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Kulturfenster Nr. 04|2024 - August 2024

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BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

<strong>Nr</strong>.4<br />

AUG.<br />

<strong>2024</strong><br />

Tuba – Instrument des Jahres <strong>2024</strong><br />

Speicherbecken: Wasser in Not<br />

Vorbereitung zum Landessingen <strong>2024</strong><br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 76. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />

Falls Zeitschrift nicht zustellbar, bitte über das operative Postzentrum Bozen an den Verleger (Verband Südtiroler Musikkapellen) zurück.<br />

Der Verleger verpflichtet sich, die Postspesen für die Rücksendung zu übernehmen.


vorausgeschickt<br />

Es gibt viel zu<br />

berichten und zu feiern!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die Tuba wurde von den Landesmusikräten<br />

in Deutschland zum Instrument des Jahres<br />

<strong>2024</strong> auserwählt. Sie ist längst viel mehr als<br />

„nur“ das Fundament der Blasmusik und<br />

mittlerweile von der hinteren Orchesterreihe<br />

ins Rampenlicht gerückt – auch in Südtirol.<br />

Einer, der in Südtirol viel zu dieser Entwicklung<br />

und zur Popularität der Tuba beigetragen<br />

hat, ist der Musiker und Musikpädagoge<br />

Wolfgang „Wolfi“ Rabensteiner, den wir auf<br />

den Blasmusikseiten näher vorstellen.<br />

Wir blicken auch auf das Konzertwertungsspiel<br />

in Wiesen und auf den Bundeswettbewerb<br />

„Musik in Bewegung“ in Bischofshofen<br />

zurück. Zwei interessante Workshops für<br />

Führungskräfte und Jugendleiter*innen sowie<br />

die Ausschreibung des Blasmusikpreises<br />

des Landes Südtirol 2025 finden Sie ebenso<br />

in dieser Ausgabe.<br />

Der Heimatpflegeverband greift einmal mehr<br />

das Thema „Wasser“ auf und veranschaulicht<br />

in seinem Hauptthema, warum menschliche<br />

Eingriffe in den Wasserhaushalt der Natur<br />

fatale Folgen haben. Ganz nach dem Motto<br />

„Wasser predigen und Wein trinken“ will Südtirol<br />

sein drohendes Wasserproblem lösen, indem<br />

es der Natur noch mehr Wasser entzieht<br />

und dafür riesige Speicherbecken errichtet,<br />

mahnt die Wissenschaft. Lesen Sie dazu auch<br />

ein ausführliches Interview mit der Hydrologin<br />

Carmen de Jong – Ausführungen, die sicherlich<br />

nicht alle gerne hören.<br />

Zudem gibt es einen Rückblick auf die 74.<br />

Hauptversammlung des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol und die Einladung zur 75-Jahr-<br />

Feier am 7. September. Aber auch die „haarsträubenden<br />

Pläne“ zur Erweiterung des<br />

Kaunertaler Gletscherskigebietes, ein Plädoyer<br />

für die Strohdächer und die Erhaltung verschiedener<br />

Kleindenkmäler ergänzen diese<br />

Rubrik. Die ARGE Volkstanz berichtet vom<br />

heurigen Landesalmtanz und die ARGE Lebendige<br />

Tracht stellt die neue Tracht der Musikkapelle<br />

Terlan vor.<br />

Auch der Chorverband fiebert dem Höhepunkt<br />

seines heurigen 75-Jahr-Jubiläums entgegen,<br />

dem 20. Landessingen am 12./13. Oktober in<br />

Brixen: „Das Landessingen ist eine Möglichkeit,<br />

die Schönheit des Chorgesanges nach<br />

außen zu tragen und den Menschen die Bedeutung<br />

des Singens zu vermitteln.“, freut sich<br />

Verbandsobmann Erich Deltedesco. Ebenso<br />

gibt es Berichte von verschiedenen Veranstaltungen,<br />

wie z.B. dem MUSICALischen Workshop<br />

am Ritten, von der Kindersingwoche in<br />

Tisens, dem Sommerkonzert des Landesjugendchores<br />

Südtirol oder auch von der Kreativ-Aktiv-Singwoche<br />

(KAS) in Salern.<br />

Natürlich gibt es zudem die gewohnten Rubriken,<br />

in denen die einzelnen Verbände und<br />

die Mitgliedsvereine ihre Tätigkeiten dokumentieren,<br />

bereichsspezifische Themen aufarbeiten<br />

und auch die Jugend – die Zukunft<br />

unserer Vereine – in den Fokus stellen. Ich<br />

wünsche Ihnen wiederum eine unterhaltsame,<br />

aber auch informative Lektüre und<br />

einen aufschlussreichen Blick durch unser<br />

buntes „KulturFenster“.<br />

Stephan Niederegger<br />

Auch die Tubisten sind, denke<br />

ich, eine ganz interessante Musikergattung.<br />

Sie behaupten sich,<br />

lassen sich nicht unterkriegen,<br />

schon gar nicht in eine Ecke drängen.<br />

Sie sind Künstler mit besonderem<br />

Charisma auf der Bühne.<br />

Hermann Pallhuber<br />

Die Natur zu zähmen, wird nicht<br />

funktionieren. Und es sind nicht<br />

nur die plötzlichen Naturkatastrophen,<br />

mit denen wir künftig zu<br />

kämpfen haben werden. Es sind<br />

die schleichenden Katastrophen,<br />

die noch gewaltiger sind.<br />

Carmen de Jong<br />

Die Arbeit mit Chören zählt zu<br />

meinen Leidenschaften. Dabei<br />

fasziniert mich besonders, gemeinsam<br />

mit den Sängerinnen<br />

und Sängern an den gestellten<br />

musikalischen Herausforderungen<br />

zu wachsen.<br />

Markus Detterbeck<br />

KulturFenster<br />

2 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Inhalt<br />

In dieser Ausgabe<br />

Blasmusik<br />

Chorwesen<br />

Wolfgang Rabensteiner, der Südtiroler Tuba-Pionier ................ 4<br />

VSM-Wertung <strong>2024</strong> in Wiesen ................................................ 8<br />

Blasmusikpreis des Landes Südtirol 2025 ............................ 10<br />

Workshop: Taktgeber der Motivation ..................................... 11<br />

Bundeswettbewerb „Musik in Bewegung“ in Bischofshofen .. 12<br />

Einladung zum Stabführertag <strong>2024</strong> ...................................... 13<br />

Die „Feldthurner Heihupfer“ im Porträt ................................ 14<br />

Musikalische Leistungsabzeichen 2023/<strong>2024</strong> ....................... 16<br />

Workshop: Klänge der Motivation ......................................... 17<br />

Musikkapelle Mals punktet in Bayern ................................... 18<br />

Musikkapelle St. Georgen: Marschshow mit Olympiaringen ... 19<br />

Musikkapelle Pfalzen: Muttertagskonzert mit viel Schwung ... 20<br />

Europäisches Musikfest am Konservatorium in Bozen ........... 21<br />

Bläserklasse Enneberg – mehr als nur ein Versuch ............... 22<br />

Die Frage der Klarinettisten: Holz- oder Kunststoffblatt .......... 24<br />

Zum 150. Todestag von Gustav Holst .................................... 26<br />

Pepi Fauster zum „Cavaliere“ ernannt .................................. 27<br />

Toni Profanter zum 70er ....................................................... 28<br />

Karl Safaric zum 80er ........................................................... 29<br />

In memoriam Hansjörg Finatzer ........................................... 30<br />

kurz notiert – Neues von den Musikkapellen ......................... 31<br />

Heimatpflege<br />

Einladung zum 20. Landessingen<br />

am 12./13. Oktober <strong>2024</strong> .................................................. 56<br />

Workshop für Jugendliche: Popchor Live ........................... 58<br />

Erfolgreiche Chorarbeit: Raum für Entwicklung schaffen .... 59<br />

Das Musical „Fame“ in Lichtenstern .................................. 60<br />

KAS – Kreaktiv-Aktiv-Singwoche <strong>2024</strong> ............................... 61<br />

Sängerwanderung zum Latzfonser Kreuz am 25. <strong>August</strong> .... 61<br />

Alpenländischen Chorkonzert in Moos in Passeier ............. 62<br />

Kindersingwoche in Tisens ................................................ 63<br />

Internationales Seminar „cantare et sonare“<br />

am 27.–29. September ..................................................... 64<br />

Sommerkonzert des Landesjugendchores:<br />

Lieder der Hoffnung .......................................................... 64<br />

Singen und Kochen –<br />

Zwischen Probelokal und Schauküche .............................. 65<br />

25 Jahre Vinzentiner Mädchenchor ................................... 66<br />

novAntiqua brixen singt in vollen Zügen ............................. 68<br />

In memoriam Prof. Reg.Rat Herbert Wild ........................... 70<br />

Frühjahrskonzert des MGV Schlanders .............................. 71<br />

360 Jahre Kirchenchor Auer und<br />

425 Jahre Schwarzbach-Orgel ........................................... 72<br />

Frühjahrskonzert des Singkreises Runkelstein ................... 73<br />

Sänger-Wallfahrt nach Trafoi .............................................. 74<br />

„Raindrops“ singen am Gardasee ...................................... 75<br />

Ultner Männerchor besucht ältesten Wallfahrtsort Tirols ..... 75<br />

Speicherbecken: Südtirol gräbt sich selbst das Wasser ab.. 33<br />

Interview: Hydrologin Carmen De Jong über das<br />

Speichern von Wasser und die schwerwiegenden<br />

Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur ......................... 34<br />

Kunstschnee: Drei Negativbeispiele .................................... 36<br />

Rückblick auf die Hauptversammlung –<br />

Ausblick auf die 75-Jahr-Feier ........................................... 39<br />

Interview: Die langjährige Vereinsobfrau Agnes Mittich<br />

Steinwandter über das „geistige Haus Heimat“ ...................40<br />

Strohdächer: Eine gute und eine schlechte Nachricht..........43<br />

Hab und Gut in den Orts- und Flurnamen (2)......................44<br />

Dinge des Alltags aus Geschichte und Gegenwart:<br />

Die Sensenscheide..............................................................46<br />

Gais: Mary de Rachewiltz war das „Moidile“ ........................47<br />

Stilfes: Die Mühle klappert wieder .......................................48<br />

Zwei Buchvorstellungen .....................................................52<br />

Ehrenobmann feiert 90. Geburtstag ....................................53<br />

Landesalmtanz auf der Lyfialm ...........................................54<br />

Impressum<br />

Mitteilungsblatt<br />

- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />

- des Südtiroler Chorverbandes<br />

Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />

- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />

Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />

Anschrift:<br />

Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />

Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />

Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />

IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />

SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />

Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, <strong>August</strong>, Oktober und<br />

Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />

Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />

zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />

genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />

Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />

sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />

Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />

Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />

Terlan auf der Suche nach den Trachten-Wurzeln ...............55<br />

– gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung<br />

KulturFenster<br />

3 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Die Tuba wurde von den Landesmusikräten in<br />

Deutschland zum Instrument des Jahres <strong>2024</strong><br />

auserwählt. Sie ist längst viel mehr als „nur“ das<br />

Fundament der Blasmusik und mittlerweile von<br />

der hinteren Orchesterreihe ins Rampenlicht<br />

gerückt – auch in Südtirol.<br />

KulturFenster<br />

4 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


etabliert<br />

Wolfgang Rabensteiner,<br />

der Südtiroler Tuba-Pionier<br />

Die Passion für ein lange verkanntes Instrument<br />

Die Tuba ist das Instrument des Jahres <strong>2024</strong>.<br />

Sie ist „der Höhepunkt der Schöpfung“, wie<br />

Andreas Martin Hofmeir in einem Interview<br />

mit den Salzburger Nachrichten meinte. Er<br />

ist Deutschlands bekanntester Tuba-Solist,<br />

Musiker, Kabarettist und Autor, spielt weltweit<br />

als Solist und Kammermusiker, unterrichtet<br />

Tuba als Professor am Mozarteum<br />

in Salzburg, war Gründungsmitglied von<br />

„LaBrassBanda“ und ist Botschafter des<br />

Jahres beim Landesmusikrat Niedersachsen.<br />

Die Tuba ist längst viel mehr als „nur“ das<br />

Fundament der Blasmusik. Einer, der in<br />

Südtirol viel zu dieser Entwicklung und<br />

zur Popularität der Tuba beigetragen<br />

hat, ist der Musiker und Musikpädagoge<br />

Wolfgang „Wolfi“ Rabensteiner.<br />

Er hat u.a. bei Andreas Martin<br />

Hofmeir studiert, über mehrere<br />

Schienen regelrecht Pionierarbeit<br />

für dieses in der Musikgeschichte<br />

noch junge Instrument geleistet<br />

und damit die Tuba auch in Südtirol<br />

salonfähig gemacht.<br />

Die Pythontuba<br />

Nach seinem Trompetenstudium<br />

kam Wolfgang Rabensteiner<br />

mit 21 Jahren<br />

per Zufall zur Tuba, wurde<br />

neugierig und erkannte,<br />

dass dieses Instrument<br />

mit seinem weichen, runden<br />

und tiefen Klang das<br />

Seine ist. Die erst knapp<br />

200 Jahre junge Tuba fristete<br />

meist ein Nischendasein<br />

als reines Begleitinstrument. In<br />

seiner Begeisterung für dieses Instrument<br />

leistetet der damals junge<br />

Musiker aus Villanders regelrechte Pionierarbeit<br />

und machte die Tuba salonfähig.<br />

Nicht zuletzt ist ihm das auch durch<br />

seine, zusammen mit dem einheimischen<br />

Instrumentenbauer Peter Oberrauch entwickelte<br />

„Pythontuba“ gelungen.<br />

Wolfgang Rabensteiner kam mit 21 Jahren per Zufall zur Tuba – eine Begegnung, die sein<br />

weiteres Lebens verändern sollte.<br />

Foto: Cinquino Quintett<br />

KulturFenster<br />

5 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


etabliert<br />

Mit Michael Pircher (r.) und<br />

dessen Frau organisiert Wolfgang<br />

Rabensteiner gut besuchte Seminare<br />

für Tubisten.<br />

Foto: privat<br />

Weil die traditionelle Tuba den Blick des Bläsers<br />

zum Publikum verdeckt, suchte Rabensteiner<br />

nach einer alternativen Bauweise, die<br />

den typischen Tuba-Klang nicht verfälscht,<br />

aber gleichzeitig den direkten Augenkontakt<br />

zu den Zuhörern ermöglicht, um „beim Spielen<br />

mit ihnen flirten zu können.“ Das Instrument<br />

wird von der Firma „Miraphone“ in den<br />

Stimmungen B und F vertrieben.<br />

www.miraphone.de/python-tuba.html<br />

Beats for Bass –<br />

Das Buch und das Solowerk<br />

Bereits um 1590 wurde das Serpent („Schlangenhorn“)<br />

entwickelt, das bis zum 19. Jahrhundert<br />

als Bassinstrument geblasen wurde.<br />

Ohne die Erfindung der Ventile 1814 durch<br />

den Berliner Hornisten Heinrich Stölzl wäre<br />

allerdings die Entwicklung der Tuba, wie wir<br />

sie heute kennen – nämlich als das klangtiefste<br />

Instrument der Blechbläser – nicht<br />

möglich gewesen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

schreiben viele Komponisten die<br />

Basstuba zuerst anstelle der vierten Posaune,<br />

danach auch als Verdoppelung bzw. Tiefoktavierung<br />

der tiefsten Stimme im Posaunensatz<br />

vor. Richard Wagner, Anton Bruckner<br />

und Richard Strauss gehen sogar so weit,<br />

die Tuba in Kombination mit den Hörnern<br />

einzusetzen. Die große symphonische Besetzung<br />

fordert im Blechbläsersatz sechs<br />

Hörner, vier Trompeten, vier Posaunen und<br />

eine fixe Basstuba. Damit stieg der Stellenwert<br />

der Tuba. Beim romantischen Symphonieorchester<br />

wird es durchaus üblich, auch<br />

eine zweite Tuba zu besetzen.<br />

Ob ihrer jungen Geschichte fehlte allerdings<br />

entsprechende Sololiteratur, um die Tuba ins<br />

Rampenlicht zu holen. Bis 1912 sind nur<br />

sieben Werke belegt. Die ersten Kompositionen<br />

waren stets für Tuba mit Klavierbegleitung<br />

konzipiert, erst später kam das begleitende<br />

Orchester dazu. So entstand um<br />

1950 das vielleicht wichtigste Werk, das<br />

„Concerto für Basstuba und Orchester“ von<br />

Ralph Vaughan Williams.<br />

Schon während seines Studiums in Salzburg<br />

suchte Wolfgang Rabensteiner immer<br />

wieder die Herausforderung von internationalen<br />

Wettbewerben, die ihn musikalisch,<br />

aber auch persönlich weitergebracht haben.<br />

2009 gewann er den vom Oberösterreichischen<br />

Blasmusikverband und führenden<br />

Musikuniversitäten des deutschsprachigen<br />

Raumes ausgeschriebenen Tuba-Wettbewerb,<br />

der neben dem Preisgeld auch eine<br />

Auftragskomposition und Uraufführung im<br />

Rahmen der Internationalen Musiktage<br />

Vöcklabruck vorsah.<br />

Der Tiroler Diplommusiker, Musikpädagoge<br />

und Komponist Hermann Pallhuber (Jahrgang<br />

1967) schrieb daraufhin für den Wettbewerbsgewinner<br />

das Concerto für Basstuba<br />

und Blasorchester „Beats for Bass“, das<br />

Wolfgang Rabensteiner am 21. Mai 2009<br />

im Rahmen der Internationalen Musiktage<br />

Vöcklabruck uraufführte.<br />

Rabensteiner hat dazu im AV Akademikerverlag<br />

in einem Buch die Entstehung des<br />

Zur Person<br />

Foto: Roland Gruber<br />

„Beats for Bass“ – das Concerto für Basstuba<br />

und Blasorchester hat Hermann Pallhuber<br />

dem „Wolfi“ Rabensteiner auf den<br />

Leib geschrieben.<br />

Wolfgang „Wolfi“ Rabensteiner (Jahrgang 1981) hat mit 18 Jahren das Trompeten-Studium<br />

in Bozen abgeschlossen, 2007 in Verona das Tuba-Diplom absolviert<br />

und 2011 am Mozarteum in Salzburg den Master abgelegt. Seither war er<br />

in der ganzen Welt unterwegs und ist achtfacher Preisträger bei verschiedenen<br />

Solo-Wettbewerben in Italien, Österreich, Deutschland, Slowenien und Japan. Er<br />

unterrichtet Musik an der Mittelschule und lebt mit seiner Partnerin Marion Niederstätter<br />

und dem gemeinsamen Sohn Moritz (*2022) in Neustift.<br />

https://inbbflat.blogspot.com/2021/01/tra-tube-ed-eufoniwolfgang-rabensteiner.html<br />

KulturFenster<br />

6 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Redaktionsschluss für<br />

Blasmusik<br />

Wolfgang Rabensteiner, Elke Niedermüller<br />

und Patricio Cosentino (v. l.) haben<br />

die CD „Move“ eingespielt.<br />

Werkes und eine detaillierte Werksanalyse<br />

veröffentlicht, die mit einer Abhandlung<br />

über die Geschichte<br />

der Tuba und Spieltechniken<br />

ergänzt<br />

ist. Die Partitur, der<br />

Klavierauszug und<br />

die Solostimme sind<br />

ebenfalls in Buchform<br />

veröffentlicht.<br />

Damit will Rabensteiner<br />

einen kleinen<br />

Beitrag zur Tubaliteratur<br />

leisten und anderen<br />

Tubisten die<br />

Möglichkeit geben, sich mit einem interessanten<br />

Werk zu präsentieren.<br />

www.akademikerverlag.de<br />

Move – die Solo-CD<br />

Um das Instrument für ein breites Publikum<br />

interessant zu machen, brauche es eigene<br />

Sololiteratur, die aber auch unter die<br />

Leute gebracht werden müsse, weiß Wolfgang<br />

Rabensteiner. Daher hat er sich vor<br />

einigen Jahren mit dem argentinischen Tubisten<br />

Patricio Cosentino zusammengetan,<br />

Auch die Tubisten sind, denke ich,<br />

eine ganz interessante Musikergattung.<br />

Sie behaupten sich, lassen<br />

sich nicht unterkriegen, schon gar<br />

nicht in eine Ecke drängen. Sie sind<br />

Künstler mit besonderem Charisma<br />

auf der Bühne.<br />

Hermann Pallhuber<br />

und zusammen mit der renommierten Pianistin<br />

Elke Niedermüller vom Mozarteum<br />

Salzburg zwei Soloprogramme für Tuba auf<br />

CD eingespielt. Es ist dies zweifelsohne ein<br />

weiterer Meilenstein in Rabensteiners Pionierarbeit<br />

für sein Instrument. Sein Concerto<br />

für Tuba „Beats for Bass“ ist dabei ebenso<br />

auf dem Tonträger zu finden wie auch das<br />

vom jungen Thomas Mahlknecht für Rabensteiner<br />

komponierte „Haus im Wald<br />

ohne Lebkuchen“,<br />

wobei er alle Werke<br />

mit der Pythontuba<br />

spielt. Der Tonträger<br />

ist eine Rarität<br />

in der aktuellen<br />

Diskografie: „Die<br />

südamerikanische<br />

Musik vereint das<br />

italienische Repertoire<br />

und die weiteren<br />

Bearbeitungen<br />

dieser CD zu einer<br />

harmonischen Kombination.“ (Brass Band,<br />

Oktober/November 2019, S.19)<br />

www.newportmusic.it<br />

AufgeBASSt – der<br />

Südtiroler Tuba-Workshop<br />

Im Jänner 2025 wird es an der Musikschule<br />

in Sterzing die fünfte Auflage des<br />

Workshops „AufgeBASSt“ geben. Dabei<br />

werden wieder „Tuba spielen und Bassln<br />

sowie der Spaß an der Musik und eine<br />

gute Zeit mit Gleichgesinnten“ im Mittel-<br />

Foto: privat<br />

Wolfgang Rabensteiner entwickelte zusammen<br />

mit dem Instrumentenbauer Peter Oberrauch<br />

die Pythontuba, u. a. um mit dem Publikum<br />

beim Spielen „flirten“ zu können.<br />

punkt stehen. Dieses Wochenendseminar<br />

hat Wolfgang Rabensteiner gemeinsam mit<br />

Michael Pircher und dessen Frau initiiert.<br />

Der erste Lehrgang fand 2020 in Lana<br />

statt. Zwei Mal waren die rund 40 bis 60<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihren<br />

internationalen Referentinnen und Referenten<br />

in Toblach zu Gast (2021-2022).<br />

Und 2023 war die Musikschule Sterzing<br />

erstmals Austragungsort des Seminars. Rabensteiner<br />

freut sich über den Erfolg dieser<br />

Initiative, die sich in Fachkreisen bereits<br />

etabliert hat und schon zu einer fixen<br />

Einrichtung geworden ist.<br />

www.aufgebasst-tuba.com<br />

Stephan Niederegger<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />

senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 13. September <strong>2024</strong><br />

KulturFenster<br />

7 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


hinausgeblickt<br />

Pressearbeit und<br />

Social Media<br />

Workshop mit Marion Künig und<br />

Bernhard Christanell in Meran,<br />

Hotel Kolping<br />

https://vsm.bz.it<br />

26.10.<strong>2024</strong><br />

VSM intern<br />

Ein Tag der<br />

Musik mit vielen Siegern<br />

VSM-Konzertwertung <strong>2024</strong> in Wiesen<br />

Die Knappenkapelle Ridnaun hat sich für die Teilnahme am Österreichischen Blasorchester-Wettbewerb<br />

der Stufe B am 19. Oktober 2019 in Linz qualifiziert.<br />

„Die Musik ist die Sprache der Freundschaft“,<br />

heißt es. Und so ist es umso passender,<br />

dass der Verband Südtirol Musikkapellen<br />

(VSM) am 8. Juni – am „Tag der<br />

besten Freunde“ – zum Wertungsspiel ins<br />

Pfitscher Tal geladen hat. Vier Kapellen haben<br />

sich der Fachjury gestellt.<br />

Die Standortbestimmung einer Musikkapelle<br />

und ihre musikalische Entwicklung<br />

seien wichtig für die Zukunft einer Kapelle<br />

und daher auch Schwerpunkte in der Verbandsarbeit,<br />

hob Patrick Gruber, der stellvertretende<br />

Verbandskapellmeister, bei<br />

der Eröffnung des Wettbewerbes hervor.<br />

Obwohl Wertungsspiele auch in Südtirol<br />

eine lange Tradition haben, sei es grundsätzlich<br />

kein Leichtes, Kapellmeister und<br />

Musikkapellen für die Teilnahme an Wertungsspielen<br />

zu motivieren, weiß er und<br />

zeigte sich erfreut, dass es gelungen ist,<br />

nach der coronabedingten „Durststrecke“,<br />

dieses Angebot wieder zu schaffen.<br />

Er bedankte sich beim VSM-Bezirk Sterzing<br />

und der örtlichen Musikkapelle Wiesen,<br />

mit denen der Wettbewerb gemeinsam<br />

organisiert wurde.<br />

Die Musikkapelle Mölten unter der Leitung<br />

von Kapellmeister Hannes Premstaller<br />

stellte sich als erste der Jury in der Leistungsstufe<br />

B (Mittelstufe). In der gleichen<br />

Stufe trat die Knappenkapelle Ridnaun<br />

(Kpm. Joachim Bacher) an. Die Musikkapelle<br />

Taisten (Kpm. Joachim Schwingshackl)<br />

und die Bürgerkapelle Sterzing (Kpm.<br />

Roland Fidler) stellten sich der Bewertung<br />

in der Stufe C (Oberstufe). In beiden Stufen<br />

mussten die Kapellen zum vorgegebenen<br />

Pflichtstück auch ein Selbstwahlstück vortragen.<br />

Der Auftritt wurde nach den 10<br />

Qualitätskriterien des Internationalen Musikbundes<br />

CISM bewertet: Stimmung und<br />

Intonation, Ton- und Klangqualität, Phrasierung<br />

und Artikulation, spieltechnische<br />

Ausführung, Rhythmik und Metrik, Dynamik,<br />

Tempo und Agogik, Klangausgleich<br />

und Registerbalance, künstlerisch-musikalischer<br />

Gesamteindruck sowie Interpretation<br />

und Stilempfinden.<br />

Für das Publikum war es ein unterhaltsamer<br />

und kurzweiliger, aber vor allem<br />

auch spannender Nachmittag. Die Zuhörerinnen<br />

und Zuhörer fieberten mit den<br />

Musikantinnen und Musikanten mit und<br />

waren gespannt, wie viel der eigene Eindruck<br />

schließlich von der Entscheidung<br />

der Wertungsrichter abweicht. Am Abend<br />

wurde das Geheimnis gelüftet. VSM-Verbandsobmann<br />

Pepi Ploner gratulierte allen<br />

teilnehmenden Kapellen zum Erfolg,<br />

denn „jeder, der mitmacht, ist Sieger!“<br />

Der QR-Code<br />

zur Konzertwertung<br />

Am Ende des Tages freuten sich alle: „Jeder, der mitmacht, hat gewonnen!“ – vorne<br />

v.l.: Joachim Bacher, Daniel Ungerank, Hannes Premstaller, Roland Fidler und Joachim<br />

Schwingshackl – hinten v.l.: Patrick Gruber, Christian Hörbiger, Rudi Pascher, Bernhard<br />

Schlögl und Pepi Ploner<br />

alle Fotos: Stephan Niederegger<br />

KulturFenster<br />

8 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Blasmusik<br />

Die Ergebnisse<br />

Der Tiroler Landeskapellmeister Rudi Pascher,<br />

der Salzburger Landeskapellmeister-Stellvertreter<br />

Christian Hörbiger und<br />

Bernhard Schlögl, der künstlerische Leiter<br />

der Innsbrucker Promenadenkonzerte,<br />

hatten die nicht ganz einfache Aufgabe,<br />

die Auftritte der Kapellen zu bewerten.<br />

Die Knappenkapelle Ridnaun (Stufe B)<br />

erreichte die höchste Punktezahl des Tages<br />

mit 92,17 von 100 Punkten und qualifizierte<br />

damit gleichzeitig auch für die<br />

Teilnahme am Österreichischen Blasorchester-Wettbewerb<br />

der Stufe B am 19.<br />

Oktober <strong>2024</strong> in Linz. Die Musikkapelle<br />

Mölten erreichte in der Stufe B 89,00<br />

Punkte. Die beiden Kapellen in der Stufe<br />

C wurden mit 91,83 Punkten (Bürgerkapelle<br />

Sterzing) und 85,67 Punkten (Musikkapelle<br />

Taisten) belohnt.<br />

Stephan Niederegger<br />

Patrick Gruber, der stellvertretende<br />

VSM-Verbandskapellmeister eröffnete<br />

das Wertungsspiel.<br />

Simon Plank führte als Moderator<br />

durch den Nachmittag.<br />

Juror Christian Hörbiger zeigte sich<br />

begeistert von den Auftritten der Kapellen.<br />

„Eine willkommene Gelegenheit“<br />

Hannes Premstaller dirigiert seit 2018 die Musikkapelle Mölten. Die Initiative zur Teilnahme am Wertungsspiel<br />

sei von der Kapelle ausgegangen, sagt er. Für ihn war es eine willkommene Gelegenheit, von<br />

einer Fachjury eine musikalische Standortbestimmung zu erhalten. Die Vorbereitung war für alle eine<br />

zusätzliche Motivation, auf ein neues Ziel hinzuarbeiten: „Dies hat uns zusammengeschweißt und zusätzlich<br />

angespornt.“<br />

„Eine intensive Vorbereitungszeit“<br />

Nach dem Erfolg beim Wertungsspiel 2019 wollte Joachim Bacher mit seiner Knappenkapelle Ridnaun<br />

auch die heurige Gelegenheit nutzen. Er ist der Meinung, dass eine Kapelle regelmäßig an einem Wertungsspiel<br />

teilnehmen solle. Das steigere die Gemeinschaft und schaffe die Zeit für eine intensive Vorbereitung,<br />

die meist in der Alltagsroutine fehle, ist er überzeugt. Er findet es schade, dass sich diesmal<br />

nur wenige Kapellen gemeldet haben, und hofft, dass es nächstes Mal wieder mehr sein werden.<br />

„Die Kultur beleben“<br />

Joachim Schwingshackl ist seit zehn Jahren Kapellmeister. Er dirigiert seit sechs Jahren die Musikkapelle<br />

Taisten. Für ihn war es der richtige Moment, sich nun erstmals einer Jury zu stellen. Er ist überzeugt,<br />

dass die Teilnahme am Wertungsspiel eine Kapelle auf jeden Fall weiterbringt. Es sei wichtig, die Kultur<br />

der Wertungsspiele, die in Südtirol eine lange Tradition hat, auch wieder zu beleben, ist er überzeugt.<br />

„Der Erfolg motiviert“<br />

Roland Fidler steht seit 22 Jahren am Dirigentenpult der Bürgerkapelle Sterzing. Er sucht immer wieder<br />

die Herausforderung eines Wertungsspiels, denn das Erreichte sei für ihn wie für die Kapelle immer<br />

wieder Motivation weiterzumachen. Dies stärke auch das Gemeinschaftsgefühl, denn die Musik sei prädestiniert<br />

dafür, gerade auch der Jugend dieses Bewusstsein zu vermitteln, das wir alle für die Zukunft<br />

unserer Musikkapellen benötigen.<br />

KulturFenster<br />

9 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


hinausgeblickt<br />

VSM intern<br />

VSM Bezirk Schlanders<br />

Konzert des Bezirksblasorchesters<br />

50+<br />

in Prad am Stilfser Joch<br />

https://vsm.bz.it<br />

08.12.<strong>2024</strong><br />

Blasmusikpreis des<br />

Landes Südtirol 2025<br />

Vierte Auflage in Zusammenarbeit mit dem<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen VSM<br />

Nach 2011, 2014 und 2017 wird 2025 zum<br />

vierten Mal der Blasmusikpreis des Landes<br />

Südtirol ausgeschrieben. Dieser Preis<br />

wird von der Kulturabteilung des Landes<br />

Südtirol gestiftet und in Zusammenarbeit<br />

mit dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) verliehen.<br />

Er stellt eine besondere Anerkennung an<br />

Mitgliedskapellen des VSM dar, die sich<br />

in ihrer Arbeit sowohl als Träger von Kultur<br />

im Allgemeinen und Blasmusikkultur<br />

im Speziellen als auch im sozialen und gesellschaftlichen<br />

Engagement besonders<br />

verdient gemacht haben. Zugleich dient<br />

er als Förderung für eine Weiterentwicklung<br />

der Blasmusik und ihrer Vernetzung<br />

mit anderen Bereichen.<br />

Erstmals zwei Förderpreise<br />

Der Blasmusikpreis wird an fünf Musikkapellen<br />

vergeben und ist mit je 3.000 Euro<br />

dotiert. Erstmals werden zusätzlich zwei<br />

Förderpreise zu je 1.000 Euro für „Vorbildliche<br />

Jugendarbeit“ und für „Innovative<br />

Projekte und besondere Konzerte“ an<br />

jeweils drei Musikkapellen vergeben. Die<br />

Musikkapellen dürfen sich nur für einen<br />

der drei Preise bewerben. Die detaillierte<br />

Ausschreibung ist auf der VSM-Homepage<br />

veröffentlicht.<br />

Über die Preisträger entscheidet eine<br />

Jury, die aus zwei Vertretern der Kulturabteilung<br />

des Landes, aus zwei Vertretern<br />

des VSM sowie eines externen Vertreters<br />

zusammengesetzt ist. Die Jury<br />

darf nicht mit Funktionären und Mitgliedern<br />

der zu bewertenden Kapellen besetzt<br />

sein. Die Bewertungskriterien beziehen<br />

sich auf die Jugendarbeit, die<br />

aktiven Ensembles, die Teilnahme an<br />

Wettbewerben, die Auftritte, die Ausund<br />

Weiterbildung, sowie die Mitarbeit<br />

im Verband, im Bezirk und im Österreichischen<br />

Blasmusikverband (ÖBV) im<br />

Bezugszeitraum 2020–<strong>2024</strong>.<br />

Die besonderen Initiativen und Projekte<br />

werden auf Grund der Ideen und Komplexität,<br />

der Nachhaltigkeit, der Umsetzung<br />

und des Aufwandes an Zeit<br />

und Mitteln bewertet. Die verwaltungstechnischen<br />

Daten, wie Mitgliederanzahl,<br />

Statistik usw. werden<br />

von der Jury aus der Datenbank des<br />

VSM-Office entnommen.<br />

Andreas Bonell<br />

VSM-Geschäftsführer<br />

Wichtig:<br />

Die vollständigen Gesuche sind bis<br />

spätestens 31. März 2025 im VSM-<br />

Büro abzugeben.<br />

Die bisherigen Preisträger:<br />

Bürgerkapelle Gries (2011)<br />

Bürgerkapelle Lana (2014)<br />

Bürgerkapelle Mühlbach (2017)<br />

Bürgerkapelle Schlanders (2017)<br />

Bürgerkapelle Sterzing (2017)<br />

Musikkapelle Afing (2014)<br />

Musikkapelle Antholz/Niedertal (2011)<br />

Musikkapelle Oberbozen (2017)<br />

Musikkapelle Toblach (2014)<br />

Musikkapelle Villnöß (2011)<br />

Musikkapelle Vintl (2014)<br />

Musikkapelle Vöran (2017)<br />

Musikkapelle Wengen (2014)<br />

Musikkapelle Wiesen (2011)<br />

Schützenkapelle Pichl/Gsies (2011)<br />

KulturFenster<br />

10 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Blasmusik<br />

„Taktgeber der Motivation“<br />

Führungskompetenzen in den Musikkapellen<br />

Du bist in deiner Musikkapelle in einer Führungsrolle<br />

und du möchtest deine Fähigkeiten<br />

im Umgang mit ehrenamtlichen Mitgliedern<br />

verbessern?<br />

Dann ist unser Workshop genau das<br />

Richtige für dich!<br />

Durch die gesellschaftlichen Veränderungen<br />

und die steigenden Bürokratie wird<br />

es immer schwieriger, Mitglieder für ehrenamtliche<br />

Vereine zu finden. Eine ebenso<br />

große Herausforderung ist es aber für Führungskräfte,<br />

die Mitglieder immer wieder<br />

für die gemeinsamen Ziele zu motivieren<br />

und im Verein zu halten.<br />

Und genau hier hakt dieser neue Workshop<br />

mit der Dipl. Pädagogin Siegrid Zwerger und<br />

„Entdecke die Geheimnisse erfolgreicher<br />

Führung in der Musikkapelle<br />

und werde zum inspirierenden Taktgeber<br />

deiner Kapelle – melde dich<br />

jetzt für unseren Workshop an und<br />

hebe deine Führungskompetenzen<br />

auf das nächste Level!"<br />

Siegrid Zwerger und Günther Reichhalter leiten durch den Workshop.<br />

dem Dipl. Kommunikationswissenschaftler<br />

Günther Reichhalter ein: dazu eingeladen<br />

sind die Obfrauen und Obmänner,<br />

Kapellmeister*innen, Jugendleiter*innen<br />

und Stabführer*innen. Anhand von praxisnahen<br />

Übungen, Tipps und Tricks können<br />

die Teilnehmer*innen ihre Kompetenzen<br />

in der Führung und Motivation im<br />

Umgang mit ehrenamtlichen Mitgliedern<br />

erweitern. Natürlich sind – wie bei jedem<br />

Kurs – der Austausch und das Netzwerk<br />

untereinander „unbezahlbar“.<br />

Andreas Bonell, VSM-Geschäftsführer<br />

Termine:<br />

Montag 07.10.<strong>2024</strong> Bezirk Sterzing<br />

Montag 21.10.<strong>2024</strong> Bezirk Bruneck<br />

Montag 04.11.<strong>2024</strong> Bezirk Brixen<br />

Montag 18.11.<strong>2024</strong> Bezirk Schlanders<br />

Montag 02.12.<strong>2024</strong> Bezirk Meran<br />

Montag 16.12.<strong>2024</strong> Bezirk Bozen<br />

– jeweils von 19.30 bis 22.00 Uhr<br />

Preis: 20 € pro Teilnehmer*in<br />

Anmeldung:<br />

bis zum 15. September über<br />

VSM-Office<br />

Weitere Details und die genauen<br />

Kursorte werden auf der<br />

VSM-Homepage veröffentlicht.<br />

BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />

jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />

„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />

Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />

jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />

„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />

jeden Samstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Faszination Blasmusik“<br />

