BS 08-2024
Editorial: - Ein Feigenblatt reicht nicht | Personalien | Nachrichten | Schifffahrt - Verkehrspolitik | Niederfinow: Preiswürdiges Schiffshebewerk | Der Kampf ums Personal | Etat ’25: »Enttäuschend, aber nicht überraschend« | Wasserstoff-Importe – auch Schiffe spielen Rolle | Neue Studie beauftragt: Die Kohle schwindet - was transportieren Binnenschiffe stattdessen? | Schiffstechnik | HSL: Mehr Potenzial zur Verlagerung | GEFO bestellt weitere Neubauten | Messe SMM: Die maritime Welt in Hamburg | Hadag stellt neue Hybridfähre in Dienst | Damen baut neuen Flusskreuzer für die Schweiz | Tehag glaubt an Diesel – sauber und zukunftsfähig | Schulschiff »Rhein« kehrt zurück in die Werft | Nächste Schnellfähre für Cassen | Lux Werft: Leise und sauber über den Rhein | Damen meldet Rekordzahlen | Seehäfen – Hinterland | Antwerpen zieht gemischte Bilanz | Rotterdam kann Umschlag weiter steigern | MSC steigt am Terminal in Limburg ein | Logistik | Bahn fährt einen Milliarden-Verlust ein | duisport und thyssenkrupp Steel Logistics: Hand in Hand in der Stahllogistik | Wesel: Erste Kühlladung erreicht Nordfrost | Wasserstraßen – Häfen | Donau: Kurs auf eine grüne Zukunft | Interview Hans-Peter Hasenbichler (viadonau) | Bettina Brennenstuhl, Hafen Dortmund: Transformation umfasst viele Themenfelder | DEK-Jubiläum: Vom Pott bis zum Watt | Der Kanal und seine Häfen | Fünf Schleusen-Neubauten am DEK | An der Schleuse Rodde geht es voran | Hafen Stuttgart: Künftig Wasserstoff statt Kohle | Heilbronn: Hafen der »Hidden Champions« | In Koblenz wird kräftig investiert | Erster Spatenstich für Schleuse Kriegenbrunn | Buyer’s Guide | Recht: Fliegender Arrest | Jobbörse | BDS: Politikversagen und Binnenschifffahrt | Impression
Editorial: - Ein Feigenblatt reicht nicht | Personalien | Nachrichten | Schifffahrt - Verkehrspolitik | Niederfinow: Preiswürdiges Schiffshebewerk | Der Kampf ums Personal | Etat ’25: »Enttäuschend, aber nicht überraschend« | Wasserstoff-Importe – auch Schiffe spielen Rolle | Neue Studie beauftragt: Die Kohle schwindet - was transportieren Binnenschiffe stattdessen? | Schiffstechnik | HSL: Mehr Potenzial zur Verlagerung | GEFO bestellt weitere Neubauten | Messe SMM: Die maritime Welt in Hamburg | Hadag stellt neue Hybridfähre in Dienst | Damen baut neuen Flusskreuzer für die Schweiz | Tehag glaubt an Diesel – sauber und zukunftsfähig | Schulschiff »Rhein« kehrt zurück in die Werft | Nächste Schnellfähre für Cassen | Lux Werft: Leise und sauber über den Rhein | Damen meldet Rekordzahlen | Seehäfen – Hinterland | Antwerpen zieht gemischte Bilanz | Rotterdam kann Umschlag weiter steigern | MSC steigt am Terminal in Limburg ein | Logistik | Bahn fährt einen Milliarden-Verlust ein | duisport und thyssenkrupp Steel Logistics: Hand in Hand in der Stahllogistik | Wesel: Erste Kühlladung erreicht Nordfrost | Wasserstraßen – Häfen | Donau: Kurs auf eine grüne Zukunft | Interview Hans-Peter Hasenbichler (viadonau) | Bettina Brennenstuhl, Hafen Dortmund: Transformation umfasst viele Themenfelder | DEK-Jubiläum: Vom Pott bis zum Watt | Der Kanal und seine Häfen | Fünf Schleusen-Neubauten am DEK | An der Schleuse Rodde geht es voran | Hafen Stuttgart: Künftig Wasserstoff statt Kohle | Heilbronn: Hafen der »Hidden Champions« | In Koblenz wird kräftig investiert | Erster Spatenstich für Schleuse Kriegenbrunn | Buyer’s Guide | Recht: Fliegender Arrest | Jobbörse | BDS: Politikversagen und Binnenschifffahrt | Impression
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<strong>08</strong><br />
<strong>2024</strong><br />
<strong>08</strong><br />
SCHIFFFAHRT<br />
TECHNIK<br />
HÄFEN<br />
Gewerbe beklagt<br />
GEFO bestellt<br />
Stuttgart setzt künftig<br />
9 770939 191001<br />
Kürzungen im Etat 14 weitere Neubauten 17 auf Wasserstoff 46<br />
August <strong>2024</strong> | 79. Jahrgang<br />
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INHALT<br />
<strong>08</strong> <strong>2024</strong><br />
10<br />
36<br />
3 – EDITORIAL<br />
3 – Ein Feigenblatt reicht nicht<br />
5 – PERSONALIEN<br />
6 – NACHRICHTEN<br />
9 – SCHIFFFAHRT | VERKEHRSPOLITIK<br />
10 – Niederfinow: Preiswürdiges Schiffshebewerk<br />
12 – Der Kampf ums Personal<br />
14 – Etat ’25: »Enttäuschend, aber nicht überraschend«<br />
14 – Wasserstoff-Importe – auch Schiffe spielen Rolle<br />
15 – Neue Studie beauftragt: Die Kohle schwindet –<br />
was transportieren Binnnenschiffe stattdessen?<br />
16 – SCHIFFSTECHNIK<br />
16 – HSL: Mehr Potenzial zur Verlagerung<br />
17 – GEFO bestellt weitere Neubauten<br />
18 – Messe SMM: Die maritime Welt in Hamburg<br />
24 – Hadag stellt neue Hybridfähre in Dienst<br />
25 – Damen baut neuen Flusskreuzer für die Schweiz<br />
26 – Tehag glaubt an Diesel – sauber und zukunftsfähig<br />
28 – Schulschiff »Rhein« kehrt zurück in die Werft<br />
29 – Nächste Schnellfähre für Cassen<br />
30 – Lux Werft: Leise und sauber über den Rhein<br />
31 – Damen meldet Rekordzahlen<br />
32 – SEEHÄFEN | HINTERLAND<br />
32 – Antwerpen zieht gemischte Bilanz<br />
33 – Rotterdam kann Umschlag weiter steigern<br />
33 – MSC steigt am Terminal in Limburg ein<br />
34 – LOGISTIK<br />
34 – Bahn fährt einen Milliarden-Verlust ein<br />
36 – duisport und thyssenkrupp Steel Logistics:<br />
Hand in Hand in der Stahllogistik<br />
37 – Wesel: Erste Kühlladung erreicht Nordfrost<br />
38 – WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
38 – Donau: Kurs auf eine grüne Zukunft<br />
39 – Interview Hans-Peter Hasenbichler (viadonau)<br />
40 – Bettina Brennenstuhl, Hafen Dortmund:<br />
Transformation umfasst viele Themenfelder<br />
42 – DEK-Jubiläum: Vom Pott bis zum Watt<br />
44 – Der Kanal und seine Häfen<br />
45 – Fünf Schleusen-Neubauten am DEK<br />
45 – An der Schleuse Rodde geht es voran<br />
46 – Hafen Stuttgart: Künftig Wasserstoff statt Kohle<br />
48 – Heilbronn: Hafen der »Hidden Champions«<br />
50 – In Koblenz wird kräftig investiert<br />
51 – Erster Spatenstich für Schleuse Kriegenbrunn<br />
52 – BUYER’S GUIDE<br />
58 – RECHT<br />
58 – Fliegender Arrest<br />
61 – JOBBÖRSE<br />
62 – BDS<br />
62 – Politikversagen und Binnenschifffahrt<br />
63 – IMPRESSUM<br />
Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />
Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
4 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
NACHRICHTEN<br />
HAVARIE IN ELSFLETH<br />
Über die Hunte rollen bald wieder Züge<br />
Die Reparatur der nach einem Schiffsunfall<br />
beschädigten Eisenbahnbrücke über<br />
die Hunte bei Elsfleth soll bis Ende August<br />
abgeschlossen sein.<br />
»Die Arbeiten liegen voll im Zeitplan«,<br />
teilte Niedersachsens Verkehrsminister<br />
Olaf Lies (SPD) nach einem Treffen mit<br />
Vertretern von Kommunen, Behörden,<br />
der Hafenwirtschaft und der Bahn. Ab<br />
dem 25. August sollen Züge von und<br />
nach Brake und Nordenham über eine<br />
neue Brücke über die Hunte im Landkreis<br />
Wesermarsch rollen können, heißt<br />
es. Am 23. Juli hatte ein Binnenschiff die<br />
Eisenbahnbrücke in Elsfleth gerammt<br />
und schwer beschädigt. Das Bauwerk<br />
handelt es sich nach einer früheren Havarie<br />
im Februar bereits um ein Provisorium.<br />
Der Zugverkehr über die Brücke<br />
ist seitdem eingestellt.<br />
Ein neues Brückenteil aus dem Brückenlager<br />
der Deutschen Bahn sollte<br />
Beschädigte Ersatzbrücke über die Hunte<br />
noch im Verlauf der ersten Augustwoche<br />
an der Baustelle eintreffen. Danach<br />
könnte es dann eingebaut werden. Zuvor<br />
muss ein Schwimmkran das beschädigte<br />
Teil herausheben. Anschließend müssen<br />
nach Angaben der Bahn noch Gleise, die<br />
Oberleitung sowie die Leit-Sicherungstechnik<br />
wieder aufgebaut werden. Binnenschiffe<br />
können nach Angaben des<br />
Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt<br />
(WSA) Weser-Jade-Nordsee die Unfallstelle<br />
passieren. Allerdings ist die Durchfahrt<br />
unter der Brücke weiter nur am<br />
nördlichen Rand möglich.<br />
<br />
© DB<br />
EUROGATE<br />
CMA CGM verhandelt über Einstieg<br />
Das französische Unternehmen CMA<br />
CGM – die drittgrößte Containerreederei<br />
der Welt – verhandelt mit dem Terminalbetreiber<br />
Eurogate am Hamburger Hafen<br />
über eine Kooperation.<br />
Bei dieser möglichen Partnerschaft<br />
geht es um die geplante Westerweiterung<br />
des Terminals, die zwei neue Liegeplätze<br />
von 450 und 600 m Länge in Hamburg-<br />
Waltershof vorsieht. Jährlich soll dort ein<br />
Volumen von 2 Mio. TEU umgeschlagen<br />
werden können. Das Projekt ist seit Jahren<br />
geplant, sämtliche Klagen dazu wurden<br />
abgewiesen. Weder Eurogate noch<br />
CMA CGM äußerten sich bisher zu den<br />
Verhandlungen. Konkrete Vereinbarungen<br />
gebe es derzeit nicht, sagte ein<br />
Sprecher von Eurogate. Auch die Hamburger<br />
Wirtschaftsbehörde schwieg bisher<br />
zu dem Thema.<br />
Ein möglicher Hintergrund einer solchen<br />
Kooperation dürfte der geplante<br />
Einstieg der Mediterranean Shipping<br />
Company (MSC) beim konkurrierenden<br />
Hafenbetreiber HHLA sein. Sobald die<br />
Hamburger Bürgerschaft im September<br />
in einer zweiten Lesung darüber entscheidet,<br />
wird die italienische Reederei<br />
49,9% der HHLA besitzen und kündigte<br />
bereits an, große Invesitionen im Hafen<br />
tätigen zu wollen. Die Opposition, der<br />
HHLA-Betriebsrat und die Gewerkschaft<br />
Verdi kritisierten das Vorhaben. <br />
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6 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
© Thomas Wolf<br />
Rhein-Reise:<br />
Der GEFO Low Water Carrier<br />
„Canaletto“ vor dem Kölner Dom<br />
Abladung 600 tons auf 1,30 m Tiefgang, Maximalkapazität: 2.921 m 3 ,<br />
8 Stainless-Steel-Tanks, 2 gummierte Tanks für Salzsäure, Maximale<br />
Abladung 2.985 tons, Hybrid-Antrieb
NACHRICHTEN<br />
© Combinant NV / Antwerpen<br />
BAHNLOGISTIK<br />
Kombiverkehr startet Zug zwischen Antwerpen und Madrid<br />
Ab September verbindet Kombiverkehr Belgien mit Spanien<br />
Der Bahnlogistiker Kombiverkehr weitet sein europäisches Intermodal-Netzwerk<br />
mit einer neuen Verbindung zwischen Belgien<br />
und Spanien aus. Am 3. September <strong>2024</strong> wird die erste Zugabfahrt<br />
zwischen Antwerpen Combinant und Madrid Abronigal<br />
über die Atlantikroute stattfinden. Spediteure und Logistikunternehmen<br />
erhalten damit neue Möglichkeiten, ihre Transporte auf<br />
diesem bedeutenden und rund 1.600 km langen Korridor klimafreundlich<br />
auf der Schiene durchzuführen. Pro Ladeeinheit mit<br />
25 t Ladungsgewicht werden beispielsweise im Rundlauf 5,1 t<br />
CO 2<br />
(84 %) eingespart.<br />
Die Züge werden zunächst zweimal wöchentlich verkehren: ab<br />
Antwerpen dienstags und freitags, ab Madrid mittwochs und<br />
sonntags. Befördert werden Container und Wechselbehälter sowie<br />
auch Gefahrgüter aller Klassen außer 1 und 7. Die Transitzeit<br />
liegt je nach Verkehrstag zwischen 48 und 72 Stunden.<br />
»Damit bietet Kombiverkehr die kürzeste und schnellste intermodale<br />
Verbindung zwischen den beiden Wirtschaftszentren an,<br />
auch im Vergleich zu den heutigen Short-Sea-Verkehren«, sagt<br />
Sébastien Eisner, Leiter Westeuropa im Vertrieb der Kombiverkehr<br />
KG. Ab Madrid sind Weiterleitungen mit Kombiverkehr im<br />
spanischen Netz von und nach Zaragoza, Valencia, Murcia, Sevilla<br />
und San Roque möglich.<br />
Mit dem neuen Angebot steigert das Frankfurter Unternehmen<br />
das Leistungsangebot von und nach Spanien auf insgesamt<br />
38 Zugabfahrten pro Woche. Über die Atlantik- und Mittelmeerroute<br />
verbindet der Operateur Barcelona, Madrid und fünf weitere<br />
Industriezentren Spaniens mit einer Vielzahl an Terminals unter<br />
anderem in Deutschland, Benelux, Skandinavien und Osteuropa.<br />
Die Frequenz des bestehenden Shuttlezuges zwischen Irún und<br />
Madrid wird mit dem neuen Angebot von sechs auf acht Abfahrten<br />
pro Woche und Richtung ansteigen und damit auch weitere<br />
Vorteile für die Speditionskunden mit sich bringen, die Transporte<br />
zwischen Köln oder Ludwigshafen und Madrid abwickeln. <br />
TRANSPORTGEBÜHREN<br />
Mosel-Abgaben für Schifffahrt sollen entfallen<br />
Erfolg für Rheinland-Pfalz: Das Bundeskabinett hat die Abschaffung<br />
der Schifffahrtsgebühren auf der Mosel ab 1. Juli 2025<br />
beschlossen.<br />
Die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt<br />
begrüßt den Beschluss des Bundeskabinetts, auch auf der Mosel<br />
künftig die Schifffahrtsabgaben für die Binnenschifffahrt ab Mitte<br />
des Jahres 2025 abzuschaffen. Die Vertragsstaaten Luxemburg<br />
und Frankreich müssen allerdings noch zustimmen.<br />
»Es ist der erklärte politische Wille von Europäischer Kommission,<br />
dem Bund und dem Land Rheinland-Pfalz, dass die umweltfreundliche<br />
Binnenschifffahrt künftig eine deutlich stärkere<br />
Rolle beim Güterverkehr übernehmen soll. Die Abgabenbefreiung<br />
steht somit im Einklang mit den übergeordneten verkehrspolitischen<br />
Zielen, umwelt- und klimafreundliche Verkehrsträger<br />
zu stärken«, sagte die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin<br />
Daniela Schmitt anlässlich des Kabinettsbeschlusses.<br />
Die Abschaffung der Abgaben auf der Mosel bedeute, dass<br />
Transporte mit dem Binnenschiff künftig günstiger erfolgen<br />
können. »Hierdurch wird nicht nur ein wichtiger Anreiz für den<br />
Gütertransport auf den Wasserstraßen gesetzt, auch die Wirtschaft<br />
in der Region Mosel-Saar und der Landeshafen Trier werden<br />
von dieser Maßnahme profitieren«, so Schmitt.<br />
Nach dem Beschluss der Bundesregierung kann eine Änderung<br />
des internationalen Moselvertrages zwischen Deutschland,<br />
Frankreich und dem Großherzogtum Luxemburg über die Schiffbarmachung<br />
der Mosel beschlossen werden. In dem Moselvertrag<br />
war bislang unter anderem die Erhebung von Abgaben für die<br />
Nutzung der Mosel durch die Binnenschifffahrt geregelt. Dem<br />
Gesetzentwurf waren längere Verhandlungen zwischen den Vertragsstaaten<br />
vorausgegangen. Der avisierte Wegfall der Moselabgaben<br />
vollendet die bereits Anfang 2019 begonnene Gebührenbefreiung<br />
auf den Binnenschifffahrtsstraßen des Bundes.<br />
<br />
Transporte auf der Mosel werden künftig günstiger<br />
© Archiv<br />
8 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
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Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
11
SCHIFFFAHRT | VERKEHRSPOLITIK<br />
MARKTBERICHT<br />
Der Kampf ums Personal<br />
In den letzten fünf Jahren hatte die Binnenschifffahrtsbranche mit<br />
einem zunehmend akuten Mangel an qualifiziertem Personal zu<br />
kämpfen. Nahezu jedes Binnenschifffahrtsunternehmen hat Stellen<br />
zu besetzen, erfahrene Mitarbeiter werden zum Teil gegenseitig<br />
abgeworben. So bieten Kreuzfahrt-Reedereien Berichten<br />
zufolge exorbitante Gehaltspakete an, um Tankerkapitäne in ihre<br />
Reihen zu locken. Etliche Faktoren verschärfen das Problem.<br />
Die Erweiterung der Binnenschiffflotte hat die Nachfrage nach<br />
qualifiziertem Personal erhöht. Gleichzeitig stehen viele erfahrenen<br />
Schiffsführer kurz vor der Pensionierung. In Deutschland<br />
sind mehr als 30 % der Schiffsführer 55 Jahre oder älter. Jüngere<br />
Generationen haben oft andere Vorstellungen von ihrem Arbeitsalltag,<br />
wie zum Beispiel den Wunsch nach einer Vier-Tage-<br />
Woche. Noch dazu erfordert die Ausbildung zum Schiffsführer<br />
viel Zeit und Training, was die Besetzung freier Stellen mit geeigneten<br />
Kandidaten verlängern kann.<br />
Ein 8.000-Tonnen-Schiff, das in der ARA-Region eingesetzt<br />
wird, muss typischer Weise mit zwei Schiffsführern, einem Verlader<br />
und zwei Matrosen besetzt werden. Diese Besatzung arbeitet<br />
zwei Wochen lang, danach geht eine neue Besatzung für die verbleibenden<br />
zwei Wochen des Monats an Bord. Die Fahrzeiten im<br />
ARA-Gebiet sind in der Regel kürzer, und die Wartezeiten sind<br />
im Allgemeinen länger als auf dem Rhein. Folglich werden im<br />
ARA-Gebiet weniger Besatzungsmitglieder benötigt, um den Betrieb<br />
effektiv aufrechtzuerhalten.<br />
Die monatlichen Kosten für eine ARA-Besatzung, die ein<br />
8.000-Tonnen-Schiff betreibt, könnten zwischen 40.000 € und<br />
50.000 € liegen. Im Gegensatz dazu könnten sich die monatlichen<br />
Kosten für eine Rheinbesatzung, die auf einem 2.500–3.500-Tonnen-Schiff<br />
arbeitet, auf 60.000 €–70.000 € belaufen. Diese Zahlen<br />
verdeutlichen die erheblichen Unterschiede zwischen den Besatzungskosten<br />
in der ARA- und der Rheinregion.<br />
Angesichts dieser Situation auf dem Arbeitsmarkt sind viele<br />
Schiffsführer wählerischer geworden, wenn es zum Beispiel um<br />
bestimmte Fahrtgebiete geht. Es kommen jedoch immer noch<br />
Neubauten auf den Markt (wir berichteten), wodurch der Bedarf<br />
an Besatzungsmitgliedern weiter steigt. Diese Entwicklung könnte<br />
den Wettbewerb zwischen Binnenschifffahrtsunternehmen<br />
und -eigentümern verschärfen.<br />
Schifffahrtsunternehmen und externe Personaldienstleister<br />
werben inzwischen verstärkt Personal aus Osteuropa und den<br />
Philippinen an, um dem Mangel zu begegnen. Gerade in dem<br />
asiatischen Land, das viele Seeleute auf den Weltmeeren stellt,<br />
muss für den Einsatz im Binnenland noch geworben und Überzeugungsarbeit<br />
geleistet werden. Dabei baut das Gewerbe darauf,<br />
dass Binnenschiffe im Vergleich zu Hochseeschiffen komfortablere<br />
Arbeits- und Wohnbedingungen einschließlich eines ständig<br />
verfügbaren Internetanschlusses bieten und darauf, dass die<br />
Rotationszeiten im Vergleich zu Hochseereisen deutlich kürzer<br />
sind. Dies soll mögliche Bewerber anlocken. Eine gute Ausbildung<br />
und Sprachkurse sind allerdings ein Muss, um den bestmöglichen<br />
und sichersten Service zu bieten. Gerade in der Tankerschifffahrt<br />
wird ein Kunde den Vertrag sofort kündigen, wenn<br />
er den sicheren Betrieb gefährdet sieht.<br />
<br />
Schiffsführer für die Binnenschifffahrt werden zunehmend knapp<br />
Frachtpreise im Juli<br />
ARA 1.500 – 8.000 T<br />
MONAT Juli<br />
Durchschnitt Monatstief Monatshoch<br />
im Hafengebiet<br />
2,32 €<br />
1,80 €<br />
2,75 €<br />
Rotterdam - Antwerp/Amsterdam<br />
3,32 €<br />
2,80 €<br />
3,75 €<br />
Antwerp - Amsterdam<br />
4,34 €<br />
3,80 €<br />
4,75 €<br />
Flushing - Antwerp<br />
3,89 €<br />
3,40 €<br />
4,20 €<br />
Flushing - Rotterdam<br />
4,41 €<br />
3,90 €<br />
4,70 €<br />
Flushing - Amsterdam<br />
5,33 €<br />
4,80 €<br />
5,80 €<br />
Ghent - Flushing<br />
4,28 €<br />
4,15 €<br />
4,50 €<br />
Ghent - Antwerp<br />
4,52 €<br />
4,40 €<br />
5,00 €<br />
Ghent - Rotterdam<br />
4,92 €<br />
4,50 €<br />
5,50 €<br />
Ghent - Amsterdam<br />
5,76 €<br />
5,60 €<br />
6,00 €<br />
Rhein 0 – 2.500 t<br />
Monat Juli<br />
Durchschnitt<br />
Diesel Benzin<br />
Duisburg<br />
8,45 €<br />
7,95 €<br />
8,95 €<br />
Dortmund<br />
11,52 € 11,02 €<br />
–<br />
Köln<br />
10,98 € 10,48 € 11,48 €<br />
Koblenz<br />
13,62 € 13,12 €<br />
–<br />
Frankfurt<br />
14,76 € 14,26 €<br />
–<br />
Mannheim<br />
14,95 € 14,45 € 15,45 €<br />
Karlsruhe<br />
15,29 € 14,79 € 15,79 €<br />
Strasbourg<br />
16,18 € 15,68 € 16,68 €<br />
Basel EUR<br />
17,10 € 16,60 € 17,60 €<br />
Basel CHF<br />
