Handbuch der Logistikkompetenzen – Entersite
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<strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> <strong>Logistikkompetenzen</strong><br />
<strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> Informatik<br />
Medienkompetenz EnterSite by ASFL für SVBL Logisti<br />
Schweizerische Vereinigung für die Berufsbildung in <strong>der</strong> Schweizerische Logistik Vereinigung für die Berufsbildung in <strong>der</strong> Logistik<br />
Association Suisse pour la formation professionnelle en logistique Association Suisse pour la formation professionnelle en logistique<br />
Associazione Svizzera per la formazione professionale in logistica Associazione Svizzera per la formazione professionale in logistica<br />
by ASFL SVBL<br />
1
<strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> <strong>Logistikkompetenzen</strong> <strong>–</strong> EnterSite by ASFL SVBL<br />
BiVo 2024<br />
EFZ<br />
EBA<br />
Ausgabe 1. Auflage 2024<br />
Im vorliegenden <strong>Handbuch</strong> wird aus Gründen <strong>der</strong><br />
Vereinfachung die männliche Form verwendet. Dabei ist die<br />
weibliche Form selbst verständlich immer eingeschlossen.<br />
ISBN 978-3-03873-627-1<br />
Autoren<br />
Herausgeber<br />
Basierend auf den Arbeiten des ASFL SVBL Team Schulstoff<br />
Überarbeitung durch Autoren- und Medienteam <strong>der</strong> ASFL SVBL<br />
Dr. Beat Michael Duerler, Delegierter OdA ASFL SVBL<br />
Schweizerische Vereinigung<br />
für die Berufsbildung in <strong>der</strong> Logistik<br />
Rigistrasse 2, CH-5102 Rupperswil<br />
© ASFL SVBL Alle Rechte vorbehalten<br />
— EDITION —<br />
by ASFL SVBL<br />
Schweizerische Vereinigung<br />
für die Berufsbildung in <strong>der</strong> Logistik<br />
Rigistrasse 2, CH-5102 Rupperswil<br />
Tel. +41 58 258 36 00 email@svbl.ch<br />
Fax +41 58 258 36 01 www.svbl.ch<br />
Association Suisse<br />
pour la formation professionnelle en logistique<br />
Rte de Fribourg 28, CH-1723 Marly<br />
Tél. +41 58 258 36 40 cfl@asfl.ch<br />
Fax +41 58 258 36 41 www.asfl.ch<br />
Associazione Svizzera<br />
per la formazione professionale in logistica<br />
Via Ferriere 11, CH-6512 Giubiasco<br />
Tel. +41 58 258 36 60 ticino@asfl.ch<br />
Fax +41 58 258 36 61 www.asfl.ch<br />
Suva auditierte<br />
Ausbildungen<br />
gemäss EKAS Richtlinie 6518<br />
Anerkannter CZV Kursanbieter<br />
Fournisseur de cours reconnu OACP<br />
Fornitore di corsi riconosciuto OAut<br />
geprüft certifié certificato certified<br />
swiss education standard association<br />
VSAA<br />
Postfach 656, CH-4010 Base<br />
Tel. 061 228 90 30<br />
Fax 061 228 90 39<br />
info@verbandvsaa.ch<br />
www.verbandvsaa.ch<br />
Geschäftsstelle Handel Schweiz<br />
Güterstrasse 78. Postfach 656, CH-4010 Bas<br />
www.facilityservices-fs.ch<br />
2<br />
Unsere Gönner:<br />
Amstutz Produkte AG<br />
www.amstutz.ch<br />
www.bannerbatterien.com
Vorwort <strong>der</strong> Herausgeber: SWISS LOGISTICS by ASFL SVBL <strong>–</strong> Edition<br />
Das vorliegende Lehrmittel «<strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> <strong>Logistikkompetenzen</strong> <strong>–</strong> EnterSite by ASFL SVBL» ist ein<br />
Teil <strong>der</strong> Unterlagen für die Berufsbildung Logistiker/-in EBA / EFZ gemäss <strong>der</strong> Bildungsverordnung 2024.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Totalrevision wurde <strong>der</strong> Orientierung nach Handlungskompetenzen und <strong>der</strong> LOK (Lernortkooperation)<br />
zwischen den drei Lernorten <strong>der</strong> dualen Berufsbildung in <strong>der</strong> Schweiz vermehrt Rechnung<br />
getragen.<br />
Mit <strong>der</strong> virtuellen Firma EnterSite AG wurde eine Basis geschaffen, welche den Lernenden erlaubt, während<br />
den zwei o<strong>der</strong> drei Jahren Ausbildung sämtliche Kompetenzen an allen drei Lernorten zu erarbeiten.<br />
<strong>–</strong> In <strong>der</strong> Berufsschule werden Module <strong>der</strong> Grundkompetenzen und <strong>der</strong> fachrichtungsorientierten<br />
Kompetenzen <strong>–</strong> Distribution o<strong>der</strong> Lagerung <strong>–</strong> vermittelt.<br />
<strong>–</strong> Die betriebliche Ausbildung umfasst auf Stufe EBA und EFZ Praxisaufträge. Diese werden im<br />
Betrieb in Zusammenarbeit mit den betrieblichen Ausbildner/-innen erarbeitet.<br />
<strong>–</strong> Die überbetrieblichen Kurse umfassen die stufengerechte Ausbildung auf den unterschiedlichen<br />
Geräten und die Erarbeitung von Arbeits- und Lern-Situationen.<br />
Neben den digitalen Unterrichtsmitteln im Rahmen <strong>der</strong> Firma EnterSite AG, welche je<strong>der</strong> Lernende in<br />
seinem eigenen e-Portfolio (früher Lerndokumentation) ablegen kann, stehen den Lernenden ab dem<br />
Jahrgang 2024 auch alle Unterlagen für die Berufsbildung Logistiker/-in EBA / EFZ in gedruckter Form zur<br />
Verfügung:<br />
<strong>–</strong> <strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> <strong>Logistikkompetenzen</strong> <strong>–</strong> EnterSite by ASFL SVBL<br />
<strong>–</strong> <strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> Logistik <strong>–</strong> Fachkompetenzen Distribution und Lager (nur für EFZ)<br />
<strong>–</strong> Logistik ABC <strong>–</strong> mit über 1300 Filmen<br />
<strong>–</strong> <strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> Informatik <strong>–</strong> Medienkompetenz<br />
<strong>–</strong> Mathematik für die Logistik (nur für EFZ)<br />
<strong>–</strong> Formelsammlung für die Logistik<br />
<strong>–</strong> <strong>Handbuch</strong> für das Berufsfeld Logistik <strong>–</strong> Leitfaden zur Lerndokumentation (EBA / EFZ)<br />
Lernende, welche die Berufslehre Logistik im Jahre 2024 beginnen, werden das Qualifikationsverfahren<br />
auf Stufe EBA im Jahre 2026 und auf Stufe EFZ im Jahre 2027 nach neuer BiVo 2024 absolvieren.<br />
Das Berufsfeld Logistik entwickelt sich sehr dynamisch und umfasst die Berufe Logistiker EBA / EFZ mit<br />
den Fachrichtungen Lager und Distribution sowie den neuen Beruf Fachfrau / Fachmann Bahntransport.<br />
Das vorliegende Lehrmittel ist Teil <strong>der</strong> gesamten Unterlagen für das Berufsfeld Logistik. Mit <strong>der</strong> neuen<br />
Bildungsverordnung wird das Konzept BYOD (Bring Your Own Device) <strong>–</strong> eigenes IT-Gerät mitbringen <strong>–</strong> auf<br />
die ganze Schweiz ausgedehnt. Analoge und digitale Lehrmittel konnten dank <strong>der</strong> Mitarbeit zahlreicher<br />
Beteiligten zeitgerecht bereitgestellt werden:<br />
Für das Autorenteam: André Hodler, Markus Ilg, Sarah Mollard, Paola Conte, Armin Nufer, Martin<br />
Gerber und Daniel Kobas<br />
Für das Lektorat:<br />
Rebekka Holzer<br />
Für das Medienteam: Stephanie Ruben, Sara Sarvan, Markus Nobel und Urs Bitzi<br />
l<br />
Wir wünschen den Lernenden viel Lernerfolg mit dem vorliegenden Lehrmittel und danken allen Beteiligten<br />
<strong>der</strong> drei Lernorte für die Unterstützung <strong>der</strong> Lernenden auf dem Weg zum EBA o<strong>der</strong> EFZ-Abschluss.<br />
el<br />
Dr. Beat M. Duerler, Präsident SWISS LOGISTICS<br />
Delegierter OdA Logistik<br />
Nicole Ackermann, Mitglied GL SWISS LOGISTICS<br />
Leitung Bildung und Qualitätsmanagement<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
1. EnterSite AG 24<br />
1.1 Vorwort 24<br />
1.2 Ziele <strong>der</strong> virtuellen Unternehmung 24<br />
1.3 Vorgeschichte 25<br />
1.4 EnterSite 26<br />
1.4.1 Wer ist die EnterSite 26<br />
1.4.2 Geschäftsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> EnterSite 27<br />
1.4.3 Strategie <strong>der</strong> EnterSite 28<br />
1.4.4 Standorte <strong>der</strong> EnterSite 29<br />
1.4.5 Organigramm <strong>der</strong> EnterSite 30<br />
1.5 Abteilungen <strong>der</strong> EnterSite 31<br />
1.5.1 Customer Service 31<br />
1.5.2 Procurement Management 32<br />
1.5.3 Logistics 33<br />
1.5.4 Production 34<br />
1.5.5 ICT 35<br />
1.5.6 FI/CO 36<br />
1.5.7 Support and Distribution 37<br />
Modul 101_Geschichte <strong>der</strong> Logistik 38<br />
Ausgangslage 39<br />
Fachartikel Modul 101 40<br />
1. Geschichte <strong>der</strong> Logistik 40<br />
1.1 Logistische Tätigkeiten 40<br />
1.2 Handelsprodukte und Handelswege 42<br />
1.3 Meilensteine <strong>der</strong> Logistik 44<br />
4<br />
Modul 102_Struktur <strong>der</strong> Logistik 46<br />
Ausgangslage 46<br />
Fachartikel Modul 102 47<br />
2. Struktur <strong>der</strong> Logistik 47
2.1 Globalisierung 47<br />
2.2 Logistik 51<br />
2.3 Prozesskette <strong>der</strong> Logistik 53<br />
2.4 Supply Chain Management (SCM) 54<br />
Modul 103_Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik 57<br />
Ausgangslage 57<br />
Fachartikel Modul 103 58<br />
3. Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik 58<br />
3.1 Definition <strong>der</strong> Logistik 59<br />
3.2 Vereinfachte Darstellung <strong>der</strong> Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik 60<br />
Modul 104_Warenfluss 62<br />
Ausgangslage 62<br />
Fachartikel Modul 104 63<br />
4. Warenfluss 63<br />
4.1 Beschaffung 63<br />
4.2 Produktion 64<br />
4.3 Verteilung (Distribution) 65<br />
4.4 Entsorgung 65<br />
4.5 TUL-Prozesse 66<br />
4.6 Der Warenfluss als Dienstleister vers. Produzent 68<br />
4.7 Logistikgrössen 69<br />
Modul 105_Güter 71<br />
Ausgangslage 71<br />
Fachartikel Modul 105 72<br />
5. Güter 72<br />
5.1 Eigenschaften und Handhabung von Gütern 72<br />
5.2 Verarbeitungsgrad 73<br />
5.3 Kriterien für die Lagerfähigkeit von Gütern 75<br />
5.4 Ver<strong>der</strong>blichkeit 76<br />
5.5 Ver<strong>der</strong>blichkeit durch langandauernde Einflüsse 78<br />
5.6 Schutz des Lagergutes 82<br />
5
5.7 Gefährlichkeit 85<br />
Modul 106_Entsorgung CH 91<br />
Ausgangslage 91<br />
Fachartikel Modul 106 92<br />
6. Entsorgung 92<br />
6.1 Was ist Abfall? 92<br />
6.2 Bedeutung und Aufgabe von Abfall 94<br />
6.3 Stoffflüsse in <strong>der</strong> Abfallbewirtschaftung 95<br />
6.4 Entsorgungswege für Abfall in <strong>der</strong> Schweiz 95<br />
6.5 Zielsetzung 2030 <strong>–</strong> die Abfallpyramide 115<br />
6.6 Entsorgung im Logistikunternehmen 116<br />
6.7 Littering 116<br />
Modul 107_Abfallkategorien CH 125<br />
Ausgangslage 125<br />
Fachartikel Modul 107 126<br />
7. Abfallkategorien 126<br />
7.1 Abfälle von A-Z 128<br />
7.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen 136<br />
7.3 Son<strong>der</strong>abfälle 138<br />
7.4 Entsorgung von Son<strong>der</strong>abfall 141<br />
Modul 108_Entsorgung Global 143<br />
Ausgangslage 143<br />
Fachartikel Modul 108 144<br />
8. Globale Entsorgung 144<br />
8.1 Umweltmanagementsysteme (UMS) 144<br />
8.2 Globale Umweltprobleme 147<br />
8.3 Aktuelle Projekte und Ziele <strong>der</strong> Agenda 2030 151<br />
Modul 109_Zutritt- und Datenschutz 155<br />
Ausgangslage 155<br />
Fachartikel Modul 109 156<br />
6
9. Zutritts- und Datenschutz 156<br />
9.1 Zutrittsberechtigung 156<br />
9.2 Schriftgeheimnis 157<br />
9.3 Postgeheimnis 158<br />
9.4 Geschäftsgeheimnis 159<br />
9.5 Datensicherheit 160<br />
Modul 201_Der Kunde 163<br />
Ausgangslage 163<br />
Fachartikel Modul 201 164<br />
1. Der Kunde 164<br />
1.1 Die Bedeutung des Kunden 164<br />
1.2 «Der Kunde ist König» 165<br />
1.3 Der Stammkunde 166<br />
1.4 Unternehmen müssen ihre Kunden kennen 166<br />
Modul 202_Mein Auftreten 167<br />
Ausgangslage 167<br />
Fachartikel Modul 202 168<br />
2. Das eigene Auftreten 168<br />
2.1 Meine Haltung 168<br />
2.2 Meine Kommunikation 168<br />
2.3 Meine Kleidung 169<br />
2.4 Meine Hygiene 169<br />
2.5 Das Unternehmensleitbild 174<br />
Modul 203_Selbstmanagement 179<br />
Ausgangslage 179<br />
Fachartikel Modul 203 180<br />
3. Selbstmanagement 180<br />
3.1 Sich selber kennen <strong>–</strong> das Johari-Fenster 180<br />
3.2 Führungsstile nach Kurt Lewin 184<br />
3.3 Konflikttypen nach Thomas Kilmann 185<br />
3.4 Die sechs Stufen <strong>der</strong> Konfliktbewältigung 186<br />
7
3.5 Die geistige Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Arbeitswelt 186<br />
3.6 Die körperliche Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Arbeitswelt 188<br />
Modul 204_Der Markt 196<br />
Ausgangslage 196<br />
Fachartikel Modul 204 198<br />
4. Der Markt 198<br />
4.1 Die Marktforschung 199<br />
4.2 Die Marktarten und Marktformen 202<br />
4.3 Die Grösse eines Marktes 206<br />
Modul 205_Marketing 208<br />
Ausgangslage 208<br />
Fachartikel Modul 205 209<br />
5. Marketing 209<br />
5.1 Ziele des Marketings 209<br />
5.2 Beteiligte am Marketing 209<br />
5.3 Das Gesetz von Angebot und Nachfrage 209<br />
5.4 Die Marketinginstrumente 211<br />
5.5 Die Werbung 212<br />
Modul 206_Kommunikation 217<br />
Ausgangslage 217<br />
Fachartikel Modul 206 218<br />
6. Kommunikation 218<br />
6.1 Kommunikationsmittel 218<br />
6.2 Funktionsweise <strong>der</strong> Kommunikation 218<br />
6.3 Kommunikationsarten 222<br />
6.4 Fragen in <strong>der</strong> Kommunikation 226<br />
6.5 Gespräche führen 227<br />
Modul 207_PreSales service 230<br />
Ausgangslage 230<br />
8
Fachartikel Modul 207 231<br />
7. Pre-Sales 231<br />
7.1 Bedürfnisse 231<br />
7.2 Verkauf 232<br />
7.3 Kaufmotive 232<br />
7.4 Lieferantenbewertungen 232<br />
Modul 208_AtSales service 234<br />
Ausgangslage 234<br />
Fachartikel Modul 208 235<br />
8. At-Sales-Services 235<br />
8.1 Das Kaufverhalten 235<br />
8.2 Verkaufssituationen 238<br />
8.3 Ein Verkaufsgespräch führen 238<br />
8.4 Verkaufsgespräche Face-to-Face 239<br />
8.5 Verkaufsgespräche über Telefon/Konferenz-Call 242<br />
8.6 Verkaufsför<strong>der</strong>ung 243<br />
8.7 Der Kaufvertrag: Rechte und Pflichten 244<br />
8.8 Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) 246<br />
Modul 209_AfterSales service 249<br />
Ausgangslage 249<br />
Fachartikel Modul 209 250<br />
9. After-Sales-Services 250<br />
9.1 Reklamationen 251<br />
9.2 Der Kundendienst 252<br />
9.3 Kulanz 254<br />
9.4 Garantie 255<br />
Modul 301_Beschaffungslogistik 257<br />
Ausgangslage 257<br />
Fachartikel Modul 301 258<br />
1. Die Beschaffungslogistik 258<br />
9
1.1 Die Aufgaben im Einkauf 259<br />
1.2 Make or Buy 260<br />
1.3 Outsourcing 261<br />
1.4 Welche Mengen sollen eingekauft werden? 262<br />
1.5 Wann ist <strong>der</strong> richtige Zeitpunkt für den Einkauf? 263<br />
Modul 302_Warenbeschaffung 264<br />
Ausgangslage 264<br />
Fachartikel Modul 302 264<br />
2. Warenbeschaffung 265<br />
2.1 Wo kaufe ich ein? 265<br />
2.2 Das Gesetz von Angebot und Nachfrage 269<br />
2.3 Der Bestellprozess 273<br />
Modul 303_Prozess Warenannahme 278<br />
Ausgangslage 278<br />
Fachartikel Modul 303 281<br />
3. Prozess Warenannahme 281<br />
3.1 Annahme von Gütern 281<br />
3.2 Annahme als Käufer einer beweglichen Sache (Fahrniskauf) 282<br />
3.3 Die geplante und die nicht geplante Warenannahme 284<br />
Modul 304_Identifikation <strong>der</strong> Lieferung 288<br />
Ausgangslage 288<br />
Fachartikel Modul 304 289<br />
4. Identifikation <strong>der</strong> Lieferung 289<br />
4.1 Global-Identifikation 289<br />
4.2 Detail-Identifikation 292<br />
4.3 Begleitpapiere für Waren 292<br />
4.4 Die Annahme unter Vorbehalt 300<br />
4.5 Grenzüberschreitende Regelungen und Verträge im internationalen<br />
Güterverkehr 302<br />
10
Modul 305_Güter 305<br />
Ausgangslage 305<br />
Fachartikel Modul 305 306<br />
5. Ablad an <strong>der</strong> Rampe 306<br />
5.1 Baubedingte Gefahren 306<br />
5.2 Arbeitsbedingte Gefahren 310<br />
Modul 306_Gebindekontrolle 330<br />
Ausgangslage 330<br />
Fachartikel Modul 306 331<br />
6. Gebindekontrolle 331<br />
6.1 Was ist ein Gebinde? 331<br />
6.2 Der Ladungsträger 332<br />
6.3 EPAL (European Pallet Association) 338<br />
6.4 Tauschverfahren von EURO-Paletten 339<br />
6.5 Der Ladungsträger nach CHEP 342<br />
6.6 Spezielle Ladungsträger 343<br />
6.7 Ladungsträger auf Rollen 346<br />
6.8 Einweggebinde 347<br />
6.9 Mehrweggebinde 348<br />
Modul 307_Grobkontrolle und Schadenabwicklung 349<br />
Ausgangslage 349<br />
Fachartikel Modul 307 350<br />
7. Grobkontrolle- und Schadenabwicklung 350<br />
7.1 Fehler in <strong>der</strong> Lieferung 350<br />
7.2 Schäden 352<br />
7.3 Der Schadenfall 359<br />
Modul 308_Detailkontrolle 364<br />
Ausgangslage 364<br />
Fachartikel Modul 308 365<br />
8. Detailkontrolle 365<br />
11
8.1 Entstehung einheitlicher Masse 365<br />
8.2 Zähltechnik 367<br />
8.3 Handhabung von Waagen 383<br />
Modul 309_Qualitätskontrolle 386<br />
Ausgangslage 386<br />
Fachartikel Modul 309 387<br />
9. Qualitätskontrolle 387<br />
9.1 Bedeutung <strong>der</strong> Qualität 387<br />
9.2 Definition <strong>der</strong> Qualität 387<br />
9.3 Qualitätskriterien 388<br />
9.4 Qualitätsniveau 390<br />
9.5 Qualitätskontrollen in Unternehmen 391<br />
9.6 Kontrolltechniken 391<br />
9.7 Funktionskontrolle 397<br />
Modul 310_Vorbereitung für die Einlagerung 399<br />
Ausgangslage 399<br />
Fachartikel Modul 310 401<br />
10 Vorbereitung für die Einlagerung 401<br />
10.1 Gründe für neue Verpackung 401<br />
10.2 Einbuchen <strong>der</strong> Ware 404<br />
10.3 Bestandesführung 405<br />
Modul 401_Lageraufgaben 412<br />
Ausgangslage 412<br />
Fachartikel Modul 401 413<br />
1. Lageraufgaben 413<br />
1.1 Das Lager 413<br />
1.2 Übersicht <strong>der</strong> Lageraufgaben 413<br />
Modul 402_Lagerarten 417<br />
Ausgangslage 417<br />
12
Fachartikel Modul 402 418<br />
2. Lagerarten 418<br />
2.1 Unterscheidung nach Gütern 418<br />
2.2 Unterscheidung nach Branchen 419<br />
2.3 Unterscheidung nach Standorten 423<br />
2.4 Zwischenlager 425<br />
2.5 Reifelager 426<br />
Modul 403_Lagereinrichtungen 427<br />
Ausgangslage 427<br />
Fachartikel Modul 403 428<br />
3. Lagereinrichtungen 428<br />
3.1 Bodenlagerungen 428<br />
3.2 Fachbodenregal 430<br />
3.3 Palettenregal 431<br />
3.4 Einfahrregal 434<br />
3.5 Durchfahrregal 434<br />
3.6 Durchlaufregal 435<br />
3.7 Kragarmregal 436<br />
3.8 Wabenregal 437<br />
3.9 Verschieberegal 438<br />
3.10 Umlaufregal 439<br />
3.11 Hängende Lagerung 441<br />
3.12 Mo<strong>der</strong>ne Einrichtungen 441<br />
Modul 404_Technische Voraussetzungen 444<br />
Ausgangslage 444<br />
Fachartikel Modul 404 445<br />
4. Technische Voraussetzungen 445<br />
4.1 Offene, halboffene, geschlossene Lager 445<br />
4.2 Flachlager, mittelhohe Lager, Hochregal 446<br />
4.3. Lageraufbau 447<br />
13
ffModul 405_Güter 452<br />
Ausgangslage 452<br />
Fachartikel Modul 405 453<br />
5. Gefahren im Lager 453<br />
5.1 Unfallgefahr 453<br />
5.2 Brandgefahr 466<br />
5.3 Diebstahlgefahr 469<br />
5.4 Gefährliche Stoffe 470<br />
5.5 Schädlinge 475<br />
Modul 406_Gebindekontrolle 477<br />
Ausgangslage 477<br />
Fachartikel Modul 406 478<br />
6. Lagerprinzipien 478<br />
6.1 Festplatzlagerung 478<br />
6.2 Chaotische (dynamische) Lagerung 479<br />
6.3 First-In, First-Out (FIFO) 480<br />
6.4 Last-In, First-Out (LIFO) 480<br />
6.5 Highest In - First Out (HIFO) 481<br />
Modul 407_För<strong>der</strong>mittel 482<br />
Ausgangslage 482<br />
Fachartikel Modul 407 483<br />
7. För<strong>der</strong>mittel 483<br />
7.1 Grundbegriffe des För<strong>der</strong>ns 483<br />
7.2 För<strong>der</strong>mittel in <strong>der</strong> Logistik 483<br />
7.3 Das Hebelgesetz 491<br />
7.4 Tragkraftdiagramme 494<br />
Modul 501_Produktion 497<br />
Ausgangslage 497<br />
Fachartikel Modul 501 498<br />
1. Produktion 498<br />
14
1.1 Definition Produktion 498<br />
1.2 Ziele und Aufgaben <strong>der</strong> Produktion 499<br />
1.3 Produktentwicklung 500<br />
1.4 Produktestruktur 504<br />
Modul 502_Produktionslogistik 506<br />
Ausgangslage 506<br />
Fachartikel Modul 502 507<br />
2. Produktionslogistik 507<br />
2.1 Definition Produktionslogistik 507<br />
2.2 Ziele und Aufgaben <strong>der</strong> Produktionslogistik 507<br />
2.3 Lagerarten in <strong>der</strong> Produktion 508<br />
2.4 Operative Entsorgungslogistik 511<br />
Modul 503_Organisation <strong>der</strong> Produktion 513<br />
Ausgangslage 513<br />
Fachartikel Modul 503 514<br />
3. Organisation <strong>der</strong> Produktion 514<br />
3.1 Definition Fertigungsarten 514<br />
3.2 Fertigungstypen 514<br />
3.3 Organisation <strong>der</strong> Fertigung 519<br />
3.4 Überblick Fertigungstypen und Organisation <strong>der</strong> Fertigung 523<br />
3.5 Lean Production 524<br />
Modul 504_Der Materialfluss 525<br />
Ausgangslage 525<br />
Fachartikel Modul 504 526<br />
4. Der Materialfluss 526<br />
4.1 Arten des Materialflusses 527<br />
4.2 Kanban 527<br />
4.3 Two Bin 529<br />
4.4 Bestellzeitpunkt durch Markierung 530<br />
4.5 Just in Time (JIT) 530<br />
15
4.6 Just in Sequene (JIS) 533<br />
4.7 Low Cost Automation (LCA) 534<br />
4.8 Jidoka 535<br />
Modul 505_Produktionsplanung und -steuerung 536<br />
Ausgangslage 536<br />
Fachartikel Modul 505 537<br />
5. Produktionsplanung und -steuerung (PPS) 537<br />
5.1 Push/Pull-Produktion 538<br />
5.2 Bulk-Produktion 539<br />
5.3 Stücklisten 540<br />
Modul 506_Qualitätssicherung in <strong>der</strong> Produktion 545<br />
Ausgangslage 545<br />
Fachartikel Modul 506 546<br />
6. Qualitätssicherung in <strong>der</strong> Produktion 546<br />
6.1 Qualitätsmanagement (QM) vs. Qualitätssicherung (QS) 546<br />
6.2 QM- und QS-Methoden 547<br />
6.3 Ressourcen und Energieeffizienz 556<br />
6.4 Rückverfolgbarkeit 557<br />
6.5 Verfahrensanweisungen (VA) 560<br />
6.6 Weitere bekannte Methoden in <strong>der</strong> Qualitätssicherung 561<br />
Modul 601_Kommissionieren 564<br />
Ausgangslage 564<br />
Fachartikel Modul 601 565<br />
1. Kommissionieren 565<br />
1.1 Kommissionierstrategien und Kommissionierbegriffe 565<br />
1.2 Kommissioniertechniken 571<br />
1.3 Pick-Pack-Verfahren 572<br />
Modul 602_Versandbereite Pakete erstellen 573<br />
Ausgangslage 573<br />
16
Fachartikel Modul 602 574<br />
2. Versandbereite Pakete erstellen 574<br />
2.1 Verpacken, aber warum? 574<br />
2.2 Fachbegriffe nach dem Deutsches Institut für Normung (DIN) 576<br />
2.3 Was ist die richtige Verpackung? 578<br />
2.4 Beanspruchung einer (Schutz-)Verpackung 583<br />
2.5 Verpackungsnormen 588<br />
Modul 603_Versandbereite Palette erstellen 591<br />
Ausgangslage 591<br />
Fachartikel Modul 603 592<br />
3. Versandbereite Paletten erstellen 592<br />
3.1 Die Wahl des richtigen Bandes 594<br />
3.2 Verschlussarten 596<br />
Modul 604_Distributionsmarkt 599<br />
Ausgangslage 599<br />
Fachartikel Modul 604 600<br />
4. Distributionsmarkt 600<br />
4.1 Absatzkanäle 600<br />
4.2 Distribution (Verteilung <strong>der</strong> Produkte) 600<br />
4.3 Der Postmarkt 608<br />
4.4 Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) 611<br />
4.5 Distributionsbeispiele 612<br />
Modul 605_Versandart Post 615<br />
Ausgangslage 615<br />
Fachartikel Modul 605 616<br />
5. Versandart Post 616<br />
5.1 Adressierung 616<br />
5.2 Versandart Briefe und Pakete 619<br />
5.3 Versand ins Ausland 621<br />
5.4 Verarbeitung in Brief- und Paketzentren 621<br />
17
5.5 Zustellung 623<br />
Modul 606_Strassenverkehr 626<br />
Ausgangslage 626<br />
Fachartikel Modul 606 627<br />
6. Strassenverkehr 627<br />
6.1 Der Strassenverkehr 627<br />
6.2 Die Lastverteilung 631<br />
6.3 Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) 635<br />
Modul 607_Schienenverkehr 638<br />
Ausgangslage 638<br />
Fachartikel Modul 607 639<br />
7. Schienenverkehr 639<br />
7.1 Die wichtigsten Routen 640<br />
7.2 Dynamische Kräfte im Schienenverkehr 643<br />
7.3 Transport gefährlicher Güter 646<br />
7.4 Ein Blick in die Zukunft 647<br />
Modul 608_Luftverkehr 648<br />
Ausgangslage 648<br />
Fachartikel Modul 608 649<br />
8. Luftverkehr 649<br />
8.1. Bedeutung <strong>der</strong> Luftfracht 649<br />
8.2 Anwendungsbereiche <strong>der</strong> Luftfracht 650<br />
8.3 Luftersatzverkehr 651<br />
8.4 Flughäfen in <strong>der</strong> Schweiz 651<br />
8.5 Luftfrachteinheiten, För<strong>der</strong>mittel und Flugzeuge 653<br />
8.6 Zollabwicklung und Kontrollen 658<br />
8.7 Dynamische Kräfte im Luftverkehr 658<br />
8.8 Versand 659<br />
Modul 609_Schiffsverkehr 662<br />
18
Ausgangslage 662<br />
Fachartikel Modul 609 663<br />
9. Schiffsverkehr 663<br />
9.1 Wichtigste Transportrouten 664<br />
9.2 Die wichtigste Häfen 667<br />
9.3 Umschlag 668<br />
9.4 Dynamische Kräfte im Schiffsverkehr 670<br />
9.5 Güter richtig verladen 671<br />
Modul 610_Kombinierte Verkehrsträger 673<br />
Ausgangslage 673<br />
Fachartikel Modul 610 674<br />
10. Kombinierte Verkehrsträger 674<br />
10.1 Die Rollende Autobahn (RA) / Rollende Landstrasse (RoLa) 675<br />
10.2 ISO-Container 676<br />
10.3 An<strong>der</strong>e Wechselsysteme 678<br />
Modul 701_Inventur 682<br />
Ausgangslage 682<br />
Fachartikel Modul 701 683<br />
1. Die Inventur 683<br />
1.1 Die Inventurpflicht 683<br />
1.2 Arten <strong>der</strong> Inventur 683<br />
1.3 Durchführung 684<br />
1.4 Auswertung <strong>der</strong> Inventur 685<br />
1.5 Gründe für Inventurdifferenzen 686<br />
Modul 702_Lagerkosten 687<br />
Ausgangslage 687<br />
Fachartikel Modul 702 688<br />
2. Lagerkosten 688<br />
2.1 Fixe und variable Kosten 688<br />
2.2 Kosten für Lagerräume 689<br />
2.3 Personalkosten 690<br />
19
2.4 Lagerbestand 692<br />
2.5 Kosten für För<strong>der</strong>- und Hilfsmittel 693<br />
2.6 Kosten für Verbrauchsmaterialien 694<br />
Modul 703_Personalkosten 695<br />
Ausgangslage 695<br />
Fachartikel Modul 703 696<br />
3. Personalkosten 696<br />
3.1 Die EnterSite AG: direkte und indirekte Personalkosten 697<br />
3.2 Die Mitarbeitenden: das Gehalt 699<br />
3.3 Rechte und Pflichte für Arbeitnehmer und Arbeitgeber 703<br />
Modul 801_Identifikation Güter 706<br />
Ausgangslage 706<br />
Fachartikel Modul 801 707<br />
1. Identifikation von Gütern 707<br />
1.1 Serial Shipping Container Code (SSCC) 707<br />
1.2 GTIN-8, GTIN-13, ISBN 708<br />
1.3 Aufbau Produkte-Barcode GTIN-13, GTIN-8, ISBN 709<br />
1.4 GTIN-128 710<br />
1.5 QR-Code 711<br />
1.6 Data Matrix-Code 714<br />
1.7 Platzierung von Codes 714<br />
1.8 Radio Frequency Identification (RFID) 716<br />
Modul 802_Transport 719<br />
Ausgangslage 719<br />
Fachartikel Modul 802 720<br />
2. Transport 720<br />
2.1 Transportüberwachung 720<br />
2.2 Track and Trace 722<br />
2.3 Transportplanung 728<br />
20
Modul 803_Betriebssoftware 732<br />
Ausgangslage 732<br />
Fachartikel Modul 803 733<br />
3. Betriebssoftware 733<br />
3.1 ERP (Enterprise Ressource Planning) 733<br />
3.2 Costumer-Relationship-Management (CRM) 733<br />
3.3 Vertrieb/Marketing 734<br />
3.4 Personalwesen 735<br />
3.5 Produktionsplanung und-Steuerung (PPS) 735<br />
3.6 Projektmanagement 737<br />
3.7 Qualitätsmanagement 737<br />
3.8 Finanzbuchhaltung (FIBU) 738<br />
3.9 Materialwirtschaft (MaWi) 738<br />
Modul 804_O365_Grundlagen 741<br />
Fachartikel Modul 804 741<br />
4. Computergrundlagen 741<br />
4.1 Anmeldung 741<br />
4.2 Die Desktop-Oberfläche 742<br />
4.3 Einen Ordner erstellen/benennen 744<br />
4.4 Account öffnen/schliessen o<strong>der</strong> aktivieren 745<br />
4.5 Herunterfahren, Ruhezustand (Energie sparen) o<strong>der</strong> Neustart 745<br />
4.6 Anwendung beenden bei einem Systemabsturz 745<br />
Modul 805_Word 746<br />
Fachartikel Modul 805 746<br />
5. Office 365 <strong>–</strong> Word 746<br />
5.1 Arbeitsfläche <strong>–</strong> Übersicht 746<br />
5.2 Text verfassen 747<br />
5.3 Zeichen hervorheben 750<br />
5.4 Formatieren von Absätzen 751<br />
5.5 Formatvorlagen 755<br />
21
5.6 Inhaltsverzeichnis 756<br />
5.7 Fussnoten 757<br />
5.8 Tabellen 758<br />
5.9 Kopf- / Fusszeile 761<br />
5.10 Bil<strong>der</strong> einfügen 761<br />
5.11 Excel-Kalkulationstabelle in Word einfügen 762<br />
5.12 Layout 763<br />
5.13 Drucken 764<br />
Modul 806_Excel 765<br />
Fachartikel Modul 806 765<br />
6. Office 365 Excel 765<br />
6.1 Excel Microsoft 365 starten und entdecken 765<br />
6.2 Sich in einem Arbeitsblatt bewegen 766<br />
6.3 Einfache Berechnungen 771<br />
6.4 Rechnen mit Funktionen 774<br />
6.5 Standardformatierungen 775<br />
6.6 Bedingte Formatierung 780<br />
6.7 Daten sortieren 780<br />
6.8 Daten filtern 781<br />
6.9 Layout 783<br />
6.10 Eine Grafik erstellen 785<br />
Modul 807_PowerPoint 792<br />
Fachartikel Modul 807 792<br />
7. Office 365 Power Point 792<br />
7.1 Die Grundlagen <strong>der</strong> Präsentation 792<br />
7.2 Eine Präsentation erstellen 794<br />
7.3 Arbeiten mit dem Folienmastermodus 795<br />
7.5 Eine Tabelle einfügen/zeichnen 798<br />
7.4 Präsentation erstellen, nachdem Folienmaske geän<strong>der</strong>t wurde 800<br />
7.6 Grafik einfügen 801<br />
22
7.7 Videodatei einfügen 802<br />
7.8 Organigramm einfügen 804<br />
7.9 Bild einfügen 804<br />
7.10 Folien anpassen 805<br />
7.11 Übergang 807<br />
7.12 Animation 807<br />
7.13 Diashow 809<br />
7.14 Speichern/Drucken 810<br />
7.15 Drucken 811<br />
Modul 808_OneNote 812<br />
Fachartikel Modul 808 812<br />
8. Office 365 <strong>–</strong> OneNote 812<br />
8.1 Allgemeine Informationen zu OneNote 812<br />
8.2 Aufbau von OneNote 813<br />
8.3. OneNote-Schulung 814<br />
8.4 Erste Schritte mit OneNote 814<br />
8.5. Notizen in OneNote machen 816<br />
8.6 Zusammenarbeit und Teilen 816<br />
8.7 Tipps und erweiterte Funktionen 817<br />
8.8 Fortgeschrittene Organisation 818<br />
8.9 Personalisierung und Stil 821<br />
8.10 Deine eigenen Vorlagen speichern 822<br />
8.11 Schlussfolgerung 823<br />
Modul 901_Logistikaufträge planen und auswerten 825<br />
Ausgangslage 825<br />
Fachartikel Modul 901 827<br />
1. Logistikaufträge planen und auswerten 827<br />
1.1 Machbarkeitsstudie 827<br />
1.2 Planung des Auftrags 829<br />
1.3 Durchführung des Auftrags 830<br />
1.4 Auswertung des Auftrags 831<br />
23
1. EnterSite AG<br />
1.1 Vorwort<br />
Das Unternehmen EnterSite AG begleitet die Lernenden in <strong>der</strong> Ausbildung<br />
zum Logistiker EFZ und EBA. Die EnterSite AG verfolgt das Ziel, Theorie und<br />
Praxis zu verknüpfen. Das Lehrmittel bietet eine didaktische Reduktion <strong>der</strong><br />
Kernprozesse im Bereich Supply Chain, ist methodisch aktuell und nach<br />
Lehrplan 21 orientiert aufgebaut. Die EnterSite AG soll in einem mo<strong>der</strong>nen<br />
Design mit gut ausgewählten digitalen Hilfsmitteln ansprechend sein. Eine<br />
virtuelle Unternehmung wird gegründet und bildet die Lernenden in <strong>der</strong><br />
Logistik nach SupplyChain aus. Die EnterSite orientiert sich im Aufbau vom<br />
Lehrmittel <strong>der</strong> AVIVA struktur. Inhaltlich wurden die Arbeitsaufträge nach dem<br />
4K Modell des Lernens erstellt, die integrierten Prüfungen orientieren sich an<br />
<strong>der</strong> Literatur (Didaktik für den Unterrichtsalltag) von Christoph Städeli. 63<br />
identisch aufgebaute Mdoule werden für alle übergreifenden Leistungsziele<br />
und 11 Module für den fachspezifischen Unterricht Lager angewandt. Module<br />
können Vorort o<strong>der</strong> im blended Learning eingesetzt werden.<br />
1.2 Ziele <strong>der</strong> virtuellen Unternehmung<br />
Die virtuelle Unternehmung EnterSite AG hat den Auftrag, die Lernenden aus<br />
einer Hand auszubilden. Entsprechend werden die Aufgaben <strong>der</strong><br />
Berufsfachschule, <strong>der</strong> überbetrieblichen Kurse und <strong>der</strong> Ausbildungsorte<br />
abgestimmt. Generierte Arbeits- und Lernsituationen handeln für die EnterSite<br />
AG. Abschliessend wird sich auch das Qualifikationsverfahren <strong>der</strong> virtuellen<br />
Unternehmung annehmen. Eine Nie<strong>der</strong>lassung wird am aktuellen Standort<br />
vom Qualifikationsverfahren 2026 (EBA) und 2027 (EFZ) aufgestellt. In dieser<br />
Nie<strong>der</strong>lassung werden die Handlungen <strong>der</strong> Lernenden in <strong>der</strong> EnterSite AG<br />
geprüft.<br />
Die Unternehmung wird eine dynamische Form erhalten. Es werden<br />
verschiedene Module im Angebot sein, welche verschiedene Priorisierungen<br />
aufweisen. In dieser Gestaltung wird berücksichtig, dass es Module für den<br />
EBA und/o<strong>der</strong> EFZ Lehrgang geben wird und wir so, auch die Durchlässigkeit<br />
<strong>der</strong> Lehrgänge wie<strong>der</strong> erreichen können.<br />
Mit <strong>der</strong> Dynamik werden wir die Möglichkeit haben, den Lehrpersonen<br />
individuelle Module einzubauen und doch kommunizieren zu können, welche<br />
Module wir als Priorität interpretieren.<br />
Weiter soll mit dieser Dynamik erreicht werden, dass mögliche Fachrichtungen<br />
sich mit einer «Tochter-Unternehmung» o<strong>der</strong> einer zusätzlichen Abteilung an<br />
<strong>der</strong> EnterSite AG beteiligen können. Dabei wird das Ziel verfolgt, dem<br />
Lernenden alles aus einer Hand anbieten zu können. Schnittstellen zwischen<br />
den Fachrichtungen, den überbetrieblichen Kurse und <strong>der</strong> Berufsfachschule<br />
sollen kompatibel aufgebaut sein.<br />
24 21
1.3 Vorgeschichte<br />
«Reto Künstler» hat die obligatorische Schule in Thun absolviert. Die Schule war<br />
für ihn immer im Bereich des Machbaren. Die Herausfor<strong>der</strong>ungen hat er mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger problemlos gelöst. Wenn wir Reto fragen, war die Kollegschaft<br />
und <strong>der</strong> Sportunterricht das Highlight <strong>der</strong> obligatorischen Schule.<br />
Privat hat Reto Künstler seine Leidenschaft im Fussball gefunden. Selber aktiv<br />
trainiert Reto dreimal pro Woche, sein Lebenstraum - Fussballprofi.<br />
Auch Reto wurde ab <strong>der</strong> 7. Klasse mit <strong>der</strong> Berufswahl konfrontiert. Die<br />
beratenden Stellen erkannten sofort, dass Reto ein Teamplayer und logisch<br />
denken<strong>der</strong> Mensch ist, <strong>der</strong> sich gerne auch körperlich betätigt. Nach einigen<br />
Besuchen an verschiedenen Events und besuchten Schnupperwochen,<br />
entdeckte Reto das Inserat zur Ausbildung als Logistiker EFZ bei <strong>der</strong> EnterSite<br />
AG.<br />
Seine Stärken und Interessen deckten sich optimal mit den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Berufsbildes. In <strong>der</strong> besuchten Schnupperwoche entdeckte er die Welt<br />
<strong>der</strong> Flurför<strong>der</strong>zeuge, die Welt <strong>der</strong> Teamarbeit und die Welt <strong>der</strong> Bewegung für<br />
die Logistik. Reto hat seinen Beruf entdeckt und hat die Lehrstelle zum<br />
Logistiker EFZ erhalten… Gratulation Reto!<br />
Diese frei erfundene Biografie könnte sich bei einigen Lernenden<br />
Logistiker/Innen EFZ so zugetragen haben. Diese Biografie ist geschrieben. Es<br />
ist Zeit, für ein neues Kapitel...<br />
EnterSite AG<br />
Die Autoren dieser Lernfirma sind ausgebildete und praxiserfahrene<br />
Berufsmenschen und Lehrpersonen. Diese Doppelqualifikation ermöglicht, die<br />
fiktive Lernumgebung zu gründen und die ewige Herausfor<strong>der</strong>ung zwischen<br />
Praxis und Theorie zu verknüpfen.<br />
Nach <strong>der</strong> zwei- o<strong>der</strong> dreijährigen Ausbildung in <strong>der</strong> EnterSite AG sind die<br />
Lernenden als Logistiker EBA o<strong>der</strong> EFZ in verschiedenen Branchen <strong>der</strong> Logistik<br />
einsatzbereit. Sie werden originelle Elemente erfahren sowie die Entwicklung<br />
unseres Berufes erlernen und verstehen können.<br />
Wir wünschen den Lernenden mit <strong>der</strong> EnterSite AG, einem innovativen<br />
Konzept, viel Spass beim Entdecken und Verstehen <strong>der</strong> Supply Chain.<br />
22<br />
25
1.4 EnterSite<br />
1.4.1 Wer ist die EnterSite<br />
Die EnterSite AG wurde 1990 gegründet und zählte schnell zu den<br />
renommiertesten Anbietern <strong>der</strong> Bürokommunikation auf dem Schweizer<br />
Markt. Der Markt, das Büro, hat sich in den vergangenen Jahren stark<br />
verän<strong>der</strong>t und damit auch die EnterSite AG.<br />
Heute sind unsere Kernkompetenzen im Bereich Total Office Solutions zu<br />
finden. Wir bieten neben Beratung (Evaluation) und Verkauf in den Bereichen<br />
Soft- und Hardware ein grosses Sortiment im Verbrauchsmaterial mit eigener<br />
Produktion in <strong>der</strong> Schweiz an sowie Support im Office.<br />
Ihr Partner im Bereich Total Office Solutions = EnterSite AG<br />
26 23
1.4.2 Geschäftsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> EnterSite<br />
• Beratung (Evaluation)<br />
Die Beratung und Evaluation im Bereich Soft- und Hardware ist eine<br />
grosse Herausfor<strong>der</strong>ung. Eine grosse Auswahl von verschiedener Soft- und<br />
Hardware angeboten bedeutet auch immer eine grosse<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Wahl. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, die<br />
richtigen Entscheidungen für Ihre Bedürfnisse treffen zu können.<br />
• Verkauf<br />
Im Anschluss an die Beratung übernehmen wir die Beschaffung <strong>der</strong><br />
gewählten Produkte. Netzwerke zu bekannten Produzenten ermöglichen<br />
günstige Einkaufsmöglichkeiten. Dem Kunden unterbreiten wir ein All-In-<br />
One Angebote und Verkaufspreis.<br />
• Software<br />
Auch im Bereich Software haben wir grosse Erfahrungen und Netzwerke.<br />
Wir beraten Kunden, damit die richtige Software gewählt werden kann.<br />
Ist die Software gewählt, unterstützen wir unsere Kunden mit unserem<br />
grossen Know-How, unseren Spezialisten, beim Implementieren <strong>der</strong><br />
Software.<br />
• Hardware<br />
Sobald die Software eingerichtet ist, liefern wir die gewählte Hardware.<br />
Installieren die Geräte im (Home-) Office und verbinden diese mit <strong>der</strong><br />
vorhandenen Software. Als Dienstleister sind wir natürlich auch zuständig,<br />
die Verpackungsmaterialien fachgerecht zu entsorgen.<br />
• Verbrauchsmaterial<br />
Unter Total office Solutions verstehen wir, dass wir auch nach <strong>der</strong><br />
Installation für unsere Kunden da sind. Ihre Hardware ist bei uns registriert,<br />
wir haben Kenntnis was Sie benötigen. Mit unserer eigenen Produktion<br />
sind wir fähig, verschiedene Verbrauchsmaterialien zu produzieren,<br />
kostengünstig und in hoher Qualität zu liefern. Durch das Einbinden in das<br />
vorhandene Netzwerk, haben wir die Möglichkeit die Kapazität von<br />
Ihrem Verbrauchsmaterial zu erkennen und wo nötig zu liefern o<strong>der</strong><br />
Supporten bevor Sie den Mangel erkennen können.<br />
• Support<br />
Mit unserem Support Team haben wir die Möglichkeit unsere Service-<br />
Techniker nach Kundenwünschen zu planen. Der Service-Techniker mit<br />
einem Fahrenden Ersatzteillager und <strong>der</strong> Möglichkeit Vorort im 3D Druck<br />
wichtige Ersatzteile anzufertigen gibt uns die Chance, im Notfall, schnell<br />
und effizient reagieren zu können. Durch die Vernetzung mit Ihrer Softund<br />
Hardware, erkennen wir sofort welche Garantieleistungen noch<br />
24<br />
27
vorhanden sind und können so mit unserem Lieferanten o<strong>der</strong> dem<br />
eigenen Support sofort reagieren.<br />
1.4.3 Strategie <strong>der</strong> EnterSite<br />
Wir sind die Nummer Eins in <strong>der</strong> Schweiz im «Total office solutions» Business<br />
Die Strategie steht im Zentrum vom unternehmerischen Denken und Handeln.<br />
Alle Projekte und Tätigkeiten sind auf diese Strategie ausgerichtet und<br />
unterstützen diese.<br />
Über den ganzen Lehrgang sollen deshalb immer wie<strong>der</strong> erzielte Ergebnisse<br />
und ihre Wirkung auf die Strategie thematisiert werden. Damit för<strong>der</strong>n wir<br />
unternehmerisches Denken und Handeln schon auf <strong>der</strong> Grundbildungsstufe.<br />
Best Practice Orientierung im Sinne dieser Strategie soll deshalb bei <strong>der</strong><br />
Lösungsfindung fokussiert werden.<br />
Der Lehrgang führt die Teilnehmer virtuell entlang von SupplyChain (Waren-,<br />
Informations- und Werteflusse), baut Grundwissen und auch vernetztes<br />
Denken Schritt für Schritt auf. Die Komplexität wird mit zunehmen<strong>der</strong> Tiefe<br />
grösser.<br />
Die Lernenden sollen, vertreten durch ihren eigenen, zu Lehrbeginn frei<br />
wählbaren o<strong>der</strong> zugewiesenen Avatar, den Lehrgang in und auch ausserhalb<br />
<strong>der</strong> EnterSite AG durchlaufen. In je<strong>der</strong> Abteilung, in jedem Modul<br />
entsprechenden Wissenszuwachs erhalten und mit passenden Aufgaben<br />
konfrontiert werden, die es ihnen ermöglichen, Theorie und Praxis<br />
verschmelzen zu lassen.<br />
28 25
1.4.4 Standorte <strong>der</strong> EnterSite<br />
Hauptsitz:<br />
Dienstleistung, Produktion, Verkauf, Logistik, technischer Support,<br />
Geschäftsleitung und Administration<br />
Rigistrasse 2, 5102 Rupperswil<br />
Hauptsitz<br />
Nie<strong>der</strong>lassung Köniz:<br />
Dienstleistung, Technischer Support<br />
Staldenstrasse 32, 3172 Köniz<br />
Nie<strong>der</strong>lassung Bern<br />
Nie<strong>der</strong>lassung St. Gallen:<br />
Dienstleistung, Technischer Support<br />
Huebstrasse 12, 9011 St. Gallen<br />
Nie<strong>der</strong>lassung St. Gallen<br />
Nie<strong>der</strong>lassung Tessin:<br />
Dienstleistung, Technischer Support<br />
Via del Passetto 2, 6600 Solduno<br />
Nie<strong>der</strong>lassung Tessin<br />
Nie<strong>der</strong>lassung Romandie:<br />
Dienstleistung, Produktion, Verkauf, Logistik, technischer Support,<br />
Administration<br />
Route de Fribourg 28, 1723 Marly<br />
Nie<strong>der</strong>lassung Romandie<br />
26<br />
29
1.4.5 Organigramm <strong>der</strong> EnterSite<br />
30 27
1.5 Abteilungen <strong>der</strong> EnterSite<br />
1.5.1 Customer Service<br />
Die Abteilung Customer Service, in Verbindung mit den Aufgaben aus dem<br />
Marketing, hat in je<strong>der</strong> Unternehmung seinen Platz und ist von zentraler<br />
Bedeutung.<br />
Den Markt zu erkunden und erforschen, so dass ein Produkt richtig positioniert<br />
werden kann, die Erwartungen und Wünsche <strong>der</strong> Kunden in Erfahrung bringen<br />
und diese Kenntnisse in Prozessen (wie<strong>der</strong>kehrende Aufgaben)<br />
gewinnbringend umzusetzen und so Image und Absatz zu stärken, sind die<br />
Ziele dieser Abteilung.<br />
Es handelt sich bei dieser Abteilung <strong>der</strong> EnterSite AG um das Bild, welches<br />
nach aussen präsentiert wird. Das kann das Bild <strong>der</strong> Unternehmenskultur (wie<br />
zeigen und geben wir uns nach aussen und innen) sein aber auch die Art <strong>der</strong><br />
Umsetzung des Marketing Konzepts (wie positioniere ich mein Produkt in den<br />
Themen: Product, Place, Promotion und Price).<br />
Der Lernende wird nach SupplyChain auch den Kontakt zum Kunden<br />
aufnehmen und pflegen. Entsprechend wird <strong>der</strong> Lernende durch die<br />
Abteilung Customer Service & Marketing auch im Bereich Kommunikation und<br />
persönliche Hygiene auf die Aufgaben vorbereitet.<br />
Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />
Sarah Nydegger<br />
28<br />
31
1.5.2 Procurement Management<br />
Das Procurement Management ist in unserer EnterSite AG eine weitere<br />
Zentrale Abteilung.<br />
Den Merksatz "den Lagerbestand so tief wie möglich aber so viel wie<br />
notwendig" erfolgreich umzusetzen, erfor<strong>der</strong>t ein starkes miteinan<strong>der</strong> zwischen<br />
dem Einkäufer und dem Logistiker. Nur gemeinsam sind wir in <strong>der</strong> Lage, die<br />
sechs R Definition <strong>der</strong> Logistik erfolgreich anwenden zu können.<br />
Lieferanten (Kreditoren) aus dem Inland, Europa und teilweise globale<br />
Lieferanten for<strong>der</strong>n verschiedene Kompetenzen in dieser Tätigkeit. Das<br />
Beschaffen von Sach-, Gebrauchsgüter aber auch Dienstleistungen erfor<strong>der</strong>t<br />
ein gutes Netzwerk. Berechnen von verschiedenen Offerten und fixieren von<br />
Listenpreisen sowie individuelle Kundenpreise in einer Artikelkarte werden da<br />
sorgfältig umgesetzt.<br />
Der Umgang mit Zahlen, die Kommunikation in verschiedene Kulturen und<br />
Landesprachen sowie die digitale Vernetzung for<strong>der</strong>t diese Abteilung<br />
beson<strong>der</strong>s.<br />
Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />
Agnes Zimmermann<br />
32 29
1.5.3 Logistics<br />
Die Logistics, welche wie erwähnt sehr stark mit <strong>der</strong> Abteilung Procurement<br />
Management kommuniziert, wird genauso durch den Merksatz "den<br />
Lagerbestand so tief wie möglich aber so viel wie notwendig" geführt. Nur<br />
gemeinsam sind wir in <strong>der</strong> Lage, die sechs R Definition <strong>der</strong> Logistik erfolgreich<br />
anwenden zu können.<br />
Die Abteilung Logistics wird immer wie<strong>der</strong> von neuen Aufgaben<br />
herausgefor<strong>der</strong>t. Geht es da um die Zulieferung von Halbfabrikaten für die<br />
Produktion, das Verwalten <strong>der</strong> Verbrauchsmaterialien o<strong>der</strong> auch das<br />
Handling mit neuen Druck- und Kopiergeräten welche mit sehr viel Geld<br />
verbunden sind. In einem KMU wie es die EnterSite AG ist, gehört in <strong>der</strong><br />
Abteilung Logistics aber auch die Kommunikation mit dem Kunden dazu.<br />
Kurzfristige Lieferungen, spezielle Kundenwünsche o<strong>der</strong> auch die<br />
Verarbeitung von Warenretouren werden direkt aus <strong>der</strong> Abteilung Logistics<br />
mit dem Kunden vereinbart.<br />
Ein grosses Know-How im Umgang mit den verschiedenen Gütern und damit<br />
verbunden die Wahl <strong>der</strong> richtigen Lagerarten kann da gezeigt werden.<br />
Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />
Reto Stierndli<br />
30<br />
33
1.5.4 Production<br />
Die Production ist eine Abteilung, die nicht in jedem KMU vorhanden ist. Die<br />
Wertschöpfung des Produkts vom Rohstoff zum Halbfabrikat o<strong>der</strong> zum<br />
Fertigprodukt o<strong>der</strong> vom Halbfabrikat zum Fertigprodukt in Verwendung von<br />
Energie und Kraft, entspricht <strong>der</strong> Definition in dieser Abteilung.<br />
Die EnterSite AG führt eine solche Produktion. Das Produzieren des eigenen<br />
Labels SwissEnterSite Cartridge und SwissEnterSite Tintenpatrone ist ein<br />
wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> EnterSite AG. Die Abteilung Production ist am<br />
Hauptsitz in Rupperswil sowie in <strong>der</strong> Zweigstelle Marly integriert. Es werden<br />
Einzelteile o<strong>der</strong> leere Kartuschen eingekauft und diese neu zusammengestellt<br />
und mit dem richtigen Toner wie<strong>der</strong>aufgearbeitet. Die Herausfor<strong>der</strong>ung, dass<br />
wichtige Bestandteile aus Asien stammen und nicht immer <strong>der</strong> gewünschten<br />
Qualität entsprechen o<strong>der</strong> dass die Konkurrenz aus dem Osten günstiger<br />
produziert, sind Herausfor<strong>der</strong>ungen, welche in dieser Abteilung zu überwinden<br />
sind.<br />
Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />
Michael Münster<br />
34 31
1.5.5 ICT<br />
Wie in je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Unternehmung hat die Informatik in <strong>der</strong> EnterSite AG<br />
enorm an Bedeutung gewonnen. Es ist für die EnterSite AG in dieser Branche<br />
relevant die heutigen Technologien zu verstehen und richtig einzusetzen. Das<br />
Einbinden von Druckern und Kopierern in ein Netzwerk und daraus zu<br />
erkennen, welches Verbrauchsmaterial welche Kapazität aufweist, damit <strong>der</strong><br />
Beschaffungsprozess rechtzeitig eröffnet werden kann, ist ein Teil davon.<br />
Die Informatik ist aber auch intern ein zentrales Element. Ein ERP mit den<br />
richtigen Stammdaten zu erarbeiten und über alle vorhandenen Abteilungen<br />
zu vernetzen, damit Realtime-Daten ersichtlich sind, ist heute ein Muss.<br />
Schnittstellen zu Debitoren (Kunden) und Kreditoren (Lieferanten) im<br />
Bestellmanagement o<strong>der</strong> Finanzmanagement werden gefor<strong>der</strong>t und<br />
geför<strong>der</strong>t.<br />
Die Informatik hat sich auch in <strong>der</strong> Logistik nie<strong>der</strong>gelassen. Auf <strong>der</strong><br />
Homepage publizierte aktuelle Lagerbestände und Informationen aus Track<br />
and Trace werden vom Kunden verlangt. In <strong>der</strong> Lagerlogistik ist die Informatik<br />
mit Anwendung von mo<strong>der</strong>nen Kommissionier-Techniken aber auch dem<br />
Betreiben von dynamischen Lagerelementen Zuhause.<br />
Spannend in <strong>der</strong> Abteilung Informatics <strong>der</strong> EnterSite AG ist aber nicht nur die<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung auf heutige Technologien, es gehört auch dazu, zukünftige<br />
Entwicklungen richtig zu interpretieren und Vorteile zu nutzen. Demnach sind<br />
bereits heute Projekte/Technologien wie 3D Druck, Verteilung per Drohne,<br />
Seidenstrasse und Cargo sous Terrain Themen, welche die Abteilung<br />
beschäftigen.<br />
Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />
Markus Lang<br />
32<br />
35
1.5.6 FI/CO<br />
Für ein KMU wie die EnterSite AG ist es entscheidend, die richtigen<br />
Kalkulationen und Zahlen zu kennen und damit zu wirtschaften. In <strong>der</strong><br />
Abteilung FI/CO werden alle Finanz- und Personalthemen gesammelt und<br />
erfasst.<br />
Lohnbuchhaltung, Liegenschaften, Budget, Erträge und Aufwände sind einige<br />
Begriffe, welche in dieser Abteilung bearbeitet werden. Es ist im Interesse <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter, Lieferanten aber auch unseren Kunden, das abgemachte<br />
Beträge auch so verrechnet und ausgeglichen werden.<br />
Für unsere Geschäftsleitung ist diese Abteilung das Herzstück <strong>der</strong> EnterSite AG.<br />
Die Abteilung FI/CO präsentiert jeweils das Ergebnis unseres Tuns.<br />
Weiter sind das Erstellen von Bilanzen, Kontakte mit den Behörden aber auch<br />
Kommunikation mit AHV, IV, EO etc. wichtige Bestandteile dieser Abteilung.<br />
Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />
Besim Vuloltevic<br />
36 33
1.5.7 Support and Distribution<br />
Auch in dieser Abteilung hat sich die EnterSite AG entschieden, verwandte<br />
Themen zu verbinden. Das organisierte ausliefern (Distribution) aber auch <strong>der</strong><br />
Support <strong>der</strong> verkauften Drucker und Kopierer haben dazu geführt, dass die<br />
Themen nur zusammen funktionieren können. Die Distribution und Re-<br />
Distribution unterstützt uns in wirtschaftlichen aber auch ökologischen Zielen.<br />
Der Disponent <strong>der</strong> EnterSite AG hat so den spannenden Auftrag, neue<br />
Lieferungen aber auch Reparaturen von bereits gelieferten Geräten beim<br />
Kunden zu verbinden. Zur Verfügung stehen dabei einige Hilfsmittel. Die<br />
Lieferung kann über einen eigenen Techniker, den Lieferdienst o<strong>der</strong> aber über<br />
einen externen Partner (Post, Planzer etc.) ausgeführt werden. Genau diese<br />
Koordination ist das Herzstück dieser Abteilung.<br />
Wurden die Ressourcen (Personen, Fahrzeuge etc.) sowie die Fahrten früher<br />
mit einem "Reissbrett" optisch dargestellt, so haben wir heute ein<br />
Dispoprogramm das und bei dieser Herausfor<strong>der</strong>ung unterstützt. Jedoch, wie<br />
in jedem ERP, das Dispoprogramm disponiert uns die Touren nur so gut, wie<br />
die Stammdaten hinterlegt sind.<br />
Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />
Thomas Holzer<br />
34<br />
37
Logistiker/In EFZ<br />
100_Foundation<br />
<strong>Handbuch</strong> Logistik<br />
38
Modul 101_Geschichte <strong>der</strong> Logistik<br />
Ausgangslage<br />
Die Tätigkeiten <strong>der</strong> Logistik von früher sind eng verbunden mit den logistischen<br />
Tätigkeiten von heute. Das Beschaffen von verschiedenen Materialien, das<br />
Deponieren zum richtigen Zeitpunkt, ohne dass das Material an Wert verliert,<br />
<strong>der</strong> Verbrauch <strong>der</strong> Materialien: All das sind einfache Prozessschritte <strong>der</strong><br />
Logistik von früher und <strong>der</strong> Logistik von heute.<br />
?? Merke: Verän<strong>der</strong>t hat sich nicht das Ziel <strong>der</strong> Logistik, son<strong>der</strong>n die Hilfsmittel,<br />
welche heute in grosser Vielfalt zur Verfügung stehen.<br />
39
Fachartikel Modul 101<br />
1. Geschichte <strong>der</strong> Logistik<br />
1.1 Logistische Tätigkeiten<br />
Die Logistik von heute ist eng verbunden mit den logistischen Tätigkeiten von<br />
früher. Das Beschaffen von verschiedenen Materialien, das Deponieren zum<br />
richtigen Zeitpunkt, ohne dass das Material an Wert verliert sowie <strong>der</strong><br />
Verbrauch <strong>der</strong> Materialien sind einfache Prozessschritte <strong>der</strong> Logistik, die aus<br />
<strong>der</strong> Geschichte gewachsen sind.<br />
Vor vielen Jahren hätte <strong>der</strong> logistische Prozess wie folgt abgebildet werden<br />
können:<br />
Jagen <strong>–</strong> Verarbeiten <strong>–</strong> Konsumieren<br />
Die Logistik von heute zeichnet den Prozess folgen<strong>der</strong>massen:<br />
Einkaufen <strong>–</strong> Produzieren <strong>–</strong> Konsumieren o<strong>der</strong> Verkaufen<br />
1.1.1 Die Logistik in <strong>der</strong> Kriegszeit<br />
Erkennt man die einfachen und ursprünglichen Tätigkeiten <strong>der</strong> Logistik,<br />
versteht man, dass Logistik seit jeher eine grosse Bedeutung gehabt hat. In<br />
<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Logistik sind neben den überlebenswichtigen Tätigkeiten<br />
<strong>der</strong> Steinzeitmenschen auch die militärischen Logistik-Tätigkeiten sehr<br />
relevant. Die Geschichte <strong>der</strong> Logistik wurde durch Napoleon Bonaparte stark<br />
geprägt.<br />
40
Napoleon Bonaparte 1769-1821<br />
Wenn es früher einem Heerführer nicht gelang, rechtzeitig Nahrungsmittel für<br />
die Soldaten und Futter für die Tiere heranzuschaffen, zeigten Kriegszüge<br />
wenig Erfolg. Deshalb wurden Viehherden als lebende Fleischvorräte<br />
mitgetrieben, o<strong>der</strong> die Soldaten unternahmen Raubzüge.<br />
Findige Feldherren versuchten den Appetit ihrer Soldaten zu zügeln, indem sie<br />
ihnen einen obligatorischen Tabakkonsum verordneten. Denn sobald die<br />
Soldaten rauchten o<strong>der</strong> Tabak kauten, assen sie weniger. So konnten die<br />
Feldherren erhebliche Mengen an Nahrungsmitteln einsparen, was den<br />
Nachschub und somit die Logistik vereinfachte.<br />
Napoleon Bonaparte entwickelte die militärische Logistik zu einer eigentlichen<br />
Wissenschaft. Nicht nur Nahrung für die Soldaten, auch grosse Mengen an<br />
Kriegsgeräten und Munition mussten herbeigeschafft werden. Die ausgefeilte<br />
Logistik trug wesentlich zur Schlagkraft des napoleonischen Heeres bei.<br />
1.1.2 Die Logistik und <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Pyramiden<br />
Auch im zivilen Leben ergaben sich logistische Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e dort, wo grosse Bauwerke entstanden sind. Die Logistik und die<br />
