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f+h fördern und heben Fokus KMU 9/2024

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2884<br />

AUTOMATISIERUNG UND DIGITALISIERUNG IN DER INTRALOGISTIK<br />

Sonderausgabe der Zeitschrift <strong>f+h</strong> September <strong>2024</strong> € 16,50<br />

<br />

<br />

TITEL<br />

06 Lagerautomatisierung:<br />

Nicht nur eine Frage der Technik<br />

Die Erfolgsstory des Handelsunternehmens<br />

Ludwig 28 Meister<br />

„RobSharing“: So profitieren<br />

36 <strong>KMU</strong> von 3PL-Kompetenz<br />

foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


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Bitte kontaktieren Sie mich, ich berate Sie gerne!<br />

Carmen Müller-Nawrath<br />

Head of Sales<br />

Telefon: 0049/6131/992-245<br />

c.nawrath@vfmz.de<br />

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EDITORIAL<br />

HERAUSFORDERUNGEN ALS CHANCEN<br />

BEGREIFEN UND NUTZEN<br />

Die Intralogistik ist das Rückgrat vieler Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe. Doch<br />

hauptsächlich für kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>) stellen sich in diesem Bereich<br />

Herausforderungen, die nicht immer leicht zu bewältigen sind. Begrenzte Budgets, knappe<br />

personelle Ressourcen <strong>und</strong> der wachsende Wettbewerbsdruck sind einige der Hürden,<br />

denen sich <strong>KMU</strong> jeden Tag aufs Neue stellen müssen. Gleichzeitig wächst der Anspruch, in<br />

einer zunehmend digitalisierten <strong>und</strong> vernetzten Welt effiziente, flexible <strong>und</strong> zukunftssichere<br />

Logistiklösungen zu implementieren.<br />

In der Sonderausgabe widmen wir uns daher ganz den Bedürfnissen <strong>und</strong> Anforderungen,<br />

die <strong>KMU</strong> an ihre Intralogistik stellen. Unser Ziel ist es, Ihnen praxisnahe <strong>und</strong> kosteneffiziente<br />

Lösungsansätze aufzuzeigen. Ein zentrales Thema dieser Ausgabe ist die Digitalisierung.<br />

Während große Unternehmen in der Regel über die finanziellen Mittel verfügen, um<br />

in großem Stil zu investieren, sind <strong>KMU</strong> gefordert, intelligente <strong>und</strong> skalierbare Lösungen zu<br />

finden. In unseren Beiträgen beleuchten wir daher, wie auch <strong>KMU</strong> von digitalen Tools <strong>und</strong><br />

Automatisierung profitieren können, ohne dabei ihr Budget zu sprengen. So finden Sie auf<br />

IM BEREICH <strong>KMU</strong> SIND MODULARE<br />

SYSTEME, ERSCHWINGLICHE SOFT-<br />

WARELÖSUNGEN UND INNOVATIVE<br />

TECHNOLOGIEN GEFRAGT<br />

den nachfolgenden Seiten Beispiele für<br />

modulare Systeme, erschwingliche Softwarelösungen<br />

<strong>und</strong> innovative Technologien, die auf<br />

die Belange von <strong>KMU</strong> abgestimmt wurden.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Effizienzsteigerung<br />

durch Prozessoptimierung. Viele <strong>KMU</strong> kämpfen mit ineffizienten Abläufen,<br />

die wertvolle Ressourcen binden. Doch vielfach sind es vor allem die kleinen Anpassungen,<br />

die eine große Wirkung entfalten können. Aus den Best-Practice-Beispielen erfahren Sie,<br />

wie sich mit wenig Aufwand signifikante Verbesserungen realisieren lassen – sei es<br />

mithilfe einer besseren Raumnutzung oder durch die Optimierung von Materialflüssen.<br />

Nicht zu vergessen ist die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Logistik. Immer<br />

mehr Unternehmen – auch im Mittelstand – erkennen, dass nachhaltige Prozesse nicht<br />

nur die Umwelt schonen, sondern auch langfristig Kosten senken können. In dieser<br />

Ausgabe erfahren Sie, wie Sie Nachhaltigkeit in Ihren Logistikprozessen verankern <strong>und</strong><br />

damit zugleich einen Wettbewerbsvorteil erschließen können.<br />

Ein Blick in die Zukunft der Intralogistik zeigt, dass der Wandel, den wir heute erleben, erst<br />

der Anfang ist. Mit dem Aufkommen neuer Technologien, von künstlicher Intelligenz bis<br />

hin zu autonomen Fahrzeugen, steht die Branche vor tiefgreifenden Veränderungen. Auch<br />

wenn diese Entwicklungen für <strong>KMU</strong> mitunter wie Zukunftsmusik<br />

erscheinen, möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie schon heute die<br />

Weichen für morgen stellen können.<br />

Zum Abschluss möchte ich Sie dazu ermutigen, sich von<br />

den Beiträgen inspirieren zu lassen, hinterfragen Sie<br />

Ihre aktuellen Prozesse <strong>und</strong> zögern Sie nicht, neue<br />

Wege zu gehen.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen <strong>und</strong><br />

vielzählige Impulse für Ihre Arbeit.<br />

Winfried Bauer<br />

– Chefredakteur –<br />

w.bauer@vfmz.de<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 3


INHALT<br />

EDITORIAL<br />

03 Herausforderungen als Chancen begreifen <strong>und</strong> nutzen<br />

LAGER<br />

06 TITELSTORY Wie <strong>KMU</strong> von der Lagerautomatisierung<br />

profitieren können<br />

Nicht nur eine Frage der Technik<br />

41 Automatisierter „Pick & Place“-Prozess<br />

KI-basierte Robotik definiert Lager-Automation neu<br />

42 Die Chancen der Automatisierung ergreifen<br />

Skalierbar einsteigen <strong>und</strong> mit den Aufgaben wachsen<br />

BERATUNG UND PLANUNG<br />

10 Vom Für <strong>und</strong> Wider einer Lagerautomatisierung<br />

Klug ist, ganzheitlich zu denken<br />

14 Innerbetriebliche Prozesse kostengünstiger <strong>und</strong><br />

effizienter gestalten<br />

Wann ist Automatisierung in der Intralogistik<br />

die beste Wahl?<br />

14<br />

MANAGEMENT<br />

18 Risikomanagement zur Erfüllung der Vorgaben<br />

nach dem Lieferkettengesetz<br />

Software unterstützt bei Entscheidungsfindung<br />

WAREHOUSE MANAGEMENT SYSTEME<br />

20 Handel <strong>und</strong> Hersteller profitieren bei Lagervielfalt<br />

von Spezialsoftware<br />

Feintuning für Sonder-Logistikprozesse mit flexiblem<br />

Warehouse Management System<br />

AUTOMATISIERUNG UND DIGITALISIERUNG<br />

24 F+H NACHGEFRAGT bei Steffen Dieterich<br />

„Mit Datentransparenz fängt alles an“<br />

ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

26 Die Automatisierungsgeschichte von Betzold<br />

Automatisierung als Triebfeder kleiner <strong>und</strong> mittlerer<br />

Unternehmen<br />

28 Erfahrungen aus einer Dekade beim<br />

Handelsunternehmen Ludwig Meister<br />

Nur gemeinsam ist man erfolgreich<br />

PERSPEKTIVEN<br />

30 Visionärer Ausblick auf die mobile Robotik<br />

Ein neuer Marktteilnehmer ist gefragt<br />

LOW-COST-AUTOMATISIERUNG<br />

34 Preisgünstige Robotik für den Mittelstand<br />

Kunststofftechnologie macht FTS erschwinglich<br />

38<br />

24<br />

4 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


ROBOTIK<br />

36 „RobSharing“ im Lager<br />

<strong>KMU</strong> profitieren von 3PL-Kompetenz<br />

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BEST PRACTICE<br />

38 Dresselhaus bringt Lager mit mobiler Robotik<br />

in Schwung<br />

Operation am offenen Herzen<br />

44 Automatisches Palettenlager ermöglicht weiteres<br />

Wachstum von Zulieferer Roland Erdrich<br />

Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt der Fertigung<br />

48 Heppler Group automatisiert mit Westfalia<br />

Lager für CNC-Teile<br />

Präzise gefertigt <strong>und</strong> gelagert<br />

TITELBILD<br />

AutoStore<br />

SERVICE<br />

23 Lieferantenverzeichnis<br />

47 Impressum<br />

Lassen Sie uns gemeinsam über die Optimierung Ihrer Intralogistik<br />

sprechen<br />

Als Spezialist für Intralogistik für die Branchen Textil, Automotive, Möbel <strong>und</strong><br />

Industrie – mit vielen zufriedenen K<strong>und</strong>en weltweit – freuen wir uns darauf, mit<br />

Ihnen die optimale Lösung für Ihre individuellen Anforderungen zu finden.<br />

Lassen Sie sich überzeugen von unseren Konzepten für platzsparende<br />

Lagerung bei freien Bodenflächen, Just-In-Time-Prozessen <strong>und</strong> effektivem<br />

Personaleinsatz – <strong>und</strong> das bei kurzer Amortisationszeit <strong>und</strong> auffällig geringen<br />

Wartungskosten.<br />

Streben Sie nach einer Vollautomatisierung oder passen<br />

teilautomatisierte Prozesse besser zu Ihren Anforderungen? Vielleicht<br />

sollten Teilprozesse wie Qualitätskontrollen weiterhin von qualifizierten<br />

Mitarbeitern übernommen werden? Gemeinsam finden wir den passenden<br />

Automatisierungsgrad für Ihre Bedürfnisse.<br />

Unsere skalierbaren Hängeförderlösungen bieten höchste Flexibilität für<br />

Transport <strong>und</strong> Lagerung in der perfekten Auslotung der von Ihnen<br />

gewünschten Automatisierung<br />

Wir freuen uns darauf, Sie bei Ihrem Projekt zu unterstützen <strong>und</strong> gemeinsam<br />

mit Ihnen Ihre Prozesse zu optimieren.<br />

Ihr Spezialist für Hängeförderlösungen in Produktion, Lager <strong>und</strong> Distribution<br />

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WIE <strong>KMU</strong> VON DER LAGERAUTOMATISIERUNG PROFITIEREN KÖNNEN<br />

NICHT NUR EINE FRAGE DER TECHNIK<br />

Kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>)<br />

erkennen zunehmend die Chancen durch<br />

Digitalisierung <strong>und</strong> Automatisierung im Lager.<br />

Doch welche Fragen <strong>und</strong> Kennzahlen sollten<br />

Unternehmen bei der Planung ihres<br />

Automatisierungsvorhabens im Blick haben?<br />

Der Fachkräftemangel, hohe Miet- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stückspreise<br />

für Logistikimmobilien sowie steigende Arbeitskosten<br />

treiben die Logistikkosten in die Höhe. Lagerautomatisierung<br />

verspricht hier Abhilfe – doch eignet sich die Investition<br />

auch für <strong>KMU</strong>? Die Vorzüge scheinen auf der Hand zu<br />

liegen:<br />

n Höhere Produktivität <strong>und</strong> Effizienzsteigerung,<br />

n höhere Unabhängigkeit von Spezialwissen bei Mitarbeitern,<br />

n schnellere Reaktionsfähigkeit bei Personalausfall,<br />

n Ergonomie der Arbeitsplätze,<br />

n Standardisierung von Prozessen/Qualitätsmanagement,<br />

n geringere Fehlerquote,<br />

n Preis- <strong>und</strong> Qualitätsvorteil gegenüber Mitbewerber sowie<br />

n Sicherheit/Reduktion von Diebstahl <strong>und</strong><br />

n bessere Lagerraumnutzung.<br />

Klassische Automatisierungslösungen sind jedoch teuer <strong>und</strong><br />

komplex. Diese Komplexität müssen Betreiber auch beherrschen<br />

können, weshalb viele Entscheider noch zögern. Inzwischen bietet<br />

der Markt zunehmend smarte <strong>und</strong> einfacher zu bedienende<br />

Technologien, die den Einstieg in die Automatisierung erleichtern.<br />

Die Anbieter versprechen schnelle Liefer- <strong>und</strong> Implementierungszeiten<br />

sowie eine kurze Amortisationsdauer. Doch Jakob<br />

Josten, Business Development Manager bei AutoStore, warnt vor<br />

Fehlinvestitionen: „Bevor ein intralogistischer Prozess automatisiert<br />

werden kann, ist eine kritische Prozessanalyse zu empfehlen.<br />

Bei K<strong>und</strong>enbesuchen sehe ich zum Beispiel gelegentlich mobile<br />

Transportroboter im Einsatz, die zwar einen großen Showeffekt<br />

haben, aber häufig einen überschaubaren Mehrwert liefern.“<br />

PROBLEME ANALYSIEREN UND<br />

ZIELE DEFINIEREN<br />

Bevor die Planung für ein Projekt beginnt, ist es wichtig, die Bedürfnisse<br />

des Lagerbetreibers genau zu verstehen. Dazu ist eine<br />

detaillierte Analyse der Geschäfts- <strong>und</strong> Sortimentsentwicklung<br />

erforderlich. Diese basiert auf historischen Daten <strong>und</strong> zukünfti-<br />

6 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


TITELSTORY<br />

LAGER<br />

PETER BIMMERMANN, DIRECTOR<br />

BUSINESS DEVELOPMENT DACH &<br />

CEE UND GESCHÄFTSFÜHRER<br />

AUTOSTORE SYSTEM GMBH<br />

Die Phase vor der eigentlichen Projektplanung<br />

<strong>und</strong> Technologieauswahl ist wichtig,<br />

um zu verstehen, welche Ziele der K<strong>und</strong>e<br />

erreichen will<br />

gen Prognosen. Klarheit sollte auch darüber bestehen, ob die Automatisierungslösung<br />

in eine bestehende oder neue Umgebung<br />

integriert werden soll <strong>und</strong> ob eine maßgeschneiderte oder weitgehend<br />

standardisierte Lösung bevorzugt wird. „Wir beginnen<br />

bei jeder Anfrage beim K<strong>und</strong>en selbst, möchten verstehen, was er<br />

braucht. Was ist ihm wichtig? Will er zum Beispiel ergonomische<br />

Verbesserungen? Fehlen ihm Arbeitskräfte <strong>und</strong> will er gut ausgebildete<br />

Mitarbeiter halten? Manche Unternehmen haben hier bereits<br />

klare Ziele <strong>und</strong> interne Ressourcen, andere benötigen Unterstützung<br />

bei der Planung. Diese Phase vor der eigentlichen<br />

Projektplanung <strong>und</strong> Technologieauswahl ist wichtig, um nachvollziehen<br />

zu können, was die Entscheidungskriterien für den<br />

K<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> welche Ziele er erreichen will“, betont Peter<br />

Bimmermann, Director Business Development DACH & Central<br />

and Eastern Europe (CEE) <strong>und</strong> Geschäftsführer der AutoStore<br />

System GmbH, Mönchengladbach. So würden viele K<strong>und</strong>en ein<br />

AutoStore kaufen, einfach weil sie mithilfe des Systems ihre bestehende<br />

Infrastruktur besser nutzen <strong>und</strong> ihre Kapazitäten erhöhen<br />

können, ohne dafür eine neue Halle bauen zu müssen.<br />

Eine aktuelle Studie von Forrester Consulting im Auftrag von<br />

AutoStore bestätigte, dass Nutzer des automatisierten würfelbasierten<br />

Lager- <strong>und</strong> Bereitstellungssystems Einsparungen bei der<br />

Lagerfläche erzielen <strong>und</strong> gleichzeitig effizienter sind, ihre Personalkosten<br />

senken, eine höhere Kommissioniergenauigkeit erreichen<br />

<strong>und</strong> durch eine größere Flexibilität die Zeiten mit hoher<br />

Nachfrage besser bewältigen.<br />

KENNZAHLEN ALS ENTSCHEIDUNGSHILFE<br />

Zu den entscheidungsrelevantesten Zahlen gehören neben dem<br />

zur Verfügung stehenden Budget vor allem die Gesamtkosten<br />

<strong>und</strong> die Amortisationszeit. Um die verschiedenen Angebote der<br />

01<br />

Mithilfe von Touch-Terminals wird das Personal von Rimpler Cosmetics<br />

bei der Kommissionierung unterstützt<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 7


02<br />

Anbieter <strong>und</strong> die Amortisationsdauer vergleichen zu können,<br />

sind diverse Kosten zu berücksichtigen. So sollten neben den Beschaffungskosten<br />

für Hard- <strong>und</strong> Software <strong>und</strong> den laufenden Betriebskosten<br />

auch alle Integrationskosten, anfängliche Vorlauf<strong>und</strong><br />

Schulungskosten aber auch Einsparungen durch reduzierten<br />

Lagerplatzbedarf, geringere Personalkosten oder eine reduzierte<br />

Retourenquote mit eingerechnet werden. Die bereits genannte<br />

Forrester-Studie liefert eine umfassende Gesamtkostenanalyse<br />

anhand der durchgeführten K<strong>und</strong>enbefragungen <strong>und</strong> am Beispiel<br />

eines Modellunternehmens (siehe Kasten).<br />

Neben den rein finanzwirtschaftlichen Kennzahlen gilt es auch<br />

die Praxis betreffende Faktoren eingehend zu betrachten. Dazu<br />

gehört die Time to Value, also die Zeitspanne, die von einem Vertragsabschluss<br />

oder dem Start der Integration einer neuen Technologie<br />

bis zu dem Zeitpunkt verstreicht, an dem das Unternehmen<br />

zum ersten Mal einen tatsächlichen Mehrwert aus der Automatisierung<br />

zieht. Je kürzer die Implementierungs- <strong>und</strong> Einarbeitungszeit<br />

ausfällt, desto schneller kann der Betreiber mit der<br />

neuen Technologie Prozesse effizienter abwickeln <strong>und</strong> die Leistung<br />

steigern.<br />

FLEXIBILITÄT UND VERFÜGBARKEIT<br />

JAKOB JOSTEN, BUSINESS<br />

DEVELOPMENT MANAGER<br />

AUTOSTORE<br />

Bevor ein intralogistischer Prozess<br />

automatisiert werden kann, ist eine<br />

kritische Prozessanalyse zu empfehlen<br />

Ein weiterer Faktor ist die Flexibilität. Nahezu jeder Systemanbieter<br />

preist seine Technologie als flexibel <strong>und</strong> skalierbar an, doch<br />

wie steht es wirklich darum? Flexibilität sollte für eine zukunftsfähige<br />

Technologie in beide Richtungen gelten. Welche Lösungen<br />

lassen sich auch bei ausbleibendem Wachstum oder Rückgängen<br />

von Volumina sinnvoll einsetzen? Kann ich Teile der Lösung zurückgeben,<br />

an anderen Standorten nutzen oder das Technikinvest<br />

über „Robotic as a Service“-Finanzierungsmöglichkeiten<br />

mit den tatsächlichen Umsätzen koppeln? AutoStore bietet Unternehmen<br />

in der Zusammenarbeit mit Leasinggesellschaften<br />

interessante Finanzierungsmodelle <strong>und</strong> hat mit dem Tochterunternehmen<br />

Pio für einfache Anwendungen auch ein „Pay per<br />

Pick“-Servicemodell im Angebot. Diese Möglichkeiten erleichtern<br />

Investitionsentscheidungen vor allem für kleine <strong>und</strong> mittelständische<br />

Unternehmen.<br />

In puncto Verfügbarkeit verweisen viele Anbieter auf Zertifikate,<br />

Richtlinien oder technische Normen wie OEE, VDI 3423<br />

oder ISO 22400 2. Am Ende des Tages helfen diese Angaben, aber<br />

nicht, wenn am Black Friday die Anlage stillsteht. Verfügbarkeit<br />

bedeutet auch, wie kann ein Betreiber Störungen in der Anlage<br />

selbst be<strong>heben</strong>, Wartungen durchführen oder einen Servicemitarbeiter<br />

an der Hotline erreichen, der sich auf die Anlage schalten<br />

oder ihn entsprechend anleiten kann.<br />

PRAXISBEISPIELE: LAGERAUTOMATISIERUNG<br />

AUF KLEINSTER FLÄCHE<br />

Das Familienunternehmen Rimpler Cosmetics produziert <strong>und</strong><br />

vertreibt Hautpflegeprodukte an Partner <strong>und</strong> Endk<strong>und</strong>en in 46<br />

Länder. Am Standort Wedemark wurde im vergangenen Jahr im<br />

laufenden Betrieb mit AM Logistic Solutions <strong>und</strong> weiteren Partnern<br />

innerhalb von sechs Monaten ein AutoStore in ein Brownfield-Szenario<br />

integriert. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Lagerdichte konnte<br />

eine fünffach bessere Flächennutzung erreicht <strong>und</strong> ein Lager-<br />

8 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


TITELSTORY<br />

LAGER<br />

03<br />

02 Das Familienunternehmen C.E. Pattberg aus Hattingen hat mit<br />

dem automatischen Kleinteilelager- <strong>und</strong> Bereitstellungssystem<br />

Lagerfläche, Betriebs-, Energie- <strong>und</strong> Personalkosten eingespart <strong>und</strong><br />

seine Durchlaufgeschwindigkeit <strong>und</strong> Kommissionierqualität erhöht<br />

03+04 Die Animation <strong>und</strong> die Aufnahme aus der Bauphase<br />

zeigen eindrucksvoll die kompakte Bauweise des<br />

Lager- <strong>und</strong> Kommissioniersystems<br />

04<br />

Um die Vorteile, Kosten <strong>und</strong> Risiken einer Investition in ein Lager- <strong>und</strong> system von AutoStore besser zu verstehen, hat Forrester fünf Unternehmensvertreter<br />

Bereitstellungsals<br />

Gr<strong>und</strong>lage für eine Modellrechnung genutzt. Die Befragungen <strong>und</strong> die Finanzanaly-<br />

interviewt, die das System für ihre Lagerhaltung <strong>und</strong> Kommissionierung nutzen. Die<br />

gesammelten Erfahrungen der Teilnehmer wurden analysiert, zusammengefasst <strong>und</strong><br />

se ergaben, dass ein Modellunternehmen über einen Zeitraum von drei Jahren einen<br />

Nutzen in Höhe von 11,08 Millionen Euro gegenüber Kosten in Höhe von 6,18 Millionen<br />

Euro erzielt, was einem Kapitalwert von 4,9 Millionen Euro, einer Amortisationsdauer<br />

von 18 Monaten <strong>und</strong> einem Return on Investment (ROI) von<br />

79 Prozent entspricht.<br />

Die komplette Studie steht kostenlos zum Herunterladen bereit.<br />

Geben Sie hierfür einfach den Link in Ihren Browser oder Scannen<br />

Sie mit Ihrem mobilen Endgerät den QR-Code ein.<br />

neubau vermieden werden. Die Kommissionierleistung hat sich<br />

verdoppelt <strong>und</strong> die Auftragsabwicklung beschleunigt. Geschäftsführer<br />

Patrick Rimpler: „Die Implementierung des AutoStore-<br />

Systems hat uns im Bereich der Lagerlogistik aus der Steinzeit ins<br />

Science-Fiction-Zeitalter katapultiert <strong>und</strong> uns für aktuelle <strong>und</strong><br />

kommende Anforderungen bestens aufgestellt.“<br />

Das im Jahr 1893 gegründete Familienunternehmen C.E. Pattberg<br />

aus Hattingen, Hersteller von Geschenkbändern, hat 2018<br />

innerhalb von sechs Monaten zusammen mit dem Systemintegrator<br />

Dematic ein AutoStore-System auf einer Fläche von nur<br />

170 m2 realisiert. Im Rastersystem (Grid) lagern 7.755 übereinander<br />

gestapelte Behälter, das manuelle Lager zuvor beanspruchte<br />

eine Fläche von 6.000 m2. Das AutoStore-System mit acht Lagerbediengeräten<br />

(Robotern) <strong>und</strong> zwei Arbeitsstationen (Ports) ermöglicht<br />

nun etwa 1.100 Picks pro Tag, wobei r<strong>und</strong> 70 Prozent der<br />

Aufträge effizient aus dem System kommissioniert werden. Für<br />

zukünftige Bedarfe lässt sich das System auf 19 Roboter erweitern<br />

<strong>und</strong> das Grid für zusätzliche Behälter <strong>und</strong> Ports ausbauen. Geschäftsführer<br />

Daniel Pattberg: „Wir haben unsere Durchlaufgeschwindigkeit<br />

deutlich erhöht, was sowohl Betriebs- als auch<br />

Personalkosten spart.“ Dabei ließ sich die Fehlerquote <strong>und</strong> die<br />

Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiter reduzieren.<br />

Das im Jahr 2005 gegründete Familienunternehmen Leslii realisierte<br />

im Zuge des Neubaus der Firmenzentrale 2019 in Saarburg<br />

auf einer Fläche von 100 m2 eines der kleinsten AutoStore-<br />

Systeme in Deutschland. In den 4.000 unterteilten Behältern<br />

lagern Modeschmuck <strong>und</strong> Accessoires, der über den Onlineshop<br />

<strong>und</strong> ein Händlernetzwerk vertrieben wird. Mit vier Robotern <strong>und</strong><br />

zwei Arbeitsstationen ermöglicht das von Integrationspartner<br />

Element Logic realisierte System 1.500 Picks pro Tag bei bis zu<br />

224 Behälterandienungen pro St<strong>und</strong>e. „Für unser Wachstum <strong>und</strong><br />

Warensortiment ist AutoStore genau das richtige System“, so<br />

Leslii-Geschäftsführer <strong>und</strong> Gründer Thomas Kalle.<br />

Autorin: Anja Seemann, freie Journalistin, Heiligenhaus<br />

Fotos: AutoStore, Dematic, Element Logic, engomo, Rimpler Cosmetics<br />

www.autostoresystem.com<br />

Quelle: AutoStore<br />

DIE STUDIE<br />

ZUM THEMA<br />

bit.ly/autostore-fuh-kmu<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 9


VOM FÜR UND WIDER EINER LAGERAUTOMATISIERUNG<br />

KLUG IST, GANZHEITLICH<br />

ZU DENKEN<br />

Das Lager ist voll, der Umschlag stockt, K<strong>und</strong>enaufträge können<br />

nur noch zeitverzögert oder dezentral bearbeitet werden. Es kommt<br />

zu Problemen bei der korrekten Auftragszusammenstellung <strong>und</strong> zu<br />

