNESS FITNESS PRÄVENTION GESUNDHEIT<br />

41<br />

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spezial<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Standort<br />

im Porträt<br />

Die Stadt für<br />

den zweiten<br />

Blick<br />

Stadtentwicklung Die zweitgrößte Stadt im<br />

Landkreis Neu-Ulm ist im Aufbruch. Neue<br />

Gewerbeflächen sollen die Attraktivität der<br />

Kommune steigern. Aber auch die<br />

Innenstadt steht im Fokus.<br />

www.swp-unternehmen.de<br />

Junge Stadt mit Freizeitwert“,<br />

so plakatierte es<br />

Senden nach der Stadterhebung.<br />

Während der<br />

Freizeitwert sicherlich noch immer<br />

nicht zu unterschätzen ist,<br />

ist die erste Aussage dieses Slogans<br />

längst passé. So wie auch<br />

die früheren wirtschaftlichen<br />

Säulen, auf denen der nach 1945<br />

durch Zuzug und später Eingemeindungen<br />

rasant wachsende<br />

Ort zunächst wirtschaftlich beruhte.<br />

Als sich das Ende der<br />

Spinnerei Weberei Pfersee und<br />

der Uhrenfabrik „Europa-Uhren“<br />

in den 1970ern abzeichnete<br />

und massenhaft Industriearbeitsplätze<br />

verloren gingen,<br />

setzten die frisch beförderten<br />

Stadt-Oberen vor allem auf den<br />

Handel. Das führte wiederum zu<br />

einer Unwucht in der Wirtschaftsstruktur.<br />

Man muss<br />

mit wertiger<br />

Nutzung beginnen,<br />

damit Investoren<br />

nachziehen.<br />

Claudia Schäfer-Rudolf<br />

Bürgermeisterin<br />

Die im Sendener Norden ausgewiesenen<br />

Handelsflächen reichen<br />

auch noch heute für die<br />

dreifache Bevölkerungszahl der<br />

Stadt aus, die städtischen Einnahmen<br />

aus der Gewerbesteuer<br />

sind dagegen bis heute unterdurchschnittlich.<br />

Zudem haben<br />

auch die Nachbar-Kommunen<br />

der zweitgrößten Stadt im Landkreis<br />

Neu-Ulm ihren eigenen<br />

„Norden“. Gleichzeitig steht der<br />

Handel Land auf, Land ab unter<br />

Druck.<br />

Der Leerstand in der Innenstadt<br />

kommt zu den Problemen<br />

noch obendrauf. Und dennoch<br />

spricht Sendens 2020 erstmals<br />

ins Amt gewählte Bürgermeisterin<br />

Claudia Schäfer-Rudolf<br />

(CSU) von einer Aufbruchstimmung,<br />

der erste greifbare Ergebnisse<br />

entsprechen: Der zweite<br />

Teil des Umbaus des Bahnhofsumfelds<br />

zu einer Mobilitätsdrehscheibe<br />

ist angelaufen,<br />

ebenso der Ausbau der Fernwärme.<br />

Mit dem Bau einer fünften<br />

Grundschule und dem galoppierenden<br />

Ausbau der Kinderbetreuungsplätze<br />

können die Bedarfe<br />

der kommenden Jahre gedeckt<br />

werden. In der Innenstadt<br />

entsteht vom kommenden Jahr<br />

an rings um das Bürgerhaus die<br />

„Lebendige Mitte“ und damit<br />

überhaupt erstmals ein erfahrbares<br />

Stadtzentrum.<br />

Und nach längerer Pause<br />

werden wieder Flächen fürs Gewerbe<br />

generiert. Mit eindeutiger<br />

Absicht: Senden weist zwar<br />

mehr als 6500 sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeitsplätze<br />

