Lorenz-BelgischerBrocken-2024
Eine wissenschaftliche Studie über das Rohmaterial und die Entstehung des Belgischen Brocken - Schleifstein Deluxe von Joachim Lorenz. Diese Publikation bietet faszinierende Einblicke und einzigartige Makroaufnahmen, die sie zu einem besonderen Werk machen.
Eine wissenschaftliche Studie über das Rohmaterial und die Entstehung des Belgischen Brocken - Schleifstein Deluxe von Joachim Lorenz.
Diese Publikation bietet faszinierende Einblicke und einzigartige Makroaufnahmen, die sie zu einem besonderen Werk machen.
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Joachim LORENZ: Belgischer Brocken 10.06.<strong>2024</strong><br />
Der „Belgische Brocken“ –<br />
ein natürliches Schleifmittel aus den<br />
Ardennen in Belgien.<br />
von Joachim A. LORENZ 1<br />
Abb. 1: Angeschliffenes Stück Coticule<br />
mit der hier verfaltenen, aber<br />
scharfen Grenze zwischen dem<br />
gelblichen Spessartin-haltigen<br />
und dem hier fast schwarzen<br />
Phyllit; Bildbreite 10 cm.<br />
Eingesetztes Foto: Ganz links<br />
ist der gelbliche Coticule angeschnitten,<br />
es folgt eine Zone<br />
aus gebogenen, rissigen Lagen<br />
von quarzreichen und eisenreichen Lagen des Phyllits. Hier wurde auch Epidot gebildet;<br />
Dünnschliff 000/868 unter polarisiertem Licht bei gekreuzten Polarisatoren,<br />
Bildbreite 5,70 mm.<br />
1 Joachim A. <strong>Lorenz</strong>, Graslitzer Str. 5, 63791 Karlstein a. Main, 06188/6761, jlo@spessartit.de.<br />
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Belgischer Brocken – Corticule<br />
Der natürliche Schleifstein „Belgischer Brocken“ (Abb. 1) gilt als hervorragender Schleifstein<br />
für das Schleifen und Abziehen von Messern.<br />
Das gelbliche Gestein wird Coticule 2 genannt und stammt aus einer Serie von phyllitischen<br />
Gesteinen bei Vielsalm in den belgischen Ardennen. Die heutige Verwendung ist seit PLINIUS<br />
DEM ÄLTEREN (*23/24 †79) dokumentiert. Im petrographischen Sinne handelt es sich um einen<br />
Spessartin-Quarzit (MARESCH et al. <strong>2024</strong>:270), der in cm bis dm mächtigen Lagen im Phyllit<br />
auftritt. Gewann man das Material früher auch untertage in Bergwerken, so findet der gegenwärtige<br />
Abbau ausschließlich in Steinbrüchen statt. Für die Zukunft ist vorgesehen, dass man<br />
die Möglichkeit einer bergmännischen Gewinnung in Verbindung mit einem Besucherbergwerk<br />
prüft.<br />
Abb. 2: Der gelbe Cortitcule unter dem Polarisations-Mikroskop: In einer Grundmasse aus<br />
Quarz, Feldspat und Glimmer-Mineralien wie Muskovit „schwimmen“ die nur wenige<br />
µm großen, rundlichen Spessartin-Kristalle; Dünnschliff 000/868 unter linear polarisiertem<br />
Licht, Bildbreite 0,38 mm.<br />
2 Nach lateinisch coticulam, was auf PLINIUS zurück geht.<br />
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Joachim LORENZ: Belgischer Brocken 10.06.<strong>2024</strong><br />
Abb. 3: Ausgewertetes Röntgenbeugungsmuster einer Probe (Nr. 000/465) des Coticule nach<br />
einer Pulveraufnahme. Enthalten sind neben dem Spessartin noch Quarz, ein Plagioklas,<br />
Muskovit und Kaolinit als Tonmineral; Auswertung mit dem Programm JADE.<br />
Abb. 4: Der an Spessartin reiche Schleifstein „Belgischer Brocken“ besitzt im Querschnitt einen<br />
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lagigen Aufbau, der verfaltet ist und den Vorläufer des Gesteins als Sediment ausweist;<br />
Bildbreite des geschliffenen Stückes 8 cm.<br />
Das sehr feinkörnige und im Querschnitt sichtbar gefaltete Gestein (Abb. 4) besteht aus visuell<br />
