ocean7 5/2024
Herbstmessen. Cannes, Friedrichshafen, Biograd – best of Watersports 2024 von West bis Ost. So schön ist Panama. Das Land, der Kanal und deren Erkundung an Bord der Al Capone-Yacht Isla Morada. Extremsegeln. 11.000 Meilen über das Meer: einhand auf dem Seeweg von Kroatien nach Island – und wieder retour. Jeanneau Sun Odyssey 350. Kleine Seglerin mit großen Features wie Walkaround-Konzept und alternativem E-Antrieb. Sterk 31. Höllisch schnell, himmlisch komfortabel: das Motoryacht-Debüt des neuen deutschen Herstellers Milan Sterk. Nordkapp Noblesse 830. Der norwegische Top-Daycruiser im Test im ungarischen Györ. Außenborder. Monster mit Manieren – Yamahas neuer V6 mit 350 PS. Ferdinand Magellan. Wie der portugiesische Entdecker die Magellanstraße fand und den Pazifik bezwang (Teil 2). Redaktionstest. JJs Manöverschluck Jamaika und Panama & Antigua, authentische Rum-Verkostung zweier Segler-Spirituosen an Bord …
Herbstmessen. Cannes, Friedrichshafen, Biograd – best of Watersports 2024 von West bis Ost.
So schön ist Panama. Das Land, der Kanal und deren Erkundung an Bord der Al Capone-Yacht Isla Morada.
Extremsegeln. 11.000 Meilen über das Meer: einhand auf dem Seeweg von Kroatien nach Island – und wieder retour.
Jeanneau Sun Odyssey 350. Kleine Seglerin mit großen Features wie Walkaround-Konzept und alternativem E-Antrieb.
Sterk 31. Höllisch schnell, himmlisch komfortabel: das Motoryacht-Debüt des neuen deutschen Herstellers Milan Sterk. Nordkapp Noblesse 830. Der norwegische Top-Daycruiser im Test im ungarischen Györ.
Außenborder. Monster mit Manieren – Yamahas neuer V6 mit 350 PS.
Ferdinand Magellan. Wie der portugiesische Entdecker die Magellanstraße fand und den Pazifik bezwang (Teil 2).
Redaktionstest. JJs Manöverschluck Jamaika und Panama & Antigua, authentische Rum-Verkostung zweier Segler-Spirituosen an Bord …
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YACHTING, REISEN UND MEER<br />
5/<strong>2024</strong> September/Oktober<br />
www.<strong>ocean7</strong>.at<br />
SUN<br />
DECK<br />
Yachting auf höchster Ebene: Die Sanlorenzo SD118 ist<br />
eines der Kronjuwelen des CANNES YACHTING FESTIVAL.<br />
SHOWTIME<br />
Herbstmessen<br />
Sehenswert von<br />
West bis Ost.<br />
RUM RUNNER<br />
1 x durch den<br />
Panamakanal<br />
Auf Al Capones<br />
Schmuggelschiff.<br />
EDLER RITTER<br />
Nordkapp<br />
Noblesse 830<br />
Der norwegische<br />
Daycruiser im Test.<br />
Mit News der österreichischen<br />
Verbände YCA und MSVÖ
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CANNES YACHTING FESTIVAL<br />
10. - 15. SEPTEMBER <strong>2024</strong><br />
CANNES, FRANKREICH
Editorial<br />
Some like it hot<br />
Das mediterrane Klima ist längst nicht mehr als mild zu bezeichnen – brütende Hitze<br />
von Griechenland bis Gibraltar in der Hochsaison! Das lässt auch Yachties nicht kalt.<br />
So vermelden die Vercharterer<br />
eine enorme Nachfrage<br />
nach klimatisierten Yachten<br />
seitens der gebrannten Kinder des<br />
Vorjahres. Das Alter der Yacht?<br />
Egal. Stromgenerator? Ein notwendiges<br />
Übel, im Idealfall kleben eh<br />
zum (Sonnen-)Schein ein paar<br />
Solarpaneele irgendwo an Bord.<br />
Ebenfalls spannend: Viele Unzulänglichkeitsmeldungen<br />
betrafen –<br />
richtig – die Funktionstüchtigkeit<br />
der Klimaanlage.<br />
Nicht falsch verstehen, ich habe<br />
in diesem Sommer auch viel geschwitzt.<br />
Und ja, Air Condition<br />
hatte ich auch schon einmal an<br />
Bord. Genialerweise ohne Generator.<br />
Das Ding lief also nur dort,<br />
wo es wirklich ein Segen war: in<br />
den Marinas und Häfen mit fließend<br />
Strom an Land und hohem<br />
Bedarf an Privatsphäre an Bord.<br />
Die Kehrseite der Medaille? Ist<br />
immer öfter zu sehen (bzw. zu hören)<br />
in den oft abgelegensten Ankerbuchten<br />
inmitten der Natur. Ja,<br />
sie waren immer schon da, die großen<br />
Brummer. Aber jetzt sind es<br />
auch schon die kleineren Yachten,<br />
die so wie ich schnarchen können,<br />
als gäbe es kein Morgen.<br />
Ich kann damit leben (nach dem<br />
Motto „Leben und leben lassen“),<br />
in der Hoffnung, dass der Spuk<br />
nur von kurzer Dauer ist. Und<br />
weil ich nach einem fordernden<br />
Segeltag und einem Sundowner<br />
ohnehin gut einschlafen kann.<br />
Meine Crew braucht dafür schon<br />
ein paar Drinks mehr …<br />
Nicht viel braucht es hingegen,<br />
um der Hitze an Bord ein Schnippchen<br />
zu schlagen. Man liege mit<br />
Landleinen und verhole das Boot<br />
so, dass der Wind achterlich einfällt<br />
TAHSIN ÖZEN<br />
Journalist, Segler und<br />
Liebhaber aller Reviere<br />
und Yachten, Skipper,<br />
Chefredakteur.<br />
redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />
– oder nutze auf diese Weise den<br />
über Nacht von der Thermik gratis<br />
gelieferten ablandigen Wind, der<br />
gerade im Sommer Hochsaison hat<br />
(Insektengitter für die weit offenen<br />
Luken sind natürlich ein Muss).<br />
Zu den größten Tücken der Natur<br />
zählt jedoch der Sonnenschein<br />
selbst (Eigner können ein Lied davon<br />
singen): Durch die Reflexion<br />
auf dem Wasser bekommen Yacht<br />
und Crew mitunter die doppelte<br />
Dosis UV-Strahlung ab – nicht nur<br />
im Sommer. Alles kein Thema,<br />
wenn man auf Luxus verzichtet,<br />
aber nicht auf das Notwendigste:<br />
seefeste Brille und Kleidung sowie<br />
wasserfesten Sonnenschutz 50+.<br />
„ Der Sommer, der vergeht, ist wie ein Freund, der uns Lebewohl sagt.“<br />
Victor Hugo (1802–1885), französischer Schriftsteller.<br />
FOTO: KONSTANTIN PETERS<br />
FOTO: ESZTER KONDOR<br />
5/<strong>2024</strong> 3
Neue<br />
Horizonte<br />
25. – 29. September <strong>2024</strong><br />
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Betrieb oder zur Verwendungsart beabsichtigt oder impliziert. Beachten Sie stets die örtlichen Schifffahrtsvorschriften. Tragen Sie beim Bootfahren oder Benutzen eines Wasserfahrzeugs immer die<br />
empfohlene Sicherheitsausrüstung.
Cartoon<br />
ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />
Ich wiederhole.. Motorboot ḷ Oder seht ihr hier irgendwo ein Segel?<br />
5/<strong>2024</strong> 5
Inhalt 5/<strong>2024</strong><br />
KROATIEN – ISLAND UND RETOUR. 11.000 Seemeilen legte Skipper<br />
22Bernhard R. Fischer auf seinem Extremtörn zurück. Meistens solo, oft nicht nach Plan.<br />
FOTOS: BERNHARD R. FISCHER, YAMAHA, GILLES MARTIN-RAGET<br />
40<br />
ÄUSSERST STARK! Yamahas neuer 350hp V6-Außenborder<br />
als neues Richtmaß bei den Außenbordern im Premiumsegment.<br />
54<br />
PROBLEMLOS STUFENLOS. Sun Odyssey 350: Die jüngste und kleinste Fahrtenyacht<br />
von Jeanneau kommt mit dem Walkaround-Konzept ihrer größeren Schwestern gut klar.
SHOWTIME<br />
Mit News der österreichischen<br />
Verbände YCA und MSVÖ<br />
Rubrik<br />
8 SCHAUFENSTER<br />
Nachhaltig autark: Die neue Arksen 65<br />
besteht zu 70 % aus recyceltem Material.<br />
43 IMPRESSUM<br />
Kolumnen<br />
10 BOBBY SCHENK<br />
Trinkwasser an Bord: Wasserfilter<br />
statt Plastikflaschen – so geht das.<br />
14 OCEAN WOMAN<br />
Als Segler schwimmen oder nicht<br />
schwimmen, das ist hier die Frage.<br />
20 GENTE DI MARE<br />
Marie Tharp, Pionierin der modernen<br />
Ozeanografie, entdeckte, dass der Meeresboden<br />
nicht flach ist.<br />
26 CAPTAIN GUGG<br />
Jubiläum eines tollen Projekts: Die<br />
mirno more Friedensflotte wird 30.<br />
42 RECHT VORAUS<br />
Michael Sedlacek über die Probleme<br />
beim Yachtkauf im Ausland.<br />
52 GOTTFRIED RIESER<br />
Von den Herausforderungen und dem<br />
Vergnügen einer Langstrecken-Regatta.<br />
67 SKIPPER’S DIARIES<br />
So skurril kann ein Wettkampf sein:<br />
Ukulele-Weltrekordversuch auf Tahiti.<br />
Reisen<br />
16 PANAMAKANAL<br />
Mit Al Capones Schmuggelschiff<br />
vom Pazifik zum Atlantik.<br />
22 EXTREMSEGELN<br />
Kroatien – Island und zurück:<br />
Bernhard R. Fischers abenteuerlicher<br />
11.000-Seemeilen-fast-Einhandtörn.<br />
Features<br />
28 FERDINAND MAGELLAN<br />
Wie der portugiesische Entdecker über<br />
die Magellanstraße in den Pazifik kam.<br />
58 MEMOIREN EINES SEEKADETTEN<br />
Mit der k. u. k. Kriegsmarine (1890) um<br />
die ganze Welt. Diesmal: der Tanz der<br />
Häuptlingstochter auf Samoa.<br />
Yachten<br />
44 STERK 31 WB<br />
Das Debüt des neuen deutschen<br />
Herstellers: höllisch schnell,<br />
himmlisch komfortabel.<br />
48 NORDKAPP NOBLESSE 830<br />
Exklusivtest: norwegischer Daycruiser<br />
in ungarischen Gewässern.<br />
54 JEANNEAU SUN ODYSSEY 350<br />
Beim Einstiegsmodell der Fahrtenyacht-Reihe<br />
bewiesen sich die<br />
Franzosen als Raumkünstler.<br />
Service<br />
21 REDAKTIONSTEST<br />
Manöverschluck: Sei’s Rum!<br />
27 INTERBOOT FRIEDRICHSHAFEN<br />
Die Wassersportmesse am Bodensee.<br />
32 CANNES YACHTING FESTIVAL<br />
Europas größte In-Water-Show.<br />
38 BIOGRAD BOAT SHOW<br />
Business & Entertainment an der Adria.<br />
40 AUSSENBORDER<br />
Yamahas neuer V6 mit 350 PS.<br />
Im Verband<br />
60 YACHT CLUB AUSTRIA<br />
64 MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS<br />
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SUN<br />
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Yachting auf höchster Ebene: Die Sanlorenzo SD118 ist<br />
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siehe Seite 33.<br />
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Meilen über<br />
das Meer<br />
Text T A H S I N Ö Z E N<br />
Rendering A R K S E N<br />
Die Entwicklung von Explorer-Yachten<br />
ist eines von<br />
vielen Steckenpferden, mit<br />
denen das britische Unternehmen<br />
Arksen futuristische Abenteuer<br />
mit klarem Bekenntnis zur<br />
Nachhaltigkeit wahr werden lässt.<br />
Die Arksen 65 als neuester Wurf<br />
besteht zu 70 % aus recyceltem Material.<br />
Allein der Rumpf wird fast<br />
zu 40 % aus wiederverwertetem Alu<br />
gefertigt, für das edle Interieur des<br />
8 5/<strong>2024</strong>
20 m langen Schiffes kamen verschiedene<br />
Natur fasern zum Einsatz.<br />
Der Antriebe gibt es zwei: Alternativ<br />
zur Parallel-Hybrid-Variante mit<br />
optionalem Upgrade für eine Solaranlage<br />
(s. Bild) können auch nur<br />
die zwei 160 PS starken John-<br />
Deere-Dieselmotoren geordert werden.<br />
Dem Einsatz gebiet sind kaum<br />
Grenzen gesetzt: Ob Atlantik- oder<br />
Pazifik-Crossing, polare Annäherungen<br />
oder Erfahrungen auf europäischen<br />
Wasserstraßen – bei neun<br />
Knoten Marschfahrt (12 kn max.)<br />
ist im Umkreis von 3.700 Meilen<br />
fast jedes Abenteuer in spannend<br />
autonomer Reichweite.<br />
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5/<strong>2024</strong> 9
In den Wind gesprochen<br />
Rein das Wasser!<br />
Gerade in der Hochsaison ein allgegenwärtiger Anblick in Häfen und Marinas, aber auch auf Langfahrt ein<br />
leidiges Thema: Trinkwasser, das in tausenden großen und kleinen Plastikflaschen gekauft, zum Liegeplatz<br />
gekarrt und dann im Boot gebunkert werden muss.<br />
ILLUSTRATION: FAMGRAFIS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Dabei gibt es deutlich nachhaltigere<br />
Möglichkeiten, an<br />
Bord frisches Trinkwasser zu<br />
haben. Amerikanische Segler machten<br />
sich bereits vor 35 Jahren Gedanken<br />
zu diesem Thema und die<br />
US-Firma Seagull entwickelte einen<br />
handlichen Wasserfilter, der in der<br />
Lage ist, selbst kleinste Verunreinigungen<br />
aus dem Wassertank herauszufiltern.<br />
Das Ergebnis ist reines<br />
Trinkwasser ohne Geschmacksbeeinträchtigung<br />
durch Chlor oder<br />
ähnliches. Dieses Trink wasser fließt<br />
nach dem Filtern durch einen eigenen<br />
Wasserhahn in der Pantry.<br />
Heute werden leistungsfähige<br />
Wasserfilter von nahezu allen<br />
Yachtausstattern und in vielen Baumärkten<br />
angeboten. Durchgesetzt<br />
hat sich ein transparentes 10-Zoll-<br />
Standardgehäuse, in dem verschiedene<br />
Filtereinsätze verwendet werden<br />
können.<br />
Für das grobe Ausscheiden von<br />
Schwebstoffen werden Filter der<br />
Größe 05 bis 20 Mikron verwendet.<br />
Soll Chlor oder ähnliches zurückgehalten<br />
werden, kommen Monoblock-Filter<br />
im Bereich 0,3 bis 0,5<br />
Mikron zum Einsatz. Diese Filter<br />
sollten bei normaler Benutzung laut<br />
Herstellerangabe alle 6 bis 12 Monate<br />
ausgetauscht werden.<br />
Die Kosten für ein 10-Zoll-Filtergehäuse<br />
betragen um die 50 Euro,<br />
ein Filtereinsatz kostet zwischen<br />
zehn Euro für gröbere<br />
Vorfilter und 50 Euro für einen<br />
Feinfilter. Der Einbau ist<br />
einfach, wenn der Filter im<br />
Kaltwasser strang des Küchenwasserhahns<br />
installiert wird.<br />
Sobald kaltes Wasser aus<br />
dem Hahn fließt, ist<br />
dieses einwandfreies Trinkwasser.<br />
Die Kosten für ein solches Wasserfiltersystem<br />
liegen insgesamt bei<br />
rund 200 Euro. Dieser Aufwand<br />
relativiert sich schnell in Anbetracht<br />
der eingesparten Kosten für<br />
viele Plastikflaschen aus dem Supermarkt.<br />
Der oft mühsame Transport<br />
erübrigt sich ebenso wie das<br />
Recycling an Bord (wo bunkern?)<br />
während der Fahrt. Und die Umwelt<br />
weiß es zu danken.<br />
TESTE UND TANKE<br />
Neben diesem Feinfilter in der Küchenspüle<br />
empfiehlt es sich, das<br />
Süßwasser vom Marina-Steg durch<br />
einen Grobfilter laufen zu lassen.<br />
So wird verhindert, dass Schwebstoffe<br />
oder Sand überhaupt erst in<br />
den Wassertank gelangen können.<br />
Noch ein Tipp, bevor Wasser<br />
vom Steg in den eigenen Wassertank<br />
eingelassen wird: Testen Sie<br />
das Marina-Wasser vorab. Ein<br />
durchsichtiges kleines Gefäß lässt<br />
sehr gut Schwebstoffe erkennen<br />
und eine Geruchs- und Geschmacksprobe<br />
runden den Test<br />
ab, bevor mehrere hundert Liter<br />
Wasser in den Tank gelangen.<br />
Vorfilter im Wasserschlauch und<br />
Feinfilter in der Küche garantieren<br />
weltweit geschmacklich gutes und<br />
gesundheitlich unbedenkliches<br />
Trinkwasser an Bord.<br />
Selbst Charterkunden<br />
können einen „Reisefilter“<br />
mit an Bord der gemieteten<br />
Yacht<br />
FOTO: ESZTER KONDOR<br />
BOBBY SCHENK<br />
ist Weltumsegler,<br />
Navigations-Experte<br />
und Buchautor.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
nehmen. Solche Filteraufsätze für<br />
den Küchenwasserhahn werden von<br />
verschiedenen Firmen angeboten.<br />
An Bord wird das Filtergehäuse anstelle<br />
des eingeschraubten Perlators<br />
eingesetzt. Viele Fahrtensegler nutzen<br />
diese einfache Methode, selbst<br />
einige Werften und Charterfirmen<br />
haben Wasserfilter für sich entdeckt<br />
und eröffnen ihren Kunden diese<br />
umweltfreundliche Methode.<br />
Zusammenfassend ist also zu<br />
sagen, dass sowohl Eigner als auch<br />
Charterer durch einfache Wasserfilter<br />
einen großen Beitrag zu einem<br />
ökologischeren Wassersport leisten<br />
können. Und das ist jetzt wahrlich<br />
nicht in den Wind gesprochen. <br />
Top: feiner Wasser filter<br />
zwischen Pantry und Tank.<br />
Option: aufschraub barer<br />
mobiler Wasserfilter.<br />
Tipp: Vorfilterfilter zwischen<br />
Füllschlauch und Tank.<br />
10 5/<strong>2024</strong><br />
10 5/<strong>2024</strong>
Liebwerke<br />
PANORAMA<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Elektrisch, praktisch,<br />
gut: Avator 110e.<br />
AUSSENBORDER-ZUWACHS. Gleich fünf<br />
neue Außenborder hat Mercury diesen<br />
Sommer im unteren Leistungsbereich<br />
präsentiert. Bei den Viertaktern wurden<br />
die 8 und 9,9 PS starken Motoren mit einem<br />
elektronischen Einspritzsystem ausgestattet,<br />
das für einfaches Starten und<br />
geringeren Verbrauch sorgt. Der 9,9-PS-<br />
Motor ist auch als speziell für Fischer<br />
entwickelte ProKicker-Version erhältlich,<br />
die über einen vierflügeligen Propeller<br />
und eine Kippfunktion verfügt. Zur Palette<br />
der E-Motoren haben sich mit dem<br />
Avator 75e und dem Avator 110e zwei<br />
weitere Außenborder gesellt – damit ist<br />
Mercurys neue E-Reihe auch auf fünf<br />
leistungsstarke Modelle angewachsen.<br />
è www.mercurymarine.com<br />
Doc-App<br />
ONLINE-BORDARZT. Die Versicherungsagentur<br />
Yacht-Pool bietet nun auch einen<br />
telemedizinischen Service auf See an. Über<br />
eine App können Skipper und ihre Gäste<br />
per Videokonferenztechnologie schnell und<br />
einfach medizinische Hilfe von lizenzierten<br />
Ärzten (Allgemeinmedizinern) in ihrer Sprache<br />
erhalten. Zudem können die Mediziner<br />
auch Rezepte ausstellen, die in der Regel<br />
europaweit einzulösen sind. Das Teledoc-<br />
Abonnement ist jeweils für ein Jahr erhältlich,<br />
die dazu notwendige Smartphone-App<br />
„MyTeleDoc“ kann aus dem Apple AppStore,<br />
GooglePlay Store oder der Huawei AppGallery<br />
heruntergeladen werden.<br />
è https://teledoc.yacht-pool.com<br />
Der Doktor kommt via<br />
Smartphone-App.<br />
26.BIOGRAD<br />
BOAT SHOW<br />
23.-27. 10. <strong>2024</strong>.<br />
Marina Kornati<br />
Biograd, Kroatien.<br />
Mitteleuropas<br />
In-wasser Boat Show<br />
www.bbs.com.hr
PANORAMA<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Charter, Handel, Service<br />
ZUWACHS. Der Kroatien-Spezialist<br />
Pitter bietet an seinen Basen neben<br />
Yachtcharter auch Yachthandel<br />
und Yachtservice für private Segelund<br />
Motoryachten an. Neu im Motorboot-Bereich:<br />
Pitter ist jetzt auch<br />
Händler für die Motorboote M6,<br />
M9 und M11 der spanischen Werft<br />
Nuva. Neu ab Herbst: die Dry Dock<br />
Marina in Biograd, ein großes Servicecenter<br />
mit nautischem Shop und<br />
80 Liegeplätzen für Motorboote bis<br />
10 m Länge. Geboten wird Yachtservice<br />
total (Pflege, Wartung, Reparaturen,<br />
Ein- und Umbauten u.v.m.).<br />
„Besonders für Bootsbesitzer aus<br />
dem DACH-Raum ist die neue Trockenmarina<br />
eine ideale Lösung, um<br />
das Boot sicher zu lagern und regelmäßig<br />
warten zu lassen, was die Urlaubsplanung<br />
erleichtert“, sagt GF<br />
Klaus Pitter. Mehr Infos zu Yachtservice<br />
und Dry Dock Marina unter<br />
è www.pitter-croatia.com<br />
Neu im Yachthandel und im<br />
Charter: Nuva-Motorboote.<br />
Neu im Yachtservice:<br />
Dry Dock Marina Biograd.<br />
Sieht, was du nicht siehst<br />
OBJEKTERKENNUNG. Seit seiner<br />
Gründung 2018 hat sich SEA.AI als<br />
Weltmarkführer für automatische<br />
Objekterkennung<br />
auf See<br />
etabliert. Am 13. Juni feierte das Unternehmen<br />
die offizielle Eröffnung<br />
seines neuen Hauptquartiers in der<br />
Tabakfabrik Linz. Ebenfalls im Juni<br />
wurde die neue Version des auch für<br />
Freizeitschiffe gedachten Sentry-Kamerasystems<br />
vorgestellt. Mit thermischen<br />
und optischen Kameras<br />
SEA.AI warnt die Crew vor<br />
schwimmenden Gefahren auf See.<br />
werden Objekte im Wasser erkannt,<br />
die von herkömmlichen Systemen<br />
wie Radar oder AIS nur schwer erfasst<br />
werden können. Die neue Generation<br />
mit robusten Anschlüssen<br />
und besserer Kühlung und soll Installation<br />
und Wartung vereinfachen.<br />
è www.sea.ai<br />
„ Es ist herrlich, im wilden<br />
Sturm auf einem Schiff zu<br />
sein, von dem man weiß,<br />
dass es im Hafen ankommt.“<br />
Blaise Pascal (1623–1662), frz. Naturwissenschafter und<br />
Begründer der Wahrscheinlichkeitsrechnung.<br />
Werner Ober GmbH Werner & Werner Co Ober KG<br />
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Yachtelektronik<br />
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Bunte Freibeuter<br />
SAMMELBAND. Bücher über Piraten gibt es so viele wie<br />
Sand auf der Schatzinsel. Der frisch erschienene Band<br />
Piratenerzählungen hebt sich vor allem durch seine<br />
groß artigen Illustrationen sehenswert von der Masse ab,<br />
darunter viele aus dem 19. Jahrhundert. Inhaltlich<br />
werden die großen Romane „Robinson Crusoe“,<br />
„Die Schatzinsel“ und die<br />
„Die geheimnisvolle Insel“<br />
nacherzählt. Ein fachkundiges<br />
Professoren-Vorwort und ein<br />
Glossar runden das aufwändig<br />
gestaltete Buch (Hardcover,<br />
Halbleinen) ab.<br />
Robert und Jill May & weitere:<br />
Piratenerzählungen. Verlag<br />
Taschen, 392 Seiten, € 30,–.<br />
è www.taschen.com
Ausgezeichnete E-Motoren<br />
NIEDERVOLT. Mit seinen berührungssicheren<br />
Elektromotoren in 48V-Niedervolt-Technologie<br />
heimste Molabo<br />
Auszeichnungen ein. Bei der Electric<br />
& Hybrid Marine Expo Europe in<br />
Amsterdam hat der bayerische E-Motoren-Spezialist<br />
zum zweiten Mal in<br />
Folge den Preis „New Propulsion<br />
Technology of the Year“ gewonnen.<br />
Und vom deutschen E-Boot-Bauer My<br />
Electroboat ist Molabo als „Innovator<br />
of the Year“ ausgezeichnet worden.<br />
Erhältlich sind die E-Antriebe als<br />
Außenborder- (Aries R50) und Innenbordersystem<br />
(Aries i50), beide mit<br />
50 kW Leistung und als Single- oder<br />
Twin-Installation zu haben.<br />
è www.molabo.com<br />
Genug Saft mit<br />
48V: Aries R50.<br />
Segel<br />
für 2025<br />
setzen<br />
FRÜHBUCHERGOODIES.<br />
Trend Travel & Yachting lockt<br />
mit attraktiven Goodies, sich<br />
jetzt schon Gedanken für den<br />
Segeltörn im nächsten Jahr<br />
zu machen. Neben 10 % Frühbucherbonus,<br />
Preisen aus der<br />
Preisliste von <strong>2024</strong>, freier<br />
Wahl der Yacht und gestaffelter<br />
Zahlung (15 % Anzahlung,<br />
35 % im November <strong>2024</strong>, Rest<br />
vier Wochen vor Abfahrt) gibt<br />
es auch die Möglichkeit, die<br />
Buchung bis November <strong>2024</strong><br />
kostenlos zu stornieren.<br />
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Diva am See<br />
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Formen und Vorzüge einer Comitti<br />
Bescheid. Mureny am Wörthersee<br />
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Ocean Woman<br />
Schwimmen oder nicht,<br />
das ist hier die Frage<br />
Kürzlich erst saßen wir mit Seglern zusammen, die in den höchsten Tönen von ihrem Törn in der Ägais<br />
schwärmten. Herrlich das Essen, die Inseln, das Blau des Meeres, die Musik, das Leben der Griechen.<br />
Aber: „Schwimmen gehen wir nicht“.<br />
Gab es Quallen, Algen, Haie?<br />
Das fragte ich irritiert. Nein,<br />
die beiden gingen aus Prinzip<br />
nicht schwimmen. „Thalassophobie?“<br />
googelte ich schnell. Nein,<br />
auch keine Angst vor der Tiefe, sondern<br />
einfach keine Lust. Schwimmen<br />
sei langweilig. „Wir gehen nur<br />
kurz rein zur Abkühlung“.<br />
Aha, schwimmen konnten sie<br />
also. Selbstverständlich, als Segler!<br />
Wobei … James Cook war einer der<br />
berühmtesten Nichtschwimmer unter<br />