aus, darunter 43 Prozent im<br />

Handel. Gleichzeitig ist die Zahl<br />

derer, die zu ihrem Arbeitsplatz<br />

Senden verlassen, hoch. Auch


unternehmen [!] SPEZIAL 43<br />

bei der Gewerbesteuer ist noch viel<br />

Luft nach oben.<br />

Für die „Mitte“ hat sich die Stadt<br />

die Sparkasse Neu-Ulm-Illertissen<br />

als Mitinvestor ins Boot geholt, die<br />

städtische Wohnungs- und Städtebaugesellschaft<br />

übernimmt den weiteren<br />

Part. In mehreren Gebäudekomplexen<br />

sollen einmal Geschäfte,<br />

Dienstleister, Gastronomie und<br />

Bücherei einziehen, den öffentlichen<br />

Raum malt Manuel Haas, bei der<br />

Stadt zuständig für Wirtschaftsförderung,<br />

gedanklich als Ort der Begegnung<br />

aus.<br />

Gewerbeflächen in den Fokus gerückt: Seit vergangenem Jahr gibt es im<br />

Rathaus eine Stelle „Koordination und Wirtschaftsförderung“.<br />

FOTO: C.MARZ<br />

Fördermittel zu wenig bekannt<br />

„Man muss mit wertiger Nutzung<br />

beginnen, damit andere Investoren<br />

nachziehen“, lautet das Kalkül der<br />

Bürgermeisterin, die in dem Zusammenhang<br />

auf deren Chancen auf<br />

Fördermittel verweist: „Dass es die<br />

gibt, ist noch zu wenig bekannt.“<br />

Baubeginn für das als Leuchtturm-<br />

Projekt deklarierte Vorhaben, von<br />

dem sich die Stadt einen wesentlichen<br />

Impuls für die zuletzt ermattete<br />

City verspricht, soll im Frühjahr<br />

2025 sein.<br />

Im Sendener Rathaus wird gerade<br />

an vielen Stellschrauben gedreht.<br />

So wechselte Haas 2023 vom Stuhl<br />

des Kämmerers auf die Position „Koordination<br />

und Wirtschaftsförderung“,<br />

die zur Stabsstelle wurde und<br />

somit eine Aufwertung erfuhr. Beim<br />

Gespräch sitzt er mit am Tisch und<br />

erklärt seine wichtigste Aufgabe:<br />

Firmen und <strong>Unternehmen</strong> bei den<br />

Genehmigungsverfahren unter die<br />

Arme zu greifen, also etwa Ansiedlungsvorhaben<br />

zu koordinieren.<br />

Dass er Flächenoptionen in der<br />

Rückhand hat, befördere die Erfolgs-<br />

Zur Person<br />

Claudia Schäfer-<br />

Rudolf ist seit 2020<br />

Erste Bürgermeisterin<br />

der Stadt Senden.<br />

Zuvor schrieb die gelernte<br />

Redakteurin<br />

viele Jahre für die<br />

Südwest Presse über<br />

die Kommune. Schäfer-Rudolf<br />

ist verheiratet<br />

und hat drei<br />

Kinder.


44<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Der Bereich rund um den Sendener Bahnhof wird derzeit zur Mobilitätsdrehscheibe umgebaut. Bis die Illertalbahn von Ulm über Senden bis<br />

