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Bedrängnis und Zuversicht - Für einen Solidarstaat Österreich - Ein politisches Emanzipationsprogramm

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<strong>Bedrängnis</strong> <strong>und</strong> <strong>Zuversicht</strong><br />

<strong>Für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>politisches</strong> <strong>Emanzipationsprogramm</strong>


Titelfoto: John Readers/Sciene Photo Library/The Photo Library<br />

Bei Laetoli (Tanzania) fand Mary Leakey die in der vulkanischen Asche erhaltenen Fußabdrücke<br />

eines Erwachsenen <strong>und</strong> eines Kindes. Dies ist das früheste Indiz für eine bipede<br />

Fortbewegung. Vor etwa 3.5 Millionen Jahren wanderten beide durch den Ascheregen eines<br />

nahegelegenen Vulkans nach Norden. Wir wissen kaum etwas über das Leben dieser frühen<br />

Menschen, ihre Gedanken, ihre Gefühle. Und doch scheint es, als würden in ihren Schritten,<br />

ihre Sehnsucht nach Freiheit <strong>und</strong> Geborgenheit in unseren Herzen widerklingen.


<strong>Bedrängnis</strong> <strong>und</strong> <strong>Zuversicht</strong><br />

<strong>Für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong>.<br />

<strong>Ein</strong> <strong>politisches</strong> <strong>Emanzipationsprogramm</strong><br />

Solidarwerkstatt <strong>Österreich</strong> 2024<br />

Editorial<br />

A. Die Welt, in der wir leben<br />

A.1. Was ist „Jetzt“<br />

A.2. Wer sind wir<br />

A.3. §2 des Statuts der Solidarwerkstatt <strong>Österreich</strong><br />

B. Unsere Aktionsprogramme<br />

B.1.a. Teilhabe – mehr als <strong>Ein</strong> Kreuzchen machen<br />

B.1.b. Demokratie weiterentwickeln<br />

B.1.c. Den antifaschistischen Auftrag des Staatsvertrags ernst nehmen<br />

B.2. Vom Eigenkapitalrenditenregime zur Solidarwirtschaft<br />

B.3. Niemand ist überflüssig: Vollbeschäftigung durch <strong>und</strong> für sozialökologische Transformation<br />

B.4. Jede*r nach seiner Leistungsfähigkeit, jede*m nach s<strong>einen</strong> Bedürfnisse<br />

B.5. Steuern <strong>und</strong> Besteuern<br />

B.6. Armut bekämpfen, nicht die Armen!<br />

B.7. <strong>Für</strong> eine ökosoziale Energie- <strong>und</strong> Agrarwende<br />

B.8. <strong>Für</strong> eine ökosoziale Verkehrswende<br />

B.9. Wissen ist Macht – Emanzipatorische Bildungspolitik<br />

B.10. Partizipatorische, nachhaltige <strong>und</strong> sozialverträgliche Wissenschafts- <strong>und</strong> Technologieentwicklung<br />

B.11. Fluchtursachen bekämpfen, nicht Flüchtlinge! Brain-drain stoppen! Demokratische<br />

Integrationspolitik!<br />

B.12. Gendergerechtigkeit<br />

B.13. Sicherheit – ein unteilbares, öffentliches Gut<br />

B.14. Aktive Friedens- <strong>und</strong> Neutralitätspolitik –<br />

unabhängige, weltoffene <strong>und</strong> kooperative Außenpolitik!<br />

B.15. Souveränität <strong>und</strong> internationale Kooperation statt imperiale Kumpanei<br />

C. Wie durchsetzungsfähig werden<br />

C.1. Mächtig werden! Wie kann eine solidarische Gesellschaft etabliert werden!<br />

C.2. Solidarwerkstatt <strong>Österreich</strong>: Selbstermächtigendes Emanzipationsprojekt


Editorial<br />

Die mit dem Aufbruch der Arbeiter*innenbewegung im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert verb<strong>und</strong>enen<br />

großen Zukunftserzählungen sind scheinbar zu Ende gekommen. In ihrem Mittelpunkt<br />

stand die Überwindung jeglicher materiellen Not, ein gutes Leben für alle Menschen,<br />

in Freiheit <strong>und</strong> Würde. Würden Ungleichheit in den sozialen Beziehungen, Willkür<br />

<strong>und</strong> Gewaltherrschaft, besonders auch der Krieg überw<strong>und</strong>en, stünde der Realisierung<br />

dieser Utopie auch durch die Dienstbarkeit der Wissenschaft <strong>und</strong> Technik nichts mehr im<br />

Wege. Ja, in ihrer Blütezeit war diese Utopie verb<strong>und</strong>en mit der Vorstellung des Fortgangs<br />

einer geradezu naturgesetzlichen Entwicklung.<br />

Utopie bedeutet aber nicht<br />

Widerspruchsfreiheit. Sofern<br />

sie mehr sein soll als Träumerei,<br />

ist sie eine Aufforderung<br />

zum Handeln <strong>und</strong> wird uns in<br />

Widersprüche stürzen.<br />

Mühselig, oftmals grausam <strong>und</strong> in gewaltsamen Brüchen<br />

wurden die Schranken dieser Utopie deutlich.<br />

Die innere Natur des Menschen ist kein einfach zu<br />

regulierender Apparat. Und die äußere Natur unterwirft<br />

das menschliche Handeln unüberwindbaren Beschränkungen.<br />

Trotz vielfältiger Versuche gelang es nicht,<br />

diese Widersprüche in eine große Zukunftserzählung zu<br />

integrieren.<br />

Vielen erscheint die Gegenwart als Zeit der Dystopien: Kriege, Klimakrise, Artensterben,<br />

Ungleichheit, Konzernherrschaft, Rechtsextremismus. All dies sind sehr ernst zu nehmende<br />

Erscheinungen der Wirklichkeit. Doch es gibt auch andere. Momente, die uns zuversichtlich<br />

stimmen können. Optimismus <strong>und</strong> Pessimismus sind nicht das Destillat eines<br />

Bef<strong>und</strong>s über die Menschheit <strong>und</strong> ihre Welt. Sie sind vielmehr Ausdruck einer Haltung<br />

zur Welt <strong>und</strong> zum eigenen Leben. Wer handeln will, wird die Möglichkeiten dazu suchen<br />

<strong>und</strong> finden. Wer angesichts des bevorstehenden Untergangs der Menschheit zuvorderst<br />

den eigenen Wanst pflegen will, wird tausendfach unabweisbare Gründe dafür ins Treffen<br />

führen können.<br />

Was bedeutet das für ein <strong>politisches</strong> Programm zur menschlichen Emanzipation? Zunächst:<br />

Wir können <strong>und</strong> wollen an der Utopie festhalten. Die Überwindung materieller<br />

Not für alle Menschen ist möglich. Verb<strong>und</strong>en mit einem Leben in Freiheit, Würde <strong>und</strong><br />

ökologischer Nachhaltigkeit. Es gibt keine zwingenden Begründungen für die Unerfüllbarkeit<br />

dieser Utopie. Utopie bedeutet aber nicht Widerspruchsfreiheit. Sofern sie mehr<br />

sein soll als Träumerei, ist sie eine Aufforderung zum Handeln <strong>und</strong> wird uns in Widersprüche<br />

stürzen. Sie ist so auch kein fernes Ziel, sondern der Versuch einer Antwort auf die<br />

Frage, wohin wir unseren nächsten Schritt setzen sollen. Und sie ist damit keine Verkündigung.<br />

Hier <strong>und</strong> Heute soll diese Utopie lebendig sein.<br />

Aus dieser Haltung rührt unser Vorschlag für <strong>einen</strong> <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong>. Indem wir<br />

dieses Programm in <strong>Österreich</strong> realisieren, wollen wir die Welt verändern. Und wissen,<br />

dass sich damit auch unser Programm verändert. Wir freuen uns, wenn wir Dich dafür als<br />

Mitstreiterin <strong>und</strong> Mitstreiter gewinnen können.


A. Die Welt in der wir leben<br />

A.1 Was ist „Jetzt“?<br />

Wirtschaftssysteme mit rigider Verstaatlichung <strong>und</strong> autoritärer Kommandoökonomie<br />

sind zusammengebrochen. Das markiert eine historische Niederlage gesellschaftlicher<br />

Kräfte, die um menschliche Emanzipation ringen. Diese Kräfte sind jedoch bereits<br />

zuvor in eine langjährige Defensive geraten. Die Arbeiterbewegung hoffte, mit der Durchsetzung<br />

ihrer Interessen die Durchsetzung allgemeiner Interessen zu erreichen. In der<br />

gesellschaftlichen Praxis ist es ihr jedoch nicht gelungen, die Sehnsucht nach Freiheit, die<br />

Auflehnung gegen autoritäre Strukturen <strong>und</strong> Politik, wie sie gerade ab der Mitte des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts virulent geworden sind, in ihre politische Praxis zu integrieren.<br />

Kapital- <strong>und</strong> Konzerninteressen waren zu jener Zeit in einer prekären Lage. Riesige<br />

Territorien <strong>und</strong> Menschenmassen waren durch die Existenz des sogenannten realen<br />

Sozialismus dem freien Markt entzogen. Zahlreiche Völker führten <strong>einen</strong> ernsthaften<br />

Kampf um Befreiung vom kolonialen Joch <strong>und</strong> imperialistischer Bevorm<strong>und</strong>ung. Nach<br />

der Niederlage des Faschismus ist es zu einem enormen Aufschwung der Arbeiterbewegung<br />

gekommen, die vielfach erheblichen <strong>Ein</strong>fluss auf<br />

die jeweilige nationale Politik erreichte. Der Aufstand<br />

gegen autoritäre gesellschaftliche Strukturen <strong>und</strong><br />

restriktive Verhältnisse, der besonders auch von den<br />

neuen Bildungsschichten getragen wurde, schien die<br />

Elitenherrschaft ernsthaft auf Dauer zu gefährden.<br />

Erst die Eskalation des falschen Konflikts zwischen<br />

traditioneller Arbeiterbewegung <strong>und</strong> neuen sozialen<br />

Bewegungen ermöglichte der Elitenherrschaft wieder<br />

in die Offensive zu kommen.<br />

Die Überwindung des falschen<br />

Konflikts zwischen traditioneller<br />

Arbeiterbewegung <strong>und</strong> den<br />

neuen sozialen Bewegungen<br />

muss daher Ausgangspunkt jedes<br />

emanzipativen Projekts am Beginn<br />

des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts sein.<br />

Mit dem Ruf nach Aufbrechen verkrusteter Strukturen, nach Überwindung nationaler<br />

Grenzen gelang es den Eliten, die als Globalisierung verbrämte neoliberale Wende als<br />

Realisierung der Anliegen der neuen sozialen Bewegungen zu verkaufen. Die Verklärung


des EU-Projekts ist dafür kennzeichnend. Die Überwindung des falschen Konflikts zwischen<br />

traditioneller Arbeiterbewegung <strong>und</strong> den neuen sozialen Bewegungen muss daher<br />

Ausgangspunkt jedes emanzipativen Projekts am Beginn des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts sein. Es<br />

gilt, die Sehnsucht nach Freiheit <strong>und</strong> Geborgenheit in ihrer Unauflöslichkeit <strong>und</strong> in ihrer<br />

Widersprüchlichkeit anzuerkennen.<br />

Die Herrschaft des sogenannte „freien Marktes“ ist<br />

Über Verträge <strong>und</strong> Institutionen<br />

der Europäischen Union Technokratieeliten. Wir erleben gerade in der EU eine<br />

in Wirklichkeit die Herrschaft von Konzern- <strong>und</strong><br />

wurde ein neoliberales Konkurrenzregime<br />

einzementiert, das <strong>und</strong> politischer Macht bei kapitalistischen Industrie-<br />

unglaubliche Zusammenballung von wirtschaftlicher<br />

auf maximale Eigenkapitalrendite<br />

<strong>und</strong> die Kapitalisierung verschmolzenen staatlichen Machteliten. Über Ver-<br />

