Falstaff Magazin Schweiz Nr. 7/2024
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GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />
/ sep <strong>2024</strong><br />
PIWIS<br />
SORTEN FÜR<br />
DIE ZUKUNFT<br />
KAFFEE<br />
DIE VIERTE<br />
WELLE<br />
THERMEN<br />
ZEIT FÜR<br />
WELLNESS<br />
Indien<br />
07<br />
LAND DER FARBEN, GEWÜRZE UND MYSTIK<br />
SCHWEIZ-AUSGABE 07/<strong>2024</strong><br />
CHF 14.–<br />
WWW.FALSTAFF.COM<br />
9 772297 209008<br />
07
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HERAUSGEBERBRIEF<br />
FARBENPRÄCHTIG<br />
LIEBE FEINSCHMECKERINNEN,<br />
LIEBE FEINSCHMECKER!<br />
Exakt 3214 Kilometer liegen zwischen dem südlichsten<br />
Punkt des indischen Subkontinents und<br />
der nördlichen Staatsgrenze nahe des Himalaya.<br />
Auch in seiner West-Ost-Ausdehnung umfasst das Land<br />
fast 3000 Kilometer. Unglaubliche Dimensionen, die<br />
jeweils rund drei Mal der Distanz zwischen der <strong>Schweiz</strong><br />
und Kopenhagen entsprechen.<br />
Klar, dass sich das Land, das seit Kurzem das bevölkerungsreichste<br />
der Welt ist, auch kulinarisch vor allem über<br />
seine Vielfalt verstehen lässt. Der jahrtausendealte Kulturraum,<br />
unter anderem Heimat des Ayurveda, ist geprägt<br />
von Religionen, Spiritualität und Tradition – und von seinem<br />
unglaublichen landschaftlichen Reichtum, der ihm<br />
einst zum Verhängnis wurde. Er weckte die Begehrlichkeiten<br />
der europäischen Kolonialherren. Ihr (schweres) Erbe<br />
ist bis heute spürbar, immer wieder schimmert es hervor.<br />
In dieser Ausgabe nehmen wir Sie mit auf eine genussvolle<br />
Reise durch das farbenprächtige Indien – und haben<br />
alle Anstrengungen unternommen, es Ihnen in all seinen<br />
Schattierungen zu präsentieren: von einer Rundreise durch<br />
Rajasthan über die aufstrebende Winzerszene bis zu den<br />
Einflüssen, die heute aus Europa nicht wegzudenken sind.<br />
Im Weinteil widmen wir uns zudem den robusten Piwi-<br />
Sorten, die den Weinbau nachhaltiger gestalten, und der<br />
Region Neuenburg, die für ihre ausgezeichneten Pinot-<br />
Noir-Gewächse bekannt ist. Im Reiseteil geht es für ein<br />
Long Weekend nach London, wo wir – und damit<br />
schliesst sich der Kreis – einige der besten indischen<br />
Lokale der Welt besuchen.<br />
Viel Spass und Genuss mit dem neuen <strong>Falstaff</strong>!<br />
WOLFGANG ROSAM<br />
Chefredaktor und Herausgeber<br />
<strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
ALOYS HIRZEL<br />
Verwaltungsratvorsitzender und<br />
Herausgeber <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
DOMINIK VOMBACH<br />
und BENJAMIN HERZOG<br />
Chefredaktion <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Le vin,<br />
temps<br />
du plaisir<br />
Fotos: Stefan Gergely, Andrea Ebener<br />
WOLFGANG M. ROSAM<br />
wolfgang.rosam@falstaff.com<br />
@RosamWolfgang<br />
DOMINIK VOMBACH<br />
dominik.vombach@falstaff.com<br />
ALOYS HIRZEL<br />
aloys.hirzel@falstaff.com<br />
BENJAMIN HERZOG<br />
benjamin.herzog@falstaff.com<br />
Rte de la Corniche 11<br />
1098 Epesses<br />
www.massy-vins.ch<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
7
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9 772297 209008<br />
07<br />
07<br />
SEPTEMBER<br />
18<br />
Ein Kosmos voller Aromen: Indien ist<br />
geprägt von einer kulinarischen<br />
Vielfalt, die sonst kaum ein Land<br />
bieten kann. Wir nehmen Sie mit<br />
auf eine genussvolle Reise zu den<br />
schönsten Plätzen, stellen Rezepte<br />
für ein authentisches indisches<br />
Festmahl vor und liefern spannende<br />
Fakten zum bunten Subkontinent.<br />
/ sep <strong>2024</strong><br />
PIWIS<br />
SORTEN FÜR<br />
DIE ZUKUNFT<br />
GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />
KAFFEE<br />
DIE VIERTE<br />
WELLE<br />
THERMEN<br />
ZEIT FÜR<br />
WELLNESS<br />
COVER<br />
FOTO: GETTY IMAGES<br />
Indien<br />
LAND DER FARBEN, GEWÜRZE UND MYSTIK<br />
50<br />
Der Alleskönner:<br />
Reis ist mehr als<br />
nur ein Lebensmittel.<br />
68<br />
Rajasthan: Das «goldene Dreieck» Indiens<br />
ist optisch wie kulinarisch eindrucksvoll.<br />
COVER: INDIEN<br />
18 EIN KOSMOS VOLLER AROMEN<br />
Die unermessliche Vielfalt der<br />
indischen Kulinarik<br />
26 REICHE GESCHICHTE<br />
Spannende Fakten zum Subkontinent<br />
28 BEGINN EINER LANGEN REISE<br />
Weinbau hat in Indien noch Seltenheitswert,<br />
birgt aber grosses Potenzial<br />
38 WO DER PFEFFER WÄCHST<br />
Die Welt der indischen Gewürze<br />
42 REZEPTE: TASTE OF INDIA<br />
Samosas, Daal und Lammragout:<br />
Rezepte für ein echtes Festmahl<br />
50 DAS ALLESKÖNNER-KORN<br />
Reis ist Grundnahrungs mittel,<br />
Glücksbringer und Opfergabe zugleich<br />
56 SERIE: AVANTGARDE DER<br />
KULINARIK<br />
Asma Khan: die Unbeugsame<br />
62 SERIE: CORTIS KÜCHENZETTEL<br />
Das Imperium schlägt zurück – mit<br />
Chicken Tikka Masala<br />
64 SERIE: KÄSE<br />
Paneer macht nicht nur im Curry<br />
eine gute Figur<br />
68 BETÖRENDES RAJASTAN<br />
Delhi, Agra, Jaipur: eine Reise durch<br />
das «Goldene Dreieck»<br />
7 HERAUSGEBERBRIEF<br />
191 IMPRESSUM<br />
202 SAGEN SIE EINMAL …<br />
28<br />
Weinbau ist in<br />
Indien – noch – eine<br />
Randerscheinung.<br />
SCHWEIZ-AUSGABE 07/<strong>2024</strong><br />
CHF 14.–<br />
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Fotos: Debdatta Chakraborty / Pink Lady® Food Photographer of the Year, aboodi vesakaran / sylwia bartyzel / unsplash, beigestellt<br />
8 falstaff sep <strong>2024</strong>
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SEPTEMBER<br />
80<br />
Senkrechtstarter:<br />
In den letzten zwei<br />
Jahrzehnten hat sich in der<br />
Region Neuenburg viel getan.<br />
124<br />
Fünf Cocktails,<br />
in denen Gin auch<br />
ohne Tonic glänzt.<br />
WEIN & MEHR<br />
78 WEIN-NOTIZEN<br />
Die Chefredaktoren Benjamin Herzog<br />
und Dominik Vombach präsentieren<br />
das Neueste aus der Weinwelt<br />
80 LIEBER SPÄT ALS NIE<br />
Neuenburg: Pinot-Paradies mit<br />
einzigartigem Terroir<br />
90 NEUE SORTEN, NEUES GLÜCK<br />
Piwis auf dem Vormarsch<br />
102 TRAMINER<br />
Stammvater aus heidnischer Zeit<br />
112 GENUSSVOLLES APULIEN<br />
Eine Weinreise zum «Stiefel absatz»<br />
Italiens<br />
122 SPIRITS-NOTIZEN<br />
Alexander Thürer mit News aus der<br />
Welt der Spirituosen<br />
124 GIN KANN SO VIEL MEHR<br />
Kreative Alternativen zum Klassiker<br />
mit Tonic<br />
GOURMET<br />
132 GOURMET-NOTIZEN<br />
Die Chefredaktoren Benjamin Herzog<br />
und Dominik Vombach mit<br />
kulinarischen News<br />
134 DIE VIERTE KAFFEEWELLE<br />
Die neusten Trends in der<br />
Kaffeetasse<br />
142 SERIE: GENUSS UND<br />
GUTES GEWISSEN<br />
Froschschenkel: quakendes Unrecht<br />
147 SIXPACK<br />
Sechs Restaurants im Test<br />
REISE<br />
152 TRAVEL-NOTIZEN<br />
Reise-Highlights der<br />
Chefredaktion<br />
154 RAHMEN FÜR RUHE<br />
Die schönsten Spa-Hotels zum<br />
Relaxen und Geniessen<br />
168 LONG WEEKEND<br />
«Very indish!»: London<br />
einmal anders<br />
JOURNAL<br />
130 UHREN<br />
176 AUTOS<br />
200 EVENTS<br />
TASTING<br />
178 PIWI TROPHY<br />
184 KÜSTE TOSKANA<br />
192 BARBERA TROPHY<br />
DIE NÄCHSTE FALSTAFF-AUSGABE ERSCHEINT AM 11. OKTOBER <strong>2024</strong><br />
134<br />
«Third Wave Coffee» war<br />
gestern: Die vierte Kaffeewelle<br />
ist im Anrollen.<br />
168<br />
Von der Brick Lane bis «Little India»: ein<br />
Streifzug durch das indische London.<br />
Fotos: Shutterstock, mauritius images / Axiom Photographic / Dosfotos, beigestellt<br />
10 falstaff sep <strong>2024</strong>
Napali<br />
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indien / INTRO<br />
Foto: Getty Images<br />
12 falstaff sep <strong>2024</strong>
SPIRITUALITÄT …<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
13
indien / INTRO<br />
… TRADITION …<br />
Foto: monthaye/unsplash<br />
14 falstaff sep <strong>2024</strong>
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
15
indien / INTRO<br />
Foto: Shutterstock<br />
16<br />
falstaff<br />
sep <strong>2024</strong>
… AROMEN<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
17
indien / KULINARISCHE VIELFALT<br />
EIN WAHRER<br />
KOSMOS DER<br />
KULINARIK<br />
Der indische Subkontinent ist geprägt von fast unermesslicher<br />
kulinarischer Vielfalt. Dafür sorgen unterschiedliche<br />
Klimazonen, Böden, Religionen und Traditionen. Und nicht<br />
zuletzt die Einflüsse europäischer Fremdherrschaft. Während<br />
die dominante nordindische Kulinarik den Sprung nach<br />
Europa schaffte, entstand – auch innerhalb der gehobenen<br />
Gastroszene Indiens – erst in den vergangenen Jahren ein<br />
Bewusstsein für die vielen regionalen Spezialitäten.<br />
TEXT POOJA BHULA UND FEE LOUISE SCHWARZ<br />
Der Tikka-Spiess ist eines der<br />
vielleicht ältesten indischen Gerichte:<br />
Er war in seiner Urform schon den<br />
bronzezeitlichen Kulturen auf dem<br />
Kontinent bekannt.<br />
Foto: Debdatta Chakraborty / Pink Lady® Food Photographer of the Year<br />
18 falstaff sep <strong>2024</strong>
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
19
indien / KULINARISCHE VIELFALT<br />
Gemüse in allen Farben und Formen<br />
ist die Basis der indischen Küche(n):<br />
Die vielfältigen Böden und Klimazonen<br />
erlauben es, fast alles anzubauen.<br />
Essen ist Leben in Delhi. «Das<br />
klingt fast philosophisch. Und<br />
ein bisschen ist es das auch.<br />
«Wir leben, um zu essen», sagt<br />
Pahuni Jain, während ihre<br />
Mutter den Esstisch in ihrem Apartment im<br />
Vorort Gurugram unter zahllosen Schüsseln<br />
verschwinden lässt. Zum Aperitif gibt es<br />
eine Platte mit frischen Früchten – Ana nas,<br />
bestreut mit Masala, Trauben, verschiedene<br />
Melonen, Beeren und Nüsse – gefolgt von<br />
dampfend heissen Blumenkohl-Pakoras.<br />
Ein ungeübter Magen gibt an dieser Stelle<br />
eventuell schon auf, aber in Indien gilt es<br />
als Affront, angebotenes Essen abzulehnen.<br />
Also geht es weiter mit Hauptspeisen.<br />
Dampfende Schüsseln mit Linsen-Daal<br />
und Reis, in dem sich kleine grüne<br />
Erbsen verstecken, Aloo Chaat –<br />
Kartoffeln mit süss-scharfem<br />
Chutney und Koriander – sowie<br />
ein Korb mit buttrigem Naan, der<br />
sich auf fast magische Weise immer<br />
wieder füllt, sobald das letzte<br />
Stück verschwindet. Auf das Dessert<br />
ist Pahunis Mutter besonders<br />
stolz. Sie hat Jalebis gemacht – die<br />
wohl beliebteste Süssspeise der nordwestindischen<br />
Küche. Es handelt sich um frittierte<br />
Weizenmehlkringel mit Safran, die grosszügig<br />
(!) in Zuckerwasser getränkt werden.<br />
Alles auf dem Tisch soll weg und wird<br />
aufgegessen. Was übrig bleibt, bekommen<br />
Bedürftige, denn was ebenfalls als Affront<br />
gilt, ist, Essen vom Vortag wieder aufzuwärmen<br />
– es wird stets frisch gekocht, mit<br />
der ganzen verfügbaren Bandbreite herrlicher<br />
Zutaten.<br />
Die Küche Delhis gilt dabei als «Melting<br />
Pot» Nordindiens. Viele verschiedene Einflüsse<br />
kristallisieren sich hier zu dem Part,<br />
um den tatsächlich das ganze Leben herum<br />
organisiert zu sein scheint. Der Stellenwert<br />
des Kochens und des gemeinsamen Essens<br />
bildet die Grundlage des sozialen Lebens<br />
inner- und ausserhalb der festen familiären<br />
Strukturen. Eine eigene Sprache.<br />
Fährt man nur ein paar Stunden Richtung<br />
Süden in die Stadt Jaipur, ist man sofort<br />
in einer anderen Welt. Nicht nur architektonisch<br />
und wetterbedingt (vom dichten<br />
Delhi-Smog ist hier nichts zu bemerken),<br />
nein, die «pinke Stadt», die als eines der<br />
Juwelen im «Goldenen Dreieck» gilt, hat<br />
eine gänzlich andere Kulinarik. Hier<br />
haben zwar auch die vegetarischen<br />
Daals ihren grossen Auftritt, im<br />
Fokus steht aber eher auch eine Art<br />
Barbecue (oft mit Lamm), obwohl<br />
Rajasthan den grössten Anteil<br />
vegetarischer Personen in ganz<br />
Indien aufweist. Jeder Haushalt,<br />
so heisst es, soll hier über seinen<br />
eigenen Grill verfügen. Besonders<br />
beliebt ist wohl das beispielhafteste<br />
Fotos: Shutteratock, dibakar roy / unsplash, Mazur Travel / Shutterstock<br />
20 falstaff sep <strong>2024</strong>
Die Tradition gibt vor, was gegessen wird:<br />
Viele Inder sind Vegetarier – nicht zuletzt,<br />
weil Religionen wie der Buddhismus<br />
Gewaltlosigkeit predigen.<br />
Gericht der rajasthanischen Küche, Laapsi,<br />
eine Art Pudding, der aus in Ghee gekochtem<br />
Getreidemehl zusammen mit Milch,<br />
Trockenfrüchten und Zucker zubereitet wird<br />
und in endlosen Varianten quer durch den<br />
Bundesstaat existiert.<br />
In Agra wiederum, der dritten goldenen<br />
Ecke, ist der Einfluss der Mughlai-Küche<br />
besonders gross. Starke persische Einflüsse,<br />
die von den Herrschern herrühren, die nicht<br />
nur Qutub Minar in Delhi erbaut haben,<br />
sondern auch das Taj Mahal. Hier finden<br />
sich neben Shawarmas und Bakarkhanis<br />
auch viele Varianten von Kebab mit indischer<br />
Gewürzpalette.<br />
Schon an dieser Stelle zeigt sich: Die Essenz<br />
der indischen Küche zu erfassen, ist ein<br />
schier unmögliches Unterfangen. Der Subkontinent<br />
ist riesig und ebenso vielfältig. Er<br />
umfasst Wüste und fruchtbare Böden, den<br />
Himalaya und tropische Tiefebenen, Flüsse,<br />
grosse Städte und Dörfer ohne Zahl. All<br />
das – und die komplexe Geschichte Indiens,<br />
die nicht zuletzt von 800 Jahren fremder<br />
DIE INDISCHE<br />
KULINARIK IST VON<br />
DER GRÖSSE UND<br />
VIELFALT DES<br />
LANDES GEPRÄGT.<br />
UND VON SEINER<br />
GESCHICHTE.<br />
Farbenpracht auf den Märkten<br />
Goas: Die Stadt an der Westküste,<br />
die einst von den Portugiesen<br />
besiedelt wurde, gilt als einer der<br />
kulinarischer Hotspots des Landes.<br />
Herrschaft und den Machtfantasien der<br />
Kolonialherren mitgeprägt ist – bilden den<br />
Schlüssel dafür, was die indische Küche so<br />
vielfältig macht.<br />
BODEN FÜR BEGEHRLICHKEITEN<br />
Nicht zuletzt hat es seine Vielfalt für fremde<br />
Interessen erst spannend gemacht: Aufgrund<br />
seiner Böden, Schwemmland, Laterit-, Waldoder<br />
Gebirgsböden, trockene, salzige und<br />
alkalische Böden und sogar Torfböden, war<br />
Indien schon immer ein Ort, an den man<br />
fast jedes Produkt bringen und es dort anbauen<br />
konnte. Der Tee, dessen Kultivierung<br />
die Briten hier im 19. Jahrhundert vorantrieben,<br />
ist vielleicht das beste, aber nur eines<br />
von zahlreichen Beispielen.<br />
Rinder, Ziegen, Schafe, Büffel, Schweine<br />
– schon die frühen Inder hatten sie alle. Knochen<br />
von Wildschweinen, Hirschen, fischfressenden<br />
Krokodilen, den Gharials, und<br />
Überreste von Fischen und Geflügel wurden<br />
ebenfalls an den Harappa-Stätten gefunden,<br />
die zur bronzezeitlichen Indus-Tal-Zivilisation<br />
gehören. Sie grillten ihr Fleisch im<br />
Ganzen auf offenem Feuer oder auf Spiessen<br />
in mundgerechte Stücke geschnitten. Wer<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
21
indien / KULINARISCHE VIELFALT<br />
<<br />
an die heutigen Tikkas, die indischen<br />
Fleischspiesse denkt, liegt nicht falsch.<br />
Auch der Reis hat einen frühen Auftritt:<br />
In der frühen vedischen Zeit (von 2500 bis<br />
1500 v. Chr.) war die Gerste am beliebtesten,<br />
später dann der Reis, der sogar in<br />
heiligen Schriften vorkommt, berichtet die<br />
indische Lebensmittelhistorikerin Mohsina<br />
Mukkadam. Rund um 600 v. Chr. begann<br />
die Kodifizierung von Nahrungsmitteln für<br />
medizinische Zwecke. Eines der Konzepte,<br />
das heute noch spirituelle Praktiken prägt,<br />
ist die Einteilung der Nahrungsmittel nach<br />
ihrer Wirkung auf den Körper in sattvische<br />
(positiv und harmonisch wirkende), rajasische<br />
(Leidenschaft und Aggression fördernde)<br />
und tamasische (Trägheit und Unwissenheit<br />
erzeugende) Bestandteile. Das Ayurveda,<br />
das seine ersten Konzepte bereits im Jahr<br />
2000 v. Chr. darlegte, ist nach wie vor als<br />
alternative Medizin beliebt.<br />
Auch die Religion spielt ihre Rolle in der<br />
Ernährung: Der Hinduismus hat mit seiner<br />
Vielzahl von Traditionen und Praktiken ein<br />
FRÜCHTE,<br />
GEWÜRZE, BIER<br />
UND TEE: DIE<br />
KOLONIALHERREN<br />
PRÄGTEN INDIENS<br />
KULINARIK<br />
NACHHALTIG.<br />
pluralistisches Fundament gelegt. Heute<br />
beherbergt Indien sieben weitere grosse<br />
Religionen – Islam, Christentum, Judentum,<br />
Buddhismus, Jainismus, Sikhismus und<br />
Zoroastrismus – und seine Gemeinschaften<br />
haben sowohl ihre einzigartige Identität<br />
bewahrt als auch sich gegenseitig beeinflusst.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist, wie sich<br />
der Vegetarismus ausbreitet und praktiziert<br />
wird, nachdem sich Buddhismus und Jainismus<br />
im 5. und 6. Jahrhundert etablierten.<br />
Beide Religionen predigten die Gewaltlosigkeit:<br />
«Buddha wies seine Mönche an,<br />
nicht zu töten. Aber wenn dir jemand ein Almosen<br />
in Form von Fleisch gibt, sollst du es<br />
nicht verweigern, da du die Nahrung nicht<br />
missachten kannst», sagt Lebensmittelhistorikerin<br />
Mukadam. Der Jainismus ging noch<br />
einen Schritt weiter und schloss auch Gemüse<br />
aus, das unter der Erde angebaut wurde,<br />
um kleine Insekten und Mikroorganismen<br />
nicht zu verletzen. Als viele zum Jainismus<br />
und Buddhismus konvertierten, «begann<br />
auch im Hinduismus eine grosse Diskus-<br />
Fischer gehen frühmorgens an die<br />
Arbeit. Während der Monsunzeit<br />
jedoch verzichten viele Inder auf<br />
Fisch, um die Bestände zu schützen.<br />
Fotos: Chirag Patnaik, beigestellt, Sanghamitra Sarkar / Pink Lady Food Photographer of the Year<br />
22 falstaff sep <strong>2024</strong>
WEITERE TASTING<br />
INFOS<br />
WEITERE NOCH BEWERTUNGEN MEHR<br />
UND TOP-ADRESSEN<br />
BESCHREIBUNGEN<br />
FINDEN SIE AB<br />
AB SEITE 76. 148.<br />
INDISCHE SPITZENKULINARIK<br />
MASQUE<br />
Das Team des «Masque» reist von den Wäldern<br />
Kaschmirs bis zu den Küsten von Goa, um lokale<br />
Zutaten aus dem ganzen Land nach Mumbai zu<br />
bringen. Fine Dining, bei dem moderne indische<br />
Küche auf internationale Einflüsse trifft.<br />
Unit G3, Laxmi Woollen Mills, Shakti Mills Lane, off<br />
Dr. E. Moses Road, Mahalaxmi, Mumbai 400011<br />
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zwanglos, aber kultig. Hier gibt es die weltbesten<br />
Dosas – traditionelle südindische Teigfladen.<br />
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Mais-Tartelettes mit Hummer: Das<br />
«Masque» bringt Aromen aus dem ganzen<br />
Land nach Mumbai.<br />
sion über die Vorzüge des Vegetarismus».<br />
So verzichten auch Hindus während der<br />
Monsunzeit (meist von Juni bis September),<br />
in der die Fische trächtig sind, auf Fisch und<br />
Fleisch. Eine höchst sinnvolle Massnahme<br />
also, um dem Fischsterben entgegenzuwirken,<br />
religiös aufgeladen. Heute ist in keinem<br />
Land der Welt der Anteil der Vegetarier an<br />
der Gesamtbevölkerung so gross wie in<br />
Indien. Er liegt bei über 40 Prozent.<br />
KOLONIALE EINFLÜSSE<br />
Mit den muslimischen Eroberungen in Indien,<br />
insbesondere nach 1200 n. Chr., beginnt eine<br />
neue Reise. Die türkisch-afghanischen Herrscher<br />
führten Naan und Kofta (Fleischbällchen<br />
mit Sosse) ein, die in der nordindischen<br />
Küche eine wichtige Rolle spielen. Die Herrschaft<br />
der Moguln brachte auch eine synkretistische<br />
Küche hervor – eine Verschmelzung<br />
von indischen und persischen Kochstilen.<br />
Zur grössten Umwälzung kam es, als<br />
die fremden Kolonialherren aus Europa<br />
das Land eroberten. Die Portugiesen, die<br />
1498 den geschäftigen Hafen von Calicut<br />
erreichten, eroberten Goa und bauten entlang<br />
der gesamten Malabarküste Gewürze<br />
für den Handel an. Sie stellten nicht nur<br />
die Speisevorschriften der Hindus und<br />
Muslime infrage, sondern führten auch<br />
Gerichte mit Rind- und Schweinefleisch<br />
ein. Kartoffeln, Okra, Ananas, Papaya,<br />
Cashews, Erdnüsse und Mais standen<br />
plötzlich auf indischen Speisezetteln.<br />
Und, besonders wichtig: die Chili.<br />
Den bemerkenswertesten Einfluss<br />
übten sicher die Briten aus, die<br />
<<br />
BOMBAY CANTEEN<br />
Der Anspruch: die «unerzählte Geschichte» der<br />
indischen Küche mit einem spielerischen Zugang<br />
zu vermitteln. Saisonal wechselnde Menus, der<br />
südindische Klassiker «Eggs Kejriwal», Eier mit<br />
Käse und Chili, ist immer mit dabei.<br />
Unit-1, Process House, S.B. Road, Kamala Mills,<br />
Near Radio Mirchi Office Lower Parel, Mumbai,<br />
Maharashtra 400013, thebombaycanteen.com<br />
OLIVE BAR & KITCHEN<br />
Mittlerweile unterhält man Spitzenlokale in<br />
mehreren Städten, unter anderem in Mumbai<br />
und Goa. In der Filiale in Neu Delhi speisen die<br />
Gäste im Schatten eines riesen Banyanbaums,<br />
mediterran angehauchte Farm-to-Table-Menus.<br />
Küchenchef Dhruv Oberoi lernte in Spanien bei<br />
Ferran Adrià. Vielfach ausgezeichnet.<br />
One Style Mile, 6–8, Kalka Das Marg, Mehrauli,<br />
New Delhi, 110030<br />
T: +91 9810 235472, olivebarandkitchen.com<br />
MOHAN MAHAL<br />
Luxuriös und im traditionellen Rajasthani-Stil<br />
erbaut, bietet das Restaurant im Hotel «The<br />
Leela Palace» ein Erlebnis, das den Lebensstil<br />
der königlichen Familie in Rajasthan widerspiegelt.<br />
Klassiker der lokalen Küche, etwa das<br />
unverzichtbare Lammragout Laal Maas.<br />
Jaipur-Delhi Highway, NH 11, Kukas, Rajasthan<br />
302028, T: +91 124 4425444, theleela.com<br />
6 BALLYGUNGE PLACE<br />
In einem Herrenhaus wird hier die vielleicht beste<br />
bengalische Küche in ganz Kalkutta geboten:<br />
in Senfsauce gedünsteter Fisch im Bananenblatt,<br />
Garnelencurry und eine breite Auswahl an<br />
Geflügel- und Lammgerichten.<br />
6, Dr Amiya Bose Sarani Road, Ballygunge Place,<br />
Ballygunge, Kolkata, West Bengal, 700019<br />
T: +91 33 24603922, 6ballygungeplace.in<br />
MTR<br />
Das bekannteste Restaurant in der südindischen<br />
Stadt Bangalore ist das 1924 eröffnete «Mavalli<br />
Tiffin Room», besser<br />
bekannt unter der<br />
Abkürzung<br />
«MTR».<br />
Eher<br />
Mohan Mahal<br />
EDIBLE ARCHIVES<br />
Entstanden als Kunstprojekt auf der Kochi-<br />
Muziris-Biennale in Kerala, bei der 30 indische<br />
Reissorten präsentiert wurden, hat das «Edible<br />
Archives» in einer goanisch-portugiesischen<br />
Villa heute Kunststatus. Es bleibt philosophisch:<br />
Das Ziel ist, einen kollektiven sensorischen Katalog<br />
zu erstellen, der all den Menschen gehört,<br />
die an Anbau, Beschaffung, Zubereitung und<br />
Verzehr einer Mahlzeit beteiligt sind.<br />
Anjuna-Mapusa Road Anjuna, Goa, 403509<br />
T: +91 830 8830750, ediblearchives.com<br />
BOMRAS<br />
Ausgezeichnet als eines der besten Lokale Indiens.<br />
Teeblattsalat, die Fischsuppe Mohinga, der gebratene<br />
Reis mit geräuchertem Schweinefleisch und<br />
Entencurry mit Tamarinde zeugen auch von der burmesischen<br />
Herkunft von Küchenchef Bawmra Jap.<br />
247 Fort Aquada Road, Candolim, Goa 403509<br />
T: +91 9767591056, bomras.com<br />
FOR THE RECORD – VINYL BAR<br />
Hier gehen guter Klang und Geschmack Hand in<br />
Hand: Gründer Buland Shukla ist Jazzmusiker<br />
und Architekt und hat das Lokal eröffnet, um sich<br />
auf handgemachte Cocktails, lokale Spezialitäten<br />
(etwa geräucherte Makrele auf Sauerteigbrot) und<br />
wirklich gute Musik zu konzentrieren.<br />
Jukebox, H no 49 , Mala, Panaji, Goa, 403001<br />
T: +91 75074 72587, instagram.com/ftr_vinylbar<br />
AVARTANA<br />
Tradition mit modernem Touch: Das «Avartana»<br />
in Chennai präsentiert Klassiker der südindischen<br />
Küche mit einem zeitgenössischen Twist<br />
63, Mount Road, Chennai 60003<br />
T: +91 44 22200000, itchotels.com<br />
Das «Edible Archives» in Goa entstand aus<br />
einem kulinarischen Kunstprojekt. Motto: «Du<br />
bist, was du isst.»<br />
Speisen wie die königliche Familie in<br />
Rajasthan: das «Mohan Mahal».<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
23
indien / KULINARISCHE VIELFALT<br />
<<br />
Indien fast ein Jahrhundert lang kolonisierten.<br />
Sie brachten die Kunst des Bierbrauens<br />
und Tee, den sie aus China importierten<br />
und für den sie Plantagen in Assam, Darjeeling<br />
und Nilgiris (im Süden) anlegten, nachdem<br />
sie die wilde Form des Tees im Nordosten<br />
Indiens entdeckt hatten. Die Einheimischen<br />
verwendeten ihn damals zum Einlegen.<br />
Aber der Chai (aus Milch, Zucker und Gewürzen<br />
zusammen mit Teeblättern), auf den<br />
die Inder heute nicht verzichten können, entwickelte<br />
sich erst mit den Briten. Auch Orangen,<br />
Karotten, Blumenkohl, Spinat und Kohl,<br />
die in der indischen Küche heute zum Alltag<br />
gehören, sind auf die Kolonialherren zurückzuführen.<br />
Ebenso Sandwiches, Suppen, Club<br />
Food und Gerichte wie Jalfrezi, bei denen die<br />
Küchen miteinander verschmelzen.<br />
Nachdem Indien die Freiheit erlangt hatte,<br />
gewann die «nordindische» Kulinarik im<br />
Land die Oberhand. Sie verbreitete sich rasch<br />
in der aufblühenden Gastro-Szene und nicht<br />
zuletzt durch preisgünstige «Dhabas» – Hütten<br />
am Strassenrand, die sich an Lkw-Fahrer<br />
richten und in der Regel an Autobahnen zu<br />
finden sind. Die ersten Dhabas entstanden<br />
an der Grand Trunk Road, einer der ältesten<br />
Strassen Asiens, die Zentralasien mit dem<br />
indischen Subkontinent verband. So ist es<br />
ERST IN DEN<br />
LETZTEN JAHREN<br />
FANDEN DIE<br />
REGIONALEN<br />
KÜCHEN IHREN<br />
WEG IN DIE<br />
GOURMETSZENE.<br />
auch die nordindische<br />
und nicht die südindische<br />
Kulinarik, die heute<br />
in Europa bekannt ist. Inder,<br />
die in andere Teile der Welt zogen, nahmen<br />
die Gerichte mit sich – mit Erfolg. Ein Grund<br />
dürfte in den einfachen, auf Englisch formulierten<br />
Namen der Gerichte liegen. Sie waren<br />
nicht nur in Indien leicht zu verstehen, sondern<br />
auch für Europäer, die mit der indischen<br />
Küche in Berührung gekommen waren und<br />
die Aromen zu Hause neu erleben wollten.<br />
BLOGS UND HOME COOKING<br />
Auch in Indien selbst haben die regionalen Küchen<br />
erst im vergangenen Jahrzehnt ihren festen<br />
Platz neben der dominanten nordindischen<br />
Kulinarik gefunden. Einer der Wegbereiter:<br />
Einkaufen auf den Märkten:<br />
Auch viele Inder wagen sich<br />
erst seit Kurzem an die für sie<br />
fremden Aromen aus anderen<br />
Teilen des Landes.<br />
das Internet. In Blogs berichteten<br />
Auswanderer von der Küche ihrer<br />
Heimat; Frauen dokumentierten Familiengerichte,<br />
die sie bewahrt, erneuert und<br />
weiterentwickelt haben. Rund um 2013 wagten<br />
die Blogger den Schritt ins reale Leben –<br />
der Trend der Pop-ups mit regionaler Küche<br />
war geboren. Die professionelle Kulinarikszene<br />
in urbanen Regionen griff den Trend auf<br />
und entwickelte ihn weiter. Einige Restaurants<br />
konzentrieren sich auf eine regionale Küche,<br />
während «panindische» Restaurants authentische<br />
Interpretationen von Spezialitäten aus<br />
allen 28 Bundesstaaten anbieten. Einige der<br />
Besten des Landes, vor allem in Mumbai und<br />
Neu-Delhi, setzen heute auf Regionalität.<br />
Dass der Trend in breiten Schichten der<br />
Bevölkerung ankam, hat nicht zuletzt mit der<br />
Corona-Pandemie zu tun: Das Home Cooking<br />
erlebte eine Renaissance – und brachte<br />
eine Erkenntnis: «Wir haben erkannt, dass es<br />
in Indien viel mehr an Zutaten gibt, als wir je<br />
gedacht haben», sagt die bekannte Kulinarikjournalistin<br />
Rushina Munshaw Ghildiyal.<br />
«Und wir wissen nun, dass man wunderschöne<br />
exotische Gericht aus einer anderen<br />
Region oder Gemeinschaft guten Gewissens<br />
zu sich nehmen kann.» Ein willkommener<br />
Trend, der sich durchgesetzt hat.<br />
<<br />
Fotos: Getty Images, Shutterstock, ibrahim rifath / unsplash<br />
24 falstaff sep <strong>2024</strong>
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indien / FACTS & FIGURES<br />
28<br />
Der Subkontinent umfasst 3,2 Millionen<br />
Quadratkilometer – und ist neun Mal so<br />
gross wie Deutschland. Das Land besteht<br />
aus 28 Regionen. Hauptstadt ist<br />
Neu Delhi, das mit Mumbai – je<br />
nach Zählweise – um<br />
den Titel der grössten<br />
Stadt rittert.<br />
40.000<br />
Die Population des vom Aussterben<br />
bedrohten Indischen Elefanten wird<br />
auf nur noch 40.000 in ganz Asien<br />
geschätzt. Das Tier ist heilig: Es verkörpert für<br />
Hinduisten den Gott Ganesha. Noch heiliger<br />
ist nur die Kuh, der gleich mehrere Hindu-Götter<br />
innewohnen.<br />
Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
26 falstaff sep <strong>2024</strong>
40 %<br />
Nirgendwo gibt es mehr<br />
Vegetarier: Rund 40 Prozent<br />
der Inder ernähren sich aus religiösen<br />
Gründen fleischlos. Und<br />
selbst wer Fleisch isst, setzt am<br />
Dienstag oft aus: Dieser Tag ist<br />
dem vegetarischen affenköpfigen<br />
Gott Hanuman gewidmet,<br />
heute auch Schutzpatron der<br />
Fitnessjünger und Gesundheitsapostel.<br />
1.426.000.000<br />
Mit mehr als 1,4 Milliarden Menschen ist Indien<br />
(knapp vor China) seit einem Jahr das Land mit<br />
der grössten Bevölkerungszahl der Welt.<br />
REICHE<br />
GESCHICHTE<br />
Seit jeher übt Indien auf Europäer eine<br />
Faszination aus: Die Portugiesen erreichten<br />
auf der Suche nach Gewürzen das riesige<br />
Land einst als Erste auf dem Seeweg. Heute<br />
entwickelt sich Indien nach und nach zu<br />
einem wichtigen Player auf der Weltbühne.<br />
1841<br />
Die Geschichte des berühmten<br />
Darjeeling-Tees vom Fusse des<br />
Himalaya ist nicht so alt, wie es<br />
scheint. Dass es in Indien überhaupt<br />
zu kommerziellem Anbau<br />
von Tee kam, ist auf die Briten<br />
zurückzuführen, die die Pflanzen<br />
1841 im grossen Stil aus China<br />
brachten und anbauen liessen,<br />
um den Konsum in der Heimat<br />
decken zu können.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
27
indien / WEIN<br />
INDIENS WEINZUKUNFT<br />
BEGINN EINER<br />
LANGEN REISE<br />
In der Region Akluj bewirtschaftet das<br />
Weingut Fratelli 240 Hektar Rebfläche<br />
und setzt auf Rebsorten wie Chardonnay<br />
und Sangiovese.<br />
Foto: Fratelli<br />
28<br />
falstaff<br />
sep <strong>2024</strong>
Der Weinbau dieses vielfältigen, exotischen Landes steckt in vielerlei<br />
Hinsicht noch in den Kinderschuhen, aber es ist unübersehbar, dass<br />
indischer Wein ein grosses Zukunftspotenzial hat. Im Moment ist der<br />
Export minimal, ausserhalb des Subkontinents ist – mit Ausnahme von<br />
Produkten des grossen Weingutes Sula – kaum eine Flasche zu finden.<br />
Bei einem Besuch des Landes ist der indische Wein in der führenden<br />
Gastronomie bereits gut vertreten und das zu leistbaren Preisen. Das<br />
Gros der Weine ist sauber gemacht und zeigt guten Sortencharakter.<br />
TEXT PETER MOSER<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
29
indien / WEIN<br />
Sula, Indiens wichtigstes Weingut, ist<br />
dank der Nähe zu Mumbai ein Ort, der<br />
den Menschen die Weinkultur nahebringt<br />
Viel der ursprünglichen Weinkultur<br />
Indiens liegt in der<br />
dunklen Nacht der langen<br />
Geschichte des Subkontinents<br />
verborgen. Man vermutet<br />
die Anfänge in der Bronzezeit: Persische<br />
Kaufleute brachten die Rebenpflege<br />
ins Land. Aus verschiedenen, insbesondere<br />
religiösen Gründen hielt sich die Produktion<br />
von alkoholischen Getränken in Indien<br />
in Grenzen, einen Höhepunkt erreichte der<br />
Weinbau unter den britischen Kolonialherren.<br />
Zum Anfang des 20. Jahrhunderts fand<br />
die zerstörerische Reblaus den Weg nach<br />
Indien, später war es die politische Führung<br />
des Landes, die den Weinbau zum Stillstand<br />
brachte. Erst in den Achtzigerjahren des<br />
letzten Jahrhunderts entstand eine Mittelklasse<br />
in der indischen Gesellschaft, die der<br />
westliche Lifestyle dazu motivierte, sich für<br />
moderaten Weinkonsum zu interessieren.<br />
Da aber der importierte Wein sehr hohen<br />
Importzöllen unterworfen war, öffnete sich<br />
für den indischen Weinbau ein neues Fenster.<br />
Beherzte Unternehmer machten sich auf<br />
WEINGENUSS IST<br />
FÜR DIE MEISTEN<br />
INDER VÖLLIGES<br />
NEULAND. EIN NEUER,<br />
JUNGER MITTELSTAND<br />
ZEIGT ZUNEHMEND<br />
INTERESSE.<br />
die Suche nach den passenden Standorten<br />
und begannen Sorten und Stile zu erproben,<br />
die ihren Landsleuten munden. Man griff zu<br />
den international gut eingeführten Varietäten,<br />
und so dominieren heute die französischen<br />
Klassiker das Geschehen: In Weiss<br />
sind es Chardonnay, Sauvignon Blanc und<br />
Chenin Blanc, in Rot Cabernet Sauvignon,<br />
Merlot, Pinot Noir und immer mehr der<br />
würzige Syrah.<br />
Der Weinkonsum in Indien ist in kontinuierlichem<br />
Wachstum begriffen. Allein in<br />
den Jahren von 2007 bis 2014 hat er sich<br />
auf 190.000 Hektoliter verzehnfacht. Auch<br />
die Inlandsproduktion hat sich im gleichen<br />
Zeitraum verdoppelt und erreichte bereits<br />
vor zehn Jahren 175.000 Hektoliter. Die<br />
Rebflächen sind allein von 2018 bis 2023<br />
von 150.000 auf 180.000 Hektar gewachsen<br />
und sind heute grösser als jene von<br />
Chile oder Australien. Allerdings werden<br />
in Indien zu 90 Prozent Speisetrauben oder<br />
Rosinen hergestellt, was die Produktionsmenge<br />
von Tafelweinen deutlich relativiert.<br />
Im Jahr 2020 lag die erzeugte Weinmenge<br />
bei etwa 200.000 Hektoliter (2,2 Millionen<br />
Zwölfer- Kisten), also etwas weniger als<br />
einem Zehntel der österreichischen Durchschnittsproduktion,<br />
der Export liegt bei<br />
zehn Prozent.<br />
Die indische Bevölkerung spricht alkoholischen<br />
Getränken in weit geringeren<br />
Mengen zu, als das in westlichen Ländern<br />
der Fall ist, und wenn, dann bevorzugen<br />
die Inder Spirituosen. Auf sie entfallen 98<br />
Prozent, auf Wein nur zwei Prozent der<br />
Konsumation. Lustig wird es, wenn man<br />
das auf den Pro-Kopf-Konsum am Subkontinent<br />
umlegt. Das wären stolze neun Milliliter<br />
Wein im Jahr – der Franzose trinkt das<br />
Fotos: Kiran-Sharma / Shutterstock.com, Hari Mahidhar / Shutterstock.com<br />
30 falstaff sep <strong>2024</strong>
Sula ist eines<br />
der wenigen<br />
indischen Weingüter,<br />
die ihre<br />
Weine weltweit<br />
vertreiben.<br />
8000-Fache. Dank wachsenden Wohlstands<br />
und auch durch den Zustrom von Touristen<br />
ist leicht nachvollziehbar, warum die<br />
Weinproduktion Indiens in einem stetigen<br />
Aufschwung ist.<br />
WELLNESS AM WEINGUT<br />
Der Titel der indischen «Weinmetropole»<br />
gebührt zweifellos Nashik im Bundesstaat<br />
Maharashtra, nicht allzu weit von Mumbai<br />
entfernt. In dieser Region haben sich im<br />
Laufe der letzten Jahrzehnte an die 50 Weingüter<br />
angesiedelt. Darunter befinden sich<br />
einige der wichtigsten und grössten Weinkellereien<br />
das Landes, wie Sula Vineyards,<br />
das als eines der wenigen indischen Güter<br />
auch über einen globalen Vertrieb verfügt.<br />
Früh hatten sich die Eigentümer fachkundige<br />
Unterstützung gesichert. Seit 2014 ist<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
31
indien / WEIN<br />
Für viele Einheimische sind der<br />
Besuch eines Weinguts und das<br />
Verkosten ein völlig neues Erlebnis.<br />
<<br />
hier in Nashik auch der LVMH-Konzern<br />
mit Chandon India erfolgreich zugange,<br />
zahlreiche Weingüter mit sehr guter nationaler<br />
Reputation wie York oder Soma Wine<br />
Village haben sich hier in der Region von<br />
Gangapur Dam eingerichtet. Ein Besuch bei<br />
einem Weingut ist in Indien als ein komplettes<br />
Gourmet-Erlebnis konzipiert, neben<br />
den üblichen Weinverkostungsangeboten<br />
gibt es Restaurant, Hotel, Spa und Wellness.<br />
Ein Kurzurlaub beim Wein ist für viele<br />
Inder der erste Kontakt mit vergorenem<br />
Rebensaft in ihrem Leben.<br />
Keine zwei Autostunden von Nashik<br />
entfernt liegen die heiligen Tempel von<br />
Shirdi, die schon immer Gläubige in Massen<br />
anlockten. Manche von ihnen werden<br />
vielleicht in Zukunft auch einen kleinen<br />
Zwischenstopp im neu entstandenen Reich<br />
des Bacchus einlegen.<br />
Neben Nashik spielt<br />
auch Pune eine<br />
wichtige Rolle<br />
für indischen<br />
WENN DIE<br />
INDISCHE<br />
BEVÖLKERUNG AN<br />
WEIN GESCHMACK<br />
FINDET, WIRD DIE<br />
WEININDUSTRIE HIER<br />
RASANT WACHSEN.<br />
Weinbau, auch wenn die Gegend eher für<br />
Hightech, IT und Autoindustrie berühmt<br />
ist. Gleich im Osten der Stadt liegen<br />
die Rieden von Burkegaon, andere<br />
Subregionen wie Roti sind<br />
bekannt für frischen Weisswein,<br />
Baramati für stoffigen<br />
Shiraz. Auf den Böden von<br />
Akluj wächst Chardonnay,<br />
Müller-Thurgau, aber auch<br />
Sangiovese. Wichtige Betriebe<br />
hier sind Four Season<br />
Vineyards, Fratelli Wines oder<br />
Deccan Plateau.<br />
DIE KRAFT DES SÜDENS<br />
Karnataka ist neben Maharashtra das zweite<br />
wichtige Standbein des indischen Weinbaus.<br />
Hier reicht das Klima von tropischheiss<br />
im Norden bis mild-tropisch im Süden.<br />
Grob einteilen lässt sich das Gebiet in<br />
fünf Zonen: Bangalore, den Süden, Hampi<br />
Hills, Bijapur und Nord-Karnataka. Internationale<br />
Aufmerksamkeit erregte im<br />
<<br />
Der grosse französische<br />
Konzern LVMH<br />
besitzt mit seiner<br />
Schaumweinproduktion<br />
Chandon India einen<br />
Pionierbetrieb.<br />
Fotos: beigestellt<br />
32 falstaff sep <strong>2024</strong>
Weit über seltene Jahrgänge hinaus<br />
Die Kreation des idealen Jahrgangs<br />
99/100<br />
98/100<br />
19/20<br />
Grand Siècle Nº23 in der Magnum-Flasche. Limitierte Edition - nur auf Anfrage.<br />
www.laurent-perrier.com
indien / WEIN<br />
Dank fachlicher<br />
Unterstützung<br />
von Beratern aus<br />
Frankreich und<br />
Italien findet die<br />
indische Weinkultur<br />
ihren eigenen Weg.<br />
<<br />
Jahr 2010 die Nachricht, dass der französische<br />
Berater Stéphane Derenoncourt aus<br />
Bordeaux die önologische Betreuung von<br />
Alpine Winery übernahm. Das 400 Hektar<br />
grosse Weingut liegt in Mysore District im<br />
Bundesstaat Karnataka, der im Südwesten<br />
Indiens in der Umgebung von Bangalore<br />
liegt. Hier hat Raghavendra Gowda, dessen<br />
Familie sich zuvor auf die Herstellung von<br />
Spirituosen spezialisierte, sein Weinrefugium<br />
geschaffen, das ebenso touristische Einrichtungen,<br />
ein Spa und eine Sommelierschule<br />
beherbergt.<br />
Das Fundament des neuzeitlichen Weinbaus<br />
legte in den Achtzigerjahren Kanwal<br />
Grover mit seinem wegweisenden Weingut<br />
Grover Zampa, es gilt als das älteste<br />
der qualitativ interessanten Weingüter und<br />
wurde einst von Michel Rolland beraten.<br />
Die Weingärten befinden sich in den Nandi<br />
Hills auf rund 900 Meter Seehöhe. Auf<br />
Kalksteinböden und verwittertem Gneis<br />
wachsen hier Chardonnay, Cabernet Sauvignon<br />
und Shiraz.<br />
KLEIN, ABER FEIN<br />
Weitere interessante Erzeuger in dieser<br />
Zone sind Bangalore Soma und die SDU<br />
Winery mit dem italienischen Winemaker<br />
Andrea Valentinuzzi, der die DEVA-Weinlinie<br />
konzipierte. Eine aufstrebende Zone<br />
sind die Hampi Hills, hier erzeugt am<br />
Zusammenfluss von Bhadra und Tunga<br />
River ein exzellentes Boutiqueweingut mit<br />
dem etwas sperrigen Namen KRSMA Estates<br />
einige der vielleicht besten Weine Indiens<br />
aus Cabernet Sauvignon und Sau-<br />
<<br />
Die Produktionsstätten in Indien wie hier bei Fratelli<br />
Wines sind auf Funktion ausgerichtet, hübsche<br />
Betriebe sind eher eine Seltenheit. Es zählt der Wein.<br />
Fotos: beigestellt<br />
34<br />
falstaff<br />
sep <strong>2024</strong>
*CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE AOP<br />
CUVÉE DES CADETTES<br />
CHÂTEAU LA NERTHE 2015, 75 CL<br />
84.95<br />
(10 CL = 11.33)<br />
*FRANCIACORTA DOCG<br />
CUVÉE PRESTIGE CA’ DEL<br />
BOSCO, 75 CL<br />
39.95<br />
(10 CL = 5.33)<br />
94<br />
Robert<br />
Parker<br />
94<br />
Wine<br />
Advocate<br />
91<br />
Robert<br />
Parker<br />
*CÔTE RÔTIE AOP LA TURQUE<br />
MAISON GUIGAL 2013, 75 CL<br />
299.–<br />
(10 CL = 39.87)<br />
Raritäten aus unserem<br />
exklusivsten Weinkeller.<br />
Exklusiv online erhältlich:<br />
mondovino.ch/raritaeten<br />
Preis- und Jahrgangsänderungen sind vorbehalten.<br />
Coop verkauft keinen Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren.<br />
*Nur auf mondovino.ch erhältlich
indien / WEIN<br />
NEBEN GROSSEN WEINGÜTERN<br />
GEBEN IN SACHEN QUALITÄT<br />
ZUNEHMEND ENGAGIERTE<br />
BOUTIQUE WINERIES DEN TON AN.<br />
Winemaker Uma Chigurupati<br />
(Bild unten) vom Weingut<br />
KRSMA erzeugt eine<br />
überzeugende rote Cuvée.<br />
<<br />
vignon Blanc. Das Weinbaugebiet ähnelt<br />
mit seinen «rolling stones», den grossen,<br />
runden Kieselsteinen, ein wenig jenem von<br />
Châteauneuf-du-Pape. Klein, aber fein ist<br />
auch die Maxime von ID Halli, ein weiteres<br />
Garagenweingut etwa 30 Kilometer<br />
ausserhalb der Stadt Gauribidanur.<br />
Nordkarnatka und Bijapur liegen weiter<br />
von der Küste entfernt, das trockene<br />
und warme Klima ermöglicht eine hohe<br />
Traubenreife. Hier kaufen viele Weingüter<br />
ihre Trauben für ihre mittlere Range an<br />
Weinen, die im Inland abgesetzt werden.<br />
Das Anbaugebiet liegt nahe an Andhra<br />
Pradesh und Goa, wo dank des Tourismus<br />
mehr Wein konsumiert wird als in anderen<br />
Regionen Indiens. Zu den bedeutenden Betrieben<br />
hier gehören Elite Vintage Winery<br />
und Nisarga Vineyards.<br />
ZWEI ERNTEN PRO JAHR<br />
Der Weinbau unter den klimatischen Rahmenbedingungen<br />
der Subtropen gestaltet<br />
sich hier völlig anders als in den europäischen<br />
und kontinentalen Gebieten. Zwischen<br />
Mai und September bringt der südwestliche<br />
Monsun grosse Niederschlagsmengen,<br />
gepaart mit hohen Temperaturen.<br />
Im Winter gibt es keinen Regen, tagsüber<br />
liegt die Temperatur bei bis zu 35, nachts<br />
bei etwa 15 Grad Celsius.<br />
Es gibt hier pro Jahr zwei Ernten, die<br />
Rebe durchlebt keine Ruhephase. Die<br />
qualitativ interessantere Traubenqualität<br />
folgt auf den Schnitt nach dem Monsun im<br />
August. Bis Dezember nehmen die Temperaturen<br />
ab, um dann im Frühjahr zur<br />
Traubenreife unter trockenen Bedingungen<br />
konsequent zuzunehmen.<br />
Die Weingärten in Nashik liegen auf<br />
einer Seehöhe von etwa 600 Meter, jene<br />
der südlichen Gebiete bei Bangalore eher<br />
auf 900 Meter. Neben den bereits angesprochenen<br />
Rebsorten zeigen abhängig von<br />
Terroir und Niederschlagsmengen auch<br />
Riesling, Viognier und Gewürztraminer<br />
sowie Malbec, Sangiovese und Tempranillo<br />
gute Erfolge.<br />
<<br />
Fotos: Harsha Vadlamani for KRSMA Estates, SOHAM SHONEY, beigestellt<br />
36 falstaff sep <strong>2024</strong>
QUINTA DO PARAL<br />
QUINTA DO PARAL –<br />
DAS WEINHOTEL<br />
Eingebettet in eine Landschaft, die scheinbar endlos den Blick schweifen<br />
lässt, bietet das Boutiquehotel eine exklusive Oase der Ruhe und<br />
Entspannung im Herzen einer der authentischsten Gegenden Portugals.<br />
Im «Quinta do Paral»<br />
trifft eine renommierte<br />
Weinsammlung auf<br />
erstklassige, luxuriöse<br />
Gastfreundschaft.<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
Ein Weinrefugium, Mitglied der<br />
«Leading Hotels of the World»,<br />
zieht Gäste durch seine Authentizität<br />
und die reiche lokale Kultur<br />
in seinen Bann. Umgeben von einer atemberaubenden<br />
Landschaft bietet das Haus<br />
zahlreiche Annehmlichkeiten: Elektrische<br />
Fahrräder, Valet-Parken, In-Room-Dining,<br />
Turndown- und Butler-Service sorgen für<br />
einen komfortablen Aufenthalt.<br />
Die Architektur spiegelt die Alentejo<br />
Region wider: Ziegelarkaden, Kalkwände,<br />
Terrakottafliesen und traditionelle «Celosias»<br />
vereinen sich in einer harmonischen<br />
Mischung aus Tradition und Moderne. Mit<br />
22 Zimmern, drei Lokalen – «The Wine<br />
Restaurant», «The Estate Lounge» und<br />
«The Grape Rooftop Bar» – sowie Infinitypool,<br />
Fitnesscenter und Veranstaltungsräumen<br />
bietet das Hotel alles, was das Herz<br />
begehrt. Grünflächen und Wasserwege<br />
umrahmen das Anwesen und verstärken das<br />
Gefühl von Ruhe und Entspannung.<br />
Die Zimmer sind sorgfältig gestaltet, um<br />
höchsten Komfort zu bieten. Hochwertige<br />
Möbel aus edlem Holz, Leder und zeitlose<br />
Designerstücke, kombiniert mit Kunstwerken<br />
des portugiesischen Künstlers David<br />
Reis Pinto, schaffen eine<br />
einladende Atmosphäre.<br />
Amouage-Düfte und luxuriöse<br />
Textilien tragen zum<br />
exklusiven Erlebnis bei.<br />
Das kulinarische Angebot ist herausragend:<br />
«The Wine Restaurant» hebt die portugiesische<br />
Küche auf ein neues Niveau<br />
und verbindet typische Alentejo-Aromen<br />
mit saisonalen, lokalen Zutaten und er <br />
lesenen Weinen in einem intimen Rahmen.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
quintadoparal.com/de/weinhotel<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 37
indien / GEWÜRZWELT<br />
WO DER<br />
PFEFFER<br />
WÄCHST<br />
Kein anderes Land kann mit der Gewürzvielfalt Indiens mithalten.<br />
In der Kulinarik spielen die Aromaträger eine bedeutende<br />
Rolle, die Ayurveda-Lehre macht sich seit Jahrtausenden ihre<br />
gesundheitsfördernde Wirkung zunutze. Gewürze sind für das<br />
Land aber nicht nur Segen, sondern auch Fluch: Der Pfeffer<br />
weckte einst die Begierde der europäischen Kolonialisten. Gewürze<br />
waren Ausgangspunkt für die erste Globalisierung des Handels.<br />
Zuletzt kämpfte die Industrie mit Qualitätsproblemen.<br />
TEXT CHRISTOPH SCHWARZ UND HANNAH SPEYER<br />
«Geh dorthin, wo der Pfeffer wächst!»<br />
Gemeint ist tatsächlich Indien, das – damals,<br />
als das Sprichwort entstand – quasi «am<br />
Ende der Welt» lag. Mehr als 75 Gewürze<br />
werden auf dem indischen Subkontinent<br />
angebaut. Sie bestimmen die indische<br />
Kulinarik massgeblich, sind aber auch ein<br />
immenser Wirtschaftsfaktor.<br />
Foto: Shutterstock<br />
38 falstaff sep <strong>2024</strong>
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
39
indien / GEWÜRZWELT<br />
GARAM MASALA<br />
ZUTATEN<br />
1 EL schwarze Kardamomsamen (alternativ:<br />
grüne Kardamomsamen)<br />
1 TL schwarze Pfefferkörner<br />
1 TL Gewürznelken<br />
1 TL Kreuzkümmel<br />
⅓ Muskatnuss, frisch gerieben<br />
1 Zimtstange, circa 5 cm lang (alternativ:<br />
gemahlener Zimt)<br />
1 Lorbeerblatt<br />
Optional experimentieren kann man mit der<br />
Zugabe von Koriander, Fenchelsamen, Safran,<br />
Bockshornklee, Senfsamen, Piment und Chili.<br />
ZUBEREITUNG<br />
Alle Gewürze in einer Gewürzmühle oder<br />
im Mörser möglichst fein mahlen. Die<br />
Gewürzmischung lässt sich auch in grösseren<br />
Mengen vorbereiten und kann in einem gut<br />
schliessenden Behältnis aufbewahrt werden.<br />
Den populärsten Irrglauben,<br />
den wollen wir gleich ausräumen:<br />
Curry, das vielseitige<br />
gelbe Pulver, ist kein Gewürz.<br />
Sondern schlicht eine Gewürzmischung.<br />
Für die Farbe sorgt Kurkuma, der<br />
Geschmack wird von Koriander, Kreuzkümmel<br />
und Bockshornklee bestimmt. Insgesamt<br />
enthält Currypulver, ganz abhängig von der<br />
Rezeptur, bis zu 13 Ingredienzien.<br />
Und es hat, man ahnt es, mit indischer<br />
Küche herzlich wenig zu tun. Es ist eine Erfindung<br />
des kolonialen Grossbritanniens und<br />
Indiens Gewürzindustrie steht wohl vor einem<br />
Qualitäts-, jedenfalls aber vor einem Imageproblem:<br />
Zwölf Prozent der mehr als 4000 Gewürzproben,<br />
die zuletzt von der indischen Behörde für<br />
Lebensmittelsicherheit unter die Lupe genommen<br />
wurden, weisen Qualitäts- oder Sicherheitsmängel<br />
auf. Grund für die Untersuchungen war der internationale<br />
Druck, der sich zuvor aufgebaut hatte:<br />
Hongkong hat im April den Verkauf einiger Gewürze<br />
der Marken MDH und Everest ausgesetzt,<br />
weil das krebserregende Pestizid Ethylenoxid darin<br />
gefunden wurde. Grossbritannien verschärfte die<br />
Kontrollen, die USA und Australien ebenso. Die<br />
Marken sind auch in der EU erhältlich.<br />
Die Hersteller haben unterdessen erklärt, ihre<br />
Produkte seien für den Verzehr sicher. Dass bei<br />
der Gewürzproduktion Pestizide zum Einsatz<br />
Kontaminierte Gewürze?<br />
der Versuch der Heimkehrer der Ostindien<br />
Kompanie des 18. Jahrhunderts, die fernöstlichen<br />
Aromen für westliche Gaumen nachzubauen.<br />
In der authentischen indischen Küche<br />
kommt das Pulver nicht zur Anwendung.<br />
Die Europäer haben es dankbar angenommen<br />
und mehr oder (eher) weniger gekonnt<br />
in ihren jeweiligen kulinarischen Codex aufgenommen.<br />
Deutsche Currywurst, <strong>Schweiz</strong>er<br />
Riz Casimir – Geschnetzeltes mit Ananas und<br />
Bananen in Currysauce –, britisches Coronation<br />
Chicken. Keine Ruhmesblätter! Heute ist<br />
es dennoch das bekannteste Gewürz weltweit.<br />
kommen, ist an sich nicht neu. Immer wieder<br />
kam es in den Vorjahren zu Rückrufaktionen.<br />
Ethylenoxid ist ein Begasungsmittel und wird zur<br />
Bekämpfung von Bakterien und Pilzen eingesetzt.<br />
Es kann das Erbgut verändern, Krebs erzeugen<br />
und ist in der Lebensmittelproduktion in Europa<br />
seit den 90er-Jahren verboten. Seit Jahresbeginn<br />
<strong>2024</strong> haben 15 EU-Mitgliedstaaten Warnmeldungen<br />
bezüglich indischer Lebensmitteleinfuhren<br />
abgegeben, berichtete unlängst die Tageszeitung<br />
«Die Presse». Zwei Meldungen (über Pestizidrückstände<br />
auf Moringa-Blättern und in Kardamom)<br />
stammen aus Österreich.<br />
Welche Marken bei den jüngsten Tests der<br />
indischen Behörden von den Qualitätsproblemen<br />
betroffen waren, ist vorerst nicht bekannt. In<br />
Indien laufen strafrechtliche Ermittlungen.<br />
Die Lust der Europäer auf Gewürze ist<br />
aber viel älter – und spielt ihre Rolle im<br />
dunklen Kapitel des Kolonialismus: Bekannt<br />
waren Zimt, Muskat und Pfeffer schon in<br />
der Antike, seit Alexander der Grosse bis<br />
nach Indien vorstiess. Je beliebter die Waren<br />
aus der Ferne wurden, desto höher kletterte<br />
der Preis. Der Handel lag lange in den Händen<br />
der Araber, die die Güter meist auf dem<br />
Landweg herbeischafften. Ihr Verkaufspreis<br />
betrug das bis zu Hundertfache des Einkaufspreises.<br />
Grund genug für die seefahrenden<br />
Portugiesen, den Entdecker Vasco da Gama<br />
auszusenden, den Seeweg – ohne Zwischenhändler<br />
und Zölle, dafür um Afrika herum –<br />
in die exotische Region zu erkunden. 1498<br />
landete er als Erster auf der neuen Route<br />
mit dem Schiff in Indien, schloss lukrative<br />
Verträge und kehrte mit kostbarer Fracht an<br />
den Hof zurück. Da Gama wurde kurzerhand<br />
zum indischen Vizekönig ernannt. Der<br />
Grundstein für das portugiesische Gewürzmonopol<br />
war gelegt, wenig später hatte<br />
sich mehr als die Hälfte des Asien-Handels<br />
auf den Seeweg verlagert. Die Route trug<br />
bald den Namen «Gewürzroute», der Profit<br />
war immens. Klar, auch andere europäische<br />
Grossmächte wollten ein Stück vom Kuchen<br />
…<br />
Tatsächlich ist die Vielfalt an Gewürzen in<br />
Indien atemberaubend. 75 der 109 von der<br />
International Organization for Standardi<br />
Fotos: Getty Images, Shutterstock<br />
40 falstaff sep <strong>2024</strong>
ZEHN KÖNIGLICHE GEWÜRZE<br />
zation (ISO) gelisteten Sorten sind hier heimisch.<br />
Nicht zuletzt ist Südindien die Wiege<br />
des schwarzen Pfeffers, den einst die alten<br />
Römer mit Gold aufwogen – und der im<br />
Zentrum der portugiesischen Begehrlichkeiten<br />
stand. Ursprüngliche Sorten des wilden<br />
Pfeffers sind bis heute in den Regenwäldern<br />
von Kerala und Karnataka zu finden.<br />
Heute ist Indien mit einem globalen<br />
Marktanteil von 46 Prozent massgeblicher<br />
Exporteur und Verbraucher von Gewürzen,<br />
für 2023 vermeldete man eine Gesamtproduktion<br />
von elf Millionen Tonnen. Ein Milliardengeschäft<br />
– konkret: 9,5 Milliarden Euro<br />
Umsatz im Jahr. Klar, dass die Alarmglocken<br />
schrillten, als zuletzt bei indischen Gewürzproben<br />
hohe Schadstoffwerte festgestellt<br />
wurden (mehr dazu siehe Faktenkasten).<br />
Gewürze sind aber mehr als ein Wirtschaftsfaktor.<br />
Sie sind Bestandteil der vielen<br />
regionalen Küchen – und zentrales Element<br />
der Lehren des Ayurveda, der ganzheitlichen<br />
indischen Lebenswissenschaft und Heilkunst.<br />
Sie bedient sich seit jeher ihrer gesundheitsfördernden<br />
Eigenschaften: Kardamom und<br />
Nelken haben beruhigende Wirkung auf den<br />
Körper, Zimt und Senfsamen regen den Stoffwechsel<br />
an, Ingwer stärkt die Abwehrkräfte.<br />
Fenchel, Kreuzkümmel und Anis wirken verdauungsfördernd,<br />
Kurkuma ist entzündungshemmend,<br />
Muskatnuss antioxidativ.<br />
FRISCH ZERSTOSSEN<br />
Was wir von den Indern lernen können? Gewürzt<br />
wird – so gut es geht – mit frischen Gewürzen,<br />
also mit ganzen oder frisch im Mörser<br />
zerstossenen oder gemahlenen Samen.<br />
Sie werden trocken geröstet oder zu Pasten<br />
verarbeitet. So können die austretenden Öle<br />
ihre volle aromatische Kraft entfalten.<br />
Gewürzmischungen gibt es freilich auch,<br />
etwa Garam Masala – wörtlich: «heisses<br />
Gewürz», das hierzulande erst spät Bekanntheit<br />
erlangte. Gemäss der ayurvedischen<br />
Lehre dürfen für die tabakbraune<br />
Mischung nur Gewürze in den Mörser, die<br />
den Körper erwärmen. Basis sind Schwarzer<br />
Kardamom, Nelken, Zimt, Muskat, Kreuzkümmel.<br />
Über alle weiteren Bestandteile<br />
darf man streiten. Rezepte gibt es so viele,<br />
wie es indische Familien gibt. Gewürzt wird<br />
meist mit Bedacht am Ende des Kochvorgangs.<br />
Und: Wer Garam Masala – das sich<br />
einfach selbst herstellen lässt – für sich<br />
entdeckt hat, bei dem hat das Currypulver<br />
ausgedient. Versprochen!<br />
<<br />
Amchur<br />
Hergestellt aus unreifen Mangos, verleiht<br />
es Gerichten eine süss-säuerliche Note.<br />
Wirkt in Marinaden (ähnlich wie Zitrone)<br />
als Fleischzartmacher.<br />
Tamarinde<br />
Die «indische Dattel» kommt vor allem<br />
in Südindien in Pasten und Chutneys<br />
zum Einsatz und schmeckt<br />
scharf-fruchtig.<br />
Senfkörner<br />
Facettenreich: Geröstet schmecken sie<br />
mild und nussig, zerstossen entwickeln<br />
sie ein scharfes Aroma. Passen gut zu<br />
Reisgerichten.<br />
Grüner Kardamom<br />
Intensiv! Eine Mischung aus Ingwer,<br />
Zitrone und Eukalyptus. Darf in herzhafte<br />
(grob zerstossen mitkochen, dann entfernen!)<br />
und in süsse Gerichte, etwa in Lebkuchen.<br />
Koriander<br />
Über die Blätter lässt sich streiten, die<br />
Samen sind massentauglich. Beide<br />
schmecken höchst unterschiedlich. Im<br />
Herbst perfekt zu Kürbisgerichten.<br />
Kreuzkümmel<br />
Ein pikanter Allrounder der indischen<br />
Küche. Wichtig ist das Anrösten vor<br />
dem Zerstossen, nur so wird man mit<br />
dem vollen Aroma belohnt.<br />
Kurkuma<br />
Das erdige Gewürz wird oft für Linsengerichte<br />
genutzt. Sorgt weniger für Geschmack,<br />
aber für umso mehr Farbe. Beliebt im<br />
Trendgetränk «Goldene Milch».<br />
Bockshornklee<br />
Verleiht vor allem vegetarischen<br />
Gerichten ein pikantes Aroma.<br />
Übrigens: In Europa, vor allem in<br />
Südtirol, kennt man ihn als Brotgewürz.<br />
Muskatnuss<br />
Das «Gold Ostindiens», das einst zu Kriegen<br />
führte, als ihm zugeschrieben wurde, die Pest<br />
zu heilen. Heute eher ein kulinarischer<br />
Allrounder für Kartoffelgerichte.<br />
Tigerpfeffer<br />
Aus der Malabar-Region in Indien, wird<br />
er für seine frische, fein-warme Schärfe<br />
geschätzt. Unterstützt andere Aromen<br />
und überdeckt sie nicht.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
41
indien / REZEPTE<br />
42 falstaff sep <strong>2024</strong>
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TASTE<br />
Knusprig frittierte Vorspeisen<br />
und sämiges Daal, alles ohne<br />
Fleisch, dazu selbst gebackenes<br />
Brot und ein Lammragout, das<br />
vor Schärfe und Aromen strotzt.<br />
Mehr braucht es nicht für ein<br />
authentisch indisches Festmahl.<br />
FOTOS LENA STAAL<br />
KONZEPT & PRODUKTION BIANCA DEMSA<br />
FOODSTYLIST GITTE JAKOBSEN<br />
OFINDIA<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
43
indien / REZEPTE<br />
44 falstaff sep <strong>2024</strong>
BHAJIS UND SAMOSAS<br />
mit Lauch, Erbsen und Minze<br />
(ERGIBT 18 BIS 22 STÜCK SAMOSA UND 24 STÜCK BHAJIS)<br />
Die Teigtaschen Samosas und die frittierten Bhajis gehören zu den indischen<br />
Streetfood-Klassikern und existieren in unzähligen Varianten. Diese beiden vegetarischen<br />
Interpretationen der britisch-indischen Bestsellerautorin Meera Sodha eignen sich<br />
als Vorspeise und werden mit Raita und Chutney serviert.<br />
Foto: David Loftus<br />
ZUTATEN FÜR DIE SAMOSAS<br />
750 g Lauch, gewaschen, äussere Blätter entfernt<br />
2 EL Rapsöl<br />
1 EL Butter<br />
1 TL schwarze Senfsamen<br />
2 rote Zwiebeln, in dünne Streifen geschnitten<br />
1 Stück Ingwer (4 cm), geschält und gerieben<br />
200 g Erbsen (frisch oder TK)<br />
11/2 TL Garam Masala<br />
¾ TL gemahlener Kreuzkümmel<br />
¾ TL Cayennepfeffer<br />
1/2 TL gemahlene Kurkuma<br />
1¼ TL Salz<br />
1 EL Zitronensaft<br />
10 g Minzeblätter<br />
300 g Filoteig<br />
100 g Butter, zerlassen<br />
Schwarzkümmel- oder Kreuzkümmelsamen zum<br />