Lieferengpässen: All dies sind Faktoren, die bezeichnend dafür sind, dass<br />

im Materialfluss etwas nicht stimmt. Offensichtlich sind die Kapazitäten<br />

erschöpft <strong>und</strong> die Steuerung der Warenbewegungen funktioniert nicht<br />

mehr problemlos. Die Effizienz des ganzen Betriebs leidet <strong>und</strong> basiert<br />

nicht selten auf Improvisation statt stringenter Organisation. Höchste<br />

Zeit also, die Optimierung der Logistikstruktur in Angriff zu nehmen.<br />

10 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


BERATUNG UND PLANUNG<br />

<br />

tet dies allerdings nicht, dass ein kleines oder mittelständisches<br />

Unternehmen unbedingt automatisieren muss. Und wenn es dies<br />

tut, bedeutet es auch nicht, dass diese Mechanisierung alle Prozesse<br />

abdecken sollte. Um den Materialfluss zu verbessern, reicht<br />

es manchmal bereits aus, rein manuelle Prozesse gekonnt umzustrukturieren.<br />

Auch Teilautomatisierungen einzelner Lagersektionen<br />

sind zielführend. So oder so steht dabei jedoch ein Gradmesser<br />

immer im Vordergr<strong>und</strong>: die Zukunftsfähigkeit der Logistik.<br />

Diese muss gegeben sein – gemessen an der Flexibilität <strong>und</strong><br />

Skalierbarkeit von Warenbewegungen, der Schnelligkeit <strong>und</strong> Sicherheit<br />

sowie an einer ges<strong>und</strong>en Kosten-Nutzen-Relation.<br />

Wie findet ein <strong>KMU</strong> aber nun konkret heraus, welcher logistische<br />

Weg – ob automatisiert oder manuell – für seinen Anwendungszweck<br />

der richtige ist? Schritt eins ist immer die gründliche<br />

Ist-Analyse. Indem zuerst eine solide <strong>und</strong> belastbare Datenbasis<br />

erhoben wird, ist die Voraussetzung für eine erfolgversprechende<br />

Soll-Definition mit anschließender Neukonzeption geschaffen.<br />

Dabei werden in der Analyse statische <strong>und</strong> dynamische Daten erhoben.<br />

Erstere sind typischerweise die Lagerkapazität, die vorhandene<br />

Lagertechnik, die Anzahl von Arbeitsplätzen, der Umfang<br />

<strong>und</strong> die Vielfalt des Produktsortiments, unterteilt nach A-,<br />

EIN <strong>KMU</strong> IST IMMER GUT BERATEN,<br />

DEN LÖSUNGSANBIETERN INHALT-<br />

LICHE SPIELRÄUME BEI IHREN<br />

KONZEPTEN ZU LASSEN<br />

B- <strong>und</strong> C-Artikeln, aber auch zum Beispiel die baulichen Gegebenheiten,<br />

in denen sich die Logistik abspielt. Zweitere <strong>und</strong> für<br />

die Planung fast noch wichtiger sind die dynamischen Kennwerte,<br />

die sich vornehmlich aus K<strong>und</strong>enaufträgen oder auch Einkäufen<br />

ableiten <strong>und</strong> in volatilen Mengen pro Tag <strong>und</strong> im Laufe eines<br />

Jahres sowie womöglich unter dem Einfluss saisonaler Schwankungen<br />

vorliegen.<br />

Im Rahmen eines Optimierungsvorhabens sind vielzählige Fragen<br />

zu stellen. Dazu gehören: Wie sollte die Logistikstruktur<br />

optimiert werden <strong>und</strong> zu welchen Kosten? Wann rentiert sich<br />

das Ganze? Und angenommen, Automatisierung <strong>und</strong> Robotik<br />

wären sinnvoll: Könnte sich ein kleines oder mittelständisches<br />

Unternehmen diese überhaupt leisten? Ist eine weitreichende<br />

Digitalisierung <strong>und</strong> Mechanisierung nicht vielmehr ausschließlich<br />

für Großunternehmen prädestiniert?<br />

ES KOMMT AUF DEN EINZELFALL AN<br />

EINE REPRÄSENTATIVE DATENBASIS<br />

IST DAS A UND O<br />

Eine repräsentative Datenbasis, die einen möglichst langen Zeitraum<br />

abdeckt, ist das A <strong>und</strong> O. Hapert es an dieser, oft liegt nicht<br />

die erforderliche Transparenz vor, helfen Templates – Vorlagen<br />

<strong>und</strong> Leitpläne –, um sie zu bestimmen. Darüber hinaus leistet die<br />

Statistik wertvolle Unterstützung. Statt vollumfängliche Informationen<br />

einzuholen, werden Stichproben hochgerechnet, deren<br />

Ergebnisse in der Regel präzise sind. Hat ein <strong>KMU</strong> für diese naturgemäß<br />

aufwändige Datenerhebung keine Kapazitäten frei,<br />

empfiehlt sich die Beauftragung externer Berater. Deren Tätigkeit<br />

funktioniert umso besser, je detailgenauer sie sich in die Spezifika<br />

einarbeiten, um möglichst schnell „auf Augenhöhe“ mit dem<br />

Auftraggeber zu kommunizieren. Dabei ist es durchaus ein Qualitätskriterium,<br />

wenn die Berater vor Ort mitarbeiten. So lernen<br />

sie die logistischen Abläufe, den Alltag des K<strong>und</strong>en aus eigener<br />

Erfahrung kennen, sind ganz nah am Geschehen <strong>und</strong> erleben<br />

selbst, wo der Schuh drückt. Und wer weiß? Nicht selten kristallisieren<br />

sich ad hoc ein paar Low-hanging-fruits heraus: kleine<br />

einfach zu realisierende Verbesserungen an der Bestandslogistik,<br />

die sofort für Erleichterung sorgen, noch bevor ein Neukonzept<br />

zum Tragen kommt.<br />

Nach der Status-Erhebung <strong>und</strong> Schwachstellenanalyse folgt der<br />

eigentliche Planungs- <strong>und</strong> Veränderungsprozess. Vielfach ist<br />

nicht nur eine Lösung der Königsweg. Stattdessen gibt es gleichwertige<br />

Alternativen, die alle dazu geeignet sind, ein gewünschtes<br />

Materialflussbild zu erreichen. Ein <strong>KMU</strong> ist immer gut beraten,<br />

Die Fragen lassen sich nicht einheitlich beantworten. Es kommt<br />

immer auf den Einzelfall an, muss abgewogen <strong>und</strong> prof<strong>und</strong> entschieden<br />

werden. Tatsächlich kann die Logistik eines kleinen<br />

oder mittleren Unternehmens (<strong>KMU</strong>) oft effizient automatisiert<br />

werden. Und auch die Finanzierung ist dann keine unüberwindliche<br />

Hürde mehr, denn der Return on Investment (ROI) tritt in<br />

vielen Fällen kurz- bis mittelfristig ein. Im Umkehrschluss bedeuwww.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de<br />

<strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 11


RUBRIZIERUNGSEBENE<br />

BERATUNG UND PLANUNG<br />

Die Logistik eines kleinen oder mittelständischen Unternehmens lässt sich vielfach effizient automatisieren.<br />

Manchmal führt aber auch die Umstrukturierung manueller Abläufe oder die Korrektur der Supply Chain zum Ziel<br />

den Lösungsanbietern, Technologieunternehmen <strong>und</strong> Integratoren,<br />

inhaltliche Spielräume bei ihren Konzepten <strong>und</strong> Angeboten<br />

zu lassen. Statt übertrieben streng an Vorgaben einer konstruktiven<br />

Ausschreibung mit detailliertem Leistungskatalog festzuhalten,<br />

bringt funktionaler Freiraum kreative Vorschläge der Experten<br />

hervor, an die zuvor keiner gedacht hat. Was zählt, ist das Ergebnis.<br />

Die Modifikationen oder neue Ideen sorgen nicht selten<br />

für positive Überraschungen <strong>und</strong> können das Zünglein an der<br />

Waage bei der Entscheidung für oder gegen ein Konzept sein.<br />

DIE WIRTSCHAFTLICHSTE LÖSUNG IST<br />

NICHT IMMER DIE BESTE<br />

Es mag paradox klingen, aber die vordergründig wirtschaftlichste<br />

Lösung ist nicht immer die beste. Vor allem, wenn es um ein Automatisierungskonzept<br />

geht, können finanzielle Kompromisse<br />

sinnvoll sein. Ein Beispiel: Ein <strong>KMU</strong> wählt zur Optimierung seiner<br />

Intralogistik eine automatisierte Blocklagerlösung oder auch<br />

ein Shuttle-Lager. Die Kosten der Anschaffung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />

übersteigen diejenigen, die für die manuelle Führung eines Lagers<br />

mit einem größeren Stab an Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

anfallen würden. Dennoch entscheidet sich der Mittelständler<br />

für die Automatik. Warum? Wegen des Arbeitskräftemangels.<br />

Da es tendenziell immer schwieriger wird, Lagermitarbeiter zu<br />

finden <strong>und</strong> zu halten, ist die Automatisierung die langfristig verlässliche<br />

Lösung. Sie macht das Unternehmen unabhängig <strong>und</strong><br />

lässt sich bei Bedarf r<strong>und</strong> um die Uhr <strong>und</strong> an 365 Tagen im Jahr<br />

einsetzen. Es geht hier also darum, die Existenz eines Betriebs zu<br />

sichern. Rendite einzubüßen, soweit dies überschaubar bleibt, ist<br />

dann das kleinere Übel <strong>und</strong> schnell ausgeglichen, wenn das Unternehmen<br />

wächst.<br />

FAZIT<br />

Abschließend sei gesagt, dass die Verbesserung des Materialflusses<br />

nicht nur von der Logistiktechnologie abhängt. Klug ist, ganzheitlich<br />

zu denken <strong>und</strong> auch die Supply Chain eines Unternehmens<br />

unter die Lupe zu nehmen. Werden hier Defizite entdeckt,<br />

kann das eklatante Auswirkungen auf die Lagerlogistik haben.<br />

Um es auch in diesem Fall an einem Beispiel greifbar zu machen:<br />

Ein Unternehmen bevorratet sich mit einem großen Bestand an<br />

Artikeln, die am Markt schnell zu beschaffen sind. Dieser Vorrat<br />

nimmt Platz im Lager ein, der für andere Artikel fehlt. Das Bedürfnis<br />

nach Umorganisation oder Erweiterung der Logistik entsteht.<br />

Tatsächlich aber wäre eine veränderte Einkaufspolitik viel effektiver:<br />

Statt sich überproportional zu bevorraten, reicht ein kleinerer<br />

Lagerbestand aus oder ist eine „Just in Time“-Belieferung das Mittel<br />

der Wahl. Der Lagerfüllgrad nimmt automatisch ab <strong>und</strong> der<br />

Platz für andere Waren ist geschaffen. Unter dem Strich kann das<br />

Lager so bleiben, wie es ist, <strong>und</strong> das <strong>KMU</strong> hat viel Geld gespart.<br />

Autor: Andreas Bücker, geschäftsführender Gesellschafter, dobülog Planungsgesellschaft<br />

mbH, Dortm<strong>und</strong><br />

Fotos: dobülog<br />

www.dobuelog.de<br />

AUF EINEN BLICK<br />

Worauf es bei der Planung <strong>und</strong> Realisierung einer Lagerautomatisierung<br />

in erster Linie ankommt:<br />

n Gründliche Soll-Ist-Analyse auf Basis belastbarer<br />

statischer <strong>und</strong> dynamischer Daten,<br />

n Offenheit für mehrere Lösungsalternativen – es gibt<br />

nicht nur einen Königsweg,<br />

n prof<strong>und</strong>e Abwägung zwischen manuellen, teil- <strong>und</strong><br />

automatisierten Prozessen,<br />

n Rahmenbedingungen wie die Berücksichtigung der<br />

Supply Chain (Veränderungen im Supply Chain Management<br />

können einen großen Einfluss auf die<br />

Lagerlogistik ausüben) sowie<br />

n Wirtschaftlichkeitsberechnung mit Langfristperspektive,<br />

gegebenenfalls mit dem Kompromiss, heute mehr zu<br />

investieren, um ein Unternehmen für morgen zu<br />

sichern.<br />

12 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

<br />

KORDELMASCHINEN ALS NÜTZLICHE HELFER IM VERSAND<br />

Steigende Rohstoff- <strong>und</strong> Energiepreise sowie gesetzliche Vorgaben erhöhen den Druck auf<br />

Hersteller, Ausrüster <strong>und</strong> Weiterverarbeiter, in ihre Prozesse nachhaltige Lösungen zu implementieren.<br />

Hier bietet der Einsatz von Kordelmaschinen großes Potenzial. Zu den Einsatzmöglichkeiten<br />

zählen neben dem plastikfreien Verschließen von Kartonagen oder Paketen auch Anwendungsfälle<br />

wie etwa Textilien. Zugleich verbessert die Verwendung von Kordeln aus Recycling-<br />

Baumwolle die Auspack-Erfahrung beim Verbraucher <strong>und</strong> vermittelt eine höhere Wertigkeit: Die<br />

Bauwollschnüre sehen nicht nur ansprechend aus. Die Knoten, die die Maschinen automatisch<br />

erzeugen, lassen sich ohne Schere oder Messer per Hand öffnen. Einer Weiternutzung für den<br />

Rückversand oder im privaten Umfeld steht so nichts im Wege.<br />

Für Produkte wie Stangenware oder Rohre <strong>und</strong> die Herstellung von Ringb<strong>und</strong>en für Schläuche,<br />

Dichtungen oder Stanzteile stehen Kordelmaschinen in verschiedenen Ausführungen zur<br />

Verfügung. Im Gegensatz zu Umreifern entfallen der Verschweißungsprozess oder Aufheizzeiten.<br />

Somit lassen sich Verarbeitungsgeschwindigkeiten von 50 Takten pro Minute realisieren.<br />

www.antalis-verpackungen.de<br />

RETROFIT INKLUSIVE<br />

SERVICE<br />

In mechanischer Hinsicht sind<br />

Regalbediengeräte auch nach<br />

Jahrzehnten noch funktionsfähig,<br />

während die Steuerungstechnik<br />

immer wieder<br />

den veränderten Anforderungen<br />

des Betreibers angepasst<br />

werden muss. Die Telogs<br />

GmbH ist in der Lage,<br />

Systeme der Intralogistik<br />

unabhängig von Herstellern<br />

<strong>und</strong> Baujahr auf den neuesten<br />

Stand zu bringen. Das<br />

Leistungsspektrum umfasst<br />

neben mechanischen<br />

Anpassungen die Integration<br />

zeitgemäßer Antriebs- <strong>und</strong><br />

Driving the world<br />

Schwingungsfrei <strong>und</strong><br />

effizient in jeder Höhe<br />

Steuerungstechnik sowie<br />

deren Verknüpfung mit<br />

IT-Umgebungen, einschließlich<br />

der Berücksichtigung von<br />

Sicherheitsstandards.<br />

Basierend auf den Verfügbarkeitsansprüchen<br />

des Betreibers,<br />

ermöglicht Retrofit eine<br />

zukunftsfähige Intralogistik-<br />

Infrastruktur. Darüber hinaus<br />

stellt das Unternehmen<br />

optional auch den langfristigen<br />

Service sowie Hotline-<br />

Konzepte für die Anlagen<br />

sicher <strong>und</strong> verfügt mit dem<br />

Telogs Campus über eine<br />

firmen eigene Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungsplattform für<br />

Themen der Intralogistik.<br />

www.telogs.de<br />

Mit energie-effizienten Lösungen für Ihre Lagerlogistik<br />

Die Sicherstellung der Anlagenverfügbarkeit von Regalbediengeräten ist uns eine Herzensangelegenheit.<br />

SEW-EURODRIVE bietet ein ganzheitliches Konzept aus Antriebstechnik,<br />

Energiemanagement, Sicherheit, Software <strong>und</strong> Steuerungstechnik – perfekt abgestimmt<br />

für Ihre Anwendung.<br />

Ihre Vorteile:<br />

• hoher Durchsatz<br />

• smarter Materialfluss<br />

• maximale Energie-Effizienz<br />

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BERATUNG UND PLANUNG<br />

INNERBETRIEBLICHE PROZESSE KOSTENGÜNSTIGER UND EFFIZIENTER GESTALTEN<br />

WANN IST AUTOMATISIERUNG IN DER<br />

INTRALOGISTIK DIE BESTE WAHL?<br />

Die Entscheidung für oder gegen eine<br />

automatisierte Lösung ist oft geprägt von<br />

Vorurteilen: Automatisierung punkte mit<br />

höherer Geschwindigkeit <strong>und</strong> besserer<br />

Platzausnutzung bei niedrigeren Betriebskosten,<br />

erfordere aber eine hohe Investition <strong>und</strong> mache<br />

die Logistik unflexibler. Doch treffen diese<br />

vermeintlichen Vor- <strong>und</strong> Nachteile wirklich zu?<br />

Um das zu beantworten, sollten sich<br />

Verantwortliche mit den Herausforderungen <strong>und</strong><br />

Chancen des Einsatzes auseinandersetzen.<br />

Der industrielle Mittelstand ist zwiegespalten: Einerseits<br />

möchte er die kontinuierlich steigenden Ansprüche der<br />

K<strong>und</strong>en hinsichtlich kleinerer Losgrößen <strong>und</strong> kurzer<br />

Lieferzeiten erfüllen können, andererseits aber auch<br />

auf aufwändige <strong>und</strong> kostspielige Eingriffe in die bestehende Lagerinfrastruktur<br />

verzichten. So steigt der Automatisierungsgrad<br />

in der innerbetrieblichen Logistik deutscher Unternehmen zwar<br />

immer weiter, ist aber über alles betrachtet noch auf einem<br />

niedrigen Niveau, wie eine kürzlich durchgeführte Studie des<br />

Unternehmens Unitechnik, Wiehl, zeigt. In manchen Fällen<br />

liegt das an einem mangelnden Bewusstsein für das Optimierungspotenzial<br />

durch die Automatisierung von Prozessen, mitunter<br />

aber auch an Vorurteilen r<strong>und</strong> um die Implementierung.<br />

Zu teuer, zu aufwändig, zu unflexibel erscheint die Automatisierung<br />

vielen Verantwortlichen in der Intralogistik. Hier lohnt jedoch<br />

ein zweiter Blick.<br />

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BERATUNG UND PLANUNG<br />

<br />

01<br />

02<br />

01 Automatisierung punktet mit höherer Geschwindigkeit <strong>und</strong><br />

besserer Platzausnutzung bei niedrigeren Betriebskosten<br />

02 Das Personal in einer automatisierten Anlage arbeitet mit<br />

einer Vielzahl von technischen Geräten<br />

TEURE ANSCHAFFUNG VS. GERINGERE<br />

BETRIEBSKOSTEN<br />

Es stimmt: Für die Anschaffung <strong>und</strong> Inbetriebnahme einer automatisierten<br />

Lösung sind höhere Investitionskosten erforderlich<br />

als bei einer manuellen Lösung. Wie hoch die Kosten tatsächlich<br />

ausfallen, ist vom Automatisierungsgrad abhängig. Dabei gibt es<br />

nicht nur schwarz oder weiß. Sinnvoll ist die intelligente Mischung<br />

von automatisierten, teilautomatisierten <strong>und</strong> manuellen<br />

Arbeitsschritten, um mit möglichst wenig Aufwand die gewünschten<br />

Ziele zu erreichen. Die konkrete Ausgestaltung sollte<br />

Teil eines vorausgehenden Planungsprozesses sein. Doch die Investition<br />

ist nur eine Seite der Medaille. Die anfänglich hohen<br />

Kosten amortisieren sich nach einer gewissen Zeit: Die höhere<br />

Durchsatzleistung ohne zusätzliches Personal führt – primär bei<br />

einem Mehrschichtbetrieb – zu geringeren Stück- <strong>und</strong> Betriebskosten.<br />

Auch der geringere Flächenverbrauch durch die automatisierte<br />

Logistikanlage macht sich positiv bemerkbar.<br />

FLEXIBEL – TROTZ FESTER INFRASTRUKTUR<br />

Um mit den beschleunigten Prozessen Schritt zu halten, suchen<br />

Intralogistiker nach leistungsfähigen Lösungen, die flexibel <strong>und</strong><br />

skalierbar sind. Automatisierte Lager stehen aber in dem Ruf,<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer festen Infrastruktur das genaue Gegenteil zu sein.<br />

Es ist zwar richtig, dass man bei einem automatisierten Logistiksystem<br />

mit definierten Ladungsträgern arbeitet. Da Behälter oder<br />

Paletten feste Abmessungen <strong>und</strong> ein maximales Gewicht haben,<br />

ist die nachträgliche Änderung des Artikelspektrums mitunter<br />

eingeschränkt. Basierend auf einer intelligenten Gestaltung der<br />

Lösung lassen sich jedoch bereits zahlreiche Zukunftsszenarien<br />

abbilden. So hat sich zum Beispiel die Kombination von einem<br />

Palettenhochregallager <strong>und</strong> einem automatischen Kleinteilelager<br />

bewährt. Außerdem lassen sich mithilfe von Tablaren Lösungen<br />

entwickeln, die eine hohe Flexibilität ermöglichen.<br />

SKALIERBARE LÖSUNG MIT EFFIZIENTER<br />

PLATZAUSNUTZUNG<br />

Eine gewisse Skalierbarkeit erreicht man bei Lagersystemen, die<br />

von Shuttle-Fahrzeugen bedient werden. Über die Anzahl der<br />

Fahrzeuge kann die Leistung an gestiegene Anforderungen angepasst<br />

werden. Selbst klassische Lager mit Regalbediengeräten erlauben<br />

eine nachträgliche Leistungserhöhung durch das Nachrüsten<br />

eines zusätzlichen Lastaufnahmemittels. Hinsichtlich der<br />

Leistungsfähigkeit punkten automatisierte Systeme mit Geschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> hoher Kapazität. Da es in einer automatisierten<br />

Umgebung unabhängig von der Größe des Artikelspektrums<br />

nur wenige Minuten dauert, bis die Ware beim Kommissionierer<br />

ankommt, entsteht ein schneller Auftragsdurchlauf. Zudem erhöhen<br />

automatisierte Lösungen in der Regel die Lagerkapazitäten:<br />

Automatische Hochregallager, die bis zu 45 m hoch sind, nutzen<br />

die Fläche effizient – vor allem bei mehrfachtiefer Lagerung. Mithilfe<br />

von Automatisierungs- <strong>und</strong> Assistenzsystemen lassen sich<br />

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BERATUNG UND PLANUNG<br />

03<br />

04<br />

03 Der Instandhaltungsmitarbeiter profitiert von einer frei<br />

zoombaren Anlagenvisualisierung mit Status zu jedem Sensor<br />

04 Eine gewisse Skalierbarkeit erreicht man bei Lagersystemen,<br />

die von Shuttle-Fahrzeugen bedient werden<br />

Kommissionierfehler reduzieren, die Verpackungsqualität verbessern<br />

<strong>und</strong> damit die Lieferqualität optimieren. Das Ergebnis:<br />

zufriedene K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> weniger Retouren.<br />

INSTANDHALTUNG WIRD ZUM ERFOLGSFAKTOR<br />

Durch den Einsatz einer automatisierten Logistikanlage benötigt<br />

man keine Mitarbeiter mehr – so ein weit verbreiteter Irrglaube.<br />

Vor allem die Mitarbeiter sind jedoch ein entscheidender Faktor,<br />

wenn es um den Erfolg oder das Scheitern der Automatisierung<br />

geht. Das gilt in erster Linie für die Instandhaltung. Denn die Anlage<br />

kann – wie jede Art von Technik – ausfallen. Hier ist geschultes<br />

Personal gefragt, das sich mit der Funktionsweise <strong>und</strong> potenziellen<br />

Störungsursachen auskennt. So kann es Störungen schnell<br />

be<strong>heben</strong> <strong>und</strong> für eine möglichst hohe Verfügbarkeit der Anlage<br />

sorgen. Assistenzsysteme wie Störungsanalysetools <strong>und</strong> Anlagenvisualisierung<br />

zum Status der Anlage <strong>und</strong> ihrer Komponenten<br />

unterstützen dieses Ziel. Kommt der Instandhalter nicht zurecht,<br />

können die Spezialisten des Anlagenlieferanten per Fernzugriff<br />

helfen. Auch mit präventiven Hinweisen an die Logistikmitarbeiter<br />

auf Bedienungsfehler oder unsachgemäßes Beladen – als häufige<br />

Ursachen für Störfälle – verbessert die Instandhaltung die<br />

Zuverlässigkeit der Anlage.<br />

Ein gutes Anlagendesign ist die beste Voraussetzung dafür,<br />

dass Service <strong>und</strong> Reparatur schnell gelingen.<br />

werden – entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen. Zudem<br />

trägt das automatisierte Logistiksystem zu einem verbesserten<br />

Arbeitsschutz bei. Mögliche Unfallrisiken wie Staplerverkehr<br />

werden reduziert. Automatisierte Systeme können in widrigen<br />

Umgebungen, zum Beispiel im Tiefkühllager, menschliche Tätigkeiten<br />

übernehmen.<br />

FAZIT<br />

Fest steht: Automatisierung kann ein wichtiger Wettbewerbsfaktor<br />

sein, um die steigenden K<strong>und</strong>enanforderungen in puncto Lieferqualität<br />