den großen Seglern. Seemänner<br />
wurden bevorzugt unfreiwillig rekrutiert<br />
– meist waren sie Landeier,<br />
die keine Ahnung hatten, was sie erwartete.<br />
Und die Alteingesessenen?<br />
Die wussten es natürlich, fanden es<br />
aber klüger, nicht schwimmen zu<br />
können, da es dann schneller vorbei<br />
war! Denn wer sollte einem zur Hilfe<br />
kommen, wenn man von einem<br />
Sturm von Bord gefegt wurde? Motoren<br />
war damals keine Option und<br />
einen Zweimaster mal schnell zum<br />
Mann-über-Bord-Manöver zu wenden,<br />
kein Ansinnen der Kapitäne.<br />
Jeder, der einen Ozean überquert<br />
hat, weiß, wie aussichtslos eine Rettung<br />
ist, wenn Atlantik- oder Pazifikwellen<br />
über einen hereinbrechen.<br />
Ein Pünktchen im Nichts. Heutzutage<br />
– in leuchtendem Ölzeug mit<br />
Blitzlicht und GPS-Sender – steigen<br />
die Chancen wahrscheinlich etwas.<br />
Christoph Kolumbus war laut den<br />
Überlieferungen seines Sohnes ein<br />
sehr guter Schwimmer. Er rettete<br />
sich von einer brennenden Fregatte<br />
und schwamm mehrere Meilen bis<br />
zur Küste. Robinson Crusoe überlebte<br />
einen Schiffbruch, weil er<br />
ALEXANDRA SCHÖLER<br />
ist Weltumseglerin,<br />
Sängerin, Regisseurin,<br />
Buchautorin und seit<br />
2010 Ocean Woman.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
schwimmen konnte. Und wenn ein<br />
berühmter Schriftsteller wie Defoe<br />
darüber schrieb, kann man davon<br />
ausgehen, dass Seemänner sich<br />
nicht immer hilflos hingaben.<br />
Im Pazifik waren die Menschen<br />
berühmt für ihren engen Bezug<br />
zum Wasser. Mit Kanus bewältigten<br />
sie immense Distanzen, schwammen<br />
den Eroberern mit Blumenkränzen<br />
entgegen und surften mit<br />
Vergnügen die Wellen hinab.<br />
DIE NEUGIER ÜBERWIEGT<br />
Ich kann mir nicht vorstellen, auf<br />
einem Segelboot zu sein und nicht<br />
schwimmen zu gehen. Mein „Morgenschwimm“<br />
ist mir heilig. Feuerquallen<br />
können mir’s verderben<br />
und einmal auf Suwarow die Riffhaie,<br />
die fröhlich an unserer Bordleiter<br />
warteten. Oder der sehr unterkühlte<br />
Atlantik an den<br />
Frühsommertagen in der Bay of Islands.<br />
Aber davon mal abgesehen:<br />
Was ist schöner als ins Morgenoder<br />
Abendlicht zu schwimmen?<br />
Oder zu schnorcheln? Ich muss zugeben,<br />
meinen Kopf hab ich ungern<br />
unter Wasser – vielleicht die letzten<br />
Gene meiner wasserscheuen Seglervorfahren.<br />
Die Neugier jedoch<br />
überwiegt, und wer möchte nicht<br />
Nemo antreffen oder mit einem<br />
Kofferfischchen gemeinsam ums<br />
Schiff wandeln? Unheimlich war<br />
damals auf den Guna-Inseln ein<br />
Barrakuda, der mich beim Unterwasserschiffputz<br />
reglos anstarrte.<br />
Mein Skipper taucht auch lieber,<br />
z. B. nach dem Anker oder nach Fischen.<br />
Also eher ein Nutzschwimmer.<br />
Und der Junior-Skipper ist auf<br />
seiner Linie, lernte er doch erst in<br />
der Karibik so nebenbei Schwimmen,<br />
weil er mit Taucherbrille und<br />
Schnorchel die Unterwasserwelten<br />
von Antigua bestaunte.<br />
Meine Lieblingsschwimmer auf<br />
der Weltumsegelung waren ein Ire,<br />
der auf einen Cappuccino zu uns an<br />
Bord geschwommen kam, ein<br />
Mondfisch, der vor der Küste Neuseelands<br />
das Empfangskomitee gab,<br />
zwei Galapagos-Pinguine, die zwischen<br />
den Rümpfen Fangen spielten<br />
und natürlich alle Delfine, die uns<br />
regelmäßig besuchten.<br />
Wunderschön ist es auch, zum<br />
Strand zu schwimmen und von dort<br />
sein Schiff zu bewundern und beglückt<br />
wieder zurückzuschwimmen.<br />
Und jetzt brauch ich noch ein<br />
Ründchen im kühlen Nass. „Pass<br />
auf die Motorboote auf “, ruft mein<br />
Skipper. Und das passt sehr gut zum<br />
Thema dieser Ausgabe, oder? <br />
FOTO: FIONA AYERST/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Gibt es ein<br />
schöneres<br />
Schwimmen als<br />
vom eigenen<br />
Schiff aus?<br />
14 5/<strong>2024</strong>
Stille Kanaren<br />
INSELCHARTER. Die wohl schönste<br />
Möglichkeit, um die Kanaren zu erkunden,<br />
bieten Segeltörns. Die Infrastruktur<br />
in dem ruhigen Ganzjahresrevier ist top:<br />
Das Archipel zählt fast 40 Yachthäfen<br />
und mehrere renommierte Vercharterer,<br />
die auch moderne Zusatzausrüstung wie<br />
Stand-up Paddle Boards vermieten.<br />
Globe Sailor empfiehlt z. B. San Miguel<br />
auf Teneriffa als Ausgangs basis. Auf<br />
dem Weg von der Marina zur Bucht von<br />
Antequera (nur vom Meer aus erreichbar)<br />
kann man mit etwas Glück Wale beobachten.<br />
Es folgt die Steilküste von Los<br />
Gigantes, bevor es weiter nach Las Galletas<br />
oder Los Cristianos geht. Von hier<br />
aus ist die Insel La Gomera ganz nah.<br />
è www.globesailor.de<br />
FOTO: TODAMO/SHUTTERSTOCK.COM<br />
REVIER<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Sailing Kanaren: San Andres, Teneriffa.<br />
Als Eigner um die Welt<br />
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WELTUMSEGELUNG. Neuen Excess-<br />
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von einem Jahr oder sogar länger zu<br />
unternehmen. Die Teilnehmer dieses<br />
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fünf Segelrouten wählen, die einzeln<br />
oder nacheinander gesegelt werden<br />
können. Am Ende der Weltumsegelung<br />
haben die Eigner die Möglichkeit, ihre<br />
Yacht mit der Unterstützung von Dream<br />
Yacht zu verkaufen oder sie in deren<br />
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Al Capones Ru<br />
Panamakanal<br />
Anfang der 1920er-Jahre erwirbt Al Capone die 28 Meter lange Luxusyacht Santander, tauft das acht Jahre alte Schiff<br />
auf den Namen Islamorada und schmuggelt mit ihr Schnaps aus Kuba in die USA. Nach seiner Verurteilung als<br />
Steuer sünder konfisziert die US-Regierung das Schiff, dann rüstet die US-Navy den Mahagoni-Cruiser zum Minenjäger<br />
um. Nach dem Zweiten Weltkrieg tourt der Cruiser zahlungskräftige VIPs durch die Karibik. In den 1960ern<br />
heuert er als schwimmendes Hotel in Panama an. Kurz vor der Verschrottung päppelt ein dortiger Reeder den Oldie<br />
wieder auf. Seitdem schippert er nostalgische Tagesausflügler durch den 82 Kilometer langen Panamakanal.<br />
Text und Fotos GERALD PENZL<br />
Kapitän Alberto kennt die interozeanische<br />
Wasserstraße<br />
wie seine Westen tasche.<br />
Gut gelaunt steht er am<br />
Steuerstand der Islamorada, wechselt<br />
ein paar Worte mit dem Kanallotsen<br />
neben ihm und legt dann den Gashebel<br />
auf „Halbe Fahrt voraus“.<br />
Langsam schiebt sich die alte<br />
Dame aus dem Hafen. Auf der<br />
Steuerbordseite ragen die ultramodernen<br />
Wohntürme von Panama<br />
City auf. Backbords wogt der Pazifik.<br />
Knapp eine Seemeile vor dem Oldie<br />
schält sich die Puente de las Américas<br />
als kühner Brückenschlag zwischen<br />
Nord- und Südamerika aus<br />
dem Morgennebel. 1958 hatten die<br />
US-Amerikaner den Grundstein gelegt,<br />
Anfang Oktober 1962 war die<br />
knapp 1,7 Kilometer lange Auslegerbrücke<br />
fertig. Nur wenige Zündtakte<br />
hinter ihr rückt der Balboa-Hafen<br />
mit seinen Containergebirgen, Kränen<br />
und Megafrachtern ins Bild.<br />
MIT GOLIATH IM LIFT<br />
Das Walkie Talkie des Kanallotsen<br />
schnarrt. Die Miraflores-Schleuse<br />
teilt die Einfahrtszeit in die erste<br />
Schleusenkammer mit. Alberto<br />
nickt, stoppt die Maschine, lässt ein<br />
Containerschiff passieren und war-<br />
16 5/<strong>2024</strong>
FOTO: GALINA SAVINA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Die einstige Schmuggelyacht des Al Capone ist heute – unter der Führung von Kapitän Alberto und seiner Crew – ein Kultschiff fürs<br />
Ocean-Hopping zwischen Pazifik und Atlantik via Panamakanal. Links: die Puente de las Américas, die über den Kanal gespannte<br />
Brücke zwischen Nord- und Südamerika.<br />
m Runner<br />
tet. Die Passagiere der Islamorada stehen<br />
auf dem Vorschiff und harren der<br />
Dinge, die da kommen. Einige holen<br />
sich noch schnell Kaffee, dann schieben<br />
zwei Schlepper den Frachter vor<br />
ihnen vorsichtig in die Schleusenkammer.<br />
Leinen fliegen. Rechts und links<br />
der Schleusenkammer setzen sich drei<br />
elektrisch betriebene, 1.000 PS starke<br />
Treidel-Loks in Bewegung, stoppen,<br />
übernehmen die Leinen, stabi lisieren<br />
den schwimmenden Stahl koloss mit<br />
ihren Powerwinden prä zise in der<br />
Kammermitte.<br />
Jetzt gibt der Kanallotse die Einfahrt<br />
für die Islamorada frei. Alberto platziert<br />
das Schiff unter den anerkennenden<br />
Blicken der Passagiere behutsam<br />
im Heck des Containerriesen. Im Vergleich<br />
zu dem Goliath ist sein Oldie<br />
ein Legolandspielzeug.<br />
Das sieht der Schiffsführer des<br />
ersten Schleppers anders. In weiser<br />
Voraussicht dockt er seinen zweimal<br />
3.175 PS starken Muskelprotz an<br />
der Längsseite der Islamorada an<br />
und sichert sie so gegen eventuelle<br />
Strudel und Drifts. Dann schließen<br />
sich die Schleusentore und 80 Millionen<br />
Liter Wasser liften das ungleiche<br />
Schiffspaar nach oben.<br />
BEFAHRBARES KUNSTWERK<br />
Rund acht Jahre hat sich der französische<br />
Suez-Kanal-Konstrukteur<br />
Ferdinand de Lesseps am Bau des<br />
Canal des deux mers in Panama<br />
versucht. Doch der Isthmus von<br />
Panama ist nicht der Sand des Sinai.<br />
Bis zu sechs Meter Tidenhubunterschiede,<br />
sintflutartiger Starkregen,<br />
Erdrutsche, undurchdringlicher<br />
Dschungel, reißende Flüsse, brüchige<br />
Felsberge und vor allem die noch<br />
unbekannten Gelbfieber- und Malariaerreger<br />
machen dem 73-jährigen<br />
Franzosen einen Strich durch die<br />
Rechnung. 1889 wirft er das Handtuch.<br />
Der Traum von einer schleusenlosen<br />
Alternative zum 15.000 Kilometer<br />
langen Umweg über Kap<br />
Hoorn ist geplatzt.<br />
1902, also zehn Jahre vor dem<br />
Stapellauf der Islamorada, kauft<br />
Theodore Roosevelt den Franzosen<br />
die Bauruine zum Spottpreis von<br />
40 Millionen US-Dollar ab. Seine<br />
5/<strong>2024</strong> 17
Panamakanal<br />
Koloniales in Panama City.<br />
Mit der Treidellok in der Miraflores-Schleuse<br />
nimmt man vom Pazifik aus die erste Hürde.<br />
Auf zur letzten Gatún-Schleuse.<br />
„ Am 15. August 1914 ist das bis dato größte und teuerste Bauwerk<br />
der Menschheitsgeschichte nach 33 Jahren Bauzeit fertig.“<br />
Ingenieure verwerfen die Idee der<br />
schleusenlosen Wasserstraße.<br />
Statt die Sierra de Culebra bis auf<br />
Meereshöhe abzutragen, sprengen<br />
sie mit 27.000 Tonnen Dynamit<br />
(entspricht etwa zwei Hiroshima-<br />
Atombomben) eine 14 Kilometer<br />
lange, auf 26 Metern Höhe gelegene<br />
Fahrrinne in die Sierra, transportieren<br />
rund 76 Millionen Kubikmeter<br />
Gestein (Cheops-Pyramide: 2,58<br />
Millionen Kubikmeter) ab, bauen<br />
Schleusen (Miraflores: 2, Pedro<br />
Miguel: 1, Gatún: 3) und stauen den<br />
Río Chagres mit einem 2.300 Meter<br />
langen Damm zum 425 Quadratkilometer<br />
großen Gátunsee (Bodensee:<br />
536 Quadratkilometer) als Wasserspender<br />
für die Schleusen auf.<br />
Am 15. August 1914 ist das bis dato<br />
größte und teuerste Bauwerk der<br />
Menschheitsgeschichte fertig.<br />
SEELENVERKÄUFER MIT STIL<br />
Punkt 14 Uhr erreicht die Islamorada<br />
den Soberanía Nationalpark. Der<br />
Schiffsweg krümmt sich an Dschungelufern<br />
entlang. Palmen rauschen<br />
im Wind. Vor schroffen Felswänden<br />
schlummern Kaimane in der Sonne.<br />
Im kleinen Regenwaldnest Gamboa,<br />
wenige Schraubendrehungen<br />
hinter der Mündung des Río Chagres<br />
in den Kanal, erinnern schmucke<br />
Kolonialvillen an den (Alp-)<br />
Traum der Franzosen. Es ist heiß.<br />
Das Thermometer oszilliert um die<br />
38 °C-Marke. Mit tiefem Ton aus<br />
dem Schiffshorn läuft Alberto in<br />
den Gatúnsee ein. Eine riesige, von<br />
grün bepelzten Inselchen durchwirkte<br />
Wasserfläche öffnet sich.<br />
Ein 14-stöckiger Kreuzfahrtriese<br />
ist auf Gegenkurs. Alberto grinst.<br />
Um keinen Preis der Welt würde er<br />
seinen musealen Arbeitsplatz mit<br />
der klinisch-sterilen Kommandozentrale<br />
des schwimmenden Wolkenkratzers<br />
tauschen. Das Gleiche<br />
denken sich auch seine Passagiere.<br />
40 Meter über ihren Köpfen schälen<br />
sich ein paar Kreuzfahrtgäste<br />
aus den Liegestühlen und blicken<br />
irritiert in die Tiefe. Was – mögen<br />
sie denken – ist das für ein unkomfortabler,<br />
aus der Zeit gefallener<br />
Seelenverkäufer?<br />
Zwei Stunden später passiert<br />
die Islamorada die letzte der drei<br />
Gatún-Schleusen. Neun Stunden<br />
hat die Rolle rückwärts in die Kinderstube<br />
der Großschifffahrt gedauert,<br />
ein Wimpernschlag im Vergleich<br />
zu den 33 Jahren Bauzeit des<br />
Kanals. Die Passagiere sind begeistert,<br />
verabschieden sich mit viel<br />
Trinkgeld und steigen in die Busse<br />
zurück nach Panama City.<br />
Dass der Oldie einst für Al Capone<br />
Schnaps schmuggelte, im Dienst<br />
der US-Navy Minen aus dem Atlantik<br />
fischte und John Wayne durch<br />
die Karibik schipperte, macht das<br />
Erlebnis so fantastisch, dass es egal<br />
ist, wie oft die Islamorada den Besitzer<br />
wechselte und nach all den Umbauten<br />
auch nicht mehr ganz dem<br />
Original entspricht. <br />
<br />
18 5/<strong>2024</strong>
Holzvillen in Gamboa.<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK/REBECA BOLANOS<br />
Fauna im Soberanía Nationalpark.<br />
Refugium mit Flair auf einer der<br />
vielen Inseln im Gatúnsee.<br />
Barkeeper am Gatúnsee.<br />
Karibisches Meer<br />
79° 30‘ W<br />
Atlantik<br />
COLÓN<br />
ATLANTIK-BRÜCKE<br />
GATÚN-SCHLEUSE<br />
AGUA CLARA-SCHLEUSE<br />
Alajuelasee<br />
Gatúnsee<br />
NATIONALPARK<br />
SOBERANÍA<br />
GAMBOA<br />
Río Chagres<br />
Panama<br />
Oh, wie schön ist Panama<br />
JAHRHUNDERTBRÜCKE<br />
PEDRO-MIGUEL-SCHLEUSE<br />
MIRAFLORES-SCHLEUSE<br />
SCHLEUSEN VON COCOLÍ<br />
BALBOA-HAFEN PANAMA CITY<br />
BRÜCKE DE LAS AMÉRICAS<br />
9° 0‘ N<br />
Golf von Panama<br />
Pazifik<br />
Land & Leute. Panama liegt zwischen Costa Rica und Kolumbien. Das Land ist mit rund 77.000 km 2 etwa so groß wie Österreich ohne das Bundesland<br />
Salzburg, hat rund 4,5 Mio. Einwohner und ist zwischen 42 und 120 km breit. Die Pazifikküstenlinie misst 1.419 km, die Atlantikküstenlinie<br />
788 km. Zu dem mittelamerikanischen Staat gehören mehr als 1.500 Inseln, die meisten sind klein und unbewohnt. 1821 tritt Panama der<br />
Großkolumbianischen Republik bei. 1903 spaltet sich das Land auf Betreiben der USA von Kolumbien ab. Washington handelt mit der neuen, USfreundlichen<br />
Regierung großzügige Kanalbaukonditionen aus, darf in Panama eigene Truppen stationieren und diese im Unruhefall auch einsetzen.<br />
1999 geht der Kanal zu 100 % an Panama. Hauptstadt des Landes ist Panama City. Die heutige 900.000-Einwohner-Stadt ist eine boomende<br />
Melange aus Wolkenkratzern, Nobelbezirken, Yachthäfen, einer spanisch-französischen Bilderbuchaltstadt (Casco Viejo) und Armutsvierteln.<br />
Panama-Kanaltörns. Aktuell ist die Islamorada nur sporadisch/auf Anfrage unterwegs. Im Internet buchbare Alternativen hat Panama<br />
Marine Adventures im Programm (Ganztagestörns 195 US-Dollar, Halbtagestörns 145 US-Dollar). è www.pmatours.net<br />
Individuelle Panama-Reisen bietet u. a. der deutsche Spezialveranstalter Aventoura an. è www.aventoura.de<br />
Reiseführer. Reise Know-How. „Panama“ – Einer der wenigen und obendrein sehr ausführlichen Reisebegleiter über das zentralamerikanische<br />
Land. Reise Know-How Verlag, 11. Auflage, <strong>2024</strong>, 504 S., € 26,90.<br />
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Gente di mare<br />
Lange hielt man den Grund der Ozeane für flach.<br />
Doch in den 1950er-Jahren entdeckte US-Geologin<br />
Marie Tharp ein erdumspannendes Grabenbruch<br />
system. Viele Kollegen glaubten ihr nicht.<br />
Bis sie die erste Karte davon schuf – und damit<br />
auch die Theorie der Plattentektonik bewies.<br />
Marie Tharp, Pionierin der modernen<br />
Ozeanografie, im Jahre 2001 – mit<br />
einem bathymetrischen Globus, der<br />
auf ihren Forschungen beruht.<br />
Die Kartografin<br />
des Meeresbodens<br />
FOTO: LAMONT-DOHERTY EARTH OBSERVATORY AND THE ESTATE OF MARIE THARP<br />
In den ersten 20 Jahren ihrer Karriere<br />
hat Marie Tharp nie einen<br />
Fuß auf ein Forschungsschiff gesetzt.<br />
Zu abergläubisch war man(n).<br />
Während also ihr Kollege Bruce<br />
Heezen die Ozeane befuhr, saß sie<br />
im Lamont Geological Laboratory<br />
an der New Yorker Columbia University,<br />
dem heutigen Lamont-Doherty<br />
Earth Observatory. Ihr Auftrag:<br />
die systematisch gesammelten Sonardaten<br />
aus der Vermessung des<br />
Meeresbodens auszuwerten und in<br />
Karten zu übertragen.<br />
Das lag der 1920 in Ypsilanti, Michigan,<br />
geborenen Marie. Schon als<br />
Kind hatte sie ihrem Vater, der als<br />
Gutachter des US-Landwirtschaftsministeriums<br />
Bodenklassifikationskarten<br />
zeichnete, bei seiner Arbeit<br />
geholfen.<br />
Die Arbeit des Vaters führte die<br />
Familie durchs ganze Land: 46 Mal<br />
zogen die Tharps um. Marie besuchte<br />
über 20 verschiedene Schulen,<br />
bevor sie schließlich ein Englisch-<br />
und Musik-Studium begann.<br />
Ihr Problem nach dem Abschluss:<br />
„Ich konnte nicht tippen, kein Blut<br />
sehen und Kinder nicht ausstehen.<br />
Also konnte ich weder Sekretärin<br />
noch Krankenschwester oder Lehrerin<br />
werden.“<br />
Der Eintritt der USA in den Zweiten<br />
Weltkrieg eröffnete ihr unver-<br />
FOTO: M. SCHMIDT-OTT<br />
DANIELA SCHUSTER<br />
ist freie Journalistin<br />
und schreibt gerne am<br />
und übers Meer.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
hofft die Möglichkeit, ihre Talente<br />
doch noch auszuleben: Nachdem<br />
viele junge Männer eingezogen worden<br />
waren, nahm die Universität<br />
von Michigan Frauen ins Geologie-<br />
Studium auf. Und Marie war unter<br />
den ersten, die es abschlossen.<br />
Der folgende, gut bezahlte Job<br />
in der Ölindustrie befriedigte sie<br />
jedoch nicht, denn bei den spannenden<br />
Bohrungen waren Frauen<br />
nicht zugelassen. So belegte sie aus<br />
Langweile Abendkurse in Mathematik<br />
und landete 1948 schließlich<br />
am Lamont Geo logical Laboratory.<br />
DA BIST DU PLATT<br />
Doch auch dort kämpfte sie mit<br />
Diskriminierung. Nicht nur dufte<br />
sie kein Forschungsschiff betreten.<br />
Ihre frühen Entdeckungen von<br />
Schluchten und Bergen am Meeresgrund<br />
wurden gar als „Girl Talk“<br />
abgetan. Erst als sie und ihr Kollege<br />
Heezen 1957 die erste Karte des Atlantikbodens<br />
veröffentlichten und<br />
die Unterwasserstrukturen – wie<br />
den Mittelozeanischen Rücken –<br />
auch auf einem bathymetrischen<br />
Globus sichtbar machten, konnte<br />
die (Wissenschafts-)Welt die Augen<br />
nicht mehr verschließen.<br />
Mit ihrer Forschung leisteten die<br />
beiden einen entscheidenden Beitrag,<br />
Alfred Wegeners Plattentektonik-Theorie<br />
zu beweisen, die besagt,<br />
dass sich die Kontinente über die<br />
Zeit bewegen. Die Entdeckung revolutionierte<br />
die Sicht darauf, wie<br />
fast alles auf dem Planeten funktioniert,<br />
und trug wesentlich zum Verständnis<br />
des Meeresbodens bei.<br />
Heute zählt Marie Tharp, die am<br />
23. August 2006 verstarb, in Wissenschaftskreisen<br />
zu den größten<br />
Kartografen des 20. Jahrhunderts.<br />
Das Geomar Helmholtz-Zentrum<br />
für Ozeanforschung in Kiel hat ihr<br />
zu Ehren die Marie Tharp Lecture<br />
ins Leben gerufen, zu der erfolgreiche<br />
Meereswissenschaftlerinnen als<br />
Role Models für den Nachwuchs<br />
eingeladen werden. Ein Mondkrater<br />
wurde ebenfalls nach Marie benannt.<br />
Und am 21. November 2022<br />
widmete man der Forscherin gar<br />
ein Google-Doodle.<br />
Laien ist Marie Tharp jedoch<br />
weitgehend unbekannt. Dabei würde<br />
ihr eigentlich ein Platz im Geografie-Unterricht<br />
gebühren. Immerhin:<br />
Es gibt ein wunderschön<br />
illustriertes Kinderbuch ... <br />
BUCHTIPP. Jess Keating &<br />
Katie Hickey (Illustration):<br />
„Ocean speaks: How Marie<br />
Tharp revealed the ocean‘s<br />
biggest secret.“<br />
Tundra Books, 2020.<br />
€ 18,99.<br />
20 5/<strong>2024</strong>
Must have?<br />
Redaktions-<br />
Test<br />
Sei’s Rum<br />
Die Tradition des Manöverschlucks stammt von der Royal Navy – aus einer Zeit, zu der die tägliche Ration<br />
Rum noch selbstverständlich war. Das darf man bei der Wahl der Spirituose noch heute geprost beherzigen.<br />
Text TAHSIN ÖZEN | Foto ESZTER KONDOR<br />
Angesteuerte Boje per Lasso<br />
gefangen, Festmacher durch<br />
den Eisenring darunter gefädelt,<br />
Klampenschlag – fertig ist das<br />
letzte Manöver des Tages. Rundumblick:<br />
Abstände und Tiefen passen,<br />
das türkisfarbene Wasser und der<br />
Sandstrand mit Palmen in der Uvala<br />
Stončica lassen Karibik-Feeling<br />
aufkommen.<br />
Ein schöner Moment für den<br />
Manöverschluck. Dafür haben wir<br />
gleich zwei Flaschen „JJs Manöverschluck“<br />
an Bord: „Jamaika“ in<br />
knalligem Orange und „Panama &<br />
Antigua“ in Neongrün. Der Rum<br />
darin ist karibisch, geschmacklich<br />
veredelt in Hamburg.<br />
BADEHOSE ODER ÖLZEUG?<br />
„Verfeinert mit Butterscotch und<br />
sonnengereiften Mandarinen“,<br />
spricht Jamaika. „Veredelt mit<br />
Bourbon-Vanille und einer Prise<br />
Meersalz“, kontern Panama &<br />
Antigua. „Beide so leicht und<br />
er frischend“, sagt die Crew.<br />
Meine Kostnotizen: Jamaika erinnert<br />
an die rumgefüllten Schokokügelchen,<br />
die ich schon als Kind<br />
aus Mamas Küchenlade stibitzt<br />
habe. Perfekt auf Eis und in Badehose<br />
oder Bikini. Bei Panama &<br />
Antigua hingegen klingelt es weihnachtlich,<br />
vanillig-weiche Rumkugeln<br />
wärmen das Gemüt. Passt<br />
doch gut zum Ölzeug?<br />
Zu einer Nachverkostung<br />
kommt es leider<br />
nimmer. Beim Checkout<br />
erst sehe ich den<br />
orangen Flaschenhals<br />
aus der Tasche meines<br />
Co-Skippers ragen –<br />
und den Kork auf Grün<br />
aus dem Rucksack der<br />
Fotografin. Sei’s Rum! <br />
Manöverschluck<br />
Die Schiffsladung. JJs Manöverschluck gibt es aktuell in sechs Ausführungen mit Rum,<br />
Bourbon, Whiskey und vielerlei Ingredienzen. Für die Qualität sprechen die international<br />
gewonnenen Goldmedaillen, derzeit ebenfalls sechs an der Zahl.<br />
Die Crew. Gegründet von den beiden Skippern David und Jens, steht JJs Manöverschluck<br />
