Leseprobe_5_2024
Ausgabe 5_2024 des BIOGAS Journals, herausgegeben vom Fachverband Biogas e.V.
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Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 27. Jahrgang<br />
www.biogas.org<br />
5_<strong>2024</strong><br />
Ab Seite 58<br />
TITELTHEMA<br />
Klima-<br />
Farming<br />
Mehr Mikroben unter<br />
Zwischenfrüchten 30<br />
Methanverordnung: messen,<br />
reduzieren, berichten 52<br />
Dänemark: Biomethan<br />
und -methanol 102<br />
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Biogas BIOGAS Journal JOURNAL | x_2022 | 5_<strong>2024</strong><br />
Biogas, der<br />
Systemdienstleister –<br />
Lass es zu,<br />
Berlin!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
derzeit brodelt es nicht nur in den Fermentern,<br />
sondern auch in der Branche.<br />
Während die indische Regierung in einem<br />
Land mit 1,4 Milliarden Menschen<br />
auf die Biogastechnologie setzt und die<br />
Kooperation mit Deutschland sucht,<br />
müssen wir uns freuen, wenn Bundeswirtschaftsminister<br />
Robert Harbeck in<br />
seiner Ansprache auf dem Sommerfest<br />
der Erneuerbare-Energien-Branche in<br />
Berlin das Wort Biogas einmal ausspricht.<br />
Da stimmt doch etwas nicht, sagten sich<br />
auch vier Biogasanlagenbetreiber, die mit<br />
ihren Anlagen einen wichtigen Beitrag<br />
zur nachhaltigen Energieversorgung leisten.<br />
Deshalb haben sie eine Öffentlichkeitskampagne<br />
angeschoben, mit der die<br />
Branche Druck macht, durch Aufklärung<br />
was da gerade in Berlin passiert: dass<br />
fossile Gaskraftwerke finanziert werden<br />
sollen, während der Bundeswirtschaftsminister<br />
bestehende Biogasanlagen abschalten<br />
will. Er will lieber teuren Wasserstoff<br />
verwenden, anstatt vorhandenes<br />
kostengünstigeres Biogas zu nutzen. Dabei<br />
sind es dogmatische Gründe, warum<br />
er sich allein auf Wasserstoff und Strom<br />
fokussiert, anstatt pragmatisch und flexibel<br />
alle Optionen zu nutzen.<br />
In einem Gespräch, dass wir in diesen<br />
Tagen mit Parvathaneni Harish, dem indischen<br />
Botschafter in Berlin geführt haben,<br />
sagte er: „In Indien setzen wir nicht wie<br />
die Deutschen nur auf eine Option. Nein,<br />
wir nutzen alle Optionen, um eine nachhaltige<br />
Energieversorgung sicherzustellen.“<br />
Deshalb setzen die indischen Akteure auf<br />
Biogas und Biomethan für Haushalte, die<br />
Industrie und auch die Mobilität.<br />
Sie wollen auch eine Kooperation mit<br />
Deutschland eingehen, um sich gegenseitig<br />
zu unterstützen. Dies habe man auch<br />
gegenüber Bundeskanzler Olaf Scholz<br />
und Bundesminister Robert Harbeck geäußert.<br />
Leider gab es wohl keine Resonanz<br />
auf das Anliegen. Daher müssen wir<br />
bis heute stark darauf drängen, um mit<br />
Biogas Teil der Deutsch-Indischen Energiepartnerschaft<br />
zu werden.<br />
Aber zurück nach Deutschland. Hier wird<br />
derzeit die neue Kraftwerksstrategie vorbereitet,<br />
mit der die Bundesregierung<br />
die Stromversorgung in Zeiten absichern<br />
will, in denen nicht genügend Wind weht<br />
und auch die Sonne zu wenig Strom liefert.<br />
Für diese relativ kurzen Zeiträume<br />
können die Biogasanlagen mit eigenen<br />
Speichern und mit Biomethan aus dem<br />
Erdgasnetz Strom und Wärme liefern und<br />
damit das Stromnetz entlasten.<br />
Kurzfristig kann die Branche bis 2030<br />
12 Gigawatt bereitstellen und langfristig<br />
auch 24 Gigawatt. Das ist fast so viel,<br />
wie die Bundesregierung durch zunächst<br />
mit Fracking-Gas betriebene Kraftwerke<br />
mit einer Milliardenförderung finanzieren<br />
will. Dass das nicht notwendig ist, hat die<br />
Erneuerbare-Energien-Branche bereits<br />
im Jahr 2021 durch die Studie für ein<br />
Klimaneutrales Strommarktdesign (www.<br />
klimaneutrales-strommarktdesign.de)<br />
vorgerechnet. Auch darin leistet Biogas<br />
einen wichtigen Flexibilitätsbeitrag.<br />
Um die Kostenunterschiede zwischen<br />
dem Einsatz von günstigem Biogas und<br />
teurem, heute nicht verfügbarem Wasserstoff<br />
deutlich zu machen, hat der<br />
Fachverband Biogas e.V. bei Prof. Dr.<br />
Jürgen Karl von der Friedrich-Alexander-<br />
Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)<br />
eine Studie in Auftrag gegeben, die diesen<br />
Kostenunterschied wissenschaftlich<br />
nachvollziehbar errechnet. Die Ergebnisse<br />
der Studie werden Anfang September<br />
vorgestellt und sollen dazu beitragen, den<br />
politischen Entscheidungen im Herbst etwas<br />
mehr Vernunft und dafür etwas weniger<br />
Dogma einzuhauchen.<br />
Und auch die von den vier Biogasanlagenbetreibern<br />
angestoßene Kampagne „Die<br />
Erneuerbare Kraftwerksstrategie – Biogas<br />
der Systemdienstleister“, die der<br />
Fachverband Biogas inhaltlich, organisatorisch<br />
und finanziell unterstützt,<br />
wird diese Zahlen für die Argumentation<br />
nutzen. Damit die Kampagne in diesem<br />
politischen Herbst Wirkung zeigt, brauchen<br />
wir aber noch mehr Unterstützer,<br />
die sich finanziell beteiligen, aber auch<br />
gemeinsam laut werden, damit die Irrsinnigen<br />
Investitionen in teure fossile<br />
Kraftwerke gestoppt und die Abschaltung<br />
von erneuerbaren flexiblen Biogasanlagen<br />
verhindert wird. Werden Sie Teil<br />
der Kampagne und registrieren Sie sich<br />
unter www.lasseszu.Berlin!<br />
Herzlichst Ihr<br />
Claudius da Costa Gomez,<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
3
INHALT<br />
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
30<br />
EDITORIAL<br />
3 Biogas, der Systemdienstleister –<br />
Lass es zu, Berlin!<br />
Von Dr. Claudius da Costa Gomez<br />
Hauptgeschäftsführer des<br />
Fachverbandes Biogas e.V.<br />
AKTUELLES<br />
6 Meldungen<br />
8 Bücher<br />
10 Biogas-Kids<br />
11 Termine<br />
12 Gut so! Noch wird in Sachen<br />
Biogas entwickelt und geforscht<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />
Martin Bensmann<br />
20 Die „unsanierten Pendler“<br />
nicht überfordern<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
26 Im Freistaat herrscht großes Unverständnis<br />
über die Nichtbeachtung von<br />
Biogas in der Energiepolitik !<br />
Von Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />
30 „Wir sehen mehr Mikroorganismen<br />
im Boden unter einer vielfältigen<br />
Zwischenfruchtmischung“<br />
Von Thomas Gaul<br />
36 Soil Evolution <strong>2024</strong><br />
Ein Festival für den Boden<br />
Von Thomas Gaul<br />
42 Biogas in der Energiewirtschaft 2035 –<br />
Die BIOGAS Convention <strong>2024</strong> diskutiert<br />
die Zukunft<br />
Von Anja Lobedank<br />
44 Wie lang ist die Brücke zum Endlager?<br />
Von Dipl.-Ing. Heinz Wraneschitz<br />
POLITIK<br />
Klima-<br />
Farming<br />
58 So wenig Bodeneingriff wie nötig –<br />
so effizient wie möglich<br />
Von Dierk Jensen<br />
66 Diesel sparen und Trockenphasen<br />
besser überstehen<br />
Von Dierk Jensen<br />
70 Ackerbaukonzept überdacht,<br />
Erträge stabilisiert<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />
Martin Bensmann<br />
50 Biogasanlagen im Kapazitätsmarkt<br />
berücksichtigen<br />
Von Jörg Schäfer<br />
52 Messen, reduzieren, Bericht erstatten<br />
Von Bernward Janzing<br />
56 Große Ambitionen –<br />
aber ohne Wärme aus Biogas?<br />
Von Dierk Jensen<br />
4
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong> INHALT<br />
58<br />
TITELFOTO: MARTIN BENSMANN I FOTOS: ROBERT SCHLOSSNICKEL I DIERK JENSEN<br />
102<br />
PRAXIS<br />
74 Wenn jeder Tag zählt:<br />
Mit Zwischenfrüchten Sonne ernten<br />
Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />
88 Neue TRGS 529<br />
Sind Sie fachkundig?<br />
Von Dipl.-Wirts.-Ing. (FH) Marion Wiesheu<br />
92 Leichte Entspannung bei den<br />
Biomassepreisen 2023<br />
Von Dr. Stefan Rauh<br />
100 Anlagen des Monats<br />
Juni und Juli<br />
Beilagenhinweis: Das Biogas Journal enthält<br />
Beilagen der Firma CLEANline Reinigungstechnik,<br />
das Programm der Biogas Convention sowie einen<br />
Einhefter der Firma ONERGYS GmbH.<br />
INTERNATIONAL<br />
102 Dänemark<br />
Biomethan: Die Skandinavier haben<br />
die Nase vorn<br />
Von Dierk Jensen<br />
VERBAND<br />
114 Bericht aus der Geschäftsstelle<br />
Zeitenwende bei der Energiewende<br />
Von Dr. Stefan Rauh und<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