damit verbunden Herausfor<strong>der</strong>ungen sind seit jeher ein Thema. Der<br />
Menschheit gelang es jedoch wie<strong>der</strong>holt, unglaubliche logistische Aufgaben<br />
mit bescheidenen Hilfsmitteln zu bewältigen. Eine <strong>der</strong> gewichtigsten<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Logistik war beim Bau <strong>der</strong> Pyramiden zu bewältigen.<br />
Die zum Bau verwendeten Granitblöcke waren nicht nur über 50 Tonnen<br />
schwer, sie wurden zumeist aus Steinbrüchen abgebaut, die bis zu 800<br />
Kilometer entfernt waren. Damals war es keine Seltenheit, dass für diese Art<br />
von Bauten extra ein Hafen angelegt wurde.<br />
41
Der Bau <strong>der</strong> Pyramiden ist aus heutiger Sicht so beeindruckend, dass lange<br />
keine Erklärung vorhanden war, wie er durchgeführt werden konnte. Erst in<br />
den letzten Jahren fanden Archäologen einige Hinweise, mit welchen die<br />
Bautechnik aufgedeckt werden konnte. Es wird vermutet, dass man die<br />
Pyramiden mit Hilfe von riesigen Rampen errichtet hat. Auf diesen Rampen<br />
wurden die grossen und schweren Granitsteine immer höher, bis zur<br />
Pyramidenspitze hinaufgeschoben bzw. Gezogen. Der Bau <strong>der</strong> Pyramiden ist<br />
eine logistische Meisterleistung von damals, welche noch heute für Staunen<br />
sorgt.<br />
1.2 Handelsprodukte und Handelswege<br />
Früher führten viele Handelswege durch Wüsten. Nachdem es gelungen war,<br />
Kamele zu zähmen, wurden diese wüstengewohnten Tiere zu einem<br />
wichtigen Transportmittel. In <strong>der</strong> Geschichte haben die folgenden zwei<br />
Handelsrouten eine wichtige Rolle eingenommen.<br />
42
1.2.1 Die Seidenstrasse<br />
Die Seidenstrasse<br />
Die alte Seidenstrasse ist eine Bezeichnung für ein Netz von alten<br />
Handelswegen zwischen China, Zentralasien und dem Mittelmeerraum. Der<br />
lange und herausfor<strong>der</strong>nde Weg hat den Ursprung in <strong>der</strong> damaligen<br />
Hauptstadt Luoyang. Durch Wüsten und Gebirge führte <strong>der</strong> Weg bereits vor<br />
über 2000 Jahren nach Zentralasien und weiter nach Europa.<br />
Im von Osten nach Westen verlaufenden Warenstrom war die Seide das<br />
wichtigste Handelsprodukt. Weitere Güter, die gehandelt wurden, sind Tee,<br />
Salz, Gewürze, Zucker und Porzellan.<br />
1.2.2 Die Bernsteinstrasse<br />
Schon früh begannen die Menschen, am Strand Bernstein zu sammeln. So<br />
wurden Bernstein und Bernsteinschmuck zum Handelsgut und Tauschobjekt.<br />
Das führte zur Namensgebung <strong>der</strong> bis heute wichtigsten Nord-Süd-<br />
Verbindung in Europa: <strong>der</strong> Bernsteinstrasse. Bernstein ist goldgelbes, fossiles<br />
Harz. Früher wurde er "Gold des Meeres" o<strong>der</strong> "Tränen <strong>der</strong> Götter genannt.<br />
Die Bernsteinstrasse<br />
43
Die Bernsteinstrasse führte von <strong>der</strong> Ostsee bis zu den Häfen des Mittelmeers<br />
und verbindet bis heute die Kulturen Nord- Mittel- und Südeuropas.<br />
1.3 Meilensteine <strong>der</strong> Logistik<br />
Die Logistik ist geprägt von verschiedenen Meilensteinen, welche zu einer<br />
schnellen Verän<strong>der</strong>ung führten. Einige davon sind:<br />
1804 Die Lokomotive kommt ins Fahren<br />
1875 Der erste Benzinmotor<br />
1896 Der erste LKW beför<strong>der</strong>t Güter<br />
1907 Die Geburtsstunde <strong>der</strong> Paketdienste<br />
1944 Die ersten Holzpaletten und Hubstapler kommen mit <strong>der</strong> Invasion <strong>der</strong><br />
Normandie nach Europa<br />
1948 Der Flughafen Kloten wird eröffnet (CH)<br />
1949 Die Erfindung des Barcodes<br />
1953 "Just-in-Time"-Revolution<br />
1955 Der Begriff "Logistik" wird in den USA erstmals in wirtschaftlichem<br />
Zusammenhang verwendet<br />
1956 Der Container wird definiert<br />
1960 Der Begriff "Logistik" wird im deutschsprachigen Raum verwendet<br />
1980 Der Gotthard-Strassentunnel wird eröffnet (CH)<br />
1992 Abstimmung zum NEAT-Jahrhun<strong>der</strong>tprojekt (endgültige<br />
Inbetriebnahme im Juni 2020)<br />
Diese Meilensteine <strong>der</strong> Logistik könnten noch mit vielen weiteren Ereignissen<br />
ergänzt werden. An einem Begriff gibt es jedoch kein Vorbeikommen: Die<br />
Informatik. Auch diese hat die Logistik komplett verän<strong>der</strong>t. Der Begriff<br />
44
"Informatik" wurde erst in den 1960er-Jahren richtig bekannt. Er besteht aus<br />
folgendem Wortspiel:<br />
Information + Automatik<br />
Seit dem Aufkommen <strong>der</strong> Informatik ist die Logistik dabei, sich neu zu erfinden.<br />
Das Tempo <strong>der</strong> Entwicklung kennt keine Grenzen mehr.<br />
45
Modul 102_Struktur <strong>der</strong> Logistik<br />
Ausgangslage<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Logistik<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Globalisierung haben die Güterströme in den letzten Jahren<br />
und Jahrzehnten zugenommen. Mit den wachsenden Güterströmen hat auch<br />
die Logistik stark an Bedeutung gewonnen. Die Anfor<strong>der</strong>ungen an Leistung,<br />
Qualität und Kosten sind stetig gestiegen. Im Jahr 2020, als die Corona-<br />
Pandemie begann, gab es Engpässe von WC-Papier bei den Grossverteilern.<br />
Dies führte zu grossen Diskussionen über die Lieferketten und zu<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Aufgaben, <strong>der</strong> Ziele und <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Logistik.<br />
Das Modul 102 behandelt drei Schlüsselbegriffe bei <strong>der</strong> Ausbildung zum<br />
Logistiker, zur Logistikerin:<br />
• Globalisierung<br />
• Logistik<br />
• Supply Chain Management (SCM)<br />
46
Fachartikel Modul 102<br />
2. Struktur <strong>der</strong> Logistik<br />
2.1 Globalisierung<br />
Das Tempo <strong>der</strong> Entwicklung in <strong>der</strong> Logistik ist atemberaubend. Technologien<br />
verän<strong>der</strong>n sich von Jahr zu Jahr. Ein entscheiden<strong>der</strong> Faktor in <strong>der</strong> Entwicklung<br />
sind die digitalen Technologien. Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t ist die Globalisierung eine<br />
Selbstverständlichkeit. Die ständige Vernetzung führt dazu, dass Informationen<br />
sofort und überall verfügbar sind. Der Begriff Globalisierung wird vom Wort<br />
"global" abgeleitet und beschreibt eine weltweite - also globale - Vernetzung.<br />
Am Beispiel <strong>der</strong> Corona-Pandemie, die im Jahr 2020 ausbrach, wird die<br />
heutige Globalisierung gut ersichtlich: Informationen von allen Kontinenten<br />
konnten täglich verarbeitet werden (z. B. Infektionszahlen). Aktuelle<br />
Entwicklungen konnten erkannt und interpretiert werden (z. B. neue<br />
Virusvarianten). Impfstoffe aus Grossbritannien, China o<strong>der</strong> Deutschland<br />
konnten eingekauft und verwendet werden.<br />
Die Globalisierung hat weitere Folgen. Sie führt z. B. dazu, dass im Alltag<br />
Produkte aus aller Welt verfügbar werden. Im Gegensatz zu früher sind heute<br />
Erdbeeren ganzjährig erhältlich. Sie werden aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />
Kontinenten importiert.<br />
47
Ferner sorgt die Globalisierung dafür, dass dasselbe Produkt in verschiedenen<br />
Län<strong>der</strong>n vorhanden ist: Unabhängig davon, wie lange <strong>der</strong> Flug in die Ferien<br />
dauert, gibt es am Zielort einen McDonald's o<strong>der</strong> einen Burger King mit<br />
Produkten, die man kennt.<br />
?? Merke: Die Globalisierung vernetzt die Welt. Der Logistik werden alle Türen<br />
geöffnet.<br />
2.1.1 Auswirkungen auf die Unternehmen<br />
Die Globalisierung <strong>der</strong> Wirtschaft ist heute weit fortgeschritten. Güter werden<br />
über immer grössere Entfernungen transportiert, unter an<strong>der</strong>em auch, weil<br />
viele Unternehmen aus Kostengründen nicht mehr nur auf Eigenfertigung<br />
setzen. Ein grosser Teil <strong>der</strong> fremdgefertigten Güter kommt aus Asien, vor allem<br />
aus China und Japan, die weltweit Handel sowohl mit Massen- als auch mit<br />
Hightech-Produkten betreiben. Dieser internationale Handel als Folge <strong>der</strong><br />
Globalisierung wird vor allem über internationale Verträge geregelt. Die<br />
Verträge werden nach Standards <strong>der</strong> World Trade Organisation (WTO)<br />
abgeschlossen. Nicht nur Güter, ganze Unternehmen werden weltweit<br />
gehandelt. Die Besitzer vieler "Schweizer" Unternehmen sind Amerikaner,<br />
Japaner, Australier o<strong>der</strong> Russen. Aber auch Schweizer Bürger und<br />
Unternehmen kaufen weltweit Betriebe auf (o<strong>der</strong> halten zumindest die<br />
Aktienmehrheit). Mit Vorliebe kaufen sie Konkurrenzbetriebe.<br />
2.1.2 Auswirkungen auf die Arbeitsplätze<br />
Die Globalisierung kann in den Industrielän<strong>der</strong>n Arbeitsplätze vernichten. Um<br />
ihre Abhängigkeit von <strong>der</strong> Fremdfertigung zu reduzieren aber auch um Kosten<br />
zu sparen, eröffnen Unternehmen in den sogenannten "Billiglohnlän<strong>der</strong>n" eine<br />
Nie<strong>der</strong>lassung. In diesen Län<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> Lebensstandard tief. Die Menschen<br />
arbeiten nicht nur für weniger Geld, sie leisten auch deutlich mehr<br />
Arbeitsstunden pro Jahr; beides wirkt sich auf den Stückpreis aus. Vor allem<br />
grosse Unternehmen machen von dieser Möglichkeit Gebrauch. In ihren<br />
Nie<strong>der</strong>lassungen können sie ihre Produkte o<strong>der</strong> auch nur Produktbestandteile<br />
viel günstiger herstellen lassen als im Land des Hauptsitzes. Dort können sie die<br />
"teuren" Arbeitsplätze abbauen. Die Globalisierung kann aber auch neue<br />
Arbeitsplätze schaffen. Wenn es einem Unternehmen gelingt, in einem<br />
an<strong>der</strong>en Land Fuss zu fassen, eröffnen sich ihm neue Absatzkanäle. Es kann<br />
seine Produktion steigern und neue Mitarbeitende anstellen.<br />
48
2.1.3 Auswirkungen auf die Logistik<br />
Die Pfeiler <strong>der</strong> Globalisierung sind weltweite Beschaffung und Produktion sowie<br />
weltweiter Absatz. Diese weltweiten Tätigkeiten sind durch mo<strong>der</strong>ne<br />
Transportabläufe und Kommunikation möglich.<br />
Dabei werden die Ansprüche von Industrie und Handel immer höher. Industrie<br />
und Handel suchen schnelle und kundenorientierte Logistikprozesse. Um<br />
diesen hohen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht zu werden, werden internationale<br />
Normen und Systeme eingesetzt. Sinnbild dafür sind die ISO-Container, mit<br />
denen ein wachsen<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> Gütertransporte abgewickelt wird.<br />
2.1.4 Auswirkungen auf die Politik<br />
Nicht nur aufgrund <strong>der</strong> Globalisierung haben sich die politischen Systeme von<br />
verschiedenen Län<strong>der</strong>n angeglichen. Heutzutage sind viele Län<strong>der</strong><br />
Demokratien und/o<strong>der</strong> haben eine liberalistische Wirtschaftsform.<br />
Entsprechend werden gleiche Ziele verfolgt, was eine günstige Voraussetzung<br />
ist für Freihandel und die Entstehung internationaler Zusammenschlüsse. Durch<br />
den gemeinsamen Handel entstehen unter den Nationen aber auch<br />
Abhängigkeiten. Ausserdem wird die globale Kriminalität ein immer grösseres<br />
Problem, z. B. Drogenhandel o<strong>der</strong> Terrorismus.<br />
2.1.5 Auswirkungen auf die Umwelt<br />
Das Hauptargument gegen die Globalisierung sind ihre ökologischen<br />
Auswirkungen. Die Bevölkerung wächst exponentiell, zudem erhöhen <strong>der</strong><br />
steigende Wohlstand und <strong>der</strong> schnelle Fortschritt in <strong>der</strong> Gesundheitsbranche<br />
die Lebenserwartung <strong>der</strong> Menschen. Um die Bedürfnisse <strong>der</strong> Menschen zu<br />
decken, müssen immer mehr Ressourcen abgebaut, mehr Ware rund um den<br />
49
Globus transportiert werden und mehr Betriebe geschaffen. All dies geschieht<br />
auf Kosten von natürlichen Ressourcen, die ein begrenztes Gut sind.<br />
2.1.6 Auswirkungen Kommunikation<br />
Die Globalisierung hat auch für die Kommunikation Vor- und Nachteile.<br />
Englisch gewinnt als internationale Sprache immer mehr an Bedeutung. Dies<br />
hat zwar den Vorteil, dass man sich mit Menschen von überall auf <strong>der</strong> Welt<br />
unterhalten kann. Es geraten dadurch aber viele alte Sprachen und Akzente<br />
in Vergessenheit. Auch die Digitalisierung, als Teil und Folge <strong>der</strong><br />
Globalisierung, vereinfacht die Kommunikation immens. Durch sie ist die<br />
ganze Welt mit nur einem Mausklick erreichbar. Doch auch dies kann<br />
Nachteile haben. Die berufliche und persönliche Situation sind entscheidende<br />
Faktoren, ob die Globalisierung für jemanden ein Vor- o<strong>der</strong> ein Nachteil ist.<br />
2.1.7 Vor- und Nachteile <strong>der</strong> Globalisierung<br />
Die Globalisierung bestimmt das Leben von uns allen. Sie spielt eine wichtige<br />
Rolle in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Sie birgt viele Chancen, aber auch<br />
eine Menge Risiken:<br />
Vorteile<br />
Nachteile<br />
Internationaler Handel und globale<br />
Zusammenarbeit<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
Verteilung des Wohlstands unter den<br />
Län<strong>der</strong>n<br />
Weltwirtschaft wächst stetig<br />
Innovationen sind allen zugänglich<br />
Weites Güterangebot und sinkende<br />
Preise<br />
Bessere Mobilität von Gütern und<br />
Personen<br />
Kommunikation mit Personen auf <strong>der</strong><br />
ganzen Welt<br />
Belastung <strong>der</strong> Umwelt<br />
Ausbeutung von Arbeitskräften (vor<br />
allem in Billiglohnlän<strong>der</strong>n)<br />
Ungerechte Verteilung des<br />
Wohlstandes und Vergrösserung <strong>der</strong><br />
Disparitäten<br />
Konkurrenzkampf um Konzerne<br />
Abhängigkeit von an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
Umzug von Unternehmen ins Ausland<br />
Verschärfung <strong>der</strong> globalen<br />
Kriminalität<br />
Internationale Probleme und Krisen<br />
50
Kulturen wachsen zusammen<br />
Verlust von Kulturen<br />
2.2 Logistik<br />
Wie in Modul 101 erklärt, wurde <strong>der</strong> Begriff Logistik erstmals im Jahr 1955 in<br />
den USA und im Jahr 1960 im europäischen Raum im wirtschaftlichen Sinne<br />
angewandt. Von da an wurde <strong>der</strong> Begriff "Logistik" für zahlreiche Bereiche<br />
angewendet. In <strong>der</strong> heutigen Zeit beschäftigt man sich mit <strong>der</strong> Frage: Was ist<br />
nicht mehr Logistik?<br />
2.2.1 Der Begriff <strong>der</strong> Logistik<br />
Der Begriff "Logistik" wurde mit den Jahren immer wie<strong>der</strong> neu und<br />
umfassen<strong>der</strong> definiert. Früher verstand man unter dem Begriff:<br />
"Das Verteilen von Gütern"<br />
Eine weitere Definition aus den vergangenen Jahren:<br />
"Die Logistik plant, gestaltet und kontrolliert den Materialfluss von <strong>der</strong><br />
Beschaffung über die Verteilung bis zur Entsorgung von Gütern mit allen<br />
dazu gehörigen Informationen."<br />
Heute wird <strong>der</strong> Begriff Logistik wesentlich umfassen<strong>der</strong> definiert:<br />
"Planen, Ausführen und Kontrolle von Material-, Informations-, Werte-,<br />
Personen- und Energieflüssen. Es gilt eine gewisse Menge in einer<br />
bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort zu schaffen. Teildisziplinen sind z. B.<br />
Beschaffungs-, Lager-, Transport-, Produktions-, Distributions- und<br />
Entsorgungslogistik."<br />
Quelle: www.grin.com<br />
Diese Definition enthält nebst den Bereichen Beschaffung, Produktion,<br />
Lagerung, Transport/Verteilung und Entsorgung auch die Faktoren Zeit und<br />
Effizienz.<br />
51
Lagerlogistik<br />
Die Standortwahl des Lagers, die Gestaltung des idealen Lagersystems, die<br />
Lagertechnik sowie die Lagerorganisation bestehen aus logistischen<br />
Massnahmen, die geplant, durchgeführt und kontrolliert werden müssen. Des<br />
Weiteren gehört auch <strong>der</strong> Betrieb eines Lagers zur Lagerlogistik.<br />
Transportlogistik<br />
Die Transportlogistik umfasst einerseits den physischen Transport von Gütern<br />
via Strasse, Luft und Wasser von einem Ort zum an<strong>der</strong>en. An<strong>der</strong>erseits<br />
gehören dazu auch die mit dem Transport einhergehenden Aufgaben wie<br />
die Bereitstellung von Frachtbriefen, Kalkulation <strong>der</strong> Transportzeit sowie<br />
Planung des Einsatzes von Transportmitteln, Technik und Arbeitskraft.<br />
Intralogistik<br />
Die Intralogistik bildet in <strong>der</strong> Regel die kompletten logistischen Prozesse an<br />
einem bestimmten Standort ab; dabei kann es sich sowohl um ein<br />
produzierendes Unternehmen als auch um ein Distributionszentrum handeln.<br />
Somit umfasst die Intralogistik je nach Kontext die Produktionslogistik, die<br />
Lagerlogistik, die Verpackungslogistik und die Distributionslogistik. Die<br />
gesamten Materialflüsse innerhalb eines Standorts bilden den Kern <strong>der</strong><br />
Intralogistik.<br />
Verpackungslogistik<br />
Die Verpackungslogistik beinhaltet die Verfügbarmachung sowie Entsorgung<br />
des Verpackungsmaterials und die Auswahl desselben in Bezug auf<br />
verschieden Kriterien: Kostenersparnis, Qualitätssicherung des Transportguts,<br />
Aufrechterhaltung einer Kühlkette, Umweltverträglichkeit. Durch die<br />
Einführung von Technologien wie RFID (?? Modul 801) ist <strong>der</strong><br />
Verpackungslogistik eine noch grössere Bedeutung zugekommen. Denn die<br />
neuen Technologien ermöglichen, mit <strong>der</strong> Verpackung nicht nur Waren zu<br />
transportieren, son<strong>der</strong>n auch Informationen zu übermitteln o<strong>der</strong> zu<br />
generieren. Dadurch ergibt sich eine Schnittmenge mit<br />
<strong>der</strong> Informationslogistik.<br />
52
Informationslogistik<br />
Die Logistik ist angewiesen auf Echtzeit-Informationen. Informationen müssen<br />
entsprechend des Materialflusses bzw. des Warentransports zur Verfügung<br />
gestellt werden. Der aktuelle Standort und <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Ware sollen zu<br />
je<strong>der</strong> Zeit an die richtige Person übermittelt werden können. Dafür braucht es<br />
auch eine strategische Planung und die Entwicklung aller<br />
Informationssysteme, die für den Austausch von Informationen und für die<br />
Abwicklung von Geschäftsprozessen notwendig sind. Hier kommt<br />
beispielsweise die Blockchain-Technologie zur Anwendung. Die<br />
Blockchain ist eine Technologie, die sichere, nicht manipulierbare<br />
Transaktionen im Netz ermöglicht. Sie wird im Supply Chain Management<br />
eingesetzt und gehört zum Teilbereich <strong>der</strong> Informationslogistik.<br />
Filiallogistik<br />
Unter Filiallogistik versteht man die regelmässige Belieferung von Filialen einer<br />
Handelskette. Insbeson<strong>der</strong>e im Lebensmitteleinzelhandel gibt es Tausende<br />
von schnelldrehenden Artikeln, die speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen unterliegen, zum<br />
Beispiel bei <strong>der</strong> Anlieferung, <strong>der</strong> Lagerhaltung, <strong>der</strong> Abstellung von<br />
Mitarbeitern und dem Auffüllen von Regalen.<br />
Letzte-Meile-Logistik<br />
Im Versandhandel und im E-Commerce stellt die "Letzte Meile", also <strong>der</strong> Weg<br />
vom Verteilzentrum des Versanddienstleisters zur Lieferadresse des<br />
Endkunden, den teuersten, aufwändigsten und komplexesten Teil des<br />
gesamten Transportwegs dar. Die Zustellung auf <strong>der</strong> letzten Meile ist einerseits<br />
aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine logistische Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
An<strong>der</strong>erseits gibt es Herausfor<strong>der</strong>ungen aufgrund des erhöhten<br />
Verkehrsaufkommens innerhalb von Ortschaften und in Bezug auf<br />
umweltfreundlichere Lösungen. Z. B. sind mögliche Alternativen für Liefer- und<br />
Lastwagen in <strong>der</strong> Letzte-Meile-Logistik Lastenfahrrä<strong>der</strong>, Paketstationen o<strong>der</strong><br />
Microdepots in Innenstädten.<br />
2.3 Prozesskette <strong>der</strong> Logistik<br />
Die Vielfalt <strong>der</strong> Aufgaben innerhalb <strong>der</strong> Logistikkette ist gross. Deshalb haben<br />
sich viele Betriebe auf bestimmte Aufgabengebiete spezialisiert. Die<br />
Mitarbeitenden besitzen für die Ausübung <strong>der</strong> vorgesehenen Funktionen die<br />
53
ichtigen Fähigkeiten. Das Unternehmen verfügt über die geeigneten<br />
Einrichtungen und das organisatorische Know-how. Jedes Unternehmen<br />
besitzt also Kernkompetenzen für bestimmte Aufgaben. Grosse Unternehmen<br />
schliessen sich mit Partnern zusammen, um den Kunden mehrere<br />
Logistikbereiche o<strong>der</strong> logistische Gesamtlösungen anbieten zu können.<br />
Damit die ursprünglichen Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik erreicht werden, ist<br />
eine funktionierende Prozesskette zentral. Die Prozesskette wird wie folgt<br />
aufgezeichnet:<br />
Prozesskette <strong>der</strong> Logistik<br />
Jede Schnittstelle zu einem o<strong>der</strong> mehreren Partnern bedeutet eine grosse<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung. Qualität und Kundenorientierung müssen einheitlich<br />
verstanden werden.<br />
?? Merke: Die Prozesskette <strong>der</strong> Logistik kann oft nur in Zusammenarbeit mit<br />
einem Partner ausgeführt werden. Jede Schnittstelle kann auch eine<br />
Fehlerquelle sein.<br />
2.4 Supply Chain Management (SCM)<br />
Heute wird die Logistik in Verbindung gebracht mit dem englischen Begriff<br />
"Supply Chain Management". In <strong>der</strong> deutschen Übersetzung spricht man von<br />
einer Versorgungs-, Liefer- und Wertschöpfungskette. Diese kann wie folgt<br />
definiert werden:<br />
54
"Supply Chain Management (SCM) bzw. Lieferkettenmanagement, auch<br />
Wertschöpfungslehre genannt, bezeichnet die Planung und das<br />
Management (Verwalten) aller Aufgaben bei Lieferantenwahl, Beschaffung<br />
und Umwandlung sowie aller Bereiche <strong>der</strong> Logistik. Insbeson<strong>der</strong>e enthält es<br />
die Koordinierung und Zusammenarbeit <strong>der</strong> beteiligten Partner (Lieferanten,<br />
Händler, Logistikdienstleister, Kunden)."<br />
Der Begriff "Supply Chain Management" lässt sich nicht ohne weiteres vom<br />
Begriff "Logistik" abgrenzen. Der neue, englische Begriff wird aber nicht<br />
verwendet, um den etwas abgedroschenen Begriff "Logistik" zu ersetzen.<br />
Fachleute fassen den Begriff "Supply Chain" weiter und ordnen ihm die<br />
gesamte Wertschöpfungskette zu, nicht nur die Logistik.<br />
Am Anfang <strong>der</strong> Wertschöpfungskette stehen die Verhandlungen mit einem<br />
Lieferanten über den Preis und die Lieferkonditionen. Erst danach beginnt <strong>der</strong><br />
Prozess für die Logistiker, welche die Ware verpacken, transportieren, lagern,<br />
verteilen und irgendwann entsorgen. An<strong>der</strong>s formuliert beinhaltet <strong>der</strong> Begriff<br />
<strong>der</strong> Prozesskette die Aufgaben vom optimalen Güter- und Informationsfluss.<br />
SCM beinhaltet zusätzlich den optimalen Wertefluss und den direkten<br />
Kundenkontakt.<br />
55
Supply Chain Management - grafisch dargestellt<br />
Supply Chain Management<br />
Das Aufgabengebiet hat sich mit dem Supply Chain Management noch<br />
einmal vergrössert. Zur Aufgabe, das Produkt gemäss Anfor<strong>der</strong>ung an den<br />
Güterstrom zu liefern, kommen das Kunden- und Finanzmanagement hinzu.<br />
56
Modul 103_Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik<br />
Ausgangslage<br />
Die Logistik hat sich in den vergangenen Jahren laufend verän<strong>der</strong>t. Die<br />
Digitalisierung und die Globalisierung haben Anpassungen verlangt. Die<br />
Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik sind dennoch sehr ähnlich geblieben, wenn<br />
nicht sogar gleich. Am Ende wird die Logistik durch den Kunden an ganz<br />
einfachen Kriterien gemessen.<br />
Ein Beispiel: Du hast soeben die neueste Spielkonsole bei einem Warenhaus<br />
online bestellt. Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit du die Logistik in <strong>der</strong><br />
Lieferung als gut bewertest?<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Besprich deine Kriterien mit einer zweiten Person. Ist die Meinung gleich?<br />
57
Fachartikel Modul 103<br />
3. Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik<br />
Wir leben in einer Zeit, in <strong>der</strong> die Geschäftsprozesse effizient organisiert<br />
werden müssen, um dem Marktwachstum und den Kundenbedürfnissen<br />
gerecht zu werden. Entsprechend ist <strong>der</strong> Begriff Logistik sehr populär<br />
geworden. Früher wurden Lieferungen und Einzelhandelskäufe persönlich<br />
o<strong>der</strong> über Kanäle wie Fax, Telefon und Einschreiben getätigt. Die Technologie<br />
und die digitale Welt machen es heutzutage möglich, mit einem einzigen<br />
Mausklick einzukaufen. Die Unternehmen kommunizieren mit Hilfe von<br />
hochentwickelter Software miteinan<strong>der</strong>.<br />
Das Marketing nimmt eine neue Gestalt an. Geschäftsprozesse (betriebliche,<br />
organisatorische, verwaltungstechnische) werden unter strategischen<br />
Gesichtspunkten geplant. Die Strategie zielt darauf ab, die Kommunikation<br />
zwischen den Bereichen innerhalb des Unternehmens zu optimieren o<strong>der</strong><br />
zwischen internen und externen Parteien. Dadurch sollen die Produktion und<br />
<strong>der</strong> Vertrieb verbessert werden. Die Taktik dient dazu, plötzliche<br />
Verän<strong>der</strong>ungen auf dem Markt aufzugreifen, damit das Unternehmen<br />
angemessen darauf reagieren kann.<br />
Die Ressourcen werden optimiert, um die Kosten zu senken und gleichzeitig<br />
die Gewinne zu steigern. Das Unternehmen wird zu einer Organisation von<br />
Vermögenswerten und Kapital. Die Organisation wird bis ins kleinste Detail<br />
verwaltet, um das Geschäft erfolgreich zu machen.<br />
Nach den Grundsätzen <strong>der</strong> Betriebswirtschaftslehre erzielt ein Unternehmen<br />
dann Gewinne, wenn es wirksam und effizient arbeitet:<br />
• Wirksamkeit ist die Fähigkeit einer Einrichtung, die gesetzten Ziele innerhalb<br />
des festgelegten Zeitrahmens zu erreichen,<br />
• Effizienz ist die Erreichung von Zielen ohne Verschwendung von Ressourcen.<br />
Logistik ist die Gesamtheit <strong>der</strong> organisatorischen, verwaltungstechnischen und<br />
strategischen Tätigkeiten, die den Material- und damit zusammenhängenden<br />
Informationsfluss im Unternehmen regeln; vom Ursprung bei den Lieferanten<br />
bis zur Lieferung <strong>der</strong> fertigen Produkte an die Kunden und den Kundendienst.<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten: Die Unternehmenslogistik ist ein spezifischer Teil <strong>der</strong><br />
Lieferkette, dessen Aufgabe es ist, die Aktivitäten des Unternehmens und<br />
58
seine Beziehungen zur Aussenwelt zu optimieren, indem die Ressourcen<br />
optimiert und die Prozesse effektiv und effizient gestaltet werden.<br />
Zielsetzungen <strong>der</strong> Logistik<br />
Zielsetzung <strong>der</strong> Logistik<br />
Die wichtigsten Tätigkeiten <strong>der</strong> Logistik sind die Beschaffung von Material und<br />
Produktionsressourcen einschliesslich Humankapital, die Umwandlung von<br />
Ressourcen in Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen und <strong>der</strong> Vertrieb von Produkten<br />
o<strong>der</strong> Dienstleistungen auf dem Markt.<br />
3.1 Definition <strong>der</strong> Logistik<br />
Auch wenn <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Logistik leicht zu interpretieren ist, bietet die Society<br />
Of Logistic Engineers (S.O.L.E.) eine weitere Definition:<br />
"Logistik ist die Kunst und Wissenschaft <strong>der</strong> Organisation, Planung und<br />
technischen Tätigkeit in Bezug auf die Anfor<strong>der</strong>ungen, die Definition, die<br />
59
Versorgung und die Ressourcen, die zur Unterstützung von Zielen, Plänen und<br />
Operationen erfor<strong>der</strong>lich sind."<br />
Quelle: http://www.sole.org/<br />
3.2 Vereinfachte Darstellung <strong>der</strong> Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik<br />
Über die Jahre gab es in <strong>der</strong> Logistik verschiedene Definitionen von Aufgaben<br />
und Zielen, die erreicht werden sollen. Die Definitionen haben sich entwickelt<br />
und wurden immer umfangreicher.<br />
3.2.1 Ziel<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Logistik lässt sich aus <strong>der</strong> Begriffsdefinition ableiten:<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Logistik ist, den bestmöglichen Güter- und Datenfluss zu<br />
gewährleisten.<br />
3.2.2 Aufgaben<br />
Das anspruchsvolle Ziel kann die Logistik nur mit einer qualitativ hochwertigen<br />
Leistung erreichen, das heisst, sie muss folgende "R-Aufgaben" erfüllen:<br />
6R-Definition nach Prof. Jünemann:<br />
• Richtige Güter<br />
• Richtige Menge<br />
• Richtige Qualität<br />
• Richtige Zeit<br />
• Richtiger Ort<br />
• Richtige Kosten<br />
Zwei weitere "R" sind dazugekommen und gewinnen an Bedeutung:<br />
60
• Richtige Informationen<br />
• Richtige Kunden<br />
In <strong>der</strong> Logistik geht es also darum, Güter verfügbar zu machen. Die 6R zeigen,<br />
welche Aspekte einbezogen werden müssen, damit eine logistische Aufgabe<br />
erfolgreich ausgeführt werden kann.<br />
Die Entwicklung einer Logistik-Definition<br />
Jahrelang lag <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong> Logistik auf 4R, nämlich dem richtigen Produkt in<br />
<strong>der</strong> richtigen Qualität zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mittlerweile sind die<br />
Menge und die Kosten dazugekommen, um <strong>der</strong> reduzierten Fertigungstiefe<br />
gerecht zu werden (z. B. bei einer Just-in-Time-Produktion, ?? Modul 504). So<br />
haben sich die 6R als Kernelemente <strong>der</strong> Logistik etabliert.<br />
Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Heute wird auch von 7R (6R<br />
plus die richtige Information) o<strong>der</strong> 8R (6R plus die richtige Information und <strong>der</strong><br />
richtige Kunde) gesprochen. Von diesen Erweiterungen ist die Rede, weil die<br />
Steuerung und Bedeutung <strong>der</strong> logistischen Prozesse sowohl in <strong>der</strong> industriellen<br />
Fertigung als auch gesamtgesellschaftlich zunehmen.<br />
61
Modul 104_Warenfluss<br />
Ausgangslage<br />
Der Warenfluss (auch Güterfluss genannt) bezeichnet den Weg, den ein<br />
Produkt geht. Dieser Weg sollte möglichst übersichtlich, einfach und klar sein.<br />
62
Fachartikel Modul 104<br />
4. Warenfluss<br />
Im Modul 102 wurden die Begriffe Logistikprozess und Supply Chain<br />
Management (SCM) vertieft. Die Begriffe sind sich ähnlich und verfolgen eine<br />
ähnliche Zielsetzung. Ziele sind u. a. <strong>der</strong> optimale Warenfluss und die<br />
optimalen Güterströme. Damit diese Zielsetzung erreicht werden kann, muss<br />
<strong>der</strong> Warenfluss bekannt sein und optimal gestaltet werden. Allenfalls braucht<br />
es bei <strong>der</strong> Ausgestaltung eines Warenflusses Unterstützung durch einen<br />
Partner.<br />
Der Warenfluss innerhalb <strong>der</strong> Prozesskette <strong>der</strong> Logistik:<br />
Prozesskette <strong>der</strong> Logistik<br />
4.1 Beschaffung<br />
Die Beschaffung von Gütern ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, für welche<br />
die sogenannten Einkäufer zuständig sind. Einkäufer sind ausgebildete<br />
Fachkräfte, die nach den Gütern mit dem bestmöglichen Preis/Leistungs-<br />
Verhältnis suchen und mit den Lieferanten die Lieferbedingungen und -<br />
verträge aushandeln. Einkäufer sind dafür verantwortlich, dass ihren<br />
Unternehmen immer die richtigen Güter in hoher Qualität möglichst<br />
kostengünstig zur Verfügung stehen.<br />
63
Die Globalisierung und die neuen digitalen Möglichkeiten haben die<br />
Beschaffung zu einer grossen Herausfor<strong>der</strong>ung gemacht. Es ist nicht<br />
aussergewöhnlich, dass Lieferanten in an<strong>der</strong>en Zeitzonen o<strong>der</strong><br />
Sprachregionen sind.<br />
4.2 Produktion<br />
Die industrielle Produktion bedingt den Einsatz von Maschinen. Weil <strong>der</strong>en<br />
Anschaffung teuer ist, sollten sie voll ausgelastet werden. Das erfor<strong>der</strong>t eine<br />
genaue Planung und Steuerung des gesamten Produktionsprozesses. Die<br />
Maschinen müssen mit Rohstoffen "gefüttert" werden und das Hergestellte<br />
muss abtransportiert werden.<br />
Für die Produktionslogistik ist es eine grosse Herausfor<strong>der</strong>ung, die richtige<br />
Menge für den Produktionsprozess zu finden. Zu grosse Mengen können zu<br />
64
einer Überproduktion (Verstopfung) führen. Die Produktion von zu kleinen<br />
Mengen ist hingegen finanziell nicht interessant.<br />
4.3 Verteilung (Distribution)<br />
Die Verteilung <strong>der</strong> Güter vom Produzenten zum Endverbraucher nennt man<br />
Distribution. Sie ist auf verschiedene Arten möglich. Zum Beispiel verteilt die<br />
Post die adressierten Sendungen bis zum Adressaten, also bis zum<br />
Endverbraucher. Dies gilt auch für an<strong>der</strong>e Paket- und Service-Unternehmen.<br />
Beim Detailhandel hingegen werden nicht die Kunden direkt beliefert,<br />
son<strong>der</strong>n die Verkaufsstellen. Dort kann sich <strong>der</strong> Kunde die gewünschte Ware<br />
besorgen und diese mit nach Hause nehmen. Die Entwicklung im<br />
Strassentransport führt ständig zu neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
4.4 Entsorgung<br />
Die Entsorgung von Reststoffen ist <strong>der</strong> letzte Bereich in <strong>der</strong> Logistikkette. Nach<br />
Möglichkeit sollten Reststoffe <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung zugeführt werden, dem<br />
sogenannten Recycling. Die nicht wie<strong>der</strong>verwertbaren Stoffe werden in <strong>der</strong><br />
Regel verbrannt.<br />
65
Logistikbetriebe befassen sich täglich mit <strong>der</strong> fachgerechten Entsorgung von<br />
Reststoffen. Dies sind zum Beispiel Verpackungsmaterialien o<strong>der</strong> verbrauchte<br />
Gegenstände. Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk ist auf die Schadstoffe zu richten,<br />
die bei <strong>der</strong> Entsorgung vieler Produkte des täglichen Bedarfs anfallen.<br />
4.5 TUL-Prozesse<br />
Die unterstützenden Prozesse innerhalb des SCM werden TUL-Prozesse<br />
(Transport-, Umschlags- und Lagerprozesse) genannt. Der Unterschied zu den<br />
vorgängig beschriebenen Prozessen besteht darin, dass die TUL-Prozesse<br />
innerhalb und zwischen den Bereichen eine unterstützende Funktion<br />
wahrnehmen.<br />
4.5.1 TUL - Der Transport<br />
Güter können über verschiedene Verkehrsträger transportiert werden: Strasse,<br />
Schiene, Wasser und Luft. Je nach Verkehrsträger kommen an<strong>der</strong>e<br />
Transportmittel in Frage. Die Wahl des Verkehrsträgers und damit des<br />
Transportmittels erfolgt in <strong>der</strong> Regel nach den Kriterien Preis, Sicherheit,<br />
Geschwindigkeit und Effizienz. Mit <strong>der</strong> massiven Zunahme <strong>der</strong> Gütertransporte<br />
in den letzten Jahren haben zudem die ökologischen Kriterien<br />
(Umweltverträglichkeit) an Bedeutung gewonnen.<br />
66
4.5.2 TUL - Der Umschlag<br />
Wenn Güter entgegengenommen o<strong>der</strong> von einem Verkehrsmittel auf ein<br />
an<strong>der</strong>es umgeladen werden, spricht man von Güterumschlag.<br />
Güterumschlag heisst: Güter werden entladen, zwischengelagert und wie<strong>der</strong><br />
verladen.<br />
4.5.3 TUL - Die Lagerung<br />
Die fachgerechte Lagerung von Gütern ist eine zentrale Aufgabe innerhalb<br />
<strong>der</strong> Logistikkette. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Lagerarten und Systeme.<br />
Jedes Lager hat seinen ganz speziellen Charakter. Lagerform und technische<br />
Einrichtungen richten sich nach den Lagergütern und <strong>der</strong> Lagerdauer.<br />
67
4.6 Der Warenfluss als Dienstleister vers. Produzent<br />
Der Warenfluss kann unterschiedlich aussehen. Die richtige Reihenfolge ergibt<br />
sich aus <strong>der</strong> zu erfüllenden Aufgabe. Die Unterschiede werden ersichtlich,<br />
wenn man einen einfachen Warenfluss eines Dienstleisters und eines<br />
Produzenten vergleicht:<br />
4.6.1 Warenfluss Dienstleister<br />
Der Dienstleister kauft seine Güter ein und verkauft sie wie<strong>der</strong>. Er ist darauf<br />
spezialisiert, die richtigen Güter einzukaufen, sie werthaltend zu lagern und an<br />
den richtigen Kunden zu verkaufen.<br />
68
4.6.2 Warenfluss Produzent<br />
Im Gegensatz zum Dienstleister verän<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Produzent das Produkt<br />
innerhalb des Warenflusses. Deshalb gehören zu seinen Aufgabenbereichen<br />
auch das Montieren o<strong>der</strong> das Produzieren. Das Produkt verän<strong>der</strong>t sich von<br />
einem Rohstoff o<strong>der</strong> einem Halbfabrikat im Wareneingang zu einem<br />
Halbfabrikat o<strong>der</strong> einem Fertigprodukt im Warenausgang.<br />
?? Merke: Ein Warenfluss ist sehr unternehmensspezifisch. Entsprechend gibt es eine<br />
grosse Vielfalt an Darstellungen und verwendeten Begriffen.<br />
4.7 Logistikgrössen<br />
Logistik braucht es dann, wenn Lieferanten etwas verkaufen und Kunden<br />
etwas kaufen wollen. Lieferanten sind Unternehmen, die Rohmaterial,<br />
Halbfabrikate o<strong>der</strong> Fertigfabrikate gegen Bezahlung liefern. Kunden sind<br />
Abnehmer dieser Güter, die dafür bezahlen. Selten ist ein Unternehmen nur<br />
Lieferant o<strong>der</strong> nur Kunde; die meisten sind beides. Bei genauer Betrachtung<br />
findet sich überall eine Art <strong>der</strong> Logistik, grosse und kleine, einfache und<br />
komplizierte. Auch ein Privathaushalt ist eigentlich eine Logistik, denn auch<br />
hier muss die Versorgung mit Alltagsgütern und die Entsorgung <strong>der</strong> Abfälle<br />
organisiert werden, und auch hier klappt das nur mit einer funktionierenden<br />
Kommunikation.<br />
69
Für die Einteilung <strong>der</strong> Logistik in verschiedene Grössen gibt es mehrere<br />
Fachbegriffe:<br />
1. Hersteller von Flurför<strong>der</strong>zeugen sprechen von einer Intralogistik. Dabei handelt<br />
es sich um eine interne Logistik vom Wareneingang bis zum Warenausgang.<br />
Diese Grösse <strong>der</strong> Logistik ist auch unter den Begriffen innerbetriebliche Logistik<br />
o<strong>der</strong> Mikrologistik bekannt.<br />
2. Entsteht eine Logistik zwischen mindestens zwei Unternehmen, wird diese<br />
unternehmensübergreifende Logistik o<strong>der</strong> Metalogistik genannt.<br />
3. Die Makrologistik o<strong>der</strong> die weltweite Logistik bezeichnen internationale o<strong>der</strong><br />
auch interkontinentale Güterbewegungen zwischen zwei Unternehmen.<br />
70
Modul 105_Güter<br />
Ausgangslage<br />
Der Warenfluss ist <strong>der</strong> Weg, den die Güter durchlaufen. Er wird beeinflusst vom<br />
Gut resp. dem Gegenstand, <strong>der</strong> transportiert wird. Aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl<br />
unterschiedlicher Güter in <strong>der</strong> Logistik gibt es eine Vielzahl von<br />
unterschiedlichen Warenflüssen.<br />
Produkt:<br />
1. Notiere den Namen von einem Produkt aus deinem Lehrbetrieb,<br />
das beson<strong>der</strong>s einfach zu bearbeiten o<strong>der</strong> verarbeiten ist - ein<br />
Gegenstand, bei dem im Handling keine grösseren<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen bestehen. Notiere zudem, weshalb dieser<br />
Gegenstand keine grössere Herausfor<strong>der</strong>ung ist und begründe<br />
deine Wahl.<br />
Begründung:<br />
Produkt:<br />
2. Nicht alle Produkte sind einfach in <strong>der</strong> Handhabung. Oft<br />
werden Gegenstände transportiert, welche Logistiker und<br />
Logistikerinnen herausfor<strong>der</strong>n. Notiere einen Gegenstand aus<br />
deinem Lehrbetrieb, <strong>der</strong> die Logistik herausfor<strong>der</strong>t und<br />
begründe deine Wahl.<br />
Begründung:<br />
Produkt:<br />
3. Sprich dich mit deinem Pultnachbar, deiner Pultnachbarin ab.<br />
Was für Antworten hat er/sie notiert? Notiere das Produkt des<br />
Pultnachbars, <strong>der</strong> Pultnachbarin und schreibe Gründe auf,<br />
weshalb dieses die Logistik vor Herausfor<strong>der</strong>ungen stellt.<br />
Begründung:<br />
71
Fachartikel Modul 105<br />
5. Güter<br />
Der Begriff "Güter" bezeichnet die physischen Gegenstände, mit denen<br />
Logistik betrieben wird. Güter werden auch Artikel, Waren o<strong>der</strong> Produkte<br />
genannt. Der Umgang mit <strong>der</strong> grossen Vielfalt an Gütern ist die grösste<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Logistik. Einige Beispiele für Güter mit speziellen<br />
Eigenschaften:<br />
Mini-Schrauben ab<br />
0.6mm<br />
Traktoren-Pneu 2.32 m<br />
Durchmesser<br />
Unter Druck stehende<br />
Gasflaschen<br />
5.1 Eigenschaften und Handhabung von Gütern<br />
Alle Güter haben spezifische Eigenschaften, die bei <strong>der</strong> Handhabung zu<br />
berücksichtigen sind. Äpfel sind zum Beispiel von Natur aus ver<strong>der</strong>blich, druckund<br />
temperaturempfindlich. Weil Druckstellen ihr Ver<strong>der</strong>ben beschleunigen,<br />
erfor<strong>der</strong>n Äpfel eine beson<strong>der</strong>s schonende Handhabung. Technische<br />
Hilfsmittel, die bei <strong>der</strong> Handhabung von Äpfeln eingesetzt werden, müssen so<br />
konstruiert sein, dass sie ihnen nicht schaden. An<strong>der</strong>e Güter erfor<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>e<br />
technische Hilfsmittel.<br />
72
Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Hilfsmittel sind folgende Gütereigenschaften zu<br />
berücksichtigen:<br />
• Abmessung, Volumen<br />
• Dichte (spezifisches Gewicht)<br />
• Aggregatzustand (gasförmig, flüssig, fest)<br />
• Ver<strong>der</strong>blichkeit<br />
• Zerbrechlichkeit<br />
• Stapelbarkeit<br />
• Wert (diebstahlsichere Lagerung)<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen an eine sorgfältige Handhabung <strong>der</strong> Güter sind fast so<br />
zahlreich wie die Güter selbst. Jede Branche hat eigene Bestimmungen für<br />
den Umgang mit ihren Gütern.<br />
5.2 Verarbeitungsgrad<br />
Im Verlaufe des Produktionsprozesses durchlaufen die meisten Güter mehrere<br />
Verarbeitungsstufen. Bei je<strong>der</strong> Verarbeitungsstufe können an<strong>der</strong>e<br />
Eigenschaften zu berücksichtigen sein. Je nach Verarbeitungsgrad werden<br />
die Güter in Rohstoffe, Halb- und Fertigfabrikate eingeteilt.<br />
5.2.1 Rohstoffe<br />
Rohstoffe sind unbearbeitete Güter. Die sogenannten "Primären Rohstoffe"<br />
stammen direkt aus <strong>der</strong> Natur, wie zum Beispiel die Bodenschätze Eisenerz,<br />
Erdöl und Kohle. Auch Holz, Sand, Wasser usw. können als Rohstoffe genutzt<br />
werden. "Sekundäre Rohstoffe" sind jene Rohstoffe, die man aus Abfällen<br />
(Recycling) wie<strong>der</strong>gewonnen hat.<br />
Sandabbau in Indonesien = Primärer<br />
Rohstoff<br />
PET Recycling = Sekundärer<br />
Rohstoff<br />
73
5.2.2 Halbfabrikate<br />
Halbfabrikate sind Rohstoffe, die soweit bearbeitet worden sind, dass sie<br />
weiterverwendet werden können (z. B. Stahl und Holzbretter). Auch das Mehl<br />
zum Brotbacken ist ein Halbfabrikat, gewonnen aus dem Rohstoff Getreide.<br />
Auch Salz ist im Grunde genommen ein Rohstoff. Das im Brot verwendete<br />
Haushaltsalz ist jedoch ein Halbfabrikat o<strong>der</strong> gar ein Fertigprodukt, denn es<br />
wurde gereinigt, allenfalls mit Fluor versetzt und abgepackt. Auch<br />
elektronische Bauteile sind Halbfabrikate, weil es verschiedene davon<br />
braucht, damit ein funktionierendes Gerät zusammengebaut werden kann.<br />
Bretter aus Fichte<br />
5.2.3 Fertigwaren<br />
Als Fertigwaren werden jene Produkte bezeichnet, die keine weitere<br />
Verarbeitungsstufe mehr benötigen, damit sie dem Endverbraucher dienen<br />
können. Es gibt sie in einer riesigen Auswahl, vom einfachen Brot bis zur<br />
hochkomplizierten Maschine. Heutzutage sind auch viele Güter des täglichen<br />
Bedarfs Fertigprodukte, zum Beispiel die Tiefkühlpizza.<br />
Beispiel eines Fertigproduktes: Der Fernseher<br />
74
5.2.4 Verarbeitungsgrad beurteilen<br />
Je nach Betrachter kann die Wahrnehmung des Verarbeitungsgrads eines<br />
Produktes unterschiedlich sein.<br />
Wenn man das Ziel hat, Apfelsaft zu erstellen, beurteilt man den Apfel als<br />
Rohstoff. Was aber, wenn <strong>der</strong> Apfel direkt vom Baum gepflückt und gegessen<br />
wird? Dann kann das Produkt als Fertigware bezeichnet werden.<br />
Merke: Der Verarbeitungsgrad kann je nach Sicht des Betrachters<br />
unterschiedlich sein.<br />
5.3 Kriterien für die Lagerfähigkeit von Gütern<br />
Die Eigenschaften eines Gutes sind für die Lagerung von grundsätzlicher<br />
Bedeutung. Die Wahl des Lagerortes wird im Wesentlichen von drei Kriterien<br />
bestimmt:<br />
• Ver<strong>der</strong>blichkeit<br />
• Gefährlichkeit<br />
• Handhabung<br />
Ver<strong>der</strong>blichkeit Gefährlichkeit Handhabung<br />
75
Unter Umständen müssen bei <strong>der</strong> Wahl des Lagerortes mehrere Eigenschaften<br />
gleichzeitig berücksichtigt werden. Gefährliche Güter können zum Beispiel<br />
ebenfalls ver<strong>der</strong>blich sein.<br />
5.4 Ver<strong>der</strong>blichkeit<br />
Lagergüter können durch eine Vielzahl von Einflüssen ver<strong>der</strong>ben. Äussere<br />
Einflüsse führen zu einer spontanen Schädigung o<strong>der</strong> langsamen Zerstörung<br />
des Lagerguts. Typische spontane Einflüsse sind:<br />
• mechanische Einflüsse (Stoss, Fall, Druck)<br />
• Hitze<br />
• Kälte<br />
• Nässe<br />
• elektrostatische Entladung (ESD)<br />
Spontane Beschädigungen geschehen meistens nicht während <strong>der</strong><br />
Lagerung, son<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> Annahme, <strong>der</strong> Kontrolle, während des<br />
innerbetrieblichen Transportes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einlagerung. Durch eine sorgfältige<br />
Arbeitsweise lassen sich viele Schäden vermeiden.<br />
5.4.1 Mechanische Einflüsse (Stoss, Fall, Druck)<br />
Vor allem im Verlauf des Transportes sind Güter mechanischen Belastungen<br />
ausgesetzt. Aufgrund <strong>der</strong> Transportbewegung wirken Kräfte auf das Gut ein:<br />
Es kann anstossen, umstürzen o<strong>der</strong> abstürzen. Durch geeignete<br />
Sicherungsmassnahmen können Schäden vermieden werden. Hochwertige<br />
Güter können bereits durch eine zu grosse Neigung beschädigt o<strong>der</strong> zerstört<br />
werden, z. B. eine empfindliche Maschine. Auch die Beschädigung von<br />
Lagergütern durch harte o<strong>der</strong> spitze Gegenstände gilt als mechanischer<br />
Einfluss. Insbeson<strong>der</strong>e mit den Gabelzinken von Staplern werden immer<br />
wie<strong>der</strong> Schäden angerichtet.<br />
5.4.2 Hitze<br />
Temperaturempfindliche Güter können durch Hitze rasch zerstört werden.<br />
Je<strong>der</strong> und jede kennt es: Das Softeis zerfliesst in <strong>der</strong> sommerlichen Wärme so<br />
rasch, dass man mit dem Verzehr kaum nachkommt. Im Lagerbereich kann<br />
Hitzeeinwirkung gravierende Folgen haben. Wenn gekühlte Güter zu lange<br />
einer zu hohen Temperatur ausgesetzt sind bzw. zu wenig gekühlt werden,<br />
können sie unbrauchbar werden. Beispiele dafür sind Milch- o<strong>der</strong><br />
76
Fleischprodukte. Güter, die durch einen Unterbruch in <strong>der</strong> sogenannten<br />
Kühlkette zu warm angeliefert werden, können gar nicht erst angenommen<br />
werden.<br />
5.4.3 Kälte<br />
Ähnlich wie die Hitze kann auch Kälte Schäden anrichten. Gewisse Gemüse<br />
und Südfrüchte, aber auch Blumen vertragen keine Minustemperaturen.<br />
Auch wenn diese Produkte den Minustemperaturen nur kurz ausgesetzt sind,<br />
können Teile davon gefrieren. Der darauf folgende "Gefrierbrand" macht die<br />
Produkte unbrauchbar. Logistikerinnen und Logistiker achten darauf, dass die<br />
Güter immer in dem für sie idealen Temperaturbereich verbleiben und keinen<br />
schädlichen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden.<br />
5.4.4 Nässe<br />
Die spontane Einwirkung von Feuchtigkeit und Nässe zerstört Lagergüter<br />
rasch. Sie müssen entwe<strong>der</strong> durch die Verpackung geschützt werden o<strong>der</strong><br />
dürfen <strong>der</strong> Feuchtigkeit und Nässe gar nicht ausgesetzt werden. Regen<br />
zerstört Güter ebenso wie eine unabsichtlich ausgelöste Sprinkleranlage.<br />
Vor nässe schützen<br />
5.4.5 Elektrostatische Entladung (ESD)<br />
Die meisten haben schon in irgendeiner Form mit elektrostatischer Entladung<br />
Erfahrungen gemacht. Vor allem im Winter, wenn im Innern <strong>der</strong> Gebäude die<br />
Luft trocken ist, zucken wir oft beim Berühren einer Türfalle zusammen, weil wir<br />
einen elektrischen Schlag verspüren, o<strong>der</strong> die Haare stellen sich beim<br />
Kämmen auf und knistern. Der Mensch erzeugt dauernd elektrostatische<br />
Aufladung, die sich bei Erdkontakt wie<strong>der</strong> entlädt. Dieses Phänomen ist unter<br />
dem Begriff Electrostatic Discharge (ESD) bekannt. Elektronische Bauteile wie<br />
Mikroprozessoren o<strong>der</strong> Transistoren (sogenannte Halbleiter) können durch ESD<br />
77
zerstört werden. Überall, wo solche Bauteile gelagert, eingebaut o<strong>der</strong><br />
transportiert werden, müssen deshalb Schutzmassnahmen ergriffen werden.<br />
Mitarbeitende, die elektronische Teile anfassen, müssen geerdet sein. Die<br />
wichtigste Regel für den Logistikbereich: Elektronische Bauteile nur wenn nötig<br />
aus <strong>der</strong> Schutzverpackung nehmen.<br />
Vorsicht ESD<br />
5.5 Ver<strong>der</strong>blichkeit durch langandauernde Einflüsse<br />
Während sich die Beschädigung von Gütern durch spontane äussere Einflüsse<br />
mit Sorgfalt verhin<strong>der</strong>n lässt, sind lang andauernde schädliche Einflüsse nicht<br />
immer zu erkennen. Ob eine äussere Einwirkung Schaden anrichtet o<strong>der</strong><br />
nicht, ist von den Eigenschaften des Lagergutes abhängig. Das Wissen um die<br />
Empfindlichkeit <strong>der</strong> Güter bildet deshalb die Grundlage für eine schadenfreie<br />
Lagerung. Schäden können vor allem die folgenden Einflüsse anrichten:<br />
• Stapeldruck<br />
• falsche Lagertemperatur<br />
• unzuträgliche Luftfeuchtigkeit (zu feucht o<strong>der</strong> zu trocken)<br />
• Lichteinfluss<br />
• Alterung<br />
• Schädlinge<br />
• gegenseitige Beeinflussung von Lagergütern<br />
5.5.1 Stapeldruck<br />
Beim Aufeinan<strong>der</strong>stapeln von Gütern entsteht Stapeldruck. In Blöcken dürfen<br />
deshalb nur Waren gelagert werden, die gegen Druck unempfindlich sind.<br />
Güter können durch Stapeldruck beschädigt werden, wenn das Gewicht des<br />
Stapels zu gross ist o<strong>der</strong> durch ungenaue Stapelung Druckstellen entstehen.<br />
78
Spezielle Aufmerksamkeit bei <strong>der</strong> Blockstapelung benötigen Säcke. Diese<br />
können im Extremfall platzen. Aufmerksame Mitarbeitende achten auf<br />
zerdrückte Verpackungen o<strong>der</strong> schiefe Stapel und verhin<strong>der</strong>n Schaden durch<br />
rechtzeitigen Abbau. Gemüse o<strong>der</strong> Früchte dürfen nur in stabilen Behältern<br />
aufeinan<strong>der</strong>gestapelt werden. Diese Behälter dürfen nur so stark gefüllt<br />
werden, dass sie den Inhalt vollständig schützen.<br />
Max. 8 Lagen stapeln<br />
5.5.2 Lagertemperatur<br />
Nicht konservierte Lebensmittel können nur in klimatisierten, gekühlten o<strong>der</strong><br />
tiefgekühlten Lagern aufbewahrt werden. Die Temperatur richtet sich nach<br />
den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Produkte. Dabei gelten heute folgende Richtwerte:<br />
Fleisch- und Wurstwaren: 0 bis +2° C<br />
Milchprodukte: +2 bis +4° C<br />
Früchte und Gemüse: +4 bis +6° C<br />
Vorräume von Tiefkühllagern: +4 bis +6° C<br />
Tiefkühlprodukte: unter <strong>–</strong>18° C<br />
Was bewirkt die Kühlung?<br />
Organische Stoffe, zu denen auch die Lebensmittel gehören, werden von<br />
Bakterien und Pilzen angegriffen o<strong>der</strong> zersetzt und damit ungeniessbar. Diese<br />
Kleinstlebewesen (Mikroorganismen) brauchen zur Ausbreitung Wärme und<br />
Feuchtigkeit. Durch Kühlung wird die Vermehrung von Bakterien und Pilzen<br />
stark eingeschränkt. Bei Temperaturen unter <strong>–</strong>18° C kommt die Ausbreitung<br />
völlig zum Stillstand. Die Bakterien o<strong>der</strong> Pilze sterben dabei aber nicht ab,<br />
son<strong>der</strong>n fallen in eine Art Winterschlaf. Sobald die Temperatur steigt,<br />
79
erwachen diese Kleinstlebewesen wie<strong>der</strong>, und die Vermehrung beginnt von<br />
Neuem. Tiefgekühlte Lebensmittel dürfen deshalb nach dem Auftauen nicht<br />
wie<strong>der</strong> eingefroren werden. Es wird unterschieden zwischen Kühlen und<br />
Tiefkühlen:<br />
• Kühlen 0-5 o C<br />
• Tiefkühlen -18 o C<br />
5.5.3 Luftfeuchtigkeit<br />
Mit dem Begriff "Luftfeuchtigkeit" ist <strong>der</strong> Anteil Wasser pro Kubikmeter Luft<br />
gemeint. Die Fachleute sprechen von relativer Luftfeuchtigkeit, weil <strong>der</strong><br />
Wasseranteil nicht konstant, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Temperatur abhängig ist.<br />
Konkret: Warme Luft hat die Fähigkeit, wesentlich mehr Wasser aufzunehmen<br />
als kalte. Dadurch entsteht im Winter auch die trockene Luft in <strong>der</strong> Wohnung.<br />
Durch Lüften kann kalte Luft einströmen, <strong>der</strong>en Luftfeuchtigkeit sehr hoch sein<br />
kann, wenn es draussen regnet o<strong>der</strong> schneit. Durch die Erwärmung nimmt die<br />
Fähigkeit <strong>der</strong> Luft erheblich zu, Flüssigkeit zu speichern, also sinkt die relative<br />
Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit zur Temperatur.<br />
Zu hohe Luftfeuchtigkeit: Feuchtigkeitsempfindliche Produkte nehmen die<br />
Feuchtigkeit aus <strong>der</strong> Luft auf. In <strong>der</strong> Fachsprache reagieren sie<br />
"hygroskopisch". Ein solches Produkt ist z. B. Papier. Durch hygroskopische<br />
Reaktionen können aber auch pulverförmige Stoffe verklumpen (z. B. Zucker).<br />
Den Verpackungen elektronischer Geräte werden oft Beutel mit einem<br />
Trockenmittel beigegeben. Dieses Trockenmittel (in <strong>der</strong> Regel Silica-Gel o<strong>der</strong><br />
Trockenton) kann Feuchtigkeit aufnehmen und schützt so den<br />
Verpackungsinhalt.<br />
Trockenbeutel<br />
Zu niedrige Luftfeuchtigkeit: Nicht nur durch zu hohe, son<strong>der</strong>n auch durch zu<br />
