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Handbuch der Logistikkompetenzen – Entersite

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<strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> <strong>Logistikkompetenzen</strong><br />

<strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> Informatik<br />

Medienkompetenz EnterSite by ASFL für SVBL Logisti<br />

Schweizerische Vereinigung für die Berufsbildung in <strong>der</strong> Schweizerische Logistik Vereinigung für die Berufsbildung in <strong>der</strong> Logistik<br />

Association Suisse pour la formation professionnelle en logistique Association Suisse pour la formation professionnelle en logistique<br />

Associazione Svizzera per la formazione professionale in logistica Associazione Svizzera per la formazione professionale in logistica<br />

by ASFL SVBL<br />

1


<strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> <strong>Logistikkompetenzen</strong> <strong>–</strong> EnterSite by ASFL SVBL<br />

BiVo 2024<br />

EFZ<br />

EBA<br />

Ausgabe 1. Auflage 2024<br />

Im vorliegenden <strong>Handbuch</strong> wird aus Gründen <strong>der</strong><br />

Vereinfachung die männliche Form verwendet. Dabei ist die<br />

weibliche Form selbst verständlich immer eingeschlossen.<br />

ISBN 978-3-03873-627-1<br />

Autoren<br />

Herausgeber<br />

Basierend auf den Arbeiten des ASFL SVBL Team Schulstoff<br />

Überarbeitung durch Autoren- und Medienteam <strong>der</strong> ASFL SVBL<br />

Dr. Beat Michael Duerler, Delegierter OdA ASFL SVBL<br />

Schweizerische Vereinigung<br />

für die Berufsbildung in <strong>der</strong> Logistik<br />

Rigistrasse 2, CH-5102 Rupperswil<br />

© ASFL SVBL Alle Rechte vorbehalten<br />

— EDITION —<br />

by ASFL SVBL<br />

Schweizerische Vereinigung<br />

für die Berufsbildung in <strong>der</strong> Logistik<br />

Rigistrasse 2, CH-5102 Rupperswil<br />

Tel. +41 58 258 36 00 email@svbl.ch<br />

Fax +41 58 258 36 01 www.svbl.ch<br />

Association Suisse<br />

pour la formation professionnelle en logistique<br />

Rte de Fribourg 28, CH-1723 Marly<br />

Tél. +41 58 258 36 40 cfl@asfl.ch<br />

Fax +41 58 258 36 41 www.asfl.ch<br />

Associazione Svizzera<br />

per la formazione professionale in logistica<br />

Via Ferriere 11, CH-6512 Giubiasco<br />

Tel. +41 58 258 36 60 ticino@asfl.ch<br />

Fax +41 58 258 36 61 www.asfl.ch<br />

Suva auditierte<br />

Ausbildungen<br />

gemäss EKAS Richtlinie 6518<br />

Anerkannter CZV Kursanbieter<br />

Fournisseur de cours reconnu OACP<br />

Fornitore di corsi riconosciuto OAut<br />

geprüft certifié certificato certified<br />

swiss education standard association<br />

VSAA<br />

Postfach 656, CH-4010 Base<br />

Tel. 061 228 90 30<br />

Fax 061 228 90 39<br />

info@verbandvsaa.ch<br />

www.verbandvsaa.ch<br />

Geschäftsstelle Handel Schweiz<br />

Güterstrasse 78. Postfach 656, CH-4010 Bas<br />

www.facilityservices-fs.ch<br />

2<br />

Unsere Gönner:<br />

Amstutz Produkte AG<br />

www.amstutz.ch<br />

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Vorwort <strong>der</strong> Herausgeber: SWISS LOGISTICS by ASFL SVBL <strong>–</strong> Edition<br />

Das vorliegende Lehrmittel «<strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> <strong>Logistikkompetenzen</strong> <strong>–</strong> EnterSite by ASFL SVBL» ist ein<br />

Teil <strong>der</strong> Unterlagen für die Berufsbildung Logistiker/-in EBA / EFZ gemäss <strong>der</strong> Bildungsverordnung 2024.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Totalrevision wurde <strong>der</strong> Orientierung nach Handlungskompetenzen und <strong>der</strong> LOK (Lernortkooperation)<br />

zwischen den drei Lernorten <strong>der</strong> dualen Berufsbildung in <strong>der</strong> Schweiz vermehrt Rechnung<br />

getragen.<br />

Mit <strong>der</strong> virtuellen Firma EnterSite AG wurde eine Basis geschaffen, welche den Lernenden erlaubt, während<br />

den zwei o<strong>der</strong> drei Jahren Ausbildung sämtliche Kompetenzen an allen drei Lernorten zu erarbeiten.<br />

<strong>–</strong> In <strong>der</strong> Berufsschule werden Module <strong>der</strong> Grundkompetenzen und <strong>der</strong> fachrichtungsorientierten<br />

Kompetenzen <strong>–</strong> Distribution o<strong>der</strong> Lagerung <strong>–</strong> vermittelt.<br />

<strong>–</strong> Die betriebliche Ausbildung umfasst auf Stufe EBA und EFZ Praxisaufträge. Diese werden im<br />

Betrieb in Zusammenarbeit mit den betrieblichen Ausbildner/-innen erarbeitet.<br />

<strong>–</strong> Die überbetrieblichen Kurse umfassen die stufengerechte Ausbildung auf den unterschiedlichen<br />

Geräten und die Erarbeitung von Arbeits- und Lern-Situationen.<br />

Neben den digitalen Unterrichtsmitteln im Rahmen <strong>der</strong> Firma EnterSite AG, welche je<strong>der</strong> Lernende in<br />

seinem eigenen e-Portfolio (früher Lerndokumentation) ablegen kann, stehen den Lernenden ab dem<br />

Jahrgang 2024 auch alle Unterlagen für die Berufsbildung Logistiker/-in EBA / EFZ in gedruckter Form zur<br />

Verfügung:<br />

<strong>–</strong> <strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> <strong>Logistikkompetenzen</strong> <strong>–</strong> EnterSite by ASFL SVBL<br />

<strong>–</strong> <strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> Logistik <strong>–</strong> Fachkompetenzen Distribution und Lager (nur für EFZ)<br />

<strong>–</strong> Logistik ABC <strong>–</strong> mit über 1300 Filmen<br />

<strong>–</strong> <strong>Handbuch</strong> <strong>der</strong> Informatik <strong>–</strong> Medienkompetenz<br />

<strong>–</strong> Mathematik für die Logistik (nur für EFZ)<br />

<strong>–</strong> Formelsammlung für die Logistik<br />

<strong>–</strong> <strong>Handbuch</strong> für das Berufsfeld Logistik <strong>–</strong> Leitfaden zur Lerndokumentation (EBA / EFZ)<br />

Lernende, welche die Berufslehre Logistik im Jahre 2024 beginnen, werden das Qualifikationsverfahren<br />

auf Stufe EBA im Jahre 2026 und auf Stufe EFZ im Jahre 2027 nach neuer BiVo 2024 absolvieren.<br />

Das Berufsfeld Logistik entwickelt sich sehr dynamisch und umfasst die Berufe Logistiker EBA / EFZ mit<br />

den Fachrichtungen Lager und Distribution sowie den neuen Beruf Fachfrau / Fachmann Bahntransport.<br />

Das vorliegende Lehrmittel ist Teil <strong>der</strong> gesamten Unterlagen für das Berufsfeld Logistik. Mit <strong>der</strong> neuen<br />

Bildungsverordnung wird das Konzept BYOD (Bring Your Own Device) <strong>–</strong> eigenes IT-Gerät mitbringen <strong>–</strong> auf<br />

die ganze Schweiz ausgedehnt. Analoge und digitale Lehrmittel konnten dank <strong>der</strong> Mitarbeit zahlreicher<br />

Beteiligten zeitgerecht bereitgestellt werden:<br />

Für das Autorenteam: André Hodler, Markus Ilg, Sarah Mollard, Paola Conte, Armin Nufer, Martin<br />

Gerber und Daniel Kobas<br />

Für das Lektorat:<br />

Rebekka Holzer<br />

Für das Medienteam: Stephanie Ruben, Sara Sarvan, Markus Nobel und Urs Bitzi<br />

l<br />

Wir wünschen den Lernenden viel Lernerfolg mit dem vorliegenden Lehrmittel und danken allen Beteiligten<br />

<strong>der</strong> drei Lernorte für die Unterstützung <strong>der</strong> Lernenden auf dem Weg zum EBA o<strong>der</strong> EFZ-Abschluss.<br />

el<br />

Dr. Beat M. Duerler, Präsident SWISS LOGISTICS<br />

Delegierter OdA Logistik<br />

Nicole Ackermann, Mitglied GL SWISS LOGISTICS<br />

Leitung Bildung und Qualitätsmanagement<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

1. EnterSite AG 24<br />

1.1 Vorwort 24<br />

1.2 Ziele <strong>der</strong> virtuellen Unternehmung 24<br />

1.3 Vorgeschichte 25<br />

1.4 EnterSite 26<br />

1.4.1 Wer ist die EnterSite 26<br />

1.4.2 Geschäftsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> EnterSite 27<br />

1.4.3 Strategie <strong>der</strong> EnterSite 28<br />

1.4.4 Standorte <strong>der</strong> EnterSite 29<br />

1.4.5 Organigramm <strong>der</strong> EnterSite 30<br />

1.5 Abteilungen <strong>der</strong> EnterSite 31<br />

1.5.1 Customer Service 31<br />

1.5.2 Procurement Management 32<br />

1.5.3 Logistics 33<br />

1.5.4 Production 34<br />

1.5.5 ICT 35<br />

1.5.6 FI/CO 36<br />

1.5.7 Support and Distribution 37<br />

Modul 101_Geschichte <strong>der</strong> Logistik 38<br />

Ausgangslage 39<br />

Fachartikel Modul 101 40<br />

1. Geschichte <strong>der</strong> Logistik 40<br />

1.1 Logistische Tätigkeiten 40<br />

1.2 Handelsprodukte und Handelswege 42<br />

1.3 Meilensteine <strong>der</strong> Logistik 44<br />

4<br />

Modul 102_Struktur <strong>der</strong> Logistik 46<br />

Ausgangslage 46<br />

Fachartikel Modul 102 47<br />

2. Struktur <strong>der</strong> Logistik 47


2.1 Globalisierung 47<br />

2.2 Logistik 51<br />

2.3 Prozesskette <strong>der</strong> Logistik 53<br />

2.4 Supply Chain Management (SCM) 54<br />

Modul 103_Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik 57<br />

Ausgangslage 57<br />

Fachartikel Modul 103 58<br />

3. Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik 58<br />

3.1 Definition <strong>der</strong> Logistik 59<br />

3.2 Vereinfachte Darstellung <strong>der</strong> Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik 60<br />

Modul 104_Warenfluss 62<br />

Ausgangslage 62<br />

Fachartikel Modul 104 63<br />

4. Warenfluss 63<br />

4.1 Beschaffung 63<br />

4.2 Produktion 64<br />

4.3 Verteilung (Distribution) 65<br />

4.4 Entsorgung 65<br />

4.5 TUL-Prozesse 66<br />

4.6 Der Warenfluss als Dienstleister vers. Produzent 68<br />

4.7 Logistikgrössen 69<br />

Modul 105_Güter 71<br />

Ausgangslage 71<br />

Fachartikel Modul 105 72<br />

5. Güter 72<br />

5.1 Eigenschaften und Handhabung von Gütern 72<br />

5.2 Verarbeitungsgrad 73<br />

5.3 Kriterien für die Lagerfähigkeit von Gütern 75<br />

5.4 Ver<strong>der</strong>blichkeit 76<br />

5.5 Ver<strong>der</strong>blichkeit durch langandauernde Einflüsse 78<br />

5.6 Schutz des Lagergutes 82<br />

5


5.7 Gefährlichkeit 85<br />

Modul 106_Entsorgung CH 91<br />

Ausgangslage 91<br />

Fachartikel Modul 106 92<br />

6. Entsorgung 92<br />

6.1 Was ist Abfall? 92<br />

6.2 Bedeutung und Aufgabe von Abfall 94<br />

6.3 Stoffflüsse in <strong>der</strong> Abfallbewirtschaftung 95<br />

6.4 Entsorgungswege für Abfall in <strong>der</strong> Schweiz 95<br />

6.5 Zielsetzung 2030 <strong>–</strong> die Abfallpyramide 115<br />

6.6 Entsorgung im Logistikunternehmen 116<br />

6.7 Littering 116<br />

Modul 107_Abfallkategorien CH 125<br />

Ausgangslage 125<br />

Fachartikel Modul 107 126<br />

7. Abfallkategorien 126<br />

7.1 Abfälle von A-Z 128<br />

7.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen 136<br />

7.3 Son<strong>der</strong>abfälle 138<br />

7.4 Entsorgung von Son<strong>der</strong>abfall 141<br />

Modul 108_Entsorgung Global 143<br />

Ausgangslage 143<br />

Fachartikel Modul 108 144<br />

8. Globale Entsorgung 144<br />

8.1 Umweltmanagementsysteme (UMS) 144<br />

8.2 Globale Umweltprobleme 147<br />

8.3 Aktuelle Projekte und Ziele <strong>der</strong> Agenda 2030 151<br />

Modul 109_Zutritt- und Datenschutz 155<br />

Ausgangslage 155<br />

Fachartikel Modul 109 156<br />

6


9. Zutritts- und Datenschutz 156<br />

9.1 Zutrittsberechtigung 156<br />

9.2 Schriftgeheimnis 157<br />

9.3 Postgeheimnis 158<br />

9.4 Geschäftsgeheimnis 159<br />

9.5 Datensicherheit 160<br />

Modul 201_Der Kunde 163<br />

Ausgangslage 163<br />

Fachartikel Modul 201 164<br />

1. Der Kunde 164<br />

1.1 Die Bedeutung des Kunden 164<br />

1.2 «Der Kunde ist König» 165<br />

1.3 Der Stammkunde 166<br />

1.4 Unternehmen müssen ihre Kunden kennen 166<br />

Modul 202_Mein Auftreten 167<br />

Ausgangslage 167<br />

Fachartikel Modul 202 168<br />

2. Das eigene Auftreten 168<br />

2.1 Meine Haltung 168<br />

2.2 Meine Kommunikation 168<br />

2.3 Meine Kleidung 169<br />

2.4 Meine Hygiene 169<br />

2.5 Das Unternehmensleitbild 174<br />

Modul 203_Selbstmanagement 179<br />

Ausgangslage 179<br />

Fachartikel Modul 203 180<br />

3. Selbstmanagement 180<br />

3.1 Sich selber kennen <strong>–</strong> das Johari-Fenster 180<br />

3.2 Führungsstile nach Kurt Lewin 184<br />

3.3 Konflikttypen nach Thomas Kilmann 185<br />

3.4 Die sechs Stufen <strong>der</strong> Konfliktbewältigung 186<br />

7


3.5 Die geistige Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Arbeitswelt 186<br />

3.6 Die körperliche Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Arbeitswelt 188<br />

Modul 204_Der Markt 196<br />

Ausgangslage 196<br />

Fachartikel Modul 204 198<br />

4. Der Markt 198<br />

4.1 Die Marktforschung 199<br />

4.2 Die Marktarten und Marktformen 202<br />

4.3 Die Grösse eines Marktes 206<br />

Modul 205_Marketing 208<br />

Ausgangslage 208<br />

Fachartikel Modul 205 209<br />

5. Marketing 209<br />

5.1 Ziele des Marketings 209<br />

5.2 Beteiligte am Marketing 209<br />

5.3 Das Gesetz von Angebot und Nachfrage 209<br />

5.4 Die Marketinginstrumente 211<br />

5.5 Die Werbung 212<br />

Modul 206_Kommunikation 217<br />

Ausgangslage 217<br />

Fachartikel Modul 206 218<br />

6. Kommunikation 218<br />

6.1 Kommunikationsmittel 218<br />

6.2 Funktionsweise <strong>der</strong> Kommunikation 218<br />

6.3 Kommunikationsarten 222<br />

6.4 Fragen in <strong>der</strong> Kommunikation 226<br />

6.5 Gespräche führen 227<br />

Modul 207_PreSales service 230<br />

Ausgangslage 230<br />

8


Fachartikel Modul 207 231<br />

7. Pre-Sales 231<br />

7.1 Bedürfnisse 231<br />

7.2 Verkauf 232<br />

7.3 Kaufmotive 232<br />

7.4 Lieferantenbewertungen 232<br />

Modul 208_AtSales service 234<br />

Ausgangslage 234<br />

Fachartikel Modul 208 235<br />

8. At-Sales-Services 235<br />

8.1 Das Kaufverhalten 235<br />

8.2 Verkaufssituationen 238<br />

8.3 Ein Verkaufsgespräch führen 238<br />

8.4 Verkaufsgespräche Face-to-Face 239<br />

8.5 Verkaufsgespräche über Telefon/Konferenz-Call 242<br />

8.6 Verkaufsför<strong>der</strong>ung 243<br />

8.7 Der Kaufvertrag: Rechte und Pflichten 244<br />

8.8 Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) 246<br />

Modul 209_AfterSales service 249<br />

Ausgangslage 249<br />

Fachartikel Modul 209 250<br />

9. After-Sales-Services 250<br />

9.1 Reklamationen 251<br />

9.2 Der Kundendienst 252<br />

9.3 Kulanz 254<br />

9.4 Garantie 255<br />

Modul 301_Beschaffungslogistik 257<br />

Ausgangslage 257<br />

Fachartikel Modul 301 258<br />

1. Die Beschaffungslogistik 258<br />

9


1.1 Die Aufgaben im Einkauf 259<br />

1.2 Make or Buy 260<br />

1.3 Outsourcing 261<br />

1.4 Welche Mengen sollen eingekauft werden? 262<br />

1.5 Wann ist <strong>der</strong> richtige Zeitpunkt für den Einkauf? 263<br />

Modul 302_Warenbeschaffung 264<br />

Ausgangslage 264<br />

Fachartikel Modul 302 264<br />

2. Warenbeschaffung 265<br />

2.1 Wo kaufe ich ein? 265<br />

2.2 Das Gesetz von Angebot und Nachfrage 269<br />

2.3 Der Bestellprozess 273<br />

Modul 303_Prozess Warenannahme 278<br />

Ausgangslage 278<br />

Fachartikel Modul 303 281<br />

3. Prozess Warenannahme 281<br />

3.1 Annahme von Gütern 281<br />

3.2 Annahme als Käufer einer beweglichen Sache (Fahrniskauf) 282<br />

3.3 Die geplante und die nicht geplante Warenannahme 284<br />

Modul 304_Identifikation <strong>der</strong> Lieferung 288<br />

Ausgangslage 288<br />

Fachartikel Modul 304 289<br />

4. Identifikation <strong>der</strong> Lieferung 289<br />

4.1 Global-Identifikation 289<br />

4.2 Detail-Identifikation 292<br />

4.3 Begleitpapiere für Waren 292<br />

4.4 Die Annahme unter Vorbehalt 300<br />

4.5 Grenzüberschreitende Regelungen und Verträge im internationalen<br />

Güterverkehr 302<br />

10


Modul 305_Güter 305<br />

Ausgangslage 305<br />

Fachartikel Modul 305 306<br />

5. Ablad an <strong>der</strong> Rampe 306<br />

5.1 Baubedingte Gefahren 306<br />

5.2 Arbeitsbedingte Gefahren 310<br />

Modul 306_Gebindekontrolle 330<br />

Ausgangslage 330<br />

Fachartikel Modul 306 331<br />

6. Gebindekontrolle 331<br />

6.1 Was ist ein Gebinde? 331<br />

6.2 Der Ladungsträger 332<br />

6.3 EPAL (European Pallet Association) 338<br />

6.4 Tauschverfahren von EURO-Paletten 339<br />

6.5 Der Ladungsträger nach CHEP 342<br />

6.6 Spezielle Ladungsträger 343<br />

6.7 Ladungsträger auf Rollen 346<br />

6.8 Einweggebinde 347<br />

6.9 Mehrweggebinde 348<br />

Modul 307_Grobkontrolle und Schadenabwicklung 349<br />

Ausgangslage 349<br />

Fachartikel Modul 307 350<br />

7. Grobkontrolle- und Schadenabwicklung 350<br />

7.1 Fehler in <strong>der</strong> Lieferung 350<br />

7.2 Schäden 352<br />

7.3 Der Schadenfall 359<br />

Modul 308_Detailkontrolle 364<br />

Ausgangslage 364<br />

Fachartikel Modul 308 365<br />

8. Detailkontrolle 365<br />

11


8.1 Entstehung einheitlicher Masse 365<br />

8.2 Zähltechnik 367<br />

8.3 Handhabung von Waagen 383<br />

Modul 309_Qualitätskontrolle 386<br />

Ausgangslage 386<br />

Fachartikel Modul 309 387<br />

9. Qualitätskontrolle 387<br />

9.1 Bedeutung <strong>der</strong> Qualität 387<br />

9.2 Definition <strong>der</strong> Qualität 387<br />

9.3 Qualitätskriterien 388<br />

9.4 Qualitätsniveau 390<br />

9.5 Qualitätskontrollen in Unternehmen 391<br />

9.6 Kontrolltechniken 391<br />

9.7 Funktionskontrolle 397<br />

Modul 310_Vorbereitung für die Einlagerung 399<br />

Ausgangslage 399<br />

Fachartikel Modul 310 401<br />

10 Vorbereitung für die Einlagerung 401<br />

10.1 Gründe für neue Verpackung 401<br />

10.2 Einbuchen <strong>der</strong> Ware 404<br />

10.3 Bestandesführung 405<br />

Modul 401_Lageraufgaben 412<br />

Ausgangslage 412<br />

Fachartikel Modul 401 413<br />

1. Lageraufgaben 413<br />

1.1 Das Lager 413<br />

1.2 Übersicht <strong>der</strong> Lageraufgaben 413<br />

Modul 402_Lagerarten 417<br />

Ausgangslage 417<br />

12


Fachartikel Modul 402 418<br />

2. Lagerarten 418<br />

2.1 Unterscheidung nach Gütern 418<br />

2.2 Unterscheidung nach Branchen 419<br />

2.3 Unterscheidung nach Standorten 423<br />

2.4 Zwischenlager 425<br />

2.5 Reifelager 426<br />

Modul 403_Lagereinrichtungen 427<br />

Ausgangslage 427<br />

Fachartikel Modul 403 428<br />

3. Lagereinrichtungen 428<br />

3.1 Bodenlagerungen 428<br />

3.2 Fachbodenregal 430<br />

3.3 Palettenregal 431<br />

3.4 Einfahrregal 434<br />

3.5 Durchfahrregal 434<br />

3.6 Durchlaufregal 435<br />

3.7 Kragarmregal 436<br />

3.8 Wabenregal 437<br />

3.9 Verschieberegal 438<br />

3.10 Umlaufregal 439<br />

3.11 Hängende Lagerung 441<br />

3.12 Mo<strong>der</strong>ne Einrichtungen 441<br />

Modul 404_Technische Voraussetzungen 444<br />

Ausgangslage 444<br />

Fachartikel Modul 404 445<br />

4. Technische Voraussetzungen 445<br />

4.1 Offene, halboffene, geschlossene Lager 445<br />

4.2 Flachlager, mittelhohe Lager, Hochregal 446<br />

4.3. Lageraufbau 447<br />

13


ffModul 405_Güter 452<br />

Ausgangslage 452<br />

Fachartikel Modul 405 453<br />

5. Gefahren im Lager 453<br />

5.1 Unfallgefahr 453<br />

5.2 Brandgefahr 466<br />

5.3 Diebstahlgefahr 469<br />

5.4 Gefährliche Stoffe 470<br />

5.5 Schädlinge 475<br />

Modul 406_Gebindekontrolle 477<br />

Ausgangslage 477<br />

Fachartikel Modul 406 478<br />

6. Lagerprinzipien 478<br />

6.1 Festplatzlagerung 478<br />

6.2 Chaotische (dynamische) Lagerung 479<br />

6.3 First-In, First-Out (FIFO) 480<br />

6.4 Last-In, First-Out (LIFO) 480<br />

6.5 Highest In - First Out (HIFO) 481<br />

Modul 407_För<strong>der</strong>mittel 482<br />

Ausgangslage 482<br />

Fachartikel Modul 407 483<br />

7. För<strong>der</strong>mittel 483<br />

7.1 Grundbegriffe des För<strong>der</strong>ns 483<br />

7.2 För<strong>der</strong>mittel in <strong>der</strong> Logistik 483<br />

7.3 Das Hebelgesetz 491<br />

7.4 Tragkraftdiagramme 494<br />

Modul 501_Produktion 497<br />

Ausgangslage 497<br />

Fachartikel Modul 501 498<br />

1. Produktion 498<br />

14


1.1 Definition Produktion 498<br />

1.2 Ziele und Aufgaben <strong>der</strong> Produktion 499<br />

1.3 Produktentwicklung 500<br />

1.4 Produktestruktur 504<br />

Modul 502_Produktionslogistik 506<br />

Ausgangslage 506<br />

Fachartikel Modul 502 507<br />

2. Produktionslogistik 507<br />

2.1 Definition Produktionslogistik 507<br />

2.2 Ziele und Aufgaben <strong>der</strong> Produktionslogistik 507<br />

2.3 Lagerarten in <strong>der</strong> Produktion 508<br />

2.4 Operative Entsorgungslogistik 511<br />

Modul 503_Organisation <strong>der</strong> Produktion 513<br />

Ausgangslage 513<br />

Fachartikel Modul 503 514<br />

3. Organisation <strong>der</strong> Produktion 514<br />

3.1 Definition Fertigungsarten 514<br />

3.2 Fertigungstypen 514<br />

3.3 Organisation <strong>der</strong> Fertigung 519<br />

3.4 Überblick Fertigungstypen und Organisation <strong>der</strong> Fertigung 523<br />

3.5 Lean Production 524<br />

Modul 504_Der Materialfluss 525<br />

Ausgangslage 525<br />

Fachartikel Modul 504 526<br />

4. Der Materialfluss 526<br />

4.1 Arten des Materialflusses 527<br />

4.2 Kanban 527<br />

4.3 Two Bin 529<br />

4.4 Bestellzeitpunkt durch Markierung 530<br />

4.5 Just in Time (JIT) 530<br />

15


4.6 Just in Sequene (JIS) 533<br />

4.7 Low Cost Automation (LCA) 534<br />

4.8 Jidoka 535<br />

Modul 505_Produktionsplanung und -steuerung 536<br />

Ausgangslage 536<br />

Fachartikel Modul 505 537<br />

5. Produktionsplanung und -steuerung (PPS) 537<br />

5.1 Push/Pull-Produktion 538<br />

5.2 Bulk-Produktion 539<br />

5.3 Stücklisten 540<br />

Modul 506_Qualitätssicherung in <strong>der</strong> Produktion 545<br />

Ausgangslage 545<br />

Fachartikel Modul 506 546<br />

6. Qualitätssicherung in <strong>der</strong> Produktion 546<br />

6.1 Qualitätsmanagement (QM) vs. Qualitätssicherung (QS) 546<br />

6.2 QM- und QS-Methoden 547<br />

6.3 Ressourcen und Energieeffizienz 556<br />

6.4 Rückverfolgbarkeit 557<br />

6.5 Verfahrensanweisungen (VA) 560<br />

6.6 Weitere bekannte Methoden in <strong>der</strong> Qualitätssicherung 561<br />

Modul 601_Kommissionieren 564<br />

Ausgangslage 564<br />

Fachartikel Modul 601 565<br />

1. Kommissionieren 565<br />

1.1 Kommissionierstrategien und Kommissionierbegriffe 565<br />

1.2 Kommissioniertechniken 571<br />

1.3 Pick-Pack-Verfahren 572<br />

Modul 602_Versandbereite Pakete erstellen 573<br />

Ausgangslage 573<br />

16


Fachartikel Modul 602 574<br />

2. Versandbereite Pakete erstellen 574<br />

2.1 Verpacken, aber warum? 574<br />

2.2 Fachbegriffe nach dem Deutsches Institut für Normung (DIN) 576<br />

2.3 Was ist die richtige Verpackung? 578<br />

2.4 Beanspruchung einer (Schutz-)Verpackung 583<br />

2.5 Verpackungsnormen 588<br />

Modul 603_Versandbereite Palette erstellen 591<br />

Ausgangslage 591<br />

Fachartikel Modul 603 592<br />

3. Versandbereite Paletten erstellen 592<br />

3.1 Die Wahl des richtigen Bandes 594<br />

3.2 Verschlussarten 596<br />

Modul 604_Distributionsmarkt 599<br />

Ausgangslage 599<br />

Fachartikel Modul 604 600<br />

4. Distributionsmarkt 600<br />

4.1 Absatzkanäle 600<br />

4.2 Distribution (Verteilung <strong>der</strong> Produkte) 600<br />

4.3 Der Postmarkt 608<br />

4.4 Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) 611<br />

4.5 Distributionsbeispiele 612<br />

Modul 605_Versandart Post 615<br />

Ausgangslage 615<br />

Fachartikel Modul 605 616<br />

5. Versandart Post 616<br />

5.1 Adressierung 616<br />

5.2 Versandart Briefe und Pakete 619<br />

5.3 Versand ins Ausland 621<br />

5.4 Verarbeitung in Brief- und Paketzentren 621<br />

17


5.5 Zustellung 623<br />

Modul 606_Strassenverkehr 626<br />

Ausgangslage 626<br />

Fachartikel Modul 606 627<br />

6. Strassenverkehr 627<br />

6.1 Der Strassenverkehr 627<br />

6.2 Die Lastverteilung 631<br />

6.3 Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) 635<br />

Modul 607_Schienenverkehr 638<br />

Ausgangslage 638<br />

Fachartikel Modul 607 639<br />

7. Schienenverkehr 639<br />

7.1 Die wichtigsten Routen 640<br />

7.2 Dynamische Kräfte im Schienenverkehr 643<br />

7.3 Transport gefährlicher Güter 646<br />

7.4 Ein Blick in die Zukunft 647<br />

Modul 608_Luftverkehr 648<br />

Ausgangslage 648<br />

Fachartikel Modul 608 649<br />

8. Luftverkehr 649<br />

8.1. Bedeutung <strong>der</strong> Luftfracht 649<br />

8.2 Anwendungsbereiche <strong>der</strong> Luftfracht 650<br />

8.3 Luftersatzverkehr 651<br />

8.4 Flughäfen in <strong>der</strong> Schweiz 651<br />

8.5 Luftfrachteinheiten, För<strong>der</strong>mittel und Flugzeuge 653<br />

8.6 Zollabwicklung und Kontrollen 658<br />

8.7 Dynamische Kräfte im Luftverkehr 658<br />

8.8 Versand 659<br />

Modul 609_Schiffsverkehr 662<br />

18


Ausgangslage 662<br />

Fachartikel Modul 609 663<br />

9. Schiffsverkehr 663<br />

9.1 Wichtigste Transportrouten 664<br />

9.2 Die wichtigste Häfen 667<br />

9.3 Umschlag 668<br />

9.4 Dynamische Kräfte im Schiffsverkehr 670<br />

9.5 Güter richtig verladen 671<br />

Modul 610_Kombinierte Verkehrsträger 673<br />

Ausgangslage 673<br />

Fachartikel Modul 610 674<br />

10. Kombinierte Verkehrsträger 674<br />

10.1 Die Rollende Autobahn (RA) / Rollende Landstrasse (RoLa) 675<br />

10.2 ISO-Container 676<br />

10.3 An<strong>der</strong>e Wechselsysteme 678<br />

Modul 701_Inventur 682<br />

Ausgangslage 682<br />

Fachartikel Modul 701 683<br />

1. Die Inventur 683<br />

1.1 Die Inventurpflicht 683<br />

1.2 Arten <strong>der</strong> Inventur 683<br />

1.3 Durchführung 684<br />

1.4 Auswertung <strong>der</strong> Inventur 685<br />

1.5 Gründe für Inventurdifferenzen 686<br />

Modul 702_Lagerkosten 687<br />

Ausgangslage 687<br />

Fachartikel Modul 702 688<br />

2. Lagerkosten 688<br />

2.1 Fixe und variable Kosten 688<br />

2.2 Kosten für Lagerräume 689<br />

2.3 Personalkosten 690<br />

19


2.4 Lagerbestand 692<br />

2.5 Kosten für För<strong>der</strong>- und Hilfsmittel 693<br />

2.6 Kosten für Verbrauchsmaterialien 694<br />

Modul 703_Personalkosten 695<br />

Ausgangslage 695<br />

Fachartikel Modul 703 696<br />

3. Personalkosten 696<br />

3.1 Die EnterSite AG: direkte und indirekte Personalkosten 697<br />

3.2 Die Mitarbeitenden: das Gehalt 699<br />

3.3 Rechte und Pflichte für Arbeitnehmer und Arbeitgeber 703<br />

Modul 801_Identifikation Güter 706<br />

Ausgangslage 706<br />

Fachartikel Modul 801 707<br />

1. Identifikation von Gütern 707<br />

1.1 Serial Shipping Container Code (SSCC) 707<br />

1.2 GTIN-8, GTIN-13, ISBN 708<br />

1.3 Aufbau Produkte-Barcode GTIN-13, GTIN-8, ISBN 709<br />

1.4 GTIN-128 710<br />

1.5 QR-Code 711<br />

1.6 Data Matrix-Code 714<br />

1.7 Platzierung von Codes 714<br />

1.8 Radio Frequency Identification (RFID) 716<br />

Modul 802_Transport 719<br />

Ausgangslage 719<br />

Fachartikel Modul 802 720<br />

2. Transport 720<br />

2.1 Transportüberwachung 720<br />

2.2 Track and Trace 722<br />

2.3 Transportplanung 728<br />

20


Modul 803_Betriebssoftware 732<br />

Ausgangslage 732<br />

Fachartikel Modul 803 733<br />

3. Betriebssoftware 733<br />

3.1 ERP (Enterprise Ressource Planning) 733<br />

3.2 Costumer-Relationship-Management (CRM) 733<br />

3.3 Vertrieb/Marketing 734<br />

3.4 Personalwesen 735<br />

3.5 Produktionsplanung und-Steuerung (PPS) 735<br />

3.6 Projektmanagement 737<br />

3.7 Qualitätsmanagement 737<br />

3.8 Finanzbuchhaltung (FIBU) 738<br />

3.9 Materialwirtschaft (MaWi) 738<br />

Modul 804_O365_Grundlagen 741<br />

Fachartikel Modul 804 741<br />

4. Computergrundlagen 741<br />

4.1 Anmeldung 741<br />

4.2 Die Desktop-Oberfläche 742<br />

4.3 Einen Ordner erstellen/benennen 744<br />

4.4 Account öffnen/schliessen o<strong>der</strong> aktivieren 745<br />

4.5 Herunterfahren, Ruhezustand (Energie sparen) o<strong>der</strong> Neustart 745<br />

4.6 Anwendung beenden bei einem Systemabsturz 745<br />

Modul 805_Word 746<br />

Fachartikel Modul 805 746<br />

5. Office 365 <strong>–</strong> Word 746<br />

5.1 Arbeitsfläche <strong>–</strong> Übersicht 746<br />

5.2 Text verfassen 747<br />

5.3 Zeichen hervorheben 750<br />

5.4 Formatieren von Absätzen 751<br />

5.5 Formatvorlagen 755<br />

21


5.6 Inhaltsverzeichnis 756<br />

5.7 Fussnoten 757<br />

5.8 Tabellen 758<br />

5.9 Kopf- / Fusszeile 761<br />

5.10 Bil<strong>der</strong> einfügen 761<br />

5.11 Excel-Kalkulationstabelle in Word einfügen 762<br />

5.12 Layout 763<br />

5.13 Drucken 764<br />

Modul 806_Excel 765<br />

Fachartikel Modul 806 765<br />

6. Office 365 Excel 765<br />

6.1 Excel Microsoft 365 starten und entdecken 765<br />

6.2 Sich in einem Arbeitsblatt bewegen 766<br />

6.3 Einfache Berechnungen 771<br />

6.4 Rechnen mit Funktionen 774<br />

6.5 Standardformatierungen 775<br />

6.6 Bedingte Formatierung 780<br />

6.7 Daten sortieren 780<br />

6.8 Daten filtern 781<br />

6.9 Layout 783<br />

6.10 Eine Grafik erstellen 785<br />

Modul 807_PowerPoint 792<br />

Fachartikel Modul 807 792<br />

7. Office 365 Power Point 792<br />

7.1 Die Grundlagen <strong>der</strong> Präsentation 792<br />

7.2 Eine Präsentation erstellen 794<br />

7.3 Arbeiten mit dem Folienmastermodus 795<br />

7.5 Eine Tabelle einfügen/zeichnen 798<br />

7.4 Präsentation erstellen, nachdem Folienmaske geän<strong>der</strong>t wurde 800<br />

7.6 Grafik einfügen 801<br />

22


7.7 Videodatei einfügen 802<br />

7.8 Organigramm einfügen 804<br />

7.9 Bild einfügen 804<br />

7.10 Folien anpassen 805<br />

7.11 Übergang 807<br />

7.12 Animation 807<br />

7.13 Diashow 809<br />

7.14 Speichern/Drucken 810<br />

7.15 Drucken 811<br />

Modul 808_OneNote 812<br />

Fachartikel Modul 808 812<br />

8. Office 365 <strong>–</strong> OneNote 812<br />

8.1 Allgemeine Informationen zu OneNote 812<br />

8.2 Aufbau von OneNote 813<br />

8.3. OneNote-Schulung 814<br />

8.4 Erste Schritte mit OneNote 814<br />

8.5. Notizen in OneNote machen 816<br />

8.6 Zusammenarbeit und Teilen 816<br />

8.7 Tipps und erweiterte Funktionen 817<br />

8.8 Fortgeschrittene Organisation 818<br />

8.9 Personalisierung und Stil 821<br />

8.10 Deine eigenen Vorlagen speichern 822<br />

8.11 Schlussfolgerung 823<br />

Modul 901_Logistikaufträge planen und auswerten 825<br />

Ausgangslage 825<br />

Fachartikel Modul 901 827<br />

1. Logistikaufträge planen und auswerten 827<br />

1.1 Machbarkeitsstudie 827<br />

1.2 Planung des Auftrags 829<br />

1.3 Durchführung des Auftrags 830<br />

1.4 Auswertung des Auftrags 831<br />

23


1. EnterSite AG<br />

1.1 Vorwort<br />

Das Unternehmen EnterSite AG begleitet die Lernenden in <strong>der</strong> Ausbildung<br />

zum Logistiker EFZ und EBA. Die EnterSite AG verfolgt das Ziel, Theorie und<br />

Praxis zu verknüpfen. Das Lehrmittel bietet eine didaktische Reduktion <strong>der</strong><br />

Kernprozesse im Bereich Supply Chain, ist methodisch aktuell und nach<br />

Lehrplan 21 orientiert aufgebaut. Die EnterSite AG soll in einem mo<strong>der</strong>nen<br />

Design mit gut ausgewählten digitalen Hilfsmitteln ansprechend sein. Eine<br />

virtuelle Unternehmung wird gegründet und bildet die Lernenden in <strong>der</strong><br />

Logistik nach SupplyChain aus. Die EnterSite orientiert sich im Aufbau vom<br />

Lehrmittel <strong>der</strong> AVIVA struktur. Inhaltlich wurden die Arbeitsaufträge nach dem<br />

4K Modell des Lernens erstellt, die integrierten Prüfungen orientieren sich an<br />

<strong>der</strong> Literatur (Didaktik für den Unterrichtsalltag) von Christoph Städeli. 63<br />

identisch aufgebaute Mdoule werden für alle übergreifenden Leistungsziele<br />

und 11 Module für den fachspezifischen Unterricht Lager angewandt. Module<br />

können Vorort o<strong>der</strong> im blended Learning eingesetzt werden.<br />

1.2 Ziele <strong>der</strong> virtuellen Unternehmung<br />

Die virtuelle Unternehmung EnterSite AG hat den Auftrag, die Lernenden aus<br />

einer Hand auszubilden. Entsprechend werden die Aufgaben <strong>der</strong><br />

Berufsfachschule, <strong>der</strong> überbetrieblichen Kurse und <strong>der</strong> Ausbildungsorte<br />

abgestimmt. Generierte Arbeits- und Lernsituationen handeln für die EnterSite<br />

AG. Abschliessend wird sich auch das Qualifikationsverfahren <strong>der</strong> virtuellen<br />

Unternehmung annehmen. Eine Nie<strong>der</strong>lassung wird am aktuellen Standort<br />

vom Qualifikationsverfahren 2026 (EBA) und 2027 (EFZ) aufgestellt. In dieser<br />

Nie<strong>der</strong>lassung werden die Handlungen <strong>der</strong> Lernenden in <strong>der</strong> EnterSite AG<br />

geprüft.<br />

Die Unternehmung wird eine dynamische Form erhalten. Es werden<br />

verschiedene Module im Angebot sein, welche verschiedene Priorisierungen<br />

aufweisen. In dieser Gestaltung wird berücksichtig, dass es Module für den<br />

EBA und/o<strong>der</strong> EFZ Lehrgang geben wird und wir so, auch die Durchlässigkeit<br />

<strong>der</strong> Lehrgänge wie<strong>der</strong> erreichen können.<br />

Mit <strong>der</strong> Dynamik werden wir die Möglichkeit haben, den Lehrpersonen<br />

individuelle Module einzubauen und doch kommunizieren zu können, welche<br />

Module wir als Priorität interpretieren.<br />

Weiter soll mit dieser Dynamik erreicht werden, dass mögliche Fachrichtungen<br />

sich mit einer «Tochter-Unternehmung» o<strong>der</strong> einer zusätzlichen Abteilung an<br />

<strong>der</strong> EnterSite AG beteiligen können. Dabei wird das Ziel verfolgt, dem<br />

Lernenden alles aus einer Hand anbieten zu können. Schnittstellen zwischen<br />

den Fachrichtungen, den überbetrieblichen Kurse und <strong>der</strong> Berufsfachschule<br />

sollen kompatibel aufgebaut sein.<br />

24 21


1.3 Vorgeschichte<br />

«Reto Künstler» hat die obligatorische Schule in Thun absolviert. Die Schule war<br />

für ihn immer im Bereich des Machbaren. Die Herausfor<strong>der</strong>ungen hat er mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger problemlos gelöst. Wenn wir Reto fragen, war die Kollegschaft<br />

und <strong>der</strong> Sportunterricht das Highlight <strong>der</strong> obligatorischen Schule.<br />

Privat hat Reto Künstler seine Leidenschaft im Fussball gefunden. Selber aktiv<br />

trainiert Reto dreimal pro Woche, sein Lebenstraum - Fussballprofi.<br />

Auch Reto wurde ab <strong>der</strong> 7. Klasse mit <strong>der</strong> Berufswahl konfrontiert. Die<br />

beratenden Stellen erkannten sofort, dass Reto ein Teamplayer und logisch<br />

denken<strong>der</strong> Mensch ist, <strong>der</strong> sich gerne auch körperlich betätigt. Nach einigen<br />

Besuchen an verschiedenen Events und besuchten Schnupperwochen,<br />

entdeckte Reto das Inserat zur Ausbildung als Logistiker EFZ bei <strong>der</strong> EnterSite<br />

AG.<br />

Seine Stärken und Interessen deckten sich optimal mit den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Berufsbildes. In <strong>der</strong> besuchten Schnupperwoche entdeckte er die Welt<br />

<strong>der</strong> Flurför<strong>der</strong>zeuge, die Welt <strong>der</strong> Teamarbeit und die Welt <strong>der</strong> Bewegung für<br />

die Logistik. Reto hat seinen Beruf entdeckt und hat die Lehrstelle zum<br />

Logistiker EFZ erhalten… Gratulation Reto!<br />

Diese frei erfundene Biografie könnte sich bei einigen Lernenden<br />

Logistiker/Innen EFZ so zugetragen haben. Diese Biografie ist geschrieben. Es<br />

ist Zeit, für ein neues Kapitel...<br />

EnterSite AG<br />

Die Autoren dieser Lernfirma sind ausgebildete und praxiserfahrene<br />

Berufsmenschen und Lehrpersonen. Diese Doppelqualifikation ermöglicht, die<br />

fiktive Lernumgebung zu gründen und die ewige Herausfor<strong>der</strong>ung zwischen<br />

Praxis und Theorie zu verknüpfen.<br />

Nach <strong>der</strong> zwei- o<strong>der</strong> dreijährigen Ausbildung in <strong>der</strong> EnterSite AG sind die<br />

Lernenden als Logistiker EBA o<strong>der</strong> EFZ in verschiedenen Branchen <strong>der</strong> Logistik<br />

einsatzbereit. Sie werden originelle Elemente erfahren sowie die Entwicklung<br />

unseres Berufes erlernen und verstehen können.<br />

Wir wünschen den Lernenden mit <strong>der</strong> EnterSite AG, einem innovativen<br />

Konzept, viel Spass beim Entdecken und Verstehen <strong>der</strong> Supply Chain.<br />

22<br />

25


1.4 EnterSite<br />

1.4.1 Wer ist die EnterSite<br />

Die EnterSite AG wurde 1990 gegründet und zählte schnell zu den<br />

renommiertesten Anbietern <strong>der</strong> Bürokommunikation auf dem Schweizer<br />

Markt. Der Markt, das Büro, hat sich in den vergangenen Jahren stark<br />

verän<strong>der</strong>t und damit auch die EnterSite AG.<br />

Heute sind unsere Kernkompetenzen im Bereich Total Office Solutions zu<br />

finden. Wir bieten neben Beratung (Evaluation) und Verkauf in den Bereichen<br />

Soft- und Hardware ein grosses Sortiment im Verbrauchsmaterial mit eigener<br />

Produktion in <strong>der</strong> Schweiz an sowie Support im Office.<br />

Ihr Partner im Bereich Total Office Solutions = EnterSite AG<br />

26 23


1.4.2 Geschäftsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> EnterSite<br />

• Beratung (Evaluation)<br />

Die Beratung und Evaluation im Bereich Soft- und Hardware ist eine<br />

grosse Herausfor<strong>der</strong>ung. Eine grosse Auswahl von verschiedener Soft- und<br />

Hardware angeboten bedeutet auch immer eine grosse<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Wahl. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, die<br />

richtigen Entscheidungen für Ihre Bedürfnisse treffen zu können.<br />

• Verkauf<br />

Im Anschluss an die Beratung übernehmen wir die Beschaffung <strong>der</strong><br />

gewählten Produkte. Netzwerke zu bekannten Produzenten ermöglichen<br />

günstige Einkaufsmöglichkeiten. Dem Kunden unterbreiten wir ein All-In-<br />

One Angebote und Verkaufspreis.<br />

• Software<br />

Auch im Bereich Software haben wir grosse Erfahrungen und Netzwerke.<br />

Wir beraten Kunden, damit die richtige Software gewählt werden kann.<br />

Ist die Software gewählt, unterstützen wir unsere Kunden mit unserem<br />

grossen Know-How, unseren Spezialisten, beim Implementieren <strong>der</strong><br />

Software.<br />

• Hardware<br />

Sobald die Software eingerichtet ist, liefern wir die gewählte Hardware.<br />

Installieren die Geräte im (Home-) Office und verbinden diese mit <strong>der</strong><br />

vorhandenen Software. Als Dienstleister sind wir natürlich auch zuständig,<br />

die Verpackungsmaterialien fachgerecht zu entsorgen.<br />

• Verbrauchsmaterial<br />

Unter Total office Solutions verstehen wir, dass wir auch nach <strong>der</strong><br />

Installation für unsere Kunden da sind. Ihre Hardware ist bei uns registriert,<br />

wir haben Kenntnis was Sie benötigen. Mit unserer eigenen Produktion<br />

sind wir fähig, verschiedene Verbrauchsmaterialien zu produzieren,<br />

kostengünstig und in hoher Qualität zu liefern. Durch das Einbinden in das<br />

vorhandene Netzwerk, haben wir die Möglichkeit die Kapazität von<br />

Ihrem Verbrauchsmaterial zu erkennen und wo nötig zu liefern o<strong>der</strong><br />

Supporten bevor Sie den Mangel erkennen können.<br />

• Support<br />

Mit unserem Support Team haben wir die Möglichkeit unsere Service-<br />

Techniker nach Kundenwünschen zu planen. Der Service-Techniker mit<br />

einem Fahrenden Ersatzteillager und <strong>der</strong> Möglichkeit Vorort im 3D Druck<br />

wichtige Ersatzteile anzufertigen gibt uns die Chance, im Notfall, schnell<br />

und effizient reagieren zu können. Durch die Vernetzung mit Ihrer Softund<br />

Hardware, erkennen wir sofort welche Garantieleistungen noch<br />

24<br />

27


vorhanden sind und können so mit unserem Lieferanten o<strong>der</strong> dem<br />

eigenen Support sofort reagieren.<br />

1.4.3 Strategie <strong>der</strong> EnterSite<br />

Wir sind die Nummer Eins in <strong>der</strong> Schweiz im «Total office solutions» Business<br />

Die Strategie steht im Zentrum vom unternehmerischen Denken und Handeln.<br />

Alle Projekte und Tätigkeiten sind auf diese Strategie ausgerichtet und<br />

unterstützen diese.<br />

Über den ganzen Lehrgang sollen deshalb immer wie<strong>der</strong> erzielte Ergebnisse<br />

und ihre Wirkung auf die Strategie thematisiert werden. Damit för<strong>der</strong>n wir<br />

unternehmerisches Denken und Handeln schon auf <strong>der</strong> Grundbildungsstufe.<br />

Best Practice Orientierung im Sinne dieser Strategie soll deshalb bei <strong>der</strong><br />

Lösungsfindung fokussiert werden.<br />

Der Lehrgang führt die Teilnehmer virtuell entlang von SupplyChain (Waren-,<br />

Informations- und Werteflusse), baut Grundwissen und auch vernetztes<br />

Denken Schritt für Schritt auf. Die Komplexität wird mit zunehmen<strong>der</strong> Tiefe<br />

grösser.<br />

Die Lernenden sollen, vertreten durch ihren eigenen, zu Lehrbeginn frei<br />

wählbaren o<strong>der</strong> zugewiesenen Avatar, den Lehrgang in und auch ausserhalb<br />

<strong>der</strong> EnterSite AG durchlaufen. In je<strong>der</strong> Abteilung, in jedem Modul<br />

entsprechenden Wissenszuwachs erhalten und mit passenden Aufgaben<br />

konfrontiert werden, die es ihnen ermöglichen, Theorie und Praxis<br />

verschmelzen zu lassen.<br />

28 25


1.4.4 Standorte <strong>der</strong> EnterSite<br />

Hauptsitz:<br />

Dienstleistung, Produktion, Verkauf, Logistik, technischer Support,<br />

Geschäftsleitung und Administration<br />

Rigistrasse 2, 5102 Rupperswil<br />

Hauptsitz<br />

Nie<strong>der</strong>lassung Köniz:<br />

Dienstleistung, Technischer Support<br />

Staldenstrasse 32, 3172 Köniz<br />

Nie<strong>der</strong>lassung Bern<br />

Nie<strong>der</strong>lassung St. Gallen:<br />

Dienstleistung, Technischer Support<br />

Huebstrasse 12, 9011 St. Gallen<br />

Nie<strong>der</strong>lassung St. Gallen<br />

Nie<strong>der</strong>lassung Tessin:<br />

Dienstleistung, Technischer Support<br />

Via del Passetto 2, 6600 Solduno<br />

Nie<strong>der</strong>lassung Tessin<br />

Nie<strong>der</strong>lassung Romandie:<br />

Dienstleistung, Produktion, Verkauf, Logistik, technischer Support,<br />

Administration<br />

Route de Fribourg 28, 1723 Marly<br />

Nie<strong>der</strong>lassung Romandie<br />

26<br />

29


1.4.5 Organigramm <strong>der</strong> EnterSite<br />

30 27


1.5 Abteilungen <strong>der</strong> EnterSite<br />

1.5.1 Customer Service<br />

Die Abteilung Customer Service, in Verbindung mit den Aufgaben aus dem<br />

Marketing, hat in je<strong>der</strong> Unternehmung seinen Platz und ist von zentraler<br />

Bedeutung.<br />

Den Markt zu erkunden und erforschen, so dass ein Produkt richtig positioniert<br />

werden kann, die Erwartungen und Wünsche <strong>der</strong> Kunden in Erfahrung bringen<br />

und diese Kenntnisse in Prozessen (wie<strong>der</strong>kehrende Aufgaben)<br />

gewinnbringend umzusetzen und so Image und Absatz zu stärken, sind die<br />

Ziele dieser Abteilung.<br />

Es handelt sich bei dieser Abteilung <strong>der</strong> EnterSite AG um das Bild, welches<br />

nach aussen präsentiert wird. Das kann das Bild <strong>der</strong> Unternehmenskultur (wie<br />

zeigen und geben wir uns nach aussen und innen) sein aber auch die Art <strong>der</strong><br />

Umsetzung des Marketing Konzepts (wie positioniere ich mein Produkt in den<br />

Themen: Product, Place, Promotion und Price).<br />

Der Lernende wird nach SupplyChain auch den Kontakt zum Kunden<br />

aufnehmen und pflegen. Entsprechend wird <strong>der</strong> Lernende durch die<br />

Abteilung Customer Service & Marketing auch im Bereich Kommunikation und<br />

persönliche Hygiene auf die Aufgaben vorbereitet.<br />

Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />

Sarah Nydegger<br />

28<br />

31


1.5.2 Procurement Management<br />

Das Procurement Management ist in unserer EnterSite AG eine weitere<br />

Zentrale Abteilung.<br />

Den Merksatz "den Lagerbestand so tief wie möglich aber so viel wie<br />

notwendig" erfolgreich umzusetzen, erfor<strong>der</strong>t ein starkes miteinan<strong>der</strong> zwischen<br />

dem Einkäufer und dem Logistiker. Nur gemeinsam sind wir in <strong>der</strong> Lage, die<br />

sechs R Definition <strong>der</strong> Logistik erfolgreich anwenden zu können.<br />

Lieferanten (Kreditoren) aus dem Inland, Europa und teilweise globale<br />

Lieferanten for<strong>der</strong>n verschiedene Kompetenzen in dieser Tätigkeit. Das<br />

Beschaffen von Sach-, Gebrauchsgüter aber auch Dienstleistungen erfor<strong>der</strong>t<br />

ein gutes Netzwerk. Berechnen von verschiedenen Offerten und fixieren von<br />

Listenpreisen sowie individuelle Kundenpreise in einer Artikelkarte werden da<br />

sorgfältig umgesetzt.<br />

Der Umgang mit Zahlen, die Kommunikation in verschiedene Kulturen und<br />

Landesprachen sowie die digitale Vernetzung for<strong>der</strong>t diese Abteilung<br />

beson<strong>der</strong>s.<br />

Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />

Agnes Zimmermann<br />

32 29


1.5.3 Logistics<br />

Die Logistics, welche wie erwähnt sehr stark mit <strong>der</strong> Abteilung Procurement<br />

Management kommuniziert, wird genauso durch den Merksatz "den<br />

Lagerbestand so tief wie möglich aber so viel wie notwendig" geführt. Nur<br />

gemeinsam sind wir in <strong>der</strong> Lage, die sechs R Definition <strong>der</strong> Logistik erfolgreich<br />

anwenden zu können.<br />

Die Abteilung Logistics wird immer wie<strong>der</strong> von neuen Aufgaben<br />

herausgefor<strong>der</strong>t. Geht es da um die Zulieferung von Halbfabrikaten für die<br />

Produktion, das Verwalten <strong>der</strong> Verbrauchsmaterialien o<strong>der</strong> auch das<br />

Handling mit neuen Druck- und Kopiergeräten welche mit sehr viel Geld<br />

verbunden sind. In einem KMU wie es die EnterSite AG ist, gehört in <strong>der</strong><br />

Abteilung Logistics aber auch die Kommunikation mit dem Kunden dazu.<br />

Kurzfristige Lieferungen, spezielle Kundenwünsche o<strong>der</strong> auch die<br />

Verarbeitung von Warenretouren werden direkt aus <strong>der</strong> Abteilung Logistics<br />

mit dem Kunden vereinbart.<br />

Ein grosses Know-How im Umgang mit den verschiedenen Gütern und damit<br />

verbunden die Wahl <strong>der</strong> richtigen Lagerarten kann da gezeigt werden.<br />

Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />

Reto Stierndli<br />

30<br />

33


1.5.4 Production<br />

Die Production ist eine Abteilung, die nicht in jedem KMU vorhanden ist. Die<br />

Wertschöpfung des Produkts vom Rohstoff zum Halbfabrikat o<strong>der</strong> zum<br />

Fertigprodukt o<strong>der</strong> vom Halbfabrikat zum Fertigprodukt in Verwendung von<br />

Energie und Kraft, entspricht <strong>der</strong> Definition in dieser Abteilung.<br />

Die EnterSite AG führt eine solche Produktion. Das Produzieren des eigenen<br />

Labels SwissEnterSite Cartridge und SwissEnterSite Tintenpatrone ist ein<br />

wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> EnterSite AG. Die Abteilung Production ist am<br />

Hauptsitz in Rupperswil sowie in <strong>der</strong> Zweigstelle Marly integriert. Es werden<br />

Einzelteile o<strong>der</strong> leere Kartuschen eingekauft und diese neu zusammengestellt<br />

und mit dem richtigen Toner wie<strong>der</strong>aufgearbeitet. Die Herausfor<strong>der</strong>ung, dass<br />

wichtige Bestandteile aus Asien stammen und nicht immer <strong>der</strong> gewünschten<br />

Qualität entsprechen o<strong>der</strong> dass die Konkurrenz aus dem Osten günstiger<br />

produziert, sind Herausfor<strong>der</strong>ungen, welche in dieser Abteilung zu überwinden<br />

sind.<br />

Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />

Michael Münster<br />

34 31


1.5.5 ICT<br />

Wie in je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Unternehmung hat die Informatik in <strong>der</strong> EnterSite AG<br />

enorm an Bedeutung gewonnen. Es ist für die EnterSite AG in dieser Branche<br />

relevant die heutigen Technologien zu verstehen und richtig einzusetzen. Das<br />

Einbinden von Druckern und Kopierern in ein Netzwerk und daraus zu<br />

erkennen, welches Verbrauchsmaterial welche Kapazität aufweist, damit <strong>der</strong><br />

Beschaffungsprozess rechtzeitig eröffnet werden kann, ist ein Teil davon.<br />

Die Informatik ist aber auch intern ein zentrales Element. Ein ERP mit den<br />

richtigen Stammdaten zu erarbeiten und über alle vorhandenen Abteilungen<br />

zu vernetzen, damit Realtime-Daten ersichtlich sind, ist heute ein Muss.<br />

Schnittstellen zu Debitoren (Kunden) und Kreditoren (Lieferanten) im<br />

Bestellmanagement o<strong>der</strong> Finanzmanagement werden gefor<strong>der</strong>t und<br />

geför<strong>der</strong>t.<br />

Die Informatik hat sich auch in <strong>der</strong> Logistik nie<strong>der</strong>gelassen. Auf <strong>der</strong><br />

Homepage publizierte aktuelle Lagerbestände und Informationen aus Track<br />

and Trace werden vom Kunden verlangt. In <strong>der</strong> Lagerlogistik ist die Informatik<br />

mit Anwendung von mo<strong>der</strong>nen Kommissionier-Techniken aber auch dem<br />

Betreiben von dynamischen Lagerelementen Zuhause.<br />

Spannend in <strong>der</strong> Abteilung Informatics <strong>der</strong> EnterSite AG ist aber nicht nur die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung auf heutige Technologien, es gehört auch dazu, zukünftige<br />

Entwicklungen richtig zu interpretieren und Vorteile zu nutzen. Demnach sind<br />

bereits heute Projekte/Technologien wie 3D Druck, Verteilung per Drohne,<br />

Seidenstrasse und Cargo sous Terrain Themen, welche die Abteilung<br />

beschäftigen.<br />

Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />

Markus Lang<br />

32<br />

35


1.5.6 FI/CO<br />

Für ein KMU wie die EnterSite AG ist es entscheidend, die richtigen<br />

Kalkulationen und Zahlen zu kennen und damit zu wirtschaften. In <strong>der</strong><br />

Abteilung FI/CO werden alle Finanz- und Personalthemen gesammelt und<br />

erfasst.<br />

Lohnbuchhaltung, Liegenschaften, Budget, Erträge und Aufwände sind einige<br />

Begriffe, welche in dieser Abteilung bearbeitet werden. Es ist im Interesse <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter, Lieferanten aber auch unseren Kunden, das abgemachte<br />

Beträge auch so verrechnet und ausgeglichen werden.<br />

Für unsere Geschäftsleitung ist diese Abteilung das Herzstück <strong>der</strong> EnterSite AG.<br />

Die Abteilung FI/CO präsentiert jeweils das Ergebnis unseres Tuns.<br />

Weiter sind das Erstellen von Bilanzen, Kontakte mit den Behörden aber auch<br />

Kommunikation mit AHV, IV, EO etc. wichtige Bestandteile dieser Abteilung.<br />

Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />

Besim Vuloltevic<br />

36 33


1.5.7 Support and Distribution<br />

Auch in dieser Abteilung hat sich die EnterSite AG entschieden, verwandte<br />

Themen zu verbinden. Das organisierte ausliefern (Distribution) aber auch <strong>der</strong><br />

Support <strong>der</strong> verkauften Drucker und Kopierer haben dazu geführt, dass die<br />

Themen nur zusammen funktionieren können. Die Distribution und Re-<br />

Distribution unterstützt uns in wirtschaftlichen aber auch ökologischen Zielen.<br />

Der Disponent <strong>der</strong> EnterSite AG hat so den spannenden Auftrag, neue<br />

Lieferungen aber auch Reparaturen von bereits gelieferten Geräten beim<br />

Kunden zu verbinden. Zur Verfügung stehen dabei einige Hilfsmittel. Die<br />

Lieferung kann über einen eigenen Techniker, den Lieferdienst o<strong>der</strong> aber über<br />

einen externen Partner (Post, Planzer etc.) ausgeführt werden. Genau diese<br />

Koordination ist das Herzstück dieser Abteilung.<br />

Wurden die Ressourcen (Personen, Fahrzeuge etc.) sowie die Fahrten früher<br />

mit einem "Reissbrett" optisch dargestellt, so haben wir heute ein<br />

Dispoprogramm das und bei dieser Herausfor<strong>der</strong>ung unterstützt. Jedoch, wie<br />

in jedem ERP, das Dispoprogramm disponiert uns die Touren nur so gut, wie<br />

die Stammdaten hinterlegt sind.<br />

Die Abteilung wird operativ geführt durch:<br />

Thomas Holzer<br />

34<br />

37


Logistiker/In EFZ<br />

100_Foundation<br />

<strong>Handbuch</strong> Logistik<br />

38


Modul 101_Geschichte <strong>der</strong> Logistik<br />

Ausgangslage<br />

Die Tätigkeiten <strong>der</strong> Logistik von früher sind eng verbunden mit den logistischen<br />

Tätigkeiten von heute. Das Beschaffen von verschiedenen Materialien, das<br />

Deponieren zum richtigen Zeitpunkt, ohne dass das Material an Wert verliert,<br />

<strong>der</strong> Verbrauch <strong>der</strong> Materialien: All das sind einfache Prozessschritte <strong>der</strong><br />

Logistik von früher und <strong>der</strong> Logistik von heute.<br />

?? Merke: Verän<strong>der</strong>t hat sich nicht das Ziel <strong>der</strong> Logistik, son<strong>der</strong>n die Hilfsmittel,<br />

welche heute in grosser Vielfalt zur Verfügung stehen.<br />

39


Fachartikel Modul 101<br />

1. Geschichte <strong>der</strong> Logistik<br />

1.1 Logistische Tätigkeiten<br />

Die Logistik von heute ist eng verbunden mit den logistischen Tätigkeiten von<br />

früher. Das Beschaffen von verschiedenen Materialien, das Deponieren zum<br />

richtigen Zeitpunkt, ohne dass das Material an Wert verliert sowie <strong>der</strong><br />

Verbrauch <strong>der</strong> Materialien sind einfache Prozessschritte <strong>der</strong> Logistik, die aus<br />