16,67 € 16,17 € 17,17 €<br />
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12 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFFAHRT | VERKEHRSPOLITIK<br />
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Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
13
SCHIFFFAHRT<br />
»Enttäuschend, aber nicht überraschend«<br />
Im Bundeshaushalt für 2025 soll zwar der Etat für Erhalt und Ausbau der Wasserstraßen<br />
leicht steigen, dafür wird aber bei der Ausbildungs- und Modernisierungsförderung gespart.<br />
Die Verbände kritisieren die Kürzungen und hoffen auf die Beratungen im Bundestag<br />
Nicht überrascht, aber enttäuscht hat<br />
die Binnenschifffahrt auf den Entwurf<br />
für den Bundeshaushalt 2025 reagiert.<br />
Im Verkehrsetat wird, so wie zu befürchten<br />
war, deutlich gekürzt.<br />
Der Etat für Erhalt, Aus- und Neubau<br />
der Bundeswasserstraßen steigt um lediglich<br />
69 Mio. € auf jetzt 794 Mio. €. Das<br />
entspricht zwar einer Steigerung um<br />
rund 9,5 %. »Dafür kann sich aber die für<br />
den Ausbau zuständige Wasserstraßenund<br />
Schifffahrtsverwaltung im wahrsten<br />
Sinne des Wortes nichts kaufen«, moniert<br />
BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen.<br />
Denn dieser Anstieg decke nicht mal die<br />
Baukostensteigerungen der letzten zwölf<br />
Monate ab – diese liegen nach BDB-<br />
Angaben bei durchschnittlich 15 %.<br />
Bekanntlich fordert das Gewerbe seit<br />
längerem eine Anhebung der Mittel auf<br />
900 Mio. €, die nötig wären, um die vorhandene<br />
Substanz zu erhalten. Als ausreichend<br />
für alle anstehenden Ausgaben<br />
und Investitionen werden 2 Mrd. € pro<br />
Jahr angesehen. »Der Etat bleibt unterfinanziert.<br />
So besteht auch 2025 die Gefahr,<br />
dass fertig geplante Projekte in der<br />
Schublade verschwinden müssen«, sagt<br />
Thomas Groß, Vorsitzender der Bundesfachabteilung<br />
Wasserbau im Hauptverband<br />
der Deutschen Bauindustrie.<br />
Schmerzhaft wird es auch durch die geplanten<br />
Kürzungen im Bereich der Ausund<br />
Weiterbildungsförderung. Der Betrag<br />
soll, wie berichtet, von derzeit<br />
6,8 Mio. € auf 4,3 Mio. € pro Jahr reduziert<br />
werden. Damit sieht der BDB rund<br />
30 Ausbildungsverhältnisse in Gefahr.<br />
»Ohne die finanzielle Unterstützung des<br />
Bundes ist es für kleine Unternehmen,<br />
die überwiegend als Familienbetriebe tätig<br />
sind, häufig nicht möglich, Verträge<br />
abzuschließen.« Diese Einsparung bringe<br />
praktisch nichts für einen ausgeglichenen<br />
Staatshaushalt, richte aber einen maximalen<br />
Schaden im Gewerbe an.<br />
Ähnlich ist es aus Sicht des Gewerbes<br />
bei der Förderung zur Modernisierung<br />
der Binnenschiffsflotte – auch dort legt<br />
die Regierung »die Axt an«: Bereits im<br />
kommenden Jahr gibt es 10 Mio. € weniger<br />
als noch in diesem Jahr (50 Mio. €).<br />
In den kommenden Jahren soll das Budget<br />
auf nur noch 8 Mio. € abgesenkt werden.<br />
»Damit ist zu befürchten, dass die<br />
Entwicklung hin zu einer möglichst klimaneutralen<br />
und niedrigwasseroptimierten<br />
Binnenschifffahrt zum Erliegen<br />
kommt«, so Schwanen. »An diesen Stellen<br />
zu sparen, ist kontraproduktiv«, sagt<br />
auch Marcel Lohbeck, Geschäftsführer<br />
der Verbände VBW und BÖB.<br />
Abschließend wird der Etat 2025 noch<br />
im Bundestag beraten. Immerhin gab es<br />
bereits an anderer Stelle Entwarnung: Die<br />
dramatische Kürzung der SGFFG-Mittel<br />
im Haushalt <strong>2024</strong> soll zurückgenommen<br />
werden. Künftig stehen dann statt rund<br />
27 Mio.€ wieder 66 Mio. unter anderem<br />
für Hafenbahnen zur Verfügung. Auch<br />
die Anhebung der Mittel um 15 Mio. €<br />
beim Kombinierten Verkehr sei positiv<br />
zu bewerten, heißt es beim VBW.<br />
Uta Maria Pfeiffer, Leiterin der Abteilung<br />
Mobilität und Logistik des Bundesverbands<br />
der Deutschen Industrie (BDI)<br />
plädiert angesichts knapper werdender<br />
Kassen und steigender Investitionsbedarfe<br />
dafür, das Budget für Erhalt, Modernisierung<br />
und Ausbau der Wasserstraßeninfrastruktur<br />
künftig über mehrjährige<br />
Infrastrukturentwicklungspläne zu<br />
steuern und auch überjährig zu finanzieren.<br />
KF<br />
BUNDESREGIERUNG STREBT VERSORGUNGSSICHERHEIT AN<br />
Strategie für Wasserstoff-Importe – auch Schiffe spielen eine Rolle<br />
Das Bundeskabinett hat die angekündigte<br />
Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate<br />
beschlossen. Sie ergänzt<br />
die bereits vorliegende Nationale Wasserstoffstrategie.<br />
Ziel ist es nach Aussagen<br />
aus dem Bundeswirtschaftministe rium,<br />
Investitionssicherheit für die Wasserstoffproduktion<br />
in Partnerländern, den<br />
Aufbau der in Deutschland benötigten<br />
Importinfrastruktur und für die deutsche<br />
Industrie als Abnehmer zu schaffen.<br />
Die Bundesregierung geht von einem<br />
nationalen Bedarf an Wasserstoff und<br />
dessen Derivaten in Höhe von<br />
95 TWh–130 TWh in 2030 aus. Davon<br />
müssen voraussichtlich rund 50 %–70 %<br />
aus dem Ausland importiert werden.<br />
Nach ersten Einschätzungen könnte der<br />
Bedarf bis 2045 auf bis 500 TWh an Wasserstoff<br />
sowie auf etwa 200 TWh an Wasserstoffderivaten<br />
wie z.B. Ammoniak,<br />
Methanol, strombasierte Kraftstoffe und<br />
Trägermedien wie LOHC steigen.<br />
Grundlage für den Wasserstoffhochlauf<br />
soll der Aufbau eines<br />
sogenannten Wasserstoff-<br />
Kernnetzes bilden. Die Fernleitungsnetzbetreiber<br />
planen<br />
den Bau von Pipelines<br />
mit einer Gesamtlänge von<br />
knapp 10.000 km , um Erzeuger,<br />
Speicher und große Verbraucher<br />
miteinander zu verbinden<br />
und einen Zugang zum europäischen<br />
Wasserstoffnetz herzustellen. Die Investitionskosten<br />
werden auf etwa<br />
19,7 Mrd. € geschätzt, wobei rund 60 %<br />
der geplanten Leitungen derzeit für den<br />
Erdgastransport genutzt werden.<br />
Für Transporte per Schiff, Schiene oder<br />
Straße kommen vor allem Wasserstoffderivate,<br />
Trägermedien und Folgeprodukte<br />
in Frage. Der Schiffstransport<br />
ermöglicht Wasserstoffimporte<br />
aus und in Regionen,<br />
die aus technischen<br />
und ökonomischen Gründen<br />
nicht per Pipeline an das<br />
Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen<br />
sind. Außerdem<br />
können somit bereits kurzfristig<br />
erste Importe von den Seehäfen zu den<br />
Verbrauchern gelangen, heißt es in der<br />
Strategie.<br />
KF<br />
14 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
VERKEHRSMINISTER GIBT STUDIE IN AUFTRAG<br />
Die Kohle schwindet – was transportieren Binnnenschiffe stattdessen?<br />
Das Bundesverkehrsministerium hat die<br />
erwartete Studie zu »Marktchancen der<br />
Binnenschifffahrt« in Auftrag gegeben.<br />
Der offizielle Arbeitsauftrag lautet: »Ermittlung<br />
neuer Märkte für die Güterbinnenschifffahrt<br />
in Deutschland unter besonderer<br />
Berücksichtigung aktueller<br />
wirtschaftlicher und gesellschaftlicher<br />
Entwicklungen bis zum Jahr 2040.« Die<br />
Studie soll bis Mitte 2025 vorliegen. Den<br />
Zuschlag bekam die Prognos AG.<br />
Die Gleitende Mittelfristprognose für<br />
den Güter- und Personenverkehr geht für<br />
die Binnenschifffahrt in den nächsten 15<br />
Jahren stagnierenden Gütermengen und<br />
einem sehr geringen Anstieg der Beförderungsleistung<br />
aus. Ursache sind massive<br />
Ladungsverluste in einigen traditionellen<br />
Massengutbereichen, insbesondere<br />
bei Kohle.<br />
Mit der Studie will das Ministerium<br />
nun genauer analysieren lassen, ob es<br />
wachstumsträchtige Marktsegmente gibt.<br />
Die Ergebnisse könnten dann Politik,<br />
Verwaltung und Unternehmen eine Entscheidungs-<br />
und Planungsgrundlage darstellen.<br />
Bei der Erarbeitung der Studie<br />
sollen Experten aus dem Gewerbe selbst,<br />
aus der verladenden Wirtschaft und von<br />
Schiffstechnik-Herstellern eingebunden<br />
werden, ist zu hören. Geplant sind dem<br />
Vernehmen nach sechs Arbeitspakete,<br />
die abgearbeitet werden sollen. Sie haben<br />
Folgendes zum Inhalt:<br />
• Beschreibung der Güterstrukturveränderung<br />
in der deutschen Binnenschifffahrt<br />
im Zeitraum 2010 bis 2023<br />
• Analyse neuer gesellschaftlicher und<br />
wirtschaftlicher, verkehrspolitischer<br />
und energiepolitischer Entwicklungen<br />
und ihre Auswirkungen bis 2040<br />
• Analyse der dadurch entstehenden<br />
neuen Transportgüterstruktur<br />
• Prüfung weiterer Märkte mit Potenzial<br />
»unter besonderer Berücksichtigung<br />
der verkehrs-, lärm- und klimaschutzsowie<br />
der energiepolitischen Auswirkungen«<br />
• Auswirkungen neu entstehender<br />
Transporte mit dem Güterbinnenschiff<br />
insbesondere in Bezug auf gesamtwirtschaftliche<br />
Transportkosten, Endenergieverbrauch<br />
und CO2<br />
Einen Schwerpunkt sollen die Gutachter<br />
auf die Bereiche Energiewende/Erneuerbare<br />
Energien und die Weiterentwicklung<br />
der Kreislaufwirtschaft legen. Sie<br />
sollen zudem ergänzend analysieren, welche<br />
Schiffstypen für potenzielle Zukunftsmärkte<br />
benötigt werden. Am Ende<br />
soll es konkrete Empfehlungen geben,<br />
wie durch ordnungspolitische, infrastrukturelle<br />
und/oder fiskalische Maßnahmen<br />
das neu entstehende Güteraufkommen<br />
auf das Binnenschiff verlagert<br />
werden kann.<br />
KF<br />
EXPERIENCE.<br />
INNOVATION.<br />
PARTNERSHIP.<br />
Port Logistics<br />
Inland Navigation<br />
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Intermodal<br />
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Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
15
SCHIFFSTECHNIK<br />
Mehr Potenzial zur Verlagerung<br />
Haeger & Schmidt Logistics (HSL) hat seine Containerverkehre auf dem Rhein neu<br />
strukturiert und damit die Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen. Andernach<br />
wird ein Hub, Gernsheim ins Liniennetz aufgenommen<br />
Entlang des Rheins bedienen wir im<br />
Intermodalverkehr jetzt gut alle<br />
100 km ein Terminal«, sagt Felix Zocher,<br />
General Manager der HSL-Division Intermodal,<br />
im jüngsten »Insight« des Unternehmens.<br />
Außerdem entstünden neue<br />
intermodale Anschlussmöglichkeiten auf<br />
der Schiene.<br />
Um Liniendienste mit einer hohen Abfahrtsdichte<br />
abzubilden, wurde Andernach<br />
als neuer Hub eingerichtet. Dieser<br />
wird vom eigenen Koppelverband<br />
»Themhof« (336 TEU) bedient, der im<br />
Pendelverkehr zwischen den Oberrheinhäfen<br />
und Andernach verkehren<br />
wird. »Von dort aus besteht über unseren<br />
Mittelrheindienst ein Anschluss an die<br />
Seehäfen Rotterdam und Antwerpen«, so<br />
Zocher.<br />
Zusätzlich zu den weiter bestehenden<br />
14-tägigen Rundläufen gibt es damit eine<br />
flexible und schnelle Möglichkeit, Container<br />
noch kurzfristiger in das Intermodalnetz<br />
einzuspeisen. Betrieben wird die<br />
Containerlinie unter dem Namen »Blue<br />
Aero Line« seit dem 1. Januar gemeinsam<br />
mit dem Partner Ultra Brag aus Basel.<br />
Für den Hafen Andernach erwartet Zocher,<br />
dass der Containerumschlag durch<br />
die neue Drehscheibenfunktion um etwa<br />
20 % steigen wird.<br />
Durch die Einführung der Hubverkehre<br />
könne HSL flexiblen Einfluss auf<br />
Die »Themhof« verkehrt künftig im Pendelverkehr zwischen den Oberrheinhäfen und Andernach<br />
laufende Transporte nehmen, beispielsweise<br />
diese bei Bedarf puffern, wenn Seeschiffe<br />
verzögert seien. »Oder wir können<br />
die Laufzeit durch Umladung auf<br />
Lkw oder Bahn beschleunigen, wenn sich<br />
Anlieferzeitfenster verkürzen.« Durch<br />
den Einsatz von eigener Tonnage sei man<br />
auf Mittel- und Oberrhein ein Stück weit<br />
unabhängiger vom Markt.<br />
Das Netzwerk wird um einen wichtigen<br />
Standort erweitert. Ab sofort ist das<br />
Terminal Gernsheim fest in den Fahrplan<br />
integriert, der außerdem Lauterbourg<br />
(FR), Kehl (DE), Strasbourg (FR), Ottmarsheim<br />
(FR) und Basel (CH) umfasst.<br />
Damit sei ein wichtiger Lückenschluss<br />
entlang des Rheins gelungen. Für Verlader<br />
im Einzugsgebiet (Ludwigshafen,<br />
Mannheim, Frankfurt) eröffneten sich<br />
dadurch neue Chancen für die Verlagerung<br />
von Transporten auf die Wasserstraße.<br />
Vom trimodalen Terminal<br />
Gernsheim aus fahren zudem dreimal<br />
wöchentlich Containerzüge zum Seehafen<br />
Hamburg. Weitere Verbindungen<br />
per Bahn Richtung Nordhäfen von und<br />
nach Kehl sind laut Zocher in Planung.<br />
Mit dem neuen Konzept wolle sich<br />
HSL weiter in Richtung Intermodal-<br />
Integrator entwickeln. Im gesamten intermodalen<br />
Netzwerk bewegt HSL etwa<br />
350.000 TEU jährlich. RD<br />
© HSL<br />
Driving Innovation<br />
and Sustainability<br />
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16<br />
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Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
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SCHIFFSTECHNIK<br />
Die Welt zu Gast in Hamburg<br />
Vom 3. bis 6. September trifft sich die internationale maritime Industrie auf der SMM <strong>2024</strong>.<br />
Mit einem Fokus auf Dekarbonisierung, Künstlicher Intelligenz und dem Recruiting von<br />
Nachwuchs setzt die Messe Impulse für die Schifffahrt der Zukunft<br />
Über 40.000 Besucher werden in diesem Jahr in den Hamburger Messehallen erwartet<br />
© SMM<br />
Die Themen der diesjährigen SMM<br />
(Shipbuilding, Machinery & Marine<br />
Technology) könnten nicht zukunftsweisender<br />
sein: Klimaneutralität bis<br />
2050, digitale Veränderungen, unsichere<br />
Lieferketten und wachsende geopolitische<br />
Spannungen bestimmen die<br />
maritime Industrie. Mehr als 200 Aussteller<br />
aus über 70 Ländern und über<br />
40.000 Teilnehmende werden in diesem<br />
Jahr in den Hamburger Messehallen erwartet,<br />
um sich über die Zukunft der Industrie<br />
auszutauschen. Auf 90.000 m 2<br />
deckt die Leitmesse über zwölf Hallen die<br />
gesamte Wertschöpfungskette der Schifffahrt<br />
ab. Im Folgenden finden Sie eine<br />
Übersicht der wichtigsten Bereiche, die<br />
auf der SMM vertreten sind.<br />
Dekarbonisierung<br />
Die Reduktion von CO 2<br />
-Emissionen ist<br />
ein Kernthema der sogenannten »Green<br />
Transition« der Industrie, also eines<br />
Übergangs zu nachhaltigen Energien.<br />
Wie sich die Dekarbonisierung beschleunigen<br />
lässt, wird auf dem Global Maritime<br />
Environmental Congress (GMEC)<br />
am 4. September in Halle A4 auf der<br />
Green Stage diskutiert. Sprecher sind Nicola<br />
Good, Head of Brand and External<br />
Relations bei der Klassifikationsgesellschaft<br />
Lloyd’s Register, und Gunner<br />
Stiesch, CEO von MAN Energy Solutions.<br />
Moderiert wird das Event in diesem<br />
Jahr von Nick Chubb, CEO des britischen<br />
Tech-Unternehmens Thetius.<br />
»Die überwiegende Mehrheit der Innovationen<br />
in unserer Branche liefert eine<br />
Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen,<br />
die tiefe, dauerhafte Partnerschaften<br />
mit der Industrie eingehen«,<br />
sagte Chubb, ein erfahrener Start-up-<br />
Gründer. »Das sollte stärker als bisher gewürdigt<br />
und gefördert werden.« Ein Beispiel<br />
dafür ist das britische Unternehmen<br />
Signol, das darauf setzt, durch softwaregestützte<br />
Verhaltensänderung der Crews<br />
Treibstoff zu sparen. Wie das Konzept<br />
funktioniert, erklärt Harriet Hunnisett-<br />
Johnson, Head of Maritime, die früher<br />
selbst zur See gefahren ist.<br />
Offshore<br />
In den beiden Panels »Offshore Energy«<br />
und »Offshore Resilience« (Energie und<br />
Widerstandsfähigkeit) geht es im diesjährigen<br />
Offshore-Dialog um Prozesse des<br />
Klimawandels in den Ozeanen und den<br />
Beitrag, den die Digitalisierung zum Erreichen<br />
der Klimaziele leisten kann. Organisiert<br />
wird der Dialog von der Gesellschaft<br />
für Maritime Technik (GMT).<br />
Welche Rolle Offshore-Windparks bei<br />
der globalen Energiewende spielen, diskutiert<br />
Sören Ehlers, Direktor des DLR-<br />
Instituts für Maritime Energiesysteme,<br />
mit seinen Gästen. »Die Schifffahrt benö-<br />
18 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Ihr globaler Partner<br />
für komplexes<br />
Fluidhandling<br />
© SMM<br />
Seit jeher ist die Messe Branchentreiber für Innovationen<br />
tigt für ihren Weg zur Klimaneutralität<br />
dringend alternative Treibstoffe«, sagte<br />
er. »Ob Methanol oder Ammoniak – die<br />
Basis wird Wasserstoff sein. Damit die<br />
Herstellung CO 2<br />
-neutral erfolgen kann,<br />
sind enorme Mengen von grünem Strom<br />
erforderlich – der wird vorrangig aus<br />
Windenergieanlagen kommen.«<br />
Weitere Redner sind der Koordinator<br />
der Bundesregierung für die Maritime<br />
Wirtschaft, Dieter Janecek, sowie Torgeir<br />
Sterri, Offshore Classification Director<br />
für DNV Maritime, und Erik Seidelmann<br />
von Current Scientific Corporation. Der<br />
Dialog findet am 5. September auf der<br />
Open Stage im Obergeschoss der Halle<br />
B2 statt.<br />
Die Frage nach geeigneten Antrieben<br />
steht auch bei mehreren Stage Sessions<br />
auf der Green Stage im Vordergrund. So<br />
bringt das britische Unternehmen Core<br />
Power die in der Branche kontrovers diskutierte<br />
Idee ein, zukünftig Atomkraft<br />
für die Handelsschifffahrt nutzbar zu<br />
machen. Um andere alternative Treibstoffe<br />
geht es in der Session »Propulsion<br />
of the Future – what will power future<br />
global trade?«<br />
Welcher grüne Treibstoff sich auch<br />
durchsetzt: Über die Bedeutung einer zuverlässigen<br />
Versorgung der Schifffahrt<br />
machen sich Experten bei der Runde zu<br />
»Green Fuels for the Maritime Sector –<br />
Integrating Vessel Demands in the Future<br />
Fuel Supply Chain« Gedanken. (Green<br />
Stage, Halle A4)<br />
Future Fuels<br />
Einen Vorgeschmack darauf, welche<br />
Kraftstoffe die Zukunft der Schifffahrt<br />
antreiben werden, liefert die neue »Future<br />
Fuels Area« in Halle A2. Dort präsentiert<br />
zum Beispiel Genevos, ein französischer<br />
Entwickler von wasserstoffbasierten<br />
Energiesystemen, sein frisch<br />
zertifiziertes250 kW-H 2<br />
-Brennstoffzellen-Energiemodul<br />
(HPM-250) für den<br />
maritimen Einsatz. »Unsere modulare<br />
Plug-and-Play-Lösung bietet hohe Skalierbarkeit<br />
und Redundanz. Dabei arbeitet<br />
sie ohne Vibrationen, reduziert die<br />
Wartungsanforderungen und erfüllt die<br />
Null-Emissions-Vorgaben«, sagte Phil<br />
Sharp, CTO und Mitbegründer von Genevos.<br />
Der norwegische Hersteller Bergen Engines<br />
schickt eine neue Motorengeneration<br />
ins Rennen. »Das marktreife Angebot<br />
eines Motors für 25 % Wasserstoffbeimischung<br />
ist ein Beweis für unser Engagement,<br />
saubere und effiziente Energielösungen<br />
anzubieten. Wir sind stolz<br />
darauf, unseren Kunden Motoren anbieten<br />
zu können, die nicht nur ihre Leistungsanforderungen<br />
erfüllen, sondern<br />
auch zu einer grüneren Zukunft für unsere<br />
Branche beitragen«, sagt Jon Erik Røv,<br />
Managing Director von Bergen Engines.<br />
Insgesamt sind rund 20 Unternehmen in<br />
der Future Fuels Area vertreten.<br />
Refitting<br />
Die Nachfrage nach umweltfreundlichen<br />
