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Falstaff Magazin Schweiz Nr. 7/2024

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GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />

/ sep <strong>2024</strong><br />

PIWIS<br />

SORTEN FÜR<br />

DIE ZUKUNFT<br />

KAFFEE<br />

DIE VIERTE<br />

WELLE<br />

THERMEN<br />

ZEIT FÜR<br />

WELLNESS<br />

Indien<br />

07<br />

LAND DER FARBEN, GEWÜRZE UND MYSTIK<br />

SCHWEIZ-AUSGABE 07/<strong>2024</strong><br />

CHF 14.–<br />

WWW.FALSTAFF.COM<br />

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07


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HERAUSGEBERBRIEF<br />

FARBENPRÄCHTIG<br />

LIEBE FEINSCHMECKERINNEN,<br />

LIEBE FEINSCHMECKER!<br />

Exakt 3214 Kilometer liegen zwischen dem südlichsten<br />

Punkt des indischen Subkontinents und<br />

der nördlichen Staatsgrenze nahe des Himalaya.<br />

Auch in seiner West-Ost-Ausdehnung umfasst das Land<br />

fast 3000 Kilometer. Unglaubliche Dimensionen, die<br />

jeweils rund drei Mal der Distanz zwischen der <strong>Schweiz</strong><br />

und Kopenhagen entsprechen.<br />

Klar, dass sich das Land, das seit Kurzem das bevölkerungsreichste<br />

der Welt ist, auch kulinarisch vor allem über<br />

seine Vielfalt verstehen lässt. Der jahrtausendealte Kulturraum,<br />

unter anderem Heimat des Ayurveda, ist geprägt<br />

von Religionen, Spiritualität und Tradition – und von seinem<br />

unglaublichen landschaftlichen Reichtum, der ihm<br />

einst zum Verhängnis wurde. Er weckte die Begehrlichkeiten<br />

der europäischen Kolonialherren. Ihr (schweres) Erbe<br />

ist bis heute spürbar, immer wieder schimmert es hervor.<br />

In dieser Ausgabe nehmen wir Sie mit auf eine genussvolle<br />

Reise durch das farbenprächtige Indien – und haben<br />

alle Anstrengungen unternommen, es Ihnen in all seinen<br />

Schattierungen zu präsentieren: von einer Rundreise durch<br />

Rajasthan über die aufstrebende Winzerszene bis zu den<br />

Einflüssen, die heute aus Europa nicht wegzudenken sind.<br />

Im Weinteil widmen wir uns zudem den robusten Piwi-<br />

Sorten, die den Weinbau nachhaltiger gestalten, und der<br />

Region Neuenburg, die für ihre ausgezeichneten Pinot-<br />

Noir-Gewächse bekannt ist. Im Reiseteil geht es für ein<br />

Long Weekend nach London, wo wir – und damit<br />

schliesst sich der Kreis – einige der besten indischen<br />

Lokale der Welt besuchen.<br />

Viel Spass und Genuss mit dem neuen <strong>Falstaff</strong>!<br />

WOLFGANG ROSAM<br />

Chefredaktor und Herausgeber<br />

<strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

ALOYS HIRZEL<br />

Verwaltungsratvorsitzender und<br />

Herausgeber <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

DOMINIK VOMBACH<br />

und BENJAMIN HERZOG<br />

Chefredaktion <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Le vin,<br />

temps<br />

du plaisir<br />

Fotos: Stefan Gergely, Andrea Ebener<br />

WOLFGANG M. ROSAM<br />

wolfgang.rosam@falstaff.com<br />

@RosamWolfgang<br />

DOMINIK VOMBACH<br />

dominik.vombach@falstaff.com<br />

ALOYS HIRZEL<br />

aloys.hirzel@falstaff.com<br />

BENJAMIN HERZOG<br />

benjamin.herzog@falstaff.com<br />

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1098 Epesses<br />

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sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

7


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07<br />

07<br />

SEPTEMBER<br />

18<br />

Ein Kosmos voller Aromen: Indien ist<br />

geprägt von einer kulinarischen<br />

Vielfalt, die sonst kaum ein Land<br />

bieten kann. Wir nehmen Sie mit<br />

auf eine genussvolle Reise zu den<br />

schönsten Plätzen, stellen Rezepte<br />

für ein authentisches indisches<br />

Festmahl vor und liefern spannende<br />

Fakten zum bunten Subkontinent.<br />

/ sep <strong>2024</strong><br />

PIWIS<br />

SORTEN FÜR<br />

DIE ZUKUNFT<br />

GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />

KAFFEE<br />

DIE VIERTE<br />

WELLE<br />

THERMEN<br />

ZEIT FÜR<br />

WELLNESS<br />

COVER<br />

FOTO: GETTY IMAGES<br />

Indien<br />

LAND DER FARBEN, GEWÜRZE UND MYSTIK<br />

50<br />

Der Alleskönner:<br />

Reis ist mehr als<br />

nur ein Lebensmittel.<br />

68<br />

Rajasthan: Das «goldene Dreieck» Indiens<br />

ist optisch wie kulinarisch eindrucksvoll.<br />

COVER: INDIEN<br />

18 EIN KOSMOS VOLLER AROMEN<br />

Die unermessliche Vielfalt der<br />

indischen Kulinarik<br />

26 REICHE GESCHICHTE<br />

Spannende Fakten zum Subkontinent<br />

28 BEGINN EINER LANGEN REISE<br />

Weinbau hat in Indien noch Seltenheitswert,<br />

birgt aber grosses Potenzial<br />

38 WO DER PFEFFER WÄCHST<br />

Die Welt der indischen Gewürze<br />

42 REZEPTE: TASTE OF INDIA<br />

Samosas, Daal und Lammragout:<br />

Rezepte für ein echtes Festmahl<br />

50 DAS ALLESKÖNNER-KORN<br />

Reis ist Grundnahrungs mittel,<br />

Glücksbringer und Opfergabe zugleich<br />

56 SERIE: AVANTGARDE DER<br />

KULINARIK<br />

Asma Khan: die Unbeugsame<br />

62 SERIE: CORTIS KÜCHENZETTEL<br />

Das Imperium schlägt zurück – mit<br />

Chicken Tikka Masala<br />

64 SERIE: KÄSE<br />

Paneer macht nicht nur im Curry<br />

eine gute Figur<br />

68 BETÖRENDES RAJASTAN<br />

Delhi, Agra, Jaipur: eine Reise durch<br />

das «Goldene Dreieck»<br />

7 HERAUSGEBERBRIEF<br />

191 IMPRESSUM<br />

202 SAGEN SIE EINMAL …<br />

28<br />

Weinbau ist in<br />

Indien – noch – eine<br />

Randerscheinung.<br />

SCHWEIZ-AUSGABE 07/<strong>2024</strong><br />

CHF 14.–<br />

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Fotos: Debdatta Chakraborty / Pink Lady® Food Photographer of the Year, aboodi vesakaran / sylwia bartyzel / unsplash, beigestellt<br />

8 falstaff sep <strong>2024</strong>


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SEPTEMBER<br />

80<br />

Senkrechtstarter:<br />

In den letzten zwei<br />

Jahrzehnten hat sich in der<br />

Region Neuenburg viel getan.<br />

124<br />

Fünf Cocktails,<br />

in denen Gin auch<br />

ohne Tonic glänzt.<br />

WEIN & MEHR<br />

78 WEIN-NOTIZEN<br />

Die Chefredaktoren Benjamin Herzog<br />

und Dominik Vombach präsentieren<br />

das Neueste aus der Weinwelt<br />

80 LIEBER SPÄT ALS NIE<br />

Neuenburg: Pinot-Paradies mit<br />

einzigartigem Terroir<br />

90 NEUE SORTEN, NEUES GLÜCK<br />

Piwis auf dem Vormarsch<br />

102 TRAMINER<br />

Stammvater aus heidnischer Zeit<br />

112 GENUSSVOLLES APULIEN<br />

Eine Weinreise zum «Stiefel absatz»<br />

Italiens<br />

122 SPIRITS-NOTIZEN<br />

Alexander Thürer mit News aus der<br />

Welt der Spirituosen<br />

124 GIN KANN SO VIEL MEHR<br />

Kreative Alternativen zum Klassiker<br />

mit Tonic<br />

GOURMET<br />

132 GOURMET-NOTIZEN<br />

Die Chefredaktoren Benjamin Herzog<br />

und Dominik Vombach mit<br />

kulinarischen News<br />

134 DIE VIERTE KAFFEEWELLE<br />

Die neusten Trends in der<br />

Kaffeetasse<br />

142 SERIE: GENUSS UND<br />

GUTES GEWISSEN<br />

Froschschenkel: quakendes Unrecht<br />

147 SIXPACK<br />

Sechs Restaurants im Test<br />

REISE<br />

152 TRAVEL-NOTIZEN<br />

Reise-Highlights der<br />

Chefredaktion<br />

154 RAHMEN FÜR RUHE<br />

Die schönsten Spa-Hotels zum<br />

Relaxen und Geniessen<br />

168 LONG WEEKEND<br />

«Very indish!»: London<br />

einmal anders<br />

JOURNAL<br />

130 UHREN<br />

176 AUTOS<br />

200 EVENTS<br />

TASTING<br />

178 PIWI TROPHY<br />

184 KÜSTE TOSKANA<br />

192 BARBERA TROPHY<br />

DIE NÄCHSTE FALSTAFF-AUSGABE ERSCHEINT AM 11. OKTOBER <strong>2024</strong><br />

134<br />

«Third Wave Coffee» war<br />

gestern: Die vierte Kaffeewelle<br />

ist im Anrollen.<br />

168<br />

Von der Brick Lane bis «Little India»: ein<br />

Streifzug durch das indische London.<br />

Fotos: Shutterstock, mauritius images / Axiom Photographic / Dosfotos, beigestellt<br />

10 falstaff sep <strong>2024</strong>


Napali<br />

Headquarter: Alexander - Bretz - Straße 2 D-55457 Gensingen<br />

Tel. 0049-6727-895-0 info@bretz.de bretz.de


indien / INTRO<br />

Foto: Getty Images<br />

12 falstaff sep <strong>2024</strong>


SPIRITUALITÄT …<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

13


indien / INTRO<br />

… TRADITION …<br />

Foto: monthaye/unsplash<br />

14 falstaff sep <strong>2024</strong>


sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

15


indien / INTRO<br />

Foto: Shutterstock<br />

16<br />

falstaff<br />

sep <strong>2024</strong>


… AROMEN<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

17


indien / KULINARISCHE VIELFALT<br />

EIN WAHRER<br />

KOSMOS DER<br />

KULINARIK<br />

Der indische Subkontinent ist geprägt von fast unermesslicher<br />

kulinarischer Vielfalt. Dafür sorgen unterschiedliche<br />

Klimazonen, Böden, Religionen und Traditionen. Und nicht<br />

zuletzt die Einflüsse europäischer Fremdherrschaft. Während<br />

die dominante nordindische Kulinarik den Sprung nach<br />

Europa schaffte, entstand – auch innerhalb der gehobenen<br />

Gastroszene Indiens – erst in den vergangenen Jahren ein<br />

Bewusstsein für die vielen regionalen Spezialitäten.<br />

TEXT POOJA BHULA UND FEE LOUISE SCHWARZ<br />

Der Tikka-Spiess ist eines der<br />

vielleicht ältesten indischen Gerichte:<br />

Er war in seiner Urform schon den<br />

bronzezeitlichen Kulturen auf dem<br />

Kontinent bekannt.<br />

Foto: Debdatta Chakraborty / Pink Lady® Food Photographer of the Year<br />

18 falstaff sep <strong>2024</strong>


sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

19


indien / KULINARISCHE VIELFALT<br />

Gemüse in allen Farben und Formen<br />

ist die Basis der indischen Küche(n):<br />

Die vielfältigen Böden und Klimazonen<br />

erlauben es, fast alles anzubauen.<br />

Essen ist Leben in Delhi. «Das<br />

klingt fast philosophisch. Und<br />

ein bisschen ist es das auch.<br />

«Wir leben, um zu essen», sagt<br />

Pahuni Jain, während ihre<br />

Mutter den Esstisch in ihrem Apartment im<br />

Vorort Gurugram unter zahllosen Schüsseln<br />

verschwinden lässt. Zum Aperitif gibt es<br />

eine Platte mit frischen Früchten – Ana nas,<br />

bestreut mit Masala, Trauben, verschiedene<br />

Melonen, Beeren und Nüsse – gefolgt von<br />

dampfend heissen Blumenkohl-Pakoras.<br />

Ein ungeübter Magen gibt an dieser Stelle<br />

eventuell schon auf, aber in Indien gilt es<br />

als Affront, angebotenes Essen abzulehnen.<br />

Also geht es weiter mit Hauptspeisen.<br />

Dampfende Schüsseln mit Linsen-Daal<br />

und Reis, in dem sich kleine grüne<br />

Erbsen verstecken, Aloo Chaat –<br />

Kartoffeln mit süss-scharfem<br />

Chutney und Koriander – sowie<br />

ein Korb mit buttrigem Naan, der<br />

sich auf fast magische Weise immer<br />

wieder füllt, sobald das letzte<br />

Stück verschwindet. Auf das Dessert<br />

ist Pahunis Mutter besonders<br />

stolz. Sie hat Jalebis gemacht – die<br />

wohl beliebteste Süssspeise der nordwestindischen<br />

Küche. Es handelt sich um frittierte<br />

Weizenmehlkringel mit Safran, die grosszügig<br />

(!) in Zuckerwasser getränkt werden.<br />

Alles auf dem Tisch soll weg und wird<br />

aufgegessen. Was übrig bleibt, bekommen<br />

Bedürftige, denn was ebenfalls als Affront<br />

gilt, ist, Essen vom Vortag wieder aufzuwärmen<br />

– es wird stets frisch gekocht, mit<br />

der ganzen verfügbaren Bandbreite herrlicher<br />

Zutaten.<br />

Die Küche Delhis gilt dabei als «Melting<br />

Pot» Nordindiens. Viele verschiedene Einflüsse<br />

kristallisieren sich hier zu dem Part,<br />

um den tatsächlich das ganze Leben herum<br />

organisiert zu sein scheint. Der Stellenwert<br />

des Kochens und des gemeinsamen Essens<br />

bildet die Grundlage des sozialen Lebens<br />

inner- und ausserhalb der festen familiären<br />

Strukturen. Eine eigene Sprache.<br />

Fährt man nur ein paar Stunden Richtung<br />

Süden in die Stadt Jaipur, ist man sofort<br />

in einer anderen Welt. Nicht nur architektonisch<br />

und wetterbedingt (vom dichten<br />

Delhi-Smog ist hier nichts zu bemerken),<br />

nein, die «pinke Stadt», die als eines der<br />

Juwelen im «Goldenen Dreieck» gilt, hat<br />

eine gänzlich andere Kulinarik. Hier<br />

haben zwar auch die vegetarischen<br />

Daals ihren grossen Auftritt, im<br />

Fokus steht aber eher auch eine Art<br />

Barbecue (oft mit Lamm), obwohl<br />

Rajasthan den grössten Anteil<br />

vegetarischer Personen in ganz<br />

Indien aufweist. Jeder Haushalt,<br />

so heisst es, soll hier über seinen<br />

eigenen Grill verfügen. Besonders<br />

beliebt ist wohl das beispielhafteste<br />

Fotos: Shutteratock, dibakar roy / unsplash, Mazur Travel / Shutterstock<br />

20 falstaff sep <strong>2024</strong>


Die Tradition gibt vor, was gegessen wird:<br />

Viele Inder sind Vegetarier – nicht zuletzt,<br />

weil Religionen wie der Buddhismus<br />

Gewaltlosigkeit predigen.<br />

Gericht der rajasthanischen Küche, Laapsi,<br />

eine Art Pudding, der aus in Ghee gekochtem<br />

Getreidemehl zusammen mit Milch,<br />

Trockenfrüchten und Zucker zubereitet wird<br />

und in endlosen Varianten quer durch den<br />

Bundesstaat existiert.<br />

In Agra wiederum, der dritten goldenen<br />

Ecke, ist der Einfluss der Mughlai-Küche<br />

besonders gross. Starke persische Einflüsse,<br />

die von den Herrschern herrühren, die nicht<br />

nur Qutub Minar in Delhi erbaut haben,<br />

sondern auch das Taj Mahal. Hier finden<br />

sich neben Shawarmas und Bakarkhanis<br />

auch viele Varianten von Kebab mit indischer<br />

Gewürzpalette.<br />

Schon an dieser Stelle zeigt sich: Die Essenz<br />

der indischen Küche zu erfassen, ist ein<br />

schier unmögliches Unterfangen. Der Subkontinent<br />

ist riesig und ebenso vielfältig. Er<br />

umfasst Wüste und fruchtbare Böden, den<br />

Himalaya und tropische Tiefebenen, Flüsse,<br />

grosse Städte und Dörfer ohne Zahl. All<br />

das – und die komplexe Geschichte Indiens,<br />

die nicht zuletzt von 800 Jahren fremder<br />

DIE INDISCHE<br />

KULINARIK IST VON<br />

DER GRÖSSE UND<br />

VIELFALT DES<br />

LANDES GEPRÄGT.<br />

UND VON SEINER<br />

GESCHICHTE.<br />

Farbenpracht auf den Märkten<br />

Goas: Die Stadt an der Westküste,<br />

die einst von den Portugiesen<br />

besiedelt wurde, gilt als einer der<br />

kulinarischer Hotspots des Landes.<br />

Herrschaft und den Machtfantasien der<br />

Kolonialherren mitgeprägt ist – bilden den<br />

Schlüssel dafür, was die indische Küche so<br />

vielfältig macht.<br />

BODEN FÜR BEGEHRLICHKEITEN<br />

Nicht zuletzt hat es seine Vielfalt für fremde<br />

Interessen erst spannend gemacht: Aufgrund<br />

seiner Böden, Schwemmland, Laterit-, Waldoder<br />

Gebirgsböden, trockene, salzige und<br />

alkalische Böden und sogar Torfböden, war<br />

Indien schon immer ein Ort, an den man<br />

fast jedes Produkt bringen und es dort anbauen<br />

konnte. Der Tee, dessen Kultivierung<br />

die Briten hier im 19. Jahrhundert vorantrieben,<br />

ist vielleicht das beste, aber nur eines<br />

von zahlreichen Beispielen.<br />

Rinder, Ziegen, Schafe, Büffel, Schweine<br />

– schon die frühen Inder hatten sie alle. Knochen<br />

von Wildschweinen, Hirschen, fischfressenden<br />

Krokodilen, den Gharials, und<br />

Überreste von Fischen und Geflügel wurden<br />

ebenfalls an den Harappa-Stätten gefunden,<br />

die zur bronzezeitlichen Indus-Tal-Zivilisation<br />

gehören. Sie grillten ihr Fleisch im<br />

Ganzen auf offenem Feuer oder auf Spiessen<br />

in mundgerechte Stücke geschnitten. Wer<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

21


indien / KULINARISCHE VIELFALT<br />

<<br />

an die heutigen Tikkas, die indischen<br />

Fleischspiesse denkt, liegt nicht falsch.<br />

Auch der Reis hat einen frühen Auftritt:<br />

In der frühen vedischen Zeit (von 2500 bis<br />

1500 v. Chr.) war die Gerste am beliebtesten,<br />

später dann der Reis, der sogar in<br />

heiligen Schriften vorkommt, berichtet die<br />

indische Lebensmittelhistorikerin Mohsina<br />

Mukkadam. Rund um 600 v. Chr. begann<br />

die Kodifizierung von Nahrungsmitteln für<br />

medizinische Zwecke. Eines der Konzepte,<br />

das heute noch spirituelle Praktiken prägt,<br />

ist die Einteilung der Nahrungsmittel nach<br />

ihrer Wirkung auf den Körper in sattvische<br />

(positiv und harmonisch wirkende), rajasische<br />

(Leidenschaft und Aggression fördernde)<br />

und tamasische (Trägheit und Unwissenheit<br />

erzeugende) Bestandteile. Das Ayurveda,<br />

das seine ersten Konzepte bereits im Jahr<br />

2000 v. Chr. darlegte, ist nach wie vor als<br />

alternative Medizin beliebt.<br />

Auch die Religion spielt ihre Rolle in der<br />

Ernährung: Der Hinduismus hat mit seiner<br />

Vielzahl von Traditionen und Praktiken ein<br />

FRÜCHTE,<br />

GEWÜRZE, BIER<br />

UND TEE: DIE<br />

KOLONIALHERREN<br />

PRÄGTEN INDIENS<br />

KULINARIK<br />

NACHHALTIG.<br />

pluralistisches Fundament gelegt. Heute<br />

beherbergt Indien sieben weitere grosse<br />

Religionen – Islam, Christentum, Judentum,<br />

Buddhismus, Jainismus, Sikhismus und<br />

Zoroastrismus – und seine Gemeinschaften<br />

haben sowohl ihre einzigartige Identität<br />

bewahrt als auch sich gegenseitig beeinflusst.<br />

Ein gutes Beispiel dafür ist, wie sich<br />

der Vegetarismus ausbreitet und praktiziert<br />

wird, nachdem sich Buddhismus und Jainismus<br />

im 5. und 6. Jahrhundert etablierten.<br />

Beide Religionen predigten die Gewaltlosigkeit:<br />

«Buddha wies seine Mönche an,<br />

nicht zu töten. Aber wenn dir jemand ein Almosen<br />

in Form von Fleisch gibt, sollst du es<br />

nicht verweigern, da du die Nahrung nicht<br />

missachten kannst», sagt Lebensmittelhistorikerin<br />

Mukadam. Der Jainismus ging noch<br />

einen Schritt weiter und schloss auch Gemüse<br />

aus, das unter der Erde angebaut wurde,<br />

um kleine Insekten und Mikroorganismen<br />

nicht zu verletzen. Als viele zum Jainismus<br />

und Buddhismus konvertierten, «begann<br />

auch im Hinduismus eine grosse Diskus-<br />

Fischer gehen frühmorgens an die<br />

Arbeit. Während der Monsunzeit<br />

jedoch verzichten viele Inder auf<br />

Fisch, um die Bestände zu schützen.<br />

Fotos: Chirag Patnaik, beigestellt, Sanghamitra Sarkar / Pink Lady Food Photographer of the Year<br />

22 falstaff sep <strong>2024</strong>


WEITERE TASTING<br />

INFOS<br />

WEITERE NOCH BEWERTUNGEN MEHR<br />

UND TOP-ADRESSEN<br />

BESCHREIBUNGEN<br />

FINDEN SIE AB<br />

AB SEITE 76. 148.<br />

INDISCHE SPITZENKULINARIK<br />

MASQUE<br />

Das Team des «Masque» reist von den Wäldern<br />

Kaschmirs bis zu den Küsten von Goa, um lokale<br />

Zutaten aus dem ganzen Land nach Mumbai zu<br />

bringen. Fine Dining, bei dem moderne indische<br />

Küche auf internationale Einflüsse trifft.<br />

Unit G3, Laxmi Woollen Mills, Shakti Mills Lane, off<br />

Dr. E. Moses Road, Mahalaxmi, Mumbai 400011<br />

T: +91 98190 69222, masquerestaurant.com<br />

zwanglos, aber kultig. Hier gibt es die weltbesten<br />

Dosas – traditionelle südindische Teigfladen.<br />

17/1, 3rd Cross, H. Siddaiah Road,<br />

Bengaluru 560027<br />

T: +91 98868 41474, mavallitiffinrooms.com<br />

Mais-Tartelettes mit Hummer: Das<br />

«Masque» bringt Aromen aus dem ganzen<br />

Land nach Mumbai.<br />

sion über die Vorzüge des Vegetarismus».<br />

So verzichten auch Hindus während der<br />

Monsunzeit (meist von Juni bis September),<br />

in der die Fische trächtig sind, auf Fisch und<br />

Fleisch. Eine höchst sinnvolle Massnahme<br />

also, um dem Fischsterben entgegenzuwirken,<br />

religiös aufgeladen. Heute ist in keinem<br />

Land der Welt der Anteil der Vegetarier an<br />

der Gesamtbevölkerung so gross wie in<br />

Indien. Er liegt bei über 40 Prozent.<br />

KOLONIALE EINFLÜSSE<br />

Mit den muslimischen Eroberungen in Indien,<br />

insbesondere nach 1200 n. Chr., beginnt eine<br />

neue Reise. Die türkisch-afghanischen Herrscher<br />

führten Naan und Kofta (Fleischbällchen<br />

mit Sosse) ein, die in der nordindischen<br />

Küche eine wichtige Rolle spielen. Die Herrschaft<br />

der Moguln brachte auch eine synkretistische<br />

Küche hervor – eine Verschmelzung<br />

von indischen und persischen Kochstilen.<br />

Zur grössten Umwälzung kam es, als<br />

die fremden Kolonialherren aus Europa<br />

das Land eroberten. Die Portugiesen, die<br />

1498 den geschäftigen Hafen von Calicut<br />

erreichten, eroberten Goa und bauten entlang<br />

der gesamten Malabarküste Gewürze<br />

für den Handel an. Sie stellten nicht nur<br />

die Speisevorschriften der Hindus und<br />

Muslime infrage, sondern führten auch<br />

Gerichte mit Rind- und Schweinefleisch<br />

ein. Kartoffeln, Okra, Ananas, Papaya,<br />

Cashews, Erdnüsse und Mais standen<br />

plötzlich auf indischen Speisezetteln.<br />

Und, besonders wichtig: die Chili.<br />

Den bemerkenswertesten Einfluss<br />

übten sicher die Briten aus, die<br />

<<br />

BOMBAY CANTEEN<br />

Der Anspruch: die «unerzählte Geschichte» der<br />

indischen Küche mit einem spielerischen Zugang<br />

zu vermitteln. Saisonal wechselnde Menus, der<br />

südindische Klassiker «Eggs Kejriwal», Eier mit<br />

Käse und Chili, ist immer mit dabei.<br />

Unit-1, Process House, S.B. Road, Kamala Mills,<br />

Near Radio Mirchi Office Lower Parel, Mumbai,<br />

Maharashtra 400013, thebombaycanteen.com<br />

OLIVE BAR & KITCHEN<br />

Mittlerweile unterhält man Spitzenlokale in<br />

mehreren Städten, unter anderem in Mumbai<br />

und Goa. In der Filiale in Neu Delhi speisen die<br />

Gäste im Schatten eines riesen Banyanbaums,<br />

mediterran angehauchte Farm-to-Table-Menus.<br />

Küchenchef Dhruv Oberoi lernte in Spanien bei<br />

Ferran Adrià. Vielfach ausgezeichnet.<br />

One Style Mile, 6–8, Kalka Das Marg, Mehrauli,<br />

New Delhi, 110030<br />

T: +91 9810 235472, olivebarandkitchen.com<br />

MOHAN MAHAL<br />

Luxuriös und im traditionellen Rajasthani-Stil<br />

erbaut, bietet das Restaurant im Hotel «The<br />

Leela Palace» ein Erlebnis, das den Lebensstil<br />

der königlichen Familie in Rajasthan widerspiegelt.<br />

Klassiker der lokalen Küche, etwa das<br />

unverzichtbare Lammragout Laal Maas.<br />

Jaipur-Delhi Highway, NH 11, Kukas, Rajasthan<br />

302028, T: +91 124 4425444, theleela.com<br />

6 BALLYGUNGE PLACE<br />

In einem Herrenhaus wird hier die vielleicht beste<br />

bengalische Küche in ganz Kalkutta geboten:<br />

in Senfsauce gedünsteter Fisch im Bananenblatt,<br />

Garnelencurry und eine breite Auswahl an<br />

Geflügel- und Lammgerichten.<br />

6, Dr Amiya Bose Sarani Road, Ballygunge Place,<br />

Ballygunge, Kolkata, West Bengal, 700019<br />

T: +91 33 24603922, 6ballygungeplace.in<br />

MTR<br />

Das bekannteste Restaurant in der südindischen<br />

Stadt Bangalore ist das 1924 eröffnete «Mavalli<br />

Tiffin Room», besser<br />

bekannt unter der<br />

Abkürzung<br />

«MTR».<br />

Eher<br />

Mohan Mahal<br />

EDIBLE ARCHIVES<br />

Entstanden als Kunstprojekt auf der Kochi-<br />

Muziris-Biennale in Kerala, bei der 30 indische<br />

Reissorten präsentiert wurden, hat das «Edible<br />

Archives» in einer goanisch-portugiesischen<br />

Villa heute Kunststatus. Es bleibt philosophisch:<br />

Das Ziel ist, einen kollektiven sensorischen Katalog<br />

zu erstellen, der all den Menschen gehört,<br />

die an Anbau, Beschaffung, Zubereitung und<br />

Verzehr einer Mahlzeit beteiligt sind.<br />

Anjuna-Mapusa Road Anjuna, Goa, 403509<br />

T: +91 830 8830750, ediblearchives.com<br />

BOMRAS<br />

Ausgezeichnet als eines der besten Lokale Indiens.<br />

Teeblattsalat, die Fischsuppe Mohinga, der gebratene<br />

Reis mit geräuchertem Schweinefleisch und<br />

Entencurry mit Tamarinde zeugen auch von der burmesischen<br />

Herkunft von Küchenchef Bawmra Jap.<br />

247 Fort Aquada Road, Candolim, Goa 403509<br />

T: +91 9767591056, bomras.com<br />

FOR THE RECORD – VINYL BAR<br />

Hier gehen guter Klang und Geschmack Hand in<br />

Hand: Gründer Buland Shukla ist Jazzmusiker<br />

und Architekt und hat das Lokal eröffnet, um sich<br />

auf handgemachte Cocktails, lokale Spezialitäten<br />

(etwa geräucherte Makrele auf Sauerteigbrot) und<br />

wirklich gute Musik zu konzentrieren.<br />

Jukebox, H no 49 , Mala, Panaji, Goa, 403001<br />

T: +91 75074 72587, instagram.com/ftr_vinylbar<br />

AVARTANA<br />

Tradition mit modernem Touch: Das «Avartana»<br />

in Chennai präsentiert Klassiker der südindischen<br />

Küche mit einem zeitgenössischen Twist<br />

63, Mount Road, Chennai 60003<br />

T: +91 44 22200000, itchotels.com<br />

Das «Edible Archives» in Goa entstand aus<br />

einem kulinarischen Kunstprojekt. Motto: «Du<br />

bist, was du isst.»<br />

Speisen wie die königliche Familie in<br />

Rajasthan: das «Mohan Mahal».<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

23


indien / KULINARISCHE VIELFALT<br />

<<br />

Indien fast ein Jahrhundert lang kolonisierten.<br />

Sie brachten die Kunst des Bierbrauens<br />

und Tee, den sie aus China importierten<br />

und für den sie Plantagen in Assam, Darjeeling<br />

und Nilgiris (im Süden) anlegten, nachdem<br />

sie die wilde Form des Tees im Nordosten<br />

Indiens entdeckt hatten. Die Einheimischen<br />

verwendeten ihn damals zum Einlegen.<br />

Aber der Chai (aus Milch, Zucker und Gewürzen<br />

zusammen mit Teeblättern), auf den<br />

die Inder heute nicht verzichten können, entwickelte<br />

sich erst mit den Briten. Auch Orangen,<br />

Karotten, Blumenkohl, Spinat und Kohl,<br />

die in der indischen Küche heute zum Alltag<br />

gehören, sind auf die Kolonialherren zurückzuführen.<br />

Ebenso Sandwiches, Suppen, Club<br />

Food und Gerichte wie Jalfrezi, bei denen die<br />

Küchen miteinander verschmelzen.<br />

Nachdem Indien die Freiheit erlangt hatte,<br />

gewann die «nordindische» Kulinarik im<br />

Land die Oberhand. Sie verbreitete sich rasch<br />

in der aufblühenden Gastro-Szene und nicht<br />

zuletzt durch preisgünstige «Dhabas» – Hütten<br />

am Strassenrand, die sich an Lkw-Fahrer<br />

richten und in der Regel an Autobahnen zu<br />

finden sind. Die ersten Dhabas entstanden<br />

an der Grand Trunk Road, einer der ältesten<br />

Strassen Asiens, die Zentralasien mit dem<br />

indischen Subkontinent verband. So ist es<br />

ERST IN DEN<br />

LETZTEN JAHREN<br />

FANDEN DIE<br />

REGIONALEN<br />

KÜCHEN IHREN<br />

WEG IN DIE<br />

GOURMETSZENE.<br />

auch die nordindische<br />

und nicht die südindische<br />

Kulinarik, die heute<br />

in Europa bekannt ist. Inder,<br />

die in andere Teile der Welt zogen, nahmen<br />

die Gerichte mit sich – mit Erfolg. Ein Grund<br />

dürfte in den einfachen, auf Englisch formulierten<br />

Namen der Gerichte liegen. Sie waren<br />

nicht nur in Indien leicht zu verstehen, sondern<br />

auch für Europäer, die mit der indischen<br />

Küche in Berührung gekommen waren und<br />

die Aromen zu Hause neu erleben wollten.<br />

BLOGS UND HOME COOKING<br />

Auch in Indien selbst haben die regionalen Küchen<br />

erst im vergangenen Jahrzehnt ihren festen<br />

Platz neben der dominanten nordindischen<br />

Kulinarik gefunden. Einer der Wegbereiter:<br />

Einkaufen auf den Märkten:<br />

Auch viele Inder wagen sich<br />

erst seit Kurzem an die für sie<br />

fremden Aromen aus anderen<br />

Teilen des Landes.<br />

das Internet. In Blogs berichteten<br />

Auswanderer von der Küche ihrer<br />

Heimat; Frauen dokumentierten Familiengerichte,<br />

die sie bewahrt, erneuert und<br />

weiterentwickelt haben. Rund um 2013 wagten<br />

die Blogger den Schritt ins reale Leben –<br />

der Trend der Pop-ups mit regionaler Küche<br />

war geboren. Die professionelle Kulinarikszene<br />

in urbanen Regionen griff den Trend auf<br />

und entwickelte ihn weiter. Einige Restaurants<br />

konzentrieren sich auf eine regionale Küche,<br />

während «panindische» Restaurants authentische<br />

Interpretationen von Spezialitäten aus<br />

allen 28 Bundesstaaten anbieten. Einige der<br />

Besten des Landes, vor allem in Mumbai und<br />

Neu-Delhi, setzen heute auf Regionalität.<br />

Dass der Trend in breiten Schichten der<br />

Bevölkerung ankam, hat nicht zuletzt mit der<br />

Corona-Pandemie zu tun: Das Home Cooking<br />

erlebte eine Renaissance – und brachte<br />

eine Erkenntnis: «Wir haben erkannt, dass es<br />

in Indien viel mehr an Zutaten gibt, als wir je<br />

gedacht haben», sagt die bekannte Kulinarikjournalistin<br />

Rushina Munshaw Ghildiyal.<br />

«Und wir wissen nun, dass man wunderschöne<br />

exotische Gericht aus einer anderen<br />

Region oder Gemeinschaft guten Gewissens<br />

zu sich nehmen kann.» Ein willkommener<br />

Trend, der sich durchgesetzt hat.<br />

<<br />

Fotos: Getty Images, Shutterstock, ibrahim rifath / unsplash<br />

24 falstaff sep <strong>2024</strong>


Feier deinen<br />

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indien / FACTS & FIGURES<br />

28<br />

Der Subkontinent umfasst 3,2 Millionen<br />

Quadratkilometer – und ist neun Mal so<br />

gross wie Deutschland. Das Land besteht<br />

aus 28 Regionen. Hauptstadt ist<br />

Neu Delhi, das mit Mumbai – je<br />

nach Zählweise – um<br />

den Titel der grössten<br />

Stadt rittert.<br />

40.000<br />

Die Population des vom Aussterben<br />

bedrohten Indischen Elefanten wird<br />

auf nur noch 40.000 in ganz Asien<br />

geschätzt. Das Tier ist heilig: Es verkörpert für<br />

Hinduisten den Gott Ganesha. Noch heiliger<br />

ist nur die Kuh, der gleich mehrere Hindu-Götter<br />

innewohnen.<br />

Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

26 falstaff sep <strong>2024</strong>


40 %<br />

Nirgendwo gibt es mehr<br />

Vegetarier: Rund 40 Prozent<br />

der Inder ernähren sich aus religiösen<br />

Gründen fleischlos. Und<br />

selbst wer Fleisch isst, setzt am<br />

Dienstag oft aus: Dieser Tag ist<br />

dem vegetarischen affenköpfigen<br />

Gott Hanuman gewidmet,<br />

heute auch Schutzpatron der<br />

Fitnessjünger und Gesundheitsapostel.<br />

1.426.000.000<br />

Mit mehr als 1,4 Milliarden Menschen ist Indien<br />

(knapp vor China) seit einem Jahr das Land mit<br />

der grössten Bevölkerungszahl der Welt.<br />

REICHE<br />

GESCHICHTE<br />

Seit jeher übt Indien auf Europäer eine<br />

Faszination aus: Die Portugiesen erreichten<br />

auf der Suche nach Gewürzen das riesige<br />

Land einst als Erste auf dem Seeweg. Heute<br />

entwickelt sich Indien nach und nach zu<br />

einem wichtigen Player auf der Weltbühne.<br />

1841<br />

Die Geschichte des berühmten<br />

Darjeeling-Tees vom Fusse des<br />

Himalaya ist nicht so alt, wie es<br />

scheint. Dass es in Indien überhaupt<br />

zu kommerziellem Anbau<br />

von Tee kam, ist auf die Briten<br />

zurückzuführen, die die Pflanzen<br />

1841 im grossen Stil aus China<br />

brachten und anbauen liessen,<br />

um den Konsum in der Heimat<br />

decken zu können.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

27


indien / WEIN<br />

INDIENS WEINZUKUNFT<br />

BEGINN EINER<br />

LANGEN REISE<br />

In der Region Akluj bewirtschaftet das<br />

Weingut Fratelli 240 Hektar Rebfläche<br />

und setzt auf Rebsorten wie Chardonnay<br />

und Sangiovese.<br />

Foto: Fratelli<br />

28<br />

falstaff<br />

sep <strong>2024</strong>


Der Weinbau dieses vielfältigen, exotischen Landes steckt in vielerlei<br />

Hinsicht noch in den Kinderschuhen, aber es ist unübersehbar, dass<br />

indischer Wein ein grosses Zukunftspotenzial hat. Im Moment ist der<br />

Export minimal, ausserhalb des Subkontinents ist – mit Ausnahme von<br />

Produkten des grossen Weingutes Sula – kaum eine Flasche zu finden.<br />

Bei einem Besuch des Landes ist der indische Wein in der führenden<br />

Gastronomie bereits gut vertreten und das zu leistbaren Preisen. Das<br />

Gros der Weine ist sauber gemacht und zeigt guten Sortencharakter.<br />

TEXT PETER MOSER<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

29


indien / WEIN<br />

Sula, Indiens wichtigstes Weingut, ist<br />

dank der Nähe zu Mumbai ein Ort, der<br />

den Menschen die Weinkultur nahebringt<br />

Viel der ursprünglichen Weinkultur<br />

Indiens liegt in der<br />

dunklen Nacht der langen<br />

Geschichte des Subkontinents<br />

verborgen. Man vermutet<br />

die Anfänge in der Bronzezeit: Persische<br />

Kaufleute brachten die Rebenpflege<br />

ins Land. Aus verschiedenen, insbesondere<br />

religiösen Gründen hielt sich die Produktion<br />

von alkoholischen Getränken in Indien<br />

in Grenzen, einen Höhepunkt erreichte der<br />

Weinbau unter den britischen Kolonialherren.<br />

Zum Anfang des 20. Jahrhunderts fand<br />

die zerstörerische Reblaus den Weg nach<br />

Indien, später war es die politische Führung<br />

des Landes, die den Weinbau zum Stillstand<br />

brachte. Erst in den Achtzigerjahren des<br />

letzten Jahrhunderts entstand eine Mittelklasse<br />

in der indischen Gesellschaft, die der<br />

westliche Lifestyle dazu motivierte, sich für<br />

moderaten Weinkonsum zu interessieren.<br />

Da aber der importierte Wein sehr hohen<br />

Importzöllen unterworfen war, öffnete sich<br />

für den indischen Weinbau ein neues Fenster.<br />

Beherzte Unternehmer machten sich auf<br />

WEINGENUSS IST<br />

FÜR DIE MEISTEN<br />

INDER VÖLLIGES<br />

NEULAND. EIN NEUER,<br />

JUNGER MITTELSTAND<br />

ZEIGT ZUNEHMEND<br />

INTERESSE.<br />

die Suche nach den passenden Standorten<br />

und begannen Sorten und Stile zu erproben,<br />

die ihren Landsleuten munden. Man griff zu<br />

den international gut eingeführten Varietäten,<br />

und so dominieren heute die französischen<br />

Klassiker das Geschehen: In Weiss<br />

sind es Chardonnay, Sauvignon Blanc und<br />

Chenin Blanc, in Rot Cabernet Sauvignon,<br />

Merlot, Pinot Noir und immer mehr der<br />

würzige Syrah.<br />

Der Weinkonsum in Indien ist in kontinuierlichem<br />

Wachstum begriffen. Allein in<br />

den Jahren von 2007 bis 2014 hat er sich<br />

auf 190.000 Hektoliter verzehnfacht. Auch<br />

die Inlandsproduktion hat sich im gleichen<br />

Zeitraum verdoppelt und erreichte bereits<br />

vor zehn Jahren 175.000 Hektoliter. Die<br />

Rebflächen sind allein von 2018 bis 2023<br />

von 150.000 auf 180.000 Hektar gewachsen<br />

und sind heute grösser als jene von<br />

Chile oder Australien. Allerdings werden<br />

in Indien zu 90 Prozent Speisetrauben oder<br />

Rosinen hergestellt, was die Produktionsmenge<br />

von Tafelweinen deutlich relativiert.<br />

Im Jahr 2020 lag die erzeugte Weinmenge<br />

bei etwa 200.000 Hektoliter (2,2 Millionen<br />

Zwölfer- Kisten), also etwas weniger als<br />

einem Zehntel der österreichischen Durchschnittsproduktion,<br />

der Export liegt bei<br />

zehn Prozent.<br />

Die indische Bevölkerung spricht alkoholischen<br />

Getränken in weit geringeren<br />

Mengen zu, als das in westlichen Ländern<br />

der Fall ist, und wenn, dann bevorzugen<br />

die Inder Spirituosen. Auf sie entfallen 98<br />

Prozent, auf Wein nur zwei Prozent der<br />

Konsumation. Lustig wird es, wenn man<br />

das auf den Pro-Kopf-Konsum am Subkontinent<br />

umlegt. Das wären stolze neun Milliliter<br />

Wein im Jahr – der Franzose trinkt das<br />

Fotos: Kiran-Sharma / Shutterstock.com, Hari Mahidhar / Shutterstock.com<br />

30 falstaff sep <strong>2024</strong>


Sula ist eines<br />

der wenigen<br />

indischen Weingüter,<br />

die ihre<br />

Weine weltweit<br />

vertreiben.<br />

8000-Fache. Dank wachsenden Wohlstands<br />

und auch durch den Zustrom von Touristen<br />

ist leicht nachvollziehbar, warum die<br />

Weinproduktion Indiens in einem stetigen<br />

Aufschwung ist.<br />

WELLNESS AM WEINGUT<br />

Der Titel der indischen «Weinmetropole»<br />

gebührt zweifellos Nashik im Bundesstaat<br />

Maharashtra, nicht allzu weit von Mumbai<br />

entfernt. In dieser Region haben sich im<br />

Laufe der letzten Jahrzehnte an die 50 Weingüter<br />

angesiedelt. Darunter befinden sich<br />

einige der wichtigsten und grössten Weinkellereien<br />

das Landes, wie Sula Vineyards,<br />

das als eines der wenigen indischen Güter<br />

auch über einen globalen Vertrieb verfügt.<br />

Früh hatten sich die Eigentümer fachkundige<br />

Unterstützung gesichert. Seit 2014 ist<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

31


indien / WEIN<br />

Für viele Einheimische sind der<br />

Besuch eines Weinguts und das<br />

Verkosten ein völlig neues Erlebnis.<br />

<<br />

hier in Nashik auch der LVMH-Konzern<br />

mit Chandon India erfolgreich zugange,<br />

zahlreiche Weingüter mit sehr guter nationaler<br />

Reputation wie York oder Soma Wine<br />

Village haben sich hier in der Region von<br />

Gangapur Dam eingerichtet. Ein Besuch bei<br />

einem Weingut ist in Indien als ein komplettes<br />

Gourmet-Erlebnis konzipiert, neben<br />

den üblichen Weinverkostungsangeboten<br />

gibt es Restaurant, Hotel, Spa und Wellness.<br />

Ein Kurzurlaub beim Wein ist für viele<br />

Inder der erste Kontakt mit vergorenem<br />

Rebensaft in ihrem Leben.<br />

Keine zwei Autostunden von Nashik<br />

entfernt liegen die heiligen Tempel von<br />

Shirdi, die schon immer Gläubige in Massen<br />

anlockten. Manche von ihnen werden<br />

vielleicht in Zukunft auch einen kleinen<br />

Zwischenstopp im neu entstandenen Reich<br />

des Bacchus einlegen.<br />

Neben Nashik spielt<br />

auch Pune eine<br />

wichtige Rolle<br />

für indischen<br />

WENN DIE<br />

INDISCHE<br />

BEVÖLKERUNG AN<br />

WEIN GESCHMACK<br />

FINDET, WIRD DIE<br />

WEININDUSTRIE HIER<br />

RASANT WACHSEN.<br />

Weinbau, auch wenn die Gegend eher für<br />

Hightech, IT und Autoindustrie berühmt<br />

ist. Gleich im Osten der Stadt liegen<br />

die Rieden von Burkegaon, andere<br />

Subregionen wie Roti sind<br />

bekannt für frischen Weisswein,<br />

Baramati für stoffigen<br />

Shiraz. Auf den Böden von<br />

Akluj wächst Chardonnay,<br />

Müller-Thurgau, aber auch<br />

Sangiovese. Wichtige Betriebe<br />

hier sind Four Season<br />

Vineyards, Fratelli Wines oder<br />

Deccan Plateau.<br />

DIE KRAFT DES SÜDENS<br />

Karnataka ist neben Maharashtra das zweite<br />

wichtige Standbein des indischen Weinbaus.<br />

Hier reicht das Klima von tropischheiss<br />

im Norden bis mild-tropisch im Süden.<br />

Grob einteilen lässt sich das Gebiet in<br />

fünf Zonen: Bangalore, den Süden, Hampi<br />

Hills, Bijapur und Nord-Karnataka. Internationale<br />

Aufmerksamkeit erregte im<br />

<<br />

Der grosse französische<br />

Konzern LVMH<br />

besitzt mit seiner<br />

Schaumweinproduktion<br />

Chandon India einen<br />

Pionierbetrieb.<br />

Fotos: beigestellt<br />

32 falstaff sep <strong>2024</strong>


Weit über seltene Jahrgänge hinaus<br />

Die Kreation des idealen Jahrgangs<br />

99/100<br />

98/100<br />

19/20<br />

Grand Siècle Nº23 in der Magnum-Flasche. Limitierte Edition - nur auf Anfrage.<br />

www.laurent-perrier.com


indien / WEIN<br />

Dank fachlicher<br />

Unterstützung<br />

von Beratern aus<br />

Frankreich und<br />

Italien findet die<br />

indische Weinkultur<br />

ihren eigenen Weg.<br />

<<br />

Jahr 2010 die Nachricht, dass der französische<br />

Berater Stéphane Derenoncourt aus<br />

Bordeaux die önologische Betreuung von<br />

Alpine Winery übernahm. Das 400 Hektar<br />

grosse Weingut liegt in Mysore District im<br />

Bundesstaat Karnataka, der im Südwesten<br />

Indiens in der Umgebung von Bangalore<br />

liegt. Hier hat Raghavendra Gowda, dessen<br />

Familie sich zuvor auf die Herstellung von<br />

Spirituosen spezialisierte, sein Weinrefugium<br />

geschaffen, das ebenso touristische Einrichtungen,<br />

ein Spa und eine Sommelierschule<br />

beherbergt.<br />

Das Fundament des neuzeitlichen Weinbaus<br />

legte in den Achtzigerjahren Kanwal<br />

Grover mit seinem wegweisenden Weingut<br />

Grover Zampa, es gilt als das älteste<br />

der qualitativ interessanten Weingüter und<br />

wurde einst von Michel Rolland beraten.<br />

Die Weingärten befinden sich in den Nandi<br />

Hills auf rund 900 Meter Seehöhe. Auf<br />

Kalksteinböden und verwittertem Gneis<br />

wachsen hier Chardonnay, Cabernet Sauvignon<br />

und Shiraz.<br />

KLEIN, ABER FEIN<br />

Weitere interessante Erzeuger in dieser<br />

Zone sind Bangalore Soma und die SDU<br />

Winery mit dem italienischen Winemaker<br />

Andrea Valentinuzzi, der die DEVA-Weinlinie<br />

konzipierte. Eine aufstrebende Zone<br />

sind die Hampi Hills, hier erzeugt am<br />

Zusammenfluss von Bhadra und Tunga<br />

River ein exzellentes Boutiqueweingut mit<br />

dem etwas sperrigen Namen KRSMA Estates<br />

einige der vielleicht besten Weine Indiens<br />

aus Cabernet Sauvignon und Sau-<br />

<<br />

Die Produktionsstätten in Indien wie hier bei Fratelli<br />

Wines sind auf Funktion ausgerichtet, hübsche<br />

Betriebe sind eher eine Seltenheit. Es zählt der Wein.<br />

Fotos: beigestellt<br />

34<br />

falstaff<br />

sep <strong>2024</strong>


*CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE AOP<br />

CUVÉE DES CADETTES<br />

CHÂTEAU LA NERTHE 2015, 75 CL<br />

84.95<br />

(10 CL = 11.33)<br />

*FRANCIACORTA DOCG<br />

CUVÉE PRESTIGE CA’ DEL<br />

BOSCO, 75 CL<br />

39.95<br />

(10 CL = 5.33)<br />

94<br />

Robert<br />

Parker<br />

94<br />

Wine<br />

Advocate<br />

91<br />

Robert<br />

Parker<br />

*CÔTE RÔTIE AOP LA TURQUE<br />

MAISON GUIGAL 2013, 75 CL<br />

299.–<br />

(10 CL = 39.87)<br />

Raritäten aus unserem<br />

exklusivsten Weinkeller.<br />

Exklusiv online erhältlich:<br />

mondovino.ch/raritaeten<br />

Preis- und Jahrgangsänderungen sind vorbehalten.<br />

Coop verkauft keinen Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren.<br />

*Nur auf mondovino.ch erhältlich


indien / WEIN<br />

NEBEN GROSSEN WEINGÜTERN<br />

GEBEN IN SACHEN QUALITÄT<br />

ZUNEHMEND ENGAGIERTE<br />

BOUTIQUE WINERIES DEN TON AN.<br />

Winemaker Uma Chigurupati<br />

(Bild unten) vom Weingut<br />

KRSMA erzeugt eine<br />

überzeugende rote Cuvée.<br />

<<br />

vignon Blanc. Das Weinbaugebiet ähnelt<br />

mit seinen «rolling stones», den grossen,<br />

runden Kieselsteinen, ein wenig jenem von<br />

Châteauneuf-du-Pape. Klein, aber fein ist<br />

auch die Maxime von ID Halli, ein weiteres<br />

Garagenweingut etwa 30 Kilometer<br />

ausserhalb der Stadt Gauribidanur.<br />

Nordkarnatka und Bijapur liegen weiter<br />

von der Küste entfernt, das trockene<br />

und warme Klima ermöglicht eine hohe<br />

Traubenreife. Hier kaufen viele Weingüter<br />

ihre Trauben für ihre mittlere Range an<br />

Weinen, die im Inland abgesetzt werden.<br />

Das Anbaugebiet liegt nahe an Andhra<br />

Pradesh und Goa, wo dank des Tourismus<br />

mehr Wein konsumiert wird als in anderen<br />

Regionen Indiens. Zu den bedeutenden Betrieben<br />

hier gehören Elite Vintage Winery<br />

und Nisarga Vineyards.<br />

ZWEI ERNTEN PRO JAHR<br />

Der Weinbau unter den klimatischen Rahmenbedingungen<br />

der Subtropen gestaltet<br />

sich hier völlig anders als in den europäischen<br />

und kontinentalen Gebieten. Zwischen<br />

Mai und September bringt der südwestliche<br />

Monsun grosse Niederschlagsmengen,<br />

gepaart mit hohen Temperaturen.<br />

Im Winter gibt es keinen Regen, tagsüber<br />

liegt die Temperatur bei bis zu 35, nachts<br />

bei etwa 15 Grad Celsius.<br />

Es gibt hier pro Jahr zwei Ernten, die<br />

Rebe durchlebt keine Ruhephase. Die<br />

qualitativ interessantere Traubenqualität<br />

folgt auf den Schnitt nach dem Monsun im<br />

August. Bis Dezember nehmen die Temperaturen<br />

ab, um dann im Frühjahr zur<br />

Traubenreife unter trockenen Bedingungen<br />

konsequent zuzunehmen.<br />

Die Weingärten in Nashik liegen auf<br />

einer Seehöhe von etwa 600 Meter, jene<br />

der südlichen Gebiete bei Bangalore eher<br />

auf 900 Meter. Neben den bereits angesprochenen<br />

Rebsorten zeigen abhängig von<br />

Terroir und Niederschlagsmengen auch<br />

Riesling, Viognier und Gewürztraminer<br />

sowie Malbec, Sangiovese und Tempranillo<br />

gute Erfolge.<br />

<<br />

Fotos: Harsha Vadlamani for KRSMA Estates, SOHAM SHONEY, beigestellt<br />

36 falstaff sep <strong>2024</strong>


QUINTA DO PARAL<br />

QUINTA DO PARAL –<br />

DAS WEINHOTEL<br />

Eingebettet in eine Landschaft, die scheinbar endlos den Blick schweifen<br />

lässt, bietet das Boutiquehotel eine exklusive Oase der Ruhe und<br />

Entspannung im Herzen einer der authentischsten Gegenden Portugals.<br />

Im «Quinta do Paral»<br />

trifft eine renommierte<br />

Weinsammlung auf<br />

erstklassige, luxuriöse<br />

Gastfreundschaft.<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

Ein Weinrefugium, Mitglied der<br />

«Leading Hotels of the World»,<br />

zieht Gäste durch seine Authentizität<br />

und die reiche lokale Kultur<br />

in seinen Bann. Umgeben von einer atemberaubenden<br />

Landschaft bietet das Haus<br />

zahlreiche Annehmlichkeiten: Elektrische<br />

Fahrräder, Valet-Parken, In-Room-Dining,<br />

Turndown- und Butler-Service sorgen für<br />

einen komfortablen Aufenthalt.<br />

Die Architektur spiegelt die Alentejo­<br />

Region wider: Ziegelarkaden, Kalkwände,<br />

Terrakottafliesen und traditionelle «Celosias»<br />

vereinen sich in einer harmonischen<br />

Mischung aus Tradition und Moderne. Mit<br />

22 Zimmern, drei Lokalen – «The Wine<br />

Restaurant», «The Estate Lounge» und<br />

«The Grape Rooftop Bar» – sowie Infinitypool,<br />

Fitnesscenter und Veranstaltungsräumen<br />

bietet das Hotel alles, was das Herz<br />

begehrt. Grünflächen und Wasserwege<br />

umrahmen das Anwesen und verstärken das<br />

Gefühl von Ruhe und Entspannung.<br />

Die Zimmer sind sorgfältig gestaltet, um<br />

höchsten Komfort zu bieten. Hochwertige<br />

Möbel aus edlem Holz, Leder und zeitlose<br />

Designerstücke, kombiniert mit Kunstwerken<br />

des portugiesischen Künstlers David<br />

Reis Pinto, schaffen eine<br />

einladende Atmosphäre.<br />

Amouage-Düfte und luxuriöse<br />

Textilien tragen zum<br />

exklusiven Erlebnis bei.<br />

Das kulinarische Angebot ist herausragend:<br />

«The Wine Restaurant» hebt die portugiesische<br />

Küche auf ein neues Niveau<br />

und verbindet typische Alentejo-Aromen<br />

mit saisonalen, lokalen Zutaten und er ­<br />

lesenen Weinen in einem intimen Rahmen.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

quintadoparal.com/de/weinhotel<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 37


indien / GEWÜRZWELT<br />

WO DER<br />

PFEFFER<br />

WÄCHST<br />

Kein anderes Land kann mit der Gewürzvielfalt Indiens mithalten.<br />

In der Kulinarik spielen die Aromaträger eine bedeutende<br />

Rolle, die Ayurveda-Lehre macht sich seit Jahrtausenden ihre<br />

gesundheitsfördernde Wirkung zunutze. Gewürze sind für das<br />

Land aber nicht nur Segen, sondern auch Fluch: Der Pfeffer<br />

weckte einst die Begierde der europäischen Kolonialisten. Gewürze<br />

waren Ausgangspunkt für die erste Globalisierung des Handels.<br />

Zuletzt kämpfte die Industrie mit Qualitätsproblemen.<br />

TEXT CHRISTOPH SCHWARZ UND HANNAH SPEYER<br />

«Geh dorthin, wo der Pfeffer wächst!»<br />

Gemeint ist tatsächlich Indien, das – damals,<br />

als das Sprichwort entstand – quasi «am<br />

Ende der Welt» lag. Mehr als 75 Gewürze<br />

werden auf dem indischen Subkontinent<br />

angebaut. Sie bestimmen die indische<br />

Kulinarik massgeblich, sind aber auch ein<br />

immenser Wirtschaftsfaktor.<br />

Foto: Shutterstock<br />

38 falstaff sep <strong>2024</strong>


sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

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indien / GEWÜRZWELT<br />

GARAM MASALA<br />

ZUTATEN<br />

1 EL schwarze Kardamomsamen (alternativ:<br />

grüne Kardamomsamen)<br />

1 TL schwarze Pfefferkörner<br />

1 TL Gewürznelken<br />

1 TL Kreuzkümmel<br />

⅓ Muskatnuss, frisch gerieben<br />

1 Zimtstange, circa 5 cm lang (alternativ:<br />

gemahlener Zimt)<br />

1 Lorbeerblatt<br />

Optional experimentieren kann man mit der<br />

Zugabe von Koriander, Fenchelsamen, Safran,<br />

Bockshornklee, Senfsamen, Piment und Chili.<br />

ZUBEREITUNG<br />

Alle Gewürze in einer Gewürzmühle oder<br />

im Mörser möglichst fein mahlen. Die<br />

Gewürzmischung lässt sich auch in grösseren<br />

Mengen vorbereiten und kann in einem gut<br />

schliessenden Behältnis aufbewahrt werden.<br />

Den populärsten Irrglauben,<br />

den wollen wir gleich ausräumen:<br />

Curry, das vielseitige<br />

gelbe Pulver, ist kein Gewürz.<br />

Sondern schlicht eine Gewürzmischung.<br />

Für die Farbe sorgt Kurkuma, der<br />

Geschmack wird von Koriander, Kreuzkümmel<br />

und Bockshornklee bestimmt. Insgesamt<br />

enthält Currypulver, ganz abhängig von der<br />

Rezeptur, bis zu 13 Ingredienzien.<br />

Und es hat, man ahnt es, mit indischer<br />

Küche herzlich wenig zu tun. Es ist eine Erfindung<br />

des kolonialen Grossbritanniens und<br />

Indiens Gewürzindustrie steht wohl vor einem<br />

Qualitäts-, jedenfalls aber vor einem Imageproblem:<br />

Zwölf Prozent der mehr als 4000 Gewürzproben,<br />

die zuletzt von der indischen Behörde für<br />

Lebensmittelsicherheit unter die Lupe genommen<br />

wurden, weisen Qualitäts- oder Sicherheitsmängel<br />

auf. Grund für die Untersuchungen war der internationale<br />

Druck, der sich zuvor aufgebaut hatte:<br />

Hongkong hat im April den Verkauf einiger Gewürze<br />

der Marken MDH und Everest ausgesetzt,<br />

weil das krebserregende Pestizid Ethylenoxid darin<br />

gefunden wurde. Grossbritannien verschärfte die<br />

Kontrollen, die USA und Australien ebenso. Die<br />

Marken sind auch in der EU erhältlich.<br />

Die Hersteller haben unterdessen erklärt, ihre<br />

Produkte seien für den Verzehr sicher. Dass bei<br />

der Gewürzproduktion Pestizide zum Einsatz<br />

Kontaminierte Gewürze?<br />

der Versuch der Heimkehrer der Ostindien­<br />

Kompanie des 18. Jahrhunderts, die fernöstlichen<br />

Aromen für westliche Gaumen nachzubauen.<br />

In der authentischen indischen Küche<br />

kommt das Pulver nicht zur Anwendung.<br />

Die Europäer haben es dankbar angenommen<br />

und mehr oder (eher) weniger gekonnt<br />

in ihren jeweiligen kulinarischen Codex aufgenommen.<br />

Deutsche Currywurst, <strong>Schweiz</strong>er<br />

Riz Casimir – Geschnetzeltes mit Ananas und<br />

Bananen in Currysauce –, britisches Coronation<br />

Chicken. Keine Ruhmesblätter! Heute ist<br />

es dennoch das bekannteste Gewürz weltweit.<br />

kommen, ist an sich nicht neu. Immer wieder<br />

kam es in den Vorjahren zu Rückrufaktionen.<br />

Ethylenoxid ist ein Begasungsmittel und wird zur<br />

Bekämpfung von Bakterien und Pilzen eingesetzt.<br />

Es kann das Erbgut verändern, Krebs erzeugen<br />

und ist in der Lebensmittelproduktion in Europa<br />

seit den 90er-Jahren verboten. Seit Jahresbeginn<br />

<strong>2024</strong> haben 15 EU-Mitgliedstaaten Warnmeldungen<br />

bezüglich indischer Lebensmitteleinfuhren<br />

abgegeben, berichtete unlängst die Tageszeitung<br />

«Die Presse». Zwei Meldungen (über Pestizidrückstände<br />

auf Moringa-Blättern und in Kardamom)<br />

stammen aus Österreich.<br />

Welche Marken bei den jüngsten Tests der<br />

indischen Behörden von den Qualitätsproblemen<br />

betroffen waren, ist vorerst nicht bekannt. In<br />

Indien laufen strafrechtliche Ermittlungen.<br />

Die Lust der Europäer auf Gewürze ist<br />

aber viel älter – und spielt ihre Rolle im<br />

dunklen Kapitel des Kolonialismus: Bekannt<br />

waren Zimt, Muskat und Pfeffer schon in<br />

der Antike, seit Alexander der Grosse bis<br />

nach Indien vorstiess. Je beliebter die Waren<br />

aus der Ferne wurden, desto höher kletterte<br />

der Preis. Der Handel lag lange in den Händen<br />

der Araber, die die Güter meist auf dem<br />

Landweg herbeischafften. Ihr Verkaufspreis<br />

betrug das bis zu Hundertfache des Einkaufspreises.<br />

Grund genug für die seefahrenden<br />

Portugiesen, den Entdecker Vasco da Gama<br />

auszusenden, den Seeweg – ohne Zwischenhändler<br />

und Zölle, dafür um Afrika herum –<br />

in die exotische Region zu erkunden. 1498<br />

landete er als Erster auf der neuen Route<br />

mit dem Schiff in Indien, schloss lukrative<br />

Verträge und kehrte mit kostbarer Fracht an<br />

den Hof zurück. Da Gama wurde kurzerhand<br />

zum indischen Vizekönig ernannt. Der<br />

Grundstein für das portugiesische Gewürzmonopol<br />

war gelegt, wenig später hatte<br />

sich mehr als die Hälfte des Asien-Handels<br />

auf den Seeweg verlagert. Die Route trug<br />

bald den Namen «Gewürzroute», der Profit<br />

war immens. Klar, auch andere europäische<br />

Grossmächte wollten ein Stück vom Kuchen<br />

…<br />

Tatsächlich ist die Vielfalt an Gewürzen in<br />

Indien atemberaubend. 75 der 109 von der<br />

International Organization for Standardi­<br />

Fotos: Getty Images, Shutterstock<br />

40 falstaff sep <strong>2024</strong>


ZEHN KÖNIGLICHE GEWÜRZE<br />

zation (ISO) gelisteten Sorten sind hier heimisch.<br />

Nicht zuletzt ist Südindien die Wiege<br />

des schwarzen Pfeffers, den einst die alten<br />

Römer mit Gold aufwogen – und der im<br />

Zentrum der portugiesischen Begehrlichkeiten<br />

stand. Ursprüngliche Sorten des wilden<br />

Pfeffers sind bis heute in den Regenwäldern<br />

von Kerala und Karnataka zu finden.<br />

Heute ist Indien mit einem globalen<br />

Marktanteil von 46 Prozent massgeblicher<br />

Exporteur und Verbraucher von Gewürzen,<br />

für 2023 vermeldete man eine Gesamtproduktion<br />

von elf Millionen Tonnen. Ein Milliardengeschäft<br />

– konkret: 9,5 Milliarden Euro<br />

Umsatz im Jahr. Klar, dass die Alarmglocken<br />

schrillten, als zuletzt bei indischen Gewürzproben<br />

hohe Schadstoffwerte festgestellt<br />

wurden (mehr dazu siehe Faktenkasten).<br />

Gewürze sind aber mehr als ein Wirtschaftsfaktor.<br />

Sie sind Bestandteil der vielen<br />

regionalen Küchen – und zentrales Element<br />

der Lehren des Ayurveda, der ganzheitlichen<br />

indischen Lebenswissenschaft und Heilkunst.<br />

Sie bedient sich seit jeher ihrer gesundheitsfördernden<br />

Eigenschaften: Kardamom und<br />

Nelken haben beruhigende Wirkung auf den<br />

Körper, Zimt und Senfsamen regen den Stoffwechsel<br />

an, Ingwer stärkt die Abwehrkräfte.<br />

Fenchel, Kreuzkümmel und Anis wirken verdauungsfördernd,<br />

Kurkuma ist entzündungshemmend,<br />

Muskatnuss antioxidativ.<br />

FRISCH ZERSTOSSEN<br />

Was wir von den Indern lernen können? Gewürzt<br />

wird – so gut es geht – mit frischen Gewürzen,<br />

also mit ganzen oder frisch im Mörser<br />

zerstossenen oder gemahlenen Samen.<br />

Sie werden trocken geröstet oder zu Pasten<br />

verarbeitet. So können die austretenden Öle<br />

ihre volle aromatische Kraft entfalten.<br />

Gewürzmischungen gibt es freilich auch,<br />

etwa Garam Masala – wörtlich: «heisses<br />

Gewürz», das hierzulande erst spät Bekanntheit<br />

erlangte. Gemäss der ayurvedischen<br />

Lehre dürfen für die tabakbraune<br />

Mischung nur Gewürze in den Mörser, die<br />

den Körper erwärmen. Basis sind Schwarzer<br />

Kardamom, Nelken, Zimt, Muskat, Kreuzkümmel.<br />

Über alle weiteren Bestandteile<br />

darf man streiten. Rezepte gibt es so viele,<br />

wie es indische Familien gibt. Gewürzt wird<br />

meist mit Bedacht am Ende des Kochvorgangs.<br />

Und: Wer Garam Masala – das sich<br />

einfach selbst herstellen lässt – für sich<br />

entdeckt hat, bei dem hat das Currypulver<br />

ausgedient. Versprochen!<br />

<<br />

Amchur<br />

Hergestellt aus unreifen Mangos, verleiht<br />

es Gerichten eine süss-säuerliche Note.<br />

Wirkt in Marinaden (ähnlich wie Zitrone)<br />

als Fleischzartmacher.<br />

Tamarinde<br />

Die «indische Dattel» kommt vor allem<br />

in Südindien in Pasten und Chutneys<br />

zum Einsatz und schmeckt<br />

scharf-fruchtig.<br />

Senfkörner<br />

Facettenreich: Geröstet schmecken sie<br />

mild und nussig, zerstossen entwickeln<br />

sie ein scharfes Aroma. Passen gut zu<br />

Reisgerichten.<br />

Grüner Kardamom<br />

Intensiv! Eine Mischung aus Ingwer,<br />

Zitrone und Eukalyptus. Darf in herzhafte<br />

(grob zerstossen mitkochen, dann entfernen!)<br />

und in süsse Gerichte, etwa in Lebkuchen.<br />

Koriander<br />

Über die Blätter lässt sich streiten, die<br />

Samen sind massentauglich. Beide<br />

schmecken höchst unterschiedlich. Im<br />

Herbst perfekt zu Kürbisgerichten.<br />

Kreuzkümmel<br />

Ein pikanter Allrounder der indischen<br />

Küche. Wichtig ist das Anrösten vor<br />

dem Zerstossen, nur so wird man mit<br />

dem vollen Aroma belohnt.<br />

Kurkuma<br />

Das erdige Gewürz wird oft für Linsengerichte<br />

genutzt. Sorgt weniger für Geschmack,<br />

aber für umso mehr Farbe. Beliebt im<br />

Trendgetränk «Goldene Milch».<br />

Bockshornklee<br />

Verleiht vor allem vegetarischen<br />

Gerichten ein pikantes Aroma.<br />

Übrigens: In Europa, vor allem in<br />

Südtirol, kennt man ihn als Brotgewürz.<br />

Muskatnuss<br />

Das «Gold Ostindiens», das einst zu Kriegen<br />

führte, als ihm zugeschrieben wurde, die Pest<br />

zu heilen. Heute eher ein kulinarischer<br />

Allrounder für Kartoffelgerichte.<br />

Tigerpfeffer<br />

Aus der Malabar-Region in Indien, wird<br />

er für seine frische, fein-warme Schärfe<br />

geschätzt. Unterstützt andere Aromen<br />

und überdeckt sie nicht.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

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indien / REZEPTE<br />

42 falstaff sep <strong>2024</strong>


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TASTE<br />

Knusprig frittierte Vorspeisen<br />

und sämiges Daal, alles ohne<br />

Fleisch, dazu selbst gebackenes<br />

Brot und ein Lammragout, das<br />

vor Schärfe und Aromen strotzt.<br />

Mehr braucht es nicht für ein<br />

authentisch indisches Festmahl.<br />

FOTOS LENA STAAL<br />

KONZEPT & PRODUKTION BIANCA DEMSA<br />

FOODSTYLIST GITTE JAKOBSEN<br />

OFINDIA<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

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indien / REZEPTE<br />

44 falstaff sep <strong>2024</strong>


BHAJIS UND SAMOSAS<br />

mit Lauch, Erbsen und Minze<br />

(ERGIBT 18 BIS 22 STÜCK SAMOSA UND 24 STÜCK BHAJIS)<br />

Die Teigtaschen Samosas und die frittierten Bhajis gehören zu den indischen<br />

Streetfood-Klassikern und existieren in unzähligen Varianten. Diese beiden vegetarischen<br />