<strong>und</strong> Finanzoligarchien <strong>und</strong> den mit ihnen oft nahezu<br />

aller Lebensbereiche abzielt.<br />

träge <strong>und</strong> Institutionen der Europäischen Union wurde<br />

ein neoliberales Konkurrenzregime einzementiert, das<br />

auf maximale Eigenkapitalrendite <strong>und</strong> die Kapitalisierung<br />

aller Lebensbereiche abzielt. Im Rahmen dieses Konkurrenzregimes erfolgt der<br />

Großangriff auf die sozialen <strong>und</strong> demokratischen Errungenschaften, die auf der Ebene der<br />

Nationalstaaten erkämpft werden konnten. Das führt zu einer zunehmenden Brutalisierung<br />

der gesellschaftlichen Entwicklung: verschärfte soziale Ungleichheit, Massenarbeitslosigkeit,<br />

Armut <strong>und</strong> Ausgrenzung, ökologische Verheerungen, Militarisierung <strong>und</strong> kriegerische<br />

Gewalt nach außen <strong>und</strong> zunehmende Repression nach innen.<br />

Ressourcenverschwendende Industrialisierung aller Lebensbereich, Monokulturen, Bodendegradation,<br />

E-car-Boom, neoliberale Freihandelsabkommen <strong>und</strong> wachsende Aufrüstung<br />

konterkarieren eine Politik der Klimagerechtigkeit. Die Zentralisierung der Macht bei<br />

wenigen lässt demokratische Prozedere immer mehr zur Fassade werden. Technokratische<br />

Institutionen, die demokratisch kaum belangt werden können (z.B. EZB, ESM, EU-Kommission),<br />

entmündigen zunehmend gewählte Parlamente <strong>und</strong> setzen Konzerninteressen<br />

als vorgebliche „Sachzwänge“ („There is no alternative“, „marktkonforme Demokratie“)<br />

gegen Mehrheitsinteressen durch. Wachsende Ohnmacht <strong>und</strong> soziale Existenzangst sind<br />

wiederum der Nährboden für Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus, der den Interessen der<br />

aggressivsten Kräfte der Kapital- <strong>und</strong> Machteliten entspricht.<br />

Diese Konzern- <strong>und</strong> Technokratieherrschaft, dieses EU-Konkurrenzregime stehen unserem<br />

Ringen um soziale <strong>und</strong> individuelle Selbstbestimmung diametral entgegen <strong>und</strong> torpedieren<br />

friedliche, ökologische <strong>und</strong> soziale Perspektiven. Gleichwohl zeigt uns die wechselvolle Geschichte<br />

der Emanzipationsbewegungen, dass es für menschliche Selbstbestimmung keine<br />

Zauberformel oder fertige Gesellschafts- <strong>und</strong> Wirtschaftsmodelle gibt, sie ist vielmehr ein<br />

widersprüchlicher Prozess, um den ständig neu gerungen, der ständig neu verhandelt werden<br />

muss <strong>und</strong> der gr<strong>und</strong>sätzlich nie abgeschlossen ist. Herrschaftsgesellschaften, in denen sich<br />

eine schmale Klasse exklusive Verfügungsgewalt über den gesellschaftlichen Lebens- <strong>und</strong><br />

Arbeitsprozess aneignet, können nicht alleine dadurch überw<strong>und</strong>en werden, dass Eigentumstitel<br />

ausgetauscht <strong>und</strong> neue politische Prozedere gef<strong>und</strong>en werden, es erfordert <strong>einen</strong><br />

umfassenden Prozess solidarischer Selbstermächtigung der Vielen.


Auch wenn es manchmal schwer fällt, so können wir doch Potentiale der Emanzipation<br />

erkennen, die Hoffnung geben. Irak, Afghanistan, Ukraine, Gaza zeigen: Kriege <strong>und</strong><br />

Kriegsziele scheitern im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert, Gewaltverzicht <strong>und</strong> friedliche Konfliktregelung<br />

sind, ja müssen eine realpolitische Option werden. Unsere Welt ist zu verletzlich geworden<br />

(Klimakrise, Biodiversität etc.), als dass wir uns die Dominanz des Konkurrenzregime<br />

noch länger leisten können. Unter der Oberfläche der Konkurrenz können wir vielfältige<br />

Formen der Kooperation wahrnehmen – solidarwirtschaftliche, solidarstaatliche <strong>und</strong> internationale<br />

Kooperationen. Sie sind alle andere als ein Selbstlauf, aber sie sind begründete<br />

Hoffnung, dass eine solidarische Selbstermächtigung der Vielen gelingen kann.<br />

A. 2. Wer ist wir?<br />

Wir sind Menschen. Menschen aus <strong>Österreich</strong>. Menschen in <strong>Österreich</strong>. Wir sind schon<br />

lange hier oder kommen von weit her. In unserer Sehnsucht nach Freiheit <strong>und</strong> Geborgenheit<br />

fühlen wir uns mit allen Menschen als Menschheit verb<strong>und</strong>en. In <strong>und</strong> mit dieser<br />

Sehnsucht ist unser Begreifen der Welt ein <strong>Ein</strong>greifen<br />

in diese Welt. In dieser Sehnsucht wird der blinde<br />

Vorgang zum <strong>einen</strong> sinngerichteten menschlichen<br />

Handeln. Indem uns die Sehnsucht nach Freiheit <strong>und</strong><br />

Geborgenheit anderer Menschen ergreift, erleben wir<br />

uns als gesellschaftliche Wesen. Unser Handeln ist so<br />

gesellschaftliches Handeln.<br />

Unsere Welt ist zu verletzlich<br />

geworden, als dass wir uns<br />

die Dominanz des Konkurrenzregime<br />

noch länger leisten<br />

können.<br />

Wir Menschen sind verschieden. Vielfältig <strong>und</strong> veränderlich sind die geschichtlichen<br />

Formen der konkreten menschlich-gesellschaftlichen Gestaltbildung. Menschen haben<br />

tausende von Jahren vor uns gelebt oder wohnen tausende Meilen von uns entfernt. In<br />

unserer Sehnsucht nach Freiheit <strong>und</strong> Geborgenheit erkennen wir uns als Gleiche. Als<br />

sehnsuchtsgetriebene Praxis einer Gattung Gleicher lernen wir die konkreten geschichtlichen<br />

Gestaltbildungen zu verstehen. Es mutet an, als würde die Sehnsucht aller Menschen<br />

in unseren Herzen widerklingen. Auch derjenigen, die erst nach uns kommen.


In unserer Körperlichkeit unterscheiden wir uns nicht wesentlich von den Körpern in der<br />

Natur. Physische Gewalt ist eine Möglichkeit des Körpers. Auch zwischen Menschen.<br />

Und tatsächlich sind Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart der Menschheit von Gewalt durchdrungen.<br />

Jedoch gilt auch: Indem wir die Sehnsucht nach Freiheit <strong>und</strong> Geborgenheit im anderen<br />

erkennen, können wir zwischenmenschliche Gewalt im mehrfachen Sinne aufheben.<br />

Und so ersch<strong>einen</strong> Gleichheit, Freiheit <strong>und</strong> Aufhebung der zwischenmenschlichen Gewalt<br />

als Triebkraft <strong>und</strong> Ergebnis des geschichtlichen Werdens einer Menschheit.<br />

<strong>Für</strong> uns ist die Welt erkennbar. <strong>Für</strong> uns ist die Welt<br />

In unserer Sehnsucht nach gestaltbar. Die Welt ist nicht ein Konstrukt unseres<br />

Freiheit <strong>und</strong> Geborgenheit fühlen<br />

wir uns mit allen Menschen existierende Sein ist wahr. Kein Mensch kann diese<br />

Erkennens. Das außerhalb unserer Wahrnehmung<br />

als Menschheit verb<strong>und</strong>en. Wahrheit besitzen. In unserer Praxis wird Wahrheit zur<br />

wirklichen Gestalt. Diese Wirklichkeit ist in ihrer Gewordenheit<br />

bestimmt. Und in ihrer Möglichkeit frei. In der Widersprüchlichkeit von Bedingtheit<br />

<strong>und</strong> Offenheit in der Natur erkennen wir den Ursprung der Widersprüchlichkeit<br />

der Sehnsucht nach Geborgenheit <strong>und</strong> Freiheit. Fragend, ob unsere Handlungen bestimmt<br />

oder frei sind, werden wir zum Subjekt.<br />

Die Sehnsucht nach Freiheit <strong>und</strong> Geborgenheit ist in sich widersprüchlich <strong>und</strong> in ihrer<br />

Widersprüchlichkeit ist sie treibende Kraft der Entwicklung des/der <strong>Ein</strong>zelnen <strong>und</strong> der<br />

Gesellschaft. Unsere Hoffnung mündet nicht in Erlösung in Widerspruchsfreiheit. Wir<br />

verstehen diese Hoffnung auf Erlösung. Am Ende stehen aber alle mit einer derartigen<br />

Hoffnung begründeten gesellschaftlichen Konstrukte der menschlichen Entfaltung fremd<br />

<strong>und</strong> feindlich entgegen. Wir brauchen Ordnung, Sicherheit, Planbarkeit für das alltägliche<br />

Leben. Jegliche Verkündigung der Möglichkeit ihrer widerspruchsfreien Errichtung<br />

mündet jedoch in Über- <strong>und</strong> Unterordnung, Ungleichheit, Unfreiheit, zwischenmenschlicher<br />

Gewalt <strong>und</strong> letztlich dem Ausgesetztsein des <strong>Ein</strong>zelnen. Mit dieser Verkündigung<br />

verb<strong>und</strong>ene politische Machtsysteme beschränken gesellschaftliche Potentiale <strong>und</strong> werden<br />

deshalb früher oder später immer zurückgelassen <strong>und</strong> überw<strong>und</strong>en.<br />

Das Programm der Solidarwerkstatt <strong>Österreich</strong> knüpft so gewissermaßen an die Erzählung<br />

von Freiheit, Gleichheit <strong>und</strong> Geschwisterlichkeit an. Wir verkünden jedoch kein Paradies.<br />

Unser Streben gilt einem konkreten politischen Raum: der Republik <strong>Österreich</strong>. Hier <strong>und</strong><br />

heute soll es seine Tauglichkeit erweisen.<br />

A. 3. § 2 des Statuts der Solidarwerkstatt <strong>Österreich</strong><br />

§ 2.1 Der Verein ist nicht auf wirtschaftlichen Gewinn gerichtet.<br />

§ 2.2 Unsere Sehnsucht nach Freiheit <strong>und</strong> Geborgenheit kann nur lebendig werden <strong>und</strong><br />

lebendig bleiben, weil wir sie auf <strong>einen</strong> konkreten politischen Raum beziehen. Unser Streben<br />

gilt einem freien, solidarischen, neutralen <strong>und</strong> weltoffenen <strong>Österreich</strong>. Der Zweck der<br />

Solidarwerkstatt ist deshalb die Förderung aller Aktivitäten, die zu einem freien, solidarischen,<br />

neutralen <strong>und</strong> weltoffenen <strong>Österreich</strong> beitragen.


