Kulturfenster Nr. 04|2024 - August 2024
Kulturfenster Nr. 04|2024 - August 2024
Kulturfenster Nr. 04|2024 - August 2024
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
<strong>Nr</strong>.4<br />
AUG.<br />
<strong>2024</strong><br />
Tuba – Instrument des Jahres <strong>2024</strong><br />
Speicherbecken: Wasser in Not<br />
Vorbereitung zum Landessingen <strong>2024</strong><br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 76. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />
Falls Zeitschrift nicht zustellbar, bitte über das operative Postzentrum Bozen an den Verleger (Verband Südtiroler Musikkapellen) zurück.<br />
Der Verleger verpflichtet sich, die Postspesen für die Rücksendung zu übernehmen.
vorausgeschickt<br />
Es gibt viel zu<br />
berichten und zu feiern!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Tuba wurde von den Landesmusikräten<br />
in Deutschland zum Instrument des Jahres<br />
<strong>2024</strong> auserwählt. Sie ist längst viel mehr als<br />
„nur“ das Fundament der Blasmusik und<br />
mittlerweile von der hinteren Orchesterreihe<br />
ins Rampenlicht gerückt – auch in Südtirol.<br />
Einer, der in Südtirol viel zu dieser Entwicklung<br />
und zur Popularität der Tuba beigetragen<br />
hat, ist der Musiker und Musikpädagoge<br />
Wolfgang „Wolfi“ Rabensteiner, den wir auf<br />
den Blasmusikseiten näher vorstellen.<br />
Wir blicken auch auf das Konzertwertungsspiel<br />
in Wiesen und auf den Bundeswettbewerb<br />
„Musik in Bewegung“ in Bischofshofen<br />
zurück. Zwei interessante Workshops für<br />
Führungskräfte und Jugendleiter*innen sowie<br />
die Ausschreibung des Blasmusikpreises<br />
des Landes Südtirol 2025 finden Sie ebenso<br />
in dieser Ausgabe.<br />
Der Heimatpflegeverband greift einmal mehr<br />
das Thema „Wasser“ auf und veranschaulicht<br />
in seinem Hauptthema, warum menschliche<br />
Eingriffe in den Wasserhaushalt der Natur<br />
fatale Folgen haben. Ganz nach dem Motto<br />
„Wasser predigen und Wein trinken“ will Südtirol<br />
sein drohendes Wasserproblem lösen, indem<br />
es der Natur noch mehr Wasser entzieht<br />
und dafür riesige Speicherbecken errichtet,<br />
mahnt die Wissenschaft. Lesen Sie dazu auch<br />
ein ausführliches Interview mit der Hydrologin<br />
Carmen de Jong – Ausführungen, die sicherlich<br />
nicht alle gerne hören.<br />
Zudem gibt es einen Rückblick auf die 74.<br />
Hauptversammlung des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol und die Einladung zur 75-Jahr-<br />
Feier am 7. September. Aber auch die „haarsträubenden<br />
Pläne“ zur Erweiterung des<br />
Kaunertaler Gletscherskigebietes, ein Plädoyer<br />
für die Strohdächer und die Erhaltung verschiedener<br />
Kleindenkmäler ergänzen diese<br />
Rubrik. Die ARGE Volkstanz berichtet vom<br />
heurigen Landesalmtanz und die ARGE Lebendige<br />
Tracht stellt die neue Tracht der Musikkapelle<br />
Terlan vor.<br />
Auch der Chorverband fiebert dem Höhepunkt<br />
seines heurigen 75-Jahr-Jubiläums entgegen,<br />
dem 20. Landessingen am 12./13. Oktober in<br />
Brixen: „Das Landessingen ist eine Möglichkeit,<br />
die Schönheit des Chorgesanges nach<br />
außen zu tragen und den Menschen die Bedeutung<br />
des Singens zu vermitteln.“, freut sich<br />
Verbandsobmann Erich Deltedesco. Ebenso<br />
gibt es Berichte von verschiedenen Veranstaltungen,<br />
wie z.B. dem MUSICALischen Workshop<br />
am Ritten, von der Kindersingwoche in<br />
Tisens, dem Sommerkonzert des Landesjugendchores<br />
Südtirol oder auch von der Kreativ-Aktiv-Singwoche<br />
(KAS) in Salern.<br />
Natürlich gibt es zudem die gewohnten Rubriken,<br />
in denen die einzelnen Verbände und<br />
die Mitgliedsvereine ihre Tätigkeiten dokumentieren,<br />
bereichsspezifische Themen aufarbeiten<br />
und auch die Jugend – die Zukunft<br />
unserer Vereine – in den Fokus stellen. Ich<br />
wünsche Ihnen wiederum eine unterhaltsame,<br />
aber auch informative Lektüre und<br />
einen aufschlussreichen Blick durch unser<br />
buntes „KulturFenster“.<br />
Stephan Niederegger<br />
Auch die Tubisten sind, denke<br />
ich, eine ganz interessante Musikergattung.<br />
Sie behaupten sich,<br />
lassen sich nicht unterkriegen,<br />
schon gar nicht in eine Ecke drängen.<br />
Sie sind Künstler mit besonderem<br />
Charisma auf der Bühne.<br />
Hermann Pallhuber<br />
Die Natur zu zähmen, wird nicht<br />
funktionieren. Und es sind nicht<br />
nur die plötzlichen Naturkatastrophen,<br />
mit denen wir künftig zu<br />
kämpfen haben werden. Es sind<br />
die schleichenden Katastrophen,<br />
die noch gewaltiger sind.<br />
Carmen de Jong<br />
Die Arbeit mit Chören zählt zu<br />
meinen Leidenschaften. Dabei<br />
fasziniert mich besonders, gemeinsam<br />
mit den Sängerinnen<br />
und Sängern an den gestellten<br />
musikalischen Herausforderungen<br />
zu wachsen.<br />
Markus Detterbeck<br />
KulturFenster<br />
2 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Inhalt<br />
In dieser Ausgabe<br />
Blasmusik<br />
Chorwesen<br />
Wolfgang Rabensteiner, der Südtiroler Tuba-Pionier ................ 4<br />
VSM-Wertung <strong>2024</strong> in Wiesen ................................................ 8<br />
Blasmusikpreis des Landes Südtirol 2025 ............................ 10<br />
Workshop: Taktgeber der Motivation ..................................... 11<br />
Bundeswettbewerb „Musik in Bewegung“ in Bischofshofen .. 12<br />
Einladung zum Stabführertag <strong>2024</strong> ...................................... 13<br />
Die „Feldthurner Heihupfer“ im Porträt ................................ 14<br />
Musikalische Leistungsabzeichen 2023/<strong>2024</strong> ....................... 16<br />
Workshop: Klänge der Motivation ......................................... 17<br />
Musikkapelle Mals punktet in Bayern ................................... 18<br />
Musikkapelle St. Georgen: Marschshow mit Olympiaringen ... 19<br />
Musikkapelle Pfalzen: Muttertagskonzert mit viel Schwung ... 20<br />
Europäisches Musikfest am Konservatorium in Bozen ........... 21<br />
Bläserklasse Enneberg – mehr als nur ein Versuch ............... 22<br />
Die Frage der Klarinettisten: Holz- oder Kunststoffblatt .......... 24<br />
Zum 150. Todestag von Gustav Holst .................................... 26<br />
Pepi Fauster zum „Cavaliere“ ernannt .................................. 27<br />
Toni Profanter zum 70er ....................................................... 28<br />
Karl Safaric zum 80er ........................................................... 29<br />
In memoriam Hansjörg Finatzer ........................................... 30<br />
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen ......................... 31<br />
Heimatpflege<br />
Einladung zum 20. Landessingen<br />
am 12./13. Oktober <strong>2024</strong> .................................................. 56<br />
Workshop für Jugendliche: Popchor Live ........................... 58<br />
Erfolgreiche Chorarbeit: Raum für Entwicklung schaffen .... 59<br />
Das Musical „Fame“ in Lichtenstern .................................. 60<br />
KAS – Kreaktiv-Aktiv-Singwoche <strong>2024</strong> ............................... 61<br />
Sängerwanderung zum Latzfonser Kreuz am 25. <strong>August</strong> .... 61<br />
Alpenländischen Chorkonzert in Moos in Passeier ............. 62<br />
Kindersingwoche in Tisens ................................................ 63<br />
Internationales Seminar „cantare et sonare“<br />
am 27.–29. September ..................................................... 64<br />
Sommerkonzert des Landesjugendchores:<br />
Lieder der Hoffnung .......................................................... 64<br />
Singen und Kochen –<br />
Zwischen Probelokal und Schauküche .............................. 65<br />
25 Jahre Vinzentiner Mädchenchor ................................... 66<br />
novAntiqua brixen singt in vollen Zügen ............................. 68<br />
In memoriam Prof. Reg.Rat Herbert Wild ........................... 70<br />
Frühjahrskonzert des MGV Schlanders .............................. 71<br />
360 Jahre Kirchenchor Auer und<br />
425 Jahre Schwarzbach-Orgel ........................................... 72<br />
Frühjahrskonzert des Singkreises Runkelstein ................... 73<br />
Sänger-Wallfahrt nach Trafoi .............................................. 74<br />
„Raindrops“ singen am Gardasee ...................................... 75<br />
Ultner Männerchor besucht ältesten Wallfahrtsort Tirols ..... 75<br />
Speicherbecken: Südtirol gräbt sich selbst das Wasser ab.. 33<br />
Interview: Hydrologin Carmen De Jong über das<br />
Speichern von Wasser und die schwerwiegenden<br />
Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur ......................... 34<br />
Kunstschnee: Drei Negativbeispiele .................................... 36<br />
Rückblick auf die Hauptversammlung –<br />
Ausblick auf die 75-Jahr-Feier ........................................... 39<br />
Interview: Die langjährige Vereinsobfrau Agnes Mittich<br />
Steinwandter über das „geistige Haus Heimat“ ...................40<br />
Strohdächer: Eine gute und eine schlechte Nachricht..........43<br />
Hab und Gut in den Orts- und Flurnamen (2)......................44<br />
Dinge des Alltags aus Geschichte und Gegenwart:<br />
Die Sensenscheide..............................................................46<br />
Gais: Mary de Rachewiltz war das „Moidile“ ........................47<br />
Stilfes: Die Mühle klappert wieder .......................................48<br />
Zwei Buchvorstellungen .....................................................52<br />
Ehrenobmann feiert 90. Geburtstag ....................................53<br />
Landesalmtanz auf der Lyfialm ...........................................54<br />
Impressum<br />
Mitteilungsblatt<br />
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />
- des Südtiroler Chorverbandes<br />
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />
- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />
Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />
Anschrift:<br />
Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />
Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />
SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />
Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, <strong>August</strong>, Oktober und<br />
Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />
Terlan auf der Suche nach den Trachten-Wurzeln ...............55<br />
– gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung<br />
KulturFenster<br />
3 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Die Tuba wurde von den Landesmusikräten in<br />
Deutschland zum Instrument des Jahres <strong>2024</strong><br />
auserwählt. Sie ist längst viel mehr als „nur“ das<br />
Fundament der Blasmusik und mittlerweile von<br />
der hinteren Orchesterreihe ins Rampenlicht<br />
gerückt – auch in Südtirol.<br />
KulturFenster<br />
4 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
etabliert<br />
Wolfgang Rabensteiner,<br />
der Südtiroler Tuba-Pionier<br />
Die Passion für ein lange verkanntes Instrument<br />
Die Tuba ist das Instrument des Jahres <strong>2024</strong>.<br />
Sie ist „der Höhepunkt der Schöpfung“, wie<br />
Andreas Martin Hofmeir in einem Interview<br />
mit den Salzburger Nachrichten meinte. Er<br />
ist Deutschlands bekanntester Tuba-Solist,<br />
Musiker, Kabarettist und Autor, spielt weltweit<br />
als Solist und Kammermusiker, unterrichtet<br />
Tuba als Professor am Mozarteum<br />
in Salzburg, war Gründungsmitglied von<br />
„LaBrassBanda“ und ist Botschafter des<br />
Jahres beim Landesmusikrat Niedersachsen.<br />
Die Tuba ist längst viel mehr als „nur“ das<br />
Fundament der Blasmusik. Einer, der in<br />
Südtirol viel zu dieser Entwicklung und<br />
zur Popularität der Tuba beigetragen<br />
hat, ist der Musiker und Musikpädagoge<br />
Wolfgang „Wolfi“ Rabensteiner.<br />
Er hat u.a. bei Andreas Martin<br />
Hofmeir studiert, über mehrere<br />
Schienen regelrecht Pionierarbeit<br />
für dieses in der Musikgeschichte<br />
noch junge Instrument geleistet<br />
und damit die Tuba auch in Südtirol<br />
salonfähig gemacht.<br />
Die Pythontuba<br />
Nach seinem Trompetenstudium<br />
kam Wolfgang Rabensteiner<br />
mit 21 Jahren<br />
per Zufall zur Tuba, wurde<br />
neugierig und erkannte,<br />
dass dieses Instrument<br />
mit seinem weichen, runden<br />
und tiefen Klang das<br />
Seine ist. Die erst knapp<br />
200 Jahre junge Tuba fristete<br />
meist ein Nischendasein<br />
als reines Begleitinstrument. In<br />
seiner Begeisterung für dieses Instrument<br />
leistetet der damals junge<br />
Musiker aus Villanders regelrechte Pionierarbeit<br />
und machte die Tuba salonfähig.<br />
Nicht zuletzt ist ihm das auch durch<br />
seine, zusammen mit dem einheimischen<br />
Instrumentenbauer Peter Oberrauch entwickelte<br />
„Pythontuba“ gelungen.<br />
Wolfgang Rabensteiner kam mit 21 Jahren per Zufall zur Tuba – eine Begegnung, die sein<br />
weiteres Lebens verändern sollte.<br />
Foto: Cinquino Quintett<br />
KulturFenster<br />
5 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
etabliert<br />
Mit Michael Pircher (r.) und<br />
dessen Frau organisiert Wolfgang<br />
Rabensteiner gut besuchte Seminare<br />
für Tubisten.<br />
Foto: privat<br />
Weil die traditionelle Tuba den Blick des Bläsers<br />
zum Publikum verdeckt, suchte Rabensteiner<br />
nach einer alternativen Bauweise, die<br />
den typischen Tuba-Klang nicht verfälscht,<br />
aber gleichzeitig den direkten Augenkontakt<br />
zu den Zuhörern ermöglicht, um „beim Spielen<br />
mit ihnen flirten zu können.“ Das Instrument<br />
wird von der Firma „Miraphone“ in den<br />
Stimmungen B und F vertrieben.<br />
www.miraphone.de/python-tuba.html<br />
Beats for Bass –<br />
Das Buch und das Solowerk<br />
Bereits um 1590 wurde das Serpent („Schlangenhorn“)<br />
entwickelt, das bis zum 19. Jahrhundert<br />
als Bassinstrument geblasen wurde.<br />
Ohne die Erfindung der Ventile 1814 durch<br />
den Berliner Hornisten Heinrich Stölzl wäre<br />
allerdings die Entwicklung der Tuba, wie wir<br />
sie heute kennen – nämlich als das klangtiefste<br />
Instrument der Blechbläser – nicht<br />
möglich gewesen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
schreiben viele Komponisten die<br />
Basstuba zuerst anstelle der vierten Posaune,<br />
danach auch als Verdoppelung bzw. Tiefoktavierung<br />
der tiefsten Stimme im Posaunensatz<br />
vor. Richard Wagner, Anton Bruckner<br />
und Richard Strauss gehen sogar so weit,<br />
die Tuba in Kombination mit den Hörnern<br />
einzusetzen. Die große symphonische Besetzung<br />
fordert im Blechbläsersatz sechs<br />
Hörner, vier Trompeten, vier Posaunen und<br />
eine fixe Basstuba. Damit stieg der Stellenwert<br />
der Tuba. Beim romantischen Symphonieorchester<br />
wird es durchaus üblich, auch<br />
eine zweite Tuba zu besetzen.<br />
Ob ihrer jungen Geschichte fehlte allerdings<br />
entsprechende Sololiteratur, um die Tuba ins<br />
Rampenlicht zu holen. Bis 1912 sind nur<br />
sieben Werke belegt. Die ersten Kompositionen<br />
waren stets für Tuba mit Klavierbegleitung<br />
konzipiert, erst später kam das begleitende<br />
Orchester dazu. So entstand um<br />
1950 das vielleicht wichtigste Werk, das<br />
„Concerto für Basstuba und Orchester“ von<br />
Ralph Vaughan Williams.<br />
Schon während seines Studiums in Salzburg<br />
suchte Wolfgang Rabensteiner immer<br />
wieder die Herausforderung von internationalen<br />
Wettbewerben, die ihn musikalisch,<br />
aber auch persönlich weitergebracht haben.<br />
2009 gewann er den vom Oberösterreichischen<br />
Blasmusikverband und führenden<br />
Musikuniversitäten des deutschsprachigen<br />
Raumes ausgeschriebenen Tuba-Wettbewerb,<br />
der neben dem Preisgeld auch eine<br />
Auftragskomposition und Uraufführung im<br />
Rahmen der Internationalen Musiktage<br />
Vöcklabruck vorsah.<br />
Der Tiroler Diplommusiker, Musikpädagoge<br />
und Komponist Hermann Pallhuber (Jahrgang<br />
1967) schrieb daraufhin für den Wettbewerbsgewinner<br />
das Concerto für Basstuba<br />
und Blasorchester „Beats for Bass“, das<br />
Wolfgang Rabensteiner am 21. Mai 2009<br />
im Rahmen der Internationalen Musiktage<br />
Vöcklabruck uraufführte.<br />
Rabensteiner hat dazu im AV Akademikerverlag<br />
in einem Buch die Entstehung des<br />
Zur Person<br />
Foto: Roland Gruber<br />
„Beats for Bass“ – das Concerto für Basstuba<br />
und Blasorchester hat Hermann Pallhuber<br />
dem „Wolfi“ Rabensteiner auf den<br />
Leib geschrieben.<br />
Wolfgang „Wolfi“ Rabensteiner (Jahrgang 1981) hat mit 18 Jahren das Trompeten-Studium<br />
in Bozen abgeschlossen, 2007 in Verona das Tuba-Diplom absolviert<br />
und 2011 am Mozarteum in Salzburg den Master abgelegt. Seither war er<br />
in der ganzen Welt unterwegs und ist achtfacher Preisträger bei verschiedenen<br />
Solo-Wettbewerben in Italien, Österreich, Deutschland, Slowenien und Japan. Er<br />
unterrichtet Musik an der Mittelschule und lebt mit seiner Partnerin Marion Niederstätter<br />
und dem gemeinsamen Sohn Moritz (*2022) in Neustift.<br />
https://inbbflat.blogspot.com/2021/01/tra-tube-ed-eufoniwolfgang-rabensteiner.html<br />
KulturFenster<br />
6 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Redaktionsschluss für<br />
Blasmusik<br />
Wolfgang Rabensteiner, Elke Niedermüller<br />
und Patricio Cosentino (v. l.) haben<br />
die CD „Move“ eingespielt.<br />
Werkes und eine detaillierte Werksanalyse<br />
veröffentlicht, die mit einer Abhandlung<br />
über die Geschichte<br />
der Tuba und Spieltechniken<br />
ergänzt<br />
ist. Die Partitur, der<br />
Klavierauszug und<br />
die Solostimme sind<br />
ebenfalls in Buchform<br />
veröffentlicht.<br />
Damit will Rabensteiner<br />
einen kleinen<br />
Beitrag zur Tubaliteratur<br />
leisten und anderen<br />
Tubisten die<br />
Möglichkeit geben, sich mit einem interessanten<br />
Werk zu präsentieren.<br />
www.akademikerverlag.de<br />
Move – die Solo-CD<br />
Um das Instrument für ein breites Publikum<br />
interessant zu machen, brauche es eigene<br />
Sololiteratur, die aber auch unter die<br />
Leute gebracht werden müsse, weiß Wolfgang<br />
Rabensteiner. Daher hat er sich vor<br />
einigen Jahren mit dem argentinischen Tubisten<br />
Patricio Cosentino zusammengetan,<br />
Auch die Tubisten sind, denke ich,<br />
eine ganz interessante Musikergattung.<br />
Sie behaupten sich, lassen<br />
sich nicht unterkriegen, schon gar<br />
nicht in eine Ecke drängen. Sie sind<br />
Künstler mit besonderem Charisma<br />
auf der Bühne.<br />
Hermann Pallhuber<br />
und zusammen mit der renommierten Pianistin<br />
Elke Niedermüller vom Mozarteum<br />
Salzburg zwei Soloprogramme für Tuba auf<br />
CD eingespielt. Es ist dies zweifelsohne ein<br />
weiterer Meilenstein in Rabensteiners Pionierarbeit<br />
für sein Instrument. Sein Concerto<br />
für Tuba „Beats for Bass“ ist dabei ebenso<br />
auf dem Tonträger zu finden wie auch das<br />
vom jungen Thomas Mahlknecht für Rabensteiner<br />
komponierte „Haus im Wald<br />
ohne Lebkuchen“,<br />
wobei er alle Werke<br />
mit der Pythontuba<br />
spielt. Der Tonträger<br />
ist eine Rarität<br />
in der aktuellen<br />
Diskografie: „Die<br />
südamerikanische<br />
Musik vereint das<br />
italienische Repertoire<br />
und die weiteren<br />
Bearbeitungen<br />
dieser CD zu einer<br />
harmonischen Kombination.“ (Brass Band,<br />
Oktober/November 2019, S.19)<br />
www.newportmusic.it<br />
AufgeBASSt – der<br />
Südtiroler Tuba-Workshop<br />
Im Jänner 2025 wird es an der Musikschule<br />
in Sterzing die fünfte Auflage des<br />
Workshops „AufgeBASSt“ geben. Dabei<br />
werden wieder „Tuba spielen und Bassln<br />
sowie der Spaß an der Musik und eine<br />
gute Zeit mit Gleichgesinnten“ im Mittel-<br />
Foto: privat<br />
Wolfgang Rabensteiner entwickelte zusammen<br />
mit dem Instrumentenbauer Peter Oberrauch<br />
die Pythontuba, u. a. um mit dem Publikum<br />
beim Spielen „flirten“ zu können.<br />
punkt stehen. Dieses Wochenendseminar<br />
hat Wolfgang Rabensteiner gemeinsam mit<br />
Michael Pircher und dessen Frau initiiert.<br />
Der erste Lehrgang fand 2020 in Lana<br />
statt. Zwei Mal waren die rund 40 bis 60<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihren<br />
internationalen Referentinnen und Referenten<br />
in Toblach zu Gast (2021-2022).<br />
Und 2023 war die Musikschule Sterzing<br />
erstmals Austragungsort des Seminars. Rabensteiner<br />
freut sich über den Erfolg dieser<br />
Initiative, die sich in Fachkreisen bereits<br />
etabliert hat und schon zu einer fixen<br />
Einrichtung geworden ist.<br />
www.aufgebasst-tuba.com<br />
Stephan Niederegger<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 13. September <strong>2024</strong><br />
KulturFenster<br />
7 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
Pressearbeit und<br />
Social Media<br />
Workshop mit Marion Künig und<br />
Bernhard Christanell in Meran,<br />
Hotel Kolping<br />
https://vsm.bz.it<br />
26.10.<strong>2024</strong><br />
VSM intern<br />
Ein Tag der<br />
Musik mit vielen Siegern<br />
VSM-Konzertwertung <strong>2024</strong> in Wiesen<br />
Die Knappenkapelle Ridnaun hat sich für die Teilnahme am Österreichischen Blasorchester-Wettbewerb<br />
der Stufe B am 19. Oktober 2019 in Linz qualifiziert.<br />
„Die Musik ist die Sprache der Freundschaft“,<br />
heißt es. Und so ist es umso passender,<br />
dass der Verband Südtirol Musikkapellen<br />
(VSM) am 8. Juni – am „Tag der<br />
besten Freunde“ – zum Wertungsspiel ins<br />
Pfitscher Tal geladen hat. Vier Kapellen haben<br />
sich der Fachjury gestellt.<br />
Die Standortbestimmung einer Musikkapelle<br />
und ihre musikalische Entwicklung<br />
seien wichtig für die Zukunft einer Kapelle<br />
und daher auch Schwerpunkte in der Verbandsarbeit,<br />
hob Patrick Gruber, der stellvertretende<br />
Verbandskapellmeister, bei<br />
der Eröffnung des Wettbewerbes hervor.<br />
Obwohl Wertungsspiele auch in Südtirol<br />
eine lange Tradition haben, sei es grundsätzlich<br />
kein Leichtes, Kapellmeister und<br />
Musikkapellen für die Teilnahme an Wertungsspielen<br />
zu motivieren, weiß er und<br />
zeigte sich erfreut, dass es gelungen ist,<br />
nach der coronabedingten „Durststrecke“,<br />
dieses Angebot wieder zu schaffen.<br />
Er bedankte sich beim VSM-Bezirk Sterzing<br />
und der örtlichen Musikkapelle Wiesen,<br />
mit denen der Wettbewerb gemeinsam<br />
organisiert wurde.<br />
Die Musikkapelle Mölten unter der Leitung<br />
von Kapellmeister Hannes Premstaller<br />
stellte sich als erste der Jury in der Leistungsstufe<br />
B (Mittelstufe). In der gleichen<br />
Stufe trat die Knappenkapelle Ridnaun<br />
(Kpm. Joachim Bacher) an. Die Musikkapelle<br />
Taisten (Kpm. Joachim Schwingshackl)<br />
und die Bürgerkapelle Sterzing (Kpm.<br />
Roland Fidler) stellten sich der Bewertung<br />
in der Stufe C (Oberstufe). In beiden Stufen<br />
mussten die Kapellen zum vorgegebenen<br />
Pflichtstück auch ein Selbstwahlstück vortragen.<br />
Der Auftritt wurde nach den 10<br />
Qualitätskriterien des Internationalen Musikbundes<br />
CISM bewertet: Stimmung und<br />
Intonation, Ton- und Klangqualität, Phrasierung<br />
und Artikulation, spieltechnische<br />
Ausführung, Rhythmik und Metrik, Dynamik,<br />
Tempo und Agogik, Klangausgleich<br />
und Registerbalance, künstlerisch-musikalischer<br />
Gesamteindruck sowie Interpretation<br />
und Stilempfinden.<br />
Für das Publikum war es ein unterhaltsamer<br />
und kurzweiliger, aber vor allem<br />
auch spannender Nachmittag. Die Zuhörerinnen<br />
und Zuhörer fieberten mit den<br />
Musikantinnen und Musikanten mit und<br />
waren gespannt, wie viel der eigene Eindruck<br />
schließlich von der Entscheidung<br />
der Wertungsrichter abweicht. Am Abend<br />
wurde das Geheimnis gelüftet. VSM-Verbandsobmann<br />
Pepi Ploner gratulierte allen<br />
teilnehmenden Kapellen zum Erfolg,<br />
denn „jeder, der mitmacht, ist Sieger!“<br />
Der QR-Code<br />
zur Konzertwertung<br />
Am Ende des Tages freuten sich alle: „Jeder, der mitmacht, hat gewonnen!“ – vorne<br />
v.l.: Joachim Bacher, Daniel Ungerank, Hannes Premstaller, Roland Fidler und Joachim<br />
Schwingshackl – hinten v.l.: Patrick Gruber, Christian Hörbiger, Rudi Pascher, Bernhard<br />
Schlögl und Pepi Ploner<br />
alle Fotos: Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
8 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Die Ergebnisse<br />
Der Tiroler Landeskapellmeister Rudi Pascher,<br />
der Salzburger Landeskapellmeister-Stellvertreter<br />
Christian Hörbiger und<br />
Bernhard Schlögl, der künstlerische Leiter<br />
der Innsbrucker Promenadenkonzerte,<br />
hatten die nicht ganz einfache Aufgabe,<br />
die Auftritte der Kapellen zu bewerten.<br />
Die Knappenkapelle Ridnaun (Stufe B)<br />
erreichte die höchste Punktezahl des Tages<br />
mit 92,17 von 100 Punkten und qualifizierte<br />
damit gleichzeitig auch für die<br />
Teilnahme am Österreichischen Blasorchester-Wettbewerb<br />
der Stufe B am 19.<br />
Oktober <strong>2024</strong> in Linz. Die Musikkapelle<br />
Mölten erreichte in der Stufe B 89,00<br />
Punkte. Die beiden Kapellen in der Stufe<br />
C wurden mit 91,83 Punkten (Bürgerkapelle<br />
Sterzing) und 85,67 Punkten (Musikkapelle<br />
Taisten) belohnt.<br />
Stephan Niederegger<br />
Patrick Gruber, der stellvertretende<br />
VSM-Verbandskapellmeister eröffnete<br />
das Wertungsspiel.<br />
Simon Plank führte als Moderator<br />
durch den Nachmittag.<br />
Juror Christian Hörbiger zeigte sich<br />
begeistert von den Auftritten der Kapellen.<br />
„Eine willkommene Gelegenheit“<br />
Hannes Premstaller dirigiert seit 2018 die Musikkapelle Mölten. Die Initiative zur Teilnahme am Wertungsspiel<br />
sei von der Kapelle ausgegangen, sagt er. Für ihn war es eine willkommene Gelegenheit, von<br />
einer Fachjury eine musikalische Standortbestimmung zu erhalten. Die Vorbereitung war für alle eine<br />
zusätzliche Motivation, auf ein neues Ziel hinzuarbeiten: „Dies hat uns zusammengeschweißt und zusätzlich<br />
angespornt.“<br />
„Eine intensive Vorbereitungszeit“<br />
Nach dem Erfolg beim Wertungsspiel 2019 wollte Joachim Bacher mit seiner Knappenkapelle Ridnaun<br />
auch die heurige Gelegenheit nutzen. Er ist der Meinung, dass eine Kapelle regelmäßig an einem Wertungsspiel<br />
teilnehmen solle. Das steigere die Gemeinschaft und schaffe die Zeit für eine intensive Vorbereitung,<br />
die meist in der Alltagsroutine fehle, ist er überzeugt. Er findet es schade, dass sich diesmal<br />
nur wenige Kapellen gemeldet haben, und hofft, dass es nächstes Mal wieder mehr sein werden.<br />
„Die Kultur beleben“<br />
Joachim Schwingshackl ist seit zehn Jahren Kapellmeister. Er dirigiert seit sechs Jahren die Musikkapelle<br />
Taisten. Für ihn war es der richtige Moment, sich nun erstmals einer Jury zu stellen. Er ist überzeugt,<br />
dass die Teilnahme am Wertungsspiel eine Kapelle auf jeden Fall weiterbringt. Es sei wichtig, die Kultur<br />
der Wertungsspiele, die in Südtirol eine lange Tradition hat, auch wieder zu beleben, ist er überzeugt.<br />
„Der Erfolg motiviert“<br />
Roland Fidler steht seit 22 Jahren am Dirigentenpult der Bürgerkapelle Sterzing. Er sucht immer wieder<br />
die Herausforderung eines Wertungsspiels, denn das Erreichte sei für ihn wie für die Kapelle immer<br />
wieder Motivation weiterzumachen. Dies stärke auch das Gemeinschaftsgefühl, denn die Musik sei prädestiniert<br />
dafür, gerade auch der Jugend dieses Bewusstsein zu vermitteln, das wir alle für die Zukunft<br />
unserer Musikkapellen benötigen.<br />
KulturFenster<br />
9 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
VSM intern<br />
VSM Bezirk Schlanders<br />
Konzert des Bezirksblasorchesters<br />
50+<br />
in Prad am Stilfser Joch<br />
https://vsm.bz.it<br />
08.12.<strong>2024</strong><br />
Blasmusikpreis des<br />
Landes Südtirol 2025<br />
Vierte Auflage in Zusammenarbeit mit dem<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen VSM<br />
Nach 2011, 2014 und 2017 wird 2025 zum<br />
vierten Mal der Blasmusikpreis des Landes<br />
Südtirol ausgeschrieben. Dieser Preis<br />
wird von der Kulturabteilung des Landes<br />
Südtirol gestiftet und in Zusammenarbeit<br />
mit dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) verliehen.<br />
Er stellt eine besondere Anerkennung an<br />
Mitgliedskapellen des VSM dar, die sich<br />
in ihrer Arbeit sowohl als Träger von Kultur<br />
im Allgemeinen und Blasmusikkultur<br />
im Speziellen als auch im sozialen und gesellschaftlichen<br />
Engagement besonders<br />
verdient gemacht haben. Zugleich dient<br />
er als Förderung für eine Weiterentwicklung<br />
der Blasmusik und ihrer Vernetzung<br />
mit anderen Bereichen.<br />
Erstmals zwei Förderpreise<br />
Der Blasmusikpreis wird an fünf Musikkapellen<br />
vergeben und ist mit je 3.000 Euro<br />
dotiert. Erstmals werden zusätzlich zwei<br />
Förderpreise zu je 1.000 Euro für „Vorbildliche<br />
Jugendarbeit“ und für „Innovative<br />
Projekte und besondere Konzerte“ an<br />
jeweils drei Musikkapellen vergeben. Die<br />
Musikkapellen dürfen sich nur für einen<br />
der drei Preise bewerben. Die detaillierte<br />
Ausschreibung ist auf der VSM-Homepage<br />
veröffentlicht.<br />
Über die Preisträger entscheidet eine<br />
Jury, die aus zwei Vertretern der Kulturabteilung<br />
des Landes, aus zwei Vertretern<br />
des VSM sowie eines externen Vertreters<br />
zusammengesetzt ist. Die Jury<br />
darf nicht mit Funktionären und Mitgliedern<br />
der zu bewertenden Kapellen besetzt<br />
sein. Die Bewertungskriterien beziehen<br />
sich auf die Jugendarbeit, die<br />
aktiven Ensembles, die Teilnahme an<br />
Wettbewerben, die Auftritte, die Ausund<br />
Weiterbildung, sowie die Mitarbeit<br />
im Verband, im Bezirk und im Österreichischen<br />
Blasmusikverband (ÖBV) im<br />
Bezugszeitraum 2020–<strong>2024</strong>.<br />
Die besonderen Initiativen und Projekte<br />
werden auf Grund der Ideen und Komplexität,<br />
der Nachhaltigkeit, der Umsetzung<br />
und des Aufwandes an Zeit<br />
und Mitteln bewertet. Die verwaltungstechnischen<br />
Daten, wie Mitgliederanzahl,<br />
Statistik usw. werden<br />
von der Jury aus der Datenbank des<br />
VSM-Office entnommen.<br />
Andreas Bonell<br />
VSM-Geschäftsführer<br />
Wichtig:<br />
Die vollständigen Gesuche sind bis<br />
spätestens 31. März 2025 im VSM-<br />
Büro abzugeben.<br />
Die bisherigen Preisträger:<br />
Bürgerkapelle Gries (2011)<br />
Bürgerkapelle Lana (2014)<br />
Bürgerkapelle Mühlbach (2017)<br />
Bürgerkapelle Schlanders (2017)<br />
Bürgerkapelle Sterzing (2017)<br />
Musikkapelle Afing (2014)<br />
Musikkapelle Antholz/Niedertal (2011)<br />
Musikkapelle Oberbozen (2017)<br />
Musikkapelle Toblach (2014)<br />
Musikkapelle Villnöß (2011)<br />
Musikkapelle Vintl (2014)<br />
Musikkapelle Vöran (2017)<br />
Musikkapelle Wengen (2014)<br />
Musikkapelle Wiesen (2011)<br />
Schützenkapelle Pichl/Gsies (2011)<br />
KulturFenster<br />
10 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
„Taktgeber der Motivation“<br />
Führungskompetenzen in den Musikkapellen<br />
Du bist in deiner Musikkapelle in einer Führungsrolle<br />
und du möchtest deine Fähigkeiten<br />
im Umgang mit ehrenamtlichen Mitgliedern<br />
verbessern?<br />
Dann ist unser Workshop genau das<br />
Richtige für dich!<br />
Durch die gesellschaftlichen Veränderungen<br />
und die steigenden Bürokratie wird<br />
es immer schwieriger, Mitglieder für ehrenamtliche<br />
Vereine zu finden. Eine ebenso<br />
große Herausforderung ist es aber für Führungskräfte,<br />
die Mitglieder immer wieder<br />