120 Weichenstellung für die Zukunft<br />
im Stromsektor<br />
Von M.Sc. Florian Strippel<br />
122 Reformen statt Stilllegungen<br />
Von Dr. Simone Peter, Präsidentin<br />
des Bundesverbandes Erneuerbare<br />
Energie e.V. (BEE)<br />
RECHT<br />
Teil 3<br />
124 Projekt Biomethan: Die Planung<br />
wird Realität – Errichtung und<br />
Betrieb der Anlage<br />
Von RA Carsten Bringmann<br />
PRODUKTNEWS<br />
128 Produktnews<br />
130 Impressum<br />
5
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AKTUELLES<br />
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
BEE-SOMMERFEST<br />
Die „unsanierten Pendler“<br />
nicht überfordern<br />
Anfang Juli fand zum dritten Mal das politische Sommerfest des Bundesverbandes Erneuerbare Energie<br />
e.V. in Berlin statt. Rund 1.500 Gäste nahmen an der Veranstaltung teil. Festredner in diesem Jahr waren<br />
Stefan Weil, Ministerpräsident aus Niedersachsen, und wie schon im Vorjahr Bundeswirtschaftsminister<br />
Robert Habeck.<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Es ist wirklich schön zu sehen,<br />
dass die Dürre beim Ausbau<br />
der Erneuerbaren Energien<br />
abgelöst worden ist durch eine<br />
spürbare neue Zubaudynamik.<br />
Die Zahlen der jüngsten Windenergie-<br />
Ausschreibung zeigen, dass es wirklich<br />
vorangeht“, eröffnete der niedersächsische<br />
Ministerpräsident Stefan Weil seine<br />
Rede. Bezogen auf diesen Energieträger<br />
und wenn wir Solarstrom dazuzählen,<br />
dann hat er sicherlich recht. Aber für die<br />
Bioenergie trifft das leider nicht zu. Im<br />
Gegenteil: Die Dürre hält weiter an und<br />
droht die Biogasbranche zu verwüsten.<br />
Niedersachsen sei Windland Nummer<br />
eins in Deutschland. „Ja, wir decken<br />
unseren Strombedarf sogar ganz und gar<br />
aus Erneuerbaren Energien. Um insgesamt<br />
klimaneutral zu werden, ist noch<br />
ein klitzekleines Stück Arbeit zu erledigen.<br />
Die Dynamik, die wir in den Zahlen<br />
sehen, ist kein Strohfeuer, sondern eine<br />
mittelfristige Entwicklung“, betonte der<br />
Ministerpräsident.<br />
aufs Neue auf Freileitungen zu setzen“,<br />
machte Weil deutlich. Die Ukrainekrise<br />
habe die Akzeptanz für die Erneuerbaren<br />
Energien erhöht. Es gehe mit dem<br />
Ausbau dieser Energien eben nicht nur<br />
um Klimaschutz, sondern auch um eine<br />
verlässliche und bezahlbare Energieversorgung.<br />
Die derzeitige Bundesregierung<br />
habe mit ihrem Tempo diesen Neuanfang<br />
erst möglich gemacht. Das solle<br />
man überall sagen.<br />
Mit Blick auf die Veränderungen in der<br />
Gesellschaft, was die politische Ausrichtung<br />
betrifft, sei es nicht selbstverständlich,<br />
dass es mit der Energiewende und<br />
dem Klimaschutz genauso weitergehe.<br />
bei den Erneuerbaren Energien sorge.<br />
„Wir haben in Teilen der Gesellschaft<br />
eine zunehmende Verunsicherung, in<br />
der es einen ausgeprägten Zukunftspessimismus<br />
gibt. Die Erneuerbaren<br />
werden in einem solchen Umfeld Erfolg<br />
haben müssen oder wir erleben einen<br />
Rückschritt, den wir alle miteinander<br />
nicht sehen möchten“, führte Weil weiter<br />
aus. Laut dem Fortschrittsmonitor<br />
des BDEW müsse Deutschland in den<br />
nächsten Jahren für die Energiewende<br />
rund 1,2 Billionen Euro aufwenden.<br />
Das bedeutet nach Weils Worten, dass in<br />
den folgenden fünf Jahren 90 Milliarden<br />
Euro pro Jahr und bis 2035 etwa 98<br />
Netzausbau – nicht in alten<br />
„Häuserkampf“ zurückfallen<br />
Auch beim Netzausbau gehe es voran:<br />
„Nach vielen Jahren des ‚Häuserkampfes‘<br />
um jeden Kilometer neue Netze<br />
werden diese nun schneller ausgebaut.“<br />
Einer der größten Fehler, den man nach<br />
seiner festen Überzeugung derzeit machen<br />
könne – gerade bei den großen<br />
Stromautobahnen –, sei, etwas vordergründigen<br />
Berechnungen zu glauben, die<br />
die Erdverkabelung diskreditieren und<br />
den Freileitungen das Wort reden wollen.<br />
„Wenn man vermeiden will, in den alten<br />
Fehler des ‚Häuserkampfes‘ zurückzufallen,<br />
dann müssen wir vermeiden,<br />
Die letzte Europawahl habe gezeigt, dass<br />
es nicht ohne Weiteres eine Fridays-for-<br />
Future-Generation sei, die nun heranwachse.<br />
Da gebe es auch ganz andere<br />
Auffassungen unter jungen Leuten. Es<br />
herrsche eine gewisse politische Stimmung,<br />
die nicht gerade für Rückenwind<br />
Stefan Weil, niedersächsischer Ministerpräsident,<br />
sagte: „Wir haben in Teilen der Gesellschaft<br />
eine zunehmende Verunsicherung, in der<br />
es einen ausgeprägten Zukunftspessimismus<br />
gibt. Die Erneuerbaren werden in einem solchen<br />
Umfeld Erfolg haben müssen oder wir erleben<br />
einen Rückschritt, den wir alle miteinander<br />
nicht sehen möchten.“<br />
FOTOS: BEE E.V.<br />
20
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
AKTUELLES<br />
Milliarden Euro zusätzlich jedes Jahr<br />
ausgegeben werden müssen. 49 Prozent<br />
davon müssten auf den Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien und 41 Prozent<br />
auf den Netzausbau entfallen. Wer solle<br />
das bezahlen? Das sei bisher nach<br />
unserem Verständnis die große Gruppe<br />
der Verbraucherinnen und Verbraucher<br />
sowohl des privaten als auch des gewerblichen<br />
Bereichs.<br />
Rücksicht nehmen auf<br />
„unsanierte Pendler“<br />
„Aber Achtung an der Bahnsteigkante!“,<br />
sagte der Minister aus Niedersachsen,<br />
„laut einer aktuellen Studie des Sozialklimarats<br />
sind rund 36 Prozent der<br />
Haushalte aufgrund ihrer sozialen Lage<br />
nur schwer im Stande, solche Anpassungsprozesse<br />
mitzugehen. Das sind<br />
die sogenannten unsanierten Pendler.<br />
Also Menschen, die nicht sonderlich<br />
viel Geld erarbeiten, aber jeden Tag sehr<br />
weite Wege zur Arbeit fahren müssen,<br />
denn ÖPNV-Angebote stehen nicht ausreichend<br />
zur Verfügung.“<br />
Die meisten würden typischerweise mit<br />
dem Auto fahren, in der Regel nicht<br />
mit dem neuesten Elektroauto, sondern<br />
mit einem älteren Verbrenner. Die würden<br />
teilweise in einem Eigenheim wohnen<br />
– zwar abbezahlt, aber ohne die finanziellen<br />
Mittel, um eine aufwändige<br />
Sanierung vorzunehmen. Diese unsanierten<br />
Pendler gebe es millionenfach.<br />
Das sei zu berücksichtigen und denen<br />
gegenüber müsse sich auch der Staat<br />
anders verhalten.<br />
Kurz vor dem Ende seiner Rede machte<br />
Weil einen thematischen Sprung. Hier<br />
ging er kurz auf die Redispatchkosten<br />
ein. Die seien inzwischen erfreulich zurückgegangen.<br />
„Stimmen, die sagen, wir<br />
müssen alles anders machen, reden offenkundig<br />
Unfug. Strom sollte sinnvoll<br />
zu marktfähigen Preisen in alternativen<br />
Anwendungen genutzt, anstatt abgeregelt<br />
werden. Wer Stromnetze entlastet,<br />
wer sich netzdienlich verhält, der muss<br />
davon monetär profitieren“, verdeutlichte<br />
der Niedersachse.<br />
Straßen und Schienen würden aus dem<br />
Bundeshaushalt bezahlt. „Sind Stromnetze<br />
wirklich eine andere Infrastruktur?“,<br />
fragte Weil in den Raum. Sei es<br />
nicht wohl der normale Zustand, dass<br />
Infrastruktur vom Staat bereitgestellt<br />
wird? In diesem Zusammenhang sieht<br />
er dringenden Bedarf einer Reform der<br />
Schuldenbremse.<br />
In Gedenken an Klaus Töpfer<br />
Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes<br />
Erneuerbare Energie e.V.<br />
(BEE), erinnerte zu Beginn ihrer Rede<br />
an den vor Kurzem verstorbenen Umwelt-<br />
und Klimapolitiker Klaus Töpfer.<br />
Er habe schon sehr früh die deutsche<br />
Umwelt- und Klimapolitik geprägt.<br />
Er sei ein Vorreiter der Erneuerbaren<br />
Energien gewesen. Er habe das Stromeinspeise-Gesetz<br />
als Vorreiter des späteren<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
(EEG) mit auf den Weg gebracht. Auch<br />
sei er vor 20 Jahre Schirmherr der damals<br />
neu gegründeten Agentur für Erneuerbare<br />
Energien gewesen. „Wir werden<br />
in seinem Sinne weitermachen“,<br />
versprach Dr. Peter.<br />
Erneuerbare Energien seien eine Wirtschaftsmarke,<br />
die helfe gegen die Klimakrise,<br />
gegen das Verbrennen fossiler<br />
Energien, die helfe, eine saubere und<br />
sichere Energieversorgung zu realisieren.<br />
„Wir haben eine sehr lange, harte Dürrezeit<br />
hinter uns im Hinblick auf die vergangene<br />