Interpretationen der britisch-indischen Bestsellerautorin Meera Sodha eignen sich<br />

als Vorspeise und werden mit Raita und Chutney serviert.<br />

Foto: David Loftus<br />

ZUTATEN FÜR DIE SAMOSAS<br />

750 g Lauch, gewaschen, äussere Blätter entfernt<br />

2 EL Rapsöl<br />

1 EL Butter<br />

1 TL schwarze Senfsamen<br />

2 rote Zwiebeln, in dünne Streifen geschnitten<br />

1 Stück Ingwer (4 cm), geschält und gerieben<br />

200 g Erbsen (frisch oder TK)<br />

11/2 TL Garam Masala<br />

¾ TL gemahlener Kreuzkümmel<br />

¾ TL Cayennepfeffer<br />

1/2 TL gemahlene Kurkuma<br />

1¼ TL Salz<br />

1 EL Zitronensaft<br />

10 g Minzeblätter<br />

300 g Filoteig<br />

100 g Butter, zerlassen<br />

Schwarzkümmel- oder Kreuzkümmelsamen zum<br />

Garnieren (nach Belieben)<br />

ZUBEREITUNG DER SAMOSAS<br />

– Den Lauch in 0,5 cm dicke Scheiben schneiden.<br />

– Öl und Butter in einer grossen Pfanne erhitzen,<br />

dann die Senfsamen darin braten.<br />

– Sobald sie aufplatzen, Zwiebel hinzufügen und<br />

unter gelegentlichem Rühren 10 Minuten weich<br />

und goldgelb braten.<br />

– Danach den Ingwer dazugeben und kurz braten,<br />

anschliessend den Lauch unterheben. 10 Minuten<br />

garen, bis der Lauch weich und süss ist.<br />

– Jetzt Erbsen, Garam Masala, Kreuzkümmel,<br />

Cayennepfeffer, Kurkuma, Salz und Zitronensaft<br />

hinzugeben. Gründlich durchrühren, einige weitere<br />

Minuten garen, dann vom Herd nehmen und<br />

kurz abkühlen lassen.<br />

– Kurz vor dem Füllen der Samosas die Minze<br />

hacken und mit der Füllung vermengen.<br />

– Nun den Backofen auf 200 °C vorheizen und zwei<br />

Backbleche mit Backpapier belegen.<br />

– Vorsichtig ein Teigblatt auf einem grossen<br />

Schneidebrett auslegen. Dünn mit zerlassener<br />

Butter bepinseln und ein zweites Blatt darauf<br />

legen. Anschliessend die Blätter mit einem<br />

scharfen Messer waagerecht in etwa 10 × 25 cm<br />

grosse Streifen schneiden.<br />

– Ein Ende eines Streifens zu einer Tüte eindrehen,<br />

1 gehäuften EL der Füllung hineingeben und den<br />

Rest des Teigstreifens so über die offene Seite<br />

legen, dass ein Dreieck entsteht und die Öffnung<br />

geschlossen ist. Den Teigstreifen so oft um das<br />

Dreieck falten, bis sein Ende erreicht ist. Überschüssigen<br />

Teig abschneiden, das Ende des Streifens<br />

mit etwas Butter bepinseln, fest andrücken.<br />

– Anschliessend die Samosa auf ein Backblech<br />

legen. Die übrigen Samosas nach der gleichen<br />

Methode füllen.<br />

– Die Samosas zum Backen von beiden Seiten mit<br />

Butter bepinseln, gegebenenfalls mit Samen bestreuen<br />

und 15 Minuten goldgelb-knusprig backen.<br />

– Mit Gurken-Minze-Raita oder Mango-Chutney<br />

servieren.<br />

TIPP: Wenn die Samosas nicht sofort gebacken<br />

werden, können sie ungebuttert auf einem Blech<br />

eingefroren werden. Sobald sie durchgefroren sind,<br />

können sie in Gefrierbeuteln portioniert werden.<br />

Zum Backen gefrorene Samosas in einer Lage auf<br />

ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und<br />

etwa 20 – 25 Minuten goldgelb backen, dabei nach<br />

der Hälfte der Zeit mit zerlassener Butter bepinseln.<br />

Rezept von Meera Sodha, Journalistin, Köchin<br />

und Buchautorin; London, Grossbritannien<br />

Meera Sodha wurde in Indien geboren und wuchs in<br />

London auf, wo sie ihre Leidenschaft für das<br />

Kochen entdeckte. In ihrer Kolumne für «The<br />

Guardian» widmet sie sich dem veganen Kochen.<br />

Am 1. August präsentierte sie medial viel beachtet<br />

ihr Buch «Dinner» mit 120 veganen und vegetarischen<br />

Gerichten. Auch ihr Kochbuch «Indisch Vegetarisch»<br />

(DK Verlag) bietet raffinierte Rezepte.<br />

ZUTATEN FÜR DIE BHAJIS<br />

1 Stück Ingwer (3 cm), geschält und grob gehackt<br />

1 grüne India-Jwala-Chilischote, entkernt, gehackt<br />

2 TL Kreuzkümmelsamen-Salz<br />

1 kg Gemüsezwiebeln<br />

4 EL Rapsöl<br />

180 g Kichererbsenmehl<br />

40 g Koriandergrün, grob gehackt<br />

1/2 TL Cayennepfeffer<br />

1 TL gemahlener Koriander<br />

1/2 TL Kurkuma<br />

1 EL Zitronensaft<br />

ZUBEREITUNG DER BHAJIS<br />

– Backofen auf 180 °C vorheizen und zwei Backbleche<br />

mit leicht eingeölter Alufolie belegen.<br />

– Ingwer, Chili und Kreuzkümmelsamen mit 1 Prise<br />

Salz in einen Mörser geben und zu einer groben<br />

Paste zerstossen. Beiseitestellen.<br />

– Die Zwiebeln schälen und halbieren, dann in<br />

5mm dicke Scheiben schneiden. Öl in einer grossen<br />

Pfanne erhitzen und die Zwiebeln bei mittlerer<br />

Hitze unter gelegentlichem Rühren 15 Minuten<br />

darin anschwitzen, bis sie glasig sind und sich<br />

mit einem Holzlöffel zerteilen lassen.<br />

– Dann die Zwiebeln in eine Schüssel geben und die<br />

Ingwer-Chili-Paste, Kichererbsenmehl, Koriandergrün,<br />

Cayennepfeffer, gemahlenen Koriander, Kurkuma,<br />

Zitronensaft und 11/2 TL Salz hinzugeben.<br />

– Nun alles gründlich vermengen und nach und<br />

nach bis zu 30 ml Wasser hinzugiessen, bis ein<br />

sehr dickflüssiger Teig entsteht.<br />

– Jeweils 1 EL Teig auf das Backblech setzen,<br />

dazwischen je 1–2 cm Abstand lassen.<br />

– Etwa 25–35 Minuten backen, bis die Bhajis<br />

knusprig und auf der Oberseite gebräunt sind.<br />

– Anschliessend aus dem Ofen nehmen und vorsichtig<br />

von der Folie abheben.<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

2022 Kleine Zalze «Family Reserve»<br />

Chenin Blanc, Kleine Zalze Wine Estate<br />

Stellenbosch, Südafrika<br />

Aromen von tropischen Früchten und Brioche.<br />

Am Gaumen stoffig mit reifer Kernobstfrucht.<br />

Finale mit Wermutcharakter und guter Länge.<br />

shop.kapweine.ch, CHF 22,90<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

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indien / REZEPTE<br />

HOUSE BLACK DAAL<br />

mit Chapati<br />

(FÜR 8 BIS 10 PERSONEN)<br />

Als Signature Dish der britischen Restaurantgruppe «Dishoom» zeichnet sich dieses<br />

Daal durch seine aussergewöhnliche Cremigkeit aus. 24 Stunden darf es in den<br />

Lokalen laut Originalrezept schmoren. Keine Sorge: Die Variante für daheim<br />

benötigt nur 4 bis 5 Stunden. Der Schlüssel liegt im kontinuierlichen Umrühren.<br />

ZUTATEN FÜR DAS DAAL<br />

300 g ganze (schwarze) Urdbohnen<br />

12 g Knoblauchpaste<br />

10 g Ingwerpaste<br />

70 g Tomatenmark<br />

8 g feines Meersalz<br />

⅔ TL Deggi-Mirch-Chilipulver<br />

⅓ TL Garam Masala<br />

90 g ungesalzene Butter<br />

90 ml Crème double<br />

ZUBEREITUNG DES DAALS<br />

– Die Urdbohnen in eine grosse Schüssel geben,<br />

mit Wasser bedecken und 10 Sekunden mit dem<br />

Schneebesen durchrühren.<br />

– Abwarten, bis die Bohnen sich gesetzt haben,<br />

dann das Wasser abgiessen. Das Ganze drei- bis<br />

viermal wiederholen, bis das Wasser klar ist.<br />

– Die Bohnen in eine grosse Pfanne geben und mit<br />

mindestens 4 l kaltem Wasser aufgiessen.<br />

– Aufkochen und 2 bis 3 Stunden gleichmässig kochen<br />

lassen. Verunreinigungen, die nach oben<br />

treiben, abschöpfen und bei Bedarf immer wieder<br />

kochendes Wasser nachfüllen, damit die Bohnen<br />

die ganze Zeit vollständig bedeckt sind.<br />

– Die Bohnen müssen ganz weich werden, sodass<br />

sich die Schale vom weissen Korn innen löst.<br />

Drückt man ein Korn zusammen, sollte es cremig,<br />

nicht krümelig sein. Sind die Bohnen gar, den<br />

Herd abschalten und die Pfanne noch 15 Minuten<br />

stehen lassen.<br />

– In einer Schüssel die Knoblauch- und die Ingwerpaste<br />

mit dem Tomatenmark, dem Salz, dem<br />

Chilipulver und dem Garam Masala zu einem Brei<br />

verrühren.<br />

– Danach das Kochwasser vorsichtig von den Bohnen<br />

abgiessen, dann so viel frisches, kochendes<br />

Wasser aufgiessen, dass dieses 3 bis 4 cm über<br />

den Bohnen steht.<br />

– Nun das Ganze bei mittelhoher Hitze erneut<br />

aufkochen, dann den Gewürzbrei und die Butter<br />

unterrühren. Alles 30 Minuten kräftig brodelnd<br />

kochen und dabei regelmässig umrühren, damit<br />

nichts anbrennt.<br />

– Anschliessend die Temperatur reduzieren und<br />

das Daal 1–1½ Stunden köcheln. Weiter regelmä-<br />

ssig umrühren, damit nichts anbrennt. Sinkt der<br />

Wasserspiegel zu stark, etwas kochendes Wasser<br />

nachgiessen.<br />

– Nach und nach wird das Gericht dick und cremig.<br />

Die Cremigkeit stammt von den Bohnen, die<br />

langsam zerfallen und das Wasser andicken,<br />

nicht dadurch, dass das Wasser verdunstet.<br />

– Zuletzt die Crème double unterrühren und weitere<br />

15 Minuten köcheln. Als Beilage Chapatis<br />

oder andere indische Brotsorten reichen.<br />

Rezept von Shamil Thakrar, Mitbegründer von<br />

«Dishoom»; London, Grossbritannien<br />

Das «Dishoom» hat sich seit 2010 zu einer erfolgreichen<br />

Restaurantgruppe entwickelt, die mittlerweile<br />

zehn Standorte in Grossbritannien umfasst.<br />

Hier werden kreative, aber stets authentische indische<br />

Gerichte serviert. Sogar Spitzenkoch Yotam<br />

Ottolenghi bezeichnet das Black Daal hier als<br />

«legendär». Mit dem Kochbuch «Indische Küche –<br />

Dishoom» lassen sich die Gerichte zu Hause nachkochen.<br />

(erschienen im Heel Verlag)<br />

ZUTATEN FÜR DIE CHAPATIS<br />

125 g Mehl<br />

375 g Atta (feines indisches Vollkorn-Weizenmehl)<br />

8 g feines Meersalz<br />

¼ TL Streuzucker<br />

125 ml Milch<br />

1 mittelgrosses Ei<br />

1 EL Pflanzenöl<br />

ZUBEREITUNG FÜR DIE CHAPATIS<br />

– Zunächst das Mehl und das Salz in eine grosse<br />

Schüssel sieben. Den Zucker unterrühren, dann<br />

in die Mitte eine Vertiefung drücken.<br />

– Die Milch, das Ei, das Öl und 120 ml Wasser in<br />

einem Krug mit einer Gabel verrühren. Die Mischung<br />

in die Vertiefung giessen. Nach und nach<br />

das Mehl mit einem Buttermesser untermischen.<br />

– Anschliessend den Teig 8 Minuten mit den Händen<br />

kneten, bis ein weicher Teig entsteht. Die<br />

Schüssel mit einem feuchten Küchenhandtuch<br />

abdecken, den Teig 30 Minuten ruhen lassen.<br />

– Danach den Teig noch einmal 2 Minuten durchkneten,<br />

in Portionen à 70 g teilen und diese jeweils<br />

zu einer ordentlichen Kugel formen.<br />

– Eine grosse Bratpfanne bei starker Hitze vorheizen.<br />

Die Pfanne muss sehr heiss sein. Ein sauberes<br />

Küchenhandtuch zu einem dicken Rechteck falten.<br />

– Eine Teigkugel auf einer bemehlten Arbeitsfläche<br />

so dünn wie möglich (1 mm) ausrollen.<br />

– Das Chapati in die Bratpfanne legen und pro Seite<br />

1–2 Minuten braten. Während der Garzeit das Brot<br />

mit dem gefalteten Küchenhandtuch immer wieder<br />

an verschiedenen Stellen kurz andrücken. Das<br />

fertige Brot sollte weich sein und kleine dunkle<br />

Flecken aufweisen.<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

2023 Gelber Muskateller, Weingut Tement,<br />

Steiermark, Österreich<br />

Helles Goldgelb. In der Nase aromatisch aber<br />

dezent. Noten von Orangen- und Holunderblüte,<br />

Agrumen und Maracuja. Am Gaumen elegant<br />

und beschwingt, feine Pfirsichfrucht, schöne<br />

Säure, salzig-zitroniger langer Abgang.<br />

selection-schwander.ch, CHF 16,90<br />

46 falstaff sep <strong>2024</strong>


Foto: Jon Cottam<br />

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indien / REZEPTE<br />

LAAL MAAS<br />

Lammragout aus Rajasthan<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

Dieses Gericht, das in der Region zu jedem Festmahl gehört, ist seit<br />

dem zehnten Jahrhundert bekannt. Charakteristisch ist seine intensive<br />

Schärfe. Einst wurde Laal Maas in den Lagern während der<br />

Jagd und dem Krieg gegessen. Die Schärfe sollte den starken Geruch<br />

der frisch geschossenen Wildtiere überdecken.<br />

Foto: Phaidon by Edel<br />

ZUTATEN<br />

1 kg Lammschulter, in Würfel geschnitten<br />

45–50 milde getrocknete rote Chilischoten<br />

250 ml Joghurt, aufgeschlagen<br />

1 TL Kreuzkümmelsamen<br />

5 TL gemahlene Koriandersamen<br />

1 TL gemahlene Gelbwurz<br />

100 g Ghee<br />

3 EL fein geschnittener Knoblauch<br />

250 g Zwiebeln (2 mittelgrosse), in Ringen<br />

5 grüne Kardamomkapseln<br />

3 schwarze Kardamomkapseln<br />

2 EL gehacktes Koriandergrün<br />

Salz<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Die Chilischoten entstielen und in einer Schale<br />

mit Wasser 15 Minuten einweichen. Anschliessend<br />

das Wasser abgiessen und mit Handschuhen<br />

die Kerne entfernen.<br />

– Die eingeweichten Chilischoten, Joghurt, Kreuzkümmel,<br />

gemahlenen Koriander und Gelbwurz<br />

in einer Schüssel vermischen, salzen und<br />

beiseitestellen.<br />

– Nun das Öl in einer grossen, schweren Bratpfanne<br />

bei mittlerer Hitze heiss werden lassen und<br />

darin den Knoblauch unterrühren und 1 bis 2 Minuten<br />

goldgelb braten.<br />

– Jetzt die Zwiebelringe sowie die grünen und<br />

schwarzen Kardamomkapseln zugeben und 5–7<br />

Minuten mitbraten, bis die Zwiebeln goldbraun sind.<br />

– Die Hitze stark erhöhen, das Fleisch einlegen<br />

und 4 bis 5 Minuten anbräunen. Danach die<br />

Hitze reduzieren und unter Rühren weitere 4 bis<br />

5 Minuten weiterbraten. Die Bratfanne vom<br />

Herd nehmen.<br />

– Nun die Joghurtmischung einrühren und köcheln<br />

lassen, bis die Flüssigkeit verdampft ist.<br />

– 1½ Liter Wasser zugiessen und fast zum Kochen<br />

bringen. Die Hitze reduzieren, einen Deckel auflegen<br />

und das Fleisch 1–1½ Stunden kochen, bis es weich<br />

und zart ist und eine dünne Sauce entstanden ist.<br />

– Anschliessend vom Herd nehmen und bei Bedarf<br />

nachwürzen.<br />

– Zum Schluss mit dem Koriandergrün bestreuen<br />

und mit Reis servieren.<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

2019 Herdade dos Grous Tinto Reserva<br />

Herdade dos Grous, Alentejo, Portugal<br />

Konzentrierte Aromatik im Bukett mit Noten von<br />

gedörrten Beeren und dunkler Schokolade. Am<br />

Gaumen elegant und kraftvoll mit reifer Säure,<br />

geschliffenem Tannin und Lakritze im Abgang.<br />

casadelvino.ch, CHF 53,–<br />

Rezept von Pushpesh Pant,<br />

Gastrokritiker, Autor und Historiker; Delhi, Indien<br />

Pushpesh Pant war Professor an der Jawaharlal-<br />

Nehru-Universität in Neu-Delhi und publizierte unter<br />

anderem für «Forbes», die «Times of India» und<br />

«The Tribune». Sein Kochbuch «Indien. Das Kochbuch»<br />

ist ein Standardwerk. 20 Jahre lang hat<br />

Pant authentische Familienrezepte gesammelt,<br />

geprüft, getestet und bearbeitet. Es umfasst<br />

eine Sammlung von mehr als 1000 Rezepten,<br />

erschienen im Phaidon – ZS Verlag.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

49


indien / REIS<br />

DAS<br />

ALLESKÖNNER-<br />

KORN<br />

Reis ist in Indien eines der wichtigsten Anbauprodukte<br />

und Grundnahrungsmittel und zugleich ayurvedische<br />

Heilpflanze, Glücksbringer bei Zeremonien und Opfergabe<br />

bei Ritualen: Über ein kleines Korn von grosser Bedeutung.<br />

TEXT SONJA PLANETA<br />

Foto: aboodi vesakaran / unsplash<br />

50 falstaff sep <strong>2024</strong>


Reisanbau in Indien ist Handarbeit.<br />

Die vorherrschende Produktionsmethode<br />

ist immer noch der Nassreisanbau, der<br />

Wasserverbrauch ist enorm.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

51


indien / REIS<br />

Beim Nassreisanbau werden<br />

vorgezogene Setzlinge von Hand in<br />

den überfluteten Feldern ausgepflanzt.<br />

Der Reisanbau in Indien<br />

ist ein beeindruckendes<br />

Zahlenspiel: Auf<br />

44 Millionen Hektar<br />

Anbau fläche – das<br />

entspricht rund einem Drittel der gesamten<br />

landwirtschaftlichen Nutzfläche Indiens<br />

sowie der weltweit grössten Reisanbaufläche<br />

– werden jährlich über eine Million<br />

Tonnen Reis geerntet. Indien ist damit nach<br />

China der zweitgrösste Produzent des unter<br />

dem botanischen Namen Oryza sativa<br />

bekannten Getreides, das für die über 1,4<br />

Milliarden Inderinnen und Inder, aber auch<br />

generell für einen grossen Teil der Weltbevölkerung<br />

zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln<br />

gehört. Mit über 20 Millionen<br />

Tonnen erreichten die Exporte zuletzt<br />

Rekordniveau.<br />

ÄLTESTE KULTURPFLANZE<br />

Aufgrund der landesweit fruchtbaren Böden<br />

wird Reis in nahezu jedem Bundesstaat<br />

Indiens angebaut, in Himachal Pradesh und<br />

Uttarakhand am Fusse des Himalayas im<br />

Norden des Landes ebenso wie in Assam und<br />

Westbengalen im Osten, in Andhra Pradesh<br />

und Tamil Nadu im Süden und in Gujarat<br />

und Maharashtra im Westen. Die bis heute<br />

vorherrschende Methode der Reisproduktion<br />

in Indien ist der Nassreisanbau – obwohl<br />

Über 50 Prozent der indischen<br />

Bevölkerung verdienen ihren<br />

Lebensunterhalt in der Landwirtschaft.<br />

Reis keine Wasserpflanze ist. Im Laufe der<br />

Jahrtausende haben Reisbauern allerdings<br />

festgestellt, dass das Wasser Unkraut und<br />

Schädlinge fernhält. Die Reispflanze hat<br />

sich an die Gegebenheiten angepasst und<br />

mit dem Aerenchymgewebe ein für Sumpfund<br />

Wasserpflanzen übliches Belüftungssystem<br />

für ihre Wurzeln entwickelt, wodurch<br />

Reis heute auch mit hohen Wasserständen<br />

zurechtkommt. Der Nachteil dieser Methode:<br />

Sie ist äusserst arbeitsintensiv und verbraucht<br />

enorm viel Wasser. Pro Kilogramm<br />

Reis werden bis zu 5000 Liter benötigt.<br />

Dazu kommt, dass die gefluteten Felder hohe<br />

Mengen klimaschädliches Methan freisetzen.<br />

Um nachhaltiger produzieren zu können,<br />

suchen Forscher und Landwirte bereits<br />

nach neuen Wegen. Eine Lösung ist Direktsaat-Reis,<br />

ein klimaresistentes, hybrides<br />

Reissaatgut, das anstatt auf gefluteten<br />

Feldern direkt in den Boden eingesät wird.<br />

Ertrag und Qualität bleiben gewohnt hoch,<br />

Treibhausgas-Emissionen und Wasserverbrauch<br />

sinken; Letzterer um bis zu 40 Prozent.<br />

Ein weiterer Faktor, der neues Saatgut<br />

und verbesserte Anbaumethoden erforderlich<br />

macht, ist der Monsun. Zwischen Juni<br />

und September ist der Starkregen für rund<br />

70 Prozent der jährlichen Niederschläge in<br />

In dien verantwortlich und damit für das<br />

Wachstum der Reispflanzen von zentraler<br />

Fotos: Zvonimir Atletic / Shutterstock.com, Shutterstock, ddp, PradeepGaurs / Shutterstock.com<br />

52 falstaff sep <strong>2024</strong>


täglich, und das oft mehrmals am Tag. In der<br />

ayurvedischen Ernährung steht die älteste<br />

Kulturpflanze der Welt für Gesundheit und<br />

Lebenskraft, ausserdem für Fruchtbarkeit,<br />

Wachstum und Reinheit. Wenn Babys mit<br />

sechs Monaten zum ersten Mal gekochten<br />

Reis essen, feiert die Familie diesen Übergang<br />

von flüssiger zu fester Nahrung im<br />

Rahmen von «Anna prashan» mit einem<br />

grossen Festmahl. Als Symbol für Reichtum<br />

und Glück ist Reis ausserdem Teil indischer<br />

Hochzeitsbräuche, etwa wenn sich Braut<br />

und Bräutigam im Rahmen der Trauung<br />

gegenseitig gesegneten Reis über den Kopf<br />

giessen (Talambraalu) oder zum Abschluss<br />

der Zeremonie von den Gästen mit Reis<br />

überschüttet werden (Aashirvadah).<br />

Apropos Hochzeit: Auch hier stellt Indien<br />

rekordverdächtige Zahlen auf. So soll<br />

die Hochzeit zweier Milliardärskinder im<br />

Juli dieses Jahres die teuerste aller Zeiten<br />

gewesen sein. Die Kosten der mehrtägigen<br />

Feier werden auf über 100 Millionen Dollar<br />

geschätzt.<br />

<<br />

Bedeutung. Bleibt der Monsun aus, was immer<br />

öfter der Fall ist, greifen indische Landwirte<br />

auf Wasser aus Brunnen und Kanälen<br />

zurück, wodurch der Grundwasserspiegel<br />

sinkt.<br />

VIELFÄLTIGES GETREIDE<br />

Meint es das Wetter allerdings gut mit den<br />

Reisbauern, beginnt zeitgleich mit der Ernte<br />

auch eine Zeit des Feierns. Im Bundesstaat<br />

Odisha begehen die Menschen mit «Nuakhai»<br />

alljährlich im September ihr Erntedankfest.<br />

Im Jänner folgen weitere Feste, darunter<br />

«Pongal» im südlichen Tamil Nadu, was<br />

übersetzt so viel wie «Überkochen» heisst.<br />

Als Zeichen des Überflusses wird traditionell<br />

ein Topf mit Milchreis übergekocht,<br />

um auch im nächsten Jahr auf reiche Ernte<br />

hoffen zu können. Gleichzeitig steht Pongal<br />

für das Gericht selbst, für das unterschiedliche<br />

Rezepte überliefert sind, das in der Regel<br />

aber mit neu geerntetem Reis, Mungbohnen<br />

und Cashew kernen zubereitet wird.<br />

Überhaupt stammen aus Indien unzählige<br />

Reisgerichte – Biryani (gewürzter Reis<br />

mit Fleisch oder Gemüse), Idli (gedämpfte<br />

Reiskuchen), Dosa (Reis-Linsen-Crêpes)<br />

und Khichdi (Reis-Linsen-Eintopf), gehören<br />

zu den bekanntesten. Jede Region hat ihre<br />

eigenen Reisspezialitäten und ihre eigene<br />

Art, Reis zuzubereiten. Gegessen wird Reis<br />

INDIEN IST EINE AGRARNATION.<br />

DER REISANBAU UMFASST<br />

ETWA EIN DRITTEL DER<br />

GESAMTEN ANBAUFLÄCHE.<br />

Reis ist in Indien ein<br />

Kulturgut und damit wichtiger<br />

Bestandteil bei Festen.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

53


indien / REIS<br />

REIS-LEXIKON<br />

INDIENS WICHTIGSTE REISSORTEN<br />

SONA MASOORI<br />

Bekannte Reissorte aus Südindien, die aus<br />

einer Kreuzung der Sorten Sona und Masuri<br />

hervorgegangen ist. In Telugu (südindisch)<br />

wird der Reis bangaru tigalu genannt,<br />

«goldene Rebe». Die Hauptanbaugebiete<br />

liegen in Andhra Pradesh und Karnataka.<br />

Sona Masoori ist ein aromatischer,<br />

mittelkörniger Reis, der nach dem Kochen<br />

locker bleibt und sich für eine Vielzahl von<br />

Gerichten wie Idli, Dosa und Pongal eignet.<br />

SEERAGA SAMBA<br />

Ein kleinkörniger Reis, der aufgrund seiner<br />

Grösse auch Jeeraga Samba oder Jeera<br />

Samba genannt wird: Jeera oder Seeragam<br />

ist indisch (tamilisch) für Kreuzkümmel.<br />

Die Sorte wird im südindischen Bundesstaat<br />

Tamil Nadu in der Samba-Saison (August<br />

bis Jänner) angebaut und spielt in der<br />

dortigen Küche eine zentrale Rolle. Auch<br />

das Aroma soll an Kreuzkümmel erinnern.<br />

Ideal für die Zubereitung von Biryani.<br />

MATTA<br />

Matta-Reis ist ein roter Langkornreis,<br />

der im Distrikt Palakkad im Bundesstaat<br />

Kerala an der Malabar-Küste angebaut<br />

wird. Die Sorte hat einen erdigen, leicht<br />

nussigen Geschmack und gilt als besonders<br />

nährstoffreich. Der Reis ist Bestandteil<br />

der traditionellen Kerala-Mahlzeit<br />

Sadhya: Diese besteht aus mehreren<br />

Gerichten, die auf einem Bananenblatt<br />

serviert werden.<br />

FÜR DEN HANDEL<br />

WIRD REIS NACH DER<br />

GRÖSSE DER KÖRNER<br />

UNTERSCHIEDEN: ES<br />

GIBT LANG-, RUND- UND<br />

MITTELKORNREIS.<br />

IDLI<br />

Wie der Name vermuten lässt, kommt diese<br />

südindische Reissorte vor allem für die flachen,<br />

gedämpften Reisküchlein Idli und gemeinsam<br />

mit der Linsensorte Urid Dal<br />

(Urdbohne) für Dosas zum Einsatz. Die<br />

kurzen, runden Körner haben einen hohen<br />

Stärkegehalt und bekommen beim Kochen<br />

eine weiche, breiige Konsistenz. Dadurch<br />

sind sie bestens für die Herstellung von Teigen<br />

geeignet.<br />

<<br />

BASMATI<br />

Echter Basmatireis wird in den nördlichen<br />

Bundesstaaten Indiens am Fusse des Himalaya<br />

angebaut. Der Name bedeutet auf Hindi<br />

«duftend». Laut der indischen Behörde für<br />

die Entwicklung des Exports von landwirtschaftlichen<br />

und verarbeiteten Lebensmitteln<br />

(APEDA) wurden 2023/24 über 5,2 Millionen<br />

Tonnen Basmatireis exportiert, womit Indien<br />

Marktführer ist. Im Saatgutgesetz sind<br />

bisher 45 Basmati-Sorten registriert.<br />

JASMIN<br />

Bekannt für sein blumiges Eigenaroma. Im<br />

Unterschied zu Basmatireis kleben die Körner<br />

von Jasminreis nach dem Kochen leicht zusammen.<br />

Weil die Sorte zur Gattung<br />

Langkornreis gehört, müssen die<br />

Körner eine Länge von sechs bis<br />

acht Millimeter aufweisen. Jasminreis<br />

wird in Indien gerne als<br />

Beilage zu würzigen Dals<br />

und Currys serviert.<br />

Fotos: Shutterstock, Getty Images/iStockPhoto<br />

54 falstaff sep <strong>2024</strong>


indien / ASMA KHAN<br />

AVANTGARDE<br />

der Kulinarik<br />

DIE<br />

UNBEUGSAME<br />

Asma Khan fing mit dem Kochen an, um sich von ihrem<br />

Heimweh nach Indien zu befreien. Heute zählt die promovierte<br />

Juristin zu den bekanntesten Gastronominnen Englands. Auf<br />

dem Weg dahin hat sie mit vielen Vorurteilen gegen Frauen<br />

aufgeräumt. Ihr Erfolgsrezept: authentische Speisen und<br />

gleicher Lohn für alle.<br />

TEXT SEBASTIAN SPÄTH<br />

Foto: beigestellt<br />

56<br />

falstaff<br />

sep <strong>2024</strong>


Star-Gastronomin Asma<br />

Khan verbindet ihre<br />

Kochkünste mit dem Kampf<br />

gegen die Unterdrückung<br />

von Frauen.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

57


indien / ASMA KHAN<br />

ASMA KHAN IST PROMOVIERTE<br />

RECHTSWISSENSCHAFTLERIN, DAS<br />

KOCHEN ABER IST IHRE BERUFUNG.<br />

Khans Küchenteam besteht<br />

ausschliesslich aus Frauen.<br />

Alle sind Einwanderinnen<br />

aus Indien und Nepal.<br />

Keine von ihnen hat eine<br />

professionelle Ausbildung.<br />

H<br />

ätten britische Buchmacher<br />

zur Eröffnung des «Darjeeling<br />

Express» Wetten angenommen,<br />

hätte wohl kaum jemand<br />

auf Asma Khans Erfolg<br />

gesetzt. Kein Wunder, denn nach allen gängigen<br />

Massstäben scheint es ziemlich waghalsig,<br />

in einer stark umkämpften Fressmeile<br />

ein Restaurant ohne professionelle Köche zu<br />

betreiben. Doch Khan hat früh gelernt, die<br />

Erwartungen anderer zu übertreffen.<br />

«In meiner Heimat Indien gelten Töchter<br />

als Belastung», erzählt die 55-Jährige.<br />

«Sie sollen gut verheiratet werden, was viel<br />

Geld kostet.» Grund dafür ist die Mitgift,<br />

die der Brautvater traditionell an den<br />

Schwiegersohn erbringen muss. Während<br />

früher Schmuck verschenkt wurde, sind es<br />

heute häufig Konsumgüter wie Fernseher,<br />

Laptops, manchmal sogar Autos. Für viele<br />

Familien sind Mädchen daher vor allem<br />

ein Kostenfaktor, der sie schlimmstenfalls<br />

in finanzielle Bedrängnis bringt. «In Indien<br />

gibt es ein altes Sprichwort», fügt Khan<br />

hinzu. «Eine Tochter grosszuziehen, ist wie<br />

den Garten des Nachbarn zu bewässern.»<br />

Ihre Eltern seien zum Glück fortschrittlicher.<br />

«Sie haben meiner Schwester und<br />

mir nie das Gefühl gegeben, unerwünscht<br />

zu sein, sagt Khan, «auch als meine Mutter<br />

schliesslich einen Sohn bekam, wurden wir<br />

Geschwister gleich behandelt.» Khan promovierte<br />

sogar als Erste in der Familie – in<br />

Rechtswissenschaften am King’s College in<br />

London. «Es war mir wichtig, meine Eltern<br />

stolz zu machen», sagt sie. Umso bemerkenswerter<br />

ist es, dass Khan ihre Juristinnenlaufbahn<br />

ausgerechnet für die Arbeit<br />

hinter dem Herd aufgegeben hat.<br />

Als Khan zum Interview im «Darjeeling<br />

Express» empfängt, decken ihre Mitarbeiterinnen<br />

gerade die Tische ein. Auch an diesem<br />

Das Essen im «Darjeeling Express»<br />

ist simpel, aber so authentisch wie<br />

in kaum einem anderen indischen<br />

Restaurant in London.<br />

58 falstaff sep <strong>2024</strong>


Das «Darjeeling<br />

Express»<br />

befindet sich<br />

auf der zweiten<br />

Etage des<br />

Kingly Court,<br />

einer bekannten<br />

Londoner<br />

Fressmeile.<br />

Fotos: Ming Tang Evans, beigestellt<br />

Abend ist das Restaurant im Londoner West<br />

End restlos ausgebucht – wie fast immer,<br />

seitdem Khan eine eigene Folge in der Netflix-Serie<br />

«Chef’s Table» gewidmet wurde.<br />

«Als die Anfrage kam, hatten wir gerade einmal<br />

ein halbes Jahr geöffnet», erzählt sie.<br />

KOCHEN GEGEN DAS HEIMWEH<br />

Allerdings ist das Konzept des «Darjeeling<br />

Express» in der männerdominierten Gastronomiebranche<br />

so einzigartig, dass dieses<br />

Aufsehen kaum überrascht: Khan arbeitet<br />

mit einer rein weiblichen Küchenbrigade.<br />

Alle Frauen ihres Teams sind Einwanderinnen<br />

aus Indien und Nepal ohne professionelle<br />

Kochausbildung. «Jede erhält<br />

den gleichen Lohn», erzählt Khan, «mich<br />

eingeschlossen.»<br />

Für sie gebe es keinen grösseren Erfolg,<br />

als zu sehen, wie ihre Köchinnen durch<br />

die Arbeit an Selbstvertrauen gewinnen.<br />

«Man spürt ihre Energie, sobald man das<br />

Restaurant betritt», sagt Khan. «Jahrelang<br />

dachten diese Frauen, dass ihr Leben nichts<br />

wert sei, weil sie in ihren Familien keine<br />

Anerkennung erhielten. Jetzt werden sie<br />

geschätzt. Ich glaube, das ist der Grund für<br />

unseren Erfolg.»<br />

Fragt man Khan nach ihrem eigenen<br />

Anfang als Köchin, erzählt sie, dass alles<br />

mit unerträglichem Heimweh begann. Sie<br />

war 20 Jahre alt, als sie mit ihrem Mann<br />

von Kalkutta nach Cambridge zog. Die<br />

Ehe war arrangiert, wie es in Indien auch<br />

heute noch oft der Fall ist. Doch das war<br />

nicht das Schlimme. «Mein Mann ist<br />

hochintelligent, zutiefst liberal und hat<br />

einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn»,<br />

sagt Khan. Allerdings sei er zu jener Zeit<br />

so mit seinem Job beschäftigt gewesen,<br />

dass sie meist allein war.«Ich war völlig<br />

isoliert. Als junge, dunkelhäutige Frau<br />

war es damals schwer, Leute kennenzulernen.»<br />

GROSSE TRÄUME<br />

Eines Tages spazierte sie an einem Haus<br />

vorbei und nahm durch ein offenes Fenster<br />

den Duft frischgebackener Fladen wahr.<br />

Heimat, dachte sie. Zurück in ihrer Wohnung<br />

stürzte Khan sofort an den Herd und<br />

begann, zu kochen. «Als sich die Aromen in<br />

der Küche verbreiteten, kam es mir so vor,<br />

als wäre ich wieder in Indien. Es war, als<br />

stünde meine Mutter neben mir und leite<br />

mich an.»<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

59


indien / ASMA KHAN<br />

In Ghee frittierte Garnelen:<br />

einfach zuzubereiten, aber<br />

definitiv eine Gaumenfreude.<br />

Chana Chaat ist ein würziger,<br />

erfrischender Kichererbsensalat.<br />

Tamarind Daal: Khan liebt<br />

dieses Linsengericht wegen<br />

seiner Einfachheit.<br />

<<br />

Im Jahr 1996 zogen Khan und ihr<br />

Mann nach London. Sie brachte zwei Söhne<br />

zur Welt und begann, zu promovieren,<br />

obwohl sie zu dem Zeitpunkt schon wusste,<br />

dass sie lieber in der Küche stehen würde.<br />

«Hätte mir damals jemand erzählt, dass ich<br />

einmal mein eigenes Restaurant eröffnen<br />

würde, hätte ich ihn ausgelacht.» Die Gastronomie<br />

wirkte auf sie wie ein Privatclub<br />

für weisse Männer.<br />

ES BEGANN IM SUPPER CLUB<br />

Das änderte sich, als Khan zum ersten Mal<br />

von sogenannten Supper Clubs hörte, die<br />

zu dieser Zeit in London entstanden: halb<br />

geheime Dinner-Events, bei denen Freunden<br />

und Fremden ohne offizielle Genehmigung<br />

Essen serviert wird, meist in privaten Wohnungen.<br />

Khan begann ebenfalls, Leute zu<br />

sich nach Hause einzuladen. Mit der Zeit<br />

wuchs die Zahl ihrer Gäste, und irgendwann<br />

war die Nachfrage so gross, dass sie<br />

die Küchenarbeit nicht mehr allein bewältigen<br />

konnte. «Unsere damalige Wohnung<br />

lag gegenüber einer Schule», erzählt sie.<br />

«Jeden Tag sah ich dort südasiatische<br />

Frauen, die als Nannys für wohlhabende<br />

Familien arbeiteten.» Sie lud diese Frauen<br />

zu sich nach Hause ein, und bald unterstützten<br />

sie Khan tatkräftig beim Kochen.<br />

Im Jahr 2017 eröffnete sie das «Darjeeling<br />

Express», das heute als eine von<br />

Londons Topadressen für indische Küche<br />

gilt. Die Speisen dort sind einfach, aber<br />

authentisch – wie das Biryani, ein traditioneller<br />

Eintopf aus Fleisch, Safranmilch,<br />

Kartoffeln, Reis und jeder Menge Gewürzen.<br />

Die Zutaten werden in einer grossen<br />

Pfanne übereinandergeschichtet, die dann<br />

mit Teig verschlossen wird. Während das<br />

Biryani kocht, kann man nicht hineinschauen.<br />

«Für die Zubereitung braucht<br />

man Vertrauen», erklärt Khan, «Müsste<br />

ich ein Gericht wählen, das mich am<br />

besten beschreibt, wäre es dieses.»<br />

<<br />

ADRESSE<br />

Die Welt würde zu einem<br />

besseren Ort, wäre sie ein<br />

bisschen mehr wie das<br />

«Darjeeling Express».<br />

«DARJEELING EXPRESS»<br />

Die promovierte Juristin Asma Khan begann<br />

mit einem Supper Club in ihrer Wohnung. Ihr<br />

Restaurant «Darjeeling Express» in London<br />

ist mittlerweile weltbekannt. Den Erfolg<br />

verdankt Khan nicht ihrer Kochkunst allein,<br />

sondern auch ihrem Engagement für Gleichberechtigung<br />

und einem Businesskonzept, das<br />

seinesgleichen sucht.<br />

2.4 Kingly Ct, Carnaby, W1B 5PW London<br />

T: +44 20 33753772<br />

darjeeling-express.com<br />

Fotos: Ming Tang Evans, beigestellt<br />

60 falstaff sep <strong>2024</strong>


FONDATION BEYELER<br />

22. 9. <strong>2024</strong> – 26. 1. 2025<br />

RIEHEN / BASEL<br />

Coming<br />

soon.<br />

Matisse<br />

Henri Matisse, Grosser liegender Akt, 1935, Öl auf Leinwand, The Baltimore Museum of Art: The Cone Collection, gegründet von Dr. Claribel Cone und Miss Etta Cone, Baltimore, Maryland (BMA 1950.258), © Succession H. Matisse / <strong>2024</strong>, ProLitteris, Zurich, Foto: Mitro Hood


KÜCHENZETTEL<br />

Gourmet-Autor<br />

SEVERIN CORTI<br />

DAS IMPERIUM<br />

SCHLÄGT ZURÜCK<br />

Chicken Tikka Masala ist seit Jahren das inoffizielle Nationalgericht Grossbritanniens – auch,<br />

weil es nicht etwa in Indien, sondern in einem Curry House in Glasgow erstmals serviert<br />

wurde. Ironie der Geschichte: Inzwischen erfreut es sich auch in Indien enormer Beliebtheit.<br />

Die Geschichte von der Erfindung<br />

ist zu gut (und nachvollziehbar),<br />

um erfunden zu sein:<br />

Da bestellte ein schottischer<br />

Busfahrer im Restaurant<br />

«Shish Mahal» in Glasgow eines Abends<br />

Chicken Tikka, das klassisch indische<br />

Gericht, für das in Joghurt und Gewürzen<br />

mariniertes Huhn im Tandoori-Ofen gegrillt<br />

wird. «Ziemlich trockene Angelegenheit»,<br />

befand der Mann, «das ruft nach Sauce».<br />

Worauf der Besitzer mit dem Teller in der<br />

Küche verschwand und flugs etwas von der<br />

milden Tomatensauce, die eigentlich für<br />

seinen alten Vater gedacht war, darüberschöpfte.<br />

Der Busfahrer war begeistert und<br />

kam bald mit all seinen Freunden wieder.<br />

Chicken Tikka Masala war geboren.<br />

Das Gericht bietet aber auch wirklich ganz<br />

wunderbar kontrastierende Aromen und<br />

Konsistenzen – wenn es denn richtig gemacht<br />

wird und die milde Tomatensauce mit entsprechend<br />

Sahne und Butter ins opulent Cremige<br />

gedreht wird. Natürlich sollte sie auch<br />

würztechnisch eine facettenreiche Angelegenheit<br />

sein – eine ausgewogene Mischung aus<br />

intensiven Gewürzaromen mit dem Kick von<br />

frischem Ingwer, abgerundet durch reichlich<br />

Sahne und Butter, dazu die süsse Frucht und<br />

Säure von Tomaten und Zitrone. Das Huhn<br />

aus dem Grill schiebt dazu mit dezidiert<br />

rauchigen, unbedingt auch ein wenig<br />

angekokelten Aromen dagegen.<br />

Beim Biss in ein Stück Huhn wird der<br />

Gaumen zuerst von der molligen Sanftheit<br />

der Sauce geflutet, dann schiebt aber das<br />

rauchige Grillaroma an, um langsam von<br />

einer neuen Schicht Gewürze abgelöst zu<br />

werden, die durch ihre Zeit auf dem Grill<br />

intensiviert wurden. In einem Satz: Will man<br />

haben.<br />

Aber lässt sich so ein Gericht abseits eines<br />

echten Tandoori-Ofens, wo das Fleisch bei<br />

500 °C zu zarter, saftiger, rauchiger Perfektion<br />

gegrillt wird, überhaupt auf gültige Weise<br />

nachempfinden? Irgendwie schon, so man<br />

dabei anders als die indischen Restaurants<br />

rund um den Erdball auf ausgelöste Hühnerkeule<br />

statt auf zu Trockenheit neigende<br />

Brust zurückgreift. Keule hat mehr Bindegewebe,<br />

mehr intramuskuläres Fett, mehr<br />

Kraft im Fleisch. Dadurch kann es auch bei<br />

weniger Hitze länger saftig bleiben, bis der<br />

unbedingt notwendige Grad an köstlicher<br />

Verkokelung erreicht ist. Bevor die Oberfläche<br />

nicht ordentlich Farbe genommen hat<br />

und an etlichen Stellen schon alarmierend<br />

auf die dunkle Seite gewechselt hat, braucht<br />

man gar nicht daran denken, es dem Grill zu<br />

entreissen. Wir merken: Kochen ist nichts<br />

für schwache Nerven.<br />

Davon abgesehen aber ist das Gericht<br />

relativ einfach – und den Aufwand locker<br />

wert. Wer es ganz einfach haben will und<br />

dafür wesentliche Geschmackseinbussen in<br />

Kauf nimmt, verzichtet darauf, das Huhn zu<br />

grillen, unter dem Ofengrill wird es auch<br />

sehr gut. Auch in Indien hat die Kombination<br />

aus gegrilltem Fleisch und fruchtig tomatiger,<br />

mit Butter aufgeladener Sauce längst<br />

millionenfache Anhängerschaft, und das ist<br />

für ein Gericht, das einst in einem von Bangladeshis<br />

betriebenen Restaurant im hohen<br />

Norden Europas für würzskeptische Briten<br />

zusammengepanscht wurde, doch eine<br />

ziemlich unerwartete Erfolgsstory.<br />

EASY CHICKEN<br />

TIKKA MASALA<br />

(für 4 Personen)<br />

ZUTATEN FÜR DAS HUHN<br />

6 ausgelöste Hühnerkeulen<br />

6 EL Tikka Spice Paste (Supermarkt, Asiashop)<br />

400 g griechisches Joghurt, 10 %<br />

2 EL Ingwer, gerieben<br />

3 Knoblauchzehen, gerieben<br />

Saft und Schale einer halben Zitrone<br />

Salz<br />

ZUTATEN FÜR DIE SAUCE<br />

3 EL Ingwer, fein gehackt<br />

4 Knoblauchzehen, fein gehackt<br />

1 grosse Zwiebel, gehackt<br />

2 EL Garam Masala<br />

800 g Tomaten aus der Dose<br />

250 g Butter<br />

Salz, Cayenne nach Geschmack<br />

Zum Garnieren: geröstete Mandelblättchen,<br />

Koriander<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Die Hühnerkeulen in jeweils 3 grosse Stücke teilen<br />

und salzen. Aus den restlichen Zutaten eine<br />

Marinade rühren und das Huhn darin ca. 90 Minuten<br />

marinieren. Währenddessen für die Sauce<br />

Ingwer, Knoblauch und Zwiebel in reichlich Butter<br />

goldbraun anrösten, mit Masala würzen und mit<br />

den zerkleinerten Tomaten ablöschen. Salzen<br />

und 35 Minuten bei mittlerer Hitze einkochen.<br />

– Abschmecken, glatt mixen, dabei die verbliebene<br />

Butter zugeben. Den Grill richtig heiss werden lassen.<br />

Die Hühnerkeulen vom Grossteil der Marinade<br />

befreien (diese zur Sauce geben und nochmals<br />

aufkochen), auf Spiesse stecken und grillieren, bis<br />

sie richtig stark Farbe genommen haben – etwas<br />

angekokelt ist in diesem Fall gut! Sie müssen nicht<br />

ganz durch sein, weil sie jetzt in der Sauce bei<br />

sanftem Köcheln etwa 5 Minuten fertig garen.<br />

– Mit Mandelblättchen und Koriander garnieren,<br />

mit Basmatireis und/oder Naan servieren.<br />

Fotos: Stine Christiansen, Johannes Kernmayer<br />

62 falstaff sep <strong>2024</strong>


FALSTAFF-GETRÄNKETIPP<br />

<strong>2024</strong> Tingel Tangel »Invite somebody<br />

for a dangerous beer«<br />

Klare, tropische Frucht, Zitrusnuancen<br />

und eine angenehme Herbe machen<br />

dieses IPA zum perfekten Begleiter für<br />

würziges Curry.<br />

tingeltangelbeer.ch, CHF 5,–<br />

Gesammelte Rezepttipps<br />

von Severin Corti unter<br />

go.falstaff.com/corti<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

63


indien / PANEER<br />

falstaff-Serie<br />

K ÄSE,<br />

DEN JEDER KENNEN<br />

SOLLTE<br />

PANEER<br />

HOLY COW !<br />

Obwohl Milch in Indien hoch geschätzt wird,<br />

gibt es im Land nur wenige Käsesorten. Davon<br />

hat sich nur Paneer über die Landesgrenzen hinaus<br />

Bekanntheit verschaffen können. Dies aber<br />

völlig zu Recht, denn der milde Käse ist<br />

nicht nur im Curry ein Hochgenuss!<br />

TEXT LARISSA GRAF<br />

Ein Laib Paneer ist einfach und schnell<br />

hergestellt. Aufgrund seiner besonderen<br />

Textur kann er zum Kochen und Braten<br />

verwendet werden, denn er schmilzt<br />

auch bei hohen Temperaturen nicht.<br />

Foto: StockFood / Immediate Media / Good Food<br />

64 falstaff sep <strong>2024</strong>


sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

65


indien / PANEER<br />

Mit Zitronensaft oder Joghurt<br />

gesäuerte Milch bildet die<br />

Grundlage für die Paneer-<br />

Herstellung. Nach wenigen<br />

Stunden Pressen ist der Käse<br />

bereits einsatzfähig.<br />

Milch ist in Indien mehr als<br />

ein Grundnahrungsmittel.<br />

Unter Hindus, die rund<br />

80 Prozent der Landesbevölkerung<br />

ausmachen, gilt<br />

sie als Geschenk der Götter. Denn die Kuh ist<br />

heilig wie die Milch, die sie gibt. Gleichzeitig<br />

ernähren sich rund ein Viertel der Bevölkerung<br />

rein vegetarisch. So sind Milch und ihre<br />

Derivate zu einer wichtigen Quelle für Proteine<br />

und Kalorien geworden. Viele Gerichte<br />

kommen ohne den Butterschmalz Ghee nicht<br />

aus, Joghurt wird im ganzen Land geschätzt<br />

und für süsse wie herzhafte Zubereitungen<br />

genutzt. Frischmilch wird pur getrunken, im<br />

Tee oder im Kaffee serviert oder zu Süssspeisen<br />

verarbeitet.<br />

Trotz aller Liebe zur Milch gibt es in<br />

Indien aber nur wenige Käsesorten. Das<br />

hat religiöse Gründe, aber auch praktische.<br />

Viele hinduistische Bräuche reichen bis in die<br />

vedische Periode im ersten und zweiten Jahrtausend<br />

vor Christus zurück. Damals wurde<br />

es als Unglück bringend angesehen, die<br />

heilige Milch zu gerinnen. Die Verwendung<br />

von tierischem Lab widersprach zudem der<br />

Philosophie «Ahimsa», der Gewalt losigkeit<br />

gegenüber allen Lebewesen. Einige Hindus<br />

und Buddhisten praktizieren sie bis heute.<br />

Andererseits herrscht in weiten Teilen ein<br />

Klima, das der Käsereifung nicht zuträglich<br />

ist.<br />

INDISCHER HÜTTENKÄSE<br />

Für Herstellung und Lagerung der meisten<br />

europäischen Käsesorten ist ein kühles<br />

Milieu vorteilhaft, es braucht zudem eine<br />

gewisse Luftfeuchtigkeit. In vielen Regionen<br />

Indiens herrscht aber subtropisches oder tropisches<br />

Klima, es ist also entweder trocken<br />

und heiss oder feuchtwarm. Es kann nicht<br />

mit ausgedehnten Kälteperioden gerechnet<br />

werden, also fehlt die Notwendigkeit, Milch<br />

für lange, karge Winter haltbar zu machen.<br />

STECKBRIEF<br />

TYP: Sauermilchkäse<br />

PRODUKTIONSGEBIET:<br />

Nordindien, Pakistan, Bangladesch, Nepal,<br />

Afghanistan<br />

GESCHMACK: mild, milchig<br />

KONSISTENZ: Je nach Pressung krümelig bis<br />

schnittfest, nach dem Erhitzen leicht elastisch.<br />

Was nicht frisch getrunken wird, wird zu<br />

Joghurt oder Ghee verarbeitet und innerhalb<br />

der folgenden Tage konsumiert.<br />

Trotzdem gibt es in Indien einige Käsesorten.<br />

Weltweit bekannt ist der Sauermilchkäse<br />

Paneer, der manchmal als «indischer Hüttenkäse»<br />

bezeichnet wird. Weil dieser nach der<br />

Herstellung kräftig gepresst wird, wird er fest<br />

und schmilzt auch beim Kochen und Braten<br />

nicht. Deswegen ist er eine wichtige vegetarische<br />

Zutat in einer Unzahl von Currys, wird<br />

in Form von Spiesschen im Tandoor-Ofen gebacken<br />

oder sogar für Süssspeisen verwendet.<br />

Die Herstellung ist einfach, weswegen ihn<br />

viele Familien zuhause erzeugen. Kuh- oder<br />

Büffelmilch wird aufgekocht und mit Säure<br />

versehen. Meistens wird Limetten- oder<br />

Zitronensaft oder Joghurt verwendet, auch<br />

Essig und Zitronensäure eignen sich dazu.<br />

Durch die Säure flocken die Milchproteine<br />

und ein Teil des Fetts aus, sie formen einen<br />

körnigen Bruch, der in ein Tuch gegeben und<br />

gepresst wird, um die Molke, den flüssigen<br />

Teil der Milch, zu entfernen. Anschliessend<br />

wird er mit einem Gewicht versehen und<br />

zwei bis drei Stunden gepresst. Paneer ist besonders<br />

im Norden und Nordwesten Indiens<br />

beliebt, es gibt ihn aber auch in Pakistan, in<br />

Fotos: StockFood / Eising Studio - Food Photo & Video, Shutterstock, PradeepGaurs / Shutterstock.com<br />

66 falstaff sep <strong>2024</strong>


In Nordindien wird Paneer gerne als<br />

Curry-Zutat oder zum Füllen von<br />

Fladenbrot (Kreis) verwendet.<br />

Afghanistan, in Bangladesch und in Nepal.<br />

Im tropischen Süden Indiens ist Käse keine<br />

alltägliche Zutat, dort werden allgemein weniger<br />

Milchprodukte konsumiert.<br />

Wie Paneer zu einem Teil der indischen<br />

Esskultur wurde, ist umstritten. Der Name<br />

stammt aus der persischen Sprache Farsi. Deswegen<br />

denken einige Historiker, dass er im<br />

Mittelalter mit muslimischen Armeen<br />

via Persien und Afghanistan auf den<br />

Subkontinent kam. Andere Theorien<br />

besagen, dass die Portugiesen,<br />

die in der frühen Neuzeit<br />

einige Kolonien in Indien hatten,<br />

lokalen Anwohnern ihr<br />

Käse-Know-how vermittelten.<br />

In der von portugiesischen<br />

Siedlern gegründeten Stadt<br />

Bandel nördlich von Kalkutta<br />

wird etwa ein Käse hergestellt,<br />

der dem Paneer ähnelt, aber um<br />

einiges salziger und trockener ist.<br />

Bis ins 20. Jahrhundert war Paneer eine<br />

regionale Spezialität, besonders im Bundesstaat<br />

Punjab. Nach der Unabhängigkeit von<br />

den Briten investierte Indien viel Geld in die<br />

Milchindustrie, um Arbeitsplätze zu schaffen<br />

und hochwertige Lebensmittel zu produzieren<br />

– darunter auch Paneer. Gleichzeitig<br />

wanderten viele Inder aus, besonders aus dem<br />

dischen Diaspora auf<br />

der ganzen Welt. Heute<br />

gibt es ihn überall, wo<br />

es Inder gibt. Auch hierzulande<br />

wird er beliebter. Weil er ohne Lab hergestellt<br />

wird, eignet er sich für die vegetarische<br />

Ernährung, Sportler schätzen ihn ob seines<br />

hohen Proteingehalts. Ob angebraten als<br />

Snack, in Sandwiches, Currys oder als Zutat<br />

in Süssspeisen, es gibt für jeden Käsefan das<br />

Punjab. So verbreitete sich Paneer mit der in- passende Paneer-Rezept!<br />

<<br />

Für die Hindus sind<br />

Kühe und ihre Milch<br />

heilig. Deswegen<br />

werden die Tiere für<br />

manche Feste reich<br />

geschmückt.<br />

SAUERMILCH-<br />

KÄSE MIT<br />

VIELEN<br />

GESICHTERN<br />

Neben Paneer gibt es in Indien einige weitere<br />

Sauermilchkäsesorten. In Jammu und Kaschmir<br />

stellen die Gujjar-Nomaden seit Jahrhunderten<br />

Kalari-Käse her, um die Milch ihrer Kühe<br />

und Ziegen für die Sommermonate haltbar<br />

zu machen. Es handelt sich dabei um kleine<br />

runde Laibe, die recht salzig und trocken sind.<br />

Meistens werden sie im eigenen Fett angebraten,<br />

bis sie eine braune Kruste haben und innen<br />

elastisch und weich sind.<br />

Ganz im Norden im Grenzgebiet zu Bhutan<br />

und Nepal wird der «härteste Käse der Welt»,<br />

Chhurpi, aus Yak- oder Kuhmagermilch hergestellt.<br />

Zur Gerinnung wird ihr vergorene<br />

Molke zugefügt. Der frische Bruch wird mit<br />

Stöcken geschlagen und anschliessend gepresst.<br />

Chhurpi wird dann entweder frisch in<br />

Currys oder als Momo-Füllung gegessen<br />

oder in Rechtecke geschnitten, hängend getrocknet<br />

und geräuchert. So wird er steinhart<br />

und jahrelang haltbar.<br />

Der krümelige Bandelkäse aus Westbengalen<br />

wird hingegen zu flachen Scheiben geformt;<br />

Es gibt ihn frisch oder geräuchert. Ebenfalls<br />

aus Bengalen stammt der Chhena , eine Art<br />

ungepresster Paneer, der sehr bröckelig ist.<br />

Meistens wird er für die Herstellung von<br />

Süsswaren wie Gulab Jamun oder Rasgulla<br />

verwendet.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

67


indien / GOLDENES DREIECK<br />

Indien fordert heraus und betört<br />

die Sinne. Auf einer Reise durch das<br />

«Goldene Dreieck» im nordindischen<br />

Rajasthan erlebt man den Subkontinent<br />

nicht nur mit einem intensiven Wirbel an<br />

Gerüchen, Farben und unvermeidlichem<br />

Chaos. Man entdeckt auf dem Weg auch<br />

kulinarische Köstlichkeiten, Basare,<br />

bengalische Tiger und eine Vielzahl<br />

atemberaubender Baukunstwerke<br />

aus längst vergangener Zeit.<br />

TEXT SASCHA RETTIG<br />

BETÖRENDES<br />

RAJASTHAN<br />

Foto: sylwia-bartyzel / unsplash<br />

68 falstaff sep <strong>2024</strong>


Eines der neuen sieben<br />

Weltwunder: Das Taj Mahal in<br />

Agra erzählt die Geschichte einer<br />

unsterblichen Liebe.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

69


indien / GOLDENES DREIECK<br />

Old Delhi, wie hier am alten Markt<br />

Chandni Chowk, erlebt man als buntes<br />

Treiben in jeder Hinsicht.<br />

Plaudernde Sadhus – nichts<br />

Ungewöhnliches in Indien.<br />

Ungewöhnlich ist das ganz und<br />

gar nicht: Auf dem Chandni<br />

Chawk in Old-Delhi geht es<br />

drunter und drüber so wie<br />

jeden Tag. Der Markt, nur eine<br />

Viertelstunde Gehzeit vom imposanten Roten<br />

Fort entfernt, ist einer der ältesten in Indien<br />

und bis heute überaus geschäftig. Das kann<br />

allerdings nicht annähernd das aufregende<br />

Chaos dort beschreiben, das man auch in den<br />

vielen anderen Basar-Gassen erlebt.<br />

Während man sich durch den alten Teil<br />

Delhis treiben lässt, ziehen Massen an<br />

Menschen vorbei, drängeln sich an Ständen<br />

und Geschäften, fahren auf Rikschas, Tuk-<br />

Tuks, Rädern und in Autos, die permanent<br />

zu hupen scheinen. Alles, was man sich<br />

vorstellen kann, wird hier verkauft, von<br />

Blumenkränzen bis zu Elektronikkram. In<br />

den Sari-Shops breiten Verkäufer vor den<br />

Kundinnen mehr und mehr Stoffe aus. An<br />

den Streetfoodständen wird frittiert, gebraten,<br />

gekocht. In den Gewürzläden türmen<br />

sich die farbenfrohen Gewürze, deren Düfte<br />

eine willkommene Abwechslung zu den<br />

Abgasen sind, die durch die trübe Luft wa-<br />

Fotos: Finn stock / Shutterstock.com, mrinalpal / Shutterstock.com, varun-tandon / shubhangee / unsplash<br />

70 falstaff sep <strong>2024</strong>


Gurudwara Bangla Sahib, eine Gebetsstätte<br />

der Sikhs, gehört zu den eindrucksvollen<br />

Tempeln und Gotteshäusern in Delhi.<br />

bern. Derweil tollen Affen auf den Knäueln<br />

der kreuz und quer hängenden Stromleitungen<br />

über den Gassen herum und warten<br />

auf ihre Chance, irgendwo etwas Essbares<br />

zu klauen. Und die streunenden Kühe? Die<br />

lassen sich von all dem kaum noch beeindrucken.<br />

Was hier alles gleichzeitig stattfindet, ist<br />

überwältigend und kann einen überfordern.<br />

Vor allem, wenn man erst vor wenigen<br />

Stunden aus dem Flugzeug gestiegen ist.<br />

Indien fordert die Sinne heraus, schreckt<br />

sie ab, betört sie, und all das manchmal<br />

sogar im gleichen Moment: desaströse<br />

Armut neben teurem Luxus, Pracht<br />

und Schönheit neben Müll und Verfall.<br />

Die Liste der Kontraste, die man<br />

auf dem Subkontinent erlebt, liesse sich<br />

ewig fortsetzen. Schon in der Anlage der<br />

Stadt Delhi selbst spiegeln sie sich. Dabei<br />

findet Old Delhi sein Gegenstück im erst<br />

1911 gegründeten Neu-Delhi, wo man<br />

neben Sehenswürdigkeiten wie dem India<br />

Gate, dem Lotustempel und dem Freiluft-<br />

Observatorium Jantar Mantar aus dem<br />

18. Jahrhundert auch breite Strassen und<br />

Alleen, Hochhäuser und Parks, Regierungsbauten<br />

und britische Kolonialarchitektur<br />

entdeckt. Quirliges Zentrum ist der<br />

kreisrund angelegte Connaught Place mit<br />

weissen Gebäuden, Arkaden und Säulen im<br />

georgianischen Stil.<br />

EINSTIMMUNG AUF DIE REISE<br />

Auch in kulinarischer Hinsicht kann man in<br />

Delhi vom einfachsten Streetfood, bei dem<br />

man trotz aller Verlockungen wegen gesundheitlicher<br />

Bedenken nicht immer beherzt<br />

zugreifen sollte, bis zur luxuriösen Gourmetküche<br />

aus dem Vollen schöpfen. Die Stadt ist<br />

schliesslich längst ein kulinarischer Hotspot<br />

geworden, ganz gleich, ob man exzellente<br />

italienische, japanische oder chinesische<br />

Restaurants sucht.<br />

Im Mittelpunkt aber steht die indische<br />

Küche: Im «Indian Accent» werden auf dem<br />

Teller indische Traditionen mit globalen Einflüssen<br />

verschmolzen. Eine Institution seit<br />

Jahrzehnten hingegen ist das «Bukhara»,<br />

wo köstliche Tandoori-Gerichte aus dem<br />

Lehmofen serviert werden. Zu den illustren<br />

Gästen zählen Bollywoodstars genauso wie<br />

Staatsoberhäupter. Auch die Clintons waren<br />

schon mal hier. Gegessen wird trotzdem immer<br />

typisch indisch: mit den Händen, ohne<br />

Besteck, sofern das zumindest nicht explizit<br />

anders gewünscht wird.<br />

Mit all diesen starken Eindrücken ist ein<br />

Streifzug durch die Hauptstadt die passende<br />

Einstimmung auf die anstehende Reise<br />

nach Varanasi und durch das Goldene Dreieck<br />

in Nordindien: Es ist eine Klassiker-<br />

Tour, die mit vielen Genüssen, Herausforderungen<br />

und zahlreichen bauhistorischen<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

71


indien / GOLDENES DREIECK<br />

Um Jal Mahal, den<br />

Wasserpalast bei Jaipur,<br />

ranken sich einige Legenden.<br />

den feinen Gerichten royal verwöhnt. Man<br />

kann auch nur für einen Afternoon Tea im<br />

«Verandah Cafe» vorbeischauen und die ruhige<br />

Atmosphäre geniessen, bevor man sich<br />

wieder in den Trubel der terrakotta pinken<br />

Altstadtgassen stürzt.<br />

FORTS UND PALÄSTE<br />

Neben den Basaren mit ihrer Explosion an<br />

Farben und Gerüchen findet man dort auch<br />

einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten.<br />

Der alte Stadtpalast zelebriert den königlichen,<br />

reich verzierten Prunk vergangener<br />

Tage. Bis heute lebt in einem Teil der grossen<br />

Anlage noch die frühere Herrscherfamilie.<br />

Zum Palast gehört zudem das Hawa Mahal,<br />

der Palast der Winde, der umbraust wird<br />

vom Verkehr und umlagert von Reisenden.<br />

Es ist ein ungewöhnliches Bauwerk von<br />

1799, das vor allem aus einer fünfstöckigen<br />

Fassade voller Jaroka-Balkone besteht. Die<br />

Fensteröffnungen dieser Balkone sind verziert<br />

vergittert und sollten einst ein Blickschutz<br />

für die Haremsdamen dahinter sein, die so<br />

die festlichen Umzüge ungestört beobachten<br />

konnten.<br />

<<br />

Schätzen, Tempeln und Palästen<br />

aufwartet. Jaipur, die Hauptstadt Rajasthans,<br />

ist dafür ein eindrucksvolles<br />

Beispiel. Was einem dort sofort auffällt,<br />

ist, dass die Stadt in einem rötlichen<br />

Pink leuchtet. Der Grund dafür war ein<br />

hoher Besuch, der sich im Jahr 1876 ankündigte:<br />

Prince Albert, der älteste Sohn<br />

von Queen Victoria. Ihm zu Ehren liess der<br />

damalige Maharadscha die Gebäude der<br />

Stadt mit der Farbe der Gastfreundschaft,<br />

Pink, anmalen, und das wurde bis heute so<br />

beibehalten wie die vom Prinzen geprägte<br />

Bezeichnung «Pink City».<br />

Dabei stösst man in der einst am Reissbrett<br />

angelegten Stadt bis heute nicht nur auf<br />

atemberaubende Paläste und reiche Spuren<br />

der feudalen Ära. Auch speisen kann man<br />

in Jaipur in herrschaftlichem Stil. Gourmets<br />

zieht es dabei gern zum berühmten, 1835<br />

gebauten Rambagh Palace, der tatsächlich<br />

einmal der Wohnsitz des Maharadschas<br />

von Jaipur war. Die elegante Pracht mit viel<br />

Marmor, Sandstein, detaillierten Verzierungen<br />

und einem opulenten Garten drumherum<br />

ist bis heute erhalten, auch wenn sich darin<br />

längst ein Luxushotel mit einem entsprechenden<br />

kulinarischen Angebot befindet. Im Restaurant<br />

«Suvarna Mahal» fühlt man sich mit<br />

Haremsdamen konnten einst<br />

die Geschehnisse vorm Hawa<br />

Mahal auf den zahlreichen<br />

Balkonen beobachten – ohne<br />

hinter den Fenstern selbst<br />

gesehen zu werden.<br />

Fotos: Shutterstock, crowley production / Shutterstock.com / sneha chakraborty, Jaideep Oberoi, beigestellt<br />

72 falstaff sep <strong>2024</strong>


Im «Rambagh Palace» in Jaipur<br />

übernachtet und speist man fürstlich<br />

(re.). Und: Anders als der Ritt auf<br />

den Elefanten, die Touristinnen und<br />

Touristen den Hügel hinaufbringen,<br />

ist das prachtvolle Fort Amber<br />

überhaupt nicht umstritten.<br />

Fährt man etwas weiter hinaus aus der<br />

Stadt, erwarten einen weitere Highlights:<br />

Das Jal Mahal, der Wasserpalast, ist sicherlich<br />

einer der ungewöhnlichsten Paläste Indiens,<br />

befindet er sich doch mitten im Man-<br />

Sagar-See. Vom Ufer betrachtet scheint<br />

er regelrecht auf der Wasseroberfläche zu<br />

schweben. Allerdings liegen seit über 250<br />

Jahren Teile des roten Sandsteingebäudes,<br />

um dessen Entstehung und Flutung sich einige<br />

Legenden ranken, sogar unter Wasser.<br />

Ganz anders ist es nur wenige Kilometer<br />

weiter beim Fort Amber, einem der zahlreichen<br />

beeindruckenden Forts der Gegend.<br />

Hier muss man zunächst in der Hitze einen<br />

Bergkamm erklimmen und erreicht dann<br />

das Sonnentor, hinter dem der wuchtige<br />

Sandstein-Marmor-Komplex aus dem 16.<br />

Jahrhundert liegt: Schloss und Festung in<br />

einem, wobei der Spiegelsaal sicherlich zu<br />

den Höhepunkten zählt. Die Reflexionen<br />

des Lichts in den vielen kleinen Spiegeln in<br />

den Mosaiken sollen den Eindruck erzeugen,<br />

als würde man ganz romantisch in den<br />

Sternenhimmel schauen.<br />

AUSZEIT IN DER NATUR<br />

Nach den Tagen in Jaipur ist der ideale Moment<br />

für eine Auszeit in der Natur. In Ranthambore<br />

im Osten Rajasthans kann man<br />

sich für ein paar Tage in eine der luxuriösen<br />

Lodges in der Natur zurückziehen, durchatmen<br />

in hochkarätig ausgestatteten Glamping-Zelten<br />

und auf Tierbeobachtung gehen.<br />

Im Jeep geht es auf Safari in den Ranthambore-Nationalpark.<br />

Dort dauert es auch<br />

tatsächlich nicht lange, bis ein paar indische<br />

Gazellen sowie Samba-Rehe und -Hirsche in<br />

Sichtweite auftauchen. Berühmt ist der Park<br />

allerdings vor allem für seine geschützte<br />

Population von bengalischen Tigern. Rund<br />

80 sollen im Park leben. Die allerdings sind<br />

mitunter nicht sofort zu finden.<br />

Die Jeeps und Busse mit offenem Verdeck<br />

durchkreuzen den grossen Nationalpark und<br />

sind dabei unerlässlich auf der Suche. Die<br />

Guides auf den Safaris stehen untereinander<br />

in Kontakt. Irgendwann entdeckt einer der<br />

Safari-Führer ganz aufgeregt den Abdruck<br />

einer Tatze im sandigen Boden. Es dauert<br />

nicht lange, schon stehen mehrere Fahrzeuge<br />

an der Stelle. Stille. Aufregung. Spannung<br />

liegt in der Luft. Die Blicke wandern hin<br />

und her und durch viele Ferngläser über das<br />

opulente Grün. Nichts. Zunächst jedenfalls.<br />

Doch kurz bevor die Guides weiter durch<br />

den Park fahren wollen, taucht im Dickicht<br />

plötzlich doch noch ein Tiger auf. Dahinter<br />

gleich noch einer. Mit stillem Staunen wird<br />

jeder Schritt der grossen Wildkatzen ge-<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

73


indien / GOLDENES DREIECK<br />

<<br />

nauestens verfolgt, bis sie wenige Minuten<br />

später wieder verschwinden.<br />

In intensives Staunen werden auch die<br />

Besucher versetzt, die mit der Stadt Agra<br />

die nächste Station erreichen. An der Stadt<br />

selbst, in der viele Reisende nur eine Nacht<br />

einplanen, liegt das nicht. Auch wenn es hier<br />

ein Fort und sehenswerte Tempel gibt. Oder<br />

man sich ins Basar-Gewühl stürzen kann,<br />

um die lokalen Besonderheiten auszuprobieren<br />

– so wie das Jahrhunderte alte Petha,<br />

eine softe, kandierte Wintermelone. Nein,<br />

der Grund für den kurzen Zwischenstopp ist<br />

in der Regel, sich überwältigen zu lassen von<br />

einem der «neuen sieben Weltwunder»: dem<br />

Taj Mahal.<br />

Schon am Abend vor dem Besuch gibt es<br />

einen ersten Blick darauf vom Mehtab Bagh,<br />

einer Parkanlage, die einst in einer Linie mit<br />

dem Hauptgebäude errichtet wurde. Zwischen<br />

Taj Mahal und Mehtab Bagh fliesst der<br />

breite Yamuna Fluss, in dem sich die rot-gelborangenen<br />

Farbspiele der untergehenden Son-<br />

FÜR HINDUS ZÄHLT<br />

DIE MEHR ALS<br />

3000 JAHRE ALTE STADT<br />

VARANASI ZU DEN<br />

HEILIGSTEN<br />

ÜBERHAUPT.<br />

ne spiegeln. Besichtigt wird das Wunderwerk<br />

dann zeitig am nächsten Morgen, um den<br />

allergrössten Besucherandrang zu vermeiden.<br />

Hinter einem Eingangstor, an dem man das<br />

übliche Stadtgewühl vom Verkehrschaos bis<br />

zu aufdringlichen Händlern hinter sich lässt,<br />

liegt das monumentgewordene Zeugnis einer<br />

ganz grossen Liebe auf unwirkliche Weise vor<br />

einem: das 1648 fertiggestellte Mausoleum,<br />

das Shah Jahan für seine 1631 verstorbene<br />

Frau Mumtaz Mahal errichten liess. Auf der<br />

Bank, auf der unter anderem ein berühmtes<br />

Foto von Lady Di entstand, herrscht reges<br />

Gedränge. Alle wollen ein Erinnerungsfoto<br />

vor der symmetrisch angelegten, architektonischen<br />

Schönheit, die innen und aussen mit<br />

weissem Marmor verkleidet ist und bei aller<br />

Wucht auch eine Leichtigkeit ausstrahlt.<br />

DIE VEGETARISCHE STADT<br />

Auf andere Weise eindrucksvoll hingegen<br />

kann ein Abstecher nach Varanasi sein. Die<br />

Stadt liegt am Ganges einige Hundert<br />

Kilometer weiter östlich und ist eines der<br />

wichtigsten spirituellen Zentren Indiens. Für<br />

Hindus gehört die über 3000 Jahre alte<br />

Stadt zu den heiligsten überhaupt – hier<br />

kann der ewige Kreislauf aus Leben, Sterben<br />

und Wiedergeburt durchbrochen werden.<br />

Tausende Tempel, unter ihnen der berühmte<br />

Kashi-Vishwanath-Tempel, soll es in der<br />

Stadt geben. Wie viele genau? Das weiss<br />

niemand. Weil aber der nächste heilige Ort<br />

in den verwinkelten Gassen immer nur einen<br />

Katzensprung entfernt ist, gibt es in Varanasi<br />

statt Fleisch vegetarische Gerichte, unter<br />

Das Taj Mahal, eines der neuen<br />

Weltwunder, ist ein architektonisches<br />

Juwel, das den Atem raubt.<br />

Historische Ruinen gibt es zwar auch<br />

im Ranthambore-Nationalpark. Die<br />

grosse Attraktion sind allerdings die<br />

bengalischen Tiger, die ganz entspannt<br />

die Show stehlen.<br />

Fotos: CherylRamalho / Shutterstock.com, kravka / Shutterstock.com, Shutterstock<br />