Memmingen zweigleisig fährt, dauert es dagegen noch. <br />

Foto: Volkmar Könneke<br />

quote. Es gehe zum einen darum,<br />

Bestandsfirmen Optionen<br />

für Erweiterungen anzubieten<br />

als auch um die Akquise von<br />

Neuansiedlungen. Unter letzteres<br />

fällt die gelungene Ansiedlung<br />

eines Tierfutterproduzenten<br />

im neuen Gebiet „Am Kieswerk“<br />

an der Grenze zur Vöhringer<br />

Gemarkung. Der Firma<br />

war es gelungen, von privat die<br />

Flächen dort zu erwerben. Die<br />

Stadt brachte eigene mit ein,<br />

widmete das Gebiet um und gewann<br />

nicht nur einen zukünftigen<br />

Gewerbesteuerzahler, sondern<br />

noch ein zur Eigenvermarktung<br />

geeignetes Grundstück<br />

hinzu.<br />

Die Bürgermeisterin sieht die<br />

Stadt in einem wirtschaftlichen<br />

Transformationsprozess: „Wir<br />

müssen uns breiter aufstellen,<br />

eine einseitige Abhängigkeit<br />

von wenigen Großen tut einer<br />

Stadt niemals gut“. Lehren aus<br />

der Vergangenheit zieht die<br />

Stadt noch an weiterer Stelle.<br />

Anstatt wie bisher die eher raren<br />

Flächen „für schnelles Geld“<br />

zu veräußern und ohne an die<br />

Investoren große eigene Ansprüche<br />

zu stellen, greift nun ein<br />

vor einigen Monaten vom Stadtrat<br />

beschlossenes neues Vergabeverfahren,<br />

das auf einem<br />

Bei der Teilung<br />

der Flächen<br />

können wir auf die<br />

aktuelle Marktlage<br />

reagieren.<br />

Manuel Haas<br />

Senden Wirtschaftsförderung<br />

Punktesystem beruht. Schäfer-<br />

Rudolf spricht von einem Paradigmenwechsel.<br />

Mittlerweile liege bei der<br />

Vergabe der Fokus stärker auf<br />

der Qualität der Firmen, der erwartbaren<br />

Wertschöpfung, der<br />

avisierten Zahl der Arbeitsplätze<br />

und dem Beitrag zum Branchenmix.<br />

Auch Nachhaltigkeitskriterien<br />

würden stärker gewichtet.<br />

Anhand von drei Flächen,<br />

so Haas, teste die Stadt<br />

gerade, ob das Verfahren die erwünschten<br />

Ergebnisse erbringe.<br />

Weil ihre verhältnismäßig<br />

kleine Gemarkung die Optionen<br />

der Kommune begrenzt, bemühe<br />

sich die Stadt derzeit an mehreren<br />

Stellen um die Erweiterung<br />

bestehender Gewerbegebiete.<br />

„Wir sind in Verhandlungen“,<br />

kann Haas bis dahin<br />

vermelden. Den größten Zuwachs<br />

in absehbarer Zeit aber<br />

verspricht die Erweiterung des<br />

Gebiets an der Florianstraße im<br />

Nordosten der Stadt.<br />

Spätestens 2026 soll Haas zufolge<br />

die Vermarktung beginnen<br />

und zwei größere Flächen und<br />

bis zu ein Dutzend kleinere beinhalten.<br />

„Bei der Aufteilung<br />

sind wir flexibel und können so<br />

auf die aktuelle Marktlage reagieren“,<br />

sagt der Wirtschaftsförderer:<br />

„Im Blick haben wir innovatives<br />

Gewerbe.“<br />

Schäfer-Rudolf verbreitet demonstrativ<br />

Zuversicht. An der<br />

Außendarstellung ihrer Stadt<br />

müsse noch gearbeitet werden.<br />

Zwischen dem Image „und dem,<br />

was Senden tatsächlich zu bieten<br />

hat“, klaffe eine Lücke, räumt<br />

sie ein. Tatsächlich sei der<br />

„Standort Senden“ attraktiv,<br />

nicht zuletzt wegen der guten<br />

Verkehrsanbindung, die mit einem<br />

künftigen „Bike & Ride“-<br />

Angebot sowie dem zweigleisigen<br />

Ausbau der Illertalbahn in<br />

angekündigt zehn Jahren noch<br />

besser werde.<br />

Gegenüber Ballungsgebieten<br />

könne die Stadt so weitere Pluspunkte<br />

sammeln. Am Ende des<br />

Gesprächs kommt wieder der<br />

alte Slogan Sendens ins Spiel<br />

und ihr „Freizeitwert“, welcher<br />

nach wie vor hoch ist. Doch aus<br />

der damals „jungen“ Stadt ist<br />

nun eine Stadt im gesetzteren<br />

Alter geworden. 2025 wird sich<br />

die Erhebung zur Stadt zum 50.<br />

Mal jähren. Schäfer-Rudolf verspricht<br />

aus diesem Anlass einen<br />

gut gefüllten Feierkalender sowie<br />

einen neuen Stadt-Slogan.<br />

Er sei bereits gefunden, werde<br />

aber noch nicht verraten.[!]<br />

<br />

Thomas Vogel


unternehmen [!] SPEZIAL 45<br />

Vom Markt zur Stadt<br />

Von Lebensmitteln über Elektrogeräte und Möbel: Im Norden Sendens sind zahlreiche Einzelhändler ansässig.<br />