niedrige Luftfeuchtigkeit können Lagergüter Schaden nehmen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
80
Früchte und Gemüse brauchen eine Luftfeuchtigkeit von etwa 90 Prozent, um<br />
nicht zu schrumpfen. Der Gewichtsverlust durch Schrumpfung muss bei <strong>der</strong><br />
Lagerung beachtet werden. Eine zu starke Schrumpfung macht Lagergüter<br />
unbrauchbar. Holz kann beispielsweise rissig werden.<br />
5.5.4 Licht<br />
Durch Lichteinfluss ver<strong>der</strong>ben insbeson<strong>der</strong>e öl- und fetthaltige Lagergüter.<br />
Schädlich ist vor allem die mit dem Tageslicht einfallende ultraviolette<br />
Strahlung. Zum Beispiel verän<strong>der</strong>t Fett durch den Einfluss von Licht und Luft<br />
den Geschmack - es oxidiert und wird ranzig. Kunststoffe o<strong>der</strong> Gummi können<br />
durch Tageslicht brüchig werden. Durch Lichtabschluss können solche<br />
Lagerschäden verhin<strong>der</strong>t werden.<br />
5.5.5 Alterung<br />
Lagergüter können <strong>–</strong> ohne schädliche Einflüsse <strong>–</strong> auch allein durch Alterung<br />
an Wert verlieren o<strong>der</strong> unbrauchbar werden. Ein Produkt, das zu lange am<br />
Lager liegt, kann unter Umständen nicht mehr verkauft werden, weil es nicht<br />
mehr aktuell ist. Dies gilt vor allem für Trend-Produkte. Es gibt aber auch<br />
Produkte (z. B. Wein, Whisky), die gelagert werden, um zu altern. Erst nach<br />
einigen Jahren richtiger Lagerung erreichen sie ihren vollen Wert.<br />
5.5.6 Schädlinge<br />
Die Einwirkung von Schädlingen ist in jedem Lager ein Thema. Wer glaubt, nur<br />
Lager in unterentwickelten Län<strong>der</strong>n seien betroffen, irrt. Drei Gruppen von<br />
Schädlingen können Lagergüter negativ beeinflussen:<br />
81
• Pilze, Sporen und Bakterien (Schimmel, Fäulnis etc.) = Mikroorganismen<br />
(Kleinstlebewesen)<br />
• Insekten (Käfer, Motten usw.)<br />
• Kleinsäuger (Mäuse, Ratten)<br />
Durch bauliche Massnahmen, gute Hygiene, optimale Lagerbedingungen<br />
und stetige Kontrolle des Lagergutes lässt sich Schädlingsbefall einschränken<br />
aber nie ganz ausschliessen. Pilzsporen und Insektenlarven werden zuweilen<br />
mit dem Lagergut eingeschleppt. Die Larven entwickeln sich zu Insekten,<br />
sobald die Lagerbedingungen für die Vermehrung günstig sind. Die<br />
Vermehrung verläuft manchmal rasend schnell. Die Forschung arbeitet<br />
laufend an neuen Techniken zur biologischen Bekämpfung von Schädlingen.<br />
So wurde <strong>der</strong> Einsatz von Schlupfwespen (Nützlinge) gegen Larven von<br />
Brotkäfern und Dörrobstmotten in Getreidesilos erfolgreich getestet.<br />
5.5.7 Gegenseitige Beeinflussung von Lagergütern<br />
Organische Lagergüter (z. B. Lebensmittel) können sich bei <strong>der</strong> Lagerung<br />
gegenseitig beeinflussen. Äpfel son<strong>der</strong>n zum Beispiel ein Reifegas ab, das<br />
auch an<strong>der</strong>e Früchte rasch nachreifen lässt. An<strong>der</strong>e Lebensmittel (z. B.<br />
unverpackte Backwaren) nehmen leicht Fremdgerüche an.<br />
5.6 Schutz des Lagergutes<br />
Seit jeher versuchen die Menschen, ihre Lebensmittel länger haltbar zu<br />
machen. Dabei entwickelten unsere Vorfahren Methoden, die sich bis heute<br />
gehalten haben und teilweise wie<strong>der</strong> neu aufgenommen werden.<br />
Herkömmliche Konservierungsmethoden:<br />
5.6.1 Trocknen<br />
Trocknen ist eine <strong>der</strong> ältesten Methoden, um Fleisch, Fisch und Früchte haltbar<br />
zu machen. Dörrfrüchte kennen wir alle als willkommene Zwischenmahlzeit<br />
und Trockenfleisch ist eine Spezialität. Getrockneter Fisch ist bei uns weniger<br />
verbreitet. Im hohen Norden diente jedoch Stockfisch, wie er dort genannt<br />
wird, grossenteils als Wintervorrat und als Reiseproviant auf Schiffen.<br />
82
Trockenfleisch<br />
5.6.2 Pökeln (Salzen)<br />
Das Fleisch wird entwe<strong>der</strong> mit Salz (Trockenpökeln) o<strong>der</strong> mit Salzlake<br />
(Nasspökeln) eingerieben. Wohl das bekannteste Beispiel für gepökeltes<br />
Fleisch ist die Salami (Italienisch : salame = Salzfleisch, Salzwurst).<br />
5.6.3 Räuchern<br />
Fleisch aber auch an<strong>der</strong>e Lebensmittel werden dem Rauch eines Holzfeuers<br />
ausgesetzt. Die im Rauch enthaltenen Substanzen und die Reduktion des<br />
Wasseranteils machen das Räuchergut haltbar. Speck, Schinken o<strong>der</strong> Würste<br />
werden durch das Räuchern nicht nur konserviert, son<strong>der</strong>n erhalten zudem<br />
einen speziellen rauchigen Geschmack.<br />
Industrielle Räucherung von Würsten<br />
5.6.4 Pasteurisieren<br />
Die Pasteurisation wurde vom französischen Wissenschaftler Louis Pasteur<br />
erfunden. Sie wird im Haushalt angewendet, wenn Früchte eingekocht<br />
werden. Das Lagergut wird in einen Behälter eingeschlossen. Die<br />
anschliessende Erhitzung auf etwa 70° C tötet die meisten Mikroorganismen<br />
83
ab. Bis zur Öffnung des Behälters können sich Bakterien nicht mehr vermehren.<br />
Pasteurisiert werden viele Lebensmittel, unter an<strong>der</strong>em Milch, Käse o<strong>der</strong><br />
Fruchtsäfte.<br />
Pasteurisieren von Milch<br />
5.6.5 Sterilisieren<br />
Die zu sterilisierende Gegenstände werden auf bis zu 120° C erhitzt. Bei dieser<br />
Temperatur sterben alle Bakterien ab. Allerdings werden bei Lebensmitteln<br />
dadurch auch die meisten Vitamine zerstört.<br />
Neuzeitliche Konservierungsmethoden:<br />
5.6.6 Kühlen<br />
Wo nicht konservierte Lebensmittel gelagert o<strong>der</strong> verarbeitet werden, sind die<br />
Räume in <strong>der</strong> Regel gekühlt o<strong>der</strong> zumindest klimatisiert. Die Temperatur richtet<br />
sich nach den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Produkte.<br />
5.6.7 Tiefkühlen<br />
Die mo<strong>der</strong>ne Küche wäre ohne Tiefkühlprodukte kaum mehr denkbar.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Fisch und Fleisch aber auch Gemüse, Früchte und vorgekochte<br />
Menus werden möglichst frisch tiefgefroren. Tiefkühllager entsprechen dem<br />
Bedürfnis <strong>der</strong> heutigen Zeit, verbrauchen aber eine beachtliche Menge<br />
Energie.<br />
5.6.8 Vakuumieren<br />
Vakuum stammt vom lateinischen Begriff "vacuus" ab, was "leer" o<strong>der</strong> "frei"<br />
bedeutet. Beim Vakuumieren wird ein Produkt in einen Kunststoffbeutel<br />
gepackt, aus dem die Luft abgesaugt wird. Das Entziehen <strong>der</strong> Luft sorgt dafür,<br />
dass Mikroorganismen keinen Sauerstoff vorfinden. Mit diesem Verfahren<br />
84
werden beispielsweise Würste o<strong>der</strong> geschnittene Wurstwaren haltbar<br />
gemacht.<br />
5.6.9 Verpacken unter Schutzatmosphäre<br />
Bei Charcuterie wird die Vakuumverpackung zunehmend durch die<br />
Einlagerung unter Schutzatmosphäre ersetzt. Das Produkt wird ebenfalls in<br />
einen Kunststoffbeutel gepackt. Die im Beutel enthaltene Luft wird vor dem<br />
Verschweissen durch ein Schutzgas ersetzt. Als Schutzgas werden sogenannte<br />
Inertgase verwendet. "Inert" bedeutet "unbeteiligt", "inaktiv". Das Inertgas<br />
verhin<strong>der</strong>t also, dass in <strong>der</strong> Verpackung unerwünschte Alterungsprozesse in<br />
Gang kommen. Der Inhalt sieht nicht so "zerdrückt" aus wie in <strong>der</strong> Vakuum-<br />
Verpackung.<br />
5.6.10 CA-Lagerung<br />
Sie wird vor allem für die Lagerung von Früchten angewendet. CA steht für<br />
"Controlled Atmosphere". Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> Luft werden auf einem konstanten Wert gehalten. Die Reifungsprozesse<br />
werden verlangsamt, indem <strong>der</strong> Sauerstoffanteil in <strong>der</strong> Luft verringert wird und<br />
<strong>der</strong> Kohlendioxidanteil erhöht. Entwe<strong>der</strong> können die Werte eingestellt werden<br />
- o<strong>der</strong> sie entstehen nach einiger Zeit von selbst in einem gasdichten Raum,<br />
denn bei <strong>der</strong> Reifung <strong>der</strong> Früchte wird Sauerstoff verbraucht und Kohlendioxid<br />
erzeugt.<br />
5.6.11 ULO-Lagerung<br />
ULO steht für "Ultra Low Oxygen". Das ULO-Lager ist eine Weiterentwicklung<br />
des CA-Lagers. Wie <strong>der</strong> Name sagt, wird <strong>der</strong> Sauerstoffgehalt extrem knapp<br />
gehalten, das heisst an <strong>der</strong> für die biologische Reifeaktivität notwendigen<br />
Mindestgrenze. Die Reifung <strong>der</strong> Früchte wird dadurch extrem verlangsamt.<br />
5.7 Gefährlichkeit<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lagerung ergeben sich aus <strong>der</strong> Art <strong>der</strong><br />
Gefährdung. Die Lagerung gefährlicher Güter wird in Modul 405 detailliert<br />
behandelt.<br />
85
Die Gefahrensymbole ab 2012<br />
Vorsicht/Gefährlich Hochentzündlich Brandför<strong>der</strong>nd<br />
Kann die Haut irritieren,<br />
Allergien o<strong>der</strong> Ekzeme<br />
auslösen, Schläfrigkeit<br />
verursachen, nach<br />
einmaligem Kontakt<br />
Vergiftungen auslösen,<br />
die Ozonschicht<br />
schädigen.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Geschirrspültabs<br />
• Reinigungsmittel<br />
• Javelwasser<br />
Kann sich durch den<br />
Kontakt mit Flammen und<br />
Funken, durch Schläge,<br />
Reibung, Erhitzung sowie<br />
Luft- o<strong>der</strong> Wasserkontakt<br />
entzünden. Kann sich bei<br />
falscher Lagerung auch<br />
selbst entzünden.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Grillanzün<strong>der</strong><br />
• Lampenöle<br />
• Spraydosen<br />
• Lösungsmittel<br />
Kann Brände<br />
verursachen o<strong>der</strong><br />
beschleunigen. Setzt<br />
beim Brand Sauerstoff<br />
frei, lässt sich nur mit<br />
speziellen Mitteln<br />
löschen. Ein Ersticken<br />
<strong>der</strong> Flammen ist<br />
unmöglich.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Bleichmittel<br />
• Wasserstoffperoxid<br />
Explosiv Gas unter Druck Gewässergefährdend<br />
Kann explodieren<br />
durch Kontakt mit<br />
Flammen o<strong>der</strong> Funken,<br />
nach Schlägen,<br />
Reibung o<strong>der</strong> Erhitzung.<br />
Kann bei falscher<br />
Enthält komprimierte,<br />
verflüssigte o<strong>der</strong> gelöste<br />
Gase. Geruchlose o<strong>der</strong><br />
unsichtbare Gase können<br />
unbemerkt entweichen<br />
und Behälter mit<br />
Kann<br />
Wasserorganismen<br />
(Fische, Wasserinsekten,<br />
Wasserpflanzen) in<br />
geringer Konzentration<br />
akut o<strong>der</strong> durch<br />
86
Lagerung auch ohne<br />
Fremdeinwirkung zu<br />
Explosionen führen.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Sprengstoff<br />
• Nitroglycerin<br />
komprimierten Gasen<br />
durch Hitze o<strong>der</strong><br />
Verformung bersten.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Propan-/Butangasflaschen<br />
• CO2-Flaschen (für<br />
Sodawasser)<br />
Langzeitwirkung<br />
schädigen.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Schimmelentferner<br />
• Insektensprays<br />
• Motorenöle<br />
• Schwimmbadchemikalien<br />
Ätzend Gesundheitsschädigend Hochgiftig<br />
Kann schwere<br />
Hautverätzungen und<br />
Augenschäden<br />
verursachen sowie<br />
bestimmte Materialien<br />
(etwa<br />
Textilien)auflösen. Ist<br />
schädlich für Tiere,<br />
Pflanzen und<br />
organisches Material<br />
je<strong>der</strong> Art.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Backofenreiniger<br />
• Entkalker<br />
• starke<br />
Reinigungsmittel<br />
• Abflussreiniger<br />
Kann bestimmte Organe<br />
schädigen, zu sofortiger<br />
und langfristig<br />
Beeinträchtigung <strong>der</strong><br />
Gesundheit führen, Krebs<br />
erzeugen, das Erbgut, die<br />
Fruchtbarkeit o<strong>der</strong> die<br />
Entwicklung schädigen.<br />
Kann bei Eindringen in die<br />
Atemwege tödlich sein.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Benzin<br />
• Lacke<br />
• Grillanzün<strong>der</strong><br />
• Lampenöle<br />
• gewisse ätherische<br />
Öle<br />
Kann schon in kleinen<br />
Mengen zu schweren<br />
Vergiftungen und zum<br />
Tod führen.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Mäuse<br />
• Rattengift<br />
87
5.7.1 Chemische Produkte sicher nutzen<br />
Einkauf Gebrauch Lagerung<br />
• Gefahrensym<br />
bole<br />
beachten<br />
• Gefahrenhin<br />
weise lesen<br />
• Alternativen<br />
prüfen (Gibt<br />
es<br />
gleichwertig<br />
e/ähnliche<br />
Produkte mit<br />
weniger<br />
Gefahrenpot<br />
enzial ?)<br />
• Nicht mehr<br />
als nötig<br />
kaufen<br />
• Gebrauchsa<br />
nweisung<br />
beachten<br />
• Sicherheitshi<br />
nweise<br />
befolgen<br />
• Angemesse<br />
ne<br />
Schutzausrüs<br />
tung<br />
• Tragen<br />
(Schutzbrille,<br />
Handschuhe<br />
)<br />
• Nicht<br />
achtlos<br />
stehen<br />
lassen<br />
• Sicher und für<br />
Kin<strong>der</strong><br />
unerreichbar<br />
aufbewahre<br />
n<br />
• Nie in<br />
Lebensmittelbehälter<br />
umfüllen<br />
(Verwechslun<br />
gsgefahr)<br />
• Entsorgungshi<br />
nweise<br />
beachten<br />
• Bauliche<br />
Massnahmen<br />
(Bildung von<br />
Brandabschn<br />
itten;<br />
Auffangwan<br />
nen)<br />
• Massnahmen<br />
plan für den<br />
Störfall<br />
(Brandund/o<strong>der</strong><br />
Havarie)<br />
88
5.7.2 Handhabung von Gütern<br />
Die Handhabung von Gütern hängt wesentlich von folgenden Eigenschaften<br />
ab:<br />
Volumen:<br />
Abmessung:<br />
Dichte:<br />
Stapelbarkeit:<br />
Aggregatzustand:<br />
Wert:<br />
gross, mittel, klein<br />
lang/kurz, breit/schmal, sperrig/handlich<br />
leicht, schwer, sehr schwer<br />
stapelbar, nicht stapelbar<br />
fest, flüssig, gasförmig<br />
billig, teuer, wertvoll<br />
Logistiker haben es bei <strong>der</strong> Handhabung mit drei Arten von Gütern zu tun:<br />
Einfach zu handhabende Güter<br />
Als einfach zu handhabende Güter gelten stapelbare Waren mit kleinem<br />
o<strong>der</strong> mittlerem Volumen, <strong>der</strong>en Abmessungen in die Verpackungsnormreihen<br />
passen. Die grösste Länge misst nicht mehr als 1,20 m. Somit passt <strong>der</strong><br />
Gegenstand in jedem Fall auf eine Euro-Palette Typ I und kann in allen<br />
gängigen Palettenregalen eingelagert werden. Kleinvolumige Güter werden<br />
in Kartons o<strong>der</strong> Kunststoffbehältern verstaut, die ihrerseits auf Ladungsträgern<br />
gestapelt werden können.<br />
Sperrige o<strong>der</strong> unförmige Lagergüter<br />
Eine Herausfor<strong>der</strong>ung für Logistiker sind alle sperrigen o<strong>der</strong> unförmigen<br />
Lagergüter. Entwe<strong>der</strong> ist das Volumen für die gängigen Ladungsträger und<br />
Regale zu gross, o<strong>der</strong> die Länge, Breite o<strong>der</strong> Höhe verlangen beson<strong>der</strong>e<br />
89
Lösungen. Die Lagerung solcher Güter ist in <strong>der</strong> Regel individuell und nur mit<br />
einer gewissen Kreativität möglich. Grosse Bedeutung hat immer die sichere<br />
Lagerung.<br />
Wertvolle Lagergüter<br />
Wertvolle Güter werden in beson<strong>der</strong>s gut gesicherten Lagerbereichen<br />
aufbewahrt. Innerhalb von Warenlagern werden oft Abtrennungen aus<br />
Maschendraht eingesetzt. Nicht immer gibt <strong>der</strong> Warenwert den Ausschlag für<br />
die spezielle Sicherung. Es können auch an<strong>der</strong>e, beson<strong>der</strong>s<br />
diebstahlgefährdete Produkte wie Alkohol o<strong>der</strong> Tabakprodukte sein. Im<br />
Pharmabereich müssen Drogen o<strong>der</strong> drogenähnliche Produkte äusserst sicher<br />
aufbewahrt werden. Oft sind es die Kunden, die von Logistikdienstleistern eine<br />
beson<strong>der</strong>e Sicherung ihrer Güter verlangen. Eine ausserordentlich sichere<br />
Lagerung kann auch aus Gründen <strong>der</strong> Geheimhaltung nötig sein.<br />
Geheimhaltung kann zum Beispiel für neue Produkte erfor<strong>der</strong>lich sein, die vor<br />
<strong>der</strong> Konkurrenz geschützt werden müssen. Ideal für die sichere Lagerung von<br />
Gütern sind abschliessbare Räume o<strong>der</strong> Lagersysteme wie Lagerschränke<br />
o<strong>der</strong> Vertikal-Umlaufregale.<br />
90
Modul 106_Entsorgung CH<br />
Ausgangslage<br />
Die Schweiz wird oft als Weltmeister <strong>der</strong> Entsorgung bezeichnet. Wie bekannt<br />
ist dir als angehenden Logistiker/angehende Logistikerin das<br />
Entsorgungskonzept <strong>der</strong> Schweiz? Weisst du, welche Entsorgungswege die<br />
Schweiz aufgebaut hat und wer für die Entsorgung zuständig ist? Die<br />
Entsorgung ist heute sehr professionell organisiert. Es gibt Organisationen,<br />
welche die Entsorgungskonzepte <strong>der</strong> Schweiz ständig weiterentwickeln.<br />
Die Aufgabe von Logistikerinnen und Logistikern ist es, die Organisation und<br />
damit auch die Umwelt möglichst zu unterstützen und die Vorgaben <strong>der</strong><br />
Entsorgung umzusetzen.<br />
91
Fachartikel Modul 106<br />
6. Entsorgung<br />
6.1 Was ist Abfall?<br />
Es kann nicht immer klar bestimmt werden, was Abfall ist. Das Gesetz definiert<br />
Abfall wie folgt:<br />
Umweltschutzgesetz (USG)<br />
Artikel 7 Absatz 6<br />
"Abfälle sind bewegliche Sachen, <strong>der</strong>en sich <strong>der</strong> Inhaber entledigt o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong>en Entsorgung im öffentlichen Interesse geboten ist."<br />
Ob etwas Abfall ist o<strong>der</strong> nicht, ist also eine Frage des Zeitpunkts. Jedes<br />
Konsumgut hat früher o<strong>der</strong> später einmal ausgedient und wird damit zu<br />
Abfall. Die Natur hingegen kennt keinen Abfall. Denn natürliche Systeme<br />
bestehen aus Kreisläufen, in welchen jede Substanz über einen zyklischen<br />
Weg wie<strong>der</strong> in ihren Ausgangszustand gelangt. Abfall ist somit immer durch<br />
den Menschen verursacht.<br />
Über die Jahrhun<strong>der</strong>te hat sich die weltweite Abfallproduktion stark<br />
verän<strong>der</strong>t. Früher war es möglich, Dinge, die ausgedient haben, im Garten zu<br />
entsorgen. Diese Art von Abfallbeseitigung war aufgrund <strong>der</strong> geringen Menge<br />
und <strong>der</strong> Art des Abfalls nicht problematisch. Denn früher bestanden Abfälle<br />
meist aus organischem Material, wie zum Beispiel Holz, Ton o<strong>der</strong><br />
Nahrungsmittelresten. Aufgrund <strong>der</strong> Industrialisierung und <strong>der</strong> Gründung<br />
grösserer Städte nahm <strong>der</strong> Abfall pro Fläche aber rasch zu. Daher wurde es<br />
notwendig, eine geregelte Entsorgung einzuführen. Dazu kommt, dass die<br />
Konsumprodukte resp. die Abfälle eine zunehmend komplexe<br />
Zusammensetzung aufweisen.<br />
Merke: Die Verbindung unterschiedlicher Materialien erschwert eine<br />
umweltgerechte Entsorgung zusätzlich.<br />
(Quelle: BAFU)<br />
92
Abfall wird in <strong>der</strong> Fachsprache als Reststoff, Abfallstoff o<strong>der</strong> Wertstoff<br />
bezeichnet. Diese Begriffe zeigen auf, dass Abfall nicht immer störend o<strong>der</strong><br />
überflüssig sein muss, son<strong>der</strong>n unter Umständen sinnvoll wie<strong>der</strong>verwendet<br />
werden kann. Die Herausfor<strong>der</strong>ung ist die Vielfalt an Reststoffen:<br />
• Reststoffe können fest, flüssig o<strong>der</strong> gasförmig sein. Sie können eine reine Form<br />
aufweisen o<strong>der</strong> vermischt mit an<strong>der</strong>en Stoffen sein.<br />
• Reststoffe können unbedenklich, gefährlich o<strong>der</strong> giftig sein (o<strong>der</strong> beides).<br />
• Reststoffe können wie<strong>der</strong>verwendbar und verwertbar sein. Es gibt jedoch<br />
auch Abfall, <strong>der</strong> nur noch komprimiert o<strong>der</strong> unschädlich gemacht werden<br />
kann.<br />
Ein Beispiel aus dem Alltag<br />
Auch Wasser wird gewissermassen zu Abfall. Wasser ist global gesehen ein<br />
extrem wertvolles Gut. Es wird jedoch zu Abwasser, sobald es zum Beispiel zur<br />
Spülung <strong>der</strong> Toiletten benutzt wurde. Es ist verschmutzt und gelangt deshalb<br />
über das Kanalisationsnetz in die Kläranlage. Auch <strong>der</strong> Klärschlamm, <strong>der</strong> sich<br />
in <strong>der</strong> Kläranlage aus dem Abwasser absetzt, ist eine Art Abfall. Seit<br />
Klärschlamm in <strong>der</strong> Landwirtschaft nicht mehr als Dünger ausgebracht<br />
werden darf, dient er als Brennmaterial in Kehrichtverbrennungsanlagen<br />
(KVA).<br />
93
Eine mögliche Definition von Abfall könnte sein:<br />
"Das falsche Material zur falschen Zeit, im falschen Zustand, am falschen Ort."<br />
6.2 Bedeutung und Aufgabe von Abfall<br />
Die Entsorgung hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.<br />
Dafür sind folgende Gründe verantwortlich:<br />
• steigendes Umweltbewusstsein in <strong>der</strong> Bevölkerung und in den Unternehmen.<br />
• Konsumentendruck, umweltfreundliche Produkte zu kaufen/verkaufen.<br />
• Umweltschutz wird als Wettbewerbsfaktor wahrgenommen.<br />
• steigende Kosten <strong>der</strong> Entsorgung.<br />
• zunehmende gesetzliche Regulierung.<br />
Für die Entsorgungslogistik eines Unternehmens bedeutet dies:<br />
• eine positive Einstellung zu einer fachgerechten und zukunftsorientierten<br />
Entsorgung im<br />
Betrieb zu entwickeln.<br />
• wirtschaftliche Lösungen anzustreben.<br />
• Pläne und Erfolge zu kommunizieren.<br />
Die Entsorgungslogistik regelt die Organisation des internen und externen<br />
Materialflusses <strong>der</strong> verschuldeten Abfälle. Die Aufgabe umfasst vor allem<br />
folgende Leistungen:<br />
Kernleistung Zusatzleistung Informationsleistung<br />
• Lagerun<br />
g<br />
• Transport<br />
• Umschla<br />
g<br />
• Sammlung<br />
• Trennung<br />
• Verpackun<br />
g<br />
• Auftragsabwicklun<br />
g<br />
?? Merke: Entsorgung bedeutet: Verwerten, Verwenden o<strong>der</strong> Beseitigen von<br />
Abfällen.<br />
94
6.3 Stoffflüsse in <strong>der</strong> Abfallbewirtschaftung<br />
Das BAFU unterscheidet zwischen folgenden Abfallarten:<br />
Siedlungsabfall • Abfälle, die aus Haushalten stammen<br />
• Abfälle, die aus Unternehmen mit weniger als 250<br />
Vollzeitstellen stammen und <strong>der</strong>en<br />
Zusammensetzung in Hinsicht auf Inhaltsstoffe und<br />
Mengenverhältnisse mit Abfällen aus Haushalten<br />
vergleichbar sind.<br />
Aushubmaterial<br />
und<br />
Ausbruchsmaterial<br />
• Aushubmaterial sind Materialien, die bei<br />
Bauarbeiten unterhalb des belebten Bodens<br />
ausgehoben werden, z. B. Lockergestein, Kies und<br />
Sand.<br />
• Ausbruchmaterial besteht überwiegend aus<br />
gebrochenen Fels- und Gesteinsblöcken, welche<br />
im Rahmen von Bauarbeiten mechanisch o<strong>der</strong><br />
durch Sprengung aus dem Untergrund<br />
herausgebrochen werden.<br />
Pro Jahr entstehen in <strong>der</strong> Schweiz rund 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall. Der<br />
grösste Anteil entfällt auf unverschmutzte Aushub- und Ausbruchmaterialien<br />
95
sowie Rückbaumaterialien. Aufgrund des hohen Lebensstandards hat die<br />
Schweiz mit 716 kg Abfall pro Person eines <strong>der</strong> höchsten<br />
Siedlungsabfallaufkommen <strong>der</strong> Welt. Davon werden knapp 53 Prozent<br />
rezykliert. Um den hohen Primärrohstoffverbrauch <strong>der</strong> Schweiz zu reduzieren,<br />
will <strong>der</strong> Bund sämtliche Material- und Stoffflüsse entlang <strong>der</strong><br />
Wertschöpfungskette berücksichtigen <strong>–</strong> vom Rohstoffabbau über das<br />
Produktedesign bis zur Abfallbewirtschaftung.<br />
Quelle: BAFU<br />
6.4 Entsorgungswege für Abfall in <strong>der</strong> Schweiz<br />
Die Schweiz hat im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ein mo<strong>der</strong>nes und gut<br />
strukturiertes Abfallsystem. Etabliert haben sich Entsorgungswege wie das<br />
Verbrennen in <strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) und das Deponieren<br />
o<strong>der</strong> Recyclen von Produkten. Das Recycling gilt als Königsweg und soll in<br />
Zukunft noch mehr geför<strong>der</strong>t und gestärkt werden.<br />
6.4.1 Deponien<br />
Der Entsorgungsweg "Deponieren" wird oft negativ verstanden. Rückstände<br />
aus <strong>der</strong> Abfallverbrennung o<strong>der</strong> Abfälle, die sich nicht für eine Verwertung<br />
(Verbrennung o<strong>der</strong> Recycling) eignen, werden in bewilligten Deponien<br />
abgelagert. Damit die Abfälle deponiert werden können, müssen sie<br />
bestimmte Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen. Erfüllen sie diese nicht, werden sie so<br />
lange behandelt, bis <strong>der</strong> gewünschte Zustand erreicht ist. In <strong>der</strong> Schweiz gibt<br />
es fünf Typen von Deponien. Sie werden mit den Buchstaben A bis E<br />
bezeichnet. Diese stehen in aufsteigen<strong>der</strong> Folge für zunehmendes<br />
Gefährdungspotenzial <strong>der</strong> abgelagerten Abfälle (z. B.: Typ A = keine Gefahr,<br />
Typ E = grosses Gefahrenpotenzial). Die Zulassung zur Deponierung wird<br />
anhand von Schadstoffen gemessen, die <strong>der</strong> Gegenstand trägt.<br />
Das Umweltschutzgesetz (USG) schreibt in Artikel 30c Absatz 1 vor:<br />
"Abfälle müssen für die Ablagerung so behandelt werden, dass sie möglichst<br />
wenig organisch gebundenen Kohlenstoff enthalten und möglichst<br />
wasserunlöslich sind."<br />
96
Typ A<br />
Deponien des Typs A sind für Abfälle wie beispielsweise Aushub- und<br />
Ausbruchsmaterial bestimmt. Verdacht auf Verschmutzung können bei<br />
diesem Abfallstoff ausgeschlossen werden. Die Deponie hat keine beson<strong>der</strong>s<br />
grossen Anfor<strong>der</strong>ungen für die Lagerung.<br />
Typ B<br />
In den Deponien des Typs B sind einzelne bezeichnete Abfälle zugelassen<br />
sowie mineralische Abfälle, sofern die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Schadstoffe erfüllt<br />
werden. Bei diesem Typ von Deponie wird auch von einer Inertstoffdeponie<br />
gesprochen. Das Wort "Inert" hat seine Wurzel im Lateinischen und bedeutet<br />
"unbeteiligt", "untätig" o<strong>der</strong> "träge". Inerte Stoffe reagieren wenig o<strong>der</strong> gar<br />
nicht auf Umwelteinflüsse und geben fast keine Schadstoffe an die Umwelt<br />
ab. Auf Inertstoffdeponien dürfen nur gesteinsähnliche Materialien<br />
abgelagert werden, aus denen sich Schadstoffe nur sehr schwer lösen.<br />
Typ C<br />
Deponien des Typs C sind für die Ablagerung restmetallhaltiger,<br />
anorganischer und schwer löslicher Abfälle vorgesehen. Das bedingt meist<br />
<strong>der</strong>en vorgängige Behandlung, um Belastungen weitgehend zu eliminieren.<br />
Typ D<br />
Verbrennungsrückstände werden als "Schlacke" bezeichnet. "Schlacke"<br />
entsteht auch bei <strong>der</strong> Verbrennung in einer KVA. Dieser Abfall kommt<br />
typischerweise in <strong>der</strong> Deponie Typ D vor.<br />
Typ E<br />
Die Deponie Typ E enthält Abfälle, welche hohe Schadstoffe mitführen. Bei<br />
diesen Produkten ist mit chemischen o<strong>der</strong> biologischen Prozessen zu rechnen.<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen an diesen Deponietyp sind beson<strong>der</strong>s streng. Standort<br />
und Ausführung, Abgas- und Sickerwasserüberwachung sind strikt<br />
reglementiert.<br />
Deponiebezeichnung<br />
Typ A<br />
Anlagetyp<br />
Aushub- und<br />
Ausbruchsmaterial<br />
Produktbeispiele<br />
Kies, Erde, Sand<br />
Typ B Inertstoff Backsteine, Ziegel, Beton<br />
97
Typ C Reststoff Verschmutztes Erdreich,<br />
Strassenwischgut<br />
Typ D Schlacke Verbrennungsrückstände aus<br />
<strong>der</strong> KVA<br />
Typ E Reaktor Isolationsmaterial,<br />
Asbestrückstände,<br />
Teerhaltiger Ausbauasphalt<br />
6.4.2 Verbrennung - Kehrichtverbrennungsanlage (KVA)<br />
In <strong>der</strong> Schweiz müssen sämtliche brennbaren, nicht verwertbaren Abfälle in<br />
geeigneten Anlagen verbrannt werden. Der grösste Teil dieser Stoffe gelangt<br />
in eine <strong>der</strong> 30 Kehrichtverbrennungsanlagen <strong>der</strong> Schweiz. Deponiert werden<br />
nur die Schlacke und die Filterrückstände.<br />
Das Umweltschutzgesetz (USG) schreibt in Artikel 30c Absatz 2 vor:<br />
"Abfälle dürfen ausserhalb von Anlagen nicht verbrannt werden;<br />
ausgenommen ist das Verbrennen natürlicher Wald-, Feld- und<br />
Gartenabfälle, wenn dadurch keine übermässigen Immissionen entstehen."<br />
Auch in den kommenden Jahren wird das Verbrennen von Abfall ein<br />
wichtiger Entsorgungsweg für die Schweiz bleiben. Durch die Verbrennung<br />
von Abfall werden im Wesentlichen drei Ziele erreicht: Reduktion von<br />
Volumen und Gewicht, Reduktion von Schadstoffemissionen,<br />
Energieerzeugung und Fernwärmenutzung.<br />
Reduktion von Volumen und Gewicht<br />
Durch die Verbrennung wird das Abfallvolumen um 90 Prozent und das<br />
Gewicht um 75 Prozent verringert. Diese Reduktion ist wichtig, um<br />
Deponieplatz einzusparen. Schlacke ist zudem ein homogener Stoff, <strong>der</strong> gut<br />
eingebaut und verdichtet werden kann.<br />
98
Reduktion von Volumen und Gewicht in <strong>der</strong> KVA<br />
Reduktion von Schadstoffemissionen<br />
Brennbarer Abfall, <strong>der</strong> in Deponien verrottet, setzt grosse Mengen<br />
klimaschädlicher Gase frei, insbeson<strong>der</strong>e Methangas und CO2. Die<br />
individuelle Verbrennung in Cheminées o<strong>der</strong> im Garten verursacht zusätzlich<br />
eine hohe Luftverschmutzung durch Feinstaub und weitere schädliche Stoffe.<br />
In den letzten Jahren ist viel Geld in die Verbesserung <strong>der</strong><br />
Kehrichtverbrennungsanlagen investiert worden, beson<strong>der</strong>s in die Ausrüstung<br />
zur Reinigung <strong>der</strong> Rauchgase. Mit Elektrofiltern werden Flugasche und Staub<br />
zurückgehalten. Gasförmige Schadstoffe wie Schwefeldioxid und Salzsäure<br />
werden weitgehend mittels Rauchgaswaschanlagen entfernt. Seit 2002 sind<br />
überall Rauchgasentstickungsanlagen (DeNOx) in Betrieb. Diese funktionieren<br />
wie Katalysatoren in Autos. Der Anteil <strong>der</strong> KVA an <strong>der</strong> Emission von Stickoxiden<br />
konnte seit 1995 von 3,1 Prozent auf 0,9 Prozent reduziert werden.<br />
Im August 2014 wurde eine Vereinbarung unterzeichnet, welche zum Ziel hat,<br />
die Emissionen aus <strong>der</strong> Abfallverbrennung zu reduzieren und Anreize für eine<br />
effizientere Energienutzung in Kehrichtverwertungsanlagen zu setzen. Die 30<br />
Kehrichtverbrennungsanlagen in <strong>der</strong> Schweiz produzieren rund 5 Prozent <strong>der</strong><br />
gesamten Treibhausgasemissionen des Landes. Die Vereinbarung sieht eine<br />
weitere Reduktion <strong>der</strong> sogenannten Netto-CO2-Emissionen aus <strong>der</strong><br />
Abfallverbrennung vor.<br />
Die drei Filtertypen zur Reinigung <strong>der</strong> Rauchgase in einer Kehrichtverbrennungsanlage.<br />
Energieerzeugung und Fernwärmenutzung<br />
Eine KVA mit Wärme-Kraft-Kopplung kann rund 25 Prozent <strong>der</strong><br />
Verbrennungsenergie in elektrischen Strom umwandeln. Die restlichen 75<br />
Prozent können als Wärme verwendet werden. Von <strong>der</strong> im Abfall enthaltenen<br />
Energie geht ein Teil über den Kamin o<strong>der</strong> die erwärmte Schlacke und Asche<br />
verloren. Ein weiterer Wärmeverlust entsteht durch Anlagenteile, die nicht<br />
99
hun<strong>der</strong>tprozentig isoliert sind. Durch die Wärmenutzung werden jährlich etwa<br />
215'000 Tonnen an Erdölprodukten eingespart, die vom Ausland importiert<br />
werden müssten.<br />
Sammelstellen<br />
Die KVA ist nicht nur eine Verbrennungsanlage, son<strong>der</strong>n auch zentrale<br />
Sammelstelle für alle Arten von Abfällen in einer Region; sie steht auch<br />
Privatpersonen zur Verfügung. Durch Bürgernähe und entsprechende<br />
Dienstleistungen trägt eine KVA dazu bei, dass weniger Abfälle wild<br />
deponiert, unsachgemäss entsorgt o<strong>der</strong> im Garten verbrannt werden. Die<br />
Kunden werden bei <strong>der</strong> Kategorisierung <strong>der</strong> angelieferten Gegenstände und<br />
Abfallstoffe beraten und bei <strong>der</strong> Wahl des richtigen Abladeortes unterstützt.<br />
6.4.3 Recycling<br />
Der dritte Entsorgungsweg wird als Königsweg <strong>der</strong> Entsorgung gesehen: das<br />
Recycling.<br />
Unter Recycling versteht man den Prozess des Sammelns, Sortierens,<br />
Aufbereitens und<br />
stofflichen Verwertens.<br />
Recycling ist eine Vielfachnutzung <strong>der</strong> Rohstoffe durch geschlossene<br />
Kreislaufführung <strong>der</strong> Wertstoffe. Wird ein Rohstoff aus entsorgtem Material<br />
gewonnen, spricht man von Sekundärrohstoff. Recycling o<strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>verwerten bedeutet, einer Sache wie<strong>der</strong> einen Wert zu geben. Wer<br />
Speiseresten verwertet, statt sie wegzuwerfen, stellt daraus etwas her, das<br />
wie<strong>der</strong> einen Wert hat, zum Beispiel eine Suppe. Abfall kann somit den<br />
Rohstoff für Erzeugnisse liefern, die entwe<strong>der</strong> für den ursprünglichen o<strong>der</strong> für<br />
einen an<strong>der</strong>en Zweck aufbereitet werden. Die Idee <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung<br />
von Abfällen ist nicht neu. Bereits im antiken Rom wurden Exkremente<br />
100
eingesammelt und den Bauern im Umland als Dünger verkauft. Später waren<br />
es sogenannte Lumpensammler, die sich um das Einsammeln, Sortieren und<br />
Weiterleiten von textilen Abfällen kümmerten. Auch die Verwertung an<strong>der</strong>er<br />
Abfälle war selbstverständlich. Aus Lebensmittelabfall wurde Haustierfutter<br />
gemacht, aus Knochen und Haaren sonstige nützliche Dinge. Holz- und<br />
Papierabfälle verheizte man, und Metallteile wurden eingeschmolzen o<strong>der</strong><br />
umgeschmiedet. Dieses frühere Verhalten zeigt, dass Recycling nichts Neues<br />
ist. Durch den Einsatz von ökologischen und ökonomischen Anreizen sollen<br />
auch heute wie<strong>der</strong> möglichst viele Produkte rezykliert werden.<br />
Industrialisierung<br />
Mit <strong>der</strong> Industrialisierung verän<strong>der</strong>te sich die Menge und Zusammensetzung<br />
des Abfalls. Die ersten Verbrennungsöfen für Kehricht entstanden in London.<br />
Der erste Verbrennungsofen in <strong>der</strong> Schweiz ging 1904 in Zürich in Betrieb.<br />
Nach den beiden Weltkriegen im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t nahm <strong>der</strong> Wohlstand <strong>der</strong><br />
Bevölkerung zu. Die Menschen konnten sich Luxusgüter leisten, die in einer<br />
aufwendigen Verpackung verkauft wurden. Die zahlreichen Flaschen,<br />
Alufolien, Frischhaltebeutel und Blechdosen führten zu einem akuten<br />
Müllnotstand.<br />
Ein Haushalt, <strong>der</strong> früher mit etwa 150 Dingen auskam, benötigt heute mehr als<br />
20'000 Gegenstände, von <strong>der</strong> Zahnbürste hin bis zum Haarfestiger, vom<br />
Laptop bis zum Fernseher. Wer etwas nicht wegwirft, vermin<strong>der</strong>t die<br />
Abfallmenge und schont wertvolle Rohstoffe. Die Menge nicht<br />
nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoffe ist begrenzt. Sie werden eines Tages<br />
aufgebraucht sein. Die Wie<strong>der</strong>verwertung reduziert nicht nur die<br />
Abfallmenge, sie spart auch Rohstoffe.<br />
"Wenn viele kleine Leute mit vielen kleinen Schritten viele kleine Dinge tun,<br />
dann ist Verän<strong>der</strong>ung möglich."<br />
- chinesisches Sprichwort<br />
101
Bedeutung von Recycling<br />
Recycling vermin<strong>der</strong>t die Abfallmenge, schont knapper werdende Rohstoffe,<br />
reduziert den CO2-Austoss und hilft, Energie einzusparen. "Abfall" ist <strong>der</strong><br />
stofflichen Wie<strong>der</strong>verwertung zurückzuführen, wenn dadurch eine kleinere<br />
Umweltbelastung als aus <strong>der</strong> Beseitigung des Abfalls und <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Neuproduktion entsteht. Zudem soll die Wie<strong>der</strong>verwertung längerfristig<br />
betriebswirtschaftlich gesichert sein. Die Rezyklierung (Wie<strong>der</strong>verwertung)<br />
setzt sich nur durch, wenn sie auch betriebswirtschaftlich rentabel ist (z. B.<br />
Glas). Die bis heute gewonnenen Erfahrungen zeigen, dass zuverlässige<br />
Rentabilitätsberechnungen äusserst schwierig sind. Weil die Weltmarktpreise<br />
<strong>der</strong> Basisrohstoffe stark schwanken, können Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen sich<br />
schnell än<strong>der</strong>n (die Qualität des Abfalls kann nicht so rasch verän<strong>der</strong>t<br />
werden). Dem Recycling sind technische Grenzen gesetzt, weil viele <strong>der</strong><br />
heute verwendeten Stoffe und Verbundstoffe nicht o<strong>der</strong> nur begrenzt<br />
recycliert werden können. Ebenfalls fällt eine Vielzahl <strong>der</strong> Anwendungen nur<br />
in Kleinstmengen an, was eine Rückgewinnung praktisch unmöglich macht.<br />
1 Tonne rezyklierte...<br />
…Aluminiumverpackungen sparen so viel Umweltbelastung ein wie 30‘500<br />
km Autofahrt generieren <strong>–</strong> das ist 30 Mal die Strecke Zürich-Barcelona.<br />
… Elektro- und Elektronikgeräte (inkl. Leuchtmittel) sparen so viel<br />
Umweltbelastung ein, wie 247'500 km Zugfahrt mit <strong>der</strong> SBB generieren <strong>–</strong> das<br />
ist 48 Mal das gesamte Schweizer Schienennetz.<br />
…Textilien und Schuhe sparen so viel Umweltbelastung ein, wie 26'400<br />
Flugkilometer o<strong>der</strong> etwa 4 Mal die Flugstrecke Zürich-New York generieren.<br />
…Weiss- / Stahlblech sparen so viel Umweltbelastung ein, wie 14‘500 WC-<br />
Papierrollen (FSC) generieren.<br />
…Batterien und Akkus sparen so viel Umweltbelastung ein, wie 2'652 Liter<br />
Heizöl generieren.<br />
…PET-Getränkeflaschen sparen so viel Energie ein, wie eine 12 Watt-<br />
Energiesparlampe während 52 Jahren benötigt.<br />
…Glasverpackungen sparen so viele Umweltbelastungen ein, wie die<br />
durchgehende Nutzung eines Laptops während 1,7 Jahren generiert.<br />
Quelle: swissrecycling.ch<br />
102
Redistribution und Distribution<br />
Die Redistribution befasst sich mit <strong>der</strong> Rückführung von Stoffen, Produkten,<br />
Teilen, Verpackungen und Transportmitteln während und nach <strong>der</strong><br />
Distribution.<br />
Verwertete Siedlungsabfälle aus Haushalt und Gewerbe<br />
Wie gut die Rückführung von Abfällen und Wertstoffen funktioniert, hängt oft<br />
vom Sammelsystem ab. Wenn <strong>der</strong> Verbraucher kilometerweit zur nächsten<br />
Sammelstelle fahren muss, ist die Versuchung gross, für die Entsorgung den<br />
"nächsten" Weg zu wählen. Siedlungsabfälle werden deshalb in<br />
regelmässigen Abständen durch die Kehrichtabfuhr abgeholt. Für Wertstoffe<br />
und umweltbelastende Stoffe stehen in den meisten Gemeinden kommunale<br />
Sammelstellen zur Verfügung.<br />
Kommunale Sammelstelle für Glas<br />
Mit einer Recyclingquote von 53 Prozent gehört die Schweiz in Europa zu den<br />
Spitzenreitern. Dennoch sollten sich die Bürgerinnen und Bürger nicht<br />
zurücklehnen, denn eine korrekte und konsequente Abfalltrennung ist auch in<br />
Zukunft wichtig. Die Wie<strong>der</strong>verwertung von Wertstoffen hat viele wichtige<br />
Funktionen: Es werden Ressourcen geschont, Energie gespart, die CO2-<br />
Belastung reduziert und Sekundär-Rohstoffe geschafft.<br />
Im Jahr 2020 hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) folgende Recycling-<br />
Quoten publiziert:<br />
Menge pro<br />
Einwohner<br />
Menge<br />
Gesamt<br />
Quote<br />
Altpapier (Papier und Karton) 139.9 Kg 1'209'000 t 82 %<br />
in zentralen Anlagen kompostierte<br />
o<strong>der</strong> vergärte biogene Abfälle (ohne<br />
Hauskompost)<br />
162.5 Kg 1'405'000 t -<br />
Altglas 41.2 Kg 356'000 t 94 %<br />
103
davon Glasflaschen 34.1 Kg 295'000 t<br />
Elektrische und elektronische Geräte 15.2 Kg 131'000 t -<br />
Textilien 6.4 Kg 55'400 t -<br />
PET-Getränkeflaschen 4.2 Kg 36'300 t 81 %<br />
Weissblech (Konservendosen +<br />
Deckel)<br />
1.4 Kg 12'400 t -<br />
Aluminiumverpackungen<br />
1.5 Kg<br />
13'300 t<br />
94 %<br />
davon Getränkedosen<br />
1.3 Kg<br />
11'500 t<br />
Batterien 0.4 Kg 3'111 t 64 %<br />
Gesamtmenge rezykliert<br />
(Haushalt und Gewerbe)<br />
372.7 Kg 3'221'511 t 53 %<br />
Berührungspunkte Distribution und Redistribution<br />
Die Distribution und die Redistribution kann man nicht einzeln betrachten.<br />
Wenn ein Verteilbetrieb Ware in die Filialen ausliefert (Distribution), werden auf<br />
<strong>der</strong> Rückfahrt (Redistribution) das Leergebinde und <strong>der</strong> Abfall von den Filialen<br />
in den Verteilbetrieb zurückgenommen. Das steigende Umweltbewusstsein<br />
und die Kosten <strong>der</strong> Entsorgung führen dazu, dass bei <strong>der</strong> Distribution von<br />
Gütern auch die Redistribution mit einbezogen wird.<br />
Ein Beispiel aus dem Detailhandel<br />
Die Verkaufsstellen werden durch einen Verteilbetrieb mit Waren und Gütern<br />
versorgt. Die Verkaufsstelle dient in erster Linie dem Verkauf. In je<strong>der</strong><br />
Verkaufsstelle fallen aber auch Abfälle an, hauptsächlich:<br />
• verdorbene, unbrauchbare o<strong>der</strong> beschädigte Waren<br />
• Verpackungsmaterialien<br />
• Rücknahmen von Kunden (PET-Flaschen, Glasflaschen, Elektrogeräte,<br />
Batterien)<br />
Im Detailhandel ist <strong>der</strong> Verteilbetrieb in <strong>der</strong> Regel die zentrale<br />
Rücknahmestelle für die Verkaufsstellen. Die Abfälle werden nicht nur<br />
zurückgenommen, son<strong>der</strong>n auch getrennt und dem richtigen<br />
Entsorgungsweg zugewiesen. Auch die Kunden entsorgen ihre Abfälle<br />
teilweise über die Verkaufsstellen. Dies betrifft vor allem unbrauchbar<br />
104
gewordene Produkte, die von den Verkaufsstellen zurückgenommen werden<br />
müssen. Der Rest wird entwe<strong>der</strong> über die kommunalen Einrichtungen<br />
entsorgt o<strong>der</strong> (weniger häufig) direkt einer Entsorgungsstelle o<strong>der</strong> dem<br />
Recycling übergeben.<br />
Transportsysteme<br />
Bevor man den Abfall verwerten kann, braucht es ein Transportsystem o<strong>der</strong><br />
Transportkonzept, das den Abfall (Rohstoff) zu den entsprechenden Stellen<br />
transportiert.<br />
a ) Bringsystem<br />
Wenn <strong>der</strong> Kunde selbst für den Transport <strong>der</strong> Rückstände zu den<br />
Sammelstellen sorgt o<strong>der</strong> damit direkt zur Entsorgungsanlage fährt, sprechen<br />
wir von einem Bringsystem. Ab <strong>der</strong> Sammelstelle kommt ein Holsystem zum<br />
Zug. Transportfahrzeuge fahren die Sammelstellen regelmässig an und holen<br />
die vollen Sammelbehälter ab. Sammelstellen funktionieren in <strong>der</strong> Regel nur,<br />
wenn sie überwacht und betreut sind.<br />
b ) Holsystem<br />
105
Das bekannteste Holsystem ist die Müllabfuhr in den Siedlungen. Die jüngste<br />
Erhebung des BAFU zeigt, dass durch die Müllabfuhr jährlich insgesamt 3,12<br />
Millionen Tonnen Abfall entsorgt werden. 3,01 von den 3,12 Millionen Tonnen<br />
werden in Kehrichtverbrennungsanlagen transportiert und verbrannt. Rund<br />
100'000 Tonnen werden in Deponien abgelagert.<br />
Finanzierung von Recycling<br />
Der vorgezogene Entsorgungsbeitrag VEB (Vorgezogener<br />
Recyclingbeitrag,VRB): Einige Produzenten o<strong>der</strong> Importeure verlangen von<br />
den Konsumentinnen und Konsumenten einen Beitrag für die Entsorgung, <strong>der</strong><br />
im Preis des Produkts inbegriffen ist. Das System funktioniert innerhalb des<br />
Marktes, und das Mitmachen ist freiwillig. Das Geld kommt in einen Fonds, <strong>der</strong><br />
von einem Verein verwaltet wird. Dieser ist für Sammlung, Transport und<br />
Recycling <strong>der</strong> gebrauchten Verpackungen o<strong>der</strong> Produkte verantwortlich. Der<br />
Weg vom Konsumenten bis zum Entsorger ist aber je nach Branche<br />
verschieden. Für die Sammlung und den Transport einiger Stoffe müssen<br />
immer noch die Gemeinden aufkommen (Bring- o<strong>der</strong> Holsysteme). Die<br />
Finanzierung erfolgt über die Grundgebühr. Im besten Fall bekommt die<br />
Gemeinde vom Entsorger einen Kostenanteil zurück. Dieser Betrag deckt aber<br />
meistens nur einen Teil <strong>der</strong> entstandenen Kosten. Beispiele dafür sind<br />
Weissblech und PET.<br />
Die vorgezogene Entsorgungebühr VEG (Vorgezogene Recyclinggebühr,<br />
VRG): Artikel 32a Absatz 1 des Umweltschutzgesetzes (USG) besagt, dass die<br />
Hersteller und Importeure von Produkten, die nach Gebrauch als Abfall<br />
anfallen und son<strong>der</strong>behandelt o<strong>der</strong> verwertet werden sollen, dazu gebracht<br />
werden können, einer vom Bund beauftragten und beaufsichtigten privaten<br />
Organisation eine vorgezogene Entsorgungsgebühr zu entrichten. Die Höhe<br />
<strong>der</strong> Gebühr wird vom Eidgenössischen Departement des Innern (EDI)<br />
bestimmt und ist abhängig vom Produkt. Eine private o<strong>der</strong> öffentlichrechtliche<br />
Organisation wird beauftragt, die Entsorgung und Verteilung <strong>der</strong><br />
Mittel zu organisieren. Beim Kauf einer Batterie wird eine Entsorgungsgebühr<br />
bezahlt (durchschnittlich 20 Rappen), die danach in einen Fonds fliesst. Alle<br />
Händler sind verpflichtet, Batterien o<strong>der</strong> Akkumulatoren bis zu einem Gewicht<br />
von 5 kg von den Verbraucherinnen zurückzunehmen. Die im Fonds<br />
gesammelten Gebühren stehen einer privaten Organisation, <strong>der</strong><br />
Batterieentsorgungs-Selbsthilfe-Organisation (Beso), zur Verfügung. Sie<br />
organisiert die Sammlung von Batterien und liefert sie an zwei<br />
106
Entsorgungsfirmen (Batrec AG und Recymet SA). Die Beso ist auch für die<br />
Werbung für die Rückgabepflicht verantwortlich.<br />
Recycling-Organisationen in <strong>der</strong> Schweiz<br />
Kompostierung von Grüngut<br />
Das Kompost Forum Schweiz ist eine Plattform für<br />
interessierte Kompostfreunde, professionelle<br />
Grüngutverwerter und Verantwortliche in<br />
Städten, Gemeinden und Kantonen.<br />
http://www.kompost.ch<br />
Recycling von Aludosen<br />
Die Genossenschaft Igora engagiert sich für das<br />
Sammeln und Recycling von leeren<br />
Aluverpackungen und hat ein Sammel- und<br />
Recyclingkonzept entwickelt.<br />
http://www.igora.ch<br />
PET-Recycling<br />
Der Verein PET-Recycling Schweiz wurde 1990<br />
gegründet und befasst sich seit Inkrafttreten <strong>der</strong><br />
Verordnung über Getränkeverpackungen mit <strong>der</strong><br />
Sammlung von PET-Getränkeflaschen.<br />
http://www.petrecycling.ch<br />
Batterie-Recycling<br />
INOBAT steht für "Interessenorganisation<br />
Batterieentsorgung". Sie ist als Genossenschaft<br />
des privaten Rechts organisiert und zählt rund 140<br />
Mitglie<strong>der</strong> aus Produktion, Import und Handel.<br />
http://www.inobat.ch<br />
Recycling von Papier und Karton<br />
Der "Verein Recycling Papier + Karton" ist ein<br />
Zusammenschluss aus Firmen und Organisationen<br />
<strong>der</strong> Papierkette, die mit Fragen <strong>der</strong> Entsorgung<br />
von gebrauchtem Papier und <strong>der</strong><br />
Entsorgungslogistik konfrontiert sind.<br />
http://www.altpapier.ch<br />
107
Recycling von Weissblech<br />
FERRO Recycling, <strong>der</strong> Verein zur För<strong>der</strong>ung des<br />
Recyclings von Konservendosen aus Stahlblech,<br />
wurde 1987 gegründet.<br />
http://www.ferro.ch<br />
Recycling von Altglas<br />
Vetrorecycling ist eine Abteilung <strong>der</strong> Vetropack,<br />
eines führenden Unternehmens <strong>der</strong><br />
Verpackungsindustrie mit Glas-<br />
Produktionsbetrieben in <strong>der</strong> Schweiz, Österreich,<br />
Tschechien, <strong>der</strong> Slowakei, Kroatien und <strong>der</strong><br />
Ukraine.<br />
http://www.vetrorecycling.ch<br />
Entsorgung und Recycling von Elektrogeräten<br />
Stiftung Entsorgung Schweiz (SENS) ist eine<br />
unabhängige, neutrale, gemeinnützige Stiftung.<br />
Zweck ist die För<strong>der</strong>ung von privatwirtschaftlich<br />
organisierten Entsorgungslösungen.<br />
http://www.sens.ch<br />
Entsorgung und Recycling von Elektronikgeräten<br />
SWICO Recycling ist eine neutrale Kommission. Sie<br />
entsorgt ausrangierte Elektro- und<br />
Elektronikgeräte aus den Bereichen Informatik,<br />
Unterhaltungselektronik, Büro, Telekommunikation,<br />
grafische Industrie sowie Mess- und<br />
Medizinaltechnik.<br />
http://www.swicorecycling.ch<br />
Entsorgung von Leuchtmitteln<br />
Die Schweizer Licht Gesellschaft (SLG) hat für die<br />
fachgerechte Entsorgung von Leuchtmitteln die<br />
Stiftung Licht Recycling Schweiz (SLRS) gegründet.<br />
http://www.slrs.ch<br />
108
Organische Stoffe<br />
Kompostierung<br />
Rund ein Drittel <strong>der</strong> Siedlungsabfälle kann kompostiert werden. Dies<br />
geschieht einerseits dezentral, durch Gartenbesitzer mit eigener<br />
Kompostierung und an<strong>der</strong>erseits durch die öffentliche Grünabfuhr, die das<br />
gesammelte Grüngut an Grosskompostieranlagen liefert. Kompostieranlagen<br />
erzeugen aus Grüngut wertvollen Kompost, <strong>der</strong> als Dünger o<strong>der</strong><br />
Bodenverbesserer genutzt werden kann.<br />
Wie entsteht Kompost? Nach dem Anhäufen verrotten<strong>der</strong> organischer Stoffe<br />
beginnen relaschnell die Abbauvorgänge durch Mikroben. Es ist im Prinzip<br />
eine "Verwesung" ohne Luftzufuhr. In dieser Phase werden übelriechende<br />
Stoffwechselprodukte wie Methan, Schwefelwasserstoff, Ammoniak und<br />
Buttersäure freigesetzt. Im Innern eines Komposthaufens können<br />
Temperaturen von 50 <strong>–</strong> 70 °C entstehen. Dadurch werden Unkrautsamen,<br />
Keimlinge und Schadorganismen abgetötet. Danach kühlt sich <strong>der</strong> Kompost<br />
ab und wird durch Kleintiere wie Bodenmilben, Tausendfüssler, Asseln und<br />
Kompostwürmer zerkleinert. Er färbt sich zunehmend schwarz. Nach <strong>der</strong><br />
vollständigen Reifung ist <strong>der</strong> Kompost krümelig, erdig und duftet nach<br />
Waldboden.<br />
Erzeugung von Biogas: Eine Biogasanlage dient <strong>der</strong> Erzeugung von Biogas<br />
durch Vergärung von Biomasse. In landwirtschaftlichen Biogasanlagen<br />
werden meist Gülle und Pflanzensilage vergoren. Verschiedene<br />
109
Mikroorganismen wandeln die Biomasse in Methan und Kohlendioxid um. In<br />
den meisten Biogasanlagen wird das entstandene Gas vor Ort in einem<br />
Blockheizkraftwerk zu Wärme, Strom o<strong>der</strong> Bio-Treibstoff umgewandelt.<br />
Biogasanlage in Henniez VD<br />
Papier<br />
Papier war wohl einer <strong>der</strong> ersten Stoffe, <strong>der</strong> systematisch gesammelt wurde.<br />
Ganze Generationen von Menschen haben in ihrer Schulzeit Altpapier<br />
gesammelt. Das Rohmaterial für die Herstellung von Papier ist Holz, also ein<br />
nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoff. Die Nutzung von Holz für die Herstellung<br />
hochwertiger Papiere ist durchaus sinnvoll. Für viele Anwendungen ist<br />
Recyclingpapier jedoch zweckmässiger. Papier kann nicht beliebig oft<br />
wie<strong>der</strong>verwertet werden. Die Papierfasern werden immer kürzer. Deshalb<br />
muss im Altpapier immer ein gewisser Anteil hochwertiger Materialien sein. Aus<br />
Recyclingmaterial werden vor allem Zeitungspapier und Karton hergestellt.<br />
Unter dem Namen "Recycling Papier + Karton" dient ein Verein den Firmen<br />
und Organisationen <strong>der</strong> Papierbranche als Forum für den Erfahrungs- und<br />
Gedankenaustausch.<br />
Anorganische Stoffe<br />
Metall<br />
Metalle gehören zu den wertvollsten Rohstoffen. Die Wie<strong>der</strong>verwertung spart<br />
nicht nur Kosten, son<strong>der</strong>n vor allem auch Energie.<br />
a.) Eisenhaltiges Metall<br />
Eisenhaltig sind im Haushalt vor allem die Konservendosen, was mit einem<br />
Magnet einfach nachzuprüfen ist. Wird die Dose angezogen, ist sie aus Stahl<br />
(Eisen). Als Schutz gegen Korrosion ist die Oberfläche von Konservendosen<br />
meistens mit Zinn beschichtet. Der Fachausdruck dafür ist Weissblech. Billige<br />
Blechdosen sind verzinkt. Je nach Inhalt sind die Dosen innen auch mit<br />
110
Kunststoff beschichtet. Das Sammeln von Blechdosen ist in <strong>der</strong> Schweiz weit<br />
verbreitet. In den meisten Gemeinden stehen Sammelbehälter zur Verfügung.<br />
b.) Aluminium<br />
Im Alltag ist Aluminium kaum mehr wegzudenken. Das Pausenbrot wird in<br />
Alufolie eingewickelt, den Senf drückt man aus <strong>der</strong> Alu-Tube und wenn man<br />
Durst hat, öffnet man eine Alu-Getränkedose. In <strong>der</strong> Bevölkerung ist das<br />
Sammeln von Aluminium gut verankert. Aluminium kann eingeschmolzen und<br />
fast ohne Qualitätsverlust zu neuen Produkten verarbeitet werden. Die<br />
Aluminiumherstellung aus Bauxit, dem eigentlichen Rohmaterial, ist<br />
ausserordentlich energieaufwendig. Sie benötigt rund 20 Mal mehr Energie als<br />
das Einschmelzen von Alt-Aluminium. Seit 20 Jahren beschäftigt sich die<br />
IGORA mit dem Sammeln und Recycling von leeren Aluverpackungen.<br />
Gemeinsam mit <strong>der</strong> Getränke- und Aluminiumindustrie erarbeitete die<br />
Genossenschaft ein Sammel- und Recyclingkonzept, das nicht auf Zwang,<br />
son<strong>der</strong>n auf Freiwilligkeit basiert. Die Aluverpackung hat durch Produkte wie<br />
Energiegetränke einen grossen Aufschwung erfahren.<br />
Glas<br />
a.) Sammlung<br />
Altglas wird zum grössten Teil über permanente kommunale Sammelstellen<br />
entsorgt. Insgesamt stehen in <strong>der</strong> Schweiz heute rund 22'000 öffentliche<br />
Glascontainer zur Verfügung. Von dort wird Altglas zuerst in regionale<br />
Zwischenlager und anschliessend in 25-Tonnen-Einheiten per Bahn zu den<br />
Aufbereitungsanlagen transportiert. Um das Sammeln und den Transport zur<br />
Aufbereitung kümmert sich heute ein Netz von 45 Firmen mit <strong>der</strong><br />
erfor<strong>der</strong>lichen Infrastruktur und dem nötigen Know-how. Dabei legt das<br />
Altglas nur rund 25 km auf <strong>der</strong> Strasse zurück <strong>–</strong> von den permanenten<br />
Sammelstellen zum nächsten regionalen Zwischenlager. Der ganze Glas-<br />
Recycling Prozess basiert auf einigen Jahren Erfahrung.<br />
b.) Aufbereitung zu Glasflaschen<br />
Auf dem Sortierför<strong>der</strong>band werden Fehlfarben, Porzellan, Keramik und an<strong>der</strong>e<br />
Fremdkörper manuell aussortiert. Im Glasbrecher erhalten die Scherben eine<br />
für den Schmelzprozess optimale Körnung. In <strong>der</strong> Siebrinne werden weitere<br />
Fremdmaterialien und Überkorngrössen ausgeschieden. Metall- und<br />
111
Keramikteile werden mittels Magnettrommel, Metall- und Keramikabschei<strong>der</strong><br />
aussortiert sowie Papier und an<strong>der</strong>e leichte Materialien durch die<br />
Absauganlage entfernt. Nach einer letzten Kontrolle wird das aufbereitete<br />