und energieeffizienten Schiffen nimmt<br />
stetig zu – und auch das Thema »Refitting«,<br />
also das Nachrüsten der Bestandsflotte,<br />
ist für Reeder ein großes Thema.<br />
Es biete für Werften und Komponentenhersteller<br />
große Wachstumschancen.<br />
Eine spannende Nachrüstungsoption<br />
sind etwa die »eSails« des spanischen<br />
Start-ups Bound4Blue. »Unsere Lösung<br />
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SCHIFFSTECHNIK<br />
© SMM<br />
Zahlreiche deutsche Unternehmen wie die Mecklenburger Metallguss GmbH werden vor Ort sein<br />
ist erstmals offen für alle Besucher der<br />
Messe.<br />
Zahlreiche Unternehmen und Startups<br />
präsentieren hier ihre Lösungen: von<br />
der Optimierung des Treibstoffverbrauchs<br />
bis zur Verbesserung der Betriebseffizienz.<br />
Mit dabei ist unter anderem<br />
Bearing AI. Das Unternehmen wurde<br />
2019 im Silicon Valley gegründet.<br />
»Unsere Vision ist es, den Übergang der<br />
Branche zu umweltfreundlicher Schifffahrt<br />
nicht nur zu erleichtern, sondern<br />
ihr auch zu ermöglichen, KI zu nutzen,<br />
um fundierte Entscheidungen zu treffen,<br />
die sowohl kommerzielle als auch Nachhaltigkeitsziele<br />
unterstützen«, so Kristofer<br />
Maanum, Senior Product Leader bei<br />
Bearing AI. Auf die Software setzen bereits<br />
einige der größten Reedereien der<br />
Welt wie Hapag-Lloyd und K Line.<br />
Deren wirtschaftlicher Erfolg hängt<br />
auch von einer gut funktionierenden Logistik<br />
in den Häfen ab. Diese zu revolutionieren,<br />
ist Ziel der Tech-Firma Conbo.ai.<br />
Um Staus an Terminals und auf<br />
dem gesamten Gelände zu vermeiden,<br />
bietet das amerikanisch-israelische Unternehmen<br />
ein Verkehrsanalysesystem,<br />
das die Leistungsfähigkeit dieser wichtigen<br />
Knotenpunkte der globalen Lieferketten<br />
signifikant erhöht. »Unsere innovative<br />
Lösung liefert verwertbare Erkenntnisse,<br />
um Abläufe zu rationalisieren,<br />
Kosten zu senken, den Umsatz<br />
zu steigern, die Sicherheit zu verbessern<br />
und Emissionen zu reduzieren«,<br />
sagte Eran Pereg, CEO und Mitgründer<br />
des Start-ups. Der Clou: Conbo.ai nutzt<br />
bereits vorhandene Kamerasysteme. »Die<br />
Implementierungsphase unserer Plattform-Lösung<br />
dauert nur wenige Tage«,<br />
so Pereg.<br />
Verteidigung<br />
Besuchen Sie uns!<br />
Natürlich wird auch die TAMM MEDIA<br />
Group mit den Zeitschriften HANSA und<br />
Binnenschifffahrt auf der diesjährigen SMM<br />
vertreten sein. Besuchen Sie uns gern an<br />
Stand A1/433 – wir freuen uns auf spannende<br />
Gespräche mit Ihnen!<br />
Außerdem werden wir jeden Tag die Highlights<br />
der Messe in unserem »HANSA Daily<br />
SMM Newswire« zusammenfassen, sodass<br />
Sie an jedem Messetag bestens informiert<br />
sein werden.<br />
Auch in diesem Jahr wird die SMM wieder<br />
von der internationalen Konferenz<br />
für maritime Sicherheit begleitet. Auf der<br />
MS&D (Maritime Security and Defence)<br />
stehen neben den neuesten Trends im<br />
Marineschiffbau auch geostrategische<br />
Themen im Fokus.<br />
Mit von der Partie sind etwa der ehemalige<br />
ukrainische Vize-Verteidigungsminister<br />
Igor Kabanenko und Dr. Jyh-<br />
Shyang Sheu vom Taiwanischen Institut<br />
für nationale Verteidigungs- und Sicherheitsforschung.<br />
Die beiden liefern im Gespräch<br />
mit Dr. Sarah Kirchberger, Direktorin<br />
des Instituts für Sicherheitspolitik<br />
an der Universität Kiel, aus erster Hand<br />
sicherheitspolitische Einschätzungen zu<br />
zwei Krisen- bzw. Kriegsschauplätzen.<br />
Um maritime Sicherheit und den<br />
Schutz von maritimen Infrastrukturen in<br />
der Zeitenwende geht es dem Unternehmensberater<br />
und Korvettenkapitän<br />
der Reserve Dr. Moritz Brake: »Die veränderte<br />
Sicherheitslage erfordert gesamtgesellschaftliche<br />
Antworten und betont<br />
die zunehmende Verantwortung privater<br />
Betreiber kritischer maritimer Infrastrukturen.<br />
Ohne angepasstes Sicherheitskonzept<br />
und Resilienz wird kein Geschäftsmodell<br />
im maritimen Sektor wettbewerbsfähig<br />
bleiben.«<br />
Welchen Beitrag Marinen zu komplexen<br />
Operationen leisten können, erläutert<br />
der australische Generalmajor<br />
a.D. Mick Ryan, Experte beim Center for<br />
Strategic & International Studies. Bei der<br />
Maritime Innovation Challenge pitchen<br />
innovative Kleinunternehmen und Startups<br />
um die besten Innovationen und<br />
Technologien im Bereich Maritime Sicherheit<br />
und Verteidigung. (5./6. September,<br />
Digital & Security Stage, Halle<br />
B6)<br />
Entlang der Security & Defence Route<br />
finden sich Dual-Use Aussteller sowie<br />
Werften und Zulieferer mit dem Schwerpunkt<br />
Bau und Ausrüstung von Schiffen<br />
für Marinen und Küstenwachen.<br />
Kreuzfahrt<br />
Das Segment Innenausstattung von Passagierschiffen<br />
ist ein bedeutender Bestandteil<br />
der SMM. Um Trends im Innenausbau<br />
und Inneneinrichtung von<br />
Kreuzfahrtschiffen geht es in der Session<br />
»Designing Ships – An Annual Update«.<br />
Antworten auf die Frage, welche Hindernisse<br />
der Dekarbonisierung von Flusskreuzfahrtschiffen<br />
entgegenstehen und<br />
über die Zukunft der Kreuzschifffahrt<br />
liefern Schiffsdesigner und Verantwortliche<br />
von Kreuzfahrtreedereien auf der<br />
Cruise & Ferry Stage in Halle B5. Die<br />
SMM hat für dieses Themenfeld den internationalen<br />
Kreuzschifffahrtverband<br />
CLIA als Partner gewinnen können. RD<br />
© SMM<br />
22 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
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SCHIFFSTECHNIK<br />
Neuer Flusskreuzer geht in die Schweiz<br />
Das niederländische Schiffbauunternehmen Concordia Damen hat den Auftrag für ein<br />
neues Flusskreuzfahrtschiff erhalten. Die nächste »River Cruise 135« geht an eine Schweizer<br />
Reederei<br />
Das neue Schiff wird über einen Hybridantrieb<br />
verfügen, der den Kraftstoffverbrauch<br />
und die Emissionen deutlichen<br />
senken. Weiterhin wird der Flusskreuzer<br />
nach dem »Green Gold Standard«<br />
gebaut und zeichnet sich durch hohe<br />
Isolierung, lasergesteuerte Belüftung<br />
und die Verwendung umweltfreundlicher<br />
Materialien aus.<br />
Das moderne Bordsystem »Triton«<br />
soll für zusätzliche Betriebssicherheit<br />
sorgen und gleichzeitig den Kraftstoffverbrauch<br />
weiter senken. Bei der Innenausstattung<br />
will man »höchste Standards«<br />
setzen und der Nachfrage nach<br />
umweltfreundlichen Flusskreuzfahrtlösungen<br />
gerecht werden.<br />
Das Modell »River Cruise 135« von<br />
Damen Concordia ist 135 m lang und<br />
11,45 m breit. An Bord des Flusskreuzers<br />
finden in 76 Kabinen maximal 176 Passagiere<br />
Platz. Die Schiffe werden in den<br />
Niederlanden auf Vorrat gebaut, um<br />
schnelle Lieferzeiten zu gewährleisten.<br />
Nach Fertigstellung des Rumpfes kann<br />
das Schiff auf individuelle Wünsche des<br />
Kunden angepasst werden.<br />
© Damen Concordia<br />
Die »River Cruise 135« soll laut Concordia Damen höchste Umweltstandards erfüllen<br />
»Dieser Auftrag unterstreicht unser<br />
Engagement für umweltfreundliche<br />
Praktiken und Spitzenleistungen im<br />
Schiffbau«, sagte Johan Muilenburg,<br />
Projektleiter der Kreuzfahrtwerft, die zur<br />
international tätigen Damen Group gehört.<br />
»Nach der ›A-Rosa Sena‹ beweist<br />
diese neue ›135‹, dass Concordia Damen<br />
sich auf dem Markt für Flusskreuzfahrten,<br />
genauer gesagt auf dem Markt<br />
für nachhaltige Flusskreuzfahrten, wirklich<br />
etabliert.«<br />
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SCHIFFSTECHNIK<br />
Schulschiff kehrt zurück in die Werft<br />
Nach genau 40 Jahren geht es für das Schulschiff »Rhein« aus dem Homberger<br />
Freihafen zurück in die Meidericher Schiffswerft. Das Binnenschiff, auf dem pro Jahr bis zu<br />
300 Auszubildende lernen, wird einer umfassenden Sanierung unterzogen<br />
Zwei Schubboote der HGK Shipping bringen die »Rhein« in die Werft<br />
© BDB<br />
Schönheitskur für das Schulschiff<br />
»Rhein«: Zwei Schubboote der HGK<br />
Shipping haben es Ende Juli aus dem<br />
Homberger Freihafen zur Meidericher<br />
Schiffswerft gebracht.<br />
Im Zuge der ersten Hellingnahme seit<br />
dem Jahr 2016 werde routinemäßig das<br />
notwendige Attest verlängert, teilte der<br />
BDB als Trägerverein mit. Darüber hinaus<br />
soll das gesamte Schiff abgestrahlt,<br />
entrostet und neu lackiert werden. Auch<br />
der Tausch von 17 Fenstern im Oberdeck<br />
findet in über einen Zeitraum von drei<br />
Wochen statt.<br />
»Wir bedanken uns bei HGK Shipping<br />
für den unkomplizierten und reibungslosen<br />
Ablauf beim Verbringen des Schulschiffs<br />
auf die Werft. Die nun anstehenden<br />
Arbeiten dienen dazu, das<br />
Schulschiff technisch auf dem aktuellen<br />
Stand zu halten und optisch in neuem<br />
Glanz erstrahlen zu lassen«, sagte Schulschiff-Leiter<br />
Gerit Fietze.<br />
Herausfordernd war die Planung des<br />
Werftaufenthalts, da dieser nur innerhalb<br />
der Sommerferien durchgeführt werden<br />
kann. Bereits am 2. September soll das<br />
Schulschiff-Team wieder 90 Auszubildende<br />
an Bord begrüßen.<br />
Schulschiff wurde 1984 gebaut<br />
»Mit der Meidericher Schiffswerft haben<br />
wir einen erfahrenen und kompetenten<br />
Partner an unserer Seite, der<br />
die Arbeiten, wie geplant, bis zum<br />
23. August erfolgreich abschließen<br />
kann«, so Fietze.<br />
Das Schulschiff kehrt somit zu dem<br />
Ort zurück, an dem es 1984, also vor genau<br />
40 Jahren, gebaut wurde. Seither liegt<br />
es im Homberger Freihafen vor Anker<br />
und ist eine bedeutende Aus- und Weiterbildungseinrichtung<br />
für die Binnenschifffahrt.<br />
Rund 300 Auszubildende pro Jahr leben<br />
während des dreimonatigen Berufsschulunterrichtes<br />
(Blockunterricht) an<br />
Bord des Schulschiffes und werden dort<br />
in praxisbezogenen Kursen auf das spätere<br />
Leben und Arbeiten an Bord eines Binnenschiffes<br />
vorbereitet. Zudem gibt es an<br />
Bord ein umfassendes Weiterbildungsangebot<br />
für das Gewerbe.<br />
KF<br />
Die Arbeiten am Schulschiff werden am 23. August abgeschlossen sein<br />
© BDB<br />
28 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Nächste Schnellfähre für Cassen<br />
Auf der NG Shipyards Werft im niederländischen Lauwersoog ist eine weitere Schnellfähre<br />
für die Reederei Cassen-Tours auf Kiel gelegt worden. Das Unternehmen hat sich für die<br />
Zukunft außerdem zusätzliche Optionen gesichert<br />
© Cassen<br />
Das Schiff mit einer Kapazität von 54<br />
Passagieren wird zur Saison 2025<br />
unter dem Namen »Inselexpress 2«<br />
hauptsächlich zwischen Norddeich und<br />
Juist verkehren, aber auch zwischen<br />
Norddeich und Norderney eingesetzt<br />
werden. »Unsere Kunden nehmen das<br />
vorhandene Express-Angebot sehr gut<br />
an«, sagt Fred Meyer, Geschäftsführer<br />
der Cassen-Tours, die bereits die »Inselexpress<br />
1« und die kleineren Express-<br />
Boote betreibt.<br />
Die neue Fähre ist für Fahrten im Wattenmeer<br />
optimiert. Mit nur 70 cm Tiefgang<br />
sei auch eine tideabhängige Insel<br />
wie Juist gut und häufiger erreichbar. Die<br />
gut etablierte Schiffsgröße der »Inselexpress<br />
1« wird bei Insulanern und Gästen<br />
sehr gut nachgefragt und bietet mehr<br />
Entwurf der »Inselexpress 2«<br />
Die Teams von NG Shipyards und Cassen-Tours feierten die Kiellegung<br />
Komfort als die zuvor eingesetzten kleinen<br />
Wassertaxen. Cassen-Tours hat sich<br />
über Optionen weitere Bestellmöglichkeiten<br />
für die Zukunft gesichert.<br />
»Aus Konzernsicht werden wir unser<br />
Angebot für die Gäste noch mehr erweitern,<br />
um sowohl den Expressverkehr<br />
als auch den Fährverkehr nach Juist und<br />
Norderney noch flexibler gestalten zu<br />
können«, sagt Frisia-Vorstand Carl-<br />
Ulfert Stegmann. Die heutige AG Reederei<br />
Norden-Frisia wurde im späten 19.<br />
Jahrhundert unter dem Namen »Frisia«<br />
als reines Schifffahrtsunternehmen gegründet.<br />
Seitdem hat sie sich zu einer<br />
Unternehmensgruppe mit einem breiten<br />
Spektrum an Dienstleistungen rund um<br />
die Inselversorgung entwickelt. Insgesamt<br />
beschäftigt die Unternehmensgruppe<br />
heute rund 280 Mitarbeiter. Mit<br />
zwölf Fähr-, Fahrgast und Frachtschiffen<br />
bedient die Reederei ab Norddeich im<br />
ganzjährigen Liniendienst die Inseln<br />
Norderney und Juist.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
29
SCHIFFSTECHNIK<br />
Noch auf der Helling der Lux-Werft, wird die Autofähre »Konrad Adenauer« voraussichtlich im Herbst nach Bad Godesberg zurückkehren<br />
© Lux-Werft<br />
Leise und sauber über den Rhein<br />
Die auf der Lux-Werft umgebaute Autofähre »Konrad Adenauer« ist künftig CO2-neutral<br />
mit Öko-Strom unterwegs. Bad Godesberg und Niederdollendorf bekommen nach fast<br />
80 Jahren Diesel-Betrieb wieder eine Elektrofähre<br />
Noch steht sie auf der Helling der<br />
Lux-Werft, doch nach einem Probebetrieb<br />
an der nördlichen Stadtgrenze<br />
wird die Autofähre »Konrad Adenauer«<br />
voraussichtlich im Herbst nach Bad Godesberg<br />
zurückkehren. Im neuen Look,<br />
mit neuer Technik und vor allem ohne einen<br />
Dieselantrieb an Bord quert sie dann<br />
den Strom an Rhein-km 647 ausschließlich<br />
mit Öko-Strom – leise, sauber und<br />
CO2-neutral.<br />
Auf einen genauen Start möchte sich<br />
Ingo Schneider-Lux, Betriebsleiter der<br />
Fährbetriebe der Lux-Werft, noch nicht<br />
festlegen. »Wir haben schließlich keinen<br />
Zeitdruck«, sagt er mit Blick auf die Ersatzfähre<br />
»Mondorf«, die während des<br />
Umbaus im Bonner Süden im Einsatz ist.<br />
Der Betrieb mit der nun voll-elektrisch<br />
fahrenden Fähre »Konrad Adenauer«<br />
solle zunächst auf der Fährverbindung<br />
zwischen Graurheindorf und Mondorf<br />
getestet werden. »Wenn sie im Probebetrieb<br />
sogenannte Kinderkrankheiten haben<br />
sollte, sind wir hier einfach näher<br />
dran an der Werft«, so der Betriebsleiter.<br />
Derzeit sei eine Rückkehr nach Bad Godesberg<br />
frühestens im Herbst geplant.<br />
Die neue Technik ist für die Lux-Werft,<br />
die sich auf den Bau und Umbau von<br />
Fahrgastschiffen und Fähren spezialisiert<br />
hat, schließlich auch ein Innovationsund<br />
Vorzeigeprojekt. Die »Konrad Adenauer«,<br />
40 m lang und knapp 12 m breit,<br />
wird auf dem gesamten deutschen Rhein<br />
die einzige Autofähre sein, die den Fluss<br />
mit drei jeweils 190 PS starken Elektromotoren<br />
und drei Schottel-Ruderpropellern<br />
bis zu 15 Stunden lang am Tag queren<br />
wird und dabei keinen Diesel mehr<br />
benötigt. Die erste ihrer Art ist sie allerdings<br />
nicht.<br />
Über Nacht werden die 64 Batterieracks,<br />
aus Sicherheitsgründen verteilt auf<br />
zwei Batterieräume unter Deck, mit einer<br />
Gesamtleistung von rund 1.400 kWh<br />
über zwei Landanschlüsse mit Öko-<br />
Strom gespeist. Die neue Landstromanlage<br />
wird auf einem neuen schwimmenden<br />
Ponton am linksrheinischen Ufer in Bad<br />
Godesberg errichtet. Der Ponton wird an<br />
zwei Pylonen gehalten und schwimmt bei<br />
sich ändernden Wasserständen selbstständig<br />
auf und ab. Somit ist er auch in<br />
Hochwassersituationen gut gesichert.<br />
Das Unternehmen ist überzeugt, dass<br />
der Betrieb mit Batterien und Elektroantrieben<br />
genauso zuverlässig funktionieren<br />
kann wie zuvor mit den Dieselmotoren.<br />
»Da wir mit den Fähren den<br />
Rhein nur queren und nicht permanent<br />
gegen die Strömung fahren, wird die<br />
Speicherkapazität ausreichend sein«, so<br />
30 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
BILANZ FÜR 2023<br />
Damen meldet<br />
Rekordzahlen<br />
© Lux-Werft<br />
Mit drei Elektromotoren (jeweils 190 PS) und drei Schottel-Ruderpropellern geht es künftig<br />
bis zu 15 Stunden lang ohne Aufladen den ganzen Tag über den Rhein<br />
Schneider-Lux. Bei Fahrgastschiffen und<br />
anderen Güterschiffen, die in sogenannter<br />
»Längsfahrt« verkehren, sei eine<br />
Elektrifizierung hingegen derzeit noch<br />
durch den hohen Energieverbrauch bei<br />
Berg-Fahrten schwierig.<br />
Auch die Fähre »Mondorf« soll nach<br />
der Indienststellung der »Konrad Adenauer«<br />
elektrifiziert und anschließend auf<br />
der Nord-Strecke eingesetzt werden.<br />
Nachhaltiger Umbau statt Neubau<br />
Fähren über den Rhein<br />
Die Lux-Werft und Schifffahrt<br />
GmbH aus Mondorf betreibt den<br />
Fährbetrieb zwischen Königswinter-<br />
Niederdollendorf und Bonn-Bad Godesberg<br />
an Rhein-km 647 seit 2014.<br />
Die Fähre »Konrad Adenauer« kann<br />
bis zu 18 Autos und bis zu 250 Personen<br />
befördern.<br />
Neben dieser Fährverbindung verkehrt<br />
täglich auch eine Fähre zwischen<br />
Graurheindorf im Bonner Norden<br />
und Niederkassel-Mondorf<br />
(Rhein-km 659). In beiden Betrieben<br />
Der nachhaltige Umbau der Fähre, die<br />
1967 gebaut wurde, auf einen voll-elektrischen<br />
Betrieb sowie die Errichtung der<br />
Landstromanlage kosten das Unternehmen<br />
trotz Fördermitteln des Bundes und<br />
des Landes immer noch einen hohen<br />
sechsstelligen Eigenanteil. Im Rahmen<br />
der Antriebsumrüstung wurden auch andere<br />
technische Einrichtungen grundlegend<br />
erneuert. »Auch rein optisch haben<br />
wir ein neues Outfit«, sagt der Betriebsleiter<br />
und meint den weißen Außenanstrich,<br />
der die in der Beförderungsbranche<br />
früher übliche Farbe »Elfenbein«<br />
nun endlich ersetze.<br />
Nach fast 80 Jahren bekommen Bad<br />
Godesberg und Niederdollendorf wieder<br />
eine Elektrofähre, wie es sie von 19<strong>08</strong> bis<br />
Kriegsende 1945 schon einmal gab. »Allerdings<br />
konnte die nur zwei bis drei Gefährte<br />
aufnehmen und diente eher als<br />
Personenfähre«, berichtet Schneider-<br />
Lux. Als nach dem Krieg der motorisierte<br />
Individualverkehr zunahm und die Fähren<br />
größer und antriebsstärker wurden,<br />
gab es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
zum Dieselantrieb keine überzeugende<br />
Alternative. Das hat sich mittlerweile<br />
geändert.<br />
KF<br />
sorgen insgesamt rund 20 Mitarbeitende<br />
jeweils im Zwei-Schicht-<br />
Betrieb für einen reibungslosen Ablauf.<br />
An Werktagen queren die Fähren<br />
von ca. 6 Uhr morgens bis 21 Uhr<br />
ganzjährig den Rhein.<br />
Bekanntester Passagier auf der südlichen<br />
Fährverbindung war Alt-Bun -<br />
des kanzler Konrad Adenauer, der<br />
von seinem rechtsrheinischen Wohnort<br />
Rhöndorf oft mit Dienstlimousine<br />
und Eskorte die Fähre exklusiv nutzte,<br />
um zum linksrheinischen Palais<br />
Schaumburg zu kommen.<br />
2023 war ein positives Jahr für die größte<br />
Schiffbaugruppe der Niederlande, die<br />
Damen Shipyards Group. Der Umsatz<br />
überschritt zum ersten Mal die Marke<br />
von 3 Mrd. €. Der Auftragsbestand stieg<br />
von 8,8 Mrd. € auf 11,3 Mrd. €. Das<br />
EBITDA lag bei 157 Mio. € (2022:<br />
85 Mio. €), das Nettoergebnis stieg von<br />
15 auf 43 Mio. €.<br />
Die Zahl der Reparaturaufträge ist erneut<br />
leicht gestiegen: von 1.123 auf rund<br />
1.200. Die Zahl der abgelieferten Schiffe<br />
entsprach der des Vorjahres: knapp<br />
hundert. Sie reichten von zwölf Küstenfrachtern<br />