mit Arnold Leimgruber<br />

(Wiederholung<br />

am Sonntag um 10 Uhr)<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Das Platzkonzert"<br />

mit Wolfgang Kostner<br />

jeden Dienstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Tiroler Weis"<br />

mit Peter Kostner<br />

KulturFenster<br />

11 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


https://vsm.bz.it<br />

26.+28.12.<strong>2024</strong><br />

hinausgeblickt<br />

VSM Bezirk Bruneck<br />

Konzert des Bezirksjugendblasorchesters<br />

in Toblach und Pfalzen<br />

bewegt<br />

Bundeswettbewerb<br />

„Musik in Bewegung“<br />

(1) Stabführer Josef Unterfrauner zieht Resümee<br />

Die Musikkapelle St. Georgen hatte die<br />

große Ehre, am diesjährigen Bundeswettbewerb<br />

„Musik in Bewegung" in Bischofshofen<br />

als Vertreter des VSM teilzunehmen<br />

(siehe auch Bericht auf Seite 19). Der Wettbewerb<br />

bot den teilnehmenden Kapellen<br />

eine großartige Plattform, ihr Können zu<br />

präsentieren.<br />

„Musik in Bewegung" ist ein spezielles<br />

Wettbewerbskonzept, bei dem die Musikkapellen<br />

nicht nur ihr musikalisches Können<br />

zeigen, sondern gleichzeitig auch marschieren.<br />

Dies stellt hohe Anforderungen<br />

an die Musikantinnen und Musikanten,<br />

da sie ihr Instrument beherrschen und<br />

sich dabei präzise im Gleichschritt bewegen<br />

müssen. Die Kombination aus Musik<br />

und Bewegung erforderte daher eine<br />

akribische Vorbereitung durch den Stabführer<br />

Josef Unterfrauner und eine perfekte<br />

Abstimmung innerhalb der Kapelle.<br />

Die Musikkapelle St. Georgen marschierte beim Wettbewerb „Musik in Bewegung“ in Bischofshofen<br />

auf.<br />

Foto: Laura Lebesmühlbacher/ÖBV<br />

Die Vorbereitung<br />

Die Vorbereitungen der Musikkapelle St.<br />

Georgen waren intensiv, denn nach dem<br />

erfolgreichen Georgikonzert im April gab<br />

es für die Musikantinnen und Musikanten<br />

kaum Zeit zu verschnaufen: Anfang Mai<br />

wurde mit den Proben für den bevorstehenden<br />

Wettbewerb begonnen. Insgesamt<br />

wurden elf Proben abgehalten, um<br />

sich bestmöglich vorzubereiten.<br />

Trotz des schlechten Wetters in der Probenzeit<br />

konnte dank der Ausweichmöglichkeit<br />

in der Intercable-Arena durchgängig<br />

geprobt werden.<br />

Nach einem knappen Monat Vorbereitung<br />

startete man also hochmotiviert<br />

nach Bischofshofen. Die Unterkunft in<br />

der idyllischen Natur des schönen Salzburgerlandes<br />

bot mit dazugehörenden<br />

Sportanlagen und Badeteich ein erholsames<br />

und geselliges Ambiente, das von<br />

den „Jergina“ Musikantinnen und Musikanten<br />

auch ausgiebig genutzt wurde.<br />

Der Wettbewerb<br />

Wertungsrichter Robert Werth nahm die Antrittsmeldung von Stabführer Josef Unterfrauner<br />

entgegen.<br />

Foto: Rainer Schabereiter/ÖBV<br />

Der Wettbewerb selbst konzentrierte sich<br />

voll und ganz auf die musikalischen Darbietungen,<br />

da kein Rahmenprogramm<br />

stattfand. Am Freitag trat die Musikkapelle<br />

St. Georgen in der Stufe D an. Trotz<br />

des relativ geringen Publikumsandrangs<br />

war die Stimmung in der Kapelle hervorragend<br />

und man war mit dem Auftritt<br />

im Großen und Ganzen sehr zufrieden.<br />

Der Samstag stand ganz im Zeichen des<br />

Showprogramms auf dem Gelände der<br />

Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen.<br />

Hier war die Stimmung dank eines<br />

tollen Publikums und einer atemberau-<br />

KulturFenster<br />

12 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Blasmusik<br />

benden Kulisse besonders ausgelassen.<br />

Die Wettbewerbsatmosphäre war geprägt<br />

von der ausgezeichneten Vorbereitung aller<br />

teilnehmenden Kapellen. Besonders<br />

beeindruckend war, dass Musikstücke<br />

auswendig gespielt wurden, wobei einige<br />

Kapellen mit besonders spektakulären Aufführungen<br />

hervorstachen. Auch die Jergina<br />

konnten einen gelungenen und sauberen<br />

Auftritt hinlegen. Leider fiel dem einsetzenden<br />

Starkregen der mit Spannung erwartete<br />

Auftritt der Militärmusik Salzburg<br />

zum Opfer – hätte man sich von den Berufsmusikern<br />

doch gerne das eine oder<br />

andere abgeschaut.<br />

Die Bewertung<br />

Die Bewertung des Wettbewerbs setzte sich<br />

zu 35% aus der Stufe D (86,67 erreichte<br />

Punkte) und zu 65% aus dem Showprogramm<br />

zusammen, was für die Musikkapelle<br />

St. Georgen insgesamt 83,83 Punkte<br />

ergab. Ein kleines Manko war das Ausbleiben<br />

eines Jurygesprächs, wobei man auf<br />

wertvolle Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge<br />

gehofft hätte. Nichtsdestotrotz<br />

war der Wettbewerb „Musik in<br />

Bewegung" in Bischofshofen für die Musikkapelle<br />

St. Georgen eine wertvolle und unvergessliche<br />

Erfahrung. Trotz größerer und<br />

kleinerer Herausforderungen konnten die<br />

Jergina ihr Können auf jeden Fall unter Beweis<br />

stellen und Südtirol würdig vertreten.<br />

Josef Unterfrauner<br />

Stabführer der MK St. Georgen<br />

Dass die MK St. Georgen ein Herz für die „Musik in Bewegung“ hat, zeigte sie eindrücklich<br />

in ihrem Showprogramm.<br />

Foto: Rainer Schabereiter/ÖBV<br />

Einladung zum Stabführertag<br />

Theoretisches und Praktisches zur „Musik in Bewegung“<br />

Liebe Stabführer*innen und Interessierte, wir laden euch herzlich zum Stabführertag am 19. Oktober <strong>2024</strong> ein!<br />

Nutzt die Gelegenheit, von zwei herausragenden Referenten zu lernen und euch mit Gleichgesinnten auszutauschen.<br />

Wann:<br />

19. Oktober <strong>2024</strong><br />

Zeit:<br />

9-12 Uhr und von 14-16 Uhr<br />

Thema<br />

„Probengestaltung“<br />

Erik Brugger, ÖBV-Bundesstabführer<br />

und Landesstabführer des Vorarlberger<br />

Blasmusikverbandes, wird zum Thema<br />

Probengestaltung referieren, wobei er<br />

auf Vorbereitung, Hilfestellungen und<br />

neue Ansätze für Musikantinnen und<br />

Musikanten eingehen wird. Seine umfassende<br />

Erfahrung wird er sowohl im<br />

theoretischen als auch im praktischen<br />

Teil mit uns teilen, unterstützt von einer<br />

Übungskapelle.<br />

Thema<br />

„Marschmusikbewertung“<br />

Gerald Embacher, ehemaliger Landesstabführer<br />

des Blasmusikverbandes Tirol<br />

und derzeit Bezirksstabführer und Kapellmeister<br />

im Musikbezirk St. Johann in Tirol,<br />

wird über seine Erfahrung, Gegebenheiten<br />

und Rückmeldungen zum Thema<br />

Marschmusikbewertung sprechen. Dabei<br />

wird er den Sinn und Zweck, die Vorbereitung<br />

zum Wettbewerb, das Ziel sowie den<br />

Mehrwert und Vorteil für jede teilnehmende<br />

Kapelle erläutern.<br />

Wo:<br />

Raum Bozen und Umgebung<br />

Anmeldung: VSM-Office<br />

bis innerhalb 1. Oktober<br />

Wir freuen uns auf euer Kommen und versprechen<br />

zugleich einen inspirierenden Tag.<br />

Mit musikalischen Grüßen<br />

Die Fachgruppe<br />

„Musik in Bewegung“<br />

Verbandsstabführer Klaus Fischnaller<br />

KulturFenster<br />

13 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


jung musiziert<br />

Die „Feldthurner Heihupfer“ mit Jugendleiterin<br />

Miriam Kerschbaumer und Dirigentin<br />

Leonie Meraner (ganz rechts)<br />

Gemeinsam Musik erleben<br />

Die „Feldthurner Heihupfer“ im Portrait<br />

Seit über 20 Jahren gibt es in Feldthurns bereits<br />

eine Jugendkapelle. Jugendleiterin Miriam<br />

Kerschbaumer gibt uns einen Einblick in<br />

die Tätigkeit der Formation und erklärt, was<br />

es mit dem besonderen Namen auf sich hat.<br />

Das sind die Feldthurner Heihupfer:<br />

» Anzahl Mitglieder: ca. 20<br />

» Durchschnittsalter: ca. 14 Jahre<br />

» Dirigentin: Leonie Meraner<br />

» Jugendleiterin: Miriam Kerschbaumer<br />

KulturFenster: Seit wann gibt es eure Jugendkapelle<br />

und wie ist euer besonderer<br />

Name entstanden?<br />

Miriam Kerschbaumer: Unser Name, die<br />

„Feldthurner Heihupfer", entstand 2013<br />

während unseres ersten Sommercamps<br />

auf der Alm. Als ein Gewitter aufzog, mussten<br />

wir unsere Zelte verlassen und in einen<br />

Heustadel umziehen. Diese aufregende<br />

Nacht, in der wir viel gelacht und<br />

Spaß hatten, brachte uns auf die Idee, uns<br />

fortan "Feldthurner Heihupfer" zu nennen.<br />

KF: Was zeichnet euch als Jugendkapelle<br />

aus?<br />

Kerschbaumer: Bei uns steht der starke<br />

Zusammenhalt im Mittelpunkt. Bei uns lachen,<br />

spielen und unterstützen sich Jung<br />

und Alt. Jeder hilft jedem, und eines ist immer<br />

garantiert: Spaß!<br />

KF: Welche sind die Höhepunkte in eurem<br />

Jahresprogramm?<br />

Kerschbaumer: Ein Höhepunkt unseres<br />

Jahres ist der Kirchtag im <strong>August</strong>. Nach<br />

dem gemeinsamen Konzert der Jugendkapelle<br />

mit der Musikkapelle genießen wir<br />

alle zusammen den Tag bei Essen, Trinken<br />

und guten Gesprächen.<br />

KF: Wie versucht ihr, mögliche Neumitglieder<br />

für die Musik und die Kapelle zu<br />

begeistern?<br />

Kerschbaumer: Einmal im Jahr öffnen wir<br />

beim „Tag der offenen Tür" unser Probelokal<br />

in Feldthurns. Hier zeigen wir, was wir<br />

in den letzten Monaten geprobt haben.<br />

Das Beste daran: Jeder kann unsere Instrumente<br />

ausprobieren! Zudem sind wir<br />

regelmäßig bei Festen und Konzerten in der<br />

Umgebung aktiv und hoffen, so neue talentierte<br />

junge Musiker*innen zu begeistern.<br />

KF: Führt ihr auch außermusikalische Tätigkeiten<br />

durch?<br />

Kerschbaumer: Natürlich! Neben den Proben<br />

unternehmen wir Ausflüge, essen nach<br />

den Proben Pizza oder verbringen einen Tag<br />

im Gardaland. Unser Jugendausschuss plant<br />

stets ein abwechslungsreiches und spannendes<br />

Jahresprogramm.<br />

KulturFenster<br />

14<br />

04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>


nie Meraner (Dirigentin), Miriam Kerschbaumer<br />

(Jugendleiterin), Matthias Delueg<br />

(Jugendleiterstellvertreter) und Samuel<br />

Gamper. Unser Ziel ist es, die Jugend zu<br />

unterstützen, Ausflüge und Konzerte zu<br />

planen, ein starkes Gemeinschaftsgefühl<br />

zu fördern und den Spaß am Musizieren<br />

in den Vordergrund zu stellen.<br />

Wir hoffen, viele junge Musikant*innen<br />

mit unserer Begeisterung anzustecken<br />

und ihnen den Weg zur Musikkapelle<br />

zu erleichtern.<br />

Den jungen Musikantinnen und Musikanten wird auch viel geboten, wie etwa ein Ausflug<br />

ins Gardaland.<br />

KF: Welche ist für dich als Jugendleiterin<br />

die größte Herausforderung in der Nachwuchsarbeit?<br />

Kerschbaumer: Die größte Herausforderung<br />

war es in den letzten Jahren, neue<br />

und junge Musikant*innen zu finden und<br />

zu begeistern. Umso glücklicher sind wir,<br />

dass wir dieses Jahr vier neue Mitglieder<br />

gewinnen konnten, die seit Juni mit uns<br />

musizieren.<br />

KF: Was kannst du sonst noch über eure<br />

Jugendarbeit berichten?<br />

Kerschbaumer: Seit den Neuwahlen<br />

im Januar haben wir einen Jugendausschuss<br />

gegründet, bestehend aus Leo-<br />

KF: Welche Ziele verfolgt ihr mit der Jugendkapelle?<br />

MK: Wir möchten den jungen Musikantinnen<br />

und Musikanten vor allem den<br />

Spaß am gemeinsamen Musizieren und<br />

das soziale Miteinander nahebringen. Wir<br />

zeigen ihnen, dass die Jugendkapelle<br />

und die Musikkapelle mehr sind als nur<br />

Proben und Üben – es ist ein Gefühl der<br />

Zugehörigkeit und des Miteinanders, das<br />

Hobby gemeinsam zu teilen.<br />

Hannes Schrötter<br />

Wir stellen uns vor:<br />

Maria Gasser<br />

Alter: 11 Jahre<br />

Instrument: Klarinette<br />

Darum habe ich mich für dieses Instrument entschieden: Weil<br />

es cool ist, weil es mir gefällt und weil meine Mami es auch spielt.<br />

Mein Lieblingsstück: „Schrei nach Liebe“<br />

Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle: Der Ausflug nach<br />

Gardaland<br />

Manuel Goller<br />

Alter: 10 Jahre<br />

Instrument: Trompete<br />

Darum habe ich mich für dieses Instrument entschieden: Weil<br />

es cool ist, es zu spielen.<br />

Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten: Dass wir jedes<br />

Jahr neue Stücke lernen und wir als Gruppe zusammenspielen.<br />

Mein Lieblingsstück: „From now on“<br />

Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle: Die Fahrt nach<br />

Gardaland.<br />

Auf was freue ich mich am meisten, wenn ich zur Musikkapelle<br />

komme: Dass ich mit einer großen Gruppe spielen kann.<br />

KulturFenster<br />

15<br />

04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Musikalische<br />

Leistungsabzeichen 2023/<strong>2024</strong><br />

Rund 1.600 Mal die Prüfungen erfolgreich bestanden<br />

Mit einer Reihe von öffentlichen Vorspielen<br />

ist Mitte Juni die Sommersession der musikalischen<br />

Leistungsabzeichen zu Ende gegangen.<br />

Ein Rückblick auf das vergangene<br />

Schuljahr.<br />

Rund 1.600 Musizierende haben sich im<br />

vergangenen Schuljahr der Prüfung zum<br />

Leistungsabzeichen in den Stufen Junior,<br />

Bronze, Silber und Gold gestellt. Die Prüfungen<br />

erfolgten in Form eines öffentlichen<br />

Vorspiels an verschiedenen Musikschulen.<br />

Für die Gesamtorganisation der musikalischen<br />

Leistungsabzeichen zeichnete die<br />

Landesdirektion Deutsche und Ladinische<br />

Musikschule verantwortlich. Die Leistungsabzeichen<br />

in den verschiedenen Leistungsstufen<br />

von Junior bis Gold wurden in allen<br />

Fächern – vom Akkordeon bis zur Zither<br />

– vergeben. Insgesamt traten 700 Kandidatinnen<br />

und Kandidaten für die Kategorie<br />

Junior, 588 für Bronze, 235 für Silber<br />

und 71 für das Abzeichen in Gold an. Im<br />

Bereich der Blas- und Schlaginstrumente<br />

waren es in den Stufen Bronze, Silber und<br />

Gold insgesamt 547 Musizierende, welche<br />

die Prüfung im Laufe des Schuljahres bestanden<br />

haben.<br />

Gute Zusammenarbeit<br />

von Musikschulen und VSM<br />

Für Landesmusikschuldirektorin Alexandra<br />

Pedrotti sind die musikalischen Leistungsabzeichen<br />

ein wichtiges Mittel zur Standortbestimmung<br />

über die Qualität der musikalischen<br />

Ausbildung in den Musikschulen.<br />

„Eines unserer Ziele ist es, dass langfristig<br />

jedes Kind, das die Musikschule besucht,<br />

zumindest die Prüfung für das Juniorabzeichen<br />

absolviert“, unterstreicht sie.<br />

Bestandene Prüfungen<br />

nach Instrument<br />

Bassklarinette 5<br />

Euphonium, Tenorhorn, Bariton 34<br />

Fagott 6<br />

Hohes Blech 94<br />

Horn 41<br />

Klarinette 107<br />

Oboe 10<br />

Posaune 22<br />

Querflöte 90<br />

Saxophon 51<br />

Schlagwerk 69<br />

Tuba 18<br />

KulturFenster<br />

16<br />

04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Bestandene Prüfungen insgesamt: 547*<br />

Bronze: 359 I Silber: 145 I Gold: 43<br />

* Blas- und Schlaginstrumente<br />

Herbstsession: 64<br />

Frühjahrssession: 98<br />

Sommersession: 385<br />

Musikkapellen mit den meisten<br />

Absolvent*innen:<br />

Musikkapelle Toblach: 12<br />

Musikkapelle Wengen: 11<br />

Musikkapelle Taisten: 10<br />

Bürgerkapelle Sand in Taufers: 10<br />

Musikkapelle Pfalzen: 9<br />

Im Bereich der Leistungsabzeichen für<br />

Blasinstrumente und Schlagwerk ist ihr<br />

die gute Zusammenarbeit mit dem Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen wichtig.<br />

„In diesem Schuljahr ist die Anzahl der<br />

Teilnehmenden erneut angestiegen. Sehr<br />

erfreulich ist, dass das Musizieren mit jugendlicher<br />

Begleitung und in Kammermusikbesetzungen<br />

immer häufiger in die<br />

Prüfungsprogramme mit eingebaut wird“,<br />

betont der stellvertretende Landesmusikschuldirektor<br />

Christian Laimer. Der Verbandsjugendleiter-Stellvertreter<br />

des VSM,<br />

Hannes Schrötter, unterstreicht: „Die Leistungsabzeichen<br />

bilden einen wichtigen musikalischen<br />

Gradmesser, der entscheidend<br />

zum Fortbestand und zur Entwicklung unserer<br />

Kapellen beiträgt. Wir freuen uns sehr,<br />

mit den Musikschulen einen starken Partner<br />

zu haben, dem das Angebot der Leistungsabzeichen<br />

genauso am Herzen liegt<br />

wie uns Musikkapellen.“<br />

Hohe Qualität<br />

der gebotenen Leistungen<br />

Federführend an der Planung und Durchführung<br />

der Prüfungen beteiligt sind Fachgruppenleiterinnenund<br />

Fachgruppenleiter<br />

der verschiedenen Instrumente, die an<br />

den Musikschulen unterrichtet werden.<br />

Fachgruppenleiterin Monika Federspieler<br />

war unter anderem für die Organisation<br />

an den Prüfungsstandorten für die Flöteninstrumente<br />

zuständig und zeigte sich<br />

von Qualität der dargebotenen Leistungen<br />

bei den Leistungsabzeichen beeindruckt:<br />

„Die Qualität der dargebotenen Leistungen<br />

bei den Leistungsabzeichen ist beeindruckend.<br />

Die intensive Vorbereitung und die<br />

Vorspiele, die in Form von Konzerten stattfinden,<br />

erreichen teilweise ein sehr hohes<br />

künstlerisches Niveau.”<br />

Musik macht (keine) Ferien<br />

Zum Abschluss wurde allen Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern von der Landesmusikschuldirektion<br />

eine Medaille überreicht.<br />

Mitglieder einer Musikkapelle erhalten zusätzlich<br />

eine Urkunde und das Leistungsabzeichen<br />

in Form eines Ansteckers. Mit<br />

Mit Mitte Juli verabschiedeten sich die<br />

Leistungsabzeichen endgültig in die Sommerferien:<br />

Rund 40 Jungmusikantinnen<br />

und Jungmusikanten haben am Ende der<br />

„Jungbläserwoche A“ im Vinzentinum in<br />

Brixen die Prüfung zum Leistungsabzeichen<br />

in Bronze absolviert.<br />

Mit freundlicher Genehmigung:<br />

Landesdirektion Deutsche und<br />

Ladinische Musikschule / Landesmusikschuldirektorin<br />

Alexandra Pedrotti<br />

Hannes Schrötter<br />

KulturFenster<br />

17<br />

04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>


„Dirigieren<br />

in Bewegung“<br />

hinausgeblickt<br />

Neuer einjähriger<br />

Lehrgang<br />

Konservatorium Bozen<br />

Anmeldung bis 30.09.<strong>2024</strong><br />

hinausgeblickt<br />

Musikkapelle<br />

Mals punktet in Bayern<br />

Großer Erfolg beim Wertungsspiel in Münsing<br />

Mehr als zufrieden<br />

Mit dem Tagessieg und dem 2. Platz in der Gesamtwertung gelang der Musikkapelle Mals<br />

ein grandioser Erfolg.<br />

Fotos: MK Mals<br />

Die Musikkapelle Mals hat sich bereits vor<br />

Jahren das Ziel gesetzt, im Rhythmus von<br />

zwei Jahren an Wertungsspielen teilzunehmen.<br />

Vor allem die Vorbereitungszeit birgt<br />

die Möglichkeit, gezielt an Einzelheiten zu<br />

feilen. Das wiederum führt dazu, dass sich<br />

die Musikant*innen auf ihrem Instrument<br />

verbessern können.<br />

Im Jahr 2018 trat die Malser Kapelle beim<br />

Wertungsspiel in Illertissen in der Oberstufe<br />

an. Sie erreichte mit 96 Punkten den Gesamtsieg,<br />

den wohl bis dato größten Erfolg<br />

in der Geschichte des Vereins. Im Jahr<br />

2020 war daher die erste Teilnahme in der<br />

Höchststufe geplant. Die Coronapandemie<br />

verhinderte nur zwei Wochen vor Austragung<br />

des Wertungsspiels die Teilnahme.<br />

Im heurigen Jahr war es nun endlich soweit<br />

und die Musikkapelle Mals stellte sich am<br />

20. April den Wertungsrichtern. Nach dem<br />

Einchecken in den Hotels und kurzem Ausruhen,<br />

starteten die 73 Musiker zum Wettbewerb<br />

in den neuen Pallauf-Saal in Münsing.<br />

Das Interesse der Zuhörer war groß, als die<br />

Kapelle auf die Bühne trat. Ebenso groß war<br />

die Anspannung der Musiker rund um Kapellmeister<br />

Hanspeter Rinner. Nach dem<br />

Einspielen erklang das erste Werk „Pastorale<br />

Symphonique“ von Jacoob de Haan<br />

und anschließend das Werk „Lexicon of<br />

the Gods“ von Rossano Galante. „Pastorale<br />

Symphonique“ behandelt die Zerstörung<br />

der Natur und trifft aktueller denn je<br />

den Zeitgeist. Das wurde bereits während<br />

der Anreise deutlich, als es regnete, hagelte,<br />

schneite und sogar die Sonne schien. Im<br />

zweiten Stück „Lexicon of the Gods“ werden<br />

die drei griechischen Götter Perseus,<br />

Penthos und schließlich Zeus beschrieben.<br />

Hier konnten alle Facetten des Könnens der<br />

Kapelle aufgezeigt werden.<br />

Nach dem Verklingen des letzten Tons<br />

wich die Aufregung noch nicht, denn die<br />

Musikkapelle Mals war in offener Wertung<br />

angetreten. So wurde gespannt die Reaktion<br />

der Wertungsrichter erwartet. Am<br />

Ende erreichte die Musikkapelle Mals in<br />

mehreren Kriterien die volle Punktzahl.<br />

Dies wurde jedesmal vom Publikum mit<br />

Applaus honoriert. Am Ende erspielte<br />

die Kapelle großartige 95,7 Punkte in<br />

der Höchststufe. Dies bedeutete den Tagessieg<br />

und den zweiten Platz in der Gesamtwertung.<br />

Stolz und zufrieden wurde das Ergebnis<br />

noch gemeinsam mit den anderen Kapellen<br />

bis in die Morgenstunden gefeiert.<br />

Nach einem Ausflug zum Kloster Andechs<br />

und einer Besichtigung der Brauerei,<br />

traten die Musikanten am nächsten<br />

Tag müde, jedoch mehr als zufrieden die<br />

Heimreise an.<br />

Die Teilnahme war nicht nur musikalisch<br />

ein Erfolg. Auch das Vereinsleben und der<br />

Zusammenhalt wurde durch den Ausflug<br />

gepflegt. Es bleibt nur, der Kapelle zu gratulieren<br />

und alles Gute für die Zukunft zu<br />

wünschen.<br />

Hannes Warger<br />

Bezug zu aktuellen Themen<br />

Bereit zum Auftritt: die Musikkapelle Mals kurz vor dem Wertungsspiel in Münsing (Bayern)<br />

KulturFenster<br />

18 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Blasmusik<br />

Bundeswettbewerb<br />

„Musik in Bewegung“<br />

(2) MK St. Georgen als Botschafter der Südtiroler Marschmusik<br />

Die Musikkapelle St. Georgen unter der Stabführung von Josef Unterfrauner hat Südtirol beim heurigen Bundeswettbewerb „Musik in<br />

Bewegung“ erfolgreich vertreten.<br />

Foto: Jakob Eder/ÖBV<br />

Am vergangenen 14. und 15 Juni hat der<br />

Österreichische Blasmusikverband (ÖBV) in<br />

Bischofshofen (Salzburg) den 7. Bundeswettbewerb<br />

„Musik in Bewegung“ ausgetragen.<br />

Die Musikkapelle St. Georgen hat<br />

dabei den Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) vertreten und mit 83,83 Punkten<br />

ein gutes Ergebnis erzielt (siehe auch<br />

Bericht auf Seite 12/13).<br />

Der Wettbewerb „Musik in Bewegung“<br />

besteht aus zwei Teilen. Am Sportplatz<br />

im Bischofshofen fand am Freitag die<br />

Durchführung der Stufe D gemäß dem<br />

Reglement des ÖBV statt. Am Samstag<br />

präsentierten die sechs teilnehmenden<br />

Kapellen ihr Showprogramm im Auslauf<br />

der Paul-Außerleitner-Schanze. In ihrer<br />

Show thematisierte die Musikkapelle St.<br />

Georgen „Olympia 2026“ im Hinblick auf<br />

das sportliche Großereignis in Antholz:<br />

Die Musikantinnen und Musikkanten formierten<br />

sich zu den Olympischen Ringen<br />

und Stabführer Josef Unterfrauner trat als<br />

„Biathlet“ an den Schießstand. In der abschließenden<br />

Herz-Formation verabschiedeten<br />

sich die Südtiroler beim Publikum<br />

und bedankten sich für den Applaus.<br />

Einmaliges, tolles Erlebnis<br />

VSM-Verbandsstabführer Klaus Fischnaller<br />

verfolgte den Wettbewerb und zeigte<br />

sich begeistert von den Darbietungen der<br />

Kapellen. Mit berechtigtem Stolz freute er<br />

sich ganz besonders über den gelungenen<br />

Auftritt der Musikkapelle St. Georgen und<br />

gratulierte Stabführer Josef Unterfrauner,<br />

Obmann Philipp Egger und Kapellmeister<br />

Thomas Kiniger zum Erfolg. Es sei eine<br />

Ehre gewesen, Südtirol vertreten zu dürfen,<br />

hob Unterfrauner hervor: „Ein einma-<br />

liges, tolles Erlebnis für die ganze Kapelle,<br />

bei dem wir viel gelernt haben, mit vielen<br />

netten kameradschaftlichen Begegnungen<br />

mit Stabführern sowie Musikantinnen und<br />

Musikanten,“ ergänzte er.<br />

Den Sieg holte sich der Musikverein Altenhof<br />

am Hauruck (Oberösterreich) mit<br />

93,50 Punkten, gefolgt von der Bundesmusikkapelle<br />

Stans (Tirol) mit 92,05 Punkten.<br />

Mit 89,97 Punkte platzierte sich die<br />

Stadtkapelle Retz (Niederösterreich) auf<br />

dem 3. Platz.<br />

Stephan Niederegger<br />

MK St. Georgen<br />

Pflicht & Show<br />

Obmann Philipp Egger, Stabführer<br />

Josef Unterfrauner und Kapellmeister<br />

Thomas Kiniger: „Es war für<br />

alle ein tolles Erlebnis.“ (v.l.)<br />

Foto: Rainer Schabereiter/ÖBV<br />

KulturFenster<br />

19 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


gehört & gesehen<br />

Muttertagskonzert mit<br />

viel Schwung<br />

Musikkapelle Pfalzen mit einer Uraufführung und Solistenparade<br />

Die Musikkapelle Pfalzen lud heuer zu ihrem 30. Muttertagskonzert. Ab dem kommenden Jahr will die Kapelle bereits in der ersten<br />

Märzhälfte ihr Hauptkonzert spielen.<br />

Fotos: MK Pfalzen<br />

„Schwung!“ Das war das Motto des Muttertagskonzerts<br />

der MK Pfalzen am 12. Mai,<br />

und so lautete auch der Titel des Eröffnungswerks,<br />

wenn auch in Englisch. „Panache!“<br />

leitete einen vergnüglichen Konzertabend im<br />

voll besetzten Vereinssaal von Pfalzen ein.<br />

Die 52 aktiven Musikantinnen und Musikanten<br />

der Kapelle mit Obmann Georg Seeber<br />

an der Spitze erzählten dann mit „A Filvar<br />

Story“ in wuchtigen Klängen und zarten<br />

Farben die bewegte Geschichte eines portugiesischen<br />

Orchesters.<br />

Anschließend konnte Kapellmeister Matthias<br />

Willeit – er führte durch den Abend – eine<br />

Besonderheit ankündigen: Die Uraufführung<br />

von „Dynamic Drive“ des Rittner Komponisten<br />

Gerd Kofler – ein Werk voller Spannung,<br />

das die Musikantinnen und Musikanten<br />

hörbar gern spielten. Gewiss ein<br />

Höhepunkt des Abends, und besonders<br />

erfreulich war, dass der Komponist selbst<br />

anwesend war. Er wurde von Publikum und<br />

Bläsern mit anhaltendem Applaus gefeiert.<br />

Ehrungen und Neuzugänge<br />

Viel Applaus erhielten dann auch sechs Musikantinnen<br />

und Musikanten mit einem runden<br />

Jubiläum: Samuel Gatterer ist seit 15<br />

Jahren Mitglied des Vereins, Sabine Gartner,<br />

Markus Unterweger und Thomas Knapp seit<br />

25 Jahren und Martin Gartner sowie Anton<br />

Hinteregger bereits seit vier Jahrzehnten.<br />

Neben den Auszeichnungen durch den<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen dankten<br />

die MK Pfalzen den Geehrten auch mit<br />

dem Marsch „Alte Kameraden“.<br />

„Neue Kameraden“ wurden erfreulicherweise<br />

auch heuer wieder in den Verein<br />

aufgenommen: Miriam Gasser (Querflöte),<br />

Maximilian Trojer (Altsaxophon) und Helga<br />

Hilber (Klarinette) sowie die Marketenderinnen<br />

Ilvy Baumgartner, Natalie Mair und<br />

Petra Oberparleiter.<br />

Solistenparade und<br />

Dirigentin-Debüt<br />

Großen Anklang fanden die vielen Solisten<br />

im zweiten Teil des Konzerts: Hannes Gartner<br />

brillierte an der Trompete bei „Introduction<br />

& modern beat“. Das Klarinettenregister<br />

ließ bei „Clarinets to the fore“ die Finger<br />

fliegen, und Manuel Gatterer bot bei den<br />

Variationen zu „Großvaters Uhr“ feinfühlige<br />

Tenorhornklänge – das Publikum war<br />

begeistert. Eine ganze Reihe von Solisten<br />

schlossen dann das offizielle Programm mit<br />

der vor Lebensfreude sprühenden „South<br />

Rampart Street Parade“ ab. Dann war es<br />

Zeit für die erste Zugabe, für die der Kapellmeister<br />

den Taktstock an Carolin Mölgg<br />

übergab. Die Dirigentin in Ausbildung hatte<br />

damit ihren ersten Auftritt mit der Musikkapelle<br />

Pfalzen und durfte sich über viel Applaus<br />

freuen. Der „Rausschmeißer“ des<br />

Abends war am Ende ein Klassiker: Beim<br />

„Radetzky-Marsch“ beteiligte sich der ganze<br />

Saal, und damit gingen die Lichter an und<br />

die After-Show-Party am Büffet los, wobei<br />

besonders der Komponist Gerd Kofler im<br />

Mittelpunkt des Interesses stand.<br />

Übrigens: Das 30. war gleichzeitig das letzte<br />

Muttertagskonzert. In den nächsten Jahren<br />

wird die Musikkapelle Pfalzen bereits früher<br />

im Jahr, in der ersten Märzhälfte, zu ihrem<br />

Hauptkonzert einladen.<br />

Matthias Willeit<br />

Der Komponist Gerd Kofler (im Bild<br />

rechts), dessen Werk „Dynamic Drive“<br />

uraufgeführt wurde, war gefeierter<br />

Gast beim Konzert in Pfalzen.<br />

KulturFenster<br />

20 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Blasmusik<br />

Europäisches Musikfest<br />

zur Sommersonnenwende<br />

Hochschule für Musik „Claudio Monteverdi“<br />

gibt Einblick in ihre vielfältige Arbeit<br />

Am vergangenen 21. Juni feierte die Hochschule<br />

für Musik „Claudio Monteverdi“ in<br />

Bozen ein großes Fest der Musik und huldigte<br />

damit der Sommersonnenwende mit<br />

viel Musik, Künstlern und Amateuren. Das<br />

Programm bot einen Einblick in die vielfältige<br />

Arbeit der Hochschule.<br />

Den Reigen eröffnete um 16 Uhr das<br />

Konzert der Schlagzeug-Klasse. Die Gesangsklassen<br />

präsentierten um 17 Uhr<br />

eine Hommage an Giacomo Puccini zu<br />

dessen 100. Todestag.<br />

Ab 18 Uhr gab es Klaviermusik in Hommage<br />

an Maurizio Pollini. Um 19.45 Uhr<br />

trat das Streichorchester der Monteverdi<br />

Akademie auf. Den krönenden Abschluss<br />

machte schließlich um 21.15 Uhr die Bläserphilharmonie<br />

Claudio Monteverdi, dirigiert<br />

von Prof. Thomas Ludescher und<br />

Daniel Niederegger, einem Studenten des<br />

Masterlehrganges „Blasorchesterleitung“.<br />

Die Bläserphilharmonie präsentiere den<br />

größten Instrumentalbereich des Konservatoriums,<br />

hob Prof. Roberto Gander<br />

hervor, seines Zeichens Vizedirektor der<br />

Hochschule.<br />

Direktor Marco Bronzi ergänzte, dass die<br />

Musik wohl die beste Form sei, den europäischen<br />

Gedanken über die Grenzen hinweg<br />

hinauszutragen. Er zeigte sich sichtlich<br />

erfreut über das gelungene Musikfest<br />

und bedankte sich zum Abschluss bei<br />

Prof. Ludescher für seinen Einsatz um die<br />

hauseigene Bläserphilharmonie und den<br />

erfolgreichen Studiengang der Blasorche-<br />

sterleitung. Der Applaus des Publikums<br />

schloss sich diesem Dank an das Professorenteam<br />

und die Studierenden an.<br />

Stephan Niederegger<br />

Das Konzertprogramm der<br />

Bläserphilharmonie Claudio Monteverdi:<br />

» Jubilee Overture (Philip Sparke)<br />

Ltg. Daniel Niederegger<br />

» Bacchus on Blue Ride<br />

1. Satz (Joseph Horovitz)<br />

Ltg. Thomas Ludescher<br />

» Wachet auf, ruft uns die Stimme<br />

(J.S. Bach, arr. Alfred Reed)<br />

Ltg. Daniel Niederegger<br />

» Fantasy Variations on a Theme by<br />

Niccolo Paganini (James Barnes)<br />

Ltg. Thomas Ludescher<br />

» Zugabe: Molly on the Shore<br />

(Percy Aldridge Grainger)<br />

Ltg. Thomas Ludescher<br />

Sie freuten sich über das gelungene<br />

Europäische Musikfest am Bozner<br />

Musikkonservatorium und den krönenden<br />

Abschluss mit der Bläserphilharmonie<br />

Claudio Monteverdi – Daniel<br />

Niederegger, Thomas Ludescher, Marco<br />

Bronzi und Roberto Gander (v.l.)<br />

Foto: Stephan Niederegger<br />

KulturFenster<br />

21 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


gehört & gesehen<br />

„Iu, tö y la musiga“<br />

Bläserklasse Enneberg – mehr als nur ein Versuch<br />

Bei den zwei Abschlusskonzerten konnte man das mittlerweile recht beachtliche Niveau der kleinen Instrumentalisten bestaunen.<br />