Vor 49 Jahren wurde die seit 1955 als Markt<br />

geführte Kommune schließlich zur Stadt erhoben.<br />

Rund 23.000 Menschen leben mittlerweile<br />

in der zweitgrößten Stadt im Landkreis<br />

Neu-Ulm, zu der seit der Eingemeindung<br />

1975 neben der Kernstadt auch die<br />

Ortsteile Aufheim, Hittistetten, Witzighausen<br />

und Wullenstetten gehören. Die direkte<br />

Anbindung über die Bundesstraße 28 zur<br />

Nord-Süd-Achse, der Autobahn A7 Ulm-<br />

Kempten, wie zur West-Ost-Achse, der Autobahn<br />

A8 Stuttgart-München, sind gute<br />

Voraussetzungen für den wachsenden Wirtschaftsstandort.<br />

Zudem lockt das große<br />

Einzelhandelszentrum im Norden der Gemeinde<br />

täglich zahllose Besucher.<br />

Im Stadtwappen zeigt sich neben der geografischen<br />

Lage – verdeutlicht durch den<br />

Flusslauf der Iller – auch die Geschichte der<br />

Stadt: Die Lilie der Fugger verweist auf die<br />

etwa 300 Jahre dauernde Herrschaft, die<br />

mit dem Kauf erster Gebiete in Wullenstetten<br />

durch den Augsburger Jakob Fugger im<br />

Jahr 15<strong>07</strong> begann.<br />

Anzeige<br />

Aufstrebende Stadt mit vielfältigen<br />

Chancen<br />

Das Sendener Erfolgsrezept? Möglichkeiten<br />

nutzen! Und davon bietet die Illerstadt eine<br />

ganze Menge. Betriebsflächen zum Powern,<br />

Straßen und Schienen zum Weiterkommen<br />

oder Seeufer zum Durchatmen.<br />

Mitten in der Wachstumsregion Ulm/Neu-Ulm<br />

gelegen, hat sich die junge Stadt schnell zur<br />

zweitgrößten Kommune des Landkreises gemausert.<br />

Senden ist das Zuhause von mehr als<br />

23.000 Menschen, die sowohl die Bildungsmöglichkeiten<br />

von Kindergärten bis zu weiterführenden<br />

Schulen als auch öffentliche Einrichtungen<br />

wie See- und Hallenbad, Stadtbücherei<br />

oder Eislaufanlage schätzen.<br />

Die lebendige Innenstadt wartet mit internationaler<br />

Gastronomie und inhabergeführten<br />

Fachgeschäften auf. Das kulturelle Zentrum<br />

bildet der Marktplatz mit dem Bürgerhaus,<br />

dem Illertal-Forum Senden.<br />

Optimale Verkehrsanbindung<br />

Ans Stadtzentrum schließen sich begehrte<br />

Wohngebiete an. Bekannt als wichtiger Handelsstandort<br />

mit starken Marken, punktet<br />

Die Illerstadt Senden aus der Vogelperspektive.<br />

Senden ebenso durch attraktive Flächen für<br />

Dienstleister und Handwerks- oder Industrieunternehmen.<br />

Eine weitere Stärke der Kommune:<br />

Die optimale Verkehrsanbindung. Zu<br />

den Anschlüssen an die Autobahnen A7 und<br />

A8 sind die Wege kurz. Der Bahnhof verwandelt<br />

sich gerade in eine moderne Mobilitätsdrehscheibe<br />

für die ganze Region. Die nächste<br />

Chance, die Senden ohne Zögern ergriffen hat.<br />

Foto: Stadt Senden<br />

Stadt Senden<br />

Hauptstraße 34<br />

89250 Senden<br />

Telefon: <strong>07</strong>3<strong>07</strong> / 945-0<br />

E-Mail: info@stadt-senden.de<br />

www.stadt-senden.de


Der Genussmarkt im Bürgerhaus wird durch weitere Märkte und Messen ergänzt.<br />