Combi Freighter 3850, unter<br />
anderem für die deutsche Reederei Lauterjung,<br />
einem Patrouillenschiff für die<br />
südafrikanische Marine und dem ersten<br />
75-m-Yacht-Support-Schiff bis hin zu<br />
einem Trockendock für Dschibuti oder<br />
drei Cutter-Saugbaggern für Mexiko.<br />
Concordia liefert Binnenschiffe<br />
Von der Werfttochter Concordia Damen<br />
wurden sieben Binnenschiffen mit<br />
LNG-Antrieb abgeliefert und erst kürzlich<br />
ein erstes 135-m-Flusskreuzfahrtschiff<br />
ins Auftragsbuch genommen.<br />
Außerdem wurden im vergangenen<br />
Jahr die 58 m lange Expeditionsyacht<br />
»Pink Shadow« und zahlreiche Arbeitsschiffe<br />
und Schlepper an ihre neuen<br />
Eigner abgeliefert, darunter zum Beispiel<br />
ASD-Schlepper für Multraship,<br />
Fairplay und Muller Dordrecht.<br />
Arnout Damen: »Bei einem zunehmenden<br />
Anteil unserer Neubauten und<br />
Nachrüstungen wird der Aspekt der<br />
Nachhaltigkeit immer wichtiger.« Bis<br />
2030 soll die Hälfte der bei Damen verkauften<br />
Lösungen das E3-Label tragen,<br />
kündigte der CEO an.<br />
Ein weiteres wichtiges Element des<br />
Wachstums war der Auftrag der belgischen<br />
und niederländischen Marine für<br />
den Bau von vier ASW-Fregatten. Dazu<br />
kam ein Mehrzweckschiff (Drohnenträger)<br />
für die portugiesische Marine.<br />
Bekanntlich baut Damen auch die inzwischen<br />
sechs neuen Fregatten der<br />
F126-Klasse für die deutsche Marine.<br />
Damen betreibt 35 Werften und 20<br />
weitere Unternehmen in 20 Ländern<br />
und beschäftigt weltweit rund 12.500<br />
Mitarbeiter.<br />
KF<br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
31
SEEHÄFEN | HINTERLAND<br />
Antwerpen zieht gemischte Bilanz<br />
Der belgische Doppelhafen Antwerpen-Zeebrugge hat für das erste Halbjahr zwei sehr<br />
unterschiedliche Quartale vorgelegt. Nach einem schwachen Jahreswechsel legten die<br />
Umschlagszahlen zuletzt wieder zu<br />
Auch beim Umschlag von Stückgütern (konventionell) war ein<br />
Aufwärtstrend zu verzeichnen. Dieser begann im ersten Quartal<br />
nach einem schwachen letzten Quartal 2023 – allerdings bleibt<br />
unter dem Strich ein Minus. »Auch wenn der Umschlag in der<br />
ersten Jahreshälfte um 6,2 % niedriger war als im Vorjahreszeitraum,<br />
mit einem Rückgang der Einfuhr um 12,6 % und einem<br />
Anstieg der Ausfuhr um 4,5 %, nahm der Umschlag im zweiten<br />
Quartal im Vergleich zum ersten Quartal weiter zu«, so die Hafenverwaltung.<br />
In den letzten sechs Monaten blieb der Umschlag von Eisen<br />
und Stahl nahezu unverändert (+0,6 %), wobei die Ausfuhr zunahm<br />
(+7,4 %) und die Einfuhr zurückging (-3,7 %). Im ersten<br />
Quartal war ein gegenläufiger Trend zu verzeichnen, nämlich ein<br />
Anstieg der Einfuhr und ein Rückgang der Ausfuhr. Auch wenn<br />
bei den meisten anderen Waren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
ein Rückgang zu verzeichnen war, ist der Umschlag dieser<br />
Produkte im Vergleich zum ersten Quartal gestiegen.<br />
© Port of Antwerp-Zeebrugge<br />
Containerterminal von Antwerpen-Zeebrugge<br />
Insgesamt gingen von Januar bis Juni 143,2 Mio. t über die Kaikanten<br />
in Antwerpen und Zeebrugge, was einer Steigerung<br />
von 3 % im Vergleich zum selben Zeitraum des vorigen Jahres<br />
entspricht. Trotz anhaltender geopolitischer Spannungen, einem<br />
fragilen wirtschaftlichen Klima und der Proteste der Landwirte<br />
sei man »auf einem guten Weg, <strong>2024</strong> zu einem guten Jahr zu machen«,<br />
teilte Hafenchef Jacques Vandermeiren mit.<br />
Schon im ersten Quartal zog der Containerumschlag nach einer<br />
weltweiten Verlangsamung aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheit<br />
und Inflation wieder an. Dieses Wachstum setzte sich<br />
auch im zweiten Quartal fort. Der Umweg über das Kap der Guten<br />
Hoffnung ist inzwischen zur »neuen Normalität« geworden.<br />
Daraus ergab sich ein Anstieg des gesamten Containerumschlags<br />
von 6,8 % in Tonnen und 4,1 % in TEU (6,67 Mio.) im Vergleich<br />
zum ersten Quartal 2023.<br />
Stückgut im Minus<br />
RoRo-Terminals überlastet<br />
Der RoRo-Verkehr ging in der ersten Hälfte des Jahres <strong>2024</strong> um<br />
5,7 % zurück, was aber immer noch eine leichte Verbesserung<br />
gegenüber dem Ende des ersten Quartals bedeutet. Die Überlastung<br />
der RoRo-Terminals hielt an, was unter anderem auf das<br />
geänderte Geschäftsmodell der Automarken mit dem Aufbau<br />
von Lagerbeständen in den Häfen, die sinkende Marktnachfrage<br />
und die verzögerten Exportbewegungen aufgrund des Umwegs<br />
über das Kap der Guten Hoffnung zurückgeführt wird. Dies<br />
führte zu einem Rückgang des Umschlags aller Transportmaterialien<br />
um 13,2 %. Vor allem der geringere Gebrauchtwagenumschlag<br />
(-45,8%) trug dazu bei, gefolgt von High &<br />
Heavy (-22,7%), Lkw (-17,6 %) und Neuwagen (-9%). Im Gegensatz<br />
dazu stieg der Umschlag von unbegleiteter Fracht (ohne<br />
Container) auf RoRo-Schiffen um 2,4 %. Der Rückgang des Umschlags<br />
aus dem und in das Vereinigte Königreich (-4,6%) wurde<br />
durch einen Anstieg des Umschlags aus und nach Spanien und<br />
Portugal (+35%), Skandinavien (+18 %) und Irland (+1,4 %)<br />
mehr als ausgeglichen.<br />
Das Segment des trockenen Schüttguts blieb mit einem leichten<br />
Anstieg von 0,4 % auf dem gleichen Stand, was eine deutliche<br />
Verbesserung gegenüber dem Rückgang von 12,2 % im ersten<br />
Quartal darstellt. Die Einfuhr sank um 6 %, während die Ausfuhr<br />
um 10,9 % stieg. Ein starker Anstieg (+34,8%) war beim Umschlag<br />
von Düngemitteln zu verzeichnen. Dies ist die größte Produktkategorie<br />
innerhalb des trockenen Schüttguts, die nach dem<br />
starken Rückgang im Jahr 2023 nun wieder anzieht. Der Umschlag<br />
von Nichteisenerzen (+26,9%) und anderen Baustoffen<br />
(außer Sand und Kies) (+13,6%) nahm zu. Der Umschlag von<br />
Steinkohle (-40%), Getreide (-9,5%), Sand und Kies (-8,3%) und<br />
Schrott (-5,9%) ging zurück.<br />
Der Umschlag von flüssigem Schüttgut, der im ersten Quartal<br />
noch leicht um 0,7 % zurückgegangen war, verzeichnete am Ende<br />
des zweiten Quartals ein Wachstum von 0,7 %. Einem Rückgang<br />
der Einfuhr um 2,4 % stand ein Anstieg der Ausfuhr um 5,4 % gegenüber.<br />
Zuwächse gab es beim Umschlag von Benzin (+18%)<br />
und Heizöl (+10,2%). Trotz des anhaltenden Drucks auf die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Chemieindustrie durch<br />
hohe Energie-, Rohstoff- und Lohnkosten führte die sich erholende<br />
Nachfrage zu einem Anstieg des Umschlags von Naphtha<br />
(+8,2%) und Chemikalien (+6,7%). Der Umschlag von Diesel<br />
ging zurück (-19,3%), ebenso wie der von Flüssigerdgas (-6,4%)<br />
und von anderen Energiegasen (-3,6 %). Flüssige Brennstoffe waren<br />
insgesamt leicht rückläufig (-1,1%).<br />
RD<br />
32 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
SEEHÄFEN | HINTERLAND<br />
NIEDERLANDE<br />
Rotterdam kann Umschlag weiter steigern<br />
Der Umschlag in Rotterdam ist im Vergleich<br />
zum Vorjahr nahezu stabil geblieben:<br />
220,0 Mio. t entsprechen einem<br />
Minus von lediglich 0,3 %.<br />
Einbußen gab es bei Massengütern wie<br />
Kohle und Rohöl, dagegen sei der Umschlag<br />
von Eisenerz und Schrott, sonstigem<br />
trockenen Massengut, Mineralölprodukten<br />
und Containern angestiegen,<br />
teilte die Hafenbehörde mit.<br />
Der Containerumschlag stieg sogar um<br />
um 4,2 % (in Tonnage) und um 2,2 % auf<br />
auf 6,8 Mio. TEU, was auf eine steigende<br />
Konsumnachfrage und eine frühe Hochsaison<br />
zurückzuführen ist. Die Importeure<br />
hätten ihre Produkte aufgrund längerer<br />
Fahrzeiten ums Kap der Guten Hoffnung<br />
sowie schwankender Fahrpläne<br />
früher als üblich bestellt.<br />
Der RoRo-Verkehr ging aufgrund der<br />
schwachen britischen Wirtschaft um<br />
4,1 % auf 12,8 Mio. t zurück. Das Segment<br />
der sonstigen Stückgüter sank um<br />
10,5 % auf 3,1 Mio. t. Dies sei auf die<br />
Containerisierung des Stückguts und die<br />
Verlagerung verschiedener Frachtpakete<br />
in andere Häfen zurückzuführen.<br />
Unter dem Strich stiegen die Einnahme<br />
im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023<br />
um 23 Mio. € auf 439,6 Mio. €. Das Ergebnis<br />
vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen<br />
nahm um 9,7 Mio. € auf<br />
291,7 Mio. € zu. Der Gewinn lag bei<br />
148,2 Mio. €.<br />
Hohe Investitionen<br />
Die Bruttoinvestitionen im ersten Halbjahr<br />
<strong>2024</strong> beliefen sich auf 164,4 Mio. €,<br />
einschließlich Kapitaleinlagen in Beteiligungen<br />
(erstes Halbjahr 2023:<br />
135,7 Mio. €). Die wichtigste Investition<br />
in der ersten Hälfte des Jahres <strong>2024</strong> ist die<br />
Verbreiterung des Yangtzekanals<br />
(15,8 Mio. €).<br />
Auf dem Weg zur Enegiewende werden<br />
in Europas größtem Hafen derzeit eine<br />
Wasserstoffpipeline gelegt, das<br />
CO 2<br />
-Transport- und -Speicherprojekt<br />
Porthos umgesetzt, und eine 200-MW-<br />
Wasserstoffanlage von Shell gebaut. Zugleich<br />
gibt es aber auch Gegenwind. So<br />
wurde kürzlich bekannt gegeben, dass<br />
sich der Bau des Delta Rhine Corridors,<br />
zu dem auch die Wasserstoffpipeline zu<br />
anderen niederländischen und deutschen<br />
Industrieclustern gehört, um vier Jahre<br />
verzögern wird.<br />
Hohe Netzanschlusskosten, hohe<br />
Strompreise und hinderliche Vorschriften<br />
würden die Umsetzung der<br />
Energiewende behindern, heißt es.<br />
Für das gesamte Jahr wird ein leichter<br />
Anstieg des Umschlagvolumens erwartet.<br />
Erstes Anzeichen hierfür ist das steigende<br />
Containeraufkommen. Darüber hinaus<br />
wurden die Lagerbestände in anderen<br />
Segmenten abgebaut, und die europäische<br />
Industrieproduktion scheint<br />
sich aufgrund der niedrigeren Energiepreise<br />
vorsichtig zu beleben.<br />
Die Energie- und Ressourcenumstellung<br />
ist derzeit die größte Herausforderung<br />
für die europäischen Häfen,<br />
betont Hafenchef Boudewijn Siemons.<br />
»Die europäische Wirtschaft hat nur<br />
dann eine Zukunft, wenn die Energieund<br />
Ressourcenwende gelingt. Wir müssen<br />
daher stärker aus einer grenzüberschreitenden<br />
Perspektive denken und<br />
handeln.«<br />
RD<br />
© Port of Limburg<br />
BELGIEN<br />
MSC steigt am Containerterminal in Limburg ein<br />
Aufteilung des Limburger Hafens unter dem Konsortium<br />
Nicht nur in Hamburg will die weltweit<br />
größte Containerreederei MSC ihre<br />
Marktpräsenz an Terminals verstärken.<br />
Auch im belgischen Port of Limburg wird<br />
das Aponte-Unternehmen über die Intermodal-Tochter<br />
Medlog künftig die Kontrolle<br />
über das Containerterminal übernehmen.<br />
Die Reederei mit Sitz in der<br />
Schweiz ist Teil eines Konsortiums, zu<br />
dem außerdem das Unternehmen Henri<br />
Essers und die Group Machiels, beide aus<br />
Belgien, gehören. Die EU-Kommission<br />
hat die Übernahme jetzt genehmigt. Es<br />
gebe keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken,<br />
heißt es.<br />
Terminal geht 2025 in Betrieb<br />
Die Transaktion betrifft den Markt für<br />
Dienstleistungen im Bereich der Binnenschifffahrt<br />
und des Betriebs von Binnen-<br />
Containerterminals. In Limburg soll auf<br />
dem Areal eines ehemaligen Ford-<br />
Werkes am Ufer des Albert-Kanals entstehen.<br />
Geplant ist ein Umschlagterminal<br />
mit einer Kapazität von 350.000 TEU pro<br />
Jahr. Es soll im ersten Quartal 2025 in Betrieb<br />
gehen.<br />
Der knapp 130 km lange Albert-Kanal<br />
verbindet die Maas bei Lüttich sowohl<br />
mit Antwerpen als auch der Nordsee.<br />
Das Projekt war ursprünglich von den<br />
beiden belgischen Partnern entwickelt<br />
worden. Die Kosten werden mit<br />
40 Mio. € angegeben. RD<br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
33
LOGISTIK<br />
Bahn fährt einen Milliarden-Verlust ein<br />
Der Staatskonzern verzeichnet 1,2 Mrd. € Defizit in seiner Halbjahresbilanz. Der Vorstand<br />
führt das Ergebnis auf Sanierungen sowie Krisen- und Klimaereignisse zurück. Auch die<br />
DB Cargo spürt den konjunkturell bedingten Rückgang bei Produktion und Nachfrage<br />
Die strukturellen Schwächen des<br />
Schienennetzes in Deutschland und<br />
die angespannte betriebliche Lage, auch<br />
infolge von Streiks und Extremwetter, haben<br />
die wirtschaftliche Entwicklung der<br />
Deutschen Bahn (DB) im ersten Halbjahr<br />
<strong>2024</strong> negativ beeinflusst. Damit dringend<br />
nötige Reparaturen an der Infrastruktur<br />
zügig beginnen konnten, ist die DB wie<br />
schon im ersten Halbjahr 2023 zudem<br />
mit erheblichem zusätzlichem Aufwand<br />
in Vorleistung gegangen.<br />
Der DB-Konzern schloss das erste<br />
Halbjahr <strong>2024</strong> mit einem operativen Verlust<br />
(EBIT bereinigt) von minus<br />
677 Mio. € ab – mehr als 950 Mio. €<br />
schlechter als im ersten Halbjahr 2023.<br />
Das Konzern-Ergebnis nach Ertragssteuern<br />
betrug minus 1,2 Mrd. € (1.<br />
Halbjahr 2023: -71 Mio. €). Die weiterhin<br />
sehr positiven Ergebnisbeiträge der<br />
hochprofitablen Logistik-Tochter DB<br />
Schenker konnten die Verluste im Kerngeschäft<br />
der DB nur teilweise ausgleichen.<br />
Der Systemverbund Bahn verzeichnet<br />
im ersten Halbjahr <strong>2024</strong> einen<br />
operativen Verlust von -1,2 Mrd. € (erstes<br />
Halbjahr 2023: -339 Mio. €). Der Umsatz<br />
des DB-Konzerns sank leicht um drei<br />
Prozent auf 22,3 Mrd. €.<br />
Der DB-Konzern hat seine Investitionen<br />
in das Schienennetz und in<br />
eine bessere Bahn im ersten Halbjahr<br />
<strong>2024</strong> aufgrund stark erhöhter Bundesmittel<br />
erneut gesteigert. Die Netto-<br />
Investitionen sind gegenüber dem ersten<br />
Halbjahr 2023 um rund 35 % auf 4 Mrd. €<br />
gestiegen. Die Brutto-Investitionen haben<br />
7,3 Mrd. € erreicht – ein Plus von<br />
18 %. Trotz der Verluste im ersten Halbjahr<br />
hält die DB an dem Ziel fest, ihr operatives<br />
Ergebnis im Systemverbund Bahn<br />
im Gesamtjahr <strong>2024</strong> gegenüber dem Vorjahr<br />
um rund 2 Mrd. € zu verbessern und<br />
bestätigt grundsätzlich ihre Prognose für<br />
den Konzern.<br />
»Extremwetterereignisse in nie dagewesenem<br />
Ausmaß haben die ohnehin sanierungsbedürftige<br />
Schieneninfrastruk -<br />
Die Generalsanierung der Riedbahn ist eines der ersten großen Bauprojekte in diesem Jahr<br />
Finanzvorstand Levin Holle (li.) und Vorstandschef Richard Lutz präsentieren die Zahlen<br />
tur an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit<br />
gebracht und die betriebliche und finanzielle<br />
Lage im Personen- und Güterverkehr<br />
verschärft. Dazu kamen Streiks<br />
und Havarien wie der Rauhebergtunnel«,<br />
sagt DB-Vorstandsvorsitzender Richard<br />
Lutz. Im Fernverkehr habe das in Summe<br />
im ersten Halbjahr rund 7 Prozentpunkte<br />
bei der Pünktlichkeit gekostet und zusätzlich<br />
die Nachfrage gedämpft. »Trotz<br />
dieser Belastungen wollen wir im Gesamtjahr<br />
<strong>2024</strong> operativ wieder schwarze<br />
Zahlen schreiben«, betont Lutz.<br />
Streik belastet Personenverkehr<br />
Die Betriebsleistung im Personenverkehr<br />
verringerte sich in den ersten sechs Monaten<br />
<strong>2024</strong> gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
leicht um 1,8 % auf 548 Mio.<br />
Trassenkilometer. 64,2 Mio. Reisende<br />
nutzten im ersten Halbjahr die Fernverkehrszüge<br />
– rund 6 % weniger als in<br />
den ersten sechs Monaten des Vorjahres.<br />
Die Verkehrsleistung des Fernverkehrs<br />
sank wegen der Streiks und der auch wetterbedingten<br />
Einschränkungen im Schienennetz<br />
im gleichen Zeitraum um 3,6 %<br />
auf rund 20,9 Mrd. Personenkilometer.<br />
Jedoch fuhr die Bahn im ersten Halbjahr<br />
mit 2,8 Mrd. € insgesamt rund 68 Mio. €<br />
weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum<br />
ein. Daraus resultierte ein operativer<br />
Verlust von -232 Mio. € (erstes<br />
Halbjahr 2023: -62 Mio. €).<br />
© DB AG<br />
34 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
LOGISTIK<br />
Die DB Cargo transportierte in den ersten sechs Monaten etwa 93 Mio. t Fracht – rund 10 % weniger als im Vorjahr. Der Umsatz ging um106 Mio. € zurück<br />
© DB Cargo<br />
DB Regio verzeichnete im ersten Halbjahr<br />
<strong>2024</strong> weiterhin deutlich positive<br />
Auswirkungen des Deutschland-Tickets:<br />
855 Mio. Passagiere reisten im ersten<br />
Halbjahr <strong>2024</strong> mit den Nahverkehrszügen<br />
der DB – ein Plus von rund 6 % gegenüber<br />
den ersten sechs Monaten 2023.<br />
Die Verkehrsleistung stieg um mehr als<br />
17 % auf 19,5 Mrd. Personenkilometer.<br />
Der Umsatz von DB Regio legte um<br />
283 Mio. € auf rund 5 Mrd. € zu. Das<br />
operative Ergebnis (EBIT bereinigt) blieb<br />
mit -66 Mio. € (erstes Halbjahr 2023:<br />
-37 Mio. €) leicht negativ.<br />
Güterbahn verliert 10 % Ladung<br />
Die Schienengüterverkehrstochter DB<br />
Cargo, die sich mitten in einer umfassenden<br />
Transformation befindet, beförderte<br />
im ersten Halbjahr <strong>2024</strong> etwa 93 Mio. t<br />
Fracht – rund 10,2 % weniger als in den<br />
ersten sechs Monaten 2023. Auch aufgrund<br />
geringerer Produktion energieintensiver<br />
Industrien und konjunkturell<br />
bedingt geringerer Nachfrage, sank die<br />
Verkehrsleistung um 7,6 % und der Umsatz<br />
um 106 Mio. € auf 2,8 Mrd. €. Darüber<br />
hinaus belasteten die Auswirkungen<br />
der Streiks und geringere Trassen- und<br />
Anlagenpreisförderungen. Das operative<br />
Ergebnis (EBIT bereinigt) verschlechterte<br />
sich gegenüber den ersten<br />
sechs Monaten 2023 um 66 Mio. € auf<br />
-261 Mio. €. Die vom Bund neu eingeführte<br />
Förderung des Einzelwagenverkehrs<br />
für die gesamte Branche greift<br />
erstmalig im zweiten Halbjahr.<br />
Die zum Verkauf stehende Logistik-<br />
Tochter DB Schenker hat sich trotz der<br />
weiteren Normalisierung der Frachtraten<br />
in der Luft- und Seefracht auch im ersten<br />
Halbjahr <strong>2024</strong> sehr gut entwickelt. Mit<br />
520 Mio. € operativem Gewinn (EBIT<br />
bereinigt) war das Ergebnis von DB<br />
Schenker weiterhin im Vergleich zum<br />
Vor-Corona-Niveau mehr als doppelt so<br />
hoch. »Dank eines erfolgreichen Effizienzprogramms<br />
hat DB Schenker gute<br />
Chancen, auch in Zukunft weitere Potenziale<br />
beim Ergebnis zu heben«, sagt DB-<br />
Finanzvorstand Levin Holle.<br />
Der von der Bundesregierung beschlossene<br />
deutliche Ausbau der Unterstützung<br />
für die Schiene ist im Juni mit<br />
der Auszahlung der ersten Tranche der<br />
für <strong>2024</strong> geplanten Eigenkapitalerhöhungen<br />
für die DB in Höhe von rund<br />
3 Mrd. € angelaufen. Das stabilisiert die<br />
Verschuldung des DB-Konzerns. Die<br />
Netto-Finanzschulden der DB sanken<br />
per 30. Juni <strong>2024</strong> um rund 1 Mrd. € im<br />
Vergleich zum Vorjahresende.<br />
Im zweiten Halbjahr setzt die DB alles<br />
daran, die gestartete Generalsanierung<br />
der Riedbahn zwischen Frankfurt/Main<br />
und Mannheim erfolgreich umzusetzen<br />
und damit den Umbau des hochbelasteten<br />
Netzes in ein Hochleistungsnetz<br />
einzuleiten. Mit der Sanierung der<br />
Strecke zwischen Frankfurt/Main und<br />