<strong>und</strong> Reaktionszeiten, bei gleichzeitigem Kostendruck,<br />

zu erfüllen. Ob <strong>und</strong> in welchem Maße die beschriebenen Vorteile<br />

für ein Unternehmen relevant sind, hängt vom Einzelfall ab. Damit<br />

die Entscheidung für eine passgenaue Lösung aus einer Vielzahl<br />

von möglichen Varianten gelingt, empfiehlt sich eine strategische<br />

Herangehensweise. Bevor die Investitionsentscheidung<br />

fällt, zeigt eine Planungsphase mit externer Unterstützung, zum<br />

Beispiel durch einen Generalunternehmer wie Unitechnik, den<br />

optimalen Weg für den eigenen Betrieb auf – ob nun manuell,<br />

teil automatisiert oder automatisiert.<br />

Fotos: Unitechnik Systems<br />

www.unitechnik.com<br />

AUTOMATISIERTE SYSTEME UNTERSTÜTZEN<br />

MITARBEITER<br />

Das Personal in der Logistik nutzt technische Geräte wie Datenbrillen<br />

<strong>und</strong> „Pick by Voice“-Geräte. Dadurch werden die Mitarbeiter<br />

von der Technik unterstützt, müssen aber auch mehr Vorgänge<br />

in der gleichen Zeit schaffen. Großbildschirme, die wichtige<br />

Kennzahlen anzeigen, motivieren die Mitarbeiter dabei, da sie<br />

so in die Gesamtprozesse einbezogen werden. Auch der Lagerleiter<br />

profitiert: Das Lagerverwaltungssystem (LVS) liefert ihm alle<br />

Informationen zu Aufträgen, Beständen <strong>und</strong> Anlagenzustand.<br />

Über umfangreiche Analysetools kann er Engpässe erkennen, bevor<br />

diese zum Problem werden. Mobile Endgeräte <strong>und</strong> eine übersichtliche<br />

Anlagenvisualisierung helfen ihm dabei, den Betrieb<br />

zu führen <strong>und</strong> kontinuierlich zu optimieren.<br />

Heutzutage spielt auch die Ergonomie am Arbeitsplatz eine<br />

große Rolle. Eine automatisierte Anlage kann hier einen guten<br />

Beitrag leisten: Das Material wird zum Beispiel automatisch angedient;<br />

Artikel- <strong>und</strong> Auftragsbehälter sind so angeordnet, dass<br />

Abstände, Bewegungsabläufe <strong>und</strong> Greifhöhen den Mitarbeiter<br />

möglichst wenig belasten. Diese Aspekte können bereits in der<br />

Planungsphase berücksichtigt <strong>und</strong> per virtueller Realität getestet<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

IN DER INTRALOGISTIK<br />

Wie sieht der aktuelle Stand in puncto Automatisierung<br />

in deutschen Unternehmen aus? Wie hoch ist die<br />

Bereitschaft, in entsprechende Lösungen zu investieren?<br />

Was spricht laut den Verantwortlichen für oder gegen<br />

Automatisierung? Die Unitechnik Systems hat nachgefragt:<br />

In einer Umfrage unter mehr als 100 Teilnehmern<br />

unterschiedlicher Branchen haben sich Trends <strong>und</strong><br />

aktuelle Marktaktivitäten herauskristallisiert. Die<br />

wichtigsten Erkenntnisse wurden im Whitepaper<br />

„Automatisierung in der Intralogistik“ zusammengefasst.<br />

Interessierte Leser geben einfach den<br />

u. s. Link in Ihren Browser ein oder<br />

scannen mit Ihrem Smartphone den<br />

QR-Code ein. Viel Spaß bei der Lektüre!<br />

bit.ly/unitechnik-fuh-kmu<br />

Quelle: Unitechnik Systems<br />

16 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

<br />

SENSOREN NEHMEN DIE SPUR DER<br />

INTRALOGISTIK-FLOTTE AUF<br />

Mit einer neuen sensor<br />

basierten Fuhrparkanalyse<br />

deckt das Start-up Motion-<br />

Miners Ineffizienzen bei<br />

Intralogistik-Flotten in<br />

Industrie, Handel <strong>und</strong><br />

Logistik auf. Gemessen<br />

werden die Bewegungs<br />

daten der Gabelstapler<br />

oder Routenzugfahrzeuge mit einem Set von bis zu drei<br />

Sensoren pro Fahrzeug. Die Basis bildet der Sensor „Vehicle<br />

Logger“, der die Bewegungen des Fahrzeugs protokolliert.<br />

Optional nutzbar sind zwei Zusatzsensoren an der Gabel.<br />

Gemessen werden können Gabelspielzeiten/Hubhöhen oder<br />

Leer-/Vollfahrten. Die Daten werden im Durchschnitt über<br />

einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen erhoben. Beim<br />

Pilotk<strong>und</strong>en hat die Sensorik zum Beispiel an 24 Flurförderzeugen<br />

innerhalb von zehn Tagen 1.650 Datenst<strong>und</strong>en aufgezeichnet.<br />

Um die Flotte zu lokalisieren, werden zusätzlich<br />

Bluetooth-Sender (Beacons) in der Halle platziert.<br />

Bei der anschließenden KI-unterstützten Auswertung werden<br />

die erhobenen Daten mithilfe des Analysedashboards der<br />

MotionMiners Process Intelligence (Software) analysiert. Dabei<br />

können sich die Nutzer die für sie relevanten Kennzahlen (KPI)<br />

individuell im Dashboard zusammenstellen. Als erste Optimierungsmaßnahmen<br />

aus den Pilotprojekten wurde unter<br />

anderem die Flottengestaltung verändert, indem wenig<br />

genutzte oder ausgelastete Fahrzeugtypen ersetzt wurden.<br />

www.motionminers.com<br />

KOMPLETTSYSTEM ERMÖGLICHT WEITGEHEND<br />

AUTOMATISIERTE PROZESSFOLGE<br />

Die Konzeption des<br />

Multi-Order-Kommissionierwagens<br />

KomFlex4 aus dem<br />

Hause Schmale Logtec<br />

entspricht dem Prinzip<br />

eines doppelttiefen<br />

automatischen<br />

Kleinteilelagers mit<br />

zwei oder drei Ebenen. Zu den weiteren Merkmalen gehören<br />

eine Tragkraft von bis zu 1.000 kg, bis zu 48 separate Behälteroder<br />

Karton-Stellplätze <strong>und</strong> vier leichtlaufende Lenkrollen.<br />

Optional wird das Personal über WLAN-gestützte „Put to<br />

Light“-Panels, die über den Regalebenen installiert sind, bei der<br />

Arbeit unterstützt. Mit Abschluss der Kommissionierr<strong>und</strong>e<br />

werden die Wagen in der Entladestation des Systems abgestellt<br />

<strong>und</strong> gerüstete Wagen für einen neuen R<strong>und</strong>lauf aufgenommen.<br />

Parallel dazu zieht ein Regalbediengerät die gefüllten Wagen in<br />

eine Entladeposition, entnimmt per Teleskop-Gabel die<br />

Ladungsträger <strong>und</strong> übergibt sie an eine Behälterfördertechnik.<br />

Der geleerte Kommissionierwagen wird anschließend an die<br />

Beladestation geführt <strong>und</strong> für die nächste Kommissionierr<strong>und</strong>e<br />

mit Behältern bestückt. Dies kann optional automatisiert<br />

geschehen. In diesem automatisierten Prozess dauert der<br />

Bestückungsvorgang weniger als fünf Minuten. Eine Ausstattung<br />

mit angeschlossener Fördertechnik <strong>und</strong> integrierter<br />

Waage sowie zusätzlichen Funktionen wie verschließen von<br />

Kartons r<strong>und</strong>et das Spektrum der Lösung ab.<br />

www.schmale-logtec.com<br />

VIELE TRANSPORTANFORDERUNGEN<br />

ERFÜLLEN<br />

Je nach Anwendungsprofil lässt<br />

sich die Transportroboterserie<br />

Vario Move des Unternehmens<br />

ek robotics mit verschiedenen<br />

Fahrwerken, Lastaufnahmemitteln<br />

<strong>und</strong> Navigationstechniken ausstatten.<br />

Ob als Gabelhochhubfahrzeug<br />

mit unterschiedlichen Radarmkonfigurationen,<br />

als Gegengewichtsstapler<br />

oder ausgerüstet mit<br />

aktiven Förderelementen: Die Basiskonstruktion des Vario<br />

Move bleibt immer gleich. Der Baukasten besteht aus fünf<br />

definierten Hubmasten, mit denen Übergabehöhen von bis zu<br />

5 m erreicht werden. Gleichzeitig verfügt der Hochhubtransportroboter<br />

über eine Tragfähigkeit von bis zu 1.600 kg. Daraus<br />

ergibt sich eine Vielzahl möglicher Kombinationen, je nach<br />

Anwendungsfall auch mit individuellen Anpassungen.<br />

www.ek-robotics.com<br />

EINFACH BELEGLOS KOMMISSIONIEREN<br />

Barcodes <strong>und</strong> Barcodescanner<br />

sind die Voraussetzungen, um<br />

beleglos <strong>und</strong> mobil zu<br />

kommissionieren. Für<br />

Systemelektronikanbieter<br />

Microsyst Gr<strong>und</strong> genug, im<br />

eigenen Kommissionierportfolio<br />

neben „Pick by Light“<br />

auch die „Pick by Scan“-<br />

Methode anzubieten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> intuitiv bedienbarer Benutzeroberflächen erklären<br />

sich der Microsyst-Scanner <strong>und</strong> die Kommissionierlogik fast von<br />

selbst, die Einarbeitungszeit fällt entsprechend gering aus.<br />

Mithilfe des Scanners lassen sich zu kommissionierende<br />

Positionen ermitteln <strong>und</strong> identifizieren. Auf dem Touchdisplay<br />

kann der Kommissionierer alle Details zu den Aufträgen<br />

erfassen sowie im Prozess schnell <strong>und</strong> unmittelbar handeln.<br />

Das System besteht neben dem Handscanner, der via WLAN<br />

oder Bluetooth stets on air bleibt, aus 1D- oder 2D-Barcodes an<br />

den Artikelstellplätzen oder Regalfächern. „Pick by Scan“ wird<br />

üblicherweise an ein vorhandenes Warenwirtschaftssystem via<br />

Microsyst-Software angeb<strong>und</strong>en, eine autarke Lösung ohne<br />

übergeordnetes System ist aber ebenso umsetzbar.<br />

www.microsyst.de<br />

Pick-by-Light Put-to-Light<br />

Kommissionier-Systeme<br />

Effizienter kommissionieren<br />

mit Pick-by-Light von KBS!<br />

Ihr Kontakt für maßgeschneiderte<br />

<strong>und</strong> flexible Lösungen<br />

KBS Industrieelektronik GmbH<br />

+49 (0) 761 45 25 50<br />

info@kbs-gmbh.de<br />

www.kbs-gmbh.de<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 17<br />

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RISIKOMANAGEMENT ZUR ERFÜLLUNG DER VORGABEN<br />

NACH DEM LIEFERKETTENGESETZ<br />

SOFTWARE UNTERSTÜTZT BEI<br />

ENTSCHEIDUNGSFINDUNG<br />

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz <strong>und</strong><br />

die EU-Lieferkettenrichtlinie fordern zu ihrer<br />

Einhaltung bei Unternehmen eine höhere<br />

Supply-Chain-Resilienz ein. Geeignete Mittel<br />

dafür bieten Transparenz <strong>und</strong> ein effizientes<br />

Risikomanagement. Ein wirksames De-Risking<br />

durch Quantifizierung potenzieller<br />

Handlungsalternativen für identifizierte Risiken<br />

<strong>und</strong> Verstöße ermöglicht Software für<br />

strategisches Supply Chain Network Design<br />

(SCND). Die IT-Systeme erfassen Daten entlang<br />

komplexer Logistiknetzwerke, schaffen die<br />

Voraussetzungen für Analysen des Ist-Zustands<br />

<strong>und</strong> zeigen durch Berechnung optimierter<br />

Szenarien Großunternehmen sowie auch für<br />

kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>)<br />

verschiedene Optionen zum Risikoabbau auf.<br />

Jetzt sind Transparenz <strong>und</strong> De-Risking gefordert. Mit Absenkung<br />

der Arbeitnehmergrenze nach dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

(LkSG) auf 1.000 Beschäftigte<br />

zum 1. Januar <strong>2024</strong> <strong>und</strong> der Billigung des neuen Texts für<br />

die EU-Lieferkettenrichtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence<br />

Directive / CSDDD) durch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten<br />

im Rahmen der Sitzung des Ausschusses der Ständigen<br />

Vertreter am 15. März werden die Folgen für verpflichtete Unternehmen<br />

<strong>und</strong> ihre Zulieferer diskutiert. Obwohl direkt gar nicht<br />

betroffen, gehen einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Arlington<br />

Research zufolge etwa zwei Drittel (59 Prozent) der mittelständischen<br />

Unternehmen in Deutschland davon aus, dass<br />

die Gesetze ihre Organisation sowie die gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklung negativ beeinflussen werden. 33 Prozent der Befragten<br />

rechnen mit einem hohen Reporting-Aufwand für ihr<br />

Unternehmen.<br />

Ziel der Gesetze ist es, Klima- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit in der<br />

Wertschöpfungskette sicherzustellen <strong>und</strong> Kinderarbeit, Ausbeutung<br />

sowie unmenschliche Arbeitsbedingungen aufzudecken<br />

oder zu verhindern. Dazu müssen die Unternehmen tatsächliche<br />

<strong>und</strong> eventuelle Risiken entlang ihrer Zulieferkette identifizieren<br />

<strong>und</strong> beseitigen, minimieren oder ganz vermeiden. „Daher ist der<br />

Aufbau eines nachhaltigen Lieferkettenmanagements ein wirksames<br />

Werkzeug für Unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement unterstützt die<br />

Unternehmen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zudem dabei,<br />

Haftungsrisiken <strong>und</strong> potenzielle Imageschäden zu vermeiden“,<br />

erklärt Cindy Schmidt, Business Development Manager, PSI<br />

Logistics, Berlin. „Als erste Schritte zur Erfüllung der Lieferkettengesetze<br />

sollten daher neben einer vertieften Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Kommunikation der Partner das Risikomanagement neu gedacht<br />

<strong>und</strong> angepasst werden.“<br />

AUCH <strong>KMU</strong> SIND VON LIEFERKETTEN­<br />

TRANSPARENZ BETROFFEN<br />

Mit den Bezugszahlen von 1.000 Arbeitnehmern <strong>und</strong> 450 Millionen<br />

Euro Jahresumsatz finden LkSG <strong>und</strong> EU-Richtlinie zunächst<br />

nur auf Großunternehmen Anwendung – in Deutschland etwa<br />

ein Promille der 3,5 Millionen Unternehmen. Kleine <strong>und</strong> mittlere<br />

Unternehmen (<strong>KMU</strong>) fallen nicht in den Anwendungsbereich<br />

von LkSG <strong>und</strong> Richtlinie. Gleichwohl sind auch sie betroffen,<br />

wenn sie in direkter <strong>und</strong> nach der EU-Richtlinie sogar nur in indi-<br />

18 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


MANAGEMENT<br />

rekter Zulieferbeziehung zu verpflichteten ternehmen stehen. Sie müssen ihren direkt be-<br />

Unbald<br />

Unternehmen die spezifischen Problemfelder<br />

wie Klima- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit, Kinderarbeit<br />

<strong>und</strong> Ausbeutung evaluiert haben <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Daten aus Produktion <strong>und</strong> Logistik<br />

vorliegen, können Softwaresysteme nicht nur die Visualitroffenen<br />

Partnerunternehmen die lieferkettenbezogenen<br />

Informationen bereitstellen<br />

können.<br />

Die dazu erforderliche Transparenz der<br />

Supply Chain <strong>und</strong> – für den Fall der Fälle –<br />

das De-Risking steigern IT-Systeme für das<br />

strategische Supply Chain Network Design<br />

(SCND) <strong>und</strong> das Lieferantenmanagement. „Sosierung<br />

unterstützen, sondern vor allem optimierte Zustände im<br />

Sinne des De-Riskings darstellen“, erläutert Schmidt. „Diese optimierten<br />

Zustände lassen sich dann hinsichtlich der verschiedenen<br />

Kostenarten wie Transport, Produktion sowie Lagerung vergleichen<br />

<strong>und</strong> als Basis für Entscheidungen heranziehen.“<br />

Als entsprechendes IT-System vereint PSIglobal heterogene<br />

Datensätze aller gängigen Formate aus der Supply Chain <strong>und</strong> verarbeitet<br />

sie anwendungsgerecht. Mit seinem umfassenden Funktionsumfang<br />

bietet das Softwaresystem unterschiedliche Werkzeuge,<br />

um den Sorgfaltspflichten des Lieferkettengesetzes nachzukommen.<br />

Dazu gehören verschiedene Möglichkeiten zur<br />

transparenten Visualisierung, Analyse, Planung, Gestaltung <strong>und</strong><br />

kontinuierlichen Optimierung von Netzwerkstrukturen für Beschaffung<br />

<strong>und</strong> Distribution. Im Rahmen von Wenn/Dann-Szenarien<br />

lassen sich Planungsentscheidungen durchspielen <strong>und</strong> die<br />

daraus resultierenden Auswirkungen auf die unterschiedlichen<br />

Ebenen der Supply Chain direkt bewerten.<br />

ALTERNATIVE ROUTEN UND STANDORTE<br />

So lässt sich mit dem System etwa hinsichtlich der Lieferantenstrategie<br />

bewerten, wie viele Lieferanten unter Aspekten wie Single-,<br />

Dual- oder Multiple-Sourcing eingesetzt werden sollten, wie<br />

deren geografische Positionierung einzuschätzen ist <strong>und</strong> welche<br />

Mengen sie an welchen Standort liefern sollten. Mit Blick auf die<br />

Transportwege können zudem die Risiken einzelner Routen wie<br />

auch der passenden Transportmittel unter Berücksichtigung der<br />

jeweiligen CO 2<br />

-Emissionen abgewogen werden. „Mit PSIglobal<br />

lässt sich entscheiden, wie im Falle von Verstößen wegfallende<br />

Kapazitäten durch andere Standorte abzufangen sind oder, wo alternative<br />

Produktionen oder Lager aufgebaut werden sollten“, ergänzt<br />

Schmidt.<br />

Dazu werden neben den klassischen Supply-Chain-Stammdaten<br />

zunehmend auch die Informationen über die bekannten Lieferanten<br />

<strong>und</strong> Sublieferanten in PSIglobal eingeb<strong>und</strong>en. Mit den<br />

Analysefunktionen der Software lässt sich der Ist-Zustand zunächst<br />

gezielt <strong>und</strong> bedarfsgerecht evaluieren. Anschließend definieren<br />

die Anwender auf Basis der identifizierten Risiken <strong>und</strong><br />

Prognosen Szenarien zur Optimierung. Die resultierenden Berechnungsergebnisse<br />

werden anschließend überprüft <strong>und</strong> einander<br />

gegenübergestellt, um sich dem präferierten Logistiknetz anzunähern.<br />

Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage lassen sich systemunterstützt<br />

Präventions- <strong>und</strong> Abhilfemaßnahmen ableiten <strong>und</strong> kontinuierlich<br />

kontrollieren. Damit ermöglicht die Software ein proaktives<br />

<strong>und</strong> effizientes Risikomanagement.<br />

Beispiel: In einer Supply Chain wird die Lieferkette unterbrochen<br />

– wie durch die Havarie des Containerschiffs Ever Given im<br />

Suez-Kanal. Über die Funktionen der Sourcingstrategie <strong>und</strong> der<br />

Transportrouten werden alternative Handlungspläne generiert.<br />

Mit PSIglobal lassen sich die Kosten des neuen Zustands der Supply<br />

Chain <strong>und</strong> der Zeitaufwand für den Transport ermitteln, mit<br />

dem alten Zustand vergleichen <strong>und</strong> Entscheidungen ableiten.<br />

TRANSPARENZ BELASTBARER DATEN<br />

Die Kombination intelligenter Algorithmen mit der Szenariotechnologie<br />

in PSIglobal bietet ein umfangreiches Instrumentarium<br />

für alle Projekte im Bereich des Supply Chain Network Design,<br />

die auf Ist-Daten fußen <strong>und</strong> mit Prognosen angereichert<br />

werden können. In einem integralen Modell können die Daten<br />

dann über Karten, Grafiken oder Dashboard visualisiert werden.<br />

Dadurch lässt sich die komplette Lieferkette auf den Prüfstand<br />

stellen. Die Alternativlösungen werden von einem Strategieteam<br />

innerhalb des Unternehmens kontinuierlich überprüft <strong>und</strong> in<br />

Abstimmung mit Querschnittsabteilungen an die sich stets verändernden<br />

Umstände angepasst. Auf diese Weise lassen sich die<br />

Auswirkungen auf das Unternehmensgeschehen regelmäßig bei<br />

aktiven Entscheidungen der Unternehmensstrategie sowie bei<br />

unvorhergesehenen Ereignissen überprüfen <strong>und</strong> bewerten.<br />

FAZIT<br />

Das Lieferkettengesetz verlangt von Unternehmen eine sorgfältige<br />

Analyse ihrer Lieferketten, Identifikation von Risiken <strong>und</strong> die<br />

Ergreifung effektiver Maßnahmen. Dadurch wird aktives Risikomanagement<br />

zu einem strategischen Erfolgsfaktor. Unternehmen<br />

können durch Proaktivität <strong>und</strong> den Einsatz von Softwarelösungen<br />

wie PSIglobal Herausforderungen bewältigen, ihre soziale<br />

Verantwortung stärken. „Mit PSIglobal lässt sich die ganze Supply<br />

Chain überblicken, analysieren <strong>und</strong> optimieren“, resümiert<br />

Schmidt. „Zur Resilienzsteigerung der Lieferketten lassen sich für<br />

identifizierte Risiken <strong>und</strong> Verstößen Alternativen vorhalten. Damit<br />

stellt die Software ein wirksames Mittel für die Umsetzung<br />

der Vorgaben nach Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz <strong>und</strong> EU-<br />

Lieferkettenrichtlinie zur Verfügung.“<br />

Fotos: PSI Logistics<br />

www.psilogistics.com<br />

CINDY SCHMIDT, BUSINESS<br />

DEVELOPMENT MANAGER,<br />

PSI LOGISTICS<br />

Ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement<br />

unterstützt die Unternehmen<br />

dabei, Haftungsrisiken <strong>und</strong> potenzielle<br />

Imageschäden zu vermeiden<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 19


HANDEL UND HERSTELLER PROFITIEREN BEI LAGERVIELFALT VON SPEZIALSOFTWARE<br />

FEINTUNING FÜR SONDER-LOGISTIKPROZESSE MIT<br />

FLEXIBLEM WAREHOUSE MANAGEMENT SYSTEM<br />

Lager ist nicht gleich Lager, die optimale<br />

Lagerverwaltung entsprechend vielfältig. Als<br />

„Schweizer Taschenmesser“ der Warenwirtschaft<br />

haben große Standardsoftwaresysteme für<br />

Lagerverwaltung zwar oft ein umfangreiches<br />

Funktions-Portfolio, aber möglicherweise auch<br />

einige Nachteile gegenüber flexibleren Enterprise-<br />

Lösungen. Ein individualisierbares Warehouse<br />

Management System (WMS) kann Anforderungen<br />

verschiedener manueller Lager unter Umständen<br />

genauer abbilden. Es wird in der Regel in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Anwendern angepasst<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls erweitert.<br />

Lager erfüllen verschiedene Aufgaben. Sie sind als Auslieferungslager<br />

oder Verteillager konzipiert, auf Fullfilment <strong>und</strong><br />

E-Commerce ausgerichtet, versorgen eine Produktion mit<br />

Komponenten <strong>und</strong> Rohstoffen oder sind Zwischenlager <strong>und</strong><br />

Pufferlager. Sie sind dem Einkauf als Beschaffungslager zugeordnet,<br />

Kommissionierlager, sie beherbergen Gefahrgut oder, als<br />

temperaturkontrolliertes Lager, Lebensmittel.<br />

Daraus ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an eine<br />

Software für die Lagerverwaltung. Über die klassischen Basisfunktionen<br />

hinaus, die in allen Lagerarten benötigt werden, muss<br />

ein gutes WMS (oder Lagerverwaltungssystem, LVS) vor allem<br />

flexibel sein. So gibt es zwischen Handel <strong>und</strong> Herstellungsbetrieben<br />

deutliche Unterschiede in der Lagerhaltung. Der Handel legt<br />

den <strong>Fokus</strong> auf den Bestellzeitpunkt, ein Produktionsbetrieb dagegen<br />

auf Liefertermine, Auslastung <strong>und</strong> Komplexität der Aufträge.<br />

Das stellt andere Anforderungen an ein WMS.<br />

HANDEL: DURCHSATZ ERHÖHEN UND<br />

LAGERBEDARF VERRINGERN<br />

Große Fullfilment-Lager sind darauf ausgerichtet, bestellte Ware<br />

am selben, spätestens nächsten Tag zu verschicken. Die Aufträge<br />

werden abhängig von der Bestellzeit abgearbeitet. Hier kommt es<br />

auf Geschwindigkeit <strong>und</strong> fehlerfreie Prozesse bei K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong><br />

Bestellmanagement, Wareneingang, Warenausgang, Versand <strong>und</strong><br />

Retourenmanagement an. Typisch für große E-Commerce-Lager<br />

20 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


WAREHOUSE MANAGEMENT SYSTEME<br />

<br />

sind viele, häufig wechselnde <strong>und</strong> teils ungelernte Anwender, die<br />

schnell in die festen Prozesse eingearbeitet werden müssen.<br />

Daher sollte ein WMS für den Handel neben genauer Lagerbestandsführung<br />

<strong>und</strong> umfangreichen Funktionen für Inventur, Wareneingang<br />

<strong>und</strong> Einlagerung, Kommissionierung <strong>und</strong> Retouren<br />

diese Bedingungen in der Nutzerführung berücksichtigen. Intuitive<br />

Bedienbarkeit hilft auch Neueinsteigern, schnell zum vollwertigen<br />

Lageristen zu werden. Das optimale WMS sollte auf mobilen<br />

Handhelds alle Informationen übersichtlich darstellen.<br />

Die Software ist mehrsprachig <strong>und</strong> kontrolliert per Scan von<br />

Artikel <strong>und</strong> Lagerplätzen alle Vorgänge. Lagerbewegungen werden<br />

sofort <strong>und</strong> papierlos ins System gebucht, der Bestand wird<br />

HOHE LAGERVIELFALT BRAUCHT<br />

EIN FLEXIBLES WMS<br />

genau geführt, damit Fehlbestände nicht erst bei der Kommissionierung<br />

auffallen. Das System führt auch neue Mitarbeiter ohne<br />

Lagerkenntnis, ohne lange Lagerplatz- <strong>und</strong> Artikelsuche streckenoptimiert<br />

durchs Lager. Viele Mitarbeiter können parallel<br />

<strong>und</strong> dynamisch einlagern, umlagern <strong>und</strong> picken.<br />