für die gemeinsamen Ziele zu motivieren<br />
und im Verein zu halten.<br />
Und genau hier hakt dieser neue Workshop<br />
mit der Dipl. Pädagogin Siegrid Zwerger und<br />
„Entdecke die Geheimnisse erfolgreicher<br />
Führung in der Musikkapelle<br />
und werde zum inspirierenden Taktgeber<br />
deiner Kapelle – melde dich<br />
jetzt für unseren Workshop an und<br />
hebe deine Führungskompetenzen<br />
auf das nächste Level!"<br />
Siegrid Zwerger und Günther Reichhalter leiten durch den Workshop.<br />
dem Dipl. Kommunikationswissenschaftler<br />
Günther Reichhalter ein: dazu eingeladen<br />
sind die Obfrauen und Obmänner,<br />
Kapellmeister*innen, Jugendleiter*innen<br />
und Stabführer*innen. Anhand von praxisnahen<br />
Übungen, Tipps und Tricks können<br />
die Teilnehmer*innen ihre Kompetenzen<br />
in der Führung und Motivation im<br />
Umgang mit ehrenamtlichen Mitgliedern<br />
erweitern. Natürlich sind – wie bei jedem<br />
Kurs – der Austausch und das Netzwerk<br />
untereinander „unbezahlbar“.<br />
Andreas Bonell, VSM-Geschäftsführer<br />
Termine:<br />
Montag 07.10.<strong>2024</strong> Bezirk Sterzing<br />
Montag 21.10.<strong>2024</strong> Bezirk Bruneck<br />
Montag 04.11.<strong>2024</strong> Bezirk Brixen<br />
Montag 18.11.<strong>2024</strong> Bezirk Schlanders<br />
Montag 02.12.<strong>2024</strong> Bezirk Meran<br />
Montag 16.12.<strong>2024</strong> Bezirk Bozen<br />
– jeweils von 19.30 bis 22.00 Uhr<br />
Preis: 20 € pro Teilnehmer*in<br />
Anmeldung:<br />
bis zum 15. September über<br />
VSM-Office<br />
Weitere Details und die genauen<br />
Kursorte werden auf der<br />
VSM-Homepage veröffentlicht.<br />
BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />
jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />
„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />
Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />
jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />
jeden Samstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Faszination Blasmusik“<br />
mit Arnold Leimgruber<br />
(Wiederholung<br />
am Sonntag um 10 Uhr)<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Das Platzkonzert"<br />
mit Wolfgang Kostner<br />
jeden Dienstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Tiroler Weis"<br />
mit Peter Kostner<br />
KulturFenster<br />
11 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
https://vsm.bz.it<br />
26.+28.12.<strong>2024</strong><br />
hinausgeblickt<br />
VSM Bezirk Bruneck<br />
Konzert des Bezirksjugendblasorchesters<br />
in Toblach und Pfalzen<br />
bewegt<br />
Bundeswettbewerb<br />
„Musik in Bewegung“<br />
(1) Stabführer Josef Unterfrauner zieht Resümee<br />
Die Musikkapelle St. Georgen hatte die<br />
große Ehre, am diesjährigen Bundeswettbewerb<br />
„Musik in Bewegung" in Bischofshofen<br />
als Vertreter des VSM teilzunehmen<br />
(siehe auch Bericht auf Seite 19). Der Wettbewerb<br />
bot den teilnehmenden Kapellen<br />
eine großartige Plattform, ihr Können zu<br />
präsentieren.<br />
„Musik in Bewegung" ist ein spezielles<br />
Wettbewerbskonzept, bei dem die Musikkapellen<br />
nicht nur ihr musikalisches Können<br />
zeigen, sondern gleichzeitig auch marschieren.<br />
Dies stellt hohe Anforderungen<br />
an die Musikantinnen und Musikanten,<br />
da sie ihr Instrument beherrschen und<br />
sich dabei präzise im Gleichschritt bewegen<br />
müssen. Die Kombination aus Musik<br />
und Bewegung erforderte daher eine<br />
akribische Vorbereitung durch den Stabführer<br />
Josef Unterfrauner und eine perfekte<br />
Abstimmung innerhalb der Kapelle.<br />
Die Musikkapelle St. Georgen marschierte beim Wettbewerb „Musik in Bewegung“ in Bischofshofen<br />
auf.<br />
Foto: Laura Lebesmühlbacher/ÖBV<br />
Die Vorbereitung<br />
Die Vorbereitungen der Musikkapelle St.<br />
Georgen waren intensiv, denn nach dem<br />
erfolgreichen Georgikonzert im April gab<br />
es für die Musikantinnen und Musikanten<br />
kaum Zeit zu verschnaufen: Anfang Mai<br />
wurde mit den Proben für den bevorstehenden<br />
Wettbewerb begonnen. Insgesamt<br />
wurden elf Proben abgehalten, um<br />
sich bestmöglich vorzubereiten.<br />
Trotz des schlechten Wetters in der Probenzeit<br />
konnte dank der Ausweichmöglichkeit<br />
in der Intercable-Arena durchgängig<br />
geprobt werden.<br />
Nach einem knappen Monat Vorbereitung<br />
startete man also hochmotiviert<br />
nach Bischofshofen. Die Unterkunft in<br />
der idyllischen Natur des schönen Salzburgerlandes<br />
bot mit dazugehörenden<br />
Sportanlagen und Badeteich ein erholsames<br />
und geselliges Ambiente, das von<br />
den „Jergina“ Musikantinnen und Musikanten<br />
auch ausgiebig genutzt wurde.<br />
Der Wettbewerb<br />
Wertungsrichter Robert Werth nahm die Antrittsmeldung von Stabführer Josef Unterfrauner<br />
entgegen.<br />
Foto: Rainer Schabereiter/ÖBV<br />
Der Wettbewerb selbst konzentrierte sich<br />
voll und ganz auf die musikalischen Darbietungen,<br />
da kein Rahmenprogramm<br />
stattfand. Am Freitag trat die Musikkapelle<br />
St. Georgen in der Stufe D an. Trotz<br />
des relativ geringen Publikumsandrangs<br />
war die Stimmung in der Kapelle hervorragend<br />
und man war mit dem Auftritt<br />
im Großen und Ganzen sehr zufrieden.<br />
Der Samstag stand ganz im Zeichen des<br />
Showprogramms auf dem Gelände der<br />
Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen.<br />
Hier war die Stimmung dank eines<br />
tollen Publikums und einer atemberau-<br />
KulturFenster<br />
12 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
benden Kulisse besonders ausgelassen.<br />
Die Wettbewerbsatmosphäre war geprägt<br />
von der ausgezeichneten Vorbereitung aller<br />
teilnehmenden Kapellen. Besonders<br />
beeindruckend war, dass Musikstücke<br />
auswendig gespielt wurden, wobei einige<br />
Kapellen mit besonders spektakulären Aufführungen<br />
hervorstachen. Auch die Jergina<br />
konnten einen gelungenen und sauberen<br />
Auftritt hinlegen. Leider fiel dem einsetzenden<br />
Starkregen der mit Spannung erwartete<br />
Auftritt der Militärmusik Salzburg<br />
zum Opfer – hätte man sich von den Berufsmusikern<br />
doch gerne das eine oder<br />
andere abgeschaut.<br />
Die Bewertung<br />
Die Bewertung des Wettbewerbs setzte sich<br />
zu 35% aus der Stufe D (86,67 erreichte<br />
Punkte) und zu 65% aus dem Showprogramm<br />
zusammen, was für die Musikkapelle<br />
St. Georgen insgesamt 83,83 Punkte<br />
ergab. Ein kleines Manko war das Ausbleiben<br />
eines Jurygesprächs, wobei man auf<br />
wertvolle Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge<br />
gehofft hätte. Nichtsdestotrotz<br />
war der Wettbewerb „Musik in<br />
Bewegung" in Bischofshofen für die Musikkapelle<br />
St. Georgen eine wertvolle und unvergessliche<br />
Erfahrung. Trotz größerer und<br />
kleinerer Herausforderungen konnten die<br />
Jergina ihr Können auf jeden Fall unter Beweis<br />
stellen und Südtirol würdig vertreten.<br />
Josef Unterfrauner<br />
Stabführer der MK St. Georgen<br />
Dass die MK St. Georgen ein Herz für die „Musik in Bewegung“ hat, zeigte sie eindrücklich<br />
in ihrem Showprogramm.<br />
Foto: Rainer Schabereiter/ÖBV<br />
Einladung zum Stabführertag<br />
Theoretisches und Praktisches zur „Musik in Bewegung“<br />
Liebe Stabführer*innen und Interessierte, wir laden euch herzlich zum Stabführertag am 19. Oktober <strong>2024</strong> ein!<br />
Nutzt die Gelegenheit, von zwei herausragenden Referenten zu lernen und euch mit Gleichgesinnten auszutauschen.<br />
Wann:<br />
19. Oktober <strong>2024</strong><br />
Zeit:<br />
9-12 Uhr und von 14-16 Uhr<br />
Thema<br />
„Probengestaltung“<br />
Erik Brugger, ÖBV-Bundesstabführer<br />
und Landesstabführer des Vorarlberger<br />
Blasmusikverbandes, wird zum Thema<br />
Probengestaltung referieren, wobei er<br />
auf Vorbereitung, Hilfestellungen und<br />
neue Ansätze für Musikantinnen und<br />
Musikanten eingehen wird. Seine umfassende<br />
Erfahrung wird er sowohl im<br />
theoretischen als auch im praktischen<br />
Teil mit uns teilen, unterstützt von einer<br />
Übungskapelle.<br />
Thema<br />
„Marschmusikbewertung“<br />
Gerald Embacher, ehemaliger Landesstabführer<br />
des Blasmusikverbandes Tirol<br />
und derzeit Bezirksstabführer und Kapellmeister<br />
im Musikbezirk St. Johann in Tirol,<br />
wird über seine Erfahrung, Gegebenheiten<br />
und Rückmeldungen zum Thema<br />
Marschmusikbewertung sprechen. Dabei<br />
wird er den Sinn und Zweck, die Vorbereitung<br />
zum Wettbewerb, das Ziel sowie den<br />
Mehrwert und Vorteil für jede teilnehmende<br />
Kapelle erläutern.<br />
Wo:<br />
Raum Bozen und Umgebung<br />
Anmeldung: VSM-Office<br />
bis innerhalb 1. Oktober<br />
Wir freuen uns auf euer Kommen und versprechen<br />
zugleich einen inspirierenden Tag.<br />
Mit musikalischen Grüßen<br />
Die Fachgruppe<br />
„Musik in Bewegung“<br />
Verbandsstabführer Klaus Fischnaller<br />
KulturFenster<br />
13 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
jung musiziert<br />
Die „Feldthurner Heihupfer“ mit Jugendleiterin<br />
Miriam Kerschbaumer und Dirigentin<br />
Leonie Meraner (ganz rechts)<br />
Gemeinsam Musik erleben<br />
Die „Feldthurner Heihupfer“ im Portrait<br />
Seit über 20 Jahren gibt es in Feldthurns bereits<br />
eine Jugendkapelle. Jugendleiterin Miriam<br />
Kerschbaumer gibt uns einen Einblick in<br />
die Tätigkeit der Formation und erklärt, was<br />
es mit dem besonderen Namen auf sich hat.<br />
Das sind die Feldthurner Heihupfer:<br />
» Anzahl Mitglieder: ca. 20<br />
» Durchschnittsalter: ca. 14 Jahre<br />
» Dirigentin: Leonie Meraner<br />
» Jugendleiterin: Miriam Kerschbaumer<br />
KulturFenster: Seit wann gibt es eure Jugendkapelle<br />
und wie ist euer besonderer<br />
Name entstanden?<br />
Miriam Kerschbaumer: Unser Name, die<br />
„Feldthurner Heihupfer", entstand 2013<br />
während unseres ersten Sommercamps<br />
auf der Alm. Als ein Gewitter aufzog, mussten<br />
wir unsere Zelte verlassen und in einen<br />
Heustadel umziehen. Diese aufregende<br />
Nacht, in der wir viel gelacht und<br />
Spaß hatten, brachte uns auf die Idee, uns<br />
fortan "Feldthurner Heihupfer" zu nennen.<br />
KF: Was zeichnet euch als Jugendkapelle<br />
aus?<br />
Kerschbaumer: Bei uns steht der starke<br />
Zusammenhalt im Mittelpunkt. Bei uns lachen,<br />
spielen und unterstützen sich Jung<br />
und Alt. Jeder hilft jedem, und eines ist immer<br />
garantiert: Spaß!<br />
KF: Welche sind die Höhepunkte in eurem<br />
Jahresprogramm?<br />
Kerschbaumer: Ein Höhepunkt unseres<br />
Jahres ist der Kirchtag im <strong>August</strong>. Nach<br />
dem gemeinsamen Konzert der Jugendkapelle<br />
mit der Musikkapelle genießen wir<br />
alle zusammen den Tag bei Essen, Trinken<br />
und guten Gesprächen.<br />
KF: Wie versucht ihr, mögliche Neumitglieder<br />
für die Musik und die Kapelle zu<br />
begeistern?<br />
Kerschbaumer: Einmal im Jahr öffnen wir<br />
beim „Tag der offenen Tür" unser Probelokal<br />
in Feldthurns. Hier zeigen wir, was wir<br />
in den letzten Monaten geprobt haben.<br />
Das Beste daran: Jeder kann unsere Instrumente<br />
ausprobieren! Zudem sind wir<br />
regelmäßig bei Festen und Konzerten in der<br />
Umgebung aktiv und hoffen, so neue talentierte<br />
junge Musiker*innen zu begeistern.<br />
KF: Führt ihr auch außermusikalische Tätigkeiten<br />
durch?<br />
Kerschbaumer: Natürlich! Neben den Proben<br />
unternehmen wir Ausflüge, essen nach<br />
den Proben Pizza oder verbringen einen Tag<br />
im Gardaland. Unser Jugendausschuss plant<br />
stets ein abwechslungsreiches und spannendes<br />
Jahresprogramm.<br />
KulturFenster<br />
14<br />
04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>
nie Meraner (Dirigentin), Miriam Kerschbaumer<br />
(Jugendleiterin), Matthias Delueg<br />
(Jugendleiterstellvertreter) und Samuel<br />
Gamper. Unser Ziel ist es, die Jugend zu<br />
unterstützen, Ausflüge und Konzerte zu<br />
planen, ein starkes Gemeinschaftsgefühl<br />
zu fördern und den Spaß am Musizieren<br />
in den Vordergrund zu stellen.<br />
Wir hoffen, viele junge Musikant*innen<br />
mit unserer Begeisterung anzustecken<br />
und ihnen den Weg zur Musikkapelle<br />
zu erleichtern.<br />
Den jungen Musikantinnen und Musikanten wird auch viel geboten, wie etwa ein Ausflug<br />
ins Gardaland.<br />
KF: Welche ist für dich als Jugendleiterin<br />
die größte Herausforderung in der Nachwuchsarbeit?<br />
Kerschbaumer: Die größte Herausforderung<br />
war es in den letzten Jahren, neue<br />
und junge Musikant*innen zu finden und<br />
zu begeistern. Umso glücklicher sind wir,<br />
dass wir dieses Jahr vier neue Mitglieder<br />
gewinnen konnten, die seit Juni mit uns<br />
musizieren.<br />
KF: Was kannst du sonst noch über eure<br />
Jugendarbeit berichten?<br />
Kerschbaumer: Seit den Neuwahlen<br />
im Januar haben wir einen Jugendausschuss<br />
gegründet, bestehend aus Leo-<br />
KF: Welche Ziele verfolgt ihr mit der Jugendkapelle?<br />
MK: Wir möchten den jungen Musikantinnen<br />
und Musikanten vor allem den<br />
Spaß am gemeinsamen Musizieren und<br />
das soziale Miteinander nahebringen. Wir<br />
zeigen ihnen, dass die Jugendkapelle<br />
und die Musikkapelle mehr sind als nur<br />
Proben und Üben – es ist ein Gefühl der<br />
Zugehörigkeit und des Miteinanders, das<br />
Hobby gemeinsam zu teilen.<br />
Hannes Schrötter<br />
Wir stellen uns vor:<br />
Maria Gasser<br />
Alter: 11 Jahre<br />
Instrument: Klarinette<br />
Darum habe ich mich für dieses Instrument entschieden: Weil<br />
es cool ist, weil es mir gefällt und weil meine Mami es auch spielt.<br />
Mein Lieblingsstück: „Schrei nach Liebe“<br />
Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle: Der Ausflug nach<br />
Gardaland<br />
Manuel Goller<br />
Alter: 10 Jahre<br />
Instrument: Trompete<br />
Darum habe ich mich für dieses Instrument entschieden: Weil<br />
es cool ist, es zu spielen.<br />
Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten: Dass wir jedes<br />
Jahr neue Stücke lernen und wir als Gruppe zusammenspielen.<br />
Mein Lieblingsstück: „From now on“<br />
Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle: Die Fahrt nach<br />
Gardaland.<br />
Auf was freue ich mich am meisten, wenn ich zur Musikkapelle<br />
komme: Dass ich mit einer großen Gruppe spielen kann.<br />
KulturFenster<br />
15<br />
04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Musikalische<br />
Leistungsabzeichen 2023/<strong>2024</strong><br />
Rund 1.600 Mal die Prüfungen erfolgreich bestanden<br />
Mit einer Reihe von öffentlichen Vorspielen<br />
ist Mitte Juni die Sommersession der musikalischen<br />
Leistungsabzeichen zu Ende gegangen.<br />
Ein Rückblick auf das vergangene<br />
Schuljahr.<br />
Rund 1.600 Musizierende haben sich im<br />
vergangenen Schuljahr der Prüfung zum<br />
Leistungsabzeichen in den Stufen Junior,<br />
Bronze, Silber und Gold gestellt. Die Prüfungen<br />
erfolgten in Form eines öffentlichen<br />
Vorspiels an verschiedenen Musikschulen.<br />
Für die Gesamtorganisation der musikalischen<br />
Leistungsabzeichen zeichnete die<br />
Landesdirektion Deutsche und Ladinische<br />
Musikschule verantwortlich. Die Leistungsabzeichen<br />
in den verschiedenen Leistungsstufen<br />
von Junior bis Gold wurden in allen<br />
Fächern – vom Akkordeon bis zur Zither<br />
– vergeben. Insgesamt traten 700 Kandidatinnen<br />
und Kandidaten für die Kategorie<br />
Junior, 588 für Bronze, 235 für Silber<br />
und 71 für das Abzeichen in Gold an. Im<br />
Bereich der Blas- und Schlaginstrumente<br />
waren es in den Stufen Bronze, Silber und<br />
Gold insgesamt 547 Musizierende, welche<br />
die Prüfung im Laufe des Schuljahres bestanden<br />
haben.<br />
Gute Zusammenarbeit<br />
von Musikschulen und VSM<br />
Für Landesmusikschuldirektorin Alexandra<br />
Pedrotti sind die musikalischen Leistungsabzeichen<br />
ein wichtiges Mittel zur Standortbestimmung<br />
über die Qualität der musikalischen<br />
Ausbildung in den Musikschulen.<br />
„Eines unserer Ziele ist es, dass langfristig<br />
jedes Kind, das die Musikschule besucht,<br />
zumindest die Prüfung für das Juniorabzeichen<br />
absolviert“, unterstreicht sie.<br />
Bestandene Prüfungen<br />
nach Instrument<br />
Bassklarinette 5<br />
Euphonium, Tenorhorn, Bariton 34<br />
Fagott 6<br />
Hohes Blech 94<br />
Horn 41<br />
Klarinette 107<br />
Oboe 10<br />
Posaune 22<br />
Querflöte 90<br />
Saxophon 51<br />
Schlagwerk 69<br />
Tuba 18<br />
KulturFenster<br />
16<br />
04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Bestandene Prüfungen insgesamt: 547*<br />
Bronze: 359 I Silber: 145 I Gold: 43<br />
* Blas- und Schlaginstrumente<br />
Herbstsession: 64<br />
Frühjahrssession: 98<br />
Sommersession: 385<br />
Musikkapellen mit den meisten<br />
Absolvent*innen:<br />
Musikkapelle Toblach: 12<br />
Musikkapelle Wengen: 11<br />
Musikkapelle Taisten: 10<br />
Bürgerkapelle Sand in Taufers: 10<br />
Musikkapelle Pfalzen: 9<br />
Im Bereich der Leistungsabzeichen für<br />
Blasinstrumente und Schlagwerk ist ihr<br />
die gute Zusammenarbeit mit dem Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen wichtig.<br />
„In diesem Schuljahr ist die Anzahl der<br />
Teilnehmenden erneut angestiegen. Sehr<br />
erfreulich ist, dass das Musizieren mit jugendlicher<br />
Begleitung und in Kammermusikbesetzungen<br />
immer häufiger in die<br />
Prüfungsprogramme mit eingebaut wird“,<br />
betont der stellvertretende Landesmusikschuldirektor<br />
Christian Laimer. Der Verbandsjugendleiter-Stellvertreter<br />
des VSM,<br />
Hannes Schrötter, unterstreicht: „Die Leistungsabzeichen<br />
bilden einen wichtigen musikalischen<br />
Gradmesser, der entscheidend<br />
zum Fortbestand und zur Entwicklung unserer<br />
Kapellen beiträgt. Wir freuen uns sehr,<br />
mit den Musikschulen einen starken Partner<br />
zu haben, dem das Angebot der Leistungsabzeichen<br />
genauso am Herzen liegt<br />
wie uns Musikkapellen.“<br />
Hohe Qualität<br />
der gebotenen Leistungen<br />
Federführend an der Planung und Durchführung<br />
der Prüfungen beteiligt sind Fachgruppenleiterinnenund<br />
Fachgruppenleiter<br />
der verschiedenen Instrumente, die an<br />
den Musikschulen unterrichtet werden.<br />
Fachgruppenleiterin Monika Federspieler<br />
war unter anderem für die Organisation<br />
an den Prüfungsstandorten für die Flöteninstrumente<br />
zuständig und zeigte sich<br />
von Qualität der dargebotenen Leistungen<br />
bei den Leistungsabzeichen beeindruckt:<br />
„Die Qualität der dargebotenen Leistungen<br />
bei den Leistungsabzeichen ist beeindruckend.<br />
Die intensive Vorbereitung und die<br />
Vorspiele, die in Form von Konzerten stattfinden,<br />
erreichen teilweise ein sehr hohes<br />
künstlerisches Niveau.”<br />
Musik macht (keine) Ferien<br />
Zum Abschluss wurde allen Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern von der Landesmusikschuldirektion<br />
eine Medaille überreicht.<br />
Mitglieder einer Musikkapelle erhalten zusätzlich<br />
eine Urkunde und das Leistungsabzeichen<br />
in Form eines Ansteckers. Mit<br />
Mit Mitte Juli verabschiedeten sich die<br />
Leistungsabzeichen endgültig in die Sommerferien:<br />
Rund 40 Jungmusikantinnen<br />
und Jungmusikanten haben am Ende der<br />
„Jungbläserwoche A“ im Vinzentinum in<br />
Brixen die Prüfung zum Leistungsabzeichen<br />
in Bronze absolviert.<br />
Mit freundlicher Genehmigung:<br />
Landesdirektion Deutsche und<br />
Ladinische Musikschule / Landesmusikschuldirektorin<br />
Alexandra Pedrotti<br />
Hannes Schrötter<br />
KulturFenster<br />
17<br />
04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>
„Dirigieren<br />
in Bewegung“<br />
hinausgeblickt<br />
Neuer einjähriger<br />
Lehrgang<br />
Konservatorium Bozen<br />
Anmeldung bis 30.09.<strong>2024</strong><br />
hinausgeblickt<br />
Musikkapelle<br />
Mals punktet in Bayern<br />
Großer Erfolg beim Wertungsspiel in Münsing<br />
Mehr als zufrieden<br />
Mit dem Tagessieg und dem 2. Platz in der Gesamtwertung gelang der Musikkapelle Mals<br />
ein grandioser Erfolg.<br />
Fotos: MK Mals<br />
Die Musikkapelle Mals hat sich bereits vor<br />
Jahren das Ziel gesetzt, im Rhythmus von<br />
zwei Jahren an Wertungsspielen teilzunehmen.<br />
Vor allem die Vorbereitungszeit birgt<br />
die Möglichkeit, gezielt an Einzelheiten zu<br />
feilen. Das wiederum führt dazu, dass sich<br />
die Musikant*innen auf ihrem Instrument<br />
verbessern können.<br />
Im Jahr 2018 trat die Malser Kapelle beim<br />
Wertungsspiel in Illertissen in der Oberstufe<br />
an. Sie erreichte mit 96 Punkten den Gesamtsieg,<br />
den wohl bis dato größten Erfolg<br />
in der Geschichte des Vereins. Im Jahr<br />
2020 war daher die erste Teilnahme in der<br />
Höchststufe geplant. Die Coronapandemie<br />
verhinderte nur zwei Wochen vor Austragung<br />
des Wertungsspiels die Teilnahme.<br />
Im heurigen Jahr war es nun endlich soweit<br />
und die Musikkapelle Mals stellte sich am<br />
20. April den Wertungsrichtern. Nach dem<br />
Einchecken in den Hotels und kurzem Ausruhen,<br />
starteten die 73 Musiker zum Wettbewerb<br />
in den neuen Pallauf-Saal in Münsing.<br />
Das Interesse der Zuhörer war groß, als die<br />
Kapelle auf die Bühne trat. Ebenso groß war<br />
die Anspannung der Musiker rund um Kapellmeister<br />
Hanspeter Rinner. Nach dem<br />
Einspielen erklang das erste Werk „Pastorale<br />
Symphonique“ von Jacoob de Haan<br />
und anschließend das Werk „Lexicon of<br />
the Gods“ von Rossano Galante. „Pastorale<br />
Symphonique“ behandelt die Zerstörung<br />
der Natur und trifft aktueller denn je<br />
den Zeitgeist. Das wurde bereits während<br />
der Anreise deutlich, als es regnete, hagelte,<br />
schneite und sogar die Sonne schien. Im<br />
zweiten Stück „Lexicon of the Gods“ werden<br />
die drei griechischen Götter Perseus,<br />
Penthos und schließlich Zeus beschrieben.<br />
Hier konnten alle Facetten des Könnens der<br />
Kapelle aufgezeigt werden.<br />
Nach dem Verklingen des letzten Tons<br />
wich die Aufregung noch nicht, denn die<br />
Musikkapelle Mals war in offener Wertung<br />
angetreten. So wurde gespannt die Reaktion<br />
der Wertungsrichter erwartet. Am<br />
Ende erreichte die Musikkapelle Mals in<br />
mehreren Kriterien die volle Punktzahl.<br />
Dies wurde jedesmal vom Publikum mit<br />
Applaus honoriert. Am Ende erspielte<br />
die Kapelle großartige 95,7 Punkte in<br />
der Höchststufe. Dies bedeutete den Tagessieg<br />
und den zweiten Platz in der Gesamtwertung.<br />
Stolz und zufrieden wurde das Ergebnis<br />
noch gemeinsam mit den anderen Kapellen<br />
bis in die Morgenstunden gefeiert.<br />
Nach einem Ausflug zum Kloster Andechs<br />
und einer Besichtigung der Brauerei,<br />
traten die Musikanten am nächsten<br />
Tag müde, jedoch mehr als zufrieden die<br />
Heimreise an.<br />
Die Teilnahme war nicht nur musikalisch<br />
ein Erfolg. Auch das Vereinsleben und der<br />
Zusammenhalt wurde durch den Ausflug<br />
gepflegt. Es bleibt nur, der Kapelle zu gratulieren<br />
und alles Gute für die Zukunft zu<br />
wünschen.<br />
Hannes Warger<br />
Bezug zu aktuellen Themen<br />
Bereit zum Auftritt: die Musikkapelle Mals kurz vor dem Wertungsspiel in Münsing (Bayern)<br />
KulturFenster<br />
18 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Bundeswettbewerb<br />
„Musik in Bewegung“<br />
(2) MK St. Georgen als Botschafter der Südtiroler Marschmusik<br />
Die Musikkapelle St. Georgen unter der Stabführung von Josef Unterfrauner hat Südtirol beim heurigen Bundeswettbewerb „Musik in<br />
Bewegung“ erfolgreich vertreten.<br />
Foto: Jakob Eder/ÖBV<br />
Am vergangenen 14. und 15 Juni hat der<br />
Österreichische Blasmusikverband (ÖBV) in<br />
Bischofshofen (Salzburg) den 7. Bundeswettbewerb<br />
„Musik in Bewegung“ ausgetragen.<br />
Die Musikkapelle St. Georgen hat<br />
dabei den Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) vertreten und mit 83,83 Punkten<br />
ein gutes Ergebnis erzielt (siehe auch<br />
Bericht auf Seite 12/13).<br />
Der Wettbewerb „Musik in Bewegung“<br />
besteht aus zwei Teilen. Am Sportplatz<br />
im Bischofshofen fand am Freitag die<br />
Durchführung der Stufe D gemäß dem<br />
Reglement des ÖBV statt. Am Samstag<br />
präsentierten die sechs teilnehmenden<br />
Kapellen ihr Showprogramm im Auslauf<br />
der Paul-Außerleitner-Schanze. In ihrer<br />
Show thematisierte die Musikkapelle St.<br />
Georgen „Olympia 2026“ im Hinblick auf<br />
das sportliche Großereignis in Antholz:<br />
Die Musikantinnen und Musikkanten formierten<br />
sich zu den Olympischen Ringen<br />
und Stabführer Josef Unterfrauner trat als<br />
„Biathlet“ an den Schießstand. In der abschließenden<br />
Herz-Formation verabschiedeten<br />
sich die Südtiroler beim Publikum<br />
und bedankten sich für den Applaus.<br />
Einmaliges, tolles Erlebnis<br />
VSM-Verbandsstabführer Klaus Fischnaller<br />
verfolgte den Wettbewerb und zeigte<br />
sich begeistert von den Darbietungen der<br />
Kapellen. Mit berechtigtem Stolz freute er<br />
sich ganz besonders über den gelungenen<br />
Auftritt der Musikkapelle St. Georgen und<br />
gratulierte Stabführer Josef Unterfrauner,<br />
Obmann Philipp Egger und Kapellmeister<br />
Thomas Kiniger zum Erfolg. Es sei eine<br />
Ehre gewesen, Südtirol vertreten zu dürfen,<br />
hob Unterfrauner hervor: „Ein einma-<br />
liges, tolles Erlebnis für die ganze Kapelle,<br />
bei dem wir viel gelernt haben, mit vielen<br />
netten kameradschaftlichen Begegnungen<br />
mit Stabführern sowie Musikantinnen und<br />
Musikanten,“ ergänzte er.<br />
Den Sieg holte sich der Musikverein Altenhof<br />
am Hauruck (Oberösterreich) mit<br />
93,50 Punkten, gefolgt von der Bundesmusikkapelle<br />
Stans (Tirol) mit 92,05 Punkten.<br />
Mit 89,97 Punkte platzierte sich die<br />
Stadtkapelle Retz (Niederösterreich) auf<br />
dem 3. Platz.<br />
Stephan Niederegger<br />
MK St. Georgen<br />
Pflicht & Show<br />
Obmann Philipp Egger, Stabführer<br />
Josef Unterfrauner und Kapellmeister<br />
Thomas Kiniger: „Es war für<br />
alle ein tolles Erlebnis.“ (v.l.)<br />
Foto: Rainer Schabereiter/ÖBV<br />
KulturFenster<br />
19 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
gehört & gesehen<br />
Muttertagskonzert mit<br />
viel Schwung<br />
Musikkapelle Pfalzen mit einer Uraufführung und Solistenparade<br />
Die Musikkapelle Pfalzen lud heuer zu ihrem 30. Muttertagskonzert. Ab dem kommenden Jahr will die Kapelle bereits in der ersten<br />
Märzhälfte ihr Hauptkonzert spielen.<br />
Fotos: MK Pfalzen<br />
„Schwung!“ Das war das Motto des Muttertagskonzerts<br />
der MK Pfalzen am 12. Mai,<br />
und so lautete auch der Titel des Eröffnungswerks,<br />
wenn auch in Englisch. „Panache!“<br />
leitete einen vergnüglichen Konzertabend im<br />
voll besetzten Vereinssaal von Pfalzen ein.<br />
Die 52 aktiven Musikantinnen und Musikanten<br />
der Kapelle mit Obmann Georg Seeber<br />
an der Spitze erzählten dann mit „A Filvar<br />
Story“ in wuchtigen Klängen und zarten<br />
Farben die bewegte Geschichte eines portugiesischen<br />
Orchesters.<br />
Anschließend konnte Kapellmeister Matthias<br />
Willeit – er führte durch den Abend – eine<br />
Besonderheit ankündigen: Die Uraufführung<br />
von „Dynamic Drive“ des Rittner Komponisten<br />
Gerd Kofler – ein Werk voller Spannung,<br />
das die Musikantinnen und Musikanten<br />
hörbar gern spielten. Gewiss ein<br />
Höhepunkt des Abends, und besonders<br />
erfreulich war, dass der Komponist selbst<br />
anwesend war. Er wurde von Publikum und<br />
Bläsern mit anhaltendem Applaus gefeiert.<br />
Ehrungen und Neuzugänge<br />
Viel Applaus erhielten dann auch sechs Musikantinnen<br />
und Musikanten mit einem runden<br />
Jubiläum: Samuel Gatterer ist seit 15<br />
Jahren Mitglied des Vereins, Sabine Gartner,<br />
Markus Unterweger und Thomas Knapp seit<br />
25 Jahren und Martin Gartner sowie Anton<br />
Hinteregger bereits seit vier Jahrzehnten.<br />
Neben den Auszeichnungen durch den<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen dankten<br />
die MK Pfalzen den Geehrten auch mit<br />
dem Marsch „Alte Kameraden“.<br />
„Neue Kameraden“ wurden erfreulicherweise<br />
auch heuer wieder in den Verein<br />
aufgenommen: Miriam Gasser (Querflöte),<br />
Maximilian Trojer (Altsaxophon) und Helga<br />
Hilber (Klarinette) sowie die Marketenderinnen<br />
Ilvy Baumgartner, Natalie Mair und<br />
Petra Oberparleiter.<br />
Solistenparade und<br />
Dirigentin-Debüt<br />
Großen Anklang fanden die vielen Solisten<br />
im zweiten Teil des Konzerts: Hannes Gartner<br />
brillierte an der Trompete bei „Introduction<br />
& modern beat“. Das Klarinettenregister<br />
ließ bei „Clarinets to the fore“ die Finger<br />
fliegen, und Manuel Gatterer bot bei den<br />
Variationen zu „Großvaters Uhr“ feinfühlige<br />
Tenorhornklänge – das Publikum war<br />
begeistert. Eine ganze Reihe von Solisten<br />
schlossen dann das offizielle Programm mit<br />
der vor Lebensfreude sprühenden „South<br />
Rampart Street Parade“ ab. Dann war es<br />
Zeit für die erste Zugabe, für die der Kapellmeister<br />
den Taktstock an Carolin Mölgg<br />
übergab. Die Dirigentin in Ausbildung hatte<br />
damit ihren ersten Auftritt mit der Musikkapelle<br />
Pfalzen und durfte sich über viel Applaus<br />
freuen. Der „Rausschmeißer“ des<br />
Abends war am Ende ein Klassiker: Beim<br />
„Radetzky-Marsch“ beteiligte sich der ganze<br />
Saal, und damit gingen die Lichter an und<br />
die After-Show-Party am Büffet los, wobei<br />
besonders der Komponist Gerd Kofler im<br />
Mittelpunkt des Interesses stand.<br />
Übrigens: Das 30. war gleichzeitig das letzte<br />
Muttertagskonzert. In den nächsten Jahren<br />
wird die Musikkapelle Pfalzen bereits früher<br />
im Jahr, in der ersten Märzhälfte, zu ihrem<br />
Hauptkonzert einladen.<br />
Matthias Willeit<br />
Der Komponist Gerd Kofler (im Bild<br />
rechts), dessen Werk „Dynamic Drive“<br />
uraufgeführt wurde, war gefeierter<br />
Gast beim Konzert in Pfalzen.<br />
KulturFenster<br />
20 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Europäisches Musikfest<br />
zur Sommersonnenwende<br />
Hochschule für Musik „Claudio Monteverdi“<br />
gibt Einblick in ihre vielfältige Arbeit<br />
Am vergangenen 21. Juni feierte die Hochschule<br />
für Musik „Claudio Monteverdi“ in<br />
Bozen ein großes Fest der Musik und huldigte<br />
damit der Sommersonnenwende mit<br />
viel Musik, Künstlern und Amateuren. Das<br />
Programm bot einen Einblick in die vielfältige<br />
Arbeit der Hochschule.<br />
Den Reigen eröffnete um 16 Uhr das<br />
Konzert der Schlagzeug-Klasse. Die Gesangsklassen<br />
präsentierten um 17 Uhr<br />
eine Hommage an Giacomo Puccini zu<br />
dessen 100. Todestag.<br />
Ab 18 Uhr gab es Klaviermusik in Hommage<br />
an Maurizio Pollini. Um 19.45 Uhr<br />
trat das Streichorchester der Monteverdi<br />
Akademie auf. Den krönenden Abschluss<br />
machte schließlich um 21.15 Uhr die Bläserphilharmonie<br />
Claudio Monteverdi, dirigiert<br />
von Prof. Thomas Ludescher und<br />
Daniel Niederegger, einem Studenten des<br />
Masterlehrganges „Blasorchesterleitung“.<br />
Die Bläserphilharmonie präsentiere den<br />
größten Instrumentalbereich des Konservatoriums,<br />
hob Prof. Roberto Gander<br />
hervor, seines Zeichens Vizedirektor der<br />
Hochschule.<br />
Direktor Marco Bronzi ergänzte, dass die<br />
Musik wohl die beste Form sei, den europäischen<br />
Gedanken über die Grenzen hinweg<br />
hinauszutragen. Er zeigte sich sichtlich<br />
erfreut über das gelungene Musikfest<br />
und bedankte sich zum Abschluss bei<br />
Prof. Ludescher für seinen Einsatz um die<br />
hauseigene Bläserphilharmonie und den<br />
erfolgreichen Studiengang der Blasorche-<br />