Mannheim werden dort Störungen durch<br />
die Infrastruktur um bis zu 80 % reduziert,<br />
heißt es. Ab sofort plant die DB<br />
Baustellen anders. In festgelegten Zeitfenstern<br />
werden die Arbeiten gebündelt<br />
und das Bauvolumen erhöht. Das schaffe<br />
mehr baufreie Zeiten und steigere die<br />
Planbarkeit, heißt es.<br />
Für das Gesamtjahr <strong>2024</strong> hält der DB-<br />
Konzern grundsätzlich an seinem Ausblick<br />
vom März fest. Sie beziffert die<br />
Brutto-Investitionen für das Gesamtjahr<br />
auf ungefähr 21 Mrd. € und die Netto-Investitionen<br />
unter Einbeziehung der Eigenkapitalerhöhung<br />
des Bundes auf rund<br />
11 Mrd. €.Die Umsatz-Prognose wurde<br />
auf rund 45 Mrd. € leicht abgesenkt. angestrebt<br />
wird ein operativer Gewinn in<br />
Höhe von etwa 1 Mrd. €.<br />
KF<br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
35
LOGISTIK<br />
Hand in Hand in der Stahllogistik<br />
Nach der Freigabe der Transaktion durch das Bundeskartellamt nimmt das Joint Venture<br />
zwischen thyssenkrupp Steel und duisport Fahrt auf. Gemeinsam will man die Tätigkeit in<br />
den Werkshäfen optimieren und künftig für neue Kunden öffnen<br />
Blick aus der Luft auf den Hafen Schwelgern. Hier werden jedes Jahr rund 20 Mio. t umgeschlagen<br />
© thyssenkrupp Steel Logistics<br />
An dem Joint Venture hält thyssenkrupp<br />
Steel weiterhin 51 %, duisport<br />
ist zukünftig mit 49 % beteiligt. Das Gemeinschaftsunternehmen<br />
ist mit dem<br />
Ziel gegründet worden, Kompetenzen zu<br />
bündeln, vorhandene Kapazitäten optimal<br />
auszulasten und den größten Stahlund<br />
Logistikstandort Europas in Partnerschaft<br />
zielgerichtet weiterzuentwickeln.<br />
»Wir sind froh, dass wir nun nach der<br />
Genehmigung durch das Bundeskartellamt<br />
durchstarten können«, sagt Markus<br />
Micken, verantwortlich für die Logistik<br />
bei thyssenkrupp Steel.<br />
Der größte Stahlstandort Europas und<br />
der größte Binnenhafen der Welt mit zusammen<br />
über 60 Mio. t Rohstoff- und<br />
Massengutumschlag pro Jahr seien geradezu<br />
natürliche Partner, um Logistik und<br />
Transformation in Duisburg und der Region<br />
Rhein-Ruhr nach vorne zu entwickeln,<br />
heißt es. Ziele der strategischen<br />
Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen<br />
sind Synergien in Sachen<br />
Know-how, mehr Flexibilität und einen<br />
größere Anpassungsfähigkeit, die im Zuge<br />
der Transformation von thyssenkrupp<br />
Steel zur klimafreundlichen Stahlproduktion<br />
notwendig werden, sowie eine<br />
Öffnung fürs Drittgeschäft.<br />
Als Experte für Hafen- und Distributionslogistik<br />
bringt duisport umfangreiches<br />
logistisches Know-how in<br />
das Joint Venture ein, etwa in der Hafenund<br />
Umschlagstechnik sowie deren Digitalisierung.<br />
So hat duisport eine Kransteuerungssoftware<br />
im Portfolio, die<br />
thyssenkrupp Steel bislang eingekauft<br />
hat.<br />
Umgekehrt punktet thyssenkrupp Steel<br />
Logistics unter anderem mit einer umfangreichen<br />
Expertise in Sachen Schüttgutumschlag<br />
und Schubboot- sowie dem<br />
Leichtereinsatz. Im Werkshafen Schwelgern<br />
werden derzeit pro Jahr in etwa<br />
20 Mio. t Rohstoffe wie Erze, Sinterbrennstoffe<br />
und Kokskohle umgeschlagen<br />
– damit gehört der Standort zu<br />
den größten und leistungsstärksten deutschen<br />
Binnenhäfen.<br />
Im Zuge der »grünen« Transformation<br />
von thyssenkrupp Steel wird im Hafen<br />
Schwelgern jedoch der Kohleumschlag<br />
nach und nach wegfallen. Spätestens<br />
2045 stünde ein Drittel der Umschlagkapazität,<br />
die bislang für die Lagerung<br />
von Kohle genutzt wird, für andere Güter<br />
zur Verfügung. Daher will sich das Joint<br />
Venture für Drittkunden öffnen. Denkbar<br />
sei etwa der Umschlag von Biomasse,<br />
wofür Kunden bei duisport den Angaben<br />
zufolge bereits Interesse bekundet haben.<br />
»In den vergangenen 25 Jahren haben<br />
wir ein weitreichendes internationales<br />
Netzwerk aufgebaut, das direkt mit den<br />
Seehäfen, dem Mittelmeerraum sowie<br />
Asien und Amerika verbunden ist. Zusammen<br />
mit thyssenkrupp Steel wollen<br />
wir die Zukunft des Wirtschaftsstandorts<br />
Rhein-Ruhr aktiv mitgestalten«, sagt<br />
Markus Bangen, CEO des neuen Miteigentümers<br />
duisport.<br />
KF<br />
36 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
LOGISTIK<br />
WESEL<br />
Erste Kühlladung erreicht Nordfrost<br />
Im Rheinhafen Wesel ist vor Kurzem die<br />
erste Warenlieferung im neuen Kühlhaus<br />
von Nordfrost eingetroffen. Damit ist der<br />
Startschuss für den Betrieb der Anlage<br />
offiziell gefallen.<br />
Kunden steht neben einer Kapazität<br />
von rund 25.000 Palettenstellplätzen – in<br />
allen Temperaturbereichen – ein ideal<br />
kombiniertes Serviceangebot zur Verfügung,<br />
das weit über die reine Lagerung<br />
hinaus geht.<br />
Das Hafen-Terminal Wesel von Nordfrost<br />
ist den Angaben zufolge ein einzigartiger<br />
Multipurpose-Hub für verschiedenste<br />
Güter. Als Teil des umweltfreundlichen<br />
Cool Corridor Konzepts<br />
verfügt dieser über das einzige Tiefkühlhaus<br />
am Rhein mit direkter Wasseranbindung<br />
zu den ARA-Häfen.<br />
Das Portfolio beinhaltet neben üblichen<br />
Dienstleistungen wie Barging,<br />
Trucking, Stuffing & Stripping sowie<br />
Customs Clearance auch rund 2 ha Terminal-<br />
und Depotflächen mit sämtlichen<br />
Services für Reefer-Container, Dry Container<br />
und Special Equipment inklusive<br />
150 Reefer-Anschlüssen.<br />
Bereits 25 Mitarbeiter sind zum Betriebsstart<br />
in Wesel für das Familienunternehmen<br />
tätig. Das Kühlhaus wird<br />
als »ein entscheidender<br />
Bestandteil<br />
im Konzept<br />
des ›Cool Corridor‹<br />
beschrieben<br />
und soll »eine Magnetwirkung<br />
entfalten.<br />
Kühlcontainer,<br />
die bisher zumeist<br />
im Landverkehr<br />
von und zu den<br />
Westhäfen Rotterdam<br />
und Antwerpen<br />
transportiert<br />
wurden, sollen auf den Rhein<br />
verlagert werden.<br />
Den sogenannten »Cool Corridor«, für<br />
den tägliche Binnenschiffsverkehre von<br />
und zu den ARA-Häfen zur Verfügung<br />
stehen, vermarktet Nordfrost gemeinsam<br />
mit dem Hafenverbund DeltaPort und<br />
dem Port of Rotterdam.<br />
<br />
Nordfrost-Kühlhaus am Rheinhafen Wesel<br />
© Nordfrost<br />
Top Wasserstraßen-<br />
Verwaltung an der<br />
Donau in Österreich<br />
Für Mensch, Natur<br />
und Wirtschaft.<br />
www.viadonau.org<br />
Scan me!<br />
Jahresbericht zur<br />
Donauschifffahrt in<br />
Österreich 2023 ><br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
37
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Kurs auf eine grüne Zukunft<br />
Es braucht den starken Willen der Politik und der verladenden Wirtschaft, um mehr Güter<br />
auf die Donau zu verlagern. Bei den diesjährigen Danube Business Talks in Wien wurde<br />
klar: Der Fluss ist und bleibt eine wichtige Transportachse durch Europa. Von Josef Müller<br />
In der landschaftlich reizvollen Wachau werden die Sandbänke in der Donau im Sommer immer breiter<br />
© © viadonau / Johannes Zinner<br />
Grüner, moderner und besser soll der<br />
Gütertransport in Zukunft werden.<br />
Das hat sich die EU mit ihrem Green<br />
Deal mit Fokus 2050 auf die Fahnen geheftet.<br />
Güter auf dem Wasser zu transportieren<br />
ist umweltfreundlich und sinnvoll<br />
wie zahlreiche Beispiele zeigen, die<br />
bei den diesjährigen Danube Business<br />
Talks <strong>2024</strong> Mitte Mai in Wien präsentiert<br />
wurden.<br />
Die österreichische Wasserstraßengesellschaft<br />
viadonau hat diese Art<br />
der Vernetzung zwischen den in der Binnenschifffahrt<br />
involvierten Stakeholdern<br />
zum sechsten Mal veranstaltet und die<br />
Nachfrage war mit 120 Teilnehmern aus<br />
ganz Europa wieder groß. Neben zahlreichen<br />
Fachvorträgen gab es für die Teilnehmer<br />
auch die Möglichkeit sich in<br />
Form eines Speed-Dating um runde Tische<br />
direkt kennenzulernen und geschäftlich<br />
in Kontakt zu kommen.<br />
Österreich trägt die EU-Agenda in der<br />
Binnenschifffahrt im großen Stil mit und<br />
das und zeigt bei zahlreichen Projekten<br />
kräftig Flagge, wie Markus Simoner, Leiter<br />
der Abteilung Schifffahrt im Klimaschutzministerium<br />
(BMK) erklärte. Der<br />
Fokus richtet sich auf die Themen Flotte,<br />
Verfügbarkeit der Donau als Schiffsweg,<br />
Infrastruktur und Aus- und Weiterbildung<br />
von Mitarbeitern in der Binnenschifffahrtsbranche.<br />
Simoner würdigte<br />
die operativen Leistungen von viadonau,<br />
die entlang der Donau in verschiedenen<br />
Bereichen eine Pionierrolle übernimmt.<br />
Wie Binnenhäfen als stationäre Knotenpunkte<br />
der Donaulogistik nachhaltige<br />
Greening-Maßnahmen konsequent umsetzen<br />
zeigt das Beispiel des Wiener Hafens.<br />
Dieser mit seinen drei Hafenteilen<br />
Albern, Lobau und Freudenau ist der<br />
drittgrößte trimodale Binnenhafen in<br />
Europa und einer, der seinen Betrieb zu<br />
100 % mit Energie aus erneuerbaren<br />
Quellen abwickelt, wie Peter Rojko, Leiter<br />
Geschäftsentwicklung und internationale<br />
Beziehungen im Wiener Hafen betonte.<br />
20 % der Güter werden hier wasserseitig<br />
umgeschlagen, auf die Verkehrsträger<br />
Schiene und Straßen entfallen 41 % bzw.<br />
39 % aller Umschlagsleistungen. Ausbau<br />
der Photovoltaik-Versorgung des Hafens,<br />
ein konsequenter Umstieg auf LED-<br />
Beleuchtung, Nutzung von Elektrokrä -<br />
nen, Elektro-Gabelstaplern, Elektro-<br />
Fahrrädern und Elektro-Autos stehen im<br />
Mittelpunkt der Hafenentwicklung.<br />
Während man sich in grenzübergrei -<br />
fenden Projekten wie dem Horizon<br />
Europe Projekt ReMuNet für die rasche<br />
Verständigung über alternative multimo -<br />
dale Transportrouten im Europäischen<br />
Transportnetzwerk im Falle von Zwischenfällen<br />
engagiert, setzt man im Horizon<br />
Europe Projekt MultiReload auf die<br />
Entwicklung möglichst effizienter, klimaschonender<br />
multimodaler Logistiklösungen<br />
mit Fokus Verlagerung von Gütertransporten<br />
von Schiene und Straße auf<br />
die Donau. Im Rahmen des Projekts »H2<br />
meets H20« wird der konsequente Ausbau<br />
der donauseitigen Wasserstoffversorgungs-Infrastruktur<br />
vorangetrieben.<br />
HVO 100, Methanol oder Wasserstoff–<br />
welchen Kraftstoff werden Binnenschiffe<br />
künftig bunkern? Eine Antwort lautet:<br />
Methanol. Der Zivilingenieur für Schiffstechnik<br />
Richard Anzböck berichtete über<br />
aktuelle Entwicklungen in Sachen<br />
Schiffsdesign-Optimierung, effizienteren<br />
38 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Materialeinsatz im Schiffsbau und<br />
künftige Treibstoffe. Der Experte sieht<br />
in Methanol eine große Zukunft für<br />
Schiffsmotoren, weil es leicht verfügbar<br />
und im Handling unkompliziert ist. Sowohl<br />
Methanol als auch LNG emittieren<br />
im Vergleich zu Diesel etwa 25 %<br />
weniger CO2, bei HVO 100 sind es sogar<br />
bis zu 90 % weniger. HVO 100 ist als<br />
Alternativkraftstoff eine Option für<br />
konventionelle Dieselmotoren, so Anzböcks<br />
Einschätzung.<br />
Ein Unternehmen, dass viele Tonnen<br />
an Fracht jährlich auf der Donau transportiert<br />
ist die RWA Raiffeisen Ware<br />
Austria. 500.000 t sind es jährlich, die<br />
per Binnenschiff beschafft und über die<br />
Lagerfazilitäten und Silos von RWA<br />
entlang der österreichischen Donau<br />
umgeschlagen werden, berichtete Michaela<br />
Pichler, Chief Operting Officer<br />
bei RWA. Eine an möglichst allen Tagen<br />
im Jahr befahrbare Donau sei eine<br />
wichtige Voraussetzung dafür.<br />
Donau wird gebraucht<br />
Es sind vornehmlich Massengüter wie etwa<br />
Getreide oder Ölsaaten, die mit dem<br />
Schiff befördert werden. Landwirtschaftliche<br />
Produkte eignen sich besonders gut<br />
für den Binnenschifftransport, ist Pichler<br />
überzeugt. Das gelingt aber nur, wenn<br />
die Donau möglichst ganzjährig mit<br />
2,50 m Abladetiefe befahrbar ist. Künftig<br />
will RWA bei den Schiffstransporten<br />
Container mit Barge-Verkehren kombinieren,<br />
um noch stärker den Wasserweg<br />
in die Supply Chains einbinden zu<br />
können. Neben einer ausreichenden Abladetiefe<br />
sei aber auch eine leistungsfähige<br />
Hafeninfrastruktur nötig.<br />
Im Bereich des nautischen Personals<br />
herrscht seit einigen Jahren ein Mangel<br />
an Nachwuchskräften. Besonders auf<br />
den Güterschiffen sucht man händeringend<br />
nach Personal. Ein Problem: Die<br />
Schifffahrt und die damit verwandten<br />
Berufe sind vielen jungen Menschen<br />
schlichtweg zu wenig bekannt, es gebe<br />
einen großen Informationsaufholbe -<br />
darf, hieß es.<br />
Jährlich durchlaufen nur etwa fünf bis<br />
sieben Lehrlinge eine dreijährige Ausbildung,<br />
sie kommen ausschließlich von<br />
Unternehmen der Passagierschifffahrt.<br />
Viadonau will daher in Zukunft im eigenen<br />
Haus Lehrlinge für die Binnenschifffahrt<br />
ausbilden. Über Kooperationen<br />
mit anderen Unternehmen sollen<br />
sie Praktika absolvieren können. <br />
Mit flexibler Niedrigwasserregulierung soll<br />
die Schiffbarkeit der Donau verbessert werden<br />
Hans-Peter Hasenbichler,<br />
Geschäftsführer viadonau<br />
Auf der österreichischen Donau wurden<br />
im Vorjahr 6,4 Mio. Gütertonnen transportiert,<br />
um knapp 5 % weniger als im<br />
Jahr zuvor. Damit fiel laut Statistik Austria<br />
die Güterschifffahrt auf einem historischen<br />
Tiefstand zurück.<br />
Der Rückgang ist vor allem den grenzüberschreitenden<br />
Verkehren aus den östlichen<br />
Donauländern nach Österreich<br />
geschuldet, zumal von dort um 21 % weniger<br />
Volumen nach Österreich kam.<br />
Hingegen legte der Transitverkehr um<br />
beinahe 4 % zu und der ausgehende Verkehr<br />
um mehr als 7 %.<br />
Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer<br />
der Wasserstraßengesellschaft viadonau<br />
beunruhigen die Zahlen von 2023<br />
nicht so sehr, er spricht lieber vom System<br />
Binnenschifffahrt und dessen nachhaltigen<br />
Bedeutung für die Verlagerung<br />
von Straßentransporten auf das Wasser<br />
und von möglichst langen Distanzen.<br />
Immer wieder versucht viadonau die<br />
Akteure bei den Verkehrsträgern Bahn<br />
und Schiff zusammenzubringen und sie<br />
anzuregen, gemeinsam Logistikketten<br />
und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln,<br />
um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
gegenüber dem Straßengüterverkehr zu<br />
stärken. Das bedingt eine zuverlässige<br />
Wasserstraße durch eine durchdachte Instandhaltung.<br />
Und hier kann viadonau<br />
mit einer Innovation aufwarten.<br />
Eine sogenannte »flexible Niedrigwasserregulierung«<br />
wird bereits in einem<br />
Pilotprojekt östlich von Wien ausprobiert<br />
und verläuft vielversprechend: An kritischen<br />
Seichtfahrstellen auf der Donau<br />
wird ein mit Schotter beladener Schubleichter<br />
mit vier Anker am Donaugrund<br />
befestigt. Der Leichter fungiert als<br />
schwimmendes Leitwerk, das den Flussquerschnitt<br />
verkleinert und das Wasser in<br />
die Fahrrinne gelenkt. In der Kombination<br />
von Leichter und permanenten<br />
Buhnen/Leitwerken kann ein optimaler<br />
Fahrwasserpegel erreicht und den Schiffen<br />
freie Fahrt geboten werden.<br />
Normalisieren sich die Wasserverhältnisse<br />
wieder schwimmt der Leichter auf<br />
und wird entfernt. Durch die Einengung<br />
des Flussquerschnitts wird lokal die Strömungsgeschwindigkeit<br />
erhöht und wird<br />
kurzfristig der Geschiebetransport am<br />
Grund beschleunigt. Das führt zu optimalen<br />
Fahrwasserverhältnissen.<br />
»Diese Innovation ist sowohl als flexible<br />
Einzellösung als auch additiv zu bestehenden<br />
Buhnen zu verwenden«, betont<br />
Hasenbichler. Diese im eigenen<br />
Haus entwickelte Vorgehensweise bei der<br />
Instandhaltung wird von Seiten der EU<br />
gefördert.<br />
Der Leichter lasse sich kurzfristig manövrieren,<br />
der finanzielle Aufwand sei<br />
geringer als es bei groß angelegten Sanierungsprojekten<br />
der Fall wäre, die zudem<br />
oft viele Jahre dauerten und einen hohen<br />
Investitionsaufwand erforderten. Das<br />
neue Konzept wird wissenschaftlich begleitet<br />
und derzeit werden gerade die Forschungsfragen<br />
mit Stakeholdern diskutiert.<br />
Digitaler Zwilling geplant<br />
In die Zukunft blickend kann sich Hasenbichler<br />
die Entwicklung eines digitalen<br />
Zwillings vorstellen. Mit diesem ließen<br />
sich 3D-Modelle generieren, um genau<br />
vorausplanen zu können, wo und wie der<br />
Leichter optimal im Wasser positioniert<br />
werden müsste, um den größtmöglichen<br />
Wasservorteil zugunsten der Fahrrinne<br />
zu erreichen.<br />
Bei festen Baumaßnahmen wie eben<br />
Buhnen stelle sich hingegen häufig heraus,<br />
dass bei Niedrigwasser überregulierte<br />
und bei Mittel- oder Hochwasser<br />
unterregulierte Wasserverhältnisse<br />
entstehen. Mit der flexiblen Regulierung<br />
lasse sich das künftig vermeiden. »Damit<br />
können wir auch allzu kritischen Umweltschutzorganisationen<br />
den Wind aus<br />
den Segeln nehmen, sagt Hasenbichler.<br />
Denn die Lösung sei nicht nur wirtschaftlich<br />
machbar, sondern auch umweltschonend.<br />
jom<br />
© viadonau<br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
39
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Transformation umfasst viele Themenfelder<br />
Hafenchefin Bettina Brennenstuhl betont die Bedeutung des Dortmund-Ems-Kanals und<br />
spricht über die Herausforderungen des Wandels, die Chancen der Energiewende und über<br />
eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen Häfen in der Region<br />
Vor 125 Jahren war Dortmund Namensgeber<br />
sowie Ziel- und Quellhafen des<br />
Dortmund-Ems-Kanals. Können Sie abschätzen,<br />
welche Entwicklung die Stadt<br />
und der Hafen genommen ohne diesen<br />
Kanal hätten?<br />
Bettina Brennenstuhl: Das wird kaum<br />
jemand einschätzen können. Was sich<br />
aber sagen lässt: Ohne den DEK würde<br />
es keine wasserseitige Verbindung des<br />
gesamten Ruhrgebietes mit der Nordsee<br />
geben. Welche Auswirkungen es aber auf<br />
die engere Region und auf Dortmund gehabt<br />
hätte, vermag ich nicht zu beurteilen.<br />
Aber vielleicht wäre es mal eine<br />
Master- oder Doktorarbeit wert, sich damit<br />
zu beschäftigen<br />
Der Hafen Dortmund hat im Laufe der<br />
Jahrzehnte einige Veränderungen durchlaufen.<br />
Welches waren die wichtigsten<br />
Entscheidungen für die Hafenentwicklung?<br />
Brennenstuhl: Die wichtigste Entscheidung<br />
wird wohl der Bau des DEK gewesen<br />
sein. Im Laufe der jüngeren Vergangenheit<br />
war sicher die Entscheidung für<br />
den Aufbau eines Containerterminals entscheidend<br />
für die Weiterentwicklung des<br />
Hafens, der wegen des Rückgangs von<br />
Kohle- und Stahltransporten nötig war.<br />
Aus dem Montanhafen ist ein Containerhafen<br />
und ein Dienstleister geworden.<br />
Was ist der weitere Weg für den Hafen?<br />
Brennenstuhl: Da wird es mehrere unterschiedliche<br />
Schritte geben müssen. Der<br />
Ausbau bzw. die Stabilisierung und Weiterentwicklung<br />
im Bereich neuer Energieträger<br />