<strong>der</strong> Geschichte gewachsen sind.<br />

Vor vielen Jahren hätte <strong>der</strong> logistische Prozess wie folgt abgebildet werden<br />

können:<br />

Jagen <strong>–</strong> Verarbeiten <strong>–</strong> Konsumieren<br />

Die Logistik von heute zeichnet den Prozess folgen<strong>der</strong>massen:<br />

Einkaufen <strong>–</strong> Produzieren <strong>–</strong> Konsumieren o<strong>der</strong> Verkaufen<br />

1.1.1 Die Logistik in <strong>der</strong> Kriegszeit<br />

Erkennt man die einfachen und ursprünglichen Tätigkeiten <strong>der</strong> Logistik,<br />

versteht man, dass Logistik seit jeher eine grosse Bedeutung gehabt hat. In<br />

<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Logistik sind neben den überlebenswichtigen Tätigkeiten<br />

<strong>der</strong> Steinzeitmenschen auch die militärischen Logistik-Tätigkeiten sehr<br />

relevant. Die Geschichte <strong>der</strong> Logistik wurde durch Napoleon Bonaparte stark<br />

geprägt.<br />

40


Napoleon Bonaparte 1769-1821<br />

Wenn es früher einem Heerführer nicht gelang, rechtzeitig Nahrungsmittel für<br />

die Soldaten und Futter für die Tiere heranzuschaffen, zeigten Kriegszüge<br />

wenig Erfolg. Deshalb wurden Viehherden als lebende Fleischvorräte<br />

mitgetrieben, o<strong>der</strong> die Soldaten unternahmen Raubzüge.<br />

Findige Feldherren versuchten den Appetit ihrer Soldaten zu zügeln, indem sie<br />

ihnen einen obligatorischen Tabakkonsum verordneten. Denn sobald die<br />

Soldaten rauchten o<strong>der</strong> Tabak kauten, assen sie weniger. So konnten die<br />

Feldherren erhebliche Mengen an Nahrungsmitteln einsparen, was den<br />

Nachschub und somit die Logistik vereinfachte.<br />

Napoleon Bonaparte entwickelte die militärische Logistik zu einer eigentlichen<br />

Wissenschaft. Nicht nur Nahrung für die Soldaten, auch grosse Mengen an<br />

Kriegsgeräten und Munition mussten herbeigeschafft werden. Die ausgefeilte<br />

Logistik trug wesentlich zur Schlagkraft des napoleonischen Heeres bei.<br />

1.1.2 Die Logistik und <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Pyramiden<br />

Auch im zivilen Leben ergaben sich logistische Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e dort, wo grosse Bauwerke entstanden sind. Die Logistik und die<br />

damit verbunden Herausfor<strong>der</strong>ungen sind seit jeher ein Thema. Der<br />

Menschheit gelang es jedoch wie<strong>der</strong>holt, unglaubliche logistische Aufgaben<br />

mit bescheidenen Hilfsmitteln zu bewältigen. Eine <strong>der</strong> gewichtigsten<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Logistik war beim Bau <strong>der</strong> Pyramiden zu bewältigen.<br />

Die zum Bau verwendeten Granitblöcke waren nicht nur über 50 Tonnen<br />

schwer, sie wurden zumeist aus Steinbrüchen abgebaut, die bis zu 800<br />

Kilometer entfernt waren. Damals war es keine Seltenheit, dass für diese Art<br />

von Bauten extra ein Hafen angelegt wurde.<br />

41


Der Bau <strong>der</strong> Pyramiden ist aus heutiger Sicht so beeindruckend, dass lange<br />

keine Erklärung vorhanden war, wie er durchgeführt werden konnte. Erst in<br />

den letzten Jahren fanden Archäologen einige Hinweise, mit welchen die<br />

Bautechnik aufgedeckt werden konnte. Es wird vermutet, dass man die<br />

Pyramiden mit Hilfe von riesigen Rampen errichtet hat. Auf diesen Rampen<br />

wurden die grossen und schweren Granitsteine immer höher, bis zur<br />

Pyramidenspitze hinaufgeschoben bzw. Gezogen. Der Bau <strong>der</strong> Pyramiden ist<br />

eine logistische Meisterleistung von damals, welche noch heute für Staunen<br />

sorgt.<br />

1.2 Handelsprodukte und Handelswege<br />

Früher führten viele Handelswege durch Wüsten. Nachdem es gelungen war,<br />

Kamele zu zähmen, wurden diese wüstengewohnten Tiere zu einem<br />

wichtigen Transportmittel. In <strong>der</strong> Geschichte haben die folgenden zwei<br />

Handelsrouten eine wichtige Rolle eingenommen.<br />

42


1.2.1 Die Seidenstrasse<br />

Die Seidenstrasse<br />

Die alte Seidenstrasse ist eine Bezeichnung für ein Netz von alten<br />

Handelswegen zwischen China, Zentralasien und dem Mittelmeerraum. Der<br />

lange und herausfor<strong>der</strong>nde Weg hat den Ursprung in <strong>der</strong> damaligen<br />

Hauptstadt Luoyang. Durch Wüsten und Gebirge führte <strong>der</strong> Weg bereits vor<br />

über 2000 Jahren nach Zentralasien und weiter nach Europa.<br />

Im von Osten nach Westen verlaufenden Warenstrom war die Seide das<br />

wichtigste Handelsprodukt. Weitere Güter, die gehandelt wurden, sind Tee,<br />

Salz, Gewürze, Zucker und Porzellan.<br />

1.2.2 Die Bernsteinstrasse<br />

Schon früh begannen die Menschen, am Strand Bernstein zu sammeln. So<br />

wurden Bernstein und Bernsteinschmuck zum Handelsgut und Tauschobjekt.<br />

Das führte zur Namensgebung <strong>der</strong> bis heute wichtigsten Nord-Süd-<br />

Verbindung in Europa: <strong>der</strong> Bernsteinstrasse. Bernstein ist goldgelbes, fossiles<br />

Harz. Früher wurde er "Gold des Meeres" o<strong>der</strong> "Tränen <strong>der</strong> Götter genannt.<br />

Die Bernsteinstrasse<br />

43


Die Bernsteinstrasse führte von <strong>der</strong> Ostsee bis zu den Häfen des Mittelmeers<br />

und verbindet bis heute die Kulturen Nord- Mittel- und Südeuropas.<br />

1.3 Meilensteine <strong>der</strong> Logistik<br />

Die Logistik ist geprägt von verschiedenen Meilensteinen, welche zu einer<br />

schnellen Verän<strong>der</strong>ung führten. Einige davon sind:<br />

1804 Die Lokomotive kommt ins Fahren<br />

1875 Der erste Benzinmotor<br />

1896 Der erste LKW beför<strong>der</strong>t Güter<br />

1907 Die Geburtsstunde <strong>der</strong> Paketdienste<br />

1944 Die ersten Holzpaletten und Hubstapler kommen mit <strong>der</strong> Invasion <strong>der</strong><br />

Normandie nach Europa<br />

1948 Der Flughafen Kloten wird eröffnet (CH)<br />

1949 Die Erfindung des Barcodes<br />

1953 "Just-in-Time"-Revolution<br />

1955 Der Begriff "Logistik" wird in den USA erstmals in wirtschaftlichem<br />

Zusammenhang verwendet<br />

1956 Der Container wird definiert<br />

1960 Der Begriff "Logistik" wird im deutschsprachigen Raum verwendet<br />

1980 Der Gotthard-Strassentunnel wird eröffnet (CH)<br />

1992 Abstimmung zum NEAT-Jahrhun<strong>der</strong>tprojekt (endgültige<br />

Inbetriebnahme im Juni 2020)<br />

Diese Meilensteine <strong>der</strong> Logistik könnten noch mit vielen weiteren Ereignissen<br />

ergänzt werden. An einem Begriff gibt es jedoch kein Vorbeikommen: Die<br />

Informatik. Auch diese hat die Logistik komplett verän<strong>der</strong>t. Der Begriff<br />

44


"Informatik" wurde erst in den 1960er-Jahren richtig bekannt. Er besteht aus<br />

folgendem Wortspiel:<br />

Information + Automatik<br />

Seit dem Aufkommen <strong>der</strong> Informatik ist die Logistik dabei, sich neu zu erfinden.<br />

Das Tempo <strong>der</strong> Entwicklung kennt keine Grenzen mehr.<br />

45


Modul 102_Struktur <strong>der</strong> Logistik<br />

Ausgangslage<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Logistik<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Globalisierung haben die Güterströme in den letzten Jahren<br />

und Jahrzehnten zugenommen. Mit den wachsenden Güterströmen hat auch<br />

die Logistik stark an Bedeutung gewonnen. Die Anfor<strong>der</strong>ungen an Leistung,<br />

Qualität und Kosten sind stetig gestiegen. Im Jahr 2020, als die Corona-<br />

Pandemie begann, gab es Engpässe von WC-Papier bei den Grossverteilern.<br />

Dies führte zu grossen Diskussionen über die Lieferketten und zu<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Aufgaben, <strong>der</strong> Ziele und <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Logistik.<br />

Das Modul 102 behandelt drei Schlüsselbegriffe bei <strong>der</strong> Ausbildung zum<br />

Logistiker, zur Logistikerin:<br />

• Globalisierung<br />

• Logistik<br />

• Supply Chain Management (SCM)<br />

46


Fachartikel Modul 102<br />

2. Struktur <strong>der</strong> Logistik<br />

2.1 Globalisierung<br />

Das Tempo <strong>der</strong> Entwicklung in <strong>der</strong> Logistik ist atemberaubend. Technologien<br />

verän<strong>der</strong>n sich von Jahr zu Jahr. Ein entscheiden<strong>der</strong> Faktor in <strong>der</strong> Entwicklung<br />

sind die digitalen Technologien. Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t ist die Globalisierung eine<br />

Selbstverständlichkeit. Die ständige Vernetzung führt dazu, dass Informationen<br />

sofort und überall verfügbar sind. Der Begriff Globalisierung wird vom Wort<br />

"global" abgeleitet und beschreibt eine weltweite - also globale - Vernetzung.<br />

Am Beispiel <strong>der</strong> Corona-Pandemie, die im Jahr 2020 ausbrach, wird die<br />

heutige Globalisierung gut ersichtlich: Informationen von allen Kontinenten<br />

konnten täglich verarbeitet werden (z. B. Infektionszahlen). Aktuelle<br />

Entwicklungen konnten erkannt und interpretiert werden (z. B. neue<br />

Virusvarianten). Impfstoffe aus Grossbritannien, China o<strong>der</strong> Deutschland<br />

konnten eingekauft und verwendet werden.<br />

Die Globalisierung hat weitere Folgen. Sie führt z. B. dazu, dass im Alltag<br />

Produkte aus aller Welt verfügbar werden. Im Gegensatz zu früher sind heute<br />

Erdbeeren ganzjährig erhältlich. Sie werden aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Kontinenten importiert.<br />

47


Ferner sorgt die Globalisierung dafür, dass dasselbe Produkt in verschiedenen<br />

Län<strong>der</strong>n vorhanden ist: Unabhängig davon, wie lange <strong>der</strong> Flug in die Ferien<br />

dauert, gibt es am Zielort einen McDonald's o<strong>der</strong> einen Burger King mit<br />

Produkten, die man kennt.<br />

?? Merke: Die Globalisierung vernetzt die Welt. Der Logistik werden alle Türen<br />

geöffnet.<br />

2.1.1 Auswirkungen auf die Unternehmen<br />

Die Globalisierung <strong>der</strong> Wirtschaft ist heute weit fortgeschritten. Güter werden<br />

über immer grössere Entfernungen transportiert, unter an<strong>der</strong>em auch, weil<br />

viele Unternehmen aus Kostengründen nicht mehr nur auf Eigenfertigung<br />

setzen. Ein grosser Teil <strong>der</strong> fremdgefertigten Güter kommt aus Asien, vor allem<br />

aus China und Japan, die weltweit Handel sowohl mit Massen- als auch mit<br />

Hightech-Produkten betreiben. Dieser internationale Handel als Folge <strong>der</strong><br />

Globalisierung wird vor allem über internationale Verträge geregelt. Die<br />

Verträge werden nach Standards <strong>der</strong> World Trade Organisation (WTO)<br />

abgeschlossen. Nicht nur Güter, ganze Unternehmen werden weltweit<br />

gehandelt. Die Besitzer vieler "Schweizer" Unternehmen sind Amerikaner,<br />

Japaner, Australier o<strong>der</strong> Russen. Aber auch Schweizer Bürger und<br />

Unternehmen kaufen weltweit Betriebe auf (o<strong>der</strong> halten zumindest die<br />

Aktienmehrheit). Mit Vorliebe kaufen sie Konkurrenzbetriebe.<br />

2.1.2 Auswirkungen auf die Arbeitsplätze<br />

Die Globalisierung kann in den Industrielän<strong>der</strong>n Arbeitsplätze vernichten. Um<br />

ihre Abhängigkeit von <strong>der</strong> Fremdfertigung zu reduzieren aber auch um Kosten<br />

zu sparen, eröffnen Unternehmen in den sogenannten "Billiglohnlän<strong>der</strong>n" eine<br />

Nie<strong>der</strong>lassung. In diesen Län<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> Lebensstandard tief. Die Menschen<br />

arbeiten nicht nur für weniger Geld, sie leisten auch deutlich mehr<br />

Arbeitsstunden pro Jahr; beides wirkt sich auf den Stückpreis aus. Vor allem<br />

grosse Unternehmen machen von dieser Möglichkeit Gebrauch. In ihren<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen können sie ihre Produkte o<strong>der</strong> auch nur Produktbestandteile<br />

viel günstiger herstellen lassen als im Land des Hauptsitzes. Dort können sie die<br />

"teuren" Arbeitsplätze abbauen. Die Globalisierung kann aber auch neue<br />

Arbeitsplätze schaffen. Wenn es einem Unternehmen gelingt, in einem<br />

an<strong>der</strong>en Land Fuss zu fassen, eröffnen sich ihm neue Absatzkanäle. Es kann<br />

seine Produktion steigern und neue Mitarbeitende anstellen.<br />

48


2.1.3 Auswirkungen auf die Logistik<br />

Die Pfeiler <strong>der</strong> Globalisierung sind weltweite Beschaffung und Produktion sowie<br />

weltweiter Absatz. Diese weltweiten Tätigkeiten sind durch mo<strong>der</strong>ne<br />

Transportabläufe und Kommunikation möglich.<br />

Dabei werden die Ansprüche von Industrie und Handel immer höher. Industrie<br />

und Handel suchen schnelle und kundenorientierte Logistikprozesse. Um<br />

diesen hohen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht zu werden, werden internationale<br />

Normen und Systeme eingesetzt. Sinnbild dafür sind die ISO-Container, mit<br />

denen ein wachsen<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> Gütertransporte abgewickelt wird.<br />

2.1.4 Auswirkungen auf die Politik<br />

Nicht nur aufgrund <strong>der</strong> Globalisierung haben sich die politischen Systeme von<br />

verschiedenen Län<strong>der</strong>n angeglichen. Heutzutage sind viele Län<strong>der</strong><br />

Demokratien und/o<strong>der</strong> haben eine liberalistische Wirtschaftsform.<br />

Entsprechend werden gleiche Ziele verfolgt, was eine günstige Voraussetzung<br />

ist für Freihandel und die Entstehung internationaler Zusammenschlüsse. Durch<br />

den gemeinsamen Handel entstehen unter den Nationen aber auch<br />

Abhängigkeiten. Ausserdem wird die globale Kriminalität ein immer grösseres<br />

Problem, z. B. Drogenhandel o<strong>der</strong> Terrorismus.<br />

2.1.5 Auswirkungen auf die Umwelt<br />

Das Hauptargument gegen die Globalisierung sind ihre ökologischen<br />

Auswirkungen. Die Bevölkerung wächst exponentiell, zudem erhöhen <strong>der</strong><br />

steigende Wohlstand und <strong>der</strong> schnelle Fortschritt in <strong>der</strong> Gesundheitsbranche<br />

die Lebenserwartung <strong>der</strong> Menschen. Um die Bedürfnisse <strong>der</strong> Menschen zu<br />

decken, müssen immer mehr Ressourcen abgebaut, mehr Ware rund um den<br />

49


Globus transportiert werden und mehr Betriebe geschaffen. All dies geschieht<br />

auf Kosten von natürlichen Ressourcen, die ein begrenztes Gut sind.<br />

2.1.6 Auswirkungen Kommunikation<br />

Die Globalisierung hat auch für die Kommunikation Vor- und Nachteile.<br />

Englisch gewinnt als internationale Sprache immer mehr an Bedeutung. Dies<br />

hat zwar den Vorteil, dass man sich mit Menschen von überall auf <strong>der</strong> Welt<br />

unterhalten kann. Es geraten dadurch aber viele alte Sprachen und Akzente<br />

in Vergessenheit. Auch die Digitalisierung, als Teil und Folge <strong>der</strong><br />

Globalisierung, vereinfacht die Kommunikation immens. Durch sie ist die<br />

ganze Welt mit nur einem Mausklick erreichbar. Doch auch dies kann<br />

Nachteile haben. Die berufliche und persönliche Situation sind entscheidende<br />

Faktoren, ob die Globalisierung für jemanden ein Vor- o<strong>der</strong> ein Nachteil ist.<br />

2.1.7 Vor- und Nachteile <strong>der</strong> Globalisierung<br />

Die Globalisierung bestimmt das Leben von uns allen. Sie spielt eine wichtige<br />

Rolle in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Sie birgt viele Chancen, aber auch<br />

eine Menge Risiken:<br />

Vorteile<br />

Nachteile<br />

Internationaler Handel und globale<br />

Zusammenarbeit<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

Verteilung des Wohlstands unter den<br />

Län<strong>der</strong>n<br />

Weltwirtschaft wächst stetig<br />

Innovationen sind allen zugänglich<br />

Weites Güterangebot und sinkende<br />

Preise<br />

Bessere Mobilität von Gütern und<br />

Personen<br />

Kommunikation mit Personen auf <strong>der</strong><br />

ganzen Welt<br />

Belastung <strong>der</strong> Umwelt<br />

Ausbeutung von Arbeitskräften (vor<br />

allem in Billiglohnlän<strong>der</strong>n)<br />

Ungerechte Verteilung des<br />

Wohlstandes und Vergrösserung <strong>der</strong><br />

Disparitäten<br />

Konkurrenzkampf um Konzerne<br />

Abhängigkeit von an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />

Umzug von Unternehmen ins Ausland<br />

Verschärfung <strong>der</strong> globalen<br />

Kriminalität<br />

Internationale Probleme und Krisen<br />

50


Kulturen wachsen zusammen<br />

Verlust von Kulturen<br />

2.2 Logistik<br />

Wie in Modul 101 erklärt, wurde <strong>der</strong> Begriff Logistik erstmals im Jahr 1955 in<br />

den USA und im Jahr 1960 im europäischen Raum im wirtschaftlichen Sinne<br />

angewandt. Von da an wurde <strong>der</strong> Begriff "Logistik" für zahlreiche Bereiche<br />

angewendet. In <strong>der</strong> heutigen Zeit beschäftigt man sich mit <strong>der</strong> Frage: Was ist<br />

nicht mehr Logistik?<br />

2.2.1 Der Begriff <strong>der</strong> Logistik<br />

Der Begriff "Logistik" wurde mit den Jahren immer wie<strong>der</strong> neu und<br />

umfassen<strong>der</strong> definiert. Früher verstand man unter dem Begriff:<br />

"Das Verteilen von Gütern"<br />

Eine weitere Definition aus den vergangenen Jahren:<br />

"Die Logistik plant, gestaltet und kontrolliert den Materialfluss von <strong>der</strong><br />

Beschaffung über die Verteilung bis zur Entsorgung von Gütern mit allen<br />

dazu gehörigen Informationen."<br />

Heute wird <strong>der</strong> Begriff Logistik wesentlich umfassen<strong>der</strong> definiert:<br />

"Planen, Ausführen und Kontrolle von Material-, Informations-, Werte-,<br />

Personen- und Energieflüssen. Es gilt eine gewisse Menge in einer<br />

bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort zu schaffen. Teildisziplinen sind z. B.<br />

Beschaffungs-, Lager-, Transport-, Produktions-, Distributions- und<br />

Entsorgungslogistik."<br />

Quelle: www.grin.com<br />

Diese Definition enthält nebst den Bereichen Beschaffung, Produktion,<br />

Lagerung, Transport/Verteilung und Entsorgung auch die Faktoren Zeit und<br />

Effizienz.<br />

51


Lagerlogistik<br />

Die Standortwahl des Lagers, die Gestaltung des idealen Lagersystems, die<br />

Lagertechnik sowie die Lagerorganisation bestehen aus logistischen<br />

Massnahmen, die geplant, durchgeführt und kontrolliert werden müssen. Des<br />

Weiteren gehört auch <strong>der</strong> Betrieb eines Lagers zur Lagerlogistik.<br />

Transportlogistik<br />

Die Transportlogistik umfasst einerseits den physischen Transport von Gütern<br />

via Strasse, Luft und Wasser von einem Ort zum an<strong>der</strong>en. An<strong>der</strong>erseits<br />

gehören dazu auch die mit dem Transport einhergehenden Aufgaben wie<br />

die Bereitstellung von Frachtbriefen, Kalkulation <strong>der</strong> Transportzeit sowie<br />

Planung des Einsatzes von Transportmitteln, Technik und Arbeitskraft.<br />

Intralogistik<br />

Die Intralogistik bildet in <strong>der</strong> Regel die kompletten logistischen Prozesse an<br />

einem bestimmten Standort ab; dabei kann es sich sowohl um ein<br />

produzierendes Unternehmen als auch um ein Distributionszentrum handeln.<br />

Somit umfasst die Intralogistik je nach Kontext die Produktionslogistik, die<br />

Lagerlogistik, die Verpackungslogistik und die Distributionslogistik. Die<br />

gesamten Materialflüsse innerhalb eines Standorts bilden den Kern <strong>der</strong><br />

Intralogistik.<br />

Verpackungslogistik<br />

Die Verpackungslogistik beinhaltet die Verfügbarmachung sowie Entsorgung<br />

des Verpackungsmaterials und die Auswahl desselben in Bezug auf<br />

verschieden Kriterien: Kostenersparnis, Qualitätssicherung des Transportguts,<br />

Aufrechterhaltung einer Kühlkette, Umweltverträglichkeit. Durch die<br />

Einführung von Technologien wie RFID (?? Modul 801) ist <strong>der</strong><br />

Verpackungslogistik eine noch grössere Bedeutung zugekommen. Denn die<br />

neuen Technologien ermöglichen, mit <strong>der</strong> Verpackung nicht nur Waren zu<br />

transportieren, son<strong>der</strong>n auch Informationen zu übermitteln o<strong>der</strong> zu<br />

generieren. Dadurch ergibt sich eine Schnittmenge mit<br />

<strong>der</strong> Informationslogistik.<br />

52


Informationslogistik<br />

Die Logistik ist angewiesen auf Echtzeit-Informationen. Informationen müssen<br />

entsprechend des Materialflusses bzw. des Warentransports zur Verfügung<br />

gestellt werden. Der aktuelle Standort und <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Ware sollen zu<br />

je<strong>der</strong> Zeit an die richtige Person übermittelt werden können. Dafür braucht es<br />

auch eine strategische Planung und die Entwicklung aller<br />

Informationssysteme, die für den Austausch von Informationen und für die<br />

Abwicklung von Geschäftsprozessen notwendig sind. Hier kommt<br />

beispielsweise die Blockchain-Technologie zur Anwendung. Die<br />

Blockchain ist eine Technologie, die sichere, nicht manipulierbare<br />

Transaktionen im Netz ermöglicht. Sie wird im Supply Chain Management<br />

eingesetzt und gehört zum Teilbereich <strong>der</strong> Informationslogistik.<br />

Filiallogistik<br />

Unter Filiallogistik versteht man die regelmässige Belieferung von Filialen einer<br />

Handelskette. Insbeson<strong>der</strong>e im Lebensmitteleinzelhandel gibt es Tausende<br />

von schnelldrehenden Artikeln, die speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen unterliegen, zum<br />

Beispiel bei <strong>der</strong> Anlieferung, <strong>der</strong> Lagerhaltung, <strong>der</strong> Abstellung von<br />

Mitarbeitern und dem Auffüllen von Regalen.<br />

Letzte-Meile-Logistik<br />

Im Versandhandel und im E-Commerce stellt die "Letzte Meile", also <strong>der</strong> Weg<br />

vom Verteilzentrum des Versanddienstleisters zur Lieferadresse des<br />

Endkunden, den teuersten, aufwändigsten und komplexesten Teil des<br />

gesamten Transportwegs dar. Die Zustellung auf <strong>der</strong> letzten Meile ist einerseits<br />

aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine logistische Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

An<strong>der</strong>erseits gibt es Herausfor<strong>der</strong>ungen aufgrund des erhöhten<br />

Verkehrsaufkommens innerhalb von Ortschaften und in Bezug auf<br />

umweltfreundlichere Lösungen. Z. B. sind mögliche Alternativen für Liefer- und<br />

Lastwagen in <strong>der</strong> Letzte-Meile-Logistik Lastenfahrrä<strong>der</strong>, Paketstationen o<strong>der</strong><br />

Microdepots in Innenstädten.<br />

2.3 Prozesskette <strong>der</strong> Logistik<br />

Die Vielfalt <strong>der</strong> Aufgaben innerhalb <strong>der</strong> Logistikkette ist gross. Deshalb haben<br />

sich viele Betriebe auf bestimmte Aufgabengebiete spezialisiert. Die<br />

Mitarbeitenden besitzen für die Ausübung <strong>der</strong> vorgesehenen Funktionen die<br />

53


ichtigen Fähigkeiten. Das Unternehmen verfügt über die geeigneten<br />

Einrichtungen und das organisatorische Know-how. Jedes Unternehmen<br />

besitzt also Kernkompetenzen für bestimmte Aufgaben. Grosse Unternehmen<br />

schliessen sich mit Partnern zusammen, um den Kunden mehrere<br />

Logistikbereiche o<strong>der</strong> logistische Gesamtlösungen anbieten zu können.<br />

Damit die ursprünglichen Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik erreicht werden, ist<br />

eine funktionierende Prozesskette zentral. Die Prozesskette wird wie folgt<br />

aufgezeichnet:<br />

Prozesskette <strong>der</strong> Logistik<br />

Jede Schnittstelle zu einem o<strong>der</strong> mehreren Partnern bedeutet eine grosse<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung. Qualität und Kundenorientierung müssen einheitlich<br />

verstanden werden.<br />

?? Merke: Die Prozesskette <strong>der</strong> Logistik kann oft nur in Zusammenarbeit mit<br />

einem Partner ausgeführt werden. Jede Schnittstelle kann auch eine<br />

Fehlerquelle sein.<br />

2.4 Supply Chain Management (SCM)<br />

Heute wird die Logistik in Verbindung gebracht mit dem englischen Begriff<br />

"Supply Chain Management". In <strong>der</strong> deutschen Übersetzung spricht man von<br />

einer Versorgungs-, Liefer- und Wertschöpfungskette. Diese kann wie folgt<br />

definiert werden:<br />

54


"Supply Chain Management (SCM) bzw. Lieferkettenmanagement, auch<br />

Wertschöpfungslehre genannt, bezeichnet die Planung und das<br />

Management (Verwalten) aller Aufgaben bei Lieferantenwahl, Beschaffung<br />

und Umwandlung sowie aller Bereiche <strong>der</strong> Logistik. Insbeson<strong>der</strong>e enthält es<br />

die Koordinierung und Zusammenarbeit <strong>der</strong> beteiligten Partner (Lieferanten,<br />

Händler, Logistikdienstleister, Kunden)."<br />

Der Begriff "Supply Chain Management" lässt sich nicht ohne weiteres vom<br />

Begriff "Logistik" abgrenzen. Der neue, englische Begriff wird aber nicht<br />

verwendet, um den etwas abgedroschenen Begriff "Logistik" zu ersetzen.<br />

Fachleute fassen den Begriff "Supply Chain" weiter und ordnen ihm die<br />

gesamte Wertschöpfungskette zu, nicht nur die Logistik.<br />

Am Anfang <strong>der</strong> Wertschöpfungskette stehen die Verhandlungen mit einem<br />

Lieferanten über den Preis und die Lieferkonditionen. Erst danach beginnt <strong>der</strong><br />

Prozess für die Logistiker, welche die Ware verpacken, transportieren, lagern,<br />

verteilen und irgendwann entsorgen. An<strong>der</strong>s formuliert beinhaltet <strong>der</strong> Begriff<br />

<strong>der</strong> Prozesskette die Aufgaben vom optimalen Güter- und Informationsfluss.<br />

SCM beinhaltet zusätzlich den optimalen Wertefluss und den direkten<br />

Kundenkontakt.<br />

55


Supply Chain Management - grafisch dargestellt<br />

Supply Chain Management<br />

Das Aufgabengebiet hat sich mit dem Supply Chain Management noch<br />

einmal vergrössert. Zur Aufgabe, das Produkt gemäss Anfor<strong>der</strong>ung an den<br />

Güterstrom zu liefern, kommen das Kunden- und Finanzmanagement hinzu.<br />

56


Modul 103_Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik<br />

Ausgangslage<br />

Die Logistik hat sich in den vergangenen Jahren laufend verän<strong>der</strong>t. Die<br />

Digitalisierung und die Globalisierung haben Anpassungen verlangt. Die<br />

Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik sind dennoch sehr ähnlich geblieben, wenn<br />

nicht sogar gleich. Am Ende wird die Logistik durch den Kunden an ganz<br />

einfachen Kriterien gemessen.<br />

Ein Beispiel: Du hast soeben die neueste Spielkonsole bei einem Warenhaus<br />

online bestellt. Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit du die Logistik in <strong>der</strong><br />

Lieferung als gut bewertest?<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Besprich deine Kriterien mit einer zweiten Person. Ist die Meinung gleich?<br />

57


Fachartikel Modul 103<br />

3. Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik<br />

Wir leben in einer Zeit, in <strong>der</strong> die Geschäftsprozesse effizient organisiert<br />

werden müssen, um dem Marktwachstum und den Kundenbedürfnissen<br />

gerecht zu werden. Entsprechend ist <strong>der</strong> Begriff Logistik sehr populär<br />

geworden. Früher wurden Lieferungen und Einzelhandelskäufe persönlich<br />

o<strong>der</strong> über Kanäle wie Fax, Telefon und Einschreiben getätigt. Die Technologie<br />

und die digitale Welt machen es heutzutage möglich, mit einem einzigen<br />

Mausklick einzukaufen. Die Unternehmen kommunizieren mit Hilfe von<br />

hochentwickelter Software miteinan<strong>der</strong>.<br />

Das Marketing nimmt eine neue Gestalt an. Geschäftsprozesse (betriebliche,<br />

organisatorische, verwaltungstechnische) werden unter strategischen<br />

Gesichtspunkten geplant. Die Strategie zielt darauf ab, die Kommunikation<br />

zwischen den Bereichen innerhalb des Unternehmens zu optimieren o<strong>der</strong><br />

zwischen internen und externen Parteien. Dadurch sollen die Produktion und<br />

<strong>der</strong> Vertrieb verbessert werden. Die Taktik dient dazu, plötzliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen auf dem Markt aufzugreifen, damit das Unternehmen<br />

angemessen darauf reagieren kann.<br />

Die Ressourcen werden optimiert, um die Kosten zu senken und gleichzeitig<br />

die Gewinne zu steigern. Das Unternehmen wird zu einer Organisation von<br />

Vermögenswerten und Kapital. Die Organisation wird bis ins kleinste Detail<br />

verwaltet, um das Geschäft erfolgreich zu machen.<br />

Nach den Grundsätzen <strong>der</strong> Betriebswirtschaftslehre erzielt ein Unternehmen<br />

dann Gewinne, wenn es wirksam und effizient arbeitet:<br />

• Wirksamkeit ist die Fähigkeit einer Einrichtung, die gesetzten Ziele innerhalb<br />

des festgelegten Zeitrahmens zu erreichen,<br />

• Effizienz ist die Erreichung von Zielen ohne Verschwendung von Ressourcen.<br />

Logistik ist die Gesamtheit <strong>der</strong> organisatorischen, verwaltungstechnischen und<br />

strategischen Tätigkeiten, die den Material- und damit zusammenhängenden<br />

Informationsfluss im Unternehmen regeln; vom Ursprung bei den Lieferanten<br />

bis zur Lieferung <strong>der</strong> fertigen Produkte an die Kunden und den Kundendienst.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: Die Unternehmenslogistik ist ein spezifischer Teil <strong>der</strong><br />

Lieferkette, dessen Aufgabe es ist, die Aktivitäten des Unternehmens und<br />

58


seine Beziehungen zur Aussenwelt zu optimieren, indem die Ressourcen<br />

optimiert und die Prozesse effektiv und effizient gestaltet werden.<br />

Zielsetzungen <strong>der</strong> Logistik<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> Logistik<br />

Die wichtigsten Tätigkeiten <strong>der</strong> Logistik sind die Beschaffung von Material und<br />

Produktionsressourcen einschliesslich Humankapital, die Umwandlung von<br />

Ressourcen in Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen und <strong>der</strong> Vertrieb von Produkten<br />

o<strong>der</strong> Dienstleistungen auf dem Markt.<br />

3.1 Definition <strong>der</strong> Logistik<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Logistik leicht zu interpretieren ist, bietet die Society<br />

Of Logistic Engineers (S.O.L.E.) eine weitere Definition:<br />

"Logistik ist die Kunst und Wissenschaft <strong>der</strong> Organisation, Planung und<br />

technischen Tätigkeit in Bezug auf die Anfor<strong>der</strong>ungen, die Definition, die<br />

59


Versorgung und die Ressourcen, die zur Unterstützung von Zielen, Plänen und<br />

Operationen erfor<strong>der</strong>lich sind."<br />

Quelle: http://www.sole.org/<br />

3.2 Vereinfachte Darstellung <strong>der</strong> Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Logistik<br />

Über die Jahre gab es in <strong>der</strong> Logistik verschiedene Definitionen von Aufgaben<br />

und Zielen, die erreicht werden sollen. Die Definitionen haben sich entwickelt<br />

und wurden immer umfangreicher.<br />

3.2.1 Ziel<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Logistik lässt sich aus <strong>der</strong> Begriffsdefinition ableiten:<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Logistik ist, den bestmöglichen Güter- und Datenfluss zu<br />

gewährleisten.<br />

3.2.2 Aufgaben<br />

Das anspruchsvolle Ziel kann die Logistik nur mit einer qualitativ hochwertigen<br />

Leistung erreichen, das heisst, sie muss folgende "R-Aufgaben" erfüllen:<br />

6R-Definition nach Prof. Jünemann:<br />

• Richtige Güter<br />

• Richtige Menge<br />

• Richtige Qualität<br />

• Richtige Zeit<br />

• Richtiger Ort<br />

• Richtige Kosten<br />

Zwei weitere "R" sind dazugekommen und gewinnen an Bedeutung:<br />

60


• Richtige Informationen<br />

• Richtige Kunden<br />

In <strong>der</strong> Logistik geht es also darum, Güter verfügbar zu machen. Die 6R zeigen,<br />

welche Aspekte einbezogen werden müssen, damit eine logistische Aufgabe<br />

erfolgreich ausgeführt werden kann.<br />

Die Entwicklung einer Logistik-Definition<br />

Jahrelang lag <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong> Logistik auf 4R, nämlich dem richtigen Produkt in<br />

<strong>der</strong> richtigen Qualität zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mittlerweile sind die<br />

Menge und die Kosten dazugekommen, um <strong>der</strong> reduzierten Fertigungstiefe<br />

gerecht zu werden (z. B. bei einer Just-in-Time-Produktion, ?? Modul 504). So<br />

haben sich die 6R als Kernelemente <strong>der</strong> Logistik etabliert.<br />

Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Heute wird auch von 7R (6R<br />

plus die richtige Information) o<strong>der</strong> 8R (6R plus die richtige Information und <strong>der</strong><br />

richtige Kunde) gesprochen. Von diesen Erweiterungen ist die Rede, weil die<br />

Steuerung und Bedeutung <strong>der</strong> logistischen Prozesse sowohl in <strong>der</strong> industriellen<br />

Fertigung als auch gesamtgesellschaftlich zunehmen.<br />

61


Modul 104_Warenfluss<br />

Ausgangslage<br />

Der Warenfluss (auch Güterfluss genannt) bezeichnet den Weg, den ein<br />

Produkt geht. Dieser Weg sollte möglichst übersichtlich, einfach und klar sein.<br />

62


Fachartikel Modul 104<br />

4. Warenfluss<br />

Im Modul 102 wurden die Begriffe Logistikprozess und Supply Chain<br />

Management (SCM) vertieft. Die Begriffe sind sich ähnlich und verfolgen eine<br />

ähnliche Zielsetzung. Ziele sind u. a. <strong>der</strong> optimale Warenfluss und die<br />

optimalen Güterströme. Damit diese Zielsetzung erreicht werden kann, muss<br />

<strong>der</strong> Warenfluss bekannt sein und optimal gestaltet werden. Allenfalls braucht<br />

es bei <strong>der</strong> Ausgestaltung eines Warenflusses Unterstützung durch einen<br />

Partner.<br />

Der Warenfluss innerhalb <strong>der</strong> Prozesskette <strong>der</strong> Logistik:<br />

Prozesskette <strong>der</strong> Logistik<br />

4.1 Beschaffung<br />

Die Beschaffung von Gütern ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, für welche<br />

die sogenannten Einkäufer zuständig sind. Einkäufer sind ausgebildete<br />

Fachkräfte, die nach den Gütern mit dem bestmöglichen Preis/Leistungs-<br />

Verhältnis suchen und mit den Lieferanten die Lieferbedingungen und -<br />

verträge aushandeln. Einkäufer sind dafür verantwortlich, dass ihren<br />

Unternehmen immer die richtigen Güter in hoher Qualität möglichst<br />

kostengünstig zur Verfügung stehen.<br />

63


Die Globalisierung und die neuen digitalen Möglichkeiten haben die<br />

Beschaffung zu einer grossen Herausfor<strong>der</strong>ung gemacht. Es ist nicht<br />

aussergewöhnlich, dass Lieferanten in an<strong>der</strong>en Zeitzonen o<strong>der</strong><br />

Sprachregionen sind.<br />

4.2 Produktion<br />

Die industrielle Produktion bedingt den Einsatz von Maschinen. Weil <strong>der</strong>en<br />

Anschaffung teuer ist, sollten sie voll ausgelastet werden. Das erfor<strong>der</strong>t eine<br />

genaue Planung und Steuerung des gesamten Produktionsprozesses. Die<br />

Maschinen müssen mit Rohstoffen "gefüttert" werden und das Hergestellte<br />

muss abtransportiert werden.<br />

Für die Produktionslogistik ist es eine grosse Herausfor<strong>der</strong>ung, die richtige<br />

Menge für den Produktionsprozess zu finden. Zu grosse Mengen können zu<br />

64


einer Überproduktion (Verstopfung) führen. Die Produktion von zu kleinen<br />

Mengen ist hingegen finanziell nicht interessant.<br />

4.3 Verteilung (Distribution)<br />

Die Verteilung <strong>der</strong> Güter vom Produzenten zum Endverbraucher nennt man<br />

Distribution. Sie ist auf verschiedene Arten möglich. Zum Beispiel verteilt die<br />

Post die adressierten Sendungen bis zum Adressaten, also bis zum<br />

Endverbraucher. Dies gilt auch für an<strong>der</strong>e Paket- und Service-Unternehmen.<br />

Beim Detailhandel hingegen werden nicht die Kunden direkt beliefert,<br />

son<strong>der</strong>n die Verkaufsstellen. Dort kann sich <strong>der</strong> Kunde die gewünschte Ware<br />

besorgen und diese mit nach Hause nehmen. Die Entwicklung im<br />

Strassentransport führt ständig zu neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

4.4 Entsorgung<br />

Die Entsorgung von Reststoffen ist <strong>der</strong> letzte Bereich in <strong>der</strong> Logistikkette. Nach<br />

Möglichkeit sollten Reststoffe <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung zugeführt werden, dem<br />

sogenannten Recycling. Die nicht wie<strong>der</strong>verwertbaren Stoffe werden in <strong>der</strong><br />

Regel verbrannt.<br />

65


Logistikbetriebe befassen sich täglich mit <strong>der</strong> fachgerechten Entsorgung von<br />

Reststoffen. Dies sind zum Beispiel Verpackungsmaterialien o<strong>der</strong> verbrauchte<br />

Gegenstände. Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk ist auf die Schadstoffe zu richten,<br />

die bei <strong>der</strong> Entsorgung vieler Produkte des täglichen Bedarfs anfallen.<br />

4.5 TUL-Prozesse<br />

Die unterstützenden Prozesse innerhalb des SCM werden TUL-Prozesse<br />

(Transport-, Umschlags- und Lagerprozesse) genannt. Der Unterschied zu den<br />

vorgängig beschriebenen Prozessen besteht darin, dass die TUL-Prozesse<br />

innerhalb und zwischen den Bereichen eine unterstützende Funktion<br />

wahrnehmen.<br />

4.5.1 TUL - Der Transport<br />

Güter können über verschiedene Verkehrsträger transportiert werden: Strasse,<br />

Schiene, Wasser und Luft. Je nach Verkehrsträger kommen an<strong>der</strong>e<br />

Transportmittel in Frage. Die Wahl des Verkehrsträgers und damit des<br />

Transportmittels erfolgt in <strong>der</strong> Regel nach den Kriterien Preis, Sicherheit,<br />

Geschwindigkeit und Effizienz. Mit <strong>der</strong> massiven Zunahme <strong>der</strong> Gütertransporte<br />

in den letzten Jahren haben zudem die ökologischen Kriterien<br />

(Umweltverträglichkeit) an Bedeutung gewonnen.<br />

66


4.5.2 TUL - Der Umschlag<br />

Wenn Güter entgegengenommen o<strong>der</strong> von einem Verkehrsmittel auf ein<br />

an<strong>der</strong>es umgeladen werden, spricht man von Güterumschlag.<br />

Güterumschlag heisst: Güter werden entladen, zwischengelagert und wie<strong>der</strong><br />

verladen.<br />

4.5.3 TUL - Die Lagerung<br />

Die fachgerechte Lagerung von Gütern ist eine zentrale Aufgabe innerhalb<br />

<strong>der</strong> Logistikkette. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Lagerarten und Systeme.<br />

Jedes Lager hat seinen ganz speziellen Charakter. Lagerform und technische<br />

Einrichtungen richten sich nach den Lagergütern und <strong>der</strong> Lagerdauer.<br />

67


4.6 Der Warenfluss als Dienstleister vers. Produzent<br />

Der Warenfluss kann unterschiedlich aussehen. Die richtige Reihenfolge ergibt<br />

sich aus <strong>der</strong> zu erfüllenden Aufgabe. Die Unterschiede werden ersichtlich,<br />

wenn man einen einfachen Warenfluss eines Dienstleisters und eines<br />

Produzenten vergleicht:<br />

4.6.1 Warenfluss Dienstleister<br />

Der Dienstleister kauft seine Güter ein und verkauft sie wie<strong>der</strong>. Er ist darauf<br />

spezialisiert, die richtigen Güter einzukaufen, sie werthaltend zu lagern und an<br />

den richtigen Kunden zu verkaufen.<br />

68


4.6.2 Warenfluss Produzent<br />

Im Gegensatz zum Dienstleister verän<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Produzent das Produkt<br />

innerhalb des Warenflusses. Deshalb gehören zu seinen Aufgabenbereichen<br />

auch das Montieren o<strong>der</strong> das Produzieren. Das Produkt verän<strong>der</strong>t sich von<br />

einem Rohstoff o<strong>der</strong> einem Halbfabrikat im Wareneingang zu einem<br />

Halbfabrikat o<strong>der</strong> einem Fertigprodukt im Warenausgang.<br />

?? Merke: Ein Warenfluss ist sehr unternehmensspezifisch. Entsprechend gibt es eine<br />

grosse Vielfalt an Darstellungen und verwendeten Begriffen.<br />

4.7 Logistikgrössen<br />

Logistik braucht es dann, wenn Lieferanten etwas verkaufen und Kunden<br />

etwas kaufen wollen. Lieferanten sind Unternehmen, die Rohmaterial,<br />

Halbfabrikate o<strong>der</strong> Fertigfabrikate gegen Bezahlung liefern. Kunden sind<br />

Abnehmer dieser Güter, die dafür bezahlen. Selten ist ein Unternehmen nur<br />

Lieferant o<strong>der</strong> nur Kunde; die meisten sind beides. Bei genauer Betrachtung<br />

findet sich überall eine Art <strong>der</strong> Logistik, grosse und kleine, einfache und<br />

komplizierte. Auch ein Privathaushalt ist eigentlich eine Logistik, denn auch<br />

hier muss die Versorgung mit Alltagsgütern und die Entsorgung <strong>der</strong> Abfälle<br />

organisiert werden, und auch hier klappt das nur mit einer funktionierenden<br />

Kommunikation.<br />

69


Für die Einteilung <strong>der</strong> Logistik in verschiedene Grössen gibt es mehrere<br />

Fachbegriffe:<br />

1. Hersteller von Flurför<strong>der</strong>zeugen sprechen von einer Intralogistik. Dabei handelt<br />

es sich um eine interne Logistik vom Wareneingang bis zum Warenausgang.<br />

Diese Grösse <strong>der</strong> Logistik ist auch unter den Begriffen innerbetriebliche Logistik<br />

o<strong>der</strong> Mikrologistik bekannt.<br />

2. Entsteht eine Logistik zwischen mindestens zwei Unternehmen, wird diese<br />

unternehmensübergreifende Logistik o<strong>der</strong> Metalogistik genannt.<br />

3. Die Makrologistik o<strong>der</strong> die weltweite Logistik bezeichnen internationale o<strong>der</strong><br />

auch interkontinentale Güterbewegungen zwischen zwei Unternehmen.<br />

70


Modul 105_Güter<br />

Ausgangslage<br />

Der Warenfluss ist <strong>der</strong> Weg, den die Güter durchlaufen. Er wird beeinflusst vom<br />

Gut resp. dem Gegenstand, <strong>der</strong> transportiert wird. Aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl<br />

unterschiedlicher Güter in <strong>der</strong> Logistik gibt es eine Vielzahl von<br />

unterschiedlichen Warenflüssen.<br />

Produkt:<br />

1. Notiere den Namen von einem Produkt aus deinem Lehrbetrieb,<br />

das beson<strong>der</strong>s einfach zu bearbeiten o<strong>der</strong> verarbeiten ist - ein<br />

Gegenstand, bei dem im Handling keine grösseren<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen bestehen. Notiere zudem, weshalb dieser<br />

Gegenstand keine grössere Herausfor<strong>der</strong>ung ist und begründe<br />

deine Wahl.<br />

Begründung:<br />

Produkt:<br />

2. Nicht alle Produkte sind einfach in <strong>der</strong> Handhabung. Oft<br />

werden Gegenstände transportiert, welche Logistiker und<br />

Logistikerinnen herausfor<strong>der</strong>n. Notiere einen Gegenstand aus<br />

deinem Lehrbetrieb, <strong>der</strong> die Logistik herausfor<strong>der</strong>t und<br />

begründe deine Wahl.<br />

Begründung:<br />

Produkt:<br />

3. Sprich dich mit deinem Pultnachbar, deiner Pultnachbarin ab.<br />

Was für Antworten hat er/sie notiert? Notiere das Produkt des<br />

Pultnachbars, <strong>der</strong> Pultnachbarin und schreibe Gründe auf,<br />

weshalb dieses die Logistik vor Herausfor<strong>der</strong>ungen stellt.<br />

Begründung:<br />

71


Fachartikel Modul 105<br />

5. Güter<br />

Der Begriff "Güter" bezeichnet die physischen Gegenstände, mit denen<br />

Logistik betrieben wird. Güter werden auch Artikel, Waren o<strong>der</strong> Produkte<br />

genannt. Der Umgang mit <strong>der</strong> grossen Vielfalt an Gütern ist die grösste<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Logistik. Einige Beispiele für Güter mit speziellen<br />

Eigenschaften:<br />

Mini-Schrauben ab<br />

0.6mm<br />

Traktoren-Pneu 2.32 m<br />

Durchmesser<br />

Unter Druck stehende<br />

Gasflaschen<br />

5.1 Eigenschaften und Handhabung von Gütern<br />

Alle Güter haben spezifische Eigenschaften, die bei <strong>der</strong> Handhabung zu<br />

berücksichtigen sind. Äpfel sind zum Beispiel von Natur aus ver<strong>der</strong>blich, druckund<br />

temperaturempfindlich. Weil Druckstellen ihr Ver<strong>der</strong>ben beschleunigen,<br />

erfor<strong>der</strong>n Äpfel eine beson<strong>der</strong>s schonende Handhabung. Technische<br />

Hilfsmittel, die bei <strong>der</strong> Handhabung von Äpfeln eingesetzt werden, müssen so<br />

konstruiert sein, dass sie ihnen nicht schaden. An<strong>der</strong>e Güter erfor<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>e<br />

technische Hilfsmittel.<br />

72


Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Hilfsmittel sind folgende Gütereigenschaften zu<br />

berücksichtigen:<br />

• Abmessung, Volumen<br />

• Dichte (spezifisches Gewicht)<br />

• Aggregatzustand (gasförmig, flüssig, fest)<br />

• Ver<strong>der</strong>blichkeit<br />

• Zerbrechlichkeit<br />

• Stapelbarkeit<br />

• Wert (diebstahlsichere Lagerung)<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an eine sorgfältige Handhabung <strong>der</strong> Güter sind fast so<br />

zahlreich wie die Güter selbst. Jede Branche hat eigene Bestimmungen für<br />

den Umgang mit ihren Gütern.<br />

5.2 Verarbeitungsgrad<br />

Im Verlaufe des Produktionsprozesses durchlaufen die meisten Güter mehrere<br />

Verarbeitungsstufen. Bei je<strong>der</strong> Verarbeitungsstufe können an<strong>der</strong>e<br />

Eigenschaften zu berücksichtigen sein. Je nach Verarbeitungsgrad werden<br />

die Güter in Rohstoffe, Halb- und Fertigfabrikate eingeteilt.<br />

5.2.1 Rohstoffe<br />

Rohstoffe sind unbearbeitete Güter. Die sogenannten "Primären Rohstoffe"<br />

stammen direkt aus <strong>der</strong> Natur, wie zum Beispiel die Bodenschätze Eisenerz,<br />

Erdöl und Kohle. Auch Holz, Sand, Wasser usw. können als Rohstoffe genutzt<br />

werden. "Sekundäre Rohstoffe" sind jene Rohstoffe, die man aus Abfällen<br />

(Recycling) wie<strong>der</strong>gewonnen hat.<br />

Sandabbau in Indonesien = Primärer<br />

Rohstoff<br />

PET Recycling = Sekundärer<br />

Rohstoff<br />

73


5.2.2 Halbfabrikate<br />

Halbfabrikate sind Rohstoffe, die soweit bearbeitet worden sind, dass sie<br />

weiterverwendet werden können (z. B. Stahl und Holzbretter). Auch das Mehl<br />

zum Brotbacken ist ein Halbfabrikat, gewonnen aus dem Rohstoff Getreide.<br />

Auch Salz ist im Grunde genommen ein Rohstoff. Das im Brot verwendete<br />

Haushaltsalz ist jedoch ein Halbfabrikat o<strong>der</strong> gar ein Fertigprodukt, denn es<br />

wurde gereinigt, allenfalls mit Fluor versetzt und abgepackt. Auch<br />

elektronische Bauteile sind Halbfabrikate, weil es verschiedene davon<br />

braucht, damit ein funktionierendes Gerät zusammengebaut werden kann.<br />

Bretter aus Fichte<br />

5.2.3 Fertigwaren<br />

Als Fertigwaren werden jene Produkte bezeichnet, die keine weitere<br />

Verarbeitungsstufe mehr benötigen, damit sie dem Endverbraucher dienen<br />

können. Es gibt sie in einer riesigen Auswahl, vom einfachen Brot bis zur<br />

hochkomplizierten Maschine. Heutzutage sind auch viele Güter des täglichen<br />

Bedarfs Fertigprodukte, zum Beispiel die Tiefkühlpizza.<br />

Beispiel eines Fertigproduktes: Der Fernseher<br />

74


5.2.4 Verarbeitungsgrad beurteilen<br />

Je nach Betrachter kann die Wahrnehmung des Verarbeitungsgrads eines<br />

Produktes unterschiedlich sein.<br />

Wenn man das Ziel hat, Apfelsaft zu erstellen, beurteilt man den Apfel als<br />

Rohstoff. Was aber, wenn <strong>der</strong> Apfel direkt vom Baum gepflückt und gegessen<br />

wird? Dann kann das Produkt als Fertigware bezeichnet werden.<br />

Merke: Der Verarbeitungsgrad kann je nach Sicht des Betrachters<br />

unterschiedlich sein.<br />

5.3 Kriterien für die Lagerfähigkeit von Gütern<br />

Die Eigenschaften eines Gutes sind für die Lagerung von grundsätzlicher<br />

Bedeutung. Die Wahl des Lagerortes wird im Wesentlichen von drei Kriterien<br />

bestimmt:<br />

• Ver<strong>der</strong>blichkeit<br />

• Gefährlichkeit<br />

• Handhabung<br />

Ver<strong>der</strong>blichkeit Gefährlichkeit Handhabung<br />

75


Unter Umständen müssen bei <strong>der</strong> Wahl des Lagerortes mehrere Eigenschaften<br />

gleichzeitig berücksichtigt werden. Gefährliche Güter können zum Beispiel<br />

ebenfalls ver<strong>der</strong>blich sein.<br />

5.4 Ver<strong>der</strong>blichkeit<br />

Lagergüter können durch eine Vielzahl von Einflüssen ver<strong>der</strong>ben. Äussere<br />

Einflüsse führen zu einer spontanen Schädigung o<strong>der</strong> langsamen Zerstörung<br />

des Lagerguts. Typische spontane Einflüsse sind:<br />

• mechanische Einflüsse (Stoss, Fall, Druck)<br />

• Hitze<br />

• Kälte<br />

• Nässe<br />

• elektrostatische Entladung (ESD)<br />

Spontane Beschädigungen geschehen meistens nicht während <strong>der</strong><br />

Lagerung, son<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> Annahme, <strong>der</strong> Kontrolle, während des<br />

innerbetrieblichen Transportes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einlagerung. Durch eine sorgfältige<br />

Arbeitsweise lassen sich viele Schäden vermeiden.<br />

5.4.1 Mechanische Einflüsse (Stoss, Fall, Druck)<br />

Vor allem im Verlauf des Transportes sind Güter mechanischen Belastungen<br />

ausgesetzt. Aufgrund <strong>der</strong> Transportbewegung wirken Kräfte auf das Gut ein:<br />

Es kann anstossen, umstürzen o<strong>der</strong> abstürzen. Durch geeignete<br />

Sicherungsmassnahmen können Schäden vermieden werden. Hochwertige<br />

Güter können bereits durch eine zu grosse Neigung beschädigt o<strong>der</strong> zerstört<br />

werden, z. B. eine empfindliche Maschine. Auch die Beschädigung von<br />

Lagergütern durch harte o<strong>der</strong> spitze Gegenstände gilt als mechanischer<br />

Einfluss. Insbeson<strong>der</strong>e mit den Gabelzinken von Staplern werden immer<br />

wie<strong>der</strong> Schäden angerichtet.<br />

5.4.2 Hitze<br />

Temperaturempfindliche Güter können durch Hitze rasch zerstört werden.<br />

Je<strong>der</strong> und jede kennt es: Das Softeis zerfliesst in <strong>der</strong> sommerlichen Wärme so<br />

rasch, dass man mit dem Verzehr kaum nachkommt. Im Lagerbereich kann<br />

Hitzeeinwirkung gravierende Folgen haben. Wenn gekühlte Güter zu lange<br />

einer zu hohen Temperatur ausgesetzt sind bzw. zu wenig gekühlt werden,<br />

können sie unbrauchbar werden. Beispiele dafür sind Milch- o<strong>der</strong><br />

76


Fleischprodukte. Güter, die durch einen Unterbruch in <strong>der</strong> sogenannten<br />

Kühlkette zu warm angeliefert werden, können gar nicht erst angenommen<br />

werden.<br />

5.4.3 Kälte<br />

Ähnlich wie die Hitze kann auch Kälte Schäden anrichten. Gewisse Gemüse<br />

und Südfrüchte, aber auch Blumen vertragen keine Minustemperaturen.<br />

Auch wenn diese Produkte den Minustemperaturen nur kurz ausgesetzt sind,<br />

können Teile davon gefrieren. Der darauf folgende "Gefrierbrand" macht die<br />

Produkte unbrauchbar. Logistikerinnen und Logistiker achten darauf, dass die<br />

Güter immer in dem für sie idealen Temperaturbereich verbleiben und keinen<br />

schädlichen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden.<br />

5.4.4 Nässe<br />

Die spontane Einwirkung von Feuchtigkeit und Nässe zerstört Lagergüter<br />

rasch. Sie müssen entwe<strong>der</strong> durch die Verpackung geschützt werden o<strong>der</strong><br />

dürfen <strong>der</strong> Feuchtigkeit und Nässe gar nicht ausgesetzt werden. Regen<br />

zerstört Güter ebenso wie eine unabsichtlich ausgelöste Sprinkleranlage.<br />

Vor nässe schützen<br />

5.4.5 Elektrostatische Entladung (ESD)<br />

Die meisten haben schon in irgendeiner Form mit elektrostatischer Entladung<br />

Erfahrungen gemacht. Vor allem im Winter, wenn im Innern <strong>der</strong> Gebäude die<br />

Luft trocken ist, zucken wir oft beim Berühren einer Türfalle zusammen, weil wir<br />

einen elektrischen Schlag verspüren, o<strong>der</strong> die Haare stellen sich beim<br />

Kämmen auf und knistern. Der Mensch erzeugt dauernd elektrostatische<br />

Aufladung, die sich bei Erdkontakt wie<strong>der</strong> entlädt. Dieses Phänomen ist unter<br />

dem Begriff Electrostatic Discharge (ESD) bekannt. Elektronische Bauteile wie<br />

Mikroprozessoren o<strong>der</strong> Transistoren (sogenannte Halbleiter) können durch ESD<br />

77


zerstört werden. Überall, wo solche Bauteile gelagert, eingebaut o<strong>der</strong><br />

transportiert werden, müssen deshalb Schutzmassnahmen ergriffen werden.<br />

Mitarbeitende, die elektronische Teile anfassen, müssen geerdet sein. Die<br />

wichtigste Regel für den Logistikbereich: Elektronische Bauteile nur wenn nötig<br />

aus <strong>der</strong> Schutzverpackung nehmen.<br />

Vorsicht ESD<br />

5.5 Ver<strong>der</strong>blichkeit durch langandauernde Einflüsse<br />

Während sich die Beschädigung von Gütern durch spontane äussere Einflüsse<br />

mit Sorgfalt verhin<strong>der</strong>n lässt, sind lang andauernde schädliche Einflüsse nicht<br />

immer zu erkennen. Ob eine äussere Einwirkung Schaden anrichtet o<strong>der</strong><br />

nicht, ist von den Eigenschaften des Lagergutes abhängig. Das Wissen um die<br />

Empfindlichkeit <strong>der</strong> Güter bildet deshalb die Grundlage für eine schadenfreie<br />

Lagerung. Schäden können vor allem die folgenden Einflüsse anrichten:<br />

• Stapeldruck<br />

• falsche Lagertemperatur<br />

• unzuträgliche Luftfeuchtigkeit (zu feucht o<strong>der</strong> zu trocken)<br />

• Lichteinfluss<br />

• Alterung<br />

• Schädlinge<br />

• gegenseitige Beeinflussung von Lagergütern<br />

5.5.1 Stapeldruck<br />

Beim Aufeinan<strong>der</strong>stapeln von Gütern entsteht Stapeldruck. In Blöcken dürfen<br />

deshalb nur Waren gelagert werden, die gegen Druck unempfindlich sind.<br />

Güter können durch Stapeldruck beschädigt werden, wenn das Gewicht des<br />

Stapels zu gross ist o<strong>der</strong> durch ungenaue Stapelung Druckstellen entstehen.<br />

78


Spezielle Aufmerksamkeit bei <strong>der</strong> Blockstapelung benötigen Säcke. Diese<br />

können im Extremfall platzen. Aufmerksame Mitarbeitende achten auf<br />

zerdrückte Verpackungen o<strong>der</strong> schiefe Stapel und verhin<strong>der</strong>n Schaden durch<br />

rechtzeitigen Abbau. Gemüse o<strong>der</strong> Früchte dürfen nur in stabilen Behältern<br />

aufeinan<strong>der</strong>gestapelt werden. Diese Behälter dürfen nur so stark gefüllt<br />

werden, dass sie den Inhalt vollständig schützen.<br />

Max. 8 Lagen stapeln<br />

5.5.2 Lagertemperatur<br />

Nicht konservierte Lebensmittel können nur in klimatisierten, gekühlten o<strong>der</strong><br />

tiefgekühlten Lagern aufbewahrt werden. Die Temperatur richtet sich nach<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Produkte. Dabei gelten heute folgende Richtwerte:<br />

Fleisch- und Wurstwaren: 0 bis +2° C<br />

Milchprodukte: +2 bis +4° C<br />

Früchte und Gemüse: +4 bis +6° C<br />

Vorräume von Tiefkühllagern: +4 bis +6° C<br />

Tiefkühlprodukte: unter <strong>–</strong>18° C<br />

Was bewirkt die Kühlung?<br />

Organische Stoffe, zu denen auch die Lebensmittel gehören, werden von<br />

Bakterien und Pilzen angegriffen o<strong>der</strong> zersetzt und damit ungeniessbar. Diese<br />

Kleinstlebewesen (Mikroorganismen) brauchen zur Ausbreitung Wärme und<br />

Feuchtigkeit. Durch Kühlung wird die Vermehrung von Bakterien und Pilzen<br />

stark eingeschränkt. Bei Temperaturen unter <strong>–</strong>18° C kommt die Ausbreitung<br />

völlig zum Stillstand. Die Bakterien o<strong>der</strong> Pilze sterben dabei aber nicht ab,<br />

son<strong>der</strong>n fallen in eine Art Winterschlaf. Sobald die Temperatur steigt,<br />

79


erwachen diese Kleinstlebewesen wie<strong>der</strong>, und die Vermehrung beginnt von<br />

Neuem. Tiefgekühlte Lebensmittel dürfen deshalb nach dem Auftauen nicht<br />

wie<strong>der</strong> eingefroren werden. Es wird unterschieden zwischen Kühlen und<br />

Tiefkühlen:<br />

• Kühlen 0-5 o C<br />

• Tiefkühlen -18 o C<br />

5.5.3 Luftfeuchtigkeit<br />

Mit dem Begriff "Luftfeuchtigkeit" ist <strong>der</strong> Anteil Wasser pro Kubikmeter Luft<br />

gemeint. Die Fachleute sprechen von relativer Luftfeuchtigkeit, weil <strong>der</strong><br />

Wasseranteil nicht konstant, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Temperatur abhängig ist.<br />

Konkret: Warme Luft hat die Fähigkeit, wesentlich mehr Wasser aufzunehmen<br />

als kalte. Dadurch entsteht im Winter auch die trockene Luft in <strong>der</strong> Wohnung.<br />

Durch Lüften kann kalte Luft einströmen, <strong>der</strong>en Luftfeuchtigkeit sehr hoch sein<br />

kann, wenn es draussen regnet o<strong>der</strong> schneit. Durch die Erwärmung nimmt die<br />

Fähigkeit <strong>der</strong> Luft erheblich zu, Flüssigkeit zu speichern, also sinkt die relative<br />

Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit zur Temperatur.<br />

Zu hohe Luftfeuchtigkeit: Feuchtigkeitsempfindliche Produkte nehmen die<br />

Feuchtigkeit aus <strong>der</strong> Luft auf. In <strong>der</strong> Fachsprache reagieren sie<br />

"hygroskopisch". Ein solches Produkt ist z. B. Papier. Durch hygroskopische<br />

Reaktionen können aber auch pulverförmige Stoffe verklumpen (z. B. Zucker).<br />