Garnieren (nach Belieben)<br />
ZUBEREITUNG DER SAMOSAS<br />
– Den Lauch in 0,5 cm dicke Scheiben schneiden.<br />
– Öl und Butter in einer grossen Pfanne erhitzen,<br />
dann die Senfsamen darin braten.<br />
– Sobald sie aufplatzen, Zwiebel hinzufügen und<br />
unter gelegentlichem Rühren 10 Minuten weich<br />
und goldgelb braten.<br />
– Danach den Ingwer dazugeben und kurz braten,<br />
anschliessend den Lauch unterheben. 10 Minuten<br />
garen, bis der Lauch weich und süss ist.<br />
– Jetzt Erbsen, Garam Masala, Kreuzkümmel,<br />
Cayennepfeffer, Kurkuma, Salz und Zitronensaft<br />
hinzugeben. Gründlich durchrühren, einige weitere<br />
Minuten garen, dann vom Herd nehmen und<br />
kurz abkühlen lassen.<br />
– Kurz vor dem Füllen der Samosas die Minze<br />
hacken und mit der Füllung vermengen.<br />
– Nun den Backofen auf 200 °C vorheizen und zwei<br />
Backbleche mit Backpapier belegen.<br />
– Vorsichtig ein Teigblatt auf einem grossen<br />
Schneidebrett auslegen. Dünn mit zerlassener<br />
Butter bepinseln und ein zweites Blatt darauf<br />
legen. Anschliessend die Blätter mit einem<br />
scharfen Messer waagerecht in etwa 10 × 25 cm<br />
grosse Streifen schneiden.<br />
– Ein Ende eines Streifens zu einer Tüte eindrehen,<br />
1 gehäuften EL der Füllung hineingeben und den<br />
Rest des Teigstreifens so über die offene Seite<br />
legen, dass ein Dreieck entsteht und die Öffnung<br />
geschlossen ist. Den Teigstreifen so oft um das<br />
Dreieck falten, bis sein Ende erreicht ist. Überschüssigen<br />
Teig abschneiden, das Ende des Streifens<br />
mit etwas Butter bepinseln, fest andrücken.<br />
– Anschliessend die Samosa auf ein Backblech<br />
legen. Die übrigen Samosas nach der gleichen<br />
Methode füllen.<br />
– Die Samosas zum Backen von beiden Seiten mit<br />
Butter bepinseln, gegebenenfalls mit Samen bestreuen<br />
und 15 Minuten goldgelb-knusprig backen.<br />
– Mit Gurken-Minze-Raita oder Mango-Chutney<br />
servieren.<br />
TIPP: Wenn die Samosas nicht sofort gebacken<br />
werden, können sie ungebuttert auf einem Blech<br />
eingefroren werden. Sobald sie durchgefroren sind,<br />
können sie in Gefrierbeuteln portioniert werden.<br />
Zum Backen gefrorene Samosas in einer Lage auf<br />
ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und<br />
etwa 20 – 25 Minuten goldgelb backen, dabei nach<br />
der Hälfte der Zeit mit zerlassener Butter bepinseln.<br />
Rezept von Meera Sodha, Journalistin, Köchin<br />
und Buchautorin; London, Grossbritannien<br />
Meera Sodha wurde in Indien geboren und wuchs in<br />
London auf, wo sie ihre Leidenschaft für das<br />
Kochen entdeckte. In ihrer Kolumne für «The<br />
Guardian» widmet sie sich dem veganen Kochen.<br />
Am 1. August präsentierte sie medial viel beachtet<br />
ihr Buch «Dinner» mit 120 veganen und vegetarischen<br />
Gerichten. Auch ihr Kochbuch «Indisch Vegetarisch»<br />
(DK Verlag) bietet raffinierte Rezepte.<br />
ZUTATEN FÜR DIE BHAJIS<br />
1 Stück Ingwer (3 cm), geschält und grob gehackt<br />
1 grüne India-Jwala-Chilischote, entkernt, gehackt<br />
2 TL Kreuzkümmelsamen-Salz<br />
1 kg Gemüsezwiebeln<br />
4 EL Rapsöl<br />
180 g Kichererbsenmehl<br />
40 g Koriandergrün, grob gehackt<br />
1/2 TL Cayennepfeffer<br />
1 TL gemahlener Koriander<br />
1/2 TL Kurkuma<br />
1 EL Zitronensaft<br />
ZUBEREITUNG DER BHAJIS<br />
– Backofen auf 180 °C vorheizen und zwei Backbleche<br />
mit leicht eingeölter Alufolie belegen.<br />
– Ingwer, Chili und Kreuzkümmelsamen mit 1 Prise<br />
Salz in einen Mörser geben und zu einer groben<br />
Paste zerstossen. Beiseitestellen.<br />
– Die Zwiebeln schälen und halbieren, dann in<br />
5mm dicke Scheiben schneiden. Öl in einer grossen<br />
Pfanne erhitzen und die Zwiebeln bei mittlerer<br />
Hitze unter gelegentlichem Rühren 15 Minuten<br />
darin anschwitzen, bis sie glasig sind und sich<br />
mit einem Holzlöffel zerteilen lassen.<br />
– Dann die Zwiebeln in eine Schüssel geben und die<br />
Ingwer-Chili-Paste, Kichererbsenmehl, Koriandergrün,<br />
Cayennepfeffer, gemahlenen Koriander, Kurkuma,<br />
Zitronensaft und 11/2 TL Salz hinzugeben.<br />
– Nun alles gründlich vermengen und nach und<br />
nach bis zu 30 ml Wasser hinzugiessen, bis ein<br />
sehr dickflüssiger Teig entsteht.<br />
– Jeweils 1 EL Teig auf das Backblech setzen,<br />
dazwischen je 1–2 cm Abstand lassen.<br />
– Etwa 25–35 Minuten backen, bis die Bhajis<br />
knusprig und auf der Oberseite gebräunt sind.<br />
– Anschliessend aus dem Ofen nehmen und vorsichtig<br />
von der Folie abheben.<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
2022 Kleine Zalze «Family Reserve»<br />
Chenin Blanc, Kleine Zalze Wine Estate<br />
Stellenbosch, Südafrika<br />
Aromen von tropischen Früchten und Brioche.<br />
Am Gaumen stoffig mit reifer Kernobstfrucht.<br />
Finale mit Wermutcharakter und guter Länge.<br />
shop.kapweine.ch, CHF 22,90<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
45
indien / REZEPTE<br />
HOUSE BLACK DAAL<br />
mit Chapati<br />
(FÜR 8 BIS 10 PERSONEN)<br />
Als Signature Dish der britischen Restaurantgruppe «Dishoom» zeichnet sich dieses<br />
Daal durch seine aussergewöhnliche Cremigkeit aus. 24 Stunden darf es in den<br />
Lokalen laut Originalrezept schmoren. Keine Sorge: Die Variante für daheim<br />
benötigt nur 4 bis 5 Stunden. Der Schlüssel liegt im kontinuierlichen Umrühren.<br />
ZUTATEN FÜR DAS DAAL<br />
300 g ganze (schwarze) Urdbohnen<br />
12 g Knoblauchpaste<br />
10 g Ingwerpaste<br />
70 g Tomatenmark<br />
8 g feines Meersalz<br />
⅔ TL Deggi-Mirch-Chilipulver<br />
⅓ TL Garam Masala<br />
90 g ungesalzene Butter<br />
90 ml Crème double<br />
ZUBEREITUNG DES DAALS<br />
– Die Urdbohnen in eine grosse Schüssel geben,<br />
mit Wasser bedecken und 10 Sekunden mit dem<br />
Schneebesen durchrühren.<br />
– Abwarten, bis die Bohnen sich gesetzt haben,<br />
dann das Wasser abgiessen. Das Ganze drei- bis<br />
viermal wiederholen, bis das Wasser klar ist.<br />
– Die Bohnen in eine grosse Pfanne geben und mit<br />
mindestens 4 l kaltem Wasser aufgiessen.<br />
– Aufkochen und 2 bis 3 Stunden gleichmässig kochen<br />
lassen. Verunreinigungen, die nach oben<br />
treiben, abschöpfen und bei Bedarf immer wieder<br />
kochendes Wasser nachfüllen, damit die Bohnen<br />
die ganze Zeit vollständig bedeckt sind.<br />
– Die Bohnen müssen ganz weich werden, sodass<br />
sich die Schale vom weissen Korn innen löst.<br />
Drückt man ein Korn zusammen, sollte es cremig,<br />
nicht krümelig sein. Sind die Bohnen gar, den<br />
Herd abschalten und die Pfanne noch 15 Minuten<br />
stehen lassen.<br />
– In einer Schüssel die Knoblauch- und die Ingwerpaste<br />
mit dem Tomatenmark, dem Salz, dem<br />
Chilipulver und dem Garam Masala zu einem Brei<br />
verrühren.<br />
– Danach das Kochwasser vorsichtig von den Bohnen<br />
abgiessen, dann so viel frisches, kochendes<br />
Wasser aufgiessen, dass dieses 3 bis 4 cm über<br />
den Bohnen steht.<br />
– Nun das Ganze bei mittelhoher Hitze erneut<br />
aufkochen, dann den Gewürzbrei und die Butter<br />
unterrühren. Alles 30 Minuten kräftig brodelnd<br />
kochen und dabei regelmässig umrühren, damit<br />
nichts anbrennt.<br />
– Anschliessend die Temperatur reduzieren und<br />
das Daal 1–1½ Stunden köcheln. Weiter regelmä-<br />
ssig umrühren, damit nichts anbrennt. Sinkt der<br />
Wasserspiegel zu stark, etwas kochendes Wasser<br />
nachgiessen.<br />
– Nach und nach wird das Gericht dick und cremig.<br />
Die Cremigkeit stammt von den Bohnen, die<br />
langsam zerfallen und das Wasser andicken,<br />
nicht dadurch, dass das Wasser verdunstet.<br />
– Zuletzt die Crème double unterrühren und weitere<br />
15 Minuten köcheln. Als Beilage Chapatis<br />
oder andere indische Brotsorten reichen.<br />
Rezept von Shamil Thakrar, Mitbegründer von<br />
«Dishoom»; London, Grossbritannien<br />
Das «Dishoom» hat sich seit 2010 zu einer erfolgreichen<br />
Restaurantgruppe entwickelt, die mittlerweile<br />
zehn Standorte in Grossbritannien umfasst.<br />
Hier werden kreative, aber stets authentische indische<br />
Gerichte serviert. Sogar Spitzenkoch Yotam<br />
Ottolenghi bezeichnet das Black Daal hier als<br />
«legendär». Mit dem Kochbuch «Indische Küche –<br />
Dishoom» lassen sich die Gerichte zu Hause nachkochen.<br />
(erschienen im Heel Verlag)<br />
ZUTATEN FÜR DIE CHAPATIS<br />
125 g Mehl<br />
375 g Atta (feines indisches Vollkorn-Weizenmehl)<br />
8 g feines Meersalz<br />
¼ TL Streuzucker<br />
125 ml Milch<br />
1 mittelgrosses Ei<br />
1 EL Pflanzenöl<br />
ZUBEREITUNG FÜR DIE CHAPATIS<br />
– Zunächst das Mehl und das Salz in eine grosse<br />
Schüssel sieben. Den Zucker unterrühren, dann<br />
in die Mitte eine Vertiefung drücken.<br />
– Die Milch, das Ei, das Öl und 120 ml Wasser in<br />
einem Krug mit einer Gabel verrühren. Die Mischung<br />
in die Vertiefung giessen. Nach und nach<br />
das Mehl mit einem Buttermesser untermischen.<br />
– Anschliessend den Teig 8 Minuten mit den Händen<br />
kneten, bis ein weicher Teig entsteht. Die<br />
Schüssel mit einem feuchten Küchenhandtuch<br />
abdecken, den Teig 30 Minuten ruhen lassen.<br />
– Danach den Teig noch einmal 2 Minuten durchkneten,<br />
in Portionen à 70 g teilen und diese jeweils<br />
zu einer ordentlichen Kugel formen.<br />
– Eine grosse Bratpfanne bei starker Hitze vorheizen.<br />
Die Pfanne muss sehr heiss sein. Ein sauberes<br />
Küchenhandtuch zu einem dicken Rechteck falten.<br />
– Eine Teigkugel auf einer bemehlten Arbeitsfläche<br />
so dünn wie möglich (1 mm) ausrollen.<br />
– Das Chapati in die Bratpfanne legen und pro Seite<br />
1–2 Minuten braten. Während der Garzeit das Brot<br />
mit dem gefalteten Küchenhandtuch immer wieder<br />
an verschiedenen Stellen kurz andrücken. Das<br />
fertige Brot sollte weich sein und kleine dunkle<br />
Flecken aufweisen.<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
2023 Gelber Muskateller, Weingut Tement,<br />
Steiermark, Österreich<br />
Helles Goldgelb. In der Nase aromatisch aber<br />
dezent. Noten von Orangen- und Holunderblüte,<br />
Agrumen und Maracuja. Am Gaumen elegant<br />
und beschwingt, feine Pfirsichfrucht, schöne<br />
Säure, salzig-zitroniger langer Abgang.<br />
selection-schwander.ch, CHF 16,90<br />
46 falstaff sep <strong>2024</strong>
Foto: Jon Cottam<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
47
48 falstaff sep <strong>2024</strong>
indien / REZEPTE<br />
LAAL MAAS<br />
Lammragout aus Rajasthan<br />
(FÜR 4 PERSONEN)<br />
Dieses Gericht, das in der Region zu jedem Festmahl gehört, ist seit<br />
dem zehnten Jahrhundert bekannt. Charakteristisch ist seine intensive<br />
Schärfe. Einst wurde Laal Maas in den Lagern während der<br />
Jagd und dem Krieg gegessen. Die Schärfe sollte den starken Geruch<br />
der frisch geschossenen Wildtiere überdecken.<br />
Foto: Phaidon by Edel<br />
ZUTATEN<br />
1 kg Lammschulter, in Würfel geschnitten<br />
45–50 milde getrocknete rote Chilischoten<br />
250 ml Joghurt, aufgeschlagen<br />
1 TL Kreuzkümmelsamen<br />
5 TL gemahlene Koriandersamen<br />
1 TL gemahlene Gelbwurz<br />
100 g Ghee<br />
3 EL fein geschnittener Knoblauch<br />
250 g Zwiebeln (2 mittelgrosse), in Ringen<br />
5 grüne Kardamomkapseln<br />
3 schwarze Kardamomkapseln<br />
2 EL gehacktes Koriandergrün<br />
Salz<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Die Chilischoten entstielen und in einer Schale<br />
mit Wasser 15 Minuten einweichen. Anschliessend<br />
das Wasser abgiessen und mit Handschuhen<br />
die Kerne entfernen.<br />
– Die eingeweichten Chilischoten, Joghurt, Kreuzkümmel,<br />
gemahlenen Koriander und Gelbwurz<br />
in einer Schüssel vermischen, salzen und<br />
beiseitestellen.<br />
– Nun das Öl in einer grossen, schweren Bratpfanne<br />
bei mittlerer Hitze heiss werden lassen und<br />
darin den Knoblauch unterrühren und 1 bis 2 Minuten<br />
goldgelb braten.<br />
– Jetzt die Zwiebelringe sowie die grünen und<br />
schwarzen Kardamomkapseln zugeben und 5–7<br />
Minuten mitbraten, bis die Zwiebeln goldbraun sind.<br />
– Die Hitze stark erhöhen, das Fleisch einlegen<br />
und 4 bis 5 Minuten anbräunen. Danach die<br />
Hitze reduzieren und unter Rühren weitere 4 bis<br />
5 Minuten weiterbraten. Die Bratfanne vom<br />
Herd nehmen.<br />
– Nun die Joghurtmischung einrühren und köcheln<br />
lassen, bis die Flüssigkeit verdampft ist.<br />
– 1½ Liter Wasser zugiessen und fast zum Kochen<br />
bringen. Die Hitze reduzieren, einen Deckel auflegen<br />
und das Fleisch 1–1½ Stunden kochen, bis es weich<br />
und zart ist und eine dünne Sauce entstanden ist.<br />
– Anschliessend vom Herd nehmen und bei Bedarf<br />
nachwürzen.<br />
– Zum Schluss mit dem Koriandergrün bestreuen<br />
und mit Reis servieren.<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
2019 Herdade dos Grous Tinto Reserva<br />
Herdade dos Grous, Alentejo, Portugal<br />
Konzentrierte Aromatik im Bukett mit Noten von<br />
gedörrten Beeren und dunkler Schokolade. Am<br />
Gaumen elegant und kraftvoll mit reifer Säure,<br />
geschliffenem Tannin und Lakritze im Abgang.<br />
casadelvino.ch, CHF 53,–<br />
Rezept von Pushpesh Pant,<br />
Gastrokritiker, Autor und Historiker; Delhi, Indien<br />
Pushpesh Pant war Professor an der Jawaharlal-<br />
Nehru-Universität in Neu-Delhi und publizierte unter<br />
anderem für «Forbes», die «Times of India» und<br />
«The Tribune». Sein Kochbuch «Indien. Das Kochbuch»<br />
ist ein Standardwerk. 20 Jahre lang hat<br />
Pant authentische Familienrezepte gesammelt,<br />
geprüft, getestet und bearbeitet. Es umfasst<br />
eine Sammlung von mehr als 1000 Rezepten,<br />
erschienen im Phaidon – ZS Verlag.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
49
indien / REIS<br />
DAS<br />
ALLESKÖNNER-<br />
KORN<br />
Reis ist in Indien eines der wichtigsten Anbauprodukte<br />
und Grundnahrungsmittel und zugleich ayurvedische<br />
Heilpflanze, Glücksbringer bei Zeremonien und Opfergabe<br />
bei Ritualen: Über ein kleines Korn von grosser Bedeutung.<br />
TEXT SONJA PLANETA<br />
Foto: aboodi vesakaran / unsplash<br />
50 falstaff sep <strong>2024</strong>
Reisanbau in Indien ist Handarbeit.<br />
Die vorherrschende Produktionsmethode<br />
ist immer noch der Nassreisanbau, der<br />
Wasserverbrauch ist enorm.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
51
indien / REIS<br />
Beim Nassreisanbau werden<br />
vorgezogene Setzlinge von Hand in<br />
den überfluteten Feldern ausgepflanzt.<br />
Der Reisanbau in Indien<br />
ist ein beeindruckendes<br />
Zahlenspiel: Auf<br />
44 Millionen Hektar<br />
Anbau fläche – das<br />
entspricht rund einem Drittel der gesamten<br />
landwirtschaftlichen Nutzfläche Indiens<br />
sowie der weltweit grössten Reisanbaufläche<br />
– werden jährlich über eine Million<br />
Tonnen Reis geerntet. Indien ist damit nach<br />
China der zweitgrösste Produzent des unter<br />
dem botanischen Namen Oryza sativa<br />
bekannten Getreides, das für die über 1,4<br />
Milliarden Inderinnen und Inder, aber auch<br />
generell für einen grossen Teil der Weltbevölkerung<br />
zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln<br />
gehört. Mit über 20 Millionen<br />
Tonnen erreichten die Exporte zuletzt<br />
Rekordniveau.<br />
ÄLTESTE KULTURPFLANZE<br />
Aufgrund der landesweit fruchtbaren Böden<br />
wird Reis in nahezu jedem Bundesstaat<br />
Indiens angebaut, in Himachal Pradesh und<br />
Uttarakhand am Fusse des Himalayas im<br />
Norden des Landes ebenso wie in Assam und<br />
Westbengalen im Osten, in Andhra Pradesh<br />
und Tamil Nadu im Süden und in Gujarat<br />
und Maharashtra im Westen. Die bis heute<br />
vorherrschende Methode der Reisproduktion<br />
in Indien ist der Nassreisanbau – obwohl<br />
Über 50 Prozent der indischen<br />
Bevölkerung verdienen ihren<br />
Lebensunterhalt in der Landwirtschaft.<br />
Reis keine Wasserpflanze ist. Im Laufe der<br />
Jahrtausende haben Reisbauern allerdings<br />
festgestellt, dass das Wasser Unkraut und<br />
Schädlinge fernhält. Die Reispflanze hat<br />
sich an die Gegebenheiten angepasst und<br />
mit dem Aerenchymgewebe ein für Sumpfund<br />
Wasserpflanzen übliches Belüftungssystem<br />
für ihre Wurzeln entwickelt, wodurch<br />
Reis heute auch mit hohen Wasserständen<br />
zurechtkommt. Der Nachteil dieser Methode:<br />
Sie ist äusserst arbeitsintensiv und verbraucht<br />
enorm viel Wasser. Pro Kilogramm<br />
Reis werden bis zu 5000 Liter benötigt.<br />
Dazu kommt, dass die gefluteten Felder hohe<br />
Mengen klimaschädliches Methan freisetzen.<br />
Um nachhaltiger produzieren zu können,<br />
suchen Forscher und Landwirte bereits<br />
nach neuen Wegen. Eine Lösung ist Direktsaat-Reis,<br />
ein klimaresistentes, hybrides<br />
Reissaatgut, das anstatt auf gefluteten<br />
Feldern direkt in den Boden eingesät wird.<br />
Ertrag und Qualität bleiben gewohnt hoch,<br />
Treibhausgas-Emissionen und Wasserverbrauch<br />
sinken; Letzterer um bis zu 40 Prozent.<br />
Ein weiterer Faktor, der neues Saatgut<br />
und verbesserte Anbaumethoden erforderlich<br />
macht, ist der Monsun. Zwischen Juni<br />
und September ist der Starkregen für rund<br />
70 Prozent der jährlichen Niederschläge in<br />
In dien verantwortlich und damit für das<br />
Wachstum der Reispflanzen von zentraler<br />
Fotos: Zvonimir Atletic / Shutterstock.com, Shutterstock, ddp, PradeepGaurs / Shutterstock.com<br />
52 falstaff sep <strong>2024</strong>
täglich, und das oft mehrmals am Tag. In der<br />
ayurvedischen Ernährung steht die älteste<br />
Kulturpflanze der Welt für Gesundheit und<br />
Lebenskraft, ausserdem für Fruchtbarkeit,<br />
Wachstum und Reinheit. Wenn Babys mit<br />
sechs Monaten zum ersten Mal gekochten<br />
Reis essen, feiert die Familie diesen Übergang<br />
von flüssiger zu fester Nahrung im<br />
Rahmen von «Anna prashan» mit einem<br />
grossen Festmahl. Als Symbol für Reichtum<br />
und Glück ist Reis ausserdem Teil indischer<br />
Hochzeitsbräuche, etwa wenn sich Braut<br />
und Bräutigam im Rahmen der Trauung<br />
gegenseitig gesegneten Reis über den Kopf<br />
giessen (Talambraalu) oder zum Abschluss<br />
der Zeremonie von den Gästen mit Reis<br />
überschüttet werden (Aashirvadah).<br />
Apropos Hochzeit: Auch hier stellt Indien<br />
rekordverdächtige Zahlen auf. So soll<br />
die Hochzeit zweier Milliardärskinder im<br />
Juli dieses Jahres die teuerste aller Zeiten<br />
gewesen sein. Die Kosten der mehrtägigen<br />
Feier werden auf über 100 Millionen Dollar<br />
geschätzt.<br />
<<br />
Bedeutung. Bleibt der Monsun aus, was immer<br />
öfter der Fall ist, greifen indische Landwirte<br />
auf Wasser aus Brunnen und Kanälen<br />
zurück, wodurch der Grundwasserspiegel<br />
sinkt.<br />
VIELFÄLTIGES GETREIDE<br />
Meint es das Wetter allerdings gut mit den<br />
Reisbauern, beginnt zeitgleich mit der Ernte<br />
auch eine Zeit des Feierns. Im Bundesstaat<br />
Odisha begehen die Menschen mit «Nuakhai»<br />
alljährlich im September ihr Erntedankfest.<br />
Im Jänner folgen weitere Feste, darunter<br />
«Pongal» im südlichen Tamil Nadu, was<br />
übersetzt so viel wie «Überkochen» heisst.<br />
Als Zeichen des Überflusses wird traditionell<br />
ein Topf mit Milchreis übergekocht,<br />
um auch im nächsten Jahr auf reiche Ernte<br />
hoffen zu können. Gleichzeitig steht Pongal<br />
für das Gericht selbst, für das unterschiedliche<br />
Rezepte überliefert sind, das in der Regel<br />
aber mit neu geerntetem Reis, Mungbohnen<br />
und Cashew kernen zubereitet wird.<br />
Überhaupt stammen aus Indien unzählige<br />
Reisgerichte – Biryani (gewürzter Reis<br />
mit Fleisch oder Gemüse), Idli (gedämpfte<br />
Reiskuchen), Dosa (Reis-Linsen-Crêpes)<br />
und Khichdi (Reis-Linsen-Eintopf), gehören<br />
zu den bekanntesten. Jede Region hat ihre<br />
eigenen Reisspezialitäten und ihre eigene<br />
Art, Reis zuzubereiten. Gegessen wird Reis<br />
INDIEN IST EINE AGRARNATION.<br />
DER REISANBAU UMFASST<br />
ETWA EIN DRITTEL DER<br />
GESAMTEN ANBAUFLÄCHE.<br />
Reis ist in Indien ein<br />
Kulturgut und damit wichtiger<br />
Bestandteil bei Festen.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
53
indien / REIS<br />
REIS-LEXIKON<br />
INDIENS WICHTIGSTE REISSORTEN<br />
SONA MASOORI<br />
Bekannte Reissorte aus Südindien, die aus<br />
einer Kreuzung der Sorten Sona und Masuri<br />
hervorgegangen ist. In Telugu (südindisch)<br />
wird der Reis bangaru tigalu genannt,<br />
«goldene Rebe». Die Hauptanbaugebiete<br />
liegen in Andhra Pradesh und Karnataka.<br />
Sona Masoori ist ein aromatischer,<br />
mittelkörniger Reis, der nach dem Kochen<br />
locker bleibt und sich für eine Vielzahl von<br />
Gerichten wie Idli, Dosa und Pongal eignet.<br />
SEERAGA SAMBA<br />
Ein kleinkörniger Reis, der aufgrund seiner<br />
Grösse auch Jeeraga Samba oder Jeera<br />
Samba genannt wird: Jeera oder Seeragam<br />
ist indisch (tamilisch) für Kreuzkümmel.<br />
Die Sorte wird im südindischen Bundesstaat<br />
Tamil Nadu in der Samba-Saison (August<br />
bis Jänner) angebaut und spielt in der<br />
dortigen Küche eine zentrale Rolle. Auch<br />
das Aroma soll an Kreuzkümmel erinnern.<br />
Ideal für die Zubereitung von Biryani.<br />
MATTA<br />
Matta-Reis ist ein roter Langkornreis,<br />
der im Distrikt Palakkad im Bundesstaat<br />
Kerala an der Malabar-Küste angebaut<br />
wird. Die Sorte hat einen erdigen, leicht<br />
nussigen Geschmack und gilt als besonders<br />
nährstoffreich. Der Reis ist Bestandteil<br />
der traditionellen Kerala-Mahlzeit<br />
Sadhya: Diese besteht aus mehreren<br />
Gerichten, die auf einem Bananenblatt<br />
serviert werden.<br />
FÜR DEN HANDEL<br />
WIRD REIS NACH DER<br />
GRÖSSE DER KÖRNER<br />
UNTERSCHIEDEN: ES<br />
GIBT LANG-, RUND- UND<br />
MITTELKORNREIS.<br />
IDLI<br />
Wie der Name vermuten lässt, kommt diese<br />
südindische Reissorte vor allem für die flachen,<br />
gedämpften Reisküchlein Idli und gemeinsam<br />
mit der Linsensorte Urid Dal<br />
(Urdbohne) für Dosas zum Einsatz. Die<br />
kurzen, runden Körner haben einen hohen<br />
Stärkegehalt und bekommen beim Kochen<br />
eine weiche, breiige Konsistenz. Dadurch<br />
sind sie bestens für die Herstellung von Teigen<br />
geeignet.<br />
<<br />
BASMATI<br />
Echter Basmatireis wird in den nördlichen<br />
Bundesstaaten Indiens am Fusse des Himalaya<br />
angebaut. Der Name bedeutet auf Hindi<br />
«duftend». Laut der indischen Behörde für<br />
die Entwicklung des Exports von landwirtschaftlichen<br />
und verarbeiteten Lebensmitteln<br />
(APEDA) wurden 2023/24 über 5,2 Millionen<br />
Tonnen Basmatireis exportiert, womit Indien<br />
Marktführer ist. Im Saatgutgesetz sind<br />
bisher 45 Basmati-Sorten registriert.<br />
JASMIN<br />
Bekannt für sein blumiges Eigenaroma. Im<br />
Unterschied zu Basmatireis kleben die Körner<br />
von Jasminreis nach dem Kochen leicht zusammen.<br />
Weil die Sorte zur Gattung<br />
Langkornreis gehört, müssen die<br />
Körner eine Länge von sechs bis<br />
acht Millimeter aufweisen. Jasminreis<br />
wird in Indien gerne als<br />
Beilage zu würzigen Dals<br />
und Currys serviert.<br />
Fotos: Shutterstock, Getty Images/iStockPhoto<br />
54 falstaff sep <strong>2024</strong>
indien / ASMA KHAN<br />
AVANTGARDE<br />
der Kulinarik<br />
DIE<br />
UNBEUGSAME<br />
Asma Khan fing mit dem Kochen an, um sich von ihrem<br />
Heimweh nach Indien zu befreien. Heute zählt die promovierte<br />
Juristin zu den bekanntesten Gastronominnen Englands. Auf<br />
dem Weg dahin hat sie mit vielen Vorurteilen gegen Frauen<br />
aufgeräumt. Ihr Erfolgsrezept: authentische Speisen und<br />
gleicher Lohn für alle.<br />
TEXT SEBASTIAN SPÄTH<br />
Foto: beigestellt<br />
56<br />
falstaff<br />
sep <strong>2024</strong>
Star-Gastronomin Asma<br />
Khan verbindet ihre<br />
Kochkünste mit dem Kampf<br />
gegen die Unterdrückung<br />
von Frauen.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
57
indien / ASMA KHAN<br />
ASMA KHAN IST PROMOVIERTE<br />
RECHTSWISSENSCHAFTLERIN, DAS<br />
KOCHEN ABER IST IHRE BERUFUNG.<br />
Khans Küchenteam besteht<br />
ausschliesslich aus Frauen.<br />
Alle sind Einwanderinnen<br />
aus Indien und Nepal.<br />
Keine von ihnen hat eine<br />
professionelle Ausbildung.<br />
H<br />
ätten britische Buchmacher<br />
zur Eröffnung des «Darjeeling<br />
Express» Wetten angenommen,<br />
hätte wohl kaum jemand<br />
auf Asma Khans Erfolg<br />
gesetzt. Kein Wunder, denn nach allen gängigen<br />
Massstäben scheint es ziemlich waghalsig,<br />
in einer stark umkämpften Fressmeile<br />
ein Restaurant ohne professionelle Köche zu<br />
betreiben. Doch Khan hat früh gelernt, die<br />
Erwartungen anderer zu übertreffen.<br />
«In meiner Heimat Indien gelten Töchter<br />
als Belastung», erzählt die 55-Jährige.<br />
«Sie sollen gut verheiratet werden, was viel<br />
Geld kostet.» Grund dafür ist die Mitgift,<br />
die der Brautvater traditionell an den<br />
Schwiegersohn erbringen muss. Während<br />
früher Schmuck verschenkt wurde, sind es<br />
heute häufig Konsumgüter wie Fernseher,<br />
Laptops, manchmal sogar Autos. Für viele<br />
Familien sind Mädchen daher vor allem<br />
ein Kostenfaktor, der sie schlimmstenfalls<br />
in finanzielle Bedrängnis bringt. «In Indien<br />
gibt es ein altes Sprichwort», fügt Khan<br />
hinzu. «Eine Tochter grosszuziehen, ist wie<br />
den Garten des Nachbarn zu bewässern.»<br />
Ihre Eltern seien zum Glück fortschrittlicher.<br />
«Sie haben meiner Schwester und<br />
mir nie das Gefühl gegeben, unerwünscht<br />
zu sein, sagt Khan, «auch als meine Mutter<br />
schliesslich einen Sohn bekam, wurden wir<br />
Geschwister gleich behandelt.» Khan promovierte<br />
sogar als Erste in der Familie – in<br />
Rechtswissenschaften am King’s College in<br />
London. «Es war mir wichtig, meine Eltern<br />
stolz zu machen», sagt sie. Umso bemerkenswerter<br />
ist es, dass Khan ihre Juristinnenlaufbahn<br />
ausgerechnet für die Arbeit<br />
hinter dem Herd aufgegeben hat.<br />
Als Khan zum Interview im «Darjeeling<br />
Express» empfängt, decken ihre Mitarbeiterinnen<br />
gerade die Tische ein. Auch an diesem<br />
Das Essen im «Darjeeling Express»<br />
ist simpel, aber so authentisch wie<br />
in kaum einem anderen indischen<br />
Restaurant in London.<br />
58 falstaff sep <strong>2024</strong>
Das «Darjeeling<br />
Express»<br />
befindet sich<br />
auf der zweiten<br />
Etage des<br />
Kingly Court,<br />
einer bekannten<br />
Londoner<br />
Fressmeile.<br />
Fotos: Ming Tang Evans, beigestellt<br />
Abend ist das Restaurant im Londoner West<br />
End restlos ausgebucht – wie fast immer,<br />
seitdem Khan eine eigene Folge in der Netflix-Serie<br />
«Chef’s Table» gewidmet wurde.<br />
«Als die Anfrage kam, hatten wir gerade einmal<br />
ein halbes Jahr geöffnet», erzählt sie.<br />
KOCHEN GEGEN DAS HEIMWEH<br />
Allerdings ist das Konzept des «Darjeeling<br />
Express» in der männerdominierten Gastronomiebranche<br />
so einzigartig, dass dieses<br />
Aufsehen kaum überrascht: Khan arbeitet<br />
mit einer rein weiblichen Küchenbrigade.<br />
Alle Frauen ihres Teams sind Einwanderinnen<br />
aus Indien und Nepal ohne professionelle<br />
Kochausbildung. «Jede erhält<br />
den gleichen Lohn», erzählt Khan, «mich<br />
eingeschlossen.»<br />
Für sie gebe es keinen grösseren Erfolg,<br />
als zu sehen, wie ihre Köchinnen durch<br />
die Arbeit an Selbstvertrauen gewinnen.<br />
«Man spürt ihre Energie, sobald man das<br />
Restaurant betritt», sagt Khan. «Jahrelang<br />
dachten diese Frauen, dass ihr Leben nichts<br />
wert sei, weil sie in ihren Familien keine<br />
Anerkennung erhielten. Jetzt werden sie<br />
geschätzt. Ich glaube, das ist der Grund für<br />
unseren Erfolg.»<br />
Fragt man Khan nach ihrem eigenen<br />
Anfang als Köchin, erzählt sie, dass alles<br />
mit unerträglichem Heimweh begann. Sie<br />
war 20 Jahre alt, als sie mit ihrem Mann<br />
von Kalkutta nach Cambridge zog. Die<br />
Ehe war arrangiert, wie es in Indien auch<br />
heute noch oft der Fall ist. Doch das war<br />
nicht das Schlimme. «Mein Mann ist<br />
hochintelligent, zutiefst liberal und hat<br />
einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn»,<br />
sagt Khan. Allerdings sei er zu jener Zeit<br />
so mit seinem Job beschäftigt gewesen,<br />
dass sie meist allein war.«Ich war völlig<br />
isoliert. Als junge, dunkelhäutige Frau<br />
war es damals schwer, Leute kennenzulernen.»<br />
GROSSE TRÄUME<br />
Eines Tages spazierte sie an einem Haus<br />
vorbei und nahm durch ein offenes Fenster<br />
den Duft frischgebackener Fladen wahr.<br />
Heimat, dachte sie. Zurück in ihrer Wohnung<br />
stürzte Khan sofort an den Herd und<br />
begann, zu kochen. «Als sich die Aromen in<br />
der Küche verbreiteten, kam es mir so vor,<br />
als wäre ich wieder in Indien. Es war, als<br />
stünde meine Mutter neben mir und leite<br />
mich an.»<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
59
indien / ASMA KHAN<br />
In Ghee frittierte Garnelen:<br />
einfach zuzubereiten, aber<br />
definitiv eine Gaumenfreude.<br />
Chana Chaat ist ein würziger,<br />
erfrischender Kichererbsensalat.<br />
Tamarind Daal: Khan liebt<br />
dieses Linsengericht wegen<br />
seiner Einfachheit.<br />
<<br />
Im Jahr 1996 zogen Khan und ihr<br />
Mann nach London. Sie brachte zwei Söhne<br />
zur Welt und begann, zu promovieren,<br />
obwohl sie zu dem Zeitpunkt schon wusste,<br />
dass sie lieber in der Küche stehen würde.<br />
«Hätte mir damals jemand erzählt, dass ich<br />
einmal mein eigenes Restaurant eröffnen<br />
würde, hätte ich ihn ausgelacht.» Die Gastronomie<br />
wirkte auf sie wie ein Privatclub<br />
für weisse Männer.<br />
ES BEGANN IM SUPPER CLUB<br />
Das änderte sich, als Khan zum ersten Mal<br />
von sogenannten Supper Clubs hörte, die<br />
zu dieser Zeit in London entstanden: halb<br />
geheime Dinner-Events, bei denen Freunden<br />
und Fremden ohne offizielle Genehmigung<br />
Essen serviert wird, meist in privaten Wohnungen.<br />
Khan begann ebenfalls, Leute zu<br />
sich nach Hause einzuladen. Mit der Zeit<br />
wuchs die Zahl ihrer Gäste, und irgendwann<br />
war die Nachfrage so gross, dass sie<br />
die Küchenarbeit nicht mehr allein bewältigen<br />
konnte. «Unsere damalige Wohnung<br />
lag gegenüber einer Schule», erzählt sie.<br />
«Jeden Tag sah ich dort südasiatische<br />
Frauen, die als Nannys für wohlhabende<br />
Familien arbeiteten.» Sie lud diese Frauen<br />
zu sich nach Hause ein, und bald unterstützten<br />
sie Khan tatkräftig beim Kochen.<br />
Im Jahr 2017 eröffnete sie das «Darjeeling<br />
Express», das heute als eine von<br />
Londons Topadressen für indische Küche<br />
gilt. Die Speisen dort sind einfach, aber<br />
authentisch – wie das Biryani, ein traditioneller<br />
Eintopf aus Fleisch, Safranmilch,<br />
Kartoffeln, Reis und jeder Menge Gewürzen.<br />
Die Zutaten werden in einer grossen<br />
Pfanne übereinandergeschichtet, die dann<br />
mit Teig verschlossen wird. Während das<br />
Biryani kocht, kann man nicht hineinschauen.<br />
«Für die Zubereitung braucht<br />
man Vertrauen», erklärt Khan, «Müsste<br />
ich ein Gericht wählen, das mich am<br />
besten beschreibt, wäre es dieses.»<br />
<<br />
ADRESSE<br />
Die Welt würde zu einem<br />
besseren Ort, wäre sie ein<br />
bisschen mehr wie das<br />
«Darjeeling Express».<br />
«DARJEELING EXPRESS»<br />
Die promovierte Juristin Asma Khan begann<br />
mit einem Supper Club in ihrer Wohnung. Ihr<br />
Restaurant «Darjeeling Express» in London<br />
ist mittlerweile weltbekannt. Den Erfolg<br />
verdankt Khan nicht ihrer Kochkunst allein,<br />
sondern auch ihrem Engagement für Gleichberechtigung<br />
und einem Businesskonzept, das<br />
seinesgleichen sucht.<br />
2.4 Kingly Ct, Carnaby, W1B 5PW London<br />
T: +44 20 33753772<br />
darjeeling-express.com<br />
Fotos: Ming Tang Evans, beigestellt<br />
60 falstaff sep <strong>2024</strong>
FONDATION BEYELER<br />
22. 9. <strong>2024</strong> – 26. 1. 2025<br />
RIEHEN / BASEL<br />
Coming<br />
soon.<br />
Matisse<br />
Henri Matisse, Grosser liegender Akt, 1935, Öl auf Leinwand, The Baltimore Museum of Art: The Cone Collection, gegründet von Dr. Claribel Cone und Miss Etta Cone, Baltimore, Maryland (BMA 1950.258), © Succession H. Matisse / <strong>2024</strong>, ProLitteris, Zurich, Foto: Mitro Hood
KÜCHENZETTEL<br />
Gourmet-Autor<br />
SEVERIN CORTI<br />
DAS IMPERIUM<br />
SCHLÄGT ZURÜCK<br />
Chicken Tikka Masala ist seit Jahren das inoffizielle Nationalgericht Grossbritanniens – auch,<br />
weil es nicht etwa in Indien, sondern in einem Curry House in Glasgow erstmals serviert<br />
wurde. Ironie der Geschichte: Inzwischen erfreut es sich auch in Indien enormer Beliebtheit.<br />
Die Geschichte von der Erfindung<br />
ist zu gut (und nachvollziehbar),<br />
um erfunden zu sein:<br />
Da bestellte ein schottischer<br />
Busfahrer im Restaurant<br />
«Shish Mahal» in Glasgow eines Abends<br />
Chicken Tikka, das klassisch indische<br />
Gericht, für das in Joghurt und Gewürzen<br />
mariniertes Huhn im Tandoori-Ofen gegrillt<br />
wird. «Ziemlich trockene Angelegenheit»,<br />
befand der Mann, «das ruft nach Sauce».<br />
Worauf der Besitzer mit dem Teller in der<br />
Küche verschwand und flugs etwas von der<br />
milden Tomatensauce, die eigentlich für<br />
seinen alten Vater gedacht war, darüberschöpfte.<br />
Der Busfahrer war begeistert und<br />
kam bald mit all seinen Freunden wieder.<br />
Chicken Tikka Masala war geboren.<br />
Das Gericht bietet aber auch wirklich ganz<br />
wunderbar kontrastierende Aromen und<br />
Konsistenzen – wenn es denn richtig gemacht<br />
wird und die milde Tomatensauce mit entsprechend<br />
Sahne und Butter ins opulent Cremige<br />
gedreht wird. Natürlich sollte sie auch<br />
würztechnisch eine facettenreiche Angelegenheit<br />
sein – eine ausgewogene Mischung aus<br />
intensiven Gewürzaromen mit dem Kick von<br />
frischem Ingwer, abgerundet durch reichlich<br />
Sahne und Butter, dazu die süsse Frucht und<br />
Säure von Tomaten und Zitrone. Das Huhn<br />
aus dem Grill schiebt dazu mit dezidiert<br />
rauchigen, unbedingt auch ein wenig<br />
angekokelten Aromen dagegen.<br />
Beim Biss in ein Stück Huhn wird der<br />
Gaumen zuerst von der molligen Sanftheit<br />
der Sauce geflutet, dann schiebt aber das<br />
rauchige Grillaroma an, um langsam von<br />
einer neuen Schicht Gewürze abgelöst zu<br />
werden, die durch ihre Zeit auf dem Grill<br />
intensiviert wurden. In einem Satz: Will man<br />
haben.<br />
Aber lässt sich so ein Gericht abseits eines<br />
echten Tandoori-Ofens, wo das Fleisch bei<br />
500 °C zu zarter, saftiger, rauchiger Perfektion<br />
gegrillt wird, überhaupt auf gültige Weise<br />
nachempfinden? Irgendwie schon, so man<br />
dabei anders als die indischen Restaurants<br />
rund um den Erdball auf ausgelöste Hühnerkeule<br />
statt auf zu Trockenheit neigende<br />
Brust zurückgreift. Keule hat mehr Bindegewebe,<br />
mehr intramuskuläres Fett, mehr<br />
Kraft im Fleisch. Dadurch kann es auch bei<br />
weniger Hitze länger saftig bleiben, bis der<br />
unbedingt notwendige Grad an köstlicher<br />
Verkokelung erreicht ist. Bevor die Oberfläche<br />
nicht ordentlich Farbe genommen hat<br />
und an etlichen Stellen schon alarmierend<br />
auf die dunkle Seite gewechselt hat, braucht<br />
man gar nicht daran denken, es dem Grill zu<br />
entreissen. Wir merken: Kochen ist nichts<br />
für schwache Nerven.<br />
Davon abgesehen aber ist das Gericht<br />
relativ einfach – und den Aufwand locker<br />
wert. Wer es ganz einfach haben will und<br />
dafür wesentliche Geschmackseinbussen in<br />
Kauf nimmt, verzichtet darauf, das Huhn zu<br />
grillen, unter dem Ofengrill wird es auch<br />
sehr gut. Auch in Indien hat die Kombination<br />
aus gegrilltem Fleisch und fruchtig tomatiger,<br />
mit Butter aufgeladener Sauce längst<br />
millionenfache Anhängerschaft, und das ist<br />
für ein Gericht, das einst in einem von Bangladeshis<br />
betriebenen Restaurant im hohen<br />
Norden Europas für würzskeptische Briten<br />
zusammengepanscht wurde, doch eine<br />
ziemlich unerwartete Erfolgsstory.<br />
EASY CHICKEN<br />
TIKKA MASALA<br />
(für 4 Personen)<br />
ZUTATEN FÜR DAS HUHN<br />
6 ausgelöste Hühnerkeulen<br />
6 EL Tikka Spice Paste (Supermarkt, Asiashop)<br />
400 g griechisches Joghurt, 10 %<br />
2 EL Ingwer, gerieben<br />
3 Knoblauchzehen, gerieben<br />
Saft und Schale einer halben Zitrone<br />
Salz<br />
ZUTATEN FÜR DIE SAUCE<br />
3 EL Ingwer, fein gehackt<br />
4 Knoblauchzehen, fein gehackt<br />
1 grosse Zwiebel, gehackt<br />
2 EL Garam Masala<br />
800 g Tomaten aus der Dose<br />
250 g Butter<br />
Salz, Cayenne nach Geschmack<br />
Zum Garnieren: geröstete Mandelblättchen,<br />
Koriander<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Die Hühnerkeulen in jeweils 3 grosse Stücke teilen<br />
und salzen. Aus den restlichen Zutaten eine<br />
Marinade rühren und das Huhn darin ca. 90 Minuten<br />
marinieren. Währenddessen für die Sauce<br />
Ingwer, Knoblauch und Zwiebel in reichlich Butter<br />
goldbraun anrösten, mit Masala würzen und mit<br />
den zerkleinerten Tomaten ablöschen. Salzen<br />
und 35 Minuten bei mittlerer Hitze einkochen.<br />
– Abschmecken, glatt mixen, dabei die verbliebene<br />
Butter zugeben. Den Grill richtig heiss werden lassen.<br />
Die Hühnerkeulen vom Grossteil der Marinade<br />
befreien (diese zur Sauce geben und nochmals<br />
aufkochen), auf Spiesse stecken und grillieren, bis<br />
sie richtig stark Farbe genommen haben – etwas<br />
angekokelt ist in diesem Fall gut! Sie müssen nicht<br />
ganz durch sein, weil sie jetzt in der Sauce bei<br />
sanftem Köcheln etwa 5 Minuten fertig garen.<br />
– Mit Mandelblättchen und Koriander garnieren,<br />
mit Basmatireis und/oder Naan servieren.<br />
Fotos: Stine Christiansen, Johannes Kernmayer<br />
62 falstaff sep <strong>2024</strong>
FALSTAFF-GETRÄNKETIPP<br />
<strong>2024</strong> Tingel Tangel »Invite somebody<br />
for a dangerous beer«<br />
Klare, tropische Frucht, Zitrusnuancen<br />
und eine angenehme Herbe machen<br />
dieses IPA zum perfekten Begleiter für<br />
würziges Curry.<br />
tingeltangelbeer.ch, CHF 5,–<br />
Gesammelte Rezepttipps<br />
von Severin Corti unter<br />
go.falstaff.com/corti<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
63
indien / PANEER<br />
falstaff-Serie<br />
K ÄSE,<br />
DEN JEDER KENNEN<br />
SOLLTE<br />
PANEER<br />
HOLY COW !<br />
Obwohl Milch in Indien hoch geschätzt wird,<br />
gibt es im Land nur wenige Käsesorten. Davon<br />
hat sich nur Paneer über die Landesgrenzen hinaus<br />
Bekanntheit verschaffen können. Dies aber<br />
völlig zu Recht, denn der milde Käse ist<br />
nicht nur im Curry ein Hochgenuss!<br />
TEXT LARISSA GRAF<br />
Ein Laib Paneer ist einfach und schnell<br />
hergestellt. Aufgrund seiner besonderen<br />
Textur kann er zum Kochen und Braten<br />
verwendet werden, denn er schmilzt<br />
auch bei hohen Temperaturen nicht.<br />
Foto: StockFood / Immediate Media / Good Food<br />
64 falstaff sep <strong>2024</strong>
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
65
indien / PANEER<br />
Mit Zitronensaft oder Joghurt<br />
gesäuerte Milch bildet die<br />
Grundlage für die Paneer-<br />
Herstellung. Nach wenigen<br />
Stunden Pressen ist der Käse<br />
bereits einsatzfähig.<br />
Milch ist in Indien mehr als<br />
ein Grundnahrungsmittel.<br />
Unter Hindus, die rund<br />
80 Prozent der Landesbevölkerung<br />
ausmachen, gilt<br />
sie als Geschenk der Götter. Denn die Kuh ist<br />
heilig wie die Milch, die sie gibt. Gleichzeitig<br />
ernähren sich rund ein Viertel der Bevölkerung<br />
rein vegetarisch. So sind Milch und ihre<br />
Derivate zu einer wichtigen Quelle für Proteine<br />
und Kalorien geworden. Viele Gerichte<br />
kommen ohne den Butterschmalz Ghee nicht<br />
aus, Joghurt wird im ganzen Land geschätzt<br />
und für süsse wie herzhafte Zubereitungen<br />
genutzt. Frischmilch wird pur getrunken, im<br />
Tee oder im Kaffee serviert oder zu Süssspeisen<br />
verarbeitet.<br />
Trotz aller Liebe zur Milch gibt es in<br />
Indien aber nur wenige Käsesorten. Das<br />
hat religiöse Gründe, aber auch praktische.<br />
Viele hinduistische Bräuche reichen bis in die<br />
vedische Periode im ersten und zweiten Jahrtausend<br />
vor Christus zurück. Damals wurde<br />
es als Unglück bringend angesehen, die<br />
heilige Milch zu gerinnen. Die Verwendung<br />
von tierischem Lab widersprach zudem der<br />
Philosophie «Ahimsa», der Gewalt losigkeit<br />
gegenüber allen Lebewesen. Einige Hindus<br />
und Buddhisten praktizieren sie bis heute.<br />
Andererseits herrscht in weiten Teilen ein<br />
Klima, das der Käsereifung nicht zuträglich<br />
ist.<br />
INDISCHER HÜTTENKÄSE<br />
Für Herstellung und Lagerung der meisten<br />
europäischen Käsesorten ist ein kühles<br />
Milieu vorteilhaft, es braucht zudem eine<br />
gewisse Luftfeuchtigkeit. In vielen Regionen<br />
Indiens herrscht aber subtropisches oder tropisches<br />
Klima, es ist also entweder trocken<br />
und heiss oder feuchtwarm. Es kann nicht<br />
mit ausgedehnten Kälteperioden gerechnet<br />
werden, also fehlt die Notwendigkeit, Milch<br />
für lange, karge Winter haltbar zu machen.<br />
STECKBRIEF<br />
TYP: Sauermilchkäse<br />
PRODUKTIONSGEBIET:<br />
Nordindien, Pakistan, Bangladesch, Nepal,<br />
Afghanistan<br />
GESCHMACK: mild, milchig<br />
KONSISTENZ: Je nach Pressung krümelig bis<br />
schnittfest, nach dem Erhitzen leicht elastisch.<br />
Was nicht frisch getrunken wird, wird zu<br />
Joghurt oder Ghee verarbeitet und innerhalb<br />
der folgenden Tage konsumiert.<br />
Trotzdem gibt es in Indien einige Käsesorten.<br />
Weltweit bekannt ist der Sauermilchkäse<br />
Paneer, der manchmal als «indischer Hüttenkäse»<br />
bezeichnet wird. Weil dieser nach der<br />
Herstellung kräftig gepresst wird, wird er fest<br />
und schmilzt auch beim Kochen und Braten<br />
nicht. Deswegen ist er eine wichtige vegetarische<br />
Zutat in einer Unzahl von Currys, wird<br />
in Form von Spiesschen im Tandoor-Ofen gebacken<br />
oder sogar für Süssspeisen verwendet.<br />
Die Herstellung ist einfach, weswegen ihn<br />
viele Familien zuhause erzeugen. Kuh- oder<br />
Büffelmilch wird aufgekocht und mit Säure<br />
versehen. Meistens wird Limetten- oder<br />
Zitronensaft oder Joghurt verwendet, auch<br />
Essig und Zitronensäure eignen sich dazu.<br />
Durch die Säure flocken die Milchproteine<br />
und ein Teil des Fetts aus, sie formen einen<br />
körnigen Bruch, der in ein Tuch gegeben und<br />
gepresst wird, um die Molke, den flüssigen<br />
Teil der Milch, zu entfernen. Anschliessend<br />
wird er mit einem Gewicht versehen und<br />
zwei bis drei Stunden gepresst. Paneer ist besonders<br />
im Norden und Nordwesten Indiens<br />
beliebt, es gibt ihn aber auch in Pakistan, in<br />
Fotos: StockFood / Eising Studio - Food Photo & Video, Shutterstock, PradeepGaurs / Shutterstock.com<br />
66 falstaff sep <strong>2024</strong>
In Nordindien wird Paneer gerne als<br />
Curry-Zutat oder zum Füllen von<br />
Fladenbrot (Kreis) verwendet.<br />
Afghanistan, in Bangladesch und in Nepal.<br />
Im tropischen Süden Indiens ist Käse keine<br />
alltägliche Zutat, dort werden allgemein weniger<br />
Milchprodukte konsumiert.<br />
Wie Paneer zu einem Teil der indischen<br />
Esskultur wurde, ist umstritten. Der Name<br />
stammt aus der persischen Sprache Farsi. Deswegen<br />
denken einige Historiker, dass er im<br />
Mittelalter mit muslimischen Armeen<br />
via Persien und Afghanistan auf den<br />
Subkontinent kam. Andere Theorien<br />
besagen, dass die Portugiesen,<br />
die in der frühen Neuzeit<br />
einige Kolonien in Indien hatten,<br />
lokalen Anwohnern ihr<br />
Käse-Know-how vermittelten.<br />
In der von portugiesischen<br />
Siedlern gegründeten Stadt<br />
Bandel nördlich von Kalkutta<br />
wird etwa ein Käse hergestellt,<br />
der dem Paneer ähnelt, aber um<br />
einiges salziger und trockener ist.<br />
Bis ins 20. Jahrhundert war Paneer eine<br />
regionale Spezialität, besonders im Bundesstaat<br />
Punjab. Nach der Unabhängigkeit von<br />
den Briten investierte Indien viel Geld in die<br />
Milchindustrie, um Arbeitsplätze zu schaffen<br />
und hochwertige Lebensmittel zu produzieren<br />
– darunter auch Paneer. Gleichzeitig<br />
wanderten viele Inder aus, besonders aus dem<br />
dischen Diaspora auf<br />
der ganzen Welt. Heute<br />
gibt es ihn überall, wo<br />
es Inder gibt. Auch hierzulande<br />
wird er beliebter. Weil er ohne Lab hergestellt<br />
wird, eignet er sich für die vegetarische<br />
Ernährung, Sportler schätzen ihn ob seines<br />
hohen Proteingehalts. Ob angebraten als<br />
Snack, in Sandwiches, Currys oder als Zutat<br />
in Süssspeisen, es gibt für jeden Käsefan das<br />
Punjab. So verbreitete sich Paneer mit der in- passende Paneer-Rezept!<br />
<<br />
Für die Hindus sind<br />
Kühe und ihre Milch<br />
heilig. Deswegen<br />
werden die Tiere für<br />
manche Feste reich<br />
geschmückt.<br />
SAUERMILCH-<br />
KÄSE MIT<br />
VIELEN<br />
GESICHTERN<br />
Neben Paneer gibt es in Indien einige weitere<br />
Sauermilchkäsesorten. In Jammu und Kaschmir<br />
stellen die Gujjar-Nomaden seit Jahrhunderten<br />
Kalari-Käse her, um die Milch ihrer Kühe<br />
und Ziegen für die Sommermonate haltbar<br />
zu machen. Es handelt sich dabei um kleine<br />
runde Laibe, die recht salzig und trocken sind.<br />
Meistens werden sie im eigenen Fett angebraten,<br />
bis sie eine braune Kruste haben und innen<br />
elastisch und weich sind.<br />
Ganz im Norden im Grenzgebiet zu Bhutan<br />
und Nepal wird der «härteste Käse der Welt»,<br />
Chhurpi, aus Yak- oder Kuhmagermilch hergestellt.<br />
Zur Gerinnung wird ihr vergorene<br />
Molke zugefügt. Der frische Bruch wird mit<br />
Stöcken geschlagen und anschliessend gepresst.<br />
Chhurpi wird dann entweder frisch in<br />
Currys oder als Momo-Füllung gegessen<br />
oder in Rechtecke geschnitten, hängend getrocknet<br />
und geräuchert. So wird er steinhart<br />
und jahrelang haltbar.<br />
Der krümelige Bandelkäse aus Westbengalen<br />
wird hingegen zu flachen Scheiben geformt;<br />
Es gibt ihn frisch oder geräuchert. Ebenfalls<br />
aus Bengalen stammt der Chhena , eine Art<br />
ungepresster Paneer, der sehr bröckelig ist.<br />
Meistens wird er für die Herstellung von<br />
Süsswaren wie Gulab Jamun oder Rasgulla<br />
verwendet.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
67
indien / GOLDENES DREIECK<br />
Indien fordert heraus und betört<br />
die Sinne. Auf einer Reise durch das<br />
«Goldene Dreieck» im nordindischen<br />
Rajasthan erlebt man den Subkontinent<br />
nicht nur mit einem intensiven Wirbel an<br />
Gerüchen, Farben und unvermeidlichem<br />
Chaos. Man entdeckt auf dem Weg auch<br />
kulinarische Köstlichkeiten, Basare,<br />
bengalische Tiger und eine Vielzahl<br />
atemberaubender Baukunstwerke<br />
aus längst vergangener Zeit.<br />
TEXT SASCHA RETTIG<br />
BETÖRENDES<br />
RAJASTHAN<br />
Foto: sylwia-bartyzel / unsplash<br />
68 falstaff sep <strong>2024</strong>
Eines der neuen sieben<br />
Weltwunder: Das Taj Mahal in<br />
Agra erzählt die Geschichte einer<br />
unsterblichen Liebe.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
69
indien / GOLDENES DREIECK<br />
Old Delhi, wie hier am alten Markt<br />
Chandni Chowk, erlebt man als buntes<br />
Treiben in jeder Hinsicht.<br />
Plaudernde Sadhus – nichts<br />
Ungewöhnliches in Indien.<br />
Ungewöhnlich ist das ganz und<br />
gar nicht: Auf dem Chandni<br />
Chawk in Old-Delhi geht es<br />
drunter und drüber so wie<br />
jeden Tag. Der Markt, nur eine<br />
Viertelstunde Gehzeit vom imposanten Roten<br />
Fort entfernt, ist einer der ältesten in Indien<br />
und bis heute überaus geschäftig. Das kann<br />
allerdings nicht annähernd das aufregende<br />
Chaos dort beschreiben, das man auch in den<br />
vielen anderen Basar-Gassen erlebt.<br />
Während man sich durch den alten Teil<br />
Delhis treiben lässt, ziehen Massen an<br />
Menschen vorbei, drängeln sich an Ständen<br />
und Geschäften, fahren auf Rikschas, Tuk-<br />
Tuks, Rädern und in Autos, die permanent<br />
zu hupen scheinen. Alles, was man sich<br />
vorstellen kann, wird hier verkauft, von<br />
Blumenkränzen bis zu Elektronikkram. In<br />
den Sari-Shops breiten Verkäufer vor den<br />
Kundinnen mehr und mehr Stoffe aus. An<br />
den Streetfoodständen wird frittiert, gebraten,<br />
gekocht. In den Gewürzläden türmen<br />
sich die farbenfrohen Gewürze, deren Düfte<br />
eine willkommene Abwechslung zu den<br />
Abgasen sind, die durch die trübe Luft wa-<br />
Fotos: Finn stock / Shutterstock.com, mrinalpal / Shutterstock.com, varun-tandon / shubhangee / unsplash<br />
70 falstaff sep <strong>2024</strong>
Gurudwara Bangla Sahib, eine Gebetsstätte<br />
der Sikhs, gehört zu den eindrucksvollen<br />
Tempeln und Gotteshäusern in Delhi.<br />
bern. Derweil tollen Affen auf den Knäueln<br />
der kreuz und quer hängenden Stromleitungen<br />
über den Gassen herum und warten<br />
auf ihre Chance, irgendwo etwas Essbares<br />
zu klauen. Und die streunenden Kühe? Die<br />
lassen sich von all dem kaum noch beeindrucken.<br />
Was hier alles gleichzeitig stattfindet, ist<br />
überwältigend und kann einen überfordern.<br />
Vor allem, wenn man erst vor wenigen<br />
Stunden aus dem Flugzeug gestiegen ist.<br />
Indien fordert die Sinne heraus, schreckt<br />
sie ab, betört sie, und all das manchmal<br />
sogar im gleichen Moment: desaströse<br />
Armut neben teurem Luxus, Pracht<br />
und Schönheit neben Müll und Verfall.<br />
Die Liste der Kontraste, die man<br />
auf dem Subkontinent erlebt, liesse sich<br />
ewig fortsetzen. Schon in der Anlage der<br />
Stadt Delhi selbst spiegeln sie sich. Dabei<br />
findet Old Delhi sein Gegenstück im erst<br />
1911 gegründeten Neu-Delhi, wo man<br />
neben Sehenswürdigkeiten wie dem India<br />
Gate, dem Lotustempel und dem Freiluft-<br />
Observatorium Jantar Mantar aus dem<br />
18. Jahrhundert auch breite Strassen und<br />
Alleen, Hochhäuser und Parks, Regierungsbauten<br />
und britische Kolonialarchitektur<br />
entdeckt. Quirliges Zentrum ist der<br />
kreisrund angelegte Connaught Place mit<br />
weissen Gebäuden, Arkaden und Säulen im<br />
georgianischen Stil.<br />
EINSTIMMUNG AUF DIE REISE<br />
Auch in kulinarischer Hinsicht kann man in<br />
Delhi vom einfachsten Streetfood, bei dem<br />
man trotz aller Verlockungen wegen gesundheitlicher<br />
Bedenken nicht immer beherzt<br />
zugreifen sollte, bis zur luxuriösen Gourmetküche<br />
aus dem Vollen schöpfen. Die Stadt ist<br />
schliesslich längst ein kulinarischer Hotspot<br />
geworden, ganz gleich, ob man exzellente<br />
italienische, japanische oder chinesische<br />
Restaurants sucht.<br />
Im Mittelpunkt aber steht die indische<br />
Küche: Im «Indian Accent» werden auf dem<br />
Teller indische Traditionen mit globalen Einflüssen<br />
verschmolzen. Eine Institution seit<br />
Jahrzehnten hingegen ist das «Bukhara»,<br />
wo köstliche Tandoori-Gerichte aus dem<br />
Lehmofen serviert werden. Zu den illustren<br />
Gästen zählen Bollywoodstars genauso wie<br />
Staatsoberhäupter. Auch die Clintons waren<br />
schon mal hier. Gegessen wird trotzdem immer<br />
typisch indisch: mit den Händen, ohne<br />
Besteck, sofern das zumindest nicht explizit<br />
anders gewünscht wird.<br />
Mit all diesen starken Eindrücken ist ein<br />
Streifzug durch die Hauptstadt die passende<br />
Einstimmung auf die anstehende Reise<br />
nach Varanasi und durch das Goldene Dreieck<br />
in Nordindien: Es ist eine Klassiker-<br />
Tour, die mit vielen Genüssen, Herausforderungen<br />
und zahlreichen bauhistorischen<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
71
indien / GOLDENES DREIECK<br />
Um Jal Mahal, den<br />
Wasserpalast bei Jaipur,<br />
ranken sich einige Legenden.<br />
den feinen Gerichten royal verwöhnt. Man<br />
kann auch nur für einen Afternoon Tea im<br />
«Verandah Cafe» vorbeischauen und die ruhige<br />
Atmosphäre geniessen, bevor man sich<br />
wieder in den Trubel der terrakotta pinken<br />
Altstadtgassen stürzt.<br />
FORTS UND PALÄSTE<br />
Neben den Basaren mit ihrer Explosion an<br />
Farben und Gerüchen findet man dort auch<br />
einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten.<br />
Der alte Stadtpalast zelebriert den königlichen,<br />
reich verzierten Prunk vergangener<br />
Tage. Bis heute lebt in einem Teil der grossen<br />
Anlage noch die frühere Herrscherfamilie.<br />
Zum Palast gehört zudem das Hawa Mahal,<br />
der Palast der Winde, der umbraust wird<br />
vom Verkehr und umlagert von Reisenden.<br />
Es ist ein ungewöhnliches Bauwerk von<br />
1799, das vor allem aus einer fünfstöckigen<br />
Fassade voller Jaroka-Balkone besteht. Die<br />
Fensteröffnungen dieser Balkone sind verziert<br />
vergittert und sollten einst ein Blickschutz<br />
für die Haremsdamen dahinter sein, die so<br />
die festlichen Umzüge ungestört beobachten<br />
konnten.<br />
<<br />
Schätzen, Tempeln und Palästen<br />
aufwartet. Jaipur, die Hauptstadt Rajasthans,<br />
ist dafür ein eindrucksvolles<br />
Beispiel. Was einem dort sofort auffällt,<br />
ist, dass die Stadt in einem rötlichen<br />
Pink leuchtet. Der Grund dafür war ein<br />
hoher Besuch, der sich im Jahr 1876 ankündigte:<br />
Prince Albert, der älteste Sohn<br />
von Queen Victoria. Ihm zu Ehren liess der<br />
damalige Maharadscha die Gebäude der<br />
Stadt mit der Farbe der Gastfreundschaft,<br />
Pink, anmalen, und das wurde bis heute so<br />
beibehalten wie die vom Prinzen geprägte<br />
Bezeichnung «Pink City».<br />
Dabei stösst man in der einst am Reissbrett<br />
angelegten Stadt bis heute nicht nur auf<br />
atemberaubende Paläste und reiche Spuren<br />
der feudalen Ära. Auch speisen kann man<br />
in Jaipur in herrschaftlichem Stil. Gourmets<br />
zieht es dabei gern zum berühmten, 1835<br />
gebauten Rambagh Palace, der tatsächlich<br />
einmal der Wohnsitz des Maharadschas<br />
von Jaipur war. Die elegante Pracht mit viel<br />
Marmor, Sandstein, detaillierten Verzierungen<br />
und einem opulenten Garten drumherum<br />
ist bis heute erhalten, auch wenn sich darin<br />
längst ein Luxushotel mit einem entsprechenden<br />
kulinarischen Angebot befindet. Im Restaurant<br />
«Suvarna Mahal» fühlt man sich mit<br />
Haremsdamen konnten einst<br />
die Geschehnisse vorm Hawa<br />
Mahal auf den zahlreichen<br />
Balkonen beobachten – ohne<br />
hinter den Fenstern selbst<br />
gesehen zu werden.<br />
Fotos: Shutterstock, crowley production / Shutterstock.com / sneha chakraborty, Jaideep Oberoi, beigestellt<br />
72 falstaff sep <strong>2024</strong>
Im «Rambagh Palace» in Jaipur<br />
übernachtet und speist man fürstlich<br />
(re.). Und: Anders als der Ritt auf<br />
den Elefanten, die Touristinnen und<br />
Touristen den Hügel hinaufbringen,<br />
ist das prachtvolle Fort Amber<br />
überhaupt nicht umstritten.<br />
Fährt man etwas weiter hinaus aus der<br />
Stadt, erwarten einen weitere Highlights:<br />
Das Jal Mahal, der Wasserpalast, ist sicherlich<br />
einer der ungewöhnlichsten Paläste Indiens,<br />
befindet er sich doch mitten im Man-<br />
Sagar-See. Vom Ufer betrachtet scheint<br />
er regelrecht auf der Wasseroberfläche zu<br />
schweben. Allerdings liegen seit über 250<br />
Jahren Teile des roten Sandsteingebäudes,<br />
um dessen Entstehung und Flutung sich einige<br />
Legenden ranken, sogar unter Wasser.<br />
Ganz anders ist es nur wenige Kilometer<br />
weiter beim Fort Amber, einem der zahlreichen<br />
beeindruckenden Forts der Gegend.<br />
Hier muss man zunächst in der Hitze einen<br />
Bergkamm erklimmen und erreicht dann<br />
das Sonnentor, hinter dem der wuchtige<br />
Sandstein-Marmor-Komplex aus dem 16.<br />
Jahrhundert liegt: Schloss und Festung in<br />
einem, wobei der Spiegelsaal sicherlich zu<br />
den Höhepunkten zählt. Die Reflexionen<br />
des Lichts in den vielen kleinen Spiegeln in<br />
den Mosaiken sollen den Eindruck erzeugen,<br />
als würde man ganz romantisch in den<br />
Sternenhimmel schauen.<br />
AUSZEIT IN DER NATUR<br />
Nach den Tagen in Jaipur ist der ideale Moment<br />
für eine Auszeit in der Natur. In Ranthambore<br />
im Osten Rajasthans kann man<br />
sich für ein paar Tage in eine der luxuriösen<br />
Lodges in der Natur zurückziehen, durchatmen<br />
in hochkarätig ausgestatteten Glamping-Zelten<br />
und auf Tierbeobachtung gehen.<br />
Im Jeep geht es auf Safari in den Ranthambore-Nationalpark.<br />
Dort dauert es auch<br />
tatsächlich nicht lange, bis ein paar indische<br />
Gazellen sowie Samba-Rehe und -Hirsche in<br />
Sichtweite auftauchen. Berühmt ist der Park<br />
allerdings vor allem für seine geschützte<br />
Population von bengalischen Tigern. Rund<br />
80 sollen im Park leben. Die allerdings sind<br />
mitunter nicht sofort zu finden.<br />
Die Jeeps und Busse mit offenem Verdeck<br />
durchkreuzen den grossen Nationalpark und<br />
sind dabei unerlässlich auf der Suche. Die<br />
Guides auf den Safaris stehen untereinander<br />
in Kontakt. Irgendwann entdeckt einer der<br />
Safari-Führer ganz aufgeregt den Abdruck<br />
einer Tatze im sandigen Boden. Es dauert<br />
nicht lange, schon stehen mehrere Fahrzeuge<br />
an der Stelle. Stille. Aufregung. Spannung<br />
liegt in der Luft. Die Blicke wandern hin<br />
und her und durch viele Ferngläser über das<br />
opulente Grün. Nichts. Zunächst jedenfalls.<br />
Doch kurz bevor die Guides weiter durch<br />
den Park fahren wollen, taucht im Dickicht<br />
plötzlich doch noch ein Tiger auf. Dahinter<br />
gleich noch einer. Mit stillem Staunen wird<br />
jeder Schritt der grossen Wildkatzen ge-<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
73
indien / GOLDENES DREIECK<br />
<<br />
nauestens verfolgt, bis sie wenige Minuten<br />
später wieder verschwinden.<br />
In intensives Staunen werden auch die<br />
