Leseprobe: 2. Miniausgabe von "Hund im Gepäck - das Magazin"
Probleme bei Mensch und Tier einfach wegklopfen? - Klopftechniken als emotionaler Helfer Alternative „Heilmethoden“ gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, also für fast jedes Problem oder für fast jede Beschwerde. Manche davon sollen nicht nur uns Menschen unterstützen, sondern auch unsere Tieren, wie zum Beispiel Klopftechniken. Was es damit auf sich hat, wie das Klopfen bei Mensch und Tier funktioniert, worauf zu achten ist, wobei es unterstützen kann, was die Wissenschaft dazu sagt und mehr erfährst Du in dieser Miniausgabe von "Hund im Gepäck - das Magazin". Außerdem gibt es noch Infos rund um den Hund sowie ein paar Lesetipps und Empfehlungen.
Probleme bei Mensch und Tier einfach wegklopfen? - Klopftechniken als emotionaler Helfer
Alternative „Heilmethoden“ gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, also für fast jedes Problem oder für fast jede Beschwerde. Manche davon sollen nicht nur uns Menschen unterstützen, sondern auch unsere Tieren, wie zum Beispiel Klopftechniken.
Was es damit auf sich hat, wie das Klopfen bei Mensch und Tier funktioniert, worauf zu achten ist, wobei es unterstützen kann, was die Wissenschaft dazu sagt und mehr erfährst Du in dieser Miniausgabe von "Hund im Gepäck - das Magazin". Außerdem gibt es noch Infos rund um den Hund sowie ein paar Lesetipps und Empfehlungen.
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<strong>Hund</strong> <strong>im</strong> <strong>Gepäck</strong><br />
Das Magazin<br />
Probleme bei Mensch und<br />
Tier einfach wegklopfen?<br />
Klopftechniken als emotionale Helfer
Editorial<br />
Inhalt<br />
3 Editorial<br />
4 Schon gewusst?<br />
6 Probleme bei Mensch und Tier<br />
einfach wegklopfen?<br />
20 Klopfanleitung für Mensch und Tier<br />
22 Lesetipps & Empfehlungen<br />
24 Kolumne: Ich bin (k)ein schlechtes Frauchen<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Impressum<br />
<strong>Hund</strong> <strong>im</strong> <strong>Gepäck</strong> – Das Magazin<br />
Annika Grunert<br />
Oberkornettenweg 6<br />
37293 Herleshausen<br />
Webseite: hund<strong>im</strong>gepaeck.de<br />
Tel.: 0049 (0) 176 64 23 59 69<br />
redaktion@hund<strong>im</strong>gepaeck.de<br />
Datenschutzerklärung<br />
https://hund<strong>im</strong>gepaeck.de/<br />
datenschutzerklaerung/<br />
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Annika Grunert<br />
Fotos<br />
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hund<strong>im</strong>gepaeck.de<br />
Aboservice<br />
Über Steady https://steadyhq.com/de/<br />
hund<strong>im</strong>gepaeck/about<br />
Einzelhefte<br />
über hund<strong>im</strong>gepaeck.de<br />
Das Magazin und alle darin enthaltenen<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Veröffentlichungen, auch auszugsweise, und die<br />
Weitergabe der digitalen Ausgabe bedürfen einer<br />
Genehmigung der Redaktion.<br />
Liebe Leser,<br />
es ist wieder so weit: Die nächste<br />
<strong>Miniausgabe</strong> <strong>von</strong> „<strong>Hund</strong> <strong>im</strong> <strong>Gepäck</strong> – <strong>das</strong><br />
Magazin“ ist endlich fertig. Ich muss<br />
zugeben, es war eine langwierige und<br />
schwierige Geburt. Zum einen, weil ich rein<br />
praktisch sehr tief <strong>im</strong> Thema Klopfen<br />
drinstecke und es nicht so leicht war, <strong>das</strong> für<br />
andere aufzubereiten und dann auch noch für<br />
Tiere auszuprobieren. Zum anderen, weil <strong>das</strong><br />
bisherige Jahr wahnsinnig antrengend war<br />
und viele ungeplante/ungewollte<br />
Herausforderungen auftauchten. Allerdings<br />
eigneten sich Letztere auch hervorragend für<br />
zahlreiche Selbstversuche für diese<br />
Magazinausgabe.<br />
Seitdem <strong>das</strong> Thema feststand, habe ich<br />
vermehrt geklopft. Teilweise sogar mehrmals<br />
am Tag. Rückblickend denke ich, <strong>das</strong>s ich es<br />
vielleicht übertrieben habe – nicht bei<br />
meinem <strong>Hund</strong> Alex, sondern nur bei mir.<br />
Denn mittlerweile sprudeln bei mir die<br />
Emotionen wie die Niagarafälle, wenn ich<br />
klopfe. Gefühle und Veränderungen müssen<br />
sich manchmal vielleicht erst einmal setzen<br />
und auch in Ruhe <strong>im</strong> Körper sowie <strong>im</strong> Geist<br />
verarbeitet werden. Ich wollte die Techniken<br />
aber gründlich auf Herz und Nieren prüfen.<br />
Wobei ich zugeben muss, <strong>das</strong>s ich bei Alex<br />
gar nicht so viele Beschwerden/Probleme/<br />
Foto: SAMO Fotografie<br />
Themen geklopft habe. Denn einiges hat sich<br />
schlicht dadurch gebessert, <strong>das</strong>s ich mich<br />
selbst behandelt habe.<br />
Für die Ausgabe habe ich mich nicht nur<br />
praktisch den Klopftechniken gewidmet,<br />
sondern auch theoretisch. Ich habe sehr viel<br />
recherchiert und mich unter anderem mit den<br />
verschiedenen Techniken, den Möglichkeiten,<br />
Grenzen et cetera beschäftigt und damit, was<br />
die Wissenschaft darüber sagt.<br />
Es hat mich überrascht, was möglich ist,<br />
denn ich hatte vorher bei mir meist nur<br />
Ängste und Unsicherheiten beklopft. Ich<br />
glaube, <strong>das</strong>s es auch Tiere gut unterstützen<br />
kann. Für mich (wie für die meisten) steht<br />
aber nach wie vor fest, <strong>das</strong>s es KEIN<br />
Wundermittel ist. Bei best<strong>im</strong>mten Themen/<br />
Beschwerden sollte es wenn lediglich als<br />
zusätzliche Unterstützung zur ärztlichen oder<br />
therapeutischen Behandlung und nur in<br />
Absprache mit einem Arzt und/oder<br />
Therapeuten verwendet werden. Das gilt<br />
natürlich auch für Tiere.<br />
Mir hat <strong>das</strong> Klopfen schon mehrfach<br />
geholfen und ich hoffe, <strong>das</strong>s es vielleicht auch<br />
Dich und Deinen <strong>Hund</strong> manches Mal<br />
unterstützen kann. Und jetzt viel Vergnügen<br />
be<strong>im</strong> Lesen.<br />
Annika Grunert<br />
3
Schon gewusst?<br />
<strong>Hund</strong>e und ihre Supernase<br />
Mit ihrer feinen Nase nehmen <strong>Hund</strong>e einen<br />
Großteil ihrer Umwelt wahr. So können sie unter<br />
anderem erkennen, ob an dem Halm zuvor ein<br />
Rüde oder Hündin gepinkelt hat und wie es um<br />
deren Gesundheit steht. Wir Menschen haben 20<br />
bis 30 Millionen Riechzellen. Je nach Rasse<br />
verfügen <strong>Hund</strong>e hingegen über bis zu 220<br />
Millionen Riechzellen. Deshalb werden sie in den<br />
verschiedensten Bereichen eingesetzt und<br />
ausgebildet: Aufgrund ihres guten Geruchssinns<br />
können sie beispielsweise Menschen, verlorene<br />
Dinge, Trüffel, Wild, Drogen, Handys und<br />
Sch<strong>im</strong>mel aufspüren. Mit ihrer feinen <strong>Hund</strong>enase<br />
können sie außerdem Diabetikern helfen, indem<br />
sie frühzeitig eine drohende Über- oder<br />
Unterzuckerung anzeigen. Auch bei der<br />
Erkennung <strong>von</strong> Krebs sollen <strong>Hund</strong>e unterstützen<br />
können. Ihre gute <strong>Hund</strong>enase dient aber nicht<br />
nur uns, sondern auch ihnen oder besser gesagt,<br />
wir können ihnen damit etwas Gutes tun.<br />
Nasenarbeit liegt in der Natur des <strong>Hund</strong>es und<br />
befriedigt somit ein Grundbedürfnis. Einen<br />
<strong>Hund</strong> in Ruhe schnüffeln zu lassen, gehört zu<br />
einem glücklichen <strong>Hund</strong>eleben also einfach dazu.<br />
Obendrein können wir sie gezielt über die Nase<br />
beschäftigen und dadurch auslasten. Dafür<br />
bedarf es keines großen Trainings (Ambitionierte<br />
können natürlich ihrem <strong>Hund</strong> beispielsweise<br />
beibringen, Spielzeug zu finden oder mit ihm<br />
zum Mantrailing gehen). Ein paar versteckte<br />
Futterbrocken oder Leckerlis tun es auch bereits.<br />
Das regt den Geist und den Körper an: Es heißt,<br />
<strong>das</strong>s zehn Minuten suchen einen <strong>Hund</strong> so sehr<br />
auslasten wie eine Stunde spazierengehen.<br />
Struppi wurde glücklicherweise 18,5 Jahre alt. So weit<br />
reicht die Grafik der Studie leider nicht: Kurz nach 14<br />
Jahren hört sie auf und <strong>das</strong> entspricht etwa 75 Jahre plus<br />
minus. Struppi müsste in Menschenjahren vermutlich an<br />
die 80 Jahre oder älter geworden sein.<br />
Neuberechnung <strong>Hund</strong>ejahre<br />
und ältester <strong>Hund</strong> der Welt<br />
<strong>Hund</strong>e werden leider nicht so alt wie wir<br />
Menschen. Je nach Rasse wird oft ein<br />
Durchschnittsalter <strong>von</strong> 10 bis 14 Jahren<br />
angegeben, manchmal auch bis zu 16 Jahre. Aber<br />
es gibt einige <strong>Hund</strong>e, die älter werden. Mein<br />
Cairn Terrier Struppi wurde 18,5 Jahre alt und in<br />
einer Tierklinik traf ich eine Frau, <strong>von</strong> der<br />
mehrere <strong>Hund</strong>e sogar 21 Jahre alt geworden sein<br />
sollen. Klingt erst einmal viel beziehungsweise alt.<br />
Im Guinness Buch der Rekorde steht aber Bobi,<br />
der 2023 verstarb. Der portugiesische Wachhund<br />
– ein Rafeiro do Alentejo um genau zu sein -<br />
wurde sage und schreibe 31 Jahre alt.<br />
Normalerweise soll diese Rasse 12 bis 14 Jahre alt<br />
werden. Bobi durfte in einer ruhigen Gegend<br />
aufwachsen, lief wohl <strong>im</strong>mer frei und hatte viel<br />
Kontakt zu anderen Tieren und seinem Besitzer.<br />
Welche Faktoren aber für <strong>das</strong> hohe Alter <strong>von</strong><br />
Bobi verantwortlich waren, ist unklar. Zuvor trug<br />
der Australian Cattle Dog Bluey den Titel ältester<br />
<strong>Hund</strong> der Welt. Er starb 1939 mit 29 Jahren.<br />
Die Formel <strong>das</strong> ein <strong>Hund</strong>ejahr sieben<br />
Menschenjahren entspricht, wurde übrigens <strong>von</strong><br />
Forschern der University of San Diego 2020<br />
widerlegt: Sie haben eine neue Formel entwickelt.<br />
Das Alter <strong>von</strong> <strong>Hund</strong>en verläuft demnach nicht<br />
linear, sondern n<strong>im</strong>mt mit zunehmendem Alter<br />
ab. Der Formel nach entspricht ein einjähriger<br />
<strong>Hund</strong> einem 30-jährigen Menschen, ein<br />
vierjähriger <strong>Hund</strong> einem 52-jährigen Menschen.<br />
Ab sieben Jahren altern <strong>Hund</strong>e der Studie nach<br />
langsamer. Mehr über die Ergebnisse findest Du<br />
hier auf der Webseite <strong>von</strong> UC San Diego Today.<br />
Schau mir in die Augen,<br />
Hündchen<br />
Ein <strong>Hund</strong>eblick lässt Menschenherzen weich<br />