für edle Spirituosen von Seglern für Segler. Caitlin als Dritte im Boot zeichnet für das<br />
Business Development & Sales verantwortlich. Mehr Infos und Online-Shop:<br />
è www.jjmanoeverschluck.at<br />
5/<strong>2024</strong> 21
Extremsegeln<br />
Ab in den<br />
Norden<br />
Seit meiner Kindheit, in der ich mit dem Opti meine Runden<br />
gedreht habe, träume ich von Abenteuern in der weiten Welt.<br />
Jahrzehnte später bin ich zu meiner ersten großen Expedition<br />
aufgebrochen.<br />
Text und Fotos BERNHARD R. FISCHER<br />
Anfang 2021 war es soweit.<br />
Obwohl ich zu diesem<br />
Zeitpunkt noch nicht genau<br />
wusste, wann und<br />
wohin ich aufbrechen würde, habe<br />
ich doch gespürt, dass die Zeit reif<br />
war, und habe mir um mein Erspartes<br />
ein Boot gekauft.<br />
Mittelmeer, Karibik und die Barfußroute<br />
waren nicht spannend genug,<br />
das Golden Globe Race hingegen<br />
schon. Eine Herausforderung<br />
musste es jedenfalls sein, keine einfache<br />
Reise oder Auszeit. Expeditionen<br />
sind das, woraus Legenden<br />
entstehen. Doch bevor ich mich in<br />
den „Southern Ocean“ begab –dort<br />
lagen einige meiner erstrebenswerten<br />
Ziele –, galt es herauszufinden,<br />
was es dafür braucht. Der Arktische<br />
Ozean und auch der Nordatlantik<br />
konnten durchaus sehr giftig<br />
sein. Und es lockten sehr fordernde<br />
Abenteuer – wie beispiels weise die<br />
Nordostpassage.<br />
Aber das wäre zum Einstieg eindeutig<br />
eine Nummer zu groß gewesen.<br />
Schließlich fasste ich zwei quasi<br />
heimatliche Ziele ins Auge: Jan<br />
Mayen und das Kap Fligely. Die<br />
Insel Jan Mayen im Arktischen<br />
Ozean ist Heimat der ehemaligen<br />
österreichisch-ungarischen Forschungs<br />
station (1883); das nach<br />
dem österreichischen Kartografen<br />
August von Fligely benannte Kap,<br />
das erstmals 1874 im Zuge der<br />
Payer-Weyprecht-Expedition erreicht<br />
wurde, befindet sich auf der<br />
Rudolf-Insel und gehört geografisch<br />
zu Franz-Josef-Land. Beide<br />
haben also auch einen Platz in der<br />
Seefahrtsgeschichte Österreichs.<br />
Dafür galt es, meine Mizzi, eine<br />
Belliure Endurance 35 (ein traditioneller<br />
Langkieler, zugelassene<br />
Klasse fürs Golden Globe Race),<br />
entsprechend auszurüsten. Natürlich<br />
waren es viele Details. Aber<br />
sehr kurz zusammengefasst habe<br />
ich die gesamte Bootselektronik<br />
erneuert, modernste Technik inklusive<br />
Bordcomputer und Navigationssystem<br />
eingebaut, drei neue<br />
unverwüst bare Segel und eine<br />
Windsteuer anlage angeschafft.<br />
Der Plan hatte auch klare Formen<br />
angenommen: einmal zum<br />
Packeis bei Svalbard/Spitzbergen<br />
oder zum Franz-Josef-Land und<br />
zurück; mit einem Zwischenstopp<br />
auf Jan Mayen. Also habe ich das<br />
Boot mit Lebensmitteln und allem<br />
Nötigen für mehrere Monate vollgestopft<br />
und bin Anfang Mai 2023<br />
von meinem Heimathafen Malinska<br />
auf der kroatischen Insel Krk in<br />
See gestochen.<br />
BERNHARD R. FISCHER hat auf dem familieneigenen<br />
FD das Segeln gelernt, ist Inhaber des FB4-<br />
Patents (weltweite Fahrt) und war die vergangenen<br />
20 Jahre intensiv in der Seefahrtausbildung<br />
in Theorie und Praxis tätig. Auf seiner Homepage<br />
führt er einen eigenen Blog, als Experte für Bordtechnik<br />
und Seemannschaft gibt er regelmäßig<br />
auch wertvolle Tipps weiter – zahlreiche Podcasts<br />
sind online verfügbar.<br />
è www.freeskippers.at<br />
SO WEIT IST MALAGA<br />
Obwohl als Solofahrt geplant,<br />
haben mich auf der ersten Etappe<br />
zwei Gäste begleitet. Beide wollten<br />
selbst einmal auf große Fahrt gehen<br />
und nutzten die Gelegenheit,<br />
um bei mir Blauwasser-Luft zu<br />
schnuppern. Das war mir nicht<br />
ganz unrecht, denn auch das Mit-<br />
22 5/<strong>2024</strong>
ÍSAFJÖRÐUR<br />
HESTEYRI<br />
Island<br />
REYKJAVÍK<br />
VESTMANNAEYJAR<br />
telmeer kann schwierig sein. Bei<br />
Bora sind wir gestartet, doch ab<br />
der südlichen Adria haben uns<br />
Flaute und schwache Winde tagelang<br />
geplagt und dem Bordklima<br />
schwer zugesetzt. Dann haben aber<br />
die Aeolischen Inseln ihrem Namensgeber<br />
alle Ehre gemacht, und<br />
so hat uns der Wind flott bis Sardinien<br />
getragen.<br />
Ab hier ging es alleine weiter.<br />
Zwar musste ich noch eine ganze<br />
Woche warten – heftiger Mistral,<br />
dann Flaute –, aber dann war es soweit.<br />
Ein Tief draußen am Atlantik<br />
brachte mir Südostwinde, also<br />
nichts wie los.<br />
Ich war gut vorbereitet; mental,<br />
körperlich und technisch. Rasch<br />
hatte ich mich in einen Rhythmus<br />
eingefunden. Kurs auf Südspanien.<br />
Zwischendurch gab es einmal einen<br />
halben Tag Flaute, danach wieder<br />
ordentlich Wind, einen Frontdurchgang<br />
und Gewitter. Zügig<br />
Richtung Südwesten passierte ich<br />
die Länge des Kap Gata – nur noch<br />
140 Meilen bis Malaga!<br />
Doch Aeolos arbeitete gegen<br />
mich und schickte mir einen<br />
Poniente. So folgten drei Tage<br />
zermürbendes Kreuzen, bis<br />
ich in Benalmadena südlich Portugal<br />
von Malaga gelandet bin.<br />
BARBATE<br />
GIBRALTAR<br />
FASTNET ROCK<br />
Atlantik<br />
Irland<br />
Spanien<br />
MÁLAGA<br />
BENAL-<br />
MÁDENA<br />
Äußere<br />
Hebriden<br />
KAP GATA<br />
Schottland<br />
Großbritannien<br />
Frankreich<br />
Krk<br />
MALINSKA<br />
Italien<br />
Mittelmeer<br />
Sardinien<br />
5/<strong>2024</strong> 23<br />
Sizilien
Extremsegeln<br />
KEINE ZEIT FÜR SPITZBERGEN<br />
Der Zwischenstopp war geplant, da<br />
ich auf der nächsten Etappe einen<br />
Freund mitnehmen wollte. Er war<br />
mir sehr willkommen, denn hinter<br />
Gibraltar liegt (mir sehr im Magen)<br />
das berüchtigte Orca-Gebiet. Zudem<br />
hatte sich auf der letzten Passage<br />
gezeigt, dass die Bullaugen<br />
undicht und die Servicebatterien<br />
altersschwach waren. Wir behoben<br />
diese Mängel und sind im Atlantik<br />
der offiziellen Empfehlung gefolgt,<br />
bis Barbate im Flachwasser zu fahren.<br />
Normalerweise freut man sich<br />
über Walsichtungen, aber das hier<br />
ist eine andere Nummer. Ich war<br />
unglaublich angespannt und habe<br />
förmlich darum gebetet, keine Orcas<br />
zu sehen. Ohne Kontakt, aber<br />
mit ein paar mühsamen, windarmen<br />
Tagen sind wir nach rund<br />
zwei Wochen (1.750 Meilen) und<br />
einer Ehrenumrundung des Fastnet<br />
Rock in Kinsale im Süden Irlands<br />
angekommen.<br />
Ab hier sollte es nach einem kurzem<br />
Daheimbesuch bei meinen<br />
Kindern weitergehen, so zumindest<br />
der Plan. Ein wichtiges Paket (auf<br />
dessen Lieferung ich letztlich zwei<br />
Wochen warten musste) und dann<br />
auch noch die Starterbatterie, die<br />
den Geist aufgegeben hatte, verschoben<br />
die Weiterfahrt bis zum<br />
19. Juli. Ein ganzer Monat war verloren,<br />
die Arktis stand somit auf<br />
wackeligen Beinen.<br />
Das Wetter hier in Irland ist ein<br />
tägliches Wechselbad zwischen<br />
Sonnenschein und Regen, und genauso<br />
war jetzt auch meine Stimmung.<br />
Während ich der schroffen,<br />
nebelverhangenen, wilden Atlantikküste<br />
Irlands mit Respektabstand<br />
nach Norden folgte, entschied<br />
ich, nach Island zu segeln.<br />
Es war einfach zu spät. Bis ins weiter<br />
nördliche Svalbard wären es<br />
Vor Anker in den Westfjorden.<br />
Im Hafen von Ísafjörður.<br />
Fastnet Rock mit Leuchtturm in Kinsale.<br />
Links: Das Vestmannaeyjar-Festival ist das größte Nationalfest in Island. Rechts: Ebenfalls zahlreich auf<br />
den Westmännerinseln zu beobachten: Bis zu 700.000 (auf dem Meer lebende) Papageitaucher, die jedes<br />
Jahr über die Sommermonate hier nisten.<br />
noch 1.800 Meilen gewesen, bis Island<br />
nur 1.000 – also überschaubar.<br />
ENDLICH WALE<br />
Obwohl Schottland weder auf dem<br />
Plan noch auf dem Weg war, habe<br />
ich trotzdem einen kurzen Zwischenstopp<br />
auf den Äußeren Hebriden<br />
eingelegt, um einen gleichgesinnten,<br />
norwegischen Extremsegler<br />
– Erik Aanderaa, der zufälligerweise<br />
auch gerade da war – zu treffen.<br />
Leider hat es wetterbedingt<br />
nicht geklappt, jedoch auf UKW<br />
konnten wir uns ausgiebig unterhalten,<br />
während ich meinen Kurs<br />
schon auf Island gesetzt hatte.<br />
Die nächsten fünf Tage waren<br />
Nordatlantiksegeln pur: Halbwind<br />
bis Amwind zwischen vier und<br />
acht Windstärken. Am 3. August<br />
schließlich schälten sich langsam<br />
die mächtigen Gletscher im Süden<br />
Islands aus dem Dunst am Horizont.<br />
Was für ein Anblick! Was für<br />
ein persönlicher Erfolg für mich!<br />
FOTO: COREY MACRI/SHUTTERSTOCK.COM<br />
FOTO: OLEG TROINO/SHUTTERSTOCK.COM<br />
„ Der Zwischenstopp war geplant, da ich auf der nächsten Etappe einen<br />
Freund mitnehmen wollte. Er war mir sehr willkommen, denn hinter<br />
Gibraltar liegt (mir sehr im Magen) das berüchtigte Orca-Gebiet.“<br />
24 5/<strong>2024</strong>
Einen Tag später legte ich nach<br />
zwei Wochen (1.400 Meilen) in<br />
Vestmannaeyjar an. Ein perfekter<br />
Zeitpunkt, denn genau an diesem<br />
Wochenende wurde hier das isländische<br />
Nationalfestival – das größte<br />
Fest des Landes – gefeiert.<br />
Ab Reykjavík habe ich ein befreundetes<br />
Paar für ein paar Tage<br />
bis Ísafjörður mit ins Boot geholt.<br />
Es gab zwei schöne Zwischenstopps<br />
mit ausgedehnten Wanderungen in<br />
der atemberaubend schönen Naturkulisse<br />
Islands.<br />
Danach segelte ich alleine noch<br />
ein klein-feines Stück weiter nach<br />
Norden, bis Hesteyri in den Westfjorden.<br />
Hier – wie später auch andernorts<br />
in Island – habe ich endlich<br />
Wale gesichtet.<br />
ENTSCHEIDUNG IN ISLAND<br />
Der August war fortgeschritten, die<br />
Morgentemperaturen in Ísafjörður<br />
lagen bei 5 ° C, und die Isländer begannen<br />
ihre Boote einzuwintern.<br />
Die ersten Herbststürme standen<br />
somit vor der Tür und mich quälte<br />
die Entscheidung, wie es mit meiner<br />
Expedition weitergehen sollte.<br />
Ich zog in Betracht, das Boot<br />
hierzulassen, um nächstes Jahr in<br />
die Arktis aufzubrechen. Die vergangenen<br />
5.600 Meilen hatten aber<br />
einige Mängel aufgezeigt. Alle hier<br />
zu beheben, war organisatorisch<br />
kompliziert und vermutlich teuer –<br />
also war es letztlich doch besser,<br />
zurückzufahren.<br />
Der Abenteurer und Eroberer<br />
in mir verlangte jedoch, Island zu<br />
umrunden – allein schon um zumindest<br />
den Polarkreis zu erreichen.<br />
Das hätte aber bedeutet, dass<br />
ich noch eine Woche in Ísafjörður<br />
ausharren hätte müssen, denn es<br />
waren für die kommenden Tage<br />
deutliche Ostwinde im Norden Islands<br />
vorhergesagt.<br />
Auf langen Distanzen macht es<br />
wenig Sinn, mit einem Langkieler<br />
auf der Kreuz gegen den Wind zu<br />
fahren. Und im Osten hätte ich einen<br />
ungünstigeren Startpunkt, um<br />
wieder nach Süden, Richtung Gib-<br />
Keine Menschenseele weit und breit – so wandert<br />
man in prächtiger Naturkulisse in Irland.<br />
raltar, zu kommen. Also nahm ich<br />
den gleichen Weg zurück, legte einen<br />
Tankstopp in Vestmannaeyjar<br />
ein und segelte dann nach Süden.<br />
Ich wollte direkt bis Gibraltar, habe<br />
aber ein günstiges Wetterfenster<br />
verpasst, weshalb ich nach zwölf<br />
Tagen (1.300 Meilen) und einer<br />
Frontdurchquerung erneut in<br />
Kinsale pausieren musste.<br />
Danach ging es in stürmischen<br />
zwölf Tagen (1.700 Meilen) und<br />
nach einer weiteren Front flott bis<br />
Barbate weiter – rein ins heiße und<br />
überfüllte Mittelmeer, wo mich auf<br />
einer Etappe noch meine große<br />
Tochter begleitete.<br />
REIFEPRÜFUNG AUF SEE<br />
Nach 11.000 Seemeilen konnte ich<br />
am 30. Oktober mein Boot wieder<br />
in meinem Heimathafen Malinska<br />
festmachen. In fünf Etappen bin<br />
ich jeweils nach Island und zurück<br />
gesegelt. Es war eine anspruchsvolle<br />
Expedition und über die größte<br />
Strecke ein Soloabenteuer.<br />
Und obwohl ich eher zu den erfahreneren<br />
Seglern Österreichs<br />
zähle, habe ich wieder viel gelernt:<br />
über das Boot, das Meer, das Wetter,<br />
und mich selbst.<br />
Nun werde ich mein Boot erneut<br />
entsprechend adaptieren und mich<br />
vorbereiten. Denn Jan Mayen und<br />
Kap Fligely blinken jetzt größer auf<br />
meinem Radar auf denn je. <br />
Einhand von Kroatien bis nach Island<br />
Unter Segeln kurz vor Irland.<br />
Der Expeditionsbericht in voller Länge wird demnächst auf Fischers YouTube-Channel zur<br />
Ver fügung stehen unter è www.youtube.com/@bhsailor<br />
Auch Vorträge, Podcasts und ein Buch sind geplant. Sowohl auf YouTube als auch auf<br />
Instagram (@bernhardsailor) werden laufend Reels und Storys veröffentlicht.<br />
5/<strong>2024</strong> 25
Meerwert<br />
Friedliches Meer<br />
Mein Lieblingsverein? Die mirno more Friedensflotte, die <strong>2024</strong> ihren Dreißiger feiert.<br />
Ich war in meiner Segelkarriere<br />
gerade soweit, dass ich mich fit<br />
für unerfahrene Crews fühlte.<br />
Gleichzeitig war ich voll im Segelfieber<br />
und wollte unbedingt meine<br />
Leidenschaft für das Segeln teilen.<br />
Da traf ich Esther in einem FB2-<br />
Theorie-Kurs, den sie als Teilnehmerin<br />
und ich als Vortragender besuchte.<br />
Immer wieder berichtete sie<br />
von den schönen Erfahrungen, die<br />
sie bei der Friedensflotte mirno<br />
more („Friedliches Meer“) gemacht<br />
hatte. Dies brachte mich auf den<br />
Gedanken, meine Leidenschaft<br />
mit etwas Gutem zu verbinden.<br />
So nahm ich Kontakt zur mirno<br />
more Friedensflotte auf.<br />
Die Friedensflotte feiert heuer<br />
ein fantastisches Jubiläum: Seit<br />
30 Jahren werden Kinder und Jugendliche<br />
aus ihrem (oft traurigen)<br />
Alltag geholt und für eine Woche<br />
zum Segeln, Beisammensein, Spielen,<br />
Feiern, Lernen und Spaßhaben<br />
eingeladen. Kostenlos.<br />
Eine Woche, die für Integration,<br />
Inklusion, Solidarität und Weltoffenheit<br />
steht und den in vielerlei<br />
Hinsicht benachteiligten Kindern<br />
Sozialkompetenz, Teamfähigkeit<br />
und friedliche Konfliktlösung vorzeigt<br />
und vorlebt.<br />
Noch heute überkommen mich<br />
Freudentränen, wenn ich an das<br />
Leuchten in den Augen der Kinder<br />
zurückdenke, als wir bei der 25.<br />
Friedensflotte die abschließende<br />
Formationsetappe gefahren sind.<br />
Über 100 Schiffe in einem Zug –<br />
so ein schönes Projekt! 100 Schiffe<br />
mit ca. 300 freiwilligen Betreuern<br />
und Skippern und mit rund 700<br />
Kindern und Jugendlichen erlebten<br />
gemeinsam eine für alle sehr lehrreiche,<br />
intensive und schöne Zeit.<br />
IM HERZEN NICHT ALLEIN<br />
Als ich im Frühjahr 2022 gerade<br />
mit Volldampf auf dem Weg zum<br />
Start des Golden Globe Race unterwegs<br />
war, war – wie so oft – das<br />
Geld rar. Ich überlegte, welchen<br />
wichtigen Beitrag ich noch leisten<br />
könnte – ohne weitere Kosten. Da<br />
kam mir der Gedanke, der ganzen<br />
Unternehmung etwas Schönes aufzusetzen<br />
und die mirno more Friedensflotte<br />
mit mir um die Welt zu<br />
tragen.<br />
Jedenfalls würde ich oft schöne<br />
Gedanken an die vielen glücklichen<br />
Menschen in der Flotte haben.<br />
Und im besten Fall würde der<br />
Verein mirno more einen positiven<br />
Effekt durch die Medienpräsenz<br />
erzielen.<br />
Während des Golden Globe<br />
Race durften wir nur Funkgeräte<br />
zur Kommunikation verwenden.<br />
Weil mir mirno more aber so am<br />
Herzen liegt, habe ich um eine<br />
Sondererlaubnis bei der Rennleitung<br />
angesucht. Ich wollte das Satellitentelefon<br />
benutzen, um beim<br />
Abschlussfest der Friedensflotte<br />
mirno more live auf der Bühne<br />
anrufen zu können.<br />
Vor dieser Bühne hatte sich die<br />
gesamte Flotte versammelt, also<br />
fast 1.000 Kinder, Jugendliche und<br />
Erwachsene. Ich hatte einen kurzen<br />
MICHAEL GUGGENBERGER<br />
ist Skipper und Ausbildner.<br />
In der kroatischen<br />
Adria bietet er spezielle<br />
Segeltrainings an.<br />
www.captaingugg.com<br />
30 Jahre mirno more<br />
Plausch mit Andreas Bauer, Vorstandsvorsitzender<br />
des Vereins.<br />
Als ich am Ende des Gesprächs<br />
noch meine herzlichen Glückwünsche<br />
aussprach, durfte ich<br />
hören, wie mir diese Menschen<br />
begeistert zuriefen und jubelten.<br />
Wieder so ein Moment der<br />
tiefsten Rührung und der Freudentränen<br />
– niemals werde ich<br />
diese Begeisterung vergessen.<br />
Die Klang kulisse, die Energie,<br />
die mir da durchs Telefon zugestrahlt<br />
wurde, kam mir während<br />
meiner Weltumsegelung immer<br />
wieder erfreulich in den Sinn. So<br />
kann ich versichern, dass ich zwar<br />
physisch alleine, im Herzen aber<br />
doch mit ganz vielen Freunden<br />
um die Welt gesegelt bin. <br />
Friedensflotte. Was 1994 mit Gründer Christian Winkler (siehe auch Seite 58), einer<br />
Handvoll Freiwilliger und drei Schiffen begann, ist heute das weltweit größte Segelprojekt<br />
für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Jährlich setzen hunderte Menschen in<br />
einer Flotte aus rund 100 Schiffen in Kroatien ein Zeichen für Frieden und Toleranz. Dieses<br />
Jahr zum 30. Mal, von 14. bis 21. September. mirno more ist als gemeinnütziger Verein auf<br />
Spenden angewiesen, diese sind steuerlich absetzbar. è www.mirnomore.org<br />
„ Alles Gute zum Dreißiger! mirno more wünsche ich noch ganz viele<br />
so erfolgreiche Flottenwochen – hoffentlich viele mit mir im Team.“
FOTO: FELIX KÄSTLE<br />
Herbstmessen/Friedrichshafen<br />
Interboot<br />
Komprimiert auf fünf Tage, erweitert um eine neue Halle, kombiniert mit der Tauch- und<br />
Reisemesse InterDive: Die traditionsreiche Wassersportmesse in Friedrichshafen bringt in<br />
ihrer 63. Auflage viel frischen Wind sowie jede Menge Action an und auf den Bodensee.<br />
Viel Engagement wird natürlich<br />
belohnt, so konnten<br />
namhafte Aussteller aus dem<br />
Segel- und Motorboot-Bereich wie<br />
z. B. Hanse und Beneteau wieder<br />
ins Boot geholt werden. Die Messebesucher<br />
erwartet in diesem Jahr<br />
aber noch viel mehr: „Es wird eine<br />
neue Halle rund ums Thema Zugfahrzeuge<br />
und Caravaning geben,<br />
die Bereiche Charter und Tourismus<br />
werden gestärkt und der Hafen<br />
wird umfangreicher bespielt“,<br />
so Projektleiter Felix Klarmann.<br />
Ein neues Ticketkonzept eröffnet<br />
den Gästen zudem auch den Zugang<br />
zur parallel stattfindenden<br />
Tauch- und Reisemesse InterDive.<br />
In acht Hallen, auf dem Freigelände<br />
und dem Messe-See sowie<br />
im Interboot-Hafen dreht sich wie<br />
gewohnt alles um die Trends und<br />
Neuheiten der Wassersportbranche:<br />
Testfahrten mit Yachten sowie<br />
großen und kleinen Wassersportfahrzeugen,<br />
Hafenmanöver- und<br />
Trailertraining, „Skimboarding“<br />
als neuer Trend, Vorträge wie z. B.<br />
ein Search-and-Rescue-Seminar<br />
u. v. m. stehen auf dem Programm.<br />
EINTAUCHEN<br />
Die InterDive öffnet einen Tag<br />
nach der Interboot ihre Pforten<br />
und ist eine der führenden Messen<br />
für Tauchen, Schnorcheln<br />
und Tauchreisen. Mit einem<br />
Ticket für beide Events lohnt<br />
sich der Besuch der Interboot<br />
heuer also doppelt. <br />
<br />
Interboot <strong>2024</strong><br />
25. bis 29. September <strong>2024</strong>, Messe Friedrichshafen. Geöffnet Montag bis Donnerstag von<br />
10 bis 18 Uhr (Interboard in Halle 5 bis 19 Uhr). Die InterDive beginnt am 26. September.<br />
Das gemeinsame Tagesticket kostet online 14 Euro und an den Kassen 18 Euro.<br />
è www.interboot.de<br />
Große Auswahl, Summer Sale<br />
Auch die Sea Ray SPX-Range wird<br />
auf der Interboot zu sehen sein.<br />
ALLE DA. Top-News von TopYacht:<br />
„Sea Ray wird die komplette europäische<br />
Produktpalette auf der Interboot<br />
präsentieren“, weiß Geschäftsführer<br />
Bernhard Prillinger zu berichten.<br />
Aktuell läuft bei der bekannten Motorbootmarke<br />
ein Summer Sale mit besonders<br />
attraktiven Angeboten.<br />
Centurion und Supreme (leistungsstarke<br />
Sportboote auch für Wasserski,<br />
Wakeboard etc.) werden ebenfalls auf<br />
der Interboot zu sehen sein. „Cranchi<br />
wird voraussichtlich wieder ausstellen“,<br />
so Prillinger. Fix dabei mit neuen Modellen<br />
ist Cranchi in Cannes (s. S. 35).<br />
è www.topyacht.eu<br />
5/<strong>2024</strong> 27
Die erste Weltumsegelung, Teil 2<br />
Im Westen<br />
viel Neues<br />
Was bisher geschah: Der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan soll im Auftrag der spanischen<br />
Krone eine Westroute zu den Gewürzinseln finden. Die Flotte von fünf Schiffen sticht im September<br />
1519 von Sevilla aus in See und überquert den Atlantik. Doch die Suche nach einer Meerenge, die in<br />
den Pazifik führen soll, ist zunächst erfolglos. Die Schiffe müssen für Monate an der Küste Patagoniens<br />
überwintern, und Magellan muss eine Meuterei niederschlagen.<br />
Text WOLFGANG HAUSNER<br />
Die vergebliche Suche<br />
nach „El Paso“, also einer<br />
Durchfahrt in den Pazifik,<br />
die von den spanischen<br />
Kapitänen angezettelte Meuterei,<br />
der Winter in der trostlosen Bucht<br />
von San Julián – es war, als würde<br />
eine große Portion Pech an Magellans<br />
Seestiefeln kleben. Und es<br />
schien, als würde er es nicht abstreifen<br />
können.<br />
Bald nachdem die Meuterei<br />
niedergeschlagen war, wurde die<br />
Karavelle Santiago zu Erkundungen<br />
entlang der südlichen Küste geschickt,<br />
wo sie bei einem heftigen<br />
Sturm in der Mündung des Río<br />
Santa Cruz Schiffbruch erlitt.<br />
Immerhin konnte sich die Besatzung<br />
bis auf einen Mann an Land<br />
retten und schickte zwei Matrosen<br />
zurück ins Winterquartier nach San<br />
Julián, was fast zwei Wochen dauern<br />
sollte. Den anderen Schiffbrüchigen<br />
gelang der mühsame Rückmarsch<br />
erst viele Wochen später.<br />
DIE MAGELLANSTRASSE<br />
Nach schließlich fünf Monaten<br />
erzwungener Winterpause in San<br />
Julián lichtete die Flotte am 24. August<br />
1520 die Anker und nahm die<br />
Suche nach El Paso Richtung Süden<br />
wieder auf.<br />
Die Mannschaft war schon zusehends<br />
entmutigt, aber Magellan<br />
sagte den Offizieren, dass er die Passage<br />
auf einer Seekarte des Königs<br />
von Portugal gesehen hätte, die vom<br />
großen Lotsen und Seemann Mar-<br />
Die Magellanstraße ist die wichtigste natürliche Passage zwischen<br />
dem Atlantik und dem Pazifik. Geografische Lage: 53 ° S, 71 ° W.