Altglas <strong>der</strong> Glasproduktion zugeführt. Neben Altglas, das bis zu 90 Prozent<br />
ausmacht, sind die wichtigsten Rohstoffe für die Glasherstellung Quarzsand,<br />
Kalk und Soda. Bei rund 1600 °C wird die Rohstoffmischung geschmolzen. Von<br />
<strong>der</strong> ständig nachfliessenden Glasschmelze werden über eine Rinne glühende<br />
Glastropfen abgeschnitten und <strong>der</strong> Vorform zugeführt. Die endgültige<br />
Flaschenform erhält <strong>der</strong> Vorformling in <strong>der</strong> Fertigform. Die fertige Flaschenform<br />
wird durch Druckluft und <strong>der</strong> Fertigform erstellt. Die noch rot glühende Flasche<br />
wird im Kühlofen langsam abgekühlt, um die Materialspannungen<br />
auszugleichen. Eine anschliessende Oberflächenbehandlung schützt die<br />
Glasbehälter zusätzlich vor Kratzern und verbessert die Bruchfestigkeit.<br />
Kunststoff<br />
a.) Tiefe Sammelquote bei Kunststoffen<br />
In <strong>der</strong> Schweiz werden lediglich rund 50'000 Tonnen Kunststoffabfälle separat<br />
gesammelt und stofflich verwertet. Dieser im Vergleich zu an<strong>der</strong>en<br />
Werkstoffen <strong>–</strong> z. B. Glas <strong>–</strong> tiefe Anteil <strong>der</strong> stofflichen Verwertung hat mehrere<br />
Ursachen. So fehlt für Kunststoff eine gut eingespielte Verwertungsindustrie mit<br />
entsprechenden Märkten. Ein wichtiger Grund ist auch die Vielzahl<br />
unterschiedlicher Kunststoffsorten. Je nach Verwendungszweck enthalten<br />
112
Kunststoffe verschiedene Additive wie Weichmacher, Stabilisatoren, Pigmente<br />
o<strong>der</strong> Flammschutzmittel. Das erschwert die sortenreine Sammlung.<br />
b.) PET-Flaschen<br />
PET ist die Abkürzung für den Kunststoff namens Polyethylenterephthalat, was<br />
so schwierig auszusprechen ist, dass meist die Abkürzung PET verwendet wird.<br />
Weltweit werden aus diesem Material jährlich 15 Milliarden Getränkeflaschen<br />
hergestellt. Im Jahr 2008 wurden in <strong>der</strong> Schweiz 35'825 Tonnen PET-Flaschen<br />
gesammelt. Der Absatz von Getränkeflaschen auf dem Schweizer Markt<br />
belief sich im gleichen Jahr auf 45'712 Tonnen. Damit erreichte die<br />
Recyclingquote 78 Prozent. 8 von 10 Flaschen werden also zurückgebracht.<br />
Die Rückführung wird mit einem vorgezogenen Recyclingbeitrag auf PET-<br />
Einweg-Getränkeflaschen ohne Pfand finanziert. PET wurde ursprünglich nicht<br />
für die Produktion von Getränkeflaschen entwickelt. Die Entwicklung begann<br />
während des Zweiten Weltkriegs, als ein Ersatzmaterial für japanische Seide zur<br />
Produktion von Fallschirmen gefunden werden musste. Das neu entdeckte<br />
Material erlangte daraufhin für viele Jahre eine grosse Bedeutung in <strong>der</strong><br />
Textilindustrie. In <strong>der</strong> Schweiz kam PET 1984 erstmals in Flaschenform auf den<br />
Markt: Henniez lieferte damals zum ersten Mal 1,6-Deziliter-PET-<br />
Mineralwasserflaschen an die Swissair.<br />
Batterien<br />
Von den etwa 3'500 Tonnen Haushaltbatterien, die jährlich in <strong>der</strong> Schweiz<br />
verkauft werden, landen lei<strong>der</strong> immer noch 30 Prozent im Kehricht. Diese Art<br />
<strong>der</strong> Entsorgung ist nicht nur unerwünscht, sie führt auch zum Verlust wertvoller<br />
Rohstoffe. Aber die Batteriehersteller und Importeure waren mittlerweile mit<br />
ihrem Engagement zur Schadstoff- und Abfallreduktion erfolgreich: Heute sind<br />
95 Prozent <strong>der</strong> hierzulande verkauften Batterien schadstoffarm. Die bis zu<br />
1'000 Mal wie<strong>der</strong>aufladbaren Akkus sowie die meisten Knopfzellen gehören<br />
hingegen zu den schadstoffreichen Batteriesorten.<br />
113
Die Rücknahme von Altbatterien erfolgt durch Batterienverkaufsstellen sowie<br />
kommunale, regionale und an<strong>der</strong>e Sammelstellen. Somit besteht ein Netz von<br />
rund 10'000 Annahmestellen, wobei die Gemeinden einen wichtigen Beitrag<br />
zur Schonung <strong>der</strong> Umwelt leisten. Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt<br />
(BAFU) verwaltet eine private Genossenschaft namens INOBAT die<br />
vorgezogene Entsorgungsgebühr (VEG), welche die Konsumentinnen und<br />
Konsumenten mit dem Kaufpreis von Batterien und Akkus entrichten. Das Ziel<br />
<strong>der</strong> INOBAT ist die Erhöhung <strong>der</strong> Sammelquote von gegenwärtig 70,6 Prozent<br />
auf den vom BAFU vorgegebenen Zielwert von 80 Prozent.<br />
Elektronische Geräte<br />
Seit 15 Jahren kümmert sich <strong>der</strong> Wirtschaftsverband Swico um die Entsorgung<br />
und das Recycling von Elektronik-Altgeräten. Im Jahr 2008 wurden 50'754<br />
Tonnen Elektronik-Altgeräte gesammelt. Aus den Geräten werden die<br />
folgenden Stoffe gewonnen:<br />
• 50 Prozent Metalle (Eisen, Aluminium, Kupfer o<strong>der</strong> Chromstahl)<br />
• 25 Prozent Kunststoffe<br />
• 15 Prozent Bildröhrenglas<br />
Leiterplatten sind mengenmässig zwar unbedeutend, enthalten aber<br />
verschiedene Edelmetalle (Gold, Silber, Palladium) und sind deshalb für die<br />
stoffliche Verwertung beson<strong>der</strong>s interessant. Knapp 1 Prozent <strong>der</strong><br />
114
verarbeiteten Menge sind Schadstoffe. Dazu gehören beispielsweise<br />
Batterien, Kondensatoren o<strong>der</strong> quecksilberhaltige Bauteile.<br />
Elektrogeräte und Leuchtmittel<br />
Die Stiftung SENS eRecycling betreibt ein gesamtschweizerisches<br />
Rücknahmesystem für elektrische und elektronische Geräte sowie für<br />
Leuchtmittel. Die Stiftung organisiert die Entsorgung für:<br />
• Haushaltkleingeräte<br />
• Haushaltgrossgeräte<br />
• Bau-, Garten- und Hobbygeräte<br />
• Spielwaren<br />
• Leuchten und Leuchtmittel<br />
6.5 Zielsetzung 2030 <strong>–</strong> die Abfallpyramide<br />
Auf nationaler Ebene gibt es zwei grundlegende Zielsetzungen zur<br />
Abfallverwertung und Abfallreduktion:<br />
• die Entkopplung <strong>der</strong> Abfallproduktion vom Wirtschaftswachstum<br />
• die Vermeidung schädlicher Auswirkungen von Abfall auf Mensch und<br />
Umwelt<br />
Das Bundesamt für Umwelt strebt bis 2030 einen gesamtwirtschaftlichen<br />
Materialkreislauf an, welcher zu 75 Prozent auf Sekundär- und nur noch zu 25<br />
Prozent auf Primärrohstoffen basiert. Die Abfallpyramide zeigt auf, wie diese<br />
Ziele erreicht werden sollen:<br />
115
Vermeiden steht über Vermin<strong>der</strong>n und Vermin<strong>der</strong>n über Verwerten (aus dem<br />
Englischen „Reduce, Reuse, Recycle“). Vermeidung hat für ein effektives<br />
Abfallmanagement somit oberste Priorität. Nur wo Abfall nicht vermieden<br />
werden kann, soll auf die Vermin<strong>der</strong>ung und schliesslich auf die Verwertung<br />
zurückgegriffen werden.<br />
6.6 Entsorgung im Logistikunternehmen<br />
In Logistikabteilungen und Logistikunternehmen fallen fast alle Arten von<br />
Abfällen an, in erster Linie aber Verpackungsmaterialien. In<br />
Produktionsunternehmen wird <strong>der</strong> Abfall aus <strong>der</strong> Produktion in <strong>der</strong> Regel über<br />
die Logistikabteilung entsorgt. Verteilbetriebe sind oft mit <strong>der</strong> Entsorgung von<br />
Rücknahmen ihrer Verkaufsstellen konfrontiert. Der Materialfluss <strong>der</strong> Abfälle<br />
und <strong>der</strong>en Bewirtschaftung richtet sich also nach den Aufgaben des<br />
Betriebes. Für die Entsorgung von Verpackungen werden meistens<br />
Ballenpressen o<strong>der</strong> Schred<strong>der</strong> eingesetzt.<br />
Ein Beispiel zu einem betrieblichen Entsorgungskonzept könnte wie folgt<br />
aussehen:<br />
116
Betriebliche Entsorgungskonzepte sind so vielfältig wie die Betriebe selbst. Das<br />
oben beschriebene Beispiel könnte auf einen mittelgrossen Verteilbetrieb<br />
zutreffen, <strong>der</strong> den Detailhandel beliefert. Nicht im Konzept enthalten ist die<br />
Entsorgung des Kehrichts aus dem eigenen Betrieb (Wischgut, Büroabfälle<br />
usw.). Logistikbetriebe können auch mit professionellen Entsorgungsfirmen<br />
zusammenarbeiten, die Ihre Dienste wie folgt anbieten:<br />
6.6.1 Checkliste als Vollzugshilfe im Entsorgungskonzept<br />
Für die Mitarbeitenden werden Checklisten als Vollzugshilfen erstellt. Die<br />
abgebildete Checkliste zeigt den einzelnen Mitarbeitenden, wie sie mit dem<br />
entsprechenden Abfall verfahren müssen.<br />
117
Aufbau <strong>der</strong> Checkliste:<br />
1 Abfallgruppe nach Bundesamt für Umwelt (BAFU); alphabetische<br />
Einordnung <strong>der</strong> Wertstoffe<br />
1. Abfallgruppe A: Unproblematische Abfälle, z. B. Hausmüll<br />
2. Abfallgruppe B: Abfälle mit Ansteckungsgefahr, z. B. mit Blut o<strong>der</strong><br />
Exkrementen behaftet<br />
3. Abfallgruppe C: Abfälle mit Erregern meldepflichtiger übertragbaren<br />
Krankheiten<br />
4. Abfallgruppe D: Son<strong>der</strong>abfälle; z. B. Altchemikalien, Lacke,<br />
Pflanzenschutzmittel<br />
5. Abfallgruppe E: Medizinische Abfälle mit aus ethischer Sicht<br />
zusätzliche Anfor<strong>der</strong>ungen; z. B. Organabfälle, Blutkonserven<br />
2 Wertstoff<br />
3 Symbol Kehricht<br />
4 Abfallgruppe nach BAFU<br />
5 Entsorgungsbehälter für den Wertstoff<br />
6 Hinweise zum Behälter<br />
7 Hinweise zum Umgang mit dem Wertstoff<br />
8 Sammelstelle <strong>der</strong> Organisationseinheit (z. B. Abteilung)<br />
9 Verantwortliche für den Transport zur Sammelstelle auf dem Areal<br />
10 Sammelstelle auf dem Areal<br />
11 Entsorger<br />
12 Symbol für Recycling<br />
13 Hinweise auf Gefahren<br />
14 Abfallklassierung nach VeVA (Verordnung über den Verkehr mit<br />
Abfällen)<br />
15 Im vorliegenden Beispiel ist es die Klasse 15 :<br />
15 Gefahrgutklasse nach ADR/SDR (ADR: Europäisches<br />
Übereinkommen über die internationale Beför<strong>der</strong>ung, SDR:<br />
Verordnung über die Beför<strong>der</strong>ung gefährlicher Güter auf <strong>der</strong> Strasse)<br />
118
6.7 Littering<br />
Littering bezeichnet das Wegwerfen o<strong>der</strong> Liegenlassen kleiner Mengen<br />
Siedlungsabfall, ohne dass die bereitstehenden Entsorgungsstellen benutzt<br />
119
werden. Knapp drei Viertel <strong>der</strong> Gemeinden erachten Littering als Problem.<br />
Littering ist ein Ärgernis für alle und generiert hohe Kosten. Zu beobachten ist<br />
diese Unsitte vor allem auf Strassen, öffentliche Plätzen, in Parkanlagen und<br />
nach Grossanlässen. Die grössten Verschmutzungsanteile stammen von<br />
Einwegverpackungen und Getränkegebinden aus <strong>der</strong> "fliegenden<br />
Verpflegung" (Getränkeverpackungen und Take-away-Behälter),<br />
Printprodukten (Zeitungen, gedruckte Werbung) und Zigarettenstummel.<br />
Littering wird nicht nur von Jugendlichen verursacht, son<strong>der</strong>n von allen<br />
Altersgruppen. Es ein gesellschaftliches Problem und lässt sich nur mit <strong>der</strong> Hilfe<br />
von allen lösen. Littering-Abfälle sind Siedlungsabfälle. Die Zuständigkeit für<br />
<strong>der</strong>en Entsorgung liegt bei den Kantonen.<br />
6.7.1 Ursachen von Littering<br />
Die Ursachen für Littering sind vielfältig. Der öffentliche Raum und die freie<br />
Natur werden zum mobilen Raum. Viele Aktivitäten werden beson<strong>der</strong>s in den<br />
Sommermonaten aus dem privaten in den öffentlichen Bereich verlagert. Dies<br />
war z. B. während <strong>der</strong> Covid-19-Pandemie verstärkt <strong>der</strong> Fall, woraufhin das<br />
Littering sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt hat. Einen weiteren Grund<br />
findet man in <strong>der</strong> geringen sozialen Kontrolle im öffentlichen Raum.<br />
Anonymität erhöht die Wahrscheinlichkeit, Reste unkontrolliert liegen zu<br />
lassen. Dieses Verhalten kann durch Gruppeneffekte zusätzlich verstärkt<br />
werden, wobei die persönliche Werthaltung einen wesentlichen Einfluss auf<br />
Littering hat.<br />
Merke: Die Ursache von Littering liegt bei <strong>der</strong> persönlichen Wertehaltung<br />
des Menschen.<br />
6.7.2 Auswirkungen<br />
Die Auswirkungen von Littering sind vielfältig, und wir alle sind davon<br />
betroffen. Das BAFU unterteilt die Auswirkungen in drei Gruppen: ästhetische,<br />
ökologische und ökonomische Auswirkungen.<br />
Ästhetische Auswirkungen<br />
Sauberkeit ist ein wesentlicher Bestandteil und wichtiger Aspekt für die<br />
Lebensqualität <strong>der</strong> Bevölkerung und das Image einer Stadt o<strong>der</strong> eines<br />
an<strong>der</strong>en öffentlichen Raumes. Littering ist eine optische Belästigung und<br />
beeinträchtigt somit die Qualität eines Lebensraumes. Touristenstädte sind<br />
120
eson<strong>der</strong>s darauf angewiesen, einen sauberen und freundlichen Eindruck zu<br />
machen.<br />
Touristen Stadt?<br />
Ökologische Auswirkungen<br />
Gelitterte Materialien lassen sich nicht in Stoffkreisläufe zurückführen und<br />
werden somit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung entzogen. Es müssen neue Ressourcen<br />
mit all den damit einhergehenden Umweltauswirkungen gewonnen und<br />
verarbeitet werden. Littering ist ebenfalls eine Gefährdung für Tiere und<br />
Pflanzen und damit verbunden auch für den Menschen. Ein Schaden entsteht<br />
somit nicht nur in Hinsicht auf den zusätzlichen Produktionsprozess, <strong>der</strong><br />
notwendig wird, son<strong>der</strong>n auch aufgrund <strong>der</strong> Umweltauswirkungen <strong>der</strong><br />
herumliegenden Produkte.<br />
Ökonomische Auswirkungen<br />
Nicht nur ökologische, son<strong>der</strong>n auch ökonomische Gedanken sprechen<br />
gegen Littering. Littering ist teuer. Die Reinigungskosten belaufen sich jährlich<br />
auf rund 200 Millionen Franken. Zusätzlich fallen hohe Kosten für<br />
Präventionsmassnahmen und Aufklärungskampagnen an. Im erweiterten<br />
Sinne entstehen auch Kosten, wenn aufgrund <strong>der</strong> Verschmutzung Touristen<br />
einem Ort fernbleiben.<br />
121
Littering-Reinigungskosten im öffentlichen Verkehr, total: 48 Mio. CHF/Jahr<br />
Zigaretten 5 % 2,4 Mio CHF<br />
Take-away-Verpackungen 26 % 12,5 Mio CHF<br />
Zeitungen und Flyer 24 % 11,4 Mio CHF<br />
Getränkeverpackungen 36 % 17,1 Mio CHF<br />
Diverses 9 % 4,3 Mio CHF<br />
Littering-Reinigungskosten in den Gemeinden, total: 144 Mio. CHF/Jahr<br />
Zigaretten 36 % 52,5 Mio CHF<br />
Take-away-Verpackungen 19 % 26,7 Mio CHF<br />
Zeitungen und Flyer 5 % 7,1 Mio CHF<br />
Getränkeverpackungen 35 % 50,6 Mio CHF<br />
Diverses 5 % 7,3 Mio CHF<br />
Quelle: BAFU<br />
6.7.3 Littering-Typen<br />
Es gibt nicht nur einen Littering-Typen, son<strong>der</strong>n es sind unterschiedliche<br />
Beweggründe, die zu Littering führen. Die Motivation dafür ist abhängig von<br />
verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel, Umfeld, Kultur, Bildung und<br />
Wohlstand. Bisher wurden in einigen wenigen Studien solche Littering-<br />
Typologien erstellt. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Typologie anhand<br />
einer ENCAMS-Studie (Environmental Campaigns), die auf Aussagen von<br />
Jugendlichen zum Thema Littering basiert:<br />
122
Die Vertreter <strong>der</strong> einzelnen Littering-Typen verhalten sich in Gruppen prinzipiell<br />
an<strong>der</strong>s, als wenn sie alleine sind - in Gruppen wird tendenziell mehr gelittert.<br />
6.7.4 Massnahmen<br />
Littering kann nur wirkungsvoll bekämpft werden, wenn verschiedene<br />
Massnahmen kombiniert und gezielt ergriffen werden. Die grösste Wirkung<br />
zeigen Massnahmen, die beim Verhalten des Menschen ansetzen. Die<br />
Erziehung durch vorbildliches Verhalten zeigt die grösste Wirkung. Ausserdem<br />
können folgende drei Massnahmen helfen:<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung: Dies kann über Werbeplakate,<br />
Inserate, Events, Facebook usw. in den Gemeinden und Quartieren<br />
123
geschehen. Unterstützung in Form von Plakaten o<strong>der</strong> Fachpersonen können<br />
dabei gratis bei <strong>der</strong> Interessengemeinschaft für Umwelt (IGSU) bestellt o<strong>der</strong><br />
gebucht werden.<br />
Information und Bildung: Der Aufbau von umweltbezogenem Wissen und<br />
konkreten Handlungskompetenzen ist vor allem bei jungen Menschen sehr<br />
wichtig. Verschiedene Organisationen bieten umfangreiches<br />
Unterrichtsmaterial o<strong>der</strong> Schulbesuche an, um den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
einen verantwortungsbewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu<br />
zeigen. Wie<strong>der</strong>holende Aktivitäten zum Thema zeigen dabei die grössten<br />
Erfolge.<br />
Sanktionen: Sensibilisierungs- und Informationsarbeit ist sinnvoll, zeigt aber<br />
nicht immer und nicht bei allen Bevölkerungsgruppen die gewünschte<br />
Wirkung. Deshalb wurde in einigen Kantonen und Städten die gesetzliche<br />
Grundlage für eine Littering-Busse geschaffen. An<strong>der</strong>e Städte verzichten auf<br />
Bussen, da diese Sanktion in <strong>der</strong> Realität nicht umsetzbar sei.<br />
124
Modul 107_Abfallkategorien CH<br />
Ausgangslage<br />
In Modul 106 wurde aufgezeigt, dass in <strong>der</strong> Schweiz mit drei Entsorgungswegen<br />
gearbeitet wird. Angesichts <strong>der</strong> Vielfalt an Abfallkategorien kann die Zuteilung zum<br />
richtigen Entsorgungsweg eine Herausfor<strong>der</strong>ung darstellen. In diesem Modul geht es<br />
darum, die verschiedenen Abfallkategorien zu erkennen. Zudem wird aufgezeigt,<br />
wie <strong>der</strong> Entsorgungsprozess aussieht, wenn Abfall nicht über den klassischen Weg<br />
entsorgt werden kann. Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> "Son<strong>der</strong>abfall" weist Schwierigkeiten bei <strong>der</strong><br />
Entsorgung auf. Aus diesen Schwierigkeiten können auch schnell grössere Gefahren<br />
entstehen.<br />
125
Fachartikel Modul 107<br />
7. Abfallkategorien<br />
In Modul 106 wurde aufgezeigt, dass in <strong>der</strong> Schweiz pro Jahr 80 bis 90<br />
Tonnen Abfall generiert werden. Rund zwei Drittel davon sind Aushub- und<br />
Ausbruchsmaterial. Da dieses zu einem grossen Teil direkt wie<strong>der</strong> eingesetzt<br />
werden kann, wird es in einigen Statistiken nicht als Abfall aufgeführt.<br />
Werden das Aushub- und Ausbruchmaterial nicht gerechnet, werden pro<br />
Jahr in <strong>der</strong> Schweiz 24 Millionen Tonnen Abfall produziert. Das sind knapp 2,5<br />
Tonnen pro Einwohner. Die Abfälle werden vom Bundesamt für Umwelt in vier<br />
Kategorien eingeteilt, die jeweils Unterkategorien haben.<br />
Von den 24 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr entfallen rund 65 Prozent auf<br />
Bauabfälle. Die Siedlungsabfälle machen einen wesentlich kleineren Anteil<br />
von rund 5,7 Millionen Tonnen aus. Sie werden in den KVA verbrannt. Die<br />
Menge <strong>der</strong> Siedlungsabfälle hat sich in den vergangenen Jahren erhöht. Die<br />
Son<strong>der</strong>abfälle betragen 2,4 Millionen Tonnen pro Jahr und <strong>der</strong> Klärschlamm<br />
0,2 Millionen Tonnen.<br />
Bauabfälle<br />
126
Bauabfälle<br />
In <strong>der</strong> Schweiz werden grosse Mengen von Bauabfällen in einer Vielzahl von<br />
kleinen, oft wenig zweckmässig gebauten und betriebenen Deponien<br />
abgelagert. Die Bauabfälle werden unterteilt in: Bausperrgut (Sortierung),<br />
Bauschutt, Betriebsabfälle, Industrie- und Gewerbeabfälle. Zu den Industrieund<br />
Gewerbeabfällen zählen alle Abfälle, die bei Produktionsprozessen<br />
anfallen. Dazu gehören Abfälle aus Industrie und Gewerbe, die we<strong>der</strong> als<br />
Son<strong>der</strong>abfälle noch als Siedlungsabfälle gelten, etwa gewisse Schlacken aus<br />
<strong>der</strong> Metallverarbeitung, Giessereisand o<strong>der</strong> Schlämme aus <strong>der</strong> Herstellung<br />
von Papier. Die Industrieabfälle werden auf an<strong>der</strong>en Wegen entsorgt als die<br />
Siedlungsabfälle, vor allem wegen <strong>der</strong> anfallenden Mengen und <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Schädlichkeit.<br />
Siedlungsabfälle<br />
Siedlungsabfälle sind einerseits die aus Haushalten stammenden Abfälle und<br />
an<strong>der</strong>erseits Abfälle mit vergleichbarer Zusammensetzung. Dazu gehören <strong>der</strong><br />
gemischte Kehricht (Hausmüll), Sperrgut und alles, was separat gesammelt<br />
wird. Der Siedlungsabfall wird von Gemeinden und Zweckverbänden<br />
mengenmässig erfasst: kompostierbare Abfälle, Hauskehricht (Sack- und<br />
Containerkehricht/Sperrgut), Glas, Metalle, Kunststoffe usw.<br />
Son<strong>der</strong>abfälle<br />
Die Entsorgung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>abfälle wird nach den Bestimmungen <strong>der</strong><br />
Verordnung über den Verkehr mit Son<strong>der</strong>abfällen (VVS) von den Kantonen<br />
und vom Bund kontrolliert. Das sind alle Abfälle, die im konventionellen<br />
Verfahren nicht umweltverträglich verwertet o<strong>der</strong> behandelt werden können.<br />
Charakteristisch ist die Vielfalt <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>abfälle, entsprechend differenziert<br />
müssen die Behandlungs- und Verwertungsmassnahmen ausgestaltet<br />
werden. Der grösste Teil <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>abfälle stammt aus Industrie und<br />
Gewerbe. Son<strong>der</strong>abfälle sind z. B. Schlämme mit organischer Belastung,<br />
anorganische Feststoffe, Säuren und Laugen mit Schwermetallen, Batterien<br />
und Akkumulatoren, verunreinigtes Erdreich, Filterhilfsmittel sowie<br />
Chemikalienreste.<br />
127
Klärschlamm<br />
Klärschlamm entsteht bei <strong>der</strong> Abwasserreinigung. Er besteht aus<br />
mineralischen und organischen Feststoffen mit einem Wassergehalt von 90-99<br />
Prozent.<br />
7.1 Abfälle von A-Z<br />
Neben den vier Hauptkategorien gibt es zahlreiche Unterkategorien, denen<br />
Abfälle zugeordnet werden können. Folgend eine umfassende Auswahl:<br />
Altholz<br />
Holzabfälle werden bei <strong>der</strong> Entsorgung durch ihren<br />
Schadstoffgehalt unterschieden. Sie können in die<br />
folgenden Kategorien unterteilt werden:<br />
• naturbelassenes Holz aus dem Wald<br />
• Schleifstaub aus Schreinereien<br />
• lackierte o<strong>der</strong> beschichtete Möbelstücke<br />
• mit Holzschutzmitteln imprägniertes Holz<br />
Für die Verbrennung in offenen Feuern o<strong>der</strong><br />
Feuerungsanlagen ohne Rauchgasfilter eignet sich nur<br />
unbehandeltes, also naturbelassenes Holz. Alle<br />
behandelten Hölzer sollten nur in einer<br />
Kehrichtverbrennungsanlage verbrannt werden. Dies gilt<br />
auch für alle Arten von Spanplatten. Gewerbliche o<strong>der</strong><br />
industrielle Holzabfälle können direkt den Betreibern von<br />
Lager- o<strong>der</strong> Schred<strong>der</strong>plätzen für Altholz geliefert werden.<br />
Kleinmengen aus Haushaltungen und Kleinbetrieben<br />
werden über die kommunale Sperrgutsammlung entsorgt.<br />
Altreifen<br />
Die separate Sammlung und Verwertung o<strong>der</strong> Entsorgung<br />
von ausgedienten Fahrzeugreifen ist ökologisch sinnvoll.<br />
Qualitativ einwandfreie Altreifen können mit einer neuen<br />
Lauffläche versehen werden (Run<strong>der</strong>neuerung). Dadurch<br />
werden Ressourcen geschont und die Umweltbelastung<br />
bei <strong>der</strong> Herstellung reduziert. Dadurch lassen sich grössere<br />
128
Mengen fossiler Energieträger einsparen. Das Deponieren<br />
ausgedienter Altreifen ist seit dem Jahr 2000 verboten.<br />
Altreifen werden durch Garagisten und regionale<br />
Altautoverwerter über Altreifenhändler den<br />
verschiedenen Verwertungs- o<strong>der</strong> Behandlungskanälen<br />
zugeführt. Das <strong>der</strong>zeit beste Entsorgungsverfahren von<br />
nicht mehr erneuerbaren Altreifen ist das Verbrennen in<br />
Zementwerken. Aber nicht alle Zementwerke verfügen<br />
über ebenso wirksame Rauchgasreinigungsanlagen wie<br />
die KVA.<br />
Aluminiumverpackungen und Getränkedosen<br />
Das Sammeln und Verwerten von<br />
Aluminiumgetränkedosen ist ökologisch sinnvoll. Durch<br />
das Einschmelzen von Alt-Aluminium können gegenüber<br />
<strong>der</strong> Herstellung aus dem Rohstoff Bauxit bis zu 95 % Energie<br />
eingespart werden. Für Aluminiumgetränkedosen stehen<br />
an gut frequentierten Verkaufs- und Konsumstellen und<br />
bei den Gemeindesammelstellen Dosenpressen zur<br />
Verfügung. Die separat gesammelten Aluminiumdosen<br />
haben einen recht hohen Marktwert. Sie werden in<br />
spezialisierten Umschmelzwerken im grenznahen Ausland<br />
ohne Qualitätsverlust für die Herstellung neuer<br />
Getränkedosen aufbereitet.<br />
Aushubmaterial<br />
Aushubmaterial besteht hauptsächlich aus Fels und<br />
Erdreich und fällt beim Bau von Strassen und Gebäuden<br />
an. Auch durch Naturkatastrophen wie Felsstürze, Lawinen<br />
und Erdrutsche können enorme Mengen solcher<br />
Materialien anfallen. Aushubmaterial lässt sich in die zwei<br />
Kategorien unterteilen:<br />
• verschmutztes Aushubmaterial<br />
• unverschmutztes Aushubmaterial<br />
Unverschmutztes Aushubmaterial wird zur<br />
Wie<strong>der</strong>auffüllung von Gruben verwendet. Ein geringer Teil<br />
des unbelasteten Materials wird zu Schotter verarbeitet<br />
129
und auf Baustellen eingesetzt. Der Rest wird in Deponien<br />
abgelagert. Verschmutztes Aushubmaterial wird von<br />
Fachleuten als "kontaminiert" bezeichnet. Die<br />
Behandlung richtet sich nach dem Verschmutzungsgrad.<br />
Der Rückbau <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>mülldeponie Kölliken erfolgt zum<br />
Beispiel im Vollschutzanzug.<br />
Batterien und Akkumulatoren<br />
Die Konsumenten sind verpflichtet, gebrauchte Batterien<br />
und Akkus zu den Verkaufsstellen zurückzubringen o<strong>der</strong> in<br />
speziellen Sammelstellen zu deponieren. Je<strong>der</strong> Händler ist<br />
zur unentgeltlichen Rücknahme <strong>der</strong> Batterien und Akkus<br />
verpflichtet (Ausnahme: Akkus über 5 kg). Der Transport<br />
von den Sammelstellen in die Verwertungsanlage ist<br />
grundsätzlich kostenlos. Mit verschiedenen<br />
Informationsmitteln wird die Bevölkerung auf die<br />
Rückgabepflicht aufmerksam gemacht. Batterien und<br />
Akkus enthalten wertvolle Rohstoffe wie Eisen, Nickel,<br />
Mangan und Zink. Teilweise enthalten sie aber auch die<br />
schädlichen Schwermetalle Cadmium und Blei, früher<br />
auch Quecksilber. Batterien und Akkumulatoren werden<br />
mit einer obligatorischen vorgezogenen<br />
Entsorgungsgebühr verkauft. Diese Gebühr ist im<br />
Verkaufspreis inbegriffen und deckt die Kosten für die<br />
Sammlung, den Transport und die Verwertung.<br />
Biogene Abfälle (Grüngut)<br />
Die Kompostierung o<strong>der</strong> Vergärung <strong>der</strong> biogenen Abfälle<br />
weist gegenüber <strong>der</strong> Verbrennung in einer<br />
Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) deutliche ökologische<br />
Vorteile auf. In <strong>der</strong> Schweiz fallen jährlich rund 1,3<br />
Millionen Tonnen organische Abfälle an. 740'000 Tonnen<br />
werden in den 333 Kompostier- und Vergärungsanlagen<br />
mit mehr als 100 Jahrestonnen Kapazität verarbeitet. Im<br />
eigenen Garten und auf Quartierkompostplätzen dürften<br />
weitere 300'000 Tonnen verwertet werden. Rund 250'000<br />
Tonnen gelangen aber immer noch mit dem normalen<br />
Kehricht in die KVA.<br />
130
Elektrische und elektronische Geräte<br />
Elektrische und elektronische Geräte können bei je<strong>der</strong><br />
Verkaufsstelle gratis zur Entsorgung abgegeben werden.<br />
Diese Geräte enthalten grosse Mengen an verwertbaren<br />
Metallen wie Kupfer und Eisen sowie an Schwermetallen<br />
wie Blei, Zink und Cadmium. Die im Siedlungsabfall<br />
enthaltenen Metalle stammen zu einem grossen Teil von<br />
solchen Geräten. Ein hoher Schwermetallgehalt erschwert<br />
den Betrieb <strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA)<br />
sowie die Behandlung und Verwertung <strong>der</strong><br />
Verbrennungsrückstände. Verwertbare Metalle aus den<br />
Geräten gehen beim Verbrennen weitgehend verloren<br />
o<strong>der</strong> können nur mit grossem Aufwand zurückgewonnen<br />
werden. Die separate Sammlung und umweltverträgliche<br />
Entsorgung ausgedienter elektrischer und elektronischer<br />
Geräte entlastet den Siedlungsabfall von Schwermetallen.<br />
Die Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und<br />
die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte<br />
(VREG) schreibt vor, dass Händler, Hersteller und<br />
Importeure verpflichtet sind, die Geräte, die sie in ihrem<br />
Sortiment führen, gratis zurückzunehmen, auch wenn <strong>der</strong><br />
Kunde kein neues Gerät kauft.<br />
Glasverpackungen<br />
Das separate Sammeln von Verpackungsglas hat sich in<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung etabliert. Üblicherweise wird<br />
Verpackungsglas in öffentlichen Sammelstellen in<br />
Containern gesammelt. Das Altglas wird mehrheitlich in<br />
Form von Bruchglas gesammelt, getrennt nach den<br />
Farben Weiss, Braun und Grün. In einigen Gemeinden<br />
werden intakte Flaschen für die Wie<strong>der</strong>verwendung in<br />
speziellen Behältern gesammelt. Das gesammelte Altglas<br />
wird für die Produktion von neuen Glasbehältern<br />
eingeschmolzen. Das restliche Altglas wird zur Herstellung<br />
von Bau- und Isoliermaterialien verwendet.<br />
131
Klärschlamm<br />
In den kommunalen Abwasserreinigungsanlagen <strong>der</strong><br />
Schweiz fallen jährlich etwa 4 Millionen Tonnen flüssiger<br />
Klärschlamm an. Die Trockensubstanz dieser Menge<br />
beträgt rund 200'000 Tonnen. Der Klärschlamm enthält<br />
zwar Pflanzennährstoffe wie Phosphor und Stickstoff, aber<br />
auch Schwermetalle, potenzielle Krankheitserreger und<br />
organische Schadstoffe. Der ökologische Wert als Dünger<br />
war trotz des sinnvollen Kreislaufgedankens deshalb immer<br />
wie<strong>der</strong> umstritten. Seit 2003 ist in <strong>der</strong> Schweiz die Düngung<br />
mit Klärschlamm verboten.<br />
Kühlgeräte<br />
Bis 1994 verkaufte Kühlgeräte enthalten in <strong>der</strong> Isolation<br />
und als Kühlmittel Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW).<br />
FCKW beeinträchtigt die Ozonschicht, welche die Erde<br />
vor <strong>der</strong> UV-Strahlung <strong>der</strong> Sonne schützt. Kühlgeräte fallen<br />
unter die Regelungen <strong>der</strong> Verordnung über die<br />
Rückgabe, die Rücknahme und Entsorgung elektrischer<br />
und elektronischer Geräte (VREG). Die Geräte müssen von<br />
den Konsumentinnen und Konsumenten separat<br />
gesammelt werden. Ausgediente Kühlgeräte können<br />
landesweit bei über 500 offiziellen Sammelstellen o<strong>der</strong> bei<br />
allen Verkaufsstellen gratis abgegeben werden. In vielen<br />
Gemeinden nehmen auch die bedienten Sammelstellen<br />
ausgediente Kühlgeräte zurück.<br />
Kunststoffe<br />
Kein an<strong>der</strong>er Werkstoff für Massenprodukte hat sich in den<br />
letzten vier Jahrzehnten so rasant verbreitet wie <strong>der</strong><br />
Kunststoff. Neben <strong>der</strong> Sammlung von PET-<br />
Getränkeflaschen werden immer noch grosse Mengen<br />
von Kunststoff in den KVA verbrannt. Für das<br />
sachgerechte Recycling von Kunststoffen besteht daher<br />
noch grosses Potenzial.<br />
Leuchtstofflampen<br />
Leuchtstofflampen eignen sich nicht für die Entsorgung<br />
mit dem Hauskehricht, da sie Quecksilber und weitere<br />
132
Schwermetalle enthalten. Seit dem 1. August 2005 können<br />
Leuchtstofflampen gratis bei je<strong>der</strong> Verkaufsstelle o<strong>der</strong> bei<br />
den offiziellen Abgabestellen von SENS eRecycling<br />
abgegeben werden. Händler, Hersteller und Importeure<br />
sind verpflichtet, Produkte, die sie in ihrem Sortiment<br />
führen, gratis zurückzunehmen. Als Leuchtstofflampen<br />
gelten Leuchtstoffröhren, Energiesparlampen und<br />
Leuchten, nicht aber die normalen Glühlampen und<br />
Halogenlampen. Diese enthalten keine Schadstoffe und<br />
können problemlos mit dem Siedlungsabfall entsorgt<br />
werden.<br />
Medizinische Abfälle<br />
Medizinische Abfälle werden in Krematorien o<strong>der</strong> KVA<br />
entsorgt. Die Anlieferung erfolgt in speziellen Behältern, da<br />
die Abfälle infektiös sein können. Eine Verordnung<br />
definiert die medizinischen Son<strong>der</strong>abfälle und <strong>der</strong>en<br />
Entsorgung. Der Stand <strong>der</strong> Technik für den Umgang mit<br />
medizinischen Abfällen wird von <strong>der</strong> Verantwortlichkeit<br />
über die Sammlung, Zwischenlagerung bis zur Behandlung<br />
und Beseitigung beschrieben. Der Anhang enthält<br />
detaillierte Informationen zu den einzelnen Gruppen<br />
medizinischer Son<strong>der</strong>abfälle.<br />
Metalle<br />
Die separate Sammlung und Verwertung von Altmetallen<br />
ist aus ökologischer Sicht sinnvoll. Altmetalle lassen sich<br />
unterscheiden in<br />
• Eisenmetalle (sind magnetisch)<br />
• Nichteisenmetalle (Kupfer, Messing)<br />
• Graumetalle (Blei, Zink, Zinn, Aluminium)<br />
• Edelmetalle (Gold, Silber)<br />
Von den Gemeindesammelstellen werden in <strong>der</strong> Schweiz<br />
jährlich rund 60'000 Tonnen Altmetalle gesammelt. Die<br />
meisten Gemeinden stellen mindestens eine<br />
Altmetallsammelstelle zur Verfügung. Gewerbe und<br />
133
Industrie liefern ihr Altmetall direkt an die regionalen<br />
Altstoffhändler.<br />
Möbel<br />
Die Entsorgung von ausgedienten Möbeln stellt heute kein<br />
vordringliches ökologisches Problem dar. Die meisten<br />
nicht mehr benötigten Möbel werden mit <strong>der</strong><br />
Sperrgutsammlung entsorgt. Oft nehmen die<br />
Möbelgeschäfte die alten Möbel beim Kauf neuer<br />
gleichartiger Möbel zurück. Second-Hand-Geschäfte wie<br />
Tauschzentren, Brockenstuben o<strong>der</strong> Börsen nehmen noch<br />
brauchbare Möbel meist gratis entgegen.<br />
Papier und Karton<br />
Die Sammlung von Altpapier und -karton wird in <strong>der</strong><br />
Schweiz seit Jahrzehnten betrieben und ist den meisten<br />
Einwohnern zur Gewohnheit geworden. Weit verbreitet ist<br />
die Sammlung am Strassenrand. Je nach Verwerter erfolgt<br />
die Sammlung von Altpapier separat o<strong>der</strong> gemeinsam mit<br />
dem Altkarton. Die Sammelware wird entwe<strong>der</strong> direkt an<br />
die Papier- o<strong>der</strong> Kartonfabriken geliefert o<strong>der</strong> in<br />
Sortierbetrieben nach verschiedenen Qualitäten<br />
aufbereitet. Oft entspricht die Qualität <strong>der</strong> Sammelware<br />
den Bedürfnissen <strong>der</strong> inländischen Verwerter aber nicht.<br />
Deshalb wird das Sammelgut oft exportiert und die<br />
benötigten Qualitäten an Altpapier importiert.<br />
PET-Getränkeflaschen<br />
Neuere Ökobilanzen zeigen, dass Einweg-<br />
Getränkeflaschen aus PET, die einen hohen Rücklauf in<br />
die Verwertung aufweisen, die Umwelt nicht wesentlich<br />
stärker belasten als Mehrweg-Glasflaschen. Das<br />
Hauptproblem bei <strong>der</strong> Entsorgung von PET-Flaschen liegt<br />
darin, dass sie noch viel zu häufig im Kehricht landen o<strong>der</strong><br />
einfach auf Strassen und öffentlichen Plätzen<br />
weggeworfen werden. PET-Flaschen müssen sortenrein<br />
gesammelt werden. Milchflaschen aus Polyethylen (PE)<br />
o<strong>der</strong> Essig- und Ölflaschen aus PET verursachen eine<br />
unerwünschte Verunreinigung des Sammelgutes. Diese<br />
134
Flaschen werden mit dem Hauskehricht entsorgt. Das<br />
Sammelstellennetz für PET-Getränkeflaschen umfasst<br />
mittlerweile über 26'000 Stellen mit über 40'000<br />
Sammelbehältern.<br />
Stahlblech, Weissblech<br />
Die separate Sammlung und Verwertung sauberer<br />
Stahlblech und Weissblechverpackungen ist ökologisch<br />
sinnvoll. Weissblech ist Stahlblech, das mit einer<br />
Zinnschicht korrosionsbeständig gemacht wurde. In den<br />
rund 5'000 von den Gemeinden zur Verfügung gestellten<br />
Sammelstellen wurden nach letzten Erhebungen 12'000<br />
Tonnen Stahl- und Weissblech dem Recycling zugeführt.<br />
Dies entspricht einem Rücklauf von 79 Prozent.<br />
Textilien und Schuhe<br />
Die Sammlung von alten Klei<strong>der</strong>n ist aus ökologischer Sicht<br />
sinnvoll. Je<strong>der</strong> Schweizer benötigt pro Jahr etwa 18<br />
Kilogramm Textilien. Davon sind rund 10 kg Klei<strong>der</strong>.<br />
Jährlich werden rund 40 000 Tonnen Altklei<strong>der</strong> und Schuhe<br />
gesammelt und den unterschiedlichen Verwertungsarten<br />
zugeführt. Weitere 40'000 Tonnen Textilien werden mit dem<br />
Hauskehricht entsorgt. Dabei handelt es sich weniger um<br />
tragbare Klei<strong>der</strong> als um Artikel mit komplexen<br />
Fasermischungen. Hilfswerke sammeln in <strong>der</strong> Schweiz<br />
Altklei<strong>der</strong> beinahe flächendeckend.<br />
Verpackungen<br />
Die Schweiz verfolgt seit über 20 Jahren eine Strategie zur<br />
Optimierung von Verpackungen. Sie sollen während des<br />
ganzen Lebenszyklus, von <strong>der</strong> Herstellung über den<br />
Gebrauch bis zur Entsorgung, die Umwelt möglichst wenig<br />
belasten. Dank dieser recht lange bestehenden<br />
Sensibilisierung setzen die Schweizer Grossverteiler für<br />
gebräuchliche Konsumgüter in <strong>der</strong> Regel optimierte<br />
Verpackungen ein. Sie sind leicht und für das Recycling<br />
o<strong>der</strong> die problemlose Entsorgung mit den<br />
Siedlungsabfällen konzipiert.<br />
135
7.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
Die geordnete Beseitigung des Abfalls ist für jedes Land von zentraler<br />
Bedeutung. Stelle man sich die Auswirkungen vor, wenn hierzulande<br />
je<strong>der</strong>mann seinen Abfall uneingeschränkt und überall hinterlassen könnte,<br />
o<strong>der</strong> wenn die Gemeinden nicht für eine geregelte Beseitigung sorgen<br />
würden: die Folge wäre eine "Riesensauerei". Die Umwelt würde Schaden<br />
nehmen, die Lebensqualität wäre stark beeinträchtigt, die Touristen würden<br />
ausbleiben. Aus diesem Grund hat die Abfallbewirtschaftung in den<br />
Gesetzeswerken einen hohen Stellenwert.<br />
7.2.1 Die Bundesverfassung (BV)<br />
Die Bundesverfassung (BV) steht auf <strong>der</strong> obersten Stufe <strong>der</strong> Schweizer<br />
Rechtsordnung. Sie regelt Grundrechte und erteilt Aufträge an den Bund.<br />
Artikel 74 Bundesverfassung (BV)<br />
"Umweltschutzgesetz":<br />
"Der Bund erlässt Vorschriften über den Schutz des Menschen und seiner<br />
natürlichen Umwelt vor schädlichen o<strong>der</strong> lästigen Einwirkungen."<br />
Bundesgesetze beruhen auf Aufträgen <strong>der</strong> Bundesverfassung und setzen<br />
Rechte und Pflichten in Ziele, Prinzipien und Werte (z. B. Grenzwerte) um.<br />
Verordnungen basieren auf Gesetzen und legen die<br />
Ausführungsbestimmungen fest.<br />
136
7.2.2 Das Umweltschutzgesetz (USG)<br />
1971 nahm das Stimmvolk mit 93 Prozent den Artikel 74 BV als Grundlage einer<br />
Umweltschutzgesetzgebung auf nationaler Ebene an. Die gesetzgebenden<br />
Organe taten sich aufgrund von Interessenskonflikten aber schwer mit <strong>der</strong><br />
Ausgestaltung des Umweltschutzgesetzes. Deshalb wurde es erst 1983<br />
verabschiedet. Im Umweltschutzgesetz wird Folgendes geregelt:<br />
• die Vermeidung und Entsorgung<br />
• die Abfallplanung und Entsorgungspflicht<br />
• die Finanzierung <strong>der</strong> Entsorgung<br />
• die Sanierung belasteter Standorte<br />
Merke: Der Schwerpunkt <strong>der</strong> im USG erlassenen Vorschriften liegt bei <strong>der</strong><br />
Vermeidung <strong>der</strong> Umweltgefährdung durch Abfall.<br />
7.2.3 Verordnungen<br />
Im Wesentlichen regeln drei Verordnungen den Umgang mit Abfall. Sie<br />
basieren auf dem Umweltschutzgesetz (USG) und dem Gewässerschutzgesetz<br />
(GSchG):<br />
Die Technische Verordnung über Abfälle (TVA)<br />
Die TVA enthält Bestimmungen über:<br />
• das Vermin<strong>der</strong>n und Behandeln von Abfällen<br />
• das Deponieren von Abfällen<br />
• die Zwischenlagerung von Abfällen<br />
• Abfallverbrennungsanlagen<br />
• Kompostierungsanlagen<br />
Die Verordnung über den Verkehr mit Abfällen (VeVA)<br />
Die VeVa enthält Bestimmungen über:<br />
• Verkehr mit Abfällen im Inland (Übergabe, Entgegennahme, Transport von<br />
Son<strong>der</strong>abfällen)<br />
137
• Grenzüberschreiten<strong>der</strong> Verkehr mit Abfällen<br />
• Vollzug <strong>der</strong> Verordnung<br />
Die VeVA bezieht sich auf Son<strong>der</strong>abfälle und an<strong>der</strong>e kontrollpflichtige<br />
Abfälle. Die Arbeit im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Annahme von Abfall unterliegt<br />
sowohl einzelnen Bestimmungen <strong>der</strong> TVA als auch <strong>der</strong> VeVA.<br />
Die Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung<br />
elektrischer und elektronischer Geräte (VREG)<br />
Die VREG regelt die Rückgabe, Rücknahme und Entsorgung elektrischer und<br />
elektronischer Geräte. Dazu gehören:<br />
• Geräte <strong>der</strong> Unterhaltungs-, Büro-, Informations- und Kommunikationstechnik<br />
• Haushaltgeräte<br />
• Leuchten<br />
• Leuchtmittel<br />
• Elektrowerkzeuge<br />
• Sport- und Freizeitgeräte, Spielzeug<br />
7.3 Son<strong>der</strong>abfälle<br />
7.3.1 Was ist Son<strong>der</strong>abfall?<br />
Als Son<strong>der</strong>abfall wird diejenige Abfallkategorie bezeichnet, die aufgrund ihrer<br />
chemischen o<strong>der</strong> physikalischen Eigenschaften schädliche Auswirkungen auf<br />
die Umwelt o<strong>der</strong> den Menschen hat und daher eine beson<strong>der</strong>e Behandlung<br />
erfor<strong>der</strong>t. Son<strong>der</strong>abfall kann nicht zusammen mit Siedlungsabfällen<br />
gesammelt und entsorgt werden. Son<strong>der</strong>abfälle sind zum Beispiel:<br />
Farben, Klebstoffe, Lösungsmittel, Säuren, Basen, Chemikalien,<br />
Reinigungsmittel, Batterien und Akkumulatoren, Öle und Fette, mit<br />
Schadstoffen getränkte Böden, Rückstände aus <strong>der</strong> Straßenreinigung,<br />
Rückstände aus Kohlenwasserstoffabschei<strong>der</strong>n, gebrauchte Motoröle,<br />
Autobatterien, Dekantier- und Filterrückstände, ölige Emulsionen, Wasser und<br />
Schlamm mit gelösten Metallen.<br />
Son<strong>der</strong>abfall ist weniger bekannt als Siedlungsabfall, da er hauptsächlich<br />
industriell produziert wird. Er macht aber einen bedeutenden Anteil <strong>der</strong><br />
138
ehandelten Abfälle aus; rund 10 Prozent <strong>der</strong> Gesamtabfallmenge (BAFU<br />
2016).<br />
7.3.2 Abfall mit beson<strong>der</strong>er Behandlung<br />
Aufgrund ihrer beson<strong>der</strong>en Eigenschaften erfor<strong>der</strong>n gefährliche Abfälle eine<br />
spezielle und hochprofessionelle Handhabung und Behandlung. Bei<br />
unsachgemässem Umgang (Transport, Lagerung, Behandlung) stellen<br />
gefährliche Abfälle eine Gefahr für die Umwelt und die Bevölkerung dar. Aus<br />
diesem Grund gelten für Son<strong>der</strong>abfälle beson<strong>der</strong>e Vorschriften, in denen die<br />
Merkmale <strong>der</strong> Standorte, Anlagen und Behandlungsverfahren festgelegt sind.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Vorschriften dürfen nur diejenigen, die über eine<br />
von den kantonalen Behörden erteilte Genehmigung verfügen,<br />
Son<strong>der</strong>abfälle annehmen. Im Gegensatz zu nicht gefährlichen Abfällen<br />
müssen gefährliche Abfälle vor ihrer Entsorgung vom Labor nach ihrer Toxizität<br />
o<strong>der</strong> Gefährlichkeit eingestuft werden. Anschliessend werden sie sortiert,<br />
verarbeitet, verpackt und zwischengelagert, um die Materialien je nach Art<br />
<strong>der</strong> Verbindungen angemessen für das Recycling o<strong>der</strong> die ordnungsgemässe<br />
Behandlung (energetische o<strong>der</strong> chemisch-physikalische) vorzubereiten.<br />
7.3.3 Gefahrenpotenzial von Son<strong>der</strong>abfall<br />
Schon die Einstufung eines Stoffes als "Son<strong>der</strong>abfall" weist auf seine<br />
Gefährlichkeit hin. Son<strong>der</strong>abfälle stellen bei unsachgemässem Umgang (bei<br />
Transport, Lagerung, Behandlung) eine Gefahr für die Umwelt und die<br />
Bevölkerung dar. Schädliche Stoffe können ins Wasser, in den Boden o<strong>der</strong> in<br />
die Luft gelangen, was unbedingt zu verhin<strong>der</strong>n ist.<br />
139
Die Gefahr, die von den verschiedenen Stoffen ausgeht, ist sehr<br />
unterschiedlich. Wie schon Paracelsus feststellte, ist es in erster Linie die<br />
Menge, die das Gefahrenpotenzial ausmacht:<br />
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein<br />
Ding kein Gift sei. “<br />
Paracelsus (1493-1541)<br />
Einen Einfluss auf das Gefahrenpotenzial eines Stoffs hat auch die Art und<br />
Weise <strong>der</strong> Aufbewahrung. Wenn ein Stoff richtig aufbewahrt wird, kann die<br />
von ihm ausgehende Gefahr stark vermin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> eliminiert werden. Durch<br />
Abwehr <strong>der</strong> äusseren Einflüsse kann die Umweltgefährdung durch<br />
Son<strong>der</strong>abfälle weiter vermin<strong>der</strong>t werden.<br />
Unabhängig von <strong>der</strong> Kategorie ist beim Umgang mit Son<strong>der</strong>abfall immer<br />
Vorsicht und grösste Sorgfalt angezeigt. Fehlende Gefahrenkennzeichnung<br />
heisst nicht, dass ein Stoff ungefährlich ist. Im Zweifelsfall ist ein Stoff als<br />
gefährlich zu betrachten und mit <strong>der</strong> nötigen Vorsicht zu behandeln.<br />
7.3.4 Die sieben elementaren Vorsichtsmassnahmen beim Umgang mit<br />
gefährlichen Stoffen<br />
Handhabung<br />
1. Öffnen von Behältern verboten!<br />
2. Grösstmögliche Sorgfalt bei <strong>der</strong> Handhabung (nicht stürzen, Bruch und Staub<br />
vermeiden)<br />
140
3. Anfassen mit blossen Händen vermeiden. Wenn Anfassen unbedingt nötig, nur<br />
mit Schutzhandschuhen. Nach dem Kontakt mit Behältern Hände waschen.<br />
Wenn Spritzer nicht auszuschliessen sind, Schutzbrille tragen.<br />
Lagerung<br />
4. Schutz vor unbefugtem Zugriff (abschliessbarer Lagerort)<br />
5. Zusammenlagerung unbekannter Stoffe verboten<br />
6. wettergeschützte Lagerung erfor<strong>der</strong>lich<br />
7. Verwendung von Gebinden, die das Auslaufen von Flüssigkeiten verhin<strong>der</strong>n.<br />
7.4 Entsorgung von Son<strong>der</strong>abfall<br />
Die Entsorgung von Son<strong>der</strong>abfall gehört in die Verantwortung von<br />
Spezialisten. Für Private heisst dies: Rückgabe an die Verkaufsstelle. Firmen<br />
wenden sich bezüglich <strong>der</strong> Rückgabe an den Lieferanten. Logistikbetriebe,<br />
die grössere Mengen an Son<strong>der</strong>abfällen zu entsorgen haben, müssen in <strong>der</strong><br />
Datenbank des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) registriert sein. Der Abgeber<br />
darf die Son<strong>der</strong>abfälle nur einem Abnehmer übergeben, <strong>der</strong> zu <strong>der</strong><br />
141
Entgegennahme berechtigt ist. Zur Annahme von Son<strong>der</strong>abfällen berechtigt<br />
ist, wer über eine Bewilligung verfügt. Diese wird durch die Behörden des<br />
Standortkantons ausgestellt. Der Abgeber ist verantwortlich zu überprüfen, ob<br />
<strong>der</strong> Abnehmer über eine Bewilligung verfügt.<br />
Die Liste <strong>der</strong> bewilligten Abfallcodes von Entsorgungsbetrieben kann hier<br />
abgerufen werden.<br />
142
Modul 108_Entsorgung Global<br />
Ausgangslage<br />
Die Entsorgung und die damit verbundene Umweltbelastung sind globale<br />
Themen. Eine Stadt, ein Land o<strong>der</strong> auch ein Kontinent kann viel Gutes tun und<br />
als Vorbild funktionieren. Am Ende ist es aber wichtig, dass sich die ganze<br />
Bevölkerung mit dem Umweltschutz beschäftigt. Die Gründe für das<br />
Artensterben von Tieren o<strong>der</strong> <strong>der</strong> globalen Erwärmung müssen gemeinsam<br />
erkannt werden und korrigierende Massnahmen definiert und umgesetzt.<br />
Lei<strong>der</strong> ist das nicht ganz so einfach. Der Wohlstand und die Gier des<br />
Menschen verhin<strong>der</strong>n oft Massnahmen zum Schutz <strong>der</strong> Umwelt.<br />
143
Fachartikel Modul 108<br />
8. Globale Entsorgung<br />
8.1 Umweltmanagementsysteme (UMS)<br />
Ein Umweltmanagementsystem (UMS) ist Teil des gesamten<br />
Managementsystems einer Organisation. Es befasst sich mit <strong>der</strong><br />
umweltverträglichen Unternehmensführung. Das Bundesamt für Umwelt<br />
(BAFU) unterstützt die Entwicklung von Umwelttechnologien in Unternehmen.<br />
Es arbeitet mit Firmen, Organisationen und Institutionen zusammen, damit<br />
ökologische Anliegen in <strong>der</strong> Wirtschaft vermehrt berücksichtigt werden.<br />
Umweltmanagementsysteme bieten die Chance, die Umweltziele strukturiert<br />
und umfassend in die Unternehmensführung zu integrieren. Sie sind kein Label<br />
für "Umweltfreundlichkeit", son<strong>der</strong>n zeigen auf, dass Umweltfragen in<br />
Prozessen und Strukturen verankert sind und kontinuierlich verbessert werden<br />
sollen. Der Einsatz von UMS ist einer <strong>der</strong> Schlüssel für die nachhaltige<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Wirtschaft. Die Umsetzung <strong>der</strong> Systeme erfor<strong>der</strong>t gut<br />
ausgebildete Mitarbeitende auf allen Stufen.<br />
8.1.1 Inhalt eines Umweltmanagementsystems<br />
Mit einem Umweltmanagementsystem (UMS) erfassen Unternehmen die<br />
Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf die Umwelt. Das Unternehmen muss folgende<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen:<br />
• Es identifiziert sich mit den wichtigsten Umweltbelastungen.<br />
• Es verpflichtet sich zur ständigen Einhaltung <strong>der</strong> Umweltvorschriften.<br />
• Es legt eigene Umweltziele und -programme fest.<br />
• Es bestimmt Struktur und Mittel, um die festgelegten Umweltziele zu erreichen.<br />
• Es führt regelmässig Umweltaudits zur Beurteilung <strong>der</strong> Wirkung des UMS durch.<br />
• Es veröffentlicht einen Umweltbericht und berichtet über den Stand <strong>der</strong><br />
erreichten Umweltleistung.<br />
8.1.2 Vorteile eines Umweltmanagementsystems<br />
Interne Vorteile<br />
• Rationalisierung <strong>der</strong> Produktion, Kostensenkung<br />
• Wahrung <strong>der</strong> Umweltgesetze, Rechtssicherheit<br />
• technologische Innovationen, Verhin<strong>der</strong>ung von Umweltschäden<br />
144
• Motivation <strong>der</strong> Mitarbeitenden<br />
Externe Vorteile<br />
• verbesserte Wettbewerbsfähigkeit, Konkurrenzvorteil<br />
• besseres Image bei Kunden und in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
• besseres Verhältnis zu den Behörden, aktive Zusammenarbeit<br />
• mehr Transparenz gegenüber Aktionären, Banken und Versicherungen<br />
8.1.3 Zertifizierung von Umweltmanagementsystemen<br />
Für die Zertifizierung von Umweltmanagementsystemen besteht seit 1996 die<br />
ISO-Norm 14001. Sie definiert weltweit gültige Kriterien an ein<br />
Umweltmanagementsystem (UMS). Wer diese Anfor<strong>der</strong>ungen nachweislich<br />
erfüllt, wird mit einem Zertifikat ausgewiesen. Das Zertifikat schafft bei Kunden,<br />
Lieferanten, Mitarbeitenden, Behörden, Investoren und <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
Vertrauen. Die Firma kann damit darlegen, dass umweltschonendes<br />
Verhalten in die Unternehmensprozesse integriert ist und sie Eigeninitiative und<br />
Selbstverpflichtung hat. Umweltmanagement als Bestandteil des<br />
unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagements hat folgenden Nutzen:<br />
• <strong>der</strong> Umweltschutz im Unternehmen wird systematischer<br />
• Risiken und Umweltbelastung im Unternehmen werden minimiert<br />
• die Umweltrelevanz <strong>der</strong> Unternehmensprozesse rückt ins Bewusstsein <strong>der</strong><br />
Mitarbeitenden<br />
• die Konkurrenzfähigkeit wird gesteigert<br />
• das Image wird verbessert<br />
• das Umweltmanagement kann in einem Umwelt- und Nachhaltigkeitsbericht<br />
als Teil des<br />
Geschäftsberichtes für je<strong>der</strong>mann sichtbar dargelegt werden<br />
8.1.4 ISO-Norm für Grossanlässe<br />
Die Internationale Normenorganisation (ISO) hat mit ihrer Norm ISO 20121 an<br />
den Olympischen Sommerspielen 2012 in London ihre Feuertaufe bestanden.<br />
Mit einem ergebnisorientierten Ansatz will die ISO anhand von<br />
organisationsbezogenen Kriterien für Grossanlässe aller Art die nachhaltige<br />
145
Entwicklung unterstützen. Dabei geht die Normenorganisation auf die<br />
Bedürfnisse <strong>der</strong> Eventbranche als Ganzes ein, angefangen bei den<br />
Organisatoren über die Besucherinnen und Besucher bis hin zu den<br />
Lieferanten.<br />
Sammelstelle zur einfachen Trennung <strong>der</strong> verschiedenen Abfallkategorien bei einer Grossveranstaltung.<br />
Die neue ISO-Norm ermöglicht es, den Managementprozess zu optimieren<br />
und ist ein wertvolles Arbeitsinstrument für die Eventveranstalter.<br />
Ein Beispiel von den Olympischen Spielen: Klei<strong>der</strong> aus Abfall<br />
Die Klei<strong>der</strong> <strong>der</strong> Helfer an den Olympischen Sommerspielen in London 2012<br />
sehen auf den ersten Blick aus wie ganz normale Sportklei<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
Stange. Die Farbkombination ist aber schon ein bisschen ungewöhnlich:<br />
violett sind die Jacken, die Kragen und Bündchen knallrot. 70'000 freiwillige<br />
Helfer, die während <strong>der</strong> Olympischen Spiele in London den Besuchern mit<br />
Rat und Tat zur Seite standen, trugen sie. Die ungewöhnliche<br />
Farbkombination sollte sicherstellen, dass man sie auf den ersten Blick<br />
erkennt. Was man den Jacken aber nicht ansieht ist, dass sie aus Abfall<br />
hergestellt wurden. Die Kleidung für die Olympia-Freiwilligen produzierte<br />
Adidas vollständig aus Recycling-Material wie beispielsweise alten PET-<br />
Flaschen.<br />
146
8.2 Globale Umweltprobleme<br />
Lei<strong>der</strong> sind Theorie und Praxis in <strong>der</strong> Entsorgung nicht immer identisch. Auch<br />
wenn wir in <strong>der</strong> Schweiz grosse Investitionen vornehmen, Privatpersonen und<br />
Unternehmen sich in die richtige Richtung bewegen, werden aufgrund <strong>der</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Umwelt global gesehen einige Probleme auf uns<br />
zukommen. Es benötigt eine enge und einheitliche Zusammenarbeit, um die<br />
Umwelt in Zukunft besser schützen zu können. Folgende acht Umweltprobleme<br />
kennt unsere Zeit:<br />
8.2.1 Klimawandel<br />
Der Klimawandel wird sehr intensiv diskutiert. Der Begriff "Klimawandel" kann<br />
grundsätzlich eine Abkühlung und eine Erwärmung <strong>der</strong> Erde bezeichnen.<br />
Heutzutage wird <strong>der</strong> Begriff meist in Zusammenhang mit <strong>der</strong> globalen<br />
Erwärmung benutzt. Die Durchschnittstemperatur ist seit den 1980er Jahren<br />
