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WARUM DIE WECHSELKURSUNTERGRENZE EUR/CHF ... - INFINA

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SONDER-NEWSLETTER<br />

RESEARCH & MÄRKTE<br />

10.02.2012<br />

<strong>WARUM</strong> <strong>DIE</strong> <strong>WECHSELKURSUNTERGRENZE</strong><br />

<strong>EUR</strong>/<strong>CHF</strong> ZU FALLEN DROHT<br />

NACHDEM <strong>DIE</strong> <strong>WECHSELKURSUNTERGRENZE</strong> VON 1,20 SCHWEIZER FRANKEN PRO <strong>EUR</strong>O BEREITS 5 MONATE<br />

HÄLT, WIEGEN SICH <strong>DIE</strong> MEISTEN FRANKENSCHULDNER IN TRÜGERISCHER SICHERHEIT. WAS ALLERDINGS IN<br />

DEN MEISTEN WIRTSCHAFTSME<strong>DIE</strong>N VERSCHWIEGEN WIRD, SIND <strong>DIE</strong> AKTUELLEN SCHWACHSTELLEN DER<br />

VON DER SCHWEIZERISCHEN NATIONALBANK (SNB) INSTALLIERTEN „FIREWALL“ GEGEN SPEKULATIONS-<br />

ATTACKEN, <strong>DIE</strong> IM DERZEIT FÜHRUNGSLOSEN ZUSTAND DER SNB-SPITZE SEITENS DIVERSER HEDGE FUNDS<br />

GNADENLOS AUSGENÜTZT WERDEN KÖNNTEN.<br />

DAS SOLLTEN<br />

FRANKENSCHULDNER BEACHTEN:<br />

Alleine vor den Weihnachtsfeiertagen musste die<br />

SNB zur Intervention 23 Milliarden Franken einsetzen<br />

und für die kommenden 3 Jahre rechnen Schweizer<br />

Devisenexperten mit bis zu 1000 Milliarden Franken,<br />

die zur Verteidigung der Wechselkursuntergrenze<br />

erforderlich wären.<br />

Sollten Interventionen in diesem Umfang erfolgen,<br />

dann droht der Schweiz infolge der massiven<br />

Geldmengenausweitung eine inflationäre Immobilienblase<br />

oder es kommt zuvor bereits infolge von<br />

Wechselkursverlusten zu einer buchtechnischen Pleite<br />

der SNB.<br />

Mögliche Auslöser für eine erneute Fluchtwelle in<br />

Franken, die zum Fall der Wechselkursuntergrenze<br />

führen können sind: eine offizielle Griechenland-Pleite,<br />

enttäuschend verlaufende Staatsanleihen-Auktionen<br />

oder erneute Panikwellen an den europäischen<br />

Bondmärkten.<br />

Die Schweizer Exportwirtschaft leidet zwar aktuell<br />

unter dem starken Franken, doch mittel bis langfristig<br />

werden sich sowohl die Exportunternehmen als auch<br />

deren Abnehmer auf die neuen Wechselkursrelationen<br />

einstellen. Sobald sich die Schweizer Exportwirtschaft<br />

an den starken Franken angepasst hat, sind in der<br />

marktwirtschaftlich orientierten Schweiz Interventionen<br />

der SNB kein Thema mehr.<br />

Frankenschuldner sollten sich ernsthaft mit der Gefahr<br />

eines nachhaltig festeren Frankens auseinandersetzen<br />

und Kreditmakler sollten ihre <strong>CHF</strong>-Kreditkunden<br />

rechtzeitig kontaktieren, um eine gemeinsame<br />

Vorgehensweise zu erarbeiten, denn die nächsten<br />

Einladungen der Hausbank kommen bestimmt.<br />

Am 6. September 2011 hat die Schweizerische Nationalbank im<br />

Wechselkursverhältnis zwischen Euro und Franken bei 1,20 eine<br />

Zinsuntergrenze eingezogen, die notfalls mit unbeschränkten<br />

Devisenkäufen verteidigt werden sollte. Dabei galt der damalige<br />