Den Verpackungen elektronischer Geräte werden oft Beutel mit einem<br />

Trockenmittel beigegeben. Dieses Trockenmittel (in <strong>der</strong> Regel Silica-Gel o<strong>der</strong><br />

Trockenton) kann Feuchtigkeit aufnehmen und schützt so den<br />

Verpackungsinhalt.<br />

Trockenbeutel<br />

Zu niedrige Luftfeuchtigkeit: Nicht nur durch zu hohe, son<strong>der</strong>n auch durch zu<br />

niedrige Luftfeuchtigkeit können Lagergüter Schaden nehmen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

80


Früchte und Gemüse brauchen eine Luftfeuchtigkeit von etwa 90 Prozent, um<br />

nicht zu schrumpfen. Der Gewichtsverlust durch Schrumpfung muss bei <strong>der</strong><br />

Lagerung beachtet werden. Eine zu starke Schrumpfung macht Lagergüter<br />

unbrauchbar. Holz kann beispielsweise rissig werden.<br />

5.5.4 Licht<br />

Durch Lichteinfluss ver<strong>der</strong>ben insbeson<strong>der</strong>e öl- und fetthaltige Lagergüter.<br />

Schädlich ist vor allem die mit dem Tageslicht einfallende ultraviolette<br />

Strahlung. Zum Beispiel verän<strong>der</strong>t Fett durch den Einfluss von Licht und Luft<br />

den Geschmack - es oxidiert und wird ranzig. Kunststoffe o<strong>der</strong> Gummi können<br />

durch Tageslicht brüchig werden. Durch Lichtabschluss können solche<br />

Lagerschäden verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

5.5.5 Alterung<br />

Lagergüter können <strong>–</strong> ohne schädliche Einflüsse <strong>–</strong> auch allein durch Alterung<br />

an Wert verlieren o<strong>der</strong> unbrauchbar werden. Ein Produkt, das zu lange am<br />

Lager liegt, kann unter Umständen nicht mehr verkauft werden, weil es nicht<br />

mehr aktuell ist. Dies gilt vor allem für Trend-Produkte. Es gibt aber auch<br />

Produkte (z. B. Wein, Whisky), die gelagert werden, um zu altern. Erst nach<br />

einigen Jahren richtiger Lagerung erreichen sie ihren vollen Wert.<br />

5.5.6 Schädlinge<br />

Die Einwirkung von Schädlingen ist in jedem Lager ein Thema. Wer glaubt, nur<br />

Lager in unterentwickelten Län<strong>der</strong>n seien betroffen, irrt. Drei Gruppen von<br />

Schädlingen können Lagergüter negativ beeinflussen:<br />

81


• Pilze, Sporen und Bakterien (Schimmel, Fäulnis etc.) = Mikroorganismen<br />

(Kleinstlebewesen)<br />

• Insekten (Käfer, Motten usw.)<br />

• Kleinsäuger (Mäuse, Ratten)<br />

Durch bauliche Massnahmen, gute Hygiene, optimale Lagerbedingungen<br />

und stetige Kontrolle des Lagergutes lässt sich Schädlingsbefall einschränken<br />

aber nie ganz ausschliessen. Pilzsporen und Insektenlarven werden zuweilen<br />

mit dem Lagergut eingeschleppt. Die Larven entwickeln sich zu Insekten,<br />

sobald die Lagerbedingungen für die Vermehrung günstig sind. Die<br />

Vermehrung verläuft manchmal rasend schnell. Die Forschung arbeitet<br />

laufend an neuen Techniken zur biologischen Bekämpfung von Schädlingen.<br />

So wurde <strong>der</strong> Einsatz von Schlupfwespen (Nützlinge) gegen Larven von<br />

Brotkäfern und Dörrobstmotten in Getreidesilos erfolgreich getestet.<br />

5.5.7 Gegenseitige Beeinflussung von Lagergütern<br />

Organische Lagergüter (z. B. Lebensmittel) können sich bei <strong>der</strong> Lagerung<br />

gegenseitig beeinflussen. Äpfel son<strong>der</strong>n zum Beispiel ein Reifegas ab, das<br />

auch an<strong>der</strong>e Früchte rasch nachreifen lässt. An<strong>der</strong>e Lebensmittel (z. B.<br />

unverpackte Backwaren) nehmen leicht Fremdgerüche an.<br />

5.6 Schutz des Lagergutes<br />

Seit jeher versuchen die Menschen, ihre Lebensmittel länger haltbar zu<br />

machen. Dabei entwickelten unsere Vorfahren Methoden, die sich bis heute<br />

gehalten haben und teilweise wie<strong>der</strong> neu aufgenommen werden.<br />

Herkömmliche Konservierungsmethoden:<br />

5.6.1 Trocknen<br />

Trocknen ist eine <strong>der</strong> ältesten Methoden, um Fleisch, Fisch und Früchte haltbar<br />

zu machen. Dörrfrüchte kennen wir alle als willkommene Zwischenmahlzeit<br />

und Trockenfleisch ist eine Spezialität. Getrockneter Fisch ist bei uns weniger<br />

verbreitet. Im hohen Norden diente jedoch Stockfisch, wie er dort genannt<br />

wird, grossenteils als Wintervorrat und als Reiseproviant auf Schiffen.<br />

82


Trockenfleisch<br />

5.6.2 Pökeln (Salzen)<br />

Das Fleisch wird entwe<strong>der</strong> mit Salz (Trockenpökeln) o<strong>der</strong> mit Salzlake<br />

(Nasspökeln) eingerieben. Wohl das bekannteste Beispiel für gepökeltes<br />

Fleisch ist die Salami (Italienisch : salame = Salzfleisch, Salzwurst).<br />

5.6.3 Räuchern<br />

Fleisch aber auch an<strong>der</strong>e Lebensmittel werden dem Rauch eines Holzfeuers<br />

ausgesetzt. Die im Rauch enthaltenen Substanzen und die Reduktion des<br />

Wasseranteils machen das Räuchergut haltbar. Speck, Schinken o<strong>der</strong> Würste<br />

werden durch das Räuchern nicht nur konserviert, son<strong>der</strong>n erhalten zudem<br />

einen speziellen rauchigen Geschmack.<br />

Industrielle Räucherung von Würsten<br />

5.6.4 Pasteurisieren<br />

Die Pasteurisation wurde vom französischen Wissenschaftler Louis Pasteur<br />

erfunden. Sie wird im Haushalt angewendet, wenn Früchte eingekocht<br />

werden. Das Lagergut wird in einen Behälter eingeschlossen. Die<br />

anschliessende Erhitzung auf etwa 70° C tötet die meisten Mikroorganismen<br />

83


ab. Bis zur Öffnung des Behälters können sich Bakterien nicht mehr vermehren.<br />

Pasteurisiert werden viele Lebensmittel, unter an<strong>der</strong>em Milch, Käse o<strong>der</strong><br />

Fruchtsäfte.<br />

Pasteurisieren von Milch<br />

5.6.5 Sterilisieren<br />

Die zu sterilisierende Gegenstände werden auf bis zu 120° C erhitzt. Bei dieser<br />

Temperatur sterben alle Bakterien ab. Allerdings werden bei Lebensmitteln<br />

dadurch auch die meisten Vitamine zerstört.<br />

Neuzeitliche Konservierungsmethoden:<br />

5.6.6 Kühlen<br />

Wo nicht konservierte Lebensmittel gelagert o<strong>der</strong> verarbeitet werden, sind die<br />

Räume in <strong>der</strong> Regel gekühlt o<strong>der</strong> zumindest klimatisiert. Die Temperatur richtet<br />

sich nach den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Produkte.<br />

5.6.7 Tiefkühlen<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Küche wäre ohne Tiefkühlprodukte kaum mehr denkbar.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Fisch und Fleisch aber auch Gemüse, Früchte und vorgekochte<br />

Menus werden möglichst frisch tiefgefroren. Tiefkühllager entsprechen dem<br />

Bedürfnis <strong>der</strong> heutigen Zeit, verbrauchen aber eine beachtliche Menge<br />

Energie.<br />

5.6.8 Vakuumieren<br />

Vakuum stammt vom lateinischen Begriff "vacuus" ab, was "leer" o<strong>der</strong> "frei"<br />

bedeutet. Beim Vakuumieren wird ein Produkt in einen Kunststoffbeutel<br />

gepackt, aus dem die Luft abgesaugt wird. Das Entziehen <strong>der</strong> Luft sorgt dafür,<br />

dass Mikroorganismen keinen Sauerstoff vorfinden. Mit diesem Verfahren<br />

84


werden beispielsweise Würste o<strong>der</strong> geschnittene Wurstwaren haltbar<br />

gemacht.<br />

5.6.9 Verpacken unter Schutzatmosphäre<br />

Bei Charcuterie wird die Vakuumverpackung zunehmend durch die<br />

Einlagerung unter Schutzatmosphäre ersetzt. Das Produkt wird ebenfalls in<br />

einen Kunststoffbeutel gepackt. Die im Beutel enthaltene Luft wird vor dem<br />

Verschweissen durch ein Schutzgas ersetzt. Als Schutzgas werden sogenannte<br />

Inertgase verwendet. "Inert" bedeutet "unbeteiligt", "inaktiv". Das Inertgas<br />

verhin<strong>der</strong>t also, dass in <strong>der</strong> Verpackung unerwünschte Alterungsprozesse in<br />

Gang kommen. Der Inhalt sieht nicht so "zerdrückt" aus wie in <strong>der</strong> Vakuum-<br />

Verpackung.<br />

5.6.10 CA-Lagerung<br />

Sie wird vor allem für die Lagerung von Früchten angewendet. CA steht für<br />

"Controlled Atmosphere". Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Luft werden auf einem konstanten Wert gehalten. Die Reifungsprozesse<br />

werden verlangsamt, indem <strong>der</strong> Sauerstoffanteil in <strong>der</strong> Luft verringert wird und<br />

<strong>der</strong> Kohlendioxidanteil erhöht. Entwe<strong>der</strong> können die Werte eingestellt werden<br />

- o<strong>der</strong> sie entstehen nach einiger Zeit von selbst in einem gasdichten Raum,<br />

denn bei <strong>der</strong> Reifung <strong>der</strong> Früchte wird Sauerstoff verbraucht und Kohlendioxid<br />

erzeugt.<br />

5.6.11 ULO-Lagerung<br />

ULO steht für "Ultra Low Oxygen". Das ULO-Lager ist eine Weiterentwicklung<br />

des CA-Lagers. Wie <strong>der</strong> Name sagt, wird <strong>der</strong> Sauerstoffgehalt extrem knapp<br />

gehalten, das heisst an <strong>der</strong> für die biologische Reifeaktivität notwendigen<br />

Mindestgrenze. Die Reifung <strong>der</strong> Früchte wird dadurch extrem verlangsamt.<br />

5.7 Gefährlichkeit<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lagerung ergeben sich aus <strong>der</strong> Art <strong>der</strong><br />

Gefährdung. Die Lagerung gefährlicher Güter wird in Modul 405 detailliert<br />

behandelt.<br />

85


Die Gefahrensymbole ab 2012<br />

Vorsicht/Gefährlich Hochentzündlich Brandför<strong>der</strong>nd<br />

Kann die Haut irritieren,<br />

Allergien o<strong>der</strong> Ekzeme<br />

auslösen, Schläfrigkeit<br />

verursachen, nach<br />

einmaligem Kontakt<br />

Vergiftungen auslösen,<br />

die Ozonschicht<br />

schädigen.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Geschirrspültabs<br />

• Reinigungsmittel<br />

• Javelwasser<br />

Kann sich durch den<br />

Kontakt mit Flammen und<br />

Funken, durch Schläge,<br />

Reibung, Erhitzung sowie<br />

Luft- o<strong>der</strong> Wasserkontakt<br />

entzünden. Kann sich bei<br />

falscher Lagerung auch<br />

selbst entzünden.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Grillanzün<strong>der</strong><br />

• Lampenöle<br />

• Spraydosen<br />

• Lösungsmittel<br />

Kann Brände<br />

verursachen o<strong>der</strong><br />

beschleunigen. Setzt<br />

beim Brand Sauerstoff<br />

frei, lässt sich nur mit<br />

speziellen Mitteln<br />

löschen. Ein Ersticken<br />

<strong>der</strong> Flammen ist<br />

unmöglich.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Bleichmittel<br />

• Wasserstoffperoxid<br />

Explosiv Gas unter Druck Gewässergefährdend<br />

Kann explodieren<br />

durch Kontakt mit<br />

Flammen o<strong>der</strong> Funken,<br />

nach Schlägen,<br />

Reibung o<strong>der</strong> Erhitzung.<br />

Kann bei falscher<br />

Enthält komprimierte,<br />

verflüssigte o<strong>der</strong> gelöste<br />

Gase. Geruchlose o<strong>der</strong><br />

unsichtbare Gase können<br />

unbemerkt entweichen<br />

und Behälter mit<br />

Kann<br />

Wasserorganismen<br />

(Fische, Wasserinsekten,<br />

Wasserpflanzen) in<br />

geringer Konzentration<br />

akut o<strong>der</strong> durch<br />

86


Lagerung auch ohne<br />

Fremdeinwirkung zu<br />

Explosionen führen.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Sprengstoff<br />

• Nitroglycerin<br />

komprimierten Gasen<br />

durch Hitze o<strong>der</strong><br />

Verformung bersten.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Propan-/Butangasflaschen<br />

• CO2-Flaschen (für<br />

Sodawasser)<br />

Langzeitwirkung<br />

schädigen.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Schimmelentferner<br />

• Insektensprays<br />

• Motorenöle<br />

• Schwimmbadchemikalien<br />

Ätzend Gesundheitsschädigend Hochgiftig<br />

Kann schwere<br />

Hautverätzungen und<br />

Augenschäden<br />

verursachen sowie<br />

bestimmte Materialien<br />

(etwa<br />

Textilien)auflösen. Ist<br />

schädlich für Tiere,<br />

Pflanzen und<br />

organisches Material<br />

je<strong>der</strong> Art.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Backofenreiniger<br />

• Entkalker<br />

• starke<br />

Reinigungsmittel<br />

• Abflussreiniger<br />

Kann bestimmte Organe<br />

schädigen, zu sofortiger<br />

und langfristig<br />

Beeinträchtigung <strong>der</strong><br />

Gesundheit führen, Krebs<br />

erzeugen, das Erbgut, die<br />

Fruchtbarkeit o<strong>der</strong> die<br />

Entwicklung schädigen.<br />

Kann bei Eindringen in die<br />

Atemwege tödlich sein.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Benzin<br />

• Lacke<br />

• Grillanzün<strong>der</strong><br />

• Lampenöle<br />

• gewisse ätherische<br />

Öle<br />

Kann schon in kleinen<br />

Mengen zu schweren<br />

Vergiftungen und zum<br />

Tod führen.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Mäuse<br />

• Rattengift<br />

87


5.7.1 Chemische Produkte sicher nutzen<br />

Einkauf Gebrauch Lagerung<br />

• Gefahrensym<br />

bole<br />

beachten<br />

• Gefahrenhin<br />

weise lesen<br />

• Alternativen<br />

prüfen (Gibt<br />

es<br />

gleichwertig<br />

e/ähnliche<br />

Produkte mit<br />

weniger<br />

Gefahrenpot<br />

enzial ?)<br />

• Nicht mehr<br />

als nötig<br />

kaufen<br />

• Gebrauchsa<br />

nweisung<br />

beachten<br />

• Sicherheitshi<br />

nweise<br />

befolgen<br />

• Angemesse<br />

ne<br />

Schutzausrüs<br />

tung<br />

• Tragen<br />

(Schutzbrille,<br />

Handschuhe<br />

)<br />

• Nicht<br />

achtlos<br />

stehen<br />

lassen<br />

• Sicher und für<br />

Kin<strong>der</strong><br />

unerreichbar<br />

aufbewahre<br />

n<br />

• Nie in<br />

Lebensmittelbehälter<br />

umfüllen<br />

(Verwechslun<br />

gsgefahr)<br />

• Entsorgungshi<br />

nweise<br />

beachten<br />

• Bauliche<br />

Massnahmen<br />

(Bildung von<br />

Brandabschn<br />

itten;<br />

Auffangwan<br />

nen)<br />

• Massnahmen<br />

plan für den<br />

Störfall<br />

(Brandund/o<strong>der</strong><br />

Havarie)<br />

88


5.7.2 Handhabung von Gütern<br />

Die Handhabung von Gütern hängt wesentlich von folgenden Eigenschaften<br />

ab:<br />

Volumen:<br />

Abmessung:<br />

Dichte:<br />

Stapelbarkeit:<br />

Aggregatzustand:<br />

Wert:<br />

gross, mittel, klein<br />

lang/kurz, breit/schmal, sperrig/handlich<br />

leicht, schwer, sehr schwer<br />

stapelbar, nicht stapelbar<br />

fest, flüssig, gasförmig<br />

billig, teuer, wertvoll<br />

Logistiker haben es bei <strong>der</strong> Handhabung mit drei Arten von Gütern zu tun:<br />

Einfach zu handhabende Güter<br />

Als einfach zu handhabende Güter gelten stapelbare Waren mit kleinem<br />

o<strong>der</strong> mittlerem Volumen, <strong>der</strong>en Abmessungen in die Verpackungsnormreihen<br />

passen. Die grösste Länge misst nicht mehr als 1,20 m. Somit passt <strong>der</strong><br />

Gegenstand in jedem Fall auf eine Euro-Palette Typ I und kann in allen<br />

gängigen Palettenregalen eingelagert werden. Kleinvolumige Güter werden<br />

in Kartons o<strong>der</strong> Kunststoffbehältern verstaut, die ihrerseits auf Ladungsträgern<br />

gestapelt werden können.<br />

Sperrige o<strong>der</strong> unförmige Lagergüter<br />

Eine Herausfor<strong>der</strong>ung für Logistiker sind alle sperrigen o<strong>der</strong> unförmigen<br />

Lagergüter. Entwe<strong>der</strong> ist das Volumen für die gängigen Ladungsträger und<br />

Regale zu gross, o<strong>der</strong> die Länge, Breite o<strong>der</strong> Höhe verlangen beson<strong>der</strong>e<br />

89


Lösungen. Die Lagerung solcher Güter ist in <strong>der</strong> Regel individuell und nur mit<br />

einer gewissen Kreativität möglich. Grosse Bedeutung hat immer die sichere<br />

Lagerung.<br />

Wertvolle Lagergüter<br />

Wertvolle Güter werden in beson<strong>der</strong>s gut gesicherten Lagerbereichen<br />

aufbewahrt. Innerhalb von Warenlagern werden oft Abtrennungen aus<br />

Maschendraht eingesetzt. Nicht immer gibt <strong>der</strong> Warenwert den Ausschlag für<br />

die spezielle Sicherung. Es können auch an<strong>der</strong>e, beson<strong>der</strong>s<br />

diebstahlgefährdete Produkte wie Alkohol o<strong>der</strong> Tabakprodukte sein. Im<br />

Pharmabereich müssen Drogen o<strong>der</strong> drogenähnliche Produkte äusserst sicher<br />

aufbewahrt werden. Oft sind es die Kunden, die von Logistikdienstleistern eine<br />

beson<strong>der</strong>e Sicherung ihrer Güter verlangen. Eine ausserordentlich sichere<br />

Lagerung kann auch aus Gründen <strong>der</strong> Geheimhaltung nötig sein.<br />

Geheimhaltung kann zum Beispiel für neue Produkte erfor<strong>der</strong>lich sein, die vor<br />

<strong>der</strong> Konkurrenz geschützt werden müssen. Ideal für die sichere Lagerung von<br />

Gütern sind abschliessbare Räume o<strong>der</strong> Lagersysteme wie Lagerschränke<br />

o<strong>der</strong> Vertikal-Umlaufregale.<br />

90


Modul 106_Entsorgung CH<br />

Ausgangslage<br />

Die Schweiz wird oft als Weltmeister <strong>der</strong> Entsorgung bezeichnet. Wie bekannt<br />

ist dir als angehenden Logistiker/angehende Logistikerin das<br />

Entsorgungskonzept <strong>der</strong> Schweiz? Weisst du, welche Entsorgungswege die<br />

Schweiz aufgebaut hat und wer für die Entsorgung zuständig ist? Die<br />

Entsorgung ist heute sehr professionell organisiert. Es gibt Organisationen,<br />

welche die Entsorgungskonzepte <strong>der</strong> Schweiz ständig weiterentwickeln.<br />

Die Aufgabe von Logistikerinnen und Logistikern ist es, die Organisation und<br />

damit auch die Umwelt möglichst zu unterstützen und die Vorgaben <strong>der</strong><br />

Entsorgung umzusetzen.<br />

91


Fachartikel Modul 106<br />

6. Entsorgung<br />

6.1 Was ist Abfall?<br />

Es kann nicht immer klar bestimmt werden, was Abfall ist. Das Gesetz definiert<br />

Abfall wie folgt:<br />

Umweltschutzgesetz (USG)<br />

Artikel 7 Absatz 6<br />

"Abfälle sind bewegliche Sachen, <strong>der</strong>en sich <strong>der</strong> Inhaber entledigt o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>en Entsorgung im öffentlichen Interesse geboten ist."<br />

Ob etwas Abfall ist o<strong>der</strong> nicht, ist also eine Frage des Zeitpunkts. Jedes<br />

Konsumgut hat früher o<strong>der</strong> später einmal ausgedient und wird damit zu<br />

Abfall. Die Natur hingegen kennt keinen Abfall. Denn natürliche Systeme<br />

bestehen aus Kreisläufen, in welchen jede Substanz über einen zyklischen<br />

Weg wie<strong>der</strong> in ihren Ausgangszustand gelangt. Abfall ist somit immer durch<br />

den Menschen verursacht.<br />

Über die Jahrhun<strong>der</strong>te hat sich die weltweite Abfallproduktion stark<br />

verän<strong>der</strong>t. Früher war es möglich, Dinge, die ausgedient haben, im Garten zu<br />

entsorgen. Diese Art von Abfallbeseitigung war aufgrund <strong>der</strong> geringen Menge<br />

und <strong>der</strong> Art des Abfalls nicht problematisch. Denn früher bestanden Abfälle<br />

meist aus organischem Material, wie zum Beispiel Holz, Ton o<strong>der</strong><br />

Nahrungsmittelresten. Aufgrund <strong>der</strong> Industrialisierung und <strong>der</strong> Gründung<br />

grösserer Städte nahm <strong>der</strong> Abfall pro Fläche aber rasch zu. Daher wurde es<br />

notwendig, eine geregelte Entsorgung einzuführen. Dazu kommt, dass die<br />

Konsumprodukte resp. die Abfälle eine zunehmend komplexe<br />

Zusammensetzung aufweisen.<br />

Merke: Die Verbindung unterschiedlicher Materialien erschwert eine<br />

umweltgerechte Entsorgung zusätzlich.<br />

(Quelle: BAFU)<br />

92


Abfall wird in <strong>der</strong> Fachsprache als Reststoff, Abfallstoff o<strong>der</strong> Wertstoff<br />

bezeichnet. Diese Begriffe zeigen auf, dass Abfall nicht immer störend o<strong>der</strong><br />

überflüssig sein muss, son<strong>der</strong>n unter Umständen sinnvoll wie<strong>der</strong>verwendet<br />

werden kann. Die Herausfor<strong>der</strong>ung ist die Vielfalt an Reststoffen:<br />

• Reststoffe können fest, flüssig o<strong>der</strong> gasförmig sein. Sie können eine reine Form<br />

aufweisen o<strong>der</strong> vermischt mit an<strong>der</strong>en Stoffen sein.<br />

• Reststoffe können unbedenklich, gefährlich o<strong>der</strong> giftig sein (o<strong>der</strong> beides).<br />

• Reststoffe können wie<strong>der</strong>verwendbar und verwertbar sein. Es gibt jedoch<br />

auch Abfall, <strong>der</strong> nur noch komprimiert o<strong>der</strong> unschädlich gemacht werden<br />

kann.<br />

Ein Beispiel aus dem Alltag<br />

Auch Wasser wird gewissermassen zu Abfall. Wasser ist global gesehen ein<br />

extrem wertvolles Gut. Es wird jedoch zu Abwasser, sobald es zum Beispiel zur<br />

Spülung <strong>der</strong> Toiletten benutzt wurde. Es ist verschmutzt und gelangt deshalb<br />

über das Kanalisationsnetz in die Kläranlage. Auch <strong>der</strong> Klärschlamm, <strong>der</strong> sich<br />

in <strong>der</strong> Kläranlage aus dem Abwasser absetzt, ist eine Art Abfall. Seit<br />

Klärschlamm in <strong>der</strong> Landwirtschaft nicht mehr als Dünger ausgebracht<br />

werden darf, dient er als Brennmaterial in Kehrichtverbrennungsanlagen<br />

(KVA).<br />

93


Eine mögliche Definition von Abfall könnte sein:<br />

"Das falsche Material zur falschen Zeit, im falschen Zustand, am falschen Ort."<br />

6.2 Bedeutung und Aufgabe von Abfall<br />

Die Entsorgung hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.<br />

Dafür sind folgende Gründe verantwortlich:<br />

• steigendes Umweltbewusstsein in <strong>der</strong> Bevölkerung und in den Unternehmen.<br />

• Konsumentendruck, umweltfreundliche Produkte zu kaufen/verkaufen.<br />

• Umweltschutz wird als Wettbewerbsfaktor wahrgenommen.<br />

• steigende Kosten <strong>der</strong> Entsorgung.<br />

• zunehmende gesetzliche Regulierung.<br />

Für die Entsorgungslogistik eines Unternehmens bedeutet dies:<br />

• eine positive Einstellung zu einer fachgerechten und zukunftsorientierten<br />

Entsorgung im<br />

Betrieb zu entwickeln.<br />

• wirtschaftliche Lösungen anzustreben.<br />

• Pläne und Erfolge zu kommunizieren.<br />

Die Entsorgungslogistik regelt die Organisation des internen und externen<br />

Materialflusses <strong>der</strong> verschuldeten Abfälle. Die Aufgabe umfasst vor allem<br />

folgende Leistungen:<br />

Kernleistung Zusatzleistung Informationsleistung<br />

• Lagerun<br />

g<br />

• Transport<br />

• Umschla<br />

g<br />

• Sammlung<br />

• Trennung<br />

• Verpackun<br />

g<br />

• Auftragsabwicklun<br />

g<br />

?? Merke: Entsorgung bedeutet: Verwerten, Verwenden o<strong>der</strong> Beseitigen von<br />

Abfällen.<br />

94


6.3 Stoffflüsse in <strong>der</strong> Abfallbewirtschaftung<br />

Das BAFU unterscheidet zwischen folgenden Abfallarten:<br />

Siedlungsabfall • Abfälle, die aus Haushalten stammen<br />

• Abfälle, die aus Unternehmen mit weniger als 250<br />

Vollzeitstellen stammen und <strong>der</strong>en<br />

Zusammensetzung in Hinsicht auf Inhaltsstoffe und<br />

Mengenverhältnisse mit Abfällen aus Haushalten<br />

vergleichbar sind.<br />

Aushubmaterial<br />

und<br />

Ausbruchsmaterial<br />

• Aushubmaterial sind Materialien, die bei<br />

Bauarbeiten unterhalb des belebten Bodens<br />

ausgehoben werden, z. B. Lockergestein, Kies und<br />

Sand.<br />

• Ausbruchmaterial besteht überwiegend aus<br />

gebrochenen Fels- und Gesteinsblöcken, welche<br />

im Rahmen von Bauarbeiten mechanisch o<strong>der</strong><br />

durch Sprengung aus dem Untergrund<br />

herausgebrochen werden.<br />

Pro Jahr entstehen in <strong>der</strong> Schweiz rund 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall. Der<br />

grösste Anteil entfällt auf unverschmutzte Aushub- und Ausbruchmaterialien<br />

95


sowie Rückbaumaterialien. Aufgrund des hohen Lebensstandards hat die<br />

Schweiz mit 716 kg Abfall pro Person eines <strong>der</strong> höchsten<br />

Siedlungsabfallaufkommen <strong>der</strong> Welt. Davon werden knapp 53 Prozent<br />

rezykliert. Um den hohen Primärrohstoffverbrauch <strong>der</strong> Schweiz zu reduzieren,<br />

will <strong>der</strong> Bund sämtliche Material- und Stoffflüsse entlang <strong>der</strong><br />

Wertschöpfungskette berücksichtigen <strong>–</strong> vom Rohstoffabbau über das<br />

Produktedesign bis zur Abfallbewirtschaftung.<br />

Quelle: BAFU<br />

6.4 Entsorgungswege für Abfall in <strong>der</strong> Schweiz<br />

Die Schweiz hat im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ein mo<strong>der</strong>nes und gut<br />

strukturiertes Abfallsystem. Etabliert haben sich Entsorgungswege wie das<br />

Verbrennen in <strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) und das Deponieren<br />

o<strong>der</strong> Recyclen von Produkten. Das Recycling gilt als Königsweg und soll in<br />

Zukunft noch mehr geför<strong>der</strong>t und gestärkt werden.<br />

6.4.1 Deponien<br />

Der Entsorgungsweg "Deponieren" wird oft negativ verstanden. Rückstände<br />

aus <strong>der</strong> Abfallverbrennung o<strong>der</strong> Abfälle, die sich nicht für eine Verwertung<br />

(Verbrennung o<strong>der</strong> Recycling) eignen, werden in bewilligten Deponien<br />

abgelagert. Damit die Abfälle deponiert werden können, müssen sie<br />

bestimmte Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen. Erfüllen sie diese nicht, werden sie so<br />

lange behandelt, bis <strong>der</strong> gewünschte Zustand erreicht ist. In <strong>der</strong> Schweiz gibt<br />

es fünf Typen von Deponien. Sie werden mit den Buchstaben A bis E<br />

bezeichnet. Diese stehen in aufsteigen<strong>der</strong> Folge für zunehmendes<br />

Gefährdungspotenzial <strong>der</strong> abgelagerten Abfälle (z. B.: Typ A = keine Gefahr,<br />

Typ E = grosses Gefahrenpotenzial). Die Zulassung zur Deponierung wird<br />

anhand von Schadstoffen gemessen, die <strong>der</strong> Gegenstand trägt.<br />

Das Umweltschutzgesetz (USG) schreibt in Artikel 30c Absatz 1 vor:<br />

"Abfälle müssen für die Ablagerung so behandelt werden, dass sie möglichst<br />

wenig organisch gebundenen Kohlenstoff enthalten und möglichst<br />

wasserunlöslich sind."<br />

96


Typ A<br />

Deponien des Typs A sind für Abfälle wie beispielsweise Aushub- und<br />

Ausbruchsmaterial bestimmt. Verdacht auf Verschmutzung können bei<br />

diesem Abfallstoff ausgeschlossen werden. Die Deponie hat keine beson<strong>der</strong>s<br />

grossen Anfor<strong>der</strong>ungen für die Lagerung.<br />

Typ B<br />

In den Deponien des Typs B sind einzelne bezeichnete Abfälle zugelassen<br />

sowie mineralische Abfälle, sofern die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Schadstoffe erfüllt<br />

werden. Bei diesem Typ von Deponie wird auch von einer Inertstoffdeponie<br />

gesprochen. Das Wort "Inert" hat seine Wurzel im Lateinischen und bedeutet<br />

"unbeteiligt", "untätig" o<strong>der</strong> "träge". Inerte Stoffe reagieren wenig o<strong>der</strong> gar<br />

nicht auf Umwelteinflüsse und geben fast keine Schadstoffe an die Umwelt<br />

ab. Auf Inertstoffdeponien dürfen nur gesteinsähnliche Materialien<br />

abgelagert werden, aus denen sich Schadstoffe nur sehr schwer lösen.<br />

Typ C<br />

Deponien des Typs C sind für die Ablagerung restmetallhaltiger,<br />

anorganischer und schwer löslicher Abfälle vorgesehen. Das bedingt meist<br />

<strong>der</strong>en vorgängige Behandlung, um Belastungen weitgehend zu eliminieren.<br />

Typ D<br />

Verbrennungsrückstände werden als "Schlacke" bezeichnet. "Schlacke"<br />

entsteht auch bei <strong>der</strong> Verbrennung in einer KVA. Dieser Abfall kommt<br />

typischerweise in <strong>der</strong> Deponie Typ D vor.<br />

Typ E<br />

Die Deponie Typ E enthält Abfälle, welche hohe Schadstoffe mitführen. Bei<br />

diesen Produkten ist mit chemischen o<strong>der</strong> biologischen Prozessen zu rechnen.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an diesen Deponietyp sind beson<strong>der</strong>s streng. Standort<br />

und Ausführung, Abgas- und Sickerwasserüberwachung sind strikt<br />

reglementiert.<br />

Deponiebezeichnung<br />

Typ A<br />

Anlagetyp<br />

Aushub- und<br />

Ausbruchsmaterial<br />

Produktbeispiele<br />

Kies, Erde, Sand<br />

Typ B Inertstoff Backsteine, Ziegel, Beton<br />

97


Typ C Reststoff Verschmutztes Erdreich,<br />

Strassenwischgut<br />

Typ D Schlacke Verbrennungsrückstände aus<br />

<strong>der</strong> KVA<br />

Typ E Reaktor Isolationsmaterial,<br />

Asbestrückstände,<br />

Teerhaltiger Ausbauasphalt<br />

6.4.2 Verbrennung - Kehrichtverbrennungsanlage (KVA)<br />

In <strong>der</strong> Schweiz müssen sämtliche brennbaren, nicht verwertbaren Abfälle in<br />

geeigneten Anlagen verbrannt werden. Der grösste Teil dieser Stoffe gelangt<br />

in eine <strong>der</strong> 30 Kehrichtverbrennungsanlagen <strong>der</strong> Schweiz. Deponiert werden<br />

nur die Schlacke und die Filterrückstände.<br />

Das Umweltschutzgesetz (USG) schreibt in Artikel 30c Absatz 2 vor:<br />

"Abfälle dürfen ausserhalb von Anlagen nicht verbrannt werden;<br />

ausgenommen ist das Verbrennen natürlicher Wald-, Feld- und<br />

Gartenabfälle, wenn dadurch keine übermässigen Immissionen entstehen."<br />

Auch in den kommenden Jahren wird das Verbrennen von Abfall ein<br />

wichtiger Entsorgungsweg für die Schweiz bleiben. Durch die Verbrennung<br />

von Abfall werden im Wesentlichen drei Ziele erreicht: Reduktion von<br />

Volumen und Gewicht, Reduktion von Schadstoffemissionen,<br />

Energieerzeugung und Fernwärmenutzung.<br />

Reduktion von Volumen und Gewicht<br />

Durch die Verbrennung wird das Abfallvolumen um 90 Prozent und das<br />

Gewicht um 75 Prozent verringert. Diese Reduktion ist wichtig, um<br />

Deponieplatz einzusparen. Schlacke ist zudem ein homogener Stoff, <strong>der</strong> gut<br />

eingebaut und verdichtet werden kann.<br />

98


Reduktion von Volumen und Gewicht in <strong>der</strong> KVA<br />

Reduktion von Schadstoffemissionen<br />

Brennbarer Abfall, <strong>der</strong> in Deponien verrottet, setzt grosse Mengen<br />

klimaschädlicher Gase frei, insbeson<strong>der</strong>e Methangas und CO2. Die<br />

individuelle Verbrennung in Cheminées o<strong>der</strong> im Garten verursacht zusätzlich<br />

eine hohe Luftverschmutzung durch Feinstaub und weitere schädliche Stoffe.<br />

In den letzten Jahren ist viel Geld in die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Kehrichtverbrennungsanlagen investiert worden, beson<strong>der</strong>s in die Ausrüstung<br />

zur Reinigung <strong>der</strong> Rauchgase. Mit Elektrofiltern werden Flugasche und Staub<br />

zurückgehalten. Gasförmige Schadstoffe wie Schwefeldioxid und Salzsäure<br />

werden weitgehend mittels Rauchgaswaschanlagen entfernt. Seit 2002 sind<br />

überall Rauchgasentstickungsanlagen (DeNOx) in Betrieb. Diese funktionieren<br />

wie Katalysatoren in Autos. Der Anteil <strong>der</strong> KVA an <strong>der</strong> Emission von Stickoxiden<br />

konnte seit 1995 von 3,1 Prozent auf 0,9 Prozent reduziert werden.<br />

Im August 2014 wurde eine Vereinbarung unterzeichnet, welche zum Ziel hat,<br />

die Emissionen aus <strong>der</strong> Abfallverbrennung zu reduzieren und Anreize für eine<br />

effizientere Energienutzung in Kehrichtverwertungsanlagen zu setzen. Die 30<br />

Kehrichtverbrennungsanlagen in <strong>der</strong> Schweiz produzieren rund 5 Prozent <strong>der</strong><br />

gesamten Treibhausgasemissionen des Landes. Die Vereinbarung sieht eine<br />

weitere Reduktion <strong>der</strong> sogenannten Netto-CO2-Emissionen aus <strong>der</strong><br />

Abfallverbrennung vor.<br />

Die drei Filtertypen zur Reinigung <strong>der</strong> Rauchgase in einer Kehrichtverbrennungsanlage.<br />

Energieerzeugung und Fernwärmenutzung<br />

Eine KVA mit Wärme-Kraft-Kopplung kann rund 25 Prozent <strong>der</strong><br />

Verbrennungsenergie in elektrischen Strom umwandeln. Die restlichen 75<br />

Prozent können als Wärme verwendet werden. Von <strong>der</strong> im Abfall enthaltenen<br />

Energie geht ein Teil über den Kamin o<strong>der</strong> die erwärmte Schlacke und Asche<br />

verloren. Ein weiterer Wärmeverlust entsteht durch Anlagenteile, die nicht<br />

99


hun<strong>der</strong>tprozentig isoliert sind. Durch die Wärmenutzung werden jährlich etwa<br />

215'000 Tonnen an Erdölprodukten eingespart, die vom Ausland importiert<br />

werden müssten.<br />

Sammelstellen<br />

Die KVA ist nicht nur eine Verbrennungsanlage, son<strong>der</strong>n auch zentrale<br />

Sammelstelle für alle Arten von Abfällen in einer Region; sie steht auch<br />

Privatpersonen zur Verfügung. Durch Bürgernähe und entsprechende<br />

Dienstleistungen trägt eine KVA dazu bei, dass weniger Abfälle wild<br />

deponiert, unsachgemäss entsorgt o<strong>der</strong> im Garten verbrannt werden. Die<br />

Kunden werden bei <strong>der</strong> Kategorisierung <strong>der</strong> angelieferten Gegenstände und<br />

Abfallstoffe beraten und bei <strong>der</strong> Wahl des richtigen Abladeortes unterstützt.<br />

6.4.3 Recycling<br />

Der dritte Entsorgungsweg wird als Königsweg <strong>der</strong> Entsorgung gesehen: das<br />

Recycling.<br />

Unter Recycling versteht man den Prozess des Sammelns, Sortierens,<br />

Aufbereitens und<br />

stofflichen Verwertens.<br />

Recycling ist eine Vielfachnutzung <strong>der</strong> Rohstoffe durch geschlossene<br />

Kreislaufführung <strong>der</strong> Wertstoffe. Wird ein Rohstoff aus entsorgtem Material<br />

gewonnen, spricht man von Sekundärrohstoff. Recycling o<strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>verwerten bedeutet, einer Sache wie<strong>der</strong> einen Wert zu geben. Wer<br />

Speiseresten verwertet, statt sie wegzuwerfen, stellt daraus etwas her, das<br />

wie<strong>der</strong> einen Wert hat, zum Beispiel eine Suppe. Abfall kann somit den<br />

Rohstoff für Erzeugnisse liefern, die entwe<strong>der</strong> für den ursprünglichen o<strong>der</strong> für<br />

einen an<strong>der</strong>en Zweck aufbereitet werden. Die Idee <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung<br />

von Abfällen ist nicht neu. Bereits im antiken Rom wurden Exkremente<br />

100


eingesammelt und den Bauern im Umland als Dünger verkauft. Später waren<br />

es sogenannte Lumpensammler, die sich um das Einsammeln, Sortieren und<br />

Weiterleiten von textilen Abfällen kümmerten. Auch die Verwertung an<strong>der</strong>er<br />

Abfälle war selbstverständlich. Aus Lebensmittelabfall wurde Haustierfutter<br />

gemacht, aus Knochen und Haaren sonstige nützliche Dinge. Holz- und<br />

Papierabfälle verheizte man, und Metallteile wurden eingeschmolzen o<strong>der</strong><br />

umgeschmiedet. Dieses frühere Verhalten zeigt, dass Recycling nichts Neues<br />

ist. Durch den Einsatz von ökologischen und ökonomischen Anreizen sollen<br />

auch heute wie<strong>der</strong> möglichst viele Produkte rezykliert werden.<br />

Industrialisierung<br />

Mit <strong>der</strong> Industrialisierung verän<strong>der</strong>te sich die Menge und Zusammensetzung<br />

des Abfalls. Die ersten Verbrennungsöfen für Kehricht entstanden in London.<br />

Der erste Verbrennungsofen in <strong>der</strong> Schweiz ging 1904 in Zürich in Betrieb.<br />

Nach den beiden Weltkriegen im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t nahm <strong>der</strong> Wohlstand <strong>der</strong><br />

Bevölkerung zu. Die Menschen konnten sich Luxusgüter leisten, die in einer<br />

aufwendigen Verpackung verkauft wurden. Die zahlreichen Flaschen,<br />

Alufolien, Frischhaltebeutel und Blechdosen führten zu einem akuten<br />

Müllnotstand.<br />

Ein Haushalt, <strong>der</strong> früher mit etwa 150 Dingen auskam, benötigt heute mehr als<br />

20'000 Gegenstände, von <strong>der</strong> Zahnbürste hin bis zum Haarfestiger, vom<br />

Laptop bis zum Fernseher. Wer etwas nicht wegwirft, vermin<strong>der</strong>t die<br />

Abfallmenge und schont wertvolle Rohstoffe. Die Menge nicht<br />

nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoffe ist begrenzt. Sie werden eines Tages<br />

aufgebraucht sein. Die Wie<strong>der</strong>verwertung reduziert nicht nur die<br />

Abfallmenge, sie spart auch Rohstoffe.<br />

"Wenn viele kleine Leute mit vielen kleinen Schritten viele kleine Dinge tun,<br />

dann ist Verän<strong>der</strong>ung möglich."<br />

- chinesisches Sprichwort<br />

101


Bedeutung von Recycling<br />

Recycling vermin<strong>der</strong>t die Abfallmenge, schont knapper werdende Rohstoffe,<br />

reduziert den CO2-Austoss und hilft, Energie einzusparen. "Abfall" ist <strong>der</strong><br />

stofflichen Wie<strong>der</strong>verwertung zurückzuführen, wenn dadurch eine kleinere<br />

Umweltbelastung als aus <strong>der</strong> Beseitigung des Abfalls und <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Neuproduktion entsteht. Zudem soll die Wie<strong>der</strong>verwertung längerfristig<br />

betriebswirtschaftlich gesichert sein. Die Rezyklierung (Wie<strong>der</strong>verwertung)<br />

setzt sich nur durch, wenn sie auch betriebswirtschaftlich rentabel ist (z. B.<br />

Glas). Die bis heute gewonnenen Erfahrungen zeigen, dass zuverlässige<br />

Rentabilitätsberechnungen äusserst schwierig sind. Weil die Weltmarktpreise<br />

<strong>der</strong> Basisrohstoffe stark schwanken, können Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen sich<br />

schnell än<strong>der</strong>n (die Qualität des Abfalls kann nicht so rasch verän<strong>der</strong>t<br />

werden). Dem Recycling sind technische Grenzen gesetzt, weil viele <strong>der</strong><br />

heute verwendeten Stoffe und Verbundstoffe nicht o<strong>der</strong> nur begrenzt<br />

recycliert werden können. Ebenfalls fällt eine Vielzahl <strong>der</strong> Anwendungen nur<br />

in Kleinstmengen an, was eine Rückgewinnung praktisch unmöglich macht.<br />

1 Tonne rezyklierte...<br />

…Aluminiumverpackungen sparen so viel Umweltbelastung ein wie 30‘500<br />

km Autofahrt generieren <strong>–</strong> das ist 30 Mal die Strecke Zürich-Barcelona.<br />

… Elektro- und Elektronikgeräte (inkl. Leuchtmittel) sparen so viel<br />

Umweltbelastung ein, wie 247'500 km Zugfahrt mit <strong>der</strong> SBB generieren <strong>–</strong> das<br />

ist 48 Mal das gesamte Schweizer Schienennetz.<br />

…Textilien und Schuhe sparen so viel Umweltbelastung ein, wie 26'400<br />

Flugkilometer o<strong>der</strong> etwa 4 Mal die Flugstrecke Zürich-New York generieren.<br />

…Weiss- / Stahlblech sparen so viel Umweltbelastung ein, wie 14‘500 WC-<br />

Papierrollen (FSC) generieren.<br />

…Batterien und Akkus sparen so viel Umweltbelastung ein, wie 2'652 Liter<br />

Heizöl generieren.<br />

…PET-Getränkeflaschen sparen so viel Energie ein, wie eine 12 Watt-<br />

Energiesparlampe während 52 Jahren benötigt.<br />

…Glasverpackungen sparen so viele Umweltbelastungen ein, wie die<br />

durchgehende Nutzung eines Laptops während 1,7 Jahren generiert.<br />

Quelle: swissrecycling.ch<br />

102


Redistribution und Distribution<br />

Die Redistribution befasst sich mit <strong>der</strong> Rückführung von Stoffen, Produkten,<br />

Teilen, Verpackungen und Transportmitteln während und nach <strong>der</strong><br />

Distribution.<br />

Verwertete Siedlungsabfälle aus Haushalt und Gewerbe<br />

Wie gut die Rückführung von Abfällen und Wertstoffen funktioniert, hängt oft<br />

vom Sammelsystem ab. Wenn <strong>der</strong> Verbraucher kilometerweit zur nächsten<br />

Sammelstelle fahren muss, ist die Versuchung gross, für die Entsorgung den<br />

"nächsten" Weg zu wählen. Siedlungsabfälle werden deshalb in<br />

regelmässigen Abständen durch die Kehrichtabfuhr abgeholt. Für Wertstoffe<br />

und umweltbelastende Stoffe stehen in den meisten Gemeinden kommunale<br />

Sammelstellen zur Verfügung.<br />

Kommunale Sammelstelle für Glas<br />

Mit einer Recyclingquote von 53 Prozent gehört die Schweiz in Europa zu den<br />

Spitzenreitern. Dennoch sollten sich die Bürgerinnen und Bürger nicht<br />

zurücklehnen, denn eine korrekte und konsequente Abfalltrennung ist auch in<br />

Zukunft wichtig. Die Wie<strong>der</strong>verwertung von Wertstoffen hat viele wichtige<br />

Funktionen: Es werden Ressourcen geschont, Energie gespart, die CO2-<br />

Belastung reduziert und Sekundär-Rohstoffe geschafft.<br />

Im Jahr 2020 hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) folgende Recycling-<br />

Quoten publiziert:<br />

Menge pro<br />

Einwohner<br />

Menge<br />

Gesamt<br />

Quote<br />

Altpapier (Papier und Karton) 139.9 Kg 1'209'000 t 82 %<br />

in zentralen Anlagen kompostierte<br />

o<strong>der</strong> vergärte biogene Abfälle (ohne<br />

Hauskompost)<br />

162.5 Kg 1'405'000 t -<br />

Altglas 41.2 Kg 356'000 t 94 %<br />

103


davon Glasflaschen 34.1 Kg 295'000 t<br />

Elektrische und elektronische Geräte 15.2 Kg 131'000 t -<br />

Textilien 6.4 Kg 55'400 t -<br />

PET-Getränkeflaschen 4.2 Kg 36'300 t 81 %<br />

Weissblech (Konservendosen +<br />

Deckel)<br />

1.4 Kg 12'400 t -<br />

Aluminiumverpackungen<br />

1.5 Kg<br />

13'300 t<br />

94 %<br />

davon Getränkedosen<br />

1.3 Kg<br />

11'500 t<br />

Batterien 0.4 Kg 3'111 t 64 %<br />

Gesamtmenge rezykliert<br />

(Haushalt und Gewerbe)<br />

372.7 Kg 3'221'511 t 53 %<br />

Berührungspunkte Distribution und Redistribution<br />

Die Distribution und die Redistribution kann man nicht einzeln betrachten.<br />

Wenn ein Verteilbetrieb Ware in die Filialen ausliefert (Distribution), werden auf<br />

<strong>der</strong> Rückfahrt (Redistribution) das Leergebinde und <strong>der</strong> Abfall von den Filialen<br />

in den Verteilbetrieb zurückgenommen. Das steigende Umweltbewusstsein<br />

und die Kosten <strong>der</strong> Entsorgung führen dazu, dass bei <strong>der</strong> Distribution von<br />

Gütern auch die Redistribution mit einbezogen wird.<br />

Ein Beispiel aus dem Detailhandel<br />

Die Verkaufsstellen werden durch einen Verteilbetrieb mit Waren und Gütern<br />

versorgt. Die Verkaufsstelle dient in erster Linie dem Verkauf. In je<strong>der</strong><br />

Verkaufsstelle fallen aber auch Abfälle an, hauptsächlich:<br />

• verdorbene, unbrauchbare o<strong>der</strong> beschädigte Waren<br />

• Verpackungsmaterialien<br />

• Rücknahmen von Kunden (PET-Flaschen, Glasflaschen, Elektrogeräte,<br />

Batterien)<br />

Im Detailhandel ist <strong>der</strong> Verteilbetrieb in <strong>der</strong> Regel die zentrale<br />

Rücknahmestelle für die Verkaufsstellen. Die Abfälle werden nicht nur<br />

zurückgenommen, son<strong>der</strong>n auch getrennt und dem richtigen<br />

Entsorgungsweg zugewiesen. Auch die Kunden entsorgen ihre Abfälle<br />

teilweise über die Verkaufsstellen. Dies betrifft vor allem unbrauchbar<br />

104


gewordene Produkte, die von den Verkaufsstellen zurückgenommen werden<br />

müssen. Der Rest wird entwe<strong>der</strong> über die kommunalen Einrichtungen<br />

entsorgt o<strong>der</strong> (weniger häufig) direkt einer Entsorgungsstelle o<strong>der</strong> dem<br />

Recycling übergeben.<br />

Transportsysteme<br />

Bevor man den Abfall verwerten kann, braucht es ein Transportsystem o<strong>der</strong><br />

Transportkonzept, das den Abfall (Rohstoff) zu den entsprechenden Stellen<br />

transportiert.<br />

a ) Bringsystem<br />

Wenn <strong>der</strong> Kunde selbst für den Transport <strong>der</strong> Rückstände zu den<br />

Sammelstellen sorgt o<strong>der</strong> damit direkt zur Entsorgungsanlage fährt, sprechen<br />

wir von einem Bringsystem. Ab <strong>der</strong> Sammelstelle kommt ein Holsystem zum<br />

Zug. Transportfahrzeuge fahren die Sammelstellen regelmässig an und holen<br />

die vollen Sammelbehälter ab. Sammelstellen funktionieren in <strong>der</strong> Regel nur,<br />

wenn sie überwacht und betreut sind.<br />

b ) Holsystem<br />

105


Das bekannteste Holsystem ist die Müllabfuhr in den Siedlungen. Die jüngste<br />

Erhebung des BAFU zeigt, dass durch die Müllabfuhr jährlich insgesamt 3,12<br />

Millionen Tonnen Abfall entsorgt werden. 3,01 von den 3,12 Millionen Tonnen<br />

werden in Kehrichtverbrennungsanlagen transportiert und verbrannt. Rund<br />

100'000 Tonnen werden in Deponien abgelagert.<br />

Finanzierung von Recycling<br />

Der vorgezogene Entsorgungsbeitrag VEB (Vorgezogener<br />

Recyclingbeitrag,VRB): Einige Produzenten o<strong>der</strong> Importeure verlangen von<br />

den Konsumentinnen und Konsumenten einen Beitrag für die Entsorgung, <strong>der</strong><br />

im Preis des Produkts inbegriffen ist. Das System funktioniert innerhalb des<br />

Marktes, und das Mitmachen ist freiwillig. Das Geld kommt in einen Fonds, <strong>der</strong><br />

von einem Verein verwaltet wird. Dieser ist für Sammlung, Transport und<br />

Recycling <strong>der</strong> gebrauchten Verpackungen o<strong>der</strong> Produkte verantwortlich. Der<br />

Weg vom Konsumenten bis zum Entsorger ist aber je nach Branche<br />

verschieden. Für die Sammlung und den Transport einiger Stoffe müssen<br />

immer noch die Gemeinden aufkommen (Bring- o<strong>der</strong> Holsysteme). Die<br />

Finanzierung erfolgt über die Grundgebühr. Im besten Fall bekommt die<br />

Gemeinde vom Entsorger einen Kostenanteil zurück. Dieser Betrag deckt aber<br />

meistens nur einen Teil <strong>der</strong> entstandenen Kosten. Beispiele dafür sind<br />

Weissblech und PET.<br />

Die vorgezogene Entsorgungebühr VEG (Vorgezogene Recyclinggebühr,<br />

VRG): Artikel 32a Absatz 1 des Umweltschutzgesetzes (USG) besagt, dass die<br />

Hersteller und Importeure von Produkten, die nach Gebrauch als Abfall<br />

anfallen und son<strong>der</strong>behandelt o<strong>der</strong> verwertet werden sollen, dazu gebracht<br />

werden können, einer vom Bund beauftragten und beaufsichtigten privaten<br />

Organisation eine vorgezogene Entsorgungsgebühr zu entrichten. Die Höhe<br />

<strong>der</strong> Gebühr wird vom Eidgenössischen Departement des Innern (EDI)<br />

bestimmt und ist abhängig vom Produkt. Eine private o<strong>der</strong> öffentlichrechtliche<br />

Organisation wird beauftragt, die Entsorgung und Verteilung <strong>der</strong><br />

Mittel zu organisieren. Beim Kauf einer Batterie wird eine Entsorgungsgebühr<br />

bezahlt (durchschnittlich 20 Rappen), die danach in einen Fonds fliesst. Alle<br />

Händler sind verpflichtet, Batterien o<strong>der</strong> Akkumulatoren bis zu einem Gewicht<br />

von 5 kg von den Verbraucherinnen zurückzunehmen. Die im Fonds<br />

gesammelten Gebühren stehen einer privaten Organisation, <strong>der</strong><br />

Batterieentsorgungs-Selbsthilfe-Organisation (Beso), zur Verfügung. Sie<br />

organisiert die Sammlung von Batterien und liefert sie an zwei<br />

106


Entsorgungsfirmen (Batrec AG und Recymet SA). Die Beso ist auch für die<br />

Werbung für die Rückgabepflicht verantwortlich.<br />

Recycling-Organisationen in <strong>der</strong> Schweiz<br />

Kompostierung von Grüngut<br />

Das Kompost Forum Schweiz ist eine Plattform für<br />

interessierte Kompostfreunde, professionelle<br />

Grüngutverwerter und Verantwortliche in<br />

Städten, Gemeinden und Kantonen.<br />

http://www.kompost.ch<br />

Recycling von Aludosen<br />

Die Genossenschaft Igora engagiert sich für das<br />

Sammeln und Recycling von leeren<br />

Aluverpackungen und hat ein Sammel- und<br />

Recyclingkonzept entwickelt.<br />

http://www.igora.ch<br />

PET-Recycling<br />

Der Verein PET-Recycling Schweiz wurde 1990<br />

gegründet und befasst sich seit Inkrafttreten <strong>der</strong><br />

Verordnung über Getränkeverpackungen mit <strong>der</strong><br />

Sammlung von PET-Getränkeflaschen.<br />

http://www.petrecycling.ch<br />

Batterie-Recycling<br />

INOBAT steht für "Interessenorganisation<br />

Batterieentsorgung". Sie ist als Genossenschaft<br />

des privaten Rechts organisiert und zählt rund 140<br />

Mitglie<strong>der</strong> aus Produktion, Import und Handel.<br />

http://www.inobat.ch<br />

Recycling von Papier und Karton<br />

Der "Verein Recycling Papier + Karton" ist ein<br />

Zusammenschluss aus Firmen und Organisationen<br />

<strong>der</strong> Papierkette, die mit Fragen <strong>der</strong> Entsorgung<br />

von gebrauchtem Papier und <strong>der</strong><br />

Entsorgungslogistik konfrontiert sind.<br />

http://www.altpapier.ch<br />

107


Recycling von Weissblech<br />

FERRO Recycling, <strong>der</strong> Verein zur För<strong>der</strong>ung des<br />

Recyclings von Konservendosen aus Stahlblech,<br />

wurde 1987 gegründet.<br />

http://www.ferro.ch<br />

Recycling von Altglas<br />

Vetrorecycling ist eine Abteilung <strong>der</strong> Vetropack,<br />

eines führenden Unternehmens <strong>der</strong><br />

Verpackungsindustrie mit Glas-<br />

Produktionsbetrieben in <strong>der</strong> Schweiz, Österreich,<br />

Tschechien, <strong>der</strong> Slowakei, Kroatien und <strong>der</strong><br />

Ukraine.<br />

http://www.vetrorecycling.ch<br />

Entsorgung und Recycling von Elektrogeräten<br />

Stiftung Entsorgung Schweiz (SENS) ist eine<br />

unabhängige, neutrale, gemeinnützige Stiftung.<br />

Zweck ist die För<strong>der</strong>ung von privatwirtschaftlich<br />

organisierten Entsorgungslösungen.<br />

http://www.sens.ch<br />

Entsorgung und Recycling von Elektronikgeräten<br />

SWICO Recycling ist eine neutrale Kommission. Sie<br />

entsorgt ausrangierte Elektro- und<br />

Elektronikgeräte aus den Bereichen Informatik,<br />

Unterhaltungselektronik, Büro, Telekommunikation,<br />

grafische Industrie sowie Mess- und<br />

Medizinaltechnik.<br />

http://www.swicorecycling.ch<br />

Entsorgung von Leuchtmitteln<br />

Die Schweizer Licht Gesellschaft (SLG) hat für die<br />

fachgerechte Entsorgung von Leuchtmitteln die<br />

Stiftung Licht Recycling Schweiz (SLRS) gegründet.<br />

http://www.slrs.ch<br />

108


Organische Stoffe<br />

Kompostierung<br />

Rund ein Drittel <strong>der</strong> Siedlungsabfälle kann kompostiert werden. Dies<br />

geschieht einerseits dezentral, durch Gartenbesitzer mit eigener<br />

Kompostierung und an<strong>der</strong>erseits durch die öffentliche Grünabfuhr, die das<br />

gesammelte Grüngut an Grosskompostieranlagen liefert. Kompostieranlagen<br />

erzeugen aus Grüngut wertvollen Kompost, <strong>der</strong> als Dünger o<strong>der</strong><br />

Bodenverbesserer genutzt werden kann.<br />

Wie entsteht Kompost? Nach dem Anhäufen verrotten<strong>der</strong> organischer Stoffe<br />

beginnen relaschnell die Abbauvorgänge durch Mikroben. Es ist im Prinzip<br />

eine "Verwesung" ohne Luftzufuhr. In dieser Phase werden übelriechende<br />

Stoffwechselprodukte wie Methan, Schwefelwasserstoff, Ammoniak und<br />

Buttersäure freigesetzt. Im Innern eines Komposthaufens können<br />

Temperaturen von 50 <strong>–</strong> 70 °C entstehen. Dadurch werden Unkrautsamen,<br />

Keimlinge und Schadorganismen abgetötet. Danach kühlt sich <strong>der</strong> Kompost<br />

ab und wird durch Kleintiere wie Bodenmilben, Tausendfüssler, Asseln und<br />

Kompostwürmer zerkleinert. Er färbt sich zunehmend schwarz. Nach <strong>der</strong><br />

vollständigen Reifung ist <strong>der</strong> Kompost krümelig, erdig und duftet nach<br />

Waldboden.<br />

Erzeugung von Biogas: Eine Biogasanlage dient <strong>der</strong> Erzeugung von Biogas<br />

durch Vergärung von Biomasse. In landwirtschaftlichen Biogasanlagen<br />

werden meist Gülle und Pflanzensilage vergoren. Verschiedene<br />

109


Mikroorganismen wandeln die Biomasse in Methan und Kohlendioxid um. In<br />

den meisten Biogasanlagen wird das entstandene Gas vor Ort in einem<br />

Blockheizkraftwerk zu Wärme, Strom o<strong>der</strong> Bio-Treibstoff umgewandelt.<br />

Biogasanlage in Henniez VD<br />

Papier<br />

Papier war wohl einer <strong>der</strong> ersten Stoffe, <strong>der</strong> systematisch gesammelt wurde.<br />

Ganze Generationen von Menschen haben in ihrer Schulzeit Altpapier<br />

gesammelt. Das Rohmaterial für die Herstellung von Papier ist Holz, also ein<br />

nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoff. Die Nutzung von Holz für die Herstellung<br />

hochwertiger Papiere ist durchaus sinnvoll. Für viele Anwendungen ist<br />

Recyclingpapier jedoch zweckmässiger. Papier kann nicht beliebig oft<br />

wie<strong>der</strong>verwertet werden. Die Papierfasern werden immer kürzer. Deshalb<br />

muss im Altpapier immer ein gewisser Anteil hochwertiger Materialien sein. Aus<br />

Recyclingmaterial werden vor allem Zeitungspapier und Karton hergestellt.<br />

Unter dem Namen "Recycling Papier + Karton" dient ein Verein den Firmen<br />

und Organisationen <strong>der</strong> Papierbranche als Forum für den Erfahrungs- und<br />

Gedankenaustausch.<br />

Anorganische Stoffe<br />

Metall<br />

Metalle gehören zu den wertvollsten Rohstoffen. Die Wie<strong>der</strong>verwertung spart<br />

nicht nur Kosten, son<strong>der</strong>n vor allem auch Energie.<br />

a.) Eisenhaltiges Metall<br />

Eisenhaltig sind im Haushalt vor allem die Konservendosen, was mit einem<br />

Magnet einfach nachzuprüfen ist. Wird die Dose angezogen, ist sie aus Stahl<br />

(Eisen). Als Schutz gegen Korrosion ist die Oberfläche von Konservendosen<br />

meistens mit Zinn beschichtet. Der Fachausdruck dafür ist Weissblech. Billige<br />

Blechdosen sind verzinkt. Je nach Inhalt sind die Dosen innen auch mit<br />

110


Kunststoff beschichtet. Das Sammeln von Blechdosen ist in <strong>der</strong> Schweiz weit<br />

verbreitet. In den meisten Gemeinden stehen Sammelbehälter zur Verfügung.<br />

b.) Aluminium<br />

Im Alltag ist Aluminium kaum mehr wegzudenken. Das Pausenbrot wird in<br />

Alufolie eingewickelt, den Senf drückt man aus <strong>der</strong> Alu-Tube und wenn man<br />

Durst hat, öffnet man eine Alu-Getränkedose. In <strong>der</strong> Bevölkerung ist das<br />

Sammeln von Aluminium gut verankert. Aluminium kann eingeschmolzen und<br />

fast ohne Qualitätsverlust zu neuen Produkten verarbeitet werden. Die<br />

Aluminiumherstellung aus Bauxit, dem eigentlichen Rohmaterial, ist<br />

ausserordentlich energieaufwendig. Sie benötigt rund 20 Mal mehr Energie als<br />

das Einschmelzen von Alt-Aluminium. Seit 20 Jahren beschäftigt sich die<br />

IGORA mit dem Sammeln und Recycling von leeren Aluverpackungen.<br />

Gemeinsam mit <strong>der</strong> Getränke- und Aluminiumindustrie erarbeitete die<br />

Genossenschaft ein Sammel- und Recyclingkonzept, das nicht auf Zwang,<br />

son<strong>der</strong>n auf Freiwilligkeit basiert. Die Aluverpackung hat durch Produkte wie<br />

Energiegetränke einen grossen Aufschwung erfahren.<br />

Glas<br />

a.) Sammlung<br />

Altglas wird zum grössten Teil über permanente kommunale Sammelstellen<br />

entsorgt. Insgesamt stehen in <strong>der</strong> Schweiz heute rund 22'000 öffentliche<br />

