f+h fördern und heben Fokus KMU 9/2024
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2884<br />
AUTOMATISIERUNG UND DIGITALISIERUNG IN DER INTRALOGISTIK<br />
Sonderausgabe der Zeitschrift <strong>f+h</strong> September <strong>2024</strong> € 16,50<br />
<br />
<br />
TITEL<br />
06 Lagerautomatisierung:<br />
Nicht nur eine Frage der Technik<br />
Die Erfolgsstory des Handelsunternehmens<br />
Ludwig 28 Meister<br />
„RobSharing“: So profitieren<br />
36 <strong>KMU</strong> von 3PL-Kompetenz<br />
foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
MULTIMEDIAL VERNETZT<br />
KUNDEN GEWINNEN!<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
MATERIALFLUSS<br />
LOGISTIK<br />
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Bitte kontaktieren Sie mich, ich berate Sie gerne!<br />
Carmen Müller-Nawrath<br />
Head of Sales<br />
Telefon: 0049/6131/992-245<br />
c.nawrath@vfmz.de<br />
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EDITORIAL<br />
HERAUSFORDERUNGEN ALS CHANCEN<br />
BEGREIFEN UND NUTZEN<br />
Die Intralogistik ist das Rückgrat vieler Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe. Doch<br />
hauptsächlich für kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>) stellen sich in diesem Bereich<br />
Herausforderungen, die nicht immer leicht zu bewältigen sind. Begrenzte Budgets, knappe<br />
personelle Ressourcen <strong>und</strong> der wachsende Wettbewerbsdruck sind einige der Hürden,<br />
denen sich <strong>KMU</strong> jeden Tag aufs Neue stellen müssen. Gleichzeitig wächst der Anspruch, in<br />
einer zunehmend digitalisierten <strong>und</strong> vernetzten Welt effiziente, flexible <strong>und</strong> zukunftssichere<br />
Logistiklösungen zu implementieren.<br />
In der Sonderausgabe widmen wir uns daher ganz den Bedürfnissen <strong>und</strong> Anforderungen,<br />
die <strong>KMU</strong> an ihre Intralogistik stellen. Unser Ziel ist es, Ihnen praxisnahe <strong>und</strong> kosteneffiziente<br />
Lösungsansätze aufzuzeigen. Ein zentrales Thema dieser Ausgabe ist die Digitalisierung.<br />
Während große Unternehmen in der Regel über die finanziellen Mittel verfügen, um<br />
in großem Stil zu investieren, sind <strong>KMU</strong> gefordert, intelligente <strong>und</strong> skalierbare Lösungen zu<br />
finden. In unseren Beiträgen beleuchten wir daher, wie auch <strong>KMU</strong> von digitalen Tools <strong>und</strong><br />
Automatisierung profitieren können, ohne dabei ihr Budget zu sprengen. So finden Sie auf<br />
IM BEREICH <strong>KMU</strong> SIND MODULARE<br />
SYSTEME, ERSCHWINGLICHE SOFT-<br />
WARELÖSUNGEN UND INNOVATIVE<br />
TECHNOLOGIEN GEFRAGT<br />
den nachfolgenden Seiten Beispiele für<br />
modulare Systeme, erschwingliche Softwarelösungen<br />
<strong>und</strong> innovative Technologien, die auf<br />
die Belange von <strong>KMU</strong> abgestimmt wurden.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Effizienzsteigerung<br />
durch Prozessoptimierung. Viele <strong>KMU</strong> kämpfen mit ineffizienten Abläufen,<br />
die wertvolle Ressourcen binden. Doch vielfach sind es vor allem die kleinen Anpassungen,<br />
die eine große Wirkung entfalten können. Aus den Best-Practice-Beispielen erfahren Sie,<br />
wie sich mit wenig Aufwand signifikante Verbesserungen realisieren lassen – sei es<br />
mithilfe einer besseren Raumnutzung oder durch die Optimierung von Materialflüssen.<br />
Nicht zu vergessen ist die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Logistik. Immer<br />
mehr Unternehmen – auch im Mittelstand – erkennen, dass nachhaltige Prozesse nicht<br />
nur die Umwelt schonen, sondern auch langfristig Kosten senken können. In dieser<br />
Ausgabe erfahren Sie, wie Sie Nachhaltigkeit in Ihren Logistikprozessen verankern <strong>und</strong><br />
damit zugleich einen Wettbewerbsvorteil erschließen können.<br />
Ein Blick in die Zukunft der Intralogistik zeigt, dass der Wandel, den wir heute erleben, erst<br />
der Anfang ist. Mit dem Aufkommen neuer Technologien, von künstlicher Intelligenz bis<br />
hin zu autonomen Fahrzeugen, steht die Branche vor tiefgreifenden Veränderungen. Auch<br />
wenn diese Entwicklungen für <strong>KMU</strong> mitunter wie Zukunftsmusik<br />
erscheinen, möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie schon heute die<br />
Weichen für morgen stellen können.<br />
Zum Abschluss möchte ich Sie dazu ermutigen, sich von<br />
den Beiträgen inspirieren zu lassen, hinterfragen Sie<br />
Ihre aktuellen Prozesse <strong>und</strong> zögern Sie nicht, neue<br />
Wege zu gehen.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen <strong>und</strong><br />
vielzählige Impulse für Ihre Arbeit.<br />
Winfried Bauer<br />
– Chefredakteur –<br />
w.bauer@vfmz.de<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 3
INHALT<br />
EDITORIAL<br />
03 Herausforderungen als Chancen begreifen <strong>und</strong> nutzen<br />
LAGER<br />
06 TITELSTORY Wie <strong>KMU</strong> von der Lagerautomatisierung<br />
profitieren können<br />
Nicht nur eine Frage der Technik<br />
41 Automatisierter „Pick & Place“-Prozess<br />
KI-basierte Robotik definiert Lager-Automation neu<br />
42 Die Chancen der Automatisierung ergreifen<br />
Skalierbar einsteigen <strong>und</strong> mit den Aufgaben wachsen<br />
BERATUNG UND PLANUNG<br />
10 Vom Für <strong>und</strong> Wider einer Lagerautomatisierung<br />
Klug ist, ganzheitlich zu denken<br />
14 Innerbetriebliche Prozesse kostengünstiger <strong>und</strong><br />
effizienter gestalten<br />
Wann ist Automatisierung in der Intralogistik<br />
die beste Wahl?<br />
14<br />
MANAGEMENT<br />
18 Risikomanagement zur Erfüllung der Vorgaben<br />
nach dem Lieferkettengesetz<br />
Software unterstützt bei Entscheidungsfindung<br />
WAREHOUSE MANAGEMENT SYSTEME<br />
20 Handel <strong>und</strong> Hersteller profitieren bei Lagervielfalt<br />
von Spezialsoftware<br />
Feintuning für Sonder-Logistikprozesse mit flexiblem<br />
Warehouse Management System<br />
AUTOMATISIERUNG UND DIGITALISIERUNG<br />
24 F+H NACHGEFRAGT bei Steffen Dieterich<br />
„Mit Datentransparenz fängt alles an“<br />
ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
26 Die Automatisierungsgeschichte von Betzold<br />
Automatisierung als Triebfeder kleiner <strong>und</strong> mittlerer<br />
Unternehmen<br />
28 Erfahrungen aus einer Dekade beim<br />
Handelsunternehmen Ludwig Meister<br />
Nur gemeinsam ist man erfolgreich<br />
PERSPEKTIVEN<br />
30 Visionärer Ausblick auf die mobile Robotik<br />
Ein neuer Marktteilnehmer ist gefragt<br />
LOW-COST-AUTOMATISIERUNG<br />
34 Preisgünstige Robotik für den Mittelstand<br />
Kunststofftechnologie macht FTS erschwinglich<br />
38<br />
24<br />
4 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
ROBOTIK<br />
36 „RobSharing“ im Lager<br />
<strong>KMU</strong> profitieren von 3PL-Kompetenz<br />
ANZEIGE<br />
BEST PRACTICE<br />
38 Dresselhaus bringt Lager mit mobiler Robotik<br />
in Schwung<br />
Operation am offenen Herzen<br />
44 Automatisches Palettenlager ermöglicht weiteres<br />
Wachstum von Zulieferer Roland Erdrich<br />
Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt der Fertigung<br />
48 Heppler Group automatisiert mit Westfalia<br />
Lager für CNC-Teile<br />
Präzise gefertigt <strong>und</strong> gelagert<br />
TITELBILD<br />
AutoStore<br />
SERVICE<br />
23 Lieferantenverzeichnis<br />
47 Impressum<br />
Lassen Sie uns gemeinsam über die Optimierung Ihrer Intralogistik<br />
sprechen<br />
Als Spezialist für Intralogistik für die Branchen Textil, Automotive, Möbel <strong>und</strong><br />
Industrie – mit vielen zufriedenen K<strong>und</strong>en weltweit – freuen wir uns darauf, mit<br />
Ihnen die optimale Lösung für Ihre individuellen Anforderungen zu finden.<br />
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Lagerung bei freien Bodenflächen, Just-In-Time-Prozessen <strong>und</strong> effektivem<br />
Personaleinsatz – <strong>und</strong> das bei kurzer Amortisationszeit <strong>und</strong> auffällig geringen<br />
Wartungskosten.<br />
Streben Sie nach einer Vollautomatisierung oder passen<br />
teilautomatisierte Prozesse besser zu Ihren Anforderungen? Vielleicht<br />
sollten Teilprozesse wie Qualitätskontrollen weiterhin von qualifizierten<br />
Mitarbeitern übernommen werden? Gemeinsam finden wir den passenden<br />
Automatisierungsgrad für Ihre Bedürfnisse.<br />
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Transport <strong>und</strong> Lagerung in der perfekten Auslotung der von Ihnen<br />
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WIE <strong>KMU</strong> VON DER LAGERAUTOMATISIERUNG PROFITIEREN KÖNNEN<br />
NICHT NUR EINE FRAGE DER TECHNIK<br />
Kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>)<br />
erkennen zunehmend die Chancen durch<br />
Digitalisierung <strong>und</strong> Automatisierung im Lager.<br />
Doch welche Fragen <strong>und</strong> Kennzahlen sollten<br />
Unternehmen bei der Planung ihres<br />
Automatisierungsvorhabens im Blick haben?<br />
Der Fachkräftemangel, hohe Miet- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stückspreise<br />
für Logistikimmobilien sowie steigende Arbeitskosten<br />
treiben die Logistikkosten in die Höhe. Lagerautomatisierung<br />
verspricht hier Abhilfe – doch eignet sich die Investition<br />
auch für <strong>KMU</strong>? Die Vorzüge scheinen auf der Hand zu<br />
liegen:<br />
n Höhere Produktivität <strong>und</strong> Effizienzsteigerung,<br />
n höhere Unabhängigkeit von Spezialwissen bei Mitarbeitern,<br />
n schnellere Reaktionsfähigkeit bei Personalausfall,<br />
n Ergonomie der Arbeitsplätze,<br />
n Standardisierung von Prozessen/Qualitätsmanagement,<br />
n geringere Fehlerquote,<br />
n Preis- <strong>und</strong> Qualitätsvorteil gegenüber Mitbewerber sowie<br />
n Sicherheit/Reduktion von Diebstahl <strong>und</strong><br />
n bessere Lagerraumnutzung.<br />
Klassische Automatisierungslösungen sind jedoch teuer <strong>und</strong><br />
komplex. Diese Komplexität müssen Betreiber auch beherrschen<br />
können, weshalb viele Entscheider noch zögern. Inzwischen bietet<br />
der Markt zunehmend smarte <strong>und</strong> einfacher zu bedienende<br />
Technologien, die den Einstieg in die Automatisierung erleichtern.<br />
Die Anbieter versprechen schnelle Liefer- <strong>und</strong> Implementierungszeiten<br />
sowie eine kurze Amortisationsdauer. Doch Jakob<br />
Josten, Business Development Manager bei AutoStore, warnt vor<br />
Fehlinvestitionen: „Bevor ein intralogistischer Prozess automatisiert<br />
werden kann, ist eine kritische Prozessanalyse zu empfehlen.<br />
Bei K<strong>und</strong>enbesuchen sehe ich zum Beispiel gelegentlich mobile<br />
Transportroboter im Einsatz, die zwar einen großen Showeffekt<br />
haben, aber häufig einen überschaubaren Mehrwert liefern.“<br />
PROBLEME ANALYSIEREN UND<br />
ZIELE DEFINIEREN<br />
Bevor die Planung für ein Projekt beginnt, ist es wichtig, die Bedürfnisse<br />
des Lagerbetreibers genau zu verstehen. Dazu ist eine<br />
detaillierte Analyse der Geschäfts- <strong>und</strong> Sortimentsentwicklung<br />
erforderlich. Diese basiert auf historischen Daten <strong>und</strong> zukünfti-<br />
6 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
TITELSTORY<br />
LAGER<br />
PETER BIMMERMANN, DIRECTOR<br />
BUSINESS DEVELOPMENT DACH &<br />
CEE UND GESCHÄFTSFÜHRER<br />
AUTOSTORE SYSTEM GMBH<br />
Die Phase vor der eigentlichen Projektplanung<br />
<strong>und</strong> Technologieauswahl ist wichtig,<br />
um zu verstehen, welche Ziele der K<strong>und</strong>e<br />
erreichen will<br />
gen Prognosen. Klarheit sollte auch darüber bestehen, ob die Automatisierungslösung<br />
in eine bestehende oder neue Umgebung<br />
integriert werden soll <strong>und</strong> ob eine maßgeschneiderte oder weitgehend<br />
standardisierte Lösung bevorzugt wird. „Wir beginnen<br />
bei jeder Anfrage beim K<strong>und</strong>en selbst, möchten verstehen, was er<br />
braucht. Was ist ihm wichtig? Will er zum Beispiel ergonomische<br />
Verbesserungen? Fehlen ihm Arbeitskräfte <strong>und</strong> will er gut ausgebildete<br />
Mitarbeiter halten? Manche Unternehmen haben hier bereits<br />
klare Ziele <strong>und</strong> interne Ressourcen, andere benötigen Unterstützung<br />
bei der Planung. Diese Phase vor der eigentlichen<br />
Projektplanung <strong>und</strong> Technologieauswahl ist wichtig, um nachvollziehen<br />
zu können, was die Entscheidungskriterien für den<br />
K<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> welche Ziele er erreichen will“, betont Peter<br />
Bimmermann, Director Business Development DACH & Central<br />
and Eastern Europe (CEE) <strong>und</strong> Geschäftsführer der AutoStore<br />
System GmbH, Mönchengladbach. So würden viele K<strong>und</strong>en ein<br />
AutoStore kaufen, einfach weil sie mithilfe des Systems ihre bestehende<br />
Infrastruktur besser nutzen <strong>und</strong> ihre Kapazitäten erhöhen<br />
können, ohne dafür eine neue Halle bauen zu müssen.<br />
Eine aktuelle Studie von Forrester Consulting im Auftrag von<br />
AutoStore bestätigte, dass Nutzer des automatisierten würfelbasierten<br />
Lager- <strong>und</strong> Bereitstellungssystems Einsparungen bei der<br />
Lagerfläche erzielen <strong>und</strong> gleichzeitig effizienter sind, ihre Personalkosten<br />
senken, eine höhere Kommissioniergenauigkeit erreichen<br />
<strong>und</strong> durch eine größere Flexibilität die Zeiten mit hoher<br />
Nachfrage besser bewältigen.<br />
KENNZAHLEN ALS ENTSCHEIDUNGSHILFE<br />
Zu den entscheidungsrelevantesten Zahlen gehören neben dem<br />
zur Verfügung stehenden Budget vor allem die Gesamtkosten<br />
<strong>und</strong> die Amortisationszeit. Um die verschiedenen Angebote der<br />
01<br />
Mithilfe von Touch-Terminals wird das Personal von Rimpler Cosmetics<br />
bei der Kommissionierung unterstützt<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 7
02<br />
Anbieter <strong>und</strong> die Amortisationsdauer vergleichen zu können,<br />
sind diverse Kosten zu berücksichtigen. So sollten neben den Beschaffungskosten<br />
für Hard- <strong>und</strong> Software <strong>und</strong> den laufenden Betriebskosten<br />
auch alle Integrationskosten, anfängliche Vorlauf<strong>und</strong><br />
Schulungskosten aber auch Einsparungen durch reduzierten<br />
Lagerplatzbedarf, geringere Personalkosten oder eine reduzierte<br />
Retourenquote mit eingerechnet werden. Die bereits genannte<br />
Forrester-Studie liefert eine umfassende Gesamtkostenanalyse<br />
anhand der durchgeführten K<strong>und</strong>enbefragungen <strong>und</strong> am Beispiel<br />
eines Modellunternehmens (siehe Kasten).<br />
Neben den rein finanzwirtschaftlichen Kennzahlen gilt es auch<br />
die Praxis betreffende Faktoren eingehend zu betrachten. Dazu<br />
gehört die Time to Value, also die Zeitspanne, die von einem Vertragsabschluss<br />
oder dem Start der Integration einer neuen Technologie<br />
bis zu dem Zeitpunkt verstreicht, an dem das Unternehmen<br />
zum ersten Mal einen tatsächlichen Mehrwert aus der Automatisierung<br />
zieht. Je kürzer die Implementierungs- <strong>und</strong> Einarbeitungszeit<br />
ausfällt, desto schneller kann der Betreiber mit der<br />
neuen Technologie Prozesse effizienter abwickeln <strong>und</strong> die Leistung<br />
steigern.<br />
FLEXIBILITÄT UND VERFÜGBARKEIT<br />
JAKOB JOSTEN, BUSINESS<br />
DEVELOPMENT MANAGER<br />
AUTOSTORE<br />
Bevor ein intralogistischer Prozess<br />
automatisiert werden kann, ist eine<br />
kritische Prozessanalyse zu empfehlen<br />
Ein weiterer Faktor ist die Flexibilität. Nahezu jeder Systemanbieter<br />
preist seine Technologie als flexibel <strong>und</strong> skalierbar an, doch<br />
wie steht es wirklich darum? Flexibilität sollte für eine zukunftsfähige<br />
Technologie in beide Richtungen gelten. Welche Lösungen<br />
lassen sich auch bei ausbleibendem Wachstum oder Rückgängen<br />
von Volumina sinnvoll einsetzen? Kann ich Teile der Lösung zurückgeben,<br />
an anderen Standorten nutzen oder das Technikinvest<br />
über „Robotic as a Service“-Finanzierungsmöglichkeiten<br />
mit den tatsächlichen Umsätzen koppeln? AutoStore bietet Unternehmen<br />
in der Zusammenarbeit mit Leasinggesellschaften<br />
interessante Finanzierungsmodelle <strong>und</strong> hat mit dem Tochterunternehmen<br />
Pio für einfache Anwendungen auch ein „Pay per<br />
Pick“-Servicemodell im Angebot. Diese Möglichkeiten erleichtern<br />
Investitionsentscheidungen vor allem für kleine <strong>und</strong> mittelständische<br />
Unternehmen.<br />
In puncto Verfügbarkeit verweisen viele Anbieter auf Zertifikate,<br />
Richtlinien oder technische Normen wie OEE, VDI 3423<br />
oder ISO 22400 2. Am Ende des Tages helfen diese Angaben, aber<br />
nicht, wenn am Black Friday die Anlage stillsteht. Verfügbarkeit<br />
bedeutet auch, wie kann ein Betreiber Störungen in der Anlage<br />
selbst be<strong>heben</strong>, Wartungen durchführen oder einen Servicemitarbeiter<br />
an der Hotline erreichen, der sich auf die Anlage schalten<br />
oder ihn entsprechend anleiten kann.<br />
PRAXISBEISPIELE: LAGERAUTOMATISIERUNG<br />
AUF KLEINSTER FLÄCHE<br />
Das Familienunternehmen Rimpler Cosmetics produziert <strong>und</strong><br />
vertreibt Hautpflegeprodukte an Partner <strong>und</strong> Endk<strong>und</strong>en in 46<br />
Länder. Am Standort Wedemark wurde im vergangenen Jahr im<br />
laufenden Betrieb mit AM Logistic Solutions <strong>und</strong> weiteren Partnern<br />
innerhalb von sechs Monaten ein AutoStore in ein Brownfield-Szenario<br />
integriert. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Lagerdichte konnte<br />
eine fünffach bessere Flächennutzung erreicht <strong>und</strong> ein Lager-<br />
8 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
TITELSTORY<br />
LAGER<br />
03<br />
02 Das Familienunternehmen C.E. Pattberg aus Hattingen hat mit<br />
dem automatischen Kleinteilelager- <strong>und</strong> Bereitstellungssystem<br />
Lagerfläche, Betriebs-, Energie- <strong>und</strong> Personalkosten eingespart <strong>und</strong><br />
seine Durchlaufgeschwindigkeit <strong>und</strong> Kommissionierqualität erhöht<br />
03+04 Die Animation <strong>und</strong> die Aufnahme aus der Bauphase<br />
zeigen eindrucksvoll die kompakte Bauweise des<br />
Lager- <strong>und</strong> Kommissioniersystems<br />
04<br />
Um die Vorteile, Kosten <strong>und</strong> Risiken einer Investition in ein Lager- <strong>und</strong> system von AutoStore besser zu verstehen, hat Forrester fünf Unternehmensvertreter<br />
Bereitstellungsals<br />
Gr<strong>und</strong>lage für eine Modellrechnung genutzt. Die Befragungen <strong>und</strong> die Finanzanaly-<br />
interviewt, die das System für ihre Lagerhaltung <strong>und</strong> Kommissionierung nutzen. Die<br />
gesammelten Erfahrungen der Teilnehmer wurden analysiert, zusammengefasst <strong>und</strong><br />
se ergaben, dass ein Modellunternehmen über einen Zeitraum von drei Jahren einen<br />
Nutzen in Höhe von 11,08 Millionen Euro gegenüber Kosten in Höhe von 6,18 Millionen<br />
Euro erzielt, was einem Kapitalwert von 4,9 Millionen Euro, einer Amortisationsdauer<br />
von 18 Monaten <strong>und</strong> einem Return on Investment (ROI) von<br />
79 Prozent entspricht.<br />
Die komplette Studie steht kostenlos zum Herunterladen bereit.<br />
Geben Sie hierfür einfach den Link in Ihren Browser oder Scannen<br />
Sie mit Ihrem mobilen Endgerät den QR-Code ein.<br />
neubau vermieden werden. Die Kommissionierleistung hat sich<br />
verdoppelt <strong>und</strong> die Auftragsabwicklung beschleunigt. Geschäftsführer<br />
Patrick Rimpler: „Die Implementierung des AutoStore-<br />
Systems hat uns im Bereich der Lagerlogistik aus der Steinzeit ins<br />
Science-Fiction-Zeitalter katapultiert <strong>und</strong> uns für aktuelle <strong>und</strong><br />
kommende Anforderungen bestens aufgestellt.“<br />
Das im Jahr 1893 gegründete Familienunternehmen C.E. Pattberg<br />
aus Hattingen, Hersteller von Geschenkbändern, hat 2018<br />
innerhalb von sechs Monaten zusammen mit dem Systemintegrator<br />
Dematic ein AutoStore-System auf einer Fläche von nur<br />
170 m2 realisiert. Im Rastersystem (Grid) lagern 7.755 übereinander<br />
gestapelte Behälter, das manuelle Lager zuvor beanspruchte<br />
eine Fläche von 6.000 m2. Das AutoStore-System mit acht Lagerbediengeräten<br />
(Robotern) <strong>und</strong> zwei Arbeitsstationen (Ports) ermöglicht<br />
nun etwa 1.100 Picks pro Tag, wobei r<strong>und</strong> 70 Prozent der<br />
Aufträge effizient aus dem System kommissioniert werden. Für<br />
zukünftige Bedarfe lässt sich das System auf 19 Roboter erweitern<br />
<strong>und</strong> das Grid für zusätzliche Behälter <strong>und</strong> Ports ausbauen. Geschäftsführer<br />
Daniel Pattberg: „Wir haben unsere Durchlaufgeschwindigkeit<br />
deutlich erhöht, was sowohl Betriebs- als auch<br />
Personalkosten spart.“ Dabei ließ sich die Fehlerquote <strong>und</strong> die<br />
Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiter reduzieren.<br />
Das im Jahr 2005 gegründete Familienunternehmen Leslii realisierte<br />
im Zuge des Neubaus der Firmenzentrale 2019 in Saarburg<br />
auf einer Fläche von 100 m2 eines der kleinsten AutoStore-<br />
Systeme in Deutschland. In den 4.000 unterteilten Behältern<br />
lagern Modeschmuck <strong>und</strong> Accessoires, der über den Onlineshop<br />
<strong>und</strong> ein Händlernetzwerk vertrieben wird. Mit vier Robotern <strong>und</strong><br />
zwei Arbeitsstationen ermöglicht das von Integrationspartner<br />
Element Logic realisierte System 1.500 Picks pro Tag bei bis zu<br />
224 Behälterandienungen pro St<strong>und</strong>e. „Für unser Wachstum <strong>und</strong><br />
Warensortiment ist AutoStore genau das richtige System“, so<br />
Leslii-Geschäftsführer <strong>und</strong> Gründer Thomas Kalle.<br />
Autorin: Anja Seemann, freie Journalistin, Heiligenhaus<br />
Fotos: AutoStore, Dematic, Element Logic, engomo, Rimpler Cosmetics<br />
www.autostoresystem.com<br />
Quelle: AutoStore<br />
DIE STUDIE<br />
ZUM THEMA<br />
bit.ly/autostore-fuh-kmu<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 9
VOM FÜR UND WIDER EINER LAGERAUTOMATISIERUNG<br />
KLUG IST, GANZHEITLICH<br />
ZU DENKEN<br />
Das Lager ist voll, der Umschlag stockt, K<strong>und</strong>enaufträge können<br />