Besucher versetzt, die mit der Stadt Agra<br />
die nächste Station erreichen. An der Stadt<br />
selbst, in der viele Reisende nur eine Nacht<br />
einplanen, liegt das nicht. Auch wenn es hier<br />
ein Fort und sehenswerte Tempel gibt. Oder<br />
man sich ins Basar-Gewühl stürzen kann,<br />
um die lokalen Besonderheiten auszuprobieren<br />
– so wie das Jahrhunderte alte Petha,<br />
eine softe, kandierte Wintermelone. Nein,<br />
der Grund für den kurzen Zwischenstopp ist<br />
in der Regel, sich überwältigen zu lassen von<br />
einem der «neuen sieben Weltwunder»: dem<br />
Taj Mahal.<br />
Schon am Abend vor dem Besuch gibt es<br />
einen ersten Blick darauf vom Mehtab Bagh,<br />
einer Parkanlage, die einst in einer Linie mit<br />
dem Hauptgebäude errichtet wurde. Zwischen<br />
Taj Mahal und Mehtab Bagh fliesst der<br />
breite Yamuna Fluss, in dem sich die rot-gelborangenen<br />
Farbspiele der untergehenden Son-<br />
FÜR HINDUS ZÄHLT<br />
DIE MEHR ALS<br />
3000 JAHRE ALTE STADT<br />
VARANASI ZU DEN<br />
HEILIGSTEN<br />
ÜBERHAUPT.<br />
ne spiegeln. Besichtigt wird das Wunderwerk<br />
dann zeitig am nächsten Morgen, um den<br />
allergrössten Besucherandrang zu vermeiden.<br />
Hinter einem Eingangstor, an dem man das<br />
übliche Stadtgewühl vom Verkehrschaos bis<br />
zu aufdringlichen Händlern hinter sich lässt,<br />
liegt das monumentgewordene Zeugnis einer<br />
ganz grossen Liebe auf unwirkliche Weise vor<br />
einem: das 1648 fertiggestellte Mausoleum,<br />
das Shah Jahan für seine 1631 verstorbene<br />
Frau Mumtaz Mahal errichten liess. Auf der<br />
Bank, auf der unter anderem ein berühmtes<br />
Foto von Lady Di entstand, herrscht reges<br />
Gedränge. Alle wollen ein Erinnerungsfoto<br />
vor der symmetrisch angelegten, architektonischen<br />
Schönheit, die innen und aussen mit<br />
weissem Marmor verkleidet ist und bei aller<br />
Wucht auch eine Leichtigkeit ausstrahlt.<br />
DIE VEGETARISCHE STADT<br />
Auf andere Weise eindrucksvoll hingegen<br />
kann ein Abstecher nach Varanasi sein. Die<br />
Stadt liegt am Ganges einige Hundert<br />
Kilometer weiter östlich und ist eines der<br />
wichtigsten spirituellen Zentren Indiens. Für<br />
Hindus gehört die über 3000 Jahre alte<br />
Stadt zu den heiligsten überhaupt – hier<br />
kann der ewige Kreislauf aus Leben, Sterben<br />
und Wiedergeburt durchbrochen werden.<br />
Tausende Tempel, unter ihnen der berühmte<br />
Kashi-Vishwanath-Tempel, soll es in der<br />
Stadt geben. Wie viele genau? Das weiss<br />
niemand. Weil aber der nächste heilige Ort<br />
in den verwinkelten Gassen immer nur einen<br />
Katzensprung entfernt ist, gibt es in Varanasi<br />
statt Fleisch vegetarische Gerichte, unter<br />
Das Taj Mahal, eines der neuen<br />
Weltwunder, ist ein architektonisches<br />
Juwel, das den Atem raubt.<br />
Historische Ruinen gibt es zwar auch<br />
im Ranthambore-Nationalpark. Die<br />
grosse Attraktion sind allerdings die<br />
bengalischen Tiger, die ganz entspannt<br />
die Show stehlen.<br />
Fotos: CherylRamalho / Shutterstock.com, kravka / Shutterstock.com, Shutterstock<br />
74 falstaff sep <strong>2024</strong>
In Varanasi kann man spirituelle<br />
Rituale beobachten, vom Bad<br />
am Ufer des Ganges bis zum<br />
abendlichen Ganga Aarti.<br />
anderem nach der Sattvischen Diät, zu essen.<br />
Zurück geht das auf den Gott Shiva, der<br />
Varanasi erschaffen haben und selbst<br />
Vegetarier gewesen sein soll. Auch mit den<br />
Ausnahmen für Touristen ist seit 2019<br />
Schluss: Seitdem darf im Umkreis von 250<br />
Metern von Tempeln und Kulturstätten<br />
kein Fleisch zubereitet und verkauft werden.<br />
Gerade in Indien mit den zahlreichen<br />
hervorragenden, fleischlosen Gerichten sollte<br />
das aber selbst für eingefleischteste Karnivoren<br />
kein Problem sein.<br />
Ohnehin steht in Varanasi anderes im<br />
Fokus: Das Ufer des Ganges, wo man einen<br />
ewigen Strom an Gläubigen und Pilgern beobachten<br />
kann, wie sie über die Stufen am<br />
Ufer der sogenannten Ghats für ein rituelles<br />
Bad in den Ganges schreiten. Auch Tote<br />
werden hier am Ufer des heiligen Flusses<br />
tagtäglich verbrannt. Und an den Abenden<br />
kann man die Ganga-Aarti-Rituale beobachten:<br />
Blumen, Feuer, Wasser, Boote, viel<br />
Energie – und so intensiv wie dieser gesamte<br />
Indien-Reiserausch.<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
75
indien / GOLDENES DREIECK<br />
Die Grün- und Goldtöne des Ranthambore-<br />
Nationalparks bilden die perfekt Kulisse<br />
für das «Aman-i-Khás». An der Schwelle<br />
des Reservats gelegen, bietet das nur<br />
zehn Zelte umfassende Luxushotel eine<br />
unvergleichliche Privatsphäre.<br />
SURYA MAHAL<br />
Das edle Restaurant, der «Sonnenpalast», gehört<br />
zum Luxushotel «The Oberoi Rajvilas» und bietet in<br />
feiner Atmosphäre eine Mischung asiatischer, westlicher<br />
und indischer Speisen.<br />
The Oberoi Rajvilas Babaji Ka Modh, Goner Rd,<br />
Jaipur, Rajasthan 302031<br />
T: +91 141 268 0101<br />
oberoihotels.com/hotels-in-jaipur-rajvilas-resort/<br />
restaurants/surya-mahal<br />
RANTHAMBORE<br />
DELHI<br />
TAJ PALACE NEW DELHI<br />
Das «Taj Palace» ist ein von Gärten umgebenes,<br />
elegantes Luxushotel in Neu-Delhi mit grossem<br />
Pool und vier hochkarätigen Restaurants.<br />
2, Sardar Patel Marg, Diplomatic Enclave,<br />
Chanakyapuri, New Delhi<br />
T: +91 11 2611 0202, tajhotels.com<br />
THE IMPERIAL<br />
Das «Imperial» erinnert in seiner Pracht tatsächlich<br />
an einen Maharadscha-Palast. Passend dazu<br />
sind die kulinarischen Optionen unter anderem mit<br />
dem pan-asiatischen «Spice Route», dessen Interieur<br />
an einen Tempel erinnert.<br />
Janpath Ln, Janpath, Connaught Place,<br />
New Delhi, Delhi 110001<br />
T: +91 11 4150 1234, theimperialindia.com<br />
BUKHARA<br />
Ein Klassiker unter den Fine-Dining-Restaurants in<br />
Delhi, der auf Gerichte aus dem Tandoor-Lehmofen<br />
spezialisiert ist. Gegessen wird, wenn man nicht<br />
nach Besteck fragt, mit den Händen.<br />
ITC MAURYA, Sardar Patel Marg, Akhaura Block,<br />
Diplomatic Enclave, Chanakyapuri, New Delhi<br />
T: +91 11 2611 2233<br />
itchotels.com/in/en/itcmaurya-new-delhi<br />
INDIAN ACCENT<br />
Im vielfach prämierten «Indian Accent» werden<br />
indische Geschmäcker und Gerichte exzellent mit<br />
weltweiten Einflüssen fusioniert. Beim Tasting-<br />
Menü kann man indische Weine entdecken.<br />
The Lodhi, Lodhi Rd, CGO Complex, Pragati Vihar,<br />
New Delhi, Delhi 110003<br />
T: +91 11 6617 5151<br />
indianaccent.com/newdelhi<br />
AGRA<br />
THE OBEROI AMARVILAS<br />
Allein schon dieser Blick: über viel Grün bis zum Taj<br />
Mahal! Dazu bietet das Hotel, dessen Architektur<br />
und Designs von Mogul-Palästen inspiriert wurden,<br />
luxuriösen Komfort. Das «Espahan» gehört zu den<br />
exklusiven Restaurants in Agra.<br />
Taj East Gate Rd, Paktola, Tajganj, Agra, Uttar<br />
Pradesh 282001<br />
T: +91 562 223 1515, oberoihotels.com<br />
DAAWAT-E-NAWAB<br />
Tikkas, Tandooris und andere traditionelle Gerichte<br />
der indischen Küche stehen auf der Karte des<br />
«Daawat-e-Nawab», wo man im geschmackvollen<br />
Ambiente indischer Vergangenheit speist.<br />
Agra, Taj East Gate Rd, Taj Nagari Phase 1, Telipara,<br />
Agra, Dhandhupura, Uttar Pradesh 282001<br />
T: +91 562 305 5555, tajhotels.com<br />
JAIPUR<br />
FAIRMONT JAIPUR<br />
Herrschaftliches Palast-Hotel vor der Kulisse der<br />
Aravalli-Berge bei Jaipur, in dem moderner Komfort<br />
mit dem Design der Mogul- und Rajputen-Zeit<br />
verbunden wird. Ein Spa, drei feine Restaurants und<br />
eine wunderschöne Pool-Area gehören dabei zum<br />
Angebot.<br />
2, Riico, Kukas, Jaipur, Rajasthan 302028<br />
T: +91 1426 420 000, fairmont.com/jaipur<br />
RAMBAGH PALACE<br />
Prachtvolle Hotelanlage in einem ehemaligen<br />
Maharadscha-Palast, die auch kulinarisch einiges zu<br />
bieten hat: vom feinen Afternoon-Tea im «Verandah<br />
Café» bis zum Gourmetrestaurant «Suvarna<br />
Mahal».<br />
Bhawani Singh Rd, Rambagh, Jaipur,<br />
Rajasthan 302005, T: +91 141 667 1234<br />
1835 erbaut, hat sich das «Rambagh Palace»<br />
seine aufwendige Pracht bewahrt.<br />
SIX SENSES FORT BARWARA<br />
Auf dem Weg zum eine Stunde entfernten Nationalpark<br />
lohnt sich ein Aufenthalt im «Six Senses<br />
Fort Barwara». Denn: Hier nächtigt man in einem<br />
Fort aus dem 15. Jahrhundert, das mit Gespür für<br />
das royale Erbe zum geschmackvollen Luxushotel<br />
umgewandelt wurde.<br />
Six Senses Fort Barwara, Chauth Ka Barwara,<br />
Rajasthan 322702<br />
T: +91 7462 257 777, sixsenses.com/en/hotelsresorts/asia-the-pacific/india/fort-barwara<br />
AMAN-I-KHÁS<br />
Mitten in der ruhigen Natur am Nationalpark nächtigt<br />
man im «Aman-i-Khás» in grossen, eleganten Glamping-Zelten<br />
mit luxuriöser Ausstattung. Pool und Spa<br />
runden den tiefenentspannten Aufenthalt ab.<br />
Village-Sherpur, near Ranthambore National Park,<br />
Khilchipur, Sawai Madhopur, Rajasthan 322001<br />
T: +91 7462 252 052<br />
aman.com/resorts/aman-i-khas<br />
VARANASI<br />
BRIJRAMA PALACE BY THE GANGES<br />
Elegantes Heritage-Hotel in einem Palast aus dem<br />
19. Jahrhundert, das direkt am Ganges liegt,<br />
sodass man vom Zimmer aus Ganga-Aarti-Rituale<br />
am Abend beobachten kann.<br />
Darbhanga Ghat, Dashashwamedh,<br />
Uttar Pradesh 221001<br />
T: +91 70840 07007<br />
brijhotels.com/brijrama-palace-hotel-in-varanasi<br />
BEHIND YELLOW DOORS DINER<br />
Wer zwischendurch Appetit auf etwas anderes als<br />
indische Küche hat: Im hübschen «Behind Yellow<br />
Doors Diner» werden internationale Gerichte unter<br />
gelben Schirmen zwischen Palmen serviert.<br />
Hotel Stay Banaras C-33/52-9A-1A, Chittupura,<br />
Sigra, Varanasi, Uttar Pradesh 221010<br />
T: +91 63931 38560<br />
byddiner.com<br />
VARUNA IM TAJ GANGES<br />
Zur exklusiven Hotel-Oase des «Taj Ganges»<br />
gehört auch das hervorragende «Varuna»-Restaurant<br />
mit klassisch indischer Küche. Beliebt ist die<br />
sattvische Thali-Platte.<br />
Grounds, Nadesar Palace, Varanasi,<br />
Uttar Pradesh 221002<br />
T: +91 542 666 0001<br />
tajhotels.com/en-in/hotels/taj-ganges-varanasi<br />
<<br />
Fotos: Jaideep Oberoi, beigestellt<br />
76 falstaff sep <strong>2024</strong>
Festival<br />
del Vino<br />
21. SEPTEMBER <strong>2024</strong><br />
HÖNGGERSTRASSE 115 ZÜRICH<br />
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Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />
DOMINIK VOMBACH<br />
und BENJAMIN HERZOG<br />
WEIN<br />
20 JAHRE<br />
ILATRAIA<br />
Mit dem Jahrgang 2021 feiert der<br />
Spitzenwein Ilatraia von Brancaia<br />
sein 20-jähriges Jubiläum. Erstmals<br />
gekeltert wurde der Wein im Jahr<br />
2002, rund fünf Jahre nach der Gründung<br />
des Weinguts durch das <strong>Schweiz</strong>er Ehepaar<br />
Brigitte und Bruno Widmer. Der Brancaia-<br />
Spitzenwein aus der Maremma ist seit 2009<br />
eine Assemblage aus 40 Prozent Petit Verdot,<br />
40 Prozent Cabernet Sauvignon und<br />
20 Prozent Cabernet Franc. Zuvor setzte<br />
Brigitte Widmer, die das toskanische Top-<br />
Weingut leitet, auf Sangiovese anstelle von<br />
Cabernet Franc. Der Jubiläumsjahrgang des<br />
toskanischen Top-Weins kommt im Herbst<br />
auf den Markt. vinothek-brancaia.ch<br />
SCHOCK IN SPANIEN:<br />
REBEN ABGESÄGT<br />
Kurz vor der bevorstehenden Ernte haben<br />
unbekannte Vandalen die ältesten Reben<br />
von Viña Moraima in der D.O. Rias Baixas<br />
in Galicien zerstört. In einer Nacht wurden<br />
rund 900 Weinstöcke über der Wurzel<br />
gekappt. Über die Gründe des sinnlosen<br />
Frevels herrscht grosses Rätselraten.<br />
BURGUNDERDIEB<br />
STEHT VOR GERICHT<br />
In den vergangenen 15 Jahren soll ein<br />
Mann über 7000 Flaschen Burgunder von<br />
seinen Arbeitgebern Joseph Drouhin und<br />
Albert Bichot gestohlen haben. Für den<br />
Diebstahl, der auf rund 500.000 Euro<br />
geschätzt wird, muss er sich aktuell in<br />
Dijon vor Gericht verantworten.<br />
CHILE: NEUE DO AUF<br />
DER OSTERINSEL<br />
Mit der DO (Denominación de Origen) Rapa<br />
Nui hat die pazifische Osterinsel seit kurzem<br />
eine offizielle Herkunftsbezeichnung<br />
für Wein. Die ersten Reben kultivierten<br />
Missionare bereits 1866 auf der Insel. Seit<br />
2018 wird der Weinbau von Alvaro Arriagada<br />
und Fernando Almeda wiederbelebt.<br />
78 falstaff sep <strong>2024</strong>
NOTIZEN<br />
Wi<br />
ÄLTESTER WEIN DER WELT<br />
Die Analyse einer Flüssigkeit,<br />
die in einer 2000<br />
Jahre alten römischen<br />
Graburne nahe der südspanischen<br />
Stadt Carmona<br />
gefunden wurde, hat<br />
bestätigt, dass es sich<br />
hierbei um Wein handelt.<br />
Laut den Forschern ist<br />
es der älteste flüssig<br />
konservierte Wein, der<br />
jemals entdeckt wurde.<br />
Wie der Wein einmal<br />
schmeckte, bleibt ein<br />
Rätsel.<br />
ROEDERER IM WRACK<br />
Einmal mehr entdeckten Taucher in der<br />
kalten Ostsee ein noch unbekanntes<br />
Schiffswrack, das neben Heilwasserflaschen<br />
aus Selters auch eine grosse Zahl<br />
Champagnerflaschen geladen hatte, die<br />
offensichtlich für den Hof des russischen<br />
Zaren Nikolaus bestimmt waren.<br />
Es könnte sich dabei um mehr als<br />
100 Flaschen Roederer handeln.<br />
Fotos: f11photo / Shutterstock, Shutterstock, C Cosano et al. <strong>2024</strong> / Juan Manuel Román / Journal of Archaeological Science Reports,<br />
katie azi / karol chomka / unsplash, Baltictech, THIBAUD MORITZ / AFP / picturedesk.com<br />
WERTVOLLSTE WEINMARKEN<br />
Laut dem britischen Beratungsunternehmen Brand<br />
Finance ist Moët & Chandon mit einem Markenwert<br />
von 1,27 Milliarden Euro die wertvollste Wein- und<br />
Champagnermarke der Welt. Zweitwertvollste Marke<br />
ist das US-Amerikanische Unternehmen Chandon<br />
mit einem Wert von 900 Millionen Euro, gefolgt von<br />
der Champagnermarke Veuve Clicquot, deren<br />
Markenwert auf 873 Millionen Euro gestiegen ist.<br />
Platz vier belegt Dom Pérignon mit einem Wert von<br />
710 Millionen Euro. Alle vier Marken gehören dem<br />
Mutterkonzern LVMH. lvmh.com<br />
GEFÄNGNISSTRAFEN<br />
WEGEN AUSBEUTUNG<br />
In Frankreich wurden zwei Männer wegen der Ausbeutung<br />
von Erntehelfern zu Gefängnis- und Geldstrafen<br />
verurteilt. Konkret wirft das Gericht den<br />
beiden die «Verletzung der Menschenwürde» vor.<br />
Vater und Sohn betrieben das Dienstleistungsunternehmen<br />
Vitiprest in Entre-deux-Mers und lockten<br />
marokkanische Arbeiter unter falschen Versprechungen<br />
nach Bordeaux. Insgesamt wurden<br />
14 Menschen nach Frankreich gebracht, wo sie<br />
unter miesesten Bedingungen arbeiten mussten.<br />
PROSECCO: ABFÜLLREKORD<br />
Insgesamt 513.569 Hektoliter Prosecco<br />
wurden im Juli <strong>2024</strong> abgefüllt. Das sind<br />
rund 12,6 Prozent mehr als im Juni,<br />
meldet das Consorzio di Tutela Prosecco<br />
DOC. Damit wurden zum zweiten Mal in<br />
der Geschichte des Konsortiums mehr als<br />
500.000 Hektoliter in einem Monat abgefüllt.<br />
Von Januar bis Juli diesen Jahres<br />
wurden 2.832.173 Hektoliter abgefüllt.<br />
TIKTOK ERLAUBT WEINWERBUNG<br />
Vorläufig gilt diese Öffnung nur für die<br />
Vereinigten Staaten und Kanada: Aber<br />
dort gestattet die Social Media Plattform<br />
in chinesischer Hand nun erstmals Werbung<br />
für alkoholische Getränke. Hintergrund<br />
ist der steigende Altersdurchschnitt<br />
der User. Verboten bleibt es, in der<br />
Werbung Minderjährige anzusprechen.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
79
wein / WEINREGION NEUENBURG<br />
Foto: Switzerland Tourism / Andreas Gerth<br />
80 falstaff sep <strong>2024</strong>
NEUCHÂTEL<br />
LIEBER SPÄT<br />
ALS NIE!<br />
Neuenburg ist bekannt für sein einzigartiges Terroir, das vor allem aus der<br />
Rebsorte Pinot Noir grandiose Weine hervorbringt. Im Kanton selbst erkannte<br />
man das Potenzial erst vor gut 20 Jahren. Seitdem hat sich Neuenburg nicht<br />
nur zum Pinot-, sondern auch zum Bio-Paradies entwickelt.<br />
TEXT BENJAMIN HERZOG<br />
Die Lagen am Neuenburgersee<br />
haben den Jura im Rücken. Der<br />
Jurakalk ist es auch, der die<br />
Regione Neuchâtel zu einem<br />
der interessantensten Terroirs<br />
der <strong>Schweiz</strong> macht.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
81
wein / WEINREGION NEUENBURG<br />
DER KANTON<br />
NEUENBURG IST<br />
DIE ERSTE WEIN<br />
REGION DER SCHWEIZ,<br />
DIE ÜBER MEHR ALS<br />
50 PROZENT BIO-<br />
REBFLÄCHEN VERFÜGT.<br />
Winzer Jean-Denis Perrochet<br />
bei der Arbeit (o.). Die<br />
Pinot-Noir-Gewächse seiner<br />
Domaine de la Maison Carrée<br />
sind weit über die Grenzen<br />
des Landes hinaus bekannt.<br />
Jean-Denis Perrochet von der<br />
Domaine de la Maison Carrée<br />
gehört zu den renommiertesten<br />
Winzern unseres Landes. Er leitet<br />
das Weingut La Maison Carrée im<br />
wildromantischen Winzerdorf Auvernier in<br />
sechster Generation. Dieses befindet sich<br />
direkt am Neuenburgersee, respektive am<br />
Jurasüdfuss. Eingefleischten Weinkennern<br />
ist dieser Landstrich als eines der interessantesten<br />
Terroirs des Landes bekannt –<br />
insbesondere für die Sorte Pinot Noir, die<br />
bei Perrochets besonders delikat und ausdrucksstark<br />
gelingt.<br />
Man könnte meinen, dass das Weingut<br />
La Maison Carrée und die gesamte Gegend<br />
seit jeher Spitzenweine keltert – ganz ähnlich<br />
wie im Burgund, zu dem der Landstrich<br />
auch einst gehörte. Doch das Wissen, dass<br />
in der Region und auf der eigenen Domaine<br />
die Bedingungen für die Produktion<br />
von Spitzenweinen gegeben sind, ist noch<br />
verhältnismässig jung. «Uns wurde lange<br />
gesagt, dass wir hier kein spezielles Terroir<br />
haben», so Jean-Denis Perrochet. Heute ist<br />
La Maison Carrée bekannt für zwei durch<br />
und durch terroirgetriebene Pinot Noirs –<br />
den Auvernier und den Hauterive, benannt<br />
nach den jeweiligen Ortschaften, wo die<br />
Trauben wachsen. «Die Reben in Hauterive<br />
haben wir 1997 gekauft und 1999<br />
den ersten Wein gekeltert, eigentlich nur,<br />
um mehr Rotwein abfüllen zu können», so<br />
Perrochet. Die Entscheidung, zwei Weine zu<br />
machen, fiel erst, als der Saft von der Presse<br />
lief. «Das waren zwei völlig unterschiedliche<br />
Weinprofile», damit war Perrochets<br />
Neugierde geweckt. 2003 wurden in der<br />
Region erstmals systematisch Bodenprofile<br />
Fotos: Stöh Grünig / Coop Communication House, beigestellt<br />
82 falstaff sep <strong>2024</strong>
Lage der Domaine de Montmollin,<br />
die heute in vierter Generation<br />
geführt wird.<br />
erstellt – 64 an der Zahl, runter bis auf drei<br />
Meter. In Zusammenarbeit mit anderen<br />
Winzern und dem Kanton. Und plötzlich<br />
ging im Kanton Neuenburg ein Licht auf:<br />
Sie hatten tatsächlich spezielle Lagen in der<br />
Region, humusarm und enorm kalkreich.<br />
«Wir wussten jetzt Schwarz auf Weiss, wo<br />
die besten Lagen sind», so Perrochet. »Die<br />
Winzer, die keine Toplagen hatten, waren<br />
darüber natürlich nicht erfreut, aber damals<br />
ging es los mit den Crus aus Neuenburg.»<br />
Die Geschichte als Gegend für Spitzenweine<br />
begann. Bei den Perrochets ging sie einher<br />
mit der Umstellung auf biodynamischen<br />
Anbau im Jahr 2004 – aus Qualitätsgründen,<br />
wie Jean-Denis Perrochet festhält. Ein<br />
Schritt, mit dem Auch sein Sohn Alexandre,<br />
dem er den Betrieb kürzlich überschrieben<br />
hat, absolut «d’accord» ist. Waren sie damals<br />
noch Exoten in der Region, gelten sie<br />
heute als Vorreiter einer wahren Bio-Welle.<br />
BIO-PARADIES<br />
Der Kanton Neuenburg ist die erste Weinregion<br />
der <strong>Schweiz</strong>, die den Bio-Anteil von<br />
50 Prozent überschritten hat. Seit Januar<br />
<strong>2024</strong> sind gar 60<br />
Prozent der Rebflächen<br />
biologisch zertifiziert. Das<br />
ist nicht nur gut für den Planeten,<br />
sondern auch für die Weinqualität. Gerade<br />
der biodanymische Ansatz bringt viele Vorteile<br />
im Hinblick auf die Klimaerwärmung<br />
mit sich, die auch den verhältnismässig<br />
milden Landstrich je nach Jahr unter<br />
Druck bringt.<br />
Die Domaine Montmollin liegt wenige<br />
Gehminuten von der Maison Carrée<br />
entfernt. Benoit de Montmollin führt den<br />
Betrieb in vierter Generation gemeinsam<br />
mit seiner Schwester Rachel Billeter-de<br />
Montmollin. Ihr 50-Hektar-Betrieb ist seit<br />
2017 biozertifiziert, wobei auch hier biodynamische<br />
Präparate und Methoden zum<br />
Einsatz kommen. Benoit de Montmollin,<br />
der für die Produktion verantwortlich ist,<br />
ist experimentierfreudig. Er keltert auch<br />
Naturweine, teilweise aus pilzwiderstandsfähigen<br />
Sorten. Doch auch auf seinem<br />
Weingut sind es die Klassiker, die nachgefragt<br />
werden – Pinot Noir beim Rotwein<br />
und Chasselas bei den Weissen. Insbesondere<br />
der Chasselas Non-<br />
Filtré, der trübe, frische<br />
und absolut regionstypische<br />
Chasselas-Stil findet reissenden Absatz.<br />
«Wir verkaufen heute mehr Non-Filtré<br />
als klassischen Chasselas ab Hof», so Benoit<br />
de Montmollin.<br />
Der Erfolg des Non-Filtré hält auch Henri<br />
Aloys Grosjean vom legendären Château<br />
d’Auvernier auf Trab. Er füllt gleich mehrere<br />
Versionen der Spezialität ab. Früher war<br />
sie nur während weniger Monate erhältlich,<br />
heute können die Neuenburger Winzer<br />
ihn ganzjährig verkaufen. Henri Grosjeans<br />
Familie ist seit 1603 im Château Auvernier<br />
daheim, er selbst ist Weinmacher in 15. Generation.<br />
«Ich wusste schon als kleiner Junge,<br />
dass ich das einst machen möchte», sagt<br />
er mit starker Stimme. Als 2016 die Stelle<br />
als Geschäftsführers auf Château d’ Auvernier<br />
vakant wurde, schlug Grosjeans Vater<br />
vor, dass Henri doch gleich einsteigen sollte,<br />
statt das geplante Praktikum in Südafrika<br />
anzutreten. Dieser nahm an und erfüllte<br />
sich seinen Traum. Sein Vater Thierry Grosjean,<br />
der selbst noch im Château wohnt,<br />
<<br />
Beim Schaumweinproduzenten<br />
Maison Mauler prickelt es bereits<br />
in fünfter Generation. Caleb<br />
Grob (r. ) ist Geschäftsführer des<br />
geschichträchtigen Betriebs im<br />
Val-de-Travers.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
83
wein / WEINREGION NEUENBURG<br />
Die Caves de Chambleau geniesst<br />
schweizweit einen Ruf für<br />
Spitzengewächse.<br />
<<br />
hinterliess ihm grosse Fussstapfen: Er<br />
war in der Kantonregierung und äusserst<br />
engagiert auf vielen Ebenen, beispielsweise<br />
auch als Präsident der Vereinigung Mémoire<br />
der Vins Suisses. Henri Aloys Grosjean<br />
nimmt das Erbe sehr souverän an. «Bei der<br />
ersten Ernte war es noch schwierig», sagt er<br />
lachend. «Mein Vater ging dann nach Korsika<br />
in die Ferien. Heute hilft er mir, wenn<br />
ich ihn brauche, aber mischt sich nicht<br />
mehr ein.»<br />
Die Geschichte der Caves de Chambleau,<br />
die ebenfalls schweizweit einen Ruf<br />
für Spitzengewächse geniesst, ist eine ganz<br />
andere, fast untypische für die Region.<br />
Louis-Philippe Burgat gründete den Betrieb<br />
gemeinsam mit seiner Frau Valerie erst<br />
im Jahr 2001 – immerhin ist mit Tochter<br />
Charlotte heute auch die zweite Generation<br />
aktiv mit dabei. Chambleau befindet sich<br />
oberhalb von Colombier mit einem Blick<br />
weit über den See. Das ist auch der Grund,<br />
warum man von Anfang an auf Rotwein<br />
setzte. «Hier oben gibt es viel Sand und<br />
Kies», sagt Burgat. «Der Chasselas wächst<br />
eher am See.» Auch Burgat ist Mitglied<br />
in der Mémoire des Vins Suisses, seit dem<br />
Jahrgang 2005 lässt er jedes Jahr Flaschen<br />
von seinem Spitzen-Pinot Pur Sang in der<br />
Schatzkammer der Vereinigung einlagern.<br />
«Dass ich nach so kurzer Zeit schon beitreten<br />
konnte ist ein grosses Glück», gibt<br />
BIS NACH DER<br />
JAHRTAUSEND-<br />
WENDE WUSSTEN DIE<br />
NEUENBURGER WINZER<br />
NICHTS VON IHREN<br />
HERAUSRAGENDEN<br />
TERROIRS.<br />
Burgat zu Protokoll. Ganz unrecht hat<br />
er damit nicht. Die Verantwortlichen der<br />
Vereinigung wollten nämlich eigentlich<br />
den legendären Neuenburger Produzenten<br />
Jacques Tatasciore besuchen, dieser hat die<br />
Anfrage allerdings nie beantwortet. Vom<br />
Pur Sang waren sie so hin und weg, dass<br />
kurzum die junge Caves de Chambleau<br />
den Platz einnahm. Auch wenn der Betrieb<br />
von Familie Burgat verhältnismässig jung<br />
ist, wird Tradition hier ebenfalls grossgeschrieben.<br />
Das beweist etwa der Chasselas<br />
Blanche Loye, der für die Lagerung bestimmt<br />
ist und erst nach einem Jahr auf der<br />
Hefe abgefüllt wird. Sensorisch erinnert der<br />
Weisswein eher an die besten Crus des Genfersees<br />
als an die frischen Gewächse Neuenburgs.<br />
Für Überraschungen ist Neuenburg<br />
auch gut.<br />
Eine solche findet sich etwa im Val de<br />
Travers, eine gut halbe Stunde Autofahrt<br />
weg von den eigentlichen Weinbauzonen:<br />
die Maison Mauler, einer der renommiertesten<br />
<strong>Schweiz</strong>er Betriebe für Produktion von<br />
Schaumweinen aus traditioneller Flaschengärung.<br />
Hier werden Prickler aus Trauben<br />
und Weinen verschiedenster Gebiete produziert,<br />
aus der <strong>Schweiz</strong>, auch aus dem nahen<br />
Frankreich. Besonders stolz ist man aber auf<br />
die eigenen Gewächse wie den Jahrgangs-<br />
Schaumwein Cuvée Louis-Edouard Mauler,<br />
der ganze sieben Jahre in den Kellern des<br />
ehemaligen Klosters Prieuré Saint-Pierre<br />
reift, bevor er degorgiert wird und in den<br />
Verkauf gelangt. Ein grosser Schaumwein,<br />
vielleicht einer der besten der <strong>Schweiz</strong> – von<br />
einem der interessantesten Terroirs, das man<br />
in unserem Land kennt.<br />
<<br />
Fotos: Denis Emery / Photo-genic.ch/Swisswinw, beigestellt<br />
84 falstaff sep <strong>2024</strong>
wein / WEINREGION NEUENBURG<br />
BEST OF<br />
NEUCHÂTEL<br />
94<br />
93<br />
92<br />
2020 PINOT NOIR PUR SANG<br />
Domaine de Chambleau,<br />
Colombier<br />
Elegantes, vielschichtiges Bukett<br />
mit Noten von konfierten Roten<br />
Johannisbeeren, Unterholz, Himbeere<br />
und etwas Rauch sowie würzigen<br />
Nuancen. Am Gaumen kraftvoll,<br />
ohne Eleganz einzubüssen, saftige<br />
reife Säure, schmelzige Frucht<br />
und balsamische Würze. Das Tannin<br />
ist feinkörnig und gut eingebunden.<br />
Langes Finale.<br />
chambleau.ch, CHF 93,–<br />
(Jahrgang ausverkauft)<br />
2020 CHARDONNAY LE LOCLAT<br />
Domaine Bouvet-Jabloir,<br />
Milvignes<br />
Salzzitrone und Butter in der Nase,<br />
etwas Birnendicksaft und Brotkruste.<br />
Sehr hochwertige, angenehme<br />
und gut integrierte Holzwürze. Am<br />
Gaumen eher füllig mit schönem<br />
Schmelz, Noten von kandierten Zitrusfrüchten,<br />
reifem Apfel sowie Buttergebäck.<br />
Langer, saftiger und harmonischer<br />
Nachhall.<br />
bouvet-jabloir.ch, CHF 60,–<br />
2021 PINOT NOIR LES ARGILES<br />
Château d‘Auvernier, Auvernier<br />
Mittleres Kirschrot. In der Nase<br />
dunkle Früchte, Holunder, Cassis,<br />
etwas Schwarzkirsche, dazu eine<br />
dunkle, schön gearbeitete Holzwürze,<br />
rauchige Nuancen. Am Gaumen<br />
elegant mit weichem Tannin und<br />
schön integrierter, reifer Säure.<br />
Hallt lange nach.<br />
chateau-auvernier.ch, CHF 59,–<br />
93<br />
92<br />
91<br />
2020 PINOT NOIR LES LANDIONS<br />
Domaine des Landions, Cortaillod<br />
Dunkle Farbe. In der Nase eigenständig<br />
aber schön mit intensiven<br />
Kirschnoten, auch eingelegte Kirschen,<br />
dazu rote Beeren, Anklänge<br />
von Holz. Am Gaumen von schöner<br />
Breite mit wiederum intensiver<br />
Frucht, dezente Extraktsüsse. Zeigt<br />
sich saftig und intensiv mit langem,<br />
frischem Nachhall. Einzig das Tannin<br />
könnte eleganter sein.<br />
meiervin.ch, k.A.<br />
2019 CHARDONNAY EXPRESSION<br />
Alain Gerber, Hauterive<br />
Buttrig in der Nase, Noten von Salzzitrone<br />
und grünem Apfel. Am Gaumen<br />
elegant und frisch mit harmonischer<br />
Kombination aus Schmelz<br />
und reifer Säure. Zeigt salzige<br />
Nuancen und einen harmonischen,<br />
saftigen Nachhall, der für<br />
Trinkfluss sorgt.<br />
gerber-vins.ch, CHF 27,–<br />
(Jahrgang ausverkauft)<br />
2023 OEILDE PERDRIX DEMETER<br />
Domaine Saint-Sébaste, St-Blaise<br />
Helles Lachsrosa. In der Nase rote<br />
Beeren, insbesondere Erdbeere,<br />
dazu zitrische Noten, dezent grüner<br />
Apfel. Wirkt natürlich und ausgewogen.<br />
Am Gaumen gut strukturiert<br />
mit angehm reifer Säure und schöner<br />
Saftigkeit. Endet mittellang mit<br />
trinkförderndem Grip.<br />
kuntzer.ch, CHF 20,–<br />
93<br />
92<br />
90<br />
2021 PINOT NOIR HAUTERIVE<br />
La Maison Carré, Auvernier<br />
Dunkles Kirschrot. Frische Nase mit<br />
Noten von dunklen Kirschen und<br />
Holunder – Beeren und Laub, helle<br />
Waldbeeren. Dazu zeigt der Wein<br />
eine pfeffrige Würze sowie Kräuternoten.<br />
Am Gaumen ebenfalls<br />
frisch wirkend mit Holundernoten<br />
und reifer Säure. Tannin fein aber<br />
noch spürbar. Kann weiter reifen.<br />
lamaisoncarree.ch, ausverkauft<br />
2016 CUVÉE LOUIS EDOUARD<br />
MAULER<br />
Maison Mauler, Môtiers<br />
Apfel in der Nase, etwas Hefe,<br />
Zitronat und Lindenblüte. Am<br />
Gaumen etwas aufbrausend,<br />
mittelfeine Perlage, schöne Säure,<br />
straffe Struktur. Zeigt angenehme<br />
Honignoten. Endet frisch.<br />
mauler.ch, CHF 39,80<br />
2022 CHASSELAS GOUTTE D‘OR<br />
Domaine de Montmollin,<br />
Auvernier<br />
Getrocknete Kräuter in der Nase,<br />
Lindenblüte, etwas Apfel, dezent<br />
Orangenzeste, laktische Anklänge.<br />
Am Gaumen angenehm präsent mit<br />
weichem Eindruck, reifer Säure und<br />
Noten von Frühlingshonig.<br />
Passende Länge.<br />
domainedemontmollin.ch,<br />
CHF 16,–<br />
Fotos: beigestellt<br />
86 falstaff sep <strong>2024</strong>
SCHULER ST. JAKOBS KELLEREI<br />
NEUE FILIGR ANE WEINE<br />
AUS NAVARRA<br />
In den 70er Jahren reiste Jakob Schuler nach Nordspanien, entdeckte Bodegas Chivite und<br />
gewann es als Partner für einen besonderen «Tinto». 1978 entstand die erste Edition<br />
von «Don Pascual» – eine charaktervolle Cuvée, die seither immer weiterentwickelt wird.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © SCHULER St. Jakobs Kellerei<br />
Das Aufspüren von Trends ist seit<br />
1694 für die Schuler St. Jakobs<br />
Kellerei ein wichtiger Teil ihrer<br />
Identität. Letztes Jahr haben Kellermeister<br />
Toni Broch und Robert Heinzer,<br />
Verwaltungsratspräsident der Schuler St.<br />
Jakobs Kellerei und Weinakademiker, sich<br />
zur Aufgabe gemacht, den Trend für filigrane<br />
Weine aufzugreifen und mit einem leichtfüssigen<br />
«Easy Drinking»-Wein zu ergänzen.<br />
Bei ihrer Recherche durch Navarra wurden<br />
die beiden von Christa Rigozzi begleitet. Sie<br />
ist nicht nur die erfolgreichste Miss <strong>Schweiz</strong><br />
aller Zeiten, die bekannte Tessiner Moderatorin<br />
ist auch eine grosse Weinkennerin und<br />
-geniesserin. Ihr Bruder führt den Familienbetrieb<br />
als Winzer im Tessin weiter. Christa<br />
Rigozzi trinkt gerne ausdrucksstarke Weine.<br />
So war es kein leichtes Unterfangen, drei<br />
verschiedene Meinungen unter einen Hut zu<br />
bringen. Was zählt, ist das Ergebnis: drei<br />
frische, filigrane Weine wurden geschaffen –<br />
unter der neuen Marke: «Pascualito» in den<br />
Farben Rot, Weiss und Rosé. Schuler-St.-<br />
Jakobs-Kellerei-CEO Markus Naewie ist<br />
überzeugt, dass diese Art der Weinentwicklung<br />
– analysieren und eigene Akzente setzen<br />
– die DNA von Schuler widerspiegelt:<br />
stets einen Schritt voraus, um Weinfreundinnen<br />
und -freunde mit erstklassigen<br />
Produkten zu begeistern.<br />
PASCUALITO BLANCO 2023<br />
Die archetypische Rebsorte Viura gibt dem<br />
Wein (12 Prozent Alkoholgehalt) seinen<br />
Körper, Moscatel seine Süsse, Sauvignon<br />
Blanc eine gute Säure, Chardonnay verleiht<br />
ihm seine Eleganz. Der Wein hat ein helles<br />
Gelbgrün. In der Nase sind dezente Nuancen<br />
von Ananas, reifen Stachelbeeren und ein<br />
Hauch von reifen Trauben. Im Gaumen sind<br />
finessenreiche Säure, feine Fruchtsüsse und<br />
vielfältigen Aromen präsent.<br />
PASCUALITO ROSADO 2023<br />
Der hellrosige, filigrane Rosado aus den<br />
einheimischen Rebsorten Tempranillo und<br />
Garnacha überzeugt mit saftigen Beerenaromen.<br />
In der Nase frische rote Beeren<br />
und saftiger Pfirsich, im Gaumen fällt als<br />
Erstes die saftig-animierende Säure auf.<br />
Himbeer- und rote Kirschenfrucht, gepaart<br />
mit samtigen Pfirsichnoten, verleihen diesem<br />
trinkfreudigen Wein (13 Prozent<br />
Alkoholgehalt) etwas Komplexität.<br />
Christa Rigozzi, Toni Broch und Robert Heinzer<br />
haben sich zusammen eingebracht und blicken mit<br />
Stolz auf drei frische, filigrane Weine in den Farben<br />
Rot, Weiss und Rosé.<br />
PASCUALITO TINTO 2021<br />
Der mittelkräftige, rubinrote Wein (14.5<br />
Prozent Alkoholgehalt) ist eine fruchtige<br />
Cuvée aus Tempranillo, Garnacha, Syrah<br />
und Cabernet Sauvignon. In der Nase rote<br />
Kirschen, schwarze Beeren und dezente<br />
Röstaromen von Vanille und Haselnuss. Er<br />
hat einen erfrischenden Antrunk und einen<br />
eleganten Körper. Sanfte Gerbstoffe und rotschwarze<br />
Fruchtaromatik werden untermalt<br />
von Gewürzen und schwarzem Pfeffer.<br />
INFO<br />
Die drei Weine sind erhältlich bei<br />
schuler.ch<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 87
Das norditalienische Valdobbiadene,<br />
idyllisch in der Provinz Treviso<br />
gelegen, zieht Weinkenner<br />
aus aller Welt in seinen Bann.<br />
VIELFÄLTIGES<br />
VENETIEN<br />
Venetien ist ein wahres Paradies für Weinliebhaber.<br />
Die Region im Nordosten Italiens bringt einige der bekanntesten und beliebtesten<br />
Weine des Belpaese hervor: von Amarone über Soave bis hin zu Prosecco.<br />
Die Weinregion Venetien, im<br />
Nordosten Italiens gelegen,<br />
erstreckt sich von den Ufern des<br />
Gardasees bis zur Lagune von<br />
Venedig und ist eine der bedeutendsten<br />
Weinbauregionen des Landes. Diese<br />
Region, die von den Alpen im Norden und<br />
der Adria im Süden umrahmt wird, bietet<br />
eine beeindruckende Vielfalt an Weinen,<br />
die sowohl durch die unterschiedlichen<br />
Bodenarten als auch durch die variierenden<br />
Mikroklimata geprägt sind. Venetien ist<br />
bekannt für seine charakteristischen Rotweine<br />
wie Valpolicella und Amarone, die<br />
aus den Traubensorten Corvina, Rondinella<br />
und Molinara hergestellt werden. Der<br />
Amarone, ein kraftvoller und komplexer<br />
Wein, wird aus luftgetrockneten Trauben<br />
produziert, was ihm einen intensiven<br />
Geschmack verleiht. Eine leichtere Variante<br />
ist der Ripasso, für den junger Rotwein mit<br />
Amarone-Trester versetzt wird.<br />
VON PRICKELND BIS PINK<br />
Auch die Weissweine der Region sind<br />
bemerkenswert. Allen voran der Soave,<br />
einer der bekanntesten Weissweine Italiens.<br />
Gekeltert wird er aus der Garganega-Traube<br />
und zeichnet sich durch seine fruchtige<br />
Frische aus. Mit etwas Flaschenreife laufen<br />
Spitzen-Soave übrigens zu Höchstform auf<br />
und verblüffen mit ihrer überaus komplexen<br />
Aromatik. Ganz ähnlich wie beim Chasselas<br />
hierzulande. Zu den grossen Weinen des<br />
Veneto gehört natürlich auch der Prosecco,<br />
der zum weltweiten Aushängeschild der<br />
Region geworden ist und erst kürzlich einen<br />
neuen Rekord geknackt hat. Im Juli <strong>2024</strong><br />
wurden 513.569 Hektoliter Prosecco abgefüllt,<br />
um 12,6 Prozent mehr als im Juni. Das<br />
meldet das Consorzio di Tutela Prosecco<br />
DOC. Damit wurden erst zum zweiten Mal<br />
in der Geschichte des Konsortiums mehr<br />
als 500.000 Hektoliter in einem Monat<br />
abgefüllt. Weinspezialitäten finden sich in<br />
Venetien aber noch mehr. Der Bardolino<br />
etwa, ein leichter und fruchtiger Rotwein,<br />
stammt aus der Gegend um den Gardasee<br />
88<br />
falstaff sep <strong>2024</strong>
ALDI SUISSE<br />
und ist auch als Rosé-Variante namens<br />
Bardolino Chiaretto bekannt. Der Bianco di<br />
Custoza, ein weiterer Weisswein, wird oft<br />
aus einer Mischung von Trebbiano und<br />
Garganega hergestellt und ist für seine<br />
frische und unkomplizierte Art geschätzt.<br />
KULTUR UND GENUSS<br />
Venetien ist aber nicht nur für seine Weine,<br />
sondern auch für seine kulturellen und kulinarischen<br />
Highlights bekannt. Die Region<br />
bietet eine reiche Geschichte und zahlreiche<br />
Sehenswürdigkeiten, von der Opernmetropole<br />
Verona bis zur Lagunenstadt Venedig.<br />
In Letzterer findet sich unter anderem<br />
«Harry’s Bar», ein Ort, der für einige<br />
kulinarische Erfindungen bekannt ist:<br />
Hier wurde etwa das Carpaccio in den<br />
1950ern erfunden, genauso wie der Bellini,<br />
ein Cocktail aus Prosecco und frischem<br />
Pfirsich mark. Insgesamt ist Venetien eine<br />
Region, die durch ihre Vielfalt und Qualität<br />
besticht. Die Weine dieser Region sind nicht<br />
nur ein Genuss für den Gaumen, sondern<br />
auch ein Ausdruck der reichen Kultur und<br />
Tradition Venetiens. Sie laden ein, die Region<br />
in Nordostitalien in all ihren Facetten<br />
zu entdecken und zu geniessen.<br />
WEINE IN DEN ALDI-SUISSE-FILIALEN<br />
2021 LE BARCHESSE V ALPOLICELLA<br />
RIPASSO DOC<br />
Terre e Cantine Scaligere<br />
Soave (VR)<br />
89 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />
14 Vol.-%, NK. In der Nase Noten<br />
von ge dörrten und frischen<br />
Waldbeeren, Sauerkirsche und<br />
Mokka sowie Karamell. Am<br />
Gaumen mittelgewichtig, reife<br />
Säure, ebensolches Tannin,<br />
dunkle Frucht und dezente<br />
Röstnoten.<br />
CHF 6,95<br />
2022 CASTELLORE PINOT<br />
GRIGIO DOC<br />
Terre e Cantine Scaligere<br />
Soave (VR)<br />
88 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />
12 Vol.-%, DV. Duftet nach Limette, grünem<br />
Apfel und gelbem Steinobst. Etwas Maracuja<br />
und florale Nuancen. Am Gaumen spritzig-frisch,<br />
knackige Säure, viel Zitrus und mittellang.<br />
CHF 3,95<br />
BIO 2023 MONDO BIOLOGICO PROSECCO<br />
SPUMANTE ROSÉ BIO DOC<br />
Weinwelt <strong>Schweiz</strong> AG, Martigny<br />
88 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />
11 Vol.-%, NK. Lachsrosa im Glas. In der Nase<br />
Noten von gelbem Steinobst, Apfel, Grapefruit und<br />
Mango. Am Gaumen frisch, mit schönem Spiel<br />
zwischen dezenter Süsse und Säure, angenehme<br />
Perlage, Pfirsich im Finale.<br />
CHF 9,95<br />
2023 SAN ZENONE BIANCO TREVENEZIE IGT<br />
Ro.Vi.Da.<br />
88 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />
12,5 Vol.-%, NK. Dezente Nase mit Noten von Agrumen,<br />
Sternfrucht und Apfel und etwas Maracuja.<br />
Am Gaumen füllig und kraftvoll, mit knackiger<br />
Säure und dezenter Süsse, mittellang.<br />
CHF 4,99<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Shutterstock; beigestellt<br />
2023 BORELLI MERLOT IGT<br />
IWB Italia SpA, Calmasino di Bardolino (VR)<br />
87 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />
11,5 Vol.-%, DV. Fruchtiges Bukett mit Noten von<br />
Himbeere, Pflaume und dunklen Waldbeeren sowie<br />
dezenten würzigen Anklängen. Am Gaumen<br />
passende Säure, viel Beerenfrucht, mittellang.<br />
CHF 3,99<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
vinoteca.aldi-suisse.ch<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 89
wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />
NEUE<br />
SORTEN,<br />
NEUES<br />
..<br />
GLUCK<br />
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten – kurz Piwis – sind auf<br />
dem Vormarsch. Lange Jahre eilte den menschgemachten<br />
Sorten der Ruf voraus, dass die daraus resultierenden Weine<br />
im Glas wenig hergeben. Ihrem Erfolg tat dies keinen Abbruch.<br />
Was sind die Vorteile der neuen Sorten? Und warum werden<br />
sie von immer mehr Weinmachern angepflanzt?<br />
TEXT DOMINIK VOMBACH UND ULRICH SAUTTER<br />
Die heutigen Piwi-Weine müssen sich<br />
bei Weitem nicht mehr verstecken. Das<br />
liegt an neuen Sorten, aber auch und vor<br />
allem am Know-how der Winzer, das in<br />
den letzten Dekaden stetig gewachsen<br />
ist und weiterwächst.<br />
Foto: beigestellt<br />
90 falstaff sep <strong>2024</strong>
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
91
wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />
Die Rebparzelle, die vor uns<br />
liegt, kommt einem Orakel<br />
gleich, einem Blick in die<br />
mögliche Zukunft des Weinbaus.<br />
Sie befindet sich in<br />
Uesslingen im Kanton Thurgau in der<br />
<strong>Schweiz</strong> und sieht auf den ersten Blick<br />
ziemlich gewöhnlich aus. Auf den zweiten<br />
ist sie aber alles andere als das. Als Erstes<br />
fallen uns die Rebstöcke auf, deren Stämme<br />
dem bei Weitem nicht kurz geratenen<br />
Winzer Roland Lenz bis zur Schulter reichen,<br />
dann die Haselnusssträucher und die<br />
Maulbeerbäume, die in den Reb zeilen zwischen<br />
den Rebstöcken zu entdecken sind.<br />
Rund um die Parzelle gedeihen Bäume,<br />
Hecken und Sträucher, zwischen den Rebzeilen<br />
wächst Hanf. «So, wie diese Parzelle<br />
DURCH DEN ANBAU<br />
VON PIWI-<br />
REBSORTEN LASSEN<br />
SICH PFLANZEN-<br />
SCHUTZMASSNAHMEN<br />
UM BIS ZU 80 PROZENT<br />
REDUZIEREN.<br />
aussieht, stellen wir uns Diversität vor»,<br />
erklärt Lenz. Und die ist für ihn entscheidend,<br />
wenn es um den Anbau von pilzwiderstandsfähigen<br />
– kurz Piwi genannt –<br />
Rebsorten geht. Piwi-Sorten sind, ganz<br />
einfach erklärt, Rebsorten, die so gezüchtet<br />
wurden, dass sie weitestgehend gegen die<br />
Pilzkrankheiten Oidium und Peronospora,<br />
den Echten und den Falschen Mehltau,<br />
resistent sind, ganz im Gegensatz zu den<br />
sogenannten Europäersorten, zu denen im<br />
Grunde alle bekannten und tief in unserer<br />
Weinkultur verankerten Rebsorten zählen,<br />
Pinot Noir etwa, Grüner Veltliner, Riesling<br />
oder Merlot, um nur einige wenige zu<br />
nennen. Um Weinreben vor den genannten<br />
Pilzkrankheiten zu schützen, müssen<br />
Winzer Pflanzenschutzmittel spritzen, egal,<br />
ob sie biologischen oder konventionellen<br />
Anbau betreiben. Hat der Winzer aber<br />
Piwi-Sorten in seinen Reb bergen gepflanzt,<br />
lassen sich diese Massnahmen je nach<br />
Sorte um bis zu 80 Prozent oder mehr<br />
reduzieren. Das bedeutet nicht nur eine<br />
Karin und Roland<br />
Lenz gehören<br />
zu den Piwi-<br />
Pionieren in<br />
der <strong>Schweiz</strong>.<br />
95 Prozent ihrer<br />
Rebflächen<br />
sind mit neuen<br />
Sorten bestockt.<br />
WAS SIND<br />
PIWI-<br />
REBSORTEN?<br />
Piwi-Rebsorten sind speziell gezüchtete<br />
Rebsorten, die eine hohe Resistenz gegenüber<br />
Pilzkrankheiten wie Echtem und Falschem<br />
Mehltau aufweisen. Diese Eigenschaft<br />
ermöglicht es den Winzern, den Einsatz von<br />
Pestiziden drastisch zu reduzieren oder im<br />
Extremfall sogar ganz darauf zu verzichten.<br />
Dies ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern<br />
auch kosteneffizienter, da weniger Spritzmittel<br />
und Arbeitsaufwand erforderlich sind.<br />
Weitere Infos: piwi-international.org<br />
Fotos: Shuttertock, beigestellt, Hari Pulko, Carmen Janzen, beigestellt<br />
92 falstaff sep <strong>2024</strong>
Die Familie Lanz hat sich ganz auf den<br />
Anbau von pilzwiderstandsfähigen<br />
Rebsorten spezialisiert. Ihr<br />
Weingut befindet sich in der<br />
Region Bayerischer Bodensee.<br />
Verringerung der reinen Spritzmittelmenge,<br />
sondern auch weniger Durchfahrten mit<br />
dem Traktor und somit weniger CO 2<br />
-Ausstoss<br />
sowie geringere Bodenverdichtung.<br />
Auch die Produktionskosten sinken. Diese<br />
Vorteile erkennen in den letzten Jahren<br />
immer mehr Produzenten in Deutschland,<br />
Österreich und der <strong>Schweiz</strong> und wagen<br />
sich an den Anbau der resistenten Sorten.<br />
Aktuell liegt ihr Anteil in Deutschland<br />
bei rund vier Prozent, in Österreich bei<br />
etwa zwei Prozent und in der <strong>Schweiz</strong> bei<br />
etwa 3,5 Prozent der Gesamtrebfläche –<br />
Tendenz steigend. In der <strong>Schweiz</strong> wird der<br />
Umstieg auf Piwi-Sorten seit letztem Jahr<br />
sogar staatlich unterstützt. «Weinbauern<br />
erhalten 30.000 Franken pro Hektar,<br />
wenn sie auf Piwi-Sorten umstellen»,<br />
berichtet Lenz, der auch als Präsident der<br />
Vereinigung Piwi <strong>Schweiz</strong> aktiv ist.<br />
NEXT GENERATION<br />
Hier sieht er aber auch Herausforderungen,<br />
denn vielen Winzern fehlt heute noch das<br />
Know-how, was den Anbau der Sorten angeht.<br />
Sie erwarten zum Teil, dass Pflanzenschutzmassnahmen<br />
mit der Umstellung<br />
obsolet werden, und sind dann häufig<br />
enttäuscht, wenn die Reben nicht mitspielen.<br />
Das liegt zum einen an den Rebsorten,<br />
denn jene Piwi-Sorten, die heute in<br />
aller Munde sind, stammen aus den ersten<br />
Züchtungsgenerationen und sind genetisch<br />
nicht optimal gegen Pilzkrankheiten abgesichert.<br />
Hierzu gehören beispielsweise<br />
Sorten wie Cabernet Blanc und Souvignier<br />
Gris, die vor rund 30 Jahren entstanden,<br />
aber auch neuere Sorten wie Divico oder<br />
Divona. «Diese Sorten muss man begleiten,<br />
damit sie funktionieren», erklärt Lenz<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
93
wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />
<<br />
und meint damit, dass sie ein- bis<br />
zweimal während der Vegetationsperiode<br />
behandelt werden müssen. Rund zehnmal<br />
weniger, als Lenz in diesem Jahr seine<br />
Müller-Thurgau-Parzelle mit Schwefel<br />
und Kupfer behandeln musste, um sie vor<br />
Peronospora und Oidium zu schützen. Die<br />
Blauburgunderparzelle eines konventionell<br />
arbeitenden Winzerkollegen direkt unterhalb<br />
hat es besonders stark erwischt: Sie<br />
trägt in diesem Jahr gar keine Trauben.<br />
DIVERSITÄT ALS SCHLÜSSEL<br />
Ein weiterer Faktor, der dazu führt, dass im<br />
Grunde resistente Sorten einbrechen, ist die<br />
eingangs erwähnte fehlende Diversität im<br />
Rebberg. Pilzkrankheiten finden in Monokulturen,<br />
zu denen das Gros der weltweiten<br />
Rebflächen nun mal gehört, hervorragende<br />
Bedingungen, um maximalen Schaden anzurichten.<br />
Nach Lenz’ Erfahrungen lässt<br />
sich der Krankheitsdruck durch Diversität<br />
jedoch drastisch mindern. Ein<br />
Konzept, das auch bei Europäerreben<br />
von Nutzen sein könnte. « Anstatt<br />
zwei Hektar mit einer Rebsorte wie<br />
Muscaris zu bepflanzen, sollte die Fläche in<br />
mehrere Parzellen mit maximal 1500 Rebstöcken<br />
derselben Sorte aufgeteilt werden.<br />
Das wirkt Wunder!», erklärt Lenz.<br />
Rund sieben Hektar seiner 27 Hektar<br />
Betriebsfläche hat er mittlerweile wie eingangs<br />
beschrieben umgestellt. Obwohl auf<br />
diesen Flächen ein Drittel weniger Rebstöcke<br />
stehen, wurde die Produktionsmenge<br />
nicht nach unten korrigiert. Die verbliebenen<br />
Rebstöcke produzieren heute auf zwei<br />
Etagen und dank rund 5,5 Prozent Humusgehalt<br />
im Boden dieselbe Menge Trauben.<br />
Effiziente Produktionsbedingungen, die<br />
für das Lianengewächs laut Lenz eine<br />
Befreiung darstellen.<br />
Alfred Ploder vom Weingut Ploder-<br />
Rosenberg aus der Steiermark begann im<br />
Rahmen der Umstellung auf biodynamischen<br />
Anbau des Betriebs, um die 2000er-<br />
Jahre herum mit Piwi-Sorten zu arbeiten.<br />
Heute machen sie rund 70 Prozent der<br />
gesamten Betriebsfläche aus. «Die Namen<br />
werden geläufiger, und immer mehr<br />
Kunden können mit den Weinen etwas<br />
anfangen», berichtet er.<br />
Durchaus kritisch sieht er heute<br />
die Piwi-Sorte Blütenmuskateller, die<br />
zwar durch spektakuläre Aromen<br />
begeistert, jedoch sehr anfällig für die<br />
Schwarzholzkrankheit ist. «Wenn wir eine<br />
Pflanze genauso behandeln müssen wie<br />
Grauburgunder, ist sie nicht die Richtige»,<br />
stellt Ploder fest.<br />
Bei Ploder-Rosenberg verfolgt man<br />
die Philosophie, dass die richtige<br />
Rebsorte am richtigen Ort stehen<br />
muss. Das heisst, man will nicht mit<br />
immensem Aufwand dafür sorgen,<br />
dass Rebsorten überhaupt Trauben<br />
Beim Weingut Ploder-Rosenberg möchte man<br />
nicht mehr dafür sorgen, dass Rebsorten<br />
im Rebberg überhaupt überleben können,<br />
sondern von Grund auf Sorten pflanzen, die<br />
mit den Gegebenheiten zurechtkommen.<br />
Fotos: APRESVINO.AT, Selina Weratschnig, beigestellt<br />
94 falstaff sep <strong>2024</strong>
Extreme Hitze, lange Dürreperioden,<br />
Hagel, Frost und starke Regenfälle: Der<br />
Klimawandel und seine Folgen werden<br />
immer spürbarer und stellen die Winzer<br />
in Deutschland, in Österreich und in der<br />
<strong>Schweiz</strong> vor neue Herausforderungen.<br />
produzieren oder überleben können,<br />
sondern Sorten finden, die mit den spezifischen<br />
Gegebenheiten zurechtkommen.<br />
Was durchweg logisch klingt, ist im über<br />
Generationen angelegten Weinbau aber<br />
nicht selbstverständlich. Auch bei Ploder<br />
gibt es noch Parzellen mit Europäersorten,<br />
von denen man sich so schnell nicht trennen<br />
wird. Eine Morillon-Anlage aus dem Jahr<br />
1987 etwa, die keine Ausfälle aufweist. «Die<br />
werden wir nicht anrühren. Warum auch?»,<br />
sagt Ploder und ergänzt, dass der Pflanzenschutzaufwand<br />
natürlich überhaupt nicht zu<br />
vergleichen sei.<br />
EVOLUTION IM WEINBERG<br />
Auch in Deutschland ist der Markt für<br />
Piwis ein Wachstumssegment. Mittlerweile<br />
existiert sogar ein Fassweinmarkt<br />
für Sorten wie Cabernet Blanc, auch wenn<br />
«das noch überschaubar ist und nur einen<br />
Bruchteil von anderen Nebensorten wie<br />
etwa Gewürztraminer ausmacht», wie der<br />
Kommissionär Tobias Stern aus Hochstadt<br />
in der Pfalz berichtet. Bei den Rebschulen<br />
machen Piwi-Sorten jedoch momentan<br />
einen bedeutenden Anteil ihres Umsatzes<br />
aus, die Winzer fragen vor allem Cabernet<br />
AKTUELL L MACHEN<br />
PIWI-SORTEN IN<br />
DEUTSCHLAND RUND<br />
VIER PROZENT, IN<br />
ÖSTERREICH ETWA<br />
ZWEI PROZENT UND IN<br />
DER SCHWEIZ CIRCA<br />
3,5 PROZENT DER<br />
REBFLÄCHE AUS.<br />
Blanc und Souvignier Gris für ihre<br />
Neuanlagen nach.<br />
Für Souvignier Gris entschied sich<br />
der Ahrwinzer Oliver Schell, um einen<br />
Versuch im Dernauer Burggarten zu<br />
starten, also in einer Schiefersteillage, in<br />
der normalerweise Spätburgunder wächst.<br />
In dieser Parzelle, in der alles Handarbeit<br />
sei, nehme der Piwi im Sommer einigen<br />
Druck aus der Arbeitslast. «Andererseits:<br />
Nur weniger Pflanzenschutz, und<br />
dann schmeckt’s nicht, das bringt ja auch<br />
nichts.» Im Jahr 2023 reizten Schell und<br />
seine Lebensgefährtin Christin Robrecht<br />
daher die Reife des Souvignier aus: «Meine<br />
Freundin sagte: ‹Lass ihn hängen und leg<br />
ihn ins Fass.›» Das Ergebnis: eine seidige<br />
trockene Auslese, bei aller Kraft beeindruckend<br />
nuancenreich und balanciert – und<br />
bei einem Flaschenpreis von 28 Euro innerhalb<br />
von vier Wochen ausverkauft.<br />
«Wir fangen an, menschengemachte<br />
Evolution in die Rebgärten zu bringen»,<br />
ordnet Benjamin Lanz aus Nonnenhorn am<br />
Bodensee den Anbau der Piwis ein. Lanz<br />
setzt in seinen Weinbergen zu 100 Prozent<br />
auf Piwis – und keltert aus ihnen ebenso<br />
komplexe wie Terroir-affine Einzellagen-<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
95
wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />
<<br />
Weniger Arbeitslast: Statt<br />
Spätburgunder hat Oliver<br />
Schell Souvignier Gris in einer<br />
Steillage gepflanzt.<br />
Weine. Als Piwi-Dogmatiker<br />
möchte er sich trotzdem nicht verstanden<br />
wissen: «Ich bin primär Winzer,<br />
tagsüber bin ich gärtnerisch tätig, und<br />
abends will ich einen kulinarischen Schluck<br />
Wein im Glas haben.» Auch in der Welt der<br />
Piwis, so Lanz weiter, gebe es kein Zurücklehnen.<br />
So lässt er beispielsweise kleinere<br />
Infektionen bei seinen Reben wohlüberlegt<br />
zu, gewissermassen als Resistenztraining<br />
für die Stöcke. «Die Natur verändert sich<br />
dauernd, die Pilze sind schnell.»<br />
PERFEKTE SORTEN<br />
Wie die klimatischen Bedingungen haben<br />
sich in den letzten Dekaden auch die<br />
Züchtungsziele bei den Piwi-Sorten bedeutend<br />
verändert. Heute müssen sie nicht<br />
nur mindestens vierfach genetisch gegen die<br />
wichtigsten Pilzkrankheiten abgesichert sein,<br />
sondern auch resistent gegenüber der bedrohlichen<br />
Schwarzholzkrankheit, um in die<br />
nähere Auswahl zu kommen. Der Austrieb<br />
darf nicht zu früh stattfinden, damit die<br />
immer häufiger auftretenden Frühjahrsfröste<br />
keine Probleme bereiten, die Blattstellung<br />
soll den immensen Arbeitsaufwand für die<br />
Entlaubung verringern, und natürlich muss<br />
die Weinqualität stimmen. «Im Grunde wollen<br />
wir eine Rebsorte, die möglichst wenig<br />
Arbeit bereitet<br />
und hochwertige<br />
Weine hervorbringt»,<br />
berichtet Lenz. Er weiss,<br />
wovon er spricht, denn seit gut zehn Jahren<br />
arbeitet er mit dem legendären Piwi-Rebzüchter<br />
Valentin Blattner zusammen und<br />
testet auf rund zwei Hektar seines Betriebs<br />
neue resistente Sorten.<br />
Jedes Jahr hat er seitdem etwa 4000 Rebstöcke,<br />
verteilt auf 100 verschiedene vielversprechende<br />
neue Sorten, auf seinem Weinberg<br />
gepflanzt, um sie zu beobachten und auf<br />
Herz und Nieren zu prüfen. «Der Härtetest<br />
folgt im Versuchsfeld. Es gibt immer wieder<br />
Sorten, die in der Theorie, womit die Gentests<br />
gemeint sind, gut abschneiden, dann<br />
aber im Feld einbrechen. Warum, wissen<br />
wir nicht», sagt Lenz. Jährlich werden 2500<br />
Stöcke, die über vier bis fünf Jahre beobachtet<br />
wurden und kein Potenzial zeigen, wieder<br />
gerodet. Eine Sisyphusarbeit, die erst nach<br />
mindestens zwölf Jahren ausgiebigen Testens<br />
Früchte trägt. Erst dann wird entschieden, ob<br />
eine Rebsorte wirklich geeignet ist und auf<br />
den Markt kommt.<br />
Just in diesem Moment wird also möglicherweise<br />
eine Rebsorte gekreuzt, die die<br />
Weinwelt nachhaltig verändern wird. Wer<br />
weiss?<br />
<<br />
WICHTIGE<br />
PIWI-<br />
REBSORTEN<br />
DIVICO<br />
Die resistente <strong>Schweiz</strong>er Züchtung ist die<br />
meistangebaute Piwi-Sorte der <strong>Schweiz</strong>. Die<br />
Weine sind dunkelfarbig und komplex mit<br />
fruchtigen, floralen und würzigen Noten.<br />
CABERNET BLANC<br />
In ihrem Duft erinnert die Sorte mit Noten von<br />
Paprika und Cassis an ihre Kreuzungsrebe<br />
Cabernet Sauvignon. Bei richtiger Reife und<br />
optimalem Terrain entwickelt sie eine gute<br />
Mineralität und Säurestruktur.<br />
REGENT<br />
Der Regent ist die häufigste in Deutschland angebaute<br />
pilztolerante Rebsorte. Sie wurde 1967<br />
am Geilweilerhof bei Siebeldingen gezüchtet<br />
und bringt würzig-fruchtige Rotweine hervor.<br />
ROESLER<br />
Die meistangebaute Piwi-Sorte Österreichs<br />
ergibt dunkle, farbintensive Weine mit<br />
hohem Tanningehalt und vollmundigem<br />
Waldbeerenaroma.<br />
SOUVIGNIER GRIS<br />
Spannende Piwi-Sorte, die aromatisch<br />
von gelben Steinfrüchten und Gewürznoten<br />
geprägt ist und handfeste Weissweine<br />
hervorbringt.<br />
Fotos: beigestellt<br />
96 falstaff sep <strong>2024</strong>
BURGENLAND.<br />
WEIN AUS DEM<br />
GROSSE KUNST. OHNE ALLÜREN.<br />
Burgenland – eine geschützte<br />
Ursprungsbezeichnung der EU für<br />
österreichischen Qualitätswein.<br />
Burgenländischer Wein wächst unter<br />
der pannonischen Sonne. Einzigartig<br />
und rassig. Hochdekoriert, international<br />
begehrt und dennoch am Boden<br />
geblieben. österreichwein.at
wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />
BEST OF<br />
PIWI<br />
TASTING<br />
INFO<br />
WEITERE BEWERTUNGEN<br />
UND BESCHREIBUNGEN<br />
FINDEN SIE SIE AB<br />
AB SEITE 178. 148.<br />
94<br />
93<br />
93<br />
2022 «EB» TROCKEN<br />
Benjamin Lanz, Bayerischer<br />
Bodensee, Deutschland<br />
Aus der Lindauer Einzellage Entenberg.<br />
Fein nuanciert im Duft: balsamische<br />
Spontangärungsnoten, Hefe,<br />
Gesteinsmehl, zitrische Untertöne.<br />
Hoch differenziert zeigt sich auch<br />
der Gaumen: fein gewoben, ungemein<br />
präzise, mit Säurespiel und<br />
einer geradezu luziden Anlage,<br />
irgendwie leicht und dennoch auch<br />
extraktreich und ernsthaft.<br />
lanzwein.de, ca. CHF 35,–<br />
2018 ROESLER VINTAGE<br />
Weingut Christoph Bauer<br />
Weinviertel, Österreich<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker<br />
Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Zart nach Dörrpflaumen<br />
und Lakritze, ein Hauch von Hagebuttenmarmelade,<br />
dezente Orangenschalen,<br />
Pfeifentabak klingt an.<br />
Gute Komplexität, kraftvoll, restsüss<br />
nach Brombeeren und Pflaumen,<br />
schokoladiger Rückgeschmack,<br />
stoffiges Finish, wird von<br />
Flaschenreife profitieren.<br />
bauerwein.at, ca. CHF 18,–<br />
2021 SEKT AUSTRIA RESERVE<br />
SOUVIGNIER GRIS BRUT<br />
Josef Scharl – Charakterweine<br />
Steiermark, Österreich<br />
Helles Strohgelb, Messingreflexe,<br />
zartes, feines Mousseux. Frische<br />
Wiesenkräuter, weisse Apfelfrucht,<br />
Limettenzesten, auch Mandarinen<br />
klingen an, facettenreiches Bukett.<br />
Saftig, gute Komplexität, weisser<br />
Pfirsich, dezente Fruchtsüsse im<br />
Kern, Mango im Nachhall, mineralisch-salzig,<br />
etwas Blütenhonig im<br />
Nachhall. weinhof-scharl.at,<br />
ca. CHF 27,50<br />
93+<br />
93<br />
93<br />