werden. Wenn die großen Kulleraugen einen<br />
treuherzig anblicken, ist der angeknabberte Schuh,<br />
der ignorierte Rückruf oder anderes hündisches<br />
Fehlverhalten vergeben und vergessen. Das wissen<br />
<strong>Hund</strong>e ganz genau und setzen diesen Blick wohl<br />
gezielt ein, damit es eben zum Beispiel keinen Ärger<br />
gibt. <strong>Hund</strong>e schauen den Besitzer aber auch<br />
beispielsweise intensiver an, wenn sie<br />
Aufmerksamkeit haben möchten oder wenn sie<br />
versuchen, ihr Herrchen zu verstehen. Direktes<br />
Anstarren gehört zu den Drohgebärden in der<br />
Tierwelt. Deshalb sollte man <strong>das</strong> möglichst<br />
vermeiden. Ein warmherziger Blickkontakt hat<br />
hingegen eine positive Wirkung. Japanische<br />
Wissenschaftler haben außerdem herausgefunden,<br />
<strong>das</strong>s nicht nur <strong>das</strong> Streicheln Oxytocin ausschüttet,<br />
sondern auch <strong>das</strong> in die Augenschauen zwischen<br />
<strong>Hund</strong> und Mensch. Oxytocin gilt als Kuschel- und<br />
Bindungshormon, <strong>das</strong> bei der Mutter-Kind-<br />
Beziehung ebenfalls eine Rolle spielt. Es beruhigt<br />
und schafft ein Zugehörigkeitsgefühl. Zusätzlich<br />
zeugt es <strong>von</strong> Vertrauen sowie Bindung und kann<br />
beides stärken. Bei dem Blickkontakt wird Oxytocin<br />
übrigens sowohl bei uns Menschen als auch bei<br />
unseren <strong>Hund</strong>en ausgeschüttet.<br />
4 5
Probleme bei Mensch und Tier einfach<br />
wegklopfen?<br />
Alternative „Heilmethoden“ gibt es mittlerweile wie Sand am<br />
Meer, also für fast jedes Problem oder für fast jede Beschwerde.<br />
Manche da<strong>von</strong> sollen nicht nur uns Menschen unterstützen,<br />
sondern auch unsere Tieren, wie zum Beispiel Klopftechniken.<br />
Die Punkte sind nicht auf<br />
den Mill<strong>im</strong>eter genau<br />
gesetzt und dienen nur der<br />
Orientierung: Auf dem<br />
Tier sollte man aber<br />
möglichst nicht direkt<br />
klopfen, da sie an den<br />
Punkten oft sehr<br />
empfindlich sind.<br />
Mein Herz rast. In meinem Kopf laufen<br />
Schreckensszenarien ab. Alex kloppt sich mit<br />
einem anderen <strong>Hund</strong>. Sie hauen sich<br />
gegenseitig die Zähne in die <strong>Hund</strong>ekörper.<br />
Blut, Gejaule, offene Wunden, bösartiges<br />
Gebell. Zum Glück sind <strong>das</strong> nur meine<br />
Gedanken, aber die Angst, <strong>das</strong>s sie zur<br />
Realität werden, wächst. Dabei trennen uns<br />
noch mindestens 50 Meter <strong>von</strong> dem anderen<br />
<strong>Hund</strong>. Aufgrund meiner Kurzsichtigkeit<br />
erkenne ich auch nicht einmal deutlich, in<br />
welche Richtung er und seine Besitzer laufen.<br />
Ich klopfe meine Handkante und sage<br />
halblaut: „Meine Angst vor<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen, meine Angst vor<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen, meine Angst vor<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen.“ Es beruhigt mich nur<br />
geringfügig. Meine Muskeln halten eine<br />
konstante Spannung. Mein Herz klopft nach<br />
wie vor schneller als es sollte. Das Klopfen<br />
n<strong>im</strong>mt mir also nicht wirklich meine Angst.<br />
Durch meine Recherche für diese<br />
<strong>Miniausgabe</strong> <strong>von</strong> „<strong>Hund</strong> <strong>im</strong> <strong>Gepäck</strong> – <strong>das</strong><br />
Magazin“ erfahre ich, <strong>das</strong>s Klopfen zwar<br />
auch in Akutsituationen helfen kann, aber die<br />
Person sollte in dem Fall bereits <strong>im</strong> Klopfen<br />
geübt sein. Das war ich zwar bei unserem<br />
Ausflug an den Strand in Travemünde,<br />
allerdings hatte ich mich dem Thema<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen vorher noch nicht<br />
ausgiebig gewidmet. Hat es deshalb nicht<br />
funktioniert oder habe ich die Grenze des<br />
Klopfens erreicht? Ich nehme mir vor, mich<br />
noch einmal gründlicher meiner und Alex<br />
Angst vor <strong>Hund</strong>ebegegnungen zu widmen,<br />
schiebe es aber <strong>im</strong>mer wieder auf.<br />
Klopfen löst sicherlich <strong>das</strong> ein oder andere<br />
Fragezeichen aus. Deshalb erst einmal zum<br />
Anfang. Der amerikanische Psychologe<br />
Roger Callahan war einer der ersten, der<br />
versuchte, die Probleme seiner Patienten<br />
wegzuklopfen. Er wird häufig als „Großvater<br />
der Meridiantherapie“ bezeichnet und gilt als<br />
Begründer der energetischen Psychologie.<br />
Auf <strong>das</strong> Klopfen stieß er Ende der 70er Jahre<br />
eher zufällig, weil er sein Wissen aus<br />
verschiedenen Bereichen wie der Psychologie,<br />
der chinesischen Medizin und Kinesiologie<br />
miteinander verbinden wollte.<br />
Ausschlaggebend war eine seiner<br />
Patientinnen, die mit Übelkeit zu kämpfen<br />
hatte. Callahan klopfte verschiedene<br />
Meridianpunkte und die Übelkeit<br />
verschwand. Danach verfeinerte er seine<br />
Methode und es entstand die Thought Field<br />
Therapy (TFT). Sein Schüler Gary Craig<br />
entwickelte die Methode weiter und<br />
vereinfachte sie, damit sie jeder anwenden<br />
kann. Auch bei seiner Emotional Freedom<br />
Technique (EFT) werden best<strong>im</strong>mte Punkte<br />
geklopft, die mit verschiedenen<br />
Meridianpunkten aus der chinesischen<br />
Medizin übereinst<strong>im</strong>men.<br />
Mehr als eine Klopftechnik<br />
Mittlerweile soll es über 20 verschiedene<br />
Klopftechniken geben. EFT und TFT<br />
gehören mit zu den bekanntesten. In<br />
Deutschland sind noch andere Techniken<br />
entstanden, die <strong>das</strong> Klopfen teilweise mit<br />
anderen Methoden verbinden. Zu den<br />
bekanntesten gehören hierzulande die<br />
Meridian-Energie-Techniken (M.E.T.) des<br />
6 7
Diplom-Psychologen und Gestalttherapeuten<br />
Rainer Franke und die Prozess- und<br />
Embod<strong>im</strong>entfokussierte Psychotherapie<br />
(PEP) des Arztes für Psychiatrie und<br />
Psychologie Dr. Michael Bohne. Gemeinsam<br />
ist allen Techniken, <strong>das</strong>s best<strong>im</strong>mte Punkte<br />
am Körper geklopft werden. Die Anzahl<br />
variiert aber zwischen 6 und 17.<br />
Ein Teil der Anwender/Therapeuten geht<br />
da<strong>von</strong> aus, <strong>das</strong>s durch den Körper Meridiane<br />
ziehen, durch die Lebensenergie fließt, <strong>das</strong><br />
sogenannte Qi. Wenn <strong>das</strong> Qi blockiert ist und<br />
nicht frei fließen kann, sollen dadurch<br />
beispielsweise Ängste, manche Schmerzen<br />
und andere psychische oder physische<br />
Probleme entstehen. Belastende Emotionen<br />
wirken sich demnach auf den Energiefluss<br />
und auf den Körper aus. Rainer Franke<br />
schreibt in seinem Buch „Klopfen Sie sich<br />
frei!“ (2006): „Die tatsächliche Ursache für<br />
jedes emotionale und körperliche Leiden ist<br />
eine energetische Blockade in den 14<br />
Meridianen.“<br />
Die American Psychiatric Association (APA)<br />
erkennt Klopftechniken<br />
als Therapieform an.<br />
Viele Psychologen und<br />
Ärzte tun sie allerdings<br />
als Blödsinn und/oder<br />
Esoterik ab, weshalb die<br />
Klopftechniken in<br />
Deutschland hingegen nur bedingt in der<br />
Psychotherapie angewendet werden. Es gibt<br />
aber Verfechter des Klopfens, die <strong>das</strong> Ganze<br />
rein wissenschaftlich betrachten. Der<br />
Psychiater und Psychologe Dr. Michael<br />
Bohne hat die PEP entwickelt und spricht<br />
sich gänzlich <strong>von</strong> der Esoterik frei. Er geht<br />
nicht da<strong>von</strong> aus, <strong>das</strong>s die Wirkung des<br />
Klopfens mit irgendwelchen Energien zu tun<br />
hat. Vielmehr versucht er, die Klopftechniken<br />
zu entmystifizieren. Auf seiner Webseite<br />
steht: „Aber eines ist klar: Klopfen und<br />
Winken allein reichen nicht! :-)“ Deshalb<br />
kombiniert er <strong>das</strong> Klopfen unter anderem<br />
mit Elementen aus der Hypnotherapie und<br />
Verhaltenstherapie.<br />
Vorgegebene Sätze oder frei<br />
Das reine Klopfen seiner Methode entspricht<br />
aber weitestgehend den Techniken, die <strong>von</strong><br />
„Aber eines ist klar: Klopfen<br />
und Winken allein reichen<br />
nicht! :-)“ Dr. Michael Bohne<br />
Meridianen und vom Qi ausgehen. Allerdings<br />
vertritt Dr. Michael Bohne diesen<br />
energetischen Ansatz nicht. In einem<br />
Interview in der Zeitschrift Familiendynamik<br />
(1/2019) weist er auf eine Studie hin, die<br />
zeigt, <strong>das</strong>s Akupunkturnadeln auch eine<br />
Wirkung entfalten, wenn sie an beliebiger<br />
Stelle gesetzt werden und nicht auf den<br />
vorgegebenen Punkten. An der<br />
Medizinischen Hochschule Hannover<br />
versuchen Bohne und andere Wissenschaftler<br />
die Wirksamkeit des Klopfens zu belegen.<br />
Dazu haben sie schon verschiedene<br />
Untersuchungen durchgeführt. Auf die<br />
Studienlage kommen wir aber später zurück.<br />
Das Klopfen ist <strong>das</strong> eine, <strong>das</strong> andere, was<br />
währenddessen noch gemacht wird. Da<br />
zeigen sich Unterschiede. Die einen fangen<br />
mit einem Einst<strong>im</strong>mungssatz an, der<br />
beispielsweise lautet: „Auch wenn ich xy<br />
habe/mache, liebe und akzeptiere ich mich<br />
so, wie ich bin.“ Währenddessen klopft man<br />
dre<strong>im</strong>al den Handkantenpunkt (siehe Foto<br />
Seite 20). Anschließend werden die anderen<br />
Punkte geklopft – einer nach dem anderen.<br />
Dabei sagen die einen durchgehend zum<br />
Beispiel: „Meine Angst<br />
vor Flugzeugen“.<br />
Andere lassen alles zu,<br />
was spontan auftaucht,<br />
während man sich auf<br />
<strong>das</strong> Problem und die<br />
dazugehörigen Gefühle konzentriert.<br />
Letzteres entpuppt sich als besonders wichtig.<br />
Um <strong>das</strong> zu veranschaulichen, kehren wir<br />
zurück zu meiner Angst vor<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen. Allerdings muss ich<br />
etwas ausholen.<br />
Meine Angst vor<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen<br />
Meine Gedanken widmen sich dem <strong>im</strong>mer<br />
mal wieder, und ich weiß bereits, <strong>das</strong>s meine<br />
Angst nicht erst durch die Attacken entstand,<br />
die Alex erlebt und später ausgeführt hat.<br />
Der Ursprung reicht weiter zurück.<br />
Irgendwann fällt mir eine Situation mit<br />
meinem vorherigen <strong>Hund</strong> Struppi ein. Er<br />