nur noch zeitverzögert oder dezentral bearbeitet werden. Es kommt<br />
zu Problemen bei der korrekten Auftragszusammenstellung <strong>und</strong> zu<br />
Lieferengpässen: All dies sind Faktoren, die bezeichnend dafür sind, dass<br />
im Materialfluss etwas nicht stimmt. Offensichtlich sind die Kapazitäten<br />
erschöpft <strong>und</strong> die Steuerung der Warenbewegungen funktioniert nicht<br />
mehr problemlos. Die Effizienz des ganzen Betriebs leidet <strong>und</strong> basiert<br />
nicht selten auf Improvisation statt stringenter Organisation. Höchste<br />
Zeit also, die Optimierung der Logistikstruktur in Angriff zu nehmen.<br />
10 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
BERATUNG UND PLANUNG<br />
<br />
tet dies allerdings nicht, dass ein kleines oder mittelständisches<br />
Unternehmen unbedingt automatisieren muss. Und wenn es dies<br />
tut, bedeutet es auch nicht, dass diese Mechanisierung alle Prozesse<br />
abdecken sollte. Um den Materialfluss zu verbessern, reicht<br />
es manchmal bereits aus, rein manuelle Prozesse gekonnt umzustrukturieren.<br />
Auch Teilautomatisierungen einzelner Lagersektionen<br />
sind zielführend. So oder so steht dabei jedoch ein Gradmesser<br />
immer im Vordergr<strong>und</strong>: die Zukunftsfähigkeit der Logistik.<br />
Diese muss gegeben sein – gemessen an der Flexibilität <strong>und</strong><br />
Skalierbarkeit von Warenbewegungen, der Schnelligkeit <strong>und</strong> Sicherheit<br />
sowie an einer ges<strong>und</strong>en Kosten-Nutzen-Relation.<br />
Wie findet ein <strong>KMU</strong> aber nun konkret heraus, welcher logistische<br />
Weg – ob automatisiert oder manuell – für seinen Anwendungszweck<br />
der richtige ist? Schritt eins ist immer die gründliche<br />
Ist-Analyse. Indem zuerst eine solide <strong>und</strong> belastbare Datenbasis<br />
erhoben wird, ist die Voraussetzung für eine erfolgversprechende<br />
Soll-Definition mit anschließender Neukonzeption geschaffen.<br />
Dabei werden in der Analyse statische <strong>und</strong> dynamische Daten erhoben.<br />
Erstere sind typischerweise die Lagerkapazität, die vorhandene<br />
Lagertechnik, die Anzahl von Arbeitsplätzen, der Umfang<br />
<strong>und</strong> die Vielfalt des Produktsortiments, unterteilt nach A-,<br />
EIN <strong>KMU</strong> IST IMMER GUT BERATEN,<br />
DEN LÖSUNGSANBIETERN INHALT-<br />
LICHE SPIELRÄUME BEI IHREN<br />
KONZEPTEN ZU LASSEN<br />
B- <strong>und</strong> C-Artikeln, aber auch zum Beispiel die baulichen Gegebenheiten,<br />
in denen sich die Logistik abspielt. Zweitere <strong>und</strong> für<br />
die Planung fast noch wichtiger sind die dynamischen Kennwerte,<br />
die sich vornehmlich aus K<strong>und</strong>enaufträgen oder auch Einkäufen<br />
ableiten <strong>und</strong> in volatilen Mengen pro Tag <strong>und</strong> im Laufe eines<br />
Jahres sowie womöglich unter dem Einfluss saisonaler Schwankungen<br />
vorliegen.<br />
Im Rahmen eines Optimierungsvorhabens sind vielzählige Fragen<br />
zu stellen. Dazu gehören: Wie sollte die Logistikstruktur<br />
optimiert werden <strong>und</strong> zu welchen Kosten? Wann rentiert sich<br />
das Ganze? Und angenommen, Automatisierung <strong>und</strong> Robotik<br />
wären sinnvoll: Könnte sich ein kleines oder mittelständisches<br />
Unternehmen diese überhaupt leisten? Ist eine weitreichende<br />
Digitalisierung <strong>und</strong> Mechanisierung nicht vielmehr ausschließlich<br />
für Großunternehmen prädestiniert?<br />
ES KOMMT AUF DEN EINZELFALL AN<br />
EINE REPRÄSENTATIVE DATENBASIS<br />
IST DAS A UND O<br />
Eine repräsentative Datenbasis, die einen möglichst langen Zeitraum<br />
abdeckt, ist das A <strong>und</strong> O. Hapert es an dieser, oft liegt nicht<br />
die erforderliche Transparenz vor, helfen Templates – Vorlagen<br />
<strong>und</strong> Leitpläne –, um sie zu bestimmen. Darüber hinaus leistet die<br />
Statistik wertvolle Unterstützung. Statt vollumfängliche Informationen<br />
einzuholen, werden Stichproben hochgerechnet, deren<br />
Ergebnisse in der Regel präzise sind. Hat ein <strong>KMU</strong> für diese naturgemäß<br />
aufwändige Datenerhebung keine Kapazitäten frei,<br />
empfiehlt sich die Beauftragung externer Berater. Deren Tätigkeit<br />
funktioniert umso besser, je detailgenauer sie sich in die Spezifika<br />
einarbeiten, um möglichst schnell „auf Augenhöhe“ mit dem<br />
Auftraggeber zu kommunizieren. Dabei ist es durchaus ein Qualitätskriterium,<br />
wenn die Berater vor Ort mitarbeiten. So lernen<br />
sie die logistischen Abläufe, den Alltag des K<strong>und</strong>en aus eigener<br />
Erfahrung kennen, sind ganz nah am Geschehen <strong>und</strong> erleben<br />
selbst, wo der Schuh drückt. Und wer weiß? Nicht selten kristallisieren<br />
sich ad hoc ein paar Low-hanging-fruits heraus: kleine<br />
einfach zu realisierende Verbesserungen an der Bestandslogistik,<br />
die sofort für Erleichterung sorgen, noch bevor ein Neukonzept<br />
zum Tragen kommt.<br />
Nach der Status-Erhebung <strong>und</strong> Schwachstellenanalyse folgt der<br />
eigentliche Planungs- <strong>und</strong> Veränderungsprozess. Vielfach ist<br />
nicht nur eine Lösung der Königsweg. Stattdessen gibt es gleichwertige<br />
Alternativen, die alle dazu geeignet sind, ein gewünschtes<br />
Materialflussbild zu erreichen. Ein <strong>KMU</strong> ist immer gut beraten,<br />
Die Fragen lassen sich nicht einheitlich beantworten. Es kommt<br />
immer auf den Einzelfall an, muss abgewogen <strong>und</strong> prof<strong>und</strong> entschieden<br />
werden. Tatsächlich kann die Logistik eines kleinen<br />
oder mittleren Unternehmens (<strong>KMU</strong>) oft effizient automatisiert<br />
werden. Und auch die Finanzierung ist dann keine unüberwindliche<br />
Hürde mehr, denn der Return on Investment (ROI) tritt in<br />
vielen Fällen kurz- bis mittelfristig ein. Im Umkehrschluss bedeuwww.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de<br />
<strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 11
RUBRIZIERUNGSEBENE<br />
BERATUNG UND PLANUNG<br />
Die Logistik eines kleinen oder mittelständischen Unternehmens lässt sich vielfach effizient automatisieren.<br />
Manchmal führt aber auch die Umstrukturierung manueller Abläufe oder die Korrektur der Supply Chain zum Ziel<br />
den Lösungsanbietern, Technologieunternehmen <strong>und</strong> Integratoren,<br />
inhaltliche Spielräume bei ihren Konzepten <strong>und</strong> Angeboten<br />
zu lassen. Statt übertrieben streng an Vorgaben einer konstruktiven<br />
Ausschreibung mit detailliertem Leistungskatalog festzuhalten,<br />
bringt funktionaler Freiraum kreative Vorschläge der Experten<br />
hervor, an die zuvor keiner gedacht hat. Was zählt, ist das Ergebnis.<br />
Die Modifikationen oder neue Ideen sorgen nicht selten<br />
für positive Überraschungen <strong>und</strong> können das Zünglein an der<br />
Waage bei der Entscheidung für oder gegen ein Konzept sein.<br />
DIE WIRTSCHAFTLICHSTE LÖSUNG IST<br />
NICHT IMMER DIE BESTE<br />
Es mag paradox klingen, aber die vordergründig wirtschaftlichste<br />
Lösung ist nicht immer die beste. Vor allem, wenn es um ein Automatisierungskonzept<br />
geht, können finanzielle Kompromisse<br />
sinnvoll sein. Ein Beispiel: Ein <strong>KMU</strong> wählt zur Optimierung seiner<br />
Intralogistik eine automatisierte Blocklagerlösung oder auch<br />
ein Shuttle-Lager. Die Kosten der Anschaffung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />
übersteigen diejenigen, die für die manuelle Führung eines Lagers<br />
mit einem größeren Stab an Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
anfallen würden. Dennoch entscheidet sich der Mittelständler<br />
für die Automatik. Warum? Wegen des Arbeitskräftemangels.<br />
Da es tendenziell immer schwieriger wird, Lagermitarbeiter zu<br />
finden <strong>und</strong> zu halten, ist die Automatisierung die langfristig verlässliche<br />
Lösung. Sie macht das Unternehmen unabhängig <strong>und</strong><br />
lässt sich bei Bedarf r<strong>und</strong> um die Uhr <strong>und</strong> an 365 Tagen im Jahr<br />
einsetzen. Es geht hier also darum, die Existenz eines Betriebs zu<br />
sichern. Rendite einzubüßen, soweit dies überschaubar bleibt, ist<br />
dann das kleinere Übel <strong>und</strong> schnell ausgeglichen, wenn das Unternehmen<br />
wächst.<br />
FAZIT<br />
Abschließend sei gesagt, dass die Verbesserung des Materialflusses<br />
nicht nur von der Logistiktechnologie abhängt. Klug ist, ganzheitlich<br />
zu denken <strong>und</strong> auch die Supply Chain eines Unternehmens<br />
unter die Lupe zu nehmen. Werden hier Defizite entdeckt,<br />
kann das eklatante Auswirkungen auf die Lagerlogistik haben.<br />
Um es auch in diesem Fall an einem Beispiel greifbar zu machen:<br />
Ein Unternehmen bevorratet sich mit einem großen Bestand an<br />
Artikeln, die am Markt schnell zu beschaffen sind. Dieser Vorrat<br />
nimmt Platz im Lager ein, der für andere Artikel fehlt. Das Bedürfnis<br />
nach Umorganisation oder Erweiterung der Logistik entsteht.<br />
Tatsächlich aber wäre eine veränderte Einkaufspolitik viel effektiver:<br />
Statt sich überproportional zu bevorraten, reicht ein kleinerer<br />
Lagerbestand aus oder ist eine „Just in Time“-Belieferung das Mittel<br />
der Wahl. Der Lagerfüllgrad nimmt automatisch ab <strong>und</strong> der<br />
Platz für andere Waren ist geschaffen. Unter dem Strich kann das<br />
Lager so bleiben, wie es ist, <strong>und</strong> das <strong>KMU</strong> hat viel Geld gespart.<br />
Autor: Andreas Bücker, geschäftsführender Gesellschafter, dobülog Planungsgesellschaft<br />
mbH, Dortm<strong>und</strong><br />
Fotos: dobülog<br />
www.dobuelog.de<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Worauf es bei der Planung <strong>und</strong> Realisierung einer Lagerautomatisierung<br />
in erster Linie ankommt:<br />
n Gründliche Soll-Ist-Analyse auf Basis belastbarer<br />
statischer <strong>und</strong> dynamischer Daten,<br />
n Offenheit für mehrere Lösungsalternativen – es gibt<br />
nicht nur einen Königsweg,<br />
n prof<strong>und</strong>e Abwägung zwischen manuellen, teil- <strong>und</strong><br />
automatisierten Prozessen,<br />
n Rahmenbedingungen wie die Berücksichtigung der<br />
Supply Chain (Veränderungen im Supply Chain Management<br />
können einen großen Einfluss auf die<br />
Lagerlogistik ausüben) sowie<br />
n Wirtschaftlichkeitsberechnung mit Langfristperspektive,<br />
gegebenenfalls mit dem Kompromiss, heute mehr zu<br />
investieren, um ein Unternehmen für morgen zu<br />
sichern.<br />
12 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
<br />
KORDELMASCHINEN ALS NÜTZLICHE HELFER IM VERSAND<br />
Steigende Rohstoff- <strong>und</strong> Energiepreise sowie gesetzliche Vorgaben erhöhen den Druck auf<br />
Hersteller, Ausrüster <strong>und</strong> Weiterverarbeiter, in ihre Prozesse nachhaltige Lösungen zu implementieren.<br />
Hier bietet der Einsatz von Kordelmaschinen großes Potenzial. Zu den Einsatzmöglichkeiten<br />
zählen neben dem plastikfreien Verschließen von Kartonagen oder Paketen auch Anwendungsfälle<br />
wie etwa Textilien. Zugleich verbessert die Verwendung von Kordeln aus Recycling-<br />
Baumwolle die Auspack-Erfahrung beim Verbraucher <strong>und</strong> vermittelt eine höhere Wertigkeit: Die<br />
Bauwollschnüre sehen nicht nur ansprechend aus. Die Knoten, die die Maschinen automatisch<br />
erzeugen, lassen sich ohne Schere oder Messer per Hand öffnen. Einer Weiternutzung für den<br />
Rückversand oder im privaten Umfeld steht so nichts im Wege.<br />
Für Produkte wie Stangenware oder Rohre <strong>und</strong> die Herstellung von Ringb<strong>und</strong>en für Schläuche,<br />
Dichtungen oder Stanzteile stehen Kordelmaschinen in verschiedenen Ausführungen zur<br />
Verfügung. Im Gegensatz zu Umreifern entfallen der Verschweißungsprozess oder Aufheizzeiten.<br />
Somit lassen sich Verarbeitungsgeschwindigkeiten von 50 Takten pro Minute realisieren.<br />
www.antalis-verpackungen.de<br />
RETROFIT INKLUSIVE<br />
SERVICE<br />
In mechanischer Hinsicht sind<br />
Regalbediengeräte auch nach<br />
Jahrzehnten noch funktionsfähig,<br />
während die Steuerungstechnik<br />
immer wieder<br />
den veränderten Anforderungen<br />
des Betreibers angepasst<br />
werden muss. Die Telogs<br />
GmbH ist in der Lage,<br />
Systeme der Intralogistik<br />
unabhängig von Herstellern<br />
<strong>und</strong> Baujahr auf den neuesten<br />
Stand zu bringen. Das<br />
Leistungsspektrum umfasst<br />
neben mechanischen<br />
Anpassungen die Integration<br />
zeitgemäßer Antriebs- <strong>und</strong><br />
Driving the world<br />
Schwingungsfrei <strong>und</strong><br />
effizient in jeder Höhe<br />
Steuerungstechnik sowie<br />
deren Verknüpfung mit<br />
IT-Umgebungen, einschließlich<br />
der Berücksichtigung von<br />
Sicherheitsstandards.<br />
Basierend auf den Verfügbarkeitsansprüchen<br />
des Betreibers,<br />
ermöglicht Retrofit eine<br />
zukunftsfähige Intralogistik-<br />
Infrastruktur. Darüber hinaus<br />
stellt das Unternehmen<br />
optional auch den langfristigen<br />
Service sowie Hotline-<br />
Konzepte für die Anlagen<br />
sicher <strong>und</strong> verfügt mit dem<br />
Telogs Campus über eine<br />
firmen eigene Aus- <strong>und</strong><br />
Weiterbildungsplattform für<br />
Themen der Intralogistik.<br />
www.telogs.de<br />
Mit energie-effizienten Lösungen für Ihre Lagerlogistik<br />
Die Sicherstellung der Anlagenverfügbarkeit von Regalbediengeräten ist uns eine Herzensangelegenheit.<br />
SEW-EURODRIVE bietet ein ganzheitliches Konzept aus Antriebstechnik,<br />
Energiemanagement, Sicherheit, Software <strong>und</strong> Steuerungstechnik – perfekt abgestimmt<br />
für Ihre Anwendung.<br />
Ihre Vorteile:<br />
• hoher Durchsatz<br />
• smarter Materialfluss<br />
• maximale Energie-Effizienz<br />
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BERATUNG UND PLANUNG<br />
INNERBETRIEBLICHE PROZESSE KOSTENGÜNSTIGER UND EFFIZIENTER GESTALTEN<br />
WANN IST AUTOMATISIERUNG IN DER<br />
INTRALOGISTIK DIE BESTE WAHL?<br />
Die Entscheidung für oder gegen eine<br />
automatisierte Lösung ist oft geprägt von<br />
Vorurteilen: Automatisierung punkte mit<br />
höherer Geschwindigkeit <strong>und</strong> besserer<br />
Platzausnutzung bei niedrigeren Betriebskosten,<br />
erfordere aber eine hohe Investition <strong>und</strong> mache<br />
die Logistik unflexibler. Doch treffen diese<br />
vermeintlichen Vor- <strong>und</strong> Nachteile wirklich zu?<br />
Um das zu beantworten, sollten sich<br />
Verantwortliche mit den Herausforderungen <strong>und</strong><br />
Chancen des Einsatzes auseinandersetzen.<br />
Der industrielle Mittelstand ist zwiegespalten: Einerseits<br />
möchte er die kontinuierlich steigenden Ansprüche der<br />
K<strong>und</strong>en hinsichtlich kleinerer Losgrößen <strong>und</strong> kurzer<br />
Lieferzeiten erfüllen können, andererseits aber auch<br />
auf aufwändige <strong>und</strong> kostspielige Eingriffe in die bestehende Lagerinfrastruktur<br />
verzichten. So steigt der Automatisierungsgrad<br />
in der innerbetrieblichen Logistik deutscher Unternehmen zwar<br />
immer weiter, ist aber über alles betrachtet noch auf einem<br />
niedrigen Niveau, wie eine kürzlich durchgeführte Studie des<br />
Unternehmens Unitechnik, Wiehl, zeigt. In manchen Fällen<br />
liegt das an einem mangelnden Bewusstsein für das Optimierungspotenzial<br />
durch die Automatisierung von Prozessen, mitunter<br />
aber auch an Vorurteilen r<strong>und</strong> um die Implementierung.<br />
Zu teuer, zu aufwändig, zu unflexibel erscheint die Automatisierung<br />
vielen Verantwortlichen in der Intralogistik. Hier lohnt jedoch<br />
ein zweiter Blick.<br />
14 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
BERATUNG UND PLANUNG<br />
<br />
01<br />
02<br />
01 Automatisierung punktet mit höherer Geschwindigkeit <strong>und</strong><br />
besserer Platzausnutzung bei niedrigeren Betriebskosten<br />
02 Das Personal in einer automatisierten Anlage arbeitet mit<br />
einer Vielzahl von technischen Geräten<br />
TEURE ANSCHAFFUNG VS. GERINGERE<br />
BETRIEBSKOSTEN<br />
Es stimmt: Für die Anschaffung <strong>und</strong> Inbetriebnahme einer automatisierten<br />
Lösung sind höhere Investitionskosten erforderlich<br />
als bei einer manuellen Lösung. Wie hoch die Kosten tatsächlich<br />
ausfallen, ist vom Automatisierungsgrad abhängig. Dabei gibt es<br />
nicht nur schwarz oder weiß. Sinnvoll ist die intelligente Mischung<br />
von automatisierten, teilautomatisierten <strong>und</strong> manuellen<br />
Arbeitsschritten, um mit möglichst wenig Aufwand die gewünschten<br />
Ziele zu erreichen. Die konkrete Ausgestaltung sollte<br />
Teil eines vorausgehenden Planungsprozesses sein. Doch die Investition<br />
ist nur eine Seite der Medaille. Die anfänglich hohen<br />
Kosten amortisieren sich nach einer gewissen Zeit: Die höhere<br />
Durchsatzleistung ohne zusätzliches Personal führt – primär bei<br />
einem Mehrschichtbetrieb – zu geringeren Stück- <strong>und</strong> Betriebskosten.<br />
Auch der geringere Flächenverbrauch durch die automatisierte<br />
Logistikanlage macht sich positiv bemerkbar.<br />
FLEXIBEL – TROTZ FESTER INFRASTRUKTUR<br />
Um mit den beschleunigten Prozessen Schritt zu halten, suchen<br />
Intralogistiker nach leistungsfähigen Lösungen, die flexibel <strong>und</strong><br />
skalierbar sind. Automatisierte Lager stehen aber in dem Ruf,<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer festen Infrastruktur das genaue Gegenteil zu sein.<br />
Es ist zwar richtig, dass man bei einem automatisierten Logistiksystem<br />
mit definierten Ladungsträgern arbeitet. Da Behälter oder<br />
Paletten feste Abmessungen <strong>und</strong> ein maximales Gewicht haben,<br />
ist die nachträgliche Änderung des Artikelspektrums mitunter<br />
eingeschränkt. Basierend auf einer intelligenten Gestaltung der<br />
Lösung lassen sich jedoch bereits zahlreiche Zukunftsszenarien<br />
abbilden. So hat sich zum Beispiel die Kombination von einem<br />
Palettenhochregallager <strong>und</strong> einem automatischen Kleinteilelager<br />
bewährt. Außerdem lassen sich mithilfe von Tablaren Lösungen<br />
entwickeln, die eine hohe Flexibilität ermöglichen.<br />
SKALIERBARE LÖSUNG MIT EFFIZIENTER<br />
PLATZAUSNUTZUNG<br />
Eine gewisse Skalierbarkeit erreicht man bei Lagersystemen, die<br />
von Shuttle-Fahrzeugen bedient werden. Über die Anzahl der<br />
Fahrzeuge kann die Leistung an gestiegene Anforderungen angepasst<br />
werden. Selbst klassische Lager mit Regalbediengeräten erlauben<br />
eine nachträgliche Leistungserhöhung durch das Nachrüsten<br />
eines zusätzlichen Lastaufnahmemittels. Hinsichtlich der<br />
Leistungsfähigkeit punkten automatisierte Systeme mit Geschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> hoher Kapazität. Da es in einer automatisierten<br />
Umgebung unabhängig von der Größe des Artikelspektrums<br />
nur wenige Minuten dauert, bis die Ware beim Kommissionierer<br />
ankommt, entsteht ein schneller Auftragsdurchlauf. Zudem erhöhen<br />
automatisierte Lösungen in der Regel die Lagerkapazitäten:<br />
Automatische Hochregallager, die bis zu 45 m hoch sind, nutzen<br />
die Fläche effizient – vor allem bei mehrfachtiefer Lagerung. Mithilfe<br />
von Automatisierungs- <strong>und</strong> Assistenzsystemen lassen sich<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 15
BERATUNG UND PLANUNG<br />
03<br />
04<br />
03 Der Instandhaltungsmitarbeiter profitiert von einer frei<br />
zoombaren Anlagenvisualisierung mit Status zu jedem Sensor<br />
04 Eine gewisse Skalierbarkeit erreicht man bei Lagersystemen,<br />
die von Shuttle-Fahrzeugen bedient werden<br />
Kommissionierfehler reduzieren, die Verpackungsqualität verbessern<br />
<strong>und</strong> damit die Lieferqualität optimieren. Das Ergebnis:<br />
zufriedene K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> weniger Retouren.<br />
INSTANDHALTUNG WIRD ZUM ERFOLGSFAKTOR<br />
Durch den Einsatz einer automatisierten Logistikanlage benötigt<br />
man keine Mitarbeiter mehr – so ein weit verbreiteter Irrglaube.<br />
Vor allem die Mitarbeiter sind jedoch ein entscheidender Faktor,<br />
wenn es um den Erfolg oder das Scheitern der Automatisierung<br />
geht. Das gilt in erster Linie für die Instandhaltung. Denn die Anlage<br />
kann – wie jede Art von Technik – ausfallen. Hier ist geschultes<br />
Personal gefragt, das sich mit der Funktionsweise <strong>und</strong> potenziellen<br />
Störungsursachen auskennt. So kann es Störungen schnell<br />
be<strong>heben</strong> <strong>und</strong> für eine möglichst hohe Verfügbarkeit der Anlage<br />
sorgen. Assistenzsysteme wie Störungsanalysetools <strong>und</strong> Anlagenvisualisierung<br />
zum Status der Anlage <strong>und</strong> ihrer Komponenten<br />
unterstützen dieses Ziel. Kommt der Instandhalter nicht zurecht,<br />
können die Spezialisten des Anlagenlieferanten per Fernzugriff<br />
helfen. Auch mit präventiven Hinweisen an die Logistikmitarbeiter<br />
auf Bedienungsfehler oder unsachgemäßes Beladen – als häufige<br />
Ursachen für Störfälle – verbessert die Instandhaltung die<br />
Zuverlässigkeit der Anlage.<br />
Ein gutes Anlagendesign ist die beste Voraussetzung dafür,<br />
dass Service <strong>und</strong> Reparatur schnell gelingen.<br />
werden – entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen. Zudem<br />
trägt das automatisierte Logistiksystem zu einem verbesserten<br />
Arbeitsschutz bei. Mögliche Unfallrisiken wie Staplerverkehr<br />
werden reduziert. Automatisierte Systeme können in widrigen<br />
Umgebungen, zum Beispiel im Tiefkühllager, menschliche Tätigkeiten<br />
übernehmen.<br />
FAZIT<br />
Fest steht: Automatisierung kann ein wichtiger Wettbewerbsfaktor<br />
sein, um die steigenden K<strong>und</strong>enanforderungen in puncto Lieferqualität<br />
<strong>und</strong> Reaktionszeiten, bei gleichzeitigem Kostendruck,<br />
zu erfüllen. Ob <strong>und</strong> in welchem Maße die beschriebenen Vorteile<br />
für ein Unternehmen relevant sind, hängt vom Einzelfall ab. Damit<br />
die Entscheidung für eine passgenaue Lösung aus einer Vielzahl<br />
von möglichen Varianten gelingt, empfiehlt sich eine strategische<br />
Herangehensweise. Bevor die Investitionsentscheidung<br />
fällt, zeigt eine Planungsphase mit externer Unterstützung, zum<br />