§ 2.3 Der <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong>, den wir erarbeiten wollen, garantiert gleiche Rechte <strong>und</strong><br />

Pflichten für alle seinem Wirken begegnenden Menschen. Er sucht den regen, politischen,<br />

sozialen, kulturellen, wissenschaftlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Austausch mit allen Gesellschaften<br />

<strong>und</strong> Staaten <strong>und</strong> verweigert die Unterordnung unter das EU-Konkurrenzregime<br />

<strong>und</strong> die hegemoniale Willkür von Großmächten, Militärblöcken <strong>und</strong> deren Organisationen.<br />

Der <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong> ist eine Friedensrepublik, die sich für Abrüstung, Frieden<br />

<strong>und</strong> Gleichberechtigung in den internationalen Beziehungen einsetzt.<br />

Der <strong>Solidarstaat</strong>, den wir wollen, respektiert die Freiheit des/der <strong>Ein</strong>zelnen. Der <strong>Solidarstaat</strong>,<br />

den wir wollen, schafft Rahmenbedingungen für die Freiheit von Existenzangst, die<br />

friedliche Lösung von Konflikten, für individuelle <strong>und</strong> gemeinschaftliche Selbstbestimmung<br />

<strong>und</strong> die Förderung der Gleichheit der Menschen in ihrer Vielfalt <strong>und</strong> Verschiedenheit.<br />

Die Teilhabe möglichst aller bei der gemeinsamen Gestaltung des gesellschaftlichen<br />

Raums, in dem der/die <strong>Ein</strong>zelne sich entfalten kann, gibt dem einzelnen Menschen <strong>und</strong><br />

dem gesellschaftlichen Prozess Sicherheit <strong>und</strong> Lebendigkeit <strong>und</strong> erfordert die Überwindung<br />

der politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Machtzusammenballung in den Händen weniger.<br />

Unsere Freiheit erfordert die Bereitschaft etwas zum Gelingen einer demokratischen<br />

<strong>und</strong> solidarischen Wende in <strong>Österreich</strong> beizutragen.<br />

Dafür will die Solidarwerkstatt hilfreich<br />

<strong>und</strong> unterstützend wirken.<br />

§ 2.4 Wir wollen mit unserer gemeinsam erarbeiteten<br />

Haltung politisch wirkmächtig werden.<br />

Wir formulieren diesen Anspruch nicht an<br />

einem beliebigen Ort zu einer beliebigen Zeit,<br />

sondern im Hier <strong>und</strong> Heute.<br />

Das Programm der Solidarwerkstatt<br />

<strong>Österreich</strong> knüpft so gewissermaßen<br />

an die Erzählung von Freiheit,<br />

Gleichheit <strong>und</strong> Geschwisterlichkeit<br />

an. Wir verkünden jedoch kein<br />

Paradies. Unser Streben gilt einem<br />

konkreten politischen Raum: der<br />

Republik <strong>Österreich</strong>. Hier <strong>und</strong> heute<br />

soll es seine Tauglichkeit erweisen.


§ 2.5 Unser Streben ist realistisch, weil es an die Interessen <strong>und</strong> Haltungen der hier <strong>und</strong><br />

heute lebenden Menschen anknüpft. Wir artikulieren unseren Anspruch nach politischer<br />

Wirkmächtigkeit nicht in einer Haltung der Überheblichkeit <strong>und</strong> Willkür gegenüber dem<br />

Gewordenen. Wir sind achtsam gegenüber unserer natürlichen Umwelt <strong>und</strong> zukünftigen<br />

Generationen. Wir treten den Menschen mit Respekt gegenüber. Vielfalt in unserer natürlichen<br />

Umwelt, bei der Bewältigung des individuellen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Lebens,<br />

erachten wir als unverzichtbaren Bestandteil unseres Wirkens.<br />

Der <strong>Solidarstaat</strong>, den wir wollen,<br />

schafft Rahmenbedingungen für<br />

die Freiheit von Existenzangst,<br />

die friedliche Lösung von Konflikten,<br />

für individuelle <strong>und</strong> gemeinschaftliche<br />

Selbstbestimmung<br />

<strong>und</strong> die Förderung der Gleichheit<br />

der Menschen in ihrer Vielfalt<br />

<strong>und</strong> Verschiedenheit.<br />

Wir knüpfen an die II. Republik an, mit ihren demokratischen,<br />

sozialen <strong>und</strong> ökologischen Errungenschaften.<br />

Wir achten den durch Verbotsgesetz<br />

<strong>und</strong> Staatsvertrag festgeschriebenen antifaschistischen<br />

Verfassungsauftrag <strong>und</strong> fühlen uns jenen<br />

<strong>Österreich</strong>erInnen verpflichtet, die für ihr <strong>Ein</strong>treten<br />

gegen die nationalsozialistische Willkürherrschaft<br />

ermordet wurden. Wir erkennen im durch das<br />

Rechtsstatut der immerwährenden Neutralität verpflichtenden<br />

Friedensgebot eine Existenzbedingung<br />

eines freien <strong>und</strong> unabhängigen <strong>Österreich</strong>s.


B. Unsere Aktionsprogramme<br />

B. 1.a. Teilhabe – mehr als Kreuzchen machen<br />

<strong>Österreich</strong> ist eine parlamentarische Demokratie. Alle Staatsbürger*innen können Vertreter*innen<br />

in die gesetzgebenden Körperschaften wählen <strong>und</strong> selbst in diese gewählt<br />

werden. Die rechtlichen Institutionen sind stark. Die Behörden leisten weitgehend frei<br />

von der Willkür durch Mächtige ihren Dienst gegenüber den Menschen. Dennoch machen<br />

viele Menschen die Erfahrung, sie könnten nicht gestaltend in die Weiterentwicklung der<br />

Gesellschaft eingreifen. Immer mehr Menschen verweigern die Teilnahme an allgem<strong>einen</strong><br />

Wahlen.<br />

Dafür gibt es mehrere Gründe:<br />

• Mitgliedschaft in der Europäischen Union: Die EU ist kein Staat, sondern ein auf<br />

völkerrechtlichen Verträgen basierendes <strong>politisches</strong> Konstrukt. Vielfach wurde das<br />

Demokratiedefizit der EU beschworen. Übersehen wird dabei, dass die Schaffung<br />

eines Binnenmarkts, der gegenüber Entscheidungen von Parlamenten immunisiert<br />

ist, wesentliches Ziel dieses Elitenprojekts war <strong>und</strong> ist. Die Jahrh<strong>und</strong>ertidee radikaler<br />

neoliberale Vordenker, die Schaffung einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb<br />

durch völkerrechtliche Verträge, die durch Wahlen nicht beeinflusst werden<br />

können, wurde mit der EU realisiert. Freilich muss man einräumen: Die im höchsten<br />

Gremium der EU, dem Rat, versammelten Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs, bleiben dem<br />

nationalen Wahlvolk verpflichtet. Wir erleben eine vielfach gebrochene Praxis, die zu<br />

durchschauen viele überfordert. Demokratiefreie Räume, Verträge sind unabwählbar.<br />

• Konkurrenzdemokratie: Der Fokus der Medien <strong>und</strong> damit ihrer Konsument*innen<br />

ist auf wenige zentrale politische Akteure gerichtet. Oft geht es bloß um Show <strong>und</strong><br />

Infotainment. Kaum wer kennt den/die lokale*n Kandidat*innen für das Parlament<br />

oder die Landtage. Die Parteien propagieren plakative Wahlprogramme. Was davon<br />

wirklich realisiert werden soll, bleibt jedoch vor jeder Wahl ein Geheimnis. Zuerst<br />

spricht der/die Wähler*in, dann wird (koalitions-)verhandelt, heißt es regelmäßig. In<br />

Wahrheit wird er/sie entmündigt.<br />

• Bizarrer Reichtum Weniger: Mit ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten können sie die<br />

Medien korrumpieren <strong>und</strong> dominieren so oft die Öffentlichkeit.<br />

• Politische Teilhabe ist mit Aufwand verb<strong>und</strong>en. <strong>Ein</strong><br />

Aufwand, den sich viele nicht leisten können oder<br />

wollen.<br />

B. 1.b. Demokratie weiterentwickeln!<br />

Mehr direkte Demokratie!<br />

Volksabstimmungen müssen<br />

von unten durchgesetzt werden<br />

können.<br />

• Allgemeine Wahlen: Parteien bleiben ein wichtiges Instrument der gesellschaftlichen<br />

Willensbildung. Heute durchdringen sie jedoch mit ihren Loyalitäten <strong>und</strong> den<br />

enormen finanziellen Mitteln, die sie aus Steuermittel erhalten, alle gesellschaftlichen<br />

Bereiche. Die öffentliche Parteienfinanzierung muss deshalb stark eingeschränkt wer-


den. Parteien müssen vorwiegend von ihren Mitgliedern finanziert werden.<br />

• <strong>Ein</strong>zelne Milliardäre können Parteien <strong>und</strong> Medien manipulieren. Parteispenden von<br />

Privaten <strong>und</strong> Unternehmen über einer durchschnittlichen Höhe sind deshalb progressiv<br />

zu besteuern.<br />

• Direktwahlen von Vertreter*innen in Gemeinden, Stadtteilen <strong>und</strong> Betrieben. Entsendung<br />

von Delegierten in übergeordnete Körperschaften verb<strong>und</strong>en mit einem<br />

imperativen Mandat. <strong>Ein</strong>richtung eines B<strong>und</strong>esgemeinderats, statt des B<strong>und</strong>esrats, der<br />

in Steuer- <strong>und</strong> Budgetfragen unabdingbare Mitwirkungsrechte hat. Direktwahl von<br />

Vertreter*innen in die Leitungsorgane der Sozialversicherungen, Urabstimmungen<br />

der Versicherten in wichtigen Fragen<br />

• Mehr direkte Demokratie! Volksabstimmungen müssen von unten durchgesetzt<br />

werden können. Objektive Information der Bevölkerung über Volksinitiativen mit<br />

öffentlichen Mitteln.<br />

• Staatsbürgerschaft bleibt die Zutrittshürde für Wahlen <strong>und</strong> Mitbestimmung: Deshalb<br />

Recht auf Staatsbürgerschaft für alle ermöglichen, die hier leben <strong>und</strong> arbeiten nach<br />

fünf Jahren – <strong>und</strong> damit gleiche Rechte <strong>und</strong> Pflichten. Staatsbürgerschaft für alle<br />

in <strong>Österreich</strong> geborenen Kinder für Eltern, die länger als fünf Jahre legal leben <strong>und</strong><br />

arbeiten.<br />

• <strong>Ein</strong>e solidar-ökologische Wende <strong>und</strong> die Weiterentwicklung der Demokratie brauchen<br />

politische Organisationen, die sich selbst nicht der Konkurrenzdemokratie unterwerfen.<br />

Nur sie können sicherstellen, dass Basisbewegungen nicht am Gängelband von<br />

Medien <strong>und</strong> Parteien enden.<br />

B. 1.c. Den antifaschistischen Verfassungsauftrag ernst nehmen<br />

Rechtsextremismus, der<br />

Menschen <strong>und</strong> einzelnen<br />

Menschengruppen Lebens- <strong>und</strong><br />

Teilhaberechte abspricht, Gewalt<br />

verherrlicht <strong>und</strong> statt demokratischer<br />

Teilhabe einem<br />

Führerprinzip huldigt, lehnen<br />

wir gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />

Wir respektieren konservative politische Strömungen,<br />

die erworbene Rechte verteidigen wollen. Rechtsextremismus,<br />

der Menschen <strong>und</strong> einzelnen Menschengruppen<br />

Lebens- <strong>und</strong> Teilhaberechte abspricht, Gewalt<br />

verherrlicht <strong>und</strong> statt demokratischer Teilhabe einem<br />

Führerprinzip huldigt, lehnen wir gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />

Die Solidarwerkstatt <strong>Österreich</strong> sieht sich deshalb als<br />

Teil der antifaschistischen Bewegung in <strong>Österreich</strong>.<br />

Rechtsextreme spielen heute in vielerlei Hinsicht eine<br />

zerstörerische Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung. Sie nutzen die durch den neoliberalen<br />

Umbau der Gesellschaft hervorgegangenen Konflikte, um eine Kultur des Neids,<br />

der Rücksichtslosigkeit <strong>und</strong> des Sozialdarwinismus zu verbreiten. Freiheit bedeutet für sie<br />

Freiheit von gesellschaftlichen Verpflichtungen. Sie scheuen nicht davor zurück, Sozial<strong>und</strong><br />