hatte nie Probleme mit anderen <strong>Hund</strong>en, weil<br />
er sich einfach nicht für sie interessierte.<br />
Somit hatten wir nur wenige richtige<br />
Im Gegensatz zum <strong>Hund</strong><br />
liegt be<strong>im</strong> Menschen der<br />
fünfte Punkt unter der<br />
Nase und nicht darüber.<br />
Außerdem kann man noch<br />
einen achten Punkt<br />
klopfen.<br />
8 9
<strong>Hund</strong>ekontakte. Und die wir hatten, liefen<br />
<strong>im</strong>mer friedlich ab. Bis auf dieses eine Mal.<br />
Mein Cairn Terrier lief eigentlich <strong>im</strong>mer frei,<br />
auch an Bremens Hauptstraßen. Schließlich<br />
blieb Struppi <strong>im</strong>mer in meiner Nähe und<br />
wartete an den Straßenecken, die wir<br />
überqueren mussten. Eines Tages trafen wir<br />
auf eine Frau mit einer Schäferhündin, die<br />
ebenfalls ohne Leine lief. Die Besitzerin und<br />
ich unterhielten uns. Struppi und die Hündin<br />
beschnüffelten sich. Sie schienen dann kein<br />
Interesse mehr aneinander zu haben.<br />
Allerdings muss irgendetwas vorgefallen sein,<br />
was meinem damals gänzlich ahnungslosen<br />
Blick entging. Denn auf einmal schrie<br />
Struppi. Als ich hinschaute, hatte die<br />
Schäferhündin Struppi am Genick gepackt<br />
Meridiane in aller Kürze<br />
Meridiane bilden die Grundlage der traditionellen<br />
chinesischen Medizin. Dabei handelt es sich um<br />
Leitbahnen, durch die die Lebensenergie (Qi) fließt.<br />
Sie sind die Verbindungen zu den Organen,<br />
Körperfunktionen und der Psyche. Es soll 14<br />
Hauptmeridiane geben, die jeweils einem Organ und<br />
einem Funktionskreis zugeordnet werden. Stagniert<br />
die Energie in einem Bereich oder wird sie blockiert,<br />
reagiert der Körper mit leichten Beschwerden oder<br />
Symptomen und später können Krankheiten<br />
auftreten, so die Annahme der Traditionellen<br />
Chinesischen Medizin (TCM).<br />
und schüttelte ihn. Ich weiß nicht, wie wir es<br />
geschafft haben, aber wir konnten die beiden<br />
trennen. Struppi war körperlich unverletzt,<br />
aber er hatte Angst und wollte ganz schnell<br />
nach Hause. Ich hatte es damals dann schnell<br />
abgetan und vergessen. Liegt da der Grund<br />
für meine Angst? Eine St<strong>im</strong>me in mir sagt<br />
ganz klar: „Nein.“ Aber mehr erfahre ich<br />
nicht. Also schiebe ich meine Angst vor<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen wieder beiseite.<br />
Das erste Mal: Klopfen für den<br />
<strong>Hund</strong><br />
Seit Jahren klopfe ich schon alle möglichen<br />
Themen und schaffe es, die verschiedensten<br />
Dinge zu lösen oder mich zu beruhigen. So<br />
habe ich beispielsweise meine Verlustangst<br />
deutlich verbessern können und mit nur einer<br />
Klopfsession (á drei Durchgänge) unter<br />
anderem meine Angst vorm Galoppieren<br />
beseitigt. Erst für diese Ausgabe fange ich an,<br />
Themen mit Alex zu klopfen und sie auch für<br />
ihn zu klopfen. Schließlich will ich eigene<br />
Erfahrungen sammeln, um da<strong>von</strong> zu<br />
berichten. Das Buch <strong>von</strong> Joan Ranquet<br />
„Emotional Freedom Technique for An<strong>im</strong>als<br />
and their Humans“* ist <strong>das</strong> einzige, <strong>das</strong> ich<br />
übers Klopfen für Tiere finde. Es hilft mir<br />
eher zufällig, die Ursache meiner Angst vor<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen aufzudecken.<br />
Alex und ich kommen <strong>von</strong> unserer<br />
Morgenrunde aus dem Wald. Kurz vor<br />
unserer Einfahrt begegnen wir einem der<br />
Bauarbeiter, die gerade in unserem Dorf<br />
Glasfaser verlegen. Alex wirft sich knurrend<br />
und bellend in die Leine. Ich versuche, ihn<br />
auf meine andere Seite zu bringen, so<strong>das</strong>s ich<br />
zwischen ihm und dem Bauarbeiter bin, aber<br />
er setzt so viel Kraft ein, <strong>das</strong>s es mir nicht<br />
gelingt. Ich kann ihn lediglich insoweit<br />
festhalten, <strong>das</strong>s er nicht an den Mann<br />
herankommt. Meine körperliche Anstrengung<br />
äußert sich in meiner Gefühlslage. Ich bin<br />
wütend und mit jedem Bellen kocht die Wut<br />
weiter hoch. Irgendwie halte ich Alex Getose<br />
stand und schaffe es, uns auf unser<br />
Grundstück zu bringen. Zurück in der<br />
Wohnung verwandelt sich die Wut in Frust.<br />
Ich will schreien und heulen, da fällt mein<br />
Blick auf <strong>das</strong> Buch <strong>von</strong> Joan Ranquet.<br />
Hervorragend. Unser erster Selbsttest.<br />
Erst der Mensch, dann <strong>das</strong> Tier<br />
Die amerikanische Tierkommunikatorin hat<br />
ein Skript entwickelt, mit dem sie arbeitet. Es<br />
geht darum, die Geschichte zu erzählen, die<br />
hinter dem Problem steckt. Joan Ranquet<br />
schreibt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> dem Tier dabei hilft, <strong>das</strong><br />
Alte loszulassen und etwas Neues<br />
einzuprägen. In diesem Fall Alex<br />
(Angst-)Aggression manchen Menschen<br />
gegenüber. Bevor aber mit dem Tier<br />
gearbeitet wird, stellt sich der Tierbesitzer<br />
verschiedene Fragen und klopft sich selbst.<br />
Dazu gehören zum Beispiel folgende: Wie<br />
fühle ich mich? Hilflos. Was glaube ich,<br />
denken die anderen? „Ist <strong>das</strong> ein aggressiver/<br />
gefährlicher <strong>Hund</strong>. Die hat den ja gar nicht<br />
<strong>im</strong> Griff.“ Auf einmal ke<strong>im</strong>t die Angst auf,<br />
<strong>das</strong>s man mir Alex wegnehmen könnte und<br />
WICHTIG: Egal ob psychisch oder körperlich, bei<br />
Krankheiten sollte <strong>das</strong> Klopfen, wenn, nur unterstützend<br />
verwendet werden und in Rücksprache mit einem Arzt<br />
und/oder Therapeuten. Es ersetzt keine medizinische und<br />
keine psychotherapeutische Behandlung!<br />
Alex Angst vor Menschen<br />
Nichtsahnend schlendere ich über <strong>das</strong> Gras.<br />
Richtung Terrasse. „Klack.“ Schnell drehe ich<br />
mich um und sehe, wie die Nachbarin durch <strong>das</strong><br />
Gartentor tritt. Meine Augen schießen zu Alex,<br />
der mit seiner <strong>Hund</strong>enase in einer Ecke auf dem<br />
Rasen klebt. „Alex, komm her“, rufe ich. Er will<br />
gerade los zu mir, da entdeckt er den<br />
Eindringling.<br />
Als wäre damit der Startschuss bei einem<br />
<strong>Hund</strong>erennen ertönt, prescht er los. In absoluter<br />
Alarmbereitschaft. Seine Nacken- und<br />
Rückenhaare ragen in den H<strong>im</strong>mel. Lauthals<br />
bellend stellt er unsere Nachbarin, indem er wild<br />
um sie herumspringt und seine Zähne zeigt. Sie<br />
geht aber völlig gelassen einfach weiter. Mein Puls<br />
schießt mal wieder auf 180 hoch und ich habe<br />
Angst, <strong>das</strong>s Alex zubeißt. Auch wenn er <strong>das</strong><br />
bisher noch nie gemacht hat. Abstand halten,<br />
sieht nämlich anders aus. Er stupst sogar mit<br />
seiner Schnauze gegen die Hand: So dicht kommt<br />
er ihr, obwohl ich in seinem Bellton Angst höre.<br />
Meine Versuche, Alex zu mir zu rufen, scheitern.<br />
Er springt weiter wild um die "fremde" Frau<br />
herum. Ich bitte sie, stehenzubleiben, und so<br />
gelingt es mir schließlich, Alex Halsband zu<br />
greifen.<br />
Klopfen, bevor etwas passiert<br />
Mal wieder eine unschöne Situation. Alex hat<br />
zwar nicht zugebissen, aber die Angst davor,<br />
<strong>das</strong>s es ein anderes Mal passiert, wächst.<br />
Schließlich werden sich weitere Möglichkeiten<br />
ergeben, denn wir teilen uns den Garten mit<br />
unseren Vermietern, und fast an jeder Seite<br />
gibt es Pforten, durch die hin und wieder<br />
Nachbarn treten – teils <strong>von</strong> mir unbemerkt,<br />
weil nicht alle Ecken <strong>von</strong> überall einsehbar<br />
sind. Noch zwe<strong>im</strong>al bellt Alex die<br />
unerwarteten Besucher an, wobei ich beide<br />
Male wenigstens schon früh genug reagieren<br />
kann, so<strong>das</strong>s Alex bei mir bleibt. Damit nicht<br />
doch noch etwas passiert, ist die Zeit mal<br />
wieder reif für EFT. Also klopfe ich los.<br />
Dieses Mal aber mit der Variante, die mir<br />
persönlich am besten hilft (siehe<br />
„Klopfanleitung“ Seite 20 und/oder Video). Erst<br />
klopfe ich drei Durchgänge bei mir<br />
(Einst<strong>im</strong>mungssatz: „Auch wenn ich Angst davor<br />
habe, <strong>das</strong>s Alex einen Menschen beißt, liebe und<br />
akzeptiere ich mich so, wie ich bin.“ Kurzsatz:<br />
„Ich habe Angst, <strong>das</strong>s Alex einen Menschen<br />
beißt.“), dann zwei Durchgänge als Stellvertreter<br />
für Alex (Einst<strong>im</strong>mung: „Auch wenn Alex Angst<br />
vor Menschen hat, liebe und akzeptiere ich ihn,<br />
wie er ist.“ Kurzsatz: „Alex Angst vor Menschen.<br />
“).<br />
Da mir die Stellvertretervariante wie <strong>das</strong><br />
Vorgehen <strong>von</strong> Joan Ranquet nicht so leichtfällt,<br />
wechsle ich be<strong>im</strong> dritten Durchgang auf <strong>das</strong><br />
Luftklopfen. Also tippe ich mit meinen Fingern<br />
in die Luft, während ich mir vorstelle, <strong>das</strong>s meine<br />
Finger die Klopfpunkte bei Alex nacheinander<br />
durchgehen. Schon be<strong>im</strong> zweiten Durchgang<br />
kommt Alex zu mir und atmet einmal tief aus.<br />
Be<strong>im</strong> dritten EFT-Durchgang legt er sich vor<br />
mich, schleckt und beknabbert sich. Deutet <strong>das</strong><br />
darauf hin, <strong>das</strong>s es hilft? Vielleicht, vielleicht auch<br />
nicht. Auf jeden Fall fühlt es sich für mich gut an<br />
und die Angst scheint verschwunden. Ob <strong>das</strong><br />
tatsächlich geklappt hat, wird aber erst die<br />
nächste Zeit zeigen.<br />
Update: Mittlerweile sind mehrere Wochen<br />
vergangen und kürzlich war endlich mal wieder<br />
ein Nachbar bei uns <strong>im</strong> Garten. Alex bellte ihn<br />
zwar an, aber der Tonlage nach war es harmlos.<br />
Als der Nachbar durch den Garten wegging, lief<br />
Alex los. Es wirkte jedoch eher so, als würde er<br />
zufällig in die gleiche Richtung laufen. Er bellte<br />
zwar nach einigen Schritten, aber nur halbherzig<br />
und hielt Abstand vom Nachbarn. Kurz darauf<br />
blieb er auch stehen und widmete sich anderen<br />
Dingen. Selbst als <strong>das</strong> Gartentor irgendwann<br />
klackte, schenkte Alex dem keine Bedeutung.<br />
10 11<br />
*Affiliate Link: Wenn Du darüber einkaufst, erhalte ich eine<br />
kleine Provision. Für Dich fallen aber keinerlei Mehrkosten an.