HERSTELLER: OPTIMALE PRODUKTION PER<br />

FLEXIBLER PRIORISIERUNG<br />

01 Artikeldaten lassen sich aus einem ERP-System <strong>und</strong><br />

Shop-System importieren oder in der Netstorsys-eigenen<br />

Artikelverwaltung anlegen<br />

Bei Herstellungsbetrieben stehen Prüfung von Zulieferteilen,<br />

Lieferkettensicherheit <strong>und</strong> eine lückenlose Versorgung für eine<br />

wirtschaftliche Produktion verschiedener Losgrößen im Mittelpunkt,<br />

um fristgerecht zu liefern. Lieferzeiträume hängen von der<br />

Komplexität von Produkten, der Auslastung <strong>und</strong> der Verfügbarkeit<br />

von Komponenten ab. Die Lagerlogistik ist eng mit der Produktionsplanung<br />

verzahnt <strong>und</strong> wichtiger Hebel, um sich strategisch<br />

auf Nachfrage- <strong>und</strong> Preisschwankungen sowie Verfügbarkeit<br />

von Rohstoffen <strong>und</strong> Komponenten einzustellen.<br />

In Lagern entlang einer Produktion müssen Anwender daher<br />

mehr eigenständige Entscheidungen treffen <strong>und</strong> Freiheiten haben.<br />

Sie müssen Prozesse dynamisch an Lieferengpässe <strong>und</strong><br />

Komplexität des Auftrags anpassen. Reihenfolge <strong>und</strong> Abläufe<br />

müssen sich innerhalb eines definierten Rahmens ändern lassen.<br />

Das sollte ein WMS widerspiegeln. Eine Lösung kann sein,<br />

Prozesse an Nutzerrechte zu knüpfen. Je nach Nutzerrolle stehen<br />

verschiedene Dialoge, Buttons <strong>und</strong> Kontrollscans zur Verfügung,<br />

um kurzfristig <strong>und</strong> weitreichend in die Lagerlogistik<br />

einzugreifen.<br />

„Unser WMS Netstorsys war lange auf den Handel fokussiert“,<br />

so Fabian Brammer, Chief Operating Officer (COO) der Logentis<br />

GmbH, Osnabrück. „Es deckt traditionell alle Prozesse von der<br />

K<strong>und</strong>enbestellung bis zum Versand ab.“ Inventur, Wareneingang,<br />

Einlagerung, Kommissionierung, Retouren <strong>und</strong> Value Added Services<br />

(VAS), also Mehrwertdienstleistungen wie Verpackung, Produktveredelung<br />

oder Qualitätskontrolle gehören zum etablierten<br />

Basisumfang. „Inzwischen haben wir das WMS zu einem mächtigen<br />

Tool für das optimale Zusammenspiel von Intralogistik <strong>und</strong><br />

Produktionsplanung von <strong>KMU</strong> ausgebaut.“<br />

LAGERVERWALTUNG AUF PRODUKTION<br />

AUSGERICHTET<br />

Das webbasierte WMS des Softwarehauses umfasst nun die komplette<br />

Prozesskette vom Wareneingang über den Produktionsauftrag,<br />

Kommissionierung <strong>und</strong> Bereitstellung für die Produktion<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 21


WAREHOUSE MANAGEMENT SYSTEME<br />

02 Der Zugriff auf Prozesse ist im WMS an Nutzerrechte geknüpft. Das Plenge-Team hat damit die nötigen Freiheiten,<br />

um die Intralogistik optimal auf die Fertigung von Schaltschränken auszurichten<br />

bis zur Einlagerung produzierter Ware. Daran schließen sich<br />

nahtlos die Verwaltung von K<strong>und</strong>enaufträgen, Kommissionierung,<br />

Warenausgang <strong>und</strong> Versand an. Der Versand läuft bei Bedarf<br />

fließend über die ebenfalls von Logentis entwickelte Multicarrier-Versandsoftware<br />

Netversys.<br />

„Neue Funktionen <strong>und</strong> Konfigurationsmöglichkeiten erhöhen<br />

die Flexibilität des WMS“, so Brammer. „Aufträge lassen sich bei<br />

der Reservierung von Artikeln für die Produktion priorisieren.<br />

Sind im System aktuelle Lieferprobleme vermerkt, können Aufträge<br />

für die Produktion aufwändiger sein. Anwender mit entsprechenden<br />

Rechten können sie nun flexibel logistisch umplanen<br />

<strong>und</strong> anders priorisieren.“<br />

Die Reihenfolge von Aufträgen lässt sich nun nach Lieferzeitpunkt<br />

<strong>und</strong> manuell festlegen, Aufträge lassen sich zudem ganz<br />

sperren. Per Schnittstelle oder per Importer lässt sich direkt in der<br />

Software die Priorität mehrerer Aufträge gleichzeitig anpassen.<br />

Auch nachträgliche Auftragsänderungen ermöglicht das System<br />

jetzt bis hin zur Stornierung. So lassen sich zum Beispiel<br />

bei Zuliefererproblemen Artikel noch nachträglich während<br />

der Produktion tauschen oder anderen, wichtigeren Aufträgen<br />

zuordnen.<br />

FLEXIBLE ENTERPRISE-LÖSUNG<br />

Dass große, standardisierte Lagerverwaltungssysteme oder um<br />

Lagerfunktionen erweiterte ERP- oder Warenwirtschaftssysteme<br />

hohe Nutzerzahlen haben, bedeutet nicht, dass sie immer die<br />

beste Wahl für jedes Lager sind. Denn Standardisierung kann<br />

zum Beispiel heißen, dass spezifische Anwendungsfälle erst dann<br />

programmiert werden, wenn sie genug K<strong>und</strong>en nachfragen. Einige<br />

Systeme für Warenwirtschaft oder Enterprise Ressource Planning<br />

(ERP) bilden die Lagerprozesse nur unzureichend ab. Manche<br />

explizite Warehouse Management Systeme bedienen vielfach<br />

nur Standardprozesse.<br />

Das kann zur Folge haben, dass gut funktionierende, individuelle<br />

Prozesse eines <strong>KMU</strong> dann zu Ungunsten des Unternehmens verändert<br />

werden, um sie an die Standardisierung anzupassen, oder<br />

die Firma auf andere Funktionalitäten fokussierte Spezialsysteme<br />

auf ein dafür ungeeignetes Lager anwendet. Kleine Unternehmen<br />

erhalten von großen Systemanbietern möglicherweise auch nicht<br />

den intensiven Support, den sie benötigen. Als kleinere K<strong>und</strong>en<br />

mit Sonderanforderungen kann es sein, dass sie zwischen großen<br />

Konzernen nachrangig behandelt werden.<br />

Flexible Enterprise-Lösungen können sich dagegen durch eine<br />

optimale Kombination aus standardisierten Basisfunktionen <strong>und</strong><br />

spezialisierten Add-ons für das Feintuning auszeichnen – bezahlt<br />

wird nur, was wirklich gebraucht wird. Feine Anpassungen <strong>und</strong><br />

Zusatzfunktionen sind mit direktem Draht zu den Entwicklern<br />

schnell möglich.<br />

Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt für ein flexibles System wie Netstorsys<br />

ist eine moderne Softwarearchitektur. Das WMS ist cloudfähig,<br />

webbasiert <strong>und</strong> mandantenfähig: Es kann On-Premises, also auf<br />

Servern beim K<strong>und</strong>en vor Ort <strong>und</strong> in jede vorhandene IT-Infrastruktur<br />

integriert werden. Auch eine Installation auf einer externen<br />

Cloud von Drittanbietern ist möglich, um die Hardware-Instandhaltung<br />

auszulagern. Die Software läuft auf allen Browsern<br />

<strong>und</strong> ist darauf ausgelegt, per mobiler Datenerfassung (MDE) manuelle<br />

Lager zu digitalisieren.<br />

Brammer: „Wir haben anhand konkreter Anforderungen von<br />

K<strong>und</strong>en den Funktionsumfang unseres WMS kontinuierlich erweitert.<br />

Heute profitieren sowohl große Händler wie die CD1<br />

HandelsgmbH als auch mittelständische Hersteller wie der<br />

Schaltschränke-Spezialist Plenge GmbH von den individuellen<br />

Erweiterungen unseres Lagerverwaltungssystems.“<br />

Fotos: Logentis, Plenge<br />

www.logentis.de<br />

22 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


LIEFERANTENVERZEICHNIS<br />

FÖRDERTECHNIK<br />

AMI FÖRDER- UND<br />

LAGERTECHNIK GMBH<br />

Leystraße 27<br />

57629 Luckenbach, Deutschland<br />

Telefon: 02662 9565-0<br />

Telefax: 02662 9565-5111<br />

E-Mail: info@ami-foerdertechnik.de<br />

www.ami-fordertechnik.de<br />

AMI produziert unter anderem teil- <strong>und</strong> vollautomatisierte<br />

intralogistische Anlagen <strong>und</strong> Kommissionierautomaten.<br />

GENERALUNTERNEHMER/SYSTEMINTEGRATOR<br />

HÖRMANN INTRALOGISTICS<br />

Gneisenaustraße 15<br />

80992 München<br />

Deutschland<br />

Telefon: 089 14 98 98 0<br />

E-Mail: info@hoermann-logistik.de<br />

www.hoermann-intralogistics.com<br />

Innovative Materialfluss-Lösungen, Robotik, Kommissionierung,<br />

Fördertechnik <strong>und</strong> zentrales WMS.<br />

GENERALUNTERNEHMER/SYSTEMINTEGRATOR<br />

KLINKHAMMER<br />

INTRALOGISTICS GMBH<br />

Wiesbadener Str. 13<br />

90427 Nürnberg, Deutschland<br />

Telefon: 0911 930640<br />

Telefax: 0911 9306450<br />

E-Mail: Info@Klinkhammer.com<br />

www.Klinkhammer.com<br />

Von der Planung über Lager-, Kommissionier- <strong>und</strong> Roboticsysteme<br />

bis zu Software <strong>und</strong> Service24.<br />

GENERALUNTERNEHMER/SYSTEMINTEGRATOR<br />

UNITECHNIK SYSTEMS GMBH<br />

Fritz-Kotz-Str. 14, 51674 Wiehl<br />

Deutschland<br />

Telefon: 02261 987 0<br />

Telefax: 02261 987-510<br />

E-Mail: logistics@unitechnik.com<br />

www.unitechnik.com/<br />

logistiksysteme<br />

Planung <strong>und</strong> GU für passgenaue automatisierte<br />

Intralogistik-Anlagen mit eigenen LVS UniWare.<br />

GENERALUNTERNEHMER/SYSTEMINTEGRATOR<br />

VIASTORE SYSTEMS GMBH<br />

Magirusstr. 13<br />

70469 Stuttgart<br />

Deutschland<br />

Telefon: 0711 9818-0<br />

E-Mail: info@viastore.com<br />

www.viastore.com<br />

INTRALOGISTIK-HERSTELLER/GESAMTANLAGEN<br />

psb intralogistics GmbH<br />

Blocksbergstraße 145<br />

66955 Pirmasens<br />

Deutschland<br />

Telefon: 06331 717 0<br />

E-Mail: info@psb-gmbh.de<br />

Ihr Partner für automatische Lagersysteme, WMS, Service<br />

<strong>und</strong> Retrofit aus einer Hand.<br />

Wir planen <strong>und</strong> realisieren maßgeschneiderte Intralogistik-<br />

Anlagen aus ei(ge)ner Hand.<br />

KOMMISSIONIERTECHNIK<br />

KBS INDUSTRIEELEKTRONIK<br />

Burkheimer Straße 10<br />

79111 Freiburg<br />

Deutschland<br />

Telefon: 0761 452550<br />

Telefax: 0761 4525590<br />

E-Mail: vertrieb@kbs-gmbh.de<br />

www.kbs-gmbh.de<br />

Hersteller von Kommissionier-Systemen: Pick-by-Light/<br />

Put-to-Light, Kommissionierwagen, E-Kanban System.<br />

LAGERSYSTEME<br />

LAGERTECHNIK-WEST<br />

GMBH & CO. KG<br />

Am Drehmannshof 25<br />

47475 Kamp Lintfort<br />

Telefon: 02842 7173000<br />

Telefax: 02842 7173009<br />

E-Mail: info@lagertechnik-west.de<br />

www.lagertechnik-west.de<br />

LagerTechnik-West konzipiert <strong>und</strong> realisiert individuelle <strong>und</strong><br />

intelligente Lagereinrichtungen für mehr Struktur.<br />

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RUBRIZIERUNGSEBENE<br />

„MIT DATENTRANSPARENZ<br />

FÄNGT ALLES AN“<br />

Seit mehr als 30 Jahren ist Steffen Dieterich in<br />

verschiedenen Positionen bei Hörmann<br />

Intralogistics zu Hause. In dieser Zeit hat der<br />

Geschäftsführer der Hörmann Intralogistics<br />

Solutions GmbH, München, auch viele Projekte<br />

für kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>) in<br />

verantwortlicher Position realisiert. Im Interview<br />

geht Dieterich auf die Knackpunkte bei der<br />

Realisierung eines Automatisierungs- <strong>und</strong><br />

Digitalisierungsprojekts ein <strong>und</strong> gibt<br />

Empfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung.<br />

Herr Dieterich, Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung in der<br />

Intralogistik sind wichtige Trends. Wie schätzen Sie die<br />

aktuelle Bereitschaft von <strong>KMU</strong> ein, diese Technologien zu<br />

implementieren?<br />

Steffen Dieterich: Nahezu alle ambitionierten Mittelständler<br />

beschäftigen sich mit Automatisierung.<br />

Was verstehen Sie unter ambitionierten Mittelständlern?<br />

Steffen Dieterich: Das sind Firmen mit einem starken <strong>Fokus</strong> auf<br />

Wachstum. Diese Unternehmen investieren in erster Linie in<br />

Automatisierung, um die Qualität in ihrer Logistik zu verbessern,<br />

also zum Beispiel die Pick-Fehler zu reduzieren. Darüber<br />

hinaus nehmen Unternehmen aus dem E-Commerce-Bereich<br />

Geld für automatisierte Intralogistiksysteme in die Hand. Nur so<br />

können sie langfristig die Anforderungen des Markts nach zum<br />

Beispiel kurzen Reaktionszeiten erfüllen.<br />

Welche Hausaufgaben müssen die Unternehmen machen,<br />

bevor Sie ein Automatisierungsprojekt angehen?<br />

Steffen Dieterich: Da sprechen Sie einen wichtigen Punkt an. Ein<br />

Automatisierungsprojekt setzt voraus, dass man seine Prozesse<br />

versteht <strong>und</strong> das wiederum erfordert Datentransparenz. Zu Datentransparenz<br />

gelangt man nur mithilfe einer Software. Daher<br />

sind Automatisierungsprojekte immer auch Softwareprojekte.<br />

24 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


F+H NACHGEFRAGT AUTOMATISIERUNG UND DIGITALISIERUNG <br />

Können die Firmen die Prozesse so beschreiben, dass Sie als GU<br />

damit arbeiten können?<br />

Steffen Dieterich: Manch ein Unternehmen tut sich in der Tat<br />

schwer, die eigenen Prozesse zu beschreiben. Die Ursache dafür<br />

liegt in den vielfach noch papierbasierten Abläufen. Ferner haben<br />

sich die Prozesse im Laufe der Jahre eingeschliffen. Wer<br />

wenn nicht die Mitarbeiter in Materialfluss <strong>und</strong> Lager kennen<br />

die Abläufe aus dem Effeff?<br />

Das Bio-Wissen gilt es rechtzeitig zu sichern. Ansonsten sind<br />

spätestens, wenn die entsprechenden Mitarbeiter die Firma<br />

verlassen, Probleme vorprogrammiert.<br />

Steffen Dieterich: Bio-Wissen – ein schöner Begriff, den muss<br />

ich mir merken. Aber Sie haben vollkommen Recht. Die feste<br />

Definition der Prozesse ist einer der riesigen Vorteile der Automatisierung.<br />

In Bezug auf die Abläufe in Materialfluss <strong>und</strong> Lager<br />

gibt es keinen Wildwuchs.<br />

Welche Herausforderungen sehen Sie bei Automatisierungsprojekten<br />

für kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen im Vergleich<br />

zu großen Konzernen?<br />

Steffen Dieterich: Zum einen sorgt die Finanzkraft eines Konzerns<br />

für einen großen Unterschied. Jede Automatisierung kostet<br />

schließlich Geld. Vor allem im augenblicklichen konjunkturellen<br />

Tief hinterfragen <strong>KMU</strong> Investitionsentscheidungen. Zum<br />

anderen verfügen <strong>KMU</strong> in der Regel nicht über eine interne<br />

Planungsabteilung. Das heißt, wenn ein Automatisierungsvorhaben<br />

umgesetzt wird, dann übernehmen Mitarbeiter die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Aufgaben parallel zu ihrem Tagesgeschäft. Und<br />

dann ist da noch die Herausforderung des Umgangs <strong>und</strong> der<br />

Interpretation mit Daten. Aus den Daten aus der Vergangenheit<br />

gilt es, Rückschlüsse für die Zukunft zu ziehen. Zu den Fragen,<br />

die es zu beantworten gilt, gehören: wie entwickeln sich in der<br />

Zukunft die Auftragsstrukturen? Werden die Auftragszeilen größer?<br />

Fallen mehr Picks pro Auftragszeile an?<br />

Wie können Sie Firmen bei der Datenerhebung <strong>und</strong> -auswertung<br />

unterstützen?<br />

Steffen Dieterich: Unsere Vertriebsabteilung übernimmt diese<br />

Aufgaben. Egal, ob die Anfrage von einem Logistikplaner oder<br />

direkt vom K<strong>und</strong>en kommt, überprüfen wir immer die uns zur<br />

Verfügung gestellten Daten. Wir verifizieren, ob das Konzept,<br />

das ausgeschrieben ist, den Anforderungen entspricht. Das bedeutet,<br />

wir analysieren die Bewegungsmengen, Palettengrößen<br />

<strong>und</strong> Auftragsstrukturen genau. So überprüfen wir zum Beispiel,<br />

ob viele ein- oder mehrposige Aufträge vorliegen, was wiederum<br />

Einfluss auf die Pufferplätze vor den Kommissionierarbeitsplätzen<br />

hat. Diese gründliche Datenanalyse ist für uns essenziell,<br />

bevor wir ein Konzept oder Angebot erstellen.<br />

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Voraussetzungen für<br />

Datensicherheit <strong>und</strong> -konformität Ihrer Intralogistiksysteme zu<br />

schaffen?<br />

Steffen Dieterich: Datensicherheit ist für uns ein zentrales Thema.<br />

Vor etwa vier Jahren haben wir uns nach dem Tisax-Standard<br />

zertifizieren lassen, der ursprünglich aus der Automobilbranche<br />

stammt <strong>und</strong> sehr hohe Anforderungen an Datenschutz <strong>und</strong> Datensicherheit<br />

stellt. Seitdem haben wir viele Prozesse geändert,<br />

vom Zutrittsschutz zu unseren Räumlichkeiten über die Zwei-<br />

Phasen-Authentifizierung für den VPN-Zugang bis hin zur Überprüfung<br />

aller installierten Softwareprodukte durch unsere IT-<br />

Abteilung. Wir haben auch einen Informationssicherheitsbeauftragten<br />

ernannt, der sich ausschließlich um die Informationssicherheit<br />

kümmert <strong>und</strong> interne Audits durchführt, um sicherzustellen,<br />

dass alle Abteilungen den definierten Prozessen folgen.<br />

Diese Trennung von Datenschutz <strong>und</strong> Informationssicherheit ist<br />

bewusst gewählt, um die Voraussetzungen zu schaffen, dass beide<br />

Bereiche die notwendige Aufmerksamkeit erhalten. Die kontinuierliche<br />

Weiterbildung <strong>und</strong> Anpassung an aktuelle Risiken<br />

sind essenziell, um den Datenschutz sicherzustellen.<br />

Welche Entwicklungen <strong>und</strong> Trends in der Automatisierung <strong>und</strong><br />

Digitalisierung der Intralogistik sehen Sie als vielversprechend<br />

für <strong>KMU</strong>?<br />

Steffen Dieterich: Ein bedeutender Trend ist die Nutzung von<br />

künstlicher Intelligenz in Verbindung mit unserem Warehouse<br />

Management System HiLIS. Ein Beispiel ist eine Molkerei, die<br />

mithilfe der KI <strong>und</strong> unseres WMS die Produktionsplanung optimiert.<br />

Die KI analysiert Versanddaten unter Berücksichtigung<br />

AUTOMATISIERUNGSPROJEKTE<br />

SIND IMMER AUCH<br />

SOFTWAREPROJEKTE<br />

von Faktoren wie Jahreszeit, Wetter <strong>und</strong> Feiertagen, um den<br />

Bedarf zu prognostizieren. Auf Basis dieser Daten kann die Molkerei<br />

die Produktion entsprechend anpassen.<br />

Außerdem sehen wir skalierbare Lagersysteme <strong>und</strong> autonome<br />

mobile Roboter als zunehmend beliebt. Diese Systeme lassen<br />

sich flexibel an die sich verändernden Anforderungen anpassen,<br />

ohne den Betrieb zu unterbrechen. Bei traditionellen Lagersystemen<br />

mit Regalbediengeräten sind oftmals längere Beeinträchtigungen<br />

des Tagesgeschäfts unvermeidbar. Auch Robotiklösungen,<br />

hauptsächlich Pick-Roboter, werden in Zukunft eine größere<br />

Rolle spielen, da sie körperlich herausfordernde Kommissioniertätigkeiten<br />

übernehmen können.<br />

Welche Rolle spielen dabei Kooperationen mit<br />

Technologieanbietern?<br />

Steffen Dieterich: Kooperationen sind für uns als Systemintegrator<br />

von zentraler Bedeutung. Kein Unternehmen kann alles<br />

allein entwickeln. Daher arbeiten wir eng mit Spezialisten zusammen,<br />

die sich auf bestimmte Produkte fokussieren. Wir entwickeln<br />

Ideen <strong>und</strong> Konzepte <strong>und</strong> integrieren dann die passenden<br />

Produkte in ein Komplettsystem, das von einer übergreifenden<br />

Software gesteuert wird. Unsere K<strong>und</strong>en merken die<br />

Schnittstellen zwischen den verschiedenen Systemen nicht, weil<br />

wir das für sie übernehmen. Wir pflegen enge <strong>und</strong> vertrauensvolle<br />

Partnerschaften mit Herstellern von fahrerlosen Transportsystemen,<br />

Roboterherstellern <strong>und</strong> sind Integrationspartner von<br />

AutoStore. In dem Zusammenhang kommen unsere Kompetenzen<br />

als Systemintegrator zum Tragen, indem wir sicherstellen,<br />

dass alle Komponenten nahtlos zusammenarbeiten <strong>und</strong> die<br />

Anlagenbetreiber die Vorteile der Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung<br />

voll ausschöpfen können.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Das Interview mit Steffen Dieterich, Geschäftsführer der Hörmann Intralogistics<br />

Solutions GmbH, München, führte Winfried Bauer, Chefredakteur <strong>f+h</strong><br />

Foto: Hörmann Intralogistics<br />

www.hoermann-intralogistics.com<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 25


DIE AUTOMATISIERUNGSGESCHICHTE VON BETZOLD<br />

AUTOMATISIERUNG ALS TRIEBFEDER<br />

KLEINER UND MITTLERER UNTERNEHMEN<br />

Automatisierung hat enormes Potenzial zur<br />

Unterstützung kleiner <strong>und</strong> mittlerer<br />

Unternehmen (<strong>KMU</strong>). Ihr Einsatz spart Zeit,<br />

ermöglicht Wachstum <strong>und</strong> erlaubt<br />

bedarfsorientierten Personaleinsatz. Die<br />

Möglichkeiten sind vielfältig, das technisch<br />

Machbare geprägt von rasantem Fortschritt.<br />

Automatisierung als reiner Selbstzweck ist<br />

jedoch sinnlos. Für ihren Erfolg bedarf es eines<br />

Blicks für das große Ganze genauso wie der<br />

detaillierten Planung jedes einzelnen Schritts.<br />

Das hat die Arnulf Betzold GmbH, Ellwangen, Anbieter<br />

von Lehrmittelbedarf, frühzeitig erkannt <strong>und</strong> ihre kontinuierlich<br />

positive Geschäftsentwicklung stringent durch<br />

den Einsatz von Automatisierungsmaßnahmen ermöglicht<br />

<strong>und</strong> vorangetrieben. Seit fast 20 Jahren begleitet das Unternehmen<br />

Fortna, Hamburg, Betzolds langfristige, intelligente Zukunftsplanung<br />

durch den zielgerichteten Einsatz moderner Logistiklösungen.<br />

VOM <strong>KMU</strong> ZUM MARKTFÜHRER<br />

Im Jahr 2006 stand Betzold vor einer Herausforderung: Das<br />

Wachstum des Unternehmens erforderte mehr Leistung in Lager<br />

<strong>und</strong> Logistik. Das Unternehmen beauftragte das Beraterteam von<br />

Fortna. „Bereits nach der ersten Begehung unserer Logistik sahen<br />

die Experten von Fortna viel Potenzial, mit ‚einfachen Mitteln viel<br />

bewegen zu können‘ – für mich damals keine schmeichelhafte Bewertung<br />

des Ist-Zustands, aber sie hatten natürlich recht“, erinnert<br />

sich Geschäftsführer Ulrich Betzold, <strong>und</strong> ergänzt: „Damals hatte<br />

Amazon gerade den Wandel von der Buchhandlung hin zum<br />

Vollsortiment-Anbieter vollzogen. Wir erkannten, dass Liefergeschwindigkeit<br />

entscheidend sein wird für die Zufriedenheit unserer<br />

K<strong>und</strong>en – darum holten wir uns Logistikexpertise ins Haus.“<br />