SNB-Präsident, Philipp Hildebrand als Architekt dieser Lösung.<br />

Nach seinem überraschenden Rücktritt am 9. Jänner mehrten<br />

sich Spekulationen darüber, dass die SNB ihre Interventionen<br />

bald einstellen könnte, da ein unbegrenztes Drucken von<br />

Franken bei gleichzeitigem Umtausch in Euro gravierende<br />

Nebenwirkungen hätte. Erstens eine Immobilienblase mit<br />

kurzfristig inflationärer, langfristig aber deflationärer Wirkung<br />

(siehe US-Immobilienkrise 2007 bis 2009) oder zweitens, im Falle<br />

weiter rückläufiger Euro-Kurse, enorme Wechselkursverluste für<br />

die Schweizerische Nationalbank, die im Extremfall sogar deren<br />

buchtechnische Pleite bedeuten könnte.<br />

Das „Interregnum“ an der Führungsspitze der SNB unter<br />

Führung des Interims-Präsidenten Thomas Jordan könnte laut<br />

Marktinsidern von Hedge Funds als Einladung verstanden<br />

werden, eine koordinierte Angriffswelle gegen den Euro in<br />

Relation zum Franken zu reiten. Denn mit dem Insidergeschäft<br />

von Hildebrands Ehefrau, das zu seinem Rücktritt führte, scheint<br />

die Glaubwürdigkeit der SNB vorübergehend beschädigt<br />

worden zu sein.<br />

Der aktuell führungslose Zustand könnte nun für einen<br />

Angriff genützt werden und dies obwohl am 7. Februar<br />

Interims-Chef Jordan vor der Schweizerisch-Amerikanischen<br />

Handelskammer in Genf ankündigte: „Wir tolerieren am<br />

relevanten Interbankenmarkt keinen Geschäftsabschluss<br />

unter dem Mindestkurs“. Ein erster Indikator für eine mögliche<br />

Abschwächung von <strong>EUR</strong>/<strong>CHF</strong> ist, dass der Franken auf diese<br />

Bemerkung keinerlei signifikante Schwächesignale gab,<br />

sondern sich lediglich – im Einklang mit dem US-Dollar –<br />

gegenüber dem Euro binnen weniger Stunden um 0,3 %<br />

abschwächte.


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1,35<br />

1,3<br />

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1,1<br />

1,05<br />

Datenquelle: Teletrader Software AG<br />

<strong>DIE</strong> NERVOSITÄT DER ANLEGER STEIGT.<br />

Ohne weitere Hilfen ist Griechenland am 20. März pleite. Die<br />

Zeit drängt und noch immer gibt es keinen Nachfolger des<br />

zurückgetretenen SNB-Präsidenten Hildebrand. Je mehr<br />

Zeit ohne konkrete Nachricht bezüglich Griechenland-<br />

Rettung oder neuen SNB-Chef vergeht, desto größer wird<br />

die Wahrscheinlichkeit von „Heuschrecken-Attacken“ auf<br />

das Währungspaar <strong>EUR</strong>/<strong>CHF</strong>.<br />

LEITZINSSENKUNG DER EZB VERSTÄRKT <strong>DIE</strong><br />

FLUCHT IN FRANKEN<br />

Unabhängig von den Gefahren in der Eurozone hat sich auch<br />

das Zinsgefüge verändert, was in Fondsmanagerkreisen als<br />

klarer Hardfact für Dispositionsentscheidungen gilt und somit<br />

auch einen gewissen Einfluss hat: Nachdem am 8. Dezember die<br />

EZB ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,00 % senkte, näherte<br />

sich das Währungspaar <strong>EUR</strong>/<strong>CHF</strong> schrittweise der Untergrenze<br />