Glascontainer zur Verfügung. Von dort wird Altglas zuerst in regionale<br />

Zwischenlager und anschliessend in 25-Tonnen-Einheiten per Bahn zu den<br />

Aufbereitungsanlagen transportiert. Um das Sammeln und den Transport zur<br />

Aufbereitung kümmert sich heute ein Netz von 45 Firmen mit <strong>der</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lichen Infrastruktur und dem nötigen Know-how. Dabei legt das<br />

Altglas nur rund 25 km auf <strong>der</strong> Strasse zurück <strong>–</strong> von den permanenten<br />

Sammelstellen zum nächsten regionalen Zwischenlager. Der ganze Glas-<br />

Recycling Prozess basiert auf einigen Jahren Erfahrung.<br />

b.) Aufbereitung zu Glasflaschen<br />

Auf dem Sortierför<strong>der</strong>band werden Fehlfarben, Porzellan, Keramik und an<strong>der</strong>e<br />

Fremdkörper manuell aussortiert. Im Glasbrecher erhalten die Scherben eine<br />

für den Schmelzprozess optimale Körnung. In <strong>der</strong> Siebrinne werden weitere<br />

Fremdmaterialien und Überkorngrössen ausgeschieden. Metall- und<br />

111


Keramikteile werden mittels Magnettrommel, Metall- und Keramikabschei<strong>der</strong><br />

aussortiert sowie Papier und an<strong>der</strong>e leichte Materialien durch die<br />

Absauganlage entfernt. Nach einer letzten Kontrolle wird das aufbereitete<br />

Altglas <strong>der</strong> Glasproduktion zugeführt. Neben Altglas, das bis zu 90 Prozent<br />

ausmacht, sind die wichtigsten Rohstoffe für die Glasherstellung Quarzsand,<br />

Kalk und Soda. Bei rund 1600 °C wird die Rohstoffmischung geschmolzen. Von<br />

<strong>der</strong> ständig nachfliessenden Glasschmelze werden über eine Rinne glühende<br />

Glastropfen abgeschnitten und <strong>der</strong> Vorform zugeführt. Die endgültige<br />

Flaschenform erhält <strong>der</strong> Vorformling in <strong>der</strong> Fertigform. Die fertige Flaschenform<br />

wird durch Druckluft und <strong>der</strong> Fertigform erstellt. Die noch rot glühende Flasche<br />

wird im Kühlofen langsam abgekühlt, um die Materialspannungen<br />

auszugleichen. Eine anschliessende Oberflächenbehandlung schützt die<br />

Glasbehälter zusätzlich vor Kratzern und verbessert die Bruchfestigkeit.<br />

Kunststoff<br />

a.) Tiefe Sammelquote bei Kunststoffen<br />

In <strong>der</strong> Schweiz werden lediglich rund 50'000 Tonnen Kunststoffabfälle separat<br />

gesammelt und stofflich verwertet. Dieser im Vergleich zu an<strong>der</strong>en<br />

Werkstoffen <strong>–</strong> z. B. Glas <strong>–</strong> tiefe Anteil <strong>der</strong> stofflichen Verwertung hat mehrere<br />

Ursachen. So fehlt für Kunststoff eine gut eingespielte Verwertungsindustrie mit<br />

entsprechenden Märkten. Ein wichtiger Grund ist auch die Vielzahl<br />

unterschiedlicher Kunststoffsorten. Je nach Verwendungszweck enthalten<br />

112


Kunststoffe verschiedene Additive wie Weichmacher, Stabilisatoren, Pigmente<br />

o<strong>der</strong> Flammschutzmittel. Das erschwert die sortenreine Sammlung.<br />

b.) PET-Flaschen<br />

PET ist die Abkürzung für den Kunststoff namens Polyethylenterephthalat, was<br />

so schwierig auszusprechen ist, dass meist die Abkürzung PET verwendet wird.<br />

Weltweit werden aus diesem Material jährlich 15 Milliarden Getränkeflaschen<br />

hergestellt. Im Jahr 2008 wurden in <strong>der</strong> Schweiz 35'825 Tonnen PET-Flaschen<br />

gesammelt. Der Absatz von Getränkeflaschen auf dem Schweizer Markt<br />

belief sich im gleichen Jahr auf 45'712 Tonnen. Damit erreichte die<br />

Recyclingquote 78 Prozent. 8 von 10 Flaschen werden also zurückgebracht.<br />

Die Rückführung wird mit einem vorgezogenen Recyclingbeitrag auf PET-<br />

Einweg-Getränkeflaschen ohne Pfand finanziert. PET wurde ursprünglich nicht<br />

für die Produktion von Getränkeflaschen entwickelt. Die Entwicklung begann<br />

während des Zweiten Weltkriegs, als ein Ersatzmaterial für japanische Seide zur<br />

Produktion von Fallschirmen gefunden werden musste. Das neu entdeckte<br />

Material erlangte daraufhin für viele Jahre eine grosse Bedeutung in <strong>der</strong><br />

Textilindustrie. In <strong>der</strong> Schweiz kam PET 1984 erstmals in Flaschenform auf den<br />

Markt: Henniez lieferte damals zum ersten Mal 1,6-Deziliter-PET-<br />

Mineralwasserflaschen an die Swissair.<br />

Batterien<br />

Von den etwa 3'500 Tonnen Haushaltbatterien, die jährlich in <strong>der</strong> Schweiz<br />

verkauft werden, landen lei<strong>der</strong> immer noch 30 Prozent im Kehricht. Diese Art<br />

<strong>der</strong> Entsorgung ist nicht nur unerwünscht, sie führt auch zum Verlust wertvoller<br />

Rohstoffe. Aber die Batteriehersteller und Importeure waren mittlerweile mit<br />

ihrem Engagement zur Schadstoff- und Abfallreduktion erfolgreich: Heute sind<br />

95 Prozent <strong>der</strong> hierzulande verkauften Batterien schadstoffarm. Die bis zu<br />

1'000 Mal wie<strong>der</strong>aufladbaren Akkus sowie die meisten Knopfzellen gehören<br />

hingegen zu den schadstoffreichen Batteriesorten.<br />

113


Die Rücknahme von Altbatterien erfolgt durch Batterienverkaufsstellen sowie<br />

kommunale, regionale und an<strong>der</strong>e Sammelstellen. Somit besteht ein Netz von<br />

rund 10'000 Annahmestellen, wobei die Gemeinden einen wichtigen Beitrag<br />

zur Schonung <strong>der</strong> Umwelt leisten. Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt<br />

(BAFU) verwaltet eine private Genossenschaft namens INOBAT die<br />

vorgezogene Entsorgungsgebühr (VEG), welche die Konsumentinnen und<br />

Konsumenten mit dem Kaufpreis von Batterien und Akkus entrichten. Das Ziel<br />

<strong>der</strong> INOBAT ist die Erhöhung <strong>der</strong> Sammelquote von gegenwärtig 70,6 Prozent<br />

auf den vom BAFU vorgegebenen Zielwert von 80 Prozent.<br />

Elektronische Geräte<br />

Seit 15 Jahren kümmert sich <strong>der</strong> Wirtschaftsverband Swico um die Entsorgung<br />

und das Recycling von Elektronik-Altgeräten. Im Jahr 2008 wurden 50'754<br />

Tonnen Elektronik-Altgeräte gesammelt. Aus den Geräten werden die<br />

folgenden Stoffe gewonnen:<br />

• 50 Prozent Metalle (Eisen, Aluminium, Kupfer o<strong>der</strong> Chromstahl)<br />

• 25 Prozent Kunststoffe<br />

• 15 Prozent Bildröhrenglas<br />

Leiterplatten sind mengenmässig zwar unbedeutend, enthalten aber<br />

verschiedene Edelmetalle (Gold, Silber, Palladium) und sind deshalb für die<br />

stoffliche Verwertung beson<strong>der</strong>s interessant. Knapp 1 Prozent <strong>der</strong><br />

114


verarbeiteten Menge sind Schadstoffe. Dazu gehören beispielsweise<br />

Batterien, Kondensatoren o<strong>der</strong> quecksilberhaltige Bauteile.<br />

Elektrogeräte und Leuchtmittel<br />

Die Stiftung SENS eRecycling betreibt ein gesamtschweizerisches<br />

Rücknahmesystem für elektrische und elektronische Geräte sowie für<br />

Leuchtmittel. Die Stiftung organisiert die Entsorgung für:<br />

• Haushaltkleingeräte<br />

• Haushaltgrossgeräte<br />

• Bau-, Garten- und Hobbygeräte<br />

• Spielwaren<br />

• Leuchten und Leuchtmittel<br />

6.5 Zielsetzung 2030 <strong>–</strong> die Abfallpyramide<br />

Auf nationaler Ebene gibt es zwei grundlegende Zielsetzungen zur<br />

Abfallverwertung und Abfallreduktion:<br />

• die Entkopplung <strong>der</strong> Abfallproduktion vom Wirtschaftswachstum<br />

• die Vermeidung schädlicher Auswirkungen von Abfall auf Mensch und<br />

Umwelt<br />

Das Bundesamt für Umwelt strebt bis 2030 einen gesamtwirtschaftlichen<br />

Materialkreislauf an, welcher zu 75 Prozent auf Sekundär- und nur noch zu 25<br />

Prozent auf Primärrohstoffen basiert. Die Abfallpyramide zeigt auf, wie diese<br />

Ziele erreicht werden sollen:<br />

115


Vermeiden steht über Vermin<strong>der</strong>n und Vermin<strong>der</strong>n über Verwerten (aus dem<br />

Englischen „Reduce, Reuse, Recycle“). Vermeidung hat für ein effektives<br />

Abfallmanagement somit oberste Priorität. Nur wo Abfall nicht vermieden<br />

werden kann, soll auf die Vermin<strong>der</strong>ung und schliesslich auf die Verwertung<br />

zurückgegriffen werden.<br />

6.6 Entsorgung im Logistikunternehmen<br />

In Logistikabteilungen und Logistikunternehmen fallen fast alle Arten von<br />

Abfällen an, in erster Linie aber Verpackungsmaterialien. In<br />

Produktionsunternehmen wird <strong>der</strong> Abfall aus <strong>der</strong> Produktion in <strong>der</strong> Regel über<br />

die Logistikabteilung entsorgt. Verteilbetriebe sind oft mit <strong>der</strong> Entsorgung von<br />

Rücknahmen ihrer Verkaufsstellen konfrontiert. Der Materialfluss <strong>der</strong> Abfälle<br />

und <strong>der</strong>en Bewirtschaftung richtet sich also nach den Aufgaben des<br />

Betriebes. Für die Entsorgung von Verpackungen werden meistens<br />

Ballenpressen o<strong>der</strong> Schred<strong>der</strong> eingesetzt.<br />

Ein Beispiel zu einem betrieblichen Entsorgungskonzept könnte wie folgt<br />

aussehen:<br />

116


Betriebliche Entsorgungskonzepte sind so vielfältig wie die Betriebe selbst. Das<br />

oben beschriebene Beispiel könnte auf einen mittelgrossen Verteilbetrieb<br />

zutreffen, <strong>der</strong> den Detailhandel beliefert. Nicht im Konzept enthalten ist die<br />

Entsorgung des Kehrichts aus dem eigenen Betrieb (Wischgut, Büroabfälle<br />

usw.). Logistikbetriebe können auch mit professionellen Entsorgungsfirmen<br />

zusammenarbeiten, die Ihre Dienste wie folgt anbieten:<br />

6.6.1 Checkliste als Vollzugshilfe im Entsorgungskonzept<br />

Für die Mitarbeitenden werden Checklisten als Vollzugshilfen erstellt. Die<br />

abgebildete Checkliste zeigt den einzelnen Mitarbeitenden, wie sie mit dem<br />

entsprechenden Abfall verfahren müssen.<br />

117


Aufbau <strong>der</strong> Checkliste:<br />

1 Abfallgruppe nach Bundesamt für Umwelt (BAFU); alphabetische<br />

Einordnung <strong>der</strong> Wertstoffe<br />

1. Abfallgruppe A: Unproblematische Abfälle, z. B. Hausmüll<br />

2. Abfallgruppe B: Abfälle mit Ansteckungsgefahr, z. B. mit Blut o<strong>der</strong><br />

Exkrementen behaftet<br />

3. Abfallgruppe C: Abfälle mit Erregern meldepflichtiger übertragbaren<br />

Krankheiten<br />

4. Abfallgruppe D: Son<strong>der</strong>abfälle; z. B. Altchemikalien, Lacke,<br />

Pflanzenschutzmittel<br />

5. Abfallgruppe E: Medizinische Abfälle mit aus ethischer Sicht<br />

zusätzliche Anfor<strong>der</strong>ungen; z. B. Organabfälle, Blutkonserven<br />

2 Wertstoff<br />

3 Symbol Kehricht<br />

4 Abfallgruppe nach BAFU<br />

5 Entsorgungsbehälter für den Wertstoff<br />

6 Hinweise zum Behälter<br />

7 Hinweise zum Umgang mit dem Wertstoff<br />

8 Sammelstelle <strong>der</strong> Organisationseinheit (z. B. Abteilung)<br />

9 Verantwortliche für den Transport zur Sammelstelle auf dem Areal<br />

10 Sammelstelle auf dem Areal<br />

11 Entsorger<br />

12 Symbol für Recycling<br />

13 Hinweise auf Gefahren<br />

14 Abfallklassierung nach VeVA (Verordnung über den Verkehr mit<br />

Abfällen)<br />

15 Im vorliegenden Beispiel ist es die Klasse 15 :<br />

15 Gefahrgutklasse nach ADR/SDR (ADR: Europäisches<br />

Übereinkommen über die internationale Beför<strong>der</strong>ung, SDR:<br />

Verordnung über die Beför<strong>der</strong>ung gefährlicher Güter auf <strong>der</strong> Strasse)<br />

118


6.7 Littering<br />

Littering bezeichnet das Wegwerfen o<strong>der</strong> Liegenlassen kleiner Mengen<br />

Siedlungsabfall, ohne dass die bereitstehenden Entsorgungsstellen benutzt<br />

119


werden. Knapp drei Viertel <strong>der</strong> Gemeinden erachten Littering als Problem.<br />

Littering ist ein Ärgernis für alle und generiert hohe Kosten. Zu beobachten ist<br />

diese Unsitte vor allem auf Strassen, öffentliche Plätzen, in Parkanlagen und<br />

nach Grossanlässen. Die grössten Verschmutzungsanteile stammen von<br />

Einwegverpackungen und Getränkegebinden aus <strong>der</strong> "fliegenden<br />

Verpflegung" (Getränkeverpackungen und Take-away-Behälter),<br />

Printprodukten (Zeitungen, gedruckte Werbung) und Zigarettenstummel.<br />

Littering wird nicht nur von Jugendlichen verursacht, son<strong>der</strong>n von allen<br />

Altersgruppen. Es ein gesellschaftliches Problem und lässt sich nur mit <strong>der</strong> Hilfe<br />

von allen lösen. Littering-Abfälle sind Siedlungsabfälle. Die Zuständigkeit für<br />

<strong>der</strong>en Entsorgung liegt bei den Kantonen.<br />

6.7.1 Ursachen von Littering<br />

Die Ursachen für Littering sind vielfältig. Der öffentliche Raum und die freie<br />

Natur werden zum mobilen Raum. Viele Aktivitäten werden beson<strong>der</strong>s in den<br />

Sommermonaten aus dem privaten in den öffentlichen Bereich verlagert. Dies<br />

war z. B. während <strong>der</strong> Covid-19-Pandemie verstärkt <strong>der</strong> Fall, woraufhin das<br />

Littering sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt hat. Einen weiteren Grund<br />

findet man in <strong>der</strong> geringen sozialen Kontrolle im öffentlichen Raum.<br />

Anonymität erhöht die Wahrscheinlichkeit, Reste unkontrolliert liegen zu<br />

lassen. Dieses Verhalten kann durch Gruppeneffekte zusätzlich verstärkt<br />

werden, wobei die persönliche Werthaltung einen wesentlichen Einfluss auf<br />

Littering hat.<br />

Merke: Die Ursache von Littering liegt bei <strong>der</strong> persönlichen Wertehaltung<br />

des Menschen.<br />

6.7.2 Auswirkungen<br />

Die Auswirkungen von Littering sind vielfältig, und wir alle sind davon<br />

betroffen. Das BAFU unterteilt die Auswirkungen in drei Gruppen: ästhetische,<br />

ökologische und ökonomische Auswirkungen.<br />

Ästhetische Auswirkungen<br />

Sauberkeit ist ein wesentlicher Bestandteil und wichtiger Aspekt für die<br />

Lebensqualität <strong>der</strong> Bevölkerung und das Image einer Stadt o<strong>der</strong> eines<br />

an<strong>der</strong>en öffentlichen Raumes. Littering ist eine optische Belästigung und<br />

beeinträchtigt somit die Qualität eines Lebensraumes. Touristenstädte sind<br />

120


eson<strong>der</strong>s darauf angewiesen, einen sauberen und freundlichen Eindruck zu<br />

machen.<br />

Touristen Stadt?<br />

Ökologische Auswirkungen<br />

Gelitterte Materialien lassen sich nicht in Stoffkreisläufe zurückführen und<br />

werden somit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung entzogen. Es müssen neue Ressourcen<br />

mit all den damit einhergehenden Umweltauswirkungen gewonnen und<br />

verarbeitet werden. Littering ist ebenfalls eine Gefährdung für Tiere und<br />

Pflanzen und damit verbunden auch für den Menschen. Ein Schaden entsteht<br />

somit nicht nur in Hinsicht auf den zusätzlichen Produktionsprozess, <strong>der</strong><br />

notwendig wird, son<strong>der</strong>n auch aufgrund <strong>der</strong> Umweltauswirkungen <strong>der</strong><br />

herumliegenden Produkte.<br />

Ökonomische Auswirkungen<br />

Nicht nur ökologische, son<strong>der</strong>n auch ökonomische Gedanken sprechen<br />

gegen Littering. Littering ist teuer. Die Reinigungskosten belaufen sich jährlich<br />

auf rund 200 Millionen Franken. Zusätzlich fallen hohe Kosten für<br />

Präventionsmassnahmen und Aufklärungskampagnen an. Im erweiterten<br />

Sinne entstehen auch Kosten, wenn aufgrund <strong>der</strong> Verschmutzung Touristen<br />

einem Ort fernbleiben.<br />

121


Littering-Reinigungskosten im öffentlichen Verkehr, total: 48 Mio. CHF/Jahr<br />

Zigaretten 5 % 2,4 Mio CHF<br />

Take-away-Verpackungen 26 % 12,5 Mio CHF<br />

Zeitungen und Flyer 24 % 11,4 Mio CHF<br />

Getränkeverpackungen 36 % 17,1 Mio CHF<br />

Diverses 9 % 4,3 Mio CHF<br />

Littering-Reinigungskosten in den Gemeinden, total: 144 Mio. CHF/Jahr<br />

Zigaretten 36 % 52,5 Mio CHF<br />

Take-away-Verpackungen 19 % 26,7 Mio CHF<br />

Zeitungen und Flyer 5 % 7,1 Mio CHF<br />

Getränkeverpackungen 35 % 50,6 Mio CHF<br />

Diverses 5 % 7,3 Mio CHF<br />

Quelle: BAFU<br />

6.7.3 Littering-Typen<br />

Es gibt nicht nur einen Littering-Typen, son<strong>der</strong>n es sind unterschiedliche<br />

Beweggründe, die zu Littering führen. Die Motivation dafür ist abhängig von<br />

verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel, Umfeld, Kultur, Bildung und<br />

Wohlstand. Bisher wurden in einigen wenigen Studien solche Littering-<br />

Typologien erstellt. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Typologie anhand<br />

einer ENCAMS-Studie (Environmental Campaigns), die auf Aussagen von<br />

Jugendlichen zum Thema Littering basiert:<br />

122


Die Vertreter <strong>der</strong> einzelnen Littering-Typen verhalten sich in Gruppen prinzipiell<br />

an<strong>der</strong>s, als wenn sie alleine sind - in Gruppen wird tendenziell mehr gelittert.<br />

6.7.4 Massnahmen<br />

Littering kann nur wirkungsvoll bekämpft werden, wenn verschiedene<br />

Massnahmen kombiniert und gezielt ergriffen werden. Die grösste Wirkung<br />

zeigen Massnahmen, die beim Verhalten des Menschen ansetzen. Die<br />

Erziehung durch vorbildliches Verhalten zeigt die grösste Wirkung. Ausserdem<br />

können folgende drei Massnahmen helfen:<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung: Dies kann über Werbeplakate,<br />

Inserate, Events, Facebook usw. in den Gemeinden und Quartieren<br />

123


geschehen. Unterstützung in Form von Plakaten o<strong>der</strong> Fachpersonen können<br />

dabei gratis bei <strong>der</strong> Interessengemeinschaft für Umwelt (IGSU) bestellt o<strong>der</strong><br />

gebucht werden.<br />

Information und Bildung: Der Aufbau von umweltbezogenem Wissen und<br />

konkreten Handlungskompetenzen ist vor allem bei jungen Menschen sehr<br />

wichtig. Verschiedene Organisationen bieten umfangreiches<br />

Unterrichtsmaterial o<strong>der</strong> Schulbesuche an, um den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

einen verantwortungsbewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu<br />

zeigen. Wie<strong>der</strong>holende Aktivitäten zum Thema zeigen dabei die grössten<br />

Erfolge.<br />

Sanktionen: Sensibilisierungs- und Informationsarbeit ist sinnvoll, zeigt aber<br />

nicht immer und nicht bei allen Bevölkerungsgruppen die gewünschte<br />

Wirkung. Deshalb wurde in einigen Kantonen und Städten die gesetzliche<br />

Grundlage für eine Littering-Busse geschaffen. An<strong>der</strong>e Städte verzichten auf<br />

Bussen, da diese Sanktion in <strong>der</strong> Realität nicht umsetzbar sei.<br />

124


Modul 107_Abfallkategorien CH<br />

Ausgangslage<br />

In Modul 106 wurde aufgezeigt, dass in <strong>der</strong> Schweiz mit drei Entsorgungswegen<br />

gearbeitet wird. Angesichts <strong>der</strong> Vielfalt an Abfallkategorien kann die Zuteilung zum<br />

richtigen Entsorgungsweg eine Herausfor<strong>der</strong>ung darstellen. In diesem Modul geht es<br />

darum, die verschiedenen Abfallkategorien zu erkennen. Zudem wird aufgezeigt,<br />

wie <strong>der</strong> Entsorgungsprozess aussieht, wenn Abfall nicht über den klassischen Weg<br />

entsorgt werden kann. Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> "Son<strong>der</strong>abfall" weist Schwierigkeiten bei <strong>der</strong><br />

Entsorgung auf. Aus diesen Schwierigkeiten können auch schnell grössere Gefahren<br />

entstehen.<br />

125


Fachartikel Modul 107<br />

7. Abfallkategorien<br />

In Modul 106 wurde aufgezeigt, dass in <strong>der</strong> Schweiz pro Jahr 80 bis 90<br />

Tonnen Abfall generiert werden. Rund zwei Drittel davon sind Aushub- und<br />

Ausbruchsmaterial. Da dieses zu einem grossen Teil direkt wie<strong>der</strong> eingesetzt<br />

werden kann, wird es in einigen Statistiken nicht als Abfall aufgeführt.<br />

Werden das Aushub- und Ausbruchmaterial nicht gerechnet, werden pro<br />

Jahr in <strong>der</strong> Schweiz 24 Millionen Tonnen Abfall produziert. Das sind knapp 2,5<br />

Tonnen pro Einwohner. Die Abfälle werden vom Bundesamt für Umwelt in vier<br />

Kategorien eingeteilt, die jeweils Unterkategorien haben.<br />

Von den 24 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr entfallen rund 65 Prozent auf<br />

Bauabfälle. Die Siedlungsabfälle machen einen wesentlich kleineren Anteil<br />

von rund 5,7 Millionen Tonnen aus. Sie werden in den KVA verbrannt. Die<br />

Menge <strong>der</strong> Siedlungsabfälle hat sich in den vergangenen Jahren erhöht. Die<br />

Son<strong>der</strong>abfälle betragen 2,4 Millionen Tonnen pro Jahr und <strong>der</strong> Klärschlamm<br />

0,2 Millionen Tonnen.<br />

Bauabfälle<br />

126


Bauabfälle<br />

In <strong>der</strong> Schweiz werden grosse Mengen von Bauabfällen in einer Vielzahl von<br />

kleinen, oft wenig zweckmässig gebauten und betriebenen Deponien<br />

abgelagert. Die Bauabfälle werden unterteilt in: Bausperrgut (Sortierung),<br />

Bauschutt, Betriebsabfälle, Industrie- und Gewerbeabfälle. Zu den Industrieund<br />

Gewerbeabfällen zählen alle Abfälle, die bei Produktionsprozessen<br />

anfallen. Dazu gehören Abfälle aus Industrie und Gewerbe, die we<strong>der</strong> als<br />

Son<strong>der</strong>abfälle noch als Siedlungsabfälle gelten, etwa gewisse Schlacken aus<br />

<strong>der</strong> Metallverarbeitung, Giessereisand o<strong>der</strong> Schlämme aus <strong>der</strong> Herstellung<br />

von Papier. Die Industrieabfälle werden auf an<strong>der</strong>en Wegen entsorgt als die<br />

Siedlungsabfälle, vor allem wegen <strong>der</strong> anfallenden Mengen und <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Schädlichkeit.<br />

Siedlungsabfälle<br />

Siedlungsabfälle sind einerseits die aus Haushalten stammenden Abfälle und<br />

an<strong>der</strong>erseits Abfälle mit vergleichbarer Zusammensetzung. Dazu gehören <strong>der</strong><br />

gemischte Kehricht (Hausmüll), Sperrgut und alles, was separat gesammelt<br />

wird. Der Siedlungsabfall wird von Gemeinden und Zweckverbänden<br />

mengenmässig erfasst: kompostierbare Abfälle, Hauskehricht (Sack- und<br />

Containerkehricht/Sperrgut), Glas, Metalle, Kunststoffe usw.<br />

Son<strong>der</strong>abfälle<br />

Die Entsorgung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>abfälle wird nach den Bestimmungen <strong>der</strong><br />

Verordnung über den Verkehr mit Son<strong>der</strong>abfällen (VVS) von den Kantonen<br />

und vom Bund kontrolliert. Das sind alle Abfälle, die im konventionellen<br />

Verfahren nicht umweltverträglich verwertet o<strong>der</strong> behandelt werden können.<br />

Charakteristisch ist die Vielfalt <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>abfälle, entsprechend differenziert<br />

müssen die Behandlungs- und Verwertungsmassnahmen ausgestaltet<br />

werden. Der grösste Teil <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>abfälle stammt aus Industrie und<br />

Gewerbe. Son<strong>der</strong>abfälle sind z. B. Schlämme mit organischer Belastung,<br />

anorganische Feststoffe, Säuren und Laugen mit Schwermetallen, Batterien<br />

und Akkumulatoren, verunreinigtes Erdreich, Filterhilfsmittel sowie<br />

Chemikalienreste.<br />

127


Klärschlamm<br />

Klärschlamm entsteht bei <strong>der</strong> Abwasserreinigung. Er besteht aus<br />

mineralischen und organischen Feststoffen mit einem Wassergehalt von 90-99<br />

Prozent.<br />

7.1 Abfälle von A-Z<br />

Neben den vier Hauptkategorien gibt es zahlreiche Unterkategorien, denen<br />

Abfälle zugeordnet werden können. Folgend eine umfassende Auswahl:<br />

Altholz<br />

Holzabfälle werden bei <strong>der</strong> Entsorgung durch ihren<br />

Schadstoffgehalt unterschieden. Sie können in die<br />

folgenden Kategorien unterteilt werden:<br />

• naturbelassenes Holz aus dem Wald<br />

• Schleifstaub aus Schreinereien<br />

• lackierte o<strong>der</strong> beschichtete Möbelstücke<br />

• mit Holzschutzmitteln imprägniertes Holz<br />

Für die Verbrennung in offenen Feuern o<strong>der</strong><br />

Feuerungsanlagen ohne Rauchgasfilter eignet sich nur<br />

unbehandeltes, also naturbelassenes Holz. Alle<br />

behandelten Hölzer sollten nur in einer<br />

Kehrichtverbrennungsanlage verbrannt werden. Dies gilt<br />

auch für alle Arten von Spanplatten. Gewerbliche o<strong>der</strong><br />

industrielle Holzabfälle können direkt den Betreibern von<br />

Lager- o<strong>der</strong> Schred<strong>der</strong>plätzen für Altholz geliefert werden.<br />

Kleinmengen aus Haushaltungen und Kleinbetrieben<br />

werden über die kommunale Sperrgutsammlung entsorgt.<br />

Altreifen<br />

Die separate Sammlung und Verwertung o<strong>der</strong> Entsorgung<br />

von ausgedienten Fahrzeugreifen ist ökologisch sinnvoll.<br />

Qualitativ einwandfreie Altreifen können mit einer neuen<br />

Lauffläche versehen werden (Run<strong>der</strong>neuerung). Dadurch<br />

werden Ressourcen geschont und die Umweltbelastung<br />

bei <strong>der</strong> Herstellung reduziert. Dadurch lassen sich grössere<br />

128


Mengen fossiler Energieträger einsparen. Das Deponieren<br />

ausgedienter Altreifen ist seit dem Jahr 2000 verboten.<br />

Altreifen werden durch Garagisten und regionale<br />

Altautoverwerter über Altreifenhändler den<br />

verschiedenen Verwertungs- o<strong>der</strong> Behandlungskanälen<br />

zugeführt. Das <strong>der</strong>zeit beste Entsorgungsverfahren von<br />

nicht mehr erneuerbaren Altreifen ist das Verbrennen in<br />

Zementwerken. Aber nicht alle Zementwerke verfügen<br />

über ebenso wirksame Rauchgasreinigungsanlagen wie<br />

die KVA.<br />

Aluminiumverpackungen und Getränkedosen<br />

Das Sammeln und Verwerten von<br />

Aluminiumgetränkedosen ist ökologisch sinnvoll. Durch<br />

das Einschmelzen von Alt-Aluminium können gegenüber<br />

<strong>der</strong> Herstellung aus dem Rohstoff Bauxit bis zu 95 % Energie<br />

eingespart werden. Für Aluminiumgetränkedosen stehen<br />

an gut frequentierten Verkaufs- und Konsumstellen und<br />

bei den Gemeindesammelstellen Dosenpressen zur<br />

Verfügung. Die separat gesammelten Aluminiumdosen<br />

haben einen recht hohen Marktwert. Sie werden in<br />

spezialisierten Umschmelzwerken im grenznahen Ausland<br />

ohne Qualitätsverlust für die Herstellung neuer<br />

Getränkedosen aufbereitet.<br />

Aushubmaterial<br />

Aushubmaterial besteht hauptsächlich aus Fels und<br />

Erdreich und fällt beim Bau von Strassen und Gebäuden<br />

an. Auch durch Naturkatastrophen wie Felsstürze, Lawinen<br />

und Erdrutsche können enorme Mengen solcher<br />

Materialien anfallen. Aushubmaterial lässt sich in die zwei<br />

Kategorien unterteilen:<br />

• verschmutztes Aushubmaterial<br />

• unverschmutztes Aushubmaterial<br />

Unverschmutztes Aushubmaterial wird zur<br />

Wie<strong>der</strong>auffüllung von Gruben verwendet. Ein geringer Teil<br />

des unbelasteten Materials wird zu Schotter verarbeitet<br />

129


und auf Baustellen eingesetzt. Der Rest wird in Deponien<br />

abgelagert. Verschmutztes Aushubmaterial wird von<br />

Fachleuten als "kontaminiert" bezeichnet. Die<br />

Behandlung richtet sich nach dem Verschmutzungsgrad.<br />

Der Rückbau <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>mülldeponie Kölliken erfolgt zum<br />

Beispiel im Vollschutzanzug.<br />

Batterien und Akkumulatoren<br />

Die Konsumenten sind verpflichtet, gebrauchte Batterien<br />

und Akkus zu den Verkaufsstellen zurückzubringen o<strong>der</strong> in<br />

speziellen Sammelstellen zu deponieren. Je<strong>der</strong> Händler ist<br />

zur unentgeltlichen Rücknahme <strong>der</strong> Batterien und Akkus<br />

verpflichtet (Ausnahme: Akkus über 5 kg). Der Transport<br />

von den Sammelstellen in die Verwertungsanlage ist<br />

grundsätzlich kostenlos. Mit verschiedenen<br />

Informationsmitteln wird die Bevölkerung auf die<br />

Rückgabepflicht aufmerksam gemacht. Batterien und<br />

Akkus enthalten wertvolle Rohstoffe wie Eisen, Nickel,<br />

Mangan und Zink. Teilweise enthalten sie aber auch die<br />

schädlichen Schwermetalle Cadmium und Blei, früher<br />

auch Quecksilber. Batterien und Akkumulatoren werden<br />

mit einer obligatorischen vorgezogenen<br />

Entsorgungsgebühr verkauft. Diese Gebühr ist im<br />

Verkaufspreis inbegriffen und deckt die Kosten für die<br />

Sammlung, den Transport und die Verwertung.<br />

Biogene Abfälle (Grüngut)<br />

Die Kompostierung o<strong>der</strong> Vergärung <strong>der</strong> biogenen Abfälle<br />

weist gegenüber <strong>der</strong> Verbrennung in einer<br />

Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) deutliche ökologische<br />

Vorteile auf. In <strong>der</strong> Schweiz fallen jährlich rund 1,3<br />

Millionen Tonnen organische Abfälle an. 740'000 Tonnen<br />

werden in den 333 Kompostier- und Vergärungsanlagen<br />

mit mehr als 100 Jahrestonnen Kapazität verarbeitet. Im<br />

eigenen Garten und auf Quartierkompostplätzen dürften<br />

weitere 300'000 Tonnen verwertet werden. Rund 250'000<br />

Tonnen gelangen aber immer noch mit dem normalen<br />

Kehricht in die KVA.<br />

130


Elektrische und elektronische Geräte<br />

Elektrische und elektronische Geräte können bei je<strong>der</strong><br />

Verkaufsstelle gratis zur Entsorgung abgegeben werden.<br />

Diese Geräte enthalten grosse Mengen an verwertbaren<br />

Metallen wie Kupfer und Eisen sowie an Schwermetallen<br />

wie Blei, Zink und Cadmium. Die im Siedlungsabfall<br />

enthaltenen Metalle stammen zu einem grossen Teil von<br />

solchen Geräten. Ein hoher Schwermetallgehalt erschwert<br />

den Betrieb <strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA)<br />

sowie die Behandlung und Verwertung <strong>der</strong><br />

Verbrennungsrückstände. Verwertbare Metalle aus den<br />

Geräten gehen beim Verbrennen weitgehend verloren<br />

o<strong>der</strong> können nur mit grossem Aufwand zurückgewonnen<br />

werden. Die separate Sammlung und umweltverträgliche<br />

Entsorgung ausgedienter elektrischer und elektronischer<br />

Geräte entlastet den Siedlungsabfall von Schwermetallen.<br />

Die Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und<br />

die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte<br />

(VREG) schreibt vor, dass Händler, Hersteller und<br />

Importeure verpflichtet sind, die Geräte, die sie in ihrem<br />

Sortiment führen, gratis zurückzunehmen, auch wenn <strong>der</strong><br />

Kunde kein neues Gerät kauft.<br />

Glasverpackungen<br />

Das separate Sammeln von Verpackungsglas hat sich in<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung etabliert. Üblicherweise wird<br />

Verpackungsglas in öffentlichen Sammelstellen in<br />

Containern gesammelt. Das Altglas wird mehrheitlich in<br />

Form von Bruchglas gesammelt, getrennt nach den<br />

Farben Weiss, Braun und Grün. In einigen Gemeinden<br />

werden intakte Flaschen für die Wie<strong>der</strong>verwendung in<br />

speziellen Behältern gesammelt. Das gesammelte Altglas<br />

wird für die Produktion von neuen Glasbehältern<br />

eingeschmolzen. Das restliche Altglas wird zur Herstellung<br />

von Bau- und Isoliermaterialien verwendet.<br />

131


Klärschlamm<br />

In den kommunalen Abwasserreinigungsanlagen <strong>der</strong><br />

Schweiz fallen jährlich etwa 4 Millionen Tonnen flüssiger<br />

Klärschlamm an. Die Trockensubstanz dieser Menge<br />

beträgt rund 200'000 Tonnen. Der Klärschlamm enthält<br />

zwar Pflanzennährstoffe wie Phosphor und Stickstoff, aber<br />

auch Schwermetalle, potenzielle Krankheitserreger und<br />

organische Schadstoffe. Der ökologische Wert als Dünger<br />

war trotz des sinnvollen Kreislaufgedankens deshalb immer<br />

wie<strong>der</strong> umstritten. Seit 2003 ist in <strong>der</strong> Schweiz die Düngung<br />

mit Klärschlamm verboten.<br />

Kühlgeräte<br />

Bis 1994 verkaufte Kühlgeräte enthalten in <strong>der</strong> Isolation<br />

und als Kühlmittel Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW).<br />

FCKW beeinträchtigt die Ozonschicht, welche die Erde<br />

vor <strong>der</strong> UV-Strahlung <strong>der</strong> Sonne schützt. Kühlgeräte fallen<br />

unter die Regelungen <strong>der</strong> Verordnung über die<br />

Rückgabe, die Rücknahme und Entsorgung elektrischer<br />

und elektronischer Geräte (VREG). Die Geräte müssen von<br />

den Konsumentinnen und Konsumenten separat<br />

gesammelt werden. Ausgediente Kühlgeräte können<br />

landesweit bei über 500 offiziellen Sammelstellen o<strong>der</strong> bei<br />

allen Verkaufsstellen gratis abgegeben werden. In vielen<br />

Gemeinden nehmen auch die bedienten Sammelstellen<br />

ausgediente Kühlgeräte zurück.<br />

Kunststoffe<br />

Kein an<strong>der</strong>er Werkstoff für Massenprodukte hat sich in den<br />

letzten vier Jahrzehnten so rasant verbreitet wie <strong>der</strong><br />

Kunststoff. Neben <strong>der</strong> Sammlung von PET-<br />

Getränkeflaschen werden immer noch grosse Mengen<br />

von Kunststoff in den KVA verbrannt. Für das<br />

sachgerechte Recycling von Kunststoffen besteht daher<br />

noch grosses Potenzial.<br />

Leuchtstofflampen<br />

Leuchtstofflampen eignen sich nicht für die Entsorgung<br />

mit dem Hauskehricht, da sie Quecksilber und weitere<br />

132


Schwermetalle enthalten. Seit dem 1. August 2005 können<br />

Leuchtstofflampen gratis bei je<strong>der</strong> Verkaufsstelle o<strong>der</strong> bei<br />

den offiziellen Abgabestellen von SENS eRecycling<br />

abgegeben werden. Händler, Hersteller und Importeure<br />

sind verpflichtet, Produkte, die sie in ihrem Sortiment<br />

führen, gratis zurückzunehmen. Als Leuchtstofflampen<br />

gelten Leuchtstoffröhren, Energiesparlampen und<br />

Leuchten, nicht aber die normalen Glühlampen und<br />

Halogenlampen. Diese enthalten keine Schadstoffe und<br />

können problemlos mit dem Siedlungsabfall entsorgt<br />

werden.<br />

Medizinische Abfälle<br />

Medizinische Abfälle werden in Krematorien o<strong>der</strong> KVA<br />

entsorgt. Die Anlieferung erfolgt in speziellen Behältern, da<br />

die Abfälle infektiös sein können. Eine Verordnung<br />

definiert die medizinischen Son<strong>der</strong>abfälle und <strong>der</strong>en<br />

Entsorgung. Der Stand <strong>der</strong> Technik für den Umgang mit<br />

medizinischen Abfällen wird von <strong>der</strong> Verantwortlichkeit<br />

über die Sammlung, Zwischenlagerung bis zur Behandlung<br />

und Beseitigung beschrieben. Der Anhang enthält<br />

detaillierte Informationen zu den einzelnen Gruppen<br />

medizinischer Son<strong>der</strong>abfälle.<br />

Metalle<br />

Die separate Sammlung und Verwertung von Altmetallen<br />

ist aus ökologischer Sicht sinnvoll. Altmetalle lassen sich<br />

unterscheiden in<br />

• Eisenmetalle (sind magnetisch)<br />

• Nichteisenmetalle (Kupfer, Messing)<br />

• Graumetalle (Blei, Zink, Zinn, Aluminium)<br />

• Edelmetalle (Gold, Silber)<br />

Von den Gemeindesammelstellen werden in <strong>der</strong> Schweiz<br />

jährlich rund 60'000 Tonnen Altmetalle gesammelt. Die<br />

meisten Gemeinden stellen mindestens eine<br />

Altmetallsammelstelle zur Verfügung. Gewerbe und<br />

133


Industrie liefern ihr Altmetall direkt an die regionalen<br />

Altstoffhändler.<br />

Möbel<br />

Die Entsorgung von ausgedienten Möbeln stellt heute kein<br />

vordringliches ökologisches Problem dar. Die meisten<br />

nicht mehr benötigten Möbel werden mit <strong>der</strong><br />

Sperrgutsammlung entsorgt. Oft nehmen die<br />

Möbelgeschäfte die alten Möbel beim Kauf neuer<br />

gleichartiger Möbel zurück. Second-Hand-Geschäfte wie<br />

Tauschzentren, Brockenstuben o<strong>der</strong> Börsen nehmen noch<br />

brauchbare Möbel meist gratis entgegen.<br />

Papier und Karton<br />

Die Sammlung von Altpapier und -karton wird in <strong>der</strong><br />

Schweiz seit Jahrzehnten betrieben und ist den meisten<br />

Einwohnern zur Gewohnheit geworden. Weit verbreitet ist<br />

die Sammlung am Strassenrand. Je nach Verwerter erfolgt<br />

die Sammlung von Altpapier separat o<strong>der</strong> gemeinsam mit<br />

dem Altkarton. Die Sammelware wird entwe<strong>der</strong> direkt an<br />

die Papier- o<strong>der</strong> Kartonfabriken geliefert o<strong>der</strong> in<br />

Sortierbetrieben nach verschiedenen Qualitäten<br />

aufbereitet. Oft entspricht die Qualität <strong>der</strong> Sammelware<br />

den Bedürfnissen <strong>der</strong> inländischen Verwerter aber nicht.<br />

Deshalb wird das Sammelgut oft exportiert und die<br />

benötigten Qualitäten an Altpapier importiert.<br />

PET-Getränkeflaschen<br />

Neuere Ökobilanzen zeigen, dass Einweg-<br />

Getränkeflaschen aus PET, die einen hohen Rücklauf in<br />

die Verwertung aufweisen, die Umwelt nicht wesentlich<br />

stärker belasten als Mehrweg-Glasflaschen. Das<br />

Hauptproblem bei <strong>der</strong> Entsorgung von PET-Flaschen liegt<br />

darin, dass sie noch viel zu häufig im Kehricht landen o<strong>der</strong><br />

einfach auf Strassen und öffentlichen Plätzen<br />

weggeworfen werden. PET-Flaschen müssen sortenrein<br />

gesammelt werden. Milchflaschen aus Polyethylen (PE)<br />

o<strong>der</strong> Essig- und Ölflaschen aus PET verursachen eine<br />

unerwünschte Verunreinigung des Sammelgutes. Diese<br />

134


Flaschen werden mit dem Hauskehricht entsorgt. Das<br />

Sammelstellennetz für PET-Getränkeflaschen umfasst<br />

mittlerweile über 26'000 Stellen mit über 40'000<br />

Sammelbehältern.<br />

Stahlblech, Weissblech<br />

Die separate Sammlung und Verwertung sauberer<br />

Stahlblech und Weissblechverpackungen ist ökologisch<br />

sinnvoll. Weissblech ist Stahlblech, das mit einer<br />

Zinnschicht korrosionsbeständig gemacht wurde. In den<br />

rund 5'000 von den Gemeinden zur Verfügung gestellten<br />

Sammelstellen wurden nach letzten Erhebungen 12'000<br />

Tonnen Stahl- und Weissblech dem Recycling zugeführt.<br />

Dies entspricht einem Rücklauf von 79 Prozent.<br />

Textilien und Schuhe<br />

Die Sammlung von alten Klei<strong>der</strong>n ist aus ökologischer Sicht<br />

sinnvoll. Je<strong>der</strong> Schweizer benötigt pro Jahr etwa 18<br />

Kilogramm Textilien. Davon sind rund 10 kg Klei<strong>der</strong>.<br />

Jährlich werden rund 40 000 Tonnen Altklei<strong>der</strong> und Schuhe<br />

gesammelt und den unterschiedlichen Verwertungsarten<br />

zugeführt. Weitere 40'000 Tonnen Textilien werden mit dem<br />

Hauskehricht entsorgt. Dabei handelt es sich weniger um<br />

tragbare Klei<strong>der</strong> als um Artikel mit komplexen<br />

Fasermischungen. Hilfswerke sammeln in <strong>der</strong> Schweiz<br />

Altklei<strong>der</strong> beinahe flächendeckend.<br />

Verpackungen<br />

Die Schweiz verfolgt seit über 20 Jahren eine Strategie zur<br />

Optimierung von Verpackungen. Sie sollen während des<br />

ganzen Lebenszyklus, von <strong>der</strong> Herstellung über den<br />

Gebrauch bis zur Entsorgung, die Umwelt möglichst wenig<br />

belasten. Dank dieser recht lange bestehenden<br />

Sensibilisierung setzen die Schweizer Grossverteiler für<br />

gebräuchliche Konsumgüter in <strong>der</strong> Regel optimierte<br />

Verpackungen ein. Sie sind leicht und für das Recycling<br />

o<strong>der</strong> die problemlose Entsorgung mit den<br />

Siedlungsabfällen konzipiert.<br />

135


7.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

Die geordnete Beseitigung des Abfalls ist für jedes Land von zentraler<br />

Bedeutung. Stelle man sich die Auswirkungen vor, wenn hierzulande<br />

je<strong>der</strong>mann seinen Abfall uneingeschränkt und überall hinterlassen könnte,<br />

o<strong>der</strong> wenn die Gemeinden nicht für eine geregelte Beseitigung sorgen<br />

würden: die Folge wäre eine "Riesensauerei". Die Umwelt würde Schaden<br />

nehmen, die Lebensqualität wäre stark beeinträchtigt, die Touristen würden<br />

ausbleiben. Aus diesem Grund hat die Abfallbewirtschaftung in den<br />

Gesetzeswerken einen hohen Stellenwert.<br />

7.2.1 Die Bundesverfassung (BV)<br />

Die Bundesverfassung (BV) steht auf <strong>der</strong> obersten Stufe <strong>der</strong> Schweizer<br />

Rechtsordnung. Sie regelt Grundrechte und erteilt Aufträge an den Bund.<br />

Artikel 74 Bundesverfassung (BV)<br />

"Umweltschutzgesetz":<br />

"Der Bund erlässt Vorschriften über den Schutz des Menschen und seiner<br />

natürlichen Umwelt vor schädlichen o<strong>der</strong> lästigen Einwirkungen."<br />

Bundesgesetze beruhen auf Aufträgen <strong>der</strong> Bundesverfassung und setzen<br />

Rechte und Pflichten in Ziele, Prinzipien und Werte (z. B. Grenzwerte) um.<br />

Verordnungen basieren auf Gesetzen und legen die<br />

Ausführungsbestimmungen fest.<br />

136


7.2.2 Das Umweltschutzgesetz (USG)<br />

1971 nahm das Stimmvolk mit 93 Prozent den Artikel 74 BV als Grundlage einer<br />

Umweltschutzgesetzgebung auf nationaler Ebene an. Die gesetzgebenden<br />

Organe taten sich aufgrund von Interessenskonflikten aber schwer mit <strong>der</strong><br />

Ausgestaltung des Umweltschutzgesetzes. Deshalb wurde es erst 1983<br />

verabschiedet. Im Umweltschutzgesetz wird Folgendes geregelt:<br />

• die Vermeidung und Entsorgung<br />

• die Abfallplanung und Entsorgungspflicht<br />

• die Finanzierung <strong>der</strong> Entsorgung<br />

• die Sanierung belasteter Standorte<br />

Merke: Der Schwerpunkt <strong>der</strong> im USG erlassenen Vorschriften liegt bei <strong>der</strong><br />

Vermeidung <strong>der</strong> Umweltgefährdung durch Abfall.<br />

7.2.3 Verordnungen<br />

Im Wesentlichen regeln drei Verordnungen den Umgang mit Abfall. Sie<br />

basieren auf dem Umweltschutzgesetz (USG) und dem Gewässerschutzgesetz<br />

(GSchG):<br />

Die Technische Verordnung über Abfälle (TVA)<br />

Die TVA enthält Bestimmungen über:<br />

• das Vermin<strong>der</strong>n und Behandeln von Abfällen<br />

• das Deponieren von Abfällen<br />

• die Zwischenlagerung von Abfällen<br />

• Abfallverbrennungsanlagen<br />

• Kompostierungsanlagen<br />

Die Verordnung über den Verkehr mit Abfällen (VeVA)<br />

Die VeVa enthält Bestimmungen über:<br />

• Verkehr mit Abfällen im Inland (Übergabe, Entgegennahme, Transport von<br />

Son<strong>der</strong>abfällen)<br />

137


• Grenzüberschreiten<strong>der</strong> Verkehr mit Abfällen<br />

• Vollzug <strong>der</strong> Verordnung<br />

Die VeVA bezieht sich auf Son<strong>der</strong>abfälle und an<strong>der</strong>e kontrollpflichtige<br />

Abfälle. Die Arbeit im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Annahme von Abfall unterliegt<br />

sowohl einzelnen Bestimmungen <strong>der</strong> TVA als auch <strong>der</strong> VeVA.<br />

Die Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung<br />

elektrischer und elektronischer Geräte (VREG)<br />

Die VREG regelt die Rückgabe, Rücknahme und Entsorgung elektrischer und<br />

elektronischer Geräte. Dazu gehören:<br />

• Geräte <strong>der</strong> Unterhaltungs-, Büro-, Informations- und Kommunikationstechnik<br />

• Haushaltgeräte<br />

• Leuchten<br />

• Leuchtmittel<br />

• Elektrowerkzeuge<br />

• Sport- und Freizeitgeräte, Spielzeug<br />

7.3 Son<strong>der</strong>abfälle<br />

7.3.1 Was ist Son<strong>der</strong>abfall?<br />

Als Son<strong>der</strong>abfall wird diejenige Abfallkategorie bezeichnet, die aufgrund ihrer<br />

chemischen o<strong>der</strong> physikalischen Eigenschaften schädliche Auswirkungen auf<br />

die Umwelt o<strong>der</strong> den Menschen hat und daher eine beson<strong>der</strong>e Behandlung<br />

erfor<strong>der</strong>t. Son<strong>der</strong>abfall kann nicht zusammen mit Siedlungsabfällen<br />

gesammelt und entsorgt werden. Son<strong>der</strong>abfälle sind zum Beispiel:<br />

Farben, Klebstoffe, Lösungsmittel, Säuren, Basen, Chemikalien,<br />

Reinigungsmittel, Batterien und Akkumulatoren, Öle und Fette, mit<br />

Schadstoffen getränkte Böden, Rückstände aus <strong>der</strong> Straßenreinigung,<br />

Rückstände aus Kohlenwasserstoffabschei<strong>der</strong>n, gebrauchte Motoröle,<br />

Autobatterien, Dekantier- und Filterrückstände, ölige Emulsionen, Wasser und<br />

Schlamm mit gelösten Metallen.<br />

Son<strong>der</strong>abfall ist weniger bekannt als Siedlungsabfall, da er hauptsächlich<br />

industriell produziert wird. Er macht aber einen bedeutenden Anteil <strong>der</strong><br />

138


ehandelten Abfälle aus; rund 10 Prozent <strong>der</strong> Gesamtabfallmenge (BAFU<br />

2016).<br />

7.3.2 Abfall mit beson<strong>der</strong>er Behandlung<br />

Aufgrund ihrer beson<strong>der</strong>en Eigenschaften erfor<strong>der</strong>n gefährliche Abfälle eine<br />

spezielle und hochprofessionelle Handhabung und Behandlung. Bei<br />

unsachgemässem Umgang (Transport, Lagerung, Behandlung) stellen<br />

gefährliche Abfälle eine Gefahr für die Umwelt und die Bevölkerung dar. Aus<br />

diesem Grund gelten für Son<strong>der</strong>abfälle beson<strong>der</strong>e Vorschriften, in denen die<br />

Merkmale <strong>der</strong> Standorte, Anlagen und Behandlungsverfahren festgelegt sind.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Vorschriften dürfen nur diejenigen, die über eine<br />

von den kantonalen Behörden erteilte Genehmigung verfügen,<br />

Son<strong>der</strong>abfälle annehmen. Im Gegensatz zu nicht gefährlichen Abfällen<br />

müssen gefährliche Abfälle vor ihrer Entsorgung vom Labor nach ihrer Toxizität<br />

o<strong>der</strong> Gefährlichkeit eingestuft werden. Anschliessend werden sie sortiert,<br />

verarbeitet, verpackt und zwischengelagert, um die Materialien je nach Art<br />

<strong>der</strong> Verbindungen angemessen für das Recycling o<strong>der</strong> die ordnungsgemässe<br />

Behandlung (energetische o<strong>der</strong> chemisch-physikalische) vorzubereiten.<br />

7.3.3 Gefahrenpotenzial von Son<strong>der</strong>abfall<br />

Schon die Einstufung eines Stoffes als "Son<strong>der</strong>abfall" weist auf seine<br />

Gefährlichkeit hin. Son<strong>der</strong>abfälle stellen bei unsachgemässem Umgang (bei<br />

Transport, Lagerung, Behandlung) eine Gefahr für die Umwelt und die<br />

Bevölkerung dar. Schädliche Stoffe können ins Wasser, in den Boden o<strong>der</strong> in<br />

die Luft gelangen, was unbedingt zu verhin<strong>der</strong>n ist.<br />

139


Die Gefahr, die von den verschiedenen Stoffen ausgeht, ist sehr<br />

unterschiedlich. Wie schon Paracelsus feststellte, ist es in erster Linie die<br />

Menge, die das Gefahrenpotenzial ausmacht:<br />

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein<br />

Ding kein Gift sei. “<br />

Paracelsus (1493-1541)<br />

Einen Einfluss auf das Gefahrenpotenzial eines Stoffs hat auch die Art und<br />

Weise <strong>der</strong> Aufbewahrung. Wenn ein Stoff richtig aufbewahrt wird, kann die<br />

von ihm ausgehende Gefahr stark vermin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> eliminiert werden. Durch<br />

Abwehr <strong>der</strong> äusseren Einflüsse kann die Umweltgefährdung durch<br />

Son<strong>der</strong>abfälle weiter vermin<strong>der</strong>t werden.<br />

Unabhängig von <strong>der</strong> Kategorie ist beim Umgang mit Son<strong>der</strong>abfall immer<br />

Vorsicht und grösste Sorgfalt angezeigt. Fehlende Gefahrenkennzeichnung<br />

heisst nicht, dass ein Stoff ungefährlich ist. Im Zweifelsfall ist ein Stoff als<br />

gefährlich zu betrachten und mit <strong>der</strong> nötigen Vorsicht zu behandeln.<br />

7.3.4 Die sieben elementaren Vorsichtsmassnahmen beim Umgang mit<br />

gefährlichen Stoffen<br />

Handhabung<br />

1. Öffnen von Behältern verboten!<br />

2. Grösstmögliche Sorgfalt bei <strong>der</strong> Handhabung (nicht stürzen, Bruch und Staub<br />

vermeiden)<br />

140


3. Anfassen mit blossen Händen vermeiden. Wenn Anfassen unbedingt nötig, nur<br />

mit Schutzhandschuhen. Nach dem Kontakt mit Behältern Hände waschen.<br />

Wenn Spritzer nicht auszuschliessen sind, Schutzbrille tragen.<br />

Lagerung<br />

4. Schutz vor unbefugtem Zugriff (abschliessbarer Lagerort)<br />

5. Zusammenlagerung unbekannter Stoffe verboten<br />

6. wettergeschützte Lagerung erfor<strong>der</strong>lich<br />

7. Verwendung von Gebinden, die das Auslaufen von Flüssigkeiten verhin<strong>der</strong>n.<br />

7.4 Entsorgung von Son<strong>der</strong>abfall<br />

Die Entsorgung von Son<strong>der</strong>abfall gehört in die Verantwortung von<br />

Spezialisten. Für Private heisst dies: Rückgabe an die Verkaufsstelle. Firmen<br />

wenden sich bezüglich <strong>der</strong> Rückgabe an den Lieferanten. Logistikbetriebe,<br />

die grössere Mengen an Son<strong>der</strong>abfällen zu entsorgen haben, müssen in <strong>der</strong><br />

Datenbank des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) registriert sein. Der Abgeber<br />

darf die Son<strong>der</strong>abfälle nur einem Abnehmer übergeben, <strong>der</strong> zu <strong>der</strong><br />

141


Entgegennahme berechtigt ist. Zur Annahme von Son<strong>der</strong>abfällen berechtigt<br />

ist, wer über eine Bewilligung verfügt. Diese wird durch die Behörden des<br />

Standortkantons ausgestellt. Der Abgeber ist verantwortlich zu überprüfen, ob<br />

<strong>der</strong> Abnehmer über eine Bewilligung verfügt.<br />

Die Liste <strong>der</strong> bewilligten Abfallcodes von Entsorgungsbetrieben kann hier<br />

abgerufen werden.<br />

142


Modul 108_Entsorgung Global<br />

Ausgangslage<br />

Die Entsorgung und die damit verbundene Umweltbelastung sind globale<br />

Themen. Eine Stadt, ein Land o<strong>der</strong> auch ein Kontinent kann viel Gutes tun und<br />

als Vorbild funktionieren. Am Ende ist es aber wichtig, dass sich die ganze<br />

Bevölkerung mit dem Umweltschutz beschäftigt. Die Gründe für das<br />

Artensterben von Tieren o<strong>der</strong> <strong>der</strong> globalen Erwärmung müssen gemeinsam<br />

erkannt werden und korrigierende Massnahmen definiert und umgesetzt.<br />

Lei<strong>der</strong> ist das nicht ganz so einfach. Der Wohlstand und die Gier des<br />

Menschen verhin<strong>der</strong>n oft Massnahmen zum Schutz <strong>der</strong> Umwelt.<br />

143


Fachartikel Modul 108<br />

8. Globale Entsorgung<br />

8.1 Umweltmanagementsysteme (UMS)<br />

Ein Umweltmanagementsystem (UMS) ist Teil des gesamten<br />

Managementsystems einer Organisation. Es befasst sich mit <strong>der</strong><br />

umweltverträglichen Unternehmensführung. Das Bundesamt für Umwelt<br />

(BAFU) unterstützt die Entwicklung von Umwelttechnologien in Unternehmen.<br />

Es arbeitet mit Firmen, Organisationen und Institutionen zusammen, damit<br />

ökologische Anliegen in <strong>der</strong> Wirtschaft vermehrt berücksichtigt werden.<br />

Umweltmanagementsysteme bieten die Chance, die Umweltziele strukturiert<br />

und umfassend in die Unternehmensführung zu integrieren. Sie sind kein Label<br />

für "Umweltfreundlichkeit", son<strong>der</strong>n zeigen auf, dass Umweltfragen in<br />

Prozessen und Strukturen verankert sind und kontinuierlich verbessert werden<br />

sollen. Der Einsatz von UMS ist einer <strong>der</strong> Schlüssel für die nachhaltige<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Wirtschaft. Die Umsetzung <strong>der</strong> Systeme erfor<strong>der</strong>t gut<br />

ausgebildete Mitarbeitende auf allen Stufen.<br />

8.1.1 Inhalt eines Umweltmanagementsystems<br />

Mit einem Umweltmanagementsystem (UMS) erfassen Unternehmen die<br />

Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf die Umwelt. Das Unternehmen muss folgende<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen:<br />

• Es identifiziert sich mit den wichtigsten Umweltbelastungen.<br />

• Es verpflichtet sich zur ständigen Einhaltung <strong>der</strong> Umweltvorschriften.<br />

• Es legt eigene Umweltziele und -programme fest.<br />

• Es bestimmt Struktur und Mittel, um die festgelegten Umweltziele zu erreichen.<br />

• Es führt regelmässig Umweltaudits zur Beurteilung <strong>der</strong> Wirkung des UMS durch.<br />

• Es veröffentlicht einen Umweltbericht und berichtet über den Stand <strong>der</strong><br />

erreichten Umweltleistung.<br />

8.1.2 Vorteile eines Umweltmanagementsystems<br />

Interne Vorteile<br />

• Rationalisierung <strong>der</strong> Produktion, Kostensenkung<br />

• Wahrung <strong>der</strong> Umweltgesetze, Rechtssicherheit<br />

• technologische Innovationen, Verhin<strong>der</strong>ung von Umweltschäden<br />

144


• Motivation <strong>der</strong> Mitarbeitenden<br />

Externe Vorteile<br />

• verbesserte Wettbewerbsfähigkeit, Konkurrenzvorteil<br />

• besseres Image bei Kunden und in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

• besseres Verhältnis zu den Behörden, aktive Zusammenarbeit<br />

• mehr Transparenz gegenüber Aktionären, Banken und Versicherungen<br />

8.1.3 Zertifizierung von Umweltmanagementsystemen<br />

Für die Zertifizierung von Umweltmanagementsystemen besteht seit 1996 die<br />

ISO-Norm 14001. Sie definiert weltweit gültige Kriterien an ein<br />

Umweltmanagementsystem (UMS). Wer diese Anfor<strong>der</strong>ungen nachweislich<br />

erfüllt, wird mit einem Zertifikat ausgewiesen. Das Zertifikat schafft bei Kunden,<br />

Lieferanten, Mitarbeitenden, Behörden, Investoren und <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Vertrauen. Die Firma kann damit darlegen, dass umweltschonendes<br />

Verhalten in die Unternehmensprozesse integriert ist und sie Eigeninitiative und<br />

Selbstverpflichtung hat. Umweltmanagement als Bestandteil des<br />

unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagements hat folgenden Nutzen:<br />

• <strong>der</strong> Umweltschutz im Unternehmen wird systematischer<br />

• Risiken und Umweltbelastung im Unternehmen werden minimiert<br />

• die Umweltrelevanz <strong>der</strong> Unternehmensprozesse rückt ins Bewusstsein <strong>der</strong><br />

Mitarbeitenden<br />

• die Konkurrenzfähigkeit wird gesteigert<br />

• das Image wird verbessert<br />

• das Umweltmanagement kann in einem Umwelt- und Nachhaltigkeitsbericht<br />

als Teil des<br />

Geschäftsberichtes für je<strong>der</strong>mann sichtbar dargelegt werden<br />

8.1.4 ISO-Norm für Grossanlässe<br />

Die Internationale Normenorganisation (ISO) hat mit ihrer Norm ISO 20121 an<br />

den Olympischen Sommerspielen 2012 in London ihre Feuertaufe bestanden.<br />

Mit einem ergebnisorientierten Ansatz will die ISO anhand von<br />

organisationsbezogenen Kriterien für Grossanlässe aller Art die nachhaltige<br />

145


Entwicklung unterstützen. Dabei geht die Normenorganisation auf die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> Eventbranche als Ganzes ein, angefangen bei den<br />

Organisatoren über die Besucherinnen und Besucher bis hin zu den<br />

Lieferanten.<br />

Sammelstelle zur einfachen Trennung <strong>der</strong> verschiedenen Abfallkategorien bei einer Grossveranstaltung.<br />

Die neue ISO-Norm ermöglicht es, den Managementprozess zu optimieren<br />

und ist ein wertvolles Arbeitsinstrument für die Eventveranstalter.<br />

Ein Beispiel von den Olympischen Spielen: Klei<strong>der</strong> aus Abfall<br />

Die Klei<strong>der</strong> <strong>der</strong> Helfer an den Olympischen Sommerspielen in London 2012<br />

sehen auf den ersten Blick aus wie ganz normale Sportklei<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Stange. Die Farbkombination ist aber schon ein bisschen ungewöhnlich:<br />

violett sind die Jacken, die Kragen und Bündchen knallrot. 70'000 freiwillige<br />