sterleitung. Der Applaus des Publikums<br />
schloss sich diesem Dank an das Professorenteam<br />
und die Studierenden an.<br />
Stephan Niederegger<br />
Das Konzertprogramm der<br />
Bläserphilharmonie Claudio Monteverdi:<br />
» Jubilee Overture (Philip Sparke)<br />
Ltg. Daniel Niederegger<br />
» Bacchus on Blue Ride<br />
1. Satz (Joseph Horovitz)<br />
Ltg. Thomas Ludescher<br />
» Wachet auf, ruft uns die Stimme<br />
(J.S. Bach, arr. Alfred Reed)<br />
Ltg. Daniel Niederegger<br />
» Fantasy Variations on a Theme by<br />
Niccolo Paganini (James Barnes)<br />
Ltg. Thomas Ludescher<br />
» Zugabe: Molly on the Shore<br />
(Percy Aldridge Grainger)<br />
Ltg. Thomas Ludescher<br />
Sie freuten sich über das gelungene<br />
Europäische Musikfest am Bozner<br />
Musikkonservatorium und den krönenden<br />
Abschluss mit der Bläserphilharmonie<br />
Claudio Monteverdi – Daniel<br />
Niederegger, Thomas Ludescher, Marco<br />
Bronzi und Roberto Gander (v.l.)<br />
Foto: Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
21 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
gehört & gesehen<br />
„Iu, tö y la musiga“<br />
Bläserklasse Enneberg – mehr als nur ein Versuch<br />
Bei den zwei Abschlusskonzerten konnte man das mittlerweile recht beachtliche Niveau der kleinen Instrumentalisten bestaunen.<br />
Mit zwei gelungenen Konzerten am 2. und<br />
4. Mai <strong>2024</strong> im Vereinssaal von Enneberg<br />
Pfarre/Gadertal ist das Projekt „Iu, tö y la musiga“<br />
(Ich, du und die Musik) – Bläserklasse<br />
Enneberg nach zwei erfolgreichen Jahren zu<br />
einem würdigen Abschluss gekommen. Wenn<br />
in diesem Zusammenhang an der Enneberger<br />
Grundschule und bei den Familien des<br />
Dorfes etwas Wehmut aufkommt, ist dies vor<br />
allem dem sehr positiven und ertragreichen<br />
Ausgang des Projektes zu verdanken.<br />
Was ist die „Bläserklasse“?<br />
Auf der Suche nach einer Definition des<br />
mittlerweile in Südtirol recht verbreiteten<br />
Konzeptes stößt man im Netz beispielsweise<br />
auf folgende Aussage:<br />
„Die Grundidee einer Bläserklasse ist ganz<br />
einfach: Kinder erlernen im Rahmen des<br />
Schulunterrichts in der Gemeinschaft ein<br />
Instrument. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich,<br />
das spielerische Lernen steht<br />
im Vordergrund. Dieses Konzept des Klassenmusizierens<br />
wird bereits an mehreren<br />
Schulen in Südtirol erfolgreich umgesetzt.<br />
Das Ziel besteht darin, jungen Menschen<br />
das gemeinsame Musizieren zu ermöglichen<br />
und näherzubringen, um schließlich<br />
die Nachwuchsarbeit unserer Musikkapellen<br />
nachhaltig zu fördern.“ (*Zitat aus der<br />
Homepage des VSM)<br />
Die Umsetzung des Konzepts<br />
Bei dem musikalischen Vorhaben in Enneberg<br />
handelt es sich um eine Anpassung<br />
des Konzeptes an die strukturellen und<br />
pädagogischen Begebenheiten des kleinen<br />
Dorfes, konzipiert und realisiert vom<br />
Gadertaler Musikpädagogen und ehemaligen<br />
Mitglied der Musikkapelle Enneberg,<br />
Markus Erlacher, aktuell Musiklehrer am<br />
Schulsprengel St.Vigil in Enneberg.<br />
Der Gadertaler Musikpädagoge Markus<br />
Erlacher hat das Projekt „Bläserklasse“ initiiert,<br />
konzipiert und geleitet.<br />
30 Schülerinnen und Schüler von der<br />
3. bis zur 5. Klasse bekamen die Gelegenheit,<br />
während des Unterrichts an der<br />
Grundschule ein Blasinstrument zu erlernen,<br />
frei nach dem Motto „Jedem Kind<br />
ein Instrument“. Dabei ging es vor allem<br />
darum, den Kindern ein kompetenzorientiertes<br />
und fächerübergreifendes Lernen<br />
im musikalischen Bereich zu ermöglichen<br />
und ihnen Freude am Musizieren zu vermitteln.<br />
So konnten einigen Schülerinnen<br />
und Schülern auf den Wartelisten der Musikschule,<br />
zumindest vorübergehend, die<br />
langen Wartezeiten etwas verkürzt werden.<br />
Unterrichtet wurden die Kinder von den<br />
Grundschullehrerinnen Daniela Ellecosta<br />
und Petra Kostner (Gesang, Body Percussion<br />
und Musiktheorie) sowie von folgenden<br />
diplomierten Instrumentallehrer*innen:<br />
» Elisabeth Mutschlechner und Carolin<br />
Mölgg (Querflöte)<br />
» Laura Lezuo (Oboe)<br />
» Markus Erlacher (Trompete, Konzeption<br />
und Projektleitung)<br />
» Melanie Rigo (Klarinette)<br />
» Michael Taschler (Posaune)<br />
» Sabino Monterisi, Barbara Holzer und<br />
Stefanie Watschinger (Saxophon)<br />
Unterstützt wurde das musikalische Abenteuer<br />
auch von der Schulleiterin Alexandra<br />
Sorá und von den Grundschullehrern Ludwig<br />
Rindler und Ulrika Pedevilla.<br />
KulturFenster<br />
22 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Bei der Bläserklasse Enneberg wurde auch gesungen.<br />
Breite Zusammenarbeit<br />
Bei der Initiative in Enneberg handelt es<br />
sich um die erste dieser Art im Gadertal.<br />
Die Umsetzung der Idee ist der reibungslosen<br />
Zusammenarbeit mehrerer<br />
Institutionen zu verdanken, nämlich dem<br />
Schulsprengel St. Vigil in Enneberg, dem<br />
Ladinischen Schulamt und der Musikkapelle<br />
Enneberg Pfarre<br />
In dieser Hinsicht könnte man das musikalische<br />
Projekt als unkonventionell, innovativ<br />
und richtungsweisend bezeichnen. Durch<br />
das konstruktive Miteinander der genannten<br />
Strukturen war es möglich, finanzielle<br />
Ressourcen zu bündeln, dabei neue Synergien<br />
zu schaffen und gleichzeitig Musikkapelle<br />
und Grundschule in ihrer zentralen<br />
Rolle für Gesellschaft und Dorfleben<br />
zu stärken und zu festigen. Der Obmann<br />
der Musikkapelle Enneberg, Georg Rigo,<br />
ließ sich vor Projektbeginn im Jahre 2022<br />
sofort für die Idee der Bläserklasse begeistern,<br />
heute ist er stolz auf das Erreichte.<br />
Seit Beginn des Projektes haben nämlich<br />
die Musikschulanmeldungen für Blasinstrumente<br />
im Dorf stark zugenommen.<br />
Rigo bedankte sich während der Aufführungen<br />
auch für die erhaltenen Finanzierungshilfen<br />
zur Realisierung von „Iu, tö y<br />
la musiga“. Entsprechende Beteiligungen<br />
des Ladinischen Schulamtes, der Ladinischen<br />
Kultur, des örtlichen Bildungsausschusses<br />
sowie die Unterstützung durch<br />
mehrere private Sponsoren erleichterten<br />
die Umsetzung des Vorhabens ungemein.<br />
Euphorie und<br />
Herausforderung<br />
alle Fotos: Grundschule Enneberg<br />
Jeden Donnerstag von Oktober bis Mai<br />
bekamen die kleinen Musikant*innen<br />
„Für mich gab es in diesen zwei Jahren vieles zu lernen. Ich durfte im Laufe des<br />
Projektes mehrere wertvolle Erfahrungen machen, abgesehen von der logistisch/<br />
organisatorischen Arbeit, die hinter der Unternehmung steckt. Das Modul der Bläserklasse<br />
birgt für mich ein enormes Potenzial, da es dann besonders produktiv<br />
ist, wenn alle beteiligten Akteure koordiniert zusammenarbeiten und damit nutzbare<br />
Synergien schaffen. In Zeiten immer knapper werdender finanzieller und<br />
zeitlicher Ressourcen liegt diese Idee voll im Trend, finde ich. Es wäre auch sicher<br />
spannend, die Zusammenarbeit mit der Musikschule auf diesem Wege zu<br />
intensivieren. Ich weiß, dass dieses Thema von der Landesmusikschuldirektion<br />
bereits aufgegriffen wird. Lösungen in diesem Kontext sind gleichermaßen nötig<br />
wie kompliziert, da die Voraussetzungen für diese Projektart an unterschiedlichen<br />
Orten oft grundsätzlich variieren. Zusätzlich ermöglichen die derzeitigen<br />
Rahmenrichtlinien zur Erstellung der Wartelisten an den Musikschulen in Kombination<br />
mit der chronischen Knappheit der Stundenkontingente keine trivialen<br />
Lösungsansätze. Die Zukunft wird zeigen, welche Möglichkeiten sich in diesem<br />
Kontext ergeben. Der vielleicht schönste Aspekt des Projektes ist jedoch die Tatsache,<br />
dass bei „Iu, tö y la musiga“ junge Menschen dazu motiviert wurden, eine<br />
wichtige, aktive und nachhaltige Rolle im sozialen Kontext des Dorflebens einzunehmen.<br />
Dadurch wurde zusätzlich auch ihr soziales Bewusstsein gefördert.“<br />
Markus Erlacher<br />
Musikunterricht. Im Rahmen des Wahlpflichtfaches<br />
(ELI) und des curricularen<br />
Musikunterrichtes ergaben sich insgesamt<br />
zwei Wochenstunden für das Einlernen<br />
der Inhalte. Das gemeinsame Musizieren<br />
wurde von den Kindern geradezu<br />
euphorisch aufgenommen, die Unterstützung<br />
des Vorhabens durch das Lehrerkollegium<br />
der Grundschule und durch<br />
die Familien der Kinder war unkompliziert<br />
und vorbildhaft. Als Herausforderung<br />
stellte sich allerdings die Suche nach geschulten<br />
Instrumentallehrkräften heraus:<br />
Es war kein Leichtes, diplomierte Instrumentalpädagogen<br />
zu finden, welche qualifiziert<br />
sind und gleichzeitig die zeitliche<br />
Verfügbarkeit hatten, um vormittags in<br />
Enneberg zu unterrichten. Letztendlich<br />
konnte jedoch auch dieser Stolperstein<br />
aus dem Weg geräumt werden, auch<br />
dank der pragmatischen Hilfe der Ladinischen<br />
Schulamtsleiterin Edith Ploner,<br />
dem Wohlwollen der Musikschuldirektion<br />
Gadertal und der Hilfe des Direktors<br />
des Schulsprengels St.Vigil in Enneberg,<br />
Heinrich Videsott.<br />
Fortsetzung ist erwünscht<br />
Schuldirektor Heinricht Videsott zeigte sich<br />
überrascht von den ambitionierten Konzerten<br />
und den Ergebnissen der zweijährigen<br />
Arbeit und ließ es sich nicht nehmen,<br />
den jungen Protagonisten der Veranstaltung<br />
seine Komplimente zum Ausdruck<br />
zu bringen.<br />
Auch Schulamtsleiterin Edith Ploner<br />
schloss sich den Glückwünschen an und<br />
erinnerte an die Bedeutung des Musikmachens<br />
für die körperliche, soziale und<br />
emotionale Entwicklung von Kindern. Die<br />
Schulvertreter äußerten die Hoffnung auf<br />
die Fortsetzung des musikalischen Werdeganges<br />
der kleinen Musikant*innen in<br />
Zusammenarbeit mit der örtlichen Musikkapelle.<br />
Sie betonten den besonderen<br />
Stellenwert des Projektes, wenn nicht als<br />
Grundlage einer musikalischen Weiterentwicklung,<br />
dann zumindest als wertvolle<br />
Erinnerung und als Chance der<br />
Bühnenerfahrung mit allen Aspekten<br />
eines musikalischen Auftrittes. Ein abschließender<br />
Dank galt dem Musikpädagogen<br />
Markus Erlacher für die Idee<br />
und Umsetzung des Projektes und für<br />
dessen Entschlossenheit, für jegliche<br />
Art von logistischen und bürokratischen<br />
Hürden einen pragmatischen Lösungsansatz<br />
zu finden.<br />
Markus Erlacher<br />
KulturFenster<br />
23 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
entdeckt<br />
Die Frage der Klarinettisten:<br />
Holz- oder Kunststoffblatt?<br />
Andrea Götsch und Roberto Gander geben Auskunft<br />
Fotos: Julia Frank<br />
Wenn die Blechbläser auf der Suche nach<br />
dem geeigneten Mundstück fündig geworden<br />
sind, dann haben sie meist – zumindest für<br />
eine Zeit lang – eine Sorge weniger. Ganz<br />
anders bei Holzblasinstrumenten, denn das<br />
Klarinettenblatt oder die Doppelrohrblätter<br />
der Oboe und des Fagottes können heute<br />
noch so gut eingespielt sein, aber bereits<br />
morgen durch Abnutzung, Temperatur- oder<br />
Witterungseinflüsse ihre Qualität verlieren.<br />
Schon seit vielen Jahren bietet der Instrumentenmarkt<br />
Kunststoffalternativen zu den<br />
Holzblättern an und die technische Weiterentwicklung<br />
überzeugt immer mehr.<br />
Roberto Gander, Professor an der Musikhochschule<br />
„Claudio Monteverdi“ in Bozen,<br />
und Andrea Götsch, Klarinettistin bei<br />
den Wiener Philharmonikern, spielen mit<br />
Kunststoffblättern. Im Folgenden erzählen<br />
sie von ihren Erfahrungen und über<br />
das Für und Wider ihrer Entscheidungen.<br />
Andrea Götsch<br />
Wenn ich mich recht erinnere, hab ich<br />
schon vor meinem Bachelorstudium –<br />
so etwa mit 14 Jahren im Unterricht an<br />
der Musikschule bei Christian Laimer –<br />
Kunststoffblätter ausprobiert. Das waren<br />
Wiener Mundstücke der Firma „Gleichweit“,<br />
die eigens für Kunststoffblätter hergestellt<br />
wurden und von der Innenbohrung<br />
her an unser französisches System angepasst<br />
waren. Auch am Konservatorium Bozen<br />
habe ich mit meinem Lehrer Roberto<br />
Gander sowohl verschiedene Holzblätter<br />
als auch Kunststoffvarianten ausprobiert.<br />
Immer wieder war ich zwischen Holz und<br />
Plastik hin- und hergerissen, entweder auf<br />
Anraten meiner Lehrer oder weil ich selber<br />
ständig auf der Suche nach dem optimalen<br />
Material für mich war. Dabei wollte<br />
ich einfach verschiedenste Möglichkeiten<br />
ausprobieren. Seit meinem Studium in<br />
Wien spiele ich immer „Gleichweit“-Mundstücke,<br />
habe aber immer auch zwischen<br />
Holz- und Kunststoffblättern gewechselt.<br />
Seit etwa fünf Jahren spiele ich fast ausschließlich<br />
mit Plastikblättern der Firma<br />
„Légère“ – auf der B-/A-Klarinette. Auf anderen<br />
Klarinetten – Es, D, G und Bassklarinette<br />
sowie Bassetthorn – spiele ich weiterhin<br />
Holzblätter.<br />
Natürlich sind Plastikblätter etwas stabiler<br />
als Holzblätter, aber auch das Spielgefühl<br />
mit Plastik verändert sich durch Wärme,<br />
Luftdruck u. ä. Außerdem müssen sie nicht<br />
feucht sein, um die Luft zum Schwingen zu<br />
bringen. Das ist speziell beim Unterrichten<br />
oder auch nach langen Tacet-Stellen<br />
im Orchester sehr angenehm. Wenn das<br />
Holz ausgetrocknet ist, klingt es meist gar<br />
nicht gut. Dennoch sind für mich hauptsächlich<br />
das Spielgefühl und der Klang für<br />
die Wahl des Kunststoffblattes entscheidend.<br />
Aber nicht, weil es meiner Meinung<br />
nach allgemein besser klingt, sondern<br />
weil es mir persönlich hilft, den Klang<br />
zu erreichen, den ich haben möchte. Auf<br />
Holzblättern war ich oft sehr unzufrieden.<br />
Beide Probespiele, die ich für feste Stellen<br />
(Bühne Baden bei Wien sowie Wiener<br />
Staatsoper/Wiener Philharmoniker) habe<br />
ich auf einem Kunststoffblatt für mich entscheiden<br />
können. Dabei bin auch ich ständig<br />
am Weitersuchen und Tüfteln, probiere<br />
immer wieder neue Mundstücke und Blätter<br />
aus, arbeite ständig an einer Optimierung.<br />
Schließlich kommt es immer auf die<br />
gesamte Kombination von Blatt, Mundstück<br />
und Klarinette an – im Grunde auch der<br />
einzelnen Teile wie Blattschraube, Birne,<br />
Schalltrichter usw.<br />
Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass die<br />
KulturFenster<br />
24 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Materialkombinationen mit Kunststoffblättern<br />
eher etwas mehr Widerstand im Blasgefühl<br />
erfordern. Das kann zwar manchmal<br />
etwas anstrengend sein, aber dadurch<br />
hält der Klang etwas mehr zusammen und<br />
bleibt zentrierter. Schließlich gebe ich dem<br />
Blatt mit meiner Art hineinzublasen die nötige<br />
Freiheit und Flexibilität.<br />
Andrea Götsch, Algund/Wien<br />
Mundstück: Gleichweit: K-AG2<br />
Blatt: Légère SIGNATURE (Stärke 3,5)<br />
Roberto Gander<br />
Ich spiele schon seit vielen Jahren mit<br />
Kunststoffblättern. 2009 war ich zu einer<br />
Vorführung in Innsbruck eingeladen, bei<br />
der Nick Kückmeier nicht nur seine bereits<br />
bekannten Playnick-Mundstücke,<br />
sondern auch seine Klarinettenblätter –<br />
sowohl traditionelle Holz- als auch die<br />
neuen Kunststoffblätter vorstellte. Ich war<br />
gleich begeistert und aus den ersten Kontakten<br />
entwickelte sich über unsere enge<br />
Zusammenarbeit eine mittlerweile jahrelange<br />
Freundschaft. Seine damalige Neuheit<br />
war, dass er sowohl Mundstücke wie<br />
auch Blätter im Sortiment hatte, die direkt<br />
aufeinander abgestimmt sind. Nick vertreibt<br />
immer noch seine eigenen Blätter,<br />
arbeitet aber mittlerweile auch mit Silverstein<br />
und Légère zusammen.<br />
Die Qualität eines Kunststoffblattes ist<br />
gleichbleibend, ohne Einspielen sind sie sofort<br />
einsatzbereit, bleiben stabiler und verändern<br />
sich während des Spielens kaum.<br />
Du hast immer die gleiche Klangfarbe, sowohl<br />
im Piano wie auch im Forte. Außerdem<br />
haben die Kunststoffblätter eine deutlich<br />
längere Lebensdauer als herkömmliche<br />
Blätter. Trotzdem benötigst du auch bei<br />
den Plastikblättern eine griffbereite Auswahl<br />
von zwei bis drei Blättern; das hängt<br />
auch davon ab, ob du in einem kleinen<br />
oder großen Raum oder im Freien spielst.<br />
Es bleibt immer noch ein ganz subjektives<br />
Empfinden und eine ganz persön-<br />
liche Entscheidung, mit welchem Mundstück<br />
und welchem Blatt man spielt. Es<br />
kommt immer darauf an, den Klang zu<br />
erreichen, den man sich vorstellt. Daher<br />
müssen das Mundstück und das Blatt –<br />
ganz egal, ob Holz oder Kunststoff – aufeinander<br />
abgestimmt sein. Zudem können<br />
nicht alle Mundstücke mit Kunststoffblättern<br />
gespielt werden.<br />
Ich bekomme eigentlich nur positive Rückmeldungen<br />
von Musikerkolleginnen und<br />
-kollegen sowie von Ensembleleitern und<br />
Dirigenten. Der Klang überzeugt immer<br />
wieder und – wer es nicht weiß – kann es<br />
im ersten Moment gar nicht glauben, dass<br />
dieser Klang von einem Plastikblatt kommt.<br />
Ich selbst spiele eine Wurlitzer-Klarinette<br />
(Reform-Böhm mit deutscher Innenbohrung)<br />
mit verschiedenen Mundstücken<br />
– immer mit der gleichen Bohrung, aber<br />
von verschiedenen Herstellern bzw. unterschiedliche<br />
Modelle, je nach Ensemble,<br />
Location und Repertoire. Aber auch<br />
bei allen anderen Klarinetten verwende<br />
ich ausschließlich Kunststoffblätter. Und<br />
weil es für das Bassetthorn keine eigenen<br />
Plastikblätter gibt, verwende ich dafür die<br />
Blätter des Altsaxofones.<br />
Ich lade jeden ein, auf der Suche nach dem<br />
geeigneten Blatt auch Kunststoffblätter auszuprobieren.<br />
Man kann nicht von vornherein<br />
sagen, was besser oder schlechter ist,<br />
letztendlich bleibt die Frage: „Wo fühle ich<br />
mich am besten?“<br />
Roberto Gander, Bozen<br />
verschiedene Mundstücke<br />
Blatt: Légère FRENCH (Stärke 3,25)<br />
KulturFenster<br />
25 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
persönlich<br />
Ein Glücksfall für die Blasmusik<br />
Zum 150. Geburtstag von Gustav Holst (1874–1934)<br />
basieren viele seiner Werke auf englischen<br />
Volksliedern und Tänzen.<br />
Holsts Meisterwerk „The Planets“ wiederum<br />
beeinflusste später die gesamte Filmmusik<br />
des 20. Jahrhunderts.<br />
Große Bedeutung für<br />
die Blasmusik<br />
Ein Glücksfall für die Blasmusik ist die Tatsache,<br />
dass ein Komponist dieser Größe<br />
gar einige Originalwerke für Blasorchester<br />
hinterlässt:<br />
Gustav Holst, 21.09.1874 Cheltanham –<br />
25.05.1934 London<br />
Als Spross einer Musikerdynastie wurde<br />
Gustav Holst sehr früh von seinem Vater dazu<br />
animiert, Klavier zu lernen. Später folgten<br />
die Violine und die Posaune. Seinen Traum,<br />
Konzertpianist zu werden, musste er aufgrund<br />
einer Nervenentzündung des Armes bald<br />
aufgeben. Also schlug er die Richtung des<br />
Komponierens und Dirigierens ein. Außerdem<br />
studierte er Posaune am Royal College<br />
of Music in London. Als Posaunist war er in<br />
mehreren Orchestern tätig und er lernte auch<br />
die Welt der britischen Military Bands kennen.<br />
Eine lebenslange Freundschaft verband<br />
Holst mit dem Komponisten Ralph Vaughan<br />
Williams, dessen Nachfolger er als Lehrer<br />
an der James Allen`s Girl`s School wurde.<br />
Die beiden einte unter anderem das große<br />
Interesse am englischen Volkslied.<br />
Von Volksliedern<br />
und Tänzen inspiriert<br />
Nachdem im England des 19. Jahrhundert<br />
kaum musikgeschichtlich relevante Beiträge<br />
entstanden waren, orientierte sich die Musikszene<br />
am Übergang zum 20. Jahrhundert<br />
an den großen Komponisten des Kontinents.<br />
Holst interessierte sich für Richard<br />
Wagner und Richard Strauß, aber auch für<br />
Schönberg, Strawinsky, Debussy und Ravel.<br />
Wie sein Freund Ralph Vaughan Williams<br />
träumte er jedoch von der Entwicklung<br />
eines landestypischen Stils, daher<br />
» Three Folk Tunes (1905)<br />
» First Suite in Eb (1909)<br />
» Second Suite in F (1911)<br />
» The Praise of King Olaf for Choir and<br />
Military Band (1910-11)<br />
» Fugua á la Gigue (1928)<br />
» Hammersmith Prelude and<br />
Scherzo (1930)<br />
Von großer Bedeutung für die Blasmusik<br />
sind beide Suiten, da sie von höchster kompositorischer<br />
Qualität zeugen und trotzdem<br />
von einem guten Amateurorchester aufgeführt<br />
werden können. Die „First Suite in<br />
Es“, komponiert für 19 Instrumente mit<br />
17 „ad libitum“-Stimmen, orientiert sich<br />
Zum Autor<br />
Die zwei wohl bekanntesten Holst-Werke:<br />
„First Suite in Es“ und „Second Suite in F“<br />
in der Instrumentation an den schlank<br />
besetzten Military Bands und gilt als klassisches<br />
Stück Kunstmusik.<br />
Die „Second Suite in F“, basierend auf<br />
englischen Volksliedern und Tänzen, gehört<br />
nicht nur zum Standardrepertoire der<br />
Blasorchestermusik, sondern wurde sogar<br />
von Gordon Jacob für Sinfonieorchester<br />
transkribiert und 1945 unter dem Titel „A<br />
Hamshire Suite“ veröffentlicht.<br />
Dietmar Rainer<br />
Dietmar Rainer (*1973) studierte Trompete und Instrumentalpädagogik<br />
am Mozarteum in Salzburg und an<br />
der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Später<br />
spezialisierte er sich auf Dirigieren und Instrumentation.<br />
Studium in Blasorchesterleitung bei<br />
Alex Schillings und José Pasqual Vilaplana und<br />
Instrumentation bei Carlo Pirola am ISEB (Istituto<br />
Superiore Europeo Bandistico). Im Jahr 2021 erlangte<br />
er seinen Master in Blasorchesterleitung am<br />
Konservatorium in Maastricht bei Prof. Jan Cober.<br />
Derzeit unterrichtet er an der Mittelschule mit musikalischer<br />
Ausrichtung in Schlanders und das Fach Kapellmeisterausbildung<br />
an der Musikschule Unterer Vinschgau. Er dirigiert neben<br />
der Musikkapelle Naturns und dem Kirchenchor Schnals verschiedene Projekte<br />
unterschiedlicher Genres. Mit seinem Instrumentationsservice www.toccata.info<br />
ist er international erfolgreich.<br />
KulturFenster<br />
26 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Pepi Fauster<br />
zum „Cavaliere“ ernannt<br />
Hohe Auszeichnung vom<br />
Staatspräsidenten für den Ehrenobmann des VSM<br />
Der italienische Staatspräsident Sergio<br />
Mattarella hat Pepi Fauster das Ehrenzeichen<br />
als „Cavaliere für die Verdienste um<br />
die Republik“ verliehen.<br />
Wir gratulieren unserem Verbandsehrenobmann<br />
im Namen des Verbandes, unserer<br />
209 Mitgliedskapellen und der 10.200 Mu-<br />
sikantinnen und Musikanten zu dieser hohen<br />
Auszeichnung.<br />
Pepi Ploner, VSM-Verbandsobmann<br />
Anlässlich der Feierlichkeiten am Bozner<br />
Waltherplatz zum Fest der Republik am<br />
vergangenen 2. Juni überreichte ihm Regierungskommissar<br />
Vito Cusumano die Ehrenurkunde.<br />
„Diese Auszeichnung ist aufgrund<br />
der engen und freundschaftlichen<br />
Zusammenarbeit zwischen dem VSM, dem<br />
Trentiner Blasmusikverband (Federazione<br />
delle Bande Trentine) sowie dem nationalen<br />
Blasmusikverband (Tavolo Permanente)<br />
zu Stande gekommen“, hob Pepi Fauster<br />
hervor und dankte Renzo Braus, Giorgio<br />
Zanaloni und allen Kolleginnen und Kollegen<br />
im VSM für die provinz- und regionenübergreifende<br />
Kulturarbeit.<br />
Pepi Fauster wurde<br />
aufgrund seiner<br />
Verdienste um<br />
die Republik vom<br />
italienischen Staatspräsidenten<br />
Sergio<br />
Mattarella zum „Cavaliere“<br />
ernannt.<br />
Foto: Stephan Niederegger<br />
BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
Aboaktion<br />
Seit Dezember 1948 berichten wir unter dem Titel „Die Volksmusik“, ab September<br />
1953 als „Südtiroler Volkskultur“, ab März 1979 als „Tiroler Volkskultur“ und seit<br />
2008 als „KulturFenster“ lebendig, bunt und vielfältig über die Musikkapellen,<br />
die Chöre, die Heimatpflege, den Volkstanz und das Trachtenwesen in Südtirol<br />
derzeit in einer Gesamtauflage von rund 3.300 Stück pro Ausgabe.<br />
Sie möchten keine<br />
Ausgabe verpassen?<br />
Dann rufen Sie uns an (Tel. 0471 976 387)<br />
oder schreiben uns eine E-Mai an: info@vsm.bz.it<br />
Sie bekommen das „KulturFenster“ sechs Mal im Jahr direkt<br />
nach Hause geschickt. Weitere Informationen finden<br />
Sie im Impressum auf Seite 3 dieser Ausgabe.<br />
KulturFenster<br />
27<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
persönlich<br />
Toni Profanter zum 70er<br />
Musikant, Kapellmeister, Verbandsstabführer<br />
Am vergangenen 24. Juli feierte Toni Profanter<br />
seinen 70. Geburtstag. Dazu gratulieren<br />
wir von ganzem Herzen und danken<br />
ihm für all die Jahre, die er der Blasmusik<br />
gewidmet hat und weiterhin widmen wird.<br />
Tonis musikalische Reise begann in Villnöß,<br />
wo er früh zur Klarinette fand und schon<br />
mit 13 Jahren der Musikkapelle Villnöß<br />
beitrat. Nach seiner Ausbildung zum Kapellmeister<br />
beeindruckte er weit über die<br />
Dorf- und Landesgrenzen hinaus. Sein<br />
Engagement und seine Erfolge bei Konzert-<br />
und Marschmusikbewertungen sind<br />
ein Beweis für seine Leidenschaft und<br />
sein Können.<br />
Im Bezirk und Verband aktiv<br />
Er war u.a. Bezirkskapellmeister im VSM-<br />
Bezirk Brixen (1989-2001). Bereits Ende<br />
der 1990er Jahre engagierte er sich als<br />
Verbandsstabführer und wurde in den<br />
Verbandsvorstand kooptiert – eine Funktion<br />
im Vorstand, die einige Jahre später<br />
eigens in den VSM-Statuten festgeschrieben<br />
wurde. Als feuriger Verfechter<br />
der Marschmusik übte er dieses Amt bis<br />
2016 aus. Neben der Konzerttätigkeit trat<br />
er mit der Musikkapelle Villnöß auch oft<br />
bei Veranstaltungen und Wettbewerben<br />
der „Musik in Bewegung“ (MIB) auf und<br />
erzielte dabei hervorragende Leistungen.<br />
Besonders hervorzuheben ist der „4. ÖBV<br />
Bundeswettbewerb MiB“ 2013 in Sand in<br />
Taufers, bei dem er als Stabführer mit der<br />
Musikkapelle Villnöß den ausgezeichneten<br />
dritten Gesamtrang erzielte.<br />
Musik in Bewegung<br />
als Herzensanliegen<br />
Ein weiteres Anliegen war ihm eine gute<br />
Ausbildung der Stabführer. Die Ideen, Wünsche<br />
und Ziele gingen ihm dabei nie aus.<br />
Toni verstand es immer wieder, seine Motivation,<br />
Begeisterung, sein Wissen und<br />
seine Erfahrung bei den Stabführerausbildungen<br />
und Marschproben weiterzugeben,<br />
und dies nicht nur auf Verbandsebene,<br />
sondern auch im ÖBV. Er war<br />
maßgeblich an den Ausarbeitungen der<br />
Toni Profanter (Zweiter von rechts) freute sich über die Glückwünsche des VSM - (v.l.)<br />
VSM-Obmann Pepi Ploner, Verbandskapellmeister Meinhard Windisch und Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller<br />
Fotos: privat<br />
einheitlichen Richtlinien für die Musik in<br />
Bewegung beteiligt, die sich positiv auf<br />
Kapellen, Stabführer und Stabführerinnen<br />
ausgewirkt haben.<br />
Anerkennung<br />
für große Verdienste<br />
2016 wurde ihm „in Anerkennung seiner<br />
großen Verdienste“ der VSM-Verdienststern,<br />
die höchste Auszeichnung des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen, sowie das ÖBV-<br />
Verdienstkreuz in Gold verliehen. Im gleichen<br />
Jahr wurde er von seiner Musikkapelle<br />
Villnöß zum Ehrenkapellmeister ernannt.<br />
Seit 2017 ist er Ehrenmitglied des VSM.<br />
Lieber Toni, du bist nicht nur ein herausragender<br />
Musiker, Kapellmeister und Stabführer,<br />
sondern auch ein wunderbarer<br />
Mensch und Freund. In Freundschaft und<br />
im Namen aller Musikantinnen und Musikanten<br />
sowie aller Stabführerinnen und<br />
Stabführer wünsche ich dir zu deinem 70.<br />
Geburtstag von Herzen alles Liebe und<br />
Gute. Möge die Musik weiterhin dein Leben<br />
mit Freude und Glück erfüllen: "Bleib'<br />
so, wie du bist!"<br />
Klaus Fischnaller<br />
VSM-Verbandsstabführer<br />
Vergiss dein Alter, und lass die Freundschaft<br />
wie einen guten Wein sein, der mit<br />
den Jahren besser wird. (Phil Bosmans)<br />
KulturFenster<br />
28 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Karl Safaric zum 80er<br />
Gratulation an einen musikalischen Fachmann und väterlichen Freund<br />
Am vergangenen 28. Mai feierte der Kärntner<br />
Militärmusiker, Komponist und Arrangeur<br />
Karl Safaric seinen 80. Geburtstag.<br />
Er erhielt bereits in seiner Heimatgemeinde<br />
(Niklasdorf) Zither- und Posaunenunterricht.<br />
Im Alter von 20 Jahren zog er nach<br />
Kärnten in die Hauptstadt Klagenfurt, wo<br />
er zur Militärmusik einrückte und nebenbei<br />
am Klagenfurter Konservatorium studierte.<br />
Seit 1972 ist Karl Safaric freischaffender<br />
Komponist und Arrangeur. Er schrieb bisher<br />
mehr als 900 Kompositionen und Arrangements<br />
für Blasorchester, Volksmusik<br />
und Big-Band.<br />
Auf den ersten Blick wird einigen der Name<br />
Karl Safaric vielleicht nicht viel sagen. Spätestens<br />
aber, wenn wir von den Ouvertüren<br />
„Ferienreise“ und „Thalia“, dem Militärmarsch<br />
„Vivat Carinthia“ oder den 14<br />
Bläserweisen „Rund ums Land“ sowie<br />
seine Arrangements der „Europa-Messe“<br />
(Franz Nagel) oder des Marsches „Freude<br />
zur Musik“ von Hubert Weissmann sprechen,<br />
fällt bei den Musikantinnen und Musikanten<br />
der sprichwörtliche musikalische<br />
Groschen. Ich selbst hatte die Ehre, als Kapellmeister<br />
gleich zweimal mit ihm zusammenzuarbeiten.<br />
2006 durfte ich mit der<br />
Musikkapelle Uttenheim den Konzertwalzer<br />
„Schönes Pustertal“ von Franz Prey<br />
(1921-2011) uraufführen, den Safaric arrangiert<br />
hatte. Und 2017 haben wir mit der<br />
Musikkapelle Niederdorf den wiederentdeckten<br />
Marsch „Mit leichtem Schritt“ von<br />
Josef Hochkofler (1895-1969) neu aufgeführt<br />
– ebenso von Safaric arrangiert. Ich<br />
habe ihn als väterlichen Freund und musikalischen<br />
Fachmann erlebt. Er weiß um<br />
die Besonderheiten und Schwierigkeiten<br />
einer Dorfkapelle und versteht es, diese<br />
in seiner Musik zu berücksichtigen und<br />
umzusetzen.<br />
Ich darf mich im Namen der Südtiroler Blasmusik,<br />
aber auch in meinem ganz persönlichen<br />
Namen den vielen Gratulanten anschließen<br />
und dir, lieber Karl, die besten<br />
Wünsche zu deinem runden Geburtstag<br />
übermitteln: „Weiterhin beste Gesundheit<br />
und Gottes Segen!“<br />
Stephan Niederegger<br />
(Abb. Karl Safaric 1 + 2)<br />
Zwei historische Momente: Uraufführung des Konzertwalzers „Schönes Pustertal“ in Uttenheim<br />
2006 : Stephan Niederegger, Franz Prey, Friedrich Brunner und Karl Safaric (v.l.)<br />
Vorbereitung des neu entdeckten Niederdorfer Marsches 2017 neu entdeckten Niederdorfer<br />
Marsches „Mit leichtem Schritt“ von Josef Hochkofler: Karl Safaric (links) und<br />
Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
29 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
gedenken<br />
In memoriam<br />
Hansjörg Finatzer<br />
Einem herausragenden Musiker und Menschen zum Abschied<br />
Am 25. Juni ist Hansjörg Finatzer im Alter<br />
von 86 Jahren friedlich entschlafen.<br />
Er wurde am 4. Jänner 1938 in Truden<br />
geboren und wuchs in bescheidenen<br />
Verhältnissen auf. Bereits sein Vater Johann<br />
galt als außergewöhnlicher Tubist<br />
und war Mitglied der legendären „Trudner<br />
Streich“. Schon früh erkannte man<br />
das herausragende musikalische Talent<br />
von Hansjörg.<br />
Dank der Unterstützung der Gemeinde<br />
Truden konnte er 1957 das Diplom in<br />
Kirchenmusik am Konservatorium in Trient<br />