Beispiel durch einen Generalunternehmer wie Unitechnik, den<br />
optimalen Weg für den eigenen Betrieb auf – ob nun manuell,<br />
teil automatisiert oder automatisiert.<br />
Fotos: Unitechnik Systems<br />
www.unitechnik.com<br />
AUTOMATISIERTE SYSTEME UNTERSTÜTZEN<br />
MITARBEITER<br />
Das Personal in der Logistik nutzt technische Geräte wie Datenbrillen<br />
<strong>und</strong> „Pick by Voice“-Geräte. Dadurch werden die Mitarbeiter<br />
von der Technik unterstützt, müssen aber auch mehr Vorgänge<br />
in der gleichen Zeit schaffen. Großbildschirme, die wichtige<br />
Kennzahlen anzeigen, motivieren die Mitarbeiter dabei, da sie<br />
so in die Gesamtprozesse einbezogen werden. Auch der Lagerleiter<br />
profitiert: Das Lagerverwaltungssystem (LVS) liefert ihm alle<br />
Informationen zu Aufträgen, Beständen <strong>und</strong> Anlagenzustand.<br />
Über umfangreiche Analysetools kann er Engpässe erkennen, bevor<br />
diese zum Problem werden. Mobile Endgeräte <strong>und</strong> eine übersichtliche<br />
Anlagenvisualisierung helfen ihm dabei, den Betrieb<br />
zu führen <strong>und</strong> kontinuierlich zu optimieren.<br />
Heutzutage spielt auch die Ergonomie am Arbeitsplatz eine<br />
große Rolle. Eine automatisierte Anlage kann hier einen guten<br />
Beitrag leisten: Das Material wird zum Beispiel automatisch angedient;<br />
Artikel- <strong>und</strong> Auftragsbehälter sind so angeordnet, dass<br />
Abstände, Bewegungsabläufe <strong>und</strong> Greifhöhen den Mitarbeiter<br />
möglichst wenig belasten. Diese Aspekte können bereits in der<br />
Planungsphase berücksichtigt <strong>und</strong> per virtueller Realität getestet<br />
AUTOMATISIERUNG<br />
IN DER INTRALOGISTIK<br />
Wie sieht der aktuelle Stand in puncto Automatisierung<br />
in deutschen Unternehmen aus? Wie hoch ist die<br />
Bereitschaft, in entsprechende Lösungen zu investieren?<br />
Was spricht laut den Verantwortlichen für oder gegen<br />
Automatisierung? Die Unitechnik Systems hat nachgefragt:<br />
In einer Umfrage unter mehr als 100 Teilnehmern<br />
unterschiedlicher Branchen haben sich Trends <strong>und</strong><br />
aktuelle Marktaktivitäten herauskristallisiert. Die<br />
wichtigsten Erkenntnisse wurden im Whitepaper<br />
„Automatisierung in der Intralogistik“ zusammengefasst.<br />
Interessierte Leser geben einfach den<br />
u. s. Link in Ihren Browser ein oder<br />
scannen mit Ihrem Smartphone den<br />
QR-Code ein. Viel Spaß bei der Lektüre!<br />
bit.ly/unitechnik-fuh-kmu<br />
Quelle: Unitechnik Systems<br />
16 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
<br />
SENSOREN NEHMEN DIE SPUR DER<br />
INTRALOGISTIK-FLOTTE AUF<br />
Mit einer neuen sensor<br />
basierten Fuhrparkanalyse<br />
deckt das Start-up Motion-<br />
Miners Ineffizienzen bei<br />
Intralogistik-Flotten in<br />
Industrie, Handel <strong>und</strong><br />
Logistik auf. Gemessen<br />
werden die Bewegungs<br />
daten der Gabelstapler<br />
oder Routenzugfahrzeuge mit einem Set von bis zu drei<br />
Sensoren pro Fahrzeug. Die Basis bildet der Sensor „Vehicle<br />
Logger“, der die Bewegungen des Fahrzeugs protokolliert.<br />
Optional nutzbar sind zwei Zusatzsensoren an der Gabel.<br />
Gemessen werden können Gabelspielzeiten/Hubhöhen oder<br />
Leer-/Vollfahrten. Die Daten werden im Durchschnitt über<br />
einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen erhoben. Beim<br />
Pilotk<strong>und</strong>en hat die Sensorik zum Beispiel an 24 Flurförderzeugen<br />
innerhalb von zehn Tagen 1.650 Datenst<strong>und</strong>en aufgezeichnet.<br />
Um die Flotte zu lokalisieren, werden zusätzlich<br />
Bluetooth-Sender (Beacons) in der Halle platziert.<br />
Bei der anschließenden KI-unterstützten Auswertung werden<br />
die erhobenen Daten mithilfe des Analysedashboards der<br />
MotionMiners Process Intelligence (Software) analysiert. Dabei<br />
können sich die Nutzer die für sie relevanten Kennzahlen (KPI)<br />
individuell im Dashboard zusammenstellen. Als erste Optimierungsmaßnahmen<br />
aus den Pilotprojekten wurde unter<br />
anderem die Flottengestaltung verändert, indem wenig<br />
genutzte oder ausgelastete Fahrzeugtypen ersetzt wurden.<br />
www.motionminers.com<br />
KOMPLETTSYSTEM ERMÖGLICHT WEITGEHEND<br />
AUTOMATISIERTE PROZESSFOLGE<br />
Die Konzeption des<br />
Multi-Order-Kommissionierwagens<br />
KomFlex4 aus dem<br />
Hause Schmale Logtec<br />
entspricht dem Prinzip<br />
eines doppelttiefen<br />
automatischen<br />
Kleinteilelagers mit<br />
zwei oder drei Ebenen. Zu den weiteren Merkmalen gehören<br />
eine Tragkraft von bis zu 1.000 kg, bis zu 48 separate Behälteroder<br />
Karton-Stellplätze <strong>und</strong> vier leichtlaufende Lenkrollen.<br />
Optional wird das Personal über WLAN-gestützte „Put to<br />
Light“-Panels, die über den Regalebenen installiert sind, bei der<br />
Arbeit unterstützt. Mit Abschluss der Kommissionierr<strong>und</strong>e<br />
werden die Wagen in der Entladestation des Systems abgestellt<br />
<strong>und</strong> gerüstete Wagen für einen neuen R<strong>und</strong>lauf aufgenommen.<br />
Parallel dazu zieht ein Regalbediengerät die gefüllten Wagen in<br />
eine Entladeposition, entnimmt per Teleskop-Gabel die<br />
Ladungsträger <strong>und</strong> übergibt sie an eine Behälterfördertechnik.<br />
Der geleerte Kommissionierwagen wird anschließend an die<br />
Beladestation geführt <strong>und</strong> für die nächste Kommissionierr<strong>und</strong>e<br />
mit Behältern bestückt. Dies kann optional automatisiert<br />
geschehen. In diesem automatisierten Prozess dauert der<br />
Bestückungsvorgang weniger als fünf Minuten. Eine Ausstattung<br />
mit angeschlossener Fördertechnik <strong>und</strong> integrierter<br />
Waage sowie zusätzlichen Funktionen wie verschließen von<br />
Kartons r<strong>und</strong>et das Spektrum der Lösung ab.<br />
www.schmale-logtec.com<br />
VIELE TRANSPORTANFORDERUNGEN<br />
ERFÜLLEN<br />
Je nach Anwendungsprofil lässt<br />
sich die Transportroboterserie<br />
Vario Move des Unternehmens<br />
ek robotics mit verschiedenen<br />
Fahrwerken, Lastaufnahmemitteln<br />
<strong>und</strong> Navigationstechniken ausstatten.<br />
Ob als Gabelhochhubfahrzeug<br />
mit unterschiedlichen Radarmkonfigurationen,<br />
als Gegengewichtsstapler<br />
oder ausgerüstet mit<br />
aktiven Förderelementen: Die Basiskonstruktion des Vario<br />
Move bleibt immer gleich. Der Baukasten besteht aus fünf<br />
definierten Hubmasten, mit denen Übergabehöhen von bis zu<br />
5 m erreicht werden. Gleichzeitig verfügt der Hochhubtransportroboter<br />
über eine Tragfähigkeit von bis zu 1.600 kg. Daraus<br />
ergibt sich eine Vielzahl möglicher Kombinationen, je nach<br />
Anwendungsfall auch mit individuellen Anpassungen.<br />
www.ek-robotics.com<br />
EINFACH BELEGLOS KOMMISSIONIEREN<br />
Barcodes <strong>und</strong> Barcodescanner<br />
sind die Voraussetzungen, um<br />
beleglos <strong>und</strong> mobil zu<br />
kommissionieren. Für<br />
Systemelektronikanbieter<br />
Microsyst Gr<strong>und</strong> genug, im<br />
eigenen Kommissionierportfolio<br />
neben „Pick by Light“<br />
auch die „Pick by Scan“-<br />
Methode anzubieten.<br />
Aufgr<strong>und</strong> intuitiv bedienbarer Benutzeroberflächen erklären<br />
sich der Microsyst-Scanner <strong>und</strong> die Kommissionierlogik fast von<br />
selbst, die Einarbeitungszeit fällt entsprechend gering aus.<br />
Mithilfe des Scanners lassen sich zu kommissionierende<br />
Positionen ermitteln <strong>und</strong> identifizieren. Auf dem Touchdisplay<br />
kann der Kommissionierer alle Details zu den Aufträgen<br />
erfassen sowie im Prozess schnell <strong>und</strong> unmittelbar handeln.<br />
Das System besteht neben dem Handscanner, der via WLAN<br />
oder Bluetooth stets on air bleibt, aus 1D- oder 2D-Barcodes an<br />
den Artikelstellplätzen oder Regalfächern. „Pick by Scan“ wird<br />
üblicherweise an ein vorhandenes Warenwirtschaftssystem via<br />
Microsyst-Software angeb<strong>und</strong>en, eine autarke Lösung ohne<br />
übergeordnetes System ist aber ebenso umsetzbar.<br />
www.microsyst.de<br />
Pick-by-Light Put-to-Light<br />
Kommissionier-Systeme<br />
Effizienter kommissionieren<br />
mit Pick-by-Light von KBS!<br />
Ihr Kontakt für maßgeschneiderte<br />
<strong>und</strong> flexible Lösungen<br />
KBS Industrieelektronik GmbH<br />
+49 (0) 761 45 25 50<br />
info@kbs-gmbh.de<br />
www.kbs-gmbh.de<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 17<br />
KBS-Anzeige-<strong>f+h</strong>-90x60-v2.indd 1 15.05.24 12:18
RISIKOMANAGEMENT ZUR ERFÜLLUNG DER VORGABEN<br />
NACH DEM LIEFERKETTENGESETZ<br />
SOFTWARE UNTERSTÜTZT BEI<br />
ENTSCHEIDUNGSFINDUNG<br />
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz <strong>und</strong><br />
die EU-Lieferkettenrichtlinie fordern zu ihrer<br />
Einhaltung bei Unternehmen eine höhere<br />
Supply-Chain-Resilienz ein. Geeignete Mittel<br />
dafür bieten Transparenz <strong>und</strong> ein effizientes<br />
Risikomanagement. Ein wirksames De-Risking<br />
durch Quantifizierung potenzieller<br />
Handlungsalternativen für identifizierte Risiken<br />
<strong>und</strong> Verstöße ermöglicht Software für<br />
strategisches Supply Chain Network Design<br />
(SCND). Die IT-Systeme erfassen Daten entlang<br />
komplexer Logistiknetzwerke, schaffen die<br />
Voraussetzungen für Analysen des Ist-Zustands<br />
<strong>und</strong> zeigen durch Berechnung optimierter<br />
Szenarien Großunternehmen sowie auch für<br />
kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>)<br />
verschiedene Optionen zum Risikoabbau auf.<br />
Jetzt sind Transparenz <strong>und</strong> De-Risking gefordert. Mit Absenkung<br />
der Arbeitnehmergrenze nach dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />
(LkSG) auf 1.000 Beschäftigte<br />
zum 1. Januar <strong>2024</strong> <strong>und</strong> der Billigung des neuen Texts für<br />
die EU-Lieferkettenrichtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence<br />
Directive / CSDDD) durch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten<br />
im Rahmen der Sitzung des Ausschusses der Ständigen<br />
Vertreter am 15. März werden die Folgen für verpflichtete Unternehmen<br />
<strong>und</strong> ihre Zulieferer diskutiert. Obwohl direkt gar nicht<br />
betroffen, gehen einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Arlington<br />
Research zufolge etwa zwei Drittel (59 Prozent) der mittelständischen<br />
Unternehmen in Deutschland davon aus, dass<br />
die Gesetze ihre Organisation sowie die gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung negativ beeinflussen werden. 33 Prozent der Befragten<br />
rechnen mit einem hohen Reporting-Aufwand für ihr<br />
Unternehmen.<br />
Ziel der Gesetze ist es, Klima- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit in der<br />
Wertschöpfungskette sicherzustellen <strong>und</strong> Kinderarbeit, Ausbeutung<br />
sowie unmenschliche Arbeitsbedingungen aufzudecken<br />
oder zu verhindern. Dazu müssen die Unternehmen tatsächliche<br />
<strong>und</strong> eventuelle Risiken entlang ihrer Zulieferkette identifizieren<br />
<strong>und</strong> beseitigen, minimieren oder ganz vermeiden. „Daher ist der<br />
Aufbau eines nachhaltigen Lieferkettenmanagements ein wirksames<br />
Werkzeug für Unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement unterstützt die<br />
Unternehmen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zudem dabei,<br />
Haftungsrisiken <strong>und</strong> potenzielle Imageschäden zu vermeiden“,<br />
erklärt Cindy Schmidt, Business Development Manager, PSI<br />
Logistics, Berlin. „Als erste Schritte zur Erfüllung der Lieferkettengesetze<br />
sollten daher neben einer vertieften Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Kommunikation der Partner das Risikomanagement neu gedacht<br />
<strong>und</strong> angepasst werden.“<br />
AUCH <strong>KMU</strong> SIND VON LIEFERKETTEN<br />
TRANSPARENZ BETROFFEN<br />
Mit den Bezugszahlen von 1.000 Arbeitnehmern <strong>und</strong> 450 Millionen<br />
Euro Jahresumsatz finden LkSG <strong>und</strong> EU-Richtlinie zunächst<br />
nur auf Großunternehmen Anwendung – in Deutschland etwa<br />
ein Promille der 3,5 Millionen Unternehmen. Kleine <strong>und</strong> mittlere<br />
Unternehmen (<strong>KMU</strong>) fallen nicht in den Anwendungsbereich<br />
von LkSG <strong>und</strong> Richtlinie. Gleichwohl sind auch sie betroffen,<br />
wenn sie in direkter <strong>und</strong> nach der EU-Richtlinie sogar nur in indi-<br />
18 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
MANAGEMENT<br />
rekter Zulieferbeziehung zu verpflichteten ternehmen stehen. Sie müssen ihren direkt be-<br />
Unbald<br />
Unternehmen die spezifischen Problemfelder<br />
wie Klima- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit, Kinderarbeit<br />
<strong>und</strong> Ausbeutung evaluiert haben <strong>und</strong> die<br />
damit verb<strong>und</strong>enen Daten aus Produktion <strong>und</strong> Logistik<br />
vorliegen, können Softwaresysteme nicht nur die Visualitroffenen<br />
Partnerunternehmen die lieferkettenbezogenen<br />
Informationen bereitstellen<br />
können.<br />
Die dazu erforderliche Transparenz der<br />
Supply Chain <strong>und</strong> – für den Fall der Fälle –<br />
das De-Risking steigern IT-Systeme für das<br />
strategische Supply Chain Network Design<br />
(SCND) <strong>und</strong> das Lieferantenmanagement. „Sosierung<br />
unterstützen, sondern vor allem optimierte Zustände im<br />
Sinne des De-Riskings darstellen“, erläutert Schmidt. „Diese optimierten<br />
Zustände lassen sich dann hinsichtlich der verschiedenen<br />
Kostenarten wie Transport, Produktion sowie Lagerung vergleichen<br />
<strong>und</strong> als Basis für Entscheidungen heranziehen.“<br />
Als entsprechendes IT-System vereint PSIglobal heterogene<br />
Datensätze aller gängigen Formate aus der Supply Chain <strong>und</strong> verarbeitet<br />
sie anwendungsgerecht. Mit seinem umfassenden Funktionsumfang<br />
bietet das Softwaresystem unterschiedliche Werkzeuge,<br />
um den Sorgfaltspflichten des Lieferkettengesetzes nachzukommen.<br />
Dazu gehören verschiedene Möglichkeiten zur<br />
transparenten Visualisierung, Analyse, Planung, Gestaltung <strong>und</strong><br />
kontinuierlichen Optimierung von Netzwerkstrukturen für Beschaffung<br />
<strong>und</strong> Distribution. Im Rahmen von Wenn/Dann-Szenarien<br />
lassen sich Planungsentscheidungen durchspielen <strong>und</strong> die<br />
daraus resultierenden Auswirkungen auf die unterschiedlichen<br />
Ebenen der Supply Chain direkt bewerten.<br />
ALTERNATIVE ROUTEN UND STANDORTE<br />
So lässt sich mit dem System etwa hinsichtlich der Lieferantenstrategie<br />
bewerten, wie viele Lieferanten unter Aspekten wie Single-,<br />
Dual- oder Multiple-Sourcing eingesetzt werden sollten, wie<br />
deren geografische Positionierung einzuschätzen ist <strong>und</strong> welche<br />
Mengen sie an welchen Standort liefern sollten. Mit Blick auf die<br />
Transportwege können zudem die Risiken einzelner Routen wie<br />
auch der passenden Transportmittel unter Berücksichtigung der<br />
jeweiligen CO 2<br />
-Emissionen abgewogen werden. „Mit PSIglobal<br />
lässt sich entscheiden, wie im Falle von Verstößen wegfallende<br />
Kapazitäten durch andere Standorte abzufangen sind oder, wo alternative<br />
Produktionen oder Lager aufgebaut werden sollten“, ergänzt<br />
Schmidt.<br />
Dazu werden neben den klassischen Supply-Chain-Stammdaten<br />
zunehmend auch die Informationen über die bekannten Lieferanten<br />
<strong>und</strong> Sublieferanten in PSIglobal eingeb<strong>und</strong>en. Mit den<br />
Analysefunktionen der Software lässt sich der Ist-Zustand zunächst<br />
gezielt <strong>und</strong> bedarfsgerecht evaluieren. Anschließend definieren<br />
die Anwender auf Basis der identifizierten Risiken <strong>und</strong><br />
Prognosen Szenarien zur Optimierung. Die resultierenden Berechnungsergebnisse<br />
werden anschließend überprüft <strong>und</strong> einander<br />
gegenübergestellt, um sich dem präferierten Logistiknetz anzunähern.<br />
Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage lassen sich systemunterstützt<br />
Präventions- <strong>und</strong> Abhilfemaßnahmen ableiten <strong>und</strong> kontinuierlich<br />
kontrollieren. Damit ermöglicht die Software ein proaktives<br />
<strong>und</strong> effizientes Risikomanagement.<br />
Beispiel: In einer Supply Chain wird die Lieferkette unterbrochen<br />
– wie durch die Havarie des Containerschiffs Ever Given im<br />
Suez-Kanal. Über die Funktionen der Sourcingstrategie <strong>und</strong> der<br />
Transportrouten werden alternative Handlungspläne generiert.<br />
Mit PSIglobal lassen sich die Kosten des neuen Zustands der Supply<br />
Chain <strong>und</strong> der Zeitaufwand für den Transport ermitteln, mit<br />
dem alten Zustand vergleichen <strong>und</strong> Entscheidungen ableiten.<br />
TRANSPARENZ BELASTBARER DATEN<br />
Die Kombination intelligenter Algorithmen mit der Szenariotechnologie<br />
in PSIglobal bietet ein umfangreiches Instrumentarium<br />
für alle Projekte im Bereich des Supply Chain Network Design,<br />
die auf Ist-Daten fußen <strong>und</strong> mit Prognosen angereichert<br />
werden können. In einem integralen Modell können die Daten<br />
dann über Karten, Grafiken oder Dashboard visualisiert werden.<br />
Dadurch lässt sich die komplette Lieferkette auf den Prüfstand<br />
stellen. Die Alternativlösungen werden von einem Strategieteam<br />
innerhalb des Unternehmens kontinuierlich überprüft <strong>und</strong> in<br />
Abstimmung mit Querschnittsabteilungen an die sich stets verändernden<br />
Umstände angepasst. Auf diese Weise lassen sich die<br />
Auswirkungen auf das Unternehmensgeschehen regelmäßig bei<br />
aktiven Entscheidungen der Unternehmensstrategie sowie bei<br />
unvorhergesehenen Ereignissen überprüfen <strong>und</strong> bewerten.<br />
FAZIT<br />
Das Lieferkettengesetz verlangt von Unternehmen eine sorgfältige<br />
Analyse ihrer Lieferketten, Identifikation von Risiken <strong>und</strong> die<br />
Ergreifung effektiver Maßnahmen. Dadurch wird aktives Risikomanagement<br />
zu einem strategischen Erfolgsfaktor. Unternehmen<br />
können durch Proaktivität <strong>und</strong> den Einsatz von Softwarelösungen<br />
wie PSIglobal Herausforderungen bewältigen, ihre soziale<br />
Verantwortung stärken. „Mit PSIglobal lässt sich die ganze Supply<br />
Chain überblicken, analysieren <strong>und</strong> optimieren“, resümiert<br />
Schmidt. „Zur Resilienzsteigerung der Lieferketten lassen sich für<br />
identifizierte Risiken <strong>und</strong> Verstößen Alternativen vorhalten. Damit<br />
stellt die Software ein wirksames Mittel für die Umsetzung<br />
der Vorgaben nach Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz <strong>und</strong> EU-<br />
Lieferkettenrichtlinie zur Verfügung.“<br />
Fotos: PSI Logistics<br />
www.psilogistics.com<br />
CINDY SCHMIDT, BUSINESS<br />
DEVELOPMENT MANAGER,<br />
PSI LOGISTICS<br />
Ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement<br />
unterstützt die Unternehmen<br />
dabei, Haftungsrisiken <strong>und</strong> potenzielle<br />
Imageschäden zu vermeiden<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 19
HANDEL UND HERSTELLER PROFITIEREN BEI LAGERVIELFALT VON SPEZIALSOFTWARE<br />
FEINTUNING FÜR SONDER-LOGISTIKPROZESSE MIT<br />
FLEXIBLEM WAREHOUSE MANAGEMENT SYSTEM<br />
Lager ist nicht gleich Lager, die optimale<br />
Lagerverwaltung entsprechend vielfältig. Als<br />
„Schweizer Taschenmesser“ der Warenwirtschaft<br />
haben große Standardsoftwaresysteme für<br />
Lagerverwaltung zwar oft ein umfangreiches<br />
Funktions-Portfolio, aber möglicherweise auch<br />
einige Nachteile gegenüber flexibleren Enterprise-<br />
Lösungen. Ein individualisierbares Warehouse<br />
Management System (WMS) kann Anforderungen<br />
verschiedener manueller Lager unter Umständen<br />
genauer abbilden. Es wird in der Regel in enger<br />
Zusammenarbeit mit den Anwendern angepasst<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls erweitert.<br />
Lager erfüllen verschiedene Aufgaben. Sie sind als Auslieferungslager<br />
oder Verteillager konzipiert, auf Fullfilment <strong>und</strong><br />
E-Commerce ausgerichtet, versorgen eine Produktion mit<br />
Komponenten <strong>und</strong> Rohstoffen oder sind Zwischenlager <strong>und</strong><br />
Pufferlager. Sie sind dem Einkauf als Beschaffungslager zugeordnet,<br />
Kommissionierlager, sie beherbergen Gefahrgut oder, als<br />
temperaturkontrolliertes Lager, Lebensmittel.<br />
Daraus ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an eine<br />
Software für die Lagerverwaltung. Über die klassischen Basisfunktionen<br />
hinaus, die in allen Lagerarten benötigt werden, muss<br />
ein gutes WMS (oder Lagerverwaltungssystem, LVS) vor allem<br />
flexibel sein. So gibt es zwischen Handel <strong>und</strong> Herstellungsbetrieben<br />
deutliche Unterschiede in der Lagerhaltung. Der Handel legt<br />
den <strong>Fokus</strong> auf den Bestellzeitpunkt, ein Produktionsbetrieb dagegen<br />
auf Liefertermine, Auslastung <strong>und</strong> Komplexität der Aufträge.<br />
Das stellt andere Anforderungen an ein WMS.<br />
HANDEL: DURCHSATZ ERHÖHEN UND<br />
LAGERBEDARF VERRINGERN<br />
Große Fullfilment-Lager sind darauf ausgerichtet, bestellte Ware<br />
am selben, spätestens nächsten Tag zu verschicken. Die Aufträge<br />
werden abhängig von der Bestellzeit abgearbeitet. Hier kommt es<br />
auf Geschwindigkeit <strong>und</strong> fehlerfreie Prozesse bei K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong><br />
Bestellmanagement, Wareneingang, Warenausgang, Versand <strong>und</strong><br />
Retourenmanagement an. Typisch für große E-Commerce-Lager<br />
20 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
WAREHOUSE MANAGEMENT SYSTEME<br />
<br />
sind viele, häufig wechselnde <strong>und</strong> teils ungelernte Anwender, die<br />
schnell in die festen Prozesse eingearbeitet werden müssen.<br />
Daher sollte ein WMS für den Handel neben genauer Lagerbestandsführung<br />
<strong>und</strong> umfangreichen Funktionen für Inventur, Wareneingang<br />
<strong>und</strong> Einlagerung, Kommissionierung <strong>und</strong> Retouren<br />
diese Bedingungen in der Nutzerführung berücksichtigen. Intuitive<br />