123°53‘ O<br />
Samar 16. März 1521<br />
Pazifischer<br />
Ozean<br />
San Pablo Island (Vostok oder Flint)<br />
4. Februar 1521<br />
Sharks’ Islands (Puka-Puka)<br />
21. Jänner 1521<br />
><br />
Atlantischer<br />
Ozean<br />
19. November 1519<br />
Kapverden<br />
9. Juli 1522<br />
><br />
><br />
><br />
Sanlúcar de Barrameda<br />
20. September 1519<br />
6. September 1522<br />
Kanarische Inseln<br />
26. September 1519<br />
Santa Lucia Bay (Rio de Janeiro)<br />
13. Dezember 1520<br />
><br />
Río de Solis 12. Jänner 1520<br />
Kap der Guten Hoffnung<br />
19. Mai 1522<br />
Indischer<br />
Ozean<br />
><br />
Palawan<br />
Brunei<br />
Mactan 27. April 1521<br />
Cebu 7. April 1521 †<br />
Tidore 8. November 1521<br />
Ambon 29. Dezember 1521<br />
Timor 25. Jänner 1522<br />
><br />
Ladrones Islands (Marianen)<br />
6. März 1521<br />
><br />
Bohol<br />
Limasawa 28. März 1521<br />
†<br />
><br />
Homonhon 17. März 1521<br />
10°19‘ N<br />
Von Magellan geführte Route<br />
Von Elcano geführte Route<br />
Zwischenstopps<br />
Passierte Wegpunkte<br />
Magellans Tod<br />
Cabo Deseado<br />
28. November 1520<br />
Magellanstraße<br />
Puerto San Julián 31. März 1520<br />
Jungfrauenkap (Cabo Virgenes)<br />
21. Oktober 1520<br />
FOTOS UND ILLUSTRATION: SHUTTERSTOCK.COM – NACI YAVUZ, STEVEN PHRANER, EKATERINA POKROVSKY<br />
Magellanische Pinguine in ihrer natürlichen Umgebung auf<br />
der Insel Magdalena in Patagonien (Chile, Südamerika).<br />
tin von Böhmen angefertigt worden<br />
war. Er verschwieg allerdings, dass<br />
auf dieser Karte El Paso auf dem<br />
42. Breitengrad eingezeichnet war,<br />
den sie längst überquert hatten.<br />
Tage später entdeckten sie auf 52 °<br />
südlicher Breite eine Landzunge, die<br />
sie Kap Virgenes nannten. Während<br />
sie die große Bucht hinter dem Kap<br />
erkundeten, brach ein Sturm aus.<br />
Die Trinidad und die Victoria<br />
schafften es, aufs offene Meer hinaus<br />
zu segeln, aber die Concepción<br />
und die San Antonio wurden tiefer<br />
in die Bucht auf ein Vorgebirge getrieben.<br />
Als die Flotte drei Tage später<br />
wieder vereint war, berichteten die<br />
Offiziere der Concepción und San<br />
Antonio, dass der Sturm sie in eine<br />
schmale, vom Meer aus nicht sichtbare<br />
Passage geblasen hatte. In der<br />
Hoffnung, endlich die gesuchte<br />
Meerenge gefunden zu haben, folgten<br />
die Schiffe diesem Weg, der später<br />
einmal nach seinem Entdecker<br />
genannt werden sollte – die Magellanstraße.<br />
Am 28. Oktober erreichten<br />
sie eine größere Insel in der<br />
Meerenge, und Magellan wies die<br />
Flotte an, sich aufzuteilen, um beide<br />
Wasserwege zu erkunden. Danach<br />
sollten sich die Schiffe wieder treffen,<br />
aber die San Antonio wurde nie<br />
mehr wieder gesehen.<br />
Während auf die Rückkehr der<br />
San Antonio gewartet wurde, erkundete<br />
eine Expedition die weiteren<br />
Ausläufer und fand nach drei Tagen<br />
den Ausgang ins offene Meer. Magellan<br />
soll Freudentränen geweint<br />
haben. Die verbliebenen drei Schiffe<br />
erreichten das offene Meer am<br />
28. November, das Magellan wegen<br />
seiner scheinbaren Stille Mar Pacifico,<br />
den Pazifischen Ozean, nannte.<br />
DESERTATION DER<br />
SAN ANTONIO<br />
Und was war mit der San Antonio<br />
geschehen? Auf ihr fand eine weitere<br />
Meuterei statt, bei der der Pilot<br />
Estêvão Gomes den Kapitän<br />
Álvaro de Mezquita niederstach,<br />
ihn in Ketten legen und den Kurs<br />
Richtung Spanien setzten ließ.<br />
Etwa sechs Monate später trafen<br />
die Meuterer in Sevilla ein. Es<br />
folgte ein sechsmonatiger Prozess<br />
gegen die Schiffsleute.<br />
Mezquita war der einzige, der<br />
Magellan treu ergeben war, aber<br />
die Mehrheit der Zeugenaussagen<br />
ergaben ein schurkisches und verzerrtes<br />
Bild von Magellans Handlungen.<br />
Letztlich wurde keines<br />
der Besatzungsmitglieder verurteilt.<br />
Magellans Ruf litt darunter,<br />
ebenso wie der seiner Familie und<br />
Freunde.<br />
Mezquita wurde nach dem Prozess<br />
noch ein Jahr lang im Gefängnis<br />
festgehalten, Magellans<br />
Frau Beatriz wurde mit ihrem<br />
Sohn unter Hausarrest gestellt<br />
und ihre finanzielle Unterstützung<br />
gestrichen, sie starb noch<br />
im selben Jahr.<br />
IN DER WEITE DES PAZIFIKS<br />
Die Flotte der drei verbliebenen<br />
Galeonen segelte zunächst die<br />
Küste entlang nach Norden, änderte<br />
aber zwei Wochen später<br />
den Kurs auf West-Nordwest.<br />
5/<strong>2024</strong> 29
Die erste Weltumsegelung, Teil 2<br />
Magellans Armada de Molucca bestand aus fünf Schiffen: Galeone und<br />
Flaggschiff Trinidad, 110 t, Galeone San Antonio, 120 t, Galeone<br />
Concepcion, 90 t, Galeone Victoria, 85 t, Karavelle Santiago, 75 t.<br />
„ Begehrt waren Ratten, für die ein hoher<br />
Preis gezahlt wurde, sowie auch für die<br />
ab und zu gefangenen Fische.“<br />
Magellan hatte die Größe des Pazifiks<br />
drastisch unterschätzt und<br />
dachte, dass Asien nur noch wenige<br />
Wochen entfernt sei. Deshalb hatte<br />
er nicht angehalten, um zusätzliche<br />
Nahrungsmittel für die Überquerung<br />
einzulagern. Die Fahrt über<br />
den Stillen Ozean dauerte schließlich<br />
drei Monate und 20 Tage und<br />
war entbehrungsreich sondergleichen.<br />
Der vorhandene Proviant bestand<br />
aus zerbröseltem Schiffszwieback,<br />
durchsetzt von Maden und<br />
angeknabbert von Ratten, die auch<br />
ihren Kot hinterlassen hatten.<br />
Sägespäne und aufgeweichtes Leder<br />
wurde ebenfalls gegen Ende der<br />
Reise verzehrt. Begehrt waren Ratten,<br />
für die ein hoher Preis gezahlt<br />
wurde, sowie auch für die ab und zu<br />
gefangenen Fische. Das gelbe Trinkwasser<br />
schmeckte faul, 20 Männer<br />
starben an Skorbut, mehr als 30 litten<br />
unter schweren Krankheiten.<br />
DIE INSEL DER DIEBE<br />
Nachdem sie zwei karstige, unbewohnte<br />
Inseln passiert hatten,<br />
näherte sich die Flotte am 6. März<br />
1521 in den Marianen einer dichtbewaldeten<br />
und bewohnten Insel.<br />
Noch bevor die Anker fielen, flitzten<br />
kleine Boote heran, deren Crews<br />
mit affenartiger Behändigkeit an<br />
Bord kletterten, und sofort verschwanden<br />
Gegenstände vom Deck<br />
der Trinidad.<br />
Das wäre noch zu verkraften gewesen,<br />
nicht aber, dass auch das<br />
Beiboot abhanden kam. Magellan<br />
landete am nächsten Tag mit 40 bewaffneten<br />
Matrosen, vertrieb die<br />
Eingeborenen aus ihrem Dorf, raffte<br />
frisches Quellwasser und alles Essbare<br />
zusammen und steckte die<br />
Hütten in Brand. Erbeutet wurden<br />
Schweine, Hühner und Früchte,<br />
befördert in dem wiedererlangten<br />
Landungsboot. Magellan nannte<br />
die Inseln treffenderweise Ladrones,<br />
also Inseln der Diebe – ein Name,<br />
der sich bis heute gehalten hat.<br />
ANKUNFT AUF DEN<br />
PHILIPPINEN<br />
Am 16. März sichtete die Besatzung<br />
zunächst die zu den Philippinen gehörende<br />
Insel Samar und landete<br />
dann auf der damals<br />
unbewohnten<br />
Insel Homonhon.<br />
Sie trafen<br />
auf freundliche<br />
Einheimische,<br />
tauschten Waren<br />
Illustration: Die Ankunft Ferdinand<br />
Magellans am 16. März 1521 auf den<br />
Philippinen – am Ufer der Insel Homonhon.<br />
30 5/<strong>2024</strong>
Magellan Cross Pavilion<br />
auf dem Plaza Sugbo in<br />
Cebu City, Philippinen.<br />
Cebu City, Philippinen; Panoramablick mit der Cebu-Cordova-Brücke im Vorder- und der<br />
nur durch einen schmalen Kanal von Cebu getrennten Insel Macatan im Hintergrund.<br />
FOTOS UND ILLUSTRATION: WOLFGANG HAUSNER, SHUTTERSTOCK.COM – JAIME GRECH SANTOS, PRACHAYA ROEKDEETHAWEESAB, RICHIE CHAN, MDV EDWARDS<br />
gegen Lebensmittel ein und verbrachten<br />
fast zwei Wochen auf der<br />
Insel, um wieder zu Kräften zu<br />
kommen.<br />
Vor der Insel Limasawa nahmen<br />
die Entdecker Kontakt mit mehreren<br />
kleineren Booten auf. Zum ersten<br />
Mal auf der Reise konnte sich<br />
Magellans malaiischer Sklave Enrique<br />
mit den Eingeborenen verständigen<br />
– damit war für alle klar,<br />
dass man das Ziel der Reise, die legendären<br />
Gewürzinseln, erreicht<br />
hatte.<br />
Nachdem Magellan mit dem<br />
Herrscher der Insel, Rajah Kolambu,<br />
Blutsbrüderschaft schloss und<br />
am Ostersonntag, dem 31. März<br />
1521, die erste katholische Messe<br />
auf den Philippinen stattfand, erklärte<br />
der Admiral förmlich die Insel<br />
und den gesamten Archipel der<br />
Philippinen zum Besitz Spaniens.<br />
Am 3. April segelte die Flotte mit<br />
Hilfe von ortskundigen Männern,<br />
die Kolambu als Lotsen zur Verfügung<br />
gestellt hatte, von Limasawa<br />
Richtung Cebu.<br />
LÄSTIGER LAPULAPU<br />
Auch auf Cebu, mit dem größten<br />
Handelshafen der Region, schloss<br />
Magellan mit dem Inselfürsten Rajah<br />
Humabon Blutsbrüderschaft<br />
und konnte ihn sogar überreden,<br />
sich taufen zu lassen. Rajah Humabons<br />
Gelöbnis zum christlichen<br />
Glauben war allerdings nicht das<br />
verwendete Weihwasser wert, wie<br />
sich später herausstellen sollte.<br />
Humabon, der durch den regen<br />
Handel sehr reich geworden war,<br />
hatte einen lästigen Widersacher,<br />
der sich nicht unterordnen wollte –<br />
ein gewisser Lapulapu, der auf der<br />
nahen Insel Mactan mit seinem<br />
Gefolge sein Unwesen trieb und<br />
von dort regelmäßig Handelsschiffe<br />
überfiel.<br />
Humabon sah jetzt eine günstige<br />
Gelegenheit, den lästigen Widersacher<br />
mit Hilfe von Magellan zu<br />
beseitigen, der sich erbötig machte,<br />
der aufsässigen Horde eine ordentliche<br />
Lektion zu erteilen –<br />
nach dem Motto: Wir segeln<br />
da rüber, feuern einige Musketen<br />
ab, schlagen die Einheimischen<br />
in üblicher<br />
Manier in die Flucht<br />
und der Fall ist<br />
erledigt.<br />
Noch in<br />
der Nacht<br />
segelte<br />
Magellan<br />
mit 60<br />
bewaffneten<br />
Männern<br />
die wenigen Meilen<br />
zur Nordküste von Mactan. Humabon<br />
folgte ihm zuversichtlich mit<br />
über 20 Booten.<br />
HOLZ AUF EISEN<br />
Am Morgen sandte der Admiral<br />
einen maurischen Kaufmann an<br />
Land, um Lapulapu ein Angebot<br />
zu machen: Wenn sie jetzt den<br />
christlichen Rajah als ihren Herrscher<br />
anerkennen, sich dem König<br />
von Spanien unterwerfen und den<br />
geforderten Tribut zahlen, würde<br />
der Kapitän ihr Freund sein. Ansonsten<br />
würden sie jedoch bittere<br />
Bekanntschaft mit ihren scharfen<br />
Schwertern machen.<br />
Die Insulaner zeigten sich wenig<br />
beeindruckt. Sie antworteten, sie<br />
hätten Pfeil und Bogen sowie Lanzen,<br />
wenn auch nur aus im Feuer<br />
gehärtetem Holz. Das Unheil<br />
nahm seinen Lauf …<br />
<br />
Im dritten Teil in der nächsten<br />
Ausgabe: Magellans jähes Ende<br />
und wie die erste Weltumsegelung<br />
ohne ihn gelang.<br />
Rajah Humabon, ein<br />
Denkmal in Cebu City.<br />
5/<strong>2024</strong> 31
Herbstmessen/Cannes<br />
Cannes<br />
kann’s größer<br />
Die 47. Ausgabe des Cannes Yachting Festivals findet vom 10. bis 15. September <strong>2024</strong> im Herzen der<br />
französischen Riviera statt. Fast 700 Segel- und Motorboote werden auf Europas größter In-Water-<br />
Bootsmesse ausgestellt – gut, dass der Port Canto erneut an Größe zulegen durfte.<br />
Text WOLFGANG GEMÜND<br />
Im altehrwürdigen Vieux Port die<br />
Motoryachten, im neueren, am<br />
anderen Ende der Promenade de<br />
la Croisette gelegenen Port Canto<br />
die Segler – das Cannes Yachting<br />
Festival präsentierte sich in den<br />
vergangenen Jahren fein säuberlich<br />
aufgeteilt. Die Trennung wird <strong>2024</strong><br />
nicht mehr ganz so streng sein,<br />
die einzelnen Yachtarten durchmischen<br />
sich etwas.<br />
Grund dafür: Die Ausstellungsfläche<br />
am Port Canto wurde erweitert<br />
und wird in Bezug auf die Anzahl<br />
der ausgestellten Boote fast<br />
mit dem Vieux Port gleichziehen.<br />
Tatsächlich werden auf beiden<br />
Seiten der Croisette jeweils fast<br />
350 Yachten ausgestellt sein.<br />
Zum ersten Mal werden die Besucher<br />
die Möglichkeit haben, den<br />
Port Canto in einer Schleife von<br />
2,5 km Länge zu umrunden. Der<br />
neue, zwischen den Seglern und<br />
Yacht-Maklern gelegene Bereich<br />
ist neuen Motorbooten bis zu einer<br />
Länge von zwölf bis 13 Metern gewidmet<br />
– rund 170 Modelle sollen<br />
hier gezeigt werden. Im Port Canto<br />
werden außerdem 120 neue Segelboote<br />
von über zehn Metern Länge<br />
und etwa 50 große Yachten ab<br />
24 Metern Länge präsentiert.<br />
FOTO: ABRACADABRA STUDIO<br />
und Mehrrümpfer – der großen,<br />
vor allem europäischen Hersteller<br />
präsentiert. Neu ist hier nur die<br />
Lage des Haupteingangs, er wurde<br />
in die Nähe der berühmten Treppe<br />
verlegt, die die Stars während<br />
der Filmfestspiele hinaufgehen.<br />
Der Ausstellungsbereich<br />
im Port Canto<br />
ist weiter gewachsen.<br />
INNOVATIVES IM FOKUS<br />
<strong>2024</strong> wird das Cannes Yachting<br />
Festival auch durch eine „Innovation<br />
Route“ bereichert, die Innovationen<br />
fördern soll, die sich von<br />
der gängigen nautischen Technologie<br />
abheben und umweltfreundlich<br />
sind: Motoren, Antriebe, Abfallmanagement,<br />
End-of-Life,<br />
Ökodesign, Optimierung, innovative<br />
Materialien, Dienstleistungen<br />
und vieles mehr.<br />
In diesem Jahr werden alle<br />
Projekte und Initiativen, die der<br />
Unterstützung einer nachhaltigeren<br />
Industrie dienen, durch<br />
eine besondere Beschilderung in<br />
den Fokus gerückt.<br />
<br />
Cannes Yachting Festival <strong>2024</strong><br />
Von Dienstag, 10., bis Sonntag, 15. September <strong>2024</strong>. Öffnungszeiten: Dienstag bis<br />
Donnerstag von 10 bis 19 Uhr, Freitag von 10 bis 22 Uhr, Samstag von 10 bis 19 Uhr<br />
und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Tagesticket € 39,–, 2-Tages-Ticket € 70,–.<br />
è www.cannesyachtingfestival.com<br />
NEUES BEIM ALTEN<br />
Ganz den Motoryachten vorbehalten<br />
bleibt der Vieux Port im<br />
Herzen der Stadt. Auf dem Wasser<br />
werden 350 neue Boote von zehn<br />
bis 50 Metern Länge – Einrümpfer<br />
32 5/<strong>2024</strong>
Masterlich<br />
aufgestellt<br />
Für Master Yachting wird das Cannes Yachting<br />
Festival wieder zur Show-Bühne der ver tretenen<br />
Marken: Rund 40 Modelle von sieben Herstellern<br />
werden vom großen österreichischen Händler<br />
und Importeur betreut, davon werden fünf<br />
Yachten ihre Premiere feiern.<br />
VIELFALT. Die Messe in Cannes hat den<br />
Vorteil, in ihren beiden Häfen auch große<br />
Yachten präsentieren zu können. Ideal<br />
für den heimischen Big Player Master<br />
Yachting, um im luxuriösen XL-Segment<br />
auch seine Sanlorenzo- und Bluegame-Yachten<br />
zu präsentieren.<br />
Erstmals wird die Sanlorenzo SL86 A zu<br />
sehen sein, die zu den asymmetrischen<br />
Modellen der italienischen Nobelwerft<br />
zählt (auf ein Laufdeck wird verzichtet, um<br />
noch mehr Raum zu erhalten). Weiters<br />
werden von Sanlorenzo die Superyachten<br />
SX76, SX88, SX100, SL96A, SL120A, SP92,<br />
SP110, SD90 und SD118 (siehe Cover)<br />
ausgestellt. Ganz neu ist auch der erste Katamaran<br />
der Markentochter Bluegame, der<br />
BGM75. Schlanker als vergleichbare Modelle,<br />
soll der Debüt-Kat keine Abstriche<br />
bei Unterbringung oder Komfort machen.<br />
GROSSE MARKEN, NEUE MODELLE<br />
Als Generalimporteur von Beneteau und<br />
Lagoon kann sich Master Yachting auf<br />
FOTO: JEAN-BAPTISTE D’ENQUIN<br />
Weltpremiere:<br />
Bluegame BGM75.<br />
Weltpremiere:<br />
Swift Trawler 54.<br />
Weltpremiere:<br />
Sanlorenzo SL86 A.<br />
einige Premieren in Cannes freuen.<br />
Bei den Verdrängern wird erstmals<br />
die Swift Trawler 54 präsentiert, ein<br />
„Haus auf dem Wasser“ mit viel Platz<br />
für die Familie.<br />
Weitere ausgestellte Beneteau-<br />
Modelle mit Motorantrieb sind Swift<br />
Trawler 41 Fly, Grand Trawler 62,<br />
Grand Turismo 41 und 45 sowie Antares<br />
11 und 12. Bei den Seglern werden<br />
Oceanis 46.1, Oceanis Yacht 54<br />
und 60 sowie die First-Modelle 53<br />
und 44 zu sehen sein. Die Mehrrumpf-Linie<br />
wird mit der Lagoon 43<br />
eine Weltpremiere im Köcher haben<br />
Größte Segelyacht:<br />
Oceanis Yachts 60.<br />
Weltpremiere:<br />
Lagoon 43.<br />
und zusätzlich die Lagoon 46, 51,<br />
55 und 60 sowie bei den Premium-<br />
Modellen die Sixty 5 und Seventy 7<br />
präsen tieren.<br />
Mit Frauscher, Omikron und den<br />
E-Tendern von Ejet vertritt Master<br />
Yachting beim großen Schaulaufen<br />
an der Côte d’Azur drei weitere Marken.<br />
Wer sich für eine der Yachten<br />
interessiert, kann sich jetzt schon mit<br />
seinem Wunsch an Master Yachting<br />
wenden. Das Team organisiert gerne<br />
nach Terminvereinbarung individuelle<br />
Besichtigungen mit Beratung.<br />
è www.masteryachting.com<br />
www.doma.at<br />
Laden - Umwandeln - Speichern - Managen und Erzeugen von Strom<br />
Innovative Stromsysteme für den netzunabhängigen Gebrauch<br />
Navigationssysteme - Instrumente - Radare - Sonare -<br />
Autopiloten - Seefunkanlagen - Integration<br />
High Perfomance Marine - Elektronik<br />
OFFICIAL DISTRIBUTOR OF
Herbstmessen/Cannes<br />
Detailverfeinerung<br />
EVOLUTION. Mit gleich elf Modellen<br />
reist Absolute nach Cannes an –<br />
von der 47 Fly bis zur Navetta 75.<br />
Die absoluten Hingucker werden die<br />
beiden Weltpremieren sein, die Navetta<br />
70 und die Navetta 53.<br />
Wie bei Navetta üblich, fanden die<br />
Verfeinerungen gegenüber den älteren<br />
Modellen vor allem im Detail<br />
statt. Beim Design sieht man jetzt<br />
vermehrt offene Dollborde und größere<br />
Fensterflächen, die Cockpit-Terrassen<br />
sind mit modularen Möbeln<br />
ausgestattet und bei den Materialien<br />
setzt sich der Trend zu hochwertigen<br />
Kombinationen (wie z. B. Leder-Einsätze<br />
an Handläufen und Griffen)<br />
fort. Als Importeur für Deutschland–<br />
Süd und Österreich wird das Team<br />
von Baotic Yachting vor Ort sein<br />
und für das interessierte Publikum<br />
individuelle Besichtigungen organisieren.<br />
Neben Absolute betreut<br />
Baotic auch Axopar, De Antonio<br />
Yachts und die Motoryachten von<br />
Fountain Pajot – eine Terminvereinbarung<br />
vorab ist daher sehr zu<br />
empfehlen.<br />
è www.baotic-yachting.de<br />
Debütieren in Cannes:<br />
Navetta 53 (links) und<br />
Navetta 70.<br />
Herausgeputzter Gentleman<br />
Die Frauscher 1017 GT<br />
war auf Schönheitskur.<br />
MODELLPFLEGE. Mit mehr als 100<br />
ausgelieferten Exemplaren ist die<br />
Frauscher 1017 GT eines der bedeutendsten<br />
Modelle der oberösterreichischen<br />
Bootsmanufaktur. In<br />
Cannes wird die zweite Generation<br />
des „Gentleman Racer“ vorgestellt.<br />
Erkennungsmerkmal: die seitlichen<br />
Lufteinlässe am Rumpf, wie man sie<br />
schon von den größeren Geschwistern<br />
1212 Ghost und 1414 Demon<br />
kennt. Weitere Neuerungen: das<br />
schwarz lackierte Armaturenbrett<br />
mit modernen Anzeigen und klassischen,<br />
in Edelstahl gefassten Rundinstrumenten,<br />
ein Interieur mit<br />
großzügigeren, abgerundeten Rückenlehnen,<br />
eine Pantry in exklusiver<br />
Eiche und ein stilvolles Bad.<br />
è www.frauscherboats.com<br />
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zu 8 m (26 ft) oder für größere Boote als Twin-Installation<br />
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■ Modulare Batteriekapazität 36 | 48 | 60 kWh<br />
■ Innovatives Design mit integriertem Controller<br />
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Kompakter Alleskönner:<br />
Merry Fisher 895 Sport Series2.<br />
FOTO: JÉRÔME KELAGOPIAN<br />
Heimspiel<br />
MITTELKLASSE. Ein neues bzw. zwei überarbeitete<br />
Modelle bringt Jeanneau aus seiner Motorabteilung<br />
mit nach Cannes. Die neue Merry Fisher<br />
895 Sport Series2 gehört zu den Vielseitigkeits-<br />
Künstlern unter acht Metern Länge, präsentiert<br />
sich dabei aber recht sportlich. Die beiden Topmodelle<br />
der Cap-Camarat-Reihe in der Walk-Around-<br />
Version, 10.5 WA und 12.5 WA, bekommen im<br />
neuen Baujahr eine bis zum T-Top reichende<br />
Frontscheibe und frische Farben im Inneren.<br />
è www.jeanneau.com<br />
Stille<br />
mal drei<br />
AUFGESTOCKT. Nach stürmischen<br />
Zeiten ist es Silent Yachts, dem<br />
von Michael Köhler gegründeten Pionier<br />
im Bau solarbetriebener Katamarane,<br />
gelungen, wieder in ruhigeres<br />
Fahrwasser zu steuern. Die Werft<br />
in Fano, Italien, ist voll ausgelastet<br />
und will noch vor Jahresende sieben<br />
der Silent 62 ausliefern. Das nächste<br />
Jahr ist mit acht Silent 62 und den<br />
ersten beiden Silent 80 ebenfalls ausgelastet.<br />
Für Cannes hat der neue<br />
Hübsches von hinten: Cranchi Sessantadue 62.<br />
CEO Fabrizio Iarrera eine Premiere<br />
vorbereitet: Mit einem Jahr Verspätung<br />
wird endlich die angekündigte<br />
Silent 62 3-Deck ihr Debüt feiern.<br />
è www.silent-yachts.com<br />
Dreidecker von<br />
Silent Yachts.<br />
Flybridge-Offensive<br />
ERHÖHUNG. Als drittes Flybrigde-Modell neben<br />
der Settantotto 78 und Sessantasette 67 stellt<br />
Cranchi auf dem Yachting Festival die Sessantadue<br />
62 vor. Auch beim kleinsten Dreistöcker<br />
war Haus-Designer Christian Grandi federführend.<br />
Die große Schwester 67 gibt es nun auch<br />
in einer Corsa-Version mit einer Fly ohne T-Top<br />
und sportlichen Akzenten. Österreich-Importeur<br />
TopYacht betreut neben Cranchi auch Sea<br />
Ray, Boston Whaler und Navan, die ebenfalls in<br />
Cannes mehrere Modelle präsentieren werden.<br />
è www.topyacht.eu<br />
Yachtcharter und komplett<br />
Yachtservice für Motorboote<br />
und Segelyachten<br />
Einbau/Umbau<br />
Wartung/Pflege<br />
Reparaturen aller Art<br />
Winterlager<br />
Neue<br />
Trockendock<br />
Marina<br />
Biograd<br />
Ausrüstung & Ersatzteile<br />
Nuva Yachts Händler<br />
pitter-croatia.com
Herbstmessen/Cannes<br />
FOTO: BJÖRN WILLER<br />
Geballte Ladung<br />
BLICKFANG. Bislang war die Hanse 360<br />
nur auf Fotos präsent, in Cannes wird der<br />
Newcomer aus Greifswald erstmals in natura<br />
zu sehen sein. Die 360 ist das vierte<br />
und kompakteste Modell der neuen Baureihe<br />
aus der Zusammen arbeit der deutschen<br />
Großwerft mit den Yachtdesignern<br />
von Berret-Racoupeau. Dank eines breiteren<br />
Rumpfs bietet die 11-m-Yacht ihren<br />
Gästen mehr Platz.<br />
Extras wie ein BBQ und ein Kühlschrank<br />
im Cockpit oder ein zweites Bad<br />
in der Eignerkabine sind in der Klasse<br />
durchaus luxuriös. Alle Leinen sind zum<br />
Steuerstand geführt, die kleine Hanse ist<br />
damit voll einhandtauglich. Mehr Segelleistung<br />
auf dem Wasser ermöglichen<br />