und später in Bozen abschließen. Im<br />
Gegenzug übernahm er den Orgeldienst<br />
und die Leitung des Kirchenchors in Truden,<br />
eine Aufgabe, die er bis im Jahre<br />
2003 mit großer Hingabe erfüllte. Seinen<br />
Lebensunterhalt bestritt er als Busfahrer<br />
der Fleimstalbahn-Folgegesellschaft<br />
FEAR (1966–1989). Aus der Ehe<br />
mit Gertraud Daldoss († 1990) gingen<br />
die Kinder Johann, Christine und Sibylle<br />
sowie Siegfried (†1982) hervor, denen<br />
er die Begeisterung für die Musik weitergegeben<br />
hat.<br />
Der Kapellmeister<br />
Hansjörg Finatzer (1938–<strong>2024</strong>)<br />
1950 trat Hansjörg Finatzer der Musikkapelle<br />
Truden als Flügelhornist bei und<br />
übernahm sieben Jahre später das Amt<br />
des Kapellmeisters, das er bis 1984 mit<br />
großer Leidenschaft und Engagement ausübte.<br />
Die Bedingungen in Truden waren<br />
zu dieser Zeit bescheiden: Nur wenige<br />
Musikanten hatten eine musikalische<br />
Ausbildung oder konnten Noten lesen.<br />
Hansjörg musste deshalb nicht nur die<br />
Kapelle leiten, sondern vielen Mitgliedern<br />
das Musizieren von Grund auf beibringen.<br />
Unter seiner Leitung wurden bereits<br />
Ende der 1970er-Jahre auch die ersten<br />
Mädchen in die Kapelle aufgenommen.<br />
Damals gab es in Truden keine Frühjahrskonzerte.<br />
Die Konzertsaison begann<br />
stattdessen mit den beliebten Platzkonzerten<br />
im Freien. Ein Höhepunkt war dabei der<br />
„Concertone“, ein alljährliches Talschaftstreffen<br />
aller Musikkapellen des Fleimstales.<br />
Seine Leidenschaft galt auch den Egerländer<br />
Musikanten von Ernst Mosch, die er<br />
mehrere Male bei Konzerten in Deutschland<br />
erleben konnte, wobei er selbst mit<br />
seinem VW Käfer dorthin fuhr. Bei diesen<br />
Gelegenheiten suchte er auch nach neuem<br />
Notenmaterial für die Kapelle. Die in den<br />
1980er-Jahren gegründeten „Fleimstaler<br />
Musikanten“, eine Formation im Egerländer<br />
Stil, bei der Hansjörg ebenso der musikalische<br />
Leiter war, zeugten von dieser<br />
Begeisterung für die Egerländer Musik.<br />
Der Chorleiter und Organist<br />
Den Kirchenchor St. Blasius Truden übernahm<br />
Hansjörg Finatzer ebenso im Jahre<br />
1957. Unzählige Gottesdienste, Andachten,<br />
Taufen und Beerdigungen waren für ihn<br />
als Chorleiter und Organist wie das tägliche<br />
Brot. Weil in den 1970er Jahren<br />
die alte Reinisch-Orgel nicht mehr spielbar<br />
war und schließlich entfernt wurde,<br />
musste er sich mit einem elektrischen<br />
Harmonium begnügen, das nicht an die<br />
Klangfülle einer echten Kirchenorgel heranreichte,<br />
jedoch den Chor im A-Capella-<br />
Singen wesentlich voranbrachte. Auch<br />
auf seine Initiative hin wurde schließlich<br />
1996 die Chorempore erweitert und eine<br />
neue Pirchner-Orgel angeschafft.<br />
Als der Männergesangsverein Truden<br />
im Jahre 1997 gegründet wurde, war<br />
Hansjörg Finatzer dessen erster Chorleiter.<br />
Er leitete den Chor von dessen Gründung<br />
bis zum Jahre 2002 und legte somit<br />
den Grundstein für die Erfolge des<br />
rührigen Vereins.<br />
Dankbare Anerkennung<br />
Die Verdienstmedaille des Landes Tirol<br />
und andere hohe Auszeichnungen<br />
zeugen von den Verdiensten des Verstorbenen<br />
für die Gemeinschaft in seinem<br />
Heimatdorf und darüber hinaus.<br />
Er wurde zum Ehrenkapellmeister der<br />
Musikkapelle und zum Ehrenmitglied<br />
des Kirchenchores Truden ernannt.<br />
In Dankbarkeit und Anerkennung nehmen<br />
wir Abschied von einem herausragenden<br />
Musiker und Menschen, dessen<br />
Wirken noch lange in guter Erinnerung<br />
bleiben wird.<br />
Hermann Stuppner<br />
Obmann der Musikkapelle Truden<br />
Marita Decarli-Lochmann, Obfrau<br />
des Kirchenchores St. Blasius Truden<br />
Hansjörg Epp, Obmann<br />
des Männergesangsvereines Truden<br />
KulturFenster<br />
30 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
kurz notiert<br />
Geteilte Leidenschaft für die Musik<br />
Frühjahrskonzert der MK Kolfuschg-Corvara<br />
Am 25. Mai lud die Musikkapelle<br />
Kolfuschg-Corvara zum<br />
traditionellen Frühjahrskonzert,<br />
das von der Jugendkapelle<br />
„The Groovy Wind<br />
Band“ eröffnet wurde.<br />
„Musik verbindet Jung und<br />
Alt“ – unter diesem Motto<br />
stand das diesjährige Frühjahrskonzert<br />
der Musikkapelle Kolfuschg-Corvara.<br />
Dorfbewohner, Musikfreunde und Familien<br />
mit Kindern folgten der Einladung<br />
zum Konzert, das mit der „Groovy Wind<br />
Band“ begann. Die Jugendkapelle, die<br />
vom Jugendleiter Michael Pescolderung<br />
im Jahre 2022 ins Leben gerufen wurde,<br />
gab drei Stücke zum Besten.<br />
Das Konzert wurde von der Musikkapelle<br />
Kolfuschg-Corvara unter der Leitung von<br />
Gerhard Mohr fortgesetzt. Den Anfang<br />
machte der Marsch „Colosseo“, gefolgt von<br />
skandinavischen Melodien mit „Voice of<br />
the Vikings“ und „Fantasia on British Sea<br />
Song“, einer Fantasie britischer Seemannslieder.<br />
Zum ersten Mal spielten dieses Jahr<br />
vier junge Musikanten beim Frühjahrskonzert<br />
mit: Anna Mohr und Kathrin Valentin<br />
an der Querflöte, Sofia Alfreider am Fagott<br />
und Moritz Pescolderung am Schlagwerk.<br />
Beim Frühjahrskonzert wurden auch einige<br />
Musikanten für ihre langjährige Mitgliedschaft<br />
geehrt: Das VSM-Ehrenzeichen<br />
in Bronze ging an Christin Costner,<br />
während Elisa Kostner, André Mersa und<br />
Giovanni Rubatscher das Ehrenzeichen in<br />
Silber erhielten. Das Ehrenzeichen in Gold<br />
für seine 40-jährige Tätigkeit ging an Renato<br />
Pizzinini.<br />
Der zweite Teil des Konzerts begann mit bekannten<br />
Melodien aus den Filmen „Indiana<br />
Jones“ und „Star Wars“ im Stück „Symphonic<br />
Marches“, darauf folgten Songs aus dem<br />
Musical „Les Misérables“. Ohne Eile, aber mit<br />
viel Freude hat die Musikkapelle Kolfuschg-<br />
Corvara das Konzert mit dem Marsch „Im<br />
Eilschritt nach Sankt Peter“ abgeschlossen.<br />
Stefanie Irsara<br />
Ehrungen beim Frühjahrskonzert der MK Kolfuschg-Corvara (v. l.) Silvia Kostner (Gemeindevertreterin),<br />
Musikobmann Alexander Rottonara, Bezirksstabführer Franz Plangger, Heinz<br />
Canins, Obmann der „Uniun Musighes Val Badia“, Renato Pizzinini, Elisa Kostner, André<br />
Mersa und Giovanni Rubatscher – im Bild fehlt: Christin Costner. Foto: Freddy Planinschek<br />
Musikkapelle Antholz spielt 40. Frühjahrskonzert<br />
Ehrungen und Neuzugänge<br />
Seit 1983 finden im Vereinshaus<br />
von Antholz Mittertal<br />
Frühjahrskonzerte der<br />
Musikkapelle Antholz statt.<br />
Nach den coronabedingten<br />
Ausfällen der Jahre 2020<br />
und 2021 bedeutete das für<br />
den heurigen Pfingstsonntag das 40. Konzert<br />
dieser Art. Dirigiert wurde das Konzert<br />
von Thomas Mittermair aus St. Johann<br />
im Ahrntal, welcher bereits seit 2017 Kapellmeister<br />
der Mk Antholz ist. Ein besonderes<br />
Konzert-Highlight war der Auftritt der<br />
Sängerin Sofie Pedevilla aus Schabs mit<br />
einem Sologesangspart beim Stück „Diamonds<br />
are forever“<br />
Auch heuer fanden im Rahmen dieses<br />
Konzertes wieder Ehrungen für langjährige<br />
Mitgliedschaft statt, welche der Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen vergibt:<br />
Paul Burger erhielt das Ehrenzeichen in<br />
Gold für 40-jährige Mitgliedschaft, Daniel<br />
Zingerle und Werner Ortner jenes in Silber<br />
für 25 Jahre, Johanna Wieser, Stefan<br />
Leimgruber, Dominik Messner und<br />
Andreas Egger erhielten das VSM-Eh-<br />
renzeichen in Bronze für 15jährige Mitgliedschaft.<br />
Obmann Lukas Messner freute sich auch,<br />
drei neue Mitglieder im Verein anlässlich des<br />
Konzertes vorzustellen: Manuela Schraffl<br />
und Lena Steinkasserer an der Flöte sowie<br />
Tobias Rieder am Horn.<br />
Alexander Messner<br />
Viel zu ehren gab es beim 40. Frühjahrskonzert der Musikkapelle Antholz.<br />
Foto: privat<br />
KulturFenster<br />
31 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Was für ein trostloser Anblick! Das Wasser, das in<br />
diesem und in den anderen Becken gespeichert<br />
wird, wird der umgebenden Landschaft genommen.<br />
Das beeinträchtigt die Biodiversität und<br />
die Ökosysteme und begünstigt Erosionen sowie<br />
Rutschungen.<br />
Foto: Edith Runer<br />
KulturFenster 32<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
alarmiert<br />
Unser Wasser in Gefahr<br />
Warum menschliche Eingriffe in den Wasserhaushalt<br />
der Natur fatale Folgen haben<br />
Südtirol gräbt sich selbst das Wasser ab – im<br />
wahrsten Sinn des Wortes. Immer mehr und<br />
größere Speicherbecken, in denen Wasser<br />
für die Produktion von Kunstschnee gesammelt<br />
wird, verursachen irreversible Schäden<br />
in der Natur und Gefahren für die Menschen.<br />
Nun will auch die Landwirtschaft auf<br />
den Zug aufspringen. Eine Wissenschaftlerin<br />
erklärt, welch fatale Folgen die Eingriffe<br />
in den Wasserhaushalt haben.<br />
Die lange Zeit kühlen Temperaturen, die<br />
romantisch wirkenden Bergbäche, die sattgrünen<br />
Böden und gut gefüllten Seen täuschen<br />
in diesem Sommer darüber hinweg,<br />
dass Südtirol zunehmend an Trockenheit<br />
leidet und die Durchschnittstemperatur laufend<br />
steigt. Beide Phänomene sind zum Teil<br />
hausgemacht. Das ist bekannt. Doch statt<br />
das Möglichste zu tun, um den Klimawandel<br />
einzubremsen, befeuern wir ihn. Das<br />
beste Beispiel dafür: unser Wasser. Insbesondere<br />
in den vergangenen zwei Jahren<br />
haben viele von uns hautnah gespürt, was<br />
Wassermangel bedeutet. Zum Glück war<br />
er vorübergehend. Aber das könnte sich<br />
mit der Klimaerwärmung ändern.<br />
Speicherbecken: ein Eigentor?<br />
Nach dem Motto „Wasser predigen und<br />
Wein trinken“ löst Südtirol sein drohendes<br />
Wasserproblem, indem es der Natur noch<br />
mehr Wasser entzieht und dafür riesige<br />
Speicherbecken errichtet. Für die Produktion<br />
von Kunstschnee werden solche<br />
„Beschneiungsteiche“, wie sie verniedlichend<br />
bezeichnet werden, schon seit Jahren<br />
aus dem Boden gestampft.<br />
Nun sollen sie auch das Nass<br />
für Obst- und Weinkulturen im<br />
Tal liefern. Die Folgen werden fatal<br />
sein. Das bestätigen renommierte<br />
Wissenschaftler*innen<br />
in aller Welt.<br />
Aber was ist eigentlich falsch<br />
daran, wenn das wenige Wasser,<br />
das vom Himmel fällt, in<br />
Becken gespeichert und dann<br />
in Form von Kunstschnee oder Tropfbewässerung<br />
wieder der Erde zugeführt wird?<br />
Eine gute Frage, die wohl niemand besser<br />
beantworten kann als eine Person, die<br />
sich wissenschaftlich mit Wasser im Zusammenhang<br />
mit Ökologie, Ökonomie und<br />
Gesellschaft befasst.<br />
Das Auge der Wissenschaft<br />
Climate Action South Tyrol, das Bündnis für<br />
Klima-Aktion, dem auch der Heimatpflegeverband<br />
angehört, hat deshalb eine renommierte<br />
Hydrologin und Geografin nach Südtirol<br />
eingeladen. Eine Woche lang hat sich<br />
Carmen de Jong verschiedene Brennpunkte<br />
in und um Südtirol angeschaut, sie nach<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen beurteilt,<br />
Vorträge gehalten und Meinungen gehört.<br />
Carmen de Jong ist in Fachkreisen keine<br />
Unbekannte. Aber sie ist eine Unbequeme.<br />
Sie erforscht seit beinahe 35 Jahren den<br />
Wasser- und Sedimenthaushalt der Alpen,<br />
der Rocky Mountains und des Hohen Atlas<br />
und seit fast 20 Jahren die Umweltauswirkungen<br />
von Wintersport und der künstlichen<br />
Beschneiung in den Alpen. Damit<br />
legt sie ihre Finger in offene Wunden. Zeitweise<br />
war sie nach der Veröffentlichung<br />
von kritischen Studien einer regelrechten<br />
Kampagne ausgesetzt, auch mit beruflichen<br />
Folgen. Mittlerweile lehrt Carmen<br />
de Jong als Professorin für Hydrologie an<br />
der Fakultät für Geografie und Raumplanung<br />
der Universität Straßburg. Ihre Forschungserkenntnisse<br />
und ihre Meinung<br />
kehrt sie trotz der Gegenwehr von Seiten<br />
der Wirtschaftslobby nicht unter den Tisch.<br />
Das hat sie auch in Südtirol nicht getan.<br />
Information & Konfrontation<br />
Den Kontakt zu ihr stellte Ruth Heidingsfelder<br />
von Climate Action South Tyrol her.<br />
„Angesichts der aktuellen Diskussionen über<br />
Speicherbecken war es uns ein Anliegen,<br />
eine Expertin von außen an das Thema heranzulassen,<br />
um der Bevölkerung einmal den<br />
wissenschaftlichen Standpunkt näherzubringen,<br />
damit sich jede*r selber ein Urteil bilden<br />
kann. Denn es geht um die Heimat der<br />
Menschen, um ihren Grund und Boden“,<br />
beschreibt die Aktivistin die Beweggründe<br />
für die Einladung, die mit einem bereits geplanten<br />
Vortrag für die Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule in Brixen (Thema:<br />
Wintersport und Wasser – Wie kann man<br />
den Wintertourismus verantworten?“) kombiniert<br />
wurde.<br />
Gemeinsam mit Marlene Roner vom Verein<br />
für Kultur und Heimatpflege Tramin organisierte<br />
Ruth Heidingsfelder eine mehrtägige<br />
Rundreise, bei der Carmen de Jong<br />
einige Speicherbecken-„Schauplätze“ und<br />
fast alle olympischen Baustellen besuchte<br />
und sich zum Teil auch der Diskussion mit<br />
Vertreter*innen von Skitourismus und Landwirtschaft<br />
stellte: Kronplatz, Antholz/Olang,<br />
Sexten, Gröden, Cortina, Tesero im Fleimstal<br />
und schließlich Kaltern.<br />
„Nicht alle Zuhörer*innen waren begeistert<br />
von den Ausführungen der Hydrologin“,<br />
räumt Ruth Heidingsfelder ein. „Aber<br />
für uns war es ein großer Erfolg, weil die tatsächlichen<br />
Auswirkungen dieser menschlichen<br />
Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt<br />
und in die Natur vermutlich auch den<br />
Wirtschaftsvertreter*innen nicht klar waren.“<br />
Carmen de Jong hat dem „KulturFenster“<br />
auf den nächsten Seiten ein ausführliches<br />
Interview gegeben.<br />
Edith Runer<br />
In Tesero traf man sich u. a. mit<br />
Luigi Casanova von Mountain<br />
Wilderness: Carmen de Jong,<br />
Ruth Heidingsfelder und Philipp<br />
Ferrara vom AVS (v. l.)<br />
Foto: Marlene Roner<br />
KulturFenster 33<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
alarmiert<br />
„Es hat mir das Herz zerrissen“<br />
Kunstschneepisten und Speicherbecken:<br />
Das sagt die Wissenschaftlerin Carmen de Jong<br />
KulturFenster: Sie waren eine Woche lang<br />
in Südtirol, im Trentino und in Cortina unterwegs.<br />
Ganz spontan: Welchen Eindruck<br />
haben Sie gewonnen?<br />
Carmen de Jong: Der erste Eindruck war<br />
ein wunderbarer. Ich kenne aus meiner<br />
Kindheit viele Länder und mehrere Kontinente,<br />
habe im Laufe meiner Forschungen<br />
vor allem gebirgige Regionen besucht. Und<br />
ich muss sagen: Südtirol ist ganz speziell.<br />
Eine landschaftliche Vielfalt auf so kleinem<br />
Raum und dazu die Menschen, von denen<br />
ich mich sofort aufgenommen gefühlt habe.<br />
KF: Aber Sie waren nicht nur begeistert, wie<br />
man bei Ihren Vorträgen unschwer wahrnehmen<br />
konnte …<br />
De Jong: Stimmt. Es hat mir zum Teil das<br />
Herz zerrissen, als ich jene Orte besucht<br />
und begangen habe, wo Skipisten und<br />
Speicherbecken mitten in den Wald hineingebaut<br />
wurden oder werden. Manche<br />
Bewohner*innen haben mir Fotos gezeigt –<br />
„vorher – nachher“. Das war erschreckend.<br />
Da wurde und wird innerhalb weniger Wochen<br />
oder Monate eine Landschaft zerstört,<br />
die sich in Tausenden von Jahren geformt<br />
hatte. Und das Ganze zum Teil für wenige<br />
Tage einer Prestige-Veranstaltung.<br />
KF: Sie meinen die Olympischen Winterspiele<br />
2026 …<br />
De Jong: Im Fall von Cortina und Antholz<br />
meine ich Olympia, das stimmt. Auch hier<br />
in Südtirol hat man im Vorfeld mit den „bisher<br />
nachhaltigsten Spielen“ geworben. Aber<br />
so etwas angesichts der aktuell laufenden<br />
Eingriffe in den Austragungsorten zu behaupten,<br />
ist eine glatte Lüge. Antholz<br />
und Cortina befinden sich allerdings<br />
in guter Gesellschaft. Seit Vancouver<br />
2010 finden jeweils die<br />
„grünsten und nachhaltigsten<br />
Spiele aller Zeiten“ statt.<br />
Ein idyllischer See, geprägt von Artenvielfalt, in Gröden ... und das ist daraus geworden:<br />
ein tiefes, undurchlässiges, steriles Speicherbecken.<br />
Fotos: Karlheinz Dejori<br />
KF: Was genau ist die Problematik?<br />
De Jong: Die ist vielfältig. Problematisch<br />
ist zum Beispiel die<br />
Zerstörung von wertvollen Ökosystemen<br />
– so wird durch neue Pisten, Seilbahnen<br />
und riesige Speicherbecken seltenen<br />
Arten der Lebensraum genommen,<br />
etwa dem Auerwild am Kronplatz. Obwohl<br />
der Waldverlust wegen des Borkenkäfers<br />
groß ist, wird noch mehr gerodet.<br />
In Tesero hat man ein Naturschutzgebiet<br />
„aufgehoben“, um Wasser abzuleiten.<br />
Gravierend ist zudem, dass sich<br />
mit den Bauprojekten unmittelbare Gefahrenquellen<br />
für die Bewohner in manchen<br />
Einzugsgebieten auftun. Sowohl in<br />
Antholz als auch in Cortina ist die Erde<br />
dort, wo die Projekte umgesetzt werden<br />
sollen, permanent in Bewegung.<br />
Die Bobbahn in<br />
Cortina wird auf einer aktiven Rutschung<br />
gebaut. In Antholz gibt es eindeutige Anzeichen<br />
dafür, dass im Fall von Unwettern<br />
oder durch kleine Auslöser Muren,<br />
Lawinen und Wildbachhochwasser abgehen<br />
können.<br />
Klar wird versucht, durch Pfeiler, die bis<br />
zu zehn Meter tief in den Boden gerammt<br />
werden, oder durch Schutzbauten und<br />
Drainagen, die Gefahr zu bannen. Aber<br />
es ist ein Teufelskreis, denn der Mensch<br />
wird die Natur niemals zähmen. Einmal<br />
mit der Zerstörung begonnen, wird er mit<br />
immer aggressiveren technischen Mitteln<br />
entgegenwirken müssen. Damit beschleunigt<br />
er nur die Gefahr.<br />
Auch in Südtirol hat man im Vorfeld mit den „bisher<br />
nachhaltigsten Spielen“ geworben. Aber so<br />
etwas angesichts der aktuell laufenden Eingriffe<br />
in den Austragungsorten zu behaupten, ist eine<br />
glatte Lüge.<br />
Carmen de Jong<br />
Foto: privat<br />
KulturFenster 34<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Austragungsorten schon sehr viele Fälle,<br />
in denen Grundwasser für die Beschneiung<br />
genutzt wird.<br />
KF: Wo zum Beispiel?<br />
De Jong: In Bormio. Zwar konnte ich dorthin<br />
bei meiner Rundreise aufgrund der<br />
Passsperre nicht fahren, aber ich weiß,<br />
dass dort Grundwasser aus 90 Metern<br />
Tiefe geholt und 1000 Meter den Hang<br />
hinaufgepumpt wird. Mit diesem Schritt<br />
wird wahrlich eine Schmerzgrenze überschritten,<br />
denn damit tritt das Wasser für<br />
die Beschneiung in Konkurrenz zum Trinkwasser.<br />
Das kann es nicht sein.<br />
Wasserentnahme aus dem Fluss Boite in Cortina: Das Wasser wird laut Carmen De Jong<br />
gar nicht reichen, um Bobbahn, Eishalle (samt Kühlsystem) und Pisten gleichzeitig rennfertig<br />
zu machen.<br />
Foto: Carmen De Jong<br />
KF: Was passiert im Boden, wenn Wasser<br />
in Speicherbecken gesammelt und bei Bedarf<br />
in Form von Kunstschnee oder auch<br />
zur Bewässerung wieder in der Landschaft<br />
verteilt wird?<br />
De Jong: Wenn Wasser an einem Punkt<br />
gesammelt wird, wird es logischerweise<br />
anderen Bereichen entzogen. Wasser<br />
ist eine begrenzte<br />
Ressource. Je mehr<br />
Becken und je größer<br />
deren Dimension,<br />
desto weniger<br />
Wasser bleibt den<br />
Bächen, den Flüssen,<br />
den natürlichen<br />
Seen und Trinkwasserquellen,<br />
auch den<br />
Feuchtgebieten wie<br />
den Mooren. Die unmittelbaren<br />
Folgen der Wasserumleitung<br />
sind Biodiversitätsverlust, die Zerstörung<br />
von intakten Ökosystemen, Quellversiegelung<br />
sowie eine zunehmende Erosions-,<br />
Rutschungs- und selbst Lawinengefahr,<br />
verstärkt durch den undurchlässigen<br />
Kunstschnee und die Pistenbearbeitung.<br />
Je mehr Becken und je größer<br />
deren Dimension, desto weniger<br />
Wasser bleibt den Bächen, den<br />
Flüssen, den natürlichen Seen<br />
und Trinkwasserquellen, auch den<br />
Feuchtgebieten wie den Mooren.<br />
Carmen de Jong<br />
KF: Sind also auch die Skipisten eine Gefahr<br />
für den Wasserhaushalt?<br />
De Jong: Ja, denn der Boden unter den<br />
Pisten verdichtet sich. Das messe ich schon<br />
seit Jahren in verschiedenen Skigebieten.<br />
Der Pistenboden ist um ein Vielfaches weniger<br />
durchlässig als die umliegenden Böden.<br />
Das bedeutet, dass das Schmelzwasser<br />
und das Wasser, das in Form von<br />
intensiven Sommerregen auf die Piste<br />
fällt, nicht mehr einsickern kann, an der<br />
Oberfläche abfließt und zu viel stärkeren<br />
Hochwasserphänomenen im Tal führt. Es<br />
bilden sich Erosionsrinnen, manchmal<br />
führt es selbst zu Muren und Rutschungen<br />
auf den Pisten.<br />
Die Speicherbecken<br />
versiegeln den Boden<br />
zusätzlich. Sie<br />
sind ja in den meisten<br />
Fällen völlig<br />
überdimensioniert,<br />
was noch fatalere<br />
Folgen haben kann.<br />
KF: An welche Folgen<br />
denken Sie?<br />
De Jong: Oben am<br />
Berg reicht das Wasser nicht mehr, um die<br />
gigantischen Becken zu füllen. Deshalb wird<br />
es vom Tal hinaufgepumpt, ohne zu bedenken,<br />
dass es sich da um eine qualitativ<br />
minderwertige Wassermischung handeln<br />
kann, die den hochgelegenen und vulnerablen<br />
Ökosystemen schaden und die Gefahr<br />
erhöhen kann, dass invasive Spezies<br />
die lokale Flora und Fauna verdrängen.<br />
Übrigens besteht der größte Energieaufwand<br />
bei der Pistenbeschneiung bereits<br />
im Pumpen von Wasser. In Sexten müssen<br />
für das Hochpumpen zusätzliche Dieselgeneratoren<br />
eingesetzt werden, die 10.000<br />
bis 30.000 Liter Diesel pro Tag benötigen.<br />
Leider gibt es vor allem in olympischen<br />
KF: Bei Ihren Vorträgen werden Sie von<br />
den Befürwortern von neuen Skipisten oder<br />
Speicherbecken meistens nach Ihrer Alternativlösung<br />
gefragt. Was antworten Sie?<br />
De Jong: Dass die Beschneiung nicht mit<br />
dem Klimawandel kompatibel ist. Das einzig<br />
Vernünftige ist: keine Skigebiete mehr<br />
ausbauen, keine Speicherbecken mehr genehmigen,<br />
den Wasserverbrauch reduzieren<br />
und mit der Beschneiung aufhören.<br />
KF: Klingt eher unrealistisch.<br />
De Jong: Ist es aber nicht. Ich gebe Ihnen<br />
ein Beispiel aus meiner Kindheit. Weil<br />
meine Familie von Berufs wegen immer<br />
wieder in ein anderes Land der Welt gezogen<br />
ist, musste ich mich ständig von Gewohntem<br />
verabschieden, mich mit neuen<br />
Kulturen, Sprachen, Menschen und Landschaften<br />
auseinandersetzen. Für uns Kinder<br />
war das nie ein Problem. Wir haben<br />
mit Freude und Neugierde alles Neue entdeckt.<br />
Auch wenn ich nicht mehr das Gewohnte<br />
hatte, habe ich dafür etwas Gleichwertiges<br />
erhalten, oder es wartete eine noch<br />
bessere Überraschung.<br />
KF: Was wollen Sie damit sagen?<br />
De Jong: Dass man sich ruhig auch mal<br />
auf etwas Ungewohntes einlassen kann.<br />
Wenn es wegen der höheren Temperaturen<br />
im Winter kaum noch Schnee gibt,<br />
kann man wandern gehen oder die Natur<br />
anderweitig genießen. Das hat in den<br />
1980er-Jahren, als wir auch mal wenig<br />
Schnee in den Alpen hatten, sehr gut geklappt.<br />
Die Touristen haben sich überhaupt<br />
nicht geärgert, und sie sind auch<br />
nicht ausgeblieben. Und es wird wieder<br />
klappen, man muss dem nur vertrauen.<br />
KF: Speicherbecken werden nicht nur im<br />
Wintersport als Lösung aller Probleme betrachtet,<br />
sondern neuerdings vor allem von<br />
KulturFenster 35<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
alarmiert<br />
Die Natur zu zähmen, wird nicht<br />
funktionieren. Und es sind nicht<br />
nur die plötzlichen Naturkatastrophen,<br />
mit denen wir künftig zu<br />
kämpfen haben werden. Es sind<br />
die schleichenden Katastrophen,<br />
die noch gewaltiger sind.<br />
Carmen de Jong<br />
graben. Der Wald würde seine natürlichen<br />
Eigenschaften als Schutz und Lebensraum<br />
nach und nach verlieren.<br />
Im Überetsch wird die Landschaft bereits<br />
sehr intensiv genutzt – durch die Landwirtschaft<br />
und den Tourismus, aber natürlich<br />
auch durch die Bevölkerung. Da gehen<br />
sich keine überdimensionierten Speicherbecken<br />
mehr aus. Selbst alternative Standorte<br />
finde ich zweifelhaft.<br />
KF: Das würde bedeuten …?<br />
De Jong: Dass man sich, wenn das Wasser<br />
für intensive Kulturen nicht mehr reicht,<br />
nach alternativen Produkten und Anbauweisen<br />
umsehen muss. Denn ich unterstreiche<br />
es noch einmal: Die Natur zu zähmen,<br />
wird nicht funktionieren. Und es sind<br />
nicht nur die plötzlichen Naturkatastrophen,<br />
mit denen wir künftig zu kämpfen haben<br />
werden. Es sind die schleichenden Katastrophen,<br />
die noch gewaltiger sind: ein sinkender<br />
Grundwasserspiegel, die sinkende<br />
Trinkwasserqualität, weniger Wald und<br />
Wiesen, weniger Weideplätze für Tiere …<br />
KF: Müsste eine „Gegenbewegung“ von<br />
der Bevölkerung ausgehen, oder ist da<br />
die Politik gefragt?<br />
De Jong: Ich denke, dass die Bevölkerung<br />
zum Großteil gegen die Eingriffe wäre, wenn<br />
sie ehrlich darüber aufgeklärt würde. Aber<br />
das ist nicht der Fall. Die Politik ist es wohl,<br />
die diese Eingriffe mit zweifelhaften Argumenten<br />
genehmigt oder gar forciert. Meiner<br />
Meinung nach müsste die Rolle der<br />
unabhängigen Wissenschaft bei der Gestaltung<br />
unserer Zukunft eine wichtigere<br />
Rolle spielen. Sie müsste verstärkt in politische<br />
Entscheidungen eingebunden werden.<br />
In Deutschland und Frankreich sind<br />
wir dabei, das zu verwirklichen, es ist ein<br />
langsamer Prozess, aber er lohnt sich!<br />
Interview: Edith Runer<br />
Warum nicht unterirdisch?<br />
Beispiel Speicherbecken für das Biathlonzentrum Antholz<br />
Welche Gefahren mit der Errichtung des<br />
geplanten Speicherbeckens für das Biathlonzentrum<br />
in Antholz verbunden sind, beschreibt<br />
die Hydrologin Carmen de Jong<br />
eindeutig im Interview. Der Heimatpflegeverband<br />
hat deshalb bereits im Oktober<br />
2023 Einspruch gegen einen Ausschussbeschluss<br />
der Gemeinde Rasen-Antholz<br />
erhoben. Dieser sieht die entsprechende<br />
Eintragung eines Sondernutzungsgebietes<br />
für Speicherbecken vor. Das Schreiben<br />
des HPV wurde nicht berücksichtigt, der<br />
Beschluss im April <strong>2024</strong> vom Gemeinderat<br />
gutgeheißen.<br />
Dabei ist es auch in diesem Fall, wie am<br />
Kronplatz (siehe eigenen Bericht), völlig<br />
klar, dass eigentlich vorgegebene Hürden<br />
wie die Strategische Umweltprüfung<br />
mit fadenscheinigen Argumenten aus<br />
dem Weg geräumt wurden. Auch die geplanten<br />
Ausgleichsmaßnahmen scheinen<br />
wie ein Witz, zumal sie zum Teil in einem<br />
Natura-2000-Gebiet erfolgen sollen, wo<br />
das Land ohnehin für die Wiederherstellung<br />
naturnaher Lebensräume verantwortlich<br />
wäre. Haarsträubend ist, dass sich<br />
der geplante Standort für das 31.500 m³<br />
umfassende Speicherbecken in einer lawinengefährdeten<br />
Zone befindet und deshalb<br />
zusätzlich ein Schutzdamm errichtet<br />
werden muss. Damit vergrößert sich<br />
der landschaftsschädigende Eingriff noch<br />
einmal stark: Für ein zweiwöchiges Event<br />
werden zwei Hektar Nadelmischwald gerodet<br />
und 6000 m² Grundfläche mit Plastikfolie<br />
versiegelt.<br />
Tatsächlich gäbe es in diesem Fall einen<br />
alternativen Standort, und zwar in Form<br />
eines unterirdischen Beckens unterhalb<br />
Blick auf die Gefahrenzone<br />
der Landwirtschaft. Beispiele sind der Montiggler<br />
und der Altenburger Wald. Letzteren<br />
haben Sie besucht. Was ist Ihnen aufgefallen?<br />
De Jong: Wiederum ein Idyll, das seinesgleichen<br />
sucht. Hier Speicherbecken zu errichten,<br />
wie sie geplant sind, würde wohl<br />
auch das Ende des Biotops der Rastenbachklamm<br />
bedeuten. Hier würde man<br />
dem Wald, seinen Pflanzen und Tieren im<br />
wahrsten Sinn des Wortes das Wasser abdes<br />
Stadions und des Parkplatzes. Doch<br />
auch diese Alternative wird zurückgewiesen.<br />
Der HPV hat schon mehrmals darauf<br />
hingewiesen, dass der geplante Eingriff<br />
im Widerspruch zur Idee „nachhaltiger“<br />
Olympischer Spiele steht, die Landeshauptmann<br />
Arno Kompatscher 2017 in<br />
einem Interview angekündigt und dabei<br />
beteuert hatte, keine neuen Sportanlagen,<br />
auch keine neuen anderen Strukturen“<br />
bauen zu lassen.<br />
HPV<br />
Foto: Marlene Roner<br />
KulturFenster 36<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Wertvoller Wald muss weichen<br />
Beispiel Speicherbecken und Skipiste am Kronplatz<br />
Der Skiberg Kronplatz im Pustertal ist ein<br />
prominentes Beispiel dafür, wie im Widerspruch<br />
zu den ökologischen Grundsätzen,<br />
die sich die Politik auf die Fahnen<br />
geschrieben hat, immer weiter am<br />
Ausbau der Skigebiete gearbeitet wird.<br />
Demnächst ist die Erneuerung einer Aufstiegsanlage<br />
geplant, was eigentlich kein<br />
großes Problem wäre, wenn damit nicht<br />
die Potenzierung der Förderleistung, die<br />
Verlegung der Mittelstation und sogar der<br />
Bau einer neuen Piste einhergehen würden.<br />
Dabei gibt es dort bereits zwei Talabfahrten<br />
nach Reischach. Ganze 15 Hektar<br />
Wald müssten für die dritte Piste gerodet<br />
werden. Da der Wald am Nordhang<br />
des Berges in den vergangenen Jahren<br />
durch Schneedruck und den Borkenkäfer<br />
bereits stark in Mitleidenschaft gezogen<br />
worden ist, müsste der Erhalt des noch<br />
gesunden Waldes jetzt erst recht oberste<br />
Priorität haben. Verwunderlich wäre,<br />
wenn sogar die Forstbehörde nichts gegen<br />
eine Abholzung und Verdichtung des<br />
Bodens hätte.<br />
Pure Augenauswischerei<br />
Der Kronplatz mit der in Weiß eingezeichneten neuen geplanten Piste.<br />
Foto: Albert Willeit<br />
Da der Wald am Nordhang des<br />
Berges in den vergangenen Jahren<br />
durch Schneedruck und<br />
den Borkenkäfer bereits stark<br />
in Mitleidenschaft gezogen worden<br />
ist, müsste der Erhalt des<br />
noch gesunden Waldes jetzt erst<br />
recht oberste Priorität haben.<br />
HPV<br />
Eines der bereits bestehenden Speicherbecken am Kronplatz<br />
Dass ein größerer Teil des Wassers für die<br />
Beschneiung am Kronplatz von der Rienz<br />
hinaufgepumpt wird, ist bekannt. Nun<br />
bräuchte es zusätzlich 41.000 m³ Wasser,<br />
um mit zusätzlichen 71 Schneekanonen<br />
genügend winterliches Weiß für die<br />
neue Pistenfläche zu produzieren. Es gibt<br />
aber keine Angabe, wo diese restlichen<br />
40 Prozent des benötigten Wassers herkommen<br />
sollen. Unabhängig davon verbrauchen<br />
die neuen Anlagen immens viel<br />
Strom und Ressourcen. Als Ausgleichsmaßnahme<br />
sollen rund vier Hektar Pistenfläche<br />
im Gipfelbereich aus dem Skipistenund<br />
Aufstiegsanlagenregister gestrichen<br />
werden. Ein Areal, in dem es ohnehin<br />
keine Pisten gibt. Das ist pure Augenauswischerei.<br />
Der HPV und weitere Umweltverbände<br />
haben gegen das Vorhaben Eingaben<br />
hinterlegt.<br />
Auch ein neues Speicherbecken für die<br />
Beschneiung mit einem großen Fassungsvermögen<br />
von etwa 120.000 m³ ist geplant,<br />
obwohl es am Kronplatz bereits vier<br />
Speicherbecken mit insgesamt 400.000 m³<br />
gibt. Deshalb hat der HPV in einem Schreiben<br />
an die zuständigen Behörden sämtliche<br />
Gegenargumente aufgelistet. So ist<br />
zum Beispiel der Umweltbericht klar irre-<br />
Foto: Marlene Roner<br />
führend und beschönigend. Darin heißt<br />