Helfer, die während <strong>der</strong> Olympischen Spiele in London den Besuchern mit<br />

Rat und Tat zur Seite standen, trugen sie. Die ungewöhnliche<br />

Farbkombination sollte sicherstellen, dass man sie auf den ersten Blick<br />

erkennt. Was man den Jacken aber nicht ansieht ist, dass sie aus Abfall<br />

hergestellt wurden. Die Kleidung für die Olympia-Freiwilligen produzierte<br />

Adidas vollständig aus Recycling-Material wie beispielsweise alten PET-<br />

Flaschen.<br />

146


8.2 Globale Umweltprobleme<br />

Lei<strong>der</strong> sind Theorie und Praxis in <strong>der</strong> Entsorgung nicht immer identisch. Auch<br />

wenn wir in <strong>der</strong> Schweiz grosse Investitionen vornehmen, Privatpersonen und<br />

Unternehmen sich in die richtige Richtung bewegen, werden aufgrund <strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Umwelt global gesehen einige Probleme auf uns<br />

zukommen. Es benötigt eine enge und einheitliche Zusammenarbeit, um die<br />

Umwelt in Zukunft besser schützen zu können. Folgende acht Umweltprobleme<br />

kennt unsere Zeit:<br />

8.2.1 Klimawandel<br />

Der Klimawandel wird sehr intensiv diskutiert. Der Begriff "Klimawandel" kann<br />

grundsätzlich eine Abkühlung und eine Erwärmung <strong>der</strong> Erde bezeichnen.<br />

Heutzutage wird <strong>der</strong> Begriff meist in Zusammenhang mit <strong>der</strong> globalen<br />

Erwärmung benutzt. Die Durchschnittstemperatur ist seit den 1980er Jahren<br />

von etwa 0.2° C auf fast 1° C angestiegen. Hitzewellen, Stürme und<br />

Überschwemmungen sind u. a. die Folgen davon. Die globale Erwärmung hat<br />

viele Ursachen:<br />

• Die Abholzung von Regenwäl<strong>der</strong>n hat zur Folge, dass <strong>der</strong> in Blättern, Wurzeln<br />

und Holz gespeicherte Kohlenstoff in Form von CO2 freigesetzt wird. Das führt<br />

zur Verstärkung des Treibhauseffektes, und die Temperaturen auf <strong>der</strong> Erde<br />

steigen.<br />

• Die Verbrennung fossiler Energieträger zur Stromerzeugung (wie z. B. Kohle<br />

o<strong>der</strong> Öl) verursacht CO2.<br />

• Landwirtschaftliche Nutztiere wie Kühe produzieren grosse Mengen an<br />

Methan. Dieses hält die Sonnenrückstrahlung zurück und trägt damit zum<br />

Treibhauseffekt bei.<br />

• Aufgrund des Wohlstands ist die menschliche Mobilität gestiegen. Autos,<br />

Schiffe und Flugzeuge haben einen hohen CO2-Ausstoss.<br />

8.2.2 Wasserknappheit<br />

In <strong>der</strong> Schweiz verbraucht je<strong>der</strong> Einwohner ungefähr 120 Liter Wasser am Tag<br />

für Essen, Körperpflege o<strong>der</strong> Reinigungsarbeiten. Dieser Luxus ist nicht für alle<br />

Menschen möglich. Es herrscht Wasserknappheit auf <strong>der</strong> Erde. Ohne Wasser<br />

existiert auf diesem Planeten kein Leben. 97 Prozent des Wassers auf <strong>der</strong> Erde<br />

ist salziges Meerwasser, das nicht trinkbar ist. Weitere 2 Prozent des Wassers<br />

147


sind zu Eis gefroren. Übrig bleibt noch 1 Prozent Wasser aus Flüssen, mit<br />

welchem menschlichen Bedürfnisse gedeckt werden müssen und z. B.<br />

landwirtschaftliche Fel<strong>der</strong> bewässert werden. Ursache für die<br />

Wasserknappheit ist einerseits unsere Art zu leben. An<strong>der</strong>erseits sorgt auch die<br />

zunehmende Vergiftung von Flüssen dafür, dass vielerorts bereits akute<br />

Wasserknappheit herrscht.<br />

8.2.3 Luftverschmutzung<br />

Abgase aus <strong>der</strong> Industrie, von Autos o<strong>der</strong> Flugzeugen sind für eine erhebliche<br />

Verschmutzung <strong>der</strong> Luft verantwortlich. Grossstädte wie Peking, Kuala Lumpur,<br />

Kapstadt sowie München, Berlin und London haben stärker mit<br />

Luftverschmutzung zu kämpfen als kleinere Städte o<strong>der</strong> Orte in ländlichen<br />

Regionen. Die Luftverschmutzung wird beeinflusst von <strong>der</strong> Anzahl Menschen,<br />

die auf einer kleinen Fläche zusammenleben und sich bewegen. Die<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2012 berechnet, dass rund 8<br />

Millionen Menschen durch die Luftverschmutzung verstorben sind.<br />

8.2.4 Bodenerosion<br />

Auch die Bodenerosion ist auf das menschliche Verhalten zurückzuführen. Der<br />

ökologische Kreislauf <strong>der</strong> Natur ist perfekt durchdacht. Durch Organismen<br />

speichert <strong>der</strong> Boden Nährstoffe und Wasser. Die Böden speichern damit mehr<br />

Kohlenstoff als alle Wäl<strong>der</strong> zusammen. Durch das menschliche Verhalten<br />

werden diese Böden aber immer unfruchtbarer. Nicht abbaubare Produkte,<br />

die <strong>der</strong> Mensch in den Kreislauf einführt, sind von <strong>der</strong> Natur nicht vorgesehen.<br />

Eine aktuelle Berechnung zeigt, dass heutzutage jährlich 1 Prozent <strong>der</strong> Böden<br />

weltweit verlorengeht: Fel<strong>der</strong> werden überbaut o<strong>der</strong> für an<strong>der</strong>e Zwecke<br />

missbraucht. Der Boden muss mitunter als Müllhalde herhalten und wird<br />

entsprechend verschmutzt <strong>–</strong> solche Eingriffe können nicht in kurzer Zeit<br />

korrigiert werden.<br />

8.2.5 Überbevölkerung<br />

Die Überbevölkerung ist kein direktes Umweltproblem. Wenn die menschliche<br />

Bevölkerung zu gross ist, gibt es aber ein Ressourcenproblem. Der Vergleich<br />

1955 zu 2020 zeigt das exponentielle Wachstum <strong>der</strong> Bevölkerung auf:<br />

Jahr Bevölkerung Durchschn. Alter<br />

148


Bevölkerung zu gross ist, gibt es aber ein Ressourcenproblem. Der Vergleich<br />

1955 zu 2020 zeigt das exponentielle Wachstum <strong>der</strong> Bevölkerung auf:<br />

Jahr Bevölkerung Durchschn. Alter<br />

1955 2.773.019.936 23<br />

2020 7.794.798.739 31<br />

Je<strong>der</strong> zusätzliche Bewohner <strong>der</strong> Erde verbraucht Güter, Energie, Wasser und<br />

muss sich ernähren. Um den steigenden Bedarf durch die grösser werdende<br />

Bevölkerung und den steigenden Wohlstand zu decken, wird mehr<br />

Ackerfläche benötigt. Für diese Ackerfläche wird <strong>der</strong> Wald gerodet, wodurch<br />

<strong>der</strong> Klimawandel verstärkt wird.<br />

8.2.6 Abholzung<br />

Die Organisation Global Forest Watch (GFW) hat zum Ziel, das Abholzen <strong>der</strong><br />

Wäl<strong>der</strong> sichtbar zu machen. Interaktive Karten zeigen weltweit das<br />

Stadium <strong>der</strong> Abholzung. Gemäss <strong>der</strong> GFW vernichtet die Menschheit jedes<br />

Jahr auf <strong>der</strong> ganzen Welt etwa 30 Millionen Hektaren Wald. Umweltgesetze<br />

werden weltweit eingeführt, aber lei<strong>der</strong> nicht eingehalten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />

aufgelöst. Die Folgen <strong>der</strong> Abholzung sind schwerwiegend: Klimawandel,<br />

Artensterben und Bodenerosion. Der menschliche Wohlstand und das<br />

Bevölkerungswachstum führen zu <strong>der</strong> Abholzung von Wäl<strong>der</strong>n. Es ist wichtig,<br />

über die Abholzung zu sprechen und so das Bewusstsein zu för<strong>der</strong>n - in <strong>der</strong><br />

Industrie und bei den Konsumenten. Nur so erfährt <strong>der</strong> Konsument, welche<br />

Produkte wie hergestellt werden (z. B. mit Palmöl, für dessen Anbau oft Wäl<strong>der</strong><br />

abgeholzt werden).<br />

8.2.7 Artensterben<br />

Artensterben ist ein massives Umweltproblem, das durch den Menschen<br />

verursacht wird. Immer mehr Tierarten sind vom Aussterben bedroht.<br />

Entwe<strong>der</strong> werden ihre Lebensräume zu klein o<strong>der</strong> Menschen machen Jagd<br />

auf sie. Folgende bekannte Tiere sind vom Aussterben bedroht: Berggorillas,<br />

Tiger, Panda, Orang-Utan, Karettschildkröten. Die Weltnaturschutz-Union führt<br />

eine Liste mit allen Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind. Gemäss <strong>der</strong><br />

Weltnaturschutz-Union sind von 90'000 Arten etwa 25'800 vom Aussterben<br />

bedroht. Die Ursache für dieses Aussterben ist in vielen Fällen <strong>der</strong> Mensch,<br />

seine Gier und sein Lebensstil. Die Bodenerosion, die Abholzung wie auch die<br />

Vermüllung <strong>der</strong> Natur nehmen den Tieren ihren Lebensraum.<br />

149


8.2.8 Plastikmüll<br />

Der Mensch ist auch verantwortlich für das Umweltproblem Plastikmüll. Es gibt<br />

Statistiken, die Aufzeigen, dass im Durchschnitt jede Minute auf <strong>der</strong> Erde eine<br />

LKW-Ladung Plastikmüll ins Meer gekippt wird. Geschätzt wird, dass rund 8<br />

Millionen Tonnen Müll pro Jahr direkt im Meer landen. Weitere rund 32<br />

Millionen Tonnen landen als Plastikmüll in <strong>der</strong> Umwelt und über Umwege in<br />

den Ozeanen. Lebewesen in den Meeren und Seen können den Müll nicht als<br />

solchen erkennen und verenden qualvoll daran. Plastik, das durch den<br />

Menschen hergestellt und in die Meere beför<strong>der</strong>t wird, ist nicht abbaubar und<br />

bleibt für Jahrhun<strong>der</strong>te im Wasser. Eine Plastikflasche benötigt etwa 500 Jahre,<br />

bis sie sich zu Mikroplastik zersetzt hat. Je<strong>der</strong> Gegenstand wird somit ein<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Meere. Das führt dazu, dass es fünf erkennbare Müllstrudel in<br />

den Ozeanen gibt. Diese bewegen sich in <strong>der</strong> Nähe des Äquators.<br />

Der nordpazifische Müllstrudel (Nr. 1) wird heute auf eine Grösse von 700'000<br />

bis auf mehr als 15'000'000 km 2 geschätzt.<br />

150


8.3 Aktuelle Projekte und Ziele <strong>der</strong> Agenda 2030<br />

Die UN-Generalversammlung hat an ihrer Sitzung vom 25. September 2015 die<br />

Agenda 2030 mit Zielen für eine Nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Die<br />

Agenda 2030 hat 17 Ziele und 169 Unterziele. Sie ist umfassend und<br />

ambitioniert. Ihre Ziele bauen auf den Millenniums-Entwicklungszielen auf und<br />

sollen umsetzen, was diese nicht erreicht haben. Es sind einige Ziele zu finden,<br />

welche zugunsten <strong>der</strong> Umwelt formuliert wurden. Die Ziele sind:<br />

Armut in allen ihren Formen und überall beenden<br />

U.a. bis 2030 die extreme Armut für alle Menschen überall auf<br />

<strong>der</strong> Welt beseitigen. Von extremer Armut betroffen gelten<br />

Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag<br />

auskommen müssen.<br />

Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere<br />

Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft<br />

för<strong>der</strong>n<br />

U.a. bis 2030 den Hunger beenden und sicherstellen, dass<br />

alle Menschen ganzjährig Zugang zu sicheren,<br />

nährstoffreichen und ausreichenden Nahrungsmitteln haben<br />

- insbeson<strong>der</strong>e arme Menschen und Menschen in prekären<br />

Situationen, einschliesslich Kleinkin<strong>der</strong>n.<br />

Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters<br />

gewährleisten und ihr Wohlergehen för<strong>der</strong>n<br />

U.a. bis 2030 die weltweite Müttersterblichkeit auf unter 70 je<br />

100'000 Lebendgeburten senken.<br />

Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung<br />

gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für<br />

alle för<strong>der</strong>n<br />

U.a bis 2030 sicherstellen, dass alle Mädchen und Jungen<br />

gleichberechtigt eine kostenlose und hochwertige Grundund<br />

Sekundarschulbildung abschliessen, die zu brauchbaren<br />

und effektiven Lernergebnissen führt.<br />

151


Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und<br />

Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen<br />

U.a. alle Formen <strong>der</strong> Diskriminierung von Frauen und<br />

Mädchen überall auf <strong>der</strong> Welt beenden.<br />

Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser<br />

und Sanitärversorgung für alle gewährleisten<br />

U.a. bis 2030 den allgemeinen und gerechten Zugang zu<br />

einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser für alle<br />

erreichen.<br />

Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und<br />

mo<strong>der</strong>ner Energie für alle sichern<br />

U.a. bis 2030 den allgemeinen Zugang zu bezahlbaren,<br />

verlässlichen und mo<strong>der</strong>nen Energiedienstleistungen sichern.<br />

Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges<br />

Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und<br />

menschenwürdige Arbeit für alle för<strong>der</strong>n<br />

U.a. ein Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum entsprechend den<br />

nationalen Gegebenheiten und insbeson<strong>der</strong>e ein jährliches<br />

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von mindestens 7<br />

Prozent in den am wenigsten entwickelten Län<strong>der</strong>n<br />

aufrechterhalten.<br />

Eine wi<strong>der</strong>standsfähige Infrastruktur aufbauen,<br />

breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung för<strong>der</strong>n<br />

und Innovationen unterstützen<br />

U.a. eine hochwertige, verlässliche, nachhaltige und<br />

wi<strong>der</strong>standsfähige Infrastruktur aufbauen, einschließlich<br />

regionaler und grenzüberschreiten<strong>der</strong> Infrastruktur, um die<br />

wirtschaftliche Entwicklung und das menschliche<br />

Wohlergehen zu unterstützen, und dabei den Schwerpunkt<br />

auf einen erschwinglichen und gleichberechtigten Zugang<br />

für alle legen.<br />

152


Ungleichheit in und zwischen Län<strong>der</strong>n verringern<br />

U.a. bis 2030 nach und nach ein über dem nationalen<br />

Durchschnitt liegendes Einkommenswachstum <strong>der</strong> ärmsten<br />

40 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung erreichen und aufrechterhalten.<br />

Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wi<strong>der</strong>standsfähig und<br />

nachhaltig gestalten<br />

U.a. bis 2030 den Zugang zu angemessenem, sicherem und<br />

bezahlbarem Wohnraum und zur Grundversorgung für alle<br />

sicherstellen und Slums sanieren.<br />

Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen<br />

U.a. den Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige<br />

Konsum- und Produktionsmuster umsetzen, wobei alle Län<strong>der</strong>,<br />

an <strong>der</strong> Spitze die entwickelten Län<strong>der</strong>, Maßnahmen<br />

ergreifen, unter Berücksichtigung des Entwicklungsstands und<br />

<strong>der</strong> Kapazitäten <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>.<br />

Umgehend Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels<br />

und seiner Auswirkungen ergreifen<br />

U.a. die Wi<strong>der</strong>standskraft und die Anpassungsfähigkeit<br />

gegenüber klimabedingten Gefahren und<br />

Naturkatastrophen in allen Län<strong>der</strong>n stärken.<br />

Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger<br />

Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen<br />

U.a. bis 2025 alle Arten <strong>der</strong> Meeresverschmutzung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch vom Lande ausgehende Tätigkeiten und<br />

namentlich Meeresmüll und Nährstoffbelastung, verhüten<br />

und erheblich verringern.<br />

Landökosysteme schützen, wie<strong>der</strong>herstellen und ihre<br />

nachhaltige Nutzung för<strong>der</strong>n, Wäl<strong>der</strong> nachhaltig<br />

bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen,<br />

Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust<br />

<strong>der</strong> biologischen Vielfalt ein Ende setzen<br />

U.a. bis 2030 die Wüstenbildung bekämpfen, die<br />

geschädigten Flächen und Böden einschliesslich <strong>der</strong> von<br />

Wüstenbildung, Dürre und Überschwemmungen betroffenen<br />

153


Flächen sanieren und eine Welt anstreben, in <strong>der</strong> die<br />

Landverödung neutralisiert wird.<br />

Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige<br />

Entwicklung för<strong>der</strong>n, allen Menschen Zugang zur Justiz<br />

ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige<br />

und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen<br />

U.a. alle Formen <strong>der</strong> Gewalt und die gewaltbedingte<br />

Sterblichkeit überall deutlich verringern.<br />

Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für<br />

nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen<br />

U.a. die Mobilisierung einheimischer Ressourcen verstärken,<br />

einschliesslich durch internationale Unterstützung für die<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>, um die nationalen Kapazitäten zur<br />

Erhebung von Steuern und an<strong>der</strong>en Abgaben zu verbessern.<br />

Quelle: UNO<br />

Ob und in welcher Form diese ambitionierten Ziele erreicht werden können, ist<br />

abzuwarten. Entscheidend ist sicher die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Staaten: Nur<br />

gemeinsam können solche Ziele auch erreicht werden.<br />

154


Modul 109_Zutritt- und Datenschutz<br />

Ausgangslage<br />

Jedes Unternehmen hat Interesse daran, wichtige Daten verschlossen zu<br />

halten - unabhängig davon, ob es ein KMU o<strong>der</strong> ein Grossbetrieb ist und ob<br />

die Güter 10 Franken o<strong>der</strong> 2'000 Franken kosten. Es gibt verschiedene Gründe,<br />

Informationen zurückzuhalten o<strong>der</strong> Gegenstände wegzusperren. Z. B. will<br />

Apple erst beim Release bekannt geben, wie das neue IPhone aussieht o<strong>der</strong><br />

ein Unternehmen bewahrt einen Goldbarren sicher auf, da er sehr wertvoll ist.<br />

Es muss sich aber nicht immer um <strong>der</strong>art spektakuläre Informationen und<br />

Gegenstände handeln. Auch Mitarbeitende bei <strong>der</strong> schweizerischen Post<br />

werden im Berufsalltag mit verschiedenen Informationen konfrontiert, die<br />

nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Der Zutritts- und Datenschutz hat in<br />

den vergangenen Jahren stark zugenommen, und die Mitarbeitenden<br />

werden mehr und mehr damit konfrontiert. Der Betrieb hat die Aufgabe, zu<br />

kommunizieren, wie sie sich zu verhalten haben. Die Mitarbeitenden haben<br />

ihrerseits die Aufgabe, die Anweisungen zu befolgen.<br />

155


Fachartikel Modul 109<br />

9. Zutritts- und Datenschutz<br />

9.1 Zutrittsberechtigung<br />

Würdest du zulassen, dass ein Frem<strong>der</strong> ungehin<strong>der</strong>ten Zutritt zu deiner<br />

Wohnung hat? Wohl kaum. Deshalb verschliesst du, wie die meisten an<strong>der</strong>en<br />

auch, deine Wohnungstüre. Wer sich ohne Einwilligung des Bewohners in<br />

dessen Wohnung aufhält, begeht Hausfriedensbruch, und wer sich<br />

gewaltsam Zutritt zu einer Wohnung verschafft, verübt einen Einbruch. Auch<br />

ein Betriebsinhaber will keine ungebetenen Gäste in seinem Betrieb. Deshalb<br />

legt er, je nach Funktion seiner Angestellten, das Zutrittsrecht zu den Räumen<br />

fest und händigt ihnen die entsprechenden Schlüssel o<strong>der</strong> Badges (bei<br />

elektronischer Sicherung) aus. Mit jedem Schlüssel o<strong>der</strong> Badge ist eine<br />

beson<strong>der</strong>e Verantwortung verbunden. Zu dieser Verantwortung gehört die<br />

Einhaltung folgen<strong>der</strong> Regeln. Der Schlüssel o<strong>der</strong> Badge:<br />

• darf nie ohne Kontrolle einer an<strong>der</strong>en Person anvertraut werden. Dies gilt für<br />

alle unternehmensfremden Personen, auch für Bekannte und Verwandte.<br />

• muss bei Nichtgebrauch sicher aufbewahrt werden.<br />

• soll nie in Türen steckengelassen werden.<br />

• darf nie unter Türvorlegern o<strong>der</strong> in Briefkästen hinterlegt werden.<br />

• darf aus Sicherheitsgründen keinen Hinweis tragen auf das Unternehmen,<br />

dem sie gehören.<br />

Merke: Der Verlust eines Schlüssels o<strong>der</strong> Badges muss sofort dem Arbeitgeber<br />

gemeldet werden, damit er die nötigen Massnahmen ergreifen kann.<br />

Unter Umständen kann <strong>der</strong> Verlust eines Schlüssels ziemlich teuer werden.<br />

Wenn <strong>der</strong> Betriebsinhaber kein Risiko eingehen will, tauscht er alle Schlösser<br />

aus, die mit dem verlorenen Schlüssel geöffnet werden können.<br />

Bei neueren Schliessanlagen, die mit einem Mikrochip funktionieren, können<br />

die vermissten Schlüssel deaktiviert werden. Ein Austausch <strong>der</strong> Schlösser<br />

entfällt, das Deaktivieren hat allerdings auch Kostenfolgen.<br />

156


9.2 Schriftgeheimnis<br />

Unter dem Titel "Strafbare Handlungen gegen die Ehre und den Geheim- o<strong>der</strong><br />

Privatbereich" finden sich im Schweizerischen Strafgesetzbuch (StGB) eine<br />

Reihe von Bestimmungen zum Schutz <strong>der</strong> Privatsphäre einer Person (z. B.<br />

Ehrverletzung und Verleumdung). Die Verletzung des Schriftgeheimnisses wird<br />

mit Artikel 179 unter Strafe gestellt. Das Schriftgeheimnis gilt nicht nur für den<br />

beruflichen, son<strong>der</strong>n auch für den privaten Bereich. Seine Verletzung ist ein<br />

sogenanntes Antragsdelikt, das heisst, nur wenn <strong>der</strong> Geschädigte einen<br />

entsprechenden Antrag stellt, nehmen die Behörden Abklärungen vor (im<br />

Gegensatz zu einem Offizialdelikt, bei dem die Behörden von sich aus<br />

Abklärungen vornehmen müssen, sobald sie von <strong>der</strong> Tat Kenntnis erhalten).<br />

Schweizerisches Strafgesetzbuch (StGB)<br />

2.1 Strafbare Handlungen gegen den Geheim- o<strong>der</strong> Privatbereich.<br />

Verletzung des Schriftgeheimnisses<br />

Artikel 179<br />

"Wer, ohne dazu berechtigt zu sein, eine verschlossene Schrift o<strong>der</strong> Sendung<br />

öffnet, um von<br />

ihrem Inhalte Kenntnis zu nehmen, wer Tatsachen, <strong>der</strong>en Kenntnis er durch<br />

Öffnen einer<br />

nicht für ihn bestimmten verschlossenen Schrift o<strong>der</strong> Sendung erlangt hat,<br />

verbreitet o<strong>der</strong><br />

ausnützt, wird, auf Antrag, mit Busse bestraft."<br />

Für Angestellte heisst dies:<br />

• Der Inhalt von Briefen o<strong>der</strong> Paketen, die sie beför<strong>der</strong>n müssen, geht sie nichts<br />

an. Dies gilt nicht nur für die Mitarbeitenden <strong>der</strong> Post, son<strong>der</strong>n auch für jene<br />

eines betriebsinternen Kurierdienstes. Auch Privatpersonen geht die Post <strong>der</strong><br />

157


an<strong>der</strong>en nichts an. Geschädigte können eine Tat anzeigen, müssen aber<br />

Beweise dafür vorlegen.<br />

• Nur wer im Betrieb den Auftrag hat, die eingegangene Post zu öffnen, darf<br />

dies tun. Doch auch mit einem Auftrag darf nur jene Post ohne weiteres<br />

geöffnet werden, die in den Adressfel<strong>der</strong>n keinen persönlichen Namen<br />

enthält. Wenn in <strong>der</strong> Adresse ein persönlicher Name dabei ist, kommt es auf<br />

die Reihenfolge <strong>der</strong> Adressfel<strong>der</strong> an. Nie darf Post geöffnet werden, die den<br />

Vermerk "Persönlich", "Vertraulich" o<strong>der</strong> "Persönlich/Vertraulich" trägt.<br />

Folgende Adressbeispiele zeigen, wann die Post geöffnet werden darf und<br />

wann nicht:<br />

Persönlich/Vertraulich<br />

EnterSite AG<br />

Rigistrasse 2<br />

5102 Rupperswil<br />

EnterSite AG<br />

Z.H. Reto<br />

Gugger<br />

Rigistrasse 2<br />

5102 Rupperswil<br />

Herr Reto Gugger<br />

EnterSite AG<br />

Rigistrasse 2<br />

5102 Rupperswil<br />

Herr Reto Gugger<br />

EnterSite AG<br />

Rigistrasse 2<br />

5102 Rupperswil<br />

✅ Öffnen<br />

✅ Ohne<br />

gegenteilige<br />

Weisung öffnen<br />

❌Nur öffnen,<br />

wenn<br />

von Herrn Gugger<br />

ausdrücklich<br />

gewünscht<br />

❌ Nie öffnen<br />

9.3 Postgeheimnis<br />

Das Postgeheimnis ist im Strafgesetzbuch noch etwas weiter gefasst als das<br />

Schriftgeheimnis. Es schützt nicht nur den Inhalt einer Sendung, son<strong>der</strong>n auch<br />

<strong>der</strong>en Absen<strong>der</strong> und Empfänger in diesen Funktionen. Das heisst zum Beispiel,<br />

dass ein Postbote einem Dritten nicht mitteilen darf, wer von wem Post erhält<br />

und wie oft. Vor allem Informationen, welche die höchstpersönliche Sphäre<br />

einer Person betreffen, dürfen niemals weitergegeben werden. Dazu gehören<br />

beispielsweise Informationen über die Zustellung von Gerichtsurkunden o<strong>der</strong><br />

Zahlungsbefehlen. Gefährlich kann es werden, wenn Logistiker, die im<br />

Zustelldienst arbeiten, abends im Kollegenkreis erzählen, dass am nächsten<br />

Morgen die AHV ausbezahlt wird. Sie gefährden damit sowohl die Zusteller als<br />

auch die Empfänger <strong>der</strong> Rente.<br />

158


Schweizerisches Strafgesetzbuch (StGB)<br />

Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses<br />

Artikel 321ter<br />

1"Wer als Beamter, Angestellter o<strong>der</strong> Hilfsperson einer Organisation, die Posto<strong>der</strong><br />

Fernmeldedienste erbringt, einem Dritten Angaben über den Post-,<br />

Zahlungs- o<strong>der</strong> den Fernmeldeverkehr <strong>der</strong> Kundschaft macht, eine<br />

verschlossene Sendung öffnet o<strong>der</strong> ihrem Inhalt nachforscht, o<strong>der</strong> einem<br />

Dritten Gelegenheit gibt, eine solche Handlung zu begehen, wird mit<br />

Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren o<strong>der</strong> Geldstrafe bestraft.<br />

2 Ebenso wird bestraft, wer eine nach Absatz 1 zur Geheimhaltung<br />

verpflichtete Person durch Täuschung veranlasst, die Geheimhaltungspflicht<br />

zu verletzen.<br />

3 Die Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses ist auch nach<br />

Beendigung des amtlichen o<strong>der</strong> dienstlichen Verhältnisses strafbar.<br />

4 Die Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses ist nicht strafbar,<br />

soweit sie zur Ermittlung des Berechtigten o<strong>der</strong> zur Verhin<strong>der</strong>ung von<br />

Schäden erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

5 Vorbehalten bleiben Artikel 179octies sowie die eidgenössischen und<br />

kantonalen Bestimmungen über die Zeugnispflicht und über die<br />

Auskunftspflicht gegenüber einer Behörde."<br />

9.4 Geschäftsgeheimnis<br />

Je<strong>der</strong> Arbeitnehmer ist laut Bestimmungen des Obligationenrechts<br />

verpflichtet, Geschäftsgeheimnisse seines Arbeitgebers zu wahren (Artikel 324<br />

Absatz 4 OR). Wer sich nicht daran hält, kann vom Arbeitgeber verzeigt<br />

werden.<br />

Obligationenrecht (OR)<br />

II. Sorgfalts- und Treuepflicht<br />

Artikel 321 Absatz 4<br />

159


1 "Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragene Arbeit sorgfältig auszuführen<br />

und die berechtigten Interessen des Arbeitgebers in guten Treuen zu wahren.<br />

2 Er hat Maschinen, Arbeitsgeräte, technische Einrichtungen und Anlagen<br />

sowie Fahrzeuge des Arbeitgebers fachgerecht zu bedienen und diese<br />

sowie Material, die ihm zur Ausführung <strong>der</strong> Arbeit zur Verfügung gestellt<br />

werden, sorgfältig zu behandeln.<br />

3 Während <strong>der</strong> Dauer des Arbeitsverhältnisses darf <strong>der</strong> Arbeitnehmer keine<br />

Arbeit gegen Entgelt für einen Dritten leisten, soweit er dadurch seine<br />

Treuepflicht verletzt, insbeson<strong>der</strong>e den Arbeitgeber konkurrenziert.<br />

4 Der Arbeitnehmer darf geheim zu haltende Tatsachen, wie namentlich<br />

Fabrikations- und Geschäftsgeheimnisse, von denen er im Dienst des<br />

Arbeitgebers Kenntnis erlangt, während des Arbeitsverhältnisses nicht<br />

verwerten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en mitteilen; auch nach dessen Beendigung bleibt er<br />

zur Verschwiegenheit verpflichtet, soweit es zur Wahrung <strong>der</strong> berechtigten<br />

Interessen des Arbeitgebers erfor<strong>der</strong>lich ist."<br />

Merke: Ganz allgemein sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gut<br />

beraten, wenn sie mit dem "Plau<strong>der</strong>n" über den eigenen Betrieb sehr<br />

zurückhaltend sind. Insbeson<strong>der</strong>e lauthals und öffentlich geäusserte Kritik<br />

hinterlässt einen negativen Eindruck.<br />

9.5 Datensicherheit<br />

Der Schutz <strong>der</strong> Daten eines Betriebes war immer schon wichtig. Heute, im<br />

Zeitalter <strong>der</strong> elektronischen Datenverarbeitung, kommt ihm eine noch höhere<br />

Bedeutung zu. Das erste "Tor" zum Computersystem eines Betriebes sind in <strong>der</strong><br />

Regel ein Benutzername und ein Passwort. Nur wer das Passwort kennt, kann<br />

sich im System anmelden, in <strong>der</strong> Fachsprache heisst dies "einloggen". Das<br />

System registriert jeden Zugriff mit Datum und Uhrzeit. So kann <strong>der</strong><br />

Systemadministrator je<strong>der</strong>zeit feststellen, ob und wann sich unberechtigte<br />

Benutzer am System zu schaffen machen. Die Zugangsberechtigung zu den<br />

verschiedenen Bereichen des Betriebes entspricht in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Funktion<br />

und dem Auftrag <strong>der</strong> Mitarbeitenden. So können alle, auch Lernende, auf<br />

diejenigen Daten zugreifen, die sie zur Ausübung ihrer Arbeit benötigen.<br />

Heutzutage werden das Netzwerk und die Informatikmittel in den meisten<br />

Fällen durch Spezialisten, den Systemadministratoren, eingerichtet und<br />

gepflegt. Trotzdem müssen Mitarbeitende, auch Logistikerinnen und Logistiker,<br />

gewisse Regeln beachten.<br />

160


9.5.1 Passwortschutz<br />

Der Passwortschutz nützt nicht nur den Betrieb, son<strong>der</strong>n auch den<br />

Mitarbeitenden. Ein Passwort kann verhin<strong>der</strong>n, dass Unbefugte sich unter dem<br />

Benutzernamen von Mitarbeitenden ins System einloggen und dort Unfug<br />

treiben. Damit ein Passwort wirksam schützt, darf niemand an<strong>der</strong>s dieses<br />

kennen, es darf nirgends aufgeschrieben und nur schwer herauszufinden sein.<br />

Passwörter wie Geburtsdatum, Wohnort, Übernamen o<strong>der</strong> Namen <strong>der</strong><br />

Freundin lassen sich zwar gut einprägen, aber je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sie herausfinden will,<br />

wird es zuerst mit solchen Angaben versuchen. Niemals darf ein Passwort für<br />

mehrere Zwecke verwendet werden, schon gar nicht das Windowspasswort<br />

für irgendeine beliebige Internetseite.<br />

Merke: Gute Passwörter haben mindestens acht Zeichen und sind<br />

Kombinationen von Gross- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Son<strong>der</strong>zeichen.<br />

Es ist empfehlenswert, das Passwort von Zeit zu Zeit zu wechseln. Die meisten<br />

Betriebssysteme verlangen in regelmässigen Abständen einen<br />

Passwortwechsel. Computerviren, auch Computerwürmer und Trojaner, sind<br />

Programme mit unterschiedlichen Wirkungsweisen. Sie können mehr o<strong>der</strong><br />

weniger gravierende Auswirkungen haben. Weniger schlimm ist es, wenn sie<br />

"nur" ungewollte Effekte beim Ausführen von Anwendungen hervorrufen.<br />

Wenn sie jedoch die Festplatte formatieren und damit alle Daten löschen<br />

o<strong>der</strong> Passwörter zu Bankkonten ausspionieren, kann <strong>der</strong> Schaden sehr gross<br />

sein. Es ist die Unvorsichtigkeit und Sorglosigkeit <strong>der</strong> Nutzer, die auf die Tricks<br />

<strong>der</strong> Hacker hereinfallen und damit Computerviren, Würmern und Trojanern<br />

ermöglichen, sich in Windeseile übers Internet auszubreiten.<br />

Weiterführende Ausführungen zum Thema findest du im Modul 805 .<br />

161


Logistiker/In EFZ<br />

200_CustomerService<br />

<strong>Handbuch</strong> Logistik<br />

162


Modul 201_Der Kunde<br />

Ausgangslage<br />

Der Kunde ist eine Person o<strong>der</strong> eine Unternehmung, die von einer an<strong>der</strong>en<br />

Person o<strong>der</strong> Unternehmung Ware kauft o<strong>der</strong> Dienstleistungen in Anspruch<br />

nimmt.<br />

Als Logistiker, als Logistikerin verstehe ich, wer "mein" Kunde (auch Debitor<br />

o<strong>der</strong> Abnehmer genannt) ist und welche Bedeutung <strong>der</strong> Kunde für mein<br />

Unternehmen und mich als Arbeitnehmer, als Arbeitnehmerin hat. Das<br />

Sprichwort "Der Kunde ist König" kann ich richtig interpretieren und<br />

entsprechend handeln.<br />

Was bindet einen Kunden an ein Unternehmen und seine Angebote? Der<br />

Druck aus dem nationalen und internationalen Umfeld wird immer grösser.<br />

Entsprechend erkennt die Wirtschaftswissenschaft immer mehr, dass man sich<br />

nicht nur darauf konzentrieren sollte, Umsatz zu generieren und Neukunden zu<br />

gewinnen. Sinnvoll ist, wenn <strong>der</strong> Erhalt und die Steuerung von bestehenden<br />

Kundenbeziehungen im Mittelpunkt stehen.<br />

163


Fachartikel Modul 201<br />

1. Der Kunde<br />

Der Kunde ist eine Person o<strong>der</strong> eine Unternehmung, die von einer an<strong>der</strong>en<br />

Person o<strong>der</strong> Unternehmung Ware kauft o<strong>der</strong> Dienstleistungen in Anspruch<br />

nimmt. Oft nennt man den Kunden auch "Abnehmer" o<strong>der</strong> "Debitor". Das Wort<br />

"Debitor" wird häufig bei <strong>der</strong> Rechnungsstellung und in <strong>der</strong> Buchhaltung<br />

benutzt.<br />

Die EnterSite AG hat verschiedene Kunden. Einerseits kaufen Privatpersonen<br />

bei ihr ein. Sie bestellen in <strong>der</strong> Regel in kleinen Mengen und lassen die Güter<br />

an ihre Heimadresse liefern o<strong>der</strong> kaufen einzelne Produkte vor Ort im Shop.<br />

An<strong>der</strong>erseits hat die EnterSite AG auch grosse Händler als Kunden. Sie tätigen<br />

regelmässig Bestellungen und beziehen dabei mehrere Artikel. Bei solchen<br />

grösseren Mengen erfolgt die Lieferung per Stückgut.<br />

1.1 Die Bedeutung des Kunden<br />

Die EnterSite AG und ihre Mitarbeitenden haben das Interesse, den Auftrag<br />

von jedem Kunden bestmöglich zu erledigen. Wenn ein Kunde zufrieden ist,<br />

wird er auch mit seinen künftigen Aufträgen zur EnterSite AG kommen.<br />

Deshalb hat je<strong>der</strong> Kundenauftrag eine grosse Bedeutung und sollte von<br />

Auftragsbeginn bis Auftragsende mit hoher Konzentration ausgeführt werden.<br />

Für jeden erledigten Auftrag stellt die EnterSite AG am Schluss eine Rechnung.<br />

Wenn <strong>der</strong> Kunde die Rechnung bezahlt, generiert das einen Umsatz für das<br />

Unternehmen. Aus diesem Umsatz wird <strong>der</strong> Lohn <strong>der</strong> Mitarbeitenden bezahlt.<br />

164


Der Lohn aller Mitarbeitenden stammt also von den Zahlungen <strong>der</strong> Kunden,<br />

die Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen bei <strong>der</strong> EnterSite AG bezogen haben.<br />

Merke: Als Logistiker, als Logistikerin verstehe ich, dass je<strong>der</strong> Kundenauftrag die<br />

Basis für meine Arbeitsstelle und damit für meine Lohnzahlung am Ende des Monats<br />

ist. Dementsprechend verhalte ich mich gegenüber allen Kunden respektvoll und<br />

wertschätzend.<br />

1.2 "Der Kunde ist König"<br />

Das Sprichwort "Der Kunde ist König" wird häufig benutzt, um das Verhältnis<br />

zwischen einem Kunden und einem Unternehmen zu beschreiben. Die<br />

EnterSite AG gibt ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Sprichwort als<br />

Grundlage mit. Das Sprichwort muss aber nicht wörtlich genommen werden.<br />

Vielmehr sollten die Mitarbeitenden <strong>der</strong> EnterSite AG anstreben, eine<br />

Beziehung mit dem Kunden aufzubauen. Zwischen dem Kunden und <strong>der</strong><br />

<strong>Entersite</strong> AG soll eine gute Geschäftsbeziehung entstehen. Diese kann<br />

aufgebaut werden, wenn <strong>der</strong> Kunde Werte wie Respekt, Wertschätzung,<br />

Vertrauen und Nachhaltigkeit erfährt. Beide Parteien handeln auf Augenhöhe<br />

und haben das Ziel, ihre Bedürfnisse zu decken. Wird während <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit künstlich o<strong>der</strong> nicht ehrlich kommuniziert, ist die Beziehung<br />

früher o<strong>der</strong> später zum Scheitern verurteilt. Das kann zu Differenzen führen, die<br />

in <strong>der</strong> Folge dem Geschäft schaden können.<br />

Merke: Der Kunde wünscht sich, ernst genommen zu werden, und dass ehrlich mit<br />

ihm kommuniziert wird.<br />

165


1.3 Der Stammkunde<br />

Ein Stammkunde ist ein Kunde, <strong>der</strong> regelmässig bei <strong>der</strong> EnterSite AG Produkte<br />

o<strong>der</strong> Dienstleistungen bezieht. Das bedeutet, dass die Kunden- o<strong>der</strong><br />

Geschäftsbeziehung für beide Seiten stimmig ist. Bei den Stammkunden<br />

besteht die Möglichkeit, Gespräche über vergangene Leistungen o<strong>der</strong><br />

zukünftige Entwicklungen <strong>der</strong> EnterSite AG zu führen. Mittels dieser Gespräche<br />

kann eine Verbesserung und eine Neuorientierung zugunsten <strong>der</strong> Kunden<br />

erzielt werden. Der Austausch mit den Kunden sollte auf den Werten wie<br />

Respekt, Wertschätzung, Vertrauen und Nachhaltigkeit basieren.<br />

1.4 Unternehmen müssen ihre Kunden kennen<br />

Wer Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen erfolgreich verkaufen möchte, muss seine<br />

Kunden möglichst gut kennen. Um die Fragen "Wer sind meine Kunden?" und<br />

"Was erwarten o<strong>der</strong> wünschen meine Kunden?" zu beantworten, wird viel in<br />

die Analyse <strong>der</strong> Kundschaft investiert. Diese wichtige Aufgabe wird dem<br />

Marketing zugeteilt. Das Marketing trägt Informationen über bestehende und<br />

potenzielle Kunden zusammen und stellt sie <strong>der</strong> EnterSite AG zur Verfügung.<br />

Die Informationen sollen helfen, folgende Ziele zu erreichen:<br />

• Die eigenen Produkte und Dienstleistungen verbessern.<br />

• Neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln und erfolgreich anbieten.<br />

• Den Kundenservice und interne Prozesse verbessern.<br />

• Neue Kunden und Zielgruppen sowie neue Märkte entdecken und<br />

erschliessen.<br />

Das Thema Marketing wird in Modul 205 vertieft bearbeitet.<br />

166


Modul 202_Mein Auftreten<br />

Ausgangslage<br />

Der Kunde und die damit verbundenen Einnahmen sind für das Unternehmen<br />

und die eigene Arbeitsstelle sehr wichtig. Damit man dem Kunden im Sinne<br />

des Arbeitgebers begegnen kann, muss man sich Gedanken um das eigene<br />

Auftreten machen. Mit dem eigenen Auftreten beeinflusst man, wie man von<br />

aussen wahrgenommen wird. Einige wichtige Faktoren sind:<br />

• die Haltung<br />

• die Kommunikation<br />

• die Hygiene<br />

• die Kleidung<br />

Der Logistiker, die Logistikerin soll ein bewusstes und <strong>der</strong> Situation<br />

angemessenes Auftreten haben.<br />

167


Fachartikel Modul 202<br />

2. Das eigene Auftreten<br />

Das eigene Auftreten hat einen grossen Einfluss darauf, wie man auf an<strong>der</strong>e<br />

Menschen wirkt. Deshalb sollte man sich bewusst Gedanken über sein<br />

Auftreten machen und es je nach Situation anpassen. Ist das möglich?<br />

Welche Faktoren sind zu beachten?<br />

2.1 Meine Haltung<br />

Die eigene Haltung o<strong>der</strong> Gesinnung vermittle ich, indem ich meine Moral und<br />

Werte vorlebe. Werte und Wertvorstellungen, die ich aufgrund meiner<br />

Herkunft o<strong>der</strong> Erziehung als erstrebenswert empfinde, versuche ich vorzuleben<br />

und zu erreichen. Einige mögliche Werte sind z. B.:<br />

• Liebe<br />

• Ehrlichkeit<br />

• Freundschaft<br />

• Treue<br />

• Ordnung<br />

• Pünktlichkeit<br />

Merke: Je<strong>der</strong> Mensch macht unterschiedliche Erfahrungen, die seine Werte<br />

prägen und die Haltung bestimmen, die er nach aussen trägt. Habe ich z. B.<br />

Pünktlichkeit als Wertvorstellung verinnerlicht, ist es mir wichtig, pünktlich zu<br />

sein. Meine persönliche Wertvorstellung muss für an<strong>der</strong>e aber nicht gültig sein.<br />

2.2 Meine Kommunikation<br />

Kommunikation kann auf verschiedene Arten stattfinden. Gegenüber dem<br />

Kunden passe ich die eigene Sprache <strong>der</strong> Situation an und achte darauf,<br />

ehrlich zu kommunizieren. Dabei verwende ich zum Teil an<strong>der</strong>e Wörter als in<br />

meiner Alltagssprache. Dem Kunden begegne ich an<strong>der</strong>s als meiner Familie<br />

o<strong>der</strong> meinen Freundinnen und Freunden. Ich achte darauf, dass meine<br />

Wortwahl (verbale Kommunikation) und Körperhaltung (nonverbale<br />

Kommunikation) im Austausch mit dem Kunden bewusst gewählt sind.<br />

Die Kommunikation wird in Modul 206 vertieft bearbeitet.<br />

168


2.3 Meine Kleidung<br />

Neben den eigenen Wertvorstellungen und <strong>der</strong> Kommunikation spielen im<br />

Umgang mit dem Kunden weitere Faktoren eine Rolle: Auch die Kleidung<br />

beeinflusst mein Auftreten und das eigene Erscheinungsbild. Meine<br />

Kleidungsstücke sollte ich darum bewusst wählen. Am besten ziehe ich<br />

dezente Kleidung an und achte darauf, we<strong>der</strong> overdressed noch<br />

un<strong>der</strong>dressed zu sein.<br />

dezent = Der Situation angemessen<br />

un<strong>der</strong>dressed = Für die Situation zu wenig gut gekleidet<br />

overdressed = Für die Situation zu gut gekleidet<br />

Im Privatleben soll und darf ich die eigenen Gefühle und Leidenschaften zum<br />

Ausdruck bringen. Im beruflichen Alltag vertrete ich hingegen das<br />

Unternehmen, für das ich tätig bin. Die EnterSite AG erwartet von ihren<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie dezente Kleidung wählen -<br />

beson<strong>der</strong>s wenn sie Kundenkontakt haben. In einigen Abteilungen stellt das<br />

Unternehmen <strong>der</strong> Belegschaft darum einheitliche Berufskleidung zur<br />

Verfügung. Nach <strong>der</strong> Arbeit sollte ich die Arbeitskleidung ablegen und private<br />

Kleidung anziehen.<br />

2.4 Meine Hygiene<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Hygiene wird vom Namen <strong>der</strong> Göttin <strong>der</strong> Gesundheitslehre,<br />

Hygieia, abgeleitet. Das Wort hat seinen Ursprung im Griechischen und wird<br />

im heutigen Sprachgebrauch oft mit Gesundheit gleichgesetzt. Die World<br />

Health Organization (WHO) definiert die Gesundheit wie folgt: "Die<br />

Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und<br />

sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheiten o<strong>der</strong><br />

Gebrechen". Die Hygiene befasst sich somit mit <strong>der</strong> Gesundheitslehre.<br />

Bereits im Römischen Reich war die Hygiene verhältnismässig weit entwickelt.<br />

Es war bereits bekannt, dass Krankheiten durch Mikroorganismen<br />

(Kleinstlebewesen wie Bakterien und Viren) hervorgerufen und verbreitet<br />

werden. Jahrhun<strong>der</strong>te später, im Jahr1840, gelang schliesslich <strong>der</strong> Nachweis,<br />

169


dass eine Desinfektion die Übertragung von Krankheiten eindämmen kann.<br />

Zuvor war den Ärzten nicht klar gewesen, dass sie selbst oft Infektionen<br />

übertragen haben. Heute wissen wir um die Wichtigkeit von<br />

Hygienemassnahmen wie reinigen, desinfizieren o<strong>der</strong> sterilisieren.<br />

2.4.1 Die Geschichte <strong>der</strong> Hygiene<br />

Die Hygiene, wie wir sie heute verstehen, hat eine lange Geschichte. Im Laufe<br />

<strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te wurde die Menschheit immer wie<strong>der</strong> von schrecklichen<br />

Epidemien und Krankheiten getroffen. Eine Auswahl:<br />

1348 - Die erste grosse Pestwelle<br />

1348 sind Pestepidemien bereits bekannt. Doch die Pestwelle dieses Jahres<br />

trifft die Menschen so schlimm wie nie zuvor. Es erkranken rund 100 Millionen<br />

Menschen in Europa, Nordafrika und im Nahen Osten an <strong>der</strong> Pest. Ein Drittel<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung überlebt die Krankheit nicht. Der Ausbruch <strong>der</strong> Epidemie wird<br />

in Zentralasien verortet.<br />

1892 <strong>–</strong> Cholera-Epidemie in Hamburg<br />

Im Jahr 1892 wird die Hafenstadt Hamburg von <strong>der</strong> Cholera heimgesucht. Der<br />

Grund für den Cholera-Ausbruch ist eine Hitzewelle und in <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> tiefe<br />

Wasserstand <strong>der</strong> Elbe. Mit ihrem auf 22 Grad Celsius erwärmten Wasser bietet<br />

die Elbe in diesem Jahr Bakterien und Viren perfekte Bedingungen zur<br />

Vermehrung. Der erste mit Cholera infizierte Bürger wird am 15. August<br />

registriert. Am 16. August haben sich zwei und am 17. August bereits vier<br />

Menschen mit <strong>der</strong> Cholera angesteckt. Zu diesem Zeitpunkt hätte <strong>der</strong><br />

Ausbruch vielleicht noch verhin<strong>der</strong>t werden können. Doch die Stadtväter<br />

schätzen die Situation falsch ein. Bis zum Ende <strong>der</strong> Epidemie in Hamburg<br />

werden rund 17'000 Infizierte registriert. Die Hälfte davon überlebt die<br />

Krankheit nicht. Weitere Orte werden von <strong>der</strong> Cholera heimgesucht.<br />

1918 - Spanische Grippe<br />

Im Jahr 1918, dem letzten Jahr des Ersten Weltkriegs, grassiert die Spanische<br />

Grippe und trifft die Menschen hart. Innerhalb weniger Monate hat sich die<br />

Krankheit auf dem Globus ausgebreitet. Bereits im Jahr 1920 sind mehr<br />

Menschen an <strong>der</strong> Spanischen Grippe gestorben als im gesamten Ersten<br />

170


Weltkrieg (ca. 17 Millionen Menschen). Die Spanische Grippe verursacht mehr<br />

Tote als jede an<strong>der</strong>e Krankheit vorher und nachher. Obwohl von <strong>der</strong><br />

"Spanischen" Grippe gesprochen wird, liegt ihr Ursprung nicht in Spanien. Bis<br />

heute ist nicht endgültig geklärt, wo und was <strong>der</strong> Ursprung <strong>der</strong> Grippe war.<br />

Oft wird eine Person aus Kansas, USA, als erste nachgewiesene Infektion<br />

genannt. Roy Grist, ein Militärarzt in Camp Devens, Massachusetts, schreibt<br />

am 29. September 1918 in einem Brief an einen an<strong>der</strong>en Arzt: "Es dauert nur<br />

wenige Stunden, bis <strong>der</strong> Tod kommt. Und es ist ein einziger Kampf um Luft, bis<br />

sie ersticken. Es ist schrecklich."<br />

1920 - Tuberkulose<br />

Die Tuberkulose wird 1920 erstmals nachgewiesen. Die Krankheit grassiert zu<br />

diesem Zeitpunkt aber schon lange und hat vielen Menschen das Leben<br />

gekostet. Ihren traurigen Höhepunkt hat die Krankheit zwischen 1870 und 1885<br />

in Österreich. In <strong>der</strong> Stadt Wien sterben 909 Personen pro 100'000 Einwohner<br />

an Tuberkulose. Daraufhin verbreitet sich die Tuberkulose in ganz Österreich.<br />

1885 werden im ganzen Land 390 Todesfälle auf 100'000 Einwohner gezählt.<br />

Die Krankheit wan<strong>der</strong>t zu diesem Zeitpunkt von Westen nach Osten. Ein Grund<br />

für die Ausbreitung ist die Industrialisierung.<br />

1981 - AIDS<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> 1980er-Jahre taucht in <strong>der</strong> westlichen Welt eine neue Krankheit<br />

auf: AIDS. Rasch wird erkannt, dass AIDS eine Krankheit ist, welche durch<br />

sexuelle Handlungen übertragen wird und nicht heilbar ist. In <strong>der</strong> Schweiz<br />

leben heute rund 16'700 Menschen mit dem HI-Virus. Im Jahr 2019 wurden 421<br />

neue Ansteckungen gemeldet. Seit 2008 gehen die Neuinfektionen von Jahr<br />

zu Jahr zurück. Das ist auch den zahlreichen Aufklärungskampagnen zur<br />

Krankheit zu verdanken. Die Aufklärung und Beratung zu AIDS wird so<br />

aufgegleist, dass möglichst grosse Teile <strong>der</strong> Bevölkerung erreicht werden. Die<br />

AIDS-Hilfe Schweiz wurde 1985 gegründet und hat einen grossen Beitrag zum<br />

Rückgang <strong>der</strong> Krankheit geleistet.<br />

2020 <strong>–</strong> Covid-19-Pandemie<br />

Die erste offiziell bestätigte Ansteckung durch das Covid-19-Virus wurde <strong>der</strong><br />

WHO am 31. Dezember 2019 aus Wuhan, China, gemeldet. Bei den ersten<br />

Meldungen wurde das Virus mit 2019-nCoV bezeichnet, später wurde es<br />

171


Covid-19 resp. SARS-CoV-2 genannt. Coronaviren (CoV) bilden grosse<br />

Mengen von Viren. Bei vielen Menschen äussert sich eine Infektion lediglich<br />

durch Erkältungssymptome. Das Virus kann aber auch zu schweren<br />

Krankheitsverläufen führen. Die WHO bezeichnete die Pandemie am 30.<br />

Januar 2020 als gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite <strong>–</strong> das<br />

ist die höchste Warnstufe <strong>der</strong> WHO.<br />

2.4.2 Die persönliche Hygiene<br />

Die Hygiene hat in unserer Gesellschaft eine grosse Bedeutung. Mit guten<br />

Hygienestandards können Krankheiten und Pandemien, wie sie im vorherigen<br />

Kapitel genannt wurden, verhin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> eingedämmt werden. Die<br />

persönliche Hygiene bestimmt aber auch, wie man auf an<strong>der</strong>e Menschen<br />

wirkt. Sie hat also Einfluss auf den Eindruck, den man z. B. bei einem Kunden<br />

hinterlässt.<br />

Gesundheit und Anerkennung<br />

Eine gute persönliche Hygiene habe ich z. B., wenn ich regelmässige dusche,<br />

die Haare wasche, Zähne und Ohren putze sowie Finger- und Fussnägel<br />

schneide. Ich trage selbst die Verantwortung dafür, mich zu pflegen und sollte<br />

mir Gedanken darüber machen, wann und wie oft ich das mache. Zudem<br />

sollte ich mir Gedanken darüber machen, welche Nahrungsmittel ich zu mir<br />

nehme. Es ist z. B. nicht ratsam, vor einem wichtigen Termin wie einem<br />

Bewerbungsgespräch Kaffee, Red Bull o<strong>der</strong> geruchintensive Speisen mit viel<br />

Zwiebeln und Knoblauch zu konsumieren.<br />

Ein ungepflegtes Auftreten hat eine starke Wirkung gegen aussen. Nicht<br />

gepflegte Menschen können auf an<strong>der</strong>e abstossend wirken. In <strong>der</strong> Folge<br />

kann es dazu kommen, dass mangelnde Hygiene einem Menschen den<br />

sozialen Zugang o<strong>der</strong> eine erfolgreiche berufliche Karriere verunmöglicht.<br />

Nicht nur das Reinigen und Waschen des eigenen Körpers haben einen<br />

Einfluss darauf, wie an<strong>der</strong>e Menschen meine persönliche Hygiene<br />

wahrnehmen. Ebenso spielt die Pflege <strong>der</strong> Kleidung eine wichtige Rolle. Auch<br />

die Lieblingsklei<strong>der</strong> müssen regelmässig gewaschen werden. Ich versuche<br />

damit zu vermeiden, dass meine Kleidung unangenehm riecht. Ich überlege<br />

mir also, ob meine Kleidung <strong>der</strong> Situation angepasst und in einem gereinigten<br />

Zustand ist.<br />

Merke: Es kann auch negativ auffallen, wenn ich zu viel Deodorant o<strong>der</strong> Parfum<br />

verwende. Beides sollte mit Mass eingesetzt werden.<br />

172


Bakterien und Viren<br />

Mikroorganismen wie Bakterien und Viren sind oft Auslöser von Krankheiten. Es<br />

gibt aber auch gute Bakterien, ohne die <strong>der</strong> Mensch kaum überleben kann.<br />

Sie schützen den Körper z. B. vor Angreifern und verdauen die Nahrung im<br />

Darm. Der Mensch hat natürliche Abwehrmechanismen gegen schädliche<br />

Bakterien und Viren, das sogenannte Immunsystem. Beson<strong>der</strong>s kritisch wird es,<br />

wenn das eigene Immunsystem geschwächt ist und die Mikroorganismen sich<br />

einfach vermehren können. Dass z. B. im Winter Erkältungen häufiger sind,<br />

wird nicht durch die Kälte an sich verursacht. Der Grund liegt vielmehr darin,<br />

dass <strong>der</strong> Körper sich wie<strong>der</strong> aufwärmen muss und dafür viel Körperenergie<br />

braucht. Dadurch bleibt weniger Energie für das Immunsystem übrig, und es<br />

kann sich weniger gut gegen Krankheitserreger wehren.<br />

Übertragungswege<br />

Im Alltag geht schnell vergessen, wie schnell Mikroorganismen wie Viren o<strong>der</strong><br />

Bakterien transportiert werden können: zum Beispiel durch das Anfassen einer<br />

Türklinke, beim Händeschütteln mit einem Bekannten o<strong>der</strong> durch das<br />

Übergeben von einem Gegenstand. Darum ist es wichtig, sich regelmässig die<br />

Hände zu waschen. Ein weiterer Übertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion.<br />

Wenn Menschen sprechen, singen, husten o<strong>der</strong> niesen kann ein Sprühregen<br />

entstehen, bei welchem Tröpfchen bis zu rund einem Meter verschleu<strong>der</strong>t<br />

werden können. Diese Tröpfchen sind Träger von Viren und Bakterien. Die<br />

alljährlich auftretenden Grippewellen verbreiten sich fast ausschliesslich auf<br />

diesem Weg.<br />

Massnahmen zur Vermeidung von Übertragungen<br />

Spätestens mit dem Ausbruch von Covid-19 im Jahr 2020 hat die Gesellschaft<br />

gelernt, mit welchen Massnahmen man die Übertragung von<br />

Krankheitserregern einschränken kann. In vielen Län<strong>der</strong>n wurde zum Beispiel<br />

<strong>der</strong> Lockdown ausgerufen. Das Ziel vom Lockdown war es, durch die<br />

Einschränkung <strong>der</strong> Bewegungsfreiheit <strong>der</strong> Menschen die Ausbreitung des Virus<br />

zu kontrollieren. Während <strong>der</strong> Pandemie gab es zudem viele einfachere<br />

Massnahmen zu befolgen. Diese gelten auch in normalen Zeiten und<br />

schützen vor Krankheiten wie z. B. <strong>der</strong> Grippe:<br />

• Genügend Abstand zu Gesprächspartnern halten<br />

173


• In Taschentuch o<strong>der</strong> Armbeuge husten o<strong>der</strong> niesen (nie in die Richtung von<br />

Mitmenschen)<br />

• Papiertaschentücher nur einmal verwenden<br />

• Hände regelmässig waschen<br />

Merke: Regelmässiges Händewaschen sollte für alle eine<br />

Selbstverständlichkeit sein.<br />

2.5 Das Unternehmensleitbild<br />

Das Leitbild ist eine schriftliche Erklärung des Unternehmens, welche<br />

Grundprinzipien und Werte es nach innen und nach aussen vertritt. Es<br />

formuliert einen Zielzustand. Nach innen soll das Leitbild handlungsleitend und<br />

orientierend sein, sodass es für die Mitarbeitenden einen motivierenden Faktor<br />

aufweist. Nach aussen stellt es klar, für was das Unternehmen einsteht. Es ist<br />

ein Grundpfeiler für die Corporate Identity <strong>der</strong> Firma. Das Leitbild beschreibt<br />

die Vision <strong>der</strong> Organisation und bildet den Rahmen für Strategien, Ziele und<br />

operatives Handeln.<br />

2.5.1 Funktion eines Unternehmensleitbildes<br />

Die erste wichtige Funktion eines Leitbildes ist die Legitimität von<br />

Gestaltungsentscheidungen, die seine Mitarbeiter orientieren.<br />

• "Wofür stehen wir als Unternehmen?" (Vision)<br />

• "Was wollen wir gemeinsam erreichen?" (Mission)<br />

• "Welche Werte und Prinzipien sollen unser Handeln leiten?" (Leitbild)<br />

Die zweite wichtige Funktion des Leitbildes ist seine Wirkung nach aussen: Es<br />

orientiert die Kunden und Stakehol<strong>der</strong> des Unternehmens.<br />

• "Wofür steht dieses Unternehmen?"<br />

"Welches Image will und verfolgt unser Unternehmen?"<br />

174


2.5.2 Das Leitbild <strong>der</strong> EnterSite AG<br />

Grundsätze<br />

• Wir wollen grundsätzlich nur in Märkten tätig sein, in denen wir Leistungen für<br />

unsere Kunden besser als an<strong>der</strong>e erbringen können.<br />

• Wir wollen unseren Mitarbeitenden die Chance zur Entfaltung ihrer Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten in möglichst grosser Selbstverantwortung bieten.<br />

• Wir wollen ein erfolgreiches, unabhängiges, dynamisches Unternehmen von<br />

überschaubarer Grösse und Struktur sein.<br />

Unser Leistungsprogramm<br />

• Wir wollen Dienstleistungen anbieten, die einem Bedürfnis unserer Kunden<br />

entsprechen und für <strong>der</strong>en Produktion wir ein hohes Know-how besitzen o<strong>der</strong><br />

erwerben.<br />

• Wir wollen mit Produkten handeln, welche wir von Dritten zukaufen und die zur<br />

Lösung von Kundenproblemen geeignet sind.<br />

• Unsere begleitenden Serviceleistungen sollen einen hohen Standard haben.<br />

175


• Wir halten uns die Möglichkeit offen, unser jetziges Artikelangebot unter den<br />

Gesichtspunkten Rentabilität, Zukunftsaussichten, Know-how und<br />

Kundenbedürfnisse auszuweiten.<br />

Die von uns bearbeiteten Märkte<br />

Wir verkaufen an Industrie- und Privatkunden.<br />

Qualität und Technologie<br />

Unser Qualitätsziel "stets eine Idee besser" soll in allen Bereichen durchgesetzt<br />

werden: in <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Mitarbeitenden auf allen Stufen, in <strong>der</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> Arbeit in sämtlichen Bereichen sowie in <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Produkte.<br />

Finanzierung und Rentabilität<br />

Unser oberstes Ziel sind die Erreichung einer angemessenen Rendite und<br />

ausgewogene Bilanzstrukturen.<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

• Wir wollen fähige, motivierte und zufriedene Mitarbeiter.<br />

• Wir bieten allen Mitarbeitenden die bestmögliche Chance zur Entfaltung ihrer<br />

Persönlichkeit durch Mitdenken, Mitentscheiden, weitgehende Information,<br />

grösstmögliche Kompetenzdelegation und Freiheit für die Entfaltung von<br />

Eigeninitiative.<br />

• Unsere Lohnpolitik orientiert sich an <strong>der</strong> Funktion, an <strong>der</strong> Leistung und an den<br />

Marktbedingungen.<br />

• Bei unseren Mitarbeitenden legen wir Wert auf Fachkönnen, Initiative,<br />

Verantwortungsbereitschaft, Wille zur Zusammenarbeit und Erreichung <strong>der</strong><br />

Ziele.<br />

• Von unserem Ka<strong>der</strong> erwarten wir insbeson<strong>der</strong>e persönliche Integrität, Vertrauenswürdigkeit,<br />