2023 SAUVIGNAC TROCKEN<br />
Weingut Hemmes<br />
Rheinhessen, Deutschland<br />
Der Duft zeigt sich frisch, ohne zu<br />
»laut« zu werden: etwas Grapefruit,<br />
Paprika, Apfel, Walnuss, Sellerie,<br />
und auch ein floraler Oberton. Der<br />
Gaumen entfaltet ein geradezu an<br />
Riesling erinnerndes Süsse-Säure-<br />
Spiel am süsseren Ende der<br />
«trocken»-Skala: saftig, knackig, mit<br />
lebendiger Säure und viel Spannung,<br />
aber auch mit Feinheit und Nuancenreichtum.<br />
weingut-hemmes.de, ca. CHF 10,–<br />
2022 «RÉSERVE» CABERNET<br />
BLANC<br />
Weingut Galler, Pfalz, Deutschland<br />
Der Ausbau im kleinen Eichenfass<br />
hat dem Cabernet Blanc die rebsortentypisch<br />
schrillen Noten genommen.<br />
Der Duft zeigt hefige Noten<br />
und eine zurückhaltende Würze.<br />
Auch der Gaumen gefällt mit seiner<br />
dezenten Art, fliesst reich und seidig,<br />
dicht, durchaus mit Power, ohne<br />
den Alkohol in den Vordergrund zu<br />
stellen.<br />
weingut-galler.de, ca. CHF 24,–<br />
2023 HANDWERK ROT<br />
Bioweingut Roland und Karin<br />
Lenz, Thurgau, <strong>Schweiz</strong><br />
Mittleres Rubin, violette Reflexe.<br />
Sauerkirsche in der Nase, dazu<br />
Waldbeeren, insbesondere Erdbeeren,<br />
Kräuternoten, dezent gedörrte<br />
Fruchtnuancen. Am Gaumen saftig<br />
und von mittlerer Fülle mit intensiven<br />
Kirschnoten, feines, geschliffenes<br />
Tannin. Endet lang und frischfruchtig.<br />
weingut-lenz.ch, CHF 28,–<br />
93<br />
93<br />
93<br />
2019 CARA<br />
Ploder-Rosenberg<br />
Steiermark, Österreich<br />
Mittleres Goldgelb, orange Reflexe.<br />
Feine Tabakwürze, etwas nach<br />
Kräutern, zart nach Grapefruit, dazu<br />
rauchige Nuancen, ein Hauch von<br />
Birne, reduktives Bukett. Saftig,<br />
straff, facettenreiche Säurestruktur,<br />
dunkle Mineralik, weisser Pfirsich im<br />
Abgang, salziger Nachhall, feinwürziger<br />
Speisenbegleiter.<br />
shop-ploder-rosenberg.at,<br />
ca. CHF 15,–<br />
2022 SOUVIGNIER GRIS<br />
Bosshart + Grimm Bio-<br />
Weingärten, St. Gallen, <strong>Schweiz</strong><br />
Frische Zitrusaromatik in der Nase.<br />
Noten von Yuzu, Kumquat und<br />
Grapefruit. Dazu gelbe Steinfrucht<br />
und florale sowie kräutrig-würzige<br />
Anklänge. Am Gaumen elegant, mit<br />
reifer Säure und schönem Schmelz.<br />
Herbe Zitrusfrucht, die sich in den<br />
langen, salzig anmutenden Abgang<br />
zieht.<br />
bosshartweine.ch, CHF 25,–<br />
2022 L‘AUDACIEUX<br />
Domaine de Chambleau<br />
Drei-Seen-Land, <strong>Schweiz</strong><br />
Dunkles Purpur im Glas. Angenehm<br />
wilde, fleischige Fruchtaromatik in<br />
der Nase mit Noten von Pflaume,<br />
Brombeere, Schwarzkirsche und<br />
Roter Johannisbeere. Anklänge von<br />
Piment und ein Hauch Karamell. Am<br />
Gaumen saftig und angenehm kraftvoll,<br />
mit reifer Säure, feinkörnigem<br />
Tannin und langem würzigen Finale.<br />
chambleau.ch, CHF 35,–<br />
Fotos: beigestellt<br />
98 falstaff sep <strong>2024</strong>
PIWI-WEINE<br />
VIELFALT<br />
IM WEINBERG<br />
Im Einklang mit der Natur und im Zeichen der Diversität<br />
setzen Winzer zunehmend auf neue Rebsorten<br />
und ökologischen Weinbau.<br />
ADVERTORIAL Foto: © Shutterstock; Beigestellt<br />
Weinbau neu denken …<br />
Fruchtbarer Boden, robuste Traubensorten<br />
und viel Diversität! Diese<br />
Kombination kurbelt die natürlichen<br />
Lebenskreisläufe an und bringt Vielfalt<br />
und Stabilität in die Weingärten des<br />
Bioweinguts Lenz. So entstehen<br />
gesunde Trauben, die wiederum<br />
Charakterweine entstehen lassen. Wir<br />
sind überzeugt, dass das Potenzial<br />
und die Qualität eines Weinjahrgangs<br />
zu 100 Prozent von der Diversität des<br />
Weingartens abhängt. Mittlerweile leben<br />
rund 110.000 Piwi-Reben, verteilt<br />
auf 550 Traubensorten, zusammen<br />
mit über 2500 Haselnuss-, Wallnuss-<br />
Maulbeer- und anderen Fruchtbäumen<br />
harmonisch in Symbiose. Dazwischen<br />
bauen wir verschiedene Getreidesorten<br />
an. Vernetzt mit viel Biodiversität, also<br />
mit extensiven Wiesen und lockeren<br />
Hecken, entstehen vitale Lebensgemeinschaften,<br />
in der der Winzer nur<br />
Begleitfunktion hat. Und das Resultat?<br />
Eigenständige Weinpersönlichkeiten,<br />
die Genussmenschen begeistern …<br />
BIOWEINGUT LENZ<br />
In Iselisberg 23<br />
8524 Uesslingen<br />
weingut-lenz.ch<br />
Piwi-Weine aus<br />
dem Baselbiet<br />
Seit 750 Jahren wird an den steilen<br />
Lagen im Paradies in Buus Rebbau<br />
betrieben. In der flachgründigen,<br />
kalkhaltigen und nach Süden ausgerichteten<br />
Lage Paradies gedeihen ganz<br />
besondere Tropfen. Vor 20 Jahren hat<br />
die Familie Kaufmann die ersten Piwi-<br />
Reben in das Paradies gepflanzt und<br />
somit die Weichen für einen ökologischen<br />
und zukunftsfähigen Weinbau<br />
gestellt. Auf der halben Rebfläche<br />
der Kaufmanns stehen mittlerweile<br />
fünf Piwi-Sorten – Souvignier Gris,<br />
Cabernet Blanc, Muscaris, Cabernet<br />
Jura und Divico. Mit viel Herzblut,<br />
Leidenschaft und grosser Sorgfalt<br />
werden die Rebstöcke gepflegt. Aus<br />
diesen handgelesenen Trauben entstehen<br />
neue, vorzügliche Piwi-Weine –<br />
ein spät gelesener Souvignier Gris, der<br />
auch als Orangewein ausgebaut wird,<br />
oder ein Divico mit seiner kräftigen<br />
Farbe und intensiven Aromatik.<br />
OBST- UND WEINBAU KAUFMANN<br />
Im Brunn 31<br />
4463 Buus<br />
info@weinbau-kaufmann.ch<br />
weinbau-kaufmann.ch<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 99
In Südtirol in der Nähe von<br />
Bozen liegt der kleine Weiler<br />
Schreckbichl, italienisch<br />
Colterenzio, der Namensgeber<br />
einer Kellerei ist, die<br />
stellvertretend für eine ganze<br />
Weinregion steht.<br />
SÜDTIROLS<br />
QUALITÄTSPIONIERE<br />
Auf dem Weinberg Lafóa hat die Kellerei<br />
Schreckbichl Colterenzio Pionierarbeit geleistet und steht heute<br />
stellvertretend für die ganze Weinregion Südtirol.<br />
D<br />
ie Weinregion Alto Adige, oder<br />
besser bekannt als Südtirol,<br />
besticht trotz ihrer überschaubaren<br />
Grösse durch eine grosse<br />
Weinvielfalt. Zu verdanken ist dies auch<br />
der ausgezeichneten Lage der nördlichsten<br />
Provinz Italiens. Die Alpen bieten Schutz<br />
vor kalten Strömungen aus dem Norden<br />
und halten die feuchten Luftmassen aus<br />
dem Mittelmeer ab, die Niederschläge fallen<br />
bedeutend geringer aus als in den umliegenden<br />
Gebieten. Viele Sonnenstunden in<br />
Kombination mit starken Temperaturunterschieden<br />
zwischen Tag und Nacht helfen<br />
den Trauben, perfekt auszureifen und Weine<br />
von intensiver Frucht und animierender<br />
Frische hervorzubringen.<br />
Wer die reichhaltige und vielfältige<br />
Weinbautradition Südtirols kennenlernen<br />
möchte, wird in der Nähe von Bozen im<br />
Weiler Schreckbichl, italienisch Colterenzio,<br />
fündig. Dort steht die gleichnamige Kellerei,<br />
die kein Familienweingut im traditionellen<br />
Sinn ist. Dahinter steht nämlich<br />
nicht nur eine, sondern rund 300 Familien<br />
aus der Region. Diese sind Teilhaber des<br />
Weinguts und steuern ihr sorgfältig von<br />
Hand gelesenes Traubengut bei. Kellermeister<br />
Martin Lemayr vinifiziert daraus<br />
unverwechselbare Rot- und Weissweine.<br />
Besonders stolz sind die Weinbauern auf<br />
die hervorragenden Lagen, in denen sie<br />
nicht nur Südtirols traditionelle Sorten wie<br />
Vernatsch, Lagrein oder Weissburgunder<br />
anbauen, sondern auch internationale<br />
Rebsorten, die dort bestens gedeihen.<br />
100<br />
falstaff<br />
sep <strong>2024</strong>
MÖVENPICK WEIN<br />
In der Kellerei Schreckbichl<br />
Colterenzio wird das Traubengut<br />
von 300 Winzerfamilien<br />
aus der Region vinifiziert.<br />
TASTING BOX «SCHRECKBICHL LAFÓA»<br />
Mit der Tasting Box «Schreckbichl Lafóa»<br />
von Mövenpick Wein kann man drei Weinjuwele<br />
vom Südtiroler Spitzenweingut<br />
Schreckbichl Colterenzio in aller Ruhe zu<br />
Hause entdecken und profitiert von<br />
attraktiven Preisvorteilen gegenüber dem<br />
Kauf von Einzelflaschen.<br />
Die Tasting Box enthält je eine Flasche:<br />
ADVERTORIAL Fotos: © focus-fotodesign; Helmuth Rier<br />
Um die Schönheit der<br />
Südtiroler Landschaft<br />
nicht zu gefährden, werden<br />
bei Schreckbichl ökologische<br />
Themen grossgeschrieben. Beste<br />
Beispiele dafür sind die Stromgewinnung<br />
durch Photovoltaikanlagen und die<br />
Deckung des Warmwasserbedarfs durch<br />
Solarpaneele und Wärmerückgewinnung.<br />
EIN WEINBERG<br />
ALS URSPRUNG<br />
DES QUALITÄTSDENKENS<br />
Die Geburtsstunde von Schreckbichl<br />
Colterenzio war 1960, als sich einige Winzerinnen<br />
und Winzer zusammenschlossen,<br />
um vom damaligen Massenweinmarkt<br />
unabhängig zu werden. Mit der Gründung<br />
ihrer eigenen Genossenschaft setzten sie<br />
eine Qualitätsoffensive in Gang. Eine entscheidende<br />
Rolle spielte dabei der Weinberg<br />
Lafóa, ein sonnenverwöhnter Bergrücken<br />
hinter der Kellerei. Schreckbichl<br />
Colterenzio gehörte zu den Vorreitern, als<br />
sie begann, in dieser erstklassigen Lage<br />
Bordeaux-Rebsorten zu kultivieren. Gleichzeitig<br />
wurden neue Qualitätsstandards<br />
für Südtiroler Weine<br />
geschaffen, die stetig<br />
weiterentwickelt wurden<br />
und bis heute von den Mitgliedern<br />
und Mitarbeitenden der Kellerei<br />
konsequent eingehalten werden. Dazu<br />
zählt zum Beispiel die Ertragsreduktion für<br />
hochwertigeres Traubengut.<br />
Heute gehören die limitierten, meisterlich<br />
im Barrique gereiften Lafóa-Weine zu den<br />
besten Weinen nicht nur Südtirols, sondern<br />
ganz Italiens. Die Weiss- und Rotweine<br />
werden mit viel Feingefühl vinifiziert und<br />
weisen ein hervorragendes Reifepotenzial<br />
auf. Der reinsortige Cabernet Sauvignon<br />
verdient den Vergleich mit den besten<br />
Cabernets weltweit. Er zeigt eine hervorragende<br />
Struktur und eine faszinierende<br />
Finesse. Der Chardonnay besticht durch<br />
eine herrlich aromatische Frucht, eine<br />
passende Mineralik und das gewisse Etwas.<br />
Den Sauvignon Blanc Lafóa kann man zu<br />
Recht als einen grossen Weisswein mit<br />
alpenländischem Flair bezeichnen. Seine<br />
ausgesprochene Tiefe und seine Finesse<br />
kommen nach einigen Jahren der Lagerung<br />
besonders gut zur Geltung.<br />
2022 SAUVIGNON BLANC LAFÓA<br />
Schreckbichl Colterenzio<br />
2022 CHARDONNAY LAFÓA<br />
Schreckbichl Colterenzio<br />
2020 CABERNET SAUVIGNON LAFÓA<br />
Schreckbichl Colterenzio<br />
CHF 139.– statt CHF 171.40<br />
inkl. MWST, zzgl. Versand<br />
Jetzt die Tasting Box «Schreckbichl Lafóa»<br />
über den QR-Code bestellen.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
moevenpick-wein.ch/tastingbox<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 101
wein / TRAMINER<br />
TRAMINER<br />
STAMMVATER<br />
AUS HEID NISCHER ZEIT<br />
In Visperterminen im <strong>Schweiz</strong>er Kanton<br />
Wallis wächst der Weisse Traminer –<br />
unter dem Namen Heida – auf<br />
1000 Metern Meereshöhe.<br />
Foto: mauritius images / U&GFischer<br />
102 falstaff sep <strong>2024</strong>
Die geografische Herkunft der Rebsorte Traminer ist zwar<br />
nicht eindeutig lokalisierbar, sicher sind sich die Genetiker<br />
jedoch in einem: Der Ort Tramin in Südtirol ist es nicht. Spuren<br />
und Nachkommen hat die Sorte fast überall im Alpenraum<br />
hinterlassen, und weit darüber hinaus.<br />
TEXT OTHMAR KIEM, PETER MOSER, DOMINIK VOMBACH, ULRICH SAUTTER<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
103
wein / TRAMINER<br />
Heni blam qui<br />
beriorepra nobitaq<br />
uibusandi commodi<br />
sequis iliquia conet<br />
es molorum fugiand<br />
aectia sumquos aut<br />
ea vellam ea cor as<br />
ipsam untori<br />
Grosser Holzfasskeller<br />
im Weingut Elena Walch<br />
Familientreffen im Hause Traminer:<br />
Es sind alle gekommen, der<br />
Patriarch und Stammesgründer,<br />
der weisse Traminer, auch als<br />
Savagnin, Heida oder Païen<br />
bekannt, freut sich über die reiche Kinderschar,<br />
während sein Zwilling mit rosafarbenen<br />
Beeren, genannt Savagnin Rose, Roter<br />
Traminer, Clevner oder unter gewissen<br />
Bedingungen auch Gewürztraminer, neben<br />
ihm am Tisch der Alten Platz nimmt. Am<br />
Tisch der Kinder sitzen: der Silvaner und<br />
der Grüne Veltliner, Sauvignon Blanc,<br />
Trousseau and Chenin Blanc, Räuschling<br />
und Rotgipfler, Petit Manseng und Petit<br />
Meslier, Adelfränkisch und Elbling, Verdejo<br />
und Duras. Eine hochkarätige Versammlung,<br />
schliesslich hat es jedes der Kinder<br />
zu etwas gebracht, einigen gelang sogar<br />
eine Weltkarriere, andere begnügen sich<br />
mit der Rolle eines Hidden Champions mit<br />
Lokalkolorit. Wo auch immer der Traminer<br />
seinen Ursprung hat – er ist eine<br />
sehr alte und ursprüngliche Sorte, die in<br />
einem Gebiet immenser Grösse Spuren<br />
hinterlassen hat: von der Loire und der<br />
Champagne über den Rheingraben bis<br />
nach Südfrankreich und Nordspanien<br />
und die Donau entlang bis weit in den<br />
Osten. Dass diese zucker- und aromastarke<br />
Rebe nördlich der Alpen dem Ort Tramin<br />
zugeschrieben wurde, dürfte eher eine<br />
frühe Form des Marketings gewesen sein<br />
als eine exakte Herkunftsaussage: Vermutlich<br />
bewegten die Aussergewöhnlichkeit<br />
des Aromas und auch die Stärke des<br />
Weins die Winzer dazu, ihr eine südliche<br />
Herkunft anzudichten. Auf dieser Linie<br />
liegt auch die Bezeichnung Clevner, die der<br />
Gewürztraminer in der Ortenau besitzt<br />
und die als Anspielung auf den Ortsnamen<br />
Chiavenna zu deuten ist. Man kennt solche<br />
Zuschreibungen: In verschiedenen Gegenden<br />
Mitteleuropas tragen ein halbes Dutzend<br />
Rebsorten die Bezeichnung Clevner.<br />
Julia Walch, Tochter von<br />
Elena Walch<br />
In ähnlicher Weise hat der Grüne Veltliner<br />
mit dem Veltlin keine Berührungspunkte,<br />
und auch Syrah kommt nicht aus Shiraz in<br />
Persien.<br />
TRAMINER/GEWÜRZTRAMINER<br />
Etwas kniffliger klarzubekommen sind die<br />
Unterschiede innerhalb der Sorte: Gewiss,<br />
Savagnin und Heida und der weisse Traminer<br />
besitzen grüne bis goldfarbene Beeren,<br />
während die Beerenhaut bei rotem Traminer<br />
und Gewürztraminer rosafarben bis<br />
violett gefärbt ist. Aber gerade im deutschen<br />
Sprachraum geht es bei den Bezeichnungen<br />
Traminer und Gewürztraminer<br />
ziemlich durcheinander. Steht Traminer auf<br />
dem Etikett, kann es sich um Weissen oder<br />
um Roten handeln. Und dann fragt man<br />
sich auch: Wenn ein Etikett den Roten Traminer<br />
erwähnt, ist es dann nicht automatisch<br />
ein Gewürztraminer? Offenbar nein!<br />
Andreas Laible aus Durbach in der Ortenau<br />
hat sie nebeneinander im Weinberg<br />
stehen, den normalen roten Traminer und<br />
den Gewürztraminer. Er keltert aus ihnen<br />
zwei separate Auslesen und erklärt den<br />
Unterschied so: «Wenn ich mir die Reben<br />
im Sommer anschaue, sehen die identisch<br />
aus. Der Unterschied liegt in der Traube:<br />
Fotos: beigestellt, Gerald Haenel / laif / picturedesk.com, OeWM / WSNA<br />
104 falstaff sep <strong>2024</strong>
Beim Gewürztraminer ist sie kleiner, und<br />
sie hat in der Regel keine Schultern. Die<br />
Beerenfarbe geht beim Gewürztraminer<br />
eher ins Orange, während der rote Traminer<br />
ein sattes Altrosa zeigt. Und natürlich<br />
hat der Gewürztraminer einfach noch mehr<br />
Aroma.»<br />
ELSASS<br />
Dass Rebsorten besonders würzige, oft<br />
muskatartige Spielarten ausprägen, ist auch<br />
von anderen Varietäten bekannt, beispielsweise<br />
vom Chardonnay. Beim Gewürztraminer<br />
aber treibt die Genetik den Aromenreichtum<br />
ins Extreme: In der chemischen<br />
Analyse lassen sich in seinem Wein bis zu<br />
500 verschiedene Aromastoffe identifizieren.<br />
Der Ort, an dem diese Mutation wahrscheinlich<br />
zuerst auftrat oder zum ersten<br />
Mal systematisch vermehrt wurde, ist das<br />
Elsass. Die grosse Gewürztraminer-Tradition<br />
des Elsass lässt es wie selbstverständlich<br />
erscheinen, dass aus der Sorte Grands<br />
Crus erzeugt werden können. Domänen<br />
mit besonders ausgeprägter Gewürztraminer-Tradition<br />
wie Dirler-Cadé in Bergholtz<br />
im südlichen Elsass bei Mulhouse erzeugen<br />
gleich vier verschiedene Grands Crus.<br />
Damit ist auch der Ton gesetzt für das, was<br />
den Elsässer Gewürztraminer einzigartig<br />
macht: Er ist reich, ohne erdrückend zu<br />
wirken, hat dort, wo er nicht ganz trocken<br />
ist, eine Süsse ohne Zuckrigkeit, und über<br />
allem liegt in der Regel eine durchdringende<br />
Terroirprägung, die den Aromen und der<br />
Gaumenstruktur Distinktion verleiht. «Ein<br />
guter Gewürztraminer muss ziseliert sein»,<br />
sagt Cathérine Faller von der berühmten<br />
Domaine Weinbach, «es geht um Eleganz<br />
und Gleichgewicht.» Und sie schickt nach:<br />
Um zu verhindern, dass der Gewürztraminer<br />
plump werde, benötige man zuallererst<br />
ein Spitzenterroir, etwa eines auf Kalkmergel<br />
wie im Grand Cru Furstentum, in dem<br />
der Weinbach-Gewürztraminer wächst.<br />
In der Sortenstatistik liegt der Gewürztraminer<br />
im Elsass bei rund 20 Prozent<br />
(etwa 3000 Hektar) und nur knapp hinter<br />
dem Riesling auf Platz zwei. Dennoch<br />
<<br />
Castel Ringsberg, 1620 errichtet,<br />
umgeben von den Reben des Weinguts<br />
Elena Walch.<br />
Genetische Zwillinge:<br />
Weisser und Roter<br />
Traminer. Man nimmt an,<br />
dass der Weisse Traminer die<br />
Urform ist und der Rote eine<br />
Mutation. Aus dem Roten<br />
Traminer hat sich dann<br />
der Gewürztraminer<br />
weiterentwickelt.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
105
wein / TRAMINER<br />
Rechts: Domaine Weinbau in Kayserberg,<br />
Haut-Rhin, Elsass. Kreis: Weine von<br />
Andreas Laible in Durbach, Baden. Das<br />
Weingut liegt zehn Kilometer Luftlinie von<br />
der Elsässer Grenze entfernt.<br />
<<br />
sind die Weine etwas aus der Mode<br />
gekommen. «Die Marktsituation in<br />
Deutschland ist für Elsässer Weine im Allgemeinen<br />
sehr ruhig», sagt der Berliner<br />
Weinhändler Sébastien Visentin,<br />
«und sie grenzt an Tiefschlaf für<br />
den Gewürztraminer.» Dabei,<br />
so Visentin weiter, kenne er<br />
keinen Wein, der beispielsweise<br />
besser zu einer Burrata mit<br />
süssen reifen Tomaten und Basilikum<br />
passe als einen trockenen<br />
Elsässer Gewürztraminer.<br />
DEUTSCHLAND<br />
In Deutschland wächst der Traminer<br />
inklusive Gewürztraminer auf 1100 Hektar<br />
(1,1 Prozent der Fläche). Seine traditionellen<br />
Hochburgen hat er in Sichtweite des<br />
Elsass in der Ortenau, in der Pfalz und in<br />
Sachsen. Karl Friedrich Aust aus Radebeul<br />
bei Dresden erinnert sich, wie er schon als<br />
kleines Kind in den Steilterrassen der Lage<br />
«Goldener Wagen» Beerchen stibitzt und<br />
dabei den Variantenreichtum der Traminer-<br />
und Gewürztraminerstöcke kennen<br />
gelernt hat: «Der Traminer mutiert ja<br />
schnell und hat dann immer wieder unterschiedliche<br />
Farben. Wir haben als Kinder<br />
genau gewusst, welche Beeren am besten<br />
schmecken, wir haben nur die gegessen, die<br />
106 falstaff sep <strong>2024</strong><br />
JURA UND SCHWEIZ<br />
Seit den 1990ern hat sich die Traminer-Fläche<br />
in der <strong>Schweiz</strong> nahezu verzehnfacht<br />
und liegt heute bei rund 230 Hektar. Dazu<br />
kommen noch 45 Hektar Gewürztraminer,<br />
der in der Ostschweiz hier und dort als<br />
Spezialität in einem Rebberg steht. Etwa 95<br />
Prozent der Traminer-Fläche befinden sich<br />
im Wallis, wo die Sorte Heida oder Païen genannt<br />
wird und kräftige, strukturierte Weissweine<br />
hervorbringt. Besonders bekannt sind<br />
die Gewächse aus dem Oberwalliser Dorf<br />
Visperterminen, wo teils noch wurzelechte<br />
Heida-Stöcke auf bis zu 1150 Metern Höhe<br />
gedeihen. Erstmals urkundlich erwähnt wurgenial<br />
waren.»<br />
Austs Traminer<br />
von den vulkanischen<br />
Syenitböden Radebeuls<br />
gehören heute zu den Klassikern<br />
in Sachsen und Deutschland, mit<br />
den Elsässern teilen sie die Eigenschaft, im<br />
Restzucker je nach Jahr mal dies- und mal<br />
jenseits der «trocken»-Grenze zu liegen.<br />
Eine neue und ganz offensichtlich bereits<br />
starke Bewegung interpretiert den deutschen<br />
Gewürztraminer stets komplett<br />
durchgegoren, und das mit Maischekontakt<br />
oder gar mit Maischegärung. Diese Weine<br />
extrahieren neben den Phenolen aus der dicken<br />
Beerenhaut der Sorte auch besonders<br />
viele Aromavorstufen, sodass spannungsreiche<br />
Geschmacksbilder entstehen, die auf<br />
Flaschenreife angelegt sind. Die Gerbstoffe<br />
helfen auch, die gelegentliche Säurearmut<br />
des Traminers zu kurieren – und sie schaffen<br />
ein Gegengewicht zur Wucht der Weine.<br />
Modern und gepflegt: der Keller in der<br />
St. Jodernkellerei in Visperterminen.<br />
Links: Geschäftsfüher Michael Hock.<br />
Fotos: Alex Kraus, ANDREA SOLTERMANN, mauritius images / Bäck Christian, PFALZWEINFOTO | André Kunz, mauritius images / Bäck Christian, beigestellt
Winzer Sommerach: Die fränkische<br />
Genossenschaft gehört zu den besten in<br />
Deutschland, auch wegen ihres Lagen-<br />
Traminers aus der Lage Katzenkopf.<br />
de der Name Heida im Jahr 1586 in Visp.<br />
Im Oberwalliser Dialekt bedeutet er so viel<br />
wie «sehr alt», was sich auf die Zeit vor der<br />
Evangelisierung, die Zeit der Heiden bezieht.<br />
Païen ist die wörtliche französische Übersetzung.<br />
Etwas weiter nördlich im Kanton<br />
Neuenburg und am Murtensee soll Savagnin,<br />
lange bevor Chasselas die tonangebende<br />
Sorte wurde, eine bedeutende Rolle gespielt<br />
haben. Die Savagnin-Weine, die auf den<br />
kalkhaltigen Böden der Region entstehen,<br />
sind stilistisch näher am französischen Jura<br />
angesiedelt.<br />
Der französische Teil des Juragebirges<br />
bändigt die Wucht des Traminers im berühmten<br />
Vin jaune durch das Spiel mit der<br />
Oxidation. Auch hier sind die Böden wichtig:<br />
Der Kalkstein steht in diesen Weinbergen<br />
besonders nah an der Oberfläche.<br />
SÜDTIROL<br />
Der Gewürztraminer hat in Südtirol einen<br />
Flächenanteil von elf Prozent und liegt damit<br />
hinter Pinot Grigio an zweiter Stelle.<br />
Südtirol hat sich auf trockenen Gewürztraminer<br />
spezialisiert, wobei ein Restzuckergehalt<br />
von sechs<br />
bis acht Gramm<br />
durchaus<br />
üblich ist.<br />
Das Hauptanbaugebiet liegt in Südtirols<br />
Süden, insbesondere um die<br />
Ortschaft Tramin. Gewürztraminer-Spezialisten<br />
sind die Kellerei Tramin, Elena<br />
Walch und Hofstätter sowie die Kellerei<br />
Bozen. Kaum ein Erzeuger in Südtirol, der<br />
keinen Gewürztraminer im Programm hat.<br />
Nicht weil die Sorte im Lande selbst so<br />
beliebt ist, Gewürztraminer aber ist eine<br />
Schlüsselsorte für den italienischen Markt.<br />
ÖSTERREICH<br />
In Österreich zählt der Traminer zu den<br />
ältesten gepflegten Sorten, allerdings war<br />
sie früher populärer als heute. Heute<br />
wird Traminer in seinen Facetten<br />
nur mehr auf rund 262 Hektar<br />
angepflanzt, was 0,6 Prozent der<br />
landesweiten Rebfläche entspricht.<br />
Aus qualitativer Sicht wird oft die<br />
Steiermark und hier das östliche<br />
Vulkanland mit dem historischen<br />
Traminer-Zentrum Klöch als Erstes<br />
genannt. Eine kleine Renaissance erlebt<br />
Traminer in der Alpenrepublik durch die<br />
Natural- Wine-Bewegung, denn als maischevergorener<br />
Wein ist der Traminer bei<br />
einem jüngeren Publikum erfolgreich.<br />
Mostwägung (links) und<br />
Fassausbau (oben) im Weingut<br />
Rollanderhof, dem Sieger der<br />
Traminer-Trophy von <strong>Falstaff</strong><br />
Deutschland<br />
ÜBERSEE<br />
Als Kuriosität wird der Gewürztraminer<br />
vereinzelt auch in der Neuen Welt angebaut:<br />
In Kalifornien stehen immerhin 700<br />
Hektar, in Oregon 70 Hektar, in Australien<br />
900 und in Neuseeland 300 Hektar.<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
107
wein / BEST OF TRAMINER<br />
Weitere <strong>Schweiz</strong>er<br />
Traminer finden sie unter<br />
go.falstaff.com/<br />
traminer-trophy-ch-24<br />
BEST OF<br />
TRAMINER<br />
98<br />
97<br />
95<br />
2019 FURSTENTUM GRAND CRU<br />
GEWÜRZTRAMINER<br />
Domaine Weinbach<br />
Kaysersberg (Elsass, F)<br />
Kandierte Früchte, etwas Rose, aber<br />
eher fruchtig als würzig, auch ein<br />
Anflug von Brotkrume. Der Gaumen<br />
fliesst reich und rund, die Süsse bildet<br />
gemeinsam mit der opulenten<br />
Frucht ein komplett verschmolzenes<br />
Amalgam, Mineralität und Stoffigkeit<br />
setzen den Kontrapunkt. Hoch differenziert,<br />
und dabei dennoch mit Kraft.<br />
pierre-wyss.ch. CHF 48,64<br />
2022 CLOS ST URBAIN RANGEN<br />
DE THANN GRAND CRU<br />
GEWURZTRAMINER<br />
Domaine Zind Humbrecht<br />
Turckheim (Elsass, F)<br />
Brotrinde, Rauch und Rose, steinige<br />
Noten. Der Gaumen beginnt mit<br />
Schmelz und Fülle, fliesst bei milder<br />
Säure und zarter Phenolik rund und<br />
reich, ganz trocken und in seiner<br />
Wucht unbeschwerlich wirkend. Der<br />
Abgang zeigt Aromenpotenzial,<br />
terpenige Serien, blumig, auch<br />
kandierte Früchte, alles blutjung.<br />
flaschenpost.ch, CHF 93,95<br />
2022 NUSSBAUMER GEWÜRZ-<br />
TRAMINER SÜDTIROL DOC<br />
Kellerei Tramin (Südtirol, I)<br />
Strohgelb mit leicht grünen Nuancen.<br />
Intensive und überaus ansprechende<br />
Nase, füllig, aber nicht zu barock,<br />
eröffnet mit Noten nach gelben<br />
Rosen, dazu Litschi und Mango, im<br />
Hintergrund Gewürznelken und<br />
Bergamotte. Füllt den Gaumen satt<br />
aus, rund und überaus geschmeidig,<br />
sehr gut herausgearbeitete exotische<br />
Frucht, gepaart mit feinen Gewürzen,<br />
im Finale zarte Bitterkomponente.<br />
millesima.ch, CHF 30,–<br />
97<br />
96<br />
95<br />
GEWÜRZTRAMINER VULKAN-<br />
LAND STEIERMARK DAC<br />
KLÖCH TBA 2022<br />
Weingut Domittner<br />
Klöch (Steiermark, A)<br />
Leuchtendes mittleres Goldgelb, silberfarbene<br />
Reflexe. Attraktive gelbe<br />
Tropenfrucht, feine Botrytiswürze,<br />
Litschi, florale Nuancen, ein Hauch<br />
Marshmallow, sortentypisch. Stoffig<br />
und komplex, feine, integrierte Süsse,<br />
zartes Säurespiel, sehr jugendlich,<br />
mineralisch und lange anhaftend.<br />
weingut-domittner.at,<br />
ca. CHF 20,–<br />
2022 «UNFILTRIERT»<br />
GEWÜRZTRAMINER<br />
Weingut Rollanderhof<br />
Saulheim (Rheinhessen, D)<br />
Trüb bei goldgelber Grundfarbe. Der<br />
Duft mischt blumige Noten (Rose,<br />
Lavendel) mit sehr reifer, kandierter<br />
Gelbfrucht, Mirabelle und Aprikose,<br />
dazu kommen ein pfeffriger Terroirton<br />
und etwas Hefe. Der Gaumen<br />
fliesst rund und seidig, fein texturiert,<br />
mit lebendigem Säurenerv und deutlich<br />
mineralischen Komponenten.<br />
weingut-rollanderhof.de,<br />
ca. CHF 20,–<br />
2022 PAÏEN RÉSERVE<br />
VIEILLES VIGNES<br />
Domaine Histoire d’Enfer<br />
(Wallis, CH)<br />
Karge Zitrusfrucht in der Nase.<br />
Zudem Noten von gelbem Steinobst,<br />
ein Hauch weisse Blüten und kräutrige<br />
Nuancen. Am Gaumen zwischen<br />
Fülle und Eleganz pendelnd,<br />
mit geradliniger frischer saftiger<br />
Säure und beeindruckender salzigmineralischer<br />
Anmut im langen<br />
Finale.<br />
histoiredenfer.ch, CHF 48,–<br />
97<br />
96<br />
95<br />
2021 HEIDA VERITAS<br />
ST. JODERN KELLEREI<br />
Visperterminen (Wallis, CH)<br />
Helles Zitronengelb mit grünlichen<br />
Reflexen. Hefige Noten im Duft, die<br />
aber nach Luftzufuhr rasch von<br />
einer traubigen, fast an Muskateller<br />
erinnernden Aromatik verdrängt<br />
werden. Strahlend fruchtig. Der<br />
Gaumen zeigt sich balanciert, Stoff<br />
und Säure passen gut in den kraftvollen<br />
Körper, der zudem eine<br />
immense mineralische Tiefe besitzt.<br />
Exzellente Länge.<br />
jodernkellerei.ch, CHF 49,–<br />
2021 SEINSHEIM HOHENBÜHL<br />
TRAMINER EISWEIN<br />
Weingut Klaus Schilling<br />
Seinsheim (Franken, D)<br />
Sehr blumig im Duft: Rose und<br />
Brotrinde. Recht klar, gesund und<br />
mit guter Präzision gelesen. Im<br />
Mund ist das eindringlich, aber nicht<br />
scharf, die knackige Säure kollidiert<br />
nicht mit der reichen Süsse, sie gibt<br />
ihr Luft. Ein unglaublich eleganter,<br />
geradezu trinkanimierender Eiswein.<br />
weingut-schilling.de,<br />
ca. CHF 28,–<br />
2020 ARBOIS SAVAGNIN OUILLÉ,<br />
ANDRÉ ET MIREILLE TISSOT<br />
Montigny-lès-Arsures (Jura, F)<br />
Zitronengelb. Nichtoxidativ ausgebaut.<br />
Ein Duft von Sternfrucht und<br />
Feuerstein, auch ein Anflug von<br />
Apfel. Viel Geschmeidigkeit im<br />
Mund, aber auch eine sehr feine<br />
Phenolik, die langsam anrollende<br />
Säure zwingt weiche und feste<br />
Komponenten zusammen. Intensiv<br />
Kalk-mineralisch abklingend.<br />
In der Würze zurückhaltend, in der<br />
Gaumenstruktur beeindruckend.<br />
lepasseurdevin.ch, CHF 53,–<br />
Fotos: beigestellt<br />
108 falstaff sep <strong>2024</strong>
PIO CESARE<br />
MIT FRISCHEM ELAN<br />
Federica Boffa führt Pio Cesare mit jugendlichem Elan in die Zukunft,<br />
indem sie in die Modernisierung investiert, historische Fundstücke schützt<br />
und die Produktion edler Weissweine ausbaut.<br />
Federica Boffa führt das Traditionsweingut<br />
Pio Cesare in Alba in der<br />
fünften Generation – und das mit<br />
beeindruckender Entschlossenheit.<br />
Gemeinsam mit ihrem Cousin Cesare Benvenuto<br />
und Augusto, dem Cousin ihres verstorbenen<br />
Vaters, leitet sie das Familienunternehmen.<br />
Ihre klare Devise: Mitreden dürfen<br />
alle, doch die Entscheidungen trifft sie.<br />
Derzeit investiert sie in den Bau zweier<br />
neuer Kellereigebäude, um das Weingut für<br />
die Zukunft zu rüsten. Dabei setzt sie vor<br />
allem auf Eigenkapital, eine Sparsamkeit, die<br />
sie von ihrem Vater Pio Boffa übernommen<br />
hat. «Unternehmen, die nicht sparen, kommen<br />
nicht weit», pflegte er zu sagen. Federica<br />
verfolgt zudem das Ziel, Pio Cesare als<br />
Familienbetrieb zu bewahren und setzt verstärkt<br />
auf die Produktion von Weissweinen –<br />
ein Schlüssel zur Zukunft des Weinguts.<br />
GESCHICHTE TRIFFT ZUKUNFT<br />
Bei den Bauarbeiten entdeckte man eine alte<br />
Kapelle und einen Friedhof. Federica entschied,<br />
die Überreste zu restaurieren und sie<br />
der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />
Trotz der erheblichen Kosten für die Archäologen,<br />
die das Weingut selbst trägt, stärkt<br />
dieses Projekt die enge Verbindung des<br />
Unternehmens zur Stadt Alba.<br />
Der Weissweinanteil liegt heute bei rund<br />
30 Prozent. Ihr Vater Pio Boffa war der Pionier,<br />
der mit dem Piodilei die Chardonnay-<br />
Traube im Piemont einführte. Um die Weissweinproduktion<br />
zu steigern, erwarb Federica<br />
Rebflächen in Cissione in der Alta Langa.<br />
Nächstes Jahr kommt mit dem Timorasso<br />
aus Derthona ein neuer Cru-Wein hinzu.<br />
Dieses Jahr feiert Il Bricco sein 20-jähriges<br />
Jubiläum. Der kraftvolle Barbaresco liegt<br />
Federica besonders am Herzen, da er von<br />
einem Hügel stammt, der sie an ihre Kindheit<br />
und ihren Vater erinnert. Jährlich produziert<br />
Pio Cesare rund 500.000 Flaschen,<br />
die in 55 Länder exportiert werden – wobei<br />
Barolo Classico «Pio» und Barbera die Produktion<br />
dominieren und die USA und Kanada<br />
die wichtigsten Märkte sind.<br />
In fünfter Generation und<br />
gemeinsam mit ihrem Cousin<br />
Cesare Benvenuto leitet<br />
Federica Boffa heute das<br />
Weingut Pio Cesare.<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
piocesare.it<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 109
Die Weinlagerschränke von<br />
Liebherr sorgen durch leise<br />
Kompressoren und robuste<br />
Buchenholzborde für eine<br />
behutsame Weinlagerung.<br />
ERSTKLASSIGE<br />
TECHNIK TRIFFT AUF<br />
HÖCHSTEN GENUSS<br />
Liebherr-Hausgeräte präsentiert Zigarrenund<br />
Weinschränke für erlesenen Geschmack.<br />
Genussaffine aufgepasst: Mit den<br />
Zigarrenschränken und Weinlagerschränken<br />
schafft Liebherr-<br />
Hausgeräte ideale Lagerbedingungen<br />
für den perfekten Rahmen für<br />
einzigartige Erlebnisse.<br />
PERFEKTE LAGERUNG FÜR<br />
HÖCHSTE ZIGARRENQUALITÄT<br />
Der elegante Humidor von Liebherr<br />
Hausgeräte bietet einen Ort voll von innovativen<br />
Technologien für unvergleichlichen<br />
Genuss. Präzise Features sorgen dafür, dass<br />
die sensiblen Genussmittel ihre Aromen<br />
bestmöglich entfalten und zu jeder Zeit in<br />
perfekter Qualität erlebt werden können.<br />
Das schlichte und elegante Design, das<br />
sowohl Einzel-, als auch Kistenlagerung<br />
ermöglicht, passt in jedes Umfeld.<br />
LUFTFEUCHTIGKEIT UND<br />
TEMPERATUR FÜR<br />
DEN BESTEN GESCHMACK<br />
Ein wichtiger Faktor für ein einzigartiges<br />
Zigarrenerlebnis ist die Luftfeuchtigkeit.<br />
Mit drei unterschiedlichen getrennten<br />
Regelkreisläufen und vier Ventilatoren ausgestattet,<br />
sorgt der Humidor von Liebherr-<br />
Hausgeräte für optimales Lagerklima. Mit<br />
wenigen Handgriffen kann die Luftfeuchtigkeit<br />
individuell je nach Zigarrenart und<br />
gewünschtem Rauchgenuss eingestellt werden.<br />
Um sicherzustellen, dass stets eine konstante<br />
Luftfeuchtigkeit herrscht, reguliert<br />
110<br />
falstaff sep <strong>2024</strong>
LIEBHERR<br />
der Humidor die Werte nach jeder Türöffnung<br />
innerhalb weniger Sekunden. Zusätzlich<br />
verhindert ein automatischer Alarm,<br />
dass die Tür zu lange geöffnet bleibt.<br />
Neben der Luftfeuchtigkeit ist auch die<br />
Temperatur entscheidend für den Geschmack<br />
und den Wert der Preziosen. Temperaturschwankungen<br />
können dazu führen, dass<br />
Zigarren ihr Volumen verändern und ungeniessbar<br />
werden. Um dies zu verhindern, sorgen<br />
die integrierte Temperaturkontrolle und<br />
ein eigener Ventilator dafür, dass der individuell<br />
eingestellte Temperaturwert zu jeder<br />
Zeit konstant bleibt. Durch die getrennte<br />
Steuerung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit<br />
können diese Komponenten unabhängig<br />
voneinander kontrolliert werden.<br />
Die verarbeiteten Materialien bieten dabei<br />
höchste Hygienestandards für eine optimale<br />
Lagerung. Die Holzteile aus spanischem<br />
Zedernholz können entnommen und einzeln<br />
gereinigt werden, und auch der Kunststoff<br />
ist Schäden gegenüber unanfällig. Zusätzlich<br />
sorgt ein integrierter Aktivkohlefilter<br />
für eine optimale Luftqualität.<br />
Zur idealen Präsentation der Zigarren<br />
verfügt der Humidor über eine LED-<br />
Beleuchtung, die in die Glasscheibe<br />
der Tür integriert und dimmbar ist.<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
OPTIMALE LAGERUNG<br />
FÜR PASSENDE BEGLEITER<br />
Ob nobler Sauvignon, delikater Muskateller<br />
oder luxuriös sprudelnder Champagner –<br />
Liebherr-Hausgeräte schafft mit der neuen<br />
Generation an Weinlagergeräten perfekte<br />
Voraussetzungen für intensive Genussmomente.<br />
Gewohnt hohe Ingenieurskunst trifft<br />
in allen Geräten auf modernes und intuitives<br />
Design. Die Weinlagerschränke stellen mit<br />
dem sorgfältigen Zusammenspiel aus Temperatur<br />
und Luftfeuchtigkeit in jedem Raum<br />
ideale Lagerbedingungen her, damit die<br />
Weine ihre Aromen entfalten können. An<br />
den hohen Standards von echten Weinkellern<br />
orientiert, erfüllt Liebherr-Hausgeräte mit<br />
den innovativen Weinlagerschränken die fünf<br />
wichtigsten Aspekte in Sachen Weinkühlung:<br />
Die zwei Temperatursensoren von<br />
«TempProtect Plus» sorgen für konstante<br />
Temperaturen und schützen damit den<br />
Charakter des Weins, während die Luftfeuchtigkeit<br />
für geschmeidige Korken und<br />
eine geschützte Weinlagerung individuell<br />
eingestellt werden kann. Modelle mit<br />
Glastüren verfügen ausserdem über den<br />
«UVProtect Plus»-Mechanismus, der die<br />
Weine durch eine einzigartige Dreifach-<br />
Anti-UV-Verglasung vor unerwünschten<br />
Alterungsprozessen durch UV-Strahlen<br />
schützt. Fremdgerüche werden durch den<br />
«FreshAir»-Aktivkohlefilter neutralisiert,<br />
der ungewollte Geschmacksveränderungen<br />
verhindert. Für die ungestörte und erschütterungsfreie<br />
Reifung des Weins sorgt die<br />
«VibrateSafe»-Technologie – ein ganzheitlich<br />
vibrationsgedämpftes Kühlsystem.<br />
Neben der präzisen Technologie überzeugt<br />
Liebherr-Hausgeräte auch mit einem detailreichen<br />
Design. Features wie die «EasyFill»-<br />
Beladehilfe und der «SelfClosing»-Mechanismus<br />
ermöglichen einfaches und behutsames<br />
Öffnen und Befüllen des Weinschranks,<br />
indem die Tür ab einem Öffnungswinkel von<br />
über 90 Grad automatisch geöffnet und bei<br />
einem Winkel von unter 90 Grad automatisch<br />
geschlossen wird. Das Innenleben aus<br />
edlen Holzborden sorgt für eine ergonomische<br />
Lagerung der Flaschen und macht die<br />
Weinlagerschränke in Kombination mit der<br />
vertikalen «LightColumn»-LED-Beleuchtung<br />
zu einem Statement-Piece.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen<br />
home.liebherr.com<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 111
wein / WEINREISE APULIEN<br />
GENUSSVOLLES<br />
APULIEN<br />
Foto: Getty Images<br />
112 falstaff sep <strong>2024</strong>
Der Stiefelabsatz Italiens, die Region Apulien,<br />
hat viel zu bieten: atemberaubende Landschaften, alte<br />
Ortskerne, zwei Meere und natürlich Wein und Olivenöl.<br />
Wir konzentrieren uns auf die Halbinsel Salento,<br />
die weit ins Mittelmeer hineinragt.<br />
WEINREISE<br />
APULIEN<br />
SALENTO<br />
TEXT OTHMAR KIEM<br />
Ostuni, die weisse Stadt,<br />
erhebt sich markant<br />
auf einem weitum<br />
sichtbaren Hügel im<br />
Hinterland von Brindisi.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
113
wein / WEINREISE APULIEN<br />
Nicola Chiaromonte ist stolz<br />
auf seinen neuen Keller,<br />
der nun – ganz in weissem<br />
Sandstein gehalten – das<br />
Umland überstrahlt.<br />
Die Erde ringsum schimmert<br />
rötlich, die konstante Brise<br />
kühlt angenehm. Gioia del<br />
Colle liegt im Hinterland<br />
von Bari, gewissermassen am<br />
nördlichen Ende des Salento. Das Gebiet<br />
hier befindet sich etwas höher als das Umland,<br />
und die stetige Brise, erklärt Winzer<br />
Nicola Chiaromonte, kommt von der Lage<br />
zwischen den beiden Meeren, da gibt es<br />
immer einen Luftaustausch.<br />
Lecce besitzt eine<br />
prachtvolle barocke<br />
Innenstadt, die in<br />
den vergangenen<br />
Jahren vorbildlich<br />
saniert wurde.<br />
Das kommt auch den Reben zugute.<br />
«Das ist unser wahrer Reichtum», stellt er<br />
begeistert fest. Das Anbaugebiet Gioia del<br />
Colle ist berühmt für seinen Primitivo. Der<br />
fällt hier etwas weniger üppig aus als weiter<br />
im Süden bei Manduria, glänzt dafür aber<br />
mit feiner Frucht und mineralischen Komponenten.<br />
Neben dem Weingut Chiaromonte,<br />
das vor wenigen Jahren in einen neuen<br />
Keller inmitten der Weinberge umgezogen<br />
ist, ist auch Polvanera immer einen Besuch<br />
wert. Filippo Casano hat seinen Keller tief<br />
in den Felsen eingeschnitten. Er ist ein wahrer<br />
Spezialist für Primitivo und erzeugt daraus<br />
gleich sieben verschiedene Weine. Wer<br />
nach den ausgiebigen Weinproben Hunger<br />
bekommt, sollte die «Antica Osteria nel<br />
Borgo» im Zentrum von Gioia del Colle<br />
aufsuchen. Der junge Ottavio Surico kocht<br />
hier toll auf.<br />
VIEL PLATZ FÜR SCHÖNES<br />
Apulien erstreckt sich über eine Länge von<br />
750 Kilometern. Da hat vieles Platz: Das<br />
reicht von Foggia und dem vorgelagerten<br />
Sporn von Gargano über Castel del Monte,<br />
das bekannte achteckige Schloss von Friedrich<br />
dem Staufer, die Hauptstadt Bari bis<br />
nach Brindisi, das bereits in römischer Zeit<br />
ein wichtiger Hafen war. Die Innenstadt<br />
von Lecce glänzt mit barocker Pracht. Santa<br />
Maria di Leuca liegt an der Südspitze und<br />
markiert den südöstlichen Punkt Italiens.<br />
Nicht mehr in Apulien, sondern in der<br />
Region Basilikata liegt Matera. Die alten<br />
Höhlenwohnungen in den Sassi di Matera<br />
sind faszinierend. Nochmals konzentriert<br />
werden all diese Eindrücke auf der Halbinsel<br />
Salento, der Hacke Italiens. Die Hochebene<br />
zwischen dem Adriatischen und dem<br />
Ionischen Meer ist geprägt von roter Erde,<br />
Weinbau und mächtigen, alten Oliven-<br />
Fotos: Gregory Venere, LauraVl / Shutterstock.com, 2016 Donato Cosmo, beisteller Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
114 falstaff sep <strong>2024</strong>
Der Verkostungsraum<br />
bei Polvanera ist<br />
stilvoll in einem<br />
alten Steingewölbe<br />
untergebracht.<br />
bäumen. Das Valle d’Itria mit den Ortschaften<br />
Ostuni, Alberobello, Cisternino und Fasano<br />
liegt am nördlichen Rand des Salento<br />
und markiert derzeit den touristischen Hotspot<br />
Apuliens. Spätestens seit der Austragung<br />
des G7-Gipfels im Nobelresort «Borgo<br />
Egnazio» in Fasano sind Apulien und das<br />
Valle d’Itria in das Licht der Weltöffentlichkeit<br />
getreten. Neben Weingärten, Gemüseund<br />
Getreidefeldern stehen hier Millionen<br />
von silbrig glänzenden Olivenbäumen, von<br />
denen einige viele Hundert Jahre auf dem<br />
Buckel haben. Während weiter im Süden<br />
bei Lecce und Manduria das Xylella-Virus<br />
die Olivenhaine in eine traurige Wüste von<br />
vertrockneten Baumleichen verwandelt hat,<br />
stehen die Bäume hier gut im Saft. Hoffen<br />
wir, dass es noch lange so bleibt.<br />
MAJESTÄTISCHES OSTUNI<br />
Majestätisch thront Ostuni auf einem<br />
Hügel, der weit über das Umland<br />
emporragt. Reichtum und Pracht<br />
Ostunis gründen sich auf Öl –<br />
Olivenöl. Allerdings nicht Olivenöl zum<br />
Essen. Bis zur Erfindung der Gaslampen<br />
und dann der Elektrizität erleuchtete das<br />
PRIMITIVO HAT VIELE<br />
AUSDRUCKSFORMEN.<br />
DIE WICHTIGSTEN<br />
ANBAUGEBIETE SIND<br />
MANDURIA, BRINDISI UND<br />
GIOIA DEL COLLE.<br />
Öl aus Ostuni die dunklen Gassen Roms,<br />
Neapels und vieler weiterer Städte. Im<br />
Gewimmel der engen Gassen der Altstadt<br />
Ostunis kann man sich wunderbar verlieren.<br />
Und hinter jeder Ecke gibt es überraschende<br />
Entdeckungen: hier eine coole<br />
Apéro-Bar im Schatten des Doms, da ein in<br />
den Fels gehauenes Restaurant wie die<br />
«Osteria del Tempo Perso», dort eine<br />
Gelateria mit köstlichen Eisspezialitäten.<br />
Übrigens: Die weiss gekalkten Hauswände<br />
Ostunis gehen auf eine eher traurige Begebenheit<br />
zurück – die Pest. Während einer<br />
der vielen Epidemien stellte man fest, dass<br />
Kalk die Erreger eindämmen kann. Auch<br />
heute noch sind die Hausbesitzer der Altstadt<br />
dazu angehalten, ihre Aussenwände<br />
jährlich neu zu streichen.<br />
Alberobello muss man einfach gesehen<br />
haben. Zwar ist der Ort schon sehr<br />
touristisch geworden, aber die Trulli, die<br />
Steinhäuser, die ans Zwergenland erinnern,<br />
sind einfach herrlich. Trulli sind ganz aus<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
115
wein / WEINREISE APULIEN<br />
Die Tenuta Bocca di Lupo (li.) liegt bei<br />
Trani und ist einer der beiden Antinori-<br />
Ableger in Apulien. Brindisi (u.) war schon<br />
zur Zeit der Römer ein wichtiger Hafen.<br />
<<br />
Stein errichtete Häuser, die oben spitz<br />
zusammenlaufen. Mit den kleinen Fenstern<br />
und den dicken Mauern bleibt das Innere<br />
auch bei der grössten Hitze noch angenehm<br />
frisch. Ursprünglich überwiegend Wohnstätte<br />
für die bäuerliche Bevölkerung, sind<br />
Trulli heute als Ferienhäuser sehr beliebt.<br />
Die Küche des Salento ist übrigens vielfältig<br />
und überaus geschmacksintensiv.<br />
Die lokale Küche verwendet hauptsächlich<br />
Gemüse und Getreide. Durch den langen<br />
Küstenabschnitt versteht es sich von selbst,<br />
dass auch Fisch eine zentrale Rolle spielt.<br />
Mit Fleisch wird hingegen eher sparsam<br />
umgegangen.<br />
ger Primitivo, der mehrfach als bester<br />
Rotwein Italiens ausgezeichnet wurde.<br />
Auch der Wein namens «Jo», der aus<br />
Negroamaro-Trauben entsteht, ist beeindruckend.<br />
Zu diesen beiden haben sich in<br />
den letzten Jahren noch ein Schaumwein,<br />
ein Rosé und ein Süsswein hinzugefügt. Im<br />
vergangenen Jahr konnten Gianfranco und<br />
Simona endlich ihren Kellerneubau mit<br />
angeschlossenem Restaurant eröffnen.<br />
Ein weiterer Meister des Primitivo ist<br />
Gregory Perucci. Mit dem Weingut Felline<br />
war Perucci unter den Ersten, die den Ruf<br />
des Primitivo in die Welt hinaus trugen.<br />
Felline erzeugt eine breite Palette von<br />
Primitivo-Weinen, die sich zum Teil im<br />
Ausbau, vor allem aber aufgrund ihrer<br />
verschiedenen Böden deutlich unterscheiden.<br />
Hochinteressant! Mit Leone de<br />
Castris und Conti Zecca liegen zwei weitere<br />
spannende Weinbaubetriebe auf der<br />
Route Richtung Süden.<br />
Endpunkt der Weinreise durch das<br />
Salento ist Gallipoli, dessen Altstadt wie<br />
ein mächtiger Schiffrumpf in das Ionische<br />
Meer hinausragt. Beeindruckend!<br />
<<br />
DAS REICH DES PRIMITIVO<br />
Primitivo boomt und boomt. Die Entdeckung<br />
Ende der 90er-Jahre, dass Primitivo<br />
mit dem Zinfandel verwandt ist, trug viel<br />
zu seiner Bekanntheit bei. Primitivo findet<br />
man vorwiegend bei Manduria südlich von<br />
Taranto, man findet die Sorte aber auch<br />
um Brindisi und in Gioia del Colle.<br />
Primitivo fällt durch seine dichte, rubinviolette<br />
Farbe auf. Je nach Herkunft und<br />
Ausbauart präsentiert er sich von intensiv<br />
fruchtig bis kräftig, voll und schwer, zeigt<br />
dabei aber doch immer eine gewisse<br />
Eleganz und Frische. Gianfranco Fino ist<br />
ein Meister des Primitivo. Er erwarb schon<br />
vor Jahren Weingärten mit alten, wurzelechten<br />
Stöcken und erzeugt daraus nun<br />
grossartige Weine. Am bekanntesten ist<br />
sein «Es» – ein tiefgründiger, vielschichti<br />
Stilvoll verkosten am<br />
runden Designertisch:<br />
Das kann man bei<br />
Gianfranco Fino.<br />
Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />
116 falstaff sep <strong>2024</strong>
wein / WEINREISE APULIEN<br />
Capocollo,<br />
eine köstliche<br />
Hartwurstspezialität,<br />
aus der Ortschaft<br />
Martina Franca.<br />
Unbedingt probieren!<br />
RESTAURANTS<br />
WEINGÜTER<br />
TENUTE RUBINO<br />
Luigi Rubino und seine Frau Romina betreiben mit<br />
viel Energie das führende Weingut in Brindisi. Auf<br />
der Tenuta Jaddico nördlich von Brindisi ist gerade<br />
der neue Keller im Bau.<br />
Via Enrico Fermi, 50, 72100 Brindisi<br />
tenuterubino.com<br />
TORMARESCA - MASSERIA MAIME<br />
Tormaresca ist das grösste Weingut in Apulien und<br />
gehört zu Marchesi Antinori. Es gibt zwei Niederlassungen:<br />
Tenuta Boca di Lupo bei Minervino<br />
Murge im Norden und Masseria Maime im Süden.<br />
72027 San Pietro Vernotico, tormaresca.it<br />
LEONE DE CASTRIS<br />
Hier entstand 1943 der «Five Roses», der erste<br />
Rosé Italiens. Breit gefächertes Weinangebot.<br />
Angegliedert: ein sehenswertes Weinbaumuseum.<br />
Via Senatore De Castris 26, 73015 Salice Salentino<br />
leonedecastris.com<br />
CONTI ZECCA<br />
Die Conti Zecca bearbeiten schon seit mehreren<br />
Generationen ein grosses Landgut bei Leverano.<br />
20 Hektar sind dem Weinbau gewidmet. Topwein<br />
ist der Nero, eine gelungene Assemblage von Negroamaro<br />
und Cabernet Sauvignon.<br />
Via Cesarea, 73045 Leverano<br />
contizecca.it<br />
GIANFRANCO FINO<br />
Gianfranco Fino konzentriert sich auf Weinberge<br />
mit alten, zum Teil noch wurzelechten Stöcken.<br />
Daraus entstehen ein fulminanter Primitivo («Es»)<br />
und ein tiefgründiger Negroamaro («Jo»). Der neue<br />
Keller mitten im Weinberg beherbergt feine Zimmer<br />
und ein superbes Restaurant.<br />
Contrada Reni, 74024 Manduria<br />
gianfrancofino.it<br />
Auch bei Tenute Rubino<br />
wird eifrig an einem<br />
neuen Keller gebaut.<br />
Die Fertigstellung ist für<br />
nächstes Jahr geplant.<br />
FELLINE<br />
Gregory Perrucci übernahm die Handelskellerei seines<br />
Vater und begann mit Flaschenfüllungen. Über<br />
die Marke Pervini machte er Primitivo bekannt. Heute<br />
erzeugt Felline vier verschiedene Lagen-Primitivo,<br />
die sich alle ein klein wenig unterscheiden.<br />
Strada Comunale Santo Stasi Primo, 42/B,<br />
74024 Manduria, agricolafelline.it<br />
POLVANERA<br />
Filippo Casano gründete das Weingut 2002. Die<br />
Spezialität von Polvanera ist Primitivo, von dem es<br />
gleich fünf verschiedene Varianten gibt, von fruchtig-geschmeidig<br />
bis zu kraftvoll und tanninreich.<br />
Einen Schluck wert sind sie alle!<br />
Strada Vicinale Lamie Marchesana 601,<br />
70023 Gioia del Colle, cantinepolvanera.it<br />
TENUTE CHIAROMONTE<br />
Nicola Chiaromonte ist stolz auf seine alten,<br />
wurzelechten Rebstöcke vom Sangiovese. Völlig zu<br />
Recht, denn sein Contrada Barbatto und seine<br />
Riserva zeigen mustergültig auf, welche Komplexität<br />
und Finesse auch hochkonzentrierte Primitivo-<br />
Weine haben können.<br />
Contrada Scappagrano, SNC - S.P. 178 Km 2,<br />
70021 Acquaviva delle Fonti<br />
tenutechiaromonte.com<br />
TENUTA LILIANA<br />
Junges Weingut im Hinterland von Gallipoli. Liliana<br />
und Antonio Intiglietta leben und arbeiten schon<br />
viele Jahre in Mailand. Ihre Wurzeln aber liegen im<br />
Salento. 2018 starteten sie das Projekt eines eigenen<br />
Weinguts. Auf einer für Salento beachtlichen<br />
Höhe von 200 Metern legten sie einen Weinberg<br />
mit Cabernet Sauvignon an. Nun kommen die ersten<br />
Jahrgänge des «Ladame» in den Handel.<br />
Beachtlich!<br />
Contrada Rischiazzi Villa Lilium,<br />
73052 Parabita<br />
tenutaliliana.com<br />
AL PONTILE RESTAURANT<br />
Restaurant direkt am Yachthafen von Brindisi. Hier<br />
gibt es Fisch, Fisch und Fisch. Das Angebot hängt<br />
einfach davon ab, was die Fischer reinbringen. Dazu<br />
einige vortreffliche Weine.<br />
Via Dardanelli, 2, 72100 Brindisi, alpontile.com<br />
NUMERO PRIMO WINE BAR<br />
Wine Bar direkt an der Hafenmole von Brindisi. An<br />
den Tischen im Freien werden schmackhafte<br />
Gerichte auf Fischbasis serviert. Die Weine kommen<br />
von Tenute Rubino, zu denen das Lokal gehört.<br />
Viale Regina Margherita 46, 72100 Brindisi<br />
vinotecanumeroprimo.it<br />
OSTERIA ENOTECA CIBUS<br />
Ein wunderbarer Platz und eine Institution in Apulien:<br />
Schon seit Jahrzehnten setzten sich Angelo<br />
Silibello und seine Frau Angela für die lokale Esskultur<br />
ein und arbeiten mit vielen kleinen Genusshandwerkern<br />
zusammen. Probieren Sie unbedingt<br />
vom Käse, den Angelo selbst affiniert.<br />
Via Chianche di Scarano 7, 72013 Ceglie Messapica<br />
ristorantecibus.it<br />
MASSERIA DEL SALE<br />
Eine alte Masseria mitten in den Olivenhainen.<br />
Selbst im heissesten Sommer sitzt man im Gewölbe<br />
mit den grossen Steinquadern angenehm.<br />
Gepflegter Service (Andrea Lippi und Simona<br />
Fusco) und ein Koch, Marco Marinelli, der schon die<br />
halbe Welt bereist hat. Hier lässt es sich aushalten!<br />
Strada Statale 7 ter Salentina, km. 2, 74024 Manduria<br />
masseriadelsale.it<br />
OSTERIA DEL TEMPO PERSO<br />
Traditionsreiches Restaurant in der Altstadt von<br />
Ostuni, der weissen Stadt. Hier gibt es alle typischen<br />
Gerichte der Region, die Pasta ist hausgemacht,<br />
viele der Zutaten stammen aus der nächsten<br />
Umgebung. Die beiden Speisesäle sind direkt in<br />
den Stein gehauen.<br />
Via Gaetano Tanzarella Vitale, 47, 72017 Ostuni<br />
osteriadeltempoperso.com<br />
RISTORANTE CIELO IM RELAIS LA SOMMITÀ<br />
Chefkoch Andrea Cannalire vereint den vollen<br />
Geschmack Apuliens mit der kreativen Haute<br />
Cuisine. Sehr aufmerksamer und zuvorkommender<br />
Service. Im Sommer gibt es den Apéro im Garten<br />
über Ostuni. Zum Cielo gehört auch das feine<br />
Boutique-Relais «La Sommità».<br />
Via Scipione Petrarolo, 9, 72017 Ostuni<br />
lasommita.it<br />
Fotos: studio ph dariorovere, Emanuela Campanella, beigestellt<br />
118 falstaff sep <strong>2024</strong>
RISTORANTE BROS’<br />
Am Lokal von Floriano Pellegrino und Isabella Potì,<br />
beide knapp über dreissig, scheiden sich die Geister:<br />
für die einen zählt es zu den besten Restaurants<br />
Süditaliens, für die anderen sind die Gerichte zu<br />
sehr auf Effekthascherei aus. Ein Erlebnis ist ein<br />
Besuch des Lokals auf jeden Fall, man sollte sich<br />
aber auf einen langen Abend einstellen.<br />
Via degli Acaya, 2, 73100 Lecce, brosrestaurant.it<br />
DOPPIOZERO<br />
DER Treffpunkt in der Altstadt von Lecce, unweit<br />
vom Dom. Hierher kommt man zum Kaffee, zum<br />
Apéro, wer will, kann auch essen. Auf der Karte<br />
stehen einfache, aber gute lokale Speisen. Und<br />
nach dem Nachtessen trifft man sich wieder hier.<br />
Via Guglielmo Paladini, 2, 73100 Lecce<br />
T: +39 0832 521052<br />
OSTERIA DEL BORGO ANTICO<br />
Heimeliges Lokal, das vom knapp dreissigjährigen<br />
Koch Ottavio Surico mit viel Engagement geleitet<br />
wird. Da gibt es feine Gerichte mit Meeresfrüchten<br />
und Fisch genauso wie kreative Gerichte auf<br />
Gemüsebasis oder herzhaftes Fleisch.<br />
Via Camillo Benso Conte di Cavour, 89<br />
70023 Gioia del Colle, borgoanticosteria.it<br />
HOTELS<br />
VINILIA WINE RESORT<br />
Ein altes Schloss, das in eine edle Residenz umgestaltet<br />
wurde. Der helle Sandstein dominiert in<br />
allen Räumen. Zum Resort gehört auch ein feines<br />
«Masseria Torre Coccaro»:<br />
Edles Resort in unmittelbarer<br />
Meeresnähe. Da lässt es sich<br />
gut verweilen.<br />
Restaurant, «Casematte», das mit einem Michelin-<br />
Stern ausgezeichnet wurde.<br />
Contrada Scrasciosa, 74024 Manduria<br />
viniliaresort.com<br />
MASSERIA SAN DOMENICO<br />
Edles Resort mit grosszügig geschnittenen Zimmern,<br />
mehreren Restaurants, einem eigenen Golfparcours<br />
und vielfältigem Spa-Angebot. Zum<br />
Strand sind es nur wenige Hundert Meter.<br />
SP90, 72015 Savelletri<br />
masseriasandomenico.com<br />
MASSERIA MALVINDI<br />
Edle Masseria mit nur 15 Zimmern auf halbem Weg<br />
zwischen Adriatischem und Ionischem Meer.<br />
Von hier aus kann der Salento in alle Richtungen<br />
entdeckt werden. Und nach der Rückkehr von<br />
der Tour wartet der grosse, blaue Pool.<br />
SP74 km 8,00 – 72023 Mesagne<br />
masseriamalvindi.com<br />
MASSERIA IL FRANTOIO<br />
Altes bäuerliches Anwesen, umgeben von Olivenhainen,<br />
das in ein edles Landhotel umfunktioniert wurde.<br />
Gebäck zum Frühstück wird im Haus gebacken,<br />
die Zutaten stammen aus der eigenen biologischen<br />
Landwirtschaft. Bis zum Meer sind es zehn Minuten.<br />
Strada Statale 16 km 874, 72017 Ostuni<br />
masseriailfrantoio.it<br />
MASSERIA CERVAROLO<br />
Hier kann man auch in Trullis wohnen, den typischen<br />
spitzkegeligen Wohnhäusern, die dem Wichtelreich<br />
entsprungen scheinen. Daneben gibt es auch traditionelle<br />
Zimmer in der weitläufigen Anlage.<br />
Contrada Cervarolo (S. P. 14), 72017 Ostuni<br />
masseriacervarolo.it<br />
BORGO EGNAZIA<br />
Spätestens seit dem G7-Gipfel im Juni <strong>2024</strong> in aller<br />
Munde. Ein ganzes Dorf, das dem Luxus gewidmet ist.<br />
Ein Besuch in der «Osteria<br />
Cibus» in der Altstadt<br />
von Ceglie Messapica<br />
ist ein Muss für alle<br />
Genussreisenden!<br />
Mehrere Restaurants stehen zur Verfügung, der<br />
Strand ist auch nicht weit. Romantische Zweisamkeit<br />
darf man sich hier allerdings nicht erwarten.<br />
Strada Comunale Egnazia 72015, Savelletri<br />
borgoegnazia.com<br />
MASSERIA TORRE MAIZZA<br />
Masseria der Luxusklasse. Eingebettet in einen<br />
Olivenhain bietet Torre Maizza Erholung und Ruhe.<br />
Zum Haus gehören ein eigener Neun-Loch-Parcours<br />
und Beach Club am nahen Strand. Torre<br />
Maizza ist Teil der Roccoforte-Hotels.<br />
Contrada Coccaro, 72015 Savelletri<br />
roccofortehotels.com<br />
MASSERIA TORRE COCCARO<br />
Weitläufiges Gehöft aus dem 17. Jahrhundert,<br />
umgeben von Oliven-, Mandel- und Johannisbrotbäumen<br />
und ausgestattet mit viel Komfort.<br />
Zum vier Kilometer entfernten Strandclub fährt ein<br />
eigener Shuttlebus. Mehrere Restaurants.<br />
Contrada Coccaro, 8, 72015 Savelletri<br />
masseriatorrecoccaro.com<br />
MASSERIA CIMINO<br />
Hier wird der Traum vom komfortablen und<br />
geschmackvollen Landleben wahr. Aus der Küche<br />
strömt der Duft von Selbstgebackenem, dazu die<br />
Noten nach wilden Kräutern und der Geruch des<br />
nahen Meeres. Eine gelungene Symphonie.<br />
Contrada Masciola, 72015 Fasano<br />
masseriacimino.it<br />
MASSERIA CUTURI<br />
Das ehemalige Musterlandgut wurde vor wenigen<br />
Jahren von der Familie Rossi-Chauvenet,<br />
die auch im Valpolicella ein Weingut besitzt,<br />
zu neuem Leben erweckt und modernisiert, ohne<br />
dabei aber den historischen Charme zu zerstören.<br />
Der Wein stammt aus biologischem Anbau.<br />
SP137, 74024 Manduria<br />
masseriacuturi.com<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
119
wein / WEINREISE APULIEN<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/apulien-trophy-24<br />
BEST OF APULIEN<br />
98<br />
96<br />
95<br />
2019 ES RED PRIMITIVO<br />
SALENTO IGT<br />
Gianfranco Fino, Manduria<br />
Funkelndes, sattes Rubinrot. Intensive<br />
und sehr ansprechende Nase,<br />
präsentiert sich mit Noten nach<br />
Brombeere, Cassis und vielen<br />
Gewürzen, im Hintergrund nach<br />
Olivenpaste. Füllt den Gaumen satt<br />
aus, dunkle Brombeerfrucht, Cassis,<br />
etwas Kaffeelikör, hallt mit einem<br />