und der Kreislaufwirtschaft gehören<br />
sicher dazu. Also werden wir uns<br />
um Themen wie Windenergieanlagen<br />
(WEA), Wasserstoff, Abfallstoffströme<br />
und ähnliches kümmern.<br />
Sehen Sie Möglichkeiten für eine Stärkung<br />
der Binnenschifffahrt am Hafenstandort<br />
Dortmund? Wenn ja, welche<br />
sind es? Gibt es hier hafeneigene Aktivitäten<br />
bei den ansässigen Unternehmen?<br />
Brennenstuhl: In Gesprächen, gerade<br />
bei den Unternehmen, die direkt am<br />
Bettina Brennenstuhl<br />
Vorständin Dortmunder Hafen AG<br />
Wasser liegen, machen wir immer wieder<br />
deutlich, wie nachhaltig und damit<br />
wichtig der Schiffsgüterumschlag ist. Bei<br />
Neuansiedlungen, die nur dann stattfinden,<br />
wenn bisherige Unternehmen<br />
den Standort verlassen bzw. Erbpachtverträge<br />
nicht verlängert werden, achten<br />
wir darauf, dass diese Unternehmen<br />
auch tatsächlich die Wasserstraße nutzen.<br />
Schwierig ist sicherlich der Transport<br />
von Containern im Kanal, Stichwort<br />
Brückenhöhe. Aber für Massengüter<br />
oder auch Schwertransporte bestehen<br />
sehr gute Möglichkeiten.<br />
Und wie sowie mit welcher Hilfe lassen<br />
sich diese Entwicklungen kurz- und mittelfristig<br />
umsetzen?<br />
Brennenstuhl: Am Ende müssen die Unternehmen<br />
den Wasserweg nutzen wollen.<br />
Aus meiner Sicht ist eine direkte<br />
oder indirekte Subvention recht lich<br />
vermutlich eher schwierig. Gesamtpolitisch<br />
wäre es möglicherweise aber<br />
ein Ansatz, um die Wasserstraße als Verkehrsträger,<br />
der Poten ziale und<br />
Kapazitäten hat, stärker in den Fokus zu<br />
stellen. Im Bereich Großraum- und<br />
Schwertransporte habe ich zumindest<br />
den Eindruck, dass sich etwas tut, auch<br />
seit der Integration der GST-Um schlags -<br />
stellen in den Häfen.<br />
Sie sind als Hafen der Initiative Ecoport<br />
813 beigetreten. Welche Chance<br />
sehen Sie darin für ihren Hafen?<br />
Brennenstuhl: Die Dortmunder Hafen AG<br />
ist assoziiertes Mitglied. Ich halte das Vernetzen<br />
gerade von Häfen untereinander<br />
für sehr wichtig, da wir alle ähnliche<br />
Themen und Herausforderungen zu bewerkstelligen<br />
haben. Und ich meine,<br />
dass wir diese besser gemeinsam als gegeneinander<br />
angehen sollten. Darin sehe<br />
ich auch die Chance in dem Beitritt der<br />
Dortmunder Hafen AG: Wir können mit<br />
Ideen, Fragestellungen, Lösungen Bestandteil<br />
des »Wasserstoffprozesses« werden<br />
und damit die Partner im EcoPort 813<br />
unterstützen, aber natürlich auch uns unterstützen<br />
lassen.<br />
Jüngst haben Sie in Richtung Emden die<br />
Hände ausgestreckt für weitere Zusammenarbeit<br />
mit dortigen Unternehmen.<br />
Sehen Sie weitere Häfen am DEK,<br />
die Sie ebenfalls in derartige Überlegungen<br />
einbeziehen können?<br />
Brennenstuhl: Über die Beziehung nach<br />
Emden hinaus, von der wir uns beidseitig<br />
Nutzen versprechen, haben wir einen engeren<br />
Austausch der Häfen Lünen,<br />
Hamm und Dortmund unter Federführung<br />
der IHK wieder aufgenommen. Das<br />
halte ich auch für sehr wichtig. Aber natürlich<br />
bestehen auch nach wie vor die<br />
sehr guten Verbindungen zu den übrigen<br />
Seehäfen wie dem Hamburger Hafen<br />
oder dem Port of Rotterdam, ebenso wie<br />
zu anderen Binnen- und Kanalhäfen.<br />
Vor dem Hintergrund der bevorstehenden<br />
Transformierungen: Gibt es<br />
Aktivitäten, die der Hafen Dortmund<br />
von sich aus anstößt oder entsprechend<br />
moderiert?<br />
Brennenstuhl: Transformation umfasst ja<br />
unterschiedliche Themenfelder. Bezogen<br />
auf die Energiewende nehmen wir z.B. den<br />
Transport von Windenergieanlagen, den<br />
Einsatz von Hybrid-Loks bei der Eisenbahn,<br />
die Forcierung beim Einsatz von<br />
E-Lkw und Wasserstoffprojekte im Hafen<br />
in den Fokus. Zudem habe ich ein Netzwerk<br />
der Unternehmen im Hafen angesto-<br />
40 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
Schleuse Rodde, 2021<br />
Schleuse Rodde, <strong>2024</strong><br />
Die JOHANN BUNTE Bauunternehmung<br />
SE & Co. KG<br />
zählt mit 17 Niederlassungen<br />
in fünf Geschäftsfeldern zu den<br />
führenden Anbietern von Bauleistungen<br />
in Deutschland.<br />
Expertise im Ingenieur- und Wasserbau<br />
BUNTE realisiert seit vielen Jahrzehnten Projekte am Dortmund-Ems-Kanal.<br />
<br />
JOHANN BUNTE<br />
Bauunternehmung<br />
SE & Co. KG<br />
Hauptkanal links 88<br />
26871 Papenburg<br />
www.johann-bunte.de
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Vom Pott bis zum Watt<br />
Nicht nur für Kaiser Wilhelm II. war der 11. August 1899 ein besonderer Tag. Tausende<br />
Menschen freuten sich, dass das Jahrhundertprojekt endlich fertig war und genutzt werden<br />
konnte: der Dortmund-Ems-Kanal. Nun wird er 125 Jahre alt. Von Hermann Garrelmann<br />
Der Dortmund-Ems-Kanal wurde mit Spitzhacken und Schaufeln, mit Gäulen und Pferdewagen und nur selten mit schwerer Maschinentechnik ausgehoben<br />
© Stadtarchiv Lingen<br />
Nach nur siebenjähriger Bauzeit wurde<br />
die neue 265 km lange künstliche<br />
Wasserstraße ihrer Bestimmung übergeben.<br />
Nach den Plänen des Reichs sollte<br />
der DEK der erste von mehreren großen<br />
Binnenschifffahrtskanälen sein. Mehr als<br />
200 Brücken, zahllose Tunnel und<br />
Durchgänge, Staustufen, Kanaltore und<br />
Schleusen wurden von mehr als 4.000 Arbeitern<br />
errichtet. Teils mit Spitzhacken<br />
und Schaufeln, mit Gäulen und Pferdewagen.<br />
Hörte man damals den Kaiser,<br />
sollte der Kanal nur der Anfang sein: »So<br />
hoffe ich, dass dieses erste Glied, das wir<br />
heute eingeweiht haben, im Verhältnis zu<br />
dem großen Werk des Ausbaues unserer<br />
Wasserstraßen aufgefasst und verstanden<br />
werden wird.«<br />
Bei dem Projekt zum Bau des DEK<br />
handelte es sich um den alten Plan, die<br />
großen Stromgebiete von Rhein, Ems,<br />
Weser und Elbe durch einen Kanal zu<br />
verbinden. Ein erster Gesetzentwurf 1883<br />
musste noch überarbeitet werden, um<br />
auch Kanalinteressenten in den östlichen<br />
preußischen Provinzen zu berücksichtigen.<br />
Daher wurde 1886 ein neuer<br />
Gesetzentwurf eingebracht, der die Herstellung<br />
des Dortmund-Ems-Kanals vorsah.<br />
Die etwa 270 km lange Wasserstraße<br />
mit 484 größeren Bauwerken war dann in<br />
der erstaunlich kurzen Zeit von acht Jahren<br />
fertiggestellt. Die Bauarbeiten für den<br />
dazugehörenden 9 km langen Ems-<br />
Seitenkanal mit zwei Schleusen und acht<br />
Brücken dauerten von 1894 bis 1897.<br />
Auch wenn der neue Kanal nicht im<br />
vorhergesehenen Maße für den Transport<br />
von Kohle mit der Eisenbahn konkurrieren<br />
konnte: Er wurde dennoch zu<br />
einem der wichtigsten Transportwege für<br />
schwedisches Eisenerz, das über Emden<br />
nach Deutschland eingeführt und unter<br />
anderem in Dortmund verhüttet wurde.<br />
Tatsächlich ist der DEK nur zum Teil<br />
eine künstliche Wasserstraße. In Teilen<br />
wurde der natürliche Verlauf der Ems in<br />
die Planungen eingebunden. Beginnend<br />
beim Schiffshebewerk Henrichenburg<br />
verläuft er zunächst von Dortmund aus<br />
in nordwestliche Richtung. Bei Datteln<br />
schwenkt er nach Norden, überquert die<br />
Lippe, die Stever, die Ems und verläuft ab<br />
Greven auf der Ostseite des Emstales.<br />
Bei Bergeshövede, im so genannten<br />
»nassen Dreieck«, zweigt der Mittellandkanal<br />
ab, etwa 100 km nördlich, bei Dörpen<br />
der Küstenkanal. Ab Meppen verläuft<br />
der Dortmund-Ems-Kanal als staugeregelte<br />
Ems bis zur Schleuse Herbrum und<br />
dann weiter, hier von der Tide beeinflusst,<br />
über Papenburg und Leer bis zum Seehafen<br />
Emden. Die als Dortmund-Ems-<br />
Kanal bezeichnete Binnenwasserstraße<br />
endet erst in der Nähe der Stadt Papenburg.<br />
Von dort über Emden bis zur Nordsee<br />
wird der weitere Verlauf als Unterems<br />
bezeichnet. Der DEK ist Bestandteil des<br />
Transeuropäischen Netzwerkes (TEN).<br />
Auf seinem Weg von Dortmund bis zur<br />
tidebeeinflussten Ems in Herbrum überwinden<br />
15 Schleusen einen Höhenunterschied<br />
von etwa 70 m. Die meisten<br />
dieser Schleusen werden fernbedient.<br />
Der DEK war ursprünglich für rund<br />
4,5 Mio. Ladungstonnen pro Jahr und für<br />
das 750-t-Schiff von 67,0 m Länge,<br />
8,20 m Breite und 2,00 m Tiefgang ausgelegt.<br />
Dies reichte jedoch nicht lange aus.<br />
Bereits kurz nach der Eröffnung begann<br />
der erste Ausbau für das 1000-t-Schiff.<br />
42 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Der Kanal und seine Häfen<br />
Dortmund, Münster und Emden waren zunächst die wichtigsten Häfen am DEK. Auch<br />
der Papenburger und der Leeraner Hafen haben als Umschlagplatz für Güter von See- und<br />
Binnenschiffen ihre Bedeutung. Andere wie Spelle-Venhaus kamen erst später dazu<br />
© Garrelmann<br />
Der Dortmunder Hafen ist als südlichster<br />
Punkt des Projektes DEK<br />
anzusehen. In Verbindung mit dem<br />
Schiffshebewerk Henrichenburg ist der<br />
Hafen Dortmund ohne den nach Norden<br />
verbindenden Kanal nicht denkbar.<br />
Die Aktivitäten des Hafens Dortmund<br />
waren immer auch ein Spiegelbild der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung. Galt ursprünglich<br />
der Umschlag von Kohle und<br />
Stahl als essenziell, haben inzwischen andere<br />
Güter ihren Platz in der Umschlag -<br />
statistik eingenommen.<br />
Mehr und mehr wird der Hafen auch<br />
als Dienstleister aktiv. Sinkende Umschlagszahlen<br />
werden durch wachsende<br />
Wertschöpfung vor Ort mehr als ausgeglichen.<br />
Das gilt vor allem vor dem<br />
Hintergrund der Energiewende, die sich<br />
mit vielen Projekten rund um das Thema<br />
Wasserstoff im Dortmunder Hafenbereich<br />
abbilden soll und wird.<br />
Vor 125 Jahren als »Wasserbahnhof der<br />
Montanindustrie« gestartet, ist der Dortmunder<br />
Hafen heute eher ein modernes<br />
Logistikzentrum sowie ein »Ankerplatz<br />
für vielfältige klimafreundliche Zukunftsprojekte«,<br />
wie es hafenseitig genannt<br />
wird. Mit Projekten wie den geplanten<br />
»Green Steel Logistics Hub« von<br />
Rhenus sowie Plänen von DEW21 für<br />
Dortmunds erster Elektrolyseanlage zur<br />
Wasserstoffherstellung stehe die Zeichen<br />
auf Zukunft.<br />
Im Eurohafen zwischen Haren und Meppen werden auch Schwertransporte verladen<br />
In den letzten Jahren ist der Hafen in Spelle-Venhaus mächtig gewachsen<br />
In den vergangenen Jahrzehnten aber<br />
haben sich entlang des Kanals weitere<br />
Umschlagstellen entwickelt, die sich heute<br />
als Hafen bezeichnen lassen. Der ursprüngliche<br />
Stadthafen Münster hingegen<br />
hat seine Bedeutung als Umschlagplatz<br />
völlig verloren und ist heute als innerstädtischer<br />
Hotspot für Gastronomie und für<br />
urbanes Wohnen bekannt und beliebt.<br />
Der heutige Hafen in Spelle-Venhaus<br />
hat sich den regionalen Erfordernissen<br />
entsprechend entwickelt. Mit Bahnanschluss<br />
und mit seiner Nähe zur A 30<br />
bildet der Standort heute eine wichtige<br />
Warendrehscheibe im südlichen Emsland.<br />
Insbesondere Baustoffe und landwirtschaftliche<br />
Güter werden in Spelle<br />
umgeschlagen.<br />
Der Hafen Lingen fristet seit Jahren ein<br />
eher ruhiges Dasein. Auch hier ist die<br />
Entwicklung als Wohnquartier nicht zu<br />
übersehen. Weit wichtiger als der Lingener<br />
Stadthafen ist der Hafen des Energiekonzerns<br />
BP an der Raffinerie in Lingen-<br />
Holthausen. Mineralölprodukte stellen<br />
hier das wichtigste Umschlaggut dar. Allerdings<br />
wird der Raffineriehafen in den<br />
kommenden Jahren eine Metamorphose<br />
durchlaufen. Die Dekarbonisierung der<br />
Wirtschaft wird den Wegfall der bisherigen<br />
Güterumschläge bedingen.<br />
Gleichwohl gibt es Pläne für den Hafenbereich<br />
von BP. Ein Firmensprecher<br />
gibt Hinweise auf eine mögliche Entwicklung:<br />
Das Projekt »Lingen Green Hydrogen«<br />
umfasst den Bau eines 100-MW-<br />
Elektrolyseurs zur Produktion von grünem<br />
Wasserstoff im industriellen Maßstab.<br />
Der Standort der Anlage befindet<br />
sich in unmittelbarer Nähe der Raffinerie,<br />
wo der Wasserstoff natürlich<br />
auch eingesetzt werden könnte. Er soll<br />
aber explizit auch anderen Industriekunden<br />
in der Region zur Verfügung gestellt<br />
werden.<br />
Da der erzeugte grüne Wasserstoff den<br />
aktuellen Planungen zufolge jedoch nicht<br />
per Schiff transportiert, sondern primär<br />
© Gemeinde Spelle<br />
44 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
in ein nahe gelegenes Pipelinenetz eingespeist<br />
werden soll, hat das Projekt keine<br />
direkten Auswirkungen auf den Werks -<br />
hafen, sagt BP-Sprecher Marian Wienhoff.<br />
Die generelle Zukunft des Hafens<br />
hängt natürlich eng mit der Zukunftsausrichtung<br />
des Standortes zusammen:<br />
»So planen wir beispielsweise, die Produktion<br />
von Biokraftstoffen im Co-Processing-Verfahren<br />
immer weiter auszubauen.<br />
Die dafür benötigten Biokomponenten<br />
werden zu einem großen Teil<br />
per Schiff angeliefert. In diesem Zusammenhang<br />
spielt der Hafen wieder eine<br />
wichtige Rolle«, heißt es aus Lingen.<br />
Im mittleren Emsland entschied man<br />
sich vor Jahren, aus den beiden kleineren<br />
Häfen in Meppen und Haren einen gemeinsamen<br />
interkommunalen Umschlagplatz<br />
zu machen. Dass diese Entscheidung<br />
richtig war, zeigt sich heute.<br />
Der »Eurohafen« genannte Standort am<br />
Stichkanal gibt Betrieben im angrenzenden<br />
Industriegebiet wasserge -<br />
bundene Umschlagmöglichkeiten. Zwischen<br />
500.000 t und 600.000 t finden<br />
jährlich den Weg über die Kaikante. Die<br />
Rotorfertigung der Firma Enercon entwickelte<br />
sich hingegen nicht wie erhofft<br />
als Umschlagimpuls. Die umfangreichen<br />
Gebäudekomplexe werden heute von der<br />
Containerfirma ELA genutzt, die ihre Erzeugnisse<br />
nur ausnahmsweise per Binnenschiff<br />
transportiert.<br />
Weiter nördlich, allerdings über den<br />
Küstenkanal zu erreichen, macht der Hafen<br />
Dörpen das dortige Terminal zum trimodalen<br />
Standort. Konstanter Umschlag<br />
kommt aus den Aktivitäten der Papierfabrik,<br />
die früher unter dem Namen<br />
»Nordland«, heute als Betrieb der Kymmene-Unternehmensgruppe<br />
bekannt ist.<br />
Weit über den eigenen Standort hinaus<br />
bekannt ist – damals wie heute – der Hafen<br />
in Papenburg, wenn auch mehr als<br />
Standort der Kreuzfahrt-Schmiede der<br />
Meyer-Werft. Der Hafen selbst bedient<br />
überschaubar, aber beständig die mittelständische<br />
Wirtschaft der Region. Gleiches<br />
gilt auch für den Hafen Leer.<br />
Als nördlichen Schlusspunkt des DEK<br />
ist Emden zu nennen – mehr ein See- als<br />
ein Binnenhafen, über den vor allem<br />
Fahrzeuge ex- und importiert werden.<br />
Neben VW als vor Ort tätiges Unternehmen<br />
nutzen auch andere Fahrzeughersteller<br />
den Hafen Emden als internationale<br />
Drehscheibe. Auch für Windkraftanlagen<br />
ist das ein wichtiger Standort.<br />
ga<br />
FÜNF NEUBAUTEN AM DEK<br />
An der Schleuse Rodde geht es voran<br />
© WNA Datteln<br />
Fünf neue Schleusen umfasst das Projekt<br />
»Schleusenneubauten auf der Nordstrecke«<br />
des Dortmund-Ems-Kanals.<br />
Während die neue Schleuse Gleesen<br />
kurz vor der Inbetriebnahme steht, sind<br />
an der Schleuse Rodde in diesem Jahr<br />
die wichtigsten Arbeiten begonnen.<br />
Gleich fünf Schleusenneubauten hat<br />
das Wasserstraßenneubauamt (WNA)<br />
in Datteln auf der Agenda. Die Schleusen<br />
Rodde und Bevergern liegen auf<br />
nordrhein-westfälischen Gebiet, Gleesen,<br />
Hesselte und Venhaus sind Projektstandorte<br />
in Niedersachsen. Nach dem<br />
Bauzeitenplan soll die Schleuse in Hesselte<br />
voraussichtlich Anfang 2035 in Betrieb<br />
genommen werden.<br />
Nachdem in Rodde die Vorarbeiten in<br />
2023 abgeschlossen waren, begannen im<br />
Mai <strong>2024</strong> die Hauptbauarbeiten. Den<br />
Zuschlag für diese Arbeiten in Rodde erhielt<br />
die Bietergemeinschaft Bunte Bauunternehmung<br />
aus Papenburg (Massivund<br />
Tiefbau) und Nyblad aus Papenburg<br />
(Stahlwasserbau und Maschinenbau mit<br />
Antriebstechnik). Wesentliche Leistungen<br />
des Bauauftrages sind die Arbeiten<br />
für den Neubau des Schleusenbauwerks<br />
einschließlich Schleusenbrücke,<br />
Technikgebäude und Freiwasserleitung.<br />
Die neue Schleuse soll<br />
2028 in Betrieb gehen und dann die alte<br />
Schleuse ersetzen. Anschließend erfolgen<br />
noch die Restarbeiten in den beiden<br />
Vorhäfen und der Teilabbruch der alten<br />
Schleuse. Der Bauvertrag hat ein Investitionsvolumen<br />
von rund 170 Mio. €.<br />
Die neue Schleuse hat eine Hubhöhe<br />
von 3,80 m, eine Nutzlänge von 140 m<br />
und eine Kammerbreite von 12,50 m. Sie<br />
wird fugenlos in Massivbauweise hergestellt.<br />
Als Verschlussorgane kommen<br />
ein Drucksegmenttor im Oberhaupt und<br />
ein Stemmtor im Unterhaupt zum Einsatz.<br />
Insgesamt wurde eine Bauzeit von<br />
rund sechs Jahren vereinbart.<br />
Als erste Maßnahmen wurden die<br />
Baubüros auf die Fläche der verfüllten<br />
alten Fahrt verlegt und die neue Baustelle<br />
eingerichtet. Erste Zwischenziele sind<br />
die Fertigstellung der Uferspundwand<br />
im unteren Vorhafen links sowie die<br />
Baugrube für die neue Schleuse mit Start<br />
der Massivbauarbeiten in 2025. ga<br />
Blick auf die Baustelle in Rodde<br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
45
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Über das von DP World betriebene Containerterminal werden jährlich rund 84.000 TEU umgeschlagen<br />
© Hafen Stuttgart<br />
Künftig heißt es Wasserstoff statt Kohle<br />
Die ausbleibende Verlängerung der Neckar-Schleusen und ein Mangel an geeignetem<br />
Schiffsraum lässt den wasserseitigen Umschlag in Stuttgart weiter sinken. Umso stärker<br />
legt die Bahn zu. Die Zukunft im Hafen wird allerdings durch die Energiewende bestimmt<br />
Es läuft im Stuttgarter Hafen: Nach etwas<br />
mehr als der Hälfte des Jahres liegen<br />
die Umschlagzahlen über dem Niveau<br />
von 2023. Allerdings geht der Zuwachs<br />
ausschließlich auf das Konto der<br />
Bahntransporte, die Güterschifffahrt hat<br />
es am Neckar eher schwer.<br />
Im vergangenen Jahr hatte Stuttgart im<br />
Gesamtumschlag erstmals die Marke von<br />
4 Mio. t übertroffen. Und so, wie es bislang<br />
aussieht, wird es in diesem Jahr wieder<br />
genauso viel, wenn nicht mehr. Die<br />
per Binnenschiff transportierten Güter<br />
machten im Vorjahr mit 638.000 t nur<br />
noch gut ein Sechstel aus, und die Tendenz<br />
weist weiter abwärts. Nach den ersten<br />
sechs Monaten sind es knapp<br />
285.000 t gegenüber 313.000 t im Vorjahreszeitraum.<br />
»Die Bedingungen am<br />
Neckar werden eben nicht besser«, sagt<br />
Hafenchef Carsten Strähle.<br />
Seit Jahren schon beklagt er die ausbleibende<br />
Verlängerung der Neckar-<br />
Schleusen von 105 m auf 135 m Länge.<br />
Bundesverkehrsminister Volker Wissing<br />
Carsten Strähle<br />
Hafenchef in Stuttgart<br />
hatte die geplante Verlängerung der<br />
Kammern vor zwei Jahren ausgesetzt und<br />
mit der Maxime »Erhalt vor Ausbau« begründet,<br />
obwohl doch das Projekt im<br />