Führungseigenschaften, hohe Leistung und gesamtunternehmerisches<br />

Verhalten; wir gewähren grossen Entscheidungsfreiraum.<br />

176


Führung<br />

• Wir pflegen einen leistungsorientierten, partizipativen und situationsgerechten<br />

Führungsstil.<br />

• Der Grundsatz <strong>der</strong> Führung mit Zielen Management by Objectives (MbO)<br />

findet durchgehend Anwendung. Durch die Vereinbarung <strong>der</strong> Ziele zwischen<br />

Vorgesetztem und Mitarbeiter wird auch <strong>der</strong> partizipative Führungsstil<br />

verwirklicht. Die Identifikation des Mitarbeiters mit seiner Aufgabe ermöglicht<br />

ihm selbstverantwortliches Handeln, ausgerichtet auf die Unternehmensziele.<br />

• Führung durch Ziele heisst insgesamt, dass je<strong>der</strong> klar weiss, für was er verantwortlich<br />

und kompetent ist.<br />

• Die Grundsätze des Management by Exception sind zu verwirklichen. Somit<br />

sind alle von <strong>der</strong> Planung, <strong>der</strong> Budgetierung, <strong>der</strong> Zielsetzung o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

normalen Erwartung abweichenden geschäftlichen Ereignisse unverzüglich<br />

<strong>der</strong> betroffenen Stelle, im Normalfall dem Vorgesetzten, zu melden.<br />

• Für alle Weisungen wird <strong>der</strong> sogenannte Dienstweg eingehalten. Für die<br />

Beschaffung von Informationen kann er übersprungen werden. Auch in<br />

Projektgruppen kann die formelle Hierarchie ausser Kraft gesetzt werden.<br />

Kunden und Lieferanten<br />

• Der Dienst am Kunden steht im Mittelpunkt des Denkens und Handelns aller<br />

unserer Mitarbeitenden. Alle Aktivitäten haben schlussendlich das Ziel, die Bedürfnisse<br />

unserer Kunden zu befriedigen.<br />

• Wir wollen gegenüber unseren Lieferanten fair, aber hart und anspruchsvoll<br />

sein.<br />

Öffentlichkeit<br />

• Wir setzen uns für eine freie Marktwirtschaft ein und bejahen eine freiheitliche,<br />

die Eigeninitiative för<strong>der</strong>nde humane und soziale Gesellschaftsordnung.<br />

• Mit staatlichen Institutionen wollen wir loyal zusammenarbeiten.<br />

• In Verbänden wollen wir aktiv mitwirken.<br />

• Wir wollen die Öffentlichkeit laufend objektiv über unsere Firma orientieren.<br />

• Die aktive Beteiligung unserer Betriebsangehörigen in Politik und Militär wird<br />

grundsätzlich positiv beurteilt.<br />

177


Umwelt<br />

• Wir beziehen die ökologischen Gesichtspunkte in unsere Überlegungen ein<br />

und suchen nach bestmöglichen Lösungen. Dies betrifft insbeson<strong>der</strong>e die Bereiche<br />

Produktion, Energie, Abfallbeseitigung, Roh- und Verpackungsmaterialien.<br />

• Wir sind bereit, im Rahmen des Möglichen in diesen Bereichen Massnahmen<br />

zu treffen, die über die gesetzlichen Auflagen hinausgehen, auch wenn dies<br />

zusätzliche Kosten verursacht.<br />

178


Modul 203_Selbstmanagement<br />

Ausgangslage<br />

Herr Reto Gugger muss sich jeden Tag intrinsisch (von innen her) motivieren<br />

und seine Mitarbeitenden extrinsisch (von aussen her) motivieren durch<br />

Zielsetzungen, Planung, Organisation und Zeitmanagement, sodass die<br />

EnterSite AG als Firma auf dem offenen Markt gegen die starke Konkurrenz<br />

bestehen und gesund wachsen kann.<br />

Je<strong>der</strong> Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin <strong>der</strong> EnterSite AG leistet einen Betrag<br />

dazu, dass die Firma profitabel bleibt und für die Mitarbeitenden weiter<br />

bestehen bleibt. Als Anerkennung für die von den Mitarbeitenden geleistete<br />

Arbeit kaufen die Kunden weiter bei <strong>der</strong> EnterSite AG ein, und von Herrn Reto<br />

Gugger erhalten die Mitarbeitenden am Ende des Monats als Gegenleistung<br />

für ihre Arbeit den Lohn auf ihr Bankkonto ausbezahlt.<br />

179


Fachartikel Modul 203<br />

3. Selbstmanagement<br />

Selbstmanagement ist die Kompetenz, sich selber zu managen. Verschiedene<br />

Techniken aus dem Management, <strong>der</strong> Psychologie und <strong>der</strong> persönlichen<br />

Führung helfen dabei, die eigene Motivation (intrinsische) zu erhöhen, eigene<br />

Ziele zu klären und diese besser zu erreichen. Dazu gehören Teilkompetenzen<br />

wie zum Beispiel Motivation, Zielsetzung, Planung, Zeitmanagement,<br />

Organisation, Lernfähigkeit und Erfolgskontrolle durch Feedback.<br />

3.1 Sich selber kennen - das Johari-Fenster<br />

Wie ist meine Selbstwahrnehmung, wie ist meine Fremdwahrnehmung? Wir<br />

laufen in <strong>der</strong> Weltgeschichte umher und denken uns, alle würden uns<br />

verstehen ("Ich kommuniziere ja klar und deutlich!"), und die unsere<br />

Mitmenschen würden wir lesen wie ein offenes Buch. Dem ist nicht so. Je<strong>der</strong><br />

Mensch hat seine Geheimnisse, die er an<strong>der</strong>en Menschen nicht preisgeben<br />

will, sei es aus Scham o<strong>der</strong> Angst. Das Johari-Fenster erlaubt es uns, unser Ich,<br />

die Fremdwahrnehmung, unser unbekanntes Ich und unseren blinden Fleck zu<br />

finden. Mit dieser Erkenntnis können wir im Alltag besser mit Mitmenschen<br />

arbeiten und zusammenleben.<br />

180


1. Quadrat: Öffentliche Person<br />

Das erste Quadrat ist <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> freien Aktivität, <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Sachverhalte und Tatsachen. Verhalten und Motivation sind sowohl für mich,<br />

aber auch für an<strong>der</strong>e wahrnehmbar.<br />

2. Quadrat: Mein Geheimnis<br />

Im zweiten Quadrat geht es um mein bewusstes und bekanntes Verhalten,<br />

dass ich an<strong>der</strong>en aber nicht bekannt gemacht habe o<strong>der</strong> machen will.<br />

Dieser Teil des Verhaltens ist für an<strong>der</strong>e verborgen o<strong>der</strong> versteckt.<br />

3. Quadrat: Blin<strong>der</strong> Fleck<br />

Der blinde Fleck ist die richtige Bezeichnung für das dritte Quadrat. Der blinde<br />

Fleck ist die Selbstwahrnehmung, d. h. <strong>der</strong> Teil des Verhaltens, <strong>der</strong> für an<strong>der</strong>e<br />

sichtbar und erkennbar ist, mir selbst hingegen nicht bewusst. Darunter fallen<br />

Abgewehrtes, Vorbewusstes und nicht mehr bewusste Gewohnheiten.<br />

4. Quadrat: Unbekanntes<br />

Das vierte Quadrat erfasst Vorgänge, die we<strong>der</strong> mir noch an<strong>der</strong>en bekannt<br />

sind und sich in dem Bereich bewegen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Tiefenpsychologie<br />

unbewusst genannt wird.<br />

181


3.1.1 Die fünf Säulen <strong>der</strong> Identität des Menschen<br />

1. Säule: Leiblichkeit<br />

Die erste Säule umfasst unseren Körper, unseren Geist und unsere Psyche,<br />

welche <strong>der</strong> Ausgangspunkt für unsere Identität ist. Ohne sie würden wir nicht<br />

existieren. Durch Nachfrage zur Gesundheit und Zufriedenheit in einzelnen<br />

Aspekten kann die Stabilität <strong>der</strong> Säule gut erfasst werden. Der Leiblichkeit<br />

kommt daher eine hohe Bedeutung zu.<br />

Merke: Ereignisse wie Krankheiten, Unfälle, seelische Verletzungen o<strong>der</strong><br />

traumatische Erlebnisse gefährden die Stabilität dieser Säule und damit die<br />

Identität des Menschen.<br />

182


2. Säule: Soziale Beziehungen<br />

In <strong>der</strong> zweiten Säule sind die sozialen Kontakte eingeordnet, welche für den<br />

Menschen überlebenswichtig sind. Sie bieten Halt und schenken<br />

Anerkennung. Starke psychische Belastungen und langfristiges Erkranken<br />

können mögliche Folgen von fehlenden sozialen Kontakten sein. Beziehungen<br />

zu an<strong>der</strong>en Menschen und das soziale Netzwerk stärken die Stabilität <strong>der</strong><br />

zweiten Säule.<br />

Merke: Die Trennung einer langjährigen Partnerschaft, unüberbrückbare<br />

Differenzen o<strong>der</strong> gar Tod können diese Säule beispielsweise beeinflussen.<br />

3. Säule: Arbeit und Leistung<br />

Zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehört, eine sinnvolle Aufgabe zu<br />

haben, seine Fähigkeiten einsetzen zu können und sich zu verwirklichen.<br />

Merke: Der Verlust, das Fehlen einer sinnvollen Aufgabe kann zu negativen<br />

gesundheitlichen Auswirkungen führen.<br />

4. Säule Materielle Sicherheit<br />

In dieser Säule spielen Faktoren wie <strong>der</strong> Lebensstandard, die finanzielle<br />

Situation und die existenzielle Absicherung eine zentrale Rolle. Die<br />

Einschätzung <strong>der</strong> Faktoren hängt zusammen mit Erfahrungen aus <strong>der</strong> Kindheit,<br />

welche die Einstellung zu materieller Sicherheit beeinflussen können.<br />

Merke: Existenzängste können erheblichen Einfluss auf das persönliche<br />

Gleichgewicht haben.<br />

5. Säule: Werte und Ideale<br />

Menschen, die nach ihren Wertvorstellungen leben können, sind mit sich<br />

selbst im Einklang. Reize o<strong>der</strong> gar Konflikte kann es geben, wenn<br />

unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinan<strong>der</strong> treffen. Konflikte mit sich<br />

selbst, aber auch mit dem Gegenüber, müssen ausgestanden werden.<br />

Merke: Das persönliche Wertsystem stärkt einen Menschen und vermag<br />

die Stabilität seiner Identität aufrechtzuerhalten, selbst wenn an<strong>der</strong>e Säulen<br />

Defizite aufweisen.<br />

Quelle:<br />

Hilarion Petzold (Hrsg.): Methoden des therapeutischen Umgangs mit Symbolen und Symbolisierungsprozessen. Überl<br />

egungen zu Kernqualitäten des Menschenwesens [Vortrag auf dem 7. Deutschen Symposium für Kunsttherapie, 27.-<br />

30. November 1988].<br />

183


3.2 Führungsstile nach Kurt Lewin<br />

Je<strong>der</strong> Vorgesetzte steht in verschiedenen Spannungsfel<strong>der</strong>n. Das ist normal. Es<br />

markiert seinen persönlichen Führungsstil, wie er damit zurechtkommt. Der<br />

Führungsstil kann in unterschiedlichen Situationen auch wechseln, und kehrt<br />

nach <strong>der</strong> Klärung o<strong>der</strong> Beruhigung wie<strong>der</strong> zu seiner ursprünglichen Form<br />

zurück.<br />

3.2.1 Autoritärer Führungsstil (Alleinige Entscheidungs- und<br />

Weisungskompetenz)<br />

Vorteile:<br />

• Schnelle Lösung von Problemen, kurzfristig sehr gute Ergebnisse.<br />

• Klare Aufgaben- und Verantwortungszuteilung.<br />

• Handlungsorientierter Stil, handeln statt diskutieren.<br />

Nachteile:<br />

• Kein Konsens in <strong>der</strong> Gruppe kann zu Spannungen führen.<br />

• Schwierigkeiten bei Unvorhergesehenem, wenig Flexibilität.<br />

• Überlastung des Vorgesetzten.<br />

3.2.2 Laissez-faire Führungsstil (Delegieren von Aufgaben)<br />

Vorteile:<br />

• Durch die gewährte Freiheit können die Mitarbeitenden ihr Potential besser<br />

nutzen, ihre Ideen verwirklichen.<br />

• Innovations- und kreativitätsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Stil, sofern mit <strong>der</strong> anvertrauten Freiheit<br />

umgegangen werden kann.<br />

• Grosse Entlastung für den Vorgesetzten.<br />

Nachteile:<br />

• Oft Ratlosigkeit und Verunsicherung in <strong>der</strong> Gruppe, vor allem bei<br />

Unvorhergesehenem.<br />

• Es trägt niemand die Verantwortung, unangenehme Tätigkeiten werden nicht<br />

erledigt.<br />

• Keine Unitè de doctrine (Einheitlichkeit) im Unternehmen; je<strong>der</strong> „wurstelt“ vor<br />

sich hin, so wie es ihm passt.<br />

184


3.2.3 Kooperativer Führungsstil (Mitbestimmungsrecht <strong>der</strong> Mitarbeitenden)<br />

Vorteile:<br />

• Auf lange Sicht optimale Arbeitsergebnisse bei zufriedenen Mitarbeitenden.<br />

• Mehr Flexibilität bei Unvorgesehenem, weil <strong>der</strong> Sinn <strong>der</strong> Tätigkeit bekannt ist.<br />

• Starkes Wir-Gefühl, da je<strong>der</strong> ein wichtiger Teil <strong>der</strong> Gruppe ist.<br />

Nachteile:<br />

• Mühsame, zeitaufwändige Entscheidungsfindung.<br />

• Kurzfristig oft schlechtere Sachergebnisse, bis sich die Gruppe „gefangen“ und<br />

organisiert hat.<br />

• Hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Führungspersönlichkeit, insbeson<strong>der</strong>e im<br />

psychologischen Bereich.<br />

3.2.4 Karitativer Führungsstil (Die Bedürfnisse <strong>der</strong> Mitarbeitenden haben<br />

Vorrang)<br />

Vorteile:<br />

• Meist menschlich warmes Klima, in dem sich die Mitarbeitenden wohl fühlen<br />

• Der tragende Rahmen gibt vor allem verunsicherten Mitarbeitenden Halt. Ihr<br />

Potenzial kann genutzt werden.<br />

• Auch kritische Fragen können ohne Angst vor Repressalien angesprochen<br />

werden.<br />

Nachteile:<br />

• Die Fürsorge kann bei Mitarbeitenden als Kontrolle verstanden werden. Sie<br />

fühlen sich eingeengt.<br />

• Schlechte Zielerreichung kann frustrieren. Oft fehlt die Herausfor<strong>der</strong>ung, die<br />

„Motivationsspritze“<br />

• Viele Fehler, Doppelspurigkeiten, Missverständnisse wegen mangeln<strong>der</strong><br />

Ausrichtung auf das Ziel.<br />

3.3 Konflikttypen nach Thomas Kilmann<br />

Wo Menschen jeden Tag zusammenarbeiten, entstehen irgendwann Konflikte<br />

- so auch in <strong>der</strong> EnterSite AG. Verschiedene Parteien haben verschiedene<br />

Ansichten zu einer Situation. Ziel je<strong>der</strong> Partei ist es, aus dieser verzwickten<br />

Situation nicht als Verlierer auszusteigen und dadurch das Gesicht zu verlieren.<br />

185


Das Verhalten <strong>der</strong> beiden Partner in <strong>der</strong> Konfliktsituation wird danach<br />

unterschieden, welche Bedürfnisse (und nicht welche Lösungsvorschläge) in<br />

welchem Masse bei <strong>der</strong> Lösung berücksichtigt werden.<br />

3.4 Die sechs Stufen <strong>der</strong> Konfliktbewältigung<br />

Je<strong>der</strong> Streit sollte einen Anfang und ein Ende haben. Am Anfang jedes<br />

produktiven Streits steht die Suche nach Ziel und Thema <strong>der</strong><br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />

Stufe 1: Mich stört ....<br />

Stufe 2:<br />

Stufe 3:<br />

Stufe 4:<br />

Stufe 5:<br />

Stufe 6:<br />

Mein Ziel ist... (Ich möchte...)<br />

Dein Ziel ist... (Was möchtest Du...)<br />

Gemeinsamkeiten<br />

Lösungen suchen (Ideen suchen, akzeptieren, bewerten)<br />

Vereinbarung (konkret, detailliert und zeitlich befristet)<br />

3.5 Die geistige Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

"Das Leben ist voller Stress!". Diese o<strong>der</strong> ähnliche Aussagen hören wir nahezu<br />

täglich. Wir und unser Arbeitgeber sollten Massnahmen treffen können, die<br />

uns vor Stress und negativen geistigen wie auch körperlichen Auswirkungen<br />

186


schützen. Stress wird durch innere und äussere Reize erzeugt. Stress ist aber<br />

nicht gleich Stress - es gibt positiven und negativen Stress. Beide wirken sich<br />

an<strong>der</strong>s auf und aus:<br />

3.5.1 Eustress:<br />

Der Begriff Eustress wird verwendet, um Stressfaktoren zu bezeichnen, die<br />

einen positiven Einfluss haben. Der positive Stress erhöht die Aufmerksamkeit<br />

und för<strong>der</strong>t die maximale Leistungsfähigkeit des Körpers. Der Körper wird<br />

durch diese Stressfaktoren nicht beschädigt. Im Gegenteil: Diese<br />

Stressfaktoren wirken sich positiv auf die psychische und physische<br />

Funktionsfähigkeit unseres Organismus aus.<br />

3.5.2 Disstress:<br />

Der Begriff Disstress wird verwendet, um die negativen Reize, die als<br />

bedrohlich o<strong>der</strong> gar überfor<strong>der</strong>nd empfunden werden, zu beschreiben. Stress<br />

wird negativ wahrgenommen, wenn <strong>der</strong> körperliche Ausgleich fehlt o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Stress häufig auftritt. Es empfiehlt sich, geeignete Strategien zur<br />

Stressbewältigung zu entwickeln.<br />

3.5.3 Reaktionen des Menschen auf Stress<br />

Menschen zeigen in <strong>der</strong> Regel typische Kampf- o<strong>der</strong> Fluchtreaktionen bei<br />

Stress. Das ist ein natürliches, im Laufe <strong>der</strong> Evolution erworbenes<br />

Selbsterhaltungsprogramm. Weitere Reaktionen können sein:<br />

• Aggression<br />

• Flucht<br />

• Akzeptanz<br />

• Verleugnung<br />

• Angst<br />

• Depression<br />

Unser Körper ist nicht auf Dauerstress ausgelegt. Das Herz zeigt das mit<br />

erhöhter Schlagfrequenz. Unsere Muskeln verspannen sich, unsere Atmung<br />

wird schneller, wir spüren eine innere Unruhe und haben<br />

Konzentrationsprobleme o<strong>der</strong> Denkblockaden.<br />

187


Merke: Die Anfor<strong>der</strong>ungen im Berufsleben steigen rasant. Diese erfüllen zu<br />

müssen, führt zu Zeit- und Leistungsdruck.<br />

Wir müssen uns im Klaren sein, dass Entspannung und Stressbewältigung<br />

unabdingbar sind für unseren Körper:<br />

• Ausdauersport wie Joggen, Schwimmen, Radfahren<br />

• private soziale Kontakte wie Familienfeste, Partys<br />

• betriebliche soziale Kontakte (beruht <strong>der</strong> Stress auf einem Konflikt, kann dieser<br />

allenfalls durch Kommunikation werden)<br />

• Yoga<br />

3.6 Die körperliche Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

3.6.1 Gefahrenquellen<br />

Gefahren lauern überall - in <strong>der</strong> Wohnung, draussen in <strong>der</strong> Natur, im Verkehr<br />

und am Arbeitsplatz. Sie verursachen Unfälle jeglicher Art: Schnittwunden,<br />

Knochenbrüche, Quetschungen, innere Verletzungen usw. Unvermittelt<br />

auftretende Gefahren werden, wie die kurzfristig auftretenden Krankheiten, in<br />

<strong>der</strong> Fachsprache akut genannt. Zu diesen mehr o<strong>der</strong> weniger offensichtlichen<br />

Gefahren für die menschliche Gesundheit kommen jene, die den Körper<br />

langsam und schleichend schädigen. Es sind kaum spürbare Einwirkungen,<br />

die mit <strong>der</strong> Zeit sehr schmerzhafte, chronische Beschwerden o<strong>der</strong> Krankheiten<br />

verursachen. In vielen Fällen sind es Haltungsschäden.<br />

Wie in den meisten an<strong>der</strong>en Branchen und Berufen bestehen auch im Bereich<br />

<strong>der</strong> Logistik sogenannte berufstypische Gefahren und Risiken. Doch Gefahren,<br />

die man kennt, kann man vermeiden o<strong>der</strong> durch Vorbeugen zumindest<br />

eindämmen. Etwa 80 Prozent aller Unfälle gehen auf gefährliches Verhalten<br />

zurück, sind also selbstverschuldet; 20 Prozent werden durch gefährliche<br />

Zustände (fehlende Schutzvorrichtungen, bauliche Mängel usw.) verursacht.<br />

Folgende Verhaltensweisen werden als gefährlich eingestuft:<br />

• das Nichtbeachten von Regeln o<strong>der</strong> Vorschriften<br />

• Nachlässigkeit<br />

• das Nichtanwenden von Schutzmassnahmen<br />

• das bewusste Eingehen von Risiken<br />

188


3.6.2 Gefahren minimieren<br />

Schutz <strong>der</strong> Füsse<br />

Logistikerinnen und Logistiker<br />

sind bei ihrer Arbeit weniger<br />

gefährdet als beispielsweise<br />

Mitarbeitende auf dem Bau<br />

o<strong>der</strong> in Forstbetrieben. Dennoch<br />

zeigt die Unfallhäufigkeit, dass<br />

die Arbeit im Lager, in <strong>der</strong><br />

Distribution und im Verkehr nicht<br />

ganz ungefährlich ist. Je<strong>der</strong><br />

Bereich hat seine eigenen<br />

Risiken. Bei allen sind<br />

insbeson<strong>der</strong>e folgende<br />

Körperteile gefährdet:<br />

• Kopf<br />

• Rücken<br />

• Hände<br />

• Füsse<br />

Sehr häufig werden die Füsse durch Rä<strong>der</strong> aller Art verletzt. Gefahrenherde<br />

sind in <strong>der</strong> Logistik die verschiedenen Transportmittel mit Rollen und Rä<strong>der</strong>n.<br />

Auf den Rä<strong>der</strong>n von Flurför<strong>der</strong>zeugen lastet ein hoher Raddruck; auf dem<br />

Hinterrad eines Dreiradstaplers sind es zum Beispiel über 20 kN (Gewichtskraft<br />

von 2 Tonnen). Aber auch von Nägeln, die aus Brettern herausragen, geht<br />

eine grosse Gefahr aus.<br />

Merke: Das Tragen von Halbschuhen, Turnschuhen o<strong>der</strong> gar offenen<br />

Sandalen ist in <strong>der</strong> Logistikbranche fahrlässig!<br />

Schutzschuhe können zwar nicht alle, aber doch die meisten Verletzungen<br />

<strong>der</strong> Füsse verhin<strong>der</strong>n. Mo<strong>der</strong>ne Sicherheits- o<strong>der</strong> Schutzschuhe haben mit den<br />

negativen Vorstellungen von Stahlkappenschuhen nichts mehr gemeinsam.<br />

Sie unterscheiden sich äusserlich nicht mehr wesentlich von normalem<br />

Schuhwerk und <strong>der</strong> Tragkomfort ist hervorragend. Schutzschuhe verhin<strong>der</strong>n<br />

189


vor allem Verletzungen <strong>der</strong> Zehen und <strong>der</strong> Fusssohlen. Relativ wenig geschützt<br />

sind jedoch die Fersen.<br />

Auch mit Schutzschuhen gelten folgende<br />

Vorsichtsmassnahmen:<br />

• Füsse nie unter angehobene Lasten halten<br />

• Füsse fernhalten von Rollen und Rä<strong>der</strong>n<br />

• nichts auf dem Boden liegen lassen<br />

• auf Flurför<strong>der</strong>zeugen die Füsse innerhalb des<br />

Fahrzeugprofils halten, dort sind sie am besten<br />

geschützt<br />

Normales Schuhwerk: Vorstehende Nägel können durch die Sohle eindringen.<br />

Die Zehen sind nicht geschützt. Rollen von Flurför<strong>der</strong>zeugen können die Zehen<br />

quetschen.<br />

190


Schutz vor Rückenschäden<br />

Die Wirbelsäule<br />

Unsere Wirbelsäule setzt sich aus 24<br />

beweglichen und zwei<br />

unbeweglichen Wirbelkörpern<br />

zusammen (7 Hals- ,12 Brust- und 5<br />

Lendenwirbel, Kreuz- und Steissbein).<br />

Im Wirbelsäulenkanal liegt das<br />

Rückenmark. Daraus treten zwischen<br />

den Wirbeln die Spiralnerven aus, die<br />

das Gehirn mit den verschiedenen<br />

Köperteilen verbinden. Zwischen den<br />

Wirbeln liegen die Bandscheiben. Sie<br />

sind aus Knorpel und enthalten den<br />

Gallertkern, <strong>der</strong> sich je nach<br />

Bewegung verschiebt. Die<br />

Bandscheiben wirken wie<br />

Stossdämpfer zwischen den Wirbeln.<br />

Wirbel und Bandscheiben werden von<br />

Bän<strong>der</strong>n und Muskeln<br />

zusammengehalten. Das<br />

Zusammenspiel aller Bestandteile <strong>der</strong><br />

Wirbelsäule ermöglicht das Gehen<br />

und Laufen, das Heben und Tragen,<br />

das Stehen und Sitzen, das Drehen<br />

und Beugen und vieles mehr. Damit<br />

die Wirbelsäule belastbar bleibt,<br />

müssen die Muskeln und<br />

Bandscheiben trainiert werden.<br />

Die richtige Körperhaltung<br />

Rückenbelastende Tätigkeiten sind das Umpacken, das Kommissionieren und<br />

das Be- o<strong>der</strong> Entladen von Paletten. Vor allem beim Umladen werden für die<br />

Wirbelsäule gefährliche Beuge- und Drehbewegungen ausgeführt. Um<br />

Rückenbeschwerden, akuten o<strong>der</strong> chronischen, vorzubeugen, ist stets darauf<br />

zu achten, dass Lasten ohne tiefes Bücken aufgenommen werden.<br />

Idealerweise befinden sich die Entnahme- und Ablageebene auf ähnlicher<br />

191


Höhe. Zum Ausgleich unterschiedlicher Niveaus eignen sich<br />

Scherenhubwagen.<br />

Merke: Wo immer möglich ist das Tragen schwerer Lasten zu vermeiden.<br />

Hilfsmittel wie Hubwagen, Plattformwagen o<strong>der</strong> Stechkarren (auch<br />

Sackkarren genannt) benützen.<br />

Die richtige Haltung beim Transportieren von Lasten: Arme gestreckt o<strong>der</strong> die<br />

Last auf die Schultern nehmen.<br />

Merke: Der Rücken bleibt immer gerade. Für schwerere Lasten Hilfsmittel<br />

wie z. B. Traggurten verwenden.<br />

Schutz <strong>der</strong> Hände<br />

Die Verletzungsgefahr für die Hände ist in <strong>der</strong> Logistik kleiner als dies zum<br />

Beispiel in einer Schreinerei o<strong>der</strong> Schlosserei <strong>der</strong> Fall ist. Doch auch in <strong>der</strong><br />

Logistik gibt es Arbeiten, bei denen die Hände mit strapazierfähigen<br />

Arbeitshandschuhen geschützt werden sollten.<br />

192


Bei folgenden Arbeiten sollten die Hände geschützt<br />

werden:<br />

• beim Stapeln von schweren Materialien<br />

• beim Anfassen von Materialien mit rauer<br />

(schürfen<strong>der</strong>) Oberfläche<br />

• beim Sortieren von Paletten<br />

• beim Öffnen von Holzkisten<br />

• beim Aufschneiden von Metallumreifungen<br />

Beim Hantieren mit aggressiven Stoffen sind die Hände mit<br />

Gummihandschuhen zu schützen. Leichte Kunststoffhandschuhe können aus<br />

hygienischen Gründen vorgeschrieben sein. Sie sind auch für Personen mit<br />

beson<strong>der</strong>s empfindlicher Haut geeignet.<br />

Schutz des Kopfes<br />

In Lager- und Logistikbetrieben ist das Tragen von Schutzhelmen in <strong>der</strong> Regel<br />

nicht vorgeschrieben. Wo aber Lasten gekrant werden, kann dies durchaus<br />

<strong>der</strong> Fall sein. Auch bei Stapelarbeiten besteht die Gefahr, durch<br />

herabfallende Gegenstände verletzt zu werden. Die Staplerfahrer selbst sind<br />

durch das Fahrerschutzdach geschützt, nicht aber Herumstehende. Deshalb<br />

darf sich niemand im Stapelbereich aufhalten. Gesetzlich vorgeschrieben ist<br />

das Tragen eines Helms beim Zustelldienst mit Motorrä<strong>der</strong>n. Weil Stürze mit<br />

Motorrä<strong>der</strong>n oft zu schweren Kopfverletzungen führen, verordnet das<br />

Strassenverkehrsgesetz den Motorradfahrern eine Helmtragpflicht.<br />

Auch im Rangierdienst ist die Gefahr einer<br />

Kopfverletzung erheblich. Aus diesem Grund darf<br />

auch das Rangierfeld nur mit Helm betreten<br />

werden. Zudem ist beim Rangieren das Tragen einer<br />

Warnweste obligatorisch.<br />

193


Schutz <strong>der</strong> Augen<br />

In <strong>der</strong> Logistik sind die Augen in <strong>der</strong> Regel nicht gefährdet, weshalb ein<br />

dauern<strong>der</strong> Schutz unnötig ist. Doch bei den wenigen, für die Augen<br />

gefährlichen Arbeiten ist strikt auf Schutz zu achten.<br />

Eine Schutzbrille ist unbedingt zu tragen, wenn:<br />

• mit ätzenden Substanzen gearbeitet wird (z. B.<br />

beim Umfüllen von Säuren, Laugen o<strong>der</strong><br />

Treibstoffen)<br />

• die Gefahr besteht, dass Splitter o<strong>der</strong> Staub in die<br />

Augen geraten können (zum Beispiel Bremsstaub<br />

im Rangierdienst)<br />

• <strong>der</strong> Säurestand in <strong>der</strong> Staplerbatterie kontrolliert<br />

wird.<br />

Ohne Schutzbrille können die Augen bei<br />

unvorsichtigem Umgang mit Säure verätzt werden.<br />

Diese Gefahr ist bei <strong>der</strong> Wartung von<br />

Staplerbatterien gross. Deshalb sollte dort, wo diese<br />

geladen werden, eine Augendusche installiert sein.<br />

Die Augendusche besteht aus einer Flasche mit<br />

einer salzhaltigen Lösung und einer kleinen Maske,<br />

die über das Auge gehalten werden kann. Wenn<br />

Säure in ein Auge gelangt ist, muss dieses sofort<br />

gründlich mit <strong>der</strong> Augendusche ausgewaschen<br />

werden.<br />

Danach ist auf jeden Fall dringend <strong>der</strong> Augenarzt<br />

aufzusuchen<br />

Aufschneiden von Umreifungsbän<strong>der</strong>n<br />

Eine weitere Arbeit, bei <strong>der</strong> die Augen gefährdet sind, ist das Aufschneiden<br />

von Umreifungsbän<strong>der</strong>n. Weil diese gespannt sind, schnellen sie beim<br />

Durchtrennen auf. Damit sie nicht den Körper o<strong>der</strong> das Gesicht treffen<br />

können, muss die Stelle für das Aufschneiden so gewählt werden, dass ein<br />

kurzes und ein langes Ende entsteht. Das kurze Ende kann beim Wegschnellen<br />

194


keinen Schaden anrichten, das lange muss mit einem Holzstück o<strong>der</strong> mit<br />

Handschuhen (nicht mit blossen Händen) festgehalten werden, damit es nicht<br />

wegschnellen kann.<br />

Ergonomie<br />

Die Ergonomie (Wissenschaft über die Gesetzmässigkeit <strong>der</strong> menschlichen<br />

Arbeit) befasst sich mit allem, was einen Bezug zur Arbeit und zum Arbeiten<br />

hat. Ihr Ziel ist, Arbeitsplätze und Arbeitsgeräte benutzerfreundlich zu<br />

gestalten, damit die Arbeitenden nicht vorschnell ermüden und keinen<br />

Schaden an ihrer Gesundheit erleiden. Ergonomisch optimale Arbeitsplätze<br />

sind so eingerichtet, dass sie <strong>der</strong> Aufgabe und den körperlichen Eigenheiten<br />

<strong>der</strong> Arbeitenden angepasst werden können. Sie haben eine positive<br />

Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft <strong>der</strong><br />

Arbeitenden. Frühe Anzeichen nicht angepasster Arbeitsplätze sind unter<br />

an<strong>der</strong>em Verspannungen im Nackenbereich.<br />

195


Modul 204_Der Markt<br />

Ausgangslage<br />

Die EnterSite AG fusst auf dem Pioniergeist des Firmengrün<strong>der</strong>s Jonathan<br />

Gugger. Der gelernte Logistiker und studierte Technische Kaufmann gründete<br />

das Unternehmen im Jahr 1990 unter dem Namen EnterSite AG. Jonathan<br />

Gugger arbeitete nach seinem Studium zum Technischen Kaufmann als Key<br />

Account Manager bei einem Grosshandelsunternehmen, das Büroartikel im<br />

High-Price Segment verkaufte.<br />

Dank <strong>der</strong> Tätigkeit als Key Account Manager war Jonathan Gugger in<br />

ständigem Kontakt mit den Schlüsselkunden. Dadurch bekam er die<br />

Möglichkeit herauszufinden, welches Bedürfnis und welche Nachfrage die<br />

Kunden haben. Im Gespräch mit den Kunden erfuhr er von einem grossen<br />

Bedürfnis nach einem externen Datenverteiler, <strong>der</strong> als zentrales<br />

Speichermedium im Haushalt dient. Dadurch können zum Beispiel ein<br />

Computer, ein Notebook und mehrere Smartphones mit Daten versorgt<br />

werden. Das spart Speicherplatz und macht das Handling grosser<br />

Datenmengen einfacher. Diese Datenverteiler o<strong>der</strong> auch NAS (Network<br />

Attached Storage) genannt, gab es auf dem Schweizer Markt noch nicht.<br />

Einzig in den USA konnte man sie kaufen, jedoch nicht im Einzeleinkauf. Als<br />

Jonathan Gugger das Produkt <strong>der</strong> Geschäftsleitung als neues Geschäftsfeld<br />

vorschlug, stiess er auf taube Ohren. Man vermutete, dass <strong>der</strong> Aufwand und<br />

<strong>der</strong> damit verbundene Ertrag keinen Mehrwert für das Unternehmen bringen<br />

würden.<br />

Daraufhin beschloss Jonathan Gugger, sein eigenes Geschäft zu gründen, um<br />

mit dem Import und dem Verkauf von NAS Servern zu handeln. Er<br />

recherchierte und evaluierte die unterschiedlichen Lieferanten auf dem Markt<br />

und entschied sich für den Lieferanten Qnap, welcher <strong>der</strong> EnterSite AG einen<br />

Exklusivvertriebsvertrag für die ganze Schweiz gewährleistete. Die Nachfrage<br />

auf dem Schweizer Markt hat sich bestätigt, woraufhin das Unternehmen von<br />

Jahr zu Jahr wuchs und in zweiter Generation an Reto Gugger übergeben<br />

wurde.<br />

Heute zählt die EnterSite AG zu den renommiertesten Anbietern <strong>der</strong><br />

Bürokommunikation auf dem Schweizer Markt. Der Markt - das Büro - hat sich<br />

in den vergangenen Jahren stark verän<strong>der</strong>t und damit auch die EnterSite AG.<br />

Heute ist die EnterSite AG im Bereich <strong>der</strong> Total Office Solutions tätig: Die<br />

Kernkompetenzen des Unternehmens umfassen die Beratung (Evaluation)<br />

und den Verkauf in den Bereichen Soft- und Hardware, ein grosses Sortiment<br />

196


an Verbrauchsmaterial mit eigener Produktion in <strong>der</strong> Schweiz und den<br />

Support im Office.<br />

197


Fachartikel Modul 204<br />

4. Der Markt<br />

In <strong>der</strong> Jungsteinzeit begann <strong>der</strong> Mensch, Wildgetreide zu ernten und Vorräte<br />

anzulegen. Aus den Vorräten baute er anschliessend selbst Getreide an.<br />

Einige Menschen spezialisierten sich auf ihre beson<strong>der</strong>en Fähigkeiten wie z. B.<br />

die Töpferei, Werkzeugmacherei o<strong>der</strong> arbeiteten als Steinmetz. Die Produkte,<br />

die sie nicht für sich selbst brauchten, konnten sie mit an<strong>der</strong>en Menschen<br />

gegen Nahrungsmittel tauschen.<br />

In <strong>der</strong> späteren Bronzezeit wurde Ware gegen Ware getauscht. Dabei war ein<br />

gutes Verhandlungsgeschick gefragt, um die eigenen Produkte zum besten<br />

Angebot zu verkaufen. Daraus entwickelten sich Märkte, wo sich <strong>der</strong> Händler<br />

und <strong>der</strong> Käufer trafen und Ware gegen Ware o<strong>der</strong> Ware gegen Geld<br />

tauschten. Bis heute funktionieren unsere Märkte nach diesem Prinzip<br />

(Gemüsemarkt, Fischmarkt, Weihnachtsmarkt).<br />

Damit ein Markt entsteht, braucht es ein sogenanntes Bedürfnis. Ein Bedürfnis<br />

ist das Verlangen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wunsch, einem empfundenen o<strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Mangel Abhilfe zu schaffen. Die Beseitigung des Mangels nennt man<br />

Bedürfnisbefriedigung. Die Bedürfnisse <strong>der</strong> Menschen sind je nach Alter, Land,<br />

Beruf, Ort, Zeit usw. unterschiedlich. Der Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> EnterSite AG hat zum<br />

Beispiel festgestellt, dass ein Bedürfnis nach externen Speicherfestplatten<br />

(NAS) vorhanden ist. Auf diesem Bedürfnis hat er sein Geschäftsmodell<br />

aufgebaut.<br />

198


4.1 Die Marktforschung<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Betriebswirtschaft hat sich <strong>der</strong> Markt über die Jahre stark<br />

verän<strong>der</strong>t. Früher hat sich ein Unternehmen auf seine gesammelten<br />

Erfahrungen verlassen, wenn es sich im Markt bewegt hat. Damals war das für<br />

ein Unternehmen kein grosses Problem, weil <strong>der</strong> Markt überschaubar war. Im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit wurde <strong>der</strong> Markt aber immer grösser und dadurch schwierig zu<br />

überblicken. Deshalb mussten die Unternehmen beginnen, den Markt mittels<br />

Marketing-Methoden zu erforschen. Die daraus gewonnenen Informationen<br />

können Unsicherheiten reduzieren und dem Unternehmen helfen, die<br />

richtigen Entscheidungen zu treffen.<br />

4.1.1 Warum ist die Marktforschung nötig geworden?<br />

• Ständig mehr Unternehmen und damit mehr Konkurrenz auf dem Markt führen<br />

zu einem Verdrängungskampf<br />

• Gesättigte Märkte o<strong>der</strong> Substitutionsgüter erfor<strong>der</strong>n Innovation<br />

• Durch die Globalisierung eröffnen sich Unternehmen neue Märkte<br />

• Verteuerung <strong>der</strong> Rohstoffe<br />

• usw.<br />

Der offene Markt ist hart umkämpft. Deshalb ist eine frühzeitige Analyse des<br />

Marktes für ein Unternehmen sehr wichtig. Dabei werden Fragen geklärt wie:<br />

Bieten wir etwas Neues auf dem Markt an? Wollen wir den Umsatz<br />

verbessern? O<strong>der</strong> soll eine neue Kundengruppe angesprochen werden?<br />

Merke: Jede Verän<strong>der</strong>ung auf dem Markt benötigt vorgängig eine<br />

ausführliche Marktforschung.<br />

4.1.2 Was erreicht die Marktforschung?<br />

Der Sinn <strong>der</strong> Marktforschung ist also, Informationen einzuholen, um die<br />

richtigen Entscheidungen treffen zu können. Mit den gesammelten<br />

Informationen werden die Chancen und Gefahren auf dem Markt analysiert.<br />

Das Ziel ist es, mit den Resultaten rechtzeitig handeln zu können. Eine<br />

Marktforschung kann auf Folgendes abzielen:<br />

• Aktuelle Situation auf dem Markt erkennen, wie zum Beispiel bestehende und<br />

potenzielle neue Wettbewerber (Konkurrenz), Marktbeeinflusser usw.<br />

• Neue Trends und Bedürfnisse auf dem Markt erkennen.<br />

199


• Risikominimierung <strong>der</strong> Fehlentscheide<br />

• usw.<br />

4.1.3 Die Markterkundung<br />

Eine einfachere, kostengünstigere und weniger aufwändige Form <strong>der</strong><br />

Marktanalyse ist die sogenannte Markterkundung. Mit dieser Methode<br />

werden <strong>der</strong> Markt beobachtet (z. B. via Internet, Zeitungsartikel), o<strong>der</strong><br />

Gespräche mit den eigenen Kunden und Lieferanten geführt. Im Gegensatz<br />

zur Marktanalyse ist die Markterkundung also nicht eine systematische<br />

Informationsbeschaffung.<br />

Von <strong>der</strong> Marktuntersuchung zur Marketingkonzeption<br />

Bei <strong>der</strong> sogenannten Marktprognose handelt es sich um eine Vorhersage zur<br />

Marktentwicklung auf <strong>der</strong> Grundlage gesammelter Daten <strong>der</strong><br />

Markterkundung bzw. -forschung. Die Marktprognose unterstützt die<br />

Entscheidung über absatzpolitische Aktivitäten des Unternehmens.<br />

200


Merke: Marktforschung ist die systematische, situative Analyse des Marktes nach<br />

wissenschaftlichen Methoden mit dem Ziel <strong>der</strong> Gewinnung von Informationen zum<br />

Markt als Grundlage für die Marketingplanung. Die Markterkundung ist eine<br />

gelegentliche und unsystematische Erhebung von Informationen, die teilweise auch<br />

betriebsintern gewonnen werden.<br />

201


Ein Beispiel aus dem Alltag: Marktforschung bei <strong>der</strong> EnterSite AG<br />

Eine <strong>der</strong> Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> Abteilung Customer Service ist das<br />

Marketing, also die Erkundung und die Erforschung des Marktes. Die<br />

Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Marktforschung sollen helfen, die Erwartungen und<br />

Wünsche <strong>der</strong> Kunden in Erfahrung zu bringen und damit das Produkt richtig<br />

positionieren zu können. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in Prozesse<br />

(wie<strong>der</strong>kehrende Aufgaben) umgesetzt und damit das Image und <strong>der</strong><br />

Absatz gestärkt.<br />

Die EnterSite AG verkauft Produkte im Bereich Soft- und Hardware. Zudem<br />

hat das Unternehmen ein grosses Sortiment an Verbrauchsmaterial. Eine<br />

weitere Kernkompetenz <strong>der</strong> Firma ist die Beratung für Soft- und Hardware-<br />

Lösungen im Bereich aktive und passive Netzwerktechnik sowie<br />

Büroeinrichtungen. In den letzten Jahren haben sich die Verkaufszahlen <strong>der</strong><br />

Netzwerkschränke unvorteilhaft entwickelt. Die EnterSite AG will die<br />

geeigneten Gegenmassnahmen treffen, um die Entwicklung in die<br />

Gegenrichtung zu steuern.<br />

Das Unternehmen stellt sich zunächst die Frage, weshalb die Verkaufszahlen<br />

rückläufig sind. Um dies herauszufinden, führt es eine Marktforschung durch.<br />

Es wird eine Kundenumfrage durchgeführt, einerseits telefonisch und<br />

an<strong>der</strong>erseits durch Key Account Manager mit Schlüsselkunden im<br />

persönlichen Gespräch. Aufgrund <strong>der</strong> erhaltenen Antworten erkennt die<br />

EnterSite AG, dass die Rückläufigkeit vor allem auf die mangelhafte Qualität<br />

zurückzuführen ist. Um den Umsatz zu steigern, entscheidet sich die EnterSite<br />

AG die Produktmanager mit einzubeziehen, um die Netzwerkschränke<br />

qualitativ besser zu konzipieren, natürlich unter Beachtung <strong>der</strong><br />

Wirtschaftlichkeit.<br />

4.2 Die Marktarten und Marktformen<br />

4.2.1 Die Marktarten<br />

Märkte lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterteilen und glie<strong>der</strong>n:<br />

Nach Gegenstand o<strong>der</strong> Dienstleistung:<br />

• Konsumgütermarkt (Warenmarkt): <strong>der</strong> Handel mit Gütern für den<br />

Endverbraucher, wie zum Beispiel Bücher, Nahrungsmittel, Kleidung, Elektronik,<br />

usw.<br />

202


• Arbeitsmarkt: Die menschliche Arbeitskraft wird angeboten und nachgefragt.<br />

• Dienstleistungsmarkt: zum Beispiel Rechtsberatung, Pflege, Unterhaltung, usw.<br />

• Geldmarkt: Das Bereitstellen von kurzfristigen Krediten durch Banken.<br />

• Immobilienmarkt: Der Handel mit Grundstücken und Gebäuden.<br />

• Sonstige Märkte wie Rohstoffmarkt, Kunstmarkt, usw.<br />

203


Nach Funktion:<br />

• <strong>der</strong> Beschaffungsmarkt<br />

• <strong>der</strong> Absatzmarkt<br />

Nach Art <strong>der</strong> Zutrittsmöglichkeit:<br />

• Offene Märkte: Ein offener Markt unterliegt keinen Beschränkungen. Er kann<br />

von Anbietern und Nachfragenden genutzt werden. Im offenen Markt<br />

dominiert <strong>der</strong> Wettbewerb zwischen den einzelnen Teilnehmern. Ein Beispiel<br />

dafür ist <strong>der</strong> Krankenkassenmarkt.<br />

• Geschlossene Märkte: Es besteht ein eingeschränkter Zugang für<br />

Marktteilnehmer. Der Zugang wird z. B. durch wirtschaftliche o<strong>der</strong> rechtliche<br />

Vorschriften eingeschränkt, wie eine Mindestkapitalpflicht o<strong>der</strong> bestimmte<br />

Qualifikationen und Zertifikate. Ein geschlossener Markt findet sich bei den<br />

öffentlichen Dienstleistungen und <strong>der</strong> öffentlichen Infrastruktur. In <strong>der</strong> Schweiz<br />

bezeichnet man diese Gesamtheit aller Dienstleistungen, welche <strong>der</strong> Bund,<br />

die Kantone und die Gemeinden <strong>der</strong> Allgemeinheit gegenüber zu erbringen<br />

haben, als Service Public. Die öffentliche Hand hat die Aufgabe,<br />

die Grundversorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit<br />

standardmässiger Infrastruktur sicherzustellen, z. B. mit <strong>der</strong> Post und den<br />

Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).<br />

• Beschränkte Märkte: Im beschränkten Markt sind bestimmte Sparten<br />

einschränkenden Auflagen unterworfen. Zum Beispiel wird, wenn ein<br />

öffentliches Interesse besteht, die maximale Anzahl <strong>der</strong> Anbieter per Gesetz<br />

festgelegt. Dies ist beim Taxigeschäft <strong>der</strong> Fall. Damit nicht zu viele Taxis in den<br />

Städten herumfahren, beschränkt man <strong>der</strong>en Anzahl mit <strong>der</strong> Vergabe von<br />

Konzessionen. Um einen Markt zu beschränken, bestehen folgende<br />

Möglichkeiten: die Vergabe von Lizenzen, die Vergabe von Konzessionen<br />

o<strong>der</strong> Patenten, die Auflage des Fähigkeitsnachweises, die Auflage des<br />

Kapitalnachweises.<br />

204


4.2.2 Die Marktformen<br />

Märkte können anhand ihrer sogenannten Marktformen unterteilt werden. Die<br />

Marktform beschreibt die Struktur von Angebot und Nachfrage. Beispiele<br />

dafür sind:<br />

• Monopol: Besteht nur ein Anbieter auf dem Markt, spricht man von einem<br />

Monopol. Ein Unternehmen hat in diesem Fall keine Konkurrenz. Die Produktion<br />

und die verlangten Verkaufspreise werden nicht durch einen Wettbewerb.<br />

Beispiele für Monopole sind Gasleitungen, Wasserleitungen, Verkehrsnetz usw.<br />

• Oligopol: Marktform, bei <strong>der</strong> es nur wenige Anbieter in <strong>der</strong> Branche hat. Diese<br />

kleine Anzahl Anbieter kann aber grössere Anfragen bewältigen. Beispiele<br />

dafür sind: Ölmarkt, Strommarkt, Mobilnetz usw.<br />

• Polypol: Marktform, bei <strong>der</strong> auf beiden Seiten (Anbieter und Nachfrager) eine<br />

grosse Auswahl besteht. Der Wettbewerb kann frei stattfinden und hat<br />

entsprechend Einfluss auf das Sortiment und den dazugehörenden Preis. Zum<br />

Beispiel: Wochenmarkt, Wohnungsmarkt usw.<br />

• Monopson: Marktform, bei <strong>der</strong> es viele Anbieter, aber nur einen Nachfrager<br />

gibt. Das Monopson ist das Gegenteil des Monopols. Es kommt aber nur selten<br />

vor. Ein Beispiel dafür ist <strong>der</strong> Arbeitsmarkt, wo es verschiedene Anbieter gibt<br />

(Bewerbende für eine Arbeitsstelle, Arbeitnehmer) jedoch nur einen<br />

Nachfrager (Anbieter <strong>der</strong> offenen Stelle, Arbeitgeber).<br />

205


Nachfrager<br />

Einer Wenige Viele<br />

Anbieter<br />

Einer Bilaterales Monopol Beschränktes<br />

Monopol<br />

Wenige<br />

Beschränktes<br />

Oligopol<br />

Bilaterales<br />

Oligopol<br />

Monopol<br />

Oligopol<br />

Viele Monopson Oligopol Bilaterales<br />

Polypol<br />

4.3 Die Grösse eines Marktes<br />

Die Grösse eines Marktes beeinflusst das Marketing eines Unternehmens<br />

wesentlich. Die Grösse lässt sich unter an<strong>der</strong>em nach <strong>der</strong> geografischen<br />

Ausdehnung des Marktes bestimmen o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> möglichen<br />

Kunden.<br />

4.3.1 Geografische Grösse<br />

Nach seiner geografischen Ausdehnung wird ein Markt in eine <strong>der</strong> folgenden<br />

fünf Gruppen eingeteilt:<br />

206


• lokal (z. B. Dorfladen)<br />

• regional (z. B. Wochenmarkt)<br />

• national (z. B. Schweizer Mobilfunkmarkt)<br />

• international (z. B. Markt <strong>der</strong> europäischen Union)<br />

• global (z. B. Finanzmarkt)<br />

207


Modul 205_Marketing<br />

Ausgangslage<br />

Für den Begriff Marketing gibt es unterschiedliche Definitionen. Die kürzeste<br />

heisst:<br />

"Marktgerechte Unternehmenspolitik"<br />

Eine längere:<br />

"Absatzgestaltung unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Marktforschung<br />

mit dem Ziel, ein harmonisches Verhältnis zwischen Produktion und Absatz zu<br />

erreichen".<br />

Etwas verständlicher ausgedrückt: Marketing will herausfinden, welche<br />

Produkte und Dienstleistungen vom Markt, d. h. von den Kunden, gewünscht<br />

werden. Das Ziel ist, das zu produzieren, was die Kunden zu kaufen bereit sind<br />

und zwar in <strong>der</strong> Menge, die sie kaufen werden. Marketing will aber auch<br />

herausfinden, ob und wie sich die Kunden dazu bewegen lassen, ihnen<br />

unbekannte Produkte zu kaufen.<br />

208


Fachartikel Modul 205<br />

5. Marketing<br />

5.1 Ziele des Marketings<br />

Das Marketing <strong>der</strong> EnterSite AG hat zum Ziel, den Absatz ihrer Produkte o<strong>der</strong><br />

Dienstleistungen zu för<strong>der</strong>n. Denn mit dem Absatz steigt <strong>der</strong> Umsatz und damit<br />

(in <strong>der</strong> Regel) auch <strong>der</strong> Gewinn. Gewinn zu generieren ist das Hauptziel <strong>der</strong><br />

EnterSite AG. Deshalb wird im Preis <strong>der</strong> Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen ein<br />

Gewinn einkalkuliert. Der Gewinn <strong>der</strong> EnterSite AG steigt, wenn mehr Produkte<br />

o<strong>der</strong> Dienstleistungen verkauft werden. Um möglichst viel Gewinn zu<br />

erwirtschaften, strebt die EnterSite AG über das Marketing folgende Ziele an:<br />

• die Sicherung respektive Steigerung des Marktanteils.<br />

• die Steigerung des Bekanntheitsgrades.<br />

• das Verankern eines positiven Images im Markt.<br />

5.2 Beteiligte am Marketing<br />

Marketing ist eine Wissenschaft. Um diese systematisch zu betreiben, braucht<br />

es Profis. Innerhalb <strong>der</strong> EnterSite AG sind jedoch fast alle Mitarbeitenden am<br />

Marketing beteiligt - die einen mit und die an<strong>der</strong>en ohne Absicht. Marketing<br />

umfasst alle Ebenen und Bereiche <strong>der</strong> EnterSite AG. Je besser sich die<br />

verschiedenen Ebenen und Bereiche in <strong>der</strong> EnterSite AG ergänzen, desto<br />

erfolgreicher ist das Unternehmen im Markt. Ebenen und Bereiche sind:<br />

• die Geschäftsleitung<br />

• die Verkaufsabteilung<br />

• die Mitarbeitenden in <strong>der</strong> Produktion<br />

• die Mitarbeitenden in <strong>der</strong> Administration und Dienstleistung<br />

5.3 Das Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />

5.3.1 Die Wirkung des Angebots<br />

Als "Jahrhun<strong>der</strong>ternte" lobten die Gemüsebauern den erwarteten Ertrag an<br />

Salat. Doch dann liess die ausserordentlich günstige Witterung alle Salate auf<br />

den Fel<strong>der</strong>n gleichzeitig reif werden. Obwohl die Grossverteiler sofort mit<br />

Son<strong>der</strong>angeboten reagierten und Salat so günstig war wie noch nie, mussten<br />

209


die Gemüsebauern einen Teil ihrer Salatproduktion vernichten. Ihre Freude an<br />

<strong>der</strong> "Jahrhun<strong>der</strong>ternte" verflog rasch. Weil das Angebot die Nachfrage<br />

deutlich überstieg, mussten sie Preisabschläge in Kauf nehmen und konnten<br />

den erhofften Gewinn nicht erzielen.<br />

Die umgekehrte Wirkung tritt ein, wenn Frost, Hagel o<strong>der</strong> lang andauern<strong>der</strong><br />

Regen dem Salat zusetzen und zu Ernteausfällen führen. Weil viele Kunden<br />

unbedingt Salat haben wollen, sind sie bereit, einen höheren Preis zu<br />

bezahlen. Deshalb kann bei knappem Angebot <strong>der</strong> Preis steigen. Dieser<br />

Mechanismus spielt allerdings nur noch bedingt, denn infolge <strong>der</strong><br />

Globalisierung besteht die Möglichkeit, Früchte und Gemüse aus an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n einzuführen. Die Konsumenten haben dann die Wahl: Entwe<strong>der</strong><br />

kaufen sie die einheimischen, aber teuren Produkte o<strong>der</strong> die billigere<br />

Importware.<br />

Viele Faktoren können das Angebot beeinflussen, auch die Anbieter selbst.<br />

Zum Beispiel regulieren Ölstaaten das Angebot von Öl: Sie för<strong>der</strong>n mehr Öl,<br />

wenn sie wollen, dass <strong>der</strong> Preis sinkt und drosseln die Produktion, wenn <strong>der</strong><br />

Preis steigen soll.<br />

5.3.2 Die Wirkung <strong>der</strong> Nachfrage<br />

Auch die Nachfrage kann Ursache von steigenden o<strong>der</strong> sinkenden Preisen<br />

sein. Wenn die Nachfrage steigt, ohne dass die Produktion Schritt hält, ist das<br />

Angebot zu klein und die Preise steigen. Manchmal treibt die Nachfrage von<br />

Konsumenten aus dem Ausland den Preis eines Produktes in die Höhe.<br />

So ist es zum Beispiel mit dem Preis von Mais in Mexiko geschehen. Die<br />

Verbrennung von Treibstoff aus Erdöl schadet dem Klima, zudem ist das Ende<br />

des Ölzeitalters absehbar. Forscher aus aller Welt bemühen sich um<br />

Alternativen. Seit sie Bio-Kraftstoffe aus Mais o<strong>der</strong> Zuckerrohr erfunden haben,<br />

ist Biodiesel im Trend und die Nachfrage nach Mais und Zuckerrohr steigt<br />

ständig. Die Folge ist eine weltweite Verknappung dieser Nahrungsmittel in<br />

"armen" Län<strong>der</strong>n - mit verheerenden Folgen. In Mexiko musste die Regierung<br />

zu Notstandsmassnahmen greifen, weil sich <strong>der</strong> Preis für das Nationalgericht<br />

Tortilla (dünner Maisfladen) verdoppelt hat und die Mexikaner es sich nicht<br />

mehr leisten konnten.<br />

Merke: Wenn die angebotene Menge steigt, die Nachfrage jedoch gleich<br />

bleibt, sinkt <strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> Ware. Wenn die angebotene Menge sinkt, die<br />

Nachfrage aber gleich bleibt, steigt <strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> Ware. Wenn die Nachfrage<br />

210


steigt, das Angebot jedoch gleich bleibt, steigt <strong>der</strong> Preis. Wenn die Nachfrage<br />

sinkt, das Angebot aber gleich bleibt, sinkt <strong>der</strong> Preis.<br />

5.4 Die Marketinginstrumente<br />

Damit die EnterSite AG ihre Marketingstrategie (Verkaufsstrategie) festlegen<br />

kann, muss sie sich Informationen beschaffen über den Markt, in dem sie ihr<br />

Produkt o<strong>der</strong> ihre Dienstleistung absetzen will. Darauf aufbauend kann sie die<br />

Massnahmen festlegen, mit welchen sie sich auf diesem Markt durchsetzen<br />

will. Meistens handelt es sich um eine Kombination von verschieden gearteten<br />

Massnahmen, dem sogenannten Marketing-Mix. Die Beschreibung des<br />

Marketing-Mix mit den vier P stammt aus den USA.<br />

Product (Produkt)<br />

Die Vermarktung eines Produktes hängt primär von seinem Nutzen ab<br />

(niemand kauft ein Produkt, das ihm keinen Nutzen bringt) und von seiner<br />

Qualität (je höher desto besser). Zudem sollte das Produkt in das Sortiment des<br />

Unternehmens passen (kein Kunde kommt zum Beispiel auf die Idee, in einem<br />

Geschäft für Sportartikel nach Kin<strong>der</strong>spielzeug zu suchen). Das Design sollte<br />

gefällig und zeitgemäss sein, um die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Kunden auf das<br />

Produkt zu lenken.<br />

Price (Preis)<br />

Ein wichtiges Kriterium beim Kaufentscheid <strong>der</strong> Kunden ist <strong>der</strong> Preis. Dieser<br />

hängt unter an<strong>der</strong>em von Folgendem ab: <strong>der</strong> Beschaffenheit des Produktes;<br />

den Kosten <strong>der</strong> verwendeten Rohstoffe; dem Personal- und Materialaufwand,<br />

<strong>der</strong> für Herstellung und Vertrieb nötig ist; dem Forschungsaufwand. Jedes<br />

Produkt hat seinen Preis. Es muss nicht billig, aber preiswert sein. Wenn<br />

Konkurrenzangebote existieren, gerät <strong>der</strong> Preis unter Druck. Er gerät auch<br />

unter Druck, wenn <strong>der</strong> Kunde Rabatte verlangt o<strong>der</strong> günstige<br />

Zahlungskonditionen.<br />

Place (Platzierung)<br />

Wenn neues Produkt auf den Markt gebracht werden soll, stellen sich<br />

folgende Fragen: Wer kommt als Käufer in Frage? Wie ist dieser Käufer am<br />

einfachsten zu erreichen, über den Direktvertrieb o<strong>der</strong> über den Handel?<br />

Auch um ein neues Produkt in ein bestehendes Sortiment aufzunehmen, stellt<br />

211


sich die Frage <strong>der</strong> Platzierung: Wo muss das neue Produkt hingestellt werden,<br />

damit die Zielgruppe es kauft?<br />

Promotion (Werbung)<br />

Eine optimale Platzierung und ein akzeptabler Preis garantieren noch keinen<br />

genügenden Absatz. Für ein Produkt muss auch Werbung gemacht werden,<br />

um potenzielle Käufer darauf aufmerksam zu machen. Heutzutage besteht<br />

eine grosse Vielfalt an Werbeträgern. Welcher gewählt wird, ist vor allem vom<br />

Werbebudget abhängig.<br />

5.5 Die Werbung<br />

5.5.1 Aus welchen Elementen bestehen Werbeanzeigen?<br />

• Bildelement (Foto, Grafik…)<br />

• Headline (Überschrift)<br />

• Fliesstext (Informationen zum Produkt)<br />

• Slogan (Motto, Leitsatz)<br />

• Produktname<br />

• Logo (Erkennungszeichen eines Produktes o<strong>der</strong> Unternehmens)<br />

5.5.2 Das AIDA - Konzept <strong>der</strong> Werbeanzeigen<br />

Damit die Werbung auch ihr Ziel erreicht und <strong>der</strong> Kunde das Produkt kauft,<br />

versuchen die Produzenten von Werbeanzeigen nach dem AIDA-Konzept<br />

vorzugehen:<br />

Attention: Aufmerksamkeit des Kunden erregen.<br />

Interest: Interesse wird geweckt.<br />

Desire: Der Wunsch entsteht, das Produkt zu besitzen.<br />

Action: Der Kunde kauft das Produkt.<br />

212


5.5.3 Informative und suggestive Werbung<br />

Werbung kann informativ o<strong>der</strong> suggestiv sein. Informative Werbung ist<br />

sachbezogen, d. h. sie stellt die Eigenschaften eines Produktes in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund und will mit diesen den Betrachter zum Kaufen anregen. Bei <strong>der</strong><br />

suggestiven Werbung ist die Information nebensächlich. Sie will im Betrachter<br />

Emotionen wecken, die ihn zum Kaufen anregen, auch mit solchen, die<br />

keinen direkten Zusammenhang zum Produkt haben. Suggestive Werbung<br />

scheidet die Geister. Die einen halten sie für ausgesprochen originell, die<br />

an<strong>der</strong>en für geschmacklos.<br />

Merke: Bei je<strong>der</strong> Werbung, ob informativ o<strong>der</strong> suggestiv, sind die Kosten<br />

ein wichtiger Faktor. Diese müssen wirtschaftlich vertretbar sein, d. h. sie sollten<br />

in einem gesunden Verhältnis zum Umsatz stehen, <strong>der</strong> mit einem Produkt<br />

erzielt werden kann.<br />

5.5.4 Merkmale einer guten Werbung<br />

Werbung sollte eine lange Wirkung haben. Am besten kommt bei den<br />

Kunden Werbung mit Musik und Humor an, weniger gut solche mit<br />

Zeichentricks und Produktdemonstrationen. Gute Werbung weist folgende<br />

Merkmale auf:<br />

• Sie ist originell, aber nicht geschmacklos.<br />

• Sie entspricht <strong>der</strong> Wahrheit, d. h. sie preist nur Eigenschaften an, die das<br />