Freiheitsrechte <strong>und</strong> die demokratischen Institutionen insgesamt anzugreifen.<br />

Der deutschnationale Rechtsextremismus, wie er durch deutschnationale Burschenschaften<br />

<strong>und</strong> damit auch der FPÖ repräsentiert wird, ist zudem eine Gefahr für die Unabhängigkeit<br />

<strong>und</strong> Selbständigkeit der Republik <strong>Österreich</strong>. <strong>Österreich</strong> ist keine auf ethnischer


Zugehörigkeit basierende Nation. Wer deshalb <strong>einen</strong> auf ethno-kultureller Zugehörigkeit<br />

beruhenden <strong>Österreich</strong>patriotismus propagiert, greift in Wahrheit die F<strong>und</strong>amente <strong>Österreich</strong>s<br />

an. Mit dem NS-Verbotsgesetz <strong>und</strong> dem Staatsvertrag aus 1955 hat <strong>Österreich</strong> <strong>einen</strong><br />

antifaschistischen Verfassungsauftrag. <strong>Österreich</strong> hat sich dabei verpflichtet, zur Sicherung<br />

seiner Selbständigkeit <strong>und</strong> Unabhängigkeit alle Spuren des Nazismus zu beseitigen. Diese<br />

Bestimmungen können nicht verändert werden <strong>und</strong> gelten auch für die FPÖ.<br />

B. 2. Vom Eigenkapitalrenditeregime zur Solidarwirtschaft<br />

Um eine sozialökologische Transformation <strong>und</strong> demokratische<br />

Steuerung der Ökonomie zu erreichen,<br />

brauchen wir <strong>einen</strong> Dominanzwechsel von einer<br />

Wirtschaft, die einzig auf die Erzielung einer hohen<br />

Eigenkapitalrendite orientiert ist, hin zu einer Solidarwirtschaft.<br />

Dazu gehört:<br />

Um eine sozialökologische Transformation<br />

<strong>und</strong> demokratische<br />

Steuerung der Ökonomie zu<br />

erreichen, brauchen wir <strong>einen</strong><br />

Dominanzwechsel von einer<br />

Wirtschaft, die einzig auf die<br />

Erzielung einer hohen Eigenkapitalrendite<br />

orientiert ist, hin zu<br />

einer Solidarwirtschaft.<br />

• Massive Ausweitung öffentlicher Budgets für<br />

sozialwirtschaftliche Dienste, gemeinschaftlichen<br />

Konsum <strong>und</strong> Infrastrukturen, um die<br />

industrielle Produktivität nicht in gefährlichen Exportschlachten oder parasitärem<br />

Luxuskonsum zu verpulvern, sondern um Gr<strong>und</strong>bedürfnisse aller Menschen zu befriedigen,<br />

sie zur gesellschaftlichen Teilhabe zu ermächtigen <strong>und</strong> ihre freie Entfaltung<br />

zu fördern.<br />

• Demokratische Rahmenplanung: Gr<strong>und</strong>sätzliche Entwicklungen müssen einer gesellschaftlichen<br />

Steuerung zugänglich sein. Nur so kann etwa ein schrittweiser, sozial-


verträglicher Ausstieg aus dem Automobilismus <strong>und</strong> eine ökosoziale Klimawende<br />

gelingen. Diese Rahmenplanung basiert auf der Verfügung über eine Vielfalt wirtschaftspolitischer<br />

Instrumentarien (von der Fiskal-, Geld-, Industrie-, Regional- bis<br />

hin zur Außenwirtschaftspolitik), um die zentralen Investitions- <strong>und</strong> Verteilungsfragen<br />

einer demokratischen Entscheidungsfindung zugänglich zu machen <strong>und</strong> Konzernmacht<br />

zu brechen, ohne die innovative Dynamik dezentraler Wirtschaftssubjekte <strong>und</strong><br />

regionaler Wirtschaftskreisläufe zu ersticken. Gewinnkalküle einzelner Unternehmungen<br />

<strong>und</strong> marktwirtschaftliche Prozesse müssen in <strong>einen</strong> kooperativen Rahmen mit<br />

sozialökologischen Zielen eingebettet sein, statt – wie im Neoliberalismus – Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft mit ihren Scheuklappen<br />

zu beherrschen.<br />

<strong>Ein</strong> moderner <strong>Solidarstaat</strong> verfügt<br />

über eine Reihe von wirtschaftspolitischen<br />

Instrumentarien,<br />

um Vollbeschäftigung<br />

sicherzustellen, ohne in die<br />

Sackgasse einer überbürokratisierten<br />

Zentralverwaltungsökonomie<br />

abzubiegen.<br />

• Vielfalt von Eigentumsformen statt Dominanz<br />

von Großkonzernen. Das bedeutet: öffentliches<br />

Eigentum in Kernbereichen (bei Infrastrukturen,<br />

der Daseinsvorsoge, in industriellen Schlüsselbereiche<br />

<strong>und</strong> der Finanzwirtschaft), das selbst<br />

vielfältige Ausformungen haben kann <strong>und</strong> soll<br />

(kommunale Betriebe, Betriebe in landes- oder<br />

b<strong>und</strong>esstaatlichem Eigentum, Staat als Kernaktionär).<br />

Wir treten für die Förderung von Selbstverwaltung<br />

<strong>und</strong> Genossenschaften <strong>und</strong> für den Erhalt von privatem Eigentum vor allem<br />

im klein- <strong>und</strong> mittelbetrieblichen Bereich, im industriell-gewerblichen Bereich <strong>und</strong><br />

im Handel ein, um einer hypertrophen Zentralisierung <strong>und</strong> Bürokratisierung entgegenzuwirken.<br />

In allen diesen Eigentumsformen treten wir für die Stärkung der Selbstorganisation<br />

<strong>und</strong> der Mitbestimmung der Arbeitenden <strong>und</strong> ihrer Organisationen ein.<br />

• Dieser komplexe Dominanzwechsel erfordert sowohl ein hohes Maß an nationalstaatlicher<br />

Souveränität, unter anderem die Beschränkung der Kapitalverkehrsfreiheit, als<br />

auch kooperative internationale Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe. Beides ist<br />

unvereinbar mit dem EU-Konkurrenzregime, das durch die Verpflichtung zu „einer<br />

offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb“ (EU-Vertrag) die Wirtschaftspolitik<br />

unter die Knute <strong>und</strong>emokratischer Technokratien (EZB, EU-Kommission, ESM…)<br />

bzw. eines sozialdarwinistischen Wirtschaftskrieges zwingt.<br />

B. 3. Niemand ist überflüssig! Vollbeschäftigung durch <strong>und</strong> für sozialökologische<br />

Transformation<br />

Arbeitslosigkeit hält die Menschen in Existenzangst, um sie gefügig zu machen. <strong>Für</strong> uns<br />

sind die Teilhabe Aller am Verbrauch wirtschaftlicher Güter <strong>und</strong> die Teilhabe Aller an der<br />

Schaffung dieser Güter zwei untrennbare Seiten einer Medaille. Niemand ist überflüssig,<br />

jede <strong>und</strong> jeder werden gebraucht! Arbeit ist ein Menschenrecht! Befreit aus den Zwängen<br />

des EU- Konkurrenzregimes ist eine Vollbeschäftigungspolitik möglich. <strong>Ein</strong> moderner<br />

<strong>Solidarstaat</strong> verfügt über eine Reihe von wirtschaftspolitischen Instrumentarien, um Vollbeschäftigung<br />

sicherzustellen, ohne in die Sackgasse einer überbürokratisierten Zentralverwaltungsökonomie<br />

abzubiegen.


Wir wollen aber keine Vollbeschäftigung durch prekäre Arbeitsverhältnisse <strong>und</strong> „Bullshit-Jobs“,<br />

sondern durch fair bezahlte, humane, sinngebende Arbeitsplätze, die dazu<br />

beitragen, dass wir uns eine ökologisch nachhaltige, lebenswerte, an unseren Bedürfnissen<br />

orientierte Welt erarbeiten können. Vollbeschäftigung <strong>und</strong> die dringend erforderliche<br />

sozialökologische Transformation unserer Gesellschaft sind für uns daher ebenfalls zwei<br />

Seiten einer Medaille. Viele Arbeitsplätze werden in diesem Übergangsprozess wegfallen<br />

bzw. redimensioniert werden (z.B. in der Stahl-, Chemie- <strong>und</strong> Betonindustrie, im Automobil-<br />

<strong>und</strong> Flugverkehr, im Finanz- <strong>und</strong> Rüstungssektor) <strong>und</strong> gleichzeitig brauchen wir viele<br />

neue Arbeitsplätze: z.B. im Ges<strong>und</strong>heits-, Pflege- <strong>und</strong> Sozialbereich, in der Bildung <strong>und</strong><br />

Elementarpädagogik, im öffentlichen Verkehr, für die Energie- <strong>und</strong> Agrarwende, in der<br />

Reparaturwirtschaft, in Kunst <strong>und</strong> Kultur, bei kommunalen Diensten <strong>und</strong> beim <strong>Ein</strong>stieg in<br />

die Verallgemeinerung von politischer Teilhabearbeit.<br />

Statt wie bisher die Gesellschaft blindwütigen Export- <strong>und</strong> Dividendeninteressen der<br />

Großindustrie <strong>und</strong> ihrer Aktionäre unterzuordnen, muss die industrielle Produktivität dazu<br />

umgeleitet werden, diese sozialökologische Transformation materiell zu unterfüttern.<br />

Die Erfordernisse der sozialökologischen Transformation <strong>und</strong> die Entwicklung der Produktivität<br />

berücksichtigend, treten wir für vielfältige Formen der Arbeitszeitverkürzung<br />

ein (Lebens-, Jahres-, Wochen-, Tagesarbeitszeitverkürzung). Auch die massive Ausweitung<br />

der aktiven Arbeitsmarktpolitik ist unverzichtbar, um die für die sozialökologische<br />

Transformation notwendige (Re-)Qualifizierung zu ermöglichen.<br />

B. 4. Jede*r nach seiner Leistungsfähigkeit, jeder*m nach s<strong>einen</strong> Bedürfnissen<br />

Jeder Mensch hat <strong>einen</strong> Körper. Er braucht<br />

Nahrung, Kleidung, Wohnung. Seine Bedürfnisse<br />

gehen jedoch darüber hinaus. Gerade auch weil<br />

eine ausreichende <strong>und</strong> qualitativ hochstehende<br />

Bereitstellung von Nahrung, Kleidung, Wohnung<br />

vielfältige kollektive Leistungen erfordert. Wir<br />

Menschen brauchen den Austausch mit anderen.<br />

Wir müssen uns dafür bewegen, oft auch in<br />

kurzer Zeit weiter als unsere Füße tragen können.<br />

Wir brauchen eine Versorgung, wenn wir krank<br />

Das österreichische System der<br />

Sozialversicherung ist eine Erfolgsgeschichte.<br />

Die Solidarwerkstatt<br />

fordert die Ausweitung auf<br />

die Bereiche Pflege, Bildung <strong>und</strong><br />

Kinderbetreuung, den öffentlichen<br />

Verkehr <strong>und</strong> Wohnen.<br />

werden oder verunfallt sind. Wir brauchen Pflege <strong>und</strong> <strong>Für</strong>sorge, wenn wir notleidend sind.<br />

Wir müssen uns <strong>und</strong> die nachkommenden Generationen bilden. Wir brauchen ein <strong>Ein</strong>kommen,<br />

wenn wir selbst nicht mehr arbeiten können. Und wir brauchen Sicherheit. Wir<br />

haben <strong>einen</strong> verletzlichen Körper. Nur wenn wir uns sicher fühlen, können wir uns für uns<br />

selbst <strong>und</strong> die Gemeinschaft entfalten.<br />

Märkte sind sehr effizient, wenn es um die Bereitstellung von Gütern geht, bei deren Ge<strong>und</strong><br />