es u. a.: „Es sind keine Auswirkungen auf<br />
Flora und Fauna zu erwarten.“ Dabei werden<br />
über 2,5 Hektar Wald samt Bodenbewuchs<br />
zerstört, um nachher etwa 1,5 Hektar<br />
Fläche komplett zu versiegeln.<br />
Der HPV erklärte außerdem anhand vorliegender<br />
Dokumente, warum entgegen<br />
des Beschlusses des Gemeindeausschusses<br />
Olang das Vorhaben sehr wohl einer<br />
Strategischen Umweltprüfung (SUP) unterzogen<br />
werden muss. Er forderte den<br />
Widerruf des Beschlusses, die Umweltprüfung<br />
und die Neubewertung. Daraufhin<br />
musste die Gemeinde Olang den Beschluss<br />
zurückziehen und neu vorlegen.<br />
HPV<br />
KulturFenster 37<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
alarmiert<br />
Schwarze Flagge für Gemeinde<br />
Beispiel Speicherbecken im Altenburger Wald in Kaltern<br />
Wenn der Boden stirbt …<br />
Ein riesiges Speicherbecken würde diesem Wald den Garaus machen.<br />
Foto: HPV<br />
Doch wesentliche Fragen bleiben ungeklärt:<br />
Was geschieht mit den anderen fünf<br />
geplanten Becken? Welche Wassermenge<br />
benötigt die Landwirtschaft tatsächlich? Woher<br />
soll das Wasser für die Befüllung der<br />
Speicherbecken kommen? Werden große<br />
Waldgebiete dadurch ausgetrocknet? Um<br />
diese Fragen aus wissenschaftlicher Sicht<br />
zu klären, hatte die Initiative Unser Wald im<br />
Mai den Gemeinderat von Kaltern zu einem<br />
Expertengespräch eingeladen. Hauptreferentin<br />
Carmen De Jong, Professorin für<br />
Hydrologie an der Universität Straßburg,<br />
äußerte sich sehr skeptisch zu diesen Projekten<br />
(siehe Interview). Speicherbecken<br />
funktionierten nur, solange genug Wasser<br />
vorhanden sei. Versiegelungen im Wald,<br />
wie sie von Speicherbecken herbeigeführt<br />
Jedes Jahr verleiht Legambiente, Italiens<br />
wichtigster Umweltverband, grüne und<br />
schwarze Flaggen, um auf ökologisch<br />
positive und negative Entwicklungen hinzuweisen.<br />
War 2023 der Heimatpflegeverband<br />
mit einer grünen Flagge ausgezeichnet<br />
worden, brandmarkt heuer eine<br />
der schwarzen Flaggen die Gemeinde Kaltern,<br />
die es zulassen könnte, dass knapp<br />
15 Hektar wertvoller Buchen- und Mischwald<br />
für landwirtschaftliche Bewässerungsbecken<br />
geopfert wird. Gegen das Projekt<br />
wendet sich die Aktionsgruppe „Unser<br />
Wald“, die vom Heimatpflegeverband aktiv<br />
unterstützt wird. Es geht um die kostbaren<br />
Güter Wasser und Wald, um intakte<br />
Naherholungsgebiete und um den<br />
Klimaschutz.<br />
Begehung des Montiggler Waldes<br />
Zurzeit gibt es im Gemeindeausschuss<br />
von Kaltern immer noch kaum Bedenken,<br />
den Großteil dieser vom Bodenverbesserungskonsortium<br />
(BVK) verlangten Staubecken<br />
durchzusetzen. Nur beim größten<br />
Becken im Altenburger Wald, dem Projekt<br />
Rastenbach mit einem Fassungsvermögen<br />
von 135.000 m 3 , scheint die heftige<br />
Opposition seitens der Umweltverbände<br />
genutzt zu haben. Die von der Gemeinde<br />
Kaltern eingesetzte Arbeitsgruppe hat zwei<br />
Alternativstandorte auf Kulturgrund bzw.<br />
im Wald ausfindig gemacht: zum einen in<br />
der Kiwianlage unterhalb des Bärentals,<br />
und zum anderen in einer Lichtung beim<br />
Ziegelstadel. Außerdem hat Bürgermeisterin<br />
Gertrud Benin verlangt, dass die Becken<br />
verkleinert werden.<br />
Foto: Karlheinz Sollbauer<br />
Speicherbecken funktionieren<br />
nur, solange genug Wasser vorhanden<br />
ist.<br />
Carmen de Jong<br />
werden, würden zum Absterben von Wald<br />
führen. Das Speicherwasser würde außerdem<br />
stark verdunsten. Es brauche daher<br />
naturnahe Lösungen, um den Wasserhaushalt<br />
zu stärken. Auch müsse der<br />
verschwenderische Umgang mit Wasser<br />
überdacht werden.<br />
Die Initiativgruppe Unser Wald will sich mit<br />
dem bloßen Verzicht auf das Speicherbecken<br />
Rastenbach nicht zufrieden geben,<br />
sondern hat die Gemeinde Kaltern aufgefordert,<br />
das Konzept vor allem im Hinblick<br />
auf das geplante Speichervolumen zu<br />
überarbeiten und für alle sechs geplanten<br />
Speicherbecken Alternativstandorte zu finden.<br />
Die bisherigen Beschlüsse des Gemeinderates<br />
vom April 2023 müssten zurückgezogen<br />
werden. Bislang beharrt der<br />
Projektbetreiber aber auf seine Pläne. Der<br />
Gemeinderat ist noch unschlüssig. Die<br />
Standortsuche wird fortgesetzt, der Einsatz<br />
für die Rettung des Waldes in Altenburg<br />
und Montiggl geht weiter.<br />
HPV<br />
KulturFenster 38<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
informiert & reflektiert<br />
Wasser, Klima,<br />
Verkehr und ein Jubiläum<br />
74. Hauptversammlung des Heimatpflegeverbandes Südtirol in Burgeis<br />
Zum Auftakt des Festes anlässlich der Aufnahme<br />
der traditionellen Bewässerung in<br />
die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes<br />
in Burgeis (siehe „KulturFenster“<br />
3/24) fand die diesjährige Hauptversammlung<br />
des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol statt.<br />
Die Versammlung stand ganz im Zeichen<br />
des Wassers und der traditionellen Bewässerung<br />
im oberen Vinschgau. Obfrau<br />
Claudia Plaikner ging in ihrer Rede auf den<br />
Wert der alten Kulturtechnik des „Wiesnwasserns“<br />
ein, brachte aber auch aktuelle<br />
Themen wie den steigenden Wasserverbrauch<br />
und die zunehmende Bodenversiegelung<br />
zur Sprache. Besonders Speicherbecken<br />
für die künstliche Beschneiung<br />
von Skipisten seien unter Nachhaltigkeitsaspekten<br />
nicht mehr zu vertreten, unterstrich<br />
sie. Die Standorte für jene für die<br />
landwirtschaftliche Bewässerung müssten<br />
auf jeden Fall mit großer Sorgfalt und ohne<br />
Beeinträchtigung intakter Naturlandschaften<br />
gewählt werden.<br />
Für einen besseren Schutz intakter<br />
Naturlandschaften forderte die Obfrau<br />
ein Klimagesetz, das den Klimaplan auf<br />
eine gesetzliche Grundlage stellt.<br />
Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten des Heimatpflegeverbandes<br />
ist die Verkehrspolitik<br />
in Südtirol. Auch da hatte Claudia Plaikner<br />
eine klare Forderung: „44 Prozent der<br />
CO 2<br />
-Emissionen stammen aus dem Verkehr.<br />
Es braucht dringend Maßnahmen<br />
zur Verkehrsreduzierung und zur Förderung<br />
nachhaltiger Mobilität.“ Nicht zuletzt<br />
müsse beim Tourismus angesetzt werden,<br />
der eng mit der Mobilität verquickt ist. Sie<br />
rief zu einer Diskussion über die Folgen<br />
des Massentourismus und zu Maßnahmen<br />
zur Eindämmung auf.<br />
Geschäftsführer Florian Trojer stellte auf<br />
der Versammlung die laufenden Projekte<br />
des Heimatpflegeverbandes vor und wies<br />
auf einen wichtigen Termin hin: Im September<br />
feiert der Verband sein 75-jähriges<br />
Bestehen. Aus diesem Anlass wurde in Zusammenarbeit<br />
mit dem Südtiroler Künstlerbund<br />
ein Kunstwettbewerb zum Thema<br />
„Heimat“ ausgeschrieben (siehe Hinweis).<br />
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte<br />
Claudia Plaikner allen Mitgliedern und Unterstützern<br />
des Heimatpflegeverbandes<br />
für ihre Begeisterung, ihren Einsatz und<br />
auch für ihr Durchhaltevermögen, das es<br />
manchmal einfach brauche.<br />
HPV<br />
Obfrau Claudia Plaikner mit dem<br />
Vinschger Bezirksobmann Franz Fliri,<br />
der die Versammlungsteilnehmer in<br />
Burgeis begrüßte.<br />
Foto: HPV<br />
Für ein Klimagesetz<br />
75-Jahr-Feier des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />
und Vernissage der Ausstellung „Heimat“<br />
in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Künstlerbund<br />
im SKB Artes, Weggensteinstraße 12 A, in Bozen<br />
Samstag, 7. September <strong>2024</strong>, um 17 Uhr<br />
Die Ausstellung befasst sich mit dem Heimatbegriff in all seinen Facetten und<br />
Wahrnehmungen. Das Konzept von Heimat ist vielschichtig und kann individuell<br />
unterschiedliche Bedeutungen annehmen. Es umfasst nicht nur den<br />
physischen Ort, an dem man geboren wurde oder lebt, sondern beinhaltet<br />
emotionale, kulturelle und soziale Aspekte. Heimat meint eine Verbindung zu<br />
Traditionen, Sprache, Bräuchen und Menschen. Zugleich ist es ein Ort der Geborgenheit,<br />
Identität und Zugehörigkeit.<br />
Die Bedeutung von Heimat wird in der Ausstellung durch ausgewählte<br />
Künstler*innen sowohl als individuelle Erfahrungen und Perspektiven einer<br />
Person und gleichzeitig als kollektives globales Phänomen reflektiert.<br />
KulturFenster 39<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
informiert & reflektiert<br />
Gegen den Mauerfraß<br />
am „geistigen Haus Heimat“<br />
Interview mit der langjährigen Vereinsobfrau Agnes Mittich Steinwandter<br />
15 Jahre lang stand Agnes Mittich Steinwandter<br />
dem Heimatpflegeverein Toblach<br />
als Obfrau vor. Obwohl sie von mehreren<br />
Seiten gebeten wurde weiterzumachen, hat<br />
sie ihr Amt bei der jüngsten Vollversammlung<br />
im April zurückgelegt. Agnes Mittich<br />
Steinwandter ist nicht nur eine engagierte<br />
Heimatpflegerin, sondern eine Frau mit Tiefsinn<br />
und Offenheit und mit der Gabe, Sachverhalte<br />
auf den Punkt zu bringen. Das zeigt<br />
folgendes Interview.<br />
KulturFenster: Sie haben bei den jüngsten<br />
Wahlen im Heimatpflegeverein Toblach<br />
nicht mehr kandidiert. Warum eigentlich?<br />
Agnes Mittich Steinwandter: Ich habe das<br />
Amt immer als zeitlich begrenzte Aufgabe<br />
betrachtet. Es ist wichtig, sich mit voller<br />
Energie einzubringen, aber ich finde es<br />
gut, nach einer gewissen Zeit Platz zu machen<br />
für Neues. Frischer Wind tut einem<br />
Verein immer gut.<br />
KF: Sie haben die Obfrauschaft vor 15 Jahren<br />
von Josef Strobl übernommen, der 40<br />
Jahre lang die Geschicke der Toblacher<br />
Heimatpflege geleitet hat …<br />
Steinwandter: Zum Amt der Vereinsobfrau<br />
bin ich wie die sprichwörtliche Jungfrau<br />
zum Kind gekommen. Niemand wollte<br />
damals die Führung<br />
übernehmen, aber<br />
der scheidende Obmann<br />
hatte so viel<br />
geleistet, dass ich<br />
mir gesagt habe: Einen<br />
Abgang, ohne<br />
zu wissen, wie es<br />
weitergeht, hat er<br />
nicht verdient. Die<br />
Wertschätzung ihm gegenüber und das<br />
Verantwortungsgefühl haben mich schließlich<br />
zu Annahme des Vorsitzes bewogen,<br />
was mir aufgrund meines eher introvertierten<br />
Naturells nicht leicht fiel. Doch man<br />
wächst auch mit den Aufgaben.<br />
Es ist nicht alles Verzicht, was wir<br />
nicht haben, sondern es ist ein<br />
Geschenk, was wir haben.<br />
Agnes Mittich Steinwandter<br />
KF: Welche Anliegen und Ziele hatten Sie?<br />
Steinwandter: Josef Strobl hatte sich sehr<br />
um die Pflege der Kleindenkmäler und um<br />
die Restaurierung der zahlreichen Toblacher<br />
Kapellen verdient gemacht. Insofern hat er<br />
mir ein gut bestelltes Feld übergeben. Mir<br />
war neben dem Schutz der Natur und der<br />
Kulturlandschaft vor<br />
allem das geistige<br />
Haus Heimat wichtig.<br />
KF: Was meinen Sie<br />
mit dem geistigen<br />
Haus Heimat?<br />
Steinwandter: Zum<br />
Beispiel das Bewusstsein<br />
für das zu<br />
fördern, was uns in Form der Sprache, der<br />
Tradition, der Kultur und eben der wunderbaren<br />
Natur geschenkt wurde. Der Schwerpunkt<br />
meiner bzw. unserer Vereinsarbeit lag<br />
auf diesem Gebiet. Meine größte Freude ist<br />
jedoch, dass es uns gelungen ist, gemeinsam<br />
mit den örtlichen bäuerlichen Vereinen<br />
das „Toblacher Höfebuch“, das im Herbst<br />
erscheint, in Auftrag zu geben. Es ist ein<br />
sehr schönes Ergebnis vereinsübergreifender<br />
Zusammenarbeit, die mir immer sehr<br />
wichtig war. Für mich ist das Engagement<br />
für dieses Buch die wertvollste Erinnerung<br />
meiner Zeit als Vereinsvorsitzender.<br />
KF: Gibt es auch weniger schöne Erinnerungen?<br />
Steinwandter: Weniger schön ist die Erkenntnis,<br />
dass der geistige Grundwasserspiegel<br />
in unserer Gesellschaft immer mehr<br />
sinkt und Heimat immer öfter nur unter<br />
dem Aspekt der monetären Gewinnmaximierung<br />
gesehen wird, auch dass die Natur<br />
allzu oft unserem kurzsichtigen Profitdenken<br />
und Egoismus untergeordnet wird.<br />
Es ist nicht immer einfach, dem Mauerfraß<br />
der Gier, der selbstzerstörerisch am geistigen<br />
Haus Heimat nagt, entgegenzutreten.<br />
Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes, Claudia Plaikner, und Bezirksobmann Albert Willeit,<br />
kamen zur Vollversammlung des Heimatpflegevereines, um Agnes Mittich Steinwandter<br />
persönlich für ihren Einsatz zu danken.<br />
Foto: HPV Toblach<br />
KF: Was bedeutet Heimat für Sie?<br />
Steinwandter: Heimat empfinde ich nicht<br />
im patriotischen Sinn. Für mich ist es ein<br />
KulturFenster 40<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Geschenk, in Frieden und Freiheit in diesem<br />
Land mit einer noch halbwegs intakten<br />
Natur und Kulturlandschaft leben zu<br />
dürfen. Heimat bedeutet für mich, dieses<br />
Geschenk zu schätzen und zu schützen,<br />
aber auch offen zu sein für Neues<br />
und für andere.<br />
KF: Für andere … ?<br />
Steinwandter: Ja, denn die eigene Heimat<br />
zu schätzen, erhebt auch den Anspruch,<br />
jenen Menschen, die aus ihrer Heimat<br />
flüchten müssen, hier Zuflucht zu gewähren<br />
und sie Heimat finden zu lassen. Wir<br />
vergessen leider oft, dass unser Wohlstand<br />
hier nicht nur auf unserer Tüchtigkeit beruht,<br />
sondern auch auf den Schätzen, die<br />
wir uns in der Vergangenheit ohne Rücksicht<br />
auf Mensch und Natur aus anderen<br />
Ländern geholt haben – und leider immer<br />
noch holen. Dass Menschen flüchten müssen,<br />
daran haben wir einen Anteil. Wenn<br />
wir selber fest in unserer Heimat verwurzelt<br />
sind, haben wir nichts zu befürchten.<br />
KF: Mit welchen Gefühlen haben Sie Ihr<br />
Amt nun abgegeben?<br />
Steinwandter: Vor allem mit Dankbarkeit<br />
für die wertvollen menschlichen Begegnungen,<br />
für das, was uns an Vereinsarbeit<br />
geglückt ist, und vor allem dafür, dass ich<br />
mit meinem Ausschuss, den ich immer als<br />
„Heimatpflege-Familie“ begriffen habe, in<br />
freundschaftlicher Gesinnung gut zusammen<br />
arbeiten konnte.<br />
Was ich allerdings anmerken muss: Es bedarf<br />
eines gewissen Stehvermögens und<br />
Mutes, wenn man dem Auftrag der Heimatpflege<br />
gerecht werden will. Denn es kommt<br />
auch zur ein oder anderen Konfrontation,<br />
und wenn man dann gleich kalte Füße<br />
bekommt, ist man in diesem Amt fehl am<br />
Platz. Man muss Angriffe aushalten können<br />
und gleichzeitig darauf achten, selbst<br />
korrekt zu bleiben und aufrichtig für die<br />
Sache einzutreten.<br />
Geistiges Haus Heimat<br />
stehst auf fest gegründetem Fundament von tragenden Werten,<br />
die zeitlos und heilig.<br />
Lange Ahnenkette von Menschen gestaltete mit Fleiß und unter Opfern das,<br />
worauf wir heute stehen und woraus wir schöpfen.<br />
Heimat, du bist Geschenk des Himmels,<br />
Leihgabe auf Zeit – weder unser materieller, noch immaterieller Besitz.<br />
Bist Stafettenholz zum Weiterreichen,<br />
mit dem Auftrag, in der uns geschenkten Zeit, unser Bestes zu geben.<br />
Seiltanz des Lebens ist Balance zu finden zwischen Bewährtem und Neuem,<br />
die Verantwortung gegenüber der Natur und<br />
den nachkommenden Generationen stets im Blick.<br />
Wir – hier und jetzt, vom Schicksal mit Freiheit und Frieden gesegnet,<br />
randvoll der Krug des Lebens mit bescheidenem und wachsendem Wohlstand.<br />
Doch ist die Dankbarkeit schleichender Selbstverständlichkeit gewichen,<br />
stille, tief im Herzen verankerte Zufriedenheit zum seltenen Luxusgut geworden.<br />
Der Mensch, der sich frei wähnt –<br />
ist gnadenlos gefangen im immer schneller sich drehenden Hamsterrad<br />
von Zeit und Geld.<br />
Das lautstarke Credo des Weiter, höher, schneller<br />
ist der gut getarnte Nährvater der Gier,<br />
die als selbstzerstörerischer Mauerfraß am geistigen Haus Heimat nagt.<br />
Gegenwärtige große Herausforderungen klopfen an die Tür,<br />
zeigen wie verwundbar unsere Mutter Erde,<br />
wie zerbrechlich Frieden ist, wenn nur der vermeintlich Starke das Sagen hat,<br />
wir uns als Weltfamilie, als Kinder des einen Schöpfers<br />
gegenseitig aus den Augen und dem Herzen verlieren.<br />
Am Zenit der Macht wächst im Menschen jedoch leise die Einsicht,<br />
dass der Spiegel unseres vergötterten Wohlstandsilbers Sprünge bekommt,<br />
der uns unverhohlen, doch lehrreich vor Augen führt,<br />
dass nicht alles Gold ist, was glänzt.<br />
Am Horizont zieht jeden Tag die Morgenröte der Hoffnung auf,<br />
dass wir spät, – aber doch – noch imstande sein können und müssen,<br />
die Segel unseres Verhaltens neu zu setzen,<br />
zu Maß, innerer Mitte und Bescheidenheit zurückzufinden.<br />
Damit unsere Welt und Zukunft lebenswert bleibt,<br />
und sonnenhelles Kinderlachen mit dem weiten Flügelschlag der Amsel<br />
als ewiger Lobpreis zum Himmel steigt.<br />
Agnes Mittich Steinwandter<br />
KF: Was wünschen Sie sich für Ihre Heimat?<br />
Steinwandter: Dass wir das kostbare Erbe<br />
Heimat wieder mehr zu schätzen wissen.<br />
Wir sind es den kommenden Generationen<br />
schuldig, es nicht an die Wand zu fahren,<br />
sondern sorgsam mit ihm umzugehen. Ich<br />
wünsche mir, dass es uns gelingt, zur goldenen<br />
Mitte der Zufriedenheit, der Dankbarkeit<br />
und des Maßhaltens zurückzufinden.<br />
Es ist nicht alles Verzicht, was wir<br />
nicht haben, sondern es ist ein Geschenk,<br />
was wir haben.<br />
Interview: Edith Runer<br />
KulturFenster 41<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
informiert & reflektiert<br />
Moore und Gletscher zerstören:<br />
Nicht mit uns!<br />
Haarsträubend: Nach wie vor Pläne zur Erweiterung des<br />
Kaunertaler Gletscherskigebietes – Aufruf an Landesregierung<br />
Gegen Kraftwerksprojekte und Gletscher-<br />
„Ehen“ machten Mitte Juni bei einer Pressekonferenz<br />
auf rund 2400 Metern Höhe<br />
im Kaunertal Alpenvereine, Naturschutzund<br />
andere Organisationen mobil, darunter<br />
auch der Heimatpflegeverband Südtirol. Sie<br />
forderten ein Ende jeglicher Erschließung.<br />
Unter dem Deckmantel der Energiewende<br />
will die TIWAG (Tiroler Wasserkraft AG) das<br />
Kraftwerk im Kaunertal ausbauen und dafür<br />
das Platzertal fluten. Dort befindet sich<br />
laut einer WWF-Studie (Schwienbacher,<br />
2023, Hochalpine Moore, www.wwf.at) der<br />
größte unberührte Moor- und Feuchtgebietskomplex<br />
der österreichischen Hochalpen.<br />
Eine Flutung wäre ein Frevel an der<br />
Natur, denn Moore speichern mehr Kohlendioxid<br />
als jedes andere Ökosystem der<br />
Welt und sind Lebensräume für spezialisierte<br />
Arten.<br />
Skischaukel noch<br />
immer nicht vom Tisch<br />
Wahrlich unberührte Natur im Platzertal: Ihre Zerstörung wäre ein Stich ins Herz der Alpen!<br />
Wenige Kilometer vom Platzertal entfernt soll<br />
der naturbelassene Gepatschferner rund<br />
um die Weißseespitze mit Liften erschlossen<br />
werden. Ziel der Oberländer Gletscherbahn<br />
AG ist eine grenzüberschreitende<br />
„Skischaukel Kaunertal – Langtaufers“.<br />
Möglich machen solche Pläne absurde<br />
Ausnahmeregelungen im sogenannten Gletscherschutzprogramm<br />
des Bundeslandes<br />
Tirol. Die Südtiroler Landesregierung hat<br />
das Projekt zunächst zweimal, dann Anfang<br />
<strong>August</strong> nach einem Staatsratsurteil<br />
wegen eines Formfehlers zum dritten Mal<br />
abgelehnt. Damit scheint das Projekt zwar<br />
vom Tisch, aber man weiß nie …<br />
Die verschiedenen Organisationen haben<br />
jedenfalls inmitten der Kaunertaler Bergwelt<br />
gegen jegliche Ausbaupläne protestiert,<br />
um der Öffentlichkeit zu zeigen, welch<br />
sensibles Gebiet hier zerstört zu werden<br />
droht. Der HPV war durch Geschäftsführer<br />
Florian Trojer vertreten. Zentrale Aussage<br />
der Beteiligten: Erschließungen und<br />
Verbauungen gefährden die letzten unberührten<br />
Ökosysteme in unserer Bergwelt.<br />
Politische Entscheidungsträger müssen<br />
hier dringend umdenken. Wir fordern<br />
mehr Respekt für die Alpen!<br />
Die Verantwortlichen wurden dazu aufgerufen,<br />
dem Vorhaben endgültig einen Riegel<br />
vorzuschieben. Bereits 2022 hatten<br />
die Alpin- und Umweltverbände, auch der<br />
Protest auf 2400 Metern Meereshöhe<br />
Foto: DAV/Franz-Guentner<br />
Heimatpflegeverband Südtirol, das „Manifest<br />
für mehr Respekt für den alpinen<br />
Raum“ unterzeichnet. Mit diesem Manifest<br />
wird die Notwendigkeit eines ernstgemeinten<br />
Schutzes des alpinen Raums<br />
bekräftigt. „Die Erschließung des alpinen<br />
Raumes ist abgeschlossen“, heißt es im<br />
Manifest. Und an dieser Feststellung wird<br />
nicht gerüttelt.<br />
HPV<br />
Foto: Harry Putz<br />
KulturFenster 42<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Strohdächer<br />
dürfen nicht verschwinden<br />
Fall in Vöran schmerzt besonders,<br />
da ab Herbst wieder Förderansuchen möglich sind<br />
Eines der wenigen noch erhaltenen Strohdächer<br />
in Südtirol ist abgetragen worden und<br />
damit ein wertvolles Stück Kulturgeschichte<br />
verschwunden. Gerade jetzt, da die finanziellen<br />
Förderungen wieder greifen und sich<br />
die Politik dem Thema annimmt, sollte das<br />
nicht mehr notwendig sein.<br />
Im Jahr 2003 produzierte der Heimatpflegeverband<br />
Südtirol einen Film mit dem Titel<br />
„Heimat“. Dieser<br />
Film sollte zeigen,<br />
was Heimat für einige<br />
Südtiroler*innen<br />
bedeutet. In mehreren<br />
Episoden wurden<br />
Ausschnitte<br />
vom Tötnmoar-Hof<br />
in Vöran gezeigt. In<br />
Interviews erzählten<br />
die Eigentümerinnen,<br />
Gottfrieda und Rosa Schwabl, von<br />
ihrem Leben. Für sie bedeutete Heimat vor<br />
allem, ihre Lebensweise, ihr Haus und ihren<br />
Stadel mit dem Strohdach zu erhalten.<br />
Auf die Frage, ob es nicht einfacher wäre,<br />
eine andere Dachbedeckung zu verwenden,<br />
antwortete Frieda Schwabl vehement:<br />
„Na, na, na! Sel nia! Sel isch net schian!“<br />
Eigener Passus<br />
im Landesgesetz<br />
In den vergangenen Monaten hat sich erfreulicherweise<br />
viel rund um das Thema<br />
Strohdach getan. Ins Landesgesetz zu den<br />
Kleindenkmälern von 2023 wurde ein eigener<br />
Passus zu Strohdächern eingefügt.<br />
Dies ist ein großes Novum, zumal nicht<br />
alle Strohdächer einen Denkmalschutz<br />
aufwei-sen.<br />
2020 waren die Förderungen für Strohdächer<br />
ausgesetzt worden. Ab Herbst <strong>2024</strong><br />
wird es wieder möglich sein, Förderungsansuchen<br />
zu stellen, die nicht nur das Material,<br />
sondern auch die Eigen-leistung honorieren<br />
– so hoch wie nie zuvor.<br />
Ab Herbst <strong>2024</strong> wird es wieder<br />
möglich sein, Förderungsansuchen<br />
zu stellen, die nicht nur das<br />
Material, sondern auch die Eigenleistung<br />
honorieren.<br />
Zudem wurde eine Freiberuflerin vom Denkmalamt<br />
beauftragt, sich dem Thema der<br />
Strohdächer zu widmen. Architektin Margit<br />
Weiss trägt wesentlich dazu bei, die<br />
Kreisläufe wiederzubeleben, die Strohdächer<br />
in Südtirol seit Jahrhunderten erhalten<br />
haben: das Anbauen und Schneiden des<br />
Strohs, das Handwerk des Eindeckens–<br />
all dies muss wieder zur Selbstverständlichkeit<br />
werden, damit die Strohdächer erhalten<br />
bleiben.<br />
Auch die Gemeinden,<br />
Vereine und<br />
vor allem die Strohdachbesitzer<br />
selbst<br />
tragen mit Einsatz<br />
dazu bei, die Strohdächer<br />
zu pflegen<br />
und zu erhalten. Sie<br />
tun dies aus purer<br />
Überzeugung, um<br />
die Heimat zu bewahren. Eine andere<br />
Dachdeckung? „Na, sel nia!“<br />
Tötnmoar-Stadel<br />
als tragisches Beispiel<br />
Umso mehr schmerzt es, wenn ein Strohdach<br />
verschwindet. Der Tötnmoar-Stadel in<br />
Vöran wurde im Frühling <strong>2024</strong> mit Schindeln<br />
eingedeckt. Dies geschah trotz des<br />
einstimmigen Beschlusses der Baukommission<br />
2020, die Eindeckform mit Stroh<br />
zu erhalten. Es ist bestimmt nicht einfach,<br />
einen Strohdachstadel zu erhalten (siehe<br />
„KulturFenster“ 4/2021). Dennoch verwundert<br />
es, wenn gerade jetzt, da es höhere<br />
Förderungen geben wird, eines der wenigen<br />
Strohdächer verschwindet.<br />
Das Strohdach am Tötnmoar-Hof fehlt vielen<br />
Einheimischen und Besuchern, die mit<br />
der Seilbahn ins Bergdorf Vöran fahren oder<br />
dort eine Wanderung machen. Der Stadel<br />
war von vielen Stellen aus sichtbar. Mit seinem<br />
Verschwinden geht ein Stück Südtiroler<br />
Kultur, Geschichte und die Geschichte<br />
der beiden Schwestern Schwabl verloren.<br />
So sah das Dach des Tötnmoar-Stadels<br />
bislang aus. Ein Strohdach zu erhalten,<br />
ist schwierig. Es bedarf Unterstützung und<br />
auch Überzeugung.<br />
Im Laufe der vergangenen Monate wurde<br />
das Dach des Tötnmoar-Stadels komplett erneuert<br />
und durch ein Schindeldach ersetzt.<br />
Zukunft und<br />
Zusammenarbeit<br />
Fotos: HPV<br />
Die verbliebenen Strohdächer in Südtirol<br />
dürfen nicht verschwinden. Deshalb muss<br />
sich der Einsatz der involvierten Personen<br />
und vor allem der Strohdachbesitzer in Zukunft<br />
lohnen. Mit der Hilfe aller – der öffentlichen<br />
Hand, der Eigentümer*innen und der<br />
gesamten Bevölkerung, die diese Leistungen<br />
anerkennt und wertschätzt – können<br />
unsere wunderschönen Strohdächer auch<br />
für künftige Generationen erhalten bleiben.<br />
HPV<br />
KulturFenster 43<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
informiert & reflektiert<br />
Indogermanische, rätische<br />
und keltische Besitzernamen<br />
Hab und Gut in den Orts- und Flurnamen Südtirols (2)<br />
Im „KulturFenster“ 02/24 wurden die in<br />
Südtirol verbreiteten Prädiennamen (Endung<br />
auf -ānum) vorgestellt. Wie die Namenstypen<br />
„villa“ und „curtis“, sind sie<br />
in römischer Zeit entstanden. Ergänzend<br />
dazu folgen in dieser Ausgabe die prähistorischen<br />
Besitzernamen, die nach neuester<br />
Forschung keltischen, rätischen und<br />
alpenindogermanischen Sprachgruppen zugeordnet<br />
werden können.<br />
Im mittleren Alpenraum sind zwei indogermanische<br />
Sprachschichten („Ostalpenblock“<br />
bzw. „Ostalpenindogermanisch<br />
A und B“) nachgewiesen, die zum Teil mit<br />
der alpinen Bronzezeit (2200–1000 v. Chr.)<br />
korrelieren. Sie erscheinen in zahlreichen<br />
alpinen Orts- und Gewässernamen wie<br />
Mals, Laatsch, Schleis, Stilfes, Telfes bzw.<br />
Etsch, Eisack, Rienz, Talfer.<br />
Ratschings: ein vermuteter alpenindogermanischer Ortsname<br />
Indogermanische Namen<br />
Unter den vielen Benennungsmotiven<br />
aus dieser Sprachepoche gibt es auch<br />
solche mit dem Suffix -injom, die möglicherweise<br />
auf Personen und ihren Besitz<br />
verweisen und einen Rufnamen inkorporieren<br />
könnten. Beispiele dafür sind Ortsnamen<br />
auf -ings/-inges wie Raminges, Partinges,<br />
Ratschings (Wipptal) oder auch<br />
Partschins (Burggrafenamt). Der Name<br />
Ratschings könnte unter Umständen<br />
auf *Rikkinjom „Gebiet einer Person namens<br />
Rikkjos“, der Name Partschins auf<br />
*Porkinjom „Gebiet einer Person namens<br />
Porkjos“ zurückgehen.<br />
Olang: ein keltischer Ortsname<br />
Rätische Namen<br />
Deutlichere Spuren von Besitznamen sind<br />
in der alpinen Eisenzeit (1000–15 v. Chr.)<br />
zu finden. In dieser Zeit erscheinen die<br />
geheimnisvollen Räter, die nachweislich<br />
eine nicht-indogermanische Einzelsprache<br />
sprachen, die mit den gängigen europäischen<br />
Sprachgruppen Germanisch,<br />
Romanisch, Slawisch und Keltisch nichts<br />
gemein hat. Das Rätische und auch das<br />
Brixen: ein rätischer Ortsname<br />
Etruskische haben gemeinsame Wurzeln<br />
(„Tyrsenische Sprachgruppe“), die man<br />
im östlichen Mittelmeerraum vermutet. Die<br />
Räter verwendeten eine Schrift. Diese ist<br />
uns im „Bozen-Sanzeno- Alphabet“ überliefert,<br />
das eine frappierende Ähnlichkeit<br />
mit dem Alphabet von Lemnos (Griechenland)<br />
aufweist.<br />
Mutmaßlich rätisch-eisenzeitliche Ortsnamen<br />
in Südtirol sind jene mit der Endung<br />
auf -en, die auf ein rätisches -na zurückzuführen<br />
ist. Beispiele: Rasen, Nasen, Brixen,<br />
KulturFenster 44<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Lajen, Ritten, Pfatten, Truden, Tisens, Ulten,<br />
aber auch Vahrn, Garn oder Feldthurns.<br />
Der rätische Stadtname Brixen leitet sich<br />
z. B. von *Príkse-na „Gebiet einer Person<br />
namens Prikse“ ab, der Name Vahrn von<br />
*Vári-na „Gebiet eines Vari“, Garn von<br />
*Kári-na „Gebiet eines Kari“, Feldthurns<br />
von *Uelthúr-na „Gebiet eines Uelthur“.<br />
Neben diesen auf -na endenden Namen,<br />
werden noch folgende Ortsnamen als rätisch<br />
betrachtet: Völs, Schenna sowie die<br />
italienischen Namen Senale (it. für Unsere<br />
Liebe Frau im Walde), Tonale (dt. Tunol)<br />
und Romallo (dt. Ramol). Denkbar ist, dass<br />
die Räter innerhalb der Laugen-Mellaun-<br />
Kultur eine Art „Oberschicht“ bildeten bei<br />
gleichzeitigem Fortbestand von indogermanisch<br />
sprechenden Bevölkerungsgruppen.<br />
Keltische Namen<br />
Als letzte prähistorische, jünger-eisenzeitliche<br />
Sprachschicht ist das Keltische zu<br />
nennen, wiederum eine indogermanische<br />
Sprachgruppe. Besonders im Pustertal<br />
lassen sich Ortsnamen keltisch etymologisieren.<br />
Als Beispiele seien die Ortsnamen<br />
Toblach (*Duplākon „Gebiet eines<br />
Niederolang im Pustertal<br />
Duplos“), Vierschach (*Virisia¯kon „Gebiet<br />
eines Virisios“), Luttach (*Lukta¯kon<br />
„Gebiet eines Luktos“), Innichen („die Geschmückte“),<br />
Taisten („Gebiet des Deketos“),<br />
Pustertal („Gebiet eines Bustros“ =<br />
Brunecker Talweitung!), Olang (*Aulākon<br />
„Gebiet eines Aulos“), Prags (*brākos<br />
„Morast“) und Vintl (*Vindolaio „Gebiet<br />
eines Vindolos“) genannt. Ein weiteres typisch<br />
keltisches Suffix lautet -enna wie in<br />
der Bezeichnung „Ardennen“, aber auch<br />
in Sesvenna (*siskuēnna „trockenes<br />
Gelände“).<br />
Wie diese knappe Aufstellung zeigt, beherbergte<br />
der Mittlere Alpenraum eine<br />
geradezu erstaunliche Vielzahl an vorrömischen,<br />
prähistorischen Sprachschichten,<br />
wobei das Benennungsmotiv „Rufname“<br />
stark in Erscheinung tritt. Die Benennung<br />
nach lokalen, wohl angesehenen und begüterten<br />
Männern, findet ihren Fortgang<br />
in den römischen Prädiennamen (siehe:<br />
<strong>Kulturfenster</strong> 2/24) und in den frühmittelalterlichen<br />
bairisch-deutschen Ortsnamen<br />
Dietenheim, Uttenheim, Issing und<br />
Reiperting (mehr dazu in einer der nächsten<br />
Ausgaben).<br />
Johannes Ortner<br />
VOLKSKULTUR IM RUNDFUNK<br />
Jeden Donnerstag von 18.05 bis 19 Uhr und jeden Samstag von 11.05 bis 12 Uhr<br />
Unser Land – Kultur und Natur in Südtirol<br />
Gestaltung und Moderation: Heike Tschenett, Barbara Wiest<br />
22./24. <strong>August</strong> <strong>2024</strong>: Besuch auf dem Hügel Castelfeder<br />
Kräuter und Kultur – Wanderung mit Heinrich Abraham.<br />
Mit Simone Mayr<br />
3./5. Oktober <strong>2024</strong>: Der Löffel – mehr als nur ein Essbesteck<br />
Die Volkskundlerin Barbara Stocker über Gebrauch und Symbolik<br />
eines Alltagsgegenstandes.<br />
Mit Heike Tschenett<br />
Jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
Dahoam in Tirol<br />
Dialekte, liebgewonnene oder<br />
längst vergessene Tiroler<br />
Bräuche, Plaudereien<br />
KulturFenster 45<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Die Sensenscheide –<br />
ein wichtiger Schutz<br />
Schutz für die Sense: eine verzierte Sensenscheide aus Holz (l.) und Detailaufnahme der Sensenscheide<br />