Bedienbarkeit hilft auch Neueinsteigern, schnell zum vollwertigen<br />
Lageristen zu werden. Das optimale WMS sollte auf mobilen<br />
Handhelds alle Informationen übersichtlich darstellen.<br />
Die Software ist mehrsprachig <strong>und</strong> kontrolliert per Scan von<br />
Artikel <strong>und</strong> Lagerplätzen alle Vorgänge. Lagerbewegungen werden<br />
sofort <strong>und</strong> papierlos ins System gebucht, der Bestand wird<br />
HOHE LAGERVIELFALT BRAUCHT<br />
EIN FLEXIBLES WMS<br />
genau geführt, damit Fehlbestände nicht erst bei der Kommissionierung<br />
auffallen. Das System führt auch neue Mitarbeiter ohne<br />
Lagerkenntnis, ohne lange Lagerplatz- <strong>und</strong> Artikelsuche streckenoptimiert<br />
durchs Lager. Viele Mitarbeiter können parallel<br />
<strong>und</strong> dynamisch einlagern, umlagern <strong>und</strong> picken.<br />
HERSTELLER: OPTIMALE PRODUKTION PER<br />
FLEXIBLER PRIORISIERUNG<br />
01 Artikeldaten lassen sich aus einem ERP-System <strong>und</strong><br />
Shop-System importieren oder in der Netstorsys-eigenen<br />
Artikelverwaltung anlegen<br />
Bei Herstellungsbetrieben stehen Prüfung von Zulieferteilen,<br />
Lieferkettensicherheit <strong>und</strong> eine lückenlose Versorgung für eine<br />
wirtschaftliche Produktion verschiedener Losgrößen im Mittelpunkt,<br />
um fristgerecht zu liefern. Lieferzeiträume hängen von der<br />
Komplexität von Produkten, der Auslastung <strong>und</strong> der Verfügbarkeit<br />
von Komponenten ab. Die Lagerlogistik ist eng mit der Produktionsplanung<br />
verzahnt <strong>und</strong> wichtiger Hebel, um sich strategisch<br />
auf Nachfrage- <strong>und</strong> Preisschwankungen sowie Verfügbarkeit<br />
von Rohstoffen <strong>und</strong> Komponenten einzustellen.<br />
In Lagern entlang einer Produktion müssen Anwender daher<br />
mehr eigenständige Entscheidungen treffen <strong>und</strong> Freiheiten haben.<br />
Sie müssen Prozesse dynamisch an Lieferengpässe <strong>und</strong><br />
Komplexität des Auftrags anpassen. Reihenfolge <strong>und</strong> Abläufe<br />
müssen sich innerhalb eines definierten Rahmens ändern lassen.<br />
Das sollte ein WMS widerspiegeln. Eine Lösung kann sein,<br />
Prozesse an Nutzerrechte zu knüpfen. Je nach Nutzerrolle stehen<br />
verschiedene Dialoge, Buttons <strong>und</strong> Kontrollscans zur Verfügung,<br />
um kurzfristig <strong>und</strong> weitreichend in die Lagerlogistik<br />
einzugreifen.<br />
„Unser WMS Netstorsys war lange auf den Handel fokussiert“,<br />
so Fabian Brammer, Chief Operating Officer (COO) der Logentis<br />
GmbH, Osnabrück. „Es deckt traditionell alle Prozesse von der<br />
K<strong>und</strong>enbestellung bis zum Versand ab.“ Inventur, Wareneingang,<br />
Einlagerung, Kommissionierung, Retouren <strong>und</strong> Value Added Services<br />
(VAS), also Mehrwertdienstleistungen wie Verpackung, Produktveredelung<br />
oder Qualitätskontrolle gehören zum etablierten<br />
Basisumfang. „Inzwischen haben wir das WMS zu einem mächtigen<br />
Tool für das optimale Zusammenspiel von Intralogistik <strong>und</strong><br />
Produktionsplanung von <strong>KMU</strong> ausgebaut.“<br />
LAGERVERWALTUNG AUF PRODUKTION<br />
AUSGERICHTET<br />
Das webbasierte WMS des Softwarehauses umfasst nun die komplette<br />
Prozesskette vom Wareneingang über den Produktionsauftrag,<br />
Kommissionierung <strong>und</strong> Bereitstellung für die Produktion<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 21
WAREHOUSE MANAGEMENT SYSTEME<br />
02 Der Zugriff auf Prozesse ist im WMS an Nutzerrechte geknüpft. Das Plenge-Team hat damit die nötigen Freiheiten,<br />
um die Intralogistik optimal auf die Fertigung von Schaltschränken auszurichten<br />
bis zur Einlagerung produzierter Ware. Daran schließen sich<br />
nahtlos die Verwaltung von K<strong>und</strong>enaufträgen, Kommissionierung,<br />
Warenausgang <strong>und</strong> Versand an. Der Versand läuft bei Bedarf<br />
fließend über die ebenfalls von Logentis entwickelte Multicarrier-Versandsoftware<br />
Netversys.<br />
„Neue Funktionen <strong>und</strong> Konfigurationsmöglichkeiten erhöhen<br />
die Flexibilität des WMS“, so Brammer. „Aufträge lassen sich bei<br />
der Reservierung von Artikeln für die Produktion priorisieren.<br />
Sind im System aktuelle Lieferprobleme vermerkt, können Aufträge<br />
für die Produktion aufwändiger sein. Anwender mit entsprechenden<br />
Rechten können sie nun flexibel logistisch umplanen<br />
<strong>und</strong> anders priorisieren.“<br />
Die Reihenfolge von Aufträgen lässt sich nun nach Lieferzeitpunkt<br />
<strong>und</strong> manuell festlegen, Aufträge lassen sich zudem ganz<br />
sperren. Per Schnittstelle oder per Importer lässt sich direkt in der<br />
Software die Priorität mehrerer Aufträge gleichzeitig anpassen.<br />
Auch nachträgliche Auftragsänderungen ermöglicht das System<br />
jetzt bis hin zur Stornierung. So lassen sich zum Beispiel<br />
bei Zuliefererproblemen Artikel noch nachträglich während<br />
der Produktion tauschen oder anderen, wichtigeren Aufträgen<br />
zuordnen.<br />
FLEXIBLE ENTERPRISE-LÖSUNG<br />
Dass große, standardisierte Lagerverwaltungssysteme oder um<br />
Lagerfunktionen erweiterte ERP- oder Warenwirtschaftssysteme<br />
hohe Nutzerzahlen haben, bedeutet nicht, dass sie immer die<br />
beste Wahl für jedes Lager sind. Denn Standardisierung kann<br />
zum Beispiel heißen, dass spezifische Anwendungsfälle erst dann<br />
programmiert werden, wenn sie genug K<strong>und</strong>en nachfragen. Einige<br />
Systeme für Warenwirtschaft oder Enterprise Ressource Planning<br />
(ERP) bilden die Lagerprozesse nur unzureichend ab. Manche<br />
explizite Warehouse Management Systeme bedienen vielfach<br />
nur Standardprozesse.<br />
Das kann zur Folge haben, dass gut funktionierende, individuelle<br />
Prozesse eines <strong>KMU</strong> dann zu Ungunsten des Unternehmens verändert<br />
werden, um sie an die Standardisierung anzupassen, oder<br />
die Firma auf andere Funktionalitäten fokussierte Spezialsysteme<br />
auf ein dafür ungeeignetes Lager anwendet. Kleine Unternehmen<br />
erhalten von großen Systemanbietern möglicherweise auch nicht<br />
den intensiven Support, den sie benötigen. Als kleinere K<strong>und</strong>en<br />
mit Sonderanforderungen kann es sein, dass sie zwischen großen<br />
Konzernen nachrangig behandelt werden.<br />
Flexible Enterprise-Lösungen können sich dagegen durch eine<br />
optimale Kombination aus standardisierten Basisfunktionen <strong>und</strong><br />
spezialisierten Add-ons für das Feintuning auszeichnen – bezahlt<br />
wird nur, was wirklich gebraucht wird. Feine Anpassungen <strong>und</strong><br />
Zusatzfunktionen sind mit direktem Draht zu den Entwicklern<br />
schnell möglich.<br />
Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt für ein flexibles System wie Netstorsys<br />
ist eine moderne Softwarearchitektur. Das WMS ist cloudfähig,<br />
webbasiert <strong>und</strong> mandantenfähig: Es kann On-Premises, also auf<br />
Servern beim K<strong>und</strong>en vor Ort <strong>und</strong> in jede vorhandene IT-Infrastruktur<br />
integriert werden. Auch eine Installation auf einer externen<br />
Cloud von Drittanbietern ist möglich, um die Hardware-Instandhaltung<br />
auszulagern. Die Software läuft auf allen Browsern<br />
<strong>und</strong> ist darauf ausgelegt, per mobiler Datenerfassung (MDE) manuelle<br />
Lager zu digitalisieren.<br />
Brammer: „Wir haben anhand konkreter Anforderungen von<br />
K<strong>und</strong>en den Funktionsumfang unseres WMS kontinuierlich erweitert.<br />
Heute profitieren sowohl große Händler wie die CD1<br />
HandelsgmbH als auch mittelständische Hersteller wie der<br />
Schaltschränke-Spezialist Plenge GmbH von den individuellen<br />
Erweiterungen unseres Lagerverwaltungssystems.“<br />
Fotos: Logentis, Plenge<br />
www.logentis.de<br />
22 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
LIEFERANTENVERZEICHNIS<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
AMI FÖRDER- UND<br />
LAGERTECHNIK GMBH<br />
Leystraße 27<br />
57629 Luckenbach, Deutschland<br />
Telefon: 02662 9565-0<br />
Telefax: 02662 9565-5111<br />
E-Mail: info@ami-foerdertechnik.de<br />
www.ami-fordertechnik.de<br />
AMI produziert unter anderem teil- <strong>und</strong> vollautomatisierte<br />
intralogistische Anlagen <strong>und</strong> Kommissionierautomaten.<br />
GENERALUNTERNEHMER/SYSTEMINTEGRATOR<br />
HÖRMANN INTRALOGISTICS<br />
Gneisenaustraße 15<br />
80992 München<br />
Deutschland<br />
Telefon: 089 14 98 98 0<br />
E-Mail: info@hoermann-logistik.de<br />
www.hoermann-intralogistics.com<br />
Innovative Materialfluss-Lösungen, Robotik, Kommissionierung,<br />
Fördertechnik <strong>und</strong> zentrales WMS.<br />
GENERALUNTERNEHMER/SYSTEMINTEGRATOR<br />
KLINKHAMMER<br />
INTRALOGISTICS GMBH<br />
Wiesbadener Str. 13<br />
90427 Nürnberg, Deutschland<br />
Telefon: 0911 930640<br />
Telefax: 0911 9306450<br />
E-Mail: Info@Klinkhammer.com<br />
www.Klinkhammer.com<br />
Von der Planung über Lager-, Kommissionier- <strong>und</strong> Roboticsysteme<br />
bis zu Software <strong>und</strong> Service24.<br />
GENERALUNTERNEHMER/SYSTEMINTEGRATOR<br />
UNITECHNIK SYSTEMS GMBH<br />
Fritz-Kotz-Str. 14, 51674 Wiehl<br />
Deutschland<br />
Telefon: 02261 987 0<br />
Telefax: 02261 987-510<br />
E-Mail: logistics@unitechnik.com<br />
www.unitechnik.com/<br />
logistiksysteme<br />
Planung <strong>und</strong> GU für passgenaue automatisierte<br />
Intralogistik-Anlagen mit eigenen LVS UniWare.<br />
GENERALUNTERNEHMER/SYSTEMINTEGRATOR<br />
VIASTORE SYSTEMS GMBH<br />
Magirusstr. 13<br />
70469 Stuttgart<br />
Deutschland<br />
Telefon: 0711 9818-0<br />
E-Mail: info@viastore.com<br />
www.viastore.com<br />
INTRALOGISTIK-HERSTELLER/GESAMTANLAGEN<br />
psb intralogistics GmbH<br />
Blocksbergstraße 145<br />
66955 Pirmasens<br />
Deutschland<br />
Telefon: 06331 717 0<br />
E-Mail: info@psb-gmbh.de<br />
Ihr Partner für automatische Lagersysteme, WMS, Service<br />
<strong>und</strong> Retrofit aus einer Hand.<br />
Wir planen <strong>und</strong> realisieren maßgeschneiderte Intralogistik-<br />
Anlagen aus ei(ge)ner Hand.<br />
KOMMISSIONIERTECHNIK<br />
KBS INDUSTRIEELEKTRONIK<br />
Burkheimer Straße 10<br />
79111 Freiburg<br />
Deutschland<br />
Telefon: 0761 452550<br />
Telefax: 0761 4525590<br />
E-Mail: vertrieb@kbs-gmbh.de<br />
www.kbs-gmbh.de<br />
Hersteller von Kommissionier-Systemen: Pick-by-Light/<br />
Put-to-Light, Kommissionierwagen, E-Kanban System.<br />
LAGERSYSTEME<br />
LAGERTECHNIK-WEST<br />
GMBH & CO. KG<br />
Am Drehmannshof 25<br />
47475 Kamp Lintfort<br />
Telefon: 02842 7173000<br />
Telefax: 02842 7173009<br />
E-Mail: info@lagertechnik-west.de<br />
www.lagertechnik-west.de<br />
LagerTechnik-West konzipiert <strong>und</strong> realisiert individuelle <strong>und</strong><br />
intelligente Lagereinrichtungen für mehr Struktur.<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 23
RUBRIZIERUNGSEBENE<br />
„MIT DATENTRANSPARENZ<br />
FÄNGT ALLES AN“<br />
Seit mehr als 30 Jahren ist Steffen Dieterich in<br />
verschiedenen Positionen bei Hörmann<br />
Intralogistics zu Hause. In dieser Zeit hat der<br />
Geschäftsführer der Hörmann Intralogistics<br />
Solutions GmbH, München, auch viele Projekte<br />
für kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>) in<br />
verantwortlicher Position realisiert. Im Interview<br />
geht Dieterich auf die Knackpunkte bei der<br />
Realisierung eines Automatisierungs- <strong>und</strong><br />
Digitalisierungsprojekts ein <strong>und</strong> gibt<br />
Empfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung.<br />
Herr Dieterich, Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung in der<br />
Intralogistik sind wichtige Trends. Wie schätzen Sie die<br />
aktuelle Bereitschaft von <strong>KMU</strong> ein, diese Technologien zu<br />
implementieren?<br />
Steffen Dieterich: Nahezu alle ambitionierten Mittelständler<br />
beschäftigen sich mit Automatisierung.<br />
Was verstehen Sie unter ambitionierten Mittelständlern?<br />
Steffen Dieterich: Das sind Firmen mit einem starken <strong>Fokus</strong> auf<br />
Wachstum. Diese Unternehmen investieren in erster Linie in<br />
Automatisierung, um die Qualität in ihrer Logistik zu verbessern,<br />
also zum Beispiel die Pick-Fehler zu reduzieren. Darüber<br />
hinaus nehmen Unternehmen aus dem E-Commerce-Bereich<br />
Geld für automatisierte Intralogistiksysteme in die Hand. Nur so<br />
können sie langfristig die Anforderungen des Markts nach zum<br />
Beispiel kurzen Reaktionszeiten erfüllen.<br />
Welche Hausaufgaben müssen die Unternehmen machen,<br />
bevor Sie ein Automatisierungsprojekt angehen?<br />
Steffen Dieterich: Da sprechen Sie einen wichtigen Punkt an. Ein<br />
Automatisierungsprojekt setzt voraus, dass man seine Prozesse<br />
versteht <strong>und</strong> das wiederum erfordert Datentransparenz. Zu Datentransparenz<br />
gelangt man nur mithilfe einer Software. Daher<br />
sind Automatisierungsprojekte immer auch Softwareprojekte.<br />
24 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
F+H NACHGEFRAGT AUTOMATISIERUNG UND DIGITALISIERUNG <br />
Können die Firmen die Prozesse so beschreiben, dass Sie als GU<br />
damit arbeiten können?<br />
Steffen Dieterich: Manch ein Unternehmen tut sich in der Tat<br />
schwer, die eigenen Prozesse zu beschreiben. Die Ursache dafür<br />
liegt in den vielfach noch papierbasierten Abläufen. Ferner haben<br />
sich die Prozesse im Laufe der Jahre eingeschliffen. Wer<br />
wenn nicht die Mitarbeiter in Materialfluss <strong>und</strong> Lager kennen<br />
die Abläufe aus dem Effeff?<br />
Das Bio-Wissen gilt es rechtzeitig zu sichern. Ansonsten sind<br />
spätestens, wenn die entsprechenden Mitarbeiter die Firma<br />
verlassen, Probleme vorprogrammiert.<br />
Steffen Dieterich: Bio-Wissen – ein schöner Begriff, den muss<br />
ich mir merken. Aber Sie haben vollkommen Recht. Die feste<br />
Definition der Prozesse ist einer der riesigen Vorteile der Automatisierung.<br />
In Bezug auf die Abläufe in Materialfluss <strong>und</strong> Lager<br />
gibt es keinen Wildwuchs.<br />
Welche Herausforderungen sehen Sie bei Automatisierungsprojekten<br />
für kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen im Vergleich<br />
zu großen Konzernen?<br />
Steffen Dieterich: Zum einen sorgt die Finanzkraft eines Konzerns<br />
für einen großen Unterschied. Jede Automatisierung kostet<br />
schließlich Geld. Vor allem im augenblicklichen konjunkturellen<br />
Tief hinterfragen <strong>KMU</strong> Investitionsentscheidungen. Zum<br />
anderen verfügen <strong>KMU</strong> in der Regel nicht über eine interne<br />
Planungsabteilung. Das heißt, wenn ein Automatisierungsvorhaben<br />
umgesetzt wird, dann übernehmen Mitarbeiter die damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Aufgaben parallel zu ihrem Tagesgeschäft. Und<br />
dann ist da noch die Herausforderung des Umgangs <strong>und</strong> der<br />
Interpretation mit Daten. Aus den Daten aus der Vergangenheit<br />
gilt es, Rückschlüsse für die Zukunft zu ziehen. Zu den Fragen,<br />
die es zu beantworten gilt, gehören: wie entwickeln sich in der<br />
Zukunft die Auftragsstrukturen? Werden die Auftragszeilen größer?<br />
Fallen mehr Picks pro Auftragszeile an?<br />
Wie können Sie Firmen bei der Datenerhebung <strong>und</strong> -auswertung<br />
unterstützen?<br />
Steffen Dieterich: Unsere Vertriebsabteilung übernimmt diese<br />
Aufgaben. Egal, ob die Anfrage von einem Logistikplaner oder<br />
direkt vom K<strong>und</strong>en kommt, überprüfen wir immer die uns zur<br />
Verfügung gestellten Daten. Wir verifizieren, ob das Konzept,<br />
das ausgeschrieben ist, den Anforderungen entspricht. Das bedeutet,<br />
wir analysieren die Bewegungsmengen, Palettengrößen<br />
<strong>und</strong> Auftragsstrukturen genau. So überprüfen wir zum Beispiel,<br />
ob viele ein- oder mehrposige Aufträge vorliegen, was wiederum<br />
Einfluss auf die Pufferplätze vor den Kommissionierarbeitsplätzen<br />
hat. Diese gründliche Datenanalyse ist für uns essenziell,<br />
bevor wir ein Konzept oder Angebot erstellen.<br />
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Voraussetzungen für<br />
Datensicherheit <strong>und</strong> -konformität Ihrer Intralogistiksysteme zu<br />
schaffen?<br />
Steffen Dieterich: Datensicherheit ist für uns ein zentrales Thema.<br />
Vor etwa vier Jahren haben wir uns nach dem Tisax-Standard<br />
zertifizieren lassen, der ursprünglich aus der Automobilbranche<br />
stammt <strong>und</strong> sehr hohe Anforderungen an Datenschutz <strong>und</strong> Datensicherheit<br />
stellt. Seitdem haben wir viele Prozesse geändert,<br />
vom Zutrittsschutz zu unseren Räumlichkeiten über die Zwei-<br />
Phasen-Authentifizierung für den VPN-Zugang bis hin zur Überprüfung<br />
aller installierten Softwareprodukte durch unsere IT-<br />
Abteilung. Wir haben auch einen Informationssicherheitsbeauftragten<br />
ernannt, der sich ausschließlich um die Informationssicherheit<br />
kümmert <strong>und</strong> interne Audits durchführt, um sicherzustellen,<br />
dass alle Abteilungen den definierten Prozessen folgen.<br />
Diese Trennung von Datenschutz <strong>und</strong> Informationssicherheit ist<br />
bewusst gewählt, um die Voraussetzungen zu schaffen, dass beide<br />
Bereiche die notwendige Aufmerksamkeit erhalten. Die kontinuierliche<br />
Weiterbildung <strong>und</strong> Anpassung an aktuelle Risiken<br />
sind essenziell, um den Datenschutz sicherzustellen.<br />
Welche Entwicklungen <strong>und</strong> Trends in der Automatisierung <strong>und</strong><br />
Digitalisierung der Intralogistik sehen Sie als vielversprechend<br />
für <strong>KMU</strong>?<br />
Steffen Dieterich: Ein bedeutender Trend ist die Nutzung von<br />
künstlicher Intelligenz in Verbindung mit unserem Warehouse<br />
Management System HiLIS. Ein Beispiel ist eine Molkerei, die<br />
mithilfe der KI <strong>und</strong> unseres WMS die Produktionsplanung optimiert.<br />
Die KI analysiert Versanddaten unter Berücksichtigung<br />
AUTOMATISIERUNGSPROJEKTE<br />
SIND IMMER AUCH<br />
SOFTWAREPROJEKTE<br />
von Faktoren wie Jahreszeit, Wetter <strong>und</strong> Feiertagen, um den<br />
Bedarf zu prognostizieren. Auf Basis dieser Daten kann die Molkerei<br />
die Produktion entsprechend anpassen.<br />
Außerdem sehen wir skalierbare Lagersysteme <strong>und</strong> autonome<br />
mobile Roboter als zunehmend beliebt. Diese Systeme lassen<br />
sich flexibel an die sich verändernden Anforderungen anpassen,<br />
ohne den Betrieb zu unterbrechen. Bei traditionellen Lagersystemen<br />
mit Regalbediengeräten sind oftmals längere Beeinträchtigungen<br />
des Tagesgeschäfts unvermeidbar. Auch Robotiklösungen,<br />
hauptsächlich Pick-Roboter, werden in Zukunft eine größere<br />
Rolle spielen, da sie körperlich herausfordernde Kommissioniertätigkeiten<br />
übernehmen können.<br />
Welche Rolle spielen dabei Kooperationen mit<br />
Technologieanbietern?<br />
Steffen Dieterich: Kooperationen sind für uns als Systemintegrator<br />
von zentraler Bedeutung. Kein Unternehmen kann alles<br />
allein entwickeln. Daher arbeiten wir eng mit Spezialisten zusammen,<br />
die sich auf bestimmte Produkte fokussieren. Wir entwickeln<br />
Ideen <strong>und</strong> Konzepte <strong>und</strong> integrieren dann die passenden<br />
Produkte in ein Komplettsystem, das von einer übergreifenden<br />
Software gesteuert wird. Unsere K<strong>und</strong>en merken die<br />
Schnittstellen zwischen den verschiedenen Systemen nicht, weil<br />
wir das für sie übernehmen. Wir pflegen enge <strong>und</strong> vertrauensvolle<br />
Partnerschaften mit Herstellern von fahrerlosen Transportsystemen,<br />
Roboterherstellern <strong>und</strong> sind Integrationspartner von<br />
AutoStore. In dem Zusammenhang kommen unsere Kompetenzen<br />
als Systemintegrator zum Tragen, indem wir sicherstellen,<br />
dass alle Komponenten nahtlos zusammenarbeiten <strong>und</strong> die<br />
Anlagenbetreiber die Vorteile der Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung<br />
voll ausschöpfen können.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Das Interview mit Steffen Dieterich, Geschäftsführer der Hörmann Intralogistics<br />
Solutions GmbH, München, führte Winfried Bauer, Chefredakteur <strong>f+h</strong><br />
Foto: Hörmann Intralogistics<br />
www.hoermann-intralogistics.com<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 25
DIE AUTOMATISIERUNGSGESCHICHTE VON BETZOLD<br />
AUTOMATISIERUNG ALS TRIEBFEDER<br />
KLEINER UND MITTLERER UNTERNEHMEN<br />
Automatisierung hat enormes Potenzial zur<br />
Unterstützung kleiner <strong>und</strong> mittlerer<br />
Unternehmen (<strong>KMU</strong>). Ihr Einsatz spart Zeit,<br />
ermöglicht Wachstum <strong>und</strong> erlaubt<br />
bedarfsorientierten Personaleinsatz. Die<br />
Möglichkeiten sind vielfältig, das technisch<br />
Machbare geprägt von rasantem Fortschritt.<br />
Automatisierung als reiner Selbstzweck ist<br />
jedoch sinnlos. Für ihren Erfolg bedarf es eines<br />
Blicks für das große Ganze genauso wie der<br />
detaillierten Planung jedes einzelnen Schritts.<br />
Das hat die Arnulf Betzold GmbH, Ellwangen, Anbieter<br />
von Lehrmittelbedarf, frühzeitig erkannt <strong>und</strong> ihre kontinuierlich<br />
positive Geschäftsentwicklung stringent durch<br />
den Einsatz von Automatisierungsmaßnahmen ermöglicht<br />
<strong>und</strong> vorangetrieben. Seit fast 20 Jahren begleitet das Unternehmen<br />
Fortna, Hamburg, Betzolds langfristige, intelligente Zukunftsplanung<br />
durch den zielgerichteten Einsatz moderner Logistiklösungen.<br />
VOM <strong>KMU</strong> ZUM MARKTFÜHRER<br />
Im Jahr 2006 stand Betzold vor einer Herausforderung: Das<br />
Wachstum des Unternehmens erforderte mehr Leistung in Lager<br />
<strong>und</strong> Logistik. Das Unternehmen beauftragte das Beraterteam von<br />
Fortna. „Bereits nach der ersten Begehung unserer Logistik sahen<br />
die Experten von Fortna viel Potenzial, mit ‚einfachen Mitteln viel<br />
bewegen zu können‘ – für mich damals keine schmeichelhafte Bewertung<br />
des Ist-Zustands, aber sie hatten natürlich recht“, erinnert<br />
sich Geschäftsführer Ulrich Betzold, <strong>und</strong> ergänzt: „Damals hatte<br />