Energiepolitik in diesem Land.<br />
Dass die Erneuerbaren Energien aktuell<br />
58 Prozent der Bruttostromerzeugung<br />
bereitstellen, zeigt die aktuelle Dynamik,<br />
die von der Bundesregierung ausgelöst<br />
worden ist. Wind, PV und Wasserkraft<br />
haben zugelegt. Wasserkraft ersetzt im<br />
Süden Atomkraftwerke“, skizzierte Dr.<br />
Peter die Situation. Positiv bewertete<br />
sie auch, dass die jüngste Windenergie-<br />
BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter sagte: „Wir<br />
haben eine sehr lange, harte Dürrezeit hinter uns<br />
im Hinblick auf die vergangene Energiepolitik in<br />
diesem Land. Dass die Erneuerbaren Energien<br />
aktuell 58 Prozent der Bruttostromerzeugung<br />
bereitstellen, zeigt die aktuelle Dynamik, die von<br />
der Bundesregierung ausgelöst worden ist.“<br />
Ausschreibung 2,4 Gigawatt Leistung<br />
bezuschlagen konnte. Die Solarstromerzeuger<br />
hätten kürzlich gezeigt, dass sie<br />
an einem Tag 58 Gigawatt Leistung bereitstellen<br />
konnten. Die CO 2<br />
-Emissionen<br />
seien im ersten Halbjahr <strong>2024</strong> um 50<br />
Prozent gegenüber 2016 gesunken. Bitter<br />
dagegen sei, dass die Bioenergie aufgrund<br />
von Anlagenstilllegungen weniger<br />
Strom und Wärme produziert hat.<br />
„Flexibilität muss ins Zentrum<br />
der Energieproduktion kommen“<br />
Dr. Simone Peter<br />
„Erneuerbare Energien senken die<br />
Strompreise an der Börse. Immer häufiger<br />
haben wir negative Strompreise.<br />
Dadurch wird leider gleichzeitig auch<br />
der Marktwert der Erneuerbaren gesenkt.<br />
Das gefährdet die betriebswirtschaftliche<br />
Grundlage, weil die EEG-<br />
Differenzkosten trotz knapper Mittel aus<br />
dem Bundeshaushalt kommen müssen.<br />
Darum müssen wir das System anpassen<br />
und brauchen ein neues Design für<br />
den Strommarkt. Die Flexibilität muss<br />
ins Zentrum der Energieproduktion<br />
21
AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
kommen“, forderte Dr. Peter. Mit Wasserkraft<br />
und Biogas hätten wir die Flexibilität<br />
auf der Erzeugerseite. Auf der Verbraucherseite<br />
stünden Wärmepumpen und<br />
E-Autos, Speicher, eine wachsende Sektorenkopplung<br />
mit Power-to-Heat und die<br />
Wasserstoffproduktion. „Wir können in<br />
den nächsten Jahren 38 Gigawatt Kraftwerksleistung<br />
als dezentrales Back-up<br />
dazu bauen, wenn sie entsprechend angereizt<br />
werden“, prognostizierte die BEE-<br />
Präsidentin.<br />
Und sie stellte die Frage: „Warum laufen<br />
Biogasanlagen bei höchster Solarstrom-<br />
Einspeisung 24 Stunden sieben Tagen die<br />
Woche durch, anstatt das Gas in diesen Zeiten<br />
zu speichern?“ Es ließe sich eine Menge<br />
Kosten sparen, wenn das so nicht<br />
mehr praktiziert werde. Wenn Wind<br />
und Photovoltaik keinen Strom lieferten,<br />
solle Bioenergie einspringen und<br />
dabei in Kraft-Wärme-Kopplung die<br />
Wärme nutzbar machen. Beim Stichwort<br />
Wärme lobte sie den vorliegenden<br />
Entwurf zum Geothermiegesetz,<br />
der den Ausbau erneuerbarer Wärme<br />
voranbringe.<br />
Integrität darf nicht<br />
altmodisch sein<br />
Bundeswirtschafts- und -klimaschutzminister<br />
Robert Habeck<br />
sprach zu Beginn seiner Rede<br />
auch über den verstorbenen Klaus<br />
Töpfer. Der habe eine hohe Integrität<br />
gehabt, die in heutiger Zeit<br />
schon nahezu altmodisch gewesen<br />
sei. Wenn aber Integrität heute<br />
altmodisch sei, dann habe die Gesellschaft<br />
ein Problem. Töpfer habe ohne<br />
Ansehen von Parteizugehörigkeit dafür<br />
gesorgt, dass Nachhaltigkeitsthemen<br />
getragen und akzeptiert worden sind.<br />
Wir sollten nicht über die wichtigsten<br />
Themen unserer Zeit in einem parteipolitischen<br />
Gezänk diskutieren, sondern<br />
darüber abstimmen, wer das beste, das<br />
günstigste, das technisch ausgefeilteste<br />
Konzept hat, riet Habeck. Es gebe aber<br />
ein paar grundlegende Fragen, die eine<br />
offene liberale Demokratie beantworten<br />
müsse im Konsens der Demokraten. Die<br />
technischen Details dürften nie größer<br />
sein als der Konsens der Demokraten.<br />
Das habe Klaus Töpfer vorgelebt. „Das,<br />
was uns mit dem Namen verbindet, ist<br />
ein Auftrag für die Gegenwart, der dringlicher<br />
nicht sein könnte“, sagte Habeck.<br />
Dieser Konsens der Demokraten sei tatsächlich<br />
unter Druck wie lange nicht<br />
mehr in Deutschland und Europa.<br />
„Wenn wir uns die Mechanismen anschauen,<br />
wie die Antidemokraten arbeiten,<br />
wenn wir ihn einmal übertragen<br />
auf die Debatte der Energieversorgung,<br />
dann sieht man, wie die arbeiten. Nämlich<br />
so, dass die Debatte um die Energiewende<br />
nicht im töpferischen Sinne<br />
rational behandelt wird, sondern mit<br />
Falschbehauptungen und Überspitzungen“,<br />
führte Habeck fort.<br />
Wir sähen es in der Debatte um Stromimporte.<br />
Die würden ungefähr 2 Prozent<br />
betragen – eine Strommenge, die wir<br />
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: „Die Strategie, die sich<br />
dieses Land vor 15 Jahren gegeben hat, zielt auf die Dekarbonisierung<br />
der Gesellschaft, zielt auf eine gewisse Unabhängigkeit von manchmal<br />
fragwürdigen Lieferquellen. Und die zielt darauf ab, dass Menschen<br />
teilhaben an der Energieinfrastruktur, die wir hier aufbauen.“<br />
nicht auch selber produzieren könnten.<br />
„Aber es scheint das große Thema unserer<br />
Zeit zu sein, ob wir eine Abhängigkeit<br />
haben, wenn wir mal 2 Prozent<br />
Strom importieren. Verschwiegen wird<br />
dagegen, dass wir Öl zu 100 Prozent<br />
importieren, dass wir Steinkohle zu 100<br />
Prozent importieren, dass wir Gas zu<br />
fast 100 Prozent importieren. Wenn es<br />
ein Problem von Abhängigkeiten gibt,<br />
dann bei den fossilen Energien. Insgesamt<br />
ist es so, dass wir eine Abhängigkeit<br />
von 70 Prozent haben, aber nicht<br />
im Strombereich, sondern im Kern bei<br />
den fossilen Energieträgern. Die könnten<br />
wir, wenn wir den Klimaschutz umsetzen<br />
und die Erneuerbaren Energien<br />
ausbauen, auf 30 Prozent reduzieren“,<br />
rief der Minister erregt in den Saal.<br />
Energiewende bedeutet<br />
Freiheitsgewinn<br />
30 Prozent würden bedeuten, dass „wir<br />
angewiesen sind auf Handel, auf Importe,<br />
auf Austausch – gerade im Bereich<br />
grüner Derivate von Wasserstoff und von<br />
Wasserstoff selbst“. Es sei ein Freiheitsgewinn,<br />
wenn wir die Klimaschutzstrategie<br />
umsetzen. Wer das infrage stelle,<br />
der wolle in Wahrheit die Freiheit von der<br />
Abhängigkeit infrage stellen. Das sei die<br />
Strategie der Populisten. Es sei kein Zufall,<br />
dass deren Weisungen zum Teil aus<br />
Russland oder China kämen. Deshalb<br />
müssten wir darauf achten, wie deren Argumentationsstrukturen<br />
aufgebaut sind.<br />
„Die Strategie, die sich dieses Land vor<br />
15 Jahren gegeben hat, zielt<br />
auf die Dekarbonisierung der<br />
Gesellschaft, zielt auf eine<br />
gewisse Unabhängigkeit von<br />
manchmal fragwürdigen Lieferquellen.<br />
Und die zielt darauf<br />
ab, dass Menschen teilhaben an<br />
der Energieinfrastruktur, die wir<br />
hier aufbauen. Diese Strategie<br />
ist in einem Konsens entschieden<br />
worden. Lasst uns nicht anfangen,<br />
wieder alles infrage zu<br />
stellen. Die Achterbahnfahrt der<br />
vergangenen Jahre darf nicht<br />
wieder die Politik bestimmen“,<br />
mahnte Habeck.<br />
Die Pflöcke, die nun eingeschlagen<br />
worden seien, müssten<br />
sehr tief im Boden verankert<br />
werden. Das sei nur mit aller<br />
notwendigen Überzeugungsarbeit<br />
zu erreichen. Die Ampel habe den<br />
Windenergieausbau auf Kurs gebracht.<br />
In diesem Jahr seien 10 Gigawatt Windenergieleistung<br />
an Genehmigungen realistisch.<br />
„Ein solcher Zubau schien als<br />
ich Minister wurde als utopisch. Die Solarstromerzeugung<br />
geht richtig durch die<br />
Decke, die Kohleverstromung nimmt ab,<br />
die CO 2<br />
-Emissionen sinken“, sagte der<br />
Minister weiter.<br />
Netzausbau kommt voran<br />
In 2022 seien nur 300 Kilometer an Übertragungsnetzen<br />
gebaut worden. In diesem<br />
Jahr würden 1.500 Kilometer gebaut und<br />
1.700 Kilometer genehmigt. Eventuell<br />
würden in diesem Jahr sogar 2.400<br />
Kilometer neue Leitungen grünes Licht<br />
bekommen. Es müsse nun in drei-<br />