Bei Tieren<br />
empfiehlt es sich,<br />
in der Luft zu<br />
klopfen. Wenn<br />
<strong>das</strong> Tier es<br />
zulässt über den<br />
Punkten oder<br />
man stellt es sich<br />
in Gedanken vor,<br />
wie man die<br />
Punkte klopft.<br />
Stellvertreter-<br />
Klopfen ist<br />
ebenfalls möglich<br />
(siehe Infokasten<br />
Seite 18).<br />
<strong>das</strong>s er eingeschläfert wird, weil er zu<br />
gefährlich ist. Mir rennen die Tränen nur so<br />
über die Wangen und trotzdem frage ich<br />
mich: „Wie komme ich denn darauf?“<br />
Verzweifelt, hilflos und überrascht. Meine<br />
Gefühle fahren mal wieder Achterbahn.<br />
„Carlo“, ruft mein Innerstes plötzlich und<br />
noch mehr Tränen laufen über meine<br />
Wangen. Mein Körper bebt vor Schluchzen.<br />
„Ich hätte ihn retten müssen!“, ertönt es in<br />
meinem Kopf. Ich bin verwirrt. Verfolge aber<br />
weiter <strong>das</strong> Skript. Das noch weitere Fragen<br />
zu meinen Gefühlen, Gedanken, den<br />
Erfahrungen und Wünschen parat hält.<br />
Meine Verzweiflung schwindet mit jedem<br />
weiteren Schritt, die Verwirrung bleibt. Wie<br />
lange habe ich nicht an Carlo gedacht?<br />
Es war mein erster <strong>Hund</strong>. Eigentlich war es<br />
unser Familienhund, aber es fühlte sich<br />
<strong>im</strong>mer an, als wäre es meiner, obwohl ich<br />
noch ein Kleinkind war. Carlo war ein Boxer<br />
aus dem Tierhe<strong>im</strong> und er war kein einfacher<br />
Kandidat. Ich erinnere mich, <strong>das</strong>s er mein<br />
Pony und meinen Bruder gebissen haben soll<br />
und <strong>das</strong>s er später eingeschläfert wurde,<br />
aufgrund seines aggressiven Verhaltens. (An<br />
dieser Stelle sei gesagt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Anfang der<br />
80er Jahre war. Das Wissen um<br />
<strong>Hund</strong>everhalten und <strong>Hund</strong>etraining war für<br />
viele noch nicht einmal vorstellbar). In<br />
meiner Erinnerung war er zu mir <strong>im</strong>mer lieb.<br />
War <strong>das</strong> wirklich so oder spielt mir mein<br />
Gedächtnis einen Streich? Da meine Eltern<br />
nicht mehr leben, kann ich sie nicht fragen.<br />
Dafür aber die Tochter meiner Patentante,<br />
die früher <strong>im</strong>mer auf meinen Bruder und<br />
mich aufgepasst hat. Nach einer SMS ruft sie<br />
an. Die Geschichte sei zu lang, um sie zu<br />
schreiben.<br />
Mit der Schaufel <strong>das</strong> Maul<br />
aufhebeln<br />
Meine Erinnerung stellt sich größtenteils als<br />
richtig heraus. Nur ob mein Bruder<br />
tatsächlich gebissen wurde, kann sie nicht<br />
bestätigen. Nur <strong>das</strong>s sie bemerkte, <strong>das</strong>s Carlo<br />
anfing, uns anzuknurren. Sie erzählt mir, <strong>das</strong>s<br />
er schon <strong>im</strong>mer Schwierigkeiten mit anderen<br />
<strong>Hund</strong>en hatte. Spazierengehen ging nicht.<br />
Garten und Ausflüge in den Reitstall waren<br />
<strong>das</strong> Einzige. Eines Tages wollte sie mit<br />
meiner Mutter und uns zu den Pferden<br />
fahren. Sie brachte Carlo am Halsband zum<br />
Auto, als ein Mann mit einem Pitbull<br />
vorbeikam. Carlo riss sich los und attackierte<br />
den <strong>Hund</strong>. Sie verbissen sich. Der Mann<br />
musste eine Schaufel holen, um den Pitbull<br />
wieder <strong>von</strong> unserem Boxer zu lösen: Er hatte<br />
sich nämlich festgebissen und <strong>das</strong> Maul<br />
musste quasi aufgehebelt werden. Ab da war<br />
Carlo noch verstörter und aggressiver als<br />
vorher. Als sie <strong>das</strong> erzählt, macht es Klick bei<br />
mir. Da liegt der Ursprung meiner Angst vor<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen – und vor Pitbulls. Die<br />
Erlebnisse mit Struppi und Alex hat sie nur<br />
verstärkt<br />
beziehungsweise<br />
wieder hervorgeholt.<br />
Nachdem Carlo<br />
dann mein Pony<br />
angegriffen hatte,<br />
wurde er tatsächlich<br />
eingeschläfert. Als<br />
ich mich mit der Geschichte weiter<br />
beschäftige, merke ich, <strong>das</strong>s ich mich schuldig<br />
fühle. Ich war zwar ein kleines Kind,<br />
vielleicht drei oder vier Jahre alt, aber ich<br />
habe <strong>das</strong> Gefühl, <strong>das</strong>s ich ihm hätte helfen<br />
müssen. Wie geschrieben, <strong>Hund</strong>etraining und<br />
dergleichen gab es damals noch nicht. Ich<br />
klopfe also nacheinander meine<br />
Schuldgefühle, meine Hilflosigkeit, meine<br />
Angst. Allerdings nehme ich dafür nicht <strong>das</strong><br />
Skript <strong>von</strong> Joan Ranquet, sondern wähle die<br />
mir bis dahin vertraute Technik (siehe Seite<br />
21). Wieder überströmen mich Tränen und<br />
ich schluchze wie ein Schlosshund. Mit jedem<br />
Klopfpunkt verbessert sich meine St<strong>im</strong>mung<br />
und nach einigen Runden verschwinden die<br />
Schuldgefühle, die Angst, die Verzweiflung<br />
und die Hilflosigkeit. Ich vergebe mir und<br />
schließe damit ab.<br />
Herausforderung: Für <strong>das</strong> Tier<br />
antworten<br />
Alex Angst vor Fremden habe ich übrigens<br />
be<strong>im</strong> ersten Mal nach der Anleitung <strong>von</strong> Joan<br />
Ranquet beklopft. Selbst wenn ein Teil <strong>von</strong><br />
mir offen für Tierkommunikation ist, ist es<br />
ein anderer nicht. Dementsprechend fiel es<br />
mir nicht ganz so leicht, für Alex die Fragen<br />
zu beantworten. Ich bin mir unsicher, ob er<br />
sich wirklich so fühlt und so denkt oder ob<br />
<strong>das</strong> nur meinem Inneren entspringt.<br />
Anschließend entscheide ich mich dafür, Alex<br />
nicht direkt zu beklopfen, sondern die Luft.<br />
Also ich stelle mir nur vor, <strong>das</strong>s ich die<br />
„Ach, vielleicht kommt der andere<br />
<strong>Hund</strong> ja gar nicht zu uns“ oder „Und<br />
wenn, heißt <strong>das</strong> ja noch lange nicht,<br />
<strong>das</strong>s die <strong>Hund</strong>e sich gleich totbeißen<br />
oder verletzen.“<br />
verschiedenen Punkte an Alex Körper klopfe.<br />
Das fühlt sich erst noch komischer an, als für<br />
Alex zu antworten. Aber was solls, ich ziehe<br />
es durch.<br />
Unsere nächsten Begegnungen mit Menschen<br />
laufen wechselhaft: Die einen möchte Alex<br />
anfallen, die anderen interessieren ihn nicht.<br />
Also alles bleibt, wie es war. Ich bin etwas<br />
enttäuscht. Soll ich<br />
<strong>das</strong> Thema noch<br />
einmal klopfen? Soll<br />
ich vielleicht doch<br />
direkt Alex<br />
beklopfen? Ich<br />
verwerfe beides und<br />
vergesse es <strong>im</strong><br />
Alltagsstress.<br />
Irgendwann fällt mir auf, <strong>das</strong>s wir an allen<br />
fremden Männern entspannt vorbeigehen,<br />
außer ich denke zu sehr daran, <strong>das</strong>s Alex<br />
gleich bellend vorprescht. Auch die Frauen,<br />
die er anbellte, sind ihm keinen Laut mehr<br />
wert. Was ist passiert und vor allem wann,<br />
wieso? Selbst wenn ich manchmal damit<br />
rechne, <strong>das</strong>s Alex gleich den Pöbel<br />
heraushängen lässt, bleibt er unerwartet<br />
ruhig. Und wenn er doch mal bellt, macht er<br />
es nur ein-, zwe<strong>im</strong>al und wirft sich nicht<br />
mehr nach vorne. Ich nehme es hin und freue<br />
mich.<br />
Manchmal braucht es etwas<br />
Zeit zum Verarbeiten<br />
Später lese ich bei meinen Recherchen, <strong>das</strong>s<br />
es manchmal etwas dauert, bis <strong>das</strong> Thema<br />
nach dem Klopfen richtig verarbeitet wurde.<br />
Liegt es daran? Ich weiß es nicht. Ein Teil<br />
denkt, <strong>das</strong>s man sich ja so die Wirksamkeit<br />
schönreden kann, ein anderer glaubt daran.<br />
Wer recht hat, werde ich vermutlich nie<br />
erfahren. Im Endeffekt spielt es keine Rolle.<br />
Das Einzige, <strong>das</strong> zählt, ist, <strong>das</strong>s unsere<br />
Begegnungen mit Menschen besser laufen.<br />
Und die mit <strong>Hund</strong>en?<br />
Ich merke nach der Geschichte mit Carlo,<br />
<strong>das</strong>s ich bei jeder <strong>Hund</strong>ebegegnung<br />
entspannter bin. Mein Herz schlägt zwar<br />
etwas schneller und die Angst meldet sich<br />
leise, aber ich verfalle nicht mehr in Panik,<br />
wie am Strand <strong>von</strong> Travemünde oder bei<br />
unserem Ausflug zur hakenartigen Sandnase<br />
12 13
(Blogartikel auf hund<strong>im</strong>gepaeck.de lesen).<br />
Mein Kopf schaltet schneller, so<strong>das</strong>s ich<br />
denke: „Ach, vielleicht kommt der andere<br />
<strong>Hund</strong> ja gar nicht zu uns“ oder „Und wenn,<br />
heißt <strong>das</strong> ja noch lange nicht, <strong>das</strong>s die <strong>Hund</strong>e<br />
sich gleich totbeißen oder verletzen.“ Das<br />
wirkt sich natürlich auf Alex aus. Als wir in<br />
einigen Metern Entfernung beispielsweise<br />
auf die Hündin <strong>im</strong> Dorf treffen, mit der er<br />
sich sonst eine lauthalsige, aggressive<br />
Diskussion über die Distanz liefert, bleibt er<br />
ruhig und schaut nur wachsam. Ich bleibe<br />
stehen und warte, bis <strong>das</strong> Mensch-<strong>Hund</strong>-<br />
Team aus unserem Sichtfeld verschwindet.<br />
Alex Magen schmerzt<br />
Fiepend läuft Alex hin und her. Das ist ein<br />
Zeichen für mich, mit ihm vor die Tür zu gehen.<br />
Alex zieht mich direkt zu den nächsten<br />
Grashalmen und inhaliert einen nach dem<br />
anderen. Ein klarer Fall: Sein Magen macht<br />
Probleme. Eine ganze Weile verbringen wir so die<br />
Zeit draußen, bevor ich ihn wieder mit<br />
hereinnehme. Normalerweise beruhigt sich sein<br />