Amazon gerade den Wandel von der Buchhandlung hin zum<br />
Vollsortiment-Anbieter vollzogen. Wir erkannten, dass Liefergeschwindigkeit<br />
entscheidend sein wird für die Zufriedenheit unserer<br />
K<strong>und</strong>en – darum holten wir uns Logistikexpertise ins Haus.“<br />
Die Lösung, die mit der Unterstützung von Fortna im Jahr<br />
2007 implementiert wurde, war eine 2-stufige Karton-Direktkommissionierung<br />
mit teilautomatisierten Prozessen. „Dieses<br />
erste Automatisierungsprojekt bewirkte erhebliche Effizienzsprünge“,<br />
erläutert Andreas Spitzki, von Tag 1 bis heute federführender<br />
Berater des für Betzold zuständigen Fortna-Teams.<br />
„Schnelligkeit wurde zum Aushängeschild des Unternehmens.<br />
Damit startete eine Automatisierungsgeschichte, die bis heute<br />
vorangetrieben wird <strong>und</strong> für die Betzold branchenübergreifend<br />
bekannt ist.“<br />
Ihre Meilensteine: die Erweiterung der Lagerkapazität durch<br />
den Neubau eines Vorratslagers mit automatischem Paletten-<br />
Hochregallager im Jahr 2009, die Implementierung eines Shuttle-<br />
Systems 2021 sowie die umfassende Modernisierung der Logistik<br />
durch Einführung von „Ware zum Mann“-Kommissionierung, ergonomisch<br />
höhenverstellbaren Arbeitsplätzen, einer Volumenreduziermaschine,<br />
automatischen Kartonaufrichtern, automatischem<br />
Rechnungsdruck <strong>und</strong> -einwurf sowie einem neuen<br />
Warehouse Management System.<br />
„Über die Jahre haben wir eigene Logistikkompetenz aufgebaut.<br />
Hierbei wurden wir unterstützt von Fortna: Durch die stetige Begleitung<br />
<strong>und</strong> den kontinuierlichen Input waren wir in puncto Automatisierung<br />
immer auf dem Laufenden. Zudem haben wir den<br />
Austausch mit Netzwerkpartnern über die Jahre intensiviert <strong>und</strong><br />
tiefgreifende Einblicke in andere erfolgreich implementierte auto-<br />
26 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
<br />
matische Systeme erhalten“, erläutert Ulrich Betzold seinen Weg.<br />
Automatisierungsmaßnahmen können ihr volles Potenzial nur<br />
entfalten, wenn sie von der kompletten Belegschaft gelebt werden.<br />
Auch hier ist Betzold ein Branchenvorbild: Führungskräfte<br />
gaben Wissen <strong>und</strong> Erkenntnisse aus abgeschlossenen Logistikprojekten<br />
frühzeitig an die Mitarbeiter weiter <strong>und</strong> förderten damit<br />
den Ausbau von Inhouse-Wissen. Bei Betzold trug das sogar<br />
zum Aufbau eigener Wartungs- <strong>und</strong> Reparaturkompetenz durch<br />
ein internes Haustechnik-Team bei. „Ein Unternehmen, das vorhat,<br />
in einem Schwung zu automatisieren <strong>und</strong> erst mit diesem<br />
Entschluss in den Aufbau von Wissen einsteigt, wird sich schwertun“,<br />
ist Ulrich Betzold überzeugt.<br />
SEKUNDÄRE PROZESSE NICHT<br />
VERNACHLÄSSIGEN<br />
Im Zuge einer schrittweisen Automatisierung ist es sinnvoll, sich<br />
dem Technologiesektor frühzeitig zu öffnen, auf die Erfahrung<br />
von Logistikexperten zu vertrauen <strong>und</strong> auch sek<strong>und</strong>äre Prozesse<br />
genauer unter die Lupe zu nehmen. „Wir haben durch die Automatisierung<br />
der Altkartonage-Entsorgung mit dem Umzug unseres<br />
Lager- <strong>und</strong> Versandsystems im Jahr 2012 immenses Potenzial<br />
freigesetzt“, erinnert sich Ulrich Betzold. „Auf den ersten Blick<br />
erscheint das banal, aber die Sammlung der Altkartonage, der<br />
manuelle Zusammenschnitt <strong>und</strong> die anschließende Entsorgung<br />
01 Die „Ware zum Mann“-Kommissionierung mit ergonomisch<br />
höhenverstellbaren Arbeitsplätzen<br />
LANGFRISTIGE PLANUNG<br />
UND BEREITSCHAFT ZU<br />
STETIGER INNOVATION SIND<br />
ERFOLGS-GARANTEN<br />
war mit enormen Laufwegen <strong>und</strong> aufwändigen Prozessen verb<strong>und</strong>en.<br />
Mit dem direkten Transport der Altkartonage über Fördertechnik<br />
in den Presscontainer haben wir nicht nur unsere Effizienz<br />
erhöht, sondern auch die Zufriedenheit des vormals für<br />
diese Tätigkeit verantwortlichen Mitarbeiters gesteigert, der nun<br />
in einer Position arbeitet, die seinen Fähigkeiten viel gerechter<br />
wird.“<br />
Der Kategorie <strong>KMU</strong> inzwischen entwachsen, baut Betzold mit<br />
jedem neuen Projekt seine Vorreiterrolle weiter aus. Aktuell entsteht,<br />
wie in der langfristigen Planung frühzeitig berücksichtigt,<br />
der Erweiterungsbau der Shuttle-Halle. Im Zentrum stehen der<br />
hohe Automatisierungsgrad im Wareneingang <strong>und</strong> die automatisierte<br />
Weiterverarbeitung: Mailorderfähige Kartons werden künftig<br />
durch das AKL in ein automatisches Kartonlager transportiert.<br />
Von dort aus durchlaufen sie ein automatisches Etikettiersystem<br />
bis zum Warenausgang. Tests <strong>und</strong> Inbetriebnahme sind für das<br />
1. Quartal 2025 anvisiert. Bereits in Planung ist auch eine vollständig<br />
Robotik-gestützte Be- <strong>und</strong> Entladung der Wechselbrücken-Container.<br />
Die Logistikgeschichte von Betzold, geprägt von langfristiger<br />
Planung <strong>und</strong> Bereitschaft zu stetiger Innovation, zeigt eindrucksvoll,<br />
wie Automatisierung nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit sichert,<br />
sondern Unternehmen sogar zu Vorreitern ihrer Branche<br />
aufsteigen.<br />
Fotos: Arnulf Betzold<br />
www.fortna.com<br />
02 Die Volumenreduziermaschinen verringern ungenutzten Raum in<br />
den Paketen. Dies spart Versandvolumen <strong>und</strong> überflüssiges<br />
Polstermaterial<br />
LEARNING<br />
Leistungsfähige automatische Systeme steigern Kapazität<br />
<strong>und</strong> Effizienz, wenn die Abwicklung holistisch betrachtet<br />
wird <strong>und</strong><br />
n die Mengen auch von allen vor- <strong>und</strong> nachgelagerten<br />
Prozessen abgebildet werden können,<br />
n die Kompatibilität der Systeme sichergestellt ist <strong>und</strong><br />
Red<strong>und</strong>anzen vermieden werden,<br />
n Software als Bestandteil des Automatisierungskonzepts<br />
in der Planung berücksichtigt wird – primär bei der<br />
Integration von Systemen unterschiedlicher Anbieter,<br />
n alle Prozesse von allen Beteiligten verstanden werden,<br />
damit die beste <strong>und</strong> nicht die teuerste Lösung gef<strong>und</strong>en<br />
wird,<br />
n die Mitarbeiter aktiv in den Change- oder Übergangsprozess<br />
eingeb<strong>und</strong>en werden,<br />
n Expertise greifbar ist – für eine risikoärmere <strong>und</strong><br />
stressfreiere Implementierung von Automatisierung.<br />
Quelle: Fortna<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 27
ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
ERFAHRUNGEN AUS EINER DEKADE BEIM<br />
HANDELSUNTERNEHMEN LUDWIG MEISTER<br />
NUR GEMEINSAM IST MAN<br />
ERFOLGREICH<br />
In den vergangenen Jahren hat sich das<br />
Unternehmen Ludwig Meister als Vorreiter im<br />
Bereich Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung<br />
etabliert. Die Reise des technischen Händlers<br />
für Antriebs-, Werkzeug- <strong>und</strong> Fluidtechnik mit<br />
Stammsitz in Dachau begann vor mehr als<br />
einem Jahrzehnt <strong>und</strong> führte von den ersten<br />
Automatisierungsprojekten bis hin zur<br />
umfassenden Digitalisierung aller<br />
Unternehmensprozesse. In diesem Artikel teilt<br />
Co-CEO Max Meister die zentralen Erkenntnisse<br />
<strong>und</strong> „goldenen Regeln“, die auf dieser<br />
spannenden Reise gesammelt wurden.<br />
Unser Weg zur Digitalisierung begann mit einer klaren Vision:<br />
Wir wollten unsere internen Prozesse effizienter<br />
gestalten <strong>und</strong> gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für<br />
unsere Mitarbeiter verbessern. Ein gutes Zielbild zu haben,<br />
ist entscheidend. Es dient als Orientierungshilfe <strong>und</strong> erleichtert<br />
es, große Projekte in überschaubare Schritte zu unterteilen.<br />
So begannen wir zum Beispiel unsere Digitalisierungsreise<br />
im Einkauf, wo dringender Handlungsbedarf bestand. Von dort<br />
aus arbeiteten wir uns schrittweise durch alle Unternehmensbereiche<br />
– von der Logistik über den Vertrieb bis hin zu komplexen<br />
Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI).<br />
CHANGE-MANAGEMENT ALS ERFOLGSFAKTOR<br />
Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung bedeuten im Allgemeinen<br />
tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitsweise eines Unternehmens.<br />
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei das Change-Management.<br />
Es reicht nicht aus, Technologien einzuführen – man muss<br />
auch die Menschen mitnehmen. Ängste abbauen, offene Kommunikation<br />
pflegen <strong>und</strong> Transparenz schaffen sind dabei essenziell.<br />
Bei der Einführung unseres ersten Kleinteilelagersystems<br />
28 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
AutoStore im Jahr 2013 gaben wir allen Mitarbeitern in der<br />
Logistik eine Jobgarantie. Diese Maßnahme nahm nicht nur<br />
die Angst vor Arbeitsplatzverlusten, sondern förderte auch<br />
das Vertrauen in neue Technologien. Die direkte Einbindung<br />
des Leadership-Teams <strong>und</strong> meine persönliche Präsenz<br />
vor Ort halfen ebenfalls, Vorbehalte abzubauen <strong>und</strong><br />
die Akzeptanz zu <strong>fördern</strong>.<br />
KONTINUIERLICHE WEITERBILDUNG UND<br />
NACHHALTIGE PERSONALENTWICKLUNG<br />
Die digitale Transformation ist ein fortlaufender Prozess,<br />
der kontinuierliches Lernen erfordert. Für uns ist die Ausbildung<br />
von IT-Talenten ein Schlüsselelement. Unser Ziel ist es,<br />
nicht nur aktuelle Fähigkeiten zu <strong>fördern</strong>, sondern auch zukünftige<br />
Kompetenzen zu entwickeln. Heute beschäftigen wir ein<br />
Team von etwa zwölf IT-Experten, darunter eigene wickler <strong>und</strong> Auszubildende. Diese interne Kompetenz ermöglicht<br />
Softwareentes<br />
uns, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln <strong>und</strong> schneller<br />
auf neue Herausforderungen zu reagieren.<br />
EFFEKTIVE PLANUNG UND PARTNERSCHAFTEN<br />
Eine gute Budgetplanung <strong>und</strong> die Auswahl der richtigen Partner<br />
sind gr<strong>und</strong>legende Voraussetzungen für den Erfolg von Automatisierungs-<br />
<strong>und</strong> Digitalisierungsprojekten. Unser Prinzip war immer,<br />
innovativ zu sein, aber auch auf erprobte Lösungen zu setzen,<br />
wo es sinnvoll ist. Unsere Zusammenarbeit mit innovativen<br />
Start-ups wie Nimmsta oder Noyes ist ein Beispiel für erfolgreiche<br />
Partnerschaften. Diese Kooperationen haben uns Zugang zu<br />
neuen Technologien <strong>und</strong> frischen Ideen verschafft, die wir in unsere<br />
Prozesse integrieren konnten.<br />
MENSCHEN UND TECHNOLOGIE<br />
IN EINKLANG BRINGEN<br />
Automatisierung bedeutet nicht zwangsläufig, dass Arbeitsplätze<br />
abgebaut werden. Unser Ansatz ist es, durch Automatisierung<br />
Kapazitäten für wertschöpfende Tätigkeiten zu schaffen <strong>und</strong><br />
gleichzeitig die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Einführung<br />
eines automatisierten Picking-Roboters in unserer Logistik<br />
zeigt, wie wir Technologie nutzen, um Effizienz zu steigern, ohne<br />
dabei bestehende Jobs zu gefährden. Transparente Kommunikation<br />
über die Ziele <strong>und</strong> Nutzen solcher Technologien hilft, Ängste<br />
zu mindern <strong>und</strong> Akzeptanz zu <strong>fördern</strong>.<br />
Digitalisierungsprojekte sind selten linear. Wir haben gelernt,<br />
dass Flexibilität <strong>und</strong> die Fähigkeit, sich an neue Gegebenheiten<br />
anzupassen, entscheidend sind. Nicht jedes Projekt verläuft wie<br />
geplant, <strong>und</strong> oft sind Anpassungen notwendig. Ein gutes Beispiel<br />
ist unsere Entwicklung einer Pricing Engine. Die ersten beiden<br />
Versuche, diese zu implementieren, scheiterten, weil wir die<br />
Endnutzer nicht ausreichend einbezogen hatten. Der dritte Versuch<br />
war erfolgreich, weil wir von Anfang an alle relevanten Stakeholder<br />
eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ihre Bedürfnisse <strong>und</strong> Anforderungen<br />
berücksichtigt haben.<br />
AUFBAU EINER SOLIDEN IT-INFRASTRUKTUR<br />
Eine klare <strong>und</strong> gut strukturierte Datenlandschaft ist die Basis für<br />
erfolgreiche Digitalisierungsprojekte. Bei Ludwig Meister haben<br />
wir von Beginn an Wert daraufgelegt, unsere Daten in einer zentralen<br />
Datenbank zu konsolidieren. Diese solide Gr<strong>und</strong>lage ermöglicht<br />
es uns, flexibel zu agieren <strong>und</strong> verschiedene Systeme<br />
<strong>und</strong> Anwendungen effizient zu integrieren. Ob CRM, ERP oder<br />
MAX MEISTER, CO-CEO,<br />
LUDWIG MEISTER<br />
Digitalisierungsprojekte sind selten<br />
linear. Wir haben gelernt, dass<br />
Flexibilität <strong>und</strong> die Fähigkeit, sich<br />
an neue Gegebenheiten anzupassen,<br />
entscheidend sind<br />
Lagerverwaltung – unsere klare Datenstruktur erleichtert die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Integration neuer Technologien.<br />
BLICK IN DIE ZUKUNFT: KI UND NEUE<br />
TECHNOLOGIEN<br />
Ein Bereich, in dem wir derzeit intensiv arbeiten, ist die Nutzung<br />
von KI. Projekte wie die Entwicklung eines eigenen Machine-<br />
Learning-Modells zur Optimierung unserer Wiederbeschaffungszeiten<br />
zeigen das große Potenzial, das KI bietet. Auch der Einsatz<br />
von Chatbots zur Unterstützung interner Prozesse ist ein spannendes<br />
Feld. Unser eigener „WiggerlGPT“-Chatbot hilft zum Beispiel<br />
dabei, Mitarbeiterfragen schnell <strong>und</strong> effizient zu beantworten<br />
<strong>und</strong> so die interne Kommunikation zu verbessern.<br />
FAZIT<br />
Die Digitalisierung bei Ludwig Meister ist ein fortlaufender Prozess,<br />
der kontinuierliche Anpassungen <strong>und</strong> Entwicklungen erfordert.<br />
Unsere Erfahrungen zeigen, dass ein klar definiertes Zielbild,<br />
effektives Change-Management, kontinuierliche Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> eine solide IT-Infrastruktur entscheidend für den<br />
Erfolg sind. Ebenso wichtig ist es, flexibel zu bleiben <strong>und</strong> bereit<br />
zu sein, neue Wege zu gehen. Die Kombination aus innovativen<br />
Technologien <strong>und</strong> der Einbindung unserer Mitarbeiter hat es uns<br />
ermöglicht, die digitale Transformation erfolgreich zu gestalten<br />
<strong>und</strong> Ludwig Meister fit für die Zukunft zu machen.<br />
Autor: Max Meister ist Co-CEO von Ludwig Meister, einem technischen<br />
Händler für Antriebs-, Werkzeug- <strong>und</strong> Fluidtechnik. Seit dem Jahr 2003 im<br />
Unternehmen, treibt er gemeinsam mit seiner Schwester Elisabeth Meister <strong>und</strong><br />
dem Ludwig-Meister-Team die Digitalisierung <strong>und</strong> Automatisierung voran<br />
Fotos: Ludwig Meister<br />
www.ludwigmeister.de<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 29
PERSPEKTIVEN<br />
VISIONÄRER AUSBLICK AUF DIE MOBILE ROBOTIK<br />
EIN NEUER MARKTTEILNEHMER<br />
IST GEFRAGT<br />
Die funktionale Auswertung von fusionierten 3D-Sensorsystemen bildet den<br />
Einstieg in die Welt der mobilen Robotik <strong>und</strong> ist gleichzeitig die Gr<strong>und</strong>lage für jedes<br />
intelligente Handeln von mobilen Robotern. Aber wer übernimmt diese Aufgabe?<br />
Sensorhersteller, eine neue Gruppe von Software-Unternehmen, die mit den<br />
Sensorherstellern zusammenarbeiten, eine große Übermacht aus den USA oder …?<br />
30 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PERSPEKTIVEN<br />
<br />
Die technischen Fähigkeiten <strong>und</strong> die Einsatzbereiche der<br />
mobilen Roboter nehmen ständig zu. Und es gibt weiterhin<br />
die fahrerlosen Transportsysteme (FTS) im industriellen<br />
Einsatz, die dort vornehmlich zum innerbetrieblichen<br />
Materialtransport verwendet werden. Das übernehmen<br />
Fahrzeugflotten, die die Zielgrößen Leistung, Verfügbarkeit <strong>und</strong><br />
Durchsatz sicherstellen. Solche Flotten können simuliert werden,<br />
sodass sie vorhersagbar agieren <strong>und</strong> verlässlich geplant werden<br />
können.<br />
In öffentlich zugänglichen Bereichen trifft man bereits jetzt auf<br />
(autonome) mobile Roboter (AMR), die sich zum Transport <strong>und</strong><br />
auch für Dienstleistungen wie Reinigung, Führung, Auskunft, Suche,<br />
Begleitung (Tragen von Material, Kommissionieren) einsetzen<br />
lassen. Hier liegt der <strong>Fokus</strong> auf einzelnen Fahrzeugen, die<br />
selbstständig komplexe Aufgaben bewältigen müssen.<br />
Autonome Autos im Straßenverkehr werden hier nicht betrachtet,<br />
ebenso keine Haushalts- oder Spielzeugroboter.<br />
In Zukunft werden die mobilen Roboter vielfältige Aufgaben<br />
in unterschiedlichen Anwendungen übernehmen. Sie werden<br />
nicht mehr nur in Werkshallen <strong>und</strong> Lagern der produzierenden<br />
Unternehmen unterwegs sein, sondern auch die öffentlich zugänglichen<br />
Bereiche erobern. Dort haben sie es nicht nur mit<br />
unterwiesenem Personal, sondern mit Menschen zu tun, die<br />
nicht auf den Umgang mit Robotern vorbereitet oder geschult<br />
sind. Daraus leiten sich Herausforderungen an die sicherheitstechnische<br />
Auslegung der Roboter <strong>und</strong> damit an die Sensorik<br />
ab. Primär die Sicht auf die Sensoren wird sich entscheidend<br />
verändern.<br />
ABSCHIED VON DER BINÄREN WELT<br />
DIE BINÄRE SICHTWEISE<br />
REICHT FÜR DEN ROBOTER<br />
DER ZUKUNFT NICHT AUS<br />
Die heutige binäre Welt kennt nur zwei Zustände: Null oder Eins,<br />
An oder Aus, Richtig oder Falsch. Bei der Automatisierung von<br />
Prozessen fragen wir:<br />
n Kann man den Prozess automatisieren? Ja oder Nein?<br />
n Ist das Verhalten eines Roboters in einer bestimmten Situation<br />
sicher? Ja oder Nein?<br />
Dazu vergleicht die technische Intelligenz heute Messwerte miteinander.<br />
Anders der Mensch: kein einziger menschlicher Sensor<br />
(Sinnesorgan) liefert Daten. Der Mensch empfindet Situationen<br />
oder Szenarien als sicher oder unsicher, weil er alle Empfindungen<br />
gemeinsam intelligent auswertet.<br />
Die binäre Sichtweise reicht für einfache technische Prozesse<br />
aus, aber sicher nicht für den Roboter der Zukunft. Denn ein Zustand<br />
wechselt nicht von „sicher“ auf „unsicher“, weil ein Entfernungswert<br />
einen Grenzwert minimal unterschreitet. Mithilfe von<br />
fusionierten 3D-Sensorsystemen <strong>und</strong> maschinellem Lernen bekommen<br />
automatische Fahrzeuge zukünftig menschenähnliche<br />
Fähigkeiten.<br />
Auch bezüglich der Automatisierbarkeit von Prozessen werden<br />
wir flexibler denken müssen: Ständige Prozessveränderung mit<br />
lernender künstlicher Intelligenz (KI) führt zu variablen Automatisierungsgraden.<br />
Wir erwarten von mobilen Robotern zu Recht<br />
intelligentes Verhalten.<br />
ABSCHIED VOM SENSOR<br />
Voraussetzung für diese Szenarien ist die Veränderung der Sensorwelt.<br />
Heute kaufen Fahrzeughersteller Sensoren <strong>und</strong> werten<br />
in den Fahrzeugsteuerungen die Sensordaten aus – Sensoren, die<br />
Messwerte liefern. Eigentlich interessiert den Fahrzeughersteller<br />
aber nicht, welche Messwerte ein Sensor ausspuckt. Es ist viel interessanter,<br />
ein Abbild der Einsatzumgebung zur Verfügung zu<br />
haben, in der intelligente Prozesse ablaufen können.<br />
Die mobilen Roboter brauchen nicht nur Sensoren oder Sensorsysteme,<br />
sondern Software-Bausteine, mit denen die Sensoren<br />
ausgewertet <strong>und</strong> intelligente Funktionen in der Robotersteuerung<br />
ermöglicht werden. Der Einstieg in diese Welt oder die<br />
Gr<strong>und</strong>lage für jedes intelligente Handeln von mobilen Robotern<br />
ist die funktionale Auswertung von fusionierten 3D-Sensorsystemen.<br />
Folgende Schritte gehören dazu:<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 31
PERSPEKTIVEN<br />
n Dreidimensionale Erfassung des Umfelds des Fahrzeugs sowie<br />
der kompletten Einsatzumgebung aller Fahrzeuge,<br />
n Fusion von stationären sowie fahrzeugeigenen Sensoren der<br />
kompletten Flotte,<br />
n Datenreduktion,<br />
n leistungsstarke <strong>und</strong> latenzfreie Datenübertragung sowie<br />
n Erkennung <strong>und</strong> Klassifizierung von Objekten <strong>und</strong> deren Bewegungsvektoren<br />
(Ort, Abmessungen, Richtung der Geschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> Beschleunigung) <strong>und</strong><br />
n Aufbau einer Weltkopie, wahlweise in einzelnen Fahrzeugen<br />
oder aber stationär für Fahrzeugflotten.<br />
Aber wer übernimmt diese anspruchsvolle Aufgabe? Die Sensorhersteller<br />
werden das vermutlich nicht können oder wollen, genauso<br />
wenig die Hersteller der Roboter oder die Programmierer<br />
der Flottenmanager. Es scheint, als ob hier eine neue Gruppe von<br />
Software-Unternehmen einsteigen muss, die als Bindeglied zwischen<br />
den Sensor- <strong>und</strong> den Fahrzeugherstellern fungiert.<br />
WILLKOMMEN WELTKOPIE<br />
Die Daten von stationärer <strong>und</strong> fahrzeugeigener Sensorik werden<br />
gemeinsam verwendet, um eine Weltkopie zu erzeugen. Objekte<br />
werden beschrieben durch ihren Ort sowie ihre Bewegungsvektoren<br />
(Geschwindigkeit <strong>und</strong> Beschleunigung). Die Weltkopie<br />
muss dynamisch sein <strong>und</strong> wird ständig durch die Daten der stationären<br />
Sensoren <strong>und</strong> denen der fahrenden Fahrzeuge aktualisiert.<br />
Der Umgang mit lernenden, nicht binären Prozessen wird<br />
so ermöglicht.<br />
Die Verortung dieser Aufgaben geschieht entsprechend eingangs<br />
erwähnter Einteilung der mobilen Roboter, also zentral für<br />
Flotten <strong>und</strong> mobil für allein agierende Roboter. Die heutigen<br />
Standardfunktionen einer Leitsteuerung werden von der Weltkopie<br />
maßgeblich gestärkt.<br />
Die Generierung, Aktualisierung <strong>und</strong> Bereitstellung eines 3D-<br />
Modells der Einsatzumgebung wird eine neue Dimension der<br />
Modellpflege ermöglichen. Wir werden eine Visualisierung des<br />
3D-Modells mit allen Bewegungsvektoren aus verschiedenen<br />
Sichten bekommen, so zum Beispiel: von oben, also aus der Vogelperspektive<br />
sowie aus der Sicht einzelner Fahrzeuge <strong>und</strong> aus<br />
der Sicht von Lastübergabepunkten.<br />