Die Lösung, die mit der Unterstützung von Fortna im Jahr<br />

2007 implementiert wurde, war eine 2-stufige Karton-Direktkommissionierung<br />

mit teilautomatisierten Prozessen. „Dieses<br />

erste Automatisierungsprojekt bewirkte erhebliche Effizienzsprünge“,<br />

erläutert Andreas Spitzki, von Tag 1 bis heute federführender<br />

Berater des für Betzold zuständigen Fortna-Teams.<br />

„Schnelligkeit wurde zum Aushängeschild des Unternehmens.<br />

Damit startete eine Automatisierungsgeschichte, die bis heute<br />

vorangetrieben wird <strong>und</strong> für die Betzold branchenübergreifend<br />

bekannt ist.“<br />

Ihre Meilensteine: die Erweiterung der Lagerkapazität durch<br />

den Neubau eines Vorratslagers mit automatischem Paletten-<br />

Hochregallager im Jahr 2009, die Implementierung eines Shuttle-<br />

Systems 2021 sowie die umfassende Modernisierung der Logistik<br />

durch Einführung von „Ware zum Mann“-Kommissionierung, ergonomisch<br />

höhenverstellbaren Arbeitsplätzen, einer Volumenreduziermaschine,<br />

automatischen Kartonaufrichtern, automatischem<br />

Rechnungsdruck <strong>und</strong> -einwurf sowie einem neuen<br />

Warehouse Management System.<br />

„Über die Jahre haben wir eigene Logistikkompetenz aufgebaut.<br />

Hierbei wurden wir unterstützt von Fortna: Durch die stetige Begleitung<br />

<strong>und</strong> den kontinuierlichen Input waren wir in puncto Automatisierung<br />

immer auf dem Laufenden. Zudem haben wir den<br />

Austausch mit Netzwerkpartnern über die Jahre intensiviert <strong>und</strong><br />

tiefgreifende Einblicke in andere erfolgreich implementierte auto-<br />

26 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

<br />

matische Systeme erhalten“, erläutert Ulrich Betzold seinen Weg.<br />

Automatisierungsmaßnahmen können ihr volles Potenzial nur<br />

entfalten, wenn sie von der kompletten Belegschaft gelebt werden.<br />

Auch hier ist Betzold ein Branchenvorbild: Führungskräfte<br />

gaben Wissen <strong>und</strong> Erkenntnisse aus abgeschlossenen Logistikprojekten<br />

frühzeitig an die Mitarbeiter weiter <strong>und</strong> förderten damit<br />

den Ausbau von Inhouse-Wissen. Bei Betzold trug das sogar<br />

zum Aufbau eigener Wartungs- <strong>und</strong> Reparaturkompetenz durch<br />

ein internes Haustechnik-Team bei. „Ein Unternehmen, das vorhat,<br />

in einem Schwung zu automatisieren <strong>und</strong> erst mit diesem<br />

Entschluss in den Aufbau von Wissen einsteigt, wird sich schwertun“,<br />

ist Ulrich Betzold überzeugt.<br />

SEKUNDÄRE PROZESSE NICHT<br />

VERNACHLÄSSIGEN<br />

Im Zuge einer schrittweisen Automatisierung ist es sinnvoll, sich<br />

dem Technologiesektor frühzeitig zu öffnen, auf die Erfahrung<br />

von Logistikexperten zu vertrauen <strong>und</strong> auch sek<strong>und</strong>äre Prozesse<br />

genauer unter die Lupe zu nehmen. „Wir haben durch die Automatisierung<br />

der Altkartonage-Entsorgung mit dem Umzug unseres<br />

Lager- <strong>und</strong> Versandsystems im Jahr 2012 immenses Potenzial<br />

freigesetzt“, erinnert sich Ulrich Betzold. „Auf den ersten Blick<br />

erscheint das banal, aber die Sammlung der Altkartonage, der<br />

manuelle Zusammenschnitt <strong>und</strong> die anschließende Entsorgung<br />

01 Die „Ware zum Mann“-Kommissionierung mit ergonomisch<br />

höhenverstellbaren Arbeitsplätzen<br />

LANGFRISTIGE PLANUNG<br />

UND BEREITSCHAFT ZU<br />

STETIGER INNOVATION SIND<br />

ERFOLGS-GARANTEN<br />

war mit enormen Laufwegen <strong>und</strong> aufwändigen Prozessen verb<strong>und</strong>en.<br />

Mit dem direkten Transport der Altkartonage über Fördertechnik<br />

in den Presscontainer haben wir nicht nur unsere Effizienz<br />

erhöht, sondern auch die Zufriedenheit des vormals für<br />

diese Tätigkeit verantwortlichen Mitarbeiters gesteigert, der nun<br />

in einer Position arbeitet, die seinen Fähigkeiten viel gerechter<br />

wird.“<br />

Der Kategorie <strong>KMU</strong> inzwischen entwachsen, baut Betzold mit<br />

jedem neuen Projekt seine Vorreiterrolle weiter aus. Aktuell entsteht,<br />

wie in der langfristigen Planung frühzeitig berücksichtigt,<br />

der Erweiterungsbau der Shuttle-Halle. Im Zentrum stehen der<br />

hohe Automatisierungsgrad im Wareneingang <strong>und</strong> die automatisierte<br />

Weiterverarbeitung: Mailorderfähige Kartons werden künftig<br />

durch das AKL in ein automatisches Kartonlager transportiert.<br />

Von dort aus durchlaufen sie ein automatisches Etikettiersystem<br />

bis zum Warenausgang. Tests <strong>und</strong> Inbetriebnahme sind für das<br />

1. Quartal 2025 anvisiert. Bereits in Planung ist auch eine vollständig<br />

Robotik-gestützte Be- <strong>und</strong> Entladung der Wechselbrücken-Container.<br />

Die Logistikgeschichte von Betzold, geprägt von langfristiger<br />

Planung <strong>und</strong> Bereitschaft zu stetiger Innovation, zeigt eindrucksvoll,<br />

wie Automatisierung nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit sichert,<br />

sondern Unternehmen sogar zu Vorreitern ihrer Branche<br />

aufsteigen.<br />

Fotos: Arnulf Betzold<br />

www.fortna.com<br />

02 Die Volumenreduziermaschinen verringern ungenutzten Raum in<br />

den Paketen. Dies spart Versandvolumen <strong>und</strong> überflüssiges<br />

Polstermaterial<br />

LEARNING<br />

Leistungsfähige automatische Systeme steigern Kapazität<br />

<strong>und</strong> Effizienz, wenn die Abwicklung holistisch betrachtet<br />

wird <strong>und</strong><br />

n die Mengen auch von allen vor- <strong>und</strong> nachgelagerten<br />

Prozessen abgebildet werden können,<br />

n die Kompatibilität der Systeme sichergestellt ist <strong>und</strong><br />

Red<strong>und</strong>anzen vermieden werden,<br />

n Software als Bestandteil des Automatisierungskonzepts<br />

in der Planung berücksichtigt wird – primär bei der<br />

Integration von Systemen unterschiedlicher Anbieter,<br />

n alle Prozesse von allen Beteiligten verstanden werden,<br />

damit die beste <strong>und</strong> nicht die teuerste Lösung gef<strong>und</strong>en<br />

wird,<br />

n die Mitarbeiter aktiv in den Change- oder Übergangsprozess<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden,<br />

n Expertise greifbar ist – für eine risikoärmere <strong>und</strong><br />

stressfreiere Implementierung von Automatisierung.<br />

Quelle: Fortna<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 27


ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

ERFAHRUNGEN AUS EINER DEKADE BEIM<br />

HANDELSUNTERNEHMEN LUDWIG MEISTER<br />

NUR GEMEINSAM IST MAN<br />

ERFOLGREICH<br />

In den vergangenen Jahren hat sich das<br />

Unternehmen Ludwig Meister als Vorreiter im<br />

Bereich Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung<br />

etabliert. Die Reise des technischen Händlers<br />

für Antriebs-, Werkzeug- <strong>und</strong> Fluidtechnik mit<br />

Stammsitz in Dachau begann vor mehr als<br />

einem Jahrzehnt <strong>und</strong> führte von den ersten<br />

Automatisierungsprojekten bis hin zur<br />

umfassenden Digitalisierung aller<br />

Unternehmensprozesse. In diesem Artikel teilt<br />

Co-CEO Max Meister die zentralen Erkenntnisse<br />

<strong>und</strong> „goldenen Regeln“, die auf dieser<br />

spannenden Reise gesammelt wurden.<br />

Unser Weg zur Digitalisierung begann mit einer klaren Vision:<br />

Wir wollten unsere internen Prozesse effizienter<br />

gestalten <strong>und</strong> gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für<br />

unsere Mitarbeiter verbessern. Ein gutes Zielbild zu haben,<br />

ist entscheidend. Es dient als Orientierungshilfe <strong>und</strong> erleichtert<br />

es, große Projekte in überschaubare Schritte zu unterteilen.<br />

So begannen wir zum Beispiel unsere Digitalisierungsreise<br />

im Einkauf, wo dringender Handlungsbedarf bestand. Von dort<br />

aus arbeiteten wir uns schrittweise durch alle Unternehmensbereiche<br />

– von der Logistik über den Vertrieb bis hin zu komplexen<br />

Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI).<br />

CHANGE-MANAGEMENT ALS ERFOLGSFAKTOR<br />

Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung bedeuten im Allgemeinen<br />

tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitsweise eines Unternehmens.<br />

Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei das Change-Management.<br />

Es reicht nicht aus, Technologien einzuführen – man muss<br />

auch die Menschen mitnehmen. Ängste abbauen, offene Kommunikation<br />

pflegen <strong>und</strong> Transparenz schaffen sind dabei essenziell.<br />

Bei der Einführung unseres ersten Kleinteilelagersystems<br />

28 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

AutoStore im Jahr 2013 gaben wir allen Mitarbeitern in der<br />

Logistik eine Jobgarantie. Diese Maßnahme nahm nicht nur<br />

die Angst vor Arbeitsplatzverlusten, sondern förderte auch<br />

das Vertrauen in neue Technologien. Die direkte Einbindung<br />

des Leadership-Teams <strong>und</strong> meine persönliche Präsenz<br />

vor Ort halfen ebenfalls, Vorbehalte abzubauen <strong>und</strong><br />

die Akzeptanz zu <strong>fördern</strong>.<br />

KONTINUIERLICHE WEITERBILDUNG UND<br />

NACHHALTIGE PERSONALENTWICKLUNG<br />

Die digitale Transformation ist ein fortlaufender Prozess,<br />

der kontinuierliches Lernen erfordert. Für uns ist die Ausbildung<br />

von IT-Talenten ein Schlüsselelement. Unser Ziel ist es,<br />

nicht nur aktuelle Fähigkeiten zu <strong>fördern</strong>, sondern auch zukünftige<br />

Kompetenzen zu entwickeln. Heute beschäftigen wir ein<br />

Team von etwa zwölf IT-Experten, darunter eigene wickler <strong>und</strong> Auszubildende. Diese interne Kompetenz ermöglicht<br />

Softwareentes<br />

uns, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln <strong>und</strong> schneller<br />

auf neue Herausforderungen zu reagieren.<br />

EFFEKTIVE PLANUNG UND PARTNERSCHAFTEN<br />

Eine gute Budgetplanung <strong>und</strong> die Auswahl der richtigen Partner<br />

sind gr<strong>und</strong>legende Voraussetzungen für den Erfolg von Automatisierungs-<br />

<strong>und</strong> Digitalisierungsprojekten. Unser Prinzip war immer,<br />

innovativ zu sein, aber auch auf erprobte Lösungen zu setzen,<br />

wo es sinnvoll ist. Unsere Zusammenarbeit mit innovativen<br />

Start-ups wie Nimmsta oder Noyes ist ein Beispiel für erfolgreiche<br />

Partnerschaften. Diese Kooperationen haben uns Zugang zu<br />

neuen Technologien <strong>und</strong> frischen Ideen verschafft, die wir in unsere<br />

Prozesse integrieren konnten.<br />

MENSCHEN UND TECHNOLOGIE<br />

IN EINKLANG BRINGEN<br />

Automatisierung bedeutet nicht zwangsläufig, dass Arbeitsplätze<br />

abgebaut werden. Unser Ansatz ist es, durch Automatisierung<br />

Kapazitäten für wertschöpfende Tätigkeiten zu schaffen <strong>und</strong><br />

gleichzeitig die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Einführung<br />

eines automatisierten Picking-Roboters in unserer Logistik<br />

zeigt, wie wir Technologie nutzen, um Effizienz zu steigern, ohne<br />

dabei bestehende Jobs zu gefährden. Transparente Kommunikation<br />

über die Ziele <strong>und</strong> Nutzen solcher Technologien hilft, Ängste<br />

zu mindern <strong>und</strong> Akzeptanz zu <strong>fördern</strong>.<br />

Digitalisierungsprojekte sind selten linear. Wir haben gelernt,<br />

dass Flexibilität <strong>und</strong> die Fähigkeit, sich an neue Gegebenheiten<br />

anzupassen, entscheidend sind. Nicht jedes Projekt verläuft wie<br />

geplant, <strong>und</strong> oft sind Anpassungen notwendig. Ein gutes Beispiel<br />

ist unsere Entwicklung einer Pricing Engine. Die ersten beiden<br />

Versuche, diese zu implementieren, scheiterten, weil wir die<br />

Endnutzer nicht ausreichend einbezogen hatten. Der dritte Versuch<br />

war erfolgreich, weil wir von Anfang an alle relevanten Stakeholder<br />

eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ihre Bedürfnisse <strong>und</strong> Anforderungen<br />

berücksichtigt haben.<br />

AUFBAU EINER SOLIDEN IT-INFRASTRUKTUR<br />

Eine klare <strong>und</strong> gut strukturierte Datenlandschaft ist die Basis für<br />

erfolgreiche Digitalisierungsprojekte. Bei Ludwig Meister haben<br />

wir von Beginn an Wert daraufgelegt, unsere Daten in einer zentralen<br />

Datenbank zu konsolidieren. Diese solide Gr<strong>und</strong>lage ermöglicht<br />

es uns, flexibel zu agieren <strong>und</strong> verschiedene Systeme<br />

<strong>und</strong> Anwendungen effizient zu integrieren. Ob CRM, ERP oder<br />

MAX MEISTER, CO-CEO,<br />

LUDWIG MEISTER<br />

Digitalisierungsprojekte sind selten<br />

linear. Wir haben gelernt, dass<br />

Flexibilität <strong>und</strong> die Fähigkeit, sich<br />

an neue Gegebenheiten anzupassen,<br />

entscheidend sind<br />

Lagerverwaltung – unsere klare Datenstruktur erleichtert die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Integration neuer Technologien.<br />

BLICK IN DIE ZUKUNFT: KI UND NEUE<br />

TECHNOLOGIEN<br />

Ein Bereich, in dem wir derzeit intensiv arbeiten, ist die Nutzung<br />

von KI. Projekte wie die Entwicklung eines eigenen Machine-<br />

Learning-Modells zur Optimierung unserer Wiederbeschaffungszeiten<br />

zeigen das große Potenzial, das KI bietet. Auch der Einsatz<br />

von Chatbots zur Unterstützung interner Prozesse ist ein spannendes<br />

Feld. Unser eigener „WiggerlGPT“-Chatbot hilft zum Beispiel<br />

dabei, Mitarbeiterfragen schnell <strong>und</strong> effizient zu beantworten<br />

<strong>und</strong> so die interne Kommunikation zu verbessern.<br />

FAZIT<br />

Die Digitalisierung bei Ludwig Meister ist ein fortlaufender Prozess,<br />

der kontinuierliche Anpassungen <strong>und</strong> Entwicklungen erfordert.<br />

Unsere Erfahrungen zeigen, dass ein klar definiertes Zielbild,<br />

effektives Change-Management, kontinuierliche Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> eine solide IT-Infrastruktur entscheidend für den<br />

Erfolg sind. Ebenso wichtig ist es, flexibel zu bleiben <strong>und</strong> bereit<br />

zu sein, neue Wege zu gehen. Die Kombination aus innovativen<br />

Technologien <strong>und</strong> der Einbindung unserer Mitarbeiter hat es uns<br />

ermöglicht, die digitale Transformation erfolgreich zu gestalten<br />

<strong>und</strong> Ludwig Meister fit für die Zukunft zu machen.<br />

Autor: Max Meister ist Co-CEO von Ludwig Meister, einem technischen<br />

Händler für Antriebs-, Werkzeug- <strong>und</strong> Fluidtechnik. Seit dem Jahr 2003 im<br />

Unternehmen, treibt er gemeinsam mit seiner Schwester Elisabeth Meister <strong>und</strong><br />

dem Ludwig-Meister-Team die Digitalisierung <strong>und</strong> Automatisierung voran<br />

Fotos: Ludwig Meister<br />

www.ludwigmeister.de<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 29


PERSPEKTIVEN<br />

VISIONÄRER AUSBLICK AUF DIE MOBILE ROBOTIK<br />

EIN NEUER MARKTTEILNEHMER<br />

IST GEFRAGT<br />

Die funktionale Auswertung von fusionierten 3D-Sensorsystemen bildet den<br />

Einstieg in die Welt der mobilen Robotik <strong>und</strong> ist gleichzeitig die Gr<strong>und</strong>lage für jedes<br />

intelligente Handeln von mobilen Robotern. Aber wer übernimmt diese Aufgabe?<br />

Sensorhersteller, eine neue Gruppe von Software-Unternehmen, die mit den<br />

Sensorherstellern zusammenarbeiten, eine große Übermacht aus den USA oder …?<br />

30 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


PERSPEKTIVEN<br />

<br />

Die technischen Fähigkeiten <strong>und</strong> die Einsatzbereiche der<br />

mobilen Roboter nehmen ständig zu. Und es gibt weiterhin<br />

die fahrerlosen Transportsysteme (FTS) im industriellen<br />

Einsatz, die dort vornehmlich zum innerbetrieblichen<br />

Materialtransport verwendet werden. Das übernehmen<br />

Fahrzeugflotten, die die Zielgrößen Leistung, Verfügbarkeit <strong>und</strong><br />

Durchsatz sicherstellen. Solche Flotten können simuliert werden,<br />

sodass sie vorhersagbar agieren <strong>und</strong> verlässlich geplant werden<br />

können.<br />

In öffentlich zugänglichen Bereichen trifft man bereits jetzt auf<br />

(autonome) mobile Roboter (AMR), die sich zum Transport <strong>und</strong><br />

auch für Dienstleistungen wie Reinigung, Führung, Auskunft, Suche,<br />

Begleitung (Tragen von Material, Kommissionieren) einsetzen<br />

lassen. Hier liegt der <strong>Fokus</strong> auf einzelnen Fahrzeugen, die<br />

selbstständig komplexe Aufgaben bewältigen müssen.<br />

Autonome Autos im Straßenverkehr werden hier nicht betrachtet,<br />

ebenso keine Haushalts- oder Spielzeugroboter.<br />

In Zukunft werden die mobilen Roboter vielfältige Aufgaben<br />

in unterschiedlichen Anwendungen übernehmen. Sie werden<br />

nicht mehr nur in Werkshallen <strong>und</strong> Lagern der produzierenden<br />

Unternehmen unterwegs sein, sondern auch die öffentlich zugänglichen<br />

Bereiche erobern. Dort haben sie es nicht nur mit<br />

unterwiesenem Personal, sondern mit Menschen zu tun, die<br />

nicht auf den Umgang mit Robotern vorbereitet oder geschult<br />

sind. Daraus leiten sich Herausforderungen an die sicherheitstechnische<br />

Auslegung der Roboter <strong>und</strong> damit an die Sensorik<br />

ab. Primär die Sicht auf die Sensoren wird sich entscheidend<br />

verändern.<br />

ABSCHIED VON DER BINÄREN WELT<br />

DIE BINÄRE SICHTWEISE<br />

REICHT FÜR DEN ROBOTER<br />

DER ZUKUNFT NICHT AUS<br />

Die heutige binäre Welt kennt nur zwei Zustände: Null oder Eins,<br />

An oder Aus, Richtig oder Falsch. Bei der Automatisierung von<br />

Prozessen fragen wir:<br />

n Kann man den Prozess automatisieren? Ja oder Nein?<br />

n Ist das Verhalten eines Roboters in einer bestimmten Situation<br />

sicher? Ja oder Nein?<br />

Dazu vergleicht die technische Intelligenz heute Messwerte miteinander.<br />

Anders der Mensch: kein einziger menschlicher Sensor<br />

(Sinnesorgan) liefert Daten. Der Mensch empfindet Situationen<br />

oder Szenarien als sicher oder unsicher, weil er alle Empfindungen<br />

gemeinsam intelligent auswertet.<br />

Die binäre Sichtweise reicht für einfache technische Prozesse<br />

aus, aber sicher nicht für den Roboter der Zukunft. Denn ein Zustand<br />

wechselt nicht von „sicher“ auf „unsicher“, weil ein Entfernungswert<br />

einen Grenzwert minimal unterschreitet. Mithilfe von<br />

fusionierten 3D-Sensorsystemen <strong>und</strong> maschinellem Lernen bekommen<br />

automatische Fahrzeuge zukünftig menschenähnliche<br />

Fähigkeiten.<br />

Auch bezüglich der Automatisierbarkeit von Prozessen werden<br />

wir flexibler denken müssen: Ständige Prozessveränderung mit<br />

lernender künstlicher Intelligenz (KI) führt zu variablen Automatisierungsgraden.<br />

Wir erwarten von mobilen Robotern zu Recht<br />

intelligentes Verhalten.<br />

ABSCHIED VOM SENSOR<br />

Voraussetzung für diese Szenarien ist die Veränderung der Sensorwelt.<br />

Heute kaufen Fahrzeughersteller Sensoren <strong>und</strong> werten<br />

in den Fahrzeugsteuerungen die Sensordaten aus – Sensoren, die<br />

Messwerte liefern. Eigentlich interessiert den Fahrzeughersteller<br />

aber nicht, welche Messwerte ein Sensor ausspuckt. Es ist viel interessanter,<br />

ein Abbild der Einsatzumgebung zur Verfügung zu<br />

haben, in der intelligente Prozesse ablaufen können.<br />

Die mobilen Roboter brauchen nicht nur Sensoren oder Sensorsysteme,<br />

sondern Software-Bausteine, mit denen die Sensoren<br />

ausgewertet <strong>und</strong> intelligente Funktionen in der Robotersteuerung<br />

ermöglicht werden. Der Einstieg in diese Welt oder die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für jedes intelligente Handeln von mobilen Robotern<br />

ist die funktionale Auswertung von fusionierten 3D-Sensorsystemen.<br />

Folgende Schritte gehören dazu:<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 31


PERSPEKTIVEN<br />

n Dreidimensionale Erfassung des Umfelds des Fahrzeugs sowie<br />

der kompletten Einsatzumgebung aller Fahrzeuge,<br />

n Fusion von stationären sowie fahrzeugeigenen Sensoren der<br />

kompletten Flotte,<br />

n Datenreduktion,<br />

n leistungsstarke <strong>und</strong> latenzfreie Datenübertragung sowie<br />

n Erkennung <strong>und</strong> Klassifizierung von Objekten <strong>und</strong> deren Bewegungsvektoren<br />

(Ort, Abmessungen, Richtung der Geschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> Beschleunigung) <strong>und</strong><br />

n Aufbau einer Weltkopie, wahlweise in einzelnen Fahrzeugen<br />

oder aber stationär für Fahrzeugflotten.<br />

Aber wer übernimmt diese anspruchsvolle Aufgabe? Die Sensorhersteller<br />

werden das vermutlich nicht können oder wollen, genauso<br />

wenig die Hersteller der Roboter oder die Programmierer<br />

der Flottenmanager. Es scheint, als ob hier eine neue Gruppe von<br />

Software-Unternehmen einsteigen muss, die als Bindeglied zwischen<br />

den Sensor- <strong>und</strong> den Fahrzeugherstellern fungiert.<br />

WILLKOMMEN WELTKOPIE<br />

Die Daten von stationärer <strong>und</strong> fahrzeugeigener Sensorik werden<br />

gemeinsam verwendet, um eine Weltkopie zu erzeugen. Objekte<br />

werden beschrieben durch ihren Ort sowie ihre Bewegungsvektoren<br />

(Geschwindigkeit <strong>und</strong> Beschleunigung). Die Weltkopie<br />

muss dynamisch sein <strong>und</strong> wird ständig durch die Daten der stationären<br />

Sensoren <strong>und</strong> denen der fahrenden Fahrzeuge aktualisiert.<br />

Der Umgang mit lernenden, nicht binären Prozessen wird<br />

so ermöglicht.<br />

Die Verortung dieser Aufgaben geschieht entsprechend eingangs<br />

erwähnter Einteilung der mobilen Roboter, also zentral für<br />

Flotten <strong>und</strong> mobil für allein agierende Roboter. Die heutigen<br />

Standardfunktionen einer Leitsteuerung werden von der Weltkopie<br />

maßgeblich gestärkt.<br />

Die Generierung, Aktualisierung <strong>und</strong> Bereitstellung eines 3D-<br />

Modells der Einsatzumgebung wird eine neue Dimension der<br />

Modellpflege ermöglichen. Wir werden eine Visualisierung des<br />

3D-Modells mit allen Bewegungsvektoren aus verschiedenen<br />

Sichten bekommen, so zum Beispiel: von oben, also aus der Vogelperspektive<br />

sowie aus der Sicht einzelner Fahrzeuge <strong>und</strong> aus<br />

der Sicht von Lastübergabepunkten.<br />

Der Anwender kann sich auf neue Szenariomanager freuen, die<br />

dabei helfen, Situationen <strong>und</strong> Zustände der Fahrzeuge einzuschätzen.<br />

Beispiele: Personen im Bereich von Tordurchfahrten<br />

oder Engstellen, um die Durchfahrt von automatischen oder manuell<br />

betriebenen Fahrzeugen situationsangepasst flexibel zu reglementieren.<br />

Darüber hinaus lassen sich Geschwindigkeit <strong>und</strong><br />

Abstände bei der Vorbeifahrt an Personen oder Personengruppen<br />

reglementieren.<br />

Ein neues „Ordnungsamt“ übernimmt die Statuserfassung von<br />

Wegen, Flächen <strong>und</strong> den Fahrzeug-Haltepositionen sowie entsprechender<br />