Verbrauch andere ausgeschlossen werden können. <strong>Für</strong> viele der genannten Beispiele<br />

gilt jedoch das Gegenteil: Sie funktionieren nur, wenn möglichst alle eingeschlossen sind.<br />

Unsere Ausgaben für Nahrung, Kleidung, Wohnung bestreiten wir in der Regel mit unse-


em Nettolohn. Über unsere Beiträge zu einem solidarischen Versicherungssystem können<br />

wir auch die Verfügbarkeit von kollektiven Leistungen aus öffentlichen Kassen sichern.<br />

Seit Jahrzehnten wird propagiert, wir hätten in <strong>Österreich</strong> zu hohe „Lohnnebenkosten“.<br />

Wissenschaftlich betrachtet gibt es keine Lohnnebenkosten. Betriebswirtschaftlich relevant<br />

sind variable <strong>und</strong> fixe Kosten. Der Begriff „Lohnnebenkosten“ ist ein ideologischer<br />

Kampfbegriff der exportorientierten Industrie. Mit diesem Begriff soll suggeriert werden:<br />

Die Menschen könnten sich mehr Nahrung, teurere Kleidung <strong>und</strong> größere Wohnungen<br />

leisten, wenn ihr Beitrag zu den gemeinsamen Kassen reduziert würde. Dass dies unmittelbar<br />

in der finanziellen Austrocknung dieser Kassen münden würde <strong>und</strong> erst recht nur<br />

mehr denen die Versorgung bei Krankheit, Unfall, Pflegebedürftigkeit sichert, die über<br />

entsprechende <strong>Ein</strong>kommen verfügen, wird verschwiegen.<br />

Das österreichische System der Sozialversicherung<br />

ist eine Erfolgsgeschichte. Es funktioniert<br />

Progressive <strong>Ein</strong>kommenssteuern:<br />

mitunter bis zu einem Spitzensteuersatz<br />

von 100% ab einer Leistungsfähigkeit, jede*r bekommt entsprechend<br />

nach dem Prinzip: Jede*r trägt bei nach seiner<br />

gewissen <strong>Ein</strong>kommenshöhe. s<strong>einen</strong> Bedürfnissen. Dieses Prinzip gilt heute für<br />

die Bereiche Ges<strong>und</strong>heit, Alter, Arbeitslosigkeit.<br />

Die Solidarwerkstatt fordert die Ausweitung auf die Bereiche Pflege, Bildung <strong>und</strong> Kinderbetreuung,<br />

den öffentlichen Verkehr <strong>und</strong> Wohnen.<br />

Die Finanzierung soll auf alle Bereiche der Wertschöpfung ausgedehnt werden. Also auch:<br />

Abschreibungen, Zinsen, Renten, Mieten. Dieses System ist in Krisen resilient, es ist gerecht<br />

<strong>und</strong> bleibt in allen Nuancen gestaltbar. Wir treten daher für eine deutliche Erhöhung<br />

der Staats-/Solidarquote ein. Diese ist eine zivilisatorische Errungenschaft, die angestrebt<br />

<strong>und</strong> nicht verunglimpft werden sollte.


B. 5. Steuern <strong>und</strong> Besteuern<br />

Auch eine solidarische Gesellschaft in einem <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong> braucht Steuern. Sie<br />

haben drei Funktionen: Finanzierung der Aufgaben des Staates, Förderung gewünschter<br />

<strong>und</strong> Behinderung schädlicher Tätigkeiten, Herstellung von Gerechtigkeit – Sicherung der<br />

Teilhabe aller.<br />

Wir gehen dabei davon aus, dass alle wirtschaftlichen Werte aus der gesellschaftlichen<br />

Arbeit entspringen. Boden, Gebäude, Maschinen <strong>und</strong> industrielle Anlagen werfen erst<br />

dann <strong>einen</strong> Wert ab, wenn auf ihnen <strong>und</strong> mit ihnen gearbeitet wird. Auch in einem <strong>Solidarstaat</strong><br />

wird es Märkte geben, z. B. <strong>einen</strong> Arbeitsmarkt. Marktprozesse führen in vielen<br />

Fällen zu Ungleichverteilung, Verzerrungen <strong>und</strong> in manchen Fällen auch für die Gesellschaft<br />

schädlichen Auswirkungen.<br />

Unser Steuerprogramm will deshalb besteuern <strong>und</strong> steuern.<br />

• Progressive <strong>Ein</strong>kommenssteuern: mitunter bis zu einem Spitzensteuersatz von 100%<br />

ab einer gewissen <strong>Ein</strong>kommenshöhe. Das muss gesellschaftlich verhandelt werden.<br />

<strong>Ein</strong>beziehung aller <strong>Ein</strong>kunftsarten.<br />

• Produkt- bzw. Konsumsteuern: Dienen einerseits der Mittelaufbringung, aber noch<br />

stärker der Lenkung: hin in Richtung umweltfre<strong>und</strong>licher, arbeitsintensiver, die regionalen<br />

Kreisläufe stärkender Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen. D. h.: selektive Senkung<br />

der Mehrwertsteuer in diesen Bereichen, Abschaffung der Mehrwertsteuerbefreiung<br />

für den Export, Wiedereinführung der Luxusmehrwertsteuer bestimmte Produkte, Abschaffung<br />

der Mehrwertsteuer auf Mieten.<br />

• Vermögens- <strong>und</strong> Erbschaftssteuern: laufende Leistungen aus öffentlichen Kassen<br />

können nicht durch Vermögens- <strong>und</strong> Erbschaftssteuern finanziert werden. Das würde<br />

bedeuten, wir bräuchten ständig eine enorme Vermögensungleichheit, um Sozialleistungen<br />

zu finanzieren. Die Mittel aus derartigen Steuern müssen für die Füllung von<br />

Fonds für ökosoziale Investitionen verwendet werden.<br />

B. 6. Armut bekämpfen, nicht die Armen!<br />

Im reichen <strong>Österreich</strong> sind viele Menschen von Armut<br />

betroffen. Der Solidarstatt <strong>Österreich</strong> will die Armut bekämpfen<br />

<strong>und</strong> nicht die Armen. Es ist genug für alle da!<br />

Viele der bisherigen Forderungen (Vollbeschäftigungspolitik,<br />

Ausweitung der Solidarversicherung, Umverteilung<br />

von oben nach unten usw.) zielen nicht zuletzt auf die<br />

Der Solidarstatt <strong>Österreich</strong><br />

will die Armut bekämpfen <strong>und</strong><br />

nicht die Armen. Es ist genug<br />

für alle da!<br />

Überwindung von Armut <strong>und</strong> Ausgrenzung. Darüber hinaus halten wir weitere Maßnahmen<br />

für notwendig, insbesondere:<br />

• Kräftige Anhebung der Mindestlöhne, Vorrang von Sockelbeträgen bei KV-Verhandlungen<br />

statt Prozenterhöhungen


• Ausweitung des sozialen Wohnbaus durch Kommunen <strong>und</strong> gemeinnützige Wohnungsgenossenschaften,<br />

Rechte von Mieter*innen im privaten Wohnungsmarkt<br />

stärken (z.B. wirksame Mietzinsobergrenzen, <strong>Ein</strong>schränkung der Befristungsmöglichkeiten)<br />

• Armutsfeste Mindestsicherung (z.B. Anhebung auf die Armutsgefährdungsschwelle)<br />

• Rücknahme von Verschlechterungen der vergangenen Pensionsreformen, insbesondere<br />

fordern wir die Streichung der 15 schlechtesten Jahre für die Pensionsberechnung,<br />

Anhebung der Ausgleichszulage auf die Armutsgefährdungsschwelle, jährliche<br />

Anhebung der Pensionen im Ausmaß der realen Inflation plus dem durchschnittlichen<br />

gesamtwirtschaftlichen Produktivitätswachstums, Regelpension mit 65 Jahren bzw.<br />

nach 40 Erwerbsjahren.<br />

• Arbeitslosigkeit bekämpfen, nicht die Arbeitslosen! Anhebung der Nettoersatzrate in<br />

der Arbeitslosenversicherung auf 80%.<br />

• Maßnahmen gegen das Vordringen der Zwei-Klassen-Medizin (z.B. Abschaffung der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsdeckelung, Ausweitung des Leistungskatalogs in der Krankenversicherung)<br />

• Niederschwellige <strong>und</strong> wertschätzende Angebote für Obdachlose, Suchterkrankte,<br />

psychisch Erkrankte usw.<br />

B. 7. <strong>Für</strong> eine ökosoziale Energie- <strong>und</strong> Agrarwende!<br />

Weniger Energieverbrauch<br />

muss keineswegs<br />

<strong>einen</strong> Verzicht<br />

an Lebensqualität<br />

bedeuten.<br />

Wenn wir <strong>einen</strong> drohenden Klimakollaps abwenden wollen,<br />

brauchen wir eine ökosoziale Energiewende: d.h. Ausstieg aus<br />

fossilen Energien <strong>und</strong> massiver Ausbau erneuerbarer Energien.<br />

Das schafft die Möglichkeit zur Dezentralisierung der Energieproduktion<br />

<strong>und</strong> zu einer wachsenden Energieautarkie <strong>Österreich</strong>s,<br />

d.h. Unabhängigkeit von Erdöl- <strong>und</strong> Atomkonzernen bzw. geopolitischer<br />

Erpressung.<br />

Klar ist aber: Allein eine Verlagerung der Energiegewinnung auf Sonne, Wind usw. wird<br />

nicht reichen, wir brauchen auch eine deutliche Reduktion des Energieverbrauchs. Das<br />

reicht von der thermische Sanierung mit ökologischen Dämmstoffen bis hin zu einer<br />

tiefgreifenden energie- <strong>und</strong> ressourcensparende Umstrukturierung von Produktion <strong>und</strong><br />

Konsum: mehr gemeinschaftliche, solidarische Nutzung von Gütern statt exklusiver<br />

individueller Konsum, Ersetzen von Beton <strong>und</strong> Kunststoffen durch erneuerbare Materialen,<br />

ökosoziales Wohnen statt Zersiedelung der Landschaft, Erzeugung langlebiger <strong>und</strong><br />

reparaturfähiger Güter statt Wegwerfprodukten, Stopp der ressourcenintensiven Industrialisierung<br />

aller Lebensbereiche, Kontingentierungen bei knappen Gütern.<br />

Weniger Energieverbrauch muss keineswegs <strong>einen</strong> Verzicht an Lebensqualität bedeuten,<br />

im Gegenteil: von Autolawinen befreitete Städte, mehr soziale Sicherheit <strong>und</strong> Gleichheit<br />

statt Ellbogenmentalität <strong>und</strong> Privatisierung der Risiken, Schutz unberührter Natur statt<br />

Betonwüsten, Ges<strong>und</strong>heit für alle statt Zwei-Klassen-Medizin, mehr Gemeinschaftlichkeit


statt Vereinsamung – das alles kann <strong>einen</strong> großen Gewinn an Lebensqualität bedeuten. Mit<br />

dem erfreulichen „Begleiteffekt“, dass wir der weiteren Umweltzerstörung <strong>und</strong> Erderhitzung<br />

entgegenwirken.<br />

Im Rahmen einer Klimawende kommt einer ökosozialen Agrarwende eine große Bedeutung<br />

zu. Wir müssen uns von Massentierhaltung <strong>und</strong> übermäßigem Fleischkonsum lösen,<br />

Bodenverbrauch <strong>und</strong> landwirtschaftliche Monokulturen zurückdrängen <strong>und</strong> die Abhängigkeit<br />

von Agro- <strong>und</strong> Chemiekonzernen beenden. Diese Agrarwende ist auch notwendig,<br />

um die für unser Überleben so wichtige Artenvielfalt zu erhalten bzw. wiederzugewinnen.<br />

Wir streben daher ein möglichst hohes Maß an Ernährungssouveränität <strong>Österreich</strong>s auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage eines vielfältigen, biologischen Landbaus <strong>und</strong> artgerechter Tierhaltung an.<br />