22
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BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
Das BEE-Sommerfest bietet die Möglichkeit,<br />
in lässiger Atmosphäre zu netzwerken.<br />
erlei Hinsicht weitergearbeitet werden:<br />
f 1. Die Erneuerbaren Energien<br />
machten zwar den Strom günstig,<br />
aber die Erneuerbaren müssten in die<br />
Industrie kommen. Vor allem bräuchten<br />
wir Produktionskapazitäten für<br />
Erneuerbare-Energien-Anlagen. Also<br />
nicht nur Hersteller von Windenergieanlagen,<br />
sondern heimische Produktion<br />
sozusagen gegen chinesische<br />
Konkurrenz verteidigen. Die Solarmodulproduktion<br />
müsse nach Europa<br />
zurückkommen in einem Umfang,<br />
dass wir wieder eine gewisse Resilienz<br />
hätten. Der Net-Zero-Industry-Act<br />
sei auf europäischer Ebene beschlossen<br />
worden. Dieser werde definieren,<br />
dass in Deutschland und Europa<br />
eine Kapazität für die Produktion von<br />
Solarpaneelen aufgebaut wird. Ferner<br />
müsse die Produktion von Elektrolyseuren<br />
und Batterien in Europa<br />
stattfinden, die zu einem Wirtschaftsaufschwung<br />
führen soll.<br />
f 2. Die Erneuerbaren Energien müssten<br />
auch bei den Bürgern ankommen.<br />
Bei den Balkonsolaranlagen sei das<br />
fast schon sprichwörtlich der Fall.<br />
Mit Smartmeter-Geräten bestehe die<br />
Möglichkeit, eigene flexible Stromtarife<br />
zu bekommen. Oder Ökostrom<br />
selbst zu produzieren und zu nutzen.<br />
An die EE-Branche richtete er die<br />
Bitte: „Werbt mit mir dafür, dass die<br />
Erneuerbaren Energien nicht nur als<br />
Klimaschutzinstrument genommen<br />
werden, sondern als Freiheits- und<br />
Sicherheitsinstrument sowie als Beteiligungsform<br />
für viele Menschen in<br />
diesem Land. Die Akzeptanz wird am<br />
Ende davon abhängen, ob Menschen<br />
sich mit den Erneuerbaren identifizieren<br />
oder nicht.“<br />
f 3. Es mache einen Unterschied<br />
im System, ob die Erneuerbaren 6<br />
Prozent, 16 Prozent oder 60 Prozent<br />
und bald 80 Prozent im Strombereich<br />
ausmachen werden. 80 Prozent heiße<br />
aber nicht, dass die zu jeder Tagesund<br />
Nachtzeit verfügbar sind.<br />
„Wir werden Phasen haben, in denen<br />
wir weit mehr als 100 Prozent des eigenen<br />
Verbrauchs produzieren. Aber auch<br />
Phasen, in denen Wind und PV nicht<br />
genug produzieren. Wir müssen die Erneuerbaren<br />
Energien, die früher Grundlast<br />
produziert haben, als Systemträger<br />
des Energiesystems verankern. Dafür<br />
müssen Solaranlagen systemdienlich<br />
ausgebaut werden. Wir müssen die<br />
Speichertechnologien der Erneuerbaren<br />
Energien anreizen, wie zum Beispiel<br />
Batterien, Biogas zähle ich auch<br />
dazu (Anmerkung der Redaktion: das<br />
war das einzige Mal, dass er das Wort<br />
Biogas gebraucht hat), Elektrolyseure,<br />
aber auch Pumpspeicherkraftwerke.<br />
Alles muss systemdienlich verknüpft<br />
werden“, erklärt Habeck.<br />
10 Gigawatt (GW) Leistung aus Pumpspeicherkraftwerken<br />
sei vorhanden.<br />
2 GW zusätzlich seien möglich. Die<br />
bessere Nutzung der bestehenden und<br />
der weitere Ausbau sei der nächste Auftrag,<br />
den die Bundesregierung habe.<br />
Pumpspeicherkraftwerke könnten ein<br />
Horst Seide (Bildmitte), Präsident des<br />
Fachverbandes Biogas e.V., im Gespräch mit<br />
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.<br />
Bestandteil der Stabilisierung des Energiesystems<br />
sein. Pumpspeicherkraftwerke<br />
seien im Grunde die gelebte Form der<br />
Flexibilisierung neben anderen.<br />
„Wir werden mit einer Technologie, die<br />
sich so dynamisch entwickelt wie die<br />
Erneuerbaren Energien, nie fertig sein.<br />
Das Gefährlichste der dauernden Infragestellung<br />
ist Selbstzufriedenheit. Eine<br />
Haltung darf es derzeit nicht geben: und<br />
zwar sich zurückzulehnen und zu sagen,<br />
ist ja alles gemacht“, betonte Habeck am<br />
Schluss seine Rede.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
0 54 09/90 69 426<br />
martin.bensmann@biogas.org<br />
www.biogas.org<br />
24
POLITIK<br />
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
Schleswig-Holstein<br />
NOVELLE DES ENERGIEWENDE- UND KLIMASCHUTZGESETZES (EWKG)<br />
Aufgrund schlechter Perspektiven<br />
werden auch in Schleswig-Holstein<br />
in absehbarer Zeit nicht wenige Biogasanlagen<br />
den Betrieb einstellen.<br />
Große Ambitionen –<br />
aber ohne Wärme aus Biogas?<br />
Das nördlichste Bundesland will qua Gesetz bis 2040 klimaneutral sein. Gleichzeitig droht, dass an vielen<br />
Orten Biogasanlagen stillgelegt werden. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens ein<br />
Viertel der Anlagen ihren Betrieb in den nächsten Jahren einstellen werden. Wie passt das zusammen?<br />
Von Dierk Jensen<br />
„Schleswig-Holstein hatte noch vor dem<br />
Bund ein eigenes Klimaschutzgesetz und<br />
ist immer gut damit gefahren, aktiv und<br />
ambitioniert vorranzugehen. Diesen Weg<br />
gehen wir weiter. Klimaschutz ist längst<br />
mehr als ein Umweltthema, es geht um<br />
unser aller Sicherheit und wirtschaftliches<br />
Wohlergehen“, betonte Klimaschutzminister<br />
Tobias Goldschmidt (Grüne)<br />
bei der Vorstellung der Novelle des<br />
Energiewende- und Klimaschutzgesetzes<br />
(EWKG) im Juni in Kiel. Schwarz-Grün<br />
lege damit, so der Minister weiter, ein<br />
Gesetz vor, das „die Segel klar auf Kurs<br />
Klimaneutralität“ setze.<br />
Unterdessen laufen die Verbändeanhörung<br />
und die Beteiligung öffentlicher<br />
Belange zur Novellierung. Das soll rasch<br />
über die Bühne gehen, will doch die<br />
Landesregierung, so ihr erklärtes Ziel,<br />
das neue EWKG schon zu Beginn 2025<br />
in Kraft treten lassen. Die Ziele, die im<br />
Gesetz formuliert werden, sind ambitioniert,<br />
optimistisch und offensiv. So<br />
beabsichtigt die Landesregierung, die<br />
Emissionen von derzeit 21,6 Millionen<br />
Tonnen CO 2<br />
-Äquivalenten um weitere<br />
7,3 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2030<br />
gesetzlich festgesetzt zu reduzieren.<br />
Grüne Wärme – Anteil erst bei<br />
22 Prozent<br />
Jedoch müssen vor allem sowohl die Bereiche<br />
Mobilität als auch Wärme einen<br />
gewaltigen Sprung nach vorne machen,<br />
um diese Zielmarke tatsächlich erreichen<br />
zu können. Denn aktuell liegt der<br />
Anteil der grünen Wärme erst bei rund<br />
22 Prozent, soll aber nach den Vorstellungen<br />
der schleswig-holsteinischen<br />
Landesregierung bis 2030 auf stolze 38<br />
Prozent anwachsen. Gut so.<br />
Allerdings gibt es eine ganze Reihe von<br />
Biogasanlagen zwischen Nord- und Ostsee,<br />
die wahrscheinlich in den nächsten<br />
Monaten und Jahren ihren Betrieb einstellen<br />
und damit ihre Wärmeversorgung<br />
an vielen Orten und in vielen Gemeinden<br />
beenden müssen. Obgleich genaue Zahlen<br />
nicht existieren, schätzt Hans-Ulrich<br />
Martensen, selbst Biogasanlagenbetreiber<br />
in Nordfriesland und Vorstandsmitglied<br />
im Landesverband Erneuerbare<br />
Energien (LEE.SH), mit aller gebotenen<br />
Vorsicht, dass mehr als ein Viertel die<br />
Biogasproduktion der etwa 500 schleswig-holsteinischen<br />
Betreiber mit einer<br />
Gesamtleistung von weit über 300 Megawatt<br />
Leistung in Zukunft aufgegeben<br />
wird. Weil die Betreiber entweder bei den<br />
laufenden Ausschreibungsrunden nicht<br />
zum Zuge kommen oder weil sie ihre Anlagen<br />
trotz Zuschlag nicht mehr rentabel<br />
bewirtschaften können.<br />
Wiemersdorf verliert Biogaswärme<br />
Ein Beispiel für diese Negativentwicklung<br />
ist sicherlich die Anlage von Gerd<br />
Pingel in der Gemeinde Wiemersdorf, die<br />
mit ihrer Abwärme seit 15 Jahren das beliebte<br />
örtliche Freibad günstig mit grüner<br />
Wärme beheizt. „Für uns als Gemeinde<br />
ist die bisherige Wärmeversorgung unseres<br />
Schwimmbades, eines wichtigen<br />
sozialen Orts für viele unserer Einwohner,<br />
durch die Familie Pingel ein echter<br />
Glücksfall,“ bekundet denn auch Bürgermeisterin<br />
Angela Kruppa.<br />
Sie blickt sorgenvoll in die Zukunft, denn<br />
Pingel wird seine Biogasanlage Ende des<br />
Jahres endgültig stilllegen. „Dann haben<br />
wir ein echtes Problem und müssen in<br />
Alternativen investieren, die wahrscheinlich<br />
teurer werden als die Abwärme von<br />