Fotos: Museum Gherdeina, St. Ulrich, Isabell Pitscheider<br />
Das Wetter war in den vergangenen Monaten<br />
immer wieder Thema. Während es bei<br />
manchen Menschen um das Urlaubswetter<br />
ging, bangten Bauern und Bäuerinnen<br />
um das Gedeihen von Obst und Gemüse<br />
und um die Heumahd.<br />
Das Mähen erfolgt heute mit Motorsensen<br />
und Mähmaschinen. Sensen werden seltener<br />
benützt, oft nur mehr in steilen Lagen.<br />
In Zeiten, als noch alles mit der Hand gemäht<br />
wurde, wurde eine Sense oft weit herumgetragen.<br />
Wenn sich Bauern, Knechte<br />
und Mägde zu Fuß auf den Weg zu den höher<br />
gelegenen Wiesen oder Almen machten,<br />
trugen sie ihre Arbeitsgeräte bei sich.<br />
Auch auf Fahrrädern wurden landwirtschaftliche<br />
Arbeiter mit einer Sense auf<br />
der Schulter gesehen. Für die Sense war<br />
daher ein Schutz vorgesehen, damit man<br />
sich bei einem Sturz nicht verletzen konnte.<br />
Sicherheit für Arbeiter<br />
Unfälle gab es immer wieder, wie auch<br />
die Zeitungen berichteten. 1906 stand zu<br />
lesen, dass ein Knecht in Unterrain zum<br />
Moosstreumähen ging, als ihm die Sense<br />
von der Schulter entglitt und er sich verletzte.<br />
Ein anderes Mal war in einer Zeitung<br />
von einem Bauern die Rede, der einen<br />
Korb Gras gemäht hatte und auf dem<br />
Heimweg, als er die Sense auf der Schulter<br />
trug, an einem Strauch hängen blieb,<br />
in die Sense fiel und schwer verletzt liegen<br />
blieb.<br />
Daher war es in jenen Gegenden, wo Sensen<br />
viel herumgetragen wurden, üblich,<br />
diese mit einem Schutz aus Holz zu versehen.<br />
Die Sensenscheide diente zur eigenen<br />
Sicherheit und der anderer, aber<br />
auch zum Schutz des Sensenblattes, das<br />
schnell hätte verbogen werden können.<br />
Die Sensenblätter kamen häufig aus Jenbach,<br />
die dortigen Schmiede waren für ihre<br />
gute Arbeit weitum bekannt. Ihre Sensen<br />
waren nicht nur in Tirol, auch in anderen<br />
Ländern sehr gefragt.<br />
Ornamente<br />
und Abwehrzeichen<br />
Wie es früher üblich war, erfand man nicht<br />
nur einen simplen Schutz für derlei Arbeitsgeräte,<br />
sondern verzierte diesen auch noch<br />
mit allerlei Ornamenten und Abwehrzeichen.<br />
Häufig sind auf den aus Holz hergestellten<br />
Sensenscheiden Tierköpfe zu sehen.<br />
Besonders beliebt waren Drachen,<br />
Hunde und Schlangen.<br />
Schlangen sorgen auch heute noch für Erschrecken,<br />
wenn man unerwartet auf sie<br />
stößt, was im hohen Gras immer wieder<br />
passiert. Es mag daher verständlich sein,<br />
dass für Sensenscheiden ausgerechnet die<br />
Schlangen als Zeichen des Schutzes und<br />
der Abwehr ausgewählt wurden.<br />
Werden Alltagsgegenstände nicht mehr<br />
gebraucht, ändert sich oft ihre Funktion.<br />
So schmücken bemalte oder geschnitzte<br />
Sensenscheiden heute ab und zu noch<br />
die Wände alter Bauernhäuser und Wetzsteinbehälter<br />
dienen als Vase für Trockenblumen.<br />
Barbara Stocker<br />
Der Wetzkumpf war wie die Sensenscheide<br />
individuell gestaltet.<br />
Foto: Gerd Eder<br />
Sensen brauchten einen Schutz, damit man<br />
sich nicht verletzte. Foto: Hermann Maria Gasser<br />
46<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
„Am Anfang war Gais“<br />
Buchvorstellung: Ezra Pound, seine Tochter Mary de Rachewiltz<br />
und ihr Bezug zum Pustertal<br />
Am 2. Juni las Siegfried de Rachewiltz im<br />
Pflegerhaus in Gais Auszüge aus dem neu<br />
erschienenen Buch „Tirol im Leben und<br />
Werk von Ezra Pound“. Dabei kam auch<br />
das Leben der Mutter des Autors, Mary de<br />
Rachewiltz, zur Sprache. Sie war einst in<br />
Gais aufgewachsen.<br />
Seit 17 Jahren gibt es den Kulturweg Gais,<br />
der damals vom Arbeitskreis Kulturweg Gais<br />
initiiert wurde. Entlang dieses Weges haben<br />
Künstler*innen Werke installiert, mit denen<br />
sie große Persönlichkeiten würdigen, die<br />
ehemals in Gais gelebt und/oder gewirkt<br />
haben. Zu ihnen zählen auch der amerikanische<br />
Dichter Ezra Pound und dessen<br />
Tochter Mary de Rachewiltz.<br />
So war die Autorenlesung, die der Arbeitskreis<br />
organisiert hatte, sehr passend. Im<br />
barocken Pflegerhaus, das 1752 errichtet<br />
worden war, las Siegfried de Rachewiltz,<br />
aus seinem neuen Buch über seinen Großvater<br />
vor. Ezra Pound gilt als ein herausragender<br />
Vertreter der literarischen Moderne,<br />
war aufgrund seiner politischen Haltung<br />
jedoch nicht unumstritten. Wie aber kam<br />
es dazu, dass seine Tochter Mary im Pustertal<br />
groß wurde?<br />
Das Moidile vom Samerhof<br />
konnte. Mary wurde zum „Moidile“, half<br />
dem Ziehvater bei der Stallarbeit und wollte<br />
Schafzüchterin werden. Sie schrieb ihrem<br />
Vater viele Briefe und erzählte darin über<br />
das Leben im Dorf. Später besuchte sie<br />
ein Gymnasium in Florenz.<br />
Kultur im Pflegerhaus<br />
Auch Ezra Pounds Mutter verbrachte ihre<br />
letzten Lebensjahre in Gais, und zwar auf<br />
Schloss Neuhaus. Mary zog indessen nach<br />
ihrer Heirat mit Boris de Rachewiltz auf die<br />
Brunnenburg nach Dorf Tirol. Sie wurde<br />
selbst Schriftstellerin, baute auf der Burg<br />
Siegfried de<br />
Rachewiltz mit<br />
HPV-Obfrau<br />
Claudia Plaikner<br />
und Vorstandsmitglied<br />
Albert<br />
Willeit<br />
Foto: HPV<br />
eine Gedächtnisstätte für ihren Vater auf<br />
und übersetzte Pounds berühmte Gedichtsammlung<br />
„Cantos“ ins Italienische. Vor<br />
kurzem feierte sie ihren 99. Geburtstag.<br />
Nach der Vorlesung von Siegfried de Rachewiltz<br />
berichtete Gemeindereferentin<br />
Steffi Auer über den Werdegang zum Ankauf<br />
dieser Räumlichkeiten durch die Gemeinde.<br />
Sie sollen künftig vor allem für Kulturveranstaltungen<br />
genutzt werden. Bereits<br />
in den vergangenen Monaten haben die<br />
Künstlerin Sarah Ambrosi und der Künstler<br />
Grischa Lichtenberger als Artists in Residence<br />
dort intensiv gearbeitet.<br />
Albert Willeit/Edith Runer<br />
Diese spannende Geschichte erzählte Siegfried<br />
de Rachewiltz im Rahmen der Buchvorstellung<br />
– zumal das erste Kapitel des<br />
Buches mit „Am Anfang war Gais“ überschrieben<br />
ist. Das (überraschend zahlreiche)<br />
Publikum erfuhr, dass Ezra Pound<br />
1924 nach Italien gezogen war und viele<br />
Jahre in Rapallo bei Genua gewohnt hatte.<br />
Neben seiner Ehefrau hatte er auch eine<br />
Geliebte, die Musikerin Olga Rudge. Diese<br />
brachte 1925 – sie war gerade auf der<br />
Durchreise – in Brixen die kleine Mary<br />
auf die Welt, Pounds Tochter. Weil Olga<br />
sehr schwach war, wurde Johanna Marcher<br />
vom Samerhof als Amme eingesetzt<br />
– sie hatte zuvor ein Kind tot auf die Welt<br />
gebracht. Schließlich nahm Johanna die<br />
kleine Mary als Pflegekind auf, damit deren<br />
Mutter ihre Musikkarriere fortsetzen<br />
Siegfried de Rachewiltz las in der ehemaligen Bildhauerwerkstatt der Künstler Bacher vor.<br />
Foto: A. Willeit<br />
KulturFenster 47<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
Die Mühle klappert wieder<br />
Kleindenkmal bei den Höfen Vallatsches in Stilfs restauriert<br />
Nach 55 Jahren Stillstand wurde die wasserbetriebene<br />
Getreidemühle Vallatsches in<br />
Stilfs Mitte Juni als Schaumühle erstmals<br />
wieder in Betrieb genommen. Im Rahmen<br />
einer kleinen Feier wurden auch ein Kulturführer<br />
und ein Dokumentarfilm vorgestellt.<br />
Wasserbetriebene Getreidemühlen prägten<br />
jahrhundertelang das Landschaftsbild im<br />
Alpenraum. Roggen, Gerste, Hafer, Weizen<br />
und Buchweizen stellten Grundnahrungsmittel<br />
für Mensch und Tier dar. Fast jeder<br />
Bauernhof hatte eine Getreidemühle. Der<br />
Obervinschgau galt sogar als Kornkammer<br />
Tirols. In der Gemeinde Stilfs betrieben<br />
die Brüder Haas bis 1969 die Mühle<br />
Vallatsches in der Nähe der Höfegruppe<br />
Vallatsches. Es handelte sich um eine Interessentschaftsmühle<br />
für fünf Höfe, die<br />
1853 erbaut und 1927 einmal saniert<br />
worden war.<br />
Schwierige Finanzierung<br />
Da die Mühle viele Jahre nach der Stilllegung<br />
zu verfallen drohte, setzte sich<br />
Die Vallatsches-Mühle vor (Bild unten) und nach der Restaurierung<br />
der Ortsbeauftragte des Heimatpflegeverbandes,<br />
Roland Angerer, für eine Sanierung<br />
ein. Ziel sollte es sein, die Mühle<br />
der Allgemeinheit zugänglich zu machen<br />
und ihr durch Führungen das alte Handwerk<br />
des Müllers näherzubringen. Gemeinsam<br />
mit Bezirksobmann Franz Fliri<br />
gab es schon 2010 den ersten Lokalaugenschein,<br />
der Nationalpark Stilfser Joch<br />
sicherte Beiträge zu. Doch erst elf Jahre<br />
später konnte der Großteil der Finanzierung<br />
garantiert werden, weil das Projekt<br />
in ein Leader-Programm aufgenommen<br />
wurde. Mehr als ein Fünftel der Kosten<br />
übernahm die Gemeinde.<br />
Die Sanierung des wertvollen Kleindenkmals<br />
verantwortete die Firma Lechner Holzbau,<br />
die ihrerseits weitere Arbeiten vergab.<br />
Andreas Pinggera restaurierte das Mühlrad<br />
und das „Innenleben“ der Mühle. Nun<br />
steht die historische Mühle wieder betriebsbereit<br />
da und kann den Menschen<br />
das bäuerliche Wirtschaften in früheren<br />
Zeiten näherbringen.<br />
KulturFenster 48<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Feier mit Schaumahlen<br />
Die offizielle Eröffnung mit Vertreter*innen<br />
des Heimatpflegeverbandes Südtirol (u. a.<br />
Obfrau Claudia Plaikner), der Gemeinde<br />
Stilfs (u. a. Bürgermeister Franz Heinisch,<br />
Vizebürgermeister Armin Angerer), der Aktionsgruppe<br />
LAG Vinschgau, des Bildungsausschusses<br />
Stilfs und der Ferienregion<br />
Ortlergebiet erfolgte am 15. Juni. Projektkoordinator<br />
Roland Angerer lobte das Netzwerk<br />
an verlässlichen Mitstreiter*innen,<br />
mit denen die einstige Vision umgesetzt<br />
werden konnte.<br />
Mit Vinschger Korn und Wasser aus dem<br />
Tramantanbach bewies die Mühle, dass sie<br />
tatsächlich wieder funktioniert. Aus dem<br />
Mehl backte Nicolai Wallnöfer frische Vinschger<br />
Urpaarln, die anschließend verkostet<br />
wurden.<br />
Film und Kulturführer<br />
Im Hof Schöpfnegg, einem der fünf Höfe<br />
Vallatsches, stellte zudem das Autorinnenduo<br />
Marzia Poli und Kathrin Gschleier mit<br />
der Illustratorin Chiara Rovescala den Kulturführer<br />
„Unterwegs in Stilfs“ vor. Er erzählt<br />
auf sympathische Weise von den Stilfser<br />
Mühlen, von denen bis auf diese eine alle<br />
verfallen sind, enthält zudem altes Wissen<br />
rund um den Getreidebau und beschreibt<br />
die vier Themenwege (Getreide, Mühlen,<br />
Wasser, Brauchtum). Marzia Poli war bereits<br />
vor der Eröffnung mit einer Gruppe<br />
zu den Höfen gewandert und hatte als<br />
Müllerin spannende Geschichten erzählt.<br />
Der Filmemacher Peter Grutsch zeigte im<br />
Rahmen der Feier den vom Bildungsausschuss<br />
in Auftrag gegebenen Dokumentarfilm<br />
„Vom Korn zum Brot“, der bei den<br />
Zuschauern sehr gut ankam.<br />
Roland Angerer/Edith Runer<br />
Marzia Poli, als Müllerin verkleidet, führte die Teilnehmenden in die Geschichte(n) der<br />
Mühle ein.<br />
Die Erhaltung von Kleindenkmälern wie dieser Mühle ist eines der Anliegen des Heimatpflegeverbandes.<br />
Fotos: Peter Grutsch<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />
Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 13. September <strong>2024</strong><br />
49<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
Ein Vorbild für andere Dörfer<br />
Verschönerungsverein Reischach: Ehrenamtliche gestalten den Ort<br />
Der Brunnen im neuen kleinen Park:<br />
Beim Findling wurde ein ganz flaches<br />
Wasserbecken herausgeschliffen.<br />
Das Kappler Stöckl, ein außergewöhnlicher,<br />
spiritueller und vielbesuchter Ort<br />
In der Brunecker Fraktion Reischach gibt<br />
es in Form des Verschönerungsvereins ein<br />
gutes Beispiel von engagierter und gelebter<br />
Dorfgemeinschaft. Es kann als Vorbild für<br />
andere Dörfer dienen.<br />
Der Verschönerungsverein Reischach wurde<br />
bereits 1886, also bereits vor fast 140 Jahren<br />
gegründet. „Die äußere Verschönerung<br />
des Ortes durch Bereitstellen von Anpflanzungen<br />
von Bäumen und lebenden Zäunen<br />
sowie Ruhebänken und Wegeverbesserungen“<br />
– so wurden die Ziele damals<br />
formuliert. Und sie haben bis heute noch<br />
absolute Priorität.<br />
Die Beschilderung der Wege, die Ausstattung<br />
mit Bänken, die Bepflanzung der Blumenbeete<br />
im Dorf sowie deren Pflege und<br />
Instandhaltung sind ein großer Aufgabenbereich<br />
des Vereines. Dies alles ist nur durch<br />
den Einsatz der 30 ehrenamtlichen Wegeund<br />
Beetepaten möglich, die bereit sind, einen<br />
Teil ihrer Freizeit für die Pflege des Ortes<br />
zu investieren. Auch die jährliche Aktion<br />
„Sauberes Dorf“ obliegt dieser Organisation.<br />
Auf deren Anregung arbeitet die Künstlerin<br />
Ursula Pescoller seit 2016 außergewöhnliche<br />
Kunstobjekte in die malerische Kulisse der<br />
Reischacher Wanderwege ein.<br />
Weitere Tätigkeiten sind die Restaurierung<br />
der Wegkreuze, Sitzbänke und Zäune, die<br />
Gestaltung des Kreisverkehrs am Ortseingang<br />
zu Ostern und im Herbst und Aktionen<br />
in Zusammenarbeit mit der Grundschule<br />
und dem Kindergarten Reischach<br />
(z. B. Umwelttag), um nur einige zu nennen.<br />
Der Ausschuss des Verschönerungsvereins<br />
Reischach: Obmann Walter Mauerlechner,<br />
Margareth Kronbichler, Bruno Huber, Petra<br />
Oberstaller, Werner Volgger, Anna Kronbichler,<br />
Hans Aichner, Annegret Hintner und<br />
Siegfried Mairhofer (von unten nach oben)<br />
Beim Kreisverkehr an der Ortseinfahrt von<br />
Reischach gab es einen ungenutzten Grünbereich.<br />
Dieser wurde im vergangenen Jahr<br />
im Auftrag des Verschönerungsvereines und<br />
der Trinkwassergenossenschaft Reischach<br />
zu einem attraktiven kleinen Park umgestaltet.<br />
Im Zentrum steht ein Brunnen mit einer<br />
besonderen Geschichte: Am Höhepunkt<br />
der jüngsten Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren<br />
waren die Alpen von einer bis zu 2.000<br />
Meter dicken Eisschicht überzogen, aus der<br />
nur noch die höchsten Berggipfel herausragten.<br />
Die mächtigen Gletscherströme flossen<br />
langsam aus den Tälern wie dem Ahrntal<br />
heraus und führten in ihren Eismassen<br />
auch Geröll und Felsblöcke mit sich. Als das<br />
Eis schmolz, blieben sie dort liegen, wo sie<br />
gerade waren, so wie dieser Stein aus Zentralgneis<br />
aus den Zillertaler Alpen, der am<br />
Hang des Kronplatzes beim Bau der Ried-<br />
Piste gefunden wurde. Aus ihm wurde dieser<br />
besondere Brunnen künstlerisch gefertigt.<br />
Sitzt man auf der Bank daneben – sie<br />
trägt den bezeichnenden Titel „Gletscherblick“<br />
–, sieht man genau ins Ahrntal hinein<br />
zu den Resten der Zillertaler Gletscher, von<br />
wo dieser Steinblock herkam.<br />
Der Brunnen und die Bänke wurden von<br />
Albert Willeit und dem Bildhauer Paul S.<br />
Feichter gestaltet.<br />
Albert Willeit<br />
KulturFenster 50<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
gedenken<br />
Zum Gedenken an<br />
Karl Friedrich Graf Pfeil<br />
Im Alter von 99 Jahren verstarb am<br />
3. März <strong>2024</strong> Karl Friedrich Graf von<br />
Pfeil und Klein-Ellguth. Graf von Pfeil<br />
war Gründungsmitglied und Ehrenmitglied<br />
des Vereines für Kultur und Heimatpflege<br />
Tscherms. Er hat sich stets<br />
sehr in Belangen der Heimatpflege<br />
engagiert. Nachstehend Auszüge aus<br />
einem Nachruf von Christoph Gufler.<br />
Geboren wurde Graf Pfeil am 5. Juli<br />
1924 im einstmals österreichischen<br />
und seit 1742 preußischem Schlesien,<br />
wo die Familie seit vielen Generationen<br />
ein Gut in der Nähe von Breslau<br />
bewirtschaftete. Die 1786 in den<br />
Grafenstand erhobenen Pfeil gehören<br />
zum schlesischen Uradel. Karl Friedrich<br />
sollte als ältester Sohn einmal den<br />
Besitz übernehmen. Es kam anders.<br />
Am 20. Jänner 1945 mussten die<br />
Pfeil nach 900 Jahren das Land ihrer<br />
Väter verlassen, woran sich der<br />
Verstorbene lebhaft erinnerte: „Die<br />
Russen kamen immer näher. Man<br />
konnte schon das Donnern der Geschütze<br />
hören. Unsere Köchin aus<br />
Wien hatte im Schloss noch ein Essen<br />
vorbereitet. Danach folgten meine<br />
Eltern dem Flüchtlingstrek der Dorfbewohner<br />
gegen Westen. Die Heimat<br />
war verloren“.<br />
Karl Friedrich von Pfeil befand sich zu<br />
dieser Zeit als Kavallerist an der Front.<br />
1942 war er mit 18 Jahren eingezogen<br />
worden. Nach Kriegsende stand<br />
er mit 60 Reichsmark auf der Straße<br />
und musste sich ein neues Leben aufbauen.<br />
Acht Jahre war er als Praktikant,<br />
dann als Gutsverwalter in Bayern<br />
tätig. Nebenbei absolvierte er<br />
ein Studium, das er als staatlich geprüfter<br />
Landwirt abschloss.<br />
Durch Zufall gelangte Karl Friedrich<br />
nach Südwestafrika, wo er 20 Jahre<br />
lang in Namibia große Viehfarmen<br />
leitete (...) Er führte viele Verbesserungen<br />
in der Schaf- und Rinderzucht<br />
ein, sorgte für eine funktionierende Wasserversorgung,<br />
baute das Wegenetz aus<br />
und errichtete zwei Schulen (…)<br />
Durch seinen Großvater Markus Freiherr<br />
von Spiegelfeld (…) hatte Karl Friedrich<br />
verwandtschaftliche Beziehungen nach<br />
Südtirol. Bei einem seiner Besuche lernte<br />
er seine spätere Frau Dorothea Freiin von<br />
Kripp kennen. Sie folgte ihm nach Namibia,<br />
wo die vier Kinder zur Welt kamen.<br />
1968 übersiedelte die Familie nach<br />
Tscherms. Dort hatte seine Frau den Ansitz<br />
Kränzel geerbt. Das Gut war jahrzehntelang<br />
verpachtet gewesen und befand<br />
sich in einem trostlosen Zustand. Wie so<br />
oft in seinem Leben, krempelte Karl Friedrich<br />
die Ärmel hoch. Mit der Zeit gelang<br />
es, das Anwesen in Schwung zu bringen.<br />
„Am Anfang konnten die Tschermser<br />
mit dem Hochdeutsch sprechenden<br />
Herrn nicht viel anfangen. Als sie gemerkt<br />
haben, dass er arbeitet, wuchs das Vertrauen“,<br />
erzählte Graf Pfeil.<br />
Es hilft nichts, mit dem Schicksal<br />
zu hadern. Wo es einen hinstellt,<br />
muss man versuchen, das Beste<br />
daraus zu machen.<br />
Karl Friedrich Graf von Pfeil<br />
Die Wertschätzung kam auch dadurch<br />
zum Ausdruck, dass er in den Vorstand<br />
der Kellereigenossenschaft und der Obstgenossenschaft<br />
gewählt wurde, deren<br />
Aufsichtsrat er zwölf Jahre lang leitete.<br />
26 Jahre lang stand er dem Pfarrgemeinderat<br />
von Tscherms als Präsident vor. 17<br />
Jahre lang verwaltete Graf Pfeil für die Tiroler<br />
Matrikelstiftung den Sandhof in Passeier,<br />
wo er vieles verbesserte und den<br />
Aufbau des heutigen Andreas-Hofer-Museums<br />
tatkräftig unterstützte. 2006 wurde<br />
Karl Friedrich Pfeil mit der Verdienstmedaille<br />
des Landes Tirol geehrt.<br />
Karl Friedrich Graf von Pfeil<br />
* 5. Juli 1924 † 3. März <strong>2024</strong><br />
Bis ins höchste Alter nahm er Anteil<br />
daran, was am Hof, in der Gemeinde<br />
und im Land geschah. „Es hilft nichts,<br />
mit dem Schicksal zu hadern. Wo<br />
es einen hinstellt, muss man versuchen,<br />
das Beste daraus zu machen“,<br />
meinte Karl Friedrich Pfeil einmal im<br />
Rückblick auf sein Leben. Man kann<br />
wohl sagen, dass ihm dies gelungen<br />
ist. Seine Lebensmaxime wurde beim<br />
Sterbegottesdienst treffend in Worte<br />
gefasst: „Er war ein Mann, der gerne<br />
selbst mit angepackte, der Spruch<br />
,Was kann denn ich schon tun?‘ gefiel<br />
ihm gar nicht. Andere für die Misere<br />
verantwortlich zu machen, widerstrebte<br />
ihm. Jeder Einzelne könne<br />
auf seine Art in seinem Umfeld zum<br />
wohlwollenden und respektvollen Miteinander<br />
beitragen, damit es in unserer<br />
Welt, friedlicher und liebevoller<br />
zugehe. Dazu brauche es die Bereitschaft<br />
zu teilen, uns gegenseitig die<br />
Türen zu öffnen, Mut, dem Hass und<br />
dem Populismus unerschrocken entgegenzutreten<br />
und unsere Demokratie<br />
zu schützen …“<br />
Christoph Gufler<br />
KulturFenster 51<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
gelesen<br />
Die größten Schätze<br />
eines bekannten Tales<br />
Buchvorstellung: „Stille Naturwunder in Sexten“<br />
Sexten hat durch die Nähe zu den Drei Zinnen,<br />
die man wohl als das Highlight des Weltnaturerbes<br />
Dolomiten betrachten kann, von<br />
seiner Lage her einen besonderen Stellenwert.<br />
Nun gibt es ein Buch, das die größten<br />
Schätze der unberührten Natur im Sextner<br />
Tal zeigt.<br />
Das Buch „Stille Naturwunder in Sexten“<br />
wurde im Mai zunächst im Waltherhaus<br />
in Bozen, in weiterer Folge in der Dorfbibliothek<br />
Claus Gatterer in Sexten sowie an<br />
der Grundschule von Sexten präsentiert.<br />
Herausgeber ist Markus Tschurtschenthaler,<br />
Mitglied des Heimatpflegevereins Sexten<br />
und des AVS. Das Konzept des Buches<br />
hat die Obfrau des HPV Sexten, Regina<br />
Stauder, entwickelt.<br />
In Gedanken<br />
durch vier Jahreszeiten<br />
Es gibt viele Bücher über Sexten, in dieser Form wurde das Tal aber noch nie vorgestellt.<br />
Foto: HPV Sexten<br />
Es ist ein Buch über Sexten, wie es in dieser<br />
Form noch keines gibt. Man wandert in<br />
dem Buch gedanklich durch die vier Jahreszeiten,<br />
begleitet von einer jungen Lärche<br />
aus der Krummholzzone, die jeweils<br />
die Kapitel einleitet. Neben jedem der vier<br />
Lärchenfotos steht ein Text, der den wundervollen<br />
Wandel der Lärchen von Jahreszeit<br />
zu Jahreszeit beschreibt.<br />
In jedem Kapitel findet man drei Texte über<br />
Botanik, Geologie und Geografie im Tal. „Wir<br />
wollten ein Werk schaffen, das für möglichst<br />
viele Interessierte geeignet ist, vom<br />
Schulkind bis zum älteren Menschen sowie<br />
vom Ortsansässigen bis hin zum Feriengast<br />
oder Heimatfernen“, sagen Markus<br />
Tschurtschenthaler und Regina Stauder. „Es<br />
sollte motivieren, mit offenen Augen und äußerst<br />
respektvoll durch die Natur zu wandern<br />
und die noch vorhandene Flora und<br />
Fauna zu schützen.“ Ein Beitrag im Sinne<br />
der Nachhaltigkeit also.<br />
Es gibt im Buch auch ein Kapitel über bedrohte<br />
Pflanzen und ihren Schutzstatus.<br />
Alle Fotos stammen aus dem Tal, sind nicht<br />
bearbeitet und mit einer Ortsangabe versehen.<br />
„Das sollte anregen, selbst ,Juwelen‘<br />
draußen in der Natur zu entdecken. Außerdem<br />
wollten wir die Fotografie als sinnvolle<br />
Freizeitbeschäftigung und Kunstform<br />
in den Mittelpunkt rücken“, so Regina Stauder.<br />
Im Buch findet man daher Aufnahmen<br />
von besonderen Momenten bzw. Kleinoden,<br />
die nicht jedem ins Auge fallen. Hervorragende<br />
Tierfotos von Peter Pfeifhofer bereichern<br />
das Buch. Mit dem Tierporträt von<br />
einem Schneehuhn hat er bereits bei einem<br />
Wettbewerb des Landesamtes für Jagd und<br />
Fischerei den zweiten Platz erreicht.<br />
„Wir hoffen, mit diesem Buch ein besonderes<br />
Werk im Sinne der Heimatpflege geschaffen<br />
zu haben, welches vielen Menschen<br />
in ganz Südtirol und darüber hinaus<br />
Freude bereitet und gleichzeitig zum Naturschutz<br />
motiviert“, so Regina Stauder<br />
und Markus Tschurtschenthaler.<br />
Das Buch „Stille Naturwunder in Sexten“<br />
kann man bei Markus Tschturtschenthaler<br />
unter der E-Mail-Adresse markus.<br />
tschurtschenthaler@yahoo.de bestellen.<br />
HPV Sexten<br />
Sie haben das Buch<br />
präsentiert: Markus<br />
Tschurtschenthaler,<br />
Regina Stauder,<br />
Simona Rolleri, Simon<br />
Krautschneider und<br />
Peter Pfeifhofer (v. l.)<br />
KulturFenster 52<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Von der Symbolkraft des Wassers<br />
Bilder und Geschichten zu Wassersegen und Brunnenbau<br />
Das Wasser bildet in diesem Jahr ein Schwerpunktthema<br />
für den Heimatpflegeverband.<br />
Dazu passt ein neues Buch mit Texten und<br />
Aquarellen des vor elf Jahren verstorbenen<br />
Bischofs Reinhold Stecher.<br />
Für Bischof Reinhold Stecher war der Wasserreichtum<br />
seiner Tiroler Heimat Geschenk<br />
und Verpflichtung zugleich. Er liebte die<br />
Bergseen und Wildbäche, die Gletscher und<br />
die Wasserfälle, die ihm auf seinen Bergtouren<br />
begleiteten, aber auch die Flüsse,<br />
Seen und Meereslandschaften, denen er<br />
auf seinen Reisen begegnete und die ihn<br />
staunen ließen über die Wunder der Natur.<br />
Seine Bilder und Geschichten erzählen<br />
von diesem Staunen, von der Symbolkraft<br />
des Wassers und von seiner Bedeutung<br />
als Lebensmittel. „Wasser ist ein so fundamentaler<br />
Grundwert, dass wir uns denen<br />
zuwenden müssen, die an Wassernot leiden.“<br />
Davon war Reinhold Stecher über-<br />
zeugt. Mit der Aktion „Wasser<br />
zum Leben“ unterstützte<br />
er großzügig Brunnenbauprojekte<br />
der Caritas. Die Versteigerung<br />
seiner „Wasserbilder“<br />
(Aquarelle) erbrachte dafür<br />
1,4 Millionen Euro.<br />
Daran erinnert dieses Buch,<br />
das die schönsten Wasser-<br />
Aquarelle Stechers mit seinen<br />
meditativen Texten zum<br />
Thema vereint. Es will aber<br />
auch weiterhin helfen, Brunnen<br />
zu bauen: Für jedes verkaufte<br />
Buch fließen drei Euro<br />
in ein Brunnenbauprojekt<br />
in Mali.<br />
Reinhold Stecher: „Wasser<br />
zum Leben“, Tyrolia Verlag,<br />
<strong>2024</strong>, 27,50 Euro<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Ehrenobmann Peter Ortner feiert 90. Geburtstag<br />
Am 16. Juli <strong>2024</strong> feierte der Ehrenobmann<br />
des Heimatpflegeverbandes, Peter Ortner,<br />
seinen 90. Geburtstag.<br />
Die Gratulanten Claudia Plaikner und Josef Oberhofer mit dem Jubilar in ihrer Mitte<br />
Foto: HPV<br />
90 Lebensjahre sind wahrlich ein Grund<br />
zum Feiern. Deshalb statteten auch Verbandsobfrau<br />
Claudia Plaikner und der langjährige<br />
Geschäftsführer Josef Oberhofer<br />
dem ehemaligen Obmann Peter Ortner einen<br />
Besuch ab, um ihre Geburtstagswünsche<br />
zu überbringen.<br />
Peter Ortner hat den Heimatpflegeverband<br />
Südtirol von 1996 bis 2917 als Obmann<br />
geführt und diesem durch seine professionelle<br />
Arbeit und geradlinige Haltung ein<br />
hohes Renommee eingebracht. Sowohl<br />
Obfrau Plaikner als auch Geschäftsführer<br />
Oberhofer erinnerten sich bei einem „Ratscher“<br />
mit dem Jubilar an die intensive Zeit<br />
der Zusammenarbeit im Verband, bedankten<br />
sich nochmals für den vorbildlichen Einsatz<br />
für Heimat, Natur und Umwelt und<br />
wünschten ihm viel Kraft, Zuversicht und<br />
Gottes Segen für die nicht immer leichten<br />
Tage des Alters. Peter Ortner zeigte sich<br />
sehr gerührt und erfreut über den Besuch.<br />
53<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
getanzt<br />
So viele Teilnehmer*innen<br />
wie lange nicht mehr<br />
Landesalmtanz <strong>2024</strong> auf der Lyfialm<br />
Jedes Jahr veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft<br />
Volkstanz in Südtirol den Landesalmtanz.<br />
Nach dem Rotationsprinzip ist jeweils<br />
ein anderer Bezirk an der Reihe, diesen auszurichten.<br />
Heuer traf es den Bezirk Vinschgau.<br />
Nach einigen Überlegungen, welche<br />
Alm sich eignen könnte, fiel die Wahl auf<br />
die bekannte Lyfialm im Martelltal.<br />
Der Obmann der Volkstanzgruppe Martell,<br />
Josef Stricker, übernahm die Organisation<br />
vor Ort. Es gelang, den Wirt der Lyfialm<br />
und noch viele freiwillige Helfer*innen<br />
zu motivieren, und so wurde mit den Vorbereitungen<br />
begonnen. Bezirksleiter Norbert<br />
Kofler konnte die „Prissner Tanzlmusi“<br />
für die musikalische Gestaltung gewinnen.<br />
Weil das Wetter der größte Unsicherheitsfaktor<br />
war, konnte mit dem Bau der Tanzfläche<br />
und mit dem Bereitstellen der Tische<br />
erst am Samstag begonnen werden.<br />
Der Seniorchef der Baufirma Niederwieser<br />
übernahm mit einigen Mitarbeitern<br />
die Konstruktion des Tanzbodens. Mit vereinten<br />
Kräften wurde eine Fläche von 60<br />
Quadratmetern geschaffen. Die Verpflegung<br />
vor Ort übernahm der Wirt der Alm<br />
mit seinem Team.<br />
Am Sonntag, 14. Juli, war es soweit. Bei<br />
herrlichem Wetter begrüßte Norbert Kofler<br />
viele Tänzer*innen. Der Obmann der<br />
Volkstanzgruppe Eyrs, Reinhard Zangerle,<br />
hielt einen Wortgottesdienst. Grußworte kamen<br />
von der Ersten Vorsitzenden Monika<br />
Rottensteiner und vom Bürgermeister der<br />
Der Tanzboden auf der Lyfialm bot Platz für viele Tanzpaare.<br />
Gemeinde Martell, Georg Altstätter. Nach<br />
dem traditionellen Auftanz folgte ein Fest<br />
mit so vielen Teilnehmern, wie schon lange<br />
nicht mehr. Die Tanzfläche war während<br />
des Almtanzes immer gut gefüllt. Elisabeth<br />
Menghin, Kindertanzreferentin des Vinschgaus,<br />
bot für die jungen Teilnehmer*innen<br />
am Nachmittag Kindertänze an.<br />
Fotos: Arge Volkstanz in Südtirol<br />
An dieser Stelle ein großes „Vergelt´s Gott“<br />
an alle Helfer*innen für die perfekte Zusammenarbeit,<br />
auch bei den Vorbereitungen<br />
und bei den Nacharbeiten. Ein<br />
besonderer Dank gilt der Gemeindeverwaltung<br />
und der ortsansässigen Bank für<br />
die großzügige finanzielle Unterstützung.<br />
Anna Julia Spitaler<br />
Bezirksobmann Norbert Kofler (Bildmitte)<br />
beim Wortgottesdienst<br />
Hereinspaziert<br />
➤<br />
➤<br />
➤<br />
➤<br />
Führungsseminar für Volkstanzfunktionäre am 14.09.<strong>2024</strong> in der Lichtenburg/Nals<br />
Tanzleiterausbildung Modul 1 am 09.11.<strong>2024</strong> in der Lichtenburg/ Nals<br />
Landeskathrein-Tanzfest am 16.11.<strong>2024</strong> im Kurhaus von Meran<br />
Winterlehrgang vom 26.12.<strong>2024</strong> bis 01.01.2025 im Haus der Familie in Lichtenstern/Ritten<br />
Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />
KulturFenster 54<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
getragen<br />
Ein Dorf sucht seine<br />
Trachten-Wurzeln<br />
Terlaner „Musig“ endlich am Ziel<br />
Der einschneidende Schritt war der Umstieg<br />
von der langen Lodenhose auf eine<br />
hirschlederne Kniebundhose. Das hatte<br />
zur Folge, dass auch weiße Stutzen und ein<br />
Federkielgurt angeschafft werden mussten.<br />
Was einige Gurte besonders macht, sind die<br />
aufgestickten Weintrauben, die den Bezug<br />
zum Terlaner Weinanbaugebiet herstellen.<br />
Andere Gurte weisen Pflanzenranken auf,<br />
mit Bezug zur Landwirtschaft. Ein schwarzer<br />
Scheibenhut und ein grünes Halstüchl<br />
vervollständigen nun die Tracht der Musikanten.<br />
Der Rest ist gleich geblieben.<br />
Grün nach<br />
historischer Vorlage<br />
Besonders ins Auge sticht nun die grüne<br />
Farbe bei der Marketenderinnen-Tracht.<br />
Scheibenhut, Seidenschurz und Halstüchl<br />
werden nun in Grün getragen, so wie sie<br />
auf den Aquarellen von Tessmann aus den<br />
Jahren 1958/1959 zu sehen sind. Auch die<br />
Figurinen im Bozner Stadtmuseum und im<br />
Innsbrucker Volkskunstmuseum weisen<br />
auf die grüne Farbe hin. Das Grün der jetzigen<br />
Tracht harmonisiert perfekt mit den<br />
kräftigen Farben des typischen Tschögglberger<br />
Haftlmieders aus sogenannter Meraner<br />
Seide mit seinen quer eingewebten<br />
Rankenstreifen. In Terlan dominiert dabei<br />
die schwarz-blau-rosa Längsstreifung.<br />
Die Querstreifen sind in zartem grün-roten<br />
Ton gehalten.<br />
Historisch angepasste Trachten<br />
Die Musikkapelle Terlan hat sich intensiv<br />
mit der Frage nach der „richtigen“ Tracht<br />
auseinandergesetzt. Das Ergebnis kann sich<br />
sehen lassen.<br />
Schnittstellen sind immer problematische<br />