Das ist freilich unvereinbar mit der Unterordnung unter den neoliberalen EU-Binnenmarkt<br />

<strong>und</strong> die diversen EU-Freihandelsabkommen, die in erster Linie den Interessen der großen<br />

Konzerne dienen.<br />

B. 8. <strong>Für</strong> eine ökosoziale Verkehrswende<br />

<strong>Ein</strong>e solidarische Gesellschaft braucht den Ausstieg aus<br />

dem Automobilismus. Denn der Automobilismus ist<br />

nicht nur ökologisch <strong>und</strong> klimapolitisch verheerend, er<br />

ist auch Motor einer rücksichtslosen <strong>und</strong> ausgrenzenden<br />

Gesellschaftsentwicklung, der Zerstörung der Lebensqualität <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit in unseren<br />

Städten <strong>und</strong> eine furchtbare Vergeudung von menschlichen Ressourcen <strong>und</strong> knappen Rohstoffen.<br />

Ökosoziale Verkehrswende heißt: Vermeiden bzw. Verkürzen von Wege, wo es<br />

geht, <strong>und</strong> dort, wo das nicht möglich ist, Verlagern auf umweltfre<strong>und</strong>liche Transportmittel,<br />

die allen zugänglich sind. Nur die weiterhin notwendige <strong>und</strong> nicht verlagerbare Restmobilität<br />

sollte über Elektroautos oder andere Antriebsformen bewältigt werden.<br />

Wichtige Forderungen sind daher:<br />

<strong>Ein</strong>führung des Nulltarifs<br />

im gesamten Öffentlichen<br />

Verkehr, finanziert über eine<br />

wertschöpfungsbezogene<br />

Mobilitätsabgabe.<br />

• Sofortiger Stopp des Baus bzw. der Planung aller Megastraßen- <strong>und</strong> Flugpistenprojekte<br />

• Massive Ausweitung eines flächendeckenden Öffentlichen Verkehrs auf allen Ebenen<br />

– des ÖPNV in den Städten, des Mikro-ÖV im ländlichen Bereich bis hin zu überregionalen<br />

Bahnverbindungen; Revitalisierung stillgelegter Bahnstrecken, Taktverdichtung<br />

nach dem Vorbild der Schweiz<br />

• Rückgängigmachen der EU-getriebenen Liberalisierung im Bahnverkehr, die zum<br />

Rosinenpicken <strong>und</strong> zur Stilllegung regionaler Schienen geführt hat. Gerade der öffentliche<br />

Verkehr entwickelt seine Produktivität als kooperatives, verästeltes Gesamtsystem<br />

• <strong>Ein</strong>führung des Nulltarifs im gesamten Öffentlichen Verkehr, finanziert über eine<br />

wertschöpfungsbezogene Mobilitätsabgabe. <strong>Ein</strong> erster Schritt in diese Richtung: Halbierung<br />

der Preise für das Klimaticket.<br />

• Förderung des Radverkehrs <strong>und</strong> des Fußgehens, Verkehrsberuhigung in den Städten<br />

<strong>und</strong> Ausweitung (weitgehend) autofreier Stadtgebiete.


• Regionalpolitik <strong>und</strong> Raumplanung, die das Vermeiden bzw. Verkürzen von Personen-<br />

<strong>und</strong> Güterverkehr erleichtert: Stadt der kurzen Wege, Förderung der regionalen<br />

Wirtschaft; Stopp der Zersiedelung; Durchmischung von Wohnen, Arbeit, Freizeit<br />

<strong>und</strong> Konsum; Förderung von Projekten des autofreien Wohnens <strong>und</strong> Aufhebung der<br />

„Reichsgaragenordnung“<br />

• Verbot von Kurzstreckenflügen unter 1.000 Kilometer bei gleichzeitigem Ausbau<br />

attraktiver Fernbahnverbindungen.<br />

Verbot von Kurzstreckenflügen<br />

unter 1.000 Kilometer bei<br />

gleichzeitigem Ausbau attraktiver<br />

Fernbahnverbindungen<br />

• Schrittweise Verlagerung des nicht-verderblichen Gütertransports auf die Schiene.<br />

<strong>Ein</strong>führung einer zweckgeb<strong>und</strong>enen LKW-Maut nach dem Muster der Schweiz;<br />

Revitalisierung der vielen stillgelegten Bahnanschlüsse<br />

zu Betrieben; Abkehr vom neoliberalen<br />

Freihandel, der die regionale Wirtschaft gefährdet<br />

<strong>und</strong> klimaschädlichen Verkehr anheizt.<br />

• Neue Geschwindigkeitsbeschränkungen: 100<br />

km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Überlandstraßen<br />

<strong>und</strong> 30 km/h im städtischen Gebiet.<br />

B. 9 Wissen ist Macht – Emanzipatorische Bildungspolitik<br />

Wissen ist Macht. Und beides soll bei Vielen <strong>und</strong> nicht bei Wenigen sein. Unser Ziel ist<br />

daher die Verallgemeinerung von Bildung, Wissen <strong>und</strong> Kompetenzen, um eine echte Teilhabe<br />

an der Gestaltung <strong>und</strong> Weiterentwicklung der Gesellschaft zu ermöglichen. Außerdem<br />

gilt: Je gebildeter die gesamte Gesellschaft, desto reichhaltiger unser kulturelles <strong>und</strong><br />

wirtschaftliches Leben, desto umfassender unsere Lösungskompetenzen für die großen<br />

Herausforderungen unserer Zeit.<br />

<strong>Ein</strong>ige Eckpunkte emanzipatorischer Bildungspolitik:<br />

• Elementarpädagogik: Um Beruf, (Aus-)bildung<br />

<strong>und</strong> Familie besser vereinbar zu machen, muss<br />

es <strong>einen</strong> Rechtsanspruch auf kostenfreie, qualitativ<br />

hochwertige, kostenlose Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

ab dem 1. Lebensjahr des Kindes<br />

Die scheinbar utopische<br />

Losung der Studierendenbewegung<br />

„Reiche Eltern<br />

für alle!“ wird über den<br />

<strong>Solidarstaat</strong> ein Stück<br />

Realität.<br />

sowie Nachmittagsbetreuung/-unterricht in den Schulen geben (Ganztagsschule). Kinderbetreuungsgeld<br />

in ausreichender Höhe bis zum 3. Lebensjahr des Kindes.<br />

• Noch immer wird Bildung in hohem Maß vererbt. Um diese Bildungsbarrieren zu beseitigen,<br />

muss die frühe Selektion im Bildungswesen abgeschafft werden: <strong>Ein</strong>führung<br />

einer echten Gesamtschule ohne Selektion bis zum 15. Lebensjahr.<br />

• Bereitstellung der notwendigen Mittel, um eine echte Schul- bzw. Ausbildungspflicht<br />

bis zum 18. Lebensjahr verwirklichen zu können.<br />

• Ausbau der Erwachsenenbildung: Öffentliche Gr<strong>und</strong>finanzierung der Erwachsenenbildung,<br />

um <strong>einen</strong> niederschwelligen Zugang für alle abzusichern.<br />

• Über diese verlängerte Schul- <strong>und</strong> Ausbildungspflicht hinaus soll es den Rechtsan-


spruch für jede/n auf eine fünfjährigen<br />

Bildungskarenz geben, die öffentlich<br />

in einem existenzsicherndem Ausmaß<br />

finanziert wird (sh. Solidarversicherung).<br />

Dieser tertiäre Bildungsweg kann sowohl<br />

im Anschluss an den sek<strong>und</strong>ären Bildungsweg<br />

(z.B. Universität, Fachhochschule)<br />

als auch während des Erwerbslebens<br />

in Form verschiedener Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungen in Anspruch genommen<br />

werden, für die die öffentliche Hand die<br />

Kosten übernimmt. Diese zusätzlichen<br />

Bildungsjahre werden für die Pension<br />

angerechnet. Ziel dieses Rechtsanspruchs<br />

auf fünf zusätzliche öffentlich finanzierte<br />

Bildungsjahre ist die Verallgemeinerung<br />

einer neuen Erwerbs- <strong>und</strong> Bildungsbiographie,<br />

wie sie derzeit nur für Akademiker*innen<br />

gilt: von 5 bis 65 Jahren ca.<br />

zwei Drittel unmittelbare Arbeit, ca. ein<br />

Drittel Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungszeiten.<br />

Die scheinbar utopische Losung der<br />

Studierendenbewegung „Reiche Eltern<br />

für alle!“ wird damit über den <strong>Solidarstaat</strong> ein Stück Realität.<br />

• Die Studiengänge <strong>und</strong> die Arbeitsplätze an den Hochschulen sind aus der neoliberalen<br />

<strong>Ein</strong>engung (Bologna-Prozess) zu befreien, um Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung<br />

zu ermöglichen.<br />

B. 10 Partizipatorische, nachhaltige <strong>und</strong> sozialverträgliche Wissenschafts<strong>und</strong><br />

Technologieentwicklung<br />

Wir befinden uns mitten in einer stürmischen wissenschaftlich-technischen Entwicklung.<br />

Wir sind keine Maschinenstürmer, lehnen aber auch blinde Technikgläubigkeit ab. Vor<br />

allem verweigern wir uns einer herrschaftlichen Ideologie, die die wissenschaftlich-technische<br />

Entwicklung als konzern- bzw. militärgetriebene <strong>Ein</strong>bahnstraße ohne Alternativen<br />

propagiert. Die wissenschaftliche-technische Entwicklung ist kein Selbstzweck, sondern<br />

muss sich daran messen lassen, dass sie uns menschlich, sozial, ökologisch <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />

weiterbringt, dem Frieden verpflichtet ist <strong>und</strong> dass sie demokratisch kontrollierbar<br />

bleibt.<br />

Wir lehnen bestimmte technische Entwicklungen – z.B. die Atomwirtschaft – entschieden<br />

ab <strong>und</strong> fordern den sofortigen Ausstieg aus EURATOM. Bei bestimmten Technologien<br />

formulieren wir sehr enge Anwendungsbereiche (z.B. Gentechnik) bzw. wollen bestimmte<br />

Anwendungen (z.B. für Massenüberwachung) blockieren. Das Vorsorgeprinzip muss


Vorrang vor kurzsichtigen Renditeüberlegungen haben; das heißt, zuerst müssen Risiken<br />

<strong>und</strong> Gefahren seriös erforscht werden, bevor über die <strong>Ein</strong>führung neuer Technologien<br />

demokratisch entschieden wird. Wir treten für den sofortigen Ausstieg aus den EU-Rüstungsforschungsprogrammen<br />

ein. Und auch für die Forschung im Bereich der Künstlichen<br />

Intelligenz muss gelten: Die menschliche Emanzipation bleibt das Maß aller Dinge <strong>und</strong><br />

darf nicht einer elitären Expertokratie geopfert werden.<br />

Die wissenschaftlichen Ressourcen<br />

müssen darauf konzentriert werden,<br />

die großen Herausforderungen<br />

unserer Zeit zu meistern: Klimaschutz,<br />

sozialer Ausgleich, Frieden,<br />

Ökologisierung <strong>und</strong> Humanisierung<br />

unserer Arbeits- <strong>und</strong> Lebenswelten.<br />

Umso wichtiger ist es, Wissenschaft <strong>und</strong> Hochschulen öffentlich, demokratisch <strong>und</strong> transparent<br />

zu organisieren <strong>und</strong> zu finanzieren. Die wissenschaftlichen Ressourcen müssen<br />

darauf konzentriert werden, die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern: Klimaschutz,<br />

sozialer Ausgleich, Frieden, Ökologisierung<br />

<strong>und</strong> Humanisierung unserer Arbeits- <strong>und</strong><br />

Lebenswelten.<br />

Unser gesamtes Bildungssystem muss darauf<br />

ausgerichtet sein, die Menschen zu befähigen,<br />

kompetent mit neuen Technologien umzugehen<br />

<strong>und</strong> über deren Weiterentwicklung mitzubestimmen.<br />

Der <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong> muss alles<br />

daransetzen, eigenständig <strong>und</strong> in Kooperation<br />

mit anderen Staaten, seine wissenschaftliches Kompetenzen so weiterzuentwickeln, dass<br />

die Abhängigkeiten von globalen Konzernen in existenziellen Bereichen wie Pharma <strong>und</strong><br />

digitale Medien überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> demokratische Alternativen erarbeitet werden können.<br />