der optionale Bugspriet und das Performance-Rigg<br />
mit größerer Segelfläche.<br />
è www.hanseyachts.com<br />
Kleine Festung: Hanse 360.<br />
Federgewicht<br />
SPORTLICH-LEICHT. Minimalistisch,<br />
aber sehr elegant präsentiert sich mit<br />
der ICE 66rs der neueste Wurf von Ice<br />
Yachts. Die auf Leichtbau spezialisierten<br />
Italiener verwenden einen hybriden Carbon-Sandwich<br />
für den Rumpf und Vollcarbon<br />
für das Deck. Die Innenausstattung<br />
besteht aus leichteren Holz- und Verbundplatten<br />
und wird wie in dieser Preisklasse<br />
üblich auf Wunsch und Maß gestaltet.<br />
Erhältlich ist die 66rs mit drei oder vier<br />
Kabinen, wobei die Crew nicht wie üblich<br />
ganz ins Heck oder in den Bug verbannt<br />
wird, sondern mittig wohnen darf.<br />
è www.iceyachts.it<br />
ICE 66rs mit<br />
Festbeleuchtung.<br />
FOTO: LUCA D’AMBROSIO<br />
Eignerhändig<br />
HOCHSEELUXUS. Weltpremiere in Cannes<br />
für die Contest 63CS. Die 19-m-Luxusyacht<br />
der holländischen Edelwerft wurde<br />
für Eigner entworfen, die selbst segeln<br />
können und wollen. Motorisierte Winschen,<br />
in den Bugspriet integrierte Rollreffsysteme<br />
und eine optionale Selbstwendefock<br />
sollen dies erleichtern. Wer<br />
dennoch eine Crew haben möchte, kann<br />
im Bug den Segel- und Abstellraum in eine<br />
Kajüte umbauen lassen. Mehr Platz steht<br />
den Gästen zur Verfügung: Die Mastersuite<br />
auf voller Breite achtern wird durch<br />
zwei gleich große und gut ausgestattete<br />
Gästesuiten mittschiffs ergänzt.<br />
è www.contestyachts.com<br />
Der Skipper von Welt segelt heuer selbst.<br />
Kat in Karbon<br />
Katamaran für Individualisten.<br />
MEHRRÜMPFER SPORTLICH. Die in Bari<br />
beheimatete Werft Neo stellt jetzt auch<br />
Katamarane her. In Cannes zu sehen ist die<br />
Neo 560 Cat, die wie alle Segelyachten der<br />
Süditaliener aus Kohlefaserverbundwerkstoff<br />
in Infusion und Epoxidharz gefertigt<br />
wird. Fürs Buchtenhüpfen wäre der Aufwand<br />
wohl zu schade, der Kat will schnell<br />
bewegt werden. Der Segelplan ist daher<br />
großzügig ausgelegt. Bei den Innenräumen<br />
sind zwei Versionen verfügbar: ein 3-Kabiner<br />
mit großer Eignerkajüte im Steuerbordrumpf<br />
oder eine Variante mit vier Kabinen.<br />
è www.neoyachts.com<br />
36 5/<strong>2024</strong>
Mono: Sun Odyssey 440<br />
Kat: Excess 14<br />
FOTO: OLIVIER BLANCHET<br />
FOTO: BERTRAND DUQUENNE<br />
Eins, zwei oder drei!<br />
Tri: Neel 43<br />
Als Österreich-Importeur von Jeanneau-Segelyachten,<br />
Excess-Katamaranen und Neel-Trimaranen ist Trend<br />
Travel & Yachting beim Cannes Yachting Festival für<br />
Individualisten nicht nur sehr breit, sondern auch<br />
sehr vielseitig aufgestellt.<br />
GROSS UND KLEIN. Die<br />
meisten Anfragen werden<br />
die Tiroler Händler wohl zur<br />
Jeanneau Sun Odyssey 350<br />
erhalten, die in Cannes Weltpremiere<br />
feiert. Wie die Franzosen<br />
das stufenlose Walkaround-Konzept<br />
auch bei der<br />
kleinsten ihrer Fahrtenyachten<br />
verwirklicht haben, kann<br />
im Port Canto (und in dieser<br />
Ausgabe ab Seite 54) bestaunt<br />
werden. Mit der Sun Odyssey<br />
440 zeigt Jeanneau seine Mittelklasse,<br />
auf großem Fuß<br />
werden Jeanneau 55, 60 und<br />
65 präsentiert.<br />
Mehr Sportlichkeit in den<br />
Katamaran-Markt soll Excess,<br />
ein Tochterunternehmen von<br />
Beneteau, bringen. Was damit<br />
gemeint ist, sieht man in<br />
Cannes anhand der schnittigen<br />
Modelle Excess 11 und<br />
Excess 14, die beide besichtigt<br />
werden können. Noch nicht<br />
im Wasser ist ein ganz neues<br />
Modell, das derzeit noch im<br />
Projektstadium ankert.<br />
Die wohnlich-flotten Trimarane<br />
von Neel komplettieren<br />
das Angebot von Trend<br />
Travel & Yachting. Gezeigt<br />
werden die beiden mittleren<br />
Modelle der Werft aus<br />
La Rochelle, nämlich der<br />
Neel 43 und der Neel 52.<br />
è www.trend-travel-yachting.com<br />
TAUSEND GRÜNDE,<br />
EIN PARTNER
Herbstmessen/Biograd<br />
Biograd<br />
Boat Show<br />
Auch <strong>2024</strong> sind neue Ausstellungsflächen hinzuge kommen, und<br />
wieder sind alle Plätze längst schon ausgebucht. Ein Beleg dafür,<br />
dass sich diese thematisch vielschichtige Messe zu einem wahren<br />
Publikumsmagneten entwickelt hat.<br />
Links die Messe, rechts<br />
die Altstadt von Biograd.<br />
In direktem Kontakt mit den<br />
kroatischen Spezialisten.<br />
Ein weiterer Beleg ist die Tatsache,<br />
dass man mit mehr<br />
als 400 ausgestellten Booten<br />
und Yachten bis zu 24 m Länge<br />
schon zur 25. Auflage im Vorjahr<br />
einen Rekord verbucht hatte. Was<br />
ist das Geheimnis des Erfolgs?<br />
Einerseits natürlich das Timing:<br />
Ende Oktober (rund um den österreichischen<br />
Staatsfeiertag) ergibt<br />
sich stets ein schönes Zeitfenster,<br />
um noch einmal Sonne in<br />
Kroatien zu tanken und Meeresluft<br />
zu schnuppern. Andererseits<br />
ist es das unkomplizierte Miteinander<br />
zwischen Ausstellern und<br />
Besuchern. Und drittens ist es natürlich<br />
die Location selbst: So findet<br />
man sich im Handumdrehen<br />
in einem neuen Boot auf dem<br />
Meer wieder – oder in einer der<br />
bodenständigen Konobas direkt<br />
am Hafen bzw. in der Altstadt.<br />
Abends wechselt die Stimmung<br />
von Business auf Entertainment,<br />
für das mittlerweile legendäre<br />
Unterhaltungsprogramm werden<br />
keine Kosten und Mühen gescheut.<br />
Und am Wochenende<br />
wird (in diesem Jahr erstmals) in<br />
Halle D die „Croatia Luxury and<br />
Adventure Travel Show“ geboten,<br />
die den Gästen eine erlesene Auswahl<br />
an Ausstellern mit Angeboten<br />
für Luxus- und Abenteuerreisen<br />
eröffnet.<br />
GUT VERNETZT<br />
Die ausgestellten Boote und Yachten<br />
sind das Herzstück der Biograd<br />
Boat Show. Darüber hinaus bietet<br />
die Messe mit den Croatia Nautical<br />
Days, dem Biograd B2B Networking<br />
Event und der Croatia Charter<br />
Expo auch wertvolle Gelegenheiten<br />
für Unternehmen, um sich<br />
mit führenden kroatischen Firmen<br />
der Wassersport-Branche zu vernetzen.<br />
Infos siehe Homepage. <br />
Biograd Boat Show <strong>2024</strong><br />
23. bis 27. Oktober, täglich von 10 bis 18 Uhr, Marina<br />
Kornati, Biograd na Moru, Tagestickets (€ 10,–) sind<br />
ab diesem Jahr auch online buchbar.<br />
è www.bbs.com.hr<br />
Rundumservice<br />
LOKALMATADOR. Die Ilirija d.d. Gruppe ist Veranstalter<br />
der Biograd Boat Show und Inhaber der Marina<br />
Kornati, betreibt aber z. B. auch drei Hotels in<br />
unmittelbarer Nähe zum Hafen. Diesem am nächsten<br />
ist das Hotel Kornati mit direktem Zugang zu den<br />
eigenen Yachtstegen. Das Ilirija Hotel verfügt über<br />
einen 2.000 m 2 großen Wellnessbereich mit Spa-Zone<br />
in der obersten Etage. Das Hotel Adriatic ist von duftenden<br />
Kiefern umgeben, vom Infinity-Außenpool<br />
hat man einen sehr schönen Blick aufs Meer.<br />
è www.ilirijabiograd.com<br />
Die Inwater-Show ist das<br />
Herzstück der Messe.<br />
Rechts das Hotel Adriatic, links<br />
das Ilirija, ganz links der Hafen.<br />
38 5/<strong>2024</strong>
FOR<br />
BLUEGAMERS<br />
ONLY.<br />
A BRAND OF<br />
DIE EINZIGEN TRENDS SIND DIE,<br />
WELCHE SIE SELBST SETZEN.<br />
Ich bin innovativ, überraschend und intelligent.<br />
Ich habe das Designteam herausgefordert, weil ich<br />
es gewohnt bin, alle Erwartungen zu übertreffen –<br />
sowohl innen als auch außen. Gemeinsam werden<br />
wir das endlose Blau des Meeres erleben und eine<br />
tiefe Verbundenheit mit dem Ozean entdecken. Mit<br />
mir wird das Unerwartete zur Kollektion auf See.<br />
Sanlorenzo South Central Europe<br />
Vienna • Rovinj • Sukosan • Zagreb • Porto Montenegro • Budapest • Brno<br />
+43 1 81 444 • info@sanlorenzoadria.com<br />
A company of the Master Yachting Group • masteryachting.com
Außenborder<br />
Invictus TT 420 mit<br />
Triple-Paket.<br />
Monster<br />
Dank der Kombination aus hoher Leistung und interessantem<br />
Preis sind im Premiumsegment der Außenborder V6-Motoren<br />
der Eigner liebste Wahl. Yamahas neuer 350hp V6 verdichtet<br />
in dieser Klasse das Programm der Japaner und setzt – leichter!,<br />
sparsamer! und durchzugsstärker! – gleich mehrere Ausrufezeichen.<br />
Text BERND HOFSTÄTTER | Fotos YAMAHA<br />
mit Manieren<br />
Erst letztes Jahr hatte Yamaha<br />
vier neue Außenborder der<br />
Topklasse vorgestellt, darunter<br />
auch die beiden V8-Zylinder mit 400<br />
und 450 PS. Warum also schieben die<br />
Japaner gute zwölf Monate später einen<br />
V6 mit 350 PS nach?<br />
Zum einen, weil der Markt nach<br />
starken Außenbordern lechzt. In Europa<br />
hat sich in den vergangenen<br />
zehn Jahren der Absatz der verkauften<br />
Motoren über 201 PS von gut<br />
4.000 auf 16.000 Stück vervierfacht.<br />
Und noch eine interessante Zahl:<br />
Während von 2022 auf 2023 der<br />
Markt der Außenborder insgesamt<br />
um 26 Prozent schrumpfte, konnten<br />
die Kraftpakete um zwei Prozent zulegen.<br />
Kunden, die sich große Boote<br />
mit starken Motoren leisten können,<br />
sind anscheinend recht flüssig. Aber<br />
auf den Preis schaut man auch im<br />
Premiumsegment. So betrachtet ist<br />
ein 350 PS starker V6, der um gute<br />
15.000 Euro günstiger ist als ein<br />
400 PS starker V8, eine attraktive<br />
Alternative.<br />
Leistungsmäßig spricht natürlich<br />
auch einiges für den neuen Yamaha-<br />
Sechszylinder. Er ist der leichteste<br />
350-PS-Motor seiner Klasse und verbraucht<br />
bei Cruising-Speed nur so<br />
viel Kraftstoff wie sein Marken-Kollege<br />
mit 300 PS. Die 350-PS-Version<br />
hat gegenüber der 300-PS-Version<br />
größere Einlass- und Auslassventile<br />
erhalten und besitzt eine elektronische<br />
Drosselklappe gleichen Durchmessers<br />
wie der XTO 450hp V8, um<br />
die Ansaugluft zu maximieren. Ein<br />
erhöhter Luftdurchsatz bedeutet<br />
mehr Leistung, da so mehr zündfähiges<br />
Gemisch in die Brennräume<br />
gelangt. Exakte Einspritzmengen<br />
und Zündzeitpunkte sorgen für ein<br />
präzises Ansprechen des Motors.<br />
Zudem besitzt die neue, robuste<br />
Kurbelwelle einen längeren Hub,<br />
wodurch mehr Drehmoment bei<br />
niedrigeren Drehzahlen erzielt wird.<br />
„Mit dem neuen F350 V6 haben wir<br />
somit die Lücke in dieser Klasse perfekt<br />
geschlossen“, sagt Yamaha Sales-<br />
Manager Moritz Schneider.<br />
Sterk 31 Capelli Tempest 900 Yamarin 80 DC<br />
40 5/<strong>2024</strong>
Wie alle neuen Yamaha-Motoren ist der neue V6 natürlich auch mit dem<br />
hauseigenem Bootsteuerungssystem Helm Master EX kompatibel.<br />
ZWEI SCHLÄGT DREI<br />
Bei der Europa-Präsentation des 350hp V6 in<br />
La Spezia bat Yamaha gleich mehrere Hersteller<br />
auf die Bühne, die den neuen Außenborder<br />
schon in ihren Modellen verbaut haben.<br />
Darunter: Capelli Tempest 900 und Yamarin<br />
80 DC mit einem Motor, Jeanneau Cap Camarat<br />
10,5 und Sterk 31 mit Twin- und Invictus<br />
TT 420 mit Triple-Aggregaten. Die Japaner<br />
sind als Erstausstatter beliebt, weil ein eigenes<br />
europä isches Technik-Center Tests mit Prototypen<br />
durchführt, bei der Homologation unterstützt<br />
und sich bei der Abstimmung von<br />
Motor und Boot extrem bemüht.<br />
Die Höchstgeschwindigkeiten wurden bei<br />
den Tests in Italien natürlich auch ermittelt,<br />
und da zeigte sich, dass die pure Power nicht<br />
das Maß der Dinge ist. Die 1.050 PS starke Invictus<br />
(45 km/h) musste sich der (allerdings<br />
wesentlich leichteren) Sterk 31 (58 km/h)<br />
geschlagen geben. Gewichtsersparnis und<br />
Rumpfform sind da mindestens ebenso entscheidend<br />
– nachzulesen in unserem Sterk-<br />
Test ab Seite 44.<br />
<br />
Yamaha 350hp V6<br />
Motortyp<br />
Hubraum<br />
Zylinderanzahl/Anordnung<br />
Bohrung x Hub<br />
Propellerwellen-Leistung bei <br />
mittlerer Drehzahl<br />
Vollgasdrehzahlbereich<br />
Gewicht ohne Propeller<br />
Gemischaufbereitung<br />
4-Takt, DOHC<br />
4.256 cm³<br />
60 Grad V6<br />
96,0 x 98,0 mm<br />
257,4 kW (350 PS)<br />
bei 6.000 U/Min<br />
5.000–6.000 U/min<br />
292–304 kg<br />
Elektronische Benzineinspritzung<br />
Preis (UVP) € 48.600,–<br />
Händler: ProYachting, Wr. Neustadt, Tel. +43 2622 815 04<br />
è www.proyachting.at
Recht voraus<br />
ILLUSTRATION: MALCHEVSKA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Der Traum vom Boot<br />
Ein Traum, der sich bei vielen (so auch bei mir) bereits in Kindheitstagen entwickelt hat<br />
und bei manchen bis ins Erwachsenalter anhält. Es ist jedoch ein Traum, der bei der<br />
Realisierung – Angebote gibt es wieder reichlich – auch schnell zum Albtraum werden kann.<br />
Ruft man einschlägige Portale<br />
im Internet auf, so ist<br />
nahezu für jede Geldbörse<br />
ein passendes Angebot an (Gebraucht-)Booten<br />
zu finden. Auf<br />
den ersten Blick erscheinen dabei<br />
viele Angebote mehr als nur verlockend.<br />
Die Krux liegt aber, wie<br />
bei so vielen Angelegenheiten,<br />
im Detail.<br />
Bereits die Frage, aus welchem<br />
Land der Verkäufer (und damit<br />
auch das Boot) stammt, kann von<br />
entscheidender Bedeutung sein,<br />
wenn sich später herausstellt, dass<br />
das Boot nicht alles hält, was das<br />
Verkaufsinserat versprochen hat.<br />
Einer meiner Mandanten ist im<br />
Internet fündig geworden. Der<br />
Bootsmarkt in Deutschland ist<br />
naturgemäß viel größer als jener<br />
in Österreich. Nicht nur, dass unser<br />
Nachbarland zehnmal so viele<br />
Einwohner hat, dort ist natürlich<br />
auch die Zahl der Bootsenthusiasten<br />
entsprechend höher.<br />
Verkäufer des Bootes war eine<br />
Privatperson. Das Boot wurde<br />
vor Ort besichtigt – aufgrund der<br />
großen Vorfreude meines Mandanten<br />
und der noch winterlichen<br />
Temperaturen jedoch nur an<br />
Land. Eine Probefahrt mit einem<br />
Boot ist naturgemäß ungleich<br />
aufwändiger als mit einem PKW,<br />
somit wurde darauf verzichtet.<br />
MICHAEL SEDLACEK<br />
ist Anwalt, Rechts -<br />
experte und Skipper mit<br />
Sitz in Lilienfeld und<br />
St. Pölten.<br />
è www.anwaltskanzleisedlacek.at<br />
Ein schriftlicher Kaufvertrag<br />
wurde aufgesetzt, die Gewährleistung,<br />
also die Haftung für Mängel<br />
zum Zeitpunkt der Übergabe (§§<br />
922 ff ABGB), wurde ausgeschlossen.<br />
Zwischen zwei Privatpersonen<br />
ist diese Vereinbarung aus rechtlicher<br />
Sicht durchaus gültig. Das<br />
Boot wurde anschließend vom<br />
Käufer selbst nach Österreich<br />
überstellt.<br />
WELCHES LAND IN SICHT?<br />
Der Frühling kam und die Erstwasserung<br />
im neuen Revier, der Donau,<br />
stand ins Haus. Schnell stellte<br />
sich dabei heraus, dass der Zustand<br />
des Bootes in keiner Weise dem<br />
entsprach, wie ursprünglich angenommen.<br />
Der neue Eigner hat bereits<br />
davon gehört, dass zuerst mit<br />
dem Verkäufer Kontakt aufgenommen<br />
werden sollte, um diesem die<br />
Möglichkeit einzuräumen, selbst<br />
die erforderlichen Reparaturen<br />
durchzuführen bzw. in Auftrag zu<br />
geben.<br />
Das Ansinnen meines Mandanten<br />
ist jedoch daran gescheitert,<br />
dass der Verkäufer auf den Gewährleistungsausschluss<br />
verwiesen<br />
hat und jegliches Tätigwerden seinerseits<br />
ausschloss. Somit bleibt<br />
nur noch die gerichtliche Geltendmachung.<br />
Diese war im vorliegenden<br />
Fall keinesfalls aussichtslos, da<br />
selbst der Ausschluss der Gewährleistung<br />
in einem Kaufvertrag nach<br />
geltender höchstrichterlicher Entscheidung<br />
dazu führen kann, dass<br />
der Verkäufer für Mängel am Boot<br />
einstehen muss.<br />
Ein Stolperstein bleibt jedoch<br />
noch zu beachten. Es handelt sich<br />
dabei um die Frage, ob der Anspruch<br />
überhaupt vor einem österreichischen<br />
Gericht geltend gemacht<br />
werden kann. Im gegenständlichen<br />
Fall wurde das Boot<br />
von einer Privatperson erworben,<br />
die in Deutschland lebt.<br />
Jegliche konsumentenschutzrechtlichen<br />
Bestimmungen kommen<br />
somit nicht zur Anwendung,<br />
da der Verkäufer kein Unternehmer<br />
ist (§ 1 KSchG). Es ist daher<br />
vor einem deutschen Gericht zu<br />
klagen. Eine Hürde, welche viele<br />
Käufer davor abschreckt, den Gerichtsweg<br />
zu beschreiten.<br />
Ich kann daher nur empfehlen,<br />
diese Überlegungen in die Frage<br />
miteinzubeziehen, welches Boot<br />
tatsächlich erworben werden soll.<br />
Angebote aus dem Ausland mögen<br />
durchaus aus finanzieller Sicht interessanter<br />
erscheinen, können sich<br />
jedoch in weiterer Folge als<br />
schmerzliche (Kosten-)Falle entpuppen,<br />
wenn der Kauf nicht so<br />
reibungslos vonstattengeht, wie<br />
man sich das erträumt. <br />
42 5/<strong>2024</strong>
48 versteckte Zylinder<br />
MOTORYACHTEN<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
FLAGGSCHIFF. Ein neues Flaggschiff<br />
für nächstes Jahr hat De Antonio<br />
angekündigt: Die ersten Einheiten<br />
der 18,50 m langen D60 sollen im<br />
Sommer 2025 ausgeliefert werden.<br />
Wie gehabt werden die Außenbord-<br />
Motoren im Verborgenen arbeiten,<br />
bei der größten Motorisierung sollen<br />
das vier V12-Aggregate von Mercury<br />
mit jeweils 600 PS sein – macht satte<br />
2.400 PS! Wählen darf man zwischen<br />
zwei oder drei Kabinen, zwei Nasszellen<br />
sind auf jeden Fall dabei.<br />
Das Hauptdeck kann als Variante<br />
mit T-Top oder als verglaster Salon<br />
bestellt werden. Auch das Vordeck<br />
zeigt sich variabel, so ist z. B. hier<br />
auch ein Whirlpool möglich.<br />
è www.deantonioyachts.com<br />
De Antonio wächst.<br />
Im Club der 100er<br />
ALU-KAT. Die 100-Fuß-Mauer hat VisionF<br />
durchbrochen: Die auf Luxuskatamarane aus Aluminium<br />
spezialisierte türkische Werft hat gerade<br />
die VisionF 101 mit 30,70 m Länge in Bau, die<br />
nächstes Jahr vom Stapel laufen soll. Um das Gesamtgewicht<br />
zu senken, hat sich die Werft zum<br />
ersten Mal für ein glasfaserverstärktes Polyesterdach<br />
entschieden. Platzangst wird auf so einer<br />
Superyacht nicht auftreten: Für die zwölf Gäste<br />
stehen 400 m² Wohnraum zur Verfügung, die<br />
Flybridge bietet eine<br />
Fläche von 140 m².<br />
Für den standesgemäßen<br />
Antrieb<br />
sorgen vier kräftige<br />
Volvo Penta<br />
IPA1350- Motoren,<br />
mit einer Gesamtleistung<br />
von satten<br />
4.000 PS.<br />
è www.visionf.com<br />
Nächstes Jahr wirklich<br />
im Wasser: VisionF 101.<br />
Zu den Sternen<br />
RENAISSANCE. In den 1960er-Jahren hat sich Cantieri<br />
di Pisa mit einer Reihe von Motoryachten einen Namen<br />
gemacht, geriet im vergangenen Jahrzehnt dann etwas in<br />
Vergessenheit und hat seit 2021 mit Enrico Gennasio nun<br />
aber einen neuen Eigentümer, der der Marke mit neuen Superyachten<br />
wieder Leben einhauchen will. Die Polaris-Reihe<br />
umfasst Luxus-Reiseyachten aus Stahl und Aluminium<br />
mit effizienten Verdrängungsrümpfen, die Langstrecken-<br />
Törns und einen geringeren Kraftstoffverbrauch ermöglichen<br />
sollen. Das erste Modell wird die Polaris 48 sein, folgen<br />
werden eine 38 m lange und eine 60 m lange Schwester.<br />
è www.cantieridipisa.com<br />
Frischer Luxus aus Italien: Polaris 48.<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER UND EIGENTÜMER: fett und kursiv –<br />
die agentur gmbh, Hockegasse 19/23, 1180 Wien,<br />
office@fettundkursiv.at, Firmenbuchnummer 294085 d,<br />
Handels gericht Wien, UID ATU 63414200 · ANWEND-<br />
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für Fahrten- und Blauwassersegler, Motoryachtfahrer<br />
und alle Wassersport-Fans. Die Redaktion berichtet in<br />
Zusammenarbeit mit namhaften Autoren aus dem gesamten<br />
deutschsprachigen Raum nicht nur über Yachten<br />
und Reviere weltweit, sondern widmet sich auch den Themen<br />
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und Meer. <strong>ocean7</strong> erscheint zweimonatlich als Print-<br />
Magazin und ist auch als E-Paper erhältlich. Die laufende<br />
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Club Aus t ria, Generalsekretariat, 4020 Linz, Lederer -<br />
gasse 88, www.yca.at · Verantwortlich für die Mit -<br />
teilungen des MSVÖ: Motor bootsport und Seefahrts<br />
Verband Österreich, Forchheimergasse 34/118, 1230<br />
Wien, www.msvoe.at<br />
JURY<br />
5/<strong>2024</strong> 43
Sterk 31 WB<br />
Offene Supersportboote mit<br />
einem ausgeklügelten V-<br />
Rumpf für schnelles und<br />
sicheres Gleiten, mächtigen<br />
Außenbordern im Heck und<br />
smarten Detaillösungen an Deck<br />
sind eigentlich eine italienische<br />
(siehe ZAR Formenti mit seinen<br />
Power-RIBs) oder skandinavische<br />
Spezialität (siehe Axopar mit seinen<br />
GFK-Modellen). Aber zwischen<br />
Italien und Finnland ist noch<br />
viel Platz für anderes. Zum Beispiel<br />
für einen jungen deutschen Hersteller,<br />
der versucht, bei seinem<br />
Premierenmodell – einem ultrasportlichen<br />
Daycruiser – das Beste<br />
aus dem mediterranen und baltischen<br />
Bootsbau zu vereinen.<br />
INTERNATIONALES BOOT<br />
Namens- und Ideengeber des neuen<br />
Projekts ist Milan Sterk, der als<br />
Geschäftsführer von MS Marine zu<br />
den Branchengrößen unter den<br />
deutschen RIB-Herstellern und<br />
-händlern zählt. Ein genauer Kenner<br />
des Marktes also, der allerdings<br />
feststellen musste, dass das ideale<br />
Boot, das ihm vorschwebte – eine<br />
Art supersportlicher und gleichzeitig<br />
familientauglicher Daycruiser –<br />
noch nicht gebaut worden war. Mit<br />
dem Schiffsarchitekten Sasha Vlad<br />
und dem Designer Carlos Vidal<br />
(der u. a. für ZAR Formenti gearbeitet<br />
hat) tüftelte Sterk schließlich<br />
die Sterk 31 aus.<br />
Wie fast alle neuen Bootsprojekte<br />
hat auch die Sterk einen sehr internationalen<br />
Hintergrund – Eigentümer<br />
aus Deutschland, Designer aus<br />
Spanien, Rumpf-Konstrukteur aus<br />
Rumänien, Motoren aus Japan,<br />
usw. Die Rümpfe hätten ursprünglich<br />
in der Ukraine gefertigt werden<br />
sollen, aber im Juli 2022 wurde<br />
die Produktionsstätte in Mykolajiv<br />
von russischen Raketen zerstört.<br />
Jetzt werden die GFK-Arbeiten in<br />
Versterku<br />
Superspo<br />
Milan Sterk, deutscher RIB-Händler und -Hersteller, hat sich mit der<br />
Sterk 31 seinen Traum vom familientauglichen High-Performance-Boot<br />
verwirklicht. Die DNA von italienischen Power-RIBs, Anleihen vom<br />
skandinavischen Design, die neueste Motorengeneration von Yamaha<br />
und deutsche Wer(f)tarbeit – was kann da schon schiefgehen?<br />
Text Bernd Hofstätter | Fotos Werft<br />
44 5/<strong>2024</strong>
ng der<br />
rtler<br />
5/<strong>2024</strong> 45
Sterk 31 WB<br />
Gut ausgestattetes<br />
Sportboot mit viel<br />
Liegefläche. Highlight<br />
ist die recht<br />
große Nasszelle vor<br />
dem Steuerstand.<br />