Gebiete, und Terlan ist so eine Schnittstelle,<br />
was die Tracht anbelangt. An der „Grenze“<br />
zwischen dem Meraner und dem Bozner<br />
Raum gelegen, kam dort nie so richtig eine<br />
ortstypische Tracht auf. Wo genau gehörte<br />
man hin? Zu Meran? Zu Bozen? Oder zur<br />
Berggemeinde Mölten? Beda Weber erwähnt<br />
1845 in „Meran und seine Umgebung“<br />
(S. 261), „bis Vilpian die von Meran, von<br />
dort die von Mölten war“.<br />
„Allein der geografische Abstand zur Stadt<br />
[Bozen] war viel, viel größer, als wir ihn uns<br />
heute vorstellen. Zum Tschögglberg, ganz<br />
besonders zu Mölten, gab es enge Verbindungen,<br />
vor allem in der Zeit, als die Etsch<br />
noch nicht entsumpft war. Auch die Pfarrgeschichte<br />
ist eng mit jener von Mölten<br />
verbunden.“ So schreibt die Volkskundlerin<br />
Barbara Stocker aus Terlan.<br />
Langer Weg<br />
Foto: Walter Haberer<br />
Bereits die Volkstanzgruppe Terlan hatte<br />
sich seinerzeit eingehend mit dem Problem<br />
Möltner Frauentracht im Stadtmuseum Bozen<br />
Foto: Stadtmuseum Bozen<br />
der Zugehörigkeit auseinandergesetzt, später<br />
auch die Musikkapelle Terlan. Und dennoch<br />
war man nie so ganz zufrieden mit<br />
den 1999 angeschafften Trachten. Es fehlte<br />
das gewisse Etwas, mit dem man sich so<br />
richtig identifizieren konnte. Deshalb hat<br />
sich eine Arbeitsgruppe in den vergangenen<br />
Jahren nochmals eingehend mit der<br />
Tracht auseinandergesetzt, hat alle möglichen<br />
Quellen studiert. Herausgekommen<br />
ist eine zum Teil erneuerte Tschögglberger<br />
Männertracht und eine Frauentracht für<br />
die Marketenderinnen, mit der man sich<br />
identifizieren kann und in der man sich<br />
nun rundum wohlfühlt. Die neuen Trachten<br />
wurden im November 2023 der Bevölkerung<br />
vorgestellt.<br />
Lederhose und Federkielgurt<br />
Interessante<br />
Materialbeschaffung<br />
Es ist nicht einfach, auch nicht im Ausland,<br />
einen geeigneten grünen Wollfilz für<br />
unsere Trachtenhüte zu finden. Deshalb<br />
hat sich die Möltner Trachtenschneiderin<br />
Sigrid Schwarzer an die Winterschule Ulten<br />
gewandt, um dort einen eigenen Wollfilz<br />
herstellen und einfärben zu lassen. Das<br />
gemeinsame Projekt ist geglückt. Die grünen<br />
Scheibenhüte der Marketenderinnen<br />
können sich sehen lassen. Ein neuer Weg<br />
wurde beschritten, um im eigenen Land wieder<br />
das Rohmaterial für unsere Trachtenhüte<br />
herzustellen und sich so unabhängig<br />
vom Ausland zu machen. Auch das Hirschleder<br />
für die Lederhosen stammt vom Gerber<br />
Armin Pernter in Aldein. So schließt sich<br />
der lokale Kreislauf.<br />
Marketenderinnen<br />
heben sich ab<br />
Die Musikantinnen tragen weiterhin die<br />
Tracht, die 1999 angeschafft wurde, mit<br />
blauem Schurz und blauem Halstüchl. Die<br />
Visitenkarte der Musikkapelle sind nun freilich<br />
die Marketenderinnen mit ihrem Auftritt<br />
in Grün. Der Musikkapelle Terlan kann<br />
man zu ihrer gelungenen Spurensuche und<br />
dem daraus entstandenen Ergebnis nur<br />
herzlich gratulieren.<br />
Agnes Andergassen<br />
Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht<br />
KulturFenster 55<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Chorsingen 2.0: Kann Künstliche Intelligenz die<br />
Chorwelt bereichern, wenn sie sinn- und maßvoll<br />
eingesetzt wird? Wie stellt man sicher, dass die<br />
Vorteile maximiert und möglich Nachteile minimiert<br />
werden?<br />
KulturFenster 56<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
gesungen<br />
Die Schönheit des<br />
Chorgesangs nach außen tragen<br />
20. Landessingen in Brixen<br />
Das Jubiläumsjahr des Südtiroler Chorverbandes<br />
steuert auf einen besonderen<br />
Höhepunkt zu, nämlich das Landessingen<br />
in Brixen, das heuer am Sonntag,<br />
dem 13. Oktober <strong>2024</strong>, um 10 Uhr mit<br />
einem Festgottesdienst im Brixner Dom<br />
eröffnet wird – mit anschließendem Festakt<br />
am Domplatz.<br />
So wie die bisherigen Landessingen werden auch heuer Hunderte von Sängern und Sängerinnen<br />
in Brixen die Stadt in eine Klangwolke hüllen.<br />
alle Fotos: SCV<br />
Das letzte Landessingen fand 2018 in Sterzing<br />
statt. Heuer ist Brixen mit seiner reichen<br />
Kultur Schauplatz für 50 Chöre, die<br />
das vielfältige Chorwesen im Land repräsentieren.<br />
Ab 13 Uhr singen sie in verschiedenen<br />
Kirchen, auf Plätzen und in<br />
Sälen in Brixen.<br />
Auf dem Domplatz werden die Chöre um 17<br />
Uhr zum Abschluss einen großen gemeinsamen<br />
Chor bilden. Das Landessingen wird<br />
auch heuer ein sichtbares Zeichen sein für<br />
die traditionsreiche Geschichte des Südtiroler<br />
Chorverbands, die Gemeinschaft der<br />
singenden Menschen in Südtirol und die<br />
Vielfalt der Chorkultur im Land. Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco ist überzeugt:<br />
„Das Landessingen ist eine Möglichkeit, die<br />
Schönheit des Chorgesanges nach außen<br />
zu tragen und den Menschen die Bedeutung<br />
des Singens zu vermitteln!“<br />
Paul Bertagnolli<br />
Einige Impressionen vom bislang letzten Landessingen 2018 in Sterzing<br />
57<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
gesungen<br />
„Popchor Live“<br />
für junge Menschen ab 15!<br />
Alle Jugendlichen sind zum Workshop eingeladen<br />
Beim Tag der Jugend können alle interessierten Jugendlichen die Erfahrung machen, gemeinsam Popsongs zu singen und in einem Konzert<br />
aufzuführen!<br />
Foto: Paul Bertagnolli<br />
Am Samstag, 12. Oktober, sind alle Jugendlichen<br />
zwischen 15 und 28 Jahren<br />
eingeladen, mit den Musikern Markus<br />
Detterbeck und Andreas Kuch im Forum<br />
Brixen an einem gemeinsamen Workshop<br />
teilzunehmen unter dem Motto „Popchor<br />
Live“. Der Workshop beginnt um 13.30<br />
Uhr und gibt allen interessierten Jugendlichen,<br />
auch solchen, die nicht in einem<br />
Chor singen, die Chance, einen Tag zusammen<br />
mit Profis zu arbeiten und auf<br />
der Bühne stehen.<br />
Gemeinsam<br />
Popsongs singen<br />
„An diesem Tag werden wir gemeinsam<br />
zwei Popsongs einstudieren, die wir<br />
abends in einem Konzert zusammen mit<br />
der a capella Band Viva Voce präsentieren“,<br />
erklärt Markus Detterbeck. Als<br />
Workshopleiter ist Detterbeck europaweit<br />
unterwegs in den Bereichen Chorarbeit<br />
intensiv, Choreographie, Popchor,<br />
Afrikanische (Chor-)Musik, Warm-Up und<br />
Team-Events für Unternehmen: „Die Arbeit<br />
mit Chören zählt zu meinen Leidenschaften.<br />
Dabei fasziniert mich besonders<br />
gemeinsam mit den Teilnehmenden<br />
an den gestellten musikalischen Herausforderungen<br />
zu wachsen.“ Andreas Kuch<br />
war nach Beendigung seines Musikstudiums<br />
als Klavierlehrer für Rock/Pop/Jazz<br />
an der Musikschule Jena tätig, bevor er<br />
2020 – seiner Passion für A-Cappella-<br />
Musik folgend – als Beatboxer und Sänger<br />
bei Viva Voce eingestiegen ist. Beim<br />
Beatboxing werden Drumcomputerbeats<br />
– zuweilen auch Scratches oder Schlagzeug-<br />
und andere Perkussionsrhythmen,<br />
seltener auch weitere Instrumente<br />
und andere Klänge – mit dem Mund, der<br />
Nase und dem Rachen imitiert. Anders<br />
als herkömmlicher Gesang erfüllt Beatboxing<br />
in der Regel musikalische Funktionen,<br />
die mit denen von Rhythmus- oder<br />
Effektinstrumenten vergleichbar sind.<br />
Doch nicht nur zum Beatboxing gibt es<br />
zahlreiche Tipps, sondern allgemein zu<br />
Stimme, Groove und Feeling.<br />
Der Tag der Jugend verspricht einiges,<br />
denn Andreas Kuch und Markus Detterbeck,<br />
die den Workshop leiten, haben viel<br />
Erfahrung mit Chören und grooviger A-cappella-Musik<br />
gesammelt. Als international<br />
tätige Coaches wissen sie genau, worauf<br />
es ankommt, wenn es darum geht, einen<br />
Chor innerhalb kürzester Zeit zu gemeinsamer<br />
Begeisterung zu führen und für einen<br />
erfolgreichen Auftritt vorzubereiten.<br />
Der Workshop wird also mit einem Konzert<br />
zusammen mit dem Chor „Viva Voce“ um<br />
20 Uhr im Forum in Brixen abgeschlossen.<br />
Im Mittelpunkt stehen der Spaß und<br />
die Freude am gemeinsamen Singen ganz<br />
nach dem Motto: „Wenn einer alleine singt,<br />
ist das einzigartig, wenn viele zusammenklingen,<br />
ist das ein echtes Erlebnis!“<br />
Paul Bertagnolli<br />
KulturFenster 58<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
„Raum für<br />
Entwicklung schaffen“<br />
Markus Detterbeck über erfolgreiche Chorarbeit<br />
Markus Detterbeck ist Autor, Chorleiter, Dirigent,<br />
Komponist, Schulmusiker, international<br />
gefragter Referent und Gastdirigent in<br />
vielen europäischen Ländern.<br />
Er hat Lehraufträge für Musikpädagogik, Ensemble-<br />
und Chorleitung an verschiedenen<br />
deutschen Musikhochschulen und Universitäten.<br />
Sein Forschungsschwerpunkt liegt<br />
im Bereich aufbauender Chorarbeit. Mit<br />
seinen Chören war er vielfacher Preisträger,<br />
unter anderem auch beim Deutschen<br />
Chorwettbewerb. Detterbeck hat mehrere<br />
Bücher geschrieben, die unter anderem<br />
mit dem deutschen Bildungs- und Medienpreis<br />
ausgezeichnet wurden. Gemeinsam<br />
mit Andreas Kuch wird Markus Detterbeck<br />
am Tag der Jugend im Oktober<br />
interessierte Jugendliche zu einem Pop-<br />
Chor zusammenführen.<br />
KulturFenster: Wie führen Sie die jungen<br />
Sänger und Sängerinnen an nur einem Tag<br />
zu einem Chor zusammen?<br />
Markus Detterbeck: In nur einem Tag<br />
als Chor zusammenzuwachsen und am<br />
Abend auf der Bühne zu stehen... Klar,<br />
für alle, die beim Chortag dabei sein werden,<br />
ist das eine große Herausforderung.<br />
Doch das Wunderbare an einem Chor, am<br />
gemeinsamen Singen ist ja gerade, dass<br />
jede und jeder sich mit den eigenen Fähigkeiten<br />
einbringen kann und damit entscheidend<br />
zum gemeinsamen Ergebnis<br />
beiträgt. Damit alle ihr musikalisches Potential<br />
entfalten können, wird es meine<br />
Hauptaufgabe sein, für den nötigen Entwicklungsraum<br />
zu sorgen. Deshalb sehe<br />
ich mir hier zwar in gewisser Weise als<br />
Leiter, doch dann auch vielmehr als „Ermöglicher“.<br />
Auf diese Weise – da bin ich<br />
sicher – wird sich ein für alle erfüllender<br />
musikalischer wie menschlicher Zusammenhalt<br />
entwickeln.<br />
KF: Was werden Sie mit den Jugendlichen<br />
singen?<br />
Detterbeck: Unser Workshop ist deshalb<br />
etwas ganz Besonderes, weil wir zusammen<br />
mit der erfolgreichen Vocal-Band „Viva<br />
Voce" auf der Bühne stehen werden: wir<br />
haben geplant, im Finale des Konzertes<br />
am Abend des Workshoptages gemeinsam<br />
zwei Songs zu singen. Im Workshop<br />
werden wir also nicht nur diese beiden<br />
Songs vorbereiten, sondern auch Tricks<br />
und Kniffe kennenlernen, wie wir sie auf<br />
der Bühne optimal präsentieren können.<br />
Neben Stimmtraining geht es also auch um<br />
die Bühnen-Performance und die Frage,<br />
Markus Detterbeck: „Vielmehr als<br />
Chorleiter sehe ich mich als Ermöglicher<br />
von sängerischen Potentialen.“<br />
wie wir als Chor unser Publikum begeistern<br />
können.<br />
KF: Sie haben Erfahrung mit Jugendchören<br />
- wie kann man Ihrer Meinung<br />
nach Jugendliche für das Chorsingen<br />
begeistern?<br />
Detterbeck: Zeitgemäße Formate wie das<br />
geplante Konzert zusammen mit einer Vocal-Band<br />
begeistern Jugendliche. Damit<br />
gelingt es auch einen Zugang zu Chormusik<br />
für diejenigen zu schaffen, die bisher<br />
weniger Erfahrung im Singen allgemein<br />
oder insbesondere beim Singen in einem<br />
Chor sammeln konnten. Meiner Erfahrung<br />
nach entfacht Begeisterung, die am Ende<br />
von Workshop und Konzert für alle erlebbar<br />
ist, Interesse für mehr: den Wunsch<br />
weiter gemeinsam mit anderen im Chor zu<br />
singen, neue Literatur kennen zu lernen,<br />
die eigenen stimmlichen Fähigkeiten weiter<br />
zu entwickeln, Literatur auch mal abseits<br />
der eigenen Hörgewohnheiten auszuprobieren.<br />
Interview: Paul Bertagnolli<br />
KulturFenster 59<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
SCV-Intern<br />
Die Bretter,<br />
die die Welt bedeuten<br />
Jugendliche führen das Musical „Fame“ auf<br />
46 Jugendliche<br />
nahmen am<br />
MUSICALischen<br />
Workshop teil.<br />
Das legendäre Musical „Fame“ brachten<br />
46 Kinder und Jugendliche beim „MUSI-<br />
CALischen Workshop“ des Südtiroler Chorverbandes<br />
im Haus der Familie in Lichtenstern<br />
auf die Bühne.<br />
Eine Woche lang probten sie gemeinsam<br />
das Singen, Tanzen und Schauspielen.<br />
Unterstützt wurden sie vom Kursleiter,<br />
dem Chorpädagogen Christian Stefan<br />
Horvath und seinem Referententeam<br />
Harald Volker Sommer und Max Gaier.<br />
Eine eigene Band begleitete die kreative<br />
Arbeit der Jugendlichen, die in dieser<br />
Woche nachvollziehen konnten, worum<br />
es im Musical Fame geht: um die<br />
Höhen und Tiefen an einer New Yorker<br />
Musicalschule und die Leidenschaft, die<br />
es für eine Bühnenkarriere braucht. So<br />
drehten sich die Lieder um die Träume,<br />
Krisen und Erfolge auf dem harten Weg<br />
auf die Bühne und um den Glauben an<br />
sich selbst.<br />
Eine ganze Woche lang probten die Jugendlichen<br />
intensiv viele spannende<br />
Schauspielszenen, Choreografien, erarbeiten<br />
Stücke mit Chor- und Sologesang<br />
– und präsentierten am 6. Juli die Ergebnisse<br />
in einer großen Schlussaufführung<br />
einem zahlreich erschienenen Publikum.<br />
Margareth Greif, die Obmannstellvertreterin<br />
des Südtiroler Chorverbandes zeigte<br />
sich begeistert von der großartigen Leistung<br />
der Jugendlichen und der Refe-<br />
renten und bedankte sich für ihren Einsatz.<br />
Ihr Dank galt auch dem Kulturamt<br />
der Südtiroler Landesregierung und der<br />
Stiftung Südtiroler Sparkasse, die mit ihrer<br />
Unterstützung solche Fortbildungen<br />
erst möglich machen.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Beim MUSICALischen Workshop des Südtiroler Chorverbandes am Ritten tauchten die Jugendlichen<br />
in die Welt des Musicals „Fame“ ein.<br />
KulturFenster 60<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
Tanzen, Singen und Sport<br />
KAS-Woche des Südtiroler Chorverbandes<br />
34 Kinder im Grundschulalter nahmen<br />
Anfang Juli an der Kreativ-Aktiv-Singwoche,<br />
der KAS-Woche, des Südtiroler<br />
Chorverbandes teil, die heuer in der<br />
Fachschule für Land- und Hauswirtschaft<br />
Salern stattfand.<br />
Unter dem Motto „Zirkus“ erlebten die<br />
Kinder eine Woche, in der das Singen,<br />
das Tanzen und der Sport im Mittelpunkt<br />
standen. Die Kinder lernten in allen drei<br />
Bereichen viel Neues, erfuhren dabei Gemeinschaft<br />
und hatten eine Menge Spaß.<br />
Dafür sorgte neben den Freizeitbetreuern<br />
ein professionelles Referententeam unter<br />
der Leitung von Renate Unterthiner, der<br />
Verbandschorleiterin des Südtiroler Chorverbandes:<br />
Sabrina Fraternali erarbeitete<br />
mit den Kindern Tanzeinlagen, die sie den<br />
Eltern beim Abschlusskonzert zeigten, Franziska<br />
Seiwald war für den Gesang zuständig<br />
und Stefan Stuefer für den Sport. Beim<br />
Abschlusskonzert waren auch Verband-<br />
sobmann Erich Deltedesco und die Bezirkschorleiterin<br />
Verena Gruber anwesend,<br />
die sich darüber freuten, wie viel Spaß die<br />
Kinder bei der Singwoche gehabt haben.<br />
Paul Bertagnolli<br />
„KAS-Woche“ steht für Kreativ-Aktiv-<br />
Singwoche, wie man auch beim Abschlusskonzert<br />
sehen konnte.<br />
Gemeinsam singen in der Natur<br />
Sängerwanderung zum Latzfonser Kreuz<br />
Alle Sänger und Sängerinnen sind eingeladen, an der Sängerwanderung des<br />
Südtiroler Chorverbands teilzunehmen:<br />
Am Sonntag, dem 25. <strong>August</strong> <strong>2024</strong>, werden Sängerinnen und Sänger aus dem<br />
ganzen Land gemeinsam zum Latzfonser Kreuz wandern, wo um 11 Uhr eine<br />
hl. Messe gefeiert wird.<br />
Die Kapelle am Latzfonser Kreuz<br />
Diese wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern musikalisch mitgestaltet.<br />
Die Kapelle am Latzfonser Kreuz ist der höchstgelegene Wallfahrtsort<br />
Europas auf 2.296 Metern Höhe. Bei schlechtem Wetter wird die Messe<br />
in der Pfarrkirche von Latzfons abgehalten. Das gemütliche Beisammensein<br />
findet auf jeden Fall statt und für Speis und Trank ist auch bestens gesorgt.<br />
Die Sängerwanderung ist eine der vielen Veranstaltungen, die an die Gründung<br />
des Südtiroler Chorverbandes vor 75 Jahren erinnern und ein Zeichen<br />
für die Gemeinschaft der Chöre in Südtirol setzen will. Genauere Informationen<br />
erteilt der Südtiroler Chorverband.<br />
Paul Bertagnolli<br />
61<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
SCV-Intern<br />
Pfelders singend erkunden<br />
Alpenländisches Chorkonzert in Moos in Passeier<br />
Ein Chorkonzert ganz im Zeichen des alpenländischen<br />
Gesangs und des Volksliedes<br />
konnten Interessierte am 29. Juni im Vereinssaal<br />
in Moos in Passeier genießen.<br />
Die 67 Sänger und Sängerinnen aus dem<br />
ganzen Land, die in Pfelders an der Alpenländischen<br />
Sing- und Wanderwoche<br />
des Südtiroler Chorverbandes teilnahmen,<br />
sangen Alpenländische Lieder, Jodler und<br />
geistliches Liedgut.<br />
Die Chorwoche wurde von den bekannten<br />
Chorleitern Ernst Thoma und Verena Gruber<br />
geleitet. Das Besondere der Alpenländischen<br />
Sing- und Wanderwoche ist es,<br />
die Heimat kennenzulernen, gemeinsam<br />
zu wandern und Gemeinschaft zu erleben,<br />
zugleich aber auch zu singen und neue<br />
Lieder kennenzulernen. Diese besondere<br />
Einheit von Kultur und Natur, Gesang und<br />
Wanderung macht diese Schulung des<br />
Südtiroler Chorverbandes zu einem ganz<br />
besonderen Erlebnis.<br />
Am Vormittag und am Abend wurde gesungen<br />
und geprobt, am Nachmittag<br />
wurde Pfelders erwandert, unter der Führung<br />
von Karl Werner, dem Obmann des<br />
Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau im<br />
Südtiroler Chorverband. Vorgesehen war<br />
auch eine längere Tagestour auf die Stettiner<br />
Hütte, aber auch ein Kulturnachmit-<br />
tag und ein Volkstanzabend standen auf<br />
dem Programm.<br />
Neben dem Konzert war die Mitgestaltung<br />
der Hl. Messe am Sonntag in der Kirche<br />
von Moos in Passeier der Höhe- und<br />
Schlusspunkt der beliebten Singwoche.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Die 67 Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
der beliebten Alpenländischen<br />
Sing- und Wanderwoche gestalteten<br />
einen Gottesdienst in der Kirche von<br />
Moos in Passeier.<br />
Neben gemeinsamen Wanderungen wurde freilich auch fleißig geprobt.<br />
KulturFenster 62<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
„Alles für die Katz!“<br />
Kindersingwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />
Die eigenen Talente entdecken konnten viele Kinder bei der Kindersingwoche des Südtiroler<br />
Chorverbandes.<br />
„Alles für die Katz“ hieß es beim Abschlusskonzert<br />
der Kindersingwoche des Südtiroler<br />
Chorverbandes am 6. Juli in der Fachschule<br />
für Hauswirtschaft und Ernährung<br />
Frankenberg in Tisens.<br />
Gemeinsam mit ihren Kursleitern hatten<br />
die 52 Kinder im Alter zwischen 8 und 15<br />
Jahren ein Musical erarbeitet, das sich um<br />
Die Abschlussshow begeisterte das Publikum.<br />
das Thema Werbung und Soziale Medien<br />
drehte: eine Schulklasse, die zu Besuch in<br />
einer Werbeagentur ist, erfährt durch die<br />
Katzengöttin, dass die Welt der Werbung<br />
eine Scheinwelt ist: Mit dem Zauberspruch<br />
„Alles für die Katz“ erfahren die Besucher,<br />
dass hinter der Werbung für das Katzenfutter<br />
„Figaro“ viele Halbwahrheiten und Lügen<br />
stecken mit dem Ziel, dass die Leute<br />
viel kaufen, was sie gar nicht brauchen.<br />
So machten die zahlreichen Zuhörer und<br />
Zuhörerinnen beim Konzert gemeinsam<br />
mit den Kindern eine Reise durch die Gesetze<br />
der Werbung und der Sozialen Medien<br />
und erfuhren viel über die Tricks wie<br />
die künstliche Verknappung, die vorgetäuschte<br />
Qualität und einen Ernährungswissenschaftler,<br />
der eigentlich nur ein<br />
Schauspieler ist. Ein Höhepunkt war sicher<br />
das Lied über die Wirkung, die die<br />
Sozialen Medien auf die Selbstwahrnehmung<br />
der Jugendlichen haben. Abgesehen<br />
von diesen spannenden Inhalten war<br />
das Konzert auch eine Reise durch die verschiedenen<br />
Musikstile, vom Jodler bis zur<br />
klassischen Opernarie, von Rap über Pop<br />
bis zum afrikanischen Lied war alles dabei.<br />
Dabei hatte das Team rund um Kursleiter<br />
Michael Feichter und Andrea Oberparleiter,<br />
die für die Vokalbetreuung, die Arrangements<br />
und das Schauspiel zuständig<br />
war, zu bekannten Melodien eigene Texte<br />
verfasst, sodass ein unterhaltsames Musical<br />
entstand, bei dem die Kinder sangen,<br />
tanzten und Theater spielten und das noch<br />
dazu zum Nachdenken anregte.<br />
Unterstützt wurden die beiden Referenten<br />
von Daniel Renner, der mit den Kindern Tanz<br />
und Choreografie einstudierte und von Mathias<br />
Krispin Eder-Bucher, der für das Songwriting<br />
zuständig war und in der Band spielte.<br />
Sophie Eder-Bucher kümmerte sich um<br />
die Vokalbetreuung und das Schauspiel<br />
und spielte wie Lukas Erb ebenfalls in der<br />
Live-Band mit. Doch die Kindersingwoche<br />
war auch heuer nicht nur der Beweis dafür,<br />
was Kinder in einer kurzen Zeit leisten<br />
können und welche Talente sie entfalten,<br />
vor allem war es auch eine Woche<br />
voller Spaß und Spiel: Mit dem Betreuerteam<br />
Magdalena Schwärzer, Esther Maria<br />
Huber und Moritz Feichter trafen sich die<br />
Kinder zum Morgensport, veranstalteten<br />
Olympiaden und Talentwettbewerbe, bastelten<br />
und spielten. Die Kindersingwoche<br />
ist eine Möglichkeit, die Ferien sinnvoll zu<br />
nutzen, wie auch der Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes Erich Deltedesco<br />
betonte, der zum Abschlusskonzert gekommen<br />
war: „Danke, dass ihr eure Ferienzeit<br />
opfert, um gemeinsam zu singen!“<br />
Er dankte dem Referententeam und den<br />
Kindern für die hervorragende Leistung,<br />
aber auch der Stiftung Südtiroler Sparkasse<br />
und dem Kulturamt der Südtiroler<br />
Landesregierung: „Ohne diese Sponsoren<br />
wären solche Fortbildungen nicht möglich“,<br />
sagte der Verbandsobmann.<br />
Paul Bertagnolli<br />
KulturFenster 63<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
SCV-Intern<br />
Bewegtes Jahr bei „cantare et sonare“<br />
Vier Seminare innerhalb von acht Monaten<br />
Mit Seminaren fördert<br />
„cantare et sonare“<br />
unter anderem<br />
die Pflege der Alten<br />
Musik.<br />
Der Verein „cantare et sonare“, gegründet<br />
nach dem II. Vatikanischen Konzil, bemüht<br />
sich in Schulungen wertvolles Liedgut bereit<br />
zu stellen für die Kirchenchöre und<br />
Spielgruppen in den Dörfern als auch etwas<br />
herausfordernde geistliche Musik für<br />
Kammerchöre und historische Instrumente.<br />
So wurden heuer drei sehr gut besuchte<br />
Seminare in Anras und Zell a. Ziller veranstaltet,<br />
in denen die Teilnehmenden<br />
sich mit geistlichen Chorwerken des 16.<br />
und 17. Jahrhunderts aus dem Gotteslob,<br />
die für „normale“ gemischte Chöre<br />
machbar sind, beschäftigten. Gesamtleiter<br />
Norbert Brandauer zeigte, dass<br />
Sänger*innen bestens mit Instrumenten<br />
harmonieren können.<br />
Das Herbst-Seminar in Innsbruck findet<br />
Ende September zum Thema „Die Blütezeit<br />
höfischer Musikpflege in Innsbruck“ mit<br />
geistlichen Chorwerken aus der Zeit um<br />
1570 – 1640 statt. Das Seminar war mit<br />
weit über 100 Meldungen auch aus Südtirol<br />
bereits lange vor Ende der Ausschreibungsfrist<br />
ausgebucht. Beim Schlusskonzert<br />
am 29. September um 16 Uhr in der<br />
Hofkirche zu Innsbruck wird die Mehrchörigkeit<br />
von den Emporen hinweg über das<br />
weltberühmte Grabmal Kaiser Maximilians<br />
I. ein musikalisches Erlebnis für das<br />
Publikum sein.<br />
Georg Schmid<br />
Songs of Hope – Lieder der Hoffnung<br />
Sommerkonzert des Landesjugendchores Südtirol<br />
Ein viel besuchtes Konzert unter dem Motto<br />
„Songs of Hope“ gestaltete der Landesjugendchor<br />
Südtirol mit seinem Künstlerischen<br />
Leiter Johann van der Sandt am 9. Juni in<br />
der Pfarrkirche St. Michael in Brixen. Im<br />
Mittelpunkt des Konzertprogramms standen<br />
geistliche Werke und Komponisten des<br />
20. Jahrhunderts. Der Landesjugendchor<br />
Südtirol wurde 2010 mit dem Ziel ins Leben<br />
gerufen, begabten jungen Sängerinnen<br />
und Sängern im Alter von 16 bis 28 Jahren<br />
die Möglichkeit zu geben, interessante<br />
und anspruchsvolle Werke der Chorliteratur<br />
einzustudieren und aufzuführen. Beim<br />
Konzert zeigte sich wieder, dass die Stärke<br />
des Landesjugendchors nicht nur das hohe<br />
Gesangsniveau ist, sondern auch der Zusammenhalt<br />
zwischen den Sängern und<br />
Sängerinnen und der Spaß am Singen.<br />
Unter den zahlreichen Zuhörern und Zuhörerinnen<br />
waren auch der Obmann des<br />
Südtiroler Chorverbands Erich Deltedesco,<br />
Verbandschorleiterin Renate Unterthiner,<br />
Kirchenmusikreferent Dominik Bernhard,<br />
der Geschäftsführer des Verbandes der<br />
Kirchenmusik Michael Erschbamer sowie<br />
Europaparlamentarier Herbert Dorfmann.<br />
Paul Bertagnolli<br />
„Lieder der Hoffnung“<br />
sang der Landesjugendchor<br />
Südtirol unter der<br />
Leitung von Johann van<br />
der Sandt in der Pfarrkirche<br />
von Brixen.<br />
KulturFenster 64<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
Singen und Kochen<br />
in harmonischem Genuss<br />
Zwischen Probelokal und Schauküche<br />
Spaß, Genuss und viel Singen: die<br />
Teilnehmer*innen des Kurstages im<br />
Burghof der Fürstenburg.<br />
Auf eine musikalisch-kulinarische Sommerreise<br />
führte die Teilnehmenden ein Tagesseminar<br />
am 13. Juli in die Fürstenburg<br />
in Burgeis. Der Südtiroler Chorverband lud<br />
zu dieser Fortbildung der besonderen Art<br />
und 16 Sänger und Sängerinnen sind der<br />
Einladung gefolgt.<br />
Sie machten mit Kursleiterin Karoline<br />
Münzel und Koch Manfred Ziernheld eine<br />
Reise in die Welt des Chorgesangs und<br />
des guten Essens. Denn dass Musik und<br />
Kulinarik zusammengehören, wussten<br />
schon die alten Hochkulturen. Und auch<br />
zu Zeiten Goethes wurde an den „Liedertafeln“<br />
gespeist und gesungen. Im Kurs<br />
stand musikalisch das Sommergefühl im<br />
Mittelpunkt und die Kursleiterin hatte für<br />
die Sänger und Sängerinnen zahlreiche<br />
wunderschöne Chorsätze ausgesucht,<br />
die die Natur mit ihren Farben, Klängen<br />
und Stimmungen des Sommers besingen.<br />
Gemeinsam gingen die Sängerinnen<br />
und Sänger auf eine musikgeschichtliche<br />
Reise durch die Jahrhunderte und sangen<br />
Sommerlieder von der Renaissance,<br />
Klassik, Romantik bis hin zum Sommer-<br />
Schlager. Abgerundet wurde das Seminar<br />
mit einem passenden sommerlich<br />
leichten Menü, bei dessen Zubereitung<br />
die Teilnehmenden zuschauen und mithelfen<br />
durften.<br />
Der Tag endete mit einer Präsentation der<br />
erarbeiteten Lieder im Burghof und einem<br />
abschließenden gemeinsamen Abendessen.<br />
Am Kurs teilgenommen hat auch der<br />
Geschäftsführer des Südtiroler Chorverbandes<br />
Klaus Gufler.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Die Sänger<br />
und Sängerinnen<br />
durften<br />
in der Küche<br />
zuschauen und<br />
mithelfen.<br />
Chorleiter*in gesucht!<br />
Willst du mit uns eine neue Herausforderung starten?<br />
Wir vom Kirchenchor Maria Trens suchen ab sofort einen Chorleiter bzw. eine Chorleiterin!<br />
Wir freuen uns auf dich! Ruf einfach an: Tel. 339 130 41 18<br />
65<br />
KulturFenster<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Jung+<br />
Stimmgewaltig<br />
Bild: Der Vinzentiner Mädchenchor war eine<br />
Erfolgsgeschichte.<br />
Foto: Vinzentinum<br />
..<br />
Silbernes fur Claras Gitschn<br />
Rückblende auf das Jubiläumsjahr „25 Jahre Vinzentiner Mädchenchor“<br />
Seit 25 Jahren gibt es am Vinzentinum in<br />
Brixen einen Mädchenchor. Und seit 25<br />
Jahren leitet Clara Sattler die Geschicke<br />
dieses mittlerweile 64 Frau starken Ensembles.<br />
Mit dem monumentalen Werk<br />
„Te Deum“, aufgeführt im Brixner und Bozner<br />
Dom, und einem bunten Abschlusskonzert<br />
im Vinzentiner Parzivalsaal begingen<br />
die Mädchen mit ihrer Chorleiterin die Jubiläumssaison.<br />
Zum „Heimspie“ im Parzivalsaal Anfang<br />
Juni stellten sich der Vinzentiner<br />
Knabenchor und einige Ensembles und<br />
Solosänger*innen als Gratulanten ein<br />
und präsentierten dem Publikum zusammen<br />
mit den Jubilarinnen einen bunten<br />
Mix aus traditioneller Volksmusik und bekannten<br />
Popsongs. Zwar ist die Volksmusik<br />
Clara Sattlers Steckenpferd, aber auch<br />
klassische Werke sowie sakrale und zeitgenössische<br />
Musik müssen ihren Platz<br />
im Repertoire finden. „Es ist für Musiker<br />
immens wichtig, den Blick zu weiten und<br />
die Komfortzone hin und wieder zu verlassen“,<br />
betont die Chorleiterin.<br />
Clara Sattler erinnert sich an die Anfänge<br />
Mit zarten 20 Jahren war Sattler 1983/84<br />
als Musiklehrerin ans Vinzentinum gekommen.<br />
Sie kann sich noch gut daran erinnern:<br />
„Ich habe in der Mittelschule Musik<br />
unterrichtet. Vor mir 33 Buben – alle einen<br />
Kopf größer als ich.“ Damals war an<br />
einen Mädchenchor also noch nicht zu<br />
denken, denn die ersten Mädchen kamen<br />
erst 1996 in die Vinzentiner Mittelschule.<br />
Drei Jahre später im Dezember sollte eine<br />
Goethefeier im Parzivalsaal musikalisch<br />
mitgestaltet werden. Dafür studierte Musiklehrerin<br />
Sattler mit ein paar Mädchen<br />
einige Lieder ein. Das war die Geburtsstunde<br />
des Mädchenchors: „Danach haben<br />
wir erreicht, dass wir einmal pro Woche<br />
proben dürfen.“<br />
In der Folge ging es rasch bergauf. Der<br />
Chor wurde Mitglied im Südtiroler Sängerbund,<br />
dem heutigen Chorverband. Aus<br />
den anfänglichen 15 Mitgliedern wurden<br />
bald 30. Für Mittelschülerinnen, die die<br />
Musikmittelschule besuchten, war das<br />
Chorsingen verpflichtend. Mittlerweile ist<br />
der Mädchenchor eine der Säulen der Vinzentiner<br />
Musikpädagogik. Die Mädchen<br />
nehmen regelmäßig erfolgreich an Wettbewerben<br />
und Festivals teil und begeben<br />
sich einmal jährlich auf eine kleine<br />
Chorreise.<br />
KulturFenster<br />
66<br />
04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Stimmgewaltiges<br />
Ereignis im Dom<br />
Man habe stets die Zusammenarbeit<br />
mit anderen Chören sowie<br />
Instrumentalisten und Choreographen<br />
gesucht, um neue Stile<br />
kennenzulernen und den Horizont<br />
zu erweitern, erklärt Sattler.<br />
Und genau das war auch<br />
eine der Prämissen zum 25. Geburtstag:<br />
„Es sollten viele mitmachen,<br />
es sollte religiös ausgerichtet<br />
sein, aber sich nicht<br />
nur auf das Vinzentinum beschränken“,<br />
so der Tenor. Daraus<br />
entstand die Idee, zum<br />
Jubiläum im Mai „Te Deum“<br />
des lettischen Komponisten<br />
Rihards Dubra zur Aufführung zu bringen.<br />
Selten zuvor dürften die beiden Südtiroler<br />
Dome ein derartig stimmgewaltiges Ereignis<br />
beherbergt haben. Vor insgesamt rund<br />
1.300 Besuchern im Brixner und Bozner<br />
Dom sangen nicht weniger als 280 Sängerinnen<br />
und Sänger gemeinsam. Die acht<br />
teilnehmenden, hochkarätigen Chöre, die<br />