74 falstaff sep <strong>2024</strong>


In Varanasi kann man spirituelle<br />

Rituale beobachten, vom Bad<br />

am Ufer des Ganges bis zum<br />

abendlichen Ganga Aarti.<br />

anderem nach der Sattvischen Diät, zu essen.<br />

Zurück geht das auf den Gott Shiva, der<br />

Varanasi erschaffen haben und selbst<br />

Vegetarier gewesen sein soll. Auch mit den<br />

Ausnahmen für Touristen ist seit 2019<br />

Schluss: Seitdem darf im Umkreis von 250<br />

Metern von Tempeln und Kulturstätten<br />

kein Fleisch zubereitet und verkauft werden.<br />

Gerade in Indien mit den zahlreichen<br />

hervorragenden, fleischlosen Gerichten sollte<br />

das aber selbst für eingefleischteste Karnivoren<br />

kein Problem sein.<br />

Ohnehin steht in Varanasi anderes im<br />

Fokus: Das Ufer des Ganges, wo man einen<br />

ewigen Strom an Gläubigen und Pilgern beobachten<br />

kann, wie sie über die Stufen am<br />

Ufer der sogenannten Ghats für ein rituelles<br />

Bad in den Ganges schreiten. Auch Tote<br />

werden hier am Ufer des heiligen Flusses<br />

tagtäglich verbrannt. Und an den Abenden<br />

kann man die Ganga-Aarti-Rituale beobachten:<br />

Blumen, Feuer, Wasser, Boote, viel<br />

Energie – und so intensiv wie dieser gesamte<br />

Indien-Reiserausch.<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

75


indien / GOLDENES DREIECK<br />

Die Grün- und Goldtöne des Ranthambore-<br />

Nationalparks bilden die perfekt Kulisse<br />

für das «Aman-i-Khás». An der Schwelle<br />

des Reservats gelegen, bietet das nur<br />

zehn Zelte umfassende Luxushotel eine<br />

unvergleichliche Privatsphäre.<br />

SURYA MAHAL<br />

Das edle Restaurant, der «Sonnenpalast», gehört<br />

zum Luxushotel «The Oberoi Rajvilas» und bietet in<br />

feiner Atmosphäre eine Mischung asiatischer, westlicher<br />

und indischer Speisen.<br />

The Oberoi Rajvilas Babaji Ka Modh, Goner Rd,<br />

Jaipur, Rajasthan 302031<br />

T: +91 141 268 0101<br />

oberoihotels.com/hotels-in-jaipur-rajvilas-resort/<br />

restaurants/surya-mahal<br />

RANTHAMBORE<br />

DELHI<br />

TAJ PALACE NEW DELHI<br />

Das «Taj Palace» ist ein von Gärten umgebenes,<br />

elegantes Luxushotel in Neu-Delhi mit grossem<br />

Pool und vier hochkarätigen Restaurants.<br />

2, Sardar Patel Marg, Diplomatic Enclave,<br />

Chanakyapuri, New Delhi<br />

T: +91 11 2611 0202, tajhotels.com<br />

THE IMPERIAL<br />

Das «Imperial» erinnert in seiner Pracht tatsächlich<br />

an einen Maharadscha-Palast. Passend dazu<br />

sind die kulinarischen Optionen unter anderem mit<br />

dem pan-asiatischen «Spice Route», dessen Interieur<br />

an einen Tempel erinnert.<br />

Janpath Ln, Janpath, Connaught Place,<br />

New Delhi, Delhi 110001<br />

T: +91 11 4150 1234, theimperialindia.com<br />

BUKHARA<br />

Ein Klassiker unter den Fine-Dining-Restaurants in<br />

Delhi, der auf Gerichte aus dem Tandoor-Lehmofen<br />

spezialisiert ist. Gegessen wird, wenn man nicht<br />

nach Besteck fragt, mit den Händen.<br />

ITC MAURYA, Sardar Patel Marg, Akhaura Block,<br />

Diplomatic Enclave, Chanakyapuri, New Delhi<br />

T: +91 11 2611 2233<br />

itchotels.com/in/en/itcmaurya-new-delhi<br />

INDIAN ACCENT<br />

Im vielfach prämierten «Indian Accent» werden<br />

indische Geschmäcker und Gerichte exzellent mit<br />

weltweiten Einflüssen fusioniert. Beim Tasting-<br />

Menü kann man indische Weine entdecken.<br />

The Lodhi, Lodhi Rd, CGO Complex, Pragati Vihar,<br />

New Delhi, Delhi 110003<br />

T: +91 11 6617 5151<br />

indianaccent.com/newdelhi<br />

AGRA<br />

THE OBEROI AMARVILAS<br />

Allein schon dieser Blick: über viel Grün bis zum Taj<br />

Mahal! Dazu bietet das Hotel, dessen Architektur<br />

und Designs von Mogul-Palästen inspiriert wurden,<br />

luxuriösen Komfort. Das «Espahan» gehört zu den<br />

exklusiven Restaurants in Agra.<br />

Taj East Gate Rd, Paktola, Tajganj, Agra, Uttar<br />

Pradesh 282001<br />

T: +91 562 223 1515, oberoihotels.com<br />

DAAWAT-E-NAWAB<br />

Tikkas, Tandooris und andere traditionelle Gerichte<br />

der indischen Küche stehen auf der Karte des<br />

«Daawat-e-Nawab», wo man im geschmackvollen<br />

Ambiente indischer Vergangenheit speist.<br />

Agra, Taj East Gate Rd, Taj Nagari Phase 1, Telipara,<br />

Agra, Dhandhupura, Uttar Pradesh 282001<br />

T: +91 562 305 5555, tajhotels.com<br />

JAIPUR<br />

FAIRMONT JAIPUR<br />

Herrschaftliches Palast-Hotel vor der Kulisse der<br />

Aravalli-Berge bei Jaipur, in dem moderner Komfort<br />

mit dem Design der Mogul- und Rajputen-Zeit<br />

verbunden wird. Ein Spa, drei feine Restaurants und<br />

eine wunderschöne Pool-Area gehören dabei zum<br />

Angebot.<br />

2, Riico, Kukas, Jaipur, Rajasthan 302028<br />

T: +91 1426 420 000, fairmont.com/jaipur<br />

RAMBAGH PALACE<br />

Prachtvolle Hotelanlage in einem ehemaligen<br />

Maharadscha-Palast, die auch kulinarisch einiges zu<br />

bieten hat: vom feinen Afternoon-Tea im «Verandah<br />

Café» bis zum Gourmetrestaurant «Suvarna<br />

Mahal».<br />

Bhawani Singh Rd, Rambagh, Jaipur,<br />

Rajasthan 302005, T: +91 141 667 1234<br />

1835 erbaut, hat sich das «Rambagh Palace»<br />

seine aufwendige Pracht bewahrt.<br />

SIX SENSES FORT BARWARA<br />

Auf dem Weg zum eine Stunde entfernten Nationalpark<br />

lohnt sich ein Aufenthalt im «Six Senses<br />

Fort Barwara». Denn: Hier nächtigt man in einem<br />

Fort aus dem 15. Jahrhundert, das mit Gespür für<br />

das royale Erbe zum geschmackvollen Luxushotel<br />

umgewandelt wurde.<br />

Six Senses Fort Barwara, Chauth Ka Barwara,<br />

Rajasthan 322702<br />

T: +91 7462 257 777, sixsenses.com/en/hotelsresorts/asia-the-pacific/india/fort-barwara<br />

AMAN-I-KHÁS<br />

Mitten in der ruhigen Natur am Nationalpark nächtigt<br />

man im «Aman-i-Khás» in grossen, eleganten Glamping-Zelten<br />

mit luxuriöser Ausstattung. Pool und Spa<br />

runden den tiefenentspannten Aufenthalt ab.<br />

Village-Sherpur, near Ranthambore National Park,<br />

Khilchipur, Sawai Madhopur, Rajasthan 322001<br />

T: +91 7462 252 052<br />

aman.com/resorts/aman-i-khas<br />

VARANASI<br />

BRIJRAMA PALACE BY THE GANGES<br />

Elegantes Heritage-Hotel in einem Palast aus dem<br />

19. Jahrhundert, das direkt am Ganges liegt,<br />

sodass man vom Zimmer aus Ganga-Aarti-Rituale<br />

am Abend beobachten kann.<br />

Darbhanga Ghat, Dashashwamedh,<br />

Uttar Pradesh 221001<br />

T: +91 70840 07007<br />

brijhotels.com/brijrama-palace-hotel-in-varanasi<br />

BEHIND YELLOW DOORS DINER<br />

Wer zwischendurch Appetit auf etwas anderes als<br />

indische Küche hat: Im hübschen «Behind Yellow<br />

Doors Diner» werden internationale Gerichte unter<br />

gelben Schirmen zwischen Palmen serviert.<br />

Hotel Stay Banaras C-33/52-9A-1A, Chittupura,<br />

Sigra, Varanasi, Uttar Pradesh 221010<br />

T: +91 63931 38560<br />

byddiner.com<br />

VARUNA IM TAJ GANGES<br />

Zur exklusiven Hotel-Oase des «Taj Ganges»<br />

gehört auch das hervorragende «Varuna»-Restaurant<br />

mit klassisch indischer Küche. Beliebt ist die<br />

sattvische Thali-Platte.<br />

Grounds, Nadesar Palace, Varanasi,<br />

Uttar Pradesh 221002<br />

T: +91 542 666 0001<br />

tajhotels.com/en-in/hotels/taj-ganges-varanasi<br />

<<br />

Fotos: Jaideep Oberoi, beigestellt<br />

76 falstaff sep <strong>2024</strong>


Festival<br />

del Vino<br />

21. SEPTEMBER <strong>2024</strong><br />

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Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />

DOMINIK VOMBACH<br />

und BENJAMIN HERZOG<br />

WEIN<br />

20 JAHRE<br />

ILATRAIA<br />

Mit dem Jahrgang 2021 feiert der<br />

Spitzenwein Ilatraia von Brancaia<br />

sein 20-jähriges Jubiläum. Erstmals<br />

gekeltert wurde der Wein im Jahr<br />

2002, rund fünf Jahre nach der Gründung<br />

des Weinguts durch das <strong>Schweiz</strong>er Ehepaar<br />

Brigitte und Bruno Widmer. Der Brancaia-<br />

Spitzenwein aus der Maremma ist seit 2009<br />

eine Assemblage aus 40 Prozent Petit Verdot,<br />

40 Prozent Cabernet Sauvignon und<br />

20 Prozent Cabernet Franc. Zuvor setzte<br />

Brigitte Widmer, die das toskanische Top-<br />

Weingut leitet, auf Sangiovese anstelle von<br />

Cabernet Franc. Der Jubiläumsjahrgang des<br />

toskanischen Top-Weins kommt im Herbst<br />

auf den Markt. vinothek-brancaia.ch<br />

SCHOCK IN SPANIEN:<br />

REBEN ABGESÄGT<br />

Kurz vor der bevorstehenden Ernte haben<br />

unbekannte Vandalen die ältesten Reben<br />

von Viña Moraima in der D.O. Rias Baixas<br />

in Galicien zerstört. In einer Nacht wurden<br />

rund 900 Weinstöcke über der Wurzel<br />

gekappt. Über die Gründe des sinnlosen<br />

Frevels herrscht grosses Rätselraten.<br />

BURGUNDERDIEB<br />

STEHT VOR GERICHT<br />

In den vergangenen 15 Jahren soll ein<br />

Mann über 7000 Flaschen Burgunder von<br />

seinen Arbeitgebern Joseph Drouhin und<br />

Albert Bichot gestohlen haben. Für den<br />

Diebstahl, der auf rund 500.000 Euro<br />

geschätzt wird, muss er sich aktuell in<br />

Dijon vor Gericht verantworten.<br />

CHILE: NEUE DO AUF<br />

DER OSTERINSEL<br />

Mit der DO (Denominación de Origen) Rapa<br />

Nui hat die pazifische Osterinsel seit kurzem<br />

eine offizielle Herkunftsbezeichnung<br />

für Wein. Die ersten Reben kultivierten<br />

Missionare bereits 1866 auf der Insel. Seit<br />

2018 wird der Weinbau von Alvaro Arriagada<br />

und Fernando Almeda wiederbelebt.<br />

78 falstaff sep <strong>2024</strong>


NOTIZEN<br />

Wi<br />

ÄLTESTER WEIN DER WELT<br />

Die Analyse einer Flüssigkeit,<br />

die in einer 2000<br />

Jahre alten römischen<br />

Graburne nahe der südspanischen<br />

Stadt Carmona<br />

gefunden wurde, hat<br />

bestätigt, dass es sich<br />

hierbei um Wein handelt.<br />

Laut den Forschern ist<br />

es der älteste flüssig<br />

konservierte Wein, der<br />

jemals entdeckt wurde.<br />

Wie der Wein einmal<br />

schmeckte, bleibt ein<br />

Rätsel.<br />

ROEDERER IM WRACK<br />

Einmal mehr entdeckten Taucher in der<br />

kalten Ostsee ein noch unbekanntes<br />

Schiffswrack, das neben Heilwasserflaschen<br />

aus Selters auch eine grosse Zahl<br />

Champagnerflaschen geladen hatte, die<br />

offensichtlich für den Hof des russischen<br />

Zaren Nikolaus bestimmt waren.<br />

Es könnte sich dabei um mehr als<br />

100 Flaschen Roederer handeln.<br />

Fotos: f11photo / Shutterstock, Shutterstock, C Cosano et al. <strong>2024</strong> / Juan Manuel Román / Journal of Archaeological Science Reports,<br />

katie azi / karol chomka / unsplash, Baltictech, THIBAUD MORITZ / AFP / picturedesk.com<br />

WERTVOLLSTE WEINMARKEN<br />

Laut dem britischen Beratungsunternehmen Brand<br />

Finance ist Moët & Chandon mit einem Markenwert<br />

von 1,27 Milliarden Euro die wertvollste Wein- und<br />

Champagnermarke der Welt. Zweitwertvollste Marke<br />

ist das US-Amerikanische Unternehmen Chandon<br />

mit einem Wert von 900 Millionen Euro, gefolgt von<br />

der Champagnermarke Veuve Clicquot, deren<br />

Markenwert auf 873 Millionen Euro gestiegen ist.<br />

Platz vier belegt Dom Pérignon mit einem Wert von<br />

710 Millionen Euro. Alle vier Marken gehören dem<br />

Mutterkonzern LVMH. lvmh.com<br />

GEFÄNGNISSTRAFEN<br />

WEGEN AUSBEUTUNG<br />

In Frankreich wurden zwei Männer wegen der Ausbeutung<br />

von Erntehelfern zu Gefängnis- und Geldstrafen<br />

verurteilt. Konkret wirft das Gericht den<br />

beiden die «Verletzung der Menschenwürde» vor.<br />

Vater und Sohn betrieben das Dienstleistungsunternehmen<br />

Vitiprest in Entre-deux-Mers und lockten<br />

marokkanische Arbeiter unter falschen Versprechungen<br />

nach Bordeaux. Insgesamt wurden<br />

14 Menschen nach Frankreich gebracht, wo sie<br />

unter miesesten Bedingungen arbeiten mussten.<br />

PROSECCO: ABFÜLLREKORD<br />

Insgesamt 513.569 Hektoliter Prosecco<br />

wurden im Juli <strong>2024</strong> abgefüllt. Das sind<br />

rund 12,6 Prozent mehr als im Juni,<br />

meldet das Consorzio di Tutela Prosecco<br />

DOC. Damit wurden zum zweiten Mal in<br />

der Geschichte des Konsortiums mehr als<br />

500.000 Hektoliter in einem Monat abgefüllt.<br />

Von Januar bis Juli diesen Jahres<br />

wurden 2.832.173 Hektoliter abgefüllt.<br />

TIKTOK ERLAUBT WEINWERBUNG<br />

Vorläufig gilt diese Öffnung nur für die<br />

Vereinigten Staaten und Kanada: Aber<br />

dort gestattet die Social Media Plattform<br />

in chinesischer Hand nun erstmals Werbung<br />

für alkoholische Getränke. Hintergrund<br />

ist der steigende Altersdurchschnitt<br />

der User. Verboten bleibt es, in der<br />

Werbung Minderjährige anzusprechen.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

79


wein / WEINREGION NEUENBURG<br />

Foto: Switzerland Tourism / Andreas Gerth<br />

80 falstaff sep <strong>2024</strong>


NEUCHÂTEL<br />

LIEBER SPÄT<br />

ALS NIE!<br />

Neuenburg ist bekannt für sein einzigartiges Terroir, das vor allem aus der<br />

Rebsorte Pinot Noir grandiose Weine hervorbringt. Im Kanton selbst erkannte<br />

man das Potenzial erst vor gut 20 Jahren. Seitdem hat sich Neuenburg nicht<br />

nur zum Pinot-, sondern auch zum Bio-Paradies entwickelt.<br />

TEXT BENJAMIN HERZOG<br />

Die Lagen am Neuenburgersee<br />

haben den Jura im Rücken. Der<br />

Jurakalk ist es auch, der die<br />

Regione Neuchâtel zu einem<br />

der interessantensten Terroirs<br />

der <strong>Schweiz</strong> macht.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

81


wein / WEINREGION NEUENBURG<br />

DER KANTON<br />

NEUENBURG IST<br />

DIE ERSTE WEIN­<br />

REGION DER SCHWEIZ,<br />

DIE ÜBER MEHR ALS<br />

50 PROZENT BIO-<br />

REBFLÄCHEN VERFÜGT.<br />

Winzer Jean-Denis Perrochet<br />

bei der Arbeit (o.). Die<br />

Pinot-Noir-Gewächse seiner<br />

Domaine de la Maison Carrée<br />

sind weit über die Grenzen<br />

des Landes hinaus bekannt.<br />

Jean-Denis Perrochet von der<br />

Domaine de la Maison Carrée<br />

gehört zu den renommiertesten<br />

Winzern unseres Landes. Er leitet<br />

das Weingut La Maison Carrée im<br />

wildromantischen Winzerdorf Auvernier in<br />

sechster Generation. Dieses befindet sich<br />

direkt am Neuenburgersee, respektive am<br />

Jurasüdfuss. Eingefleischten Weinkennern<br />

ist dieser Landstrich als eines der interessantesten<br />

Terroirs des Landes bekannt –<br />

insbesondere für die Sorte Pinot Noir, die<br />

bei Perrochets besonders delikat und ausdrucksstark<br />

gelingt.<br />

Man könnte meinen, dass das Weingut<br />

La Maison Carrée und die gesamte Gegend<br />

seit jeher Spitzenweine keltert – ganz ähnlich<br />

wie im Burgund, zu dem der Landstrich<br />

auch einst gehörte. Doch das Wissen, dass<br />

in der Region und auf der eigenen Domaine<br />

die Bedingungen für die Produktion<br />

von Spitzenweinen gegeben sind, ist noch<br />

verhältnismässig jung. «Uns wurde lange<br />

gesagt, dass wir hier kein spezielles Terroir<br />

haben», so Jean-Denis Perrochet. Heute ist<br />

La Maison Carrée bekannt für zwei durch<br />

und durch terroirgetriebene Pinot Noirs –<br />

den Auvernier und den Hauterive, benannt<br />

nach den jeweiligen Ortschaften, wo die<br />

Trauben wachsen. «Die Reben in Hauterive<br />

haben wir 1997 gekauft und 1999<br />

den ersten Wein gekeltert, eigentlich nur,<br />

um mehr Rotwein abfüllen zu können», so<br />

Perrochet. Die Entscheidung, zwei Weine zu<br />

machen, fiel erst, als der Saft von der Presse<br />

lief. «Das waren zwei völlig unterschiedliche<br />

Weinprofile», damit war Perrochets<br />

Neugierde geweckt. 2003 wurden in der<br />

Region erstmals systematisch Bodenprofile<br />

Fotos: Stöh Grünig / Coop Communication House, beigestellt<br />

82 falstaff sep <strong>2024</strong>


Lage der Domaine de Montmollin,<br />

die heute in vierter Generation<br />

geführt wird.<br />

erstellt – 64 an der Zahl, runter bis auf drei<br />

Meter. In Zusammenarbeit mit anderen<br />

Winzern und dem Kanton. Und plötzlich<br />

ging im Kanton Neuenburg ein Licht auf:<br />

Sie hatten tatsächlich spezielle Lagen in der<br />

Region, humusarm und enorm kalkreich.<br />

«Wir wussten jetzt Schwarz auf Weiss, wo<br />

die besten Lagen sind», so Perrochet. »Die<br />

Winzer, die keine Toplagen hatten, waren<br />

darüber natürlich nicht erfreut, aber damals<br />

ging es los mit den Crus aus Neuenburg.»<br />

Die Geschichte als Gegend für Spitzenweine<br />

begann. Bei den Perrochets ging sie einher<br />

mit der Umstellung auf biodynamischen<br />

Anbau im Jahr 2004 – aus Qualitätsgründen,<br />

wie Jean-Denis Perrochet festhält. Ein<br />

Schritt, mit dem Auch sein Sohn Alexandre,<br />

dem er den Betrieb kürzlich überschrieben<br />

hat, absolut «d’accord» ist. Waren sie damals<br />

noch Exoten in der Region, gelten sie<br />

heute als Vorreiter einer wahren Bio-Welle.<br />

BIO-PARADIES<br />

Der Kanton Neuenburg ist die erste Weinregion<br />

der <strong>Schweiz</strong>, die den Bio-Anteil von<br />

50 Prozent überschritten hat. Seit Januar<br />

<strong>2024</strong> sind gar 60<br />

Prozent der Rebflächen<br />

biologisch zertifiziert. Das<br />

ist nicht nur gut für den Planeten,<br />

sondern auch für die Weinqualität. Gerade<br />

der biodanymische Ansatz bringt viele Vorteile<br />

im Hinblick auf die Klimaerwärmung<br />

mit sich, die auch den verhältnismässig<br />

milden Landstrich je nach Jahr unter<br />

Druck bringt.<br />

Die Domaine Montmollin liegt wenige<br />

Gehminuten von der Maison Carrée<br />

entfernt. Benoit de Montmollin führt den<br />

Betrieb in vierter Generation gemeinsam<br />

mit seiner Schwester Rachel Billeter-de<br />

Montmollin. Ihr 50-Hektar-Betrieb ist seit<br />

2017 biozertifiziert, wobei auch hier biodynamische<br />

Präparate und Methoden zum<br />

Einsatz kommen. Benoit de Montmollin,<br />

der für die Produktion verantwortlich ist,<br />

ist experimentierfreudig. Er keltert auch<br />

Naturweine, teilweise aus pilzwiderstandsfähigen<br />

Sorten. Doch auch auf seinem<br />

Weingut sind es die Klassiker, die nachgefragt<br />

werden – Pinot Noir beim Rotwein<br />

und Chasselas bei den Weissen. Insbesondere<br />

der Chasselas Non-<br />

Filtré, der trübe, frische<br />

und absolut regionstypische<br />

Chasselas-Stil findet reissenden Absatz.<br />

«Wir verkaufen heute mehr Non-Filtré<br />

als klassischen Chasselas ab Hof», so Benoit<br />

de Montmollin.<br />

Der Erfolg des Non-Filtré hält auch Henri<br />

Aloys Grosjean vom legendären Château<br />

d’Auvernier auf Trab. Er füllt gleich mehrere<br />

Versionen der Spezialität ab. Früher war<br />

sie nur während weniger Monate erhältlich,<br />

heute können die Neuenburger Winzer<br />

ihn ganzjährig verkaufen. Henri Grosjeans<br />

Familie ist seit 1603 im Château Auvernier<br />

daheim, er selbst ist Weinmacher in 15. Generation.<br />

«Ich wusste schon als kleiner Junge,<br />

dass ich das einst machen möchte», sagt<br />

er mit starker Stimme. Als 2016 die Stelle<br />

als Geschäftsführers auf Château d’ Auvernier<br />

vakant wurde, schlug Grosjeans Vater<br />

vor, dass Henri doch gleich einsteigen sollte,<br />

statt das geplante Praktikum in Südafrika<br />

anzutreten. Dieser nahm an und erfüllte<br />

sich seinen Traum. Sein Vater Thierry Grosjean,<br />

der selbst noch im Château wohnt,<br />

<<br />

Beim Schaumweinproduzenten<br />

Maison Mauler prickelt es bereits<br />

in fünfter Generation. Caleb<br />

Grob (r. ) ist Geschäftsführer des<br />

geschichträchtigen Betriebs im<br />

Val-de-Travers.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

83


wein / WEINREGION NEUENBURG<br />

Die Caves de Chambleau geniesst<br />

schweizweit einen Ruf für<br />

Spitzengewächse.<br />

<<br />

hinterliess ihm grosse Fussstapfen: Er<br />

war in der Kantonregierung und äusserst<br />

engagiert auf vielen Ebenen, beispielsweise<br />

auch als Präsident der Vereinigung Mémoire<br />

der Vins Suisses. Henri Aloys Grosjean<br />

nimmt das Erbe sehr souverän an. «Bei der<br />

ersten Ernte war es noch schwierig», sagt er<br />

lachend. «Mein Vater ging dann nach Korsika<br />

in die Ferien. Heute hilft er mir, wenn<br />

ich ihn brauche, aber mischt sich nicht<br />

mehr ein.»<br />

Die Geschichte der Caves de Chambleau,<br />

die ebenfalls schweizweit einen Ruf<br />

für Spitzengewächse geniesst, ist eine ganz<br />

andere, fast untypische für die Region.<br />

Louis-Philippe Burgat gründete den Betrieb<br />

gemeinsam mit seiner Frau Valerie erst<br />

im Jahr 2001 – immerhin ist mit Tochter<br />

Charlotte heute auch die zweite Generation<br />

aktiv mit dabei. Chambleau befindet sich<br />

oberhalb von Colombier mit einem Blick<br />

weit über den See. Das ist auch der Grund,<br />

warum man von Anfang an auf Rotwein<br />

setzte. «Hier oben gibt es viel Sand und<br />

Kies», sagt Burgat. «Der Chasselas wächst<br />

eher am See.» Auch Burgat ist Mitglied<br />

in der Mémoire des Vins Suisses, seit dem<br />

Jahrgang 2005 lässt er jedes Jahr Flaschen<br />

von seinem Spitzen-Pinot Pur Sang in der<br />

Schatzkammer der Vereinigung einlagern.<br />

«Dass ich nach so kurzer Zeit schon beitreten<br />

konnte ist ein grosses Glück», gibt<br />

BIS NACH DER<br />

JAHRTAUSEND-<br />

WENDE WUSSTEN DIE<br />

NEUENBURGER WINZER<br />

NICHTS VON IHREN<br />

HERAUSRAGENDEN<br />

TERROIRS.<br />

Burgat zu Protokoll. Ganz unrecht hat<br />

er damit nicht. Die Verantwortlichen der<br />

Vereinigung wollten nämlich eigentlich<br />

den legendären Neuenburger Produzenten<br />

Jacques Tatasciore besuchen, dieser hat die<br />

Anfrage allerdings nie beantwortet. Vom<br />

Pur Sang waren sie so hin und weg, dass<br />

kurzum die junge Caves de Chambleau<br />

den Platz einnahm. Auch wenn der Betrieb<br />

von Familie Burgat verhältnismässig jung<br />

ist, wird Tradition hier ebenfalls grossgeschrieben.<br />

Das beweist etwa der Chasselas<br />

Blanche Loye, der für die Lagerung bestimmt<br />

ist und erst nach einem Jahr auf der<br />

Hefe abgefüllt wird. Sensorisch erinnert der<br />

Weisswein eher an die besten Crus des Genfersees<br />

als an die frischen Gewächse Neuenburgs.<br />

Für Überraschungen ist Neuenburg<br />

auch gut.<br />

Eine solche findet sich etwa im Val de<br />

Travers, eine gut halbe Stunde Autofahrt<br />

weg von den eigentlichen Weinbauzonen:<br />

die Maison Mauler, einer der renommiertesten<br />

<strong>Schweiz</strong>er Betriebe für Produktion von<br />

Schaumweinen aus traditioneller Flaschengärung.<br />

Hier werden Prickler aus Trauben<br />

und Weinen verschiedenster Gebiete produziert,<br />

aus der <strong>Schweiz</strong>, auch aus dem nahen<br />

Frankreich. Besonders stolz ist man aber auf<br />

die eigenen Gewächse wie den Jahrgangs-<br />

Schaumwein Cuvée Louis-Edouard Mauler,<br />

der ganze sieben Jahre in den Kellern des<br />

ehemaligen Klosters Prieuré Saint-Pierre<br />

reift, bevor er degorgiert wird und in den<br />

Verkauf gelangt. Ein grosser Schaumwein,<br />

vielleicht einer der besten der <strong>Schweiz</strong> – von<br />

einem der interessantesten Terroirs, das man<br />

in unserem Land kennt.<br />

<<br />

Fotos: Denis Emery / Photo-genic.ch/Swisswinw, beigestellt<br />

84 falstaff sep <strong>2024</strong>


wein / WEINREGION NEUENBURG<br />

BEST OF<br />

NEUCHÂTEL<br />

94<br />

93<br />

92<br />

2020 PINOT NOIR PUR SANG<br />

Domaine de Chambleau,<br />

Colombier<br />

Elegantes, vielschichtiges Bukett<br />

mit Noten von konfierten Roten<br />

Johannisbeeren, Unterholz, Himbeere<br />

und etwas Rauch sowie würzigen<br />

Nuancen. Am Gaumen kraftvoll,<br />

ohne Eleganz einzubüssen, saftige<br />

reife Säure, schmelzige Frucht<br />

und balsamische Würze. Das Tannin<br />

ist feinkörnig und gut eingebunden.<br />

Langes Finale.<br />

chambleau.ch, CHF 93,–<br />

(Jahrgang ausverkauft)<br />

2020 CHARDONNAY LE LOCLAT<br />

Domaine Bouvet-Jabloir,<br />

Milvignes<br />

Salzzitrone und Butter in der Nase,<br />

etwas Birnendicksaft und Brotkruste.<br />

Sehr hochwertige, angenehme<br />

und gut integrierte Holzwürze. Am<br />

Gaumen eher füllig mit schönem<br />

Schmelz, Noten von kandierten Zitrusfrüchten,<br />

reifem Apfel sowie Buttergebäck.<br />

Langer, saftiger und harmonischer<br />

Nachhall.<br />

bouvet-jabloir.ch, CHF 60,–<br />

2021 PINOT NOIR LES ARGILES<br />

Château d‘Auvernier, Auvernier<br />

Mittleres Kirschrot. In der Nase<br />

dunkle Früchte, Holunder, Cassis,<br />

etwas Schwarzkirsche, dazu eine<br />

dunkle, schön gearbeitete Holzwürze,<br />

rauchige Nuancen. Am Gaumen<br />

elegant mit weichem Tannin und<br />

schön integrierter, reifer Säure.<br />

Hallt lange nach.<br />

chateau-auvernier.ch, CHF 59,–<br />

93<br />

92<br />

91<br />

2020 PINOT NOIR LES LANDIONS<br />

Domaine des Landions, Cortaillod<br />

Dunkle Farbe. In der Nase eigenständig<br />

aber schön mit intensiven<br />

Kirschnoten, auch eingelegte Kirschen,<br />

dazu rote Beeren, Anklänge<br />

von Holz. Am Gaumen von schöner<br />

Breite mit wiederum intensiver<br />

Frucht, dezente Extraktsüsse. Zeigt<br />

sich saftig und intensiv mit langem,<br />

frischem Nachhall. Einzig das Tannin<br />

könnte eleganter sein.<br />

meiervin.ch, k.A.<br />

2019 CHARDONNAY EXPRESSION<br />

Alain Gerber, Hauterive<br />

Buttrig in der Nase, Noten von Salzzitrone<br />

und grünem Apfel. Am Gaumen<br />

elegant und frisch mit harmonischer<br />

Kombination aus Schmelz<br />

und reifer Säure. Zeigt salzige<br />

Nuancen und einen harmonischen,<br />

saftigen Nachhall, der für<br />

Trinkfluss sorgt.<br />

gerber-vins.ch, CHF 27,–<br />

(Jahrgang ausverkauft)<br />

2023 OEILDE PERDRIX DEMETER<br />

Domaine Saint-Sébaste, St-Blaise<br />

Helles Lachsrosa. In der Nase rote<br />

Beeren, insbesondere Erdbeere,<br />

dazu zitrische Noten, dezent grüner<br />

Apfel. Wirkt natürlich und ausgewogen.<br />

Am Gaumen gut strukturiert<br />

mit angehm reifer Säure und schöner<br />

Saftigkeit. Endet mittellang mit<br />

trinkförderndem Grip.<br />

kuntzer.ch, CHF 20,–<br />

93<br />

92<br />

90<br />

2021 PINOT NOIR HAUTERIVE<br />

La Maison Carré, Auvernier<br />

Dunkles Kirschrot. Frische Nase mit<br />

Noten von dunklen Kirschen und<br />

Holunder – Beeren und Laub, helle<br />

Waldbeeren. Dazu zeigt der Wein<br />

eine pfeffrige Würze sowie Kräuternoten.<br />

Am Gaumen ebenfalls<br />

frisch wirkend mit Holundernoten<br />

und reifer Säure. Tannin fein aber<br />

noch spürbar. Kann weiter reifen.<br />

lamaisoncarree.ch, ausverkauft<br />

2016 CUVÉE LOUIS EDOUARD<br />

MAULER<br />

Maison Mauler, Môtiers<br />

Apfel in der Nase, etwas Hefe,<br />

Zitronat und Lindenblüte. Am<br />

Gaumen etwas aufbrausend,<br />

mittelfeine Perlage, schöne Säure,<br />

straffe Struktur. Zeigt angenehme<br />

Honignoten. Endet frisch.<br />

mauler.ch, CHF 39,80<br />

2022 CHASSELAS GOUTTE D‘OR<br />

Domaine de Montmollin,<br />

Auvernier<br />

Getrocknete Kräuter in der Nase,<br />

Lindenblüte, etwas Apfel, dezent<br />

Orangenzeste, laktische Anklänge.<br />

Am Gaumen angenehm präsent mit<br />

weichem Eindruck, reifer Säure und<br />

Noten von Frühlingshonig.<br />

Passende Länge.<br />

domainedemontmollin.ch,<br />

CHF 16,–<br />

Fotos: beigestellt<br />

86 falstaff sep <strong>2024</strong>


SCHULER ST. JAKOBS KELLEREI<br />

NEUE FILIGR ANE WEINE<br />

AUS NAVARRA<br />

In den 70er Jahren reiste Jakob Schuler nach Nordspanien, entdeckte Bodegas Chivite und<br />

gewann es als Partner für einen besonderen «Tinto». 1978 entstand die erste Edition<br />

von «Don Pascual» – eine charaktervolle Cuvée, die seither immer weiterentwickelt wird.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © SCHULER St. Jakobs Kellerei<br />

Das Aufspüren von Trends ist seit<br />

1694 für die Schuler St. Jakobs<br />

Kellerei ein wichtiger Teil ihrer<br />

Identität. Letztes Jahr haben Kellermeister<br />

Toni Broch und Robert Heinzer,<br />

Verwaltungsratspräsident der Schuler St.<br />

Jakobs Kellerei und Weinakademiker, sich<br />

zur Aufgabe gemacht, den Trend für filigrane<br />

Weine aufzugreifen und mit einem leichtfüssigen<br />

«Easy Drinking»-Wein zu ergänzen.<br />

Bei ihrer Recherche durch Navarra wurden<br />

die beiden von Christa Rigozzi begleitet. Sie<br />

ist nicht nur die erfolgreichste Miss <strong>Schweiz</strong><br />

aller Zeiten, die bekannte Tessiner Moderatorin<br />

ist auch eine grosse Weinkennerin und<br />

-geniesserin. Ihr Bruder führt den Familienbetrieb<br />

als Winzer im Tessin weiter. Christa<br />

Rigozzi trinkt gerne ausdrucksstarke Weine.<br />

So war es kein leichtes Unterfangen, drei<br />

verschiedene Meinungen unter einen Hut zu<br />

bringen. Was zählt, ist das Ergebnis: drei<br />

frische, filigrane Weine wurden geschaffen –<br />

unter der neuen Marke: «Pascualito» in den<br />

Farben Rot, Weiss und Rosé. Schuler-St.-<br />

Jakobs-Kellerei-CEO Markus Naewie ist<br />

überzeugt, dass diese Art der Weinentwicklung<br />

– analysieren und eigene Akzente setzen<br />

– die DNA von Schuler widerspiegelt:<br />

stets einen Schritt voraus, um Weinfreundinnen<br />

und -freunde mit erstklassigen<br />

Produkten zu begeistern.<br />

PASCUALITO BLANCO 2023<br />

Die archetypische Rebsorte Viura gibt dem<br />

Wein (12 Prozent Alkoholgehalt) seinen<br />

Körper, Moscatel seine Süsse, Sauvignon<br />

Blanc eine gute Säure, Chardonnay verleiht<br />

ihm seine Eleganz. Der Wein hat ein helles<br />

Gelbgrün. In der Nase sind dezente Nuancen<br />

von Ananas, reifen Stachelbeeren und ein<br />

Hauch von reifen Trauben. Im Gaumen sind<br />

finessenreiche Säure, feine Fruchtsüsse und<br />

vielfältigen Aromen präsent.<br />

PASCUALITO ROSADO 2023<br />

Der hellrosige, filigrane Rosado aus den<br />

einheimischen Rebsorten Tempranillo und<br />

Garnacha überzeugt mit saftigen Beerenaromen.<br />

In der Nase frische rote Beeren<br />

und saftiger Pfirsich, im Gaumen fällt als<br />

Erstes die saftig-animierende Säure auf.<br />

Himbeer- und rote Kirschenfrucht, gepaart<br />

mit samtigen Pfirsichnoten, verleihen diesem<br />

trinkfreudigen Wein (13 Prozent<br />

Alkoholgehalt) etwas Komplexität.<br />

Christa Rigozzi, Toni Broch und Robert Heinzer<br />

haben sich zusammen eingebracht und blicken mit<br />

Stolz auf drei frische, filigrane Weine in den Farben<br />

Rot, Weiss und Rosé.<br />

PASCUALITO TINTO 2021<br />

Der mittelkräftige, rubinrote Wein (14.5<br />

Prozent Alkoholgehalt) ist eine fruchtige<br />

Cuvée aus Tempranillo, Garnacha, Syrah<br />

und Cabernet Sauvignon. In der Nase rote<br />

Kirschen, schwarze Beeren und dezente<br />

Röstaromen von Vanille und Haselnuss. Er<br />

hat einen erfrischenden Antrunk und einen<br />

eleganten Körper. Sanfte Gerbstoffe und rotschwarze<br />

Fruchtaromatik werden untermalt<br />

von Gewürzen und schwarzem Pfeffer.<br />

INFO<br />

Die drei Weine sind erhältlich bei<br />

schuler.ch<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 87


Das norditalienische Valdobbiadene,<br />

idyllisch in der Provinz Treviso<br />

gelegen, zieht Weinkenner<br />

aus aller Welt in seinen Bann.<br />

VIELFÄLTIGES<br />

VENETIEN<br />

Venetien ist ein wahres Paradies für Weinliebhaber.<br />

Die Region im Nordosten Italiens bringt einige der bekanntesten und beliebtesten<br />

Weine des Belpaese hervor: von Amarone über Soave bis hin zu Prosecco.<br />

Die Weinregion Venetien, im<br />

Nordosten Italiens gelegen,<br />

erstreckt sich von den Ufern des<br />

Gardasees bis zur Lagune von<br />

Venedig und ist eine der bedeutendsten<br />

Weinbauregionen des Landes. Diese<br />

Region, die von den Alpen im Norden und<br />

der Adria im Süden umrahmt wird, bietet<br />

eine beeindruckende Vielfalt an Weinen,<br />

die sowohl durch die unterschiedlichen<br />

Bodenarten als auch durch die variierenden<br />

Mikroklimata geprägt sind. Venetien ist<br />

bekannt für seine charakteristischen Rotweine<br />

wie Valpolicella und Amarone, die<br />

aus den Traubensorten Corvina, Rondinella<br />

und Molinara hergestellt werden. Der<br />

Amarone, ein kraftvoller und komplexer<br />

Wein, wird aus luftgetrockneten Trauben<br />

produziert, was ihm einen intensiven<br />

Geschmack verleiht. Eine leichtere Variante<br />

ist der Ripasso, für den junger Rotwein mit<br />

Amarone-Trester versetzt wird.<br />

VON PRICKELND BIS PINK<br />

Auch die Weissweine der Region sind<br />

bemerkenswert. Allen voran der Soave,<br />

einer der bekanntesten Weissweine Italiens.<br />

Gekeltert wird er aus der Garganega-Traube<br />

und zeichnet sich durch seine fruchtige<br />

Frische aus. Mit etwas Flaschenreife laufen<br />

Spitzen-Soave übrigens zu Höchstform auf<br />

und verblüffen mit ihrer überaus komplexen<br />

Aromatik. Ganz ähnlich wie beim Chasselas<br />

hierzulande. Zu den grossen Weinen des<br />

Veneto gehört natürlich auch der Prosecco,<br />

der zum weltweiten Aushängeschild der<br />

Region geworden ist und erst kürzlich einen<br />

neuen Rekord geknackt hat. Im Juli <strong>2024</strong><br />

wurden 513.569 Hektoliter Prosecco abgefüllt,<br />

um 12,6 Prozent mehr als im Juni. Das<br />

meldet das Consorzio di Tutela Prosecco<br />

DOC. Damit wurden erst zum zweiten Mal<br />

in der Geschichte des Konsortiums mehr<br />

als 500.000 Hektoliter in einem Monat<br />

abgefüllt. Weinspezialitäten finden sich in<br />

Venetien aber noch mehr. Der Bardolino<br />

etwa, ein leichter und fruchtiger Rotwein,<br />

stammt aus der Gegend um den Gardasee<br />

88<br />

falstaff sep <strong>2024</strong>


ALDI SUISSE<br />

und ist auch als Rosé-Variante namens<br />

Bardolino Chiaretto bekannt. Der Bianco di<br />

Custoza, ein weiterer Weisswein, wird oft<br />

aus einer Mischung von Trebbiano und<br />

Garganega hergestellt und ist für seine<br />

frische und unkomplizierte Art geschätzt.<br />

KULTUR UND GENUSS<br />

Venetien ist aber nicht nur für seine Weine,<br />

sondern auch für seine kulturellen und kulinarischen<br />

Highlights bekannt. Die Region<br />

bietet eine reiche Geschichte und zahlreiche<br />

Sehenswürdigkeiten, von der Opernmetropole<br />

Verona bis zur Lagunenstadt Venedig.<br />

In Letzterer findet sich unter anderem<br />

«Harry’s Bar», ein Ort, der für einige<br />

kulinarische Erfindungen bekannt ist:<br />

Hier wurde etwa das Carpaccio in den<br />

1950ern erfunden, genauso wie der Bellini,<br />

ein Cocktail aus Prosecco und frischem<br />

Pfirsich mark. Insgesamt ist Venetien eine<br />

Region, die durch ihre Vielfalt und Qualität<br />

besticht. Die Weine dieser Region sind nicht<br />

nur ein Genuss für den Gaumen, sondern<br />

auch ein Ausdruck der reichen Kultur und<br />

Tradition Venetiens. Sie laden ein, die Region<br />

in Nordostitalien in all ihren Facetten<br />

zu entdecken und zu geniessen.<br />

WEINE IN DEN ALDI-SUISSE-FILIALEN<br />

2021 LE BARCHESSE V ALPOLICELLA<br />

RIPASSO DOC<br />

Terre e Cantine Scaligere<br />

Soave (VR)<br />

89 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />

14 Vol.-%, NK. In der Nase Noten<br />

von ge dörrten und frischen<br />

Waldbeeren, Sauerkirsche und<br />

Mokka sowie Karamell. Am<br />

Gaumen mittelgewichtig, reife<br />

Säure, ebensolches Tannin,<br />

dunkle Frucht und dezente<br />

Röstnoten.<br />

CHF 6,95<br />

2022 CASTELLORE PINOT<br />

GRIGIO DOC<br />

Terre e Cantine Scaligere<br />

Soave (VR)<br />

88 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />

12 Vol.-%, DV. Duftet nach Limette, grünem<br />

Apfel und gelbem Steinobst. Etwas Maracuja<br />

und florale Nuancen. Am Gaumen spritzig-frisch,<br />

knackige Säure, viel Zitrus und mittellang.<br />

CHF 3,95<br />

BIO 2023 MONDO BIOLOGICO PROSECCO<br />

SPUMANTE ROSÉ BIO DOC<br />

Weinwelt <strong>Schweiz</strong> AG, Martigny<br />

88 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />

11 Vol.-%, NK. Lachsrosa im Glas. In der Nase<br />

Noten von gelbem Steinobst, Apfel, Grapefruit und<br />

Mango. Am Gaumen frisch, mit schönem Spiel<br />

zwischen dezenter Süsse und Säure, angenehme<br />

Perlage, Pfirsich im Finale.<br />

CHF 9,95<br />

2023 SAN ZENONE BIANCO TREVENEZIE IGT<br />

Ro.Vi.Da.<br />

88 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />

12,5 Vol.-%, NK. Dezente Nase mit Noten von Agrumen,<br />

Sternfrucht und Apfel und etwas Maracuja.<br />

Am Gaumen füllig und kraftvoll, mit knackiger<br />

Säure und dezenter Süsse, mittellang.<br />

CHF 4,99<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Shutterstock; beigestellt<br />

2023 BORELLI MERLOT IGT<br />

IWB Italia SpA, Calmasino di Bardolino (VR)<br />

87 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />

11,5 Vol.-%, DV. Fruchtiges Bukett mit Noten von<br />

Himbeere, Pflaume und dunklen Waldbeeren sowie<br />

dezenten würzigen Anklängen. Am Gaumen<br />

passende Säure, viel Beerenfrucht, mittellang.<br />

CHF 3,99<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

vinoteca.aldi-suisse.ch<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 89


wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />

NEUE<br />

SORTEN,<br />

NEUES<br />

..<br />

GLUCK<br />

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten – kurz Piwis – sind auf<br />

dem Vormarsch. Lange Jahre eilte den menschgemachten<br />

Sorten der Ruf voraus, dass die daraus resultierenden Weine<br />

im Glas wenig hergeben. Ihrem Erfolg tat dies keinen Abbruch.<br />

Was sind die Vorteile der neuen Sorten? Und warum werden<br />

sie von immer mehr Weinmachern angepflanzt?<br />

TEXT DOMINIK VOMBACH UND ULRICH SAUTTER<br />

Die heutigen Piwi-Weine müssen sich<br />

bei Weitem nicht mehr verstecken. Das<br />

liegt an neuen Sorten, aber auch und vor<br />

allem am Know-how der Winzer, das in<br />

den letzten Dekaden stetig gewachsen<br />

ist und weiterwächst.<br />

Foto: beigestellt<br />

90 falstaff sep <strong>2024</strong>


sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

91


wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />

Die Rebparzelle, die vor uns<br />

liegt, kommt einem Orakel<br />

gleich, einem Blick in die<br />

mögliche Zukunft des Weinbaus.<br />

Sie befindet sich in<br />

Uesslingen im Kanton Thurgau in der<br />

<strong>Schweiz</strong> und sieht auf den ersten Blick<br />

ziemlich gewöhnlich aus. Auf den zweiten<br />

ist sie aber alles andere als das. Als Erstes<br />

fallen uns die Rebstöcke auf, deren Stämme<br />

dem bei Weitem nicht kurz geratenen<br />

Winzer Roland Lenz bis zur Schulter reichen,<br />

dann die Haselnusssträucher und die<br />

Maulbeerbäume, die in den Reb zeilen zwischen<br />

den Rebstöcken zu entdecken sind.<br />

Rund um die Parzelle gedeihen Bäume,<br />

Hecken und Sträucher, zwischen den Rebzeilen<br />

wächst Hanf. «So, wie diese Parzelle<br />

DURCH DEN ANBAU<br />

VON PIWI-<br />

REBSORTEN LASSEN<br />

SICH PFLANZEN-<br />

SCHUTZMASSNAHMEN<br />

UM BIS ZU 80 PROZENT<br />

REDUZIEREN.<br />

aussieht, stellen wir uns Diversität vor»,<br />

erklärt Lenz. Und die ist für ihn entscheidend,<br />

wenn es um den Anbau von pilzwiderstandsfähigen<br />

– kurz Piwi genannt –<br />

Rebsorten geht. Piwi-Sorten sind, ganz<br />

einfach erklärt, Rebsorten, die so gezüchtet<br />

wurden, dass sie weitestgehend gegen die<br />

Pilzkrankheiten Oidium und Peronospora,<br />

den Echten und den Falschen Mehltau,<br />

resistent sind, ganz im Gegensatz zu den<br />

sogenannten Europäersorten, zu denen im<br />

Grunde alle bekannten und tief in unserer<br />

Weinkultur verankerten Rebsorten zählen,<br />

Pinot Noir etwa, Grüner Veltliner, Riesling<br />

oder Merlot, um nur einige wenige zu<br />

nennen. Um Weinreben vor den genannten<br />

Pilzkrankheiten zu schützen, müssen<br />

Winzer Pflanzenschutzmittel spritzen, egal,<br />

ob sie biologischen oder konventionellen<br />

Anbau betreiben. Hat der Winzer aber<br />

Piwi-Sorten in seinen Reb bergen gepflanzt,<br />

lassen sich diese Massnahmen je nach<br />

Sorte um bis zu 80 Prozent oder mehr<br />

reduzieren. Das bedeutet nicht nur eine<br />

Karin und Roland<br />

Lenz gehören<br />

zu den Piwi-<br />

Pionieren in<br />

der <strong>Schweiz</strong>.<br />

95 Prozent ihrer<br />

Rebflächen<br />

sind mit neuen<br />

Sorten bestockt.<br />

WAS SIND<br />

PIWI-<br />

REBSORTEN?<br />

Piwi-Rebsorten sind speziell gezüchtete<br />

Rebsorten, die eine hohe Resistenz gegenüber<br />

Pilzkrankheiten wie Echtem und Falschem<br />

Mehltau aufweisen. Diese Eigenschaft<br />

ermöglicht es den Winzern, den Einsatz von<br />

Pestiziden drastisch zu reduzieren oder im<br />

Extremfall sogar ganz darauf zu verzichten.<br />

Dies ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern<br />

auch kosteneffizienter, da weniger Spritzmittel<br />

und Arbeitsaufwand erforderlich sind.<br />

Weitere Infos: piwi-international.org<br />

Fotos: Shuttertock, beigestellt, Hari Pulko, Carmen Janzen, beigestellt<br />

92 falstaff sep <strong>2024</strong>


Die Familie Lanz hat sich ganz auf den<br />

Anbau von pilzwiderstandsfähigen<br />

Rebsorten spezialisiert. Ihr<br />

Weingut befindet sich in der<br />

Region Bayerischer Bodensee.<br />

Verringerung der reinen Spritzmittelmenge,<br />

sondern auch weniger Durchfahrten mit<br />

dem Traktor und somit weniger CO 2<br />

-Ausstoss<br />

sowie geringere Bodenverdichtung.<br />

Auch die Produktionskosten sinken. Diese<br />

Vorteile erkennen in den letzten Jahren<br />

immer mehr Produzenten in Deutschland,<br />

Österreich und der <strong>Schweiz</strong> und wagen<br />

sich an den Anbau der resistenten Sorten.<br />

Aktuell liegt ihr Anteil in Deutschland<br />

bei rund vier Prozent, in Österreich bei<br />

etwa zwei Prozent und in der <strong>Schweiz</strong> bei<br />

etwa 3,5 Prozent der Gesamtrebfläche –<br />

Tendenz steigend. In der <strong>Schweiz</strong> wird der<br />

Umstieg auf Piwi-Sorten seit letztem Jahr<br />

sogar staatlich unterstützt. «Weinbauern<br />

erhalten 30.000 Franken pro Hektar,<br />

wenn sie auf Piwi-Sorten umstellen»,<br />

berichtet Lenz, der auch als Präsident der<br />

Vereinigung Piwi <strong>Schweiz</strong> aktiv ist.<br />

NEXT GENERATION<br />

Hier sieht er aber auch Herausforderungen,<br />

denn vielen Winzern fehlt heute noch das<br />

Know-how, was den Anbau der Sorten angeht.<br />

Sie erwarten zum Teil, dass Pflanzenschutzmassnahmen<br />

mit der Umstellung<br />

obsolet werden, und sind dann häufig<br />

enttäuscht, wenn die Reben nicht mitspielen.<br />

Das liegt zum einen an den Rebsorten,<br />

denn jene Piwi-Sorten, die heute in<br />

aller Munde sind, stammen aus den ersten<br />

Züchtungsgenerationen und sind genetisch<br />

nicht optimal gegen Pilzkrankheiten abgesichert.<br />

Hierzu gehören beispielsweise<br />

Sorten wie Cabernet Blanc und Souvignier<br />

Gris, die vor rund 30 Jahren entstanden,<br />

aber auch neuere Sorten wie Divico oder<br />

Divona. «Diese Sorten muss man begleiten,<br />

damit sie funktionieren», erklärt Lenz<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

93


wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />

<<br />

und meint damit, dass sie ein- bis<br />

zweimal während der Vegetationsperiode<br />

behandelt werden müssen. Rund zehnmal<br />

weniger, als Lenz in diesem Jahr seine<br />

Müller-Thurgau-Parzelle mit Schwefel<br />

und Kupfer behandeln musste, um sie vor<br />

Peronospora und Oidium zu schützen. Die<br />

Blauburgunderparzelle eines konventionell<br />

arbeitenden Winzerkollegen direkt unterhalb<br />

hat es besonders stark erwischt: Sie<br />

trägt in diesem Jahr gar keine Trauben.<br />

DIVERSITÄT ALS SCHLÜSSEL<br />

Ein weiterer Faktor, der dazu führt, dass im<br />

Grunde resistente Sorten einbrechen, ist die<br />

eingangs erwähnte fehlende Diversität im<br />

Rebberg. Pilzkrankheiten finden in Monokulturen,<br />

zu denen das Gros der weltweiten<br />

Rebflächen nun mal gehört, hervorragende<br />

Bedingungen, um maximalen Schaden anzurichten.<br />

Nach Lenz’ Erfahrungen lässt<br />

sich der Krankheitsdruck durch Diversität<br />

jedoch drastisch mindern. Ein<br />

Konzept, das auch bei Europäerreben<br />

von Nutzen sein könnte. « Anstatt<br />

zwei Hektar mit einer Rebsorte wie<br />

Muscaris zu bepflanzen, sollte die Fläche in<br />

mehrere Parzellen mit maximal 1500 Rebstöcken<br />

derselben Sorte aufgeteilt werden.<br />

Das wirkt Wunder!», erklärt Lenz.<br />

Rund sieben Hektar seiner 27 Hektar<br />

Betriebsfläche hat er mittlerweile wie eingangs<br />

beschrieben umgestellt. Obwohl auf<br />

diesen Flächen ein Drittel weniger Rebstöcke<br />

stehen, wurde die Produktionsmenge<br />

nicht nach unten korrigiert. Die verbliebenen<br />

Rebstöcke produzieren heute auf zwei<br />

Etagen und dank rund 5,5 Prozent Humusgehalt<br />

im Boden dieselbe Menge Trauben.<br />

Effiziente Produktionsbedingungen, die<br />

für das Lianengewächs laut Lenz eine<br />

Befreiung darstellen.<br />

Alfred Ploder vom Weingut Ploder-<br />

Rosenberg aus der Steiermark begann im<br />

Rahmen der Umstellung auf biodynamischen<br />

Anbau des Betriebs, um die 2000er-<br />

Jahre herum mit Piwi-Sorten zu arbeiten.<br />

Heute machen sie rund 70 Prozent der<br />

gesamten Betriebsfläche aus. «Die Namen<br />

werden geläufiger, und immer mehr<br />

Kunden können mit den Weinen etwas<br />

anfangen», berichtet er.<br />

Durchaus kritisch sieht er heute<br />

die Piwi-Sorte Blütenmuskateller, die<br />

zwar durch spektakuläre Aromen<br />

begeistert, jedoch sehr anfällig für die<br />

Schwarzholzkrankheit ist. «Wenn wir eine<br />

Pflanze genauso behandeln müssen wie<br />

Grauburgunder, ist sie nicht die Richtige»,<br />

stellt Ploder fest.<br />

Bei Ploder-Rosenberg verfolgt man<br />

die Philosophie, dass die richtige<br />

Rebsorte am richtigen Ort stehen<br />

muss. Das heisst, man will nicht mit<br />

immensem Aufwand dafür sorgen,<br />

dass Rebsorten überhaupt Trauben<br />

Beim Weingut Ploder-Rosenberg möchte man<br />

nicht mehr dafür sorgen, dass Rebsorten<br />

im Rebberg überhaupt überleben können,<br />

sondern von Grund auf Sorten pflanzen, die<br />

mit den Gegebenheiten zurechtkommen.<br />

Fotos: APRESVINO.AT, Selina Weratschnig, beigestellt<br />

94 falstaff sep <strong>2024</strong>


Extreme Hitze, lange Dürreperioden,<br />

Hagel, Frost und starke Regenfälle: Der<br />

Klimawandel und seine Folgen werden<br />

immer spürbarer und stellen die Winzer<br />

in Deutschland, in Österreich und in der<br />

<strong>Schweiz</strong> vor neue Herausforderungen.<br />

produzieren oder überleben können,<br />

sondern Sorten finden, die mit den spezifischen<br />

Gegebenheiten zurechtkommen.<br />

Was durchweg logisch klingt, ist im über<br />

Generationen angelegten Weinbau aber<br />

nicht selbstverständlich. Auch bei Ploder<br />

gibt es noch Parzellen mit Europäersorten,<br />

von denen man sich so schnell nicht trennen<br />

wird. Eine Morillon-Anlage aus dem Jahr<br />

1987 etwa, die keine Ausfälle aufweist. «Die<br />

werden wir nicht anrühren. Warum auch?»,<br />

sagt Ploder und ergänzt, dass der Pflanzenschutzaufwand<br />

natürlich überhaupt nicht zu<br />

vergleichen sei.<br />

EVOLUTION IM WEINBERG<br />

Auch in Deutschland ist der Markt für<br />

Piwis ein Wachstumssegment. Mittlerweile<br />

existiert sogar ein Fassweinmarkt<br />

für Sorten wie Cabernet Blanc, auch wenn<br />

«das noch überschaubar ist und nur einen<br />

Bruchteil von anderen Nebensorten wie<br />

etwa Gewürztraminer ausmacht», wie der<br />

Kommissionär Tobias Stern aus Hochstadt<br />

in der Pfalz berichtet. Bei den Rebschulen<br />

machen Piwi-Sorten jedoch momentan<br />

einen bedeutenden Anteil ihres Umsatzes<br />

aus, die Winzer fragen vor allem Cabernet<br />

AKTUELL L MACHEN<br />

PIWI-SORTEN IN<br />

DEUTSCHLAND RUND<br />

VIER PROZENT, IN<br />

ÖSTERREICH ETWA<br />

ZWEI PROZENT UND IN<br />

DER SCHWEIZ CIRCA<br />

3,5 PROZENT DER<br />

REBFLÄCHE AUS.<br />

Blanc und Souvignier Gris für ihre<br />

Neuanlagen nach.<br />

Für Souvignier Gris entschied sich<br />

der Ahrwinzer Oliver Schell, um einen<br />

Versuch im Dernauer Burggarten zu<br />

starten, also in einer Schiefersteillage, in<br />

der normalerweise Spätburgunder wächst.<br />

In dieser Parzelle, in der alles Handarbeit<br />

sei, nehme der Piwi im Sommer einigen<br />

Druck aus der Arbeitslast. «Andererseits:<br />

Nur weniger Pflanzenschutz, und<br />

dann schmeckt’s nicht, das bringt ja auch<br />

nichts.» Im Jahr 2023 reizten Schell und<br />

seine Lebensgefährtin Christin Robrecht<br />

daher die Reife des Souvignier aus: «Meine<br />

Freundin sagte: ‹Lass ihn hängen und leg<br />

ihn ins Fass.›» Das Ergebnis: eine seidige<br />

trockene Auslese, bei aller Kraft beeindruckend<br />

nuancenreich und balanciert – und<br />

bei einem Flaschenpreis von 28 Euro innerhalb<br />

von vier Wochen ausverkauft.<br />

«Wir fangen an, menschengemachte<br />

Evolution in die Rebgärten zu bringen»,<br />

ordnet Benjamin Lanz aus Nonnenhorn am<br />

Bodensee den Anbau der Piwis ein. Lanz<br />

setzt in seinen Weinbergen zu 100 Prozent<br />

auf Piwis – und keltert aus ihnen ebenso<br />

komplexe wie Terroir-affine Einzellagen-<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

95


wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />

<<br />

Weniger Arbeitslast: Statt<br />

Spätburgunder hat Oliver<br />

Schell Souvignier Gris in einer<br />

Steillage gepflanzt.<br />

Weine. Als Piwi-Dogmatiker<br />

möchte er sich trotzdem nicht verstanden<br />

wissen: «Ich bin primär Winzer,<br />

tagsüber bin ich gärtnerisch tätig, und<br />

abends will ich einen kulinarischen Schluck<br />

Wein im Glas haben.» Auch in der Welt der<br />

Piwis, so Lanz weiter, gebe es kein Zurücklehnen.<br />

So lässt er beispielsweise kleinere<br />

Infektionen bei seinen Reben wohlüberlegt<br />

zu, gewissermassen als Resistenztraining<br />

für die Stöcke. «Die Natur verändert sich<br />

dauernd, die Pilze sind schnell.»<br />

PERFEKTE SORTEN<br />

Wie die klimatischen Bedingungen haben<br />

sich in den letzten Dekaden auch die<br />

Züchtungsziele bei den Piwi-Sorten bedeutend<br />

verändert. Heute müssen sie nicht<br />

nur mindestens vierfach genetisch gegen die<br />

wichtigsten Pilzkrankheiten abgesichert sein,<br />

sondern auch resistent gegenüber der bedrohlichen<br />

Schwarzholzkrankheit, um in die<br />

nähere Auswahl zu kommen. Der Austrieb<br />

darf nicht zu früh stattfinden, damit die<br />

immer häufiger auftretenden Frühjahrsfröste<br />

keine Probleme bereiten, die Blattstellung<br />

soll den immensen Arbeitsaufwand für die<br />

Entlaubung verringern, und natürlich muss<br />

die Weinqualität stimmen. «Im Grunde wollen<br />

wir eine Rebsorte, die möglichst wenig<br />

Arbeit bereitet<br />

und hochwertige<br />

Weine hervorbringt»,<br />

berichtet Lenz. Er weiss,<br />

wovon er spricht, denn seit gut zehn Jahren<br />

arbeitet er mit dem legendären Piwi-Rebzüchter<br />

Valentin Blattner zusammen und<br />

testet auf rund zwei Hektar seines Betriebs<br />

neue resistente Sorten.<br />

Jedes Jahr hat er seitdem etwa 4000 Rebstöcke,<br />

verteilt auf 100 verschiedene vielversprechende<br />

neue Sorten, auf seinem Weinberg<br />

gepflanzt, um sie zu beobachten und auf<br />

Herz und Nieren zu prüfen. «Der Härtetest<br />

folgt im Versuchsfeld. Es gibt immer wieder<br />

Sorten, die in der Theorie, womit die Gentests<br />

gemeint sind, gut abschneiden, dann<br />

aber im Feld einbrechen. Warum, wissen<br />

wir nicht», sagt Lenz. Jährlich werden 2500<br />

Stöcke, die über vier bis fünf Jahre beobachtet<br />

wurden und kein Potenzial zeigen, wieder<br />

gerodet. Eine Sisyphusarbeit, die erst nach<br />

mindestens zwölf Jahren ausgiebigen Testens<br />

Früchte trägt. Erst dann wird entschieden, ob<br />

eine Rebsorte wirklich geeignet ist und auf<br />

den Markt kommt.<br />

Just in diesem Moment wird also möglicherweise<br />

eine Rebsorte gekreuzt, die die<br />

Weinwelt nachhaltig verändern wird. Wer<br />

weiss?<br />

<<br />

WICHTIGE<br />

PIWI-<br />

REBSORTEN<br />

DIVICO<br />

Die resistente <strong>Schweiz</strong>er Züchtung ist die<br />

meistangebaute Piwi-Sorte der <strong>Schweiz</strong>. Die<br />

Weine sind dunkelfarbig und komplex mit<br />

fruchtigen, floralen und würzigen Noten.<br />

CABERNET BLANC<br />

In ihrem Duft erinnert die Sorte mit Noten von<br />

Paprika und Cassis an ihre Kreuzungsrebe<br />

Cabernet Sauvignon. Bei richtiger Reife und<br />

optimalem Terrain entwickelt sie eine gute<br />

Mineralität und Säurestruktur.<br />

REGENT<br />

Der Regent ist die häufigste in Deutschland angebaute<br />

pilztolerante Rebsorte. Sie wurde 1967<br />

am Geilweilerhof bei Siebeldingen gezüchtet<br />

und bringt würzig-fruchtige Rotweine hervor.<br />

ROESLER<br />

Die meistangebaute Piwi-Sorte Österreichs<br />

ergibt dunkle, farbintensive Weine mit<br />

hohem Tanningehalt und vollmundigem<br />

Waldbeerenaroma.<br />

SOUVIGNIER GRIS<br />

Spannende Piwi-Sorte, die aromatisch<br />

von gelben Steinfrüchten und Gewürznoten<br />

geprägt ist und handfeste Weissweine<br />

hervorbringt.<br />

Fotos: beigestellt<br />

96 falstaff sep <strong>2024</strong>


BURGENLAND.<br />

WEIN AUS DEM<br />

GROSSE KUNST. OHNE ALLÜREN.<br />

Burgenland – eine geschützte<br />

Ursprungsbezeichnung der EU für<br />

österreichischen Qualitätswein.<br />

Burgenländischer Wein wächst unter<br />

der pannonischen Sonne. Einzigartig<br />

und rassig. Hochdekoriert, international<br />

begehrt und dennoch am Boden<br />

geblieben. österreichwein.at


wein / RESISTENTE REBSORTEN<br />

BEST OF<br />

PIWI<br />

TASTING<br />

INFO<br />

WEITERE BEWERTUNGEN<br />

UND BESCHREIBUNGEN<br />

FINDEN SIE SIE AB<br />

AB SEITE 178. 148.<br />

94<br />

93<br />

93<br />

2022 «EB» TROCKEN<br />

Benjamin Lanz, Bayerischer<br />

Bodensee, Deutschland<br />

Aus der Lindauer Einzellage Entenberg.<br />

Fein nuanciert im Duft: balsamische<br />

Spontangärungsnoten, Hefe,<br />

Gesteinsmehl, zitrische Untertöne.<br />

Hoch differenziert zeigt sich auch<br />

der Gaumen: fein gewoben, ungemein<br />

präzise, mit Säurespiel und<br />

einer geradezu luziden Anlage,<br />

irgendwie leicht und dennoch auch<br />

extraktreich und ernsthaft.<br />

lanzwein.de, ca. CHF 35,–<br />

2018 ROESLER VINTAGE<br />

Weingut Christoph Bauer<br />

Weinviertel, Österreich<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker<br />

Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Zart nach Dörrpflaumen<br />

und Lakritze, ein Hauch von Hagebuttenmarmelade,<br />

dezente Orangenschalen,<br />

Pfeifentabak klingt an.<br />

Gute Komplexität, kraftvoll, restsüss<br />

nach Brombeeren und Pflaumen,<br />

schokoladiger Rückgeschmack,<br />

stoffiges Finish, wird von<br />

Flaschenreife profitieren.<br />

bauerwein.at, ca. CHF 18,–<br />

2021 SEKT AUSTRIA RESERVE<br />

SOUVIGNIER GRIS BRUT<br />

Josef Scharl – Charakterweine<br />

Steiermark, Österreich<br />

Helles Strohgelb, Messingreflexe,<br />

zartes, feines Mousseux. Frische<br />

Wiesenkräuter, weisse Apfelfrucht,<br />

Limettenzesten, auch Mandarinen<br />

klingen an, facettenreiches Bukett.<br />

Saftig, gute Komplexität, weisser<br />

Pfirsich, dezente Fruchtsüsse im<br />

Kern, Mango im Nachhall, mineralisch-salzig,<br />

etwas Blütenhonig im<br />

Nachhall. weinhof-scharl.at,<br />

ca. CHF 27,50<br />

93+<br />

93<br />

93<br />

2023 SAUVIGNAC TROCKEN<br />

Weingut Hemmes<br />

Rheinhessen, Deutschland<br />

Der Duft zeigt sich frisch, ohne zu<br />

»laut« zu werden: etwas Grapefruit,<br />

Paprika, Apfel, Walnuss, Sellerie,<br />

und auch ein floraler Oberton. Der<br />

Gaumen entfaltet ein geradezu an<br />

Riesling erinnerndes Süsse-Säure-<br />

Spiel am süsseren Ende der<br />

«trocken»-Skala: saftig, knackig, mit<br />

lebendiger Säure und viel Spannung,<br />

aber auch mit Feinheit und Nuancenreichtum.<br />

weingut-hemmes.de, ca. CHF 10,–<br />

2022 «RÉSERVE» CABERNET<br />

BLANC<br />

Weingut Galler, Pfalz, Deutschland<br />

Der Ausbau im kleinen Eichenfass<br />

hat dem Cabernet Blanc die rebsortentypisch<br />

schrillen Noten genommen.<br />

Der Duft zeigt hefige Noten<br />

und eine zurückhaltende Würze.<br />

Auch der Gaumen gefällt mit seiner<br />

dezenten Art, fliesst reich und seidig,<br />

dicht, durchaus mit Power, ohne<br />

den Alkohol in den Vordergrund zu<br />

stellen.<br />

weingut-galler.de, ca. CHF 24,–<br />

2023 HANDWERK ROT<br />

Bioweingut Roland und Karin<br />

Lenz, Thurgau, <strong>Schweiz</strong><br />

Mittleres Rubin, violette Reflexe.<br />

Sauerkirsche in der Nase, dazu<br />

Waldbeeren, insbesondere Erdbeeren,<br />

Kräuternoten, dezent gedörrte<br />

Fruchtnuancen. Am Gaumen saftig<br />

und von mittlerer Fülle mit intensiven<br />

Kirschnoten, feines, geschliffenes<br />

Tannin. Endet lang und frischfruchtig.<br />

weingut-lenz.ch, CHF 28,–<br />

93<br />

93<br />

93<br />

2019 CARA<br />

Ploder-Rosenberg<br />

Steiermark, Österreich<br />

Mittleres Goldgelb, orange Reflexe.<br />

Feine Tabakwürze, etwas nach<br />

Kräutern, zart nach Grapefruit, dazu<br />

rauchige Nuancen, ein Hauch von<br />

Birne, reduktives Bukett. Saftig,<br />

straff, facettenreiche Säurestruktur,<br />

dunkle Mineralik, weisser Pfirsich im<br />

Abgang, salziger Nachhall, feinwürziger<br />

Speisenbegleiter.<br />

shop-ploder-rosenberg.at,<br />

ca. CHF 15,–<br />

2022 SOUVIGNIER GRIS<br />

Bosshart + Grimm Bio-<br />

Weingärten, St. Gallen, <strong>Schweiz</strong><br />

Frische Zitrusaromatik in der Nase.<br />

Noten von Yuzu, Kumquat und<br />

Grapefruit. Dazu gelbe Steinfrucht<br />

und florale sowie kräutrig-würzige<br />

Anklänge. Am Gaumen elegant, mit<br />

reifer Säure und schönem Schmelz.<br />

Herbe Zitrusfrucht, die sich in den<br />

langen, salzig anmutenden Abgang<br />

zieht.<br />

bosshartweine.ch, CHF 25,–<br />

2022 L‘AUDACIEUX<br />

Domaine de Chambleau<br />

Drei-Seen-Land, <strong>Schweiz</strong><br />

Dunkles Purpur im Glas. Angenehm<br />

wilde, fleischige Fruchtaromatik in<br />

der Nase mit Noten von Pflaume,<br />

Brombeere, Schwarzkirsche und<br />

Roter Johannisbeere. Anklänge von<br />

Piment und ein Hauch Karamell. Am<br />

Gaumen saftig und angenehm kraftvoll,<br />

mit reifer Säure, feinkörnigem<br />

Tannin und langem würzigen Finale.<br />

chambleau.ch, CHF 35,–<br />

Fotos: beigestellt<br />

98 falstaff sep <strong>2024</strong>


PIWI-WEINE<br />

VIELFALT<br />

IM WEINBERG<br />

Im Einklang mit der Natur und im Zeichen der Diversität<br />

setzen Winzer zunehmend auf neue Rebsorten<br />

und ökologischen Weinbau.<br />

ADVERTORIAL Foto: © Shutterstock; Beigestellt<br />

Weinbau neu denken …<br />

Fruchtbarer Boden, robuste Traubensorten<br />

und viel Diversität! Diese<br />

Kombination kurbelt die natürlichen<br />

Lebenskreisläufe an und bringt Vielfalt<br />

und Stabilität in die Weingärten des<br />

Bioweinguts Lenz. So entstehen<br />

gesunde Trauben, die wiederum<br />

Charakterweine entstehen lassen. Wir<br />

sind überzeugt, dass das Potenzial<br />

und die Qualität eines Weinjahrgangs<br />

zu 100 Prozent von der Diversität des<br />

Weingartens abhängt. Mittlerweile leben<br />

rund 110.000 Piwi-Reben, verteilt<br />

auf 550 Traubensorten, zusammen<br />

mit über 2500 Haselnuss-, Wallnuss-<br />

Maulbeer- und anderen Fruchtbäumen<br />

harmonisch in Symbiose. Dazwischen<br />

bauen wir verschiedene Getreidesorten<br />

an. Vernetzt mit viel Biodiversität, also<br />

mit extensiven Wiesen und lockeren<br />

Hecken, entstehen vitale Lebensgemeinschaften,<br />

in der der Winzer nur<br />

Begleitfunktion hat. Und das Resultat?<br />

Eigenständige Weinpersönlichkeiten,<br />

die Genussmenschen begeistern …<br />

BIOWEINGUT LENZ<br />

In Iselisberg 23<br />

8524 Uesslingen<br />

weingut-lenz.ch<br />

Piwi-Weine aus<br />

dem Baselbiet<br />

Seit 750 Jahren wird an den steilen<br />

Lagen im Paradies in Buus Rebbau<br />

betrieben. In der flachgründigen,<br />

kalkhaltigen und nach Süden ausgerichteten<br />

Lage Paradies gedeihen ganz<br />

besondere Tropfen. Vor 20 Jahren hat<br />

die Familie Kaufmann die ersten Piwi-<br />

Reben in das Paradies gepflanzt und<br />

somit die Weichen für einen ökologischen<br />

und zukunftsfähigen Weinbau<br />

gestellt. Auf der halben Rebfläche<br />

der Kaufmanns stehen mittlerweile<br />

fünf Piwi-Sorten – Souvignier Gris,<br />

Cabernet Blanc, Muscaris, Cabernet<br />

Jura und Divico. Mit viel Herzblut,<br />

Leidenschaft und grosser Sorgfalt<br />

werden die Rebstöcke gepflegt. Aus<br />

diesen handgelesenen Trauben entstehen<br />

neue, vorzügliche Piwi-Weine –<br />

ein spät gelesener Souvignier Gris, der<br />

auch als Orangewein ausgebaut wird,<br />

oder ein Divico mit seiner kräftigen<br />

Farbe und intensiven Aromatik.<br />

OBST- UND WEINBAU KAUFMANN<br />

Im Brunn 31<br />

4463 Buus<br />

info@weinbau-kaufmann.ch<br />

weinbau-kaufmann.ch<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 99


In Südtirol in der Nähe von<br />

Bozen liegt der kleine Weiler<br />

Schreckbichl, italienisch<br />

Colterenzio, der Namensgeber<br />

einer Kellerei ist, die<br />

stellvertretend für eine ganze<br />

Weinregion steht.<br />

SÜDTIROLS<br />

QUALITÄTSPIONIERE<br />

Auf dem Weinberg Lafóa hat die Kellerei<br />

Schreckbichl Colterenzio Pionierarbeit geleistet und steht heute<br />

stellvertretend für die ganze Weinregion Südtirol.<br />

D<br />

ie Weinregion Alto Adige, oder<br />

besser bekannt als Südtirol,<br />

besticht trotz ihrer überschaubaren<br />

Grösse durch eine grosse<br />

Weinvielfalt. Zu verdanken ist dies auch<br />

der ausgezeichneten Lage der nördlichsten<br />

Provinz Italiens. Die Alpen bieten Schutz<br />

vor kalten Strömungen aus dem Norden<br />

und halten die feuchten Luftmassen aus<br />

dem Mittelmeer ab, die Niederschläge fallen<br />

bedeutend geringer aus als in den umliegenden<br />

Gebieten. Viele Sonnenstunden in<br />

Kombination mit starken Temperaturunterschieden<br />

zwischen Tag und Nacht helfen<br />

den Trauben, perfekt auszureifen und Weine<br />

von intensiver Frucht und animierender<br />

Frische hervorzubringen.<br />

Wer die reichhaltige und vielfältige<br />

Weinbautradition Südtirols kennenlernen<br />

möchte, wird in der Nähe von Bozen im<br />

Weiler Schreckbichl, italienisch Colterenzio,<br />

fündig. Dort steht die gleichnamige Kellerei,<br />

die kein Familienweingut im traditionellen<br />

Sinn ist. Dahinter steht nämlich<br />

nicht nur eine, sondern rund 300 Familien<br />

aus der Region. Diese sind Teilhaber des<br />

Weinguts und steuern ihr sorgfältig von<br />

Hand gelesenes Traubengut bei. Kellermeister<br />

Martin Lemayr vinifiziert daraus<br />

unverwechselbare Rot- und Weissweine.<br />

Besonders stolz sind die Weinbauern auf<br />

die hervorragenden Lagen, in denen sie<br />

nicht nur Südtirols traditionelle Sorten wie<br />

Vernatsch, Lagrein oder Weissburgunder<br />

anbauen, sondern auch internationale<br />

Rebsorten, die dort bestens gedeihen.<br />

100<br />

falstaff<br />

sep <strong>2024</strong>


MÖVENPICK WEIN<br />

In der Kellerei Schreckbichl<br />

Colterenzio wird das Traubengut<br />

von 300 Winzerfamilien<br />

aus der Region vinifiziert.<br />

TASTING BOX «SCHRECKBICHL LAFÓA»<br />

Mit der Tasting Box «Schreckbichl Lafóa»<br />

von Mövenpick Wein kann man drei Weinjuwele<br />

vom Südtiroler Spitzenweingut<br />

Schreckbichl Colterenzio in aller Ruhe zu<br />

Hause entdecken und profitiert von<br />

attraktiven Preisvorteilen gegenüber dem<br />

Kauf von Einzelflaschen.<br />

Die Tasting Box enthält je eine Flasche:<br />

ADVERTORIAL Fotos: © focus-fotodesign; Helmuth Rier<br />

Um die Schönheit der<br />

Südtiroler Landschaft<br />

nicht zu gefährden, werden<br />

bei Schreckbichl ökologische<br />

Themen grossgeschrieben. Beste<br />

Beispiele dafür sind die Stromgewinnung<br />

durch Photovoltaikanlagen und die<br />

Deckung des Warmwasserbedarfs durch<br />

Solarpaneele und Wärmerückgewinnung.<br />

EIN WEINBERG<br />

ALS URSPRUNG<br />

DES QUALITÄTSDENKENS<br />

Die Geburtsstunde von Schreckbichl<br />

Colterenzio war 1960, als sich einige Winzerinnen<br />

und Winzer zusammenschlossen,<br />

um vom damaligen Massenweinmarkt<br />

unabhängig zu werden. Mit der Gründung<br />

ihrer eigenen Genossenschaft setzten sie<br />

eine Qualitätsoffensive in Gang. Eine entscheidende<br />

Rolle spielte dabei der Weinberg<br />

Lafóa, ein sonnenverwöhnter Bergrücken<br />

hinter der Kellerei. Schreckbichl<br />

Colterenzio gehörte zu den Vorreitern, als<br />

sie begann, in dieser erstklassigen Lage<br />

Bordeaux-Rebsorten zu kultivieren. Gleichzeitig<br />

wurden neue Qualitätsstandards<br />

für Südtiroler Weine<br />

geschaffen, die stetig<br />

weiterentwickelt wurden<br />

und bis heute von den Mitgliedern<br />

und Mitarbeitenden der Kellerei<br />

konsequent eingehalten werden. Dazu<br />

zählt zum Beispiel die Ertragsreduktion für<br />

hochwertigeres Traubengut.<br />

Heute gehören die limitierten, meisterlich<br />

im Barrique gereiften Lafóa-Weine zu den<br />

besten Weinen nicht nur Südtirols, sondern<br />

ganz Italiens. Die Weiss- und Rotweine<br />

werden mit viel Feingefühl vinifiziert und<br />

weisen ein hervorragendes Reifepotenzial<br />

auf. Der reinsortige Cabernet Sauvignon<br />

verdient den Vergleich mit den besten<br />

Cabernets weltweit. Er zeigt eine hervorragende<br />

Struktur und eine faszinierende<br />

Finesse. Der Chardonnay besticht durch<br />

eine herrlich aromatische Frucht, eine<br />

passende Mineralik und das gewisse Etwas.<br />

Den Sauvignon Blanc Lafóa kann man zu<br />

Recht als einen grossen Weisswein mit<br />

alpenländischem Flair bezeichnen. Seine<br />

ausgesprochene Tiefe und seine Finesse<br />

kommen nach einigen Jahren der Lagerung<br />

besonders gut zur Geltung.<br />

2022 SAUVIGNON BLANC LAFÓA<br />

Schreckbichl Colterenzio<br />

2022 CHARDONNAY LAFÓA<br />

Schreckbichl Colterenzio<br />

2020 CABERNET SAUVIGNON LAFÓA<br />

Schreckbichl Colterenzio<br />

CHF 139.– statt CHF 171.40<br />

inkl. MWST, zzgl. Versand<br />

Jetzt die Tasting Box «Schreckbichl Lafóa»<br />

über den QR-Code bestellen.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

moevenpick-wein.ch/tastingbox<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 101


wein / TRAMINER<br />

TRAMINER<br />

STAMMVATER<br />

AUS HEID NISCHER ZEIT<br />

In Visperterminen im <strong>Schweiz</strong>er Kanton<br />

Wallis wächst der Weisse Traminer –<br />

unter dem Namen Heida – auf<br />

1000 Metern Meereshöhe.<br />

Foto: mauritius images / U&GFischer<br />

102 falstaff sep <strong>2024</strong>


Die geografische Herkunft der Rebsorte Traminer ist zwar<br />

nicht eindeutig lokalisierbar, sicher sind sich die Genetiker<br />

jedoch in einem: Der Ort Tramin in Südtirol ist es nicht. Spuren<br />

und Nachkommen hat die Sorte fast überall im Alpenraum<br />

hinterlassen, und weit darüber hinaus.<br />

TEXT OTHMAR KIEM, PETER MOSER, DOMINIK VOMBACH, ULRICH SAUTTER<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

103


wein / TRAMINER<br />

Heni blam qui<br />

beriorepra nobitaq<br />

uibusandi commodi<br />

sequis iliquia conet<br />

es molorum fugiand<br />

aectia sumquos aut<br />

ea vellam ea cor as<br />

ipsam untori<br />

Grosser Holzfasskeller<br />

im Weingut Elena Walch<br />

Familientreffen im Hause Traminer:<br />

Es sind alle gekommen, der<br />

Patriarch und Stammesgründer,<br />

der weisse Traminer, auch als<br />

Savagnin, Heida oder Païen<br />

bekannt, freut sich über die reiche Kinderschar,<br />

während sein Zwilling mit rosafarbenen<br />

Beeren, genannt Savagnin Rose, Roter<br />

Traminer, Clevner oder unter gewissen<br />

Bedingungen auch Gewürztraminer, neben<br />

ihm am Tisch der Alten Platz nimmt. Am<br />

Tisch der Kinder sitzen: der Silvaner und<br />

der Grüne Veltliner, Sauvignon Blanc,<br />

Trousseau and Chenin Blanc, Räuschling<br />

und Rotgipfler, Petit Manseng und Petit<br />

Meslier, Adelfränkisch und Elbling, Verdejo<br />

und Duras. Eine hochkarätige Versammlung,<br />

schliesslich hat es jedes der Kinder<br />

zu etwas gebracht, einigen gelang sogar<br />

eine Weltkarriere, andere begnügen sich<br />

mit der Rolle eines Hidden Champions mit<br />

Lokalkolorit. Wo auch immer der Traminer<br />

seinen Ursprung hat – er ist eine<br />

sehr alte und ursprüngliche Sorte, die in<br />

einem Gebiet immenser Grösse Spuren<br />

hinterlassen hat: von der Loire und der<br />

Champagne über den Rheingraben bis<br />

nach Südfrankreich und Nordspanien<br />

und die Donau entlang bis weit in den<br />

Osten. Dass diese zucker- und aromastarke<br />

Rebe nördlich der Alpen dem Ort Tramin<br />

zugeschrieben wurde, dürfte eher eine<br />

frühe Form des Marketings gewesen sein<br />

als eine exakte Herkunftsaussage: Vermutlich<br />

bewegten die Aussergewöhnlichkeit<br />

des Aromas und auch die Stärke des<br />

Weins die Winzer dazu, ihr eine südliche<br />

Herkunft anzudichten. Auf dieser Linie<br />

liegt auch die Bezeichnung Clevner, die der<br />

Gewürztraminer in der Ortenau besitzt<br />

und die als Anspielung auf den Ortsnamen<br />

Chiavenna zu deuten ist. Man kennt solche<br />

Zuschreibungen: In verschiedenen Gegenden<br />

Mitteleuropas tragen ein halbes Dutzend<br />

Rebsorten die Bezeichnung Clevner.<br />

Julia Walch, Tochter von<br />

Elena Walch<br />

In ähnlicher Weise hat der Grüne Veltliner<br />

mit dem Veltlin keine Berührungspunkte,<br />

und auch Syrah kommt nicht aus Shiraz in<br />

Persien.<br />

TRAMINER/GEWÜRZTRAMINER<br />

Etwas kniffliger klarzubekommen sind die<br />

Unterschiede innerhalb der Sorte: Gewiss,<br />

Savagnin und Heida und der weisse Traminer<br />

besitzen grüne bis goldfarbene Beeren,<br />

während die Beerenhaut bei rotem Traminer<br />

und Gewürztraminer rosafarben bis<br />

violett gefärbt ist. Aber gerade im deutschen<br />

Sprachraum geht es bei den Bezeichnungen<br />

Traminer und Gewürztraminer<br />

ziemlich durcheinander. Steht Traminer auf<br />

dem Etikett, kann es sich um Weissen oder<br />

um Roten handeln. Und dann fragt man<br />

sich auch: Wenn ein Etikett den Roten Traminer<br />

erwähnt, ist es dann nicht automatisch<br />

ein Gewürztraminer? Offenbar nein!<br />

Andreas Laible aus Durbach in der Ortenau<br />

hat sie nebeneinander im Weinberg<br />

stehen, den normalen roten Traminer und<br />

den Gewürztraminer. Er keltert aus ihnen<br />

zwei separate Auslesen und erklärt den<br />

Unterschied so: «Wenn ich mir die Reben<br />

im Sommer anschaue, sehen die identisch<br />

aus. Der Unterschied liegt in der Traube:<br />

Fotos: beigestellt, Gerald Haenel / laif / picturedesk.com, OeWM / WSNA<br />

104 falstaff sep <strong>2024</strong>


Beim Gewürztraminer ist sie kleiner, und<br />

sie hat in der Regel keine Schultern. Die<br />

Beerenfarbe geht beim Gewürztraminer<br />

eher ins Orange, während der rote Traminer<br />

ein sattes Altrosa zeigt. Und natürlich<br />

hat der Gewürztraminer einfach noch mehr<br />

Aroma.»<br />

ELSASS<br />

Dass Rebsorten besonders würzige, oft<br />

muskatartige Spielarten ausprägen, ist auch<br />

von anderen Varietäten bekannt, beispielsweise<br />

vom Chardonnay. Beim Gewürztraminer<br />

aber treibt die Genetik den Aromenreichtum<br />

ins Extreme: In der chemischen<br />

Analyse lassen sich in seinem Wein bis zu<br />

500 verschiedene Aromastoffe identifizieren.<br />

Der Ort, an dem diese Mutation wahrscheinlich<br />

zuerst auftrat oder zum ersten<br />

Mal systematisch vermehrt wurde, ist das<br />

Elsass. Die grosse Gewürztraminer-Tradition<br />

des Elsass lässt es wie selbstverständlich<br />

erscheinen, dass aus der Sorte Grands<br />

Crus erzeugt werden können. Domänen<br />

mit besonders ausgeprägter Gewürztraminer-Tradition<br />

wie Dirler-Cadé in Bergholtz<br />

im südlichen Elsass bei Mulhouse erzeugen<br />

gleich vier verschiedene Grands Crus.<br />

Damit ist auch der Ton gesetzt für das, was<br />

den Elsässer Gewürztraminer einzigartig<br />

macht: Er ist reich, ohne erdrückend zu<br />

wirken, hat dort, wo er nicht ganz trocken<br />

ist, eine Süsse ohne Zuckrigkeit, und über<br />

allem liegt in der Regel eine durchdringende<br />

Terroirprägung, die den Aromen und der<br />

Gaumenstruktur Distinktion verleiht. «Ein<br />

guter Gewürztraminer muss ziseliert sein»,<br />

sagt Cathérine Faller von der berühmten<br />

Domaine Weinbach, «es geht um Eleganz<br />

und Gleichgewicht.» Und sie schickt nach:<br />

Um zu verhindern, dass der Gewürztraminer<br />

plump werde, benötige man zuallererst<br />

ein Spitzenterroir, etwa eines auf Kalkmergel<br />

wie im Grand Cru Furstentum, in dem<br />

der Weinbach-Gewürztraminer wächst.<br />

In der Sortenstatistik liegt der Gewürztraminer<br />

im Elsass bei rund 20 Prozent<br />

(etwa 3000 Hektar) und nur knapp hinter<br />

dem Riesling auf Platz zwei. Dennoch<br />

<<br />

Castel Ringsberg, 1620 errichtet,<br />

umgeben von den Reben des Weinguts<br />

Elena Walch.<br />

Genetische Zwillinge:<br />

Weisser und Roter<br />

Traminer. Man nimmt an,<br />

dass der Weisse Traminer die<br />

Urform ist und der Rote eine<br />

Mutation. Aus dem Roten<br />

Traminer hat sich dann<br />

der Gewürztraminer<br />

weiterentwickelt.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

105


wein / TRAMINER<br />

Rechts: Domaine Weinbau in Kayserberg,<br />

Haut-Rhin, Elsass. Kreis: Weine von<br />

Andreas Laible in Durbach, Baden. Das<br />

Weingut liegt zehn Kilometer Luftlinie von<br />

der Elsässer Grenze entfernt.<br />

<<br />

sind die Weine etwas aus der Mode<br />

gekommen. «Die Marktsituation in<br />

Deutschland ist für Elsässer Weine im Allgemeinen<br />

sehr ruhig», sagt der Berliner<br />

Weinhändler Sébastien Visentin,<br />

«und sie grenzt an Tiefschlaf für<br />

den Gewürztraminer.» Dabei,<br />

so Visentin weiter, kenne er<br />

keinen Wein, der beispielsweise<br />

besser zu einer Burrata mit<br />

süssen reifen Tomaten und Basilikum<br />

passe als einen trockenen<br />

Elsässer Gewürztraminer.<br />

DEUTSCHLAND<br />

In Deutschland wächst der Traminer<br />

inklusive Gewürztraminer auf 1100 Hektar<br />

(1,1 Prozent der Fläche). Seine traditionellen<br />

Hochburgen hat er in Sichtweite des<br />

Elsass in der Ortenau, in der Pfalz und in<br />

Sachsen. Karl Friedrich Aust aus Radebeul<br />

bei Dresden erinnert sich, wie er schon als<br />

kleines Kind in den Steilterrassen der Lage<br />

«Goldener Wagen» Beerchen stibitzt und<br />

dabei den Variantenreichtum der Traminer-<br />

und Gewürztraminerstöcke kennen<br />

gelernt hat: «Der Traminer mutiert ja<br />

schnell und hat dann immer wieder unterschiedliche<br />

Farben. Wir haben als Kinder<br />

genau gewusst, welche Beeren am besten<br />

schmecken, wir haben nur die gegessen, die<br />

106 falstaff sep <strong>2024</strong><br />

JURA UND SCHWEIZ<br />

Seit den 1990ern hat sich die Traminer-Fläche<br />

in der <strong>Schweiz</strong> nahezu verzehnfacht<br />

und liegt heute bei rund 230 Hektar. Dazu<br />

kommen noch 45 Hektar Gewürztraminer,<br />

der in der Ostschweiz hier und dort als<br />

Spezialität in einem Rebberg steht. Etwa 95<br />

Prozent der Traminer-Fläche befinden sich<br />

im Wallis, wo die Sorte Heida oder Païen genannt<br />

wird und kräftige, strukturierte Weissweine<br />

hervorbringt. Besonders bekannt sind<br />

die Gewächse aus dem Oberwalliser Dorf<br />

Visperterminen, wo teils noch wurzelechte<br />

Heida-Stöcke auf bis zu 1150 Metern Höhe<br />

gedeihen. Erstmals urkundlich erwähnt wurgenial<br />

waren.»<br />

Austs Traminer<br />

von den vulkanischen<br />

Syenitböden Radebeuls<br />

gehören heute zu den Klassikern<br />

in Sachsen und Deutschland, mit<br />

den Elsässern teilen sie die Eigenschaft, im<br />

Restzucker je nach Jahr mal dies- und mal<br />

jenseits der «trocken»-Grenze zu liegen.<br />

Eine neue und ganz offensichtlich bereits<br />

starke Bewegung interpretiert den deutschen<br />

Gewürztraminer stets komplett<br />

durchgegoren, und das mit Maischekontakt<br />

oder gar mit Maischegärung. Diese Weine<br />

extrahieren neben den Phenolen aus der dicken<br />

Beerenhaut der Sorte auch besonders<br />

viele Aromavorstufen, sodass spannungsreiche<br />

Geschmacksbilder entstehen, die auf<br />

Flaschenreife angelegt sind. Die Gerbstoffe<br />

helfen auch, die gelegentliche Säurearmut<br />

des Traminers zu kurieren – und sie schaffen<br />

ein Gegengewicht zur Wucht der Weine.<br />

Modern und gepflegt: der Keller in der<br />

St. Jodernkellerei in Visperterminen.<br />

Links: Geschäftsfüher Michael Hock.<br />

Fotos: Alex Kraus, ANDREA SOLTERMANN, mauritius images / Bäck Christian, PFALZWEINFOTO | André Kunz, mauritius images / Bäck Christian, beigestellt


Winzer Sommerach: Die fränkische<br />

Genossenschaft gehört zu den besten in<br />

Deutschland, auch wegen ihres Lagen-<br />

Traminers aus der Lage Katzenkopf.<br />

de der Name Heida im Jahr 1586 in Visp.<br />

Im Oberwalliser Dialekt bedeutet er so viel<br />

wie «sehr alt», was sich auf die Zeit vor der<br />

Evangelisierung, die Zeit der Heiden bezieht.<br />

Païen ist die wörtliche französische Übersetzung.<br />

Etwas weiter nördlich im Kanton<br />

Neuenburg und am Murtensee soll Savagnin,<br />

lange bevor Chasselas die tonangebende<br />

Sorte wurde, eine bedeutende Rolle gespielt<br />

haben. Die Savagnin-Weine, die auf den<br />

kalkhaltigen Böden der Region entstehen,<br />

sind stilistisch näher am französischen Jura<br />

angesiedelt.<br />

Der französische Teil des Juragebirges<br />

bändigt die Wucht des Traminers im berühmten<br />

Vin jaune durch das Spiel mit der<br />

Oxidation. Auch hier sind die Böden wichtig:<br />

Der Kalkstein steht in diesen Weinbergen<br />

besonders nah an der Oberfläche.<br />

SÜDTIROL<br />

Der Gewürztraminer hat in Südtirol einen<br />

Flächenanteil von elf Prozent und liegt damit<br />

hinter Pinot Grigio an zweiter Stelle.<br />

Südtirol hat sich auf trockenen Gewürztraminer<br />

spezialisiert, wobei ein Restzuckergehalt<br />

von sechs<br />

bis acht Gramm<br />

durchaus<br />

üblich ist.<br />

Das Hauptanbaugebiet liegt in Südtirols<br />

Süden, insbesondere um die<br />

Ortschaft Tramin. Gewürztraminer-Spezialisten<br />

sind die Kellerei Tramin, Elena<br />

Walch und Hofstätter sowie die Kellerei<br />

Bozen. Kaum ein Erzeuger in Südtirol, der<br />

keinen Gewürztraminer im Programm hat.<br />

Nicht weil die Sorte im Lande selbst so<br />

beliebt ist, Gewürztraminer aber ist eine<br />

Schlüsselsorte für den italienischen Markt.<br />

ÖSTERREICH<br />

In Österreich zählt der Traminer zu den<br />

ältesten gepflegten Sorten, allerdings war<br />

sie früher populärer als heute. Heute<br />

wird Traminer in seinen Facetten<br />

nur mehr auf rund 262 Hektar<br />

angepflanzt, was 0,6 Prozent der<br />

landesweiten Rebfläche entspricht.<br />

Aus qualitativer Sicht wird oft die<br />

Steiermark und hier das östliche<br />

Vulkanland mit dem historischen<br />

Traminer-Zentrum Klöch als Erstes<br />

genannt. Eine kleine Renaissance erlebt<br />

Traminer in der Alpenrepublik durch die<br />

Natural- Wine-Bewegung, denn als maischevergorener<br />

Wein ist der Traminer bei<br />

einem jüngeren Publikum erfolgreich.<br />

Mostwägung (links) und<br />

Fassausbau (oben) im Weingut<br />

Rollanderhof, dem Sieger der<br />

Traminer-Trophy von <strong>Falstaff</strong><br />

Deutschland<br />

ÜBERSEE<br />

Als Kuriosität wird der Gewürztraminer<br />

vereinzelt auch in der Neuen Welt angebaut:<br />

In Kalifornien stehen immerhin 700<br />

Hektar, in Oregon 70 Hektar, in Australien<br />

900 und in Neuseeland 300 Hektar.<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

107


wein / BEST OF TRAMINER<br />

Weitere <strong>Schweiz</strong>er<br />

Traminer finden sie unter<br />

go.falstaff.com/<br />

traminer-trophy-ch-24<br />

BEST OF<br />

TRAMINER<br />

98<br />

97<br />

95<br />

2019 FURSTENTUM GRAND CRU<br />

GEWÜRZTRAMINER<br />

Domaine Weinbach<br />

Kaysersberg (Elsass, F)<br />

Kandierte Früchte, etwas Rose, aber<br />

eher fruchtig als würzig, auch ein<br />

Anflug von Brotkrume. Der Gaumen<br />

fliesst reich und rund, die Süsse bildet<br />

gemeinsam mit der opulenten<br />

Frucht ein komplett verschmolzenes<br />

Amalgam, Mineralität und Stoffigkeit<br />

setzen den Kontrapunkt. Hoch differenziert,<br />

und dabei dennoch mit Kraft.<br />

pierre-wyss.ch. CHF 48,64<br />

2022 CLOS ST URBAIN RANGEN<br />

DE THANN GRAND CRU<br />

GEWURZTRAMINER<br />

Domaine Zind Humbrecht<br />

Turckheim (Elsass, F)<br />

Brotrinde, Rauch und Rose, steinige<br />

Noten. Der Gaumen beginnt mit<br />

Schmelz und Fülle, fliesst bei milder<br />

Säure und zarter Phenolik rund und<br />

reich, ganz trocken und in seiner<br />

Wucht unbeschwerlich wirkend. Der<br />

Abgang zeigt Aromenpotenzial,<br />

terpenige Serien, blumig, auch<br />

kandierte Früchte, alles blutjung.<br />

flaschenpost.ch, CHF 93,95<br />

2022 NUSSBAUMER GEWÜRZ-<br />

TRAMINER SÜDTIROL DOC<br />

Kellerei Tramin (Südtirol, I)<br />

Strohgelb mit leicht grünen Nuancen.<br />

Intensive und überaus ansprechende<br />

Nase, füllig, aber nicht zu barock,<br />

eröffnet mit Noten nach gelben<br />

Rosen, dazu Litschi und Mango, im<br />

Hintergrund Gewürznelken und<br />

Bergamotte. Füllt den Gaumen satt<br />

aus, rund und überaus geschmeidig,<br />

sehr gut herausgearbeitete exotische<br />

Frucht, gepaart mit feinen Gewürzen,<br />

im Finale zarte Bitterkomponente.<br />

millesima.ch, CHF 30,–<br />

97<br />

96<br />

95<br />

GEWÜRZTRAMINER VULKAN-<br />

LAND STEIERMARK DAC<br />

KLÖCH TBA 2022<br />

Weingut Domittner<br />

Klöch (Steiermark, A)<br />

Leuchtendes mittleres Goldgelb, silberfarbene<br />

Reflexe. Attraktive gelbe<br />

Tropenfrucht, feine Botrytiswürze,<br />

Litschi, florale Nuancen, ein Hauch<br />

Marshmallow, sortentypisch. Stoffig<br />

und komplex, feine, integrierte Süsse,<br />

zartes Säurespiel, sehr jugendlich,<br />

mineralisch und lange anhaftend.<br />

weingut-domittner.at,<br />

ca. CHF 20,–<br />

2022 «UNFILTRIERT»<br />

GEWÜRZTRAMINER<br />

Weingut Rollanderhof<br />

Saulheim (Rheinhessen, D)<br />

Trüb bei goldgelber Grundfarbe. Der<br />

Duft mischt blumige Noten (Rose,<br />

Lavendel) mit sehr reifer, kandierter<br />

Gelbfrucht, Mirabelle und Aprikose,<br />

dazu kommen ein pfeffriger Terroirton<br />

und etwas Hefe. Der Gaumen<br />

fliesst rund und seidig, fein texturiert,<br />

mit lebendigem Säurenerv und deutlich<br />

mineralischen Komponenten.<br />

weingut-rollanderhof.de,<br />

ca. CHF 20,–<br />

2022 PAÏEN RÉSERVE<br />

VIEILLES VIGNES<br />

Domaine Histoire d’Enfer<br />

(Wallis, CH)<br />

Karge Zitrusfrucht in der Nase.<br />

Zudem Noten von gelbem Steinobst,<br />

ein Hauch weisse Blüten und kräutrige<br />

Nuancen. Am Gaumen zwischen<br />

Fülle und Eleganz pendelnd,<br />

mit geradliniger frischer saftiger<br />

Säure und beeindruckender salzigmineralischer<br />

Anmut im langen<br />

Finale.<br />

histoiredenfer.ch, CHF 48,–<br />

97<br />

96<br />

95<br />

2021 HEIDA VERITAS<br />

ST. JODERN KELLEREI<br />

Visperterminen (Wallis, CH)<br />

Helles Zitronengelb mit grünlichen<br />

Reflexen. Hefige Noten im Duft, die<br />

aber nach Luftzufuhr rasch von<br />

einer traubigen, fast an Muskateller<br />

erinnernden Aromatik verdrängt<br />

werden. Strahlend fruchtig. Der<br />

Gaumen zeigt sich balanciert, Stoff<br />

und Säure passen gut in den kraftvollen<br />

Körper, der zudem eine<br />

immense mineralische Tiefe besitzt.<br />

Exzellente Länge.<br />

jodernkellerei.ch, CHF 49,–<br />

2021 SEINSHEIM HOHENBÜHL<br />

TRAMINER EISWEIN<br />

Weingut Klaus Schilling<br />

Seinsheim (Franken, D)<br />

Sehr blumig im Duft: Rose und<br />

Brotrinde. Recht klar, gesund und<br />

mit guter Präzision gelesen. Im<br />

Mund ist das eindringlich, aber nicht<br />

scharf, die knackige Säure kollidiert<br />

nicht mit der reichen Süsse, sie gibt<br />

ihr Luft. Ein unglaublich eleganter,<br />

geradezu trinkanimierender Eiswein.<br />

weingut-schilling.de,<br />

ca. CHF 28,–<br />

2020 ARBOIS SAVAGNIN OUILLÉ,<br />

ANDRÉ ET MIREILLE TISSOT<br />

Montigny-lès-Arsures (Jura, F)<br />

Zitronengelb. Nichtoxidativ ausgebaut.<br />

Ein Duft von Sternfrucht und<br />

Feuerstein, auch ein Anflug von<br />

Apfel. Viel Geschmeidigkeit im<br />

Mund, aber auch eine sehr feine<br />

Phenolik, die langsam anrollende<br />

Säure zwingt weiche und feste<br />

Komponenten zusammen. Intensiv<br />

Kalk-mineralisch abklingend.<br />

In der Würze zurückhaltend, in der<br />

Gaumenstruktur beeindruckend.<br />

lepasseurdevin.ch, CHF 53,–<br />

Fotos: beigestellt<br />

108 falstaff sep <strong>2024</strong>


PIO CESARE<br />

MIT FRISCHEM ELAN<br />

Federica Boffa führt Pio Cesare mit jugendlichem Elan in die Zukunft,<br />

indem sie in die Modernisierung investiert, historische Fundstücke schützt<br />

und die Produktion edler Weissweine ausbaut.<br />

Federica Boffa führt das Traditionsweingut<br />

Pio Cesare in Alba in der<br />

fünften Generation – und das mit<br />

beeindruckender Entschlossenheit.<br />

Gemeinsam mit ihrem Cousin Cesare Benvenuto<br />

und Augusto, dem Cousin ihres verstorbenen<br />

Vaters, leitet sie das Familienunternehmen.<br />

Ihre klare Devise: Mitreden dürfen<br />

alle, doch die Entscheidungen trifft sie.<br />

Derzeit investiert sie in den Bau zweier<br />

neuer Kellereigebäude, um das Weingut für<br />

die Zukunft zu rüsten. Dabei setzt sie vor<br />

allem auf Eigenkapital, eine Sparsamkeit, die<br />

sie von ihrem Vater Pio Boffa übernommen<br />

hat. «Unternehmen, die nicht sparen, kommen<br />

nicht weit», pflegte er zu sagen. Federica<br />

verfolgt zudem das Ziel, Pio Cesare als<br />

Familienbetrieb zu bewahren und setzt verstärkt<br />

auf die Produktion von Weissweinen –<br />

ein Schlüssel zur Zukunft des Weinguts.<br />

GESCHICHTE TRIFFT ZUKUNFT<br />

Bei den Bauarbeiten entdeckte man eine alte<br />

Kapelle und einen Friedhof. Federica entschied,<br />

die Überreste zu restaurieren und sie<br />

der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />

Trotz der erheblichen Kosten für die Archäologen,<br />

die das Weingut selbst trägt, stärkt<br />

dieses Projekt die enge Verbindung des<br />

Unternehmens zur Stadt Alba.<br />

Der Weissweinanteil liegt heute bei rund<br />

30 Prozent. Ihr Vater Pio Boffa war der Pionier,<br />

der mit dem Piodilei die Chardonnay-<br />

Traube im Piemont einführte. Um die Weissweinproduktion<br />

zu steigern, erwarb Federica<br />

Rebflächen in Cissione in der Alta Langa.<br />

Nächstes Jahr kommt mit dem Timorasso<br />

aus Derthona ein neuer Cru-Wein hinzu.<br />

Dieses Jahr feiert Il Bricco sein 20-jähriges<br />

Jubiläum. Der kraftvolle Barbaresco liegt<br />

Federica besonders am Herzen, da er von<br />

einem Hügel stammt, der sie an ihre Kindheit<br />

und ihren Vater erinnert. Jährlich produziert<br />

Pio Cesare rund 500.000 Flaschen,<br />

die in 55 Länder exportiert werden – wobei<br />

Barolo Classico «Pio» und Barbera die Produktion<br />

dominieren und die USA und Kanada<br />

die wichtigsten Märkte sind.<br />

In fünfter Generation und<br />

gemeinsam mit ihrem Cousin<br />

Cesare Benvenuto leitet<br />

Federica Boffa heute das<br />

Weingut Pio Cesare.<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

piocesare.it<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 109


Die Weinlagerschränke von<br />

Liebherr sorgen durch leise<br />

Kompressoren und robuste<br />

Buchenholzborde für eine<br />

behutsame Weinlagerung.<br />

ERSTKLASSIGE<br />

TECHNIK TRIFFT AUF<br />

HÖCHSTEN GENUSS<br />

Liebherr-Hausgeräte präsentiert Zigarrenund<br />

Weinschränke für erlesenen Geschmack.<br />

Genussaffine aufgepasst: Mit den<br />

Zigarrenschränken und Weinlagerschränken<br />

schafft Liebherr-<br />

Hausgeräte ideale Lagerbedingungen<br />

für den perfekten Rahmen für<br />

einzigartige Erlebnisse.<br />

PERFEKTE LAGERUNG FÜR<br />

HÖCHSTE ZIGARRENQUALITÄT<br />

Der elegante Humidor von Liebherr­<br />

Hausgeräte bietet einen Ort voll von innovativen<br />

Technologien für unvergleichlichen<br />

Genuss. Präzise Features sorgen dafür, dass<br />

die sensiblen Genussmittel ihre Aromen<br />

bestmöglich entfalten und zu jeder Zeit in<br />

perfekter Qualität erlebt werden können.<br />

Das schlichte und elegante Design, das<br />

sowohl Einzel-, als auch Kistenlagerung<br />

ermöglicht, passt in jedes Umfeld.<br />

LUFTFEUCHTIGKEIT UND<br />

TEMPERATUR FÜR<br />

DEN BESTEN GESCHMACK<br />

Ein wichtiger Faktor für ein einzigartiges<br />

Zigarrenerlebnis ist die Luftfeuchtigkeit.<br />

Mit drei unterschiedlichen getrennten<br />

Regelkreisläufen und vier Ventilatoren ausgestattet,<br />

sorgt der Humidor von Liebherr-<br />

Hausgeräte für optimales Lagerklima. Mit<br />

wenigen Handgriffen kann die Luftfeuchtigkeit<br />

individuell je nach Zigarrenart und<br />

gewünschtem Rauchgenuss eingestellt werden.<br />

Um sicherzustellen, dass stets eine konstante<br />

Luftfeuchtigkeit herrscht, reguliert<br />

110<br />

falstaff sep <strong>2024</strong>


LIEBHERR<br />

der Humidor die Werte nach jeder Türöffnung<br />

innerhalb weniger Sekunden. Zusätzlich<br />

verhindert ein automatischer Alarm,<br />

dass die Tür zu lange geöffnet bleibt.<br />

Neben der Luftfeuchtigkeit ist auch die<br />

Temperatur entscheidend für den Geschmack<br />

und den Wert der Preziosen. Temperaturschwankungen<br />

können dazu führen, dass<br />

Zigarren ihr Volumen verändern und ungeniessbar<br />

werden. Um dies zu verhindern, sorgen<br />

die integrierte Temperaturkontrolle und<br />

ein eigener Ventilator dafür, dass der individuell<br />

eingestellte Temperaturwert zu jeder<br />

Zeit konstant bleibt. Durch die getrennte<br />

Steuerung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit<br />

können diese Komponenten unabhängig<br />

voneinander kontrolliert werden.<br />

Die verarbeiteten Materialien bieten dabei<br />

höchste Hygienestandards für eine optimale<br />

Lagerung. Die Holzteile aus spanischem<br />

Zedernholz können entnommen und einzeln<br />

gereinigt werden, und auch der Kunststoff<br />

ist Schäden gegenüber unanfällig. Zusätzlich<br />

sorgt ein integrierter Aktivkohlefilter<br />

für eine optimale Luftqualität.<br />

Zur idealen Präsentation der Zigarren<br />

verfügt der Humidor über eine LED-<br />

Beleuchtung, die in die Glasscheibe<br />

der Tür integriert und dimmbar ist.<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

OPTIMALE LAGERUNG<br />

FÜR PASSENDE BEGLEITER<br />

Ob nobler Sauvignon, delikater Muskateller<br />

oder luxuriös sprudelnder Champagner –<br />

Liebherr-Hausgeräte schafft mit der neuen<br />

Generation an Weinlagergeräten perfekte<br />

Voraussetzungen für intensive Genussmomente.<br />

Gewohnt hohe Ingenieurskunst trifft<br />

in allen Geräten auf modernes und intuitives<br />

Design. Die Weinlagerschränke stellen mit<br />

dem sorgfältigen Zusammenspiel aus Temperatur<br />

und Luftfeuchtigkeit in jedem Raum<br />

ideale Lagerbedingungen her, damit die<br />

Weine ihre Aromen entfalten können. An<br />

den hohen Standards von echten Weinkellern<br />

orientiert, erfüllt Liebherr-Hausgeräte mit<br />

den innovativen Weinlagerschränken die fünf<br />

wichtigsten Aspekte in Sachen Weinkühlung:<br />

Die zwei Temperatursensoren von<br />

«TempProtect Plus» sorgen für konstante<br />

Temperaturen und schützen damit den<br />

Charakter des Weins, während die Luftfeuchtigkeit<br />

für geschmeidige Korken und<br />

eine geschützte Weinlagerung individuell<br />

eingestellt werden kann. Modelle mit<br />

Glastüren verfügen ausserdem über den<br />

«UVProtect Plus»-Mechanismus, der die<br />

Weine durch eine einzigartige Dreifach-<br />

Anti-UV-Verglasung vor unerwünschten<br />

Alterungsprozessen durch UV-Strahlen<br />

schützt. Fremdgerüche werden durch den<br />

«FreshAir»-Aktivkohlefilter neutralisiert,<br />

der ungewollte Geschmacksveränderungen<br />

verhindert. Für die ungestörte und erschütterungsfreie<br />

Reifung des Weins sorgt die<br />

«VibrateSafe»-Technologie – ein ganzheitlich<br />

vibrationsgedämpftes Kühlsystem.<br />

Neben der präzisen Technologie überzeugt<br />

Liebherr-Hausgeräte auch mit einem detailreichen<br />

Design. Features wie die «EasyFill»-<br />

Beladehilfe und der «SelfClosing»-Mechanismus<br />

ermöglichen einfaches und behutsames<br />

Öffnen und Befüllen des Weinschranks,<br />

indem die Tür ab einem Öffnungswinkel von<br />

über 90 Grad automatisch geöffnet und bei<br />

einem Winkel von unter 90 Grad automatisch<br />

geschlossen wird. Das Innenleben aus<br />

edlen Holzborden sorgt für eine ergonomische<br />

Lagerung der Flaschen und macht die<br />

Weinlagerschränke in Kombination mit der<br />

vertikalen «LightColumn»-LED-Beleuchtung<br />

zu einem Statement-Piece.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen<br />

home.liebherr.com<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 111


wein / WEINREISE APULIEN<br />

GENUSSVOLLES<br />

APULIEN<br />

Foto: Getty Images<br />

112 falstaff sep <strong>2024</strong>


Der Stiefelabsatz Italiens, die Region Apulien,<br />

hat viel zu bieten: atemberaubende Landschaften, alte<br />

Ortskerne, zwei Meere und natürlich Wein und Olivenöl.<br />

Wir konzentrieren uns auf die Halbinsel Salento,<br />

die weit ins Mittelmeer hineinragt.<br />

WEINREISE<br />

APULIEN<br />

SALENTO<br />

TEXT OTHMAR KIEM<br />

Ostuni, die weisse Stadt,<br />

erhebt sich markant<br />

auf einem weitum<br />

sichtbaren Hügel im<br />

Hinterland von Brindisi.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

113


wein / WEINREISE APULIEN<br />

Nicola Chiaromonte ist stolz<br />

auf seinen neuen Keller,<br />

der nun – ganz in weissem<br />

Sandstein gehalten – das<br />

Umland überstrahlt.<br />

Die Erde ringsum schimmert<br />

rötlich, die konstante Brise<br />

kühlt angenehm. Gioia del<br />

Colle liegt im Hinterland<br />

von Bari, gewissermassen am<br />

nördlichen Ende des Salento. Das Gebiet<br />

hier befindet sich etwas höher als das Umland,<br />

und die stetige Brise, erklärt Winzer<br />

Nicola Chiaromonte, kommt von der Lage<br />

zwischen den beiden Meeren, da gibt es<br />

immer einen Luftaustausch.<br />

Lecce besitzt eine<br />

prachtvolle barocke<br />

Innenstadt, die in<br />

den vergangenen<br />

Jahren vorbildlich<br />

saniert wurde.<br />

Das kommt auch den Reben zugute.<br />

«Das ist unser wahrer Reichtum», stellt er<br />

begeistert fest. Das Anbaugebiet Gioia del<br />

Colle ist berühmt für seinen Primitivo. Der<br />

fällt hier etwas weniger üppig aus als weiter<br />

im Süden bei Manduria, glänzt dafür aber<br />

mit feiner Frucht und mineralischen Komponenten.<br />

Neben dem Weingut Chiaromonte,<br />

das vor wenigen Jahren in einen neuen<br />

Keller inmitten der Weinberge umgezogen<br />

ist, ist auch Polvanera immer einen Besuch<br />

wert. Filippo Casano hat seinen Keller tief<br />

in den Felsen eingeschnitten. Er ist ein wahrer<br />

Spezialist für Primitivo und erzeugt daraus<br />

gleich sieben verschiedene Weine. Wer<br />

nach den ausgiebigen Weinproben Hunger<br />

bekommt, sollte die «Antica Osteria nel<br />

Borgo» im Zentrum von Gioia del Colle<br />

aufsuchen. Der junge Ottavio Surico kocht<br />

hier toll auf.<br />

VIEL PLATZ FÜR SCHÖNES<br />

Apulien erstreckt sich über eine Länge von<br />

750 Kilometern. Da hat vieles Platz: Das<br />

reicht von Foggia und dem vorgelagerten<br />

Sporn von Gargano über Castel del Monte,<br />

das bekannte achteckige Schloss von Friedrich<br />

dem Staufer, die Hauptstadt Bari bis<br />

nach Brindisi, das bereits in römischer Zeit<br />

ein wichtiger Hafen war. Die Innenstadt<br />

von Lecce glänzt mit barocker Pracht. Santa<br />

Maria di Leuca liegt an der Südspitze und<br />

markiert den südöstlichen Punkt Italiens.<br />

Nicht mehr in Apulien, sondern in der<br />

Region Basilikata liegt Matera. Die alten<br />

Höhlenwohnungen in den Sassi di Matera<br />

sind faszinierend. Nochmals konzentriert<br />

werden all diese Eindrücke auf der Halbinsel<br />

Salento, der Hacke Italiens. Die Hochebene<br />

zwischen dem Adriatischen und dem<br />

Ionischen Meer ist geprägt von roter Erde,<br />

Weinbau und mächtigen, alten Oliven-<br />

Fotos: Gregory Venere, LauraVl / Shutterstock.com, 2016 Donato Cosmo, beisteller Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

114 falstaff sep <strong>2024</strong>


Der Verkostungsraum<br />

bei Polvanera ist<br />

stilvoll in einem<br />

alten Steingewölbe<br />

untergebracht.<br />

bäumen. Das Valle d’Itria mit den Ortschaften<br />

Ostuni, Alberobello, Cisternino und Fasano<br />

liegt am nördlichen Rand des Salento<br />

und markiert derzeit den touristischen Hotspot<br />

Apuliens. Spätestens seit der Austragung<br />

des G7-Gipfels im Nobelresort «Borgo<br />

Egnazio» in Fasano sind Apulien und das<br />

Valle d’Itria in das Licht der Weltöffentlichkeit<br />

getreten. Neben Weingärten, Gemüseund<br />

Getreidefeldern stehen hier Millionen<br />

von silbrig glänzenden Olivenbäumen, von<br />

denen einige viele Hundert Jahre auf dem<br />

Buckel haben. Während weiter im Süden<br />

bei Lecce und Manduria das Xylella-Virus<br />

die Olivenhaine in eine traurige Wüste von<br />

vertrockneten Baumleichen verwandelt hat,<br />

stehen die Bäume hier gut im Saft. Hoffen<br />

wir, dass es noch lange so bleibt.<br />

MAJESTÄTISCHES OSTUNI<br />

Majestätisch thront Ostuni auf einem<br />

Hügel, der weit über das Umland<br />

emporragt. Reichtum und Pracht<br />

Ostunis gründen sich auf Öl –<br />

Olivenöl. Allerdings nicht Olivenöl zum<br />

Essen. Bis zur Erfindung der Gaslampen<br />

und dann der Elektrizität erleuchtete das<br />

PRIMITIVO HAT VIELE<br />

AUSDRUCKSFORMEN.<br />

DIE WICHTIGSTEN<br />

ANBAUGEBIETE SIND<br />

MANDURIA, BRINDISI UND<br />

GIOIA DEL COLLE.<br />

Öl aus Ostuni die dunklen Gassen Roms,<br />

Neapels und vieler weiterer Städte. Im<br />

Gewimmel der engen Gassen der Altstadt<br />

Ostunis kann man sich wunderbar verlieren.<br />

Und hinter jeder Ecke gibt es überraschende<br />

Entdeckungen: hier eine coole<br />

Apéro-Bar im Schatten des Doms, da ein in<br />

den Fels gehauenes Restaurant wie die<br />

«Osteria del Tempo Perso», dort eine<br />

Gelateria mit köstlichen Eisspezialitäten.<br />

Übrigens: Die weiss gekalkten Hauswände<br />

Ostunis gehen auf eine eher traurige Begebenheit<br />

zurück – die Pest. Während einer<br />

der vielen Epidemien stellte man fest, dass<br />

Kalk die Erreger eindämmen kann. Auch<br />

heute noch sind die Hausbesitzer der Altstadt<br />

dazu angehalten, ihre Aussenwände<br />

jährlich neu zu streichen.<br />

Alberobello muss man einfach gesehen<br />

haben. Zwar ist der Ort schon sehr<br />

touristisch geworden, aber die Trulli, die<br />

Steinhäuser, die ans Zwergenland erinnern,<br />

sind einfach herrlich. Trulli sind ganz aus<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

115


wein / WEINREISE APULIEN<br />

Die Tenuta Bocca di Lupo (li.) liegt bei<br />

Trani und ist einer der beiden Antinori-<br />

Ableger in Apulien. Brindisi (u.) war schon<br />

zur Zeit der Römer ein wichtiger Hafen.<br />

<<br />

Stein errichtete Häuser, die oben spitz<br />

zusammenlaufen. Mit den kleinen Fenstern<br />

und den dicken Mauern bleibt das Innere<br />

auch bei der grössten Hitze noch angenehm<br />

frisch. Ursprünglich überwiegend Wohnstätte<br />

für die bäuerliche Bevölkerung, sind<br />

Trulli heute als Ferienhäuser sehr beliebt.<br />

Die Küche des Salento ist übrigens vielfältig<br />

und überaus geschmacksintensiv.<br />

Die lokale Küche verwendet hauptsächlich<br />

Gemüse und Getreide. Durch den langen<br />

Küstenabschnitt versteht es sich von selbst,<br />

dass auch Fisch eine zentrale Rolle spielt.<br />

Mit Fleisch wird hingegen eher sparsam<br />

umgegangen.<br />

ger Primitivo, der mehrfach als bester<br />

Rotwein Italiens ausgezeichnet wurde.<br />

Auch der Wein namens «Jo», der aus<br />

Negroamaro-Trauben entsteht, ist beeindruckend.<br />

Zu diesen beiden haben sich in<br />

den letzten Jahren noch ein Schaumwein,<br />

ein Rosé und ein Süsswein hinzugefügt. Im<br />

vergangenen Jahr konnten Gianfranco und<br />

Simona endlich ihren Kellerneubau mit<br />

angeschlossenem Restaurant eröffnen.<br />

Ein weiterer Meister des Primitivo ist<br />

Gregory Perucci. Mit dem Weingut Felline<br />

war Perucci unter den Ersten, die den Ruf<br />

des Primitivo in die Welt hinaus trugen.<br />

Felline erzeugt eine breite Palette von<br />

Primitivo-Weinen, die sich zum Teil im<br />

Ausbau, vor allem aber aufgrund ihrer<br />

verschiedenen Böden deutlich unterscheiden.<br />

Hochinteressant! Mit Leone de<br />

Castris und Conti Zecca liegen zwei weitere<br />

spannende Weinbaubetriebe auf der<br />

Route Richtung Süden.<br />

Endpunkt der Weinreise durch das<br />

Salento ist Gallipoli, dessen Altstadt wie<br />

ein mächtiger Schiffrumpf in das Ionische<br />

Meer hinausragt. Beeindruckend!<br />

<<br />

DAS REICH DES PRIMITIVO<br />

Primitivo boomt und boomt. Die Entdeckung<br />

Ende der 90er-Jahre, dass Primitivo<br />

mit dem Zinfandel verwandt ist, trug viel<br />

zu seiner Bekanntheit bei. Primitivo findet<br />

man vorwiegend bei Manduria südlich von<br />

Taranto, man findet die Sorte aber auch<br />

um Brindisi und in Gioia del Colle.<br />

Primitivo fällt durch seine dichte, rubinviolette<br />

Farbe auf. Je nach Herkunft und<br />

Ausbauart präsentiert er sich von intensiv<br />

fruchtig bis kräftig, voll und schwer, zeigt<br />

dabei aber doch immer eine gewisse<br />

Eleganz und Frische. Gianfranco Fino ist<br />

ein Meister des Primitivo. Er erwarb schon<br />

vor Jahren Weingärten mit alten, wurzelechten<br />

Stöcken und erzeugt daraus nun<br />

grossartige Weine. Am bekanntesten ist<br />

sein «Es» – ein tiefgründiger, vielschichti­<br />

Stilvoll verkosten am<br />

runden Designertisch:<br />

Das kann man bei<br />

Gianfranco Fino.<br />

Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />

116 falstaff sep <strong>2024</strong>


wein / WEINREISE APULIEN<br />

Capocollo,<br />

eine köstliche<br />

Hartwurstspezialität,<br />

aus der Ortschaft<br />

Martina Franca.<br />

Unbedingt probieren!<br />

RESTAURANTS<br />

WEINGÜTER<br />

TENUTE RUBINO<br />

Luigi Rubino und seine Frau Romina betreiben mit<br />

viel Energie das führende Weingut in Brindisi. Auf<br />

der Tenuta Jaddico nördlich von Brindisi ist gerade<br />

der neue Keller im Bau.<br />

Via Enrico Fermi, 50, 72100 Brindisi<br />

tenuterubino.com<br />

TORMARESCA - MASSERIA MAIME<br />

Tormaresca ist das grösste Weingut in Apulien und<br />

gehört zu Marchesi Antinori. Es gibt zwei Niederlassungen:<br />

Tenuta Boca di Lupo bei Minervino<br />

Murge im Norden und Masseria Maime im Süden.<br />

72027 San Pietro Vernotico, tormaresca.it<br />

LEONE DE CASTRIS<br />

Hier entstand 1943 der «Five Roses», der erste<br />

Rosé Italiens. Breit gefächertes Weinangebot.<br />

Angegliedert: ein sehenswertes Weinbaumuseum.<br />

Via Senatore De Castris 26, 73015 Salice Salentino<br />

leonedecastris.com<br />

CONTI ZECCA<br />

Die Conti Zecca bearbeiten schon seit mehreren<br />

Generationen ein grosses Landgut bei Leverano.<br />

20 Hektar sind dem Weinbau gewidmet. Topwein<br />

ist der Nero, eine gelungene Assemblage von Negroamaro<br />

und Cabernet Sauvignon.<br />

Via Cesarea, 73045 Leverano<br />

contizecca.it<br />

GIANFRANCO FINO<br />

Gianfranco Fino konzentriert sich auf Weinberge<br />

mit alten, zum Teil noch wurzelechten Stöcken.<br />

Daraus entstehen ein fulminanter Primitivo («Es»)<br />

und ein tiefgründiger Negroamaro («Jo»). Der neue<br />

Keller mitten im Weinberg beherbergt feine Zimmer<br />

und ein superbes Restaurant.<br />

Contrada Reni, 74024 Manduria<br />

gianfrancofino.it<br />

Auch bei Tenute Rubino<br />

wird eifrig an einem<br />

neuen Keller gebaut.<br />

Die Fertigstellung ist für<br />

nächstes Jahr geplant.<br />

FELLINE<br />

Gregory Perrucci übernahm die Handelskellerei seines<br />

Vater und begann mit Flaschenfüllungen. Über<br />

die Marke Pervini machte er Primitivo bekannt. Heute<br />

erzeugt Felline vier verschiedene Lagen-Primitivo,<br />

die sich alle ein klein wenig unterscheiden.<br />

Strada Comunale Santo Stasi Primo, 42/B,<br />

74024 Manduria, agricolafelline.it<br />

POLVANERA<br />

Filippo Casano gründete das Weingut 2002. Die<br />

Spezialität von Polvanera ist Primitivo, von dem es<br />

gleich fünf verschiedene Varianten gibt, von fruchtig-geschmeidig<br />

bis zu kraftvoll und tanninreich.<br />

Einen Schluck wert sind sie alle!<br />

Strada Vicinale Lamie Marchesana 601,<br />

70023 Gioia del Colle, cantinepolvanera.it<br />

TENUTE CHIAROMONTE<br />

Nicola Chiaromonte ist stolz auf seine alten,<br />

wurzelechten Rebstöcke vom Sangiovese. Völlig zu<br />

Recht, denn sein Contrada Barbatto und seine<br />

Riserva zeigen mustergültig auf, welche Komplexität<br />

und Finesse auch hochkonzentrierte Primitivo-<br />

Weine haben können.<br />

Contrada Scappagrano, SNC - S.P. 178 Km 2,<br />

70021 Acquaviva delle Fonti<br />

tenutechiaromonte.com<br />

TENUTA LILIANA<br />

Junges Weingut im Hinterland von Gallipoli. Liliana<br />

und Antonio Intiglietta leben und arbeiten schon<br />

viele Jahre in Mailand. Ihre Wurzeln aber liegen im<br />

Salento. 2018 starteten sie das Projekt eines eigenen<br />

Weinguts. Auf einer für Salento beachtlichen<br />

Höhe von 200 Metern legten sie einen Weinberg<br />

mit Cabernet Sauvignon an. Nun kommen die ersten<br />

Jahrgänge des «Ladame» in den Handel.<br />

Beachtlich!<br />

Contrada Rischiazzi Villa Lilium,<br />

73052 Parabita<br />

tenutaliliana.com<br />

AL PONTILE RESTAURANT<br />

Restaurant direkt am Yachthafen von Brindisi. Hier<br />

gibt es Fisch, Fisch und Fisch. Das Angebot hängt<br />

einfach davon ab, was die Fischer reinbringen. Dazu<br />

einige vortreffliche Weine.<br />

Via Dardanelli, 2, 72100 Brindisi, alpontile.com<br />

NUMERO PRIMO WINE BAR<br />

Wine Bar direkt an der Hafenmole von Brindisi. An<br />

den Tischen im Freien werden schmackhafte<br />

Gerichte auf Fischbasis serviert. Die Weine kommen<br />

von Tenute Rubino, zu denen das Lokal gehört.<br />

Viale Regina Margherita 46, 72100 Brindisi<br />

vinotecanumeroprimo.it<br />

OSTERIA ENOTECA CIBUS<br />

Ein wunderbarer Platz und eine Institution in Apulien:<br />

Schon seit Jahrzehnten setzten sich Angelo<br />

Silibello und seine Frau Angela für die lokale Esskultur<br />

ein und arbeiten mit vielen kleinen Genusshandwerkern<br />

zusammen. Probieren Sie unbedingt<br />

vom Käse, den Angelo selbst affiniert.<br />

Via Chianche di Scarano 7, 72013 Ceglie Messapica<br />

ristorantecibus.it<br />

MASSERIA DEL SALE<br />

Eine alte Masseria mitten in den Olivenhainen.<br />

Selbst im heissesten Sommer sitzt man im Gewölbe<br />

mit den grossen Steinquadern angenehm.<br />

Gepflegter Service (Andrea Lippi und Simona<br />

Fusco) und ein Koch, Marco Marinelli, der schon die<br />

halbe Welt bereist hat. Hier lässt es sich aushalten!<br />

Strada Statale 7 ter Salentina, km. 2, 74024 Manduria<br />

masseriadelsale.it<br />

OSTERIA DEL TEMPO PERSO<br />

Traditionsreiches Restaurant in der Altstadt von<br />

Ostuni, der weissen Stadt. Hier gibt es alle typischen<br />

Gerichte der Region, die Pasta ist hausgemacht,<br />

viele der Zutaten stammen aus der nächsten<br />

Umgebung. Die beiden Speisesäle sind direkt in<br />

den Stein gehauen.<br />

Via Gaetano Tanzarella Vitale, 47, 72017 Ostuni<br />

osteriadeltempoperso.com<br />

RISTORANTE CIELO IM RELAIS LA SOMMITÀ<br />

Chefkoch Andrea Cannalire vereint den vollen<br />

Geschmack Apuliens mit der kreativen Haute<br />

Cuisine. Sehr aufmerksamer und zuvorkommender<br />

Service. Im Sommer gibt es den Apéro im Garten<br />

über Ostuni. Zum Cielo gehört auch das feine<br />

Boutique-Relais «La Sommità».<br />

Via Scipione Petrarolo, 9, 72017 Ostuni<br />

lasommita.it<br />

Fotos: studio ph dariorovere, Emanuela Campanella, beigestellt<br />

118 falstaff sep <strong>2024</strong>


RISTORANTE BROS’<br />

Am Lokal von Floriano Pellegrino und Isabella Potì,<br />

beide knapp über dreissig, scheiden sich die Geister:<br />

für die einen zählt es zu den besten Restaurants<br />

Süditaliens, für die anderen sind die Gerichte zu<br />

sehr auf Effekthascherei aus. Ein Erlebnis ist ein<br />

Besuch des Lokals auf jeden Fall, man sollte sich<br />

aber auf einen langen Abend einstellen.<br />

Via degli Acaya, 2, 73100 Lecce, brosrestaurant.it<br />

DOPPIOZERO<br />

DER Treffpunkt in der Altstadt von Lecce, unweit<br />

vom Dom. Hierher kommt man zum Kaffee, zum<br />

Apéro, wer will, kann auch essen. Auf der Karte<br />

stehen einfache, aber gute lokale Speisen. Und<br />

nach dem Nachtessen trifft man sich wieder hier.<br />

Via Guglielmo Paladini, 2, 73100 Lecce<br />

T: +39 0832 521052<br />

OSTERIA DEL BORGO ANTICO<br />

Heimeliges Lokal, das vom knapp dreissigjährigen<br />

Koch Ottavio Surico mit viel Engagement geleitet<br />

wird. Da gibt es feine Gerichte mit Meeresfrüchten<br />

und Fisch genauso wie kreative Gerichte auf<br />

Gemüsebasis oder herzhaftes Fleisch.<br />

Via Camillo Benso Conte di Cavour, 89<br />

70023 Gioia del Colle, borgoanticosteria.it<br />

HOTELS<br />

VINILIA WINE RESORT<br />

Ein altes Schloss, das in eine edle Residenz umgestaltet<br />

wurde. Der helle Sandstein dominiert in<br />

allen Räumen. Zum Resort gehört auch ein feines<br />

«Masseria Torre Coccaro»:<br />

Edles Resort in unmittelbarer<br />

Meeresnähe. Da lässt es sich<br />

gut verweilen.<br />

Restaurant, «Casematte», das mit einem Michelin-<br />

Stern ausgezeichnet wurde.<br />

Contrada Scrasciosa, 74024 Manduria<br />

viniliaresort.com<br />

MASSERIA SAN DOMENICO<br />

Edles Resort mit grosszügig geschnittenen Zimmern,<br />

mehreren Restaurants, einem eigenen Golfparcours<br />

und vielfältigem Spa-Angebot. Zum<br />

Strand sind es nur wenige Hundert Meter.<br />

SP90, 72015 Savelletri<br />

masseriasandomenico.com<br />

MASSERIA MALVINDI<br />

Edle Masseria mit nur 15 Zimmern auf halbem Weg<br />

zwischen Adriatischem und Ionischem Meer.<br />

Von hier aus kann der Salento in alle Richtungen<br />

entdeckt werden. Und nach der Rückkehr von<br />

der Tour wartet der grosse, blaue Pool.<br />

SP74 km 8,00 – 72023 Mesagne<br />

masseriamalvindi.com<br />

MASSERIA IL FRANTOIO<br />

Altes bäuerliches Anwesen, umgeben von Olivenhainen,<br />

das in ein edles Landhotel umfunktioniert wurde.<br />

Gebäck zum Frühstück wird im Haus gebacken,<br />

die Zutaten stammen aus der eigenen biologischen<br />

Landwirtschaft. Bis zum Meer sind es zehn Minuten.<br />

Strada Statale 16 km 874, 72017 Ostuni<br />

masseriailfrantoio.it<br />

MASSERIA CERVAROLO<br />

Hier kann man auch in Trullis wohnen, den typischen<br />

spitzkegeligen Wohnhäusern, die dem Wichtelreich<br />

entsprungen scheinen. Daneben gibt es auch traditionelle<br />

Zimmer in der weitläufigen Anlage.<br />

Contrada Cervarolo (S. P. 14), 72017 Ostuni<br />

masseriacervarolo.it<br />

BORGO EGNAZIA<br />

Spätestens seit dem G7-Gipfel im Juni <strong>2024</strong> in aller<br />

Munde. Ein ganzes Dorf, das dem Luxus gewidmet ist.<br />

Ein Besuch in der «Osteria<br />

Cibus» in der Altstadt<br />

von Ceglie Messapica<br />

ist ein Muss für alle<br />

Genussreisenden!<br />

Mehrere Restaurants stehen zur Verfügung, der<br />

Strand ist auch nicht weit. Romantische Zweisamkeit<br />

darf man sich hier allerdings nicht erwarten.<br />

Strada Comunale Egnazia 72015, Savelletri<br />

borgoegnazia.com<br />

MASSERIA TORRE MAIZZA<br />

Masseria der Luxusklasse. Eingebettet in einen<br />

Olivenhain bietet Torre Maizza Erholung und Ruhe.<br />

Zum Haus gehören ein eigener Neun-Loch-Parcours<br />

und Beach Club am nahen Strand. Torre<br />

Maizza ist Teil der Roccoforte-Hotels.<br />

Contrada Coccaro, 72015 Savelletri<br />

roccofortehotels.com<br />

MASSERIA TORRE COCCARO<br />

Weitläufiges Gehöft aus dem 17. Jahrhundert,<br />

umgeben von Oliven-, Mandel- und Johannisbrotbäumen<br />

und ausgestattet mit viel Komfort.<br />

Zum vier Kilometer entfernten Strandclub fährt ein<br />

eigener Shuttlebus. Mehrere Restaurants.<br />

Contrada Coccaro, 8, 72015 Savelletri<br />

masseriatorrecoccaro.com<br />

MASSERIA CIMINO<br />

Hier wird der Traum vom komfortablen und<br />

geschmackvollen Landleben wahr. Aus der Küche<br />

strömt der Duft von Selbstgebackenem, dazu die<br />

Noten nach wilden Kräutern und der Geruch des<br />

nahen Meeres. Eine gelungene Symphonie.<br />

Contrada Masciola, 72015 Fasano<br />

masseriacimino.it<br />

MASSERIA CUTURI<br />

Das ehemalige Musterlandgut wurde vor wenigen<br />

Jahren von der Familie Rossi-Chauvenet,<br />

die auch im Valpolicella ein Weingut besitzt,<br />

zu neuem Leben erweckt und modernisiert, ohne<br />

dabei aber den historischen Charme zu zerstören.<br />

Der Wein stammt aus biologischem Anbau.<br />

SP137, 74024 Manduria<br />

masseriacuturi.com<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

119


wein / WEINREISE APULIEN<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/apulien-trophy-24<br />

BEST OF APULIEN<br />

98<br />

96<br />

95<br />

2019 ES RED PRIMITIVO<br />

SALENTO IGT<br />

Gianfranco Fino, Manduria<br />

Funkelndes, sattes Rubinrot. Intensive<br />

und sehr ansprechende Nase,<br />

präsentiert sich mit Noten nach<br />

Brombeere, Cassis und vielen<br />

Gewürzen, im Hintergrund nach<br />

Olivenpaste. Füllt den Gaumen satt<br />

aus, dunkle Brombeerfrucht, Cassis,<br />

etwas Kaffeelikör, hallt mit einem<br />

Teppich aus Gewürzen lange nach.<br />

caratello.ch, CHF 110,–<br />

(Jg. 2017)<br />

2017 CHIAROMONTE GIOIA DEL<br />

COLLE PRIMITIVO RISERVA DOC,<br />

Tenute Chiaromonte,<br />

Acquaviva delle Fonti<br />

Sattes Rubin mit leichtem Granatschimmer.<br />

Eröffnet mit Noten nach<br />

Gewürznelken und Kardamom, dann<br />

schönes Spiel zwischen Brombeere,<br />

Heidelbeere und Rosenblättern.<br />

Schlägt am Gaumen ein richtiges<br />

Pfauenrad, intensive Beerenfrucht,<br />

balsamische Komponenten, griffiges<br />

Tannin in vielen Schichten.<br />

tenutechiaromonte.com,<br />

ca. CHF 120,–<br />

2020 CARRUBO PRIMITIVO DI<br />

MANDURIA DOC,<br />

Tormaresca, San Pietro Vernotico<br />

Funkelndes, sattes Rubin mit dunklem<br />

Kern. Intensive Nase, einladend,<br />

nach frischen Feigen, dazu Heidelbeeren<br />

und getrocknete Orangenschale,<br />

schönes Spiel. Fest und<br />

zupackend in Ansatz und Verlauf,<br />

zeigt Tannin in vielen Schichten,<br />

cremig und rund, im Finale fester<br />

Druck, ein Maul voll Wein.<br />

coop.ch, CHF 53,–<br />

96<br />

96<br />

94<br />

2021 JO NEGROAMARO<br />

SALENTO IGT<br />

Gianfranco Fino, Manduria<br />

Funkelndes Rubin mit leicht hellem<br />

Rand. Ausdrucksvolle Nase mit<br />

Noten nach frischen Zwetschgen,<br />

Maulbeeren, dazu Blutorange und<br />

viel Gewürznelke. Am Gaumen satte,<br />

dunkle Beerenfrucht, öffnet sich<br />

mit dichtem Tannin in feinen Schichten,<br />

im Finale wieder betont würzige<br />

Komponenten.<br />

caratello.ch, CHF 69,–<br />

2020 ARSO PUGLIA ROSSO IGT,<br />

Tenuta Bocca di Lupo,<br />

Minervino Murge<br />

Sattes, tiefdunkles Rubin mit Violettschimmer.<br />

Duftet in der Nase<br />

nach Rauch, Holunderbeeren und<br />

Cassis, dann feine würzige Noten<br />

nach Kardamom und Lorbeer. Am<br />

Gaumen knackig und mit viel präsenter<br />

Frucht ausgestattet, zeigt<br />

viele feine Schichten Tannin, würzig<br />

und salzig, im Finale fester Druck,<br />

im Nachhall nach Tabak.<br />

tenutaboccadilupo.it, ca. CHF 170<br />

2019 GIOIA DEL COLLE<br />

PRIMITIVO RISERVA DOC<br />

Cantine Polvanera,<br />

Gioia del Colle<br />

Tiefdunkles, undurchsichtiges Rubinrot<br />

mit aufhellenden Rändern. Intensive<br />

Nase, erinnert an reife Zwetschgen<br />

und Heidelbeere, Fichtenhonig,<br />

Kaffeebonbon, Propolis und dunklen<br />

Tabak. Am Gaumen saftige Frucht,<br />

viel Heidelbeere, dazu feine Kräuterwürze,<br />

straffer, gewichtiger Körper,<br />

mit festem Druck am Gaumen.<br />

cantinepolvanera.it, ca. CHF 27,–<br />

96<br />

95<br />

94<br />

2022 ES PRIMITIVO SALENTO IGT<br />

Gianfranco Fino, Manduria<br />

Kraftvolles Rubin mit feinem Violettschimmer.<br />

Sehr intensive und<br />

ansprechende Nase nach reifen<br />

Brombeeren, etwas Heidelbeeren,<br />

dazu Rauch, Gewürznelken und<br />

Kardamom. Viel feinkörniges Tannin,<br />

ummantelt von feinem Schmelz, im<br />

Finale fester Druck, satte erdige<br />

Noten.<br />

flaschenpost.ch, CHF 71,95<br />

2021 MURO SANT‘ANGELO<br />

CONTRADA BARBATTO PRIMITI-<br />

VO GIOIA DEL COLLE DOC,<br />

Tenute Chiaromonte,<br />

Acquaviva delle Fonti<br />

Dunkles Rubinrot mit granatroten<br />

Reflexen. In der Nase intensiver Duft<br />

nach Himbeeren und Schwarzbeeren,<br />

Gewürznelken, Kaffee und Leder<br />

sowie Anklänge an Blutorangen. Am<br />

Gaumen vollmundig und saftig, mit<br />

fruchtigem Kern und balsamischen<br />

Noten, feinem Tannin sowie langem<br />

Finale. tenutechiaromonte.com,<br />

ca. CHF 50,–<br />

2021 NERO SALENTO ROSSO IGP<br />

Conti Zecca, Leverano<br />

Glänzendes Rubin mit leichtem<br />

Granatschimmer. Sehr intensive<br />

vielschichtige Nase, zeigt satte<br />

Noten nach Cassis und Brombeere,<br />

dazu etwas Lorbeerblatt und Kardamom.<br />

Zupackend und herzhaft am<br />

Gaumen, öffnet sich mit viel griffigem,<br />

präsentem Tannin, saftige<br />

Frucht, hallt lange nach.<br />

contizecca.it, ca. CHF 30,–<br />

Fotos: beigestellt<br />

120 falstaff sep <strong>2024</strong>


KELLEREI KURTATSCH<br />

KURTATSCH:<br />

WO WEIN ERLEBBAR WIRD<br />

Atemberaubend steile Lagen von 220 bis 900 Höhenmetern und das penible<br />

Streben danach, deren Charakter bestmöglich in die Flasche zu bekommen,<br />

sind die Gründe, weshalb die Weine der Kellerei Kurtatsch zu den besten<br />

Südtirols zählen. Im Zentrum aller Bemühungen: das Terroir.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © IDM Südtirol / Benjamin Pfitscher; OskarDaRiz<br />