„Schon die beiden Einstiegsaggregate sorgen bei dem<br />
leichtgewichtigen Boot für eine tolle Beschleunigung<br />
und eine Höchstgeschwindigkeit von über 50 Knoten.“<br />
Polen und Italien durchgeführt, die<br />
Endfertigung findet bei MS Marine<br />
in der Nähe von Nürnberg statt.<br />
Trotz der kriegsbedingten Verzögerung<br />
konnte die Sterk 31 im Jänner<br />
2023 auf der Boot Düsseldorf<br />
Weltpremiere feiern. Die ersten offiziellen<br />
Testfahrten mit dem RC-<br />
Modell (Rear Cabin), das unter der<br />
Sonnenliege achtern eine Zweier-<br />
Kajüte besitzt, fanden im Frühjahr<br />
2023 statt, und im Mai dieses Jahres<br />
stand auf Mallorca die zweite<br />
mit Kühlschrank, Gasherd, Spüle<br />
und Bar ausgestattete Version –<br />
Sterk 31 WB (für Wet Bar) – zum<br />
Probeschlag bereit, an dem auch<br />
teilnahm.<br />
NASSZELLE FÜR ERWACHSENE<br />
9,73 m lang, 3 m breit, im Bug ein<br />
Sitzbereich mit höhenverstellbarem<br />
Tisch, dann der Fahrstand mit zwei<br />
Einzelsitzen, dahinter quer zum<br />
Cockpit die Küchenzeile, dann eine<br />
U-förmige Sitzgruppe wieder mit<br />
flexiblen Tisch, der abgesenkt eine<br />
große Sonnenliege komplettiert.<br />
46 5/<strong>2024</strong>
Als Abschluss die beiden Außenborder,<br />
die links und rechts noch<br />
ein wenig Platz für eine Badeplattform<br />
lassen. Soweit das durchaus<br />
geläufige Layout der Sterk 31 WB.<br />
Was hebt sie von den meisten anderen<br />
Mitbewerbern ab? Da wäre<br />
z. B. die recht große Nasszelle vor<br />
dem Steuerstand, die bei einem<br />
30-Fuß-Boot mit offener Fahrweise<br />
nicht alltäglich ist. Akzeptable<br />
Stehhöhe, WC, Dusche, Glaswaschbecken,<br />
Holzschränke, Fenster<br />
zum Lüften – das kann schon<br />
was! Auch nicht selbstverständlich<br />
sind die zwei 35 cm breiten Gangbords<br />
links und rechts, die das<br />
Heck mit dem Bug verbinden.<br />
Der Steuerstand mit zentraler<br />
Position und gutem Windschutz<br />
für Steuermann und Beifahrer ähnelt<br />
dem eines Sportwagens. Bequeme<br />
Sitze mit gutem Seitenhalt,<br />
zwei Bildschirme (einer für Motorendaten,<br />
der andere als Kartenplotter),<br />
rechts der Gashebel, links<br />
der Joystick.<br />
Cool oder hot: ein Getränkehalter,<br />
der Getränke kühlen oder wärmen<br />
kann. Empfehlenswert: Zum<br />
Schutz vor der Sonne kann ein großes<br />
T-Top bestellt werden. Die Verarbeitung<br />
der Möbel, Polster, Biminis,<br />
Bedienung und Technik macht<br />
einen guten Eindruck.<br />
SCHIENENFAHRZEUG<br />
Großer Aufwand wurde bei der<br />
Entwicklung des Rumpfs betrieben.<br />
Nach Hunderten von Stunden<br />
im Strömungssimulator hatte man<br />
13 Rumpfversionen ausgearbeitet,<br />
von denen schließlich ein doppelstufiger,<br />
tiefer V-Rumpf mit strategisch<br />
platzierten Spritzschutzleisten<br />
das Rennen machte.<br />
Viel Zeit wurde auch vom Motorenpartner<br />
Yamaha in die Feinabstimmung<br />
von Antrieb, Boot und<br />
elektronischer Lenkung investiert.<br />
So wurden kurz vor unseren Testfahrten<br />
noch unterschiedliche Propeller<br />
getestet – Dreiblatt für mehr<br />
Topspeed oder Vierblatt für besseren<br />
Antritt und mehr Haftung.<br />
Unser Boot war mit zwei Yamaha<br />
V6-Motoren mit jeweils 250 PS bestückt.<br />
Zur Auswahl stehen noch<br />
2 x 300, 2 x 350 und ein V8 mit<br />
425 PS. Schon die beiden Einstiegsaggregate<br />
sorgen bei dem leichtgewichtigen<br />
Boot für eine tolle<br />
Beschleunigung und eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von über 50 Knoten.<br />
Erstaunlich, wie gut ausbalanciert<br />
und ruhig die Sterk durch die<br />
See schneidet. Selbst beim Queren<br />
der eigenen Wellen taucht der extreme<br />
V-Rumpf nur sanft ein. Wir<br />
überprüften auch die Präzision der<br />
Kurven bei verschiedenen Geschwindigkeiten<br />
und das Abdriften,<br />
aber der Rumpf lag auf dem<br />
Wasser als wäre er festgeklebt.<br />
Am extremsten machten sich<br />
noch die Fliehkräfte im Boot bemerkbar.<br />
Dass selbst beim Durchfahren<br />
von einen halben Meter<br />
hohen Wellen kein Knarren oder<br />
Knistern zu hören ist, spricht für<br />
die hohe Bauqualität – als ob<br />
Deck und Rumpf aus einem Stück<br />
gegossen wären.<br />
Für einen so jungen Hersteller<br />
jedenfalls ein bemerkenswert<br />
gelungenes Debüt. <br />
Sterk 31 WB<br />
Länge ü. a.<br />
Breite<br />
Tiefgang<br />
Verdrängung (ohne Motor)<br />
Kraftstofftank<br />
Wassertank<br />
Motorisierung<br />
<br />
9,73 m<br />
2,99 m<br />
0,84 m<br />
2.620 kg<br />
530 l<br />
73 l<br />
2 x Yamaha V6 mit je 250 PS<br />
(max. 2 x 350 PS)<br />
CE-KlassifikationB6/C9<br />
Preis ab € 149.000<br />
Händler: MS Marine GmbH, Gewerbegebiet Ost 31<br />
D-92353 Postbauer-Heng<br />
è www.ms-marine.de<br />
Abgestufter Rumpf, etwas<br />
Platz zum Baden neben den<br />
Motoren und ein Anker wie<br />
eine Pfeilspitze im negativen<br />
Bugsteven.<br />
5/<strong>2024</strong> 47
Nordkapp Noblesse 830<br />
48 5/<strong>2024</strong>
Edler Ritter<br />
Mit skandinavischem Design fährt man<br />
ja grundsätzlich ganz gut. Die Werft<br />
Nord kapp hat sich aber auch nor dische<br />
Attribute wie Qualität, Verlässlichkeit<br />
und Funktionalität mit ins Boot geholt.<br />
Wir durften das auf der Nordkapp<br />
Noblesse 830 in Györ erfahren.<br />
Text T A H S I N Ö Z E N<br />
Fotos ESZTER KONDOR<br />
Die Wurzeln der norwegischen<br />
Werft reichen bis ins Jahr 1966<br />
zurück. Von den anfangs nur drei<br />
angebotenen Modellen wurden<br />
schon bald fantastische 1.000 Stück jährlich<br />
verkauft – Norkapp avancierte zu einem<br />
der größten Freizeitboothersteller Europas.<br />
Geliefert wurde übrigens nach Dänemark,<br />
Schweden, Finnland, Deutschland, in die<br />
Schweiz und – man lese und staune – nach<br />
Österreich.<br />
Nach mehreren Höhen und Tiefen markierte<br />
das Jahr 2019 den aktuellen Stand:<br />
Das in Bergen ansässige Unternehmen Frydenbø<br />
Marine kaufte 80 % von Nordkapp,<br />
einschließlich 50 % der Fabrik/Produktion<br />
in Polen (heißt seit 2022 Frydenbø Boats<br />
Production und besitzt heute 92 %).<br />
Viel wichtiger aber war das Jahr 2017,<br />
als der weithin bekannte Designer Espen<br />
Thorup den Grundstein für die völlig neuen<br />
Nordkapp-Boote legte, auf dem die großen<br />
Erfolge der vergangenen Jahre fußen.<br />
Das erste Modell mit der neuesten Designsprache<br />
war 2018 die Noblesse 660. Sie<br />
eroberte den Markt im Sturm und wurde<br />
gleich als „European Powerboat of the<br />
Year“ ausgezeichnet. Der letzte Wurf gelang<br />
Mit dem mehrstufigen Unterwasserschiff<br />
bringt Nordkapp<br />
Stabilität in allen Lagen.<br />
5/<strong>2024</strong> 49
Nordkapp Noblesse 830<br />
im Herbst 2022 mit der Vorstellung<br />
der Noblesse 830, die im Jänner<br />
<strong>2024</strong> auf der boot Düsseldorf Weltpremiere<br />
feierte und im März auch<br />
ihren Weg zur Boot Tulln an die<br />
Donau fand. Genau dort in Halle 3<br />
lernten wir den neuen Österreich-<br />
Importeur Ferenc Janka kennen, der<br />
uns umgehend zu einer Probefahrt<br />
nach Györ einlud.<br />
AUF DAS DACH<br />
Es ist Ende Mai, das Testgewässer ist<br />
die Raab, die wenige Flusskilometer<br />
nach der historischen Altstadt in die<br />
(Kleine) Donau mündet. Das Testboot<br />
wurde zwischenzeitlich verkauft,<br />
daher ist der Eigentümer,<br />
ebenfalls ein Ferenc, auch an Bord.<br />
Wir nutzen die Zeit auf dem Weg<br />
hinaus ins (vom Wasser bis zu den<br />
Baumkronen) Grüne und sehen uns<br />
genau um: Der Mercury Verado<br />
Außenborder mit 350 PS am Heck<br />
surrt leise vor sich hin, als wir den<br />
in die Bank integrierten, gepolsterten<br />
Zugang freimachen, um einen<br />
prüfenden Blick auf die Badeplatt-<br />
„Eine Nordkapp-Probefahrt mit einem<br />
Ausflug nach Györ verbinden – wir<br />
helfen gerne bei der Organisation.“<br />
Ferenc Janka, Österreich-Importeur Nordkapp.<br />
form werfen zu können. Recht groß<br />
für einen Daycruiser, aber die 830<br />
ist ja (neben der 660 und der 720)<br />
auch das üppigste der drei Modelle.<br />
Das ist auch im Cockpit nicht zu<br />
übersehen. Der aufklappbare Tisch<br />
glänzt mit vier verchromten Getränkehaltern,<br />
acht (bis max. zehn) Personen<br />
finden auf den hochwertig<br />
und solide verarbeiteten Sitzbänken<br />
drumherum Platz. Senkt man den<br />
Tisch ab, hat man ein bequemes<br />
Nachtquartier. Auf Wunsch mit<br />
freiem Blick in den Sternenhimmel,<br />
lässt sich doch das Verdeck mit wenigen<br />
Handgriffen sehr elegant im<br />
stoßgedämpften Heckkorb versenken<br />
(wo auch Platz für sonstigen<br />
Kleinkram ist). Die Wetbar rechts<br />
mit Gaskochstelle ist wenig überraschend<br />
minimalistisch, der Kühlschrank<br />
darunter aber sehr wohl ein<br />
Hit. Typisches Nordkapp-Detail:<br />
Neben der Wetbar lassen sich (fast<br />
unsichtbar, aber sofort griffbereit)<br />
die Fender verstauen. Danke!<br />
Links neben dem Steuerstand<br />
führt der Weg über zwei klappbare<br />
Stufen vorschiffs in die Kabine mit<br />
„Aufstelldach“, das geöffnet genialerweise<br />
auch als Rückenlehne für<br />
die Sonnenbadenden oben dient.<br />
Ein Pärchen z. B. ist hier bestens gebettet,<br />
die Kinder müssen sich noch<br />
einmal umdrehen, um die große<br />
Liege fläche mittschiffs zu belagern.<br />
Eine Noblesse verliert auch<br />
unter sportlichen Bedingungen<br />
ihre Anmut nicht.<br />
50 5/<strong>2024</strong>
Dazwischen ist Platz für ein (optionales)<br />
WC mit Grauwassertank,<br />
womit die Noblesse 830 auch Weekender-Qualitäten<br />
an den Tag legt.<br />
DAS SKANDINAVISCHE „S“<br />
Jetzt aber ran ans Steuerrad, das<br />
allein schon dank seiner Haptik<br />
Glückshormone freisetzt. Nicht<br />
ganz von der Leine können wir die<br />
350 PS des 10-Zylinders lassen – da<br />
und dort erinnert Treibholz an die<br />
Unwetter des frühen Jahres.<br />
Ein kurzes und sauberes Teilstück<br />
nutzen wir auf dem Rückweg dann<br />
doch – und beschleunigen von Null<br />
auf 76 km/h in 18,8 Sekunden. Des<br />
Eigners Cruising-Speed beträgt<br />
ziemlich genau 42 km/h, bei<br />
3.500 U/min und einem Verbrauch<br />
von 38,8 l/h.<br />
Eigner Ferenc ist es auch, der uns<br />
an einer anderen offenen Strecke<br />
Bullenreiten lässt. Natürlich, weil er<br />
selbst genau weiß: Einen Stier kann<br />
man reizen, eine Nordkapp aber<br />
nicht. So werden alle Ansätze, das<br />
Boot auch nur ein bisschen aus der<br />
Bahn zu werfen, schon im Ansatz<br />
abgefangen wie von einem Schutzschild.<br />
Kein Wunder, ist doch die<br />
Noblesse 830 mit ihrem mehrstufigen<br />
V-Rumpf, ihrem hohen Freibord<br />
und den gezogenen Fensterfronten<br />
eines der Meisterwerke der<br />
norwegischen Werft – und bekanntlich<br />
steht das große skandinavische<br />
„S“ für Sicherheit.<br />
<br />
Nordkapp Noblesse 830<br />
Länge<br />
Breite<br />
Höhe<br />
Gewicht ohne Motor<br />
Tiefgang<br />
Treibstofftank<br />
Frischwassertank<br />
8,30 m<br />
2,92 m<br />
2,23 m<br />
2.100 kg<br />
0,50 m<br />
325 l<br />
45 l<br />
Personen max. 10<br />
CE-ZertifizierungC<br />
Motorisierung Testboot <br />
Motorisierung Mono<br />
Motorisierung Twin<br />
Mercury V350 XXL V10 / 350 PS<br />
300 / 350 / 400 PS<br />
2x 200 / 2x 250 PS<br />
Basispreis (mit Motor 300 PS) netto ab € 135.000,–<br />
Österreich-Importeur: BFL Boats, 2921 Komárom, Ungarn;<br />
GF (spricht deutsch) ist Ferenc Janka; Termine für Probefahrten<br />
in Györ: Tel. +36 30 417 0919, office@bfl-boats.com<br />
è www.bfl-boats.com<br />
Das Reich des Skippers,<br />
der Thron ist königlich.<br />
So einfach lässt sich das Verdeck<br />
verstauen; typisch die Glastür in der<br />
Frontscheibe, um nach vorne zu gelangen.<br />
Sehr sensibel<br />
ist der Gashebel.<br />
Klappe auf zur<br />
Badeplattform.<br />
FOTO: WERFT<br />
76 km/h Spitze erreichten wir<br />
auf der Testfahrt bei Györ.<br />
Minimalistisch die Wetbar –<br />
sehr fein der Kühlschrank darunter.<br />
Die Bugkabine mit „Aufstelldach“.<br />
5/<strong>2024</strong> 51
Wissen und Meer<br />
Ein Plädoyer für die<br />
Langstrecken-Regatta<br />
Ich bin passionierter Fahrtensegler und liebe das gemächliche Segeln. Selbst auf dem<br />
Attersee genieße ich das freie Segeln mit dem Rosenwind. Am Abend sitze ich gerne in<br />
einer Taberna in Spanien, einer Konoba in Kroatien oder in der griechischen Kapileio.<br />
Tatsächlich aber vergeht kaum<br />
eine Begegnung mit anderen<br />
Schiffen, bei der ich nicht<br />
Geschwindigkeit und Fahrtrichtung<br />
checke. Und wehe, wenn das<br />
Boot in etwa in meine Richtung<br />
unterwegs ist! Dann wird es zum<br />
Gegner, das wäre doch gelacht,<br />
wenn wir da nicht mithalten, respektive<br />
schneller sein könnten.<br />
Schon ist eine Regatta ins Leben<br />
gerufen, so schnell kannst du gar<br />
nicht schauen. Zuerst einmal unbemerkt<br />
von der Crew, da ein Zupferl<br />
in die Großschot, dort den Holepunkt<br />
der Genua gefiert, dann den<br />
Traveller nach luv. Passt der Unterliekstrecker?<br />
Aha, geht doch, gleich<br />
sind wir um 0,5 Knoten schneller.<br />
Ja, dieses Feeling für „Wer ist<br />
schneller?“ ist Motivation für die<br />
Teilnahme an einer Regatta. Aber<br />
Regatta ist nicht gleich Regatta, es<br />
gibt verschiedene Varianten. Die<br />
Up-and-Downs, die olym pischen<br />
Dreieckskurse, manchmal sogar<br />
Trapezkurse. Diese Races dauern<br />
von 20 Minuten bis oftmals sechs,<br />
acht Stunden. Da kannst du das<br />
Adrenalin bis in die Schläfen spüren,<br />
an der Startlinie geht es um<br />
Zentimeter. Das muss man mögen,<br />
keine Frage.<br />
Langstrecken-Regatten entsprechen<br />
da meinem Zugang als Fahrtensegler<br />
viel mehr: über eine<br />
längere Strecke auf Hochdruck<br />
konzentriert sein. Bei meinen<br />
Törns muss ich die Route nach<br />
dem Wetter, nach den Thermiken<br />
und nach den Strömungen ausrichten.<br />
Ich muss jeden Tag neu entscheiden,<br />
wie ich zum jeweiligen<br />
Ziel komme.<br />
300 SEEMEILEN NONSTOP<br />
Mich freut es, dass der Österreichische<br />
Segelverband für die Österreichische<br />
Hochseemeisterschaft ORC<br />
Offshore <strong>2024</strong> eine gute Entscheidung<br />
getroffen hat. Mit der CROA-<br />
TIA 300 ist eine Langstreckenregatta<br />
ins Leben gerufen worden,<br />
die alle Aspekte des sportlichen<br />
Fahrtensegelns vereint: Offshore<br />
heißt, wir befinden uns auf dem offenen<br />
Meer. Die Regatta wird über<br />
300 Seemeilen ausgetragen. Das<br />
GOTTFRIED TITZL RIESER<br />
ist Commodore des<br />
Yacht Club Austria und<br />
passionierter Fahrtensegler<br />
mit insgesamt<br />
rund 25.000 in seinen<br />
Logbüchern dokumentierten<br />
Seemeilen.<br />
Sein Motto: „Die See ist<br />
der beste Lehrmeister!“<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
heißt also, Tag und Nacht und Tag<br />
und Nacht und Tag wird im Wettkampfmodus<br />
gesegelt. Für Skipper<br />
und Crew eine enorme Herausforderung,<br />
sowohl körperlich als<br />
auch mental.<br />
Diese 300 Seemeilen werden<br />
nonstop zurückgelegt. Es wird also<br />
nicht nur das nach Konstruktion<br />
schnellste Boot gewinnen, sondern<br />
auch die Taktik wird entscheiden,<br />
ob man vorne mitmischt<br />
oder nicht. Da zählt die Routenführung<br />
ebenso wie die Einschätzung<br />
des Wetters, die richtige Abwägung<br />
von Land- und Seewind<br />
und die Fähigkeit, Großwetterlagen<br />
optimal auszunützen.<br />
Irgendwie erinnert mich die<br />
CROATIA 300, die vom YCA organisiert<br />
wird, an den legendären<br />
Ecker-Cup (der auf 1.000 Seemeilen<br />
in zwei Etappen ausgelegt<br />
war). Von dieser Regatta erzählen<br />
meine Freunde noch heute.<br />
Vielleicht gelingt es ja, diesen<br />
Spirit in die Österreichischen<br />
Hochseemeisterschaft Offshore<br />
zu bringen – ich bin gespannt. <br />
FOTO: VENTURA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Die vom YCA organisierte Österreichische Hochseemeisterschaft Offshore<br />
„CROA TIA 300“ wird von 14. bis 17. Ok to ber ab Mur ter gesegelt. Infos: www.yca.at.<br />
52 5/<strong>2024</strong>
SEGELYACHTEN<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Geburtstagsgeschenk<br />
CUSTOM UND CARBON. Die Weltpremiere<br />
der neuen Wallywind110 auf<br />
der Monaco Yacht Show <strong>2024</strong> ist für die<br />
Ferretti-Tochter gleich in mehrfacher<br />
Hinsicht ein Meilenstein: Sie wird im<br />
30. Jubiläumsjahr der Marke vorgestellt<br />
und ist gleichzeitig das erste Modell der<br />
Performance-Cruiser-Serie, zu der auch<br />
die Wallywind130 und 150 gehören<br />
werden. Die Semi-Custom-Modelle<br />
Carbon<br />
wie warme<br />
Semmeln<br />
VOLLE AUFTRAGSBÜCHER. Seine umtriebigste<br />
Auslieferungssaison seit der<br />
Gründung des Unternehmens vor sieben<br />
Jahren hat YYachts gerade abgeschlossen.<br />
Ausgeliefert wurden fünf<br />
neue Y7, zwei Y7 hat man über den<br />
Winter gewartet und eine Y8 übergeben.<br />
Eine weitere Y8 wird heuer noch<br />
fertiggebaut. Die Auftragsbücher sind<br />
Wallywind110: ein Deck so flach wie die Poebene.<br />
werden aus Kohlefaser gebaut und mit<br />
einem Performance-Rigg und zwei Rudern<br />
ausgestattet sein.<br />
Das Debütmodell besitzt einen bis zu<br />
6,95 m langen Teleskopkiel, ein 80 m²<br />
großes, variabel zu möblierendes Cockpit,<br />
das völlig frei von technischen Geräten<br />
ist, sowie Lounges im Heck und<br />
auf dem Vorschiff.<br />
è www.wally.com<br />
auch für 2025 gut gefüllt, freie Kapazitäten<br />
gibt es erst 2026 wieder. Zu sehen<br />
sind die luxuriösen Carbon-Segelyachten<br />
der deutschen Werft auf den Bootsmessen<br />
in Cannes, Genua und Monaco.<br />
è www.yyachts.de<br />
Eine Y8 ausgeliefert,<br />
eine noch in Bau.<br />
3.000 Tiwals flitzen<br />
schon übers Wasser.<br />
Klein<br />
ganz groß<br />
TASCHENJOLLE. 2012 gründete<br />
die französische Designerin Marion<br />
Excoffon ihr Unternehmen<br />
Tiwal, das aufblasbare Jollen herstellt,<br />
die in zwei Taschen passen<br />
und sich in 20 Minuten aufbauen<br />
lassen. Zwölf Jahre später besteht<br />
das Team aus elf Personen und<br />
verschickt die Booterl aus seiner<br />
Produktionsstätte in der Bretagne<br />
in über 50 Länder.<br />
Im Juli feierte das Unternehmen<br />
seine 3.000ste Jolle. Gebaut werden<br />
inzwischen vier Modelle, vom<br />
Familienboot für Segelspaß mit<br />
der ganzen Familie bis hin zum<br />
sportlichen Segelboot für den Einhandsegler.<br />
Der wichtigste Markt<br />
sind die USA, gefolgt von Europa.<br />
Nächstes Ziel ist Asien. Excoffons<br />
Ziel: „Eine Tiwal in jedem Hafen“.<br />
è www.tiwal.com<br />
Supersolarsegler<br />
Superkat mit Solarhaut.<br />
EMISSIONSFREIER LUXUS. Mit der 35M<br />
hat Sunreef sein inzwischen 23. Modell<br />
vorgestellt. Der neueste Wurf der Danziger<br />
Werft ist wieder superluxuriös und<br />
gehört der Eco-Linie an, d. h. der Segel-<br />
Superkatamaran verfügt über maßgeschneiderte<br />
Batterien, hochmoderne E-<br />
Motoren sowie in die Rumpfseiten, im<br />
Aufbau und in das Bimini der Yacht integrierte<br />
Solarpaneele. Damit sind zumindest<br />
teilweise emissionsfreie Törns möglich,<br />
als alternativer Stromerzeuger steht<br />
ein Generator bereit. Bisher noch nie gesehen:<br />
Die große Flybridge besitzt ein<br />
Tauchbecken und eine Bar.<br />
è www.sunreef-superyachts.com<br />
5/<strong>2024</strong> 53
Jeanneau Sun Odyssey 350<br />
Rundherum,<br />
nicht schwer<br />
Stufenlos vom Cockpit zum Bug: Auch beim Einstiegsmodell der Sun-Odyssey-Reihe hat Jeanneau sein<br />
Walkaround-Konzept verwirklicht. Mehr Platz, elegante Erscheinung, variable Ausstattung und sehr<br />
funktionale Lösungen sind die weiteren Zutaten, die den Erfolg der Vorgängerin wiederholen sollen.<br />
Text WOLFGANG GEMÜND | Fotos GILLES MARTIN-RAGET, ANTOINE GUILLOU<br />
54 5/<strong>2024</strong>
das ist<br />
Es gibt im Yachtbau (wie übrigens<br />
auch bei den Automobilen)<br />
ein ungeschriebenes<br />
Gesetz, welches besagt,<br />
dass jedes Nachfolgemodell nicht<br />
nur moderner (no na, die Technik<br />
schreitet ja unermüdlich voran),<br />
sondern auch größer als sein Vorgänger<br />
sein muss. So hat die neue<br />
Sun Odyssey 350 beispielsweise einen<br />
um zwei Zentimeter längeren<br />
Rumpf als die nun abgelöste 349.<br />
Was nicht die Welt ist. Aber: 15<br />
Zentimeter Wachstum in der Breite<br />
– von 3,44 m (SO 349) auf 3,59 m<br />
(SO 350), das ist schon beachtlich!<br />
Jeanneau hat das Mehr an Breite<br />
einerseits in die Kabinen gepackt<br />
(z. B. in eine größere Doppelkoje<br />
im Bug) und andererseits dazu genutzt,<br />
um sein Walkaround-Konzept<br />
auch beim Einstiegsmodell<br />
der SO-Reihe zu realisieren.<br />
Walkaround bedeutet, dass man<br />
dank sanft abfallender Seitendecks<br />
barrierefrei vom Cockpit bis zum<br />
Vorschiff gelangen kann. Das heißt,<br />
der Weg von der Plicht zum Bug<br />
führt nicht mehr zwangsweise über<br />
eine Kletterpartie entlang der Süll-<br />
5/<strong>2024</strong> 55
Jeanneau Sun Odyssey 350<br />
Vom Cockpit geht es dank Walk around-<br />
Konzept stufenlos bis zum Vorschiff.<br />
ränder, sondern kann über einen<br />
kleinen Umweg um die Steuerräder<br />
herum bequem und stufenlos<br />
auf dem seitlichen Laufdeck bewältigt<br />
werden.<br />
Vorgestellt wurde das Konzept<br />
2017 mit der Sun Odyssey 440, und<br />
bei jedem darauf folgenden neuen<br />
Modell fragte man sich, ob der<br />
recht raumgreifende Deckplan<br />
auch auf den kleineren Yachten<br />
umgesetzt werden kann. „Yes, we<br />
can“, antwortete das Designteam<br />
Marc Lombard/Piaton/Jeanneau –<br />
selbst jetzt bei der kleinsten der<br />
Fahrtenyachten.<br />
Angenehm ist, dass die Seitengänge<br />
breit genug sind, um auf<br />
dem Weg um die Yacht nicht balancieren<br />
zu müssen, zudem geben<br />
eine hohe Reling, Handläufe auf<br />
dem Kajütdach sowie Griffe am<br />
Bügel des Fallverdecks zusätzliche<br />
Sicherheit.<br />
VIEL KIEL<br />
Rund 1.400 Stück wurden von der<br />
Sun Odyssey 349 in zehn Jahren<br />
verkauft, was bedeutet, dass die<br />
Franzosen beim Vorgängermodell<br />
der 350 sehr viel richtig gemacht<br />
haben.<br />
Wie gehabt haben wir es mit<br />
einem Cockpit mit zwei Steuerrädern<br />
und Doppelruderanlage zu<br />
tun. Den klappbaren Cockpittisch<br />
gibt es gegen Aufpreis, genauso<br />
wie die breite und leicht schwenkbare<br />
Badeplattform, hinter der<br />
sich – das ist neu – die Ablage<br />
für die Rettungsinsel verbirgt. Der<br />
Mast ist etwas gewachsen, damit<br />
kann die 350 beim Standardgroß einen<br />
guten Quadratmeter mehr Tuch tragen.<br />
Wie auch schon die Vorgängerin,<br />
hat auch die 350 ein Rigg ohne Achterstag.<br />