von etwa 0.2° C auf fast 1° C angestiegen. Hitzewellen, Stürme und<br />
Überschwemmungen sind u. a. die Folgen davon. Die globale Erwärmung hat<br />
viele Ursachen:<br />
• Die Abholzung von Regenwäl<strong>der</strong>n hat zur Folge, dass <strong>der</strong> in Blättern, Wurzeln<br />
und Holz gespeicherte Kohlenstoff in Form von CO2 freigesetzt wird. Das führt<br />
zur Verstärkung des Treibhauseffektes, und die Temperaturen auf <strong>der</strong> Erde<br />
steigen.<br />
• Die Verbrennung fossiler Energieträger zur Stromerzeugung (wie z. B. Kohle<br />
o<strong>der</strong> Öl) verursacht CO2.<br />
• Landwirtschaftliche Nutztiere wie Kühe produzieren grosse Mengen an<br />
Methan. Dieses hält die Sonnenrückstrahlung zurück und trägt damit zum<br />
Treibhauseffekt bei.<br />
• Aufgrund des Wohlstands ist die menschliche Mobilität gestiegen. Autos,<br />
Schiffe und Flugzeuge haben einen hohen CO2-Ausstoss.<br />
8.2.2 Wasserknappheit<br />
In <strong>der</strong> Schweiz verbraucht je<strong>der</strong> Einwohner ungefähr 120 Liter Wasser am Tag<br />
für Essen, Körperpflege o<strong>der</strong> Reinigungsarbeiten. Dieser Luxus ist nicht für alle<br />
Menschen möglich. Es herrscht Wasserknappheit auf <strong>der</strong> Erde. Ohne Wasser<br />
existiert auf diesem Planeten kein Leben. 97 Prozent des Wassers auf <strong>der</strong> Erde<br />
ist salziges Meerwasser, das nicht trinkbar ist. Weitere 2 Prozent des Wassers<br />
147
sind zu Eis gefroren. Übrig bleibt noch 1 Prozent Wasser aus Flüssen, mit<br />
welchem menschlichen Bedürfnisse gedeckt werden müssen und z. B.<br />
landwirtschaftliche Fel<strong>der</strong> bewässert werden. Ursache für die<br />
Wasserknappheit ist einerseits unsere Art zu leben. An<strong>der</strong>erseits sorgt auch die<br />
zunehmende Vergiftung von Flüssen dafür, dass vielerorts bereits akute<br />
Wasserknappheit herrscht.<br />
8.2.3 Luftverschmutzung<br />
Abgase aus <strong>der</strong> Industrie, von Autos o<strong>der</strong> Flugzeugen sind für eine erhebliche<br />
Verschmutzung <strong>der</strong> Luft verantwortlich. Grossstädte wie Peking, Kuala Lumpur,<br />
Kapstadt sowie München, Berlin und London haben stärker mit<br />
Luftverschmutzung zu kämpfen als kleinere Städte o<strong>der</strong> Orte in ländlichen<br />
Regionen. Die Luftverschmutzung wird beeinflusst von <strong>der</strong> Anzahl Menschen,<br />
die auf einer kleinen Fläche zusammenleben und sich bewegen. Die<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2012 berechnet, dass rund 8<br />
Millionen Menschen durch die Luftverschmutzung verstorben sind.<br />
8.2.4 Bodenerosion<br />
Auch die Bodenerosion ist auf das menschliche Verhalten zurückzuführen. Der<br />
ökologische Kreislauf <strong>der</strong> Natur ist perfekt durchdacht. Durch Organismen<br />
speichert <strong>der</strong> Boden Nährstoffe und Wasser. Die Böden speichern damit mehr<br />
Kohlenstoff als alle Wäl<strong>der</strong> zusammen. Durch das menschliche Verhalten<br />
werden diese Böden aber immer unfruchtbarer. Nicht abbaubare Produkte,<br />
die <strong>der</strong> Mensch in den Kreislauf einführt, sind von <strong>der</strong> Natur nicht vorgesehen.<br />
Eine aktuelle Berechnung zeigt, dass heutzutage jährlich 1 Prozent <strong>der</strong> Böden<br />
weltweit verlorengeht: Fel<strong>der</strong> werden überbaut o<strong>der</strong> für an<strong>der</strong>e Zwecke<br />
missbraucht. Der Boden muss mitunter als Müllhalde herhalten und wird<br />
entsprechend verschmutzt <strong>–</strong> solche Eingriffe können nicht in kurzer Zeit<br />
korrigiert werden.<br />
8.2.5 Überbevölkerung<br />
Die Überbevölkerung ist kein direktes Umweltproblem. Wenn die menschliche<br />
Bevölkerung zu gross ist, gibt es aber ein Ressourcenproblem. Der Vergleich<br />
1955 zu 2020 zeigt das exponentielle Wachstum <strong>der</strong> Bevölkerung auf:<br />
Jahr Bevölkerung Durchschn. Alter<br />
148
Bevölkerung zu gross ist, gibt es aber ein Ressourcenproblem. Der Vergleich<br />
1955 zu 2020 zeigt das exponentielle Wachstum <strong>der</strong> Bevölkerung auf:<br />
Jahr Bevölkerung Durchschn. Alter<br />
1955 2.773.019.936 23<br />
2020 7.794.798.739 31<br />
Je<strong>der</strong> zusätzliche Bewohner <strong>der</strong> Erde verbraucht Güter, Energie, Wasser und<br />
muss sich ernähren. Um den steigenden Bedarf durch die grösser werdende<br />
Bevölkerung und den steigenden Wohlstand zu decken, wird mehr<br />
Ackerfläche benötigt. Für diese Ackerfläche wird <strong>der</strong> Wald gerodet, wodurch<br />
<strong>der</strong> Klimawandel verstärkt wird.<br />
8.2.6 Abholzung<br />
Die Organisation Global Forest Watch (GFW) hat zum Ziel, das Abholzen <strong>der</strong><br />
Wäl<strong>der</strong> sichtbar zu machen. Interaktive Karten zeigen weltweit das<br />
Stadium <strong>der</strong> Abholzung. Gemäss <strong>der</strong> GFW vernichtet die Menschheit jedes<br />
Jahr auf <strong>der</strong> ganzen Welt etwa 30 Millionen Hektaren Wald. Umweltgesetze<br />
werden weltweit eingeführt, aber lei<strong>der</strong> nicht eingehalten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />
aufgelöst. Die Folgen <strong>der</strong> Abholzung sind schwerwiegend: Klimawandel,<br />
Artensterben und Bodenerosion. Der menschliche Wohlstand und das<br />
Bevölkerungswachstum führen zu <strong>der</strong> Abholzung von Wäl<strong>der</strong>n. Es ist wichtig,<br />
über die Abholzung zu sprechen und so das Bewusstsein zu för<strong>der</strong>n - in <strong>der</strong><br />
Industrie und bei den Konsumenten. Nur so erfährt <strong>der</strong> Konsument, welche<br />
Produkte wie hergestellt werden (z. B. mit Palmöl, für dessen Anbau oft Wäl<strong>der</strong><br />
abgeholzt werden).<br />
8.2.7 Artensterben<br />
Artensterben ist ein massives Umweltproblem, das durch den Menschen<br />
verursacht wird. Immer mehr Tierarten sind vom Aussterben bedroht.<br />
Entwe<strong>der</strong> werden ihre Lebensräume zu klein o<strong>der</strong> Menschen machen Jagd<br />
auf sie. Folgende bekannte Tiere sind vom Aussterben bedroht: Berggorillas,<br />
Tiger, Panda, Orang-Utan, Karettschildkröten. Die Weltnaturschutz-Union führt<br />
eine Liste mit allen Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind. Gemäss <strong>der</strong><br />
Weltnaturschutz-Union sind von 90'000 Arten etwa 25'800 vom Aussterben<br />
bedroht. Die Ursache für dieses Aussterben ist in vielen Fällen <strong>der</strong> Mensch,<br />
seine Gier und sein Lebensstil. Die Bodenerosion, die Abholzung wie auch die<br />
Vermüllung <strong>der</strong> Natur nehmen den Tieren ihren Lebensraum.<br />
149
8.2.8 Plastikmüll<br />
Der Mensch ist auch verantwortlich für das Umweltproblem Plastikmüll. Es gibt<br />
Statistiken, die Aufzeigen, dass im Durchschnitt jede Minute auf <strong>der</strong> Erde eine<br />
LKW-Ladung Plastikmüll ins Meer gekippt wird. Geschätzt wird, dass rund 8<br />
Millionen Tonnen Müll pro Jahr direkt im Meer landen. Weitere rund 32<br />
Millionen Tonnen landen als Plastikmüll in <strong>der</strong> Umwelt und über Umwege in<br />
den Ozeanen. Lebewesen in den Meeren und Seen können den Müll nicht als<br />
solchen erkennen und verenden qualvoll daran. Plastik, das durch den<br />
Menschen hergestellt und in die Meere beför<strong>der</strong>t wird, ist nicht abbaubar und<br />
bleibt für Jahrhun<strong>der</strong>te im Wasser. Eine Plastikflasche benötigt etwa 500 Jahre,<br />
bis sie sich zu Mikroplastik zersetzt hat. Je<strong>der</strong> Gegenstand wird somit ein<br />
Bestandteil <strong>der</strong> Meere. Das führt dazu, dass es fünf erkennbare Müllstrudel in<br />
den Ozeanen gibt. Diese bewegen sich in <strong>der</strong> Nähe des Äquators.<br />
Der nordpazifische Müllstrudel (Nr. 1) wird heute auf eine Grösse von 700'000<br />
bis auf mehr als 15'000'000 km 2 geschätzt.<br />
150
8.3 Aktuelle Projekte und Ziele <strong>der</strong> Agenda 2030<br />
Die UN-Generalversammlung hat an ihrer Sitzung vom 25. September 2015 die<br />
Agenda 2030 mit Zielen für eine Nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Die<br />
Agenda 2030 hat 17 Ziele und 169 Unterziele. Sie ist umfassend und<br />
ambitioniert. Ihre Ziele bauen auf den Millenniums-Entwicklungszielen auf und<br />
sollen umsetzen, was diese nicht erreicht haben. Es sind einige Ziele zu finden,<br />
welche zugunsten <strong>der</strong> Umwelt formuliert wurden. Die Ziele sind:<br />
Armut in allen ihren Formen und überall beenden<br />
U.a. bis 2030 die extreme Armut für alle Menschen überall auf<br />
<strong>der</strong> Welt beseitigen. Von extremer Armut betroffen gelten<br />
Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag<br />
auskommen müssen.<br />
Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere<br />
Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft<br />
för<strong>der</strong>n<br />
U.a. bis 2030 den Hunger beenden und sicherstellen, dass<br />
alle Menschen ganzjährig Zugang zu sicheren,<br />
nährstoffreichen und ausreichenden Nahrungsmitteln haben<br />
- insbeson<strong>der</strong>e arme Menschen und Menschen in prekären<br />
Situationen, einschliesslich Kleinkin<strong>der</strong>n.<br />
Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters<br />
gewährleisten und ihr Wohlergehen för<strong>der</strong>n<br />
U.a. bis 2030 die weltweite Müttersterblichkeit auf unter 70 je<br />
100'000 Lebendgeburten senken.<br />
Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung<br />
gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für<br />
alle för<strong>der</strong>n<br />
U.a bis 2030 sicherstellen, dass alle Mädchen und Jungen<br />
gleichberechtigt eine kostenlose und hochwertige Grundund<br />
Sekundarschulbildung abschliessen, die zu brauchbaren<br />
und effektiven Lernergebnissen führt.<br />
151
Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und<br />
Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen<br />
U.a. alle Formen <strong>der</strong> Diskriminierung von Frauen und<br />
Mädchen überall auf <strong>der</strong> Welt beenden.<br />
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser<br />
und Sanitärversorgung für alle gewährleisten<br />
U.a. bis 2030 den allgemeinen und gerechten Zugang zu<br />
einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser für alle<br />
erreichen.<br />
Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und<br />
mo<strong>der</strong>ner Energie für alle sichern<br />
U.a. bis 2030 den allgemeinen Zugang zu bezahlbaren,<br />
verlässlichen und mo<strong>der</strong>nen Energiedienstleistungen sichern.<br />
Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges<br />
Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und<br />
menschenwürdige Arbeit für alle för<strong>der</strong>n<br />
U.a. ein Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum entsprechend den<br />
nationalen Gegebenheiten und insbeson<strong>der</strong>e ein jährliches<br />
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von mindestens 7<br />
Prozent in den am wenigsten entwickelten Län<strong>der</strong>n<br />
aufrechterhalten.<br />
Eine wi<strong>der</strong>standsfähige Infrastruktur aufbauen,<br />
breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung för<strong>der</strong>n<br />
und Innovationen unterstützen<br />
U.a. eine hochwertige, verlässliche, nachhaltige und<br />
wi<strong>der</strong>standsfähige Infrastruktur aufbauen, einschließlich<br />
regionaler und grenzüberschreiten<strong>der</strong> Infrastruktur, um die<br />
wirtschaftliche Entwicklung und das menschliche<br />
Wohlergehen zu unterstützen, und dabei den Schwerpunkt<br />
auf einen erschwinglichen und gleichberechtigten Zugang<br />
für alle legen.<br />
152
Ungleichheit in und zwischen Län<strong>der</strong>n verringern<br />
U.a. bis 2030 nach und nach ein über dem nationalen<br />
Durchschnitt liegendes Einkommenswachstum <strong>der</strong> ärmsten<br />
40 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung erreichen und aufrechterhalten.<br />
Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wi<strong>der</strong>standsfähig und<br />
nachhaltig gestalten<br />
U.a. bis 2030 den Zugang zu angemessenem, sicherem und<br />
bezahlbarem Wohnraum und zur Grundversorgung für alle<br />
sicherstellen und Slums sanieren.<br />
Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen<br />
U.a. den Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige<br />
Konsum- und Produktionsmuster umsetzen, wobei alle Län<strong>der</strong>,<br />
an <strong>der</strong> Spitze die entwickelten Län<strong>der</strong>, Maßnahmen<br />
ergreifen, unter Berücksichtigung des Entwicklungsstands und<br />
<strong>der</strong> Kapazitäten <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>.<br />
Umgehend Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels<br />
und seiner Auswirkungen ergreifen<br />
U.a. die Wi<strong>der</strong>standskraft und die Anpassungsfähigkeit<br />
gegenüber klimabedingten Gefahren und<br />
Naturkatastrophen in allen Län<strong>der</strong>n stärken.<br />
Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger<br />
Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen<br />
U.a. bis 2025 alle Arten <strong>der</strong> Meeresverschmutzung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e durch vom Lande ausgehende Tätigkeiten und<br />
namentlich Meeresmüll und Nährstoffbelastung, verhüten<br />
und erheblich verringern.<br />
Landökosysteme schützen, wie<strong>der</strong>herstellen und ihre<br />
nachhaltige Nutzung för<strong>der</strong>n, Wäl<strong>der</strong> nachhaltig<br />
bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen,<br />
Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust<br />
<strong>der</strong> biologischen Vielfalt ein Ende setzen<br />
U.a. bis 2030 die Wüstenbildung bekämpfen, die<br />
geschädigten Flächen und Böden einschliesslich <strong>der</strong> von<br />
Wüstenbildung, Dürre und Überschwemmungen betroffenen<br />
153
Flächen sanieren und eine Welt anstreben, in <strong>der</strong> die<br />
Landverödung neutralisiert wird.<br />
Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige<br />
Entwicklung för<strong>der</strong>n, allen Menschen Zugang zur Justiz<br />
ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige<br />
und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen<br />
U.a. alle Formen <strong>der</strong> Gewalt und die gewaltbedingte<br />
Sterblichkeit überall deutlich verringern.<br />
Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für<br />
nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen<br />
U.a. die Mobilisierung einheimischer Ressourcen verstärken,<br />
einschliesslich durch internationale Unterstützung für die<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>, um die nationalen Kapazitäten zur<br />
Erhebung von Steuern und an<strong>der</strong>en Abgaben zu verbessern.<br />
Quelle: UNO<br />
Ob und in welcher Form diese ambitionierten Ziele erreicht werden können, ist<br />
abzuwarten. Entscheidend ist sicher die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Staaten: Nur<br />
gemeinsam können solche Ziele auch erreicht werden.<br />
154
Modul 109_Zutritt- und Datenschutz<br />
Ausgangslage<br />
Jedes Unternehmen hat Interesse daran, wichtige Daten verschlossen zu<br />
halten - unabhängig davon, ob es ein KMU o<strong>der</strong> ein Grossbetrieb ist und ob<br />
die Güter 10 Franken o<strong>der</strong> 2'000 Franken kosten. Es gibt verschiedene Gründe,<br />
Informationen zurückzuhalten o<strong>der</strong> Gegenstände wegzusperren. Z. B. will<br />
Apple erst beim Release bekannt geben, wie das neue IPhone aussieht o<strong>der</strong><br />
ein Unternehmen bewahrt einen Goldbarren sicher auf, da er sehr wertvoll ist.<br />
Es muss sich aber nicht immer um <strong>der</strong>art spektakuläre Informationen und<br />
Gegenstände handeln. Auch Mitarbeitende bei <strong>der</strong> schweizerischen Post<br />
werden im Berufsalltag mit verschiedenen Informationen konfrontiert, die<br />
nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Der Zutritts- und Datenschutz hat in<br />
den vergangenen Jahren stark zugenommen, und die Mitarbeitenden<br />
werden mehr und mehr damit konfrontiert. Der Betrieb hat die Aufgabe, zu<br />
kommunizieren, wie sie sich zu verhalten haben. Die Mitarbeitenden haben<br />
ihrerseits die Aufgabe, die Anweisungen zu befolgen.<br />
155
Fachartikel Modul 109<br />
9. Zutritts- und Datenschutz<br />
9.1 Zutrittsberechtigung<br />
Würdest du zulassen, dass ein Frem<strong>der</strong> ungehin<strong>der</strong>ten Zutritt zu deiner<br />
Wohnung hat? Wohl kaum. Deshalb verschliesst du, wie die meisten an<strong>der</strong>en<br />
auch, deine Wohnungstüre. Wer sich ohne Einwilligung des Bewohners in<br />
dessen Wohnung aufhält, begeht Hausfriedensbruch, und wer sich<br />
gewaltsam Zutritt zu einer Wohnung verschafft, verübt einen Einbruch. Auch<br />
ein Betriebsinhaber will keine ungebetenen Gäste in seinem Betrieb. Deshalb<br />
legt er, je nach Funktion seiner Angestellten, das Zutrittsrecht zu den Räumen<br />
fest und händigt ihnen die entsprechenden Schlüssel o<strong>der</strong> Badges (bei<br />
elektronischer Sicherung) aus. Mit jedem Schlüssel o<strong>der</strong> Badge ist eine<br />
beson<strong>der</strong>e Verantwortung verbunden. Zu dieser Verantwortung gehört die<br />
Einhaltung folgen<strong>der</strong> Regeln. Der Schlüssel o<strong>der</strong> Badge:<br />
• darf nie ohne Kontrolle einer an<strong>der</strong>en Person anvertraut werden. Dies gilt für<br />
alle unternehmensfremden Personen, auch für Bekannte und Verwandte.<br />
• muss bei Nichtgebrauch sicher aufbewahrt werden.<br />
• soll nie in Türen steckengelassen werden.<br />
• darf nie unter Türvorlegern o<strong>der</strong> in Briefkästen hinterlegt werden.<br />
• darf aus Sicherheitsgründen keinen Hinweis tragen auf das Unternehmen,<br />
dem sie gehören.<br />
Merke: Der Verlust eines Schlüssels o<strong>der</strong> Badges muss sofort dem Arbeitgeber<br />
gemeldet werden, damit er die nötigen Massnahmen ergreifen kann.<br />
Unter Umständen kann <strong>der</strong> Verlust eines Schlüssels ziemlich teuer werden.<br />
Wenn <strong>der</strong> Betriebsinhaber kein Risiko eingehen will, tauscht er alle Schlösser<br />
aus, die mit dem verlorenen Schlüssel geöffnet werden können.<br />
Bei neueren Schliessanlagen, die mit einem Mikrochip funktionieren, können<br />
die vermissten Schlüssel deaktiviert werden. Ein Austausch <strong>der</strong> Schlösser<br />
entfällt, das Deaktivieren hat allerdings auch Kostenfolgen.<br />
156
9.2 Schriftgeheimnis<br />
Unter dem Titel "Strafbare Handlungen gegen die Ehre und den Geheim- o<strong>der</strong><br />
Privatbereich" finden sich im Schweizerischen Strafgesetzbuch (StGB) eine<br />
Reihe von Bestimmungen zum Schutz <strong>der</strong> Privatsphäre einer Person (z. B.<br />
Ehrverletzung und Verleumdung). Die Verletzung des Schriftgeheimnisses wird<br />
mit Artikel 179 unter Strafe gestellt. Das Schriftgeheimnis gilt nicht nur für den<br />
beruflichen, son<strong>der</strong>n auch für den privaten Bereich. Seine Verletzung ist ein<br />
sogenanntes Antragsdelikt, das heisst, nur wenn <strong>der</strong> Geschädigte einen<br />
entsprechenden Antrag stellt, nehmen die Behörden Abklärungen vor (im<br />
Gegensatz zu einem Offizialdelikt, bei dem die Behörden von sich aus<br />
Abklärungen vornehmen müssen, sobald sie von <strong>der</strong> Tat Kenntnis erhalten).<br />
Schweizerisches Strafgesetzbuch (StGB)<br />
2.1 Strafbare Handlungen gegen den Geheim- o<strong>der</strong> Privatbereich.<br />
Verletzung des Schriftgeheimnisses<br />
Artikel 179<br />
"Wer, ohne dazu berechtigt zu sein, eine verschlossene Schrift o<strong>der</strong> Sendung<br />
öffnet, um von<br />
ihrem Inhalte Kenntnis zu nehmen, wer Tatsachen, <strong>der</strong>en Kenntnis er durch<br />
Öffnen einer<br />
nicht für ihn bestimmten verschlossenen Schrift o<strong>der</strong> Sendung erlangt hat,<br />
verbreitet o<strong>der</strong><br />
ausnützt, wird, auf Antrag, mit Busse bestraft."<br />
Für Angestellte heisst dies:<br />
• Der Inhalt von Briefen o<strong>der</strong> Paketen, die sie beför<strong>der</strong>n müssen, geht sie nichts<br />
an. Dies gilt nicht nur für die Mitarbeitenden <strong>der</strong> Post, son<strong>der</strong>n auch für jene<br />
eines betriebsinternen Kurierdienstes. Auch Privatpersonen geht die Post <strong>der</strong><br />
157
an<strong>der</strong>en nichts an. Geschädigte können eine Tat anzeigen, müssen aber<br />
Beweise dafür vorlegen.<br />
• Nur wer im Betrieb den Auftrag hat, die eingegangene Post zu öffnen, darf<br />
dies tun. Doch auch mit einem Auftrag darf nur jene Post ohne weiteres<br />
geöffnet werden, die in den Adressfel<strong>der</strong>n keinen persönlichen Namen<br />
enthält. Wenn in <strong>der</strong> Adresse ein persönlicher Name dabei ist, kommt es auf<br />
die Reihenfolge <strong>der</strong> Adressfel<strong>der</strong> an. Nie darf Post geöffnet werden, die den<br />
Vermerk "Persönlich", "Vertraulich" o<strong>der</strong> "Persönlich/Vertraulich" trägt.<br />
Folgende Adressbeispiele zeigen, wann die Post geöffnet werden darf und<br />
wann nicht:<br />
Persönlich/Vertraulich<br />
EnterSite AG<br />
Rigistrasse 2<br />
5102 Rupperswil<br />
EnterSite AG<br />
Z.H. Reto<br />
Gugger<br />
Rigistrasse 2<br />
5102 Rupperswil<br />
Herr Reto Gugger<br />
EnterSite AG<br />
Rigistrasse 2<br />
5102 Rupperswil<br />
Herr Reto Gugger<br />
EnterSite AG<br />
Rigistrasse 2<br />
5102 Rupperswil<br />
✅ Öffnen<br />
✅ Ohne<br />
gegenteilige<br />
Weisung öffnen<br />
❌Nur öffnen,<br />
wenn<br />
von Herrn Gugger<br />
ausdrücklich<br />
gewünscht<br />
❌ Nie öffnen<br />
9.3 Postgeheimnis<br />
Das Postgeheimnis ist im Strafgesetzbuch noch etwas weiter gefasst als das<br />
Schriftgeheimnis. Es schützt nicht nur den Inhalt einer Sendung, son<strong>der</strong>n auch<br />
<strong>der</strong>en Absen<strong>der</strong> und Empfänger in diesen Funktionen. Das heisst zum Beispiel,<br />
dass ein Postbote einem Dritten nicht mitteilen darf, wer von wem Post erhält<br />
und wie oft. Vor allem Informationen, welche die höchstpersönliche Sphäre<br />
einer Person betreffen, dürfen niemals weitergegeben werden. Dazu gehören<br />
beispielsweise Informationen über die Zustellung von Gerichtsurkunden o<strong>der</strong><br />
Zahlungsbefehlen. Gefährlich kann es werden, wenn Logistiker, die im<br />
Zustelldienst arbeiten, abends im Kollegenkreis erzählen, dass am nächsten<br />
Morgen die AHV ausbezahlt wird. Sie gefährden damit sowohl die Zusteller als<br />
auch die Empfänger <strong>der</strong> Rente.<br />
158
Schweizerisches Strafgesetzbuch (StGB)<br />
Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses<br />
Artikel 321ter<br />
1"Wer als Beamter, Angestellter o<strong>der</strong> Hilfsperson einer Organisation, die Posto<strong>der</strong><br />
Fernmeldedienste erbringt, einem Dritten Angaben über den Post-,<br />
Zahlungs- o<strong>der</strong> den Fernmeldeverkehr <strong>der</strong> Kundschaft macht, eine<br />
verschlossene Sendung öffnet o<strong>der</strong> ihrem Inhalt nachforscht, o<strong>der</strong> einem<br />
Dritten Gelegenheit gibt, eine solche Handlung zu begehen, wird mit<br />
Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren o<strong>der</strong> Geldstrafe bestraft.<br />
2 Ebenso wird bestraft, wer eine nach Absatz 1 zur Geheimhaltung<br />
verpflichtete Person durch Täuschung veranlasst, die Geheimhaltungspflicht<br />
zu verletzen.<br />
3 Die Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses ist auch nach<br />
Beendigung des amtlichen o<strong>der</strong> dienstlichen Verhältnisses strafbar.<br />
4 Die Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses ist nicht strafbar,<br />
soweit sie zur Ermittlung des Berechtigten o<strong>der</strong> zur Verhin<strong>der</strong>ung von<br />
Schäden erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
5 Vorbehalten bleiben Artikel 179octies sowie die eidgenössischen und<br />
kantonalen Bestimmungen über die Zeugnispflicht und über die<br />
Auskunftspflicht gegenüber einer Behörde."<br />
9.4 Geschäftsgeheimnis<br />
Je<strong>der</strong> Arbeitnehmer ist laut Bestimmungen des Obligationenrechts<br />
verpflichtet, Geschäftsgeheimnisse seines Arbeitgebers zu wahren (Artikel 324<br />
Absatz 4 OR). Wer sich nicht daran hält, kann vom Arbeitgeber verzeigt<br />
werden.<br />
Obligationenrecht (OR)<br />
II. Sorgfalts- und Treuepflicht<br />
Artikel 321 Absatz 4<br />
159
1 "Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragene Arbeit sorgfältig auszuführen<br />
und die berechtigten Interessen des Arbeitgebers in guten Treuen zu wahren.<br />
2 Er hat Maschinen, Arbeitsgeräte, technische Einrichtungen und Anlagen<br />
sowie Fahrzeuge des Arbeitgebers fachgerecht zu bedienen und diese<br />
sowie Material, die ihm zur Ausführung <strong>der</strong> Arbeit zur Verfügung gestellt<br />
werden, sorgfältig zu behandeln.<br />
3 Während <strong>der</strong> Dauer des Arbeitsverhältnisses darf <strong>der</strong> Arbeitnehmer keine<br />
Arbeit gegen Entgelt für einen Dritten leisten, soweit er dadurch seine<br />
Treuepflicht verletzt, insbeson<strong>der</strong>e den Arbeitgeber konkurrenziert.<br />
4 Der Arbeitnehmer darf geheim zu haltende Tatsachen, wie namentlich<br />
Fabrikations- und Geschäftsgeheimnisse, von denen er im Dienst des<br />
Arbeitgebers Kenntnis erlangt, während des Arbeitsverhältnisses nicht<br />
verwerten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en mitteilen; auch nach dessen Beendigung bleibt er<br />
zur Verschwiegenheit verpflichtet, soweit es zur Wahrung <strong>der</strong> berechtigten<br />
Interessen des Arbeitgebers erfor<strong>der</strong>lich ist."<br />
Merke: Ganz allgemein sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gut<br />
beraten, wenn sie mit dem "Plau<strong>der</strong>n" über den eigenen Betrieb sehr<br />
zurückhaltend sind. Insbeson<strong>der</strong>e lauthals und öffentlich geäusserte Kritik<br />
hinterlässt einen negativen Eindruck.<br />
9.5 Datensicherheit<br />
Der Schutz <strong>der</strong> Daten eines Betriebes war immer schon wichtig. Heute, im<br />
Zeitalter <strong>der</strong> elektronischen Datenverarbeitung, kommt ihm eine noch höhere<br />
Bedeutung zu. Das erste "Tor" zum Computersystem eines Betriebes sind in <strong>der</strong><br />
Regel ein Benutzername und ein Passwort. Nur wer das Passwort kennt, kann<br />
sich im System anmelden, in <strong>der</strong> Fachsprache heisst dies "einloggen". Das<br />
System registriert jeden Zugriff mit Datum und Uhrzeit. So kann <strong>der</strong><br />
Systemadministrator je<strong>der</strong>zeit feststellen, ob und wann sich unberechtigte<br />
Benutzer am System zu schaffen machen. Die Zugangsberechtigung zu den<br />
verschiedenen Bereichen des Betriebes entspricht in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Funktion<br />
und dem Auftrag <strong>der</strong> Mitarbeitenden. So können alle, auch Lernende, auf<br />
diejenigen Daten zugreifen, die sie zur Ausübung ihrer Arbeit benötigen.<br />
Heutzutage werden das Netzwerk und die Informatikmittel in den meisten<br />
Fällen durch Spezialisten, den Systemadministratoren, eingerichtet und<br />
gepflegt. Trotzdem müssen Mitarbeitende, auch Logistikerinnen und Logistiker,<br />
gewisse Regeln beachten.<br />
160
9.5.1 Passwortschutz<br />
Der Passwortschutz nützt nicht nur den Betrieb, son<strong>der</strong>n auch den<br />
Mitarbeitenden. Ein Passwort kann verhin<strong>der</strong>n, dass Unbefugte sich unter dem<br />
Benutzernamen von Mitarbeitenden ins System einloggen und dort Unfug<br />
treiben. Damit ein Passwort wirksam schützt, darf niemand an<strong>der</strong>s dieses<br />
kennen, es darf nirgends aufgeschrieben und nur schwer herauszufinden sein.<br />
Passwörter wie Geburtsdatum, Wohnort, Übernamen o<strong>der</strong> Namen <strong>der</strong><br />
Freundin lassen sich zwar gut einprägen, aber je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sie herausfinden will,<br />
wird es zuerst mit solchen Angaben versuchen. Niemals darf ein Passwort für<br />
mehrere Zwecke verwendet werden, schon gar nicht das Windowspasswort<br />
für irgendeine beliebige Internetseite.<br />
Merke: Gute Passwörter haben mindestens acht Zeichen und sind<br />
Kombinationen von Gross- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Son<strong>der</strong>zeichen.<br />
Es ist empfehlenswert, das Passwort von Zeit zu Zeit zu wechseln. Die meisten<br />
Betriebssysteme verlangen in regelmässigen Abständen einen<br />
Passwortwechsel. Computerviren, auch Computerwürmer und Trojaner, sind<br />
Programme mit unterschiedlichen Wirkungsweisen. Sie können mehr o<strong>der</strong><br />
weniger gravierende Auswirkungen haben. Weniger schlimm ist es, wenn sie<br />
"nur" ungewollte Effekte beim Ausführen von Anwendungen hervorrufen.<br />
Wenn sie jedoch die Festplatte formatieren und damit alle Daten löschen<br />
o<strong>der</strong> Passwörter zu Bankkonten ausspionieren, kann <strong>der</strong> Schaden sehr gross<br />
sein. Es ist die Unvorsichtigkeit und Sorglosigkeit <strong>der</strong> Nutzer, die auf die Tricks<br />
<strong>der</strong> Hacker hereinfallen und damit Computerviren, Würmern und Trojanern<br />
ermöglichen, sich in Windeseile übers Internet auszubreiten.<br />
Weiterführende Ausführungen zum Thema findest du im Modul 805 .<br />
161
Logistiker/In EFZ<br />
200_CustomerService<br />
<strong>Handbuch</strong> Logistik<br />
162
Modul 201_Der Kunde<br />
Ausgangslage<br />
Der Kunde ist eine Person o<strong>der</strong> eine Unternehmung, die von einer an<strong>der</strong>en<br />
Person o<strong>der</strong> Unternehmung Ware kauft o<strong>der</strong> Dienstleistungen in Anspruch<br />
nimmt.<br />
Als Logistiker, als Logistikerin verstehe ich, wer "mein" Kunde (auch Debitor<br />
o<strong>der</strong> Abnehmer genannt) ist und welche Bedeutung <strong>der</strong> Kunde für mein<br />
Unternehmen und mich als Arbeitnehmer, als Arbeitnehmerin hat. Das<br />
Sprichwort "Der Kunde ist König" kann ich richtig interpretieren und<br />
entsprechend handeln.<br />
Was bindet einen Kunden an ein Unternehmen und seine Angebote? Der<br />
Druck aus dem nationalen und internationalen Umfeld wird immer grösser.<br />
Entsprechend erkennt die Wirtschaftswissenschaft immer mehr, dass man sich<br />
nicht nur darauf konzentrieren sollte, Umsatz zu generieren und Neukunden zu<br />
gewinnen. Sinnvoll ist, wenn <strong>der</strong> Erhalt und die Steuerung von bestehenden<br />
Kundenbeziehungen im Mittelpunkt stehen.<br />
163
Fachartikel Modul 201<br />
1. Der Kunde<br />
Der Kunde ist eine Person o<strong>der</strong> eine Unternehmung, die von einer an<strong>der</strong>en<br />
Person o<strong>der</strong> Unternehmung Ware kauft o<strong>der</strong> Dienstleistungen in Anspruch<br />
nimmt. Oft nennt man den Kunden auch "Abnehmer" o<strong>der</strong> "Debitor". Das Wort<br />
"Debitor" wird häufig bei <strong>der</strong> Rechnungsstellung und in <strong>der</strong> Buchhaltung<br />
benutzt.<br />
Die EnterSite AG hat verschiedene Kunden. Einerseits kaufen Privatpersonen<br />
bei ihr ein. Sie bestellen in <strong>der</strong> Regel in kleinen Mengen und lassen die Güter<br />
an ihre Heimadresse liefern o<strong>der</strong> kaufen einzelne Produkte vor Ort im Shop.<br />
An<strong>der</strong>erseits hat die EnterSite AG auch grosse Händler als Kunden. Sie tätigen<br />
regelmässig Bestellungen und beziehen dabei mehrere Artikel. Bei solchen<br />
grösseren Mengen erfolgt die Lieferung per Stückgut.<br />
1.1 Die Bedeutung des Kunden<br />
Die EnterSite AG und ihre Mitarbeitenden haben das Interesse, den Auftrag<br />
von jedem Kunden bestmöglich zu erledigen. Wenn ein Kunde zufrieden ist,<br />
wird er auch mit seinen künftigen Aufträgen zur EnterSite AG kommen.<br />
Deshalb hat je<strong>der</strong> Kundenauftrag eine grosse Bedeutung und sollte von<br />
Auftragsbeginn bis Auftragsende mit hoher Konzentration ausgeführt werden.<br />
Für jeden erledigten Auftrag stellt die EnterSite AG am Schluss eine Rechnung.<br />
Wenn <strong>der</strong> Kunde die Rechnung bezahlt, generiert das einen Umsatz für das<br />
Unternehmen. Aus diesem Umsatz wird <strong>der</strong> Lohn <strong>der</strong> Mitarbeitenden bezahlt.<br />
164
Der Lohn aller Mitarbeitenden stammt also von den Zahlungen <strong>der</strong> Kunden,<br />
die Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen bei <strong>der</strong> EnterSite AG bezogen haben.<br />
Merke: Als Logistiker, als Logistikerin verstehe ich, dass je<strong>der</strong> Kundenauftrag die<br />
Basis für meine Arbeitsstelle und damit für meine Lohnzahlung am Ende des Monats<br />
ist. Dementsprechend verhalte ich mich gegenüber allen Kunden respektvoll und<br />
wertschätzend.<br />
1.2 "Der Kunde ist König"<br />
Das Sprichwort "Der Kunde ist König" wird häufig benutzt, um das Verhältnis<br />
zwischen einem Kunden und einem Unternehmen zu beschreiben. Die<br />
EnterSite AG gibt ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Sprichwort als<br />
Grundlage mit. Das Sprichwort muss aber nicht wörtlich genommen werden.<br />
Vielmehr sollten die Mitarbeitenden <strong>der</strong> EnterSite AG anstreben, eine<br />
Beziehung mit dem Kunden aufzubauen. Zwischen dem Kunden und <strong>der</strong><br />
<strong>Entersite</strong> AG soll eine gute Geschäftsbeziehung entstehen. Diese kann<br />
aufgebaut werden, wenn <strong>der</strong> Kunde Werte wie Respekt, Wertschätzung,<br />
Vertrauen und Nachhaltigkeit erfährt. Beide Parteien handeln auf Augenhöhe<br />
und haben das Ziel, ihre Bedürfnisse zu decken. Wird während <strong>der</strong><br />
Zusammenarbeit künstlich o<strong>der</strong> nicht ehrlich kommuniziert, ist die Beziehung<br />
früher o<strong>der</strong> später zum Scheitern verurteilt. Das kann zu Differenzen führen, die<br />
in <strong>der</strong> Folge dem Geschäft schaden können.<br />
Merke: Der Kunde wünscht sich, ernst genommen zu werden, und dass ehrlich mit<br />
ihm kommuniziert wird.<br />
165
1.3 Der Stammkunde<br />
Ein Stammkunde ist ein Kunde, <strong>der</strong> regelmässig bei <strong>der</strong> EnterSite AG Produkte<br />
o<strong>der</strong> Dienstleistungen bezieht. Das bedeutet, dass die Kunden- o<strong>der</strong><br />
Geschäftsbeziehung für beide Seiten stimmig ist. Bei den Stammkunden<br />
besteht die Möglichkeit, Gespräche über vergangene Leistungen o<strong>der</strong><br />
zukünftige Entwicklungen <strong>der</strong> EnterSite AG zu führen. Mittels dieser Gespräche<br />
kann eine Verbesserung und eine Neuorientierung zugunsten <strong>der</strong> Kunden<br />
erzielt werden. Der Austausch mit den Kunden sollte auf den Werten wie<br />
Respekt, Wertschätzung, Vertrauen und Nachhaltigkeit basieren.<br />
1.4 Unternehmen müssen ihre Kunden kennen<br />
Wer Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen erfolgreich verkaufen möchte, muss seine<br />
Kunden möglichst gut kennen. Um die Fragen "Wer sind meine Kunden?" und<br />
"Was erwarten o<strong>der</strong> wünschen meine Kunden?" zu beantworten, wird viel in<br />
die Analyse <strong>der</strong> Kundschaft investiert. Diese wichtige Aufgabe wird dem<br />
Marketing zugeteilt. Das Marketing trägt Informationen über bestehende und<br />
potenzielle Kunden zusammen und stellt sie <strong>der</strong> EnterSite AG zur Verfügung.<br />
Die Informationen sollen helfen, folgende Ziele zu erreichen:<br />
• Die eigenen Produkte und Dienstleistungen verbessern.<br />
• Neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln und erfolgreich anbieten.<br />
• Den Kundenservice und interne Prozesse verbessern.<br />
• Neue Kunden und Zielgruppen sowie neue Märkte entdecken und<br />
erschliessen.<br />
Das Thema Marketing wird in Modul 205 vertieft bearbeitet.<br />
166
Modul 202_Mein Auftreten<br />
Ausgangslage<br />
Der Kunde und die damit verbundenen Einnahmen sind für das Unternehmen<br />
und die eigene Arbeitsstelle sehr wichtig. Damit man dem Kunden im Sinne<br />
des Arbeitgebers begegnen kann, muss man sich Gedanken um das eigene<br />
Auftreten machen. Mit dem eigenen Auftreten beeinflusst man, wie man von<br />
aussen wahrgenommen wird. Einige wichtige Faktoren sind:<br />
• die Haltung<br />
• die Kommunikation<br />
• die Hygiene<br />
• die Kleidung<br />
Der Logistiker, die Logistikerin soll ein bewusstes und <strong>der</strong> Situation<br />
angemessenes Auftreten haben.<br />
167
Fachartikel Modul 202<br />
2. Das eigene Auftreten<br />
Das eigene Auftreten hat einen grossen Einfluss darauf, wie man auf an<strong>der</strong>e<br />
Menschen wirkt. Deshalb sollte man sich bewusst Gedanken über sein<br />
Auftreten machen und es je nach Situation anpassen. Ist das möglich?<br />
Welche Faktoren sind zu beachten?<br />
2.1 Meine Haltung<br />
Die eigene Haltung o<strong>der</strong> Gesinnung vermittle ich, indem ich meine Moral und<br />
Werte vorlebe. Werte und Wertvorstellungen, die ich aufgrund meiner<br />
Herkunft o<strong>der</strong> Erziehung als erstrebenswert empfinde, versuche ich vorzuleben<br />
und zu erreichen. Einige mögliche Werte sind z. B.:<br />
• Liebe<br />
• Ehrlichkeit<br />
• Freundschaft<br />
• Treue<br />
• Ordnung<br />
• Pünktlichkeit<br />
Merke: Je<strong>der</strong> Mensch macht unterschiedliche Erfahrungen, die seine Werte<br />
prägen und die Haltung bestimmen, die er nach aussen trägt. Habe ich z. B.<br />
Pünktlichkeit als Wertvorstellung verinnerlicht, ist es mir wichtig, pünktlich zu<br />
sein. Meine persönliche Wertvorstellung muss für an<strong>der</strong>e aber nicht gültig sein.<br />
2.2 Meine Kommunikation<br />
Kommunikation kann auf verschiedene Arten stattfinden. Gegenüber dem<br />
Kunden passe ich die eigene Sprache <strong>der</strong> Situation an und achte darauf,<br />
ehrlich zu kommunizieren. Dabei verwende ich zum Teil an<strong>der</strong>e Wörter als in<br />
meiner Alltagssprache. Dem Kunden begegne ich an<strong>der</strong>s als meiner Familie<br />
o<strong>der</strong> meinen Freundinnen und Freunden. Ich achte darauf, dass meine<br />
Wortwahl (verbale Kommunikation) und Körperhaltung (nonverbale<br />
Kommunikation) im Austausch mit dem Kunden bewusst gewählt sind.<br />
Die Kommunikation wird in Modul 206 vertieft bearbeitet.<br />
168
2.3 Meine Kleidung<br />
Neben den eigenen Wertvorstellungen und <strong>der</strong> Kommunikation spielen im<br />
Umgang mit dem Kunden weitere Faktoren eine Rolle: Auch die Kleidung<br />
beeinflusst mein Auftreten und das eigene Erscheinungsbild. Meine<br />
Kleidungsstücke sollte ich darum bewusst wählen. Am besten ziehe ich<br />
dezente Kleidung an und achte darauf, we<strong>der</strong> overdressed noch<br />
un<strong>der</strong>dressed zu sein.<br />
dezent = Der Situation angemessen<br />
un<strong>der</strong>dressed = Für die Situation zu wenig gut gekleidet<br />
overdressed = Für die Situation zu gut gekleidet<br />
Im Privatleben soll und darf ich die eigenen Gefühle und Leidenschaften zum<br />
Ausdruck bringen. Im beruflichen Alltag vertrete ich hingegen das<br />
Unternehmen, für das ich tätig bin. Die EnterSite AG erwartet von ihren<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie dezente Kleidung wählen -<br />
beson<strong>der</strong>s wenn sie Kundenkontakt haben. In einigen Abteilungen stellt das<br />
Unternehmen <strong>der</strong> Belegschaft darum einheitliche Berufskleidung zur<br />
Verfügung. Nach <strong>der</strong> Arbeit sollte ich die Arbeitskleidung ablegen und private<br />
Kleidung anziehen.<br />
2.4 Meine Hygiene<br />
Der Begriff <strong>der</strong> Hygiene wird vom Namen <strong>der</strong> Göttin <strong>der</strong> Gesundheitslehre,<br />
Hygieia, abgeleitet. Das Wort hat seinen Ursprung im Griechischen und wird<br />
im heutigen Sprachgebrauch oft mit Gesundheit gleichgesetzt. Die World<br />
Health Organization (WHO) definiert die Gesundheit wie folgt: "Die<br />
Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und<br />
sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheiten o<strong>der</strong><br />
Gebrechen". Die Hygiene befasst sich somit mit <strong>der</strong> Gesundheitslehre.<br />
Bereits im Römischen Reich war die Hygiene verhältnismässig weit entwickelt.<br />
Es war bereits bekannt, dass Krankheiten durch Mikroorganismen<br />
(Kleinstlebewesen wie Bakterien und Viren) hervorgerufen und verbreitet<br />
werden. Jahrhun<strong>der</strong>te später, im Jahr1840, gelang schliesslich <strong>der</strong> Nachweis,<br />
169
dass eine Desinfektion die Übertragung von Krankheiten eindämmen kann.<br />
Zuvor war den Ärzten nicht klar gewesen, dass sie selbst oft Infektionen<br />
übertragen haben. Heute wissen wir um die Wichtigkeit von<br />
Hygienemassnahmen wie reinigen, desinfizieren o<strong>der</strong> sterilisieren.<br />
2.4.1 Die Geschichte <strong>der</strong> Hygiene<br />
Die Hygiene, wie wir sie heute verstehen, hat eine lange Geschichte. Im Laufe<br />
<strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te wurde die Menschheit immer wie<strong>der</strong> von schrecklichen<br />
Epidemien und Krankheiten getroffen. Eine Auswahl:<br />
1348 - Die erste grosse Pestwelle<br />
1348 sind Pestepidemien bereits bekannt. Doch die Pestwelle dieses Jahres<br />
trifft die Menschen so schlimm wie nie zuvor. Es erkranken rund 100 Millionen<br />
Menschen in Europa, Nordafrika und im Nahen Osten an <strong>der</strong> Pest. Ein Drittel<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung überlebt die Krankheit nicht. Der Ausbruch <strong>der</strong> Epidemie wird<br />
in Zentralasien verortet.<br />
1892 <strong>–</strong> Cholera-Epidemie in Hamburg<br />
Im Jahr 1892 wird die Hafenstadt Hamburg von <strong>der</strong> Cholera heimgesucht. Der<br />
Grund für den Cholera-Ausbruch ist eine Hitzewelle und in <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> tiefe<br />
Wasserstand <strong>der</strong> Elbe. Mit ihrem auf 22 Grad Celsius erwärmten Wasser bietet<br />
die Elbe in diesem Jahr Bakterien und Viren perfekte Bedingungen zur<br />
Vermehrung. Der erste mit Cholera infizierte Bürger wird am 15. August<br />
registriert. Am 16. August haben sich zwei und am 17. August bereits vier<br />
Menschen mit <strong>der</strong> Cholera angesteckt. Zu diesem Zeitpunkt hätte <strong>der</strong><br />
Ausbruch vielleicht noch verhin<strong>der</strong>t werden können. Doch die Stadtväter<br />
schätzen die Situation falsch ein. Bis zum Ende <strong>der</strong> Epidemie in Hamburg<br />
werden rund 17'000 Infizierte registriert. Die Hälfte davon überlebt die<br />
Krankheit nicht. Weitere Orte werden von <strong>der</strong> Cholera heimgesucht.<br />
1918 - Spanische Grippe<br />
Im Jahr 1918, dem letzten Jahr des Ersten Weltkriegs, grassiert die Spanische<br />
Grippe und trifft die Menschen hart. Innerhalb weniger Monate hat sich die<br />
Krankheit auf dem Globus ausgebreitet. Bereits im Jahr 1920 sind mehr<br />
Menschen an <strong>der</strong> Spanischen Grippe gestorben als im gesamten Ersten<br />
170
Weltkrieg (ca. 17 Millionen Menschen). Die Spanische Grippe verursacht mehr<br />
Tote als jede an<strong>der</strong>e Krankheit vorher und nachher. Obwohl von <strong>der</strong><br />
"Spanischen" Grippe gesprochen wird, liegt ihr Ursprung nicht in Spanien. Bis<br />
heute ist nicht endgültig geklärt, wo und was <strong>der</strong> Ursprung <strong>der</strong> Grippe war.<br />
Oft wird eine Person aus Kansas, USA, als erste nachgewiesene Infektion<br />
genannt. Roy Grist, ein Militärarzt in Camp Devens, Massachusetts, schreibt<br />
am 29. September 1918 in einem Brief an einen an<strong>der</strong>en Arzt: "Es dauert nur<br />
wenige Stunden, bis <strong>der</strong> Tod kommt. Und es ist ein einziger Kampf um Luft, bis<br />
sie ersticken. Es ist schrecklich."<br />
1920 - Tuberkulose<br />
Die Tuberkulose wird 1920 erstmals nachgewiesen. Die Krankheit grassiert zu<br />
diesem Zeitpunkt aber schon lange und hat vielen Menschen das Leben<br />
gekostet. Ihren traurigen Höhepunkt hat die Krankheit zwischen 1870 und 1885<br />
in Österreich. In <strong>der</strong> Stadt Wien sterben 909 Personen pro 100'000 Einwohner<br />
an Tuberkulose. Daraufhin verbreitet sich die Tuberkulose in ganz Österreich.<br />
1885 werden im ganzen Land 390 Todesfälle auf 100'000 Einwohner gezählt.<br />
Die Krankheit wan<strong>der</strong>t zu diesem Zeitpunkt von Westen nach Osten. Ein Grund<br />
für die Ausbreitung ist die Industrialisierung.<br />
1981 - AIDS<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> 1980er-Jahre taucht in <strong>der</strong> westlichen Welt eine neue Krankheit<br />
auf: AIDS. Rasch wird erkannt, dass AIDS eine Krankheit ist, welche durch<br />
sexuelle Handlungen übertragen wird und nicht heilbar ist. In <strong>der</strong> Schweiz<br />
leben heute rund 16'700 Menschen mit dem HI-Virus. Im Jahr 2019 wurden 421<br />
neue Ansteckungen gemeldet. Seit 2008 gehen die Neuinfektionen von Jahr<br />
zu Jahr zurück. Das ist auch den zahlreichen Aufklärungskampagnen zur<br />
Krankheit zu verdanken. Die Aufklärung und Beratung zu AIDS wird so<br />
aufgegleist, dass möglichst grosse Teile <strong>der</strong> Bevölkerung erreicht werden. Die<br />
AIDS-Hilfe Schweiz wurde 1985 gegründet und hat einen grossen Beitrag zum<br />
Rückgang <strong>der</strong> Krankheit geleistet.<br />
2020 <strong>–</strong> Covid-19-Pandemie<br />
Die erste offiziell bestätigte Ansteckung durch das Covid-19-Virus wurde <strong>der</strong><br />
WHO am 31. Dezember 2019 aus Wuhan, China, gemeldet. Bei den ersten<br />
Meldungen wurde das Virus mit 2019-nCoV bezeichnet, später wurde es<br />
171
Covid-19 resp. SARS-CoV-2 genannt. Coronaviren (CoV) bilden grosse<br />
Mengen von Viren. Bei vielen Menschen äussert sich eine Infektion lediglich<br />
durch Erkältungssymptome. Das Virus kann aber auch zu schweren<br />
Krankheitsverläufen führen. Die WHO bezeichnete die Pandemie am 30.<br />
Januar 2020 als gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite <strong>–</strong> das<br />
ist die höchste Warnstufe <strong>der</strong> WHO.<br />
2.4.2 Die persönliche Hygiene<br />
Die Hygiene hat in unserer Gesellschaft eine grosse Bedeutung. Mit guten<br />
Hygienestandards können Krankheiten und Pandemien, wie sie im vorherigen<br />
Kapitel genannt wurden, verhin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> eingedämmt werden. Die<br />
persönliche Hygiene bestimmt aber auch, wie man auf an<strong>der</strong>e Menschen<br />
wirkt. Sie hat also Einfluss auf den Eindruck, den man z. B. bei einem Kunden<br />
hinterlässt.<br />
Gesundheit und Anerkennung<br />
Eine gute persönliche Hygiene habe ich z. B., wenn ich regelmässige dusche,<br />
die Haare wasche, Zähne und Ohren putze sowie Finger- und Fussnägel<br />
schneide. Ich trage selbst die Verantwortung dafür, mich zu pflegen und sollte<br />
mir Gedanken darüber machen, wann und wie oft ich das mache. Zudem<br />
sollte ich mir Gedanken darüber machen, welche Nahrungsmittel ich zu mir<br />
nehme. Es ist z. B. nicht ratsam, vor einem wichtigen Termin wie einem<br />
Bewerbungsgespräch Kaffee, Red Bull o<strong>der</strong> geruchintensive Speisen mit viel<br />
Zwiebeln und Knoblauch zu konsumieren.<br />
Ein ungepflegtes Auftreten hat eine starke Wirkung gegen aussen. Nicht<br />
gepflegte Menschen können auf an<strong>der</strong>e abstossend wirken. In <strong>der</strong> Folge<br />
kann es dazu kommen, dass mangelnde Hygiene einem Menschen den<br />
sozialen Zugang o<strong>der</strong> eine erfolgreiche berufliche Karriere verunmöglicht.<br />
Nicht nur das Reinigen und Waschen des eigenen Körpers haben einen<br />
Einfluss darauf, wie an<strong>der</strong>e Menschen meine persönliche Hygiene<br />
wahrnehmen. Ebenso spielt die Pflege <strong>der</strong> Kleidung eine wichtige Rolle. Auch<br />
die Lieblingsklei<strong>der</strong> müssen regelmässig gewaschen werden. Ich versuche<br />
damit zu vermeiden, dass meine Kleidung unangenehm riecht. Ich überlege<br />
mir also, ob meine Kleidung <strong>der</strong> Situation angepasst und in einem gereinigten<br />
Zustand ist.<br />
Merke: Es kann auch negativ auffallen, wenn ich zu viel Deodorant o<strong>der</strong> Parfum<br />
verwende. Beides sollte mit Mass eingesetzt werden.<br />
172
Bakterien und Viren<br />
Mikroorganismen wie Bakterien und Viren sind oft Auslöser von Krankheiten. Es<br />
gibt aber auch gute Bakterien, ohne die <strong>der</strong> Mensch kaum überleben kann.<br />
Sie schützen den Körper z. B. vor Angreifern und verdauen die Nahrung im<br />
Darm. Der Mensch hat natürliche Abwehrmechanismen gegen schädliche<br />
Bakterien und Viren, das sogenannte Immunsystem. Beson<strong>der</strong>s kritisch wird es,<br />
wenn das eigene Immunsystem geschwächt ist und die Mikroorganismen sich<br />
einfach vermehren können. Dass z. B. im Winter Erkältungen häufiger sind,<br />
wird nicht durch die Kälte an sich verursacht. Der Grund liegt vielmehr darin,<br />
dass <strong>der</strong> Körper sich wie<strong>der</strong> aufwärmen muss und dafür viel Körperenergie<br />
braucht. Dadurch bleibt weniger Energie für das Immunsystem übrig, und es<br />
kann sich weniger gut gegen Krankheitserreger wehren.<br />
Übertragungswege<br />
Im Alltag geht schnell vergessen, wie schnell Mikroorganismen wie Viren o<strong>der</strong><br />
Bakterien transportiert werden können: zum Beispiel durch das Anfassen einer<br />
Türklinke, beim Händeschütteln mit einem Bekannten o<strong>der</strong> durch das<br />
Übergeben von einem Gegenstand. Darum ist es wichtig, sich regelmässig die<br />
Hände zu waschen. Ein weiterer Übertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion.<br />
Wenn Menschen sprechen, singen, husten o<strong>der</strong> niesen kann ein Sprühregen<br />
entstehen, bei welchem Tröpfchen bis zu rund einem Meter verschleu<strong>der</strong>t<br />
werden können. Diese Tröpfchen sind Träger von Viren und Bakterien. Die<br />
alljährlich auftretenden Grippewellen verbreiten sich fast ausschliesslich auf<br />
diesem Weg.<br />
Massnahmen zur Vermeidung von Übertragungen<br />
Spätestens mit dem Ausbruch von Covid-19 im Jahr 2020 hat die Gesellschaft<br />
gelernt, mit welchen Massnahmen man die Übertragung von<br />
Krankheitserregern einschränken kann. In vielen Län<strong>der</strong>n wurde zum Beispiel<br />
<strong>der</strong> Lockdown ausgerufen. Das Ziel vom Lockdown war es, durch die<br />
Einschränkung <strong>der</strong> Bewegungsfreiheit <strong>der</strong> Menschen die Ausbreitung des Virus<br />
zu kontrollieren. Während <strong>der</strong> Pandemie gab es zudem viele einfachere<br />
Massnahmen zu befolgen. Diese gelten auch in normalen Zeiten und<br />
schützen vor Krankheiten wie z. B. <strong>der</strong> Grippe:<br />
• Genügend Abstand zu Gesprächspartnern halten<br />
173
• In Taschentuch o<strong>der</strong> Armbeuge husten o<strong>der</strong> niesen (nie in die Richtung von<br />
Mitmenschen)<br />
• Papiertaschentücher nur einmal verwenden<br />
• Hände regelmässig waschen<br />
Merke: Regelmässiges Händewaschen sollte für alle eine<br />
Selbstverständlichkeit sein.<br />
2.5 Das Unternehmensleitbild<br />
Das Leitbild ist eine schriftliche Erklärung des Unternehmens, welche<br />
Grundprinzipien und Werte es nach innen und nach aussen vertritt. Es<br />
formuliert einen Zielzustand. Nach innen soll das Leitbild handlungsleitend und<br />
orientierend sein, sodass es für die Mitarbeitenden einen motivierenden Faktor<br />
aufweist. Nach aussen stellt es klar, für was das Unternehmen einsteht. Es ist<br />
ein Grundpfeiler für die Corporate Identity <strong>der</strong> Firma. Das Leitbild beschreibt<br />
die Vision <strong>der</strong> Organisation und bildet den Rahmen für Strategien, Ziele und<br />
operatives Handeln.<br />
2.5.1 Funktion eines Unternehmensleitbildes<br />
Die erste wichtige Funktion eines Leitbildes ist die Legitimität von<br />
Gestaltungsentscheidungen, die seine Mitarbeiter orientieren.<br />
• "Wofür stehen wir als Unternehmen?" (Vision)<br />
• "Was wollen wir gemeinsam erreichen?" (Mission)<br />
• "Welche Werte und Prinzipien sollen unser Handeln leiten?" (Leitbild)<br />
Die zweite wichtige Funktion des Leitbildes ist seine Wirkung nach aussen: Es<br />
orientiert die Kunden und Stakehol<strong>der</strong> des Unternehmens.<br />
• "Wofür steht dieses Unternehmen?"<br />
"Welches Image will und verfolgt unser Unternehmen?"<br />
174
2.5.2 Das Leitbild <strong>der</strong> EnterSite AG<br />
Grundsätze<br />
• Wir wollen grundsätzlich nur in Märkten tätig sein, in denen wir Leistungen für<br />
unsere Kunden besser als an<strong>der</strong>e erbringen können.<br />
• Wir wollen unseren Mitarbeitenden die Chance zur Entfaltung ihrer Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten in möglichst grosser Selbstverantwortung bieten.<br />
• Wir wollen ein erfolgreiches, unabhängiges, dynamisches Unternehmen von<br />
überschaubarer Grösse und Struktur sein.<br />
Unser Leistungsprogramm<br />
• Wir wollen Dienstleistungen anbieten, die einem Bedürfnis unserer Kunden<br />
entsprechen und für <strong>der</strong>en Produktion wir ein hohes Know-how besitzen o<strong>der</strong><br />
erwerben.<br />
• Wir wollen mit Produkten handeln, welche wir von Dritten zukaufen und die zur<br />
Lösung von Kundenproblemen geeignet sind.<br />
• Unsere begleitenden Serviceleistungen sollen einen hohen Standard haben.<br />
175
• Wir halten uns die Möglichkeit offen, unser jetziges Artikelangebot unter den<br />
Gesichtspunkten Rentabilität, Zukunftsaussichten, Know-how und<br />
Kundenbedürfnisse auszuweiten.<br />
Die von uns bearbeiteten Märkte<br />
Wir verkaufen an Industrie- und Privatkunden.<br />
Qualität und Technologie<br />
Unser Qualitätsziel "stets eine Idee besser" soll in allen Bereichen durchgesetzt<br />
werden: in <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Mitarbeitenden auf allen Stufen, in <strong>der</strong> Qualität<br />
<strong>der</strong> Arbeit in sämtlichen Bereichen sowie in <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Produkte.<br />
Finanzierung und Rentabilität<br />
Unser oberstes Ziel sind die Erreichung einer angemessenen Rendite und<br />
ausgewogene Bilanzstrukturen.<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
• Wir wollen fähige, motivierte und zufriedene Mitarbeiter.<br />
• Wir bieten allen Mitarbeitenden die bestmögliche Chance zur Entfaltung ihrer<br />
Persönlichkeit durch Mitdenken, Mitentscheiden, weitgehende Information,<br />
grösstmögliche Kompetenzdelegation und Freiheit für die Entfaltung von<br />
Eigeninitiative.<br />
• Unsere Lohnpolitik orientiert sich an <strong>der</strong> Funktion, an <strong>der</strong> Leistung und an den<br />