Aktionen. So lassen sich zum Beispiel Meldungen<br />

erzeugen oder Bereiche respektive Strecken vorübergehend sperren.<br />

Das Ordnungsamt kann auch den Zustand von Abstellplätzen<br />

<strong>und</strong> Blocklagern melden, um den virtuellen Zustand einer<br />

Blocklagerverwaltung zu verifizieren. Weitere Beispiele für die<br />

Möglichkeiten des Ordnungsamts: Feststellen <strong>und</strong> Melden von<br />

falsch abgestellten Paletten oder Staplern oder bemerken, dass<br />

ein Stapler „fehlt“. Ein Verkehrsleitsystem, das diese neuen Chancen<br />

nutzt, wird einen maximal effizienten Verkehrsfluss ermöglichen.<br />

Interessant ist, dass diese Vision einer Renaissance des 1. Gebots<br />

der FTS-Planung gleichkommt, was da heißt: Nutze das FTS<br />

als ein Organisationsmittel!<br />

FAZIT<br />

Die hier beschriebenen Veränderungen werden kommen, es ist<br />

nur eine Frage der Zeit. Denn der Aufwand, der betrieben werden<br />

muss, um den Nutzen zu generieren ist hoch. Die Anforderungen<br />

an Hardware <strong>und</strong> Datenübertragung sind enorm. Die Kosten für<br />

die Realisierung dieser Vision sind erheblich. Allerdings ist eine<br />

Entwicklung in kleinen Schritten möglich.<br />

Stationäre <strong>und</strong> mobile Sensoren arbeiten einer Weltkopie zu.<br />

Darüber hinaus müssen technische Regelwerke angepasst werden.<br />

Heute gibt es bereits die DIN IEC/TS 62998. Die neue Welt<br />

hilft bei Akzeptanzproblemen im Mischbetrieb <strong>und</strong> erhöht die<br />

Effizienz <strong>und</strong> Verfügbarkeit.<br />

Die AMR benötigen diese Veränderungen am meisten. In öffentlich<br />

zugänglichen Bereichen <strong>und</strong> im Außenbereich liegen die<br />

Vorteile auf der Hand. Freuen wir uns auf die Zukunft!<br />

Autoren: Thomas Albrecht, Leiter Fahrerlose Transportsysteme (FTS) beim<br />

Fraunhofer-Institut für Materialfluss <strong>und</strong> Logistik IML, Dortm<strong>und</strong>, <strong>und</strong><br />

Dr. Günter Ullrich, Leiter des VDI-Fachausschusses FTS <strong>und</strong> des Forum-FTS,<br />

Voerde<br />

Fotos: Autoren<br />

www.forum-fts.com<br />

32 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

<br />

STILL ENTWICKELT DIGITALES SERVICEKONZEPT FÜR FAHRERLOSE TRANSPORTSYSTEME<br />

Das Unternehmen Still baut sein Servicekonzept aus <strong>und</strong> macht<br />

schnellen <strong>und</strong> flexiblen Vor-Ort-Service künftig auch für<br />

automatisierte Fahrzeuge möglich. Dazu tragen neben dem<br />

flächendeckenden Servicenetz <strong>und</strong> den Servicetechnikern in<br />

erster Linie ein neues, digitales Servicekonzept<br />

<strong>und</strong> der Einsatz standardisierter<br />

Komponenten bei. Die Basis des Konzepts<br />

liegt in der Industrialisierung der Komponenten<br />

<strong>und</strong> Serviceprozesse. Dies<br />

ermöglicht für automatisierte Fahrzeuge<br />

ein Handling, das mit dem von Serienfahrzeugen<br />

vergleichbar ist. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Standardisierung von Komponenten <strong>und</strong><br />

Produktion lassen sich diverse Ersatzteile<br />

über das zentrale Ersatzteillager des Unternehmens bestellen.<br />

Für jedes automatisierte Fahrzeug wird ein digitaler Zwilling in<br />

der firmeneigenen Cloud erstellt. Wird bei einer Störung der<br />

Austausch von Komponenten mit Software nötig, können die<br />

Servicetechniker neue Hardware mit<br />

einem Back-up aus der Cloud konfigurieren<br />

<strong>und</strong> direkt vor Ort einbauen. Das digitale<br />

Servicekonzept der automatisierten<br />

Produkte ist in das unternehmensinterne<br />

Qualitätssicherungstool integriert. So<br />

fließen Serviceerfahrungen der Betreiber<br />

in den kontinuierlichen Produktoptimierungsprozess<br />

ein.<br />

www.still.de<br />

SCHRITTWEISE TRANSFORMATION ZUR AUTONOMEN INTRALOGISTIK<br />

Alle Routenzüge (AT-Serie) des Unternehmens 4am eignen sich<br />

für den autonomen <strong>und</strong> manuellen Betrieb. Der autonome<br />

Modus sorgt bei regelmäßigem <strong>und</strong> gleichbleibendem Betrieb<br />

für Effizienz. Bei kurzfristig geänderten Parametern oder<br />

spontanen Routenanpassungen lassen sich mit der Umstellung<br />

auf den manuellen Betrieb die Prozesse aufrechthalten. Die<br />

Lösungen des Herstellers lassen sich nahtlos an vorhandene<br />

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www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 33


PREISGÜNSTIGE ROBOTIK FÜR DEN MITTELSTAND<br />

KUNSTSTOFFTECHNOLOGIE<br />

MACHT FTS ERSCHWINGLICH<br />

Mobile Robotiksysteme sind in immer mehr<br />

Arbeitsbereichen zu finden. Ein flächendeckender<br />

Einsatz im Markt ist allerdings aufgr<strong>und</strong> hoher<br />

Preise für kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

(<strong>KMU</strong>) häufig unerschwinglich. Das<br />

Unternehmen igus will das mit neuen Low-Cost-<br />

Robotik-Angeboten auf Kunststoff Basis ändern.<br />

Der Markt für Automated Guided Vehicles (AGV) <strong>und</strong> Autonome<br />

Mobile Robots (AMR) boomt: Aktuell beträgt<br />

der globale Markt der mobilen Robotik inklusive Servicerobotik<br />

etwa 20,3 Milliarden US-Dollar, bis zum Jahr<br />

2028 erwarten Experten nahezu eine Verdoppelung der Umsatzzahlen<br />

[1].<br />

Weit verbreitet sind mobile Roboter vor allem in der Intralogistik<br />

sowie in industriellen Anwendungsbereichen. Und selbst in<br />

der Gastronomie oder in Krankenhäusern drehen die smarten<br />

Helfer ihre R<strong>und</strong>en. Auch beim motion plastics Spezialisten igus:<br />

Seit vielen Jahren testen die Kunststoffexperten bereits AGV im<br />

eigenen Haus – fahrerlose Regale, die Post <strong>und</strong> Lieferungen in<br />

Büros ausfahren sowie mobile Roboter in der Fertigung, die zum<br />

Beispiel Drehstapelbehälter bewegen. Die gewonnenen Erfahrungen<br />

fließen direkt in die Entwicklung einer neuen Low-Cost-<br />

Automation-Produktlinie ein, den „ReBeL on Wheels”. Das Ziel:<br />

<strong>KMU</strong> den Weg in eine kostengünstige mobile Robotik zu ebnen.<br />

ROBOTERVARIANTEN FÜR JEDEN EINSATZ<br />

Die Basis eines jeden mobilen Robotiksystems mit Manipulator<br />

von igus bildet der „ReBeL“. Der Einsatz von Kunststoff macht das<br />

System kostengünstig <strong>und</strong> mit einem Eigengewicht von 8,2 kg<br />

laut Hersteller zum leichtesten Serviceroboter mit Cobot-Funktion<br />

in seiner Klasse. Alle Bauteile, aus denen sich der ReBeL<br />

zusammensetzt, sind von igus entwickelt <strong>und</strong> gefertigt. Von der<br />

Platine bis zum Kunststoffwellgetriebe. Der Roboter verfügt über<br />

eine Tragfähigkeit von 2 kg <strong>und</strong> hat eine Reichweite von 664 mm.<br />

Geplant sind verschiedene fahrende Systeme, in die der ReBeL<br />

zentral integriert ist: So startet igus mit einer erschwinglichen Variante<br />

für den Bildungssektor – inklusive des Roboterarms, ab<br />

14.699 EUR. Der mit einem Greifer ausgestattete „ReBeL EduMove“<br />

dient mithilfe von Open Source als autonome Lernplattform<br />

für Bildungseinrichtungen. Er ist modular aufgebaut <strong>und</strong> lässt<br />

sich flexibel um weitere Funktionen wie Lidar, Kameratechnik<br />

oder Slam-Algorithmus erweitern. Eine weitere Variante ist ein<br />

fahrerloses Transportsystem für <strong>KMU</strong>, der „ReBel Move“. Das FTS<br />

kann eine Last von bis zu 50 kg transportieren. Mit dem optionalen<br />

ReBeL lassen sich einfache „A zu B“-Positionierungen vor-<br />

34 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


LOW-COST-AUTOMATISIERUNG<br />

IN SACHEN ADÄQUATE ROBOTIK<br />

FÜR <strong>KMU</strong> SEHEN WIR UNS GUT<br />

AUFGESTELLT<br />

Herr Mühlens, zum Thema „Angebot <strong>und</strong> Nachfrage“. Was war<br />

zuerst da, Ihre Idee Low-Cost-Robotik aus Kunststoff<br />

anzubieten oder der Bedarf nach günstigen Robotik-Lösungen<br />

von Seiten <strong>KMU</strong>?<br />

Alexander Mühlens: Die Idee kostengünstige Roboter zu entwickeln,<br />

ist aus unserem Eigenbedarf heraus entstanden. Wir bei<br />

igus waren auf der Suche nach einfachen <strong>und</strong> vor allem kostengünstigen<br />

Automatisierungslösungen. Der Markt bot jedoch nur<br />

teure, überdimensionierte <strong>und</strong> komplexe Angebote. So entstand<br />

die Idee mit unserem Kunststoff-Know-how Low-Cost-Roboter<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> dadurch die Preise zu senken. Mittlerweile<br />

haben wir mehr als 1.000 Automatisierungseinheiten bei igus<br />

produktiv im Einsatz, zum Beispiel an unseren Spritzgussmaschinen,<br />

um Angüsse zu separieren oder Bauteile einzulegen, an<br />

unseren Dreh-Fräszentren für Be- <strong>und</strong> Entladevorgänge sowie<br />

auf AMRs, um Behälter zu positionieren. Hier finden sich unsere<br />

Robotersysteme, ReBeL Cobots, Portalroboter oder auch Delta-<br />

Roboter mit Steuerungen wieder. Diese Kinematiken, die alle auf<br />

Kunststoffe setzen, bieten wir auch Betreibern mit der passenden<br />

Steuerung <strong>und</strong> Software an. Mit unserem Marktplatz RBTX.<br />

com können wir das Angebot erweitern. Hier erhalten Automatisierer<br />

nicht nur den Roboter, sondern auch alles drum herum –<br />

sei es Kamera, Vision-Systeme, Greifer oder auch Safetysysteme.<br />

<strong>KMU</strong> haben meist nur ein Budget von 15.000 bis 50.000 Euro zur<br />

Verfügung. Auf RBTX.com sind komplette Automatisierungslösungen<br />

für weniger als 12.000 Euro zu finden.<br />

Die Roboter sind aus Kunststoff gefertigt. Erzeugt dieser<br />

Umstand bei einigen Interessenten nicht gewisse Bedenken<br />

bezüglich Stabilität <strong>und</strong> Performance? Mit welchen<br />

Argumenten überzeugen Sie?<br />

Alexander Mühlens: Definitiv. Hier gilt es Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten. Deshalb testen wir unsere Kunststoffe in einem 4.000<br />

Quadratmeter großen Labor seit mehreren Jahren. Unsere Roboter<br />

untersuchen wir nochmals separat zu verschiedenen Themen<br />

wie Geräuschemissionen, Reinraum oder Lebensdauer. Auf<br />

die Daten können auch Anwender zugreifen <strong>und</strong> sich die Lebensdauer<br />

ihrer individuellen Anwendung online berechnen<br />

ALEXANDER<br />

MÜHLENS<br />

Prokurist <strong>und</strong> Leiter<br />

Geschäftsbereich<br />

Low-Cost-Automation,<br />

igus<br />

lassen. So erhalten sie eine Sicherheit, dass der Kunststoffroboter<br />

hält. Außerdem können K<strong>und</strong>en mithilfe unserer kostenlosen<br />

Steuerung ihre Anwendung vorab ausprobieren, oder direkt<br />

unseren „Test before Invest“ für ihre komplette Anwendung in<br />

Anspruch nehmen. Dort reicht es, uns Bauteile der Anwendung<br />

einzureichen. Den Rest machen wir. Der K<strong>und</strong>e erhält dann eine<br />

Machbarkeit mit Video <strong>und</strong> Angebot zurück. Der Einsatz von<br />

Kunststoff ist eine disruptive Technologie <strong>und</strong> ermöglicht Low-<br />

Cost-Robotik mit dem Gütesigel „Made in Germany“.<br />

Die Bottom-to-Top-Strategie soll den Einstiegspreis niedrig<br />

halten. Werden denn auch die nachgerüsteten Premiumversionen<br />

für industrielle Anforderungen dem Low-Cost-Gedanken<br />

noch gerecht?<br />

Alexander Mühlens: Wie bei all unseren Produkten setzen wir<br />

auch bei unseren neuen mobilen Robotern auf eine kostengütige<br />

Preisgestaltung, vor allem wenn das AMR auch noch zusätzlich<br />

einen Cobot mit unserem ReBeL enthält. Hier liegt unser<br />

<strong>Fokus</strong> darauf, einfache Prozesse zu automatisieren, um eine<br />

zeitnahe Rentabilität der Investition zu erreichen. Unsere Roboter<br />

kommen auch in größeren Produktionsstraßen zum Einsatz.<br />

Hier übernimmt jedoch dann meist ein Integrator die Einbindung.<br />

Die Fragen stellte Manfred Weber, Redakteur <strong>f+h</strong><br />

nehmen. Das System ist CE zertifiziert, wird direkt mit Software<br />

<strong>und</strong> Support ausgeliefert <strong>und</strong> startet bei unter 30.000 EUR. Darüber<br />

hinaus arbeitet der Hersteller an einem Serviceroboter zum<br />

kleinen Preis. Der „ReBeL Butler“ eignet sich für einfache, aber<br />

zeitaufwendige Hol-<strong>und</strong>-Bring-Dienste, zum Beispiel im Hotel<strong>und</strong><br />

Gastrogewerbe.<br />

EIN LEUCHTTURMPROJEKT AUF RÄDERN<br />

Das Ziel der beschriebenen Entwicklungen ist das Leuchtturmprojekt<br />

eines mobilen Roboters mit integrierter Mensch-/Maschinen-Benutzerschnittstelle<br />

<strong>und</strong> Systeme zur Objektlokalisierung<br />

<strong>und</strong> Oberflächenerkennung, der zum Beispiel eigenständig<br />

ein Büro aufräumen könnte. „Mit diesem Projekt verfolgen wir eine<br />

Bottom-to-Top-Strategie, bei der bestimmte Bauteile wie Sicherheits-Laserscanner<br />

nicht im Gr<strong>und</strong>paket enthalten sind, um<br />

den Preis niedrig zu halten“, so Alexander Mühlens, Prokurist <strong>und</strong><br />

Leiter des Geschäftsbereichs Low-Cost-Automation bei igus.<br />

Dennoch sei sichergestellt, dass die Lösung für industrielle Anforderungen<br />

nachgerüstet werden könne.<br />

Unter anderem stellt igus in diesem Jahr einen erschwinglichen<br />

Greifer mit großem Hub <strong>und</strong> Verfahrweg vor, der eine hohe<br />

Flexibilität beim Greifen unterschiedlicher Geometrien bietet.<br />

Mühlens: „Die Einsatzgebiete dieses angestrebten Low-Cost-<br />

AMR sind vielfältig <strong>und</strong> gehen über einfache Transportaufgaben<br />

hinaus. Sie umfassen eine große Bandbreite an Anwendungen in<br />

verschiedenen Lebensbereichen, wie Reinigungsaufgaben oder<br />

die Ausgabe von Kaffee direkt am Arbeitsplatz.“<br />

Quellenhinweis: [1] Deutscher Robotikverband, „Autonome Mobile Roboter<br />

(AMR) – Was sind AMR, Aktuelle Zahlen, Hersteller“, März <strong>2024</strong><br />

Fotos: igus<br />

www.igus.de<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 35


ROBOTIK<br />

„ROBSHARING“ IM LAGER<br />

<strong>KMU</strong> PROFITIEREN VON<br />

3PL-KOMPETENZ<br />

Third-Party-Logistics-Anbieter oder kurz<br />

3PL-Anbieter bringen durch Robotik mehr<br />

Automatisierung in ihre Shared Logistics Center.<br />

Nutznießer sind die K<strong>und</strong>en, von denen viele zu<br />

den kleinen oder mittleren Unternehmen (<strong>KMU</strong>)<br />

zählen. Für <strong>KMU</strong> realisieren die 3PL einen<br />

Logistikstandard, wie man ihn früher nur bei den<br />

großen Playern erwartet hat.<br />

Noch vor wenigen Jahren hat manch ein Logistikverantwortlicher<br />

von kleinen oder mittleren Unternehmen<br />

(<strong>KMU</strong>) behauptet: Ein Robotiklager komme für sie nicht<br />

infrage, das sei nur etwas für die großen Player. Ein hoher<br />

Grad an Automatisierung sei zwar wünschenswert, man könne<br />

ihn sich als <strong>KMU</strong> aber schlichtweg nicht leisten.<br />

Ob diese Einschätzung damals sachlich korrekt gewesen ist, sei<br />

dahingestellt. Im Jahre <strong>2024</strong> ist sie definitiv nicht mehr zeitgemäß.<br />

Im Zeitalter der Digitalisierung überdenken immer mehr<br />

<strong>KMU</strong> ihre Einstellung zu Robotern im Lager. Die Frage lautet<br />

heute nicht mehr, ob man sich Robotik <strong>und</strong> Automatisierung leisten<br />

kann. Die Frage ist vielmehr: Wie lange kann man es sich leisten,<br />

darauf zu verzichten?<br />

Das hartnäckige Festhalten an manuellen <strong>und</strong> behäbigen Prozessen<br />

aus dem letzten Jahrh<strong>und</strong>ert wird immer teurer. Allein<br />

schon vor dem Hintergr<strong>und</strong>, weil man mehr Platz <strong>und</strong> mehr<br />

Arbeitskräfte als nötig braucht. Wer dann noch den Atem eines<br />

36 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


ROBOTIK<br />

preisaggressiven Wettbewerbers im Nacken spürt<br />

(<strong>und</strong> bei wem ist das nicht der Fall?), hat auf lange<br />

Sicht schlechte Karten.<br />

Ein gangbarer Weg zu mehr Robotik <strong>und</strong> Automatisierung<br />

ist den <strong>KMU</strong> längst vorgezeichnet. Er<br />

mündet in ein Shared Logistics Center. Deren Betreiber<br />

nennt man Kontraktlogistiker oder auch 3PL<br />

– Third Party Logistics: Die eine Partei heißt „Hersteller/Handel“,<br />

die „Endverbraucher“ bilden die zweite Partei<br />

<strong>und</strong> dazwischen als dritte Instanz: der Logistikdienstleister, der<br />

mehr vermag, als Behälter <strong>und</strong> Paletten hin <strong>und</strong> her zu transportieren.<br />

3PL sind darauf spezialisiert, für mehrere K<strong>und</strong>en gleichzeitig<br />

am gleichen Standort Prozessoptimierung zu betreiben. Dadurch<br />

erhalten eher kleine Unternehmen den Zugriff auf eine Logistikinfrastruktur,<br />

wie sie bei großen Herstellern <strong>und</strong> Händlern gang<br />

<strong>und</strong> gäbe ist. Während diese „Großen“ ihr eigenes Equipment für<br />

das eigene Lager anschaffen <strong>und</strong> es wie den Privat-Pkw exklusiv<br />

für sich nutzen, setzen <strong>KMU</strong> immer öfter auf das, was sich als<br />

„RobSharing“ bezeichnen lässt: Man teilt sich Kommissionierroboter<br />

<strong>und</strong> die andere Ausstattung. Wie beim Carsharing hat<br />

man Zugriff auf moderne Technik, braucht sich nicht um Wartung,<br />

TÜV <strong>und</strong> Neuanschaffung zu kümmern <strong>und</strong> hat dennoch<br />

den vollen Nutzen.<br />

NUTZEN 1: WENN SICH DAS<br />

GESCHÄFTSMODELL ÄNDERT<br />

Ob bescheidenes <strong>KMU</strong> oder marktführender Globalplayer: Oft<br />

geht es nicht allein darum, linear zu wachsen. Manche wollen,<br />

manche müssen den großen Schwenk vollziehen: vom klassischen<br />

Einzelhändler zum E-Commerce-Akteur. Oder vom B2B-<br />

Spezialisten zum aufstrebenden Newcomer auf dem Endverbrauchermarkt<br />

– sei es im Online- oder Präsenzhandel.<br />

Wenn sich solche Schritte anbieten oder gar aufdrängen, darf<br />

das nicht am Logistikbudget scheitern. Führende 3PL-Anbieter<br />

unterstützen das Justieren an der Vertriebsstrategie ihrer K<strong>und</strong>en<br />

DAS EWIGE NEIN ZUR ROBOTIK<br />

IST AUF DAUER TEURER ALS<br />

DAS BEHERZTE JA<br />

3PL eröffnen<br />

ihren K<strong>und</strong>en<br />

den Zugang zu<br />

Automation <strong>und</strong><br />

Robotik auf<br />

höchstem<br />

Niveau<br />

Mit anderen Worten: Benötigt das <strong>KMU</strong> zum Beispiel mehr Skypod-Roboter<br />

für das Kommissionieren, ergänzt Ceva das bestehende<br />

System innerhalb weniger Minuten um die erforderliche<br />

Anzahl autonomer „Arbeitskräfte“. Wem sich der Nutzen einer<br />

solchen Flexibilität nicht sofort erschließt, der frage in seinem<br />

Personalbüro nach, ob es auf die Schnelle zwei bis drei qualifizierte<br />

Arbeitskräfte anheuern kann, die schon morgen den Dienst<br />

antreten. In der Robotik-Welt funktioniert das.<br />

NUTZEN 3: WENN LOGISTISCHE<br />

INNOVATIONSKRAFT GEFRAGT IST<br />

Ceva steht als klassisches Beispiel dafür, wie man seine Innovationskultur<br />

nutzt, um zeitgemäße Lösungen für eine reaktionsschnelle<br />

Logistik zu etablieren. Das erklärte Ziel der meisten 3PL<br />

besteht darin, die K<strong>und</strong>en der K<strong>und</strong>en – das sind im Allgemeinen<br />

anspruchsvolle Endverbraucher – kontinuierlich besser zu bedienen.<br />

Das Skypod-System trägt dazu bei, dass die infrastrukturellen<br />

Rahmenbedingungen des 3PL diesen Verbesserungsprozess<br />

ermöglichen <strong>und</strong> <strong>fördern</strong>.<br />

Für ein <strong>KMU</strong> bedeutet das nichts anderes als das Versprechen,<br />

dass sein 3PL allein schon aus innerer Motivation heraus stets bestrebt<br />

ist, seine eigene Hard- <strong>und</strong> Software zu aktualisieren <strong>und</strong><br />

zu optimieren.<br />

<strong>und</strong> machen jede Veränderung mit. Und sie bilden sie auch im<br />

Warehouse Execution System (WES) ab. Dabei kommt es dem<br />

<strong>KMU</strong> zugute, wenn sein 3PL Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten<br />

einbringt.<br />

NUTZEN 2: WENN KURZ- ODER LANGFRISTIG<br />

MEHR LEISTUNG GEFRAGT IST<br />

Jeder Logistikverantwortliche in einem <strong>KMU</strong> kennt diese Fragen:<br />

Welche Basiskapazitäten brauchen wir heute, welche in einem<br />

Jahr – <strong>und</strong> wann müssen wir zwischendurch Spitzen bewältigen?<br />

Wohl dem, der bei seiner Planung nicht auf sich allein gestellt ist,<br />

sondern sich auf die Flexibilität von externen Partnern verlassen<br />

kann. Zum Beispiel auf den Logistikdienstleister Ceva, der zur<br />

CMA CGM Group gehört.<br />

Dieser 3PL hat im Jahr 2023 zwei Standorte in den Niederlanden<br />

mit Unterstützung von Exotec erweitert. Die vollständig skalierbare<br />

Lösung erleichtert das Hinzufügen von Robotern, Kommissionierstationen<br />

oder Behältern. Ceva kann schnell auf veränderte<br />

Marktbedingungen oder das Wachstum seiner K<strong>und</strong>en<br />

reagieren <strong>und</strong> ihr Lager vergrößern oder auch verkleinern.<br />

FAZIT<br />

Der zuvor erwähnte Aspekt der „reaktionsschnellen Logistik“ ist<br />

von hoher Bedeutung. Besagte Reaktionsgeschwindigkeit ist kein<br />

Selbstzweck, sondern das Ergebnis dessen, was man bei Ceva unter<br />

K<strong>und</strong>enorientierung versteht: <strong>KMU</strong> können nur bestehen,<br />

wenn sie mindestens so schnell <strong>und</strong> verlässlich agieren wie die<br />

ganz Großen. Das verlangt ihnen eine enorme Logistikkompetenz<br />

ab. Allein sind sie vielfach nicht in der Lage, das erforderliche<br />

Equipment <strong>und</strong> die unverzichtbare Manpower für diese<br />

Kompetenz zu finanzieren. Auch vermögen sie es kaum, ihre Prozesse<br />

aus eigener Kraft permanent den wechselnden Anforderungen<br />

anzupassen. Daher lohnt sich für <strong>KMU</strong> die Zusammenarbeit<br />

mit versierten 3PL. Denn die können genau das.<br />

Autor: Andreas Stöckl, eVP Sales Zentraleuropa, Exotec Deutschland GmbH,<br />

Landshut<br />

Fotos: Exotec<br />

www.exotec.com/de<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 37


BEST PRACTICE<br />

DRESSELHAUS BRINGT LAGER MIT MOBILER ROBOTIK IN SCHWUNG<br />

OPERATION AM<br />

OFFENEN HERZEN<br />

Beim C-Teile-Spezialist Dresselhaus wurde bis<br />

vor kurzem nach dem Prinzip „Mann zur Ware“<br />

kommissioniert. Doch die wachsende Zahl der<br />

Bestellungen ließ sich auf diese Weise nicht<br />

länger bewältigen. Abhilfe schafften mobile<br />

Roboter der Safelog GmbH, Markt Schwaben, die<br />

den kompletten Paletten- <strong>und</strong> Behältertransport<br />

am Standort Herford übernommen haben.<br />

Die Joseph Dresselhaus GmbH & Co. KG ist seit dem Jahr<br />

1950 als breit aufgestellter Vollsortimenter aktiv <strong>und</strong> gilt<br />

als einer der führenden Industrie- <strong>und</strong> Handelspartner<br />

in Europa für Verbindungs- <strong>und</strong> Befestigungstechnik mit<br />

Schwerpunkt C-Teile. Zum Portfolio gehören auch k<strong>und</strong>enspezifische<br />