Magen nach dem Grasen und manchmal spuckt<br />
er dann noch. Dieses Mal trifft weder <strong>das</strong> eine<br />
noch <strong>das</strong> andere zu. Alex läuft also in der<br />
Wohnung weiter hin und her. Auch eine zweite<br />
Grasfressattacke bringt keine Besserung. Als<br />
Erstes fällt mir Tellington TTouch® ein, um seine<br />
Beschwerden zu lindern, aber wenn er so unruhig<br />
ist, lässt er <strong>das</strong> nicht <strong>im</strong>mer zu. Bevor ich es<br />
ausprobiere, fällt mir noch EFT ein.<br />
Bei körperlichen Beschwerden habe ich EFT<br />
bisher noch nie angewendet, aber meinen<br />
Recherchen nach soll es auch dabei unterstützen<br />
können. Also fange ich an, Alex Magenprobleme<br />
in der Luft zu klopfen. Ich stelle mir wieder<br />
gedanklich vor, wie ich an Alex Körper<br />
nacheinander die einzelnen Punkte abklopfe und<br />
währenddessen „Alex Magenprobleme“ sage.<br />
Nach der ersten Runde legt sich Alex aufs Bett<br />
und während der Zweiten höre ich ihn<br />
schmatzen. Hat <strong>das</strong> wirklich funktioniert?<br />
Sicherheitshalber klopfe ich noch einen dritten<br />
Durchgang. Alex schläft mittlerweile und zeigt<br />
auch später keine weiteren Beschwerden mehr.<br />
Dieser Klopfversuch ist bereits einige Monate<br />
her. Ich glaube zwar grundsätzlich daran, <strong>das</strong>s<br />
Klopfen in best<strong>im</strong>mten Situationen unterstützen<br />
kann, aber ehrlich gesagt bin ich in diesem Fall<br />
noch <strong>im</strong>mer skeptisch. Also ich weiß nicht, ob<br />
Dann gehen wir locker weiter. Trotzdem<br />
klopfe ich <strong>das</strong> Thema <strong>Hund</strong>ebegegnungen<br />
noch einmal richtig.<br />
Nicht einfach drauflos klopfen<br />
Egal, ob esoterische oder wissenschaftliche<br />
Klopftherapeuten: Es herrscht Einigkeit<br />
darüber, <strong>das</strong>s manche Themen tiefer liegen<br />
und sich vielschichtiger gestalten. Das<br />
bedeutet, <strong>das</strong>s ein Klopfdurchgang nicht<br />
ausreicht. Zum Beispiel wurde die<br />
Hilflosigkeit erfolgreich gelöst, aber es steckt<br />
Angst dahinter. Dann zeigen sich<br />
<strong>das</strong> Klopfen Alex tatsächlich bei seinen<br />
Magenproblemen geholfen hat oder ob es nicht<br />
eh auch ohne besser geworden wäre. Trotzdem<br />
möchte ich diesen Selbstversuch nicht unerwähnt<br />
lassen.<br />
Nur wenige Stunden nachdem ich <strong>das</strong><br />
geschrieben habe, fiept Alex wieder und stürzt<br />
sich draußen aufs Gras. Kurz stehe ich nur dabei,<br />
denke aber dann: „Das wäre doch jetzt noch<br />
einmal einen Versuch wert.“ Also klopfe ich Alex<br />
Beschwerden in der Luft. Ich beende gerade den<br />
ersten Durchgang, da hört Alex auf, die Halme zu<br />
vertilgen. Er löst sich und wir gehen noch ein<br />
paar Schritte, während ich den nächsten<br />
Durchgang klopfe. Alex will auch weiterhin kein<br />
Gras fressen, also gehen wir wieder rein. Ich<br />
mache es mir <strong>im</strong> Sessel bequem, Alex fiept kaum<br />
hörbar weiter. Er quetscht sich zwischen den<br />
Sessel und Hocker auf den Boden.<br />
Ungewöhnlich für ihn. Also klopfe ich noch<br />
einen dritten Durchgang, aber ganz leise fiept er<br />
weiter.<br />
Wenn er sich aber schon so zu meinen Füßen<br />
präsentiert, dann möchte er doch, <strong>das</strong>s ich ihm<br />
irgendwie helfe? Nochmal klopfen? Nein. Aber<br />
mit Tellington TTouch® versuche ich es. Bei<br />
Magenproblemen n<strong>im</strong>mt er <strong>das</strong> normalerweise<br />
nicht <strong>von</strong> mir an, aber jetzt bleibt er ganz ruhig<br />
und geduldig liegen, während ich meine<br />
Fingerspitzen über seinen Bauch bewege – <strong>im</strong>mer<br />
mit den Eineinviertel-Kreisen seine Haut<br />
bewegen. Irgendwann reichen meine<br />
Aufmerksamkeit und Konzentration nicht mehr<br />
aus. Alex hat längst aufgehört zu fiepen und<br />
verzieht sich kurz darauf auf <strong>das</strong> Sofa, um zu<br />
dösen. Hat <strong>das</strong> Klopfen die erste Linderung<br />
gebracht und damit den Weg frei für TTouch<br />
oder war <strong>das</strong> Zufall?<br />
beispielsweise noch Wut, Schuldgefühle oder<br />
etwas anderes. Das bestätigt unsere<br />
Geschichte mit Menschen- und<br />
<strong>Hund</strong>ebegegnungen, denn auch die Themen<br />
sind nicht mit einer dreiteiligen Klopfrunde<br />
getan, sondern ich muss <strong>das</strong> noch mehrere<br />
Male auffrischen. Ähnlich lief es bei meiner<br />
Verlustangst.<br />
Während des Klopfens können andere<br />
Erlebnisse und Gefühle auftauchen, denen<br />
man dann nachgehen sollte. Das empfehlen<br />
zumindest die meisten Klopftherapeuten/-<br />
anwender. Allerdings warnen alle: Obwohl<br />
jeder eine Klopftechnik selbst anwenden<br />
kann, bedarf es in einigen Fällen<br />
professioneller Hilfe. Insbesondere, wenn<br />
psychische Probleme vorliegen. Wenn<br />
beispielsweise die Angst vor Fahrstühlen<br />
verschwindet, können (schwerwiegende)<br />
Traumata ans Licht kommen, die dann<br />
fachmännische Therapien/Techniken<br />
erfordern.<br />
Auf der Webseite der Isolde Richter Schule<br />
gibt es ein Einführungsvideo zu EFT: „Gute<br />
Vorsätze in die Tat umsetzen – mit EFT“.<br />
Darin rät die Heilpraktikerin für<br />
Psychotherapie und Gestalttherapeutin<br />
Swantje Tholund in best<strong>im</strong>mten Fällen zur<br />
besonderen Vorsicht, und zwar bei<br />
„So ist auch bei der Behandlung mit M.E.T.<br />
die Voraussetzung für rasche Heilung die<br />
bedingungslose Anerkenntnis des Problems<br />
und Bereitschaft, dieses durch<br />
Positivformulierung in Selbstliebe<br />
umzuwandeln.“ Rainer Franke<br />
Persönlichkeitsstörungen, bei denen Gefühle<br />
fühlen gefährlich sein kann, wie<br />
beispielsweise bei Borderline. Da sei EFT<br />
nicht gleich angebracht und es bedürfe eines<br />
anderen Vorgehen sowie besonderer<br />
Kenntnisse, unter anderem in der<br />
Traumatherapie. Also es gilt: Im Zweifelsfall<br />
lieber nur mit einem qualifizierten<br />
(Psycho-)Therapeuten klopfen. (Psychische<br />
und körperliche Erkrankungen gehören<br />
natürlich eh <strong>im</strong>mer in die Hände eines<br />
Fachmannes!)<br />
Falls sich nach einer Selbstanwendung <strong>das</strong><br />
Problem oder die Beschwerden<br />
verschl<strong>im</strong>mern, sollte man sich ebenfalls<br />
Hilfe holen. Ansonsten gelten die<br />
Klopftechniken als relativ harmlos.<br />
Wobei hilft <strong>das</strong> Klopfen?<br />
Dass Klopfen häufig bei Ängsten zum<br />
Einsatz kommt, dürfte vermutlich klar sein.<br />
Also egal ob Prüfungsangst, Flugangst, Angst<br />
vor Spinnen, Verlustangst et cetera: Klopfen<br />
kann unterstützen. Die Techniken werden<br />
aber auch bei vielen anderen Beschwerden<br />
genutzt. Dazu gehören unter anderem:<br />
Schlafprobleme<br />
Selbstzweifel<br />
Stress<br />
mangelndes Selbstwertgefühl<br />
Zwangsstörungen<br />
Übergewicht<br />
Energielosigkeit<br />
Schmerzen, wie Magen-, Knie- und<br />
Rückenschmerzen<br />
Frauenbeschwerden<br />
Migräne<br />
und noch mehr<br />
Das Klopfen eignet sich genauso gut, um<br />
(blockierende) Glaubenssätze zu ändern,<br />
Affirmationen zu verstärken, Ziele zu<br />
erreichen, sich zu entspannen und mehr.<br />
Klopfen soll <strong>im</strong>mer unterstützen und<br />
wenigstens eine Verbesserung bringen, sofern<br />
es richtig gemacht wird. Rainer Franke<br />
schreibt, <strong>das</strong>s die richtige Formulierung nötig<br />
sei und verdeutlicht <strong>das</strong> an dem Beispiel<br />
Flugangst. So kann es zum Beispiel sein, <strong>das</strong>s<br />
der Satz „Ich habe Angst vorm Fliegen“<br />
nicht funktioniert, weil es lauten müsste: „Ich<br />
habe Angst, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Flugzeug abstürzt“.<br />
Also manchmal gehört etwas Detektivarbeit<br />
dazu.<br />
Außerdem schreibt Franke, wenn sich nichts<br />
ändert, sei man nicht richtig am Gefühl und<br />
am Thema dran. „So ist auch bei der<br />
Behandlung mit M.E.T. die Voraussetzung<br />
für rasche Heilung die bedingungslose<br />
Anerkenntnis des Problems und Bereitschaft,<br />
dieses durch Positivformulierung in<br />
Selbstliebe umzuwandeln.“ Obendrein muss<br />
<strong>das</strong> Gefühl da sein: Nur an <strong>das</strong> Problem<br />
denken, reicht nicht, da sind sich alle einig.<br />
14 15
Was ich bisher geklopft habe<br />
Wie bereits <strong>im</strong> Hauptartikel erwähnt, klopfe ich<br />
mich selbst schon seit best<strong>im</strong>mt über acht<br />
Jahren. Meistens ging es dabei um Themen, die<br />
mit Angst zu tun hatten, wie Verlustangst, Angst<br />
vorm Dunkeln, Angst vorm Glück, Angst vor<br />
Erfolg, Angst davor, <strong>das</strong>s Alex beißt. Ich habe<br />
aber auch schon andere Themen geklopft.<br />
Manche verschwanden nach einer Session, wie<br />
beispielsweise meine Unsicherheit be<strong>im</strong> Reiten,<br />
die sich <strong>im</strong> letzten Jahr entwickelt hatte. Des<br />
Weiteren habe ich auch schon einmal bei<br />
extremem Stress geklopft, wenn ich mich über<br />
irgendjemanden oder irgendetwas aufgeregt<br />
habe, verschiedene Glaubenssätze in Bezug auf<br />
Glück, Erfolg sowie Geld und noch mehr.<br />
Manche Themen musste ich mehrfach klopfen<br />
und bei manchen reichte eine Session.<br />
Schmerzen: Es bleiben Zweifel<br />
Meine Schlafprobleme habe ich bisher nur<br />