Der Anwender kann sich auf neue Szenariomanager freuen, die<br />
dabei helfen, Situationen <strong>und</strong> Zustände der Fahrzeuge einzuschätzen.<br />
Beispiele: Personen im Bereich von Tordurchfahrten<br />
oder Engstellen, um die Durchfahrt von automatischen oder manuell<br />
betriebenen Fahrzeugen situationsangepasst flexibel zu reglementieren.<br />
Darüber hinaus lassen sich Geschwindigkeit <strong>und</strong><br />
Abstände bei der Vorbeifahrt an Personen oder Personengruppen<br />
reglementieren.<br />
Ein neues „Ordnungsamt“ übernimmt die Statuserfassung von<br />
Wegen, Flächen <strong>und</strong> den Fahrzeug-Haltepositionen sowie entsprechender<br />
Aktionen. So lassen sich zum Beispiel Meldungen<br />
erzeugen oder Bereiche respektive Strecken vorübergehend sperren.<br />
Das Ordnungsamt kann auch den Zustand von Abstellplätzen<br />
<strong>und</strong> Blocklagern melden, um den virtuellen Zustand einer<br />
Blocklagerverwaltung zu verifizieren. Weitere Beispiele für die<br />
Möglichkeiten des Ordnungsamts: Feststellen <strong>und</strong> Melden von<br />
falsch abgestellten Paletten oder Staplern oder bemerken, dass<br />
ein Stapler „fehlt“. Ein Verkehrsleitsystem, das diese neuen Chancen<br />
nutzt, wird einen maximal effizienten Verkehrsfluss ermöglichen.<br />
Interessant ist, dass diese Vision einer Renaissance des 1. Gebots<br />
der FTS-Planung gleichkommt, was da heißt: Nutze das FTS<br />
als ein Organisationsmittel!<br />
FAZIT<br />
Die hier beschriebenen Veränderungen werden kommen, es ist<br />
nur eine Frage der Zeit. Denn der Aufwand, der betrieben werden<br />
muss, um den Nutzen zu generieren ist hoch. Die Anforderungen<br />
an Hardware <strong>und</strong> Datenübertragung sind enorm. Die Kosten für<br />
die Realisierung dieser Vision sind erheblich. Allerdings ist eine<br />
Entwicklung in kleinen Schritten möglich.<br />
Stationäre <strong>und</strong> mobile Sensoren arbeiten einer Weltkopie zu.<br />
Darüber hinaus müssen technische Regelwerke angepasst werden.<br />
Heute gibt es bereits die DIN IEC/TS 62998. Die neue Welt<br />
hilft bei Akzeptanzproblemen im Mischbetrieb <strong>und</strong> erhöht die<br />
Effizienz <strong>und</strong> Verfügbarkeit.<br />
Die AMR benötigen diese Veränderungen am meisten. In öffentlich<br />
zugänglichen Bereichen <strong>und</strong> im Außenbereich liegen die<br />
Vorteile auf der Hand. Freuen wir uns auf die Zukunft!<br />
Autoren: Thomas Albrecht, Leiter Fahrerlose Transportsysteme (FTS) beim<br />
Fraunhofer-Institut für Materialfluss <strong>und</strong> Logistik IML, Dortm<strong>und</strong>, <strong>und</strong><br />
Dr. Günter Ullrich, Leiter des VDI-Fachausschusses FTS <strong>und</strong> des Forum-FTS,<br />
Voerde<br />
Fotos: Autoren<br />
www.forum-fts.com<br />
32 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
<br />
STILL ENTWICKELT DIGITALES SERVICEKONZEPT FÜR FAHRERLOSE TRANSPORTSYSTEME<br />
Das Unternehmen Still baut sein Servicekonzept aus <strong>und</strong> macht<br />
schnellen <strong>und</strong> flexiblen Vor-Ort-Service künftig auch für<br />
automatisierte Fahrzeuge möglich. Dazu tragen neben dem<br />
flächendeckenden Servicenetz <strong>und</strong> den Servicetechnikern in<br />
erster Linie ein neues, digitales Servicekonzept<br />
<strong>und</strong> der Einsatz standardisierter<br />
Komponenten bei. Die Basis des Konzepts<br />
liegt in der Industrialisierung der Komponenten<br />
<strong>und</strong> Serviceprozesse. Dies<br />
ermöglicht für automatisierte Fahrzeuge<br />
ein Handling, das mit dem von Serienfahrzeugen<br />
vergleichbar ist. Aufgr<strong>und</strong> der<br />
Standardisierung von Komponenten <strong>und</strong><br />
Produktion lassen sich diverse Ersatzteile<br />
über das zentrale Ersatzteillager des Unternehmens bestellen.<br />
Für jedes automatisierte Fahrzeug wird ein digitaler Zwilling in<br />
der firmeneigenen Cloud erstellt. Wird bei einer Störung der<br />
Austausch von Komponenten mit Software nötig, können die<br />
Servicetechniker neue Hardware mit<br />
einem Back-up aus der Cloud konfigurieren<br />
<strong>und</strong> direkt vor Ort einbauen. Das digitale<br />
Servicekonzept der automatisierten<br />
Produkte ist in das unternehmensinterne<br />
Qualitätssicherungstool integriert. So<br />
fließen Serviceerfahrungen der Betreiber<br />
in den kontinuierlichen Produktoptimierungsprozess<br />
ein.<br />
www.still.de<br />
SCHRITTWEISE TRANSFORMATION ZUR AUTONOMEN INTRALOGISTIK<br />
Alle Routenzüge (AT-Serie) des Unternehmens 4am eignen sich<br />
für den autonomen <strong>und</strong> manuellen Betrieb. Der autonome<br />
Modus sorgt bei regelmäßigem <strong>und</strong> gleichbleibendem Betrieb<br />
für Effizienz. Bei kurzfristig geänderten Parametern oder<br />
spontanen Routenanpassungen lassen sich mit der Umstellung<br />
auf den manuellen Betrieb die Prozesse aufrechthalten. Die<br />
Lösungen des Herstellers lassen sich nahtlos an vorhandene<br />
Flottenmanagementsysteme (VDA 5050) <strong>und</strong> weitere betreiberspezifische<br />
Softwarearchitekturen anbinden.<br />
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www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 33
PREISGÜNSTIGE ROBOTIK FÜR DEN MITTELSTAND<br />
KUNSTSTOFFTECHNOLOGIE<br />
MACHT FTS ERSCHWINGLICH<br />
Mobile Robotiksysteme sind in immer mehr<br />
Arbeitsbereichen zu finden. Ein flächendeckender<br />
Einsatz im Markt ist allerdings aufgr<strong>und</strong> hoher<br />
Preise für kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />
(<strong>KMU</strong>) häufig unerschwinglich. Das<br />
Unternehmen igus will das mit neuen Low-Cost-<br />
Robotik-Angeboten auf Kunststoff Basis ändern.<br />
Der Markt für Automated Guided Vehicles (AGV) <strong>und</strong> Autonome<br />
Mobile Robots (AMR) boomt: Aktuell beträgt<br />
der globale Markt der mobilen Robotik inklusive Servicerobotik<br />
etwa 20,3 Milliarden US-Dollar, bis zum Jahr<br />
2028 erwarten Experten nahezu eine Verdoppelung der Umsatzzahlen<br />
[1].<br />
Weit verbreitet sind mobile Roboter vor allem in der Intralogistik<br />
sowie in industriellen Anwendungsbereichen. Und selbst in<br />
der Gastronomie oder in Krankenhäusern drehen die smarten<br />
Helfer ihre R<strong>und</strong>en. Auch beim motion plastics Spezialisten igus:<br />
Seit vielen Jahren testen die Kunststoffexperten bereits AGV im<br />
eigenen Haus – fahrerlose Regale, die Post <strong>und</strong> Lieferungen in<br />
Büros ausfahren sowie mobile Roboter in der Fertigung, die zum<br />
Beispiel Drehstapelbehälter bewegen. Die gewonnenen Erfahrungen<br />
fließen direkt in die Entwicklung einer neuen Low-Cost-<br />
Automation-Produktlinie ein, den „ReBeL on Wheels”. Das Ziel:<br />
<strong>KMU</strong> den Weg in eine kostengünstige mobile Robotik zu ebnen.<br />
ROBOTERVARIANTEN FÜR JEDEN EINSATZ<br />
Die Basis eines jeden mobilen Robotiksystems mit Manipulator<br />
von igus bildet der „ReBeL“. Der Einsatz von Kunststoff macht das<br />
System kostengünstig <strong>und</strong> mit einem Eigengewicht von 8,2 kg<br />
laut Hersteller zum leichtesten Serviceroboter mit Cobot-Funktion<br />
in seiner Klasse. Alle Bauteile, aus denen sich der ReBeL<br />
zusammensetzt, sind von igus entwickelt <strong>und</strong> gefertigt. Von der<br />
Platine bis zum Kunststoffwellgetriebe. Der Roboter verfügt über<br />
eine Tragfähigkeit von 2 kg <strong>und</strong> hat eine Reichweite von 664 mm.<br />
Geplant sind verschiedene fahrende Systeme, in die der ReBeL<br />
zentral integriert ist: So startet igus mit einer erschwinglichen Variante<br />
für den Bildungssektor – inklusive des Roboterarms, ab<br />
14.699 EUR. Der mit einem Greifer ausgestattete „ReBeL EduMove“<br />
dient mithilfe von Open Source als autonome Lernplattform<br />
für Bildungseinrichtungen. Er ist modular aufgebaut <strong>und</strong> lässt<br />
sich flexibel um weitere Funktionen wie Lidar, Kameratechnik<br />
oder Slam-Algorithmus erweitern. Eine weitere Variante ist ein<br />
fahrerloses Transportsystem für <strong>KMU</strong>, der „ReBel Move“. Das FTS<br />
kann eine Last von bis zu 50 kg transportieren. Mit dem optionalen<br />
ReBeL lassen sich einfache „A zu B“-Positionierungen vor-<br />
34 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
LOW-COST-AUTOMATISIERUNG<br />
IN SACHEN ADÄQUATE ROBOTIK<br />
FÜR <strong>KMU</strong> SEHEN WIR UNS GUT<br />
AUFGESTELLT<br />
Herr Mühlens, zum Thema „Angebot <strong>und</strong> Nachfrage“. Was war<br />
zuerst da, Ihre Idee Low-Cost-Robotik aus Kunststoff<br />
anzubieten oder der Bedarf nach günstigen Robotik-Lösungen<br />
von Seiten <strong>KMU</strong>?<br />
Alexander Mühlens: Die Idee kostengünstige Roboter zu entwickeln,<br />
ist aus unserem Eigenbedarf heraus entstanden. Wir bei<br />
igus waren auf der Suche nach einfachen <strong>und</strong> vor allem kostengünstigen<br />
Automatisierungslösungen. Der Markt bot jedoch nur<br />
teure, überdimensionierte <strong>und</strong> komplexe Angebote. So entstand<br />
die Idee mit unserem Kunststoff-Know-how Low-Cost-Roboter<br />
zu entwickeln <strong>und</strong> dadurch die Preise zu senken. Mittlerweile<br />
haben wir mehr als 1.000 Automatisierungseinheiten bei igus<br />
produktiv im Einsatz, zum Beispiel an unseren Spritzgussmaschinen,<br />
um Angüsse zu separieren oder Bauteile einzulegen, an<br />
unseren Dreh-Fräszentren für Be- <strong>und</strong> Entladevorgänge sowie<br />
auf AMRs, um Behälter zu positionieren. Hier finden sich unsere<br />
Robotersysteme, ReBeL Cobots, Portalroboter oder auch Delta-<br />
Roboter mit Steuerungen wieder. Diese Kinematiken, die alle auf<br />
Kunststoffe setzen, bieten wir auch Betreibern mit der passenden<br />
Steuerung <strong>und</strong> Software an. Mit unserem Marktplatz RBTX.<br />
com können wir das Angebot erweitern. Hier erhalten Automatisierer<br />
nicht nur den Roboter, sondern auch alles drum herum –<br />
sei es Kamera, Vision-Systeme, Greifer oder auch Safetysysteme.<br />
<strong>KMU</strong> haben meist nur ein Budget von 15.000 bis 50.000 Euro zur<br />
Verfügung. Auf RBTX.com sind komplette Automatisierungslösungen<br />
für weniger als 12.000 Euro zu finden.<br />
Die Roboter sind aus Kunststoff gefertigt. Erzeugt dieser<br />
Umstand bei einigen Interessenten nicht gewisse Bedenken<br />
bezüglich Stabilität <strong>und</strong> Performance? Mit welchen<br />
Argumenten überzeugen Sie?<br />
Alexander Mühlens: Definitiv. Hier gilt es Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten. Deshalb testen wir unsere Kunststoffe in einem 4.000<br />
Quadratmeter großen Labor seit mehreren Jahren. Unsere Roboter<br />
untersuchen wir nochmals separat zu verschiedenen Themen<br />
wie Geräuschemissionen, Reinraum oder Lebensdauer. Auf<br />
die Daten können auch Anwender zugreifen <strong>und</strong> sich die Lebensdauer<br />
ihrer individuellen Anwendung online berechnen<br />
ALEXANDER<br />
MÜHLENS<br />
Prokurist <strong>und</strong> Leiter<br />
Geschäftsbereich<br />
Low-Cost-Automation,<br />
igus<br />
lassen. So erhalten sie eine Sicherheit, dass der Kunststoffroboter<br />
hält. Außerdem können K<strong>und</strong>en mithilfe unserer kostenlosen<br />
Steuerung ihre Anwendung vorab ausprobieren, oder direkt<br />
unseren „Test before Invest“ für ihre komplette Anwendung in<br />
Anspruch nehmen. Dort reicht es, uns Bauteile der Anwendung<br />
einzureichen. Den Rest machen wir. Der K<strong>und</strong>e erhält dann eine<br />
Machbarkeit mit Video <strong>und</strong> Angebot zurück. Der Einsatz von<br />
Kunststoff ist eine disruptive Technologie <strong>und</strong> ermöglicht Low-<br />
Cost-Robotik mit dem Gütesigel „Made in Germany“.<br />
Die Bottom-to-Top-Strategie soll den Einstiegspreis niedrig<br />
halten. Werden denn auch die nachgerüsteten Premiumversionen<br />
für industrielle Anforderungen dem Low-Cost-Gedanken<br />
noch gerecht?<br />
Alexander Mühlens: Wie bei all unseren Produkten setzen wir<br />
auch bei unseren neuen mobilen Robotern auf eine kostengütige<br />
Preisgestaltung, vor allem wenn das AMR auch noch zusätzlich<br />
einen Cobot mit unserem ReBeL enthält. Hier liegt unser<br />
<strong>Fokus</strong> darauf, einfache Prozesse zu automatisieren, um eine<br />
zeitnahe Rentabilität der Investition zu erreichen. Unsere Roboter<br />
kommen auch in größeren Produktionsstraßen zum Einsatz.<br />
Hier übernimmt jedoch dann meist ein Integrator die Einbindung.<br />
Die Fragen stellte Manfred Weber, Redakteur <strong>f+h</strong><br />
nehmen. Das System ist CE zertifiziert, wird direkt mit Software<br />
<strong>und</strong> Support ausgeliefert <strong>und</strong> startet bei unter 30.000 EUR. Darüber<br />
hinaus arbeitet der Hersteller an einem Serviceroboter zum<br />
kleinen Preis. Der „ReBeL Butler“ eignet sich für einfache, aber<br />
zeitaufwendige Hol-<strong>und</strong>-Bring-Dienste, zum Beispiel im Hotel<strong>und</strong><br />
Gastrogewerbe.<br />
EIN LEUCHTTURMPROJEKT AUF RÄDERN<br />
Das Ziel der beschriebenen Entwicklungen ist das Leuchtturmprojekt<br />
eines mobilen Roboters mit integrierter Mensch-/Maschinen-Benutzerschnittstelle<br />
<strong>und</strong> Systeme zur Objektlokalisierung<br />
<strong>und</strong> Oberflächenerkennung, der zum Beispiel eigenständig<br />
ein Büro aufräumen könnte. „Mit diesem Projekt verfolgen wir eine<br />
Bottom-to-Top-Strategie, bei der bestimmte Bauteile wie Sicherheits-Laserscanner<br />
nicht im Gr<strong>und</strong>paket enthalten sind, um<br />
den Preis niedrig zu halten“, so Alexander Mühlens, Prokurist <strong>und</strong><br />
Leiter des Geschäftsbereichs Low-Cost-Automation bei igus.<br />
Dennoch sei sichergestellt, dass die Lösung für industrielle Anforderungen<br />
nachgerüstet werden könne.<br />
Unter anderem stellt igus in diesem Jahr einen erschwinglichen<br />
Greifer mit großem Hub <strong>und</strong> Verfahrweg vor, der eine hohe<br />
Flexibilität beim Greifen unterschiedlicher Geometrien bietet.<br />
Mühlens: „Die Einsatzgebiete dieses angestrebten Low-Cost-<br />
AMR sind vielfältig <strong>und</strong> gehen über einfache Transportaufgaben<br />
hinaus. Sie umfassen eine große Bandbreite an Anwendungen in<br />
verschiedenen Lebensbereichen, wie Reinigungsaufgaben oder<br />
die Ausgabe von Kaffee direkt am Arbeitsplatz.“<br />
Quellenhinweis: [1] Deutscher Robotikverband, „Autonome Mobile Roboter<br />
(AMR) – Was sind AMR, Aktuelle Zahlen, Hersteller“, März <strong>2024</strong><br />
Fotos: igus<br />
www.igus.de<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 35
ROBOTIK<br />
„ROBSHARING“ IM LAGER<br />
<strong>KMU</strong> PROFITIEREN VON<br />
3PL-KOMPETENZ<br />
Third-Party-Logistics-Anbieter oder kurz<br />
3PL-Anbieter bringen durch Robotik mehr<br />
Automatisierung in ihre Shared Logistics Center.<br />
Nutznießer sind die K<strong>und</strong>en, von denen viele zu<br />
den kleinen oder mittleren Unternehmen (<strong>KMU</strong>)<br />
zählen. Für <strong>KMU</strong> realisieren die 3PL einen<br />
Logistikstandard, wie man ihn früher nur bei den<br />
großen Playern erwartet hat.<br />
Noch vor wenigen Jahren hat manch ein Logistikverantwortlicher<br />
von kleinen oder mittleren Unternehmen<br />
(<strong>KMU</strong>) behauptet: Ein Robotiklager komme für sie nicht<br />
infrage, das sei nur etwas für die großen Player. Ein hoher<br />
Grad an Automatisierung sei zwar wünschenswert, man könne<br />
ihn sich als <strong>KMU</strong> aber schlichtweg nicht leisten.<br />
Ob diese Einschätzung damals sachlich korrekt gewesen ist, sei<br />
dahingestellt. Im Jahre <strong>2024</strong> ist sie definitiv nicht mehr zeitgemäß.<br />
Im Zeitalter der Digitalisierung überdenken immer mehr<br />
<strong>KMU</strong> ihre Einstellung zu Robotern im Lager. Die Frage lautet<br />
heute nicht mehr, ob man sich Robotik <strong>und</strong> Automatisierung leisten<br />
kann. Die Frage ist vielmehr: Wie lange kann man es sich leisten,<br />
darauf zu verzichten?<br />
Das hartnäckige Festhalten an manuellen <strong>und</strong> behäbigen Prozessen<br />
aus dem letzten Jahrh<strong>und</strong>ert wird immer teurer. Allein<br />
schon vor dem Hintergr<strong>und</strong>, weil man mehr Platz <strong>und</strong> mehr<br />
Arbeitskräfte als nötig braucht. Wer dann noch den Atem eines<br />
36 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
ROBOTIK<br />
preisaggressiven Wettbewerbers im Nacken spürt<br />
(<strong>und</strong> bei wem ist das nicht der Fall?), hat auf lange<br />
Sicht schlechte Karten.<br />
Ein gangbarer Weg zu mehr Robotik <strong>und</strong> Automatisierung<br />
ist den <strong>KMU</strong> längst vorgezeichnet. Er<br />
mündet in ein Shared Logistics Center. Deren Betreiber<br />
nennt man Kontraktlogistiker oder auch 3PL<br />
– Third Party Logistics: Die eine Partei heißt „Hersteller/Handel“,<br />
die „Endverbraucher“ bilden die zweite Partei<br />
<strong>und</strong> dazwischen als dritte Instanz: der Logistikdienstleister, der<br />
mehr vermag, als Behälter <strong>und</strong> Paletten hin <strong>und</strong> her zu transportieren.<br />
3PL sind darauf spezialisiert, für mehrere K<strong>und</strong>en gleichzeitig<br />
am gleichen Standort Prozessoptimierung zu betreiben. Dadurch<br />
erhalten eher kleine Unternehmen den Zugriff auf eine Logistikinfrastruktur,<br />
wie sie bei großen Herstellern <strong>und</strong> Händlern gang<br />
<strong>und</strong> gäbe ist. Während diese „Großen“ ihr eigenes Equipment für<br />
das eigene Lager anschaffen <strong>und</strong> es wie den Privat-Pkw exklusiv<br />
für sich nutzen, setzen <strong>KMU</strong> immer öfter auf das, was sich als<br />
„RobSharing“ bezeichnen lässt: Man teilt sich Kommissionierroboter<br />
<strong>und</strong> die andere Ausstattung. Wie beim Carsharing hat<br />
man Zugriff auf moderne Technik, braucht sich nicht um Wartung,<br />
TÜV <strong>und</strong> Neuanschaffung zu kümmern <strong>und</strong> hat dennoch<br />
den vollen Nutzen.<br />
NUTZEN 1: WENN SICH DAS<br />
GESCHÄFTSMODELL ÄNDERT<br />
Ob bescheidenes <strong>KMU</strong> oder marktführender Globalplayer: Oft<br />
geht es nicht allein darum, linear zu wachsen. Manche wollen,<br />
manche müssen den großen Schwenk vollziehen: vom klassischen<br />
Einzelhändler zum E-Commerce-Akteur. Oder vom B2B-<br />
Spezialisten zum aufstrebenden Newcomer auf dem Endverbrauchermarkt<br />
– sei es im Online- oder Präsenzhandel.<br />
Wenn sich solche Schritte anbieten oder gar aufdrängen, darf<br />
das nicht am Logistikbudget scheitern. Führende 3PL-Anbieter<br />
unterstützen das Justieren an der Vertriebsstrategie ihrer K<strong>und</strong>en<br />
DAS EWIGE NEIN ZUR ROBOTIK<br />
IST AUF DAUER TEURER ALS<br />
DAS BEHERZTE JA<br />
3PL eröffnen<br />
ihren K<strong>und</strong>en<br />
den Zugang zu<br />
Automation <strong>und</strong><br />
Robotik auf<br />
höchstem<br />
Niveau<br />
Mit anderen Worten: Benötigt das <strong>KMU</strong> zum Beispiel mehr Skypod-Roboter<br />
für das Kommissionieren, ergänzt Ceva das bestehende<br />
System innerhalb weniger Minuten um die erforderliche<br />
Anzahl autonomer „Arbeitskräfte“. Wem sich der Nutzen einer<br />
solchen Flexibilität nicht sofort erschließt, der frage in seinem<br />
Personalbüro nach, ob es auf die Schnelle zwei bis drei qualifizierte<br />
Arbeitskräfte anheuern kann, die schon morgen den Dienst<br />
antreten. In der Robotik-Welt funktioniert das.<br />
NUTZEN 3: WENN LOGISTISCHE<br />
INNOVATIONSKRAFT GEFRAGT IST<br />
Ceva steht als klassisches Beispiel dafür, wie man seine Innovationskultur<br />
nutzt, um zeitgemäße Lösungen für eine reaktionsschnelle<br />
Logistik zu etablieren. Das erklärte Ziel der meisten 3PL<br />
besteht darin, die K<strong>und</strong>en der K<strong>und</strong>en – das sind im Allgemeinen<br />
anspruchsvolle Endverbraucher – kontinuierlich besser zu bedienen.<br />
Das Skypod-System trägt dazu bei, dass die infrastrukturellen<br />
Rahmenbedingungen des 3PL diesen Verbesserungsprozess<br />
ermöglichen <strong>und</strong> <strong>fördern</strong>.<br />
Für ein <strong>KMU</strong> bedeutet das nichts anderes als das Versprechen,<br />
dass sein 3PL allein schon aus innerer Motivation heraus stets bestrebt<br />
ist, seine eigene Hard- <strong>und</strong> Software zu aktualisieren <strong>und</strong><br />
zu optimieren.<br />
<strong>und</strong> machen jede Veränderung mit. Und sie bilden sie auch im<br />
Warehouse Execution System (WES) ab. Dabei kommt es dem<br />
<strong>KMU</strong> zugute, wenn sein 3PL Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten<br />
einbringt.<br />
NUTZEN 2: WENN KURZ- ODER LANGFRISTIG<br />
MEHR LEISTUNG GEFRAGT IST<br />
Jeder Logistikverantwortliche in einem <strong>KMU</strong> kennt diese Fragen:<br />
Welche Basiskapazitäten brauchen wir heute, welche in einem<br />
Jahr – <strong>und</strong> wann müssen wir zwischendurch Spitzen bewältigen?<br />
Wohl dem, der bei seiner Planung nicht auf sich allein gestellt ist,<br />
sondern sich auf die Flexibilität von externen Partnern verlassen<br />
kann. Zum Beispiel auf den Logistikdienstleister Ceva, der zur<br />
CMA CGM Group gehört.<br />
Dieser 3PL hat im Jahr 2023 zwei Standorte in den Niederlanden<br />
mit Unterstützung von Exotec erweitert. Die vollständig skalierbare<br />
Lösung erleichtert das Hinzufügen von Robotern, Kommissionierstationen<br />
oder Behältern. Ceva kann schnell auf veränderte<br />
Marktbedingungen oder das Wachstum seiner K<strong>und</strong>en<br />
reagieren <strong>und</strong> ihr Lager vergrößern oder auch verkleinern.<br />
FAZIT<br />
Der zuvor erwähnte Aspekt der „reaktionsschnellen Logistik“ ist<br />
von hoher Bedeutung. Besagte Reaktionsgeschwindigkeit ist kein<br />
Selbstzweck, sondern das Ergebnis dessen, was man bei Ceva unter<br />
K<strong>und</strong>enorientierung versteht: <strong>KMU</strong> können nur bestehen,<br />
wenn sie mindestens so schnell <strong>und</strong> verlässlich agieren wie die<br />
ganz Großen. Das verlangt ihnen eine enorme Logistikkompetenz<br />
ab. Allein sind sie vielfach nicht in der Lage, das erforderliche<br />
Equipment <strong>und</strong> die unverzichtbare Manpower für diese<br />
Kompetenz zu finanzieren. Auch vermögen sie es kaum, ihre Prozesse<br />
aus eigener Kraft permanent den wechselnden Anforderungen<br />