kaum erkennbaren Mineralkörnchen, deren Korngröße kaum 0,1 mm erreicht. Der färbende<br />
Bestandteil ist ein erheblichen Anteil von 10 bis 30 % Spessartin (Abb. 2). Das dominierende<br />
Mineral ist Quarz, dazu feinschuppiger Muskovit, visuell kaum erkennbarer Plagioklas als Feldspat<br />
und Kaolinit, ein weißes Tonmineral. Im Dünnschliff ist in den gebogenen und gefalteten<br />
Zonen darüber hinaus noch Epidot kristallisiert – ein Hinweis auf die niedriggradige Metamorphose<br />
(Grünschieferfazies nach MARESCH et al. <strong>2024</strong>:270). Akzessorische Mineralien wie auch<br />
Erzmineralien sind kaum vorhanden.<br />
Die Spessartine (Abb. 5a) stecken als idiomorphe Kristalle im Glimmer; diese sind chemisch<br />
sehr rein und enthalten Eisen nur unter der Nachweisgrenze des verwandten REM-EDX-Systems,<br />
also
Joachim LORENZ: Belgischer Brocken 10.06.<strong>2024</strong><br />
Die blaugraue Form des Coticule enthält weniger Spessartin-Kristalle und ist durch Eisenoxid<br />
gefärbt. Dieser tritt in einer Art „Knoten“ auf, so dass man das auch als Knotenschiefer<br />
ansprechen kann.<br />
Das Alter der Gesteinsserie wird mit ungefähr 480 Millionen Jahre veranschlagt (Frühes Ordovizium,<br />
Tremandocium). Die Entstehung muss als ungeklärt gelten, denn der als Rhodochrosit<br />
postulierte Vorläufer (SCHREYER, BERNHARDT & MEDENBACH 1992) erklärt nicht die Herkunft<br />
des Mangans 3 in dem marinen Sediment. Dabei muss man auch erklären, was den abrupten<br />
Wechsel in der Gesteinschemie bzw. im einstigen Sediment verursacht hat.<br />
Es wird nur ergänzend bemerkt, dass es solche oder ähnliche Gesteine der Granat-Quarzite<br />
auch in Spanien, New England (USA), Chile, Kanada und Australien gibt (BAIJOT, HATERT &<br />
FRANSOLET 2011:641).<br />
Literatur:<br />
Autorencollectif (2007): Ardoise et Coticule en Terre des Salm Des Pierres et des Hommes.-<br />
408 pp., Service geologique de Belgigue Departement de l´Institut Royal des Sciences naturelles<br />
des Belgique.<br />
BAIJOT, M., HATERT, F. & FRANSOLET, A.-M. (2011): Mineralogical and geochemical study of<br />
pseudocoticule from the Stavelot Massif, Ardennes (Belgium), and redefinition of coticule.-<br />
European Journal of Mineralogy, Vol. 23, p. 633 - 644, 10 figs., 4 tab.<br />
HERBOSCH, A., LIÉGEOIS, J.-P. & PIN, C. (2016): Coticules of the Belgian type area (Stavelot-<br />
Venn Massif): Limy turbidites within the nascent Rheic oceanic basin.- Earth-Science Reviews,<br />
Volume 159, p. 186 - 214<br />
KRAMM, U. (1976): The coticule rocks (spessartine quarzites) of the Venn-Stavelot Massif, Ardennes,<br />
a volcanoclastic Metasediment?.- Contributions to Mineralogy and Petrology Volume<br />
56, p. 135 - 155,<br />
MARESCH, W., SCHERTL, H.-P. & MEDENBACH, O. (<strong>2024</strong>): Gesteine. Systematik, Bestimmung,<br />
Entstehung.- 4. veränderte Aufl., 368 S., 240 Abb., Tab., Bestimmungshilfen, [Schweizerbart´sche<br />
Verlagsbuchhandlung] Stuttgart.<br />
SCHREYER, W, BERNHARDT, H.-J. & MEDENBACH, O. (1992): Petrologic evidence for a rhodochrosite<br />
precursor of spessartine in coticules of the Venn-Stavelot Massif, Belgium.- Mineralogical<br />
Magazine, p. 528 - 532, 5 figs., 1 tab.<br />
3 Die in der gegenwärtigen Tiefsee von 3 bis 6 km verbreitet vorkommenden Mangan-Knollen können nicht als<br />
Quelle angenommen werden, da es sich bei der Gesteinsserie, in der der Corticole eingelagert ist, nicht um<br />
Tiefseesedimente handelt.<br />
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