Mehr Schwung<br />

durch frische Ideen<br />

Senden Mit einer Reihe von Events will die neue Spitze des<br />

Gewerbeverbands die Stadt für Besucher attraktiver machen:<br />

vom Stadtlauf über eine Gesundheitsmesse bis hin zu Märkten.<br />

FOTOS: STADT SENDEN &GDMPRO S.R.O/ADOBESTOCK.COM<br />

Zuletzt war es ziemlich<br />

ruhig geworden um den<br />

Gewerbeverband in<br />

Senden. Nach einem<br />

Führungswechsel will die Interessensvertretung<br />

der örtlichen<br />

Wirtschaft im kommenden Jahr<br />

wieder durchstarten und mit öffentlichkeitswirksamen<br />

Veranstaltungen<br />

die Aufmerksamkeit<br />

auf den Standort lenken.<br />

Im Blick haben die beiden<br />

Vorsitzenden, Achim Bayer und<br />

Stefan Schilling, die verkaufsoffenen<br />

Sonntage, die sie im Jahr<br />

2025 auf grundlegend neue Beine<br />

stellen wollen. Für den Termin<br />

Mitte März planen sie die<br />

Organisation eines „Sendener<br />

Stadtlaufs“, der rund um die<br />

Stadt führen und als Event gestaltet<br />

werden solle. Begleitend<br />

dazu solle im Bürgerhaus der<br />

Stadt eine Fitness- und Gesundheitsmesse<br />

stattfinden.<br />

Neues Konzept<br />

Der Hamburger Fischmarkt, bekannt<br />

für seine Marktschreier,<br />

und ein Stoffmarkt sollen weiteres<br />

Publikum anlocken. Mit 90<br />

Ständen ankert letzterer bislang<br />

zweimal im Jahr in Ulm auf dem<br />

Ikea-Parkplatz, nun will ihm der<br />

Sendener Verband eine neue<br />

Heimat bieten. Zu rechnen sei<br />

bei den Läufen mit bis zu 650<br />

Teilnehmern und bis zu 3000<br />

Besuchern.<br />

Für den Oktober-Termin stellen<br />

sie sich ein „Aroma- und Geschmacksfestival“<br />

in Form einer<br />

„Genuss- und Herbstmesse“ vor.<br />

Nach den Vorstellungen der Initiatoren<br />

könnte diese die Nachfolge<br />

des bislang zweimal durchgeführten<br />

Genussmarkts in Senden<br />

sein, dessen Zukunft nach<br />

dem Rückzug des Landkreises<br />

als Veranstalter in der Schwebe<br />

ist.[!] Thomas Vogel


unternehmen [!] SPEZIAL 47<br />

Zahlen, Daten & Fakten<br />

Senden Die Stadt vor den Toren Ulms zählt mehr Auspendler als Einpendler. Ein Grund<br />

dafür: die sehr gute Vekehrsanbindung an B28 und A7 sowie die Illertalbahn.<br />

44,7<br />

12.470<br />

572<br />

Durchschnittsalter der Sendener<br />

Bevölkerung<br />

Lohn- und Einkommensteuerpflichtige<br />

Hektar Siedlung (Wohn-, Industrie-<br />

und Gewerbefläche)<br />

272<br />

Hektar Verkehrsfläche<br />

10.129<br />

Beschäftige am Wohnort<br />

1557<br />

Hektar Vegetation (Landwirdschaft<br />

und Waldfläche)<br />

QUELLE STATISTIK.DE<br />

STAND 2021<br />

6.376<br />

Beschäftigte am Arbeitsort<br />

2521<br />

Hektar gesamt


Vorbeigeschaut bei ...<br />

FOTO: MARC HÖRGER


unternehmen [!] LEBEN 49<br />

... Gabriele Renner<br />

Nachgefragt Sie liebt die Sonne. Und sie kennt auch ihre Gefahren. Mit Kühltextilien<br />

möchte Gabriele Renner als Geschäftsführerin der Ulmer Pervormance International<br />

GmbH Menschen vor Hitze schützen – und sie auch zum Umdenken bewegen. Das ist gar<br />