einmal geklopft, vielleicht etwas halbherzig.<br />
Mittlerweile kann ich zwar meist recht gut<br />
einschlafen, nur <strong>das</strong> Durchschlafen klappt nicht<br />
und ich habe nach wie vor regelmäßig<br />
Alpträume. Damit habe ich aber schon <strong>von</strong><br />
Klein aufzutun und ich konnte bisher noch nie<br />
gut schlafen. Deshalb kann es natürlich sein,<br />
<strong>das</strong>s meine Schlafprobleme zu den Themen<br />
gehören, die mehrere Klopfsessions benötigen,<br />
oder es kann natürlich auch sein, <strong>das</strong>s es mir<br />
dabei eben nicht hilft. Ich werde es sicherlich<br />
noch weiter ausprobieren.<br />
Kürzlich hatte ich die Schmerzen meines<br />
Lebens. Meine Zähne und mein Kiefer brachten<br />
mich schier zur Verzweiflung, so<strong>das</strong>s ich nicht<br />
nur mit Schmerzmitteln vollgepumpt war,<br />
sondern auch alles Mögliche ausprobierte.<br />
Klopfen gehörte unter anderem dazu, aber eine<br />
Besserung konnte ich danach nicht feststellen.<br />
Allerdings half auch sonst nichts, zum Teil nicht<br />
einmal die Schmerzmittel. Was aber passierte,<br />
war, <strong>das</strong>s die Schmerzmittel später wieder besser<br />
wirkten. Allerdings kann <strong>das</strong> genauso gut an<br />
einem der anderen Dinge liegen, die ich<br />
ausprobiert habe, oder Zufall sein. Vermutlich<br />
würde ich bei Schmerzen wieder zusätzlich EFT<br />
ausprobieren, aber obwohl ich gut auf <strong>das</strong><br />
Klopfen reagiere und es als sehr wirkungsvoll<br />
erachte, habe ich in Sachen Schmerzlinderung<br />
durch Klopfen noch etwas Zweifel.<br />
Klopfen be<strong>im</strong> Tier: Was ist<br />
möglich?<br />
Bei Tieren können die Klopftechniken unter<br />
anderem bei folgenden Themen/<br />
Beschwerden unterstützen:<br />
Trainingsprobleme<br />
Gesundheitsprobleme<br />
Trainingsvorbereitung/-<br />
unterstützung<br />
Reaktivität, Reizbarkeit<br />
emotionale Unterstützung<br />
beispielsweise vor Wettkämpfen,<br />
Tierarztbesuchen et cetera<br />
Beziehungsprobleme mit anderen<br />
Tieren, zum Beispiel Aggression oder<br />
Eifersucht<br />
Verhaltensstörungen<br />
Furcht, Angst, Phobien<br />
Stress<br />
Schmerzen<br />
Unglücklichsein, Unausgeglichenheit<br />
Unwohlsein<br />
vergangene Traumata,<br />
Misshandlungen, falsche Behandlung<br />
und noch mehr<br />
Genau wie bei Menschen gibt es an sich<br />
keine Grenzen. Aber Joan Ranquet schreibt<br />
es in ihrem Buch sehr treffend: „EFT isn’t a<br />
magic pill.“ (EFT ist kein Wundermittel.)<br />
In Deutschland scheint es noch nicht weit<br />
verbreitet zu sein, <strong>das</strong>s Tiere mit<br />
Klopftechniken behandelt werden. Ich<br />
persönlich habe vor über acht Jahren mit<br />
dem Klopfen begonnen. Dass es bei Tieren<br />
zum Einsatz kommt, habe ich erst <strong>im</strong><br />
vergangenen Jahr erfahren. Es lässt sich nur<br />
wenig darüber finden. Rainer Franke schreibt<br />
in seinem Buch, <strong>das</strong>s er viel für seine <strong>Hund</strong>e<br />
geklopft hat, aber wie bei anderen<br />
Anwendern/Klopftherapeuten ist <strong>das</strong> eher<br />
eine Randnotiz. Die meisten widmen sich<br />
vermehrt den Menschen.<br />
Klopfen be<strong>im</strong> Menschen löst<br />
be<strong>im</strong> Tier einiges<br />
Ich frage bei der Akademie <strong>von</strong> Rainer<br />
Franke nach. Seine Frau, Heilpraktikerin und<br />
M.E.T.-Therapeutin Regina Franke, schreibt<br />
mir, <strong>das</strong>s sie sehr viele Erfahrungsberichte<br />
<strong>von</strong> Seminarteilnehmern bekommen haben,<br />
die verschiedene Probleme und Leiden ihrer<br />
Tiere erfolgreich beklopft haben sollen. „Vor<br />
allem <strong>Hund</strong>e sind <strong>im</strong>mer auch Spiegel ihrer<br />
Besitzer. Das bedeutet, <strong>das</strong>s sich die<br />
emotionale Verfassung auf <strong>das</strong> Tier<br />
überträgt. Insofern ist es wichtig, <strong>das</strong>s <strong>im</strong>mer<br />
auch der Tierhalter sich in Bezug auf die<br />
Leiden oder die Verhaltensauffälligkeiten des<br />
<strong>Hund</strong>es selber beklopft. Welches Gefühl<br />
(Angst, Ärger, Trauer, Schuldgefühl) löst <strong>das</strong><br />
Verhalten/Problem meines <strong>Hund</strong>es bei mir<br />
aus? Das wird als allererstes bei sich selber<br />
beklopft. Dadurch kann sich bei dem Tier<br />
schon viel lösen, da es diesen<br />
zurückgehaltenen Gefühlen nicht mehr<br />
ausgesetzt ist“, so Regina Franke. Ähnlich<br />
schreibt es Joan Ranquet in ihrem Buch: „By<br />
tapping ourselves first we often release some<br />
of the pressure the an<strong>im</strong>al is experiencing.”<br />
(Ich hatte auch Joan Ranquet per E-Mail<br />
Fragen zu EFT bei Tieren zugeschickt.<br />
Obwohl mir <strong>von</strong> ihrer Assistentin Antworten<br />
zugesichert wurden, habe ich bis zur<br />
Fertigstellung dieser Ausgabe leider keine<br />
bekommen. Falls die doch noch eintreffen<br />
sollten, verschicke ich sie in der nächsten<br />
Abo-Mail.)<br />
Wie wirkt <strong>das</strong> Klopfen?<br />
Wie bereits am Anfang erwähnt, gehen<br />
manche da<strong>von</strong> aus, <strong>das</strong>s Beschwerden mit<br />
einer Blockade <strong>im</strong> Energiefluss<br />
zusammenhängen. „Durch <strong>das</strong> sanfte<br />
Beklopfen best<strong>im</strong>mter Meridianpunkte<br />
werden die vorhandenen Energieblockaden<br />
und die dadurch ausgelösten Störungen<br />
aufgelöst, und die Energie kann wieder frei<br />
fließen“, schreibt Rainer Franke in seinem<br />
Buch.<br />
Die Haut ist mit emotionalen Arealen<br />
verbunden. Der gleichmäßige Klopfrhythmus<br />
wirkt regulierend und n<strong>im</strong>mt den Gefühlen<br />
dadurch die Wucht, da er <strong>das</strong> Nervensystem<br />
beruhigt. Außerdem sollen durch <strong>das</strong><br />
Klopfen neuronale Strukturen verankert und<br />
Glückshormone freigesetzt werden.<br />
Was exakt <strong>im</strong> Gehirn passiert, soll nicht<br />
genau belegt sein, erzählt Dr. Michael Bohne<br />
in einem Interview <strong>im</strong> Magazin „Bio“ unter<br />
dem Titel „Selbsthilfe durch Klopfen“.<br />
16 17
Bohne erwähnt außerdem zwei Hypothesen.<br />
Eine geht <strong>von</strong> der Selbstwirksamkeit aus.<br />
Durch <strong>das</strong> Klopfen wird man also selbst<br />
wirksam, was einen aus der Hilflosigkeit<br />
herausholt. Das aktiviert wiederum <strong>das</strong><br />
Belohnungszentrum, so<strong>das</strong>s es <strong>das</strong><br />
Glückshormon Dopamin ausschüttet. Eine<br />
andere Hypothese erklärt die Wirkung <strong>von</strong><br />
Klopfen anhand der Berührung. Denn<br />
Berührungen setzen <strong>das</strong> Bindungshormon<br />
Oxytocin (auch Kuschelhormon genannt)<br />
frei. Das mindert Ängste und wirkt<br />
stressregulierend sowie stressreduzierend.<br />
Was sagt die Wissenschaft?<br />
Die Studienlage ist in Bezug auf<br />
Klopftechniken überschaubar und sie<br />
bezieht sich ausschließlich auf Menschen. In<br />
Deutschland liegen bisher kaum<br />
Forschungsergebnisse vor. Wie bereits<br />
geschrieben, wird an der Hochschule in<br />
Hannover geforscht, aber noch nicht sehr<br />
lange. Es gibt allerdings einige<br />
Untersuchungen und Studien, die sich vor<br />
allem Ängsten und posttraumatischer<br />
Belastungsstörung (PTBS) widmen. Der<br />
psychologische Psychotherapeut Christof T.<br />
Eschenröder schreibt in seinem Artikel<br />
„Angstreduktion und Traumabewältigung<br />
durch Klopfen“: „Am besten ist die<br />
Wirksamkeit der Klopfmethoden<br />
(insbesondere <strong>von</strong> EFT) bei Angststörungen<br />
Klopfen bei Tieren: direkt, Luft oder<br />
Stellvertreter<br />
Wenn es ums Klopfen bei Tieren geht, hört und<br />
liest man <strong>im</strong>mer wieder: „Nicht direkt auf dem<br />
Tier klopfen.“ Denn die Klopfpunkte liegen bei<br />
Tieren größtenteils an empfindlichen Stellen.<br />
Stattdessen wird häufig <strong>das</strong> sogenannte<br />
Stellvertreterklopfen genannt. Das bedeutet, <strong>das</strong>s<br />
man auf sich selbst klopft, anstatt auf dem Tier.<br />
Der Mensch fungiert also als Stellvertreter. Die<br />
amerikanische Tierkommunikatorin Joan Ranquet<br />
macht <strong>das</strong> auch oder sie klopft in der Luft,<br />
während sie sich vorstellt, <strong>das</strong> Tier zu klopfen.<br />
Allerdings klopft sie manchmal die Punkte direkt<br />
am Tier. Aber nur wenn <strong>das</strong> Tier es zulässt und<br />
damit keine Probleme hat. Tiere, die beispielsweise<br />
ein Trauma durch Berührungen <strong>von</strong> Menschen<br />
erlebt haben, würde Joan Ranquet nie direkt<br />
beklopfen, wie sie in ihrem Buch schreibt.<br />
(Clond, 2016), Depressionen (Nelms &<br />
Castel, 2016) und posttraumatischen<br />
Belastungsstörungen (Sebastian & Nelms,<br />
2017) belegt. Andere Studien zeigen, <strong>das</strong>s<br />
diese Methoden bei Übergewicht helfen<br />
können, Heißhunger zu reduzieren und<br />
Erfolge be<strong>im</strong> Abnehmen zu stabilisieren<br />
(Elder et al., 2007; Stapleton, Sheldon, Porter<br />
& Whitty, 2011).“ Eschenröder erwähnt<br />
Studienergebnisse, auf die sich auch andere<br />
Wissenschaftler und/oder Klopfanwender<br />
beziehen.<br />
Einige Untersuchungen kamen zu dem<br />
Schluss, <strong>das</strong>s EFT genauso gut wirkt wie eine<br />
kognitive Verhaltenstherapie. Das belegen<br />
zum Beispiel die Metaanalyse <strong>von</strong> Sebastian<br />