anzupassen. Daher lohnt sich für <strong>KMU</strong> die Zusammenarbeit<br />
mit versierten 3PL. Denn die können genau das.<br />
Autor: Andreas Stöckl, eVP Sales Zentraleuropa, Exotec Deutschland GmbH,<br />
Landshut<br />
Fotos: Exotec<br />
www.exotec.com/de<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 37
BEST PRACTICE<br />
DRESSELHAUS BRINGT LAGER MIT MOBILER ROBOTIK IN SCHWUNG<br />
OPERATION AM<br />
OFFENEN HERZEN<br />
Beim C-Teile-Spezialist Dresselhaus wurde bis<br />
vor kurzem nach dem Prinzip „Mann zur Ware“<br />
kommissioniert. Doch die wachsende Zahl der<br />
Bestellungen ließ sich auf diese Weise nicht<br />
länger bewältigen. Abhilfe schafften mobile<br />
Roboter der Safelog GmbH, Markt Schwaben, die<br />
den kompletten Paletten- <strong>und</strong> Behältertransport<br />
am Standort Herford übernommen haben.<br />
Die Joseph Dresselhaus GmbH & Co. KG ist seit dem Jahr<br />
1950 als breit aufgestellter Vollsortimenter aktiv <strong>und</strong> gilt<br />
als einer der führenden Industrie- <strong>und</strong> Handelspartner<br />
in Europa für Verbindungs- <strong>und</strong> Befestigungstechnik mit<br />
Schwerpunkt C-Teile. Zum Portfolio gehören auch k<strong>und</strong>enspezifische<br />
Zeichnungsteile, die von Partnerfirmen gefertigt werden.<br />
Das Unternehmen setzt auf Flexibilität, Verlässlichkeit <strong>und</strong> Kun-<br />
dennähe. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der<br />
Teilelieferant mit neun Standorten im In- <strong>und</strong> Ausland einen<br />
Umsatz von 230 Millionen Euro.<br />
NICHT AUSREICHEND AUTOMATISIERT<br />
In seinem Lager am Standort Herford hatte Dresselhaus Nachholbedarf.<br />
Die Kommissionierung funktionierte bis zum Jahr<br />
2022 ausschließlich nach dem Prinzip „Mann zur Ware“. Die Mitarbeiter<br />
liefen im Zickzack durch die Regalgassen, legten die bestellten<br />
Artikel auf einen Handwagen <strong>und</strong> brachten sie nach der<br />
Auftragskonsolidierung <strong>und</strong> dem Verpacken zum Warenausgang.<br />
„Für künftige Anforderungen waren wir nicht ausreichend automatisiert“,<br />
sagt Udo Grumbach, Bereichsleiter Strategische Logistik<br />
& Logistik Herford bei Dresselhaus. Während einige Mitbewerber<br />
bereits Ende der 90er-Jahre in Hochregallager investierten<br />
<strong>und</strong> die Behälterkommissionierung automatisierten, setzte<br />
Dresselhaus mit zusätzlichen Niederlassungen auf Flächenwachstum.<br />
Doch am Ende war die Menge an Bestellungen mit<br />
dem bestehenden Personal kaum noch zu bewältigen. Grumbach:<br />
„Zusätzliche Mitarbeiter wären auf Dauer auch keine Lösung<br />
gewesen, denn irgendwann sind die Gänge einfach voll.“<br />
38 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
BEST PRACTICE<br />
<br />
01 Neben dem Palettenhandling transportieren die X1-Roboter<br />
Behälterregale, die Platz für 16 KLT bieten<br />
02 Zwei Roboterarme entnehmen die KLT aus dem Gestell <strong>und</strong><br />
positionieren sie auf einer Fördertechnik. Von dieser werden die<br />
Behälter an die S3-Geräte mit Sonderaufbau übergeben<br />
ARTIKELANALYSE FÜR NEUES LAGERDESIGN<br />
Zwar hat der C-Teilelieferant eine grüne Wiese, auf der ein komplett<br />
neues Lager hätte gebaut werden können, aber eine Investition<br />
von r<strong>und</strong> 40 Millionen Euro kam nicht in Frage. Also musste<br />
das bestehende Lager mit den gegebenen baulichen Grenzen auf<br />
ein höheres technisches Level gehoben werden. Im Frühjahr<br />
2021 setzten sich die Logistikexperten von Dresselhaus zusammen<br />
<strong>und</strong> entwickelten ein neues Lagerdesign. Gr<strong>und</strong>lage dafür<br />
war eine genaue Artikelanalyse. Wieviel Artikelgruppen gibt es?<br />
Welche Waren sind Schnell-, welche sind Langsamdreher? Muss<br />
jedes Produkt an jedem Standort verfügbar sein? Dabei ging es<br />
nicht nur um eine neue Lösung, sie musste auch in den bestehenden<br />
Baukörper hineinpassen.<br />
Nach dieser Voranalyse hat sich der C-Teile-Spezialist einen<br />
sportlichen Zeitplan für die Umsetzung auferlegt. Für eine umfangreiche<br />
Recherche nach möglichen Automatisierungspartnern<br />
inklusive Ausschreibung fehlte deswegen die Zeit. Allerdings<br />
fiel in dieser Anfangsphase immer wieder der Name Safelog.<br />
Das Unternehmen war eine feste Größe in den Netzwerken<br />
der Projektbeteiligten. Der Teilelieferant beschäftigte sich näher<br />
mit dem Hersteller <strong>und</strong> stattete schließlich den Spezialisten für<br />
AUFGRUND DER SKALIERBAREN<br />
TECHNIK IST DIE DRESSELHAUS-<br />
LÖSUNG AUCH FÜR <strong>KMU</strong><br />
INTERESSANT<br />
mobile Robotik in Markt Schwaben einen Besuch ab. „Die Chemie<br />
passte auf Anhieb“, erinnert sich Grumbach. „Wir haben uns<br />
danach nicht mehr mit anderen Herstellern beschäftigt.“<br />
55 MOBILE ROBOTER ÜBERNEHMEN<br />
DEN TRANSPORT<br />
Die Basis des neuen Lagers ist der automatische Transport von<br />
Paletten <strong>und</strong> Behältern mithilfe mobiler Roboter. Abgesehen von<br />
den Schmalgangstaplern im Hochregallager verkehren heute am<br />
Standort Herford Stapler oder Deichselgeräte nur noch an der<br />
Rampe beim Be- <strong>und</strong> Entladen der Lkw. Im Einsatz sind derzeit<br />
35 Modelle des Typs Safelog X1 spin für den Palettentransport<br />
<strong>und</strong> 20 Geräte des Typs Safelog S3 core mit einem prozessspezifischen<br />
Aufbau zum Be<strong>fördern</strong> von Behältern. Das Modell X1 wurde<br />
für schwierige Platzverhältnisse konzipiert <strong>und</strong> kann Lasten<br />
von 1.200 kg bis zu einer Hubhöhe von 80 mm stemmen. Die Variante<br />
S3 kann sich auf der Stelle drehen <strong>und</strong> braucht dafür einen<br />
Durchmesser von weniger als 900 mm. Die maximale Traglast<br />
liegt bei 150 kg.<br />
Die mobilen Roboter vom Typ X1 spin nehmen die Paletten an<br />
Übergabestationen im Wareneingang auf <strong>und</strong> bringen sie zum<br />
Hochregallager, wo sie von den Schmalgangstaplern übernommen<br />
<strong>und</strong> eingelagert werden. Ebenso versorgen die X1-Geräte<br />
ein neues dreistöckiges Blocklager für Paletten. Über zwei Vertikalheber<br />
gelangt die Ware in die oberen Stockwerke. Für den automatischen<br />
Transport der Behälter hat Safelog gemeinsam mit<br />
Dresselhaus <strong>und</strong> der NeoLog GmbH ein Regalgestell für 16 Behälter<br />
entwickelt, das die X1-Roboter aufnehmen <strong>und</strong> zum neuen<br />
Shuttle-Lager bringen. Hier werden die Behälter von zwei Roboterarmen<br />
aus dem Gestell entnommen <strong>und</strong> an die S3-Geräte mit<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 39
BEST PRACTICE<br />
03 Von der Fördertechnik werden die Behälter zum Transport<br />
ins Shuttle-Lager an die S3-Geräte mit Sonderaufbau übergeben<br />
Sonderaufbau übergeben. Diese Fahrzeuge sind für den Transport<br />
der Behälter ins Shuttle-Lager zuständig. Und schließlich<br />
befinden sich im Erdgeschoss des Blocklagers sechs Kommissionierinseln<br />
mit „Pick by Light“-Systemen, die ebenfalls von den<br />
mobilen Robotern mit Paletten <strong>und</strong> Behältern versorgt werden.<br />
Die Ware kommt also jetzt zur Person <strong>und</strong> nicht umgekehrt wie in<br />
den vergangenen 30 Jahren.<br />
AGENTENBASIERTER ANSATZ<br />
Die mobilen Roboter brauchen keinen Leitstand. Stattdessen<br />
verfolgt der Hersteller einen agentenbasierten Ansatz. Jedes Gerät<br />
verfügt daher über eine Recheneinheit, auf welcher der entsprechende<br />
Softwarebaustein ausgeführt wird. So können die Roboter<br />
oder Agenten im Schwarm untereinander die Informationen<br />
austauschen, die sie zum Erfüllen der anstehenden Aufgaben<br />
brauchen. Das System arbeitet zuverlässig, denn wenn ein Roboter<br />
ausfällt, übernehmen die übrigen Geräte die Aufgaben. Wenn<br />
hingegen ein zentraler Leitstand versagt, steht die ganze Flotte.<br />
„Bei einer agentenbasierten Steuerung kann im schlimmsten Fall<br />
sogar jede Einheit alleine weitermachen“, versichert Moritz<br />
Schmidt, Head of Sales bei Safelog.<br />
Safelog gehört zu den wenigen Herstellern, die ihre Fahrzeuge<br />
in Serie bauen. Die dabei verwendeten Standardbaugruppen sorgen<br />
für eine konstante Qualität. „Es ist unsinnig, für jedes Projekt<br />
ein neues Fahrzeug zu konzipieren“, so Schmidt. Zudem verbaue<br />
man in den Geräten nur die Technik, die für die jeweilige Aufgabe<br />
beim Betreiber gebraucht werde. „Je weniger Teile integriert sind,<br />
desto weniger kann kaputt gehen <strong>und</strong> der Anwender spart wiederum<br />
Geld“, bringt es Schmidt auf den Punkt.<br />
IMPLEMENTIERUNG IM LAUFENDEN BETRIEB<br />
Die Teilautomatisierung des Lagers in Herford fand im laufenden<br />
Betrieb statt. Dazu gehörte neben der Inbetriebnahme der 55 mobilen<br />
Roboter die komplette mechanische, elektrische <strong>und</strong> gebäudetechnische<br />
Umsetzung. „Es war eine Operation am offenen<br />
Herzen, denn wir mussten unsere K<strong>und</strong>en weiter beliefern“, umschreibt<br />
Grumbach das Projekt bildlich. „Überall fuhren die Roboter<br />
<strong>und</strong> unsere Staplerfahrer kurvten drum herum, es war auch<br />
hinsichtlich der Arbeitssicherheit eine Herausforderung.“ Aber es<br />
funktionierte. Für Grumbach war der Erfolg eine Frage der genauen<br />
<strong>und</strong> verlässlichen Abstimmung. „Das war mit den Kollegen von<br />
Safelog immer möglich, auch wenn es mal geknirscht hat.“<br />
Ende September 2023 gingen alle Gewerke in den Produktivbetrieb<br />
<strong>und</strong> die Stapler verschwanden sukzessive aus dem Lager.<br />
„Dennoch befinden wir uns momentan in einer Hochlaufphase,<br />
sozusagen in einer mit Ausbaustufen versehenen Gesamtlösung,<br />
die noch nicht vollständig abgeschlossen ist“, beschreibt Grumbach<br />
die aktuelle Lage. „Den Warenausgang können wir erst nach<br />
der Umstellung auf SAP in Betrieb nehmen.“ Deswegen sei es<br />
noch zu früh, eine auf Basis des neuen Systems resultierende<br />
Leistungssteigerung in Prozent zu nennen.<br />
FÜR WEITERES WACHSTUM GERÜSTET<br />
Allerdings sei schon heute festzustellen, dass die gleiche Auftragslast<br />
schneller zu schaffen ist als vor der Teilautomatisierung.<br />
„Dazu muss allerdings die Gesamtanlage inklusive Roboter,<br />
Schnittstellen, Vertikalheber <strong>und</strong> Shuttle-Lager problemlos funktionieren“,<br />
räumt Grumbach ein. Aber wenn alles mal richtig<br />
läuft, ließen sich pro Tag drei bis vier St<strong>und</strong>en einsparen. „Dann<br />
brauchen wir dringend neue K<strong>und</strong>en“, sagt Grumbach mit einem<br />
Augenzwinkern. Mit den derzeit 55 mobilen Robotern komme<br />
man aus. „Das ist das Schöne an der skalierbaren Technik“, freut<br />
sich Grumbach. „Wenn wir wachsen, nehmen wir einfach ein<br />
paar Geräte dazu.“<br />
ÜBERTRAGEN DER LÖSUNG AUF ANDERE<br />
STANDORTE DENKBAR<br />
Grumbach schätzt die Zusammenarbeit mit Safelog <strong>und</strong> kann<br />
sich durchaus weitere Projekte vorstellen. Zum einen könnte im<br />
Gebäude in Herford ein weiteres Shuttle-Lager entstehen, das<br />
dann auch von mobilen Robotern bewirtschaftet werden würde.<br />
„Und generell könnte der automatische Palettentransport auch<br />
auf andere Standorte portiert werden. Das wäre durchaus ein<br />
denkbares Projekt.“<br />
Fotos: Safelog<br />
www.safelog.de<br />
40 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
LAGER<br />
<br />
AUTOMATISIERTER „PICK & PLACE“-PROZESS<br />
KI-BASIERTE ROBOTIK DEFINIERT<br />
LAGER-AUTOMATION NEU<br />
Die Kommissionierung ist aufwändig <strong>und</strong><br />
kostenintensiv. Klassische Automatisierungstechnik<br />
stößt hier an ihre Grenzen. Die Sereact<br />
GmbH, Stuttgart, bewältigt diese Aufgabe mit<br />
einer Lösung basierend auf künstlicher<br />
Intelligenz (KI) <strong>und</strong> Robotik: Roboter verstehen<br />
ihre Umgebung situativ, entwickeln Lösungsstrategien<br />
für einen effizienten „Pick & Place“-<br />
Prozess <strong>und</strong> setzen diese autonom um.<br />
Sereact Pick and Place identifiziert Produkte in Echtzeit anhand<br />
ihres Aussehens <strong>und</strong> wählt die geeignete Picking-<br />
Methode unter Berücksichtigung der Objekteigenschaften<br />
wie Form, Farbe oder Beschaffenheit – auch bei komplexen<br />
Produkten wie Lebensmitteln, Textilien oder zerbrechlichen<br />
Objekten. In der Folge wechseln sie automatisch zwischen verschiedenen<br />
Greifertypen wie Saugnapf- oder Zweifingergreifer.<br />
Eine Neuentwicklung von Sereact ist ein patentierter Greifer, der<br />
aus drei einzeln funktionierenden Vakuumgreifern besteht, mit<br />
denen die Roboter eine breite Palette an Produkten verschiedener<br />
Dimensionen aufnehmen können. Zudem bestimmt die Software<br />
eine sinnvolle Reihenfolge der Picks, sodass nach Größe,<br />
Gewicht <strong>und</strong> Fragilität kommissioniert wird. Hierbei sorgt der<br />
Placing-Algorithmus für eine optimale Raumausnutzung in den<br />
Zielbehältern.<br />
INTERAKTION IN NATÜRLICHER SPRACHE<br />
PER SPRACH- ODER TEXTBEFEHL<br />
Auch in komplexen Umgebungen erfasst die Software den Umfang<br />
<strong>und</strong> den Kontext von Aufgaben. Liegen Objekte übereinander<br />
oder zu nah am Behälterrand, verschiebt der Roboter sie in<br />
eine Position, in der er sie ideal greifen kann. Die Technologie<br />
umfasst darüber hinaus die Identifikation von Anomalien <strong>und</strong><br />
kann demnach beschädigte Artikel erkennen <strong>und</strong> aussortieren.<br />
Ebenso ist die Differenzierung zwischen Verpackungsmaterial<br />
<strong>und</strong> Produkten möglich. Damit eignet sich die Lösung für die<br />
Qualitätssicherung bei der Auftragsabwicklung <strong>und</strong> lässt sich darüber<br />
hinaus in den Bereichen Bestandsoptimierung <strong>und</strong> Retourenabwicklung<br />
einsetzen. Das Produkt Sereact PickGPT basiert<br />
auf einem Vision Language Action Model, das es Robotern ermöglicht,<br />
zu analysieren, zu verstehen <strong>und</strong> zu handeln. Es ist darauf<br />
ausgelegt, unbekannte Situationen ohne vorheriges Training<br />
zu erkennen <strong>und</strong> zu interpretieren. Dies schafft die Voraussetzungen<br />
die Roboter in natürlicher Sprache per Sprach- oder Textbefehl<br />
zu steuern, was die Interaktion mit dem Roboter vereinfacht<br />
<strong>und</strong> ohne Programmierkenntnisse realisierbar ist.<br />
Als Lösungsanbieter für schlüsselfertige Roboterzellen wählt<br />
der Hersteller das optimale System für den jeweiligen Anwendungsfall<br />
aus. Die Software ist mit einer Vielzahl von Hardwarekomponenten<br />
<strong>und</strong> Robotern kompatibel, die sich nahtlos in<br />
bestehende Lagersysteme integrieren lassen. Das Ergebnis ist Flexibilität<br />
des kompletten „Pick & Place“-Prozesses sowie eine effiziente<br />
<strong>und</strong> vollständig automatisierte Auftragsabwicklung.<br />
Foto: Sereact<br />
www.sereact.ai<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 41
LAGER<br />
DIE CHANCEN DER AUTOMATISIERUNG ERGREIFEN<br />
SKALIERBAR EINSTEIGEN UND<br />
MIT DEN AUFGABEN WACHSEN<br />
Kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>)<br />
müssen sich der Notwendigkeit von<br />
Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung stellen,<br />
um langfristig in einem volatilen<br />
Wettbewerbsumfeld zu bestehen. Skalierbare<br />
Automatisierungslösungen bieten dabei einen<br />
probaten Einstieg mit überschaubaren<br />
Anfangsinvestitionen <strong>und</strong> zukunftsfähiger<br />
Investitionssicherheit.<br />
Automatisierung ist laut Joachim Kieninger, Director<br />
Strategic Business Development beim Systemintegrator<br />
Element Logic Deutschland, Bad Friedrichshall, für<br />
<strong>KMU</strong> kein Luxus, „sondern eine Notwendigkeit, um in<br />
einem volatilen Wettbewerbsumfeld zu bestehen. Ohne Automatisierung<br />
summieren sich schnell die Kosten für Anpassungen<br />
des Lagers an sich verändernde ABC-Strukturen sowie die Bearbeitung<br />
von Fehllieferungen aufgr<strong>und</strong> von Kommissionierfehlern<br />
<strong>und</strong> mangelnder Kontrolle.“<br />
Von Effizienzsteigerung bis hin zur Prozessbeschleunigung<br />
<strong>und</strong> Kostensenkung erschließen Automatisierungstechnologien<br />
auch für <strong>KMU</strong> vielfältige Möglichkeiten, um ihr volles Leistungspotenzial<br />
auszuschöpfen <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>enerwartungen zu erfüllen.<br />
Allein die mit der Automatisierung einhergehenden Digitalisierung<br />
der Prozesse fördert die Transparenz über Warenbestand<br />
<strong>und</strong> -verfügbarkeit. Technologien, die manuelle <strong>und</strong> sich wiederholende<br />
Aufgaben übernehmen, steigern die Effizienz der Auftragsabwicklung<br />
<strong>und</strong> <strong>heben</strong> die K<strong>und</strong>enzufriedenheit durch höhere<br />
Transparenz, Geschwindigkeit <strong>und</strong> Zuverlässigkeit bei der<br />
Kommissionierung auf ein neues Niveau. Die zielorientierte Nutzung<br />
der erfassten <strong>und</strong> verfügbaren Daten durch ein Lagerverwaltungssystem<br />
schafft die Voraussetzungen für weiterführende<br />
Optimierungen <strong>und</strong> den Austausch digitalisierter Informationen<br />
mit den Partnern in der Supply Chain.<br />
Für viele <strong>KMU</strong> ist Prozessautomatisierung mit oftmals hohen<br />
Anfangsinvestitionen jedoch kaum tragbar. Überdies herrscht
LAGER<br />
MultiOrder werden<br />
direkt in die Behälteranlagen<br />
integriert. Statt an<br />
Kommissionierarbeitsplätze<br />
übergeben die<br />
AutoStore-Roboter die<br />
Systembehälter an eine<br />
Fördertechnik<br />
AUTOMATISIERUNG IST FÜR<br />
<strong>KMU</strong> KEIN LUXUS<br />
nicht selten Unsicherheit, welche Technologien die Investition<br />
zukunftssicher abdecken. Skalierbare Lösungen mit geringen<br />
Gr<strong>und</strong>investitionen, wie das roboterbasierte <strong>und</strong> platzsparende<br />
Behälter-Blocklager AutoStore, die sich in kleineren Projekten<br />
aufsetzen <strong>und</strong> dann sukzessive bedarfsgerecht ausbauen lassen,<br />
ermöglichen <strong>KMU</strong> am technischen Fortschritt zu partizipieren.<br />
Sie bieten die erforderliche Flexibilität <strong>und</strong> die langfristige Investitionssicherheit<br />
einer intelligenten Automatisierungstechnologie.<br />
Seit dem Jahr 2003 <strong>und</strong> damit als weltweit erster offizieller<br />
AutoStore-Integrator ist Element Logic auf die Konzeption <strong>und</strong><br />
Realisierung von Anlagen auf Basis des AutoStore-Baukastens<br />
spezialisiert <strong>und</strong> hat in Unternehmen unterschiedlicher Größe<br />
<strong>und</strong> nahezu allen Branchen entsprechende Gesamtlösungen installiert<br />
<strong>und</strong> softwareseitig integriert. Aufgr<strong>und</strong> der Verbesserungen<br />
in puncto Prozesseffizienz, Bestandsführung <strong>und</strong> Raumnutzung<br />
rechnen sich in der Return on Investment (ROI)-Analyse<br />
bereits kleinere Anlagen. So weist die kürzeste Amortisationszeit<br />
für ein von Element Logic automatisiertes Lager weniger als ein<br />
Jahr aus.<br />
KOMPAKTE ANLAGEN<br />
Kompakte Anlagen hat der Systemintegrator bei <strong>KMU</strong> wie Jotron,<br />
einem norwegischen Anbieter von Kommunikationssystemen,<br />
oder dem finnischen Angelköderhersteller Rapala installiert. Bei<br />
Jotron sorgt eine Anlage mit 1.500 Behältern, drei Lagerbediengeräten<br />
(Robotern) <strong>und</strong> zwei Bedienstationen (CarouselPorts) für<br />
Performance-Gewinne. 3.000 Behälter, vier Roboter <strong>und</strong> zwei<br />
CarouselPorts gehören zu den Kenngrößen des Systems, das bei<br />
Rapala einen Beitrag zum unternehmerischen Erfolg leistet.<br />
WEITERE AUSBAUSTUFEN DER<br />
AUTOMATISIERUNG<br />
Zur projekt- <strong>und</strong> prozessspezifischen Veredelung des Lagerkonzepts<br />
für Kleinteile hat der Systemintegrator verschiedene Lösungen<br />
im Programm. Das Spektrum reicht von Transferzellen für<br />
die Übergabe der Ein- <strong>und</strong> Auslagerungen aus dem Lagerkubus<br />
an Fördertechnik oder fahrerlose Transportfahrzeuge über die<br />
Robot-Picking-Lösung eOperator bis hin zur Software mit koordinierter<br />
Prozesssteuerung <strong>und</strong> individuellen Priorisierungsstrategien<br />
aus dem Warehouse Management System des Tochterunternehmens<br />
S&P Computersysteme.<br />
Transferzellen werden direkt in die Behälteranlagen integriert.<br />
Statt an Kommissionierarbeitsplätze übergeben die AutoStore-<br />
Roboter die Systembehälter an eine Fördertechnik. Diese Systemkomponente<br />
erschließt Optionen für den Weitertransport etwa<br />
an Montagestationen, an Senkrechtförderer <strong>und</strong> Wendelfördertechnik<br />
zum Geschosswechsel oder an die automatisierte Robot-Picking-Lösung<br />
eOperator.<br />
„<strong>KMU</strong> müssen sich der Notwendigkeit von Automatisierung<br />
<strong>und</strong> Digitalisierung stellen“, resümiert Kieninger. „Skalierbare<br />
Lösungen bieten ihnen den Einstieg. Unabhängig davon, wie<br />
groß das Wachstum eines Unternehmens ist, können wir die Anpassung<br />
der Lagerautomatisierung unterstützen <strong>und</strong> mitwachsende<br />
bedarfsgerechte Lösungen realisieren.“<br />
WB<br />
Fotos: Element Logic<br />
www.elementlogic.de<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 43
BEST PRACTICE<br />
<br />
AUTOMATISCHES PALETTENLAGER ERMÖGLICHT WEITERES<br />
WACHSTUM VON ZULIEFERER ROLAND ERDRICH<br />
DREH- UND ANGELPUNKT<br />
DER FERTIGUNG<br />
Ein Maximum an Lagerplätzen auf einem<br />
vorgegebenen begrenzten Raum <strong>und</strong> die<br />
höchste Flexibilität bei der Versorgung seiner<br />
Produktionsmaschinen – das war das<br />
vorrangige Ziel des Zulieferers Roland Erdrich<br />
beim Neubau seines automatischen<br />
Palettenlagers. Das Unternehmen kann mit der<br />
Lösung von viastore seine innerbetrieblichen<br />
Logistik-Prozesse effizienter gestalten <strong>und</strong> hat<br />
Raum für weiteres Wachstum geschaffen.<br />
Angefangen hat alles in der Waschküche: Roland Erdrich<br />
gründete im Jahr 1974 dort eine kleine Dreherei. „Die<br />
Garage kam erst im zweiten Entwicklungsschritt“, erklärt<br />
sein Sohn Ken Erdrich mit einem Schmunzeln. Er führt<br />