der Biogasanlage.“ Tatsächlich ist die<br />
bisherige grüne Wärmeversorgung bei einem<br />
Bedarf von 400.000 Kilowattstunden<br />
pro Jahr und einer per Vertrag mit<br />
der Gemeinde vereinbarten Summe in<br />
Höhe von 8.000 Euro nicht zu toppen.<br />
Dass diese lokale Wärmekooperation ausgerechnet<br />
gleichzeitig mit dem Inkrafttreten<br />
des neuen EWKG ein jähes Ende<br />
finden wird, erscheint kontraproduktiv.<br />
Und was sagt der Betreiber? „Wir haben<br />
zwar den Zuschlag bei der Ausschreibung<br />
für einen Preis von 18,8 Cent bekommen,<br />
aber da wir aufgrund der Zwangsflexibilisierung<br />
unsere Leistung von 430 kW auf<br />
200 kW reduzieren und zudem unsere<br />
beiden Zündstrahlmotoren bis 2029 ersetzen<br />
müssen, haben wir uns entschieden,<br />
die Biogaserzeugung einzustellen“,<br />
bedauert der 68-jährige Pingel.<br />
Das sei wirtschaftlich nicht zu machen,<br />
allenfalls zu einem Strompreis von rund<br />
22 Cent und einem Wärmeabnahmepreis<br />
von 12 Cent, so Pingel weiter. Dies<br />
wäre für die Betreiber des Schwimmbades,<br />
die Gemeinde Wiemersdorf, wohl<br />
kaum mehr finanzierbar. Dies ist ziem-<br />
FOTOS: JÖRG BÖTHLING<br />
56
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
POLITIK<br />
lich ernüchternd, aber bei Weitem kein<br />
Einzelfall in Schleswig-Holstein. Knapp<br />
100 Biogasanlagen droht nach 2025 ein<br />
jähes Ende, so dass viele Wärmekunden<br />
wie eben auch diejenigen in Wiemersdorf<br />
sich nach neuen Optionen respektive<br />
Versorgern umsehen müssen. Wie viele<br />
es landesweit am Ende genau sind, weiß<br />
derzeit keiner genau.<br />
Landesregierung fehlt beim<br />
Thema Biogas der Überblick<br />
Ein Manko, das der energiepolitische<br />
Sprecher der oppositionellen FDP-Landtagsfraktion<br />
Oliver Kumbartzky schon<br />
vor zwei Jahren kritisiert hat: „Der Landesregierung<br />
fehlt bei diesem Thema<br />
völlig der Überblick – beispielsweise bei<br />
der Frage, wie es um die Auslastung der<br />
Anlagen bestellt ist oder wie weit diese<br />
jeweils von bestehenden Gasleitungen<br />
entfernt sind. Ich habe nicht das Gefühl,<br />
dass sich in der Zwischenzeit am<br />
Kenntnisstand groß etwas geändert hat.<br />
Gerade nach dem Enden der Förderung<br />
der Anlagen wäre es wichtig, den Betreibern<br />
jetzt eine klare Perspektive zu geben<br />
und sie stärker bei der notwendigen<br />
Wärmewende mit einzubinden.“<br />
Und Kumbartzky geizt auch nicht mit Kritik:<br />
„Die Landesregierung macht es sich<br />
zu leicht. Mit der Novellierung des EWKG<br />
beschreibt sie vor allem, was andere zu<br />
tun und zu machen haben. Das beginnt<br />
bei der Photovoltaikpflicht und setzt sich<br />
letztlich bis zur klimaneutralen Wärmeversorgung<br />
und Verantwortlichkeit der Gemeinden<br />
bei der Wärmeplanung fort. Was<br />
wir bei alledem jedoch vermissen, ist das<br />
Handeln der Regierung selbst. Sie legt<br />
offenkundig die Hände in den Schoss –<br />
gerade beim Thema Wärme.“<br />
Die Aufregung der Opposition gegenüber<br />
der Photovoltaikpflicht bei Neubauten<br />
und Parkplätzen weist der energiepolitische<br />
Sprecher der CDU-Fraktion, Andreas<br />
Hein, entschieden zurück. „Ja, was denn<br />
sonst?“, entgegnet Hein. Allerdings bedauert<br />
er ausdrücklich, dass in den nächsten<br />
Monaten und Jahren eine Reihe von<br />
Biogasanlagen zwischen Nord- und Ostsee<br />
aus der Produktion auszusteigen drohen<br />
und dann an manchen Orten die bisherige<br />
grüne Wärmeversorgung wegbricht.<br />
Hein ist jedoch der Meinung, dass sich<br />
Akteure in der Biogasbranche den energiewirtschaftlichen<br />
und marktwirtschaftlichen<br />
Herausforderungen zu stellen<br />
haben. „Wer es in den letzten Jahren<br />
versäumt hat, zu flexibilisieren, wer nicht<br />
Methan einspeist oder wer kein stimmiges<br />
Wärmekonzept entwickelt hat, der wird<br />
am Ende auch nicht überleben können“,<br />
konstatiert Hein.<br />
Abwärmenutzung aus<br />
Wasserstoffproduktion?<br />
Der CDU-Landtagsabgeordnete sieht hinsichtlich<br />
der Offshore-Windenergie vor der<br />
Küste Schleswig-Holsteins eine weitaus<br />
größere und preisgünstigere Chance für<br />
die kommunale Wärmeversorgung, weil<br />
durch die zukünftige Produktion von Wasserstoff<br />
große Mengen an Abwärme anfallen<br />
werden. Klar ist jedoch auch, dass<br />
nicht alle Kommunen einen Anschluss an<br />
ein – wie und wann auch immer – etabliertes<br />
Wasserstoff- respektive Wärmenetz<br />
erhalten können.<br />
Der LEE.SH fordert eine Verdoppelung der<br />
Flexprämie, um, wie Vorstandsmitglied Martin<br />
Laß sich ausdrückt, „nicht zu riskieren, eine<br />
günstige Transformation in der Wärmeversorgung<br />
auf dem Lande zu verhindern.“<br />
Über diesen Sachverhalt ist sich die<br />
schwarz-grüne Landesregierung durchaus<br />
bewusst und hat nicht ohne Grund im April<br />
im Bundesrat einen Entschließungsantrag<br />
mit dem Titel „Rolle von Biogas und<br />
Biomethan für die Energiewende stärken“<br />
eingebracht. Unter Punkt 7 forderte sie<br />
den Bundesrat auf, „um bereits bestehende<br />
Wärmenetze abzusichern und damit<br />
Planungssicherheit für Kommunen, Haushalte<br />
und Unternehmen insbesondere im<br />
ländlichen Raum zu schaffen, deshalb<br />
sollte noch im Jahr <strong>2024</strong> eine für alle<br />
Regionen gleichermaßen offene Sonderausschreibung<br />
für bestehende Biogasanlagen,<br />
die Wärmenetze beliefern, mit ausreichendem<br />
Volumen aufgesetzt werden.“<br />
Gleichwohl haben die jeweiligen Kommunen<br />
die volle Verantwortung für die<br />
Wärmeplanung: Sie müssen ihre Wärmenetze<br />
spätestens ab dem Jahr 2040<br />
klimaneutral betreiben. Kein leichtes<br />
Unterfangen, zumal dann, wenn die örtliche<br />
Biogasanlage den Laden bald zumacht.<br />
Daher fordert der LEE.SH eine<br />
Verdoppelung der Flexprämie, um, wie<br />
Vorstandsmitglied Martin Laß sich ausdrückt,<br />
„nicht zu riskieren, eine günstige<br />
Transformation in der Wärmeversorgung<br />
auf dem Lande zu verhindern.“<br />
Stromproduktion soll sich in<br />
5 Jahren verdoppeln<br />
Ganz unabhängig davon, wie eine sinnvolle,<br />
dezentrale und vor Ort passende<br />
klimaneutrale Wärmeversorgung am Ende<br />
aussehen wird, ist im neuen EWKG das<br />
Ausbauziel der Erneuerbaren Energien<br />
gesetzlich genau festgelegt: Tatsächlich<br />
soll sich die Stromerzeugung in Schleswig-Holstein<br />
innerhalb der nächsten fünf<br />
Jahre mehr als verdoppeln. Während im<br />
Jahr 2023 rund 20,6 Terawattstunden erzeugt<br />
wurden, sollen schon im Jahr 2030<br />
– gesetzlich vorgeschrieben – mindestens<br />
45 Terawattstunden erzeugt werden.<br />
Die Messlatte ist also offensiv-ambitioniert<br />
hochgelegt worden – wie groß der<br />
Anteil von Biogas daran sein wird, sei<br />
dahingestellt; aber wie sagte doch der<br />
Staatssekretär im zuständigen Ministerium<br />
für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt<br />
und Natur Joschka Knuth: „Mit dem<br />
neuen EWKG legen wir klare Kriterien für<br />
die Klimaanpassungskonzepte fest, die<br />
die Kommunen zukünftig vorlegen müssen.<br />
Gemeinsam machen wir Schleswig-<br />
Holstein klimakrisenfest.“ Okay, trotzdem<br />
wird die schleswig-holsteinische<br />
Biogasbranche sehr gespannt sein, was<br />
in den nächsten fünf Jahren wirklich<br />
geschehen wird.<br />
Autor<br />
Dierk Jensen<br />
Freier Journalist<br />
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dierk.jensen@gmx.de<br />
www.dierkjensen.de<br />
57
INTERNATIONAL<br />
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
Biomethan:<br />
Dänemark hat die Nase vorn<br />
DÄNEMARK<br />
Kopenhagen<br />
Wer vom zehnten Stock des Danhostels mitten in der City von<br />
Kopenhagen den Verkehr beobachtet, der sich auf dem prächtigen<br />
H.C. Andersens Boulevard abspielt, der sieht mehr Fahrradfahrende<br />
als in jeder deutschen Großstadt. Spiegelbildlich erklärt<br />
dies, weshalb die Dänen in vielen Dingen einfach andere Wege<br />
gehen als im großen Nachbarland Deutschland. Dies gilt auch für<br />
das Segment Biogas.<br />
Von Dierk Jensen<br />
Kleiner Nachbar, große Ambitionen: Nicht weit<br />
hinter der deutsch-dänischen Grenze entsteht<br />
derzeit das erste E-Methanol-Werk der Welt.<br />
Wohl kaum jemand kann die Unterschiede der Biogasbranche<br />