nicht immer so einfach.<br />

Frau Renner, wie geht es Ihnen?<br />

Danke, mir geht es im Moment<br />

sehr gut.<br />

Sie stellen in Ihrem <strong>Unternehmen</strong><br />

Kühlkleidung her, die<br />

Menschen vor der Hitze schützt.<br />

Wie sehr treibt die Erderwärmung<br />

Ihr Geschäft?<br />

Natürlich lässt der Klimawandel<br />

die Temperaturen immer weiter<br />

steigen, allerdings nutzen die<br />

meisten Menschen bei Hitze<br />

überwiegend Klimaanlagen<br />

oder Ventilatoren. Deshalb ist es<br />

für uns immer eine Herausforderung<br />

jeden Einzelnen davon<br />

zu überzeugen, dass es auch<br />

ohne diese technischen Geräte<br />

geht und es mit nachhaltiger<br />

Kühlkleidung sogar einen umweltbewussten<br />

Weg gibt. Er hilft<br />

uns die Erderwärmung in den<br />

Griff zu bekommen. Etwa eine<br />

Gigatonne CO 2<br />

und 8,5 Prozent<br />

des weltweiten Stromverbrauchs<br />

gehen auf das Konto<br />

von Klimaanlagen. Tendenz extrem<br />

steigend.<br />

Wie ist die Idee für kühlende<br />

Textilien entstanden?<br />

Zuerst hatten meine Geschäftspartnerin<br />

Sabine Stein und ich<br />

ein Material vor Augen, welches<br />

Wasser aufnehmen und damit<br />

kühlen kann. Dass wir daraus<br />

einmal Kleidung machen können,<br />

war zu Beginn noch gar<br />

nicht klar. Dafür mussten wir<br />

zunächst einmal waschbare, hygienische<br />

und haltbare Stoffe<br />

und Materialien entwickeln.<br />

Auch das Design musste passen.<br />

Es hat dann noch ein paar Jahre<br />

gedauert, bis wir von der Grundidee<br />

die Kleidung und Heimtextilien<br />

so entwickelt hatten, wie<br />

man sie heute tragen kann.<br />

Ihre Produkte werden weltweit<br />

vertrieben. Welches Konzept<br />

steckt dahinter?<br />

Ich denke, dass wir Dinge immer<br />

fokussiert angehen und die<br />

Chancen nutzen, die sich uns<br />

bieten. Denn wir haben kein<br />

weltweites Vertriebsnetz, sondern<br />

setzen auf einzelne Länder,<br />

in denen wir gute Partner haben<br />

und mit denen wir mittlerweile<br />

sehr erfolgreich zusammenarbeiten.<br />

Von der Internationalisierung<br />

sind wir noch ein Stück<br />

weit entfernt. Es gibt also noch<br />

einige heiße Flecken auf dieser<br />

Erde, wo man unsere Produkte<br />

noch nicht kennt.<br />

Wir hatten<br />

anfangs<br />

gedacht, dass<br />

wir das schneller<br />

hinbekommen.<br />

Welches Thema haben Sie in der<br />

Gründungsphase unterschätzt?<br />

Die Beharrlichkeit der Menschen,<br />

an Gewohnheiten festzuhalten<br />

und Dinge nicht verändern<br />

zu wollen. Jeder denkt, die<br />

Idee mit den Kühlttextilien<br />

müsste ja durch die Decke gehen.<br />

Mit unserer Geschäftsidee<br />

müssen wir noch sehr viel Überzeugungsarbeit<br />

leisten. Wir hatten<br />

anfangs schon gedacht, dass<br />

wir das schneller hinbekommen,<br />

aber da wir nicht aufgeben, sind<br />

wir noch immer auf einem guten<br />

Weg.<br />

Approbierte Apothekerin<br />

Gabriele Renner<br />

hat Pharmazie in<br />

Regensburg studiert<br />

und im Jahr<br />

1989 ihre Approbation<br />

zur Apothekerin<br />

erhalten. Nach<br />

Tätigkeiten als Klinikreferentin<br />

und<br />

Marketing-Verantwortliche<br />

für zwei<br />

Pharmaunternehmen,<br />

gründete sie<br />

1999 das Ulmer <strong>Unternehmen</strong><br />

Marvecs<br />

und 2003 nach Exit<br />

und Babypause das<br />

Beratungsunternehmen<br />

Pervormance,<br />

das Geschäftskonzepte<br />

für<br />

Pharma-, Biotechund<br />

Medizintechnikunternehmen<br />

sowie für staatliche<br />

Organisationen<br />

entwickelte.<br />

Gibt es berufliche Entscheidungen,<br />

die Sie bereut haben?<br />

Ja, wir hatten uns einmal sehr in<br />

einem Vertriebspartner getäuscht,<br />

von dem wir uns nach<br />

großen Problemen wieder trennen<br />

mussten. Man muss schon<br />