Teppich aus Gewürzen lange nach.<br />
caratello.ch, CHF 110,–<br />
(Jg. 2017)<br />
2017 CHIAROMONTE GIOIA DEL<br />
COLLE PRIMITIVO RISERVA DOC,<br />
Tenute Chiaromonte,<br />
Acquaviva delle Fonti<br />
Sattes Rubin mit leichtem Granatschimmer.<br />
Eröffnet mit Noten nach<br />
Gewürznelken und Kardamom, dann<br />
schönes Spiel zwischen Brombeere,<br />
Heidelbeere und Rosenblättern.<br />
Schlägt am Gaumen ein richtiges<br />
Pfauenrad, intensive Beerenfrucht,<br />
balsamische Komponenten, griffiges<br />
Tannin in vielen Schichten.<br />
tenutechiaromonte.com,<br />
ca. CHF 120,–<br />
2020 CARRUBO PRIMITIVO DI<br />
MANDURIA DOC,<br />
Tormaresca, San Pietro Vernotico<br />
Funkelndes, sattes Rubin mit dunklem<br />
Kern. Intensive Nase, einladend,<br />
nach frischen Feigen, dazu Heidelbeeren<br />
und getrocknete Orangenschale,<br />
schönes Spiel. Fest und<br />
zupackend in Ansatz und Verlauf,<br />
zeigt Tannin in vielen Schichten,<br />
cremig und rund, im Finale fester<br />
Druck, ein Maul voll Wein.<br />
coop.ch, CHF 53,–<br />
96<br />
96<br />
94<br />
2021 JO NEGROAMARO<br />
SALENTO IGT<br />
Gianfranco Fino, Manduria<br />
Funkelndes Rubin mit leicht hellem<br />
Rand. Ausdrucksvolle Nase mit<br />
Noten nach frischen Zwetschgen,<br />
Maulbeeren, dazu Blutorange und<br />
viel Gewürznelke. Am Gaumen satte,<br />
dunkle Beerenfrucht, öffnet sich<br />
mit dichtem Tannin in feinen Schichten,<br />
im Finale wieder betont würzige<br />
Komponenten.<br />
caratello.ch, CHF 69,–<br />
2020 ARSO PUGLIA ROSSO IGT,<br />
Tenuta Bocca di Lupo,<br />
Minervino Murge<br />
Sattes, tiefdunkles Rubin mit Violettschimmer.<br />
Duftet in der Nase<br />
nach Rauch, Holunderbeeren und<br />
Cassis, dann feine würzige Noten<br />
nach Kardamom und Lorbeer. Am<br />
Gaumen knackig und mit viel präsenter<br />
Frucht ausgestattet, zeigt<br />
viele feine Schichten Tannin, würzig<br />
und salzig, im Finale fester Druck,<br />
im Nachhall nach Tabak.<br />
tenutaboccadilupo.it, ca. CHF 170<br />
2019 GIOIA DEL COLLE<br />
PRIMITIVO RISERVA DOC<br />
Cantine Polvanera,<br />
Gioia del Colle<br />
Tiefdunkles, undurchsichtiges Rubinrot<br />
mit aufhellenden Rändern. Intensive<br />
Nase, erinnert an reife Zwetschgen<br />
und Heidelbeere, Fichtenhonig,<br />
Kaffeebonbon, Propolis und dunklen<br />
Tabak. Am Gaumen saftige Frucht,<br />
viel Heidelbeere, dazu feine Kräuterwürze,<br />
straffer, gewichtiger Körper,<br />
mit festem Druck am Gaumen.<br />
cantinepolvanera.it, ca. CHF 27,–<br />
96<br />
95<br />
94<br />
2022 ES PRIMITIVO SALENTO IGT<br />
Gianfranco Fino, Manduria<br />
Kraftvolles Rubin mit feinem Violettschimmer.<br />
Sehr intensive und<br />
ansprechende Nase nach reifen<br />
Brombeeren, etwas Heidelbeeren,<br />
dazu Rauch, Gewürznelken und<br />
Kardamom. Viel feinkörniges Tannin,<br />
ummantelt von feinem Schmelz, im<br />
Finale fester Druck, satte erdige<br />
Noten.<br />
flaschenpost.ch, CHF 71,95<br />
2021 MURO SANT‘ANGELO<br />
CONTRADA BARBATTO PRIMITI-<br />
VO GIOIA DEL COLLE DOC,<br />
Tenute Chiaromonte,<br />
Acquaviva delle Fonti<br />
Dunkles Rubinrot mit granatroten<br />
Reflexen. In der Nase intensiver Duft<br />
nach Himbeeren und Schwarzbeeren,<br />
Gewürznelken, Kaffee und Leder<br />
sowie Anklänge an Blutorangen. Am<br />
Gaumen vollmundig und saftig, mit<br />
fruchtigem Kern und balsamischen<br />
Noten, feinem Tannin sowie langem<br />
Finale. tenutechiaromonte.com,<br />
ca. CHF 50,–<br />
2021 NERO SALENTO ROSSO IGP<br />
Conti Zecca, Leverano<br />
Glänzendes Rubin mit leichtem<br />
Granatschimmer. Sehr intensive<br />
vielschichtige Nase, zeigt satte<br />
Noten nach Cassis und Brombeere,<br />
dazu etwas Lorbeerblatt und Kardamom.<br />
Zupackend und herzhaft am<br />
Gaumen, öffnet sich mit viel griffigem,<br />
präsentem Tannin, saftige<br />
Frucht, hallt lange nach.<br />
contizecca.it, ca. CHF 30,–<br />
Fotos: beigestellt<br />
120 falstaff sep <strong>2024</strong>
KELLEREI KURTATSCH<br />
KURTATSCH:<br />
WO WEIN ERLEBBAR WIRD<br />
Atemberaubend steile Lagen von 220 bis 900 Höhenmetern und das penible<br />
Streben danach, deren Charakter bestmöglich in die Flasche zu bekommen,<br />
sind die Gründe, weshalb die Weine der Kellerei Kurtatsch zu den besten<br />
Südtirols zählen. Im Zentrum aller Bemühungen: das Terroir.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © IDM Südtirol / Benjamin Pfitscher; OskarDaRiz<br />
Es ist eine kurvige und sehr steile<br />
Fahrt zu den hoch gelegenen Weilern<br />
Penon und Graun. Das sich<br />
erschliessende Panorama entschädigt<br />
dies mit jeder zurückgelegten Kurve<br />
und lässt das Herz von Wein- und Naturliebhabern<br />
höherschlagen. «Die tieferen<br />
Lagen zählen zu den wärmsten in Südtirol.<br />
Die kiesig-lehmigen Böden sind ideal für<br />
Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon<br />
und so prädestiniert für die Produktion<br />
von internationalen Spitzenrotweinen<br />
mit alpinem Charakter. Deshalb werden<br />
diese Lagen oft auch als Bordeaux Südtirols<br />
bezeichnet», schmunzelt der junge Präsident<br />
der 124-jährigen Kellereigenossenschaft,<br />
Andreas Kofler, und lenkt den Blick<br />
auf die steil abfallenden Weinberge unterhalb<br />
des Dorfzentrums. Er und sein junges<br />
Team haben den Betrieb auf nachhaltige<br />
Bewirtschaftung ausgerichtet und vinifizieren<br />
Lage für Lage, um das grosse Potenzial<br />
des Kurtatscher Terroirs auszuschöpfen.<br />
Der Höhenunterschied von fast 700<br />
Metern in einem Weinbaudorf ist einzigartig<br />
in Europa. In den steilen Weinbergen<br />
findet jede Rebsorte ihren optimalen Standort,<br />
ihr ideales Terroir. Ziel eines jeden Jahres<br />
ist es, den jeweiligen Charakter der einzigartigen<br />
Lagen in den verschiedenen Weinen<br />
bestmöglich zur Geltung zu bringen.<br />
Mit neun offiziellen Lagenweinen ist die<br />
Kellerei Kurtatsch in diesem Unterfangen<br />
Vorreiter in Südtirol.<br />
DOLOMITFASSADE<br />
UND TERROIR-PARCOURS<br />
Die rigorose Lagenphilosophie der Kellerei<br />
ist auch in der neuen Vinothek und in den<br />
angebotenen Erlebnissen spürbar. Neben der<br />
beeindruckenden Dolomitfassade, einer stilisierten<br />
Nachbildung der charakteristischen<br />
Felswände in Kurtatsch, wird die Verbundenheit<br />
zum Terroir im TERROIR-Parcours<br />
erlebbar. Die Spitzenweine der Kellerei können<br />
beim Erlebnis «Top of Kurtatsch» verkostet<br />
werden, eine Zeitreise in die Geschichte<br />
erlebt man hingegen beim Angebot<br />
«Back in time», einer exklusiven Vertikalverkostung<br />
gereifter Jahrgänge im Gründungsort,<br />
dem Ansitz Freienfeld. Der Geheimtipp<br />
für den nächsten Südtirol-Aufenthalt!<br />
WEINEXPEDITION:<br />
FASZINATION WEINBERG<br />
Terroir wirklich erleben kann man bei dieser<br />
einzigartigen Ganztagestour. Wandern Sie von<br />
Lage zu Lage und verkosten Sie die Weine der<br />
Kellerei an ihrem Ursprungsort, stärken Sie<br />
sich mit kulinarischen Spezialitäten und<br />
erfahren Sie, warum die Kurtatscher Lagen<br />
einzigartig in Europa sind!<br />
Die Kellerei Kurtatsch liegt direkt an<br />
der Südtiroler Weinstrasse – Kurtatsch<br />
gilt als das Dorf mit den schönsten<br />
Weinbergen des Landes.<br />
CAMPAIGN FINANCED<br />
ACCORDINGTO EU REG. N. 2021/2115<br />
INFO<br />
Kellerei Kurtatsch<br />
Weinstrasse 23, 39040 Kurtatsch, Südtirol<br />
T +39 0471 880115, visit@kellerei-kurtatsch.it<br />
kellerei-kurtatsch.it<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 121
Chefredakteur<br />
Spirits<br />
ALEXANDER<br />
THÜRER<br />
SPIRITS<br />
NEUERÖFFNUNG<br />
LUXUSBUNKER<br />
Es ist das spektakulärste Bauprojekt<br />
in Hamburg seit der<br />
Elbphilharmonie: die Aufstockung<br />
des Bunkers am Hamburger<br />
Heiligengeistfeld. Neben<br />
einem Designhotel und einem Dachgarten<br />
mit Bergpfad findet sich im Hamburger<br />
«Bunker» nun auch das «Karo & Paul<br />
by Frank Rosin». Das Konzept umfasst<br />
neben einem Restaurant und einem Private-<br />
Dining-Bereich auf getrennten Ebenen<br />
auch eine klassische Bar mit 125 Plätzen,<br />
Dancefloor und eine breite Auswahl an<br />
klassischen und modernen Getränken,<br />
darunter durch Infusionen und Cold Drips<br />
verfeinerte Spirituosen. karoundpaul.com<br />
APERITIVO-GENUSS<br />
DIREKT VOM WAGEN<br />
Ein Negroni ist ein Drink, der zelebriert werden<br />
will. Im «Pastamara – Bar con Cucina»<br />
im Wiener «The Ritz-Carlton»-Hotel kann<br />
man den Zauber eines Negroni nun dank<br />
einer «Negroni Trolley Experience» mit<br />
einem massgefertigten Bar-Wagen auf eine<br />
ganz besondere Weise erleben. Dabei werden<br />
nicht nur klassische Varianten serviert,<br />
sondern auch zwei völlig neue Twists: der<br />
«Capperoni» mit Tequila Blanco, Campariinfused<br />
Kapern, rotem Wermut, Bergamottenlikör<br />
und Grapefruit Bitters, sowie der<br />
«Il Conte» mit Dry Gin, Campari-infused<br />
Rosmarin, Martini Rubino Vermouth und<br />
Mancino Rosso Vermouth. ritzcarlton.com<br />
122 falstaff sep <strong>2024</strong>
NOTIZEN<br />
KARIBIK TRIFFT<br />
AUF EDLEN SHERRY<br />
Die Bodega Williams & Humbert<br />
ist die grösste Bodega Europas<br />
und einer der Hauptakteure in der<br />
Sherry- und Brandyindustrie. Seit<br />
einigen Jahren mischt man aber<br />
auch im Rum-Segment mit. Neuester<br />
Wurf ist der Dos Maderas<br />
Atlantic, ein Blend aus fünfjährigen<br />
Rums aus Barbados und<br />
Guyana, die ein weiteres Jahr in<br />
PX-Sherry-Fässern in Spanien<br />
veredelt werden. Funktioniert pur<br />
oder in Cocktails wie einem<br />
Daiquiri. williams-humbert.com<br />
DESTILLIERTER FRÜHLING<br />
Jeden Frühling verzaubern Millionen von<br />
Kirschblüten grosse Teile Japans. Roku<br />
Gin würdigt dieses Ereignis nun mit einer<br />
neuen Limited Edition: dem Roku Sakura<br />
Bloom. Die zugefügte Kirschblüte verleiht<br />
dem Gin einen eleganten blumigen<br />
Geschmack und eine leichte Salzigkeit.<br />
suntoryglobalspirits.com<br />
Fotos: HMG-hamburgviews, Red Lightning Books, Asset Assurance / Shutterstock<br />
Cocktails wie Margarita, Espresso Martini<br />
und Mojito stehen aktuell hoch im<br />
Kurs. Damit diese auch in der Homebar<br />
zuverlässig und ohne grossen Aufwand<br />
gelingen, bietet Filler-Spezialist Fever<br />
Tree nun als Drink-Basis eine Premium-<br />
Cocktail-Mixer-Range. Zum Gelingen<br />
des jeweiligen Cocktails müssen nur die<br />
Spirituose und Eis hinzugefügt werden.<br />
In Deutschland sind alle drei Varianten<br />
zu haben, Mojito und Margarita erfrischen<br />
derzeit Österreich und 2025<br />
steht der Launch in der <strong>Schweiz</strong> an.<br />
fever-tree.com<br />
KLARE SACHE<br />
Ein Drink ist immer nur so gut wie seine Zutaten. Das<br />
gilt auch für das Eis. Der «Eis-Guru» Camper English<br />
widmet sich in seinem «The Ice Book» umfassend<br />
diesem Thema und erklärt (bisher leider nur auf Englisch),<br />
wie man in verschiedenen Formaten, von der<br />
Kugel bis zum Block, absolut klares Eis herstellt und<br />
zeigt zudem, wie man darin weitere Zutaten oder<br />
Gegenstände einfängt, um dem Drink einen weiteren<br />
Kick zu verpassen. Zu haben u.a. bei amazon.com.<br />
DAS COMEBACK DER GELINGGARANTIE<br />
DIE MOTTEN VERTREIBEN<br />
Der Höhenflug des schottischen Single<br />
Malt könnte alsbald eine weitere eingemottete<br />
Whiskybrennerei wiederbeleben.<br />
So soll die 1983 stillgelegte und seither<br />
nur noch als Museum betriebene «Dallas<br />
Dhu Distillery» wieder ans Netz gehen.<br />
Auch in Zukunft sollen hier traditionelle<br />
Brenntechniken gezeigt werden, ein<br />
genauer Zeitplan steht aber noch aus.<br />
KEINE NEWS MEHR<br />
VERPASSEN<br />
Lust auf einen Deep Dive in den Ozean<br />
der destillierten Glückseligkeit? Der<br />
<strong>Falstaff</strong> «Spirits Newsletter» nimmt<br />
Sie mit an die besten Tresen der Welt,<br />
enthüllt grossartige Spirits und trifft<br />
die Macher hinter dem Liquid. Also<br />
gleich anmelden auf:<br />
go.falstaff.com/newsletter<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
123
spirits / GIN<br />
Der Gin & Tonic ist so vielseitig<br />
wie seine Zutaten. Ob mit Zitrone,<br />
Gewürzen oder anderen Toppings,<br />
jede Variante bietet ein neues<br />
Geschmackserlebnis und lädt zum<br />
Experimentieren ein.<br />
Foto: Shutterstock<br />
124 falstaff sep <strong>2024</strong>
GIN<br />
KANN SO<br />
VIEL MEHR!<br />
Gin gilt nicht gerade als Spirituose, die man pur geniessen will.<br />
Und so grossartig ein Gin & Tonic auch sein mag, am Ende<br />
ist und bleibt er doch immer ein recht vorhersagbarer Drink.<br />
Ein Blick in die Welt der Cocktails zeigt aber, was der Gin<br />
noch so alles auf Lager hat.<br />
TEXT ALEXANDER THÜRER<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
125
spirits / GIN<br />
M<br />
an kann es sich fast bildlich<br />
vorstellen: Ein bleicher<br />
Mann in schwerer Uniform<br />
kämpft sich Ende des<br />
19. Jahrhunderts verschwitzt<br />
und entkräftet durch den subtropischen<br />
Morast und wird dabei von Myriaden<br />
von Stechmücken malträtiert, die ihm, wie<br />
sollte es anders sein, eine der gefürchtetsten<br />
Krankheiten dieser Zeit unterjubeln: Malaria.<br />
Doch dieser bedauernswerte britische<br />
Soldat ist nicht etwa rettungslos verloren,<br />
denn es gibt ein Heilmittel: in Soda gelöstes<br />
Chinin. Das ist zwar fast unerträglich bitter,<br />
aber mit ein wenig Zucker, Zitrone und Gin<br />
wird daraus ein ganz akzeptabler Drink, der<br />
den armen Soldaten zudem vor der fiesen<br />
Krankheit bewahrt. Was für eine fabelhafte<br />
Geschichte!<br />
Kaum ein anderes Getränk kann sich mit<br />
einer solch farbenfrohen Story schmücken,<br />
wenn es um die eigene Erfindung geht, wie<br />
der Gin & Tonic. Doch man ahnt es schon:<br />
KAUM EIN DRINK HAT<br />
EINE SOLCH BUNTE<br />
STORY WIE DER GIN &<br />
TONIC. ABER LEIDER<br />
IST DARAN NUR SEHR<br />
WENIG WAHR.<br />
Viel mehr als eine Legende ist sie nicht.<br />
Zwar darf man davon ausgehen, dass den<br />
Soldaten in Indien damals durchaus Chinin<br />
verabreicht wurde, ganz neu war die Idee<br />
aber nicht. Bereits im 18. Jahrhundert galt<br />
beispielsweise ein Gin Punch (Gin mit Soda<br />
bzw. mit Wasser verdünnt) als Medizin,<br />
beispielsweise bei Wassersucht, wogegen der<br />
Wacholder im Gin helfen sollte. Chinarinde<br />
als Heilmittel gegen Malaria war zudem seit<br />
dem 16. Jahrhundert bekannt und wurde<br />
Wein beigemischt, um damit das Fiebermittel<br />
«Remedy» herzustellen. Dieser Trunk<br />
wurde Ende des 17. Jahrhunderts und auch<br />
nach der Erfindung des Sodawassers britischen<br />
Soldaten und Seeleuten verabreicht.<br />
Tonic Water als Heilmittel wird jedoch nie<br />
erwähnt – aus einem einfachen Grund: Die<br />
darin enthaltene Chininmenge war schlicht<br />
nicht hoch genug, um einen wirklichen Effekt<br />
zu haben. Demnach findet sich der erste<br />
Hinweis auf einen Gin & Tonic auch nicht<br />
in medizinischen Aufzeichnungen –, sondern<br />
1868 im Oriental Sporting <strong>Magazin</strong>e, worin<br />
seine Verwendung als Erfrischungsgetränk<br />
im Rahmen von Pferderennen und deren<br />
begleitenden Partys beschrieben wird. Und<br />
genau als das trinken wir ihn heute noch –<br />
sogar abseits der Rennbahn.<br />
GIN IN COCKTAILS<br />
Die erfrischende Wirkung, die der Gin<br />
klassischerweise durch seinen Wacholdergeschmack<br />
mit sich bringt, machten sich<br />
Bartender aber schon immer zunutze, auch<br />
ganz ohne Tonic Water. Das wissen wir<br />
IMPROVED GIN<br />
COCKTAIL<br />
Ein Urgrossvater der Gin-Cocktails, erstmals<br />
erwähnt 1878 von Jerry Thomas, der<br />
bis heute zu begeistern weiss.<br />
ZUTATEN<br />
6 cl Dry Gin<br />
2–3 Dashes Zuckersirup<br />
2 Dashes Aromatic Bitters<br />
1 BL Orange Curaçao<br />
(mögliche Variante: Maraschino)<br />
1 Dash Absinth<br />
ZUBEREITUNG<br />
Alle Zutaten in einem Rühr glas auf Eis 30<br />
Sekunden kalt rühren und in eine gekühlte<br />
Coupette abseihen.<br />
Fotos: Shutterstock<br />
126 falstaff sep <strong>2024</strong>
BRAMBLE<br />
Der fruchtige Twist auf einen klassischen Gin Sour war eine der<br />
Kreationen, die den Beginn der Bar-Renaissance Ende der<br />
90er-Jahre markierte.<br />
ZUTATEN<br />
5 cl Gin<br />
3 cl Zitronensaft<br />
1,5 cl Zuckersirup<br />
1,5 cl Brombeerlikör<br />
ZUBEREITUNG<br />
Alle Zutaten bis auf den Brombeerlikör<br />
auf Eis 15 Sekunden lang hart shaken<br />
und auf Crushed Ice in einen Tumbler<br />
abseihen. Anschliessend den<br />
Brombeerlikör floaten (darübergiessen)<br />
und mit Brombeeren<br />
garnieren.<br />
nicht erst seit der Erfindung des Negroni im<br />
Jahr 1919.<br />
So erzählt man sich eine der ältesten<br />
Geschichten beispielsweise über die Entstehung<br />
des legendären Gin-Cocktails<br />
«Tom Collins», in dem Gin, Zitronensaft,<br />
Zuckersirup und Soda aufeinandertreffen.<br />
Um 1874 soll sich in New York ein Streich<br />
verbreitet haben, bei dem leicht cholerischen<br />
Zeitgenossen erzählt wurde, in einer<br />
benachbarten Bar hätte sie ein gewisser Tom<br />
Collins wüst beleidigt. Die hitzköpfigen<br />
Männer stürmten daraufhin erbost die Bars,<br />
um den Übeltäter zu stellen – den es natürlich<br />
nicht gab. Findige Bartender kreierten<br />
daraufhin einen Drink mit diesem Namen,<br />
servierten diesen den Streitsuchenden, kühlten<br />
so deren Gemüt und machten nebenbei<br />
neuen Umsatz.<br />
Ein weiterer Klassiker der Gin-Cocktails<br />
ist zweifelsfrei der Zwei-Komponenten-Drink<br />
Gimlet. Dieser Mix aus Dry Gin und Lime<br />
Juice Cordial hat zudem eine ganz ähnliche<br />
Entstehungslegende wie der Gin & Tonic.<br />
1867 entwickelte Lauchlin Rose das erste<br />
Lime Juice Cordial der Welt; fortan war es der<br />
britischen Marine möglich, mit Zucker konservierten<br />
Limettensaft zur Vorbeugung gegen<br />
Skorbut an Bord mitzuführen. Ein gewisser<br />
Thomas Desmond Gimlette, Flottenarzt der<br />
Royal Navy, soll Ende des 19. Jahrhunderts<br />
dann die Idee zu diesem Drink gehabt haben.<br />
Die ersten Gimlets wurden tatsächlich auf<br />
Schiffen der Royal Navy getrunken. In Cocktailbüchern<br />
taucht er dann erstmals in den<br />
1920ern auf, und bis heute mixt man ihn in<br />
der Regel kalt gerührt mit drei Teilen Gin zu<br />
einem Teil Lime Juice Cordial.<br />
Die Goldenen 20er waren insgesamt für<br />
die Cocktailkultur ein wahrer Brandbeschleuniger<br />
und viele berühmte Drinks, die<br />
wir heute noch schätzen, haben ihre Wurzeln<br />
in dieser Zeit. So auch der «Aviation», ein<br />
Gin-Klassiker par excellence, der als einer<br />
der ersten neben Gin und Zitronensaft weitere<br />
Zutaten in den Ring schickte.<br />
Sein überliefertes Originalrezept stammt<br />
von dem deutschstämmigen Hugo Ensslin,<br />
dessen Werk «Recipes for Mixed Drinks« als<br />
das letzte bedeutende Cocktailbuch vor dem<br />
Einsetzen der Prohibition in die Geschichte<br />
einging. Er mischt darin 5 cl Gin,<br />
<<br />
LE GURK<br />
Manche nennen den von Axel Klubescheidt<br />
Ende der Nullerjahre erdachten Drink<br />
bereits einen Neo-Klassiker. Das Zeug dazu<br />
hat er allemal.<br />
ZUTATEN<br />
6 cl Grappa di Moscato, ungelagert<br />
4 cl Gin<br />
4 cl Apfelsaft naturtrüb<br />
2 cl Zitronensaft<br />
2 cl Holunderblütenlikör<br />
1 cl Zuckersirup<br />
1/8 Salatgurke<br />
ZUBEREITUNG<br />
Gurke, Zitrone und Zuckersirup im Shaker<br />
muddeln, restliche Zutaten und Eis<br />
hinzugeben und kräftig shaken. Doppelt auf<br />
frische Eiswürfel abseihen, mit Gurkenscheibe<br />
garnieren.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
127
spirits / GIN<br />
SOUTH<br />
CAROLINA<br />
SWIZZLE<br />
Dieser erfrischende Sommerdrink kann seine<br />
Verwandtschaft mit einem Julep nicht verbergen.<br />
Macht aber nichts, denn damit ist er in bester<br />
Gesellschaft.<br />
ZUTATEN<br />
6 cl Gin<br />
3 cl Limettensaft<br />
3 cl Zuckersirup<br />
2 cl Apricot Brandy<br />
1 cl Chartreuse Jaune<br />
ZUBEREITUNG<br />
Alle Zutaten auf Eis shaken und doppelt<br />
auf zerstossenes Eis abseihen.<br />
<<br />
1 cl Zitronensaft, 1 cl des damals überaus<br />
populären Maraschino und 1 cl Crème<br />
de Violette und kreierte damit einen leicht<br />
bläulichen Drink, der zwar über die Jahrzehnte<br />
fast in Vergessenheit geriet, 2004 von<br />
Star-Bartender David Wondrich jedoch wiederentdeckt<br />
und zurück auf die Barkarten<br />
der Welt gebracht wurde.<br />
Und zu guter Letzt wäre einer der sechs<br />
grossen Basis-Drinks der Cocktailwelt – folgt<br />
man der Argumentation von Cocktail-Enthusiast<br />
David A. Embury – ohne Gin nicht<br />
denkbar: der Martini. An diesem klassischen<br />
Dreiteiler, der mit seinen Zutaten (Dry Gin,<br />
Dry-Wermut, Orange Bitters und Olive)<br />
so einfach klingt, aber erstaunlich selten<br />
zufriedenstellend gelingt, scheiden sich bis<br />
heute die Geister und es kursieren unzählige<br />
Varianten und Twists des Rezepts.<br />
Der eine trinkt ihn mit mehr Gin, der andere<br />
mag ihn lieber mit stärker gewichtetem<br />
Wermut und die Frage, ob man ihn mit oder<br />
ohne Orange Bitters, geschüttelt oder gerührt,<br />
mit oder ohne Olive trinkt, ist nie final<br />
geklärt worden. So aber steht der Martini<br />
nicht nur für einen der bedeutendsten (Gin)-<br />
Drinks aller Zeiten, sondern auch sinnbildlich<br />
für die facettenreiche Einsatzmöglichkeiten<br />
des Gins in der Welt der Cocktails – und<br />
das ganz ohne Tonic Water.<br />
<<br />
DIE GOLDENEN<br />
ZWANZIGER<br />
WAREN WEGWEISEND<br />
FÜR DIE COCKTAIL-<br />
KULTUR, IN DER GIN BIS<br />
HEUTE EINE ZENTRALE<br />
ROLLE SPIELT.<br />
STRAITS SLING<br />
Dieser trocken-bittere, herbale Drink ist<br />
eine elegante Alternative zu einem Gin &<br />
Tonic und löscht den Durst mindestens<br />
genauso stilvoll.<br />
ZUTATEN<br />
4 cl Dry Gin<br />
2 cl D.O.M Bénédictine<br />
2 cl Kirschwasser<br />
1 cl Zitronensaft<br />
2 Dashes Orange Bitters<br />
2 Dashes Angostura Bitters<br />
Soda<br />
ZUBEREITUNG<br />
Alle Zutaten bis auf das Soda auf Eis<br />
shaken, auf Eiswürfel in einen Tumbler<br />
abseihen und mit Soda toppen.<br />
Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />
128 falstaff sep <strong>2024</strong>
BEST OF<br />
GIN<br />
96<br />
FIBONACCI N-1 HANDCRAFTED<br />
SWISS DRY GIN<br />
Larix & Achillea, <strong>Schweiz</strong><br />
Sehr ausgewogene, vielschichtige<br />
Nase mit Noten von Wacholder,<br />
Macis, Piment sowie weiteren<br />
Gewürzen, ergänzt von feinen Zitruszestennoten,<br />
dezent kräutrig mit<br />
mentholartiger Wirkung. Am Gaumen<br />
von schöner Fülle, angenehm<br />
weich, mit präsenten Gewürznoten.<br />
Endet ätherisch-pfeffrig. Sehr intensiver,<br />
ausgewogener Gin aus Zürich.<br />
larix-achillea.ch, CHF 42,–<br />
94<br />
WHITE RABBIT GIN<br />
«BLACK EDITION» Zweifel Gin,<br />
<strong>Schweiz</strong><br />
Intensive Wacholdernoten in der<br />
Nase, Limettennoten, dazu röstartig-würzige<br />
Nuancen. Eigen und<br />
dennoch typisch. Am Gaumen<br />
weich mit wiederum intensiver<br />
Wacholderaromatik sowie Nuancen<br />
von Kaffee. Endet lang mit<br />
Kräuternoten.<br />
whiterabbitgin.ch, CHF 43,–<br />
93<br />
TITLIS GIN<br />
Titlis Gin, <strong>Schweiz</strong><br />
Klare Wacholderaromatik, dazu<br />
präsente Kiefernnoten, Anklänge<br />
von Kräutern, vegetal-zitrische<br />
Nuancen. Wirkt harmonisch und<br />
charaktervoll. Am Gaumen angenehm<br />
weich mit wiederum intensiver<br />
Kräuteraromatik und dezentem<br />
Eindruck von Holunderblüten.<br />
Hallt lange nach.<br />
titlis-gin.ch, CHF 43,–<br />
94<br />
SUMPFGEIST GOLDEN EYE GIN<br />
Sumpfgeist, <strong>Schweiz</strong><br />
Sehr klare, frische Nase mit Noten<br />
von weissen Blüten, Kardamom und<br />
Zitrusschalen, angenehm ergänzt von<br />
Wacholdernoten. Am Gaumen sehr<br />
weich und ebenfalls frisch mit schöner,<br />
zitrisch-würziger Intensität und<br />
langem, würzigem Nachhall.<br />
sumpfgeist.com, CHF 40,–<br />
94<br />
«FRAKMONT» LUCERNE DRY GIN<br />
Swiss Drink Experience, <strong>Schweiz</strong><br />
Zeigt eine leicht bläuliche Farbe.<br />
Intensive, klare Nase, Wacholder,<br />
ätherische Kräuternoten, die an reifes<br />
Basilikum erinnern, dahinter frische<br />
Zitrusnoten. Eigen und dennoch<br />
typisch. Am Gaumen weich und rund<br />
mit wiederum intensiver Kräuteraromatik,<br />
aber auch Beerenfrucht. Hallt<br />
sehr lange nach. schubiweine.ch,<br />
pilatus-getraenke.ch, CHF 40,–<br />
93<br />
WHITE RABBIT GIN<br />
Zweifel Gin, <strong>Schweiz</strong><br />
Intensive Wacholderaromatik,<br />
ergänzt von Mandarine sowie<br />
Gewürzen, insbesondere Kardamom.<br />
Wirkt überaus frisch. Am<br />
Gaumen angenehm weich mit wiederum<br />
intensiven Mandarinennoten,<br />
zeigt dazu scharfe Nuancen.<br />
Endet lang und frisch.<br />
whiterabbitgin.ch, CHF 41,–<br />
93<br />
TURICUM LONDON DRY GIN<br />
Turicum Distillery GmbH,<br />
<strong>Schweiz</strong><br />
Klare, frische Nase, Zitrus,<br />
Wacholder, dazu pfeffrig-würzige<br />
und auch blumige Noten. Wirkt<br />
frisch und harmonisch. Am Gaumen<br />
weich und rund mit Noten<br />
von Gewürzen und Wacholder.<br />
Zitrus- und Blütennoten im langen<br />
Nachhall.<br />
turicum-gin.ch, CHF 41,50<br />
92<br />
«5400» BADENER DRY GIN<br />
Turicum Distillery GmbH,<br />
<strong>Schweiz</strong><br />
Betont würzig in der Nase, insbesondere<br />
Gewürznelke, dazu präsente<br />
Wacholdernoten, etwas<br />
Zimt und ätherische Noten. Am<br />
Gaumen weich und sehr intensiv<br />
mit wiederum präsenter, jedoch<br />
eher orientalisch wirkender<br />
Würzaromatik, ergänzt von<br />
zitrisch-blumigen Noten. Endet<br />
leicht herb.<br />
turicum-gin.ch, CHF 45,–<br />
91<br />
TURICUM WOOD BARRELED<br />
GIN, Turicum Distillery GmbH,<br />
<strong>Schweiz</strong><br />
Zeigt sich im Glas intensiv orangefarben.<br />
In der Nase überraschend<br />
dezent: Wacholder, Orange, etwas<br />
Vanille, dezent karamellartige<br />
Fassnoten. Am Gaumen sehr<br />
weich und harmonisch mit passender<br />
Süsse und langem Nachhall<br />
mit Wacholder- und Eichenholznoten.<br />
turicum-gin.ch, CHF 41,50<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
129
gourmet / KOLUMNE UHREN<br />
DER WAHNSINN<br />
MIT DEN SCHRAUBEN<br />
Hier geht es um Uhren, die so viel kosten<br />
wie ein Einfamilienhaus in guter Lage.<br />
Und dies zu Recht.<br />
CEO Michel Nydegger<br />
Vollständig von Hand<br />
gebaut: Greubel Forsey<br />
Hand Made 1. Nur zwei bis<br />
drei Stück werden pro Jahr<br />
gebaut. Der Preis liegt bei<br />
rund 788.000 Franken –<br />
plus Mehrwertsteuer.<br />
Was darf, soll oder muss<br />
eine wirklich gute<br />
<strong>Schweiz</strong>er Uhr kosten?<br />
Das ist die Frage, die<br />
mir vermutlich am<br />
meisten gestellt wird. 1000 Franken?<br />
100.000 Franken? Oder eine halbe Million?<br />
Nun, es ist einfach: Eine wirklich gute<br />
<strong>Schweiz</strong>er Uhr gibt es für jedes Budget.<br />
Eine klassische Swatch zum Beispiel ist<br />
schon ab etwas über 50 Franken zu haben.<br />
Dafür erhält man ein technisches Spizenprodukt,<br />
das viel Kultur und Lifestyle transportiert.<br />
Die PRX von Tissot, ein cooles<br />
Neo-Vintage-Stück mit hervorragendem<br />
Werk, kostet unter 700 Franken. Und für<br />
eine herausragende Rolex Day-Date im<br />
Everose-Goldgehäuse wären rund 40.000<br />
Franken fällig. Aber es gibt natürlich auch<br />
ganz andere Sphären: Bei der Spezialitäten-<br />
Schmiede Greubel Forsey zum Beispiel<br />
geht unter 160.000 Franken gar nichts, im<br />
Durchschnitt sind 600.000 Franken fällig.<br />
Oft viel mehr.<br />
Es gibt Leute, die das kritisieren. Ich gehöre<br />
nicht dazu. Denn Greubel Forsey, 2001<br />
gegründet, ist eine der verblüffendsten<br />
Erscheinungen im Uhrenland Helvetien:<br />
Hier wird bezüglich Perfektion mit an<br />
Wahnsinn grenzendem Aufwand nur das<br />
absolute Maximum toleriert.<br />
Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass<br />
Schrauben bei einer Uhr ein spannendes<br />
Werkteil sind. Doch Marken-Co-Gründer<br />
Stephen Forsey hat mich eines Besseren<br />
belehrt. Man kennt seine Marke vor allem<br />
als unangefochtenen König für hochkomplizierte<br />
Uhren mit Tourbillons. Aber genauso<br />
pingelig und exzessiv detailversessen, wie<br />
der Brite Stephen Forsey und der gebürtige<br />
Elsässer Robert Greubel in dieser Königs-<br />
Fotos: Alex Teuscher, beigestellt<br />
130 falstaff sep <strong>2024</strong>
VACHERON CONSTANTIN<br />
ZUM JAHR DER SCHLANGE<br />
Vacheron Constantin, eine Marke, die gerne komplizierte Mechanik mit aufwendigem<br />
Kunsthandwerk vereint, legt zum bevorstehenden chinesischen Jahr der Schlange<br />
die hier gezeigte Uhr auf. Das Zifferblatt mit Kobra kombiniert Grand-Feu-Emaillierung<br />
mit Handgravur – allein drei Tage Arbeit sind nötig, um die Schlange und den<br />
Felsen zu modellieren. Auffallend ist auch die Art der Anzeige: Stunden, Minuten,<br />
Wochentag und Datum sind in vier Fensterchen am Zifferblattrand dargestellt.<br />
PIERRE-ANDRÉ<br />
SCHMITT<br />
schreibt seit mehr als<br />
20 Jahren über Uhren.<br />
Sie sind für ihn ein Kulturobjekt,<br />
stehen für<br />
Leidenschaft, Technik,<br />
Design. Und für Kunst.<br />
NOTIZEN<br />
BLAU UND WEISS<br />
Die 1962 geborene und 2017 wieder<br />
wachgeküsste Captain Cook hat sich zu<br />
einer Starkollektion der Marke Rado<br />
gemausert. Zum Auftakt der Tennis-Saison<br />
– in diesem Sport ist Rado stark involviert<br />
– kommt ein frisches Modell mit<br />
einem Farbverlauf von Blau zu Weiss auf<br />
dem Zifferblatt. Hübsches Detail ist die<br />
Spitze des Sekundenzeigers in der typischen<br />
Tennisball-Farbe. Die Uhr hat<br />
80 Stunden Gangautonomie und man<br />
kann mit ihr bis zu 300 Meter tief tauchen.<br />
klasse der Uhrmacherei agierten, waren sie<br />
auch immer, wenn es um die Anforderung<br />
an vermeintlich banalste Teile geht.<br />
Wo anderswo die Décolletage-Maschine<br />
alle 15 Sekunden eine Spiralklötzchen-Schraube<br />
ausspuckt, wenn man sie nicht einfach<br />
einkauft, braucht man bei Greubel Forsey<br />
allein für den maschinellen Teil der Produktion<br />
geschlagene vier Minuten pro Stück, bis<br />
die Oberflächen den Anforderungen genügen.<br />
Sie werden dann von Hand erst noch ewig<br />
lang nachpoliert. Das mag einem Buchhalter<br />
schlaflose Nächte bereiten, die Sammler aber<br />
wedeln begeistert mit der Kreditkarte.<br />
ZELEBRIERTE AKRIBIE<br />
Bei Greubel Forsey bauen 150 Leute jährlich<br />
nur 250 Uhren – ein unglaublicher Auwand.<br />
Man zelebriert Akribie beim Dekorieren und<br />
Veredeln der Komponenten, beim Perlieren,<br />
Anglieren, Gravieren, Ziselieren und<br />
Polieren – auch für Teile, die kein Mensch je<br />
sehen wird, weil sie tief im Werk versteckt<br />
sind.<br />
Seit einigen Wochen hat die Marke einen<br />
neuen CEO. Michel Nydegger heisst er,<br />
ist nur 34 Jahre alt und Stiefsohn von<br />
Marken-Co-Gründer Robert<br />
Greubel. Er hat Philosophie<br />
studiert und sieht<br />
sich als Hüter der<br />
Firmen-DNA. Klar,<br />
man werde durchaus<br />
versuchen, die<br />
Effizienz zu steigern,<br />
sagt er. Aber<br />
am Aufwand bei<br />
den Schrauben werde<br />
nichts geändert:<br />
«Niemals!»<br />
MIT ZWEITER ZEITZONE<br />
Für Vielreisende ist es die perfekte Zusatzfunktion.<br />
Ebenso für Daheimgebliebene,<br />
die oft mit dem fernen Ausland zu tun<br />
haben: GMT-Uhren erlauben es, stets eine<br />
zweite Zeitzone im Auge zu haben. Die<br />
Rolex- Schwestermarke Tudor bringt dies<br />
Möglichkeit jetzt in der Black Bay 58<br />
GMT. Warme Farbtöne und das<br />
39-Millimeter-Gehäuse machen<br />
die Uhr zum trendigen Zeitmesser.<br />
Als Motor dient das<br />
Manufaktur-Kaliber<br />
MT5450-U, das als<br />
Master Chronometer<br />
zertifiziert ist. Es muss<br />
strengste Tests bestehen<br />
und ein sehr starkes Magnetfeld<br />
schadlos aushalten.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
131
Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />
DOMINIK VOMBACH<br />
und BENJAMIN HERZOG<br />
GOURMET<br />
OPERNHAUS ZÜRICH<br />
AUF «BERNADETTE»<br />
FOLGT «LULU»<br />
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Das Zürcher Opernhaus<br />
bekommt ein neues Restaurant.<br />
Auf das bisherige «Bernadette»<br />
folgt das «Lulu», in<br />
dem ab 14.9. mediterrane<br />
Küche serviert wird. Auf dem Menü stehen<br />
Gerichte, die nach der Côte d'Azur schmecken.<br />
Die Zutaten hierfür werden allerdings<br />
grösstenteils aus Zürich und der Region von<br />
unabhängigen Produzenten bezogen. Der<br />
Name des neuen Restaurants der Pumpstation<br />
Gastro Gruppe rund um Michel Péclard<br />
und Florian Weber ist eine Hommage ans<br />
Zürcher Opernhaus und bezieht sich auf die<br />
gleichnamige Oper von Alban Berg. Diese<br />
feierte 1937 im damaligen Stadttheater<br />
Uraufführung. Mit zum «Lulu» gehört das<br />
Café und die Bar auf dem Rez-de-Chaussée<br />
sowie das geamte Catering für Opernhaus<br />
und Bernhard Theater. lulu-zh.ch<br />
MOVING FORWARD: 75 JAHRE LIEBHERR<br />
Unter dem Motto «75 years of moving forward»<br />
feiert Liebherr in diesem Jahr sein<br />
75-jähriges Bestehen. Den Grundstein für<br />
die heutige Firmengruppe legte Pionier<br />
Hans Liebherr im Jahr 1949, als er den<br />
ersten Turmdrehkran der Welt erfand. Kurz<br />
darauf erfuhr er von einem zum Verkauf<br />
stehenden Kühlschrankwerk. Als Liebherr<br />
sich mit dem Produkt dezidiert auseinandersetzte,<br />
erkannte er das enorme Potenzial<br />
und rief das erste Liebherr-Hausgeräte-<br />
Werk in Ochsenhausen, Deutschland, ins<br />
Leben. Heute ist Liebherr-Hausgeräte eine<br />
von elf Spartenobergesellschaften der<br />
Firmengruppe. Während der nächsten<br />
Jahrzehnte hat sich das Unternehmen zum<br />
absoluten Spezialisten für Kühlen und<br />
Gefrieren im Premiumsegment entwickelt.<br />
Heute beschäftigt die Liebherr-Gruppe über<br />
50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />
über 50 Ländern auf allen Kontinenten.<br />
Eine Erfolgsgeschichte, die 1949 begann.<br />
Höchste Qualität, damals wie heute: Die ersten<br />
Kühlschränke entwickelte Liebherr im Jahr 1954.<br />
132 falstaff sep <strong>2024</strong>
NOTIZEN<br />
EIN HAUCH V0N PARIS IN ZÜRICH<br />
Mitte August feierte die<br />
French Grill & Raw Bar<br />
«LouLou» im Zürcher<br />
Sihlcity ihre Eröffnung.<br />
Chefköchin Inbar Zuckerberg<br />
und ihr Team verwöhnen<br />
die Gäste mit<br />
französischen Traditionen<br />
gepaart mit modernen<br />
Einflüssen. Auf dem<br />
Menü stehen frische<br />
Austern, hausgemachte<br />
Ravioli und <strong>Schweiz</strong>er<br />
Entrecôte.<br />
loulou-restaurant.ch<br />
MICHEL GUÉRARD VERSTORBEN<br />
Sternekoch Michel Guérard ist Mitte<br />
August im Alter von 91 Jahren verstorben.<br />
Guérard, der als einer der Wegbereiter<br />
der Nouvelle Cuisine gilt, hat die französische<br />
Gastronomie nachhaltig geprägt<br />
und bleibt als bedeutender Innovator in<br />
Erinnerung. Sein Restaurant «Les Prés<br />
d’Eugénie» in Südfrankreich ist seit 1977<br />
mit drei Michelin-Sternen dekoriert.<br />
NEUES KONZEPT IM<br />
ZÜRCHER «LUX»<br />
Fotos: Xandra M. Linsin, James Varela / Felix Stroh, elena steness, Getty Images, ARMON RUETZ, beigestellt<br />
BUCHTIPP: KOREANISCHE<br />
TEMPELKÜCHE<br />
Die Tempelküche der südkoreanischen Nonne<br />
Jeongkwan Snim hält die kulinarische Welt schon<br />
länger in Atem. Zum Welstar wurde sie, als Netflix<br />
ihr eine Folge der Serie «Chef ’s Table» widmete.<br />
Über Monate hinweg gewährte sie der Buchautorin<br />
und Journalistin Hoo Nam Seelmann und der<br />
Fotografin Véronique Hoegger einen grosszügigen<br />
Einblick in ihren Alltag, ihren achtsamen Umgang<br />
mit der Natur und die Kunst ihrer Tempelküche.<br />
Daraus entstand ein bildgewaltiges Buch über<br />
«die Küche des Lebens». echtzeit.ch, CHF 58,–<br />
Mehr Farbe und mehr Fisch. Daran<br />
hat das Team vom Restaurant «LUX»<br />
beim Kongresshaus in Zürich in den<br />
letzten Monaten gearbeitet.<br />
Die Zeit sei intensiv gewesen, aber es<br />
hat sich gelohnt. Seit Anfang August<br />
erscheint das «LUX» in einem<br />
etwas anderen Licht. Das renovierte<br />
Interieur wirkt mit den neuen Farben<br />
erfrischend und die neue Speisekarte<br />
wartet mit raffinierten Fischgerichten<br />
auf. lux-zuerich.ch<br />
«TIBITS» GOES ZUG<br />
Die Restaurantkette «Tibits» hat Ende<br />
August die erste Filiale in Zug eröffnet.<br />
Das neue Lokal befindet sich im ehemaligen<br />
«Restaurant Bären» an der Baarerstrasse.<br />
In Hommage an die ehemalige Cordon-Bleu-Beiz<br />
wurde ein spezielles Cordon<br />
Vert entwickelt, das den Fleischklassiker<br />
vegetarisch interpretiert. tibits.ch<br />
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sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
133
gourmet / KAFFEE-TRENDS<br />
DIE VIERTE<br />
Die «Third Wave Coffee»-Bewegung scheint<br />
von gestern und der Übergang in die nächste<br />
Ära, die vierte Kaffeewelle, ist in vollem Gange.<br />
Warum Spezialitätenkaffee nichts Besonderes mehr<br />
ist und welche neuen Brühmethoden und Trendgetränke<br />
man jetzt kennen muss.<br />
TEXT VERENA RICHTER<br />
Foto: Shutterstock<br />
134 falstaff sep <strong>2024</strong>
KAFFEEWELLE<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
135
DIE VIERTE WELLE<br />
GEHT VON ZU HAUSE<br />
AUS. KAFFEETRINKER<br />
SIND SELBST ZU<br />
BARISTAS GEWORDEN.<br />
Der Filterkaffee erlebt eine<br />
Renaissance. Er geht schnell<br />
und ist besonders geeignet,<br />
um das Spektrum der<br />
Aromen herauszuschmecken.<br />
Bei der Zubereitung<br />
liegen French Press,<br />
Espressokocher oder<br />
auch Aeropress hoch<br />
im Kurs.<br />
Veränderungen in der Kaffeekultur<br />
werden gerne als<br />
Wellen beschrieben. Für eine<br />
echte Trendwende steht<br />
«Third Wave Coffee» ab den<br />
90er-Jahren: Kaffee ist zum Genuss- und<br />
Lifestyleprodukt geworden, für das man<br />
sich Zeit nimmt und gerne auch mehr<br />
bezahlt. Immer mehr kleine Cafés und<br />
Röstereien spezialisieren sich auf nachhaltig<br />
angebauten und fair gehandelten<br />
Kaffee, hochwertige Bohnen und helle<br />
Röstungen.<br />
Inzwischen ist es beim Kaffee wie beim<br />
Wein, doch statt Trauben und Jahrgang<br />
auf der Flasche zu präsentieren, zeigen<br />
die Verpackungen Anbaugebiet, Bohnen<br />
und Röstung. Beim Single-Origin-Kaffee<br />
dürfen nur Bohnen aus ein und demselben<br />
Gebiet stammen. Noch einen Schritt<br />
weiter geht Single-Estate-Kaffee, bei dem<br />
Kaffeebohnen von nur einer einzigen<br />
Farm oder Farmgemeinschaft kommen.<br />
Spezialitätenkaffee ist jedoch<br />
nichts rein Exklusives mehr, sondern<br />
für jeden verfügbar, beschleunigt<br />
durch die wachsende Zahl<br />
kleiner Röstbetriebe.<br />
Der Übergang von einer Welle<br />
zur nächsten ist fliessend. Aktuell<br />
scheint die «Third Wave»-Bewegung<br />
an ihrem Höhepunkt angekommen zu<br />
sein und spätestens seit 2020 die vierte<br />
Welle anzurollen. In den USA wurde das<br />
neue Zeitalter bereits ausgerufen. Und in<br />
Europa? Unter deutschsprachigen Experten<br />
sieht man die Einteilung in Wellen mitunter<br />
kritisch, da historische Kaffeehauskulturen<br />
ausgeklammert werden. Unter deutschsprachigen<br />
Experten sieht man die Einteilung<br />
in Wellen mitunter kritisch, da historische<br />
Kaffeehauskulturen ausgeklammert<br />
werden. Veränderungen und Trends stellen<br />
aber auch sie fest, darunter Ingo Albrecht<br />
von den «Roast Rebels» in Zürich: «Was<br />
wir auf jeden Fall feststellen, ist ein hohes<br />
Qualitätsbewusstsein. Das geht über den<br />
Anbau, die Verarbeitung und die Frage, ob<br />
Kaffeebauern davon leben können, bis zum<br />
sensorischen Erlebnis. Hier gibt es ganz<br />
Fotos: alexandra-gorn / unsplash, amr taha / unsplash, najib kalil / unsplash, devin avery / unsplash, Shutterstock<br />
136 falstaff sep <strong>2024</strong>
gourmet / KAFFEE-TRENDS<br />
KAFFEE-TRENDS UND<br />
NEUE REZEPTE<br />
ENTSTEHEN HEUTE<br />
VOR ALLEM AUF<br />
TIKTOK, WO SIE EIN<br />
MILLIONENPUBLIKUM<br />
ERREICHEN.<br />
Beim handgebrühten Filterkaffee<br />
spricht man von «pour over» also<br />
«drübergiessen». Das Wasser sollte<br />
nicht kochend heiss sein, ideal sind<br />
92 bis 95 Grad.<br />
Zelebriert wird die Wiedergeburt des Filterkaffees<br />
und Methoden wie French Press,<br />
Espresso-Kocher und Aeropress. Bestätigt<br />
wird der Trend auch vom Österreichischen<br />
Kaffeeverband. Die Zubereitung von Filterkaffee<br />
sei «fast schon zur Teezeremonie geworden<br />
und auch beim Einzelnen stark im<br />
Kommen», erklärt Verbandspräsident Marcel<br />
Löffler. Auch laut Albrecht geniesst der<br />
Filterkaffee wieder einen guten Ruf. Der<br />
Grund: Es wird mit viel besseren Bohnen<br />
und helleren Röstungen gearbeitet, wo-<br />
<<br />
klar eine Bewegung von immer<br />
mehr Menschen.»<br />
HOME SWEET HOME<br />
Was die «Fourth Wave» laut dem<br />
internationalen Marktforschungsinstitut<br />
Mintel ausmacht: Während Coffee-Shops<br />
die zweite und dritte Welle antrieben, hat<br />
die vierte ihren Ursprung im eigenen Zuhause.<br />
Die Menschen haben während der<br />
Pandemie aufgerüstet, um trotz Schliessungen<br />
und Homeoffice selbst guten Kaffee<br />
zu brühen. «Sie haben sich mit Wissen<br />
und Equipment ausgestattet und kreieren<br />
inzwischen zuhause hervorragenden Kaffee,<br />
manchmal sogar besseren als im Kaffeehaus»,<br />
sagt Albrecht. Und auch wenn die<br />
Menschen in die Büros und Kaffeehäuser<br />
zurückgekehrt sind, haben viele ihr<br />
Kaffeeritual beibehalten. Verbunden mit<br />
der Entwicklung hin zu «Home-Baristas»<br />
ist auch die Wiederbelebung traditioneller<br />
Zubereitungen und alternativer Methoden.<br />
Espresso mit Orangensaft (im Kreis)<br />
wurde durch die sozialen Medien<br />
populär. Auch der Cold-Brew-Trend<br />
ist stark von Social Media getragen.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
137
gourmet / KAFFEE-TRENDS<br />
Der aromatische Hochlandkaffee<br />
aus Kolumbien ist<br />
zum Inbegriff von Qualität<br />
geworden. In der Kaffeezone<br />
durchziehen Hunderte von<br />
Plantagen die Landschaft. Die<br />
Regierung fördert Kleinbauern,<br />
die vom verbotenen Anbau der<br />
Drogenpflanze Koka auf Kaffee<br />
umsteigen.<br />
34 %<br />
des weltweit gehandelten<br />
Kaffees kommen<br />
aus Brasilien. Das Land<br />
ist damit der grösste<br />
Exporteur der Welt,<br />
dahinter folgen Vietnam<br />
und Kolumbien. Weltweit<br />
besonders beliebt ist die<br />
Sorte Arabica.<br />
<<br />
durch mehr Aromen herausgelöst werden.<br />
«Früher war das Höchste der Gefühle<br />
ein 100-prozentiger Arabica-Kaffee. Auf<br />
die Weinwelt übersetzt, wäre das gleichbedeutend<br />
mit 100 Prozent Rotwein. Heute<br />
unterscheidet man zwischen verschiedenen<br />
Bohnen und Lagen. Je heller man röstet,<br />
desto mehr schmeckt man die Unterschiede.<br />
Durch die Filterzubereitung kommen diese<br />
Noten mehr zum Tragen», erklärt er.<br />
Auch wenn der heisse Klassiker nie aus<br />
der Mode kommt, scheint die Zukunft des<br />
Kaffees kalt: Der Trend zu Cold Brew hält<br />
bereits seit einigen Jahren an. Beim Brühvorgang<br />
lässt man den Kaffee mit kaltem<br />
110<br />
Durchschnittlich geben<br />
Konsumenten 110 Franken<br />
für fair gehandele Produkte<br />
aus. Damit ist die <strong>Schweiz</strong><br />
im Vergleich zu Österreich<br />
und Deutschland absoluter<br />
Spitzenreiter.<br />
Wasser über Nacht im Kühlschrank ziehen.<br />
Der bedeutende Unterschied: Es werden die<br />
Aromastoffe gelöst, aber weniger Bitterstoffe<br />
und Säuren. Der Kaffee ist milder<br />
und wird auch für Mischgetränke oder<br />
Cocktails verwendet.<br />
AUF DER COLD-BREW-WELLE<br />
«Cold Brew ist in den USA ein Massenphänomen,<br />
bei uns aber erst im Kommen»,<br />
sagt Löffler. Durch den milderen<br />
Geschmack wird Cold Brew auch gerne<br />
als Grundlage für Mischgetränke oder<br />
Cocktails verwendet. Einen ähnlichen Hype<br />
wie in den USA ortet auch Steffen Schwarz,<br />
Gründer des deutschen Kaffeeforschungsund<br />
Weiterbildungsinstituts Coffee Consulate,<br />
nicht: «Europa und die USA sind unterschiedlicher,<br />
als mitunter angenommen<br />
wird. In den USA gibt es viele Ketten, in<br />
Europa mehr individuelle Restaurants und<br />
unterschiedliche Geschmacksvorlieben.»<br />
Die Herstellung von gutem Cold Brew<br />
im grossen Stil sei problematisch,<br />
da es wegen der hellen<br />
Röstung eine sehr hohe<br />
Bohnen qualität brauche.<br />
Mängel können nicht<br />
durch eine dunkle<br />
Röstung übertüncht<br />
werden. Kleinen<br />
Betrieben gelinge das<br />
besser als grossen<br />
Konzernen. «Cold Brew ist eine neue Getränkekategorie,<br />
die sich aber erst entwickelt.<br />
Hier könnte die Gastronomie ein Impulsgeber<br />
sein», sagt Schwarz. Vorstellbar<br />
sei Cold Brew als Ersatz von Alkohol, etwa<br />
Nitro Cold Brew (Kaffee mit Kohlensäure)<br />
in englischen Pubs, oder als Grundlage<br />
für Limonaden, da sich Cold Brew gut mit<br />
Früchten kombinieren lasse.<br />
Wenn die Gen Z einmal etwas gut findet,<br />
ist der Hype gross: Trends und Konsumverhalten<br />
werden von sozialen Medien,<br />
vor allem TikTok mitbestimmt. «Coffeetok»-Influencer<br />
teilen ihre Rezepte, die<br />
ihr Publikum zuhause nachmacht. 2022<br />
rief eine Tiktokerin dazu auf, Espresso<br />
mit Orangensaft auszuprobieren. Ihr Video<br />
wurde 1,7 Millionen-mal angesehen,<br />
viele weitere Nutzer filmten sich selbst<br />
beim kulinarischen Selbstversuch. Über<br />
die sozialen Medien beschäftigen sich<br />
sehr viele Menschen mit Kaffee, der Hype<br />
um Espresso mit Orangensaft<br />
ebnete auch den Weg<br />
Für guten Cold Brew braucht es<br />
perfekte Kaffeebohnen, da durch<br />
die helle Röstung keine Fehler<br />
übertüncht werden können.<br />
für die Verwendung<br />
von Zitruszutaten<br />
zum Kaffee. Und<br />
auch die Cold<br />
Brew-Wellen<br />
sind stark von<br />
den sozialen<br />
Medien<br />
getragen.<br />
<<br />
Foto: JUAN RESTREPO / AFP / picturedesk.com<br />
138 falstaff sep <strong>2024</strong>
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gourmet / KAFFEE-TRENDS<br />
Kaffee gehört weltweit zu den beliebtesten<br />
Getränken: in Österreich der Espresso, in<br />
Deutschland der Filterkaffee und in der <strong>Schweiz</strong><br />
der Café Crème.<br />
<<br />
Ein anderes Phänomen, das in Amerika<br />
beobachtet wird, ist ein regelrechter<br />
Hype um Espresso Martini: «Das ist<br />
eine riesige Welle, die vor sechs Jahren<br />
begonnen und enorm an Zugkraft<br />
gewonnen hat», schildert Löffler. Die<br />
Nachfrage ist so gross, dass in New<br />
York sogar die erste reine Espresso-<br />
Martini-Bar, der «Rose Room»,<br />
eröffnet hat. «Auch bei uns ist Kaffee<br />
mit Spirits im Kommen. Wenn ich<br />
sehe, wie schnell das an Bedeutung gewinnt,<br />
wird der Trend bald ankommen»,<br />
so Löffler.<br />
In der vierten Welle wird Kaffee auch<br />
hochwissenschaftlich: Technologie wird<br />
eingesetzt, um Anbau, Röstung und Zubereitung<br />
weiter zu verbessern. In Finnland hat<br />
die Rösterei Kaffa bereits die mithilfe von<br />
künstlicher Intelligenz (KI) zusammengestellte<br />
Mischung «AI-conic» auf den Markt<br />
gebracht hat. Auch die sehr lange Brühzeit<br />
von Cold Brew könnte durch Forschung<br />
umgangen werden: Die australische University<br />
of New South Wales stiess per Zufall<br />
auf eine Lösung: den im Wasser befindlichen<br />
Kaffee mit Ultraschall «beschiessen». Bei der<br />
«akustischen Kavitation», wie das Verfahren<br />
heisst, bilden sich mit Dampf gefüllte Blasen<br />
und fallen sofort wieder in sich zusammen.<br />
Das vielversprechende Ergebnis: Bei Experimenten<br />
erhielt der Ein-Minuten-Espresso<br />
von Vertretern der Queensland Alliance for<br />
Agriculture and Food Innovation ähnliche<br />
Noten wie ein typischer 24-Stunden-<br />
Cold-Brew. Experimentiert wird auch mit<br />
Kaffeebohnen, wie Albrecht erklärt: «Den<br />
grössten Einfluss auf den Geschmack hat die<br />
Nachbereitung. Man hat sich Methoden aus<br />
dem Weinbau abgeschaut. Die Kaffeekirsche<br />
wird in geschlossenen Behältern fermentieren,<br />
mit Weinhefe oder Champagnerhefe. So<br />
erzielt man spektakuläre Geschmäcker, zum<br />
Beispiel ein starkes Aroma von Himbeeren,<br />
Passionsfrucht oder<br />
Zimtschnecken».<br />
<<br />
COLD BREW<br />
WHISKEY SOUR<br />
Espresso Martini ist von keiner<br />
Barkarte wegzudenken. In New York<br />
hat mit dem «Rose Room» die erste<br />
reine Espresso-Martini-Bar eröffnet.<br />
VON MARKUS BRUN, «GOTA COFFEE», WIEN<br />
ZUTATEN COLD BREW<br />
• Rund 60 g Kaffee<br />
• Rund 1 l Wasser<br />
Zu empfehlen sind eine helle Röstung und grob gemahlener<br />
Kaffee, um florale und fruchtige Aromen<br />
hervorzuheben. Gemahlenen Kaffee mit dem kalten<br />
Wasser aufgiessen. Je nach Mahlgrad (je gröber,<br />
desto länger) zwischen zwölf und 18 Stunden in den<br />
Kühlschrank stellen. Danach Kaffeesud mit einem<br />
Filter entfernen.<br />
ZUTATEN WHISKEY SOUR<br />
• 40 cl floraler Whiskey<br />
• 20 cl Zitronensaft<br />
• 20 cl 1 : 1 Simple Sirup<br />
• 60 cl Cold Brew<br />
Alle Zutaten mit Eis shaken und auf einem<br />
Eisblock servieren. Gerne mit einer Orangenscheibe<br />
dekorieren.<br />
Fotos: natanja grun / unsplash, GOTA, Charles ROUSSEL<br />
140 falstaff sep <strong>2024</strong>
FRISCHER<br />
WIND<br />
Mit innovativen Geräten lassen sich<br />
verschiedenste Kaffeesorten bequem zu Hause<br />
in erstklassiger Qualität geniessen.<br />
KAFFEEGENUSS<br />
Kaffee selbst rösten, ganz<br />
nach eigenem Geschmack<br />
Das Selberrösten von Kaffee ist einfacher,<br />
als viele denken, und bietet die<br />
Möglichkeit, das volle Aromapotenzial<br />
aus den Kaffeebohnen zu holen. Ähnlich<br />
wie beim Wein prägt das Terroir<br />
den Geschmack – aber auch die Art<br />
der Röstung: So entwickelt dunkel gerösteter<br />
Kaffee aus Brasilien Schokoladen-<br />
und Nussnoten, während helle<br />
Röstung aus Äthiopien etwa fruchtige<br />
und florale Akzente hervorbringt.<br />
Der Trend zum Heimrösten wächst<br />
stetig, da immer mehr Menschen und<br />
Gastronomiebetriebe den Wert von<br />
frisch geröstetem Kaffee schätzen.<br />
Bei Roast Rebels findet man alles,<br />
was man braucht, um Kaffee nach<br />
eigenem Geschmack zu rösten – von<br />
hochwertigen Kaffeeröstmaschinen<br />
über sorgfältig ausgewählte Rohkaffees<br />
bis hin zu Kursen, Büchern<br />
und Informationen. So kann man die<br />
Vielfalt der Aromen des Kaffees in<br />
all ihren Facetten entdecken und<br />
geniessen.<br />
ROAST REBELS GMBH<br />
T: +41 76 2619717<br />
roastrebels.ch<br />
ADVERTORIAL Foto: © Shutterstock; Beigestellt<br />
Die Kaffee-Revolution: TEN<br />
Amici Caffè präsentiert ein neues Genusserlebnis:<br />
Kaffee wie Wein entdecken. Sei es als Mischung,<br />
wie sie in einer typisch italienischen Bar serviert<br />
wird, oder als Entdeckung einer einzelnen<br />
Kaffeesorte, auch Single Origin genannt, bei der<br />
die Besonderheiten des jeweiligen Terroirs zum<br />
Vorschein kommen.<br />
Aromatischer und geschmackvoller Genuss von<br />
höchster Qualität im Handumdrehen: Mit dem neuen<br />
TEN-System können Kaffeeliebhaber zu Hause<br />
eine Vielzahl von Kaffeesorten mit intensivem<br />
Aroma geniessen, zubereitet wie von einem professionellen<br />
Barista. Einfach das umweltfreundliche<br />
Papierpad einlegen und perfekten Kaffee geniessen.<br />
Mehr Geschmack<br />
Die TEN-Papierpads enthalten rund 10 Gramm Kaffee,<br />
was 40 Prozent mehr ist als in herkömmlichen<br />
Pads. Dies führt zu einem unglaublich intensiven<br />
Geschmackserlebnis.<br />
Die Kaffeemaschine LT1 ist die erste der TEN-<br />
Linie. Sie verfügt über eine innovative Extraktionsmethode,<br />
bei der sowohl die Temperatur als auch<br />
die Brühdauer angepasst werden können. Sie wird in<br />
Italien handgefertigt und ist in fünf Farben erhältlich.<br />
Mehr Vielfalt<br />
Zudem bietet TEN die Möglichkeit, Kaffee in seiner<br />
ganzen Vielfalt zu entdecken – genau wie beim Wein.<br />
Die ausgewogene Amici-Mischung besteht aus neun<br />
sorgfältig ausgewählten Arabica-Sorten aus Süd-<br />
und Mittelamerika, Asien und Afrika. Ausgewählte<br />
Single Origins mit ihren charakteristischen Aromaprofilen<br />
runden die Vielfalt ab und ermöglichen den<br />
Zugang zu erlesenen Kaffeesorten.<br />
Das Ergebnis dieser Innovation ist vollmundiger<br />
Kaffee, vergleichbar mit dem einer professionellen<br />
Siebträgermaschine, der in zahlreichen Variationen<br />
erhältlich ist. Geniesser sind herzlich eingeladen, die<br />
Kaffees in den Amici-Gallerias zu degustieren.<br />
AMICI CAFFÈ AG<br />
Galleria Luzern:<br />
Stadthausstrasse 4, 6003 Luzern<br />
Galleria Steinhausen:<br />
Hinterbergstrasse 22, 6312 Steinhausen<br />
info@amici.ch, amici.ch<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 141
gourmet / FROSCHSCHENKEL<br />
QUAKENDES<br />
UNRECHT<br />
Als Kind waren Froschschenkel die Lieblingsspeise des Autors. Was ihm damals<br />
nicht bewusst war: Für den europäischen Markt werden jährlich Millionen<br />
Fröschen bei lebendigem Leib die Beine abgetrennt. Würde ihm das Gericht<br />
angesichts dieser Tatsache heute noch schmecken? Ein Selbstversuch.<br />
TEXT SEBASTIAN SPÄTH<br />
Als ich klein war, gab es für<br />
mich kaum etwas Schöneres,<br />
als mit meiner Familie zum<br />
Essen ins Elsass zu fahren.<br />
Unser Stammlokal hiess<br />
«Cheval Noir», was für mich in Ermangelung<br />
von Französischkenntnissen wie eine<br />
Verheiung klang. «Schwarzes Pferd» hätte<br />
meine Fantasie wohl kaum so beflügelt.<br />
Dort gab es ein Gericht, das aufregender<br />
war als alles, was bis dahin in meiner Vorstellung<br />
existierte: Froschschenkel. Und zu<br />
meiner grossen Freude durfte ich die zarten<br />
Beinchen sogar mit den Händen essen. Ob<br />
dieser Genuss moralisch vertretbar war, darüber<br />
machte ich mir in meiner kindlichen<br />
Unschuld natürlich keine Gedanken.<br />
APPETIT AUF HINTERBEINE<br />
Tierschutzorganisationen wie Pro Wildlife<br />
zufolge verzehren wir Europäer jährlich<br />
rund 4000 Tonnen Froschschenkel,<br />
was dem Leben von etwa 200<br />
Millionen Fröschen entspricht.<br />
An der Spitze des Konsums<br />
steht, wenig überraschend,<br />
Frankreich. Vittel, ein<br />
Kurort in den Vogesen,<br />
der den meisten durch<br />
sein Mineralwasser<br />
bekannt ist, bildet das<br />
Zentrum dieses umstrittenen<br />
Genusses.<br />
DIE EU SCHÜTZT<br />
HEIMISCHE<br />
FROSCHARTEN –<br />
IMPORTIERT ABER<br />
MILLIONEN DER<br />
AMPHIBIEN AUS<br />
INDONESIEN.<br />
Während des dortigen «Jahrmarkts<br />
der Frösche» wandern jährlich innerhalb<br />
von nur drei Tagen ganze sieben Tonnen<br />
Froschschenkel über die Verkaufstheken –<br />
als Füllung von Pasteten oder Quiches, als<br />
Suppeneinlage, Frikassee, knusprig frittiert<br />
oder klassisch in Knoblauchsosse.<br />
Hierzulande sind Froschschenkel meist in<br />
Spezialitätenrestaurants, bei ausgewählten<br />
Fischhändlern oder über das Internet<br />
erhältlich. «Fisch Gruber» etwa, das älteste<br />
Fischgeschäft auf dem Wiener Naschmarkt,<br />
bietet über seinen Online-Shop 800 Gramm<br />
tiefgekühlte Froschschenkel für stolze<br />
39,50 Euro an, importiert aus Indonesien.<br />
Das südostasiatische Land ist der<br />
weltweit grösste Exporteur von Froschschenkeln,<br />
gefolgt von Vietnam, Taiwan,<br />
China und der Türkei. Dort werden<br />
Fröschen bei lebendigem Leib die Wirbelsäule<br />
durchtrennt und die Hinterbeine<br />
abgehackt. Der vordere Teil des Tieres<br />
verblutet qualvoll, während die<br />
Schenkel gehäutet und für den<br />
Export vorbereitet werden.<br />
Regionales Froschfleisch hingegen<br />
sucht man vergeblich.<br />
Als die Froschpopulation in Europa<br />
einen alarmierenden Tiefstand erreichte,<br />
kamen die Parlamentarier in Brüssel<br />
nämlich auf eine raffinierte Idee: mit der<br />
Fauna-und-Flora-Habitat-Richtlinie<br />
ersannen sie ein Gesetz, das zwar die Jagd<br />
Fotos: Shutterstock<br />
142 falstaff sep <strong>2024</strong>
SERIE<br />
GENUSS &<br />
GUTES<br />
GEWISSEN<br />
Teil 6<br />
auf einheimische Kröten verbot, den Import<br />
und den Verzehr von Froschschenkeln<br />
jedoch unberührt lies. So konnte sich der<br />
europäische Artbestand erholen, ohne dass<br />
die Essgewohnheiten eines einzigen<br />
EU-Bürgers eingeschränkt wurden. Ein<br />
politisches Meisterwerk – oder, anders<br />
gesagt, ein ziemlich unsauberer Trick: Denn<br />
die Umweltfolgen des massenhaften<br />
Froschfangs wurden damit einfach auf<br />
andere Kontinente verlagert.<br />
FOLGEN FÜR DIE UMWELT<br />
Die Brutalität der Tötungsmethoden ist<br />
zwar ein schwerwiegender Grund, weshalb<br />
der Verzehr von Froschschenkeln so<br />
problematisch ist. Noch bedenklicher sind<br />
jedoch die ökologischen Folgen des<br />
Froschfangs. Die quakenden Amphibien<br />
übernehmen als Insektenvernichter eine<br />
wichtige Aufgabe für Mutter Natur – wo<br />
sie verschwinden, steigt der Einsatz giftiger<br />
Pestizide, die unbemerkt durch die<br />
Nahrungskette in unsere Lebensmittel und<br />
schliesslich in unseren Körper gelangen.<br />
Und damit nicht genug: Mit dem Rückgang<br />
der Froschpopulation wächst auch<br />