B. 11. Fluchtursachen bekämpfen, nicht Flüchtlinge! Brain-drain stoppen!<br />

Demokratische Integrationspolitik!<br />

Menschen fliehen, wenn sie um ihre Existenz fürchten. Die wichtigste Herausforderung ist<br />

daher, die Fluchtursachen zu bekämpfen <strong>und</strong> nicht die Flüchtlinge. Westliche Großmächte,<br />

nicht zuletzt die EU, machen das Gegenteil: Sie produzieren Fluchtursachen (Kriege, neoliberale<br />

Freihandelsabkommen, Klimakrise) <strong>und</strong> bekämpfen die Flüchtlinge (z.B. durch<br />

Frontex).<br />

Zugleich wird durch eine neoliberale Migrationspolitik (über den EU-Binnenmarkt bzw.<br />

Abwerbung von Arbeitskräften aus dem globalen Süden) der Brain-Drain verschärft, d.h.:<br />

qualifizierte Arbeitskräfte, die in armen Ländern ausgebildet wurden, wandern in reiche<br />

Länder ab, wo sie zu Lohndumping instrumentalisiert werden. Das ist brutale Umverteilung<br />

von Arm zu Reich – auf Kosten der armen Staaten <strong>und</strong> auf Kosten der Armen in<br />

den reichen Staaten. Dazu gehört auch, ArbeitsmigrantInnen möglichst lange möglichst<br />

rechtlos zu halten.<br />

Wir treten für eine andere Politik ein:<br />

• <strong>Österreich</strong> muss sich an der Bekämpfung der Fluchtursachen (Hunger, neoliberale<br />

Freihandelsverträge, Umweltzerstörung, Krieg, Verfolgung) beteiligen, statt sich über


die Teilnahme an EU-Militärinterventionen, Wirtschaftskriegen <strong>und</strong> Freihandelsabkommen<br />

am Schüren von Fluchtursachen zu beteiligen. <strong>Österreich</strong> muss seine Hilfe<br />

vor Ort ausbauen (z.B. mehr Gelder für das UN-Welternährungsprogramm, Umsetzen<br />

des UN-Ziels von 0,7% des BIP für Entwicklungszusammenarbeit)<br />

• <strong>Für</strong> eine humane Asylpolitik <strong>und</strong> für Verteidigung des österreichischen Asylrechts:<br />

Dazu gehört der Ausstieg aus Frontex <strong>und</strong> den EU-Dublin-Richtlinien, die Beteiligung<br />

an internationalen Programmen zum Schutz der Schwächsten (z.B. Beteiligung<br />

an UN-Resettlement-Programmen) sowie das <strong>Ein</strong>treten für die Ausweitung der Genfer<br />

Flüchtlingskonvention (z.B. auf Klimaflüchtlinge)<br />

• Soziale Regulierung des eigenen Arbeitsmarktes statt neoliberalem Brain-Drain von<br />

Arm zu Reich. Wir treten für die Förderung des Wissensaustausches in die Gegenrichtung<br />

ein, um ärmere Länder beim wirtschaftlichen Aufbau im eigenen Land zu<br />

unterstützen.<br />

• Demokratische Integration: Zugang zur österreichischen Staatsbürgerschaft nach fünf<br />

Jahren für alle, die hier leben <strong>und</strong> arbeiten – <strong>und</strong> damit gleiche Rechten <strong>und</strong> Pflichten,<br />

inkl. des Prinzips des Bodens statt der Abstammung für alle in <strong>Österreich</strong> Geborenen.<br />

B. 12 Gendergerechtigkeit<br />

Die Herstellung von Gendergerechtigkeit ist eines der<br />

uneingelösten Versprechen unserer Gesellschaft. Wir erkennen,<br />

dass der neoliberale Umbau der Gesellschaft eine<br />

unüberwindliche Hürde für die Herstellung von Gendergerechtigkeit<br />

ist. Der freie, deregulierte Markt befördert Rücksichtslosigkeit auf Kosten<br />

derjenigen, die es sich aufgr<strong>und</strong> von Betreuungspflichten (<strong>und</strong> das sind nach wie vor<br />

überwiegend Frauen*) <strong>und</strong> struktureller Benachteiligung (das betrifft Alleinerziehende,<br />

Frauen* <strong>und</strong> LGBTQIA+) nicht so einfach richten können.<br />

Umgekehrt m<strong>einen</strong> wir, dass die Errichtung einer solidarischen Gesellschaft in einem <strong>Solidarstaat</strong><br />

<strong>Österreich</strong> die Herstellung der Gendergerechtigkeit befördert. Es geht nicht nur<br />

um die Überwindung von geschlechtsspezifischen Stereotypen, sondern auch um Sicherstellung<br />

von sozialpolitischen Forderungen, die wir hier betonen müssen.<br />

Es geht um:<br />

• Die Versorgung mit ausreichenden <strong>und</strong> qualitativ hochstehenden Kinderbetreuungsplätzen<br />

• Die <strong>Ein</strong>beziehung der Pflege in die Sozialversicherung<br />

• Die Verfügbarkeit von kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

• Die Sicherheit im öffentlichen Raum<br />

• Gewaltschutzprogramme<br />

• Lohntransparenz<br />

• Mindestlöhne, Pensionen, längerer Kündigungsschutz nach Kinderkarenz<br />

Die wichtigste<br />

Herausforderung ist, die<br />

Fluchtursachen zu bekämpfen<br />

<strong>und</strong> nicht die<br />

Flüchtlinge.


• Die Nichtdiskriminierung von Interpersonen<br />

• Zugang zu Therapieplätzen<br />

• Angebote speziell auch für Männer*, um sich mit wandelnden Geschlechterrollen<br />

auseinanderzusetzen<br />

Wir erkennen, dass der neoliberale Umbau der<br />

Gesellschaft eine unüberwindliche Hürde für die<br />

Herstellung von Gendergerechtigkeit ist.<br />

B. 13. Sicherheit – ein unteilbares, öffentlichen Gut<br />

<strong>Ein</strong>e solidarische Gesellschaft in einem <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong> entsteht nicht im luftleeren<br />

Raum. Wir müssen davon ausgehen, dass die Herauslösung einer Gesellschaft aus dem<br />

EU-Konkurrenzregime von innen <strong>und</strong> außen auf erbitterte Gegner stoßen wird. Wir müssen<br />

uns darauf einstellen, dass wir eine derartige Gesellschaft auch verteidigen müssen.<br />

Sicherheit ist für uns eine Aufgabe für alle Mitglieder der Gesellschaft. Wir treten deshalb<br />

für die allgemeine Wehrpflicht <strong>und</strong> die Stärkung des Milizsystems ein.<br />

Allgemeine Wehrpflicht bedeutet für uns aber nicht einfach bewaffnete Verteidigung.<br />

Unser Verständnis von Umfassender Landesverteidigung geht darüber hinaus.<br />

Es umfasst:<br />

• Geistige Landesverteidigung, dazu zählt:


o Stärkung der Zivilcourage: Soziales Lernen der Verteidigung des sozialen Zusammenhalts<br />

gegen rechtsextreme <strong>und</strong> rassistische Angriffe, mögen sie von fehlgeleiteten<br />

Individuen kommen oder gezielt gesteuert werden.<br />

o Soziale Verteidigung: Erarbeitung sozialer Strukturen <strong>und</strong> Techniken, die in der<br />

Lage sind, Angriffe auf den <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong> abzuwehren.<br />

o Stärkung der Neutralität <strong>und</strong> des Bewusstseins ihrer Bedeutung<br />

• Ausbau ziviler Friedensdienste<br />

• Sofern bewaffnete Verteidigung in Betracht gezogen wird, muss für sie der Schutz<br />

von Menschenleben oberste Priorität haben<br />

• Im Rahmen der Vereinten Nationen bekennen wir uns auch zur solidarischen Beteiligung<br />

an Blauhelmmissionen<br />

B. 14. Aktive Friedens- <strong>und</strong> Neutralitätspolitik – unabhängige, weltoffene<br />

<strong>und</strong> kooperative Außenpolitik<br />

Palästina, Irak, Libyen, Afghanistan, Ukraine, Niger – all diese aktuellen Beispiele zeigen:<br />

Mit militärischer Gewalt können im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert die tatsächlichen oder behaupteten<br />

politischen Ziele nicht erreicht werden. Dafür gibt es tiefliegende Gründe in den Gesellschaften<br />

des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Das B<strong>und</strong>esverfassungsgesetz über die immerwährende Neutralität <strong>Österreich</strong>s aus 1955<br />

ist nach wie vor in Kraft. Gleichzeitig wurde es seit dem EU-Beitritt <strong>Österreich</strong>s von den<br />

politischen Repräsentanten nicht mehr ernst genommen <strong>und</strong> scheibchenweise sabotiert.<br />

Die <strong>Österreich</strong>er*innen zeigten keinerlei Ambitionen, die Neutralität aufzugeben. Dahinter<br />

stecken nicht gefinkelte völkerrechtliche oder sicherheitsstrategische Überlegungen,<br />

sondern die Erfahrung, dass es sich in Frieden mit den Nachbarn besser lebt, als bei der<br />

Beteiligung an imperialen militärischen Abenteuern. Gleichzeitig wollen die politischen<br />

Eliten an ihrer Loyalität gegenüber den imperialen Ambitionen der EU k<strong>einen</strong> Zweifel<br />

lassen. Und so existiert heute in unserer Verfassung neben der immerwährenden Neutralität<br />

der Kriegsermächtigungsartikel 23j BVG.<br />

Diese Doppelbödigkeit erzeugt Unberechenbarkeit <strong>und</strong><br />

Unsicherheit. Neutralität hingegen gründet auf Berechenbarkeit<br />

<strong>und</strong> Vertrauen. Aufrüstung <strong>und</strong> Beteiligung<br />

an Militärbündnissen – nichts anderes ist auch die EU –<br />

schaffen keine Sicherheit. Das Vertrauen in die Neutralität<br />

<strong>Österreich</strong>s muss wieder hergestellt werden. Der<br />

Kriegsermächtigungsartikel 23j muss abgeschafft, die<br />

Beistandsverpflichtung im EU-Vertrag, die Beteiligung<br />

an der EU-<strong>Ein</strong>greiftruppe, der Aufrüstungsagentur u.<br />

ä. Bestimmungen müssen aufgekündigt werden. Stopp<br />

aller neutralitätswidrigen Truppen- <strong>und</strong> Kriegsmaterialtransporte!<br />

Stopp der neutralitätsfeindlichen Stimmungmache<br />

besonders in den öffentlich-rechtlichen Medien!<br />

Das Vertrauen in die Neutralität<br />

<strong>Österreich</strong>s muss wieder<br />

hergestellt werden. Der<br />

Kriegsermächtigungsartikel<br />

23j muss abgeschafft, die Beistandsverpflichtung<br />

im EU-Vertrag,<br />

die Beteiligung an der<br />

EU-<strong>Ein</strong>greiftruppe, der Aufrüstungsagentur<br />

u. ä. Bestimmungen<br />

müssen aufgekündigt<br />

werden.