StimMen (Leitung: Michael Braun), der<br />
Ladinia Women’s Chorus (Leitung: Martin<br />
Runggaldier), der Kammerchor Leonhard<br />
Lechner (Leitung: Tobias Chizzali), der<br />
Vinzentiner Knabenchor (Leitung: Andrea<br />
Tasser), die Jugendkantorei am Salzburger<br />
Dom (Leitung: Gerrit Stadlbauer) und<br />
der Landesjugendchor Südtirol (Leitung:<br />
Johann van der Sandt) sowie die beiden<br />
Jubelchöre Brummnet, der sein 20-jähriges<br />
Jubiläum feierte, und der Vinzentiner<br />
Mädchenchor, beide unter der Leitung von<br />
Clara Sattler, sangen zunächst jeweils allein<br />
geistliche Lieder, ehe alle zusammen<br />
als krönenden Abschluss mit Johann van<br />
der Sandt am Dirigentenpult das 20-minütige<br />
Monumentalwerk intonierten. Begleitet<br />
wurden die Sängerinnen und Sänger dabei<br />
von Tobias Chizzali an der Orgel, Manfred<br />
Messner am Horn, Alex Designori am<br />
Sopransaxophon sowie Philipp Höller und<br />
Christian Miglioranza an den Glocken. Organisiert<br />
wurden die Konzerte in Kooperation<br />
von Dommusik Bozen, Festival Geistliche<br />
Musik, Musik & Kirche und Vinzentinum.<br />
Der Vinzentiner Mädchenchor<br />
singt beim Te Deum im Bozner Dom mit.<br />
Foto: Simon Lanz<br />
Auch in Zukunft möchte der Vinzentiner<br />
Mädchenchor diesen Weg weiter beschreiten:<br />
die Zusammenarbeit mit anderen Chören<br />
suchen, einen Mittelweg zwischen den<br />
verschiedenen Stilen finden und offen für<br />
Neues sein. Für ihre Verdienste wurden<br />
Chorleiterin Clara Sattler und ihr Mädchenchor<br />
am Ende des Jubiläumsjahres auch<br />
mit Ehrenurkunden des Südtiroler Chorverbandes<br />
ausgezeichnet.<br />
Vinzentinum Brixen<br />
Wir suchen EUCH und eure Geschichten!<br />
Ihr seid „jung“ und „stimmgewaltig“?<br />
Ihr seid ein Kinderchor, ein Jugendchor, ein junges Ensemble<br />
oder eine junge Singgruppe? … Dann würden wir euch gerne<br />
unseren Leser*innen vorstellen und zeigen, dass es euch gibt.<br />
Wir berichten auch gerne laufend über<br />
eure Konzerte, Projekte und Aktivitäten.<br />
Schreibt uns einfach eine E-Mail an<br />
info@scv.bz.it<br />
Wir freuen uns schon, eure<br />
Geschichten zu teilen!<br />
KulturFenster<br />
67<br />
04 <strong>August</strong> <strong>2024</strong>
singend unterwegs<br />
Chor auf Schiene<br />
novAntiqua brixen singt in vollen Zügen<br />
Eine besondere Idee von Chorleiter Hannes<br />
Knollseisen führte den Brixner Chor novAntiqua<br />
am Samstag, den 1. Juni <strong>2024</strong>, auf eine<br />
besondere Sängerreise mit dem Zug in den<br />
Vinschgau nach Mals, mit dem Ziel singend<br />
unterwegs zu sein.<br />
Im Outfit der 50ziger Jahre trat der Chor<br />
auf unterschiedlichen Plätzen spontan mit<br />
einem reichen Repertoire an Liedern auf.<br />
Wir wollten auf Menschen zugehen, ihnen<br />
begegnen, sie mit unserem Gesang erfreuen,<br />
für einige Momente ihren Alltag durchbrechen.<br />
Diese Begegnung mit anderen Menschen<br />
begann bereits in den Zugabteilen, wo<br />
wir auf der Hinfahrt von Brixen nach Mals<br />
einige Lieder zum Besten gaben. So begann<br />
der Tag für so manch Mitreisenden einmal<br />
anders. Von einem Chor singend in einem<br />
Zugabteil empfangen zu werden, kommt<br />
nicht alle Tage vor. Der Überraschungseffekt<br />
stand so Manchem ins Gesicht geschrieben.<br />
Nachdem sie sich gefangen hatten,<br />
quittierten sie unsere musikalischen Einlagen<br />
mit einem kräftigen Applaus.<br />
Singend im Zugabteil<br />
Ganz bewusst legte der Chor diese Reise<br />
mit dem Zug zurück. Mit dem Lied „What<br />
a wonderful world“ wollten wir eindrucksvoll<br />
zum Ausdruck bringen, in welch wunderbaren<br />
Welt, in welch wunderschönen<br />
Natur wir leben, die es zu schützen und zu<br />
erhalten gibt. Auch das war eine klare Botschaft<br />
dieser Chorreise auf Schiene: „Ich<br />
sehe die grünen Bäume, die roten Rosen,<br />
die blühen für dich und für mich. Ich seh‘<br />
den blauen Himmel, die weißen Wolken,<br />
den vom Licht verwöhnten Tag, die begnadete<br />
Nacht. Ich sehe die Farben des Regenbogens<br />
am Himmel und auch auf den<br />
Gesichtern der Leute, die da gehen. Nette<br />
Menschen sind hier, fragen dich, wie geht<br />
es dir. Sie sagen wirklich, i love you! Wie<br />
wunderbar ist doch die Welt“, so haben<br />
wir unterwegs gesungen.<br />
In Mals angekommen, wanderten wir zu<br />
Fuß nach Glurns. Dort wurden wir vom Obmann<br />
des örtlichen Chores Herrn Martin<br />
Moriggl mit Ziehharmonikaklängen herzlich<br />
begrüßt und willkommen geheißen.<br />
Singen in Glurns<br />
Am Pavillon in Glurns gab es eine erste musikalische<br />
Kostprobe für die anwesenden<br />
Zuhörer*innen, gefolgt von weiteren Auftritten<br />
in den Lauben, in der Kirche und<br />
an anderen Plätzen des malerischen Städtchens.<br />
Mit ihrem Besuch ehrte uns auch<br />
die Obfrau des Vinschger Chores Frau Ruth<br />
Sagmeister. Fröhlich und heiter war die<br />
Stimmung im regen Austausch miteinander.<br />
Nach dem Mittagessen ging es mit dem<br />
Bus zurück nach Spondinig und weiter mit<br />
dem Zug nach Meran. Auch dort konnten<br />
wir im Zentrum der Stadt viele Menschen<br />
treffen, die für einen Moment innehielten,<br />
um unseren Gesängen zu lauschen.<br />
Lebensfreude<br />
in der Stadt vermitteln<br />
„Don’t worry, be happy, hör mir zu und<br />
vergiss für einen Augenblick deine Sorgen.<br />
Halt inne und ärgere dich nicht, ärgere<br />
dich nicht über alltäglichen Kram. Sei<br />
fröhlich, sei glücklich!“ – „Be happy“ haben<br />
wir gesungen wie auch „Wochenend<br />
und Sonnenschein“: „Ruh dich aus, entspann<br />
dich! Sechs Tage Arbeit sind genug,<br />
am siebten sollst du ruh’n!“ So heißt es in<br />
dem peppigen Song. Es braucht nicht viel,<br />
um glücklich zu sein: „Singen wie die Lerche<br />
über uns und Wochenend und Sonnenschein“.<br />
In dem spritzigen türkischen<br />
Lied „Bundan Boyle“ sangen wir vom Lebenspuls<br />
der Erde, auf den ich wieder lauschen<br />
will, auf die innere Stimme des Her-<br />
KulturFenster 68<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
zens will ich hören und die Liebe spüren.<br />
Weiters erfreuten wir die Zuhöre*innen mit<br />
„Fata Morgana“, ein komödiantisch heiterer<br />
Song, der uns vor Augen führt, was<br />
unsere Wahrnehmung uns alles vorgaukeln<br />
kann: Im heißen Wüstensand meint<br />
der Forscher die Laila, die Königin der<br />
Nacht zu sehen und Simsalabim war sie<br />
verschwunden. Abakadabra!<br />
In der Pfarrkirche ertönten<br />
schließlich die geistlichen<br />
Lieder „Also hat Gott die<br />
Welt geliebt“ von Heinrich<br />
Schütz und „Locus iste“<br />
von Anton Bruckner: Dieser<br />
Ort ist von Gott geschaffen,<br />
ein unschätzbares Geheimnis,<br />
kein Fehl ist an<br />
ihm“. Auch sangen wir den<br />
christlichen Choral „Nearer,<br />
My God, To Thee“.<br />
Darin heißt es „Was auch<br />
immer uns heimsucht auf<br />
dieser Welt, das Heil führt<br />
immer himmelwärts, näher<br />
mein Gott zu Dir. Irgendwann<br />
ist die Nacht vorbei,<br />
die Sonne erscheint und<br />
Engel so licht und schön,<br />
winken aus seligen Höhn.“<br />
Vor dem hübschen Bozner<br />
Tor gab es von novAntiqua<br />
einen letzten<br />
Auftritt vor der Heimreise<br />
nach Brixen.<br />
Tanzen vor<br />
dem Bozner Tor in Meran<br />
Die Männer wagten sich mit einer auflockernden<br />
Choreografie an den Song „King<br />
of the road“ und erheiterten das Publikum.<br />
Auch „Weit, weit weg“ von Hubert<br />
von Goisern durfte nicht fehlen und „Ladu,<br />
lebt wohl, liebe Freunde“. Verabschiedet<br />
haben wir uns am Bahnhof in Meran mit<br />
dem „Irischen Segenswunsch“: „…und bis<br />
wir uns wieder sehen halte Gott dich fest<br />
in seiner Hand“. Vom Singen kann man<br />
nicht genug kriegen und so ging es im Zug<br />
munter weiter mit „Country Roads“ und<br />
anderen bekannten Weisen.<br />
Chorreise ins Pustertal<br />
Am Samstag drauf ging die Chorreise weiter<br />
nach Innichen und Bruneck.<br />
Nach einer kurzen Probe im Bahnhofareal<br />
von Innichen waren alle Sänger*innen<br />
und Sänger zu einem erfrischenden Aperitif<br />
im Bistro Botanic eingeladen. Dann<br />
marschierten wir, immer wieder auch die<br />
Lieder singend, wie bereits oben beschrieben,<br />
in Richtung Zentrum und Stiftskirche:<br />
„Geh und schau nicht über deine Schultern<br />
zurück. Halte nur zum Ausruhen<br />
kurz inne, wenn der silberne Mond hoch<br />
über den Bäumen scheint. Dann geh weiter<br />
und hör auf dich, öffne deine Augen,<br />
bewahre einen kühlen Kopf und erwärm<br />
dein Herz.“ So haben wir, die Aufforderung<br />
dazu, in dem Lied „That Lonesome<br />
Road“ besungen. Gestärkt vom Picknick<br />
unter den schattenspendenden Bäumen<br />
sangen wir in der ehrwürdigen Stiftkirche<br />
von Innichen. Ein weiteres Konzert gab es<br />
in Innichen für die ZuhörerInnen im Pavillon.<br />
Es herrschte wieder eine einmalige<br />
Stimmung unter den Sänger*innen und im<br />
Publikum. Wir wurden immer besser, sicherer,<br />
genossen die spontanen Auftritte<br />
und das Singen machte einfach Spaß.<br />
Und dieses Erleben von gemeinsamem<br />
Unterwegseins, vom Singen, dem Austausch<br />
und gemütlichem Beisammensein<br />
stärkte die Gemeinschaft im Chor.„Und irgendwann<br />
bleib i dann dort, nach aan, zwa<br />
Zugfahrten hab i’s g’spürt, i hab des Lebensgfühl<br />
dort inhaliert. I lass alles lieg´n<br />
und stehn, steig aus, aus der Hektomatik<br />
Welt. Und die Gedankn drah’n si um, was<br />
z´haus wichtig war is jetzt ganz dumm. Und<br />
irgandwann bleib i dann dort, wo i`s Lebensgfühl<br />
hob inhaliert.“ In diesem Song<br />
drückten wir musikalisch das aus, was in<br />
diesen wunderbaren Erlebnisreisen immer<br />
wieder spürbar war und uns so gutgetan<br />
hat. Retour ging es wieder mit dem<br />
Zug nach Bruneck. „Ricordi quel treno“,<br />
ein Musikstück von Marco Maiero durfte<br />
bei unseren Auftritten ebenfalls nicht fehlen,<br />
schließlich waren wir ja<br />
schon den zweiten Samstag<br />
mit dem Zug unterwegs.<br />
Nach zwei Auftritten<br />
in der Altstadt von Bruneck<br />
holte uns ein Gewitter<br />
ein. Es stürmte und regnete<br />
plötzlich in Strömen.<br />
“Hey, hey Wickie”<br />
in Bruneck<br />
Wer kennt nicht „Hey, hey<br />
Wickie“, die Musik der<br />
1974 erstausgestrahlten<br />
Zeichentrick-Fernsehserie<br />
auf der Grundlage der<br />
Kinderbuchreihe „Wickie“<br />
von Runer Jonsson. Auch<br />
dieses altbekannte Abenteuerlied<br />
hatten wir in unserem<br />
Gesangsrepertoire<br />
mit dabei.<br />
Und so wie Wickie hissten<br />
wir unsere Segelschirme,<br />
trotzten Wind und Wetter<br />
und fanden schließlich<br />
Schutz und Zuflucht in der Brunecker<br />
Pfarrkirche, unser abschließender Auftritt<br />
vor der Rückreise nach Brixen.<br />
Dass diese Chorreisen auf Schiene zu<br />
einem unvergesslichen Erlebnis wurden,<br />
verdanken wir auch dem Organisationteam<br />
unter der Leitung unserer Obfrau<br />
Elisabeth Gamper. Die Chorreise auf<br />
Schiene von novAntiqua brixen in den<br />
Vinschgau und in das Pustertal wurde<br />
von Jakob Dellago filmisch und fotografisch<br />
festgehalten. Für alle, die nicht die<br />
Gelegenheit hatten, mit uns im Zug zu<br />
sitzen und live mit dabei zu sein, gibt<br />
es im Herbst drei Konzerte dazu, in denen<br />
dieses einmalige Reiseerlebnis vorgestellt<br />
wird:<br />
05.10.<strong>2024</strong> - Ragenhaus Bruneck<br />
06.10.<strong>2024</strong> - Cusanus Akademie Brixen<br />
11.10.<strong>2024</strong> - Cusanus Akademie Brixen<br />
Erich Daum<br />
KulturFenster 69<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
gedenken<br />
Nachruf des Chorverbandes Österreich auf<br />
Prof. Reg.Rat Herbert Wild<br />
(*6. Juli 1932 – †6. Juli <strong>2024</strong>)<br />
Professor Herbert Wild war von 1992<br />
bis 1996 Vizepräsident und von 1996<br />
bis 2004 Präsident des Chorverband<br />
Österreich (vormals Österreichischer<br />
Sängerbund). Seit 2004 war er Ehrenpräsident<br />
im Chorverband Österreich.<br />
Als Herbert Wild am 6. Juli 1932 in<br />
Mistelbach geboren wurde, scheint<br />
ihm eine gewisse Neigung zur Musik<br />
schon in die Wiege gelegt worden zu<br />
sein. Seine Mutter förderte seine musikalische<br />
Begabung nach Kräften,<br />
sodass er bereits mit 12 Jahren Regens<br />
Chori in der Nachbargemeinde<br />
wurde. Dazu gesellte sich bald eine<br />
Organistentätigkeit in mehreren Kirchen<br />
Niederösterreichs.<br />
Es folgten 1950 die Matura am Bundesrealgymnasium<br />
Laa/Thaya, Klavierausbildung<br />
bei Albert Reiter, später<br />
Korrepetition und Dirigieren in Wien<br />
sowie vier Semester Musik- und Theaterwissenschaft<br />
an der Universität<br />
Wien. Daneben war er bereits ein reger<br />
Pianist mit umfangreicher Konzerttätigkeit,<br />
Liederabenden, Rundfunksendungen<br />
und Aufnahmen. Ab<br />
1956 war sein Leben von einer interessanten<br />
Dualität geprägt: die unerschütterliche<br />
Liebe zur Musik als Pianist<br />
und Chorleiter und die ausgeprägte<br />
pragmatische Ader in Form eines Verwaltungsberufs<br />
in der Niederösterreichischen<br />
Landesregierung. Beides prädestinierte<br />
ihn zum Chorleiten und zur aktiven<br />
Tätigkeit für Chöre.<br />
1992 wurde Herbert Wild Vizepräsident<br />
des Chorverband Österreich, bereits 1996<br />
Präsident. In seiner Präsidentschaft hat er<br />
in Weiterentwicklung der Initiativen seines<br />
Mentors Dr. Georg Schneider Großes für<br />
den Chorverband Österreich bewirkt. Aus<br />
seiner Zusammenarbeit mit den Größen der<br />
österreichischen Chorszene - hier seien vor<br />
allem Prof. Franz Gerstacker, Prof. Erwin<br />
Ortner und Prof. Günther Knotzinger genannt<br />
– entstanden viele Impulse, die<br />
nicht nur in Wien spürbar waren, sondern<br />
ganz Österreich erfassten. Auf internationaler<br />
Ebene war er besonders aktiv.<br />
Durch seine ständige internationale Präsenz<br />
wurde Österreich wieder als Chorland<br />
bekannt und geschätzt. Nach dem<br />
großen Erfolg des Internationalen Schubert-Chorfests<br />
1997 gelang es ihm, renommierte<br />
internationale Veranstaltungen<br />
erstmals nach Österreich zu holen. Der<br />
Eurochor, ein europaweites Chorprojekt,<br />
fand 1998 erstmals in Österreich in Graz<br />
statt. Die 1. Chorolympiade konnte 2000<br />
in Linz abgehalten werden, an der 350<br />
Chöre mit 15.000 Sängerinnen und<br />
Sängern aus 60 Nationen teilnahmen.<br />
2004 fand erstmals der Internationale<br />
Wettbewerb für junge Chorleiterinnen<br />
und Chorleiter in Wien mit großem weltweitem<br />
Echo statt. Nach zwei Amtsperioden<br />
hat er sich entschlossen, 2004<br />
nicht mehr für die Funktion des Präsidenten<br />
zu kandidieren. Aufgrund seines<br />
verdienstvollen Wirkens wurde er<br />
dann einstimmig zum<br />
Ehrenpräsidenten ernannt. Herbert<br />
Wild hat den Chorverband Österreich<br />
von Grund auf reformiert.<br />
Sein Verdienst ist der Umbau vom traditionell<br />
ausgerichteten Sängerbund zu<br />
einem aktiven und innovativen Chorverband.<br />
Seine Ideen, Projekte und Aktivitäten<br />
im In- und Ausland sind von<br />
nachhaltiger Wirkung für die österreichische<br />
Chorlandschaft.<br />
Sein größter Stolz war seine Familie,<br />
seine Töchter, die seine musikalische<br />
Begabung weitertragen. Wir werden<br />
ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.<br />
Angelika Berrini<br />
Präsidentin Chorverband Österreich<br />
Einige Gedanken zum Nachruf von Herbert Wild<br />
Der Südtiroler Chorverband nimmt Abschied von einem großen Freund, von Regierungsrat<br />
Prof. Herbert Wild. Als Präsident des Chorverbandes Österreich war ihm<br />
eine enge, freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Chorverband ein<br />
besonderes Anliegen.<br />
Herbert Wild hat die verbindende Kraft des Chorgesangs erkannt. Er hat mit großer<br />
Freude Chöre zusammengeführt, das Aus- und Weiterbildungsangebot seines Verbandes<br />
auch für Südtiroler Sängerinnen und Sänger geöffnet und den Austausch<br />
von Referenten gefördert.<br />
Herbert Wild hat viel bewegt, vieles angestoßen und durch sein erfolgreiches Wirken<br />
seine Spuren in der Chorgemeinschaft hinterlassen.<br />
Der Südtiroler Chorverband wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.<br />
Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.<br />
Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />
KulturFenster 70<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
hingehört<br />
Ein Abend voller<br />
Musik und Freundschaft<br />
Frühjahrskonzert des MGV Schlanders<br />
Der MGV<br />
Schlanders<br />
führte das Publikum<br />
auf eine<br />
musikalische<br />
Reise durch<br />
Raum und Zeit.<br />
Foto:<br />
MGV Schlanders<br />
Sein jährliches Frühjahrskonzert präsentierte<br />
der MGV Schlanders heuer unter dem<br />
Motto „Musica zu Ehren“ im Kulturhaus.<br />
Unter der Leitung von Chorleiterin Sibylle<br />
Pichler führte der Chor die Zuhörer*innen<br />
auf eine musikalische Reise durch Zeit und<br />
Raum. Franz Angerer sorgte mit seiner humorvollen<br />
Moderation für beste Unterhaltung<br />
und aus dem Bergischen Land bei Köln<br />
war der Männerchor Bielstein als Gast gekommen.<br />
Andrijana Radivojevic begleitete<br />
die Chöre bei einigen Liedern auf dem Klavier.<br />
Unter anderem erklangen klassische<br />
Werke wie „Im Frühling“ von W. A. Mozart,<br />
Volkslieder wie „Unter deinem Fenster“<br />
oder ein Ständchen aus Dalmatien.<br />
Vom Schlager<br />
bis zum Korrnrliad<br />
Besonders beeindruckend war die gemeinsame<br />
Darbietung von „Guter Rat“,<br />
basierend auf einem Gedicht von Theodor<br />
Fontane, durch den MGV Schlanders und<br />
den Männerchor Bielstein. Beeindruckend<br />
war der Titelsong des Films „Exodus“ von<br />
1960, der ebenfalls gemeinsam mit dem<br />
Männerchor Bielstein präsentiert wurde.<br />
Doch auch Schlager wie „Liebling, mein<br />
Herz lässt dich grüßen“ (aus der Komödie<br />
“Die Drei von der Tankstelle” von 1930)<br />
und “Was kann ich denn dafür”, die deutsche<br />
Version des Frank-Sinatra-Hits "Something<br />
Stupid" sorgten für Begeisterung<br />
im Publikum. Bei der schwungvollen Darbietung<br />
des "Chianti-Lied" von Ralph Maria<br />
Siegel war das Publikum nicht mehr davon<br />
abzuhalten, den Rhythmus mitzuklatschen.<br />
Dies mündete direkt in den Schlussapplaus,<br />
der schließlich zu einer ganz besonderen<br />
Zugabe führte: „Mai Maadele, mai<br />
Tschuurale“, das berühmteste der „Korrnrliadr“<br />
von Luis Stefan Stecher, vertont<br />
von Ernst Thoma. Thoma selbst hatte im<br />
letzten Jahr eigens für die Schlanderser<br />
einen Satz für vierstimmigen Männerchor<br />
geschrieben, der aus dem Repertoire des<br />
MGV bereits nicht mehr wegzudenken ist.<br />
Langjährige Partnerschaft<br />
mit Männerchor Bielstein<br />
bei Köln<br />
Ein besonderer Moment des Abends war<br />
die Ehrung von Peter Laimer für seine be-<br />
eindruckenden 50 Jahre Mitgliedschaft<br />
beim MGV. Karl Werner, der Bezirksobmann<br />
Burggrafenamt-Vinschgau des<br />
Südtiroler Chorverbandes,überreichte<br />
ihm die Ehrenurkunde, während Fahnenpatin<br />
Brigitte Matscher ihm die Ehrennadel<br />
ansteckte. Sein Einsatz und<br />
seine Hingabe zum Chor, ein inspirierendes<br />
Beispiel für alle Sänger, wurden<br />
mit wohlwollendem Applaus belohnt. Der<br />
ehemalige Obmann Reinhard Telser erhielt<br />
hingegen von der Gemeinde Wiehl,<br />
zu der Bielstein gehört, den Silbernen<br />
Wiehltaler für seine Verdienste um die<br />
Partnerschaft zwischen dem MGV und<br />
dem Männerchor Bielstein.<br />
Zum krönenden Abschluss nahmen die<br />
Schlanderser Sänger die Einladung der<br />
Bielsteiner an, sie im nächsten Jahr zu<br />
deren 125-Jahr-Feier zu besuchen, bei<br />
der es zugleich auch 70 Jahre Partnerschaft<br />
zwischen den beiden Chören zu<br />
feiern gibt – eine Freundschaft, die auch<br />
ein weiteres Zeugnis für die Macht der<br />
Musik ist, Menschen auch über große<br />
Distanzen miteinander zu verbinden.<br />
MGV Schlanders<br />
KulturFenster 71<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
hingehört<br />
Jahrhunderte kirchlichen<br />
Wohlklangs in Auer<br />
360 Jahre Kirchenchor Auer und 425 Jahre Schwarzenbach-Orgel<br />
Die 39 Sängerinnen<br />
und Sänger unter<br />
der Leitung von Tobias<br />
Simonini beherrschten<br />
das Spiel<br />
der zarten Harmonien<br />
und kräftigen<br />
Akkorde gekonnt,<br />
hier begleitet am<br />
Klavier von Matteo<br />
Scalet.<br />
Foto: Erwin Flor<br />
Unlängst beging der Kirchenchor Auer ein<br />
nicht alltägliches Jubiläum: Der Chor wurde<br />
1664 zum ersten Mal schriftlich erwähnt.<br />
Noch älter ist die Schwarzenbach-Orgel<br />
in der Pfarrkirche St. Petrus. Sie stammt<br />
aus dem Jahr 1599. Damit ist sie die älteste<br />
noch spielbare Kirchenorgel Südtirols.<br />
Beide besonderen Jubiläen wurde mit einer<br />
konzertanten Vesper am 26. Mai gebührend<br />
gefeiert, zu der Obfrau Petra Job<br />
im zahlreich erschienenen Publikum zahlreiche<br />
Ehrengäste begrüßen konnte.Tobias<br />
Simonini, Pfarrorganist in Auer und<br />
seit Jänner <strong>2024</strong> Leiter des Kirchenchors,<br />
hatte für das Konzert einen musikalischen<br />
Bogen aus der Anfangszeit des Kirchenchors<br />
bis in die Gegenwart geschlagen.<br />
Es gelangten u.a. Stücke von Michel Praetorius,<br />
Bernhard Klein, Ola Gjeilo, Felix<br />
Mendelssohn zur Aufführung. Matteo<br />
Scalet am Flügel begleitete den Chor einfühlsam.<br />
Die Schwarzenbach-Orgel – besonders<br />
durch ihre mitteltönige Stimmung<br />
und den Renaissance-Klang – setzte Marian<br />
Polin gekonnt in Szene. Das Publikum<br />
bedankte sich mit langanhaltendem, verdientem<br />
Applaus.<br />
Der Kirchenchor Auer zählt derzeit an die<br />
30 Mitglieder und verstärkt sich bei verschiedenen<br />
Projekten mit weiteren Sängerinnen<br />
und Sängern – Interessierte<br />
sind stets willkommen! Von Juli bis September<br />
findet zudem in der Peterskirche<br />
die zehnte Ausgabe des Aurer Orgelsommers<br />
mit Konzerten auf der Schwarzenbach-Orgel<br />
statt.<br />
Sibylle Finatzer<br />
Die Schwarzenbach-<br />
Orgel in der Pfarrkirche<br />
St. Petrusist<br />
ist die älteste<br />
noch spielbare Kirchenorgel<br />
Südtirol.<br />
Sie stammt aus dem<br />
Jahr 1599.<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
KulturFenster 72<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
Frühlingskonzert: Klang & Magie<br />
Zwei Konzertabende mit dem Singkreis Runkelstein<br />
Der Singkreis Runkelstein entführte das Publikum in eine Welt der Frühlingsgefühle und der Liebe.<br />
Ein zarter, frühlingshafter Melodienreigen<br />
mit dem Singkreis Runkelstein erfüllte das<br />
Salewa-Gebäude und die Gärtnerei Schullian<br />
im Mai in Bozen. Das Motto „Klang & Magie“<br />
hat damit auch dem Zauberkünstler „Mister<br />
Amadeus" den gebührenden Raum gegeben.<br />
Er entführte die Konzertbesucher*innen<br />
immer wieder mit großem Geschick in die<br />
Welt der Magie und Illusion. Das Repertoire<br />
dieser Konzertabende war sprachlich<br />
sehr vielseitig, auch in seiner Tonalität,<br />
Interpretation und Ausdrucksweise. Als<br />
Beispiel sind die drei Volkslieder „Entflieh<br />
mit mir", „Es fiel ein Reif" und „Auf ihrem<br />
Grab" vertont von Felix Mendelsohn Bartholdy<br />
zu nennen. Diese Lieder besingen<br />
die erhoffte und letztlich doch unerfüllte<br />
Liebe, mit schlussendlich dramatischem<br />
Ausgang. Im mittleren Teil der Konzerte<br />
sang der Singkreis Runkelstein Lieder, in<br />
denen Blumen als Metapher für die Liebe<br />
im Mittelpunkt standen, wie „O du schöner<br />
Rosengarten" von Franz Biebl, „Erlaube<br />
Evelyne Zelger, Evi Schroffenegger, Carmen Seidner, Barbara Berger (v.l.)<br />
Foto: Singkreis Runkelstein<br />
mir" von Johannes Brahms, das „Heidenröslein"<br />
von Robert Schumann und<br />
das „Himmlschlüßl" vom Südtiroler Komponisten<br />
Sepp Unterhofer, Text von Anni<br />
Kraus. Danach begleitete Rupert Ploner<br />
mit der Gitarre ausdrucksstark den spanischen<br />
Tango aus Andalusien „Memento"<br />
von Mario Castelnuovo Tedesco. Es folgte<br />
ein französisches Chanson „Dirait-on" von<br />
Morten Lauridsen, berührend vorgetragen<br />
und begleitet von Barbara Berger Mayr am<br />
Klavier. Das englische Liebeslied „Down<br />
by the Salley Gardens" von Alvin Michael<br />
Schronen besang einen sehr verliebten<br />
jungen Mann, der nicht den Mut findet,<br />
seine Liebe zu zeigen, und daher für immer<br />
diese Liebe verliert.<br />
Das Vorspiel zum „Scarborough Fair"<br />
von Ralph Paulsen-Bahnsen spielten<br />
auf der Gitarre Rupert Ploner und auf<br />
der Blockflöte Evi Schroffenegger. Die<br />
Zuhörer*innen wurden für kurze Zeit mit<br />
diesen Klängen in die Highlands entführt.<br />
Carmen Seidner führte mit Charme durch<br />
die Konzerte und bedankte sich bei allen<br />
Mitwirkenden und beim zahlreich erschienenen<br />
Publikum, das seine Begeisterung<br />
jeweils mit tosendem Applaus zum Ausdruck<br />
brachte. Als Zugabe gab es den<br />
schwungvollen Udo-Jürgens-Klassiker<br />
„Vielen Dank für die Blumen".<br />
Maria Moser-Hinterhölzl<br />
KulturFenster 73<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
hingehört<br />
Sänger-Wallfahrt nach Trafoi<br />
Gemeinschaftsprojekt der Chöre Ober- und Mittelvinschgau<br />
Es war ein besonderes Erlebnis, in der schönen Bergwelt gemeinsam zu singen.<br />
Bild: Martin Moriggl<br />
Rund 250 Sänger*innen aus allen Kirchenchören<br />
von Reschen bis Latsch gestalteten<br />
am vergangenen Pfingstmontag den Gottesdienst<br />
bei der Wallfahrt zu den Drei Brunnen<br />
in Trafoi.<br />
Bei herrlichem Wetter zog eine lange<br />
Schlange betend mit der restaurierten<br />
Mutter Gottes und begleitet von den Musikkapellen<br />
Burgeis und Prad zur Wallfahrtskirche.<br />
Die Gemeinde Stilfs und die<br />
Forstbehörde hatten es möglich gemacht,<br />
dass der Weg und der Platz vor der Kirche<br />
von den Vermurungen befreit wurden.<br />
Pfarrer Florian Öttl zelebrierte den Gottesdienst,<br />
den die Chöre musikalisch gestalteten:<br />
Jeder Chor hatte die Crescentia-Messe<br />
von Georg Stich (Musik) und<br />
Elisabeth Müller (Text) selbst einstudiert<br />
und Ernst Thoma hatte die Sänger*innen<br />
bei drei Gemeinschaftsproben gut vorbereitet.<br />
Der junge Kapellmeister Oliver Stilin<br />
der Musikkapelle Prad dirigierte die Chöre<br />
gekonnt. Zum Abschluss sangen alle gemeinsam<br />
das Marienleid „Glorwüd’ge Königin“<br />
mit Überchor. Es war ein besonderes<br />
Erlebnis in dieser schönen Bergwelt<br />
gemeinsam zu singen.<br />
Die Idee hinter diesem Chorprojekt ist das<br />
Singen in einem großen Chor, das gegenseitige<br />
Kennenlernen und die Begegnung<br />
und der Austausch untereinander.<br />
Pfarrer Florian Öttl forderte in seiner Predigt<br />
Menschlichkeit, gegenseitigen Respekt<br />
und friedliches Miteinander. Er bedankte<br />
sich bei allen Mitwirkenden und Wallfahrern<br />
und verabschiedete sich wehmütig von<br />
seinem geliebten Wallfahrtsort da er demnächst<br />
ins Passeiertal wechselt.<br />
Martin Moriggl<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 13. September <strong>2024</strong><br />
74<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
„Raindrops“ singen am Gardasee<br />
Konzertreihe Keep Singin` in Lana, Meran und Bardolino<br />
Im Mai und Juni lud der Lananer Chor<br />
„Raindrops“ zur Konzertreihe „Keep Singin“,<br />
welche die Sängerinnen von Lana<br />
nach Meran bis an den Gardasee führte.<br />
Anlass war der musikalische Rückblick<br />
auf zehn Jahre unter der Leitung der Sopranistin<br />
und Gesangspädagogin Michela<br />
Virgadaula.<br />
2014 führt Pharrell Williams mit „Happy“<br />
die Billboard Hot 100 an. Helene Fischer<br />
sorgt für atemlose Nächte und Conchita<br />
Wurst gewinnt für Österreich den Eurovision<br />
Song Contest. Etwa zur selben Zeit<br />
probt der Chor „Raindrops“ aus Lana „Ricevete,<br />
o padroncina“ aus Mozarts Nozze<br />
di Figaro. Eine neue Ära ist angebrochen,<br />
denn 2014 übernimmt die Sopranistin Michela<br />
Virgadaula die Leitung des Lananer<br />
Frauenchores.<br />
<strong>2024</strong>, also zehn Jahre später, war es<br />
deshalb Zeit für ein Best-of! Und dieses<br />
reichte durch alle Epochen, Stimmfarben<br />
und Stimmlagen, von besagtem Mozart bis<br />
zu Werken aus „Die Kinder des Monsieur<br />
Mathieu“ über George und Ira Gershwin<br />
zu Elvis Presley und Ennio Morricone. Begleitet<br />
wurden die Sängerinnen vom Pianisten<br />
Luca Schinai. Überraschenderweise<br />
war die Prominenz der 25 Sängerinnen<br />
Die „Raindrops“ in Bardolino<br />
noch nicht bis an den Gardasee durchgedrungen,<br />
weshalb die „Raindrops“ nach<br />
erfolgreichen Auftritten in Lana und Meran<br />
zu neuen Möglichkeiten der Bewerbung<br />
ihres Konzertes im Teatro Corallo in<br />
Bardolino griffen. Wie immer ohne Scheu<br />
zogen die jungen Frauen singend durch<br />
Gassen und Promenaden der 7000-Ein-<br />
Foto: Alexander Staffler<br />
wohner-Gemeinde am Ostufer des Gardasees.<br />
Und es wären auch nicht die<br />
„Raindrops“, würden sie ihr Chor-Business<br />
nicht auch mit dem geselligen Aspekt<br />
des Chorlebens verbinden. Allen,<br />
die diese Auftritte möglich gemacht haben,<br />
sei ganz herzlich gedankt!<br />
Valeria von Miller<br />
Klangvoller Auftritt des Ultner Männerchores<br />
Besuch im ältesten Wallfahrtsort Tirols<br />
Unsere Liebe Frau im Walde gilt als der älteste<br />
Wallfahrtsort von Tirol. Die altehrwürdige<br />
Kirche Maria Himmelfahrt mit dem<br />
bekannten Gnadenbild war kürzlich Ausflugsziel<br />
des Männerchors von Ulten. Dem<br />
rührigen Chor gehört auch der international<br />
bekannte Ultner Skitrainer Franz Gamper<br />
an. Obmann ist Hans Staffler. Mit würdevollem<br />
und wohlklingendem Gesang - unter<br />
der Leitung von Erich Feichter – gestalteten<br />
die Sänger den Sonntagsgottesdienst,<br />
zelebriert von Pfarrer Josef Schwienbacher.<br />
Die Gläubigen bedankten sich mit anhaltendem<br />
Applaus. Dem Umtrunk im nahen<br />
Wirtshaus folgte ein gemütliches Beisammensein<br />
auf dem Zollhaus am Gampen –<br />
eine ebenso geschichtsträchtige Stätte aus<br />
dem Jahre 1335 – zu dem Hausherrin Maria<br />
Theresia Rufinatscha geladen hatte. Gekommen<br />
sind auch die Gaulsänger, Maria<br />
Sulzer und Alfred Sagmeister, welche nicht<br />
nur für Stimmung und Heiterkeit, sondern<br />
auch für das kulinarische Wohl sorgten.<br />
Männerchor Ulten<br />
Der Männerchor Ulten vor der Wallfahrtskirche in Unsere Liebe Frau im Walde.<br />
Foto: Männerchor Ulten<br />
KulturFenster 75<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2024</strong>
25.8.<strong>2024</strong><br />
Trachtenwallfahrt in Plaus<br />
ab 9.45 Uhr<br />
7.9.<strong>2024</strong><br />
75-Jahr-Feier und Vernissage der Ausstellung „Heimat“<br />
in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Künstlerbund SKB Artes, Bozen<br />
Termine<br />
Infos unter: http://hpv.bz.it<br />
5.–6.10.<strong>2024</strong><br />
Reine Männersache – Reine Frauensache:<br />
Ein Wochenende - Zwei Seminare<br />
Viele musikalische Eindrücke, mit Vroni Bertsch und Jürgen Faßbender<br />
Infos unter:<br />
https://scv.bz.it<br />
19.10.<strong>2024</strong><br />
Stabführertag<br />
„Probengestaltung &<br />
Marschmusikbewertung“<br />
Referenten: Erik Brugger & Gerald Embacher<br />
(Anmeldungen innerhalb 1. Oktober – VSM Office)<br />
Infos unter:<br />
https://vsm.bz.it