die Gefahr von Krankheiten, die durch<br />
Mücken übertragen werden, zum Beispiel<br />
Malaria. Die heimtückische Tropenkrankheit<br />
fordert bis heute pro Jahr über<br />
600.000 Tote. Der Grossteil davon: Kinder<br />
unter fünf Jahren.<br />
Würde mein Lieblingsgericht<br />
aus<br />
Kindertagen heute noch<br />
schmecken, wenn ich es<br />
mit dem feinjustierten<br />
moralischen Kompass eines<br />
33-Jährigen bewerte?<br />
Um das herauszufinden, wende ich<br />
mich an eine Bekannte im Elsass, die mir<br />
das Traditionslokal «Au Cerf» in Roeschwoog<br />
empfiehlt, nur etwa 15 Kilometer<br />
von der deutsch-französischen Grenze<br />
entfernt. Hier, so verspricht die Speisekarte,<br />
sind Froschschenkel eine Hausspezialität<br />
und werden «nach Papas Art» zubereitet –<br />
«comme les faisait Papa», wie es im<br />
Französischen so schön heisst: paniert, in<br />
Knoblauchbutter, verfeinert mit Petersilie<br />
und Röstzwiebeln. Zu einem Preis von 21<br />
Euro.<br />
Doch bereits mit dem ersten Bissen stellt<br />
sich bei mir Ernüchterung ein. Die Konsistenz<br />
erinnert an Hähnchen, vielleicht<br />
etwas zarter. Geschmacklich ist das<br />
Froschfleisch hinter der knusprigen Hülle<br />
und dem intensiven Mantel aus Knoblauch<br />
und Butter jedoch nicht auszumachen –<br />
ähnlich wie bei Chicken-Nuggets, deren<br />
Reiz mehr in der Panade als im eigentlichen<br />
Inhalt liegt.<br />
Vielleicht war es ja genau das, was mich<br />
als Kind so begeistert hat. Aber rechtfertigt<br />
das wirklich das Töten von Fröschen?<br />
<<br />
In Frankreich<br />
werden<br />
Froschschenkel<br />
tonnenweise<br />
verspeist. Das<br />
Elsass gilt als eines<br />
der Zentren dieses<br />
fragwürdigen Genusses.<br />
LEBENSMITTELKONSUM<br />
UND MORAL<br />
An dieser Stelle schreibt Deutschland-<br />
Chefredakteur Sebastian Späth über<br />
umstrittene Delikatessen und unethisch<br />
gewonnene Lebensmittel, ihren<br />
Ursprung und Alternativen – ohne<br />
erhobenen Mahnfinger, dafür<br />
mit überraschenden Hintergründen und<br />
Perspektiven.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
143
EXQUISITE<br />
KREATIONEN<br />
Im «Schlosshotel Restaurant Chastè» in Tarasp erlebte der Club<br />
Prosper Montagné eine kulinarische Reise, die alle Erwartungen<br />
übertraf. Unter der meisterhaften Leitung von Küchenchef Andreas<br />
Heidenreich wurden die Gäste mit raffinierten Gerichten verwöhnt.<br />
144<br />
falstaff sep <strong>2024</strong>
CLUB PROSPER MONTAGNÉ<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
Der Gourmet-Club Prosper<br />
Montagné hatte das Privileg,<br />
das «Schlosshotel Restaurant<br />
Chastè» in Tarasp zu besuchen<br />
und eine kulinarische Reise der Extraklasse<br />
zu erleben. Unter der Leitung des talentierten<br />
Küchenchefs Andreas Heidenreich wurden<br />
die Mitglieder von seinem Team mit<br />
einem Menu verwöhnt, das die Sinne<br />
verzauberte und den Gaumen zum<br />
Jubilieren brachte.<br />
Das Fest begann auf der<br />
Terrasse des Hotels mit Blick<br />
auf das Schloss Tarasp mit<br />
einem erfrischenden Apéro,<br />
begleitet von einer Sphäre<br />
von Randenmousse mit<br />
Oona Caviar in einem<br />
knusprigen Kartoffelkörbchen,<br />
gefolgt von einer<br />
Ceviche von der Jakobsmuschel<br />
mit Melonenperlen und<br />
einem delikaten Tatar von der Riesenkrevette<br />
mit Safran und Fenchel. Diese<br />
Kreationen boten einen Vorgeschmack auf<br />
das, was noch bevorstand. Begleitet wurden<br />
diese Häppchen mit einem Chasselas aus<br />
dem Waadtland: Epesses Calamin La Ronce.<br />
KULINARISCHE MEISTERWERKE<br />
Als Vorspeise wurden südafrikanische<br />
Langustinen mit Karotte, Bisque, Passionsfrucht<br />
und Kaffir-Limette serviert, gefolgt<br />
von einer weiteren Köstlichkeit: Kalbsmilke<br />
mit Cocobohnen, Pfifferlingen, Schinken<br />
und Estragon. Jedes Gericht war ein<br />
Kunstwerk auf dem Teller, das nicht nur die<br />
Augen erfreute, sondern auch den Gaumen<br />
in Verzückung versetzte.<br />
Der Höhepunkt des Abends war zweifellos<br />
der Hauptgang: Engadiner Lamm mit<br />
Aubergine, Mais, schwarzen Knoblauch und<br />
Petersilie. Die zarte Textur des Lamms<br />
harmonierte perfekt mit den aromatischen<br />
Beilagen und machte diesen Gang zu einem<br />
unvergesslichen Erlebnis.<br />
Zum krönenden Abschluss wurden wir<br />
mit einem Dessert verwöhnt, das die Süsse<br />
der Engadiner Honig-Nektarine mit der<br />
Knusprigkeit von Mandeln und Amaretti<br />
sowie dem aromatischen Touch von<br />
Rosmarin vereinte. Ein wahrer Genuss für<br />
alle Sinne!<br />
Natürlich wurden zu diesen exquisiten<br />
Speisen erlesene Weinen serviert. Die Vor-<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
club-prosper-montagne.ch<br />
Im «Schlosshotel Chastè»<br />
arbeitet ein perfekt<br />
eingespieltes Team, das alle<br />
Aufgaben mit viel Engagement<br />
und Liebe meistert.<br />
speisen wurden von einem Chardonnay aus<br />
dem Burgund, dem Hautes-Côtes de Nuits<br />
von der Domaine Daniel Rion & Fils begleitet.<br />
Für den Hauptgang wurde ein Merlot<br />
aus Südbünden, der La Fiducia «Barrique»<br />
von Rohner Erni, kredenzt, der die Aromen<br />
des Engadiner Lamms perfekt ergänzte.<br />
Insgesamt war der Besuch im «Schlosshotel<br />
Restaurant Chasté» ein unvergessliches<br />
Erlebnis, das die kulinarischen Erwartungen<br />
der Mitglieder übertroffen hat. Der<br />
Küchenchef und sein Team haben wahre<br />
Meisterwerke geschaffen, die noch lange in<br />
Erinnerung bleiben werden. Wir freuen uns<br />
schon auf unseren nächsten Besuch, um<br />
weitere Gaumenfreuden zu entdecken!<br />
– Patrick Schneider, Ambassadeur Prosper<br />
Montagné Graubünden<br />
MENU<br />
Zum Apéro<br />
Randenmousse mit Oona Caviar<br />
Ceviche von der Jakobsmuschel<br />
Vorspeisen<br />
Südafrikanische Langustine mit Karotte,<br />
Bisque, Passionsfrucht und Kaffir-Limette<br />
Kalbsmilke mit Cocobohnen, Pfifferlingen,<br />
Schinken und Estragon<br />
Hauptgang<br />
Engadiner Lamm mit Aubergine, Mais,<br />
schwarzem Knoblauch und Petersilie<br />
Dessert<br />
Engadiner Honig-Nektarine mit Mandeln,<br />
Amaretti und Rosmarin<br />
WEINE<br />
Calamin Grand Cru, La Ronce 2020,<br />
Vins Fonjallaz<br />
Hautes-Côtes de Nuits, Chardonnay 2018,<br />
Domaine Daniel Rion & Fils<br />
La Fiducia »Barrique« 2020, Viticoltura e Vini<br />
Rohner Erni GmbH<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 145
DER FALSTAFF RESTAURANT- & BEIZENGUIDE <strong>2024</strong><br />
BESSER ESSEN<br />
NUR<br />
CHF 9.90<br />
Jetzt bestellen unter: go.falstaff.com/rbguide<br />
@falstaff.magazin
SIXPACK<br />
RESTAURANTS IM TEST<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
VALROSE<br />
Place de la Gare 2<br />
1659 Rougemont<br />
IGNIV<br />
Bernhard-Simon-Strasse 14<br />
7310 Bad Ragaz<br />
THE VIEW LUGANO<br />
Via Guidino 29<br />
6900 Lugano-Paradiso<br />
RESTAURANT 1910 –<br />
GOURMET BY HAUSERS<br />
im Hotel Belvedere Grindelwald<br />
Dorfstrasse 53<br />
3818 Grindelwald<br />
RESTAURANT LA TERRASSE<br />
im Hôtel Alpes et Lac<br />
Place de la Gare 2<br />
2000 Neuenburg<br />
RESTAURANT DREI STUBEN<br />
Beckenhofstrasse 5<br />
8006 Zürich<br />
Eine der ausgezeichneten<br />
Kreationen aus dem<br />
«Valrose» in Rougemont.<br />
UNSERE TESTER<br />
LARISSA GRAF (LG)<br />
Studierte Gastronomiewissenschaften und<br />
mag lange Abende mit spannenden Leuten,<br />
gutem Essen und interessantem Wein.<br />
ANDREA NAGEL (ANA)<br />
verbringt ihre Abende ebenso gerne in altbewährten<br />
Klassikern wie in neuen Szenelokalen.<br />
Negroni und Naturwein. Lieber<br />
salzig als süss. Die Ausnahme: österreichische<br />
Desserts.<br />
SANDRO SOMMER (SAS)<br />
steht gern am Grill und träumt von<br />
einer Champagnerbar. Seine Zeit verbringt<br />
er mit abendfüllenden Menus und bei<br />
monochromen Gerichten.<br />
CARMEN STALDER (CS)<br />
Carmen Stalder mag kreative saisonale<br />
Küche. Wenn sie nicht gerade über <strong>Schweiz</strong>er<br />
Wein schreibt, liebt sie Reisen.<br />
HANS-THEO STAMP (HTS)<br />
ist Gastrokritiker und schreibt über Restaurants<br />
in allen Sparten, wenig bekannte<br />
Weinregionen sowie Küchentrends.<br />
NEU EINGEDECKT<br />
Foto: beigestellt<br />
JETZT<br />
GRATIS<br />
RESTAURANT-<br />
GUIDE APP<br />
Wahrgewordene Gourmetträume in Benoît Carcenats «Valrose»<br />
in Rougemont, mutige Sharing-Dishes im Bad Ragazer «Igniv»<br />
und kunstvolles Fine Dining im «The View» in Lugano. Die<br />
<strong>Falstaff</strong>-Tester waren wieder für Sie in der <strong>Schweiz</strong> unterwegs.<br />
95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
147
gourmet / SIXPACK<br />
VALROSE<br />
Rougemont<br />
1Helles Holz, moderne Leuchter,<br />
entspannte Sessel: Zurückhaltender<br />
Luxus und angenehme Wärme<br />
erfüllen die edelste Bahnhofsbeiz des Landes.<br />
Hier bauten sich Sabine und Benoît Carcenat<br />
in drei Jahren eine Topadresse auf. Zwei<br />
Michelin-Sterne sprechen für sich. Doch was<br />
macht die Küche des Franzosen aus? Bereits<br />
die ersten Kleinigkeiten lassen erahnen:<br />
Finesse, Kreativität und Hingucker – das<br />
dürfte unterhaltsam werden. Zum Start ins<br />
Menu wird’s grün: knackige Erbsen und<br />
Kapuzinerkresse liegen auf einem Kaviarbett,<br />
die Rohmilchsahne rundet das erfrischende<br />
Gericht crèmig ab. À part gereicht:<br />
ein unverschämt leckeres Erbsensorbet und<br />
frische Erbsen in der Hülse. Das Produkt ist<br />
der Star. Nun wird es tiefgründig: Pomme<br />
Fleurette. Kartoffel, Zwiebel und Tomme<br />
Fleurette, drei Produkte aus nächster Umge-<br />
bung vermählt der Chef zur Umami-Bombe.<br />
Es ist eines jener Gerichte, die zeigen, wie<br />
sehr sich Carcenat mit der Region befasst<br />
und diese auf dem Teller zelebriert. Genau<br />
wie beim Brot, das er mit dreierlei Butter<br />
reicht: Kuh, Schaf, Ziege. Simpel, aber<br />
genial. Beim Zander aus Noirmoutier an<br />
Sauce chauron und Fenchelsud nutzt Carcenat<br />
das Fischskelett als freche Halterung<br />
zweier Wontons, gefüllt mit gezupftem<br />
Fischbauch. Den rohen Gambero rosso<br />
dämpft der Fisch auf dem heissen Stein unter<br />
durchsichtiger Cloche direkt vor dem Gast.<br />
Genau neunzig Sekunden gart er im Chasselas-Dampf,<br />
ehe er zu Artischocke, Minze<br />
und Olive serviert wird. Käse? Ausschliesslich<br />
aus Rougemont. Die Eigenständigkeit<br />
zieht sich auch bei den Desserts durch: Die<br />
Erdbeertarte verblüfft und rundet ein<br />
hervorragendes Erlebnis perfekt ab. ANA<br />
Das «Valrose» in Rougemont<br />
verzückte unsere Tester<br />
auf ganzer Linie.<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Getränke<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
48 von 50<br />
20 von 20<br />
20 von 20<br />
10 von 10<br />
98 von 100<br />
VALROSE<br />
Pl. de la Gare 2<br />
1659 Rougemont<br />
T: + 41 26 9237777<br />
valrose.ch<br />
IGNIV<br />
Bad Ragaz<br />
2Nun, hervorragend war das<br />
«Igniv» im «Grand Resort Bad<br />
Ragaz» schon immer. Doch jetzt<br />
hat Joel Ellenberger, seit zwei Jahren der<br />
Küchenchef, dem Sharing-Konzept von<br />
Andreas Caminada seinen eigenen Stempel<br />
aufgedrückt. Frische, Säure, Abwechslung<br />
und eine gehörige Portion Mut machen seinen<br />
Stil aus. Forelle mit grüner Mango.<br />
Makrele an Sanddorn und Kaviar – verblüffend,<br />
wie der Zürcher den Spagat zwischen<br />
der fruchtigen Säure und dem jodigsalzigen<br />
Korn schafft. Alles eine Frage der<br />
Balance für den talentierten Chef. Das<br />
brillante Pairing dazu: Sauvignon Blanc<br />
«Privat» 2019 vom südsteirischen Weingut<br />
Gross, ein rares Weinmonument, das nur in<br />
den besten Jahren gekeltert wird. Rinderzungensülze<br />
mit Bohnensalat – ein deftiger,<br />
bayerischer Landhaus-Klassiker wird zum<br />
filigranen Gourmetgericht. Beim panierten<br />
Blumenkohl an Miso-Hollan daise weiss<br />
der Kenner gleich: Da baut Ellenberger<br />
einen Schauenstein-Klassiker ins Menu ein!<br />
In die Beurre blanc, die Heilbutt mit Bohnen<br />
begleitet, würde man am liebsten eintauchen.<br />
Da bleibt kein Tropfen im Teller.<br />
Beim Dessert ist auf Patissière Lisa<br />
Oestreich Verlass: Das Tonkabohnensoufflé<br />
ist ein Gedicht, das Kirschsorbet zum<br />
armen Ritter mit Mohn genauso. Bei der<br />
Weinbegleitung lässt sich Lorenz Tesar<br />
spannende Spielereien einfallen: Der Blindvergleich<br />
der 2018er Bündner Pinot Noirs<br />
von Gantenbein und Möhr-Nigglis Pilgrim<br />
– beide aus der Grossflasche – ist spektakulär.<br />
Der klare Sieger heisst: Lassen Sie sich<br />
überraschen. Ja, Ellenberger klettert gerade<br />
grossen Schritts die imaginäre Rangliste<br />
der <strong>Schweiz</strong>er Spitzenköche empor. Viel<br />
mehr Spass und Genuss zum Teilen geht<br />
nicht.<br />
ANA<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Getränke<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
46 von 50<br />
20 von 20<br />
20 von 20<br />
10 von 10<br />
96 von 100<br />
IGNIV IM GRAND RESSORT BAD RAGAZ<br />
Bernhard-Simonstrasse 14<br />
7310 Bad Ragaz<br />
T: + 41 81 3033035<br />
resortragaz.ch<br />
Bewährtes Konzept<br />
in mutiger<br />
Ausführung: Das<br />
«Igniv» in Bad<br />
Ragaz.<br />
Fotos: Aurelio Rodriguez, Lukas Lienhard, Hausers Hotel Belvedere Grindelwald<br />
148 falstaff sep <strong>2024</strong><br />
95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte
THE VIEW<br />
LUGANO<br />
Lugano<br />
3<br />
Kompromisslose Moderne mit vielen<br />
rechten Winkeln empfängt uns<br />
im «The View». Der Name ist<br />
an gesichts der Panoramalage hoch über<br />
dem See natürlich nicht gestohlen, mit der<br />
Einschränkung, dass das Fine-Dining-Lokal<br />
hinter die Terrasse gestaffelt ist und kaum<br />
Seeblick bietet. Chef Diego Della Schiava<br />
lässt den Gästen die Wahl zwischen dem<br />
Tasting-Menu, «Menu Ispirazione» genannt,<br />
einem «Menu Radici», das nichts mit<br />
Wurzelgemüse zu tun hat, sondern die lokale<br />
Volksküche in neuem Gewand zelebriert,<br />
und einem reichhaltigen À-la-carte-Angebot.<br />
Zudem kann man eine kleine Staffel von<br />
Gerichten mit italienischem Kaviar ordern.<br />
Aus dem Gourmet-Menu sind uns besonders<br />
der im Schmortopf in der Kaffeekruste<br />
gegarte schwarze Seehecht «Glacier 51» mit<br />
seiner vorzüglichen Textur und dem dezen-<br />
ten Kaffeearoma in Erinnerung. Oder der<br />
wie eine Ceviche zubereitete Zander. Yakitori<br />
aus Wolfsbarsch, begleitet von seinem<br />
Tatar. Der nieder gegarte Steinbutt in einer<br />
Hülle aus Gemüsemousse. Nicht zuletzt das<br />
Dessert, wo Della Schiava die süssen Komponenten<br />
mit Trüffel paart. Zum Schmunzeln<br />
ist das «Carpaccio» aus verschiedenen<br />
Frischkäsen, das die Umrisse des Kantons<br />
Tessin wiedergibt. Della Schiava ist auch<br />
inspiriert, wenn er vegetarisch kocht. Die<br />
Ravioli mit Erbsen und Popcorn sind dafür<br />
exemplarisch, und es ist auch ein rein vegetarisches<br />
Menu zu haben. Reich ist das<br />
Angebot an unterschiedlichen Backwaren<br />
von Brot über Grissini bis zu Blätterteiggebäck.<br />
Die Weinkarte ist mit lokalen Flaschen,<br />
aber auch internationalen Renommierweinen<br />
bestückt – die hier scheinbar<br />
besonders oft entkorkt werden. HTS<br />
Das «The View» in Lugano:<br />
kompromisslose Moderne.<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Getränke<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
45 von 50<br />
19 von 20<br />
18 von 20<br />
9 von 10<br />
91 von 100<br />
THE VIEW LUGANO<br />
Via Guidino 29<br />
6900 Lugano-Paradiso<br />
T: + 41 91 2100000<br />
theviewlugano.com<br />
1910 – GOURMET<br />
BY HAUSERS<br />
Grindelwald<br />
4<br />
In wenigen Gehminuten vom Bahnhof<br />
in Grindelwald erreicht man das<br />
1910 erbaute Viersternehotel «Belvedere».<br />
Dort wird der Gast mit grandioser<br />
Aussicht auf die Berge empfangen und im<br />
hauseigenen Gourmetlokal namens «1910 –<br />
Gourmet by Hausers» verwöhnt. Das Restaurant<br />
befindet sich im Stübli, das von<br />
einem altertümlichen Herd dominiert wird<br />
und erinnert wegen des Holztäfers und der<br />
Kuhglocken an ein gemütliches Chalet. Hier<br />
ist das Reich von Dávid Imre Rózsa, der sein<br />
Degustations-Menu vegetarisch, pescetarisch<br />
oder mit Fleisch anbietet. Rózsa setzt auf die<br />
typischen Zutaten der Bergregion und kennt<br />
die Produzierenden persönlich. Früchte,<br />
Kräuter und Gemüse stammen beispielsweise<br />
vom Familienbetrieb Riem in Kirchdorf.<br />
Die Pilze sammelt Urs Hauser, der das Hotel<br />
an seinen Nachwuchs abgegeben hat, in den<br />
Grindelwalder Wäldern. Die jungen Betrei-<br />
ber Carole und Philip Hauser lassen ihrem<br />
Küchenchef Rózsa völlig freie Hand. Der<br />
Abend startet mit Köstlichkeiten wie Trockenfleisch,<br />
aufgeschlagener Butter und Brot<br />
aus der Dorfbäckerei. Aus einer Eierschale<br />
löffelt der Gast eine grossartige Zwiebelcreme<br />
mit gepickelten Schalotten, Maisschaum<br />
und Lauchasche. Das filigrane Tartelette<br />
mit Nüssen, Auberginenragout und<br />
Kerbel will man gleich nachbestellen. Raffiniert<br />
geht das Menu weiter: Auf einem blumenförmigen<br />
Teller gibt es Zander-Ceviche<br />
mit Kohlrabi, Fenchel und Apfeltupfern.<br />
Danach geniessen wir jeden Tropfen der<br />
herzhaften Pfifferlingsuppe. Es folgt eine<br />
Karottenvariation mit Sanddorn und Mostersamen<br />
an einem Lammjus, der Appetit<br />
auf mehr macht. Das tadellose Black-Angus-<br />
Steak wird von Randenpüree und Jus aus<br />
schwarzem Knoblauch begleitet. SAS<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Getränke<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
43 von 50<br />
19 von 20<br />
18 von 20<br />
10 von 10<br />
90 von 100<br />
Im Grindelwalder «1910» erwartet<br />
die Gäste raffinierte Produkteküche<br />
und heimelige Chaletstimmung.<br />
RESTAURANT 1910 - GOURMET BY HAUSERS<br />
im Hotel Belvedere Grindelwald<br />
Dorfstrasse 53<br />
3818 Grindelwald<br />
T: + 41 33 8545757<br />
belvedere-grindelwald.ch<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
149
gourmet / SIXPACK<br />
RESTAURANT LA<br />
TERRASSE<br />
Neuenburg<br />
5Man glaubt es kaum, wenn man das<br />
von aussen etwas unscheinbare<br />
«Hôtel Alpes et Lac» gleich gegenüber<br />
des Neuenburger Bahnhofs betritt:<br />
Durchquert man es, steht man auf der Terrasse<br />
mit der wohl schönsten Sicht auf den<br />
Neuenburgersee. Für den Besuch des<br />
Restaurants mit dem passendem Namen<br />
«La Terrasse» lohnt es sich also, einen lauen<br />
Abend auszusuchen. Im besten Fall<br />
geniesst man zum Start einen typischen<br />
Neuenburger Non-filtré, um sich dann<br />
durch die vielen lokalen Tropfen zu kosten.<br />
Kulinarisch sorgt seit März Küchenchef<br />
Daniel Aires, der zuvor während zwölf Jahren<br />
im «Hotel La Prairie» in Yverdon<br />
gekocht hat, für frischen Wind. Besonders<br />
gefällt uns die Blätterteigtarte mit frischen<br />
und confierten Tomaten, karamellisierten<br />
Zwiebeln und Pestotupfen. Das Vitello<br />
tonnato dagegen ist etwas trocken geraten.<br />
Neben den Gerichten mit italienischem<br />
Einschlag wartet die Karte mit einigen<br />
Klassikern auf. Den Eglifilets Meunière mit<br />
Chasselas-Sauce etwa merkt man an, dass<br />
sie eine der Spezialitäten des Hauses sind.<br />
Die Fisch filets sind zart und buttrig, die<br />
Sauce schön sämig. Gelungen ist auch das<br />
saftige und tranchierte Schweinsfilet an<br />
Morchelsauce. Als Beilagen sind sowohl<br />
die knusprig- salzigen Bratkartoffeln als<br />
auch das Gratin Dauphinois zu empfehlen.<br />
Bei der französisch inspirierten Dessertauswahl<br />
wählt man der Einfachheit halber<br />
Café Gourmand: So muss man sich nicht<br />
zwischen Crème brûlée, Pavlova mit Erdbeeren,<br />
Baba au rhum oder Mandelkrokant<br />
mit Heidelbeeren entscheiden. CS<br />
Das «La Terrasse» bietet<br />
einen der schönsten<br />
Ausblicke auf den<br />
Neuenburgersee.<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Getränke<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
46 von 50<br />
18 von 20<br />
17 von 20<br />
8 von 10<br />
89 von 100<br />
RESTAURANT LA TERRASSE<br />
im Hôtel Alpes et Lac<br />
Place de La Gare 2<br />
2000 Neuenburg<br />
T: + 41 32 7231919<br />
laterrasse-restaurant.ch<br />
DREI STUBEN<br />
Zürich<br />
6<br />
<strong>Schweiz</strong>erischer geht es kaum: Vor<br />
dem Haus eine gepflegte Gartenterrasse,<br />
drinnen verbreiten Holztäfer<br />
und -möbel viel Urchigkeit. Allerdings fehlen<br />
die typische Gewürzmenage und etwas<br />
Kitsch fürs richtige Landbeiz-Ambiente. Das<br />
stimmt so aber durchaus, denn das «Drei<br />
Stuben» ist mitten in Zürich, etwa zehn<br />
Minuten Fussmarsch vom Bahnhof entfernt.<br />
Seit Herbst 2022 wird es vom jungen Team<br />
des «The Artisan» in Wipkingen geführt.<br />
Der Service ist aufmerksam und freundlich,<br />
bewahrt aber in den richtigen Momenten<br />
seine Distanz. Auf der Weinkarte gibt es Biound<br />
Naturweine, viele davon stammen aus<br />
der <strong>Schweiz</strong>. Ebenso kommen auch die meisten<br />
Zutaten, die in der Küche verarbeitet<br />
werden, aus der Umgebung. Als Snack zum<br />
Apéro – Schaumwein der Familie Adank aus<br />
Fläsch – werden <strong>Schweiz</strong>er Egliknusperli mit<br />
Wasserkresse-Remoulade serviert. Nostalgisch,<br />
aber mit Pep. So lässt sich die Speisekarte<br />
allgemein gut zusammenfassen: ein<br />
schöner Mix aus bodenständigen, aber<br />
modernen Gerichten und alten Klassikern<br />
wie Läberli oder Cordon bleu. Die Vorspeisen<br />
begeistern uns allesamt, es gibt marinierte<br />
Sommertomaten mit Ziegenkäse und<br />
Holunderblütenvinaigrette, frische Erdbeeren<br />
mit Burrata, Basilikum, Olivenkraut und<br />
grilliertem Sauerteigtoast und ein schmackhaftes<br />
Alpenlachstatar und Rogen mit Gurken-Verjus-Dressing.<br />
Alles ist sommerlich,<br />
gut abgeschmeckt und macht Lust auf mehr.<br />
Bei den Hauptgängen schmeckt uns das Alpstein-Freiland-Perlhuhn<br />
mit Kornelkirsche,<br />
Karotten und Brennnessel-Kräuterknödel<br />
am besten. Das Dessert aus Brätzeliglace mit<br />
Beeren essen wir eher aus Pflichtbewusstsein,<br />
aber nicht, weil es nicht gut wäre,<br />
sondern weil wir schon sehr satt sind. Ein<br />
schöner Abend in einer Beiz, die den Weg<br />
ins 21. Jahrhundert gefunden hat! LG<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Getränke<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
44 von 50<br />
18 von 20<br />
18 von 20<br />
9 von 10<br />
89 von 100<br />
Zeitgemässe Küche und<br />
heimelige Beizatmosphäre:<br />
Das «Drei<br />
Stuben» in Zürich.<br />
RESTAURANT DREI STUBEN<br />
Beckenhofstrasse 5<br />
8006 Zürich<br />
T: + 41 44 3503300<br />
drei-stuben.ch<br />
Fotos: Mads Jalrfeldt, beigestellt<br />
150 falstaff sep <strong>2024</strong> 95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte
GASTROSOPHINNEN<br />
DAS FEDERVIEH IM FOKUS<br />
Unter Peter Bechters Anleitung kreierten die Gastrosophinnen<br />
aus jedem Teil des Huhns kulinarische Highlights.<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
Ein besonderer Kochkurs fand in<br />
der Kochschule La Cuisine in<br />
Zürich unter der Leitung von<br />
Peter Bechter statt. Unter dem<br />
Motto «Rund um das liebe Federvieh»<br />
widmeten sich die Gastrosophinnen der<br />
Zubereitung eines ganzen Huhns – vom<br />
Kamm über die Innereien bis hin zu den<br />
Füssen. Dabei lernten sie nicht nur die fachgerechte<br />
Zerlegung, sondern auch die Zubereitung<br />
vielfältiger Gerichte. Auf der Speisekarte<br />
standen unter anderem ein Salat aus<br />
Geflügelmagen, Herz und Kamm, eine<br />
Geflügelcrèmesuppe, Geflügelfond, gebratene<br />
Geflügelleber, ein Asia-Huhn in Sesam-<br />
Erdnuss-Sauce sowie eine mit Crevetten<br />
gefüllte Pouletbrust. Der lehrreiche Kurs<br />
fand grossen Anklang, und das gemeinsam<br />
zubereitete Essen, begleitet von erlesenen<br />
Weinen, überzeugte auf ganzer Linie.<br />
NÄCHSTE EVENTS<br />
GS Träff im Vini Vergani: Aperitivo con amore<br />
Zürich, 13. September <strong>2024</strong><br />
GS Träff Lindenhofkeller<br />
Zürich, 19. September <strong>2024</strong><br />
Balik – Besichtigung mit Lunch<br />
Ebersol, 25. September <strong>2024</strong><br />
Reise nach Turin –<br />
Königin der italienischen Städte<br />
22. bis 25. Oktober <strong>2024</strong><br />
Gourmet-Dinner im Restaurant Orsini,<br />
Mandarin Oriental<br />
Zürich, 7. November <strong>2024</strong><br />
Reise Venedig, die Lagunenstadt und Ort<br />
des Kunsthandwerks<br />
14. bis 17. November <strong>2024</strong><br />
Weihnachtsguetzli-Workshop<br />
Luzern, 30. November und 4. Dezember <strong>2024</strong><br />
JETZT MITGLIED WERDEN<br />
UND FALSTAFF-ABO SICHERN!<br />
Frauen, die Freude am Kochen und am Essen,<br />
an schön gedeckten Tischen und am Ausprobieren<br />
und Austauschen von Rezepten haben,<br />
sind herzlich willkommen.<br />
Alle Mitglieder kommen in den<br />
Genuss folgender Vorteile:<br />
Teilnahme an exklusiven Anlässen und<br />
Kochkursen/Spezialangeboten<br />
Austausch mit Gleichgesinnten<br />
Freundschaften knüpfen und pflegen<br />
Jahresabonnement von <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Kosten: CHF 200,– pro Jahr<br />
zuzüglich einmaliger Eintrittsgebühr von CHF 70,–<br />
gastrosophinnen.ch<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 151
Chefredakteur<br />
CHRISTOPH<br />
SCHWARZ<br />
REISE<br />
KREUZFAHRTEN<br />
DIE KARIBIK<br />
NEU ENTDECKEN<br />
Ab Dezember steuern die beiden Schiffe<br />
«Explora I» und «Explora II» der MSC-<br />
Gruppe neue Destinationen in der Karibik<br />
an. Auf dem Programm stehen nicht nur berühmte<br />
Häfen, sondern auch Orte abseits ausgetretener<br />
Pfade, an denen man den ursprünglichen Geist der<br />
Karibik erleben kann: In Curaçao wird mit einem<br />
Meeresbiologen geschnorchelt, zudem warten<br />
Rumverkostungen auf Martinique, ein Trip in die<br />
alte mexikanische Maya-Stadt Uxmal oder ein<br />
Rundflug zu Chichén Itzá. explorajourneys.com<br />
AMALFI<br />
HAPPY BIRTHDAY,<br />
CANNELLONI!<br />
Ist die Geschichte nicht wahr, so ist sie gut erfunden: Vor genau<br />
100 Jahren, im August 1924, soll die italienische Pastasorte vom Koch<br />
des Hotels «Cappuccini» in Amalfi erfunden worden sein. Er legte –<br />
gemäss einer Höflichkeitsregel, die man mit dem Konkurrenzhotel<br />
vereinbart hatte – das Gericht den beiden Hotelbesitzern vorab zum<br />
Kosten vor. Weil die Röhrennudeln so grossartig schmeckten, liessen<br />
sie anordnen, die Glocken der Klosterkirche zu läuten, die in der Stadt<br />
widerhallten. Das einstige Hotel «Cappuccini» ist heute das «Anantara<br />
Convento di Amalfi Grand Hotel», das sich im damaligen Kapuzinerkloster<br />
befindet. Das Jubiläum begeht man gebührend: mit einem<br />
Menü, das historische Rezepte mit frischen Zutaten aus Klostergarten<br />
und Meer verbindet. Die Cannelloni stehen im Mittelpunkt und werden<br />
in klassischer Form und in modernen Varianten präsentiert.<br />
anantara-hotels.com<br />
152 falstaff sep <strong>2024</strong>
NOTIZEN<br />
FALSTAFF-GUIDE<br />
EIN ABSTECHER<br />
INS VENETO<br />
Venetien, gelegen im nordöstlichen<br />
Italien, ist immer eine Reise wert.<br />
Nicht zuletzt, weil die Region mit<br />
Meeresfrüchten, herzhaften Reisgerichten<br />
und feinen Weinen auch kulinarisch<br />
überzeugen kann. Die besten<br />
Tipps finden sich im neuen, online<br />
abrufbaren, <strong>Falstaff</strong>-Guide Venetien.<br />
Topadresse: das «Le Calandre» in<br />
Rubano mit vollen 100 <strong>Falstaff</strong>-<br />
Punkten. falstaff.com/at<br />
MAURITIUS<br />
GOLFEN AM<br />
INDISCHEN OZEAN<br />
JAMES BOND KEHRT ZURÜCK<br />
INS «BÜRGENSTOCK»<br />
Exakt 60 Jahre ist es her, da jagte Sean<br />
Connery in seiner Rolle als James Bond<br />
seinen Gegner Goldfinger durch die kurvenreichen<br />
<strong>Schweiz</strong>er Pässe, bevor er sich<br />
im «Bürgenstock» am Pool erfrischte. Das<br />
Hotel am <strong>Schweiz</strong>er Vierwaldstättersee<br />
begeht das Jubiläum mit einem reichhaltigen<br />
Programm – von einem speziellen<br />
Übernachtungspaket über kulinarische<br />
Angebote bis zu Filmvorführungen.<br />
burgenstockresort.com<br />
Fotos: ALBERTO BLASETTI / Anantara Hotels and Resorts, beigestellt, Shuttertsstock, Ron Magill, ANDRE SCHOENHERR, Rupert Peace<br />
SAFARI<br />
SMARTE FERNGLÄSER<br />
HELFEN BEI DER SUCHE<br />
Wer in der «Phinda Forest Lodge» des<br />
südafrikanischen Reiseveranstalters andBeyond<br />
auf Safari geht, hat künftig noch bessere Chancen,<br />
die Artenvielfalt wirklich zu erleben: Erstmals<br />
kommen Smart-Ferngläser zum Einsatz,<br />
die mittels KI-Unterstützung Tiere identifizieren<br />
und es der Gruppe möglich machen,<br />
ihre Entdeckungen miteinander über das<br />
Display zu teilen. Die Ferngläser stammen<br />
von Swarovski. andbeyond.com<br />
Mauritius wird immer mehr zum<br />
Golf-Hotspot: Dafür sorgt nicht zuletzt<br />
« Heritage Resorts & Golf» mit neuen<br />
«Stay & Play»-Angeboten: Die Gäste<br />
haben die Wahl zwischen zwei Fünf-Sterne-Hotels<br />
des Resorts, dem «Heritage<br />
Le Telfair» und dem «Heritage Awali».<br />
Sie geniessen Zugang zu den beiden DP-<br />
World-Tour-Golfplätzen «La Réserve Golf<br />
Links» und «Le Château Golf Course».<br />
heritagegolfclub.mu<br />
«7132 HOTEL»: PRIVATE DINING<br />
AUF DER ALP<br />
Exklusiver geht es kaum: Im Rahmen der<br />
«Beyond the Cloud»-Experience entführt<br />
das Valser «7132 Hotel» seine Gäste in die<br />
wilde Natur. Dort finden sie einen perfekt<br />
eingedeckten Tisch des hauseigenen<br />
2-Sterne-Lokals «7132 Silver» vor und werden<br />
von Chefkoch Marcel Koolen verwöhnt.<br />
Flug im Helikopter inklusive. 7132.com<br />
WEIHNACHTEN IN VIETNAM<br />
Wer dem Weihnachtstrubel entkommen,<br />
aber dennoch nicht aufs Fest verzichten<br />
will, dem bietet sich eine Vietnam-Reise an:<br />
Das luxuriöse «Alma Resort» an der Küste<br />
von Cam Ranh hat ein Festprogramm mit<br />
europäischen Traditionen erstellt. Am<br />
Zimmer wartet sogar ein Christbaum zum<br />
Selberschmücken. alma-resort.com<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
153
eise / WELLNESS<br />
GRENZEN-<br />
LOSER<br />
Foto:Michael Adair<br />
154 falstaff sep <strong>2024</strong>
GENUSS<br />
Vom Matterhorn<br />
über das<br />
Salzkammergut in<br />
Österreich bis in<br />
die Pannonische<br />
Tiefebene<br />
verbinden Hotels<br />
kulinarischen<br />
Hochgenuss mit<br />
umfassenden<br />
Wellnessangeboten.<br />
Sie<br />
liefern den Rahmen<br />
für individuelles<br />
Wohlbefinden.<br />
TEXT KLAUS HÖFLER<br />
Warmes Wasser, herausragende<br />
Kulinarik, entspannende<br />
Atmosphäre: die Zutaten für ein<br />
ganzheitliches Wellnesserlebnis.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
155
eise / WELLNESS<br />
Solebad, Saunen und ein Swimmingpool<br />
als Rahmen, in dem Körper und Geist im «The Chedi»<br />
zu Einklang und Balance finden.<br />
WELLNESS IST<br />
MEHR ALS DIE<br />
VORLIEBE FÜR<br />
SMOOTHIES UND<br />
SAUNAAUFGÜSSE.<br />
ES IST EINE LEBENS-<br />
EINSTELLUNG.<br />
Der amerikanische Sozialmediziner<br />
Halbert L. Dunn<br />
heftet sich an die Fahnen,<br />
1959 aus den englischen<br />
Worten «Wellbeing» und<br />
«Fitness» die Kombination «Wellness»<br />
kreiert und damit den Grundstein für eine<br />
neue Gesundheitsbewegung gelegt zu<br />
haben. Sein Talent zur Selbstvermarktung<br />
ist damit bewiesen, sein tatsächlicher<br />
«Erfindergeist» darf allerdings hinterfragt<br />
werden. Bereits 1654 taucht das Wort<br />
«Wellness» erstmals in englischen Wörterbüchern<br />
auf, die damit gemeinten Prinzipien<br />
und Praktiken sind noch viel älter.<br />
Auch das «Le Grand Bellevue» in Gstaad<br />
setzte bereits ein halbes Jahrhundert vor<br />
Dunn auf das Potenzial heilender und<br />
erholsamer Behandlungen. Aus dem 1912<br />
gegründeten Kurhaus hat sich heute eines<br />
der traditionsreichsten Luxushotels der<br />
Region entwickelt. Ein Mix aus elegantem<br />
Chic und gemütlicher Landhausatmosphäre<br />
bietet die Kulisse für eine 3000 Quadratmeter<br />
grosse luxuriöse Thermaloase mit<br />
verschiedenen Wellness- und Erlebniszonen,<br />
darunter ein Himalaja-Salz-Raum, eine<br />
Heu-Sauna und ein Spa-Bereich, in dem<br />
neben entspannenden Kräuteraromatherapie-Massagen<br />
und hautverbessernden<br />
Treatments auch Sound Healing – also<br />
Heilung durch Klang – angeboten wird.<br />
«Dabei handelt es sich um eine Therapieform,<br />
bei der Klänge und Schwingungen<br />
genutzt werden, um körperliches und<br />
emotionales Wohlbefinden sowie ein<br />
Fotos: Michael Adair, Steve Herud, beigestellt<br />
156 falstaff sep <strong>2024</strong>
Zeitlose Eleganz im «The Chedi»: Das<br />
architektonische Juwel in Andermatt besticht<br />
mit seinem Mix aus asiatischen Elementen<br />
und alpinem Chic. Auch im Spa-Bereich<br />
konzentriert man sich auf die Symbiose aus<br />
alpiner und asiatischer Tradition.<br />
harmonisches inneres Gleichgewicht zu<br />
fördern», erklärt die ausgebildete Physiound<br />
Massagetherapeutin Katarzyna Pajak.<br />
Für den kulinarischen Genuss sorgt<br />
Küchenchef Francesco de Bartolomeis im<br />
«Leonard’s», für Abwechslung der Besuch<br />
eines Floristik-Workshops, der Zigarren-<br />
Lounge oder der grosszügigen Parkanlage<br />
des Hotels.<br />
Apropos Zigarren: Mit mehr als 900 verschiedenen<br />
Zigarren aus 15 Ländern,<br />
darunter auch Raritäten und Sondereditionen,<br />
gilt die Zigarrenauswahl der « Cigar<br />
Library» im «The Chedi Andermatt» als<br />
grösste in der Hotellerie weltweit. In einem<br />
der renommiertesten Luxushotels der<br />
<strong>Schweiz</strong> verschmilzt auf 1447 Meter Höhe<br />
und umgeben von der atemberaubenden<br />
Natur des imposanten Gotthardmassivs<br />
dezente Eleganz mit modernem Lifestyle<br />
und asiatischen Elementen. Hier lässt es sich<br />
umweglos eintauchen in eine Welt der Entspannung.<br />
Auf 2400 Quadratmeter warten<br />
im Hydrotherapie- und im Spa-Bereich<br />
unter anderem eine finnische Sauna und<br />
ein Sole-Dampfbad sowie eine tibetanische<br />
Relaxation-Lounge, die allesamt Körper<br />
<<br />
Das «Cervo» bietet<br />
Möglichkeiten für Körper- und<br />
Beautybehandlungen, vor der<br />
Haustüre wartet ein prominenter<br />
Nachbar: das Matterhorn.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
157
eise / WELLNESS<br />
<<br />
und Geist in Balance bringen. Fünf erstklassige<br />
Restaurants decken – asiatisch dominiert<br />
– sämtliche Geschmackswelten ab,<br />
dazu kommt ein hochkarätig ausgestatteter<br />
Weinkeller: Das 2013 erbaute Hotel definiert<br />
Genuss in allumfassender Bandbreite<br />
in einer Umgebung, die eine lange touristische<br />
Geschichte hat. Die Lage am Gotthardpass<br />
bescherte im 19. Jahrhundert eine<br />
frühe «Karriere» als Verkehrsknotenpunkt<br />
durch den Postkutschenverkehr samt Eröffnung<br />
der ersten Hotels für Gäste, die Bergluft<br />
und Luxus geniessen wollten. Mit dem<br />
Bau eines der ersten Skilifte der <strong>Schweiz</strong><br />
wurde 1937 der Wintertourismus initiiert<br />
Ihre nüchtern-edle<br />
Formensprache hat die<br />
Therme «7132» samt<br />
angeschlossener Hotels<br />
zu einem Hotspot für<br />
Architektur-Aficionados<br />
gemacht – und damit<br />
auch den kleinen<br />
Graubündner Ort Vals.<br />
DAS «7132» IST DIE<br />
KURZWAHL ZU<br />
ENTSPANNUNG, GENUSS<br />
UND BALANCE. DAS<br />
HAUS BIETET RAUM,<br />
DEN AUGENBLICK ZU<br />
LEBEN.<br />
und damit Andermatt zu einer Ganzjahresdestination.<br />
Auch im «The Chedi» lassen<br />
sich Sommer wie Winter geniessen.<br />
Das gilt auch für das «Cervo Mountain<br />
Resort» hoch über Zermatt. Im hauseigenen<br />
Spa bietet man zudem mit Körperund<br />
Beauty-Behandlungen östlicher und<br />
westlicher Kulturen die Möglichkeit einer<br />
Weltreise. Sie beginnt mit einem Hamam-<br />
Peeling-Ritual im Dampfbad, optional mit<br />
Eisbaden im alpinen Naturteich oder Eintauchen<br />
im bhutanesischen Kräuter-Hot-<br />
Stone-Bad. Weiter geht es mit einer Zirbelkiefermassage<br />
in einer mongolischen Jurte.<br />
Den Abschluss macht ein tibetanisches<br />
Klangschalen-Ritual. Und das alles mit<br />
Blick auf das Matterhorn, den «Signature-<br />
Gipfel» der Walliser Alpen und einen der<br />
bekanntesten Berge der Welt.<br />
WELLNESS-WALLFAHRTSORT<br />
Internationale Bekanntheit geniesst auch<br />
der kleine Ort Vals in Graubünden. Dank<br />
der erstmals im 17. Jahrhundert schriftlich<br />
erwähnten hoch mineralisierten<br />
St. Petersquelle profitierte man vergleichsweise<br />
früh von Touristen – zunächst in Form<br />
von Gästen des Sanatoriums, nach dessen<br />
Um- und Ausbau zu einem Kurhotel ab<br />
1964 auch vom Freizeittourismus und seit<br />
der Eröffnung der neuen Thermenanlage<br />
1996 als «Pilgerort» für Architekturinteressierte<br />
aus der ganzen Welt. Der Grund: Als<br />
die auf knapp 1200 Meter Höhe gelegene<br />
Gemeinde die Therme sowie die angeschlossenen<br />
drei Hotels Anfang der 1980er-Jahre<br />
übernahm, beauftragte sie den Bündner Architekten<br />
Peter Zumthor mit der Planung. Er<br />
verwirklichte ein Konzept, das die Wahrung<br />
der Ursprünglichkeit und der Verbundenheit<br />
Fotos: Julien Balmer, Armin Walcher, MS Photography by Michael Stabentheiner, beigestellt<br />
158 falstaff sep <strong>2024</strong>
mit dem Dorf auf derart spektakuläre und<br />
überzeugende Weise mit modernen Einflüssen<br />
und Exklusivität kombiniert, dass<br />
der Bau bereits 1998, nur zwei Jahre nach<br />
der Wiedereröffnung, unter Denkmalschutz<br />
gestellt wurde. Das monolithische Gebäude<br />
aus rohem Beton und 60.000 Valser<br />
Quarzitblöcken gilt als Hommage an die<br />
archaische Schönheit des Valser Tals. Heute<br />
bieten die «7132 Hotels und Therme» – die<br />
Postleitzahl des Dorfs stand als Namensgeber<br />
Pate – mit vielfältigen Behandlungsangeboten<br />
und kulinarischer Avantgarde<br />
ein Gesamtpaket für Entschleunigung,<br />
Ruhe und Genuss. Die «7132 Therme»<br />
teilt sich in sechs Bäder auf, dazu kommen<br />
Spa-Treatments und zwei Restaurants,<br />
die lokale und internationale Produkte zu<br />
Gourmeterlebnissen kombinieren.<br />
Weiter im Osten – in Österreich – versteht<br />
man die Kombination aus Natur,<br />
Kulinarik und Wellness ebenfalls. Beispielsweise<br />
am «Feuerberg» auf der Gerlitzen<br />
über dem Ossiacher See bei Villach in<br />
Kärnten. Seit über hundert Jahren bewirtschaftet<br />
die Familie von Isabella und Erwin<br />
Das 1912 erbaute «Landhaus zu<br />
Appesbach» am österreichischen<br />
Wolfgangsee bietet kulinarische<br />
Finesse, aber auch Entschleunigung<br />
im grosszügigen Spabereich.<br />
Grenzenloser Ausblick am «Feuerberg» in Kärnten: Neben<br />
dem 25 Meter langen «Unendlich-Pool» umfasst die<br />
Badewelt des «Mountain Resorts» unter anderem ein grosses<br />
Indoorbecken, elf Saunen und mehrere Whirlpools.<br />
Berger die auf 1769 Meter Höhe gelegene<br />
Alm, die heute zu den grössten und höchstgelegenen<br />
Hotel-Spa-Anlagen der Alpen<br />
zählt. Umgeben von Almwiesen und Wäldern<br />
wird ein umfassendes Wohlfühlportfolio<br />
geboten – Aussicht auf Wörthersee<br />
und die Julischen Alpen inklusive. Im hauseigenen<br />
Wellnesszentrum warten Massagen,<br />
energetische Anwendungen, Bäder und ein<br />
Kosmetikangebot, am Teller Kreationen mit<br />
hohem Regionalitätsanspruch von Küchenchef<br />
Kevin Granegger, ergänzt durch Weine<br />
aus der Alpe-Adria-Region.<br />
Im Salzkammergut spielt auf den Speisekarten<br />
dagegen traditionell der Saibling<br />
die Hauptrolle. So im «Landhaus zu<br />
Appesbach» am Wolfgangsee und im<br />
« Seehotel Grundlsee», wo die Menufolge<br />
jeweils mit Ceviche vom Ausseer Saibling<br />
eingeleitet werden kann. Erlesen sind in<br />
beiden Fällen auch das Angebot an Spa-<br />
Behandlungen sowie die Lage direkt am<br />
Wasser. Legt man am Steg am Wolfgangsee<br />
an, erreicht man durch eine kleine Parkanlage<br />
die Strandbar (Wolfgangsee-Bellini!).<br />
Am Grundlsee kann im Rahmen eines Geniesserfrühstücks<br />
auf einer traditionellen<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
159
eise / WELLNESS<br />
Das «Höflehner»: Aus<br />
einem Berggasthaus nahe<br />
Schladming wurde<br />
eine der führenden<br />
Wellnessadressen in<br />
der Steiermark.<br />
Harmoniefördernde<br />
Formensprache im<br />
renommierten «Le Grand<br />
Bellevue» in Gstaad. Sound-<br />
Healing sorgt hier für innere<br />
Balance.<br />
<<br />
Plätte – einem<br />
schmalen Ruderboot<br />
aus Holz, das an<br />
die rustikale Verwandte<br />
der venezianischen Gondeln<br />
erinnert – das Seeerlebnis<br />
direkt am Wasser genossen werden.<br />
Unweit davon wartet in Haus im Ennstal<br />
in der Nähe des Skimekkas Schladming das<br />
«Natur- und Wellnesshotel Höflehner».<br />
Herzstück ist ein 5000 Quadratmeter grosses<br />
«Premium Alpin Spa» mit Naturbadeteich,<br />
Infinity-Whirlpool und Almsaunadorf<br />
mit zwölf Saunen. Für zusätzliche Entspannung<br />
sorgen Behandlungen von Massagen<br />
bis Peelings im «Naturelle Spa». Kulinarisch<br />
verwöhnt Dennis Katholnig im Restaurant<br />
«H11siebzehn», beispielsweise mit einem<br />
Sieben-Gänge-Menu, das er vorwiegend aus<br />
Lebensmitteln aus dem eigenen Garten und<br />
Bioprodukten aus der Region komponiert.<br />
190 Kilometer weiter Richtung Sonnenaufgang<br />
folgt man im «Almwellness Hotel<br />
Pierer» einem ähnlichen Konzept: Körper,<br />
Gaumen und Seele werden auf höchstem<br />
Niveau verwöhnt. Das Angebot reicht vom<br />
Baden im beheizten Naturteich bis zu<br />
Behandlungen mit teils hausgemachten<br />
Produkten. Damit hat sich das Haus zu<br />
einer der führenden Adressen für ganzheitlichen<br />
Genuss entwickelt. Teil davon ist<br />
auch die Küchenlinie «Alminarium».<br />
Dazu gibt es Kostproben aus dem extravaganten<br />
und gut bestückten dreistöckigen<br />
« Weintresor» und einen Blick über eines<br />
der grössten Almengebiete Mitteleuropas.<br />
PANNONISCHER LUXUS<br />
Noch einen kurzen Sprung weiter nach<br />
Osten und über die ungarische Grenze<br />
lässt die Landschaft bei Szombathely<br />
schroffe Gipfel und sanfte Hügel endgültig<br />
hinter sich. Der Horizont wird<br />
weit. Als Konstante erweist sich aber die<br />
Kombination aus erlesenem Gourmetgenuss<br />
und erholsamem Wellnessangebot,<br />
die beispielsweise in Sárvár geboten wird.<br />
Im «Spirit Hotel Thermal Spa» stammt das<br />
Heilwasser aus der eigenen Quelle. Sie füllt<br />
im über 10.000 Quadratmeter grossen<br />
Bade bereich mehr als zwanzig Becken.<br />
Dazu kommen eine eigene Saunainsel und<br />
eine Auswahl aus über hundert internationalen,<br />
aber individuell abgestimmten<br />
Wellnessbehandlungen. Auf Regionalität<br />
setzt man dagegen bei den Zutaten, die<br />
Attila Borda im «Onyx»-Restaurant zu<br />
feinen Kreationen veredelt. «Durch die<br />
Verwendung hochwertiger Produkte können<br />
wir viel für unsere Gesundheit tun»,<br />
ist Borda überzeugt. Ein ganzheitlicher<br />
Ansatz, ganz nach dem Geschmack von<br />
Wellness-«Erfinder» Halbert L. Dunn.<br />
<<br />
Fotos: CM Visuals, Nick Hopper, beigestellt<br />
160 falstaff sep <strong>2024</strong>
eise / WELLNESS<br />
Im «Spirit Thermal Spa» bei<br />
Szombathely wird die ungarische<br />
Thermentradition auf höchstem Niveau<br />
fortgeschrieben.<br />
6,5 Meter hohen «Tresor» warten 8000 Weine.<br />
Fladnitz 77, 8163 Fladnitz an der Teichalm<br />
T: +43 3179 7172, hotel-pierer.at<br />
POLL’S KAISERTERRASSE IM WEISSEN<br />
RÖSSL<br />
Im Aushängeschild des Salzkammerguts schafft es<br />
Küchenchef Hermann Poll jedes Jahr, auf Spitzenniveau<br />
erneut zu begeistern. Bries und Backerl mit<br />
Herbsttrompeten ist so eine unvergessliche Kreation.<br />
Markt 74, 5360 St. Wolfgang<br />
T: +43 6138 2306-66<br />
weissesroessl.at<br />
SCHWEIZ<br />
7132 SILVER<br />
Die aussergewöhnliche Architektur und das<br />
edle Design der weltbekannten Therme in Vals<br />
bieten für Chef Marcel Koolen den Rahmen für ein<br />
geschmackliches und ästhetisches Gesamtkunstwerk<br />
jenseits von kulinarischen Stereotypen.<br />
Poststrasse 560 a, 7132 Vals<br />
T: +41 58 7132000<br />
7132silver.com<br />
ALPINE GOURMET PRATO BORNI<br />
IM ZERMATTERHOF<br />
Die siebengängigen, auch optisch anregenden<br />
Menus werden mit der passenden Weinbegleitung<br />
angeboten. Apropos Weinkarte: Die Walliser<br />
Spezialitäten sind für eine perfekte Übersicht nach<br />
Rebsorten geordnet.<br />
Bahnhofstrasse 55, 3920 Zermatt<br />
T: +41 27 9666600<br />
zermatterhof.ch<br />
AVENUE MONTAGNE IM PARK GSTAAD<br />
Lokale Spezialitäten in einer gemütlichen und<br />
heimeligen Atmosphäre. Nachhaltigkeit und eine<br />
enge Verbindung zur Natur bilden das Herzstück<br />
der aromareichen Küche.<br />
Wispilenstrasse 29, 3780 Gstaad<br />
T: +41 33 7489800<br />
grandhotelpark.ch<br />
GÜTSCH BY MARKUS NEFF<br />
Auf 2340 Meter Höhe kocht Markus Neff<br />
seine elegante, klare «Zwischen Berg und Tal»-<br />
Küche. Spektakuläre Aussichten von der Terrasse,<br />
feine <strong>Schweiz</strong>er Weine auf der Karte und ein<br />
hohes Mass an Gastlichkeit.<br />
Gotthardstrasse 53, 6490 Andermatt<br />
T: +41 58 2006907<br />
guetsch.com<br />
LEONARD’S IM LE GRAND BELLEVUE<br />
Küchenchef Francesco de Bartolomeis setzt<br />
auf elegante internationale Küche. Private-Dining-<br />
Möglichkeiten, ein exklusiver Weinkeller und eine<br />
Sushi-Bar sorgen für einen geschmacklich bunten<br />
Genussbogen.<br />
Untergstaadstraße 17, 3780 Gstaad<br />
T: +41 33 7480000<br />
bellevue-gstaad.ch<br />
THE JAPANESE RESTAURANT<br />
IM HOTEL CHEDI<br />
Dominik Sato und Fabio Toffolon liefern im «The<br />
Japanese» und im «The Japanese at Gütsch»<br />
asiatisch inspirierte Fine-Dining-Cuisine, während<br />
man im «The Restaurant» auch europäische<br />
Gerichte geniessen kann.<br />
Gotthardstrasse 4, 6490 Andermatt<br />
T: +41 41 8887488<br />
thechediandermatt.com<br />
CERVO MOUNTAIN RESORT<br />
Die drei Restaurants bieten unterschiedliche<br />
kulinarische Richtungen. Im «Bazaar» treffen<br />
sich Entdecker vorwiegend vegetarischer, von<br />
orientalischen Märkten inspirierter Spezialitäten.<br />
Im «Madre Nostra» zelebriert man Italien, im<br />
« Ferdinand» (ab Dezember) Walliser Küche.<br />
Riedweg 156, 3920 Zermatt<br />
T: +41 27 9681212<br />
cervo.swiss<br />
ÖSTERREICH<br />
LANDHAUS ZU APPESBACH<br />
Küchenchef Thomas Höfler begeistert mit<br />
einzigartigen Gerichten, die durch hervorragendes<br />
Handwerk und die feine Komposition wertvoller<br />
Zutaten zu einem ganzheitlichen Geschmackserlebnis<br />
werden.<br />
Au 18, 5360 St. Wolfgang<br />
T: +43 6138 22090, appesbach.com<br />
PIERER<br />
Im Wellnesshotel im Almenland sorgt Georg<br />
Stückelberger mit seinem «Alminarium» für<br />
köstliche Naturküche. Attraktiv ist zudem das vegetarische<br />
und vegane Angebot. Im spektakulären<br />
DIE TISCHLEREI<br />
Kreative Kompositionen vom See bis zum<br />
Meer sowie von der Wiese und aus dem Wald.<br />
Empfehlung: das Degustationsmenu.<br />
Roseggerstraße 676, 8970 Schladming<br />
T: +43 3687 22192<br />
dietischlerei.co.at<br />
H11SIEBZEHN<br />
Küchenchef Dennis Katholnig kocht nach<br />
der – nach der Besitzerfamilie benannten – hauseigenen<br />
G-K-H-Philosophie: Gerhards gesundem<br />
Genuss, Katrins kreativer Küche oder traditioneller<br />
heimischer Hausmannskost.<br />
Gumpenberg 2, 8967 Haus im Ennstal<br />
T: +43 3686 2548<br />
hoeflehner.com<br />
SEEBLICK IM MONDI-RESORT<br />
Johannes Ganisl ist neuer Küchenchef, die<br />
Ausrichtung auf österreichische Tradition bleibt.<br />
Aus Grundlseer Rind werden etwa Zwiebelrostbraten<br />
und Gekochtes zubereitet, Saibling ist<br />
natürlich Pflicht.<br />
Archkogl 31, 8993 Grundlsee<br />
T: +43 3622 8477-0<br />
grundlsee.mondihotels.com<br />
SEEHOTEL GRUNDLSEE<br />
Puristisches Design trifft auf gelebte Ausseer<br />
Tradition. Die Küche gibt sich zeitgemäss-bodenständig<br />
und verwendet vorwiegend regionale<br />
Produkte. Ein Traum ist die Fischsuppe mit<br />
Tomaten und Fenchel.<br />
Mosern 22, 8993 Grundlsee<br />
T: +43 3622 86044<br />
seehotelgrundlsee.at<br />
UNGARN<br />
ONYX RESTAURANT IM SPIRIT HOTEL<br />
THERMAL SPA<br />
Küchenchef Attila Borda setzt auf regionale<br />
pannonische Produkte wie Angus-Rind, Mangalitza-<br />
Schwein, Fisch und Wild aus der Umgebung sowie<br />
auf hauseigene Weine, die in einem eleganten<br />
Rahmen serviert werden.<br />
Vaskert krt. 5, 9600 Sárvár<br />
T: +39 95 889500<br />
spirithotel.hu<br />
<<br />
Foto: beigestellt<br />
162 falstaff sep <strong>2024</strong><br />
95–100 Punkte 90 – 94 Punkte 85 – 89 Punkte 80 – 84 Punkte – Mehr Infos auf falstaff.com
THE CHEDI ANDERMATT<br />
WELLNESS FÜR<br />
DESIGNAFFINE GENIESSER<br />
Sich einmal ganz und gar in einem der eindrücklichsten<br />
Design-Wellnesshotels der <strong>Schweiz</strong> verwöhnen (lassen), traumhaft<br />
tief schlafen und im Herzen einer atemberaubenden, kontrastreichen<br />
Alpenkulisse aufwachen – das bietet «The Chedi Andermatt».<br />
Das luxuriöse Fünfsternehotel<br />
kombiniert zurückhaltende<br />
Eleganz mit zeitgemässem<br />
Lifestyle und vereint asiatische<br />
Akzente mit alpinem Flair.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © Sven Piek; Henrick Nielsen; Michael Adair, beigestellt<br />
Über «The Chedi Andermatt»<br />
kann man kaum schreiben,<br />
man muss es selbst erlebt<br />
haben. Nur wenige <strong>Schweiz</strong>er<br />
Resorts strahlen so viel Stil und Gelassenheit<br />
aus, was dem asiatisch geprägten<br />
Ambiente zu verdanken ist. Die 119 grosszügigen<br />
Signaturezimmer und -suiten<br />
begeistern reiseerfahrene Single-Traveller<br />
und anspruchsvolle Paare bis hin zur<br />
sechsköpfigen Familie.<br />
Gerade wenn die Tage kürzer werden,<br />
offenbart «The Chedi Andermatt» seine<br />
Stärken: eine vielfach prämierte Gastronomie,<br />
den weitläufigen The Spa & Health<br />
Club sowie «The Hästens Experience»,<br />
das ultimative Bettenerlebnis.<br />
MAXIMUM AN QUALITÄT<br />
Drei Highlights stehen exemplarisch für<br />
den Anspruch des «Chedi Andermatt», sich<br />
nur das Beste zu gönnen: Auf dem Spa-<br />
Menu findet man neu die Pariser Hautpflege-Linie<br />
Biologique Recherche. Sie gilt als<br />
mondänste Hautpflegemarke der Schönheitsindustrie.<br />
Auf die Hautanalyse mit<br />
wissenschaftlichen Messsonden folgt eine<br />
personalisierte Behandlung.<br />
Im 2400 Quadratmeter grossen Spabereich<br />
gibt es neben Hydrotherapie,<br />
Dampfbädern und Saunen eine bezaubernde<br />
tibetanische Relaxation Lounge. Eine<br />
Besonderheit sind zudem die speziell auf<br />
Kinder und Teenager zugeschnittenen<br />
Treatments. Im beheizten Outdoorpool<br />
taucht man ein in das imposante Bergpanorama<br />
von Andermatt.<br />
Ebenfalls sondergleichen ist die «Hästens<br />
Experience», wenn man sich in der im<br />
September neu eröffneten «Hästens-Suite»<br />
bettet. Dort erwarten die Gäste nebst dem<br />
luxuriösen Hästens-Superia-Bett ein Welcome<br />
Kit mit Pyjamas, Daunenstiefeln und<br />
Schlafmaske zur kompletten Entspannung.<br />
INFO<br />
The Chedi Andermatt<br />
Gotthardstrasse 4, 6490 Andermatt.<br />
T: +41 41 7993. info@chediandermatt.com<br />
thechediandermatt.com<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 163
Night SPA Deluxe –<br />
Unvergessliches Spa-Erlebnis<br />
mit exklusiver Zweisamkeit<br />
Ob romantische Auszeit oder ein besonderer Abend<br />
zu zweit – das «Fire & Ice Night SPA Deluxe» schafft<br />
Erinnerungen, die bleiben. Von 20.15 bis 22.00 Uhr<br />
steht der gesamte Spa-Bereich für entspannte<br />
Stunden in privater Atmosphäre zur Verfügung. Hier<br />
lässt sich der Alltag vergessen, während die heissen<br />
Dämpfe Körper und Geist beruhigen.<br />
Erholung mit Stil<br />
Das Angebot umfasst alles, was für pure Entspannung<br />
nötig ist: Bademantel, Badeschuhe und<br />
Badetücher sowie eine Auswahl an Tee und Wasser.<br />
Als kulinarisches Highlight gibt es feine Überraschungen,<br />
süss und salzig, eine Schale frischer<br />
Früchte und eine Flasche Champagner. Dieses<br />
Erlebnis bietet mehr als nur Entspannung – es ist<br />
ein Fest für die Sinne.<br />
Alpine Eleganz und kulinarische Vielfalt<br />
Mit seinen 90 modern eingerichteten Zimmern und<br />
Suiten im urbanen Stil bietet das «Bergwelt Grindelwald<br />
| Alpine Design Resort» den perfekten Rahmen.<br />
Das kulinarische Angebot rundet den Abend<br />
ab – mit Casual Alpine Soul Food im «BG’s Grill»<br />
oder traditionellen <strong>Schweiz</strong>er Gerichten im «Pinte».<br />
Das exklusive Angebot ist in Kombination mit einer<br />
Übernachtung im Hotel buchbar. Ein unvergesslicher<br />
Abend voller Genuss und Erholung wartet!<br />
Erstklassig und authentisch<br />
Die Bergwelt Grindelwald ist ebenso einzigartig wie<br />
die Naturschönheiten, die sie umgeben. Mit grossem<br />
Engagement widmet sich das Team dieser besonderen<br />
Verbindung. Gemeinsam mit den regionalen<br />
Partnern setzt man alles daran, seinen Gästen erstklassige<br />
Produkte und unvergleichlichen Service zu<br />
bieten – direkt aus dem Dorf und unverwechselbar.<br />
BERGWELT GRINDELWALD<br />
ALPINE DESIGN RESORT<br />
Bergwelt 4<br />
3818 Grindelwald<br />
T: +41 33 8548585<br />
bergwelt-grindelwald.com<br />
164<br />
falstaff sep <strong>2024</strong>
WELLNESS<br />
ZWISCHEN<br />
GIPFELN<br />
UND GENUSS<br />
Kulinarische Höhepunkte und<br />
erholsame Spa-Erlebnisse verbinden<br />
sich zu einer Auszeit, die Körper und<br />
Geist gleichermassen verwöhnt.<br />
The Cambrian Adelboden<br />
«A true one-off»<br />
«The Cambrian» ist ein in Ort für entspannte<br />
Momente und unvergessliche<br />
Erlebnisse. Nach einem spektakulären<br />
Tag in der Adelbodner Natur können<br />
Gäste im «The Cambrian»-Spa und<br />
dem berühmten Infinity-Aussenpool<br />
mit unvergleichlichem Ausblick den<br />
Alltag für einen Moment vergessen.<br />
Komplettiert wird das Spa-Erlebnis<br />
durch einen Innenpool, eine finnische<br />
Sauna, Dampfbad, Regenduschen<br />
sowie einen Ruhe- und Fitnessbereich.<br />
Das Spa-Team begeistert mit einer<br />
grossen Auswahl an hochwertigen<br />
Treatments mit den exklusiven Produkten<br />
von Susanne Kaufmann, Expertin<br />
für ganzheitliche Hautpflege und<br />
Pionierin moderner Naturkosmetik.<br />
Neu konzipierte Wellness-Aktivitäten<br />
verwöhnen Körper, Geist und Seele:<br />
Yoga, Meditation bei Kerzenschein,<br />
Pranayama und Fasten sowie ein ganzheitliches<br />
Resilienz-Retreat mit erfahrenen<br />
und einfühlsamen Coaches.<br />
THE CAMBRIAN ADELBODEN<br />
Dorfstrasse 7, 3715 Adelboden<br />
T: +41 33 6738383<br />
thecambrianadelboden.com<br />
ADVERTORIAL Foto: © Anja Zurbruegg; Shutterstock; Beigestellt<br />
Ski-in und Ski-out mitten<br />
im Skigebiet von Zermatt und<br />
hoch über dem Alltag<br />
Morgens aufwachen, sich räkeln, die frische Alpenluft<br />
einatmen und dem Matterhorn «Guten Tag»<br />
sagen. So beginnt ein Ferientag auf 2222 m. Das<br />
«Riffelalp Resort 2222m» thront hoch über dem<br />
berühmten Alpendorf Zermatt und liegt mitten im<br />
Skigebiet. Nach dem herzhaften Frühstück geht es<br />
direkt auf die Ski. Im Skiraum werden die letzten<br />
Einstellungen an den Ski vorgenommen und los<br />
geht’s! Kein Anstehen und eine frisch präparierte<br />
Piste – ein Erlebnis, welches man nie vergisst.<br />
Nach den Schwüngen im Schnee heisst es, sich im<br />
höchstgelegenen Spa auf 2222 m aufzuwärmen.<br />
Unvergessliches Spa-Erlebnis, kulinarische<br />
Höhepunkte und alpine Romantik<br />
Der Innenpool mit eingebautem Sprudelbad sowie<br />
die Saunen und Dampfbäder bringen müde Muskulaturen<br />
wieder auf Trab. Ein ganz besonderes Erlebnis<br />
ist die Chriiter-Grotta mit uriger Atmosphäre – eine<br />
Grotte aus Stein mit viel Wasser.<br />
Nicht verpassen darf man den auf 35 °C geheizten<br />
Aussenpool mit Matterhornblick. Bei Sonnenuntergang<br />
färben sich die höchsten Gipfel der Walliser<br />
Alpen in Rosa- und Goldtönen und entzücken den<br />
Betrachter – das ist Energie pur bei Ruhe, Natur und<br />
herzlicher Gastfreundschaft.<br />
Für das leibliche Wohl im Winter sorgt Chefkoch<br />
Luigi Lafranco in drei Restaurants: das Restaurant<br />
«Alexandre» strahlt alpine Romantik aus. Hier wird<br />
Gemütlichkeit mit regionalen und mediterranen<br />
Genüsse geboten. Das «Ristorante Al Bosco» widmet<br />
sich der Küche des italienischen und <strong>Schweiz</strong>er<br />
Alpenraums – die Zutaten stammen möglichst aus<br />
der Region und von Produzenten aus der <strong>Schweiz</strong><br />
und Italien. Im «Walliserkeller» erwartet Gäste eine<br />
urige Chalet- und Berghütten-Atmosphäre kombiniert<br />
mit regionalen Spezialitäten wie Raclette,<br />
Fondue und Grilladen.<br />
RIFFELALP RESORT 2222M<br />
3920 Zermatt<br />
T: +41 27 9660555<br />
reservation@riffelalp.com<br />
riffelalp.com<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 165
AUF DEN<br />
SPUREN DES<br />
FÜRSTENTUMS<br />
In Balzers, der südlichsten<br />
Gemeinde Liechtensteins, erhebt<br />
sich die gut sichtbare Burg<br />
Gutenberg – ein beeindruckendes<br />
Relikt aus dem Hochmittelalter.<br />
166 falstaff sep <strong>2024</strong>
LIECHTENSTEIN MARKETING<br />