Bundeswasserstraßenausbaugesetz seit<br />
Langem als »Vordringlicher Bedarf« notiert<br />
ist.<br />
© Hafen Stuttgart<br />
Zusätzlich fehlt inzwischen zunehmend<br />
der benötigte Schiffsraum. Das<br />
liegt auch am Fahrtgebiet Neckar, aber<br />
mehr noch dran, dass viele, vor allem<br />
kleinere Schiffe in Reaktion auf die<br />
Ukraine-Krise in den Donauraum verkauft<br />
oder verlegt wurden und von dort<br />
nicht mehr zurückkommen. »Umso erfreulicher<br />
ist das Mengenwachstum bei<br />
der Bahn«, sagt Strähle.<br />
Nachdem 2023 gut 3 Mio. t über die<br />
Schiene umgeschlagen wurden, sind es<br />
nach dem ersten Halbjahr bereits<br />
2,14 Mio. t, noch einmal 360.000 t mehr<br />
als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Für<br />
den deutlichen Aufschwung gibt es kein<br />
besonders auffälliges Gütersegment, »wir<br />
legen insgesamt zu«, sagt Strähle.<br />
Es wird auch weiter investiert. Rund<br />
1,5 Mio. € fließen jährlich in den Erhalt<br />
oder die Erneuerung der Infrastruktur im<br />
Hafen, vornehmlich in Gleisanlagen. »Für<br />
uns als Hafen ist es im Grunde egal, mit<br />
welchem der Verkehrsträger der Umschlag<br />
erfolgt«, sagt Strähle, »aber wir haben na-<br />
46 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
GÜTERUMSCHLAG IM HAFEN STUTTGART<br />
Schiffsgüterumschlag in t<br />
Bahngüterumschlag in t<br />
Schiff + Bahn in t<br />
Schiffsgüterumschlag<br />
Land- und Forstwirtschaft, Rohstoffe<br />
Konsumgüter, Holzwaren<br />
Mineralische, chemische und Mineralölerzeugnisse<br />
Metalle und Metallerzeugnisse<br />
Maschinen und Ausrüstungen, langlebige Konsumgüter<br />
Sekundärrohstoffe, Abfälle<br />
Sonstige Produkte<br />
Insgesamt<br />
Bahnumschlag<br />
Getreide, Getreideerzeugnisse, Futtermittel, Ölsaaten, Holz<br />
Steinkohle, Braunkohle, Koks<br />
Kraftstoffe, Heizöle<br />
Baustoffe<br />
Eisen, Stahl, Schrott<br />
Übrige Güter<br />
Insgesamt<br />
JUNI<br />
20.739<br />
364.120<br />
384.859<br />
Januar – Juni<br />
<strong>2024</strong> in t<br />
51.358<br />
51.804<br />
55.911<br />
35.060<br />
29.517<br />
60.788<br />
376<br />
284.814<br />
Januar – Juni<br />
<strong>2024</strong> in t<br />
1.751<br />
0<br />
429.559<br />
91.750<br />
80.470<br />
1.534.730<br />
2.138.260<br />
JAN. - JUN.<br />
284.814<br />
2.138.260<br />
2.423.074<br />
2023 in t<br />
93.154<br />
38.860<br />
58.282<br />
17.299<br />
21.481<br />
83.938<br />
969<br />
313.983<br />
2023 in t<br />
2.540<br />
0<br />
416.<strong>08</strong>1<br />
145.432<br />
99.118<br />
1.114.201<br />
1.777.372<br />
türlich ein großes Interesse daran, dass die<br />
per Schiff angelieferten oder abtransportierten<br />
Mengen nicht weiter sinken.«<br />
Auch er verweist, wie viele seiner Kollegen,<br />
auf die Kapazitätsreserven auf den<br />
Wasserstraßen. Für den deutlichen Aufschwung<br />
gibt es kein besonders auffälliges<br />
Gütersegment, »wir legen insgesamt zu«,<br />
sagt Strähle. Ein kleiner Hoffnungsschimmer<br />
sei zuletzt gewesen, dass es verstärkt<br />
Schwergutverladungen im Hafen gebe.<br />
Gerade bei großen und sperrigen Anlagenteilen<br />
gebe es zum Schiff als Transportmittel<br />
keine Alternative.<br />
Auch in Stuttgart verändern sich allerdings<br />
künftig manche Ladungsströme.<br />
Das letzte Kohle-Kraftwerk wird absehbar<br />
auf Gas umgestellt, dann entfallen auch<br />
diese Mengen künftig. Der zukunftsträchtige<br />
Energieträger ist längst ausgemacht<br />
– es ist, wie andernorts auch<br />
– Wasserstoff. Konkrete Pläne sind bereits<br />
in der Umsetzung.<br />
Die örtlichen Stadtwerke wollen im Hafen<br />
ein Wasserstoffnetzwerk aufbauen.<br />
Unter dem Projektnamen »Green Hydrogen<br />
Hub Stuttgart (GH2S) soll grüner<br />
Wasserstoff produziert und verteilt werden,<br />
um die Nachfrage im Hafen selbst,<br />
aber auch in der näheren Umgebung zu<br />
bedienen. Bis Ende 2026 sollen bis zu vier<br />
Elektrolyseure mit einer Leistung von bis<br />
zu 10 MW an Leistung zur Verfügung stehen,<br />
um rund 1.000 t Wasserstoff pro Jahr<br />
zu erzeugen.<br />
Daneben sind eine 6 km lange Pipeline<br />
im Neckartal, die von Stuttgart-Gaisburg<br />
bis Esslingen führt, und auch eine Abfüllstation<br />
für Trailer in Planung, um Abnehmer<br />
innerhalb eines Radius’ von 50 km<br />
zu versorgen. Noch in diesem Jahr soll das<br />
dafür ausgesuchte Areal im Hafen freigeräumt<br />
und vorbereitet werden, bevor im<br />
kommenden Jahr mit dem Bau begonnen<br />
werden kann.<br />
Aber auch im Rohstoff-Recycling sieht<br />
Strähle gute Perspektiven. Derzeit läuft für<br />
die Gießerei ein Vorhaben an, um Quarzsand<br />
nicht nur einmal in der Produktion zu<br />
verwenden, sondern nach der Aufbereitung<br />
erneut nutzen zu können. Bislang<br />
landete der mühsam herbeigeschaffte<br />
und wertvolle Rohstoff im Straßenbau. KF<br />
Mit den sinkenden Mengen bei Masssengütern ändert sich das Bild im Stuttgarter Hafen. Künftig soll hier Wasserstoff produziert werden<br />
© Hafen Stuttgart<br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
47
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Hafen der »Hidden Champions«<br />
Mit seiner zentralen Lage am Neckar ist der Hafen Heilbronn ein logistisches Drehkreuz<br />
für die Region. Während sich der Umschlag wandelt, blicken die Betreiber optimistisch in<br />
die Zukunft<br />
Bis Mitte des Jahres wurden in Heilbronn etwa 1 Mio. t umgeschlagen.<br />
© Hafen Heilbronn<br />
Der Hafen Heilbronn, gern als das<br />
»schwäbische Liverpool« bezeichnet,<br />
ist ein bedeutender Knotenpunkt für<br />
Industrie und Logistik in der Region. Bekannt<br />
als Salzstadt, zeichnet sich Heilbronn<br />
nicht nur durch seine oberirdische<br />
Infrastruktur, sondern auch durch ein<br />
umfangreiches unterirdisches Straßennetz<br />
aus. Der Hafen erstreckt sich bis<br />
zur Innenstadt und ins benachbarte Neckarsulm<br />
und beherbergt zahlreiche Industrieunternehmen,<br />
darunter auch einen<br />
Zukunftspark, in dem High-Tech-<br />
Unternehmen ansässig sind.<br />
Im Jahr <strong>2024</strong> zeigte sich der Hafen<br />
Heilbronn erneut als ein zentraler Drehund<br />
Angelpunkt für die Logistik der Region.<br />
Verschiedene Unternehmen übernehmen<br />
den Umschlag und andere logistische<br />
Dienstleistungen, während der Hafen<br />
selbst die Verwaltung und Infrastruktur<br />
bereitstellt.<br />
Laut Jan Fries, Leiter der Anlaufstelle<br />
Hafen beim Amt für Heilbronner Amt<br />
Liegenschaften und Stadterneuerung, ist<br />
Heilbronn »als trimodaler Standort hervorragend<br />
aufgestellt, um rund um die<br />
Uhr Lieferketten zu ermöglichen«. Besonders<br />
in einem Land der »Hidden<br />
Champions« wie der Region um Stuttgart<br />
sei dies von großer Bedeutung, um die<br />
wirtschaftliche Aktivität in der Region<br />
nachhaltig zu unterstützen.<br />
Im Jahr 2023 wurden im Hafen Heilbronn<br />
etwa 2,67 Mio. t an Gütern umgeschlagen,<br />
davon 1,65 Mio. t rein wasserseitig.<br />
Dies stellt im Vergleich zu den<br />
3,5 Mio. t im Jahr 2022 einen Rückgang<br />
dar, der vor allem auf den deutlich verringerten<br />
Kohleumschlag durch den Umbau<br />
des Kohlekraftwerks NBW zurückzuführen<br />
ist.<br />
Bis Mitte <strong>2024</strong> wurden rund 1 Mio. t<br />
umgeschlagen, davon 362.000 t per<br />
Bahn. Fries prognostizierte, dass der Umschlag<br />
im laufenden Jahr auf 2 bis<br />
2,5 Mio. t ansteigen werde. Die wichtigsten<br />
Gütergruppen seien Baustoffe wie<br />
Sand, Kies und Erden, aber weiterhin<br />
auch Futtermittel, Schüttgut und chemische<br />
Erzeugnisse. Die Salzwerke AG<br />
betreibt darüber hinaus einen eigenen<br />
Hafen für Industriesalze. Wie viele andere<br />
Branchen kämpft auch der Hafen Heil-<br />
48 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
bronn mit einem Fachkräftemangel. Die<br />
Arbeit in der Logistik erfordert oft, dass<br />
das Personal viel unterwegs und selten zu<br />
Hause sei – »das trifft alle«, führte Fries<br />
stellvertretend für die ansässigen Unternehmen<br />
aus.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Ein wesentlicher Fokus liegt auf der Weiterentwicklung<br />
des Hafens und der Industrienutzung.<br />
In den kommenden fünf<br />
bis zehn Jahren sind umfangreiche Maßnahmen<br />
geplant, darunter die Erweiterung<br />
des Containerterminals, das<br />
derzeit nur Halbzüge abfertigen kann,<br />
aber auf Ganzzüge ausgeweitet werden<br />
soll. Dies ist besonders wichtig, da die<br />
Brücken am Neckar nur den Transport in<br />
doppelter Lage zulassen. Direktverbindungen<br />
zu den Seehäfen sollen intensiviert<br />
werden, um den Containerverkehr<br />
weiter zu stärken.<br />
Die Digitalisierung und Nachhaltigkeit<br />
sind ebenfalls zentrale Themen. Bis 2035<br />
strebt der Hafen Klimaneutralität an,<br />
zehn Jahre vor der Bundesrepublik. Unterstützt<br />
wird dieses ambitionierte Vorhaben<br />
durch Projekte zur Energieerzeugung<br />
wie dem Wärmeplan und der<br />
Nutzung von Fernwärme. Unternehmen<br />
im Hafengebiet setzen vermehrt auf Photovoltaikanlagen,<br />
und es gibt Projekte zur<br />
digitalen Schiffserfassung in Zusammenarbeit<br />
mit dem Hafen Plochingen und<br />
der Hochschule Heilbronn.<br />
Mobiler Drehkran am Hafen Heilbronn<br />
© Hafen Heilbronn<br />
Die Reachstacker am Containerterminal werden mit umweltfreundlichem HVO-100 betrieben<br />
Containersegment wächst<br />
Harald Rotter, Geschäftsführer von IGS-<br />
Intermodal in Heilbronn, blickt ebenfalls<br />
positiv auf das vergangene Halbjahr zurück.<br />
Seit 2020 verzeichnet das Kombi-<br />
Terminal Heilbronn (KTHN) kontinuierlich<br />
steigende Mengen, obwohl<br />
die Anfangsphase und die Pandemie Herausforderungen<br />
darstellten. Während<br />
der Coronakrise konnte der Terminalbetrieb<br />
stabil gehalten werden, obwohl<br />
im letzten Jahr deutliche Einbrüche zu<br />
verzeichnen waren. Das KTHN habe<br />
sich durch den Gewinn des kontinentalen<br />
Verkehrs bewährt und konnte<br />
die Zahl der Züge von Seehäfen von zwei<br />
auf fünf pro Woche erhöhen.<br />
Das Personal am Standort Heilbronn<br />
wurde seit 2020 von einer auf acht Personen<br />
aufgestockt, um den erweiterten<br />
Dienstleistungsbereich abzudecken. Neben<br />
dem Umschlag und Depot gehören<br />
nun auch Reparatur- und Containertracking-Dienste<br />
zum Angebot.<br />
Die IGS-Intermodal plant weiteres organisches<br />
Wachstum im Containerbereich,<br />
insbesondere den Landverkehr hob<br />
Rotter hervor. Die politische Förderung<br />
des Schienentransports werde sich voraussichtlich<br />
zu einer stärkeren Nachfrage<br />
führen, da immer mehr Kunden auf<br />
umweltfreundlichere Transportmöglichkeiten<br />
umsteigen. Heilbronn ist strategisch<br />
günstig gelegen zwischen den Wirtschaftsräumen<br />
Stuttgart, Mannheim/<br />
Ludwigshafen und Nürnberg, was das<br />
Wachstumspotenzial für die Region weiter<br />
erhöht.<br />
IGS-Intermodal setzt auf moderne<br />
Technologien, um den intermodalen Verkehr<br />
zu optimieren. Auch das Einsparen<br />
von CO 2<br />
-Emissionen spiele dabei eine<br />
wichtige Rolle. So werden die Reach -<br />
stacker und auch schon einige Lkws im<br />
Hafen mit »Hydrotreated Vegetable Oil«<br />
(HVO-100) betrieben, das aus Altspeiseöl<br />
hergestellt wird. Mit dieser Übergangstechnologie<br />
sei es möglich, die Emissionen<br />
um bis zu 86 % zu senken – »und<br />
das, ohne die Fahrzeuge umzurüsten«, so<br />
Rotter. Neue Umschlaggeräte mit hydrostatischem<br />
Antrieb würden zudem 25 %<br />
weniger Treibstoff verbrauchen.<br />
Was den zukünftigen Ausbau des Terminals<br />
betrifft, stellte sich für Rotter die<br />
Frage nach Henne oder Ei, also der Entscheidung<br />
zwischen dem Anwerben von<br />
Kunden und der Erweiterung von Kapazitäten.<br />
Man werde zunächst Gespräche<br />
konkretisieren, ehe man über<br />
weitere Projekte nachdenke. Das gelte<br />
laut Rotter für den gesamten Hafen,<br />
nicht nur das Containerterminal.<br />
Grundsätzlich sehe er in der Binnenschifffahrt<br />
jedoch enormes Potenzial,<br />
das man in Heilbronn noch weiter ausbauen<br />
könne.<br />
Besonders positiv hob er die Kooperation<br />
mit der Hafenverwaltung hervor.<br />
Die kurzen (Entscheidungs-)Wege habe<br />
er in der jahrelangen Partnerschaft zu<br />
schätzen gelernt: »Es ist eine Zusammenarbeit,<br />
wie man sie sich wünscht.« JW<br />
© IGS-Intermodal<br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
49
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Erster Spatenstich in Kriegenbrunn<br />
Die wichtige und zuletzt von Störungen bedrohte Schleuse am Main-Donau-Kanal wird<br />
in den kommenden acht Jahren neu gebaut. Die Kosten sind mit 550 Mio. € veranschlagt.<br />
Die Anlage in Erlangen wird zeitgleich erneuert<br />
Mit dem obligatorischen ersten Spatenstich begann der Neubau der Schleuse Kriegenbrunn am Main-Donau-Kanal<br />
© GDWS<br />
Schleuse Kriegenbrunn<br />
Gesamtlänge:<br />
329 m<br />
Höhe:<br />
31,1 m<br />
Nutzlänge:<br />
190,0 m<br />
Nutzbreite:<br />
12,5 m<br />
Hubhöhe:<br />
18,3 m<br />
drei Sparbecken: 178,7 x 17,30 m<br />
Bauzeit: rund acht Jahre<br />
Auftragssumme: rund 550 Mio. €<br />
Mit dem obligatorischen Spatenstich<br />
hat der Neubau der Schleuse Kriegenbrunn<br />
am Main-Donau-Kanal begonnen.<br />
Sie ist eine der am höchsten gelegenen<br />
Bauwerke in Deutschland und damit<br />
auch eines der größten und komplexesten<br />
Investitionsprojekte des Bundes an<br />
den Wasserstraßen.<br />
Der Main-Donau-Kanal verbindet 15<br />
europäische Staaten und stellt somit einen<br />
wichtigen binneneuropäischen Handelsweg<br />
von der Nordsee – über Rhein,<br />
Main und Donau – bis zum Schwarzen<br />
Meer dar. Seine Leistungsfähigkeit beruht<br />
unter anderem auf 16 Schleusen.<br />
»Die beiden Neubauten, die im laufenden<br />
Betrieb entstehen, sind ingenieurstechnische<br />
Meisterleistungen, auf die alle Beteiligten<br />
stolz sein können«, sagte Hartmut<br />
Höppner, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium<br />
(BMDV) bei der oiziellen<br />
Zeremonie.<br />
Geplant ist eine Ein-Kammer-Schleuse<br />
in Massivbauweise mit modernster Technik.<br />
Ebenso wie die bestehende Staustufe<br />
wird sie als sogenannte Sparschleuse mit<br />
drei seitlich angeordneten Becken errichtet,<br />
um bei der Überwindung der unterschiedlichen<br />
Wasserspiegel möglichst<br />
wenig Wasser zu verbrauchen. Die Einsaparung<br />
liegt nach Angaben der Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt<br />
(GDWS) bei bis zu 60 %. Durch den<br />
fugenlosen Bau und massive Kammerwände<br />
soll die neue Schleuse auch größten<br />
Lasten sicher und langlebig standhalten.<br />
Ein weiterer Vorteil ist, dass sie weniger<br />
wartungsintensiv sein wird, was sich<br />
kostenreduzierend auswirkt.<br />
Nahezu parallel zu Kriegenbrunn wird<br />
auch die baugleiche Schleuse Erlangen<br />
erneuert. Das soll zu Synergien bei der<br />
Planung und beim Betrieb sorgen. »Wir<br />
gewährleisten einen sicheren Transportweg<br />
und eine technisch und wirtschaftlich<br />
konkurrenzfähige Wasserstraße«,<br />
so Dirk Schwardmann, Vizepräsident<br />
der GDWS.<br />
Vom Bau der neuen Schleuse profitiert<br />
nicht nur die Schifffahrt, sondern auch<br />
die Region. »Ich wünsche mir, dass die<br />
Modernisierung unserer Wasserwege mit<br />
dazu beiträgt, dass das Frachtvolumen<br />
auf dem Kanal weiter an Bedeutung gewinnen<br />
kann«, sagt Florian Janik, Oberbürgermeister<br />
der Stadt Erlangen. Der<br />
Bauauftrag für das technisch hochkomplexe<br />
Bauwerk wurde in einem dialogbasierten<br />
Verhandlungsverfahren vergeben.<br />
Die Bauzeit wird mit acht Jahren angegeben,<br />
die Kosten mit 550 Mio. €. »Wir<br />
sind der festen Überzeugung, dass eine<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen<br />
Bauindustrie und öffentlichem<br />
Auftraggeber der Schlüssel für ein wirtschaftliches<br />
und effizientes Bauen sein<br />
wird«, sagt Mareike Bodsch, Leiterin des<br />
Wasserstraßen-Neubauamtes (WNA)<br />
Aschaffenburg.<br />
Der Main-Donau-Kanal dient nicht nur<br />
der Schifffahrt, sondern sorgt auch dafür,<br />
dass Wasser aus dem wassereichen Donaueinzugsgebiet<br />
in das wasserarme Regnitz-Main-Gebiet<br />
geleitet wird – was in<br />
der vergangenen Hochwasserphase eine<br />
wichtige Rolle gespielt habe, wie es heißt.<br />
Zudem hat sich das Gebiet rund um den<br />
Kanal zu einem wichtigen Freizeit- und<br />
Naherholungsgebiet entwickelt, das zahlreiche<br />
Wassersportmöglichkeiten bietet.<br />
Die bestehende Schleuse Kriegenbrunn<br />
wurde im Rahmen des Baus des<br />
Main-Donau-Kanals in den Jahren 1966<br />
bis 1970 konzipiert und realisiert. Die<br />
Baukosten lagen damals bei 23 Mio. DM.<br />
Sie liegt am Kanal-km 48,66 auf einer<br />
Höhe von NN: 303,10 m und hat eine<br />
Hubhöhe von 18,3 m.<br />
KF<br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
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RECHT<br />
le des Schiffes, zum Beispiel am Eingang<br />
zum Fahrstand oder am Steuerstand, gut<br />
sichtbar am Schiff anzubringen; b) die<br />
Obergerichtsvollzieherin Frau G anzuweisen,<br />
der Streithelferin die freie Abfahrt<br />
von der Schleuse lffezheim zur Nutzung<br />
auf der Rheinschiene sowie auf den deutschen,<br />
belgischen, luxemburgischen und<br />
niederländischen Wasserstraßen zu gestatten.<br />
Die Schuldnerin ist diesen Anträgen beigetreten.<br />
Das Amtsgericht hat der sofortigen Beschwerde<br />
mit Beschluss vom 10.7.<strong>2024</strong><br />
nicht abgeholfen.<br />
Wegen der weiteren Einzelheiten des<br />
Sach- und Streitstands wird auf den Inhalt<br />
der Akten Bezug genommen.<br />
II. Die sofortige Beschwerde der Gläubigerin<br />
ist zulässig und begründet.<br />
Die MS »La Primavera« ist gemäß § 8<strong>08</strong><br />
Abs. 2 Satz 1 ZPO in den Gewahrsam der<br />
Schuldnerin zurückzugeben. Die Pfändung<br />
ist gemäß § 8<strong>08</strong> Abs. 2 Satz 2 ZPO<br />
durch Anlegen eines Pfandsiegels ersichtlich<br />
zu machen.<br />
1. Die Vollziehung des Arrestes richtet sich<br />
vorliegend nach §§ 930 Abs. 1, 8<strong>08</strong> ZPO.<br />
§ 931 ZPO findet keine Anwendung, da<br />
die »La Primavera« unter ausländischer<br />
Flagge fährt und nicht in einem deutschen<br />
Schiffsregister eingetragen ist.<br />
Die Vollziehung des Arrestes wird daher<br />
durch Pfändung bewirkt, die nach denselben<br />
Grundsätzen wie jede andere Pfändung<br />
erfolgt (§ 930 Abs. 1 Satz 1, 2 ZPO).<br />
Damit ist insbesondere § 8<strong>08</strong> ZPO in Bezug<br />
genommen. Die Pfändung der im Gewahrsam<br />
des Schuldners befindlichen<br />
körperlichen Sachen wird daher zunächst<br />
dadurch bewirkt, dass der Gerichtsvollzieher<br />
sie in Besitz nimmt (§ 8<strong>08</strong> Abs. 1<br />
ZPO). Dies ist vorliegend geschehen.<br />
Andere Sache als Geld, Kostbarkeiten<br />
und Wertpapiere – also auch Binnenschiffe<br />
– sind sodann gemäß § 8<strong>08</strong> Abs. 2 ZPO<br />
unter Ersichtlichmachung der Pfändung<br />
im Gewahrsam des Schuldners zu belassen,<br />
sofern hierdurch die Befriedigung<br />
des Gläubigers nicht beeinträchtigt wird.<br />
Hierbei handelt es sich um eine gebundene<br />