Es ist eine kurvige und sehr steile<br />

Fahrt zu den hoch gelegenen Weilern<br />

Penon und Graun. Das sich<br />

erschliessende Panorama entschädigt<br />

dies mit jeder zurückgelegten Kurve<br />

und lässt das Herz von Wein- und Naturliebhabern<br />

höherschlagen. «Die tieferen<br />

Lagen zählen zu den wärmsten in Südtirol.<br />

Die kiesig-lehmigen Böden sind ideal für<br />

Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon<br />

und so prädestiniert für die Produktion<br />

von internationalen Spitzenrotweinen<br />

mit alpinem Charakter. Deshalb werden<br />

diese Lagen oft auch als Bordeaux Südtirols<br />

bezeichnet», schmunzelt der junge Präsident<br />

der 124-jährigen Kellereigenossenschaft,<br />

Andreas Kofler, und lenkt den Blick<br />

auf die steil abfallenden Weinberge unterhalb<br />

des Dorfzentrums. Er und sein junges<br />

Team haben den Betrieb auf nachhaltige<br />

Bewirtschaftung ausgerichtet und vinifizieren<br />

Lage für Lage, um das grosse Potenzial<br />

des Kurtatscher Terroirs auszuschöpfen.<br />

Der Höhenunterschied von fast 700<br />

Metern in einem Weinbaudorf ist einzigartig<br />

in Europa. In den steilen Weinbergen<br />

findet jede Rebsorte ihren optimalen Standort,<br />

ihr ideales Terroir. Ziel eines jeden Jahres<br />

ist es, den jeweiligen Charakter der einzigartigen<br />

Lagen in den verschiedenen Weinen<br />

bestmöglich zur Geltung zu bringen.<br />

Mit neun offiziellen Lagenweinen ist die<br />

Kellerei Kurtatsch in diesem Unterfangen<br />

Vorreiter in Südtirol.<br />

DOLOMITFASSADE<br />

UND TERROIR-PARCOURS<br />

Die rigorose Lagenphilosophie der Kellerei<br />

ist auch in der neuen Vinothek und in den<br />

angebotenen Erlebnissen spürbar. Neben der<br />

beeindruckenden Dolomitfassade, einer stilisierten<br />

Nachbildung der charakteristischen<br />

Felswände in Kurtatsch, wird die Verbundenheit<br />

zum Terroir im TERROIR-Parcours<br />

erlebbar. Die Spitzenweine der Kellerei können<br />

beim Erlebnis «Top of Kurtatsch» verkostet<br />

werden, eine Zeitreise in die Geschichte<br />

erlebt man hingegen beim Angebot<br />

«Back in time», einer exklusiven Vertikalverkostung<br />

gereifter Jahrgänge im Gründungsort,<br />

dem Ansitz Freienfeld. Der Geheimtipp<br />

für den nächsten Südtirol-Aufenthalt!<br />

WEINEXPEDITION:<br />

FASZINATION WEINBERG<br />

Terroir wirklich erleben kann man bei dieser<br />

einzigartigen Ganztagestour. Wandern Sie von<br />

Lage zu Lage und verkosten Sie die Weine der<br />

Kellerei an ihrem Ursprungsort, stärken Sie<br />

sich mit kulinarischen Spezialitäten und<br />

erfahren Sie, warum die Kurtatscher Lagen<br />

einzigartig in Europa sind!<br />

Die Kellerei Kurtatsch liegt direkt an<br />

der Südtiroler Weinstrasse – Kurtatsch<br />

gilt als das Dorf mit den schönsten<br />

Weinbergen des Landes.<br />

CAMPAIGN FINANCED<br />

ACCORDINGTO EU REG. N. 2021/2115<br />

INFO<br />

Kellerei Kurtatsch<br />

Weinstrasse 23, 39040 Kurtatsch, Südtirol<br />

T +39 0471 880115, visit@kellerei-kurtatsch.it<br />

kellerei-kurtatsch.it<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 121


Chefredakteur<br />

Spirits<br />

ALEXANDER<br />

THÜRER<br />

SPIRITS<br />

NEUERÖFFNUNG<br />

LUXUSBUNKER<br />

Es ist das spektakulärste Bauprojekt<br />

in Hamburg seit der<br />

Elbphilharmonie: die Aufstockung<br />

des Bunkers am Hamburger<br />

Heiligengeistfeld. Neben<br />

einem Designhotel und einem Dachgarten<br />

mit Bergpfad findet sich im Hamburger<br />

«Bunker» nun auch das «Karo & Paul<br />

by Frank Rosin». Das Konzept umfasst<br />

neben einem Restaurant und einem Private-<br />

Dining-Bereich auf getrennten Ebenen<br />

auch eine klassische Bar mit 125 Plätzen,<br />

Dancefloor und eine breite Auswahl an<br />

klassischen und modernen Getränken,<br />

darunter durch Infusionen und Cold Drips<br />

verfeinerte Spirituosen. karoundpaul.com<br />

APERITIVO-GENUSS<br />

DIREKT VOM WAGEN<br />

Ein Negroni ist ein Drink, der zelebriert werden<br />

will. Im «Pastamara – Bar con Cucina»<br />

im Wiener «The Ritz-Carlton»-Hotel kann<br />

man den Zauber eines Negroni nun dank<br />

einer «Negroni Trolley Experience» mit<br />

einem massgefertigten Bar-Wagen auf eine<br />

ganz besondere Weise erleben. Dabei werden<br />

nicht nur klassische Varianten serviert,<br />

sondern auch zwei völlig neue Twists: der<br />

«Capperoni» mit Tequila Blanco, Campariinfused<br />

Kapern, rotem Wermut, Bergamottenlikör<br />

und Grapefruit Bitters, sowie der<br />

«Il Conte» mit Dry Gin, Campari-infused<br />

Rosmarin, Martini Rubino Vermouth und<br />

Mancino Rosso Vermouth. ritzcarlton.com<br />

122 falstaff sep <strong>2024</strong>


NOTIZEN<br />

KARIBIK TRIFFT<br />

AUF EDLEN SHERRY<br />

Die Bodega Williams & Humbert<br />

ist die grösste Bodega Europas<br />

und einer der Hauptakteure in der<br />

Sherry- und Brandyindustrie. Seit<br />

einigen Jahren mischt man aber<br />

auch im Rum-Segment mit. Neuester<br />

Wurf ist der Dos Maderas<br />

Atlantic, ein Blend aus fünfjährigen<br />

Rums aus Barbados und<br />

Guyana, die ein weiteres Jahr in<br />

PX-Sherry-Fässern in Spanien<br />

veredelt werden. Funktioniert pur<br />

oder in Cocktails wie einem<br />

Daiquiri. williams-humbert.com<br />

DESTILLIERTER FRÜHLING<br />

Jeden Frühling verzaubern Millionen von<br />

Kirschblüten grosse Teile Japans. Roku<br />

Gin würdigt dieses Ereignis nun mit einer<br />

neuen Limited Edition: dem Roku Sakura<br />

Bloom. Die zugefügte Kirschblüte verleiht<br />

dem Gin einen eleganten blumigen<br />

Geschmack und eine leichte Salzigkeit.<br />

suntoryglobalspirits.com<br />

Fotos: HMG-hamburgviews, Red Lightning Books, Asset Assurance / Shutterstock<br />

Cocktails wie Margarita, Espresso Martini<br />

und Mojito stehen aktuell hoch im<br />

Kurs. Damit diese auch in der Homebar<br />

zuverlässig und ohne grossen Aufwand<br />

gelingen, bietet Filler-Spezialist Fever<br />

Tree nun als Drink-Basis eine Premium-<br />

Cocktail-Mixer-Range. Zum Gelingen<br />

des jeweiligen Cocktails müssen nur die<br />

Spirituose und Eis hinzugefügt werden.<br />

In Deutschland sind alle drei Varianten<br />

zu haben, Mojito und Margarita erfrischen<br />

derzeit Österreich und 2025<br />

steht der Launch in der <strong>Schweiz</strong> an.<br />

fever-tree.com<br />

KLARE SACHE<br />

Ein Drink ist immer nur so gut wie seine Zutaten. Das<br />

gilt auch für das Eis. Der «Eis-Guru» Camper English<br />

widmet sich in seinem «The Ice Book» umfassend<br />

diesem Thema und erklärt (bisher leider nur auf Englisch),<br />

wie man in verschiedenen Formaten, von der<br />

Kugel bis zum Block, absolut klares Eis herstellt und<br />

zeigt zudem, wie man darin weitere Zutaten oder<br />

Gegenstände einfängt, um dem Drink einen weiteren<br />

Kick zu verpassen. Zu haben u.a. bei amazon.com.<br />

DAS COMEBACK DER GELINGGARANTIE<br />

DIE MOTTEN VERTREIBEN<br />

Der Höhenflug des schottischen Single<br />

Malt könnte alsbald eine weitere eingemottete<br />

Whiskybrennerei wiederbeleben.<br />

So soll die 1983 stillgelegte und seither<br />

nur noch als Museum betriebene «Dallas<br />

Dhu Distillery» wieder ans Netz gehen.<br />

Auch in Zukunft sollen hier traditionelle<br />

Brenntechniken gezeigt werden, ein<br />

genauer Zeitplan steht aber noch aus.<br />

KEINE NEWS MEHR<br />

VERPASSEN<br />

Lust auf einen Deep Dive in den Ozean<br />

der destillierten Glückseligkeit? Der<br />

<strong>Falstaff</strong> «Spirits Newsletter» nimmt<br />

Sie mit an die besten Tresen der Welt,<br />

enthüllt grossartige Spirits und trifft<br />

die Macher hinter dem Liquid. Also<br />

gleich anmelden auf:<br />

go.falstaff.com/newsletter<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

123


spirits / GIN<br />

Der Gin & Tonic ist so vielseitig<br />

wie seine Zutaten. Ob mit Zitrone,<br />

Gewürzen oder anderen Toppings,<br />

jede Variante bietet ein neues<br />

Geschmackserlebnis und lädt zum<br />

Experimentieren ein.<br />

Foto: Shutterstock<br />

124 falstaff sep <strong>2024</strong>


GIN<br />

KANN SO<br />

VIEL MEHR!<br />

Gin gilt nicht gerade als Spirituose, die man pur geniessen will.<br />

Und so grossartig ein Gin & Tonic auch sein mag, am Ende<br />

ist und bleibt er doch immer ein recht vorhersagbarer Drink.<br />

Ein Blick in die Welt der Cocktails zeigt aber, was der Gin<br />

noch so alles auf Lager hat.<br />

TEXT ALEXANDER THÜRER<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

125


spirits / GIN<br />

M<br />

an kann es sich fast bildlich<br />

vorstellen: Ein bleicher<br />

Mann in schwerer Uniform<br />

kämpft sich Ende des<br />

19. Jahrhunderts verschwitzt<br />

und entkräftet durch den subtropischen<br />

Morast und wird dabei von Myriaden<br />

von Stechmücken malträtiert, die ihm, wie<br />

sollte es anders sein, eine der gefürchtetsten<br />

Krankheiten dieser Zeit unterjubeln: Malaria.<br />

Doch dieser bedauernswerte britische<br />

Soldat ist nicht etwa rettungslos verloren,<br />

denn es gibt ein Heilmittel: in Soda gelöstes<br />

Chinin. Das ist zwar fast unerträglich bitter,<br />

aber mit ein wenig Zucker, Zitrone und Gin<br />

wird daraus ein ganz akzeptabler Drink, der<br />

den armen Soldaten zudem vor der fiesen<br />

Krankheit bewahrt. Was für eine fabelhafte<br />

Geschichte!<br />

Kaum ein anderes Getränk kann sich mit<br />

einer solch farbenfrohen Story schmücken,<br />

wenn es um die eigene Erfindung geht, wie<br />

der Gin & Tonic. Doch man ahnt es schon:<br />

KAUM EIN DRINK HAT<br />

EINE SOLCH BUNTE<br />

STORY WIE DER GIN &<br />

TONIC. ABER LEIDER<br />

IST DARAN NUR SEHR<br />

WENIG WAHR.<br />

Viel mehr als eine Legende ist sie nicht.<br />

Zwar darf man davon ausgehen, dass den<br />

Soldaten in Indien damals durchaus Chinin<br />

verabreicht wurde, ganz neu war die Idee<br />

aber nicht. Bereits im 18. Jahrhundert galt<br />

beispielsweise ein Gin Punch (Gin mit Soda<br />

bzw. mit Wasser verdünnt) als Medizin,<br />

beispielsweise bei Wassersucht, wogegen der<br />

Wacholder im Gin helfen sollte. Chinarinde<br />

als Heilmittel gegen Malaria war zudem seit<br />

dem 16. Jahrhundert bekannt und wurde<br />

Wein beigemischt, um damit das Fiebermittel<br />

«Remedy» herzustellen. Dieser Trunk<br />

wurde Ende des 17. Jahrhunderts und auch<br />

nach der Erfindung des Sodawassers britischen<br />

Soldaten und Seeleuten verabreicht.<br />

Tonic Water als Heilmittel wird jedoch nie<br />

erwähnt – aus einem einfachen Grund: Die<br />

darin enthaltene Chininmenge war schlicht<br />

nicht hoch genug, um einen wirklichen Effekt<br />

zu haben. Demnach findet sich der erste<br />

Hinweis auf einen Gin & Tonic auch nicht<br />

in medizinischen Aufzeichnungen –, sondern<br />

1868 im Oriental Sporting <strong>Magazin</strong>e, worin<br />

seine Verwendung als Erfrischungsgetränk<br />

im Rahmen von Pferderennen und deren<br />

begleitenden Partys beschrieben wird. Und<br />

genau als das trinken wir ihn heute noch –<br />

sogar abseits der Rennbahn.<br />

GIN IN COCKTAILS<br />

Die erfrischende Wirkung, die der Gin<br />

klassischerweise durch seinen Wacholdergeschmack<br />

mit sich bringt, machten sich<br />

Bartender aber schon immer zunutze, auch<br />

ganz ohne Tonic Water. Das wissen wir<br />

IMPROVED GIN<br />

COCKTAIL<br />

Ein Urgrossvater der Gin-Cocktails, erstmals<br />

erwähnt 1878 von Jerry Thomas, der<br />

bis heute zu begeistern weiss.<br />

ZUTATEN<br />

6 cl Dry Gin<br />

2–3 Dashes Zuckersirup<br />

2 Dashes Aromatic Bitters<br />

1 BL Orange Curaçao<br />

(mögliche Variante: Maraschino)<br />

1 Dash Absinth<br />

ZUBEREITUNG<br />

Alle Zutaten in einem Rühr glas auf Eis 30<br />

Sekunden kalt rühren und in eine gekühlte<br />

Coupette abseihen.<br />

Fotos: Shutterstock<br />

126 falstaff sep <strong>2024</strong>


BRAMBLE<br />

Der fruchtige Twist auf einen klassischen Gin Sour war eine der<br />

Kreationen, die den Beginn der Bar-Renaissance Ende der<br />

90er-Jahre markierte.<br />

ZUTATEN<br />

5 cl Gin<br />

3 cl Zitronensaft<br />

1,5 cl Zuckersirup<br />

1,5 cl Brombeerlikör<br />

ZUBEREITUNG<br />

Alle Zutaten bis auf den Brombeerlikör<br />

auf Eis 15 Sekunden lang hart shaken<br />

und auf Crushed Ice in einen Tumbler<br />

abseihen. Anschliessend den<br />

Brombeerlikör floaten (darübergiessen)<br />

und mit Brombeeren<br />

garnieren.<br />

nicht erst seit der Erfindung des Negroni im<br />

Jahr 1919.<br />

So erzählt man sich eine der ältesten<br />

Geschichten beispielsweise über die Entstehung<br />

des legendären Gin-Cocktails<br />

«Tom Collins», in dem Gin, Zitronensaft,<br />

Zuckersirup und Soda aufeinandertreffen.<br />

Um 1874 soll sich in New York ein Streich<br />

verbreitet haben, bei dem leicht cholerischen<br />

Zeitgenossen erzählt wurde, in einer<br />

benachbarten Bar hätte sie ein gewisser Tom<br />

Collins wüst beleidigt. Die hitzköpfigen<br />

Männer stürmten daraufhin erbost die Bars,<br />

um den Übeltäter zu stellen – den es natürlich<br />

nicht gab. Findige Bartender kreierten<br />

daraufhin einen Drink mit diesem Namen,<br />

servierten diesen den Streitsuchenden, kühlten<br />

so deren Gemüt und machten nebenbei<br />

neuen Umsatz.<br />

Ein weiterer Klassiker der Gin-Cocktails<br />

ist zweifelsfrei der Zwei-Komponenten-Drink<br />

Gimlet. Dieser Mix aus Dry Gin und Lime<br />

Juice Cordial hat zudem eine ganz ähnliche<br />

Entstehungslegende wie der Gin & Tonic.<br />

1867 entwickelte Lauchlin Rose das erste<br />

Lime Juice Cordial der Welt; fortan war es der<br />

britischen Marine möglich, mit Zucker konservierten<br />

Limettensaft zur Vorbeugung gegen<br />

Skorbut an Bord mitzuführen. Ein gewisser<br />

Thomas Desmond Gimlette, Flottenarzt der<br />

Royal Navy, soll Ende des 19. Jahrhunderts<br />

dann die Idee zu diesem Drink gehabt haben.<br />

Die ersten Gimlets wurden tatsächlich auf<br />

Schiffen der Royal Navy getrunken. In Cocktailbüchern<br />

taucht er dann erstmals in den<br />

1920ern auf, und bis heute mixt man ihn in<br />

der Regel kalt gerührt mit drei Teilen Gin zu<br />

einem Teil Lime Juice Cordial.<br />

Die Goldenen 20er waren insgesamt für<br />

die Cocktailkultur ein wahrer Brandbeschleuniger<br />

und viele berühmte Drinks, die<br />

wir heute noch schätzen, haben ihre Wurzeln<br />

in dieser Zeit. So auch der «Aviation», ein<br />

Gin-Klassiker par excellence, der als einer<br />

der ersten neben Gin und Zitronensaft weitere<br />

Zutaten in den Ring schickte.<br />

Sein überliefertes Originalrezept stammt<br />

von dem deutschstämmigen Hugo Ensslin,<br />

dessen Werk «Recipes for Mixed Drinks« als<br />

das letzte bedeutende Cocktailbuch vor dem<br />

Einsetzen der Prohibition in die Geschichte<br />

einging. Er mischt darin 5 cl Gin,<br />

<<br />

LE GURK<br />

Manche nennen den von Axel Klubescheidt<br />

Ende der Nullerjahre erdachten Drink<br />

bereits einen Neo-Klassiker. Das Zeug dazu<br />

hat er allemal.<br />

ZUTATEN<br />

6 cl Grappa di Moscato, ungelagert<br />

4 cl Gin<br />

4 cl Apfelsaft naturtrüb<br />

2 cl Zitronensaft<br />

2 cl Holunderblütenlikör<br />

1 cl Zuckersirup<br />

1/8 Salatgurke<br />

ZUBEREITUNG<br />

Gurke, Zitrone und Zuckersirup im Shaker<br />

muddeln, restliche Zutaten und Eis<br />

hinzugeben und kräftig shaken. Doppelt auf<br />

frische Eiswürfel abseihen, mit Gurkenscheibe<br />

garnieren.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

127


spirits / GIN<br />

SOUTH<br />

CAROLINA<br />

SWIZZLE<br />

Dieser erfrischende Sommerdrink kann seine<br />

Verwandtschaft mit einem Julep nicht verbergen.<br />

Macht aber nichts, denn damit ist er in bester<br />

Gesellschaft.<br />

ZUTATEN<br />

6 cl Gin<br />

3 cl Limettensaft<br />

3 cl Zuckersirup<br />

2 cl Apricot Brandy<br />

1 cl Chartreuse Jaune<br />

ZUBEREITUNG<br />

Alle Zutaten auf Eis shaken und doppelt<br />

auf zerstossenes Eis abseihen.<br />

<<br />

1 cl Zitronensaft, 1 cl des damals überaus<br />

populären Maraschino und 1 cl Crème<br />

de Violette und kreierte damit einen leicht<br />

bläulichen Drink, der zwar über die Jahrzehnte<br />

fast in Vergessenheit geriet, 2004 von<br />

Star-Bartender David Wondrich jedoch wiederentdeckt<br />

und zurück auf die Barkarten<br />

der Welt gebracht wurde.<br />

Und zu guter Letzt wäre einer der sechs<br />

grossen Basis-Drinks der Cocktailwelt – folgt<br />

man der Argumentation von Cocktail-Enthusiast<br />

David A. Embury – ohne Gin nicht<br />

denkbar: der Martini. An diesem klassischen<br />

Dreiteiler, der mit seinen Zutaten (Dry Gin,<br />

Dry-Wermut, Orange Bitters und Olive)<br />

so einfach klingt, aber erstaunlich selten<br />

zufriedenstellend gelingt, scheiden sich bis<br />

heute die Geister und es kursieren unzählige<br />

Varianten und Twists des Rezepts.<br />

Der eine trinkt ihn mit mehr Gin, der andere<br />

mag ihn lieber mit stärker gewichtetem<br />

Wermut und die Frage, ob man ihn mit oder<br />

ohne Orange Bitters, geschüttelt oder gerührt,<br />

mit oder ohne Olive trinkt, ist nie final<br />

geklärt worden. So aber steht der Martini<br />

nicht nur für einen der bedeutendsten (Gin)-<br />

Drinks aller Zeiten, sondern auch sinnbildlich<br />

für die facettenreiche Einsatzmöglichkeiten<br />

des Gins in der Welt der Cocktails – und<br />

das ganz ohne Tonic Water.<br />

<<br />

DIE GOLDENEN<br />

ZWANZIGER<br />

WAREN WEGWEISEND<br />

FÜR DIE COCKTAIL-<br />

KULTUR, IN DER GIN BIS<br />

HEUTE EINE ZENTRALE<br />

ROLLE SPIELT.<br />

STRAITS SLING<br />

Dieser trocken-bittere, herbale Drink ist<br />

eine elegante Alternative zu einem Gin &<br />

Tonic und löscht den Durst mindestens<br />

genauso stilvoll.<br />

ZUTATEN<br />

4 cl Dry Gin<br />

2 cl D.O.M Bénédictine<br />

2 cl Kirschwasser<br />

1 cl Zitronensaft<br />

2 Dashes Orange Bitters<br />

2 Dashes Angostura Bitters<br />

Soda<br />

ZUBEREITUNG<br />

Alle Zutaten bis auf das Soda auf Eis<br />

shaken, auf Eiswürfel in einen Tumbler<br />

abseihen und mit Soda toppen.<br />

Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />

128 falstaff sep <strong>2024</strong>


BEST OF<br />

GIN<br />

96<br />

FIBONACCI N-1 HANDCRAFTED<br />

SWISS DRY GIN<br />

Larix & Achillea, <strong>Schweiz</strong><br />

Sehr ausgewogene, vielschichtige<br />

Nase mit Noten von Wacholder,<br />

Macis, Piment sowie weiteren<br />

Gewürzen, ergänzt von feinen Zitruszestennoten,<br />

dezent kräutrig mit<br />

mentholartiger Wirkung. Am Gaumen<br />

von schöner Fülle, angenehm<br />

weich, mit präsenten Gewürznoten.<br />

Endet ätherisch-pfeffrig. Sehr intensiver,<br />

ausgewogener Gin aus Zürich.<br />

larix-achillea.ch, CHF 42,–<br />

94<br />

WHITE RABBIT GIN<br />

«BLACK EDITION» Zweifel Gin,<br />

<strong>Schweiz</strong><br />

Intensive Wacholdernoten in der<br />

Nase, Limettennoten, dazu röstartig-würzige<br />

Nuancen. Eigen und<br />

dennoch typisch. Am Gaumen<br />

weich mit wiederum intensiver<br />

Wacholderaromatik sowie Nuancen<br />

von Kaffee. Endet lang mit<br />

Kräuternoten.<br />

whiterabbitgin.ch, CHF 43,–<br />

93<br />

TITLIS GIN<br />

Titlis Gin, <strong>Schweiz</strong><br />

Klare Wacholderaromatik, dazu<br />

präsente Kiefernnoten, Anklänge<br />

von Kräutern, vegetal-zitrische<br />

Nuancen. Wirkt harmonisch und<br />

charaktervoll. Am Gaumen angenehm<br />

weich mit wiederum intensiver<br />

Kräuteraromatik und dezentem<br />

Eindruck von Holunderblüten.<br />

Hallt lange nach.<br />

titlis-gin.ch, CHF 43,–<br />

94<br />

SUMPFGEIST GOLDEN EYE GIN<br />

Sumpfgeist, <strong>Schweiz</strong><br />

Sehr klare, frische Nase mit Noten<br />

von weissen Blüten, Kardamom und<br />

Zitrusschalen, angenehm ergänzt von<br />

Wacholdernoten. Am Gaumen sehr<br />

weich und ebenfalls frisch mit schöner,<br />

zitrisch-würziger Intensität und<br />

langem, würzigem Nachhall.<br />

sumpfgeist.com, CHF 40,–<br />

94<br />

«FRAKMONT» LUCERNE DRY GIN<br />

Swiss Drink Experience, <strong>Schweiz</strong><br />

Zeigt eine leicht bläuliche Farbe.<br />

Intensive, klare Nase, Wacholder,<br />

ätherische Kräuternoten, die an reifes<br />

Basilikum erinnern, dahinter frische<br />

Zitrusnoten. Eigen und dennoch<br />

typisch. Am Gaumen weich und rund<br />

mit wiederum intensiver Kräuteraromatik,<br />

aber auch Beerenfrucht. Hallt<br />

sehr lange nach. schubiweine.ch,<br />

pilatus-getraenke.ch, CHF 40,–<br />

93<br />

WHITE RABBIT GIN<br />

Zweifel Gin, <strong>Schweiz</strong><br />

Intensive Wacholderaromatik,<br />

ergänzt von Mandarine sowie<br />

Gewürzen, insbesondere Kardamom.<br />

Wirkt überaus frisch. Am<br />

Gaumen angenehm weich mit wiederum<br />

intensiven Mandarinennoten,<br />

zeigt dazu scharfe Nuancen.<br />

Endet lang und frisch.<br />

whiterabbitgin.ch, CHF 41,–<br />

93<br />

TURICUM LONDON DRY GIN<br />

Turicum Distillery GmbH,<br />

<strong>Schweiz</strong><br />

Klare, frische Nase, Zitrus,<br />

Wacholder, dazu pfeffrig-würzige<br />

und auch blumige Noten. Wirkt<br />

frisch und harmonisch. Am Gaumen<br />

weich und rund mit Noten<br />

von Gewürzen und Wacholder.<br />

Zitrus- und Blütennoten im langen<br />

Nachhall.<br />

turicum-gin.ch, CHF 41,50<br />

92<br />

«5400» BADENER DRY GIN<br />

Turicum Distillery GmbH,<br />

<strong>Schweiz</strong><br />

Betont würzig in der Nase, insbesondere<br />

Gewürznelke, dazu präsente<br />

Wacholdernoten, etwas<br />

Zimt und ätherische Noten. Am<br />

Gaumen weich und sehr intensiv<br />

mit wiederum präsenter, jedoch<br />

eher orientalisch wirkender<br />

Würzaromatik, ergänzt von<br />

zitrisch-blumigen Noten. Endet<br />

leicht herb.<br />

turicum-gin.ch, CHF 45,–<br />

91<br />

TURICUM WOOD BARRELED<br />

GIN, Turicum Distillery GmbH,<br />

<strong>Schweiz</strong><br />

Zeigt sich im Glas intensiv orangefarben.<br />

In der Nase überraschend<br />

dezent: Wacholder, Orange, etwas<br />

Vanille, dezent karamellartige<br />

Fassnoten. Am Gaumen sehr<br />

weich und harmonisch mit passender<br />

Süsse und langem Nachhall<br />

mit Wacholder- und Eichenholznoten.<br />

turicum-gin.ch, CHF 41,50<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

129


gourmet / KOLUMNE UHREN<br />

DER WAHNSINN<br />

MIT DEN SCHRAUBEN<br />

Hier geht es um Uhren, die so viel kosten<br />

wie ein Einfamilienhaus in guter Lage.<br />

Und dies zu Recht.<br />

CEO Michel Nydegger<br />

Vollständig von Hand<br />

gebaut: Greubel Forsey<br />

Hand Made 1. Nur zwei bis<br />

drei Stück werden pro Jahr<br />

gebaut. Der Preis liegt bei<br />

rund 788.000 Franken –<br />

plus Mehrwertsteuer.<br />

Was darf, soll oder muss<br />

eine wirklich gute<br />

<strong>Schweiz</strong>er Uhr kosten?<br />

Das ist die Frage, die<br />

mir vermutlich am<br />

meisten gestellt wird. 1000 Franken?<br />

100.000 Franken? Oder eine halbe Million?<br />

Nun, es ist einfach: Eine wirklich gute<br />

<strong>Schweiz</strong>er Uhr gibt es für jedes Budget.<br />

Eine klassische Swatch zum Beispiel ist<br />

schon ab etwas über 50 Franken zu haben.<br />

Dafür erhält man ein technisches Spizenprodukt,<br />

das viel Kultur und Lifestyle transportiert.<br />

Die PRX von Tissot, ein cooles<br />

Neo-Vintage-Stück mit hervorragendem<br />

Werk, kostet unter 700 Franken. Und für<br />

eine herausragende Rolex Day-Date im<br />

Everose-Goldgehäuse wären rund 40.000<br />

Franken fällig. Aber es gibt natürlich auch<br />

ganz andere Sphären: Bei der Spezialitäten-<br />

Schmiede Greubel Forsey zum Beispiel<br />

geht unter 160.000 Franken gar nichts, im<br />

Durchschnitt sind 600.000 Franken fällig.<br />

Oft viel mehr.<br />

Es gibt Leute, die das kritisieren. Ich gehöre<br />

nicht dazu. Denn Greubel Forsey, 2001<br />

gegründet, ist eine der verblüffendsten<br />

Erscheinungen im Uhrenland Helvetien:<br />

Hier wird bezüglich Perfektion mit an<br />

Wahnsinn grenzendem Aufwand nur das<br />

absolute Maximum toleriert.<br />

Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass<br />

Schrauben bei einer Uhr ein spannendes<br />

Werkteil sind. Doch Marken-Co-Gründer<br />

Stephen Forsey hat mich eines Besseren<br />

belehrt. Man kennt seine Marke vor allem<br />

als unangefochtenen König für hochkomplizierte<br />

Uhren mit Tourbillons. Aber genauso<br />

pingelig und exzessiv detailversessen, wie<br />

der Brite Stephen Forsey und der gebürtige<br />

Elsässer Robert Greubel in dieser Königs-<br />

Fotos: Alex Teuscher, beigestellt<br />

130 falstaff sep <strong>2024</strong>


VACHERON CONSTANTIN<br />

ZUM JAHR DER SCHLANGE<br />

Vacheron Constantin, eine Marke, die gerne komplizierte Mechanik mit aufwendigem<br />

Kunsthandwerk vereint, legt zum bevorstehenden chinesischen Jahr der Schlange<br />

die hier gezeigte Uhr auf. Das Zifferblatt mit Kobra kombiniert Grand-Feu-Emaillierung<br />

mit Handgravur – allein drei Tage Arbeit sind nötig, um die Schlange und den<br />

Felsen zu modellieren. Auffallend ist auch die Art der Anzeige: Stunden, Minuten,<br />

Wochentag und Datum sind in vier Fensterchen am Zifferblattrand dargestellt.<br />

PIERRE-ANDRÉ<br />

SCHMITT<br />

schreibt seit mehr als<br />

20 Jahren über Uhren.<br />

Sie sind für ihn ein Kulturobjekt,<br />

stehen für<br />

Leidenschaft, Technik,<br />

Design. Und für Kunst.<br />

NOTIZEN<br />

BLAU UND WEISS<br />

Die 1962 geborene und 2017 wieder<br />

wachgeküsste Captain Cook hat sich zu<br />

einer Starkollektion der Marke Rado<br />

gemausert. Zum Auftakt der Tennis-Saison<br />

– in diesem Sport ist Rado stark involviert<br />

– kommt ein frisches Modell mit<br />

einem Farbverlauf von Blau zu Weiss auf<br />

dem Zifferblatt. Hübsches Detail ist die<br />

Spitze des Sekundenzeigers in der typischen<br />

Tennisball-Farbe. Die Uhr hat<br />

80 Stunden Gangautonomie und man<br />

kann mit ihr bis zu 300 Meter tief tauchen.<br />

klasse der Uhrmacherei agierten, waren sie<br />

auch immer, wenn es um die Anforderung<br />

an vermeintlich banalste Teile geht.<br />

Wo anderswo die Décolletage-Maschine<br />

alle 15 Sekunden eine Spiralklötzchen-Schraube<br />

ausspuckt, wenn man sie nicht einfach<br />

einkauft, braucht man bei Greubel Forsey<br />

allein für den maschinellen Teil der Produktion<br />

geschlagene vier Minuten pro Stück, bis<br />

die Oberflächen den Anforderungen genügen.<br />

Sie werden dann von Hand erst noch ewig<br />

lang nachpoliert. Das mag einem Buchhalter<br />

schlaflose Nächte bereiten, die Sammler aber<br />

wedeln begeistert mit der Kreditkarte.<br />

ZELEBRIERTE AKRIBIE<br />

Bei Greubel Forsey bauen 150 Leute jährlich<br />

nur 250 Uhren – ein unglaublicher Auwand.<br />

Man zelebriert Akribie beim Dekorieren und<br />

Veredeln der Komponenten, beim Perlieren,<br />

Anglieren, Gravieren, Ziselieren und<br />

Polieren – auch für Teile, die kein Mensch je<br />

sehen wird, weil sie tief im Werk versteckt<br />

sind.<br />

Seit einigen Wochen hat die Marke einen<br />

neuen CEO. Michel Nydegger heisst er,<br />

ist nur 34 Jahre alt und Stiefsohn von<br />

Marken-Co-Gründer Robert<br />

Greubel. Er hat Philosophie<br />

studiert und sieht<br />

sich als Hüter der<br />

Firmen-DNA. Klar,<br />

man werde durchaus<br />

versuchen, die<br />

Effizienz zu steigern,<br />

sagt er. Aber<br />

am Aufwand bei<br />

den Schrauben werde<br />

nichts geändert:<br />

«Niemals!»<br />

MIT ZWEITER ZEITZONE<br />

Für Vielreisende ist es die perfekte Zusatzfunktion.<br />

Ebenso für Daheimgebliebene,<br />

die oft mit dem fernen Ausland zu tun<br />

haben: GMT-Uhren erlauben es, stets eine<br />

zweite Zeitzone im Auge zu haben. Die<br />

Rolex- Schwestermarke Tudor bringt dies<br />

Möglichkeit jetzt in der Black Bay 58<br />

GMT. Warme Farbtöne und das<br />

39-Millimeter-Gehäuse machen<br />

die Uhr zum trendigen Zeitmesser.<br />

Als Motor dient das<br />

Manufaktur-Kaliber<br />

MT5450-U, das als<br />

Master Chronometer<br />

zertifiziert ist. Es muss<br />

strengste Tests bestehen<br />

und ein sehr starkes Magnetfeld<br />

schadlos aushalten.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

131


Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />

DOMINIK VOMBACH<br />

und BENJAMIN HERZOG<br />

GOURMET<br />

OPERNHAUS ZÜRICH<br />

AUF «BERNADETTE»<br />

FOLGT «LULU»<br />

Jetzt anmelden –<br />

Wöchentlich aktuelle Nachrichten<br />

go.falstaff.com/newsletter<br />

Das Zürcher Opernhaus<br />

bekommt ein neues Restaurant.<br />

Auf das bisherige «Bernadette»<br />

folgt das «Lulu», in<br />

dem ab 14.9. mediterrane<br />

Küche serviert wird. Auf dem Menü stehen<br />

Gerichte, die nach der Côte d'Azur schmecken.<br />

Die Zutaten hierfür werden allerdings<br />

grösstenteils aus Zürich und der Region von<br />

unabhängigen Produzenten bezogen. Der<br />

Name des neuen Restaurants der Pumpstation<br />

Gastro Gruppe rund um Michel Péclard<br />

und Florian Weber ist eine Hommage ans<br />

Zürcher Opernhaus und bezieht sich auf die<br />

gleichnamige Oper von Alban Berg. Diese<br />

feierte 1937 im damaligen Stadttheater<br />

Uraufführung. Mit zum «Lulu» gehört das<br />

Café und die Bar auf dem Rez-de-Chaussée<br />

sowie das geamte Catering für Opernhaus<br />

und Bernhard Theater. lulu-zh.ch<br />

MOVING FORWARD: 75 JAHRE LIEBHERR<br />

Unter dem Motto «75 years of moving forward»<br />

feiert Liebherr in diesem Jahr sein<br />

75-jähriges Bestehen. Den Grundstein für<br />

die heutige Firmengruppe legte Pionier<br />

Hans Liebherr im Jahr 1949, als er den<br />

ersten Turmdrehkran der Welt erfand. Kurz<br />

darauf erfuhr er von einem zum Verkauf<br />

stehenden Kühlschrankwerk. Als Liebherr<br />

sich mit dem Produkt dezidiert auseinandersetzte,<br />

erkannte er das enorme Potenzial<br />

und rief das erste Liebherr-Hausgeräte-<br />

Werk in Ochsenhausen, Deutschland, ins<br />

Leben. Heute ist Liebherr-Hausgeräte eine<br />

von elf Spartenobergesellschaften der<br />

Firmengruppe. Während der nächsten<br />

Jahrzehnte hat sich das Unternehmen zum<br />

absoluten Spezialisten für Kühlen und<br />

Gefrieren im Premiumsegment entwickelt.<br />

Heute beschäftigt die Liebherr-Gruppe über<br />

50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />

über 50 Ländern auf allen Kontinenten.<br />

Eine Erfolgsgeschichte, die 1949 begann.<br />

Höchste Qualität, damals wie heute: Die ersten<br />

Kühlschränke entwickelte Liebherr im Jahr 1954.<br />

132 falstaff sep <strong>2024</strong>


NOTIZEN<br />

EIN HAUCH V0N PARIS IN ZÜRICH<br />

Mitte August feierte die<br />

French Grill & Raw Bar<br />

«LouLou» im Zürcher<br />

Sihlcity ihre Eröffnung.<br />

Chefköchin Inbar Zuckerberg<br />

und ihr Team verwöhnen<br />

die Gäste mit<br />

französischen Traditionen<br />

gepaart mit modernen<br />

Einflüssen. Auf dem<br />

Menü stehen frische<br />

Austern, hausgemachte<br />

Ravioli und <strong>Schweiz</strong>er<br />

Entrecôte.<br />

loulou-restaurant.ch<br />

MICHEL GUÉRARD VERSTORBEN<br />

Sternekoch Michel Guérard ist Mitte<br />

August im Alter von 91 Jahren verstorben.<br />

Guérard, der als einer der Wegbereiter<br />

der Nouvelle Cuisine gilt, hat die französische<br />

Gastronomie nachhaltig geprägt<br />

und bleibt als bedeutender Innovator in<br />

Erinnerung. Sein Restaurant «Les Prés<br />

d’Eugénie» in Südfrankreich ist seit 1977<br />

mit drei Michelin-Sternen dekoriert.<br />

NEUES KONZEPT IM<br />

ZÜRCHER «LUX»<br />

Fotos: Xandra M. Linsin, James Varela / Felix Stroh, elena steness, Getty Images, ARMON RUETZ, beigestellt<br />

BUCHTIPP: KOREANISCHE<br />

TEMPELKÜCHE<br />

Die Tempelküche der südkoreanischen Nonne<br />

Jeongkwan Snim hält die kulinarische Welt schon<br />

länger in Atem. Zum Welstar wurde sie, als Netflix<br />

ihr eine Folge der Serie «Chef ’s Table» widmete.<br />

Über Monate hinweg gewährte sie der Buchautorin<br />

und Journalistin Hoo Nam Seelmann und der<br />

Fotografin Véronique Hoegger einen grosszügigen<br />

Einblick in ihren Alltag, ihren achtsamen Umgang<br />

mit der Natur und die Kunst ihrer Tempelküche.<br />

Daraus entstand ein bildgewaltiges Buch über<br />

«die Küche des Lebens». echtzeit.ch, CHF 58,–<br />

Mehr Farbe und mehr Fisch. Daran<br />

hat das Team vom Restaurant «LUX»<br />

beim Kongresshaus in Zürich in den<br />

letzten Monaten gearbeitet.<br />

Die Zeit sei intensiv gewesen, aber es<br />

hat sich gelohnt. Seit Anfang August<br />

erscheint das «LUX» in einem<br />

etwas anderen Licht. Das renovierte<br />

Interieur wirkt mit den neuen Farben<br />

erfrischend und die neue Speisekarte<br />

wartet mit raffinierten Fischgerichten<br />

auf. lux-zuerich.ch<br />

«TIBITS» GOES ZUG<br />

Die Restaurantkette «Tibits» hat Ende<br />

August die erste Filiale in Zug eröffnet.<br />

Das neue Lokal befindet sich im ehemaligen<br />

«Restaurant Bären» an der Baarerstrasse.<br />

In Hommage an die ehemalige Cordon-Bleu-Beiz<br />

wurde ein spezielles Cordon<br />

Vert entwickelt, das den Fleischklassiker<br />

vegetarisch interpretiert. tibits.ch<br />

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sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

133


gourmet / KAFFEE-TRENDS<br />

DIE VIERTE<br />

Die «Third Wave Coffee»-Bewegung scheint<br />

von gestern und der Übergang in die nächste<br />

Ära, die vierte Kaffeewelle, ist in vollem Gange.<br />

Warum Spezialitätenkaffee nichts Besonderes mehr<br />

ist und welche neuen Brühmethoden und Trendgetränke<br />

man jetzt kennen muss.<br />

TEXT VERENA RICHTER<br />

Foto: Shutterstock<br />

134 falstaff sep <strong>2024</strong>


KAFFEEWELLE<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

135


DIE VIERTE WELLE<br />

GEHT VON ZU HAUSE<br />

AUS. KAFFEETRINKER<br />

SIND SELBST ZU<br />

BARISTAS GEWORDEN.<br />

Der Filterkaffee erlebt eine<br />

Renaissance. Er geht schnell<br />

und ist besonders geeignet,<br />

um das Spektrum der<br />

Aromen herauszuschmecken.<br />

Bei der Zubereitung<br />

liegen French Press,<br />

Espressokocher oder<br />

auch Aeropress hoch<br />

im Kurs.<br />

Veränderungen in der Kaffeekultur<br />

werden gerne als<br />

Wellen beschrieben. Für eine<br />

echte Trendwende steht<br />

«Third Wave Coffee» ab den<br />

90er-Jahren: Kaffee ist zum Genuss- und<br />

Lifestyleprodukt geworden, für das man<br />

sich Zeit nimmt und gerne auch mehr<br />

bezahlt. Immer mehr kleine Cafés und<br />

Röstereien spezialisieren sich auf nachhaltig<br />

angebauten und fair gehandelten<br />

Kaffee, hochwertige Bohnen und helle<br />

Röstungen.<br />

Inzwischen ist es beim Kaffee wie beim<br />

Wein, doch statt Trauben und Jahrgang<br />

auf der Flasche zu präsentieren, zeigen<br />

die Verpackungen Anbaugebiet, Bohnen<br />

und Röstung. Beim Single-Origin-Kaffee<br />

dürfen nur Bohnen aus ein und demselben<br />

Gebiet stammen. Noch einen Schritt<br />

weiter geht Single-Estate-Kaffee, bei dem<br />

Kaffeebohnen von nur einer einzigen<br />

Farm oder Farmgemeinschaft kommen.<br />

Spezialitätenkaffee ist jedoch<br />

nichts rein Exklusives mehr, sondern<br />

für jeden verfügbar, beschleunigt<br />

durch die wachsende Zahl<br />

kleiner Röstbetriebe.<br />

Der Übergang von einer Welle<br />

zur nächsten ist fliessend. Aktuell<br />

scheint die «Third Wave»-Bewegung<br />

an ihrem Höhepunkt angekommen zu<br />

sein und spätestens seit 2020 die vierte<br />

Welle anzurollen. In den USA wurde das<br />

neue Zeitalter bereits ausgerufen. Und in<br />

Europa? Unter deutschsprachigen Experten<br />

sieht man die Einteilung in Wellen mitunter<br />

kritisch, da historische Kaffeehauskulturen<br />

ausgeklammert werden. Unter deutschsprachigen<br />

Experten sieht man die Einteilung<br />

in Wellen mitunter kritisch, da historische<br />

Kaffeehauskulturen ausgeklammert<br />

werden. Veränderungen und Trends stellen<br />

aber auch sie fest, darunter Ingo Albrecht<br />

von den «Roast Rebels» in Zürich: «Was<br />

wir auf jeden Fall feststellen, ist ein hohes<br />

Qualitätsbewusstsein. Das geht über den<br />

Anbau, die Verarbeitung und die Frage, ob<br />

Kaffeebauern davon leben können, bis zum<br />

sensorischen Erlebnis. Hier gibt es ganz<br />

Fotos: alexandra-gorn / unsplash, amr taha / unsplash, najib kalil / unsplash, devin avery / unsplash, Shutterstock<br />

136 falstaff sep <strong>2024</strong>


gourmet / KAFFEE-TRENDS<br />

KAFFEE-TRENDS UND<br />

NEUE REZEPTE<br />

ENTSTEHEN HEUTE<br />

VOR ALLEM AUF<br />

TIKTOK, WO SIE EIN<br />

MILLIONENPUBLIKUM<br />

ERREICHEN.<br />

Beim handgebrühten Filterkaffee<br />

spricht man von «pour over» also<br />

«drübergiessen». Das Wasser sollte<br />

nicht kochend heiss sein, ideal sind<br />

92 bis 95 Grad.<br />

Zelebriert wird die Wiedergeburt des Filterkaffees<br />

und Methoden wie French Press,<br />

Espresso-Kocher und Aeropress. Bestätigt<br />

wird der Trend auch vom Österreichischen<br />

Kaffeeverband. Die Zubereitung von Filterkaffee<br />

sei «fast schon zur Teezeremonie geworden<br />

und auch beim Einzelnen stark im<br />

Kommen», erklärt Verbandspräsident Marcel<br />

Löffler. Auch laut Albrecht geniesst der<br />

Filterkaffee wieder einen guten Ruf. Der<br />

Grund: Es wird mit viel besseren Bohnen<br />

und helleren Röstungen gearbeitet, wo-<br />

<<br />

klar eine Bewegung von immer<br />

mehr Menschen.»<br />

HOME SWEET HOME<br />

Was die «Fourth Wave» laut dem<br />

internationalen Marktforschungsinstitut<br />

Mintel ausmacht: Während Coffee-Shops<br />

die zweite und dritte Welle antrieben, hat<br />

die vierte ihren Ursprung im eigenen Zuhause.<br />

Die Menschen haben während der<br />

Pandemie aufgerüstet, um trotz Schliessungen<br />

und Homeoffice selbst guten Kaffee<br />

zu brühen. «Sie haben sich mit Wissen<br />

und Equipment ausgestattet und kreieren<br />

inzwischen zuhause hervorragenden Kaffee,<br />

manchmal sogar besseren als im Kaffeehaus»,<br />

sagt Albrecht. Und auch wenn die<br />

Menschen in die Büros und Kaffeehäuser<br />

zurückgekehrt sind, haben viele ihr<br />

Kaffeeritual beibehalten. Verbunden mit<br />

der Entwicklung hin zu «Home-Baristas»<br />

ist auch die Wiederbelebung traditioneller<br />

Zubereitungen und alternativer Methoden.<br />

Espresso mit Orangensaft (im Kreis)<br />

wurde durch die sozialen Medien<br />

populär. Auch der Cold-Brew-Trend<br />

ist stark von Social Media getragen.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

137


gourmet / KAFFEE-TRENDS<br />

Der aromatische Hochlandkaffee<br />

aus Kolumbien ist<br />

zum Inbegriff von Qualität<br />

geworden. In der Kaffeezone<br />

durchziehen Hunderte von<br />

Plantagen die Landschaft. Die<br />

Regierung fördert Kleinbauern,<br />

die vom verbotenen Anbau der<br />

Drogenpflanze Koka auf Kaffee<br />

umsteigen.<br />

34 %<br />

des weltweit gehandelten<br />

Kaffees kommen<br />

aus Brasilien. Das Land<br />

ist damit der grösste<br />

Exporteur der Welt,<br />

dahinter folgen Vietnam<br />

und Kolumbien. Weltweit<br />

besonders beliebt ist die<br />

Sorte Arabica.<br />

<<br />

durch mehr Aromen herausgelöst werden.<br />

«Früher war das Höchste der Gefühle<br />

ein 100-prozentiger Arabica-Kaffee. Auf<br />

die Weinwelt übersetzt, wäre das gleichbedeutend<br />

mit 100 Prozent Rotwein. Heute<br />

unterscheidet man zwischen verschiedenen<br />

Bohnen und Lagen. Je heller man röstet,<br />

desto mehr schmeckt man die Unterschiede.<br />

Durch die Filterzubereitung kommen diese<br />

Noten mehr zum Tragen», erklärt er.<br />

Auch wenn der heisse Klassiker nie aus<br />

der Mode kommt, scheint die Zukunft des<br />

Kaffees kalt: Der Trend zu Cold Brew hält<br />

bereits seit einigen Jahren an. Beim Brühvorgang<br />

lässt man den Kaffee mit kaltem<br />

110<br />

Durchschnittlich geben<br />

Konsumenten 110 Franken<br />

für fair gehandele Produkte<br />

aus. Damit ist die <strong>Schweiz</strong><br />

im Vergleich zu Österreich<br />

und Deutschland absoluter<br />

Spitzenreiter.<br />

Wasser über Nacht im Kühlschrank ziehen.<br />

Der bedeutende Unterschied: Es werden die<br />

Aromastoffe gelöst, aber weniger Bitterstoffe<br />

und Säuren. Der Kaffee ist milder<br />

und wird auch für Mischgetränke oder<br />

Cocktails verwendet.<br />

AUF DER COLD-BREW-WELLE<br />

«Cold Brew ist in den USA ein Massenphänomen,<br />

bei uns aber erst im Kommen»,<br />

sagt Löffler. Durch den milderen<br />

Geschmack wird Cold Brew auch gerne<br />

als Grundlage für Mischgetränke oder<br />

Cocktails verwendet. Einen ähnlichen Hype<br />

wie in den USA ortet auch Steffen Schwarz,<br />

Gründer des deutschen Kaffeeforschungsund<br />

Weiterbildungsinstituts Coffee Consulate,<br />

nicht: «Europa und die USA sind unterschiedlicher,<br />

als mitunter angenommen<br />

wird. In den USA gibt es viele Ketten, in<br />

Europa mehr individuelle Restaurants und<br />

unterschiedliche Geschmacksvorlieben.»<br />

Die Herstellung von gutem Cold Brew<br />

im grossen Stil sei problematisch,<br />

da es wegen der hellen<br />

Röstung eine sehr hohe<br />

Bohnen qualität brauche.<br />

Mängel können nicht<br />

durch eine dunkle<br />

Röstung übertüncht<br />

werden. Kleinen<br />

Betrieben gelinge das<br />

besser als grossen<br />

Konzernen. «Cold Brew ist eine neue Getränkekategorie,<br />

die sich aber erst entwickelt.<br />

Hier könnte die Gastronomie ein Impulsgeber<br />

sein», sagt Schwarz. Vorstellbar<br />

sei Cold Brew als Ersatz von Alkohol, etwa<br />

Nitro Cold Brew (Kaffee mit Kohlensäure)<br />

in englischen Pubs, oder als Grundlage<br />

für Limonaden, da sich Cold Brew gut mit<br />

Früchten kombinieren lasse.<br />

Wenn die Gen Z einmal etwas gut findet,<br />

ist der Hype gross: Trends und Konsumverhalten<br />

werden von sozialen Medien,<br />

vor allem TikTok mitbestimmt. «Coffeetok»-Influencer<br />

teilen ihre Rezepte, die<br />

ihr Publikum zuhause nachmacht. 2022<br />

rief eine Tiktokerin dazu auf, Espresso<br />

mit Orangensaft auszuprobieren. Ihr Video<br />

wurde 1,7 Millionen-mal angesehen,<br />

viele weitere Nutzer filmten sich selbst<br />

beim kulinarischen Selbstversuch. Über<br />

die sozialen Medien beschäftigen sich<br />

sehr viele Menschen mit Kaffee, der Hype<br />

um Espresso mit Orangensaft<br />

ebnete auch den Weg<br />

Für guten Cold Brew braucht es<br />

perfekte Kaffeebohnen, da durch<br />

die helle Röstung keine Fehler<br />

übertüncht werden können.<br />

für die Verwendung<br />

von Zitruszutaten<br />

zum Kaffee. Und<br />

auch die Cold<br />

Brew-Wellen<br />

sind stark von<br />

den sozialen<br />

Medien<br />

getragen.<br />

<<br />

Foto: JUAN RESTREPO / AFP / picturedesk.com<br />

138 falstaff sep <strong>2024</strong>


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BERN: Bellevue Palace, Hotel <strong>Schweiz</strong>erhof Bern & Spa CRANS-MONTANA: Guarda Golf Hotel & Residences,<br />

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GSTAAD: Gstaad Palace, Le Grand Bellevue, Park Gstaad, The Alpina Gstaad INTERLAKEN: Victoria-Jungfrau<br />

Grand Hotel & Spa LAUSANNE: Beau-Rivage Palace, Lausanne Palace LE MONT-PÈLERIN: Le Mirador<br />

Resort & Spa LUGANO: Hotel Splendide Royal LUZERN: Mandarin Oriental Palace Luzern MONTREUX:<br />

Fairmont Le Montreux Palace NEUCHÂTEL: Beau-Rivage Hotel PONTRESINA: Grand Hotel Kronenhof<br />

ST. MORITZ: Badrutt’s Palace Hotel, Carlton Hotel St. Moritz, Kulm Hotel St. Moritz, Suvretta House VEVEY:<br />

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gourmet / KAFFEE-TRENDS<br />

Kaffee gehört weltweit zu den beliebtesten<br />

Getränken: in Österreich der Espresso, in<br />

Deutschland der Filterkaffee und in der <strong>Schweiz</strong><br />

der Café Crème.<br />

<<br />

Ein anderes Phänomen, das in Amerika<br />

beobachtet wird, ist ein regelrechter<br />

Hype um Espresso Martini: «Das ist<br />

eine riesige Welle, die vor sechs Jahren<br />

begonnen und enorm an Zugkraft<br />

gewonnen hat», schildert Löffler. Die<br />

Nachfrage ist so gross, dass in New<br />

York sogar die erste reine Espresso-<br />

Martini-Bar, der «Rose Room»,<br />

eröffnet hat. «Auch bei uns ist Kaffee<br />

mit Spirits im Kommen. Wenn ich<br />

sehe, wie schnell das an Bedeutung gewinnt,<br />

wird der Trend bald ankommen»,<br />

so Löffler.<br />

In der vierten Welle wird Kaffee auch<br />

hochwissenschaftlich: Technologie wird<br />

eingesetzt, um Anbau, Röstung und Zubereitung<br />

weiter zu verbessern. In Finnland hat<br />

die Rösterei Kaffa bereits die mithilfe von<br />

künstlicher Intelligenz (KI) zusammengestellte<br />

Mischung «AI-conic» auf den Markt<br />

gebracht hat. Auch die sehr lange Brühzeit<br />

von Cold Brew könnte durch Forschung<br />

umgangen werden: Die australische University<br />

of New South Wales stiess per Zufall<br />

auf eine Lösung: den im Wasser befindlichen<br />

Kaffee mit Ultraschall «beschiessen». Bei der<br />

«akustischen Kavitation», wie das Verfahren<br />

heisst, bilden sich mit Dampf gefüllte Blasen<br />

und fallen sofort wieder in sich zusammen.<br />

Das vielversprechende Ergebnis: Bei Experimenten<br />

erhielt der Ein-Minuten-Espresso<br />

von Vertretern der Queensland Alliance for<br />

Agriculture and Food Innovation ähnliche<br />

Noten wie ein typischer 24-Stunden-<br />

Cold-Brew. Experimentiert wird auch mit<br />

Kaffeebohnen, wie Albrecht erklärt: «Den<br />

grössten Einfluss auf den Geschmack hat die<br />

Nachbereitung. Man hat sich Methoden aus<br />

dem Weinbau abgeschaut. Die Kaffeekirsche<br />

wird in geschlossenen Behältern fermentieren,<br />

mit Weinhefe oder Champagnerhefe. So<br />

erzielt man spektakuläre Geschmäcker, zum<br />

Beispiel ein starkes Aroma von Himbeeren,<br />

Passionsfrucht oder<br />

Zimtschnecken».<br />

<<br />

COLD BREW<br />

WHISKEY SOUR<br />

Espresso Martini ist von keiner<br />

Barkarte wegzudenken. In New York<br />

hat mit dem «Rose Room» die erste<br />

reine Espresso-Martini-Bar eröffnet.<br />

VON MARKUS BRUN, «GOTA COFFEE», WIEN<br />

ZUTATEN COLD BREW<br />

• Rund 60 g Kaffee<br />

• Rund 1 l Wasser<br />

Zu empfehlen sind eine helle Röstung und grob gemahlener<br />

Kaffee, um florale und fruchtige Aromen<br />

hervorzuheben. Gemahlenen Kaffee mit dem kalten<br />

Wasser aufgiessen. Je nach Mahlgrad (je gröber,<br />

desto länger) zwischen zwölf und 18 Stunden in den<br />

Kühlschrank stellen. Danach Kaffeesud mit einem<br />

Filter entfernen.<br />

ZUTATEN WHISKEY SOUR<br />

• 40 cl floraler Whiskey<br />

• 20 cl Zitronensaft<br />

• 20 cl 1 : 1 Simple Sirup<br />

• 60 cl Cold Brew<br />

Alle Zutaten mit Eis shaken und auf einem<br />

Eisblock servieren. Gerne mit einer Orangenscheibe<br />

dekorieren.<br />

Fotos: natanja grun / unsplash, GOTA, Charles ROUSSEL<br />

140 falstaff sep <strong>2024</strong>


FRISCHER<br />

WIND<br />

Mit innovativen Geräten lassen sich<br />

verschiedenste Kaffeesorten bequem zu Hause<br />

in erstklassiger Qualität geniessen.<br />

KAFFEEGENUSS<br />

Kaffee selbst rösten, ganz<br />

nach eigenem Geschmack<br />

Das Selberrösten von Kaffee ist einfacher,<br />

als viele denken, und bietet die<br />

Möglichkeit, das volle Aromapotenzial<br />

aus den Kaffeebohnen zu holen. Ähnlich<br />

wie beim Wein prägt das Terroir<br />

den Geschmack – aber auch die Art<br />

der Röstung: So entwickelt dunkel gerösteter<br />

Kaffee aus Brasilien Schokoladen-<br />

und Nussnoten, während helle<br />

Röstung aus Äthiopien etwa fruchtige<br />

und florale Akzente hervorbringt.<br />

Der Trend zum Heimrösten wächst<br />

stetig, da immer mehr Menschen und<br />

Gastronomiebetriebe den Wert von<br />

frisch geröstetem Kaffee schätzen.<br />

Bei Roast Rebels findet man alles,<br />

was man braucht, um Kaffee nach<br />

eigenem Geschmack zu rösten – von<br />

hochwertigen Kaffeeröstmaschinen<br />

über sorgfältig ausgewählte Rohkaffees<br />

bis hin zu Kursen, Büchern<br />

und Informationen. So kann man die<br />

Vielfalt der Aromen des Kaffees in<br />

all ihren Facetten entdecken und<br />

geniessen.<br />

ROAST REBELS GMBH<br />

T: +41 76 2619717<br />

roastrebels.ch<br />

ADVERTORIAL Foto: © Shutterstock; Beigestellt<br />

Die Kaffee-Revolution: TEN<br />

Amici Caffè präsentiert ein neues Genusserlebnis:<br />

Kaffee wie Wein entdecken. Sei es als Mischung,<br />

wie sie in einer typisch italienischen Bar serviert<br />

wird, oder als Entdeckung einer einzelnen<br />

Kaffeesorte, auch Single Origin genannt, bei der<br />

die Besonderheiten des jeweiligen Terroirs zum<br />

Vorschein kommen.<br />

Aromatischer und geschmackvoller Genuss von<br />

höchster Qualität im Handumdrehen: Mit dem neuen<br />

TEN-System können Kaffeeliebhaber zu Hause<br />

eine Vielzahl von Kaffeesorten mit intensivem<br />

Aroma geniessen, zubereitet wie von einem professionellen<br />

Barista. Einfach das umweltfreundliche<br />

Papierpad einlegen und perfekten Kaffee geniessen.<br />

Mehr Geschmack<br />

Die TEN-Papierpads enthalten rund 10 Gramm Kaffee,<br />

was 40 Prozent mehr ist als in herkömmlichen<br />

Pads. Dies führt zu einem unglaublich intensiven<br />

Geschmackserlebnis.<br />

Die Kaffeemaschine LT1 ist die erste der TEN-<br />

Linie. Sie verfügt über eine innovative Extraktionsmethode,<br />

bei der sowohl die Temperatur als auch<br />

die Brühdauer angepasst werden können. Sie wird in<br />

Italien handgefertigt und ist in fünf Farben erhältlich.<br />

Mehr Vielfalt<br />

Zudem bietet TEN die Möglichkeit, Kaffee in seiner<br />

ganzen Vielfalt zu entdecken – genau wie beim Wein.<br />

Die ausgewogene Amici-Mischung besteht aus neun<br />

sorgfältig ausgewählten Arabica-Sorten aus Süd-<br />

und Mittelamerika, Asien und Afrika. Ausgewählte<br />

Single Origins mit ihren charakteristischen Aromaprofilen<br />

runden die Vielfalt ab und ermöglichen den<br />

Zugang zu erlesenen Kaffeesorten.<br />

Das Ergebnis dieser Innovation ist vollmundiger<br />

Kaffee, vergleichbar mit dem einer professionellen<br />

Siebträgermaschine, der in zahlreichen Variationen<br />

erhältlich ist. Geniesser sind herzlich eingeladen, die<br />

Kaffees in den Amici-Gallerias zu degustieren.<br />

AMICI CAFFÈ AG<br />

Galleria Luzern:<br />

Stadthausstrasse 4, 6003 Luzern<br />

Galleria Steinhausen:<br />

Hinterbergstrasse 22, 6312 Steinhausen<br />

info@amici.ch, amici.ch<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 141


gourmet / FROSCHSCHENKEL<br />

QUAKENDES<br />

UNRECHT<br />

Als Kind waren Froschschenkel die Lieblingsspeise des Autors. Was ihm damals<br />

nicht bewusst war: Für den europäischen Markt werden jährlich Millionen<br />

Fröschen bei lebendigem Leib die Beine abgetrennt. Würde ihm das Gericht<br />

angesichts dieser Tatsache heute noch schmecken? Ein Selbstversuch.<br />

TEXT SEBASTIAN SPÄTH<br />

Als ich klein war, gab es für<br />

mich kaum etwas Schöneres,<br />

als mit meiner Familie zum<br />

Essen ins Elsass zu fahren.<br />

Unser Stammlokal hiess<br />

«Cheval Noir», was für mich in Ermangelung<br />

von Französischkenntnissen wie eine<br />

Verheiung klang. «Schwarzes Pferd» hätte<br />

meine Fantasie wohl kaum so beflügelt.<br />

Dort gab es ein Gericht, das aufregender<br />

war als alles, was bis dahin in meiner Vorstellung<br />

existierte: Froschschenkel. Und zu<br />

meiner grossen Freude durfte ich die zarten<br />

Beinchen sogar mit den Händen essen. Ob<br />

dieser Genuss moralisch vertretbar war, darüber<br />

machte ich mir in meiner kindlichen<br />

Unschuld natürlich keine Gedanken.<br />

APPETIT AUF HINTERBEINE<br />

Tierschutzorganisationen wie Pro Wildlife<br />

zufolge verzehren wir Europäer jährlich<br />

rund 4000 Tonnen Froschschenkel,<br />

was dem Leben von etwa 200<br />

Millionen Fröschen entspricht.<br />

An der Spitze des Konsums<br />

steht, wenig überraschend,<br />

Frankreich. Vittel, ein<br />

Kurort in den Vogesen,<br />

der den meisten durch<br />

sein Mineralwasser<br />

bekannt ist, bildet das<br />

Zentrum dieses umstrittenen<br />

Genusses.<br />

DIE EU SCHÜTZT<br />

HEIMISCHE<br />

FROSCHARTEN –<br />

IMPORTIERT ABER<br />

MILLIONEN DER<br />

AMPHIBIEN AUS<br />

INDONESIEN.<br />

Während des dortigen «Jahrmarkts<br />

der Frösche» wandern jährlich innerhalb<br />

von nur drei Tagen ganze sieben Tonnen<br />

Froschschenkel über die Verkaufstheken –<br />

als Füllung von Pasteten oder Quiches, als<br />

Suppeneinlage, Frikassee, knusprig frittiert<br />

oder klassisch in Knoblauchsosse.<br />

Hierzulande sind Froschschenkel meist in<br />

Spezialitätenrestaurants, bei ausgewählten<br />

Fischhändlern oder über das Internet<br />

erhältlich. «Fisch Gruber» etwa, das älteste<br />

Fischgeschäft auf dem Wiener Naschmarkt,<br />

bietet über seinen Online-Shop 800 Gramm<br />

tiefgekühlte Froschschenkel für stolze<br />

39,50 Euro an, importiert aus Indonesien.<br />

Das südostasiatische Land ist der<br />

weltweit grösste Exporteur von Froschschenkeln,<br />

gefolgt von Vietnam, Taiwan,<br />

China und der Türkei. Dort werden<br />

Fröschen bei lebendigem Leib die Wirbelsäule<br />

durchtrennt und die Hinterbeine<br />

abgehackt. Der vordere Teil des Tieres<br />

verblutet qualvoll, während die<br />

Schenkel gehäutet und für den<br />

Export vorbereitet werden.<br />

Regionales Froschfleisch hingegen<br />

sucht man vergeblich.<br />

Als die Froschpopulation in Europa<br />

einen alarmierenden Tiefstand erreichte,<br />

kamen die Parlamentarier in Brüssel<br />

nämlich auf eine raffinierte Idee: mit der<br />

Fauna-und-Flora-Habitat-Richtlinie<br />

ersannen sie ein Gesetz, das zwar die Jagd<br />

Fotos: Shutterstock<br />

142 falstaff sep <strong>2024</strong>


SERIE<br />

GENUSS &<br />

GUTES<br />

GEWISSEN<br />

Teil 6<br />

auf einheimische Kröten verbot, den Import<br />

und den Verzehr von Froschschenkeln<br />

jedoch unberührt lies. So konnte sich der<br />

europäische Artbestand erholen, ohne dass<br />

die Essgewohnheiten eines einzigen<br />

EU-Bürgers eingeschränkt wurden. Ein<br />

politisches Meisterwerk – oder, anders<br />

gesagt, ein ziemlich unsauberer Trick: Denn<br />

die Umweltfolgen des massenhaften<br />

Froschfangs wurden damit einfach auf<br />

andere Kontinente verlagert.<br />

FOLGEN FÜR DIE UMWELT<br />

Die Brutalität der Tötungsmethoden ist<br />

zwar ein schwerwiegender Grund, weshalb<br />

der Verzehr von Froschschenkeln so<br />

problematisch ist. Noch bedenklicher sind<br />

jedoch die ökologischen Folgen des<br />

Froschfangs. Die quakenden Amphibien<br />

übernehmen als Insektenvernichter eine<br />

wichtige Aufgabe für Mutter Natur – wo<br />

sie verschwinden, steigt der Einsatz giftiger<br />

Pestizide, die unbemerkt durch die<br />

Nahrungskette in unsere Lebensmittel und<br />

schliesslich in unseren Körper gelangen.<br />

Und damit nicht genug: Mit dem Rückgang<br />

der Froschpopulation wächst auch<br />

die Gefahr von Krankheiten, die durch<br />

Mücken übertragen werden, zum Beispiel<br />

Malaria. Die heimtückische Tropenkrankheit<br />

fordert bis heute pro Jahr über<br />

600.000 Tote. Der Grossteil davon: Kinder<br />

unter fünf Jahren.<br />

Würde mein Lieblingsgericht<br />

aus<br />

Kindertagen heute noch<br />

schmecken, wenn ich es<br />

mit dem feinjustierten<br />

moralischen Kompass eines<br />

33-Jährigen bewerte?<br />

Um das herauszufinden, wende ich<br />

mich an eine Bekannte im Elsass, die mir<br />

das Traditionslokal «Au Cerf» in Roeschwoog<br />

empfiehlt, nur etwa 15 Kilometer<br />

von der deutsch-französischen Grenze<br />

entfernt. Hier, so verspricht die Speisekarte,<br />

sind Froschschenkel eine Hausspezialität<br />

und werden «nach Papas Art» zubereitet –<br />

«comme les faisait Papa», wie es im<br />

Französischen so schön heisst: paniert, in<br />

Knoblauchbutter, verfeinert mit Petersilie<br />

und Röstzwiebeln. Zu einem Preis von 21<br />

Euro.<br />

Doch bereits mit dem ersten Bissen stellt<br />

sich bei mir Ernüchterung ein. Die Konsistenz<br />

erinnert an Hähnchen, vielleicht<br />

etwas zarter. Geschmacklich ist das<br />

Froschfleisch hinter der knusprigen Hülle<br />

und dem intensiven Mantel aus Knoblauch<br />

und Butter jedoch nicht auszumachen –<br />

ähnlich wie bei Chicken-Nuggets, deren<br />

Reiz mehr in der Panade als im eigentlichen<br />

Inhalt liegt.<br />

Vielleicht war es ja genau das, was mich<br />

als Kind so begeistert hat. Aber rechtfertigt<br />

das wirklich das Töten von Fröschen?<br />

<<br />

In Frankreich<br />

werden<br />

Froschschenkel<br />

tonnenweise<br />

verspeist. Das<br />

Elsass gilt als eines<br />

der Zentren dieses<br />

fragwürdigen Genusses.<br />

LEBENSMITTELKONSUM<br />

UND MORAL<br />

An dieser Stelle schreibt Deutschland-<br />

Chefredakteur Sebastian Späth über<br />

umstrittene Delikatessen und unethisch<br />

gewonnene Lebensmittel, ihren<br />

Ursprung und Alternativen – ohne<br />

erhobenen Mahnfinger, dafür<br />

mit überraschenden Hintergründen und<br />

Perspektiven.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

143


EXQUISITE<br />

KREATIONEN<br />

Im «Schlosshotel Restaurant Chastè» in Tarasp erlebte der Club<br />

Prosper Montagné eine kulinarische Reise, die alle Erwartungen<br />

übertraf. Unter der meisterhaften Leitung von Küchenchef Andreas<br />

Heidenreich wurden die Gäste mit raffinierten Gerichten verwöhnt.<br />

144<br />

falstaff sep <strong>2024</strong>


CLUB PROSPER MONTAGNÉ<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

Der Gourmet-Club Prosper<br />

Montagné hatte das Privileg,<br />

das «Schlosshotel Restaurant<br />

Chastè» in Tarasp zu besuchen<br />

und eine kulinarische Reise der Extraklasse<br />

zu erleben. Unter der Leitung des talentierten<br />

Küchenchefs Andreas Heidenreich wurden<br />

die Mitglieder von seinem Team mit<br />

einem Menu verwöhnt, das die Sinne<br />

verzauberte und den Gaumen zum<br />

Jubilieren brachte.<br />

Das Fest begann auf der<br />

Terrasse des Hotels mit Blick<br />

auf das Schloss Tarasp mit<br />

einem erfrischenden Apéro,<br />

begleitet von einer Sphäre<br />

von Randenmousse mit<br />

Oona Caviar in einem<br />

knusprigen Kartoffelkörbchen,<br />

gefolgt von einer<br />

Ceviche von der Jakobsmuschel<br />

mit Melonenperlen und<br />

einem delikaten Tatar von der Riesenkrevette<br />

mit Safran und Fenchel. Diese<br />

Kreationen boten einen Vorgeschmack auf<br />

das, was noch bevorstand. Begleitet wurden<br />

diese Häppchen mit einem Chasselas aus<br />

dem Waadtland: Epesses Calamin La Ronce.<br />

KULINARISCHE MEISTERWERKE<br />

Als Vorspeise wurden südafrikanische<br />

Langustinen mit Karotte, Bisque, Passionsfrucht<br />

und Kaffir-Limette serviert, gefolgt<br />

von einer weiteren Köstlichkeit: Kalbsmilke<br />

mit Cocobohnen, Pfifferlingen, Schinken<br />

und Estragon. Jedes Gericht war ein<br />

Kunstwerk auf dem Teller, das nicht nur die<br />

Augen erfreute, sondern auch den Gaumen<br />

in Verzückung versetzte.<br />

Der Höhepunkt des Abends war zweifellos<br />

der Hauptgang: Engadiner Lamm mit<br />

Aubergine, Mais, schwarzen Knoblauch und<br />

Petersilie. Die zarte Textur des Lamms<br />

harmonierte perfekt mit den aromatischen<br />

Beilagen und machte diesen Gang zu einem<br />

unvergesslichen Erlebnis.<br />

Zum krönenden Abschluss wurden wir<br />

mit einem Dessert verwöhnt, das die Süsse<br />

der Engadiner Honig-Nektarine mit der<br />

Knusprigkeit von Mandeln und Amaretti<br />

sowie dem aromatischen Touch von<br />

Rosmarin vereinte. Ein wahrer Genuss für<br />

alle Sinne!<br />

Natürlich wurden zu diesen exquisiten<br />

Speisen erlesene Weinen serviert. Die Vor-<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

club-prosper-montagne.ch<br />

Im «Schlosshotel Chastè»<br />

arbeitet ein perfekt<br />

eingespieltes Team, das alle<br />

Aufgaben mit viel Engagement<br />

und Liebe meistert.<br />

speisen wurden von einem Chardonnay aus<br />

dem Burgund, dem Hautes-Côtes de Nuits<br />

von der Domaine Daniel Rion & Fils begleitet.<br />

Für den Hauptgang wurde ein Merlot<br />

aus Südbünden, der La Fiducia «Barrique»<br />

von Rohner Erni, kredenzt, der die Aromen<br />

des Engadiner Lamms perfekt ergänzte.<br />

Insgesamt war der Besuch im «Schlosshotel<br />

Restaurant Chasté» ein unvergessliches<br />

Erlebnis, das die kulinarischen Erwartungen<br />

der Mitglieder übertroffen hat. Der<br />

Küchenchef und sein Team haben wahre<br />

Meisterwerke geschaffen, die noch lange in<br />

Erinnerung bleiben werden. Wir freuen uns<br />

schon auf unseren nächsten Besuch, um<br />

weitere Gaumenfreuden zu entdecken!<br />

– Patrick Schneider, Ambassadeur Prosper<br />

Montagné Graubünden<br />

MENU<br />

Zum Apéro<br />

Randenmousse mit Oona Caviar<br />

Ceviche von der Jakobsmuschel<br />

Vorspeisen<br />

Südafrikanische Langustine mit Karotte,<br />

Bisque, Passionsfrucht und Kaffir-Limette<br />

Kalbsmilke mit Cocobohnen, Pfifferlingen,<br />

Schinken und Estragon<br />

Hauptgang<br />

Engadiner Lamm mit Aubergine, Mais,<br />

schwarzem Knoblauch und Petersilie<br />

Dessert<br />

Engadiner Honig-Nektarine mit Mandeln,<br />

Amaretti und Rosmarin<br />

WEINE<br />

Calamin Grand Cru, La Ronce 2020,<br />

Vins Fonjallaz<br />

Hautes-Côtes de Nuits, Chardonnay 2018,<br />

Domaine Daniel Rion & Fils<br />

La Fiducia »Barrique« 2020, Viticoltura e Vini<br />

Rohner Erni GmbH<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 145


DER FALSTAFF RESTAURANT- & BEIZENGUIDE <strong>2024</strong><br />

BESSER ESSEN<br />

NUR<br />

CHF 9.90<br />

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SIXPACK<br />

RESTAURANTS IM TEST<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

VALROSE<br />

Place de la Gare 2<br />

1659 Rougemont<br />

IGNIV<br />

Bernhard-Simon-Strasse 14<br />

7310 Bad Ragaz<br />

THE VIEW LUGANO<br />

Via Guidino 29<br />

6900 Lugano-Paradiso<br />

RESTAURANT 1910 –<br />

GOURMET BY HAUSERS<br />

im Hotel Belvedere Grindelwald<br />

Dorfstrasse 53<br />

3818 Grindelwald<br />

RESTAURANT LA TERRASSE<br />

im Hôtel Alpes et Lac<br />

Place de la Gare 2<br />

2000 Neuenburg<br />

RESTAURANT DREI STUBEN<br />

Beckenhofstrasse 5<br />

8006 Zürich<br />

Eine der ausgezeichneten<br />

Kreationen aus dem<br />

«Valrose» in Rougemont.<br />

UNSERE TESTER<br />

LARISSA GRAF (LG)<br />

Studierte Gastronomiewissenschaften und<br />

mag lange Abende mit spannenden Leuten,<br />

gutem Essen und interessantem Wein.<br />

ANDREA NAGEL (ANA)<br />

verbringt ihre Abende ebenso gerne in altbewährten<br />

Klassikern wie in neuen Szenelokalen.<br />

Negroni und Naturwein. Lieber<br />

salzig als süss. Die Ausnahme: österreichische<br />

Desserts.<br />

SANDRO SOMMER (SAS)<br />

steht gern am Grill und träumt von<br />

einer Champagnerbar. Seine Zeit verbringt<br />

er mit abendfüllenden Menus und bei<br />

monochromen Gerichten.<br />

CARMEN STALDER (CS)<br />

Carmen Stalder mag kreative saisonale<br />

Küche. Wenn sie nicht gerade über <strong>Schweiz</strong>er<br />

Wein schreibt, liebt sie Reisen.<br />

HANS-THEO STAMP (HTS)<br />

ist Gastrokritiker und schreibt über Restaurants<br />

in allen Sparten, wenig bekannte<br />

Weinregionen sowie Küchentrends.<br />

NEU EINGEDECKT<br />

Foto: beigestellt<br />

JETZT<br />

GRATIS<br />

RESTAURANT-<br />

GUIDE APP<br />

Wahrgewordene Gourmetträume in Benoît Carcenats «Valrose»<br />

in Rougemont, mutige Sharing-Dishes im Bad Ragazer «Igniv»<br />

und kunstvolles Fine Dining im «The View» in Lugano. Die<br />

<strong>Falstaff</strong>-Tester waren wieder für Sie in der <strong>Schweiz</strong> unterwegs.<br />