Ein ganzes Land auf einem<br />
Weg erkunden – das ist der<br />
Liechtenstein-Weg. Über 75<br />
Kilometer erstreckt sich die<br />
schöne Route durch alle elf<br />
Gemeinden des Fürstentums<br />
Liechtenstein und bietet dabei<br />
eine Fülle an Geschichten,<br />
herrlichen Aussichten und<br />
kulturellen Highlights.<br />
Neben seiner kulturellen und<br />
historischen Vielfalt begeistert<br />
Liechtenstein vor allem durch<br />
seine beeindruckende Natur.<br />
ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />
Der Liechtenstein-Weg ist weit<br />
mehr als nur ein Wanderweg.<br />
Er ist eine Reise durch die<br />
Geschichte, die Kultur und die<br />
Natur dieses kleinen, aber faszinierenden<br />
Landes. Die Etappe von Balzers nach Triesenberg<br />
führt über 16 Kilometer hinweg an<br />
beeindruckenden Sehenswürdigkeiten vorbei,<br />
wie der majestätischen Burg Gutenberg,<br />
die über Balzers thront. Der Weg verläuft<br />
weiter über die Alte Römerstrasse bis nach<br />
Triesen, wo das Areal der ehemaligen Baumwollweberei<br />
Jenny, Spoerry & Cie. erreicht<br />
wird. Auf einem stetig ansteigenden Pfad<br />
führt die Route zur Kapelle St. Mamertus,<br />
die einen herrlichen Blick auf die umliegende<br />
Landschaft bietet, bevor schliesslich das<br />
Walserdorf Triesenberg auf 900 Metern über<br />
dem Meeresspiegel erreicht wird. Hier erinnert<br />
das Walsermuseum eindrucksvoll an die<br />
Geschichte der Walser Einwanderer.<br />
VIELFÄLTIGES LIECHTENSTEIN<br />
Von Triesenberg führt die nächste Etappe<br />
nach Vaduz, der Hauptstadt des Fürstentums.<br />
Die zehn Kilometer lange Strecke bietet<br />
zahlreiche Höhepunkte, darunter die<br />
Ruine der Burg Schalun, die auf einer Felsterrasse<br />
etwa 400 Meter über dem Zentrum<br />
von Vaduz liegt. Der Weg schlängelt sich<br />
weiter hinunter ins »Städtle« von Vaduz,<br />
vorbei an der Museumsmeile mit dem<br />
Kunstmuseum, der Hilti Art Foundation<br />
und dem Landesmuseum. Im Regierungsviertel<br />
fallen die markanten Gebäude der<br />
Regierung und des Landtags ins Auge –<br />
Letzteres wurde vom deutschen Architekten<br />
Hansjörg Göritz entworfen. Weiter geht es<br />
auf weniger bekannten Pfaden zur Alten<br />
Rheinbrücke, entlang des Rheins und<br />
zurück ins Zentrum von Vaduz.<br />
Eine weitere beeindruckende<br />
Etappe führt von<br />
Vaduz über Schaan nach<br />
Nendeln. Auf 17 Kilometern<br />
und etwa fünf Stunden Wanderzeit<br />
bietet diese Strecke einen<br />
abwechslungsreichen Mix aus Natur und<br />
Kultur. Besonders sehenswert sind die Ruinen<br />
eines römischen Kastells in Schaan<br />
sowie die atemberaubende Aussicht auf die<br />
Drei-Schwestern-Bergkette über Planken.<br />
Nach einem steilen Abstieg wird Nendeln<br />
erreicht, wo die Überreste eines römischen<br />
Gutshofs besichtigt werden können.<br />
Für Naturliebhaber bietet die Etappe von<br />
Ruggell nach Schaanwald eine besondere<br />
Faszination. Sie führt durch das Ruggeller<br />
Riet, ein rund 90 Hektar grosses Naturschutzgebiet<br />
im Norden Liechtensteins. Hier<br />
lassen sich seltene Pflanzen- und Tierarten<br />
entdecken. Weiter geht es über den steilen<br />
Anstieg nach Schellenberg, vorbei an den<br />
Ruinen der Unteren Burg und entlang des<br />
ehemaligen Schmugglerpfads, der eine beeindruckende<br />
Aussicht auf den Bodensee bietet.<br />
Über den Seidenbaumpfad, der an die frühere<br />
Seidenproduktion in der Region erinnert,<br />
wird schliesslich Schaanwald erreicht.<br />
KULTUR TRIFFT TECHNOLOGIE<br />
Begleitet wird die Reise auf dem Liechtenstein-Weg<br />
von der preisgekrönten LIstory-<br />
App, die nicht nur bei der Navigation hilft,<br />
sondern auch tief in die Geschichte und Kultur<br />
des Landes eintauchen<br />
lässt. Die App bietet<br />
Augmented-Reality-<br />
Erlebnisse, die historische<br />
Stätten und Ereignisse zum<br />
Leben erwecken. Insgesamt sind 147<br />
Erlebnisstationen über alle elf Gemeinden<br />
und das Berggebiet Malbun verteilt. Die<br />
Strecke, die für Wanderer 75 Kilometer und<br />
für E-Biker 85 Kilometer umfasst, lässt sich<br />
individuell planen – App-Informationen zu<br />
Unterkünften, Restaurants und Attraktionen<br />
inklusive. Einige Teilstrecken sind barrierefrei<br />
und somit auch für Personen mit eingeschränkter<br />
Mobilität zugänglich.<br />
Mit dieser digitalen Unterstützung wird<br />
der Liechtenstein-Weg zu einem unvergesslichen<br />
Erlebnis, das nicht nur körperlich,<br />
sondern auch geistig bereichert. Die Kombination<br />
aus landschaftlicher Schönheit,<br />
kulturellen Highlights und modernster<br />
Technologie macht den Liechtenstein-Weg<br />
zu einem einzigartigen Abenteuer, das<br />
sowohl Einheimische als auch Besucher<br />
gleichermassen fasziniert.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
liechtensteinweg.li<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 167
eise / LONG WEEKEND – LONDON<br />
VERY<br />
INDISH!<br />
Von der «Brick Lane» bis ins «Little India»: Bei einem<br />
Streifzug durch das indische London erkunden wir das<br />
Beste aus zwei Welten. Da darf es laut und bunt<br />
zugehen. Aber wir lernen auch: Indisches Fine<br />
Dining und gediegener Luxus, das geht sich<br />
aus! Und der Indian Afternoon Tea<br />
ist fast ein Muss.<br />
TEXT ANNA-MARIA BAUER<br />
Foto: mauritius images / Axiom Photographic / Dosfotos<br />
168 falstaff sep <strong>2024</strong>
Rund 10.000 indische Lokale<br />
gibt es Schätzungen zufolge in<br />
Grossbritannien. So gross wie auf<br />
der Brick Lane im Osten Londons<br />
ist die Auswahl selten wo.<br />
Mehr Städtereise-Tipps<br />
für lange Wochenenden<br />
go.falstaff.com/longweekend<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
169
eise / LONG WEEKEND – LONDON<br />
Farben und Aromen im Überfluss: Auf<br />
der Brick Lane zeigt sich die Vielfalt der<br />
indischen Küche.<br />
FREITAG<br />
Die Reise in die indische<br />
Küche Londons beginnt<br />
im Osten: Bei den Curry-<br />
Häusern der Brick Lane<br />
und der ausgezeichneten<br />
Küche des kultigen<br />
«Dishoom» in Soho.<br />
Eigentlich ist London überall bunt: Da<br />
ist das kontrastierende Rot-Weiss-Blau<br />
der Union-Jack-Fahnen, das edle Türkis<br />
des «Fortnum & Mason»-Kaufhauses<br />
oder das Rot der Telefonzellen vor dem frisch<br />
geputzten Big Ben. Und doch wirkt all das<br />
fahl, wenn man bei der Liverpool Street Station<br />
aussteigt und nach Osten spaziert, bis<br />
man auf die Brick Lane stösst: Benannt nach<br />
Ziegelbrennöfen, die flämische Siedler im 16.<br />
Jahrhundert brachten, ist die Brick Lane heute<br />
für dreierlei berühmt: kunstvolle Graffitis,<br />
Erinnert an die goldenen Zeiten von<br />
Mumbai: Das «Dishoom» hat mittlerweile<br />
mehrere Standorte. Sie sind zu Recht<br />
immer voll. Im Kreis: Die Spring Lady in<br />
der «Scarfes»-Bar, verfeinert mit Jasmin.<br />
Vintage-Läden und die Curry-Häuser, deren<br />
Tischchen bis auf die Strasse reichen.<br />
Gesprächsfetzen und das Klappern von<br />
Besteck hallen durch die Gasse. Es riecht<br />
nach frittiertem Blätterteig, nach Koriander,<br />
Kurkuma und Kreuzkümmel. Vor der Nummer<br />
75 versucht Türsteher Richard, Passanten<br />
zu einem Besuch im «Bengal Village» zu<br />
überzeugen, einem der berühmtesten Restaurants<br />
der Curry-Meile mit riesigem Tigergemälde<br />
an der Wand. Das «Sheba» an der<br />
Nummer 136 wiederum lockt mit Onion<br />
Bahjis und Shorisha Chicken, im «City<br />
Spice» macht sich Chefkoch Niaz Caan mit<br />
veganen Gerichten einen Namen. Keine einfache<br />
Aufgabe in einem Land, das mehr als<br />
10.000 indische Lokale zählt. Und so dient<br />
der Besuch in der Brick Lane nur dem Gustieren.<br />
Zum Nachtessen führt der Weg in<br />
den Westen – von der Brick Lane ins pulsierende<br />
Soho, von den Bengalen nach Mumbai.<br />
Auf diese Küche konzentriert sich das<br />
gehypte «Dishoom Carnaby». Der Andrang<br />
ist gross, die Wartezeit überbrückt man gerne<br />
an der Bar bei exzellenten Cocktails. Zu<br />
sehen gibt es im Getümmel genug, zu kosten<br />
später noch mehr. Das Schwarze Daal darf<br />
24 Stunden schmurgeln, bevor es an den<br />
Tisch kommt, und hat zu Recht Kultstatus.<br />
Auch das Chicken Tikka (in Sweet-Vinegar-<br />
Marinade, dafür aber ohne Joghurt) und die<br />
Spicy Lamb Chops sollte man sich nicht entgehen<br />
lassen. Spicy? Ja, derartige Versprechen<br />
löst man hier auch ein.<br />
Danach spazieren wir die New Oxford<br />
Street Richtung Osten, bis sich rechter Hand<br />
das «Rosewood»-Hotel vor uns aufbaut. Das<br />
Licht in der «Scarfes»-Bar ist gedimmt, das<br />
Leder im Rücken kühl. Der Kellner serviert<br />
eine Spring Lady, eine Variation der White<br />
Lady, die Harry MacElhone 1919 im Londoner<br />
«Ciro’s Club» gegründet hat, mit Holunderlikör<br />
statt Triple Sec. Ausschlaggebend ist<br />
der Muyu-Likör. In diesem Fall verfeinert mit<br />
jener Blume, die Indien wie keine andere verkörpert:<br />
weissem Jasmin. Manchmal braucht<br />
bunt keine Farbe. ><br />
Fotos: beigestellt, Thomas Persson / Shutterstock.com, Lindsey Parnaby / EPA / picturedesk.com, seasons.agency / Jalag / Artz, Andrea, Getty Images<br />
170 falstaff sep <strong>2024</strong>
So bunt ist London sonst nirgendwo:<br />
Die Curry-Häuser auf der Brick Lane sind legendär.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
171
eise / LONG WEEKEND – LONDON<br />
Seit 49 Jahren steht Gulu Anand (re.) im<br />
«Brilliant» in Southall hinter dem Herd.<br />
Die Lieblingsgeschichte, die er zu<br />
erzählen weiss: Der König zählt<br />
zu seinen Gästen.<br />
Orientalische Opulenz und meterhohe Palmen im «The<br />
Landmark» (links). Im Kreis: Gurdwara Sri Guru<br />
Singh Sabha ist der grösste Sikh-Tempel Europas,<br />
der auch Andersgläubige einlässt.<br />
SAMSTAG<br />
Das richtige Little India liegt tief im Londoner<br />
Westen. Dort ist ein Restaurant so gut, dass<br />
selbst der König den Weg dorthin findet.<br />
Entschuldigung», sagt Dipna Anand,<br />
als sie am dunklen Holztisch Platz<br />
nimmt und auf ihre Kochhaube deutet.<br />
«Wir machen gerade Palau-Reis.» Ihr<br />
Vater Gulu nickt und ergänzt: »300 Kilo.»<br />
Damit jedes Gramm davon perfekt wird,<br />
muss das Timing stimmen: Der Reis muss<br />
zuerst aufkochen, dann im Dampf garen. Es<br />
gilt genau so viel Kreuzkümmel beizumengen,<br />
dass der Reis schmackhaft, aber nicht<br />
zu dunkel wird. Deshalb steht Gulu Anand<br />
nach 49 Jahren als Restaurantchef immer<br />
noch selbst in der Küche. Wohl mit ein<br />
Grund, warum das «Brilliant» in Southall<br />
trotz seiner abgelegenen Lage in Westlondon<br />
sogar vom König frequentiert wird.<br />
Seit 1975 bietet Gulu Anand den Briten<br />
indische Gerichte genau so an, wie er sie<br />
selbst kochen würde: nach Familienrezepten<br />
und mit vielen Gewürzen, etwa den 15,<br />
die ins Garam Masala gehören.<br />
Das geht in Southall besonders gut auf.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen Einwanderer<br />
aus Indien, Pakistan und Bangladesch<br />
vorwiegend in diesen Teil Londons.<br />
Es gab bezahlbaren Wohnraum und Arbeitsplätze<br />
in Textilfabriken. Heute werden in<br />
den Schaufenstern bunte Gewürze, Saris<br />
und Schmuck feilgeboten. Die Gehsteige<br />
sind am Wochenende dicht gedrängt, aus<br />
den Restaurants duftet es nach frischem<br />
Curry. Das Lichterfest Diwali und das<br />
Erntedankfest Vaisakhi werden farbenfroh<br />
begangen, und das Viertel hat den Beinamen<br />
«Little India» erhalten. Wenn man vom<br />
«Brilliant» nach Osten spaziert, taucht nach<br />
wenigen Minuten das eindrucksvolle Kuppeldach<br />
des Gurdwara Sri Guru Singh Sabha<br />
auf. Es ist der grösste Sikh-Tempel Europas,<br />
der Nicht-Sikhs willkommen heisst –<br />
wenn man sich anmeldet und in der Darbar<br />
Hall den Kopf mit einem Schal bedeckt.<br />
Einige Jahre nach der Eröffnung des Tempels,<br />
und kurz nachdem Gulu sein Restaurant<br />
eröffnet hatte, wurde der damalige Prinz<br />
Charles für die Einweihung einer Fabrik in<br />
Southall angekündigt. Gulu witterte seine<br />
Chance: «Ich habe dem Buckingham Palast<br />
geschrieben», sagt er und schmunzelt bei der<br />
Erinnerung. Er würde den Prinzen, wenn er<br />
nach Southall kommt, gerne in sein Restaurant<br />
einladen. Die Antwort des Palasts: Es tue<br />
ihnen leid, aber der Terminkalender des Prinzen<br />
sei äusserst dicht. «Also», fährt Gulu fort,<br />
«habe ich noch einmal geschrieben: Wenn<br />
der Prinz den ganzen Tag unterwegs ist, muss<br />
er doch zu Mittag essen, und dabei sollte sein<br />
Essen besser brilliant sein.» Darauf hatte der<br />
Palast keine Ausrede. Und so deliziös fand<br />
Prinz Charles dann wohl Gulus Butter Chicken<br />
und den Tandoori-Lachs, dass er immer<br />
wieder vorbeikam.<br />
Ein Aspekt, der dem Gastronomen beim<br />
ersten Besuch besonders in Erinnerung blieb:<br />
«Prinz Charles hat mit jedem Mitarbeiter<br />
gesprochen.» Bescheiden, interessiert, mit<br />
einem Auge fürs Detail. So ist auch Seniorchef<br />
Gulu. Der muss jetzt aber wirklich wieder<br />
nach seinem Reis schauen.<br />
Fotos: Jonathan Stewart, beigestellt, 4kclips / Jeff Whyte / Shutterstock.com, JOHN BLACKWELL, hugo sousa / unsplash<br />
172 falstaff sep <strong>2024</strong>
Im «Cinnamon Club» treffen<br />
indische Aromen auf westliche<br />
Kochtechniken. Gespeist wird im<br />
aussergewöhnlichen Ambiente<br />
der Old Westminster Library.<br />
Im Vorbeigehen würdigen wir<br />
die klassischen Sehenswürdigkeiten<br />
der Metropole: Im Bild<br />
Westminster Bridge und Big Ben.<br />
SONNTAG<br />
Zum Abschluss wird es vornehm: Indian Afternoon<br />
Tea beim Buckingham Palace, Turbanschmuck im<br />
Victoria & Albert Museum und royales Wild beim<br />
edelsten Inder der Stadt.<br />
Welch Eleganz einen im «Taj 51»<br />
erwartet, ahnt man, wenn man<br />
das blumengeschmückte Backsteintor<br />
durchschreitet, von Elefantenskulpturen<br />
begrüsst wird und mit dem Innenhof<br />
eine eigene Welt betritt: üppige Palmen, ein<br />
filigraner Springbrunnen und türkisfarbene<br />
Fliesen, die an schimmernde Jade erinnern.<br />
Wenig später wird im «Kona» feiner First-<br />
Flush Darjeeling serviert, der Champagner<br />
unter den Tees. Dazu auf Goldplatten: saftige<br />
Safran-Scones mit Rosenmarmelade,<br />
knusprig-würzige Scrambled Paneer Bhurji<br />
Filo (Frischkäse in Filoteig-Hülle) und süsse<br />
Gulab Jamun Mille Feuille (gebratene<br />
Milchbällchen zwischen Blätterteigschichten).<br />
Gerne werden die indischen Gewürze in<br />
England als exotisch beschrieben. Dabei ist<br />
die indische Küche so eng mit der englischen<br />
verwoben, dass ohne sie viele Klassiker nicht<br />
existieren würden: Die Fish & Chips bestellt<br />
der Engländer am liebsten mit Currysauce,<br />
Samosas werden im Supermarkt feilgeboten<br />
und die Blätter für die 60 Millionen Tassen<br />
Tee im Jahr kommen meist aus Indien. Im<br />
Fünf-Sterne-Hotel «Taj 51» nahe dem Buckingham<br />
Palace werden beide Traditionen verworben:<br />
beim Indian Jasmine Afternoon Tea.<br />
Der Sonntag geht elegant weiter: Wir spazieren<br />
durch das vornehme Knightsbridge<br />
zum Kaufhaus Harrods, das 175. Geburtstag<br />
feiert. Wir folgen der Brompton Road zum<br />
Victoria & Albert Museum, das unter seinen<br />
4,5 Millionen Artefakten auch 60.000<br />
Objekte aus Indien verwahrt. Einen goldenen,<br />
mit Juwelen besetzten Turbanschmuck,<br />
ein silbernes Teeservice von Oomersi Mawji<br />
oder den fast lebensgrossen hölzernen Tiger,<br />
der eine Figur in europäischer Kleidung zerfleischt<br />
und in dessen Körper eine Orgel versteckt<br />
ist. Nicht alles ist, sei erwähnt, unumstritten:<br />
Indien bezeichnet einige der Ausstellungsstücke<br />
als «Raubkunst».<br />
Zum Abschluss wird beim vielleicht feinsten<br />
Inder der Stadt diniert. Im gediegenen<br />
Ambiente der ehemaligen Old Westminster<br />
Library bietet Vivek Singh im «Cinnamon<br />
Club» delikate, moderne Küche. Indische<br />
Gewürze treffen auf westliche Techniken. Der<br />
Bollyflower Cheese rundet kräftigen Käse mit<br />
fruchtiger Tomaten-Bockshornklee-Sauce ab,<br />
der intensive Geschmack des gegrillten<br />
Hirschrückens vom Schloss Balmoral kontrastiert<br />
mit würzigem Masala-Kartoffelpüree,<br />
zum Dessert bekommt die Crème<br />
Brûlée durch schwarzen Kardamom eine<br />
rauchige Note. Man erkennt: Indische und<br />
britische Küche dürfen noch viel mehr<br />
verschmelzen.<br />
><br />
Das Victoria & Albert Museum verwahrt<br />
in seiner Sammlung 60.000 Objekte aus<br />
Indien – darunter juwelenbesetzten<br />
Turbanschmuck. Nicht unumstritten.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
173
eise / LONG WEEKEND – LONDON<br />
TIPPS &<br />
ADRESSEN<br />
HOTELS<br />
BROADWICK SOHO (1)<br />
Londons extravagantestes neues Luxushotel, eingerichtet<br />
von Martin Brudnizki. So bunt wie das<br />
umliegende Soho: rote Seidenwände, goldene<br />
Leuchter, rosa Elefanten.<br />
20 Broadwick St, London W1F 8HT<br />
T: +44 20 7047 4000, broadwicksoho.com<br />
THE LANDMARK (2)<br />
Britische Eleganz trifft orientalische Opulenz im<br />
eleganten Marylebone. Blickfang im Fünf-Sterne-<br />
Hotel: meterhohe Palmen unter dem Glasdach im<br />
Atrium.<br />
222 Marylebone Rd, London NW1 6JQ<br />
T: +44 20 7631 8000, landmarklondon.co.uk<br />
MANDARIN ORIENTAL HYDE PARK (3)<br />
Nur wenige Fussminuten vom ikonischen Kaufhaus<br />
Harrods und nordseitig ein einmaliger Blick auf den<br />
Hyde Park. Inklusive 17 Meter langem Schwimmbad.<br />
66 Knightsbridge, London SW1X 7LA<br />
T: +44 20 7235 2000<br />
mandarinoriental.com/en/london/hyde-park<br />
CORINTHIA (4)<br />
Edles Luxushotel im ehemaligen Verteidigungsministerium.<br />
Das Penthouse kommt mit Dachterrasse<br />
samt Riesenschachbrett und Blick über die Skyline<br />
der Innenstadt.<br />
Whitehall Pl, London SW1A 2BD<br />
T: +44 20 7930 8181, corinthia.com/en-gb/london<br />
RESTAURANTS<br />
DISHOOM CARNABY (1)<br />
Zartfeines Huhn in aromatischer Makhani-Sauce,<br />
scharfes Lamm, das über Nacht in einer Marinade<br />
aus dunklem Ingwer gelegen ist, oder die ikonischen<br />
Vada-Pav-Kartoffelpuffer-Burger. Essen, das glücklich<br />
macht, in stilvoll-gemütlicher Atmosphäre.<br />
22 Kingly St, Carnaby, London W1B 5QP<br />
T: +44 20 7420 9322, dishoom.com/carnaby<br />
THE BRILLIANT (2)<br />
Ein Geheimtipp in Londons Little India mit royalem<br />
Siegel: Sogar König Charles hat das Restaurant<br />
schon einmal besucht. Feine, intensive Küche, die<br />
eine Reise ins abgelegene Westlondon wert ist.<br />
72-76 Western Rd, Southall UB2 5DZ<br />
T: +44 20 8574 1928, brilliantrestaurant.com<br />
MADHU’S SOUTHALL (3)<br />
Samosas in knisterndem Blätterteig und rauchiges<br />
Lamm aus dem Tandoor: traditionelle und dennoch<br />
hervorragende Kreationen der Brüder Anand.<br />
39 South Rd, Southall UB1 1SW<br />
T: +44 20 8574 1897<br />
madhus.co.uk/our-restaurants/southall<br />
CINAMON CLUB (4)<br />
Feine indische Küche mit modernem Twist in der<br />
fantastischen Atmosphäre der ehemaligen Westminster<br />
Library. Das Wild kommt vom königlichen<br />
Schloss Balmoral, die Jumbo-Morcheln werden mit<br />
getrüffelten Hirse-Shiitake-Chips serviert.<br />
The Old Westminster Library, Great Smith St<br />
London SW1P 3BU<br />
T: +44 20 7222 2555d, cinnamonclub.com<br />
GYMKHANA (5)<br />
Raffiniert: Das traditionelle Munjtak Biryani wird<br />
mit Granatapfel und Minze verfeinert, die Gajar<br />
Halwa Tart mit Goldblättchen abgerundet. Dafür<br />
erhielt es als erstes indisches Lokal in London zwei<br />
Michelin-Sterne. Das dunkle Holz und schwere<br />
Leder erinnern an die Gymkhana-Clubs in Indien.<br />
42 Albemarle St, London W1S 4JH<br />
T: +44 20 3011 5900, gymkhanalondon.com<br />
THE QUILON (6)<br />
Zentral zwischen Westminster Abbey und St<br />
James’s Park. Berühmt für seinen gebackenen<br />
schwarzen Kabeljau: herrlich weich und dazu<br />
wunderbar saftig.<br />
41 Buckingham Gate, London SW1E 6AF<br />
T: +44 20 7821 1899, quilon.co.uk<br />
CAFÉ UND BARS<br />
THE CINNAMON KITCHEN (1)<br />
Britischer Afternoon Tea trifft auf indischen, frühabendlichen<br />
Chai – mit Masala Chai in der Teekanne<br />
und Samosas, Fish Finger Sandwich sowie<br />
Cheesecake auf der Etagere.<br />
9 Devonshire Square, London EC2M 4YL<br />
T: +44 20 7626 5000, cinnamon-kitchen.com/<br />
afternoon-tea-on-the-terrace<br />
TAJ 51 (2)<br />
Eine weitere Variation eines britisch-indischen<br />
Nachmittagstees. Die Scones kommen mit<br />
Safran, der Crumble mit Gajar Halwa (Karottenpudding),<br />
die Cheddar-Roulade ist nach<br />
indischer Art frittiert. Das Lokal liegt in einer<br />
Nebengasse des Buckingham Palace.<br />
51 Buckingham Gate, London SW1E 6AF<br />
T: +44 20 7769 7766, taj51buckinghamgate.co.uk<br />
SCARFES BAR (3)<br />
Gediegene Holzvertäfelung, tiefe Ohrensessel, kuriose<br />
Cartoons und raffinierte Cocktails: erfrischend<br />
(Paper Glider), sanft (Call Me Nutty) oder scharf<br />
(Smoky Maria).<br />
Rosewood London, 252 High Holborn<br />
London WC1V 7EN<br />
T: +44 20 3747 8670, scarfesbar.com<br />
THE SPY BAR (4)<br />
Versteckte Bar im Untergeschoss des noblen<br />
«Raffles»-Luxushotels, in jenem ehemaligen<br />
Spionagebüro, in dem Ian Fleming die Idee zum<br />
berühmtesten Spion aller Zeiten kam.<br />
57 Whitehall, London SW1A 2BX<br />
T: +44 20 3907 7500<br />
theowo.london/the-spy-bar<br />
SEHENSWÜRDIGKEITEN<br />
BRICK LANE (1)<br />
Ein buntes, pulsierendes Viertel in Ostlondon,<br />
berühmt für seine Street Art, Vintage-Läden und<br />
legendären Curry-Häuser – das Herzstück der bengalisch-indischen<br />
Küche von London.<br />
75 Brick Ln, London E1 6QL<br />
Brick Lane, London<br />
SHRI SANATAN HINDU TEMPLE (2)<br />
Ein architektonisches Meisterwerk im nordwestlichen<br />
Stadtviertel Neasden, das mit seinen aufwendig<br />
gemeisselten Skulpturen spirituelle Ruhe und<br />
hinduistische Kultur ausstrahlt.<br />
Ealing Rd, Wembley HA0 4TA<br />
SRI GURU SINGH SABHA GURDAWARA (3)<br />
Europas grösster Sikh-Tempel, gelegen in Westlondon,<br />
der für seine beeindruckende Goldkuppel<br />
bekannt ist. Gäste können die Darbar Hall besuchen<br />
und auch an einem Kirtan teilnehmen.<br />
Guru Nanak Rd, Southall UB2 4NP<br />
><br />
Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />
174 falstaff sep <strong>2024</strong>
SBB AG<br />
NACHHATIG REISEN,<br />
STILVOLL GENIESSEN<br />
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, bedeutet nicht nur<br />
umweltbewusstes Reisen, sondern auch eine gelungene Kombination aus<br />
Entspannung und Unterhaltung, die es ermöglicht, die Reisezeit optimal zu nutzen.<br />
Zwischen Seeufer und<br />
Weinbergen – mit dem<br />
ICN am Neuenburgersee<br />
wird das Reisen zu einem<br />
besonderen Erlebnis.<br />
ADVERTORIAL Fotos: © SBB CFF FFS / Dario Häusermann; SBB CFF FFS<br />
Warum den öffentlichen<br />
Verkehr (ÖV) wählen?<br />
Ganz einfach: Weil die<br />
Freizeit und der Genuss<br />
bereits mit dem Einsteigen beginnt.<br />
Gemütlich Platz nehmen und die vielen<br />
Annehmlichkeiten während der Fahrt auskosten.<br />
Ob ein entspannter Kaffee, das<br />
Lesen der Zeitung, das Hören der Lieblingsmusik,<br />
ein Spiel mit Mitreisenden<br />
oder der Blick aus dem Fenster auf die<br />
vorbeiziehende Landschaft – der Weg zum<br />
Ausflugsziel wird mit dem ÖV zu einem<br />
besonderen Teil des Freizeiterlebnisses.<br />
Zudem reist man nachhaltig und komfortabel<br />
ganz ohne Stress durch Staus oder<br />
die Suche nach einem Parkplatz.<br />
SPAREN BEIM REISEN,<br />
GENIESSEN BEI DER ANKUNFT<br />
Die zahlreichen Vorteile des öffentlichen<br />
Verkehrs geniessen und dabei preiswert<br />
unterwegs sein – dank attraktiver Sparangebote<br />
kein Problem. So bleibt mehr<br />
Budget für die liebsten Freizeitaktivitäten<br />
übrig. Ob eine Weindegustation mit der<br />
besten Freundin oder eine Zugfahrt in eine<br />
der malerischen Weinregionen der <strong>Schweiz</strong>:<br />
So wird das Reisen noch vergnüglicher.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
sbb.ch/vorteile<br />
sep <strong>2024</strong> falstaff 175
eise / KOLUMNE AUTO<br />
DAS JAHR DER<br />
NEULINGE<br />
Audi<br />
Trotz aktueller Krise kommen <strong>2024</strong> zahlreiche<br />
neue Modelle auf den Markt. Ein Transporter-<br />
Schönling ragt dabei noch heraus.<br />
hat bei der Nomenklatur<br />
nachgeschärft. Nun gilt: in<br />
geraden Nummern fließt Strom, in<br />
ungeraden Sprit. Im Bild:<br />
Der neue Audi A6 Sportback Elektro.<br />
Ich musste ein Rotweinglas lang<br />
überlegen, ob es dieses Mal um die<br />
widersprüchlichen Rauchzeichen<br />
vom Markt für E-Autos gehen sollte:<br />
einerseits stockende Verkaufszahlen<br />
und Hersteller, die von ihren ehrgeizigen<br />
Verstromungsplänen wieder abrücken, dafür<br />
andererseits weltweit eine Verdoppelung der<br />
Zahl an Batterie- und Hybridautos innerhalb<br />
von nur zwölf Monaten, das aber<br />
natürlich wegen China.<br />
Diese Entwicklung ist zwar wichtig, natürlich,<br />
wird sich aber in die Länge ziehen und<br />
ist daher weniger aktuell als das derzeitige<br />
Powerplay der Autobauer: War 2023 noch<br />
ein schwaches Jahr, was Präsentationen neuer<br />
Modelle angeht, holt die Branche <strong>2024</strong> nun<br />
alles nach. Zunächst zum Alltagsgeschäft: Die<br />
kleinen Stromer kommen endlich. Und zwar<br />
so geballt, dass Kunden nun eine echte Auswahl<br />
offensteht. Nicht so ganz günstig dürfte<br />
die E-Version «Elletrica» vom Alfa Romeo<br />
Junior werden, der allerdings nicht als Kleinwagen,<br />
sondern als Kompakt-SUV antritt.<br />
Runde 40.000 Euro sollte man ausgeben<br />
wollen. Der Multimarkenkonzern Stellantis<br />
lässt zudem seine andere geschichtsträchtige<br />
Marke Italiens wieder Gas geben: Lancia<br />
kommt mit dem Ypsilon zurück. Die wahren<br />
Kleinen aber sind der Retro-Stromer Renault<br />
5, der Citroën ë-C3 und vor allem der Dacia<br />
Spring – die Renault-Schwester liefert zum<br />
kleinen Preis, weit unter 20.000 Euro oder<br />
Franken, und mit kleinem Antrieb von 45<br />
Pferdchen ein ideales Alltagspendlerauto.<br />
VON DER PFLICHT ZUR KÜR<br />
Von der Pflicht zur Kür ans andere Ende der<br />
Preisskala. Gleich zwei Gelände-Kultautos<br />
treten nun mit Batterieherzen an: der Range<br />
Rover und die kantige Mercedes G-Klasse.<br />
China-Schwede Polestar bringt den 3 und<br />
den 4 fast zeitgleich in den Markt, und die<br />
ehemals britische, heute chinesische Zombie-<br />
Marke MG, enorm erfolgreich mit ihren<br />
Stromern, lässt einen schicken Roadster<br />
namens Cyberster von der Kette. VW hat<br />
mit dem gelungenen ID.7 Anschluss an das<br />
Niveau im Markt gefunden, Porsche den<br />
Sport-Stromer Taycan kräftig aufgebessert,<br />
ihm zudem die Tränensäcke an den Frontleuchten<br />
wegoperiert, davon profitiert auch<br />
der hübsche, kleine Bruder Audi e-tron GT,<br />
optisch wie auch leistungsmässig.<br />
Audi holt vieles nach: Drei Jahre gab es<br />
keine Neuen, doch nun rauscht es in der<br />
Garage. Strom-SUV Q6 neu, der beliebte<br />
Eiltransporter A6 als Elektriker neu und<br />
ordentlich im Design nachgeschärft, die<br />
A5-Modelle ebenfalls neu – und einmal<br />
mehr auch die Nomenklatur bei Audi. Nun<br />
gilt: In geraden Nummern fliesst Strom, in<br />
ungeraden Sprit. Die Verbrenner-A5 sind<br />
also Nachfolger der kompakten Volumenmodelle<br />
A4, die bisherigen A6, Heimat eines<br />
der selten gewordenen Achtzylinder, werden<br />
sich künftig A7 nennen. Vor allem als Avant,<br />
also als Kombi, ist der Sechser ein Hingucker.<br />
Ein Erfolgsmodell brauchen Audi und<br />
Konzernmutter VW dringend, im ewigen<br />
Premium-Dreikampf liegt Audi aktuell klar<br />
hinter BMW und Mercedes zurück.<br />
Fotos: AUDI AG, alex rhee / unsplash, beigestellt<br />
176 falstaff sep <strong>2024</strong>
DIRK<br />
RUSCHMANN<br />
ist stv. Chefredakteur<br />
beim <strong>Schweiz</strong>er<br />
Wirtschaftsmagazin<br />
BILANZ. Er fährt<br />
einen Zweitürer.<br />
AUTO-<br />
NOTIZEN<br />
NEUE STRATEGIE<br />
Es wurde Zeit! Jaguar erfindet sich komplett<br />
neu: Luxus und nur noch Elektro<br />
anstelle der omnipräsenten SUVs, die<br />
Briten wollen bis 2025 zunächst eine<br />
grosse Limousine bauen. Die Einstiegspreise<br />
will Jaguar-Chef Rawdon Glover<br />
auf weit über 100.000 Euro treiben. Die<br />
Radikalkur verspricht einiges<br />
und war dringend: Die<br />
Produkte waren<br />
zuletzt nicht mehr<br />
auf Augenhöhe mit<br />
der legendären<br />
Marke.<br />
NEUER HILFSMOTOR<br />
Dieses Auto wäre auch einen grossen Text wert: Einmal mehr hat Porsche mit der<br />
Tradition gebrochen und die «gusseisernen» Fans ihrer Ikone 911 verstört. Nach<br />
Wasser- statt Luftkühlung und Turbolader für bis dato reine Saugmotoren gibt es nun<br />
Strom antriebshilfe statt reine Verbrenner im «Elfer». Eine kleine E-Maschine unterstützt,<br />
vorerst in den dynamischeren GTS-Versionen, den Sechszylinder-Boxer –<br />
rein für die Performance natürlich, beteuern sie bei Porsche, nicht zum Spritsparen.<br />
Und weil das Auto dieses Versprechen einlöst, werden auch Hardcore-Fans den<br />
Porsche-Bossen einmal mehr den Bruch mit der Historie verzeihen.<br />
NEUER VERSUCH<br />
Er ist wieder da. Anton «Toni» Piëch,<br />
Sohn des legendären Ferdinand, hat einen<br />
neuen Prototypen seines Sportwagenprojekts<br />
Piëch GT gezeigt. Im kommenden<br />
Jahr soll ein Versuchsträger Testfahrten<br />
aufnehmen, 2028 das Coupé auf den<br />
Markt kommen. Toni Piëch hat schon<br />
diverse grosse Namen an seiner Seite<br />
gehabt – und wieder verloren, darunter<br />
den früheren VW-Boss Matthias Müller.<br />
Dieses Mal hilft ihm Tobias Moers, zuvor<br />
Chef von Aston Martin und Mercedes-<br />
AMG. Wir sind gespannt!<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
177
tasting<br />
PIWI TROPHY<br />
NACHHALTIGER<br />
GENUSS<br />
Robuste Rebsorten können Pflanzenschutzmassnahmen auf ein Minimum reduzieren<br />
und machen den Weinbau nachhaltiger. Auch qualitativ müssen sie sich nicht<br />
verstecken, wie die <strong>Falstaff</strong> Piwi Trophy aufzeigt.<br />
TEXT DOMINIK VOMBACH NOTIZEN BENJAMIN HERZOG UND DOMINIK VOMBACH<br />
Die Trauben von Bosshart und<br />
Grimm, dem Sieger der<br />
<strong>Falstaff</strong> Trophy, gedeihen über<br />
dem schönen Walensee.<br />
Fotos: beigestellt<br />
178 falstaff sep <strong>2024</strong>
Etwa 3,5 Prozent der gesamten<br />
<strong>Schweiz</strong>er Rebfläche sind aktuell<br />
mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten<br />
bestockt. Das klingt nicht<br />
nach viel, repräsentiert aber<br />
einen signifikanten Wandel in der Weinbranche.<br />
Immer mehr Traubenproduzenten scheinen<br />
sich für die resistenten Sorten zu interessieren.<br />
Nicht zuletzt, weil sie dank ihrer<br />
Resistenz gegenüber Pilzkrankheiten weniger<br />
Arbeit im Rebberg machen und auch in<br />
besonders schwierigen Jahren Trauben liefern.<br />
Durch ihren Anbau lassen sich notwendige<br />
Pflanzenschutzmassnahmen um bis zu<br />
80 Prozent reduzieren. Das ist nicht nur gut<br />
für Umwelt und Mensch, sondern spart auch<br />
Zeit sowie Kosten. Gute Argumente, die<br />
anscheinend immer mehr Produzenten zum<br />
Anbau der robusten Sorten überzeugen, was<br />
sich auch in der Verdopplung der Piwi-Fläche<br />
hierzulande in den letzten sechs Jahren<br />
widerspiegelt. Als wichtiger Katalysator für<br />
das Wachstum der <strong>Schweiz</strong>er Piwi-Fläche<br />
könnte sich auch die finanzielle Förderung<br />
des Bunds erweisen, die seit letztem Jahr für<br />
den Wechsel auf Piwi-Sorten gewährt wird.<br />
Ganz unabhängig von diesen Faktoren gibt<br />
es aber ein ganz anderes Argument, welches<br />
immer stärker für die robusten Sorten<br />
spricht: Die Weinqualität, die sich dank<br />
höherem Rebalter und wachsendem Know-<br />
How der Winzer deutlich zum Positiven entwickelt<br />
hat. Perfekte Beispiele dafür sind<br />
sicherlich die Siegerweine der <strong>Falstaff</strong> Trophy.<br />
Allen voran der Souvignier Gris 2022<br />
vom Weingut Bosshart und Grimm, der die<br />
<strong>Falstaff</strong>-Verkoster mit seiner zitrisch-frischen<br />
Aromatik und salzig-mineralischen Anmut<br />
am Gaumen verzückte und am Ende auf<br />
Platz eins landete. Gleich viel Punkte, nämlich<br />
93, erhielt auch der Zweitplatzierte der<br />
Trophy, der Handwerk rot aus dem Jahr<br />
2023 von Roland und Karin Lenz. Eine<br />
Assemblage diverser roter Piwi-Sorten, die<br />
mit intensiver Kirschfrucht und saftigem<br />
Trinkfluss überzeugte. Deutlich kräftiger und<br />
würziger präsentierte sich der 2022er<br />
L’Adaucieux der Domaine de Chambleau.<br />
Ein Wein aus Divico, der meistangebauten<br />
Piwi-Sorte der <strong>Schweiz</strong>, der verdeutlicht, wie<br />
vielfältig die Piwi-Weine heute sind. ><br />
PLATZ<br />
2022 SOUVIGNIER GRIS<br />
BOSSHART + GRIMM<br />
«Salzig-mineralisch und zitrisch frisch»<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/piwi-trophy-ch-24<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
179
tasting<br />
PIWI TROPHY<br />
93 Punkte<br />
PLATZ<br />
2023 HANDWERK ROT<br />
ROLAND UND KARIN LENZ<br />
«Konzentrierte Frucht und<br />
saftiger Trinkfluss»<br />
1. Platz<br />
•<br />
2022 Souvignier Gris<br />
Bosshart + Grimm Bio-Weingärten,<br />
Berschis<br />
13,5 Vol.-%, DIAM, Frische Zitrusaromatik<br />
in der Nase. Noten von Yuzu, Kumquat<br />
und Grapefruit. Dazu gelbe Steinfrucht<br />
und florale sowie kräutrig-würzige Anklänge.<br />
Am Gaumen elegant, mit reifer<br />
Säure und schönem Schmelz. Herbe<br />
Zitrusfrucht, die sich in den langen,<br />
salzig anmutenden Abgang zieht.<br />
bosshartweine.ch, CHF 25,–<br />
2. Platz<br />
•<br />
BIO 2023 Handwerk rot<br />
Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />
Uesslingen<br />
13 Vol.-%, KK, Mittleres Rubin, violette<br />
Reflexe. Sauerkirsche in der Nase, dazu<br />
Waldbeeren, insbesondere Erdbeeren,<br />
Kräuternoten, dezent gedörrte Fruchtnuancen.<br />
Am Gaumen saftig und von mittlerer<br />
Fülle mit intensiven Kirschnoten,<br />
feines, geschliffenes Tannin. Endet lang<br />
und frischfruchtig.<br />
weingut-lenz.ch, CHF 28,–<br />
3. Platz<br />
•<br />
BIO 2022 L'Audacieux<br />
Domaine de Chambleau, Colombier<br />
13,3 Vol.-%, DIAM, Dunkles Purpur im<br />
Glas. Angenehm wilde, fleischige<br />
Fruchtaromatik in der Nase mit Noten<br />
von Pflaume, Brombeere, Schwarzkirsche<br />
und Roter Johannisbeere. Anklänge<br />
von Piment und ein Hauch Karamell. Am<br />
Gaumen saftig und angenehm kraftvoll,<br />
mit reifer Säure, feinkörnigem Tannin<br />
und langem würzigen Finale.<br />
chambleau.ch, CHF 35,–<br />
SORTENPROFIL<br />
PIWI-REBSORTEN<br />
Als Piwi-Rebsorten bezeichnet man<br />
Rebsorten, die aus Kreuzungen zwischen<br />
Europäer-Reben – zu denen im Grunde alle<br />
bekannten Rebsorten zählen – und pilzresistenten<br />
Amerikaner-Reben hervorgegangen<br />
sind. Die Züchtung dieser Sorten wird<br />
seit Ende des 19. Jahrhunderts vorangetrieben,<br />
erlebt aber erst seit einigen Jahren<br />
eine Blüte.<br />
VORTEILE<br />
Dank ihrer Resistenz gegen die gängigen<br />
Pilzkrankheiten Echter und Falscher<br />
Mehltau (Peronospora) ermöglichen Piwi-<br />
Rebsorten eine deutliche Reduzierung des<br />
Einsatzes von Pflanzenschutzmassnahmen<br />
im Weinbau, was den CO₂-Ausstoss reduziert<br />
und die Produktionskosten senkt.<br />
92 Punkte<br />
•<br />
BIO 2022 OCTO<br />
Blaise Duboux, Epesses<br />
13,5 Vol.-%, NK, Dunkles Purpur im Glas.<br />
In der Nase Noten von gedörrter und reifer<br />
Sauerkirsche, Brombeere und Himbeere<br />
sowie Dörrzwetschge. Am Gaumen<br />
schöne Fülle, wirkt kraftvoll. Frische Säure,<br />
dunkle schmeichelnde Frucht, reifes<br />
Tannin und langes Finale.<br />
blaiseduboux.ch, CHF 32,–<br />
•<br />
2023 Violine<br />
Weingut am Steinig Tisch,<br />
Roman Rutishauser, Thal<br />
13 Vol.-%, DV, In der Nase Noten von<br />
Apfel, Sternfrucht und Zitrus. Alles recht<br />
diskret. Feine kräutrig-würzige Anklänge<br />
und etwas reife exotische Frucht. Am<br />
Gaumen frisch, saftig und ausgewogen.<br />
Langes Finale.<br />
rutishauser-weingut.ch<br />
CHF 25,–<br />
91 Punkte<br />
•<br />
2022 Divico Barrique<br />
Neukom.Weingut, Wil<br />
12,3 Vol.-%, NK, Dunkles Purpur im Glas.<br />
Intensive, von frischer und konfierter<br />
Waldbeerenfrucht geprägte Nase. Zudem<br />
Noten von Kirsche sowie rauchig-speckige<br />
Anklänge. Am Gaumen schöne Fülle,<br />
frische Säure und würzige Beerenfrucht.<br />
Feinkörniges Tannin, langes Finale.<br />
neukom-weingut.ch<br />
CHF 24,–<br />
Karin und Roland Lenz<br />
beteiligen sich auch an der<br />
Züchtung neuer Piwi-Sorten.<br />
•<br />
2022 Eco della Natura<br />
Cantina Settemaggio, Monte Carasso<br />
13 Vol.-%, NK, Duftet nach Honig, Pfirsich,<br />
Apfel und Grapefruit sowie exotischen<br />
Früchten. Etwas Nougat und würzige Nuancen.<br />
Am Gaumen vollmundig, mit weicher<br />
Säure und fruchtig-würzigem, leicht<br />
salzig anmutendem Finale.<br />
settemaggio.ch, CHF 36,–<br />
•<br />
BIO 2022 Schloss Wildegg Maréchal<br />
Foch, Brunner Weinmanufaktur,<br />
Eich<br />
13,5 Vol.-%, DIAM, Dunkle Purpurrot im<br />
Glas. Intensives Bukett mit Noten von frischen<br />
dunklen und roten Waldbeeren sowie<br />
Kirsche. Zudem Anklänge von Kakao,<br />
Mokka und Piment. Am Gaumen fruchtig<br />
und dicht, mit frischer Säure und ebensolcher<br />
Beerenfrucht. Dezentes Tannin,<br />
mittellang.<br />
brunner-weinmanufaktur.ch, CHF 28,–<br />
•<br />
BIO 2023 Amphore weiss<br />
Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />
Uesslingen<br />
11,5 Vol.-%, KK, Duftet nach Pfirsich,<br />
Mango, Apfel und Agrumen. Anklänge<br />
von Schwarztee und florale Nuancen. Am<br />
Gaumen sanft und schmeichelnd, mit<br />
saftiger Säure und ätherisch-würzigem<br />
Finale. weingut-lenz.ch, CHF 20,–<br />
•<br />
2023 DW Blanc du Village -<br />
Seminar Küsnacht<br />
Weingut Diederik, Küsnacht (Zürich)<br />
13,3 Vol.-%, DIAM, Diskrete Nase mit Noten<br />
von Agrumen, Aprikose, tropischen<br />
Früchten und einer kräutrigen Würze. Am<br />
Gaumen schöne Fülle, saftige Säure,<br />
Fotos: Christian Jaeggi, beigestellt<br />
180 falstaff sep <strong>2024</strong>
schöner Schmelz und langes Finale.<br />
diederik.ch, CHF 24,30<br />
•<br />
BIO 2023 Handwerk Weiss<br />
Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />
Uesslingen<br />
12,5 Vol.-%, KK, In der Nase Noten von<br />
Pfirsich, Apfel und Agrumen. Zudem eine<br />
augeprägte Buttrigkeit und florale Anklänge.<br />
Am Gaumen saftige Säure,<br />
schmelziger Körper und eine prägnante,<br />
kräutrige Würze im langen Finale.<br />
weingut-lenz.ch, , CHF 24,–<br />
•<br />
2023 Kirchbühl Sempach<br />
Blütenmuskateller, Weinbau Sempachersee<br />
GmbH, Sursee<br />
13 Vol.-%, DIAM, Intensives Bukett mit<br />
Noten von Cassis, Stachelbeere, grüner<br />
Pflaume und Litschi, unterlegt von weissen<br />
Blüten. Am Gaumen leicht, mit frischer<br />
Säure und langem Abgang auf<br />
Mirabellenhaut.<br />
weinbau-sempachersee.ch, CHF 32,–<br />
•<br />
2023 Kirchbühl Sempach<br />
Donauriesling, Weinbau<br />
Sempachersee GmbH, Sursee<br />
13,5 Vol.-%, DIAM, Frisches Bukett, das<br />
betont zitrisch daherkommt. Zudem etwas<br />
Gebäck, Apfel, Melisse und grünliche<br />
Noten. Am Gaumen schöner Säurefaden,<br />
langes mineralisch anmutendes Finale<br />
auf Reneklode.<br />
weinbau-sempachersee.ch, CHF 32,–<br />
•<br />
BIO 2023 Triologie rot<br />
Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />
Uesslingen<br />
12,5 Vol.-%, KK, Mittleres Rubin, violette<br />
Reflexe. Hellfruchtig in der Nase, Sauerkirsche,<br />
rote Beeren, dezent Mokka sowie<br />
würzige Eichenholznuancen. Am Gaumen<br />
von mittlerer Fülle mit angenehmer<br />
Balance aus Schmelz und vifer Säure.<br />
Feines, gut integriertes Tannin, passende<br />
Länge. Endet hellfruchtig.<br />
weingut-lenz.ch, CHF 24,–<br />
•<br />
2023 Vidal Blanc Fumé Centenaire<br />
Zweifel 1898, Zürich Höngg<br />
14,5 Vol.-%, DV, Elegante Nase mit Noten<br />
von Grapefruit, Pfirsich und Mirabelle.<br />
Dezente Rauchnoten und etwas Karamell.<br />
Am Gaumen vollmundig und kraft-<br />
voll, mit reifer Säure, und mineralisch anmutendem<br />
Finale.<br />
zweifel1898.ch, CHF 33,–<br />
•<br />
2023 Weiss<br />
Schwarzenbach Weinbau, Meilen<br />
12,5 Vol.-%, DV, Diskrete Nase mit Noten<br />
von Mango, Grapefruit und Nektarine.<br />
Dazu Anklänge von weissen Blüten und<br />
kräutrig-würzige Nuancen. Am Gaumen<br />
ausbalanciert, mit reifer Säure, Aroma<br />
von tropischen Früchten und gelbem<br />
Steinobst sowie dezent süsslichem Eindruck<br />
im langen Finale.<br />
schwarzenbach-weinbau.ch, CHF 18,–<br />
•<br />
2023 Johanniter<br />
Weingut Irsslinger, Wangen SZ<br />
12 Vol.-%, DIAM, Komplexes Bouquet mit<br />
Noten von frischem Apfel, Mango und<br />
Birne. Dazu Anklänge von Grapefruit und<br />
etwas Honig sowie nussige Nuancen. Am<br />
Gaumen stoffig, mit reifer Säure, gelber<br />
Frucht und zitrischem Finale.<br />
irsslinger.ch, CHF 21,–<br />
•<br />
BIO 2023 La Sauvageonne<br />
Domaine de Chambleau, Colombier<br />
13,4 Vol.-%, DIAM, Elegantes Bukett mit<br />
Noten von Mirabelle, Pfirsich und Ananas.<br />
Dezente Zitrusanklänge und nussige sowie<br />
florale Nuancen. Am Gaumen ausgewogen,<br />
mit passendem Spiel zwischen<br />
Süsse und Säure. Trinkiger Tropfen.<br />
chambleau.ch, CHF 27,–<br />
•<br />
2022 Burg Rheineck<br />
Weingut am Steinig Tisch,<br />
Roman Rutishauser, Thal<br />
13 Vol.-%, DIAM, Purpurrot im Glas. In<br />
der Nase Noten von reifer Sauerkirsche,<br />
Holunderbeere und Roter Johannisbeere.<br />
Dazu etwas Zimt, Kakao und Orangenzeste.<br />
Am Gaumen frische Säure, schmelziger<br />
Körper, dezentes Tannin und dunkle<br />
PLATZ<br />
2022 L'AUDACIEUX<br />
DOMAINE DE CHAMBLEAU<br />
«Wilder, würzig-fruchtiger Divico»<br />
Beerenfrucht im langen Finale.<br />
rutishauser-weingut.ch, CHF 34,–<br />
90 Punkte<br />
•<br />
2018 Carina Strohwein<br />
Weingut Fürst, Hornussen<br />
9,8 Vol.-%, DIAM, Üppige Nase mit intensiver<br />
Fruchtaromatik. Noten von Aprikosenkonfitüre,<br />
gedörrten exotischen<br />
Früchten und Honig. Am Gaumen pralle<br />
Süsse, passende Säure, tropische Frucht,<br />
Honig, mittellanger Abgang.<br />
fuerst-weine.ch, CHF 28,–<br />
•<br />
2020 Janik<br />
Weingut Fürst, Hornussen<br />
13,3 Vol.-%, DIAM, Sehr dunkles Rubin,<br />
><br />
LEGENDE<br />
Weisswein, trocken<br />
•<br />
Rotwein, trocken<br />
• Süsswein<br />
95 – 100 Klassiker<br />
93 – 94 ausgezeichnet<br />
91 – 92 exzellent<br />
88 – 90 sehr gut<br />
85 – 87 empfehlenswert<br />
DIAM<br />
DV<br />
KK<br />
NK<br />
VL<br />
Bei Bosshart und Grimm setzt<br />
man schon lange auf den<br />
Anbau von pilzwiderstandsfähigen<br />
Rebsorten.<br />
Verschluss aus gepresstem<br />
Korkgranulat<br />
Drehverschluss<br />
Kunststoffkork<br />
Naturkork<br />
Vinolok<br />
zertifiziert nachhaltig (Österreich)<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
181
tasting<br />
PIWI TROPHY<br />
><br />
violette Randaufhellung. In der Nase<br />
intensiv dunkelfruchtig, Brom- und Holunderbeere,<br />
Zwetschge, dazu blumige<br />
Nuancen, etwas Lakritze. Am Gaumen<br />
vollmundig und intensiv mit leichtem<br />
Süssedruck, wiederum dunkle Beeren,<br />
saftige Säure, feines, gut integriertes<br />
Tannin. Endet mittellang mit Gewürzund<br />
Beerennoten.<br />
fuerst-weine.ch, CHF 28,–<br />
•<br />
BIO 2022 Schinznacher Vogelsang<br />
ck-Weine, Schinznach Dorf<br />
13 Vol.-%, DIAM, Reiffruchtiges Bukett<br />
mit Noten von Apfel, Birne, Agrumen und<br />
getrockneten Blüten sowie kräutrig-würzigen<br />
Anklängen. Am Gaumen straffe<br />
Säure, viel Würze und dezenter phenolischer<br />
Grip im langen Finale.<br />
ck-weine.ch, CHF 25,–<br />
•<br />
2023 "Frau" Solaris Barrique<br />
DeinWein vom Römerweg, Schenkon<br />
15 Vol.-%, DIAM, Expressives Bukett mit<br />
Noten von Orangenblüte, Maracuja und<br />
Pfirsich. Zudem Cassis und grünliche Nuancen.<br />
Am Gaumen frisch und ausgewogen,<br />
mit reifer Säure, gelber Frucht und<br />
nussigen Nuancen sowie etas Karamell im<br />
langen Finale. dein-wein.ch, CHF 28,–<br />
•<br />
2023 "Zentaur" Muscaris<br />
DeinWein vom Römerweg, Schenkon<br />
14 Vol.-%, DV, Duftet intensiv nach exotischen<br />
Früchten mit Noten von Litschi,<br />
Grapefruit und Mango. Dazu Orangenblüte<br />
und kräutrig-würzige Nuancen.<br />
Am Gaumen spritzig und frisch, mit reifer<br />
Säure und herber Zitrusfrucht im langen<br />
Finale. dein-wein.ch, CHF 26,–<br />
•<br />
2023 Achat<br />
Neukom.Weingut, Wil<br />
11 Vol.-%, NK, Duftet nach reifem gelbem<br />
Die Domaine de Chambleau aus<br />
Neuenburg punktete mit einem Wein<br />
aus der Rebsorte Divico bei der Trophy.<br />
Oben im Kreis das Team des Betriebes.<br />
Apfel, Pfirsich, Limette und tropischen<br />
Früchten. Etwas Minze und florale Nuancen.<br />
Am Gaumen verspielt, süsslich und<br />
mittellang.<br />
neukom-weingut.ch, CHF 17,–<br />
•<br />
BIO 2023 Amphore rot<br />
Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />
Uesslingen<br />
12,5 Vol.-%, KK, Dunkles Rubin. Intensive,<br />
dunkle Frucht, Holunderbeere, Cassis,<br />
etwas Cassislaub, dazu würzige Nuancen,<br />
dezente, vegetale Kräuternoten. Am Gaumen<br />
vollmundig, im Auftakt leicht süsslich<br />
wirkend. Saftige, reife Säure, feines<br />
Tannin. Ende leicht herb.<br />
weingut-lenz.ch, CHF 22,–<br />
•<br />
BIO 2023 Divona<br />
Le Petit Château, Môtier<br />
13 Vol.-%, DIAM, Frische Apfelaromatik in<br />
der Nase. Zudem Noten von Agrumen,<br />
Aprikose und Guave sowie kräutrig-würzige<br />
Nuancen. Am Gaumen geradlinige<br />
Säure, schöner Schmelz und tropische<br />
Frucht. Langes Finale.<br />
lepetitchateau.ch, CHF 24,–<br />
•<br />
2023 Hoop Passion<br />
Weinbau Hoop, Eschen<br />
12,5 Vol.-%, DV, Fruchtiges Bukett mit<br />
Noten von Agrumen, Pfirsich, Apfel und<br />
tropischen Früchten wie Ananas. Dazu<br />
dezente kräutrig-würzige Anklänge. Am<br />
Gaumen schlank, mit reifer Säure und<br />
langem Finale.<br />
weinbau-hoop.li, CHF 26,–<br />
•<br />
2023 Iris 2023 IGT Bianco della<br />
Svizzera Italiana<br />
Azienda Mondò, Sementina<br />
13 Vol.-%, NK, Diskrete, frische Zitrusaromatik<br />
in der Nase, gepaart mit Noten von<br />
gelbem Steinobst und tropischen Früchten.<br />
Am Gaumen ausbalanciert und<br />
schmeichelnd, mit weicher Säure und intensiver<br />
Frucht. Mittellanges Finale.<br />
aziendamondo.ch, CHF 18,–<br />
•<br />
2023 Plantet<br />
Bosshart + Grimm<br />
Bio-Weingärten, Berschis<br />
12,7 Vol.-%, DIAM, Rubinrot im Glas. Würzig-fruchtiges<br />
Bukett mit Noten von reifer<br />
Himbeere, Kirsche und Piment. Etwas<br />
Kakao und Karamell. Am Gaumen<br />
schlank, mit straffer Säure und würzig<br />
unterlegter Beerenfrucht. Sanftes Tannin,<br />
mittellang.<br />
bosshartweine.ch, CHF 19,–<br />
•<br />
2023 Sauvignac<br />
Domaine Chervet, Praz (Vully)<br />
13,2 Vol.-%, DIAM, Fruchtig-würziges<br />
Bukett mit Noten von gelbem Steinobst,<br />
Birne, Agrumen und Honig, gepaart mit<br />
kräutrig-würzigen Anklängen. Am Gaumen<br />
schöne Fülle, frische Säure und gelbe<br />
Frucht. Würziger, mittellanger<br />
Abgang. domainechervet.ch, CHF 17,50<br />
•<br />
2023 Sauvignac<br />
Auer Reben GmbH, Hallau<br />
10,5 Vol.-%, DV, Expressives Bukett mit<br />
Noten von Grapefruit, etwas Cassis und<br />
Muskatblüte sowie dezent grüner Peperoni.<br />
Am Gaumen leicht, frisch und spritzig.<br />
Frische Säure, Aroma von gelbem<br />
Steinobst, mittellanges Finale.<br />
rebschulen.ch, CHF 18,–<br />
•<br />
BIO 2023 Schloss Wildegg Weiss<br />
Brunner Weinmanufaktur, Eich<br />
13 Vol.-%, DV, In der Nase Noten<br />
von reifem Apfel, Birne<br />
und Agrumen. Anklänge von exotischen<br />
Früchten und florale Nuancen.<br />
Am Gaumen schönes Spiel zwischen<br />
frischer Säure und dezenter Restsüsse.<br />
Mittellanges Finale.<br />
brunner-weinmanufaktur.ch<br />
CHF 23,–<br />
•<br />
BIO 2023 Triologie weiss<br />
Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />
Uesslingen<br />
10,5 Vol.-%, KK, Frisches, fruchtiges Bukett<br />
mit Noten von Aprikose, Agrumen,<br />
Birne und tropischen Früchten. Am Gaumen<br />
frische Säure, dezente Süsse, pralle<br />
gelbe Frucht und langer Abgang.<br />
weingut-lenz.ch, CHF 20,–<br />
•<br />
BIO 2023 Serval Blanc<br />
Bosshart + Grimm Bio-Weingärten,<br />
Berschis<br />
12,5 Vol.-%, DIAM, In der Nase Noten von<br />
Mango, Aprikose und Agrumen. Zudem<br />
Anklänge von Muskatblüte, Ananas und<br />
florale Nuancen. Am Gaumen saftig, mit<br />
viel gelber Frucht und salzig-mineralischer<br />
Anmut im Abgang.<br />
bosshartweine.ch, CHF 17,50<br />
•<br />
2023 Seyval Blanc<br />
Weingut Irsslinger, Wangen SZ<br />
12,5 Vol.-%, DIAM, Leicht reduktiv in der<br />
Nase. Mit Sauerstoff, dann elegante Zitrusnoten,<br />
gelbes Steinobst, etwas Bohnenkraut<br />
und dezent tropische Früchte.<br />
Am Gaumen kompakt, mit schaliger Säure,<br />
Aroma von Aprikose und Agrumen.<br />
irsslinger.ch, CHF 18,50<br />
•<br />
BIO 2023 Souvignier Gris<br />
Tenuta San Giorgio SA, Cassina<br />
d'Agno<br />
13,6 Vol.-%, DIAM, Duftet nach Orangenblüte,<br />
gelbem Steinobst, Agrumen und<br />
Mango. Zudem kräutrig-würzige Nuancen.<br />
Am Gaumen vollmundig, mit intensiver<br />
Frucht, mit passendem Spiel zwischen<br />
Süsse und Säure und langem Abgang.<br />
tenutasangiorgio.ch,<br />
CHF 25,–<br />
<<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/piwi-trophy-ch-24<br />
Fotos: beigestellt<br />
182 falstaff sep <strong>2024</strong>
LESEFREUDE<br />
FUR GENIESSER<br />
UM NUR<br />
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@falstaff.magazin
tasting<br />
KÜSTE TOSKANA<br />
TR AUMWEINE<br />
VON DER KÜSTE<br />
Bolgheri und die umliegenden Gebiete an der Küste der Toskana gehören zu den<br />
herausragenden Anbauzonen Italiens. Dank der hohen Lichtintensität und des milden<br />
Klimas entstehen hier Weine mit intensiver Frucht und geschliffenem Tannin.<br />
TEXT OTHMAR KIEM NOTIZEN OTHMAR KIEM, SIMON STAFFLER<br />
Foto: Francesco Landi<br />
184 falstaff sep <strong>2024</strong>
Schimmert geheimnisvoll<br />
in der Abendsonne: Das<br />
Herrenhaus der Tenuta<br />
Guado al Tasso, Antinoris<br />
Weingut in Bolgheri.<br />
Gut 250 Kilometer misst die Küste<br />
der Toskana in ihrer Länge<br />
und reicht von Massa Carrara<br />
im Norden bis zum Monte<br />
Argentario im Süden. Neben<br />
dem zentralen Hügelland im Landes inneren<br />
auf der Achse Florenz–Siena liegt hier das<br />
zweite grosse Zentrum des Weinbaus der<br />
Toskana. Hier gedeihen viele der hochwertigen<br />
und auch entsprechend kostspieligen<br />
Prestigecuvées. Manchen nennen sie daher<br />
auch Goldküste. Die Weinbautradition hier<br />
ist jung. In nennenswertem Umfang wurden<br />
die ersten bekannten Weine erst ab den<br />
1980er-Jahren erzeugt. Der richtige Boom<br />
setzte dann in den 1990er-Jahren ein. Man<br />
setzte hier von Beginn an auf Cabernet und<br />
Co. Insbesondere gilt das für die zentralen<br />
Gebiete von Bolgheri, Bibbona und<br />
Suvereto. In den Randgebieten, im Norden<br />
um Pisa und Lucca, im Süden um Grosseto,<br />
wird nach wie vor auch viel Sangiovese<br />
(Morellino) kultiviert.<br />
Während der Jahrgang 2020 an der<br />
Küste zwar gut war, es aber an wirklichen<br />
Spitzen eindeutig fehlte, kann 2021 wieder<br />
glänzen. Frühjahr und Sommer waren<br />
warm und trocken. Anfang August dann<br />
auch heiss, ohne aber wirklich brütende<br />
Temperaturen zu erreichen. Die Lese<br />
begann allgemein Anfang September mit<br />
den Merlot-Trauben. Ein erfrischender<br />
Regenguss Mitte des Monats liess auch<br />
Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc<br />
perfekt reifen. Die Weine zeigen daher gute<br />
Reife mit der typischen mediterranen<br />
Würze, haben aber auch viel saftige Frucht<br />
und sehr guten Trinkfluss. Nach 2016 und<br />
2019 ein weiterer grosser Jahrgang an der<br />
Küste!<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/<br />
kueste-toskana-trophy-24<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
185
tasting<br />
KÜSTE TOSKANA<br />
TASTING KÜSTE<br />
TOSKANA <strong>2024</strong><br />
100 Punkte<br />
•<br />
2021 Sassicaia Bolgheri Rosso DOC<br />
Tenuta San Guido, Castagneto Carducci<br />
14 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubin mit zart<br />
aufhellendem Rand. Eine Nase zum Verlieben:<br />
Duftet zunächst nach Rosen, dann<br />
nach Cassis, dunklen Kirschen und etwas<br />
Kardamom. Viel saftige Frucht am Gaumen,<br />
öffnet sich mit gut eingebundenem,<br />
feinmaschigem Tannin, salzig und<br />
endlos lang.<br />
tenutasanguido.com, ca. CHF 290,–<br />
•<br />
2021 Saffredi Toscana Rosso IGT<br />
Fattoria Le Pupille, Grosseto<br />
15 Vol.-%, NK. Dunkler rubinroter Kern mit<br />
purpurfarbenen Nuancen. In der Nase nach<br />
Schwarzen Johannisbeeren und Maulbeeren<br />
auf feuchter Erde, dazu dunkle Schokolade<br />
und Alabaster. Am Gaumen dicht, mit<br />
eng gewobenem Tannin, präziser Furcht,<br />
kommt in vielen Schichten, druckvoll, aber<br />
mit grosser Finesse und unheimlich lang.<br />
fattorialepupille.it, ca. CHF 95,–<br />
99 Punkte<br />
•<br />
2021 Masseto Toscana Rosso IGT<br />
Masseto, Castagneto Carducci<br />
15,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes intensives<br />
Rubin mit Violettschimmer. Sehr ansprechende<br />
und reichhaltige Nase nach Cassis,<br />
Brombeere, dazu dunkler Tabak und Grafit.<br />
Dichtmaschiges, sehr konzentriertes Tannin,<br />
baut sich mächtig auf, viel dunkle Beerenfrucht,<br />
salzig und mit grosser Länge im<br />
Finale. masseto.com, ca. CHF 760,–<br />
98 Punkte<br />
•<br />
2021 Ornellaia Bolgheri Superiore<br />
DOC, Ornellaia, Castagneto Carducci<br />
15 Vol.-%, NK. Leuchtendes, sattes Rubin<br />
mit leichtem Violettschimmer. Sehr eindrucksvolle<br />
und zugängliche Nase, zeigt<br />
Noten nach dunklen Johannisbeeren,<br />
dunklen Kirschen und frischen Zwetschgen,<br />
würzige Macchiakräuter. Am Gaumen<br />
viel feinmaschiges Tannin, das dem Wein<br />
Länge und Geschliffenheit verleiht, dunkle<br />
Beeren und Tabak, zieht lange dahin.<br />
ornellaia.com, ca. CHF 205,–<br />
•<br />
2022 Redigaffi Merlot Toscana<br />
Rosso IGT, Tua Rita, Suvereto<br />
14,5 Vol.-%, NK. Einladend funkelndes Rubinviolett.<br />
Satte, ansprechende Nase, reich<br />
an Heidelbeeren und Brombeeren, Cassis,<br />
etwas dunkle Brotkruste, dahinter nach<br />
Oregano. Stoffig und kompakt in Ansatz<br />
und Verlauf, satt nach Heidelbeeren und<br />
Brombeeren, griffiges, herzhaftes Tannin,<br />
jung, aber sehr gut eingebunden, spannt<br />
einen weiten Bogen.<br />
tuarita.it, ca. CHF 235,–<br />
•<br />
2021 Biserno Toscana Rosso IGT<br />
Tenuta di Biserno, Bibbona<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, elegantes<br />
Rubinrot. In der Nase nach Cassis, kaltem<br />
Rauch, Preiselbeeren, Unterholz, dazu<br />
feine Anklänge von Weissbrot. Am Gaumen<br />
kompakt, geschliffen, sehr präzise, mit<br />
kühler Cassisfrucht und feiner Minzaromatik<br />
sowie eng gewobenem Tannin, dazu<br />
enorme Saftigkeit, hoher Trinkfluss, sehr<br />
gut gelungen. biserno.it, ca. CHF 150,–<br />
•<br />
2020 Baffonero Maremma Toscana<br />
DOC, Rocca di Frassinello, Gavorrano<br />
15 Vol.-%, NK. Sattes, tiefdunkles Rubin mit<br />
feinem Granatschimmer. Eröffnet mit<br />
Noten nach Grafit und dunklem Tabak, dahinter<br />
satte Cassisnoten. Saftige dunkle<br />
Beerenfrucht am Gaumen, überaus<br />
ansprechend, öffnet sich dann mit gut<br />
eingebundenem, feinmaschigem Tannin,<br />
schwebt lange dahin, saftig und<br />
ausgewogen.<br />
roccadifrassinello.it, ca. CHF 210,–<br />
•<br />
2021 Messorio Toscana Rosso IGT<br />
Le Macchiole, Bolgheri<br />
14 Vol.-%, NK. Kraftvolles, leuchtendes Rubin<br />
mit feinem Violettschimmer. Intensive<br />
und einladende Nase, satt nach Brombeeren<br />
und Heidelbeeren, dazu feine würzige<br />
Noten nach Zedernholz und Pinienzapfen.<br />
Sehr gut herausgearbeitete Frucht am<br />
Gaumen, saftig und knackig, viel feinmaschiges<br />
Tannin, spannt einen weiten<br />
Bogen, im Finale feine Gewürznoten.<br />
lemacchiole.it, ca. CHF 225,–<br />
•<br />
2019 Matarocchio Bolgheri<br />
Superiore DOC<br />
Guado al Tasso, Castagneto Carducci<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, elegantes<br />
Rubinrot. Präzise und fruchtbetonte Nase<br />
mit eleganter Cassisfrucht, rotem Paprika<br />
und feinstem Edelholz, erinnert entfernt<br />
an Kokosflocken, dazu feine mediterrane<br />
Kräuter und leicht erdiger Touch im Ausklang.<br />
Am Gaumen präzise, klar, herzhaft,<br />
mit toller kompakter Frucht und edler<br />
Würze, kommt in mehreren Schichten, auf<br />
feinen steinigen Noten, druckvoll, lang, pur.<br />
antinori.it, ca. CHF 480,–<br />
97 Punkte<br />
•<br />
2021 Aola di Orma Bolgheri Superiore<br />
DOC, Orma, Castagneto Carducci<br />
15 Vol.-%, NK. Sattes Rubin mit leichtem<br />
Violettschimmer. Eindrucksvolle Nase mit<br />
sattem Duft nach dunklen Beeren, viel<br />
Cassis und Brombeere, dazu würzige<br />
Macchia kräuter. Saftig und geschliffen im<br />
Ansatz, öffnet sich mit feiner Frucht, stoffiges<br />
Tannin, das sich in vielen Schichten<br />
öffnet, im Finale viel Tabak, betont erdige<br />
Komponenten.<br />
ormawine.it, ca. CHF 170,–<br />