Zeichnungsteile, die von Partnerfirmen gefertigt werden.<br />

Das Unternehmen setzt auf Flexibilität, Verlässlichkeit <strong>und</strong> Kun-<br />

dennähe. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der<br />

Teilelieferant mit neun Standorten im In- <strong>und</strong> Ausland einen<br />

Umsatz von 230 Millionen Euro.<br />

NICHT AUSREICHEND AUTOMATISIERT<br />

In seinem Lager am Standort Herford hatte Dresselhaus Nachholbedarf.<br />

Die Kommissionierung funktionierte bis zum Jahr<br />

2022 ausschließlich nach dem Prinzip „Mann zur Ware“. Die Mitarbeiter<br />

liefen im Zickzack durch die Regalgassen, legten die bestellten<br />

Artikel auf einen Handwagen <strong>und</strong> brachten sie nach der<br />

Auftragskonsolidierung <strong>und</strong> dem Verpacken zum Warenausgang.<br />

„Für künftige Anforderungen waren wir nicht ausreichend automatisiert“,<br />

sagt Udo Grumbach, Bereichsleiter Strategische Logistik<br />

& Logistik Herford bei Dresselhaus. Während einige Mitbewerber<br />

bereits Ende der 90er-Jahre in Hochregallager investierten<br />

<strong>und</strong> die Behälterkommissionierung automatisierten, setzte<br />

Dresselhaus mit zusätzlichen Niederlassungen auf Flächenwachstum.<br />

Doch am Ende war die Menge an Bestellungen mit<br />

dem bestehenden Personal kaum noch zu bewältigen. Grumbach:<br />

„Zusätzliche Mitarbeiter wären auf Dauer auch keine Lösung<br />

gewesen, denn irgendwann sind die Gänge einfach voll.“<br />

38 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


BEST PRACTICE<br />

<br />

01 Neben dem Palettenhandling transportieren die X1-Roboter<br />

Behälterregale, die Platz für 16 KLT bieten<br />

02 Zwei Roboterarme entnehmen die KLT aus dem Gestell <strong>und</strong><br />

positionieren sie auf einer Fördertechnik. Von dieser werden die<br />

Behälter an die S3-Geräte mit Sonderaufbau übergeben<br />

ARTIKELANALYSE FÜR NEUES LAGERDESIGN<br />

Zwar hat der C-Teilelieferant eine grüne Wiese, auf der ein komplett<br />

neues Lager hätte gebaut werden können, aber eine Investition<br />

von r<strong>und</strong> 40 Millionen Euro kam nicht in Frage. Also musste<br />

das bestehende Lager mit den gegebenen baulichen Grenzen auf<br />

ein höheres technisches Level gehoben werden. Im Frühjahr<br />

2021 setzten sich die Logistikexperten von Dresselhaus zusammen<br />

<strong>und</strong> entwickelten ein neues Lagerdesign. Gr<strong>und</strong>lage dafür<br />

war eine genaue Artikelanalyse. Wieviel Artikelgruppen gibt es?<br />

Welche Waren sind Schnell-, welche sind Langsamdreher? Muss<br />

jedes Produkt an jedem Standort verfügbar sein? Dabei ging es<br />

nicht nur um eine neue Lösung, sie musste auch in den bestehenden<br />

Baukörper hineinpassen.<br />

Nach dieser Voranalyse hat sich der C-Teile-Spezialist einen<br />

sportlichen Zeitplan für die Umsetzung auferlegt. Für eine umfangreiche<br />

Recherche nach möglichen Automatisierungspartnern<br />

inklusive Ausschreibung fehlte deswegen die Zeit. Allerdings<br />

fiel in dieser Anfangsphase immer wieder der Name Safelog.<br />

Das Unternehmen war eine feste Größe in den Netzwerken<br />

der Projektbeteiligten. Der Teilelieferant beschäftigte sich näher<br />

mit dem Hersteller <strong>und</strong> stattete schließlich den Spezialisten für<br />

AUFGRUND DER SKALIERBAREN<br />

TECHNIK IST DIE DRESSELHAUS-<br />

LÖSUNG AUCH FÜR <strong>KMU</strong><br />

INTERESSANT<br />

mobile Robotik in Markt Schwaben einen Besuch ab. „Die Chemie<br />

passte auf Anhieb“, erinnert sich Grumbach. „Wir haben uns<br />

danach nicht mehr mit anderen Herstellern beschäftigt.“<br />

55 MOBILE ROBOTER ÜBERNEHMEN<br />

DEN TRANSPORT<br />

Die Basis des neuen Lagers ist der automatische Transport von<br />

Paletten <strong>und</strong> Behältern mithilfe mobiler Roboter. Abgesehen von<br />

den Schmalgangstaplern im Hochregallager verkehren heute am<br />

Standort Herford Stapler oder Deichselgeräte nur noch an der<br />

Rampe beim Be- <strong>und</strong> Entladen der Lkw. Im Einsatz sind derzeit<br />

35 Modelle des Typs Safelog X1 spin für den Palettentransport<br />

<strong>und</strong> 20 Geräte des Typs Safelog S3 core mit einem prozessspezifischen<br />

Aufbau zum Be<strong>fördern</strong> von Behältern. Das Modell X1 wurde<br />

für schwierige Platzverhältnisse konzipiert <strong>und</strong> kann Lasten<br />

von 1.200 kg bis zu einer Hubhöhe von 80 mm stemmen. Die Variante<br />

S3 kann sich auf der Stelle drehen <strong>und</strong> braucht dafür einen<br />

Durchmesser von weniger als 900 mm. Die maximale Traglast<br />

liegt bei 150 kg.<br />

Die mobilen Roboter vom Typ X1 spin nehmen die Paletten an<br />

Übergabestationen im Wareneingang auf <strong>und</strong> bringen sie zum<br />

Hochregallager, wo sie von den Schmalgangstaplern übernommen<br />

<strong>und</strong> eingelagert werden. Ebenso versorgen die X1-Geräte<br />

ein neues dreistöckiges Blocklager für Paletten. Über zwei Vertikalheber<br />

gelangt die Ware in die oberen Stockwerke. Für den automatischen<br />

Transport der Behälter hat Safelog gemeinsam mit<br />

Dresselhaus <strong>und</strong> der NeoLog GmbH ein Regalgestell für 16 Behälter<br />

entwickelt, das die X1-Roboter aufnehmen <strong>und</strong> zum neuen<br />

Shuttle-Lager bringen. Hier werden die Behälter von zwei Roboterarmen<br />

aus dem Gestell entnommen <strong>und</strong> an die S3-Geräte mit<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 39


BEST PRACTICE<br />

03 Von der Fördertechnik werden die Behälter zum Transport<br />

ins Shuttle-Lager an die S3-Geräte mit Sonderaufbau übergeben<br />

Sonderaufbau übergeben. Diese Fahrzeuge sind für den Transport<br />

der Behälter ins Shuttle-Lager zuständig. Und schließlich<br />

befinden sich im Erdgeschoss des Blocklagers sechs Kommissionierinseln<br />

mit „Pick by Light“-Systemen, die ebenfalls von den<br />

mobilen Robotern mit Paletten <strong>und</strong> Behältern versorgt werden.<br />

Die Ware kommt also jetzt zur Person <strong>und</strong> nicht umgekehrt wie in<br />

den vergangenen 30 Jahren.<br />

AGENTENBASIERTER ANSATZ<br />

Die mobilen Roboter brauchen keinen Leitstand. Stattdessen<br />

verfolgt der Hersteller einen agentenbasierten Ansatz. Jedes Gerät<br />

verfügt daher über eine Recheneinheit, auf welcher der entsprechende<br />

Softwarebaustein ausgeführt wird. So können die Roboter<br />

oder Agenten im Schwarm untereinander die Informationen<br />

austauschen, die sie zum Erfüllen der anstehenden Aufgaben<br />

brauchen. Das System arbeitet zuverlässig, denn wenn ein Roboter<br />

ausfällt, übernehmen die übrigen Geräte die Aufgaben. Wenn<br />

hingegen ein zentraler Leitstand versagt, steht die ganze Flotte.<br />

„Bei einer agentenbasierten Steuerung kann im schlimmsten Fall<br />

sogar jede Einheit alleine weitermachen“, versichert Moritz<br />

Schmidt, Head of Sales bei Safelog.<br />

Safelog gehört zu den wenigen Herstellern, die ihre Fahrzeuge<br />

in Serie bauen. Die dabei verwendeten Standardbaugruppen sorgen<br />

für eine konstante Qualität. „Es ist unsinnig, für jedes Projekt<br />

ein neues Fahrzeug zu konzipieren“, so Schmidt. Zudem verbaue<br />

man in den Geräten nur die Technik, die für die jeweilige Aufgabe<br />

beim Betreiber gebraucht werde. „Je weniger Teile integriert sind,<br />

desto weniger kann kaputt gehen <strong>und</strong> der Anwender spart wiederum<br />

Geld“, bringt es Schmidt auf den Punkt.<br />

IMPLEMENTIERUNG IM LAUFENDEN BETRIEB<br />

Die Teilautomatisierung des Lagers in Herford fand im laufenden<br />

Betrieb statt. Dazu gehörte neben der Inbetriebnahme der 55 mobilen<br />

Roboter die komplette mechanische, elektrische <strong>und</strong> gebäudetechnische<br />

Umsetzung. „Es war eine Operation am offenen<br />

Herzen, denn wir mussten unsere K<strong>und</strong>en weiter beliefern“, umschreibt<br />

Grumbach das Projekt bildlich. „Überall fuhren die Roboter<br />

<strong>und</strong> unsere Staplerfahrer kurvten drum herum, es war auch<br />

hinsichtlich der Arbeitssicherheit eine Herausforderung.“ Aber es<br />

funktionierte. Für Grumbach war der Erfolg eine Frage der genauen<br />

<strong>und</strong> verlässlichen Abstimmung. „Das war mit den Kollegen von<br />

Safelog immer möglich, auch wenn es mal geknirscht hat.“<br />

Ende September 2023 gingen alle Gewerke in den Produktivbetrieb<br />

<strong>und</strong> die Stapler verschwanden sukzessive aus dem Lager.<br />

„Dennoch befinden wir uns momentan in einer Hochlaufphase,<br />

sozusagen in einer mit Ausbaustufen versehenen Gesamtlösung,<br />

die noch nicht vollständig abgeschlossen ist“, beschreibt Grumbach<br />

die aktuelle Lage. „Den Warenausgang können wir erst nach<br />

der Umstellung auf SAP in Betrieb nehmen.“ Deswegen sei es<br />

noch zu früh, eine auf Basis des neuen Systems resultierende<br />

Leistungssteigerung in Prozent zu nennen.<br />

FÜR WEITERES WACHSTUM GERÜSTET<br />

Allerdings sei schon heute festzustellen, dass die gleiche Auftragslast<br />

schneller zu schaffen ist als vor der Teilautomatisierung.<br />

„Dazu muss allerdings die Gesamtanlage inklusive Roboter,<br />

Schnittstellen, Vertikalheber <strong>und</strong> Shuttle-Lager problemlos funktionieren“,<br />

räumt Grumbach ein. Aber wenn alles mal richtig<br />

läuft, ließen sich pro Tag drei bis vier St<strong>und</strong>en einsparen. „Dann<br />

brauchen wir dringend neue K<strong>und</strong>en“, sagt Grumbach mit einem<br />

Augenzwinkern. Mit den derzeit 55 mobilen Robotern komme<br />

man aus. „Das ist das Schöne an der skalierbaren Technik“, freut<br />

sich Grumbach. „Wenn wir wachsen, nehmen wir einfach ein<br />

paar Geräte dazu.“<br />

ÜBERTRAGEN DER LÖSUNG AUF ANDERE<br />

STANDORTE DENKBAR<br />

Grumbach schätzt die Zusammenarbeit mit Safelog <strong>und</strong> kann<br />

sich durchaus weitere Projekte vorstellen. Zum einen könnte im<br />

Gebäude in Herford ein weiteres Shuttle-Lager entstehen, das<br />

dann auch von mobilen Robotern bewirtschaftet werden würde.<br />

„Und generell könnte der automatische Palettentransport auch<br />

auf andere Standorte portiert werden. Das wäre durchaus ein<br />

denkbares Projekt.“<br />

Fotos: Safelog<br />

www.safelog.de<br />

40 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


LAGER<br />

<br />

AUTOMATISIERTER „PICK & PLACE“-PROZESS<br />

KI-BASIERTE ROBOTIK DEFINIERT<br />

LAGER-AUTOMATION NEU<br />

Die Kommissionierung ist aufwändig <strong>und</strong><br />

kostenintensiv. Klassische Automatisierungstechnik<br />

stößt hier an ihre Grenzen. Die Sereact<br />

GmbH, Stuttgart, bewältigt diese Aufgabe mit<br />

einer Lösung basierend auf künstlicher<br />

Intelligenz (KI) <strong>und</strong> Robotik: Roboter verstehen<br />

ihre Umgebung situativ, entwickeln Lösungsstrategien<br />

für einen effizienten „Pick & Place“-<br />

Prozess <strong>und</strong> setzen diese autonom um.<br />

Sereact Pick and Place identifiziert Produkte in Echtzeit anhand<br />

ihres Aussehens <strong>und</strong> wählt die geeignete Picking-<br />

Methode unter Berücksichtigung der Objekteigenschaften<br />

wie Form, Farbe oder Beschaffenheit – auch bei komplexen<br />

Produkten wie Lebensmitteln, Textilien oder zerbrechlichen<br />

Objekten. In der Folge wechseln sie automatisch zwischen verschiedenen<br />

Greifertypen wie Saugnapf- oder Zweifingergreifer.<br />

Eine Neuentwicklung von Sereact ist ein patentierter Greifer, der<br />

aus drei einzeln funktionierenden Vakuumgreifern besteht, mit<br />

denen die Roboter eine breite Palette an Produkten verschiedener<br />

Dimensionen aufnehmen können. Zudem bestimmt die Software<br />

eine sinnvolle Reihenfolge der Picks, sodass nach Größe,<br />

Gewicht <strong>und</strong> Fragilität kommissioniert wird. Hierbei sorgt der<br />

Placing-Algorithmus für eine optimale Raumausnutzung in den<br />

Zielbehältern.<br />

INTERAKTION IN NATÜRLICHER SPRACHE<br />

PER SPRACH- ODER TEXTBEFEHL<br />

Auch in komplexen Umgebungen erfasst die Software den Umfang<br />

<strong>und</strong> den Kontext von Aufgaben. Liegen Objekte übereinander<br />

oder zu nah am Behälterrand, verschiebt der Roboter sie in<br />

eine Position, in der er sie ideal greifen kann. Die Technologie<br />

umfasst darüber hinaus die Identifikation von Anomalien <strong>und</strong><br />

kann demnach beschädigte Artikel erkennen <strong>und</strong> aussortieren.<br />

Ebenso ist die Differenzierung zwischen Verpackungsmaterial<br />

<strong>und</strong> Produkten möglich. Damit eignet sich die Lösung für die<br />

Qualitätssicherung bei der Auftragsabwicklung <strong>und</strong> lässt sich darüber<br />

hinaus in den Bereichen Bestandsoptimierung <strong>und</strong> Retourenabwicklung<br />

einsetzen. Das Produkt Sereact PickGPT basiert<br />

auf einem Vision Language Action Model, das es Robotern ermöglicht,<br />

zu analysieren, zu verstehen <strong>und</strong> zu handeln. Es ist darauf<br />

ausgelegt, unbekannte Situationen ohne vorheriges Training<br />

zu erkennen <strong>und</strong> zu interpretieren. Dies schafft die Voraussetzungen<br />

die Roboter in natürlicher Sprache per Sprach- oder Textbefehl<br />

zu steuern, was die Interaktion mit dem Roboter vereinfacht<br />

<strong>und</strong> ohne Programmierkenntnisse realisierbar ist.<br />

Als Lösungsanbieter für schlüsselfertige Roboterzellen wählt<br />

der Hersteller das optimale System für den jeweiligen Anwendungsfall<br />

aus. Die Software ist mit einer Vielzahl von Hardwarekomponenten<br />

<strong>und</strong> Robotern kompatibel, die sich nahtlos in<br />

bestehende Lagersysteme integrieren lassen. Das Ergebnis ist Flexibilität<br />

des kompletten „Pick & Place“-Prozesses sowie eine effiziente<br />

<strong>und</strong> vollständig automatisierte Auftragsabwicklung.<br />

Foto: Sereact<br />

www.sereact.ai<br />

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LAGER<br />

DIE CHANCEN DER AUTOMATISIERUNG ERGREIFEN<br />

SKALIERBAR EINSTEIGEN UND<br />

MIT DEN AUFGABEN WACHSEN<br />

Kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>)<br />

müssen sich der Notwendigkeit von<br />

Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung stellen,<br />

um langfristig in einem volatilen<br />

Wettbewerbsumfeld zu bestehen. Skalierbare<br />

Automatisierungslösungen bieten dabei einen<br />

probaten Einstieg mit überschaubaren<br />

Anfangsinvestitionen <strong>und</strong> zukunftsfähiger<br />

Investitionssicherheit.<br />

Automatisierung ist laut Joachim Kieninger, Director<br />

Strategic Business Development beim Systemintegrator<br />

Element Logic Deutschland, Bad Friedrichshall, für<br />

<strong>KMU</strong> kein Luxus, „sondern eine Notwendigkeit, um in<br />

einem volatilen Wettbewerbsumfeld zu bestehen. Ohne Automatisierung<br />

summieren sich schnell die Kosten für Anpassungen<br />

des Lagers an sich verändernde ABC-Strukturen sowie die Bearbeitung<br />

von Fehllieferungen aufgr<strong>und</strong> von Kommissionierfehlern<br />

<strong>und</strong> mangelnder Kontrolle.“<br />

Von Effizienzsteigerung bis hin zur Prozessbeschleunigung<br />

<strong>und</strong> Kostensenkung erschließen Automatisierungstechnologien<br />

auch für <strong>KMU</strong> vielfältige Möglichkeiten, um ihr volles Leistungspotenzial<br />

auszuschöpfen <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>enerwartungen zu erfüllen.<br />

Allein die mit der Automatisierung einhergehenden Digitalisierung<br />

der Prozesse fördert die Transparenz über Warenbestand<br />

<strong>und</strong> -verfügbarkeit. Technologien, die manuelle <strong>und</strong> sich wiederholende<br />

Aufgaben übernehmen, steigern die Effizienz der Auftragsabwicklung<br />

<strong>und</strong> <strong>heben</strong> die K<strong>und</strong>enzufriedenheit durch höhere<br />

Transparenz, Geschwindigkeit <strong>und</strong> Zuverlässigkeit bei der<br />

Kommissionierung auf ein neues Niveau. Die zielorientierte Nutzung<br />

der erfassten <strong>und</strong> verfügbaren Daten durch ein Lagerverwaltungssystem<br />

schafft die Voraussetzungen für weiterführende<br />

Optimierungen <strong>und</strong> den Austausch digitalisierter Informationen<br />

mit den Partnern in der Supply Chain.<br />

Für viele <strong>KMU</strong> ist Prozessautomatisierung mit oftmals hohen<br />

Anfangsinvestitionen jedoch kaum tragbar. Überdies herrscht


LAGER<br />

MultiOrder werden<br />

direkt in die Behälteranlagen<br />

integriert. Statt an<br />

Kommissionierarbeitsplätze<br />

übergeben die<br />

AutoStore-Roboter die<br />

Systembehälter an eine<br />

Fördertechnik<br />

AUTOMATISIERUNG IST FÜR<br />

<strong>KMU</strong> KEIN LUXUS<br />

nicht selten Unsicherheit, welche Technologien die Investition<br />

zukunftssicher abdecken. Skalierbare Lösungen mit geringen<br />

Gr<strong>und</strong>investitionen, wie das roboterbasierte <strong>und</strong> platzsparende<br />

Behälter-Blocklager AutoStore, die sich in kleineren Projekten<br />

aufsetzen <strong>und</strong> dann sukzessive bedarfsgerecht ausbauen lassen,<br />

ermöglichen <strong>KMU</strong> am technischen Fortschritt zu partizipieren.<br />

Sie bieten die erforderliche Flexibilität <strong>und</strong> die langfristige Investitionssicherheit<br />

einer intelligenten Automatisierungstechnologie.<br />

Seit dem Jahr 2003 <strong>und</strong> damit als weltweit erster offizieller<br />

AutoStore-Integrator ist Element Logic auf die Konzeption <strong>und</strong><br />

Realisierung von Anlagen auf Basis des AutoStore-Baukastens<br />

spezialisiert <strong>und</strong> hat in Unternehmen unterschiedlicher Größe<br />

<strong>und</strong> nahezu allen Branchen entsprechende Gesamtlösungen installiert<br />

<strong>und</strong> softwareseitig integriert. Aufgr<strong>und</strong> der Verbesserungen<br />

in puncto Prozesseffizienz, Bestandsführung <strong>und</strong> Raumnutzung<br />

rechnen sich in der Return on Investment (ROI)-Analyse<br />

bereits kleinere Anlagen. So weist die kürzeste Amortisationszeit<br />

für ein von Element Logic automatisiertes Lager weniger als ein<br />

Jahr aus.<br />

KOMPAKTE ANLAGEN<br />

Kompakte Anlagen hat der Systemintegrator bei <strong>KMU</strong> wie Jotron,<br />

einem norwegischen Anbieter von Kommunikationssystemen,<br />

oder dem finnischen Angelköderhersteller Rapala installiert. Bei<br />

Jotron sorgt eine Anlage mit 1.500 Behältern, drei Lagerbediengeräten<br />

(Robotern) <strong>und</strong> zwei Bedienstationen (CarouselPorts) für<br />

Performance-Gewinne. 3.000 Behälter, vier Roboter <strong>und</strong> zwei<br />

CarouselPorts gehören zu den Kenngrößen des Systems, das bei<br />

Rapala einen Beitrag zum unternehmerischen Erfolg leistet.<br />

WEITERE AUSBAUSTUFEN DER<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

Zur projekt- <strong>und</strong> prozessspezifischen Veredelung des Lagerkonzepts<br />

für Kleinteile hat der Systemintegrator verschiedene Lösungen<br />

im Programm. Das Spektrum reicht von Transferzellen für<br />

die Übergabe der Ein- <strong>und</strong> Auslagerungen aus dem Lagerkubus<br />

an Fördertechnik oder fahrerlose Transportfahrzeuge über die<br />

Robot-Picking-Lösung eOperator bis hin zur Software mit koordinierter<br />

Prozesssteuerung <strong>und</strong> individuellen Priorisierungsstrategien<br />

aus dem Warehouse Management System des Tochterunternehmens<br />

S&P Computersysteme.<br />

Transferzellen werden direkt in die Behälteranlagen integriert.<br />

Statt an Kommissionierarbeitsplätze übergeben die AutoStore-<br />

Roboter die Systembehälter an eine Fördertechnik. Diese Systemkomponente<br />

erschließt Optionen für den Weitertransport etwa<br />

an Montagestationen, an Senkrechtförderer <strong>und</strong> Wendelfördertechnik<br />

zum Geschosswechsel oder an die automatisierte Robot-Picking-Lösung<br />

eOperator.<br />

„<strong>KMU</strong> müssen sich der Notwendigkeit von Automatisierung<br />

<strong>und</strong> Digitalisierung stellen“, resümiert Kieninger. „Skalierbare<br />

Lösungen bieten ihnen den Einstieg. Unabhängig davon, wie<br />

groß das Wachstum eines Unternehmens ist, können wir die Anpassung<br />

der Lagerautomatisierung unterstützen <strong>und</strong> mitwachsende<br />

bedarfsgerechte Lösungen realisieren.“<br />

WB<br />

Fotos: Element Logic<br />

www.elementlogic.de<br />

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BEST PRACTICE<br />

<br />

AUTOMATISCHES PALETTENLAGER ERMÖGLICHT WEITERES<br />

WACHSTUM VON ZULIEFERER ROLAND ERDRICH<br />

DREH- UND ANGELPUNKT<br />

DER FERTIGUNG<br />

Ein Maximum an Lagerplätzen auf einem<br />

vorgegebenen begrenzten Raum <strong>und</strong> die<br />

höchste Flexibilität bei der Versorgung seiner<br />

Produktionsmaschinen – das war das<br />

vorrangige Ziel des Zulieferers Roland Erdrich<br />

beim Neubau seines automatischen<br />

Palettenlagers. Das Unternehmen kann mit der<br />

Lösung von viastore seine innerbetrieblichen<br />

Logistik-Prozesse effizienter gestalten <strong>und</strong> hat<br />

Raum für weiteres Wachstum geschaffen.<br />

Angefangen hat alles in der Waschküche: Roland Erdrich<br />

gründete im Jahr 1974 dort eine kleine Dreherei. „Die<br />

Garage kam erst im zweiten Entwicklungsschritt“, erklärt<br />

sein Sohn Ken Erdrich mit einem Schmunzeln. Er führt<br />

heute die Geschäfte der Roland Erdrich GmbH – allerdings nicht<br />

in einer Garage, sondern auf einem 7.500 m² großen Betriebsgelände<br />

in Oppenau in der Nähe von Offenburg in Baden-Württemberg.<br />

R<strong>und</strong> 150 Mitarbeiter produzieren hochwertige Dreh- <strong>und</strong><br />

Frästeile sowie komplette Baugruppen für K<strong>und</strong>en aus nahezu allen<br />

Branchen – vom Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau über Elektrotechnik,<br />

Medizintechnik bis hin zur Lasertechnologie.<br />

24 CNC-Drehmaschinen, 25 Bearbeitungszentren <strong>und</strong> sieben<br />

Dreh-Fräs-Zentren hat das Unternehmen aktuell im Einsatz. Bearbeitet<br />

werden vor allem Aluminium, aber auch Stahl, Edelstahl,<br />

Kupfer oder Titan. Neben den Dreh- <strong>und</strong> Frästeilen bietet das<br />