heute die Geschäfte der Roland Erdrich GmbH – allerdings nicht<br />
in einer Garage, sondern auf einem 7.500 m² großen Betriebsgelände<br />
in Oppenau in der Nähe von Offenburg in Baden-Württemberg.<br />
R<strong>und</strong> 150 Mitarbeiter produzieren hochwertige Dreh- <strong>und</strong><br />
Frästeile sowie komplette Baugruppen für K<strong>und</strong>en aus nahezu allen<br />
Branchen – vom Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau über Elektrotechnik,<br />
Medizintechnik bis hin zur Lasertechnologie.<br />
24 CNC-Drehmaschinen, 25 Bearbeitungszentren <strong>und</strong> sieben<br />
Dreh-Fräs-Zentren hat das Unternehmen aktuell im Einsatz. Bearbeitet<br />
werden vor allem Aluminium, aber auch Stahl, Edelstahl,<br />
Kupfer oder Titan. Neben den Dreh- <strong>und</strong> Frästeilen bietet das<br />
Unternehmen eine ganze Palette an Zusatzleistungen – von einer<br />
individuellen Dokumentation bis hin zu zusätzlichen Bearbeitungsschritten,<br />
die über Partnerunternehmen realisiert werden.<br />
WACHSTUM FÜHRT INNERBETRIEBLICHEN<br />
MATERIALFLUSS AN GRENZEN<br />
01 „Unsere Kernanforderung lautete, eine maximale Zahl an<br />
Lagerplätzen auf begrenztem Raum unterzubringen – das war nur mit<br />
einem Automatiklager möglich“, skizziert Ken Erdrich (l.), Geschäftsführer<br />
Roland Erdrich GmbH. Ebenfalls im Bild: Stefan Heckmann,<br />
Projektleiter viastore<br />
02 Das System wird vom Lagerverwaltungs- <strong>und</strong> Materialfluss-<br />
Management-System viadat gesteuert<br />
Das Angebot kommt an: Seitdem Erdrich den Standort Oppenau<br />
bezogen hat, musste die Betriebsfläche bereits dreimal erweitert<br />
werden. Durchschnittlich um fünf bis zehn Prozent wächst das<br />
Unternehmen pro Jahr. „Mehr Messtechnik zur Qualitätssicherung,<br />
immer komplexere Teile, höhere Erwartungen in puncto<br />
Optik <strong>und</strong> Haptik <strong>und</strong> immer etwas freie Kapazität für neue Aufträge“,<br />
erklärt Ken Erdrich. „Wir müssen wachsen, um die ständig<br />
steigenden Anforderungen der K<strong>und</strong>en erfüllen zu können.“<br />
Dies führte dazu, dass das bisherige Schmalganglager mit seinen<br />
700 Palettenstellplätzen zu klein wurde. Darin befinden sich<br />
neben den Fertigteilen auch das Rohmaterial <strong>und</strong> Halbfertigteile.<br />
Es ist damit Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt der Fertigung. „Wir mussten<br />
schließlich mehrere Behelfslager einrichten <strong>und</strong> zudem die Waren<br />
an verschiedenen Orten in der Produktion unterbringen“,<br />
schildert Ken Erdrich die Situation. So sei das Lager zum begrenzenden<br />
Faktor geworden: „Schließlich war unsere Lagerung zu<br />
unübersichtlich <strong>und</strong> wir waren immer mehr damit beschäftigt,<br />
Waren zu suchen.“<br />
MAXIMALE PALETTENZAHL AUF BEGRENZTER<br />
FLÄCHE<br />
Eine Erweiterung war aus Platzgründen nicht möglich, tatsächlich<br />
blieb nur ein 10 × 55 m großer Streifen direkt neben der Halle<br />
auf dem Betriebsgelände übrig, um ein neues Lager aufzubauen.<br />
„Unsere Kernanforderung lautete, eine maximale Zahl an Lagerplätzen<br />
auf diesem begrenzten Raum unterzubringen – das war<br />
nur mit einem Automatiklager möglich“, skizziert Ken Erdrich.<br />
Ein komplett neues Thema für ihn <strong>und</strong> sein Team: „Wir sind keine<br />
Logistik-Spezialisten, wir sind Fertiger. Doch ohne Logistik<br />
geht es nicht. Ich kann Fertigungskapazitäten ohne Ende aufbauen<br />
– wenn das Material nicht zur Verfügung gestellt wird <strong>und</strong> die<br />
Fertigteile abfließen, funktioniert das ganze Konzept nicht.“<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 45
BEST PRACTICE<br />
Das neue Lager sollte daher auch die Effizienz dieser Prozesse<br />
steigern. Ken Erdrich suchte einen Anbieter, der die komplette<br />
Anlage projektieren <strong>und</strong> schlüsselfertig übergeben kann. Mit<br />
viastore fand das Unternehmen genau den richtigen Experten.<br />
Der Systemintegrator aus Stuttgart bietet automatische Lager<strong>und</strong><br />
Materialflusssysteme sowie Software für Management,<br />
Transport <strong>und</strong> Steuerung aus einer Hand. Die produzierende Industrie<br />
ist eine wichtige Zielgruppe. „Bei viastore fühlten wir uns<br />
von Anfang an der Hand genommen.“<br />
KOMPLETTES SYSTEM AUS EINER HAND<br />
viastore projektierte ein eingassiges, automatisches Palettenlager<br />
mit 1.400 Stellplätzen für Europaletten <strong>und</strong> Gitterboxen. Ein Fördertechnik-Loop<br />
verbindet das Lager mit vier Kommissionerstationen,<br />
dem Wareneingang, einem Platz zur Qualitätssicherung<br />
sowie zwei Auslagerstrecken zur Produktion. Das ganze System<br />
wird vom Lagerverwaltungs- <strong>und</strong> Materialfluss-Management-<br />
System viadat gesteuert. „Von dieser Software erwarteten wir<br />
möglichst flexible Schnittstellen, sodass wir unsere anderen Systeme<br />
– vom ERP bis zur Fertigungsplanung – anbinden konnten“,<br />
sagt Ken Erdrich.<br />
Zudem sollte die Software effizient sein <strong>und</strong> mit so wenig Mausklicks<br />
wie möglich auskommen. viadat erfüllt die Anforderungen<br />
auf ganzer Linie: Die Software ist intuitiv bedienbar, lässt sich an<br />
ERP-Systeme unterschiedlicher Anbieter anbinden <strong>und</strong> verfügt<br />
über eine Standardschnittstelle zu allen gängigen Manufacturing-<br />
Execution-Systemen (MES). Zudem ist die Software durch Konfiguration<br />
schnell implementiert, in Funktion <strong>und</strong> Leistung skalierbar<br />
<strong>und</strong> bietet mehr als 2.500 Logistik-Funktionen im Standard –<br />
die sich applikationsspezifisch erweitern <strong>und</strong> anpassen lassen.<br />
KLEIN, ABER ANSPRUCHSVOLL<br />
Genau diese Flexibilität war notwendig, denn das Projekt zeigte,<br />
dass selbst ein kleines Lager doch einige komplexe Funktionen<br />
benötigen kann. Ein Beispiel waren die Kommissionierstationen,<br />
die aus Platzgründen auch zum Einlagern <strong>und</strong> für QS-Aufgaben<br />
nutzbar sein sollen. Stefan Heckmann, Projektleiter von viastore:<br />
„Auch diesen Wunsch konnten wir umsetzen.“<br />
Dazu wurden drei Szenarien aufgesetzt, zwischen denen die Bediener<br />
an den Kommissionierstationen wechseln können: Kommissionieren<br />
an allen vier Stationen, eine Station Einlagerung<br />
<strong>und</strong> drei Kommissionierung oder als drittes Szenario zwei Stationen<br />
kommissionieren, eine lagert ein <strong>und</strong> die vierte dient zur QS-<br />
Prüfung.<br />
MEHR EFFIZIENZ IN DEN PROZESSEN<br />
Seit Mai 2020 läuft das neue Lager. Roland Erdrich hat damit<br />
nicht nur die Zahl der Lagerplätze verdoppelt, sondern konnte<br />
seine Logistik-Prozesse effizienter gestalten. Während zum Beispiel<br />
vor dem Lagerneubau neue Ware an verschiedenen Stellen<br />
in der Produktion angeliefert wurde, wird sie heute zentral am<br />
MITHILFE DES NEUEN LOGISTIK-<br />
SYSTEMS LIESSEN SICH ZEIT-<br />
FRESSENDE NEBENTÄTIGKEITEN<br />
UND UNNÖTIGE TRANSPORTE<br />
AUF EIN MINIMUM REDUZIEREN<br />
I-Punkt des Wareneingangs erfasst <strong>und</strong> eingebucht. „Dadurch<br />
wissen wir jetzt immer, wo welche Ware ist. Suchen müssen wir<br />
nicht mehr, die Ware ist schneller verfügbar <strong>und</strong> die Durchlaufzeiten<br />
haben sich verkürzt“, freut sich Ken Erdrich.<br />
Auch für die Werker an den Produktionsmaschinen ist das Leben<br />
einfacher geworden: Bisher mussten sie die benötigten Rohmaterialien<br />
<strong>und</strong> Halbfertigteile selbst holen. „Wir hatten also ein<br />
offenes Lager für r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Personen – mit allen damit einhergehenden<br />
Problemen“, schiebt Ken Erdrich ein.<br />
03 Ein Fördertechnik-Loop verbindet das Lager mit vier Kommissionerstationen,<br />
dem Wareneingang, einem Platz zur Qualitätssicherung<br />
sowie zwei Auslagerstrecken zur Produktion<br />
46 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
BEST PRACTICE<br />
<br />
04 24 CNC-Drehmaschinen, 25 Bearbeitungszentren <strong>und</strong> sieben<br />
Dreh-Fräs-Zentren hat das Unternehmen aktuell im Einsatz.<br />
Bearbeitet werden vor allem Aluminium, aber auch Stahl,<br />
Edelstahl, Kupfer oder Titan<br />
Heute melden die Werker von der Maschine aus ihren Materialbedarf<br />
an – das Logistiksystem sorgt dann im Zusammenspiel mit<br />
den anderen Softwarelösungen im Haus dafür, dass die Ware<br />
rechtzeitig zur richtigen Produktionsanlage kommt. Das heißt,<br />
die Fertigung lässt sich jetzt besser auslasten. Auch der Überblick<br />
über die Lagerbestände ist exakter geworden, wie Ken Erdrich<br />
betont: „Früher wurden zum Beispiel Halbfertigteile, die irgendwo<br />
in der Produktion zwischengelagert wurden, nicht eingebucht.<br />
Heute haben wir alle Artikel – Rohware, Halbfertigteile<br />
<strong>und</strong> Fertigteile – im System erfasst <strong>und</strong> im Automatiklager eingelagert.“<br />
In der Summe ließen sich mithilfe des neuen Logistiksystems<br />
zeitfressende Nebentätigkeiten <strong>und</strong> unnötige Transporte<br />
auf ein Minimum reduzieren. „Wir sind jetzt einfach deutlich effizienter<br />
unterwegs“, so Ken Erdrichs Fazit.<br />
R<strong>und</strong> 2,5 Millionen Euro investierte der Familienbetrieb in die<br />
neue Infrastruktur. Auf die Frage, wann sich diese Investition<br />
rechnen wird, sagt Ken Erdrich nur, der Return on Investment sei<br />
irrelevant. „Was wäre die Alternative gewesen? Wir wollen auch<br />
in Zukunft wachsen, ohne das neue Lager wäre dies schlichtweg<br />
nicht möglich.“<br />
Fotos: viastore<br />
www.viastore.com<br />
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BEST PRACTICE<br />
HEPPLER GROUP AUTOMATISIERT MIT WESTFALIA<br />
LAGER FÜR CNC-TEILE<br />
PRÄZISE GEFERTIGT UND GELAGERT<br />
Gemeinsam mit dem Unternehmen Westfalia<br />
Technologies, Borgholzhausen, hat die Heppler<br />
GmbH CNC-Technik am Hauptsitz in Spaichingen<br />
ein Lager realisiert <strong>und</strong> somit Platz für genau<br />
gefertigte Werkstücke, komplexe Formen <strong>und</strong><br />
vormontierte Baugruppen geschaffen. Mit dem<br />
Projekt sind jedoch noch einige weitere Ziele<br />
verb<strong>und</strong>en. Lesen Sie mehr!<br />
Die im Jahr 1984 gegründete familiengeführte Heppler<br />
GmbH CNC-Technik steht für hochwertige <strong>und</strong> anspruchsvolle<br />
CNC-Präzisionsteile. Am Hauptsitz in Spaichingen<br />
<strong>und</strong> an den beiden Niederlassungen in Herrenberg<br />
<strong>und</strong> Bergkirchen entstehen an CNC-Werkzeugmaschinen<br />
präzise Qualitätskomponenten – genau gefertigte Werkstücke für<br />
individuelle Ansprüche <strong>und</strong> komplexe Formen sowie vormontierte<br />
Baugruppen.<br />
Komplexes automatisiert die Westfalia Technologies GmbH &<br />
Co. KG seit März <strong>2024</strong> nun auch in der Intralogistik des Werkzeugmaschinen-Spezialisten<br />
mit r<strong>und</strong> 350 Mitarbeitern, der für<br />
namhafte Unternehmen der Sensortechnik, des Maschinenbaus,<br />
der Hydraulikbranche, der Pneumatik <strong>und</strong> der Elektroindustrie<br />
fertigt. Mit modernem Equipment setzt Heppler dann nicht nur<br />
Ideen in mittleren Losgrößen um, sondern lagert diese auch präzise<br />
<strong>und</strong> automatisch.<br />
Das Unternehmen Westfalia hat dazu am Hauptsitz in Spaichingen<br />
in einer neuen Halle, die die Produktion erweitert <strong>und</strong><br />
die betriebsinterne Logistik beherbergt, ein einfachtiefes automatisches<br />
Teleskopgabel-Lager mit 637 Stellplätzen realisiert. In<br />
diesem Fall steht kein zusätzlicher Platzbedarf, sondern die Optimierung<br />
der Lager-, Kommissionier- <strong>und</strong> Versandprozesse im<br />
Mittelpunkt.<br />
KOMPAKTES LAGERSYSTEM FÜR EUROPALETTEN<br />
UND GITTERBOXEN<br />
Ein kompaktes, ca. 8 m hohes Regalbediengerät mit niedrigem<br />
Anfahrmaß <strong>und</strong> hoher Energieeffizienz bedient seit März <strong>2024</strong><br />
per schneller, präziser Teleskopgabel ein einfachtiefes, 61 m langes,<br />
4,2 m breites <strong>und</strong> 8,9 m hohes Lager für Europaletten <strong>und</strong><br />
Gitterboxen. Ergänzt wird das System durch die angrenzende<br />
Fördertechnik <strong>und</strong> Kommissionierplätze.<br />
„Das Fachraster des Hochregals ist für verschiedene Ladeeinheiten<br />
<strong>und</strong> Höhen ausgelegt“, so Westfalia-Projektmanager Frank<br />
Ratert. „Die logistischen Aufgaben dieses Automatiklagers: Kombinierte<br />
Stellplatzverwaltung im automatischen <strong>und</strong> manuellen
BEST PRACTICE<br />
<br />
Lager der neuen Logistikhalle, die genaue <strong>und</strong> lückenlos nachverfolgbare<br />
Bestandsverwaltung aller Lager, die Materialflusssteuerung<br />
in der Westfalia-Fördertechnik <strong>und</strong> die Steuerung der<br />
Kommissionierung.“<br />
Die bis zu 1,2 Tonnen schweren Ladeeinheiten auf Europaletten<br />
<strong>und</strong> Gitterboxen werden dazu über Workstations der Marke<br />
Terra aus der Unternehmensfamilie der Wortmann Gruppe <strong>und</strong><br />
die von Westfalia entwickelte All-in-One-Intralogistiksoftware<br />
Savanna.NET gelagert, verwaltet <strong>und</strong> gesteuert. Das Warehouse<br />
Execution System (WES) vereint Funktionen eines Warehouse<br />
Management Systems (WMS) <strong>und</strong> eines Material Flow Controllers<br />
(MFC).<br />
Die beiden Kommissionierplätze des Lagersystems sind mit<br />
Hubtischen <strong>und</strong> einer Ausleuchtung für Ladeeinheiten (LE) ausgerüstet<br />
– kurz „Pick by Light.“ „Das System kennzeichnet die zu<br />
entnehmende Ware mit einem Lichtspot“, erläutert Ratert. „Der<br />
Laser markiert, aus welchem LE-Quadranten die Mitarbeiter die<br />
DAS BISLANG KLEINSTE<br />
WESTFALIA-LAGER OPTIMIERT<br />
VIELE PROZESSE BEI HEPPLER<br />
01 Das 1-Mast-Regalbediengerät wurde per Normaltransport<br />
geliefert <strong>und</strong> mit Mobil- <strong>und</strong> Hallenkran eingebracht<br />
Ware am Kommissionierplatz entnehmen.“ Anbruchpaletten ließen<br />
sich danach wieder ins System einlagern. Dieses Assistenzsystem<br />
verhindere Kommissionier- <strong>und</strong> Buchungsfehler. Die Bestände<br />
würden lückenlos erfasst <strong>und</strong> nachverfolgt.<br />
DIGITALISIERUNG BEREINIGT LAGERPROZESSE<br />
„Keine Entnahme ohne Buchung“, nennt Moritz Lange vom Vertrieb<br />
der Westfalia Technologies GmbH ein Merkmal der Lösung.<br />
„Es konnte bisher vorkommen, dass Werkstücke entnommen<br />
werden – zum Beispiel zur Qualitätskontrolle, um sie zu vermessen<br />
oder einem K<strong>und</strong>en vorzuführen – <strong>und</strong> anschließend nicht<br />
an die richtige Stelle zurückgelegt oder verbucht wurden.“<br />
Entspricht der verbuchte nicht dem tatsächlichen Bestand,<br />
kann das im ungünstigsten Fall bedeuten, dass ein Werkstück<br />
nicht rechtzeitig auffindbar ist oder ein Fehlbestand erst bei der<br />
Kommissionierung <strong>und</strong> beim Packen auffällt. Einzelne Werkstücke<br />
werden dann in Kleinstlosgröße mit höheren Kosten nachgefertigt.<br />
Lieferungen müssen zu Teillieferungen aufgesplittet werden<br />
<strong>und</strong> verzögern sich möglicherweise. Mit der Automatisierung<br />
sind solche Prozessfehler ausgeschlossen. Dies soll zukünftig<br />
die Liefer- <strong>und</strong> Termintreue noch weiter verbessern. Unter<br />
dem Strich entlastet die Automatisierung das Personal <strong>und</strong> sorgt<br />
für Prozesssicherheit.<br />
FLEXIBLES WAREHOUSE EXECUTION SYSTEM<br />
FÜR MULTIPALETTEN<br />
„Das einfachtiefe Lager ist softwareseitig logistisch geradlinig<br />
umzusetzen. Denn das Regalbediengerät kann jeden Lagerort<br />
ansteuern, das heißt – anders als in tiefen Lagerkanälen – kann es<br />
jederzeit auf jede Ladeeinheit zugreifen“, beschreibt Software-<br />
Projektmanager Ulrich Middendorf Besonderheiten des Projekts<br />
für die Heppler Group. „Es sind also, anders als in unseren Kompaktlagern<br />
mit Satellitentechnologie, keine Lager- oder Sequenzierungsstrategien<br />
für die Tourenbereitstellung notwendig. Dieses<br />
Teleskoplager ist für Westfalia-Verhältnisse in puncto Abmessungen<br />
<strong>und</strong> Stellplatzkapazität klein. Bemerkenswert ist auch,<br />
dass wir Savanna fein auf die Kommissionierung ausrichten. Unser<br />
Warehouse Execution System lässt sich wegen seiner Flexibilität<br />
<strong>und</strong> offenen Schnittstellen über das universelle TCP/IP-Protokoll<br />
gut auf individuelle Anforderungen <strong>und</strong> IT-Umgebungen<br />
anpassen.“<br />
Bei der Aufgabe <strong>und</strong> bei der Kommissionierung nutzt Savanna.<br />
NET im Lagersystem für die Heppler GmbH „Pick by Light“. „Unsere<br />
Software ist in diesem Fall auf Multipaletten ausgelegt“, erklärt<br />
Middendorf. „Im System gibt es komplette Ladeeinheiten<br />
mit Europaletten oder Gitterboxen <strong>und</strong> Spezialpaletten, die bis<br />
zu acht Türme aus Kunststoffbehältern aufnehmen können. Bediener<br />
müssen diese Mehrfachpaletten bestücken, Teile entnehmen,<br />
Paletten neu zusammenstellen oder einen Artikelturm auf<br />
einer Palette aus Gründen der Packstabilität auf mehrere Türme<br />
aufteilen – <strong>und</strong> dies alles korrekt im System verbuchen.“<br />
Dazu wird bei der Aufgabe ein Warenbegleitschein mit Barcode<br />
per Funkscanner erfasst. Und anschließend für jeden Artikelturm<br />
ein Warenbegleitetikett mit entsprechendem QR-Code ausgedruckt<br />
<strong>und</strong> an jedem Artikelturm angebracht. Dieser QR-Code<br />
spart Papier. Statt bei jeder Bestandsänderung einen Begleitschein<br />
zu erstellen, wird jede Änderung digital erfasst. Für die<br />
komplette Palette wird beim Buchungsvorgang ein Etikett mit Paletten-ID<br />
erstellt <strong>und</strong> angeklebt. Sowohl bei der Aufgabe als auch<br />
bei der Kommissionierung mit anschließender Wiedereinlagerung<br />
von Anbruchpaletten zeigt ein Lichtspot jeweils den Palettenquadranten<br />
an, in dem Waren zu lagern, umzulagern oder zu<br />
entnehmen sind. Bei der Auslagerung wird die Entnahme am<br />
Bildschirm per Button bestätigt, die Originalpalette fährt zurück,<br />
die bestellten <strong>und</strong> angeforderten Artikel werden dem K<strong>und</strong>enauftrag<br />
hinzugefügt.<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> 49
BEST PRACTICE<br />
02 03<br />
04<br />
02 Das 8 m hohe Regalbediengerät mit hoher Energieeffizienz<br />
bedient das einfachtiefe Lager für Europaletten <strong>und</strong> Gitterboxen<br />
03+04 Merkmale der Lagertechnik: Die schnelle, präzise Teleskopgabel<br />
<strong>und</strong> das niedrige Anfahrmaß für den maximalen Raumnutzungsgrad<br />
auf minimaler Gr<strong>und</strong>fläche<br />
KOMPLEXE KOMMISSIONIERUNG<br />
TEILAUTOMATISIERT<br />
Mithilfe dieses Prinzips kann der Betreiber alle Ladeeinheiten<br />
stückgenau buchen. Von der Standardkommissionierung bis zu<br />
Sonderfällen, wenn zum Beispiel Vollpaletten mit einem einzelnen<br />
oder vielen gleichartigen Artikeln an K<strong>und</strong>en rausgehen.<br />
Oder wenn eine Anbruchpalette durch Auffüllen oder Zusammenführen<br />
verschiedener Türme anderer Paletten zu reorganisieren<br />
ist. Oder auch, ein dritter Sonderfall, wenn zum Beispiel<br />
ein einzelner verbliebener Artikelturm statisch günstiger auf die<br />
Palette zu verteilen ist. Ändert sich die Aufteilung auf einem Ladehilfsmittel,<br />
werden scannergeführt neue Warenbegleitetiketten<br />
zum aktualisierten Bestand gedruckt <strong>und</strong> angebracht. Jede<br />
Bestandsänderung lässt sich so lückenlos erfassen.<br />
Die Software erlaubt somit die artikelgenaue Kommissionierung<br />
<strong>und</strong> Verwaltung von Multipaletten. Westfalia liefert neben<br />
der Software <strong>und</strong> den Workstations die entsprechende Peripherie<br />
inklusive Funkscanner, „Pick by Light“, Etikettendrucker <strong>und</strong><br />
mehrere Infodisplays.<br />
AUTOMATISIERUNGSVORTEILE SCHON AB<br />
WENIGEN 100 STELLPLÄTZEN<br />
„Alle Prozesse werden digitalisiert. Der Mitarbeiter wird durch<br />
den kompletten Prozess geführt, sodass keine Buchungs- oder<br />
Kommissionierfehler mehr entstehen. Erst über die korrekte Buchung<br />
im System lassen sich Waren entnehmen. Das erhöht die<br />
Prozesssicherheit <strong>und</strong> senkt den Verwaltungsaufwand sowie damit<br />
einhergehende Kosten“, erklärt Lange. „Die Automatisierung<br />
konzentriert sich bei Heppler auf die Prozessautomatisierung.<br />
Auch wenn dort genügend Lagerplatz vorhanden war <strong>und</strong> der<br />
bisherige Durchsatz der Intralogistik ausreichte, hat Automatisierung<br />
also entscheidende Vorteile – schon ab wenigen 100 Stellplätzen.<br />
Der schnellere Durchsatz <strong>und</strong> der zusätzliche Lagerplatz<br />
sind willkommene Zusatzeffekte.“<br />
Die Suche nach einem passenden Lagerplatz automatisiert <strong>und</strong><br />
beschleunigt das Westfalia-System ebenfalls. Mehrfachkontrollen<br />
an Kontrollstationen <strong>und</strong> auf dem Lastaufnahmemittel des<br />
Regalbediengeräts sorgen – neben der robusten <strong>und</strong> zuverlässigen<br />
Lagertechnologie – dafür, dass das System störungsfrei läuft.<br />
Fehlerhaft gepackte Ladeeinheiten werden bereits vor der Einlagerung<br />
ausgeschleust, um Packfehler zu be<strong>heben</strong>. Position <strong>und</strong><br />
Status jeder Ladeeinheit hat der Bediener des WES jederzeit im<br />
Blick.<br />
Westfalia liefert als Generalunternehmer <strong>und</strong> Hersteller von<br />
Schlüsselkomponenten das Regal, das Regalbediengerät <strong>und</strong> die<br />
Fördertechnik inklusive SPS, die IT-Infrastruktur aus dem Haus<br />
Wortmann <strong>und</strong> das selbst entwickelte Warehouse Execution System.<br />
Eine künftige Erweiterung anlagen- <strong>und</strong> softwareseitig ist<br />
jederzeit möglich. Die Umsetzung läuft seit Oktober 2023. Das<br />
Lagersystem wurde im März <strong>2024</strong> in Betrieb genommen.<br />
Fotos: Westfalia Technologies, Heppler<br />
www.westfaliaeurope.com<br />
50 <strong>f+h</strong> FOKUS <strong>KMU</strong> <strong>2024</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
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