Marktbedingungen.<br />
• Bei unseren Mitarbeitenden legen wir Wert auf Fachkönnen, Initiative,<br />
Verantwortungsbereitschaft, Wille zur Zusammenarbeit und Erreichung <strong>der</strong><br />
Ziele.<br />
• Von unserem Ka<strong>der</strong> erwarten wir insbeson<strong>der</strong>e persönliche Integrität, Vertrauenswürdigkeit,<br />
Führungseigenschaften, hohe Leistung und gesamtunternehmerisches<br />
Verhalten; wir gewähren grossen Entscheidungsfreiraum.<br />
176
Führung<br />
• Wir pflegen einen leistungsorientierten, partizipativen und situationsgerechten<br />
Führungsstil.<br />
• Der Grundsatz <strong>der</strong> Führung mit Zielen Management by Objectives (MbO)<br />
findet durchgehend Anwendung. Durch die Vereinbarung <strong>der</strong> Ziele zwischen<br />
Vorgesetztem und Mitarbeiter wird auch <strong>der</strong> partizipative Führungsstil<br />
verwirklicht. Die Identifikation des Mitarbeiters mit seiner Aufgabe ermöglicht<br />
ihm selbstverantwortliches Handeln, ausgerichtet auf die Unternehmensziele.<br />
• Führung durch Ziele heisst insgesamt, dass je<strong>der</strong> klar weiss, für was er verantwortlich<br />
und kompetent ist.<br />
• Die Grundsätze des Management by Exception sind zu verwirklichen. Somit<br />
sind alle von <strong>der</strong> Planung, <strong>der</strong> Budgetierung, <strong>der</strong> Zielsetzung o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
normalen Erwartung abweichenden geschäftlichen Ereignisse unverzüglich<br />
<strong>der</strong> betroffenen Stelle, im Normalfall dem Vorgesetzten, zu melden.<br />
• Für alle Weisungen wird <strong>der</strong> sogenannte Dienstweg eingehalten. Für die<br />
Beschaffung von Informationen kann er übersprungen werden. Auch in<br />
Projektgruppen kann die formelle Hierarchie ausser Kraft gesetzt werden.<br />
Kunden und Lieferanten<br />
• Der Dienst am Kunden steht im Mittelpunkt des Denkens und Handelns aller<br />
unserer Mitarbeitenden. Alle Aktivitäten haben schlussendlich das Ziel, die Bedürfnisse<br />
unserer Kunden zu befriedigen.<br />
• Wir wollen gegenüber unseren Lieferanten fair, aber hart und anspruchsvoll<br />
sein.<br />
Öffentlichkeit<br />
• Wir setzen uns für eine freie Marktwirtschaft ein und bejahen eine freiheitliche,<br />
die Eigeninitiative för<strong>der</strong>nde humane und soziale Gesellschaftsordnung.<br />
• Mit staatlichen Institutionen wollen wir loyal zusammenarbeiten.<br />
• In Verbänden wollen wir aktiv mitwirken.<br />
• Wir wollen die Öffentlichkeit laufend objektiv über unsere Firma orientieren.<br />
• Die aktive Beteiligung unserer Betriebsangehörigen in Politik und Militär wird<br />
grundsätzlich positiv beurteilt.<br />
177
Umwelt<br />
• Wir beziehen die ökologischen Gesichtspunkte in unsere Überlegungen ein<br />
und suchen nach bestmöglichen Lösungen. Dies betrifft insbeson<strong>der</strong>e die Bereiche<br />
Produktion, Energie, Abfallbeseitigung, Roh- und Verpackungsmaterialien.<br />
• Wir sind bereit, im Rahmen des Möglichen in diesen Bereichen Massnahmen<br />
zu treffen, die über die gesetzlichen Auflagen hinausgehen, auch wenn dies<br />
zusätzliche Kosten verursacht.<br />
178
Modul 203_Selbstmanagement<br />
Ausgangslage<br />
Herr Reto Gugger muss sich jeden Tag intrinsisch (von innen her) motivieren<br />
und seine Mitarbeitenden extrinsisch (von aussen her) motivieren durch<br />
Zielsetzungen, Planung, Organisation und Zeitmanagement, sodass die<br />
EnterSite AG als Firma auf dem offenen Markt gegen die starke Konkurrenz<br />
bestehen und gesund wachsen kann.<br />
Je<strong>der</strong> Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin <strong>der</strong> EnterSite AG leistet einen Betrag<br />
dazu, dass die Firma profitabel bleibt und für die Mitarbeitenden weiter<br />
bestehen bleibt. Als Anerkennung für die von den Mitarbeitenden geleistete<br />
Arbeit kaufen die Kunden weiter bei <strong>der</strong> EnterSite AG ein, und von Herrn Reto<br />
Gugger erhalten die Mitarbeitenden am Ende des Monats als Gegenleistung<br />
für ihre Arbeit den Lohn auf ihr Bankkonto ausbezahlt.<br />
179
Fachartikel Modul 203<br />
3. Selbstmanagement<br />
Selbstmanagement ist die Kompetenz, sich selber zu managen. Verschiedene<br />
Techniken aus dem Management, <strong>der</strong> Psychologie und <strong>der</strong> persönlichen<br />
Führung helfen dabei, die eigene Motivation (intrinsische) zu erhöhen, eigene<br />
Ziele zu klären und diese besser zu erreichen. Dazu gehören Teilkompetenzen<br />
wie zum Beispiel Motivation, Zielsetzung, Planung, Zeitmanagement,<br />
Organisation, Lernfähigkeit und Erfolgskontrolle durch Feedback.<br />
3.1 Sich selber kennen - das Johari-Fenster<br />
Wie ist meine Selbstwahrnehmung, wie ist meine Fremdwahrnehmung? Wir<br />
laufen in <strong>der</strong> Weltgeschichte umher und denken uns, alle würden uns<br />
verstehen ("Ich kommuniziere ja klar und deutlich!"), und die unsere<br />
Mitmenschen würden wir lesen wie ein offenes Buch. Dem ist nicht so. Je<strong>der</strong><br />
Mensch hat seine Geheimnisse, die er an<strong>der</strong>en Menschen nicht preisgeben<br />
will, sei es aus Scham o<strong>der</strong> Angst. Das Johari-Fenster erlaubt es uns, unser Ich,<br />
die Fremdwahrnehmung, unser unbekanntes Ich und unseren blinden Fleck zu<br />
finden. Mit dieser Erkenntnis können wir im Alltag besser mit Mitmenschen<br />
arbeiten und zusammenleben.<br />
180
1. Quadrat: Öffentliche Person<br />
Das erste Quadrat ist <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> freien Aktivität, <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Sachverhalte und Tatsachen. Verhalten und Motivation sind sowohl für mich,<br />
aber auch für an<strong>der</strong>e wahrnehmbar.<br />
2. Quadrat: Mein Geheimnis<br />
Im zweiten Quadrat geht es um mein bewusstes und bekanntes Verhalten,<br />
dass ich an<strong>der</strong>en aber nicht bekannt gemacht habe o<strong>der</strong> machen will.<br />
Dieser Teil des Verhaltens ist für an<strong>der</strong>e verborgen o<strong>der</strong> versteckt.<br />
3. Quadrat: Blin<strong>der</strong> Fleck<br />
Der blinde Fleck ist die richtige Bezeichnung für das dritte Quadrat. Der blinde<br />
Fleck ist die Selbstwahrnehmung, d. h. <strong>der</strong> Teil des Verhaltens, <strong>der</strong> für an<strong>der</strong>e<br />
sichtbar und erkennbar ist, mir selbst hingegen nicht bewusst. Darunter fallen<br />
Abgewehrtes, Vorbewusstes und nicht mehr bewusste Gewohnheiten.<br />
4. Quadrat: Unbekanntes<br />
Das vierte Quadrat erfasst Vorgänge, die we<strong>der</strong> mir noch an<strong>der</strong>en bekannt<br />
sind und sich in dem Bereich bewegen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Tiefenpsychologie<br />
unbewusst genannt wird.<br />
181
3.1.1 Die fünf Säulen <strong>der</strong> Identität des Menschen<br />
1. Säule: Leiblichkeit<br />
Die erste Säule umfasst unseren Körper, unseren Geist und unsere Psyche,<br />
welche <strong>der</strong> Ausgangspunkt für unsere Identität ist. Ohne sie würden wir nicht<br />
existieren. Durch Nachfrage zur Gesundheit und Zufriedenheit in einzelnen<br />
Aspekten kann die Stabilität <strong>der</strong> Säule gut erfasst werden. Der Leiblichkeit<br />
kommt daher eine hohe Bedeutung zu.<br />
Merke: Ereignisse wie Krankheiten, Unfälle, seelische Verletzungen o<strong>der</strong><br />
traumatische Erlebnisse gefährden die Stabilität dieser Säule und damit die<br />
Identität des Menschen.<br />
182
2. Säule: Soziale Beziehungen<br />
In <strong>der</strong> zweiten Säule sind die sozialen Kontakte eingeordnet, welche für den<br />
Menschen überlebenswichtig sind. Sie bieten Halt und schenken<br />
Anerkennung. Starke psychische Belastungen und langfristiges Erkranken<br />
können mögliche Folgen von fehlenden sozialen Kontakten sein. Beziehungen<br />
zu an<strong>der</strong>en Menschen und das soziale Netzwerk stärken die Stabilität <strong>der</strong><br />
zweiten Säule.<br />
Merke: Die Trennung einer langjährigen Partnerschaft, unüberbrückbare<br />
Differenzen o<strong>der</strong> gar Tod können diese Säule beispielsweise beeinflussen.<br />
3. Säule: Arbeit und Leistung<br />
Zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehört, eine sinnvolle Aufgabe zu<br />
haben, seine Fähigkeiten einsetzen zu können und sich zu verwirklichen.<br />
Merke: Der Verlust, das Fehlen einer sinnvollen Aufgabe kann zu negativen<br />
gesundheitlichen Auswirkungen führen.<br />
4. Säule Materielle Sicherheit<br />
In dieser Säule spielen Faktoren wie <strong>der</strong> Lebensstandard, die finanzielle<br />
Situation und die existenzielle Absicherung eine zentrale Rolle. Die<br />
Einschätzung <strong>der</strong> Faktoren hängt zusammen mit Erfahrungen aus <strong>der</strong> Kindheit,<br />
welche die Einstellung zu materieller Sicherheit beeinflussen können.<br />
Merke: Existenzängste können erheblichen Einfluss auf das persönliche<br />
Gleichgewicht haben.<br />
5. Säule: Werte und Ideale<br />
Menschen, die nach ihren Wertvorstellungen leben können, sind mit sich<br />
selbst im Einklang. Reize o<strong>der</strong> gar Konflikte kann es geben, wenn<br />
unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinan<strong>der</strong> treffen. Konflikte mit sich<br />
selbst, aber auch mit dem Gegenüber, müssen ausgestanden werden.<br />
Merke: Das persönliche Wertsystem stärkt einen Menschen und vermag<br />
die Stabilität seiner Identität aufrechtzuerhalten, selbst wenn an<strong>der</strong>e Säulen<br />
Defizite aufweisen.<br />
Quelle:<br />
Hilarion Petzold (Hrsg.): Methoden des therapeutischen Umgangs mit Symbolen und Symbolisierungsprozessen. Überl<br />
egungen zu Kernqualitäten des Menschenwesens [Vortrag auf dem 7. Deutschen Symposium für Kunsttherapie, 27.-<br />
30. November 1988].<br />
183
3.2 Führungsstile nach Kurt Lewin<br />
Je<strong>der</strong> Vorgesetzte steht in verschiedenen Spannungsfel<strong>der</strong>n. Das ist normal. Es<br />
markiert seinen persönlichen Führungsstil, wie er damit zurechtkommt. Der<br />
Führungsstil kann in unterschiedlichen Situationen auch wechseln, und kehrt<br />
nach <strong>der</strong> Klärung o<strong>der</strong> Beruhigung wie<strong>der</strong> zu seiner ursprünglichen Form<br />
zurück.<br />
3.2.1 Autoritärer Führungsstil (Alleinige Entscheidungs- und<br />
Weisungskompetenz)<br />
Vorteile:<br />
• Schnelle Lösung von Problemen, kurzfristig sehr gute Ergebnisse.<br />
• Klare Aufgaben- und Verantwortungszuteilung.<br />
• Handlungsorientierter Stil, handeln statt diskutieren.<br />
Nachteile:<br />
• Kein Konsens in <strong>der</strong> Gruppe kann zu Spannungen führen.<br />
• Schwierigkeiten bei Unvorhergesehenem, wenig Flexibilität.<br />
• Überlastung des Vorgesetzten.<br />
3.2.2 Laissez-faire Führungsstil (Delegieren von Aufgaben)<br />
Vorteile:<br />
• Durch die gewährte Freiheit können die Mitarbeitenden ihr Potential besser<br />
nutzen, ihre Ideen verwirklichen.<br />
• Innovations- und kreativitätsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Stil, sofern mit <strong>der</strong> anvertrauten Freiheit<br />
umgegangen werden kann.<br />
• Grosse Entlastung für den Vorgesetzten.<br />
Nachteile:<br />
• Oft Ratlosigkeit und Verunsicherung in <strong>der</strong> Gruppe, vor allem bei<br />
Unvorhergesehenem.<br />
• Es trägt niemand die Verantwortung, unangenehme Tätigkeiten werden nicht<br />
erledigt.<br />
• Keine Unitè de doctrine (Einheitlichkeit) im Unternehmen; je<strong>der</strong> „wurstelt“ vor<br />
sich hin, so wie es ihm passt.<br />
184
3.2.3 Kooperativer Führungsstil (Mitbestimmungsrecht <strong>der</strong> Mitarbeitenden)<br />
Vorteile:<br />
• Auf lange Sicht optimale Arbeitsergebnisse bei zufriedenen Mitarbeitenden.<br />
• Mehr Flexibilität bei Unvorgesehenem, weil <strong>der</strong> Sinn <strong>der</strong> Tätigkeit bekannt ist.<br />
• Starkes Wir-Gefühl, da je<strong>der</strong> ein wichtiger Teil <strong>der</strong> Gruppe ist.<br />
Nachteile:<br />
• Mühsame, zeitaufwändige Entscheidungsfindung.<br />
• Kurzfristig oft schlechtere Sachergebnisse, bis sich die Gruppe „gefangen“ und<br />
organisiert hat.<br />
• Hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Führungspersönlichkeit, insbeson<strong>der</strong>e im<br />
psychologischen Bereich.<br />
3.2.4 Karitativer Führungsstil (Die Bedürfnisse <strong>der</strong> Mitarbeitenden haben<br />
Vorrang)<br />
Vorteile:<br />
• Meist menschlich warmes Klima, in dem sich die Mitarbeitenden wohl fühlen<br />
• Der tragende Rahmen gibt vor allem verunsicherten Mitarbeitenden Halt. Ihr<br />
Potenzial kann genutzt werden.<br />
• Auch kritische Fragen können ohne Angst vor Repressalien angesprochen<br />
werden.<br />
Nachteile:<br />
• Die Fürsorge kann bei Mitarbeitenden als Kontrolle verstanden werden. Sie<br />
fühlen sich eingeengt.<br />
• Schlechte Zielerreichung kann frustrieren. Oft fehlt die Herausfor<strong>der</strong>ung, die<br />
„Motivationsspritze“<br />
• Viele Fehler, Doppelspurigkeiten, Missverständnisse wegen mangeln<strong>der</strong><br />
Ausrichtung auf das Ziel.<br />
3.3 Konflikttypen nach Thomas Kilmann<br />
Wo Menschen jeden Tag zusammenarbeiten, entstehen irgendwann Konflikte<br />
- so auch in <strong>der</strong> EnterSite AG. Verschiedene Parteien haben verschiedene<br />
Ansichten zu einer Situation. Ziel je<strong>der</strong> Partei ist es, aus dieser verzwickten<br />
Situation nicht als Verlierer auszusteigen und dadurch das Gesicht zu verlieren.<br />
185
Das Verhalten <strong>der</strong> beiden Partner in <strong>der</strong> Konfliktsituation wird danach<br />
unterschieden, welche Bedürfnisse (und nicht welche Lösungsvorschläge) in<br />
welchem Masse bei <strong>der</strong> Lösung berücksichtigt werden.<br />
3.4 Die sechs Stufen <strong>der</strong> Konfliktbewältigung<br />
Je<strong>der</strong> Streit sollte einen Anfang und ein Ende haben. Am Anfang jedes<br />
produktiven Streits steht die Suche nach Ziel und Thema <strong>der</strong><br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />
Stufe 1: Mich stört ....<br />
Stufe 2:<br />
Stufe 3:<br />
Stufe 4:<br />
Stufe 5:<br />
Stufe 6:<br />
Mein Ziel ist... (Ich möchte...)<br />
Dein Ziel ist... (Was möchtest Du...)<br />
Gemeinsamkeiten<br />
Lösungen suchen (Ideen suchen, akzeptieren, bewerten)<br />
Vereinbarung (konkret, detailliert und zeitlich befristet)<br />
3.5 Die geistige Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />
"Das Leben ist voller Stress!". Diese o<strong>der</strong> ähnliche Aussagen hören wir nahezu<br />
täglich. Wir und unser Arbeitgeber sollten Massnahmen treffen können, die<br />
uns vor Stress und negativen geistigen wie auch körperlichen Auswirkungen<br />
186
schützen. Stress wird durch innere und äussere Reize erzeugt. Stress ist aber<br />
nicht gleich Stress - es gibt positiven und negativen Stress. Beide wirken sich<br />
an<strong>der</strong>s auf und aus:<br />
3.5.1 Eustress:<br />
Der Begriff Eustress wird verwendet, um Stressfaktoren zu bezeichnen, die<br />
einen positiven Einfluss haben. Der positive Stress erhöht die Aufmerksamkeit<br />
und för<strong>der</strong>t die maximale Leistungsfähigkeit des Körpers. Der Körper wird<br />
durch diese Stressfaktoren nicht beschädigt. Im Gegenteil: Diese<br />
Stressfaktoren wirken sich positiv auf die psychische und physische<br />
Funktionsfähigkeit unseres Organismus aus.<br />
3.5.2 Disstress:<br />
Der Begriff Disstress wird verwendet, um die negativen Reize, die als<br />
bedrohlich o<strong>der</strong> gar überfor<strong>der</strong>nd empfunden werden, zu beschreiben. Stress<br />
wird negativ wahrgenommen, wenn <strong>der</strong> körperliche Ausgleich fehlt o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Stress häufig auftritt. Es empfiehlt sich, geeignete Strategien zur<br />
Stressbewältigung zu entwickeln.<br />
3.5.3 Reaktionen des Menschen auf Stress<br />
Menschen zeigen in <strong>der</strong> Regel typische Kampf- o<strong>der</strong> Fluchtreaktionen bei<br />
Stress. Das ist ein natürliches, im Laufe <strong>der</strong> Evolution erworbenes<br />
Selbsterhaltungsprogramm. Weitere Reaktionen können sein:<br />
• Aggression<br />
• Flucht<br />
• Akzeptanz<br />
• Verleugnung<br />
• Angst<br />
• Depression<br />
Unser Körper ist nicht auf Dauerstress ausgelegt. Das Herz zeigt das mit<br />
erhöhter Schlagfrequenz. Unsere Muskeln verspannen sich, unsere Atmung<br />
wird schneller, wir spüren eine innere Unruhe und haben<br />
Konzentrationsprobleme o<strong>der</strong> Denkblockaden.<br />
187
Merke: Die Anfor<strong>der</strong>ungen im Berufsleben steigen rasant. Diese erfüllen zu<br />
müssen, führt zu Zeit- und Leistungsdruck.<br />
Wir müssen uns im Klaren sein, dass Entspannung und Stressbewältigung<br />
unabdingbar sind für unseren Körper:<br />
• Ausdauersport wie Joggen, Schwimmen, Radfahren<br />
• private soziale Kontakte wie Familienfeste, Partys<br />
• betriebliche soziale Kontakte (beruht <strong>der</strong> Stress auf einem Konflikt, kann dieser<br />
allenfalls durch Kommunikation werden)<br />
• Yoga<br />
3.6 Die körperliche Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />
3.6.1 Gefahrenquellen<br />
Gefahren lauern überall - in <strong>der</strong> Wohnung, draussen in <strong>der</strong> Natur, im Verkehr<br />
und am Arbeitsplatz. Sie verursachen Unfälle jeglicher Art: Schnittwunden,<br />
Knochenbrüche, Quetschungen, innere Verletzungen usw. Unvermittelt<br />
auftretende Gefahren werden, wie die kurzfristig auftretenden Krankheiten, in<br />
<strong>der</strong> Fachsprache akut genannt. Zu diesen mehr o<strong>der</strong> weniger offensichtlichen<br />
Gefahren für die menschliche Gesundheit kommen jene, die den Körper<br />
langsam und schleichend schädigen. Es sind kaum spürbare Einwirkungen,<br />
die mit <strong>der</strong> Zeit sehr schmerzhafte, chronische Beschwerden o<strong>der</strong> Krankheiten<br />
verursachen. In vielen Fällen sind es Haltungsschäden.<br />
Wie in den meisten an<strong>der</strong>en Branchen und Berufen bestehen auch im Bereich<br />
<strong>der</strong> Logistik sogenannte berufstypische Gefahren und Risiken. Doch Gefahren,<br />
die man kennt, kann man vermeiden o<strong>der</strong> durch Vorbeugen zumindest<br />
eindämmen. Etwa 80 Prozent aller Unfälle gehen auf gefährliches Verhalten<br />
zurück, sind also selbstverschuldet; 20 Prozent werden durch gefährliche<br />
Zustände (fehlende Schutzvorrichtungen, bauliche Mängel usw.) verursacht.<br />
Folgende Verhaltensweisen werden als gefährlich eingestuft:<br />
• das Nichtbeachten von Regeln o<strong>der</strong> Vorschriften<br />
• Nachlässigkeit<br />
• das Nichtanwenden von Schutzmassnahmen<br />
• das bewusste Eingehen von Risiken<br />
188
3.6.2 Gefahren minimieren<br />
Schutz <strong>der</strong> Füsse<br />
Logistikerinnen und Logistiker<br />
sind bei ihrer Arbeit weniger<br />
gefährdet als beispielsweise<br />
Mitarbeitende auf dem Bau<br />
o<strong>der</strong> in Forstbetrieben. Dennoch<br />
zeigt die Unfallhäufigkeit, dass<br />
die Arbeit im Lager, in <strong>der</strong><br />
Distribution und im Verkehr nicht<br />
ganz ungefährlich ist. Je<strong>der</strong><br />
Bereich hat seine eigenen<br />
Risiken. Bei allen sind<br />
insbeson<strong>der</strong>e folgende<br />
Körperteile gefährdet:<br />
• Kopf<br />
• Rücken<br />
• Hände<br />
• Füsse<br />
Sehr häufig werden die Füsse durch Rä<strong>der</strong> aller Art verletzt. Gefahrenherde<br />
sind in <strong>der</strong> Logistik die verschiedenen Transportmittel mit Rollen und Rä<strong>der</strong>n.<br />
Auf den Rä<strong>der</strong>n von Flurför<strong>der</strong>zeugen lastet ein hoher Raddruck; auf dem<br />
Hinterrad eines Dreiradstaplers sind es zum Beispiel über 20 kN (Gewichtskraft<br />
von 2 Tonnen). Aber auch von Nägeln, die aus Brettern herausragen, geht<br />
eine grosse Gefahr aus.<br />
Merke: Das Tragen von Halbschuhen, Turnschuhen o<strong>der</strong> gar offenen<br />
Sandalen ist in <strong>der</strong> Logistikbranche fahrlässig!<br />
Schutzschuhe können zwar nicht alle, aber doch die meisten Verletzungen<br />
<strong>der</strong> Füsse verhin<strong>der</strong>n. Mo<strong>der</strong>ne Sicherheits- o<strong>der</strong> Schutzschuhe haben mit den<br />
negativen Vorstellungen von Stahlkappenschuhen nichts mehr gemeinsam.<br />
Sie unterscheiden sich äusserlich nicht mehr wesentlich von normalem<br />
Schuhwerk und <strong>der</strong> Tragkomfort ist hervorragend. Schutzschuhe verhin<strong>der</strong>n<br />
189
vor allem Verletzungen <strong>der</strong> Zehen und <strong>der</strong> Fusssohlen. Relativ wenig geschützt<br />
sind jedoch die Fersen.<br />
Auch mit Schutzschuhen gelten folgende<br />
Vorsichtsmassnahmen:<br />
• Füsse nie unter angehobene Lasten halten<br />
• Füsse fernhalten von Rollen und Rä<strong>der</strong>n<br />
• nichts auf dem Boden liegen lassen<br />
• auf Flurför<strong>der</strong>zeugen die Füsse innerhalb des<br />
Fahrzeugprofils halten, dort sind sie am besten<br />
geschützt<br />
Normales Schuhwerk: Vorstehende Nägel können durch die Sohle eindringen.<br />
Die Zehen sind nicht geschützt. Rollen von Flurför<strong>der</strong>zeugen können die Zehen<br />
quetschen.<br />
190
Schutz vor Rückenschäden<br />
Die Wirbelsäule<br />
Unsere Wirbelsäule setzt sich aus 24<br />
beweglichen und zwei<br />
unbeweglichen Wirbelkörpern<br />
zusammen (7 Hals- ,12 Brust- und 5<br />
Lendenwirbel, Kreuz- und Steissbein).<br />
Im Wirbelsäulenkanal liegt das<br />
Rückenmark. Daraus treten zwischen<br />
den Wirbeln die Spiralnerven aus, die<br />
das Gehirn mit den verschiedenen<br />
Köperteilen verbinden. Zwischen den<br />
Wirbeln liegen die Bandscheiben. Sie<br />
sind aus Knorpel und enthalten den<br />
Gallertkern, <strong>der</strong> sich je nach<br />
Bewegung verschiebt. Die<br />
Bandscheiben wirken wie<br />
Stossdämpfer zwischen den Wirbeln.<br />
Wirbel und Bandscheiben werden von<br />
Bän<strong>der</strong>n und Muskeln<br />
zusammengehalten. Das<br />
Zusammenspiel aller Bestandteile <strong>der</strong><br />
Wirbelsäule ermöglicht das Gehen<br />
und Laufen, das Heben und Tragen,<br />
das Stehen und Sitzen, das Drehen<br />
und Beugen und vieles mehr. Damit<br />
die Wirbelsäule belastbar bleibt,<br />
müssen die Muskeln und<br />
Bandscheiben trainiert werden.<br />
Die richtige Körperhaltung<br />
Rückenbelastende Tätigkeiten sind das Umpacken, das Kommissionieren und<br />
das Be- o<strong>der</strong> Entladen von Paletten. Vor allem beim Umladen werden für die<br />
Wirbelsäule gefährliche Beuge- und Drehbewegungen ausgeführt. Um<br />
Rückenbeschwerden, akuten o<strong>der</strong> chronischen, vorzubeugen, ist stets darauf<br />
zu achten, dass Lasten ohne tiefes Bücken aufgenommen werden.<br />
Idealerweise befinden sich die Entnahme- und Ablageebene auf ähnlicher<br />
191
Höhe. Zum Ausgleich unterschiedlicher Niveaus eignen sich<br />
Scherenhubwagen.<br />
Merke: Wo immer möglich ist das Tragen schwerer Lasten zu vermeiden.<br />
Hilfsmittel wie Hubwagen, Plattformwagen o<strong>der</strong> Stechkarren (auch<br />
Sackkarren genannt) benützen.<br />
Die richtige Haltung beim Transportieren von Lasten: Arme gestreckt o<strong>der</strong> die<br />
Last auf die Schultern nehmen.<br />
Merke: Der Rücken bleibt immer gerade. Für schwerere Lasten Hilfsmittel<br />
wie z. B. Traggurten verwenden.<br />
Schutz <strong>der</strong> Hände<br />
Die Verletzungsgefahr für die Hände ist in <strong>der</strong> Logistik kleiner als dies zum<br />
Beispiel in einer Schreinerei o<strong>der</strong> Schlosserei <strong>der</strong> Fall ist. Doch auch in <strong>der</strong><br />
Logistik gibt es Arbeiten, bei denen die Hände mit strapazierfähigen<br />
Arbeitshandschuhen geschützt werden sollten.<br />
192
Bei folgenden Arbeiten sollten die Hände geschützt<br />
werden:<br />
• beim Stapeln von schweren Materialien<br />
• beim Anfassen von Materialien mit rauer<br />
(schürfen<strong>der</strong>) Oberfläche<br />
• beim Sortieren von Paletten<br />
• beim Öffnen von Holzkisten<br />
• beim Aufschneiden von Metallumreifungen<br />
Beim Hantieren mit aggressiven Stoffen sind die Hände mit<br />
Gummihandschuhen zu schützen. Leichte Kunststoffhandschuhe können aus<br />
hygienischen Gründen vorgeschrieben sein. Sie sind auch für Personen mit<br />
beson<strong>der</strong>s empfindlicher Haut geeignet.<br />
Schutz des Kopfes<br />
In Lager- und Logistikbetrieben ist das Tragen von Schutzhelmen in <strong>der</strong> Regel<br />
nicht vorgeschrieben. Wo aber Lasten gekrant werden, kann dies durchaus<br />
<strong>der</strong> Fall sein. Auch bei Stapelarbeiten besteht die Gefahr, durch<br />
herabfallende Gegenstände verletzt zu werden. Die Staplerfahrer selbst sind<br />
durch das Fahrerschutzdach geschützt, nicht aber Herumstehende. Deshalb<br />
darf sich niemand im Stapelbereich aufhalten. Gesetzlich vorgeschrieben ist<br />
das Tragen eines Helms beim Zustelldienst mit Motorrä<strong>der</strong>n. Weil Stürze mit<br />
Motorrä<strong>der</strong>n oft zu schweren Kopfverletzungen führen, verordnet das<br />
Strassenverkehrsgesetz den Motorradfahrern eine Helmtragpflicht.<br />
Auch im Rangierdienst ist die Gefahr einer<br />
Kopfverletzung erheblich. Aus diesem Grund darf<br />
auch das Rangierfeld nur mit Helm betreten<br />
werden. Zudem ist beim Rangieren das Tragen einer<br />
Warnweste obligatorisch.<br />
193
Schutz <strong>der</strong> Augen<br />
In <strong>der</strong> Logistik sind die Augen in <strong>der</strong> Regel nicht gefährdet, weshalb ein<br />
dauern<strong>der</strong> Schutz unnötig ist. Doch bei den wenigen, für die Augen<br />
gefährlichen Arbeiten ist strikt auf Schutz zu achten.<br />
Eine Schutzbrille ist unbedingt zu tragen, wenn:<br />
• mit ätzenden Substanzen gearbeitet wird (z. B.<br />
beim Umfüllen von Säuren, Laugen o<strong>der</strong><br />
Treibstoffen)<br />
• die Gefahr besteht, dass Splitter o<strong>der</strong> Staub in die<br />
Augen geraten können (zum Beispiel Bremsstaub<br />
im Rangierdienst)<br />
• <strong>der</strong> Säurestand in <strong>der</strong> Staplerbatterie kontrolliert<br />
wird.<br />
Ohne Schutzbrille können die Augen bei<br />
unvorsichtigem Umgang mit Säure verätzt werden.<br />
Diese Gefahr ist bei <strong>der</strong> Wartung von<br />
Staplerbatterien gross. Deshalb sollte dort, wo diese<br />
geladen werden, eine Augendusche installiert sein.<br />
Die Augendusche besteht aus einer Flasche mit<br />
einer salzhaltigen Lösung und einer kleinen Maske,<br />
die über das Auge gehalten werden kann. Wenn<br />
Säure in ein Auge gelangt ist, muss dieses sofort<br />
gründlich mit <strong>der</strong> Augendusche ausgewaschen<br />
werden.<br />
Danach ist auf jeden Fall dringend <strong>der</strong> Augenarzt<br />
aufzusuchen<br />
Aufschneiden von Umreifungsbän<strong>der</strong>n<br />
Eine weitere Arbeit, bei <strong>der</strong> die Augen gefährdet sind, ist das Aufschneiden<br />
von Umreifungsbän<strong>der</strong>n. Weil diese gespannt sind, schnellen sie beim<br />
Durchtrennen auf. Damit sie nicht den Körper o<strong>der</strong> das Gesicht treffen<br />
können, muss die Stelle für das Aufschneiden so gewählt werden, dass ein<br />
kurzes und ein langes Ende entsteht. Das kurze Ende kann beim Wegschnellen<br />
194
keinen Schaden anrichten, das lange muss mit einem Holzstück o<strong>der</strong> mit<br />
Handschuhen (nicht mit blossen Händen) festgehalten werden, damit es nicht<br />
wegschnellen kann.<br />
Ergonomie<br />
Die Ergonomie (Wissenschaft über die Gesetzmässigkeit <strong>der</strong> menschlichen<br />
Arbeit) befasst sich mit allem, was einen Bezug zur Arbeit und zum Arbeiten<br />
hat. Ihr Ziel ist, Arbeitsplätze und Arbeitsgeräte benutzerfreundlich zu<br />
gestalten, damit die Arbeitenden nicht vorschnell ermüden und keinen<br />
Schaden an ihrer Gesundheit erleiden. Ergonomisch optimale Arbeitsplätze<br />
sind so eingerichtet, dass sie <strong>der</strong> Aufgabe und den körperlichen Eigenheiten<br />
<strong>der</strong> Arbeitenden angepasst werden können. Sie haben eine positive<br />
Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft <strong>der</strong><br />
Arbeitenden. Frühe Anzeichen nicht angepasster Arbeitsplätze sind unter<br />
an<strong>der</strong>em Verspannungen im Nackenbereich.<br />
195
Modul 204_Der Markt<br />
Ausgangslage<br />
Die EnterSite AG fusst auf dem Pioniergeist des Firmengrün<strong>der</strong>s Jonathan<br />
Gugger. Der gelernte Logistiker und studierte Technische Kaufmann gründete<br />
das Unternehmen im Jahr 1990 unter dem Namen EnterSite AG. Jonathan<br />
Gugger arbeitete nach seinem Studium zum Technischen Kaufmann als Key<br />
Account Manager bei einem Grosshandelsunternehmen, das Büroartikel im<br />
High-Price Segment verkaufte.<br />
Dank <strong>der</strong> Tätigkeit als Key Account Manager war Jonathan Gugger in<br />
ständigem Kontakt mit den Schlüsselkunden. Dadurch bekam er die<br />
Möglichkeit herauszufinden, welches Bedürfnis und welche Nachfrage die<br />
Kunden haben. Im Gespräch mit den Kunden erfuhr er von einem grossen<br />
Bedürfnis nach einem externen Datenverteiler, <strong>der</strong> als zentrales<br />
Speichermedium im Haushalt dient. Dadurch können zum Beispiel ein<br />
Computer, ein Notebook und mehrere Smartphones mit Daten versorgt<br />
werden. Das spart Speicherplatz und macht das Handling grosser<br />
Datenmengen einfacher. Diese Datenverteiler o<strong>der</strong> auch NAS (Network<br />
Attached Storage) genannt, gab es auf dem Schweizer Markt noch nicht.<br />
Einzig in den USA konnte man sie kaufen, jedoch nicht im Einzeleinkauf. Als<br />
Jonathan Gugger das Produkt <strong>der</strong> Geschäftsleitung als neues Geschäftsfeld<br />
vorschlug, stiess er auf taube Ohren. Man vermutete, dass <strong>der</strong> Aufwand und<br />
<strong>der</strong> damit verbundene Ertrag keinen Mehrwert für das Unternehmen bringen<br />
würden.<br />
Daraufhin beschloss Jonathan Gugger, sein eigenes Geschäft zu gründen, um<br />
mit dem Import und dem Verkauf von NAS Servern zu handeln. Er<br />
recherchierte und evaluierte die unterschiedlichen Lieferanten auf dem Markt<br />
und entschied sich für den Lieferanten Qnap, welcher <strong>der</strong> EnterSite AG einen<br />
Exklusivvertriebsvertrag für die ganze Schweiz gewährleistete. Die Nachfrage<br />
auf dem Schweizer Markt hat sich bestätigt, woraufhin das Unternehmen von<br />
Jahr zu Jahr wuchs und in zweiter Generation an Reto Gugger übergeben<br />
wurde.<br />
Heute zählt die EnterSite AG zu den renommiertesten Anbietern <strong>der</strong><br />
Bürokommunikation auf dem Schweizer Markt. Der Markt - das Büro - hat sich<br />
in den vergangenen Jahren stark verän<strong>der</strong>t und damit auch die EnterSite AG.<br />
Heute ist die EnterSite AG im Bereich <strong>der</strong> Total Office Solutions tätig: Die<br />
Kernkompetenzen des Unternehmens umfassen die Beratung (Evaluation)<br />
und den Verkauf in den Bereichen Soft- und Hardware, ein grosses Sortiment<br />
196
an Verbrauchsmaterial mit eigener Produktion in <strong>der</strong> Schweiz und den<br />
Support im Office.<br />
197
Fachartikel Modul 204<br />
4. Der Markt<br />
In <strong>der</strong> Jungsteinzeit begann <strong>der</strong> Mensch, Wildgetreide zu ernten und Vorräte<br />
anzulegen. Aus den Vorräten baute er anschliessend selbst Getreide an.<br />
Einige Menschen spezialisierten sich auf ihre beson<strong>der</strong>en Fähigkeiten wie z. B.<br />
die Töpferei, Werkzeugmacherei o<strong>der</strong> arbeiteten als Steinmetz. Die Produkte,<br />
die sie nicht für sich selbst brauchten, konnten sie mit an<strong>der</strong>en Menschen<br />
gegen Nahrungsmittel tauschen.<br />
In <strong>der</strong> späteren Bronzezeit wurde Ware gegen Ware getauscht. Dabei war ein<br />
gutes Verhandlungsgeschick gefragt, um die eigenen Produkte zum besten<br />
Angebot zu verkaufen. Daraus entwickelten sich Märkte, wo sich <strong>der</strong> Händler<br />
und <strong>der</strong> Käufer trafen und Ware gegen Ware o<strong>der</strong> Ware gegen Geld<br />
tauschten. Bis heute funktionieren unsere Märkte nach diesem Prinzip<br />
(Gemüsemarkt, Fischmarkt, Weihnachtsmarkt).<br />
Damit ein Markt entsteht, braucht es ein sogenanntes Bedürfnis. Ein Bedürfnis<br />
ist das Verlangen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wunsch, einem empfundenen o<strong>der</strong> tatsächlichen<br />
Mangel Abhilfe zu schaffen. Die Beseitigung des Mangels nennt man<br />
Bedürfnisbefriedigung. Die Bedürfnisse <strong>der</strong> Menschen sind je nach Alter, Land,<br />
Beruf, Ort, Zeit usw. unterschiedlich. Der Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> EnterSite AG hat zum<br />
Beispiel festgestellt, dass ein Bedürfnis nach externen Speicherfestplatten<br />
(NAS) vorhanden ist. Auf diesem Bedürfnis hat er sein Geschäftsmodell<br />
aufgebaut.<br />
198
4.1 Die Marktforschung<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> Betriebswirtschaft hat sich <strong>der</strong> Markt über die Jahre stark<br />
verän<strong>der</strong>t. Früher hat sich ein Unternehmen auf seine gesammelten<br />
Erfahrungen verlassen, wenn es sich im Markt bewegt hat. Damals war das für<br />
ein Unternehmen kein grosses Problem, weil <strong>der</strong> Markt überschaubar war. Im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit wurde <strong>der</strong> Markt aber immer grösser und dadurch schwierig zu<br />
überblicken. Deshalb mussten die Unternehmen beginnen, den Markt mittels<br />
Marketing-Methoden zu erforschen. Die daraus gewonnenen Informationen<br />
können Unsicherheiten reduzieren und dem Unternehmen helfen, die<br />
richtigen Entscheidungen zu treffen.<br />
4.1.1 Warum ist die Marktforschung nötig geworden?<br />
• Ständig mehr Unternehmen und damit mehr Konkurrenz auf dem Markt führen<br />
zu einem Verdrängungskampf<br />
• Gesättigte Märkte o<strong>der</strong> Substitutionsgüter erfor<strong>der</strong>n Innovation<br />
• Durch die Globalisierung eröffnen sich Unternehmen neue Märkte<br />
• Verteuerung <strong>der</strong> Rohstoffe<br />
• usw.<br />
Der offene Markt ist hart umkämpft. Deshalb ist eine frühzeitige Analyse des<br />
Marktes für ein Unternehmen sehr wichtig. Dabei werden Fragen geklärt wie:<br />
Bieten wir etwas Neues auf dem Markt an? Wollen wir den Umsatz<br />
verbessern? O<strong>der</strong> soll eine neue Kundengruppe angesprochen werden?<br />
Merke: Jede Verän<strong>der</strong>ung auf dem Markt benötigt vorgängig eine<br />
ausführliche Marktforschung.<br />
4.1.2 Was erreicht die Marktforschung?<br />
Der Sinn <strong>der</strong> Marktforschung ist also, Informationen einzuholen, um die<br />
richtigen Entscheidungen treffen zu können. Mit den gesammelten<br />
Informationen werden die Chancen und Gefahren auf dem Markt analysiert.<br />
Das Ziel ist es, mit den Resultaten rechtzeitig handeln zu können. Eine<br />
Marktforschung kann auf Folgendes abzielen:<br />
• Aktuelle Situation auf dem Markt erkennen, wie zum Beispiel bestehende und<br />
potenzielle neue Wettbewerber (Konkurrenz), Marktbeeinflusser usw.<br />
• Neue Trends und Bedürfnisse auf dem Markt erkennen.<br />
199
• Risikominimierung <strong>der</strong> Fehlentscheide<br />
• usw.<br />
4.1.3 Die Markterkundung<br />
Eine einfachere, kostengünstigere und weniger aufwändige Form <strong>der</strong><br />
Marktanalyse ist die sogenannte Markterkundung. Mit dieser Methode<br />
werden <strong>der</strong> Markt beobachtet (z. B. via Internet, Zeitungsartikel), o<strong>der</strong><br />
Gespräche mit den eigenen Kunden und Lieferanten geführt. Im Gegensatz<br />
zur Marktanalyse ist die Markterkundung also nicht eine systematische<br />
Informationsbeschaffung.<br />
Von <strong>der</strong> Marktuntersuchung zur Marketingkonzeption<br />
Bei <strong>der</strong> sogenannten Marktprognose handelt es sich um eine Vorhersage zur<br />
Marktentwicklung auf <strong>der</strong> Grundlage gesammelter Daten <strong>der</strong><br />
Markterkundung bzw. -forschung. Die Marktprognose unterstützt die<br />
Entscheidung über absatzpolitische Aktivitäten des Unternehmens.<br />
200
Merke: Marktforschung ist die systematische, situative Analyse des Marktes nach<br />
wissenschaftlichen Methoden mit dem Ziel <strong>der</strong> Gewinnung von Informationen zum<br />
Markt als Grundlage für die Marketingplanung. Die Markterkundung ist eine<br />
gelegentliche und unsystematische Erhebung von Informationen, die teilweise auch<br />
betriebsintern gewonnen werden.<br />
201
Ein Beispiel aus dem Alltag: Marktforschung bei <strong>der</strong> EnterSite AG<br />
Eine <strong>der</strong> Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Abteilung Customer Service ist das<br />
Marketing, also die Erkundung und die Erforschung des Marktes. Die<br />
Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Marktforschung sollen helfen, die Erwartungen und<br />
Wünsche <strong>der</strong> Kunden in Erfahrung zu bringen und damit das Produkt richtig<br />
positionieren zu können. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in Prozesse<br />
(wie<strong>der</strong>kehrende Aufgaben) umgesetzt und damit das Image und <strong>der</strong><br />
Absatz gestärkt.<br />
Die EnterSite AG verkauft Produkte im Bereich Soft- und Hardware. Zudem<br />
hat das Unternehmen ein grosses Sortiment an Verbrauchsmaterial. Eine<br />
weitere Kernkompetenz <strong>der</strong> Firma ist die Beratung für Soft- und Hardware-<br />
Lösungen im Bereich aktive und passive Netzwerktechnik sowie<br />
Büroeinrichtungen. In den letzten Jahren haben sich die Verkaufszahlen <strong>der</strong><br />
Netzwerkschränke unvorteilhaft entwickelt. Die EnterSite AG will die<br />
geeigneten Gegenmassnahmen treffen, um die Entwicklung in die<br />
Gegenrichtung zu steuern.<br />
Das Unternehmen stellt sich zunächst die Frage, weshalb die Verkaufszahlen<br />
rückläufig sind. Um dies herauszufinden, führt es eine Marktforschung durch.<br />
Es wird eine Kundenumfrage durchgeführt, einerseits telefonisch und<br />
an<strong>der</strong>erseits durch Key Account Manager mit Schlüsselkunden im<br />
persönlichen Gespräch. Aufgrund <strong>der</strong> erhaltenen Antworten erkennt die<br />
EnterSite AG, dass die Rückläufigkeit vor allem auf die mangelhafte Qualität<br />
zurückzuführen ist. Um den Umsatz zu steigern, entscheidet sich die EnterSite<br />
AG die Produktmanager mit einzubeziehen, um die Netzwerkschränke<br />
qualitativ besser zu konzipieren, natürlich unter Beachtung <strong>der</strong><br />
Wirtschaftlichkeit.<br />
4.2 Die Marktarten und Marktformen<br />
4.2.1 Die Marktarten<br />
Märkte lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterteilen und glie<strong>der</strong>n:<br />
Nach Gegenstand o<strong>der</strong> Dienstleistung:<br />
• Konsumgütermarkt (Warenmarkt): <strong>der</strong> Handel mit Gütern für den<br />
Endverbraucher, wie zum Beispiel Bücher, Nahrungsmittel, Kleidung, Elektronik,<br />
usw.<br />
202
• Arbeitsmarkt: Die menschliche Arbeitskraft wird angeboten und nachgefragt.<br />
• Dienstleistungsmarkt: zum Beispiel Rechtsberatung, Pflege, Unterhaltung, usw.<br />
• Geldmarkt: Das Bereitstellen von kurzfristigen Krediten durch Banken.<br />
• Immobilienmarkt: Der Handel mit Grundstücken und Gebäuden.<br />
• Sonstige Märkte wie Rohstoffmarkt, Kunstmarkt, usw.<br />
203
Nach Funktion:<br />
• <strong>der</strong> Beschaffungsmarkt<br />
• <strong>der</strong> Absatzmarkt<br />
Nach Art <strong>der</strong> Zutrittsmöglichkeit:<br />
• Offene Märkte: Ein offener Markt unterliegt keinen Beschränkungen. Er kann<br />
von Anbietern und Nachfragenden genutzt werden. Im offenen Markt<br />
dominiert <strong>der</strong> Wettbewerb zwischen den einzelnen Teilnehmern. Ein Beispiel<br />
dafür ist <strong>der</strong> Krankenkassenmarkt.<br />
• Geschlossene Märkte: Es besteht ein eingeschränkter Zugang für<br />
Marktteilnehmer. Der Zugang wird z. B. durch wirtschaftliche o<strong>der</strong> rechtliche<br />
Vorschriften eingeschränkt, wie eine Mindestkapitalpflicht o<strong>der</strong> bestimmte<br />
Qualifikationen und Zertifikate. Ein geschlossener Markt findet sich bei den<br />
öffentlichen Dienstleistungen und <strong>der</strong> öffentlichen Infrastruktur. In <strong>der</strong> Schweiz<br />
bezeichnet man diese Gesamtheit aller Dienstleistungen, welche <strong>der</strong> Bund,<br />
die Kantone und die Gemeinden <strong>der</strong> Allgemeinheit gegenüber zu erbringen<br />
haben, als Service Public. Die öffentliche Hand hat die Aufgabe,<br />
die Grundversorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit<br />
standardmässiger Infrastruktur sicherzustellen, z. B. mit <strong>der</strong> Post und den<br />
Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).<br />
• Beschränkte Märkte: Im beschränkten Markt sind bestimmte Sparten<br />
einschränkenden Auflagen unterworfen. Zum Beispiel wird, wenn ein<br />
öffentliches Interesse besteht, die maximale Anzahl <strong>der</strong> Anbieter per Gesetz<br />
festgelegt. Dies ist beim Taxigeschäft <strong>der</strong> Fall. Damit nicht zu viele Taxis in den<br />
Städten herumfahren, beschränkt man <strong>der</strong>en Anzahl mit <strong>der</strong> Vergabe von<br />
Konzessionen. Um einen Markt zu beschränken, bestehen folgende<br />
Möglichkeiten: die Vergabe von Lizenzen, die Vergabe von Konzessionen<br />
o<strong>der</strong> Patenten, die Auflage des Fähigkeitsnachweises, die Auflage des<br />
Kapitalnachweises.<br />
204
4.2.2 Die Marktformen<br />
Märkte können anhand ihrer sogenannten Marktformen unterteilt werden. Die<br />
Marktform beschreibt die Struktur von Angebot und Nachfrage. Beispiele<br />
dafür sind:<br />
• Monopol: Besteht nur ein Anbieter auf dem Markt, spricht man von einem<br />
Monopol. Ein Unternehmen hat in diesem Fall keine Konkurrenz. Die Produktion<br />
und die verlangten Verkaufspreise werden nicht durch einen Wettbewerb.<br />
Beispiele für Monopole sind Gasleitungen, Wasserleitungen, Verkehrsnetz usw.<br />
• Oligopol: Marktform, bei <strong>der</strong> es nur wenige Anbieter in <strong>der</strong> Branche hat. Diese<br />
kleine Anzahl Anbieter kann aber grössere Anfragen bewältigen. Beispiele<br />
dafür sind: Ölmarkt, Strommarkt, Mobilnetz usw.<br />
• Polypol: Marktform, bei <strong>der</strong> auf beiden Seiten (Anbieter und Nachfrager) eine<br />
grosse Auswahl besteht. Der Wettbewerb kann frei stattfinden und hat<br />
entsprechend Einfluss auf das Sortiment und den dazugehörenden Preis. Zum<br />
Beispiel: Wochenmarkt, Wohnungsmarkt usw.<br />
• Monopson: Marktform, bei <strong>der</strong> es viele Anbieter, aber nur einen Nachfrager<br />
gibt. Das Monopson ist das Gegenteil des Monopols. Es kommt aber nur selten<br />
vor. Ein Beispiel dafür ist <strong>der</strong> Arbeitsmarkt, wo es verschiedene Anbieter gibt<br />
(Bewerbende für eine Arbeitsstelle, Arbeitnehmer) jedoch nur einen<br />
Nachfrager (Anbieter <strong>der</strong> offenen Stelle, Arbeitgeber).<br />
205
Nachfrager<br />
Einer Wenige Viele<br />
Anbieter<br />
Einer Bilaterales Monopol Beschränktes<br />
Monopol<br />
Wenige<br />
Beschränktes<br />
Oligopol<br />
Bilaterales<br />
Oligopol<br />
Monopol<br />
Oligopol<br />
Viele Monopson Oligopol Bilaterales<br />
Polypol<br />
4.3 Die Grösse eines Marktes<br />
Die Grösse eines Marktes beeinflusst das Marketing eines Unternehmens<br />
wesentlich. Die Grösse lässt sich unter an<strong>der</strong>em nach <strong>der</strong> geografischen<br />
Ausdehnung des Marktes bestimmen o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> möglichen<br />
Kunden.<br />
4.3.1 Geografische Grösse<br />
Nach seiner geografischen Ausdehnung wird ein Markt in eine <strong>der</strong> folgenden<br />
fünf Gruppen eingeteilt:<br />
206
• lokal (z. B. Dorfladen)<br />
• regional (z. B. Wochenmarkt)<br />
• national (z. B. Schweizer Mobilfunkmarkt)<br />
• international (z. B. Markt <strong>der</strong> europäischen Union)<br />
• global (z. B. Finanzmarkt)<br />
207
Modul 205_Marketing<br />
Ausgangslage<br />
Für den Begriff Marketing gibt es unterschiedliche Definitionen. Die kürzeste<br />
heisst:<br />
"Marktgerechte Unternehmenspolitik"<br />
Eine längere:<br />
"Absatzgestaltung unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Marktforschung<br />
mit dem Ziel, ein harmonisches Verhältnis zwischen Produktion und Absatz zu<br />
erreichen".<br />
Etwas verständlicher ausgedrückt: Marketing will herausfinden, welche<br />
Produkte und Dienstleistungen vom Markt, d. h. von den Kunden, gewünscht<br />
werden. Das Ziel ist, das zu produzieren, was die Kunden zu kaufen bereit sind<br />
und zwar in <strong>der</strong> Menge, die sie kaufen werden. Marketing will aber auch<br />
herausfinden, ob und wie sich die Kunden dazu bewegen lassen, ihnen<br />
unbekannte Produkte zu kaufen.<br />
208
Fachartikel Modul 205<br />
5. Marketing<br />
5.1 Ziele des Marketings<br />
Das Marketing <strong>der</strong> EnterSite AG hat zum Ziel, den Absatz ihrer Produkte o<strong>der</strong><br />
Dienstleistungen zu för<strong>der</strong>n. Denn mit dem Absatz steigt <strong>der</strong> Umsatz und damit<br />
(in <strong>der</strong> Regel) auch <strong>der</strong> Gewinn. Gewinn zu generieren ist das Hauptziel <strong>der</strong><br />
EnterSite AG. Deshalb wird im Preis <strong>der</strong> Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen ein<br />
Gewinn einkalkuliert. Der Gewinn <strong>der</strong> EnterSite AG steigt, wenn mehr Produkte<br />
o<strong>der</strong> Dienstleistungen verkauft werden. Um möglichst viel Gewinn zu<br />
erwirtschaften, strebt die EnterSite AG über das Marketing folgende Ziele an:<br />
• die Sicherung respektive Steigerung des Marktanteils.<br />
• die Steigerung des Bekanntheitsgrades.<br />
• das Verankern eines positiven Images im Markt.<br />
5.2 Beteiligte am Marketing<br />
Marketing ist eine Wissenschaft. Um diese systematisch zu betreiben, braucht<br />
es Profis. Innerhalb <strong>der</strong> EnterSite AG sind jedoch fast alle Mitarbeitenden am<br />
Marketing beteiligt - die einen mit und die an<strong>der</strong>en ohne Absicht. Marketing<br />
umfasst alle Ebenen und Bereiche <strong>der</strong> EnterSite AG. Je besser sich die<br />
verschiedenen Ebenen und Bereiche in <strong>der</strong> EnterSite AG ergänzen, desto<br />
erfolgreicher ist das Unternehmen im Markt. Ebenen und Bereiche sind:<br />
• die Geschäftsleitung<br />
• die Verkaufsabteilung<br />
• die Mitarbeitenden in <strong>der</strong> Produktion<br />
• die Mitarbeitenden in <strong>der</strong> Administration und Dienstleistung<br />
5.3 Das Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />
5.3.1 Die Wirkung des Angebots<br />
Als "Jahrhun<strong>der</strong>ternte" lobten die Gemüsebauern den erwarteten Ertrag an<br />
Salat. Doch dann liess die ausserordentlich günstige Witterung alle Salate auf<br />
den Fel<strong>der</strong>n gleichzeitig reif werden. Obwohl die Grossverteiler sofort mit<br />
Son<strong>der</strong>angeboten reagierten und Salat so günstig war wie noch nie, mussten<br />
209
die Gemüsebauern einen Teil ihrer Salatproduktion vernichten. Ihre Freude an<br />
<strong>der</strong> "Jahrhun<strong>der</strong>ternte" verflog rasch. Weil das Angebot die Nachfrage<br />
deutlich überstieg, mussten sie Preisabschläge in Kauf nehmen und konnten<br />
den erhofften Gewinn nicht erzielen.<br />
Die umgekehrte Wirkung tritt ein, wenn Frost, Hagel o<strong>der</strong> lang andauern<strong>der</strong><br />
Regen dem Salat zusetzen und zu Ernteausfällen führen. Weil viele Kunden<br />
unbedingt Salat haben wollen, sind sie bereit, einen höheren Preis zu<br />
bezahlen. Deshalb kann bei knappem Angebot <strong>der</strong> Preis steigen. Dieser<br />
Mechanismus spielt allerdings nur noch bedingt, denn infolge <strong>der</strong><br />
Globalisierung besteht die Möglichkeit, Früchte und Gemüse aus an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n einzuführen. Die Konsumenten haben dann die Wahl: Entwe<strong>der</strong><br />
kaufen sie die einheimischen, aber teuren Produkte o<strong>der</strong> die billigere<br />
Importware.<br />
Viele Faktoren können das Angebot beeinflussen, auch die Anbieter selbst.<br />
Zum Beispiel regulieren Ölstaaten das Angebot von Öl: Sie för<strong>der</strong>n mehr Öl,<br />
wenn sie wollen, dass <strong>der</strong> Preis sinkt und drosseln die Produktion, wenn <strong>der</strong><br />
Preis steigen soll.<br />
5.3.2 Die Wirkung <strong>der</strong> Nachfrage<br />
Auch die Nachfrage kann Ursache von steigenden o<strong>der</strong> sinkenden Preisen<br />
sein. Wenn die Nachfrage steigt, ohne dass die Produktion Schritt hält, ist das<br />
Angebot zu klein und die Preise steigen. Manchmal treibt die Nachfrage von<br />
Konsumenten aus dem Ausland den Preis eines Produktes in die Höhe.<br />
So ist es zum Beispiel mit dem Preis von Mais in Mexiko geschehen. Die<br />
Verbrennung von Treibstoff aus Erdöl schadet dem Klima, zudem ist das Ende<br />
des Ölzeitalters absehbar. Forscher aus aller Welt bemühen sich um<br />
Alternativen. Seit sie Bio-Kraftstoffe aus Mais o<strong>der</strong> Zuckerrohr erfunden haben,<br />
ist Biodiesel im Trend und die Nachfrage nach Mais und Zuckerrohr steigt<br />
ständig. Die Folge ist eine weltweite Verknappung dieser Nahrungsmittel in<br />
"armen" Län<strong>der</strong>n - mit verheerenden Folgen. In Mexiko musste die Regierung<br />
zu Notstandsmassnahmen greifen, weil sich <strong>der</strong> Preis für das Nationalgericht<br />
Tortilla (dünner Maisfladen) verdoppelt hat und die Mexikaner es sich nicht<br />
mehr leisten konnten.<br />
Merke: Wenn die angebotene Menge steigt, die Nachfrage jedoch gleich<br />
bleibt, sinkt <strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> Ware. Wenn die angebotene Menge sinkt, die<br />
Nachfrage aber gleich bleibt, steigt <strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> Ware. Wenn die Nachfrage<br />
210
steigt, das Angebot jedoch gleich bleibt, steigt <strong>der</strong> Preis. Wenn die Nachfrage<br />
sinkt, das Angebot aber gleich bleibt, sinkt <strong>der</strong> Preis.<br />
5.4 Die Marketinginstrumente<br />
Damit die EnterSite AG ihre Marketingstrategie (Verkaufsstrategie) festlegen<br />
kann, muss sie sich Informationen beschaffen über den Markt, in dem sie ihr<br />
Produkt o<strong>der</strong> ihre Dienstleistung absetzen will. Darauf aufbauend kann sie die<br />
Massnahmen festlegen, mit welchen sie sich auf diesem Markt durchsetzen<br />
will. Meistens handelt es sich um eine Kombination von verschieden gearteten<br />
Massnahmen, dem sogenannten Marketing-Mix. Die Beschreibung des<br />
Marketing-Mix mit den vier P stammt aus den USA.<br />
Product (Produkt)<br />
Die Vermarktung eines Produktes hängt primär von seinem Nutzen ab<br />
(niemand kauft ein Produkt, das ihm keinen Nutzen bringt) und von seiner<br />
Qualität (je höher desto besser). Zudem sollte das Produkt in das Sortiment des<br />
Unternehmens passen (kein Kunde kommt zum Beispiel auf die Idee, in einem<br />
Geschäft für Sportartikel nach Kin<strong>der</strong>spielzeug zu suchen). Das Design sollte<br />
gefällig und zeitgemäss sein, um die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Kunden auf das<br />
Produkt zu lenken.<br />
Price (Preis)<br />
Ein wichtiges Kriterium beim Kaufentscheid <strong>der</strong> Kunden ist <strong>der</strong> Preis. Dieser<br />
hängt unter an<strong>der</strong>em von Folgendem ab: <strong>der</strong> Beschaffenheit des Produktes;<br />
den Kosten <strong>der</strong> verwendeten Rohstoffe; dem Personal- und Materialaufwand,<br />
<strong>der</strong> für Herstellung und Vertrieb nötig ist; dem Forschungsaufwand. Jedes<br />
Produkt hat seinen Preis. Es muss nicht billig, aber preiswert sein. Wenn<br />
Konkurrenzangebote existieren, gerät <strong>der</strong> Preis unter Druck. Er gerät auch<br />
unter Druck, wenn <strong>der</strong> Kunde Rabatte verlangt o<strong>der</strong> günstige<br />
Zahlungskonditionen.<br />
Place (Platzierung)<br />
Wenn neues Produkt auf den Markt gebracht werden soll, stellen sich<br />
folgende Fragen: Wer kommt als Käufer in Frage? Wie ist dieser Käufer am<br />
einfachsten zu erreichen, über den Direktvertrieb o<strong>der</strong> über den Handel?<br />
Auch um ein neues Produkt in ein bestehendes Sortiment aufzunehmen, stellt<br />
211
sich die Frage <strong>der</strong> Platzierung: Wo muss das neue Produkt hingestellt werden,<br />
damit die Zielgruppe es kauft?<br />
Promotion (Werbung)<br />
Eine optimale Platzierung und ein akzeptabler Preis garantieren noch keinen<br />
genügenden Absatz. Für ein Produkt muss auch Werbung gemacht werden,<br />
um potenzielle Käufer darauf aufmerksam zu machen. Heutzutage besteht<br />
eine grosse Vielfalt an Werbeträgern. Welcher gewählt wird, ist vor allem vom<br />
Werbebudget abhängig.<br />
5.5 Die Werbung<br />
5.5.1 Aus welchen Elementen bestehen Werbeanzeigen?<br />
• Bildelement (Foto, Grafik…)<br />
• Headline (Überschrift)<br />
• Fliesstext (Informationen zum Produkt)<br />
• Slogan (Motto, Leitsatz)<br />
• Produktname<br />
• Logo (Erkennungszeichen eines Produktes o<strong>der</strong> Unternehmens)<br />
5.5.2 Das AIDA - Konzept <strong>der</strong> Werbeanzeigen<br />
Damit die Werbung auch ihr Ziel erreicht und <strong>der</strong> Kunde das Produkt kauft,<br />
versuchen die Produzenten von Werbeanzeigen nach dem AIDA-Konzept<br />
vorzugehen:<br />
Attention: Aufmerksamkeit des Kunden erregen.<br />
Interest: Interesse wird geweckt.<br />
Desire: Der Wunsch entsteht, das Produkt zu besitzen.<br />
Action: Der Kunde kauft das Produkt.<br />
212
5.5.3 Informative und suggestive Werbung<br />
Werbung kann informativ o<strong>der</strong> suggestiv sein. Informative Werbung ist<br />
sachbezogen, d. h. sie stellt die Eigenschaften eines Produktes in den<br />
Vor<strong>der</strong>grund und will mit diesen den Betrachter zum Kaufen anregen. Bei <strong>der</strong><br />
suggestiven Werbung ist die Information nebensächlich. Sie will im Betrachter<br />
Emotionen wecken, die ihn zum Kaufen anregen, auch mit solchen, die<br />
keinen direkten Zusammenhang zum Produkt haben. Suggestive Werbung<br />
scheidet die Geister. Die einen halten sie für ausgesprochen originell, die<br />
an<strong>der</strong>en für geschmacklos.<br />
Merke: Bei je<strong>der</strong> Werbung, ob informativ o<strong>der</strong> suggestiv, sind die Kosten<br />
ein wichtiger Faktor. Diese müssen wirtschaftlich vertretbar sein, d. h. sie sollten<br />
in einem gesunden Verhältnis zum Umsatz stehen, <strong>der</strong> mit einem Produkt<br />
erzielt werden kann.<br />
5.5.4 Merkmale einer guten Werbung<br />
Werbung sollte eine lange Wirkung haben. Am besten kommt bei den<br />
Kunden Werbung mit Musik und Humor an, weniger gut solche mit<br />