genau abklären, mit wem man<br />

Geschäfte macht.<br />

Stürme, Hochwasser, Dürren<br />

bestimmen immer öfter das<br />

Nachrichtengeschehen. Sind Sie<br />

ein ängstlicher Mensch?<br />

Nein, das bin ich nicht. Ich bin<br />

zwar auch kein Draufgängertyp,<br />

doch sehe ich Herausforderungen<br />

immer auch als Chancen.<br />

Wir müssen eben lernen, wie<br />

man sich den Situationen anpassen<br />

und auf diese reagieren<br />

kann. Das gilt natürlich auch für<br />

die Klimakrise. Man kann immer<br />

etwas tun, solange es Menschen<br />

gibt, die Ideen haben.<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

Geht nicht, gibt´s nicht!<br />

Seit dem Jahr<br />

2010 ist sie geschäftsführende<br />

Gesellschafterin der<br />

klimaneutral arbeitenden<br />

Pervormance<br />

international<br />

GmbH in Ulm. Es<br />

ist das einzige<br />

deutsche <strong>Unternehmen</strong>,<br />

das eine<br />

nachhaltige Kühltechnologie<br />

entwickelt<br />

hat, die in Textilien<br />

und kühlenden<br />

Medizinprodukten<br />

integriert ist.<br />

Sie sind gelernte Apothekerin.<br />

Wie schützen Sie Ihre<br />

Gesundheit?<br />

Ich bin kein Gesundheitsfanatiker<br />

und treibe mit Sicherheit zu<br />

wenig Sport, schlemme gerne,<br />

trinke ab und zu auch ein Gläschen<br />

Rotwein. Aber ich ernähre<br />

mich nicht einseitig und versuche<br />

ausgewogen zu leben.<br />

Wir halten Sie sich fit?<br />

Mit Treppensteigen – und das<br />

ist kein Witz. Sowohl in der Produktionsstätte,<br />

im Büro und<br />

auch zuhause habe ich jeden Tag<br />

mehrmals mehrere Stockwerke<br />

zu bewältigen. Das ist mein täglicher<br />

Sport.<br />

Welches Thema – außer dem<br />

Klima – treibt Sie im Moment<br />

besonders um?<br />

Dass wir offen sind für neue<br />

Technologien, unsere Freiheit<br />

und die Vielfalt in der Gesellschaft<br />

erhalten. Man kann die<br />

Welt nicht in Schwarz und Weiß<br />

einteilen. Denn sie ist bunt und<br />

wir müssen dafür sorgen, dass<br />

wir weiterhin miteinander sprechen<br />

und auch die unterschiedlichsten<br />

Meinungen akzeptieren.<br />

Lassen Familie und Job auch<br />

Platz für ein Ehrenamt?<br />

Ja, das funktioniert, denn man<br />

kann mehr leisten, als man sich<br />

selbst manchmal zutraut. Ich bin<br />

seit ein paar Jahren im Vorstand<br />

des Ulmer Initiativkreis nachhaltige<br />

Wirtschaftsentwicklung<br />

(UNW), im Vorstand des Verbandes<br />

Südwesttextil und auch im<br />

Präsidium des Senats der Wirtschaft<br />

in Bonn. Ehrenamtliches<br />

Engagement ist möglich, wenn<br />

man sich fokussiert und nicht auf<br />

jeder Hochzeit tanzen möchte.<br />

Woraus schöpfen Sie Kraft?<br />

Aus meiner Familie und aus Gesprächen<br />

mit guten Freunden.<br />

Was bereitet Ihnen ganz besonders<br />

Freude?<br />

Menschen, die fröhlich sind und<br />

Spaß am Leben haben. Von ihnen<br />

kann man immer etwas fürs<br />

Leben lernen.<br />

Wo und wie verbringen Sie<br />

am liebsten einen lauen<br />

Sommerabend?<br />

Beim Grillen im Garten am Comer<br />

See. [!] Stefan Loeffler


50<br />

NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

Aachener<br />

schließt<br />

Einkaufszentrum Die insolvente<br />

Modekette Aachener (Dortmund)<br />

zieht sich aus Göppingen<br />

zurück. Der Geschäftsbetrieb<br />

werde spätestens zum 30. September<br />

eingestellt, teilte die<br />

Kanzlei White & Case mit. Sie<br />

begleitet das Verfahren der Betreibergesellschaft<br />

TEH Textilhandel<br />

GmbH als Insolvenzverwalter.<br />

Damit werden im Göppinger<br />

Einkaufszentrum 6000<br />

Quadratmeter auf drei Etagen<br />

frei. Von der Schließung sind 60<br />

Beschäftigte betroffen.<br />

Verdienstkreuz<br />

für Krimmer<br />

Handwerk Der<br />

scheidende Präsident<br />

der<br />

Handwerkskammer<br />