von 1,20, denn es mehren sich die Anzeichen einer Rezession<br />

im Euroraum. Während die Schweizerische Nationalbank mit<br />

einem Zielband des 3-Monats-Libor zwischen 0,00 und 0,25<br />

% über keinerlei Zinssenkungsspielräume verfügt, könnten<br />

sich im Extremfall die Leitzinsen des Euroraums um bis zu<br />

einem weiteren Prozentpunkt verbilligen. Somit ist es nicht<br />

verwunderlich, dass laut den Aussagen von Bankenexperten<br />

die Schweizerische Nationalbank vor den Weihnachtsfeiertagen<br />

erstmals seit Einführung der Untergrenze intervenieren musste.<br />

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02.2011 03.2011 04.2011 05.2011 06.2011 07.2011 08.2011 09.2011 10.2011 11.2011 12.2011 01.2012<br />

10.02.2012<br />

<strong>EUR</strong> / <strong>CHF</strong> - 12 Monate<br />

Der Einsatz lag bei 23 Milliarden Franken und diente vermutlich<br />

der Abwehr einer ersten Hedge Fund-Attacke. Doch ein<br />

koordinierter Angriff hätte in einer „Verteidigungsschlacht“<br />

noch weitaus höhere Mittel erfordert. Sollte es bald<br />

tatsächlich so weit kommen, dann würde die Schweizerische<br />

Nationalbank massiv in Pfandbriefe und Staatsanleihen der<br />

Eurozone investieren. Dies geschah bereits im Jahr 2010 als<br />

– je nach Berechnungsweise - Devisen in Höhe von 150 bis<br />

200 Milliarden Franken gekauft wurden. In den vergangenen<br />

2 Jahren sind dadurch die Devisenreserven der SNB auf das<br />

2,5-Fache angestiegen. Somit herrscht noch Ruhe vor dem<br />

Sturm. Schweizer Devisenstrategen rechnen damit, dass die<br />

Interventionen der SNB noch 2 bis 3 Jahre in Anspruch nehmen<br />

könnten und insgesamt ein Volumen zwischen 600 bis 1.000<br />

Milliarden Franken erfordern würden.


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FRANKEN UNTER AUFWERTUNGSDRUCK<br />