Mit zwei gelungenen Konzerten am 2. und<br />

4. Mai <strong>2024</strong> im Vereinssaal von Enneberg<br />

Pfarre/Gadertal ist das Projekt „Iu, tö y la musiga“<br />

(Ich, du und die Musik) – Bläserklasse<br />

Enneberg nach zwei erfolgreichen Jahren zu<br />

einem würdigen Abschluss gekommen. Wenn<br />

in diesem Zusammenhang an der Enneberger<br />

Grundschule und bei den Familien des<br />

Dorfes etwas Wehmut aufkommt, ist dies vor<br />

allem dem sehr positiven und ertragreichen<br />

Ausgang des Projektes zu verdanken.<br />

Was ist die „Bläserklasse“?<br />

Auf der Suche nach einer Definition des<br />

mittlerweile in Südtirol recht verbreiteten<br />

Konzeptes stößt man im Netz beispielsweise<br />

auf folgende Aussage:<br />

„Die Grundidee einer Bläserklasse ist ganz<br />

einfach: Kinder erlernen im Rahmen des<br />

Schulunterrichts in der Gemeinschaft ein<br />

Instrument. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich,<br />

das spielerische Lernen steht<br />

im Vordergrund. Dieses Konzept des Klassenmusizierens<br />

wird bereits an mehreren<br />

Schulen in Südtirol erfolgreich umgesetzt.<br />

Das Ziel besteht darin, jungen Menschen<br />

das gemeinsame Musizieren zu ermöglichen<br />

und näherzubringen, um schließlich<br />

die Nachwuchsarbeit unserer Musikkapellen<br />

nachhaltig zu fördern.“ (*Zitat aus der<br />

Homepage des VSM)<br />

Die Umsetzung des Konzepts<br />

Bei dem musikalischen Vorhaben in Enneberg<br />

handelt es sich um eine Anpassung<br />

des Konzeptes an die strukturellen und<br />

pädagogischen Begebenheiten des kleinen<br />

Dorfes, konzipiert und realisiert vom<br />

Gadertaler Musikpädagogen und ehemaligen<br />

Mitglied der Musikkapelle Enneberg,<br />

Markus Erlacher, aktuell Musiklehrer am<br />

Schulsprengel St.Vigil in Enneberg.<br />

Der Gadertaler Musikpädagoge Markus<br />

Erlacher hat das Projekt „Bläserklasse“ initiiert,<br />

konzipiert und geleitet.<br />

30 Schülerinnen und Schüler von der<br />

3. bis zur 5. Klasse bekamen die Gelegenheit,<br />

während des Unterrichts an der<br />

Grundschule ein Blasinstrument zu erlernen,<br />

frei nach dem Motto „Jedem Kind<br />

ein Instrument“. Dabei ging es vor allem<br />

darum, den Kindern ein kompetenzorientiertes<br />

und fächerübergreifendes Lernen<br />

im musikalischen Bereich zu ermöglichen<br />

und ihnen Freude am Musizieren zu vermitteln.<br />

So konnten einigen Schülerinnen<br />

und Schülern auf den Wartelisten der Musikschule,<br />

zumindest vorübergehend, die<br />

langen Wartezeiten etwas verkürzt werden.<br />

Unterrichtet wurden die Kinder von den<br />

Grundschullehrerinnen Daniela Ellecosta<br />

und Petra Kostner (Gesang, Body Percussion<br />

und Musiktheorie) sowie von folgenden<br />

diplomierten Instrumentallehrer*innen:<br />

» Elisabeth Mutschlechner und Carolin<br />

Mölgg (Querflöte)<br />

» Laura Lezuo (Oboe)<br />

» Markus Erlacher (Trompete, Konzeption<br />

und Projektleitung)<br />

» Melanie Rigo (Klarinette)<br />

» Michael Taschler (Posaune)<br />

» Sabino Monterisi, Barbara Holzer und<br />

Stefanie Watschinger (Saxophon)<br />

Unterstützt wurde das musikalische Abenteuer<br />

auch von der Schulleiterin Alexandra<br />

Sorá und von den Grundschullehrern Ludwig<br />

Rindler und Ulrika Pedevilla.<br />

KulturFenster<br />

22 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Blasmusik<br />

Bei der Bläserklasse Enneberg wurde auch gesungen.<br />

Breite Zusammenarbeit<br />

Bei der Initiative in Enneberg handelt es<br />

sich um die erste dieser Art im Gadertal.<br />

Die Umsetzung der Idee ist der reibungslosen<br />

Zusammenarbeit mehrerer<br />

Institutionen zu verdanken, nämlich dem<br />

Schulsprengel St. Vigil in Enneberg, dem<br />

Ladinischen Schulamt und der Musikkapelle<br />

Enneberg Pfarre<br />

In dieser Hinsicht könnte man das musikalische<br />

Projekt als unkonventionell, innovativ<br />

und richtungsweisend bezeichnen. Durch<br />

das konstruktive Miteinander der genannten<br />

Strukturen war es möglich, finanzielle<br />

Ressourcen zu bündeln, dabei neue Synergien<br />

zu schaffen und gleichzeitig Musikkapelle<br />

und Grundschule in ihrer zentralen<br />

Rolle für Gesellschaft und Dorfleben<br />

zu stärken und zu festigen. Der Obmann<br />

der Musikkapelle Enneberg, Georg Rigo,<br />

ließ sich vor Projektbeginn im Jahre 2022<br />

sofort für die Idee der Bläserklasse begeistern,<br />

heute ist er stolz auf das Erreichte.<br />

Seit Beginn des Projektes haben nämlich<br />

die Musikschulanmeldungen für Blasinstrumente<br />

im Dorf stark zugenommen.<br />

Rigo bedankte sich während der Aufführungen<br />

auch für die erhaltenen Finanzierungshilfen<br />

zur Realisierung von „Iu, tö y<br />

la musiga“. Entsprechende Beteiligungen<br />

des Ladinischen Schulamtes, der Ladinischen<br />

Kultur, des örtlichen Bildungsausschusses<br />

sowie die Unterstützung durch<br />

mehrere private Sponsoren erleichterten<br />

die Umsetzung des Vorhabens ungemein.<br />

Euphorie und<br />

Herausforderung<br />

alle Fotos: Grundschule Enneberg<br />

Jeden Donnerstag von Oktober bis Mai<br />

bekamen die kleinen Musikant*innen<br />

„Für mich gab es in diesen zwei Jahren vieles zu lernen. Ich durfte im Laufe des<br />

Projektes mehrere wertvolle Erfahrungen machen, abgesehen von der logistisch/<br />

organisatorischen Arbeit, die hinter der Unternehmung steckt. Das Modul der Bläserklasse<br />

birgt für mich ein enormes Potenzial, da es dann besonders produktiv<br />

ist, wenn alle beteiligten Akteure koordiniert zusammenarbeiten und damit nutzbare<br />

Synergien schaffen. In Zeiten immer knapper werdender finanzieller und<br />

zeitlicher Ressourcen liegt diese Idee voll im Trend, finde ich. Es wäre auch sicher<br />

spannend, die Zusammenarbeit mit der Musikschule auf diesem Wege zu<br />

intensivieren. Ich weiß, dass dieses Thema von der Landesmusikschuldirektion<br />

bereits aufgegriffen wird. Lösungen in diesem Kontext sind gleichermaßen nötig<br />

wie kompliziert, da die Voraussetzungen für diese Projektart an unterschiedlichen<br />

Orten oft grundsätzlich variieren. Zusätzlich ermöglichen die derzeitigen<br />

Rahmenrichtlinien zur Erstellung der Wartelisten an den Musikschulen in Kombination<br />

mit der chronischen Knappheit der Stundenkontingente keine trivialen<br />

Lösungsansätze. Die Zukunft wird zeigen, welche Möglichkeiten sich in diesem<br />

Kontext ergeben. Der vielleicht schönste Aspekt des Projektes ist jedoch die Tatsache,<br />

dass bei „Iu, tö y la musiga“ junge Menschen dazu motiviert wurden, eine<br />

wichtige, aktive und nachhaltige Rolle im sozialen Kontext des Dorflebens einzunehmen.<br />

Dadurch wurde zusätzlich auch ihr soziales Bewusstsein gefördert.“<br />

Markus Erlacher<br />

Musikunterricht. Im Rahmen des Wahlpflichtfaches<br />

(ELI) und des curricularen<br />

Musikunterrichtes ergaben sich insgesamt<br />

zwei Wochenstunden für das Einlernen<br />

der Inhalte. Das gemeinsame Musizieren<br />

wurde von den Kindern geradezu<br />

euphorisch aufgenommen, die Unterstützung<br />

des Vorhabens durch das Lehrerkollegium<br />

der Grundschule und durch<br />

die Familien der Kinder war unkompliziert<br />

und vorbildhaft. Als Herausforderung<br />

stellte sich allerdings die Suche nach geschulten<br />

Instrumentallehrkräften heraus:<br />

Es war kein Leichtes, diplomierte Instrumentalpädagogen<br />

zu finden, welche qualifiziert<br />

sind und gleichzeitig die zeitliche<br />

Verfügbarkeit hatten, um vormittags in<br />

Enneberg zu unterrichten. Letztendlich<br />

konnte jedoch auch dieser Stolperstein<br />

aus dem Weg geräumt werden, auch<br />

dank der pragmatischen Hilfe der Ladinischen<br />

Schulamtsleiterin Edith Ploner,<br />

dem Wohlwollen der Musikschuldirektion<br />

Gadertal und der Hilfe des Direktors<br />

des Schulsprengels St.Vigil in Enneberg,<br />

Heinrich Videsott.<br />

Fortsetzung ist erwünscht<br />

Schuldirektor Heinricht Videsott zeigte sich<br />

überrascht von den ambitionierten Konzerten<br />

und den Ergebnissen der zweijährigen<br />

Arbeit und ließ es sich nicht nehmen,<br />

den jungen Protagonisten der Veranstaltung<br />

seine Komplimente zum Ausdruck<br />

zu bringen.<br />

Auch Schulamtsleiterin Edith Ploner<br />

schloss sich den Glückwünschen an und<br />

erinnerte an die Bedeutung des Musikmachens<br />

für die körperliche, soziale und<br />

emotionale Entwicklung von Kindern. Die<br />

Schulvertreter äußerten die Hoffnung auf<br />

die Fortsetzung des musikalischen Werdeganges<br />

der kleinen Musikant*innen in<br />

Zusammenarbeit mit der örtlichen Musikkapelle.<br />

Sie betonten den besonderen<br />

Stellenwert des Projektes, wenn nicht als<br />

Grundlage einer musikalischen Weiterentwicklung,<br />

dann zumindest als wertvolle<br />

Erinnerung und als Chance der<br />

Bühnenerfahrung mit allen Aspekten<br />

eines musikalischen Auftrittes. Ein abschließender<br />

Dank galt dem Musikpädagogen<br />

Markus Erlacher für die Idee<br />

und Umsetzung des Projektes und für<br />

dessen Entschlossenheit, für jegliche<br />

Art von logistischen und bürokratischen<br />

Hürden einen pragmatischen Lösungsansatz<br />

zu finden.<br />

Markus Erlacher<br />

KulturFenster<br />

23 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


entdeckt<br />

Die Frage der Klarinettisten:<br />

Holz- oder Kunststoffblatt?<br />

Andrea Götsch und Roberto Gander geben Auskunft<br />

Fotos: Julia Frank<br />

Wenn die Blechbläser auf der Suche nach<br />

dem geeigneten Mundstück fündig geworden<br />

sind, dann haben sie meist – zumindest für<br />

eine Zeit lang – eine Sorge weniger. Ganz<br />

anders bei Holzblasinstrumenten, denn das<br />

Klarinettenblatt oder die Doppelrohrblätter<br />

der Oboe und des Fagottes können heute<br />

noch so gut eingespielt sein, aber bereits<br />

morgen durch Abnutzung, Temperatur- oder<br />

Witterungseinflüsse ihre Qualität verlieren.<br />

Schon seit vielen Jahren bietet der Instrumentenmarkt<br />

Kunststoffalternativen zu den<br />

Holzblättern an und die technische Weiterentwicklung<br />

überzeugt immer mehr.<br />

Roberto Gander, Professor an der Musikhochschule<br />

„Claudio Monteverdi“ in Bozen,<br />

und Andrea Götsch, Klarinettistin bei<br />

den Wiener Philharmonikern, spielen mit<br />

Kunststoffblättern. Im Folgenden erzählen<br />

sie von ihren Erfahrungen und über<br />

das Für und Wider ihrer Entscheidungen.<br />

Andrea Götsch<br />

Wenn ich mich recht erinnere, hab ich<br />

schon vor meinem Bachelorstudium –<br />

so etwa mit 14 Jahren im Unterricht an<br />

der Musikschule bei Christian Laimer –<br />

Kunststoffblätter ausprobiert. Das waren<br />

Wiener Mundstücke der Firma „Gleichweit“,<br />

die eigens für Kunststoffblätter hergestellt<br />

wurden und von der Innenbohrung<br />

her an unser französisches System angepasst<br />

waren. Auch am Konservatorium Bozen<br />

habe ich mit meinem Lehrer Roberto<br />

Gander sowohl verschiedene Holzblätter<br />

als auch Kunststoffvarianten ausprobiert.<br />

Immer wieder war ich zwischen Holz und<br />

Plastik hin- und hergerissen, entweder auf<br />

Anraten meiner Lehrer oder weil ich selber<br />

ständig auf der Suche nach dem optimalen<br />

Material für mich war. Dabei wollte<br />

ich einfach verschiedenste Möglichkeiten<br />

ausprobieren. Seit meinem Studium in<br />

Wien spiele ich immer „Gleichweit“-Mundstücke,<br />

habe aber immer auch zwischen<br />

Holz- und Kunststoffblättern gewechselt.<br />

Seit etwa fünf Jahren spiele ich fast ausschließlich<br />

mit Plastikblättern der Firma<br />

„Légère“ – auf der B-/A-Klarinette. Auf anderen<br />

Klarinetten – Es, D, G und Bassklarinette<br />

sowie Bassetthorn – spiele ich weiterhin<br />

Holzblätter.<br />

Natürlich sind Plastikblätter etwas stabiler<br />

als Holzblätter, aber auch das Spielgefühl<br />

mit Plastik verändert sich durch Wärme,<br />

Luftdruck u. ä. Außerdem müssen sie nicht<br />

feucht sein, um die Luft zum Schwingen zu<br />

bringen. Das ist speziell beim Unterrichten<br />

oder auch nach langen Tacet-Stellen<br />

im Orchester sehr angenehm. Wenn das<br />

Holz ausgetrocknet ist, klingt es meist gar<br />

nicht gut. Dennoch sind für mich hauptsächlich<br />

das Spielgefühl und der Klang für<br />

die Wahl des Kunststoffblattes entscheidend.<br />

Aber nicht, weil es meiner Meinung<br />

nach allgemein besser klingt, sondern<br />

weil es mir persönlich hilft, den Klang<br />

zu erreichen, den ich haben möchte. Auf<br />

Holzblättern war ich oft sehr unzufrieden.<br />

Beide Probespiele, die ich für feste Stellen<br />

(Bühne Baden bei Wien sowie Wiener<br />

Staatsoper/Wiener Philharmoniker) habe<br />

ich auf einem Kunststoffblatt für mich entscheiden<br />

können. Dabei bin auch ich ständig<br />

am Weitersuchen und Tüfteln, probiere<br />

immer wieder neue Mundstücke und Blätter<br />

aus, arbeite ständig an einer Optimierung.<br />

Schließlich kommt es immer auf die<br />

gesamte Kombination von Blatt, Mundstück<br />

und Klarinette an – im Grunde auch der<br />

einzelnen Teile wie Blattschraube, Birne,<br />

Schalltrichter usw.<br />

Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass die<br />

KulturFenster<br />

24 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Blasmusik<br />

Materialkombinationen mit Kunststoffblättern<br />

eher etwas mehr Widerstand im Blasgefühl<br />

erfordern. Das kann zwar manchmal<br />

etwas anstrengend sein, aber dadurch<br />

hält der Klang etwas mehr zusammen und<br />

bleibt zentrierter. Schließlich gebe ich dem<br />

Blatt mit meiner Art hineinzublasen die nötige<br />

Freiheit und Flexibilität.<br />

Andrea Götsch, Algund/Wien<br />

Mundstück: Gleichweit: K-AG2<br />

Blatt: Légère SIGNATURE (Stärke 3,5)<br />

Roberto Gander<br />

Ich spiele schon seit vielen Jahren mit<br />

Kunststoffblättern. 2009 war ich zu einer<br />

Vorführung in Innsbruck eingeladen, bei<br />

der Nick Kückmeier nicht nur seine bereits<br />

bekannten Playnick-Mundstücke,<br />

sondern auch seine Klarinettenblätter –<br />

sowohl traditionelle Holz- als auch die<br />

neuen Kunststoffblätter vorstellte. Ich war<br />

gleich begeistert und aus den ersten Kontakten<br />

entwickelte sich über unsere enge<br />

Zusammenarbeit eine mittlerweile jahrelange<br />

Freundschaft. Seine damalige Neuheit<br />

war, dass er sowohl Mundstücke wie<br />

auch Blätter im Sortiment hatte, die direkt<br />

aufeinander abgestimmt sind. Nick vertreibt<br />

immer noch seine eigenen Blätter,<br />

arbeitet aber mittlerweile auch mit Silverstein<br />

und Légère zusammen.<br />

Die Qualität eines Kunststoffblattes ist<br />

gleichbleibend, ohne Einspielen sind sie sofort<br />

einsatzbereit, bleiben stabiler und verändern<br />

sich während des Spielens kaum.<br />

Du hast immer die gleiche Klangfarbe, sowohl<br />

im Piano wie auch im Forte. Außerdem<br />

haben die Kunststoffblätter eine deutlich<br />

längere Lebensdauer als herkömmliche<br />

Blätter. Trotzdem benötigst du auch bei<br />

den Plastikblättern eine griffbereite Auswahl<br />

von zwei bis drei Blättern; das hängt<br />

auch davon ab, ob du in einem kleinen<br />

oder großen Raum oder im Freien spielst.<br />

Es bleibt immer noch ein ganz subjektives<br />

Empfinden und eine ganz persön-<br />

liche Entscheidung, mit welchem Mundstück<br />

und welchem Blatt man spielt. Es<br />

kommt immer darauf an, den Klang zu<br />

erreichen, den man sich vorstellt. Daher<br />

müssen das Mundstück und das Blatt –<br />

ganz egal, ob Holz oder Kunststoff – aufeinander<br />

abgestimmt sein. Zudem können<br />

nicht alle Mundstücke mit Kunststoffblättern<br />

gespielt werden.<br />

Ich bekomme eigentlich nur positive Rückmeldungen<br />

von Musikerkolleginnen und<br />

-kollegen sowie von Ensembleleitern und<br />

Dirigenten. Der Klang überzeugt immer<br />

wieder und – wer es nicht weiß – kann es<br />

im ersten Moment gar nicht glauben, dass<br />

dieser Klang von einem Plastikblatt kommt.<br />

Ich selbst spiele eine Wurlitzer-Klarinette<br />

(Reform-Böhm mit deutscher Innenbohrung)<br />

mit verschiedenen Mundstücken<br />

– immer mit der gleichen Bohrung, aber<br />

von verschiedenen Herstellern bzw. unterschiedliche<br />

Modelle, je nach Ensemble,<br />

Location und Repertoire. Aber auch<br />

bei allen anderen Klarinetten verwende<br />

ich ausschließlich Kunststoffblätter. Und<br />

weil es für das Bassetthorn keine eigenen<br />

Plastikblätter gibt, verwende ich dafür die<br />

Blätter des Altsaxofones.<br />

Ich lade jeden ein, auf der Suche nach dem<br />

geeigneten Blatt auch Kunststoffblätter auszuprobieren.<br />

Man kann nicht von vornherein<br />

sagen, was besser oder schlechter ist,<br />

letztendlich bleibt die Frage: „Wo fühle ich<br />

mich am besten?“<br />

Roberto Gander, Bozen<br />

verschiedene Mundstücke<br />

Blatt: Légère FRENCH (Stärke 3,25)<br />

KulturFenster<br />

25 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


persönlich<br />

Ein Glücksfall für die Blasmusik<br />

Zum 150. Geburtstag von Gustav Holst (1874–1934)<br />

basieren viele seiner Werke auf englischen<br />

Volksliedern und Tänzen.<br />

Holsts Meisterwerk „The Planets“ wiederum<br />

beeinflusste später die gesamte Filmmusik<br />

des 20. Jahrhunderts.<br />

Große Bedeutung für<br />

die Blasmusik<br />

Ein Glücksfall für die Blasmusik ist die Tatsache,<br />

dass ein Komponist dieser Größe<br />

gar einige Originalwerke für Blasorchester<br />

hinterlässt:<br />

Gustav Holst, 21.09.1874 Cheltanham –<br />

25.05.1934 London<br />

Als Spross einer Musikerdynastie wurde<br />

Gustav Holst sehr früh von seinem Vater dazu<br />

animiert, Klavier zu lernen. Später folgten<br />

die Violine und die Posaune. Seinen Traum,<br />

Konzertpianist zu werden, musste er aufgrund<br />

einer Nervenentzündung des Armes bald<br />

aufgeben. Also schlug er die Richtung des<br />

Komponierens und Dirigierens ein. Außerdem<br />

studierte er Posaune am Royal College<br />

of Music in London. Als Posaunist war er in<br />

mehreren Orchestern tätig und er lernte auch<br />

die Welt der britischen Military Bands kennen.<br />

Eine lebenslange Freundschaft verband<br />

Holst mit dem Komponisten Ralph Vaughan<br />

Williams, dessen Nachfolger er als Lehrer<br />

an der James Allen`s Girl`s School wurde.<br />

Die beiden einte unter anderem das große<br />

Interesse am englischen Volkslied.<br />

Von Volksliedern<br />

und Tänzen inspiriert<br />

Nachdem im England des 19. Jahrhundert<br />

kaum musikgeschichtlich relevante Beiträge<br />

entstanden waren, orientierte sich die Musikszene<br />

am Übergang zum 20. Jahrhundert<br />

an den großen Komponisten des Kontinents.<br />

Holst interessierte sich für Richard<br />

Wagner und Richard Strauß, aber auch für<br />

Schönberg, Strawinsky, Debussy und Ravel.<br />

Wie sein Freund Ralph Vaughan Williams<br />

träumte er jedoch von der Entwicklung<br />

eines landestypischen Stils, daher<br />

» Three Folk Tunes (1905)<br />

» First Suite in Eb (1909)<br />

» Second Suite in F (1911)<br />

» The Praise of King Olaf for Choir and<br />

Military Band (1910-11)<br />

» Fugua á la Gigue (1928)<br />

» Hammersmith Prelude and<br />

Scherzo (1930)<br />

Von großer Bedeutung für die Blasmusik<br />

sind beide Suiten, da sie von höchster kompositorischer<br />

Qualität zeugen und trotzdem<br />

von einem guten Amateurorchester aufgeführt<br />

werden können. Die „First Suite in<br />

Es“, komponiert für 19 Instrumente mit<br />

17 „ad libitum“-Stimmen, orientiert sich<br />

Zum Autor<br />

Die zwei wohl bekanntesten Holst-Werke:<br />

„First Suite in Es“ und „Second Suite in F“<br />

in der Instrumentation an den schlank<br />

besetzten Military Bands und gilt als klassisches<br />

Stück Kunstmusik.<br />

Die „Second Suite in F“, basierend auf<br />

englischen Volksliedern und Tänzen, gehört<br />

nicht nur zum Standardrepertoire der<br />

Blasorchestermusik, sondern wurde sogar<br />

von Gordon Jacob für Sinfonieorchester<br />

transkribiert und 1945 unter dem Titel „A<br />

Hamshire Suite“ veröffentlicht.<br />

Dietmar Rainer<br />

Dietmar Rainer (*1973) studierte Trompete und Instrumentalpädagogik<br />

am Mozarteum in Salzburg und an<br />

der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Später<br />

spezialisierte er sich auf Dirigieren und Instrumentation.<br />

Studium in Blasorchesterleitung bei<br />

Alex Schillings und José Pasqual Vilaplana und<br />

Instrumentation bei Carlo Pirola am ISEB (Istituto<br />

Superiore Europeo Bandistico). Im Jahr 2021 erlangte<br />

er seinen Master in Blasorchesterleitung am<br />

Konservatorium in Maastricht bei Prof. Jan Cober.<br />

Derzeit unterrichtet er an der Mittelschule mit musikalischer<br />

Ausrichtung in Schlanders und das Fach Kapellmeisterausbildung<br />

an der Musikschule Unterer Vinschgau. Er dirigiert neben<br />

der Musikkapelle Naturns und dem Kirchenchor Schnals verschiedene Projekte<br />

unterschiedlicher Genres. Mit seinem Instrumentationsservice www.toccata.info<br />

ist er international erfolgreich.<br />

KulturFenster<br />

26 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Blasmusik<br />

Pepi Fauster<br />

zum „Cavaliere“ ernannt<br />

Hohe Auszeichnung vom<br />

Staatspräsidenten für den Ehrenobmann des VSM<br />

Der italienische Staatspräsident Sergio<br />

Mattarella hat Pepi Fauster das Ehrenzeichen<br />

als „Cavaliere für die Verdienste um<br />

die Republik“ verliehen.<br />

Wir gratulieren unserem Verbandsehrenobmann<br />

im Namen des Verbandes, unserer<br />

209 Mitgliedskapellen und der 10.200 Mu-<br />

sikantinnen und Musikanten zu dieser hohen<br />

Auszeichnung.<br />

Pepi Ploner, VSM-Verbandsobmann<br />

Anlässlich der Feierlichkeiten am Bozner<br />

Waltherplatz zum Fest der Republik am<br />

vergangenen 2. Juni überreichte ihm Regierungskommissar<br />

Vito Cusumano die Ehrenurkunde.<br />

„Diese Auszeichnung ist aufgrund<br />

der engen und freundschaftlichen<br />

Zusammenarbeit zwischen dem VSM, dem<br />

Trentiner Blasmusikverband (Federazione<br />

delle Bande Trentine) sowie dem nationalen<br />

Blasmusikverband (Tavolo Permanente)<br />

zu Stande gekommen“, hob Pepi Fauster<br />

hervor und dankte Renzo Braus, Giorgio<br />

Zanaloni und allen Kolleginnen und Kollegen<br />

im VSM für die provinz- und regionenübergreifende<br />

Kulturarbeit.<br />

Pepi Fauster wurde<br />

aufgrund seiner<br />

Verdienste um<br />

die Republik vom<br />

italienischen Staatspräsidenten<br />

Sergio<br />

Mattarella zum „Cavaliere“<br />

ernannt.<br />

Foto: Stephan Niederegger<br />

BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

Aboaktion<br />

Seit Dezember 1948 berichten wir unter dem Titel „Die Volksmusik“, ab September<br />

1953 als „Südtiroler Volkskultur“, ab März 1979 als „Tiroler Volkskultur“ und seit<br />

2008 als „KulturFenster“ lebendig, bunt und vielfältig über die Musikkapellen,<br />

die Chöre, die Heimatpflege, den Volkstanz und das Trachtenwesen in Südtirol<br />

derzeit in einer Gesamtauflage von rund 3.300 Stück pro Ausgabe.<br />

Sie möchten keine<br />

Ausgabe verpassen?<br />

Dann rufen Sie uns an (Tel. 0471 976 387)<br />

oder schreiben uns eine E-Mai an: info@vsm.bz.it<br />

Sie bekommen das „KulturFenster“ sechs Mal im Jahr direkt<br />

nach Hause geschickt. Weitere Informationen finden<br />

Sie im Impressum auf Seite 3 dieser Ausgabe.<br />

KulturFenster<br />

27<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


persönlich<br />

Toni Profanter zum 70er<br />

Musikant, Kapellmeister, Verbandsstabführer<br />

Am vergangenen 24. Juli feierte Toni Profanter<br />

seinen 70. Geburtstag. Dazu gratulieren<br />

wir von ganzem Herzen und danken<br />

ihm für all die Jahre, die er der Blasmusik<br />

gewidmet hat und weiterhin widmen wird.<br />

Tonis musikalische Reise begann in Villnöß,<br />

wo er früh zur Klarinette fand und schon<br />

mit 13 Jahren der Musikkapelle Villnöß<br />

beitrat. Nach seiner Ausbildung zum Kapellmeister<br />

beeindruckte er weit über die<br />

Dorf- und Landesgrenzen hinaus. Sein<br />

Engagement und seine Erfolge bei Konzert-<br />

und Marschmusikbewertungen sind<br />

ein Beweis für seine Leidenschaft und<br />

sein Können.<br />

Im Bezirk und Verband aktiv<br />

Er war u.a. Bezirkskapellmeister im VSM-<br />

Bezirk Brixen (1989-2001). Bereits Ende<br />

der 1990er Jahre engagierte er sich als<br />

Verbandsstabführer und wurde in den<br />

Verbandsvorstand kooptiert – eine Funktion<br />

im Vorstand, die einige Jahre später<br />

eigens in den VSM-Statuten festgeschrieben<br />

wurde. Als feuriger Verfechter<br />

der Marschmusik übte er dieses Amt bis<br />

2016 aus. Neben der Konzerttätigkeit trat<br />

er mit der Musikkapelle Villnöß auch oft<br />

bei Veranstaltungen und Wettbewerben<br />

der „Musik in Bewegung“ (MIB) auf und<br />

erzielte dabei hervorragende Leistungen.<br />

Besonders hervorzuheben ist der „4. ÖBV<br />

Bundeswettbewerb MiB“ 2013 in Sand in<br />

Taufers, bei dem er als Stabführer mit der<br />

Musikkapelle Villnöß den ausgezeichneten<br />

dritten Gesamtrang erzielte.<br />

Musik in Bewegung<br />

als Herzensanliegen<br />

Ein weiteres Anliegen war ihm eine gute<br />

Ausbildung der Stabführer. Die Ideen, Wünsche<br />

und Ziele gingen ihm dabei nie aus.<br />

Toni verstand es immer wieder, seine Motivation,<br />

Begeisterung, sein Wissen und<br />

seine Erfahrung bei den Stabführerausbildungen<br />

und Marschproben weiterzugeben,<br />

und dies nicht nur auf Verbandsebene,<br />

sondern auch im ÖBV. Er war<br />

maßgeblich an den Ausarbeitungen der<br />

Toni Profanter (Zweiter von rechts) freute sich über die Glückwünsche des VSM - (v.l.)<br />

VSM-Obmann Pepi Ploner, Verbandskapellmeister Meinhard Windisch und Verbandsstabführer<br />

Klaus Fischnaller<br />

Fotos: privat<br />

einheitlichen Richtlinien für die Musik in<br />

Bewegung beteiligt, die sich positiv auf<br />

Kapellen, Stabführer und Stabführerinnen<br />

ausgewirkt haben.<br />

Anerkennung<br />

für große Verdienste<br />

2016 wurde ihm „in Anerkennung seiner<br />

großen Verdienste“ der VSM-Verdienststern,<br />

die höchste Auszeichnung des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen, sowie das ÖBV-<br />

Verdienstkreuz in Gold verliehen. Im gleichen<br />

Jahr wurde er von seiner Musikkapelle<br />

Villnöß zum Ehrenkapellmeister ernannt.<br />

Seit 2017 ist er Ehrenmitglied des VSM.<br />

Lieber Toni, du bist nicht nur ein herausragender<br />

Musiker, Kapellmeister und Stabführer,<br />

sondern auch ein wunderbarer<br />

Mensch und Freund. In Freundschaft und<br />

im Namen aller Musikantinnen und Musikanten<br />

sowie aller Stabführerinnen und<br />

Stabführer wünsche ich dir zu deinem 70.<br />

Geburtstag von Herzen alles Liebe und<br />

Gute. Möge die Musik weiterhin dein Leben<br />

mit Freude und Glück erfüllen: "Bleib'<br />

so, wie du bist!"<br />

Klaus Fischnaller<br />

VSM-Verbandsstabführer<br />

Vergiss dein Alter, und lass die Freundschaft<br />

wie einen guten Wein sein, der mit<br />

den Jahren besser wird. (Phil Bosmans)<br />

KulturFenster<br />

28 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Blasmusik<br />

Karl Safaric zum 80er<br />

Gratulation an einen musikalischen Fachmann und väterlichen Freund<br />

Am vergangenen 28. Mai feierte der Kärntner<br />

Militärmusiker, Komponist und Arrangeur<br />

Karl Safaric seinen 80. Geburtstag.<br />

Er erhielt bereits in seiner Heimatgemeinde<br />

(Niklasdorf) Zither- und Posaunenunterricht.<br />

Im Alter von 20 Jahren zog er nach<br />

Kärnten in die Hauptstadt Klagenfurt, wo<br />

er zur Militärmusik einrückte und nebenbei<br />

am Klagenfurter Konservatorium studierte.<br />

Seit 1972 ist Karl Safaric freischaffender<br />

Komponist und Arrangeur. Er schrieb bisher<br />

mehr als 900 Kompositionen und Arrangements<br />

für Blasorchester, Volksmusik<br />

und Big-Band.<br />

Auf den ersten Blick wird einigen der Name<br />

Karl Safaric vielleicht nicht viel sagen. Spätestens<br />

aber, wenn wir von den Ouvertüren<br />

„Ferienreise“ und „Thalia“, dem Militärmarsch<br />

„Vivat Carinthia“ oder den 14<br />

Bläserweisen „Rund ums Land“ sowie<br />

seine Arrangements der „Europa-Messe“<br />

(Franz Nagel) oder des Marsches „Freude<br />

zur Musik“ von Hubert Weissmann sprechen,<br />

fällt bei den Musikantinnen und Musikanten<br />

der sprichwörtliche musikalische<br />

Groschen. Ich selbst hatte die Ehre, als Kapellmeister<br />

gleich zweimal mit ihm zusammenzuarbeiten.<br />

2006 durfte ich mit der<br />

Musikkapelle Uttenheim den Konzertwalzer<br />

„Schönes Pustertal“ von Franz Prey<br />

(1921-2011) uraufführen, den Safaric arrangiert<br />

hatte. Und 2017 haben wir mit der<br />

Musikkapelle Niederdorf den wiederentdeckten<br />

Marsch „Mit leichtem Schritt“ von<br />

Josef Hochkofler (1895-1969) neu aufgeführt<br />

– ebenso von Safaric arrangiert. Ich<br />

habe ihn als väterlichen Freund und musikalischen<br />

Fachmann erlebt. Er weiß um<br />

die Besonderheiten und Schwierigkeiten<br />

einer Dorfkapelle und versteht es, diese<br />

in seiner Musik zu berücksichtigen und<br />

umzusetzen.<br />

Ich darf mich im Namen der Südtiroler Blasmusik,<br />

aber auch in meinem ganz persönlichen<br />

Namen den vielen Gratulanten anschließen<br />

und dir, lieber Karl, die besten<br />

Wünsche zu deinem runden Geburtstag<br />

übermitteln: „Weiterhin beste Gesundheit<br />

und Gottes Segen!“<br />

Stephan Niederegger<br />

(Abb. Karl Safaric 1 + 2)<br />

Zwei historische Momente: Uraufführung des Konzertwalzers „Schönes Pustertal“ in Uttenheim<br />

2006 : Stephan Niederegger, Franz Prey, Friedrich Brunner und Karl Safaric (v.l.)<br />

Vorbereitung des neu entdeckten Niederdorfer Marsches 2017 neu entdeckten Niederdorfer<br />

Marsches „Mit leichtem Schritt“ von Josef Hochkofler: Karl Safaric (links) und<br />