und nicht um eine Ermessensentscheidung:<br />
Wenn die Befriedigung des Gläubigers<br />
durch die Belassung der Sache im<br />
Gewahrsam des Schuldners nicht beeinträchtigt<br />
wird, muss der Gerichtsvollzieher<br />
entsprechend verfahren (vgl. Czekalla,<br />
in: Anders/Gehle, ZPO, 82. Aufl. <strong>2024</strong>,<br />
§ 8<strong>08</strong> Rn. 26). Eine Gefährdung des Befriedigungsinteresses<br />
des Gläubigers ist<br />
insbesondere anzunehmen, wenn zu befürchten<br />
ist, dass die Sache beiseite geschafft<br />
wird, dass der Schuldner für ihre<br />
Erhaltung nicht sorgen kann oder will<br />
oder dass durch den weiteren Gebrauch<br />
eine Wertminderung eintritt (vgl. Kindl,<br />
in: ders./Meller-Hannich, Gesamtes Recht<br />
der Zwangsvollstreckung, 4. Auflage<br />
2021, § 8<strong>08</strong> ZPO Rn. 13). Wenn der Gläubiger<br />
selbst seine Interessen bei einem<br />
Gewahrsam des Schuldners nicht beeinträchtigt<br />
sieht, spricht zumindest eine Vermutung<br />
dafür, dass diese Einschätzung<br />
der eigenen Interessenlage zutreffend ist<br />
(vgl. LG Verden, Beschluss vom 1.8.2014,<br />
6 T 146/14, DGVZ 2015, 128, 129; AG Brake,<br />
Beschluss vom 11.7.2007, 6 M 964/07,<br />
BeckRS 2007, 18557; AG Riesa, JurBüro<br />
20<strong>08</strong>, 442; AG Waiblingen, Beschluss vom<br />
9.2.2022, 3 M 1415/21, BeckRS 2022,<br />
13841; Kindl, in: ders./Meller-Hannich,<br />
Gesamtes Recht der Zwangsvollstreckung,<br />
4. Auflage 2021, § 8<strong>08</strong> ZPO Rn. 13).<br />
Unter Anwendung dieser Grundsätze besteht<br />
jedenfalls seit der Vergleichsvereinbarung<br />
der Gläubigerin und der Schuldnerin<br />
vom 17.6.<strong>2024</strong> kein Grund zu der<br />
Annahme, dass bei Vollzug dieser Vereinbarung<br />
die Befriedigungsinteressen der<br />
Gläubigerin gefährdet würden. In der Vereinbarung<br />
ist festgehalten, dass das<br />
Schiff nur auf klar definierten Wasserstraßen<br />
bewegt werden darf und auf Verlangen<br />
der Gläubigerin unverzüglich in einem<br />
Hafen auf deutschem Staatsgebiet<br />
festzumachen ist. Die Parteien haben zudem<br />
übereinstimmend mitgeteilt, das<br />
Schiff sei jederzeit über das Funksystem<br />
»AlS« zu orten. Unter Berücksichtigung<br />
dieser Umstände, der fehlenden Seetauglichkeit<br />
des Schiffes und seiner schieren<br />
Größe liegen keine greifbaren Anhaltspunkte<br />
dafür vor, dass das Schiff durch<br />
die Schuldnerin beiseite geschafft werden<br />
oder die Befriedigung der Gläubigerin<br />
aus anderen Gründen gefährdet sein<br />
könnte.<br />
Danach liegen die Voraussetzungen dafür<br />
vor, die MS »La Primavera« gemäß § 8<strong>08</strong><br />
Abs. 2 Satz 1 ZPO in den Gewahrsam der<br />
Schuldnerin zurückzugeben und die Pfändung<br />
gemäß § 8<strong>08</strong> Abs. 2 Satz 2 ZPO<br />
durch Anlegen eines Siegels oder auf<br />
sonstige Weise ersichtlich zu machen.<br />
2. § 84 Abs. 2 GVGA steht dieser Annahme<br />
nicht entgegen.<br />
Ihrer Rechtsnatur nach handelt es sich bei<br />
der Geschäftsanweisung für Gerichtsvollzieher<br />
um eine Verwaltungsvorschrift mit<br />
lediglich verwaltungsinterner Wirkkraft.<br />
Eine unmittelbare Außenwirkung im Verhältnis<br />
zwischen Gläubigerin und Gerichtsvollzieherin<br />
kommt der GVGA daher<br />
nicht zu (vgl. BVerfG, Beschluss vom<br />
31.5.1988, 1 BvR 520/83, NJW 1989, 666,<br />
667; siehe auch § 1 Satz 3 GVGA); auch<br />
für die Annahme einer mittelbaren Außenwirkung<br />
im Sinne einer Selbstbindung<br />
der Verwaltung bei der Ermessensausübung<br />
über Artikel 3 Abs. 1 des<br />
Grundgesetzes (vgl. Geis, in: Schach/<br />
Schneider, Verwaltungsrecht; Stand: 4. EL<br />
2023, § 40 VwVfG Rn. 74 ff., 180 ff., jeweils<br />
m.w.N.) ist vorliegend von vornherein<br />
kein Raum, weil – wie ausgeführt – eine<br />
gebundene Entscheidung zu treffen ist.<br />
Im Übrigen steht auch der Wortlaut des<br />
§ 84 Abs. 2 GVGA der Anwendung des<br />
§ 8<strong>08</strong> Abs. 2 ZPO im vorliegenden Fall<br />
nicht entgegen. Zwar regelt § 84 Abs. 2<br />
Satz 1 GVGA, dass die Pfändung eines<br />
Schiffes in der Regel in der Weise ersichtlich<br />
zu machen ist, dass dem Schiff eine<br />
mit Schloss und Siegel versehene Kette<br />
angelegt wird. Gemäß § 84 Abs. 1 Satz 2<br />
GVGA verfährt der Gerichtsvollzieher allerdings<br />
nach § 82 Abs. 1, Abs. 2 GVGA<br />
(und damit der Sache nach gemäß § 8<strong>08</strong><br />
Abs. 2 ZPO), wenn das Anlegen einer mit<br />
Schloss und Siegel versehenen Kette<br />
»nicht angängig« ist. Selbst wenn man<br />
diese Formulierung ihrem Wortlaut nach<br />
– was allerdings keineswegs zwingend erscheint<br />
– dahingehend versteht, dass sie<br />
nur auf die rechtliche Zulässigkeit oder<br />
tatsächliche Möglichkeit des Anlegens einer<br />
Kette Bezug nimmt, fehlt es vorliegend<br />
an der rechtlichen Zulässigkeit dieser<br />
Pfändungsart, wenn und weil – wie<br />
hier – ein Vorgehen nach § 8<strong>08</strong> Abs. 2 ZPO<br />
gerade geboten ist.<br />
III. Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst.<br />
Gerichtskosten sind weder im Erinnerungsverfahren<br />
(vgl. Schmidt/Brinkmann,<br />
in: Münchener Kommentar zur<br />
ZPO, 6. Auflage 2020, § 766 Rn. 53) noch<br />
im vorliegenden Verfahren der (erfolgreichen)<br />
sofortigen Beschwerde (vgl. Nr.<br />
2121 KV GKG) angefallen. Für die Auferlegung<br />
von außergerichtlichen Kosten der<br />
Gläubigerin auf die Schuldnerin gibt es<br />
schon deshalb keine Handhabe, weil diese<br />
am Verfahren nach § 766 Abs. 2 ZPO<br />
nicht förmlich beteiligt ist (vgl. Sternal, in:<br />
Kindl/Meller-Hannich, Gesamtes Recht<br />
der Zwangsvollstreckung, 4. Auflage<br />
2021, § 766 ZPO Rn. 57; siehe auch BGH,<br />
Beschluss vom 8.10.2015, VII ZB 11/15,<br />
BeckRS 2015, 17681, Rn. 27). Eine Rechtsgrundlage<br />
dafür, die außergerichtlichen<br />
Kosten der Gläubigerin (oder sogar der<br />
Schuldnerin) der Staatskasse aufzuerlegen,<br />
existiert nicht (BGH, Beschluss vom<br />
19.5.2004, IXa ZB 297/03, NJW 2004,<br />
2979, 2980 f.; OLG Hamm, Beschluss vom<br />
3.8.1993, 14W 114/93, DGVZ 1994, 27).<br />
Ein Grund zur Zulassung der Rechtsbeschwerde<br />
liegt nicht vor (vgl. § 574 ZPO).<br />
Anmerkung der Redaktion<br />
Während in den Niederlanden und Belgien<br />
die Möglichkeit einer Arrestierung<br />
eines Binnenschiffes eine lange bestehende<br />
und regelmäßige Praxis ist, war<br />
(Sammlung Seite 2897)<br />
Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
59
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Studierende schlüpften in die Rolle von Reedern<br />
In der globalisierten Welt ist die Zusammenarbeit in der Logistik<br />
entscheidend. Um Emissionen zu vermeiden und Kosten zu senken,<br />
achten Transportunternehmen darauf, dass die verfügbaren<br />
Kapazitäten für Container auf den Schiffen möglichst vollständig<br />
ausgenutzt werden. Wie Unternehmen dafür zusammenarbeiten<br />
und über die Kostenteilung verhandeln müssen, konnten Studierende<br />
des Studiengangs Transportwesen/Logistik nun testen. In<br />
einem Containertransportspiel schlüpften sie in die Rolle von<br />
Reedern. Entwickelt und durchgeführt wurde das Spiel von Dr.<br />
Layla Martin, Assistenzprofessorin der TU Eindhoven, in Kooperation<br />
mit der bremenports im Rahmen des Interreg North<br />
Sea-Projekts InnoWaTr.<br />
Das kollaborative Logistikspiel simuliert fünf Transportunternehmen,<br />
die Container von Antwerpen nach Rotterdam<br />
transportieren. Ziel dabei ist es, die Kosten durch die gemeinsame<br />
Nutzung von Ressourcen zu senken. Die Mitspielerinnen<br />
und Mitspieler müssen entscheiden, mit wem sie zusammenarbeiten<br />
wollen, wie viele Informationen sie mit der Konkurrenz<br />
austauschen wollen und wie sie die Kostenteilung regeln. »Das<br />
Spiel vermittelt Einblicke in die Komplexität der modernen Logistik,<br />
die Auswirkungen des Informationsaustauschs, die Methoden<br />
der Kostenteilung, die Wahrnehmung von Fairness und<br />
die Herausforderungen beim Verhandeln«, sagt Martin.<br />
»Letztlich geht es um eben den Aspekt der Zusammenarbeit,<br />
der auch im Fokus des InnoWaTr-Projektes steht«, unterstreicht<br />
Sabrina Wilms, Senior Projektmanagerin der Stabsstelle für »Internationale<br />
Projekte« bei bremenports.<br />
Dass sich Preisverhandlungen besonders unter Zeitdruck<br />
schwierig gestalten können, haben die Studierenden während<br />
des Spiels festgestellt: In jeder Gruppe gab es eine Person, die sich<br />
mit Verhandlungsgeschick einen Vorteil verschafft hat. Der hohe<br />
Praxisbezug begeisterte nicht nur die angehenden Logistik-<br />
Experten, sondern auch ihren Professor Oliver Norkus: »Die<br />
Auseinandersetzung mit analytischen Entscheidungsprozessen<br />
ist für Studierende heutzutage unerlässlich. Das interaktive Simulationsspiel<br />
ermöglicht es den Studierenden, sich aktiv mit<br />
Planungsgrößen und -prozessen auseinanderzusetzen und komplexe<br />
Szenarien in einer realitätsnahen Umgebung zu bewerten.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
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BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e. V.<br />
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz, MS »Stella Maris« und die stellvertretenden<br />
Vorsitzenden Nikolaus Hohenbild, Detlef Maiwald, Stephen Mnich, Gebr. Mnich OHG<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Dirk-Uwe Klaas, Sekretariat Birgit Kühn<br />
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228 / 746377 | Fax 0228 / 746569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />
Politikversagen und Binnenschifffahrt<br />
»Die Zeit ist aus den Fugen; Fluch der Pein«<br />
Shakespeares Hamlet hatte vor über 400 Jahren diesen Befund im<br />
meistgespielten Drama der Weltliteratur für seine verzweifelte<br />
Lage – wie wahr! Der Mörder seines Vaters heiratet seine Mutter,<br />
da war wirklich etwas faul im Staate Dänemark. Hamlet verzweifelt<br />
an der verlogen-blutrünstigen Welt und ihren Intrigen. Am<br />
Ende sind alle tot und der norwegische Kronprinz Fortinbras<br />
nimmt sich die dänische Krone.<br />
Zu viele in unserem Land haben heute dasselbe Gefühl: Die<br />
Zeit ist aus den Fugen. Alte Gewissheiten gelten nicht mehr, Umbrüche<br />
und Verwerfungen allerorten. Demoskopisch ist unsere<br />
Regierung im Sinkflug. Mit um die 30 % bei allen aktuellen Umfragen<br />
wäre sie bei Neuwahlen faktisch abgewählt. Die Union als<br />
größte Oppositionspartei profitiert von diesem Desaster nur minimal.<br />
Sie liegt bei um die 30 % und damit gleichauf mit den drei<br />
Regierungsparteien zusammen. Bei der bevorstehenden Landtagswahl<br />
in Thüringen kommen AfD, <strong>BS</strong>W und Linke demoskopisch<br />
auf über 60 %, die etablierten Parteien zusammen auf nur<br />
noch 34 %. In Sachsen und Brandenburg sieht es nicht wesentlich<br />
anders aus. Uns stehen turbulente Zeiten bevor. Wer glaubt, es<br />
könne nicht mehr schlimmer kommen, täuscht sich.<br />
Wählerbeschimpfung und Schönfärberei helfen nicht<br />
Statt schonungsloser Analyse der Ursachen für diese Fehlentwicklungen<br />
wird – wie in Shakespeares Hamlet – munter weiter gegeneinander<br />
intrigiert. Die Realitäten werden ignoriert, als hätte es<br />
die »Zeitenwende« nie gegeben. Die gescheiterte Energiewende<br />
wird als erfolgreich gemanagt verkauft, das Heizungsgesetz war<br />
doch gut gemeint. Die marode Infrastruktur – jetzt endlich werde<br />
sie nachhaltig verbessert. Das Migrationsproblem – im Griff. Integration<br />
und Unterbringung von Millionen Flüchtlingen in Kitas,<br />
Schulen, Ausbildung und Vermittlung in den Arbeitsmarkt –<br />
weitgehend problemlos. Keine bezahlbaren Wohnungen in Ballungs-<br />
und Mittelzentren? Auf dem Land sind doch Wohnungen<br />
frei. All dies und noch viel mehr wird von immer weniger Menschen<br />
geglaubt. Im Gegenteil: Viele fühlen sich weder gehört<br />
noch mit ihren Sorgen und Nöten ernst genommen.<br />
Echter Fortschritt sieht anders aus<br />
Die euphorisch als Fortschrittskoalition gestartete Regierung ist<br />
als Bettvorleger gelandet. Es geht nicht mehr um die Lösung der<br />
dringenden Probleme für unser Land, sondern um den Erhalt<br />
von Ämtern und Mandaten. Dass unsere Volkswirtschaft dabei<br />
deindustrialisiert, abwandert, Arbeitsplätze abbaut und im europäischen<br />
und internationalen Wettbewerb zurückfällt? Hauptsache,<br />
der Sozialstaat kann das Bürgergeld einführen und wenigstens<br />
hier zweistellige Wachstumsraten feiern.<br />
»Etwas ist faul im Staate Dänemark«<br />
Dieser alte Shakespeare-Satz in Hamlets Drama trifft in unserem<br />
Land heute leider die Wirklichkeit. Es drohen fortgesetzte Wohlstands-,<br />
internationale Reputations- und Innovationsverluste am<br />
heimischen Standort. Unter diesen Bedingungen leidet auch die<br />
deutsche Binnenschifffahrt enorm.<br />
Im Gegensatz zu anderen Mittelständlern können wir unsere<br />
Geschäfte nicht ins Ausland verlegen. Solange die Politik ihre<br />
Kernaufgaben nicht oder unzureichend erfüllt, werden unsere<br />
Geschäfte massiv erschwert. Regulierung und Bürokratisierung<br />
feiern täglich fröhliche Urständ und entmündigen unsere Unternehmen.<br />
Der eigenständige, selbst- und schifffahrtsverantwortliche<br />
Partikulierer muss wieder zum Maßstab der Gesetzes- und<br />
Verordnungsgeber werden. Statt marktwirtschaftlicher Freiheit<br />
erdrosselnder Vorschriften und Gängelungen braucht es Vertrauen<br />
in die Schaffenskraft erfolgreicher Binnenschiffer. Der Staat<br />
und seine Institutionen müssen ihre Kernaufgaben nicht nur,<br />
aber auch für die Binnenschifffahrt verlässlich erfüllen. Erst,<br />
wenn er das schafft, werden wir eine echte Zeitenwende zum Besseren<br />
erleben.<br />
Terminankündigung<br />
Die diesjährige Mitgliederversammlung<br />
des BDS-Binnenschiffahrt findet am<br />
31. Oktober <strong>2024</strong><br />
in Lüneburg statt.<br />
62 Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong>
IMPRESSUM<br />
Fortführung der<br />
Binnenschiffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
August Storm GmbH & Co. KG .......................................................... 21<br />
Bundesamt für das Personalmanagement<br />
der Bundeswehr BAPersBw ............................................................. 13, 61<br />
Deutscher Ruderverband DRV ............................................................ 56<br />
GEFO Gesellschaft für Öltransporte mbH ........................................... 7<br />
Haeger & Schmidt Logistics GmbH .................................................... 15<br />
Hamburg Messe und Congress GmbH ........................................ U2, 23<br />
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH .............................................. 17<br />
Hero Lang Fotografie ............................................................................ 60<br />
HGK Shipping GmbH Zweigniederlassung Duisburg ..................... 16<br />
Hitzler Werft GmbH ................................................................................ 3<br />
Hoyer Marine GmbH ............................................................................ 29<br />
Johann Bunte Bauunternehmung GmbH & Co. ............................... 41<br />
Kadlec & Brödlin GmbH ...................................................................... 26<br />
Lehmann Marine GmbH ...................................................................... 25<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG .................................................. 57<br />
Messe Kalkar Kernwasser Wunderland Freizeitpark GmbH .......... U4<br />
NETZSCH Pumpen & Systeme GmbH .............................................. 19<br />
Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG ................................................. 9<br />
Podszuck GmbH .................................................................................... 21<br />
Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO) .............................. 24<br />
Scheer Fotografie ................................................................................... 55<br />
STEELPAINT GmbH ........................................................................ Titel<br />
TEHAG GmbH ...................................................................................... 27<br />
TESVOLT AG ......................................................................................... 20<br />
Viadonau ............................................................................................... 375<br />
Werft Malz GmbH ................................................................................... 6<br />
Wessels GmbH Tischlerei und Alubau ................................................. 6<br />
Wittig GmbH ............................................................................................ 5<br />
Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung.<br />
Es ist kein Bestandteil des Anzeigenauftrags. Der Verlag übernimmt<br />
keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />
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seenotretter.de<br />
#teamseenotretter<br />
Herausgeber<br />
Prof. Peter Tamm †<br />
Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
Geschäftsführung<br />
Peter Tamm<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />
Tel. +49 (0)40 70 70 80-206 | k.foerster@hansa-online.de<br />
Redakteur: Jannik Westerkamp (jw)<br />
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Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)<br />
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Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
Josef Müller (jom, Österreich)<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />
Redaktionsbeirat<br />
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,<br />
Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e.V.;<br />
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik<br />
und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2024</strong><br />
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SHIPPING - TECHNICS - LOGISTICS<br />
Deutschlands einzige Fachmesse für die Binnenschifffahrt<br />
24. und 25. September <strong>2024</strong><br />
Deutschlands einzige Fachmesse für die Binnenschifffahrt - die Shipping Technics Logistics<br />
(STL) - ist heute als internationaler Knotenpunkt der maritimen Branche bekannt. Aktuelle<br />
Produkte, Dienstleistungen, Trends und Innovationen aus den Bereichen Güter- und Personenschifffahrt,<br />
Werften, Häfen wie auch Installationstechnik stehen hier gleichermaßen im Fokus<br />
wie eine ganz individuelle Beratung. Im Gespräch über tagesaktuelle Themen werden die<br />
unterschiedlichsten Lösungsansätze diskutiert und wirtschaftliche Aspekte erörtert. Die STL<br />
schafft DIE Grundlage für langjährige Geschäftskontakte.<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Kontaktieren Sie uns gerne!<br />
www.shipping-technics-logistics.de<br />
Dienstag, 24. September <strong>2024</strong><br />
Inkl. Buffet und Live Musik<br />
Offizieller Medienpartner<br />
Ihre Kontaktperson: Leon Westerhof<br />
Telefon: +49 (0) 2824/910-197<br />
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