Optimisten hingegen verweisen auf die gelungene<br />

Wechselkursuntergrenze vom 1. Oktober 1978: Damals wurde<br />

eine Untergrenze von 80 Rappen für eine D-Mark eingezogen<br />

und nach Interventionen im Volumen von über 10 Milliarden<br />

Franken hielt diese Untergrenze bis zur Einführung des<br />

Euro im Jahr 1999. Zwar wurden auch zur Einführung der<br />

aktuellen Wechselkursuntergrenze nur 11 Milliarden Franken<br />

aufgewandt, doch die Situation ist trügerisch, denn heute ist<br />

der Aufwertungsdruck wesentlich höher, was das Verhältnis der<br />

Geldmengen M3 zeigt:<br />

Im Oktober 1978 stand eine Geldmenge M3 von 183,2<br />

Milliarden Franken nur 620 Milliarden DM bzw. 317 Milliarden<br />

Euro gegenüber, was einen „Druckfaktor“ Euro/Franken von<br />

1,70 ergibt. Im Dezbember 2011 hingegen stieg dieser Faktor<br />

auf alarmierende 12,50 (ER17 zu Schweiz und Liechtenstein). Je<br />

mehr Franken die SNB druckt, um zu intervenieren, desto mehr<br />

Geld kehrt wieder in die Schweiz zurück und könnte dort eine<br />

Immobilienblase nähren.<br />

Deshalb kann im Falle einer Zuspitzung der Schuldenkrise<br />

der Eurozone von einem zumindest vorübergehenden<br />

Unterschreiten der Wechselkursuntergrenze ausgegangen<br />

werden. Mögliche Auslöser dafür wären:<br />

EINE OFFIZIELLE GRIECHENLAND-PLEITE:<br />

Ein konkreter Schuldenschnitt im Ausmaß von 50 Prozent<br />

bedeutet massive Verluste für das angeschlagene Bankensystem<br />

und weitere Milliardenhilfen scheiterten bisher am Widerstand<br />

der AAA-Länder Deutschland, Niederlande, Luxemburg und<br />

Finnland. Das neue Hilfspaket erfordert laut EU-Diplomaten<br />

ein Volumen von 145 bis 150 Milliarden Euro (ursprüngliche<br />

Erwartung: 130 Milliarden) und laut einer Einschätzung von<br />

UBS-Chefökonom Daniel Kalt ist Griechenland am 20. März<br />

2012 bankrott, sofern keine Einigung in den Verhandlungen<br />

über das nächste Rettungspaket und einen Forderungsverzicht<br />

der Gläubiger zustande kommt. An diesem Tag sind nämlich<br />

Staatsanleihen im Volumen von 14,4 Milliarden Euro fällig. Je<br />

näher dieser Termin rückt, desto größer wird auch die Nervosität<br />

der Anleger, was sich an einer erneuten Flucht vom Euro in<br />

den Schweizer Franken zeigt. Am 1. Februar näherte sich das<br />

Währungspaar <strong>EUR</strong>/<strong>CHF</strong> zum Tagestief von 1,2029 gefährlich<br />

nahe dem Limes. Auch wenn es zwischendurch Lichtblicke<br />

in Form neuer angekündigter Sparpakete in Athen gibt und<br />

doch noch ein offizieller Schuldenschnitt zustande kommt, so<br />

besteht noch immer die Gefahr von Liquiditätsengpässen und<br />

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10.02.2012<br />

nach den vorgezogenen Parlamentswahlen im Frühjahr<br />

das nicht zu unterschätzende Risiko eines Euro-Austritts<br />

Griechenlands, das infolge einer massiven Abwertung der<br />

Drachme sowohl für die verbleibende Eurozone als auch<br />

Griechenland mittelfristig volkswirtschaftliche Schäden in<br />

dreistelliger Milliardenhöhe bedeuten würde.<br />

ENTTÄUSCHEND VERLAUFENDE STAATSANLEIHEN-<br />

AUKTIONEN:<br />

Nach den massiven Rating-Downgrade-Wellen der letzten<br />

Monate, ist das Vertrauen der Anleger in Staatsanleihen stark<br />

angeschlagen und ein enttäuschender Verlauf von Auktionen<br />

von Staatsanleihen ist nicht mehr ausgeschlossen. Diese<br />

Gefahr beschränkt sich nicht nur auf die Peripherieländer und<br />

Italien. Auch Frankreich, das erst kürzlich seinen AAA-Status<br />

verloren hat, ist gefährdet. Alleine 2012 werden französische<br />

Staatsanleihen im Gesamtvolumen von 359 Milliarden Euro<br />

fällig, was 17 % des französischen BIP entspricht. Vor allem<br />

in Italien ist das Risiko weiterer Rating Downgrades hoch.<br />

Denn um bei einer Staatsverschuldung von 120 % des BIP<br />

und den durchschnittlichen Risikoprämien der vergangenen<br />

Monate in Höhe von ca. 500 Basispunkten die aktuelle<br />

Staatsschuldenquote nur weiter aufrecht zu erhalten, ist laut<br />

den Berechnungen des Peterson Institute for International<br />

Economic im Staatshaushalt ein zusätzlicher Primärüberschuss<br />

(Überschuss vor Schuldendienst) in Höhe von 6 % des BIP<br />

erforderlich. Ansonsten ist von weiteren Anstiegen der<br />

Staatsschuldenquote auszugehen. Bereits am 13. Jänner hatte<br />

die Rating Agentur Standard & Poor´s die Kreditwürdigkeit<br />

Italiens und anderer acht Euroländer, darunter auch Frankreich<br />

und Österreich, herabgestuft und am 27. Jänner folgte Fitch<br />

mit einem Downgrade um 2 Stufen auf A-. Vor wenigen Tagen<br />

hat Fitch in der Folge die Bonitätsnoten von 5 italienischen<br />

Großbanken herabgestuft. Die Erfahrung lehrt, dass mit einer<br />

sinkenden Kreditwürdigkeit des Bankensystems mittelfristig


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auch jene des Staates beeinträchtigt wird, da schließlich die<br />