Unternehmen eine ganze Palette an Zusatzleistungen – von einer<br />

individuellen Dokumentation bis hin zu zusätzlichen Bearbeitungsschritten,<br />

die über Partnerunternehmen realisiert werden.<br />

WACHSTUM FÜHRT INNERBETRIEBLICHEN<br />

MATERIALFLUSS AN GRENZEN<br />

01 „Unsere Kernanforderung lautete, eine maximale Zahl an<br />

Lagerplätzen auf begrenztem Raum unterzubringen – das war nur mit<br />

einem Automatiklager möglich“, skizziert Ken Erdrich (l.), Geschäftsführer<br />

Roland Erdrich GmbH. Ebenfalls im Bild: Stefan Heckmann,<br />

Projektleiter viastore<br />

02 Das System wird vom Lagerverwaltungs- <strong>und</strong> Materialfluss-<br />

Management-System viadat gesteuert<br />

Das Angebot kommt an: Seitdem Erdrich den Standort Oppenau<br />

bezogen hat, musste die Betriebsfläche bereits dreimal erweitert<br />

werden. Durchschnittlich um fünf bis zehn Prozent wächst das<br />

Unternehmen pro Jahr. „Mehr Messtechnik zur Qualitätssicherung,<br />

immer komplexere Teile, höhere Erwartungen in puncto<br />

Optik <strong>und</strong> Haptik <strong>und</strong> immer etwas freie Kapazität für neue Aufträge“,<br />

erklärt Ken Erdrich. „Wir müssen wachsen, um die ständig<br />

steigenden Anforderungen der K<strong>und</strong>en erfüllen zu können.“<br />

Dies führte dazu, dass das bisherige Schmalganglager mit seinen<br />

700 Palettenstellplätzen zu klein wurde. Darin befinden sich<br />

neben den Fertigteilen auch das Rohmaterial <strong>und</strong> Halbfertigteile.<br />

Es ist damit Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt der Fertigung. „Wir mussten<br />

schließlich mehrere Behelfslager einrichten <strong>und</strong> zudem die Waren<br />

an verschiedenen Orten in der Produktion unterbringen“,<br />

schildert Ken Erdrich die Situation. So sei das Lager zum begrenzenden<br />

Faktor geworden: „Schließlich war unsere Lagerung zu<br />

unübersichtlich <strong>und</strong> wir waren immer mehr damit beschäftigt,<br />

Waren zu suchen.“<br />

MAXIMALE PALETTENZAHL AUF BEGRENZTER<br />

FLÄCHE<br />

Eine Erweiterung war aus Platzgründen nicht möglich, tatsächlich<br />

blieb nur ein 10 × 55 m großer Streifen direkt neben der Halle<br />

auf dem Betriebsgelände übrig, um ein neues Lager aufzubauen.<br />

„Unsere Kernanforderung lautete, eine maximale Zahl an Lagerplätzen<br />

auf diesem begrenzten Raum unterzubringen – das war<br />

nur mit einem Automatiklager möglich“, skizziert Ken Erdrich.<br />

Ein komplett neues Thema für ihn <strong>und</strong> sein Team: „Wir sind keine<br />

Logistik-Spezialisten, wir sind Fertiger. Doch ohne Logistik<br />

geht es nicht. Ich kann Fertigungskapazitäten ohne Ende aufbauen<br />

– wenn das Material nicht zur Verfügung gestellt wird <strong>und</strong> die<br />

Fertigteile abfließen, funktioniert das ganze Konzept nicht.“<br />

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BEST PRACTICE<br />

Das neue Lager sollte daher auch die Effizienz dieser Prozesse<br />

steigern. Ken Erdrich suchte einen Anbieter, der die komplette<br />

Anlage projektieren <strong>und</strong> schlüsselfertig übergeben kann. Mit<br />

viastore fand das Unternehmen genau den richtigen Experten.<br />

Der Systemintegrator aus Stuttgart bietet automatische Lager<strong>und</strong><br />

Materialflusssysteme sowie Software für Management,<br />

Transport <strong>und</strong> Steuerung aus einer Hand. Die produzierende Industrie<br />

ist eine wichtige Zielgruppe. „Bei viastore fühlten wir uns<br />

von Anfang an der Hand genommen.“<br />

KOMPLETTES SYSTEM AUS EINER HAND<br />

viastore projektierte ein eingassiges, automatisches Palettenlager<br />

mit 1.400 Stellplätzen für Europaletten <strong>und</strong> Gitterboxen. Ein Fördertechnik-Loop<br />

verbindet das Lager mit vier Kommissionerstationen,<br />

dem Wareneingang, einem Platz zur Qualitätssicherung<br />

sowie zwei Auslagerstrecken zur Produktion. Das ganze System<br />

wird vom Lagerverwaltungs- <strong>und</strong> Materialfluss-Management-<br />

System viadat gesteuert. „Von dieser Software erwarteten wir<br />

möglichst flexible Schnittstellen, sodass wir unsere anderen Systeme<br />

– vom ERP bis zur Fertigungsplanung – anbinden konnten“,<br />

sagt Ken Erdrich.<br />

Zudem sollte die Software effizient sein <strong>und</strong> mit so wenig Mausklicks<br />

wie möglich auskommen. viadat erfüllt die Anforderungen<br />

auf ganzer Linie: Die Software ist intuitiv bedienbar, lässt sich an<br />

ERP-Systeme unterschiedlicher Anbieter anbinden <strong>und</strong> verfügt<br />

über eine Standardschnittstelle zu allen gängigen Manufacturing-<br />

Execution-Systemen (MES). Zudem ist die Software durch Konfiguration<br />

schnell implementiert, in Funktion <strong>und</strong> Leistung skalierbar<br />

<strong>und</strong> bietet mehr als 2.500 Logistik-Funktionen im Standard –<br />

die sich applikationsspezifisch erweitern <strong>und</strong> anpassen lassen.<br />

KLEIN, ABER ANSPRUCHSVOLL<br />

Genau diese Flexibilität war notwendig, denn das Projekt zeigte,<br />

dass selbst ein kleines Lager doch einige komplexe Funktionen<br />

benötigen kann. Ein Beispiel waren die Kommissionierstationen,<br />

die aus Platzgründen auch zum Einlagern <strong>und</strong> für QS-Aufgaben<br />

nutzbar sein sollen. Stefan Heckmann, Projektleiter von viastore:<br />

„Auch diesen Wunsch konnten wir umsetzen.“<br />

Dazu wurden drei Szenarien aufgesetzt, zwischen denen die Bediener<br />

an den Kommissionierstationen wechseln können: Kommissionieren<br />

an allen vier Stationen, eine Station Einlagerung<br />

<strong>und</strong> drei Kommissionierung oder als drittes Szenario zwei Stationen<br />

kommissionieren, eine lagert ein <strong>und</strong> die vierte dient zur QS-<br />

Prüfung.<br />

MEHR EFFIZIENZ IN DEN PROZESSEN<br />

Seit Mai 2020 läuft das neue Lager. Roland Erdrich hat damit<br />

nicht nur die Zahl der Lagerplätze verdoppelt, sondern konnte<br />

seine Logistik-Prozesse effizienter gestalten. Während zum Beispiel<br />

vor dem Lagerneubau neue Ware an verschiedenen Stellen<br />

in der Produktion angeliefert wurde, wird sie heute zentral am<br />

MITHILFE DES NEUEN LOGISTIK-<br />

SYSTEMS LIESSEN SICH ZEIT-<br />

FRESSENDE NEBENTÄTIGKEITEN<br />

UND UNNÖTIGE TRANSPORTE<br />

AUF EIN MINIMUM REDUZIEREN<br />

I-Punkt des Wareneingangs erfasst <strong>und</strong> eingebucht. „Dadurch<br />

wissen wir jetzt immer, wo welche Ware ist. Suchen müssen wir<br />

nicht mehr, die Ware ist schneller verfügbar <strong>und</strong> die Durchlaufzeiten<br />

haben sich verkürzt“, freut sich Ken Erdrich.<br />

Auch für die Werker an den Produktionsmaschinen ist das Leben<br />

einfacher geworden: Bisher mussten sie die benötigten Rohmaterialien<br />

<strong>und</strong> Halbfertigteile selbst holen. „Wir hatten also ein<br />

offenes Lager für r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Personen – mit allen damit einhergehenden<br />

Problemen“, schiebt Ken Erdrich ein.<br />

03 Ein Fördertechnik-Loop verbindet das Lager mit vier Kommissionerstationen,<br />

dem Wareneingang, einem Platz zur Qualitätssicherung<br />

sowie zwei Auslagerstrecken zur Produktion<br />

46 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


BEST PRACTICE<br />

<br />

04 24 CNC-Drehmaschinen, 25 Bearbeitungszentren <strong>und</strong> sieben<br />

Dreh-Fräs-Zentren hat das Unternehmen aktuell im Einsatz.<br />

Bearbeitet werden vor allem Aluminium, aber auch Stahl,<br />

Edelstahl, Kupfer oder Titan<br />

Heute melden die Werker von der Maschine aus ihren Materialbedarf<br />

an – das Logistiksystem sorgt dann im Zusammenspiel mit<br />

den anderen Softwarelösungen im Haus dafür, dass die Ware<br />

rechtzeitig zur richtigen Produktionsanlage kommt. Das heißt,<br />

die Fertigung lässt sich jetzt besser auslasten. Auch der Überblick<br />

über die Lagerbestände ist exakter geworden, wie Ken Erdrich<br />

betont: „Früher wurden zum Beispiel Halbfertigteile, die irgendwo<br />

in der Produktion zwischengelagert wurden, nicht eingebucht.<br />

Heute haben wir alle Artikel – Rohware, Halbfertigteile<br />

<strong>und</strong> Fertigteile – im System erfasst <strong>und</strong> im Automatiklager eingelagert.“<br />

In der Summe ließen sich mithilfe des neuen Logistiksystems<br />

zeitfressende Nebentätigkeiten <strong>und</strong> unnötige Transporte<br />

auf ein Minimum reduzieren. „Wir sind jetzt einfach deutlich effizienter<br />

unterwegs“, so Ken Erdrichs Fazit.<br />

R<strong>und</strong> 2,5 Millionen Euro investierte der Familienbetrieb in die<br />

neue Infrastruktur. Auf die Frage, wann sich diese Investition<br />

rechnen wird, sagt Ken Erdrich nur, der Return on Investment sei<br />

irrelevant. „Was wäre die Alternative gewesen? Wir wollen auch<br />

in Zukunft wachsen, ohne das neue Lager wäre dies schlichtweg<br />

nicht möglich.“<br />

Fotos: viastore<br />

www.viastore.com<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint jährlich als Sonderpublikation<br />

der Zeitschrift <strong>f+h</strong><br />

ISSN 0341-2636 / ISSN E-Paper: 2747-8130<br />

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Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer (WB)<br />

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(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

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BEST PRACTICE<br />

HEPPLER GROUP AUTOMATISIERT MIT WESTFALIA<br />

LAGER FÜR CNC-TEILE<br />

PRÄZISE GEFERTIGT UND GELAGERT<br />

Gemeinsam mit dem Unternehmen Westfalia<br />

Technologies, Borgholzhausen, hat die Heppler<br />

GmbH CNC-Technik am Hauptsitz in Spaichingen<br />

ein Lager realisiert <strong>und</strong> somit Platz für genau<br />

gefertigte Werkstücke, komplexe Formen <strong>und</strong><br />

vormontierte Baugruppen geschaffen. Mit dem<br />

Projekt sind jedoch noch einige weitere Ziele<br />

verb<strong>und</strong>en. Lesen Sie mehr!<br />

Die im Jahr 1984 gegründete familiengeführte Heppler<br />

GmbH CNC-Technik steht für hochwertige <strong>und</strong> anspruchsvolle<br />

CNC-Präzisionsteile. Am Hauptsitz in Spaichingen<br />

<strong>und</strong> an den beiden Niederlassungen in Herrenberg<br />

<strong>und</strong> Bergkirchen entstehen an CNC-Werkzeugmaschinen<br />

präzise Qualitätskomponenten – genau gefertigte Werkstücke für<br />

individuelle Ansprüche <strong>und</strong> komplexe Formen sowie vormontierte<br />

Baugruppen.<br />

Komplexes automatisiert die Westfalia Technologies GmbH &<br />

Co. KG seit März <strong>2024</strong> nun auch in der Intralogistik des Werkzeugmaschinen-Spezialisten<br />

mit r<strong>und</strong> 350 Mitarbeitern, der für<br />

namhafte Unternehmen der Sensortechnik, des Maschinenbaus,<br />

der Hydraulikbranche, der Pneumatik <strong>und</strong> der Elektroindustrie<br />

fertigt. Mit modernem Equipment setzt Heppler dann nicht nur<br />

Ideen in mittleren Losgrößen um, sondern lagert diese auch präzise<br />

<strong>und</strong> automatisch.<br />

Das Unternehmen Westfalia hat dazu am Hauptsitz in Spaichingen<br />

in einer neuen Halle, die die Produktion erweitert <strong>und</strong><br />

die betriebsinterne Logistik beherbergt, ein einfachtiefes automatisches<br />

Teleskopgabel-Lager mit 637 Stellplätzen realisiert. In<br />

diesem Fall steht kein zusätzlicher Platzbedarf, sondern die Optimierung<br />

der Lager-, Kommissionier- <strong>und</strong> Versandprozesse im<br />

Mittelpunkt.<br />

KOMPAKTES LAGERSYSTEM FÜR EUROPALETTEN<br />

UND GITTERBOXEN<br />

Ein kompaktes, ca. 8 m hohes Regalbediengerät mit niedrigem<br />

Anfahrmaß <strong>und</strong> hoher Energieeffizienz bedient seit März <strong>2024</strong><br />

per schneller, präziser Teleskopgabel ein einfachtiefes, 61 m langes,<br />

4,2 m breites <strong>und</strong> 8,9 m hohes Lager für Europaletten <strong>und</strong><br />

Gitterboxen. Ergänzt wird das System durch die angrenzende<br />

Fördertechnik <strong>und</strong> Kommissionierplätze.<br />

„Das Fachraster des Hochregals ist für verschiedene Ladeeinheiten<br />

<strong>und</strong> Höhen ausgelegt“, so Westfalia-Projektmanager Frank<br />

Ratert. „Die logistischen Aufgaben dieses Automatiklagers: Kombinierte<br />

Stellplatzverwaltung im automatischen <strong>und</strong> manuellen


BEST PRACTICE<br />

<br />

Lager der neuen Logistikhalle, die genaue <strong>und</strong> lückenlos nachverfolgbare<br />

Bestandsverwaltung aller Lager, die Materialflusssteuerung<br />

in der Westfalia-Fördertechnik <strong>und</strong> die Steuerung der<br />

Kommissionierung.“<br />

Die bis zu 1,2 Tonnen schweren Ladeeinheiten auf Europaletten<br />

<strong>und</strong> Gitterboxen werden dazu über Workstations der Marke<br />

Terra aus der Unternehmensfamilie der Wortmann Gruppe <strong>und</strong><br />

die von Westfalia entwickelte All-in-One-Intralogistiksoftware<br />

Savanna.NET gelagert, verwaltet <strong>und</strong> gesteuert. Das Warehouse<br />

Execution System (WES) vereint Funktionen eines Warehouse<br />

Management Systems (WMS) <strong>und</strong> eines Material Flow Controllers<br />

(MFC).<br />

Die beiden Kommissionierplätze des Lagersystems sind mit<br />

Hubtischen <strong>und</strong> einer Ausleuchtung für Ladeeinheiten (LE) ausgerüstet<br />

– kurz „Pick by Light.“ „Das System kennzeichnet die zu<br />

entnehmende Ware mit einem Lichtspot“, erläutert Ratert. „Der<br />

Laser markiert, aus welchem LE-Quadranten die Mitarbeiter die<br />

DAS BISLANG KLEINSTE<br />

WESTFALIA-LAGER OPTIMIERT<br />

VIELE PROZESSE BEI HEPPLER<br />

01 Das 1-Mast-Regalbediengerät wurde per Normaltransport<br />

geliefert <strong>und</strong> mit Mobil- <strong>und</strong> Hallenkran eingebracht<br />

Ware am Kommissionierplatz entnehmen.“ Anbruchpaletten ließen<br />

sich danach wieder ins System einlagern. Dieses Assistenzsystem<br />

verhindere Kommissionier- <strong>und</strong> Buchungsfehler. Die Bestände<br />

würden lückenlos erfasst <strong>und</strong> nachverfolgt.<br />

DIGITALISIERUNG BEREINIGT LAGERPROZESSE<br />

„Keine Entnahme ohne Buchung“, nennt Moritz Lange vom Vertrieb<br />

der Westfalia Technologies GmbH ein Merkmal der Lösung.<br />

„Es konnte bisher vorkommen, dass Werkstücke entnommen<br />

werden – zum Beispiel zur Qualitätskontrolle, um sie zu vermessen<br />

oder einem K<strong>und</strong>en vorzuführen – <strong>und</strong> anschließend nicht<br />

an die richtige Stelle zurückgelegt oder verbucht wurden.“<br />

Entspricht der verbuchte nicht dem tatsächlichen Bestand,<br />

kann das im ungünstigsten Fall bedeuten, dass ein Werkstück<br />

nicht rechtzeitig auffindbar ist oder ein Fehlbestand erst bei der<br />

Kommissionierung <strong>und</strong> beim Packen auffällt. Einzelne Werkstücke<br />

werden dann in Kleinstlosgröße mit höheren Kosten nachgefertigt.<br />

Lieferungen müssen zu Teillieferungen aufgesplittet werden<br />

<strong>und</strong> verzögern sich möglicherweise. Mit der Automatisierung<br />

sind solche Prozessfehler ausgeschlossen. Dies soll zukünftig<br />

die Liefer- <strong>und</strong> Termintreue noch weiter verbessern. Unter<br />

dem Strich entlastet die Automatisierung das Personal <strong>und</strong> sorgt<br />

für Prozesssicherheit.<br />

FLEXIBLES WAREHOUSE EXECUTION SYSTEM<br />

FÜR MULTIPALETTEN<br />

„Das einfachtiefe Lager ist softwareseitig logistisch geradlinig<br />

umzusetzen. Denn das Regalbediengerät kann jeden Lagerort<br />

ansteuern, das heißt – anders als in tiefen Lagerkanälen – kann es<br />

jederzeit auf jede Ladeeinheit zugreifen“, beschreibt Software-<br />

Projektmanager Ulrich Middendorf Besonderheiten des Projekts<br />

für die Heppler Group. „Es sind also, anders als in unseren Kompaktlagern<br />

mit Satellitentechnologie, keine Lager- oder Sequenzierungsstrategien<br />

für die Tourenbereitstellung notwendig. Dieses<br />

Teleskoplager ist für Westfalia-Verhältnisse in puncto Abmessungen<br />

<strong>und</strong> Stellplatzkapazität klein. Bemerkenswert ist auch,<br />

dass wir Savanna fein auf die Kommissionierung ausrichten. Unser<br />

Warehouse Execution System lässt sich wegen seiner Flexibilität<br />

<strong>und</strong> offenen Schnittstellen über das universelle TCP/IP-Protokoll<br />

gut auf individuelle Anforderungen <strong>und</strong> IT-Umgebungen<br />

anpassen.“<br />

Bei der Aufgabe <strong>und</strong> bei der Kommissionierung nutzt Savanna.<br />

NET im Lagersystem für die Heppler GmbH „Pick by Light“. „Unsere<br />

Software ist in diesem Fall auf Multipaletten ausgelegt“, erklärt<br />

Middendorf. „Im System gibt es komplette Ladeeinheiten<br />

mit Europaletten oder Gitterboxen <strong>und</strong> Spezialpaletten, die bis<br />

zu acht Türme aus Kunststoffbehältern aufnehmen können. Bediener<br />

müssen diese Mehrfachpaletten bestücken, Teile entnehmen,<br />

Paletten neu zusammenstellen oder einen Artikelturm auf<br />

einer Palette aus Gründen der Packstabilität auf mehrere Türme<br />

aufteilen – <strong>und</strong> dies alles korrekt im System verbuchen.“<br />

Dazu wird bei der Aufgabe ein Warenbegleitschein mit Barcode<br />

per Funkscanner erfasst. Und anschließend für jeden Artikelturm<br />

ein Warenbegleitetikett mit entsprechendem QR-Code ausgedruckt<br />

<strong>und</strong> an jedem Artikelturm angebracht. Dieser QR-Code<br />

spart Papier. Statt bei jeder Bestandsänderung einen Begleitschein<br />

zu erstellen, wird jede Änderung digital erfasst. Für die<br />

komplette Palette wird beim Buchungsvorgang ein Etikett mit Paletten-ID<br />

erstellt <strong>und</strong> angeklebt. Sowohl bei der Aufgabe als auch<br />

bei der Kommissionierung mit anschließender Wiedereinlagerung<br />

von Anbruchpaletten zeigt ein Lichtspot jeweils den Palettenquadranten<br />

an, in dem Waren zu lagern, umzulagern oder zu<br />

entnehmen sind. Bei der Auslagerung wird die Entnahme am<br />

Bildschirm per Button bestätigt, die Originalpalette fährt zurück,<br />

die bestellten <strong>und</strong> angeforderten Artikel werden dem K<strong>und</strong>enauftrag<br />

hinzugefügt.<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 49


BEST PRACTICE<br />

02 03<br />

04<br />

02 Das 8 m hohe Regalbediengerät mit hoher Energieeffizienz<br />

bedient das einfachtiefe Lager für Europaletten <strong>und</strong> Gitterboxen<br />

03+04 Merkmale der Lagertechnik: Die schnelle, präzise Teleskopgabel<br />

<strong>und</strong> das niedrige Anfahrmaß für den maximalen Raumnutzungsgrad<br />

auf minimaler Gr<strong>und</strong>fläche<br />

KOMPLEXE KOMMISSIONIERUNG<br />

TEILAUTOMATISIERT<br />

Mithilfe dieses Prinzips kann der Betreiber alle Ladeeinheiten<br />

stückgenau buchen. Von der Standardkommissionierung bis zu<br />

Sonderfällen, wenn zum Beispiel Vollpaletten mit einem einzelnen<br />

oder vielen gleichartigen Artikeln an K<strong>und</strong>en rausgehen.<br />

Oder wenn eine Anbruchpalette durch Auffüllen oder Zusammenführen<br />

verschiedener Türme anderer Paletten zu reorganisieren<br />

ist. Oder auch, ein dritter Sonderfall, wenn zum Beispiel<br />

ein einzelner verbliebener Artikelturm statisch günstiger auf die<br />

Palette zu verteilen ist. Ändert sich die Aufteilung auf einem Ladehilfsmittel,<br />

werden scannergeführt neue Warenbegleitetiketten<br />

zum aktualisierten Bestand gedruckt <strong>und</strong> angebracht. Jede<br />

Bestandsänderung lässt sich so lückenlos erfassen.<br />

Die Software erlaubt somit die artikelgenaue Kommissionierung<br />

<strong>und</strong> Verwaltung von Multipaletten. Westfalia liefert neben<br />

der Software <strong>und</strong> den Workstations die entsprechende Peripherie<br />

inklusive Funkscanner, „Pick by Light“, Etikettendrucker <strong>und</strong><br />

mehrere Infodisplays.<br />

AUTOMATISIERUNGSVORTEILE SCHON AB<br />

WENIGEN 100 STELLPLÄTZEN<br />

„Alle Prozesse werden digitalisiert. Der Mitarbeiter wird durch<br />

den kompletten Prozess geführt, sodass keine Buchungs- oder<br />

Kommissionierfehler mehr entstehen. Erst über die korrekte Buchung<br />

im System lassen sich Waren entnehmen. Das erhöht die<br />

Prozesssicherheit <strong>und</strong> senkt den Verwaltungsaufwand sowie damit<br />

einhergehende Kosten“, erklärt Lange. „Die Automatisierung<br />

konzentriert sich bei Heppler auf die Prozessautomatisierung.<br />

Auch wenn dort genügend Lagerplatz vorhanden war <strong>und</strong> der<br />

bisherige Durchsatz der Intralogistik ausreichte, hat Automatisierung<br />

also entscheidende Vorteile – schon ab wenigen 100 Stellplätzen.<br />

Der schnellere Durchsatz <strong>und</strong> der zusätzliche Lagerplatz<br />

sind willkommene Zusatzeffekte.“<br />

Die Suche nach einem passenden Lagerplatz automatisiert <strong>und</strong><br />

beschleunigt das Westfalia-System ebenfalls. Mehrfachkontrollen<br />

an Kontrollstationen <strong>und</strong> auf dem Lastaufnahmemittel des<br />

Regalbediengeräts sorgen – neben der robusten <strong>und</strong> zuverlässigen<br />

Lagertechnologie – dafür, dass das System störungsfrei läuft.<br />

Fehlerhaft gepackte Ladeeinheiten werden bereits vor der Einlagerung<br />

ausgeschleust, um Packfehler zu be<strong>heben</strong>. Position <strong>und</strong><br />

Status jeder Ladeeinheit hat der Bediener des WES jederzeit im<br />

Blick.<br />

Westfalia liefert als Generalunternehmer <strong>und</strong> Hersteller von<br />

Schlüsselkomponenten das Regal, das Regalbediengerät <strong>und</strong> die<br />

Fördertechnik inklusive SPS, die IT-Infrastruktur aus dem Haus<br />

Wortmann <strong>und</strong> das selbst entwickelte Warehouse Execution System.<br />

Eine künftige Erweiterung anlagen- <strong>und</strong> softwareseitig ist<br />

jederzeit möglich. Die Umsetzung läuft seit Oktober 2023. Das<br />

Lagersystem wurde im März <strong>2024</strong> in Betrieb genommen.<br />

Fotos: Westfalia Technologies, Heppler<br />

www.westfaliaeurope.com<br />

50 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


SYSTEMORIENTIERT<br />

DENKEN<br />

VERNETZT<br />

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LOGISTIK UNTER STROM<br />

Logistikzentrum mit automatischen Lagern sichert<br />

Wachstum des Elektrogroßhändlers Emil Löffelhardt<br />

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Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz


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