zwischen Deutschland und Dänemark besser erklären als der<br />
Chemie-Ingenieur Anker Jacobsen. Er gründete vor mehr als<br />
zwei Dekaden die Firma Ammongas A/S, die schließlich im Jahr<br />
2022 von der European Energy A/S aufgekauft und einverleibt<br />
worden ist. Das Büro von Ammongas befindet sich in einem zeithistorisch bemerkenswerten<br />
Gebäude auf dem Gelände von TV Byen, einer in den 1960er<br />
Jahren zu Zeiten des Kalten Krieges außerhalb von Kopenhagen errichteten<br />
„Fernsehstadt“, bei der im Ernstfall – nämlich eines Atomkrieges – alle Redakteurinnen<br />
und Redakteure aus Bunkern heraus hätten weitersenden können.<br />
Das einstige Fernseh-Hochhaus wird mittlerweile von innovativen Firmen wie<br />
eben der Ammongas genutzt, die Rohbiogas mit ihrem Absorption-Know-how<br />
in Biomethan und Kohlendioxid zerlegt. Anker Jakobsen kommt, obschon seit<br />
zwei Jahren nicht mehr Chef seiner einstigen Firma, immer noch regelmäßig<br />
ins Büro und schaut seinen früheren Kolleginnen beratend über die Schulter.<br />
Alle kennen den 77-Jährigen, begrüßen ihn in den Fluren respektvoll. Er hat<br />
FOTOS: DIERK JENSEN<br />
102
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
INTERNATIONAL<br />
„Wir beabsichtigen, bis in die 30er Jahre hinein das<br />
Inputvolumen auf rund 1,1 Millionen Tonnen zu erhöhen“<br />
Thomas Holst<br />
Biogasgeschichte geschrieben, dänische wie auch<br />
europäische. War er es doch, der mit seiner Firma<br />
als erster überhaupt Biomethan aus dem Rohbiogas<br />
herauswusch (siehe dazu auch der „Biomethan-Pionier“<br />
ab Seite 108). Derweil legt Johannes Stoedter-<br />
Rosien, Analyst beim dänischen Netzbetreiber Energinet,<br />
im Beisein des Grandseigneurs der dänischen<br />
Biogasbranche die energiepolitische Energiestrategie<br />
Dänemarks dar.<br />
Dänemark könnte nach 2030<br />
Biomethan exportieren<br />
„Obgleich nach 2030 noch fossiles Erdgas wie das<br />
aus Norwegen durch das dänische Gasnetz fließen<br />
wird, ist der heimische Verbrauch mit Biomethan<br />
bis dahin sogar mehr als abgedeckt. So können wir<br />
dann auch Überschüsse exportieren“, so Stoedter-<br />
Rosien. Was für eine Zielsetzung – in Deutschland<br />
aktuell kaum vorstellbar! Jedoch sind das keinesfalls<br />
nur bloße dänische Träumereien; denn gegenwärtig<br />
ist fast schon die Hälfte des fossilen Gases<br />
in den dänischen Gasleitungen durch Biomethan<br />
ersetzt worden.<br />
Exakt 59 größere Biomethan-Anlagen von landesweit<br />
insgesamt rund 180 in der Regel großen Biogasanlagen<br />
sind in Dänemark schon direkt an das<br />
staatliche Gasnetz angeschlossen. Allerdings räumt<br />
Stoedter-Rosien ein, dass nicht alles perfekt laufe.<br />
So existieren durch fluktuierende lokale Verbräuche<br />
Probleme im Verteilnetz, die in Zukunft konsequenter<br />
angegangen werden müssten, so der Netzexperte.<br />
Das Problem liege darin, dass die Produktion<br />
von Biomethan den des lokalen Gasverbrauches<br />
übersteigt und es deswegen einen lokalen Gasüberschuss<br />
gibt. Dieser sei in einigen Landesteilen,<br />
besonders im Sommer, wenn der Gasverbrauch geringer<br />
ist, eine Herausforderung. Zudem ist der Sauerstoffanteil<br />
im Gasnetz, so Stoedter-Rosien weiter,<br />
im Vergleich zu Deutschland höher. Obgleich dies<br />
grundsätzlich funktioniere, sei dies aber nicht gänzlich<br />
unproblematisch.<br />
In Balling Anlage mit 8 MW Heizleistung<br />
Unabhängig dieser netztechnischen Herausforderungen<br />
demonstrieren drei Brüder der Landwirtschaftsfamilie<br />
Madsen am Rande des beschaulichen<br />
Dorfes Balling in der Kommune Skive im nördlichen<br />
Teil von Jütland wie die Biomethan-Einspeisung à la<br />
Dänemark aussieht. Nach deutschen Maßstäben ist<br />
es eine große Anlage, in Dänemark gehört sie mit 8<br />
Megawatt Heizleistung eher zu den kleineren.<br />
„Früher haben unsere Kollegen das Biogas für die<br />
Stromproduktion genutzt, heute machen wir nur noch<br />
Biomethan und das durchaus profitabel“, verrät Boe<br />
Madsen, einer der drei Brüder im Büro der Madsen<br />
Bioenergie I/S. Das Trio hat in den letzten zehn<br />
103
INTERNATIONAL<br />
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
Große Mengen erfordern große Beschickungstechniken<br />
am Standort Hojslev.<br />
Jahren rund 9 Millionen Euro investiert, um dahin<br />
zukommen, wo sie jetzt stehen. Dabei begannen die<br />
Brüder Boe, Per und Kim mit ihren ersten Planungen<br />
für eine Biogasanlage im Jahr 2010.<br />
Zunächst wollten sie die Kommune Skive mit der<br />
Abwärme aus der Stromerzeugung versorgen, doch<br />
war am Ende der Wärmepreis nicht wirklich wettbewerbsfähig,<br />
überdies favorisieren die Kommunalpolitiker<br />
in Skive zukünftig eine geothermische Lösung<br />
für ihre Wärmeversorgung. So wanderten und<br />
landeten die Überlegungen Stück für Stück und mit<br />
der Intervention von Anker Jacobsen und trotz aller<br />
Skepsis im regionalen Bankenumfeld schließlich<br />
zur Produktion von Biomethan.<br />
11 Kilometer lange Gasleitung<br />
Produktionsstart war dann im Jahr 2014. Dafür<br />
wurde extra eine Gasleitung gelegt, 11 Kilometer<br />
lang, mit 11,5 Zentimeter Durchmesser, verlegt mit<br />
einer Tiefe von 1,20 Metern im Boden. Die penibel<br />
sauber betriebene Anlage erzeugt aktuell rund<br />
600 Kilogramm Methan pro Stunde. Eine derart im<br />
großen Maßstab konzipierte Produktionsstätte landwirtschaftlichen<br />
Ursprungs braucht reichlich Input-<br />
Material. Die weitaus größte Menge beziehen die<br />
Madsens mit 140.000 Tonnen Gülle – 60 Prozent<br />
Schweine- und 40 Prozent Rindergülle – aus Ställen<br />
im Umkreis von 10 Kilometern.<br />
Für jede Tonne zahlt das Trio rund anderthalb Euro.<br />
„Wenn Du keinen Bauern haben willst, dann kannst Du<br />
auch kein grünes Gas erzeugen“, unterstreicht Per Madsen<br />
aus seiner Perspektive die Bedeutung der Landwirtschaft<br />
sowohl für die betriebseigene Methanerzeugung<br />
als auch für die gesamte dänische Biomethan-Strategie.<br />
Neben der Gülle landet auch die eigene Ernte von rund<br />
250 Hektar Mais, dessen Anbau für die Biogasproduktion<br />
aber in Dänemark ab nächstem Jahr gesetzlich<br />
nicht mehr erlaubt sein wird, in der Biogasanlage.<br />
104
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
INTERNATIONAL<br />
Annahmestelle auf<br />
der Biogasanlage in<br />
Hojslev: Rund um die<br />
Uhr karren Lkw Mist<br />
aus der Region heran.<br />
Mais kostet derzeit etwa 45 Euro pro Tonne. Vergoren<br />
werden auch Roggen und Gras. Insgesamt<br />
verarbeiten die Fermenter rund 10.000 Tonnen<br />
pro Jahr. Hinzukommen dann noch weitere 1.500<br />
Tonnen Kartoffelbrei sowie 20.000 Tonnen aus<br />
der Lebensmittelindustrie wie der Molkereikonzern<br />
Arla. Die Anlieferung der Substrate erfordert dabei<br />
eine streng definierte Logistik, die komplett von einer<br />
Lohnunternehmung gemanagt wird. So fahren<br />
ständig 40-Tonner-Tankwagen vor, um neue Gülle<br />
oder andere Substrate für die Fermenter zu liefern.<br />
Staatlicher Garantiepreis für Biomethan<br />
800 Dänische Kronen (DKK) bezahlen die Madsens<br />
für jede Fuhre, umgerechnet rund 100 Euro. Und<br />
obwohl die Kosten und der Aufwand ziemlich groß<br />
sind, zeigen sich die Madsens zufrieden, weil sich<br />
ihre Anlage profitabel betreiben lässt. So erhält das<br />
Trio für jedes Kilogramm Methan einen staatlichen<br />
Garantiepries von 6 DKK, umgerechnet rund 80<br />
Eurocent. Mit diesem Tarif erzielen die Betreiber<br />
am Ortsrand Balling einen jährlichen Umsatz von<br />
rund 5 Millionen Euro.<br />
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INTERNATIONAL<br />
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
Beispielhaft: Dass die Sattelschlepper Gülle transportieren, ist<br />
angesichts der Sauberkeit in der Halle nicht zu erraten.<br />
Gülle ist nicht Gülle: Von<br />
jeder Charge, die auf der<br />
Biogasanlage in Skive<br />
ankommt, werden Proben<br />
gezogen.<br />
Legoland lässt grüßen: Im kleinen,<br />
anschaulichen Modell sieht alles<br />
beschaulich aus.<br />
106
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
INTERNATIONAL<br />
Gas<br />
Fermenter<br />
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Marktfrüchte<br />
(Weizen)<br />