Staaten in der Praxis als „lender of last resort“ angeschlagene<br />

Banken auffangen. Somit sind im 1,6 Billionen Euro schweren<br />

italienischen Staatsanleihenmarkt die nächsten Turbulenzen<br />

bzw. enttäuschende Staatsanleihen-Auktionen bereits<br />

vorprogrammiert.<br />

CONTAGION EFFEKT: ERNEUTE PANIKWELLE AN DEN<br />

<strong>EUR</strong>OPÄISCHEN BONDMÄRKTEN<br />

Obwohl Gerüchte aus dem jüngsten Wirtschaftsgipfel in Davos<br />

bereits von einem zukünftigen „Rettungsschirm“ mit einem<br />

Volumen von 1,5 Billionen Euro sprechen, sieht es offiziell noch<br />

nach einer Schmalspurvariante aus. So wurde am 2. Februar<br />

in Brüssel von den Botschaftern der Euro-Staaten der Vertrag<br />

über den dauerhaften Europäischen Stabilitätsmechanismus<br />

unterschrieben, der im Juli 2012 in Kraft treten soll und lediglich<br />

über eine effektive Darlehensvergabekapazität im Volumen<br />

von 500 Milliarden Euro verfügt. Laut einem Stresstest des IWF<br />

würde in einem negativen Szenario alleine Griechenland diese<br />

Summe bis zum Jahr 2020 benötigen und für alle GIIPS-Länder<br />

(Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien) müßten im<br />

Extremfall, laut Peterson Institute for International Economic,<br />

fast 5 Billionen Euro aufgewandt werden, um 75 % des<br />

emittierten Staatsanleihen-Volumens aufzukaufen und für fünf<br />

Jahre die Haushaltsdefizite dieser Länder zu finanzieren. Selbst<br />

im Basis-Szenario des Instituts wird von einem Finanzbedarf in<br />

Höhe von 2,8 Milliarden Euro bzw. 29 % des BIP der Eurozone<br />

ausgegangen. Angesichts dieser Tatsachen, steigender<br />

Risikoprämien und Anleihenrenditen an den Märkten erscheint<br />

somit das aktuelle Rettungspaket als unzureichend.<br />

Neben Griechenland wird nun auch Portugal zunehmend als<br />

potenzieller Pleitekandidat gehandelt. Die Rendite zehnjähriger<br />

portugiesischer Staatsanleihen liegt bereits bei 14,6 % und<br />

unter der Annahme einer Recovery-Rate von 40 % im Falle<br />

eines Defaults liegt die von den CDS-Spreads abgeleitete<br />

implizite Ausfallswahrscheinlichkeit Portugals bereits bei 13,2<br />

% p. a.. Sollte es noch weitere Rating-Downgrades geben oder<br />

die Verhandlungen mit Griechenland scheitern, dann kann von<br />

einer Panikwelle ausgegangen werden, die wie im November<br />

weite Teile des Euro-Staatsanleihen-Marktes erfassen wird und<br />

dann die Renditen der hoch verschuldeten Länder Belgien und<br />

Italien massiv nach oben treibt.<br />

Diese Gefahrenpotenziale und der hohe „Spekulationsdruck“<br />

auf den Franken sprechen für eine Aufwertung und den Fall der<br />

Wechselkursuntergrenze. Doch es gibt zwei häufige Argumente,<br />

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10.02.2012<br />

die für eine nachhaltige Frankenschwäche in die Diskussion<br />

eingebracht werden, nämlich der erhöhte Leidensdruck der<br />

Schweizer Exportwirtschaft und die Möglichkeit der Einführung<br />

von Negativzinsen auf ausländische <strong>CHF</strong>-Guthaben. Letzteres<br />