Produkt wirklich hat.<br />

213


Eine Hamburger Werbeagentur hat gute Werbung folgen<strong>der</strong>massen<br />

beschrieben:<br />

Gute Werbung ist: Auf den Kopf zu zielen und die Brieftasche zu treffen.<br />

5.5.5 Online-Werbung<br />

Das Internet hat nicht nur neue Werbeformen gebracht, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Möglichkeit, mit <strong>der</strong> Klickrate die Wirkung einer Werbung zu kontrollieren. Mit<br />

<strong>der</strong> Klickrate lassen sich wirksame und unwirksame Werbungen leicht<br />

unterscheiden, weshalb sie beiträgt, Werbekosten gezielt einzusetzen.<br />

Internetwerbung wird oft "Pay per Click" abgerechnet, d. h. die Werbeleute<br />

erhalten ein Erfolgshonorar: Je mehr User die Werbung anklicken, desto höher<br />

ist ihr Einkommen.<br />

E-Mail-Werbung<br />

Bei <strong>der</strong> E-Mail-Werbung wird möglichen Kunden eine E-Mail geschickt, die<br />

einen Link auf die Internetseite des Absen<strong>der</strong>s enthält und sie auffor<strong>der</strong>t,<br />

diesen Link anzuklicken. In <strong>der</strong> Regel funktionieren solche Emails auch mit <strong>der</strong><br />

Klickrate und ermöglichen eine Auswertung <strong>der</strong> erfolgten Kundenkontakte.<br />

Bannerwerbung<br />

Als Bannerwerbung (Banner = Fahne) werden jene Werbebotschaften<br />

bezeichnet, die einer Internetseite angeheftet sind. Meist sind es grafische<br />

Elemente, welche die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Nutzer erregen sollen. Das<br />

beworbene Produkt muss keinen direkten Bezug zum Inhalt <strong>der</strong> Internetseite<br />

haben. Weil diese Art <strong>der</strong> Werbung massiv zugenommen hat, ist bei den<br />

Nutzern ein Gewöhnungseffekt eingetreten, die sogenannte Bannerblindheit.<br />

Um diesen Effekt auszuhebeln, werden die Werbebotschaften immer<br />

auffälliger gestaltet.<br />

214


Beispiel einer Bannerwerbung: Die Banner werden immer auffälliger gestaltet.<br />

Content Ad<br />

Content Ad (zusätzlicher Inhalt) ist Werbung, die im Gegensatz zur<br />

Bannerwerbung möglichst unauffällig mit einer Website verknüpft ist. Werbung<br />

und Webseite lassen sich kaum voneinan<strong>der</strong> unterscheiden. Als Folge davon<br />

merkt <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e User erst im Nachhinein, dass er Werbung anstelle<br />

des Inhaltes <strong>der</strong> Website gelesen hat.<br />

Beispiel eines Content Ads: Werbung und Website lassen sich kaum voneinan<strong>der</strong> unterscheiden.<br />

215


Pop-up o<strong>der</strong> Pop-un<strong>der</strong><br />

Auch Pop-up- und Pop-un<strong>der</strong>-Werbung ist mit einer Website verknüpft, jedoch<br />

als separates Browserfenster. Pop-ups öffnen sich gleichzeitig mit <strong>der</strong> Website,<br />

Pop-un<strong>der</strong>s hingegen erst, wenn <strong>der</strong> User die Website schliesst. Die Anzeige<br />

von Pop-ups kann mit einem Pop-up-Blocker unterdrückt werden. Eine neuere<br />

Form <strong>der</strong> Pop-ups sind die sogenannten Hover Ads. Sie werden einer Website<br />

so aufgesetzt, dass sie <strong>der</strong>en Inhalt verdecken und die Aufmerksamkeit des<br />

Users erzwingen. Um zur gewünschten Website zu gelangen, muss das<br />

Werbefenster geschlossen werden.<br />

Das Beispiel eines Hover Ads: Der Inhalt <strong>der</strong> Webseite wird durch die Werbung<br />

verdeckt. Um die Webseite lesen zu können, muss das Hover Ad geschlossen<br />

werden.<br />

216


Modul 206_Kommunikation<br />

Ausgangslage<br />

Die EnterSite AG ist ein renommierter Anbieter von Bürokommunikation. Sie ist<br />

in Rupperswil zuhause und in <strong>der</strong> ganzen Schweiz tätig. Die Mitarbeitenden<br />

erreichen Kunden schweizweit und beraten und unterstützen diese mit Freude<br />

und ganz viel Engagement. Dabei haben sie nur ein Ziel: Resultate, die<br />

begeistern!<br />

Bei steigen<strong>der</strong> Wettbewerbsintensität wird es für die EnterSite AG zunehmend<br />

wichtiger, über eine effektive und effiziente Kommunikationsarbeit<br />

Wettbewerbsvorteile im Markt zu realisieren und dauerhaft zu halten.<br />

217


Fachartikel Modul 206<br />

6. Kommunikation<br />

6.1 Kommunikationsmittel<br />

Kommunikation umfasst alle Arten <strong>der</strong> Übermittlung von Nachrichten von<br />

einem Sen<strong>der</strong> zu einem Empfänger. Dabei spielt es keine Rolle, ob die<br />

Verbindung zielgerichtet o<strong>der</strong> unabsichtlich zustande gekommen ist.<br />

Die Eigenart je<strong>der</strong> Kommunikation ist, dass je<strong>der</strong> Kommunikationspartner<br />

zugleich als Sen<strong>der</strong> und Empfänger wirkt. Selbst wenn nur eine Person spricht<br />

(verbal), wird ihr die an<strong>der</strong>e Person zumindest über körpersprachliche<br />

Ausdrücke (nonverbal) "Antwort" geben.<br />

6.2 Funktionsweise <strong>der</strong> Kommunikation<br />

Damit menschliche Kommunikation gelingen kann, braucht es mindestens<br />

folgende drei Bestandteile:<br />

Der Sen<strong>der</strong> setzt eine Nachricht ab, welche vom Empfänger aufgenommen<br />

wird; eine Rückmeldung erfolgt nicht. So funktionieren Radio und Fernsehen.<br />

Der Nachrichtensprecher hat kein Gegenüber. Er weiss nicht, ob seine<br />

Nachricht beim Empfänger ankommt und was dieser davon hält, denn er<br />

erhält keine direkte Rückmeldung.<br />

Im direkten Kontakt folgt <strong>der</strong> Nachricht eine Rückmeldung, das sogenannte<br />

Feedback. Der Sen<strong>der</strong> übermittelt seine Nachricht und beobachtet<br />

gleichzeitig den Empfänger. Dieser gibt, gewollt o<strong>der</strong> ungewollt, eine<br />

Rückmeldung. Dieses Feedback kann verbal (mit Worten) o<strong>der</strong> nonverbal (mit<br />

218


Gesten) erfolgen. Es wird vom Sen<strong>der</strong> aufgenommen und beeinflusst so den<br />

weiteren Verlauf <strong>der</strong> Kommunikation. Der Sen<strong>der</strong> interpretiert vor allem die<br />

nonverbalen Signale des Empfängers.<br />

Merke: Kommunikation kann verbal wie auch nonverbal erfolgen.<br />

6.2.1 Ein Kommunikationsmodell<br />

Das Sen<strong>der</strong>-Empfänger-Modell<br />

Das Sen<strong>der</strong>-Empfänger-Modell definiert Kommunikation als Übertragung einer<br />

Information von einem Absen<strong>der</strong> zu einem Empfänger. Dabei muss <strong>der</strong><br />

Absen<strong>der</strong> die Nachricht in eine Darstellung umwandeln (Codierung), die<br />

beide Seiten verstehen können. Diese Nachricht wird dann zum Empfänger<br />

transportiert und von diesem interpretiert. Der Empfänger nimmt die Nachricht<br />

individuell wahr. Seine Wahrnehmung entspricht jedoch nicht immer <strong>der</strong><br />

Botschaft, die <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> mitteilen wollten, da es in allen Phasen zu Störungen<br />

kommen kann und beide die gleiche Codierung beziehungsweise<br />

Decodierung verwenden müssen.<br />

Nachdem die Nachricht beim Empfänger angekommen ist, leitet dieser mit<br />

seiner Antwort einen Kommunikationsvorgang in umgekehrter Richtung ein<br />

(Feedback). Erst diese Reaktion, die wie<strong>der</strong>um störungsbehaftet sein kann,<br />

zeigt dem Absen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nachricht, ob seine erste Botschaft verstanden<br />

worden ist.<br />

219


6.2.2 Verantwortung für das Verstehen<br />

Wer an<strong>der</strong>e Menschen überzeugen will, muss dafür sorgen, dass <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

seine Ideen so aufnehmen kann, wie sie von ihm als Sen<strong>der</strong> gemeint sind. So<br />

soll erreicht werden, dass die Idee des Sen<strong>der</strong>s und die Vorstellungen des<br />

Empfängers möglichst übereinstimmen.<br />

220


6.2.3 Feedback hilft allen<br />

Feedback (Rückmeldung) bringt zum Ausdruck, wie das Gesagte und <strong>der</strong><br />

Sprecher auf den Feedbackgeber wirken. Feedback kann verbal o<strong>der</strong><br />

nonverbal übermittelt werden.<br />

Da Menschen miteinan<strong>der</strong> sprechen, kommt dem Feedback eine zentrale<br />

Rolle zu. Denn Feedback ist das Äquivalent zum Sprechen des Sen<strong>der</strong>s, und<br />

erst Feedback lässt einen gelungenen Kommunikationsprozess entstehen.<br />

So, wie man selbst gerne Feedback empfängt, sollte man auch Feedback<br />

senden, und das am besten verbal und nonverbal kombiniert. Damit verhilft<br />

man sich und seinem Gegenüber zu einer besseren Kommunikation mit<br />

weniger Missverständnissen.<br />

So kannst du ein sinnvolles Feedback geben:<br />

• Bringe ehrlich zum Ausdruck, wie du die Nachricht verstehst und was du dabei<br />

empfindest.<br />

• Beziehe das Feedback inhaltlich auf die Sache und nicht auf die Person.<br />

• Gib möglichst viel und rasch Feedback (sowohl verbal als auch nonverbal).<br />

6.2.4 Aktives Zuhören<br />

Das Zuhören ist eine Tätigkeit, die vielen Menschen schwerfällt. Deshalb gilt es,<br />

achtsam damit umzugehen. Im Umgang mit an<strong>der</strong>en kann man Folgendes<br />

versuchen:<br />

• eine Zeitlang für die an<strong>der</strong>e Person da sein<br />

• sich für die an<strong>der</strong>e Person echt interessieren<br />

• schweigen können<br />

• sich auf die an<strong>der</strong>e Person einstellen; aufmerksam sein<br />

• die an<strong>der</strong>e Person so annehmen, wie er/sie ist<br />

• sich selbst bleiben, die Probleme <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Person nicht übernehmen<br />

• sich in die Welt <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Person einfühlen<br />

221


Drei Phasen des aktiven Zuhörens<br />

6.3 Kommunikationsarten<br />

6.3.1 Verbale Kommunikation<br />

Die verbale Kommunikation besteht aus dem gesprochenen Wort, genauer<br />

gesagt aus <strong>der</strong> Stimme und dem Inhalt des Gesprochenen. Wenn ich einen<br />

Lieferanten anrufe und ihn frage: "Wann kommt die versprochene Ware<br />

endlich?", erkundige ich mich nicht nur nach dem Liefertermin, ich teile ihm<br />

mit meiner Sprechweise und meiner Stimmlage auch mit, dass ich mich<br />

geärgert habe und dass er Abmachungen einhalten soll. Die so gestellte<br />

Frage ist also Träger einer umfangreichen Botschaft mit vier Aussage-Ebenen:<br />

222


Die Wortwahl hat einen grossen Einfluss darauf, wie die Botschaft vom<br />

Empfänger aufgenommen wird und wie dieser darauf reagiert. Die Aussage<br />

"Wann kommt die Ware endlich..." klingt vorwurfsvoll, und <strong>der</strong><br />

Angesprochene muss sich wohl o<strong>der</strong> übel verteidigen. Es ist eine hohe Kunst,<br />

Sachverhalte deutlich auszusprechen, ohne dabei den Gesprächspartner zu<br />

verletzen. Im Beispiel <strong>der</strong> ausstehenden Ware könnte eine mögliche<br />

Formulierung sein:<br />

"Wir haben die Ware lei<strong>der</strong> noch nicht erhalten, wären aber dringend darauf<br />

angewiesen."<br />

Auch die Art, wie gesprochen wird, beeinflusst den Empfänger, also:<br />

• die Lautstärke (laut, leise)<br />

• die Stimmlage (locker, sachlich, barsch, drohend)<br />

• die Sprechgeschwindigkeit (langsam, schnell, überstürzt)<br />

• die Betonung (gleichförmig, jedes Wort betonend, mit Nachdruck)<br />

?? Merke: Die sogenannte Ausdruckssprache ist oft sogar wichtiger als <strong>der</strong> Inhalt <strong>der</strong><br />

Nachricht. Säuglinge zum Beispiel reagieren nur auf die Ausdruckssprache, die Worte<br />

können sie noch gar nicht deuten.<br />

6.3.2 Nonverbale Kommunikation<br />

Als nonverbale Kommunikation bezeichnet man alle Körpersignale, die das<br />

Sprechen begleiten. Die Körpersignale sind schwierig zu steuern, meist ist man<br />

sich ihrer gar nicht bewusst. Nicht immer stimmt die verbale Botschaft mit <strong>der</strong><br />

nonverbalen überein.<br />

223


Verschiedene Wissenschaftler betonen, dass etwa zwei Drittel unserer<br />

Kommunikation ohne Worte stattfindet. Nonverbales Verhalten ist einerseits<br />

"Ausdruck von Gedanken und Gefühlen" und an<strong>der</strong>seits ein "Merkmal von<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen". Die folgenden Bil<strong>der</strong> zeigen<br />

verschiedene Ausdrücke mittels Körpersprache:<br />

Signal Signalbeschreibung Bedeutung<br />

Eine lockere<br />

Körperhaltung<br />

einnehmen<br />

Entspanntheit,<br />

Selbstsicherheit<br />

Arme vor <strong>der</strong> Brust<br />

verschränken<br />

Abwehr<br />

Sich abwenden<br />

Desinteresse<br />

Eine steife<br />

Körperhaltung<br />

einnehmen<br />

Angespanntheit<br />

Wippen von einem Fuss<br />

auf den an<strong>der</strong>en o<strong>der</strong><br />

mit den Händen<br />

gestikulieren<br />

Ungeduld<br />

224


Den Kopf stützen<br />

Nachdenklichkeit<br />

o<strong>der</strong> Langeweile<br />

Offener Blick<br />

freundlicher<br />

Gesichtsausdruck<br />

Interesse und<br />

Bereitschaft zum<br />

Dialog<br />

Mit dem Kopf nicken<br />

Verständnis o<strong>der</strong><br />

Einverstanden<br />

Stirn runzeln<br />

Unverständnis,<br />

Unzufriedenheit o<strong>der</strong><br />

Skepsis<br />

Mundwinkel nach<br />

unten ziehen<br />

Unzufriedenheit,<br />

Skepsis<br />

Geht meistens mit<br />

Stirnrunzeln einher<br />

Senken des Kopfes<br />

o<strong>der</strong> auf den Boden<br />

starren<br />

Unsicherheit o<strong>der</strong> Trotz<br />

225


Am Gesprächspartner<br />

vorbeischauen<br />

Desinteresse o<strong>der</strong><br />

Unsicherheit<br />

6.4 Fragen in <strong>der</strong> Kommunikation<br />

Im beruflichen Alltag muss man sich oft Informationen beschaffen. Um diese<br />

zu erhalten, muss man gezielt Fragen stellen. Fragen sind auch im<br />

zwischenmenschlichen Kontakt wichtig: Mit ihnen zeigt man sein Interesse am<br />

Gesprächspartner und dessen Anliegen. Gezielte Fragen zu stellen, ist eine<br />

Kunst. Die gewünschte Antwort erhält man mit gezielt eingesetzten Fragen.<br />

"Wie hoch ist das Porto für<br />

diesen Brief?"<br />

"Wohin führen diese Wege?"<br />

6.4.1 Geschlossene Frage<br />

Die geschlossene Frage zielt auf eine kurze Antwort ab, in <strong>der</strong> Regel auf ein<br />

"Ja" o<strong>der</strong> ein "Nein". Sie beginnt meistens mit einem Verb. Einige Beispiele:<br />

• "Hast du deine Hausaufgaben gemacht?"<br />

• "Gibst du mir auch etwas von deinem Pausenbrot?"<br />

• "Bist du noch lange hier?"<br />

226


6.4.2 Offene Frage<br />

Offene Fragen lassen sich nicht kurz mit "Ja" o<strong>der</strong> "Nein" beantworten, denn<br />

damit beschafft man sich Informationen. Offene Fragen werden so formuliert,<br />

dass <strong>der</strong> Befragte eine ausführliche Antwort geben muss. Sie beginnen oft mit<br />

einem Frage-Pronomen (sogenannte W-Fragen). Einige Beispiele:<br />

• "Was könnte uns in dieser Sache weiterbringen?"<br />

• "Wie geht es Ihnen denn heute?"<br />

• "Wo kann ich Herrn Müller finden?"<br />

Es gibt eine weitere Variante <strong>der</strong> offenen Frage: Man stellt eine geschlossene<br />

Frage, die eher eine Auffor<strong>der</strong>ung zu einer Aussage ist:<br />

• "Können Sie mir bitte den Grund für Ihre Absenz angeben?"<br />

• "Ist es Ihnen möglich, mir den Tathergang zu schil<strong>der</strong>n?"<br />

6.5 Gespräche führen<br />

Du hast vermutlich auch schon festgestellt, dass du mit bestimmten Leuten<br />

lieber redest, ihnen lieber etwas anvertraust als an<strong>der</strong>en, ohne dafür einen<br />

Grund nennen zu können. Man kann seine Sympathien und Antipathien nur<br />

bedingt steuern. Dass dir jemand sympathisch ist, könnte aber auch an <strong>der</strong><br />

Art und Weise liegen, wie diese Person auf deine Äusserungen reagiert.<br />

6.5.1 Gesprächsför<strong>der</strong>er<br />

Gesprächsför<strong>der</strong>er sind alle Stellungnahmen, welche den Gesprächspartner<br />

anregen, weiterzusprechen, mehr zu erzählen. Mit Gesprächsför<strong>der</strong>ern<br />

signalisiert man Verständnis, Mitgefühl, Interesse. In <strong>der</strong> Fachsprache nennt<br />

man das "aktives Zuhören". Folgende Stellungnahmen sind typische<br />

Gesprächsför<strong>der</strong>er:<br />

• "Das klingt interessant!"<br />

• "Das wusste ich nicht."<br />

• "Wie meinst du das?"<br />

• "Davon musst du mehr erzählen."<br />

• "Ich glaube dir, dass..."<br />

227


6.5.2 Gesprächskiller<br />

Im Gegensatz zu den Gesprächsför<strong>der</strong>ern signalisieren die sogenannten<br />

Gesprächskiller Desinteresse an <strong>der</strong> Unterhaltung. Man ignoriert den<br />

Gesprächspartner o<strong>der</strong> gibt ihm mit abwertenden Formulierungen zu<br />

verstehen, dass das Gespräch mit ihm wenig interessant ist. Gesprächskiller<br />

können das Gegenüber verletzen o<strong>der</strong> gar Aggressionen hervorrufen.<br />

Typische Gesprächskiller sind folgende Bemerkungen:<br />

• "Was du nicht sagst, das glaubst du ja selbst nicht!"<br />

• "Das kann je<strong>der</strong> behaupten!"<br />

• "Wer hat dir denn dieses Märchen erzählt?"<br />

• "Mir ist klar, warum das so ist, das kann ja nicht an<strong>der</strong>s sein!"<br />

• "Du musst halt..."<br />

Gesprächskiller <strong>der</strong> wirklich unangenehmen Art sind:<br />

• Gemeinplätze wie: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!"<br />

• einfache Rezepte wie: "Du musst halt mehr lernen!"<br />

• Unterstellungen wie: "Du musst halt noch später ins Bett gehen!"<br />

• Schubladisierungen wie: "In deinem Alter kann man das noch nicht<br />

verstehen!"<br />

• Nur von sich reden: "Also, ich habe das immer so gemacht..."<br />

Es ist nicht möglich, sich immer nur gesprächsför<strong>der</strong>nd zu verhalten. Wenn z. B.<br />

jemand pausenlos drauflos schwatzt, ist ein Gesprächskiller oft die einzige<br />

Möglichkeit, dem Redefluss ein Ende zu setzen. Im Kundendienst dürfen<br />

Gesprächskiller nicht eingesetzt werden. Es ist besser, dem Kunden offen und<br />

ehrlich mitzuteilen, dass man lei<strong>der</strong> keine Zeit mehr hat und die Unterhaltung<br />

mit ihm nicht fortsetzen kann.<br />

228


6.5.3 Gespräche beenden<br />

Die Art, wie das Gespräch mit einem Kunden beendet wird, ist ebenso wichtig<br />

wie das Gespräch selbst. Zu beachten sind dabei folgende Punkte:<br />

• Dem Kunden danken (z. B. für seine wertvollen Anregungen).<br />

• Die Pendenzen und das weitere Vorgehen kurz zusammenfassen.<br />

• Den Kunden möglichst mit seinem Namen verabschieden.<br />

Schwierig kann das Beenden eines Gesprächs mit einem redseligen Kunden<br />

sein. Oft ist man aber aufgrund <strong>der</strong> Arbeitsfülle dazu gezwungen. Mit<br />

folgenden Formulierungen kann das Gespräch beendet werden, ohne dass<br />

<strong>der</strong> Kunde dies persönlich nimmt:<br />

• "Ich würde Ihnen gerne länger zuhören, aber lei<strong>der</strong> zwingen mich meine<br />

Aufgaben, mit <strong>der</strong> Arbeit weiterzumachen."<br />

• "Wir müssen uns unbedingt ein an<strong>der</strong>es Mal weiter unterhalten. Lei<strong>der</strong> kann ich<br />

die an<strong>der</strong>en Kunden nicht länger warten lassen."<br />

• "Dazu gäbe es noch viel Interessantes zu sagen. Vielleicht haben wir morgen<br />

Zeit, wie<strong>der</strong> ein paar Worte zu diesem Thema zu wechseln?"<br />

229


Modul 207_PreSales service<br />

Ausgangslage<br />

Pre-Sales-Services sind Dienstleistungen, die dem Kunden vor dem Kauf angeboten<br />

werden, um den Verkäufer dabei zu unterstützen, Aufträge zu erhalten. Im<br />

Einzelhandel können dies z. B. kostenloses Parken o<strong>der</strong> verlängerte Öffnungszeiten<br />

sein. Im Servicebereich sind es beispielsweise telefonische o<strong>der</strong> internetbasierte<br />

Reservierungen. Bei langlebigen und hochwertigen Sach- und Industriegütern sind z.<br />

B. eine Probenutzung o<strong>der</strong> eine technische Beratung möglich.<br />

230


Fachartikel Modul 207<br />

7. Pre-Sales-Service<br />

7.1 Bedürfnisse<br />

Wer etwas verkaufen will, muss die Bedürfnisse <strong>der</strong> potenziellen Kunden<br />

kennen. Betriebswirtschaftlich kann <strong>der</strong> Begriff "Bedürfnis" folgen<strong>der</strong>massen<br />

umschrieben werden:<br />

Ein Bedürfnis ist die Empfindung eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch,<br />

ihn zu beheben.<br />

7.1.1 Die Bedürfnispyramide<br />

Die Wichtigkeit <strong>der</strong> Bedürfnisse lässt sich mit <strong>der</strong> Bedürfnis-Pyramide darstellen.<br />

Das Fundament bilden die Grundbedürfnisse wie essen, trinken, schlafen. Die<br />

Befriedigung dieser Bedürfnisse ist lebensnotwendig. Erst wenn die Bedürfnisse<br />

auf den unteren Ebenen gestillt sind, können diejenigen <strong>der</strong> höheren Ebenen<br />

befriedigt werden. Dies kann man an sich selbst feststellen: Starker Hunger<br />

und quälen<strong>der</strong> Durst verdrängen alle an<strong>der</strong>en Bedürfnisse.<br />

Es gibt aber auch Situationen, in denen die Grundbedürfnisse weniger wichtig<br />

sind, zum Beispiel wenn man krank ist o<strong>der</strong> wenn man vor einer Prüfung steht.<br />

Wenn man krank ist, verspürt man zwar immer noch Hunger und Durst, hat<br />

aber zudem ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit. Man möchte wie<strong>der</strong><br />

gesund werden, denn nur gesund fühlt man sich sicher, und deshalb möchte<br />

man gepflegt werden und Medikamente bekommen. Während einer<br />

Krankheit hat man in <strong>der</strong> Regel auch starke soziale Bedürfnisse: Man braucht<br />

Zuwendung und tröstende o<strong>der</strong> aufmunternde Worte. Auch vor Prüfungen<br />

verlieren die Grundbedürfnisse an Bedeutung, dafür nehmen jene <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Ebenen zu.<br />

231


7.2 Verkauf<br />

Damit ein Verkauf zustande kommt, braucht es mindestens zwei Parteien: den<br />

Käufer und den Verkäufer. Die eine Partei will kaufen und die an<strong>der</strong>e will<br />

verkaufen - das sind zwei verschiedene Ausgangslagen. Im<br />

betriebswirtschaftlichen Gesamtzusammenhang besteht die Hauptaufgabe<br />

des Verkaufs darin, für das Unternehmen gewinnbringende Umsätze zu<br />

generieren, um damit dessen Existenz zu sichern.<br />

7.3 Kaufmotive<br />

Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, weshalb Menschen ein Produkt o<strong>der</strong><br />

eine Dienstleistung kaufen. Bei jenen mit einem geringen Einkommen geht es<br />

meistens um die Befriedigung <strong>der</strong> Grundbedürfnisse. Besserverdienende<br />

können auch aus an<strong>der</strong>en Motiven kaufen. Einige Beispiele sind:<br />

• Neugier (ein Produkt spricht ihn/sie an, er/sie will etwas Neues ausprobieren)<br />

• Steigerung des Selbstwertgefühls (Kauf von Statussymbolen)<br />

• Liebhaberei (z. B. Kauf von alten Autos o<strong>der</strong> von Kunstgegenständen)<br />

• Kauflust (Kauf von Gegenständen, die gar nicht benötigt werden)<br />

7.4 Lieferantenbewertungen<br />

Um beim Auswahlverfahren den bestmöglichen Lieferanten für das benötigte<br />

Produkt zu finden, wird in <strong>der</strong> Praxis eine Lieferantenbewertung durchgeführt.<br />

Es gibt verschiedene Varianten von Lieferantenbewertungen. Ein bewährtes<br />

Modell ist das Scoring-Modell (siehe Bild). Das Scoring-Modell ist ein Punkt-<br />

232


Bewertungsverfahren, welches Noten, Indizes o<strong>der</strong> Kennzahlen zur Bewertung<br />

<strong>der</strong> Leistungsfähigkeit des Lieferanten nutzt. Für die Bewertung werden<br />

geeignete Kriterien ausgewählt, die dann durch messen o<strong>der</strong> schätzen<br />

beurteilt werden. Die Resultate werden zu einem Gesamtwert<br />

zusammengeführt. Mit einer individuellen Gewichtung können einzelne<br />

Kriterien und Lieferantenleistungen unterschiedlich stark in die<br />

Gesamtbewertung eingehen.<br />

Mögliche Bewertungskriterien, die im Einzelfall vergleichbar und messbar sind:<br />

• Qualität von Funktion, Aussehen, Eigenschaften o<strong>der</strong> Merkmalen <strong>der</strong><br />

gelieferten Produkte, Dienstleistungen und ergänzenden Services<br />

• Lieferkompetenzen bezüglich Liefermenge, Liefertermin, Informationen und<br />

Flexibilität<br />

• Preis <strong>der</strong> eingekauften Produkte und Dienstleistungen<br />

• Risiko eines Lieferantenausfalls<br />

• Vertrauen und Verlässlichkeit bei <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

• Abhängigkeit des Abnehmers vom Lieferanten<br />

233


Modul 208_AtSales service<br />

Ausgangslage<br />

70 Prozent <strong>der</strong> Kaufentscheidungen fallen erst am Ort des Einkaufs. Daher gilt<br />

es, durch At-Sales-Services die Kaufentscheidung zu bestärken und den<br />

Kaufimpuls auszulösen. Gerade im Konsumgüterbereich wird die Kaufwahl<br />

oftmals spontan vor Ort getroffen, als Reaktion auf kaum bewusst verarbeitete<br />

Reize. Um den Beschaffungsaufwand zu reduzieren, sollte <strong>der</strong> Service am<br />

Endkunden vor allem auf die Erleichterung <strong>der</strong> Kaufabwicklung fokussieren.<br />

234


Fachartikel Modul 208<br />

8. At-Sales-Service<br />

8.1 Das Kaufverhalten<br />

Unter dem Kaufverhalten versteht man das Verhalten des Käufers o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Käuferin in Bezug auf den Einkauf von Waren o<strong>der</strong> Dienstleistungen. Das<br />

Verhalten beim Kauf von Waren o<strong>der</strong> Dienstleistungen hat unterschiedliche<br />

Motive und Aspekte. Zum Beispiel ist das Kaufverhalten von einem<br />

Endkonsumenten ganz an<strong>der</strong>s als das Verhalten eines Einkäufers, <strong>der</strong><br />

ressourcen- und gewinnorientiert für das Unternehmen einkauft. Doch auch<br />

die Endkonsumenten haben oft eigenartige Kaufmotive und höchst<br />

unterschiedliche Verhaltensmuster.<br />

8.1.1 Wie wird <strong>der</strong> Kunde zum Kauf animiert?<br />

Die Verkaufspsychologie erforscht das Kaufverhalten <strong>der</strong> Konsumenten. Die<br />

Ergebnisse ihrer Forschung werden in <strong>der</strong> Gestaltung von Verkaufsläden<br />

umgesetzt, zum Beispiel:<br />

Präsentation auf Augenhöhe<br />

Produkte, die auf Augenhöhe im Gestell liegen,<br />

werden eher gekauft als solche, für die sich die<br />

Kunden strecken o<strong>der</strong> bücken müssen.<br />

Präsentation vor <strong>der</strong> Kasse<br />

Vor den Kassen sind die Kunden oft zum Warten<br />

gezwungen. Das ist eine ideale Gelegenheit für<br />

den Absatz von Kleinartikeln, wie z. B.<br />

Süssigkeiten. Eine <strong>der</strong> Zielgruppen sind Mütter mit<br />

Kin<strong>der</strong>n, weil die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass<br />

die Kin<strong>der</strong> während des Wartens den Kauf <strong>der</strong><br />

Süssigkeiten erbetteln o<strong>der</strong> erzwängeln.<br />

235


Gerüche<br />

Die Hausbäckerei liegt bewusst inmitten <strong>der</strong><br />

Verkaufsfläche. Der Geruch von frisch<br />

Gebacktem animiert nicht nur zum Kaufen von<br />

Brot, son<strong>der</strong>n auch von an<strong>der</strong>en Lebensmitteln.<br />

Wer nicht unnötig Geld ausgeben will, sollte<br />

nicht hungrig auf Einkaufstour gehen: Hungrige<br />

Kunden füllen den Einkaufskorb wesentlich<br />

üppiger als satte.<br />

Kein Produkt im Supermarkt steht rein zufällig an seinem Platz. Marketingexperten berechnen genau,<br />

wann, wo und wie <strong>der</strong> Kunde am ehesten zugreift.<br />

8.1.2 Märkli, Punkte, Coupons: Das Sammeln<br />

Den Sammeltrieb <strong>der</strong> Menschen machen sich die Marketingfachleute mit<br />

Rabattmarken, Punkten und Coupons zunutze. Das Sammeln kann auf zwei<br />

verschiedene Arten erfolgen. Nach traditioneller Art braucht es dazu eine<br />

Sammelkarte, auf welcher <strong>der</strong> Kunde die Punkte o<strong>der</strong> Marken selbst<br />

einkleben kann. Die volle Karte berechtigt ihn dann zu einer Prämie o<strong>der</strong> einer<br />

Vergünstigung auf seinem nächsten Einkauf. Eine Variante dieser Art ist das<br />

Sammeln <strong>der</strong> Kassenzettel bis zu einem bestimmten Einkaufstotal.<br />

Nach neuer Methode werden die Punkte (o<strong>der</strong> Ähnliches) mit einer<br />

Kundenkarte in Form einer Kreditkarte gesammelt.<br />

236


Der Kunde ist nicht mehr selbst verantwortlich für das Sammeln, <strong>der</strong> Verkäufer<br />

kümmert sich an seiner Stelle darum. Dazu erfasst er alle Einkäufe des Kunden<br />

elektronisch und speichert die Daten auf dessen Konto ab. Der Kontostand<br />

wird dem Kunden in einem regelmässigen Intervall mitgeteilt und sein<br />

Guthaben wird ihm in Form von Bons o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Vorteilen zugesandt.<br />

Beim traditionellen Sammeln muss <strong>der</strong> Kunde höchstens seine Adresse auf <strong>der</strong><br />

Sammelkarte notieren. Beim Sammeln mit <strong>der</strong> Kundenkarte gibt er seine<br />

Anonymität auf und hat keinen Einfluss mehr auf die Daten, die über ihn<br />

gesammelt und unter Umständen auch genutzt werden. Deshalb ist oft vom<br />

"gläsernen Kunden" die Rede. Für den Schutz <strong>der</strong> Kunden wurde ein strenges<br />

Datenschutzgesetz erlassen. Die Grossverteiler sind verpflichtet, diese<br />

Bestimmungen einzuhalten.<br />

?? Merke: Beim digitalen Punktesammeln gibt <strong>der</strong> Kunde dem Verkäufer<br />

Daten über sein Kaufverhalten preis. Der Verkäufer nutzt diese Daten, um sein<br />

Sortiment anzupassen, gezielte Aktionen zu machen usw.<br />

8.1.3 Neue Technologien<br />

Das Kaufverhalten <strong>der</strong> Menschen kann auch mit neuesten Technologien wie<br />

<strong>der</strong> Magnetresonanztomografie (MRT) erforscht werden, weil sich damit die<br />

Vorgänge im menschlichen Gehirn bildlich darstellen lassen. Die Reaktionen<br />

<strong>der</strong> Versuchspersonen auf Produkte, Verpackungen usw. sind sofort sichtbar.<br />

Die Erkenntnisse aus den Versuchen fliessen in die Verkaufsstrategien ein. Dass<br />

sich das Kaufverhalten <strong>der</strong> Menschen geän<strong>der</strong>t hat, zeigt sich bei den<br />

Einkaufszentren. Sie wurden im Laufe <strong>der</strong> Jahre immer grösser und<br />

verwandelten sich nach und nach in Erlebnisparks. Heute verknüpfen viele<br />

Kunden das Einkaufen dort mit den diversen Freizeitvergnügen. An<strong>der</strong>e<br />

machen aus dem Einkaufen selbst ein Erlebnis: Vor dem Kaufen wollen sie<br />

ausgiebig aussuchen und Preise vergleichen, weil ihnen das Vergnügen<br />

bereitet.<br />

237


8.2 Verkaufssituationen<br />

Der Alltags-Verkauf, also <strong>der</strong> Verkauf von Produkten des täglichen Bedarfs,<br />

verläuft meistens ohne viel Aufwand für den Verkäufer. Die Beratung ist dort<br />

nebensächlich, und Gefühle spielen eine untergeordnete Rolle. Der Kunde<br />

kauft, weil er das Produkt o<strong>der</strong> die Dienstleistung braucht. Er wünscht sich:<br />

• eine rasche Bedienung<br />

• eine unkomplizierte Abwicklung des Geschäfts<br />

• einen kundenfreundlichen Service<br />

• gute Qualität zu einem angemessenen Preis<br />

• eine gute Leistung<br />

Wenn <strong>der</strong> Kunde hingegen eine umfangreiche Dienstleistung in Anspruch<br />

nehmen o<strong>der</strong> ein kompliziertes o<strong>der</strong> teures Produkt kaufen will, wie zum<br />

Beispiel ein Auto, ist ein beraten<strong>der</strong> Verkauf angezeigt. Der Kunde kann<br />

verunsichert werden durch eine grosse Auswahl an Produkten, durch die<br />

Komplexität <strong>der</strong> Materie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dienstleistung o<strong>der</strong> auch durch einen<br />

hohen Preis. Weil eine solche Anschaffung gut überlegt sein will, wünscht sich<br />

<strong>der</strong> Kunde in <strong>der</strong> Regel eine fachmännische Beratung.<br />

8.3 Ein Verkaufsgespräch führen<br />

Ein erfolgreiches Verkaufsgespräch zu führen, erfor<strong>der</strong>t nebst Fachwissen<br />

auch Fingerspitzengefühl und gute Menschenkenntnisse. Meist kennt <strong>der</strong><br />

Verkäufer den Kunden nicht und muss <strong>–</strong> und dies in möglichst kurzer Zeit <strong>–</strong><br />

herausfinden, welche Bedürfnisse und Kaufmotive den Kunden hergeführt<br />

haben. Wenn es dem Verkäufer nicht gelingt, die Erwartungen des Kunden zu<br />

erfüllen und ihm das Richtige zum Kauf anzubieten, ist dieser unzufrieden und<br />

verlässt möglicherweise das Geschäft, ohne etwas zu kaufen.<br />

Ein guter Verkäufer...<br />

• ...kann das Motiv, das den Kunden hergeführt hat, richtig einschätzen<br />

• ...spricht den Kunden persönlich an ("Sie" und nicht "man")<br />

• ...lenkt das Gespräch so, dass immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verkaufsgegenstand<br />

ins Zentrum rückt<br />

• ...ist in <strong>der</strong> Lage, dem Kunden den Nutzen des Produktes o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Dienstleitung aufzuzeigen<br />

238


• ...ist fähig, dem Kunden das richtige Produkt o<strong>der</strong> die passende<br />

Dienstleistung zu verkaufen<br />

Während eines Beratungsgesprächs lassen nicht alle Kunden die Aussagen<br />

eines Verkäufers unwi<strong>der</strong>sprochen stehen. Sachliche, jedoch nicht<br />

gerechtfertigte Einwände können mit Gegenargumenten wi<strong>der</strong>legt werden.<br />

Wenn man keines weiss, sollte man dies zugeben und dem Kunden mitteilen,<br />

man werde sich über den Einwand informieren. Auf keinen Fall darf dem<br />

Kunden irgendeine Unwahrheit aufgetischt werden. Schwieriger wird ein<br />

Verkaufsgespräch, wenn Kunden nicht sachlich, son<strong>der</strong>n provokativ<br />

argumentieren.<br />

Dann sind folgende Verhaltensweisen angesagt:<br />

• ruhig bleiben<br />

• aktiv zuhören<br />

• den Kunden ausreden lassen<br />

• einen betont sachlichen Ton beibehalten<br />

• den Kunden nicht um jeden Preis zu überzeugen versuchen<br />

?? Merke: Die Erfahrung zeigt, dass man einem aufgebrachten<br />

Gesprächspartner den Wind aus den Segeln nehmen kann, wenn man ihm<br />

unerwartet beipflichtet, statt ihm zu wi<strong>der</strong>sprechen.<br />

8.4 Verkaufsgespräche Face-to-Face<br />

Bei einem Face-to-Face-Gespräch erfolgt die Kommunikation persönlich. Man<br />

ist sich gegenüber und spricht von Angesicht zu Angesicht.<br />

Das Ziel des ?? Verkaufsgesprächs zwischen einem Verkäufer und einem<br />

potenziellen o<strong>der</strong> bestehenden Kunden (Käufer) ist <strong>der</strong> Vertragsabschluss<br />

über eine Dienstleistung o<strong>der</strong> ein Produkt. Zum Face-to-Face-<br />

Verkaufsgespräch gehören:<br />

• Akquisition: direktes Ansprechen eines potenziellen neuen Kunden<br />

• Kommunikation: Beratung, Information und Beeinflussung <strong>der</strong> Kunden im Sinne<br />

<strong>der</strong> Unternehmensziele<br />

• Service: Dienstleistungen des Verkäufers, wie zum Beispiel Fehlerbehebung<br />

o<strong>der</strong> Schulung<br />

239


?? Merke: Der persönliche Verkauf ist das wichtigste Instrument des<br />

Verkaufens. Zur effizienten Gestaltung dieses Prozesses wird fachlich<br />

qualifiziertes Personal mit einer offenen und kommunikativen Persönlichkeit<br />

benötigt.<br />

8.4.1 Der persönliche Verkauf<br />

Der persönliche Verkauf bewährt sich insbeson<strong>der</strong>e beim Vertrieb<br />

erklärungsbedürftiger Produkte und beim Verkauf von Dienstleistungen.<br />

Üblicherweise werden folgende arten des persönlichen Verkaufens<br />

unterschieden:<br />

8.4.2 Beispiel eines Face-to-Face Verkaufsgesprächs<br />

Vanesa Maliqi ist 16 Jahre alt. Sie ist im zweiten Lehrjahr und arbeitet in einer<br />

Parfumerie. Das Beraten von Kundinnen und Kunden gehört zu ihren<br />

täglichen Aufgaben. Ein Beispiel für ein Gespräch mit einer Kundin:<br />

Auszubildende Vanesa Maliqi:<br />

Vanesa begrüsst die Kundin freundlich. Sie fragt nach,<br />

ob sie ihr beim Suchen des gewünschten Produktes<br />

behilflich sein kann.<br />

240


Kundin:<br />

"Guten Tag, ich suche für meine Mutter zum Muttertag<br />

einen langanhaltenden, günstigen Damenduft. Ich<br />

habe gesehen, dass auf den Testern verschiedene<br />

Abkürzungen wie EdT & EdP stehen. Können Sie mir bitte<br />

den Unterschied erklären?"<br />

Auszubildende Vanesa Maliqi:<br />

"Ich erkläre Ihnen sehr gerne die unterschiedlichen<br />

Abkürzungen und Bedeutungen davon. Die Abkürzung<br />

EdT steht für "Eau de Toilette". Das Eau de Toilette ist die<br />

eher leichtere Form <strong>der</strong> Parfums, mit 6 bis 9 Prozent hat<br />

es einen geringeren Duftkonzentrat-Anteil. Der Duft ist<br />

wesentlich flüchtiger und nicht aufdringlich. Das ist<br />

perfekt für die Sommertage, wenn man nur etwas<br />

Leichtes möchte. EdP steht als Abkürzung für "Eau de<br />

Parfum". Hier ist <strong>der</strong> Anteil an Duftkonzentrat<br />

verhältnismässig hoch, und liegt etwa bei 10 bis 14<br />

Prozent. Beim Eau de Parfum gibt es auch die "Intense<br />

Variation", hier sind es bis zu 20 Prozent Duftkonzentrat-<br />

Anteil. Ein echtes Eau de Parfum kann auch nach Tagen<br />

noch riechbar sein. Da die Konzentration auch hier sehr<br />

hoch ist, sollte man nur wenig verwenden, da <strong>der</strong> Duft<br />

nicht schnell wie<strong>der</strong> verschwindet. Darf ich Sie fragen,<br />

wie alt Ihre Mutter ungefähr ist?"<br />

Kundin:<br />

"Meine Mutter ist 40 Jahre alt und trägt nur zu<br />

beson<strong>der</strong>en Anlässen einen Duft auf, z. B., wenn sie<br />

abends in die Oper o<strong>der</strong> zum Tanztreff geht. Wozu<br />

würden Sie mir raten?"<br />

Auszubildende Vanesa Maliqi:<br />

"Dann empfehle ich Ihnen ein fruchtiges und leichtes<br />

Eau de Toilette, am besten das Azzaro Mademoiselle. Es<br />

hat einen blumigen, fruchtigen Geruch und würde gut<br />

zu Ihrer Mutter passen."<br />

241


Kundin:<br />

"Vielen herzlichen Dank für die Beratung. Können Sie mir<br />

bitte diesen Duft als Geschenk verpacken?"<br />

8.5 Verkaufsgespräche über Telefon/Konferenz-Call<br />

Der Telefonverkauf, auch Telesales genannt, kann In- o<strong>der</strong> Outbound<br />

(eingehend o<strong>der</strong> ausgehend) betrieben werden. Inbound ist ein passiver<br />

Telefonverkauf, bei welchem <strong>der</strong> Kunde selbst anruft und Waren bestellt. Im<br />

Gegensatz dazu gilt <strong>der</strong> Outbound-Verkauf als aktiver Telefonverkauf, bei<br />

welchem <strong>der</strong> Verkäufer potenzielle Kunden anruft und auf diesem Wege die<br />

Ware zu verkaufen versucht. Der Telefonverkauf gewinnt zunehmend an<br />

Bedeutung, da damit <strong>der</strong> kostenintensive Aussendienst entlastet wird.<br />

Bei einem Verkaufsgespräch über Telefon o<strong>der</strong> über einen Konferenz-Call gilt<br />

es, Folgendes zu berücksichtigen:<br />

242


8.6 Verkaufsför<strong>der</strong>ung<br />

Unter dem Begriff "Verkaufsför<strong>der</strong>ung" werden sämtliche Massnahmen<br />

verstanden, die getroffen werden, um den Absatz von Produkten o<strong>der</strong><br />

Dienstleistungen zu steigern. Ziel sind ein höherer Umsatz und ein höherer<br />

Ertrag.<br />

?? Aktionen<br />

Die häufigste Massnahme zur<br />

Verkaufsför<strong>der</strong>ung ist die Aktion. Sie besteht<br />

in <strong>der</strong> Regel aus einem Preisnachlass. Dieser<br />

kann z. B auch in Form von "drei für zwei"<br />

ausgestaltet sein. Mit einer Aktion können<br />

neue Produkte eingeführt werden: Die<br />

Kunden kaufen das ihnen unbekannte<br />

Produkt, weil es günstig ist. Es können aber<br />

auch Überbestände abgebaut werden -<br />

Son<strong>der</strong>aktionen dienen meistens dazu,<br />

Auslaufmodelle abzusetzen, Lagerbestände<br />

abzubauen o<strong>der</strong> Waren, <strong>der</strong>en<br />

Haltbarkeitsdatum abläuft, an den Mann<br />

o<strong>der</strong> die Frau zu bringen.<br />

?? Demonstrationen und Degustationen<br />

Wenn Muster von Nahrungsmitteln<br />

möglichen Käufern angeboten werden,<br />

spricht man von einer Degustation. Diese Art<br />

<strong>der</strong> Verkaufsför<strong>der</strong>ung wird oft bei neuen<br />

Produkten angewandt. Eine Gratis-<br />

Kostprobe, oft mit Zubereitung vor Ort,<br />

weckt die Neugier. Wird die Kostprobe von<br />

einer sympathischen Person angeboten,<br />

wird auch die Kauflust geweckt. Ein<br />

Paradebeispiel für die Demonstration von<br />

Produkten ist <strong>der</strong> "Billige Jakob" auf dem<br />

Jahrmarkt. Die Produkte werden nicht<br />

einfach nur feilgeboten, son<strong>der</strong>n mit viel<br />

Drumherum und allerlei Sprüchen<br />

angepriesen. Je höher <strong>der</strong><br />

243


Unterhaltungswert des Verkäufers, desto<br />

höher <strong>der</strong> Absatz seiner Produkte.<br />

8.6.1 Zusatzverkauf (Cross-Selling)<br />

Ein Zusatzverkauf ist dann zustande gekommen, wenn ein Kunde nicht, wie<br />

von ihm vorgesehen, nur ein Produkt kauft, son<strong>der</strong>n auch ein zweites, das<br />

einen Zusammenhang mit dem ersten hat. Ein Beispiel: Ein Kunde löst am<br />

Billettschalter eine Bahnfahrkarte nach Zürich. Der Schalterbeamte fragt<br />

freundlich, ob er eventuell auch ein Trambillett benötige. Der Kunde realisiert,<br />

dass ein solches Billett von Vorteil wäre und löst zusätzlich eine Tageskarte für<br />

das Stadtnetz. Mit seiner Frage hat <strong>der</strong> Schalterbeamte den Kunden<br />

veranlasst, einen Zusatzkauf zu tätigen. Zusatzverkäufe empfindet <strong>der</strong> Kunde<br />

dann als kundenfreundlich, wenn sie einen Zusammenhang zum eigentlichen<br />

Kauf haben und nicht aufdringlich o<strong>der</strong> aufgesetzt wirken. Wenn zum Beispiel<br />

als Zusatzkauf zur Digitalkamera Ersatzbatterien angeboten werden o<strong>der</strong> zu<br />

den neuen Schuhen das richtige Pflegemittel, geht <strong>der</strong> Kunde gerne auf das<br />

Angebot ein.<br />

8.7 Der Kaufvertrag: Rechte und Pflichten<br />

Durch den Kaufvertrag verpflichtet sich <strong>der</strong> Verkäufer, dem Käufer den<br />

Kaufgegenstand zu übergeben und ihm das Eigentum daran zu verschaffen.<br />

Der Käufer verpflichtet sich seinerseits, dem Verkäufer den Kaufpreis zu<br />

bezahlen. Somit findet ein Tausch im Sinne von "Zug um Zug" statt:<br />

244


Recht<br />

Pflicht<br />

Käufer • den<br />

Kaufgegenstand<br />

und das Eigentum<br />

daran zu erhalten<br />

• den Kaufpreis zu<br />

bezahlen<br />

• bei einem<br />

Mangel:<br />

Ersatzlieferung,<br />

Min<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong><br />

Wandlung<br />

Verkäufer • die Zahlung des<br />

Kaufpreises zu<br />

erhalten<br />

• den<br />

Kaufgegenstand<br />

dem Käufer zu<br />

übergeben und<br />

ihm das Eigentum<br />

daran zu<br />

überlassen<br />

8.7.1 Abschluss eines Kaufvertrags<br />

Ein Kaufvertrag kann mündlich o<strong>der</strong><br />

schriftlich, aber auch stillschweigend<br />

abgeschlossen werden. Im Geschäftsleben<br />

sind eher schriftliche Verträge üblich. Sehr<br />

oft geht dem Kaufvertrag ein Angebot (im<br />

Obligationenrecht "Antrag",<br />

umgangssprachlich "Offerte" genannt) des<br />

Verkäufers voraus. Mit <strong>der</strong> Bestellung<br />

kommt <strong>der</strong> Kaufvertrag zustande.<br />

245


8.7.2 Rücktritt vom Verkaufsvertrag<br />

Die gesetzlichen Grundlagen für den Abschluss und den Rücktritt aus einem<br />

Kaufvertrag sind im Obligationenrecht (OR) geregelt.<br />

Vertragserfüllung<br />

Die Erfüllung <strong>der</strong> vertraglich vereinbarten Leistung ist <strong>der</strong> wichtigste Grund für<br />

die Beendigung des Kaufvertrages.<br />

?? Hier findest du mehr Informationen.<br />

Rücktritt<br />

Der Käufer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verkäufer kann nur vom Verkaufsvertrag zurücktreten,<br />

wenn <strong>der</strong> Anwendungsfall im Gesetz vorgesehen ist. Anwendungsfälle sind:<br />

• Rücktrittbefugnis des Gläubigers bei Schuldnerverzug (OR 107 und 109)<br />

• Rücktrittsrecht des Verkäufers bei Zahlungsverzug des Gläubigers (OR<br />

214)/Gläubigerverzug (OR 95)<br />

• Wandlungsrecht des Käufers gemäss OR 205 stellt ein Rücktrittsrecht eigener<br />

Art dar<br />

Erfüllungsunmöglichkeiten<br />

Eine vertraglich vereinbarte Leistung kann unmöglich sein o<strong>der</strong> unmöglich<br />

werden. Die Unterteilung und Rechtsfolgen <strong>der</strong> Unmöglichkeit werden unter<br />

dem Titel ?? "Unmöglichkeit" dargestellt.<br />

8.8 Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)<br />

In <strong>der</strong> Schweiz können die gesetzlichen Grundlagen für den Verkauf von<br />

Gütern o<strong>der</strong> Dienstleistungen über den Vertrag und die Vertragsbedingungen<br />

verän<strong>der</strong>t werden. In <strong>der</strong> Regel fasst ein Händler alle seine<br />

Verkaufsbedingungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB)<br />

zusammen.<br />

?? Merke: Die AGB sollen <strong>der</strong> schnellen Abwicklung von Massenverträgen<br />

dienen.<br />

8.8.1 Was beinhalten die AGB?<br />

Die grosse Freiheit beim Abschliessen eines Kaufvertrages wird von vielen<br />

Unternehmen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ausgenutzt.<br />

246


Dort sind oft Regeln festgehalten, welche die Kunden nicht akzeptieren<br />

würden, wenn sie im Kaufvertrag selbst stehen würden. Die AGB werden nur<br />

von einer Vertragspartei erstellt, während es <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Partei obliegt, sie<br />

auf ihre Rechtsgültigkeit zu prüfen und anschliessend den<br />

Bedingungen zuzustimmen o<strong>der</strong> zu wi<strong>der</strong>sprechen. Durch eine Klausel werden<br />

die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zum Bestandteil des Kaufvertrages.<br />

Somit akzeptieren die Kunden die AGB mit ihrer Unterschrift unter den<br />

Kaufvertrag.<br />

8.8.2 Unlautere Geschäftsbedingungen<br />

Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen werden umgangssprachlich auch<br />

"das Kleingedruckte" genannt, was bei den meisten wortwörtlich zutrifft.<br />

Dahinter steckt eine Absicht: Man weiss um den Umstand, dass<br />

Kleingedrucktes mühsam zu lesen ist, wenn es noch dazu umfangreich ist, wird<br />

das Lesen unterlassen. So akzeptieren die Kunden zum Teil aus<br />

Bequemlichkeit, zum Teil infolge Nichtwissens für sie nachteilige Bedingungen.<br />

Seit Jahren kämpfen Konsumentenschutzorganisationen dagegen, dass das<br />

mit einem Kauf verbundene Risiko in den AGB auf die Kunden abgewälzt<br />

wird. Das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) regelt in<br />

Artikel 8 die Verwendung missbräuchlicher Geschäftsbedingungen.<br />

?? Bundesgesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG)<br />

Artikel 8<br />

"Unlauter handelt insbeson<strong>der</strong>e, wer allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

verwendet, die in Treu und Glauben verletzen<strong>der</strong> Weise zum Nachteil <strong>der</strong><br />

Konsumentinnen und Konsumenten ein erhebliches und ungerechtfertigtes<br />

Missverhältnis zwischen den vertraglichen Rechten und den vertraglichen<br />

Pflichten vorsehen."<br />

247


8.8.3 Allgemeine Geschäftsbedingungen: aktuelle Beispiele<br />

Die Schweizerische Post<br />

AGB Postdienstleistungen für Geschäftskundinnen und Geschäftskunden<br />

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB)<br />

AGB für den Erwerb und Nutzung des Halbtax<br />

Die Swisscom<br />

AGB für Geschäftskunden<br />

248


Modul 209_AfterSales service<br />

Ausgangslage<br />

After-Sales-Management entstand aus <strong>der</strong> Erkenntnis, dass die<br />

Kundenbeziehung nicht mit dem Geschäftsabschluss endet, son<strong>der</strong>n über die<br />

gesamte Nutzungsdauer eines Produktes bzw. Artikels o<strong>der</strong> einer<br />

Dienstleistung weiter bestehen bleibt (Grundsatz: „Nach dem Kauf ist vor dem<br />

Kauf“).<br />

Darüber hinaus erhoffen sich Hersteller und Händler durch After-Sales-<br />

Marketing mehr Informationen über Kundenwünsche, Kundenzufriedenheit<br />

und Markttrends. Somit fliessen Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem After-<br />

Sales-Marketing auch in die Planung, Produktion und Vermarktung zukünftiger<br />

Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsideen.<br />

249


Fachartikel Modul 209<br />

9. After-Sales-Services<br />

Der After-Sales-Service beschreibt die Marketingmassnahmen, die ein<br />

Unternehmen ergreift, um nach dem erfolgreichen Verkauf eines Produktes<br />

die Kunden langfristig an sich zu binden. Darüber hinaus hat <strong>der</strong> After-Sales-<br />

Service das Ziel, die Kunden nachträglich in ihrer Kaufentscheidung zu<br />

bestätigen, sie von weiteren Käufen zu überzeugen und die<br />

Kundenzufriedenheit im Allgemeinen zu steigern. Der After-Sales-Service sollte<br />

daher stets individuell auf den jeweiligen Kunden und die jeweilige Kundin<br />

ausgerichtet sein.<br />

Die After-Sales-Betreuung bietet im Vertrieb häufig Möglichkeiten für das<br />

Zusatzgeschäft. Ein weiteres Ziel eines guten After-Sales-Services ist die<br />

Stärkung <strong>der</strong> nachhaltigen Bindung an das Unternehmen: Je besser und<br />

komfortabler die Erfahrung für die Kunden ist, desto wahrscheinlicher ist es,<br />

dass sie auch in Zukunft zum Unternehmen zurückkehren.<br />

Kunden an das Unternehmen binden<br />

Kunden können auf verschiedene Arten an das Unternehmen gebunden<br />

werden. Ein Beispiel dafür sind technische und/o<strong>der</strong> kaufmännische<br />

Dienstleistungen nach dem Kauf des Produkts, wie Schulungen des<br />

Bedienungspersonals, Wartungs- und Reparaturdienste sowie<br />

Managementleistungen.<br />

250


9.1 Reklamationen<br />

Die Reklamation unterscheidet sich vom Wi<strong>der</strong>rufsrecht o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Garantie.<br />

Eine Reklamation kann getätigt werden, wenn das Produkt einen<br />

Sachmangel vorweist, <strong>der</strong> bereits vor <strong>der</strong> Übergabe des Produkts existiert hat.<br />

Ein Sachmangel liegt vor, wenn die gekaufte Ware nicht <strong>der</strong> Beschaffenheit<br />

entspricht, die im Kaufvertrag vereinbart worden ist. Der Verkäufer ist dazu<br />

verpflichtet, die Ware mangelfrei zu übergeben. Wenn er sich nicht an diese<br />

Verpflichtung hält, dann hat <strong>der</strong> Kunde das Recht auf Gewährleistung. Dieses<br />

ist im Gesetz festgeschrieben. Der Grundgedanke im Gesetz besagt, dass <strong>der</strong><br />

Kaufvertrag weiterhin bestehen bleiben soll. Der Kunde muss sich aber nicht<br />

mit einem defekten Produkt zufriedengeben. Er kann nach einer Reparatur<br />

o<strong>der</strong> einem Umtausch <strong>der</strong> beschädigten Ware verlangen.<br />

9.1.2 Das Reklamationsrecht<br />

Die Frist, während <strong>der</strong> Reklamationen getätigt werden können, ist gesetzlich<br />

vorgegeben. Sie beträgt zwei Jahre. Der Händler darf diese<br />

Gewährleistungsfrist nicht verkürzen. Allerdings ist die Gewährleistungsfrist<br />

keine Haltbarkeitsgarantie: Der Anbieter muss lediglich für Mängel einstehen,<br />

die bereits während dem Kaufzeitpunkt bestanden haben. Nicht nur bei <strong>der</strong><br />

Reklamation gibt es Fristen, die eingehalten werden müssen. Auch<br />

Rechnungen und Belege unterliegen gewissen Fristen bezüglich <strong>der</strong><br />

Aufbewahrung.<br />

251


Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen einer Beschwerde und einer Reklamation?<br />

• Eine Reklamation bezieht sich auf ein bestimmtes Produkt o<strong>der</strong> eine<br />

Dienstleistung. Sie beinhaltet den gesetzlichen Anspruch auf Gewährleistung,<br />

wenn das Produkt o<strong>der</strong> die Dienstleistung nicht den Vorgaben entsprechen,<br />

die im Kaufvertrag vereinbart wurden.<br />

• Mit einer Beschwerde äussert <strong>der</strong> Kunde hingegen lediglich seine<br />

Unzufriedenheit.<br />

9.2 Der Kundendienst<br />

Viele Nutzer schrecken auf, wenn sie das Wort "Gewinnspiel" lesen. Doch nicht<br />

immer kann man etwas gewinnen. Betrüger kennen verschiedene Maschen,<br />

mit denen sie nichtsahnende Nutzer um ihre Daten o<strong>der</strong> ihr Geld bringen.<br />

9.2.1 Das Gewinnspiel<br />

Ein Gewinnspiel ist ein Glücksspiel, bei dem einer o<strong>der</strong> mehrere Preise<br />

ausgeschrieben sind. In <strong>der</strong> Regel werden jedoch nur jene Glücksspiele<br />

als Gewinnspiel bezeichnet, die vom Veranstalter zum Zweck <strong>der</strong> Werbung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Datensammlung ausgerichtet werden und für die <strong>der</strong> Spieler nicht<br />

bezahlen muss. Nicht um Gewinnspiele handelt es sich, wenn lediglich ein<br />

Gewinnspiel vorgegeben wird, um an<strong>der</strong>e Zwecke zu verfolgen, z. B. einen<br />

Vertrag abzuschliessen (z. B. eine Abofalle).<br />

Es gibt mehrere Arten von Gewinnspielen: Lotterien, Preisausschreibungen<br />

(schriftlich, elektronisch, telefonisch), Rätselspiele, Quiz, Tombola, Wetten usw.<br />

Kommerzieller Zweck<br />

Mit Gewinnspielen verfolgen Unternehmen das Ziel, Werbung zu betreiben<br />

und persönliche Daten von potenziellen Konsumentinnen und Konsumenten<br />

für den Adresshandel im Direktmarketing zu gewinnen. Gewinnspiele werden<br />

auch dazu verwendet, um in sozialen Netzwerken Aufmerksamkeit zu<br />

gewinnen.<br />

Es kommt auch vor, dass Personen eine Gewinnmitteilung<br />

(Gewinnversprechen) erhalten, obwohl sie an keinem Gewinnspiel<br />

teilgenommen haben. Vor einer Gewinnübergabe werden die Opfer dazu<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, eine Gegenleistung zu erbringen, zum Beispiel „Gebühren“ zu<br />

252


ezahlen, kostenpflichtige Telefonnummern anzurufen o<strong>der</strong> an<br />

Veranstaltungen teilzunehmen, auf denen min<strong>der</strong>wertige Ware zu<br />

überhöhten Preisen angeboten wird.<br />

9.2.2 Kundenumfragen<br />

Kundenzufriedenheit ist einer <strong>der</strong> wichtigsten Faktoren, die zum Erfolg eines<br />

Unternehmens beitragen. Wenn ein Unternehmen nicht weiss, was <strong>der</strong> Kunde<br />

will o<strong>der</strong> nicht will, kann es als Resultat weniger Umsatz machen. Eine gute<br />

Methode, um Kundenfeedback zu erhalten, ist<br />

die Kundenumfrage (Customer Satisfaction Survey). Mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Kundenbefragung werden systematisch Informationen über Zufriedenheit,<br />

Erwartungen und Kaufgewohnheiten von aktuellen o<strong>der</strong> potenziellen Kunden<br />

gewonnen. Professionell durchgeführte Kundenbefragungen för<strong>der</strong>n das<br />

Kundenvertrauen und stärken das Image <strong>der</strong> eigenen Unternehmung. Die<br />

neuen Erkenntnisse helfen, das Potenzial auszuschöpfen und Strategien zur<br />

Verbesserung umzusetzen.<br />

Welche Ziele verfolgt die Durchführung einer Kundenumfrage?<br />

• Kundenbedürfnisse und Kundenwünsche feststellen sowie die Einstellungen<br />

und Erwartungen von Kundinnen und Kunden kennen<br />

• Rechtzeitiges Erkennen von Fehlentwicklungen (Frühwarnsystem)<br />

253


• Die Stärken und Schwächen <strong>der</strong> eigenen Unternehmung erkennen<br />

• Die Grundlage für die Marketing- und Verkaufsstrategien <strong>der</strong> nächsten Jahre<br />

schaffen<br />

• Abwan<strong>der</strong>ung von Kundinnen und Kunden verhin<strong>der</strong>n<br />

• Ein Signal setzen, dass das eigene Unternehmen um die Kunden bemüht ist<br />

• Die Kundenbindung erhöhen und Kundenentwicklung för<strong>der</strong>n („Satisfied -<br />