Betreiber Boe Madsen: „Es läuft. Wir würden uns auch heute wieder für die<br />
Biomethan-Produktion entscheiden.“<br />
Dabei sagt Boe, dass er ohne einen staatlichen<br />
Garantiepreis auch heute noch<br />
einmal in die Biomethan-Erzeugung<br />
einsteigen würde. Ein wichtiger Schlüssel<br />
im Betriebskonzept der Madsens ist<br />
sicherlich die Tatsache, dass ein Heizkessel<br />
mit einer Feuerleistung von 1<br />
Megawatt – befeuert mit dem Stroh aus<br />
eigenem Anbau und regional erzeugten<br />
Holzhackschnitzel – ausreichend Wärme<br />
für die Biogasaufbereitungs-Anlage von<br />
Ammongas zur Verfügung stellt.<br />
Noch wird das bei der Biogaswäsche anfallende<br />
konzentrierte Kohlendioxid an<br />
die Umgebungsluft abgegeben, was die<br />
Madsens in Zukunft jedoch ändern wollen.<br />
Es wird beabsichtigt, das Kohlendioxid<br />
so aufzubereiten, dass es Abnehmer<br />
in der Lebensmittelindustrie oder in der<br />
Chemie finden wird. Das wäre eine weitere,<br />
lukrative Weiterentwicklung. Zumal in<br />
Zukunft, so ist sich Boe ziemlich sicher,<br />
noch weitere Erlöse aus dem Verkauf von<br />
CO 2<br />
- Zertifikaten erwirtschaftet werden.<br />
Mineraldüngerverkäufer<br />
Gasrückführstationen fehlen<br />
Ganz abgesehen davon ist der Bedarf<br />
an grünem Gas am kommenden Markt<br />
riesig und tendenziell auch beim südlichen<br />
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BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
Biomethan-Pionier<br />
Anker Jacobsen<br />
Auf die Vergärung war er schon im frühen Kindesalter aufmerksam geworden.<br />
Später entschied sich der im Jahr 1945 Geborene für das Studium zum<br />
Chemie-Ingenieur. Wie experimentier- und innovationsfreudig Anker Jacobsen<br />
war, zeigt allein die Tatsache, dass er im Alter von 37 Jahren ein Patent<br />
für eine Absorptions-Stripper-Anlage erhielt, die Benzin aus Benzindämpfen<br />
einfangen und verflüssigen konnte. Das war der Beginn seines Unternehmens<br />
Cool Sorption A/S, mit dem er am Ende so viel Benzin erzeugte,<br />
dass es fast ein Drittel des jährlichen Verbrauchs in Dänemark abzudecken<br />
vermochte. Ein großer Erfolg, mit dem sich Jacobsen aber nicht begnügen<br />
mochte. Denn er verkaufte die Cool Sorption A/S und gründete 2002 schließlich<br />
die Ammongas A/S. Nun stieg er mit der gleichen Absorptions-Stripper-<br />
Anlage in die dänische Biogasbranche ein, um das Rohbiogas in reines<br />
Methan (Biomethan) und reines CO 2<br />
zu trennen.<br />
Das war damals eine absolute Pionierleistung, die sich in Dänemarks erster<br />
Biomethananlage bewähren sollte. Sie entstand auf dem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb Hashøj auf der Insel Fünen, wo eine bestehende, kleine Biogasanlage<br />
um eine Biogasaufbereitungsanlage von Ammongas erweitert wurde.<br />
„Die Zauberei bestand damals darin“, so Anker Jacobsen heute, „eine<br />
riesige Leistung aus einer kleinen Anlage zu holen. Mit einer Gasausbeute<br />
von in manchen Perioden über 100 Kubikmeter pro Kubikmeter zugeführter<br />
Biomasse wird das separierte Biomethan bis heute in ein drei Kilometer<br />
entferntes Heizkraftwerk geleitet.“<br />
Techniknachfrage<br />
im In- und Ausland<br />
Trotz vieler technischer Probleme im Detail und großer Skepsis im Allgemeinen<br />
setzte sich die Technik von Jacobsen in der dänischen Biogasbranche<br />
dann doch durch. Ammongas hat mittlerweile mehrere Dutzend Anlagen<br />
sowohl in Dänemark, die zusammenaddiert etwa 20 Prozent des dänischen<br />
Gasverbrauchs produzieren. Auch im Ausland ist die Nachfrage in den letzten<br />
Jahren stark angestiegen; neben USA, Norwegen eben auch in Deutschland,<br />
wo bislang zwei Anlagen in Betrieb sind und eine dritte in Lüneburg<br />
bis 2026 fertiggestellt sein soll.<br />
Anker Jacobsen hat sich aus dem operativen Geschäft verabschiedet und<br />
Ammongas im Jahr 2022 an European Energy verkauft. Was jedoch nicht<br />
heißt, dass er seither untätig sein würde. So hat er ein Fachbuch geschrieben,<br />
in dem er seine Erkenntnisse gespeist aus einem langen Arbeitsleben<br />
zusammengefasst hat. Dabei kommt er unter anderem zum Standpunkt,<br />
dass die „Kombination aus Methanol- und Biogasproduktion ein optimaler<br />
Weg zu kostengünstigem, grünem Methanol ist, vorausgesetzt es kann<br />
genügend Biogas produziert werden.“ Jacobsen rechnet vor: „Anfang 2023<br />
produzierten dänische Biogasanlagen etwa 1 Million Tonnen CO 2<br />
pro Jahr.<br />
Mit dem aktuellen Ausbauplan wird diese Zahl sich in den nächsten sieben<br />
Jahren verdoppeln oder sogar verdreifachen.“<br />
Mit diesen dann 3 Millionen Tonnen CO 2<br />
, die man allein durch Biogas aus<br />
Abfällen in Dänemark erzeugen könnte, ließen sich rund 2 Millionen Tonnen<br />
Methanol herstellen. Allerdings braucht es dafür eine elektrische Leistung<br />
von weit über 3.000 Megawatt, die über Wind- oder Solarparks bereitzustellen<br />
sind, um die Herstellung von Wasserstoff sowie die Synthese von<br />
Kohlendioxid und Wasserstoff energetisch klimaneutral zu ermöglichen.<br />
Brach liegende Agrarressourcen heben<br />
Da aber die Nachfrage von grünem Methanol zukünftig weiter höher liege<br />
und der Bedarf auch mit 3 Millionen Tonnen CO 2<br />
nicht abzudecken sein wird,<br />
macht er einen interessanten Vorschlag: „Statt die Strohmengen in Dänemark<br />
zu reduzieren, könne man sie auch wieder steigern, um daraus Methan<br />
und CO 2<br />
zu gewinnen. Man könnte jedoch auch die 4 Prozent der dänischen<br />
Ackerfläche betrachten, die derzeit gesetzlich brach liegen müssen. Wenn<br />
man sich entscheidet, zum Beispiel 3 Prozent davon mit Energiepflanzen<br />
wie beispielsweise Rüben anzubauen, wären hieraus weitere 3 Millionen<br />
Tonnen CO 2<br />
erzielbar“, denkt der unabhängige Biomethan-Pionier weiter.<br />
Sein Fazit: Eine kostengünstige CO 2<br />
-Produktion durch Biogas könnte über<br />
viele Jahre hinweg biogenes CO 2<br />
für die PtX-Produktion sichern helfen.<br />
Angesichts dieser Perspektiven ist Jacobsen zutiefst davon überzeugt, dass<br />
der Ausbau der CO 2<br />
-Nutzung auf Biogasanlagen bei Weitem nicht nur in<br />
Dänemark, sondern überall auf der Welt voranschreiten müsse. Kein gutes<br />
Haar lässt der Däne im Übrigen auch an den Klima-Berechnungsmethoden<br />
der IPCC. „Langfristig sollten wir uns für stark veränderte oder völlig neue<br />
Bilanzierungsmethoden einsetzen, aber kurzfristig wäre es gut, eine Art autorisierte<br />
Anleitung zu haben, die die Stärken und vor allem die Schwächen<br />
des Modells erläutert und insbesondere feststellt.“<br />
Wichtig für ihn ist es in erster Linie, klar festzuhalten, dass das Verlagern<br />
klimaschädlicher Aktivitäten in ein anderes Land selbst noch gar nichts<br />
löst. Zudem: Die Landwirtschaft leiste einen enormen und lobenswerten<br />
Beitrag, der sich aber nicht in den Berechnungsmethoden niederschlage.<br />
Wer noch tiefer in die Gedankenwelt von Anker Jacobsen einsteigen möchte,<br />
dem sei sein Buch, das im nächsten Jahr auch in deutscher Sprache<br />
erscheinen soll, zu empfehlen.<br />
Text: Dierk Jensen<br />
108
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
INTERNATIONAL<br />
Die Zeiten ändern sich: Früher strahlten Fernsehstationen ihre Programme von hier aus,<br />
heute ist es der Sitz innovativer Firmen wie Ammongas.<br />
weiter wachsend. „Wenn die Gasrückführungsstationen,<br />
die für den Weitertransport<br />
benötigt werden, erst mal da<br />
sind, dann kann unser grünes Gas auch<br />
in Deutschland verwertet werden“, so<br />
der 50-Jährige. Der Ort Skive, südlich<br />
des Limfjord, mit 20.000 Einwohnern<br />
wirkt trotz frühsommerlicher Witterung<br />
so, als ob er schon bessere Zeiten gesehen<br />
hätte. Dagegen, nur zehn Autominuten<br />
östlich von Skive entfernt, strotzt<br />
Thomas Holst in der Steuerungszentrale<br />
der Vinkel Bioenergi Aps vor Zuversicht.<br />
Der 46-jährige Maschinenbauer leitet<br />
seit 2020 die gigantisch anmutende<br />
Biogasanlage, die vor fünf Jahren in der<br />
Ortschaft Højslev mit angeschlossener<br />
Biogasaufbereitungsanlage in Betrieb<br />
ging. Dagegen ist die CO 2<br />
-Gewinnung<br />
ähnlich wie bei den Madsens nur in<br />
Planung; interessant ist aber an dieser<br />
Stelle, dass die Dänen – anders als in<br />