Ulm,<br />

Joachim Krimmer,<br />

ist mit dem<br />

Ehrung für<br />

Joachim Bundesverdienstkreuz<br />

am<br />

Krimmer.<br />

Bande ausgezeichnet<br />

worden. Die badeenwürttembergische<br />

Wirtschaftsministerin<br />

Nicole Hoffmeister-<br />

Kraut würdigte sein Engagement<br />

fürs Handwerk, in<br />

Kommunalpolitik und Kirchengemeinde<br />

in seinem Heimatort<br />

Leutkirch sowie in der Kolpingsfamilie.<br />

Krimmer war im<br />

Jahr 2014 erstmals zum Präsidenten<br />

gewählt worden und tritt<br />

zur Wahl im Herbst nicht mehr<br />

an.<br />

Daimler-Buses-Chef Tim Oberwörder bei der Übergabe: Von 2030 an will die Tochtergesellschaft von<br />

Daimler Truck nur noch E-Stadtbusse produzieren.<br />

Foto: Matthias Kessler<br />

In Ulm startet Ära der E-Busse im ÖPNV<br />

Die ersten zwei von 14 Elektrobussen sind bei den<br />

Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm angekommen. Die 18 Meter<br />

langen Gelenkbusse sollen bis Frühjahr 2025 ein<br />

Fünftel der Busflotte der SWU ersetzen. Aktuell seien<br />

in Deutschland 3100 solcher E-Busse unterwegs,<br />

sagte Till Oberwörder, Vorstandschef von Daimler<br />

Eröffnung nach<br />

den Ferien<br />

Hotel In der langen Geschichte<br />

um das ehemalige Mövenpickhotel<br />

in Neu-Ulm gibt es Bewegung.<br />

Die Plaza-Gruppe (Heilbronn)<br />

will das 135-Betten-Haus,<br />

das seit der Insolvenz von Golden<br />

Tulip seit drei Jahren leer<br />

steht nach den Sommerferien<br />

eröffnen. Der neue Name lautet:<br />

Plaza Premium Parkhotel.<br />

Baubeginn bei<br />

Wieland<br />

Industrie Die Wieland Werke<br />

AG, Europas größter Kupferverarbeiter,<br />

hat mit dem Bau des 80<br />

Millionen Euro teuren Recycling-Centers<br />

in Vöhringen begonnen.<br />

Die Anlage sei ein<br />

wichtiger Baustein, um eine Recyclingquote<br />

von 100 Prozent zu<br />

erreichen. Das neue Center soll<br />

Ende 2025 in Betrieb gehen.<br />

Buses, bei der Übergabe. Die Fahrzeuge, der Umbau<br />

des Betriebshofs und die Ladeinfrastruktur kosten<br />

die Stadtwerke rund 14 Millionen Euro. Die Beschaffung<br />

der Fahrzeuge fördert das Bundesministerium<br />

für Digitales und Verkehr. Es deckt 80 Prozent der<br />

Mehrkosten für den emissionsfreien Antrieb ab.<br />

Kaum Pleiten<br />

in Ulm<br />

Zahlungsunfähig Die Zahl der<br />

Firmenpleiten in Baden-Württemberg<br />

ist nach den Angaben<br />

des Statistischen Landesamts im<br />

ersten Quartal des Jahres um ein<br />

Drittel gegenüber dem Vorjahr<br />

auf 642 gestiegen. In Ulm meldeten<br />

sechs <strong>Unternehmen</strong> Insolvenz<br />

an. Im Vorjahreszeitraum<br />

waren es zehn gewesen. [!]<br />

Impressum<br />

Verlag & Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89<strong>07</strong>3 Ulm<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />

<strong>Juli</strong>a Kling<br />

Anschrift wie Verlag<br />

ÜBERSICHT DER LOGOVARIANTEN<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Max Meschkowski (Junior Art Director)<br />

Jacqueline Schuon (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />

Volkmar Könneke, Werkfotos, PR, Archiv<br />

Anzeigen<br />

Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Druck<br />

C. Maurer GmbH & Co. KG<br />

Schubartstraße 21<br />

73312 Geislingen/Steige<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann, T <strong>07</strong>31 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum, T <strong>07</strong>31 156-500<br />

c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

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Den Datenschutzbeauftragten<br />

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Nächste <strong>Ausgabe</strong>: 12.10.<strong>2024</strong><br />

Anzeigenschluss: 13.09.<strong>2024</strong><br />

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