95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

147


gourmet / SIXPACK<br />

VALROSE<br />

Rougemont<br />

1Helles Holz, moderne Leuchter,<br />

entspannte Sessel: Zurückhaltender<br />

Luxus und angenehme Wärme<br />

erfüllen die edelste Bahnhofsbeiz des Landes.<br />

Hier bauten sich Sabine und Benoît Carcenat<br />

in drei Jahren eine Topadresse auf. Zwei<br />

Michelin-Sterne sprechen für sich. Doch was<br />

macht die Küche des Franzosen aus? Bereits<br />

die ersten Kleinigkeiten lassen erahnen:<br />

Finesse, Kreativität und Hingucker – das<br />

dürfte unterhaltsam werden. Zum Start ins<br />

Menu wird’s grün: knackige Erbsen und<br />

Kapuzinerkresse liegen auf einem Kaviarbett,<br />

die Rohmilchsahne rundet das erfrischende<br />

Gericht crèmig ab. À part gereicht:<br />

ein unverschämt leckeres Erbsensorbet und<br />

frische Erbsen in der Hülse. Das Produkt ist<br />

der Star. Nun wird es tiefgründig: Pomme<br />

Fleurette. Kartoffel, Zwiebel und Tomme<br />

Fleurette, drei Produkte aus nächster Umge-<br />

bung vermählt der Chef zur Umami-Bombe.<br />

Es ist eines jener Gerichte, die zeigen, wie<br />

sehr sich Carcenat mit der Region befasst<br />

und diese auf dem Teller zelebriert. Genau<br />

wie beim Brot, das er mit dreierlei Butter<br />

reicht: Kuh, Schaf, Ziege. Simpel, aber<br />

genial. Beim Zander aus Noirmoutier an<br />

Sauce chauron und Fenchelsud nutzt Carcenat<br />

das Fischskelett als freche Halterung<br />

zweier Wontons, gefüllt mit gezupftem<br />

Fischbauch. Den rohen Gambero rosso<br />

dämpft der Fisch auf dem heissen Stein unter<br />

durchsichtiger Cloche direkt vor dem Gast.<br />

Genau neunzig Sekunden gart er im Chasselas-Dampf,<br />

ehe er zu Artischocke, Minze<br />

und Olive serviert wird. Käse? Ausschliesslich<br />

aus Rougemont. Die Eigenständigkeit<br />

zieht sich auch bei den Desserts durch: Die<br />

Erdbeertarte verblüfft und rundet ein<br />

hervorragendes Erlebnis perfekt ab. ANA<br />

Das «Valrose» in Rougemont<br />

verzückte unsere Tester<br />

auf ganzer Linie.<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Getränke<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

48 von 50<br />

20 von 20<br />

20 von 20<br />

10 von 10<br />

98 von 100<br />

VALROSE<br />

Pl. de la Gare 2<br />

1659 Rougemont<br />

T: + 41 26 9237777<br />

valrose.ch<br />

IGNIV<br />

Bad Ragaz<br />

2Nun, hervorragend war das<br />

«Igniv» im «Grand Resort Bad<br />

Ragaz» schon immer. Doch jetzt<br />

hat Joel Ellenberger, seit zwei Jahren der<br />

Küchenchef, dem Sharing-Konzept von<br />

Andreas Caminada seinen eigenen Stempel<br />

aufgedrückt. Frische, Säure, Abwechslung<br />

und eine gehörige Portion Mut machen seinen<br />

Stil aus. Forelle mit grüner Mango.<br />

Makrele an Sanddorn und Kaviar – verblüffend,<br />

wie der Zürcher den Spagat zwischen<br />

der fruchtigen Säure und dem jodigsalzigen<br />

Korn schafft. Alles eine Frage der<br />

Balance für den talentierten Chef. Das<br />

brillante Pairing dazu: Sauvignon Blanc<br />

«Privat» 2019 vom südsteirischen Weingut<br />

Gross, ein rares Weinmonument, das nur in<br />

den besten Jahren gekeltert wird. Rinderzungensülze<br />

mit Bohnensalat – ein deftiger,<br />

bayerischer Landhaus-Klassiker wird zum<br />

filigranen Gourmetgericht. Beim panierten<br />

Blumenkohl an Miso-Hollan daise weiss<br />

der Kenner gleich: Da baut Ellenberger<br />

einen Schauenstein-Klassiker ins Menu ein!<br />

In die Beurre blanc, die Heilbutt mit Bohnen<br />

begleitet, würde man am liebsten eintauchen.<br />

Da bleibt kein Tropfen im Teller.<br />

Beim Dessert ist auf Patissière Lisa<br />

Oestreich Verlass: Das Tonkabohnensoufflé<br />

ist ein Gedicht, das Kirschsorbet zum<br />

armen Ritter mit Mohn genauso. Bei der<br />

Weinbegleitung lässt sich Lorenz Tesar<br />

spannende Spielereien einfallen: Der Blindvergleich<br />

der 2018er Bündner Pinot Noirs<br />

von Gantenbein und Möhr-Nigglis Pilgrim<br />

– beide aus der Grossflasche – ist spektakulär.<br />

Der klare Sieger heisst: Lassen Sie sich<br />

überraschen. Ja, Ellenberger klettert gerade<br />

grossen Schritts die imaginäre Rangliste<br />

der <strong>Schweiz</strong>er Spitzenköche empor. Viel<br />

mehr Spass und Genuss zum Teilen geht<br />

nicht.<br />

ANA<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Getränke<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

46 von 50<br />

20 von 20<br />

20 von 20<br />

10 von 10<br />

96 von 100<br />

IGNIV IM GRAND RESSORT BAD RAGAZ<br />

Bernhard-Simonstrasse 14<br />

7310 Bad Ragaz<br />

T: + 41 81 3033035<br />

resortragaz.ch<br />

Bewährtes Konzept<br />

in mutiger<br />

Ausführung: Das<br />

«Igniv» in Bad<br />

Ragaz.<br />

Fotos: Aurelio Rodriguez, Lukas Lienhard, Hausers Hotel Belvedere Grindelwald<br />

148 falstaff sep <strong>2024</strong><br />

95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte


THE VIEW<br />

LUGANO<br />

Lugano<br />

3<br />

Kompromisslose Moderne mit vielen<br />

rechten Winkeln empfängt uns<br />

im «The View». Der Name ist<br />

an gesichts der Panoramalage hoch über<br />

dem See natürlich nicht gestohlen, mit der<br />

Einschränkung, dass das Fine-Dining-Lokal<br />

hinter die Terrasse gestaffelt ist und kaum<br />

Seeblick bietet. Chef Diego Della Schiava<br />

lässt den Gästen die Wahl zwischen dem<br />

Tasting-Menu, «Menu Ispirazione» genannt,<br />

einem «Menu Radici», das nichts mit<br />

Wurzelgemüse zu tun hat, sondern die lokale<br />

Volksküche in neuem Gewand zelebriert,<br />

und einem reichhaltigen À-la-carte-Angebot.<br />

Zudem kann man eine kleine Staffel von<br />

Gerichten mit italienischem Kaviar ordern.<br />

Aus dem Gourmet-Menu sind uns besonders<br />

der im Schmortopf in der Kaffeekruste<br />

gegarte schwarze Seehecht «Glacier 51» mit<br />

seiner vorzüglichen Textur und dem dezen-<br />

ten Kaffeearoma in Erinnerung. Oder der<br />

wie eine Ceviche zubereitete Zander. Yakitori<br />

aus Wolfsbarsch, begleitet von seinem<br />

Tatar. Der nieder gegarte Steinbutt in einer<br />

Hülle aus Gemüsemousse. Nicht zuletzt das<br />

Dessert, wo Della Schiava die süssen Komponenten<br />

mit Trüffel paart. Zum Schmunzeln<br />

ist das «Carpaccio» aus verschiedenen<br />

Frischkäsen, das die Umrisse des Kantons<br />

Tessin wiedergibt. Della Schiava ist auch<br />

inspiriert, wenn er vegetarisch kocht. Die<br />

Ravioli mit Erbsen und Popcorn sind dafür<br />

exemplarisch, und es ist auch ein rein vegetarisches<br />

Menu zu haben. Reich ist das<br />

Angebot an unterschiedlichen Backwaren<br />

von Brot über Grissini bis zu Blätterteiggebäck.<br />

Die Weinkarte ist mit lokalen Flaschen,<br />

aber auch internationalen Renommierweinen<br />

bestückt – die hier scheinbar<br />

besonders oft entkorkt werden. HTS<br />

Das «The View» in Lugano:<br />

kompromisslose Moderne.<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Getränke<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

45 von 50<br />

19 von 20<br />

18 von 20<br />

9 von 10<br />

91 von 100<br />

THE VIEW LUGANO<br />

Via Guidino 29<br />

6900 Lugano-Paradiso<br />

T: + 41 91 2100000<br />

theviewlugano.com<br />

1910 – GOURMET<br />

BY HAUSERS<br />

Grindelwald<br />

4<br />

In wenigen Gehminuten vom Bahnhof<br />

in Grindelwald erreicht man das<br />

1910 erbaute Viersternehotel «Belvedere».<br />

Dort wird der Gast mit grandioser<br />

Aussicht auf die Berge empfangen und im<br />

hauseigenen Gourmetlokal namens «1910 –<br />

Gourmet by Hausers» verwöhnt. Das Restaurant<br />

befindet sich im Stübli, das von<br />

einem altertümlichen Herd dominiert wird<br />

und erinnert wegen des Holztäfers und der<br />

Kuhglocken an ein gemütliches Chalet. Hier<br />

ist das Reich von Dávid Imre Rózsa, der sein<br />

Degustations-Menu vegetarisch, pescetarisch<br />

oder mit Fleisch anbietet. Rózsa setzt auf die<br />

typischen Zutaten der Bergregion und kennt<br />

die Produzierenden persönlich. Früchte,<br />

Kräuter und Gemüse stammen beispielsweise<br />

vom Familienbetrieb Riem in Kirchdorf.<br />

Die Pilze sammelt Urs Hauser, der das Hotel<br />

an seinen Nachwuchs abgegeben hat, in den<br />

Grindelwalder Wäldern. Die jungen Betrei-<br />

ber Carole und Philip Hauser lassen ihrem<br />

Küchenchef Rózsa völlig freie Hand. Der<br />

Abend startet mit Köstlichkeiten wie Trockenfleisch,<br />

aufgeschlagener Butter und Brot<br />

aus der Dorfbäckerei. Aus einer Eierschale<br />

löffelt der Gast eine grossartige Zwiebelcreme<br />

mit gepickelten Schalotten, Maisschaum<br />

und Lauchasche. Das filigrane Tartelette<br />

mit Nüssen, Auberginenragout und<br />

Kerbel will man gleich nachbestellen. Raffiniert<br />

geht das Menu weiter: Auf einem blumenförmigen<br />

Teller gibt es Zander-Ceviche<br />

mit Kohlrabi, Fenchel und Apfeltupfern.<br />

Danach geniessen wir jeden Tropfen der<br />

herzhaften Pfifferlingsuppe. Es folgt eine<br />

Karottenvariation mit Sanddorn und Mostersamen<br />

an einem Lammjus, der Appetit<br />

auf mehr macht. Das tadellose Black-Angus-<br />

Steak wird von Randenpüree und Jus aus<br />

schwarzem Knoblauch begleitet. SAS<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Getränke<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

43 von 50<br />

19 von 20<br />

18 von 20<br />

10 von 10<br />

90 von 100<br />

Im Grindelwalder «1910» erwartet<br />

die Gäste raffinierte Produkteküche<br />

und heimelige Chaletstimmung.<br />

RESTAURANT 1910 - GOURMET BY HAUSERS<br />

im Hotel Belvedere Grindelwald<br />

Dorfstrasse 53<br />

3818 Grindelwald<br />

T: + 41 33 8545757<br />

belvedere-grindelwald.ch<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

149


gourmet / SIXPACK<br />

RESTAURANT LA<br />

TERRASSE<br />

Neuenburg<br />

5Man glaubt es kaum, wenn man das<br />

von aussen etwas unscheinbare<br />

«Hôtel Alpes et Lac» gleich gegenüber<br />

des Neuenburger Bahnhofs betritt:<br />

Durchquert man es, steht man auf der Terrasse<br />

mit der wohl schönsten Sicht auf den<br />

Neuenburgersee. Für den Besuch des<br />

Restaurants mit dem passendem Namen<br />

«La Terrasse» lohnt es sich also, einen lauen<br />

Abend auszusuchen. Im besten Fall<br />

geniesst man zum Start einen typischen<br />

Neuenburger Non-filtré, um sich dann<br />

durch die vielen lokalen Tropfen zu kosten.<br />

Kulinarisch sorgt seit März Küchenchef<br />

Daniel Aires, der zuvor während zwölf Jahren<br />

im «Hotel La Prairie» in Yverdon<br />

gekocht hat, für frischen Wind. Besonders<br />

gefällt uns die Blätterteigtarte mit frischen<br />

und confierten Tomaten, karamellisierten<br />

Zwiebeln und Pestotupfen. Das Vitello<br />

tonnato dagegen ist etwas trocken geraten.<br />

Neben den Gerichten mit italienischem<br />

Einschlag wartet die Karte mit einigen<br />

Klassikern auf. Den Eglifilets Meunière mit<br />

Chasselas-Sauce etwa merkt man an, dass<br />

sie eine der Spezialitäten des Hauses sind.<br />

Die Fisch filets sind zart und buttrig, die<br />

Sauce schön sämig. Gelungen ist auch das<br />

saftige und tranchierte Schweinsfilet an<br />

Morchelsauce. Als Beilagen sind sowohl<br />

die knusprig- salzigen Bratkartoffeln als<br />

auch das Gratin Dauphinois zu empfehlen.<br />

Bei der französisch inspirierten Dessertauswahl<br />

wählt man der Einfachheit halber<br />

Café Gourmand: So muss man sich nicht<br />

zwischen Crème brûlée, Pavlova mit Erdbeeren,<br />

Baba au rhum oder Mandelkrokant<br />

mit Heidelbeeren entscheiden. CS<br />

Das «La Terrasse» bietet<br />

einen der schönsten<br />

Ausblicke auf den<br />

Neuenburgersee.<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Getränke<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

46 von 50<br />

18 von 20<br />

17 von 20<br />

8 von 10<br />

89 von 100<br />

RESTAURANT LA TERRASSE<br />

im Hôtel Alpes et Lac<br />

Place de La Gare 2<br />

2000 Neuenburg<br />

T: + 41 32 7231919<br />

laterrasse-restaurant.ch<br />

DREI STUBEN<br />

Zürich<br />

6<br />

<strong>Schweiz</strong>erischer geht es kaum: Vor<br />

dem Haus eine gepflegte Gartenterrasse,<br />

drinnen verbreiten Holztäfer<br />

und -möbel viel Urchigkeit. Allerdings fehlen<br />

die typische Gewürzmenage und etwas<br />

Kitsch fürs richtige Landbeiz-Ambiente. Das<br />

stimmt so aber durchaus, denn das «Drei<br />

Stuben» ist mitten in Zürich, etwa zehn<br />

Minuten Fussmarsch vom Bahnhof entfernt.<br />

Seit Herbst 2022 wird es vom jungen Team<br />

des «The Artisan» in Wipkingen geführt.<br />

Der Service ist aufmerksam und freundlich,<br />

bewahrt aber in den richtigen Momenten<br />

seine Distanz. Auf der Weinkarte gibt es Biound<br />

Naturweine, viele davon stammen aus<br />

der <strong>Schweiz</strong>. Ebenso kommen auch die meisten<br />

Zutaten, die in der Küche verarbeitet<br />

werden, aus der Umgebung. Als Snack zum<br />

Apéro – Schaumwein der Familie Adank aus<br />

Fläsch – werden <strong>Schweiz</strong>er Egliknusperli mit<br />

Wasserkresse-Remoulade serviert. Nostalgisch,<br />

aber mit Pep. So lässt sich die Speisekarte<br />

allgemein gut zusammenfassen: ein<br />

schöner Mix aus bodenständigen, aber<br />

modernen Gerichten und alten Klassikern<br />

wie Läberli oder Cordon bleu. Die Vorspeisen<br />

begeistern uns allesamt, es gibt marinierte<br />

Sommertomaten mit Ziegenkäse und<br />

Holunderblütenvinaigrette, frische Erdbeeren<br />

mit Burrata, Basilikum, Olivenkraut und<br />

grilliertem Sauerteigtoast und ein schmackhaftes<br />

Alpenlachstatar und Rogen mit Gurken-Verjus-Dressing.<br />

Alles ist sommerlich,<br />

gut abgeschmeckt und macht Lust auf mehr.<br />

Bei den Hauptgängen schmeckt uns das Alpstein-Freiland-Perlhuhn<br />

mit Kornelkirsche,<br />

Karotten und Brennnessel-Kräuterknödel<br />

am besten. Das Dessert aus Brätzeliglace mit<br />

Beeren essen wir eher aus Pflichtbewusstsein,<br />

aber nicht, weil es nicht gut wäre,<br />

sondern weil wir schon sehr satt sind. Ein<br />

schöner Abend in einer Beiz, die den Weg<br />

ins 21. Jahrhundert gefunden hat! LG<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Getränke<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

44 von 50<br />

18 von 20<br />

18 von 20<br />

9 von 10<br />

89 von 100<br />

Zeitgemässe Küche und<br />

heimelige Beizatmosphäre:<br />

Das «Drei<br />

Stuben» in Zürich.<br />

RESTAURANT DREI STUBEN<br />

Beckenhofstrasse 5<br />

8006 Zürich<br />

T: + 41 44 3503300<br />

drei-stuben.ch<br />

Fotos: Mads Jalrfeldt, beigestellt<br />

150 falstaff sep <strong>2024</strong> 95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte


GASTROSOPHINNEN<br />

DAS FEDERVIEH IM FOKUS<br />

Unter Peter Bechters Anleitung kreierten die Gastrosophinnen<br />

aus jedem Teil des Huhns kulinarische Highlights.<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

Ein besonderer Kochkurs fand in<br />

der Kochschule La Cuisine in<br />

Zürich unter der Leitung von<br />

Peter Bechter statt. Unter dem<br />

Motto «Rund um das liebe Federvieh»<br />

widmeten sich die Gastrosophinnen der<br />

Zubereitung eines ganzen Huhns – vom<br />

Kamm über die Innereien bis hin zu den<br />

Füssen. Dabei lernten sie nicht nur die fachgerechte<br />

Zerlegung, sondern auch die Zubereitung<br />

vielfältiger Gerichte. Auf der Speisekarte<br />

standen unter anderem ein Salat aus<br />

Geflügelmagen, Herz und Kamm, eine<br />

Geflügelcrèmesuppe, Geflügelfond, gebratene<br />

Geflügelleber, ein Asia-Huhn in Sesam-<br />

Erdnuss-Sauce sowie eine mit Crevetten<br />

gefüllte Pouletbrust. Der lehrreiche Kurs<br />

fand grossen Anklang, und das gemeinsam<br />

zubereitete Essen, begleitet von erlesenen<br />

Weinen, überzeugte auf ganzer Linie.<br />

NÄCHSTE EVENTS<br />

GS Träff im Vini Vergani: Aperitivo con amore<br />

Zürich, 13. September <strong>2024</strong><br />

GS Träff Lindenhofkeller<br />

Zürich, 19. September <strong>2024</strong><br />

Balik – Besichtigung mit Lunch<br />

Ebersol, 25. September <strong>2024</strong><br />

Reise nach Turin –<br />

Königin der italienischen Städte<br />

22. bis 25. Oktober <strong>2024</strong><br />

Gourmet-Dinner im Restaurant Orsini,<br />

Mandarin Oriental<br />

Zürich, 7. November <strong>2024</strong><br />

Reise Venedig, die Lagunenstadt und Ort<br />

des Kunsthandwerks<br />

14. bis 17. November <strong>2024</strong><br />

Weihnachtsguetzli-Workshop<br />

Luzern, 30. November und 4. Dezember <strong>2024</strong><br />

JETZT MITGLIED WERDEN<br />

UND FALSTAFF-ABO SICHERN!<br />

Frauen, die Freude am Kochen und am Essen,<br />

an schön gedeckten Tischen und am Ausprobieren<br />

und Austauschen von Rezepten haben,<br />

sind herzlich willkommen.<br />

Alle Mitglieder kommen in den<br />

Genuss folgender Vorteile:<br />

Teilnahme an exklusiven Anlässen und<br />

Kochkursen/Spezialangeboten<br />

Austausch mit Gleichgesinnten<br />

Freundschaften knüpfen und pflegen<br />

Jahresabonnement von <strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Kosten: CHF 200,– pro Jahr<br />

zuzüglich einmaliger Eintrittsgebühr von CHF 70,–<br />

gastrosophinnen.ch<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 151


Chefredakteur<br />

CHRISTOPH<br />

SCHWARZ<br />

REISE<br />

KREUZFAHRTEN<br />

DIE KARIBIK<br />

NEU ENTDECKEN<br />

Ab Dezember steuern die beiden Schiffe<br />

«Explora I» und «Explora II» der MSC-<br />

Gruppe neue Destinationen in der Karibik<br />

an. Auf dem Programm stehen nicht nur berühmte<br />

Häfen, sondern auch Orte abseits ausgetretener<br />

Pfade, an denen man den ursprünglichen Geist der<br />

Karibik erleben kann: In Curaçao wird mit einem<br />

Meeresbiologen geschnorchelt, zudem warten<br />

Rumverkostungen auf Martinique, ein Trip in die<br />

alte mexikanische Maya-Stadt Uxmal oder ein<br />

Rundflug zu Chichén Itzá. explorajourneys.com<br />

AMALFI<br />

HAPPY BIRTHDAY,<br />

CANNELLONI!<br />

Ist die Geschichte nicht wahr, so ist sie gut erfunden: Vor genau<br />

100 Jahren, im August 1924, soll die italienische Pastasorte vom Koch<br />

des Hotels «Cappuccini» in Amalfi erfunden worden sein. Er legte –<br />

gemäss einer Höflichkeitsregel, die man mit dem Konkurrenzhotel<br />

vereinbart hatte – das Gericht den beiden Hotelbesitzern vorab zum<br />

Kosten vor. Weil die Röhrennudeln so grossartig schmeckten, liessen<br />

sie anordnen, die Glocken der Klosterkirche zu läuten, die in der Stadt<br />

widerhallten. Das einstige Hotel «Cappuccini» ist heute das «Anantara<br />

Convento di Amalfi Grand Hotel», das sich im damaligen Kapuzinerkloster<br />

befindet. Das Jubiläum begeht man gebührend: mit einem<br />

Menü, das historische Rezepte mit frischen Zutaten aus Klostergarten<br />

und Meer verbindet. Die Cannelloni stehen im Mittelpunkt und werden<br />

in klassischer Form und in modernen Varianten präsentiert.<br />

anantara-hotels.com<br />

152 falstaff sep <strong>2024</strong>


NOTIZEN<br />

FALSTAFF-GUIDE<br />

EIN ABSTECHER<br />

INS VENETO<br />

Venetien, gelegen im nordöstlichen<br />

Italien, ist immer eine Reise wert.<br />

Nicht zuletzt, weil die Region mit<br />

Meeresfrüchten, herzhaften Reisgerichten<br />

und feinen Weinen auch kulinarisch<br />

überzeugen kann. Die besten<br />

Tipps finden sich im neuen, online<br />

abrufbaren, <strong>Falstaff</strong>-Guide Venetien.<br />

Topadresse: das «Le Calandre» in<br />

Rubano mit vollen 100 <strong>Falstaff</strong>-<br />

Punkten. falstaff.com/at<br />

MAURITIUS<br />

GOLFEN AM<br />

INDISCHEN OZEAN<br />

JAMES BOND KEHRT ZURÜCK<br />

INS «BÜRGENSTOCK»<br />

Exakt 60 Jahre ist es her, da jagte Sean<br />

Connery in seiner Rolle als James Bond<br />

seinen Gegner Goldfinger durch die kurvenreichen<br />

<strong>Schweiz</strong>er Pässe, bevor er sich<br />

im «Bürgenstock» am Pool erfrischte. Das<br />

Hotel am <strong>Schweiz</strong>er Vierwaldstättersee<br />

begeht das Jubiläum mit einem reichhaltigen<br />

Programm – von einem speziellen<br />

Übernachtungspaket über kulinarische<br />

Angebote bis zu Filmvorführungen.<br />

burgenstockresort.com<br />

Fotos: ALBERTO BLASETTI / Anantara Hotels and Resorts, beigestellt, Shuttertsstock, Ron Magill, ANDRE SCHOENHERR, Rupert Peace<br />

SAFARI<br />

SMARTE FERNGLÄSER<br />

HELFEN BEI DER SUCHE<br />

Wer in der «Phinda Forest Lodge» des<br />

südafrikanischen Reiseveranstalters andBeyond<br />

auf Safari geht, hat künftig noch bessere Chancen,<br />

die Artenvielfalt wirklich zu erleben: Erstmals<br />

kommen Smart-Ferngläser zum Einsatz,<br />

die mittels KI-Unterstützung Tiere identifizieren<br />

und es der Gruppe möglich machen,<br />

ihre Entdeckungen miteinander über das<br />

Display zu teilen. Die Ferngläser stammen<br />

von Swarovski. andbeyond.com<br />

Mauritius wird immer mehr zum<br />

Golf-Hotspot: Dafür sorgt nicht zuletzt<br />

« Heritage Resorts & Golf» mit neuen<br />

«Stay & Play»-Angeboten: Die Gäste<br />

haben die Wahl zwischen zwei Fünf-Sterne-Hotels<br />

des Resorts, dem «Heritage<br />

Le Telfair» und dem «Heritage Awali».<br />

Sie geniessen Zugang zu den beiden DP-<br />

World-Tour-Golfplätzen «La Réserve Golf<br />

Links» und «Le Château Golf Course».<br />

heritagegolfclub.mu<br />

«7132 HOTEL»: PRIVATE DINING<br />

AUF DER ALP<br />

Exklusiver geht es kaum: Im Rahmen der<br />

«Beyond the Cloud»-Experience entführt<br />

das Valser «7132 Hotel» seine Gäste in die<br />

wilde Natur. Dort finden sie einen perfekt<br />

eingedeckten Tisch des hauseigenen<br />

2-Sterne-Lokals «7132 Silver» vor und werden<br />

von Chefkoch Marcel Koolen verwöhnt.<br />

Flug im Helikopter inklusive. 7132.com<br />

WEIHNACHTEN IN VIETNAM<br />

Wer dem Weihnachtstrubel entkommen,<br />

aber dennoch nicht aufs Fest verzichten<br />

will, dem bietet sich eine Vietnam-Reise an:<br />

Das luxuriöse «Alma Resort» an der Küste<br />

von Cam Ranh hat ein Festprogramm mit<br />

europäischen Traditionen erstellt. Am<br />

Zimmer wartet sogar ein Christbaum zum<br />

Selberschmücken. alma-resort.com<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

153


eise / WELLNESS<br />

GRENZEN-<br />

LOSER<br />

Foto:Michael Adair<br />

154 falstaff sep <strong>2024</strong>


GENUSS<br />

Vom Matterhorn<br />

über das<br />

Salzkammergut in<br />

Österreich bis in<br />

die Pannonische<br />

Tiefebene<br />

verbinden Hotels<br />

kulinarischen<br />

Hochgenuss mit<br />

umfassenden<br />

Wellnessangeboten.<br />

Sie<br />

liefern den Rahmen<br />

für individuelles<br />

Wohlbefinden.<br />

TEXT KLAUS HÖFLER<br />

Warmes Wasser, herausragende<br />

Kulinarik, entspannende<br />

Atmosphäre: die Zutaten für ein<br />

ganzheitliches Wellnesserlebnis.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

155


eise / WELLNESS<br />

Solebad, Saunen und ein Swimmingpool<br />

als Rahmen, in dem Körper und Geist im «The Chedi»<br />

zu Einklang und Balance finden.<br />

WELLNESS IST<br />

MEHR ALS DIE<br />

VORLIEBE FÜR<br />

SMOOTHIES UND<br />

SAUNAAUFGÜSSE.<br />

ES IST EINE LEBENS-<br />

EINSTELLUNG.<br />

Der amerikanische Sozialmediziner<br />

Halbert L. Dunn<br />

heftet sich an die Fahnen,<br />

1959 aus den englischen<br />

Worten «Wellbeing» und<br />

«Fitness» die Kombination «Wellness»<br />

kreiert und damit den Grundstein für eine<br />

neue Gesundheitsbewegung gelegt zu<br />

haben. Sein Talent zur Selbstvermarktung<br />

ist damit bewiesen, sein tatsächlicher<br />

«Erfindergeist» darf allerdings hinterfragt<br />

werden. Bereits 1654 taucht das Wort<br />

«Wellness» erstmals in englischen Wörterbüchern<br />

auf, die damit gemeinten Prinzipien<br />

und Praktiken sind noch viel älter.<br />

Auch das «Le Grand Bellevue» in Gstaad<br />

setzte bereits ein halbes Jahrhundert vor<br />

Dunn auf das Potenzial heilender und<br />

erholsamer Behandlungen. Aus dem 1912<br />

gegründeten Kurhaus hat sich heute eines<br />

der traditionsreichsten Luxushotels der<br />

Region entwickelt. Ein Mix aus elegantem<br />

Chic und gemütlicher Landhausatmosphäre<br />

bietet die Kulisse für eine 3000 Quadratmeter<br />

grosse luxuriöse Thermaloase mit<br />

verschiedenen Wellness- und Erlebniszonen,<br />

darunter ein Himalaja-Salz-Raum, eine<br />

Heu-Sauna und ein Spa-Bereich, in dem<br />

neben entspannenden Kräuteraromatherapie-Massagen<br />

und hautverbessernden<br />

Treatments auch Sound Healing – also<br />

Heilung durch Klang – angeboten wird.<br />

«Dabei handelt es sich um eine Therapieform,<br />

bei der Klänge und Schwingungen<br />

genutzt werden, um körperliches und<br />

emotionales Wohlbefinden sowie ein<br />

Fotos: Michael Adair, Steve Herud, beigestellt<br />

156 falstaff sep <strong>2024</strong>


Zeitlose Eleganz im «The Chedi»: Das<br />

architektonische Juwel in Andermatt besticht<br />

mit seinem Mix aus asiatischen Elementen<br />

und alpinem Chic. Auch im Spa-Bereich<br />

konzentriert man sich auf die Symbiose aus<br />

alpiner und asiatischer Tradition.<br />

harmonisches inneres Gleichgewicht zu<br />

fördern», erklärt die ausgebildete Physiound<br />

Massagetherapeutin Katarzyna Pajak.<br />

Für den kulinarischen Genuss sorgt<br />

Küchenchef Francesco de Bartolomeis im<br />

«Leonard’s», für Abwechslung der Besuch<br />

eines Floristik-Workshops, der Zigarren-<br />

Lounge oder der grosszügigen Parkanlage<br />

des Hotels.<br />

Apropos Zigarren: Mit mehr als 900 verschiedenen<br />

Zigarren aus 15 Ländern,<br />

darunter auch Raritäten und Sondereditionen,<br />

gilt die Zigarrenauswahl der « Cigar<br />

Library» im «The Chedi Andermatt» als<br />

grösste in der Hotellerie weltweit. In einem<br />

der renommiertesten Luxushotels der<br />

<strong>Schweiz</strong> verschmilzt auf 1447 Meter Höhe<br />

und umgeben von der atemberaubenden<br />

Natur des imposanten Gotthardmassivs<br />

dezente Eleganz mit modernem Lifestyle<br />

und asiatischen Elementen. Hier lässt es sich<br />

umweglos eintauchen in eine Welt der Entspannung.<br />

Auf 2400 Quadratmeter warten<br />

im Hydrotherapie- und im Spa-Bereich<br />

unter anderem eine finnische Sauna und<br />

ein Sole-Dampfbad sowie eine tibetanische<br />

Relaxation-Lounge, die allesamt Körper<br />

<<br />

Das «Cervo» bietet<br />

Möglichkeiten für Körper- und<br />

Beautybehandlungen, vor der<br />

Haustüre wartet ein prominenter<br />

Nachbar: das Matterhorn.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

157


eise / WELLNESS<br />

<<br />

und Geist in Balance bringen. Fünf erstklassige<br />

Restaurants decken – asiatisch dominiert<br />

– sämtliche Geschmackswelten ab,<br />

dazu kommt ein hochkarätig ausgestatteter<br />

Weinkeller: Das 2013 erbaute Hotel definiert<br />

Genuss in allumfassender Bandbreite<br />

in einer Umgebung, die eine lange touristische<br />

Geschichte hat. Die Lage am Gotthardpass<br />

bescherte im 19. Jahrhundert eine<br />

frühe «Karriere» als Verkehrsknotenpunkt<br />

durch den Postkutschenverkehr samt Eröffnung<br />

der ersten Hotels für Gäste, die Bergluft<br />

und Luxus geniessen wollten. Mit dem<br />

Bau eines der ersten Skilifte der <strong>Schweiz</strong><br />

wurde 1937 der Wintertourismus initiiert<br />

Ihre nüchtern-edle<br />

Formensprache hat die<br />

Therme «7132» samt<br />

angeschlossener Hotels<br />

zu einem Hotspot für<br />

Architektur-Aficionados<br />

gemacht – und damit<br />

auch den kleinen<br />

Graubündner Ort Vals.<br />

DAS «7132» IST DIE<br />

KURZWAHL ZU<br />

ENTSPANNUNG, GENUSS<br />

UND BALANCE. DAS<br />

HAUS BIETET RAUM,<br />

DEN AUGENBLICK ZU<br />

LEBEN.<br />

und damit Andermatt zu einer Ganzjahresdestination.<br />

Auch im «The Chedi» lassen<br />

sich Sommer wie Winter geniessen.<br />

Das gilt auch für das «Cervo Mountain<br />

Resort» hoch über Zermatt. Im hauseigenen<br />

Spa bietet man zudem mit Körperund<br />

Beauty-Behandlungen östlicher und<br />

westlicher Kulturen die Möglichkeit einer<br />

Weltreise. Sie beginnt mit einem Hamam-<br />

Peeling-Ritual im Dampfbad, optional mit<br />

Eisbaden im alpinen Naturteich oder Eintauchen<br />

im bhutanesischen Kräuter-Hot-<br />

Stone-Bad. Weiter geht es mit einer Zirbelkiefermassage<br />

in einer mongolischen Jurte.<br />

Den Abschluss macht ein tibetanisches<br />

Klangschalen-Ritual. Und das alles mit<br />

Blick auf das Matterhorn, den «Signature-<br />

Gipfel» der Walliser Alpen und einen der<br />

bekanntesten Berge der Welt.<br />

WELLNESS-WALLFAHRTSORT<br />

Internationale Bekanntheit geniesst auch<br />

der kleine Ort Vals in Graubünden. Dank<br />

der erstmals im 17. Jahrhundert schriftlich<br />

erwähnten hoch mineralisierten<br />

St. Petersquelle profitierte man vergleichsweise<br />

früh von Touristen – zunächst in Form<br />

von Gästen des Sanatoriums, nach dessen<br />

Um- und Ausbau zu einem Kurhotel ab<br />

1964 auch vom Freizeittourismus und seit<br />

der Eröffnung der neuen Thermenanlage<br />

1996 als «Pilgerort» für Architekturinteressierte<br />

aus der ganzen Welt. Der Grund: Als<br />

die auf knapp 1200 Meter Höhe gelegene<br />

Gemeinde die Therme sowie die angeschlossenen<br />

drei Hotels Anfang der 1980er-Jahre<br />

übernahm, beauftragte sie den Bündner Architekten<br />

Peter Zumthor mit der Planung. Er<br />

verwirklichte ein Konzept, das die Wahrung<br />

der Ursprünglichkeit und der Verbundenheit<br />

Fotos: Julien Balmer, Armin Walcher, MS Photography by Michael Stabentheiner, beigestellt<br />

158 falstaff sep <strong>2024</strong>


mit dem Dorf auf derart spektakuläre und<br />

überzeugende Weise mit modernen Einflüssen<br />

und Exklusivität kombiniert, dass<br />

der Bau bereits 1998, nur zwei Jahre nach<br />

der Wiedereröffnung, unter Denkmalschutz<br />

gestellt wurde. Das monolithische Gebäude<br />

aus rohem Beton und 60.000 Valser<br />

Quarzitblöcken gilt als Hommage an die<br />

archaische Schönheit des Valser Tals. Heute<br />

bieten die «7132 Hotels und Therme» – die<br />

Postleitzahl des Dorfs stand als Namensgeber<br />

Pate – mit vielfältigen Behandlungsangeboten<br />

und kulinarischer Avantgarde<br />

ein Gesamtpaket für Entschleunigung,<br />

Ruhe und Genuss. Die «7132 Therme»<br />

teilt sich in sechs Bäder auf, dazu kommen<br />

Spa-Treatments und zwei Restaurants,<br />

die lokale und internationale Produkte zu<br />

Gourmeterlebnissen kombinieren.<br />

Weiter im Osten – in Österreich – versteht<br />

man die Kombination aus Natur,<br />

Kulinarik und Wellness ebenfalls. Beispielsweise<br />

am «Feuerberg» auf der Gerlitzen<br />

über dem Ossiacher See bei Villach in<br />

Kärnten. Seit über hundert Jahren bewirtschaftet<br />

die Familie von Isabella und Erwin<br />

Das 1912 erbaute «Landhaus zu<br />

Appesbach» am österreichischen<br />

Wolfgangsee bietet kulinarische<br />

Finesse, aber auch Entschleunigung<br />

im grosszügigen Spabereich.<br />

Grenzenloser Ausblick am «Feuerberg» in Kärnten: Neben<br />

dem 25 Meter langen «Unendlich-Pool» umfasst die<br />

Badewelt des «Mountain Resorts» unter anderem ein grosses<br />

Indoorbecken, elf Saunen und mehrere Whirlpools.<br />

Berger die auf 1769 Meter Höhe gelegene<br />

Alm, die heute zu den grössten und höchstgelegenen<br />

Hotel-Spa-Anlagen der Alpen<br />

zählt. Umgeben von Almwiesen und Wäldern<br />

wird ein umfassendes Wohlfühlportfolio<br />

geboten – Aussicht auf Wörthersee<br />

und die Julischen Alpen inklusive. Im hauseigenen<br />

Wellnesszentrum warten Massagen,<br />

energetische Anwendungen, Bäder und ein<br />

Kosmetikangebot, am Teller Kreationen mit<br />

hohem Regionalitätsanspruch von Küchenchef<br />

Kevin Granegger, ergänzt durch Weine<br />

aus der Alpe-Adria-Region.<br />

Im Salzkammergut spielt auf den Speisekarten<br />

dagegen traditionell der Saibling<br />

die Hauptrolle. So im «Landhaus zu<br />

Appesbach» am Wolfgangsee und im<br />

« Seehotel Grundlsee», wo die Menufolge<br />

jeweils mit Ceviche vom Ausseer Saibling<br />

eingeleitet werden kann. Erlesen sind in<br />

beiden Fällen auch das Angebot an Spa-<br />

Behandlungen sowie die Lage direkt am<br />

Wasser. Legt man am Steg am Wolfgangsee<br />

an, erreicht man durch eine kleine Parkanlage<br />

die Strandbar (Wolfgangsee-Bellini!).<br />

Am Grundlsee kann im Rahmen eines Geniesserfrühstücks<br />

auf einer traditionellen<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

159


eise / WELLNESS<br />

Das «Höflehner»: Aus<br />

einem Berggasthaus nahe<br />

Schladming wurde<br />

eine der führenden<br />

Wellnessadressen in<br />

der Steiermark.<br />

Harmoniefördernde<br />

Formensprache im<br />

renommierten «Le Grand<br />

Bellevue» in Gstaad. Sound-<br />

Healing sorgt hier für innere<br />

Balance.<br />

<<br />

Plätte – einem<br />

schmalen Ruderboot<br />

aus Holz, das an<br />

die rustikale Verwandte<br />

der venezianischen Gondeln<br />

erinnert – das Seeerlebnis<br />

direkt am Wasser genossen werden.<br />

Unweit davon wartet in Haus im Ennstal<br />

in der Nähe des Skimekkas Schladming das<br />

«Natur- und Wellnesshotel Höflehner».<br />

Herzstück ist ein 5000 Quadratmeter grosses<br />

«Premium Alpin Spa» mit Naturbadeteich,<br />

Infinity-Whirlpool und Almsaunadorf<br />

mit zwölf Saunen. Für zusätzliche Entspannung<br />

sorgen Behandlungen von Massagen<br />

bis Peelings im «Naturelle Spa». Kulinarisch<br />

verwöhnt Dennis Katholnig im Restaurant<br />

«H11siebzehn», beispielsweise mit einem<br />

Sieben-Gänge-Menu, das er vorwiegend aus<br />

Lebensmitteln aus dem eigenen Garten und<br />

Bioprodukten aus der Region komponiert.<br />

190 Kilometer weiter Richtung Sonnenaufgang<br />

folgt man im «Almwellness Hotel<br />

Pierer» einem ähnlichen Konzept: Körper,<br />

Gaumen und Seele werden auf höchstem<br />

Niveau verwöhnt. Das Angebot reicht vom<br />

Baden im beheizten Naturteich bis zu<br />

Behandlungen mit teils hausgemachten<br />

Produkten. Damit hat sich das Haus zu<br />

einer der führenden Adressen für ganzheitlichen<br />

Genuss entwickelt. Teil davon ist<br />

auch die Küchenlinie «Alminarium».<br />

Dazu gibt es Kostproben aus dem extravaganten<br />

und gut bestückten dreistöckigen<br />

« Weintresor» und einen Blick über eines<br />

der grössten Almengebiete Mitteleuropas.<br />

PANNONISCHER LUXUS<br />

Noch einen kurzen Sprung weiter nach<br />

Osten und über die ungarische Grenze<br />

lässt die Landschaft bei Szombathely<br />

schroffe Gipfel und sanfte Hügel endgültig<br />

hinter sich. Der Horizont wird<br />

weit. Als Konstante erweist sich aber die<br />

Kombination aus erlesenem Gourmetgenuss<br />

und erholsamem Wellnessangebot,<br />

die beispielsweise in Sárvár geboten wird.<br />

Im «Spirit Hotel Thermal Spa» stammt das<br />

Heilwasser aus der eigenen Quelle. Sie füllt<br />

im über 10.000 Quadratmeter grossen<br />

Bade bereich mehr als zwanzig Becken.<br />

Dazu kommen eine eigene Saunainsel und<br />

eine Auswahl aus über hundert internationalen,<br />

aber individuell abgestimmten<br />

Wellnessbehandlungen. Auf Regionalität<br />

setzt man dagegen bei den Zutaten, die<br />

Attila Borda im «Onyx»-Restaurant zu<br />

feinen Kreationen veredelt. «Durch die<br />

Verwendung hochwertiger Produkte können<br />

wir viel für unsere Gesundheit tun»,<br />

ist Borda überzeugt. Ein ganzheitlicher<br />

Ansatz, ganz nach dem Geschmack von<br />

Wellness-«Erfinder» Halbert L. Dunn.<br />

<<br />

Fotos: CM Visuals, Nick Hopper, beigestellt<br />

160 falstaff sep <strong>2024</strong>


eise / WELLNESS<br />

Im «Spirit Thermal Spa» bei<br />

Szombathely wird die ungarische<br />

Thermentradition auf höchstem Niveau<br />

fortgeschrieben.<br />

6,5 Meter hohen «Tresor» warten 8000 Weine.<br />

Fladnitz 77, 8163 Fladnitz an der Teichalm<br />

T: +43 3179 7172, hotel-pierer.at<br />

POLL’S KAISERTERRASSE IM WEISSEN<br />

RÖSSL<br />

Im Aushängeschild des Salzkammerguts schafft es<br />

Küchenchef Hermann Poll jedes Jahr, auf Spitzenniveau<br />

erneut zu begeistern. Bries und Backerl mit<br />

Herbsttrompeten ist so eine unvergessliche Kreation.<br />

Markt 74, 5360 St. Wolfgang<br />

T: +43 6138 2306-66<br />

weissesroessl.at<br />

SCHWEIZ<br />

7132 SILVER<br />

Die aussergewöhnliche Architektur und das<br />

edle Design der weltbekannten Therme in Vals<br />

bieten für Chef Marcel Koolen den Rahmen für ein<br />

geschmackliches und ästhetisches Gesamtkunstwerk<br />

jenseits von kulinarischen Stereotypen.<br />

Poststrasse 560 a, 7132 Vals<br />

T: +41 58 7132000<br />

7132silver.com<br />

ALPINE GOURMET PRATO BORNI<br />

IM ZERMATTERHOF<br />

Die siebengängigen, auch optisch anregenden<br />

Menus werden mit der passenden Weinbegleitung<br />

angeboten. Apropos Weinkarte: Die Walliser<br />

Spezialitäten sind für eine perfekte Übersicht nach<br />

Rebsorten geordnet.<br />

Bahnhofstrasse 55, 3920 Zermatt<br />

T: +41 27 9666600<br />

zermatterhof.ch<br />

AVENUE MONTAGNE IM PARK GSTAAD<br />

Lokale Spezialitäten in einer gemütlichen und<br />

heimeligen Atmosphäre. Nachhaltigkeit und eine<br />

enge Verbindung zur Natur bilden das Herzstück<br />

der aromareichen Küche.<br />

Wispilenstrasse 29, 3780 Gstaad<br />

T: +41 33 7489800<br />

grandhotelpark.ch<br />

GÜTSCH BY MARKUS NEFF<br />

Auf 2340 Meter Höhe kocht Markus Neff<br />

seine elegante, klare «Zwischen Berg und Tal»-<br />

Küche. Spektakuläre Aussichten von der Terrasse,<br />

feine <strong>Schweiz</strong>er Weine auf der Karte und ein<br />

hohes Mass an Gastlichkeit.<br />

Gotthardstrasse 53, 6490 Andermatt<br />

T: +41 58 2006907<br />

guetsch.com<br />

LEONARD’S IM LE GRAND BELLEVUE<br />

Küchenchef Francesco de Bartolomeis setzt<br />

auf elegante internationale Küche. Private-Dining-<br />

Möglichkeiten, ein exklusiver Weinkeller und eine<br />

Sushi-Bar sorgen für einen geschmacklich bunten<br />

Genussbogen.<br />

Untergstaadstraße 17, 3780 Gstaad<br />

T: +41 33 7480000<br />

bellevue-gstaad.ch<br />

THE JAPANESE RESTAURANT<br />

IM HOTEL CHEDI<br />

Dominik Sato und Fabio Toffolon liefern im «The<br />

Japanese» und im «The Japanese at Gütsch»<br />

asiatisch inspirierte Fine-Dining-Cuisine, während<br />

man im «The Restaurant» auch europäische<br />

Gerichte geniessen kann.<br />

Gotthardstrasse 4, 6490 Andermatt<br />

T: +41 41 8887488<br />

thechediandermatt.com<br />

CERVO MOUNTAIN RESORT<br />

Die drei Restaurants bieten unterschiedliche<br />

kulinarische Richtungen. Im «Bazaar» treffen<br />

sich Entdecker vorwiegend vegetarischer, von<br />

orientalischen Märkten inspirierter Spezialitäten.<br />

Im «Madre Nostra» zelebriert man Italien, im<br />

« Ferdinand» (ab Dezember) Walliser Küche.<br />

Riedweg 156, 3920 Zermatt<br />

T: +41 27 9681212<br />

cervo.swiss<br />

ÖSTERREICH<br />

LANDHAUS ZU APPESBACH<br />

Küchenchef Thomas Höfler begeistert mit<br />

einzigartigen Gerichten, die durch hervorragendes<br />

Handwerk und die feine Komposition wertvoller<br />

Zutaten zu einem ganzheitlichen Geschmackserlebnis<br />

werden.<br />

Au 18, 5360 St. Wolfgang<br />

T: +43 6138 22090, appesbach.com<br />

PIERER<br />

Im Wellnesshotel im Almenland sorgt Georg<br />

Stückelberger mit seinem «Alminarium» für<br />

köstliche Naturküche. Attraktiv ist zudem das vegetarische<br />

und vegane Angebot. Im spektakulären<br />

DIE TISCHLEREI<br />

Kreative Kompositionen vom See bis zum<br />

Meer sowie von der Wiese und aus dem Wald.<br />

Empfehlung: das Degustationsmenu.<br />

Roseggerstraße 676, 8970 Schladming<br />

T: +43 3687 22192<br />

dietischlerei.co.at<br />

H11SIEBZEHN<br />

Küchenchef Dennis Katholnig kocht nach<br />

der – nach der Besitzerfamilie benannten – hauseigenen<br />

G-K-H-Philosophie: Gerhards gesundem<br />

Genuss, Katrins kreativer Küche oder traditioneller<br />

heimischer Hausmannskost.<br />

Gumpenberg 2, 8967 Haus im Ennstal<br />

T: +43 3686 2548<br />

hoeflehner.com<br />

SEEBLICK IM MONDI-RESORT<br />

Johannes Ganisl ist neuer Küchenchef, die<br />

Ausrichtung auf österreichische Tradition bleibt.<br />

Aus Grundlseer Rind werden etwa Zwiebelrostbraten<br />

und Gekochtes zubereitet, Saibling ist<br />

natürlich Pflicht.<br />

Archkogl 31, 8993 Grundlsee<br />

T: +43 3622 8477-0<br />

grundlsee.mondihotels.com<br />

SEEHOTEL GRUNDLSEE<br />

Puristisches Design trifft auf gelebte Ausseer<br />

Tradition. Die Küche gibt sich zeitgemäss-bodenständig<br />

und verwendet vorwiegend regionale<br />

Produkte. Ein Traum ist die Fischsuppe mit<br />

Tomaten und Fenchel.<br />

Mosern 22, 8993 Grundlsee<br />

T: +43 3622 86044<br />

seehotelgrundlsee.at<br />

UNGARN<br />

ONYX RESTAURANT IM SPIRIT HOTEL<br />

THERMAL SPA<br />

Küchenchef Attila Borda setzt auf regionale<br />

pannonische Produkte wie Angus-Rind, Mangalitza-<br />

Schwein, Fisch und Wild aus der Umgebung sowie<br />

auf hauseigene Weine, die in einem eleganten<br />

Rahmen serviert werden.<br />

Vaskert krt. 5, 9600 Sárvár<br />

T: +39 95 889500<br />

spirithotel.hu<br />

<<br />

Foto: beigestellt<br />

162 falstaff sep <strong>2024</strong><br />

95–100 Punkte 90 – 94 Punkte 85 – 89 Punkte 80 – 84 Punkte – Mehr Infos auf falstaff.com


THE CHEDI ANDERMATT<br />

WELLNESS FÜR<br />

DESIGNAFFINE GENIESSER<br />

Sich einmal ganz und gar in einem der eindrücklichsten<br />

Design-Wellnesshotels der <strong>Schweiz</strong> verwöhnen (lassen), traumhaft<br />

tief schlafen und im Herzen einer atemberaubenden, kontrastreichen<br />

Alpenkulisse aufwachen – das bietet «The Chedi Andermatt».<br />

Das luxuriöse Fünfsternehotel<br />

kombiniert zurückhaltende<br />

Eleganz mit zeitgemässem<br />

Lifestyle und vereint asiatische<br />

Akzente mit alpinem Flair.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © Sven Piek; Henrick Nielsen; Michael Adair, beigestellt<br />

Über «The Chedi Andermatt»<br />

kann man kaum schreiben,<br />

man muss es selbst erlebt<br />

haben. Nur wenige <strong>Schweiz</strong>er<br />

Resorts strahlen so viel Stil und Gelassenheit<br />

aus, was dem asiatisch geprägten<br />

Ambiente zu verdanken ist. Die 119 grosszügigen<br />

Signaturezimmer und -suiten<br />

begeistern reiseerfahrene Single-Traveller<br />

und anspruchsvolle Paare bis hin zur<br />

sechsköpfigen Familie.<br />

Gerade wenn die Tage kürzer werden,<br />

offenbart «The Chedi Andermatt» seine<br />

Stärken: eine vielfach prämierte Gastronomie,<br />

den weitläufigen The Spa & Health<br />

Club sowie «The Hästens Experience»,<br />

das ultimative Bettenerlebnis.<br />

MAXIMUM AN QUALITÄT<br />

Drei Highlights stehen exemplarisch für<br />

den Anspruch des «Chedi Andermatt», sich<br />

nur das Beste zu gönnen: Auf dem Spa-<br />

Menu findet man neu die Pariser Hautpflege-Linie<br />

Biologique Recherche. Sie gilt als<br />

mondänste Hautpflegemarke der Schönheitsindustrie.<br />

Auf die Hautanalyse mit<br />

wissenschaftlichen Messsonden folgt eine<br />

personalisierte Behandlung.<br />

Im 2400 Quadratmeter grossen Spabereich<br />

gibt es neben Hydrotherapie,<br />

Dampfbädern und Saunen eine bezaubernde<br />

tibetanische Relaxation Lounge. Eine<br />

Besonderheit sind zudem die speziell auf<br />

Kinder und Teenager zugeschnittenen<br />

Treatments. Im beheizten Outdoorpool<br />

taucht man ein in das imposante Bergpanorama<br />

von Andermatt.<br />

Ebenfalls sondergleichen ist die «Hästens<br />

Experience», wenn man sich in der im<br />

September neu eröffneten «Hästens-Suite»<br />

bettet. Dort erwarten die Gäste nebst dem<br />

luxuriösen Hästens-Superia-Bett ein Welcome<br />

Kit mit Pyjamas, Daunenstiefeln und<br />

Schlafmaske zur kompletten Entspannung.<br />

INFO<br />

The Chedi Andermatt<br />

Gotthardstrasse 4, 6490 Andermatt.<br />

T: +41 41 7993. info@chediandermatt.com<br />

thechediandermatt.com<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 163


Night SPA Deluxe –<br />

Unvergessliches Spa-Erlebnis<br />

mit exklusiver Zweisamkeit<br />

Ob romantische Auszeit oder ein besonderer Abend<br />

zu zweit – das «Fire & Ice Night SPA Deluxe» schafft<br />

Erinnerungen, die bleiben. Von 20.15 bis 22.00 Uhr<br />

steht der gesamte Spa-Bereich für entspannte<br />

Stunden in privater Atmosphäre zur Verfügung. Hier<br />

lässt sich der Alltag vergessen, während die heissen<br />

Dämpfe Körper und Geist beruhigen.<br />

Erholung mit Stil<br />

Das Angebot umfasst alles, was für pure Entspannung<br />

nötig ist: Bademantel, Badeschuhe und<br />

Badetücher sowie eine Auswahl an Tee und Wasser.<br />

Als kulinarisches Highlight gibt es feine Überraschungen,<br />

süss und salzig, eine Schale frischer<br />

Früchte und eine Flasche Champagner. Dieses<br />

Erlebnis bietet mehr als nur Entspannung – es ist<br />

ein Fest für die Sinne.<br />

Alpine Eleganz und kulinarische Vielfalt<br />

Mit seinen 90 modern eingerichteten Zimmern und<br />

Suiten im urbanen Stil bietet das «Bergwelt Grindelwald<br />

| Alpine Design Resort» den perfekten Rahmen.<br />

Das kulinarische Angebot rundet den Abend<br />

ab – mit Casual Alpine Soul Food im «BG’s Grill»<br />

oder traditionellen <strong>Schweiz</strong>er Gerichten im «Pinte».<br />

Das exklusive Angebot ist in Kombination mit einer<br />

Übernachtung im Hotel buchbar. Ein unvergesslicher<br />

Abend voller Genuss und Erholung wartet!<br />

Erstklassig und authentisch<br />

Die Bergwelt Grindelwald ist ebenso einzigartig wie<br />

die Naturschönheiten, die sie umgeben. Mit grossem<br />

Engagement widmet sich das Team dieser besonderen<br />

Verbindung. Gemeinsam mit den regionalen<br />

Partnern setzt man alles daran, seinen Gästen erstklassige<br />

Produkte und unvergleichlichen Service zu<br />

bieten – direkt aus dem Dorf und unverwechselbar.<br />

BERGWELT GRINDELWALD<br />

ALPINE DESIGN RESORT<br />

Bergwelt 4<br />

3818 Grindelwald<br />

T: +41 33 8548585<br />

bergwelt-grindelwald.com<br />

164<br />

falstaff sep <strong>2024</strong>


WELLNESS<br />

ZWISCHEN<br />

GIPFELN<br />

UND GENUSS<br />

Kulinarische Höhepunkte und<br />

erholsame Spa-Erlebnisse verbinden<br />

sich zu einer Auszeit, die Körper und<br />

Geist gleichermassen verwöhnt.<br />

The Cambrian Adelboden<br />

«A true one-off»<br />

«The Cambrian» ist ein in Ort für entspannte<br />

Momente und unvergessliche<br />

Erlebnisse. Nach einem spektakulären<br />

Tag in der Adelbodner Natur können<br />

Gäste im «The Cambrian»-Spa und<br />

dem berühmten Infinity-Aussenpool<br />

mit unvergleichlichem Ausblick den<br />

Alltag für einen Moment vergessen.<br />

Komplettiert wird das Spa-Erlebnis<br />

durch einen Innenpool, eine finnische<br />

Sauna, Dampfbad, Regenduschen<br />

sowie einen Ruhe- und Fitnessbereich.<br />

Das Spa-Team begeistert mit einer<br />

grossen Auswahl an hochwertigen<br />

Treatments mit den exklusiven Produkten<br />

von Susanne Kaufmann, Expertin<br />

für ganzheitliche Hautpflege und<br />

Pionierin moderner Naturkosmetik.<br />

Neu konzipierte Wellness-Aktivitäten<br />

verwöhnen Körper, Geist und Seele:<br />

Yoga, Meditation bei Kerzenschein,<br />

Pranayama und Fasten sowie ein ganzheitliches<br />

Resilienz-Retreat mit erfahrenen<br />

und einfühlsamen Coaches.<br />

THE CAMBRIAN ADELBODEN<br />

Dorfstrasse 7, 3715 Adelboden<br />

T: +41 33 6738383<br />

thecambrianadelboden.com<br />

ADVERTORIAL Foto: © Anja Zurbruegg; Shutterstock; Beigestellt<br />

Ski-in und Ski-out mitten<br />

im Skigebiet von Zermatt und<br />

hoch über dem Alltag<br />

Morgens aufwachen, sich räkeln, die frische Alpenluft<br />

einatmen und dem Matterhorn «Guten Tag»<br />

sagen. So beginnt ein Ferientag auf 2222 m. Das<br />

«Riffelalp Resort 2222m» thront hoch über dem<br />

berühmten Alpendorf Zermatt und liegt mitten im<br />

Skigebiet. Nach dem herzhaften Frühstück geht es<br />

direkt auf die Ski. Im Skiraum werden die letzten<br />

Einstellungen an den Ski vorgenommen und los<br />

geht’s! Kein Anstehen und eine frisch präparierte<br />

Piste – ein Erlebnis, welches man nie vergisst.<br />

Nach den Schwüngen im Schnee heisst es, sich im<br />

höchstgelegenen Spa auf 2222 m aufzuwärmen.<br />

Unvergessliches Spa-Erlebnis, kulinarische<br />

Höhepunkte und alpine Romantik<br />

Der Innenpool mit eingebautem Sprudelbad sowie<br />

die Saunen und Dampfbäder bringen müde Muskulaturen<br />

wieder auf Trab. Ein ganz besonderes Erlebnis<br />

ist die Chriiter-Grotta mit uriger Atmosphäre – eine<br />

Grotte aus Stein mit viel Wasser.<br />

Nicht verpassen darf man den auf 35 °C geheizten<br />

Aussenpool mit Matterhornblick. Bei Sonnenuntergang<br />

färben sich die höchsten Gipfel der Walliser<br />

Alpen in Rosa- und Goldtönen und entzücken den<br />

Betrachter – das ist Energie pur bei Ruhe, Natur und<br />

herzlicher Gastfreundschaft.<br />

Für das leibliche Wohl im Winter sorgt Chefkoch<br />

Luigi Lafranco in drei Restaurants: das Restaurant<br />

«Alexandre» strahlt alpine Romantik aus. Hier wird<br />

Gemütlichkeit mit regionalen und mediterranen<br />

Genüsse geboten. Das «Ristorante Al Bosco» widmet<br />

sich der Küche des italienischen und <strong>Schweiz</strong>er<br />

Alpenraums – die Zutaten stammen möglichst aus<br />

der Region und von Produzenten aus der <strong>Schweiz</strong><br />

und Italien. Im «Walliserkeller» erwartet Gäste eine<br />

urige Chalet- und Berghütten-Atmosphäre kombiniert<br />

mit regionalen Spezialitäten wie Raclette,<br />

Fondue und Grilladen.<br />

RIFFELALP RESORT 2222M<br />

3920 Zermatt<br />

T: +41 27 9660555<br />

reservation@riffelalp.com<br />

riffelalp.com<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 165


AUF DEN<br />

SPUREN DES<br />

FÜRSTENTUMS<br />

In Balzers, der südlichsten<br />

Gemeinde Liechtensteins, erhebt<br />

sich die gut sichtbare Burg<br />

Gutenberg – ein beeindruckendes<br />

Relikt aus dem Hochmittelalter.<br />

166 falstaff sep <strong>2024</strong>


LIECHTENSTEIN MARKETING<br />

Ein ganzes Land auf einem<br />

Weg erkunden – das ist der<br />

Liechtenstein-Weg. Über 75<br />

Kilometer erstreckt sich die<br />

schöne Route durch alle elf<br />

Gemeinden des Fürstentums<br />

Liechtenstein und bietet dabei<br />

eine Fülle an Geschichten,<br />

herrlichen Aussichten und<br />

kulturellen Highlights.<br />

Neben seiner kulturellen und<br />

historischen Vielfalt begeistert<br />

Liechtenstein vor allem durch<br />

seine beeindruckende Natur.<br />

ADVERTORIAL Fotos: beigestellt<br />

Der Liechtenstein-Weg ist weit<br />

mehr als nur ein Wanderweg.<br />

Er ist eine Reise durch die<br />

Geschichte, die Kultur und die<br />

Natur dieses kleinen, aber faszinierenden<br />

Landes. Die Etappe von Balzers nach Triesenberg<br />

führt über 16 Kilometer hinweg an<br />

beeindruckenden Sehenswürdigkeiten vorbei,<br />

wie der majestätischen Burg Gutenberg,<br />

die über Balzers thront. Der Weg verläuft<br />

weiter über die Alte Römerstrasse bis nach<br />

Triesen, wo das Areal der ehemaligen Baumwollweberei<br />

Jenny, Spoerry & Cie. erreicht<br />

wird. Auf einem stetig ansteigenden Pfad<br />

führt die Route zur Kapelle St. Mamertus,<br />

die einen herrlichen Blick auf die umliegende<br />

Landschaft bietet, bevor schliesslich das<br />

Walserdorf Triesenberg auf 900 Metern über<br />

dem Meeresspiegel erreicht wird. Hier erinnert<br />

das Walsermuseum eindrucksvoll an die<br />

Geschichte der Walser Einwanderer.<br />

VIELFÄLTIGES LIECHTENSTEIN<br />

Von Triesenberg führt die nächste Etappe<br />

nach Vaduz, der Hauptstadt des Fürstentums.<br />

Die zehn Kilometer lange Strecke bietet<br />

zahlreiche Höhepunkte, darunter die<br />

Ruine der Burg Schalun, die auf einer Felsterrasse<br />

etwa 400 Meter über dem Zentrum<br />

von Vaduz liegt. Der Weg schlängelt sich<br />

weiter hinunter ins »Städtle« von Vaduz,<br />

vorbei an der Museumsmeile mit dem<br />

Kunstmuseum, der Hilti Art Foundation<br />

und dem Landesmuseum. Im Regierungsviertel<br />

fallen die markanten Gebäude der<br />

Regierung und des Landtags ins Auge –<br />

Letzteres wurde vom deutschen Architekten<br />

Hansjörg Göritz entworfen. Weiter geht es<br />

auf weniger bekannten Pfaden zur Alten<br />

Rheinbrücke, entlang des Rheins und<br />

zurück ins Zentrum von Vaduz.<br />

Eine weitere beeindruckende<br />

Etappe führt von<br />

Vaduz über Schaan nach<br />

Nendeln. Auf 17 Kilometern<br />

und etwa fünf Stunden Wanderzeit<br />

bietet diese Strecke einen<br />

abwechslungsreichen Mix aus Natur und<br />

Kultur. Besonders sehenswert sind die Ruinen<br />

eines römischen Kastells in Schaan<br />

sowie die atemberaubende Aussicht auf die<br />

Drei-Schwestern-Bergkette über Planken.<br />

Nach einem steilen Abstieg wird Nendeln<br />

erreicht, wo die Überreste eines römischen<br />

Gutshofs besichtigt werden können.<br />

Für Naturliebhaber bietet die Etappe von<br />

Ruggell nach Schaanwald eine besondere<br />

Faszination. Sie führt durch das Ruggeller<br />

Riet, ein rund 90 Hektar grosses Naturschutzgebiet<br />

im Norden Liechtensteins. Hier<br />

lassen sich seltene Pflanzen- und Tierarten<br />

entdecken. Weiter geht es über den steilen<br />

Anstieg nach Schellenberg, vorbei an den<br />

Ruinen der Unteren Burg und entlang des<br />

ehemaligen Schmugglerpfads, der eine beeindruckende<br />

Aussicht auf den Bodensee bietet.<br />

Über den Seidenbaumpfad, der an die frühere<br />

Seidenproduktion in der Region erinnert,<br />

wird schliesslich Schaanwald erreicht.<br />

KULTUR TRIFFT TECHNOLOGIE<br />

Begleitet wird die Reise auf dem Liechtenstein-Weg<br />

von der preisgekrönten LIstory-<br />

App, die nicht nur bei der Navigation hilft,<br />

sondern auch tief in die Geschichte und Kultur<br />

des Landes eintauchen<br />

lässt. Die App bietet<br />

Augmented-Reality-<br />

Erlebnisse, die historische<br />

Stätten und Ereignisse zum<br />

Leben erwecken. Insgesamt sind 147<br />

Erlebnisstationen über alle elf Gemeinden<br />

und das Berggebiet Malbun verteilt. Die<br />

Strecke, die für Wanderer 75 Kilometer und<br />

für E-Biker 85 Kilometer umfasst, lässt sich<br />

individuell planen – App-Informationen zu<br />

Unterkünften, Restaurants und Attraktionen<br />

inklusive. Einige Teilstrecken sind barrierefrei<br />

und somit auch für Personen mit eingeschränkter<br />

Mobilität zugänglich.<br />

Mit dieser digitalen Unterstützung wird<br />

der Liechtenstein-Weg zu einem unvergesslichen<br />

Erlebnis, das nicht nur körperlich,<br />

sondern auch geistig bereichert. Die Kombination<br />

aus landschaftlicher Schönheit,<br />

kulturellen Highlights und modernster<br />

Technologie macht den Liechtenstein-Weg<br />

zu einem einzigartigen Abenteuer, das<br />

sowohl Einheimische als auch Besucher<br />

gleichermassen fasziniert.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

liechtensteinweg.li<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 167


eise / LONG WEEKEND – LONDON<br />

VERY<br />

INDISH!<br />

Von der «Brick Lane» bis ins «Little India»: Bei einem<br />

Streifzug durch das indische London erkunden wir das<br />

Beste aus zwei Welten. Da darf es laut und bunt<br />

zugehen. Aber wir lernen auch: Indisches Fine<br />

Dining und gediegener Luxus, das geht sich<br />

aus! Und der Indian Afternoon Tea<br />

ist fast ein Muss.<br />

TEXT ANNA-MARIA BAUER<br />

Foto: mauritius images / Axiom Photographic / Dosfotos<br />

168 falstaff sep <strong>2024</strong>


Rund 10.000 indische Lokale<br />

gibt es Schätzungen zufolge in<br />

Grossbritannien. So gross wie auf<br />

der Brick Lane im Osten Londons<br />

ist die Auswahl selten wo.<br />

Mehr Städtereise-Tipps<br />

für lange Wochenenden<br />

go.falstaff.com/longweekend<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