Stephan Niederegger<br />

KulturFenster<br />

29 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


gedenken<br />

In memoriam<br />

Hansjörg Finatzer<br />

Einem herausragenden Musiker und Menschen zum Abschied<br />

Am 25. Juni ist Hansjörg Finatzer im Alter<br />

von 86 Jahren friedlich entschlafen.<br />

Er wurde am 4. Jänner 1938 in Truden<br />

geboren und wuchs in bescheidenen<br />

Verhältnissen auf. Bereits sein Vater Johann<br />

galt als außergewöhnlicher Tubist<br />

und war Mitglied der legendären „Trudner<br />

Streich“. Schon früh erkannte man<br />

das herausragende musikalische Talent<br />

von Hansjörg.<br />

Dank der Unterstützung der Gemeinde<br />

Truden konnte er 1957 das Diplom in<br />

Kirchenmusik am Konservatorium in Trient<br />

und später in Bozen abschließen. Im<br />

Gegenzug übernahm er den Orgeldienst<br />

und die Leitung des Kirchenchors in Truden,<br />

eine Aufgabe, die er bis im Jahre<br />

2003 mit großer Hingabe erfüllte. Seinen<br />

Lebensunterhalt bestritt er als Busfahrer<br />

der Fleimstalbahn-Folgegesellschaft<br />

FEAR (1966–1989). Aus der Ehe<br />

mit Gertraud Daldoss († 1990) gingen<br />

die Kinder Johann, Christine und Sibylle<br />

sowie Siegfried (†1982) hervor, denen<br />

er die Begeisterung für die Musik weitergegeben<br />

hat.<br />

Der Kapellmeister<br />

Hansjörg Finatzer (1938–<strong>2024</strong>)<br />

1950 trat Hansjörg Finatzer der Musikkapelle<br />

Truden als Flügelhornist bei und<br />

übernahm sieben Jahre später das Amt<br />

des Kapellmeisters, das er bis 1984 mit<br />

großer Leidenschaft und Engagement ausübte.<br />

Die Bedingungen in Truden waren<br />

zu dieser Zeit bescheiden: Nur wenige<br />

Musikanten hatten eine musikalische<br />

Ausbildung oder konnten Noten lesen.<br />

Hansjörg musste deshalb nicht nur die<br />

Kapelle leiten, sondern vielen Mitgliedern<br />

das Musizieren von Grund auf beibringen.<br />

Unter seiner Leitung wurden bereits<br />

Ende der 1970er-Jahre auch die ersten<br />

Mädchen in die Kapelle aufgenommen.<br />

Damals gab es in Truden keine Frühjahrskonzerte.<br />

Die Konzertsaison begann<br />

stattdessen mit den beliebten Platzkonzerten<br />

im Freien. Ein Höhepunkt war dabei der<br />

„Concertone“, ein alljährliches Talschaftstreffen<br />

aller Musikkapellen des Fleimstales.<br />

Seine Leidenschaft galt auch den Egerländer<br />

Musikanten von Ernst Mosch, die er<br />

mehrere Male bei Konzerten in Deutschland<br />

erleben konnte, wobei er selbst mit<br />

seinem VW Käfer dorthin fuhr. Bei diesen<br />

Gelegenheiten suchte er auch nach neuem<br />

Notenmaterial für die Kapelle. Die in den<br />

1980er-Jahren gegründeten „Fleimstaler<br />

Musikanten“, eine Formation im Egerländer<br />

Stil, bei der Hansjörg ebenso der musikalische<br />

Leiter war, zeugten von dieser<br />

Begeisterung für die Egerländer Musik.<br />

Der Chorleiter und Organist<br />

Den Kirchenchor St. Blasius Truden übernahm<br />

Hansjörg Finatzer ebenso im Jahre<br />

1957. Unzählige Gottesdienste, Andachten,<br />

Taufen und Beerdigungen waren für ihn<br />

als Chorleiter und Organist wie das tägliche<br />

Brot. Weil in den 1970er Jahren<br />

die alte Reinisch-Orgel nicht mehr spielbar<br />

war und schließlich entfernt wurde,<br />

musste er sich mit einem elektrischen<br />

Harmonium begnügen, das nicht an die<br />

Klangfülle einer echten Kirchenorgel heranreichte,<br />

jedoch den Chor im A-Capella-<br />

Singen wesentlich voranbrachte. Auch<br />

auf seine Initiative hin wurde schließlich<br />

1996 die Chorempore erweitert und eine<br />

neue Pirchner-Orgel angeschafft.<br />

Als der Männergesangsverein Truden<br />

im Jahre 1997 gegründet wurde, war<br />

Hansjörg Finatzer dessen erster Chorleiter.<br />

Er leitete den Chor von dessen Gründung<br />

bis zum Jahre 2002 und legte somit<br />

den Grundstein für die Erfolge des<br />

rührigen Vereins.<br />

Dankbare Anerkennung<br />

Die Verdienstmedaille des Landes Tirol<br />

und andere hohe Auszeichnungen<br />

zeugen von den Verdiensten des Verstorbenen<br />

für die Gemeinschaft in seinem<br />

Heimatdorf und darüber hinaus.<br />

Er wurde zum Ehrenkapellmeister der<br />

Musikkapelle und zum Ehrenmitglied<br />

des Kirchenchores Truden ernannt.<br />

In Dankbarkeit und Anerkennung nehmen<br />

wir Abschied von einem herausragenden<br />

Musiker und Menschen, dessen<br />

Wirken noch lange in guter Erinnerung<br />

bleiben wird.<br />

Hermann Stuppner<br />

Obmann der Musikkapelle Truden<br />

Marita Decarli-Lochmann, Obfrau<br />

des Kirchenchores St. Blasius Truden<br />

Hansjörg Epp, Obmann<br />

des Männergesangsvereines Truden<br />

KulturFenster<br />

30 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


kurz notiert<br />

Geteilte Leidenschaft für die Musik<br />

Frühjahrskonzert der MK Kolfuschg-Corvara<br />

Am 25. Mai lud die Musikkapelle<br />

Kolfuschg-Corvara zum<br />

traditionellen Frühjahrskonzert,<br />

das von der Jugendkapelle<br />

„The Groovy Wind<br />

Band“ eröffnet wurde.<br />

„Musik verbindet Jung und<br />

Alt“ – unter diesem Motto<br />

stand das diesjährige Frühjahrskonzert<br />

der Musikkapelle Kolfuschg-Corvara.<br />

Dorfbewohner, Musikfreunde und Familien<br />

mit Kindern folgten der Einladung<br />

zum Konzert, das mit der „Groovy Wind<br />

Band“ begann. Die Jugendkapelle, die<br />

vom Jugendleiter Michael Pescolderung<br />

im Jahre 2022 ins Leben gerufen wurde,<br />

gab drei Stücke zum Besten.<br />

Das Konzert wurde von der Musikkapelle<br />

Kolfuschg-Corvara unter der Leitung von<br />

Gerhard Mohr fortgesetzt. Den Anfang<br />

machte der Marsch „Colosseo“, gefolgt von<br />

skandinavischen Melodien mit „Voice of<br />

the Vikings“ und „Fantasia on British Sea<br />

Song“, einer Fantasie britischer Seemannslieder.<br />

Zum ersten Mal spielten dieses Jahr<br />

vier junge Musikanten beim Frühjahrskonzert<br />

mit: Anna Mohr und Kathrin Valentin<br />

an der Querflöte, Sofia Alfreider am Fagott<br />

und Moritz Pescolderung am Schlagwerk.<br />

Beim Frühjahrskonzert wurden auch einige<br />

Musikanten für ihre langjährige Mitgliedschaft<br />

geehrt: Das VSM-Ehrenzeichen<br />

in Bronze ging an Christin Costner,<br />

während Elisa Kostner, André Mersa und<br />

Giovanni Rubatscher das Ehrenzeichen in<br />

Silber erhielten. Das Ehrenzeichen in Gold<br />

für seine 40-jährige Tätigkeit ging an Renato<br />

Pizzinini.<br />

Der zweite Teil des Konzerts begann mit bekannten<br />

Melodien aus den Filmen „Indiana<br />

Jones“ und „Star Wars“ im Stück „Symphonic<br />

Marches“, darauf folgten Songs aus dem<br />

Musical „Les Misérables“. Ohne Eile, aber mit<br />

viel Freude hat die Musikkapelle Kolfuschg-<br />

Corvara das Konzert mit dem Marsch „Im<br />

Eilschritt nach Sankt Peter“ abgeschlossen.<br />

Stefanie Irsara<br />

Ehrungen beim Frühjahrskonzert der MK Kolfuschg-Corvara (v. l.) Silvia Kostner (Gemeindevertreterin),<br />

Musikobmann Alexander Rottonara, Bezirksstabführer Franz Plangger, Heinz<br />

Canins, Obmann der „Uniun Musighes Val Badia“, Renato Pizzinini, Elisa Kostner, André<br />

Mersa und Giovanni Rubatscher – im Bild fehlt: Christin Costner. Foto: Freddy Planinschek<br />

Musikkapelle Antholz spielt 40. Frühjahrskonzert<br />

Ehrungen und Neuzugänge<br />

Seit 1983 finden im Vereinshaus<br />

von Antholz Mittertal<br />

Frühjahrskonzerte der<br />

Musikkapelle Antholz statt.<br />

Nach den coronabedingten<br />

Ausfällen der Jahre 2020<br />

und 2021 bedeutete das für<br />

den heurigen Pfingstsonntag das 40. Konzert<br />

dieser Art. Dirigiert wurde das Konzert<br />

von Thomas Mittermair aus St. Johann<br />

im Ahrntal, welcher bereits seit 2017 Kapellmeister<br />

der Mk Antholz ist. Ein besonderes<br />

Konzert-Highlight war der Auftritt der<br />

Sängerin Sofie Pedevilla aus Schabs mit<br />

einem Sologesangspart beim Stück „Diamonds<br />

are forever“<br />

Auch heuer fanden im Rahmen dieses<br />

Konzertes wieder Ehrungen für langjährige<br />

Mitgliedschaft statt, welche der Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen vergibt:<br />

Paul Burger erhielt das Ehrenzeichen in<br />

Gold für 40-jährige Mitgliedschaft, Daniel<br />

Zingerle und Werner Ortner jenes in Silber<br />

für 25 Jahre, Johanna Wieser, Stefan<br />

Leimgruber, Dominik Messner und<br />

Andreas Egger erhielten das VSM-Eh-<br />

renzeichen in Bronze für 15jährige Mitgliedschaft.<br />

Obmann Lukas Messner freute sich auch,<br />

drei neue Mitglieder im Verein anlässlich des<br />

Konzertes vorzustellen: Manuela Schraffl<br />

und Lena Steinkasserer an der Flöte sowie<br />

Tobias Rieder am Horn.<br />

Alexander Messner<br />

Viel zu ehren gab es beim 40. Frühjahrskonzert der Musikkapelle Antholz.<br />

Foto: privat<br />

KulturFenster<br />

31 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Was für ein trostloser Anblick! Das Wasser, das in<br />

diesem und in den anderen Becken gespeichert<br />

wird, wird der umgebenden Landschaft genommen.<br />

Das beeinträchtigt die Biodiversität und<br />

die Ökosysteme und begünstigt Erosionen sowie<br />

Rutschungen.<br />

Foto: Edith Runer<br />

KulturFenster 32<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


alarmiert<br />

Unser Wasser in Gefahr<br />

Warum menschliche Eingriffe in den Wasserhaushalt<br />

der Natur fatale Folgen haben<br />

Südtirol gräbt sich selbst das Wasser ab – im<br />

wahrsten Sinn des Wortes. Immer mehr und<br />

größere Speicherbecken, in denen Wasser<br />

für die Produktion von Kunstschnee gesammelt<br />

wird, verursachen irreversible Schäden<br />

in der Natur und Gefahren für die Menschen.<br />

Nun will auch die Landwirtschaft auf<br />

den Zug aufspringen. Eine Wissenschaftlerin<br />

erklärt, welch fatale Folgen die Eingriffe<br />

in den Wasserhaushalt haben.<br />

Die lange Zeit kühlen Temperaturen, die<br />

romantisch wirkenden Bergbäche, die sattgrünen<br />

Böden und gut gefüllten Seen täuschen<br />

in diesem Sommer darüber hinweg,<br />

dass Südtirol zunehmend an Trockenheit<br />

leidet und die Durchschnittstemperatur laufend<br />

steigt. Beide Phänomene sind zum Teil<br />

hausgemacht. Das ist bekannt. Doch statt<br />

das Möglichste zu tun, um den Klimawandel<br />

einzubremsen, befeuern wir ihn. Das<br />

beste Beispiel dafür: unser Wasser. Insbesondere<br />

in den vergangenen zwei Jahren<br />

haben viele von uns hautnah gespürt, was<br />

Wassermangel bedeutet. Zum Glück war<br />

er vorübergehend. Aber das könnte sich<br />

mit der Klimaerwärmung ändern.<br />

Speicherbecken: ein Eigentor?<br />

Nach dem Motto „Wasser predigen und<br />

Wein trinken“ löst Südtirol sein drohendes<br />

Wasserproblem, indem es der Natur noch<br />

mehr Wasser entzieht und dafür riesige<br />

Speicherbecken errichtet. Für die Produktion<br />

von Kunstschnee werden solche<br />

„Beschneiungsteiche“, wie sie verniedlichend<br />

bezeichnet werden, schon seit Jahren<br />

aus dem Boden gestampft.<br />

Nun sollen sie auch das Nass<br />

für Obst- und Weinkulturen im<br />

Tal liefern. Die Folgen werden fatal<br />

sein. Das bestätigen renommierte<br />

Wissenschaftler*innen<br />

in aller Welt.<br />

Aber was ist eigentlich falsch<br />

daran, wenn das wenige Wasser,<br />

das vom Himmel fällt, in<br />

Becken gespeichert und dann<br />

in Form von Kunstschnee oder Tropfbewässerung<br />

wieder der Erde zugeführt wird?<br />

Eine gute Frage, die wohl niemand besser<br />

beantworten kann als eine Person, die<br />

sich wissenschaftlich mit Wasser im Zusammenhang<br />

mit Ökologie, Ökonomie und<br />

Gesellschaft befasst.<br />

Das Auge der Wissenschaft<br />

Climate Action South Tyrol, das Bündnis für<br />

Klima-Aktion, dem auch der Heimatpflegeverband<br />

angehört, hat deshalb eine renommierte<br />

Hydrologin und Geografin nach Südtirol<br />

eingeladen. Eine Woche lang hat sich<br />

Carmen de Jong verschiedene Brennpunkte<br />

in und um Südtirol angeschaut, sie nach<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen beurteilt,<br />

Vorträge gehalten und Meinungen gehört.<br />

Carmen de Jong ist in Fachkreisen keine<br />

Unbekannte. Aber sie ist eine Unbequeme.<br />

Sie erforscht seit beinahe 35 Jahren den<br />

Wasser- und Sedimenthaushalt der Alpen,<br />

der Rocky Mountains und des Hohen Atlas<br />

und seit fast 20 Jahren die Umweltauswirkungen<br />

von Wintersport und der künstlichen<br />

Beschneiung in den Alpen. Damit<br />

legt sie ihre Finger in offene Wunden. Zeitweise<br />

war sie nach der Veröffentlichung<br />

von kritischen Studien einer regelrechten<br />

Kampagne ausgesetzt, auch mit beruflichen<br />

Folgen. Mittlerweile lehrt Carmen<br />

de Jong als Professorin für Hydrologie an<br />

der Fakultät für Geografie und Raumplanung<br />

der Universität Straßburg. Ihre Forschungserkenntnisse<br />

und ihre Meinung<br />

kehrt sie trotz der Gegenwehr von Seiten<br />

der Wirtschaftslobby nicht unter den Tisch.<br />

Das hat sie auch in Südtirol nicht getan.<br />

Information & Konfrontation<br />

Den Kontakt zu ihr stellte Ruth Heidingsfelder<br />

von Climate Action South Tyrol her.<br />

„Angesichts der aktuellen Diskussionen über<br />

Speicherbecken war es uns ein Anliegen,<br />

eine Expertin von außen an das Thema heranzulassen,<br />

um der Bevölkerung einmal den<br />

wissenschaftlichen Standpunkt näherzubringen,<br />

damit sich jede*r selber ein Urteil bilden<br />

kann. Denn es geht um die Heimat der<br />

Menschen, um ihren Grund und Boden“,<br />

beschreibt die Aktivistin die Beweggründe<br />

für die Einladung, die mit einem bereits geplanten<br />

Vortrag für die Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule in Brixen (Thema:<br />

Wintersport und Wasser – Wie kann man<br />

den Wintertourismus verantworten?“) kombiniert<br />

wurde.<br />

Gemeinsam mit Marlene Roner vom Verein<br />

für Kultur und Heimatpflege Tramin organisierte<br />

Ruth Heidingsfelder eine mehrtägige<br />

Rundreise, bei der Carmen de Jong<br />

einige Speicherbecken-„Schauplätze“ und<br />

fast alle olympischen Baustellen besuchte<br />

und sich zum Teil auch der Diskussion mit<br />

Vertreter*innen von Skitourismus und Landwirtschaft<br />

stellte: Kronplatz, Antholz/Olang,<br />

Sexten, Gröden, Cortina, Tesero im Fleimstal<br />

und schließlich Kaltern.<br />

„Nicht alle Zuhörer*innen waren begeistert<br />

von den Ausführungen der Hydrologin“,<br />

räumt Ruth Heidingsfelder ein. „Aber<br />

für uns war es ein großer Erfolg, weil die tatsächlichen<br />

Auswirkungen dieser menschlichen<br />

Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt<br />

und in die Natur vermutlich auch den<br />

Wirtschaftsvertreter*innen nicht klar waren.“<br />

Carmen de Jong hat dem „KulturFenster“<br />

auf den nächsten Seiten ein ausführliches<br />

Interview gegeben.<br />

Edith Runer<br />

In Tesero traf man sich u. a. mit<br />

Luigi Casanova von Mountain<br />

Wilderness: Carmen de Jong,<br />

Ruth Heidingsfelder und Philipp<br />

Ferrara vom AVS (v. l.)<br />

Foto: Marlene Roner<br />

KulturFenster 33<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


alarmiert<br />

„Es hat mir das Herz zerrissen“<br />

Kunstschneepisten und Speicherbecken:<br />

Das sagt die Wissenschaftlerin Carmen de Jong<br />

KulturFenster: Sie waren eine Woche lang<br />

in Südtirol, im Trentino und in Cortina unterwegs.<br />

Ganz spontan: Welchen Eindruck<br />

haben Sie gewonnen?<br />

Carmen de Jong: Der erste Eindruck war<br />

ein wunderbarer. Ich kenne aus meiner<br />

Kindheit viele Länder und mehrere Kontinente,<br />

habe im Laufe meiner Forschungen<br />

vor allem gebirgige Regionen besucht. Und<br />

ich muss sagen: Südtirol ist ganz speziell.<br />

Eine landschaftliche Vielfalt auf so kleinem<br />

Raum und dazu die Menschen, von denen<br />

ich mich sofort aufgenommen gefühlt habe.<br />

KF: Aber Sie waren nicht nur begeistert, wie<br />

man bei Ihren Vorträgen unschwer wahrnehmen<br />

konnte …<br />

De Jong: Stimmt. Es hat mir zum Teil das<br />

Herz zerrissen, als ich jene Orte besucht<br />

und begangen habe, wo Skipisten und<br />

Speicherbecken mitten in den Wald hineingebaut<br />

wurden oder werden. Manche<br />

Bewohner*innen haben mir Fotos gezeigt –<br />

„vorher – nachher“. Das war erschreckend.<br />

Da wurde und wird innerhalb weniger Wochen<br />

oder Monate eine Landschaft zerstört,<br />

die sich in Tausenden von Jahren geformt<br />

hatte. Und das Ganze zum Teil für wenige<br />

Tage einer Prestige-Veranstaltung.<br />

KF: Sie meinen die Olympischen Winterspiele<br />

2026 …<br />

De Jong: Im Fall von Cortina und Antholz<br />

meine ich Olympia, das stimmt. Auch hier<br />

in Südtirol hat man im Vorfeld mit den „bisher<br />

nachhaltigsten Spielen“ geworben. Aber<br />

so etwas angesichts der aktuell laufenden<br />

Eingriffe in den Austragungsorten zu behaupten,<br />

ist eine glatte Lüge. Antholz<br />

und Cortina befinden sich allerdings<br />

in guter Gesellschaft. Seit Vancouver<br />

2010 finden jeweils die<br />

„grünsten und nachhaltigsten<br />

Spiele aller Zeiten“ statt.<br />

Ein idyllischer See, geprägt von Artenvielfalt, in Gröden ... und das ist daraus geworden:<br />

ein tiefes, undurchlässiges, steriles Speicherbecken.<br />

Fotos: Karlheinz Dejori<br />

KF: Was genau ist die Problematik?<br />

De Jong: Die ist vielfältig. Problematisch<br />

ist zum Beispiel die<br />

Zerstörung von wertvollen Ökosystemen<br />

– so wird durch neue Pisten, Seilbahnen<br />

und riesige Speicherbecken seltenen<br />

Arten der Lebensraum genommen,<br />

etwa dem Auerwild am Kronplatz. Obwohl<br />

der Waldverlust wegen des Borkenkäfers<br />

groß ist, wird noch mehr gerodet.<br />

In Tesero hat man ein Naturschutzgebiet<br />

„aufgehoben“, um Wasser abzuleiten.<br />

Gravierend ist zudem, dass sich<br />

mit den Bauprojekten unmittelbare Gefahrenquellen<br />

für die Bewohner in manchen<br />

Einzugsgebieten auftun. Sowohl in<br />

Antholz als auch in Cortina ist die Erde<br />

dort, wo die Projekte umgesetzt werden<br />

sollen, permanent in Bewegung.<br />

Die Bobbahn in<br />

Cortina wird auf einer aktiven Rutschung<br />

gebaut. In Antholz gibt es eindeutige Anzeichen<br />

dafür, dass im Fall von Unwettern<br />

oder durch kleine Auslöser Muren,<br />

Lawinen und Wildbachhochwasser abgehen<br />

können.<br />

Klar wird versucht, durch Pfeiler, die bis<br />

zu zehn Meter tief in den Boden gerammt<br />

werden, oder durch Schutzbauten und<br />

Drainagen, die Gefahr zu bannen. Aber<br />

es ist ein Teufelskreis, denn der Mensch<br />

wird die Natur niemals zähmen. Einmal<br />

mit der Zerstörung begonnen, wird er mit<br />

immer aggressiveren technischen Mitteln<br />

entgegenwirken müssen. Damit beschleunigt<br />

er nur die Gefahr.<br />

Auch in Südtirol hat man im Vorfeld mit den „bisher<br />

nachhaltigsten Spielen“ geworben. Aber so<br />

etwas angesichts der aktuell laufenden Eingriffe<br />

in den Austragungsorten zu behaupten, ist eine<br />

glatte Lüge.<br />

Carmen de Jong<br />

Foto: privat<br />

KulturFenster 34<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Heimatpflege<br />

Austragungsorten schon sehr viele Fälle,<br />

in denen Grundwasser für die Beschneiung<br />

genutzt wird.<br />

KF: Wo zum Beispiel?<br />

De Jong: In Bormio. Zwar konnte ich dorthin<br />

bei meiner Rundreise aufgrund der<br />

Passsperre nicht fahren, aber ich weiß,<br />

dass dort Grundwasser aus 90 Metern<br />

Tiefe geholt und 1000 Meter den Hang<br />

hinaufgepumpt wird. Mit diesem Schritt<br />

wird wahrlich eine Schmerzgrenze überschritten,<br />

denn damit tritt das Wasser für<br />

die Beschneiung in Konkurrenz zum Trinkwasser.<br />

Das kann es nicht sein.<br />

Wasserentnahme aus dem Fluss Boite in Cortina: Das Wasser wird laut Carmen De Jong<br />

gar nicht reichen, um Bobbahn, Eishalle (samt Kühlsystem) und Pisten gleichzeitig rennfertig<br />

zu machen.<br />

Foto: Carmen De Jong<br />

KF: Was passiert im Boden, wenn Wasser<br />

in Speicherbecken gesammelt und bei Bedarf<br />

in Form von Kunstschnee oder auch<br />

zur Bewässerung wieder in der Landschaft<br />

verteilt wird?<br />

De Jong: Wenn Wasser an einem Punkt<br />

gesammelt wird, wird es logischerweise<br />

anderen Bereichen entzogen. Wasser<br />

ist eine begrenzte<br />

Ressource. Je mehr<br />

Becken und je größer<br />

deren Dimension,<br />

desto weniger<br />

Wasser bleibt den<br />

Bächen, den Flüssen,<br />

den natürlichen<br />

Seen und Trinkwasserquellen,<br />

auch den<br />

Feuchtgebieten wie<br />

den Mooren. Die unmittelbaren<br />

Folgen der Wasserumleitung<br />

sind Biodiversitätsverlust, die Zerstörung<br />

von intakten Ökosystemen, Quellversiegelung<br />

sowie eine zunehmende Erosions-,<br />

Rutschungs- und selbst Lawinengefahr,<br />

verstärkt durch den undurchlässigen<br />

Kunstschnee und die Pistenbearbeitung.<br />

Je mehr Becken und je größer<br />

deren Dimension, desto weniger<br />

Wasser bleibt den Bächen, den<br />

Flüssen, den natürlichen Seen<br />

und Trinkwasserquellen, auch den<br />

Feuchtgebieten wie den Mooren.<br />

Carmen de Jong<br />

KF: Sind also auch die Skipisten eine Gefahr<br />

für den Wasserhaushalt?<br />

De Jong: Ja, denn der Boden unter den<br />

Pisten verdichtet sich. Das messe ich schon<br />

seit Jahren in verschiedenen Skigebieten.<br />

Der Pistenboden ist um ein Vielfaches weniger<br />

durchlässig als die umliegenden Böden.<br />

Das bedeutet, dass das Schmelzwasser<br />

und das Wasser, das in Form von<br />

intensiven Sommerregen auf die Piste<br />

fällt, nicht mehr einsickern kann, an der<br />

Oberfläche abfließt und zu viel stärkeren<br />

Hochwasserphänomenen im Tal führt. Es<br />

bilden sich Erosionsrinnen, manchmal<br />

führt es selbst zu Muren und Rutschungen<br />

auf den Pisten.<br />

Die Speicherbecken<br />

versiegeln den Boden<br />

zusätzlich. Sie<br />

sind ja in den meisten<br />

Fällen völlig<br />

überdimensioniert,<br />

was noch fatalere<br />

Folgen haben kann.<br />

KF: An welche Folgen<br />

denken Sie?<br />

De Jong: Oben am<br />

Berg reicht das Wasser nicht mehr, um die<br />

gigantischen Becken zu füllen. Deshalb wird<br />

es vom Tal hinaufgepumpt, ohne zu bedenken,<br />

dass es sich da um eine qualitativ<br />

minderwertige Wassermischung handeln<br />

kann, die den hochgelegenen und vulnerablen<br />

Ökosystemen schaden und die Gefahr<br />

erhöhen kann, dass invasive Spezies<br />

die lokale Flora und Fauna verdrängen.<br />

Übrigens besteht der größte Energieaufwand<br />

bei der Pistenbeschneiung bereits<br />

im Pumpen von Wasser. In Sexten müssen<br />

für das Hochpumpen zusätzliche Dieselgeneratoren<br />

eingesetzt werden, die 10.000<br />

bis 30.000 Liter Diesel pro Tag benötigen.<br />

Leider gibt es vor allem in olympischen<br />

KF: Bei Ihren Vorträgen werden Sie von<br />

den Befürwortern von neuen Skipisten oder<br />

Speicherbecken meistens nach Ihrer Alternativlösung<br />

gefragt. Was antworten Sie?<br />

De Jong: Dass die Beschneiung nicht mit<br />

dem Klimawandel kompatibel ist. Das einzig<br />

Vernünftige ist: keine Skigebiete mehr<br />

ausbauen, keine Speicherbecken mehr genehmigen,<br />

den Wasserverbrauch reduzieren<br />

und mit der Beschneiung aufhören.<br />

KF: Klingt eher unrealistisch.<br />

De Jong: Ist es aber nicht. Ich gebe Ihnen<br />

ein Beispiel aus meiner Kindheit. Weil<br />

meine Familie von Berufs wegen immer<br />

wieder in ein anderes Land der Welt gezogen<br />

ist, musste ich mich ständig von Gewohntem<br />

verabschieden, mich mit neuen<br />

Kulturen, Sprachen, Menschen und Landschaften<br />

auseinandersetzen. Für uns Kinder<br />

war das nie ein Problem. Wir haben<br />

mit Freude und Neugierde alles Neue entdeckt.<br />

Auch wenn ich nicht mehr das Gewohnte<br />

hatte, habe ich dafür etwas Gleichwertiges<br />

erhalten, oder es wartete eine noch<br />

bessere Überraschung.<br />

KF: Was wollen Sie damit sagen?<br />

De Jong: Dass man sich ruhig auch mal<br />

auf etwas Ungewohntes einlassen kann.<br />

Wenn es wegen der höheren Temperaturen<br />

im Winter kaum noch Schnee gibt,<br />

kann man wandern gehen oder die Natur<br />

anderweitig genießen. Das hat in den<br />

1980er-Jahren, als wir auch mal wenig<br />

Schnee in den Alpen hatten, sehr gut geklappt.<br />

Die Touristen haben sich überhaupt<br />

nicht geärgert, und sie sind auch<br />

nicht ausgeblieben. Und es wird wieder<br />

klappen, man muss dem nur vertrauen.<br />

KF: Speicherbecken werden nicht nur im<br />

Wintersport als Lösung aller Probleme betrachtet,<br />

sondern neuerdings vor allem von<br />

KulturFenster 35<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


alarmiert<br />

Die Natur zu zähmen, wird nicht<br />

funktionieren. Und es sind nicht<br />

nur die plötzlichen Naturkatastrophen,<br />

mit denen wir künftig zu<br />

kämpfen haben werden. Es sind<br />

die schleichenden Katastrophen,<br />

die noch gewaltiger sind.<br />

Carmen de Jong<br />

graben. Der Wald würde seine natürlichen<br />

Eigenschaften als Schutz und Lebensraum<br />

nach und nach verlieren.<br />

Im Überetsch wird die Landschaft bereits<br />

sehr intensiv genutzt – durch die Landwirtschaft<br />

und den Tourismus, aber natürlich<br />

auch durch die Bevölkerung. Da gehen<br />

sich keine überdimensionierten Speicherbecken<br />

mehr aus. Selbst alternative Standorte<br />

finde ich zweifelhaft.<br />

KF: Das würde bedeuten …?<br />

De Jong: Dass man sich, wenn das Wasser<br />

für intensive Kulturen nicht mehr reicht,<br />

nach alternativen Produkten und Anbauweisen<br />

umsehen muss. Denn ich unterstreiche<br />

es noch einmal: Die Natur zu zähmen,<br />

wird nicht funktionieren. Und es sind<br />

nicht nur die plötzlichen Naturkatastrophen,<br />

mit denen wir künftig zu kämpfen haben<br />

werden. Es sind die schleichenden Katastrophen,<br />

die noch gewaltiger sind: ein sinkender<br />

Grundwasserspiegel, die sinkende<br />

Trinkwasserqualität, weniger Wald und<br />

Wiesen, weniger Weideplätze für Tiere …<br />

KF: Müsste eine „Gegenbewegung“ von<br />

der Bevölkerung ausgehen, oder ist da<br />

die Politik gefragt?<br />

De Jong: Ich denke, dass die Bevölkerung<br />

zum Großteil gegen die Eingriffe wäre, wenn<br />

sie ehrlich darüber aufgeklärt würde. Aber<br />

das ist nicht der Fall. Die Politik ist es wohl,<br />

die diese Eingriffe mit zweifelhaften Argumenten<br />

genehmigt oder gar forciert. Meiner<br />

Meinung nach müsste die Rolle der<br />

unabhängigen Wissenschaft bei der Gestaltung<br />

unserer Zukunft eine wichtigere<br />

Rolle spielen. Sie müsste verstärkt in politische<br />

Entscheidungen eingebunden werden.<br />

In Deutschland und Frankreich sind<br />

wir dabei, das zu verwirklichen, es ist ein<br />

langsamer Prozess, aber er lohnt sich!<br />

Interview: Edith Runer<br />

Warum nicht unterirdisch?<br />

Beispiel Speicherbecken für das Biathlonzentrum Antholz<br />

Welche Gefahren mit der Errichtung des<br />

geplanten Speicherbeckens für das Biathlonzentrum<br />

in Antholz verbunden sind, beschreibt<br />

die Hydrologin Carmen de Jong<br />

eindeutig im Interview. Der Heimatpflegeverband<br />

hat deshalb bereits im Oktober<br />

2023 Einspruch gegen einen Ausschussbeschluss<br />

der Gemeinde Rasen-Antholz<br />

erhoben. Dieser sieht die entsprechende<br />

Eintragung eines Sondernutzungsgebietes<br />

für Speicherbecken vor. Das Schreiben<br />

des HPV wurde nicht berücksichtigt, der<br />

Beschluss im April <strong>2024</strong> vom Gemeinderat<br />

gutgeheißen.<br />

Dabei ist es auch in diesem Fall, wie am<br />

Kronplatz (siehe eigenen Bericht), völlig<br />

klar, dass eigentlich vorgegebene Hürden<br />

wie die Strategische Umweltprüfung<br />

mit fadenscheinigen Argumenten aus<br />

dem Weg geräumt wurden. Auch die geplanten<br />

Ausgleichsmaßnahmen scheinen<br />

wie ein Witz, zumal sie zum Teil in einem<br />

Natura-2000-Gebiet erfolgen sollen, wo<br />

das Land ohnehin für die Wiederherstellung<br />

naturnaher Lebensräume verantwortlich<br />

wäre. Haarsträubend ist, dass sich<br />

der geplante Standort für das 31.500 m³<br />

umfassende Speicherbecken in einer lawinengefährdeten<br />

Zone befindet und deshalb<br />

zusätzlich ein Schutzdamm errichtet<br />

werden muss. Damit vergrößert sich<br />

der landschaftsschädigende Eingriff noch<br />

einmal stark: Für ein zweiwöchiges Event<br />

werden zwei Hektar Nadelmischwald gerodet<br />

und 6000 m² Grundfläche mit Plastikfolie<br />

versiegelt.<br />

Tatsächlich gäbe es in diesem Fall einen<br />

alternativen Standort, und zwar in Form<br />

eines unterirdischen Beckens unterhalb<br />

Blick auf die Gefahrenzone<br />

der Landwirtschaft. Beispiele sind der Montiggler<br />

und der Altenburger Wald. Letzteren<br />

haben Sie besucht. Was ist Ihnen aufgefallen?<br />

De Jong: Wiederum ein Idyll, das seinesgleichen<br />

sucht. Hier Speicherbecken zu errichten,<br />

wie sie geplant sind, würde wohl<br />

auch das Ende des Biotops der Rastenbachklamm<br />

bedeuten. Hier würde man<br />

dem Wald, seinen Pflanzen und Tieren im<br />

wahrsten Sinn des Wortes das Wasser abdes<br />

Stadions und des Parkplatzes. Doch<br />

auch diese Alternative wird zurückgewiesen.<br />

Der HPV hat schon mehrmals darauf<br />

hingewiesen, dass der geplante Eingriff<br />

im Widerspruch zur Idee „nachhaltiger“<br />

Olympischer Spiele steht, die Landeshauptmann<br />

Arno Kompatscher 2017 in<br />

einem Interview angekündigt und dabei<br />

beteuert hatte, keine neuen Sportanlagen,<br />

auch keine neuen anderen Strukturen“<br />

bauen zu lassen.<br />

HPV<br />

Foto: Marlene Roner<br />

KulturFenster 36<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Heimatpflege<br />