und Nelms 2017, die sich mit PTBS<br />
beschäftigte, und die Untersuchung <strong>von</strong><br />
Nemiro und Papworth (2015), an der Frauen<br />
teilnahmen, die <strong>im</strong> Kongo sexuelle Gewalt<br />
erlebt hatten. Eine Studie beschäftigte sich<br />
mit der Wirksamkeit <strong>von</strong> EFT bei Soldaten<br />
mit PTBS (Church 2013). Bei allen<br />
Teilnehmern, die sechs Sitzungen EFT<br />
erhielten, verbesserte sich der Zustand. 90<br />
Prozent <strong>von</strong> ihnen erfüllten danach sogar<br />
nicht mehr die Kriterien, um die Diagnose<br />
PTBS zu erhalten. Bei der Kontrollgruppe,<br />
die allgemeinmedizinisch versorgt wurde,<br />
zeigten noch 96 Prozent Symptome einer<br />
PTBS.<br />
Hinweise auf Wirksamkeit<br />
Im englischsprachigen Raum wurden noch<br />
einige weitere Untersuchungen gemacht, die<br />
sich EFT widmen. Dabei geht es nicht <strong>im</strong>mer<br />
um PTBS oder Angststörungen. Zu den<br />
Untersuchungsfeldern gehörten unter<br />
anderem Depressionen, Migräne,<br />
Schlafprobleme und <strong>das</strong> Kortisol-Level. Aber<br />
egal, um welches Thema/welche Beschwerde<br />
es sich handelt: Die Studienlage ist noch<br />
dünn und gilt als nicht aussagekräftig genug.<br />
Die Ärztin Antonia Pfeifer hat sich für ihre<br />
Doktorarbeit mit Klopftechniken und der<br />
Studienlage beschäftigt. Sie forschte an der<br />
Medizinischen Hochschule Hannover zu den<br />
Wirkmechanismen der Klopftechniken und<br />
führte die erste PEP fMRT-Studie durch<br />
(fMRT steht für funktionelle<br />
Magnetresonanztomographie). In der<br />
Zeitschrift „Psychotherapeutenjournal“<br />
(3/2018) wurde ihr Artikel „Was ist dran am<br />
Alex Aufregung und<br />
Überforderung<br />
Alex fiept und bellt, sobald er meine Vermieter<br />
hört oder sieht. Erst dachte ich, <strong>das</strong>s es nur an<br />
den Keksen liegt, die mein Vermieter Alex gibt.<br />
Allerdings zeigt Alex <strong>das</strong> mittlerweile auch bei<br />
Fremden. Egal, wer in meiner Nähe ist und mit<br />
mir redet, Alex redet mit. Leider teilweise in einer<br />
extrem hohen Tonlage, die meinen Tinnitus zum<br />
Schmerzen bringt. Alex ist überfordert, <strong>das</strong> ist<br />
klar, aber ich weiß nicht, was ich dagegen tun<br />
kann. All meine Versuche sind bisher gescheitert.<br />
Einfach hinnehmen kann ich <strong>das</strong> nicht, denn <strong>das</strong><br />
Fiepen spricht dafür, <strong>das</strong>s Alex Stress hat. Da<strong>von</strong><br />
ab, treibt es mich in den Wahnsinn, insbesondere<br />
aufgrund der Ohrenschmerzen. Einmal hatte ich<br />
es bereits geklopft, aber richtig Wirkung hat <strong>das</strong><br />
nicht gezeigt. Allerdings war ich nicht ganz bei<br />
der Sache. Also wage ich es nochmal.<br />
Dieses Mal fange ich wieder bei mir an. Ich fühle<br />
mich hilflos und überfordert. Ich bin genervt und<br />
während des Klopfens entfacht eine richtige Wut,<br />
nicht auf Alex, sondern eher allgemein. Alex<br />
verdrückt sich daraufhin ins Nebenz<strong>im</strong>mer. Ich<br />
klopfe weiter, bis meine Wut und der Rest<br />
verschwunden sind. Erst nach den drei<br />
Durchgängen klopfe ich für Alex. Mir kommen<br />
währenddessen einige Gedanken in den Sinn.<br />
Alex ist gestresst, überfordert und weiß nicht, was<br />
er machen soll. Er merkt, <strong>das</strong>s die Leute und ich<br />
kein Rudel sind, aber damit kann er nicht<br />
Klopfen?“ veröffentlicht. Darin gibt sie eine<br />
Übersicht und schreibt: „Insgesamt weisen<br />
viele der Studien zu kleine<br />
Stichprobengrößen auf, um verlässliche<br />
Aussagen treffen zu können. Trotzdem<br />
geben die Studien erste Hinweise, <strong>das</strong>s<br />
Krankheitsbilder mit hohem Arousal* und<br />
somatischen Symptomen auf die Techniken<br />
ansprechen. Auch weisen die Ergebnisse zur<br />
Behandlung der PTBS so große Effekte auf,<br />
<strong>das</strong>s sie trotz der teils geringen<br />
Stichprobengröße gemeinsam für eine<br />
Wirksamkeit der Klopftechniken sprechen.“<br />
[*Anmerkung: Arousal bezeichnet den<br />
allgemeinen Grad der Aktivierung des<br />
zentralen Nervensystems.]<br />
Also, sofern nichts dagegen spricht (siehe<br />
Seite 15), gilt, einfach ausprobieren und<br />
klopfen.<br />
Mein Fazit: Ich selbst habe in diesem<br />
Artikel nur einen Bruchteil meiner<br />
umgehen. Außerdem braucht und will er<br />
Aufmerksamkeit, die er nicht bekommt.<br />
Später be<strong>im</strong> Niederschreiben der Klopferfahrung,<br />
kommt mir noch in den Kopf: Es stört ihn auch,<br />
nicht <strong>im</strong> Mittelpunkt zu stehen, aber am meisten,<br />
<strong>das</strong>s er keine Aufgabe hat. Keine Ahnung, ob es<br />
Alex tatsächlich so geht. Da diese Gedanken aber<br />
spontan auftauchen, während ich klopfe, teile ich<br />
sie hier einfach. Nach dem dritten Durchgang<br />
kommt Alex auch wieder zurück zu mir. Als wir<br />
später in den Garten gehen, rennt er zwar zu<br />
meinen Vermietern, macht aber erst einmal<br />
keinen Mucks. Erst als mein Vermieter ihn<br />
anspricht und Richtung Kekse geht, kommentiert<br />
Alex <strong>das</strong> mit einem Bellen. Danach kommt er<br />
wieder zu mir, quiekt noch ein-, zwe<strong>im</strong>al, aber<br />
leiser als sonst. Mal schauen, wie sich <strong>das</strong><br />
weiterentwickelt.<br />
Update: Im Reitstall trafen wir zufällig gleich auf<br />
fünf Menschen, die Alex nicht kannte. Wir<br />
unterhielten uns und Alex blieb ruhig. Im Laufe<br />
des Gesprächs fing er dann doch an zu fiepen,<br />
aber nur zwei-, dre<strong>im</strong>al, dann war Schluss. Bei<br />
meinen Vermietern scheint es ebenfalls besser zu<br />
sein, aber Alex hält nach wie vor nicht den Mund,<br />
was sicherlich mitunter daran liegt, <strong>das</strong>s er <strong>von</strong><br />
unserem Vermieter <strong>im</strong>mer Kekse bekommt und<br />
die eben lauthals einfordert. Eine Verbesserung<br />
nehme ich jedoch definitiv wahr: Bei Alex äußert<br />
die sich zwar nur leicht, aber ich kann um einiges<br />
entspannter mit der Situation umgehen, sofern<br />
mein Tinnitus nicht gerade Hochkonjunktur hat.<br />
Erfahrungen mitgeteilt. Was mich am<br />
meisten beeindruckt hat, war die Geschichte<br />
mit meinem früheren Boxer Carlo. Vieles, <strong>das</strong><br />
ich einmal geklopft hatte, habe ich schon<br />
längst wieder vergessen. Die<br />
„schwerwiegenderen“ Themen sind durchaus<br />
schwächer geworden, bedürfen aber<br />
zwischendurch einer Auffrischung.<br />
Ich nutze <strong>das</strong> Klopfen für alle möglichen<br />
Probleme, blockierende Gedanken, Sorgen et<br />
cetera. Gefühlt bewirkt es bei mir manchmal<br />
Wunder, wobei <strong>das</strong> natürlich nicht zutrifft.<br />
Schließlich bezweifle ich, <strong>das</strong>s sich alles nur<br />
mit Klopfen lösen lässt. Außerdem kenne ich<br />
Leute, die damit nicht viel anfangen können<br />
und bei denen es keine Wirkung entfaltet.<br />
Nichtsdestotrotz bewerte ich es für mich als<br />
ein sehr hilfreiches Tool, <strong>das</strong> ich in Zukunft<br />
weiter zur Unterstützung nutze – und jetzt<br />
nicht mehr nur für mich, sondern auch für<br />
Alex.<br />
19
1. Handkantenpunkt (wird<br />
nicht bei allen Techniken<br />
geklopft, kann auch alleine<br />
geklopft werden)<br />
<strong>2.</strong> auf dem Kopf (wird auch<br />
nicht bei allen Techniken<br />
geklopft)<br />
3. Beginn Augenbraue<br />
Innenseite<br />
4. neben dem Auge außen 5. unter dem Auge 6. Zwischen Nase und<br />
Oberlippe<br />
7. Kuhle unter der<br />
Unterlippe<br />
8. am Beginn des<br />
Schlüsselbeins (kann auch<br />
allein geklopft werden)<br />
9. etwa auf Höhe des BH<br />
Rands (wird nicht bei allen<br />
Techniken geklopft)<br />
Klopfanleitung: Eine einfache<br />
Klopfsession als Beispiel<br />
Es gibt verschiedene Klopftechniken. Im<br />
Folgenden wird eine s<strong>im</strong>ple Version<br />
vorgestellt. Beachte dazu auch die Fotos mit<br />
den Klopfpunkten und <strong>das</strong> Video.<br />
Als Erstes best<strong>im</strong>mt man dafür <strong>das</strong> Problem,<br />
zum Beispiel Angst <strong>im</strong> Dunkeln. Danach<br />
bewertet man die Belastung anhand einer<br />
Skala <strong>von</strong> 0 bis 10, wobei 10 <strong>das</strong> Höchste ist<br />
und bei 0 ist <strong>das</strong> Problem weg.<br />
Anschließend wird mit dem<br />
Einst<strong>im</strong>mungssatz der Handkantenpunkt<br />
geklopft. Bei dem Beispiel würde der Satz<br />
lauten: „Auch wenn ich Angst <strong>im</strong> Dunkeln<br />
habe, liebe und akzeptiere ich mich so, wie<br />
ich bin.“ Das wiederholt man dre<strong>im</strong>al.<br />
Für die restlichen Klopfpunkte nutzt man<br />
einen Kurzsatz (für <strong>das</strong> hier verwendete<br />
Beispiel wäre es „meine Angst <strong>im</strong> Dunkeln“)<br />
und klopft damit nacheinander die sieben bis<br />
acht Punkte durch. 1. Auf dem Haupt, <strong>2.</strong> am<br />
inneren Rand der Augenbraue, 3. am äußeren<br />
Rand des Auges, 4. unter dem Auge, 5. unter<br />
der Nase, 6. unter der Unterlippe, 7. be<strong>im</strong><br />
Schlüsselbein, optional 8. an den Seiten.<br />
Es gibt keine genaue Vorgabe, wie oft man<br />
die einzelnen Punkte klopft. Manche sagen<br />
mindestens sieben Mal, aber es geht auch<br />
länger oder kürzer. Höre auf Dein Gefühl.<br />
Wichtig ist, währenddessen sich <strong>im</strong>mer<br />
wieder den Kurzsatz zu sagen und <strong>das</strong><br />