•<br />
2020 Dedicato a Walter Bolgheri<br />
Superiore DOC<br />
Poggio al Tesoro, Castagneto Carducci<br />
15 Vol.-%, NK. Dunkel glänzendes Rubinrot.<br />
Intensives Bukett nach getrockneten Johannisbeeren<br />
und Cranberrys, dazu Lakritze,<br />
Ebenholz, Rosmarin und Thymian, vielschichtig.<br />
Geschliffener Ansatz, präzise,<br />
zieht sich wie Seide über den Gaumen, eleganter<br />
Holzeinsatz bei engmaschigem<br />
Tannin, grosse Finesse.<br />
poggioaltesoro.it, ca. CHF 160,–<br />
•<br />
2022 Keir Syrah Toscana Rosso IGT<br />
Tua Rita, Suvereto<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, kraftvolles Rubin<br />
mit Violettrand. Duftet nach Walderdbeeren<br />
und Zuckerwatte, etwas Brombeere,<br />
dahinter würzige Noten nach Rosmarin<br />
und Thymian. Pralle und saftige Frucht am<br />
Gaumen, kommt sehr präzise und klar,<br />
begeistert im hinteren Verlauf mit sehr gut<br />
platziertem Tannin, hat festen Druck.<br />
tuarita.it, ca. CHF 95,–<br />
•<br />
BIO 2021 Tenuta di Valgiano Colline<br />
Lucchesi DOC, Tenuta di Valgiano<br />
Valgiano<br />
14 Vol.-%, NK. Elegant leuchtendes, aufhellendes<br />
Rubinrot. In der Nase feine erdige<br />
Noten, dann saftige Kirsche, herzhafte<br />
Waldbeerfrucht, Salbei, etwas Leder im<br />
Nachklang. Am Gaumen herzhaft und pur,<br />
mit eleganten vegetalen Anklängen, feiner<br />
Würze und eisenhaltigem Unterton,<br />
schwingend, energiereich, mit eigenem<br />
Stil. valgiano.it, ca. CHF 80,–<br />
•<br />
2021 Argentiera Bolgheri Superiore<br />
DOC, Argentiera, Donoratico<br />
14,5 Vol.-%, NK. Funkelndes Rubin mit<br />
dunklem Kern. Eröffnet mit betont würzigen<br />
Noten nach Macchiasträuchern, dazu<br />
Kardamom, dann viel dunkle Beerenfrucht,<br />
Tabak. Rund und geschliffen in Ansatz und<br />
Verlauf, präzise gearbeitet, feinmaschiges<br />
Tannin trägt den Wein, im Finale fester<br />
Druck. argentiera.eu, ca. CHF 95,–<br />
Fotos: beigestellt, Shutterstock<br />
186 falstaff sep <strong>2024</strong>
Markante Landmarke: die doppelreihige<br />
Zypressenallee, die von der Via Aurelia fünf<br />
Kilometer schnurgerade nach Bolgheri führt.<br />
GEBIETSPROFIL<br />
DAS GEBIET<br />
Die ca. 250 Kilometer lange Küste der Toskana<br />
hat sich in den vergangenen 50 Jahren zu<br />
einem hochwertigen Weinbaugebiet entwickelt.<br />
Fern von nennenswerten Traditionen konnte<br />
hier frei experimentiert werden. Hier finden<br />
Cabernet und Co. ihren mediterranen Ausdruck.<br />
DIE SORTEN<br />
An der Küste der Toskana dominieren die<br />
französischen Edelsorten. Zuerst waren<br />
das Cabernet Sauvignon und Merlot, in<br />
den vergangenen Jahren nahmen Cabernet<br />
Franc und Syrah ständig zu.<br />
•<br />
2021 Lienà Cabernet Franc Toscana<br />
Rosso IGT, Chiappini, Bolgheri<br />
15 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot. Satte<br />
und erdige Nase nach reifen Zwetschgen,<br />
reifen Herzkirschen, Unterholz, Tabak,<br />
dazu Gerstenmalz und Bitterschokolade.<br />
Am Gaumen geschliffen, pur, mit saftiger<br />
Frucht und kompaktem Verlauf, öffnet sich<br />
in mehreren Schichten, lang und klar, mit<br />
viel Energie. giovannichiappini.it,<br />
ca. CHF 115,–<br />
•<br />
2021 Guado al Tasso Bolgheri<br />
Superiore DOC, Guado al Tasso<br />
Castagneto Carducci<br />
14,5 Vol.-%, NK. Tiefdunkles, sattes Rubin<br />
mit schwarzem Kern. Konzentrierte und<br />
tiefgründige Nase, duftet nach Brombeeren,<br />
Pflaumen und Schwarzen Johannisbeeren,<br />
dazu etwas Teer und Tabak. Zeigt<br />
sich am Gaumen geschliffen und höchst<br />
elegant, feinmaschiges Tannin in vielen Lagen,<br />
im Finale fester Biss.<br />
antinori.it, ca. CHF 140,–<br />
•<br />
BIO 2021 Monteverro Toscana Rosso<br />
IGT, Monteverro, Capalbio<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, sattes Rubinrot.<br />
In der Nase komplexe Würze, kalter<br />
Rauch, reife Cassisfrucht, Edelholz, etwas<br />
Schwarzkirsche, feine eisenhaltige Noten<br />
runden das Bukett ab. Am Gaumen mit<br />
toller, süsser Frucht, eingebettet in herzhaftes,<br />
abgerundetes Tannin, engmaschig,<br />
dazu viel Grip und Salzigkeit, lang. Weglegen<br />
und in ein paar Jahren voll geniessen.<br />
monteverro.com, ca. CHF 155,–<br />
•<br />
2021 Marianova Bolgheri Superiore<br />
DOC, Michele Satta, Castagneto<br />
Carducci<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubin mit<br />
feinem Rand. Intensive Nase nach saftiger<br />
Kirsche und Dörrpflaume und schwarzem<br />
Pfeffer, dahinter leicht rauchige, fleischige<br />
Noten. Druckvoll am Gaumen, spannt einen<br />
weiten Bogen, präzise, reife Frucht im<br />
Kern, auf fein gewobenem Tannin, kommt<br />
im langen Abgang immer wieder.<br />
michelesatta.com, ca. CHF 150,–<br />
•<br />
BIO 2021 Suisassi Costa Toscana<br />
Rosso IGP, Duemani, Riparbella<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, abdunkelndes<br />
Rubinrot. In der Nase nach Veilchen, Blutorangen,<br />
Hagebutten, Kirschsaft, dazu elegante<br />
Anklänge von Rosmarin, frischem<br />
Oregano. Am Gaumen geschliffen und sehr<br />
elegant, leichtfüssig, mit viel Trinkfluss, im<br />
Mittelteil auf feinen Zitrusaromen, kommt<br />
in mehreren Wellen, sehr lebendig und dynamisch,<br />
im Ausklang auf feinen steinigen<br />
Noten. duemani.eu, ca. CHF 260,–<br />
96 Punkte<br />
•<br />
BIO 2021 Grattamacco Bolgheri<br />
Superiore DOC<br />
Grattamacco, Castagneto Carducci<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot.<br />
Ausdrucksstarkes, süssfruchtiges Bukett<br />
nach Cassis und Brombeere, Noten von<br />
Ebenholz, Tabakblatt, Kakao und Fumé,<br />
komplex. Spannt sich wie ein Seiden tuch<br />
über den Gaumen, mit präziser<br />
Frucht und feinkörnigem<br />
Tannin, saftig und mit sanftem<br />
Druck bis in den langen Abgang.<br />
collemassariwines.it, ca. CHF 95,–<br />
•<br />
BIO 2022 Orma Toscana Rosso IGT<br />
Orma, Castagneto<br />
Carducci<br />
14,5 Vol.-%, KK. Intensives, leuchtendes<br />
Rubinrot mit violetten Reflexen. In der<br />
Nase duftig nach Schwarzer Johannisbeere,<br />
Waldfrüchten und einem Hauch Zedernholz.<br />
Am Gaumen fruchtsüss und mit<br />
zartem Schmelz, die geschliffenen Gerbstoffe<br />
präsentieren sich jugendlich, im langen<br />
Finale sehr fruchtbetont und mit gutem<br />
Potenzial. ormawine.it, ca. CHF 95,–<br />
•<br />
2022 Per Sempre Syrah Toscana<br />
Rosso IGT, Tua Rita, Suvereto<br />
14,5 Vol.-%, NK. Glänzendes, sattes Rubin<br />
mit Violettschimmer. Sehr klare und einprägsame<br />
Nase, ansprechender Mix aus<br />
dunklen Fruchtnoten und würzigen Komponenten,<br />
Holunderbeeren, Kardamom<br />
und grüner Pfeffer. Dichtmaschiges Tannin<br />
prägt den Gaumen, dunkle Beerenfrucht<br />
gepaart mit edlen Holznoten, zeigt sich<br />
noch etwas jung, rau und griffig. Geduld!<br />
tuarita.it, ca. CHF 150,–<br />
•<br />
BIO 2021 Caiarossa Toscana Rosso<br />
IGT, Caiarossa, Riparbella<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, intensives<br />
Purpurrot. Fein gezeichnet in der Nase<br />
nach Veilchen, Marzipan, Lakritze, Waldbeerkonfitüre,<br />
dahinter<br />
ein Hauch Jod und Gewürznelke, vielschichtig.<br />
Samtig in der Textur, saftig und<br />
fruchtsüss, auf festem Tannin, rund und<br />
mit sanftem Druck, sehr anhaltend.<br />
caiarossa.com, ca. CHF 55,–<br />
•<br />
BIO 2020 Villanoviana Cabernet<br />
Franc Toscana Rosso IGT<br />
Villanoviana, Castagneto Carducci<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />
aufhellendem Kern. Spannende und einladende<br />
Nase nach frischen Himbeeren, rosa<br />
Pfirsich, duftend, leicht blumig, dann im<br />
Nachhall etwas erdig, finessenreich und<br />
einladend. Zeigt sich am Gaumen sehr<br />
saftig, etwas leichtgewichtiger als sonst,<br />
gefällt aber deswegen, dennoch stimmig,<br />
kommt im Finale ständig saftig wieder.<br />
villanoviana.it, ca. CHF 80,–<br />
•<br />
BIO 2021 Guado De’ Gemoli Bolgheri<br />
Superiore DOC, Chiappini, Bolgheri<br />
14,5 Vol.-%, NK. Glänzendes, ausgeprägtes<br />
Rubingranat. Dicht und würzig in der Nase<br />
nach eingelegten Kirschen und Johannisbeeren,<br />
etwas Lavendel, Lakritze und Kaffee.<br />
Am Gaumen von grosser Harmonie<br />
und Eleganz, eröffnet seidig, sanft, aber<br />
doch mit viel Spannung, fein gewobenes<br />
Tannin und sehr lang im Abgang.<br />
giovannichiappini.it<br />
ca. CHF 85,–<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
187
tasting<br />
KÜSTE TOSKANA<br />
•<br />
2019 Lupicaia Toscana Rosso IGT<br />
Castello del Terriccio<br />
Castellina Marittima<br />
15 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubinrot mit<br />
granatroten Reflexen. In der Nase sehr<br />
fruchtbetont nach Roten und Schwarzen<br />
Johannisbeeren, Brombeeren, Leder und<br />
Tabak sowie Kräuterwürze im Nachhall.<br />
Am Gaumen sehr saftig und mit tollem<br />
Fruchtkern, feinen und zupackenden Gerbstoffen,<br />
die von weiterer Lagerung profitieren<br />
werden, im langen Finale fruchtig<br />
und kräutrig.<br />
terriccio.it, ca. CHF 105,–<br />
•<br />
BIO 2021 Duemani Cabernet<br />
Franc Costa Toscana Rosso IGT<br />
Duemani, Riparbella<br />
15 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubinrot. In der<br />
Nase feine Würze, feines Zedernholz, reife<br />
Kirsch- und Zwetschgenfrucht, dazu edle<br />
erdige Komponenten. Am Gaumen herzhaft,<br />
mit kompakter Frucht und feinem,<br />
engmaschigem Tannin, öffnet sich in mehreren<br />
Schichten am Gaumen, geradlinig,<br />
zum jetzigen Zeitpunkt etwas rau, mit<br />
langem Nachhall, kann noch etwas lagern.<br />
duemani.eu, ca. CHF 140,–<br />
•<br />
2020 Ventaglio Toscana Rosso IGT<br />
Argentiera, Donoratico<br />
14,5 Vol.-%, NK. Elegantes Rubinrot. In der<br />
Nase präsent, fein gezeichnet, duftet nach<br />
Cassis, Preiselbeere, unterlegt von Noten<br />
nach Minze und Eukalyptus. Am Gaumen<br />
straffes Tannin, griffig und herzhaft, erdige<br />
Komponenten, dazu feine Gewürznoten,<br />
herzhaft im Finale und noch etwas rau.<br />
argentiera.eu, ca. CHF 330,–<br />
•<br />
2021 Hortense Bolgheri Superiore<br />
DOC, Tenuta Fratini, Donoratico<br />
14,5 Vol.-%, NK. Sattes, tiefdunkles<br />
Rubin mit Violettspiel. Einladende<br />
vielschichtige Nase, nach dunkler Schokolade,<br />
Cassis und Heidel beeren, feine Würze<br />
im Hintergrund, Kardamom. Zupackendes,<br />
dichtes Tannin, das sehr gut eingebaut<br />
ist, kennzeichnet den Gaumen, dazu<br />
viel frische, dunkel beerige Frucht, im Finale<br />
nach Rauch und Teer, hallt lange nach.<br />
tenutafratini.com, ca. CHF 420,–<br />
95 Punkte<br />
•<br />
2022 Giusto di Notri Toscana Rosso<br />
IGT, Tua Rita, Suvereto<br />
14,5 Vol.-%, NK. Kraftvolles Rubin mit<br />
Violettschimmer. Konzentrierte Nase mit<br />
ansprechenden Noten nach Brombeere,<br />
Maulbeere, dunklen Johannisbeeren und<br />
etwas Kardamom. Am Gaumen sehr gute<br />
Präsenz, dichtmaschiges Tannin in vielen<br />
Schichten, baut sich gut auf, fester Druck,<br />
im Finale noch leicht trocknend.<br />
tuarita.it, ca. CHF 75,–<br />
•<br />
2022 Massetino Toscana Rosso IGT<br />
Masseto, Castagneto Carducci<br />
15 Vol.-%, NK. Sattes, tiefdunkles Rubin mit<br />
Violettschimmer. Ansprechende Nase mit<br />
Noten, die von Brombeere über Orangenschale<br />
bis zu Tabak wechseln. Gut<br />
herausgearbeitete dunkle Beerenfrucht<br />
am Gaumen, entfaltet sich dann mit geschliffenem<br />
Tannin, ausgewogen und mit<br />
guter Länge.<br />
masseto.com, ca. CHF 470,–<br />
•<br />
2021 Ornellaia Bianco Bolgheri<br />
Bianco DOC<br />
Ornellaia, Castagneto Carducci<br />
13 Vol.-%, NK. Leuchtendes Strohgelb mit<br />
grünen Nuancen. Duftet nach Marille,<br />
Grapefruit, Roter Johannisbeere, zarte<br />
Salbei noten. Am Gaumen saftig, zeigt Präsenz<br />
mit viel knackiger Frucht, frische, zitronige<br />
Noten, lange anhaltend und salzig.<br />
ornellaia.com, ca. CHF 210,–<br />
•<br />
2019 Avvoltore Toscana Rosso IGT<br />
Morisfarms, Massa Marittima<br />
14 Vol.-%, NK. Rubinrot mit dunklem Kern.<br />
In der Nase nach Johannisbeersirup und<br />
Feigen, erinnert auch an grünen Tee und<br />
Lakritze. Saftiger Gaumeneintritt, zeigt<br />
sich präzise und dunkelfruchtig, im Mittelteil<br />
mit toller Spannung, festem Druck und<br />
animierender Kräuternote, guter Trinkfluss.<br />
morisfarms.it, ca. CHF 35,–<br />
•<br />
2023 Giovin Re Toscana Bianco IGT<br />
Michele Satta, Castagneto Carducci<br />
13,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Hellgold mit<br />
Strohgelb. Duftet in der Nase sehr fein<br />
nach exotischen Früchten, satten Zitronen,<br />
dazu ein leichter Muskatton, Banane. Am<br />
Gaumen rassige Säure, mit präsenter<br />
Frucht, zügig, präzise, richtig toller Viognier!<br />
michelesatta.com, ca. CHF 40,–<br />
•<br />
2022 Syrah Toscana Rosso IGT<br />
Michele Satta, Castagneto Carducci<br />
14 Vol.-%, NK. Elegant leuchtendes Rubinrot.<br />
Duftet in der Nase nach satten Herzkirschen,<br />
Schwarzbrotkruste, Tinte, Rosmarin,<br />
im Ausklang feiner vegetaler Anklang.<br />
Am Gaumen mit kompaktem Tannin, leichte<br />
vegetale Würze, spannt sich schön auf,<br />
herzhaft, bei guter Frische, beachtliche<br />
Länge. michelesatta.com, ca. CHF 45,–<br />
•<br />
2019 Cabraia Toscana Rosso IGT<br />
Gualdo del Re, Suvereto<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />
funkelndem Kern. In der Nase sehr satt,<br />
intensiv und tiefgründig, einladend, nach<br />
Blutorangen, Trüffel, Brombeeren, Hauch<br />
von erdigen Tönen, sehr fein. Am Gaumen<br />
eisenhaltig, mit klarer saftiger Frucht und<br />
kargem Verlauf, ein Kind seiner Zone, schöner<br />
Ausdruck, mediterran, im Nachhall<br />
wiederum saftig. Hat von einem Jahr Flaschenreife<br />
profitiert.<br />
gualdodelre.it, ca. CHF 50,–<br />
•<br />
BIO 2021 Sant’Uberto<br />
Bolgheri Superiore DOC<br />
Villanoviana, Castagneto Carducci<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot,<br />
dezent aufhellender Rand.<br />
Fein gezeichnete Nase nach<br />
süsser Frucht, reife Rote Johannisbeere,<br />
Orangenschale,<br />
etwas Erdbeerbonbon,<br />
im zweiten Teil<br />
Fotos: Francesco Landi, Shutterstock, beigestellt<br />
Weingutsleiter Marco Ferrarese<br />
(r.) ist stolz auf den neuen Keller<br />
auf der Tenuta Guado al Tasso.<br />
188 falstaff sep <strong>2024</strong>
dann feiner Holzeinsatz, einladend. Am<br />
Gaumen griffig, lebendig, mit klar ausgeprägter<br />
Frucht und dezenter Würze, sehr<br />
griffig-erdiges Tannin, gut umschlungen,<br />
druckvoll bis ins lange Finish.<br />
villanoviana.it, ca. CHF 45,–<br />
•<br />
BIO 2021 Ilatraia Toscana Rosso IGT<br />
Brancaia, Radda in Chianti<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, sehr dichtes<br />
Rubin mit violetten Elementen. Offenes<br />
Bukett mit viel Würze nach Koriandersamen<br />
und etwas Piment, dahinter kräftige<br />
Schwarzkirsche und Kakao. Intensiver Gaumen,<br />
satt im Verlauf, öffnet sich und packt<br />
zu. Die Tannine sind herzhaft, saftiges<br />
Mundgefühl und langer Nachhall.<br />
brancaia.com, ca. CHF 50,–<br />
•<br />
BIO 2021 La Regola Costa<br />
Toscana Rosso IGT<br />
Podere La Regola, Riparbella<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />
funkelndem Kern. In der Nase zunächst<br />
rauchig, getoastet, nach dunklen Beeren,<br />
Zedernholz, etwas Cassis, Bitterschokolade.<br />
Am Gaumen saftig, reichhaltig und<br />
stoffig, kommt in mehreren Schichten,<br />
kraftvoll, dazu aber tolle Saftigkeit und<br />
Länge, sehr gut gelungen!<br />
laregola.com, ca. CHF 60,–<br />
•<br />
2021 Poggio alle Nane Maremma<br />
Toscana Rosso DOC, Le Mortelle<br />
Castiglione della Pescaia<br />
15 Vol.-%, NK. Elegantes, dunkles Rubinrot.<br />
In der Nase satte Würze, dazu tiefe dunkle<br />
Frucht, etwas kalter Rauch, Schwarzkirsche,<br />
Cassis, Zwetschge, toller Edelholzeinsatz.<br />
Am Gaumen strukturreich, satt,<br />
mit griffigem Tannin und geschliffener,<br />
cremiger Frucht, kommt in mehren<br />
Schichten, herzhaft, beachtlich lang.<br />
antinori.it, ca. CHF 65,–<br />
•<br />
2019 San Germano Maremma<br />
Toscana DOC<br />
Rocca di Frassinello, Gavorrano<br />
15 Vol.-%, NK. Sehr dunkles Rubinrot,<br />
violette Reflexe. In der Nase sehr reife Aromen<br />
von Kirsche, Brombeere, Schwarzer Johannisbeere,<br />
unterlegt mit Zigarrenkistenaromatik.<br />
Am Gaumen sehr weicher Eintritt<br />
mit schönem Fruchtkern, viel Schmelz,<br />
dichtem und feinkörnigem Gerbstoff, sehr<br />
langem Finale und gutem Trinkfluss.<br />
roccadifrassinello.it, ca. CHF 75,–<br />
•<br />
2020 Campo alla Sughera Toscana<br />
Rosso IGT, Campo alla Sughera,<br />
Bolgheri<br />
14,5 Vol.-%, NK. Dunkel glänzender, rubinroter<br />
Kern mit aufhellendem Rand.<br />
Duftiges Bukett nach saftiger Kirsche,<br />
dazu Noten von Blutorange, Wassermelone,<br />
Kardamom und Zigarrenkiste. Angenehm<br />
fruchtsüss und von geschliffener<br />
Textur auf fein gewobenem Tanningerüst,<br />
balanciert und sehr lang.<br />
campoallasughera.com, ca. CHF 85,–<br />
•<br />
BIO 2020 Scipio Toscana Rosso IGT<br />
Tenuta Sette Cieli, Bibbona<br />
15 Vol.-%, NK. Dunkel glänzendes Rubinrot.<br />
Komplexes Bukett, zunächst nach Kaffee<br />
und dunkler Schokolade zu getrockneter<br />
Schwarzer Johannisbeere und rotem Pfeffer,<br />
ein Hauch Nelken. Zieht sich seidig und<br />
mit sanftem Druck weit über den Gaumen,<br />
Noten von Minze und Thymian, festes Tannin,<br />
spannend und sehr lang.<br />
settecieli.com, ca. CHF 90,–<br />
•<br />
2020 Le Pupille Syrah Toscana<br />
Rosso IGT, Fattoria Le Pupille, Grosseto<br />
15,5 Vol.-%, NK. Dunkler, rubinroter Kern<br />
mit aufhellendem Rand. Einladendes,<br />
würziges Bukett nach schwarzem Pfeffer,<br />
Gewürznelken, schwarzer Pflaume und<br />
Heidelbeeren. Seidig im Ansatz, zieht sich<br />
dann mit sanftem Druck elegant und mit<br />
eng gewobenem Tannin über den Gaumen<br />
bis zum anhaltenden Finish.<br />
fattorialepupille.it<br />
ca. CHF 100,–<br />
•<br />
2021 Paleo Toscana Rosso IGT<br />
Le Macchiole, Bolgheri<br />
14,5 Vol.-%, NK. Glänzender dunkelrubinroter<br />
Kern mit feinem Rand. Ausgeprägt in<br />
der Nase nach Schwarzkirsche und Heidelbeere,<br />
süssem Tabak, Marzipan und feiner<br />
Holzwürze. Geschliffen am Gaumen,<br />
dichte Frucht im Kern auf engmaschigem<br />
Tannin, satter Nachdruck im Abgang.<br />
lemacchiole.it, ca. CHF 110,–<br />
•<br />
2021 Camarcanda Bolgheri Rosso<br />
DOC, Ca’ Marcanda<br />
Castagneto Carducci<br />
14,5 Vol.-%, NK. Elegant leuchtendes Rubinrot.<br />
Intensive Nase mit Noten nach Cassis<br />
und Brombeere, klar und prägnant, im<br />
Hintergrund feine Kräuterwürze. Am Gaumen<br />
mit herzhafter Saftigkeit und dunkelbeeriger<br />
Frucht, öffnet sich mit griffigem<br />
Tannin in vielen Schichten, kernig, mit viel<br />
saftiger Frucht ausgestattet, im Finale<br />
fester Druck und Noten nach Grafit.<br />
camarcanda.com<br />
ca. CHF 170,–<br />
•<br />
2021 Harte Bolgheri Superiore DOC<br />
Tenuta Fratini, Donoratico<br />
14,5 Vol.-%, NK. Sattes, tiefdunkles Rubin<br />
mit leichtem Violettschimmer. Eröffnet<br />
mit feinen würzigen Noten, nach dunklem<br />
Pfeffer, dazu gepaart mit Brombeere und<br />
Holunderbeere etwas Lakritze. Stoffig<br />
und viel dunkelbeerige Frucht, samtiges,<br />
dichtes Tannin, baut sich schön auf,<br />
im Finale fester Druck.<br />
tenutafratini.com<br />
ca. CHF 195,–<br />
Suvereto liegt etwas südlich<br />
von Bolgheri im Anbaugebiet<br />
Val di Cornia. Auch hier<br />
gedeihen prachtvolle Weine<br />
auf Bordeaux-Blend-Basis.<br />
94 Punkte<br />
•<br />
2021 Cabernet Costa Toscana IGT<br />
Poggio al Lupo, Magliano in Toscana<br />
14 Vol.-%, DIAM. Dunkler rubinroter Kern<br />
mit purpurfarbenen Ansätzen. Tiefgründiges<br />
Bukett nach Brombeerkonfitüre,<br />
Tabak, dunkler Schokolade und gekohltem<br />
Holz, spannend. Am Gaumen mit ordentlich<br />
Druck, konzentrierte Frucht auf<br />
engmaschigem Tannin, dabei angenehm<br />
frisch, stimmig und sehr lang.<br />
poggioallupowine.it, ca. CHF 30,–<br />
•<br />
BIO 2021 L’Alberello Toscana Rosso<br />
IGT, Grattamacco, Castagneto Carducci<br />
14,5 Vol.-%, NK. Dunkles Rubinrot mit purpurfarbenen<br />
Reflexen. Dichtes, würziges<br />
Bukett nach Schwarzer Johannisbeere, Tomatenblatt,<br />
rotem Paprika, dahinter Edelholz<br />
und ein Touch Grafit. Sehr saftig und<br />
mit reifer Frucht im Zentrum, sehr präsent<br />
am Gaumen, mit festem Tannin und anhaltendem,<br />
fruchtbetontem Finish.<br />
collemassariwines.it<br />
ca. CHF 60,–<br />
•<br />
2022 Le Serre Nuove dell’Ornellaia<br />
Bolgheri Rosso DOC<br />
Ornellaia, Castagneto Carducci<br />
14,5 Vol.-%, NK. Sattes, undurchdringliches,<br />
dunkel glänzendes Rubin. Fein im Bukett,<br />
dezente Noten von Schwarzen Johannisbeeren,<br />
dahinter Mokka und Kakao. Am<br />
Gaumen feingliedrig imposant, spannt sich<br />
elegant und weit auf, gut integriertes Holz,<br />
feinmaschiges Tannin, trinkanimierend, retronasale<br />
Kräuterwürze und lange anhaltender<br />
Abgang mit feinem Tanningerüst.<br />
ornellaia.com, ca. CHF 65,–<br />
•<br />
2022 Sondraia Costa Toscana<br />
Bianco IGT, Poggio al Tesoro<br />
Castagneto Carducci<br />
14 Vol.-%, NK. Elegant funkelndes, intensives<br />
Goldgelb. Ausgeprägt und vielschichtig<br />
in der Nase, reife Marille, dahinter Vanilleschote,<br />
Chinarinde und tropische Früchte.<br />
Eindrucksvoll schon beim Eintritt, zieht<br />
sich sanft über den ganzen Gaumen.<br />
poggioaltesoro.it, ca. CHF 60,–<br />
•<br />
BIO 2022 N°2 Maremma Toscana<br />
Rosso DOC, Brancaia, Radda in Chianti<br />
14 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes, sehr dichtes<br />
Rubin mit hellem Glanz. Offene Nase mit<br />
Schwarzkirsche, Zwetschgenkonfit, dahinter<br />
etwas Unterholz und Leder. Satter Gaumen,<br />
weit aufspannender Säurebogen,<br />
straffe Tannine. Guter Gaumendruck mit<br />
Zug, retronasal Weichsel, lange anhaltender,<br />
leicht säurebetonter Abgang.<br />
brancaia.com, ca. CHF 22,–<br />
<<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
189
tasting<br />
KÜSTE TOSKANA<br />
Um Bolgheri und Castagneto<br />
Carducci stehen viele<br />
beeindruckende alte Burganlagen.<br />
•<br />
2022 Poggio ai Ginepri Toscana<br />
Rosso IGT, Argentiera, Donoratico<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubin mit<br />
dunklem Kern. Im Bukett leicht vegetabil<br />
und medizinaler Ton, etwas Jod, dahinter<br />
Brombeeren und Zwetschgen. Mittelschwer<br />
am Gaumen, tänzelnd in der<br />
Säure, mittlerer Gaumendruck, retronasal<br />
etwas Weichsel, mittlerer, anhaltender<br />
Abgang. argentiera.eu, ca. CHF 25,–<br />
•<br />
BIO 2020 Esse Syrah Toscana Rosso<br />
IGT, Fattoria La Torre, Montecarlo<br />
14 Vol.-%, NK. Sanft schimmernder dunkelrubinroter<br />
Kern und feiner Rand. Ausgeprägt<br />
in der Nase nach vollreifen Pflaumen<br />
und Maulbeeren, dahinter mediterrane<br />
Kräuter und etwas Zedernholz. Am<br />
Gaumen in Seide gehüllte pikante Frucht,<br />
auf engmaschigem Tanningerüst, sehr<br />
langer Abgang.<br />
fattorialatorre.it, ca. CHF 30,–<br />
•<br />
2022 Villa Donoratico Bolgheri<br />
Rosso DOC, Argentiera, Donoratico<br />
14,5 Vol.-%, NK. Intensives, sattes Dunkelrubinrot.<br />
Im Bukett deutlich eingemachte<br />
Zwetschgen, Schwarzbrotkruste, später<br />
getoastete Noten von gerösteten Haselnüssen,<br />
etwas Mokka und Zartbitterschokolade.<br />
Am Gaumen eng gewobenes<br />
Tannin, kompakt, mit fülligem Körper,<br />
leicht abtrocknender Gaumen im langen<br />
Finale. argentiera.eu, ca. CHF 40,–<br />
•<br />
2021 Piastraia Bolgheri Superiore<br />
DOC, Michele Satta<br />
Castagneto Carducci<br />
14,5 Vol.-%, NK. Dunkles, volles Rubin.<br />
Offenes, elegantes Bukett von Brombeere,<br />
unterlegt mit würzigen Noten<br />
von Lakritze, Leder und Unterholz. Am<br />
Gaumen kraftvoll, rund, saftig und<br />
trink animierend. Die Tannine sind gut<br />
integriert, retronasal Schwarzkirsche und<br />
Schokolade, langes Finale.<br />
michelesatta.com<br />
ca. CHF 45,–<br />
•<br />
BIO 2021 Prima Pietra Costa<br />
Toscana Rosso IGT<br />
Tenuta Prima Pietra, Riparbella<br />
14 Vol.-%, NK. Tiefdunkler, rubinroter Kern<br />
mit zartem Rand. Tief und verführerisch in<br />
der Nase nach Zartbitterschokolade,<br />
Brombeerkompott und Kirschkonfitüre<br />
auf Ebenholz. Geschliffener Ansatz, mit<br />
präziser Frucht auf engmaschigem Tanningerüst,<br />
harmonisch und anhaltend.<br />
tenutaprimapietra.com<br />
ca. CHF 45,–<br />
•<br />
BIO 2021 Terra di Monteverro<br />
Toscana Rosso IGT<br />
Monteverro, Capalbio<br />
14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot.<br />
Elegante und einladende Nase, feine<br />
Würze, reife Waldbeerfrucht, feine erdige<br />
Noten, Eisen, satt. Am Gaumen mit noch<br />
etwas jungem Tannin, welches Frische<br />
gibt, herzhaft, zugänglich, kommt in mehreren<br />
Phasen daher, kann gut reifen, toller<br />
Second Vin.<br />
monteverro.com, ca. CHF 48,–<br />
•<br />
2020 I’Rennero Merlot Costa<br />
Toscana IGT, Gualdo del Re, Suvereto<br />
14,5 Vol.-%, NK. Aufhellendes, leuchtendes<br />
Rubinrot mit funkelndem Kern. In der Nase<br />
nach Trüffel, Brombeere, Waldfrüchten<br />
und feinen erdigen Noten, im Nachhall<br />
Rosmarin und gedörrtes Veilchenblatt.<br />
Am Gaumen straff, mit klarer Frucht und<br />
dezent eisenhaltigem Unterton, saftig,<br />
klar, kommt im Finale leicht salzig wieder.<br />
gualdodelre.it, ca. CHF 50,–<br />
•<br />
2022 Il Pino Toscana Rosso IGT<br />
Tenuta di Biserno, Bibbona<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, elegantes<br />
Rubinrot. Fumé in der Nase, Milchkaffee,<br />
reife rote Beerenfrucht, dazu leichte<br />
Anklänge von Grafit und Preiselbeeren. Am<br />
Gaumen kompakt, im Vordergrund mit<br />
druckvollem Tannin, satte Würze, zeigt<br />
gute Länge, im Ausklang am Mittelteil<br />
dann minimal rau, kann noch warten.<br />
biserno.it, ca. CHF 52,–<br />
•<br />
2022 Guidalberto Toscana Rosso<br />
IGT, Tenuta San Guido<br />
Castagneto Carducci<br />
13,5 Vol.-%, NK. Sanft glänzendes Rubinrot.<br />
Vielschichtiges Bukett, eröffnet auf reife<br />
Waldbeeren, Johannisbeere, Noten von<br />
Wacholder, Zedernholz und schwarzem<br />
Pfeffer, ein Touch Flieder. Seidig im Ansatz,<br />
präzise Frucht auf sehr gut integriertem,<br />
feinem Tannin, elegant und<br />
mit sanftem Druck im langen Finale.<br />
tenutasanguido.com,<br />
ca. CHF 55,–<br />
•<br />
2019 Monteti<br />
Toscana Rosso IGT<br />
Tenuta Monteti,<br />
Capalbio<br />
14,5 Vol.-%, NK. Dunkles<br />
Rubinrot mit violetten Re-<br />
flexen und leicht aufhellendem Rand. In<br />
der Nase sehr würzig nach Zedernholz, Zigarrenkiste,<br />
Wacholderbeeren und schwarzen<br />
Holunderbeeren. Am Gaumen satter<br />
Fruchtkern, saftig, mit engmaschigen<br />
Gerbstoffen, im langen Finale sehr kräuterwürzig.<br />
tenutamonteti.it, ca. CHF 55,–<br />
•<br />
2020 Arnione Bolgheri Superiore<br />
Rosso DOC, Campo alla Sughera<br />
Bolgheri<br />
14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />
violetten Reflexen. In der Nase ansprechend,<br />
vielschichtig. Viel reife Pflaume,<br />
gepaart mit schokoladiger Würze. Am<br />
Gaumen füllend, mit weichem Tannin und<br />
lebhaftem Körper, im Abgang anhaltend.<br />
campoallasughera.com<br />
ca. CHF 59,– <<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
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kueste-toskana-trophy-24<br />
Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />
190 falstaff sep <strong>2024</strong>
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SEPTEMBER <strong>2024</strong><br />
IMPRESSUM<br />
INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT<br />
FÜR ESSEN, TRINKEN UND REISEN<br />
Die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck,<br />
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<strong>Falstaff</strong> Österreich (100 %)<br />
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CHEFIN VOM DIENST Verena Richter<br />
REDAKTIONSASSISTENZ Sophie Gurresch<br />
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LEITUNG INTERNE GRAFIK Maximilian Kamper<br />
GRAFIK Isabella Gröller, Milena Hammerschmied<br />
PHOTO DIRECTOR Bianca Demsa<br />
FOTOASSISTENZ Valentina Metnitzer (Praktikantin)<br />
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REDAKTION ONLINE CH Rafaela Mörzinger<br />
MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />
AUTOREN Anna-Maria Bauer, Pooja Bhula, Severin Corti,<br />
Larissa Graf, Klaus Höfler, Othmar Kiem, Peter Moser,<br />
Andrea Nagel, Sonja Planeta, Lukas Plattner, Sascha Rettig,<br />
Dirk Ruschmann, Ulrich Sautter, Pierre-André Schmitt,<br />
Fee Louise Schwarz, Sandro Sommer, Sebastian Späth,<br />
Simon Staffler, Carmen Stalder, Hans-Theo Stamp,<br />
Alexander Thürer (Chefredakteur Spirits)<br />
FOTOGRAFIN Lena Staal<br />
ILLUSTRATORINNEN Stefanie Hilgarth (carolineseidler.com),<br />
Gina Müller (carolineseidler.com)<br />
LEKTORAT Andreas Hierzenberger, Angelika<br />
Hierzenberger-Gokesch, Rocco Prumer, Sabine Till,<br />
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GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Mag. Elisabeth Kamper, Wolfgang M. Rosam,<br />
Sophie-Marie von Haugwitz<br />
VERWALTUNGSRAT<br />
Aloys Hirzel, Wolfgang M. Rosam<br />
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Jahresabonnement (10 Hefte): CHF 105,–<br />
Preise inkl. MwSt.<br />
Gültig in der <strong>Schweiz</strong><br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
191
tasting<br />
TROPHY BARBERA<br />
BARBER A ZUM<br />
VERLIEBEN<br />
Dunkel, Rubin-Violett, mit vollem Duft nach Kirsche, Brombeere und<br />
würzigen Kräutern, am Gaumen ausgestattet mit saftiger Säure und mildem Tannin:<br />
so schmeckt Barbera, die am meisten angebaute rote Rebsorte im Piemont.<br />
TEXT OTHMAR KIEM NOTIZEN OTHMAR KIEM, SIMON STAFFLER, LUKAS PLATTNER<br />
Wie Wellen ziehen sich die Barbera-<br />
Weinberge bei Asti und Nizza<br />
Monferrato über die sanften Hügel.<br />
Fotos: Shutterstock, beisteller<br />
192 falstaff sep <strong>2024</strong>
Dass Sangiovese die am meisten<br />
angebaute rote Traubensorte<br />
Italiens ist, mögen ja noch viele<br />
wissen. Aber welche folgt<br />
danach? Genau, Barbera! Ihr<br />
Zentrum hat die Sorte im südlichen Piemont.<br />
Die Hügel um die Städte Asti, Nizza Monferrato<br />
und Alessandria sind tiefstes Barbera-<br />
Land. Hier hat Barbera gleich drei DOCG-<br />
Bezeichnungen: Barbera d’Asti Superiore,<br />
Barbera del Monferrato Superiore und einfach<br />
Nizza – so benannt nach einem Fluss,<br />
der sich bei Nizza Monferrato durch die<br />
Landschaft schlängelt. Ein Nizza DOCG<br />
gilt als höchster Ausdruck von Barbera.<br />
Insgesamt sind es 18 Gemeinden um den<br />
Hauptort Nizza Monferrato, in denen dieser<br />
Wein erzeugt werden darf. Der zulässige<br />
Höchstertrag wurde konsequent auf 7 Tonnen<br />
pro Hektar beschränkt, bei einem Nizza<br />
mit Lagenangabe auf 6,3 Tonnen pro Hektar.<br />
Selbstverständlich wird auch weiter südlich,<br />
in den Langhe um Alba Barbara angebaut.<br />
Dort aber spielt die Sorte hinter Nebbiolo<br />
eindeutig nur die zweite Geige. Um Asti<br />
und Nizza hingegen ist Barbera der Spitzenwein.<br />
Wir haben uns daher in unserer Trophy<br />
auf Nizza DOCG und Barbera d’Asti Superiore<br />
DOCG konzentriert.<br />
Michele Chiarlo zuerst, später sein Sohn<br />
Stefano waren von Beginn an starke Verfechter<br />
von Nizza DOCG. Der La Court Nizza<br />
Riserva DOCG 2019 hat alles, was man sich<br />
von einem tollen Barbera, einem grossartigen<br />
Wein erwarten kann: Fülle und Saftigkeit,<br />
aber auch Finesse und Eleganz. Völlig zu<br />
Recht ist dieser Wein daher der Gewinner<br />
unserer Barbara Trophy <strong>2024</strong>.<br />
Castelnuovo Don Bosco liegt ganz im<br />
Osten des Anbaugebietes, schon fast vor den<br />
Toren Turins. Hier liegt die Cascina Gilli, die<br />
von Gianni Vergnano und seinem Sohn Paolo<br />
geleitet wird. Man konzentriert sich ganz<br />
auf autochthone Sorten. Neben Barbera wird<br />
hier Freisa, Malvasia di Schierano, Bonarda<br />
und etwas Nebbiolo angebaut. Der Barbera<br />
D'Asti Dedica von Cascina Gilli belegte den<br />
zweiten Platz in unserer Trophy.<br />
Auf dem dritten Platz folgt La Lippa von<br />
La Gironda, einem kleinen, aber feinen Weingut<br />
in Nizza Monferrato. Bravo! ><br />
PLATZ<br />
LA COURT NIZZA RISERVA DOCG<br />
MICHELE CHIARLO<br />
Duftet nach Minze, Milchschokolade und<br />
Amarenakirsche, tolle Saftigkeit am Gaumen.<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/barbera-trophy-24<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
193
tasting<br />
TROPHY BARBERA<br />
PLATZ<br />
DEDICA BARBERA D'ASTI DOCG<br />
CASCINA GILLI<br />
Erinnert am Gaumen an Früchtetee<br />
und Bitterschokolade, pikant.<br />
95 Punkte<br />
1. Platz<br />
•<br />
2021 La Court Nizza Riserva DOCG<br />
Michele Chiarlo, Calamandrana<br />
14,5 Vol.-%, DIAM, Tiefdunkles, sattes<br />
Rubinrot. Duftet in der Nase nach Minze,<br />
Milchschokolade, satten Amarenakirschen,<br />
dazu etwas erdige Töne, elegant und einladend.<br />
Am Gaumen mit toller Saftigkeit und<br />
Säure, ausgeprägter, frischer Frucht und<br />
spannungsgeladenem Verlauf, im Finale<br />
noch junges Tannin.<br />
michelechiarlo.it, ca. CHF 48,–<br />
94 Punkte<br />
2. Platz<br />
•<br />
2020 Dedica Barbera d'Asti<br />
Superiore DOCG , Cascina Gilli,<br />
Castelnuovo Don Bosco<br />
14,5 Vol.-%, NK, Intensives Rubinrot mit<br />
hellvioletten Rändern. In der Nase nach<br />
Zwetschgen und Butterkeks, feine Anklänge<br />
von gerösteten Kaffeebohnen und etwas<br />
feuchte Erde. Am Gaumen mit dunkler, satter<br />
Frucht, erinnert auch etwas an Früchtetee<br />
und Bitterschokolade, im hinteren Bereich<br />
lebendige Säure, hinterlässt leicht pikanten<br />
Eindruck am Gaumen, anhaltend.<br />
cascinagilli.it, ca. CHF 22,–<br />
3. Platz<br />
•<br />
2023 La Lippa Barbera d’Asti DOCG<br />
La Gironda, Nizza Monferrato<br />
13,5 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinviolett<br />
mit funkelndem Kern. Duftet frisch in<br />
der Nase nach saftigen Kirschen, frisch gepressten<br />
Trauben, dazu feine Würze, Veilchen.<br />
Saftig am Gaumen, mit jugendlichem<br />
Tannin, frisch und fruchtig, am besten etwas<br />
leicht gekühlt servieren!<br />
lagironda.com, ca. CHF 14,–<br />
93 Punkte<br />
•<br />
2021 Vecchie Viti Nizza DOCG<br />
Gianni Doglia, Castagnole delle Lanze<br />
15 Vol.-%, NK, Leuchtendes, intensives Purpurrot<br />
mit feinem Rand. Ausgeprägt in der<br />
Nase nach knackiger Frucht von Brombeeren<br />
und Heidelbeeren, dazu Veilchenduft.<br />
Geschliffen beim Gaumeneintritt, dann mit<br />
klarer, saftiger Frucht, feinkörniges Tannin,<br />
langer Abgang.<br />
giannidoglia.it. ca. CHF 25,–<br />
•<br />
2022 La Luna e i Falò Barbera d'Asti<br />
Superiore DOCG, Vite Colte, Barolo<br />
14,5 Vol.-%, DIAM, Helles Rubinrot mit purpurfarbenen<br />
Rändern. Duftende Nase nach<br />
Veilchen, Kirschen und Himbeere. Zeigt am<br />
Gaumen klare Frucht und knackige Säure,<br />
feinkörniges Tannin mit animierender<br />
Spannung,<br />
präsentiert<br />
sich im<br />
hinteren Verlauf<br />
mit feiner<br />
Würze, anhaltend.<br />
vitecolte.it, ca. CHF 15,–<br />
•<br />
2020 Litina Barbera d'Asti<br />
Superiore DOCG Cascina Castlet,<br />
Costigliole d’Asti<br />
15 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />
funkelndem Kern. Elegante, duftende Nase<br />
nach Waldfrüchten, Preiselbeeren, Zedernholz,<br />
Unterholz, im Nachhall feiner Duft<br />
von Kerzenwachs. Am Gaumen geschliffen,<br />
rund und harmonisch, mit weicher Struktur<br />
und prachtvollem Verlauf, kommt im Finale<br />
immer wieder saftig zurück.<br />
cascinacastlet.com, ca. CHF 16,–<br />
•<br />
2022 Bansella Nizza DOCG<br />
Prunotto, Alba<br />
15 Vol.-%, DIAM, Aufhellendes Rubinviolett.<br />
In der Nase eleganter Edelholzeinsatz, frische<br />
Waldbeerfrucht, ein Hauch Leder und<br />
Veilchen. Am Gaumen rotbeeriger Kern,<br />
mit feinen Würzeanklängen, sehr saftig,<br />
ausbalanciert, knackige Säure gibt Trinkfluss,<br />
im Finale leichte Salzigkeit.<br />
prunotto.it, ca. CHF 17,–<br />
•<br />
2021 Alfiera Barbera d'Asti<br />
Superiore DOCG, Marchesi Alfieri,<br />
San Martino Alfieri<br />
15 Vol.-%, NK, Ausgeprägtes, dunkles Purpurrot<br />
mit feinem, aufhellendem Rand.<br />
Rauchig und tief in der Nase, mit saftiger<br />
Zwetschge und Brombeere, dazu Kaffee sowie<br />
etwas Graphit und Gummi. Geschliffen<br />
und mit schöner Fruchtsüsse am Gaumen,<br />
festes Tannin und grosse Länge, macht<br />
Lust auf mehr.<br />
marchesialfieri.it, ca. CHF 30,–<br />
•<br />
2021 Nizza DOCG<br />
Amistà, Nizza Monferra<br />
14 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinviolett.<br />
Sehr duftende Nase nach Minze, Veilchen,<br />
frischen Kirschen und sanftem Edelholz,<br />
zugänglich und einladend. Am Gaumen mit<br />
schönem Schmelz und feiner süsser<br />
Frucht, eingebettet in noch junges Holztannin,<br />
bereits jetzt zugänglich mit gutem<br />
Trinkfluss.<br />
amistapiedmontwine.com, ca. CHF 30,–<br />
•<br />
2020 Vigne Vecchie Barbera d'Asti<br />
Superiore DOCG<br />
Vinchio Vaglio, Vinchio<br />
15 Vol.-%, NK, Klares Rubinrot mit kirschroten<br />
Rändern. Eröffnet in der Nase mit erdigen<br />
Nuancen, Edelholz, dazu etwas Preiselbeeren,<br />
Eisen, Jod. Am Gaumen kompakt,<br />
harmonisch, mit geschliffenem Tannin, im<br />
hinteren Bereich elegant und mit feinem<br />
Druck. vinchio.com, ca. CHF 35,–<br />
•<br />
2020 Epico Nizza Riserva DOCG<br />
Pico Maccario, Mombaruzzo<br />
15 Vol.-%, DIAM, Rubinrot mit kirschroten<br />
Reflexen. Zeigt sich in der Nase herzhaft,<br />
nach reifer Pflaume, Kaffeesatz und Minzschokolade.<br />
Am Gaumen reichhaltig,<br />
spannt sich mit festem Druck auf, untermalt<br />
von Nuancen nach kaltem Milchkaffee<br />
und Fichtenhonig, vielschichtig und mit<br />
eigenem Stil.<br />
picomaccario.com, ca. CHF 45,–<br />
92 Punkte<br />
•<br />
2021 Bricco Cova Nizza DOCG<br />
Bianco Angelo, Agliano<br />
15,5 Vol.-%, NK, Dichtes Rubinrot. Präsentiert<br />
sich in der Nase zunächst etwas<br />
schüchtern, öffnet sich dann auf Unterholz,<br />
Waldbeeren und Nelken. Am Gaumen mit<br />
reifer Frucht, animierendes Säurespiel und<br />
feiner Druck am Gaumen, im Ausklang mit<br />
feiner Würze.<br />
biancoangelo.it, ca. CHF 25,–<br />
•<br />
2020 Generala Nizza Riserva DOCG<br />
Bersano, Nizza Monferrato<br />
15 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />
aufhellenden Rändern. Erinnert in der Nase<br />
an Schwarzbrot, Brombeermarmelade und<br />
etwas Pfefferminze, im Nachhall etwas<br />
dunkler Tabak. Am Gaumen mit satter, klarer<br />
Frucht und griffigem Tannin, eingehüllt<br />
in feinem Fruchtschmelz, anhaltend.<br />
bersano.it, ca. CHF 25,50<br />
•<br />
2020 Sotto la Luna Barbera d’Asti<br />
Superiore DOCG<br />
iDivini, Isola d'Asti<br />
14 Vol.-%, NK, Helles Rubinrot mit granatroten<br />
Rändern. In der Nase nach karamellisierten<br />
Feigen, reifen Waldbeeren, auch et-<br />
Fotos: Boumen Japet / Shutterstock.com, beisteller, Shutterstock<br />
194 falstaff sep <strong>2024</strong>
was nach Fichtenhonig und Malz. Präsentiert<br />
sich am Gaumen saftig, mit klarer<br />
Frucht und seidigem Tannin, ausgewogen<br />
und zugänglich. idivini.org, ca. CHF 16,–<br />
•<br />
BIO 2023 Campolungo Barbera<br />
d'Asti DOCG<br />
Cascina Vèngore, Cisterna d’Asti<br />
14 Vol.-%, NK, Leuchtendes, klares Rubinrot<br />
mit hellem Kern. Duftet nach Minze und frischen<br />
Kirschen, dazu feine erdige Töne, im<br />
Nachhall nach Salbei. Am Gaumen klar,<br />
ausgewogen und saftig, mit herzhaftem<br />
Zugang, schöner Struktur und im Nachhall<br />
mit druckvollem Abklang.<br />
cascinavengore.it, ca. CHF 11,–<br />
•<br />
2022 Lavignone Barbera d'Asti<br />
DOCG, Pico Maccario, Mombaruzzo<br />
13,5 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinrot<br />
mit funkelndem Kern. In der Nase nach<br />
weissem Pfeffer, Ras el-Hanout, zart erdigen<br />
Anklängen, satte Waldbeer- und<br />
Kirschfrucht, erinnert im Ausklang an<br />
Orangen. Am Gaumen griffig, mit erdigem,<br />
leicht weitmaschigem Tannin, kraftvoll,<br />
kommt in mehreren Schichten daher, gute<br />
Länge. picomaccario.com, ca. CHF 15,–<br />
•<br />
2022 Cipressi Nizza DOCG<br />
Michele Chiarlo, Calamandrana<br />
14,5 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinrot<br />
mit einem Tropfen Violett. In der Nase elegante<br />
erdige Noten, Randen, Veilchen,<br />
Zwetschgensaft. Am Gaumen sehr saftig,<br />
mit erdigem Verlauf, schöne Säure balanciert<br />
den Verlauf, im Nachklang leicht weitmaschiges<br />
Tannin.<br />
michelechiarlo.it, ca. CHF 18,–<br />
•<br />
2021 Tre Roveri Nizza DOCG<br />
Pico Maccario, Mombaruzzo<br />
14,5 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinviolett.<br />
In der Nase nach Edelholz, Kerzenwachs,<br />
Safran, dazu erdige Töne, dunkle<br />
Beerenfrucht. Am Gaumen geschliffen,<br />
mit guter Säure und knackigem Fruchtkern,<br />
schön elegant, im Nachhall aufgrund<br />
des Holzes filigrane Zehrung.<br />
picomaccario.com, ca. CHF 18,–<br />
SORTENPROFIL<br />
DIE SORTE<br />
Barbera zeichnet sich durch knackige Kirschfrucht, Brombeere und<br />
eine würzige Komponente aus, die an Pfeffer erinnert. Sie hat präsente<br />
Säure, die dem Wein viel Trinkfluss gibt, zugleich aber wenig Tannin.<br />
Viele Erzeuger legen Barbera daher gerne ins kleine Holzfass. Wenn das<br />
gekonnt und vorsichtig gemacht wird, kann das hervorragend sein. Es<br />
kann aber auch grob danebengehen und dann bleibt nur mehr Holz.<br />
DAS GEBIET<br />
Im südlichen Piemont um Asti, Nizza Monferrato und Alessandria<br />
bildet Barbera drei DOCG-Gebiete: Barbera d'Asti Superiore, Barbera<br />
del Monferrato Superiore und Nizza, den es auch als Riserva gibt.<br />
•<br />
2020 Angelo Brofferio Nizza Riserva<br />
DOCG, Cantina Sociale Barbera dei Sei<br />
Castelli, Castelnuovo Calcea<br />
15 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinrot mit<br />
funkelndem Kern, minimaler Violett-Touch.<br />
In der Nase zunächst zarte Reduktion, vegetaler<br />
Anklang, etwas erdige Noten, Geranien,<br />
rote Beerenfrucht. Am Gaumen saftig,<br />
mit knackiger Frucht und keckem Tannin,<br />
dazu feine Honignoten im Hintergrund,<br />
solide. barberaseicastelli.it, ca. CHF 21,–<br />
•<br />
2020 Passum Barbera d'Asti<br />
Superiore DOCG<br />
Cascina Castlet, Costigliole d’Asti<br />
15,5 Vol.-%, NK, Dunkles Kirschrot mit aufhellenden<br />
Rändern. In der Nase nach<br />
Zwetschgenkuchen, etwas Blutorange und<br />
Amarena. Am Gaumen mit reifer, dunkler<br />
Frucht, satter Schmelz, zeigt gewisse<br />
Spannung und feinen Druck am Gaumen,<br />
anhaltend und fruchtsüss im Finale.<br />
cascinacastlet.com, ca. CHF 25,–<br />
•<br />
BIO 2021 Rouvè Astiano Barbera<br />
d'Asti Superiore DOCG<br />
Rovero, Asti<br />
15 Vol.-%, DIAM, Dunkel leuchtendes Rubinrot<br />
mit funkelndem Kern. In der Nase feine<br />
erdige Anklänge, Preiselbeeren, Edelholz,<br />
kalter Rauch, leicht angedörrte Zwetschgen.<br />
Am Gaumen mit guter Struktur, ausgewogen,<br />
dazu griffiges, gut integriertes<br />
Tannin, saftige Frucht, im Finale druckvoll<br />
mit feinen salzigen Anklängen.<br />
rovero.it, ca. CHF 35,–<br />
•<br />
2022 Il Risveglio del Ceppo Barbera<br />
d'Asti DOCG, Cantina Sociale Barbera<br />
dei Sei Castelli, Castelnuovo Calcea<br />
15 Vol.-%, NK, Intensives Rubinrot mit purpurfarbenem<br />
Kern. In der Nase nach reifer<br />
Kirsche, dunkler Schokolade und Minze. Am<br />
Gaumen mit satter, dunkler Kirschfrucht,<br />
griffigem Tannin und guter Frische, im hinteren<br />
Bereich noch etwas jung.<br />
barberaseicastelli.it, ca. CHF 38,–<br />
Im Monferrato, das Gebiet um<br />
Nizza und Asti, zeigt sich das<br />
Piemont noch ursprünglich.<br />
91 Punkte<br />
•<br />
2021 Bricco Paradiso Barbera d’Asti<br />
Superiore DOCG, Tenuta il Falchetto,<br />
Santo Stefano Belbo<br />
15,5 Vol.-%, NK, Intensives Purpurrot. Erinnert<br />
in der Nase nach Amarenakirsche,<br />
Milchschokolade und etwas Grafit. Am<br />
Gaumen straff, mit feinkörnigem Tannin<br />
und dunkler Frucht, spannt sich mit gewisser<br />
Spannung über den Gaumen, dezenter<br />
Holzüberhang, im Finale mit leichter Trocknung.<br />
ilfalchetto.com, ca. CHF 21,–<br />
><br />
PLATZ<br />
LA LIPPA BARBERA D'ASTI DOCG<br />
LA GIRONDA<br />
Nach saftigen Kirschen, frisch<br />
gepressten Trauben und Veilchen.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
195
tasting<br />
TROPHY BARBERA<br />
•<br />
2022 Le Orme Barbera d'Asti DOCG<br />
Michele Chiarlo, Calamandrana<br />
14 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit einem<br />
Tropfen Violett. In der Nase fein und<br />
dezent, auf Veilchennoten, Kirschsaft und<br />
Waldbeerfrucht, im Nachhall sogar leichte<br />
Würze. Am Gaumen mit etwas jugendlichvegetalem<br />
Tannin, dazu schöne Blume,<br />
saftig, guter Speisenbegleiter.<br />
michelechiarlo.it, ca. CHF 13,–<br />
•<br />
2021 Le Vignole Nizza DOCG<br />
Cantina Sociale Barbera dei Sei<br />
Castelli, Castelnuovo Calcea<br />
15 Vol.-%, DIAM, Dunkel leuchtendes Rubinrot.<br />
In der Nase nach Pflaume, Blutorange<br />
und feiner Würze. Am Gaumen straff, mit<br />
kernigem Tannin und frischer Säure, im<br />
Finale mit klarer Frucht.<br />
barberaseicastelli.it, ca. CHF 15,–<br />
Akkurat bestellte Weinberge soweit<br />
das Auge reicht – dazwischen immer<br />
wieder malerische Orte. Das<br />
kennzeichnet das Monferrato.<br />
•<br />
BIO 2022 Momprione Barbera d'Asti<br />
Superiore DOCG<br />
Cascina Vèngore, Cisterna d’Asti<br />
14,5 Vol.-%, NK, Strahlendes Rubinrot mit<br />
kirschroten Rändern. In der Nase zunächst<br />
etwas verhalten, öffnet sich auf Waldbeeren,<br />
Minzschokolade und roten Blüten. Am<br />
Gaumen mit satter, klarer Frucht und lebendiger<br />
Saftigkeit, zeigt im hinteren Verlauf<br />
griffiges Tannin und zeigt sich im Finale<br />
leider mit dezenter Nachtrocknung.<br />
Braucht noch etwas Zeit, aktuell mit deutlichem<br />
Holzüberhang.<br />
cascinavengore.it, ca. CHF 15,–<br />
•<br />
2020 Giorgio Tenaglia Barbera d'Asti<br />
DOCG<br />
Tenuta Tenaglia, Serralunga di Crea<br />
14,5 Vol.-%, NK, Rubinrot mit granatroten<br />
Rändern. Einladender Duft in der Nase,<br />
herzhaft, nach getrockneten Orangenzesten<br />
und Feigen, Kokos, im Nachhall auch<br />
etwas Kerzenwachs. Am Gaumen straff,<br />
mit deutlichem Holzeinsatz und festem<br />
Druck,. tenutatenaglia.it,<br />
ca. CHF 22,–<br />
•<br />
2021 La Marescialla Barbera d'Asti<br />
Superiore DOCG<br />
Agostino Pavia & Figli<br />
Agliano Terme<br />
16 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />
glänzendem Kern. In der Nase mit feiner<br />
Würze, etwas hellem Malz, getrockneten<br />
Gojibeeren, Preiselbeeren, im Nachhall<br />
Dörrpflaumen und erdiger Touch. Am Gaumen<br />
mit viel Stoff und reichlich süsser und<br />
süsslicher Frucht, dazu griffiges Tannin,<br />
druckvoll, solide, alte Schule, die gefällt.<br />
agostinopavia.it, ca. CHF 30,–<br />
•<br />
2020 Zana Nizza Riserva DOCG<br />
Marenco, Strevi<br />
14,5 Vol.-%, NK, Dunkles Rubinrot mit<br />
kirschroten Rändern. Erinnert in der Nase<br />
an Amarenakirsche, Rumtopf und Bitterschokolade.<br />
Am Gaumen klar und präzise,<br />
deutlicher Holzeinsatz, welcher sich gut integriert,<br />
zeigt auch gewisse Spannung, anhaltend.<br />
marencovini.com, ca. CHF 31,–<br />
•<br />
2020 Nizza Riserva DOCG<br />
Amistà, Nizza Monferrato<br />
14 Vol.-%, NK, Tiefdunkles Rubin mit<br />
Violett. Sehr duftend in der Nase nach<br />
saftigen Amarenakirschen, Waldfrüchten,<br />
Minze, Salbei und Edelholz. Am Gaumen<br />
kompakt, geschliffen, aber dann mit<br />
deutlichem Holzeinsatz, der im Finale<br />
deutlich überhängt.<br />
amistapiedmontwine.com, ca. CHF 50,–<br />
90 Punkte<br />
•<br />
2016 Adornes Barbera d’Asti<br />
Superiore Superiore DOCG<br />
Castello di Gabiano,<br />
Gabiano Monferrato<br />
15 Vol.-%, NK, Tiefdunkles Rubinrot. In der<br />
Nase nach altem Holz, Honig, Gerstenmalz,<br />
sehr reifen Zwetschgen, Milchschokolade.<br />
Am Gaumen satt, reichhaltig und stoffig,<br />
auf satter Kirschfrucht, im hinteren Bereich<br />
steinige und erdige Noten, überlappendes,<br />
leider trocknendes Holz.<br />
castellodigabiano.com, ca. CHF 30,–<br />
•<br />
2018 Bricco Roche Nizza Riserva<br />
DOCG, Tenuta il Falchetto,<br />
Santo Stefano Belbo<br />
15,5 Vol.-%, NK, Dunkel leuchtendes Rubinrot<br />
mit aufhellenden Rändern. Oxidativer<br />
Ausdruck in der Nase, erinnert an getrocknete<br />
Veilchen und Beeren, etwas heller Tabak<br />
und Minze. Am Gaumen reif und fruchtsüss,<br />
zeigt feinmaschiges Tannin und guten<br />
Schmelz, vermisst etwas an Spannung,<br />
im anhaltenden Finale vom Holzeinsatz dominiert.<br />
ilfalchetto.com, ca. CHF 36,–<br />
•<br />
2019 Mysterium Barbera<br />
d’Asti Superiore DOCG<br />
Tenuta Montemagno, Montemagno<br />
15 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />
funkelndem Kern. In der Nase zunächst<br />
leicht alkoholisch, dann nach reifer Kirschund<br />
Preiselbeerfrucht, Minze, Unterholz,<br />
Kerzenwachs. Am Gaumen mit eisenhaltiger<br />
Frucht, gewisser Saftigkeit, packt im<br />
Finale noch mal ordentlich zu und bleibt<br />
leicht zehrend zurück.<br />
tmwines.it, ca. CHF 22,–<br />
•<br />
2021 San Zeno Nizza DOCG<br />
Bianco Angelo, Agliano<br />
15,5 Vol.-%, NK, Dunkles Kirschrot mit dichtem<br />
Kern. In der Nase nach Rumtopf und<br />
Tintenfass, erinnert auch an Brombeermarmelade.<br />
Am Gaumen herzhaft, nach<br />
getrockneten Waldbeeren, Vanille, mit griffigem<br />
Tannin, im Nachhall etwas spröde.<br />
biancoangelo.it, ca. CHF 28,–<br />
•<br />
2019 Barbera d'Asti Superiore DOCG<br />
Gozzelino Sergio, Costigliole d'Asti<br />
14,5 Vol.-%, DIAM, Rubinrot mit leuchtendem<br />
Kern. In der Nase nach Käserinde,<br />
Hefe, etwas Waldfrucht und<br />
Unterholz, nicht ganz präzise.<br />
Am Gaumen reichhaltig,<br />
stoffig, mit leicht alkoholischem<br />
Unterton,<br />
im Finale griffig-steinig.<br />
gozzelinovini.com,<br />
ca. CHF 20,–<br />
•<br />
BIO 2021 Gustin Barbera d'Asti<br />
Superiore DOCG, Rovero, Asti<br />
14,5 Vol.-%, DIAM, Dunkel leuchtendes,<br />
sattes Rubinrot. In der Nase von mittlerem<br />
Ausdruck, Kirschfrucht, Butterscotch, im<br />
Nachhall nach Edelholz und Erdbeermarmelade.<br />
Am Gaumen von griffigem Tannin<br />
geprägt, erdig, weitmaschig, endet auf eisenhaltigen<br />
Tönen und zieht sich im Finale<br />
eng zusammen. Braucht Lagerung.<br />
rovero.it, ca. CHF 22,–<br />
•<br />
2020 Le Nicchie Nizza DOCG<br />
La Gironda, Nizza Monferrato<br />
15,5 Vol.-%, NK, Dunkles Rubinrot mit purpurroten<br />
Rändern. Einladender Duft nach<br />
Veilchen, Heidelbeere und gerösteten Kaffeebohnen.<br />
Saftiger Gaumeneintritt, viel<br />
dunkle Frucht, zeigt dann griffiges Tannin<br />
und vermisst in Finale etwas an Sprint.<br />
lagironda.com, ca. CHF 28,–<br />
•<br />
2021 Costamiòle Nizza Riserva<br />
DOCG, Prunotto, Alba<br />
14,5 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />
aufhellendem Kern. In der Nase etwas<br />
Fumé, Popcorn, dazu reife Kirschfrucht, Unterholz,<br />
Schwarze Johannisbeeren. Am<br />
Gaumen mit deutlichem Holzeinsatz, reif,<br />
wirkt insgesamt etwas gesetzt.<br />
prunotto.it, ca. CHF 35,–<br />
Alle Verkostungsnotizen<br />
online unter<br />
go.falstaff.com/barbera-trophy-24<br />
<<br />
Fotos: Shutterstock<br />
196 falstaff sep <strong>2024</strong>
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DATUM:<br />
Mittwoch, 2. Oktober <strong>2024</strong><br />
Fachbesucher:<br />
ab 15 Uhr<br />
Privatbesucher:<br />
16.30–20 Uhr<br />
LOCATION:<br />
Ameron Bellerive au Lac<br />
Utoquai 47, 8008 Zürich<br />
TICKETS:<br />
Vorverkauf Standardticket:<br />
CHF 59.–<br />
Tageskasse Standardticket:<br />
CHF 89.– (nur am<br />
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nur vorab per Kreditkarte)<br />
INFO<br />
Vorverkauf: für<br />
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Fotos: beigestellt<br />
200 falstaff sep <strong>2024</strong>
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Weine aufgepasst: Othmar<br />
Kiem, <strong>Falstaff</strong>-Chefredaktor<br />
Italien, und Tenuta-Sette-Ponti-Eigentümer<br />
Alberto Moretti Cuseri<br />
führen im «Zunfthaus» in Zürich<br />
am 16. Oktober durch ein Tasting<br />
mit acht Jahrgängen Oreno des<br />
renommierten italienischen Weinguts.<br />
Im Anschluss an die Verkostung<br />
wartet ein viergängiges Menu<br />
auf die Gäste. Dazu gibt es Weine<br />
der Tenuta Sette Ponti und von<br />
Feudo Maccari.<br />
Das Aushängeschild<br />
der Tenuta<br />
Sette Ponti ist der<br />
Oreno, eine tiefgründige<br />
Cuvée aus<br />
Merlot, Cabernet<br />
Sauvignon und<br />
Petit Verdot.<br />
WANN: Mittwoch, 16. Oktober<br />
18 Uhr Vertikale<br />
19.30 Uhr – Vier-Gänge-Menu<br />
inkl. Weinbegleitung<br />
WO: «Zunfthaus»<br />
Münsterhof 8, 8001 Zürich<br />
TICKETS: Normalpreis:<br />
CHF 229.–/Gourmetclub und<br />
Abonnenten CHF 199.– (Ihren<br />
persönlichen Rabattcode<br />
erhalten Sie unter<br />
events.ch@falstaff.com)<br />
Die Tenuta di Biserno liegt in Bibbona, nördlich von Bolgheri.<br />
... mit<br />
TENUTA di<br />
BISERNO<br />
WANN: Donnerstag,<br />
10. Oktober<br />
17 Uhr Masterclass<br />
19 Uhr Vier-Gänge-Menu inkl.<br />
Weinbegleitung<br />
WO: «Restaurant<br />
Sonnenberg», Hitzigweg 15,<br />
8032 Zürich<br />
TICKETS: Normalpreis:<br />
CHF 295.–/Gourmetclub und<br />
Abonnenten: CHF 265.– (Ihren<br />
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VIER-GÄNGE-MENU MIT<br />
TOPWEINEN AUS DER<br />
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Gemeinsam mit der Tenuta<br />
di Biserno lädt <strong>Falstaff</strong><br />
am 10. Oktober zum<br />
exklusiven Wine & Dine im<br />
«Restaurant Sonnenberg». Im<br />
Rahmen einer Masterclass wird<br />
Othmar Kiem vier Jahrgänge des<br />
Pino di Biserno sowie vier Jahrgänge<br />
des Topweins Biserno präsentieren.<br />
Zum anschliessenden<br />
Vier-Gänge-Menu werden die aktuellen<br />
Jahrgänge von Occhione<br />
Vermentino, Rissoa Rosé,<br />
Insoglio del Cinghiale, Pino di<br />
Biserno und Biserno serviert.<br />
sep <strong>2024</strong><br />
falstaff<br />
201
epilog / NACHGEFRAGT<br />
SAGEN SIE EINMAL,<br />
OLIVER SCHULZ<br />
OLIVER<br />
SCHULZ<br />
ist Indologe, Tibetologe und Soziologe<br />
und arbeitet als Sachbuchautor<br />
und Journalist. Indien bereiste er<br />
ein Dutzend Mal – etwa in einem dreimonatigen<br />
Fussmarsch auf dem 78. Längengrad<br />
von der Südspitze bis in den Himalaya.<br />
Im Vorjahr ist sein Buch «Neue Weltmacht<br />
Indien – Geostratege, Wirtschaftsriese,<br />
Wissenslabor»<br />
im Westend-Verlag erschienen.<br />
WO IST INDIENS PLATZ<br />
AUF DER WELTBÜHNE?<br />
INTERVIEW CHRISTOPH SCHWARZ<br />
FALSTAFF Indien ist, so formulieren Sie es in Ihrem Buch, ein Land der Widersprüche zwischen «Prunk und Slums» und<br />
«Yoga und Hightech». Lässt sich die «Essenz» des Landes dennoch in ein paar Sätze fassen? Was hält es zusammen?<br />
OLIVER SCHULZ Die Widersprüche sind zum grossen Teil das, was Indien ausmacht – und sie haben viel mit dem Westen zu tun. In<br />
Indien hat es homogenisierende Entwicklungen wie ein Entstehen des Bürgertums nie wirklich gegeben. Im Gegenteil: Reichtum und<br />
Armut sind auch Resultat der britischen Kolonialisierung. Die Briten haben die indischen Fürstentümer instrumentalisiert und mit<br />
Rechten und Tributpflichten gegeneinander ausgespielt, um die Macht zu wahren. Indiens Weg in die Moderne hat sich übrigens auch<br />
immer am Westen bedient. Staatsgründer Jawaharlal Nehru und auch Gandhi waren westlich orientiert und im Westen ausgebildet,<br />
auch wenn Letzterer die originären indischen Ideen gesucht hat, um sie zu einer eigenen Identität zu stricken. Verstehen können wir<br />
Indien wohl nur als einen komplexen Staat, der von Kolonialismus und westlichem Einfluss geprägt wurde.<br />
Indien hat China in der Bevölkerungszahl überholt, es ist jung, dynamisch. Welche Rolle kann es auf der Weltbühne spielen?<br />
Entwicklungsmässig liegt Indien weit hinter China zurück. Die Armut ist gewaltig, allein das Bestehen einer nennenswerten<br />
Mittelschicht wird von manchen Soziologen in Frage gestellt. Die bürokratischen Hürden sind hoch, die rechtlichen<br />
Bestimmungen für Investoren sind von Protektionismus geprägt. Natürlich ist Indien an den Westen herangerückt,<br />
auch mit dem Krieg gegen den Terror. Aber das Land bezieht zugleich immer noch den grössten Teil seiner Waffen<br />
aus Russland, dem langjährigen strategischen Partner. Ein bedingungsloser Partner ist Indien für den Westen<br />
nicht. Delhi wird immer seine eigenen Interessen verfolgen.<br />
Offiziell ist das Kastenwesen abgeschafft, in der Realität nicht.<br />
Es gibt bis heute Konflikte zwischen Gemeinschaften, die sich darauf berufen. Kastenlose arbeiten<br />
in «dreckigen» Berufen, etwa als Latrinenputzer, sie sind Opfer von Misshandlung und Vergewaltigungen.<br />
Die aktuelle hindunationalistische Bewegung bemüht sich zwar<br />
einerseits, diese Vergehen hart zu bestrafen, andererseits ist ihr religiöser<br />
Ansatz nicht dazu angetan, die Basis für die religiös bedingte<br />
soziale Ungleichheit zu entfernen.<br />
Fotos: privat, Henk Bogaard / Shutterstock.com, Catalin Lazar / Shutterstock.com, CarGe / Shutterstock.com<br />
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