Zeichentricks und Produktdemonstrationen. Gute Werbung weist folgende<br />
Merkmale auf:<br />
• Sie ist originell, aber nicht geschmacklos.<br />
• Sie entspricht <strong>der</strong> Wahrheit, d. h. sie preist nur Eigenschaften an, die das<br />
Produkt wirklich hat.<br />
213
Eine Hamburger Werbeagentur hat gute Werbung folgen<strong>der</strong>massen<br />
beschrieben:<br />
Gute Werbung ist: Auf den Kopf zu zielen und die Brieftasche zu treffen.<br />
5.5.5 Online-Werbung<br />
Das Internet hat nicht nur neue Werbeformen gebracht, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Möglichkeit, mit <strong>der</strong> Klickrate die Wirkung einer Werbung zu kontrollieren. Mit<br />
<strong>der</strong> Klickrate lassen sich wirksame und unwirksame Werbungen leicht<br />
unterscheiden, weshalb sie beiträgt, Werbekosten gezielt einzusetzen.<br />
Internetwerbung wird oft "Pay per Click" abgerechnet, d. h. die Werbeleute<br />
erhalten ein Erfolgshonorar: Je mehr User die Werbung anklicken, desto höher<br />
ist ihr Einkommen.<br />
E-Mail-Werbung<br />
Bei <strong>der</strong> E-Mail-Werbung wird möglichen Kunden eine E-Mail geschickt, die<br />
einen Link auf die Internetseite des Absen<strong>der</strong>s enthält und sie auffor<strong>der</strong>t,<br />
diesen Link anzuklicken. In <strong>der</strong> Regel funktionieren solche Emails auch mit <strong>der</strong><br />
Klickrate und ermöglichen eine Auswertung <strong>der</strong> erfolgten Kundenkontakte.<br />
Bannerwerbung<br />
Als Bannerwerbung (Banner = Fahne) werden jene Werbebotschaften<br />
bezeichnet, die einer Internetseite angeheftet sind. Meist sind es grafische<br />
Elemente, welche die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Nutzer erregen sollen. Das<br />
beworbene Produkt muss keinen direkten Bezug zum Inhalt <strong>der</strong> Internetseite<br />
haben. Weil diese Art <strong>der</strong> Werbung massiv zugenommen hat, ist bei den<br />
Nutzern ein Gewöhnungseffekt eingetreten, die sogenannte Bannerblindheit.<br />
Um diesen Effekt auszuhebeln, werden die Werbebotschaften immer<br />
auffälliger gestaltet.<br />
214
Beispiel einer Bannerwerbung: Die Banner werden immer auffälliger gestaltet.<br />
Content Ad<br />
Content Ad (zusätzlicher Inhalt) ist Werbung, die im Gegensatz zur<br />
Bannerwerbung möglichst unauffällig mit einer Website verknüpft ist. Werbung<br />
und Webseite lassen sich kaum voneinan<strong>der</strong> unterscheiden. Als Folge davon<br />
merkt <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e User erst im Nachhinein, dass er Werbung anstelle<br />
des Inhaltes <strong>der</strong> Website gelesen hat.<br />
Beispiel eines Content Ads: Werbung und Website lassen sich kaum voneinan<strong>der</strong> unterscheiden.<br />
215
Pop-up o<strong>der</strong> Pop-un<strong>der</strong><br />
Auch Pop-up- und Pop-un<strong>der</strong>-Werbung ist mit einer Website verknüpft, jedoch<br />
als separates Browserfenster. Pop-ups öffnen sich gleichzeitig mit <strong>der</strong> Website,<br />
Pop-un<strong>der</strong>s hingegen erst, wenn <strong>der</strong> User die Website schliesst. Die Anzeige<br />
von Pop-ups kann mit einem Pop-up-Blocker unterdrückt werden. Eine neuere<br />
Form <strong>der</strong> Pop-ups sind die sogenannten Hover Ads. Sie werden einer Website<br />
so aufgesetzt, dass sie <strong>der</strong>en Inhalt verdecken und die Aufmerksamkeit des<br />
Users erzwingen. Um zur gewünschten Website zu gelangen, muss das<br />
Werbefenster geschlossen werden.<br />
Das Beispiel eines Hover Ads: Der Inhalt <strong>der</strong> Webseite wird durch die Werbung<br />
verdeckt. Um die Webseite lesen zu können, muss das Hover Ad geschlossen<br />
werden.<br />
216
Modul 206_Kommunikation<br />
Ausgangslage<br />
Die EnterSite AG ist ein renommierter Anbieter von Bürokommunikation. Sie ist<br />
in Rupperswil zuhause und in <strong>der</strong> ganzen Schweiz tätig. Die Mitarbeitenden<br />
erreichen Kunden schweizweit und beraten und unterstützen diese mit Freude<br />
und ganz viel Engagement. Dabei haben sie nur ein Ziel: Resultate, die<br />
begeistern!<br />
Bei steigen<strong>der</strong> Wettbewerbsintensität wird es für die EnterSite AG zunehmend<br />
wichtiger, über eine effektive und effiziente Kommunikationsarbeit<br />
Wettbewerbsvorteile im Markt zu realisieren und dauerhaft zu halten.<br />
217
Fachartikel Modul 206<br />
6. Kommunikation<br />
6.1 Kommunikationsmittel<br />
Kommunikation umfasst alle Arten <strong>der</strong> Übermittlung von Nachrichten von<br />
einem Sen<strong>der</strong> zu einem Empfänger. Dabei spielt es keine Rolle, ob die<br />
Verbindung zielgerichtet o<strong>der</strong> unabsichtlich zustande gekommen ist.<br />
Die Eigenart je<strong>der</strong> Kommunikation ist, dass je<strong>der</strong> Kommunikationspartner<br />
zugleich als Sen<strong>der</strong> und Empfänger wirkt. Selbst wenn nur eine Person spricht<br />
(verbal), wird ihr die an<strong>der</strong>e Person zumindest über körpersprachliche<br />
Ausdrücke (nonverbal) "Antwort" geben.<br />
6.2 Funktionsweise <strong>der</strong> Kommunikation<br />
Damit menschliche Kommunikation gelingen kann, braucht es mindestens<br />
folgende drei Bestandteile:<br />
Der Sen<strong>der</strong> setzt eine Nachricht ab, welche vom Empfänger aufgenommen<br />
wird; eine Rückmeldung erfolgt nicht. So funktionieren Radio und Fernsehen.<br />
Der Nachrichtensprecher hat kein Gegenüber. Er weiss nicht, ob seine<br />
Nachricht beim Empfänger ankommt und was dieser davon hält, denn er<br />
erhält keine direkte Rückmeldung.<br />
Im direkten Kontakt folgt <strong>der</strong> Nachricht eine Rückmeldung, das sogenannte<br />
Feedback. Der Sen<strong>der</strong> übermittelt seine Nachricht und beobachtet<br />
gleichzeitig den Empfänger. Dieser gibt, gewollt o<strong>der</strong> ungewollt, eine<br />
Rückmeldung. Dieses Feedback kann verbal (mit Worten) o<strong>der</strong> nonverbal (mit<br />
218
Gesten) erfolgen. Es wird vom Sen<strong>der</strong> aufgenommen und beeinflusst so den<br />
weiteren Verlauf <strong>der</strong> Kommunikation. Der Sen<strong>der</strong> interpretiert vor allem die<br />
nonverbalen Signale des Empfängers.<br />
Merke: Kommunikation kann verbal wie auch nonverbal erfolgen.<br />
6.2.1 Ein Kommunikationsmodell<br />
Das Sen<strong>der</strong>-Empfänger-Modell<br />
Das Sen<strong>der</strong>-Empfänger-Modell definiert Kommunikation als Übertragung einer<br />
Information von einem Absen<strong>der</strong> zu einem Empfänger. Dabei muss <strong>der</strong><br />
Absen<strong>der</strong> die Nachricht in eine Darstellung umwandeln (Codierung), die<br />
beide Seiten verstehen können. Diese Nachricht wird dann zum Empfänger<br />
transportiert und von diesem interpretiert. Der Empfänger nimmt die Nachricht<br />
individuell wahr. Seine Wahrnehmung entspricht jedoch nicht immer <strong>der</strong><br />
Botschaft, die <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> mitteilen wollten, da es in allen Phasen zu Störungen<br />
kommen kann und beide die gleiche Codierung beziehungsweise<br />
Decodierung verwenden müssen.<br />
Nachdem die Nachricht beim Empfänger angekommen ist, leitet dieser mit<br />
seiner Antwort einen Kommunikationsvorgang in umgekehrter Richtung ein<br />
(Feedback). Erst diese Reaktion, die wie<strong>der</strong>um störungsbehaftet sein kann,<br />
zeigt dem Absen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nachricht, ob seine erste Botschaft verstanden<br />
worden ist.<br />
219
6.2.2 Verantwortung für das Verstehen<br />
Wer an<strong>der</strong>e Menschen überzeugen will, muss dafür sorgen, dass <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
seine Ideen so aufnehmen kann, wie sie von ihm als Sen<strong>der</strong> gemeint sind. So<br />
soll erreicht werden, dass die Idee des Sen<strong>der</strong>s und die Vorstellungen des<br />
Empfängers möglichst übereinstimmen.<br />
220
6.2.3 Feedback hilft allen<br />
Feedback (Rückmeldung) bringt zum Ausdruck, wie das Gesagte und <strong>der</strong><br />
Sprecher auf den Feedbackgeber wirken. Feedback kann verbal o<strong>der</strong><br />
nonverbal übermittelt werden.<br />
Da Menschen miteinan<strong>der</strong> sprechen, kommt dem Feedback eine zentrale<br />
Rolle zu. Denn Feedback ist das Äquivalent zum Sprechen des Sen<strong>der</strong>s, und<br />
erst Feedback lässt einen gelungenen Kommunikationsprozess entstehen.<br />
So, wie man selbst gerne Feedback empfängt, sollte man auch Feedback<br />
senden, und das am besten verbal und nonverbal kombiniert. Damit verhilft<br />
man sich und seinem Gegenüber zu einer besseren Kommunikation mit<br />
weniger Missverständnissen.<br />
So kannst du ein sinnvolles Feedback geben:<br />
• Bringe ehrlich zum Ausdruck, wie du die Nachricht verstehst und was du dabei<br />
empfindest.<br />
• Beziehe das Feedback inhaltlich auf die Sache und nicht auf die Person.<br />
• Gib möglichst viel und rasch Feedback (sowohl verbal als auch nonverbal).<br />
6.2.4 Aktives Zuhören<br />
Das Zuhören ist eine Tätigkeit, die vielen Menschen schwerfällt. Deshalb gilt es,<br />
achtsam damit umzugehen. Im Umgang mit an<strong>der</strong>en kann man Folgendes<br />
versuchen:<br />
• eine Zeitlang für die an<strong>der</strong>e Person da sein<br />
• sich für die an<strong>der</strong>e Person echt interessieren<br />
• schweigen können<br />
• sich auf die an<strong>der</strong>e Person einstellen; aufmerksam sein<br />
• die an<strong>der</strong>e Person so annehmen, wie er/sie ist<br />
• sich selbst bleiben, die Probleme <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Person nicht übernehmen<br />
• sich in die Welt <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Person einfühlen<br />
221
Drei Phasen des aktiven Zuhörens<br />
6.3 Kommunikationsarten<br />
6.3.1 Verbale Kommunikation<br />
Die verbale Kommunikation besteht aus dem gesprochenen Wort, genauer<br />
gesagt aus <strong>der</strong> Stimme und dem Inhalt des Gesprochenen. Wenn ich einen<br />
Lieferanten anrufe und ihn frage: "Wann kommt die versprochene Ware<br />
endlich?", erkundige ich mich nicht nur nach dem Liefertermin, ich teile ihm<br />
mit meiner Sprechweise und meiner Stimmlage auch mit, dass ich mich<br />
geärgert habe und dass er Abmachungen einhalten soll. Die so gestellte<br />
Frage ist also Träger einer umfangreichen Botschaft mit vier Aussage-Ebenen:<br />
222
Die Wortwahl hat einen grossen Einfluss darauf, wie die Botschaft vom<br />
Empfänger aufgenommen wird und wie dieser darauf reagiert. Die Aussage<br />
"Wann kommt die Ware endlich..." klingt vorwurfsvoll, und <strong>der</strong><br />
Angesprochene muss sich wohl o<strong>der</strong> übel verteidigen. Es ist eine hohe Kunst,<br />
Sachverhalte deutlich auszusprechen, ohne dabei den Gesprächspartner zu<br />
verletzen. Im Beispiel <strong>der</strong> ausstehenden Ware könnte eine mögliche<br />
Formulierung sein:<br />
"Wir haben die Ware lei<strong>der</strong> noch nicht erhalten, wären aber dringend darauf<br />
angewiesen."<br />
Auch die Art, wie gesprochen wird, beeinflusst den Empfänger, also:<br />
• die Lautstärke (laut, leise)<br />
• die Stimmlage (locker, sachlich, barsch, drohend)<br />
• die Sprechgeschwindigkeit (langsam, schnell, überstürzt)<br />
• die Betonung (gleichförmig, jedes Wort betonend, mit Nachdruck)<br />
?? Merke: Die sogenannte Ausdruckssprache ist oft sogar wichtiger als <strong>der</strong> Inhalt <strong>der</strong><br />
Nachricht. Säuglinge zum Beispiel reagieren nur auf die Ausdruckssprache, die Worte<br />
können sie noch gar nicht deuten.<br />
6.3.2 Nonverbale Kommunikation<br />
Als nonverbale Kommunikation bezeichnet man alle Körpersignale, die das<br />
Sprechen begleiten. Die Körpersignale sind schwierig zu steuern, meist ist man<br />
sich ihrer gar nicht bewusst. Nicht immer stimmt die verbale Botschaft mit <strong>der</strong><br />
nonverbalen überein.<br />
223
Verschiedene Wissenschaftler betonen, dass etwa zwei Drittel unserer<br />
Kommunikation ohne Worte stattfindet. Nonverbales Verhalten ist einerseits<br />
"Ausdruck von Gedanken und Gefühlen" und an<strong>der</strong>seits ein "Merkmal von<br />
zwischenmenschlichen Beziehungen". Die folgenden Bil<strong>der</strong> zeigen<br />
verschiedene Ausdrücke mittels Körpersprache:<br />
Signal Signalbeschreibung Bedeutung<br />
Eine lockere<br />
Körperhaltung<br />
einnehmen<br />
Entspanntheit,<br />
Selbstsicherheit<br />
Arme vor <strong>der</strong> Brust<br />
verschränken<br />
Abwehr<br />
Sich abwenden<br />
Desinteresse<br />
Eine steife<br />
Körperhaltung<br />
einnehmen<br />
Angespanntheit<br />
Wippen von einem Fuss<br />
auf den an<strong>der</strong>en o<strong>der</strong><br />
mit den Händen<br />
gestikulieren<br />
Ungeduld<br />
224
Den Kopf stützen<br />
Nachdenklichkeit<br />
o<strong>der</strong> Langeweile<br />
Offener Blick<br />
freundlicher<br />
Gesichtsausdruck<br />
Interesse und<br />
Bereitschaft zum<br />
Dialog<br />
Mit dem Kopf nicken<br />
Verständnis o<strong>der</strong><br />
Einverstanden<br />
Stirn runzeln<br />
Unverständnis,<br />
Unzufriedenheit o<strong>der</strong><br />
Skepsis<br />
Mundwinkel nach<br />
unten ziehen<br />
Unzufriedenheit,<br />
Skepsis<br />
Geht meistens mit<br />
Stirnrunzeln einher<br />
Senken des Kopfes<br />
o<strong>der</strong> auf den Boden<br />
starren<br />
Unsicherheit o<strong>der</strong> Trotz<br />
225
Am Gesprächspartner<br />
vorbeischauen<br />
Desinteresse o<strong>der</strong><br />
Unsicherheit<br />
6.4 Fragen in <strong>der</strong> Kommunikation<br />
Im beruflichen Alltag muss man sich oft Informationen beschaffen. Um diese<br />
zu erhalten, muss man gezielt Fragen stellen. Fragen sind auch im<br />
zwischenmenschlichen Kontakt wichtig: Mit ihnen zeigt man sein Interesse am<br />
Gesprächspartner und dessen Anliegen. Gezielte Fragen zu stellen, ist eine<br />
Kunst. Die gewünschte Antwort erhält man mit gezielt eingesetzten Fragen.<br />
"Wie hoch ist das Porto für<br />
diesen Brief?"<br />
"Wohin führen diese Wege?"<br />
6.4.1 Geschlossene Frage<br />
Die geschlossene Frage zielt auf eine kurze Antwort ab, in <strong>der</strong> Regel auf ein<br />
"Ja" o<strong>der</strong> ein "Nein". Sie beginnt meistens mit einem Verb. Einige Beispiele:<br />
• "Hast du deine Hausaufgaben gemacht?"<br />
• "Gibst du mir auch etwas von deinem Pausenbrot?"<br />
• "Bist du noch lange hier?"<br />
226
6.4.2 Offene Frage<br />
Offene Fragen lassen sich nicht kurz mit "Ja" o<strong>der</strong> "Nein" beantworten, denn<br />
damit beschafft man sich Informationen. Offene Fragen werden so formuliert,<br />
dass <strong>der</strong> Befragte eine ausführliche Antwort geben muss. Sie beginnen oft mit<br />
einem Frage-Pronomen (sogenannte W-Fragen). Einige Beispiele:<br />
• "Was könnte uns in dieser Sache weiterbringen?"<br />
• "Wie geht es Ihnen denn heute?"<br />
• "Wo kann ich Herrn Müller finden?"<br />
Es gibt eine weitere Variante <strong>der</strong> offenen Frage: Man stellt eine geschlossene<br />
Frage, die eher eine Auffor<strong>der</strong>ung zu einer Aussage ist:<br />
• "Können Sie mir bitte den Grund für Ihre Absenz angeben?"<br />
• "Ist es Ihnen möglich, mir den Tathergang zu schil<strong>der</strong>n?"<br />
6.5 Gespräche führen<br />
Du hast vermutlich auch schon festgestellt, dass du mit bestimmten Leuten<br />
lieber redest, ihnen lieber etwas anvertraust als an<strong>der</strong>en, ohne dafür einen<br />
Grund nennen zu können. Man kann seine Sympathien und Antipathien nur<br />
bedingt steuern. Dass dir jemand sympathisch ist, könnte aber auch an <strong>der</strong><br />
Art und Weise liegen, wie diese Person auf deine Äusserungen reagiert.<br />
6.5.1 Gesprächsför<strong>der</strong>er<br />
Gesprächsför<strong>der</strong>er sind alle Stellungnahmen, welche den Gesprächspartner<br />
anregen, weiterzusprechen, mehr zu erzählen. Mit Gesprächsför<strong>der</strong>ern<br />
signalisiert man Verständnis, Mitgefühl, Interesse. In <strong>der</strong> Fachsprache nennt<br />
man das "aktives Zuhören". Folgende Stellungnahmen sind typische<br />
Gesprächsför<strong>der</strong>er:<br />
• "Das klingt interessant!"<br />
• "Das wusste ich nicht."<br />
• "Wie meinst du das?"<br />
• "Davon musst du mehr erzählen."<br />
• "Ich glaube dir, dass..."<br />
227
6.5.2 Gesprächskiller<br />
Im Gegensatz zu den Gesprächsför<strong>der</strong>ern signalisieren die sogenannten<br />
Gesprächskiller Desinteresse an <strong>der</strong> Unterhaltung. Man ignoriert den<br />
Gesprächspartner o<strong>der</strong> gibt ihm mit abwertenden Formulierungen zu<br />
verstehen, dass das Gespräch mit ihm wenig interessant ist. Gesprächskiller<br />
können das Gegenüber verletzen o<strong>der</strong> gar Aggressionen hervorrufen.<br />
Typische Gesprächskiller sind folgende Bemerkungen:<br />
• "Was du nicht sagst, das glaubst du ja selbst nicht!"<br />
• "Das kann je<strong>der</strong> behaupten!"<br />
• "Wer hat dir denn dieses Märchen erzählt?"<br />
• "Mir ist klar, warum das so ist, das kann ja nicht an<strong>der</strong>s sein!"<br />
• "Du musst halt..."<br />
Gesprächskiller <strong>der</strong> wirklich unangenehmen Art sind:<br />
• Gemeinplätze wie: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!"<br />
• einfache Rezepte wie: "Du musst halt mehr lernen!"<br />
• Unterstellungen wie: "Du musst halt noch später ins Bett gehen!"<br />
• Schubladisierungen wie: "In deinem Alter kann man das noch nicht<br />
verstehen!"<br />
• Nur von sich reden: "Also, ich habe das immer so gemacht..."<br />
Es ist nicht möglich, sich immer nur gesprächsför<strong>der</strong>nd zu verhalten. Wenn z. B.<br />
jemand pausenlos drauflos schwatzt, ist ein Gesprächskiller oft die einzige<br />
Möglichkeit, dem Redefluss ein Ende zu setzen. Im Kundendienst dürfen<br />
Gesprächskiller nicht eingesetzt werden. Es ist besser, dem Kunden offen und<br />
ehrlich mitzuteilen, dass man lei<strong>der</strong> keine Zeit mehr hat und die Unterhaltung<br />
mit ihm nicht fortsetzen kann.<br />
228
6.5.3 Gespräche beenden<br />
Die Art, wie das Gespräch mit einem Kunden beendet wird, ist ebenso wichtig<br />
wie das Gespräch selbst. Zu beachten sind dabei folgende Punkte:<br />
• Dem Kunden danken (z. B. für seine wertvollen Anregungen).<br />
• Die Pendenzen und das weitere Vorgehen kurz zusammenfassen.<br />
• Den Kunden möglichst mit seinem Namen verabschieden.<br />
Schwierig kann das Beenden eines Gesprächs mit einem redseligen Kunden<br />
sein. Oft ist man aber aufgrund <strong>der</strong> Arbeitsfülle dazu gezwungen. Mit<br />
folgenden Formulierungen kann das Gespräch beendet werden, ohne dass<br />
<strong>der</strong> Kunde dies persönlich nimmt:<br />
• "Ich würde Ihnen gerne länger zuhören, aber lei<strong>der</strong> zwingen mich meine<br />
Aufgaben, mit <strong>der</strong> Arbeit weiterzumachen."<br />
• "Wir müssen uns unbedingt ein an<strong>der</strong>es Mal weiter unterhalten. Lei<strong>der</strong> kann ich<br />
die an<strong>der</strong>en Kunden nicht länger warten lassen."<br />
• "Dazu gäbe es noch viel Interessantes zu sagen. Vielleicht haben wir morgen<br />
Zeit, wie<strong>der</strong> ein paar Worte zu diesem Thema zu wechseln?"<br />
229
Modul 207_PreSales service<br />
Ausgangslage<br />
Pre-Sales-Services sind Dienstleistungen, die dem Kunden vor dem Kauf angeboten<br />
werden, um den Verkäufer dabei zu unterstützen, Aufträge zu erhalten. Im<br />
Einzelhandel können dies z. B. kostenloses Parken o<strong>der</strong> verlängerte Öffnungszeiten<br />
sein. Im Servicebereich sind es beispielsweise telefonische o<strong>der</strong> internetbasierte<br />
Reservierungen. Bei langlebigen und hochwertigen Sach- und Industriegütern sind z.<br />
B. eine Probenutzung o<strong>der</strong> eine technische Beratung möglich.<br />
230
Fachartikel Modul 207<br />
7. Pre-Sales-Service<br />
7.1 Bedürfnisse<br />
Wer etwas verkaufen will, muss die Bedürfnisse <strong>der</strong> potenziellen Kunden<br />
kennen. Betriebswirtschaftlich kann <strong>der</strong> Begriff "Bedürfnis" folgen<strong>der</strong>massen<br />
umschrieben werden:<br />
Ein Bedürfnis ist die Empfindung eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch,<br />
ihn zu beheben.<br />
7.1.1 Die Bedürfnispyramide<br />
Die Wichtigkeit <strong>der</strong> Bedürfnisse lässt sich mit <strong>der</strong> Bedürfnis-Pyramide darstellen.<br />
Das Fundament bilden die Grundbedürfnisse wie essen, trinken, schlafen. Die<br />
Befriedigung dieser Bedürfnisse ist lebensnotwendig. Erst wenn die Bedürfnisse<br />
auf den unteren Ebenen gestillt sind, können diejenigen <strong>der</strong> höheren Ebenen<br />
befriedigt werden. Dies kann man an sich selbst feststellen: Starker Hunger<br />
und quälen<strong>der</strong> Durst verdrängen alle an<strong>der</strong>en Bedürfnisse.<br />
Es gibt aber auch Situationen, in denen die Grundbedürfnisse weniger wichtig<br />
sind, zum Beispiel wenn man krank ist o<strong>der</strong> wenn man vor einer Prüfung steht.<br />
Wenn man krank ist, verspürt man zwar immer noch Hunger und Durst, hat<br />
aber zudem ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit. Man möchte wie<strong>der</strong><br />
gesund werden, denn nur gesund fühlt man sich sicher, und deshalb möchte<br />
man gepflegt werden und Medikamente bekommen. Während einer<br />
Krankheit hat man in <strong>der</strong> Regel auch starke soziale Bedürfnisse: Man braucht<br />
Zuwendung und tröstende o<strong>der</strong> aufmunternde Worte. Auch vor Prüfungen<br />
verlieren die Grundbedürfnisse an Bedeutung, dafür nehmen jene <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Ebenen zu.<br />
231
7.2 Verkauf<br />
Damit ein Verkauf zustande kommt, braucht es mindestens zwei Parteien: den<br />
Käufer und den Verkäufer. Die eine Partei will kaufen und die an<strong>der</strong>e will<br />
verkaufen - das sind zwei verschiedene Ausgangslagen. Im<br />
betriebswirtschaftlichen Gesamtzusammenhang besteht die Hauptaufgabe<br />
des Verkaufs darin, für das Unternehmen gewinnbringende Umsätze zu<br />
generieren, um damit dessen Existenz zu sichern.<br />
7.3 Kaufmotive<br />
Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, weshalb Menschen ein Produkt o<strong>der</strong><br />
eine Dienstleistung kaufen. Bei jenen mit einem geringen Einkommen geht es<br />
meistens um die Befriedigung <strong>der</strong> Grundbedürfnisse. Besserverdienende<br />
können auch aus an<strong>der</strong>en Motiven kaufen. Einige Beispiele sind:<br />
• Neugier (ein Produkt spricht ihn/sie an, er/sie will etwas Neues ausprobieren)<br />
• Steigerung des Selbstwertgefühls (Kauf von Statussymbolen)<br />
• Liebhaberei (z. B. Kauf von alten Autos o<strong>der</strong> von Kunstgegenständen)<br />
• Kauflust (Kauf von Gegenständen, die gar nicht benötigt werden)<br />
7.4 Lieferantenbewertungen<br />
Um beim Auswahlverfahren den bestmöglichen Lieferanten für das benötigte<br />
Produkt zu finden, wird in <strong>der</strong> Praxis eine Lieferantenbewertung durchgeführt.<br />
Es gibt verschiedene Varianten von Lieferantenbewertungen. Ein bewährtes<br />
Modell ist das Scoring-Modell (siehe Bild). Das Scoring-Modell ist ein Punkt-<br />
232
Bewertungsverfahren, welches Noten, Indizes o<strong>der</strong> Kennzahlen zur Bewertung<br />
<strong>der</strong> Leistungsfähigkeit des Lieferanten nutzt. Für die Bewertung werden<br />
geeignete Kriterien ausgewählt, die dann durch messen o<strong>der</strong> schätzen<br />
beurteilt werden. Die Resultate werden zu einem Gesamtwert<br />
zusammengeführt. Mit einer individuellen Gewichtung können einzelne<br />
Kriterien und Lieferantenleistungen unterschiedlich stark in die<br />
Gesamtbewertung eingehen.<br />
Mögliche Bewertungskriterien, die im Einzelfall vergleichbar und messbar sind:<br />
• Qualität von Funktion, Aussehen, Eigenschaften o<strong>der</strong> Merkmalen <strong>der</strong><br />
gelieferten Produkte, Dienstleistungen und ergänzenden Services<br />
• Lieferkompetenzen bezüglich Liefermenge, Liefertermin, Informationen und<br />
Flexibilität<br />
• Preis <strong>der</strong> eingekauften Produkte und Dienstleistungen<br />
• Risiko eines Lieferantenausfalls<br />
• Vertrauen und Verlässlichkeit bei <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
• Abhängigkeit des Abnehmers vom Lieferanten<br />
233
Modul 208_AtSales service<br />
Ausgangslage<br />
70 Prozent <strong>der</strong> Kaufentscheidungen fallen erst am Ort des Einkaufs. Daher gilt<br />
es, durch At-Sales-Services die Kaufentscheidung zu bestärken und den<br />
Kaufimpuls auszulösen. Gerade im Konsumgüterbereich wird die Kaufwahl<br />
oftmals spontan vor Ort getroffen, als Reaktion auf kaum bewusst verarbeitete<br />
Reize. Um den Beschaffungsaufwand zu reduzieren, sollte <strong>der</strong> Service am<br />
Endkunden vor allem auf die Erleichterung <strong>der</strong> Kaufabwicklung fokussieren.<br />
234
Fachartikel Modul 208<br />
8. At-Sales-Service<br />
8.1 Das Kaufverhalten<br />
Unter dem Kaufverhalten versteht man das Verhalten des Käufers o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Käuferin in Bezug auf den Einkauf von Waren o<strong>der</strong> Dienstleistungen. Das<br />
Verhalten beim Kauf von Waren o<strong>der</strong> Dienstleistungen hat unterschiedliche<br />
Motive und Aspekte. Zum Beispiel ist das Kaufverhalten von einem<br />
Endkonsumenten ganz an<strong>der</strong>s als das Verhalten eines Einkäufers, <strong>der</strong><br />
ressourcen- und gewinnorientiert für das Unternehmen einkauft. Doch auch<br />
die Endkonsumenten haben oft eigenartige Kaufmotive und höchst<br />
unterschiedliche Verhaltensmuster.<br />
8.1.1 Wie wird <strong>der</strong> Kunde zum Kauf animiert?<br />
Die Verkaufspsychologie erforscht das Kaufverhalten <strong>der</strong> Konsumenten. Die<br />
Ergebnisse ihrer Forschung werden in <strong>der</strong> Gestaltung von Verkaufsläden<br />
umgesetzt, zum Beispiel:<br />
Präsentation auf Augenhöhe<br />
Produkte, die auf Augenhöhe im Gestell liegen,<br />
werden eher gekauft als solche, für die sich die<br />
Kunden strecken o<strong>der</strong> bücken müssen.<br />
Präsentation vor <strong>der</strong> Kasse<br />
Vor den Kassen sind die Kunden oft zum Warten<br />
gezwungen. Das ist eine ideale Gelegenheit für<br />
den Absatz von Kleinartikeln, wie z. B.<br />
Süssigkeiten. Eine <strong>der</strong> Zielgruppen sind Mütter mit<br />
Kin<strong>der</strong>n, weil die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass<br />
die Kin<strong>der</strong> während des Wartens den Kauf <strong>der</strong><br />
Süssigkeiten erbetteln o<strong>der</strong> erzwängeln.<br />
235
Gerüche<br />
Die Hausbäckerei liegt bewusst inmitten <strong>der</strong><br />
Verkaufsfläche. Der Geruch von frisch<br />
Gebacktem animiert nicht nur zum Kaufen von<br />
Brot, son<strong>der</strong>n auch von an<strong>der</strong>en Lebensmitteln.<br />
Wer nicht unnötig Geld ausgeben will, sollte<br />
nicht hungrig auf Einkaufstour gehen: Hungrige<br />
Kunden füllen den Einkaufskorb wesentlich<br />
üppiger als satte.<br />
Kein Produkt im Supermarkt steht rein zufällig an seinem Platz. Marketingexperten berechnen genau,<br />
wann, wo und wie <strong>der</strong> Kunde am ehesten zugreift.<br />
8.1.2 Märkli, Punkte, Coupons: Das Sammeln<br />
Den Sammeltrieb <strong>der</strong> Menschen machen sich die Marketingfachleute mit<br />
Rabattmarken, Punkten und Coupons zunutze. Das Sammeln kann auf zwei<br />
verschiedene Arten erfolgen. Nach traditioneller Art braucht es dazu eine<br />
Sammelkarte, auf welcher <strong>der</strong> Kunde die Punkte o<strong>der</strong> Marken selbst<br />
einkleben kann. Die volle Karte berechtigt ihn dann zu einer Prämie o<strong>der</strong> einer<br />
Vergünstigung auf seinem nächsten Einkauf. Eine Variante dieser Art ist das<br />
Sammeln <strong>der</strong> Kassenzettel bis zu einem bestimmten Einkaufstotal.<br />
Nach neuer Methode werden die Punkte (o<strong>der</strong> Ähnliches) mit einer<br />
Kundenkarte in Form einer Kreditkarte gesammelt.<br />
236
Der Kunde ist nicht mehr selbst verantwortlich für das Sammeln, <strong>der</strong> Verkäufer<br />
kümmert sich an seiner Stelle darum. Dazu erfasst er alle Einkäufe des Kunden<br />
elektronisch und speichert die Daten auf dessen Konto ab. Der Kontostand<br />
wird dem Kunden in einem regelmässigen Intervall mitgeteilt und sein<br />
Guthaben wird ihm in Form von Bons o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Vorteilen zugesandt.<br />
Beim traditionellen Sammeln muss <strong>der</strong> Kunde höchstens seine Adresse auf <strong>der</strong><br />
Sammelkarte notieren. Beim Sammeln mit <strong>der</strong> Kundenkarte gibt er seine<br />
Anonymität auf und hat keinen Einfluss mehr auf die Daten, die über ihn<br />
gesammelt und unter Umständen auch genutzt werden. Deshalb ist oft vom<br />
"gläsernen Kunden" die Rede. Für den Schutz <strong>der</strong> Kunden wurde ein strenges<br />
Datenschutzgesetz erlassen. Die Grossverteiler sind verpflichtet, diese<br />
Bestimmungen einzuhalten.<br />
?? Merke: Beim digitalen Punktesammeln gibt <strong>der</strong> Kunde dem Verkäufer<br />
Daten über sein Kaufverhalten preis. Der Verkäufer nutzt diese Daten, um sein<br />
Sortiment anzupassen, gezielte Aktionen zu machen usw.<br />
8.1.3 Neue Technologien<br />
Das Kaufverhalten <strong>der</strong> Menschen kann auch mit neuesten Technologien wie<br />
<strong>der</strong> Magnetresonanztomografie (MRT) erforscht werden, weil sich damit die<br />
Vorgänge im menschlichen Gehirn bildlich darstellen lassen. Die Reaktionen<br />
<strong>der</strong> Versuchspersonen auf Produkte, Verpackungen usw. sind sofort sichtbar.<br />
Die Erkenntnisse aus den Versuchen fliessen in die Verkaufsstrategien ein. Dass<br />
sich das Kaufverhalten <strong>der</strong> Menschen geän<strong>der</strong>t hat, zeigt sich bei den<br />
Einkaufszentren. Sie wurden im Laufe <strong>der</strong> Jahre immer grösser und<br />
verwandelten sich nach und nach in Erlebnisparks. Heute verknüpfen viele<br />
Kunden das Einkaufen dort mit den diversen Freizeitvergnügen. An<strong>der</strong>e<br />
machen aus dem Einkaufen selbst ein Erlebnis: Vor dem Kaufen wollen sie<br />
ausgiebig aussuchen und Preise vergleichen, weil ihnen das Vergnügen<br />
bereitet.<br />
237
8.2 Verkaufssituationen<br />
Der Alltags-Verkauf, also <strong>der</strong> Verkauf von Produkten des täglichen Bedarfs,<br />
verläuft meistens ohne viel Aufwand für den Verkäufer. Die Beratung ist dort<br />
nebensächlich, und Gefühle spielen eine untergeordnete Rolle. Der Kunde<br />
kauft, weil er das Produkt o<strong>der</strong> die Dienstleistung braucht. Er wünscht sich:<br />
• eine rasche Bedienung<br />
• eine unkomplizierte Abwicklung des Geschäfts<br />
• einen kundenfreundlichen Service<br />
• gute Qualität zu einem angemessenen Preis<br />
• eine gute Leistung<br />
Wenn <strong>der</strong> Kunde hingegen eine umfangreiche Dienstleistung in Anspruch<br />
nehmen o<strong>der</strong> ein kompliziertes o<strong>der</strong> teures Produkt kaufen will, wie zum<br />
Beispiel ein Auto, ist ein beraten<strong>der</strong> Verkauf angezeigt. Der Kunde kann<br />
verunsichert werden durch eine grosse Auswahl an Produkten, durch die<br />
Komplexität <strong>der</strong> Materie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dienstleistung o<strong>der</strong> auch durch einen<br />
hohen Preis. Weil eine solche Anschaffung gut überlegt sein will, wünscht sich<br />
<strong>der</strong> Kunde in <strong>der</strong> Regel eine fachmännische Beratung.<br />
8.3 Ein Verkaufsgespräch führen<br />
Ein erfolgreiches Verkaufsgespräch zu führen, erfor<strong>der</strong>t nebst Fachwissen<br />
auch Fingerspitzengefühl und gute Menschenkenntnisse. Meist kennt <strong>der</strong><br />
Verkäufer den Kunden nicht und muss <strong>–</strong> und dies in möglichst kurzer Zeit <strong>–</strong><br />
herausfinden, welche Bedürfnisse und Kaufmotive den Kunden hergeführt<br />
haben. Wenn es dem Verkäufer nicht gelingt, die Erwartungen des Kunden zu<br />
erfüllen und ihm das Richtige zum Kauf anzubieten, ist dieser unzufrieden und<br />
verlässt möglicherweise das Geschäft, ohne etwas zu kaufen.<br />
Ein guter Verkäufer...<br />
• ...kann das Motiv, das den Kunden hergeführt hat, richtig einschätzen<br />
• ...spricht den Kunden persönlich an ("Sie" und nicht "man")<br />
• ...lenkt das Gespräch so, dass immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verkaufsgegenstand<br />
ins Zentrum rückt<br />
• ...ist in <strong>der</strong> Lage, dem Kunden den Nutzen des Produktes o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Dienstleitung aufzuzeigen<br />
238
• ...ist fähig, dem Kunden das richtige Produkt o<strong>der</strong> die passende<br />
Dienstleistung zu verkaufen<br />
Während eines Beratungsgesprächs lassen nicht alle Kunden die Aussagen<br />
eines Verkäufers unwi<strong>der</strong>sprochen stehen. Sachliche, jedoch nicht<br />
gerechtfertigte Einwände können mit Gegenargumenten wi<strong>der</strong>legt werden.<br />
Wenn man keines weiss, sollte man dies zugeben und dem Kunden mitteilen,<br />
man werde sich über den Einwand informieren. Auf keinen Fall darf dem<br />
Kunden irgendeine Unwahrheit aufgetischt werden. Schwieriger wird ein<br />
Verkaufsgespräch, wenn Kunden nicht sachlich, son<strong>der</strong>n provokativ<br />
argumentieren.<br />
Dann sind folgende Verhaltensweisen angesagt:<br />
• ruhig bleiben<br />
• aktiv zuhören<br />
• den Kunden ausreden lassen<br />
• einen betont sachlichen Ton beibehalten<br />
• den Kunden nicht um jeden Preis zu überzeugen versuchen<br />
?? Merke: Die Erfahrung zeigt, dass man einem aufgebrachten<br />
Gesprächspartner den Wind aus den Segeln nehmen kann, wenn man ihm<br />
unerwartet beipflichtet, statt ihm zu wi<strong>der</strong>sprechen.<br />
8.4 Verkaufsgespräche Face-to-Face<br />
Bei einem Face-to-Face-Gespräch erfolgt die Kommunikation persönlich. Man<br />
ist sich gegenüber und spricht von Angesicht zu Angesicht.<br />
Das Ziel des ?? Verkaufsgesprächs zwischen einem Verkäufer und einem<br />
potenziellen o<strong>der</strong> bestehenden Kunden (Käufer) ist <strong>der</strong> Vertragsabschluss<br />
über eine Dienstleistung o<strong>der</strong> ein Produkt. Zum Face-to-Face-<br />
Verkaufsgespräch gehören:<br />
• Akquisition: direktes Ansprechen eines potenziellen neuen Kunden<br />
• Kommunikation: Beratung, Information und Beeinflussung <strong>der</strong> Kunden im Sinne<br />
<strong>der</strong> Unternehmensziele<br />
• Service: Dienstleistungen des Verkäufers, wie zum Beispiel Fehlerbehebung<br />
o<strong>der</strong> Schulung<br />
239
?? Merke: Der persönliche Verkauf ist das wichtigste Instrument des<br />
Verkaufens. Zur effizienten Gestaltung dieses Prozesses wird fachlich<br />
qualifiziertes Personal mit einer offenen und kommunikativen Persönlichkeit<br />
benötigt.<br />
8.4.1 Der persönliche Verkauf<br />
Der persönliche Verkauf bewährt sich insbeson<strong>der</strong>e beim Vertrieb<br />
erklärungsbedürftiger Produkte und beim Verkauf von Dienstleistungen.<br />
Üblicherweise werden folgende arten des persönlichen Verkaufens<br />
unterschieden:<br />
8.4.2 Beispiel eines Face-to-Face Verkaufsgesprächs<br />
Vanesa Maliqi ist 16 Jahre alt. Sie ist im zweiten Lehrjahr und arbeitet in einer<br />
Parfumerie. Das Beraten von Kundinnen und Kunden gehört zu ihren<br />
täglichen Aufgaben. Ein Beispiel für ein Gespräch mit einer Kundin:<br />
Auszubildende Vanesa Maliqi:<br />
Vanesa begrüsst die Kundin freundlich. Sie fragt nach,<br />
ob sie ihr beim Suchen des gewünschten Produktes<br />
behilflich sein kann.<br />
240
Kundin:<br />
"Guten Tag, ich suche für meine Mutter zum Muttertag<br />
einen langanhaltenden, günstigen Damenduft. Ich<br />
habe gesehen, dass auf den Testern verschiedene<br />
Abkürzungen wie EdT & EdP stehen. Können Sie mir bitte<br />
den Unterschied erklären?"<br />
Auszubildende Vanesa Maliqi:<br />
"Ich erkläre Ihnen sehr gerne die unterschiedlichen<br />
Abkürzungen und Bedeutungen davon. Die Abkürzung<br />
EdT steht für "Eau de Toilette". Das Eau de Toilette ist die<br />
eher leichtere Form <strong>der</strong> Parfums, mit 6 bis 9 Prozent hat<br />
es einen geringeren Duftkonzentrat-Anteil. Der Duft ist<br />
wesentlich flüchtiger und nicht aufdringlich. Das ist<br />
perfekt für die Sommertage, wenn man nur etwas<br />
Leichtes möchte. EdP steht als Abkürzung für "Eau de<br />
Parfum". Hier ist <strong>der</strong> Anteil an Duftkonzentrat<br />
verhältnismässig hoch, und liegt etwa bei 10 bis 14<br />
Prozent. Beim Eau de Parfum gibt es auch die "Intense<br />
Variation", hier sind es bis zu 20 Prozent Duftkonzentrat-<br />
Anteil. Ein echtes Eau de Parfum kann auch nach Tagen<br />
noch riechbar sein. Da die Konzentration auch hier sehr<br />
hoch ist, sollte man nur wenig verwenden, da <strong>der</strong> Duft<br />
nicht schnell wie<strong>der</strong> verschwindet. Darf ich Sie fragen,<br />
wie alt Ihre Mutter ungefähr ist?"<br />
Kundin:<br />
"Meine Mutter ist 40 Jahre alt und trägt nur zu<br />
beson<strong>der</strong>en Anlässen einen Duft auf, z. B., wenn sie<br />
abends in die Oper o<strong>der</strong> zum Tanztreff geht. Wozu<br />
würden Sie mir raten?"<br />
Auszubildende Vanesa Maliqi:<br />
"Dann empfehle ich Ihnen ein fruchtiges und leichtes<br />
Eau de Toilette, am besten das Azzaro Mademoiselle. Es<br />
hat einen blumigen, fruchtigen Geruch und würde gut<br />
zu Ihrer Mutter passen."<br />
241
Kundin:<br />
"Vielen herzlichen Dank für die Beratung. Können Sie mir<br />
bitte diesen Duft als Geschenk verpacken?"<br />
8.5 Verkaufsgespräche über Telefon/Konferenz-Call<br />
Der Telefonverkauf, auch Telesales genannt, kann In- o<strong>der</strong> Outbound<br />
(eingehend o<strong>der</strong> ausgehend) betrieben werden. Inbound ist ein passiver<br />
Telefonverkauf, bei welchem <strong>der</strong> Kunde selbst anruft und Waren bestellt. Im<br />
Gegensatz dazu gilt <strong>der</strong> Outbound-Verkauf als aktiver Telefonverkauf, bei<br />
welchem <strong>der</strong> Verkäufer potenzielle Kunden anruft und auf diesem Wege die<br />
Ware zu verkaufen versucht. Der Telefonverkauf gewinnt zunehmend an<br />
Bedeutung, da damit <strong>der</strong> kostenintensive Aussendienst entlastet wird.<br />
Bei einem Verkaufsgespräch über Telefon o<strong>der</strong> über einen Konferenz-Call gilt<br />
es, Folgendes zu berücksichtigen:<br />
242
8.6 Verkaufsför<strong>der</strong>ung<br />
Unter dem Begriff "Verkaufsför<strong>der</strong>ung" werden sämtliche Massnahmen<br />
verstanden, die getroffen werden, um den Absatz von Produkten o<strong>der</strong><br />
Dienstleistungen zu steigern. Ziel sind ein höherer Umsatz und ein höherer<br />
Ertrag.<br />
?? Aktionen<br />
Die häufigste Massnahme zur<br />
Verkaufsför<strong>der</strong>ung ist die Aktion. Sie besteht<br />
in <strong>der</strong> Regel aus einem Preisnachlass. Dieser<br />
kann z. B auch in Form von "drei für zwei"<br />
ausgestaltet sein. Mit einer Aktion können<br />
neue Produkte eingeführt werden: Die<br />
Kunden kaufen das ihnen unbekannte<br />
Produkt, weil es günstig ist. Es können aber<br />
auch Überbestände abgebaut werden -<br />
Son<strong>der</strong>aktionen dienen meistens dazu,<br />
Auslaufmodelle abzusetzen, Lagerbestände<br />
abzubauen o<strong>der</strong> Waren, <strong>der</strong>en<br />
Haltbarkeitsdatum abläuft, an den Mann<br />
o<strong>der</strong> die Frau zu bringen.<br />
?? Demonstrationen und Degustationen<br />
Wenn Muster von Nahrungsmitteln<br />
möglichen Käufern angeboten werden,<br />
spricht man von einer Degustation. Diese Art<br />
<strong>der</strong> Verkaufsför<strong>der</strong>ung wird oft bei neuen<br />
Produkten angewandt. Eine Gratis-<br />
Kostprobe, oft mit Zubereitung vor Ort,<br />
weckt die Neugier. Wird die Kostprobe von<br />
einer sympathischen Person angeboten,<br />
wird auch die Kauflust geweckt. Ein<br />
Paradebeispiel für die Demonstration von<br />
Produkten ist <strong>der</strong> "Billige Jakob" auf dem<br />
Jahrmarkt. Die Produkte werden nicht<br />
einfach nur feilgeboten, son<strong>der</strong>n mit viel<br />
Drumherum und allerlei Sprüchen<br />
angepriesen. Je höher <strong>der</strong><br />
243
Unterhaltungswert des Verkäufers, desto<br />
höher <strong>der</strong> Absatz seiner Produkte.<br />
8.6.1 Zusatzverkauf (Cross-Selling)<br />
Ein Zusatzverkauf ist dann zustande gekommen, wenn ein Kunde nicht, wie<br />
von ihm vorgesehen, nur ein Produkt kauft, son<strong>der</strong>n auch ein zweites, das<br />
einen Zusammenhang mit dem ersten hat. Ein Beispiel: Ein Kunde löst am<br />
Billettschalter eine Bahnfahrkarte nach Zürich. Der Schalterbeamte fragt<br />
freundlich, ob er eventuell auch ein Trambillett benötige. Der Kunde realisiert,<br />
dass ein solches Billett von Vorteil wäre und löst zusätzlich eine Tageskarte für<br />
das Stadtnetz. Mit seiner Frage hat <strong>der</strong> Schalterbeamte den Kunden<br />
veranlasst, einen Zusatzkauf zu tätigen. Zusatzverkäufe empfindet <strong>der</strong> Kunde<br />
dann als kundenfreundlich, wenn sie einen Zusammenhang zum eigentlichen<br />
Kauf haben und nicht aufdringlich o<strong>der</strong> aufgesetzt wirken. Wenn zum Beispiel<br />
als Zusatzkauf zur Digitalkamera Ersatzbatterien angeboten werden o<strong>der</strong> zu<br />
den neuen Schuhen das richtige Pflegemittel, geht <strong>der</strong> Kunde gerne auf das<br />
Angebot ein.<br />
8.7 Der Kaufvertrag: Rechte und Pflichten<br />
Durch den Kaufvertrag verpflichtet sich <strong>der</strong> Verkäufer, dem Käufer den<br />
Kaufgegenstand zu übergeben und ihm das Eigentum daran zu verschaffen.<br />
Der Käufer verpflichtet sich seinerseits, dem Verkäufer den Kaufpreis zu<br />
bezahlen. Somit findet ein Tausch im Sinne von "Zug um Zug" statt:<br />
244
Recht<br />
Pflicht<br />
Käufer • den<br />
Kaufgegenstand<br />
und das Eigentum<br />
daran zu erhalten<br />
• den Kaufpreis zu<br />
bezahlen<br />
• bei einem<br />
Mangel:<br />
Ersatzlieferung,<br />
Min<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong><br />
Wandlung<br />
Verkäufer • die Zahlung des<br />
Kaufpreises zu<br />
erhalten<br />
• den<br />
Kaufgegenstand<br />
dem Käufer zu<br />
übergeben und<br />
ihm das Eigentum<br />
daran zu<br />
überlassen<br />
8.7.1 Abschluss eines Kaufvertrags<br />
Ein Kaufvertrag kann mündlich o<strong>der</strong><br />
schriftlich, aber auch stillschweigend<br />
abgeschlossen werden. Im Geschäftsleben<br />
sind eher schriftliche Verträge üblich. Sehr<br />
oft geht dem Kaufvertrag ein Angebot (im<br />
Obligationenrecht "Antrag",<br />
umgangssprachlich "Offerte" genannt) des<br />
Verkäufers voraus. Mit <strong>der</strong> Bestellung<br />
kommt <strong>der</strong> Kaufvertrag zustande.<br />
245
8.7.2 Rücktritt vom Verkaufsvertrag<br />
Die gesetzlichen Grundlagen für den Abschluss und den Rücktritt aus einem<br />
Kaufvertrag sind im Obligationenrecht (OR) geregelt.<br />
Vertragserfüllung<br />
Die Erfüllung <strong>der</strong> vertraglich vereinbarten Leistung ist <strong>der</strong> wichtigste Grund für<br />
die Beendigung des Kaufvertrages.<br />
?? Hier findest du mehr Informationen.<br />
Rücktritt<br />
Der Käufer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verkäufer kann nur vom Verkaufsvertrag zurücktreten,<br />
wenn <strong>der</strong> Anwendungsfall im Gesetz vorgesehen ist. Anwendungsfälle sind:<br />
• Rücktrittbefugnis des Gläubigers bei Schuldnerverzug (OR 107 und 109)<br />
• Rücktrittsrecht des Verkäufers bei Zahlungsverzug des Gläubigers (OR<br />
214)/Gläubigerverzug (OR 95)<br />
• Wandlungsrecht des Käufers gemäss OR 205 stellt ein Rücktrittsrecht eigener<br />
Art dar<br />
Erfüllungsunmöglichkeiten<br />
Eine vertraglich vereinbarte Leistung kann unmöglich sein o<strong>der</strong> unmöglich<br />
werden. Die Unterteilung und Rechtsfolgen <strong>der</strong> Unmöglichkeit werden unter<br />
dem Titel ?? "Unmöglichkeit" dargestellt.<br />
8.8 Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)<br />
In <strong>der</strong> Schweiz können die gesetzlichen Grundlagen für den Verkauf von<br />
Gütern o<strong>der</strong> Dienstleistungen über den Vertrag und die Vertragsbedingungen<br />
verän<strong>der</strong>t werden. In <strong>der</strong> Regel fasst ein Händler alle seine<br />
Verkaufsbedingungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB)<br />
zusammen.<br />
?? Merke: Die AGB sollen <strong>der</strong> schnellen Abwicklung von Massenverträgen<br />
dienen.<br />
8.8.1 Was beinhalten die AGB?<br />
Die grosse Freiheit beim Abschliessen eines Kaufvertrages wird von vielen<br />
Unternehmen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ausgenutzt.<br />
246
Dort sind oft Regeln festgehalten, welche die Kunden nicht akzeptieren<br />
würden, wenn sie im Kaufvertrag selbst stehen würden. Die AGB werden nur<br />
von einer Vertragspartei erstellt, während es <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Partei obliegt, sie<br />
auf ihre Rechtsgültigkeit zu prüfen und anschliessend den<br />
Bedingungen zuzustimmen o<strong>der</strong> zu wi<strong>der</strong>sprechen. Durch eine Klausel werden<br />
die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zum Bestandteil des Kaufvertrages.<br />
Somit akzeptieren die Kunden die AGB mit ihrer Unterschrift unter den<br />
Kaufvertrag.<br />
8.8.2 Unlautere Geschäftsbedingungen<br />
Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen werden umgangssprachlich auch<br />
"das Kleingedruckte" genannt, was bei den meisten wortwörtlich zutrifft.<br />
Dahinter steckt eine Absicht: Man weiss um den Umstand, dass<br />
Kleingedrucktes mühsam zu lesen ist, wenn es noch dazu umfangreich ist, wird<br />
das Lesen unterlassen. So akzeptieren die Kunden zum Teil aus<br />
Bequemlichkeit, zum Teil infolge Nichtwissens für sie nachteilige Bedingungen.<br />
Seit Jahren kämpfen Konsumentenschutzorganisationen dagegen, dass das<br />
mit einem Kauf verbundene Risiko in den AGB auf die Kunden abgewälzt<br />
wird. Das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) regelt in<br />
Artikel 8 die Verwendung missbräuchlicher Geschäftsbedingungen.<br />
?? Bundesgesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG)<br />
Artikel 8<br />
"Unlauter handelt insbeson<strong>der</strong>e, wer allgemeine Geschäftsbedingungen<br />
verwendet, die in Treu und Glauben verletzen<strong>der</strong> Weise zum Nachteil <strong>der</strong><br />
Konsumentinnen und Konsumenten ein erhebliches und ungerechtfertigtes<br />
Missverhältnis zwischen den vertraglichen Rechten und den vertraglichen<br />
Pflichten vorsehen."<br />
247
8.8.3 Allgemeine Geschäftsbedingungen: aktuelle Beispiele<br />
Die Schweizerische Post<br />
AGB Postdienstleistungen für Geschäftskundinnen und Geschäftskunden<br />
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB)<br />
AGB für den Erwerb und Nutzung des Halbtax<br />
Die Swisscom<br />
AGB für Geschäftskunden<br />
248
Modul 209_AfterSales service<br />
Ausgangslage<br />
After-Sales-Management entstand aus <strong>der</strong> Erkenntnis, dass die<br />
Kundenbeziehung nicht mit dem Geschäftsabschluss endet, son<strong>der</strong>n über die<br />
gesamte Nutzungsdauer eines Produktes bzw. Artikels o<strong>der</strong> einer<br />
Dienstleistung weiter bestehen bleibt (Grundsatz: „Nach dem Kauf ist vor dem<br />
Kauf“).<br />
Darüber hinaus erhoffen sich Hersteller und Händler durch After-Sales-<br />
Marketing mehr Informationen über Kundenwünsche, Kundenzufriedenheit<br />
und Markttrends. Somit fliessen Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem After-<br />
Sales-Marketing auch in die Planung, Produktion und Vermarktung zukünftiger<br />
Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsideen.<br />
249
Fachartikel Modul 209<br />
9. After-Sales-Services<br />
Der After-Sales-Service beschreibt die Marketingmassnahmen, die ein<br />
Unternehmen ergreift, um nach dem erfolgreichen Verkauf eines Produktes<br />
die Kunden langfristig an sich zu binden. Darüber hinaus hat <strong>der</strong> After-Sales-<br />
Service das Ziel, die Kunden nachträglich in ihrer Kaufentscheidung zu<br />
bestätigen, sie von weiteren Käufen zu überzeugen und die<br />
Kundenzufriedenheit im Allgemeinen zu steigern. Der After-Sales-Service sollte<br />
daher stets individuell auf den jeweiligen Kunden und die jeweilige Kundin<br />
ausgerichtet sein.<br />
Die After-Sales-Betreuung bietet im Vertrieb häufig Möglichkeiten für das<br />
Zusatzgeschäft. Ein weiteres Ziel eines guten After-Sales-Services ist die<br />
Stärkung <strong>der</strong> nachhaltigen Bindung an das Unternehmen: Je besser und<br />
komfortabler die Erfahrung für die Kunden ist, desto wahrscheinlicher ist es,<br />
dass sie auch in Zukunft zum Unternehmen zurückkehren.<br />
Kunden an das Unternehmen binden<br />
Kunden können auf verschiedene Arten an das Unternehmen gebunden<br />
werden. Ein Beispiel dafür sind technische und/o<strong>der</strong> kaufmännische<br />
Dienstleistungen nach dem Kauf des Produkts, wie Schulungen des<br />
Bedienungspersonals, Wartungs- und Reparaturdienste sowie<br />
Managementleistungen.<br />
250
9.1 Reklamationen<br />
Die Reklamation unterscheidet sich vom Wi<strong>der</strong>rufsrecht o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Garantie.<br />
Eine Reklamation kann getätigt werden, wenn das Produkt einen<br />
Sachmangel vorweist, <strong>der</strong> bereits vor <strong>der</strong> Übergabe des Produkts existiert hat.<br />
Ein Sachmangel liegt vor, wenn die gekaufte Ware nicht <strong>der</strong> Beschaffenheit<br />
entspricht, die im Kaufvertrag vereinbart worden ist. Der Verkäufer ist dazu<br />
verpflichtet, die Ware mangelfrei zu übergeben. Wenn er sich nicht an diese<br />
Verpflichtung hält, dann hat <strong>der</strong> Kunde das Recht auf Gewährleistung. Dieses<br />
ist im Gesetz festgeschrieben. Der Grundgedanke im Gesetz besagt, dass <strong>der</strong><br />
Kaufvertrag weiterhin bestehen bleiben soll. Der Kunde muss sich aber nicht<br />
mit einem defekten Produkt zufriedengeben. Er kann nach einer Reparatur<br />
o<strong>der</strong> einem Umtausch <strong>der</strong> beschädigten Ware verlangen.<br />
9.1.2 Das Reklamationsrecht<br />
Die Frist, während <strong>der</strong> Reklamationen getätigt werden können, ist gesetzlich<br />
vorgegeben. Sie beträgt zwei Jahre. Der Händler darf diese<br />
Gewährleistungsfrist nicht verkürzen. Allerdings ist die Gewährleistungsfrist<br />
keine Haltbarkeitsgarantie: Der Anbieter muss lediglich für Mängel einstehen,<br />
die bereits während dem Kaufzeitpunkt bestanden haben. Nicht nur bei <strong>der</strong><br />
Reklamation gibt es Fristen, die eingehalten werden müssen. Auch<br />
Rechnungen und Belege unterliegen gewissen Fristen bezüglich <strong>der</strong><br />
Aufbewahrung.<br />
251
Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen einer Beschwerde und einer Reklamation?<br />
• Eine Reklamation bezieht sich auf ein bestimmtes Produkt o<strong>der</strong> eine<br />
Dienstleistung. Sie beinhaltet den gesetzlichen Anspruch auf Gewährleistung,<br />
wenn das Produkt o<strong>der</strong> die Dienstleistung nicht den Vorgaben entsprechen,<br />
die im Kaufvertrag vereinbart wurden.<br />
• Mit einer Beschwerde äussert <strong>der</strong> Kunde hingegen lediglich seine<br />
Unzufriedenheit.<br />
9.2 Der Kundendienst<br />
Viele Nutzer schrecken auf, wenn sie das Wort "Gewinnspiel" lesen. Doch nicht<br />
immer kann man etwas gewinnen. Betrüger kennen verschiedene Maschen,<br />
mit denen sie nichtsahnende Nutzer um ihre Daten o<strong>der</strong> ihr Geld bringen.<br />
9.2.1 Das Gewinnspiel<br />
Ein Gewinnspiel ist ein Glücksspiel, bei dem einer o<strong>der</strong> mehrere Preise<br />
ausgeschrieben sind. In <strong>der</strong> Regel werden jedoch nur jene Glücksspiele<br />
als Gewinnspiel bezeichnet, die vom Veranstalter zum Zweck <strong>der</strong> Werbung<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Datensammlung ausgerichtet werden und für die <strong>der</strong> Spieler nicht<br />
bezahlen muss. Nicht um Gewinnspiele handelt es sich, wenn lediglich ein<br />
Gewinnspiel vorgegeben wird, um an<strong>der</strong>e Zwecke zu verfolgen, z. B. einen<br />
Vertrag abzuschliessen (z. B. eine Abofalle).<br />
Es gibt mehrere Arten von Gewinnspielen: Lotterien, Preisausschreibungen<br />
(schriftlich, elektronisch, telefonisch), Rätselspiele, Quiz, Tombola, Wetten usw.<br />
Kommerzieller Zweck<br />
Mit Gewinnspielen verfolgen Unternehmen das Ziel, Werbung zu betreiben<br />
und persönliche Daten von potenziellen Konsumentinnen und Konsumenten<br />
für den Adresshandel im Direktmarketing zu gewinnen. Gewinnspiele werden<br />
auch dazu verwendet, um in sozialen Netzwerken Aufmerksamkeit zu<br />
gewinnen.<br />
Es kommt auch vor, dass Personen eine Gewinnmitteilung<br />
(Gewinnversprechen) erhalten, obwohl sie an keinem Gewinnspiel<br />
teilgenommen haben. Vor einer Gewinnübergabe werden die Opfer dazu<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, eine Gegenleistung zu erbringen, zum Beispiel „Gebühren“ zu<br />
252
ezahlen, kostenpflichtige Telefonnummern anzurufen o<strong>der</strong> an<br />
Veranstaltungen teilzunehmen, auf denen min<strong>der</strong>wertige Ware zu<br />
überhöhten Preisen angeboten wird.<br />
9.2.2 Kundenumfragen<br />
Kundenzufriedenheit ist einer <strong>der</strong> wichtigsten Faktoren, die zum Erfolg eines<br />
Unternehmens beitragen. Wenn ein Unternehmen nicht weiss, was <strong>der</strong> Kunde<br />
will o<strong>der</strong> nicht will, kann es als Resultat weniger Umsatz machen. Eine gute<br />
Methode, um Kundenfeedback zu erhalten, ist<br />
die Kundenumfrage (Customer Satisfaction Survey). Mit Hilfe <strong>der</strong><br />
Kundenbefragung werden systematisch Informationen über Zufriedenheit,<br />
Erwartungen und Kaufgewohnheiten von aktuellen o<strong>der</strong> potenziellen Kunden<br />
gewonnen. Professionell durchgeführte Kundenbefragungen för<strong>der</strong>n das<br />
Kundenvertrauen und stärken das Image <strong>der</strong> eigenen Unternehmung. Die<br />
neuen Erkenntnisse helfen, das Potenzial auszuschöpfen und Strategien zur<br />
Verbesserung umzusetzen.<br />
Welche Ziele verfolgt die Durchführung einer Kundenumfrage?<br />
• Kundenbedürfnisse und Kundenwünsche feststellen sowie die Einstellungen<br />
und Erwartungen von Kundinnen und Kunden kennen<br />
• Rechtzeitiges Erkennen von Fehlentwicklungen (Frühwarnsystem)<br />
253
• Die Stärken und Schwächen <strong>der</strong> eigenen Unternehmung erkennen<br />
• Die Grundlage für die Marketing- und Verkaufsstrategien <strong>der</strong> nächsten Jahre<br />
schaffen<br />