Wertvoller Wald muss weichen<br />

Beispiel Speicherbecken und Skipiste am Kronplatz<br />

Der Skiberg Kronplatz im Pustertal ist ein<br />

prominentes Beispiel dafür, wie im Widerspruch<br />

zu den ökologischen Grundsätzen,<br />

die sich die Politik auf die Fahnen<br />

geschrieben hat, immer weiter am<br />

Ausbau der Skigebiete gearbeitet wird.<br />

Demnächst ist die Erneuerung einer Aufstiegsanlage<br />

geplant, was eigentlich kein<br />

großes Problem wäre, wenn damit nicht<br />

die Potenzierung der Förderleistung, die<br />

Verlegung der Mittelstation und sogar der<br />

Bau einer neuen Piste einhergehen würden.<br />

Dabei gibt es dort bereits zwei Talabfahrten<br />

nach Reischach. Ganze 15 Hektar<br />

Wald müssten für die dritte Piste gerodet<br />

werden. Da der Wald am Nordhang<br />

des Berges in den vergangenen Jahren<br />

durch Schneedruck und den Borkenkäfer<br />

bereits stark in Mitleidenschaft gezogen<br />

worden ist, müsste der Erhalt des noch<br />

gesunden Waldes jetzt erst recht oberste<br />

Priorität haben. Verwunderlich wäre,<br />

wenn sogar die Forstbehörde nichts gegen<br />

eine Abholzung und Verdichtung des<br />

Bodens hätte.<br />

Pure Augenauswischerei<br />

Der Kronplatz mit der in Weiß eingezeichneten neuen geplanten Piste.<br />

Foto: Albert Willeit<br />

Da der Wald am Nordhang des<br />

Berges in den vergangenen Jahren<br />

durch Schneedruck und<br />

den Borkenkäfer bereits stark<br />

in Mitleidenschaft gezogen worden<br />

ist, müsste der Erhalt des<br />

noch gesunden Waldes jetzt erst<br />

recht oberste Priorität haben.<br />

HPV<br />

Eines der bereits bestehenden Speicherbecken am Kronplatz<br />

Dass ein größerer Teil des Wassers für die<br />

Beschneiung am Kronplatz von der Rienz<br />

hinaufgepumpt wird, ist bekannt. Nun<br />

bräuchte es zusätzlich 41.000 m³ Wasser,<br />

um mit zusätzlichen 71 Schneekanonen<br />

genügend winterliches Weiß für die<br />

neue Pistenfläche zu produzieren. Es gibt<br />

aber keine Angabe, wo diese restlichen<br />

40 Prozent des benötigten Wassers herkommen<br />

sollen. Unabhängig davon verbrauchen<br />

die neuen Anlagen immens viel<br />

Strom und Ressourcen. Als Ausgleichsmaßnahme<br />

sollen rund vier Hektar Pistenfläche<br />

im Gipfelbereich aus dem Skipistenund<br />

Aufstiegsanlagenregister gestrichen<br />

werden. Ein Areal, in dem es ohnehin<br />

keine Pisten gibt. Das ist pure Augenauswischerei.<br />

Der HPV und weitere Umweltverbände<br />

haben gegen das Vorhaben Eingaben<br />

hinterlegt.<br />

Auch ein neues Speicherbecken für die<br />

Beschneiung mit einem großen Fassungsvermögen<br />

von etwa 120.000 m³ ist geplant,<br />

obwohl es am Kronplatz bereits vier<br />

Speicherbecken mit insgesamt 400.000 m³<br />

gibt. Deshalb hat der HPV in einem Schreiben<br />

an die zuständigen Behörden sämtliche<br />

Gegenargumente aufgelistet. So ist<br />

zum Beispiel der Umweltbericht klar irre-<br />

Foto: Marlene Roner<br />

führend und beschönigend. Darin heißt<br />

es u. a.: „Es sind keine Auswirkungen auf<br />

Flora und Fauna zu erwarten.“ Dabei werden<br />

über 2,5 Hektar Wald samt Bodenbewuchs<br />

zerstört, um nachher etwa 1,5 Hektar<br />

Fläche komplett zu versiegeln.<br />

Der HPV erklärte außerdem anhand vorliegender<br />

Dokumente, warum entgegen<br />

des Beschlusses des Gemeindeausschusses<br />

Olang das Vorhaben sehr wohl einer<br />

Strategischen Umweltprüfung (SUP) unterzogen<br />

werden muss. Er forderte den<br />

Widerruf des Beschlusses, die Umweltprüfung<br />

und die Neubewertung. Daraufhin<br />

musste die Gemeinde Olang den Beschluss<br />

zurückziehen und neu vorlegen.<br />

HPV<br />

KulturFenster 37<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


alarmiert<br />

Schwarze Flagge für Gemeinde<br />

Beispiel Speicherbecken im Altenburger Wald in Kaltern<br />

Wenn der Boden stirbt …<br />

Ein riesiges Speicherbecken würde diesem Wald den Garaus machen.<br />

Foto: HPV<br />

Doch wesentliche Fragen bleiben ungeklärt:<br />

Was geschieht mit den anderen fünf<br />

geplanten Becken? Welche Wassermenge<br />

benötigt die Landwirtschaft tatsächlich? Woher<br />

soll das Wasser für die Befüllung der<br />

Speicherbecken kommen? Werden große<br />

Waldgebiete dadurch ausgetrocknet? Um<br />

diese Fragen aus wissenschaftlicher Sicht<br />

zu klären, hatte die Initiative Unser Wald im<br />

Mai den Gemeinderat von Kaltern zu einem<br />

Expertengespräch eingeladen. Hauptreferentin<br />

Carmen De Jong, Professorin für<br />

Hydrologie an der Universität Straßburg,<br />

äußerte sich sehr skeptisch zu diesen Projekten<br />

(siehe Interview). Speicherbecken<br />

funktionierten nur, solange genug Wasser<br />

vorhanden sei. Versiegelungen im Wald,<br />

wie sie von Speicherbecken herbeigeführt<br />

Jedes Jahr verleiht Legambiente, Italiens<br />

wichtigster Umweltverband, grüne und<br />

schwarze Flaggen, um auf ökologisch<br />

positive und negative Entwicklungen hinzuweisen.<br />

War 2023 der Heimatpflegeverband<br />

mit einer grünen Flagge ausgezeichnet<br />

worden, brandmarkt heuer eine<br />

der schwarzen Flaggen die Gemeinde Kaltern,<br />

die es zulassen könnte, dass knapp<br />

15 Hektar wertvoller Buchen- und Mischwald<br />

für landwirtschaftliche Bewässerungsbecken<br />

geopfert wird. Gegen das Projekt<br />

wendet sich die Aktionsgruppe „Unser<br />

Wald“, die vom Heimatpflegeverband aktiv<br />

unterstützt wird. Es geht um die kostbaren<br />

Güter Wasser und Wald, um intakte<br />

Naherholungsgebiete und um den<br />

Klimaschutz.<br />

Begehung des Montiggler Waldes<br />

Zurzeit gibt es im Gemeindeausschuss<br />

von Kaltern immer noch kaum Bedenken,<br />

den Großteil dieser vom Bodenverbesserungskonsortium<br />

(BVK) verlangten Staubecken<br />

durchzusetzen. Nur beim größten<br />

Becken im Altenburger Wald, dem Projekt<br />

Rastenbach mit einem Fassungsvermögen<br />

von 135.000 m 3 , scheint die heftige<br />

Opposition seitens der Umweltverbände<br />

genutzt zu haben. Die von der Gemeinde<br />

Kaltern eingesetzte Arbeitsgruppe hat zwei<br />

Alternativstandorte auf Kulturgrund bzw.<br />

im Wald ausfindig gemacht: zum einen in<br />

der Kiwianlage unterhalb des Bärentals,<br />

und zum anderen in einer Lichtung beim<br />

Ziegelstadel. Außerdem hat Bürgermeisterin<br />

Gertrud Benin verlangt, dass die Becken<br />

verkleinert werden.<br />

Foto: Karlheinz Sollbauer<br />

Speicherbecken funktionieren<br />

nur, solange genug Wasser vorhanden<br />

ist.<br />

Carmen de Jong<br />

werden, würden zum Absterben von Wald<br />

führen. Das Speicherwasser würde außerdem<br />

stark verdunsten. Es brauche daher<br />

naturnahe Lösungen, um den Wasserhaushalt<br />

zu stärken. Auch müsse der<br />

verschwenderische Umgang mit Wasser<br />

überdacht werden.<br />

Die Initiativgruppe Unser Wald will sich mit<br />

dem bloßen Verzicht auf das Speicherbecken<br />

Rastenbach nicht zufrieden geben,<br />

sondern hat die Gemeinde Kaltern aufgefordert,<br />

das Konzept vor allem im Hinblick<br />

auf das geplante Speichervolumen zu<br />

überarbeiten und für alle sechs geplanten<br />

Speicherbecken Alternativstandorte zu finden.<br />

Die bisherigen Beschlüsse des Gemeinderates<br />

vom April 2023 müssten zurückgezogen<br />

werden. Bislang beharrt der<br />

Projektbetreiber aber auf seine Pläne. Der<br />

Gemeinderat ist noch unschlüssig. Die<br />

Standortsuche wird fortgesetzt, der Einsatz<br />

für die Rettung des Waldes in Altenburg<br />

und Montiggl geht weiter.<br />

HPV<br />

KulturFenster 38<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


informiert & reflektiert<br />

Wasser, Klima,<br />

Verkehr und ein Jubiläum<br />

74. Hauptversammlung des Heimatpflegeverbandes Südtirol in Burgeis<br />

Zum Auftakt des Festes anlässlich der Aufnahme<br />

der traditionellen Bewässerung in<br />

die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes<br />

in Burgeis (siehe „KulturFenster“<br />

3/24) fand die diesjährige Hauptversammlung<br />

des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol statt.<br />

Die Versammlung stand ganz im Zeichen<br />

des Wassers und der traditionellen Bewässerung<br />

im oberen Vinschgau. Obfrau<br />

Claudia Plaikner ging in ihrer Rede auf den<br />

Wert der alten Kulturtechnik des „Wiesnwasserns“<br />

ein, brachte aber auch aktuelle<br />

Themen wie den steigenden Wasserverbrauch<br />

und die zunehmende Bodenversiegelung<br />

zur Sprache. Besonders Speicherbecken<br />

für die künstliche Beschneiung<br />

von Skipisten seien unter Nachhaltigkeitsaspekten<br />

nicht mehr zu vertreten, unterstrich<br />

sie. Die Standorte für jene für die<br />

landwirtschaftliche Bewässerung müssten<br />

auf jeden Fall mit großer Sorgfalt und ohne<br />

Beeinträchtigung intakter Naturlandschaften<br />

gewählt werden.<br />

Für einen besseren Schutz intakter<br />

Naturlandschaften forderte die Obfrau<br />

ein Klimagesetz, das den Klimaplan auf<br />

eine gesetzliche Grundlage stellt.<br />

Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten des Heimatpflegeverbandes<br />

ist die Verkehrspolitik<br />

in Südtirol. Auch da hatte Claudia Plaikner<br />

eine klare Forderung: „44 Prozent der<br />

CO 2<br />

-Emissionen stammen aus dem Verkehr.<br />

Es braucht dringend Maßnahmen<br />

zur Verkehrsreduzierung und zur Förderung<br />

nachhaltiger Mobilität.“ Nicht zuletzt<br />

müsse beim Tourismus angesetzt werden,<br />

der eng mit der Mobilität verquickt ist. Sie<br />

rief zu einer Diskussion über die Folgen<br />

des Massentourismus und zu Maßnahmen<br />

zur Eindämmung auf.<br />

Geschäftsführer Florian Trojer stellte auf<br />

der Versammlung die laufenden Projekte<br />

des Heimatpflegeverbandes vor und wies<br />

auf einen wichtigen Termin hin: Im September<br />

feiert der Verband sein 75-jähriges<br />

Bestehen. Aus diesem Anlass wurde in Zusammenarbeit<br />

mit dem Südtiroler Künstlerbund<br />

ein Kunstwettbewerb zum Thema<br />

„Heimat“ ausgeschrieben (siehe Hinweis).<br />

Zum Abschluss der Veranstaltung dankte<br />

Claudia Plaikner allen Mitgliedern und Unterstützern<br />

des Heimatpflegeverbandes<br />

für ihre Begeisterung, ihren Einsatz und<br />

auch für ihr Durchhaltevermögen, das es<br />

manchmal einfach brauche.<br />

HPV<br />

Obfrau Claudia Plaikner mit dem<br />

Vinschger Bezirksobmann Franz Fliri,<br />

der die Versammlungsteilnehmer in<br />

Burgeis begrüßte.<br />

Foto: HPV<br />

Für ein Klimagesetz<br />

75-Jahr-Feier des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />

und Vernissage der Ausstellung „Heimat“<br />

in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Künstlerbund<br />

im SKB Artes, Weggensteinstraße 12 A, in Bozen<br />

Samstag, 7. September <strong>2024</strong>, um 17 Uhr<br />

Die Ausstellung befasst sich mit dem Heimatbegriff in all seinen Facetten und<br />

Wahrnehmungen. Das Konzept von Heimat ist vielschichtig und kann individuell<br />

unterschiedliche Bedeutungen annehmen. Es umfasst nicht nur den<br />

physischen Ort, an dem man geboren wurde oder lebt, sondern beinhaltet<br />

emotionale, kulturelle und soziale Aspekte. Heimat meint eine Verbindung zu<br />

Traditionen, Sprache, Bräuchen und Menschen. Zugleich ist es ein Ort der Geborgenheit,<br />

Identität und Zugehörigkeit.<br />

Die Bedeutung von Heimat wird in der Ausstellung durch ausgewählte<br />

Künstler*innen sowohl als individuelle Erfahrungen und Perspektiven einer<br />

Person und gleichzeitig als kollektives globales Phänomen reflektiert.<br />

KulturFenster 39<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


informiert & reflektiert<br />

Gegen den Mauerfraß<br />

am „geistigen Haus Heimat“<br />

Interview mit der langjährigen Vereinsobfrau Agnes Mittich Steinwandter<br />

15 Jahre lang stand Agnes Mittich Steinwandter<br />

dem Heimatpflegeverein Toblach<br />

als Obfrau vor. Obwohl sie von mehreren<br />

Seiten gebeten wurde weiterzumachen, hat<br />

sie ihr Amt bei der jüngsten Vollversammlung<br />

im April zurückgelegt. Agnes Mittich<br />

Steinwandter ist nicht nur eine engagierte<br />

Heimatpflegerin, sondern eine Frau mit Tiefsinn<br />

und Offenheit und mit der Gabe, Sachverhalte<br />

auf den Punkt zu bringen. Das zeigt<br />

folgendes Interview.<br />

KulturFenster: Sie haben bei den jüngsten<br />

Wahlen im Heimatpflegeverein Toblach<br />

nicht mehr kandidiert. Warum eigentlich?<br />

Agnes Mittich Steinwandter: Ich habe das<br />

Amt immer als zeitlich begrenzte Aufgabe<br />

betrachtet. Es ist wichtig, sich mit voller<br />

Energie einzubringen, aber ich finde es<br />

gut, nach einer gewissen Zeit Platz zu machen<br />

für Neues. Frischer Wind tut einem<br />

Verein immer gut.<br />

KF: Sie haben die Obfrauschaft vor 15 Jahren<br />

von Josef Strobl übernommen, der 40<br />

Jahre lang die Geschicke der Toblacher<br />

Heimatpflege geleitet hat …<br />

Steinwandter: Zum Amt der Vereinsobfrau<br />

bin ich wie die sprichwörtliche Jungfrau<br />

zum Kind gekommen. Niemand wollte<br />

damals die Führung<br />

übernehmen, aber<br />

der scheidende Obmann<br />

hatte so viel<br />

geleistet, dass ich<br />

mir gesagt habe: Einen<br />

Abgang, ohne<br />

zu wissen, wie es<br />

weitergeht, hat er<br />

nicht verdient. Die<br />

Wertschätzung ihm gegenüber und das<br />

Verantwortungsgefühl haben mich schließlich<br />

zu Annahme des Vorsitzes bewogen,<br />

was mir aufgrund meines eher introvertierten<br />

Naturells nicht leicht fiel. Doch man<br />

wächst auch mit den Aufgaben.<br />

Es ist nicht alles Verzicht, was wir<br />

nicht haben, sondern es ist ein<br />

Geschenk, was wir haben.<br />

Agnes Mittich Steinwandter<br />

KF: Welche Anliegen und Ziele hatten Sie?<br />

Steinwandter: Josef Strobl hatte sich sehr<br />

um die Pflege der Kleindenkmäler und um<br />

die Restaurierung der zahlreichen Toblacher<br />

Kapellen verdient gemacht. Insofern hat er<br />

mir ein gut bestelltes Feld übergeben. Mir<br />

war neben dem Schutz der Natur und der<br />

Kulturlandschaft vor<br />

allem das geistige<br />

Haus Heimat wichtig.<br />

KF: Was meinen Sie<br />

mit dem geistigen<br />

Haus Heimat?<br />

Steinwandter: Zum<br />

Beispiel das Bewusstsein<br />

für das zu<br />

fördern, was uns in Form der Sprache, der<br />

Tradition, der Kultur und eben der wunderbaren<br />

Natur geschenkt wurde. Der Schwerpunkt<br />

meiner bzw. unserer Vereinsarbeit lag<br />

auf diesem Gebiet. Meine größte Freude ist<br />

jedoch, dass es uns gelungen ist, gemeinsam<br />

mit den örtlichen bäuerlichen Vereinen<br />

das „Toblacher Höfebuch“, das im Herbst<br />

erscheint, in Auftrag zu geben. Es ist ein<br />

sehr schönes Ergebnis vereinsübergreifender<br />

Zusammenarbeit, die mir immer sehr<br />

wichtig war. Für mich ist das Engagement<br />

für dieses Buch die wertvollste Erinnerung<br />

meiner Zeit als Vereinsvorsitzender.<br />

KF: Gibt es auch weniger schöne Erinnerungen?<br />

Steinwandter: Weniger schön ist die Erkenntnis,<br />

dass der geistige Grundwasserspiegel<br />

in unserer Gesellschaft immer mehr<br />

sinkt und Heimat immer öfter nur unter<br />

dem Aspekt der monetären Gewinnmaximierung<br />

gesehen wird, auch dass die Natur<br />

allzu oft unserem kurzsichtigen Profitdenken<br />

und Egoismus untergeordnet wird.<br />

Es ist nicht immer einfach, dem Mauerfraß<br />

der Gier, der selbstzerstörerisch am geistigen<br />

Haus Heimat nagt, entgegenzutreten.<br />

Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes, Claudia Plaikner, und Bezirksobmann Albert Willeit,<br />

kamen zur Vollversammlung des Heimatpflegevereines, um Agnes Mittich Steinwandter<br />

persönlich für ihren Einsatz zu danken.<br />

Foto: HPV Toblach<br />

KF: Was bedeutet Heimat für Sie?<br />

Steinwandter: Heimat empfinde ich nicht<br />

im patriotischen Sinn. Für mich ist es ein<br />

KulturFenster 40<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Heimatpflege<br />

Geschenk, in Frieden und Freiheit in diesem<br />

Land mit einer noch halbwegs intakten<br />

Natur und Kulturlandschaft leben zu<br />

dürfen. Heimat bedeutet für mich, dieses<br />

Geschenk zu schätzen und zu schützen,<br />

aber auch offen zu sein für Neues<br />

und für andere.<br />

KF: Für andere … ?<br />

Steinwandter: Ja, denn die eigene Heimat<br />

zu schätzen, erhebt auch den Anspruch,<br />

jenen Menschen, die aus ihrer Heimat<br />

flüchten müssen, hier Zuflucht zu gewähren<br />

und sie Heimat finden zu lassen. Wir<br />

vergessen leider oft, dass unser Wohlstand<br />

hier nicht nur auf unserer Tüchtigkeit beruht,<br />

sondern auch auf den Schätzen, die<br />

wir uns in der Vergangenheit ohne Rücksicht<br />

auf Mensch und Natur aus anderen<br />

Ländern geholt haben – und leider immer<br />

noch holen. Dass Menschen flüchten müssen,<br />

daran haben wir einen Anteil. Wenn<br />

wir selber fest in unserer Heimat verwurzelt<br />

sind, haben wir nichts zu befürchten.<br />

KF: Mit welchen Gefühlen haben Sie Ihr<br />

Amt nun abgegeben?<br />

Steinwandter: Vor allem mit Dankbarkeit<br />

für die wertvollen menschlichen Begegnungen,<br />

für das, was uns an Vereinsarbeit<br />

geglückt ist, und vor allem dafür, dass ich<br />

mit meinem Ausschuss, den ich immer als<br />

„Heimatpflege-Familie“ begriffen habe, in<br />

freundschaftlicher Gesinnung gut zusammen<br />

arbeiten konnte.<br />

Was ich allerdings anmerken muss: Es bedarf<br />

eines gewissen Stehvermögens und<br />

Mutes, wenn man dem Auftrag der Heimatpflege<br />

gerecht werden will. Denn es kommt<br />

auch zur ein oder anderen Konfrontation,<br />

und wenn man dann gleich kalte Füße<br />

bekommt, ist man in diesem Amt fehl am<br />

Platz. Man muss Angriffe aushalten können<br />

und gleichzeitig darauf achten, selbst<br />

korrekt zu bleiben und aufrichtig für die<br />

Sache einzutreten.<br />

Geistiges Haus Heimat<br />

stehst auf fest gegründetem Fundament von tragenden Werten,<br />

die zeitlos und heilig.<br />

Lange Ahnenkette von Menschen gestaltete mit Fleiß und unter Opfern das,<br />

worauf wir heute stehen und woraus wir schöpfen.<br />

Heimat, du bist Geschenk des Himmels,<br />

Leihgabe auf Zeit – weder unser materieller, noch immaterieller Besitz.<br />

Bist Stafettenholz zum Weiterreichen,<br />

mit dem Auftrag, in der uns geschenkten Zeit, unser Bestes zu geben.<br />

Seiltanz des Lebens ist Balance zu finden zwischen Bewährtem und Neuem,<br />

die Verantwortung gegenüber der Natur und<br />

den nachkommenden Generationen stets im Blick.<br />

Wir – hier und jetzt, vom Schicksal mit Freiheit und Frieden gesegnet,<br />

randvoll der Krug des Lebens mit bescheidenem und wachsendem Wohlstand.<br />

Doch ist die Dankbarkeit schleichender Selbstverständlichkeit gewichen,<br />

stille, tief im Herzen verankerte Zufriedenheit zum seltenen Luxusgut geworden.<br />

Der Mensch, der sich frei wähnt –<br />

ist gnadenlos gefangen im immer schneller sich drehenden Hamsterrad<br />

von Zeit und Geld.<br />

Das lautstarke Credo des Weiter, höher, schneller<br />

ist der gut getarnte Nährvater der Gier,<br />

die als selbstzerstörerischer Mauerfraß am geistigen Haus Heimat nagt.<br />

Gegenwärtige große Herausforderungen klopfen an die Tür,<br />

zeigen wie verwundbar unsere Mutter Erde,<br />

wie zerbrechlich Frieden ist, wenn nur der vermeintlich Starke das Sagen hat,<br />

wir uns als Weltfamilie, als Kinder des einen Schöpfers<br />

gegenseitig aus den Augen und dem Herzen verlieren.<br />

Am Zenit der Macht wächst im Menschen jedoch leise die Einsicht,<br />

dass der Spiegel unseres vergötterten Wohlstandsilbers Sprünge bekommt,<br />

der uns unverhohlen, doch lehrreich vor Augen führt,<br />

dass nicht alles Gold ist, was glänzt.<br />

Am Horizont zieht jeden Tag die Morgenröte der Hoffnung auf,<br />

dass wir spät, – aber doch – noch imstande sein können und müssen,<br />

die Segel unseres Verhaltens neu zu setzen,<br />

zu Maß, innerer Mitte und Bescheidenheit zurückzufinden.<br />

Damit unsere Welt und Zukunft lebenswert bleibt,<br />

und sonnenhelles Kinderlachen mit dem weiten Flügelschlag der Amsel<br />

als ewiger Lobpreis zum Himmel steigt.<br />

Agnes Mittich Steinwandter<br />

KF: Was wünschen Sie sich für Ihre Heimat?<br />

Steinwandter: Dass wir das kostbare Erbe<br />

Heimat wieder mehr zu schätzen wissen.<br />

Wir sind es den kommenden Generationen<br />

schuldig, es nicht an die Wand zu fahren,<br />

sondern sorgsam mit ihm umzugehen. Ich<br />

wünsche mir, dass es uns gelingt, zur goldenen<br />

Mitte der Zufriedenheit, der Dankbarkeit<br />

und des Maßhaltens zurückzufinden.<br />

Es ist nicht alles Verzicht, was wir<br />

nicht haben, sondern es ist ein Geschenk,<br />

was wir haben.<br />

Interview: Edith Runer<br />

KulturFenster 41<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


informiert & reflektiert<br />

Moore und Gletscher zerstören:<br />

Nicht mit uns!<br />

Haarsträubend: Nach wie vor Pläne zur Erweiterung des<br />

Kaunertaler Gletscherskigebietes – Aufruf an Landesregierung<br />

Gegen Kraftwerksprojekte und Gletscher-<br />

„Ehen“ machten Mitte Juni bei einer Pressekonferenz<br />

auf rund 2400 Metern Höhe<br />

im Kaunertal Alpenvereine, Naturschutzund<br />

andere Organisationen mobil, darunter<br />

auch der Heimatpflegeverband Südtirol. Sie<br />

forderten ein Ende jeglicher Erschließung.<br />

Unter dem Deckmantel der Energiewende<br />

will die TIWAG (Tiroler Wasserkraft AG) das<br />

Kraftwerk im Kaunertal ausbauen und dafür<br />

das Platzertal fluten. Dort befindet sich<br />

laut einer WWF-Studie (Schwienbacher,<br />

2023, Hochalpine Moore, www.wwf.at) der<br />

größte unberührte Moor- und Feuchtgebietskomplex<br />

der österreichischen Hochalpen.<br />

Eine Flutung wäre ein Frevel an der<br />

Natur, denn Moore speichern mehr Kohlendioxid<br />

als jedes andere Ökosystem der<br />

Welt und sind Lebensräume für spezialisierte<br />

Arten.<br />

Skischaukel noch<br />

immer nicht vom Tisch<br />

Wahrlich unberührte Natur im Platzertal: Ihre Zerstörung wäre ein Stich ins Herz der Alpen!<br />

Wenige Kilometer vom Platzertal entfernt soll<br />

der naturbelassene Gepatschferner rund<br />

um die Weißseespitze mit Liften erschlossen<br />

werden. Ziel der Oberländer Gletscherbahn<br />

AG ist eine grenzüberschreitende<br />

„Skischaukel Kaunertal – Langtaufers“.<br />

Möglich machen solche Pläne absurde<br />

Ausnahmeregelungen im sogenannten Gletscherschutzprogramm<br />

des Bundeslandes<br />

Tirol. Die Südtiroler Landesregierung hat<br />

das Projekt zunächst zweimal, dann Anfang<br />

<strong>August</strong> nach einem Staatsratsurteil<br />

wegen eines Formfehlers zum dritten Mal<br />

abgelehnt. Damit scheint das Projekt zwar<br />

vom Tisch, aber man weiß nie …<br />

Die verschiedenen Organisationen haben<br />

jedenfalls inmitten der Kaunertaler Bergwelt<br />

gegen jegliche Ausbaupläne protestiert,<br />

um der Öffentlichkeit zu zeigen, welch<br />

sensibles Gebiet hier zerstört zu werden<br />

droht. Der HPV war durch Geschäftsführer<br />

Florian Trojer vertreten. Zentrale Aussage<br />

der Beteiligten: Erschließungen und<br />

Verbauungen gefährden die letzten unberührten<br />

Ökosysteme in unserer Bergwelt.<br />

Politische Entscheidungsträger müssen<br />

hier dringend umdenken. Wir fordern<br />

mehr Respekt für die Alpen!<br />

Die Verantwortlichen wurden dazu aufgerufen,<br />

dem Vorhaben endgültig einen Riegel<br />

vorzuschieben. Bereits 2022 hatten<br />

die Alpin- und Umweltverbände, auch der<br />

Protest auf 2400 Metern Meereshöhe<br />

Foto: DAV/Franz-Guentner<br />

Heimatpflegeverband Südtirol, das „Manifest<br />

für mehr Respekt für den alpinen<br />

Raum“ unterzeichnet. Mit diesem Manifest<br />

wird die Notwendigkeit eines ernstgemeinten<br />

Schutzes des alpinen Raums<br />

bekräftigt. „Die Erschließung des alpinen<br />

Raumes ist abgeschlossen“, heißt es im<br />

Manifest. Und an dieser Feststellung wird<br />

nicht gerüttelt.<br />

HPV<br />

Foto: Harry Putz<br />

KulturFenster 42<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Heimatpflege<br />

Strohdächer<br />

dürfen nicht verschwinden<br />

Fall in Vöran schmerzt besonders,<br />

da ab Herbst wieder Förderansuchen möglich sind<br />

Eines der wenigen noch erhaltenen Strohdächer<br />

in Südtirol ist abgetragen worden und<br />

damit ein wertvolles Stück Kulturgeschichte<br />

verschwunden. Gerade jetzt, da die finanziellen<br />

Förderungen wieder greifen und sich<br />

die Politik dem Thema annimmt, sollte das<br />

nicht mehr notwendig sein.<br />

Im Jahr 2003 produzierte der Heimatpflegeverband<br />

Südtirol einen Film mit dem Titel<br />

„Heimat“. Dieser<br />

Film sollte zeigen,<br />

was Heimat für einige<br />

Südtiroler*innen<br />

bedeutet. In mehreren<br />

Episoden wurden<br />

Ausschnitte<br />

vom Tötnmoar-Hof<br />

in Vöran gezeigt. In<br />

Interviews erzählten<br />

die Eigentümerinnen,<br />

Gottfrieda und Rosa Schwabl, von<br />

ihrem Leben. Für sie bedeutete Heimat vor<br />

allem, ihre Lebensweise, ihr Haus und ihren<br />

Stadel mit dem Strohdach zu erhalten.<br />

Auf die Frage, ob es nicht einfacher wäre,<br />

eine andere Dachbedeckung zu verwenden,<br />

antwortete Frieda Schwabl vehement:<br />

„Na, na, na! Sel nia! Sel isch net schian!“<br />

Eigener Passus<br />

im Landesgesetz<br />

In den vergangenen Monaten hat sich erfreulicherweise<br />

viel rund um das Thema<br />

Strohdach getan. Ins Landesgesetz zu den<br />

Kleindenkmälern von 2023 wurde ein eigener<br />

Passus zu Strohdächern eingefügt.<br />

Dies ist ein großes Novum, zumal nicht<br />

alle Strohdächer einen Denkmalschutz<br />

aufwei-sen.<br />

2020 waren die Förderungen für Strohdächer<br />

ausgesetzt worden. Ab Herbst <strong>2024</strong><br />

wird es wieder möglich sein, Förderungsansuchen<br />

zu stellen, die nicht nur das Material,<br />

sondern auch die Eigen-leistung honorieren<br />

– so hoch wie nie zuvor.<br />

Ab Herbst <strong>2024</strong> wird es wieder<br />

möglich sein, Förderungsansuchen<br />

zu stellen, die nicht nur das<br />

Material, sondern auch die Eigenleistung<br />

honorieren.<br />

Zudem wurde eine Freiberuflerin vom Denkmalamt<br />

beauftragt, sich dem Thema der<br />

Strohdächer zu widmen. Architektin Margit<br />

Weiss trägt wesentlich dazu bei, die<br />

Kreisläufe wiederzubeleben, die Strohdächer<br />

in Südtirol seit Jahrhunderten erhalten<br />

haben: das Anbauen und Schneiden des<br />

Strohs, das Handwerk des Eindeckens–<br />

all dies muss wieder zur Selbstverständlichkeit<br />

werden, damit die Strohdächer erhalten<br />

bleiben.<br />

Auch die Gemeinden,<br />

Vereine und<br />

vor allem die Strohdachbesitzer<br />

selbst<br />

tragen mit Einsatz<br />

dazu bei, die Strohdächer<br />

zu pflegen<br />

und zu erhalten. Sie<br />

tun dies aus purer<br />

Überzeugung, um<br />

die Heimat zu bewahren. Eine andere<br />

Dachdeckung? „Na, sel nia!“<br />

Tötnmoar-Stadel<br />

als tragisches Beispiel<br />

Umso mehr schmerzt es, wenn ein Strohdach<br />

verschwindet. Der Tötnmoar-Stadel in<br />

Vöran wurde im Frühling <strong>2024</strong> mit Schindeln<br />

eingedeckt. Dies geschah trotz des<br />

einstimmigen Beschlusses der Baukommission<br />

2020, die Eindeckform mit Stroh<br />

zu erhalten. Es ist bestimmt nicht einfach,<br />

einen Strohdachstadel zu erhalten (siehe<br />

„KulturFenster“ 4/2021). Dennoch verwundert<br />

es, wenn gerade jetzt, da es höhere<br />

Förderungen geben wird, eines der wenigen<br />

Strohdächer verschwindet.<br />

Das Strohdach am Tötnmoar-Hof fehlt vielen<br />

Einheimischen und Besuchern, die mit<br />

der Seilbahn ins Bergdorf Vöran fahren oder<br />

dort eine Wanderung machen. Der Stadel<br />

war von vielen Stellen aus sichtbar. Mit seinem<br />

Verschwinden geht ein Stück Südtiroler<br />

Kultur, Geschichte und die Geschichte<br />

der beiden Schwestern Schwabl verloren.<br />

So sah das Dach des Tötnmoar-Stadels<br />

bislang aus. Ein Strohdach zu erhalten,<br />

ist schwierig. Es bedarf Unterstützung und<br />

auch Überzeugung.<br />

Im Laufe der vergangenen Monate wurde<br />

das Dach des Tötnmoar-Stadels komplett erneuert<br />

und durch ein Schindeldach ersetzt.<br />

Zukunft und<br />

Zusammenarbeit<br />

Fotos: HPV<br />

Die verbliebenen Strohdächer in Südtirol<br />

dürfen nicht verschwinden. Deshalb muss<br />

sich der Einsatz der involvierten Personen<br />

und vor allem der Strohdachbesitzer in Zukunft<br />

lohnen. Mit der Hilfe aller – der öffentlichen<br />

Hand, der Eigentümer*innen und der<br />

gesamten Bevölkerung, die diese Leistungen<br />

anerkennt und wertschätzt – können<br />

unsere wunderschönen Strohdächer auch<br />

für künftige Generationen erhalten bleiben.<br />

HPV<br />

KulturFenster 43<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


informiert & reflektiert<br />

Indogermanische, rätische<br />

und keltische Besitzernamen<br />

Hab und Gut in den Orts- und Flurnamen Südtirols (2)<br />

Im „KulturFenster“ 02/24 wurden die in<br />

Südtirol verbreiteten Prädiennamen (Endung<br />

auf -ānum) vorgestellt. Wie die Namenstypen<br />

„villa“ und „curtis“, sind sie<br />

in römischer Zeit entstanden. Ergänzend<br />

dazu folgen in dieser Ausgabe die prähistorischen<br />

Besitzernamen, die nach neuester<br />

Forschung keltischen, rätischen und<br />

alpenindogermanischen Sprachgruppen zugeordnet<br />

werden können.<br />

Im mittleren Alpenraum sind zwei indogermanische<br />

Sprachschichten („Ostalpenblock“<br />

bzw. „Ostalpenindogermanisch<br />

A und B“) nachgewiesen, die zum Teil mit<br />

der alpinen Bronzezeit (2200–1000 v. Chr.)<br />

korrelieren. Sie erscheinen in zahlreichen<br />

alpinen Orts- und Gewässernamen wie<br />

Mals, Laatsch, Schleis, Stilfes, Telfes bzw.<br />

Etsch, Eisack, Rienz, Talfer.<br />

Ratschings: ein vermuteter alpenindogermanischer Ortsname<br />

Indogermanische Namen<br />

Unter den vielen Benennungsmotiven<br />

aus dieser Sprachepoche gibt es auch<br />

solche mit dem Suffix -injom, die möglicherweise<br />

auf Personen und ihren Besitz<br />

verweisen und einen Rufnamen inkorporieren<br />

könnten. Beispiele dafür sind Ortsnamen<br />

auf -ings/-inges wie Raminges, Partinges,<br />

Ratschings (Wipptal) oder auch<br />

Partschins (Burggrafenamt). Der Name<br />

Ratschings könnte unter Umständen<br />

auf *Rikkinjom „Gebiet einer Person namens<br />

Rikkjos“, der Name Partschins auf<br />

*Porkinjom „Gebiet einer Person namens<br />

Porkjos“ zurückgehen.<br />

Olang: ein keltischer Ortsname<br />

Rätische Namen<br />

Deutlichere Spuren von Besitznamen sind<br />

in der alpinen Eisenzeit (1000–15 v. Chr.)<br />

zu finden. In dieser Zeit erscheinen die<br />

geheimnisvollen Räter, die nachweislich<br />

eine nicht-indogermanische Einzelsprache<br />

sprachen, die mit den gängigen europäischen<br />

Sprachgruppen Germanisch,<br />

Romanisch, Slawisch und Keltisch nichts<br />

gemein hat. Das Rätische und auch das<br />

Brixen: ein rätischer Ortsname<br />

Etruskische haben gemeinsame Wurzeln<br />

(„Tyrsenische Sprachgruppe“), die man<br />

im östlichen Mittelmeerraum vermutet. Die<br />

Räter verwendeten eine Schrift. Diese ist<br />

uns im „Bozen-Sanzeno- Alphabet“ überliefert,<br />

das eine frappierende Ähnlichkeit<br />

mit dem Alphabet von Lemnos (Griechenland)<br />

aufweist.<br />

Mutmaßlich rätisch-eisenzeitliche Ortsnamen<br />

in Südtirol sind jene mit der Endung<br />

auf -en, die auf ein rätisches -na zurückzuführen<br />

ist. Beispiele: Rasen, Nasen, Brixen,<br />

KulturFenster 44<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Heimatpflege<br />

Lajen, Ritten, Pfatten, Truden, Tisens, Ulten,<br />

aber auch Vahrn, Garn oder Feldthurns.<br />

Der rätische Stadtname Brixen leitet sich<br />

z. B. von *Príkse-na „Gebiet einer Person<br />

namens Prikse“ ab, der Name Vahrn von<br />

*Vári-na „Gebiet eines Vari“, Garn von<br />

*Kári-na „Gebiet eines Kari“, Feldthurns<br />

von *Uelthúr-na „Gebiet eines Uelthur“.<br />

Neben diesen auf -na endenden Namen,<br />

werden noch folgende Ortsnamen als rätisch<br />

betrachtet: Völs, Schenna sowie die<br />

italienischen Namen Senale (it. für Unsere<br />

Liebe Frau im Walde), Tonale (dt. Tunol)<br />

und Romallo (dt. Ramol). Denkbar ist, dass<br />

die Räter innerhalb der Laugen-Mellaun-<br />

Kultur eine Art „Oberschicht“ bildeten bei<br />

gleichzeitigem Fortbestand von indogermanisch<br />

sprechenden Bevölkerungsgruppen.<br />

Keltische Namen<br />

Als letzte prähistorische, jünger-eisenzeitliche<br />

Sprachschicht ist das Keltische zu<br />

nennen, wiederum eine indogermanische<br />

Sprachgruppe. Besonders im Pustertal<br />

lassen sich Ortsnamen keltisch etymologisieren.<br />

Als Beispiele seien die Ortsnamen<br />

Toblach (*Duplākon „Gebiet eines<br />

Niederolang im Pustertal<br />

Duplos“), Vierschach (*Virisia¯kon „Gebiet<br />

eines Virisios“), Luttach (*Lukta¯kon<br />

„Gebiet eines Luktos“), Innichen („die Geschmückte“),<br />

Taisten („Gebiet des Deketos“),<br />

Pustertal („Gebiet eines Bustros“ =<br />

Brunecker Talweitung!), Olang (*Aulākon<br />

„Gebiet eines Aulos“), Prags (*brākos<br />

„Morast“) und Vintl (*Vindolaio „Gebiet<br />

eines Vindolos“) genannt. Ein weiteres typisch<br />

keltisches Suffix lautet -enna wie in<br />

der Bezeichnung „Ardennen“, aber auch<br />

in Sesvenna (*siskuēnna „trockenes<br />

Gelände“).<br />

Wie diese knappe Aufstellung zeigt, beherbergte<br />

der Mittlere Alpenraum eine<br />

geradezu erstaunliche Vielzahl an vorrömischen,<br />

prähistorischen Sprachschichten,<br />

wobei das Benennungsmotiv „Rufname“<br />

stark in Erscheinung tritt. Die Benennung<br />

nach lokalen, wohl angesehenen und begüterten<br />

Männern, findet ihren Fortgang<br />

in den römischen Prädiennamen (siehe:<br />

<strong>Kulturfenster</strong> 2/24) und in den frühmittelalterlichen<br />

bairisch-deutschen Ortsnamen<br />

Dietenheim, Uttenheim, Issing und<br />

Reiperting (mehr dazu in einer der nächsten<br />

Ausgaben).<br />

Johannes Ortner<br />

VOLKSKULTUR IM RUNDFUNK<br />

Jeden Donnerstag von 18.05 bis 19 Uhr und jeden Samstag von 11.05 bis 12 Uhr<br />

Unser Land – Kultur und Natur in Südtirol<br />

Gestaltung und Moderation: Heike Tschenett, Barbara Wiest<br />

22./24. <strong>August</strong> <strong>2024</strong>: Besuch auf dem Hügel Castelfeder<br />

Kräuter und Kultur – Wanderung mit Heinrich Abraham.<br />

Mit Simone Mayr<br />

3./5. Oktober <strong>2024</strong>: Der Löffel – mehr als nur ein Essbesteck<br />

Die Volkskundlerin Barbara Stocker über Gebrauch und Symbolik<br />

eines Alltagsgegenstandes.<br />

Mit Heike Tschenett<br />

Jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />

Dahoam in Tirol<br />

Dialekte, liebgewonnene oder<br />

längst vergessene Tiroler<br />

Bräuche, Plaudereien<br />

KulturFenster 45<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Die Sensenscheide –<br />

ein wichtiger Schutz<br />

Schutz für die Sense: eine verzierte Sensenscheide aus Holz (l.) und Detailaufnahme der Sensenscheide<br />