wurde bereits in den 60er und 70er-Jahren erfolglos getestet,<br />

während die Exportrückgänge – zumindest mittelfristig – nicht<br />

geleugnet werden können.<br />

RECHTFERTIGEN AKTUELLE SCHWEIZER<br />

EXPORTZAHLEN EINE FRANKENABWERTUNG?<br />

Die Schweizer Exporte konnten 2011 nur noch durch einen<br />

durchschnittlichen Preisnachlass von 5,5 % nominal um<br />

2,1 % auf 197,6 Milliarden Franken gesteigert werden. Das ist<br />

der stärkste Preisnachlass, der je registriert wurde. Besonders<br />

schwach entwickelten sich das 3. und 4. Quartal mit einem<br />

Rückgang um 0,9 % bzw. einer Steigerung um nur noch 1,2 %.<br />

Die stärksten Rückgänge mit jeweils 12,5 %, 6,5 % bzw. 3,8 %<br />

erlitten die Papier- und Graphische Industrie, die Textilindustrie<br />

und Bekleidungsindustrie. Doch quer durch die Branchen<br />

sieht es bereits danach aus, als würden sich die Schweizer<br />

Industrie aber auch deren Abnehmer langsam an die hohen<br />

Frankenkurse gewöhnen. So erfreute sich die Uhrenindustrie<br />

eines Zuwachses von 19,3 %, während die Branchen Metall,<br />

Maschinen/Elektronik und Nahrungs/Genussmittel Zuwächse<br />

von jeweils 2,2 %, 1,2 % bzw. 0,6 % erzielten. Die Chemische<br />

Industrie hingegen kam mit einem Rückgang von 1,7 % davon.


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Preisnachlässe und Rationalisierungsmassnahmen seitens<br />

der Schweizer Industrie und gewisse Zugeständnisse in<br />

Form höherer Preise bei den Abnehmern, die für Schweizer<br />

Qualitätsprodukte keine gleichwertigen Substitute finden, sind<br />

das wahrscheinlichste Szenario und würden beim Währungspaar<br />

<strong>EUR</strong>/<strong>CHF</strong> langfristig einen niedrigeren Gleichgewichtskurs<br />

erlauben. Langfristig sind somit die erforderlichen<br />

Interventionen der SNB nur bedingt gerechtfertigt – sofern sich<br />

die volkswirtschaftlichen Schäden in Grenzen halten. Kurzfristig<br />

erscheinen Interventionen hingegen plausibel.<br />

WAS BEDEUTET <strong>DIE</strong>S FÜR <strong>DIE</strong><br />

BERATUNGSPRAXIS?<br />

Angesichts dieser Überlegungen ist eine rein passive<br />

Abwartestrategie von Franken-Schuldnern nicht zwangsläufig<br />

die beste Lösung. Das Spektrum an Handlungsalternativen<br />

reicht von einem Stopp-Loss mit sofortiger Konvertierung<br />

sobald der Franken unter die Schwelle von 1,20 fällt, wobei<br />

hier natürlich das Risiko eines ungünstigen Umtauschkurses<br />

besteht, bis hin zu einer saldoreduzierenden Einbringung von<br />

Tilgungsträgern und Umstellung auf monatliche Ratenzahlung.<br />

Die einzelnen Lösungen müssen mit dem Kunden individuell<br />

festgelegt werden und hängen von der persönlichen<br />

Risikoneigung, dem Einkommen sowie vorhandenen Reserven<br />

ab. Auf jeden Fall sollten die Fremdwährungskreditkunden<br />

durch den Kreditmakler rechtzeitig und proaktiv kontaktiert<br />

werden, denn die nächste Einladung der Hausbank kommt<br />

bestimmt.<br />

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Wandel unterworfene Empfehlungen und Meinungen ohne Verbindlichkeit. Der Verfasser und Berichterstatter kann dafür keinerlei Haftung übernehmen. Diese gilt mit<br />

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