• Abwan<strong>der</strong>ung von Kundinnen und Kunden verhin<strong>der</strong>n<br />
• Ein Signal setzen, dass das eigene Unternehmen um die Kunden bemüht ist<br />
• Die Kundenbindung erhöhen und Kundenentwicklung för<strong>der</strong>n („Satisfied -<br />
Loyal - Advocate“: Aus zufriedenen Kunden werden loyale Kunden und aus<br />
loyalen Kunden „begeisterte Botschafter“)<br />
• Steigerung <strong>der</strong> Mitarbeitermotivation durch positive Kundenfeedbacks<br />
Die verschiedenen Befragungsformen<br />
Es ist wichtig, die Art <strong>der</strong> Umfrage an die Zielgruppe und Kundschaft des<br />
Unternehmens anzupassen. Weiter spielen bei einer Umfrage <strong>der</strong> Ort, <strong>der</strong><br />
Umfang, <strong>der</strong> Zeitpunkt und die Methode eine Rolle. Folgende Formen <strong>der</strong><br />
Befragung gibt es:<br />
• Online-Befragung<br />
• Telefonische Befragung<br />
• Persönliche Befragung<br />
Im digitalen Zeitalter ist die Online-Umfrage das geläufigste Mittel zur<br />
Kundenbefragung. Es können vergleichsweise viele Kunden mit geringem<br />
Aufwand erreicht und befragt werden. Ein weiterer Vorteil <strong>der</strong> Online-<br />
Befragung ist die Tatsache, dass <strong>der</strong> Kunde stets selbst den Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
Befragung wählen kann.<br />
9.3 Kulanz<br />
In vielen Branchen haben es die Unternehmen nicht einfach: Einerseits hat<br />
sich im Laufe <strong>der</strong> Jahre <strong>der</strong> Lebenszyklus von vielen Produkten deutlich<br />
verkürzt. An<strong>der</strong>erseits müssen die Unternehmen auf die rasch än<strong>der</strong>nden<br />
Konsumtrends reagieren können. In diesem Zusammenhang spielen Faktoren<br />
wie die Kundenzufriedenheit und die Kundenbindung für sie eine wichtige<br />
Rolle. Ein nützliches Instrument, das in diesem Zusammenhang oft vergessen<br />
wird, ist die Kulanz.<br />
254
9.3.1 Was versteht man unter Kulanz?<br />
Unter dem Begriff Kulanz versteht man das einseitige und freiwillige<br />
Entgegenkommen zwischen zwei vertraglichen Parteien. Ein Unternehmen ist<br />
rechtlich nicht verpflichtet, gegenüber einem Kunden kulant zu sein: Es kann<br />
sich kulant zeigen, wenn es das will. Die Kulanz kann nur nach einer<br />
vollständig erfüllten Auftragsabwicklung gewährt werden. Rein rechtlich<br />
gesehen ist die Kulanz ein freiwilliger Entschluss, auf vertraglich feststehende<br />
Rechte zu verzichten. Die Kulanz unterscheidet sich von <strong>der</strong> Garantie, die<br />
gesetzlich geregelt ist.<br />
Quelle: https://sevdesk.ch/lexikon/kulanz/<br />
9.4 Garantie<br />
Es wird unterschieden zwischen <strong>der</strong> Garantie und <strong>der</strong> Herstellergarantie:<br />
• Garantie (Gewährleistung): In <strong>der</strong> Schweiz haben Konsumentinnen und<br />
Konsumenten laut Gesetz zwei Jahre Garantie auf gekaufte Gegenstände.<br />
Das bedeutet, dass <strong>der</strong> Verkäufer seinen Kunden während zwei Jahren<br />
Gewähr dafür bieten muss, dass sein Produkt keine Mängel aufweist. Diese<br />
zweijährige Garantiefrist ist zwingend und darf nicht verkürzt werden. Es ist<br />
jedoch zulässig, in einem Vertrag eine Garantie ganz auszuschliessen. Ist das<br />
<strong>der</strong> Fall, sollten Kunden unbedingt einen Blick in die Herstellergarantie ihres<br />
Gerätes werfen.<br />
• Herstellergarantie: Bei <strong>der</strong> Herstellergarantie bietet <strong>der</strong> Hersteller (und nicht<br />
<strong>der</strong> Verkäufer) Gewähr für ein mangelfreies Produkt. Die Herstellergarantie ist<br />
nicht gesetzlich geregelt. Ein Hersteller kann deshalb den Umfang und auch<br />
die Dauer seiner Garantie selber bestimmen. Meist bieten Hersteller im<br />
Rahmen ihrer Herstellergarantie während ein bis fünf Jahren eine Reparatur<br />
o<strong>der</strong> Ersatzteile im Schadenfall an. Einzelne Hersteller garantieren darüber<br />
hinaus, dass ihr Gerät einwandfrei funktioniert (Garantie Funktionsfähigkeit).<br />
?? Merke: Die Verkäufergarantie und die Herstellergarantie schliessen<br />
einan<strong>der</strong> nicht aus. Oftmals wird in <strong>der</strong> Betriebsanleitung eines Gerätes auf<br />
die Herstellergarantie hingewiesen. Ein Blick in diese Bedingungen lohnt sich,<br />
denn bei manchen Herstellern muss man die Herstellergarantie registrieren<br />
lassen.<br />
255
Logistiker/In EFZ<br />
300_Procurement Management<br />
<strong>Handbuch</strong> Logistik<br />
256
Modul 301_Beschaffungslogistik<br />
Ausgangslage<br />
Die Beschaffungslogistik steht ganz am Anfang von jedem Logistikprozess. Der<br />
Begriff Beschaffungslogistik zeigt die Vernetzung <strong>der</strong> Bereiche Beschaffung<br />
und Logistik auf. Das Zusammenspiel <strong>der</strong> beiden Bereiche muss in jedem<br />
Unternehmen harmonieren, damit dessen Ziele erreicht werden können.<br />
257
Fachartikel Modul 301<br />
1. Die Beschaffungslogistik<br />
Die Beschaffungslogistik ist ein Thema, dem wir im Alltag in verschiedenen<br />
Rollen begegnen. Ob eine alleinlebende Person, eine Familie o<strong>der</strong> ein<br />
Unternehmen: Jede und je<strong>der</strong> muss sich mit verschiedenen Produkten<br />
versorgen. Natürlich ist die zu beschaffende Menge in den drei genannten<br />
Situationen nicht die gleiche - die Überlegungen und das Vorgehen sind aber<br />
sehr ähnlich.<br />
Im privaten Alltag kennt man die Anbieter und die Preise <strong>der</strong> Produkte, die in<br />
<strong>der</strong> unmittelbaren Umgebung verkauft werden bestens. Entsprechend ist die<br />
Beschaffung von Produkten als Privatpersonen einfach. Im Unternehmen kann<br />
diese Aufgabe jedoch zu einer grossen Herausfor<strong>der</strong>ung werden.<br />
Die Beschaffung ist eine zentrale Aufgabe von Unternehmen. Entsprechend<br />
werden dafür kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt,<br />
welche als "Einkäufer" bezeichnet werden. Die Einkäufer suchen die Ware mit<br />
dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis und verhandeln Lieferbedingungen<br />
sowie Lieferverträge mit den Lieferanten. Ihr Ziel ist es, die richtige Ware und<br />
Qualität zum bestmöglichen Preis zu finden.<br />
Die Beschaffungslogistik ist aufgrund verschiedener Faktoren eine grosse<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung: die grosse Auswahl in einer digital vernetzten Welt,<br />
politische Einflüsse, Einflüsse <strong>der</strong> Natur, finanzielle Aspekte, das Schützen <strong>der</strong><br />
Umwelt und vieles mehr.<br />
258
1.1 Die Aufgaben im Einkauf<br />
Damit die Zielsetzung im Einkauf erreicht werden kann, benötigt es<br />
Fachwissen, Verhandlungsgeschick und eine klare Aufgabenverteilung. Die<br />
Aufgaben werden oft in strategische- und operative Aufgaben aufgeteilt:<br />
Strategische Aufgaben (Aufgaben <strong>der</strong> Verhandlung und Planung):<br />
• Verhandlungen über Preis- und Lieferkonditionen<br />
• Zusammenarbeit bei <strong>der</strong> Entwicklung von Produkten<br />
• Sicherung von Know-how (gewusst wie)<br />
• Optimieren (verbessern) <strong>der</strong> Beschaffungsprozesse<br />
• langfristige Sicherung <strong>der</strong> Lieferquelle<br />
Merke: Strategische Aufgaben werden oft durch die Führungskräfte in <strong>der</strong><br />
Beschaffung ausgeführt.<br />
Operative Aufgaben (ausführende Tätigkeit <strong>der</strong> vereinbarten Bedingungen):<br />
• Aufgeben <strong>der</strong> Bestellung<br />
• Überwachung <strong>der</strong> Termine<br />
• Kontrolle <strong>der</strong> Lieferung<br />
Merke: Operative Aufgaben können auch durch junge und unerfahrene<br />
Einkäufer ausgeführt werden. Der Inhalt <strong>der</strong> Bestellung wird unter<br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> Abmachungen in <strong>der</strong> Strategie ausgeführt.<br />
1.1.1 Gegenstand <strong>der</strong> Beschaffung<br />
Nicht nur Einzelpersonen, auch Unternehmen müssen alles beschaffen, was<br />
sie für ihr Funktionieren benötigen. Zum Beispiel:<br />
• Waren<br />
• Informationen<br />
• Dienstleistungen<br />
• Kapital<br />
• Arbeitskräfte<br />
• Lizenzen, Patente<br />
259
Versorgung mit Rohstoffen: Bsp. Kakaobohne<br />
Versorgung mit Arbeitskräften: Bsp. Ernten von<br />
Gemüse<br />
Die zu beschaffenden Güter lassen sich in folgende Hauptgruppen<br />
unterteilen:<br />
Gebrauchsgüter<br />
Investitionsgüter<br />
Dienstleistungen<br />
Produktionsmaterial wie Rohstoffe, Hilfsstoffe o<strong>der</strong><br />
Betriebsstoffe<br />
Fertigungsmaschinen, Büromaschinen, Produktionsund<br />
Lagerhallen.<br />
Reinigung, Hauswartung, Schulung, EDV-Support<br />
1.2 Make or Buy<br />
"Make or Buy" steht für "machen o<strong>der</strong> kaufen". Im Alltag wird man oft mit <strong>der</strong><br />
Frage konfrontiert: Mache ich es o<strong>der</strong> kaufe ich es ein? Eine erste solche<br />
Entscheidung trifft man bereits vor dem Frühstück: Backe ich das Brot selber<br />
o<strong>der</strong> kaufe ich es ein? Die Entscheidung, ob man ein Produkt selber macht<br />
o<strong>der</strong> es kauft, wird von den Faktoren Preis, Qualität und Zeit beeinflusst.<br />
Die Unternehmen stehen vor dem gleichen Entscheid. Sie fragen sich: Wo<br />
generiere ich den höheren Profit; wenn ich das Produkt selbst herstelle o<strong>der</strong><br />
wenn ich es einkaufe? Die "Make or Buy"-Entscheidung des Unternehmens<br />
muss gut überlegt und in <strong>der</strong> Strategie verankert sein. Wie im privaten Bereich<br />
wird die Entscheidung abhängig von den Faktoren Preis, Qualität und Zeit<br />
getroffen. Bei <strong>der</strong> Entscheidung hilft <strong>der</strong> folgende Grundsatz:<br />
260
Wir machen nur das, was wir besser können als an<strong>der</strong>e.<br />
Wenn sich eine Firma für das Selbermachen entscheidet, ist sie überzeugt,<br />
dass sie ein Produkt selbst am besten produzieren kann. Im Unternehmen<br />
spricht man von den eigenen "Kernkompetenzen". Diese Kernkompetenzen<br />
sichern dem Unternehmen seinen Platz in <strong>der</strong> Wirtschaft; sie machen das<br />
Unternehmen aus.<br />
Entscheidet sich ein Unternehmen für das Kaufen, so kommen seine Einkäufer<br />
zum Zug. Sie stehen vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, den Produzenten zu finden, <strong>der</strong><br />
die Produkte am besten herstellen und liefern kann.<br />
1.3 Outsourcing<br />
Der Begriff Outsourcing steht für das Auslagern von Tätigkeiten.<br />
"out" = aus<br />
"source" = Quelle<br />
261
Outsourcing ist das Übertragen einer Tätigkeit (ganz o<strong>der</strong> teilweise) aus <strong>der</strong><br />
eigenen Organisation (Unternehmen) zu einem externen Partner.<br />
Outsourcing, also das Auslagern von Tätigkeiten, basiert auf Verträgen. Diese<br />
legen die Dauer und den Zweck <strong>der</strong> Leistungen fest. Der Partner muss gut<br />
gewählt werden. Vertrauen und eine offene Kommunikation zwischen den<br />
Vertragspartnern helfen, gemeinsam den gewünschten Erfolg zu erzielen.<br />
Typische Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen, welche ausgelagert werden, sind:<br />
• Reinigungsarbeiten<br />
• EDV-Support<br />
• Distribution<br />
• Buchhaltung<br />
• usw.<br />
Typische Dienstleistung im Outsourcing: Reinigungsarbeiten<br />
1.4 Welche Mengen sollen eingekauft werden?<br />
Eine Kernfrage bei <strong>der</strong> Beschaffung von Gütern ist die Frage <strong>der</strong> Menge. Die<br />
Frage: "Wie viel soll ich einkaufen?" kennt man aus dem privaten Alltag. Z. B.<br />
wenn man für an<strong>der</strong>e kochen will, muss man zuerst wissen, wie viele Personen<br />
kommen werden.<br />
Im Unternehmen verhält es sich gleich. Hier hilft die Bedarfsprognose und -<br />
planung, die richtigen Antworten zu finden und die Einkaufsmenge zu<br />
262
estimmen. Dafür werden Erfahrungswerte und Prognosen beigezogen.<br />
Prognosen sind "Erwartungen" für die nähere Zukunft. Die berechnete Menge<br />
wird mit dem Lieferanten besprochen und die Lieferbedingungen werden<br />
geklärt.<br />
Die Bedarfsprognose und -planung hilft dabei:<br />
• Die zu kaufenden Mengen und die Anzahl Bestellungen pro Jahr<br />
festzulegen.<br />
• Die Lieferkonditionen und Lieferbedingungen mit dem Partner zu<br />
definieren.<br />
Selbstverständlich sind bei <strong>der</strong> Bedarfsprognose und -planung weitere<br />
Aspekte zu berücksichtigen, wie Personalressourcen, Lagerkapazität,<br />
Verbrauch (Absatz) <strong>der</strong> Ware usw. Das erklärt, weshalb jedes Unternehmen<br />
eine individuelle Prognose und -planung erstellen muss.<br />
1.5 Wann ist <strong>der</strong> richtige Zeitpunkt für den Einkauf?<br />
Im Grundsatz wird eingekauft, wenn <strong>der</strong> Bedarf eines Unternehmens<br />
vorhanden ist. Auch bei diesem Grundsatz gibt es in <strong>der</strong> heutigen Zeit aber<br />
einige Ausnahmen, die <strong>der</strong> Einkäufer bedenken muss. Es gibt Produkte, die<br />
nur in einem bestimmten Zeitraum des Jahres (saisonale Produkte) vorhanden<br />
sind. An<strong>der</strong>e Produkte sind abhängig von politischen und wirtschaftlichen<br />
Faktoren, und deshalb verän<strong>der</strong>t sich ihr Einkaufspreis ständig. Bei diesen<br />
Gütern kann es zu einem spekulativen Kauf kommen. Es handelt sich um<br />
einen Kauf mit dem Ziel, einen Preisanstieg und/o<strong>der</strong> eine Preisreduktion<br />
zugunsten des Unternehmens nutzen zu können. Beispiele für Produkte, die<br />
ständig einem Preiswandel ausgesetzt sind, sind Erdöl und Währungen (CHF<br />
vers. EURO).<br />
Spekulation mit Erdöl<br />
Spekulation mit Masken<br />
263
Modul 302_Warenbeschaffung<br />
Ausgangslage<br />
Hat sich das Unternehmen entschieden, ob es ein Produkt selbst herstellen<br />
o<strong>der</strong> kaufen will (wie in Modul 301 aufgezeigt) und kennt man die benötigte<br />
Menge, geht es los mit <strong>der</strong> Warenbeschaffung. In Modul 302 werden<br />
folgende Fragen geklärt:<br />
• Welchen Lieferanten berücksichtige ich?<br />
• Wie funktioniert <strong>der</strong> Bestellprozess?<br />
• Was ist mit dem Gesetz von "Angebot und Nachfrage" gemeint?<br />
Dieses Modul beleuchtet verschiedene Informationen, die dabei helfen, im<br />
Bereich <strong>der</strong> Warenbeschaffung das Richtige zu tun. Es gibt nichts<br />
Ärgerlicheres, als dem Kunden den Grund für Lieferrückstände o<strong>der</strong> schlechte<br />
Qualität des Produkts zu erklären; o<strong>der</strong> noch schlimmer, die Rechtsabteilung<br />
<strong>der</strong> EnterSite AG zu beschäftigen, weil die Rechte und Pflichten von Käufer<br />
o<strong>der</strong> Verkäufer nicht eingehalten wurden.<br />
Was denkst du über folgende Geschichte?<br />
Ein Kind von acht Jahren hat das Privileg, mehrmals pro Woche auf einer<br />
Spielkonsole spielen zu dürfen. Erfolge aus den jeweiligen Spielen werden<br />
auf dem Pausenplatz heftig diskutiert. Das achtjährige Kind bekommt mit,<br />
dass die meisten an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> bereits auf <strong>der</strong> neuen Version <strong>der</strong> Konsole<br />
spielen, <strong>der</strong>en Qualität und Spiele viel besser sind. Zurück von <strong>der</strong> Schule,<br />
kann das Kind am Abend wie<strong>der</strong> spielen. An diesem Abend spielt es aber<br />
auf dem Tablet. Und siehe da, die Werbung für die Spielkonsole <strong>der</strong> neusten<br />
Generation flimmert auf dem Bildschirm. Geübt und interessiert wie das Kind<br />
ist, wird die Werbung verfolgt und die neue Spielkonsole landet im<br />
Warenkorb. Dank <strong>der</strong> digitalen Zahlmittel <strong>der</strong> Eltern sind die Kreditkarten-<br />
Daten bereits gespeichert, und das Kind braucht nur noch die Allgemeinen<br />
Geschäftsbedingungen (AGB) zu akzeptieren und zu bestellen.<br />
Wenige Tage später ist das neu erworbene Gerät im Briefkasten. Zwei<br />
leuchtende Augen beim Kind und grosse überraschte Augen bei den Eltern<br />
sind das Resultat. Die Eltern denken sich: Wir schicken das Gerät sofort<br />
zurück und for<strong>der</strong>n das Geld wie<strong>der</strong> ein. Das sollte doch keine Sache sein.<br />
O<strong>der</strong>?<br />
264
Fachartikel Modul 302<br />
2. Warenbeschaffung<br />
Im Modul 301 war von <strong>der</strong> Menge und vom Zeitpunkt <strong>der</strong> Bestellung die<br />
Rede. In diesem Modul nun wird geklärt, wohin und wie man die Bestellung<br />
sendet.<br />
2.1 Wo kaufe ich ein?<br />
Auch das eine weitere Herausfor<strong>der</strong>ung für den Einkauf im privaten aber<br />
auch für den Einkauf im Unternehmen. Hatten wir vor Jahren eine klare<br />
Antwort, dem Handel in meiner Umgebung, habe ich heute nicht nur eine<br />
son<strong>der</strong>n eine ganze Reihe von verschiedenen Möglichkeiten meine Güter zu<br />
beschaffen (Bsp. E-Commerce). Ein entscheiden<strong>der</strong> Faktor wird im Budget zu<br />
finden sein, das Budget wird eine erste Auswahl von möglichen Anbieter<br />
eingrenzen. Die Verfügbarkeit sowie die Beziehung zum Lieferanten werden<br />
weitere wichtige Argumente für den Kauf sein.<br />
Ein Beispiel aus dem Alltag - Der Computerkauf<br />
Das folgende Beispiel zeigt auf, dass die "Leitfragen" beim Kauf eines Laptops<br />
nahezu identisch sind, egal, ob <strong>der</strong> Kauf von einem Unternehmen (in diesem<br />
Fall die EnterSite AG) getätigt wird o<strong>der</strong> von einer Privatperson.<br />
Ausgangslage:<br />
Ein Lehrling benötigt einen Laptop, damit er seine Ausbildung zum Logistiker<br />
starten kann.<br />
Lehrling = Einkaufsmenge 1 Stk<br />
Die EnterSite AG hat verschiedene Laptops im Sortiment und möchte die<br />
Mitarbeitenden mit einer neuen Version ausstatten.<br />
EnterSite AG = Einkaufsmenge 86 Stk<br />
Bedürfnis erkennen:<br />
Ich benötige einen Laptop. (Lehrling + EnterSite AG)<br />
Budget festlegen:<br />
Was kann ich für das Gerät bezahlen? (Lehrling + EnterSite AG)<br />
265
Anfor<strong>der</strong>ungen festlegen:<br />
Welche Leistung muss das Gerät erbringen können? (Lehrling + EnterSite AG)<br />
Lieferanten suchen:<br />
Internet, gemachte Erfahrungen, Umgebung absuchen o<strong>der</strong> Freunde um<br />
Rat fragen. (Lehrling + EnterSite AG)<br />
Beratung vor Ort:<br />
Sich vor Ort nochmals erkundigen, ob die Erwartungen mit dem Kauf<br />
gedeckt sind (Fachwissen einholen). (Lehrling)<br />
Offerte einholen:<br />
Ein Ausschreibung an mögliche Lieferanten mit Informationen über die<br />
Bedürfnissen. Ziel <strong>der</strong> Ausschreibung ist, den geeignetsten Anbieter in<br />
Bezug auf Qualität und Preis zu finden. (EnterSite AG)<br />
Bewertung vom Angebot:<br />
Ist das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmig, sind die Lieferbedingungen und <strong>der</strong><br />
Liefertermin wie gewünscht und das Vertrauen in den Verkäufer da, stimme<br />
ich dem Deal zu. (Lehrling + EnterSite AG)<br />
Kauf:<br />
Ich überweise den offenen Betrag gemäss Vereinbarung und übernehme<br />
das Produkt. (Lehrling + EnterSite AG)<br />
Auswertung:<br />
Ist das Produkt gekauft und im Einsatz, zieht man nach kurzer Zeit eine<br />
persönliche Bilanz zum gemachten Deal. Sind meine Erwartungen erfüllt?<br />
Übertroffen? Entsprechend werden wie<strong>der</strong> Erfahrungen generiert, die mit<br />
dem gewählten Lieferanten gemacht wurden. Diese Erfahrung hat eine<br />
grosse Wichtigkeit. Ist man zufrieden, wird dieser Lieferant auch beim<br />
nächsten Bedarf wie<strong>der</strong> präsent sein und nach aussen wird man das<br />
266
Unternehmen empfehlen. Sind die Erwartungen nicht erfüllt, wird man das<br />
auch merken und den Lieferanten in Zukunft nicht mehr berücksichtigen.<br />
(Lehrling + EnterSite AG)<br />
Auswahl von Lieferanten, die<br />
berücksichtigt werden könnten<br />
Grosshändler und Lieferanten<br />
von verschiedenen Marken<br />
E-Commerce<br />
267
268<br />
2.1.1 Beispiel für einen schematischen Ablauf einer Bestellung
2.2 Das Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />
2.2.1 Die Nachfrage<br />
Die Nachfrage ist die Menge eines Produkts zu einem bestimmten Preis, die<br />
durch den Kunden in Auftrag gegeben wird. Die Nachfrage kann entstehen<br />
durch die Bestellung von einem Kunden, Fabrikbedarf, Nachschub für das<br />
Depot usw. Die Nachfrage ist abhängig vom Preis. Das bedeutet: Je teurer<br />
etwas ist, desto weniger Nachfrage gibt es. Das ist das "Gesetz" <strong>der</strong><br />
Nachfrage.<br />
Ursprünglich führte Antoine Augustin Cournot, ein französischer Mathematiker<br />
und Philosoph, 1838 die Kurve <strong>der</strong> Nachfrage ein. Er führte auch das Konzept<br />
<strong>der</strong> Elastizität ein. In <strong>der</strong> Volkswirtschaft wird mit Elastizitäten untersucht, wie<br />
Angebot und Nachfrage auf einem Markt auf Preis- o<strong>der</strong><br />
Einkommensän<strong>der</strong>ungen reagieren.<br />
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung<br />
Ein Beispiel zur Nachfrage <strong>–</strong> Grafikkarten im Jahr 2020<br />
Im Jahr 2020 wurden Grafikkarten <strong>der</strong> Marken NVIDIA und AMD verwendet<br />
für Playstation 5-Spielkonsolen und Microsoft Xbox X-Konsolen. Die<br />
Grafikkarten wurden aber auch in Desktop-Geräten und Laptops montiert.<br />
Die Nachfrage nach <strong>der</strong> Grafikkarte stieg aufgrund <strong>der</strong> massiven Verkäufe<br />
<strong>der</strong> Geräte. In <strong>der</strong> Konsequenz kam es zu z. B. bei <strong>der</strong> Playstation 5 zu<br />
Lieferverzögerungen von mehreren Monaten. Die Grafikkarten waren<br />
komplett ausverkauft.<br />
Die Ursache? Die Covid-19-Pandemie führte zu Hin<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> auch<br />
Schliessungen von verschiedenen Montagewerken <strong>der</strong> Grafikkarte in den<br />
USA. In <strong>der</strong> gleichen Zeit ist die Nachfrage von verschiedenen Geräten um<br />
175 Prozent gestiegen. Das Angebot <strong>der</strong> Grafikkarte konnte nicht gedeckt<br />
werden, die Preise <strong>der</strong> noch vorhandenen Grafikkarten haben sich<br />
verdreifacht.<br />
269
2.2.2 Das Angebot<br />
Das Angebot ist die Menge eines Produktes, das vom Verkäufer zu einem<br />
bestimmten Preis angeboten wird. Ein Angebot kann aus verschiedensten<br />
Warengruppen entstehen. Warengruppen sind:<br />
1. Produkte <strong>der</strong> Landwirtschaft: Obst und Gemüse<br />
2. Energiequellen: fossile Energie (Erdöl), regenerative Energie (Sonnenenergie),<br />
Kernenergie<br />
3. Textilindustrie: Bekleidung<br />
4. Papier und Pappe: Verpackungen<br />
5. Le<strong>der</strong>, Gummi und Kunststoffe: Sattel für Pferde, Reifen, Aufbewahrungsboxen<br />
6. Chemische Produkte: pharmazeutische Produkte<br />
7. Steine und Erden: Glas und Baustoffe<br />
8. Metalle: Eisen und Stahl, Metallerzeugnisse<br />
9. Maschinen, Elektronik: Industriemaschinen, Haushaltsgeräte<br />
10. Fahrzeuge: PKW, LKW, Luftfahrzeuge<br />
11. Instrumente, Uhrmacherei: Präzisionsinstrumente, Uhren, Schmuck<br />
12. An<strong>der</strong>e Waren: Möbel, Spielzeuge<br />
13. Edelmetalle: Kunstgegenstände, Gold, Platin<br />
Mehr als hun<strong>der</strong>t Jahre nach <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Nachfragekurve führte <strong>der</strong><br />
britische Ökonom Alfred Marshall die Angebotskurve ein.<br />
270
Wie funktioniert das Angebot?<br />
Vertreter <strong>der</strong> EnterSite AG besuchen eine 3D-Druck-Messe. Es gibt vier<br />
Anbieter von 3D-Druck, die das gesuchte Produkt im Sortiment haben. Das<br />
Marktangebot entspricht somit <strong>der</strong> Menge vier. Die Angebotsmenge ist<br />
abhängig vom Preis des Gutes. Je höher <strong>der</strong> Preis ist, desto grösser wird die<br />
angebotene Menge. Kommt es zu einer Preissteigerung, dann würden auch<br />
mehr Verkäufer auf den Markt kommen, weil das Geschäft besser ist.<br />
Dadurch steigt das Marktangebot. Es ist das "Gesetz" des Angebots.<br />
Dieses empirische Prinzip nennt sich: Das Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />
271
2.2.3 Das Marktgleichgewicht<br />
Das Gesetz von Angebot und Nachfrage bezieht sich oft auf das<br />
Gleichgewicht auf einem Markt: das Marktgleichgewicht. In einem Markt, bei<br />
dem Marktgleichgewicht herrscht, gelten folgende Regeln:<br />
Wenn die Preise steigen...<br />
• ...nimmt die angebotene Menge nimmt zu. Die Erzeuger werden ermutigt,<br />
mehr Güter anzubieten (zu produzieren), die Inhaber dieser Produkte sind<br />
interessiert, sich von den Produkten zu trennen (zu verkaufen).<br />
• ...sinkt die verlangte Menge. Je höher die Preise, desto weniger Käufer sind<br />
bereit zu kaufen.<br />
Wenn die Preise sinken...<br />
• … sinkt die angebotene Menge. Die Erzeuger haben weniger Anreize, zu<br />
produzieren. Inhaber sind nicht interessiert zu verkaufen.<br />
• … steigt die verlangte Menge. Je tiefer die Preise sind, desto mehr sind die<br />
Käufer bereit zu kaufen.<br />
272
2.3 Der Bestellprozess<br />
Beim Bestellprozess halten die Beteiligten ihre Abmachungen rechtlich fest,<br />
stellen sie dar und kontrollieren sie.<br />
2.3.1 Die Offerte<br />
Damit ein Markt entsteht, benötigt es einen Kauf. Damit es zu einem Kauf<br />
kommen kann, wird oft eine Offerte gemacht.<br />
Der Bestellprozess wird von einem ungedeckten Bedürfnis eines Kunden<br />
angestossen. Der Kunde hat die Möglichkeit, verschiedene Anbieter<br />
auszuwählen und zu kontaktieren. Hat er das Bedürfnis, seine Bestellung bei<br />
mehreren möglichen Lieferanten prüfen zu lassen, so kann er sich für die<br />
Arbeit mit einer Offerte entscheiden. Seine Anfrage sendet er an die Auswahl<br />
von möglichen Lieferanten und bittet sie, eine Offerte zu erstellen. Es ist keine<br />
Pflicht, vor dem Kauf eine Offerte zu erstellen. Hat <strong>der</strong> Kunde seinen<br />
Lieferanten schon gewählt, kann er die Offertphase überspringen und gleich<br />
eine Bestellung auslösen.<br />
Wenn <strong>der</strong> Kunde eine Offerte einholt, muss er in seiner Anfrage die<br />
wichtigsten Erwartungen nennen. Damit <strong>der</strong> Lieferant eine Offerte erstellen<br />
kann, muss in <strong>der</strong> Anfrage mindestens Folgendes kommuniziert werden:<br />
• <strong>der</strong> gewünschte Artikel<br />
• die Menge<br />
• <strong>der</strong> Liefertermin<br />
• die Lieferadresse<br />
Achtung: Die durch den möglichen Lieferanten erstellte Offerte weist ein<br />
Gültigkeitsdatum auf. Bis zu diesem Termin verpflichtet sich <strong>der</strong> mögliche<br />
Lieferant, den Inhalt <strong>der</strong> Offerte zu leisten. Sollten sich die<br />
273
Rahmenbedingungen aufgrund von Anpassungen durch den Kunden<br />
än<strong>der</strong>n, ist die Offerte nicht mehr gültig. Wird die Offerte durch den Kunden<br />
bestätigt, wird <strong>der</strong> festgelegte Inhalt für beide Parteien eingehalten. Im<br />
Bestellprozess folgt durch die Bestätigung die Bestellung.<br />
2.3.2 Die Bestellung<br />
Wenn eine Offertphase stattgefunden hat, basiert die Bestellung auf den<br />
Angaben in <strong>der</strong> Offerte. Hat keine Offertphase stattgefunden, wird in dieser<br />
Phase <strong>der</strong> genaue Inhalt definiert und bestätigt.<br />
Die Bestellung hat einen verbindlichen Charakter. Ist es zu einer Bestellung<br />
gekommen, müssen sich beide Partien an <strong>der</strong>en Inhalt halten.<br />
Recht<br />
Pflicht<br />
Käufer<br />
Den Kaufgegenstand und das<br />
Eigentum daran erhalten<br />
Bei einem Mangel: Eine<br />
Ersatzlieferung, Min<strong>der</strong>ung<br />
o<strong>der</strong> einen Ersatz erhalten<br />
Den Kaufpreis bezahlen<br />
Verkäufer Erhalt des Kaufpreises Den Kaufgegenstand dem<br />
Käufer übergeben und ihm das<br />
Eigentum daran überlassen<br />
Wenn <strong>der</strong> Inhalt einer Bestellung nicht eingehalten wird, sind beide Parteien<br />
gefor<strong>der</strong>t, eine gemeinsame Lösung zu finden. Kann keine Lösung gefunden<br />
werden, werden die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) o<strong>der</strong><br />
rechtliche Inhalte gemäss Obligationenrecht (OR) konsultiert.<br />
274
Eine Bestellung beinhaltet mindestens:<br />
• den gewünschten Artikel (Artikelnummer und Beschreibung)<br />
• die Menge<br />
• den Liefertermin<br />
• die Lieferadresse<br />
• den Preis<br />
2.3.3 Die Auftragsbestätigung<br />
Eine Auftragsbestätigung ist in <strong>der</strong> Regel ein schriftliches Dokument, zum<br />
Beispiel ein E-Mail, das die Annahme eines Auftrags bestätigt. Im<br />
Bestellprozess bedeutet das Dokument eine Bestätigung für den Erhalt und<br />
den Inhalt <strong>der</strong> Bestellung.<br />
275
276<br />
Das Beispiel einer Auftragsbestätigung aus <strong>der</strong> EnterSite AG
2.3.4 Die Rechnung<br />
Der Abschluss des Bestellprozesses erfolgt mit <strong>der</strong> Rechnung. Die Ware wurde<br />
gemäss <strong>der</strong> Auftragsbestätigung geliefert und das Eigentum daran<br />
übergeben. Der Kunde bezahlt nach Obligationenrecht zum vereinbarten<br />
Zeitpunkt die vereinbarte Summe.<br />
Gleich wie die Auftragsbestätigung ist die Rechnung an keine einheitliche<br />
Form gebunden. Das Layout und die Darstellung können frei gewählt werden.<br />
Eine Rechnung beinhaltet mindestens:<br />
• Name und Adresse des Lieferanten<br />
• MWST-Nummer des Lieferanten<br />
• Name und Adresse des Empfängers<br />
• Lieferdatum<br />
• genaue Bezeichnung <strong>der</strong> Lieferung o<strong>der</strong> Dienstleistung<br />
• Preis<br />
• angewandter Mehrwegsteuerbetrag<br />
• Signatur<br />
277
Modul 303_Prozess Warenannahme<br />
Ausgangslage<br />
Der Prozess <strong>der</strong> Warenannahme muss zwischen <strong>der</strong> Einkaufsabteilung und<br />
den zuständigen Personen in <strong>der</strong> Warenannahme definiert werden. Eine<br />
Lieferung, welche am Freitagnachmittag kurz vor Feierabend unerwartet<br />
eintrifft, sorgt oft für Unmut und unkonzentriertes Arbeiten. Mitarbeitende<br />
fragen sich vielleicht: Muss diese Lieferung tatsächlich am Freitagnachmittag<br />
eintreffen? Ist es notwendig, die Warenannahme mit dieser Lieferung zu<br />
überraschen?<br />
Der ganze Wareneingangsprozess hat für jedes Unternehmen eine grosse<br />
Wichtigkeit. Alle Tätigkeiten werden so umgesetzt, dass möglichst keine Fehler<br />
entstehen können. Ein schnelles und unkonzentriertes Arbeiten kurz vor dem<br />
Wochenende kann eine mögliche Fehlerquelle sein. Es gilt, Wege zu finden,<br />
um solche Fehlerquellen zu umgehen.<br />
Konzentration ist gefragt<br />
Es ist allgemein bekannt, dass man für eine gute Konzentrationsfähigkeit vor<br />
allem genug Schlaf benötigt, ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen und sich<br />
am besten in einer angenehmen Arbeitsumgebung aufhalten sollte. Auch<br />
frische Luft hilft dabei, wie<strong>der</strong> zu geistigen Kräften zu kommen. Allerdings läuft<br />
nicht immer alles wie geplant, und es gibt Tage, an denen nicht all diese<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllt sind: Der Arbeitstag war bisher stressig, du bist von einer<br />
Tätigkeit zur an<strong>der</strong>en gegangen, warst ständig unter Druck und hast<br />
nebenbei noch Arbeiten von Kollegen erledigt. Eine dringende<br />
Warenannahme ist noch offen, aber es fehlt an Konzentration.<br />
1. Rückwärts erinnern<br />
Weisst du noch, was du in <strong>der</strong> letzten halben Stunde alles gemacht hast?<br />
Gehe alle Schritte im Kopf durch, aber denke dabei rückwärts. Beginne mit<br />
dem letzten Ereignis und gehe die halbe Stunde Stück für Stück rückwärts<br />
durch. Alternativ kannst du dir auch überlegen, wo du vor drei Mausklicks<br />
warst. Diese Übung bietet sich zum Beispiel an, wenn du eine<br />
Internetrecherche betreibst. Mogeln und in den Verlauf schauen gilt natürlich<br />
nicht. Du wirst merken, es ist gar nicht so leicht. Dafür kommst du zur Ruhe und<br />
deine Konzentration wird angeregt.<br />
278
-<br />
-<br />
-<br />
2. Die Wörter im Wort finden<br />
Suche ein beliebiges Wort aus und überlege, wie viele zusätzliche Begriffe sich<br />
in diesem Wort befinden, indem du die vorhandenen Buchstaben neu<br />
kombinierst. Du wirst überrascht sein, wie viel man findet. Hier ein paar<br />
Beispiele:<br />
• Berufsunfähigkeitsversicherung: heiter, Bär, Heu, Tier, Tee, Fee, rufen<br />
• Altersvorsorge: See, Rose, Ass, Vater, Elster, Reste, Regel<br />
• Konzentrationsübung: gut, Ration, Trotz, nett, Trio, kurz, Büro, Tier<br />
Das gewählte Wort:<br />
Zusätzliche Begriffe:<br />
-<br />
-<br />
-<br />
3. Rückwärts schreiben<br />
Nimm ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand und suche dir ein beliebiges<br />
Wort aus, zum Beispiel Arbeitsplatz. Schreibe dieses Wort einmal in<br />
Druckbuchstaben auf. Versuche nun, dieses Wort rückwärts und mit<br />
gespiegelten Buchstaben aufzuschreiben. Das regt die Konzentration an.<br />
4. Quersumme berechnen<br />
Nimm deine eigene Handynummer und bilde die Quersumme,<br />
selbstverständlich im Kopf. Diese Übung kannst du auch mit einer beliebigen<br />
an<strong>der</strong>en Zahl, zum Beispiel mit <strong>der</strong> Nummer deines Kollegen, deiner Kollegin<br />
279
machen. Werde kreativ! Du kannst diese Übung auch mit Kollegen machen<br />
und so den Kampfgeist in dir wecken.<br />
Bsp. Handynummer 077 208 55 23 = Quersumme = 0 + 7 + 7 + 2 + 0 + 8 + 5 + 5<br />
+ 2 + 3 = 39<br />
5. Massage als Über-Kreuz-Übung<br />
Massiere dein rechtes Ohr mit deiner linken Hand und anschliessend dein<br />
linkes Ohr mit <strong>der</strong> rechten Hand. Knete dein gesamtes Ohr durch, auch deine<br />
Ohrläppchen, bis sich dein Ohr gut durchblutet und warm anfühlt. Die Form<br />
<strong>der</strong> Ohrmuschel ähnelt <strong>der</strong> Form eines Embryos in Kopflage, wobei das<br />
Ohrläppchen den Kopf darstellt. Dementsprechend ist die Ohrmuschel eine<br />
Repräsentation deines Körpers und daher hat die Massage deiner Ohren eine<br />
beson<strong>der</strong>e Wirkung auf den ganzen Körper. Dadurch, dass du diese Übung<br />
über Kreuz durchführst, werden zusätzlich deine Gehirnhälften aktiviert und<br />
deine Intuition und dein Verstand kommen in Einklang.<br />
Und nun, ab in den Prozess <strong>der</strong> Warenannahme!<br />
280
Fachartikel Modul 303<br />
3. Prozess Warenannahme<br />
3.1 Annahme von Gütern<br />
Eine <strong>der</strong> wichtigsten Tätigkeiten in <strong>der</strong> Logistik ist die Annahme <strong>der</strong> Güter. Ist<br />
<strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Warenbeschaffung ausgelöst, folgt die Entgegennahme <strong>der</strong><br />
Ware.<br />
3.1.1 Die Rechtsgrundlage<br />
Der Eingang von Waren erfolgt aus verschiedenen Gründen. Die folgenden<br />
drei Situationen treten in <strong>der</strong> Logistik häufig auf. Der Gesetzgeber hat sie im<br />
Obligationenrecht (OR) geregelt:<br />
Annahme als Käufer einer beweglichen Sache<br />
Betrifft hauptsächlich die Versorgungslogistik<br />
Sechster Titel: Kauf und Tausch<br />
Artikel 184 - 186 OR: Erster Abschnitt Rechte und Pflichten im Allgemeinen<br />
Artikel 187 - 215 OR: Zweiter Abschnitt Der Fahrniskauf<br />
(Der internationale Güterverkehr unterliegt dem "Wiener Kaufrecht")<br />
Annahme als Frachtführer<br />
Betrifft hauptsächlich die Transportlogistik<br />
Sechzehnter Titel: Der Frachtvertrag<br />
Artikel 440 - 457 OR<br />
Annahme zur Aufbewahrung<br />
Betrifft hauptsächlich die Lagerlogistik<br />
281
Neunzehnter Titel: Der Hinterlegungsvertrag<br />
Artikel 472 - 491 OR<br />
Zum Obligationenrecht (OR)<br />
3.2 Annahme als Käufer einer beweglichen Sache (Fahrniskauf)<br />
Die Bestimmungen zur Annahme als Käufer finden sich in Artikel 184 Absatz 1<br />
und 2 OR. Das Gesetz gibt Folgendes vor:<br />
• Durch den Kaufvertrag verpflichtet sich <strong>der</strong> Verkäufer, dem Käufer den<br />
Kaufgegenstand zu übergeben und <strong>der</strong> Käufer verpflichtet sich, dem<br />
Verkäufer den Kaufpreis zu bezahlen.<br />
• Wenn nichts an<strong>der</strong>es abgemacht wurde, sind Verkäufer und Käufer<br />
verpflichtet, ihre Leistungen (übergeben und zahlen) gleichzeitig zu erfüllen<br />
("Zug um Zug")<br />
• Der Preis ist genügend bestimmt, wenn er nach den Umständen bestimmbar<br />
ist.<br />
Zur Erinnerung aus dem Modul 302:<br />
Recht<br />
Pflicht<br />
Käufer<br />
Den Kaufgegenstand und das<br />
Eigentum daran erhalten<br />
Bei einem Mangel: Eine<br />
Ersatzlieferung, Min<strong>der</strong>ung<br />
o<strong>der</strong> einen Ersatz erhalten<br />
Den Kaufpreis bezahlen<br />
Verkäufer<br />
Erhalt des Kaufpreises<br />
282
Den Kaufgegenstand dem<br />
Käufer übergeben und ihm das<br />
Eigentum daran überlassen<br />
3.2.1 Annahme beim Kauf "Zug um Zug"<br />
"Zug um Zug" bedeutet, dass jede Partei nacheinan<strong>der</strong> ihren Anteil am<br />
Geschäft erfüllt.<br />
1. Zug: Im Laden nehme ich das gewünschte Objekt aus dem Regal.<br />
2. Zug: An <strong>der</strong> Kasse zahle ich den Gegenwert in Geld, bevor ich den Laden<br />
verlasse.<br />
3.2.2 Kauf auf Rechnung<br />
"Zug um Zug" ist eine grundlegende Regel für den Kauf. Das heisst,<br />
grundsätzlich muss <strong>der</strong> Betrag sofort nach Eingang <strong>der</strong> Ware beglichen<br />
werden. Einige Anbieter gewähren jedoch eine Zahlungsfrist von zehn Tagen<br />
o<strong>der</strong> sogar von einem Monat (30 Tage).<br />
Abwicklung eines Kaufs auf Rechnung:<br />
1. Ein Kaufvertrag wird ausgehandelt und unterzeichnet.<br />
2. Der Verkäufer liefert die vom Käufer bestellte Ware ab.<br />
3. Der Käufer bestätigt den Eingang <strong>der</strong> Ware. Diese Ware gilt als<br />
entgegengenommen. Sie befindet sich nun in <strong>der</strong> Obhut des Käufers, aber<br />
noch nicht in seinem Besitz.<br />
4. Der Verkäufer stellt eine Rechnung für die gelieferte Ware.<br />
5. Der Käufer überweist den Betrag innerhalb einer vom Lieferanten<br />
vorgesehenen Zahlungsfrist.<br />
Von nun an gehört die Ware dem Käufer.<br />
283
Schematische Darstellung des Material- und Informationsfluss<br />
Merke: Du kannst eine "Checkliste" erstellen, welche dir hilft,<br />
Entscheidungen zu treffen, die bei <strong>der</strong> Annahme von Waren in bestimmten<br />
Situationen getroffen werden müssen. Alle Abweichungen müssen deinem<br />
Vorgesetzten gemeldet werden.<br />
3.3 Die geplante und die nicht geplante Warenannahme<br />
3.3.1 Geplante Warenannahme<br />
Ist ein Wareneingang in Hinsicht auf Termin, Art und Menge bekannt, spricht<br />
man von einer geplanten Warenannahme. Der Wareneingang kann im<br />
Voraus geplant werden. Folgendes kann vorbereitend getan werden:<br />
284
• Verla<strong>der</strong>ampe reservieren<br />
• Platz in <strong>der</strong> Wareneingangszone reservieren<br />
• notwendige Dokumente vorbereiten<br />
• Hilfsmittel (Leerpaletten, Gabelstapler, Prüfmittel usw.) bereitstellen<br />
• Hilfspersonal organisieren<br />
• Lagerplatz bestimmen<br />
Diese Vorbereitungen führen dazu, dass <strong>der</strong> Wareneingang schnell und<br />
unkompliziert stattfinden kann. Entsprechend können Aufwand und Kosten<br />
klein gehalten werden.<br />
❗ Vorsicht: Wenn <strong>der</strong> LKW-Fahrer vor o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> für das Entladen<br />
vorgesehenen Zeit eintrifft, kann ihm <strong>der</strong> Zugang verweigert werden. Er muss<br />
sich unbedingt an das ihm zugewiesene Zeitfenster halten. Abweichungen<br />
(Stau, Unfall, Zollverzögerungen, usw.) sollten so früh wie möglich vom<br />
Frachtführer bekannt gegeben werden, damit <strong>der</strong> Wareneigang neu geplant<br />
werden kann.<br />
Ein Beispiel aus <strong>der</strong> Praxis - Geplanter Wareneingang in einem Enterprise<br />
Ressource Planning (ERP)<br />
Für eine geplante Warenannahme müssen die Bestellungen im ERP<br />
(Erklärung folgt in Modul 804) erfasst werden, um den Eingangstermin, die<br />
Artikel und die Mengen kontrollieren und bestätigen zu können. Die Daten,<br />
welche im ERP erfasst sind und von <strong>der</strong> Logistik bearbeitet werden, können<br />
jeweils sofort von weiteren Mitarbeitenden eingesehen werden.<br />
285
Eine erfasste Warenannahme in einem ERP könnte wie folgt aussehen:<br />
Für die Wareneingangskontrolle werden folgende Informationen aufgeführt:<br />
• Lieferant<br />
• Buchungsdatum / Art <strong>der</strong> Lieferdokumente<br />
• Artikelnummer<br />
• Artikelbezeichnung<br />
• Bestellte Menge<br />
• Tatsächlich gelieferte Menge (Eingabe durch die kontrollierende Person)<br />
• Lagerort<br />
• Verfügbarkeit (frei verfügbar, Sperrbestand, Qualitätsprüfung etc.)<br />
3.3.2 Nicht geplante Warenannahme<br />
Bei <strong>der</strong> ungeplanten Warenannahme handelt es sich um eine Lieferung, bei<br />
<strong>der</strong> vorgängig we<strong>der</strong> Liefertermin noch die eingetroffene Menge bekannt<br />
waren. Der Termin wurde im Voraus nicht vereinbart o<strong>der</strong> die Meldung über<br />
die Lieferung ist nicht bis zur Warenannahme gelangt.<br />
286
Ein Beispiel aus <strong>der</strong> Praxis <strong>–</strong> Nicht geplante Warenannahme bei <strong>der</strong> Post<br />
Am Postschalter kommen die Kunden unangemeldet mit ihren Waren vorbei.<br />
Kein Kunde meldet seine Ankunft an und teilt <strong>der</strong> Post vorgängig mit, welche<br />
Pakete und Briefe er versenden möchte. Aus Sicht <strong>der</strong> Post handelt es sich<br />
um eine unangemeldete Warenannahme.<br />
Im Lager sind nicht geplante Lieferungen möglichst zu verhin<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong><br />
Regel führt eine Bestellung zu einer Lieferung - die Information müsste im<br />
Unternehmen also vorhanden sein. Wurde die Lieferung nicht angekündigt,<br />
ist oft eine fehlende o<strong>der</strong> fehlerhafte Kommunikation zwischen Einkauf und<br />
Logistik <strong>der</strong> Grund für eine ungeplante Warenannahme.<br />
287
Modul 304_Identifikation <strong>der</strong> Lieferung<br />
Ausgangslage<br />
Unabhängig davon, wer die Ware bestellt, wann und weshalb sie bestellt<br />
wurde: Die Lieferung liegt physisch in <strong>der</strong> EnterSite AG vor. In diesem Modul<br />
geht es um die Identifikation <strong>der</strong> Lieferung. Bei <strong>der</strong> Identifikation <strong>der</strong> Lieferung<br />
ist konzentriertes und genaues Arbeiten die Voraussetzung für gutes Gelingen.<br />
Zudem muss mit dem Frachtführer richtig kommuniziert werden - wenn nötig<br />
muss man auch eine unangenehme Situation aushalten können.<br />
Das eigene Verhalten im Austausch mit dem Frachtführer sollte stets korrekt<br />
sein. Beide Parteien erleben Arbeitstage, an denen es sehr viel zu tun gibt.<br />
Genau in solchen Situationen ist <strong>der</strong> gegenseitige Respekt elementar.<br />
288
Fachartikel Modul 304<br />
4. Identifikation <strong>der</strong> Lieferung<br />
Wenn <strong>der</strong> Frachtführer auf dem Gelände <strong>der</strong> EnterSite AG einfährt, ist die<br />
Ware physisch eingetroffen. Unabhängig davon, ob die Lieferung geplant<br />
o<strong>der</strong> ungeplant ist, muss die Ware identifiziert werden:<br />
Identifikation = Etwas o<strong>der</strong> jemanden eindeutig erkennen, wie<strong>der</strong>erkennen<br />
o<strong>der</strong> jemanden mit<br />
etwas o<strong>der</strong> jemanden an<strong>der</strong>en gleichsetzen, in Übereinstimmung<br />
bringen.<br />
4.1 Global-Identifikation<br />
Beim Wareneingang stellt sich als erstes die Frage: Ist die Ware für uns<br />
bestimmt? Dieser erste Schritt wird als "Global-Identifikation" bezeichnet. Der<br />
Frachtführer wird um die Begleitpapiere für die Waren gebeten, damit die<br />
genaue Lieferadresse des Empfängers überprüft werden kann. Es wäre nicht<br />
wirtschaftlich und Zeitverschwendung, die gesamte Lieferung zu entladen<br />
und dann zu erkennen, dass sie überhaupt nicht für die EnterSite AG bestimmt<br />
ist.<br />
Dieser Vorgang findet auch im privaten Bereich statt: Man kontrolliert die<br />
Adresse, bevor man eine Postsendung öffnet.<br />
4.1.1 Öffnen <strong>der</strong> Transportfahrzeuge<br />
Um die genaue Identifizierung vornehmen zu können, müssen die<br />
Transportfahrzeuge geöffnet werden. Bei <strong>der</strong> Öffnung ist es wichtig, auf<br />
Folgendes zu achten:<br />
Öffnen von einem Lastwagen<br />
289
Werden die Güter auf <strong>der</strong> Strasse geliefert, kann <strong>der</strong> Frachtführer das<br />
Fahrzeug nach <strong>der</strong> Global-Identifikation öffnen. Vor <strong>der</strong> Entladung müssen<br />
allerdings immer die Sicherheitsvorschriften des Unternehmens beachtet<br />
werden. Sind alle Sicherheitsvorschriften eingehalten, kann <strong>der</strong> Ablad<br />
ausgeführt werden.<br />
Öffnen von Bahntransporten, Aufliegern und Containern<br />
Bahntransport Container Auflieger<br />
Bei unbegleiteten Transporten (kein Frachtführer da), wird <strong>der</strong> Bahnwagen,<br />
Container o<strong>der</strong> Auflieger von aussen begutachtet (Zustand). Sind die<br />
notwendigen Lieferdokumente da und die Sicherheitsvorkehrungen getroffen,<br />
kann die Einheit geöffnet werden.<br />
4.1.2 Zollplombe<br />
Stammt die Lieferung aus dem Ausland, wird die Arbeit zusätzlich erschwert.<br />
Zollvorschriften müssen bekannt sein und umgesetzt werden. Ist die<br />
eingetroffene Lieferung mit einer Zollplombe gesichert, ist beson<strong>der</strong>e Vorsicht<br />
angebracht.<br />
Zollplomben an Lastwagen, Sattelanhängern o<strong>der</strong> Containern dürfen auf<br />
keinen Fall verschnitten o<strong>der</strong> gelöst werden. Die versiegelten Behälter müssen<br />
nach den Vorschriften des Unternehmens geöffnet werden. In einigen Fällen<br />
muss ein Spezialist <strong>der</strong> Zollverwaltung o<strong>der</strong> eine vom Unternehmen dafür<br />
ermächtigte Person zur Öffnung herangezogen werden. Das Verfahren muss<br />
auf jeden Fall vorher abgeklärt werden.<br />
290
Zollplomben dürfen nur durchgetrennt o<strong>der</strong> gelöst werden, wenn die notwendigen Papiere vorliegen<br />
o<strong>der</strong> wenn eine<br />
Fachperson <strong>der</strong> Zollbehörde das Einverständnis gegeben hat. In jedem Fall sind die betrieblichen<br />
Anweisungen<br />
einzuhalten.<br />
4.1.3 Erster Eindruck<br />
Nach dem Öffnen <strong>der</strong> Türen ermöglicht ein kurzer Blick in <strong>der</strong> Regel einen<br />
ersten Eindruck über den Zustand <strong>der</strong> eintreffenden Güter. Wurde die Ladung<br />
während des Transports verschoben o<strong>der</strong> sind Paletten-Ladungen umgekippt,<br />
kann man daraus schliessen, dass die Transportbelastung für die Ladung zu<br />
gross war und die Waren während des Transports Schäden erlitten haben.<br />
Das wäre zu wünschen :)<br />
Schon von aussen ist zu erkennen, dass mit<br />
beschädigten Gütern zu rechnen ist.<br />
Es ist bedeutend schwieriger, Schäden im Zusammenhang mit klimatischen<br />
Bedingungen zu erkennen (z. B. Feuchtigkeit o<strong>der</strong> Temperatur), da diese nicht<br />
ohne weiteres erkennbar sind. Waren aus dem internationalen Verkehr<br />
291
müssen beson<strong>der</strong>s sorgfältig geprüft werden. Wenn nötig müssen spezielle<br />
Qualitätskontrollstellen in Anspruch genommen werden.<br />
4.2 Detail-Identifikation<br />
Wenn erfolgreich festgestellt wurde, dass die Lieferung für die EnterSite AG<br />
bestimmt ist, das Fahrzeug, <strong>der</strong> Bahnwagen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Container geöffnet ist<br />
und die Ware einen guten Eindruck macht, wird kontrolliert, ob die richtige<br />
Ware geliefert wurde. Dieser zweite Schritt <strong>der</strong> Identifikation wird Detail-<br />
Identifikation genannt. Es stellen sich die folgenden Fragen:<br />
• Wer ist <strong>der</strong> Lieferant?<br />
• Sind Lieferpapiere vorhanden?<br />
• Ist eine Zollplombe vorhanden, die nicht geöffnet werden darf?<br />
• Bei Waren aus dem Ausland: Sind die Zollpapiere vollständig?<br />
• Stimmen die Artikelnummern o<strong>der</strong> Warenbezeichnungen mit den<br />
Angaben auf dem Lieferschein überein?<br />
• Stimmt die Anzahl <strong>der</strong> gelieferten Pakete o<strong>der</strong> Paletten mit <strong>der</strong><br />
Information auf dem Lieferschein überein?<br />
E_B04_001_Warenannahme - äussere & innere Kontrolle<br />
einfach erklärt - Warenabnahme bei Bestellungen<br />
4.3 Begleitpapiere für Waren<br />
Wie bei <strong>der</strong> Global-Identifikation beschrieben, hat <strong>der</strong> Frachtführer die<br />
Begleitpapiere vorzuweisen. Im Rahmen des grenzüberschreitenden<br />
Güterverkehrs, sei es auf dem Strassen-, Schienen-, Luft- o<strong>der</strong> Seeweg, haben<br />
die Gesetzgeber Verordnungen über die den Transport begleitenden<br />
292
Dokumente erlassen. Diese Begleitpapiere sind auch im Rahmen des<br />
Binnenverkehrs Vorschrift. Demnach gibt es bei <strong>der</strong> Global-Identifikation<br />
folgende Dokumente:<br />
4.3.1 Der Transportschein<br />
Beim Transportschein handelt es sich um den vom Frachtunternehmen<br />
ausgestellten Beför<strong>der</strong>ungsauftrag. Darauf angegeben sind <strong>der</strong> Versen<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> Empfänger, Art und Menge <strong>der</strong> Waren, das Bruttogewicht, die<br />
Liefereinheit und gegebenenfalls <strong>der</strong> Zollwert sowie beson<strong>der</strong>e Anweisungen.<br />
Der Transportschein erlaubt es dem Frachtführer, seinen Lohn von<br />
Transportunternehmen zu verlangen. Dieses Dokument muss nach dem<br />
Transport nicht aufbewahrt werden, ausser es gibt an<strong>der</strong>slautende<br />
betriebliche Bestimmungen. Das Layout kann frei gewählt werden. Der<br />
Transportschein muss mindestens folgende Informationen enthalten:<br />
• Die Anschrift des Absen<strong>der</strong>s<br />
• Die Anschrift des Empfängers<br />
293
4.3.2 Übereinkommen über den Beför<strong>der</strong>ungsvertrag im internationalen<br />
Strassengüterverkehr<br />
(CMR)<br />
Der CMR-Frachtbrief im Strassengüterverkehr<br />
Der sogenannte CMR-Frachtbrief entspricht den Regelungen im<br />
"Übereinkommen über den Beför<strong>der</strong>ungsvertrag im internationalen<br />
Strassengüterverkehr". Der Frachtbrief ist gültig für sämtliche entgeltliche<br />
Beför<strong>der</strong>ungen von Waren und Gütern auf <strong>der</strong> Strasse. Ein CMR deckt vor<br />
allem Lieferungen über Landesgrenzen hinweg in weitere beteiligten Staaten<br />
inner- und ausserhalb <strong>der</strong> EU. Vor dem Transport muss <strong>der</strong> Frachtbrief<br />
ausgefüllt und dem Frachtführer ausgehändigt werden, damit dieser ihn den<br />
berechtigten Instanzen, wie z. B. dem Zoll, vorlegen kann.<br />
294
Ein CMR-Frachtbrief ist nötig, wenn mindestens einer <strong>der</strong> beiden beteiligten<br />
Staaten - entwe<strong>der</strong> jener <strong>der</strong> Beladung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Entladung - Teil des<br />
Übereinkommens sind. Dazu gehören neben <strong>der</strong> Schweiz auch alle Län<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> EU sowie Nicht-EU-Staaten wie Russland, die Türkei o<strong>der</strong> Island.<br />
Beson<strong>der</strong>heiten des CMR-Frachtbriefes<br />
Für diese Art von Frachtbrief gemäss CMR gelten einige Beson<strong>der</strong>heiten:<br />
• Der Frachtbrief ist stets in drei Originalausfertigungen mitzuführen und<br />
sowohl vom Absen<strong>der</strong> als auch dem Frachtführer zu unterzeichnen.<br />
• Der CMR-Frachtbrief muss gemäss Artikel 6 CMR geson<strong>der</strong>te Angaben<br />
zur transportierten Ware sowie weitere spezifische Informationen<br />
enthalten.<br />
• Der Frachtbrief besitzt gemäss Artikel 9 CMR eine sogenannte<br />
"Beweiswirkung".<br />
• Der CRM regelt geson<strong>der</strong>te Prüfpflichten für den Frachtführer.<br />
In <strong>der</strong> Praxis äussern sich diese Bestimmungen im Regelfall wie folgt: Die<br />
Waren werden als Tätigkeit <strong>der</strong> Intralogistik als Frachtgut noch im Lager<br />
kommissioniert. Ihr Transport findet anschliessend auf EU-Paletten über den<br />
Warenausgang statt, wo sie in die Extralogistik übergehen. Ist die Ware<br />
verladen, wird <strong>der</strong> Frachtbrief erstellt und von den betreffenden Personen<br />
unterschrieben. In vielen Schweizer Betrieben findet dieser Prozess bereits<br />
vollautomatisch und zu grossen Teilen digitalisiert statt. Der CMR-Frachtbrief ist<br />
in erster Linie wichtig, um die Haftung bei Transportschäden sowie weiteren<br />
Belangen zu regeln.<br />
4.3.3 Die Wagenetikette<br />
Die Wagenetikette wird für den Schienenverkehr verwendet. Diese werden<br />
per E-Mail übermittelt und die Daten auf einem Transpon<strong>der</strong> gesichert. Die<br />
auf dem Transpon<strong>der</strong> gesicherten Daten werden mit dem Beför<strong>der</strong>ungsplan<br />
dem Lokführer als Auftrag übergeben. Die Wagenetikette, <strong>der</strong> Transpon<strong>der</strong>,<br />
gibt Aufschluss über:<br />
• den Absen<strong>der</strong><br />
• den Empfänger<br />
• Anzahl und Bezeichnung <strong>der</strong> Transporteinheiten<br />
295
• das Gewicht <strong>der</strong> Ladung<br />
• Tauschgeräte<br />
<br />
4.3.4 Der Lieferschein<br />
Der Lieferschein informiert über die gelieferten Waren und dient <strong>der</strong> Kontrolle<br />
<strong>der</strong> Lieferung. Die im Lieferschein aufgeführten Waren werden einerseits<br />
kontrolliert um sicherzustellen, dass sie Teil <strong>der</strong> Lieferung sind, und an<strong>der</strong>erseits<br />
um sicherzustellen, dass die Lieferung <strong>der</strong> Bestellung entspricht. Unternehmen,<br />
die im Handelsregister eingetragen sind, müssen die Lieferscheine zehn Jahre<br />
aufbewahren.<br />
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Korrekturen auf dem Lieferschein<br />
Im Idealfall werden die eingetroffenen Waren in Anwesenheit des<br />
Frachtführers kontrolliert, damit dieser gegebenenfalls eine Abweichung o<strong>der</strong><br />
eine Beanstandung gegenzeichnen kann. Die Unterschiede zwischen dem<br />
Lieferschein und <strong>der</strong> gelieferten Ware werden direkt auf dem Lieferschein<br />
eingetragen. Für Korrekturen gibt es keine rechtlichen Vorschriften. Man sollte<br />
jedoch nie Informationen löschen o<strong>der</strong> überdecken (z. B. mit Tipp-Ex). Die<br />
Korrekturen müssen deutlich sichtbar sein. Sowohl <strong>der</strong> Frachtführer als auch<br />
<strong>der</strong> Empfänger müssen die im Lieferschein vorgenommenen Korrekturen<br />
durch ihre Unterschrift bestätigen. Die Beanstandungen und Korrekturen im<br />
Lieferschein werden je nach Unternehmensrichtlinien unterschiedlich<br />
vorgenommen.<br />
Wichtig ist, dass die Korrekturen in schriftlicher Form erstellt werden, damit sie<br />
überprüft werden können. Mündliche Vereinbarungen mit Spediteuren<br />