Loyal - Advocate“: Aus zufriedenen Kunden werden loyale Kunden und aus<br />

loyalen Kunden „begeisterte Botschafter“)<br />

• Steigerung <strong>der</strong> Mitarbeitermotivation durch positive Kundenfeedbacks<br />

Die verschiedenen Befragungsformen<br />

Es ist wichtig, die Art <strong>der</strong> Umfrage an die Zielgruppe und Kundschaft des<br />

Unternehmens anzupassen. Weiter spielen bei einer Umfrage <strong>der</strong> Ort, <strong>der</strong><br />

Umfang, <strong>der</strong> Zeitpunkt und die Methode eine Rolle. Folgende Formen <strong>der</strong><br />

Befragung gibt es:<br />

• Online-Befragung<br />

• Telefonische Befragung<br />

• Persönliche Befragung<br />

Im digitalen Zeitalter ist die Online-Umfrage das geläufigste Mittel zur<br />

Kundenbefragung. Es können vergleichsweise viele Kunden mit geringem<br />

Aufwand erreicht und befragt werden. Ein weiterer Vorteil <strong>der</strong> Online-<br />

Befragung ist die Tatsache, dass <strong>der</strong> Kunde stets selbst den Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

Befragung wählen kann.<br />

9.3 Kulanz<br />

In vielen Branchen haben es die Unternehmen nicht einfach: Einerseits hat<br />

sich im Laufe <strong>der</strong> Jahre <strong>der</strong> Lebenszyklus von vielen Produkten deutlich<br />

verkürzt. An<strong>der</strong>erseits müssen die Unternehmen auf die rasch än<strong>der</strong>nden<br />

Konsumtrends reagieren können. In diesem Zusammenhang spielen Faktoren<br />

wie die Kundenzufriedenheit und die Kundenbindung für sie eine wichtige<br />

Rolle. Ein nützliches Instrument, das in diesem Zusammenhang oft vergessen<br />

wird, ist die Kulanz.<br />

254


9.3.1 Was versteht man unter Kulanz?<br />

Unter dem Begriff Kulanz versteht man das einseitige und freiwillige<br />

Entgegenkommen zwischen zwei vertraglichen Parteien. Ein Unternehmen ist<br />

rechtlich nicht verpflichtet, gegenüber einem Kunden kulant zu sein: Es kann<br />

sich kulant zeigen, wenn es das will. Die Kulanz kann nur nach einer<br />

vollständig erfüllten Auftragsabwicklung gewährt werden. Rein rechtlich<br />

gesehen ist die Kulanz ein freiwilliger Entschluss, auf vertraglich feststehende<br />

Rechte zu verzichten. Die Kulanz unterscheidet sich von <strong>der</strong> Garantie, die<br />

gesetzlich geregelt ist.<br />

Quelle: https://sevdesk.ch/lexikon/kulanz/<br />

9.4 Garantie<br />

Es wird unterschieden zwischen <strong>der</strong> Garantie und <strong>der</strong> Herstellergarantie:<br />

• Garantie (Gewährleistung): In <strong>der</strong> Schweiz haben Konsumentinnen und<br />

Konsumenten laut Gesetz zwei Jahre Garantie auf gekaufte Gegenstände.<br />

Das bedeutet, dass <strong>der</strong> Verkäufer seinen Kunden während zwei Jahren<br />

Gewähr dafür bieten muss, dass sein Produkt keine Mängel aufweist. Diese<br />

zweijährige Garantiefrist ist zwingend und darf nicht verkürzt werden. Es ist<br />

jedoch zulässig, in einem Vertrag eine Garantie ganz auszuschliessen. Ist das<br />

<strong>der</strong> Fall, sollten Kunden unbedingt einen Blick in die Herstellergarantie ihres<br />

Gerätes werfen.<br />

• Herstellergarantie: Bei <strong>der</strong> Herstellergarantie bietet <strong>der</strong> Hersteller (und nicht<br />

<strong>der</strong> Verkäufer) Gewähr für ein mangelfreies Produkt. Die Herstellergarantie ist<br />

nicht gesetzlich geregelt. Ein Hersteller kann deshalb den Umfang und auch<br />

die Dauer seiner Garantie selber bestimmen. Meist bieten Hersteller im<br />

Rahmen ihrer Herstellergarantie während ein bis fünf Jahren eine Reparatur<br />

o<strong>der</strong> Ersatzteile im Schadenfall an. Einzelne Hersteller garantieren darüber<br />

hinaus, dass ihr Gerät einwandfrei funktioniert (Garantie Funktionsfähigkeit).<br />

?? Merke: Die Verkäufergarantie und die Herstellergarantie schliessen<br />

einan<strong>der</strong> nicht aus. Oftmals wird in <strong>der</strong> Betriebsanleitung eines Gerätes auf<br />

die Herstellergarantie hingewiesen. Ein Blick in diese Bedingungen lohnt sich,<br />

denn bei manchen Herstellern muss man die Herstellergarantie registrieren<br />

lassen.<br />

255


Logistiker/In EFZ<br />

300_Procurement Management<br />

<strong>Handbuch</strong> Logistik<br />

256


Modul 301_Beschaffungslogistik<br />

Ausgangslage<br />

Die Beschaffungslogistik steht ganz am Anfang von jedem Logistikprozess. Der<br />

Begriff Beschaffungslogistik zeigt die Vernetzung <strong>der</strong> Bereiche Beschaffung<br />

und Logistik auf. Das Zusammenspiel <strong>der</strong> beiden Bereiche muss in jedem<br />

Unternehmen harmonieren, damit dessen Ziele erreicht werden können.<br />

257


Fachartikel Modul 301<br />

1. Die Beschaffungslogistik<br />

Die Beschaffungslogistik ist ein Thema, dem wir im Alltag in verschiedenen<br />

Rollen begegnen. Ob eine alleinlebende Person, eine Familie o<strong>der</strong> ein<br />

Unternehmen: Jede und je<strong>der</strong> muss sich mit verschiedenen Produkten<br />

versorgen. Natürlich ist die zu beschaffende Menge in den drei genannten<br />

Situationen nicht die gleiche - die Überlegungen und das Vorgehen sind aber<br />

sehr ähnlich.<br />

Im privaten Alltag kennt man die Anbieter und die Preise <strong>der</strong> Produkte, die in<br />

<strong>der</strong> unmittelbaren Umgebung verkauft werden bestens. Entsprechend ist die<br />

Beschaffung von Produkten als Privatpersonen einfach. Im Unternehmen kann<br />

diese Aufgabe jedoch zu einer grossen Herausfor<strong>der</strong>ung werden.<br />

Die Beschaffung ist eine zentrale Aufgabe von Unternehmen. Entsprechend<br />

werden dafür kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt,<br />

welche als "Einkäufer" bezeichnet werden. Die Einkäufer suchen die Ware mit<br />

dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis und verhandeln Lieferbedingungen<br />

sowie Lieferverträge mit den Lieferanten. Ihr Ziel ist es, die richtige Ware und<br />

Qualität zum bestmöglichen Preis zu finden.<br />

Die Beschaffungslogistik ist aufgrund verschiedener Faktoren eine grosse<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung: die grosse Auswahl in einer digital vernetzten Welt,<br />

politische Einflüsse, Einflüsse <strong>der</strong> Natur, finanzielle Aspekte, das Schützen <strong>der</strong><br />

Umwelt und vieles mehr.<br />

258


1.1 Die Aufgaben im Einkauf<br />

Damit die Zielsetzung im Einkauf erreicht werden kann, benötigt es<br />

Fachwissen, Verhandlungsgeschick und eine klare Aufgabenverteilung. Die<br />

Aufgaben werden oft in strategische- und operative Aufgaben aufgeteilt:<br />

Strategische Aufgaben (Aufgaben <strong>der</strong> Verhandlung und Planung):<br />

• Verhandlungen über Preis- und Lieferkonditionen<br />

• Zusammenarbeit bei <strong>der</strong> Entwicklung von Produkten<br />

• Sicherung von Know-how (gewusst wie)<br />

• Optimieren (verbessern) <strong>der</strong> Beschaffungsprozesse<br />

• langfristige Sicherung <strong>der</strong> Lieferquelle<br />

Merke: Strategische Aufgaben werden oft durch die Führungskräfte in <strong>der</strong><br />

Beschaffung ausgeführt.<br />

Operative Aufgaben (ausführende Tätigkeit <strong>der</strong> vereinbarten Bedingungen):<br />

• Aufgeben <strong>der</strong> Bestellung<br />

• Überwachung <strong>der</strong> Termine<br />

• Kontrolle <strong>der</strong> Lieferung<br />

Merke: Operative Aufgaben können auch durch junge und unerfahrene<br />

Einkäufer ausgeführt werden. Der Inhalt <strong>der</strong> Bestellung wird unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Abmachungen in <strong>der</strong> Strategie ausgeführt.<br />

1.1.1 Gegenstand <strong>der</strong> Beschaffung<br />

Nicht nur Einzelpersonen, auch Unternehmen müssen alles beschaffen, was<br />

sie für ihr Funktionieren benötigen. Zum Beispiel:<br />

• Waren<br />

• Informationen<br />

• Dienstleistungen<br />

• Kapital<br />

• Arbeitskräfte<br />

• Lizenzen, Patente<br />

259


Versorgung mit Rohstoffen: Bsp. Kakaobohne<br />

Versorgung mit Arbeitskräften: Bsp. Ernten von<br />

Gemüse<br />

Die zu beschaffenden Güter lassen sich in folgende Hauptgruppen<br />

unterteilen:<br />

Gebrauchsgüter<br />

Investitionsgüter<br />

Dienstleistungen<br />

Produktionsmaterial wie Rohstoffe, Hilfsstoffe o<strong>der</strong><br />

Betriebsstoffe<br />

Fertigungsmaschinen, Büromaschinen, Produktionsund<br />

Lagerhallen.<br />

Reinigung, Hauswartung, Schulung, EDV-Support<br />

1.2 Make or Buy<br />

"Make or Buy" steht für "machen o<strong>der</strong> kaufen". Im Alltag wird man oft mit <strong>der</strong><br />

Frage konfrontiert: Mache ich es o<strong>der</strong> kaufe ich es ein? Eine erste solche<br />

Entscheidung trifft man bereits vor dem Frühstück: Backe ich das Brot selber<br />

o<strong>der</strong> kaufe ich es ein? Die Entscheidung, ob man ein Produkt selber macht<br />

o<strong>der</strong> es kauft, wird von den Faktoren Preis, Qualität und Zeit beeinflusst.<br />

Die Unternehmen stehen vor dem gleichen Entscheid. Sie fragen sich: Wo<br />

generiere ich den höheren Profit; wenn ich das Produkt selbst herstelle o<strong>der</strong><br />

wenn ich es einkaufe? Die "Make or Buy"-Entscheidung des Unternehmens<br />

muss gut überlegt und in <strong>der</strong> Strategie verankert sein. Wie im privaten Bereich<br />

wird die Entscheidung abhängig von den Faktoren Preis, Qualität und Zeit<br />

getroffen. Bei <strong>der</strong> Entscheidung hilft <strong>der</strong> folgende Grundsatz:<br />

260


Wir machen nur das, was wir besser können als an<strong>der</strong>e.<br />

Wenn sich eine Firma für das Selbermachen entscheidet, ist sie überzeugt,<br />

dass sie ein Produkt selbst am besten produzieren kann. Im Unternehmen<br />

spricht man von den eigenen "Kernkompetenzen". Diese Kernkompetenzen<br />

sichern dem Unternehmen seinen Platz in <strong>der</strong> Wirtschaft; sie machen das<br />

Unternehmen aus.<br />

Entscheidet sich ein Unternehmen für das Kaufen, so kommen seine Einkäufer<br />

zum Zug. Sie stehen vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, den Produzenten zu finden, <strong>der</strong><br />

die Produkte am besten herstellen und liefern kann.<br />

1.3 Outsourcing<br />

Der Begriff Outsourcing steht für das Auslagern von Tätigkeiten.<br />

"out" = aus<br />

"source" = Quelle<br />

261


Outsourcing ist das Übertragen einer Tätigkeit (ganz o<strong>der</strong> teilweise) aus <strong>der</strong><br />

eigenen Organisation (Unternehmen) zu einem externen Partner.<br />

Outsourcing, also das Auslagern von Tätigkeiten, basiert auf Verträgen. Diese<br />

legen die Dauer und den Zweck <strong>der</strong> Leistungen fest. Der Partner muss gut<br />

gewählt werden. Vertrauen und eine offene Kommunikation zwischen den<br />

Vertragspartnern helfen, gemeinsam den gewünschten Erfolg zu erzielen.<br />

Typische Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen, welche ausgelagert werden, sind:<br />

• Reinigungsarbeiten<br />

• EDV-Support<br />

• Distribution<br />

• Buchhaltung<br />

• usw.<br />

Typische Dienstleistung im Outsourcing: Reinigungsarbeiten<br />

1.4 Welche Mengen sollen eingekauft werden?<br />

Eine Kernfrage bei <strong>der</strong> Beschaffung von Gütern ist die Frage <strong>der</strong> Menge. Die<br />

Frage: "Wie viel soll ich einkaufen?" kennt man aus dem privaten Alltag. Z. B.<br />

wenn man für an<strong>der</strong>e kochen will, muss man zuerst wissen, wie viele Personen<br />

kommen werden.<br />

Im Unternehmen verhält es sich gleich. Hier hilft die Bedarfsprognose und -<br />

planung, die richtigen Antworten zu finden und die Einkaufsmenge zu<br />

262


estimmen. Dafür werden Erfahrungswerte und Prognosen beigezogen.<br />

Prognosen sind "Erwartungen" für die nähere Zukunft. Die berechnete Menge<br />

wird mit dem Lieferanten besprochen und die Lieferbedingungen werden<br />

geklärt.<br />

Die Bedarfsprognose und -planung hilft dabei:<br />

• Die zu kaufenden Mengen und die Anzahl Bestellungen pro Jahr<br />

festzulegen.<br />

• Die Lieferkonditionen und Lieferbedingungen mit dem Partner zu<br />

definieren.<br />

Selbstverständlich sind bei <strong>der</strong> Bedarfsprognose und -planung weitere<br />

Aspekte zu berücksichtigen, wie Personalressourcen, Lagerkapazität,<br />

Verbrauch (Absatz) <strong>der</strong> Ware usw. Das erklärt, weshalb jedes Unternehmen<br />

eine individuelle Prognose und -planung erstellen muss.<br />

1.5 Wann ist <strong>der</strong> richtige Zeitpunkt für den Einkauf?<br />

Im Grundsatz wird eingekauft, wenn <strong>der</strong> Bedarf eines Unternehmens<br />

vorhanden ist. Auch bei diesem Grundsatz gibt es in <strong>der</strong> heutigen Zeit aber<br />

einige Ausnahmen, die <strong>der</strong> Einkäufer bedenken muss. Es gibt Produkte, die<br />

nur in einem bestimmten Zeitraum des Jahres (saisonale Produkte) vorhanden<br />

sind. An<strong>der</strong>e Produkte sind abhängig von politischen und wirtschaftlichen<br />

Faktoren, und deshalb verän<strong>der</strong>t sich ihr Einkaufspreis ständig. Bei diesen<br />

Gütern kann es zu einem spekulativen Kauf kommen. Es handelt sich um<br />

einen Kauf mit dem Ziel, einen Preisanstieg und/o<strong>der</strong> eine Preisreduktion<br />

zugunsten des Unternehmens nutzen zu können. Beispiele für Produkte, die<br />

ständig einem Preiswandel ausgesetzt sind, sind Erdöl und Währungen (CHF<br />

vers. EURO).<br />

Spekulation mit Erdöl<br />

Spekulation mit Masken<br />

263


Modul 302_Warenbeschaffung<br />

Ausgangslage<br />

Hat sich das Unternehmen entschieden, ob es ein Produkt selbst herstellen<br />

o<strong>der</strong> kaufen will (wie in Modul 301 aufgezeigt) und kennt man die benötigte<br />

Menge, geht es los mit <strong>der</strong> Warenbeschaffung. In Modul 302 werden<br />

folgende Fragen geklärt:<br />

• Welchen Lieferanten berücksichtige ich?<br />

• Wie funktioniert <strong>der</strong> Bestellprozess?<br />

• Was ist mit dem Gesetz von "Angebot und Nachfrage" gemeint?<br />

Dieses Modul beleuchtet verschiedene Informationen, die dabei helfen, im<br />

Bereich <strong>der</strong> Warenbeschaffung das Richtige zu tun. Es gibt nichts<br />

Ärgerlicheres, als dem Kunden den Grund für Lieferrückstände o<strong>der</strong> schlechte<br />

Qualität des Produkts zu erklären; o<strong>der</strong> noch schlimmer, die Rechtsabteilung<br />

<strong>der</strong> EnterSite AG zu beschäftigen, weil die Rechte und Pflichten von Käufer<br />

o<strong>der</strong> Verkäufer nicht eingehalten wurden.<br />

Was denkst du über folgende Geschichte?<br />

Ein Kind von acht Jahren hat das Privileg, mehrmals pro Woche auf einer<br />

Spielkonsole spielen zu dürfen. Erfolge aus den jeweiligen Spielen werden<br />

auf dem Pausenplatz heftig diskutiert. Das achtjährige Kind bekommt mit,<br />

dass die meisten an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> bereits auf <strong>der</strong> neuen Version <strong>der</strong> Konsole<br />

spielen, <strong>der</strong>en Qualität und Spiele viel besser sind. Zurück von <strong>der</strong> Schule,<br />

kann das Kind am Abend wie<strong>der</strong> spielen. An diesem Abend spielt es aber<br />

auf dem Tablet. Und siehe da, die Werbung für die Spielkonsole <strong>der</strong> neusten<br />

Generation flimmert auf dem Bildschirm. Geübt und interessiert wie das Kind<br />

ist, wird die Werbung verfolgt und die neue Spielkonsole landet im<br />

Warenkorb. Dank <strong>der</strong> digitalen Zahlmittel <strong>der</strong> Eltern sind die Kreditkarten-<br />

Daten bereits gespeichert, und das Kind braucht nur noch die Allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen (AGB) zu akzeptieren und zu bestellen.<br />

Wenige Tage später ist das neu erworbene Gerät im Briefkasten. Zwei<br />

leuchtende Augen beim Kind und grosse überraschte Augen bei den Eltern<br />

sind das Resultat. Die Eltern denken sich: Wir schicken das Gerät sofort<br />

zurück und for<strong>der</strong>n das Geld wie<strong>der</strong> ein. Das sollte doch keine Sache sein.<br />

O<strong>der</strong>?<br />

264


Fachartikel Modul 302<br />

2. Warenbeschaffung<br />

Im Modul 301 war von <strong>der</strong> Menge und vom Zeitpunkt <strong>der</strong> Bestellung die<br />

Rede. In diesem Modul nun wird geklärt, wohin und wie man die Bestellung<br />

sendet.<br />

2.1 Wo kaufe ich ein?<br />

Auch das eine weitere Herausfor<strong>der</strong>ung für den Einkauf im privaten aber<br />

auch für den Einkauf im Unternehmen. Hatten wir vor Jahren eine klare<br />

Antwort, dem Handel in meiner Umgebung, habe ich heute nicht nur eine<br />

son<strong>der</strong>n eine ganze Reihe von verschiedenen Möglichkeiten meine Güter zu<br />

beschaffen (Bsp. E-Commerce). Ein entscheiden<strong>der</strong> Faktor wird im Budget zu<br />

finden sein, das Budget wird eine erste Auswahl von möglichen Anbieter<br />

eingrenzen. Die Verfügbarkeit sowie die Beziehung zum Lieferanten werden<br />

weitere wichtige Argumente für den Kauf sein.<br />

Ein Beispiel aus dem Alltag - Der Computerkauf<br />

Das folgende Beispiel zeigt auf, dass die "Leitfragen" beim Kauf eines Laptops<br />

nahezu identisch sind, egal, ob <strong>der</strong> Kauf von einem Unternehmen (in diesem<br />

Fall die EnterSite AG) getätigt wird o<strong>der</strong> von einer Privatperson.<br />

Ausgangslage:<br />

Ein Lehrling benötigt einen Laptop, damit er seine Ausbildung zum Logistiker<br />

starten kann.<br />

Lehrling = Einkaufsmenge 1 Stk<br />

Die EnterSite AG hat verschiedene Laptops im Sortiment und möchte die<br />

Mitarbeitenden mit einer neuen Version ausstatten.<br />

EnterSite AG = Einkaufsmenge 86 Stk<br />

Bedürfnis erkennen:<br />

Ich benötige einen Laptop. (Lehrling + EnterSite AG)<br />

Budget festlegen:<br />

Was kann ich für das Gerät bezahlen? (Lehrling + EnterSite AG)<br />

265


Anfor<strong>der</strong>ungen festlegen:<br />

Welche Leistung muss das Gerät erbringen können? (Lehrling + EnterSite AG)<br />

Lieferanten suchen:<br />

Internet, gemachte Erfahrungen, Umgebung absuchen o<strong>der</strong> Freunde um<br />

Rat fragen. (Lehrling + EnterSite AG)<br />

Beratung vor Ort:<br />

Sich vor Ort nochmals erkundigen, ob die Erwartungen mit dem Kauf<br />

gedeckt sind (Fachwissen einholen). (Lehrling)<br />

Offerte einholen:<br />

Ein Ausschreibung an mögliche Lieferanten mit Informationen über die<br />

Bedürfnissen. Ziel <strong>der</strong> Ausschreibung ist, den geeignetsten Anbieter in<br />

Bezug auf Qualität und Preis zu finden. (EnterSite AG)<br />

Bewertung vom Angebot:<br />

Ist das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmig, sind die Lieferbedingungen und <strong>der</strong><br />

Liefertermin wie gewünscht und das Vertrauen in den Verkäufer da, stimme<br />

ich dem Deal zu. (Lehrling + EnterSite AG)<br />

Kauf:<br />

Ich überweise den offenen Betrag gemäss Vereinbarung und übernehme<br />

das Produkt. (Lehrling + EnterSite AG)<br />

Auswertung:<br />

Ist das Produkt gekauft und im Einsatz, zieht man nach kurzer Zeit eine<br />

persönliche Bilanz zum gemachten Deal. Sind meine Erwartungen erfüllt?<br />

Übertroffen? Entsprechend werden wie<strong>der</strong> Erfahrungen generiert, die mit<br />

dem gewählten Lieferanten gemacht wurden. Diese Erfahrung hat eine<br />

grosse Wichtigkeit. Ist man zufrieden, wird dieser Lieferant auch beim<br />

nächsten Bedarf wie<strong>der</strong> präsent sein und nach aussen wird man das<br />

266


Unternehmen empfehlen. Sind die Erwartungen nicht erfüllt, wird man das<br />

auch merken und den Lieferanten in Zukunft nicht mehr berücksichtigen.<br />

(Lehrling + EnterSite AG)<br />

Auswahl von Lieferanten, die<br />

berücksichtigt werden könnten<br />

Grosshändler und Lieferanten<br />

von verschiedenen Marken<br />

E-Commerce<br />

267


268<br />

2.1.1 Beispiel für einen schematischen Ablauf einer Bestellung


2.2 Das Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />

2.2.1 Die Nachfrage<br />

Die Nachfrage ist die Menge eines Produkts zu einem bestimmten Preis, die<br />

durch den Kunden in Auftrag gegeben wird. Die Nachfrage kann entstehen<br />

durch die Bestellung von einem Kunden, Fabrikbedarf, Nachschub für das<br />

Depot usw. Die Nachfrage ist abhängig vom Preis. Das bedeutet: Je teurer<br />

etwas ist, desto weniger Nachfrage gibt es. Das ist das "Gesetz" <strong>der</strong><br />

Nachfrage.<br />

Ursprünglich führte Antoine Augustin Cournot, ein französischer Mathematiker<br />

und Philosoph, 1838 die Kurve <strong>der</strong> Nachfrage ein. Er führte auch das Konzept<br />

<strong>der</strong> Elastizität ein. In <strong>der</strong> Volkswirtschaft wird mit Elastizitäten untersucht, wie<br />

Angebot und Nachfrage auf einem Markt auf Preis- o<strong>der</strong><br />

Einkommensän<strong>der</strong>ungen reagieren.<br />

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung<br />

Ein Beispiel zur Nachfrage <strong>–</strong> Grafikkarten im Jahr 2020<br />

Im Jahr 2020 wurden Grafikkarten <strong>der</strong> Marken NVIDIA und AMD verwendet<br />

für Playstation 5-Spielkonsolen und Microsoft Xbox X-Konsolen. Die<br />

Grafikkarten wurden aber auch in Desktop-Geräten und Laptops montiert.<br />

Die Nachfrage nach <strong>der</strong> Grafikkarte stieg aufgrund <strong>der</strong> massiven Verkäufe<br />

<strong>der</strong> Geräte. In <strong>der</strong> Konsequenz kam es zu z. B. bei <strong>der</strong> Playstation 5 zu<br />

Lieferverzögerungen von mehreren Monaten. Die Grafikkarten waren<br />

komplett ausverkauft.<br />

Die Ursache? Die Covid-19-Pandemie führte zu Hin<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> auch<br />

Schliessungen von verschiedenen Montagewerken <strong>der</strong> Grafikkarte in den<br />

USA. In <strong>der</strong> gleichen Zeit ist die Nachfrage von verschiedenen Geräten um<br />

175 Prozent gestiegen. Das Angebot <strong>der</strong> Grafikkarte konnte nicht gedeckt<br />

werden, die Preise <strong>der</strong> noch vorhandenen Grafikkarten haben sich<br />

verdreifacht.<br />

269


2.2.2 Das Angebot<br />

Das Angebot ist die Menge eines Produktes, das vom Verkäufer zu einem<br />

bestimmten Preis angeboten wird. Ein Angebot kann aus verschiedensten<br />

Warengruppen entstehen. Warengruppen sind:<br />

1. Produkte <strong>der</strong> Landwirtschaft: Obst und Gemüse<br />

2. Energiequellen: fossile Energie (Erdöl), regenerative Energie (Sonnenenergie),<br />

Kernenergie<br />

3. Textilindustrie: Bekleidung<br />

4. Papier und Pappe: Verpackungen<br />

5. Le<strong>der</strong>, Gummi und Kunststoffe: Sattel für Pferde, Reifen, Aufbewahrungsboxen<br />

6. Chemische Produkte: pharmazeutische Produkte<br />

7. Steine und Erden: Glas und Baustoffe<br />

8. Metalle: Eisen und Stahl, Metallerzeugnisse<br />

9. Maschinen, Elektronik: Industriemaschinen, Haushaltsgeräte<br />

10. Fahrzeuge: PKW, LKW, Luftfahrzeuge<br />

11. Instrumente, Uhrmacherei: Präzisionsinstrumente, Uhren, Schmuck<br />

12. An<strong>der</strong>e Waren: Möbel, Spielzeuge<br />

13. Edelmetalle: Kunstgegenstände, Gold, Platin<br />

Mehr als hun<strong>der</strong>t Jahre nach <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Nachfragekurve führte <strong>der</strong><br />

britische Ökonom Alfred Marshall die Angebotskurve ein.<br />

270


Wie funktioniert das Angebot?<br />

Vertreter <strong>der</strong> EnterSite AG besuchen eine 3D-Druck-Messe. Es gibt vier<br />

Anbieter von 3D-Druck, die das gesuchte Produkt im Sortiment haben. Das<br />

Marktangebot entspricht somit <strong>der</strong> Menge vier. Die Angebotsmenge ist<br />

abhängig vom Preis des Gutes. Je höher <strong>der</strong> Preis ist, desto grösser wird die<br />

angebotene Menge. Kommt es zu einer Preissteigerung, dann würden auch<br />

mehr Verkäufer auf den Markt kommen, weil das Geschäft besser ist.<br />

Dadurch steigt das Marktangebot. Es ist das "Gesetz" des Angebots.<br />

Dieses empirische Prinzip nennt sich: Das Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />

271


2.2.3 Das Marktgleichgewicht<br />

Das Gesetz von Angebot und Nachfrage bezieht sich oft auf das<br />

Gleichgewicht auf einem Markt: das Marktgleichgewicht. In einem Markt, bei<br />

dem Marktgleichgewicht herrscht, gelten folgende Regeln:<br />

Wenn die Preise steigen...<br />

• ...nimmt die angebotene Menge nimmt zu. Die Erzeuger werden ermutigt,<br />

mehr Güter anzubieten (zu produzieren), die Inhaber dieser Produkte sind<br />

interessiert, sich von den Produkten zu trennen (zu verkaufen).<br />

• ...sinkt die verlangte Menge. Je höher die Preise, desto weniger Käufer sind<br />

bereit zu kaufen.<br />

Wenn die Preise sinken...<br />

• … sinkt die angebotene Menge. Die Erzeuger haben weniger Anreize, zu<br />

produzieren. Inhaber sind nicht interessiert zu verkaufen.<br />

• … steigt die verlangte Menge. Je tiefer die Preise sind, desto mehr sind die<br />

Käufer bereit zu kaufen.<br />

272


2.3 Der Bestellprozess<br />

Beim Bestellprozess halten die Beteiligten ihre Abmachungen rechtlich fest,<br />

stellen sie dar und kontrollieren sie.<br />

2.3.1 Die Offerte<br />

Damit ein Markt entsteht, benötigt es einen Kauf. Damit es zu einem Kauf<br />

kommen kann, wird oft eine Offerte gemacht.<br />

Der Bestellprozess wird von einem ungedeckten Bedürfnis eines Kunden<br />

angestossen. Der Kunde hat die Möglichkeit, verschiedene Anbieter<br />

auszuwählen und zu kontaktieren. Hat er das Bedürfnis, seine Bestellung bei<br />

mehreren möglichen Lieferanten prüfen zu lassen, so kann er sich für die<br />

Arbeit mit einer Offerte entscheiden. Seine Anfrage sendet er an die Auswahl<br />

von möglichen Lieferanten und bittet sie, eine Offerte zu erstellen. Es ist keine<br />

Pflicht, vor dem Kauf eine Offerte zu erstellen. Hat <strong>der</strong> Kunde seinen<br />

Lieferanten schon gewählt, kann er die Offertphase überspringen und gleich<br />

eine Bestellung auslösen.<br />

Wenn <strong>der</strong> Kunde eine Offerte einholt, muss er in seiner Anfrage die<br />

wichtigsten Erwartungen nennen. Damit <strong>der</strong> Lieferant eine Offerte erstellen<br />

kann, muss in <strong>der</strong> Anfrage mindestens Folgendes kommuniziert werden:<br />

• <strong>der</strong> gewünschte Artikel<br />

• die Menge<br />

• <strong>der</strong> Liefertermin<br />

• die Lieferadresse<br />

Achtung: Die durch den möglichen Lieferanten erstellte Offerte weist ein<br />

Gültigkeitsdatum auf. Bis zu diesem Termin verpflichtet sich <strong>der</strong> mögliche<br />

Lieferant, den Inhalt <strong>der</strong> Offerte zu leisten. Sollten sich die<br />

273


Rahmenbedingungen aufgrund von Anpassungen durch den Kunden<br />

än<strong>der</strong>n, ist die Offerte nicht mehr gültig. Wird die Offerte durch den Kunden<br />

bestätigt, wird <strong>der</strong> festgelegte Inhalt für beide Parteien eingehalten. Im<br />

Bestellprozess folgt durch die Bestätigung die Bestellung.<br />

2.3.2 Die Bestellung<br />

Wenn eine Offertphase stattgefunden hat, basiert die Bestellung auf den<br />

Angaben in <strong>der</strong> Offerte. Hat keine Offertphase stattgefunden, wird in dieser<br />

Phase <strong>der</strong> genaue Inhalt definiert und bestätigt.<br />

Die Bestellung hat einen verbindlichen Charakter. Ist es zu einer Bestellung<br />

gekommen, müssen sich beide Partien an <strong>der</strong>en Inhalt halten.<br />

Recht<br />

Pflicht<br />

Käufer<br />

Den Kaufgegenstand und das<br />

Eigentum daran erhalten<br />

Bei einem Mangel: Eine<br />

Ersatzlieferung, Min<strong>der</strong>ung<br />

o<strong>der</strong> einen Ersatz erhalten<br />

Den Kaufpreis bezahlen<br />

Verkäufer Erhalt des Kaufpreises Den Kaufgegenstand dem<br />

Käufer übergeben und ihm das<br />

Eigentum daran überlassen<br />

Wenn <strong>der</strong> Inhalt einer Bestellung nicht eingehalten wird, sind beide Parteien<br />

gefor<strong>der</strong>t, eine gemeinsame Lösung zu finden. Kann keine Lösung gefunden<br />

werden, werden die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) o<strong>der</strong><br />

rechtliche Inhalte gemäss Obligationenrecht (OR) konsultiert.<br />

274


Eine Bestellung beinhaltet mindestens:<br />

• den gewünschten Artikel (Artikelnummer und Beschreibung)<br />

• die Menge<br />

• den Liefertermin<br />

• die Lieferadresse<br />

• den Preis<br />

2.3.3 Die Auftragsbestätigung<br />

Eine Auftragsbestätigung ist in <strong>der</strong> Regel ein schriftliches Dokument, zum<br />

Beispiel ein E-Mail, das die Annahme eines Auftrags bestätigt. Im<br />

Bestellprozess bedeutet das Dokument eine Bestätigung für den Erhalt und<br />

den Inhalt <strong>der</strong> Bestellung.<br />

275


276<br />

Das Beispiel einer Auftragsbestätigung aus <strong>der</strong> EnterSite AG


2.3.4 Die Rechnung<br />

Der Abschluss des Bestellprozesses erfolgt mit <strong>der</strong> Rechnung. Die Ware wurde<br />

gemäss <strong>der</strong> Auftragsbestätigung geliefert und das Eigentum daran<br />

übergeben. Der Kunde bezahlt nach Obligationenrecht zum vereinbarten<br />

Zeitpunkt die vereinbarte Summe.<br />

Gleich wie die Auftragsbestätigung ist die Rechnung an keine einheitliche<br />

Form gebunden. Das Layout und die Darstellung können frei gewählt werden.<br />

Eine Rechnung beinhaltet mindestens:<br />

• Name und Adresse des Lieferanten<br />

• MWST-Nummer des Lieferanten<br />

• Name und Adresse des Empfängers<br />

• Lieferdatum<br />

• genaue Bezeichnung <strong>der</strong> Lieferung o<strong>der</strong> Dienstleistung<br />

• Preis<br />

• angewandter Mehrwegsteuerbetrag<br />

• Signatur<br />

277


Modul 303_Prozess Warenannahme<br />

Ausgangslage<br />

Der Prozess <strong>der</strong> Warenannahme muss zwischen <strong>der</strong> Einkaufsabteilung und<br />

den zuständigen Personen in <strong>der</strong> Warenannahme definiert werden. Eine<br />

Lieferung, welche am Freitagnachmittag kurz vor Feierabend unerwartet<br />

eintrifft, sorgt oft für Unmut und unkonzentriertes Arbeiten. Mitarbeitende<br />

fragen sich vielleicht: Muss diese Lieferung tatsächlich am Freitagnachmittag<br />

eintreffen? Ist es notwendig, die Warenannahme mit dieser Lieferung zu<br />

überraschen?<br />

Der ganze Wareneingangsprozess hat für jedes Unternehmen eine grosse<br />

Wichtigkeit. Alle Tätigkeiten werden so umgesetzt, dass möglichst keine Fehler<br />

entstehen können. Ein schnelles und unkonzentriertes Arbeiten kurz vor dem<br />

Wochenende kann eine mögliche Fehlerquelle sein. Es gilt, Wege zu finden,<br />

um solche Fehlerquellen zu umgehen.<br />

Konzentration ist gefragt<br />

Es ist allgemein bekannt, dass man für eine gute Konzentrationsfähigkeit vor<br />

allem genug Schlaf benötigt, ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen und sich<br />

am besten in einer angenehmen Arbeitsumgebung aufhalten sollte. Auch<br />

frische Luft hilft dabei, wie<strong>der</strong> zu geistigen Kräften zu kommen. Allerdings läuft<br />

nicht immer alles wie geplant, und es gibt Tage, an denen nicht all diese<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllt sind: Der Arbeitstag war bisher stressig, du bist von einer<br />

Tätigkeit zur an<strong>der</strong>en gegangen, warst ständig unter Druck und hast<br />

nebenbei noch Arbeiten von Kollegen erledigt. Eine dringende<br />

Warenannahme ist noch offen, aber es fehlt an Konzentration.<br />

1. Rückwärts erinnern<br />

Weisst du noch, was du in <strong>der</strong> letzten halben Stunde alles gemacht hast?<br />

Gehe alle Schritte im Kopf durch, aber denke dabei rückwärts. Beginne mit<br />

dem letzten Ereignis und gehe die halbe Stunde Stück für Stück rückwärts<br />

durch. Alternativ kannst du dir auch überlegen, wo du vor drei Mausklicks<br />

warst. Diese Übung bietet sich zum Beispiel an, wenn du eine<br />

Internetrecherche betreibst. Mogeln und in den Verlauf schauen gilt natürlich<br />

nicht. Du wirst merken, es ist gar nicht so leicht. Dafür kommst du zur Ruhe und<br />

deine Konzentration wird angeregt.<br />

278


-<br />

-<br />

-<br />

2. Die Wörter im Wort finden<br />

Suche ein beliebiges Wort aus und überlege, wie viele zusätzliche Begriffe sich<br />

in diesem Wort befinden, indem du die vorhandenen Buchstaben neu<br />

kombinierst. Du wirst überrascht sein, wie viel man findet. Hier ein paar<br />

Beispiele:<br />

• Berufsunfähigkeitsversicherung: heiter, Bär, Heu, Tier, Tee, Fee, rufen<br />

• Altersvorsorge: See, Rose, Ass, Vater, Elster, Reste, Regel<br />

• Konzentrationsübung: gut, Ration, Trotz, nett, Trio, kurz, Büro, Tier<br />

Das gewählte Wort:<br />

Zusätzliche Begriffe:<br />

-<br />

-<br />

-<br />

3. Rückwärts schreiben<br />

Nimm ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand und suche dir ein beliebiges<br />

Wort aus, zum Beispiel Arbeitsplatz. Schreibe dieses Wort einmal in<br />

Druckbuchstaben auf. Versuche nun, dieses Wort rückwärts und mit<br />

gespiegelten Buchstaben aufzuschreiben. Das regt die Konzentration an.<br />

4. Quersumme berechnen<br />

Nimm deine eigene Handynummer und bilde die Quersumme,<br />

selbstverständlich im Kopf. Diese Übung kannst du auch mit einer beliebigen<br />

an<strong>der</strong>en Zahl, zum Beispiel mit <strong>der</strong> Nummer deines Kollegen, deiner Kollegin<br />

279


machen. Werde kreativ! Du kannst diese Übung auch mit Kollegen machen<br />

und so den Kampfgeist in dir wecken.<br />

Bsp. Handynummer 077 208 55 23 = Quersumme = 0 + 7 + 7 + 2 + 0 + 8 + 5 + 5<br />

+ 2 + 3 = 39<br />

5. Massage als Über-Kreuz-Übung<br />

Massiere dein rechtes Ohr mit deiner linken Hand und anschliessend dein<br />

linkes Ohr mit <strong>der</strong> rechten Hand. Knete dein gesamtes Ohr durch, auch deine<br />

Ohrläppchen, bis sich dein Ohr gut durchblutet und warm anfühlt. Die Form<br />

<strong>der</strong> Ohrmuschel ähnelt <strong>der</strong> Form eines Embryos in Kopflage, wobei das<br />

Ohrläppchen den Kopf darstellt. Dementsprechend ist die Ohrmuschel eine<br />

Repräsentation deines Körpers und daher hat die Massage deiner Ohren eine<br />

beson<strong>der</strong>e Wirkung auf den ganzen Körper. Dadurch, dass du diese Übung<br />

über Kreuz durchführst, werden zusätzlich deine Gehirnhälften aktiviert und<br />

deine Intuition und dein Verstand kommen in Einklang.<br />

Und nun, ab in den Prozess <strong>der</strong> Warenannahme!<br />

280


Fachartikel Modul 303<br />

3. Prozess Warenannahme<br />

3.1 Annahme von Gütern<br />

Eine <strong>der</strong> wichtigsten Tätigkeiten in <strong>der</strong> Logistik ist die Annahme <strong>der</strong> Güter. Ist<br />

<strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Warenbeschaffung ausgelöst, folgt die Entgegennahme <strong>der</strong><br />

Ware.<br />

3.1.1 Die Rechtsgrundlage<br />

Der Eingang von Waren erfolgt aus verschiedenen Gründen. Die folgenden<br />

drei Situationen treten in <strong>der</strong> Logistik häufig auf. Der Gesetzgeber hat sie im<br />

Obligationenrecht (OR) geregelt:<br />

Annahme als Käufer einer beweglichen Sache<br />

Betrifft hauptsächlich die Versorgungslogistik<br />

Sechster Titel: Kauf und Tausch<br />

Artikel 184 - 186 OR: Erster Abschnitt Rechte und Pflichten im Allgemeinen<br />

Artikel 187 - 215 OR: Zweiter Abschnitt Der Fahrniskauf<br />

(Der internationale Güterverkehr unterliegt dem "Wiener Kaufrecht")<br />

Annahme als Frachtführer<br />

Betrifft hauptsächlich die Transportlogistik<br />

Sechzehnter Titel: Der Frachtvertrag<br />

Artikel 440 - 457 OR<br />

Annahme zur Aufbewahrung<br />

Betrifft hauptsächlich die Lagerlogistik<br />

281


Neunzehnter Titel: Der Hinterlegungsvertrag<br />

Artikel 472 - 491 OR<br />

Zum Obligationenrecht (OR)<br />

3.2 Annahme als Käufer einer beweglichen Sache (Fahrniskauf)<br />

Die Bestimmungen zur Annahme als Käufer finden sich in Artikel 184 Absatz 1<br />

und 2 OR. Das Gesetz gibt Folgendes vor:<br />

• Durch den Kaufvertrag verpflichtet sich <strong>der</strong> Verkäufer, dem Käufer den<br />

Kaufgegenstand zu übergeben und <strong>der</strong> Käufer verpflichtet sich, dem<br />

Verkäufer den Kaufpreis zu bezahlen.<br />

• Wenn nichts an<strong>der</strong>es abgemacht wurde, sind Verkäufer und Käufer<br />

verpflichtet, ihre Leistungen (übergeben und zahlen) gleichzeitig zu erfüllen<br />

("Zug um Zug")<br />

• Der Preis ist genügend bestimmt, wenn er nach den Umständen bestimmbar<br />

ist.<br />

Zur Erinnerung aus dem Modul 302:<br />

Recht<br />

Pflicht<br />

Käufer<br />

Den Kaufgegenstand und das<br />

Eigentum daran erhalten<br />

Bei einem Mangel: Eine<br />

Ersatzlieferung, Min<strong>der</strong>ung<br />

o<strong>der</strong> einen Ersatz erhalten<br />

Den Kaufpreis bezahlen<br />

Verkäufer<br />

Erhalt des Kaufpreises<br />

282


Den Kaufgegenstand dem<br />

Käufer übergeben und ihm das<br />

Eigentum daran überlassen<br />

3.2.1 Annahme beim Kauf "Zug um Zug"<br />

"Zug um Zug" bedeutet, dass jede Partei nacheinan<strong>der</strong> ihren Anteil am<br />

Geschäft erfüllt.<br />

1. Zug: Im Laden nehme ich das gewünschte Objekt aus dem Regal.<br />

2. Zug: An <strong>der</strong> Kasse zahle ich den Gegenwert in Geld, bevor ich den Laden<br />

verlasse.<br />

3.2.2 Kauf auf Rechnung<br />

"Zug um Zug" ist eine grundlegende Regel für den Kauf. Das heisst,<br />

grundsätzlich muss <strong>der</strong> Betrag sofort nach Eingang <strong>der</strong> Ware beglichen<br />

werden. Einige Anbieter gewähren jedoch eine Zahlungsfrist von zehn Tagen<br />

o<strong>der</strong> sogar von einem Monat (30 Tage).<br />

Abwicklung eines Kaufs auf Rechnung:<br />

1. Ein Kaufvertrag wird ausgehandelt und unterzeichnet.<br />

2. Der Verkäufer liefert die vom Käufer bestellte Ware ab.<br />

3. Der Käufer bestätigt den Eingang <strong>der</strong> Ware. Diese Ware gilt als<br />

entgegengenommen. Sie befindet sich nun in <strong>der</strong> Obhut des Käufers, aber<br />

noch nicht in seinem Besitz.<br />

4. Der Verkäufer stellt eine Rechnung für die gelieferte Ware.<br />

5. Der Käufer überweist den Betrag innerhalb einer vom Lieferanten<br />

vorgesehenen Zahlungsfrist.<br />

Von nun an gehört die Ware dem Käufer.<br />

283


Schematische Darstellung des Material- und Informationsfluss<br />

Merke: Du kannst eine "Checkliste" erstellen, welche dir hilft,<br />

Entscheidungen zu treffen, die bei <strong>der</strong> Annahme von Waren in bestimmten<br />

Situationen getroffen werden müssen. Alle Abweichungen müssen deinem<br />

Vorgesetzten gemeldet werden.<br />

3.3 Die geplante und die nicht geplante Warenannahme<br />

3.3.1 Geplante Warenannahme<br />

Ist ein Wareneingang in Hinsicht auf Termin, Art und Menge bekannt, spricht<br />

man von einer geplanten Warenannahme. Der Wareneingang kann im<br />

Voraus geplant werden. Folgendes kann vorbereitend getan werden:<br />

284


• Verla<strong>der</strong>ampe reservieren<br />

• Platz in <strong>der</strong> Wareneingangszone reservieren<br />

• notwendige Dokumente vorbereiten<br />

• Hilfsmittel (Leerpaletten, Gabelstapler, Prüfmittel usw.) bereitstellen<br />

• Hilfspersonal organisieren<br />

• Lagerplatz bestimmen<br />

Diese Vorbereitungen führen dazu, dass <strong>der</strong> Wareneingang schnell und<br />

unkompliziert stattfinden kann. Entsprechend können Aufwand und Kosten<br />

klein gehalten werden.<br />

❗ Vorsicht: Wenn <strong>der</strong> LKW-Fahrer vor o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> für das Entladen<br />

vorgesehenen Zeit eintrifft, kann ihm <strong>der</strong> Zugang verweigert werden. Er muss<br />

sich unbedingt an das ihm zugewiesene Zeitfenster halten. Abweichungen<br />

(Stau, Unfall, Zollverzögerungen, usw.) sollten so früh wie möglich vom<br />

Frachtführer bekannt gegeben werden, damit <strong>der</strong> Wareneigang neu geplant<br />

werden kann.<br />

Ein Beispiel aus <strong>der</strong> Praxis - Geplanter Wareneingang in einem Enterprise<br />

Ressource Planning (ERP)<br />

Für eine geplante Warenannahme müssen die Bestellungen im ERP<br />

(Erklärung folgt in Modul 804) erfasst werden, um den Eingangstermin, die<br />

Artikel und die Mengen kontrollieren und bestätigen zu können. Die Daten,<br />

welche im ERP erfasst sind und von <strong>der</strong> Logistik bearbeitet werden, können<br />

jeweils sofort von weiteren Mitarbeitenden eingesehen werden.<br />

285


Eine erfasste Warenannahme in einem ERP könnte wie folgt aussehen:<br />

Für die Wareneingangskontrolle werden folgende Informationen aufgeführt:<br />

• Lieferant<br />

• Buchungsdatum / Art <strong>der</strong> Lieferdokumente<br />

• Artikelnummer<br />

• Artikelbezeichnung<br />

• Bestellte Menge<br />

• Tatsächlich gelieferte Menge (Eingabe durch die kontrollierende Person)<br />

• Lagerort<br />

• Verfügbarkeit (frei verfügbar, Sperrbestand, Qualitätsprüfung etc.)<br />

3.3.2 Nicht geplante Warenannahme<br />

Bei <strong>der</strong> ungeplanten Warenannahme handelt es sich um eine Lieferung, bei<br />

<strong>der</strong> vorgängig we<strong>der</strong> Liefertermin noch die eingetroffene Menge bekannt<br />

waren. Der Termin wurde im Voraus nicht vereinbart o<strong>der</strong> die Meldung über<br />

die Lieferung ist nicht bis zur Warenannahme gelangt.<br />

286


Ein Beispiel aus <strong>der</strong> Praxis <strong>–</strong> Nicht geplante Warenannahme bei <strong>der</strong> Post<br />

Am Postschalter kommen die Kunden unangemeldet mit ihren Waren vorbei.<br />

Kein Kunde meldet seine Ankunft an und teilt <strong>der</strong> Post vorgängig mit, welche<br />

Pakete und Briefe er versenden möchte. Aus Sicht <strong>der</strong> Post handelt es sich<br />

um eine unangemeldete Warenannahme.<br />

Im Lager sind nicht geplante Lieferungen möglichst zu verhin<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong><br />

Regel führt eine Bestellung zu einer Lieferung - die Information müsste im<br />

Unternehmen also vorhanden sein. Wurde die Lieferung nicht angekündigt,<br />

ist oft eine fehlende o<strong>der</strong> fehlerhafte Kommunikation zwischen Einkauf und<br />

Logistik <strong>der</strong> Grund für eine ungeplante Warenannahme.<br />

287


Modul 304_Identifikation <strong>der</strong> Lieferung<br />

Ausgangslage<br />

Unabhängig davon, wer die Ware bestellt, wann und weshalb sie bestellt<br />

wurde: Die Lieferung liegt physisch in <strong>der</strong> EnterSite AG vor. In diesem Modul<br />

geht es um die Identifikation <strong>der</strong> Lieferung. Bei <strong>der</strong> Identifikation <strong>der</strong> Lieferung<br />

ist konzentriertes und genaues Arbeiten die Voraussetzung für gutes Gelingen.<br />

Zudem muss mit dem Frachtführer richtig kommuniziert werden - wenn nötig<br />

muss man auch eine unangenehme Situation aushalten können.<br />

Das eigene Verhalten im Austausch mit dem Frachtführer sollte stets korrekt<br />

sein. Beide Parteien erleben Arbeitstage, an denen es sehr viel zu tun gibt.<br />

Genau in solchen Situationen ist <strong>der</strong> gegenseitige Respekt elementar.<br />

288


Fachartikel Modul 304<br />

4. Identifikation <strong>der</strong> Lieferung<br />

Wenn <strong>der</strong> Frachtführer auf dem Gelände <strong>der</strong> EnterSite AG einfährt, ist die<br />

Ware physisch eingetroffen. Unabhängig davon, ob die Lieferung geplant<br />

o<strong>der</strong> ungeplant ist, muss die Ware identifiziert werden:<br />

Identifikation = Etwas o<strong>der</strong> jemanden eindeutig erkennen, wie<strong>der</strong>erkennen<br />

o<strong>der</strong> jemanden mit<br />

etwas o<strong>der</strong> jemanden an<strong>der</strong>en gleichsetzen, in Übereinstimmung<br />

bringen.<br />

4.1 Global-Identifikation<br />

Beim Wareneingang stellt sich als erstes die Frage: Ist die Ware für uns<br />

bestimmt? Dieser erste Schritt wird als "Global-Identifikation" bezeichnet. Der<br />

Frachtführer wird um die Begleitpapiere für die Waren gebeten, damit die<br />

genaue Lieferadresse des Empfängers überprüft werden kann. Es wäre nicht<br />

wirtschaftlich und Zeitverschwendung, die gesamte Lieferung zu entladen<br />

und dann zu erkennen, dass sie überhaupt nicht für die EnterSite AG bestimmt<br />

ist.<br />

Dieser Vorgang findet auch im privaten Bereich statt: Man kontrolliert die<br />

Adresse, bevor man eine Postsendung öffnet.<br />

4.1.1 Öffnen <strong>der</strong> Transportfahrzeuge<br />

Um die genaue Identifizierung vornehmen zu können, müssen die<br />

Transportfahrzeuge geöffnet werden. Bei <strong>der</strong> Öffnung ist es wichtig, auf<br />

Folgendes zu achten:<br />

Öffnen von einem Lastwagen<br />

289


Werden die Güter auf <strong>der</strong> Strasse geliefert, kann <strong>der</strong> Frachtführer das<br />

Fahrzeug nach <strong>der</strong> Global-Identifikation öffnen. Vor <strong>der</strong> Entladung müssen<br />

allerdings immer die Sicherheitsvorschriften des Unternehmens beachtet<br />

werden. Sind alle Sicherheitsvorschriften eingehalten, kann <strong>der</strong> Ablad<br />

ausgeführt werden.<br />

Öffnen von Bahntransporten, Aufliegern und Containern<br />

Bahntransport Container Auflieger<br />

Bei unbegleiteten Transporten (kein Frachtführer da), wird <strong>der</strong> Bahnwagen,<br />

Container o<strong>der</strong> Auflieger von aussen begutachtet (Zustand). Sind die<br />

notwendigen Lieferdokumente da und die Sicherheitsvorkehrungen getroffen,<br />

kann die Einheit geöffnet werden.<br />

4.1.2 Zollplombe<br />

Stammt die Lieferung aus dem Ausland, wird die Arbeit zusätzlich erschwert.<br />

Zollvorschriften müssen bekannt sein und umgesetzt werden. Ist die<br />

eingetroffene Lieferung mit einer Zollplombe gesichert, ist beson<strong>der</strong>e Vorsicht<br />

angebracht.<br />

Zollplomben an Lastwagen, Sattelanhängern o<strong>der</strong> Containern dürfen auf<br />

keinen Fall verschnitten o<strong>der</strong> gelöst werden. Die versiegelten Behälter müssen<br />

nach den Vorschriften des Unternehmens geöffnet werden. In einigen Fällen<br />

muss ein Spezialist <strong>der</strong> Zollverwaltung o<strong>der</strong> eine vom Unternehmen dafür<br />

ermächtigte Person zur Öffnung herangezogen werden. Das Verfahren muss<br />

auf jeden Fall vorher abgeklärt werden.<br />

290


Zollplomben dürfen nur durchgetrennt o<strong>der</strong> gelöst werden, wenn die notwendigen Papiere vorliegen<br />

o<strong>der</strong> wenn eine<br />

Fachperson <strong>der</strong> Zollbehörde das Einverständnis gegeben hat. In jedem Fall sind die betrieblichen<br />

Anweisungen<br />

einzuhalten.<br />

4.1.3 Erster Eindruck<br />

Nach dem Öffnen <strong>der</strong> Türen ermöglicht ein kurzer Blick in <strong>der</strong> Regel einen<br />

ersten Eindruck über den Zustand <strong>der</strong> eintreffenden Güter. Wurde die Ladung<br />

während des Transports verschoben o<strong>der</strong> sind Paletten-Ladungen umgekippt,<br />

kann man daraus schliessen, dass die Transportbelastung für die Ladung zu<br />

gross war und die Waren während des Transports Schäden erlitten haben.<br />

Das wäre zu wünschen :)<br />

Schon von aussen ist zu erkennen, dass mit<br />

beschädigten Gütern zu rechnen ist.<br />

Es ist bedeutend schwieriger, Schäden im Zusammenhang mit klimatischen<br />

Bedingungen zu erkennen (z. B. Feuchtigkeit o<strong>der</strong> Temperatur), da diese nicht<br />

ohne weiteres erkennbar sind. Waren aus dem internationalen Verkehr<br />

291


müssen beson<strong>der</strong>s sorgfältig geprüft werden. Wenn nötig müssen spezielle<br />

Qualitätskontrollstellen in Anspruch genommen werden.<br />

4.2 Detail-Identifikation<br />

Wenn erfolgreich festgestellt wurde, dass die Lieferung für die EnterSite AG<br />

bestimmt ist, das Fahrzeug, <strong>der</strong> Bahnwagen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Container geöffnet ist<br />

und die Ware einen guten Eindruck macht, wird kontrolliert, ob die richtige<br />

Ware geliefert wurde. Dieser zweite Schritt <strong>der</strong> Identifikation wird Detail-<br />

Identifikation genannt. Es stellen sich die folgenden Fragen:<br />

• Wer ist <strong>der</strong> Lieferant?<br />

• Sind Lieferpapiere vorhanden?<br />

• Ist eine Zollplombe vorhanden, die nicht geöffnet werden darf?<br />

• Bei Waren aus dem Ausland: Sind die Zollpapiere vollständig?<br />

• Stimmen die Artikelnummern o<strong>der</strong> Warenbezeichnungen mit den<br />

Angaben auf dem Lieferschein überein?<br />

• Stimmt die Anzahl <strong>der</strong> gelieferten Pakete o<strong>der</strong> Paletten mit <strong>der</strong><br />

Information auf dem Lieferschein überein?<br />

E_B04_001_Warenannahme - äussere & innere Kontrolle<br />

einfach erklärt - Warenabnahme bei Bestellungen<br />

4.3 Begleitpapiere für Waren<br />

Wie bei <strong>der</strong> Global-Identifikation beschrieben, hat <strong>der</strong> Frachtführer die<br />

Begleitpapiere vorzuweisen. Im Rahmen des grenzüberschreitenden<br />

Güterverkehrs, sei es auf dem Strassen-, Schienen-, Luft- o<strong>der</strong> Seeweg, haben<br />

die Gesetzgeber Verordnungen über die den Transport begleitenden<br />

292


Dokumente erlassen. Diese Begleitpapiere sind auch im Rahmen des<br />

Binnenverkehrs Vorschrift. Demnach gibt es bei <strong>der</strong> Global-Identifikation<br />

folgende Dokumente:<br />

4.3.1 Der Transportschein<br />

Beim Transportschein handelt es sich um den vom Frachtunternehmen<br />

ausgestellten Beför<strong>der</strong>ungsauftrag. Darauf angegeben sind <strong>der</strong> Versen<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> Empfänger, Art und Menge <strong>der</strong> Waren, das Bruttogewicht, die<br />

Liefereinheit und gegebenenfalls <strong>der</strong> Zollwert sowie beson<strong>der</strong>e Anweisungen.<br />

Der Transportschein erlaubt es dem Frachtführer, seinen Lohn von<br />

Transportunternehmen zu verlangen. Dieses Dokument muss nach dem<br />

Transport nicht aufbewahrt werden, ausser es gibt an<strong>der</strong>slautende<br />

betriebliche Bestimmungen. Das Layout kann frei gewählt werden. Der<br />

Transportschein muss mindestens folgende Informationen enthalten:<br />

• Die Anschrift des Absen<strong>der</strong>s<br />

• Die Anschrift des Empfängers<br />

293


4.3.2 Übereinkommen über den Beför<strong>der</strong>ungsvertrag im internationalen<br />

Strassengüterverkehr<br />

(CMR)<br />

Der CMR-Frachtbrief im Strassengüterverkehr<br />

Der sogenannte CMR-Frachtbrief entspricht den Regelungen im<br />

"Übereinkommen über den Beför<strong>der</strong>ungsvertrag im internationalen<br />

Strassengüterverkehr". Der Frachtbrief ist gültig für sämtliche entgeltliche<br />

Beför<strong>der</strong>ungen von Waren und Gütern auf <strong>der</strong> Strasse. Ein CMR deckt vor<br />

allem Lieferungen über Landesgrenzen hinweg in weitere beteiligten Staaten<br />

inner- und ausserhalb <strong>der</strong> EU. Vor dem Transport muss <strong>der</strong> Frachtbrief<br />

ausgefüllt und dem Frachtführer ausgehändigt werden, damit dieser ihn den<br />

berechtigten Instanzen, wie z. B. dem Zoll, vorlegen kann.<br />

294


Ein CMR-Frachtbrief ist nötig, wenn mindestens einer <strong>der</strong> beiden beteiligten<br />

Staaten - entwe<strong>der</strong> jener <strong>der</strong> Beladung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Entladung - Teil des<br />

Übereinkommens sind. Dazu gehören neben <strong>der</strong> Schweiz auch alle Län<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> EU sowie Nicht-EU-Staaten wie Russland, die Türkei o<strong>der</strong> Island.<br />

Beson<strong>der</strong>heiten des CMR-Frachtbriefes<br />

Für diese Art von Frachtbrief gemäss CMR gelten einige Beson<strong>der</strong>heiten:<br />

• Der Frachtbrief ist stets in drei Originalausfertigungen mitzuführen und<br />

sowohl vom Absen<strong>der</strong> als auch dem Frachtführer zu unterzeichnen.<br />

• Der CMR-Frachtbrief muss gemäss Artikel 6 CMR geson<strong>der</strong>te Angaben<br />

zur transportierten Ware sowie weitere spezifische Informationen<br />

enthalten.<br />

• Der Frachtbrief besitzt gemäss Artikel 9 CMR eine sogenannte<br />

"Beweiswirkung".<br />

• Der CRM regelt geson<strong>der</strong>te Prüfpflichten für den Frachtführer.<br />

In <strong>der</strong> Praxis äussern sich diese Bestimmungen im Regelfall wie folgt: Die<br />

Waren werden als Tätigkeit <strong>der</strong> Intralogistik als Frachtgut noch im Lager<br />

kommissioniert. Ihr Transport findet anschliessend auf EU-Paletten über den<br />

Warenausgang statt, wo sie in die Extralogistik übergehen. Ist die Ware<br />

verladen, wird <strong>der</strong> Frachtbrief erstellt und von den betreffenden Personen<br />

unterschrieben. In vielen Schweizer Betrieben findet dieser Prozess bereits<br />

vollautomatisch und zu grossen Teilen digitalisiert statt. Der CMR-Frachtbrief ist<br />

in erster Linie wichtig, um die Haftung bei Transportschäden sowie weiteren<br />

Belangen zu regeln.<br />

4.3.3 Die Wagenetikette<br />

Die Wagenetikette wird für den Schienenverkehr verwendet. Diese werden<br />

per E-Mail übermittelt und die Daten auf einem Transpon<strong>der</strong> gesichert. Die<br />

auf dem Transpon<strong>der</strong> gesicherten Daten werden mit dem Beför<strong>der</strong>ungsplan<br />

dem Lokführer als Auftrag übergeben. Die Wagenetikette, <strong>der</strong> Transpon<strong>der</strong>,<br />

gibt Aufschluss über:<br />

• den Absen<strong>der</strong><br />

• den Empfänger<br />

• Anzahl und Bezeichnung <strong>der</strong> Transporteinheiten<br />

295


• das Gewicht <strong>der</strong> Ladung<br />

• Tauschgeräte<br />

<br />

4.3.4 Der Lieferschein<br />

Der Lieferschein informiert über die gelieferten Waren und dient <strong>der</strong> Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Lieferung. Die im Lieferschein aufgeführten Waren werden einerseits<br />

kontrolliert um sicherzustellen, dass sie Teil <strong>der</strong> Lieferung sind, und an<strong>der</strong>erseits<br />

um sicherzustellen, dass die Lieferung <strong>der</strong> Bestellung entspricht. Unternehmen,<br />

die im Handelsregister eingetragen sind, müssen die Lieferscheine zehn Jahre<br />

aufbewahren.<br />

296


297


Korrekturen auf dem Lieferschein<br />

Im Idealfall werden die eingetroffenen Waren in Anwesenheit des<br />

Frachtführers kontrolliert, damit dieser gegebenenfalls eine Abweichung o<strong>der</strong><br />

eine Beanstandung gegenzeichnen kann. Die Unterschiede zwischen dem<br />

Lieferschein und <strong>der</strong> gelieferten Ware werden direkt auf dem Lieferschein<br />

eingetragen. Für Korrekturen gibt es keine rechtlichen Vorschriften. Man sollte<br />

jedoch nie Informationen löschen o<strong>der</strong> überdecken (z. B. mit Tipp-Ex). Die<br />

Korrekturen müssen deutlich sichtbar sein. Sowohl <strong>der</strong> Frachtführer als auch<br />

<strong>der</strong> Empfänger müssen die im Lieferschein vorgenommenen Korrekturen<br />

durch ihre Unterschrift bestätigen. Die Beanstandungen und Korrekturen im<br />

Lieferschein werden je nach Unternehmensrichtlinien unterschiedlich<br />

vorgenommen.<br />

Wichtig ist, dass die Korrekturen in schriftlicher Form erstellt werden, damit sie<br />

überprüft werden können. Mündliche Vereinbarungen mit Spediteuren<br />