Deutschland – den Schwefelwasserstoff<br />
erst nach der Aminwäsche entfernen,<br />
bevor das gereinigte CO 2<br />
an die Umgebung<br />
abgeben wird.<br />
Nur drei Jahre nach Betriebsbeginn<br />
übernahm die Kapitalbeteiligungsgesellschaft<br />
Maigaard & Molbech in einem<br />
Joint-Venture-Deal mit der European<br />
Energy A/S die Großanlage. „Die<br />
Übernahme von Vinkel Bioenergi wird<br />
der erste Schritt bei der Gründung der<br />
BioCirc-Gruppe sein, die eine führende<br />
Kreislauf-Bioökonomie-Gruppe mit<br />
Schwerpunkt Recycling, Waste-to-Energy,<br />
Renewable Energy und Power-to-<br />
X sein wird“, wird in einer damaligen<br />
Pressemitteilung Geschäftsführer Bertel<br />
Maigaard zitiert. „BioCirc wird mit der<br />
Übernahme von Vinkel Bioenergi unter<br />
anderem zu einer nachhaltigeren Zukunft<br />
für die Agrarindustrie beitragen“,<br />
fügte er vollmundig hinzu, während über<br />
die Kaufsumme dezent geschwiegen<br />
wurde und European Energy zwischenzeitlich<br />
ihre Anteile wieder veräußert hat.<br />
Indessen, die Größenordnung der Anlage<br />
in Højslev ist beeindruckend: 5.500 Kubikmeter<br />
Biomethan werden pro Stunde<br />
erzeugt, dafür werden pro Jahr 430.000<br />
Tonnen Input herangefahren. Dabei wollen<br />
die strategischen Investoren die Inputmenge<br />
in den nächsten Jahren noch<br />
mal mehr als verdoppeln. „Wir beabsichtigen,<br />
bis in die 30er Jahre hinein<br />
109
INTERNATIONAL<br />
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
„Die E-Methanolproduktion<br />
braucht langfristige Kontrakte“<br />
Jaime Casasus-Bribian<br />
Es sind nicht drei von der Tankstelle, aber die drei Madsen-Brüder, die erfolgreich Biomethan erzeugen.<br />
das Inputvolumen auf rund 1,1 Millionen Tonnen zu<br />
erhöhen“, blickt Holst in die Zukunft. Damit alles<br />
rund läuft, sind insgesamt 25 Mitarbeiter in Vollzeit<br />
beschäftigt, davon sind 15 Lkw-Fahrer, die rund um<br />
die Uhr die festen und flüssigen Biomasse-Frachten<br />
von rund 100 landwirtschaftlichen Unternehmungen<br />
und weiteren Lieferanten heranholen. Feststoffe<br />
werden im Umkreis von 50 Kilometer herangekarrt,<br />
flüssige Fraktionen im Radius von 30 Kilometern.<br />
Industrielle Dimensionen hat die Annahmehalle für<br />
die Feststoffe: Die Lkw kippen ihre Lasten in eine<br />
riesige Grube, in die mächtige, automatisch gesteuerte<br />
Greifer die Biomasse aufnehmen und dosiert<br />
in die jeweiligen Fördersysteme weitergeben, die<br />
zu den Fermentern führen, die thermophil gefahren<br />
werden und mit einer Verweilzeit von 52 Tagen<br />
operieren. Während das Biomethan ins dänische<br />
Gasnetz gelangt, könnte das durch die Aminwäsche<br />
separierte CO 2<br />
zukünftig wohl auch eine Option für<br />
die Methanolproduktion sein.<br />
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110
BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
INTERNATIONAL<br />
In Glansager bei<br />
Sonderborg betreibt<br />
nature energy eine<br />
große Biogasanlage,<br />
die Biomethan von<br />
CO 2<br />
separiert.<br />
eMethanol-Großprojekt<br />
Wohin diese Reise schon heute geht, ist in Kassø<br />
in der Nähe der süddänischen Ostseestadt Aabenraa<br />
zu beobachten: Dort entsteht derzeit eine<br />
Power-to-X-Anlage von European Energy A/S, das<br />
erste „eMethanol-Großprojekt“ weltweit. Schon<br />
zum Ende des Jahres soll die Produktion angefahren<br />
werden. „Es ist wie bei der Mondlandung vor<br />
mehr als 50 Jahren“, greift Ammongas-Chef Jaime<br />
Casasus-Bribian zu einem Superlativ, als er jüngst<br />
Journalisten aus aller Welt zum Rundgang durch<br />
die Baustelle einlud.<br />
Das an allen Ecken gut bewachte Areal auf der<br />
landschaftlich wenig spektakulären dänischen<br />
Geest ist Schauplatz für den Zusammenbau von<br />
komplexen Komponenten, die für die Herstellung<br />
von grünem Methanol im XL-Maßstab nötig sind.<br />
Eine Pioniertat, in der auch ein industrieller Riese<br />
wie Mitsubishi große Chancen für die Zukunft zu<br />
erkennen scheint. So sind die Japaner mit einem<br />
Anteil von 49 Prozent an den millionenschweren<br />
Investitionen der nur rund 40 Kilometer nördlich<br />
der deutsch-dänischen Grenze liegenden neuen<br />
Produktionsstätte beteiligt.<br />
Füttern für die Zukunft.<br />
Um mit einer Biogasanlage kontinuierlich Energie erzeugen zu können,<br />
bedarf es einer regelmäßigen Zuführung von Biomasse. Denn Biogas<br />
erzeugen heißt Bakterien zu füttern.<br />
Wir sind ein Teil davon.<br />
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BIOGAS JOURNAL | 5_<strong>2024</strong><br />
Rückseite der Methanisierungsanlage<br />
in<br />
Glansager von nature<br />
energy, wo CO 2<br />
mithilfe<br />
von Wasserstoff in<br />
Methan umgewandelt<br />
werden soll .<br />
eMethanolproduktion benötigt<br />
auch viele Elektrolyseure<br />
Während das Kohlendioxid aus den Biomethananlagen<br />
ein integraler Bestandteil für die Herstellung<br />
von Methanol ist, sei die eigentliche Herausforderung,<br />
so Jaime Casasus-Bribian beim Rundgang,<br />
„der Bau von Elektrolyseuren in diesen großen Dimensionen“.<br />
Am Standort von Kassø sind mehrere<br />
17,5 Megawatt große PEM-Elektrolyseure von Siemens<br />
Energy verbaut worden, schließlich sollen am<br />
Standort jährlich rund 6.000 Tonnen Wasserstoff<br />
erzeugt werden.<br />
Der dafür benötigte grüne Strom kommt zu großen<br />
Teilen von einem neun Quadratkilometer großen Solarpark<br />
in unmittelbarer Nähe sowie aus reichlich<br />
Windstrom, während das für den Herstellungsprozess<br />
benötigte grüne CO 2<br />
aus der Biogasanlage in<br />
Tøndern stammt, die der Copenhagen Infrastructure<br />
(CIP) gehört. Insgesamt macht die Strombeschaffung<br />
rund 70 Prozent der Erzeugungskosten von<br />
Methanol aus, der von Kassø zukünftig über Lkw<br />
abtransportiert und später auch über Leitungen<br />
zum nahen Hafen von Aabenraa geliefert werden<br />
soll. Der Jahres-Output in Kassø, dessen Standort<br />
mehrere wichtige Aspekte wie Wasserangebot,<br />
Verfügbarbarkeit von erneuerbarem Strom, nahe<br />
Anbindung zu einem Hafen und die Nähe zu Biogasanlagen<br />
erfüllt und deshalb ausgewählt wurde,<br />
soll bei 32.000 Tonnen Methanol pro Jahr liegen.<br />
Diese Menge haben sich vier prominente Kunden<br />
schon vor Produktionsstart vertraglich gesichert: Zuallererst<br />
ist die weltweit größte Reederei Maersk zu<br />
nennen, die ihr mit Methanol-Antrieb ausgestattetes<br />
Containerschiff namens „Laura Maersk“ mit grünem<br />
Treibstoff im Hafen von Aabenraa betanken will.<br />
Die drei weiteren Abnehmer sind Circle K, Lego und<br />
der Medikamentenhersteller Novo Nordisk. Alle vier<br />
Unternehmen wollen zur grünen Avantgarde gehören,<br />
die den Einstieg in eine nonfossile Wirtschaft<br />
jetzt wagen und dafür um einen mehr als zweifach<br />
höheren Preis fürs grüne Methanol bezahlen, als<br />
wenn sie fossil erzeugtes akquirieren würden. „Die<br />
E-Methanolproduktion braucht langfristige Kontrakte,<br />
ansonsten wird, egal wo auf der Welt, nicht in<br />
den Bau von entsprechenden Anlagen investiert“,<br />
macht Casasus-Bribian klar und verweist überdies<br />
auf die noch enge Konkurrenz zum Kraftstoff Bio-<br />
LNG, aber auch zu Ammoniak (NH 3<br />
).<br />
Obschon noch nicht klar ist, wohin sich die Märkte<br />
letzten Endes entwickeln werden, beabsichtigt die<br />
European Energy nach dem Pionierwerk Kassø, bei<br />
der übrigens 50 Gigawattstunden Wärme (!) anfallen,<br />
den Bau noch größerer Anlagen mit einem Output<br />
von 100.000 Tonnen. Geplant sind Erzeugungsstätten<br />
in Litauen, Spanien, Schweden, USA und in<br />
Padborg in unmittelbarer Nähe zu Flensburg.<br />
Die Zielsetzungen mit diesen neuen Werken sind<br />
jedoch nicht ohne Kohlenstoff zur realisieren. Und<br />
da sind alle Akteure wieder beim Biogas, bei Biomethan<br />
und dem biogenen CO 2<br />
, die zusammen den<br />
Kreislauf zur Erzeugung von nachhaltigen Kraftstoffen<br />
für den Schwertransport-Bereich zu schließen<br />
vermögen. Kein Zweifel: Die Nachfrage nach CO 2<br />
wird in Zeiten des Klimawandels – paradoxerweise –<br />
wachsen. Und ganz bestimmt nicht nur nördlich der<br />
dänisch-deutschen Grenze.<br />
Autor<br />
Dierk Jensen<br />
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