Fotos: Museum Gherdeina, St. Ulrich, Isabell Pitscheider<br />

Das Wetter war in den vergangenen Monaten<br />

immer wieder Thema. Während es bei<br />

manchen Menschen um das Urlaubswetter<br />

ging, bangten Bauern und Bäuerinnen<br />

um das Gedeihen von Obst und Gemüse<br />

und um die Heumahd.<br />

Das Mähen erfolgt heute mit Motorsensen<br />

und Mähmaschinen. Sensen werden seltener<br />

benützt, oft nur mehr in steilen Lagen.<br />

In Zeiten, als noch alles mit der Hand gemäht<br />

wurde, wurde eine Sense oft weit herumgetragen.<br />

Wenn sich Bauern, Knechte<br />

und Mägde zu Fuß auf den Weg zu den höher<br />

gelegenen Wiesen oder Almen machten,<br />

trugen sie ihre Arbeitsgeräte bei sich.<br />

Auch auf Fahrrädern wurden landwirtschaftliche<br />

Arbeiter mit einer Sense auf<br />

der Schulter gesehen. Für die Sense war<br />

daher ein Schutz vorgesehen, damit man<br />

sich bei einem Sturz nicht verletzen konnte.<br />

Sicherheit für Arbeiter<br />

Unfälle gab es immer wieder, wie auch<br />

die Zeitungen berichteten. 1906 stand zu<br />

lesen, dass ein Knecht in Unterrain zum<br />

Moosstreumähen ging, als ihm die Sense<br />

von der Schulter entglitt und er sich verletzte.<br />

Ein anderes Mal war in einer Zeitung<br />

von einem Bauern die Rede, der einen<br />

Korb Gras gemäht hatte und auf dem<br />

Heimweg, als er die Sense auf der Schulter<br />

trug, an einem Strauch hängen blieb,<br />

in die Sense fiel und schwer verletzt liegen<br />

blieb.<br />

Daher war es in jenen Gegenden, wo Sensen<br />

viel herumgetragen wurden, üblich,<br />

diese mit einem Schutz aus Holz zu versehen.<br />

Die Sensenscheide diente zur eigenen<br />

Sicherheit und der anderer, aber<br />

auch zum Schutz des Sensenblattes, das<br />

schnell hätte verbogen werden können.<br />

Die Sensenblätter kamen häufig aus Jenbach,<br />

die dortigen Schmiede waren für ihre<br />

gute Arbeit weitum bekannt. Ihre Sensen<br />

waren nicht nur in Tirol, auch in anderen<br />

Ländern sehr gefragt.<br />

Ornamente<br />

und Abwehrzeichen<br />

Wie es früher üblich war, erfand man nicht<br />

nur einen simplen Schutz für derlei Arbeitsgeräte,<br />

sondern verzierte diesen auch noch<br />

mit allerlei Ornamenten und Abwehrzeichen.<br />

Häufig sind auf den aus Holz hergestellten<br />

Sensenscheiden Tierköpfe zu sehen.<br />

Besonders beliebt waren Drachen,<br />

Hunde und Schlangen.<br />

Schlangen sorgen auch heute noch für Erschrecken,<br />

wenn man unerwartet auf sie<br />

stößt, was im hohen Gras immer wieder<br />

passiert. Es mag daher verständlich sein,<br />

dass für Sensenscheiden ausgerechnet die<br />

Schlangen als Zeichen des Schutzes und<br />

der Abwehr ausgewählt wurden.<br />

Werden Alltagsgegenstände nicht mehr<br />

gebraucht, ändert sich oft ihre Funktion.<br />

So schmücken bemalte oder geschnitzte<br />

Sensenscheiden heute ab und zu noch<br />

die Wände alter Bauernhäuser und Wetzsteinbehälter<br />

dienen als Vase für Trockenblumen.<br />

Barbara Stocker<br />

Der Wetzkumpf war wie die Sensenscheide<br />

individuell gestaltet.<br />

Foto: Gerd Eder<br />

Sensen brauchten einen Schutz, damit man<br />

sich nicht verletzte. Foto: Hermann Maria Gasser<br />

46<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


hinausgeblickt<br />

„Am Anfang war Gais“<br />

Buchvorstellung: Ezra Pound, seine Tochter Mary de Rachewiltz<br />

und ihr Bezug zum Pustertal<br />

Am 2. Juni las Siegfried de Rachewiltz im<br />

Pflegerhaus in Gais Auszüge aus dem neu<br />

erschienenen Buch „Tirol im Leben und<br />

Werk von Ezra Pound“. Dabei kam auch<br />

das Leben der Mutter des Autors, Mary de<br />

Rachewiltz, zur Sprache. Sie war einst in<br />

Gais aufgewachsen.<br />

Seit 17 Jahren gibt es den Kulturweg Gais,<br />

der damals vom Arbeitskreis Kulturweg Gais<br />

initiiert wurde. Entlang dieses Weges haben<br />

Künstler*innen Werke installiert, mit denen<br />

sie große Persönlichkeiten würdigen, die<br />

ehemals in Gais gelebt und/oder gewirkt<br />

haben. Zu ihnen zählen auch der amerikanische<br />

Dichter Ezra Pound und dessen<br />

Tochter Mary de Rachewiltz.<br />

So war die Autorenlesung, die der Arbeitskreis<br />

organisiert hatte, sehr passend. Im<br />

barocken Pflegerhaus, das 1752 errichtet<br />

worden war, las Siegfried de Rachewiltz,<br />

aus seinem neuen Buch über seinen Großvater<br />

vor. Ezra Pound gilt als ein herausragender<br />

Vertreter der literarischen Moderne,<br />

war aufgrund seiner politischen Haltung<br />

jedoch nicht unumstritten. Wie aber kam<br />

es dazu, dass seine Tochter Mary im Pustertal<br />

groß wurde?<br />

Das Moidile vom Samerhof<br />

konnte. Mary wurde zum „Moidile“, half<br />

dem Ziehvater bei der Stallarbeit und wollte<br />

Schafzüchterin werden. Sie schrieb ihrem<br />

Vater viele Briefe und erzählte darin über<br />

das Leben im Dorf. Später besuchte sie<br />

ein Gymnasium in Florenz.<br />

Kultur im Pflegerhaus<br />

Auch Ezra Pounds Mutter verbrachte ihre<br />

letzten Lebensjahre in Gais, und zwar auf<br />

Schloss Neuhaus. Mary zog indessen nach<br />

ihrer Heirat mit Boris de Rachewiltz auf die<br />

Brunnenburg nach Dorf Tirol. Sie wurde<br />

selbst Schriftstellerin, baute auf der Burg<br />

Siegfried de<br />

Rachewiltz mit<br />

HPV-Obfrau<br />

Claudia Plaikner<br />

und Vorstandsmitglied<br />

Albert<br />

Willeit<br />

Foto: HPV<br />

eine Gedächtnisstätte für ihren Vater auf<br />

und übersetzte Pounds berühmte Gedichtsammlung<br />

„Cantos“ ins Italienische. Vor<br />

kurzem feierte sie ihren 99. Geburtstag.<br />

Nach der Vorlesung von Siegfried de Rachewiltz<br />

berichtete Gemeindereferentin<br />

Steffi Auer über den Werdegang zum Ankauf<br />

dieser Räumlichkeiten durch die Gemeinde.<br />

Sie sollen künftig vor allem für Kulturveranstaltungen<br />

genutzt werden. Bereits<br />

in den vergangenen Monaten haben die<br />

Künstlerin Sarah Ambrosi und der Künstler<br />

Grischa Lichtenberger als Artists in Residence<br />

dort intensiv gearbeitet.<br />

Albert Willeit/Edith Runer<br />

Diese spannende Geschichte erzählte Siegfried<br />

de Rachewiltz im Rahmen der Buchvorstellung<br />

– zumal das erste Kapitel des<br />

Buches mit „Am Anfang war Gais“ überschrieben<br />

ist. Das (überraschend zahlreiche)<br />

Publikum erfuhr, dass Ezra Pound<br />

1924 nach Italien gezogen war und viele<br />

Jahre in Rapallo bei Genua gewohnt hatte.<br />

Neben seiner Ehefrau hatte er auch eine<br />

Geliebte, die Musikerin Olga Rudge. Diese<br />

brachte 1925 – sie war gerade auf der<br />

Durchreise – in Brixen die kleine Mary<br />

auf die Welt, Pounds Tochter. Weil Olga<br />

sehr schwach war, wurde Johanna Marcher<br />

vom Samerhof als Amme eingesetzt<br />

– sie hatte zuvor ein Kind tot auf die Welt<br />

gebracht. Schließlich nahm Johanna die<br />

kleine Mary als Pflegekind auf, damit deren<br />

Mutter ihre Musikkarriere fortsetzen<br />

Siegfried de Rachewiltz las in der ehemaligen Bildhauerwerkstatt der Künstler Bacher vor.<br />

Foto: A. Willeit<br />

KulturFenster 47<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


hinausgeblickt<br />

Die Mühle klappert wieder<br />

Kleindenkmal bei den Höfen Vallatsches in Stilfs restauriert<br />

Nach 55 Jahren Stillstand wurde die wasserbetriebene<br />

Getreidemühle Vallatsches in<br />

Stilfs Mitte Juni als Schaumühle erstmals<br />

wieder in Betrieb genommen. Im Rahmen<br />

einer kleinen Feier wurden auch ein Kulturführer<br />

und ein Dokumentarfilm vorgestellt.<br />

Wasserbetriebene Getreidemühlen prägten<br />

jahrhundertelang das Landschaftsbild im<br />

Alpenraum. Roggen, Gerste, Hafer, Weizen<br />

und Buchweizen stellten Grundnahrungsmittel<br />

für Mensch und Tier dar. Fast jeder<br />

Bauernhof hatte eine Getreidemühle. Der<br />

Obervinschgau galt sogar als Kornkammer<br />

Tirols. In der Gemeinde Stilfs betrieben<br />

die Brüder Haas bis 1969 die Mühle<br />

Vallatsches in der Nähe der Höfegruppe<br />

Vallatsches. Es handelte sich um eine Interessentschaftsmühle<br />

für fünf Höfe, die<br />

1853 erbaut und 1927 einmal saniert<br />

worden war.<br />

Schwierige Finanzierung<br />

Da die Mühle viele Jahre nach der Stilllegung<br />

zu verfallen drohte, setzte sich<br />

Die Vallatsches-Mühle vor (Bild unten) und nach der Restaurierung<br />

der Ortsbeauftragte des Heimatpflegeverbandes,<br />

Roland Angerer, für eine Sanierung<br />

ein. Ziel sollte es sein, die Mühle<br />

der Allgemeinheit zugänglich zu machen<br />

und ihr durch Führungen das alte Handwerk<br />

des Müllers näherzubringen. Gemeinsam<br />

mit Bezirksobmann Franz Fliri<br />

gab es schon 2010 den ersten Lokalaugenschein,<br />

der Nationalpark Stilfser Joch<br />

sicherte Beiträge zu. Doch erst elf Jahre<br />

später konnte der Großteil der Finanzierung<br />

garantiert werden, weil das Projekt<br />

in ein Leader-Programm aufgenommen<br />

wurde. Mehr als ein Fünftel der Kosten<br />

übernahm die Gemeinde.<br />

Die Sanierung des wertvollen Kleindenkmals<br />

verantwortete die Firma Lechner Holzbau,<br />

die ihrerseits weitere Arbeiten vergab.<br />

Andreas Pinggera restaurierte das Mühlrad<br />

und das „Innenleben“ der Mühle. Nun<br />

steht die historische Mühle wieder betriebsbereit<br />

da und kann den Menschen<br />

das bäuerliche Wirtschaften in früheren<br />

Zeiten näherbringen.<br />

KulturFenster 48<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Heimatpflege<br />

Feier mit Schaumahlen<br />

Die offizielle Eröffnung mit Vertreter*innen<br />

des Heimatpflegeverbandes Südtirol (u. a.<br />

Obfrau Claudia Plaikner), der Gemeinde<br />

Stilfs (u. a. Bürgermeister Franz Heinisch,<br />

Vizebürgermeister Armin Angerer), der Aktionsgruppe<br />

LAG Vinschgau, des Bildungsausschusses<br />

Stilfs und der Ferienregion<br />

Ortlergebiet erfolgte am 15. Juni. Projektkoordinator<br />

Roland Angerer lobte das Netzwerk<br />

an verlässlichen Mitstreiter*innen,<br />

mit denen die einstige Vision umgesetzt<br />

werden konnte.<br />

Mit Vinschger Korn und Wasser aus dem<br />

Tramantanbach bewies die Mühle, dass sie<br />

tatsächlich wieder funktioniert. Aus dem<br />

Mehl backte Nicolai Wallnöfer frische Vinschger<br />

Urpaarln, die anschließend verkostet<br />

wurden.<br />

Film und Kulturführer<br />

Im Hof Schöpfnegg, einem der fünf Höfe<br />

Vallatsches, stellte zudem das Autorinnenduo<br />

Marzia Poli und Kathrin Gschleier mit<br />

der Illustratorin Chiara Rovescala den Kulturführer<br />

„Unterwegs in Stilfs“ vor. Er erzählt<br />

auf sympathische Weise von den Stilfser<br />

Mühlen, von denen bis auf diese eine alle<br />

verfallen sind, enthält zudem altes Wissen<br />

rund um den Getreidebau und beschreibt<br />

die vier Themenwege (Getreide, Mühlen,<br />

Wasser, Brauchtum). Marzia Poli war bereits<br />

vor der Eröffnung mit einer Gruppe<br />

zu den Höfen gewandert und hatte als<br />

Müllerin spannende Geschichten erzählt.<br />

Der Filmemacher Peter Grutsch zeigte im<br />

Rahmen der Feier den vom Bildungsausschuss<br />

in Auftrag gegebenen Dokumentarfilm<br />

„Vom Korn zum Brot“, der bei den<br />

Zuschauern sehr gut ankam.<br />

Roland Angerer/Edith Runer<br />

Marzia Poli, als Müllerin verkleidet, führte die Teilnehmenden in die Geschichte(n) der<br />

Mühle ein.<br />

Die Erhaltung von Kleindenkmälern wie dieser Mühle ist eines der Anliegen des Heimatpflegeverbandes.<br />

Fotos: Peter Grutsch<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />

Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 13. September <strong>2024</strong><br />

49<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


hinausgeblickt<br />

Ein Vorbild für andere Dörfer<br />

Verschönerungsverein Reischach: Ehrenamtliche gestalten den Ort<br />

Der Brunnen im neuen kleinen Park:<br />

Beim Findling wurde ein ganz flaches<br />

Wasserbecken herausgeschliffen.<br />

Das Kappler Stöckl, ein außergewöhnlicher,<br />

spiritueller und vielbesuchter Ort<br />

In der Brunecker Fraktion Reischach gibt<br />

es in Form des Verschönerungsvereins ein<br />

gutes Beispiel von engagierter und gelebter<br />

Dorfgemeinschaft. Es kann als Vorbild für<br />

andere Dörfer dienen.<br />

Der Verschönerungsverein Reischach wurde<br />

bereits 1886, also bereits vor fast 140 Jahren<br />

gegründet. „Die äußere Verschönerung<br />

des Ortes durch Bereitstellen von Anpflanzungen<br />

von Bäumen und lebenden Zäunen<br />

sowie Ruhebänken und Wegeverbesserungen“<br />

– so wurden die Ziele damals<br />

formuliert. Und sie haben bis heute noch<br />

absolute Priorität.<br />

Die Beschilderung der Wege, die Ausstattung<br />

mit Bänken, die Bepflanzung der Blumenbeete<br />

im Dorf sowie deren Pflege und<br />

Instandhaltung sind ein großer Aufgabenbereich<br />

des Vereines. Dies alles ist nur durch<br />

den Einsatz der 30 ehrenamtlichen Wegeund<br />

Beetepaten möglich, die bereit sind, einen<br />

Teil ihrer Freizeit für die Pflege des Ortes<br />

zu investieren. Auch die jährliche Aktion<br />

„Sauberes Dorf“ obliegt dieser Organisation.<br />

Auf deren Anregung arbeitet die Künstlerin<br />

Ursula Pescoller seit 2016 außergewöhnliche<br />

Kunstobjekte in die malerische Kulisse der<br />

Reischacher Wanderwege ein.<br />

Weitere Tätigkeiten sind die Restaurierung<br />

der Wegkreuze, Sitzbänke und Zäune, die<br />

Gestaltung des Kreisverkehrs am Ortseingang<br />

zu Ostern und im Herbst und Aktionen<br />

in Zusammenarbeit mit der Grundschule<br />

und dem Kindergarten Reischach<br />

(z. B. Umwelttag), um nur einige zu nennen.<br />

Der Ausschuss des Verschönerungsvereins<br />

Reischach: Obmann Walter Mauerlechner,<br />

Margareth Kronbichler, Bruno Huber, Petra<br />

Oberstaller, Werner Volgger, Anna Kronbichler,<br />

Hans Aichner, Annegret Hintner und<br />

Siegfried Mairhofer (von unten nach oben)<br />

Beim Kreisverkehr an der Ortseinfahrt von<br />

Reischach gab es einen ungenutzten Grünbereich.<br />

Dieser wurde im vergangenen Jahr<br />

im Auftrag des Verschönerungsvereines und<br />

der Trinkwassergenossenschaft Reischach<br />

zu einem attraktiven kleinen Park umgestaltet.<br />

Im Zentrum steht ein Brunnen mit einer<br />

besonderen Geschichte: Am Höhepunkt<br />

der jüngsten Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren<br />

waren die Alpen von einer bis zu 2.000<br />

Meter dicken Eisschicht überzogen, aus der<br />

nur noch die höchsten Berggipfel herausragten.<br />

Die mächtigen Gletscherströme flossen<br />

langsam aus den Tälern wie dem Ahrntal<br />

heraus und führten in ihren Eismassen<br />

auch Geröll und Felsblöcke mit sich. Als das<br />

Eis schmolz, blieben sie dort liegen, wo sie<br />

gerade waren, so wie dieser Stein aus Zentralgneis<br />

aus den Zillertaler Alpen, der am<br />

Hang des Kronplatzes beim Bau der Ried-<br />

Piste gefunden wurde. Aus ihm wurde dieser<br />

besondere Brunnen künstlerisch gefertigt.<br />

Sitzt man auf der Bank daneben – sie<br />

trägt den bezeichnenden Titel „Gletscherblick“<br />

–, sieht man genau ins Ahrntal hinein<br />

zu den Resten der Zillertaler Gletscher, von<br />

wo dieser Steinblock herkam.<br />

Der Brunnen und die Bänke wurden von<br />

Albert Willeit und dem Bildhauer Paul S.<br />

Feichter gestaltet.<br />

Albert Willeit<br />

KulturFenster 50<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


gedenken<br />

Zum Gedenken an<br />

Karl Friedrich Graf Pfeil<br />

Im Alter von 99 Jahren verstarb am<br />

3. März <strong>2024</strong> Karl Friedrich Graf von<br />

Pfeil und Klein-Ellguth. Graf von Pfeil<br />

war Gründungsmitglied und Ehrenmitglied<br />

des Vereines für Kultur und Heimatpflege<br />

Tscherms. Er hat sich stets<br />

sehr in Belangen der Heimatpflege<br />

engagiert. Nachstehend Auszüge aus<br />

einem Nachruf von Christoph Gufler.<br />

Geboren wurde Graf Pfeil am 5. Juli<br />

1924 im einstmals österreichischen<br />

und seit 1742 preußischem Schlesien,<br />

wo die Familie seit vielen Generationen<br />

ein Gut in der Nähe von Breslau<br />

bewirtschaftete. Die 1786 in den<br />

Grafenstand erhobenen Pfeil gehören<br />

zum schlesischen Uradel. Karl Friedrich<br />

sollte als ältester Sohn einmal den<br />

Besitz übernehmen. Es kam anders.<br />

Am 20. Jänner 1945 mussten die<br />

Pfeil nach 900 Jahren das Land ihrer<br />

Väter verlassen, woran sich der<br />

Verstorbene lebhaft erinnerte: „Die<br />

Russen kamen immer näher. Man<br />

konnte schon das Donnern der Geschütze<br />

hören. Unsere Köchin aus<br />

Wien hatte im Schloss noch ein Essen<br />

vorbereitet. Danach folgten meine<br />

Eltern dem Flüchtlingstrek der Dorfbewohner<br />

gegen Westen. Die Heimat<br />

war verloren“.<br />

Karl Friedrich von Pfeil befand sich zu<br />

dieser Zeit als Kavallerist an der Front.<br />

1942 war er mit 18 Jahren eingezogen<br />

worden. Nach Kriegsende stand<br />

er mit 60 Reichsmark auf der Straße<br />

und musste sich ein neues Leben aufbauen.<br />

Acht Jahre war er als Praktikant,<br />

dann als Gutsverwalter in Bayern<br />

tätig. Nebenbei absolvierte er<br />

ein Studium, das er als staatlich geprüfter<br />

Landwirt abschloss.<br />

Durch Zufall gelangte Karl Friedrich<br />

nach Südwestafrika, wo er 20 Jahre<br />

lang in Namibia große Viehfarmen<br />

leitete (...) Er führte viele Verbesserungen<br />

in der Schaf- und Rinderzucht<br />

ein, sorgte für eine funktionierende Wasserversorgung,<br />

baute das Wegenetz aus<br />

und errichtete zwei Schulen (…)<br />

Durch seinen Großvater Markus Freiherr<br />

von Spiegelfeld (…) hatte Karl Friedrich<br />

verwandtschaftliche Beziehungen nach<br />

Südtirol. Bei einem seiner Besuche lernte<br />

er seine spätere Frau Dorothea Freiin von<br />

Kripp kennen. Sie folgte ihm nach Namibia,<br />

wo die vier Kinder zur Welt kamen.<br />

1968 übersiedelte die Familie nach<br />

Tscherms. Dort hatte seine Frau den Ansitz<br />

Kränzel geerbt. Das Gut war jahrzehntelang<br />

verpachtet gewesen und befand<br />

sich in einem trostlosen Zustand. Wie so<br />

oft in seinem Leben, krempelte Karl Friedrich<br />

die Ärmel hoch. Mit der Zeit gelang<br />

es, das Anwesen in Schwung zu bringen.<br />

„Am Anfang konnten die Tschermser<br />

mit dem Hochdeutsch sprechenden<br />

Herrn nicht viel anfangen. Als sie gemerkt<br />

haben, dass er arbeitet, wuchs das Vertrauen“,<br />

erzählte Graf Pfeil.<br />

Es hilft nichts, mit dem Schicksal<br />

zu hadern. Wo es einen hinstellt,<br />

muss man versuchen, das Beste<br />

daraus zu machen.<br />

Karl Friedrich Graf von Pfeil<br />

Die Wertschätzung kam auch dadurch<br />

zum Ausdruck, dass er in den Vorstand<br />

der Kellereigenossenschaft und der Obstgenossenschaft<br />

gewählt wurde, deren<br />

Aufsichtsrat er zwölf Jahre lang leitete.<br />

26 Jahre lang stand er dem Pfarrgemeinderat<br />

von Tscherms als Präsident vor. 17<br />

Jahre lang verwaltete Graf Pfeil für die Tiroler<br />

Matrikelstiftung den Sandhof in Passeier,<br />

wo er vieles verbesserte und den<br />

Aufbau des heutigen Andreas-Hofer-Museums<br />

tatkräftig unterstützte. 2006 wurde<br />

Karl Friedrich Pfeil mit der Verdienstmedaille<br />

des Landes Tirol geehrt.<br />

Karl Friedrich Graf von Pfeil<br />

* 5. Juli 1924 † 3. März <strong>2024</strong><br />

Bis ins höchste Alter nahm er Anteil<br />

daran, was am Hof, in der Gemeinde<br />

und im Land geschah. „Es hilft nichts,<br />

mit dem Schicksal zu hadern. Wo<br />

es einen hinstellt, muss man versuchen,<br />

das Beste daraus zu machen“,<br />

meinte Karl Friedrich Pfeil einmal im<br />

Rückblick auf sein Leben. Man kann<br />

wohl sagen, dass ihm dies gelungen<br />

ist. Seine Lebensmaxime wurde beim<br />

Sterbegottesdienst treffend in Worte<br />

gefasst: „Er war ein Mann, der gerne<br />

selbst mit angepackte, der Spruch<br />

,Was kann denn ich schon tun?‘ gefiel<br />

ihm gar nicht. Andere für die Misere<br />

verantwortlich zu machen, widerstrebte<br />

ihm. Jeder Einzelne könne<br />

auf seine Art in seinem Umfeld zum<br />

wohlwollenden und respektvollen Miteinander<br />

beitragen, damit es in unserer<br />

Welt, friedlicher und liebevoller<br />

zugehe. Dazu brauche es die Bereitschaft<br />

zu teilen, uns gegenseitig die<br />

Türen zu öffnen, Mut, dem Hass und<br />

dem Populismus unerschrocken entgegenzutreten<br />

und unsere Demokratie<br />

zu schützen …“<br />

Christoph Gufler<br />

KulturFenster 51<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


gelesen<br />

Die größten Schätze<br />

eines bekannten Tales<br />

Buchvorstellung: „Stille Naturwunder in Sexten“<br />

Sexten hat durch die Nähe zu den Drei Zinnen,<br />

die man wohl als das Highlight des Weltnaturerbes<br />

Dolomiten betrachten kann, von<br />

seiner Lage her einen besonderen Stellenwert.<br />

Nun gibt es ein Buch, das die größten<br />

Schätze der unberührten Natur im Sextner<br />

Tal zeigt.<br />

Das Buch „Stille Naturwunder in Sexten“<br />

wurde im Mai zunächst im Waltherhaus<br />

in Bozen, in weiterer Folge in der Dorfbibliothek<br />

Claus Gatterer in Sexten sowie an<br />

der Grundschule von Sexten präsentiert.<br />

Herausgeber ist Markus Tschurtschenthaler,<br />

Mitglied des Heimatpflegevereins Sexten<br />

und des AVS. Das Konzept des Buches<br />

hat die Obfrau des HPV Sexten, Regina<br />

Stauder, entwickelt.<br />

In Gedanken<br />

durch vier Jahreszeiten<br />

Es gibt viele Bücher über Sexten, in dieser Form wurde das Tal aber noch nie vorgestellt.<br />

Foto: HPV Sexten<br />

Es ist ein Buch über Sexten, wie es in dieser<br />

Form noch keines gibt. Man wandert in<br />

dem Buch gedanklich durch die vier Jahreszeiten,<br />

begleitet von einer jungen Lärche<br />

aus der Krummholzzone, die jeweils<br />

die Kapitel einleitet. Neben jedem der vier<br />

Lärchenfotos steht ein Text, der den wundervollen<br />

Wandel der Lärchen von Jahreszeit<br />

zu Jahreszeit beschreibt.<br />

In jedem Kapitel findet man drei Texte über<br />

Botanik, Geologie und Geografie im Tal. „Wir<br />

wollten ein Werk schaffen, das für möglichst<br />

viele Interessierte geeignet ist, vom<br />

Schulkind bis zum älteren Menschen sowie<br />

vom Ortsansässigen bis hin zum Feriengast<br />

oder Heimatfernen“, sagen Markus<br />

Tschurtschenthaler und Regina Stauder. „Es<br />

sollte motivieren, mit offenen Augen und äußerst<br />

respektvoll durch die Natur zu wandern<br />

und die noch vorhandene Flora und<br />

Fauna zu schützen.“ Ein Beitrag im Sinne<br />

der Nachhaltigkeit also.<br />

Es gibt im Buch auch ein Kapitel über bedrohte<br />

Pflanzen und ihren Schutzstatus.<br />

Alle Fotos stammen aus dem Tal, sind nicht<br />

bearbeitet und mit einer Ortsangabe versehen.<br />

„Das sollte anregen, selbst ,Juwelen‘<br />

draußen in der Natur zu entdecken. Außerdem<br />

wollten wir die Fotografie als sinnvolle<br />

Freizeitbeschäftigung und Kunstform<br />

in den Mittelpunkt rücken“, so Regina Stauder.<br />

Im Buch findet man daher Aufnahmen<br />

von besonderen Momenten bzw. Kleinoden,<br />

die nicht jedem ins Auge fallen. Hervorragende<br />

Tierfotos von Peter Pfeifhofer bereichern<br />

das Buch. Mit dem Tierporträt von<br />

einem Schneehuhn hat er bereits bei einem<br />

Wettbewerb des Landesamtes für Jagd und<br />

Fischerei den zweiten Platz erreicht.<br />

„Wir hoffen, mit diesem Buch ein besonderes<br />

Werk im Sinne der Heimatpflege geschaffen<br />

zu haben, welches vielen Menschen<br />

in ganz Südtirol und darüber hinaus<br />

Freude bereitet und gleichzeitig zum Naturschutz<br />

motiviert“, so Regina Stauder<br />

und Markus Tschurtschenthaler.<br />

Das Buch „Stille Naturwunder in Sexten“<br />

kann man bei Markus Tschturtschenthaler<br />

unter der E-Mail-Adresse markus.<br />

tschurtschenthaler@yahoo.de bestellen.<br />

HPV Sexten<br />

Sie haben das Buch<br />

präsentiert: Markus<br />

Tschurtschenthaler,<br />

Regina Stauder,<br />

Simona Rolleri, Simon<br />

Krautschneider und<br />

Peter Pfeifhofer (v. l.)<br />

KulturFenster 52<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Heimatpflege<br />

Von der Symbolkraft des Wassers<br />

Bilder und Geschichten zu Wassersegen und Brunnenbau<br />

Das Wasser bildet in diesem Jahr ein Schwerpunktthema<br />

für den Heimatpflegeverband.<br />

Dazu passt ein neues Buch mit Texten und<br />

Aquarellen des vor elf Jahren verstorbenen<br />

Bischofs Reinhold Stecher.<br />

Für Bischof Reinhold Stecher war der Wasserreichtum<br />

seiner Tiroler Heimat Geschenk<br />

und Verpflichtung zugleich. Er liebte die<br />

Bergseen und Wildbäche, die Gletscher und<br />

die Wasserfälle, die ihm auf seinen Bergtouren<br />

begleiteten, aber auch die Flüsse,<br />

Seen und Meereslandschaften, denen er<br />

auf seinen Reisen begegnete und die ihn<br />

staunen ließen über die Wunder der Natur.<br />

Seine Bilder und Geschichten erzählen<br />

von diesem Staunen, von der Symbolkraft<br />

des Wassers und von seiner Bedeutung<br />

als Lebensmittel. „Wasser ist ein so fundamentaler<br />

Grundwert, dass wir uns denen<br />

zuwenden müssen, die an Wassernot leiden.“<br />

Davon war Reinhold Stecher über-<br />

zeugt. Mit der Aktion „Wasser<br />

zum Leben“ unterstützte<br />

er großzügig Brunnenbauprojekte<br />

der Caritas. Die Versteigerung<br />

seiner „Wasserbilder“<br />

(Aquarelle) erbrachte dafür<br />

1,4 Millionen Euro.<br />

Daran erinnert dieses Buch,<br />

das die schönsten Wasser-<br />

Aquarelle Stechers mit seinen<br />

meditativen Texten zum<br />

Thema vereint. Es will aber<br />

auch weiterhin helfen, Brunnen<br />

zu bauen: Für jedes verkaufte<br />

Buch fließen drei Euro<br />

in ein Brunnenbauprojekt<br />

in Mali.<br />

Reinhold Stecher: „Wasser<br />

zum Leben“, Tyrolia Verlag,<br />

<strong>2024</strong>, 27,50 Euro<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Ehrenobmann Peter Ortner feiert 90. Geburtstag<br />

Am 16. Juli <strong>2024</strong> feierte der Ehrenobmann<br />

des Heimatpflegeverbandes, Peter Ortner,<br />

seinen 90. Geburtstag.<br />

Die Gratulanten Claudia Plaikner und Josef Oberhofer mit dem Jubilar in ihrer Mitte<br />

Foto: HPV<br />

90 Lebensjahre sind wahrlich ein Grund<br />

zum Feiern. Deshalb statteten auch Verbandsobfrau<br />

Claudia Plaikner und der langjährige<br />

Geschäftsführer Josef Oberhofer<br />

dem ehemaligen Obmann Peter Ortner einen<br />

Besuch ab, um ihre Geburtstagswünsche<br />

zu überbringen.<br />

Peter Ortner hat den Heimatpflegeverband<br />

Südtirol von 1996 bis 2917 als Obmann<br />

geführt und diesem durch seine professionelle<br />

Arbeit und geradlinige Haltung ein<br />

hohes Renommee eingebracht. Sowohl<br />

Obfrau Plaikner als auch Geschäftsführer<br />

Oberhofer erinnerten sich bei einem „Ratscher“<br />

mit dem Jubilar an die intensive Zeit<br />

der Zusammenarbeit im Verband, bedankten<br />

sich nochmals für den vorbildlichen Einsatz<br />

für Heimat, Natur und Umwelt und<br />

wünschten ihm viel Kraft, Zuversicht und<br />

Gottes Segen für die nicht immer leichten<br />

Tage des Alters. Peter Ortner zeigte sich<br />

sehr gerührt und erfreut über den Besuch.<br />

53<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


getanzt<br />

So viele Teilnehmer*innen<br />

wie lange nicht mehr<br />

Landesalmtanz <strong>2024</strong> auf der Lyfialm<br />

Jedes Jahr veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft<br />

Volkstanz in Südtirol den Landesalmtanz.<br />

Nach dem Rotationsprinzip ist jeweils<br />

ein anderer Bezirk an der Reihe, diesen auszurichten.<br />

Heuer traf es den Bezirk Vinschgau.<br />

Nach einigen Überlegungen, welche<br />

Alm sich eignen könnte, fiel die Wahl auf<br />

die bekannte Lyfialm im Martelltal.<br />

Der Obmann der Volkstanzgruppe Martell,<br />

Josef Stricker, übernahm die Organisation<br />

vor Ort. Es gelang, den Wirt der Lyfialm<br />

und noch viele freiwillige Helfer*innen<br />

zu motivieren, und so wurde mit den Vorbereitungen<br />

begonnen. Bezirksleiter Norbert<br />

Kofler konnte die „Prissner Tanzlmusi“<br />

für die musikalische Gestaltung gewinnen.<br />

Weil das Wetter der größte Unsicherheitsfaktor<br />

war, konnte mit dem Bau der Tanzfläche<br />

und mit dem Bereitstellen der Tische<br />

erst am Samstag begonnen werden.<br />

Der Seniorchef der Baufirma Niederwieser<br />

übernahm mit einigen Mitarbeitern<br />

die Konstruktion des Tanzbodens. Mit vereinten<br />

Kräften wurde eine Fläche von 60<br />

Quadratmetern geschaffen. Die Verpflegung<br />

vor Ort übernahm der Wirt der Alm<br />

mit seinem Team.<br />

Am Sonntag, 14. Juli, war es soweit. Bei<br />

herrlichem Wetter begrüßte Norbert Kofler<br />

viele Tänzer*innen. Der Obmann der<br />

Volkstanzgruppe Eyrs, Reinhard Zangerle,<br />

hielt einen Wortgottesdienst. Grußworte kamen<br />

von der Ersten Vorsitzenden Monika<br />

Rottensteiner und vom Bürgermeister der<br />

Der Tanzboden auf der Lyfialm bot Platz für viele Tanzpaare.<br />

Gemeinde Martell, Georg Altstätter. Nach<br />

dem traditionellen Auftanz folgte ein Fest<br />

mit so vielen Teilnehmern, wie schon lange<br />

nicht mehr. Die Tanzfläche war während<br />

des Almtanzes immer gut gefüllt. Elisabeth<br />

Menghin, Kindertanzreferentin des Vinschgaus,<br />

bot für die jungen Teilnehmer*innen<br />

am Nachmittag Kindertänze an.<br />

Fotos: Arge Volkstanz in Südtirol<br />

An dieser Stelle ein großes „Vergelt´s Gott“<br />

an alle Helfer*innen für die perfekte Zusammenarbeit,<br />

auch bei den Vorbereitungen<br />

und bei den Nacharbeiten. Ein<br />

besonderer Dank gilt der Gemeindeverwaltung<br />

und der ortsansässigen Bank für<br />

die großzügige finanzielle Unterstützung.<br />

Anna Julia Spitaler<br />

Bezirksobmann Norbert Kofler (Bildmitte)<br />

beim Wortgottesdienst<br />

Hereinspaziert<br />

➤<br />

➤<br />

➤<br />

➤<br />

Führungsseminar für Volkstanzfunktionäre am 14.09.<strong>2024</strong> in der Lichtenburg/Nals<br />

Tanzleiterausbildung Modul 1 am 09.11.<strong>2024</strong> in der Lichtenburg/ Nals<br />

Landeskathrein-Tanzfest am 16.11.<strong>2024</strong> im Kurhaus von Meran<br />

Winterlehrgang vom 26.12.<strong>2024</strong> bis 01.01.2025 im Haus der Familie in Lichtenstern/Ritten<br />

Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />

KulturFenster 54<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


getragen<br />

Ein Dorf sucht seine<br />

Trachten-Wurzeln<br />

Terlaner „Musig“ endlich am Ziel<br />

Der einschneidende Schritt war der Umstieg<br />

von der langen Lodenhose auf eine<br />

hirschlederne Kniebundhose. Das hatte<br />

zur Folge, dass auch weiße Stutzen und ein<br />

Federkielgurt angeschafft werden mussten.<br />

Was einige Gurte besonders macht, sind die<br />

aufgestickten Weintrauben, die den Bezug<br />

zum Terlaner Weinanbaugebiet herstellen.<br />

Andere Gurte weisen Pflanzenranken auf,<br />

mit Bezug zur Landwirtschaft. Ein schwarzer<br />

Scheibenhut und ein grünes Halstüchl<br />

vervollständigen nun die Tracht der Musikanten.<br />

Der Rest ist gleich geblieben.<br />

Grün nach<br />

historischer Vorlage<br />

Besonders ins Auge sticht nun die grüne<br />

Farbe bei der Marketenderinnen-Tracht.<br />

Scheibenhut, Seidenschurz und Halstüchl<br />

werden nun in Grün getragen, so wie sie<br />

auf den Aquarellen von Tessmann aus den<br />

Jahren 1958/1959 zu sehen sind. Auch die<br />

Figurinen im Bozner Stadtmuseum und im<br />

Innsbrucker Volkskunstmuseum weisen<br />

auf die grüne Farbe hin. Das Grün der jetzigen<br />

Tracht harmonisiert perfekt mit den<br />

kräftigen Farben des typischen Tschögglberger<br />

Haftlmieders aus sogenannter Meraner<br />

Seide mit seinen quer eingewebten<br />

Rankenstreifen. In Terlan dominiert dabei<br />

die schwarz-blau-rosa Längsstreifung.<br />

Die Querstreifen sind in zartem grün-roten<br />

Ton gehalten.<br />

Historisch angepasste Trachten<br />

Die Musikkapelle Terlan hat sich intensiv<br />

mit der Frage nach der „richtigen“ Tracht<br />

auseinandergesetzt. Das Ergebnis kann sich<br />

sehen lassen.<br />

Schnittstellen sind immer problematische<br />

Gebiete, und Terlan ist so eine Schnittstelle,<br />

was die Tracht anbelangt. An der „Grenze“<br />

zwischen dem Meraner und dem Bozner<br />

Raum gelegen, kam dort nie so richtig eine<br />

ortstypische Tracht auf. Wo genau gehörte<br />

man hin? Zu Meran? Zu Bozen? Oder zur<br />

Berggemeinde Mölten? Beda Weber erwähnt<br />

1845 in „Meran und seine Umgebung“<br />

(S. 261), „bis Vilpian die von Meran, von<br />

dort die von Mölten war“.<br />

„Allein der geografische Abstand zur Stadt<br />

[Bozen] war viel, viel größer, als wir ihn uns<br />

heute vorstellen. Zum Tschögglberg, ganz<br />

besonders zu Mölten, gab es enge Verbindungen,<br />

vor allem in der Zeit, als die Etsch<br />

noch nicht entsumpft war. Auch die Pfarrgeschichte<br />

ist eng mit jener von Mölten<br />

verbunden.“ So schreibt die Volkskundlerin<br />

Barbara Stocker aus Terlan.<br />

Langer Weg<br />

Foto: Walter Haberer<br />

Bereits die Volkstanzgruppe Terlan hatte<br />

sich seinerzeit eingehend mit dem Problem<br />

Möltner Frauentracht im Stadtmuseum Bozen<br />

Foto: Stadtmuseum Bozen<br />

der Zugehörigkeit auseinandergesetzt, später<br />

auch die Musikkapelle Terlan. Und dennoch<br />

war man nie so ganz zufrieden mit<br />

den 1999 angeschafften Trachten. Es fehlte<br />

das gewisse Etwas, mit dem man sich so<br />

richtig identifizieren konnte. Deshalb hat<br />

sich eine Arbeitsgruppe in den vergangenen<br />

Jahren nochmals eingehend mit der<br />

Tracht auseinandergesetzt, hat alle möglichen<br />

Quellen studiert. Herausgekommen<br />

ist eine zum Teil erneuerte Tschögglberger<br />

Männertracht und eine Frauentracht für<br />

die Marketenderinnen, mit der man sich<br />

identifizieren kann und in der man sich<br />

nun rundum wohlfühlt. Die neuen Trachten<br />

wurden im November 2023 der Bevölkerung<br />

vorgestellt.<br />

Lederhose und Federkielgurt<br />

Interessante<br />

Materialbeschaffung<br />

Es ist nicht einfach, auch nicht im Ausland,<br />

einen geeigneten grünen Wollfilz für<br />

unsere Trachtenhüte zu finden. Deshalb<br />

hat sich die Möltner Trachtenschneiderin<br />

Sigrid Schwarzer an die Winterschule Ulten<br />

gewandt, um dort einen eigenen Wollfilz<br />

herstellen und einfärben zu lassen. Das<br />

gemeinsame Projekt ist geglückt. Die grünen<br />

Scheibenhüte der Marketenderinnen<br />

können sich sehen lassen. Ein neuer Weg<br />

wurde beschritten, um im eigenen Land wieder<br />

das Rohmaterial für unsere Trachtenhüte<br />

herzustellen und sich so unabhängig<br />

vom Ausland zu machen. Auch das Hirschleder<br />

für die Lederhosen stammt vom Gerber<br />

Armin Pernter in Aldein. So schließt sich<br />

der lokale Kreislauf.<br />

Marketenderinnen<br />

heben sich ab<br />

Die Musikantinnen tragen weiterhin die<br />

Tracht, die 1999 angeschafft wurde, mit<br />

blauem Schurz und blauem Halstüchl. Die<br />

Visitenkarte der Musikkapelle sind nun freilich<br />

die Marketenderinnen mit ihrem Auftritt<br />

in Grün. Der Musikkapelle Terlan kann<br />

man zu ihrer gelungenen Spurensuche und<br />

dem daraus entstandenen Ergebnis nur<br />

herzlich gratulieren.<br />

Agnes Andergassen<br />

Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht<br />

KulturFenster 55<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Chorsingen 2.0: Kann Künstliche Intelligenz die<br />

Chorwelt bereichern, wenn sie sinn- und maßvoll<br />

eingesetzt wird? Wie stellt man sicher, dass die<br />

Vorteile maximiert und möglich Nachteile minimiert<br />

werden?<br />

KulturFenster 56<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


gesungen<br />

Die Schönheit des<br />

Chorgesangs nach außen tragen<br />

20. Landessingen in Brixen<br />

Das Jubiläumsjahr des Südtiroler Chorverbandes<br />

steuert auf einen besonderen<br />

Höhepunkt zu, nämlich das Landessingen<br />

in Brixen, das heuer am Sonntag,<br />

dem 13. Oktober <strong>2024</strong>, um 10 Uhr mit<br />

einem Festgottesdienst im Brixner Dom<br />

eröffnet wird – mit anschließendem Festakt<br />

am Domplatz.<br />

So wie die bisherigen Landessingen werden auch heuer Hunderte von Sängern und Sängerinnen<br />

in Brixen die Stadt in eine Klangwolke hüllen.<br />

alle Fotos: SCV<br />

Das letzte Landessingen fand 2018 in Sterzing<br />

statt. Heuer ist Brixen mit seiner reichen<br />

Kultur Schauplatz für 50 Chöre, die<br />

das vielfältige Chorwesen im Land repräsentieren.<br />

Ab 13 Uhr singen sie in verschiedenen<br />

Kirchen, auf Plätzen und in<br />

Sälen in Brixen.<br />

Auf dem Domplatz werden die Chöre um 17<br />

Uhr zum Abschluss einen großen gemeinsamen<br />

Chor bilden. Das Landessingen wird<br />

auch heuer ein sichtbares Zeichen sein für<br />

die traditionsreiche Geschichte des Südtiroler<br />

Chorverbands, die Gemeinschaft der<br />

singenden Menschen in Südtirol und die<br />

Vielfalt der Chorkultur im Land. Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco ist überzeugt:<br />

„Das Landessingen ist eine Möglichkeit, die<br />

Schönheit des Chorgesanges nach außen<br />

zu tragen und den Menschen die Bedeutung<br />

des Singens zu vermitteln!“<br />

Paul Bertagnolli<br />

Einige Impressionen vom bislang letzten Landessingen 2018 in Sterzing<br />

57<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


gesungen<br />

„Popchor Live“<br />

für junge Menschen ab 15!<br />

Alle Jugendlichen sind zum Workshop eingeladen<br />

Beim Tag der Jugend können alle interessierten Jugendlichen die Erfahrung machen, gemeinsam Popsongs zu singen und in einem Konzert<br />

aufzuführen!<br />

Foto: Paul Bertagnolli<br />

Am Samstag, 12. Oktober, sind alle Jugendlichen<br />

zwischen 15 und 28 Jahren<br />

eingeladen, mit den Musikern Markus<br />

Detterbeck und Andreas Kuch im Forum<br />

Brixen an einem gemeinsamen Workshop<br />

teilzunehmen unter dem Motto „Popchor<br />

Live“. Der Workshop beginnt um 13.30<br />

Uhr und gibt allen interessierten Jugendlichen,<br />

auch solchen, die nicht in einem<br />

Chor singen, die Chance, einen Tag zusammen<br />

mit Profis zu arbeiten und auf<br />

der Bühne stehen.<br />

Gemeinsam<br />

Popsongs singen<br />

„An diesem Tag werden wir gemeinsam<br />

zwei Popsongs einstudieren, die wir<br />

abends in einem Konzert zusammen mit<br />

der a capella Band Viva Voce präsentieren“,<br />

erklärt Markus Detterbeck. Als<br />

Workshopleiter ist Detterbeck europaweit<br />

unterwegs in den Bereichen Chorarbeit<br />

intensiv, Choreographie, Popchor,<br />

Afrikanische (Chor-)Musik, Warm-Up und<br />

Team-Events für Unternehmen: „Die Arbeit<br />

mit Chören zählt zu meinen Leidenschaften.<br />

Dabei fasziniert mich besonders<br />

gemeinsam mit den Teilnehmenden<br />

an den gestellten musikalischen Herausforderungen<br />

zu wachsen.“ Andreas Kuch<br />

war nach Beendigung seines Musikstudiums<br />

als Klavierlehrer für Rock/Pop/Jazz<br />

an der Musikschule Jena tätig, bevor er<br />

2020 – seiner Passion für A-Cappella-<br />

Musik folgend – als Beatboxer und Sänger<br />

bei Viva Voce eingestiegen ist. Beim<br />

Beatboxing werden Drumcomputerbeats<br />

– zuweilen auch Scratches oder Schlagzeug-<br />

und andere Perkussionsrhythmen,<br />

seltener auch weitere Instrumente<br />

und andere Klänge – mit dem Mund, der<br />

Nase und dem Rachen imitiert. Anders<br />

als herkömmlicher Gesang erfüllt Beatboxing<br />

in der Regel musikalische Funktionen,<br />

die mit denen von Rhythmus- oder<br />

Effektinstrumenten vergleichbar sind.<br />

Doch nicht nur zum Beatboxing gibt es<br />

zahlreiche Tipps, sondern allgemein zu<br />

Stimme, Groove und Feeling.<br />

Der Tag der Jugend verspricht einiges,<br />

denn Andreas Kuch und Markus Detterbeck,<br />

die den Workshop leiten, haben viel<br />

Erfahrung mit Chören und grooviger A-cappella-Musik<br />

gesammelt. Als international<br />

tätige Coaches wissen sie genau, worauf<br />

es ankommt, wenn es darum geht, einen<br />

Chor innerhalb kürzester Zeit zu gemeinsamer<br />

Begeisterung zu führen und für einen<br />

erfolgreichen Auftritt vorzubereiten.<br />

Der Workshop wird also mit einem Konzert<br />

zusammen mit dem Chor „Viva Voce“ um<br />

20 Uhr im Forum in Brixen abgeschlossen.<br />

Im Mittelpunkt stehen der Spaß und<br />

die Freude am gemeinsamen Singen ganz<br />

nach dem Motto: „Wenn einer alleine singt,<br />

ist das einzigartig, wenn viele zusammenklingen,<br />

ist das ein echtes Erlebnis!“<br />

Paul Bertagnolli<br />

KulturFenster 58<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Chorwesen<br />

„Raum für<br />

Entwicklung schaffen“<br />

Markus Detterbeck über erfolgreiche Chorarbeit<br />

Markus Detterbeck ist Autor, Chorleiter, Dirigent,<br />

Komponist, Schulmusiker, international<br />

gefragter Referent und Gastdirigent in<br />

vielen europäischen Ländern.<br />

Er hat Lehraufträge für Musikpädagogik, Ensemble-<br />

und Chorleitung an verschiedenen<br />

deutschen Musikhochschulen und Universitäten.<br />

Sein Forschungsschwerpunkt liegt<br />

im Bereich aufbauender Chorarbeit. Mit<br />

seinen Chören war er vielfacher Preisträger,<br />

unter anderem auch beim Deutschen<br />

Chorwettbewerb. Detterbeck hat mehrere<br />

Bücher geschrieben, die unter anderem<br />

mit dem deutschen Bildungs- und Medienpreis<br />

ausgezeichnet wurden. Gemeinsam<br />

mit Andreas Kuch wird Markus Detterbeck<br />

am Tag der Jugend im Oktober<br />

interessierte Jugendliche zu einem Pop-<br />

Chor zusammenführen.<br />

KulturFenster: Wie führen Sie die jungen<br />

Sänger und Sängerinnen an nur einem Tag<br />

zu einem Chor zusammen?<br />

Markus Detterbeck: In nur einem Tag<br />

als Chor zusammenzuwachsen und am<br />

Abend auf der Bühne zu stehen... Klar,<br />

für alle, die beim Chortag dabei sein werden,<br />

ist das eine große Herausforderung.<br />

Doch das Wunderbare an einem Chor, am<br />

gemeinsamen Singen ist ja gerade, dass<br />

jede und jeder sich mit den eigenen Fähigkeiten<br />

einbringen kann und damit entscheidend<br />

zum gemeinsamen Ergebnis<br />

beiträgt. Damit alle ihr musikalisches Potential<br />

entfalten können, wird es meine<br />

Hauptaufgabe sein, für den nötigen Entwicklungsraum<br />

zu sorgen. Deshalb sehe<br />

ich mir hier zwar in gewisser Weise als<br />

Leiter, doch dann auch vielmehr als „Ermöglicher“.<br />

Auf diese Weise – da bin ich<br />

sicher – wird sich ein für alle erfüllender<br />

musikalischer wie menschlicher Zusammenhalt<br />

entwickeln.<br />

KF: Was werden Sie mit den Jugendlichen<br />

singen?<br />

Detterbeck: Unser Workshop ist deshalb<br />

etwas ganz Besonderes, weil wir zusammen<br />

mit der erfolgreichen Vocal-Band „Viva<br />

Voce" auf der Bühne stehen werden: wir<br />

haben geplant, im Finale des Konzertes<br />

am Abend des Workshoptages gemeinsam<br />

zwei Songs zu singen. Im Workshop<br />

werden wir also nicht nur diese beiden<br />

Songs vorbereiten, sondern auch Tricks<br />

und Kniffe kennenlernen, wie wir sie auf<br />

der Bühne optimal präsentieren können.<br />

Neben Stimmtraining geht es also auch um<br />

die Bühnen-Performance und die Frage,<br />

Markus Detterbeck: „Vielmehr als<br />

Chorleiter sehe ich mich als Ermöglicher<br />

von sängerischen Potentialen.“<br />

wie wir als Chor unser Publikum begeistern<br />

können.<br />

KF: Sie haben Erfahrung mit Jugendchören<br />

- wie kann man Ihrer Meinung<br />

nach Jugendliche für das Chorsingen<br />

begeistern?<br />

Detterbeck: Zeitgemäße Formate wie das<br />

geplante Konzert zusammen mit einer Vocal-Band<br />

begeistern Jugendliche. Damit<br />

gelingt es auch einen Zugang zu Chormusik<br />

für diejenigen zu schaffen, die bisher<br />

weniger Erfahrung im Singen allgemein<br />

oder insbesondere beim Singen in einem<br />

Chor sammeln konnten. Meiner Erfahrung<br />

nach entfacht Begeisterung, die am Ende<br />

von Workshop und Konzert für alle erlebbar<br />

ist, Interesse für mehr: den Wunsch<br />

weiter gemeinsam mit anderen im Chor zu<br />

singen, neue Literatur kennen zu lernen,<br />

die eigenen stimmlichen Fähigkeiten weiter<br />

zu entwickeln, Literatur auch mal abseits<br />

der eigenen Hörgewohnheiten auszuprobieren.<br />

Interview: Paul Bertagnolli<br />

KulturFenster 59<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


SCV-Intern<br />

Die Bretter,<br />

die die Welt bedeuten<br />

Jugendliche führen das Musical „Fame“ auf<br />

46 Jugendliche<br />

nahmen am<br />

MUSICALischen<br />

Workshop teil.<br />

Das legendäre Musical „Fame“ brachten<br />

46 Kinder und Jugendliche beim „MUSI-<br />

CALischen Workshop“ des Südtiroler Chorverbandes<br />

im Haus der Familie in Lichtenstern<br />

auf die Bühne.<br />

Eine Woche lang probten sie gemeinsam<br />

das Singen, Tanzen und Schauspielen.<br />

Unterstützt wurden sie vom Kursleiter,<br />

dem Chorpädagogen Christian Stefan<br />

Horvath und seinem Referententeam<br />

Harald Volker Sommer und Max Gaier.<br />

Eine eigene Band begleitete die kreative<br />

Arbeit der Jugendlichen, die in dieser<br />

Woche nachvollziehen konnten, worum<br />

es im Musical Fame geht: um die<br />

Höhen und Tiefen an einer New Yorker<br />

Musicalschule und die Leidenschaft, die<br />

es für eine Bühnenkarriere braucht. So<br />

drehten sich die Lieder um die Träume,<br />

Krisen und Erfolge auf dem harten Weg<br />

auf die Bühne und um den Glauben an<br />

sich selbst.<br />

Eine ganze Woche lang probten die Jugendlichen<br />

intensiv viele spannende<br />

Schauspielszenen, Choreografien, erarbeiten<br />

Stücke mit Chor- und Sologesang<br />

– und präsentierten am 6. Juli die Ergebnisse<br />

in einer großen Schlussaufführung<br />

einem zahlreich erschienenen Publikum.<br />

Margareth Greif, die Obmannstellvertreterin<br />

des Südtiroler Chorverbandes zeigte<br />

sich begeistert von der großartigen Leistung<br />

der Jugendlichen und der Refe-<br />

renten und bedankte sich für ihren Einsatz.<br />

Ihr Dank galt auch dem Kulturamt<br />

der Südtiroler Landesregierung und der<br />

Stiftung Südtiroler Sparkasse, die mit ihrer<br />

Unterstützung solche Fortbildungen<br />

erst möglich machen.<br />

Paul Bertagnolli<br />

Beim MUSICALischen Workshop des Südtiroler Chorverbandes am Ritten tauchten die Jugendlichen<br />

in die Welt des Musicals „Fame“ ein.<br />

KulturFenster 60<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Chorwesen<br />

Tanzen, Singen und Sport<br />

KAS-Woche des Südtiroler Chorverbandes<br />

34 Kinder im Grundschulalter nahmen<br />

Anfang Juli an der Kreativ-Aktiv-Singwoche,<br />

der KAS-Woche, des Südtiroler<br />

Chorverbandes teil, die heuer in der<br />

Fachschule für Land- und Hauswirtschaft<br />

Salern stattfand.<br />

Unter dem Motto „Zirkus“ erlebten die<br />

Kinder eine Woche, in der das Singen,<br />

das Tanzen und der Sport im Mittelpunkt<br />

standen. Die Kinder lernten in allen drei<br />

Bereichen viel Neues, erfuhren dabei Gemeinschaft<br />

und hatten eine Menge Spaß.<br />

Dafür sorgte neben den Freizeitbetreuern<br />

ein professionelles Referententeam unter<br />

der Leitung von Renate Unterthiner, der<br />

Verbandschorleiterin des Südtiroler Chorverbandes:<br />

Sabrina Fraternali erarbeitete<br />

mit den Kindern Tanzeinlagen, die sie den<br />

Eltern beim Abschlusskonzert zeigten, Franziska<br />

Seiwald war für den Gesang zuständig<br />

und Stefan Stuefer für den Sport. Beim<br />

Abschlusskonzert waren auch Verband-<br />

sobmann Erich Deltedesco und die Bezirkschorleiterin<br />

Verena Gruber anwesend,<br />

die sich darüber freuten, wie viel Spaß die<br />

Kinder bei der Singwoche gehabt haben.<br />

Paul Bertagnolli<br />

„KAS-Woche“ steht für Kreativ-Aktiv-<br />

Singwoche, wie man auch beim Abschlusskonzert<br />

sehen konnte.<br />

Gemeinsam singen in der Natur<br />

Sängerwanderung zum Latzfonser Kreuz<br />

Alle Sänger und Sängerinnen sind eingeladen, an der Sängerwanderung des<br />

Südtiroler Chorverbands teilzunehmen:<br />

Am Sonntag, dem 25. <strong>August</strong> <strong>2024</strong>, werden Sängerinnen und Sänger aus dem<br />

ganzen Land gemeinsam zum Latzfonser Kreuz wandern, wo um 11 Uhr eine<br />

hl. Messe gefeiert wird.<br />

Die Kapelle am Latzfonser Kreuz<br />

Diese wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern musikalisch mitgestaltet.<br />

Die Kapelle am Latzfonser Kreuz ist der höchstgelegene Wallfahrtsort<br />

Europas auf 2.296 Metern Höhe. Bei schlechtem Wetter wird die Messe<br />

in der Pfarrkirche von Latzfons abgehalten. Das gemütliche Beisammensein<br />

findet auf jeden Fall statt und für Speis und Trank ist auch bestens gesorgt.<br />

Die Sängerwanderung ist eine der vielen Veranstaltungen, die an die Gründung<br />

des Südtiroler Chorverbandes vor 75 Jahren erinnern und ein Zeichen<br />

für die Gemeinschaft der Chöre in Südtirol setzen will. Genauere Informationen<br />

erteilt der Südtiroler Chorverband.<br />

Paul Bertagnolli<br />

61<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


SCV-Intern<br />

Pfelders singend erkunden<br />

Alpenländisches Chorkonzert in Moos in Passeier<br />

Ein Chorkonzert ganz im Zeichen des alpenländischen<br />

Gesangs und des Volksliedes<br />

konnten Interessierte am 29. Juni im Vereinssaal<br />

in Moos in Passeier genießen.<br />

Die 67 Sänger und Sängerinnen aus dem<br />

ganzen Land, die in Pfelders an der Alpenländischen<br />

Sing- und Wanderwoche<br />

des Südtiroler Chorverbandes teilnahmen,<br />

sangen Alpenländische Lieder, Jodler und<br />

geistliches Liedgut.<br />

Die Chorwoche wurde von den bekannten<br />

Chorleitern Ernst Thoma und Verena Gruber<br />

geleitet. Das Besondere der Alpenländischen<br />

Sing- und Wanderwoche ist es,<br />

die Heimat kennenzulernen, gemeinsam<br />

zu wandern und Gemeinschaft zu erleben,<br />

zugleich aber auch zu singen und neue<br />

Lieder kennenzulernen. Diese besondere<br />

Einheit von Kultur und Natur, Gesang und<br />

Wanderung macht diese Schulung des<br />

Südtiroler Chorverbandes zu einem ganz<br />

besonderen Erlebnis.<br />

Am Vormittag und am Abend wurde gesungen<br />

und geprobt, am Nachmittag<br />

wurde Pfelders erwandert, unter der Führung<br />

von Karl Werner, dem Obmann des<br />

Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau im<br />

Südtiroler Chorverband. Vorgesehen war<br />

auch eine längere Tagestour auf die Stettiner<br />

Hütte, aber auch ein Kulturnachmit-<br />

tag und ein Volkstanzabend standen auf<br />

dem Programm.<br />

Neben dem Konzert war die Mitgestaltung<br />

der Hl. Messe am Sonntag in der Kirche<br />

von Moos in Passeier der Höhe- und<br />

Schlusspunkt der beliebten Singwoche.<br />

Paul Bertagnolli<br />

Die 67 Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />

der beliebten Alpenländischen<br />

Sing- und Wanderwoche gestalteten<br />

einen Gottesdienst in der Kirche von<br />

Moos in Passeier.<br />

Neben gemeinsamen Wanderungen wurde freilich auch fleißig geprobt.<br />

KulturFenster 62<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Chorwesen<br />

„Alles für die Katz!“<br />

Kindersingwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />

Die eigenen Talente entdecken konnten viele Kinder bei der Kindersingwoche des Südtiroler<br />

Chorverbandes.<br />

„Alles für die Katz“ hieß es beim Abschlusskonzert<br />

der Kindersingwoche des Südtiroler<br />

Chorverbandes am 6. Juli in der Fachschule<br />

für Hauswirtschaft und Ernährung<br />

Frankenberg in Tisens.<br />

Gemeinsam mit ihren Kursleitern hatten<br />

die 52 Kinder im Alter zwischen 8 und 15<br />

Jahren ein Musical erarbeitet, das sich um<br />

Die Abschlussshow begeisterte das Publikum.<br />

das Thema Werbung und Soziale Medien<br />

drehte: eine Schulklasse, die zu Besuch in<br />

einer Werbeagentur ist, erfährt durch die<br />

Katzengöttin, dass die Welt der Werbung<br />

eine Scheinwelt ist: Mit dem Zauberspruch<br />

„Alles für die Katz“ erfahren die Besucher,<br />

dass hinter der Werbung für das Katzenfutter<br />

„Figaro“ viele Halbwahrheiten und Lügen<br />

stecken mit dem Ziel, dass die Leute<br />

viel kaufen, was sie gar nicht brauchen.<br />

So machten die zahlreichen Zuhörer und<br />

Zuhörerinnen beim Konzert gemeinsam<br />

mit den Kindern eine Reise durch die Gesetze<br />

der Werbung und der Sozialen Medien<br />

und erfuhren viel über die Tricks wie<br />

die künstliche Verknappung, die vorgetäuschte<br />

Qualität und einen Ernährungswissenschaftler,<br />

der eigentlich nur ein<br />

Schauspieler ist. Ein Höhepunkt war sicher<br />

das Lied über die Wirkung, die die<br />

Sozialen Medien auf die Selbstwahrnehmung<br />

der Jugendlichen haben. Abgesehen<br />

von diesen spannenden Inhalten war<br />

das Konzert auch eine Reise durch die verschiedenen<br />

Musikstile, vom Jodler bis zur<br />

klassischen Opernarie, von Rap über Pop<br />

bis zum afrikanischen Lied war alles dabei.<br />

Dabei hatte das Team rund um Kursleiter<br />

Michael Feichter und Andrea Oberparleiter,<br />

die für die Vokalbetreuung, die Arrangements<br />

und das Schauspiel zuständig<br />

war, zu bekannten Melodien eigene Texte<br />

verfasst, sodass ein unterhaltsames Musical<br />

entstand, bei dem die Kinder sangen,<br />

tanzten und Theater spielten und das noch<br />

dazu zum Nachdenken anregte.<br />

Unterstützt wurden die beiden Referenten<br />

von Daniel Renner, der mit den Kindern Tanz<br />

und Choreografie einstudierte und von Mathias<br />

Krispin Eder-Bucher, der für das Songwriting<br />

zuständig war und in der Band spielte.<br />

Sophie Eder-Bucher kümmerte sich um<br />

die Vokalbetreuung und das Schauspiel<br />

und spielte wie Lukas Erb ebenfalls in der<br />

Live-Band mit. Doch die Kindersingwoche<br />

war auch heuer nicht nur der Beweis dafür,<br />

was Kinder in einer kurzen Zeit leisten<br />

können und welche Talente sie entfalten,<br />

vor allem war es auch eine Woche<br />

voller Spaß und Spiel: Mit dem Betreuerteam<br />

Magdalena Schwärzer, Esther Maria<br />

Huber und Moritz Feichter trafen sich die<br />

Kinder zum Morgensport, veranstalteten<br />

Olympiaden und Talentwettbewerbe, bastelten<br />

und spielten. Die Kindersingwoche<br />

ist eine Möglichkeit, die Ferien sinnvoll zu<br />

nutzen, wie auch der Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbandes Erich Deltedesco<br />

betonte, der zum Abschlusskonzert gekommen<br />

war: „Danke, dass ihr eure Ferienzeit<br />

opfert, um gemeinsam zu singen!“<br />

Er dankte dem Referententeam und den<br />

Kindern für die hervorragende Leistung,<br />

aber auch der Stiftung Südtiroler Sparkasse<br />

und dem Kulturamt der Südtiroler<br />

Landesregierung: „Ohne diese Sponsoren<br />

wären solche Fortbildungen nicht möglich“,<br />

sagte der Verbandsobmann.<br />

Paul Bertagnolli<br />

KulturFenster 63<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


SCV-Intern<br />

Bewegtes Jahr bei „cantare et sonare“<br />

Vier Seminare innerhalb von acht Monaten<br />

Mit Seminaren fördert<br />

„cantare et sonare“<br />

unter anderem<br />

die Pflege der Alten<br />

Musik.<br />

Der Verein „cantare et sonare“, gegründet<br />

nach dem II. Vatikanischen Konzil, bemüht<br />

sich in Schulungen wertvolles Liedgut bereit<br />

zu stellen für die Kirchenchöre und<br />

Spielgruppen in den Dörfern als auch etwas<br />

herausfordernde geistliche Musik für<br />

Kammerchöre und historische Instrumente.<br />

So wurden heuer drei sehr gut besuchte<br />

Seminare in Anras und Zell a. Ziller veranstaltet,<br />

in denen die Teilnehmenden<br />

sich mit geistlichen Chorwerken des 16.<br />

und 17. Jahrhunderts aus dem Gotteslob,<br />

die für „normale“ gemischte Chöre<br />

machbar sind, beschäftigten. Gesamtleiter<br />

Norbert Brandauer zeigte, dass<br />

Sänger*innen bestens mit Instrumenten<br />

harmonieren können.<br />

Das Herbst-Seminar in Innsbruck findet<br />

Ende September zum Thema „Die Blütezeit<br />

höfischer Musikpflege in Innsbruck“ mit<br />

geistlichen Chorwerken aus der Zeit um<br />

1570 – 1640 statt. Das Seminar war mit<br />

weit über 100 Meldungen auch aus Südtirol<br />

bereits lange vor Ende der Ausschreibungsfrist<br />

ausgebucht. Beim Schlusskonzert<br />

am 29. September um 16 Uhr in der<br />

Hofkirche zu Innsbruck wird die Mehrchörigkeit<br />

von den Emporen hinweg über das<br />

weltberühmte Grabmal Kaiser Maximilians<br />

I. ein musikalisches Erlebnis für das<br />

Publikum sein.<br />

Georg Schmid<br />

Songs of Hope – Lieder der Hoffnung<br />

Sommerkonzert des Landesjugendchores Südtirol<br />

Ein viel besuchtes Konzert unter dem Motto<br />

„Songs of Hope“ gestaltete der Landesjugendchor<br />

Südtirol mit seinem Künstlerischen<br />

Leiter Johann van der Sandt am 9. Juni in<br />

der Pfarrkirche St. Michael in Brixen. Im<br />

Mittelpunkt des Konzertprogramms standen<br />

geistliche Werke und Komponisten des<br />

20. Jahrhunderts. Der Landesjugendchor<br />

Südtirol wurde 2010 mit dem Ziel ins Leben<br />

gerufen, begabten jungen Sängerinnen<br />

und Sängern im Alter von 16 bis 28 Jahren<br />

die Möglichkeit zu geben, interessante<br />

und anspruchsvolle Werke der Chorliteratur<br />

einzustudieren und aufzuführen. Beim<br />

Konzert zeigte sich wieder, dass die Stärke<br />

des Landesjugendchors nicht nur das hohe<br />

Gesangsniveau ist, sondern auch der Zusammenhalt<br />

zwischen den Sängern und<br />

Sängerinnen und der Spaß am Singen.<br />

Unter den zahlreichen Zuhörern und Zuhörerinnen<br />

waren auch der Obmann des<br />

Südtiroler Chorverbands Erich Deltedesco,<br />

Verbandschorleiterin Renate Unterthiner,<br />

Kirchenmusikreferent Dominik Bernhard,<br />

der Geschäftsführer des Verbandes der<br />

Kirchenmusik Michael Erschbamer sowie<br />

Europaparlamentarier Herbert Dorfmann.<br />

Paul Bertagnolli<br />

„Lieder der Hoffnung“<br />

sang der Landesjugendchor<br />

Südtirol unter der<br />

Leitung von Johann van<br />

der Sandt in der Pfarrkirche<br />

von Brixen.<br />

KulturFenster 64<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Chorwesen<br />

Singen und Kochen<br />

in harmonischem Genuss<br />

Zwischen Probelokal und Schauküche<br />

Spaß, Genuss und viel Singen: die<br />

Teilnehmer*innen des Kurstages im<br />

Burghof der Fürstenburg.<br />

Auf eine musikalisch-kulinarische Sommerreise<br />

führte die Teilnehmenden ein Tagesseminar<br />

am 13. Juli in die Fürstenburg<br />

in Burgeis. Der Südtiroler Chorverband lud<br />

zu dieser Fortbildung der besonderen Art<br />

und 16 Sänger und Sängerinnen sind der<br />

Einladung gefolgt.<br />

Sie machten mit Kursleiterin Karoline<br />

Münzel und Koch Manfred Ziernheld eine<br />

Reise in die Welt des Chorgesangs und<br />

des guten Essens. Denn dass Musik und<br />

Kulinarik zusammengehören, wussten<br />

schon die alten Hochkulturen. Und auch<br />

zu Zeiten Goethes wurde an den „Liedertafeln“<br />

gespeist und gesungen. Im Kurs<br />

stand musikalisch das Sommergefühl im<br />

Mittelpunkt und die Kursleiterin hatte für<br />

die Sänger und Sängerinnen zahlreiche<br />

wunderschöne Chorsätze ausgesucht,<br />

die die Natur mit ihren Farben, Klängen<br />

und Stimmungen des Sommers besingen.<br />

Gemeinsam gingen die Sängerinnen<br />

und Sänger auf eine musikgeschichtliche<br />

Reise durch die Jahrhunderte und sangen<br />

Sommerlieder von der Renaissance,<br />

Klassik, Romantik bis hin zum Sommer-<br />

Schlager. Abgerundet wurde das Seminar<br />

mit einem passenden sommerlich<br />

leichten Menü, bei dessen Zubereitung<br />

die Teilnehmenden zuschauen und mithelfen<br />

durften.<br />

Der Tag endete mit einer Präsentation der<br />

erarbeiteten Lieder im Burghof und einem<br />

abschließenden gemeinsamen Abendessen.<br />

Am Kurs teilgenommen hat auch der<br />

Geschäftsführer des Südtiroler Chorverbandes<br />

Klaus Gufler.<br />

Paul Bertagnolli<br />

Die Sänger<br />

und Sängerinnen<br />

durften<br />

in der Küche<br />

zuschauen und<br />

mithelfen.<br />

Chorleiter*in gesucht!<br />

Willst du mit uns eine neue Herausforderung starten?<br />

Wir vom Kirchenchor Maria Trens suchen ab sofort einen Chorleiter bzw. eine Chorleiterin!<br />