dazugehörige Gefühl zu fühlen.<br />
Nach dem ersten Durchlauf, ein- bis zwe<strong>im</strong>al<br />
durchatmen und <strong>das</strong> Problem/die<br />
Beschwerde erneut auf einer Skala <strong>von</strong> 0 bis<br />
10 bewerten. Anschließend folgt der nächste<br />
Durchlauf. Eine Klopfsession besteht in der<br />
Regel aus drei Durchläufen. Aber auch <strong>das</strong><br />
können mal mehr, mal weniger sein. Als<br />
Richtwert kann man auch sagen: So lange<br />
klopfen, bis <strong>das</strong> Problem/die Beschwerde<br />
weniger wird (Stufe 1-2) und am besten, bis<br />
es weg ist (0).<br />
Die Anleitung zu befolgen, ist ein guter<br />
Einstieg ins Klopfen. Geübtere können dann<br />
während der Durchläufe die Sätze verändern.<br />
Also falls irgendetwas während des Klopfens<br />
in Deinem Kopf auftaucht, mach damit<br />
weiter. Man kann dann auch mit positiven<br />
Formulierungen enden, wie zum Beispiel<br />
„Ich fühle mich sicher <strong>im</strong> Dunkeln“ oder<br />
„Ich entscheide mich dafür, mich <strong>im</strong><br />
Dunkeln sicher zu fühlen.“<br />
Behandlungsablauf bei Tieren<br />
Die Behandlung bei Tieren läuft ähnlich ab.<br />
Die folgende Anleitung orientiert sich an der,<br />
die mir Regina Franke per E-Mail zugeschickt<br />
hat. In diesem Fall klopft man als<br />
Stellvertreter. Sobald man für andere klopft,<br />
ist es empfehlenswert, <strong>das</strong>s man sich selbst<br />
erst einmal sozusagen neutralisiert, damit<br />
man nichts (Ungewünschtes) auf <strong>das</strong> Tier<br />
überträgt. Das ist beispielsweise über<br />
mehrmaliges, tiefes, bewusstes Ein- und<br />
Ausatmen möglich. Dann kann es losgehen.<br />
„1. Auf <strong>das</strong> Tier einst<strong>im</strong>men, indem du<br />
einfach an es denkst und an <strong>das</strong> Problem,<br />
welches behandelt werden soll.<br />
<strong>2.</strong> Den Behandlungssatz entwickeln, z.B.<br />
„Waldi hat diese schreckliche Angst vor<br />
Gewittern“ oder „Der <strong>Hund</strong> in der<br />
Nachbarschaft hört niemals auf zu bellen“<br />
(wenn man den Namen des Tieres nicht<br />
weiß) oder „Die Allergie <strong>von</strong> Blacky“.<br />
3. Den heilenden Satz bilden („Obwohl Waldi<br />
diese schreckliche Angst vor Gewittern hat,<br />
liebe und akzeptiere ich Waldi, so wie er ist.“<br />
„Obwohl der <strong>Hund</strong> in der Nachbarschaft<br />
niemals aufhört zu bellen, liebe … „ oder<br />
„Obwohl Blacky diese Allergie hat, liebe …“)<br />
und dabei deinen heilenden Punkt reiben.<br />
4. Alle 14 Punkte klopfen und dabei den<br />
Behandlungssatz sprechen („Waldis Angst<br />
vor Gewittern“, etc.)“ (MET bei Tieren, Text<br />
der Franke Akademie)<br />
Be<strong>im</strong> EFT für Tiere ist es genau <strong>das</strong> gleiche,<br />
außer <strong>das</strong>s nur sieben Punkte (siehe Fotos 2-<br />
8) geklopft werden optional plus den<br />
Handkantenpunkt. Joan Ranquet nennt in<br />
ihrem Buch verschiedene Anzeichen, an<br />
denen man erkennen kann, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Klopfen<br />
hilft. Dazu gehören unter anderem Gähnen,<br />
Schmatzen, Lecken oder Pupsen.<br />
20 21
Lesetipps & Empfehlungen<br />
Mein <strong>Hund</strong> wird alt<br />
Dorothee Dahl hat ein wirklich tolles Buch zum<br />
Thema Oldies but Goldies geschrieben.<br />
Sprachlich ist es sehr schön, leicht verständlich<br />
und berührend. Es liefert zahlreiche Tipps, unter<br />
anderem damit der <strong>Hund</strong> in Würde altert, wie<br />
man ihn lange gesund und fit hält, worauf es zu<br />
achten gilt, woran man erkennt, <strong>das</strong>s der <strong>Hund</strong><br />
alt wird und wie man damit besser umgehen<br />
kann. Sie gibt auch Einblicke über<br />
Alterskrankheiten und widmet sich dem<br />
eigentlich ungeliebten Thema Abschiednehmen.<br />
Eine ganz klare Kaufempfehlung für jeden<br />
<strong>Hund</strong>eliebhaber.<br />
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Sie ist mir schon mehrfach<br />
heruntergefallen und ist <strong>im</strong>mer noch<br />
heil. Nur meine zweite hat einen der<br />
vielen Stürze auf Beton nicht überlebt.<br />
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Flasche aber auch mit kleineren sowie<br />
größeren Füllmengen und in anderen<br />
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Ein <strong>Hund</strong> Namens Money<br />
Ein etwas anderer Buchtipp. Eigentlich hat<br />
Bodo Schäfer dieses Buch für Kinder<br />
geschrieben, aber es eignet sich auch<br />
hervorragend für Erwachsene. Auf einfache,<br />
leicht verständliche Art erzählt er die Geschichte<br />
<strong>von</strong> Kira, die zufällig auf den <strong>Hund</strong> kommt. Sie<br />
tauft ihn Money, weil er dafür sorgt, <strong>das</strong>s sie<br />
lernt, richtig mit Geld umzugehen, an sich zu<br />
glauben und wie sie ihre Träume erfüllen kann.<br />
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Buch schon viel früher in die Hände zu<br />
bekommen. Dann hätte ich vermutlich einige<br />
Probleme vermieden.<br />
Das Buch gibt es hier bei Amazon.* Bodo<br />
Schäfer bietet es manchmal hier auf seiner<br />
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glücklicherweise bisher nicht groß brauchte,<br />
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grundlegenden Dinge wie Mullbinden, eine<br />
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Bei Amazon* ist es derzeit leider nicht<br />
verfügbar, aber hier bei Dogs4Friends.<br />
*Hierbei handelt es sich um Affiliate-Links. Wenn Du darüber<br />
22 einkaufst (egal was), erhalte ich eine kleine Provision. Für Dich fallen<br />
23<br />
natürlich keinerlei Mehrkosten an.
Kolumne<br />
Ich bin (k)ein schlechtes Frauchen<br />
The End<br />
Das war die zweite <strong>Miniausgabe</strong> <strong>von</strong> „<strong>Hund</strong> <strong>im</strong> <strong>Gepäck</strong> - <strong>das</strong><br />
Magazin“. Ich arbeite bereits an der ersten Hauptausgabe, die es<br />
auch in gedruckter Form geben soll. Das Erscheinungsdatum<br />
steht noch nicht fest, aber die ersten Themen: Darin erkunden<br />
wir den Naturpark Frau-Holle-Land, erleben Mikroabenteuer<br />
mit <strong>Hund</strong>, widmen uns der Trauerarbeit mit Tieren, lernen<br />
Shiatsu für Mensch und für Tiere kennen und einiges mehr.<br />
In diesem Jahr wird es außerdem noch ein bis zwei<br />
<strong>Miniausgabe</strong>n geben.<br />
Foto: La Piba Rosa - <strong>Hund</strong>efotografie<br />
Etwas Abkühlung: Eine<br />
Wintergeschichte<br />
Als Alex bei mir einzog, besorgte ich ihm<br />
einen wasserfesten Thermohundemantel.<br />
Schließlich war <strong>von</strong> Anfang an klar, <strong>das</strong>s er<br />
mich mit zum Reiten begleitet, und zwar auch<br />
<strong>im</strong> Winter bei Minusgraden. Allerdings habe<br />
ich dann festgestellt, <strong>das</strong>s Alex Vorfahren ihn<br />
mit einer dichten Unterwolle ausgestattet<br />
haben, die ihn selbst bei Minusgraden <strong>im</strong><br />
zweistelligen Bereich warmhält. Trotzdem<br />
nahm ich den <strong>Hund</strong>emantel mit auf unsere<br />
Reisen und zum Winterwandern. Allerdings<br />
blieb er <strong>im</strong>mer ein ungenutzter Begleiter. Das<br />
hat sich geändert.<br />
Wenn es um Alex geht, bin ich oft<br />
übervorsichtig. Deshalb entsetzte es mich<br />
umso mehr (in der Übertreibung wird es<br />
deutlich), <strong>das</strong>s ich nicht früher reagierte. Wie<br />
jeden Winter fiel auch in diesem unsere<br />
Heizung aus – natürlich bei minus 12 Grad.<br />
In einem nicht-sanierten Altbau mit dicken,<br />
vermutlich rissigen Steinwänden und<br />
schlechten Fenstern macht sich <strong>das</strong> innerhalb<br />
<strong>von</strong> Minuten bemerkbar. Während ich es<br />
hinterm Schreibtisch nicht mal mit Decke,<br />
Schal, Handschuhen und Mütze aushielt,<br />
habe ich meinen lieben <strong>Hund</strong> total vergessen.<br />
Am dritten Abend postete ich bei Instagram<br />
ein Foto <strong>von</strong> mir, wie ich in Wintermontur<br />
und dicker Winterdecke auf dem Sofa sitze.<br />
Danach blickte ich völlig unbedarft nach<br />
links, wo Alex friedlich auf dem Sofa<br />
schlummerte. Erst da kam ich auf die Idee,<br />
<strong>das</strong>s er vielleicht auch friert. Ich zog meine<br />
Handschuhe aus und befühlte seinen Körper,<br />
der tatsächlich kühl war. Klar, bei einem<br />
<strong>Hund</strong> mit dichter Unterwolle muss ein kühles<br />
Außenfell nicht unbedingt schl<strong>im</strong>m sein.<br />
Aber eine Unterkühlung ist auch<br />
lebensbedrohlich. Also packte ich den<br />
<strong>Hund</strong>emantel aus.<br />
Auch <strong>im</strong> Reitstall und bei manch<br />
<strong>Hund</strong>espaziergang bekommt Alex den jetzt<br />
an. Denn mit seinen etwa 12 Jahren und<br />
Rückenproblemen scheint ihm die zusätzliche<br />
Wärme bei Minusgraden gutzutun. Ich hoffe<br />
sehr, <strong>das</strong>s Alex den Mantel nicht schon die<br />
letzten ein, zwei Winter gebraucht hätte.<br />
Allerdings muss ein neuer <strong>Hund</strong>emantel her,<br />
denn seit dem Kauf ist Alex etwas in die<br />
Länge gewachsen.<br />
Also nicht nur wir Menschen verändern uns<br />
<strong>im</strong> Laufe der Zeit, sondern auch unsere<br />
<strong>Hund</strong>e und ihre Bedürfnisse.<br />
Bis dahin schaut doch auf unseren Kanälen vorbei.<br />
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