<strong>Für</strong> die Bewältigung des Klimanotstands, der Sicherung der Artenvielfalt, den Schutz<br />

unserer Ozeane, die Herstellung von Steuergerechtigkeit brauchen wir internationale Zusammenarbeit<br />

bei Achtung der Selbstbestimmung <strong>und</strong> Gleichberechtigung aller Staaten. Auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Neutralität kann <strong>Österreich</strong> für eine neue<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage der Neutralität<br />

kann <strong>Österreich</strong> für eine<br />

neue internationale Friedensordnung<br />

basierend auf Kooperation<br />

<strong>und</strong> Respekt vor dem<br />

Völkerrecht wirken.<br />

internationale Friedensordnung basierend auf Kooperation<br />

<strong>und</strong> Respekt vor dem Völkerrecht wirken.<br />

B. 15 Souveränität <strong>und</strong> internationale Kooperation<br />

statt imperialer Kumpanei<br />

Die letzten Jahrzehnte waren politisch <strong>und</strong> ideologisch<br />

dominiert von der Vorstellung, es werde sich eine<br />

einheitliche Weltordnung, basierend auf einer offenen,<br />

deregulierten Marktwirtschaft, gesichert von militärisch potenten Imperien, herausbilden.<br />

In dieser Welt gebe es keine Beschränkung des freien Waren-, Dienstleistungs-, Arbeitskräfte-<br />

<strong>und</strong> Kapitalverkehrs. Nur mit der <strong>Ein</strong>- <strong>und</strong> Unterordnung in mächtige Bündnisse<br />

könne diese Freiheit gegen Unruhestifter von Innen <strong>und</strong> Außen geschützt werden. Manche<br />

Geister verbanden diese Vorstellungen mit der Träumerei über die Herausbildung einer<br />

Weltrepublik oder zumindest einer Europäischen Republik. Die geschichtlich gewordenen<br />

Nationalstaaten würden verschwinden.<br />

Heute sehen wir: Die Geschichte hat <strong>einen</strong> anderen Verlauf genommen. Nationalstaaten<br />

sind nach wir vor die Gestalter der internationalen Politik. Soweit um eine auf Multilateralismus<br />

gegründete internationale Ordnung gerungen wird, kann sie nur auf Nationalstaaten<br />

gründen. In vielen Teilen der Welt, auch in Europa, kämpfen viele Menschen mehr denn je<br />

um ihre nationale Selbstbestimmung.<br />

Die Entwicklung der Europäischen Union spiegelt diese Prozesse. Mit den vier Freiheiten<br />

des EU-Binnenmarkts sollte ein wirtschaftlicher Raum entstehen, der die globale<br />

Dominanz europäischen Kapitals ermöglicht. Mit der Herausbildung einer gemeinsamen<br />

Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik sollte diese Dominanz wenn notwendig auch militärisch<br />

durchgesetzt werden. Heute sehen wir: <strong>Ein</strong> auf Deregulierung <strong>und</strong> ungehindertem transnationalen<br />

Kapitalverkehr basierende Ordnung ist nicht in der Lage, die Herausforderungen,<br />

vor denen wir stehen, zu bewältigen. Parasitäre Reichtumsanhäufung korrespondiert mit<br />

hemmungslosem Ressourcenverbrauch. Gleichzeitig bleiben wichtige gesellschaftliche<br />

Arbeiten unerledigt. Die Versuche zur Herausbildung eines militärisch potenten Imperiums<br />

münden in breitflächiger Destabilisierung.<br />

Auch in <strong>Österreich</strong> begann sich in den 1980er Jahren ein renditegetriebenes Eigenkapitalregime<br />

durchzusetzen. Wesentlicher Träger dieser Politik war die exportorientierte<br />

Industrie. Sie mündete im Beitritt <strong>Österreich</strong>s zur Europäischen Union. Heute sehen wir,<br />

dass alle Ansätze für eine ökologische <strong>und</strong> solidarische Wende mit dem real existierenden<br />

EU-Konkurrenzregime kollidieren. An einem Austritt aus der EU führt deshalb kein Weg<br />

vorbei. Der Austritt aus der EU ist freilich nicht der <strong>Ein</strong>trittsschein ins Paradies <strong>und</strong> wir<br />

wissen, dass dieser Austritt hier <strong>und</strong> heute schwer durchgesetzt werden kann. In konkreten


sozialen <strong>und</strong> politischen Auseinandersetzungen wollen wir deshalb an den Bruch mit EU-<br />

Verträgen heranführen.<br />

EU-Austritt bedeutet nicht Abschottung <strong>und</strong> Isolation. Im Gegenteil: Erst wenn wir die<br />

neoliberalen EU-Verträge hinter uns lassen, können wir uns wieder gegenüber der Welt<br />

öffnen <strong>und</strong> solidarische Verhältnisse mit dem Süden aufbauen. Als freies, solidarisches,<br />

demokratisches <strong>und</strong> weltoffenes <strong>Österreich</strong> können wir am Aufbau einer auf Gerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Frieden basierenden multilateralen internationalen Ordnung mitwirken.<br />

C. Wie durchsetzungsfähig werden<br />

C. 1. Mächtig werden! Wie kann eine solidarische Gesellschaft etabliert werden?<br />

Gesellschaftliche Macht ist nicht einfach der Antipol der Emanzipation. Gesellschaftliche<br />

Macht ist Triebkraft der Emanzipation. Gesellschaftliche Macht kann ohne Hervorbringung<br />

emanzipativer Potentiale nicht entstehen. Emanzipation bedeutet nie nur Beseitigung<br />

der Macht, sondern immer auch die Fähigkeit, selbst wirkmächtig zu werden.<br />

Das ist mit Anstrengung verb<strong>und</strong>en. Und Erfüllung.<br />

Heute sehen wir, dass alle Ansätze<br />

für eine ökologische <strong>und</strong><br />

<strong>Ein</strong>e solidarische Gesellschaft kann nicht auf der<br />

Couch herbeigewählt werden. Unsere gesellschaftlichen<br />

Beziehungen sind von Markt <strong>und</strong> Staat domi-<br />

solidarische Wende mit dem<br />

niert. Freilich sollten wir fortbestehende familiäre<br />

real existierenden EU-Konkurrenzregime<br />

kollidieren. An<br />

<strong>und</strong> fre<strong>und</strong>schaftliche Bindungen nicht unterschätzen.<br />

Auch wenn sie schwächer werden. Die Solidarwerkstatt<br />

<strong>Österreich</strong> ist nichts weniger als der<br />

deshalb kein Weg vorbei.<br />

einem Austritt aus der EU führt<br />

Versuch, diesen überkommenen Formen der sozialen<br />

Bindungen eine Neue hinzuzufügen: Verbindlichkeit aus Überzeugung.<br />

Diese Überzeugung fällt nicht vom Himmel. Wir sind keine Erleuchteten. Wir müssen<br />

diese Überzeugung erarbeiten. Im §3.2.2 unseres Statuts haben wir als ein Mittel zur Erreichung<br />

unseres Vereinszwecks „Die Bereitschaft an der gemeinsamen Willensbildung<br />

mitzuwirken.“ festgehalten. Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser gemeinsam erarbeiteten Überzeugung<br />

wollen wir wirkmächtig in die gesellschaftliche Entwicklung eingreifen.<br />

Unsere Anstrengung ist darauf gerichtet, dass diese Möglichkeit allen Menschen gleichermaßen<br />

zukommt. Wir wissen aber, dass die Chancen dazu ungleich verteilt sind. <strong>Ein</strong><br />

hohes Potential sehen wir bei den „staatsnahen Schichten“. Hier paart sich individuelle<br />

Kompetenz mit der Organisation über öffentliche Kassen. Gewinnbar für eine öko-solidarische<br />

Wende erachten wir aber auch die Beschäftigten in Industrie <strong>und</strong> Bauwirtschaft.<br />

Wenn wir auch hier die Möglichkeiten der Instrumentalisierung durch die Profiteure des


Eigenkapital-Renditeregimes berücksichtigen müssen. Auch die große Zahl der selbständig<br />

Berufstätigen können für unser Programm gewonnen werden, wenngleich wir berücksichtigen<br />

müssen, dass sie für die Botschaften der neoliberalen Heilsverkünder besonders<br />

empfänglich sind. Es gibt sicherlich auch Kapitalist*innen oder deren Funktionäre, die für<br />

unser Programm der Emanzipation gewinnbar sind.<br />

Das ist mit Anstrengung verb<strong>und</strong>en.<br />

Und Erfüllung. <strong>Ein</strong>e<br />

solidarische Gesellschaft kann<br />

nicht auf der Couch herbeigewählt<br />

werden.<br />

Die Politik der Solidarwerkstatt ist darauf gerichtet,<br />

in Aktionseinheiten die gemeinsamen Interessen<br />

<strong>und</strong> Haltungen dieser gesellschaftlichen Gruppen<br />

sichtbar werden zu lassen, in sozialen Bündnissen zu<br />

organisieren <strong>und</strong> sie in unserer Organisation selbst<br />

dauerhaft zu verbinden.


C. 2. Solidarwerkstatt <strong>Österreich</strong>: Selbstermächtigendes Emanzipationsprojekt<br />

Emanzipation braucht nicht nur Überzeugung <strong>und</strong> Bewusstheit, sondern auch Organisiertheit.<br />

Als Solidarwerkstatt <strong>Österreich</strong> wollen wir in diesem politischen Prozess der Selbstorganisation<br />

hilfreich <strong>und</strong> nützlich sein. Wir wollen mithelfen als Katalysator, Motor,<br />

Schutz <strong>und</strong> Integrator für diese Prozesse der solidarische Selbstermächtigung der Vielen.<br />

Wir verstehen uns daher als selbstermächtigendes Emanzipationsprojekt.<br />

Um diesem Anspruch gerecht zu werden können, stellen wir Ansprüche an uns selbst:<br />

1. Völlige Unabhängigkeit gegenüber dem Establishment, d.h. ideologisch, politisch,<br />

organisatorisch <strong>und</strong> finanziell. Dazu gehört für uns auch: Verzicht auf öffentliche<br />

Subventionen, keine finanzielle Abhängigkeit von Großspenden, keine Teilnahme an<br />

Wahlen oberhalb der kommunalen <strong>und</strong> betrieblichen Ebene.<br />

2. Erarbeitung eines realitätstauglichen Programms für <strong>einen</strong> <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong><br />

3. Verankerung in den Basisstrukturen der Gesellschaft, insbesondere in Betrieben,<br />

Gemeinden, Ausbildungsstätten, um hilfreich <strong>und</strong><br />

nützlich in den verschiedenen Interessenskämpfen<br />

vor Ort sein zu können <strong>und</strong> diese mit dem Ringen<br />

um <strong>einen</strong> <strong>Solidarstaat</strong> <strong>Österreich</strong> zu verknüpfen<br />

4. B<strong>und</strong>esweite Handlungs- <strong>und</strong> Kampagnenfähigkeit,<br />

um unterschiedliche Kämpfe <strong>und</strong> Bewegungen<br />

bündeln <strong>und</strong> das Auseinanderdividiert-Werden verhindern<br />

zu können.<br />

Wir wollen mithelfen als<br />

Katalysator, Motor, Schutz <strong>und</strong><br />

Integrator für diese Prozesse<br />

der solidarische Selbstermächtigung<br />

der Vielen.<br />

Den ersten Punkt können wir garantieren. Den zweiten Punkt sehen wir als offenen, nie<br />

abgeschlossenen Prozess <strong>und</strong> laden alle Interessierten zum Mitdiskutieren ein. Bei den<br />

letzten beiden Punkten konnten wir zwar in unserer mittlerweile jahrzehntelangen Geschichte<br />

immer wieder Erfolge erzielen, aber es gibt noch sehr viel Luft nach oben. Wir<br />

brauchen viel mehr MitstreiterInnen <strong>und</strong> Solidarwerkstatt-Gruppen, um im Sinne unseres<br />

Programmes wirkmächtiger zu werden. Mach mit!


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Die Sendungen werden auch ausgestrahlt auf: Freies Radio Freistadt, Radio<br />

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