Wir freuen uns auf dich! Ruf einfach an: Tel. 339 130 41 18<br />

65<br />

KulturFenster<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Jung+<br />

Stimmgewaltig<br />

Bild: Der Vinzentiner Mädchenchor war eine<br />

Erfolgsgeschichte.<br />

Foto: Vinzentinum<br />

..<br />

Silbernes fur Claras Gitschn<br />

Rückblende auf das Jubiläumsjahr „25 Jahre Vinzentiner Mädchenchor“<br />

Seit 25 Jahren gibt es am Vinzentinum in<br />

Brixen einen Mädchenchor. Und seit 25<br />

Jahren leitet Clara Sattler die Geschicke<br />

dieses mittlerweile 64 Frau starken Ensembles.<br />

Mit dem monumentalen Werk<br />

„Te Deum“, aufgeführt im Brixner und Bozner<br />

Dom, und einem bunten Abschlusskonzert<br />

im Vinzentiner Parzivalsaal begingen<br />

die Mädchen mit ihrer Chorleiterin die Jubiläumssaison.<br />

Zum „Heimspie“ im Parzivalsaal Anfang<br />

Juni stellten sich der Vinzentiner<br />

Knabenchor und einige Ensembles und<br />

Solosänger*innen als Gratulanten ein<br />

und präsentierten dem Publikum zusammen<br />

mit den Jubilarinnen einen bunten<br />

Mix aus traditioneller Volksmusik und bekannten<br />

Popsongs. Zwar ist die Volksmusik<br />

Clara Sattlers Steckenpferd, aber auch<br />

klassische Werke sowie sakrale und zeitgenössische<br />

Musik müssen ihren Platz<br />

im Repertoire finden. „Es ist für Musiker<br />

immens wichtig, den Blick zu weiten und<br />

die Komfortzone hin und wieder zu verlassen“,<br />

betont die Chorleiterin.<br />

Clara Sattler erinnert sich an die Anfänge<br />

Mit zarten 20 Jahren war Sattler 1983/84<br />

als Musiklehrerin ans Vinzentinum gekommen.<br />

Sie kann sich noch gut daran erinnern:<br />

„Ich habe in der Mittelschule Musik<br />

unterrichtet. Vor mir 33 Buben – alle einen<br />

Kopf größer als ich.“ Damals war an<br />

einen Mädchenchor also noch nicht zu<br />

denken, denn die ersten Mädchen kamen<br />

erst 1996 in die Vinzentiner Mittelschule.<br />

Drei Jahre später im Dezember sollte eine<br />

Goethefeier im Parzivalsaal musikalisch<br />

mitgestaltet werden. Dafür studierte Musiklehrerin<br />

Sattler mit ein paar Mädchen<br />

einige Lieder ein. Das war die Geburtsstunde<br />

des Mädchenchors: „Danach haben<br />

wir erreicht, dass wir einmal pro Woche<br />

proben dürfen.“<br />

In der Folge ging es rasch bergauf. Der<br />

Chor wurde Mitglied im Südtiroler Sängerbund,<br />

dem heutigen Chorverband. Aus<br />

den anfänglichen 15 Mitgliedern wurden<br />

bald 30. Für Mittelschülerinnen, die die<br />

Musikmittelschule besuchten, war das<br />

Chorsingen verpflichtend. Mittlerweile ist<br />

der Mädchenchor eine der Säulen der Vinzentiner<br />

Musikpädagogik. Die Mädchen<br />

nehmen regelmäßig erfolgreich an Wettbewerben<br />

und Festivals teil und begeben<br />

sich einmal jährlich auf eine kleine<br />

Chorreise.<br />

KulturFenster<br />

66<br />

04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Stimmgewaltiges<br />

Ereignis im Dom<br />

Man habe stets die Zusammenarbeit<br />

mit anderen Chören sowie<br />

Instrumentalisten und Choreographen<br />

gesucht, um neue Stile<br />

kennenzulernen und den Horizont<br />

zu erweitern, erklärt Sattler.<br />

Und genau das war auch<br />

eine der Prämissen zum 25. Geburtstag:<br />

„Es sollten viele mitmachen,<br />

es sollte religiös ausgerichtet<br />

sein, aber sich nicht<br />

nur auf das Vinzentinum beschränken“,<br />

so der Tenor. Daraus<br />

entstand die Idee, zum<br />

Jubiläum im Mai „Te Deum“<br />

des lettischen Komponisten<br />

Rihards Dubra zur Aufführung zu bringen.<br />

Selten zuvor dürften die beiden Südtiroler<br />

Dome ein derartig stimmgewaltiges Ereignis<br />

beherbergt haben. Vor insgesamt rund<br />

1.300 Besuchern im Brixner und Bozner<br />

Dom sangen nicht weniger als 280 Sängerinnen<br />

und Sänger gemeinsam. Die acht<br />

teilnehmenden, hochkarätigen Chöre, die<br />

StimMen (Leitung: Michael Braun), der<br />

Ladinia Women’s Chorus (Leitung: Martin<br />

Runggaldier), der Kammerchor Leonhard<br />

Lechner (Leitung: Tobias Chizzali), der<br />

Vinzentiner Knabenchor (Leitung: Andrea<br />

Tasser), die Jugendkantorei am Salzburger<br />

Dom (Leitung: Gerrit Stadlbauer) und<br />

der Landesjugendchor Südtirol (Leitung:<br />

Johann van der Sandt) sowie die beiden<br />

Jubelchöre Brummnet, der sein 20-jähriges<br />

Jubiläum feierte, und der Vinzentiner<br />

Mädchenchor, beide unter der Leitung von<br />

Clara Sattler, sangen zunächst jeweils allein<br />

geistliche Lieder, ehe alle zusammen<br />

als krönenden Abschluss mit Johann van<br />

der Sandt am Dirigentenpult das 20-minütige<br />

Monumentalwerk intonierten. Begleitet<br />

wurden die Sängerinnen und Sänger dabei<br />

von Tobias Chizzali an der Orgel, Manfred<br />

Messner am Horn, Alex Designori am<br />

Sopransaxophon sowie Philipp Höller und<br />

Christian Miglioranza an den Glocken. Organisiert<br />

wurden die Konzerte in Kooperation<br />

von Dommusik Bozen, Festival Geistliche<br />

Musik, Musik & Kirche und Vinzentinum.<br />

Der Vinzentiner Mädchenchor<br />

singt beim Te Deum im Bozner Dom mit.<br />

Foto: Simon Lanz<br />

Auch in Zukunft möchte der Vinzentiner<br />

Mädchenchor diesen Weg weiter beschreiten:<br />

die Zusammenarbeit mit anderen Chören<br />

suchen, einen Mittelweg zwischen den<br />

verschiedenen Stilen finden und offen für<br />

Neues sein. Für ihre Verdienste wurden<br />

Chorleiterin Clara Sattler und ihr Mädchenchor<br />

am Ende des Jubiläumsjahres auch<br />

mit Ehrenurkunden des Südtiroler Chorverbandes<br />

ausgezeichnet.<br />

Vinzentinum Brixen<br />

Wir suchen EUCH und eure Geschichten!<br />

Ihr seid „jung“ und „stimmgewaltig“?<br />

Ihr seid ein Kinderchor, ein Jugendchor, ein junges Ensemble<br />

oder eine junge Singgruppe? … Dann würden wir euch gerne<br />

unseren Leser*innen vorstellen und zeigen, dass es euch gibt.<br />

Wir berichten auch gerne laufend über<br />

eure Konzerte, Projekte und Aktivitäten.<br />

Schreibt uns einfach eine E-Mail an<br />

info@scv.bz.it<br />

Wir freuen uns schon, eure<br />

Geschichten zu teilen!<br />

KulturFenster<br />

67<br />

04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>


singend unterwegs<br />

Chor auf Schiene<br />

novAntiqua brixen singt in vollen Zügen<br />

Eine besondere Idee von Chorleiter Hannes<br />

Knollseisen führte den Brixner Chor novAntiqua<br />

am Samstag, den 1. Juni <strong>2024</strong>, auf eine<br />

besondere Sängerreise mit dem Zug in den<br />

Vinschgau nach Mals, mit dem Ziel singend<br />

unterwegs zu sein.<br />

Im Outfit der 50ziger Jahre trat der Chor<br />

auf unterschiedlichen Plätzen spontan mit<br />

einem reichen Repertoire an Liedern auf.<br />

Wir wollten auf Menschen zugehen, ihnen<br />

begegnen, sie mit unserem Gesang erfreuen,<br />

für einige Momente ihren Alltag durchbrechen.<br />

Diese Begegnung mit anderen Menschen<br />

begann bereits in den Zugabteilen, wo<br />

wir auf der Hinfahrt von Brixen nach Mals<br />

einige Lieder zum Besten gaben. So begann<br />

der Tag für so manch Mitreisenden einmal<br />

anders. Von einem Chor singend in einem<br />

Zugabteil empfangen zu werden, kommt<br />

nicht alle Tage vor. Der Überraschungseffekt<br />

stand so Manchem ins Gesicht geschrieben.<br />

Nachdem sie sich gefangen hatten,<br />

quittierten sie unsere musikalischen Einlagen<br />

mit einem kräftigen Applaus.<br />

Singend im Zugabteil<br />

Ganz bewusst legte der Chor diese Reise<br />

mit dem Zug zurück. Mit dem Lied „What<br />

a wonderful world“ wollten wir eindrucksvoll<br />

zum Ausdruck bringen, in welch wunderbaren<br />

Welt, in welch wunderschönen<br />

Natur wir leben, die es zu schützen und zu<br />

erhalten gibt. Auch das war eine klare Botschaft<br />

dieser Chorreise auf Schiene: „Ich<br />

sehe die grünen Bäume, die roten Rosen,<br />

die blühen für dich und für mich. Ich seh‘<br />

den blauen Himmel, die weißen Wolken,<br />

den vom Licht verwöhnten Tag, die begnadete<br />

Nacht. Ich sehe die Farben des Regenbogens<br />

am Himmel und auch auf den<br />

Gesichtern der Leute, die da gehen. Nette<br />

Menschen sind hier, fragen dich, wie geht<br />

es dir. Sie sagen wirklich, i love you! Wie<br />

wunderbar ist doch die Welt“, so haben<br />

wir unterwegs gesungen.<br />

In Mals angekommen, wanderten wir zu<br />

Fuß nach Glurns. Dort wurden wir vom Obmann<br />

des örtlichen Chores Herrn Martin<br />

Moriggl mit Ziehharmonikaklängen herzlich<br />

begrüßt und willkommen geheißen.<br />

Singen in Glurns<br />

Am Pavillon in Glurns gab es eine erste musikalische<br />

Kostprobe für die anwesenden<br />

Zuhörer*innen, gefolgt von weiteren Auftritten<br />

in den Lauben, in der Kirche und<br />

an anderen Plätzen des malerischen Städtchens.<br />

Mit ihrem Besuch ehrte uns auch<br />

die Obfrau des Vinschger Chores Frau Ruth<br />

Sagmeister. Fröhlich und heiter war die<br />

Stimmung im regen Austausch miteinander.<br />

Nach dem Mittagessen ging es mit dem<br />

Bus zurück nach Spondinig und weiter mit<br />

dem Zug nach Meran. Auch dort konnten<br />

wir im Zentrum der Stadt viele Menschen<br />

treffen, die für einen Moment innehielten,<br />

um unseren Gesängen zu lauschen.<br />

Lebensfreude<br />

in der Stadt vermitteln<br />

„Don’t worry, be happy, hör mir zu und<br />

vergiss für einen Augenblick deine Sorgen.<br />

Halt inne und ärgere dich nicht, ärgere<br />

dich nicht über alltäglichen Kram. Sei<br />

fröhlich, sei glücklich!“ – „Be happy“ haben<br />

wir gesungen wie auch „Wochenend<br />

und Sonnenschein“: „Ruh dich aus, entspann<br />

dich! Sechs Tage Arbeit sind genug,<br />

am siebten sollst du ruh’n!“ So heißt es in<br />

dem peppigen Song. Es braucht nicht viel,<br />

um glücklich zu sein: „Singen wie die Lerche<br />

über uns und Wochenend und Sonnenschein“.<br />

In dem spritzigen türkischen<br />

Lied „Bundan Boyle“ sangen wir vom Lebenspuls<br />

der Erde, auf den ich wieder lauschen<br />

will, auf die innere Stimme des Her-<br />

KulturFenster 68<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Chorwesen<br />

zens will ich hören und die Liebe spüren.<br />

Weiters erfreuten wir die Zuhöre*innen mit<br />

„Fata Morgana“, ein komödiantisch heiterer<br />

Song, der uns vor Augen führt, was<br />

unsere Wahrnehmung uns alles vorgaukeln<br />

kann: Im heißen Wüstensand meint<br />

der Forscher die Laila, die Königin der<br />

Nacht zu sehen und Simsalabim war sie<br />

verschwunden. Abakadabra!<br />

In der Pfarrkirche ertönten<br />

schließlich die geistlichen<br />

Lieder „Also hat Gott die<br />

Welt geliebt“ von Heinrich<br />

Schütz und „Locus iste“<br />

von Anton Bruckner: Dieser<br />

Ort ist von Gott geschaffen,<br />

ein unschätzbares Geheimnis,<br />

kein Fehl ist an<br />

ihm“. Auch sangen wir den<br />

christlichen Choral „Nearer,<br />

My God, To Thee“.<br />

Darin heißt es „Was auch<br />

immer uns heimsucht auf<br />

dieser Welt, das Heil führt<br />

immer himmelwärts, näher<br />

mein Gott zu Dir. Irgendwann<br />

ist die Nacht vorbei,<br />

die Sonne erscheint und<br />

Engel so licht und schön,<br />

winken aus seligen Höhn.“<br />

Vor dem hübschen Bozner<br />

Tor gab es von novAntiqua<br />

einen letzten<br />

Auftritt vor der Heimreise<br />

nach Brixen.<br />

Tanzen vor<br />

dem Bozner Tor in Meran<br />

Die Männer wagten sich mit einer auflockernden<br />

Choreografie an den Song „King<br />

of the road“ und erheiterten das Publikum.<br />

Auch „Weit, weit weg“ von Hubert<br />

von Goisern durfte nicht fehlen und „Ladu,<br />

lebt wohl, liebe Freunde“. Verabschiedet<br />

haben wir uns am Bahnhof in Meran mit<br />

dem „Irischen Segenswunsch“: „…und bis<br />

wir uns wieder sehen halte Gott dich fest<br />

in seiner Hand“. Vom Singen kann man<br />

nicht genug kriegen und so ging es im Zug<br />

munter weiter mit „Country Roads“ und<br />

anderen bekannten Weisen.<br />

Chorreise ins Pustertal<br />

Am Samstag drauf ging die Chorreise weiter<br />

nach Innichen und Bruneck.<br />

Nach einer kurzen Probe im Bahnhofareal<br />

von Innichen waren alle Sänger*innen<br />

und Sänger zu einem erfrischenden Aperitif<br />

im Bistro Botanic eingeladen. Dann<br />

marschierten wir, immer wieder auch die<br />

Lieder singend, wie bereits oben beschrieben,<br />

in Richtung Zentrum und Stiftskirche:<br />

„Geh und schau nicht über deine Schultern<br />

zurück. Halte nur zum Ausruhen<br />

kurz inne, wenn der silberne Mond hoch<br />

über den Bäumen scheint. Dann geh weiter<br />

und hör auf dich, öffne deine Augen,<br />

bewahre einen kühlen Kopf und erwärm<br />

dein Herz.“ So haben wir, die Aufforderung<br />

dazu, in dem Lied „That Lonesome<br />

Road“ besungen. Gestärkt vom Picknick<br />

unter den schattenspendenden Bäumen<br />

sangen wir in der ehrwürdigen Stiftkirche<br />

von Innichen. Ein weiteres Konzert gab es<br />

in Innichen für die ZuhörerInnen im Pavillon.<br />

Es herrschte wieder eine einmalige<br />

Stimmung unter den Sänger*innen und im<br />

Publikum. Wir wurden immer besser, sicherer,<br />

genossen die spontanen Auftritte<br />

und das Singen machte einfach Spaß.<br />

Und dieses Erleben von gemeinsamem<br />

Unterwegseins, vom Singen, dem Austausch<br />

und gemütlichem Beisammensein<br />

stärkte die Gemeinschaft im Chor.„Und irgendwann<br />

bleib i dann dort, nach aan, zwa<br />

Zugfahrten hab i’s g’spürt, i hab des Lebensgfühl<br />

dort inhaliert. I lass alles lieg´n<br />

und stehn, steig aus, aus der Hektomatik<br />

Welt. Und die Gedankn drah’n si um, was<br />

z´haus wichtig war is jetzt ganz dumm. Und<br />

irgandwann bleib i dann dort, wo i`s Lebensgfühl<br />

hob inhaliert.“ In diesem Song<br />

drückten wir musikalisch das aus, was in<br />

diesen wunderbaren Erlebnisreisen immer<br />

wieder spürbar war und uns so gutgetan<br />

hat. Retour ging es wieder mit dem<br />

Zug nach Bruneck. „Ricordi quel treno“,<br />

ein Musikstück von Marco Maiero durfte<br />

bei unseren Auftritten ebenfalls nicht fehlen,<br />

schließlich waren wir ja<br />

schon den zweiten Samstag<br />

mit dem Zug unterwegs.<br />

Nach zwei Auftritten<br />

in der Altstadt von Bruneck<br />

holte uns ein Gewitter<br />

ein. Es stürmte und regnete<br />

plötzlich in Strömen.<br />

“Hey, hey Wickie”<br />

in Bruneck<br />

Wer kennt nicht „Hey, hey<br />

Wickie“, die Musik der<br />

1974 erstausgestrahlten<br />

Zeichentrick-Fernsehserie<br />

auf der Grundlage der<br />

Kinderbuchreihe „Wickie“<br />

von Runer Jonsson. Auch<br />

dieses altbekannte Abenteuerlied<br />

hatten wir in unserem<br />

Gesangsrepertoire<br />

mit dabei.<br />

Und so wie Wickie hissten<br />

wir unsere Segelschirme,<br />

trotzten Wind und Wetter<br />

und fanden schließlich<br />

Schutz und Zuflucht in der Brunecker<br />

Pfarrkirche, unser abschließender Auftritt<br />

vor der Rückreise nach Brixen.<br />

Dass diese Chorreisen auf Schiene zu<br />

einem unvergesslichen Erlebnis wurden,<br />

verdanken wir auch dem Organisationteam<br />

unter der Leitung unserer Obfrau<br />

Elisabeth Gamper. Die Chorreise auf<br />

Schiene von novAntiqua brixen in den<br />

Vinschgau und in das Pustertal wurde<br />

von Jakob Dellago filmisch und fotografisch<br />

festgehalten. Für alle, die nicht die<br />

Gelegenheit hatten, mit uns im Zug zu<br />

sitzen und live mit dabei zu sein, gibt<br />

es im Herbst drei Konzerte dazu, in denen<br />

dieses einmalige Reiseerlebnis vorgestellt<br />

wird:<br />

05.10.<strong>2024</strong> - Ragenhaus Bruneck<br />

06.10.<strong>2024</strong> - Cusanus Akademie Brixen<br />

11.10.<strong>2024</strong> - Cusanus Akademie Brixen<br />

Erich Daum<br />

KulturFenster 69<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


gedenken<br />

Nachruf des Chorverbandes Österreich auf<br />

Prof. Reg.Rat Herbert Wild<br />

(*6. Juli 1932 – †6. Juli <strong>2024</strong>)<br />

Professor Herbert Wild war von 1992<br />

bis 1996 Vizepräsident und von 1996<br />

bis 2004 Präsident des Chorverband<br />

Österreich (vormals Österreichischer<br />

Sängerbund). Seit 2004 war er Ehrenpräsident<br />

im Chorverband Österreich.<br />

Als Herbert Wild am 6. Juli 1932 in<br />

Mistelbach geboren wurde, scheint<br />

ihm eine gewisse Neigung zur Musik<br />

schon in die Wiege gelegt worden zu<br />

sein. Seine Mutter förderte seine musikalische<br />

Begabung nach Kräften,<br />

sodass er bereits mit 12 Jahren Regens<br />

Chori in der Nachbargemeinde<br />

wurde. Dazu gesellte sich bald eine<br />

Organistentätigkeit in mehreren Kirchen<br />

Niederösterreichs.<br />

Es folgten 1950 die Matura am Bundesrealgymnasium<br />

Laa/Thaya, Klavierausbildung<br />

bei Albert Reiter, später<br />

Korrepetition und Dirigieren in Wien<br />

sowie vier Semester Musik- und Theaterwissenschaft<br />

an der Universität<br />

Wien. Daneben war er bereits ein reger<br />

Pianist mit umfangreicher Konzerttätigkeit,<br />

Liederabenden, Rundfunksendungen<br />

und Aufnahmen. Ab<br />

1956 war sein Leben von einer interessanten<br />

Dualität geprägt: die unerschütterliche<br />

Liebe zur Musik als Pianist<br />

und Chorleiter und die ausgeprägte<br />

pragmatische Ader in Form eines Verwaltungsberufs<br />

in der Niederösterreichischen<br />

Landesregierung. Beides prädestinierte<br />

ihn zum Chorleiten und zur aktiven<br />

Tätigkeit für Chöre.<br />

1992 wurde Herbert Wild Vizepräsident<br />

des Chorverband Österreich, bereits 1996<br />

Präsident. In seiner Präsidentschaft hat er<br />

in Weiterentwicklung der Initiativen seines<br />

Mentors Dr. Georg Schneider Großes für<br />

den Chorverband Österreich bewirkt. Aus<br />

seiner Zusammenarbeit mit den Größen der<br />

österreichischen Chorszene - hier seien vor<br />

allem Prof. Franz Gerstacker, Prof. Erwin<br />

Ortner und Prof. Günther Knotzinger genannt<br />

– entstanden viele Impulse, die<br />

nicht nur in Wien spürbar waren, sondern<br />

ganz Österreich erfassten. Auf internationaler<br />

Ebene war er besonders aktiv.<br />

Durch seine ständige internationale Präsenz<br />

wurde Österreich wieder als Chorland<br />

bekannt und geschätzt. Nach dem<br />

großen Erfolg des Internationalen Schubert-Chorfests<br />

1997 gelang es ihm, renommierte<br />

internationale Veranstaltungen<br />

erstmals nach Österreich zu holen. Der<br />

Eurochor, ein europaweites Chorprojekt,<br />

fand 1998 erstmals in Österreich in Graz<br />

statt. Die 1. Chorolympiade konnte 2000<br />

in Linz abgehalten werden, an der 350<br />

Chöre mit 15.000 Sängerinnen und<br />

Sängern aus 60 Nationen teilnahmen.<br />

2004 fand erstmals der Internationale<br />

Wettbewerb für junge Chorleiterinnen<br />

und Chorleiter in Wien mit großem weltweitem<br />

Echo statt. Nach zwei Amtsperioden<br />

hat er sich entschlossen, 2004<br />

nicht mehr für die Funktion des Präsidenten<br />

zu kandidieren. Aufgrund seines<br />

verdienstvollen Wirkens wurde er<br />

dann einstimmig zum<br />

Ehrenpräsidenten ernannt. Herbert<br />

Wild hat den Chorverband Österreich<br />

von Grund auf reformiert.<br />

Sein Verdienst ist der Umbau vom traditionell<br />

ausgerichteten Sängerbund zu<br />

einem aktiven und innovativen Chorverband.<br />

Seine Ideen, Projekte und Aktivitäten<br />

im In- und Ausland sind von<br />

nachhaltiger Wirkung für die österreichische<br />

Chorlandschaft.<br />

Sein größter Stolz war seine Familie,<br />

seine Töchter, die seine musikalische<br />

Begabung weitertragen. Wir werden<br />

ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.<br />

Angelika Berrini<br />

Präsidentin Chorverband Österreich<br />

Einige Gedanken zum Nachruf von Herbert Wild<br />

Der Südtiroler Chorverband nimmt Abschied von einem großen Freund, von Regierungsrat<br />

Prof. Herbert Wild. Als Präsident des Chorverbandes Österreich war ihm<br />

eine enge, freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Chorverband ein<br />

besonderes Anliegen.<br />

Herbert Wild hat die verbindende Kraft des Chorgesangs erkannt. Er hat mit großer<br />

Freude Chöre zusammengeführt, das Aus- und Weiterbildungsangebot seines Verbandes<br />

auch für Südtiroler Sängerinnen und Sänger geöffnet und den Austausch<br />

von Referenten gefördert.<br />

Herbert Wild hat viel bewegt, vieles angestoßen und durch sein erfolgreiches Wirken<br />

seine Spuren in der Chorgemeinschaft hinterlassen.<br />

Der Südtiroler Chorverband wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.<br />

Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.<br />

Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />

KulturFenster 70<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


hingehört<br />

Ein Abend voller<br />

Musik und Freundschaft<br />

Frühjahrskonzert des MGV Schlanders<br />

Der MGV<br />

Schlanders<br />

führte das Publikum<br />

auf eine<br />

musikalische<br />

Reise durch<br />

Raum und Zeit.<br />

Foto:<br />

MGV Schlanders<br />

Sein jährliches Frühjahrskonzert präsentierte<br />

der MGV Schlanders heuer unter dem<br />

Motto „Musica zu Ehren“ im Kulturhaus.<br />

Unter der Leitung von Chorleiterin Sibylle<br />

Pichler führte der Chor die Zuhörer*innen<br />

auf eine musikalische Reise durch Zeit und<br />

Raum. Franz Angerer sorgte mit seiner humorvollen<br />

Moderation für beste Unterhaltung<br />

und aus dem Bergischen Land bei Köln<br />

war der Männerchor Bielstein als Gast gekommen.<br />

Andrijana Radivojevic begleitete<br />

die Chöre bei einigen Liedern auf dem Klavier.<br />

Unter anderem erklangen klassische<br />

Werke wie „Im Frühling“ von W. A. Mozart,<br />

Volkslieder wie „Unter deinem Fenster“<br />

oder ein Ständchen aus Dalmatien.<br />

Vom Schlager<br />

bis zum Korrnrliad<br />

Besonders beeindruckend war die gemeinsame<br />

Darbietung von „Guter Rat“,<br />

basierend auf einem Gedicht von Theodor<br />

Fontane, durch den MGV Schlanders und<br />

den Männerchor Bielstein. Beeindruckend<br />

war der Titelsong des Films „Exodus“ von<br />

1960, der ebenfalls gemeinsam mit dem<br />

Männerchor Bielstein präsentiert wurde.<br />

Doch auch Schlager wie „Liebling, mein<br />

Herz lässt dich grüßen“ (aus der Komödie<br />

“Die Drei von der Tankstelle” von 1930)<br />

und “Was kann ich denn dafür”, die deutsche<br />

Version des Frank-Sinatra-Hits "Something<br />

Stupid" sorgten für Begeisterung<br />

im Publikum. Bei der schwungvollen Darbietung<br />

des "Chianti-Lied" von Ralph Maria<br />

Siegel war das Publikum nicht mehr davon<br />

abzuhalten, den Rhythmus mitzuklatschen.<br />

Dies mündete direkt in den Schlussapplaus,<br />

der schließlich zu einer ganz besonderen<br />

Zugabe führte: „Mai Maadele, mai<br />

Tschuurale“, das berühmteste der „Korrnrliadr“<br />

von Luis Stefan Stecher, vertont<br />

von Ernst Thoma. Thoma selbst hatte im<br />

letzten Jahr eigens für die Schlanderser<br />

einen Satz für vierstimmigen Männerchor<br />

geschrieben, der aus dem Repertoire des<br />

MGV bereits nicht mehr wegzudenken ist.<br />

Langjährige Partnerschaft<br />

mit Männerchor Bielstein<br />

bei Köln<br />

Ein besonderer Moment des Abends war<br />

die Ehrung von Peter Laimer für seine be-<br />

eindruckenden 50 Jahre Mitgliedschaft<br />

beim MGV. Karl Werner, der Bezirksobmann<br />

Burggrafenamt-Vinschgau des<br />

Südtiroler Chorverbandes,überreichte<br />

ihm die Ehrenurkunde, während Fahnenpatin<br />

Brigitte Matscher ihm die Ehrennadel<br />

ansteckte. Sein Einsatz und<br />

seine Hingabe zum Chor, ein inspirierendes<br />

Beispiel für alle Sänger, wurden<br />

mit wohlwollendem Applaus belohnt. Der<br />

ehemalige Obmann Reinhard Telser erhielt<br />

hingegen von der Gemeinde Wiehl,<br />

zu der Bielstein gehört, den Silbernen<br />

Wiehltaler für seine Verdienste um die<br />

Partnerschaft zwischen dem MGV und<br />

dem Männerchor Bielstein.<br />

Zum krönenden Abschluss nahmen die<br />

Schlanderser Sänger die Einladung der<br />

Bielsteiner an, sie im nächsten Jahr zu<br />

deren 125-Jahr-Feier zu besuchen, bei<br />

der es zugleich auch 70 Jahre Partnerschaft<br />

zwischen den beiden Chören zu<br />

feiern gibt – eine Freundschaft, die auch<br />

ein weiteres Zeugnis für die Macht der<br />

Musik ist, Menschen auch über große<br />

Distanzen miteinander zu verbinden.<br />

MGV Schlanders<br />

KulturFenster 71<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


hingehört<br />

Jahrhunderte kirchlichen<br />

Wohlklangs in Auer<br />

360 Jahre Kirchenchor Auer und 425 Jahre Schwarzenbach-Orgel<br />

Die 39 Sängerinnen<br />

und Sänger unter<br />

der Leitung von Tobias<br />

Simonini beherrschten<br />

das Spiel<br />

der zarten Harmonien<br />

und kräftigen<br />

Akkorde gekonnt,<br />

hier begleitet am<br />

Klavier von Matteo<br />

Scalet.<br />

Foto: Erwin Flor<br />

Unlängst beging der Kirchenchor Auer ein<br />

nicht alltägliches Jubiläum: Der Chor wurde<br />

1664 zum ersten Mal schriftlich erwähnt.<br />

Noch älter ist die Schwarzenbach-Orgel<br />

in der Pfarrkirche St. Petrus. Sie stammt<br />

aus dem Jahr 1599. Damit ist sie die älteste<br />

noch spielbare Kirchenorgel Südtirols.<br />

Beide besonderen Jubiläen wurde mit einer<br />

konzertanten Vesper am 26. Mai gebührend<br />

gefeiert, zu der Obfrau Petra Job<br />

im zahlreich erschienenen Publikum zahlreiche<br />

Ehrengäste begrüßen konnte.Tobias<br />

Simonini, Pfarrorganist in Auer und<br />

seit Jänner <strong>2024</strong> Leiter des Kirchenchors,<br />

hatte für das Konzert einen musikalischen<br />

Bogen aus der Anfangszeit des Kirchenchors<br />

bis in die Gegenwart geschlagen.<br />

Es gelangten u.a. Stücke von Michel Praetorius,<br />

Bernhard Klein, Ola Gjeilo, Felix<br />

Mendelssohn zur Aufführung. Matteo<br />

Scalet am Flügel begleitete den Chor einfühlsam.<br />

Die Schwarzenbach-Orgel – besonders<br />

durch ihre mitteltönige Stimmung<br />

und den Renaissance-Klang – setzte Marian<br />

Polin gekonnt in Szene. Das Publikum<br />

bedankte sich mit langanhaltendem, verdientem<br />

Applaus.<br />

Der Kirchenchor Auer zählt derzeit an die<br />

30 Mitglieder und verstärkt sich bei verschiedenen<br />

Projekten mit weiteren Sängerinnen<br />

und Sängern – Interessierte<br />

sind stets willkommen! Von Juli bis September<br />

findet zudem in der Peterskirche<br />

die zehnte Ausgabe des Aurer Orgelsommers<br />

mit Konzerten auf der Schwarzenbach-Orgel<br />

statt.<br />

Sibylle Finatzer<br />

Die Schwarzenbach-<br />

Orgel in der Pfarrkirche<br />

St. Petrusist<br />

ist die älteste<br />

noch spielbare Kirchenorgel<br />

Südtirol.<br />

Sie stammt aus dem<br />

Jahr 1599.<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

KulturFenster 72<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Chorwesen<br />

Frühlingskonzert: Klang & Magie<br />

Zwei Konzertabende mit dem Singkreis Runkelstein<br />

Der Singkreis Runkelstein entführte das Publikum in eine Welt der Frühlingsgefühle und der Liebe.<br />

Ein zarter, frühlingshafter Melodienreigen<br />

mit dem Singkreis Runkelstein erfüllte das<br />

Salewa-Gebäude und die Gärtnerei Schullian<br />

im Mai in Bozen. Das Motto „Klang & Magie“<br />

hat damit auch dem Zauberkünstler „Mister<br />

Amadeus" den gebührenden Raum gegeben.<br />

Er entführte die Konzertbesucher*innen<br />

immer wieder mit großem Geschick in die<br />

Welt der Magie und Illusion. Das Repertoire<br />

dieser Konzertabende war sprachlich<br />

sehr vielseitig, auch in seiner Tonalität,<br />

Interpretation und Ausdrucksweise. Als<br />

Beispiel sind die drei Volkslieder „Entflieh<br />

mit mir", „Es fiel ein Reif" und „Auf ihrem<br />

Grab" vertont von Felix Mendelsohn Bartholdy<br />

zu nennen. Diese Lieder besingen<br />

die erhoffte und letztlich doch unerfüllte<br />

Liebe, mit schlussendlich dramatischem<br />

Ausgang. Im mittleren Teil der Konzerte<br />

sang der Singkreis Runkelstein Lieder, in<br />

denen Blumen als Metapher für die Liebe<br />

im Mittelpunkt standen, wie „O du schöner<br />

Rosengarten" von Franz Biebl, „Erlaube<br />

Evelyne Zelger, Evi Schroffenegger, Carmen Seidner, Barbara Berger (v.l.)<br />

Foto: Singkreis Runkelstein<br />

mir" von Johannes Brahms, das „Heidenröslein"<br />

von Robert Schumann und<br />

das „Himmlschlüßl" vom Südtiroler Komponisten<br />

Sepp Unterhofer, Text von Anni<br />

Kraus. Danach begleitete Rupert Ploner<br />

mit der Gitarre ausdrucksstark den spanischen<br />

Tango aus Andalusien „Memento"<br />

von Mario Castelnuovo Tedesco. Es folgte<br />

ein französisches Chanson „Dirait-on" von<br />

Morten Lauridsen, berührend vorgetragen<br />

und begleitet von Barbara Berger Mayr am<br />

Klavier. Das englische Liebeslied „Down<br />

by the Salley Gardens" von Alvin Michael<br />

Schronen besang einen sehr verliebten<br />

jungen Mann, der nicht den Mut findet,<br />

seine Liebe zu zeigen, und daher für immer<br />

diese Liebe verliert.<br />

Das Vorspiel zum „Scarborough Fair"<br />

von Ralph Paulsen-Bahnsen spielten<br />

auf der Gitarre Rupert Ploner und auf<br />

der Blockflöte Evi Schroffenegger. Die<br />

Zuhörer*innen wurden für kurze Zeit mit<br />

diesen Klängen in die Highlands entführt.<br />

Carmen Seidner führte mit Charme durch<br />

die Konzerte und bedankte sich bei allen<br />

Mitwirkenden und beim zahlreich erschienenen<br />

Publikum, das seine Begeisterung<br />

jeweils mit tosendem Applaus zum Ausdruck<br />

brachte. Als Zugabe gab es den<br />

schwungvollen Udo-Jürgens-Klassiker<br />

„Vielen Dank für die Blumen".<br />

Maria Moser-Hinterhölzl<br />

KulturFenster 73<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


hingehört<br />

Sänger-Wallfahrt nach Trafoi<br />

Gemeinschaftsprojekt der Chöre Ober- und Mittelvinschgau<br />

Es war ein besonderes Erlebnis, in der schönen Bergwelt gemeinsam zu singen.<br />

Bild: Martin Moriggl<br />

Rund 250 Sänger*innen aus allen Kirchenchören<br />

von Reschen bis Latsch gestalteten<br />

am vergangenen Pfingstmontag den Gottesdienst<br />

bei der Wallfahrt zu den Drei Brunnen<br />

in Trafoi.<br />

Bei herrlichem Wetter zog eine lange<br />

Schlange betend mit der restaurierten<br />

Mutter Gottes und begleitet von den Musikkapellen<br />

Burgeis und Prad zur Wallfahrtskirche.<br />

Die Gemeinde Stilfs und die<br />

Forstbehörde hatten es möglich gemacht,<br />

dass der Weg und der Platz vor der Kirche<br />

von den Vermurungen befreit wurden.<br />

Pfarrer Florian Öttl zelebrierte den Gottesdienst,<br />

den die Chöre musikalisch gestalteten:<br />

Jeder Chor hatte die Crescentia-Messe<br />

von Georg Stich (Musik) und<br />

Elisabeth Müller (Text) selbst einstudiert<br />

und Ernst Thoma hatte die Sänger*innen<br />

bei drei Gemeinschaftsproben gut vorbereitet.<br />

Der junge Kapellmeister Oliver Stilin<br />

der Musikkapelle Prad dirigierte die Chöre<br />

gekonnt. Zum Abschluss sangen alle gemeinsam<br />

das Marienleid „Glorwüd’ge Königin“<br />

mit Überchor. Es war ein besonderes<br />

Erlebnis in dieser schönen Bergwelt<br />

gemeinsam zu singen.<br />

Die Idee hinter diesem Chorprojekt ist das<br />

Singen in einem großen Chor, das gegenseitige<br />

Kennenlernen und die Begegnung<br />

und der Austausch untereinander.<br />

Pfarrer Florian Öttl forderte in seiner Predigt<br />

Menschlichkeit, gegenseitigen Respekt<br />

und friedliches Miteinander. Er bedankte<br />

sich bei allen Mitwirkenden und Wallfahrern<br />

und verabschiedete sich wehmütig von<br />

seinem geliebten Wallfahrtsort da er demnächst<br />

ins Passeiertal wechselt.<br />

Martin Moriggl<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />

senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 13. September <strong>2024</strong><br />

74<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


Chorwesen<br />

„Raindrops“ singen am Gardasee<br />

Konzertreihe Keep Singin` in Lana, Meran und Bardolino<br />

Im Mai und Juni lud der Lananer Chor<br />

„Raindrops“ zur Konzertreihe „Keep Singin“,<br />

welche die Sängerinnen von Lana<br />

nach Meran bis an den Gardasee führte.<br />

Anlass war der musikalische Rückblick<br />

auf zehn Jahre unter der Leitung der Sopranistin<br />

und Gesangspädagogin Michela<br />

Virgadaula.<br />

2014 führt Pharrell Williams mit „Happy“<br />

die Billboard Hot 100 an. Helene Fischer<br />

sorgt für atemlose Nächte und Conchita<br />

Wurst gewinnt für Österreich den Eurovision<br />

Song Contest. Etwa zur selben Zeit<br />

probt der Chor „Raindrops“ aus Lana „Ricevete,<br />

o padroncina“ aus Mozarts Nozze<br />

di Figaro. Eine neue Ära ist angebrochen,<br />

denn 2014 übernimmt die Sopranistin Michela<br />

Virgadaula die Leitung des Lananer<br />

Frauenchores.<br />

<strong>2024</strong>, also zehn Jahre später, war es<br />

deshalb Zeit für ein Best-of! Und dieses<br />

reichte durch alle Epochen, Stimmfarben<br />

und Stimmlagen, von besagtem Mozart bis<br />

zu Werken aus „Die Kinder des Monsieur<br />

Mathieu“ über George und Ira Gershwin<br />

zu Elvis Presley und Ennio Morricone. Begleitet<br />

wurden die Sängerinnen vom Pianisten<br />

Luca Schinai. Überraschenderweise<br />

war die Prominenz der 25 Sängerinnen<br />

Die „Raindrops“ in Bardolino<br />

noch nicht bis an den Gardasee durchgedrungen,<br />

weshalb die „Raindrops“ nach<br />

erfolgreichen Auftritten in Lana und Meran<br />

zu neuen Möglichkeiten der Bewerbung<br />

ihres Konzertes im Teatro Corallo in<br />

Bardolino griffen. Wie immer ohne Scheu<br />

zogen die jungen Frauen singend durch<br />

Gassen und Promenaden der 7000-Ein-<br />

Foto: Alexander Staffler<br />

wohner-Gemeinde am Ostufer des Gardasees.<br />

Und es wären auch nicht die<br />

„Raindrops“, würden sie ihr Chor-Business<br />

nicht auch mit dem geselligen Aspekt<br />

des Chorlebens verbinden. Allen,<br />

die diese Auftritte möglich gemacht haben,<br />

sei ganz herzlich gedankt!<br />

Valeria von Miller<br />

Klangvoller Auftritt des Ultner Männerchores<br />

Besuch im ältesten Wallfahrtsort Tirols<br />

Unsere Liebe Frau im Walde gilt als der älteste<br />

Wallfahrtsort von Tirol. Die altehrwürdige<br />

Kirche Maria Himmelfahrt mit dem<br />

bekannten Gnadenbild war kürzlich Ausflugsziel<br />

des Männerchors von Ulten. Dem<br />

rührigen Chor gehört auch der international<br />

bekannte Ultner Skitrainer Franz Gamper<br />

an. Obmann ist Hans Staffler. Mit würdevollem<br />

und wohlklingendem Gesang - unter<br />

der Leitung von Erich Feichter – gestalteten<br />

die Sänger den Sonntagsgottesdienst,<br />

zelebriert von Pfarrer Josef Schwienbacher.<br />

Die Gläubigen bedankten sich mit anhaltendem<br />

Applaus. Dem Umtrunk im nahen<br />

Wirtshaus folgte ein gemütliches Beisammensein<br />

auf dem Zollhaus am Gampen –<br />

eine ebenso geschichtsträchtige Stätte aus<br />

dem Jahre 1335 – zu dem Hausherrin Maria<br />

Theresia Rufinatscha geladen hatte. Gekommen<br />

sind auch die Gaulsänger, Maria<br />

Sulzer und Alfred Sagmeister, welche nicht<br />

nur für Stimmung und Heiterkeit, sondern<br />

auch für das kulinarische Wohl sorgten.<br />

Männerchor Ulten<br />

Der Männerchor Ulten vor der Wallfahrtskirche in Unsere Liebe Frau im Walde.<br />

Foto: Männerchor Ulten<br />

KulturFenster 75<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>


25.8.<strong>2024</strong><br />

Trachtenwallfahrt in Plaus<br />

ab 9.45 Uhr<br />

7.9.<strong>2024</strong><br />

75-Jahr-Feier und Vernissage der Ausstellung „Heimat“<br />

in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Künstlerbund SKB Artes, Bozen<br />

Termine<br />

Infos unter: http://hpv.bz.it<br />

5.–6.10.<strong>2024</strong><br />

Reine Männersache – Reine Frauensache:<br />

Ein Wochenende - Zwei Seminare<br />

Viele musikalische Eindrücke, mit Vroni Bertsch und Jürgen Faßbender<br />

Infos unter:<br />

https://scv.bz.it<br />

19.10.<strong>2024</strong><br />

Stabführertag<br />

„Probengestaltung &<br />

Marschmusikbewertung“<br />

Referenten: Erik Brugger & Gerald Embacher<br />

(Anmeldungen innerhalb 1. Oktober – VSM Office)<br />

Infos unter:<br />

https://vsm.bz.it

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