Damit lässt sich ein voll durchgelattetes<br />
Groß mit maximaler Achterstagsrundung<br />
fahren. Ein solches<br />
Groß wird im Performance- Paket angeboten,<br />
zusammen mit einer flachen<br />
Rollrefftrommel und damit auch größeren<br />
Genua.<br />
Wie bei allen Yachten der Sun-Odyssey-Reihe<br />
hat auch die neue 350 einen<br />
Bugspriet, um Zusatzsegel wie Code 0,<br />
Gennaker etc. einfach fahren zu können.<br />
Auch die Halterung für den Anker<br />
ist in den Bugspriet integriert.<br />
Typisch Sun Odyssey ist auch, dass<br />
die 350 neben Tief- und Kurzkiel mit<br />
einem Schwenkkiel lieferbar ist und<br />
damit sehr flache Liegeplätze (ab<br />
1,28 m) nutzen kann – ein sicher interessantes<br />
Feature für Binnenreviere. Für<br />
die gibt es übrigens auch eine Neuerung:<br />
Neben dem 21 kW starken Yanmar-Diesel<br />
ist – und zwar explizit für<br />
Binnengewässer ausgelobt – nun auch<br />
ein Elektro-Motor von Torqeedo mit<br />
6 kW Leistung erhältlich.<br />
FÜR VIER BIS ACHT GEMACHT<br />
Unter Deck präsentieren sich Salon<br />
und Kabinen dank hellerer Furniere<br />
freundlicher und eleganter als in der<br />
Vorgängerin. Rechts vom Abgang befindet<br />
sich eine L-förmige Pantryzeile<br />
mit gut überlegter Ergonomie. An<br />
Backbord hätte ein optionaler Kartentisch<br />
(allerdings im Miniformat)<br />
Platz. Die beiden Sitzbänke links und<br />
rechts vom klappbaren Salontisch lassen<br />
sich in Einzelkojen umwandeln,<br />
was die Zahl der möglichen Passagiere<br />
auf acht erhöht.<br />
Am Innenlayout wurde nichts verändert:<br />
Neben der V-förmigen Bugkabine<br />
kann die 350 mit zwei Heckkabinen<br />
oder einer Kabine und einer großen<br />
Backskiste geordert werden, die innen<br />
und außen – vom Bad und vom Cock-<br />
„ Mit der Zwei-Kabinen-Version genießt man den Luxus,<br />
beim Segeln und im Alltag über viel Platz zu verfügen.“<br />
56 5/<strong>2024</strong>
Jeanneau Sun Odyssey 350<br />
Länge ü. a./inkl. Bugspriet<br />
10,40/10,94 m<br />
Rumpflänge<br />
9,99 m<br />
Rumpfbreite<br />
3,59 m<br />
Tiefgang Standard/Flachkielversion<br />
1,98/1,49 m<br />
Tiefgang Schwenkkiel<br />
1,28–2,54 m<br />
Verdrängung leer<br />
5.656 kg<br />
Motorisierung Diesel<br />
Yanmar 29 PS/21 kW<br />
Motorisierung elektrisch (Binnenreviere)<br />
Torqeedo 6 kW<br />
Treibstofftank<br />
130 l<br />
Wassertank<br />
206 l (336 l optional)<br />
Großsegel Standard/Performance 31,60/34,40 m²<br />
Genua (110 %) 23,40 m²<br />
Kabinen2/3<br />
Preis Basisversion/Diesel netto ab € 134.700,–<br />
Preis Basisversion/Elektro netto ab € 137.600,–<br />
Von vorn bis hinten<br />
überzeugendes Design<br />
für sie und ihn. Die optionale<br />
Badeplattform am<br />
Heck gibt ein Fach für<br />
die Rettungsinsel frei.<br />
pit aus – zugänglich ist. Nasszelle<br />
gibt es jedenfalls nur eine (auf der<br />
einen Meter längeren Sun Odyssey<br />
380 haben zwei Platz).<br />
Bei der Version mit zwei Kabinen<br />
ist die Doppelkoje der Heckkabine<br />
etwas breiter, zudem verfügt das<br />
Bad über mehr Platz. Sogar ein abgetrennter<br />
Duschbereich geht sich<br />
dann aus.<br />
Zur Erinnerung: Wir befinden<br />
uns hier in der 10-Meter-Klasse, in<br />
der die Vernunft am größten und<br />
der Rechenstift am spitzesten ist.<br />
Mit der Zwei-Kabinen-Version, also<br />
für vier Personen, genießt man sogar<br />
den Luxus, beim Segeln und im<br />
Alltag über viel Platz zu verfügen.<br />
Mit sechs Personen muss man<br />
sich ein wenig Gedanken machen,<br />
Händler: Trend Travel & Yachting, 6322 Kirchbichl/Tirol,<br />
Tel: +43 5332 74291, office@trend-travel-yachting.com<br />
è www.trend-travel-yachting.com<br />
z. B. um die Verstauung des Gepäcks.<br />
Und mit acht Personen ist<br />
man dann schon gefordert, bei<br />
Segelmanövern, Mahlzeiten oder<br />
über Nacht die Crew passend zu<br />
verteilen.<br />
Aber allein die Tatsache, dass dies<br />
auf zehn Metern Länge durchaus<br />
machbar ist, darf als eine kleine<br />
Sensation gewertet werden. <br />
Symmetrische Sitzbänke, die<br />
sich in Kojen verwandeln lassen.<br />
Eine Nasszelle,<br />
die alles in sich hat.<br />
V-förmige Doppelkoje im Bug.<br />
Für Bigfoots wird es etwas eng.<br />
5/<strong>2024</strong> 57
Dampf und Segel<br />
Juni–Juli 1890:<br />
Samoa und Fidschi<br />
Aus den Reisebriefen von Onkel Alfred. Der Seekadett berichtet jeweils über die vergangenen<br />
Tage und Wochen auf der SMS Fasana (von September 1889 bis Dezember 1890).<br />
Die Originalschreibweise ist beibehalten, der Text beschränkt sich auf Ausschnitte.<br />
VOM LANGSAMEN UNTERGANG<br />
DER INSELKÖNIGREICHE<br />
Wie schon in Tahiti geht Seekadett<br />
Alfred Winkler in seinen Briefen an<br />
die Familie auch bei den nächsten<br />
besuchten Inseln auf die lokalen<br />
politischen Verhältnisse ein. Er<br />
schildert dabei die Vorgangsweise<br />
der europäischen Kolonialmächte,<br />
die zur Unterwerfung eines Insel-<br />
Königreiches nicht immer Soldaten<br />
schicken müssen, sondern oft genug<br />
durch geschickte und intrigenreiche<br />
Politik dafür sorgen, dass die lokalen<br />
Herrscher die Souveränität quasi<br />
„freiwillig“ aufgeben. Das Muster ist<br />
einfach: Ein lokaler Inselkönig –<br />
oder auch eine Königin, davon gab<br />
es nicht wenige – wird gegen eine<br />
Opposition oder gegen einen verfeindeten<br />
Inselstaat unterstützt und<br />
„bedankt“ sich dafür durch die<br />
Gewährung bestimmter Rechte,<br />
die im Lauf der Zeit dann immer<br />
mehr werden (Bodenschätze, Niederlassungen<br />
…).<br />
Die lokalen Königsfamilien geraten<br />
so in eine Abhängigkeit von den<br />
europäischen Kolonialmächten. In<br />
den Briefen von Alfred Winkler liest<br />
sich das so: Die Samoa-Inseln sind<br />
neutrales Gebiet, welches unter dem<br />
König Malietoa steht und um dessen<br />
Protektorat sich Deutschland, Amerika<br />
(vermutlich: USA, Anm.) und<br />
England bewerben. Der König regiert<br />
jetzt quasi unter der Vormundschaft<br />
der ersteren zwei Staaten und ist namentlich<br />
Deutschland zu Dank verpflichtet,<br />
weil dieses den früheren<br />
König Mataafa abgesetzt und Malietoa<br />
eingesetzt hat.<br />
Freilich geht die Errichtung von<br />
Kolonien nicht ganz ohne Militär<br />
bzw. Marinesoldaten vor sich, aber<br />
das kann auch schief gehen, was<br />
Seekadett Alfred an einigen Wracks<br />
deutscher Kriegsschiffe im Hafen<br />
von Apia auf der Insel Upolu ersehen<br />
kann. Darüber schreibt er wie<br />
folgt: Bei den vorjährigen Verwicklungen<br />
soll es den Deutschen sehr<br />
schlecht gegangen sein, denn die, von<br />
den Amerikanern mit Hinterladern<br />
bewaffneten, Eingeborenen schlugen<br />
die Landungsversuche blutig zurück.<br />
Den Kämpfen mit Amerika wurde<br />
jählings durch eine Zyklone ein Ende<br />
gemacht, welche über die Insel tobte<br />
und alle Schiffe (mit Ausnahme eines<br />
Amerikaners, der mit seiner Maschine,<br />
die 17 Seemeilen machte, gegen<br />
den furchtbaren Wind doch eine Seemeile<br />
machen und den Hafen verlassen<br />
konnte) auf den Strand warf.<br />
Hierbei sollen sich die Eingeborenen<br />
musterhaft ihren Feinden gegenüber<br />
benommen haben und viele mit Lebensgefahr<br />
gerettet haben. Von den<br />
Schiffen liegt eines ganz auf der Seite<br />
(Adler) und beinahe im Trockenen.<br />
Trenton liegt knapp bei der Vandalia,<br />
welche 1/5 aus dem Wasser sieht.<br />
Der Eber zerschellte ganz, während<br />
die Olga nur leicht auffuhr und wieder<br />
flott gemacht werden konnte.<br />
AUDIENZ BEIM KÖNIG VON<br />
SAMOA UND DER TANZ DER<br />
HÄUPTLINGSTÖCHTER<br />
Der schon erwähnte König Malietoa<br />
lädt den Stab der SMS Fasana, die<br />
eine Woche lang im Hafen von Apia<br />
liegt, zu einem offiziellen Empfang<br />
im „Beratungshaus“ ein. Das ist eine<br />
Art große Gemeinschaftshütte. Seekadett<br />
Alfred darf den Komman-<br />
König Malietoa<br />
58 5/<strong>2024</strong>
danten und die Offiziere begleiten<br />
und schreibt über den Besuch beim<br />
König wie folgt:<br />
Im Beratungshaus war niemand.<br />
Aber nach kurzer Zeit kamen mehrere<br />
Männer von herkulischem Körperbau<br />
zu uns und der (deutsche,<br />
Anm.) Konsul stellte sie als die ersten<br />
Häuptlinge der Insel vor. Wir begrüßten<br />
sie mit dem landesüblichen<br />
„Talofa“(guten Tag) und schüttelten<br />
die dargebotenen mächtigen Hände.<br />
Die Häuptlinge, welche das Ministerium<br />
und den Hof des Königs bilden,<br />
hatten alle ein imponierendes Äußeres.<br />
Zwar waren sie wie gewöhnliche<br />
Samoaner gekleidet (Lendentuch),<br />
trugen aber als Zeichen ihrer Würde<br />
einen langen Stock in der einen und<br />
in der anderen Hand eine Art Wedel<br />
aus Kokosnussfasern, den sie beim<br />
Sitzen wie ein Szepter hielten.<br />
Die Audienz besteht zum größten<br />
Teil aus dem Austausch diverser<br />
Höflichkeiten. Freilich hat König<br />
Malietoa auch für die Unterhaltung<br />
seiner Gäste vorgesorgt und die<br />
Vorführung eines „Siwa“-Tanzes<br />
angeordnet, den Seekadett Alfred<br />
in einem Brief vom 11. Juni 1890 so<br />
beschreibt: In einer Reihe saßen acht<br />
Mädchen mit unterschlagenen Beinen<br />
am Boden und hatten in der<br />
Mitte einen Platz frei gelassen. Um<br />
den Hals haben sie Silberketten, tragen<br />
aber auch einen lang herabhängenden<br />
Schmuck aus roten Früchten.<br />
Der Siwa-Tanz der<br />
Samoanerinnen ist lt.<br />
Seekadett Alfred viel<br />
anmutiger als der Upa-<br />
Upa-Tanz auf Tahiti.<br />
Die Mädchen waren durchwegs<br />
schön und Töchter von Häuptlingen<br />
oder ersten Familien Upolus. Sie tanzen<br />
nur auf Befehl des Königs, sodass<br />
wir also etwas Außergewöhnliches zu<br />
sehen bekamen.<br />
Der freie Platz gebührt der Tochter<br />
des Häuptlings von Apia, sie<br />
heißt Talua, und wird als „Dorfjungfrau“<br />
bezeichnet. Ihre Funktion<br />
beschreibt Alfred wie folgt:<br />
Die Dorfjungfrau ist die Tochter des<br />
Ersten Häuptlings und bekleidet die<br />
Würde der ersten Zeremonienmeisterin<br />
des Königs. Als solche hat sie<br />
auch ein ziemlich großes Befehlsgebungsrecht<br />
und steht im hohen Ansehen<br />
bei den Eingeborenen. Um<br />
ihre Unantastbarkeit zu schützen,<br />
wird sie immer von zwei älteren<br />
Frauen begleitet.<br />
Vor Beginn des Tanzes begrüßt<br />
nun Talua die Gäste: Talua machte<br />
die Runde bei uns allen und sagte,<br />
jedem die Hand schüttelnd, das übliche<br />
„Talofa“. Hierauf setzte sie sich<br />
auf den ihr gebührenden Platz, die<br />
Mitte der Tänzerinnen innehabend.<br />
Sie klatschte in die Hände,, worauf<br />
die anderen einfielen und ein kurzes<br />
Lied sangen. Das war quasi die Introduktion<br />
zum Tanze. Dieser begann<br />
mit einem Gesang der Dorfjungfrau,<br />
in welchen Mädchen und<br />
Männer einstimmten. Die letzteren<br />
klatschten dazu den Takt, während<br />
einige diesen mit Holzplatten schlugen.<br />
Mit dem ersten Taktschlag begann<br />
auch der Tanz, welcher sitzend<br />
aufgeführt wurde. Der Tanz bestand<br />
anfangs in einer Reihe von Arm-,<br />
Hände-, Kopf- und Oberkörperbewegungen,<br />
während welcher die<br />
Knie fortwährend gehoben und gesenkt<br />
wurden. Zum Unterschied<br />
vom Upa-Upa-Tanz (in Tahiti,<br />
Anm.) ist der Siwa-Tanz viel anmutiger.<br />
Wir bewunderten, wie<br />
gleichzeitig, exakt und rasch die Bewegungen<br />
waren, welche die neuen<br />
Mädchen machten, dazu sangen sie<br />
nicht übel die einfachen Melodien.<br />
Es folgen kompliziertere Tänze<br />
mit durchaus erotischen Elementen,<br />
die Alfred allerdings nur anzudeuten,<br />
aber nicht zu beschreiben<br />
wagt. Nach acht Tagen Aufenthalt<br />
verlässt die SMS Fasana den Hafen<br />
Apias: Die Reise nach Viti Levu verlief<br />
wunderbar, das heißt wir fuhren<br />
mit Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von vier Meilen acht Tage lang,<br />
wobei die Fasana sehr ruhig lag.<br />
EIN TAG GEHT VERLOREN<br />
Suwa auf der Insel Viti Levu ist<br />
der nächste angelaufene Hafen<br />
im Archipel der Fidschi-Inseln.<br />
Wir kamen in die Nähe des<br />
180. Längengrades, daher in ein Gebiet,<br />
wo die Bewohner uns im Datum<br />
voraus waren, denn wir hatten bisher<br />
einen halben Tag mit dem Reisen<br />
nach Westen verloren, es wurde also<br />
auf Befehl des Kommandanten Freitag,<br />
der 13. Juni ausgelassen und es<br />
folgte auf Donnerstag, den 12. Juni,<br />
Samstag, der 14. Juni. Ich weiß nicht,<br />
ob der Kommandant gerade diesen<br />
Tag ausließ, um dem Aberglauben<br />
der Mannschaft Rechnung zu tragen<br />
oder weil am 13. sein Geburtstag<br />
war. Ein Diner hat er sich jedenfalls<br />
erspart. Es wurde um 5 Uhr abends<br />
die Maschine geheizt und um 7 Uhr<br />
dampfte die FASANA gegen die gefährliche<br />
Einfahrt der Suwa-Bai. <br />
In der nächsten Ausgabe: In den<br />
Strafkolonien Neukaledoniens.<br />
CHRISTIAN WINKLER ist Fahrtensegler und Autor. Der Vortrag zu seiner Vortragsreihe<br />
„1890: Mit Dampf und Segel um die Welt – aus den Reisebriefen von Onkel<br />
Alfred (Teil 1)“ dauert eineinhalb Stunden und enthält neben Originalpassagen<br />
auch historische Bilder, Hintergrundwissen, Grafiken, Anekdoten u. v. m., Infos:<br />
www.moresail.at<br />
5/<strong>2024</strong> 59
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
News September/Oktober <strong>2024</strong><br />
FOTO: JULIAST/SHUTTERSTOCK.COM<br />
YCA-SEGELN SPEZIAL<br />
Ziel London? Leinen los!<br />
Kein Gepäck in Brüssel, viele Sandbänke im Ärmelkanal, Nudeln am Nullmeridian, Annäherung an die<br />
Tower-Bridge, Ritt auf der Springtide, Polizeikontrolle in Calais, Biermuseum in Brügge – diese und noch<br />
viel mehr Abenteuer erlebten wir beim YCA-Segeln Spezial im Mai.<br />
Text MAXI UND MARKUS REITERER UND GOTTFRIED „TITZL“ RIESER | Fotos YCA-ARCHIV<br />
Segeln heißt auch immer Improvisieren<br />
– daran dachten<br />
wir, als wir drei Stunden nach<br />
der Landung in Brüssel noch immer<br />
auf unser Gepäck warteten. Wir verholten<br />
uns schließlich gepäcklos zur<br />
Marina und versorgten uns in lokalen<br />
Läden mit dem Notwendigsten.<br />
Zwei Sun Odyssey 449 fuhren von<br />
Nieuwpoort (BE) über Dunkerque/<br />
Dünkirchen (FR), Ramsgate (UK),<br />
Chatham und Queenborough nach<br />
London. In London erfolgte ein<br />
Crewwechsel und Timaria III und<br />
IV segelten über Queenborough,<br />
Dover, Calais und Dunkerque zurück<br />
in den Heimathafen nach<br />
Nieuw poort.<br />
Der Ärmelkanal ist überraschend<br />
seicht, die ausgedehnten Sandbänke<br />
und starken Ströme verlangen<br />
sorgfältige Navigation. Und da der<br />
YCA für gute Seemann- und Seefrauschaft<br />
bekannt ist, läuft an<br />
Bord eine tolle Teamarbeit: Eine(r)<br />
macht den/die Tagesskipper/in,<br />
eine(r) navigiert, eine(r) trägt die<br />
Verantwortung, eine(r) steuert,<br />
eine(r) kocht und eine(r) übergibt<br />
sich.<br />
FOTO: VV SHOTS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Am Nullmeridian.<br />
Auf der Themse in London.<br />
60 5/<strong>2024</strong>
Am Weg nach Dünkirchen blies<br />
es noch mit 5 Beaufort, in den Böen<br />
auch mal 6 bei ruppiger See – die<br />
Genua musste ohnehin gewaschen<br />
werden. Die Fahrt über den Kanal<br />
bot Segeln vom Feinsten bei 3 bis 4<br />
Beaufort, mit ein paar Seehunden<br />
und überraschend wenig Verkehr.<br />
Die Einfahrt in Ramsgate ging sich<br />
exakt berechnet aus. Die 45 Meilen<br />
nach Chatham boten wunder baren<br />
Wind (4 bis 5 Beaufort) und eine<br />
spannende Schleuseneinfahrt querab<br />
zum Strom des Medway River.<br />
Im Pub auf Queenborough wurde<br />
klar: Wer hier nüchtern ist, ist kein<br />
Einheimischer.<br />
Und dann der große Tag: Um<br />
0500 ging es los, in einer Tide der<br />
Themse entlang nach London! Saukalt<br />
war’s und sehr schnell waren<br />
wir unterwegs. Vor dem Yachtclub<br />
von Greenwich angelten wir uns<br />
eine Boje und machten Mittags -<br />
pause: Nudeln am Nullmeridian!<br />
Und dann die letzten Meilen bis zur<br />
Tower Bridge – ein großartiges Gefühl,<br />
auf eigenem (gechartertem)<br />
Kiel im Herzen der Stadt einzu -<br />
laufen.<br />
In der St. Katherine Docks Marina<br />
kamen wir übrigens genau 80<br />
Jahre nach dem D-Day an. Heute<br />
liegt man friedlich mitten der Stadt<br />
nach einer friedlichen Fahrt durch<br />
einst heftig umkämpfte Gewässer.<br />
Und das ist gut so.<br />
Die Rückreise wurde ebenso akribisch<br />
geplant – die Tidenströme erfordern<br />
einfach gutes Timing. Wir<br />
sind mit der Springtide unterwegs,<br />
der Strom fließt mit bis zu 3 Knoten<br />
entweder gegen oder mit der Fahrtrichtung.<br />
Unser persönlicher Geschwindigkeitsrekord<br />
über Grund<br />
war mit 11,7 Knoten Anlass für einen<br />
Manöverschluck.<br />
Der Nordwest bis 25 Knoten bläst<br />
uns beim Kurs 110 über den Englischen<br />
Kanal nach Frankreich. In<br />
Calais ist das Einklarieren etwas<br />
zeitaufwändig, die gesamte Crew<br />
muss mit den Pässen zur Police des<br />
Frontieres beim Ferry Terminal.<br />
„ Ein großartiges Gefühl,<br />
auf eigenem Kiel in<br />
London einzulaufen.“<br />
Dann geht es weiter nach Dünkirchen.<br />
Das örtliche Museum zeigt<br />
uns die Gräuel des Zweiten Weltkriegs.<br />
Am „Reservetag“ besuchen<br />
wir Brügge – eine der schönsten<br />
mittelalterlichen Städte Europas –<br />
mit Grachten und Kanälen, einem<br />
Biermuseum (Duvelorium),<br />
Schoko lademuseum und einem<br />
prächtigen Hauptplatz.<br />
„Segeln Spezial“ ist ein Format<br />
des YCA, das Seglerinnen und Segler<br />
in Reviere führt, die nicht alltäglich<br />
sind. Auf unserer Homepage<br />
è www.yca.at/aktivitaeten/ findet man die<br />
Angebote für die nächsten Jahre.<br />
Die Törns in den Stockholmer<br />
Schärengürtel, zu den Englischen<br />
Kanalinseln oder nach Norwegen<br />
zum 70. Breitengrad sind bereits<br />
für Buchungen offen.<br />
FOTO: STUDIO46.AT<br />
FOTO: SABINE UNTERWEGER FOTO: TANJA GÜTTERSBERGER<br />
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
COMMODORE<br />
Gottfried „Titzl“ Rieser<br />
+43(0)664 3706027<br />
gottfried.rieser@yca.at<br />
NAUTISCHES<br />
KOMPETENZ-ZENTRUM<br />
Generalsekretär<br />
Wolfgang Hurch<br />
+43(0)732 781086<br />
wolfgang.hurch@yca.at<br />
AUSBILDUNG<br />
YCA-Ausbildungsleiter<br />
Gerald Truttenberger<br />
+43(0)664 2253313<br />
gerald.truttenberger@yca.at<br />
CREW KÄRNTEN<br />
Crew-Commander<br />
Daniel Kirchmeier<br />
+43(0)664 2131805<br />
daniel.kirchmeier@yca.at<br />
www.yca-crew-ktn.at<br />
CREW OBERÖSTERREICH<br />
Crew-Commander<br />
Thomas Hickersberger<br />
+43(0)676 3067224<br />
thomas.hickersberger@yca.at<br />
CREW SALZBURG<br />
Crew-Commander<br />
Gabi Monz<br />
+43(0)699 11415177<br />
gabi.monz@yca.at<br />
CREW STEIERMARK<br />
Crew-Commander<br />
Mike Hecker<br />
+43(0)676 6086035<br />
mike.hecker@yca.at<br />
Die Thames<br />
Barrier ist ein<br />
Sturmflutsperrwerk.<br />
An der Schleuse zum<br />
St Katharine Dock.<br />
Auf dem Hauptplatz in Brügge, mit<br />
Blick auf das historische Museum.<br />
FOTO: ALIAKSANDR ANTANOVICH/SHUTTERSTOCK.COM<br />
CREW TIROL UND VORARLBERG<br />
Crew-Commander<br />
Gabi Gunda<br />
+43(0)650 2602805<br />
gabi.gunda@yca-tirol.at<br />
CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />
Crew-Commander<br />
Franz A. Schalk<br />
+43(0)664 2107472<br />
franz.schalk@yca.at<br />
5/<strong>2024</strong> 61
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
News September/Oktober <strong>2024</strong><br />
YCA-CLUBTÖRN<br />
Port de Sa<br />
Calobra: Der<br />
Commodore<br />
geht baden!<br />
Wenn der Chef schwimmen will, bedarf es dazu eines<br />
angemessenen Rahmens. Und was eignet sich dafür<br />
besser als der Clubtörn <strong>2024</strong> auf Mallorca?<br />
Eine von vielen Traumbuchten<br />
auf Mallorca.<br />
Erhaben: Cap Formentor.<br />
Im Schutzhafen<br />
Port de Sóller.<br />
FOTO: BALATE.DORIN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Text MARKUS REITERER | Fotos YCA-ARCHIV<br />
Fünf YCA-Schiffe von 41 bis<br />
50 Fuß und insgesamt 35 Personen<br />
machten sich von der<br />
Marina El Arenal auf den fast 200<br />
Seemeilen langen Weg rund um<br />
Mallorca.<br />
Wenn man es enger fährt, sagte<br />
Anton, muss man auf Steuerbord<br />
die Fender nicht wegräumen. Bis<br />
Port d‘Andratx in fast ständig strömendem<br />
Regen. Weiter bis Port de<br />
Sóller, dem einzigen Schutzhafen<br />
gegen den als Meister gefürchteten<br />
Maestrale an der NW-Küste der Insel<br />
(und preislich entsprechend beeindruckend).<br />
Gefolgt von der weiten<br />
Bucht von Pollença, in der zu<br />
ankern sich dann doch ein bissen<br />
eng anfühlen kann. Und dann hinüber<br />
entlang der Küste mit ihren<br />
herrlichen, nach Osten offenen<br />
Bade- und Ankerbuchten. Blöd<br />
nur, dass dauernd Ostwind blies<br />
mit 4 bis 5 Beaufort und in den<br />
Buchten ordentlich Welle stand.<br />
Da Portocolom manche von uns<br />
nicht haben wollte, segelten zwei<br />
Yachten nach Portopetro weiter,<br />
von wo aus auf Cabrera übergesetzt<br />
wurde. Diesmal vor dem Wind<br />
auf magenverstimmendem Kurs.<br />
Cabrera selbst beeindruckt mit<br />
Farbenspiel, Stille und Sternen.<br />
Von dort ging es am Wind mit bis<br />
zu 10 Knoten Fahrt bei 5 Windstärken<br />
zurück zum Ausgangspunkt.<br />
NEUES AUF KANAL 72<br />
Für Überraschung am dritten Tag<br />
sorgte ein Telefonanruf, der die<br />
Skipper der Flottille erreichte. Unter<br />
unbekannter Nummer erklang<br />
die Stimme des Commodore. Skipperbesprechung<br />
heute um 2000 auf<br />
Kanal 72. Was war bloß mit seinem<br />
Telefon los? Der Commodore badete,<br />
so stellte sich heraus, samt<br />
Sandalen und Gewand. Auch dem<br />
Handy wurde die nasse Erfrischung<br />
zuteil. Dass es danach<br />
beleidigt den Dienst verweigerte,<br />
war wahrlich ungeheuerlich!<br />
Um dieses Szenario zu schaffen,<br />
bedarf es eines ausgeklügelten Dingi-Manövers,<br />
das ausschließlich<br />
Commodores vorbehalten ist: Man<br />
setze sich möglichst nah ans Heck<br />
des Dingis, platziere ein bis zwei<br />
Crew-Mitglieder vorne am Bug,<br />
fahre mit dem Bug an die Badeplattform<br />
und dampfe in diese ein.<br />
Dann lasse man die Crewmitglie-<br />
Alle Teilnehmer des<br />
YCA-Clubtörns <strong>2024</strong><br />
auf Malle.<br />
der möglichst ruckartig übersteigen.<br />
Der so erzielte Gewichtstrimm<br />
führt dazu, dass der achtern sitzende<br />
Commodore das Ungleichgewicht<br />
gewinnt und rückwärts eintauchend<br />
sein Bad beginnt. Die<br />
perfekte Ausführung des Manövers<br />
verlangt erstens die Mitnahme eines<br />
Handys und zweitens die fachgerechte<br />
Betätigung des „Dead<br />
Man‘s Switch“. Dadurch werden<br />