169


eise / LONG WEEKEND – LONDON<br />

Farben und Aromen im Überfluss: Auf<br />

der Brick Lane zeigt sich die Vielfalt der<br />

indischen Küche.<br />

FREITAG<br />

Die Reise in die indische<br />

Küche Londons beginnt<br />

im Osten: Bei den Curry-<br />

Häusern der Brick Lane<br />

und der ausgezeichneten<br />

Küche des kultigen<br />

«Dishoom» in Soho.<br />

Eigentlich ist London überall bunt: Da<br />

ist das kontrastierende Rot-Weiss-Blau<br />

der Union-Jack-Fahnen, das edle Türkis<br />

des «Fortnum & Mason»-Kaufhauses<br />

oder das Rot der Telefonzellen vor dem frisch<br />

geputzten Big Ben. Und doch wirkt all das<br />

fahl, wenn man bei der Liverpool Street Station<br />

aussteigt und nach Osten spaziert, bis<br />

man auf die Brick Lane stösst: Benannt nach<br />

Ziegelbrennöfen, die flämische Siedler im 16.<br />

Jahrhundert brachten, ist die Brick Lane heute<br />

für dreierlei berühmt: kunstvolle Graffitis,<br />

Erinnert an die goldenen Zeiten von<br />

Mumbai: Das «Dishoom» hat mittlerweile<br />

mehrere Standorte. Sie sind zu Recht<br />

immer voll. Im Kreis: Die Spring Lady in<br />

der «Scarfes»-Bar, verfeinert mit Jasmin.<br />

Vintage-Läden und die Curry-Häuser, deren<br />

Tischchen bis auf die Strasse reichen.<br />

Gesprächsfetzen und das Klappern von<br />

Besteck hallen durch die Gasse. Es riecht<br />

nach frittiertem Blätterteig, nach Koriander,<br />

Kurkuma und Kreuzkümmel. Vor der Nummer<br />

75 versucht Türsteher Richard, Passanten<br />

zu einem Besuch im «Bengal Village» zu<br />

überzeugen, einem der berühmtesten Restaurants<br />

der Curry-Meile mit riesigem Tigergemälde<br />

an der Wand. Das «Sheba» an der<br />

Nummer 136 wiederum lockt mit Onion<br />

Bahjis und Shorisha Chicken, im «City<br />

Spice» macht sich Chefkoch Niaz Caan mit<br />

veganen Gerichten einen Namen. Keine einfache<br />

Aufgabe in einem Land, das mehr als<br />

10.000 indische Lokale zählt. Und so dient<br />

der Besuch in der Brick Lane nur dem Gustieren.<br />

Zum Nachtessen führt der Weg in<br />

den Westen – von der Brick Lane ins pulsierende<br />

Soho, von den Bengalen nach Mumbai.<br />

Auf diese Küche konzentriert sich das<br />

gehypte «Dishoom Carnaby». Der Andrang<br />

ist gross, die Wartezeit überbrückt man gerne<br />

an der Bar bei exzellenten Cocktails. Zu<br />

sehen gibt es im Getümmel genug, zu kosten<br />

später noch mehr. Das Schwarze Daal darf<br />

24 Stunden schmurgeln, bevor es an den<br />

Tisch kommt, und hat zu Recht Kultstatus.<br />

Auch das Chicken Tikka (in Sweet-Vinegar-<br />

Marinade, dafür aber ohne Joghurt) und die<br />

Spicy Lamb Chops sollte man sich nicht entgehen<br />

lassen. Spicy? Ja, derartige Versprechen<br />

löst man hier auch ein.<br />

Danach spazieren wir die New Oxford<br />

Street Richtung Osten, bis sich rechter Hand<br />

das «Rosewood»-Hotel vor uns aufbaut. Das<br />

Licht in der «Scarfes»-Bar ist gedimmt, das<br />

Leder im Rücken kühl. Der Kellner serviert<br />

eine Spring Lady, eine Variation der White<br />

Lady, die Harry MacElhone 1919 im Londoner<br />

«Ciro’s Club» gegründet hat, mit Holunderlikör<br />

statt Triple Sec. Ausschlaggebend ist<br />

der Muyu-Likör. In diesem Fall verfeinert mit<br />

jener Blume, die Indien wie keine andere verkörpert:<br />

weissem Jasmin. Manchmal braucht<br />

bunt keine Farbe. ><br />

Fotos: beigestellt, Thomas Persson / Shutterstock.com, Lindsey Parnaby / EPA / picturedesk.com, seasons.agency / Jalag / Artz, Andrea, Getty Images<br />

170 falstaff sep <strong>2024</strong>


So bunt ist London sonst nirgendwo:<br />

Die Curry-Häuser auf der Brick Lane sind legendär.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

171


eise / LONG WEEKEND – LONDON<br />

Seit 49 Jahren steht Gulu Anand (re.) im<br />

«Brilliant» in Southall hinter dem Herd.<br />

Die Lieblingsgeschichte, die er zu<br />

erzählen weiss: Der König zählt<br />

zu seinen Gästen.<br />

Orientalische Opulenz und meterhohe Palmen im «The<br />

Landmark» (links). Im Kreis: Gurdwara Sri Guru<br />

Singh Sabha ist der grösste Sikh-Tempel Europas,<br />

der auch Andersgläubige einlässt.<br />

SAMSTAG<br />

Das richtige Little India liegt tief im Londoner<br />

Westen. Dort ist ein Restaurant so gut, dass<br />

selbst der König den Weg dorthin findet.<br />

Entschuldigung», sagt Dipna Anand,<br />

als sie am dunklen Holztisch Platz<br />

nimmt und auf ihre Kochhaube deutet.<br />

«Wir machen gerade Palau-Reis.» Ihr<br />

Vater Gulu nickt und ergänzt: »300 Kilo.»<br />

Damit jedes Gramm davon perfekt wird,<br />

muss das Timing stimmen: Der Reis muss<br />

zuerst aufkochen, dann im Dampf garen. Es<br />

gilt genau so viel Kreuzkümmel beizumengen,<br />

dass der Reis schmackhaft, aber nicht<br />

zu dunkel wird. Deshalb steht Gulu Anand<br />

nach 49 Jahren als Restaurantchef immer<br />

noch selbst in der Küche. Wohl mit ein<br />

Grund, warum das «Brilliant» in Southall<br />

trotz seiner abgelegenen Lage in Westlondon<br />

sogar vom König frequentiert wird.<br />

Seit 1975 bietet Gulu Anand den Briten<br />

indische Gerichte genau so an, wie er sie<br />

selbst kochen würde: nach Familienrezepten<br />

und mit vielen Gewürzen, etwa den 15,<br />

die ins Garam Masala gehören.<br />

Das geht in Southall besonders gut auf.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen Einwanderer<br />

aus Indien, Pakistan und Bangladesch<br />

vorwiegend in diesen Teil Londons.<br />

Es gab bezahlbaren Wohnraum und Arbeitsplätze<br />

in Textilfabriken. Heute werden in<br />

den Schaufenstern bunte Gewürze, Saris<br />

und Schmuck feilgeboten. Die Gehsteige<br />

sind am Wochenende dicht gedrängt, aus<br />

den Restaurants duftet es nach frischem<br />

Curry. Das Lichterfest Diwali und das<br />

Erntedankfest Vaisakhi werden farbenfroh<br />

begangen, und das Viertel hat den Beinamen<br />

«Little India» erhalten. Wenn man vom<br />

«Brilliant» nach Osten spaziert, taucht nach<br />

wenigen Minuten das eindrucksvolle Kuppeldach<br />

des Gurdwara Sri Guru Singh Sabha<br />

auf. Es ist der grösste Sikh-Tempel Europas,<br />

der Nicht-Sikhs willkommen heisst –<br />

wenn man sich anmeldet und in der Darbar<br />

Hall den Kopf mit einem Schal bedeckt.<br />

Einige Jahre nach der Eröffnung des Tempels,<br />

und kurz nachdem Gulu sein Restaurant<br />

eröffnet hatte, wurde der damalige Prinz<br />

Charles für die Einweihung einer Fabrik in<br />

Southall angekündigt. Gulu witterte seine<br />

Chance: «Ich habe dem Buckingham Palast<br />

geschrieben», sagt er und schmunzelt bei der<br />

Erinnerung. Er würde den Prinzen, wenn er<br />

nach Southall kommt, gerne in sein Restaurant<br />

einladen. Die Antwort des Palasts: Es tue<br />

ihnen leid, aber der Terminkalender des Prinzen<br />

sei äusserst dicht. «Also», fährt Gulu fort,<br />

«habe ich noch einmal geschrieben: Wenn<br />

der Prinz den ganzen Tag unterwegs ist, muss<br />

er doch zu Mittag essen, und dabei sollte sein<br />

Essen besser brilliant sein.» Darauf hatte der<br />

Palast keine Ausrede. Und so deliziös fand<br />

Prinz Charles dann wohl Gulus Butter Chicken<br />

und den Tandoori-Lachs, dass er immer<br />

wieder vorbeikam.<br />

Ein Aspekt, der dem Gastronomen beim<br />

ersten Besuch besonders in Erinnerung blieb:<br />

«Prinz Charles hat mit jedem Mitarbeiter<br />

gesprochen.» Bescheiden, interessiert, mit<br />

einem Auge fürs Detail. So ist auch Seniorchef<br />

Gulu. Der muss jetzt aber wirklich wieder<br />

nach seinem Reis schauen.<br />

Fotos: Jonathan Stewart, beigestellt, 4kclips / Jeff Whyte / Shutterstock.com, JOHN BLACKWELL, hugo sousa / unsplash<br />

172 falstaff sep <strong>2024</strong>


Im «Cinnamon Club» treffen<br />

indische Aromen auf westliche<br />

Kochtechniken. Gespeist wird im<br />

aussergewöhnlichen Ambiente<br />

der Old Westminster Library.<br />

Im Vorbeigehen würdigen wir<br />

die klassischen Sehenswürdigkeiten<br />

der Metropole: Im Bild<br />

Westminster Bridge und Big Ben.<br />

SONNTAG<br />

Zum Abschluss wird es vornehm: Indian Afternoon<br />

Tea beim Buckingham Palace, Turbanschmuck im<br />

Victoria & Albert Museum und royales Wild beim<br />

edelsten Inder der Stadt.<br />

Welch Eleganz einen im «Taj 51»<br />

erwartet, ahnt man, wenn man<br />

das blumengeschmückte Backsteintor<br />

durchschreitet, von Elefantenskulpturen<br />

begrüsst wird und mit dem Innenhof<br />

eine eigene Welt betritt: üppige Palmen, ein<br />

filigraner Springbrunnen und türkisfarbene<br />

Fliesen, die an schimmernde Jade erinnern.<br />

Wenig später wird im «Kona» feiner First-<br />

Flush Darjeeling serviert, der Champagner<br />

unter den Tees. Dazu auf Goldplatten: saftige<br />

Safran-Scones mit Rosenmarmelade,<br />

knusprig-würzige Scrambled Paneer Bhurji<br />

Filo (Frischkäse in Filoteig-Hülle) und süsse<br />

Gulab Jamun Mille Feuille (gebratene<br />

Milchbällchen zwischen Blätterteigschichten).<br />

Gerne werden die indischen Gewürze in<br />

England als exotisch beschrieben. Dabei ist<br />

die indische Küche so eng mit der englischen<br />

verwoben, dass ohne sie viele Klassiker nicht<br />

existieren würden: Die Fish & Chips bestellt<br />

der Engländer am liebsten mit Currysauce,<br />

Samosas werden im Supermarkt feilgeboten<br />

und die Blätter für die 60 Millionen Tassen<br />

Tee im Jahr kommen meist aus Indien. Im<br />

Fünf-Sterne-Hotel «Taj 51» nahe dem Buckingham<br />

Palace werden beide Traditionen verworben:<br />

beim Indian Jasmine Afternoon Tea.<br />

Der Sonntag geht elegant weiter: Wir spazieren<br />

durch das vornehme Knightsbridge<br />

zum Kaufhaus Harrods, das 175. Geburtstag<br />

feiert. Wir folgen der Brompton Road zum<br />

Victoria & Albert Museum, das unter seinen<br />

4,5 Millionen Artefakten auch 60.000<br />

Objekte aus Indien verwahrt. Einen goldenen,<br />

mit Juwelen besetzten Turbanschmuck,<br />

ein silbernes Teeservice von Oomersi Mawji<br />

oder den fast lebensgrossen hölzernen Tiger,<br />

der eine Figur in europäischer Kleidung zerfleischt<br />

und in dessen Körper eine Orgel versteckt<br />

ist. Nicht alles ist, sei erwähnt, unumstritten:<br />

Indien bezeichnet einige der Ausstellungsstücke<br />

als «Raubkunst».<br />

Zum Abschluss wird beim vielleicht feinsten<br />

Inder der Stadt diniert. Im gediegenen<br />

Ambiente der ehemaligen Old Westminster<br />

Library bietet Vivek Singh im «Cinnamon<br />

Club» delikate, moderne Küche. Indische<br />

Gewürze treffen auf westliche Techniken. Der<br />

Bollyflower Cheese rundet kräftigen Käse mit<br />

fruchtiger Tomaten-Bockshornklee-Sauce ab,<br />

der intensive Geschmack des gegrillten<br />

Hirschrückens vom Schloss Balmoral kontrastiert<br />

mit würzigem Masala-Kartoffelpüree,<br />

zum Dessert bekommt die Crème<br />

Brûlée durch schwarzen Kardamom eine<br />

rauchige Note. Man erkennt: Indische und<br />

britische Küche dürfen noch viel mehr<br />

verschmelzen.<br />

><br />

Das Victoria & Albert Museum verwahrt<br />

in seiner Sammlung 60.000 Objekte aus<br />

Indien – darunter juwelenbesetzten<br />

Turbanschmuck. Nicht unumstritten.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

173


eise / LONG WEEKEND – LONDON<br />

TIPPS &<br />

ADRESSEN<br />

HOTELS<br />

BROADWICK SOHO (1)<br />

Londons extravagantestes neues Luxushotel, eingerichtet<br />

von Martin Brudnizki. So bunt wie das<br />

umliegende Soho: rote Seidenwände, goldene<br />

Leuchter, rosa Elefanten.<br />

20 Broadwick St, London W1F 8HT<br />

T: +44 20 7047 4000, broadwicksoho.com<br />

THE LANDMARK (2)<br />

Britische Eleganz trifft orientalische Opulenz im<br />

eleganten Marylebone. Blickfang im Fünf-Sterne-<br />

Hotel: meterhohe Palmen unter dem Glasdach im<br />

Atrium.<br />

222 Marylebone Rd, London NW1 6JQ<br />

T: +44 20 7631 8000, landmarklondon.co.uk<br />

MANDARIN ORIENTAL HYDE PARK (3)<br />

Nur wenige Fussminuten vom ikonischen Kaufhaus<br />

Harrods und nordseitig ein einmaliger Blick auf den<br />

Hyde Park. Inklusive 17 Meter langem Schwimmbad.<br />

66 Knightsbridge, London SW1X 7LA<br />

T: +44 20 7235 2000<br />

mandarinoriental.com/en/london/hyde-park<br />

CORINTHIA (4)<br />

Edles Luxushotel im ehemaligen Verteidigungsministerium.<br />

Das Penthouse kommt mit Dachterrasse<br />

samt Riesenschachbrett und Blick über die Skyline<br />

der Innenstadt.<br />

Whitehall Pl, London SW1A 2BD<br />

T: +44 20 7930 8181, corinthia.com/en-gb/london<br />

RESTAURANTS<br />

DISHOOM CARNABY (1)<br />

Zartfeines Huhn in aromatischer Makhani-Sauce,<br />

scharfes Lamm, das über Nacht in einer Marinade<br />

aus dunklem Ingwer gelegen ist, oder die ikonischen<br />

Vada-Pav-Kartoffelpuffer-Burger. Essen, das glücklich<br />

macht, in stilvoll-gemütlicher Atmosphäre.<br />

22 Kingly St, Carnaby, London W1B 5QP<br />

T: +44 20 7420 9322, dishoom.com/carnaby<br />

THE BRILLIANT (2)<br />

Ein Geheimtipp in Londons Little India mit royalem<br />

Siegel: Sogar König Charles hat das Restaurant<br />

schon einmal besucht. Feine, intensive Küche, die<br />

eine Reise ins abgelegene Westlondon wert ist.<br />

72-76 Western Rd, Southall UB2 5DZ<br />

T: +44 20 8574 1928, brilliantrestaurant.com<br />

MADHU’S SOUTHALL (3)<br />

Samosas in knisterndem Blätterteig und rauchiges<br />

Lamm aus dem Tandoor: traditionelle und dennoch<br />

hervorragende Kreationen der Brüder Anand.<br />

39 South Rd, Southall UB1 1SW<br />

T: +44 20 8574 1897<br />

madhus.co.uk/our-restaurants/southall<br />

CINAMON CLUB (4)<br />

Feine indische Küche mit modernem Twist in der<br />

fantastischen Atmosphäre der ehemaligen Westminster<br />

Library. Das Wild kommt vom königlichen<br />

Schloss Balmoral, die Jumbo-Morcheln werden mit<br />

getrüffelten Hirse-Shiitake-Chips serviert.<br />

The Old Westminster Library, Great Smith St<br />

London SW1P 3BU<br />

T: +44 20 7222 2555d, cinnamonclub.com<br />

GYMKHANA (5)<br />

Raffiniert: Das traditionelle Munjtak Biryani wird<br />

mit Granatapfel und Minze verfeinert, die Gajar<br />

Halwa Tart mit Goldblättchen abgerundet. Dafür<br />

erhielt es als erstes indisches Lokal in London zwei<br />

Michelin-Sterne. Das dunkle Holz und schwere<br />

Leder erinnern an die Gymkhana-Clubs in Indien.<br />

42 Albemarle St, London W1S 4JH<br />

T: +44 20 3011 5900, gymkhanalondon.com<br />

THE QUILON (6)<br />

Zentral zwischen Westminster Abbey und St<br />

James’s Park. Berühmt für seinen gebackenen<br />

schwarzen Kabeljau: herrlich weich und dazu<br />

wunderbar saftig.<br />

41 Buckingham Gate, London SW1E 6AF<br />

T: +44 20 7821 1899, quilon.co.uk<br />

CAFÉ UND BARS<br />

THE CINNAMON KITCHEN (1)<br />

Britischer Afternoon Tea trifft auf indischen, frühabendlichen<br />

Chai – mit Masala Chai in der Teekanne<br />

und Samosas, Fish Finger Sandwich sowie<br />

Cheesecake auf der Etagere.<br />

9 Devonshire Square, London EC2M 4YL<br />

T: +44 20 7626 5000, cinnamon-kitchen.com/<br />

afternoon-tea-on-the-terrace<br />

TAJ 51 (2)<br />

Eine weitere Variation eines britisch-indischen<br />

Nachmittagstees. Die Scones kommen mit<br />

Safran, der Crumble mit Gajar Halwa (Karottenpudding),<br />

die Cheddar-Roulade ist nach<br />

indischer Art frittiert. Das Lokal liegt in einer<br />

Nebengasse des Buckingham Palace.<br />

51 Buckingham Gate, London SW1E 6AF<br />

T: +44 20 7769 7766, taj51buckinghamgate.co.uk<br />

SCARFES BAR (3)<br />

Gediegene Holzvertäfelung, tiefe Ohrensessel, kuriose<br />

Cartoons und raffinierte Cocktails: erfrischend<br />

(Paper Glider), sanft (Call Me Nutty) oder scharf<br />

(Smoky Maria).<br />

Rosewood London, 252 High Holborn<br />

London WC1V 7EN<br />

T: +44 20 3747 8670, scarfesbar.com<br />

THE SPY BAR (4)<br />

Versteckte Bar im Untergeschoss des noblen<br />

«Raffles»-Luxushotels, in jenem ehemaligen<br />

Spionagebüro, in dem Ian Fleming die Idee zum<br />

berühmtesten Spion aller Zeiten kam.<br />

57 Whitehall, London SW1A 2BX<br />

T: +44 20 3907 7500<br />

theowo.london/the-spy-bar<br />

SEHENSWÜRDIGKEITEN<br />

BRICK LANE (1)<br />

Ein buntes, pulsierendes Viertel in Ostlondon,<br />

berühmt für seine Street Art, Vintage-Läden und<br />

legendären Curry-Häuser – das Herzstück der bengalisch-indischen<br />

Küche von London.<br />

75 Brick Ln, London E1 6QL<br />

Brick Lane, London<br />

SHRI SANATAN HINDU TEMPLE (2)<br />

Ein architektonisches Meisterwerk im nordwestlichen<br />

Stadtviertel Neasden, das mit seinen aufwendig<br />

gemeisselten Skulpturen spirituelle Ruhe und<br />

hinduistische Kultur ausstrahlt.<br />

Ealing Rd, Wembley HA0 4TA<br />

SRI GURU SINGH SABHA GURDAWARA (3)<br />

Europas grösster Sikh-Tempel, gelegen in Westlondon,<br />

der für seine beeindruckende Goldkuppel<br />

bekannt ist. Gäste können die Darbar Hall besuchen<br />

und auch an einem Kirtan teilnehmen.<br />

Guru Nanak Rd, Southall UB2 4NP<br />

><br />

Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com<br />

174 falstaff sep <strong>2024</strong>


SBB AG<br />

NACHHATIG REISEN,<br />

STILVOLL GENIESSEN<br />

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, bedeutet nicht nur<br />

umweltbewusstes Reisen, sondern auch eine gelungene Kombination aus<br />

Entspannung und Unterhaltung, die es ermöglicht, die Reisezeit optimal zu nutzen.<br />

Zwischen Seeufer und<br />

Weinbergen – mit dem<br />

ICN am Neuenburgersee<br />

wird das Reisen zu einem<br />

besonderen Erlebnis.<br />

ADVERTORIAL Fotos: © SBB CFF FFS / Dario Häusermann; SBB CFF FFS<br />

Warum den öffentlichen<br />

Verkehr (ÖV) wählen?<br />

Ganz einfach: Weil die<br />

Freizeit und der Genuss<br />

bereits mit dem Einsteigen beginnt.<br />

Gemütlich Platz nehmen und die vielen<br />

Annehmlichkeiten während der Fahrt auskosten.<br />

Ob ein entspannter Kaffee, das<br />

Lesen der Zeitung, das Hören der Lieblingsmusik,<br />

ein Spiel mit Mitreisenden<br />

oder der Blick aus dem Fenster auf die<br />

vorbeiziehende Landschaft – der Weg zum<br />

Ausflugsziel wird mit dem ÖV zu einem<br />

besonderen Teil des Freizeiterlebnisses.<br />

Zudem reist man nachhaltig und komfortabel<br />

ganz ohne Stress durch Staus oder<br />

die Suche nach einem Parkplatz.<br />

SPAREN BEIM REISEN,<br />

GENIESSEN BEI DER ANKUNFT<br />

Die zahlreichen Vorteile des öffentlichen<br />

Verkehrs geniessen und dabei preiswert<br />

unterwegs sein – dank attraktiver Sparangebote<br />

kein Problem. So bleibt mehr<br />

Budget für die liebsten Freizeitaktivitäten<br />

übrig. Ob eine Weindegustation mit der<br />

besten Freundin oder eine Zugfahrt in eine<br />

der malerischen Weinregionen der <strong>Schweiz</strong>:<br />

So wird das Reisen noch vergnüglicher.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

sbb.ch/vorteile<br />

sep <strong>2024</strong> falstaff 175


eise / KOLUMNE AUTO<br />

DAS JAHR DER<br />

NEULINGE<br />

Audi<br />

Trotz aktueller Krise kommen <strong>2024</strong> zahlreiche<br />

neue Modelle auf den Markt. Ein Transporter-<br />

Schönling ragt dabei noch heraus.<br />

hat bei der Nomenklatur<br />

nachgeschärft. Nun gilt: in<br />

geraden Nummern fließt Strom, in<br />

ungeraden Sprit. Im Bild:<br />

Der neue Audi A6 Sportback Elektro.<br />

Ich musste ein Rotweinglas lang<br />

überlegen, ob es dieses Mal um die<br />

widersprüchlichen Rauchzeichen<br />

vom Markt für E-Autos gehen sollte:<br />

einerseits stockende Verkaufszahlen<br />

und Hersteller, die von ihren ehrgeizigen<br />

Verstromungsplänen wieder abrücken, dafür<br />

andererseits weltweit eine Verdoppelung der<br />

Zahl an Batterie- und Hybridautos innerhalb<br />

von nur zwölf Monaten, das aber<br />

natürlich wegen China.<br />

Diese Entwicklung ist zwar wichtig, natürlich,<br />

wird sich aber in die Länge ziehen und<br />

ist daher weniger aktuell als das derzeitige<br />

Powerplay der Autobauer: War 2023 noch<br />

ein schwaches Jahr, was Präsentationen neuer<br />

Modelle angeht, holt die Branche <strong>2024</strong> nun<br />

alles nach. Zunächst zum Alltagsgeschäft: Die<br />

kleinen Stromer kommen endlich. Und zwar<br />

so geballt, dass Kunden nun eine echte Auswahl<br />

offensteht. Nicht so ganz günstig dürfte<br />

die E-Version «Elletrica» vom Alfa Romeo<br />

Junior werden, der allerdings nicht als Kleinwagen,<br />

sondern als Kompakt-SUV antritt.<br />

Runde 40.000 Euro sollte man ausgeben<br />

wollen. Der Multimarkenkonzern Stellantis<br />

lässt zudem seine andere geschichtsträchtige<br />

Marke Italiens wieder Gas geben: Lancia<br />

kommt mit dem Ypsilon zurück. Die wahren<br />

Kleinen aber sind der Retro-Stromer Renault<br />

5, der Citroën ë-C3 und vor allem der Dacia<br />

Spring – die Renault-Schwester liefert zum<br />

kleinen Preis, weit unter 20.000 Euro oder<br />

Franken, und mit kleinem Antrieb von 45<br />

Pferdchen ein ideales Alltagspendlerauto.<br />

VON DER PFLICHT ZUR KÜR<br />

Von der Pflicht zur Kür ans andere Ende der<br />

Preisskala. Gleich zwei Gelände-Kultautos<br />

treten nun mit Batterieherzen an: der Range<br />

Rover und die kantige Mercedes G-Klasse.<br />

China-Schwede Polestar bringt den 3 und<br />

den 4 fast zeitgleich in den Markt, und die<br />

ehemals britische, heute chinesische Zombie-<br />

Marke MG, enorm erfolgreich mit ihren<br />

Stromern, lässt einen schicken Roadster<br />

namens Cyberster von der Kette. VW hat<br />

mit dem gelungenen ID.7 Anschluss an das<br />

Niveau im Markt gefunden, Porsche den<br />

Sport-Stromer Taycan kräftig aufgebessert,<br />

ihm zudem die Tränensäcke an den Frontleuchten<br />

wegoperiert, davon profitiert auch<br />

der hübsche, kleine Bruder Audi e-tron GT,<br />

optisch wie auch leistungsmässig.<br />

Audi holt vieles nach: Drei Jahre gab es<br />

keine Neuen, doch nun rauscht es in der<br />

Garage. Strom-SUV Q6 neu, der beliebte<br />

Eiltransporter A6 als Elektriker neu und<br />

ordentlich im Design nachgeschärft, die<br />

A5-Modelle ebenfalls neu – und einmal<br />

mehr auch die Nomenklatur bei Audi. Nun<br />

gilt: In geraden Nummern fliesst Strom, in<br />

ungeraden Sprit. Die Verbrenner-A5 sind<br />

also Nachfolger der kompakten Volumenmodelle<br />

A4, die bisherigen A6, Heimat eines<br />

der selten gewordenen Achtzylinder, werden<br />

sich künftig A7 nennen. Vor allem als Avant,<br />

also als Kombi, ist der Sechser ein Hingucker.<br />

Ein Erfolgsmodell brauchen Audi und<br />

Konzernmutter VW dringend, im ewigen<br />

Premium-Dreikampf liegt Audi aktuell klar<br />

hinter BMW und Mercedes zurück.<br />

Fotos: AUDI AG, alex rhee / unsplash, beigestellt<br />

176 falstaff sep <strong>2024</strong>


DIRK<br />

RUSCHMANN<br />

ist stv. Chefredakteur<br />

beim <strong>Schweiz</strong>er<br />

Wirtschaftsmagazin<br />

BILANZ. Er fährt<br />

einen Zweitürer.<br />

AUTO-<br />

NOTIZEN<br />

NEUE STRATEGIE<br />

Es wurde Zeit! Jaguar erfindet sich komplett<br />

neu: Luxus und nur noch Elektro<br />

anstelle der omnipräsenten SUVs, die<br />

Briten wollen bis 2025 zunächst eine<br />

grosse Limousine bauen. Die Einstiegspreise<br />

will Jaguar-Chef Rawdon Glover<br />

auf weit über 100.000 Euro treiben. Die<br />

Radikalkur verspricht einiges<br />

und war dringend: Die<br />

Produkte waren<br />

zuletzt nicht mehr<br />

auf Augenhöhe mit<br />

der legendären<br />

Marke.<br />

NEUER HILFSMOTOR<br />

Dieses Auto wäre auch einen grossen Text wert: Einmal mehr hat Porsche mit der<br />

Tradition gebrochen und die «gusseisernen» Fans ihrer Ikone 911 verstört. Nach<br />

Wasser- statt Luftkühlung und Turbolader für bis dato reine Saugmotoren gibt es nun<br />

Strom antriebshilfe statt reine Verbrenner im «Elfer». Eine kleine E-Maschine unterstützt,<br />

vorerst in den dynamischeren GTS-Versionen, den Sechszylinder-Boxer –<br />

rein für die Performance natürlich, beteuern sie bei Porsche, nicht zum Spritsparen.<br />

Und weil das Auto dieses Versprechen einlöst, werden auch Hardcore-Fans den<br />

Porsche-Bossen einmal mehr den Bruch mit der Historie verzeihen.<br />

NEUER VERSUCH<br />

Er ist wieder da. Anton «Toni» Piëch,<br />

Sohn des legendären Ferdinand, hat einen<br />

neuen Prototypen seines Sportwagenprojekts<br />

Piëch GT gezeigt. Im kommenden<br />

Jahr soll ein Versuchsträger Testfahrten<br />

aufnehmen, 2028 das Coupé auf den<br />

Markt kommen. Toni Piëch hat schon<br />

diverse grosse Namen an seiner Seite<br />

gehabt – und wieder verloren, darunter<br />

den früheren VW-Boss Matthias Müller.<br />

Dieses Mal hilft ihm Tobias Moers, zuvor<br />

Chef von Aston Martin und Mercedes-<br />

AMG. Wir sind gespannt!<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

177


tasting<br />

PIWI TROPHY<br />

NACHHALTIGER<br />

GENUSS<br />

Robuste Rebsorten können Pflanzenschutzmassnahmen auf ein Minimum reduzieren<br />

und machen den Weinbau nachhaltiger. Auch qualitativ müssen sie sich nicht<br />

verstecken, wie die <strong>Falstaff</strong> Piwi Trophy aufzeigt.<br />

TEXT DOMINIK VOMBACH NOTIZEN BENJAMIN HERZOG UND DOMINIK VOMBACH<br />

Die Trauben von Bosshart und<br />

Grimm, dem Sieger der<br />

<strong>Falstaff</strong> Trophy, gedeihen über<br />

dem schönen Walensee.<br />

Fotos: beigestellt<br />

178 falstaff sep <strong>2024</strong>


Etwa 3,5 Prozent der gesamten<br />

<strong>Schweiz</strong>er Rebfläche sind aktuell<br />

mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten<br />

bestockt. Das klingt nicht<br />

nach viel, repräsentiert aber<br />

einen signifikanten Wandel in der Weinbranche.<br />

Immer mehr Traubenproduzenten scheinen<br />

sich für die resistenten Sorten zu interessieren.<br />

Nicht zuletzt, weil sie dank ihrer<br />

Resistenz gegenüber Pilzkrankheiten weniger<br />

Arbeit im Rebberg machen und auch in<br />

besonders schwierigen Jahren Trauben liefern.<br />

Durch ihren Anbau lassen sich notwendige<br />

Pflanzenschutzmassnahmen um bis zu<br />

80 Prozent reduzieren. Das ist nicht nur gut<br />

für Umwelt und Mensch, sondern spart auch<br />

Zeit sowie Kosten. Gute Argumente, die<br />

anscheinend immer mehr Produzenten zum<br />

Anbau der robusten Sorten überzeugen, was<br />

sich auch in der Verdopplung der Piwi-Fläche<br />

hierzulande in den letzten sechs Jahren<br />

widerspiegelt. Als wichtiger Katalysator für<br />

das Wachstum der <strong>Schweiz</strong>er Piwi-Fläche<br />

könnte sich auch die finanzielle Förderung<br />

des Bunds erweisen, die seit letztem Jahr für<br />

den Wechsel auf Piwi-Sorten gewährt wird.<br />

Ganz unabhängig von diesen Faktoren gibt<br />

es aber ein ganz anderes Argument, welches<br />

immer stärker für die robusten Sorten<br />

spricht: Die Weinqualität, die sich dank<br />

höherem Rebalter und wachsendem Know-<br />

How der Winzer deutlich zum Positiven entwickelt<br />

hat. Perfekte Beispiele dafür sind<br />

sicherlich die Siegerweine der <strong>Falstaff</strong> Trophy.<br />

Allen voran der Souvignier Gris 2022<br />

vom Weingut Bosshart und Grimm, der die<br />

<strong>Falstaff</strong>-Verkoster mit seiner zitrisch-frischen<br />

Aromatik und salzig-mineralischen Anmut<br />

am Gaumen verzückte und am Ende auf<br />

Platz eins landete. Gleich viel Punkte, nämlich<br />

93, erhielt auch der Zweitplatzierte der<br />

Trophy, der Handwerk rot aus dem Jahr<br />

2023 von Roland und Karin Lenz. Eine<br />

Assemblage diverser roter Piwi-Sorten, die<br />

mit intensiver Kirschfrucht und saftigem<br />

Trinkfluss überzeugte. Deutlich kräftiger und<br />

würziger präsentierte sich der 2022er<br />

L’Adaucieux der Domaine de Chambleau.<br />

Ein Wein aus Divico, der meistangebauten<br />

Piwi-Sorte der <strong>Schweiz</strong>, der verdeutlicht, wie<br />

vielfältig die Piwi-Weine heute sind. ><br />

PLATZ<br />

2022 SOUVIGNIER GRIS<br />

BOSSHART + GRIMM<br />

«Salzig-mineralisch und zitrisch frisch»<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/piwi-trophy-ch-24<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

179


tasting<br />

PIWI TROPHY<br />

93 Punkte<br />

PLATZ<br />

2023 HANDWERK ROT<br />

ROLAND UND KARIN LENZ<br />

«Konzentrierte Frucht und<br />

saftiger Trinkfluss»<br />

1. Platz<br />

•<br />

2022 Souvignier Gris<br />

Bosshart + Grimm Bio-Weingärten,<br />

Berschis<br />

13,5 Vol.-%, DIAM, Frische Zitrusaromatik<br />

in der Nase. Noten von Yuzu, Kumquat<br />

und Grapefruit. Dazu gelbe Steinfrucht<br />

und florale sowie kräutrig-würzige Anklänge.<br />

Am Gaumen elegant, mit reifer<br />

Säure und schönem Schmelz. Herbe<br />

Zitrusfrucht, die sich in den langen,<br />

salzig anmutenden Abgang zieht.<br />

bosshartweine.ch, CHF 25,–<br />

2. Platz<br />

•<br />

BIO 2023 Handwerk rot<br />

Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />

Uesslingen<br />

13 Vol.-%, KK, Mittleres Rubin, violette<br />

Reflexe. Sauerkirsche in der Nase, dazu<br />

Waldbeeren, insbesondere Erdbeeren,<br />

Kräuternoten, dezent gedörrte Fruchtnuancen.<br />

Am Gaumen saftig und von mittlerer<br />

Fülle mit intensiven Kirschnoten,<br />

feines, geschliffenes Tannin. Endet lang<br />

und frischfruchtig.<br />

weingut-lenz.ch, CHF 28,–<br />

3. Platz<br />

•<br />

BIO 2022 L'Audacieux<br />

Domaine de Chambleau, Colombier<br />

13,3 Vol.-%, DIAM, Dunkles Purpur im<br />

Glas. Angenehm wilde, fleischige<br />

Fruchtaromatik in der Nase mit Noten<br />

von Pflaume, Brombeere, Schwarzkirsche<br />

und Roter Johannisbeere. Anklänge<br />

von Piment und ein Hauch Karamell. Am<br />

Gaumen saftig und angenehm kraftvoll,<br />

mit reifer Säure, feinkörnigem Tannin<br />

und langem würzigen Finale.<br />

chambleau.ch, CHF 35,–<br />

SORTENPROFIL<br />

PIWI-REBSORTEN<br />

Als Piwi-Rebsorten bezeichnet man<br />

Rebsorten, die aus Kreuzungen zwischen<br />

Europäer-Reben – zu denen im Grunde alle<br />

bekannten Rebsorten zählen – und pilzresistenten<br />

Amerikaner-Reben hervorgegangen<br />

sind. Die Züchtung dieser Sorten wird<br />

seit Ende des 19. Jahrhunderts vorangetrieben,<br />

erlebt aber erst seit einigen Jahren<br />

eine Blüte.<br />

VORTEILE<br />

Dank ihrer Resistenz gegen die gängigen<br />

Pilzkrankheiten Echter und Falscher<br />

Mehltau (Peronospora) ermöglichen Piwi-<br />

Rebsorten eine deutliche Reduzierung des<br />

Einsatzes von Pflanzenschutzmassnahmen<br />

im Weinbau, was den CO₂-Ausstoss reduziert<br />

und die Produktionskosten senkt.<br />

92 Punkte<br />

•<br />

BIO 2022 OCTO<br />

Blaise Duboux, Epesses<br />

13,5 Vol.-%, NK, Dunkles Purpur im Glas.<br />

In der Nase Noten von gedörrter und reifer<br />

Sauerkirsche, Brombeere und Himbeere<br />

sowie Dörrzwetschge. Am Gaumen<br />

schöne Fülle, wirkt kraftvoll. Frische Säure,<br />

dunkle schmeichelnde Frucht, reifes<br />

Tannin und langes Finale.<br />

blaiseduboux.ch, CHF 32,–<br />

•<br />

2023 Violine<br />

Weingut am Steinig Tisch,<br />

Roman Rutishauser, Thal<br />

13 Vol.-%, DV, In der Nase Noten von<br />

Apfel, Sternfrucht und Zitrus. Alles recht<br />

diskret. Feine kräutrig-würzige Anklänge<br />

und etwas reife exotische Frucht. Am<br />

Gaumen frisch, saftig und ausgewogen.<br />

Langes Finale.<br />

rutishauser-weingut.ch<br />

CHF 25,–<br />

91 Punkte<br />

•<br />

2022 Divico Barrique<br />

Neukom.Weingut, Wil<br />

12,3 Vol.-%, NK, Dunkles Purpur im Glas.<br />

Intensive, von frischer und konfierter<br />

Waldbeerenfrucht geprägte Nase. Zudem<br />

Noten von Kirsche sowie rauchig-speckige<br />

Anklänge. Am Gaumen schöne Fülle,<br />

frische Säure und würzige Beerenfrucht.<br />

Feinkörniges Tannin, langes Finale.<br />

neukom-weingut.ch<br />

CHF 24,–<br />

Karin und Roland Lenz<br />

beteiligen sich auch an der<br />

Züchtung neuer Piwi-Sorten.<br />

•<br />

2022 Eco della Natura<br />

Cantina Settemaggio, Monte Carasso<br />

13 Vol.-%, NK, Duftet nach Honig, Pfirsich,<br />

Apfel und Grapefruit sowie exotischen<br />

Früchten. Etwas Nougat und würzige Nuancen.<br />

Am Gaumen vollmundig, mit weicher<br />

Säure und fruchtig-würzigem, leicht<br />

salzig anmutendem Finale.<br />

settemaggio.ch, CHF 36,–<br />

•<br />

BIO 2022 Schloss Wildegg Maréchal<br />

Foch, Brunner Weinmanufaktur,<br />

Eich<br />

13,5 Vol.-%, DIAM, Dunkle Purpurrot im<br />

Glas. Intensives Bukett mit Noten von frischen<br />

dunklen und roten Waldbeeren sowie<br />

Kirsche. Zudem Anklänge von Kakao,<br />

Mokka und Piment. Am Gaumen fruchtig<br />

und dicht, mit frischer Säure und ebensolcher<br />

Beerenfrucht. Dezentes Tannin,<br />

mittellang.<br />

brunner-weinmanufaktur.ch, CHF 28,–<br />

•<br />

BIO 2023 Amphore weiss<br />

Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />

Uesslingen<br />

11,5 Vol.-%, KK, Duftet nach Pfirsich,<br />

Mango, Apfel und Agrumen. Anklänge<br />

von Schwarztee und florale Nuancen. Am<br />

Gaumen sanft und schmeichelnd, mit<br />

saftiger Säure und ätherisch-würzigem<br />

Finale. weingut-lenz.ch, CHF 20,–<br />

•<br />

2023 DW Blanc du Village -<br />

Seminar Küsnacht<br />

Weingut Diederik, Küsnacht (Zürich)<br />

13,3 Vol.-%, DIAM, Diskrete Nase mit Noten<br />

von Agrumen, Aprikose, tropischen<br />

Früchten und einer kräutrigen Würze. Am<br />

Gaumen schöne Fülle, saftige Säure,<br />

Fotos: Christian Jaeggi, beigestellt<br />

180 falstaff sep <strong>2024</strong>


schöner Schmelz und langes Finale.<br />

diederik.ch, CHF 24,30<br />

•<br />

BIO 2023 Handwerk Weiss<br />

Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />

Uesslingen<br />

12,5 Vol.-%, KK, In der Nase Noten von<br />

Pfirsich, Apfel und Agrumen. Zudem eine<br />

augeprägte Buttrigkeit und florale Anklänge.<br />

Am Gaumen saftige Säure,<br />

schmelziger Körper und eine prägnante,<br />

kräutrige Würze im langen Finale.<br />

weingut-lenz.ch, , CHF 24,–<br />

•<br />

2023 Kirchbühl Sempach<br />

Blütenmuskateller, Weinbau Sempachersee<br />

GmbH, Sursee<br />

13 Vol.-%, DIAM, Intensives Bukett mit<br />

Noten von Cassis, Stachelbeere, grüner<br />

Pflaume und Litschi, unterlegt von weissen<br />

Blüten. Am Gaumen leicht, mit frischer<br />

Säure und langem Abgang auf<br />

Mirabellenhaut.<br />

weinbau-sempachersee.ch, CHF 32,–<br />

•<br />

2023 Kirchbühl Sempach<br />

Donauriesling, Weinbau<br />

Sempachersee GmbH, Sursee<br />

13,5 Vol.-%, DIAM, Frisches Bukett, das<br />

betont zitrisch daherkommt. Zudem etwas<br />

Gebäck, Apfel, Melisse und grünliche<br />

Noten. Am Gaumen schöner Säurefaden,<br />

langes mineralisch anmutendes Finale<br />

auf Reneklode.<br />

weinbau-sempachersee.ch, CHF 32,–<br />

•<br />

BIO 2023 Triologie rot<br />

Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />

Uesslingen<br />

12,5 Vol.-%, KK, Mittleres Rubin, violette<br />

Reflexe. Hellfruchtig in der Nase, Sauerkirsche,<br />

rote Beeren, dezent Mokka sowie<br />

würzige Eichenholznuancen. Am Gaumen<br />

von mittlerer Fülle mit angenehmer<br />

Balance aus Schmelz und vifer Säure.<br />

Feines, gut integriertes Tannin, passende<br />

Länge. Endet hellfruchtig.<br />

weingut-lenz.ch, CHF 24,–<br />

•<br />

2023 Vidal Blanc Fumé Centenaire<br />

Zweifel 1898, Zürich Höngg<br />

14,5 Vol.-%, DV, Elegante Nase mit Noten<br />

von Grapefruit, Pfirsich und Mirabelle.<br />

Dezente Rauchnoten und etwas Karamell.<br />

Am Gaumen vollmundig und kraft-<br />

voll, mit reifer Säure, und mineralisch anmutendem<br />

Finale.<br />

zweifel1898.ch, CHF 33,–<br />

•<br />

2023 Weiss<br />

Schwarzenbach Weinbau, Meilen<br />

12,5 Vol.-%, DV, Diskrete Nase mit Noten<br />

von Mango, Grapefruit und Nektarine.<br />

Dazu Anklänge von weissen Blüten und<br />

kräutrig-würzige Nuancen. Am Gaumen<br />

ausbalanciert, mit reifer Säure, Aroma<br />

von tropischen Früchten und gelbem<br />

Steinobst sowie dezent süsslichem Eindruck<br />

im langen Finale.<br />

schwarzenbach-weinbau.ch, CHF 18,–<br />

•<br />

2023 Johanniter<br />

Weingut Irsslinger, Wangen SZ<br />

12 Vol.-%, DIAM, Komplexes Bouquet mit<br />

Noten von frischem Apfel, Mango und<br />

Birne. Dazu Anklänge von Grapefruit und<br />

etwas Honig sowie nussige Nuancen. Am<br />

Gaumen stoffig, mit reifer Säure, gelber<br />

Frucht und zitrischem Finale.<br />

irsslinger.ch, CHF 21,–<br />

•<br />

BIO 2023 La Sauvageonne<br />

Domaine de Chambleau, Colombier<br />

13,4 Vol.-%, DIAM, Elegantes Bukett mit<br />

Noten von Mirabelle, Pfirsich und Ananas.<br />

Dezente Zitrusanklänge und nussige sowie<br />

florale Nuancen. Am Gaumen ausgewogen,<br />

mit passendem Spiel zwischen<br />

Süsse und Säure. Trinkiger Tropfen.<br />

chambleau.ch, CHF 27,–<br />

•<br />

2022 Burg Rheineck<br />

Weingut am Steinig Tisch,<br />

Roman Rutishauser, Thal<br />

13 Vol.-%, DIAM, Purpurrot im Glas. In<br />

der Nase Noten von reifer Sauerkirsche,<br />

Holunderbeere und Roter Johannisbeere.<br />

Dazu etwas Zimt, Kakao und Orangenzeste.<br />

Am Gaumen frische Säure, schmelziger<br />

Körper, dezentes Tannin und dunkle<br />

PLATZ<br />

2022 L'AUDACIEUX<br />

DOMAINE DE CHAMBLEAU<br />

«Wilder, würzig-fruchtiger Divico»<br />

Beerenfrucht im langen Finale.<br />

rutishauser-weingut.ch, CHF 34,–<br />

90 Punkte<br />

•<br />

2018 Carina Strohwein<br />

Weingut Fürst, Hornussen<br />

9,8 Vol.-%, DIAM, Üppige Nase mit intensiver<br />

Fruchtaromatik. Noten von Aprikosenkonfitüre,<br />

gedörrten exotischen<br />

Früchten und Honig. Am Gaumen pralle<br />

Süsse, passende Säure, tropische Frucht,<br />

Honig, mittellanger Abgang.<br />

fuerst-weine.ch, CHF 28,–<br />

•<br />

2020 Janik<br />

Weingut Fürst, Hornussen<br />

13,3 Vol.-%, DIAM, Sehr dunkles Rubin,<br />

><br />

LEGENDE<br />

Weisswein, trocken<br />

•<br />

Rotwein, trocken<br />

• Süsswein<br />

95 – 100 Klassiker<br />

93 – 94 ausgezeichnet<br />

91 – 92 exzellent<br />

88 – 90 sehr gut<br />

85 – 87 empfehlenswert<br />

DIAM<br />

DV<br />

KK<br />

NK<br />

VL<br />

Bei Bosshart und Grimm setzt<br />

man schon lange auf den<br />

Anbau von pilzwiderstandsfähigen<br />

Rebsorten.<br />

Verschluss aus gepresstem<br />

Korkgranulat<br />

Drehverschluss<br />

Kunststoffkork<br />

Naturkork<br />

Vinolok<br />

zertifiziert nachhaltig (Österreich)<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

181


tasting<br />

PIWI TROPHY<br />

><br />

violette Randaufhellung. In der Nase<br />

intensiv dunkelfruchtig, Brom- und Holunderbeere,<br />

Zwetschge, dazu blumige<br />

Nuancen, etwas Lakritze. Am Gaumen<br />

vollmundig und intensiv mit leichtem<br />

Süssedruck, wiederum dunkle Beeren,<br />

saftige Säure, feines, gut integriertes<br />

Tannin. Endet mittellang mit Gewürzund<br />

Beerennoten.<br />

fuerst-weine.ch, CHF 28,–<br />

•<br />

BIO 2022 Schinznacher Vogelsang<br />

ck-Weine, Schinznach Dorf<br />

13 Vol.-%, DIAM, Reiffruchtiges Bukett<br />

mit Noten von Apfel, Birne, Agrumen und<br />

getrockneten Blüten sowie kräutrig-würzigen<br />

Anklängen. Am Gaumen straffe<br />

Säure, viel Würze und dezenter phenolischer<br />

Grip im langen Finale.<br />

ck-weine.ch, CHF 25,–<br />

•<br />

2023 "Frau" Solaris Barrique<br />

DeinWein vom Römerweg, Schenkon<br />

15 Vol.-%, DIAM, Expressives Bukett mit<br />

Noten von Orangenblüte, Maracuja und<br />

Pfirsich. Zudem Cassis und grünliche Nuancen.<br />

Am Gaumen frisch und ausgewogen,<br />

mit reifer Säure, gelber Frucht und<br />

nussigen Nuancen sowie etas Karamell im<br />

langen Finale. dein-wein.ch, CHF 28,–<br />

•<br />

2023 "Zentaur" Muscaris<br />

DeinWein vom Römerweg, Schenkon<br />

14 Vol.-%, DV, Duftet intensiv nach exotischen<br />

Früchten mit Noten von Litschi,<br />

Grapefruit und Mango. Dazu Orangenblüte<br />

und kräutrig-würzige Nuancen.<br />

Am Gaumen spritzig und frisch, mit reifer<br />

Säure und herber Zitrusfrucht im langen<br />

Finale. dein-wein.ch, CHF 26,–<br />

•<br />

2023 Achat<br />

Neukom.Weingut, Wil<br />

11 Vol.-%, NK, Duftet nach reifem gelbem<br />

Die Domaine de Chambleau aus<br />

Neuenburg punktete mit einem Wein<br />

aus der Rebsorte Divico bei der Trophy.<br />

Oben im Kreis das Team des Betriebes.<br />

Apfel, Pfirsich, Limette und tropischen<br />

Früchten. Etwas Minze und florale Nuancen.<br />

Am Gaumen verspielt, süsslich und<br />

mittellang.<br />

neukom-weingut.ch, CHF 17,–<br />

•<br />

BIO 2023 Amphore rot<br />

Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />

Uesslingen<br />

12,5 Vol.-%, KK, Dunkles Rubin. Intensive,<br />

dunkle Frucht, Holunderbeere, Cassis,<br />

etwas Cassislaub, dazu würzige Nuancen,<br />

dezente, vegetale Kräuternoten. Am Gaumen<br />

vollmundig, im Auftakt leicht süsslich<br />

wirkend. Saftige, reife Säure, feines<br />

Tannin. Ende leicht herb.<br />

weingut-lenz.ch, CHF 22,–<br />

•<br />

BIO 2023 Divona<br />

Le Petit Château, Môtier<br />

13 Vol.-%, DIAM, Frische Apfelaromatik in<br />

der Nase. Zudem Noten von Agrumen,<br />

Aprikose und Guave sowie kräutrig-würzige<br />

Nuancen. Am Gaumen geradlinige<br />

Säure, schöner Schmelz und tropische<br />

Frucht. Langes Finale.<br />

lepetitchateau.ch, CHF 24,–<br />

•<br />

2023 Hoop Passion<br />

Weinbau Hoop, Eschen<br />

12,5 Vol.-%, DV, Fruchtiges Bukett mit<br />

Noten von Agrumen, Pfirsich, Apfel und<br />

tropischen Früchten wie Ananas. Dazu<br />

dezente kräutrig-würzige Anklänge. Am<br />

Gaumen schlank, mit reifer Säure und<br />

langem Finale.<br />

weinbau-hoop.li, CHF 26,–<br />

•<br />

2023 Iris 2023 IGT Bianco della<br />

Svizzera Italiana<br />

Azienda Mondò, Sementina<br />

13 Vol.-%, NK, Diskrete, frische Zitrusaromatik<br />

in der Nase, gepaart mit Noten von<br />

gelbem Steinobst und tropischen Früchten.<br />

Am Gaumen ausbalanciert und<br />

schmeichelnd, mit weicher Säure und intensiver<br />

Frucht. Mittellanges Finale.<br />

aziendamondo.ch, CHF 18,–<br />

•<br />

2023 Plantet<br />

Bosshart + Grimm<br />

Bio-Weingärten, Berschis<br />

12,7 Vol.-%, DIAM, Rubinrot im Glas. Würzig-fruchtiges<br />

Bukett mit Noten von reifer<br />

Himbeere, Kirsche und Piment. Etwas<br />

Kakao und Karamell. Am Gaumen<br />

schlank, mit straffer Säure und würzig<br />

unterlegter Beerenfrucht. Sanftes Tannin,<br />

mittellang.<br />

bosshartweine.ch, CHF 19,–<br />

•<br />

2023 Sauvignac<br />

Domaine Chervet, Praz (Vully)<br />

13,2 Vol.-%, DIAM, Fruchtig-würziges<br />

Bukett mit Noten von gelbem Steinobst,<br />

Birne, Agrumen und Honig, gepaart mit<br />

kräutrig-würzigen Anklängen. Am Gaumen<br />

schöne Fülle, frische Säure und gelbe<br />

Frucht. Würziger, mittellanger<br />

Abgang. domainechervet.ch, CHF 17,50<br />

•<br />

2023 Sauvignac<br />

Auer Reben GmbH, Hallau<br />

10,5 Vol.-%, DV, Expressives Bukett mit<br />

Noten von Grapefruit, etwas Cassis und<br />

Muskatblüte sowie dezent grüner Peperoni.<br />

Am Gaumen leicht, frisch und spritzig.<br />

Frische Säure, Aroma von gelbem<br />

Steinobst, mittellanges Finale.<br />

rebschulen.ch, CHF 18,–<br />

•<br />

BIO 2023 Schloss Wildegg Weiss<br />

Brunner Weinmanufaktur, Eich<br />

13 Vol.-%, DV, In der Nase Noten<br />

von reifem Apfel, Birne<br />

und Agrumen. Anklänge von exotischen<br />

Früchten und florale Nuancen.<br />

Am Gaumen schönes Spiel zwischen<br />

frischer Säure und dezenter Restsüsse.<br />

Mittellanges Finale.<br />

brunner-weinmanufaktur.ch<br />

CHF 23,–<br />

•<br />

BIO 2023 Triologie weiss<br />

Bioweingut Roland und Karin Lenz,<br />

Uesslingen<br />

10,5 Vol.-%, KK, Frisches, fruchtiges Bukett<br />

mit Noten von Aprikose, Agrumen,<br />

Birne und tropischen Früchten. Am Gaumen<br />

frische Säure, dezente Süsse, pralle<br />

gelbe Frucht und langer Abgang.<br />

weingut-lenz.ch, CHF 20,–<br />

•<br />

BIO 2023 Serval Blanc<br />

Bosshart + Grimm Bio-Weingärten,<br />

Berschis<br />

12,5 Vol.-%, DIAM, In der Nase Noten von<br />

Mango, Aprikose und Agrumen. Zudem<br />

Anklänge von Muskatblüte, Ananas und<br />

florale Nuancen. Am Gaumen saftig, mit<br />

viel gelber Frucht und salzig-mineralischer<br />

Anmut im Abgang.<br />

bosshartweine.ch, CHF 17,50<br />

•<br />

2023 Seyval Blanc<br />

Weingut Irsslinger, Wangen SZ<br />

12,5 Vol.-%, DIAM, Leicht reduktiv in der<br />

Nase. Mit Sauerstoff, dann elegante Zitrusnoten,<br />

gelbes Steinobst, etwas Bohnenkraut<br />

und dezent tropische Früchte.<br />

Am Gaumen kompakt, mit schaliger Säure,<br />

Aroma von Aprikose und Agrumen.<br />

irsslinger.ch, CHF 18,50<br />

•<br />

BIO 2023 Souvignier Gris<br />

Tenuta San Giorgio SA, Cassina<br />

d'Agno<br />

13,6 Vol.-%, DIAM, Duftet nach Orangenblüte,<br />

gelbem Steinobst, Agrumen und<br />

Mango. Zudem kräutrig-würzige Nuancen.<br />

Am Gaumen vollmundig, mit intensiver<br />

Frucht, mit passendem Spiel zwischen<br />

Süsse und Säure und langem Abgang.<br />

tenutasangiorgio.ch,<br />

CHF 25,–<br />

<<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/piwi-trophy-ch-24<br />

Fotos: beigestellt<br />

182 falstaff sep <strong>2024</strong>


LESEFREUDE<br />

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tasting<br />

KÜSTE TOSKANA<br />

TR AUMWEINE<br />

VON DER KÜSTE<br />

Bolgheri und die umliegenden Gebiete an der Küste der Toskana gehören zu den<br />

herausragenden Anbauzonen Italiens. Dank der hohen Lichtintensität und des milden<br />

Klimas entstehen hier Weine mit intensiver Frucht und geschliffenem Tannin.<br />

TEXT OTHMAR KIEM NOTIZEN OTHMAR KIEM, SIMON STAFFLER<br />

Foto: Francesco Landi<br />

184 falstaff sep <strong>2024</strong>


Schimmert geheimnisvoll<br />

in der Abendsonne: Das<br />

Herrenhaus der Tenuta<br />

Guado al Tasso, Antinoris<br />

Weingut in Bolgheri.<br />

Gut 250 Kilometer misst die Küste<br />

der Toskana in ihrer Länge<br />

und reicht von Massa Carrara<br />

im Norden bis zum Monte<br />

Argentario im Süden. Neben<br />

dem zentralen Hügelland im Landes inneren<br />

auf der Achse Florenz–Siena liegt hier das<br />

zweite grosse Zentrum des Weinbaus der<br />

Toskana. Hier gedeihen viele der hochwertigen<br />

und auch entsprechend kostspieligen<br />

Prestigecuvées. Manchen nennen sie daher<br />

auch Goldküste. Die Weinbautradition hier<br />

ist jung. In nennenswertem Umfang wurden<br />

die ersten bekannten Weine erst ab den<br />

1980er-Jahren erzeugt. Der richtige Boom<br />

setzte dann in den 1990er-Jahren ein. Man<br />

setzte hier von Beginn an auf Cabernet und<br />

Co. Insbesondere gilt das für die zentralen<br />

Gebiete von Bolgheri, Bibbona und<br />

Suvereto. In den Randgebieten, im Norden<br />

um Pisa und Lucca, im Süden um Grosseto,<br />

wird nach wie vor auch viel Sangiovese<br />

(Morellino) kultiviert.<br />

Während der Jahrgang 2020 an der<br />

Küste zwar gut war, es aber an wirklichen<br />

Spitzen eindeutig fehlte, kann 2021 wieder<br />

glänzen. Frühjahr und Sommer waren<br />

warm und trocken. Anfang August dann<br />

auch heiss, ohne aber wirklich brütende<br />

Temperaturen zu erreichen. Die Lese<br />

begann allgemein Anfang September mit<br />

den Merlot-Trauben. Ein erfrischender<br />

Regenguss Mitte des Monats liess auch<br />

Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc<br />

perfekt reifen. Die Weine zeigen daher gute<br />

Reife mit der typischen mediterranen<br />

Würze, haben aber auch viel saftige Frucht<br />

und sehr guten Trinkfluss. Nach 2016 und<br />

2019 ein weiterer grosser Jahrgang an der<br />

Küste!<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/<br />

kueste-toskana-trophy-24<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

185


tasting<br />

KÜSTE TOSKANA<br />

TASTING KÜSTE<br />

TOSKANA <strong>2024</strong><br />

100 Punkte<br />

•<br />

2021 Sassicaia Bolgheri Rosso DOC<br />

Tenuta San Guido, Castagneto Carducci<br />

14 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubin mit zart<br />

aufhellendem Rand. Eine Nase zum Verlieben:<br />

Duftet zunächst nach Rosen, dann<br />

nach Cassis, dunklen Kirschen und etwas<br />

Kardamom. Viel saftige Frucht am Gaumen,<br />

öffnet sich mit gut eingebundenem,<br />

feinmaschigem Tannin, salzig und<br />

endlos lang.<br />

tenutasanguido.com, ca. CHF 290,–<br />

•<br />

2021 Saffredi Toscana Rosso IGT<br />

Fattoria Le Pupille, Grosseto<br />

15 Vol.-%, NK. Dunkler rubinroter Kern mit<br />

purpurfarbenen Nuancen. In der Nase nach<br />

Schwarzen Johannisbeeren und Maulbeeren<br />

auf feuchter Erde, dazu dunkle Schokolade<br />

und Alabaster. Am Gaumen dicht, mit<br />

eng gewobenem Tannin, präziser Furcht,<br />

kommt in vielen Schichten, druckvoll, aber<br />

mit grosser Finesse und unheimlich lang.<br />

fattorialepupille.it, ca. CHF 95,–<br />

99 Punkte<br />

•<br />

2021 Masseto Toscana Rosso IGT<br />

Masseto, Castagneto Carducci<br />

15,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes intensives<br />

Rubin mit Violettschimmer. Sehr ansprechende<br />

und reichhaltige Nase nach Cassis,<br />

Brombeere, dazu dunkler Tabak und Grafit.<br />

Dichtmaschiges, sehr konzentriertes Tannin,<br />

baut sich mächtig auf, viel dunkle Beerenfrucht,<br />

salzig und mit grosser Länge im<br />

Finale. masseto.com, ca. CHF 760,–<br />

98 Punkte<br />

•<br />

2021 Ornellaia Bolgheri Superiore<br />

DOC, Ornellaia, Castagneto Carducci<br />

15 Vol.-%, NK. Leuchtendes, sattes Rubin<br />

mit leichtem Violettschimmer. Sehr eindrucksvolle<br />

und zugängliche Nase, zeigt<br />

Noten nach dunklen Johannisbeeren,<br />

dunklen Kirschen und frischen Zwetschgen,<br />

würzige Macchiakräuter. Am Gaumen<br />

viel feinmaschiges Tannin, das dem Wein<br />

Länge und Geschliffenheit verleiht, dunkle<br />

Beeren und Tabak, zieht lange dahin.<br />

ornellaia.com, ca. CHF 205,–<br />

•<br />

2022 Redigaffi Merlot Toscana<br />

Rosso IGT, Tua Rita, Suvereto<br />

14,5 Vol.-%, NK. Einladend funkelndes Rubinviolett.<br />

Satte, ansprechende Nase, reich<br />

an Heidelbeeren und Brombeeren, Cassis,<br />

etwas dunkle Brotkruste, dahinter nach<br />

Oregano. Stoffig und kompakt in Ansatz<br />

und Verlauf, satt nach Heidelbeeren und<br />

Brombeeren, griffiges, herzhaftes Tannin,<br />

jung, aber sehr gut eingebunden, spannt<br />

einen weiten Bogen.<br />

tuarita.it, ca. CHF 235,–<br />

•<br />

2021 Biserno Toscana Rosso IGT<br />

Tenuta di Biserno, Bibbona<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, elegantes<br />

Rubinrot. In der Nase nach Cassis, kaltem<br />

Rauch, Preiselbeeren, Unterholz, dazu<br />

feine Anklänge von Weissbrot. Am Gaumen<br />

kompakt, geschliffen, sehr präzise, mit<br />

kühler Cassisfrucht und feiner Minzaromatik<br />

sowie eng gewobenem Tannin, dazu<br />

enorme Saftigkeit, hoher Trinkfluss, sehr<br />

gut gelungen. biserno.it, ca. CHF 150,–<br />

•<br />

2020 Baffonero Maremma Toscana<br />

DOC, Rocca di Frassinello, Gavorrano<br />

15 Vol.-%, NK. Sattes, tiefdunkles Rubin mit<br />

feinem Granatschimmer. Eröffnet mit<br />

Noten nach Grafit und dunklem Tabak, dahinter<br />

satte Cassisnoten. Saftige dunkle<br />

Beerenfrucht am Gaumen, überaus<br />

ansprechend, öffnet sich dann mit gut<br />

eingebundenem, feinmaschigem Tannin,<br />

schwebt lange dahin, saftig und<br />

ausgewogen.<br />

roccadifrassinello.it, ca. CHF 210,–<br />

•<br />

2021 Messorio Toscana Rosso IGT<br />

Le Macchiole, Bolgheri<br />

14 Vol.-%, NK. Kraftvolles, leuchtendes Rubin<br />

mit feinem Violettschimmer. Intensive<br />

und einladende Nase, satt nach Brombeeren<br />

und Heidelbeeren, dazu feine würzige<br />

Noten nach Zedernholz und Pinienzapfen.<br />

Sehr gut herausgearbeitete Frucht am<br />

Gaumen, saftig und knackig, viel feinmaschiges<br />

Tannin, spannt einen weiten<br />

Bogen, im Finale feine Gewürznoten.<br />

lemacchiole.it, ca. CHF 225,–<br />

•<br />

2019 Matarocchio Bolgheri<br />

Superiore DOC<br />

Guado al Tasso, Castagneto Carducci<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, elegantes<br />

Rubinrot. Präzise und fruchtbetonte Nase<br />

mit eleganter Cassisfrucht, rotem Paprika<br />

und feinstem Edelholz, erinnert entfernt<br />

an Kokosflocken, dazu feine mediterrane<br />

Kräuter und leicht erdiger Touch im Ausklang.<br />

Am Gaumen präzise, klar, herzhaft,<br />

mit toller kompakter Frucht und edler<br />

Würze, kommt in mehreren Schichten, auf<br />

feinen steinigen Noten, druckvoll, lang, pur.<br />

antinori.it, ca. CHF 480,–<br />

97 Punkte<br />

•<br />

2021 Aola di Orma Bolgheri Superiore<br />

DOC, Orma, Castagneto Carducci<br />

15 Vol.-%, NK. Sattes Rubin mit leichtem<br />

Violettschimmer. Eindrucksvolle Nase mit<br />

sattem Duft nach dunklen Beeren, viel<br />

Cassis und Brombeere, dazu würzige<br />

Macchia kräuter. Saftig und geschliffen im<br />

Ansatz, öffnet sich mit feiner Frucht, stoffiges<br />

Tannin, das sich in vielen Schichten<br />

öffnet, im Finale viel Tabak, betont erdige<br />

Komponenten.<br />

ormawine.it, ca. CHF 170,–<br />

•<br />

2020 Dedicato a Walter Bolgheri<br />

Superiore DOC<br />

Poggio al Tesoro, Castagneto Carducci<br />

15 Vol.-%, NK. Dunkel glänzendes Rubinrot.<br />

Intensives Bukett nach getrockneten Johannisbeeren<br />

und Cranberrys, dazu Lakritze,<br />

Ebenholz, Rosmarin und Thymian, vielschichtig.<br />

Geschliffener Ansatz, präzise,<br />

zieht sich wie Seide über den Gaumen, eleganter<br />

Holzeinsatz bei engmaschigem<br />

Tannin, grosse Finesse.<br />

poggioaltesoro.it, ca. CHF 160,–<br />

•<br />

2022 Keir Syrah Toscana Rosso IGT<br />

Tua Rita, Suvereto<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, kraftvolles Rubin<br />

mit Violettrand. Duftet nach Walderdbeeren<br />

und Zuckerwatte, etwas Brombeere,<br />

dahinter würzige Noten nach Rosmarin<br />

und Thymian. Pralle und saftige Frucht am<br />

Gaumen, kommt sehr präzise und klar,<br />

begeistert im hinteren Verlauf mit sehr gut<br />

platziertem Tannin, hat festen Druck.<br />

tuarita.it, ca. CHF 95,–<br />

•<br />

BIO 2021 Tenuta di Valgiano Colline<br />

Lucchesi DOC, Tenuta di Valgiano<br />

Valgiano<br />

14 Vol.-%, NK. Elegant leuchtendes, aufhellendes<br />

Rubinrot. In der Nase feine erdige<br />

Noten, dann saftige Kirsche, herzhafte<br />

Waldbeerfrucht, Salbei, etwas Leder im<br />

Nachklang. Am Gaumen herzhaft und pur,<br />

mit eleganten vegetalen Anklängen, feiner<br />

Würze und eisenhaltigem Unterton,<br />

schwingend, energiereich, mit eigenem<br />

Stil. valgiano.it, ca. CHF 80,–<br />

•<br />

2021 Argentiera Bolgheri Superiore<br />

DOC, Argentiera, Donoratico<br />

14,5 Vol.-%, NK. Funkelndes Rubin mit<br />

dunklem Kern. Eröffnet mit betont würzigen<br />

Noten nach Macchiasträuchern, dazu<br />

Kardamom, dann viel dunkle Beerenfrucht,<br />

Tabak. Rund und geschliffen in Ansatz und<br />

Verlauf, präzise gearbeitet, feinmaschiges<br />

Tannin trägt den Wein, im Finale fester<br />

Druck. argentiera.eu, ca. CHF 95,–<br />

Fotos: beigestellt, Shutterstock<br />

186 falstaff sep <strong>2024</strong>


Markante Landmarke: die doppelreihige<br />

Zypressenallee, die von der Via Aurelia fünf<br />

Kilometer schnurgerade nach Bolgheri führt.<br />

GEBIETSPROFIL<br />

DAS GEBIET<br />

Die ca. 250 Kilometer lange Küste der Toskana<br />

hat sich in den vergangenen 50 Jahren zu<br />

einem hochwertigen Weinbaugebiet entwickelt.<br />

Fern von nennenswerten Traditionen konnte<br />

hier frei experimentiert werden. Hier finden<br />

Cabernet und Co. ihren mediterranen Ausdruck.<br />

DIE SORTEN<br />

An der Küste der Toskana dominieren die<br />

französischen Edelsorten. Zuerst waren<br />

das Cabernet Sauvignon und Merlot, in<br />

den vergangenen Jahren nahmen Cabernet<br />

Franc und Syrah ständig zu.<br />

•<br />

2021 Lienà Cabernet Franc Toscana<br />

Rosso IGT, Chiappini, Bolgheri<br />

15 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot. Satte<br />

und erdige Nase nach reifen Zwetschgen,<br />

reifen Herzkirschen, Unterholz, Tabak,<br />

dazu Gerstenmalz und Bitterschokolade.<br />

Am Gaumen geschliffen, pur, mit saftiger<br />

Frucht und kompaktem Verlauf, öffnet sich<br />

in mehreren Schichten, lang und klar, mit<br />

viel Energie. giovannichiappini.it,<br />

ca. CHF 115,–<br />

•<br />

2021 Guado al Tasso Bolgheri<br />

Superiore DOC, Guado al Tasso<br />

Castagneto Carducci<br />

14,5 Vol.-%, NK. Tiefdunkles, sattes Rubin<br />

mit schwarzem Kern. Konzentrierte und<br />

tiefgründige Nase, duftet nach Brombeeren,<br />

Pflaumen und Schwarzen Johannisbeeren,<br />

dazu etwas Teer und Tabak. Zeigt<br />

sich am Gaumen geschliffen und höchst<br />

elegant, feinmaschiges Tannin in vielen Lagen,<br />

im Finale fester Biss.<br />

antinori.it, ca. CHF 140,–<br />

•<br />

BIO 2021 Monteverro Toscana Rosso<br />

IGT, Monteverro, Capalbio<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, sattes Rubinrot.<br />