Verletzungen vermieden, bei Gewährleistung<br />
gleichmäßiger Nässe.<br />
Der Clubtörn <strong>2024</strong> war also ein<br />
voller Erfolg, eine wunderbare<br />
Runde – herrlich zum Segeln! Diese<br />
Stelle sei genützt, um unserem<br />
Gottfried „Titzl“ Rieser herzlichst<br />
und für seinen nimmermüden<br />
Einsatz im Dienste des YCA zu<br />
danken!<br />
62 5/<strong>2024</strong>
YCA-SEGELSPORT<br />
Anziehende Förderung<br />
Die Events der Segel-Bundesliga starteten am 6. Juni am<br />
Wörthersee, von 28. bis 30. Juni ging es am Attersee weiter, am<br />
Achensee schlugen die Teams von 2. bis 4. August ihr Camp auf,<br />
ihren Abschluss findet die Serie von 20. bis 22. September in<br />
Gmunden am Traunsee.<br />
Text GOTTFRIED RIESER, YCA-COMMODORE<br />
Der YCA-Kader mischte bei<br />
den ersten zwei Events mit<br />
den Spitzenteams voll mit:<br />
Wir erreichten einen Wettfahrtssieg,<br />
fünf Zweitplatzierungen und<br />
fünfmal wurden wir Dritter.<br />
Unsere Kampagne bei der Segel-<br />
Bundesliga <strong>2024</strong> wird zu einem<br />
großen Teil von Sponsoren getragen<br />
– herzlichen Dank an die Firma<br />
Hoval, Sick und Pantaenius<br />
Yachtversicherungen!<br />
Wir müssen aber noch eine<br />
große Lücke schließen, um<br />
unsere Finanzierung einigermaßen<br />
ausgewogen abschließen<br />
zu können:<br />
Daher laden wir nun alle<br />
Menschen ein, uns dabei<br />
zu unterstützen: Wir bieten<br />
ein tolles Segel-Bundesliga<br />
Polo-Shirt um € 45,– an, der<br />
Reinerlös von € 20,– fließt<br />
direkt in das Projekt „Segel-<br />
Bundes liga“.<br />
Wir freuen uns,<br />
wenn wir möglichst<br />
viele Polo-Shirts<br />
verkaufen können!<br />
FOTO: MANNY DACUNHA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Ausbildung und Events<br />
Ausbildungen in Theorie und Praxis, Clubabende<br />
31. August Attersee Melges Gennaker- & Trim-Training<br />
4. September Wien, 1100 Humboldt WNB Infoabend Skipper-Ausbildung<br />
5. September Graz, Luckys Heuriger STMK Infoabend Skipper-Ausbildung<br />
5. September Zoom online Infoabend Hochsee-Skipper-Ausbildung<br />
6. September Linz, VH Ebelsberg OÖ Infoabend Skipper-Ausbildung<br />
14. September Biograd FB2 Trainingstörn STMK, 8 Tage<br />
20. September Klagenfurt 9020, FGH Infoabend Skipper-Ausbildung<br />
26. September Salzburg Infoabend Skipper-Ausbildung<br />
27. September Innsbruck, LSZ Infoabend Skipper-Ausbildung<br />
4. Oktober Linz, VH Pichling OÖ Basis-Theorie-Ausbildung, 2 Tage<br />
4. Oktober Graz/online STMK Basis-Theorie-Ausbildung, 2 Tage<br />
4. Oktober Innsbruck, SZ T-V FB2 Theorie-Ausbildung<br />
5. Oktober Attersee, Nußdorf Gennaker- & Spi-Training<br />
11. Oktober Linz, VH Ebelsberg OÖ FB2 Theorie-Ausbildung<br />
11. Oktober Salzburg SBG FB2 Theorie-Ausbildung<br />
11. Oktober Graz STMK FB2 Theorie-Ausbildung<br />
11. Oktober Wien, Humboldt/online WNB FB2 Theorie-Ausbildung<br />
18. Oktober Klagenfurt 9020, FGH KTN Basis-Ausbildungs-Kurs<br />
25. Oktober Klagenfurt 9020, FGH KTN FB2 Hybrid-Weekend-Kurs<br />
Törns und Events, Clubabende<br />
5. September Wien, 1220 Danube WNB Race & CHILL, Alte Donau<br />
7. September Malta/Valetta, 8 Tage Spezial „Rund um Malta“, 8 Tage<br />
11. September Hall Tirol, GH Schatz Club „Segelabenteur“ mit Egmont Friedl<br />
14. September Biograd–Sizilien Langfahrt 2 Wochen, Teil 1, 15 Tage<br />
24. September Linz 4040 VH Dornach Club „Pula bis Kapstadt“, Michael Puttinger<br />
26. September Wien, 1220 Danube WNB Race & GRILL, Alte Donau<br />
28. September Sizilien–Biograd Langfahrt 2 Wochen, Teil 2, 15 Tage<br />
4. Oktober Portsmouth Spezial Gezeiten SOLENT Revier, 8 Tage<br />
8. Oktober Wien, GH Pistauer Club „Alles was Recht ist ...“, Philipp Ortner<br />
10. Oktober St. Leonhard, SBG Club „Mit Nussschale über Atlantik“, Nico Manthos<br />
14. Oktober Murter/CRO CROATIA300 Hochsee-Offshore Staatsmeister, 4 Tage<br />
29. Oktober Linz, VH Dornach Club „Sieben Farben Blau“, C.Clawien und J. Buttmann<br />
Allfällige Änderungen vorbehalten.<br />
Sämtliche Veranstaltungen tagesaktuell abrufbar unter<br />
è www.yca.at/aktuelles/ganz-viel-vereinsleben<br />
Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig, siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />
Falls „ausgebucht”, bitte auf die Warteliste setzen –<br />
es gibt laufend Ausfälle!<br />
YCA-Services und -Vor-<br />
Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />
starken Partnern aus. Damit können wir<br />
unseren YCA-Mitgliedern<br />
attraktivste Konditionen<br />
in vielen Bereichen anbieten,<br />
siehe unsere Service-/Vorteilspartner<br />
auf<br />
è www.yca.at<br />
Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />
Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina Certosa<br />
(Venedig), Marina Aprilia Marittima<br />
(Lignano*). Kroa tien: Marina Vrsar, Marina<br />
Funtana, Marina Punat, Marina Frapa in<br />
Rogoznica und Dubrovnik. Spanien: Marine<br />
Project Iberia (Barcelona).<br />
Charter: Müller Yachtcharter, Pitter Yachtcharter,<br />
My SeaTime Yachtcharter d.o.o.<br />
(Kroa tien), Ionian Charter (Griechenland),<br />
four seasons yachting GmbH (Deutschland).<br />
Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp,<br />
Seemannsladen.at, Thomas Pernsteiner,<br />
Schiffs-Sachverständiger, Magazin,<br />
Marina-Buchungsplattform seasy.at<br />
Versicherung: Pantaenius bietet den YCA-<br />
Mitgliedern Sonderrabatte bei Charter-,<br />
Kasko- und Haftpflichtversicherungen.<br />
YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie links<br />
angeführt + Ionian Charter.<br />
Interessierten Sponsoren und Partnern<br />
bieten wir gerne attraktive Kooperationsformen<br />
und Möglichkeiten für eine<br />
erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir freuen<br />
uns auf Ihre Anfragen und Vorschläge:<br />
è marketing@yca.at<br />
* In Kooperation mit der Agenzia Adrianautica und Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco.<br />
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Ö<br />
MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />
News September/Oktober <strong>2024</strong><br />
Mit dem Boot auf der Donau durch<br />
das UNESCO-Weltkulturerbe Wachau<br />
in Niederösterreich, hier bei Krems.<br />
Sportboote<br />
auf der Donau<br />
Was haben zum Beispiel Länder wie Polen, Holland, Deutschland, Frankreich oder aber auch die Schweiz mit Österreich<br />
gemein? Allesamt sind es Länder mit Wasser über Wasser – oder anders gesagt: Seen über Seen und Flüssen über Flüssen.<br />
Text WOLFGANG WOLFSTEINER, M.ED., M. MIMRA, B.A.<br />
Österreich wurde von der Natur<br />
mit Seen und Flüssen im<br />
Überfluss gesegnet. Die dominanteste,<br />
größte und beeindruckendste<br />
Wasserstraße ist der Donaustrom.<br />
Die Donau ist der größte<br />
Fluss Österreichs und – nach der<br />
Wolga – der zweitlängste Strom in<br />
Europa. Mit einer Länge von 2.888<br />
km, schiffbar ab der deutschen Stadt<br />
Kehlheim, fließt die Donau durch<br />
zehn Staaten Europas und mündet<br />
schließlich ins Schwarze Meer. „Brigach<br />
und Breg, bringen die Donau<br />
zu Weg“ sagt bereits ein alter Spruch<br />
zum Ursprung, also zur Quelle der<br />
Donau im Herzen von Donaueschingen<br />
in Deutschland. Erst ab<br />
dort ist die Donau sozusagen als<br />
Fluss wahrnehmbar.<br />
Im Laufe der Jahrhunderte wurde<br />
die lebendige Donau vom Menschen<br />
„gezähmt“. Der Mensch vollbrachte<br />
es, dass die Schifffahrt vom Schwarzen<br />
Meer bis zur Nordsee (über die<br />
Donau, den Main-Donau-Kanal und<br />
den Rhein) möglich wurde.<br />
ALLES AM FLUSS<br />
Noch eine Besonderheit: Als einer<br />
der ganz wenigen Flüsse ist die Donau<br />
„seitenverkehrt“ kilometriert!<br />
Sie wurde von der Mündung in<br />
Richtung Quelle vermessen, der<br />
Stromkilometer (StrKm) Null befindet<br />
sich im Sulinaarm der kleinen<br />
Deltastadt Sulina. Vom Kilometer<br />
„Null“ sind es aber noch einige Kilometer<br />
bis zur Mündung ins Schwarze<br />
Meer, da sich das Donaudelta<br />
über die Jahre und durch die mitgeführten<br />
„Schwebstoffe“ erweitert.<br />
In Österreich fällt die Donau in<br />
ihrem Verlauf ca. 150 Meter ab.<br />
Insgesamt neun Donaukraftwerke<br />
(samt Schleusen) regulieren dieses<br />
Gefälle.<br />
Blicken wir vorerst aber in die Gegenrichtung:<br />
Bis zu ihrem Eintritt<br />
in Österreich bei StrKm 2223,15<br />
(am rechten Ufer bei der Kräutelsteinbrücke<br />
in der Nähe der bayerischen<br />
Drei-Flüsse-Stadt Passau) und<br />
endgültig ab dem StrKm 2203,2 mit<br />
der Einmündung des Dantelbaches<br />
am linken Ufer fließt die Donau zur<br />
Gänze durch österreichisches Staatsgebiet.<br />
In Summe rund 350 km, bis<br />
sie bei StrKm 1880,2 am linken Ufer,<br />
mit der Einmündung einer weiteren<br />
Wasserstraße, der March, die Grenze<br />
zur Slowakei bildet (am rechten Ufer<br />
bei StrKm 1872,5). Die Bezeichnung<br />
„rechtes Ufer“ und „linkes Ufer“ bedeutet:<br />
rechts und links in Fließrichtung<br />
gesehen!<br />
km 2.200 km 2.200 km 2.100 km 2.050 km 2.000<br />
km 1.950 km 1.900<br />
PASSAU<br />
Ilz<br />
Inn<br />
Jochenstein<br />
Kl. Mühl<br />
Aschach<br />
LINZ<br />
Ottensheim<br />
Abwinden<br />
Traun<br />
Gr. Mühl<br />
64 5/<strong>2024</strong><br />
Enns<br />
Rodl<br />
Naarn<br />
Wallsee<br />
Ysper<br />
Ybbs<br />
Ybbs/Persenbeug<br />
Erlauf<br />
Krems<br />
Melk<br />
Melk<br />
KREMS<br />
Kamp<br />
Traisen<br />
ST. PÖLTEN<br />
Schmida<br />
Altenwörth<br />
TULLN<br />
Tulln<br />
Zaya<br />
Greifenstein<br />
WIEN Freudenau<br />
Schwechat<br />
Fischa<br />
March<br />
Rußbach<br />
Leitha<br />
BRATISLAVA
Infos dazu gibt es reichlich im<br />
Internet.<br />
WASSERSPASS MIT<br />
FOTOS: M. MIMRA (1), SHUTTERSTOCK – TOMAS MAREK (1), MISTERVLAD (1), ANIMAFLORA PICSSTOCK (1), MRGB(1)<br />
Schlögener Schlinge<br />
in Oberösterreich.<br />
Die Donauinsel teilt<br />
die Donau in Wien.<br />
Fast jeder See und Fluss in<br />
Österreich, so auch die Donau<br />
im Besonderen, ist ein Eldorado<br />
für viele Arten von Wassersport.<br />
Eine dieser Wassersportarten ist<br />
die Freizeitschifffahrt!<br />
Bootsclubs und Wassersportvereine<br />
säumen die Donau in<br />
ihrem gesamten Verlauf. In den<br />
drei Donaubundesländern<br />
Oberösterreich, Niederösterreich<br />
und Wien kann man das<br />
Schiffsführerpatent für Wasserstraßen<br />
und sonstige Binnengewässer<br />
erwerben.<br />
Entlang der Donau gibt es<br />
übrigens auch eine Fülle von<br />
Motorbootfahrschulen, die den<br />
Traum vom „Bootsführerschein“<br />
(genauer gesagt: Schiffsführerpatent<br />
10 m oder 20 m)<br />
wahr werden lassen. Nähere<br />
ZIEL UND MASS<br />
Eine gewisse Verantwortung,<br />
Reife und nautische Fachkompetenz<br />
wird aber von jedem<br />
Schiffsführer und jeder Schiffsführerin<br />
erwartet und mittlerweile<br />
auch rigoros durch die<br />
neue Wasserpolizei bzw. von der<br />
Schifffahrtsaufsicht des BMK<br />
kontrolliert! So sehr der Rausch<br />
der Geschwindigkeit lockt oder<br />
eine andere Art der Berauschung,<br />
so wenig haben sie auf<br />
dem Wasser und am Steuer eines<br />
Bootes verloren. Die Gefahr<br />
zu kollidieren, zu sinken oder eines<br />
über Bord gegangenen Menschen<br />
ist nie zu unterschätzen!<br />
Was speziell die Donau so<br />
erlebenswert macht, ist ihr<br />
Reichtum an Häfen, Marinas,<br />
Buchten und Anlegestellen.<br />
Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele:<br />
Eines nach dem anderen<br />
geben sich die Highlights<br />
an der Donau die Hand! Egal<br />
ob Burgen, Schlösser oder idyllisch-reizvolle<br />
Städte und Orte,<br />
sie alle laden gleichermaßen<br />
zum Anlegen, Genießen und<br />
Entdecken der österreichischen<br />
Kulinarik ein!<br />
All das kann man an der<br />
Donau mit dem Boot erreichen.<br />
Wer einmal Freizeitkapitän auf<br />
Österreichs größtem Fluss war,<br />
kommt nicht mehr davon los –<br />
davon bin ich überzeugt!<br />
Sicherheit<br />
zu Wasser<br />
Der Polizeidienst auf dem Wasser wird in<br />
Oberösterreich durch die Wasserpolizei<br />
wahrgenommen.<br />
Text C H R I S T I A N H A U S E R<br />
Fotos MICHAEL DIETRICH<br />
Die Wasserpolizeiinspektion (WPI) Linz ist<br />
rund um die Uhr besetzt und vollzieht die<br />
wasserpolizeilichen Aufgaben im gesamten<br />
Land Oberösterreich. Unterstützt wird sie<br />
von speziell ausgebildeten Beamten der PI<br />
Gmunden (Traunsee), PI Schörfling und PI<br />
Unterach (Attersee) sowie der PI Mondsee<br />
(Mondsee), welche den überwiegenden Teil<br />
der Seenüberwachung vollziehen.<br />
Die Hauptaufgaben: Durchsetzung der Regelungen<br />
des Schifffahrtsrechts, Geschwindigkeits-<br />
und Beeinträchtigungskontrollen,<br />
Überprüfung der Verkehrssicherheit der<br />
Wasserfahrzeuge, Durchführung von Rettungsmaßnahmen,<br />
Verfolgung/Klärung von<br />
Straftaten, Gefahrenabwehr, Fremdenrecht<br />
sowie Wasser- und Umweltschutz.<br />
In unberührter Natur.<br />
Schloss Schönbühel.<br />
EINSATZGEBIET<br />
Der hauptsächliche Streifenbereich der WPI<br />
Linz erstreckt sich auf ca. 130 Stromkilometer<br />
der Donau – von der Grenze zu Deutschland<br />
bis zum Kraftwerk Wallsee, inklusive der Linzer<br />
Häfen und des Ennshafens. Anlassbezogen<br />
werden auch die größeren Gewässer im<br />
Bundesland überwacht bzw. wasserpolizeiliche<br />
Amtshandlungen vollzogen. Exekutivspezifische<br />
Aufgaben umfassen insbesondere die<br />
Erhebung bei Schiffs- und Bootsunglücken<br />
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MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />
News September/Oktober <strong>2024</strong><br />
und die Nachforschung bei Straftaten,<br />
die Kontrolle von Befähigungsausweisen<br />
und Schiffspapieren<br />
sowie Maßnahmen gegen<br />
Beeinträchtigung durch Alkohol,<br />
psychotropische Substanzen und<br />
bei Übermüdung.<br />
AUFGABENGEBIET<br />
Die Hilfeleistung zu Wasser ist eine<br />
der zentralen Aufgaben. Insbesondere<br />
Lebensrettungen und Rettung<br />
aus (See-)Notsituationen und die<br />
Bekämpfung von Umweltstraftaten.<br />
Zur Verhinderung und Bekämpfung<br />
von spezifischen grenzüberschreitenden<br />
Delikten werden Wasserfahrzeuge<br />
regelmäßig überprüft.<br />
Dies erfolgt durch lagebedingte<br />
Kontrollen, Fahndungsmaßnahmen<br />
sowie routinemäßige Kontrollen<br />
im Zuge des Streifen- und Überwachungsdienstes.<br />
Was benötigt ein Schiffsführer bei<br />
einer Kontrolle bzw. wie läuft eine<br />
Routinekontrolle ab?<br />
Die Wasserpolizei gibt dem Schiffsführer<br />
die Weisung, an einem geeigneten<br />
Platz oder am Polizeiboot<br />
festzumachen. Bei Kleinfahrzeugen<br />
werden Zulassungsurkunde und Befähigungsausweis<br />
kontrolliert. Dieser<br />
ist im Original mitzuführen.<br />
Weiters kontrollieren wir die vorgeschrieben<br />
Ausrüstungsgegenstände<br />
– insbesondere Erste-Hilfe-Ausrüstung,<br />
Rettungsmittel und Feuerlöscher.<br />
Eventuell wird auch ein routinemäßiger<br />
Alko-Test durchgeführt.<br />
Was ist im Hinblick auf Alkohol<br />
besonders zu beachten?<br />
Bei der Schifffahrt gelten die gleichen<br />
Alkoholgrenzen wie im Straßenverkehr.<br />
Das heißt im privaten<br />
Bereich kommt es ab 0,5 Promille<br />
zu einer Anzeige und ab 0,8 zum<br />
Entzug des Befähigungsausweises.<br />
Da hiermit die Verlässlichkeit nicht<br />
mehr gegeben ist, kommt es meistens<br />
auch zu einem Entzug der<br />
Lenkberechtigung für Kfz durch die<br />
Behörde. Für die gewerbliche Schifffahrt<br />
gelten 0,1 bzw. 0,5 Promille.<br />
Segeln auf der Donau?<br />
Ist grundsätzlich erlaubt, aufgrund<br />
der Strömungsgeschwindigkeit der<br />
Donau jedoch nicht überall möglich<br />
bzw. sinnvoll. Ein verwendetes<br />
Segelfahrzeug muss mit einer geeigneten<br />
Einrichtung zum Rudern<br />
ausgerüstet sein. Ab 250 kg Verdrängung<br />
muss ein Hilfsmotor verbaut<br />
sein, ab dann besteht auch<br />
Zulassungspflicht und ab 4,4 kW<br />
Antriebsleistung Patentpflicht.<br />
Keine Fahrt im Schleusenbereich!<br />
Mindestalter: 14 bzw. 12 Jahre,<br />
wenn alle an Bord befindlichen<br />
Personen Schwimmwesten tragen.<br />
16 Jahre bei Antriebsleistung unter<br />
4,4 kW und 18 Jahre ab einer Antriebsleistung<br />
von 4,4 kW.<br />
Die häufigsten Fehler, die Sportbootfahrer<br />
auf der Donau machen?<br />
Fahren mit Scheinwerfern bei<br />
Dunkelheit (dabei werden andere<br />
„ Bei der Schifffahrt gelten die gleichen<br />
Alkoholgrenzen wie im Straßenverkehr.“<br />
Schiffsführer geblendet, die Navigationslichter<br />
sind nicht mehr<br />
erkennbar). Verursachen von<br />
Wellenschlag, z. B. im Bereich<br />
von Anlegestellen. Teilweise<br />
dürftige bis keine Ausrüstung<br />
bzw. Nicht-Mitführen der erforderlichen<br />
Dokumente.<br />
Wichtige Information für alle<br />
Schiffsführer!<br />
Die Wasserstraßen-Verkehrsordnung<br />
spricht im § 20.01 von der<br />
Beschränkung der Schifffahrt<br />
bei hohen Wasserständen. Die<br />
Großschifffahrt wird ab einem<br />
Pegel HSW + 90 cm (höchster<br />
Schifffahrtswasserstand) eingestellt.<br />
Dies ist auch in der (kostenlosen)<br />
DORIS-App bei den Streckenverfügbarkeiten<br />
ersichtlich.<br />
Für Sportboote gilt schon beim<br />
Überschreiten des HSW generelles<br />
Fahrverbot. Da ist die Streckenverfügbarkeit<br />
in der App jedoch<br />
noch auf grün. Somit ist<br />
jeder Schiffsführer verpflichtet,<br />
sich selbst über die Pegelstände<br />
und die daraus resultierenden<br />
Fahrverbote zu erkundigen! Folgende<br />
Seite der viadonau enthält<br />
alle wichtigen Fahrwasserinfos:<br />
è www.doris.bmk.gv.at/fahrwasserinformation/<br />
nachrichten-nfb/nachrichtenabfrage<br />
Die oberösterreichische<br />
Wasserpolizei auf<br />
Patrouille.<br />
66 5/<strong>2024</strong>
Skipper’s Diaries<br />
Wettkampf in Papeete<br />
„Du kannst nicht auf Tahiti bleiben!“, hat ein Franzose zu mir gesagt. Diese und andere<br />
Weisheiten waren mein Lohn für die Reparatur an seiner Kühlwasserpumpe.<br />
Ich frage mich, ob er jemals mit<br />
einer jener Weisheiten auch nur<br />
eine Mango auf dem Markt bezahlen<br />
konnte. Schon klar, Weisheiten<br />
sind sonst wertvoll, aber nicht<br />
immer wahr. So verharren wir entgegen<br />
jeder Erwartung dennoch<br />
hier in einer der industrialisiertesten<br />
Ecken des Paradieses seit Monaten,<br />
denn es herrscht Orkansaison<br />
auf der Südhalbkugel. Regen-,<br />
Schütten-, Kübelsaison wäre zutreffender.<br />
Den Einheimischen macht<br />
es nicht viel aus. Sie sind es gewöhnt<br />
und die paar Tropfen verderben ihnen<br />
nicht die Laune.<br />
Was sie jedoch sehr getroffen hat,<br />
ist die Tatsache, dass die Chinesen<br />
den Weltrekord für „Die meisten<br />
Ukulele-Spielern pro Lied“ regelrecht<br />
gestohlen haben. Sie müssen<br />
aber auch alles haben, diese Chinesen!<br />
Seit Ende Jänner also herrscht<br />
Rekordwiedergewinn-Stimmung<br />
auf Tahiti. Quasi Kampflaune, weil<br />
Gewinnen hat immer mit Kämpfen<br />
zu tun. Denke ich jedenfalls.<br />
Die spärlichen Inselmedien posaunen<br />
nach französischer Art, so<br />
dass ich das Gefühl habe, wir werden<br />
die Marseillaise spielen müssen.<br />
Wir, weil die Ukulele auch unser<br />
Bordinstrument ist und schon hunderte<br />
von Liedern begleitet hat. Wir<br />
werden dabei sein und kämpfen!<br />
Den Chinesen werden wir zeigen,<br />
wo die Krebse überwintern.<br />
Die wenigen Proben im klimatisierten<br />
Raum für Eheschließungen<br />
des Rathauses reichen völlig aus,<br />
um das einfache Lied zu lernen. Es<br />
ist nicht die Marseillaise. Wir werden<br />
zwei Akkorde klimpern und in<br />
Tahitianisch dazu singen, was die<br />
Sache erheblich verkompliziert.<br />
Ohne wirklich zu wissen, was wir<br />
genau schmettern, singen wir vom<br />
Blatt mit Lautschrift, und damit uns<br />
nicht langweilig wird, immer dasselbe<br />
Lied zu spielen, lernen wir<br />
weitere sieben farbenfrohe Stücke.<br />
In den Proberaum passen etwa<br />
150 Menschen mit ihren Ukulelen,<br />
und obwohl es beeindruckend ist,<br />
in einem Orchester gemischten Alters<br />
mitzuwirken, bleibt mein Gemüt<br />
ziemlich nüchtern. Ich ahne<br />
nicht, was kommt.<br />
DUFTENDE TATTOOS<br />
Es kommt der Tag des Wettbewerbs.<br />
Dutzende Busse sollen die<br />
Tausenden Teilnehmer befördern.<br />
Wie im Wunderbuch hat der Regen<br />
der Sonne Platz gemacht, es ist<br />
schwül wie im türkischen Dampfbad.<br />
Ein kluger Ukulelenspieler,<br />
der was auf sich hält, würde zu<br />
Hause im Schatten bleiben.<br />
Nicht so die begeisterte Masse<br />
von Mamas, Papas, Opas, Omas,<br />
Enkeln, Tanten und … – meine<br />
Verwandtschaftskenntnisse reichen<br />
nicht so weit wie die Verzweigungen<br />
hier auf der Insel gepflegt werden.<br />
Jedenfalls alle bewaffnet mit<br />
dem einfachsten Saiteninstrument<br />
und geschmückt mit Blumen. Duftende<br />
Tiares und Frangipani,<br />
Kränze und Girlanden, sogar die<br />
Tattoos scheinen zu duften. Etwas<br />
saurer, aber nicht weniger<br />
begeistert. Überflüssig zu sagen,<br />
dass dieses Sich-warm-<br />
Klimpern von allen Seiten<br />
nichts mit Kampfstimmung<br />
zu tun hat, denn<br />
das Lächeln ist so breit<br />
wie ich es nirgends<br />
auf der Welt gesehen<br />
habe. Von so manchen<br />
Rücken oder<br />
Hüften ganz zu<br />
schweigen.<br />
Stunden später, die Geister sind<br />
nur noch wacher geworden, sitzen<br />
wir alle im Stadion. Es wird Wasser<br />
gereicht, wir haben uns mit etwas<br />
Obst versorgt, sonst Ukulele und<br />
Gesang soweit die Augen und Ohren<br />
reichen. Und das zusammen.<br />
Wenn wir Menschen alle Schlachten<br />
unserer Geschichte gegen solche<br />
wie diese hier austauschen könnten,<br />
möchte ich nochmals leben.<br />
Gegen die Chinesen haben wir<br />
verloren. Und es ist besser so, denn<br />
auf lange Sicht wären auf der Insel<br />
weder genug Holz für Ukulelen<br />
noch genug Hände um sie zu spielen<br />
vorhanden, wenn es später zu<br />
einer Revanche kommen sollte.<br />
Verloren haben aber nur die, die<br />
ein Spiel nie um des Spieles Willen<br />
genießen können. Die sich nur<br />
durch die Länge ihres Instruments<br />
definieren können. Aber ich denke,<br />
es war keiner von ihnen heute hier<br />
im Stadion anwesend. Statt auf über<br />
8.500 haben wir es nur auf 6.302 gebracht.<br />
Wer für die „zwei“ verantwortlich<br />
war, ist doch klar, oder? <br />
FOTO: SY MAOLIS<br />
VASSIL SVECHTAROV<br />
ist Bühnenbildner,<br />
Puppenspieler, Musiker,<br />
Autor, Weltumsegler.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Bücher, Musik, Projekte<br />
è www.sturetz.eu<br />
ILLUSTRATION: INGA BEITZ
THE NEW<br />
GENERATION<br />
1017 GT<br />
@frauscherboats • frauscherboats.com