In der Nase komplexe Würze, kalter<br />

Rauch, reife Cassisfrucht, Edelholz, etwas<br />

Schwarzkirsche, feine eisenhaltige Noten<br />

runden das Bukett ab. Am Gaumen mit<br />

toller, süsser Frucht, eingebettet in herzhaftes,<br />

abgerundetes Tannin, engmaschig,<br />

dazu viel Grip und Salzigkeit, lang. Weglegen<br />

und in ein paar Jahren voll geniessen.<br />

monteverro.com, ca. CHF 155,–<br />

•<br />

2021 Marianova Bolgheri Superiore<br />

DOC, Michele Satta, Castagneto<br />

Carducci<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubin mit<br />

feinem Rand. Intensive Nase nach saftiger<br />

Kirsche und Dörrpflaume und schwarzem<br />

Pfeffer, dahinter leicht rauchige, fleischige<br />

Noten. Druckvoll am Gaumen, spannt einen<br />

weiten Bogen, präzise, reife Frucht im<br />

Kern, auf fein gewobenem Tannin, kommt<br />

im langen Abgang immer wieder.<br />

michelesatta.com, ca. CHF 150,–<br />

•<br />

BIO 2021 Suisassi Costa Toscana<br />

Rosso IGP, Duemani, Riparbella<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes, abdunkelndes<br />

Rubinrot. In der Nase nach Veilchen, Blutorangen,<br />

Hagebutten, Kirschsaft, dazu elegante<br />

Anklänge von Rosmarin, frischem<br />

Oregano. Am Gaumen geschliffen und sehr<br />

elegant, leichtfüssig, mit viel Trinkfluss, im<br />

Mittelteil auf feinen Zitrusaromen, kommt<br />

in mehreren Wellen, sehr lebendig und dynamisch,<br />

im Ausklang auf feinen steinigen<br />

Noten. duemani.eu, ca. CHF 260,–<br />

96 Punkte<br />

•<br />

BIO 2021 Grattamacco Bolgheri<br />

Superiore DOC<br />

Grattamacco, Castagneto Carducci<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot.<br />

Ausdrucksstarkes, süssfruchtiges Bukett<br />

nach Cassis und Brombeere, Noten von<br />

Ebenholz, Tabakblatt, Kakao und Fumé,<br />

komplex. Spannt sich wie ein Seiden tuch<br />

über den Gaumen, mit präziser<br />

Frucht und feinkörnigem<br />

Tannin, saftig und mit sanftem<br />

Druck bis in den langen Abgang.<br />

collemassariwines.it, ca. CHF 95,–<br />

•<br />

BIO 2022 Orma Toscana Rosso IGT<br />

Orma, Castagneto<br />

Carducci<br />

14,5 Vol.-%, KK. Intensives, leuchtendes<br />

Rubinrot mit violetten Reflexen. In der<br />

Nase duftig nach Schwarzer Johannisbeere,<br />

Waldfrüchten und einem Hauch Zedernholz.<br />

Am Gaumen fruchtsüss und mit<br />

zartem Schmelz, die geschliffenen Gerbstoffe<br />

präsentieren sich jugendlich, im langen<br />

Finale sehr fruchtbetont und mit gutem<br />

Potenzial. ormawine.it, ca. CHF 95,–<br />

•<br />

2022 Per Sempre Syrah Toscana<br />

Rosso IGT, Tua Rita, Suvereto<br />

14,5 Vol.-%, NK. Glänzendes, sattes Rubin<br />

mit Violettschimmer. Sehr klare und einprägsame<br />

Nase, ansprechender Mix aus<br />

dunklen Fruchtnoten und würzigen Komponenten,<br />

Holunderbeeren, Kardamom<br />

und grüner Pfeffer. Dichtmaschiges Tannin<br />

prägt den Gaumen, dunkle Beerenfrucht<br />

gepaart mit edlen Holznoten, zeigt sich<br />

noch etwas jung, rau und griffig. Geduld!<br />

tuarita.it, ca. CHF 150,–<br />

•<br />

BIO 2021 Caiarossa Toscana Rosso<br />

IGT, Caiarossa, Riparbella<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, intensives<br />

Purpurrot. Fein gezeichnet in der Nase<br />

nach Veilchen, Marzipan, Lakritze, Waldbeerkonfitüre,<br />

dahinter<br />

ein Hauch Jod und Gewürznelke, vielschichtig.<br />

Samtig in der Textur, saftig und<br />

fruchtsüss, auf festem Tannin, rund und<br />

mit sanftem Druck, sehr anhaltend.<br />

caiarossa.com, ca. CHF 55,–<br />

•<br />

BIO 2020 Villanoviana Cabernet<br />

Franc Toscana Rosso IGT<br />

Villanoviana, Castagneto Carducci<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />

aufhellendem Kern. Spannende und einladende<br />

Nase nach frischen Himbeeren, rosa<br />

Pfirsich, duftend, leicht blumig, dann im<br />

Nachhall etwas erdig, finessenreich und<br />

einladend. Zeigt sich am Gaumen sehr<br />

saftig, etwas leichtgewichtiger als sonst,<br />

gefällt aber deswegen, dennoch stimmig,<br />

kommt im Finale ständig saftig wieder.<br />

villanoviana.it, ca. CHF 80,–<br />

•<br />

BIO 2021 Guado De’ Gemoli Bolgheri<br />

Superiore DOC, Chiappini, Bolgheri<br />

14,5 Vol.-%, NK. Glänzendes, ausgeprägtes<br />

Rubingranat. Dicht und würzig in der Nase<br />

nach eingelegten Kirschen und Johannisbeeren,<br />

etwas Lavendel, Lakritze und Kaffee.<br />

Am Gaumen von grosser Harmonie<br />

und Eleganz, eröffnet seidig, sanft, aber<br />

doch mit viel Spannung, fein gewobenes<br />

Tannin und sehr lang im Abgang.<br />

giovannichiappini.it<br />

ca. CHF 85,–<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

187


tasting<br />

KÜSTE TOSKANA<br />

•<br />

2019 Lupicaia Toscana Rosso IGT<br />

Castello del Terriccio<br />

Castellina Marittima<br />

15 Vol.-%, NK. Glänzendes Rubinrot mit<br />

granatroten Reflexen. In der Nase sehr<br />

fruchtbetont nach Roten und Schwarzen<br />

Johannisbeeren, Brombeeren, Leder und<br />

Tabak sowie Kräuterwürze im Nachhall.<br />

Am Gaumen sehr saftig und mit tollem<br />

Fruchtkern, feinen und zupackenden Gerbstoffen,<br />

die von weiterer Lagerung profitieren<br />

werden, im langen Finale fruchtig<br />

und kräutrig.<br />

terriccio.it, ca. CHF 105,–<br />

•<br />

BIO 2021 Duemani Cabernet<br />

Franc Costa Toscana Rosso IGT<br />

Duemani, Riparbella<br />

15 Vol.-%, NK. Tiefdunkles Rubinrot. In der<br />

Nase feine Würze, feines Zedernholz, reife<br />

Kirsch- und Zwetschgenfrucht, dazu edle<br />

erdige Komponenten. Am Gaumen herzhaft,<br />

mit kompakter Frucht und feinem,<br />

engmaschigem Tannin, öffnet sich in mehreren<br />

Schichten am Gaumen, geradlinig,<br />

zum jetzigen Zeitpunkt etwas rau, mit<br />

langem Nachhall, kann noch etwas lagern.<br />

duemani.eu, ca. CHF 140,–<br />

•<br />

2020 Ventaglio Toscana Rosso IGT<br />

Argentiera, Donoratico<br />

14,5 Vol.-%, NK. Elegantes Rubinrot. In der<br />

Nase präsent, fein gezeichnet, duftet nach<br />

Cassis, Preiselbeere, unterlegt von Noten<br />

nach Minze und Eukalyptus. Am Gaumen<br />

straffes Tannin, griffig und herzhaft, erdige<br />

Komponenten, dazu feine Gewürznoten,<br />

herzhaft im Finale und noch etwas rau.<br />

argentiera.eu, ca. CHF 330,–<br />

•<br />

2021 Hortense Bolgheri Superiore<br />

DOC, Tenuta Fratini, Donoratico<br />

14,5 Vol.-%, NK. Sattes, tiefdunkles<br />

Rubin mit Violettspiel. Einladende<br />

vielschichtige Nase, nach dunkler Schokolade,<br />

Cassis und Heidel beeren, feine Würze<br />

im Hintergrund, Kardamom. Zupackendes,<br />

dichtes Tannin, das sehr gut eingebaut<br />

ist, kennzeichnet den Gaumen, dazu<br />

viel frische, dunkel beerige Frucht, im Finale<br />

nach Rauch und Teer, hallt lange nach.<br />

tenutafratini.com, ca. CHF 420,–<br />

95 Punkte<br />

•<br />

2022 Giusto di Notri Toscana Rosso<br />

IGT, Tua Rita, Suvereto<br />

14,5 Vol.-%, NK. Kraftvolles Rubin mit<br />

Violettschimmer. Konzentrierte Nase mit<br />

ansprechenden Noten nach Brombeere,<br />

Maulbeere, dunklen Johannisbeeren und<br />

etwas Kardamom. Am Gaumen sehr gute<br />

Präsenz, dichtmaschiges Tannin in vielen<br />

Schichten, baut sich gut auf, fester Druck,<br />

im Finale noch leicht trocknend.<br />

tuarita.it, ca. CHF 75,–<br />

•<br />

2022 Massetino Toscana Rosso IGT<br />

Masseto, Castagneto Carducci<br />

15 Vol.-%, NK. Sattes, tiefdunkles Rubin mit<br />

Violettschimmer. Ansprechende Nase mit<br />

Noten, die von Brombeere über Orangenschale<br />

bis zu Tabak wechseln. Gut<br />

herausgearbeitete dunkle Beerenfrucht<br />

am Gaumen, entfaltet sich dann mit geschliffenem<br />

Tannin, ausgewogen und mit<br />

guter Länge.<br />

masseto.com, ca. CHF 470,–<br />

•<br />

2021 Ornellaia Bianco Bolgheri<br />

Bianco DOC<br />

Ornellaia, Castagneto Carducci<br />

13 Vol.-%, NK. Leuchtendes Strohgelb mit<br />

grünen Nuancen. Duftet nach Marille,<br />

Grapefruit, Roter Johannisbeere, zarte<br />

Salbei noten. Am Gaumen saftig, zeigt Präsenz<br />

mit viel knackiger Frucht, frische, zitronige<br />

Noten, lange anhaltend und salzig.<br />

ornellaia.com, ca. CHF 210,–<br />

•<br />

2019 Avvoltore Toscana Rosso IGT<br />

Morisfarms, Massa Marittima<br />

14 Vol.-%, NK. Rubinrot mit dunklem Kern.<br />

In der Nase nach Johannisbeersirup und<br />

Feigen, erinnert auch an grünen Tee und<br />

Lakritze. Saftiger Gaumeneintritt, zeigt<br />

sich präzise und dunkelfruchtig, im Mittelteil<br />

mit toller Spannung, festem Druck und<br />

animierender Kräuternote, guter Trinkfluss.<br />

morisfarms.it, ca. CHF 35,–<br />

•<br />

2023 Giovin Re Toscana Bianco IGT<br />

Michele Satta, Castagneto Carducci<br />

13,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Hellgold mit<br />

Strohgelb. Duftet in der Nase sehr fein<br />

nach exotischen Früchten, satten Zitronen,<br />

dazu ein leichter Muskatton, Banane. Am<br />

Gaumen rassige Säure, mit präsenter<br />

Frucht, zügig, präzise, richtig toller Viognier!<br />

michelesatta.com, ca. CHF 40,–<br />

•<br />

2022 Syrah Toscana Rosso IGT<br />

Michele Satta, Castagneto Carducci<br />

14 Vol.-%, NK. Elegant leuchtendes Rubinrot.<br />

Duftet in der Nase nach satten Herzkirschen,<br />

Schwarzbrotkruste, Tinte, Rosmarin,<br />

im Ausklang feiner vegetaler Anklang.<br />

Am Gaumen mit kompaktem Tannin, leichte<br />

vegetale Würze, spannt sich schön auf,<br />

herzhaft, bei guter Frische, beachtliche<br />

Länge. michelesatta.com, ca. CHF 45,–<br />

•<br />

2019 Cabraia Toscana Rosso IGT<br />

Gualdo del Re, Suvereto<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />

funkelndem Kern. In der Nase sehr satt,<br />

intensiv und tiefgründig, einladend, nach<br />

Blutorangen, Trüffel, Brombeeren, Hauch<br />

von erdigen Tönen, sehr fein. Am Gaumen<br />

eisenhaltig, mit klarer saftiger Frucht und<br />

kargem Verlauf, ein Kind seiner Zone, schöner<br />

Ausdruck, mediterran, im Nachhall<br />

wiederum saftig. Hat von einem Jahr Flaschenreife<br />

profitiert.<br />

gualdodelre.it, ca. CHF 50,–<br />

•<br />

BIO 2021 Sant’Uberto<br />

Bolgheri Superiore DOC<br />

Villanoviana, Castagneto Carducci<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot,<br />

dezent aufhellender Rand.<br />

Fein gezeichnete Nase nach<br />

süsser Frucht, reife Rote Johannisbeere,<br />

Orangenschale,<br />

etwas Erdbeerbonbon,<br />

im zweiten Teil<br />

Fotos: Francesco Landi, Shutterstock, beigestellt<br />

Weingutsleiter Marco Ferrarese<br />

(r.) ist stolz auf den neuen Keller<br />

auf der Tenuta Guado al Tasso.<br />

188 falstaff sep <strong>2024</strong>


dann feiner Holzeinsatz, einladend. Am<br />

Gaumen griffig, lebendig, mit klar ausgeprägter<br />

Frucht und dezenter Würze, sehr<br />

griffig-erdiges Tannin, gut umschlungen,<br />

druckvoll bis ins lange Finish.<br />

villanoviana.it, ca. CHF 45,–<br />

•<br />

BIO 2021 Ilatraia Toscana Rosso IGT<br />

Brancaia, Radda in Chianti<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, sehr dichtes<br />

Rubin mit violetten Elementen. Offenes<br />

Bukett mit viel Würze nach Koriandersamen<br />

und etwas Piment, dahinter kräftige<br />

Schwarzkirsche und Kakao. Intensiver Gaumen,<br />

satt im Verlauf, öffnet sich und packt<br />

zu. Die Tannine sind herzhaft, saftiges<br />

Mundgefühl und langer Nachhall.<br />

brancaia.com, ca. CHF 50,–<br />

•<br />

BIO 2021 La Regola Costa<br />

Toscana Rosso IGT<br />

Podere La Regola, Riparbella<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />

funkelndem Kern. In der Nase zunächst<br />

rauchig, getoastet, nach dunklen Beeren,<br />

Zedernholz, etwas Cassis, Bitterschokolade.<br />

Am Gaumen saftig, reichhaltig und<br />

stoffig, kommt in mehreren Schichten,<br />

kraftvoll, dazu aber tolle Saftigkeit und<br />

Länge, sehr gut gelungen!<br />

laregola.com, ca. CHF 60,–<br />

•<br />

2021 Poggio alle Nane Maremma<br />

Toscana Rosso DOC, Le Mortelle<br />

Castiglione della Pescaia<br />

15 Vol.-%, NK. Elegantes, dunkles Rubinrot.<br />

In der Nase satte Würze, dazu tiefe dunkle<br />

Frucht, etwas kalter Rauch, Schwarzkirsche,<br />

Cassis, Zwetschge, toller Edelholzeinsatz.<br />

Am Gaumen strukturreich, satt,<br />

mit griffigem Tannin und geschliffener,<br />

cremiger Frucht, kommt in mehren<br />

Schichten, herzhaft, beachtlich lang.<br />

antinori.it, ca. CHF 65,–<br />

•<br />

2019 San Germano Maremma<br />

Toscana DOC<br />

Rocca di Frassinello, Gavorrano<br />

15 Vol.-%, NK. Sehr dunkles Rubinrot,<br />

violette Reflexe. In der Nase sehr reife Aromen<br />

von Kirsche, Brombeere, Schwarzer Johannisbeere,<br />

unterlegt mit Zigarrenkistenaromatik.<br />

Am Gaumen sehr weicher Eintritt<br />

mit schönem Fruchtkern, viel Schmelz,<br />

dichtem und feinkörnigem Gerbstoff, sehr<br />

langem Finale und gutem Trinkfluss.<br />

roccadifrassinello.it, ca. CHF 75,–<br />

•<br />

2020 Campo alla Sughera Toscana<br />

Rosso IGT, Campo alla Sughera,<br />

Bolgheri<br />

14,5 Vol.-%, NK. Dunkel glänzender, rubinroter<br />

Kern mit aufhellendem Rand.<br />

Duftiges Bukett nach saftiger Kirsche,<br />

dazu Noten von Blutorange, Wassermelone,<br />

Kardamom und Zigarrenkiste. Angenehm<br />

fruchtsüss und von geschliffener<br />

Textur auf fein gewobenem Tanningerüst,<br />

balanciert und sehr lang.<br />

campoallasughera.com, ca. CHF 85,–<br />

•<br />

BIO 2020 Scipio Toscana Rosso IGT<br />

Tenuta Sette Cieli, Bibbona<br />

15 Vol.-%, NK. Dunkel glänzendes Rubinrot.<br />

Komplexes Bukett, zunächst nach Kaffee<br />

und dunkler Schokolade zu getrockneter<br />

Schwarzer Johannisbeere und rotem Pfeffer,<br />

ein Hauch Nelken. Zieht sich seidig und<br />

mit sanftem Druck weit über den Gaumen,<br />

Noten von Minze und Thymian, festes Tannin,<br />

spannend und sehr lang.<br />

settecieli.com, ca. CHF 90,–<br />

•<br />

2020 Le Pupille Syrah Toscana<br />

Rosso IGT, Fattoria Le Pupille, Grosseto<br />

15,5 Vol.-%, NK. Dunkler, rubinroter Kern<br />

mit aufhellendem Rand. Einladendes,<br />

würziges Bukett nach schwarzem Pfeffer,<br />

Gewürznelken, schwarzer Pflaume und<br />

Heidelbeeren. Seidig im Ansatz, zieht sich<br />

dann mit sanftem Druck elegant und mit<br />

eng gewobenem Tannin über den Gaumen<br />

bis zum anhaltenden Finish.<br />

fattorialepupille.it<br />

ca. CHF 100,–<br />

•<br />

2021 Paleo Toscana Rosso IGT<br />

Le Macchiole, Bolgheri<br />

14,5 Vol.-%, NK. Glänzender dunkelrubinroter<br />

Kern mit feinem Rand. Ausgeprägt in<br />

der Nase nach Schwarzkirsche und Heidelbeere,<br />

süssem Tabak, Marzipan und feiner<br />

Holzwürze. Geschliffen am Gaumen,<br />

dichte Frucht im Kern auf engmaschigem<br />

Tannin, satter Nachdruck im Abgang.<br />

lemacchiole.it, ca. CHF 110,–<br />

•<br />

2021 Camarcanda Bolgheri Rosso<br />

DOC, Ca’ Marcanda<br />

Castagneto Carducci<br />

14,5 Vol.-%, NK. Elegant leuchtendes Rubinrot.<br />

Intensive Nase mit Noten nach Cassis<br />

und Brombeere, klar und prägnant, im<br />

Hintergrund feine Kräuterwürze. Am Gaumen<br />

mit herzhafter Saftigkeit und dunkelbeeriger<br />

Frucht, öffnet sich mit griffigem<br />

Tannin in vielen Schichten, kernig, mit viel<br />

saftiger Frucht ausgestattet, im Finale<br />

fester Druck und Noten nach Grafit.<br />

camarcanda.com<br />

ca. CHF 170,–<br />

•<br />

2021 Harte Bolgheri Superiore DOC<br />

Tenuta Fratini, Donoratico<br />

14,5 Vol.-%, NK. Sattes, tiefdunkles Rubin<br />

mit leichtem Violettschimmer. Eröffnet<br />

mit feinen würzigen Noten, nach dunklem<br />

Pfeffer, dazu gepaart mit Brombeere und<br />

Holunderbeere etwas Lakritze. Stoffig<br />

und viel dunkelbeerige Frucht, samtiges,<br />

dichtes Tannin, baut sich schön auf,<br />

im Finale fester Druck.<br />

tenutafratini.com<br />

ca. CHF 195,–<br />

Suvereto liegt etwas südlich<br />

von Bolgheri im Anbaugebiet<br />

Val di Cornia. Auch hier<br />

gedeihen prachtvolle Weine<br />

auf Bordeaux-Blend-Basis.<br />

94 Punkte<br />

•<br />

2021 Cabernet Costa Toscana IGT<br />

Poggio al Lupo, Magliano in Toscana<br />

14 Vol.-%, DIAM. Dunkler rubinroter Kern<br />

mit purpurfarbenen Ansätzen. Tiefgründiges<br />

Bukett nach Brombeerkonfitüre,<br />

Tabak, dunkler Schokolade und gekohltem<br />

Holz, spannend. Am Gaumen mit ordentlich<br />

Druck, konzentrierte Frucht auf<br />

engmaschigem Tannin, dabei angenehm<br />

frisch, stimmig und sehr lang.<br />

poggioallupowine.it, ca. CHF 30,–<br />

•<br />

BIO 2021 L’Alberello Toscana Rosso<br />

IGT, Grattamacco, Castagneto Carducci<br />

14,5 Vol.-%, NK. Dunkles Rubinrot mit purpurfarbenen<br />

Reflexen. Dichtes, würziges<br />

Bukett nach Schwarzer Johannisbeere, Tomatenblatt,<br />

rotem Paprika, dahinter Edelholz<br />

und ein Touch Grafit. Sehr saftig und<br />

mit reifer Frucht im Zentrum, sehr präsent<br />

am Gaumen, mit festem Tannin und anhaltendem,<br />

fruchtbetontem Finish.<br />

collemassariwines.it<br />

ca. CHF 60,–<br />

•<br />

2022 Le Serre Nuove dell’Ornellaia<br />

Bolgheri Rosso DOC<br />

Ornellaia, Castagneto Carducci<br />

14,5 Vol.-%, NK. Sattes, undurchdringliches,<br />

dunkel glänzendes Rubin. Fein im Bukett,<br />

dezente Noten von Schwarzen Johannisbeeren,<br />

dahinter Mokka und Kakao. Am<br />

Gaumen feingliedrig imposant, spannt sich<br />

elegant und weit auf, gut integriertes Holz,<br />

feinmaschiges Tannin, trinkanimierend, retronasale<br />

Kräuterwürze und lange anhaltender<br />

Abgang mit feinem Tanningerüst.<br />

ornellaia.com, ca. CHF 65,–<br />

•<br />

2022 Sondraia Costa Toscana<br />

Bianco IGT, Poggio al Tesoro<br />

Castagneto Carducci<br />

14 Vol.-%, NK. Elegant funkelndes, intensives<br />

Goldgelb. Ausgeprägt und vielschichtig<br />

in der Nase, reife Marille, dahinter Vanilleschote,<br />

Chinarinde und tropische Früchte.<br />

Eindrucksvoll schon beim Eintritt, zieht<br />

sich sanft über den ganzen Gaumen.<br />

poggioaltesoro.it, ca. CHF 60,–<br />

•<br />

BIO 2022 N°2 Maremma Toscana<br />

Rosso DOC, Brancaia, Radda in Chianti<br />

14 Vol.-%, DIAM. Leuchtendes, sehr dichtes<br />

Rubin mit hellem Glanz. Offene Nase mit<br />

Schwarzkirsche, Zwetschgenkonfit, dahinter<br />

etwas Unterholz und Leder. Satter Gaumen,<br />

weit aufspannender Säurebogen,<br />

straffe Tannine. Guter Gaumendruck mit<br />

Zug, retronasal Weichsel, lange anhaltender,<br />

leicht säurebetonter Abgang.<br />

brancaia.com, ca. CHF 22,–<br />

<<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

189


tasting<br />

KÜSTE TOSKANA<br />

Um Bolgheri und Castagneto<br />

Carducci stehen viele<br />

beeindruckende alte Burganlagen.<br />

•<br />

2022 Poggio ai Ginepri Toscana<br />

Rosso IGT, Argentiera, Donoratico<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubin mit<br />

dunklem Kern. Im Bukett leicht vegetabil<br />

und medizinaler Ton, etwas Jod, dahinter<br />

Brombeeren und Zwetschgen. Mittelschwer<br />

am Gaumen, tänzelnd in der<br />

Säure, mittlerer Gaumendruck, retronasal<br />

etwas Weichsel, mittlerer, anhaltender<br />

Abgang. argentiera.eu, ca. CHF 25,–<br />

•<br />

BIO 2020 Esse Syrah Toscana Rosso<br />

IGT, Fattoria La Torre, Montecarlo<br />

14 Vol.-%, NK. Sanft schimmernder dunkelrubinroter<br />

Kern und feiner Rand. Ausgeprägt<br />

in der Nase nach vollreifen Pflaumen<br />

und Maulbeeren, dahinter mediterrane<br />

Kräuter und etwas Zedernholz. Am<br />

Gaumen in Seide gehüllte pikante Frucht,<br />

auf engmaschigem Tanningerüst, sehr<br />

langer Abgang.<br />

fattorialatorre.it, ca. CHF 30,–<br />

•<br />

2022 Villa Donoratico Bolgheri<br />

Rosso DOC, Argentiera, Donoratico<br />

14,5 Vol.-%, NK. Intensives, sattes Dunkelrubinrot.<br />

Im Bukett deutlich eingemachte<br />

Zwetschgen, Schwarzbrotkruste, später<br />

getoastete Noten von gerösteten Haselnüssen,<br />

etwas Mokka und Zartbitterschokolade.<br />

Am Gaumen eng gewobenes<br />

Tannin, kompakt, mit fülligem Körper,<br />

leicht abtrocknender Gaumen im langen<br />

Finale. argentiera.eu, ca. CHF 40,–<br />

•<br />

2021 Piastraia Bolgheri Superiore<br />

DOC, Michele Satta<br />

Castagneto Carducci<br />

14,5 Vol.-%, NK. Dunkles, volles Rubin.<br />

Offenes, elegantes Bukett von Brombeere,<br />

unterlegt mit würzigen Noten<br />

von Lakritze, Leder und Unterholz. Am<br />

Gaumen kraftvoll, rund, saftig und<br />

trink animierend. Die Tannine sind gut<br />

integriert, retronasal Schwarzkirsche und<br />

Schokolade, langes Finale.<br />

michelesatta.com<br />

ca. CHF 45,–<br />

•<br />

BIO 2021 Prima Pietra Costa<br />

Toscana Rosso IGT<br />

Tenuta Prima Pietra, Riparbella<br />

14 Vol.-%, NK. Tiefdunkler, rubinroter Kern<br />

mit zartem Rand. Tief und verführerisch in<br />

der Nase nach Zartbitterschokolade,<br />

Brombeerkompott und Kirschkonfitüre<br />

auf Ebenholz. Geschliffener Ansatz, mit<br />

präziser Frucht auf engmaschigem Tanningerüst,<br />

harmonisch und anhaltend.<br />

tenutaprimapietra.com<br />

ca. CHF 45,–<br />

•<br />

BIO 2021 Terra di Monteverro<br />

Toscana Rosso IGT<br />

Monteverro, Capalbio<br />

14 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot.<br />

Elegante und einladende Nase, feine<br />

Würze, reife Waldbeerfrucht, feine erdige<br />

Noten, Eisen, satt. Am Gaumen mit noch<br />

etwas jungem Tannin, welches Frische<br />

gibt, herzhaft, zugänglich, kommt in mehreren<br />

Phasen daher, kann gut reifen, toller<br />

Second Vin.<br />

monteverro.com, ca. CHF 48,–<br />

•<br />

2020 I’Rennero Merlot Costa<br />

Toscana IGT, Gualdo del Re, Suvereto<br />

14,5 Vol.-%, NK. Aufhellendes, leuchtendes<br />

Rubinrot mit funkelndem Kern. In der Nase<br />

nach Trüffel, Brombeere, Waldfrüchten<br />

und feinen erdigen Noten, im Nachhall<br />

Rosmarin und gedörrtes Veilchenblatt.<br />

Am Gaumen straff, mit klarer Frucht und<br />

dezent eisenhaltigem Unterton, saftig,<br />

klar, kommt im Finale leicht salzig wieder.<br />

gualdodelre.it, ca. CHF 50,–<br />

•<br />

2022 Il Pino Toscana Rosso IGT<br />

Tenuta di Biserno, Bibbona<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes, elegantes<br />

Rubinrot. Fumé in der Nase, Milchkaffee,<br />

reife rote Beerenfrucht, dazu leichte<br />

Anklänge von Grafit und Preiselbeeren. Am<br />

Gaumen kompakt, im Vordergrund mit<br />

druckvollem Tannin, satte Würze, zeigt<br />

gute Länge, im Ausklang am Mittelteil<br />

dann minimal rau, kann noch warten.<br />

biserno.it, ca. CHF 52,–<br />

•<br />

2022 Guidalberto Toscana Rosso<br />

IGT, Tenuta San Guido<br />

Castagneto Carducci<br />

13,5 Vol.-%, NK. Sanft glänzendes Rubinrot.<br />

Vielschichtiges Bukett, eröffnet auf reife<br />

Waldbeeren, Johannisbeere, Noten von<br />

Wacholder, Zedernholz und schwarzem<br />

Pfeffer, ein Touch Flieder. Seidig im Ansatz,<br />

präzise Frucht auf sehr gut integriertem,<br />

feinem Tannin, elegant und<br />

mit sanftem Druck im langen Finale.<br />

tenutasanguido.com,<br />

ca. CHF 55,–<br />

•<br />

2019 Monteti<br />

Toscana Rosso IGT<br />

Tenuta Monteti,<br />

Capalbio<br />

14,5 Vol.-%, NK. Dunkles<br />

Rubinrot mit violetten Re-<br />

flexen und leicht aufhellendem Rand. In<br />

der Nase sehr würzig nach Zedernholz, Zigarrenkiste,<br />

Wacholderbeeren und schwarzen<br />

Holunderbeeren. Am Gaumen satter<br />

Fruchtkern, saftig, mit engmaschigen<br />

Gerbstoffen, im langen Finale sehr kräuterwürzig.<br />

tenutamonteti.it, ca. CHF 55,–<br />

•<br />

2020 Arnione Bolgheri Superiore<br />

Rosso DOC, Campo alla Sughera<br />

Bolgheri<br />

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit<br />

violetten Reflexen. In der Nase ansprechend,<br />

vielschichtig. Viel reife Pflaume,<br />

gepaart mit schokoladiger Würze. Am<br />

Gaumen füllend, mit weichem Tannin und<br />

lebhaftem Körper, im Abgang anhaltend.<br />

campoallasughera.com<br />

ca. CHF 59,– <<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/<br />

kueste-toskana-trophy-24<br />

Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />

190 falstaff sep <strong>2024</strong>


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SEPTEMBER <strong>2024</strong><br />

IMPRESSUM<br />

INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT<br />

FÜR ESSEN, TRINKEN UND REISEN<br />

Die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck,<br />

Vervielfältigung und Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen<br />

nur mit ausdrücklicher Genehmigung<br />

des Verlags. Zitate aus Beiträgen dieser Ausgabe sind<br />

ausschliesslich mit Angabe der Quelle gestattet.<br />

VERLAG<br />

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FALSTAFF-REDAKTION SCHWEIZ<br />

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Gegenstand des Unternehmens sind die<br />

Herausgabe, der Verlag und der Vertrieb<br />

von Zeitschriften und Drucksachen aller<br />

Art unter der Bezeichnung «<strong>Falstaff</strong>».<br />

EIGENTÜMER FALSTAFF SCHWEIZ<br />

<strong>Falstaff</strong> Österreich (100 %)<br />

HERAUSGEBER<br />

Aloys Hirzel, Wolfgang M. Rosam<br />

CHEFREDAKTION<br />

Benjamin Herzog, Dominik Vombach,<br />

Christoph Schwarz, Wolfgang M. Rosam<br />

STELLVERTR. CHEFREDAKTEURINNEN<br />

Aline Mareiler, Marlene Tragut<br />

CHEFIN VOM DIENST Verena Richter<br />

REDAKTIONSASSISTENZ Sophie Gurresch<br />

CREATIVE DIRECTOR<br />

Judit Mihályi, Harald Wittmann-Duniecki<br />

LEITUNG INTERNE GRAFIK Maximilian Kamper<br />

GRAFIK Isabella Gröller, Milena Hammerschmied<br />

PHOTO DIRECTOR Bianca Demsa<br />

FOTOASSISTENZ Valentina Metnitzer (Praktikantin)<br />

PRODUKTION / LITHO Konstantin Riemerschmid<br />

REDAKTIONSLEITUNG DIGITAL Patricia Konarzewski<br />

REDAKTION ONLINE CH Rafaela Mörzinger<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

AUTOREN Anna-Maria Bauer, Pooja Bhula, Severin Corti,<br />

Larissa Graf, Klaus Höfler, Othmar Kiem, Peter Moser,<br />

Andrea Nagel, Sonja Planeta, Lukas Plattner, Sascha Rettig,<br />

Dirk Ruschmann, Ulrich Sautter, Pierre-André Schmitt,<br />

Fee Louise Schwarz, Sandro Sommer, Sebastian Späth,<br />

Simon Staffler, Carmen Stalder, Hans-Theo Stamp,<br />

Alexander Thürer (Chefredakteur Spirits)<br />

FOTOGRAFIN Lena Staal<br />

ILLUSTRATORINNEN Stefanie Hilgarth (carolineseidler.com),<br />

Gina Müller (carolineseidler.com)<br />

LEKTORAT Andreas Hierzenberger, Angelika<br />

Hierzenberger-Gokesch, Rocco Prumer, Sabine Till,<br />

Birgit Weißkircher<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

Mag. Elisabeth Kamper, Wolfgang M. Rosam,<br />

Sophie-Marie von Haugwitz<br />

VERWALTUNGSRAT<br />

Aloys Hirzel, Wolfgang M. Rosam<br />

ANZEIGENKOORDINATION<br />

Christiane Ceccarelli, Viktoria Gartner<br />

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Einzelverkauf: CHF 14,–<br />

Jahresabonnement (10 Hefte): CHF 105,–<br />

Preise inkl. MwSt.<br />

Gültig in der <strong>Schweiz</strong><br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

191


tasting<br />

TROPHY BARBERA<br />

BARBER A ZUM<br />

VERLIEBEN<br />

Dunkel, Rubin-Violett, mit vollem Duft nach Kirsche, Brombeere und<br />

würzigen Kräutern, am Gaumen ausgestattet mit saftiger Säure und mildem Tannin:<br />

so schmeckt Barbera, die am meisten angebaute rote Rebsorte im Piemont.<br />

TEXT OTHMAR KIEM NOTIZEN OTHMAR KIEM, SIMON STAFFLER, LUKAS PLATTNER<br />

Wie Wellen ziehen sich die Barbera-<br />

Weinberge bei Asti und Nizza<br />

Monferrato über die sanften Hügel.<br />

Fotos: Shutterstock, beisteller<br />

192 falstaff sep <strong>2024</strong>


Dass Sangiovese die am meisten<br />

angebaute rote Traubensorte<br />

Italiens ist, mögen ja noch viele<br />

wissen. Aber welche folgt<br />

danach? Genau, Barbera! Ihr<br />

Zentrum hat die Sorte im südlichen Piemont.<br />

Die Hügel um die Städte Asti, Nizza Monferrato<br />

und Alessandria sind tiefstes Barbera-<br />

Land. Hier hat Barbera gleich drei DOCG-<br />

Bezeichnungen: Barbera d’Asti Superiore,<br />

Barbera del Monferrato Superiore und einfach<br />

Nizza – so benannt nach einem Fluss,<br />

der sich bei Nizza Monferrato durch die<br />

Landschaft schlängelt. Ein Nizza DOCG<br />

gilt als höchster Ausdruck von Barbera.<br />

Insgesamt sind es 18 Gemeinden um den<br />

Hauptort Nizza Monferrato, in denen dieser<br />

Wein erzeugt werden darf. Der zulässige<br />

Höchstertrag wurde konsequent auf 7 Tonnen<br />

pro Hektar beschränkt, bei einem Nizza<br />

mit Lagenangabe auf 6,3 Tonnen pro Hektar.<br />

Selbstverständlich wird auch weiter südlich,<br />

in den Langhe um Alba Barbara angebaut.<br />

Dort aber spielt die Sorte hinter Nebbiolo<br />

eindeutig nur die zweite Geige. Um Asti<br />

und Nizza hingegen ist Barbera der Spitzenwein.<br />

Wir haben uns daher in unserer Trophy<br />

auf Nizza DOCG und Barbera d’Asti Superiore<br />

DOCG konzentriert.<br />

Michele Chiarlo zuerst, später sein Sohn<br />

Stefano waren von Beginn an starke Verfechter<br />

von Nizza DOCG. Der La Court Nizza<br />

Riserva DOCG 2019 hat alles, was man sich<br />

von einem tollen Barbera, einem grossartigen<br />

Wein erwarten kann: Fülle und Saftigkeit,<br />

aber auch Finesse und Eleganz. Völlig zu<br />

Recht ist dieser Wein daher der Gewinner<br />

unserer Barbara Trophy <strong>2024</strong>.<br />

Castelnuovo Don Bosco liegt ganz im<br />

Osten des Anbaugebietes, schon fast vor den<br />

Toren Turins. Hier liegt die Cascina Gilli, die<br />

von Gianni Vergnano und seinem Sohn Paolo<br />

geleitet wird. Man konzentriert sich ganz<br />

auf autochthone Sorten. Neben Barbera wird<br />

hier Freisa, Malvasia di Schierano, Bonarda<br />

und etwas Nebbiolo angebaut. Der Barbera<br />

D'Asti Dedica von Cascina Gilli belegte den<br />

zweiten Platz in unserer Trophy.<br />

Auf dem dritten Platz folgt La Lippa von<br />

La Gironda, einem kleinen, aber feinen Weingut<br />

in Nizza Monferrato. Bravo! ><br />

PLATZ<br />

LA COURT NIZZA RISERVA DOCG<br />

MICHELE CHIARLO<br />

Duftet nach Minze, Milchschokolade und<br />

Amarenakirsche, tolle Saftigkeit am Gaumen.<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/barbera-trophy-24<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

193


tasting<br />

TROPHY BARBERA<br />

PLATZ<br />

DEDICA BARBERA D'ASTI DOCG<br />

CASCINA GILLI<br />

Erinnert am Gaumen an Früchtetee<br />

und Bitterschokolade, pikant.<br />

95 Punkte<br />

1. Platz<br />

•<br />

2021 La Court Nizza Riserva DOCG<br />

Michele Chiarlo, Calamandrana<br />

14,5 Vol.-%, DIAM, Tiefdunkles, sattes<br />

Rubinrot. Duftet in der Nase nach Minze,<br />

Milchschokolade, satten Amarenakirschen,<br />

dazu etwas erdige Töne, elegant und einladend.<br />

Am Gaumen mit toller Saftigkeit und<br />

Säure, ausgeprägter, frischer Frucht und<br />

spannungsgeladenem Verlauf, im Finale<br />

noch junges Tannin.<br />

michelechiarlo.it, ca. CHF 48,–<br />

94 Punkte<br />

2. Platz<br />

•<br />

2020 Dedica Barbera d'Asti<br />

Superiore DOCG , Cascina Gilli,<br />

Castelnuovo Don Bosco<br />

14,5 Vol.-%, NK, Intensives Rubinrot mit<br />

hellvioletten Rändern. In der Nase nach<br />

Zwetschgen und Butterkeks, feine Anklänge<br />

von gerösteten Kaffeebohnen und etwas<br />

feuchte Erde. Am Gaumen mit dunkler, satter<br />

Frucht, erinnert auch etwas an Früchtetee<br />

und Bitterschokolade, im hinteren Bereich<br />

lebendige Säure, hinterlässt leicht pikanten<br />

Eindruck am Gaumen, anhaltend.<br />

cascinagilli.it, ca. CHF 22,–<br />

3. Platz<br />

•<br />

2023 La Lippa Barbera d’Asti DOCG<br />

La Gironda, Nizza Monferrato<br />

13,5 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinviolett<br />

mit funkelndem Kern. Duftet frisch in<br />

der Nase nach saftigen Kirschen, frisch gepressten<br />

Trauben, dazu feine Würze, Veilchen.<br />

Saftig am Gaumen, mit jugendlichem<br />

Tannin, frisch und fruchtig, am besten etwas<br />

leicht gekühlt servieren!<br />

lagironda.com, ca. CHF 14,–<br />

93 Punkte<br />

•<br />

2021 Vecchie Viti Nizza DOCG<br />

Gianni Doglia, Castagnole delle Lanze<br />

15 Vol.-%, NK, Leuchtendes, intensives Purpurrot<br />

mit feinem Rand. Ausgeprägt in der<br />

Nase nach knackiger Frucht von Brombeeren<br />

und Heidelbeeren, dazu Veilchenduft.<br />

Geschliffen beim Gaumeneintritt, dann mit<br />

klarer, saftiger Frucht, feinkörniges Tannin,<br />

langer Abgang.<br />

giannidoglia.it. ca. CHF 25,–<br />

•<br />

2022 La Luna e i Falò Barbera d'Asti<br />

Superiore DOCG, Vite Colte, Barolo<br />

14,5 Vol.-%, DIAM, Helles Rubinrot mit purpurfarbenen<br />

Rändern. Duftende Nase nach<br />

Veilchen, Kirschen und Himbeere. Zeigt am<br />

Gaumen klare Frucht und knackige Säure,<br />

feinkörniges Tannin mit animierender<br />

Spannung,<br />

präsentiert<br />

sich im<br />

hinteren Verlauf<br />

mit feiner<br />

Würze, anhaltend.<br />

vitecolte.it, ca. CHF 15,–<br />

•<br />

2020 Litina Barbera d'Asti<br />

Superiore DOCG Cascina Castlet,<br />

Costigliole d’Asti<br />

15 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />

funkelndem Kern. Elegante, duftende Nase<br />

nach Waldfrüchten, Preiselbeeren, Zedernholz,<br />

Unterholz, im Nachhall feiner Duft<br />

von Kerzenwachs. Am Gaumen geschliffen,<br />

rund und harmonisch, mit weicher Struktur<br />

und prachtvollem Verlauf, kommt im Finale<br />

immer wieder saftig zurück.<br />

cascinacastlet.com, ca. CHF 16,–<br />

•<br />

2022 Bansella Nizza DOCG<br />

Prunotto, Alba<br />

15 Vol.-%, DIAM, Aufhellendes Rubinviolett.<br />

In der Nase eleganter Edelholzeinsatz, frische<br />

Waldbeerfrucht, ein Hauch Leder und<br />

Veilchen. Am Gaumen rotbeeriger Kern,<br />

mit feinen Würzeanklängen, sehr saftig,<br />

ausbalanciert, knackige Säure gibt Trinkfluss,<br />

im Finale leichte Salzigkeit.<br />

prunotto.it, ca. CHF 17,–<br />

•<br />

2021 Alfiera Barbera d'Asti<br />

Superiore DOCG, Marchesi Alfieri,<br />

San Martino Alfieri<br />

15 Vol.-%, NK, Ausgeprägtes, dunkles Purpurrot<br />

mit feinem, aufhellendem Rand.<br />

Rauchig und tief in der Nase, mit saftiger<br />

Zwetschge und Brombeere, dazu Kaffee sowie<br />

etwas Graphit und Gummi. Geschliffen<br />

und mit schöner Fruchtsüsse am Gaumen,<br />

festes Tannin und grosse Länge, macht<br />

Lust auf mehr.<br />

marchesialfieri.it, ca. CHF 30,–<br />

•<br />

2021 Nizza DOCG<br />

Amistà, Nizza Monferra<br />

14 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinviolett.<br />

Sehr duftende Nase nach Minze, Veilchen,<br />

frischen Kirschen und sanftem Edelholz,<br />

zugänglich und einladend. Am Gaumen mit<br />

schönem Schmelz und feiner süsser<br />

Frucht, eingebettet in noch junges Holztannin,<br />

bereits jetzt zugänglich mit gutem<br />

Trinkfluss.<br />

amistapiedmontwine.com, ca. CHF 30,–<br />

•<br />

2020 Vigne Vecchie Barbera d'Asti<br />

Superiore DOCG<br />

Vinchio Vaglio, Vinchio<br />

15 Vol.-%, NK, Klares Rubinrot mit kirschroten<br />

Rändern. Eröffnet in der Nase mit erdigen<br />

Nuancen, Edelholz, dazu etwas Preiselbeeren,<br />

Eisen, Jod. Am Gaumen kompakt,<br />

harmonisch, mit geschliffenem Tannin, im<br />

hinteren Bereich elegant und mit feinem<br />

Druck. vinchio.com, ca. CHF 35,–<br />

•<br />

2020 Epico Nizza Riserva DOCG<br />

Pico Maccario, Mombaruzzo<br />

15 Vol.-%, DIAM, Rubinrot mit kirschroten<br />

Reflexen. Zeigt sich in der Nase herzhaft,<br />

nach reifer Pflaume, Kaffeesatz und Minzschokolade.<br />

Am Gaumen reichhaltig,<br />

spannt sich mit festem Druck auf, untermalt<br />

von Nuancen nach kaltem Milchkaffee<br />

und Fichtenhonig, vielschichtig und mit<br />

eigenem Stil.<br />

picomaccario.com, ca. CHF 45,–<br />

92 Punkte<br />

•<br />

2021 Bricco Cova Nizza DOCG<br />

Bianco Angelo, Agliano<br />

15,5 Vol.-%, NK, Dichtes Rubinrot. Präsentiert<br />

sich in der Nase zunächst etwas<br />

schüchtern, öffnet sich dann auf Unterholz,<br />

Waldbeeren und Nelken. Am Gaumen mit<br />

reifer Frucht, animierendes Säurespiel und<br />

feiner Druck am Gaumen, im Ausklang mit<br />

feiner Würze.<br />

biancoangelo.it, ca. CHF 25,–<br />

•<br />

2020 Generala Nizza Riserva DOCG<br />

Bersano, Nizza Monferrato<br />

15 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />

aufhellenden Rändern. Erinnert in der Nase<br />

an Schwarzbrot, Brombeermarmelade und<br />

etwas Pfefferminze, im Nachhall etwas<br />

dunkler Tabak. Am Gaumen mit satter, klarer<br />

Frucht und griffigem Tannin, eingehüllt<br />

in feinem Fruchtschmelz, anhaltend.<br />

bersano.it, ca. CHF 25,50<br />

•<br />

2020 Sotto la Luna Barbera d’Asti<br />

Superiore DOCG<br />

iDivini, Isola d'Asti<br />

14 Vol.-%, NK, Helles Rubinrot mit granatroten<br />

Rändern. In der Nase nach karamellisierten<br />

Feigen, reifen Waldbeeren, auch et-<br />

Fotos: Boumen Japet / Shutterstock.com, beisteller, Shutterstock<br />

194 falstaff sep <strong>2024</strong>


was nach Fichtenhonig und Malz. Präsentiert<br />

sich am Gaumen saftig, mit klarer<br />

Frucht und seidigem Tannin, ausgewogen<br />

und zugänglich. idivini.org, ca. CHF 16,–<br />

•<br />

BIO 2023 Campolungo Barbera<br />

d'Asti DOCG<br />

Cascina Vèngore, Cisterna d’Asti<br />

14 Vol.-%, NK, Leuchtendes, klares Rubinrot<br />

mit hellem Kern. Duftet nach Minze und frischen<br />

Kirschen, dazu feine erdige Töne, im<br />

Nachhall nach Salbei. Am Gaumen klar,<br />

ausgewogen und saftig, mit herzhaftem<br />

Zugang, schöner Struktur und im Nachhall<br />

mit druckvollem Abklang.<br />

cascinavengore.it, ca. CHF 11,–<br />

•<br />

2022 Lavignone Barbera d'Asti<br />

DOCG, Pico Maccario, Mombaruzzo<br />

13,5 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinrot<br />

mit funkelndem Kern. In der Nase nach<br />

weissem Pfeffer, Ras el-Hanout, zart erdigen<br />

Anklängen, satte Waldbeer- und<br />

Kirschfrucht, erinnert im Ausklang an<br />

Orangen. Am Gaumen griffig, mit erdigem,<br />

leicht weitmaschigem Tannin, kraftvoll,<br />

kommt in mehreren Schichten daher, gute<br />

Länge. picomaccario.com, ca. CHF 15,–<br />

•<br />

2022 Cipressi Nizza DOCG<br />

Michele Chiarlo, Calamandrana<br />

14,5 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinrot<br />

mit einem Tropfen Violett. In der Nase elegante<br />

erdige Noten, Randen, Veilchen,<br />

Zwetschgensaft. Am Gaumen sehr saftig,<br />

mit erdigem Verlauf, schöne Säure balanciert<br />

den Verlauf, im Nachklang leicht weitmaschiges<br />

Tannin.<br />

michelechiarlo.it, ca. CHF 18,–<br />

•<br />

2021 Tre Roveri Nizza DOCG<br />

Pico Maccario, Mombaruzzo<br />

14,5 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinviolett.<br />

In der Nase nach Edelholz, Kerzenwachs,<br />

Safran, dazu erdige Töne, dunkle<br />

Beerenfrucht. Am Gaumen geschliffen,<br />

mit guter Säure und knackigem Fruchtkern,<br />

schön elegant, im Nachhall aufgrund<br />

des Holzes filigrane Zehrung.<br />

picomaccario.com, ca. CHF 18,–<br />

SORTENPROFIL<br />

DIE SORTE<br />

Barbera zeichnet sich durch knackige Kirschfrucht, Brombeere und<br />

eine würzige Komponente aus, die an Pfeffer erinnert. Sie hat präsente<br />

Säure, die dem Wein viel Trinkfluss gibt, zugleich aber wenig Tannin.<br />

Viele Erzeuger legen Barbera daher gerne ins kleine Holzfass. Wenn das<br />

gekonnt und vorsichtig gemacht wird, kann das hervorragend sein. Es<br />

kann aber auch grob danebengehen und dann bleibt nur mehr Holz.<br />

DAS GEBIET<br />

Im südlichen Piemont um Asti, Nizza Monferrato und Alessandria<br />

bildet Barbera drei DOCG-Gebiete: Barbera d'Asti Superiore, Barbera<br />

del Monferrato Superiore und Nizza, den es auch als Riserva gibt.<br />

•<br />

2020 Angelo Brofferio Nizza Riserva<br />

DOCG, Cantina Sociale Barbera dei Sei<br />

Castelli, Castelnuovo Calcea<br />

15 Vol.-%, DIAM, Leuchtendes Rubinrot mit<br />

funkelndem Kern, minimaler Violett-Touch.<br />

In der Nase zunächst zarte Reduktion, vegetaler<br />

Anklang, etwas erdige Noten, Geranien,<br />

rote Beerenfrucht. Am Gaumen saftig,<br />

mit knackiger Frucht und keckem Tannin,<br />

dazu feine Honignoten im Hintergrund,<br />

solide. barberaseicastelli.it, ca. CHF 21,–<br />

•<br />

2020 Passum Barbera d'Asti<br />

Superiore DOCG<br />

Cascina Castlet, Costigliole d’Asti<br />

15,5 Vol.-%, NK, Dunkles Kirschrot mit aufhellenden<br />

Rändern. In der Nase nach<br />

Zwetschgenkuchen, etwas Blutorange und<br />

Amarena. Am Gaumen mit reifer, dunkler<br />

Frucht, satter Schmelz, zeigt gewisse<br />

Spannung und feinen Druck am Gaumen,<br />

anhaltend und fruchtsüss im Finale.<br />

cascinacastlet.com, ca. CHF 25,–<br />

•<br />

BIO 2021 Rouvè Astiano Barbera<br />

d'Asti Superiore DOCG<br />

Rovero, Asti<br />

15 Vol.-%, DIAM, Dunkel leuchtendes Rubinrot<br />

mit funkelndem Kern. In der Nase feine<br />

erdige Anklänge, Preiselbeeren, Edelholz,<br />

kalter Rauch, leicht angedörrte Zwetschgen.<br />

Am Gaumen mit guter Struktur, ausgewogen,<br />

dazu griffiges, gut integriertes<br />

Tannin, saftige Frucht, im Finale druckvoll<br />

mit feinen salzigen Anklängen.<br />

rovero.it, ca. CHF 35,–<br />

•<br />

2022 Il Risveglio del Ceppo Barbera<br />

d'Asti DOCG, Cantina Sociale Barbera<br />

dei Sei Castelli, Castelnuovo Calcea<br />

15 Vol.-%, NK, Intensives Rubinrot mit purpurfarbenem<br />

Kern. In der Nase nach reifer<br />

Kirsche, dunkler Schokolade und Minze. Am<br />

Gaumen mit satter, dunkler Kirschfrucht,<br />

griffigem Tannin und guter Frische, im hinteren<br />

Bereich noch etwas jung.<br />

barberaseicastelli.it, ca. CHF 38,–<br />

Im Monferrato, das Gebiet um<br />

Nizza und Asti, zeigt sich das<br />

Piemont noch ursprünglich.<br />

91 Punkte<br />

•<br />

2021 Bricco Paradiso Barbera d’Asti<br />

Superiore DOCG, Tenuta il Falchetto,<br />

Santo Stefano Belbo<br />

15,5 Vol.-%, NK, Intensives Purpurrot. Erinnert<br />

in der Nase nach Amarenakirsche,<br />

Milchschokolade und etwas Grafit. Am<br />

Gaumen straff, mit feinkörnigem Tannin<br />

und dunkler Frucht, spannt sich mit gewisser<br />

Spannung über den Gaumen, dezenter<br />

Holzüberhang, im Finale mit leichter Trocknung.<br />

ilfalchetto.com, ca. CHF 21,–<br />

><br />

PLATZ<br />

LA LIPPA BARBERA D'ASTI DOCG<br />

LA GIRONDA<br />

Nach saftigen Kirschen, frisch<br />

gepressten Trauben und Veilchen.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

195


tasting<br />

TROPHY BARBERA<br />

•<br />

2022 Le Orme Barbera d'Asti DOCG<br />

Michele Chiarlo, Calamandrana<br />

14 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit einem<br />

Tropfen Violett. In der Nase fein und<br />

dezent, auf Veilchennoten, Kirschsaft und<br />

Waldbeerfrucht, im Nachhall sogar leichte<br />

Würze. Am Gaumen mit etwas jugendlichvegetalem<br />

Tannin, dazu schöne Blume,<br />

saftig, guter Speisenbegleiter.<br />

michelechiarlo.it, ca. CHF 13,–<br />

•<br />

2021 Le Vignole Nizza DOCG<br />

Cantina Sociale Barbera dei Sei<br />

Castelli, Castelnuovo Calcea<br />

15 Vol.-%, DIAM, Dunkel leuchtendes Rubinrot.<br />

In der Nase nach Pflaume, Blutorange<br />

und feiner Würze. Am Gaumen straff, mit<br />

kernigem Tannin und frischer Säure, im<br />

Finale mit klarer Frucht.<br />

barberaseicastelli.it, ca. CHF 15,–<br />

Akkurat bestellte Weinberge soweit<br />

das Auge reicht – dazwischen immer<br />

wieder malerische Orte. Das<br />

kennzeichnet das Monferrato.<br />

•<br />

BIO 2022 Momprione Barbera d'Asti<br />

Superiore DOCG<br />

Cascina Vèngore, Cisterna d’Asti<br />

14,5 Vol.-%, NK, Strahlendes Rubinrot mit<br />

kirschroten Rändern. In der Nase zunächst<br />

etwas verhalten, öffnet sich auf Waldbeeren,<br />

Minzschokolade und roten Blüten. Am<br />

Gaumen mit satter, klarer Frucht und lebendiger<br />

Saftigkeit, zeigt im hinteren Verlauf<br />

griffiges Tannin und zeigt sich im Finale<br />

leider mit dezenter Nachtrocknung.<br />

Braucht noch etwas Zeit, aktuell mit deutlichem<br />

Holzüberhang.<br />

cascinavengore.it, ca. CHF 15,–<br />

•<br />

2020 Giorgio Tenaglia Barbera d'Asti<br />

DOCG<br />

Tenuta Tenaglia, Serralunga di Crea<br />

14,5 Vol.-%, NK, Rubinrot mit granatroten<br />

Rändern. Einladender Duft in der Nase,<br />

herzhaft, nach getrockneten Orangenzesten<br />

und Feigen, Kokos, im Nachhall auch<br />

etwas Kerzenwachs. Am Gaumen straff,<br />

mit deutlichem Holzeinsatz und festem<br />

Druck,. tenutatenaglia.it,<br />

ca. CHF 22,–<br />

•<br />

2021 La Marescialla Barbera d'Asti<br />

Superiore DOCG<br />

Agostino Pavia & Figli<br />

Agliano Terme<br />

16 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />

glänzendem Kern. In der Nase mit feiner<br />

Würze, etwas hellem Malz, getrockneten<br />

Gojibeeren, Preiselbeeren, im Nachhall<br />

Dörrpflaumen und erdiger Touch. Am Gaumen<br />

mit viel Stoff und reichlich süsser und<br />

süsslicher Frucht, dazu griffiges Tannin,<br />

druckvoll, solide, alte Schule, die gefällt.<br />

agostinopavia.it, ca. CHF 30,–<br />

•<br />

2020 Zana Nizza Riserva DOCG<br />

Marenco, Strevi<br />

14,5 Vol.-%, NK, Dunkles Rubinrot mit<br />

kirschroten Rändern. Erinnert in der Nase<br />

an Amarenakirsche, Rumtopf und Bitterschokolade.<br />

Am Gaumen klar und präzise,<br />

deutlicher Holzeinsatz, welcher sich gut integriert,<br />

zeigt auch gewisse Spannung, anhaltend.<br />

marencovini.com, ca. CHF 31,–<br />

•<br />

2020 Nizza Riserva DOCG<br />

Amistà, Nizza Monferrato<br />

14 Vol.-%, NK, Tiefdunkles Rubin mit<br />

Violett. Sehr duftend in der Nase nach<br />

saftigen Amarenakirschen, Waldfrüchten,<br />

Minze, Salbei und Edelholz. Am Gaumen<br />

kompakt, geschliffen, aber dann mit<br />

deutlichem Holzeinsatz, der im Finale<br />

deutlich überhängt.<br />

amistapiedmontwine.com, ca. CHF 50,–<br />

90 Punkte<br />

•<br />

2016 Adornes Barbera d’Asti<br />

Superiore Superiore DOCG<br />

Castello di Gabiano,<br />

Gabiano Monferrato<br />

15 Vol.-%, NK, Tiefdunkles Rubinrot. In der<br />

Nase nach altem Holz, Honig, Gerstenmalz,<br />

sehr reifen Zwetschgen, Milchschokolade.<br />

Am Gaumen satt, reichhaltig und stoffig,<br />

auf satter Kirschfrucht, im hinteren Bereich<br />

steinige und erdige Noten, überlappendes,<br />

leider trocknendes Holz.<br />

castellodigabiano.com, ca. CHF 30,–<br />

•<br />

2018 Bricco Roche Nizza Riserva<br />

DOCG, Tenuta il Falchetto,<br />

Santo Stefano Belbo<br />

15,5 Vol.-%, NK, Dunkel leuchtendes Rubinrot<br />

mit aufhellenden Rändern. Oxidativer<br />

Ausdruck in der Nase, erinnert an getrocknete<br />

Veilchen und Beeren, etwas heller Tabak<br />

und Minze. Am Gaumen reif und fruchtsüss,<br />

zeigt feinmaschiges Tannin und guten<br />

Schmelz, vermisst etwas an Spannung,<br />

im anhaltenden Finale vom Holzeinsatz dominiert.<br />

ilfalchetto.com, ca. CHF 36,–<br />

•<br />

2019 Mysterium Barbera<br />

d’Asti Superiore DOCG<br />

Tenuta Montemagno, Montemagno<br />

15 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />

funkelndem Kern. In der Nase zunächst<br />

leicht alkoholisch, dann nach reifer Kirschund<br />

Preiselbeerfrucht, Minze, Unterholz,<br />

Kerzenwachs. Am Gaumen mit eisenhaltiger<br />

Frucht, gewisser Saftigkeit, packt im<br />

Finale noch mal ordentlich zu und bleibt<br />

leicht zehrend zurück.<br />

tmwines.it, ca. CHF 22,–<br />

•<br />

2021 San Zeno Nizza DOCG<br />

Bianco Angelo, Agliano<br />

15,5 Vol.-%, NK, Dunkles Kirschrot mit dichtem<br />

Kern. In der Nase nach Rumtopf und<br />

Tintenfass, erinnert auch an Brombeermarmelade.<br />

Am Gaumen herzhaft, nach<br />

getrockneten Waldbeeren, Vanille, mit griffigem<br />

Tannin, im Nachhall etwas spröde.<br />

biancoangelo.it, ca. CHF 28,–<br />

•<br />

2019 Barbera d'Asti Superiore DOCG<br />

Gozzelino Sergio, Costigliole d'Asti<br />

14,5 Vol.-%, DIAM, Rubinrot mit leuchtendem<br />

Kern. In der Nase nach Käserinde,<br />

Hefe, etwas Waldfrucht und<br />

Unterholz, nicht ganz präzise.<br />

Am Gaumen reichhaltig,<br />

stoffig, mit leicht alkoholischem<br />

Unterton,<br />

im Finale griffig-steinig.<br />

gozzelinovini.com,<br />

ca. CHF 20,–<br />

•<br />

BIO 2021 Gustin Barbera d'Asti<br />

Superiore DOCG, Rovero, Asti<br />

14,5 Vol.-%, DIAM, Dunkel leuchtendes,<br />

sattes Rubinrot. In der Nase von mittlerem<br />

Ausdruck, Kirschfrucht, Butterscotch, im<br />

Nachhall nach Edelholz und Erdbeermarmelade.<br />

Am Gaumen von griffigem Tannin<br />

geprägt, erdig, weitmaschig, endet auf eisenhaltigen<br />

Tönen und zieht sich im Finale<br />

eng zusammen. Braucht Lagerung.<br />

rovero.it, ca. CHF 22,–<br />

•<br />

2020 Le Nicchie Nizza DOCG<br />

La Gironda, Nizza Monferrato<br />

15,5 Vol.-%, NK, Dunkles Rubinrot mit purpurroten<br />

Rändern. Einladender Duft nach<br />

Veilchen, Heidelbeere und gerösteten Kaffeebohnen.<br />

Saftiger Gaumeneintritt, viel<br />

dunkle Frucht, zeigt dann griffiges Tannin<br />

und vermisst in Finale etwas an Sprint.<br />

lagironda.com, ca. CHF 28,–<br />

•<br />

2021 Costamiòle Nizza Riserva<br />

DOCG, Prunotto, Alba<br />

14,5 Vol.-%, NK, Leuchtendes Rubinrot mit<br />

aufhellendem Kern. In der Nase etwas<br />

Fumé, Popcorn, dazu reife Kirschfrucht, Unterholz,<br />

Schwarze Johannisbeeren. Am<br />

Gaumen mit deutlichem Holzeinsatz, reif,<br />

wirkt insgesamt etwas gesetzt.<br />

prunotto.it, ca. CHF 35,–<br />

Alle Verkostungsnotizen<br />

online unter<br />

go.falstaff.com/barbera-trophy-24<br />

<<br />

Fotos: Shutterstock<br />

196 falstaff sep <strong>2024</strong>


DIE GROSSE<br />

DOROTHEUM<br />

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den edlen<br />

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werden feine<br />

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gereicht.<br />

Das «Ameron Bellerive au Lac» bietet den passenden<br />

Rahmen für das exklusive Tasting.<br />

Die Gäste<br />

dürfen sich auf<br />

prickelnden<br />

Genuss und<br />

eine grosse<br />

Auswahl an<br />

Champagner und<br />

Co. freuen.<br />

Von Crémant über Sekt,<br />

Prosecco, Franciacorta<br />

bis hin zu Champagner:<br />

<strong>Falstaff</strong> lädt am 2. Oktober zum<br />

exklusiven Schaumwein-Festival<br />

ins «Ameron Bellerive au Lac» in<br />

Zürich.<br />

Das Event wird dank seines<br />

grossen Erfolgs in den letzten<br />

Jahren bereits zum dritten Mal<br />

organisiert und eröffnet den Gästen<br />

die einzigartige Möglichkeit,<br />

eine Vielzahl heimischer und<br />

internationaler Schaumweine zu<br />

degustieren. Einmal mehr erwartet<br />

die Gäste überschäumender<br />

Genuss, wenn sich die traditionsreichsten<br />

und bekanntesten<br />

Schaumweinhäuser bei dem Festival<br />

im exklusiven Rahmen präsentieren.<br />

Aber nicht nur die grossen<br />

und bekannten Namen sind vertreten,<br />

es gibt auch viele spannende<br />

Geheimtipps zu entdecken.<br />

Bei diesem exklusiven Event<br />

werden die Gäste nicht nur mit<br />

feinen prickelnden Preziosen verwöhnt,<br />

auch die Kulinarik kommt<br />

nicht zu kurz – passend zu den<br />

Schaumweinen werden exquisite<br />

Köstlichkeiten serviert. Seien Sie<br />

dabei, freuen Sie sich auf ein<br />

genussvolles Erlebnis und sichern<br />

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Mit dabei sind bekannte Namen genauso wie spannende<br />

Geheimtipps und Neuentdeckungen.<br />

DATUM:<br />

Mittwoch, 2. Oktober <strong>2024</strong><br />

Fachbesucher:<br />

ab 15 Uhr<br />

Privatbesucher:<br />

16.30–20 Uhr<br />

LOCATION:<br />

Ameron Bellerive au Lac<br />

Utoquai 47, 8008 Zürich<br />

TICKETS:<br />

Vorverkauf Standardticket:<br />

CHF 59.–<br />

Tageskasse Standardticket:<br />

CHF 89.– (nur am<br />

Veranstaltungstag gültig und<br />

nur vorab per Kreditkarte)<br />

INFO<br />

Vorverkauf: für<br />

Gourmetclubmitglieder und<br />

Abonnenten: CHF 49.– *<br />

Tageskassa: für<br />

Gourmetclubmitglieder und<br />

Abonnenten: CHF 79.–<br />

Vorab eingeladene<br />

Fachbesucher: CHF 20.–*<br />

* Beantragen Sie Ihren<br />

persönlichen Rabattcode unter<br />

events.ch@falstaff.com.<br />

Fotos: beigestellt<br />

200 falstaff sep <strong>2024</strong>


WINE&<br />

DINE<br />

... mit TENUTA<br />

SETTE<br />

PONTI<br />

FALSTAFF LÄDT ZU EINEM<br />

EXKLUSIVEN ABEND<br />

«ALL’ITALIANA»<br />

Liebhaber italienischer<br />

Weine aufgepasst: Othmar<br />

Kiem, <strong>Falstaff</strong>-Chefredaktor<br />

Italien, und Tenuta-Sette-Ponti-Eigentümer<br />

Alberto Moretti Cuseri<br />

führen im «Zunfthaus» in Zürich<br />

am 16. Oktober durch ein Tasting<br />

mit acht Jahrgängen Oreno des<br />

renommierten italienischen Weinguts.<br />

Im Anschluss an die Verkostung<br />

wartet ein viergängiges Menu<br />

auf die Gäste. Dazu gibt es Weine<br />

der Tenuta Sette Ponti und von<br />

Feudo Maccari.<br />

Das Aushängeschild<br />

der Tenuta<br />

Sette Ponti ist der<br />

Oreno, eine tiefgründige<br />

Cuvée aus<br />

Merlot, Cabernet<br />

Sauvignon und<br />

Petit Verdot.<br />

WANN: Mittwoch, 16. Oktober<br />

18 Uhr Vertikale<br />

19.30 Uhr – Vier-Gänge-Menu<br />

inkl. Weinbegleitung<br />

WO: «Zunfthaus»<br />

Münsterhof 8, 8001 Zürich<br />

TICKETS: Normalpreis:<br />

CHF 229.–/Gourmetclub und<br />

Abonnenten CHF 199.– (Ihren<br />

persönlichen Rabattcode<br />

erhalten Sie unter<br />

events.ch@falstaff.com)<br />

Die Tenuta di Biserno liegt in Bibbona, nördlich von Bolgheri.<br />

... mit<br />

TENUTA di<br />

BISERNO<br />

WANN: Donnerstag,<br />

10. Oktober<br />

17 Uhr Masterclass<br />

19 Uhr Vier-Gänge-Menu inkl.<br />

Weinbegleitung<br />

WO: «Restaurant<br />

Sonnenberg», Hitzigweg 15,<br />

8032 Zürich<br />

TICKETS: Normalpreis:<br />

CHF 295.–/Gourmetclub und<br />

Abonnenten: CHF 265.– (Ihren<br />

persönlichen Rabattcode<br />

erhalten Sie unter<br />

events.ch@falstaff.com)<br />

VIER-GÄNGE-MENU MIT<br />

TOPWEINEN AUS DER<br />

TOSKANA<br />

Gemeinsam mit der Tenuta<br />

di Biserno lädt <strong>Falstaff</strong><br />

am 10. Oktober zum<br />

exklusiven Wine & Dine im<br />

«Restaurant Sonnenberg». Im<br />

Rahmen einer Masterclass wird<br />

Othmar Kiem vier Jahrgänge des<br />

Pino di Biserno sowie vier Jahrgänge<br />

des Topweins Biserno präsentieren.<br />

Zum anschliessenden<br />

Vier-Gänge-Menu werden die aktuellen<br />

Jahrgänge von Occhione<br />

Vermentino, Rissoa Rosé,<br />

Insoglio del Cinghiale, Pino di<br />

Biserno und Biserno serviert.<br />

sep <strong>2024</strong><br />

falstaff<br />

201


epilog / NACHGEFRAGT<br />

SAGEN SIE EINMAL,<br />

OLIVER SCHULZ<br />

OLIVER<br />

SCHULZ<br />

ist Indologe, Tibetologe und Soziologe<br />

und arbeitet als Sachbuchautor<br />

und Journalist. Indien bereiste er<br />

ein Dutzend Mal – etwa in einem dreimonatigen<br />

Fussmarsch auf dem 78. Längengrad<br />

von der Südspitze bis in den Himalaya.<br />

Im Vorjahr ist sein Buch «Neue Weltmacht<br />

Indien – Geostratege, Wirtschaftsriese,<br />

Wissenslabor»<br />

im Westend-Verlag erschienen.<br />

WO IST INDIENS PLATZ<br />

AUF DER WELTBÜHNE?<br />

INTERVIEW CHRISTOPH SCHWARZ<br />

FALSTAFF Indien ist, so formulieren Sie es in Ihrem Buch, ein Land der Widersprüche zwischen «Prunk und Slums» und<br />

«Yoga und Hightech». Lässt sich die «Essenz» des Landes dennoch in ein paar Sätze fassen? Was hält es zusammen?<br />

OLIVER SCHULZ Die Widersprüche sind zum grossen Teil das, was Indien ausmacht – und sie haben viel mit dem Westen zu tun. In<br />

Indien hat es homogenisierende Entwicklungen wie ein Entstehen des Bürgertums nie wirklich gegeben. Im Gegenteil: Reichtum und<br />

Armut sind auch Resultat der britischen Kolonialisierung. Die Briten haben die indischen Fürstentümer instrumentalisiert und mit<br />

Rechten und Tributpflichten gegeneinander ausgespielt, um die Macht zu wahren. Indiens Weg in die Moderne hat sich übrigens auch<br />

immer am Westen bedient. Staatsgründer Jawaharlal Nehru und auch Gandhi waren westlich orientiert und im Westen ausgebildet,<br />

auch wenn Letzterer die originären indischen Ideen gesucht hat, um sie zu einer eigenen Identität zu stricken. Verstehen können wir<br />

Indien wohl nur als einen komplexen Staat, der von Kolonialismus und westlichem Einfluss geprägt wurde.<br />

Indien hat China in der Bevölkerungszahl überholt, es ist jung, dynamisch. Welche Rolle kann es auf der Weltbühne spielen?<br />

Entwicklungsmässig liegt Indien weit hinter China zurück. Die Armut ist gewaltig, allein das Bestehen einer nennenswerten<br />

Mittelschicht wird von manchen Soziologen in Frage gestellt. Die bürokratischen Hürden sind hoch, die rechtlichen<br />

Bestimmungen für Investoren sind von Protektionismus geprägt. Natürlich ist Indien an den Westen herangerückt,<br />

auch mit dem Krieg gegen den Terror. Aber das Land bezieht zugleich immer noch den grössten Teil seiner Waffen<br />

aus Russland, dem langjährigen strategischen Partner. Ein bedingungsloser Partner ist Indien für den Westen<br />

nicht. Delhi wird immer seine eigenen Interessen verfolgen.<br />

Offiziell ist das Kastenwesen abgeschafft, in der Realität nicht.<br />

Es gibt bis heute Konflikte zwischen Gemeinschaften, die sich darauf berufen. Kastenlose arbeiten<br />

in «dreckigen» Berufen, etwa als Latrinenputzer, sie sind Opfer von Misshandlung und Vergewaltigungen.<br />

Die aktuelle hindunationalistische Bewegung bemüht sich zwar<br />

einerseits, diese Vergehen hart zu bestrafen, andererseits ist ihr religiöser<br />

Ansatz nicht dazu angetan, die Basis für die religiös bedingte<br />

soziale Ungleichheit zu entfernen.<br />

Fotos: privat, Henk Bogaard / Shutterstock.com, Catalin Lazar / Shutterstock.com, CarGe / Shutterstock.com<br />

202 falstaff sep <strong>2024</strong>


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